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ibÄflasi
GIFT
Mr. Eaton M. McKay
Arbeitsmethoden
für
Organisch-Chemische Laboratorien.
Zweite Auflage.
Arbeitsmethoden
für
Organisch-Chemische
Laboratorien
Ein Handbuch für Chemiker, Mediziner und Pharmazeuten
Von
Dr. Lassar-pohn
Privatdocent für Chemie an der Universität Königsberg.
Zweite, rermehrte und verbesserte Auflage.
Mit 42 Figuren im Text
Hamburg und Leipzig
Verlag von Leopold Voss
1893.
• .,
Alle Rechte vorbehalten.
Druck der Verlagsanstalt und Druckerei Actien-Gesellschaft
(vormals J. F. Richter) in Hamburg.
Vorrede zur ersten Auflage.
Während es nicht schwer ist, für präparatives Arbeiten
auf dem Gebiete der anorganischen Chemie die nötige
Anleitung und die geeignetsten Vorschriften, infolge der
meist einfachen Operationen, selbst in kleineren Hand-
büchern zu finden, sieht man im Gegensatz dazu in den
meisten Lehrbüchern der organischen Chemie die prak-
tische Seite des Arbeitens recht stiefmütterlich behandelt;
ja der Unbefangene raufe aus vielen derselben den
Eindruck gewinnen, als ob der praktischen Ausführung
der in den kompliziertesten Gleichungen angegebenen Um
Setzungen meistens gar keine Schwierigkeiten entgegen-
stehen, die Ausbeuten an den nach der Gleichung zu
erwartenden Körpern den sich theoretisch berechnenden
gleichkommen.
Es kann in der Theorie kaum etwas Einfacheres geben,
als die Darstellung von Estern — Säure und Alkohol
geben unter Wasseraustritt einen Ester — , wer aber in
der Praxis einen solchen darzustellen versucht, eine so
einfache Umsetzung im Laboratorium ausführen will,
findet sehr bald, dafs nur unter Einhaltung ganz be-
stimmter Bedingungen es zu erreichen ist, dafs die Um-
setzung zwischen diesen Körpern möglichst quantitativ
in der von ihm gewünschten Weise verlaufe.
56073
Ar
IV Vorrede zur ersten Auflage.
Dafs die organische Chemie die Aufgabe hat, ebenso-
gut möglichst quantitativ zu arbeiten, wie die anorganische,
ist eine allseitig anerkannte Forderung, und dafs es in
vielen Fällen zu erreichen ist, beweisen die häufig fast
quantitative Ausbeute liefernden Verfahren, nach welchen
im grofsen organische Körper dargestellt werden.
Kann eine Reaktion in mehreren Richtungen zugleich
verlaufen, z. B. gleichzeitig isomere Körper liefern, wie
bei Verbindungen, deren Konstitution auf ringförmig ge-
bundene Atomgruppen und Atome zurückgeführt wird,
so* ist natürlich die Summe dieser Isomeren als Ausbeute
zu betrachten. Aber wie häufig kommt es vor, dafs
Substanzen, von denen statt der theoretischen Menge nur
wenige Prozente erhalten werden, ohne dafs bekannt ge-
worden ist, wo vielleicht 90% des Ausgangsmaterials ge-
blieben sind, als das eigentliche Ergebnis der betreffenden
Reaktion angesehen werden.
Es wird auch sehr oft gegen den Grundsatz ver-
stofsen, die Körper womöglich in molekular berechneten
Mengen aufeinanderwirken zu lassen, um Nebenreaktionen
möglichst auszuschliefsen. Wie alle Regeln hat aber
auch diese ihre Ausnahmen, namentlich, wenn man sie
in dem engen Sinne auffassen will, die molekularen Ver-
hältnisse nicht über 1 : 1 bis etwa 1 : 4 berücksichtigen
zu wollen. Wie sehr eine andere Auffassung eines Vor-
ganges auf die schliefsliche Ausbeute an der gesuchten
Verbindung von Einflufs sein kann, möge folgendes
Beispiel beweisen.
Hofmann1 hatte konstatiert, dafs bei Einwirkung
eines Überschusses von weingeistigem Ammoniak auf
Äthylenchlorid, salzsaures Athylendiamin allerdings nur
1 B. 4. 667.
Vorrede zur ersten Auflage. V
in einer Ausbeute von etwa 5°/o neben komplizierter
zusammengesetzten Basen erhalten wird, wenn die Ein-
wirkung bei einer Temperatur von 100 — 120° vor sich geht.
Kraut1 fand bei Wiederaufnahme der Versuche
ebenfalls, daß bei Einwirkung von 21/* bis 3 Mol.
Ammoniak auf Äthylenchloiid sich nur untergeordnete
Mengen von Äthylendiaminsalz bilden, während die Menge
des gleichzeitig gebildeten Salmiaks bis 73% stieg. Nun
kann nach ihm die Umsetzung nach folgenden 3 Glei-
chungen zwischen den Ausgangsmaterialien verlaufen:
C2H4C1, + 2 NH8 = C2H4(NH8 . Cl)2
2 C8H4C12 + 4 NH8 = C4H8(NH2 . Ci\ + 2 NH4C1
3 Ca^Cl, + 6 NH8 = C6HM(NH . C\\ + 4 NH4C1.
Da nun die Darstellung des salzsauren Äthylendiamins
ohne Bildung von Salmiak verläuft, die des Diäthylen-
diamin- und Triäthylendiaminsalzes aber die Entstehung
von 54,04 oder 72,05 % vom Äthylenchlorid an Salmiak
bedingt, ist offenbar unter den angegebenen Umständen das
anfänglich gebildete Äthylendiamin wenigstens grofsenteils
weiter verändert worden.
Aufserdem hatte Kraut noch beobachtet, dafs das
aus Äthylenchlorid und 3 Mol. Ammoniak bei Gegen-
wart von Weingeist erzeugte Produkt nach dem Erkalten
freie Äthylenbasen enthält, indem der Prozefs teilweise
nach der Gleichung
CjH^Cl, + 4 NH8 = (y^NH,), + 2 NH4C1
verläuft Der so gebildete Salmiak bleibt aber nur soweit
erhalten, wie die Gegenwart des Weingeistes sein Aus-
krystallisieren bewirkt, im anderen Falle, also bei An-
wendung von wässerigem Ammoniak, tritt bei Abdampfen
seine Salzsäure wieder an die im Vergleich zum Ammoniak
1 Ann. 212. 251.
r ersten Auflage.
weniger flüchtige Athyleubase. Es giebt also eine erste
Periode der Reaktion von Ammoniak auf Äthyl euch lorid,
in welcher freies Athylendiarain und freies Ammoniak
nebeneinander vorhanden sind. Indem sie gleichzeitig
auf noch unverändertes Äthylenchlorid wirken, wird einer-
seits Äthylen diamin, andererseits Diäthylendiamin erzeugt.
Je gröfser die Anzahl der Ammouiokmoleküle während
der ganzen Reaktion ist, um so vorwiegender wird Äthylen-
diamin erhalten werden, um so mehr wird die Bildung
der komplizierteren Basen zuriiktreten.
Kraut verwendete deshalb auf 1 Mol. Äthylenchlorid
etwa 18 Mol. wässseriges Ammoniak von 33% Am-
moniakgehalt , welche Mischung er 5 Stunden im Ein-
schufBrohr auf 115° — 120° erhitzte, und erhielt so
127,6% vom Gewicht des Äthyl enchlorids an salzsaurem
Äthylen diamin gleich 95% der theoretisch möglichen
Ausbeute.
In neuerer Zeit sind einige spezielle Werke erschienen,
welche eine Zusammenstellung aller der Methoden bringen,
nach denen bestimmte Körperk lassen gewonnen werden
können. Aber auch sie begnügen sich groisentheils mit
der Angabe der Umsetzungsgleichungen. Bei den zahl-
reichen Litteratnrangaben, die sie enthalten, ist es aller-
dings für denjenigen, dem eine gröfsere Bibliothek zur
Verfügung steht, nicht schwer, sich an Ort und Stelle
darüber zu informieren, wie in dem betreffenden Falle
zu verfahren ist. Im vorliegenden Werke sollen dagegen
im speziellen Teile ohne Bücksicht auf die zur Verwendung
kommenden Substanzen einmal diejenigen Verfahren im
Zusammenhang dargelegt werden, nach denen man die
Reaktionen allgemeiner Art, wie das Sublimiereu , Nitrieren,
Reduzieren, Sulfoniereu an Körpern irgendwelcher Art
ausführen kann.
Vorrede zur ersten Auflage. VII
Es wird — teilweise an Beispielen, die für den Zweck
nicht zu entbehren sind — gezeigt werden, wie der eioe
oder der andere die Schwierigkeiten eines Spezialfalles
überwunden hat. Natürlich ist es nicht möglich, alle
angewandten Verfahren wiederzugeben, eine gewisse Aus-
wahl ist aus leicht verständlichen Gründen nötig, und
sind im folgenden die Methoden der deutschen und aus-
ländischen Litteratur, soweit mir dieselbe zugänglich und
verständlich war, zusammengestellt.
Unerschöpflich, wie das Gebiet der Chemie selbst,
ist auch die Art und Weise, nach welcher man arbeiten
kann, und es ist durchaus unmöglich, das Thema ganz
erschöpfend zu behandeln, bringt ja jeder Tag neue Ver-
fahren. Doch soll für diejenigen, die nicht Gelegenheit
gehabt haben oder haben, ausführlichere Literaturstudien
zu machen, zusammengestellt werden, was sich zur Zeit
etwa in ihr an zerstreut und regellos aufgespeicherten
Schätzen der Erfahrung für praktische Ausführung von
Arbeiten aus dem Gebiete der organischen Chemie findet.
Mancher, der z. B. mit Zinn und Salzsäure und ähn-
lichem alle seine Reduktionen durchzuführen sucht, wird
vielleicht im folgenden öfters eine für seine Zwecke geeig-
netere Methode finden, oder auf sie durch ein in einem
ähnlichen Falle angewendetes Verfahren hingeleitet werden.
Wirkt das Buch anregend und trägt dazu bei, den Fach-
genossen das Arbeiten zu erleichtern, so ist der Zweck
desselben erreicht.
Königsberg i./Pr., im Mai 1890.
Der Verfasser.
Vorwort zur zweiten Auflage.
Die günstige Aufnahme, welche der ersten Auflage
der Arbeitsmethoden zu teil geworden ist, war ein er-
freulicher Ansporn, an ihrer möglichsten Vervollkommnung
— unter Vermeidung alles überflüssigen — weiter zu
arbeiten.
Neu hinzugekommen ist nur der Abschnitt „Dia-
zotieren", dessen Einschaltung mir von vielen Seiten als
sehr wünschenswert bezeichnet worden ist.
Eine französische Ausgabe der ersten Auflage ist in-
zwischen bei Baudry & Co. zu Paris erschienen Zur
Herausgabe der zweiten Auflage in englischer Sprache
hat sich Herr Prof. A. Smith (Wabash Colleg Crawfords-
ville TL S.) gütigst erboten, und wird sie. demnächst bei
Macmillan & Co. in London erscheinen.
Königsberg i./Pr., im Juni 1893.
Inhaltsübersicht.
Allgemeiner Teil. Seite
Ausschütteln 1
Bäder 11
Destillation 13
Einschlufsröhren 43
Entfärbung von Flüssigkeiten 53
Filtrieren 56
Krystallisation 59
Molekulargewichtsbestimmungen 83
Schmelzpunktsbestimmungen 117
Sublimation 121
Trocknen fester Körper und Entwässern von Flüssigkeiten 125
Spezieller Teil.
Bromieren 136
Chlorieren 160
Jodieren 198
Fluorieren 217
Darstellung von Salzen 220
Diazotieren 247
Estergewinnung 256
Kaliumhydroxyd-(Natriumhydroxyd)-Schmelzen 271
Kondensation 278
Nitrieren . . .* 326
Oxydation 351
Reduktion 409
Sulfonieren 466
Verseifen 484
Einiges über Elementaranalyse, sowie Erkennung und
Bestimmung des Stickstoffs, der Halogene und des
Schwefels in organischen Körpern 494
Sachregister 517
Titelabkürzungen .
A. Pth. = Archiv f. experimentelle Pathologie u. Pharma-
kologie.
= American Chem. Journal.
= Annalen d. Chemie und Pharm acie.
= Annales de Chimie et de Physique.
= Archiv der Pharmacie.
= Berichte d. Deutsch. Chem. Gesellsch.
= Bull. d. 1. Soc. Chim. de Paris.
: Chemisches Centralblatt.
= Chemical News.
: Chemiker-Zeitung.
: Comptes rendus de l'Acadäm. des sciences (Paris).
■• Dinglers polytechnisches Journal.
: Deutsches Reichs-Patent.
= Jahresberichte ü. d. Fortschr. d. Chem.
: Journal of the Chemical Society.
: Journal f. prakt. Chem.
= Monatshefte f. Chem. Wien.
:Pflüger8 Archiv f. d. ges. Physiologie.
:Zeitschr. f. physiolog. Chemie.
:Zeitschr. f. analyt. Chem.
:Zeit8chr. f. Biologie.
= Zeitschr. f. Chemie.
^Zeitschr. f. physik. Chem.
Am.
Ch.
Ann.
Ann. Ch.
Ph.
Ar.
B.
B. Par.
C.
Ch.
N.
Ch,
. z.
Cr.
B
D. B
.-P.
J,
B.
J.
Ch.
J. pr.
Ch.
M.
Ch.
P.
Ar.
Z.
Z.
A.
Z.
B.
z.
Ch.
z
. P.
Allgemeiner TeiL
Ausschütteln.
Das Ausschütteln bezweckt Substanzen, welche in
einer Flüssigkeit gelöst oder suspendiert sind, aus dieser
in eine zweite mit der ersten nicht mischbare Flüssigkeit
durch Durchschütteln überzuführen.
Als Apparat für Ausschüttelungen und Trennung der
beiden Flüssigkeitsschichten dient im allgemeinen der
Scheidetrichter.
Schiff1 empfiehlt, anstatt seiner Cylinder mit Hahn
und Stopfen von 400 mm Länge und 60 resp. 30 mm
Durchmesser zu nehmen, in denen man eine grofse Anzahl
chemischer Operationen neben dem Ausschütteln aus-
führen, auch das Verhältnis zwischen der zu extrahieren-
den Flüssigkeit und dem Extraktionsmittel genau beurteilen
kann.
Für das Durchschütteln sind jetzt auch Laboratoriums-
turbinen konstruiert.
Als Flüssigkeiten werden zum Ausschütteln benutzt:
Äther, Amylalkohol, Benzol, Chloroform, Essigester,
Petroläther, Phenol, Schwefelkohlenstoff, Toluol.
Von der verschiedenen Löslichkeit des betreffenden
Körpers in der auszuschüttelnden Flüssigkeit, welche fast
stets eine wässerige Lösung ist, und von dem Extraktions-
1 Ann. 261. 255.
Lassar-Cohn, Arbeitsmethoden. 2. Aufl.
2 Ausschütteln.
material hängt es ab, wievielmal das Ausschütteln zu
wiederholen ist. So extrahierte Herb1 die angesäuerte
Lösung einer Tetrahydroterephtalsäure dreifsigmal mit
Äther. Im allgemeinen wird man gut thun, sich durch
Verdunsten einer Probe des zuletzt Ausgeschüttelten zu
überzeugen, ob noch lohnende Mengen aufgenommen
werden.
Lassen sich Körper wässerigen Lösungen nach diesem
Verfahren nur schwer entziehen, so kann es vorteilhaft
sein, die Flüssigkeit vor dem Ausschütteln möglichst ein-
zudampfen.
Der vielverwendete Äther löst sich übrigens selbst in
10 Teilen Wasser, während z. B. ein Teil Schwefelkohlen-
stoff 492 Teile davon für seine Lösung beansprucht.
Diese Zahlen haben für unseren Zweck nur einen ap-
proximativen Wert, da ja nicht Wasser, sondern Salz-
lösungen ausgeschüttelt werden, und die Löslichkeit in
letzteren eine jedenfalls abweichende ist.
Ist die auszuschüttelnde Flüssigkeit von dicklicher
Beschaffenheit, oder schwimmen feste Teile in ihr, welche
den Ablaufhahn zu verstopfen drohen, so schüttelt man
die zu verarbeitenden Flüssigkeiten lieber in einer stark-
wandigen Flasche durcheinander, giefst nach dem Ab-
setzen das Klare ab und bringt erst zuletzt das Ganze
in den Scheidetrichter. Wird durch das Schütteln die
Flüssigkeit emulsionsartig, so dafs sie sich nicht wieder
in zwei Schichten trennen will, so kann man dies oft er-
reichen, wenn man entweder mehr Lösungsmittel oder
mehr Wasser zugiebt, je nachdem die Probe entscheidet.
In den Fällen, in welchen Äther die Emulsion veranlafst,
hilft oft die Zugabe von Alkohol, nach welcher das
Gemisch von Alkohol und Äther sehr bald klar obenauf
schwimmt, wie denn überhaupt alkoholhaltiger Äther2
öfters dem alkoholfreien bei Extraktionen vorzuziehen ist.
Nach Schröder3 erleichtert beim Ausschütteln mit
Essigester die Zugabe von Kochsalz zur wässerigen
1 Ann. 258. 40. — 2 Z. 7. 162. - 8 Z. 3. 325.
Ausschütteln. 3
flUDg die Trennung der Schichten, andere empfehlen
den Zweck Chlorcalcium.
Es giebt jedoch Flüssigkeiten, die sich auf keine Art
ausschütteln lassen; so erstarren z. B. schwach angesäuerte
Kla/ninchenurine beim Schütteln mit Äther öfters geradezu
zu «iner Gallerte1, und da sich überhaupt nur selten Harne
dix-^kt auf diesem Wege extrahieren lassen, hat sich,
so 'weit es sich um die Gewinnung von in Äther etc. lös-
HoTfcxen Substanzen aus ihnen handelt, und das pflegt ja
böi fast allen Fütterunffsversuehen mit Arzneimitteln oder
Chemikalien der Fall zu sein, hinsichtlich ihrer Verarbei-
tirrig die stets von neuem mit verschwindenden Ausnahmen
als vorzüglich bewährte Praxis herausgebildet, jeden zu
uixt^rsuchenden Harn auf dem Wasserbade zur Trockne
zu- dampfen und den so erhaltenen Rückstand mit reich-
liplxen Mengen kochenden Alkohols mehrmals zu extra-
hieren. Die Gesamtmenge des Alkohols betrage etwa
das l1/« fache Volumen vom verarbeiteten Urin. Das Un-
gelöste besteht dann grofsenteils aus anorganischen Salzen.
Der alkoholische in ein Becherglas gegossene Extrakt
klü:rt sich unter Absetzung von Verunreinigungen, resp.
entsprechend der Tierspecies und ihrer Ernährung, von
etwas Harnstoff im Laufe von 24 Stunden so weit, dafs
er sich leicht filtrieren läfst, ja der von Kaninchen
stammende setzt seine harzigen Bestandteile so fest an
den Wänden des Gefäfses ab, dafs die rötlich gefärbte
Lösung ohne weiteres von diesen völlig klar abgegossen
werden kann. Die so erhaltene Flüssigkeit wird mög-
lichst weit eingedampft, der Rückstand mit Wasser auf-
gerührt und nunmehr dieses wässerige Magma als solches,
oder nach dem Ansäuern, resp. nach Zugabe von Alkali,
1 Merkwürdigerweise ist Äther andrerseits im stände, manche
v/Ssserige Emulsion aufzuheben; so teilen Krämer und Spilker
(B. 24. 2788) mit, dafs beim Auswaschen synthetisch gewonnener
Schmieröle mit Wasser, ganz wie bei Schmierölen überhaupt, sich
leicht Emulsionen bilden, die sich selbst nach tagelanger Ruhe in
lauer Wärme nicht trennen , aber durch Zusatz von Äther über-
«nraden werden.
4 Ausschütteln.
auch wohl in jedem dieser drei Zustände, mit Atherr
Essigester, Amylalkohol u. s. w. ausgeschüttelt, ohne dafs
jetzt Emulsionsbildung zu befürchten wäre.
Man kann natürlich aufser nach dieser zumeist zum
Ziele führenden Methode auch noch auf ganz anderen, von
dem betreffenden Experimentator vorgezogenen Wegen, bei
der Verarbeitung von Urinen vorgehen. So konstatierten
Schmiedeberg und His1 z. B. den Übergang von Pyridin
OTT
C5H5N in Methylpyridylammoniumhydroxyd C5H5N<qH
— eine der merkwürdigsten im Tierkörper beobachteten
Synthesen — so, dafs sie den betreffenden Harn mit Blei-
essig und Ammoniak ausfällten und filtrierten. Aus dem
Filtrat entfernten sie den Überschufs des Bleis durch
Schwefelsäure, worauf Kaliumquecksilberjodidlösung einen
bald krystallinisch werdenden Niederschlag hervorrief, der
sich als das Doppelsalz der erwähnten Base erwies.
Hat man wässerige Lösungen, welche säurehaltig (Salz-
säure, Essigsäure) waren, ausgeschüttelt, und ist die Ex-
traktionsflüssigkeit sauer — sie darf diese Beaktion aber
natürlich nicht der auszuschüttelnden organischen Ver-
bindung verdanken — , so giebt man in diese Kaliumhydroxyd
oder vorsichtiger Natrium- oder Kaliumkarbonat bezw.
Calciumkarbonat.2 Sind in den Äther organische Säuren
übergegangen, so entfernt man die neben diesen vor-
handene Salzsäure resp. Essigsäure so, dafs man die
ätherische Lösung mit viel Wasser durchschüttelt. Die&
nimmt dann die Salz-3 resp. Essigsäure4 fort. Schüttelt
man jetzt mit verdünnter Natriumkarbonatlösung z. B., so
erhält man eine wässerige Lösung des gesuchten organischen
Natriumsalzes, frei von Natriumchlorid oder Acetat. Weit
richtiger wird es aber sein, sich zum Ansäuern der ur-
sprünglichen Lösung der Weinsäure und ähnlicher Säuren zu
bedienen, die überhaupt nicht mit in den Äther übergehen.
Vertragen ätherische etc. Ausschüttelungen nicht das
Abdestillieren des Äthers, was bei Alkaloiden vorkommt*
1 A. Pth. 22. 255. — J B. 25 3651. - 3 B. 24. 2583.
4 B. 25. 950.
Ausschütteln. 5
so entfernt man ihn durch einen starken Luftstrom, oder
ist auch das nicht zuträglich, so läfst man ihn im Vacuum
über Schwefelsäure und Paraffin verdunsten.1
Ist das in den Äther übergegangene Produkt mit den
Ätherdämpfen sehr flüchtig, wie es z. B. Bamberger51
beim Dekahydrochinolin fand , so destilliert man den
Äther nicht direkt, sondern unter Benutzung eines Hempel-
schen Glasperlenaufsatzes (siehe Destillation) ab.
Salkowski3 fand, was auch noch mitgeteilt sein möge,
dafs Äther beim Ausschütteln Spuren von Natriumsalzen
einzelner flüchtiger organischer Säuren aufnimmt.
Ein ganz ausgezeichnetes Ausschüttelungsmittel wäre
der Amylalkohol, wenn er in reinem Zustande leicht
zugänglich wäre. Der im Handel befindliche enthält aber
Beimengungen, die bei der Extraktion sowohl saurer wie
alkalischer Flüssigkeiten verharzen, welche Harze 'die
Reindarstellung der in ihn übergegangenen Körper
bedeutend erschweren können. Wie Udransky4 in einer
ausführlichen Untersuchung gezeigt hat, ist es hauptsächlich
Furfurol, welches dem Alkohol diese unangenehme Eigen-
schaft erteilt, und dessen Entfernung ist nur so zu erreichen :
Man führt den Alkohol in amylschwefelsaures Kalium über
und reinigt dieses durch mehrfaches Umkristallisieren.
Zerlegt man dann das Salz durch fünfstündiges Erwärmen
im Wasserbade mit zehnprozentiger Schwefelsäure, hebt
hierauf den wieder in Freiheit gesetzten Amylalkohol ab,
entsäuert ihn durch Schüttein mit Calciumkarbonat und
treibt ihn mit Wasserdämpfen über, so kommt man nun
zu einem Produkt, welches ohne jedwedes Bedenken zum
Ausschütteln benutzt werden kann. Er dient bekannt-
lich viel zur Gewinnung von Alkaloiden, namentlich jenen
geringen Mengen, um die es sich in Vergiftungsfällen zu
handeln pflegt. TJslar und Erdmann5 zeigten zuerst,
dafs die freien Pflanzenbasen in ihm, besonders wenn er
im heifsen Zustande zur Verwendung gelangt, meist sehr
1 A. Pth. 26. 242. — s B. 23. 1144. — 8 Z. 9. 493.
4 Z. 13. 248. — 5 Ann. 120. 121.
6 Ausschütteln.
leichtlöslich sind — da er erst bei 132° siedet, kann man
eben auch heiße wässerige Lösungen mit ihm behandeln — ,
und andererseits zeigten sie, dafs diese Lösung selbst an
grofse Quantitäten Wasser, zumal wenn dieses alkalisch
reagiert, nichts von dem Alkaloid abgiebt. Da aber die
salzsauren Alkaloide in Amylalkohol schwer löslich sind,
können hernach die Pflanzenbasen schon durch einfaches
Schütteln mit salzsäurehaltigem Wasser ihm leicht und voll-
ständig wieder entzogen werden.
Läfst sich das in ihn Übergegangene nicht durch
Durchschütteln mit saurem oder alkalischem Wasser er-
halten, so destilliert man ihn zur Gewinnung der in ihm
gelösten Substanz aus einem Ol- oder Metallbad ab. Diese
Operation führt man auch wohl im Vaacum aus.1
Wie Bernthsen2 mitteilt, gewinnt man Methylenrot
aus den Methylenblau-Mutterlaugen, indem man sie mit
Phenol ausschüttelt. Aus der mit Alkohol und Äther
versetzten Phenollösung fällt es dann als eine krystallinische
Masse aus, die durch mehrmaliges Umkrystaliisieren aus
Alkohol gereinigt werden kann.
Wie nicht anders zu erwarten, ist die Löslichkeit der
einzelnen Stoffe im Ausscfeüttelmaterial außerordentlich
verschieden ; so löst sich 1 Teil Hippursäure bei 20— 25^
in 200 — 270 Theilen mit Wasser gesättigtem Äther,
während er nur 16—22 Teile Essigesters bedarf. Bunge
und Schmiedeberg haben gezeigt, dafs man auf diesem
Wege die Hippursäure von der Benzoesäure geradezu
quantitativ trennen kann. Schüttelt man nämlich eine
wässerige Lösung dieser beiden Säuren mit Petroläther
aus, so geht in diesen wohl alle Benzoesäure, aber keine
Spur Hippursäure über.3 Und vom Solanin ist festgestellt,4
dafs es aus alkalischer Lösung nur in Amylalkohol über-
geht, aber nicht von Äther, Benzol, Chloroform, Essig-
ester oder Petroläther aufgenommen wird.
1 B. 24.513. — 2 Ann. 251. 5. — 8 A. Pth. 6. 237.
4 Z. A. 21. 620.
Neumakn1 hat, um das Arbeiten mit dem Scheide-
trichter zu umgehen, neuerdings zwei Apparate konstruiert,
die die Extraktion kontinuierlich selbstthätig besorgen.
Die Beschreibung des einen derselben sei hier wieder-
gegeben.
Auf dem Wasserbade bringt
man im Kolben B den Äther
z. B. zum Sieden. Der Äther-
dampf geht durch die Röhre
c nach dem Cylinder D in
die zu extrahierende Flüssig-
keit. Der entstandene Ex-
trakt sammelt sich auf der
wässerigen Lösung. Der ver-
dunstende Äther wird im
Uli ckfluTskü hier E verdichtet.
Hat der mit dem Extraktiv-
stoff beladene Äther die höchste
Stelle des Rohres /' erreicht,
so wirkt dieses als Heber und
führt die ätherische Lösung
in den Kolben zurück. Der
Scheidetrichter g dient zum
Zulassen derzu extrahierenden
Flüssigkeit, und der Hahn
/* gestattet, die extraktfreie
Flüssigkeit abzulassen.
Das Dichten von Korken,
die Gefäße mit heiisem Äther,
Benzol etc. verschliefsen , ist
bekanntlich sehr schwierig.
Nbumann* schlägt als Dich-
tung Chromgelatine vor, die,
nachdem sie dem Licht aus-
gesetzt worden, in Wasser und den obengenannten Lö-
sungsmitteln unlöslich ist. Man bestreiche die zu dich-
tenden Stellen des Apparates deshalb mit Hülfe eines
1 B. 18. 3064. — * B. 18. 30G4.
8
Ausschütteln.
Pinsels mit dieser Gelatine und setze sie zwei Tage lang
dem Lichte aus. Solche Chromgelatine bereitet man durch
Lösen von vier Teilen Gelatine in 52 Teilen kochenden
Wassers, Filtrieren und Zusatz von einem Teil Ammonium-
dichromat. Die hiermit gedichteten Stellen schlie&en ab-
solut. Für kleinere Flüssigkeitsmengen kann auch der
viel einfachere ScHWARTZsche Apparat dienen.
Im Kolben A wird
der Äther z. B. zum Sie-
den gebracht, und geht
dessen Dampf durch JB
nach dem Vorkühler G
von besonderer, aus der
Abbildung zu ersehender
Form, an den sich der
eigentliche Kühler D an-
schliefst. Aus dem Vor-
kühler C läuft der ver-
dichtete Äther durch eine
am Boden der zu extra-
hierenden Flüssigkeit aus-
mündende Röhre E in den
Rundkolben JF, dessen seit-
lich angeschmolzenes und
passend gebogenes Rohr
ihn wieder nach A zurück-
führt, worauf das Spiel
Fig. 2.
von neuem beginnt.
Die zum Ausschütteln und Umkrystallisieren dienenden
Flüssigkeiten werden auch häufig als Lösungs- und Ver-
dünnungsmittel verwendet, um Substanzen, die aufeinander
reagieren sollen, in gelöstem Zustande zur Wirkung zu
bringen. Man nehme als Verdünnungsmittel nicht gar zu
niedrig siedende Körper. Geht eine Reaktion z. B. bei
80° am leichtesten vor sich, so ist die Verwendung des
Benzols der des Äthers jedenfalls vorzuziehen. Nicht
passend gewählte Lösungs- bezw. Verdünnungsmittel ver-
hindern manche Reaktionen überhaupt.
Ausschütteln. 9
Hofmann und Geiger, Martius, sowie Nietzky hatten
das Amidoazoparatoluol vergebens aus Paratoluidin,
welches in Alkohol gelöst war, darzustellen versucht,
während Nölting und Witt,1 indem sie die Umlagerung
des Diazoamidoparatoluols in einer Lösung von ge-
schmolzenem Paratoluidin vornahmen (für Diazoamido-
benzol war schon früher Anilin angewandt worden), ohne
jede Schwierigkeit den gesuchten Amidoazokörper er-
hielten.
Phenanthren giebt nach Zetter2 verschiedene Brom-
derivate, je nachdem die Einwirkung in Schwefelkohlen-
stoff- oder Ätherlösung statthat, und Pinner3 vermochte
mehrfach gebromten Aldehyd nur nach Verdünnung des
Ausgangsmaterials mit Essigester zu erhalten, während
bei Gegenwart von Schwefelkohlenstoff oder Chlorkohlen-
stoff falsbare Produkte nicht zu erzielen waren.
Rinne beobachtete4 bei der Darstellung von Cyanallyl
aus Jodallyl und Cyankalium, dafs bei Anwendung von
Äthylalkohol als Verdünnungsmittel eine Verbindung von
Cyanallyl mit Alkohol C3H5CN + C2S60 sich bildet,
welche als solche bei 173 — 174° siedet. Als er Allyl-
alkohot nahm, entstand C3H5CN + 3C3H60.
Aufser den bereits erwähnten zu Ausschüttelzwecken
benutzten Flüssigkeiten dienen natürlich noch viele andere
als Verdünnungsmittel, so außerordentlich oft der Eis-
essig. Oder, aber weit seltener, z. B. das Xylol; so gab
Bischoff5 zu 90 g Methylmalonsäureester 120 ccm Xylol,
und erwärmte das Gemisch alsdann mit 11,5 g Natrium
am Rückflufskühler, und das gleiche Verdünnungsmittel
verwandte Brühl,6 nachdem die Einwirkung von Natrium
auf mit Äther oder Toluol verdünntes Borneol sich als
ungenügend erwiesen hatte. Auch verdünnte letzterer7
/^Methylamidokrotonsäureanilid mit Benzoesäureester, als
es zwecks Benzoylierung mit Natronlauge und Benzoyl-
chlorid durchgeschüttelt werden sollte.
1 B. 17. 78. - 2 B. 11. 169. — 8 Ann. 179. 68.
4 B. 6. 389. — ö B. 24. 1046. — 6 B. 24. 3378
' B. 25. 1873.
10 Ausschütteln.
Während bei der Einwirkung von Chioralhydrat auf
Derivate des Anilins ganz ungenügende Ausbeuten er-
halten werden, werden diese nahezu quantitativ, wenn
man Phenol als Verdünnungsmittel für das Anhydrid
anwendet. Löst man z. B.1 14 Teile Chloral (Anhydrid)
in 9 Teilen Phenol und läfst in diese Lösung 12 Teile
Dimethylanilin einfliefsen, so krystallisiert nach 24 Stunden
das Dimethylparaamidophenyloxytrichloräthan in reich-
lichster Menge aus.2 Auch Glycerin, Dimethylanilin,
Naphtylamin sind für unseren Zweck empfohlen worden.
Eine ganz andere Art der Verdünnung ist die nicht
mehr sehr beliebte Zugabe von Sand, Talcum, Koch-
salz3 etc. zu Flüssigkeiten und festen Körpern.
Hbusler4 teilt in der Beziehung mit, dafs, nachdem
er, um aromatische Diazoamidoverbindungen ohne Gefahr
einer Explosion zersetzen zu können, anfangs trockenen
Sand als Verdünnungsmittel angewandt hatte, .er im
flüssigen Paraffin ein weit bequemeres Mittel kennen
gelernt habe. Übergiefst man z. B. Diazoamidobenzol
oder seine Homologen mit der acht- bis zehnfachen
Gewichtsmenge dieses Materials, so löst sich beim Er-
wärmen die Diazoamidoverbindung auf, und bei weiterem
Erhitzen findet eine durchaus ruhige Stickstoffentwicke-
lung statt.
Zum Schlufs mag noch erwähnt sein, dafs manche
feste Körper beim Zusammenbringen sich gegenseitig auch
ohne Anwesenheit von Lösungsmitteln verflüssigen. Reibt
man z. B. gleiche Teile Chioralhydrat und Kampfer oder
Menthol zusammen, so erhält man ein dickflüssiges nicht
mehr erstarrendes Liquidum.5
Häufig hat man Lösungen anorganischer Salze auf
alkoholische Lösungen wirken zu lassen. Man wähle, da
wässerige Lösungen der ersteren meist zu schlechten Aus-
beuten Veranlassung geben, womöglich solche Salze, die
1 D. B. P. 61551. — 2 D. B. P. 49844. — • B. 25. 3031.
4 Ann. 260. 228.
5 Tappeiner, Arzneimittellehre. Leipzig 1890. S. 223.
I
Bäder. 11
in Alkohol leicht löslich sind ; statt Brom- oder Jodkalium
nehme man das in Alkohol leicht lösliche Brom- oder
Jodnatrinm. Für Sulfocyankalium bietet das in Alkohol
sehr leicht lösliche von Tscherniac1 zuerst empfohlene
Baryumsalz einen trefflichen Ersatz. Auch Chlorkupfer,
Chlorblei und essigsaures Blei sind z. B. in Alkohol gut
löslich, und Gabriel2 reinigte unreines Äthylmercapto-
phtalimid so, dafs er zur heifsen alkoholischen Lösung eine
neiüse alkoholische Lösung von Bleizucker, welche mit
etwas Eisessig geklärt war, gab, worauf die unlösliche
Mercaptan-Bleiverbindung ausfiel. Eine den erwähnten
Salzen entsprechende Cyanverbindung zur Vertretung des
Cyankaliums scheint nicht bekannt zu sein, vielleicht
eignet sich das kaum untersuchte Cyancalcium dazu,
Cyankalium löst sich übrigens in siedendem 60%igen
Alkohol ziemlich reichlich; auch ein Gemisch von zwei
Teilen Alkohol und einem Teil wässeriger Blausäure ist
als Lösungsmittel benutzt worden. Aus der konzentrierten
wässerigen Lösung wird es jedoch bekanntlich durch
Alkohol gefällt. Man verwende aber ausschließlich das
sogenannte 100% ige Salz, da das dem LiEBiGschen Cyan-
kalium beigemischte cyansaure Kalium Veranlassung zur
Entstehung meist unliebsamer Nebenprodukte giebt.
Bäder.
Um Körper gleichmäfsiger, als es über der freien
Flamme möglich ist, zu erwärmen, bedient man sich der
Bäder, und zwar benutzt man:
Wasserbäder, Kochsalzbäder, Salpeterbäder und Chlor-
calcinmbäder, welche letzteren auf die Dauer Kupfer
stark angreifen. Gesättigte Kochsalzlösungen sieden nach
Geblach3 bei 108°, gesättigte Natriumnitratlösungen bei
120°, gesättigte Chlorcalciumlösungen nach Legrand4 bei
180°. Auch Glycerin-5 und Toluolbäder6 werden benutzt.
i
Ä 16. 348. — - B. 24. 1112. — 8 Z. Ä. 26. 427.
Ann. 17. 34. — ö Zeitschr. anorg. Chemie. L 1.
Titze, Dissertation. Greifswald 1890.
12
Bäder.
Wasserbäder hält man, wenn angänglich, durch, eiuen
seitlichen von der Wasserleitung gespeisten Überlauf auf
dauernd gleichem Niveau, um ihr Trockenbrennen zu
verhüten.
Höhere Temperaturen erreicht man mit Öl-, Paraffin-
oder Schwefelsäurebädern. Ihnen sind aber Metallbäder,
bei denen die übelriechenden Dämpfe der erateren die
scharfen Dämpfe der letzteren fortfallen, so dafs man es
nicht nötig hat, unter Abzügen zu arbeiten, bei weitem
vorzuziehen. Sie bestehen aus leicht schmelzbaren Metall-
legierungen, für höhere Temperaturen auch geradezu aus
Blei, welches sich in einem gul'seisernen Gefäfse befindet.
SsaTH und Davies1 empfehlen beim Arbeiten mit ihnen,
den in das Metall tauchenden Teil des Kolbens mit
Lampenrufs zu bedecken, wodurch das Blei ihm nicht
anhaftet, er auch weniger zerbrechlich werden soll.
Trockene Bäder sind Schalen , welche mit wenig
Sand, wegen dessen sehr schlechter Warmeleitungsfiihigkeit,
gefüllt sind. Man benutzt sie unter anderem für Rück-
nufskühler , die tagelang in Arbeit bleiben sollen, auch
wenn diese alkoholische, resp. ätherische Lösungen ent-
halten, weil eben das Nachfüllen der Waseerbäder fortfällt.
An Stelle des Sandes werden auch Graphit und Guß-
eisen späne benutzt.
Ganz ausgezeichnet für Zwecke aller Art sind Luft-
bäder verwendbar, und zwar speziell in der ihnen neuer-
dings von Lothar Meter8 gegebenen Form. Eine Be-
schreibung derselben kann hier übergangen werden, da
man sie sich kaum anfertigen lassen, sondern fertig be-
ziehen wird.
Hat man auf dem "Wasserbade Äther und ähnliehe
leicht Feuer fangende Stoffe abzudampfen, so läfst man,
um Entzündung zu vermeiden, die Flamme, welche das
Bad erhifzt, innerhalb eines engmaschigen Drahtnetzes
brennen, wie es bei den DAWscben Sicherheitslampen
im Gebrauch ist.
1 ./. C'/i. 1
. 1. 4111.
Destillation.
13
Destillation.
Zweck der Destillation ist die Trennung flüchtiger
von nicht-flüchtigen Körpern. Zweck der fraktionierten
Destillation ist die Reindarstellung von Körpern durch
ihre Ausführung unter genau eingehaltenen Bedingungen.1
Fig. 3.
Zu destillierende Flüssigkeiten erhitzt man in einer
gläsernen oder metallenen Retorte, resp. einem solchen
Kolben und benutzt im Laboratorium ganz allgemein die
von Liebig angegebene Kühlvorrichtung zum Verdichten
der bei der Destillation übergehenden Produkte.
Retorten verbindet man mit Kühlern mittelst eines
Vorstofses, durch den vermieden wird, dafs die über-
gehenden Gase längere Zeit mit Kork oder Kautschuk
in Berührung kommen.
Kolben, aus denen destilliert werden soll, schmilzt
man womöglich ein seitliches anfangs aufwärts gebogenes
1 Die besonderen Vorsichtsmafsregeln , welche die Kein-
darstellung von destilliertem Wasser erfordert, finden sich in den
„Untersuchungen über die chemischen Proportionen" etc., von Stas,
übersetzt von Aronstein. Leipzig 1867. S. 110, sowie auch B. 24,
1492. angegeben.
14
Destillation.
Rohr an, welches eine bequeme Verbindung derselben
mit dem Kühlrohr gestattet und die Gase ebenfalls vor
Berührung mit Kork oder Kautschuk schützt. Stellt man
die Verbindung des Kolbens mit dem Kühlrohr durch
ein durch den Stopfen des ersteren geführtes, passend
gebogenes Glasrohr her, so schneidet man dieses schief
ab, und damit die sich an dasselbe anhängenden Tropfen
nicht mit übergerissen werden, versieht man es ein wenig
über dem Ende mit einem Loche, welches den Gasen
ungehinderten Durchgang gestattet.
Um die Kühler bequem mit der Retorte oder dem
Kolben verbinden zu können, darf das innere Kühlrohr
nicht zu eng sein. Da aber ein Kühlrohr um so besser
seinen Zweck erfüllt, je enger es
ist, bedient man sich, um beiden
Forderungen gerecht zu werden,
etwa folgender Vorrichtungen.
An das eigentliche Kühlrohr,
welches beliebig eng gewählt
werden kann, schmelzt man ein
weiteres Stück Glasrohr an, welches
dann die Verbindung in gewöhn-
licher Weise herzustellen gestattet, oder man legt in ein
weites Kühlrohr ein engeres Rohr von passender Dimen-
sion, welches an beiden Seiten zugeschmolzen ist, und
damit es nicht der Länge nach aufliegt, an verschiedenen
Stellen Höcker trägt. Um sein Durchfallen durch das
Kühlrohr zu vermeiden, ist dieses an passend gewählter
Stelle einseitig eingedrückt. Selbst verhältnismäfsig kurze
Kühler, durch welche Ätherdampf grofsenteils gasförmig
durchgeht, gestatten nach Einlage einer solchen Röhre,
diesen rasch ohne Verlust abzudestillieren.
Bei fast allen Destillationen ist es nötig, die Tempe-
ratur des über der siedenden Flüssigkeit befindlichen
Dampfes zu wissen, und alle Siedepunktsangaben beziehen
sich, falls nicht ausdrücklich etwas anderes gesagt ist,
hierauf. Daraus folgt, dafs man Thermometer stets so
zu befestigen hat, dafs sie sich einige Oentimeter über
der siedenden Flüssigkeit befinden.
Fig. 4.
Destillation.
15
Viele Flüssigkeiten haben die Eigenschaft während
des Siedens zu „stoßen", plötzlich stark aufzuspritzen .
Eine schwache Gasentwickelung in ihnen pflegt dies
am besten zu beseitigen, und so giebt man, wenn die in
Arbeit befindlichen Substanzen es vertragen, in saure
Flüssigkeiten ein wenig Natriumamalgam ', in alkalische
etwas Zink. Ist dies nicht anganglich, so wird zur Ver-
meidung derartiger durch den Siedeverzug veranlagter
Störungen empfohlen, in die Flüssigkeit Platin Schnitzel
(auch für alkoholische Lösungen geeignet), Thonstücke,
Kapillarröhren, Glasperlen, Talk zugeben; nach Kslbk*
ist ein Stückchen mit Platindraht beschwerten Bimssteins
ein fast unfehlbares Mittel dagegen. Am sichersten scheint
aber das von Bischoff und
Hjblt* angegebene Verfahren
zu wirken. Der betreffende
Bundkolben wird in einen
BABOschen Trichter gestellt
und bis zu einem Drittel des
Halses mit Asbestpappe seit-
lich und von oben umkleidet. Der durchlochte Deckel
dieser Pappe läfst nur den Kolbenhals herausragen.
16 Destillation.
In ganz anderer Weise, nämlich durch Einwirkung
auf die Oberfläche,1 verhindert Kunz* das Überschäumen
wässeriger Flüssigkeiten bei Destillationen, und zwar mit
Hülfe von ein wenig Paraffin, welches so zur Verwendung
kommt, da& ein der Flüssigkeit aufschwimmender, peri-
pherischer und der Kolbenwandung anliegender Paraffin-
gürtel von 1 — 2 cm Breite entsteht, in dessen Centrum
dann die Flüssigkeit ruhig und ohne jedes Schäumen
siedet. Scheiden Lösungen während des Siedens festQ
Substanzen aus, welche durch ihr Ablagern am Boden
das Stofsen veranlassen, so wird ein kräftiger, die Ab-
lagerung verhindernder Grasstrom, der während des Kochens
durchgeleitet wird, gute Dienste thun. Auch lassen sich
viele Flüssigkeiten, welche beim Erhitzen über freiem
Feuer stofsen, aus passend gewählten Bädern ganz ruhig
überdestillieren.
Unter einer fraktionierten Destillation versteht man
nun eine solche, bei der immer diejenigen Teile des De-
stillats aufgefangen werden, während deren Übergehens das
Thermometer nur innerhalb geringer Grenzen geschwankt
hat. Durch genügend oft wiederholte Destillation der
Teile gelangt man schliefslich zu einem Produkt, welches,
während das Thermometer längere Zeit nicht mehr oder
kaum seinen Stand änderte, überging. Man ist dann,
abgesehen von verschwindend wenigen Ausnahmen, durch
die fraktionierte Destillation zu einem chemisch reinen
Körper gelangt.
Wenn möglich, nimmt man Siedepunktsbestimmungen
so vor, dafs sich das Thermometer bis zur angezeigten
Temperatur im Dampfe der siedenden Flüssigkeit befindet,
indem man Kölbchen mit genügend hoch angeschmolzenem
seitlichen Rohr benutzt. Das läfst sich aber nur in den
1 Weit weniger bekannt, als es verdient, ist auch, dafs der
Schaum auf kalten Flüssigkeiten, sei es, dafs er von einer Kohlen-
sänreentwickelnng, sei es, dafs er vom Schütteln stark .alkalischer
Flüssigkeit herrührt, beim Hinaufgiefsen von ein wenig Äther sofort
zusammenfallt.
* Ar. 1887. 632.
Destillation. 17
wenigsten Fällen bewerkstelligen, meist wird ein Teil
des Thermometers aus dem Dampfe herausragen, und
dann ist es nötig, für diesen Teil eine Korrektur an-
zubringen.
Nach Kopp1 verfahrt man dazu folgendermafsen : In
den Tubulus der Retorte, in welcher z. B. die Flüssigkeit
erhitzt werden soll, setzt man vermittelst eines durch-
bohrten Korkes das Thermometer ein und notiert die
Stelle der Thermometerskala während des Destillierens.
Ein zweites mittelst eines Stativs verschiebbares Thermo-
meter bringt man mit seiner Kugel dicht an die Röhre
des eingesetzten Thermometers an die Mitte des Queck-
silberfadens, welcher bei der Siedepunktsbestimmung in
der Thermometerröhre über den Kork herausragt. Zweck-
mässig ist es noch, durch einen horizontalen Schirm dicht
über dem Kork den Einflufs der Flamme auf die den
herausragenden Quecksilberfaden umgebende Luft zu ver-
mindern. Der korrigierte Siedepunkt ist dann gleich
T+N{T— t) 0,000154, wo T der direkt abgelesene
Siedepunkt, t die Temperatur des Hülfsthermometers und
N die Länge des herausragenden Quecksilberfadens von
der Mitte des Korkes bis zu T ist. (Siehe auch im
Kapitel „Schmelzpunktsbestimmungen".)
Der Siedepunkt jeder Flüssigkeit hängt aber auch
von dem auf ihr lastenden Atmosphärendruck ab. Nach
Landolt2 ermäßigt er sich in der Nähe des Normal-
barometerstandes für je 1 mm Minderdruck um 0,043°.
Zur Zeit ist es mit Unrecht Gebrauch anzugeben, bei
welchem Luftdruck der betreffende Siedepunkt bestimmt
ist, statt ihn auf den Normaldruck umzurechnen.
StAdel und Hahn 3 haben einen Apparat konstruiert,
welcher es gestattet, Destillationen und Siedepunkts-
bestimmungen bei beliebig variiertem Luftdruck auszu-
führen. Bei der Seltenheit derartiger Bestimmungen,
abgesehen von den Destillationen im stark luftverdünnten
Räume, die weiterhin abgehandelt werden sollen, soll
hier nur auf den Apparat hingewiesen werden. Die
1 Ann. 94. 263. — * Ann. Suppl. 6. 175. - 3 Ann. 195. 218.
Lastar-Cohii, Arbeitsmethoden. 2. Aufl. 2
lg Destillation.
Angriffe,1 welche derselbe erfahren hat, hüben :
unberechtigt zurückgewiesen; doch hat Schümann8 spät
noch Verbesserungen desselben angegeben.
Betreffs der Thermometer ist folgendes zu erwähnei
ZlNCKE3 bat zuerst zwecks leichterer Handhabung
höher siedende Flüssigkeiten Thermometer zur Benutzung
empfohlen, bei denen die dicht über der Kugel beginnende
Graduierung bereits 100° anzeigt, wodurch, ohne die
Thermometer gar zu lang zu machen, die einzelnen Grade
nicht zu nahe an ein anderfallen.
Grabe* hat dann Thermometer zu verwenden vor-
geschlagen, deren Quecksilberfuden ganz von Dampf um-
geben ist, resp. nur wenig aus diesem herausragt, so dal's
der Fehler äuiserst gering wird.
Mit jedem beliebigen Thermometer kann man dann
auch die korrigierten Schmelzpunkte erhalten, wenn man
es mit vier genau kontrollierten vergleicht, von denen das
erste bis 100" ausreicht, "bei dem zweiten der tiefste Punkt
bei 100°, bei dem dritten bei 210 bis -MS" (Siedepunkt des
Naphtalius), bei dem vierten bei 304 bis 300° (Siedepunkt
des Benzophenos) liegt. Die Vergteichung ist natürlich
unter möglichst ähnlichen Bedingungen vorzunehmen.
Anscbütz5 teilt mit, dafs er zur Erzielung einer noch
gröfseren Genauigkeit die Thermometerskala auf sieben
kurze Thermometer verteilt habe, deren Grade noch in
Fünftel geteilt sind, wodurch das Herausragen des Queck-
silherfadens aus dem Dampfe siedender Flüssigkeiten
wohl immer vermieden werden kann.
Die Verwendbarkeit der mit Stickstoff unter Druck
gefüllten GEissLERsclien Thermometer reicht bis 460° e,
Schweitzer' erwähnt ein GERHAKDTsches, dessen Skala
sogar bis gegen ö00° sich erstreckt.
Ein Vergleich des letzteren mit dem Luftthermo-
meter — ein sehr einfaches, für chemische Arbeiten
1 II. 13. 8:.H>. - I>a,,<,t.u<l. An». 21-2. -14. - 3 Ann. 161. 95.
' Ann. 238. 320.
"■ fiaiti/tntwn unter nniiinderlcm Druck: Bonn 1887. S. 16
c Ann. 259. 10« und Arm. 264. 124. — ' Ann. 2G4. 194.
Destillation.
19
geeignetes haben Meter und Goldschmidt * angegeben —
liefs aber bei Temperaturen von über 400° eine Korrektion
Ton 29° notwendig erscheinen.
Die neueren elektrischen Thermometer werden wol
die zur Bestimmung hoher Temperatur jetzt bequemsten
sein, zumal für explosive Substanzen, da die abzulesende
Skala in beliebiger Entfernung aufgestellt werden kann.
Thermometer werden sehr häufig zerbrechen, wenn
man sie direkt durch Korke oder Kautschukstopfen schiebt
oder nach der Benutzung aus denselben herausziehen will.
A
Um das zu vermeiden, bedient man sich einer an die
Stopfbüchsen der Maschinen erinnernden Vorrichtung.
Durch den Stopfen geht eine
Glasröhre weit genug, um das Ther-
mometer durch dieselbe durch-
führen zu können. Über das
äufsere Ende dieses Rohres zieht
man ein nicht zu weites Stück
Gummischlauch, welches nach dem
Durchschieben des Thermometers
dieses festhält. Mit dieser Vor-
richtung kann man nach voll-
ständiger Montierung der Apparate
das Thermometer leicht in die-
selben einführen und ebensoleicht
nach beendeter Operation wieder
entfernen. Hat man komplizierte
Destillationsapparate zusammen-
gesetzt, an denen sich schliefslich
eine oder mehrere Stellen als nicht
ganz dicht erweisen, so kann man
sich so helfen, dafs man durch den
ganzen Apparat einen schwachen
Luftstrom saugt, durch den dann
das Austreten von Dämpfen aus ihm zur Unmöglichkeit
wird.
(Durch den Kork des Kolben»
geht ein Stück Glasrohr at 6,
durch dieses wird das Thermo-
meter geschoben, welches durch
ein Stückchen Kautschuk-
schlauch c festgehalten wird.)
1 B. 15. 141.
20 Destillation.
Die fraktionierte Destillation,1 d. h. also die Tren-
nung von unzersetzt flüchtigen flüssigen Gemischen mit
Hülfe des verschiedenen Siedepunktes der in ihr enthaltenen
chemischen Individuen läfst sich durch gewifse Vorrich-
tungen unterstützen, welche den Kolonnenapparaten der
Grofsindustrie nachgebildet sind; manchmal ist sie über-
haupt nur auf diesem Wege zu erreichen.2
Auf Veranlassung von V. Meyer hat Kreis3 die ver-
schiedenen vorgeschlagenen Apparate auf ihre Wirksam-
keit geprüft und ist dabei zu folgenden Resultaten
gekommen :
1. Am besten bewährten sich für fraktionierte Destilla-
tion von Substanzen mit dem Siedepunkt gegen 100°
der LiNNEMANNsehe Drahtnetzaufsatz und die Hem-
PELsche Siederöhre. Den le Bel- Henning ERschen
Apparat, welcher den LiNNEMANNschen durch seitlich
angebrachte Abflufsröhren zu verbessern trachtet, erklärt
er für zu kompliziert und in nichts dem ursprünglichen
überlegen, denn es sei durchaus kein Fehler desselben,
dafs man das Sieden öfters unterbrechen müsse, weil die
Platindrahtnetze sich mit Flüssigkeit füllen. Durch diesen
öfteren Stillstand der Destillation wird nämlich der leichter
flüchtige Bestandteil sozusagen abgeblasen, und man er-
reicht rascher eine Trennung.
Die HfiMPELsche Vorrichtung besteht aus einer Röhre,
die mit Glasperlen gefüllt wird, und verdient, weil sie
leicht herzustellen und ganz aus Glas besteht, vielleicht
noch den Vorzug vor dem LiNNEMANNschen Aufsatz.
Mit dieser Methode erreicht man durch eine Destillation
ein Resultat, zu dem man bei Anwendung eines Kolbens
ohne Aufsatz zwölf Destillationen braucht.
2. Bei Anwendung des WüRTZschen Glaskugelauf-
satzes erreicht man mit sechs Destillationen ebensoviel,
wie bei Destillationen aus dem Kolben ohne Aufsatz
1 Manche nennen sie jetzt gebrochene Destillation. Da wäre
es aber wohl richtiger sie „gebrochenes Überziehen" zu nennen,
welch letzteres Wort gesetzlich für das Fremdwort Destillation
bei uns eingeführt ist.
2 B. 22. 607. — 8 An. 224. 268.
Destillation.
21
LINNKMANN.1
(1, 2, 3y 4, 5, 6 sind kleine Körbchen aus Platindraht.)
Die Fällung besteht aus Glasperlen.
MB;<r.!ffa'.'.'.^K.a. i .: • .- - •■
HEMPEL.'
WURTZ.*
LE Bel-hekninger.4
(7, 2, 3, 4 sind kleine Körbchen ans Platindraht.)
Kolbon mit Kugelaufsatz.6
Fig. 8.
1 Ann. 160. 195. - * Z. A. 20. 502. — 3 Ann. 93. 108.
4 Ä 7. 1084. — 5 Ann. 224, 268.
22
Destillation.
mit zwölf Destillationen. Die Wirkung des WüRTZschen
Aufsatzes wird nicht verändert, wenn man statt zwei
vier Kugeln anwendet, oder die Röhre den vier Kugeln
entsprechend erweitert.
3. Auch für hochsiedende Körper ist die Destillation
aus einem Kolben mit Kugelaufsatz wesentlich besser,
als aus einem Kolben mit verlängertem Hals.
Für geringe Sub-
stanzmengen oder solche
Körper, welche Kork,
Kautschuk u. s. w. an-
greifen, soll man nach
Hantzsch1, statt einen
besonderen Glasperlen-
aufsatz auf die Frak-
tionierkölbchen aufzu-
setzen , die Glasperlen
direkt in den entspre-
chend verlängerten und
verdickten Hals eines
solchen füllen und das
Hinunterfallen durch ein
bis über den Bauch des
Kölbchens eingeführtes
Platin- oder Nickel-
drahtnetz verhindern.
Auch sonst findet man
öfter in der Litteratur
die Ansicht ausgespro-
Fig. 9. chen, dafs Kolben mit
längerem , kugelförmig
aufgeblasenem Hals solchen mit aufgesetzten Kugeln vor-
zuziehen seien.
Die bessere Zerlegung eines auf dem Wege der
Fraktionierung zu trennenden Dampfgemisches sucht
Winssingee2 in anderer Art, und zwar so zu erreichen,
dafs er in dieses ein unten geschlossenes Rohr (Fig. 9) hinein-
\^
1 B. 16. 2642. — * Ann. 249. 57.
Destillation.
23
ragen läfst, durch das während der Destillation Wasser
oder Quecksilber in einem sehr langsamen, durch einen
Hahn regulierten Strome cirkuliert. Wasser wird bei den
unter 100°, Quecksilber bei den höher siedenden Flüssig-
keiten verwendet. Die kleinste Abänderung der durch-
fliefsenden Menge veranlafst sofort ein Steigen oder Fallen
der Thermometerskala, und durch passende Regulierung
des Zuflusses soll mit voller Sicherheit die Scheidung der
Dämpfe bei einer bestimmten Temperatur zu erreichen
sein. Nach Claudon * erhöht das Umwickeln des inneren
Rohres mit Drahtnetz die Wirksamkeit des Apparates, der
bei seiner Anwendung stets vor äufserem Luftzug geschützt
aufzustellen ist, noch bedeutend.
Hat man Destillationen unter
Durchleiten eines Gases, wie Wasser-
stoffoder Kohlensäure, auszuführen,
so bedient man sich nach Hofmann2
eines in folgender Weise her-
gerichteten Kolbens. (Siehe die
Zeichnung.)
Sind Substanzen längere Zeit
zu erhitzen, die selbst oder von
denen ein Teil flüchtig ist, so
nimmt man das Sieden in einem
Kolben oder einer Retorte vor,
welche mit einem Kühler so ver-
bunden ist, dafs das Verdampfende
immer wieder zurückfließen mufs.
Will manhierbei den Druck im Apparat etwas erhöhen, so ver-
schliefst man das Kühlrohr mit einer abwärts gebogenen
Glasröhre, welche man bis zu einer gewissen Tiefe in
Quecksilber eintauchen läfst. Handelt es sich darum
festzustellen, ob während des Prozesses ausdem„Rückflufs-
kühler" Gase entweichen, so verbindet man dessen Ende
mit einem mit einer geeigneten Flüssigkeit gefüllten
LiBBieschen Kugelapparat. Andererseits ist es oft er-
wünscht, das bei einer am Rückflufskühler ausgeführten
Fig. 10.
IIOFMANNscher Kolben.
1 B. Par. 42. 613. — 2 B. 6. 293.
24
Destillation.
Operation sich bildende Wasser, trotz der Gegenwart des
Kühlers, zu entfernen. Ephraim1 erreicht das so, dafs
er um das Steigrohr ein Bleirohr, durch das Dampf
geleitet wird, führt. Gabriel2 bog das Ende eines so
hergerichteten Luftkühlrohres abwärts, und die Menge
des abtropfenden Wassers liefe zugleich erkennen, wie
weit die Reaktion gediehen war. In ganz ähnlicher Art
verfährt Bischoff, um den bei der am Rückflufskühler
ausgeführten Verseifung eines hochsiedenden Esters ab-
gespaltenen leicht flüch-
tigen Alkohol sofort aus
dem Reaktionsgemisch
zu entfernen.3
Droht sich der Rück-
flufskühler durch eine
in ihm erstarrende Sub-
stanz zu verstopfen, so
giebt man, wenn an-
gänglich, ein für diesen
Körper geeignetes, ge-
nügend leicht flüchtiges
Lösungsmittelzu. Gott-
schalk4 setzte z. B., als
er Pentamethylbenzol
mit Salpetersäure oxy-
dierte, um die im Kühler
erstarrenden Kohlen-
wasserstoffe zurückzu-
Kolben mit einem Aufsatz für RQckflufskühlung paschen, dem siedenden
zum Einbringen auch von festen Substanzen (jremisch (110 hierfür nÖ-
während des Betriebes. tigeMengeBeUZolhinZU.
Entwickelt sich während des Siedens am Rückflufs-
kühler ein Gas, oder wird ein Gasstrom durch den
[nhalt des Kolbens geleitet, so wird er trotz der besten
Kühlung, der Tension der Flüssigkeit entsprechend, etwas
von derselben mit fortführen. Leitet man dann den Gas-
Fig 11.
1 B. 24. 1027. — * B. 18. 3470. — 3 B. 21. 2093.
* B. 20. 3287.
Destillation. 25
ström nach seinem Austritt aus dem Kühler nachträglich
durch Wasser, so wird dieses den gröüsten Teil des
Mitgerissenen zurückhalten. Stellt man beispielsweise
Chlorkohlenstoff durch Einleiten von Chlor in siedendes
Chloroform im Sonnenlicht dar und leitet das unabsorbiert
entweichende Gas durch Wasser, so scheidet sich in
diesem allmählich ziemlich viel einer schweren Plüfsigkeit,
«ein Gemisch von Chloroform und Tetrachlorkohlenstoff,
ab. Die infolge ihrer Länge für Bückflulszwecke etwas
unbequemen LiEBiGschen Kühler lassen sich für Metall
nicht angreifende Flüssigkeiten durch die recht handlichen
SoxHLBTschen Kugelkühler (siehe die BECKMANNsche
Molekulargewichtsbestimmung) ersetzen.
Nach Volhard * ist es zweckmäfsig, ßetorteii, welche
lange Zeit ziemlich hoch am Rückflufskühler erhitzt
werden sollen, aus Kaliglas zu nehmen und deren Bauch,
wie es in alten Zeiten üblich war, mit einer dünnen
Schicht von Lehm und Sand zu überziehen. Solche
beschlagenen Retorten hat er wochenlang im Gebrauch
gehabt, während nacktes Glas, zumal das gewöhnliche
.Natronglas, selten mehr als eine solche Operation aushält.
Das Beschlagen führt man nach Otto2 folgender-
malsen aus: Man verreibt Lehm oder mageren Thon
mit Wasser, dem ein wenig Soda zugesetzt ist, zu einem
zarten Brei und streicht diesen mittelst eines Pinsels
oder einer Feder auf das Glas. Ist der Anstrich trocken,
so wird ein zweiter gemacht, und dies genügt meist,
obgleich der Überzug nicht dicker als ein Kartenblatt ist.
Beschlägt man die ganze Retorte, so läfst man zwei
kleine gegenüberliegende Stellen frei, durch welche man
die Vorgänge im Innern beobachten kann.
Winkler3 empfiehlt, 3 Teile feingemahlene Chamotte
und 1 Teil rohen Thon mit käuflicher Wasserglaslösung
anzurühren und diesen Schlicker auf das zu schützende
Glas aufzutragen. Nach dem Trocknen auf dem Sand-
bade wiederholt man diesen Anstrich zwei- bis dreimal.
1 Ann. 253. 207.
* Graham-Otto, Lehrb. der Chemie. 4. Aufl. S. 127 u. 385.
a B. 24. 1971.
26
Destillation.
Viele Körper, die an und für sich wenig oder kaum
unzersetzt flüchtig sind, lassen sich durch einen Strom
von Wasserdampf verflüchtigen, eine Methode, die
zugleich für viele Fälle die bequemste Trennung der-
artiger Körper von ihren Begleitern bildet.
Man verfährt so, dafs man durch die betreffende
Flüssigkeit, die man zweckmäfsig selbst im Wasser- oder
Sandbade erwärmt, einen Dampfstrom leitet.
Fig. 12.
Diesen entwickelt man am besten aus einem metallenen
Kessel. Mangels eines solchen nimmt man einen Kolben
von einigen Litern Inhalt, füllt ihn halb mit Wasser und
giebt nach Zusatz weniger Tropfen Schwefelsäure mehrere
Stückchen Zink hinein. Während des Kochens findet
dann eine ganz schwache Wasserstoffentwickelung statt,
und man erhält ohne irgendwelches Stofsen einen regel-
mäfsigen, stundenlang vorhaltenden Wasserdampfstrom.
Destillation. 27
Sollen sich leicht durch Oxydation färbende Pro-
dukte, — aromatische Amido Verbindungen z. B. — mit
Wasserdämpfen übergetrieben werden, so arbeitet man
im Kohlensäurestrom , oder nach Bechhold1 wird es
angebracht sein, das zur Dampferzeugung dienende
Wasser vorher mit Schwefelwasserstoff zu sättigen. Nach
Schultz a ist es in manchen Fällen vortheilhaft, um un-
gefärbte Körper zu erhalten, der zu destillierenden Flüssig-
keit Tierkohle zuzusetzen.
Beschleunigt wird die Destillation im Wasserdampf-
strom, ja in vielen Fällen destillieren die Körper über-
haupt nur über, wenn man statt des gewöhnlichen
Dampfes diesen in überhitztem Zustande anwendet.
Man bewirkt die Überhitzung so, dais man den Wasser-
dampf durch eine kupferne Spirale (Fig. 12) von ca. zehn
Windungen gehen lässt, welche durch einen Vierbrenner
erhitzt werden. Das Kupferrohr habe etwa 5 mm lichte
Weite bei 1,5 mm Wandstärke und ein hart gelötetes
Ansatzstück zur bequemen Befestigung des Stopfens;
seine Spirale sei durch Umwickehmg eines Dorns von
etwa 3 cm Durchmesser erhalten.
Die weitere Verbindung des Apparates kann, wenn
auch Kautschuk solche Temperaturen nicht im ent-
ferntesten aushält, meist noch durch Korke bewerkstelligt
werden. Versagen auch diese, so mufs Speckstein und
ähnliches aushelfen.
Nur bei recht empfindlichen Substanzen wird es nötig,
mit dem Grade des Überhitzens vorsichtig zu sein. So
erwähnt Salkowski, 3 dafs die durch Fäulnis gewinn-
bare Skatolkarbonsäure, wenn man sie auf diesem Wege
überzutreiben sucht, zu einem beträchtlichen Teile ver-
harzt, falls der Dampfstrom zu stark überhitzt ist.
Es ist gut, das in die destillierende Flüssigkeit
tauchende, am Ende etwas gekrümmte Glasrohr aus
schwer schmelzbarem Glase herzustellen, welches weniger
leicht in diesem Falle als leichtschmelzbares springt,
wenn es auch nach längerem Gebrauch ebenso spröde
1 B. 22. 2378. — * B. 20. 2721. — S.Z. 9. 493.
28 Destillation.
wird, wie dieses. Das zu Destillierende zu erwärmen,
ist in diesem Falle unnötig, da der überhitzte Dampf
die Temperatur stets auf dem der gelösten Salzmenge
entsprechenden Siedepunkt erhält. Will man diesen mög-
lichst hoch haben, so giebt man deshalb absichtlich ein
indifferentes Salz in die der Verarbeitung zu unterwerfende
Flüssigkeit.
Häsin ski1 hat Versuche über fraktionierte Destilla-
tion im Wasserdampfstrom ausgeführt, ohne bei den
Petrolkohlen Wasserstoffen, mit denen er arbeitete, günstige
Erfolge zu erzielen. Lazarus2) hat dann, nachdem Nau-
mann gezeigt hat, dafs mit Wasser nicht mischbare
Flüssigkeiten im Wasserdampfstrom stets bei Tempera-
turen sieden, welche unter dem Siedepunkte des Wassers
liegen, die Versuche wieder aufgenommen. Er destillierte
die zu fraktionierenden Gemische in einem nicht zu starken
Dampfstrom und fing das Destillat in zwei bis drei Par-
tien auf. Aus einem Gemisch von 25 ccm Toluol und
25 ccm Nitrobenzol erhielt er:
Fraktion Temperatur Volum Gehalt an Toluol Nitrobenzol
1 90—95° 21 ccm 19 ccm —
2 95—98° 6 „ 3,5 „ —
3 98° 23 „ — „ 23 ccm
Wiedergewonnen wurden also 22,5 ccm Toluol und
23 ccm Nitrobenzol. Benzol und Toluol liefsen sich
nach der Methode nicht mehr scharf sondern; es lassen
sich demnach, wie Lazarus angiebt, nur solche Flüssig-
keiten gut trennen, deren Siedepunkte nicht allzunahe
bei einander liegen.
So gut wie mit den Dämpfen des Wassers sind nun
manche Körper auch mit den Dämpfen anderer Flüssig-
keiten flüchtig, ein Verhalten, das ein sehr verwendbares
Mittel für ihre Trennung und Gewinnung abgeben kann,
So ist nach Bunzel3 das Übertreiben des a-Pipecolins
mit Alkoholdämpfen das beste Verfahren zp. dessen
1 J. pr. Ch. 137. 39. - 2 B. 18. 577. — 8 B. 22. 1053.
Destillation. 29
Reindarstellnng, und völlig reines Nitropropylen gewinnt
man nach Askenasy und Victor Meter 1 am leichtesten,
wenn man das Material im Atherdampfstrom schnell
destilliert. Auch Acetonylaceton z. B. ist mit Äther-
dämpfen in nicht unbeträchtlicher Menge flüchtig.2 (Siehe
auch Seite 10.) Bei der Darstellung derartiger Körper
verwendet man natürlich, wenn es sich um wiederholtes
Ausschütteln derselben aus Lösungen handelt, stets den
Äther, weicher bereits zu diesem Zwecke gedient hat
und durch Destillation wiedergewonnen wurde, um so
dem Materialverlust auf bequeme Weise zu begegnen.
Tr ockene Destillation.
Unterwirft man organische Körper der trockenen
Destillation, so tritt starker Zerfall ein. Bis gegen das
Jahr 1830 war aber die Kenntnis der Vorgänge kaum
weiter gediehen, als dafs man wufste, dafs hierbei Wasser,
teerartige Öle und feste Rückstände erhalten werden.
Zu der Zeit wurde erkannt, dafs hierbei die organischen
Substanzen in einfachere Körper zerfallen, etwa in
Wasser, Kohlensäure, Kohlenoxyd, feste, flüssige und
gasförmige Kohlenwasserstoffe und in Kohle. Anderer-
seits teilte aber Saussure3 mit, daJs beim Durchleiten
von Alkohol- oder Atherdämpfen durch glühende Röhren
sich Naphtalin bildet.
Liebig und Dumas fanden dann 1832, dafs bei der
Destillation essigsaurer Salze Wasser, Kohlensäure und
Aceton erhalten wird, und Persoz4 entdeckte die
Bildung von Kohlensäure und Methan bei Zersetzung der-
selben Salze unter abgeänderten Bedingungen. Nachdem
dann noch Mitscherlich5 1833 konstatiert hatte, dafs
bei der trockenen Destillation benzoesaurer Salze gleiche
Volumina Benzol und Kohlensäure — beide im gas-
förmigen Zustande gemessen — erhalten werden, ist diese
Operation zu einer in den Laboratorien sehr häufig
ausgeführten geworden.
1 B. 25. 1702. — * B. 22. 169. — 3 Gmelin. 4. Aufl. 4. 552,
4 Ann. 33. 181. — 5 Ann. 9. 43.
30 Destillation.
Bei der trockenen Destillation verfehlt man im all-
gemeinen so, dafe man die Substanz in geringer Menge
ans kleinen Betorten, ans Kugelröhren, oder einfach aus
schwer schmelzbaren Glasröhren, die man im Ver-
brennungsofen erhitzt, destilliert. Um einem unerwünschten
Zusammensintern vorzubeugen, mischt man sie mit
Quarzsand oder ähnlichem. Wieser 1 mischte Guajakharz
z. B. mit Bimssteinstückchen. Sehr beachtenswert ist
der Vorschlag von Jacobsex,2 dem zu Destillierenden,
z. B. Kalksalzen, Eisenfeile zuzusetzen. Durch diesen
Zusatz werden die Übelstände, welche in der schlechten
Wärmeleitungsfähigkeit und in dem Zusammensintern der
Kalkmischung ihren Grund haben, völlig vermieden.
Die gleichmäßige Destillation vollendet sich bei verhältnis-
mäßig niedriger Temperatur, und die Glasretorten können
immer wieder für neue Operationen benutzt werden.
Trockene Destillationen sind in der Regel sehr zeit-
raubend, weil man, um gute Ausbeuten zu erzielen, nur
kleine Mengen auf einmal destillieren darf, da eine
größere Quantität, um sie im Innern vollkommen zu er-
hitzen, stark überhitzt werden müfste. Hierzu trägt
auch die Gestalt des gewöhnlich hohen länglichen
Retortenbauches bei.
Dieser Mifsstand würde vermieden werden, wenn die
zu destillierende Salzmischung auf einer Platte aus-
gebreitet und die Destillationsprodukte trotzdem auf-
gefangen werden könnten. Die TER MEERsche Retorte 3
entspricht nun möglichst diesen Bedingungen. So wurde
ein Gemisch von gleichen Teilen buttersauren und ameisen-
sauren Kalkes in Portionen von je 50 g destilliert, und
durch 20Destillationen wurden270 g Rohaldehyd gewonnen.
Lieben und Rossi4 hatten früher durch 100 Destillationen
desselben Gemisches zu je 10 g aus Glasretorten etwa
250 g Rohaldehyd erhalten. Die Einrichtung der Re-
torte geht, ohne weiteres aus der Abbildung Fig. 13 (V*
der natürlichen Gröfse) hervor. Nach Mager5 läfst sich
1 M. Ch. 1. 595. — * B. 12. 429. — s B. 9. 844.
4 Ann. 158. 147. — 5 Dissertation Leipzig 1890.
Destillation.
31
die Ausbeute bei Verwendung von Glasretorten, die 10
bis 15 g fassen, dadurch verbessern, dafs man sie mit
einem zerlegbaren Eisenmantel umgiebt, durch den sich
die Wärme gleichmäfsiger auf den Inhalt überträgt.
Wenn auch zumeist möglichst trockene Kalksalze zur
trockenen Destillation kommen, um das 000 der Karbo-
xylgruppe aus der betreffenden Säure herauszunehmen,
so ist das mehr ein Herkommen, als ein auf bestimmten
Gründen beruhender Gebrauch. Die Zumischung von
ebenfalls scharf getrocknetem Oalciumkarbonat zum orga-
nisch sauren Kalksalz soll übrigens die Ausbeute günstig
beeinflussen.
I J
Fig. 13.
Auch sei darauf hingewiesen, dafs nicht immer die
an verschiedene Basen gebundene Säure bei der trockenen
Destillation das gleiche Produkt liefert. So bekamen
Meyer und Hoffmeyer * bei der Destillation von Hydro-
fluoransäure mit Kalk Xanthon, bei Anwendung von Baryt
oder Natronkalk erhielten sie aber ein ganz anderes
Derivat dieser Säure.
Es giebt jedoch auch viele Fälle, in denen für den
vorliegenden Zweck die Natrium- oder Kaliumsalze
den Erdalkaliverbindungen überhaupt vorzuziehen sind.
Und als Gros je an* 2 Teile bei 120° getrocknetes un-
decylensaures Barium, innig gemengt mit 1 Teil pulver-
f orangem Natriumäthylat, in eine Retorte aus schwer
1 JB. 25. 2121. — 2 B. 25. 478.
32 Destillation.
schmelzbarem Glas brachte, erhielt er durch Erhitzen
des Gemisches unter einem Druck von 50 mm Decylen
in einer Ausbeute von über 50 % der Theorie .
Lellmann und Reüsch1 erhielten, als sie ortho-
chinolinsulfosaures Natrium mit dem fünffachen Gewicht
Cyankalium bei wenigen Millimetern Druck destillierten,
das gesuchte Orthocyanchinolin.
Trockene Silbersalze werden ebenfalls häufig destillirt,
und Kachler 2 hat für den Verlauf dieser Operation bei
fettsauren Silbersalzen sogar eine allgemeine Zersetzungs-
gleichung zu geben versucht.
Pechmann3 unterwarf, da das trockene Silbersalz der
Cumalinsäure nicht zugänglich ist, an dessen Stelle das
Quecksilberoxydulsalz der Destillation, indem er je 20 g
desselben aus kleinen fabulierten Retorten im Wasser st off-
strome verarbeitete. Die Ausbeute betrug bis 30% der
Theorie an Cumalin nebst Cumalinsäure und Quecksilber.
Destillation im luftverdünnten Baume.
Einen grofsen Fortschritt in der Kunst des Destillierens
bezeichnet die Ausführung dieser Operation im luftleeren
Raum, ein heute ohne grofse Mühe durchführbares Unter-
nehmen ; denn viele Körper, die beim Druck der Atmo-
sphäre nicht mehr unzersetzt flüchtig sind, lassen sich im
luftverdünnten Räume bekanntlich unzersetzt destillieren.
Merkwürdig ist es, dafs gewöhnliche, nicht zu grofse4
und gar zu dünnwandige Siedekolben und Retorten, wenn
sie zu Destillationen im luftverdünnten Räume dienen,
und die Luft aus ihnen bis auf wenige Millimeter Druck
ausgepumpt ist, durch den äufseren Luftdruck trotz ihrer
geringen Stärke im Glase so gut wie niemals zerdrückt
werden.
Man kann sich also der gewöhnlichen Glasapparate
bedienen, destilliere aber niemals über freier Flamme,
1 B. 22. 1391. — * M. Ch. 12. 339. — s Ann. 264. 305.
4 Man wähle die Betorten und Kolben nicht geräumiger als
von ca. einem halben Liter Inhalt, weil bei gröfseren das Springen
schlief8lich fast zur Regel wird (B. 24. 937.).
sondern stets ans Bädern. Da man eine gewisse Vorsicht
nicht aufser acht lassen soll, wird es immerhin gut sein,
zwischen sich und
dem Apparate
einen Glasschirm
aufzustellen, oder
ihn mit Asbest-
tuch zu bedecken.
Was die Opera-
tion zu einer sehr
schwierigen macht
ist, dafs während
der Destillation
die Flüssigkeiten
im Siedekolben
derartig stofsen,
dafs sie mit Leich-
tigkeit bis ins
Kühlrohr ge-
schleu dertwerden.
Anschütz1 maeht
deshalb mit Recht
in seiner Schrift
darauf aufmerk-
sam, dafs erst die
Erfindung Ditt-
hars aus dem
Jahre 1869, wel-
che den Übel-
stand beseitigt,
diese Art der De-
stillation zu einer allgemein brauchbaren gemacht hat.
Dittmars Verfahren besteht einfach darin, dafs
während des Destillierens ein schwacher, aber kontinuier-
Laboratorium.
Arb«liim«tbodm.
34 Destillation.
lieber Strom trockenen Gases durch die siedende Flüssig-
keit gesogen wird.
Es werden jetzt Kolben1 gefertigt, in welchen ein
geeigneter Kapillarfaden gleich eingeschmolzen ist. In
Ermangelung dieser wird man durch den doppelt durch*
bohrten Stopfen des Rundkolbens mit seitlichem Ansatz-
rohr erstens das Thermometer fuhren, und zweitens eine
Röhre, deren kapillare Spitze bis möglichst an den
Boden des Kolbens reicht. Am andern Ende dieser
Röhre befindet sich ein Kautschukschlauch, der einen
Quetschhahn trägt, welcher so eingestellt wird, dafs
während der Destillation fortwährend ganz feine Bläschen
durch die Flüssigkeit aufsteigen. Ist Luft ungeeignet,
so läfst man Wasserstoffgas oder Kohlensäure eintreten.
Man verwendete bisher des Dichthaltens halber, wenn
möglich, keine Kork-, sondern nur Kautschukstopfen bei
der Zusammenstellung des Apparates, doch teilt jetzt
Brühl2 mit, dafs zum Dichten von solchen Kork-
verschlüssen dicke Kollodiumlösung die besten Dienste
thut. Die Korke werden durch diese wie glasiert und
absolut luftdicht. (Siehe Seite 7.)
Es empfiehlt sich nach Hell und Jordan off3 bei
Benutzung von Kautschukstopfen das zu einer Kapillare
ausgezogene Rohr, durch eine besondere Klammer fest-
zuhalten, indem es öfters vorkommt, dafs diese Glas-
röhre während der Destillation infolge des Erweichens
des Kautschuks in die Retorte hineingeprefst wird, wodurch
ihre Kapillare abgebrochen und die im schönsten Gange
befindliche Destillation auf das störendste unterbrochen wird.
Betreffs der Thermometer gilt das bei der gewöhn-
lichen Destillation bereits Gesagte.
Im allgemeinen ist es unnötig Kühler anzuwenden,
man verbindet die Retorte direkt mit der Vorlage, welck^s
man in Eiswasser legt; höchstens schaltet man ein Gla»~s
röhr als Luftkühler ein.
Die zumeist benutzten Wasserluftpumpen könn^s
bei unvorsichtiger Handhabung oder durch sonst ein^«
1 B 24. 597. — 2 B. 24. 3375. — 3 B. 24. 937.
Destillation. 35
Zufall Veranlassung dazu geben, dafs Wasser bis in den
Apparat zurücktritt. Jedenfalls ist es gut, eine Vor-
richtung einzuschalten, wie sie im Königsberger Labora-
torium im Gebrauch ist, die dies Vorkommnis völlig und
selbstthätig ausschliefst, und die im Gegensatz zu Ventilen
niemals versagen kann. Sie besteht aus folgendem: Von
der Luftpumpe geht ein Rohr durch einen Stopfen bis
in den Hals einer Flasche, welche Quecksilber enthält,
und durch die zweite Durchbohrung des Stopfens geht
ein Rohr bis unter das Quecksilber. Die Länge dieses
zweiten Rohres betrage mindestens einen Meter. Mit
ihm wird der zu evakuierende Apparat verbunden. Hört
die Wirksamkeit der Pumpe selbst ganz plötzlich auf,
so wird das Quecksilber etwa 760 mm in dem zweiten
Rohr in die Höhe steigen. Da dieses aber einen Meter
lang ist, kommt nichts davon in den evakuierten
Destillationsapparat, dessen Inhalt somit niemals durch
eine Unregelmässigkeit der Luftpumpe gefährdet ist.
Den Druck im Apparat liest man an einem ab-
gekürzten Quecksilberbarometer ab. Das Quecksilber des-
selben wird, wenn es bei unvorsichtiger Handhabung des
Apparates, also beim plötzlichen Aufheben des Vacuums
an die obere Glaskuppe schlägt, diese sehr häufig ab-
sprengen und umhergeschleudert werden. Eine kleine
Vorrichtung hat es ermöglicht, dafs dieses früher bei Be-
nutzung des Apparates durch Ungeübte sehr häufige Vor-
kommen seit Jahren nicht mehr eingetreten ist. Man
läfst nämlich das Glasrohr ein wenig unterhalb der Kuppe
sich sehr stark verengen, so dafs das Quecksilber nun
nicht mehr mit voller Kraft gegen diese schlägt, sondern
sich vorher durch die Verengung hindurchzwängen
muß. Eben solche Einschnürung bringt man auch am Rohr
dicht über dem Quecksilberspiegel in der Flasche an,
damit nach Abstellung der Pumpe es nicht zu plötzlich
in ihm emporschnelle.
Meistens ist es Gebrauch, bei so niedrigem Druck, als
die Luftpumpe herzustellen gestattet, zu arbeiten, doch
sind die Ansichten über die zweckmäßigste Erniedrigung,
deren man sich bedienen soll, noch geteilt.
<A*
36 Destillation.
Krafft1 empfiehlt speziell unter einem Druck von
100 mm Quecksilber zu arbeiten, in dessen Höhe gering-
fügige Schwankungen desselben weit weniger auf den
Stand des Thermometers influieren, als bei sehr kleinen
Pressionen, und unter welchem, wie er bemerkt, aufserdem
das im letzteren Falle bereits ganz besondere Vorsicht zu
seiner Vermeidung erfordernde Stofsen siedender Flüssig-
keiten kaum jemals auftritt, der aber zur vollständigen
Schonung vieler Körper bereits tief genug liegt. Um die
Pressionen stets bis auf mindestens 0,1 — 0,5 mm genau
im Apparat wiederherstellen zu können, schaltet er an
passender Stelle zwischen Apparat und Luftpumpe eine
starkwandige Flasche (Fig. 15) ein, welche bei genügender
Gröfse zugleich den Gang etwa ausnahmsweise unregel-
mäfsig arbeitender Luftpumpen nahezu vollkommen
reguliert, die also sozusagen als Vacuumreservoir fungiert.
Kommuniziert nun dieser Raum mit der Atmosphäre
(resp. einem Wasserstoffgas- oder Kohlensäuregasometer)
vermittelst eines mit zwei Hähnen versehenen Apparates,
deren äufserer in eine feine Spitze endigt, so vermag man
mit geringer Übung jeden beliebigen Stand des Mano-
meters zu fixieren, zumal wenn man den Wasserzufluüs
der Pumpe schon ungefähr auf den betreffenden Druck
eingestellt hat, und dieser Stand bleibt stundenlang un-
verändert.
Nach Kahlbaum2 jedoch gelangt man zur vollen
Ausnutzung der Vorteile der Destillation im luftverdünnten
Räume erst dann, wenn der Druck auf oder unter 25mm
gesunken ist.
Diese Art der Destillation war anfangs auch noch
dadurch sehr unbequem, dafs bei Fraktionierungen, und
um solche handelt es sich doch meistens, der Apparat
für jeden Wechsel der Vorlage ganz auseinandergenommen
werden mufste. Von den vorgeschlagenen Hülfeapparate
die dies unnötig machen sollen, ist der von Lotha^h
Meyer 3 jedenfalls derjenige, der seine Aufgabe am
1 B. 15. 1692.
* Siedetemperatur und Druck. Leipzig 1885. S. 72.
3 B. 20. 1834.
Destillation. 37
erfüllt, zumal das Destillat nicht wie bei anderen nötig
hat, durch Hähne zu passieren.
Das Gefefs A (Fig. 15) steht durch einen schrägen,
etwa 16 mm weiten Ansatz mit dem unteren Ende des
Kühlers B in Verbindung. In das obere, ebenfalls etwa
16 mm weite Ende von A ist mittelst eines guten, sehr
weichen Korkes die Glasröhre C eingesetzt, deren unteres,
schräg abgeschnittenes Ende in das untere verengte Ende
von A bei a gut eingeschliffen ist. Unterhalb dieses
Schliffes ist A wieder etwas erweitert, um dann konisch
nach unten auszulaufen, wo es ebenfalls schief abge-
schnitten ist. An dieses konische Ende lassen sich Vor-
lagekolben D von beliebiger Halsweite ansetzen. Das
Rohr G ist oben rechtwinkelig umgebogen, trägt im wage-
rechten Teile den Schwanzhahn c und läuft dann in
einen Schlauchansatz aus. Ein ganz ähnlicher Hahn b
ist seitwärts an A angesetzt. Statt dessen genügt auch
ein einfacher Hahn oder gar nur ein Schlauchansatz, doch
ist der Schwanzhahn nützlich für den Fall, dais ein
übersteigen der Flüssigkeit drohen sollte, dem man durch
vorsichtiges Einlassen von Luft begegnen kann. Nach-
dem alles zusammengesetzt, werden die beiden Hähne b
und c mittelst enger, dickwandiger Gummischläuche (1 bis
2 mm lichte Weite, 3 bis 4 mm Wandstärke) mit dem
Dreiwegrohr E und dieses wieder mit Manometer, Luft-
pumpe etc. verbunden. Nachdem die Hähne c, b so
gestellt sind, dafs sie A und D mit der Pumpe ver-
binden, destilliert man, sobald genügend evakuiert ist.
Soll eine Fraktion des Destillates abgesondert werden,
so drückt man das Rohr C mit leiser Drehung abwärts,
wodurch die Vorlage D von A abgesperrt wird. Das
nachfolgende Destillat sammelt sich jetzt in A über dem
Schliff. Um D wegnehmen zu können, dreht man den
Hahn c so, dais Luft durch den Schwanz und durch C
nach D einströmt. Nachdem darauf D entleert und ge-
wechselt worden, wird der Hahn langsam um 90° ge-
dreht, so dafs er wieder D mit der Pumpe verbindet.
Ist D ausgepumpt, so wird das inzwischen in A an-
gesammelte Destillat durch Empordrehen von C in die
Destillation. 39
Vorlage hinabgelassen, und das ganze Spiel beginnt von
neuem.
Eine weitere Unbequemlichkeit bietet die Destillation
im luftverdünnten Raum, wenn das Destillat sehr rasch
erstarrt. Dabei verstopft der Apparat sich leicht, da man
ihn an der Stelle, wo sich Kautschukverbindungen be-
finden, und eine solche läfst sich ja nicht umgehen, nicbt
von aufsen anwärmen kann. Für den Fall empfiehlt
Anschütz an das seitliche Rohr des Destillationskolbens
sogleich eine passend geformte Erweiterung aus Glas
anzublasen, hinter welcher erst die Verbindung mit der
Luftpumpe durch Stopfen erfolgt. Diese dient dann als
Vorlage, und einer etwaigen Verstopfung im engeren Teil
kann durch Anwärmen von aufsen abgeholfen werden.
Ist die von der Wasserluftpumpe in den Apparat
tretende Feuchtigkeit störend, so schaltet man zwischen
beiden ein mit Phosphorsäureanhydrid gefülltes Rohr ein.
Durchleiten von Dämpfen durch glühende
Röhren.
Mit der Destillation verbindet sich öfters ein Durch-
leiten der Dämpfe und Gase durch glühende Röhren,
bevor sie in den Kühler treten.
Handelt es sich darum, die Dämpfe einmal eine
glühende Röhre passieren zu lassen, so erhitzt man ein
eisernes Rohr, oder wenn es sein mufs, auch ein Glas-
rohr im Verbrennungsofen und lälst durch dieses die
Dämpfe hindurchgehen. Neuerdings haben Krämer und
Spilkbr1 ein zweischenkliges Rohr von hier abgebildeter
Form (Fig. 16) empfohlen,
( / dessen unterer Schenkel in
I ' i einem Verbrennungsofen
Fi 16 erhitzt wird, während der
obere wohl als Vorwärmer
dient. Bei dunkler Rotglut z. B. lälst es Cumarondampf
ulizersetzt durch, spaltet dagegen aus gleichzeitig durch-
1 B. 23. 84.
40 Destillation.
geleitetem Cumnron- and Naphtalindampf Wasser ab und
liefert Chrysen
C6H4 — C2H4 -f C10H8 = C6H4 — C2H4 -f- H,0.
Xo/ \c10h/
In vielen Fällen ist es nach Lüddbns1 vorteilhaft,
mit den Dämpfen zugleich Kohlensäure durch das glühende
Rohr zu leiten, um ein zu langes Verweilen der Dämpfe
in ihm zu vermeiden. Als er in dieser Art mit Benzol-
dampf verfuhr, erhielt er Diphenyl, ohne dafs sich viel
Kohle abschied. Handelt es sich aber darum, die Dämpfe
wiederholt durch glühende Röhren gehen zu lassen, weil
ein einmaliges Passieren nicht genügt, so bedient man
sich etwa einer Vorrichtung von der Art, wie sie La
Costb und Sorger2 empfohlen haben. Ihr, dem früher
von Michaelis3 für Gewinnung von Phosphenylderivaten
konstruierten, ähnlicher Apparat ermöglicht es z. B.
Benzoldämpfe wochenlang ohne Unterbrechung einer leb-
haften Glühhitze auszusetzen. Das Benzol wird in einem
geräumigen Siedekolben A (Fig. 17) erhitzt. Der Kolben
ist mit einem dreifach durchbohrten Gummistopfen ver-
schlossen, in dessen eine Durchbohrung ein schräg ab*
geschnittenes Bleirohr eingesetzt wird, welches über der
Flüssigkeit im Halse des Kolbens endigt. Das obere
Ende dieses Rohres wird T-förmig in ein kurzes, ziemlich
weites, beiderseits offenes Bleirohr eingelötet, welches,
während der Apparat in Gang ist, am einen Ende durch
einen mit Gummiring versehenen Glasstopfen verschlossen
wird. In das andere Ende ist ein etwa l1/* m langes
2 cm weites Eisenrohr eingelötet, welches in einem schräg
nach aufwärts gestellten Verbrennungsofen zum Glühen
erhitzt werden kann. Dieses Rohr ist in der Nähe der
Stelle, wo es den Ofen verlaust, schwach nach unten ge-
bogen und in das Ansatzrohr einer bleiernen Vorlage
eingelötet. Um das Abschmelzen des Bleistutzens zu
verhindern, wird der zwischen Ofen und Vorlage liegende
Teil der Röhre durch Überrieselung mit Wasser gut ge-
1 B. 8. 870. — » Ann. 230. 5. — 3 Ann. 181, 283.
Destillation. 41
kühlt. Die Vorlage besteht aus einem kurzen, beiderseits
verschlossenen, etwa 30 cm langen Bleicylinder von 6 cm
Durchmesser, welcher aufser dem genannten, über der
Mitte angebrachten Bleistutzen noch einen gleich weiten
Ansatz auf der gegenüberliegenden Seite besitzt, in den
ein schräg aufwärts gerichteter Kühler eingesetzt wird,
welchen die entweichenden Gase passieren müssen. Ein
drittes engeres, ungefähr 70 cm langes Bleirohr ist in
den Boden der Vorlage eingelötet. An dieses letztere
ist mittelst einer Kuppelung ein gleich weites Bleirohr
angeschraubt, das dicht über dem Boden des Siedekolbens
Fig. 17.
a Reinigungsöfthnngen.
b Verbrennungsofen.
c Wasser Zuleitung.
d Kühlvorrichtung.
« Ansatzrohr für den Rückflufskühler.
endigt und die kondensierten Dämpfe nach diesem zurück-
führt. Der Siedekolben steht außerdem noch mit einem
zweiten leeren Sicherheitskolben durch ein doppelt recht-
winkelig gebogenes Glasrohr in' Verbindung, welches in
beiden Gefäfsen bis auf den Boden reicht. Vom oberen
Ende des Kühlers führt ein langes, abwärts gerichtetes
Glasrohr zu einem zweiten Sicherheitskolben, der aufser-
dem noch mit einer zur Hälfte mit Wasser gefüllten
Waschflasche verbunden ist, durch welche die Gase aus-
treten müssen.
Destillation unter Überdruck.
Eigentliche Apparate für Destillationen unter Über-
druck sind für Laboratoriumszwecke bisher nicht kon-
struiert worden.
Mit dem von Krey1 für die Technik hergestellten
hat Ekülkk Versuche im grofsen angestellt und ist, von
Fettsubstanzen ausgehend, zu Petroleumkohlenwasserstoffen
gelangt.
Zu einigen Parallel versuchen im Laboratorium* be-
diente er sich im stumpfen Winkel gebogener Glasröhren,
deren jede, mit ca. 30 g Substanz beschickt, zugeschmolzen
und derart in einen Digestor eingesetzt wurde, dafa der
leere, nach abwärts geneigte Schenkel herausragte. Nach
vierstündigem Erhitzen auf ca. 350° wurden die Röhreo
herausgenommen, die Gase herausgelassen und diese
Operation so oft wiederholt, bis die Reaktion durch
Bildung eines genügend leichtflüssigen Produktes beendet
schien. Die Reaktion war dabei ganz ähnlich der im
KBEYachen Apparate verlaufen.
Siedepunktsbestimmung kleiner Mengen
Flüssigkeit.
Siwolobopf s empfiehlt für den Zweck
folgendes Verfahren, welches den Siedepunkt
selbst eines Tropfens einer reinen Verbindung
zu bestimmen gestattet.
Man bringt die zu untersuchende Flüssig-
keit in eine Glasröhre, deren Ende vorher
ausgezogen und zngeschmolzeu wurde. Darauf
führt man in dieselbe ein Kapillar röhrchen
ein, welches bei A zugeschmolzen ist, wodurch
man in die Flüssigkeit ein kleines Bläschen
Luft bringt.
Die so zubereitete Glasröhre, welche die
zu untersuchende Flüssigkeit enthält, befestigt
man an ein Thermometer und verfahrt dann
so, wie zur Bestimmung des Schmelzpunktes
{siehe dort).
Ehe der Siedepunkt der zu untersuchenden
Flüssigkeit erreicht wird, entwickeln sich aus
dem Kapillar röhrchen einzelne Luftbläschen,
wie dies gewöhnlich beim Anfang des Siedens
' D. K.P. 37728. — s J(. 21. 1818.
Einschlufsröhren. 43
einer Flüssigkeit der Fall ist, die sich dann sehr rasch
vermehren und zuletzt einen Faden kleiner Dampf bläschen
bilden. Dies ist der Moment, in welchem das Thermo-
meter genau den Siedepunkt der zu untersuchenden
Flüssigkeit anzeigt. Die Bestimmung mufs einige Male
wiederholt und das Mittel genommen werden. Die
Kapillare hindert den Siedeverzug der Flüssigkeit und ist
für jeden Versuch zu erneuern.
Auch von anderen sind Apparate für diesen Zweck
angegeben worden, so von Main,1 von Hasselbt,2 von
Schleiermacher.8
Einschlufsröhren.
Will man Körper bei einer höheren Temperatur auf
einander wirken lassen, als die Flüchtigkeit des einen
von ihnen zuläfst, so muJfe man sie mit seltenen Aus-
nahmen (siehe Seite 23) in geschlossenem Apparaten er-
hitzen. Metallene Apparate für den Zweck, Autoklaven
oder in kleinerem Zustande Druckflaschen genannt,
brauchen hier nicht beschrieben zu werden. Ihre An-
wendung ergiebt sich aus ihrer Konstruktion.
Kehrmann und Messinger4 erhitzten z. B. 5 g
Oxynaphtochinonimid mit der äquimolekularen Menge
Amidodiphenylamin, 5 ccm Eisessig und 300 com Alkohol
in Druckflaschen 48 Stunden in siedendem Wasser, und
erreichten so die Synthese des ßosindulins.
0 + H8N/\ Vr^l^ m 9H n
OH HN> l - - ■ wwl I I I + 2Hs°
HN\/
C6HÖ
Doch wird in den Laboratorien in den weitaus meisten
Fällen nicht in metallenen Apparaten, sondern einfach in
Glasröhren gearbeitet.
* Ch. N. 35. 59. - * Z. A. 18. 251. — 3 B. 24. 944. - 4 B. 24. 587.
44
Einschlufsröhren .
Solche sogenannte Einschlufsröhren halten, wenn sie
richtig behandelt werden, einen bedeutenden Druck aus,
ohne zu springen. Kaliglas ist dem Natronglas vorzu-
ziehen, aber nicht unbedingt nötig. Auch ersteres ist
eben namentlich gegen die Einwirkung von Wasser bei
hoher Temperatur durchaus nicht
unempfindlich. So teilt Hoppe-
Seyler1 z. B. mit, daüs, nach-
dem er ein 30 cm langes Ein-
schlufsrohr aus bestem Kaliglas
6 Stunden mit Wasser auf 180
bis 200° erhitzt hatte, die innere
, . Oberfläche der Röhre durch einen
/ wei&lichen Überzug getrübt er-
schien , und dais das Wasser
geringe, aber ganz wohl bestimm-
bare Mengen von Alkalien auf
genommen hatte.
Bandelt es sich um feste
Körper, so füllt man diese in
das bereits auf einer Seite ge-
schlossene Rohr und schmilzt
es zu. Bei Flüssigkeiten zieht
man die nach der Beschickung
zuzuschmelzende Seite etwas aus
und füllt das Rohr, indem man
dieselben durch einen Trichter
\J O mit langem dünnen Halse ein-
laufen läfst. Es hängt ganz von
dem beim Erhitzen zu erwarten-
den Druck ab, wie weit die
Fis 19- Röhren gefüllt werden.
Beim Herausziehen des Trichters vermeidet man
sorgfältig die Wand des Rohres an der zuzuschmelzenden
Stelle zu verunreinigen, weil sonst das Zuschmelzen oft
ganz unmöglich wird. Dieses führt man so aus, dais
man die verengte Stelle zu einer kapillaren Spitze aus-
ab
1 Z. 13. 73. Siehe auch B. 25. 2494.
Einsohlufsröhren. 45
zieht, ohne dafs das Glas an der Stelle gar zn dünn-
wandig wird.
Das Öffnen der Rohre, nachdem sich die Reaktion
in ihnen vollzogen, ist eine Operation, welche stets mit
Vorsicht zn geschehen hat. Stets hat man bei demselben
völliges Erkalten abzuwarten. Können sich im Rohre
leichtflüchtige Körper wie Chlormethyl gebildet haben,
so ist es gut, es vor dem Öffnen mit Eis zu kühlen.
Sind die in demselben etwa entwickelten Gase nicht
weiter zu berücksichtigen, so öffnet man es so, dafs man
es mit Ausnahme der Spitze in ein Tuch schlägt, in
einen Retortenhalter zwängt und hierauf eine Flamme
unter die Spitze stellt. Sobald das Glas erweicht, öffnen
die Grase das Rohr und strömen, wenn der Druck nicht
übermäfsig war, aus, ohne etwas vom Inhalt des Rohres
mitzureifsen.
Übermäßigen Gasdruck vermeidet man so, dafs man
nicht auf einmal alle gaserzeugende Substanz in das
Rohr giebt. Veranlafst Brom z. B. eine Entwickelung
von Brom wasserstoffgas, so giebt man etwa nur Vs der
im ganzen nötigen Menge hinein, öffnet nach vollendeter
Reaktion das Rohr, giebt nun das zweite Drittel zu,
schmelzt wieder zu u. s. f. Wird die starke Gas-
entwickelung durch Erhitzen auf sehr hohe Temperatur
veranlafst, so erhitzt man zuerst beispielshalber nur auf
200°, läfst nach dem Erkalten den Druck heraus und
fährt nun erst mit dem Erhitzen des wieder geschlossenen
Rohres fort. Hat man Druck im Einschu&rohr zu er-
zeugen, ohne mit der Temperatur besonders hoch gehen
zu können , so giebt man in dasselbe mit den zur Reak-
tion zu bringenden Körpern zugleich eine indifferente
niedrig siedende Flüssigkeit wie Äther, Aceton,
Chloroform.
Nach Stadel1 geschieht speziell bei viel Brom Wasser-
stoff enthaltenden Röhren das Öffnen im Vorzug vor
allen anderen Methoden so, dafs man die Spitze der-
1 Ann. 195. 190.
46
Einschlufsröhren.
selben unter Wasser anfeilt. Nach dem Anfeilen ent-
leeren sich die Röhren durch eine äufserst kleine Öffnung
ohne jeglichen Verlust, wobei ihm, trotz häufiger Wieder-
holung, nie ein Unfall begegnete. Erst nach dem Aus-
strömen der Gase bricht man die Spitze teilweise ab,
um den Inhalt des Rohres entleeren zu können.
Ist derselbe fest, aber in irgend einem Lösungsmittel
nicht gar zu schwer löslich, so bekommt man ihn am
besten, nämlich ohne jeden Schaden für das Rohr, so
heraus, dafs man dieses mit dem Lösungsmittel anfüllt
und es in einem weiten Becherglase mit
der Spitze unter dem Lösungsmittel um-
gekehrt hinstellt. Durch die Einwirkung
des Lösungsmittels auf den Körper bildet
sich eine Lauge, welche durch ihre
Schwere hinuntersinkt, während immer
wieder weniger gesättigtes Lösungsmittel
an ihn herantritt und ihn in kurzem
selbstthätig gänzlich löst.
Das Offnen von Röhren in warmem
Zustande habe ich nur einmal erwähnt
gefunden. Einhorn1 berichtet, dafs,
nachdem er 10 g Nitrozimmtsäure mit
100 g Eisessig, der bei 0° mit Brom-
wasserstoffgas gesättigt war, unter häufigem
Umschütteln im Wasserbade bis zur ein-
getretenen Lösung erwärmt hatte, er das
warme Rohr sofort öffnete, damit die
überschüssige Bromwasserstoffsäure nicht
nachteilig auf das entstandene Additionsprodukt einwirken
könnte.
Fig. 20.
Entweichen beim Öffnen eines zugeschmolzenen Rohres
Gase, die man untersuchen will, so fängt man sie in
einem Gasometer von passender Gröfse auf und leitet sie
dann durch Absorptionsapparate, die mit ammoniakalischer
Silberlösung, verdünnter Salzsäure, Ferrosulfatlösung,
1 B. 16. 2208.
Einschlui'sröhren. 47
Brom unter Wasser, Kalilauge oder Barytwasser beschickt
sind. In der ammoniakalischen Silberlösung erzengen
Acetylen, Allylen etc. Niederschläge, die nach dem
Trocknen, welches im Vacuum erfolgen mufs, sehr ex-
plosiv sind. Zu ihrer Analyse zersetzt man abgewogene
Mengen im Porzellantiegel mit Salzsäure. Salzsäure
bindet Ammoniak und flüchtige Basen. Das Brom löst
man mittelst verdünnter kalter Kalilauge. Hinterbleibt ein
Ol, so ist dieses ein Additionsprodukt von Brom und
ungesättigten Verbindungen. Barytwasser, an dessen Stelle
auch mit Ammoniak versetzte Chlorbariumlösung treten
kann, ergiebt Kohlensäure. Ferrosulfatlösung absorbiert
Stickoxyd. Das unabsorbiert Austretende kann sicher nur
durch quantitative Analyse bestimmt werden, läfst sich
aber im allgemeinen aus der Zersetzungsgleichung ent-
nehmen und durch qualitative Reaktionen feststellen.
Carius1 empfiehlt für Röhren mit starkem Druck,
wenn die Gase aufgefangen werden sollen, folgendes:
In ein Mefsrohr, welches mit Wasser gefüllt ist, wird
ein Gummischlaucb bis über die Mitte hinauf eingeführt.
Das untere Ende des Schlauches wird fest auf ein ge-.
bogenes kurzes und weites Glasrohr aufgesetzt, dessen
zweiter nach oben gerichteter Schenkel einen kurzen
Gummischlauch trägt, in welchen die Spitze des Versuchs-
rohres unter der Sperrflüssigkeit fest eingeschoben wird,
so dafs das kapillare Ende des Rohres bis in die ge-
bogene Glasröhre hineinreicht. Aus der nun vorsichtig
abgebrochenen Spitze des Rohres strömt dann sehr heftig
ein Teil der Gase aus, während zugleich fast alle Flüssig-
keit mit ausgetrieben wird.
Salkowski2 hat genaue Angaben gemacht, in welcher
Weise Ammoniak, welches für analytische Zwecke (z. B.
Harnstoffbestimmung nach Bünsen) quantitativ aus Ein-
schluüsröhren herausgebracht werden mufs, aufgefangen
werden kann.
Will man im zugeschmolzenen Rohr Chlor oder
Ammoniak entwickeln, so verfährt man für die Chlor-
1 Ann. 169. 319. — 2 Z. 4. 464.
48 Einßchlufsröhren.
entwickeluog so: Man übergiefst die Substanz nach dem
Einfällen mit Salzsäure und bringt darüber einen Bausch
aus Glaswolle. Auf diesen kommt trockenes Kalium-
chlorat, Kaliumbichromat oder Braunstein.1 Nach dem
Zusohmelzen des Rohres und Einlegen desselben in den
Explosionsofen beginnt alsdann die Chlorentwickelung.
Zur Ammoniakentwickelung dient das Chlorzink-
ammoniak oder Bromzinkammoniak, die mit Chlor- oder
Bromammonium gemischt werden. Auch kann man sich
des Chlorcaloiumammoniaks bedienen. So liefert ein
Gemisch von 1 Teil a in - Xylenol , 3 Teilen Bromzink-
ammoniak und 1 Teil Bromammonium, durch 40 Stunden
auf 340° erhitzt, Xylidin2 in einer Ausbeute von etwa
25°/0, und Sbyewitz8 konnte durch dreistündiges Erhitzen
von Resorcin C6H4(OH)2 mit 4 Tln. Chlorcalciumammoniak
im Einschlufsrohr auf' 300° 60% derselben in Meta-
phenylendiamin CgH4(NH2)2 überführen.
Man erhält Chlorzinkammoniak4 nach Merz und
Müller, indem man durch in einer Beiorte geschmolzenes
Chlorzink ganz trockenes Ammoniakgas leitet, welches
unter Temperaturerhöhung rasch absorbiert wird. Nach
eingetretener Sättigung läfst man im Gasstrom erkalten.
So dargestellt, bildet es eine durchsichtige, feste an der
Luft nicht zerfliefsliche Masse von der Zusammensetzung
ZnCl2(NH3)2. Ein Zusatz von Salmiak ist vorteilhaft,
weil er der Bildung von Zinkoxychlorid bei etwaiger
teilweiser Zersetzung des normalen Chlorids entgegen-
wirken niufs, Bromzinkammoniak wird in derselben Art
dargestellt, nur ist es hygroskopisch. Seine Zusammen-
setzung ist ganz entsprechend ZnBr2(NH3)2.
Will man den Druck in Einschlufsröhren bestimmen»
so kann man sich des von Beychler5 angegebenen V«r"
fahrens bedienen. Ein dünnes Glasröhrchen von etw»
40 cm Länge wird an einem Ende auf einer Länge voa
4 bis 5 cm auf der inneren Wand versilbert, sodann ip
der Mitte umgebogen und bis zu einer gewissen Höhe rx*1*-
1 Ann. 255. 370. — * B. 20. 1039. — s Cr. 109. 816.
4 B. 19. 2902. — 5 JB. 20. 2461.
Einschlufsröhren.
49
B .
I
Fig. 21.
Quecksilber gefüllt. Nach dem Zuschmelzen des
Röhrchens am versilberten Ende wird das Queck-
silber in dem offenen Schenkel mit einer schützen-
den Schicht eines Kohlenwasserstoffs bedeckt.
Nachdem man die Länge L der Luftsäule AB
gemessen, die Temperatur t und den Luftdruck P
abgelesen hat, wird der Apparat in die schon
mit den zu verarbeitenden Substanzen beschickte
Röhre geschoben, worauf deren Zuschmelzen er-
folgt. Durch den im Rohr entwickelten Druck
steigt in dem geschlossenen Schenkel des Druck-
messers das Quecksilber und löst das Silber von
der Wand bis zu einer Höhe G Nach der
Operation wird der Druckmesser herausgenommen
und das Stück AG = L' gemessen, welches dem
Maximaldruck entspricht. Bei der Temperatur f
des Heizbades steigerte sich der Druck in der Röhre
bis zu P'- Millimeter Quecksilber. Die Dampf-
spannung des Quecksilbers wird A'-Millimeter.
Man berechnet den Druck nach der Formel
D, L.P.(l + af) , , ^ ,
= X'd+afl + k mm Quecksilber-
Diese Methode der Druckbestimmung gilt allerdings
nur angenähert, da die Länge II nicht immer sehr deut-
lich zu erkennen ist. Die Versilberung ist sehr sorgfältig
herzustellen, und der Apparat soll wenigstens in schräger,
besser noch in vertikaler Stellung aufgestellt werden.
Des Vergleiches halber in Autoklaven angestellte Ver-
suche ergaben die Bestätigung des so bestimmten Druckes
durch das Manometer des Apparates.
Sehr zu empfehlen ist die DitECHSELsche Methode zur
Anstellung von Versuchen im Einscblufsrohr im kleinen.1
Versuche im zugeschmolzenen Rohr von den gebräuch-
lichen Dimensionen erfordern viel Material, welches häufig
genug durch Explosionen verloren geht. Man kann aber
Vorversuche mit wenigen Milligrammen anstellen, indem
1 J. pr. Ch. 135. 422.
Lassar-Cohn, Arbeitsmethoden. 2. Aufl. 4
• • • •
• • • • * •
• ••••••
• • • • • • •
» m
• •
• • *
i ••• ••• • • ••
•• * • • * *
50 Einschlufsröhren.
man als Einschmelzrohr eine gewöhnliche Glasröhre von
etwa 3 — 4 mm lichter Weite und 1 mm Wandstärke
benutzt. Die Röhre wird an einem Ende zugeschmolzen,
nach dem Erkalten beschickt und nunmehr zu einer sehr
langen dünnwandigen Kapillare ausgezogen. Die eigent-
liche Rohrlänge soll nach dem Ausziehen nicht mehr als
5 — 6 cm betragen ; der Kapillare giebt man dagegen eine
Länge von 10 — 15 cm. Zum Erhitzen setzt man das
fertige Rohr in ein weites und langes Probierröhrchen
mittelst eines der Länge nach in der Mitte durchschnitte-
nen schlecht schliefsenden Korkstopfens fest ein, so daß
das untere Ende etwa 1 —1,5 cm vom Boden des Probier-
röhrchens entfernt bleibt, in letzteres giebt man eine je
nach der Temperatur zu wählende Flüssigkeit in solcher
Menge, dafs das Versuchsröhrchen etwa zur Hälfte hinein-
ragt, und erhitzt dieselbe zum Kochen, wobei man die
Flamme so reguliert, dafs das ganze Versuchsröhrchen
nebst einem Stück der Kapillare von den Dämpfen um-
spült werden, ohne dafs jedoch letztere den Kork berühren
könnten. Das Ganze stellt man zweckmäßig unter einen
Abzug und läfst dessen Fenster herunter. Da die gläsernen
Gasleitungsröhren erfahrungsmäfsig einen hohen Druck
aushalten, hat man Explosionen wenig zu fürchten ; sollten
sie aber selbst z. B. während des Erhitzens im Schwefel-
dampf eintreten, so sind die Folgen ganz unbedeutende.
Hat man sich durch solche Versuche im kleinen ertf
über den Verlauf der Reaktion orientiert, so ist es natür-
lich hernach viel leichter, für Versuche in gröfserem
Mafsstabe die erforderlichen Vorkehrungen zu treffen.
Das Erhitzen der Einschlufsröhren erfolgt in eisernen
Röhren, die im Explosionsofen erhitzt werden. Damit
man sie nach beendeter Reaktion leicht und ohne Gefahr
des nachträglichen Zerspringens aus ihren Schutzröhr©&
wieder herausziehen kann, legt man um jedes von ihn®11
einen dünnen Messingdraht in der in Figur 18 fl^"
gegebenen Art.
An den Explosionsofen sind nach Babo1 folgere***
Anforderungen zu stellen:
* K 13. 1219.
«.■-"•■ kW*-*»-,. w ^
»** ***•*•».» U V V
Einsehluf8rökren. 51
1. Er mufs ermöglichen mehrere Röhren in den
üblichen Dimensionen auf Temperataren zu erhitzen,
welche sich dem Siedepunkte des Quecksilbers nähern,
und es müssen hierbei die einzelnen Röhren möglichst
gleichmäfsig erhitzt werden.
2. Die angewendeten Temperaturen müssen gemessen
werden können, und soll der Apparat so eingerichtet sein,
daüs ein gewisses Maximum nicht überschritten wird.
3. Findet Explosion einer Röhre statt, so dürfen die
anderen möglichst wenig in Mitleidenschaft gezogen werden ;
ebensowenig darf hierbei eine Gefahr für den Experimen-
tator entstehen.
4. Soll der Gasverbrauch ein möglichst geringer sein,
und die Temperatur durch die überall vorkommenden
Schwankungen im Gasdruck keine wesentliche Änderung
erleiden. Es ist zu empfehlen, Gasdruckregulatoren ein-
zuschalten.
Diese werden, um das beiläufig zu erwähnen, auch
für Luftbäder und ähnliche Zwecke gute Dienste leisten.
Meyer1 empfiehlt ganz besonders die so sehr handlichen,
aus Metall bestehenden GiROUBschen Rheometer, Beck-
mann3 den ELSTKRschen Membran-Regulator.
Explosionsöfen müssen unter Abzügen aufgestellt
werden, damit die bei einer Explosion auftretenden Dämpfe
keine Unzuträglichkeiten veranlassen.
Da sich Explosionen von Einschlufsröhren nicht ver-
meiden lassen, begnügt man sich für gewöhnlich damit, dafür
zu sorgen, dafs sie gefahrlos verlaufen, doch hat man sich
auch bemüht, sie an und für sich unmöglich zu machen.
Schon Hittorf3 bettete das Einschluferohr, in das er
Phosphor mit Blei zusammen gegeben hatte — aus
welch letzterem der erste nach dem Erkalten in Krystallen
erhalten wurde — , in gebrannter Magnesia in eine eiserne
an beiden Enden durch Verschraubungen verschliefsbare
Röhre, und erhitzte diese im direkten Feuer, und Bunsen
empfahl für seine Methode der Stickstoffbestimmung, cirka
1 B. 17. 478. -2ZP. 4. 546. — 8 Poggend. Ann. 126. 193.
4*
52 Einschlufsröhren.
0,3 g Substanz mit 5 g Kupferoxyd in ein trockenes,
Wasserstoff gefülltes Einschlufsrohr zu füllen, dieses 2^
eine mit Gipsbrei gefüllte Form zu legen, und letzte:«
nach dem Trocknen eine Stunde lang auf dunkle Rot-
glut zu erhitzen.
Wöhlbr1 benutzte die sich ihm bietende Gelegenheit,
Röhren auf 150° in einem mit etwa 5 Atmosphären Über-
druck arbeitenden Dampfkessel zu erhitzen. Da seine
Röhren mit wässerigen Lösungen beschickt waren, war
keine Explosion möglich, weil hierbei die Gefiäfse aus-
und inwendig fast dem ganz gleichen Drucke ausgesetzt
waren.
Jetzt verfährt man etwa folgender Art. Das gläserne
Einschlufsrohr bringt man in ein weiteres, außerordentlich
starkes, gut verschraubbares Eisenrohr und füllt den
Zwischenraum mit Wasser aus, das durch eine Druck-
pumpe, welche bis zu 200 Atmosphären zu gehen gestattet,
zusammengeprefst werden kann. Die Erwärmung erfolgt
durch Elektroden, die in dem Wasser sich befinden.
Indem man nun den sich im Einschlufsrohr entwickelnden
Druck ungefähr zu berechnen sucht und den Druek des
Wassers auf die gleiche Höhe bringt, vermindert man die
Möglichkeit der Explosion aufserordentlich. Da die Voranß-
berechnung des Druckes ziemlich problematisch erscheint,
auch der kritische Druck seine Rolle spielt, schliefst die
Vorrichtung trotzdem nicht jede Gefahr aus, und wirklich
ist in einem holländischen Laboratorium ein ungefähr in
der angegebenen Art hergerichteter Apparat durch ein.«
übermäfsige Entwickelung von Bromwasserstoff zerstör-*
worden.
Daher wird das Bestreben das Arbeiten mit
schlufsr obren zu vermeiden, ganz abgesehen von seine
Unbequemlichkeit, stets vorherrschen, und es ist gewi
erfreulich, wenn es hinsichtlich mancher Gruppenreaktion^
zum Ziele führt. So wurde angenommen, dafs die Ar
Spaltung der Sulfogruppe jener aromatischen Verbindungei
die sich überhaupt dafür eignen, nur vermittelst Salzsäi
1 Ann. 103. 117 (1857).
Entfärbung von Flüssigkeiten. 53
im Einschlulsrohr möglich sei; doch hat Turner1 jetzt
z. B. gezeigt, dafs, wenn man eine Lösung von Orthonitro-
anilinsulfosäure mit dem dreifachen Gewicht einer Schwefel-
säure von 67 — 68% noch eine halbe Stunde lang nach
«ingetretener Lösung kocht, hernach aus dieser in-
folge Abspaltung der Sulfogruppe Orthonitroanilin in
befriedigender Ausbeute erhalten wird.
Entfärbung yon Flüssigkeiten.
Schon im vorigen Jahrhundert hatte Lowitz die ent-
färbende Kraft der Kohle erkannt.
Für Laboratoriumszwecke benutzt man am besten reine
Blutkohle. Skraup2 warnt besonders vor eisenhaltigen
Präparaten.
Die Entfärbung wird durch Kochen der Flüssigkeit
mit der Tierkohle, das manches Mal stundenlang fortgesetzt
werden muls, bewirkt.3 Zu beachten ist, dafs die Kohle
oft nicht unbeträchtliche Mengen von Substanz festhält.
Nach Liebbrmann4 wird z. B. harnsaures Kalium stark
von ihr zurückgehalten, ebenso Salze aromatischer Säuren,
und zerlegt sie sogar alle fettsauren Salze derart, dafs
freie Säuren im Filtrat nachweisbar sind ; und nicht anders
wirkt sie auf die Salze von Alkaloiden, z. B. auf essig-
saures Morphium und citronensaures Koffein. Diese
Dissoziationserscheinungen treten aber nur in wässerigen,
nicht in absolut alkoholischen Lösungen auf.
Auch lehrt die Erfahrung immer wieder von neuem,
dafs feingepulverte Kohle, namentlich Blutkohle, in geringer
Menge mit durch die Filter geht.5 Man soll deshalb
niemals Substanzen zur Elementaranalyse benutzen, die
aus Lösungen krystallisierten, die durch Kohle entfärbt
waren, sondern sie hernach noch einmal umkrystallisieren
1 B. 25. 968. — 2 M. Ch. 1. 185. — s Ann. 240. 169.
4 Sitzungsberichte der Wiener Akad. 1877. 2. 331.
5 Es sei in dieser Beziehung auch an Liebigs Erfahrungen
mit dem Allantoin erinnert. Siehe in dessen Lebensbeschreibung
B. 23. R. 819.
54 Entfärbung von Flüssigkeiten.
und filtrieren, bei welcher Gelegenheit die Beste der Kohle
dann zurückbleiben. Indem man nun die zuerst benutzte
Kohle mit Alkohol z. B. auskocht und diesen zum Um-
krystallisieren benutzt, gewinnt man zugleich den gröfsten
Teil der Substanz wieder, die sonst an der Kohle haften
geblieben wäre.
Nach Heintz1 soll, wenn Kohle nicht mehr wirkt,
noch manches Mal Bolus alba helfen können.
Manche Körper werden von der Kohle so stark zurück-
gehalten, dafs man sie mit ihrer Hülfe geradezu gewinnen
kann. Hopff hat wohl zuerst angegeben, dais die Holz-
kohle, sowie auch besonders die Tierkohle, den Aus-
kochungen mancher Pflanzenstoffe entweder schon in der
Kälte oder doch sicher während des Siedens das bittere
Prinzip entziehe. Nach Kromayer2 eignet sich aber die
Knochenkohle zur Entbitterung solcher Auszüge am besten,,
und zwar im feingekörnten Zustande, weil nur dann ein
leichtes und rasches Auswaschen möglich ist, während die
gepulverte Kohle nach dieser Bichtung hin manche Übel-
stände zeigt. Zur Entfernung ihr etwa anhaftender
ammoniakalischer Produkte ist sie vorher anhaltend mit
Wasser auszukochen und dann frisch auszuglühen.
Aus 300 g Kalmuswurzel gewann Thoms8 so 0,29 g
Bitterstoff, und Geüther4 verfuhr derart, dafs er den
Auszug dieser Wurzel so lange mit Tierkohle kochte, bis
der Geschmack erwies, dafs diese allen Bitterstoff der
Lösung aufgenommen hatte. Alsdann trocknete er die
Kohle und entzog ihr ihn wieder durch Auskochen mit
Alkohol von 99%.
Aulser durch Tierkohle entfärbt man auch durcfc^
schweflige Säure; Knorr5 entfärbte z. B. so die methyfc^
alkoholische Lösung des l-Phenyl-2,3-dimethyl (5) pyre^-
zolons (Antipyrin). Auch entfärbt der Zusatz wenigöx
Tropfen einer Lösung von Kaliumpermanganat vieXe
Flüssigkeiten vollständig.
1 Ar. 1876. 390. — 2 Die Bitterstoffe. Erlangen. 1861. S. IS.
3 Ar. 1886. 486. — 4 Ann. 240. 94. — 5 B. 17. 549.
Entfärbung von Flüssigkeiten. 55
Ein ganz anderes Verfahren der Entfärbung ist das
Ausfällen der Farbstoffe mit Bleizuckerlösung, die, wenn
in genügender Menge zugesetzt, fast alle diese nieder-
schlägt. Zumeist wird so verfahren, dafs man der zu
entfärbenden neutralen oder alkalischen, wässerigen oder
alkoholischen Flüssigkeit — basisches Bleiacetat giebt
übrigens auch mit seinem fünf- bis sechsfachen Gewicht
an alkoholischem Ammoniak eine klare Lösung — so lange
von der neutralen oder basischen Bleiacetatlösung zusetzt,
bis das Filtrat hell, wenn erreichbar, wasserhell, erscheint.
Dieses wird alsdann durch Schwefelwasserstoff oder genaue
Zugabe von Schwefelsäure wiederum entbleit. Manches
Mal reifst der Schwefelbleiniederschlag den Rest des Farb-
stoffes mit nieder.1
Aber man vergesse nicht, dafs das basische Bleiacetat
aufser Farbstoffen auch viele andere indifferente Verbin-
dungen aus den Lösungen ausfällt, so z. B. alle Glukoside.
Nach Schmiedeberg 2 werden in der Regel Gummi und
Pflanzenschleim schon durch das neutrale essigsaure Blei,
sicher durch Bleiessig gefällt, während die löslichen Kohlen-
hydrate in wässeriger Lösung weder mit dem einen noch
mit dem anderen einen Niederschlag geben; erst nach
Zusatz von Ammoniak fallen sie als Bleiverbindungen aus.
Neben den Zuckern vorhandene Substanzen vermögen
diese Verhältnisse aber etwas zu verschieben; so hat
Brücke3 bekannt gegeben, dafs, obgleich also Bleiessig
allein in reinen Glukoselösungen keinen Niederschlag
erzeugt, dennoch eine geringe partielle Fällung mit
diesem aus künstlichen und pathologischen Zuckerharnen4
erhalten wird.
1 B. 24. 4216. — 2 Z. 3. 114. — a Ar. 1880. 447.
4 Dies ist natürlich von Wichtigkeit für die so aufserordentlich
oft auszufahrende Bestimmung des Zuckergehaltes von Harnen
mittelst des Polarisationsapparates, zu welchem Zwecke ein sehr
grofser Teil von ihnen entfärbt werden mufs, nachdem man etwa
gleichzeitig vorhandenes Eiweifs, weil es links dreht, vorher durch
Kochen entfernt hat. Der Zusatz von Bleiessig hat natürlich in
einem bestimmten Mafsverhältnis zu erfolgen, um die durch ihn
bewirkte Verdünnung in Rechnung zu ziehen. Da aber nach
Brücke durch ihn etwas Zucker ausgefallt wird, ist kein Grund,
56 Filtrieren.
An Stelle des vorhin erwähnten Ammoniakzusatzes
können auch andere Basen treten. So fällte Fischer1 die
Kibose als Bleiverbindung so aus ihrer Lösung, dafs er
zu dieser einen Überschufs von basischem Bleisalz und
alsdann eine zur Ausfällung dieses Bleies genügende
Menge Barytwasser setzte. Durch Zerlegung des aus-
gewaschenen Niederschlages mit Schwefelsäure und Ein-
dampfen des auf diesem Wege erhaltenen Filtrats kam er
dann zur fast aschefreien Bibose.
Wie man sieht, ist die Behandlung von Lösungen mit
Bleiessig behufs Entfärbung noch weit mehr als die mit
Tierkohle zugleich zur Darstellung von Körpern geeignet,
und gerade manche Farbstoffe sind allein auf diese
Art durch Wiederabscheidung aus ihrer Bleiverbindimg
gewinnbar.
Ihre Darstellung auf diesem Wege braucht aber nicht
ausschliesslich durch Bleiacetat oder Bleiessig zu erfolgen.
Wenn auch das erstere Agens z. B. das Hämatoporphyrin
aus Urinen völlig ausfällt, thut man doch besser nach.
Salkowski,2 es durch eine Mischung von gleichen Teilen
Barytwasser und 10%iger BaryumchloricQösung nieder-
zuschlagen, weil es aus dem so gewonnenen Niederschlag"
mittelst salzsäurehaltigen Alkohols hernach leicht it*
reinem Zustande erhalten werden kann.
Filtrieren.
Für das Filtrieren gilt das von anorganischen Arbeiter»
her bekannte Verfahren.
Asbestfilter3 stellt man übrigens nach Casamajoi*'
folgender Art her: Der Asbest wird durch ein grobem
sich in diesem Falle statt des usuellen Bleiessigs nicht dei
bequemeren, von jeder Rechnung freien Entfärbung durch kräftige'
Schütteln mit ein wenig Tierkohle (womöglich ausgewaschene^*
Blutkohle) zu bedienen, der man allerdings nachsagt, dafs auch « ""
etwas Zuker zurückhalte.
1 B. 24. 4220. — * Z. 15. 286. — 3 Ar. 1883. 377.
Filtrieren. 57
Drahtsieb gerieben, der durchfallende Teil auf einem
feinen Sieb durch aufströmendes Wasser von den feinsten
Partikelchen getrennt, der zurückbleibende Asbestbrei im
Becherglas mit starker Salzsäure ausgekocht, auf dem
Trichter mit durchlöchertem Platinkonus mit Wasser
ausgewaschen und nach dem Trocknen in einem Porzellan-
tiegel geglüht. Zur Beschleunigung des Filtrierens bedient
man sich auch hier der Luftpumpen.
Bei organischen Arbeiten kommen aber viele Nieder-
schläge in grösseren Mengen vor, die sich weder durch
Dekantieren auswaschen, noch an der Pumpe absaugen
lassen.
In solchen Fällen koliert man die Flüssigkeit, was
man nach Gentele1 in etwa folgender Art ausführt:
In den Saum quadratisch geschnittener Tücher läfst
man starke fest gedrehte Schnüre von Hanf einnähen,
die etwa 30 cm aus dem Saum herausragen. An jeder
Ecke des Tuches hat man dann zwei hervorragende
Schnürenden.
Den zugehörigen Filterrahmen verfertigt man aus
vier Holzlatten, die etwas länger sind, als die Seiten der
Tücher. Diese Latten werden so zusammengesetzt, dafs
sie ein Viereck und an den vier Ecken Kreuze bilden,
deren Enden über das Viereck hinausragen.
Beim Gebrauche bindet man das Tuch mit seinen
Schnüren so auf, dals jede Ecke des Tuches eine Ecke
des Rahmens trifft, indem die Schnüre um die Kreuzungs-
stellen der Latten geschlungen und befestigt werden.
Dieser Rahmen wird so auf irgend eine Art von
Gestell gelegt, dafs das Filtertuch frei hängt und ein
Gefäfs darunter gesetzt werden kann. Zum Filtrieren
werden die Tücher erst angenetzt, am besten, bevor sie
aufgebunden werden. Dadurch ziehen sich die Maschen
zusammen, und der Niederschlag läuft nicht so leicht durch.
Unter jedes Tuch stellt man ein Gefäfs derart auf,
dafs die Spitze des Sackes, den es bildet, sich über diesem
1 Farbenfabrikation. Stuttgart. 1860.
58 Filtrieren.
Gefäfe befindet. Alsdann giebt man den zn filtrierenden
Niederschlag auf das Tuch. Das anfangs trüb Durch-
laufende wird wieder aufgegossen, bis das Filtrat ganz
klar ist. Man beschleunigt, wenn nötig, das Durchlaufen
dadurch, dafs man mit einem Spatel den festen Brei von
aufsen nach innen schiebt, so dafs die Flüssigkeit wieder
mit dem Tuch in Berührung kommt. Während man
dies thut, wechselt man den Untersatz, weil das Filtrat
nun wieder anfangs leicht trübe läuft.
Sollen Filtertücher längere Zeit vorhalten, so müssen sie
nach jedesmaligem Gebrauch gut ausgewaschen werden.
Wollen sich Flüssigkeiten auch durch Filtration nicht
klären, so erzwingt man dies durch einen dieser vorher-
gehenden Zusatz von Bleiacetat, Bleiessig, oder, falls m
neutral oder alkalisch reagieren, durch Zusatz von ein
wenig Baryumchlorid nebst etwas Natriumkarbonat xu. s.w.
Auch bei fauligen Flüssigkeiten hilft kein Filtrieren,
indem Fäulnisbakterien die Poren des Filters passieren 1
und das Filtrat trübe erscheinen lassen. Schüttelt man.
jedoch solche Flüssigkeit mit Kieseiguhr tüchtig durch 9
wie es Jolles2 empfiehlt, so wird man nunmehr eic»-
klares Filtrat erhalten.
Mit Hülfe dieses Kunstgriffes ist es jetzt auc
möglich in durch Bakterien getrübten Harnen, welch'
sich nach dieser Methode nunmehr durch gewöhnliche
Filtrierpapier klar filtrieren lassen, Spuren EiweiJs durcfc^1-
die beim Kochen eintretende, durch einen zugesetztem^-
Tropfen Essigsäure nicht wieder verschwindende Trübung^
mit Sicherheit zu erkennen. Minimale Mengen voi^-
Eiweifs hält aber das Kieseiguhr (also etwa wie di^
Kohle Traubenzucker) zurück. Kaum nötig ist wohl n&-
bemerken, dafs man auch mit den in den hygienischen
— für gewöhnlich aber nicht in den chemischen — Labora-
torien verwendeten CHAMBERLANDschen Kerzen, Bbrkefeld-
filtern u. s. w. bakterienfreie Flüssigkeiten durch Filtration
erhalten kann.
1 Z. 9. 493. — 2 Z. A. 29. 406.
Krystallisation. 59
Man hat jetzt auch Filterpressen in für Lahoratorien
geeigneter Gröfse; das Arbeiten mit ihnen ergiebt sich
aus ihrer Konstraktion.
Es ist noch zu erwähnen, dafs beim Auswaschen das
destillierte Wasser, falls es nicht der Prozefs erforderlich
macht, öfters mit Vorteil durch eine schwache Salzlösung
vertreten wird, da feine Niederschläge dann viel weniger
leicht durchs Filter laufen. So ging z. ß., wie Baeybr1
mitteilt, das bei einer Oxydation in alkalischer Lösung
aus Kaliumpermanganat abgeschiedene Hyperoxydhydrat
beim Auswaschen mit destilliertem Wasser mit durchs
Koliertuch, doch hörte dieser U beistand bei Benutzung
von Soda haltigem Wasser sofort auf.
Auch von der anorganischen Chemie her ist ja be-
kannt, dals Flufswasser, in welchem man Lehm auf-
schwemmt, nach wenigen Stunden durch Absetzen wieder
geklärt ist, während, wenn das gleiche Quantum Lehm
in der gleichen Menge destillierten Wassers aufgeschwemmt
wird, dieses noch nach Tagen milchig getrübt erscheint,
indem die feinsten Partikelchen sich so lange schwebend
erhalten.
Kristallisation.
Die Überführung organischer Körper in Krystalle
wird durch Lösen derselben in geeigneten Lösungsmitteln
bewirkt. Diese sättigt man entweder heifs mit der um-
zukrystallisierenden Substanz, die dann beim Erkalten,
oder auch wohl erst nach dem Einsetzen in eine Kälte-
mischung — gleiche Teile Kochsalz und Schnee liefern
— 17°, Chlorkalcium und Schnee — 48° — , auskrystalli-
siert.2 Auch läfst man die Lösungsmittel allmählich
verdunsten, wobei sie sich ebenfalls krystallisiert aus-
scheidet. Viele von diesen Mitteln bleiben bei den
erwähnten niedrigen Temperaturen durchaus flüssig. So
1 Ann. 245, 139.
* Eine Methode zur Gewinnung regelmässiger Einzelkrystalle
in ganz besonderer Gröfse beschreibt Meter. Ar. 1878. 312.
60 Krystallisation.
errtarrt Schwefelkohlenstoff bei — 116°, Alkohol von
95% bei — 1300,1 und reiner Äther erfordert vielleicht
eine noch niedrigere Temperatur.2
Krystalle werden auch durch Sublimation erhalten.
Sonstige Methoden ihrer Gewinnung kommen bei orga-
nischen Körpern fast nie in Anwendung.
Als Lösungsmittel benutzt man etwa folgende oder
passende Gemische aus ihüen, die bei ihrer Verwendung
im speziellen Falle vor allem der Bedingung genügen
müssen, dafis sie ohne chemische Einwirkung auf die
umzukrystallisierenden Substanzen sind:
Wasser, Salzsäure, Salpetersäure, Schwefelsäure,
Ammoniakwasser.
Aceton, Äther, Alkohol nebst seinen Homologen,
sowie dem Methylakohol , wobei Mischungen von
Alkohol und Wasser in jedem Verhältnis Ver-
wendung finden.
Benzol nebst seinen Homologen Toluol, Xylol,8 sowie,
dem Cumol.4
Chloroform.
Eisessig und Essigsäure, Essigester.
Nitrobenzol.
Petroläther, Phenol, Pyridin.
Schwefelkohlenstoff.
In viel selteneren Fällen sind angewendet worden:
Anilin (für Indigo und Naphtylamin),5 Azobenzol,6 Kanada-
balsam (oder Kolophonium für Krystallisationserscheinungen
unter dem Mikroskop),7 Dimethylanilin,8 Fluorwasser-
stoffsäure,9 Glycerin,10 Isobutylalkohol,11 Kreosol, Naph-
talin, Natronlauge,12 Olivenöl,13 Paraffin,14 Petroleum,15
Phosphoroxychlorid,16 Terpentin, Teeröl,17 Walrat.18
1 Ar. 1884. 63. — - B. 10. 831. 3 B. 25. B. 185.
4 B. 17. 2812. — ö B. 3. 289. — ü B. 23. 184.
7 B. 23. 1747. — 8 B. 25. 2007. — 9 B. 12. 581.
10 D. R.-P. 46252. — ll B. 20. 3275. — 12 B. 24. 2714.
18 Wird auch viel als unschädliches Lösungsmittel für Sub-
stanzen benutzt, die Tieren unter die flaut gespritzt werden sollen^
14 B. 25. B. 488. — 15 B. 24. 2597. — 16 B. 18. B. 22.
17 B. 24. B. 652. — 18 B. 4. 334.
Krystallisation. 61
Betreffs der einzelnen Lösungsmittel wäre folgendes
zu bemerken:
Hat man Substanzen aus Wasser umzukrystallisieren,
auf die der Sauerstoff der Luft wirkt, die durch diesen
z. B. gefärbt werden, wie es bei vielen Aminen der Fall,
so setzt man dem Wasser etwas Schwefelwasserstoff oder
schweflige Säure zu.
Kristallwasser findet sich in den verschiedensten Ver-
hältnissen, zu V6 Molekül bei einzelnen Kohlehydraten,
zu */s Molekülen beim Phenyldihydro - ß - naphto-
triazin1 u. s. w., und wird solches Krystallwasser manch-
mal aufserordentlich festgehalten, so verliert das Bariumsalz
einer Acridonsulfosäure seine l1/* Moleküle davon erst
bei 220°.*
Sehr merkwürdig hinsichtlich des Krystallwassers ist
auch das Verhalten der Citronensäure.8 Dampft man
nach Witter ihre Lösung ein, bis die Temperatur auf
130° gestiegen ist, so krystallisiert wasserfreie Säure
beim Erkalten aus, die beim Umkrystallisieren auch aus
kaltem Wasser immer wieder wasserfrei anschielst. Bringt
man in die Lösung jedoch einen Krystall der gewöhnlichen
krystallwasserhaltigen Citronensäure, so erhält man jetzt
ein wasserhaltiges Präparat. Diese seltene Eigenschaft
bleibt auch in den Bleisalzen erhalten, wie das Verhalten
der aus ihnen wieder abgeschiedenen Säure beweist.
Heüse Salzsäure zeigt sich öfters sehr brauchbar,
weil sie viele Harze ungelöst läfst. So krystallisiert man
aus ihr das rohe Paranitrophenol um, wobei alle diese,
ihm von der Darstellung her anhaftend, ungelöst zurück-
bleiben, und ebenso verhält es sich mit dem Metabrom-
nitrophenol.4
Konzentrierte Schwefelsäure vermag da auszuhelfen,
wo vielleicht alle anderen Krystallisationsmittel versagen.
Baeyer5 erhielt z. B. mit ihrer Hülfe die Bichlorhyduril-
säure in krystallisierter Form, als er sie in der konzen-
trierten Säure löste und durch vorsichtigen Wasserzusatz
1 B. 24. 1003. — * B. 25. 1981. — 3 B. 25. 1159.
* B. 25. 552. — 5 Ann. 127. 26.
62 Krystallisation.
wieder ausfällte. Manche Sulfosäuren, die aus Wasser
nur in Form von Harzen sich ausscheiden, krystallisieren
mit Leichtigkeit aus verdünnter Schwefelsäure, wie es
z. B. Lönnies * bei der y-Sulfoisophtalsäure beobachtete.
Aceton kommt mit Recht immer mehr als Krystalli-
sationsmittel in Aufnahme. Cholalsäure2 vermag ein
Molekül von ihm als Krystallaceton zu binden.
Äther vermag, wenn auch sehr selten, als Krystall-
äther sich mit abzuscheiden. So erhielten Fischer and
Zibgler3 Krystalle des Pseudoleukanilin, welche Kristall-
äther enthielten. Man thut gut zur Krystallisation be-
stimmte ätherische Lösungen mit Ohlorcalcium zu trocknen,
damit den Krystallen nicht das beim Verdunsten des
feuchten Äthers zurückbleibende Wasser anhaftet.
Der käufliche Äther reagiert gewöhnlich sauer. * Seine
Reinigung geschieht einfach durch Schütteln mit Natron-
lauge. Der von dieser wieder abgehobene Äther wird
hierauf noch einmal mit Wasser geschüttelt. Prüft man
ihn nach langer Zeit wieder, so finden sich neuerdings
Spuren Säuren in ihm.
Manche Körper krystallisiren erst dann aus Wasser
aus, wenn man ihre Lösung mit Äther überschiohtet.
So erhält man die Glykocholsäure aus der Bindergalle
der Tübinger Gegend5 — die anderer Gegenden ist zu
arm an ihr6 — nach mehrtägigem Warten in Krystallen,
wenn man diese Galle in einem engen Cylinder mit etwas
Äther übergiefst und auf je 20 ccm derselben 1 com
konzentrierter reiner Salzsäure hinzugiebt.
Graham hat zuerst beobachtet, dafs aufser Waliser
auch Alkohol als Krystallalkohol in Verbindungen ein-
treten kann, eine Beobachtung, die nicht nur Aufsehen,
sondern auch anfangs Widerspruch erregte. 7 Dagegen
scheint Hesse in einem Nebenalkaloid des Chinins, dem
Oonchairamin,8 C22H26N204 + H20 -}- C2H60, den ein-
zigen Körper bisher aufgefunden zu haben, welcher
1 B. 13. 704. — 2 B. 19. 373. — 3 B. 13. 673.
4 B. 24. 1491. — 6 J. pr. Ch. 133. 97. — 6 M. Oh. 3. 335.
7 Ann 65. 120. — 8 Ann 225. 247.
Krystallisation. 63
zugleich mit Alkohol -f- Wasser krystallisiert. Beim
oholeinsanren Baryum liegt, wie Mylius1 gefunden, der
merkwürdige Fall vor, dafs es in absolutem Alkohol
sowie iu Wasser unlöslich ist, sich in verdünntem Alko-
hol aber mit grofser Leichtigkeit löst.
Selten esterifizieren sich organische Säuren bereits
teilweise beim Kochen mit Alkohol. Als Gewinnungs-
methode für Ester kommt das nicht in Betracht, nur
stöfst man manchmal auf diese Erscheinung beim Um
krystallisieren von Säuren aus ihm. Es verschwinden
z. B. scheinbar sehr groise Quantitäten Cholalsäure in
ihren alkoholischen Mutterlaugen, die man reichlich beim
Umkrystallisieren erhält; sie gehen eben iu den nicht
mehr auskrystallisierenden Äthylester über, wie Verfasser2
gezeigt hat. Trifft man auf Säuren mit derartigen Eigen-
schaften, so verwendet man Aceton, Benzol u. 8. w. zum
Umkrystallisieren, womit dieser U beistand fortfällt.
Einzelne Substanzen sind in heilsem und selbst ver-
dünntem kalten Alkohol ziemlich gleich löslich, im
Wasser aber unlöslich. Man kann sie oft so krystallisiert
gewinnen, dafs man die stark mit Wasser versetzte
Lösung auf dem Wasserbade eindampft, bis sie sich aus
Mangel an Alkohol zu trüben beginnt, worauf man beim
Erkalten Krystalle erhält. Manchmal ist er nur von
ganz bestimmter Stärke brauchbar. So krystallisiert nach
Kiliani3 das Digitonin mit gröüster Leichtigkeit ans
85°/0i?em Alkohol, während es sich aus stärkerem nur
amorph, aus schwächerem weniger vollständig und eben-
falls zumeist unkrystallisiert abscheidet.
Noch vorsichtiger scheint man nach Herzfeld4 bei
der Krystallisation der Maltose verfahren zu müssen. Sie
geht nämlich weit leichter von statten, wenn man die
Lösung in heifsem 80 — 85%igem Alkohol einige Zeit in
der Kälte im verschlossenen Gefäfs stehen und dann erst
den Alkohol verdunsten läfst. Es mag das daran liegen,
dafs die Maltosebeim Erhitzen in eine zerfliefsliche
1 B. 20. 1970. — * B. 25. 807 u. Z. 16. 497. — s B. 2L 339.
4 B. 12. 2120
Krystallisatinn.
H yd ratform übergebt, ■welche siob erst bei längerem
Stehen in der Kälte wieder in ihr Anhydrid verwandelt
Manche organisch sanren Natriumsalze sind nur so
krystaltisirt zu erhalten, dafs man sie in absolutem Alko-
hol löst und die Lösung mit Äther fällt, worauf der
Niederschlag im Laufe mehrerer Tage krystalliniseb
wird. Auf diese ÄTt kommt man z. B., wie Platner1
zuerst gefunden, zur sogenannten kristallisierten Galle,
bekanntlich einem Gemisch von tauro- und glycochol-
saurem Natrium.
Es kommt auch vor, dafs angesäuerter Alkohol dem
neutralen vorzuziehen ist. Man bedient sich für dieseD
Zweck einiger Tropfen Eisessig u. s. w. So galt das
Koffeinsulfat für eine schwer darstellbare Verbindung,
bis Biedermann * fand, dafs die Gewinnung dieses Salzes
in krystallisierter Form mit überraschender Leichtigkeit
gelingt, wenn man das Alkaloid in etwa der zehnfachen
Menge heifsen Alkohols, welcher mit Schwefelsäure bis
zur stark sauren Reaktion versetzt ist, auflöst und her'
nach die Lösnng längere Zeit an einem kühlen Orte
stehen läfst.
Auch mit Hülfe der Anwendung eines Gemisches
von Wasser, Alkohol und Äther kann man viele
Körper, die sich gern amorph ausscheiden, krystallisiert
erhalten, eine Methode, die weniger in Benutzung ist,
als sie es verdient. P abtheil" z. B. stellte das brom-
wasserstoffsaure Cytisin aus der konzentrierten wässerigen
Lösung der Base durch Neutralisieren mit 25°/°igOT
Brom wassers toffsäure dar, und erhielt es aus dieser Flüssig-
■ keit in Krystallen durch Zugabe von absolutem Alkohol
und Überschichten mit Äther. Fügt man nach Bayer*
zu einer alkoholischen Lösnng von Cholalbäure Wasser
bis zur bleibenden Trübung und giefst noch etwas Äther
darauf, so krystallisiert sie in Drusen aus.
Amylalkohol (siehe Seite 5) ist ein ausgezeichnetes
Lösungsmittel für sonst kaum krystallisiert zu erhaltende
1 J. pr. Ch. 11. 129. — ■ Ar. 1883. 181. - a B. 24. 636.
Krystallisation. 65
Verbindungen. So löste Niementowsky1 das in allem
schwer lösliche m-Methyl-o-Uramidobenzoyl in ihm, worauf
es beim Erkalten in Nadeln wieder ausfiel.
Nach Nencki 2 krystallisiert das aus den roten Blut-
körperchen darstellbare salzsaure Hamm mit einem
Molekül Krystall- Amylalkohol (C82H31ClN4Fe03) C5H120.
Benzol vermag als Krystallbenzol in Verbindungen
einzutreten und kann in diesen sehr fest gebunden sein.
So fand Thrular,3 dafs Thio-p-tolylharnstoflF seine 3 Mol.
Krystallbenzol noch nicht nach vierstündigem Erhitzen
auf 100 — 110° ganz verloren hatte. Liebermann und
Limpach4 hatten i/z-Tropio aus Benzol umkrystallisiert
und suchten durch Erwärmen auf 70° einen etwaigen
Krystallbenzolgehalt zu ermitteln; da aber das Gewicht
nfolge fortgesetzter Verflüchtigung von ^-Tropin über-
haupt nicht konstant wurde, überzeugten sie sich schliefs-
lich von der Abwesenheit des Krystallbenzols durch eine
an frischen Krystallen vorgenommene Stickstoflbestim-
mung. Kishner5 teilt mit, dafs Triphenylmethan
Benzol derartig bindet, dafs es aus einer erwärmten
Lösung, die etwas Benzol enthält, beim Auskrystallisieren
dieses völlig fortnimmt, was er als Trennungsmittel
benutzte.
Wie Liebermann und Seyewetz6 gezeigt haben,
enthält das Handelsbenzol (Siedepunkt 80 — 82°) etwa 0,2
bis 0,3 % Schwefelkohlenstoff, welcher beim Arbeiten
mit gewissen Substanzen recht bedenkliche Nebenreak-
tionen bedingen kann. Man entfernt ihn wohl am besten
durch Abdestil Heren des mit gesättigter alkoholischer
Kalilauge gut durchgeschüttelten Benzols, welche jenen
in xanthogensaures Kalium überführt.
Auch Chloroform, welches gewöhnlich etwas Alkohol
enthält, von dem es, wenn nötig, durch Waschen mit
Wasser befreit wird, tritt als Krystallchloroform in Ver-
bindungen ein. Das Triazin des Benzols 7 von der
Formel C27H18N6 krystallisirt z. B. mit einem Molekül,
1 J. pr. Ch. 148. 22. — 8 A. Pth. 20. 328. — 3 B. 20. 669.
4 B. 25. 927. - 5 B. 24. E. 559. — ' B. 24. 788.
7 B. 20. 325.
LasBar-CohB, Arbeitsmethoden. 2. Aufl. 5
66 Krystallisation.
das Colchicin1 mit 2 Mol. und das Leukonditoluylen-
chinoxalin2 mit 1 Mol. Chloroform, welches ans dieser
letzteren Verbindung erst bei 140° völlig entweicht, und
Schmidt3 fand es im BerberinchloroformC20H17NO4CHCl3
so fest gebunden, dafs er zweifelt, ob in diesem Körper
eine durch einfache Addition entstandene die Komponenten
noch als solche enthaltende Molekularverbindung vorliegt
Merkwürdig ist, dafs nach Oudemans4 im Gegensatz
zu fast allen sonstigen Erfahrungen Cinchonin in einem
Gemisch von Alkohol und Chloroform löslicher ist, als
in jedem von ihnen allein.
Hat man Körper aus Eisessig oder Essigsäure um-
krystallisiert, so befreit man die Krystalle von den letzten
Resten des anhaftenden Lösungsmittels, indem man sie,
wenn möglich, im LiEBiGschen Trockenrohr bei 100°
im Luftstrom trocknet, oder im Vacuum neben Natron-
kalk5 stehen läfst; aber es genügt auch, den Eisessig
neben Kalihvdrat6 im nichtevakuierten Exsiccator ver-
dunsten zu lassen. Krystallessigsäure fand Latschinoff7
bei der Choleinsäure C24H40O44-C2H4O2. Auch Hämin-
krystalle sollen sie einschliefsen können.8
Das Naphtalin hat Witt zum Umkrystaüisieren
des sonst nicht krystallisiert zu erhaltenden a^-Naphtazins
benutzt. Er löste dieses im siedenden Kohlenwasserstoff
und kochte den erkalteten Kuchen mit Alkohol aus,
worauf das Azin krystallisiert zurückblieb, und in einem
Patent9 wird speziell mitgeteilt, dafs das in den ge-
bräuchlichen Lösungsmitteln schwer lösliche Nitroalizarin-
blau sicji aus Naphtalin umkrystaüisieren läfst,
Nitrobenzol diente Gabriel10 alsKrystallisationsmittel
für Nitroäthindiphtalid, das aus diesem in derben Nadeln
anschiefst, und Grabe und Philips11 krystallisierten an»
ihm, für sich allein oder gemischt mit Eisessig, einexa.
Teil der Farbstoffe um, die bei der fortschreitende
Hydroxylierung des Alizarins, wenn dieses mit Schwefo
1 M. Ch. 7. 571. — * B. 19. 776 — 3 Ar. 1887. 147.
4 Ann. 166. 74. — 5 Ann. 228. 303. — 6 B. 14. 1867.
7 B. 20. 1046. — 8 A. Pth. 20. 328. — 9 D. R. R 59190.
10 B. 19. 837. — » B. 24. 2298.
Krystallisation. 67
säure erhitzt wird (siehe im Kapitel „Oxydation"), erhalten
werden.
Als Petroläther wird man am besten diejenigen
Fraktionen des Handelsproduktes verwenden, welche im
Wasserbade hei 60 — 70° überdestillieren.1 Wislicenus2
nennt die nach oft wiederholtem Rektifizieren zwischen
33° und 39° vollkommen übergehenden Anteile des
Petroläthers Petrolpentane, die zwischen 60° und 69° er-
haltenen Petrolhexane.
Nölting und Schwarz3 lösten rohes Trichinyl-
methan in möglichst wenig Benzol und versetzten die
Lösung mit unter 100° siedendem Ligroin. Sie mufsten
aber ein Ligroin anwenden, das sie durch Behandeln
mit Schwefelsäure und Destillieren gereinigt hatten, da
sie mit dem käuflichen Produkt nur Schmieren erhielten.
Sobald der durch den Petroläther hervorgerufene Nieder-
schlag nicht mehr harzig erschien, filtrierten sie, setzten
noch ein wenig Ligroin hinzu und liefsen im Vacuum
über Paraflin und Schwefelsäure krystallisieren.
Phenol, welches ein ausgezeichnetes Lösungsmittel
für viele Stoffe ist, bisher aber viel zu wenig für Kry-
stallisatitionsz wecke verwendet wird, hat Witt4 in fol-
gender Weise verwandt, um Eurhodol, welches in allen
bekannten Lösungsmitteln unlöslich ist, krystallisiert zu
erhalten. Er löste das Chlorhydrat der Base in Phenol
und versetzte die auf 100° abgekühlte Lösung mit
siedendem Alkohol, dem ganz wenig Anilin zugefügt
war. Das Anilin sättigte die vorhandene Salzsäure ab,
und es begann die Abscheidung von in Nadeln krystalli-
sierendem Eurhodol.
Das den Krystallen anhängende Phenol entfernt man
durch Waschen mit Alkohol.
Es vermag auch als Krystallphenol sich mit auszu-
scheiden, dies ist z. B. beim Harnstoff5 und bei der
Oholalsäure6 beobachtet.
1 B. 23. 142. — * Ann. 272. 19.
a B. 24. 1606. — * B. 19. 2791.
5 Ar. 1886. 625. — 6 B. 20. 3278
68 Kry8tallisation.
Pyridin scheint nach Böttigek * ein besonders für
die Klasse der gechlorten Benzidin- und Tolidinderivate,
welche in den sonstigen Lösungsmitteln kaum löslich
sind, geeignetes Krystallisationsmittel zu sein.
Im Falle heifsgesättigte Lösungen schon während
des Filtrierens durch die Abkühlung Krystalle ausscheiden,
welche das Filter verstopfen, mufs man sich der Heifs-
wasserfilter bedienen. Ist die Menge der Lösung hierfür
zu gering, so wärmt man den ganzen Glastrichter direkt
in einer Flamme an und legt hernach das Filter hinein.
Dies genügt dann bei Verwendung richtigen Filtrier-
papiers fast stets, um die Krystallisation in ihm oder
seinem Halse hintanzuhalten.
Nicht immer darf man das vollständige Abkühlen
der für Krystallisationen bestimmten Flüssigkeiten ab-
warten. So erhält man krystallisiertes Veratrin nur dann
leicht und in guter Ausbeute, wenn man, wie Schmidt
und Bosetti2 das durch Äther gereinigte käufliche
Alkaloid in einem geräumigen Becherglase in absolutem
Alkohol löst, die Lösung auf 60 — 70° erwärmt und
jetzt so viel Wasser zusetzt, dafs die Mischung eine blei-
bende Trübung zeigt. Beseitigt man diese durch erneute
Zugabe von Alkohol und läfst nunmehr bei 50 — 60°
verdunsten, so scheiden sich reichliche Mengen kristalli-
sierten Veratrins in nahezu reinem Zustande ab. Sobald
sich aber die Flüssigkeit infolge der Ausscheidung der
harzartigen Verltrinmodifikation zu trüben beginnt, mufa
sie schleunigst von den Krystallen abgegossen werden-
Mit ihr kann man die ganze Operation noch einig«
Male wiederholen und so bis 33% der käuflichen Base
in den krystallisierten Zustand überführen.
Viele Körper fester (auch flüssiger Natur) könne»
aus ihren wässerigen Lösungen nicht nur durch Abdunsten
der Flüssigkeit oder durch Auskrystallisieren, sondern
auch dadurch gewonnen werden, dafs man das Wasser
1 Dissert. Jena. 1891. — * Ar. 1883. 84.
Krystallisation. 69
durch Zusätze in eine Flüssigkeit verwandelt, welche
jene Körper nicht mehr gelöst zu halten vermag. Als
solche Zugaben dienen Kochsalz (weshalb das ganze Ver-
fahren auch kurzweg Alissalzen genannt wird), Glauber-
salz, Kaliumkarbonat (so scheidet sich aus alkoholhaltigem
Wasser der Alkohol als obenschwimmende Schicht ab,
wenn in die Flüssigkeit genügend Pottasche eingetragen
ist). Auch heifses1 Salzwasser gelangt zur Verwendung.
Es lassen sich auf diese Art natürlich auch Trennungen
durchführen, die namentlich in der Chemie der „Eiweifs-
stoffe" eine grofse Rolle spielen. So kann Ammonium-
sulfat zur Trennung von Eiweifsstoffen von Peptonen
(den durch Verdauung veränderten und durch kochendes
Wasser nicht mehr koagulierbaren Eiweifsderivaten) dienen,
indem die ersten in einer mit diesem Salz gesättigten
Lösung unlöslich sind und daher auf dessen Zusatz aus-
fallen.2 Viele sehen derartige Trennungen, die in der
Chemie der Eiweifsstoffe eine geradezu ausschlaggebende
Rolle spielen, als quantitativ an, eine Anschauung, für
die wohl noch keinem einen unantastbaren Beweis zu
führen gelungen ist. (Siehe weiterhin.)
Dagegen ist die Methode natürlich vorzüglich ver-
wendbar, wenn die Einheitlichkeit der ausgefüllten Sub-
stanz, die vielleicht auf anderem Wege aus der betreffenden
Lösung nur sehr schwer rein darstellbar ist, durch nach-
heriges Umkrystallisieren erwiesen werden kann. Baeyeb, 3
löste z. B. den Amidoindigo in verdünnter Salzsäure,
neutralisierte mit Soda und fällte ihn durch Natrium-
acetat wieder aus, und in derselben Weise kam er zu
reinem Amidophtalsäureäther.4
Im Vorhergehenden erwähnt ist schon das Ausfällen
alkoholischer Lösungen mit Wasser. Es wird also sehr
oft angebracht sein, wenn der gelöste Körper in Alkohol
Jeioht, in Wasser schwer löslich ist, so lange von letzterem
zur Lösung zuzusetzen, bis eine schwache Trübung ein-
1 D. R.P 46252. — 2 Z. B. 22. 423. — 8 12. 1317.
4 B. 10. 1079.
70 Krystallisation.
tritt, wnrauf sich in kurzem gut ausgebildete Krystalle
abzuscheiden pflegen. Viel häufiger wird jedoch das
Verfahren bei ätherischen Lösungen angewendet, die man
mit Petroläther bis zur beginnenden Trübung versetzt,
zumal eine sehr grofse Anzahl von Körpern in Äther
leicht, in Petroläther aber so gut wie unlöslich ist. Auch
wird man öfters vorteilhaft davon Gebrauch machen,
zu Phenollösungen Alkohol zu geben1 u. s. w.
Krystalle pflegt man von der ihnen anhängenden
Mutterlauge durch Abwaschen zu befreien. Hat man
gröfsere Mengen zur Verfügung, so bringt man sie auf
ein Saugfilter, dessen Trichter man, namentlich wenn
die Mutterlauge stark sauer oder stark alkalisch ist, weit
besser statt durch einen Platinkonus mit oder ohne
Papier, durch eine Glaskugel verschliefsen wird.
Hat man nur wenige Kristalle, so streicht man sie,
zumal wenn die Mutterlauge sehr dick ist, auf unglasiertes
Porzellan, oder in Ermangelung dessen auf Ziegelsteine,
welche die Mutterlauge aufsaugen.
Prefst man die Krystalle zwischen Filtrierpapier, ein
Verfahren, dessen Resultate weniger gut als die des
vorhergehenden zu sein pflegen, so kann man aus dem
Papier, falls die Mutterlauge wertvoll ist, diese durch
Extraktion wieder gewinnen.
Für Extraktionen sind eine Unzahl von Apparaten
vorgeschlagen, von denen hier nur zwei erwähnt werden
sollen, mit denen man in fast allen Fällen znm Ziele
gelangen wird.
Als Extraktionsmittel können ein sehr grofser Teil
der in den Kapiteln „Ausschütteln" und „Krystallisation"
erwähnten Flüssigkeiten, sowie aufserdem etwa die folgen-
den2 dienen: Leichtes Harzöl, Holzteeröl, Kampferöl,
Tetrachlorkohlenstoff, ßraunkohlenteeröle.
Der Apparat von Farnsteiner3 speziell ist sehr hand-
lich. Seine Einrichtung folgt aus Figur 22. Von
1 B. 17. 2403. — » B. R.-P. 57634. — a Ch. Z. 1892. 1030.
Krystalliaaiion.
71
besonderem Wert ist der Umstand, dal's
durch die Anwendung der abgebildeten
Kühlvorrichtung Extraktion sapparat und
Kühler sich in einem Bohr befinden, so
.>, dafs die bei fast allen sonstigen Konstruk-
tionen notwendige Verbindung dieser beiden
Teile durch Kork oder Glasschliff wegfallt.
Die Länge des Extraktionsrohres betrage
32 cm, seine lichte Weite 3 cm.
Für Extraktionen mit kaltem Äther ist der
Apparat von Reinsch1 {Fig. 23), der grofee
Quantitäten zu extrahieren gestattet, sicher
einer der besten. Von A aus destilliert
der Äther durch B nach dem Kühler hinauf.
Aus diesem läuft er in den auf das Rohr
D lose aufgesetzten Behälter C, der die
zu extrahierende Masse enthält, und gelangt
durch das Rohr D, welches mit einem Ver-
schlufs versehen ist, der das Entweichen dampf-
förmigen Äthers verhindert, wieder nach A.
72 Krystallisation.
Es. mag bei dieser Gelegenheit darauf hingewiesen
sein, dafs bei der Destillation von Äther an und für sich
Explosionen vorgekommen sind, und dafs diese zumeist
einem abnorm hohen Gehalt desselben an Wasserstoff-
superoxyd oder gar Athylhyperoxyd1 zugeschrieben werden,
dafs solche Explosionen aber auch beim Verdunsten der
letzten Reste von Äther in einer offenen Schale bei etwa
60°, die zur Gewinnung des mit seiner Hülfe Extrahierten
diente, beobachtet wurden» Sehr ausführliches hierüber
hat Schär2 mitgeteilt. Eine Vorprüfung zur Entschei-
dung der Frage, ob Äther zu Explosionen Veranlassung
geben kann, ist nicht bekannt.
Zweck jeder Krystallisation ist, die betreffende Ver-
bindung möglichst in chemisch reinem Zustande dar-
zustellen. Ist dies durch eine einmalige Operation nicht
zu erreichen, so wiederholt man das Umkrystallisieren so
lange, bis man ans Ziel kommt und alle Verunreinigungen
in den Mutterlaugen zurückgeblieben sind. Dabei geht
man von der Annahme aus, dafs sich Mischungen von
Krystallen durch verschiedene Löslichkeit im passend ge-
wählten Lösungsmittel trennen lassen; dafs also bei der
richtig gewählten Menge des Lösungsmittels von den
einen mehr in der Mutterlauge bleibt, als von den anderen.
In der That sind bisher fast nur unter den Thiophen-
derivaten Gemische von Krystallen beobachtet worden, die
sich durch fraktionierte Krystallisation überhaupt nicht mehr
trennen lassen, und neuerdings hat B.UD. Cohn3 die inter-
essante Beobachtung gemacht, dafs, wenn man molekulare
Mengen von p-Nitrobenzoesäure und p-Acetylamidobenzoe-
säure in heifsem Wasser löst, sie beim Erkalten zusammen
auskrystallisieren, ohne dafs eine Zerlegung der Doppel-
verbindung durch Krystallisation oder fraktionierte Fällung
der Silbersalze sich nachher wieder ermöglichen läfst.
Mischkrystalle im gewöhnlichen Sinne werden öfter er-
wähnt. So fand Herrmann,4 dafs Succinylobernstein-
1 B. 25. E. 745. — 2 Ar. 1887. 623. — * Z. 17. 306.
4 B. 19. 2235.
Kristallisation. 73
säureester und Chinondiliydrodikarbonsäureester, von denen
der erstere asymmetrisch, der letztere rhombisch krystalli-
siert, Mischkrystalle liefern.
Eine häufig beobachtete Erscheinung ist es, dafs
Körper, die sich ölig abscheiden, durch „Krystallinfektion"1
sofort krystallisieren, wenn man sie mit einem Krystall
ihrer Art, der von einer früheren Darstellung herstammt,
berührt, eine Bedingung, deren Erfüllung häufig unmög-
lich ist. Stadel hat nun gefunden, dafs es nicht immer
ein Krystall derselben Art sein mufs, sondern dafs in
manchen Fällen schon ein solcher von einer ähnlichen
chemischen Konstitution geeignet ist, die Krystallisation
einzuleiten. So brachte er das für unkrystallisierbar
geltende m-Kresol (Methylphenol), das bei — 80° noch
nicht erstarren sollte, zum Krystallisieren, als er nach
dem Abkühlen auf — 18° einen winzigen Phenolkrystall
hineinwarf, und Ott2 teilt mit, dafs das Propyliden-
essigsäuredibromid, das nicht krystallisieren wollte, als er
es mit einem Kryställchen von Äthylidenpropionsäure-
dibromid „infizierte", sehr bald fest wurde.
In manchen Fällen gelingt es nur durch häufig
wiederholtes und in bestimmtem Sinne geleitetes um-
krystallisieren zu chemisch reinen Körpern zu gelangen.
Dies Verfahren wird dann als fraktionierte Krystallisation
bezeichnet.
Ein Beispiel wird am besten erläutern, in welcher
Weise etwa man niutatis mutandis in solchen Fällen zu
verfahren hat.
Schwalb3 verseifte Bienen wachs mit Natronlauge und
extrahierte die trockene Seife mit Petroläther. Die so
erhaltenen, nicht sauren Produkte der Verseif ung des
Wachses wurden einer systematisch durchgeführten frak-
tionierten Krystallisation unterworfen in der Art, dafs die
am höchsten schmelzenden Fraktionen aus reinem Petrol-
äther umkristallisiert wurden, während zum Umkrystalli-
sieren der niedriger schmelzenden Produkte immer die
* Z. 10. 151. — 2 B. 24. 2603. — » Ann. 235. 110.
74 Krystallisation.
Mutterlauge der vorhergehenden höher schmelzenden Sub-
stanz verwandt wurde. Auf diese Weise wurden die
niedrig schmelzenden Körper in den letzten Mutterlaugen
angehäuft, während in den ersten Krystallisationen die
am höchsten schmelzenden Bestandteile auftraten. Dieses
systematische Umkrystallisieren wurde so lange fortgesetzt,
bis die Mutterlauge der beim Erkalten abgeschiedenen
Krystalle beim Verdunsten des Petrolätbers ein Produkt
lieferte, dessen Schmelzpunkt nicht mehr wesentlich von
dem der zuerst erhaltenen Krystalle verschieden war.
Sobald dieser Punkt erreicht war, wurde diese Krystalli-
sation für weitere Verarbeitung beiseite gestellt und mit
dem Umkrystallisieren der noch nicht so weit gereinigten
Mittelprodukte fortgefahren. So wurden zuerst drei Haupt-
portionen erhalten, die dann ihrerseits in derselben Weise
weiter behandelt wurden. Dadurch wurde aufser vielen
anderen ein Produkt erhalten, dessen Analyse auf einen
Kohlenwasserstoff hinwies. Bis der Schmelzpunkt des
Auskrystallisierten und der beim Abdampfen der Mutter-
lauge erhaltenen Krystalle übereinstimmte, war es aber
nötig, allein dieses Produkt noch dreizehnmal umzn-
krystallisieren.
Auch Zinoffsky1 vermochte nur so die Sicherheit
zu erlangen, dafs das von ihm durch Umkrystallisieren
gereinigte Oxyhämoglobin des Pferdeblutes wirklich ein ein-
heitlicher Körper sei, dafs er feststellte, dafs der Gehalt
an Eisen im trockenen Rückstande der Mutterlauge der
gleiche wie der in den getrockneten Krystallen war.
Das Oxyhämoglobin des Blutes mancher Tierspezies
ist bekanntlich kaum krystallisiert zu erhalten. Dahin
gehört das des Schweineblutes. Hüfner2 machte nun
die merkwürdige Mitteilung, dafs solches frisch defini-
brierte Blut, wenn es direkt mit dem dritten Teil einer
etwa l°/oigen alkoholischen Chinolinlösung versetzt und
dann in eine Kältemischung gestellt wird, nach mehreren
Tagen in einen dichten roten Krystallbrei verwandelt ist,
eine Beobachtung, die Otto weiter verfolgt hat.
1 Bissert Dorpat 1885. — * Z. 7. 57.
Krystallisation. 75
Kommt man zu Körpern, die sich überhaupt nicht
umkrystallisieren lassen, so mufs man versuchen, indem
man von reinen Materialien ausgeht, sie auch ohne dieses
Verfahren möglichst analysenrein zu erhalten. Hbrth1
verfuhr beispielsweise so bei der Synthese des Biguanids.
Aus dem bisher Mitgeteilten geht zur Genüge der
grofse Aufwand an Mühe und Scharfsinn hervor, den die
das Gebiet der organischen Chemie Ausbauenden darauf
verwenden, ihre neu gewonnenen Präparate in den kry-
stallisierten Zustand überzuführen.
Wollen wir offen sein, so müssen wir eingestehen,
dafs die Chemiker bisher eben mit organischen Körpern
nur dann sicher zu arbeiten verstehen, wenn sie un-
zersetzt flüchtig, oder an und für sich, resp. in Form eines
nahestehenden Derivates (siehe weiterhin) krystallisiert zu
erhalten sind, woran sich als drittes zuverlässiges Ver-
fahren die vorsichtige fraktionierte Fällung2 reiht.
Und das ist es, weshalb die Chemie der organisirten
Gebilde (Eiweilsstoffe u. s. w.) noch ganz in ihren
Anfangsstadien sich befindet. Es sind noch nicht einmal
irgendwelche allgemeineren Methoden bekannt, nach
denen man diese chemisch rein gewinnen kann, konsta-
tieren kann, dals die nach einem bestimmten Verfahren
gewonnenen Produkte wirklich chemisch einheitliche
Körper sind.
Schon Berzelius3 beklagte dies, und man kann nicht
sagen, dafs in der Zwischenzeit bahnbrechende Fortschritte
von allgemeiner Anwendbarkeit gemacht worden wären.
Er laust sich darüber so aus: „Eine der schwierigeren
Aufgaben in der organischen Chemie ist die richtige
Kenntnis solcher Veränderungen in organischen Stoffen,
wobei ohne Dazwischentreten eines anderen Reagens,
ohne eintretende Gasentwickelung oder Bildung eines
Niederschlages ein in Wasser aufgelöster Stoff allmählich
in mehrere ebenfalls lösliche Materien verwandelt wird,
1 M. Ch. 1. 89. Siehe auch B. 25. 931.
* Siehe auch A. Pth. 20. 351.
8 Lehrbuch d. Chemie B. IV. Abt. I. S. 671.
76 Krystallisation.
und wobei es ein blofser Glückszufall ist, wenn der
Chemiker Mittel zur Trennung dieser neugebildeten
Stoffe voneinander und von dem noch unveränderten
auffindet.
Das Studium unserer derzeitigen Litteratur führt
unwillkürlich zur Ventilierung der Frage, weshalb eine
so grofse Anzahl der Fachgenossen — abgesehen natürlich
von den für die Farbstoffchemie und auf dem Gebiete
der Synthese der Alkaloide u. s. w. thätigen — sich
für verpflichtet erachtet, immer nur Produkte und Deri-
vate der Stein kohlendes tillation, Herkömmlinge einer vor
unendlichen Zeiten dagewesenen organischen Welt, in
den Kreis ihrer Untersuchung zu ziehen, statt der lebenden
organischen Welt ihre Aufmerksamkeit zuzuwenden, hier
an dem Ausbau der Methoden mitzuwirken, hier ihre
Erfolge zu suchen, die kein geringeres Interesse erregen
werden, als etwa der Aufbau möglichst vielgliedriger
Ringe oder Ringsysteme, deren Zusammenschweiisung durch
Stickstoffatorae bewirkt ist. Es sei hier in der Beziehung
nur an die neueste ausgezeichnete Arbeit von Schmiedebbbo
über den Knorpel1 erinnert. — Auch in rein analytischer
Hinsicht ist auf diesem Gebiete noch viel zu leisten.
Wir kommen nun zu den soeben erwähnten nahe-
stehenden Derivaten. Da also die Überführung nicht-
krystallisierender Körper in den krystallisierten Zustand
oder in unzersetzt flüchtige Verbindungen das gröfste
Interesse bietet, hat man gewisse, ziemlich allgemein brauch-
bare Methoden hierfür herausgebildet. Basische Flüssig-
keiten führt man in ihre Salze, Platin-, Gold- oder
Quecksilberdoppelsalze2 u. s. w., über, die sich dann rein
darstellen lassen. Saure Flüssigkeiten werden in ähnlicher
Art die gewünschten Derivate liefern.
Die Leichtigkeit des Ersatzes des Wasserstoffatoms der
Hydroxylgruppe durch Reste wird häufig verwendet, um
zu krystallisierenden Derivaten, die ebenfalls einen absolut
sicheren Rückschlufs auf das Ausgangsmaterial zulassen.
1 A. Pth. 28. 355. — ' Ann. 247. 5.
Ery stallisation . 7 7
igen. Säuren verestert man wohl geradezu. So ist
) ßiliansäure x nur so rein zu gewinnen, dafs man
hren Diäthylester überführt, der sehr gut krystal-
aus welchem sie dann schliefslich auch in fester
u erhalten ist.
t häufiger verfährt man jedoch im angegebenen
mit Körpern, die alkoholische Hydroxylgruppen
n Aminrest enthalten.
neben diesen auch noch die Karboxylgruppe vor-
so ist es meist gut, diese zu verestern, die Säure also
vor in ihren Athylester überzuführen. Die Wasser-
ae der Hydroxyl- oder Amin- resp. Amidgruppe
nan bald durch den Acetyl-, bald den Benzoyl-,
)hl den Benzosulfonyl- oder Formylrest.
beste Verfahren für die Acetylierung ist das von
kann2 angegebene. Man erhitzt zu dem Zwecke
stanzen mit Essigsäureanhydrid unter Zusatz von
3rtem (geschmolzenem) Natriumacetat längere Zeit
ckflufskühler. Auch ganz unbeständige Körper
so in luftbeständige Derivate übergeführt werden,
elt Liebermann a das Indigweifs in Form seiner
erbindung in luftbeständigen Krystallen, als er
Reduktion des Indigo zugleich dessen Acetylierung
. Er verwendete auf 1 Teil der zu reduzierenden
z 2 Teile Natriumacetat und 3 Teile Zinkstaub
3hte längere Zeit mit 10 bis 15 Teilen Essigsäure-
d am Rückflufskühler. Ähnlich verfuhr Nietzki*
Darstellung des Chlorhydrats des Diacetylsafra-
Veil die freie Base schwer zugänglich ist, mischte
3lorhydrat derselben mit trockenem Natriumacetat
litzte es ebenfalls mit einem Überschufs von Essig-
tiydrid zum Sieden.
let eine Reduktion der Körper nach stattgehabter
irung statt, so können natürlich trotz des Acetyl«
ehr unbeständige Körper erhalten werden. So
is Reduktionsprodukt, welches Baeyer5 bei Re-
20. 1982. — 2 B. 11. 1619. — J B. 24. 4130.
16. 468. — 5 B. 12. 1309.
78 KrystallisatioD.
duktion von Acetylisatin mit Zinkstaub und Eisessig
erhielt, an der Luft wieder schnell in Acetylisatin über.
Nachdem Döbner und Förster * 5 g Pyrogallolbenzein
mit Essigsäureanhydrid (12 g) und geschmolzenem Natrium-
acetat (10 g) etwa 2 Stunden am Rückflufekühler im
Paraffinbad auf 120° erhitzt hatten, kamen sie nach Aus-
waschen des Produkts mit Wasser und Umkrystallisieren
aus Alkohol zur TetraacetylverbindungC38H20O11(C2H80)4.
Bei Anwendung von Kondensationsmitteln (siehe weiter-
bin), die stärker als Natriumacetat wirken, kann man
aber in dazu geeignete Substanzen noch weit mehr
Acetylgruppen einführen.
Andererseits acetylieren natürlich Acetylchlorid sowohl
wie Essigsäureanhydrid für sich allein ebenfalls. Die
Anzahl der eintretenden Acetylgruppen ist, wie zu er-
warten, aber von der angewandten Methode abhängig.
Erwig und Königs2 teilen in der Beziehung folgendes
mit: Kocht man Chinasäure mit 7 Teilen Essigsäure^
anhydrid, so entsteht als Hauptprodukt ein Triacetylchinid -
Erhitzt man dieses, oder erhitzt man Chinasäure direkt
mit Essigsäureanhydrid im Einschlufsrohr auf 240°, so
bildet sich in guter Ausbeute ein isomeres Triacetylchinid-
Nach der LiEBERMANNschen Methode erhält man alö
Hauptprodukt das erst erwähnte Isomere. Kocht mal*"
die Säure mit Essigsäureanhydrid und einem Körnehep»
geschmolzenen Chorzinks, so erhält man fast quantitativ
Tetraacetylchinasäure, und erhitzt man endlich, wie es
Hesse3 gethan, Chinasäure mit Essigsäureanhydrid zehn-
Stunden im Einschlufsrohr auf 170°, so bildet sich eil*
Gemenge von Triacetylchinid und Tetraacetylchinasäure -
Bischoef4 löste Malanil in Benzol, kochte mit eine**
molekularen Menge Acetylchlorid am Rückflufskühle*^
und kam so zum Acetäpfelsäureanil.
Kiliani 5 teilt mit, dafs Digitogenin nach der LiEBKB-
MANNscben Methode ein Monoacetvlderivat liefert. Z^
dem gleichen Produkt gelangt man, wenn man an Stell -
1 Ann. 257. 36. — 3 B. 22. 1457. — s Ann. 200. 233.
* B. 24. 20Q7. — 5 B. 24. 342.
Krystallisation. ' 79
des essigsauren Natriums konzentrierte Schwefelsäure als
Kondensationsmittel benutzt, wogegen die Anwendung
von Chlorzink zu amorphen Produkten führt.
Die Anzahl der eingetretenen Acetylgruppen aus der
Elementaranalyse berechnen zu wollen, macht oft Schwierig-
keiten, da die Mono-, Di-, Trisubstitutionsprodukte hoch-
molekularer Körper nur sehr geringe Unterschiede in der
prozentischen Zusammensetzung zeigen. Deshalb ver-
seift man lieber solche Acetylverbindungen und bestimmt
die Menge der abgeschiedenen Essigsäure, indem man
sie etwa nach Zusatz von Phosphorsäure — Schwefelsäure
kann mit der vorhandenen organischen Substanz schweflige
Säure liefern — abdestilliert und das Destillat titriert.
Nach Art des Essigsäurerestes kann man auch den
der Ameisensäure in geeignete Körper einführen. So
kamen Fischer und Hbpp1 zum Diformyldiamidophenazin
durch mehrstündiges Kochen der Base mit konzentrierter
Ameisensäure und trockenem ameisensauren Natrium.
Körper zu benzoylieren, um womöglich gut krystalli-
sierende Derivate zu erhalten, hat zuerst Schotten 2 ver-
sucht, indem er Benzoylpiperidin aus Piperidin und
Benzoylchlorid in Gegenwart der dem entstehenden
Quantum Salzsäure äquivalenten Menge Natronlauge
bereitete.
Baumann3 hat dann die Methode systematisch aus-
gebildet und empfiehlt, etwa nach folgendem Beispiel
zu arbeiten: 5 g Traubenzucker, in 15 g Wasser gelöst,
wurden mit 210 ccm Natronlauge von 10% vermischt
und 30 ccm Benzoylchlorid zugegeben. Nachdem bis zum
Verschwinden des Geruchs nach Benzoylchlorid geschüttelt
war, hatten sich 13 g Ester (hauptsächlich Tetrabenzoyl-
traubenzucker) gebildet.
Pechmann4 löste 20 g Acetessigester in 30 ccm Wasser
und 35 ccm 15%iger Natronlauge und schüttelte unter
Kühlung mit kaltem Wasser siebenmal mit je 10 g Benzoyl-
chlorid und 30 ccm Natronlauge jedesmal so lange, bis
1 B. 23. 842. — » B. 17. 2545. — a B. 19. ;5219.
4 B. 25. 1045.
80 * KrystallisatioD.
der Geruch nach Benzoylchlorid verschwunden war. Die
Temperatur stieg während der Operation, die etwa eine
Stunde in Anspruch nahm, nicht über 25°. Die Unter-
suchung ergab die Bildung von Benzoylacetessigester und
Dibenzoylacetessigester zu etwa gleichen Teilen.
Dagegen ist die Überführung des Glycerins nach
dieser Methode ins Benzoat, falls der Gehalt der Flüssig-
keit unter 2 % von ihm beträgt, eine so vollkommene,
dafs Diez1 darauf eine zuverlässige quantitative Methode
zu dessen Bestimmung hat basieren können.
Nach Panormow2 ist zur möglichst vollständigen
Benzoylierung der Kohlenhydrate eine stärkere Natron-
lauge, als die von Baumann empfohlene, zu verwenden.
Er erhielt bei Anwendung von 6 Teilen Benzoylchlorid
und 48 Teilen Natronlauge von 18—20 % auf l Teil
Kohlenhydrat resp. Alkohol z. B. Pentabenzoyldextrose,
Dibenzoylglykogen, Hexabenzoylmannit.
Victor Meyer3 macht darauf aufmerksam, dals das
Benzoylchlorid des Handels oft Chlorbenzoylchlorid ent-
hält, was zur Bildung chlorhaltiger Derivate Veranlassung
giebt, und dafs ihm oft, was wegen dessen grofser Reaktions-
fähigkeit ebenso störend sein kann, Benzaldehyd4, bei-
gemengt ist.
Keller5 erhitzte Phenylorthophenylenguanidin mit
seinem fünffachen Gewicht Benzoesäureanhydrid 1 V« Stun-
den auf 130 — 140°. Nach dem Auskochen mit Sodalösung
hinterblieb ein Rückstand, der sich, aus Alkohol um-
krystallisiert, als das dibenzoylierte Derivat C^gHgNj
(C7H50)2 erwies.
Die Verwendung des Benzosulfonchlorids rührt von
Hinsberg6 her. Schotten und Schlömann7 stellten das
Benzosulfonpiperidin C5H10N.SO2C6H5 durch Einwirkung
von Benzosulfonchlorid C5H5S02C1 auf Piperidin in
Gegenwart wässeriger Alkalilauge dar. Die Ausbeute an
diesem unzersetzt flüchtigen Präparat beträgt 90 % der
Theorie.
1 Z. 11. 472. - 2 B. 24. B. 971. — 3 B. 24. 4251.
4 B. 25. 209. — 5 B. 24. 2502. — 6 B. 23. 2962.
1 B. 24. 3689.
Krystallisation. 81
wie hydroxylhaltige Körper durch Einführung
Lcetyl- oder Benzoylgruppen u. s. w. sich häufig
1 gut krystallisierende Derivate überführen lassen,
iben manche Kohlenwasserstoffe mit ringförmig
denen Atomkomplexen z. B. gut krystallisierende Ver-
agen mit der Pikrinsäure, dem Dinitrochlorbenzol,
•rinitrochlorbenzol und anderen. So liefert Naphtalin
'ikrinsäureverbindung vom Schmelzpunkt 149°, * eine
•ochlorbenzolverbindung vom Schmelzpunkt 78°, 2
Trinitrochlorbenzolverbindung vom Schmelzpunkt
aiser durch die Analyse lassen sich Krystalle auf
allographischem Wege identifizieren. Ja, da die
senzahlen für alle Körper, deren summierte Formel
leiche ist, auch die gleichen sind, können isomere
w. Verbindungen durch nichts sicherer als durch
rystallographische Untersuchung voneinander unter-
en werden. Krystalle, welche für derartige Unter-
ugen bestimmt sind, sollen durchaus nicht grofs
damit sie sich bequem am Reflexionsgoniometer
igen lassen, aber sie müssen glatte, gut spiegelnde
en und scharfe Kanten besitzen. —
Im Anschlufs an das Vorhergehende mag noch darauf
ufmerksam gemacht werden, dafs kalt gesättigte Boraxlösung
in Lösungsmittel namentlich für viele sonst wasserunlösliche
'arbstoffe ist. Hat man z. B. Sandelholz mit Wasser aus-
ekocht, um ihm die Gerbsäure zu entziehen, so zieht die
toraxlösung nachher das Santalin völlig aus, welches aus
ieser Lösung durch Schwefelsäure gefallt werden kann.
)ie Untersuchungen in der Hinsicht rühren von Palm4 her.
taktisch wichtig ward, dafs, nachdem Fränkel6 den hohen
)esinfektion8wert der im Wasser ganz unlöslichen Stein-
:ohlenteerkresole konstatiert hatte, die Beobachtung gemacht
rurde, dafs diese in stark alkalischen Seifenlösungen löslich
dnd, was zur Herstellung von Lysol, Kreolin, Sapokarbol etc,
rührte. Die Vermeidung des Nachteils der starken Alkalitä*
iieser Mittel ist nunmehr auch erreicht, indem es sich
herausgestellt hat, dafs die Kresole auch mittelst salicylsauren,
J. B. 1857. 456. — * JB. 11. 603. -5Ä8. 378.
Z. Ä. 22. 324. — u Zeitschr. f. Hygiene 6. 521.
•r-Cohn, Arbeitsmethoden. 2. Aufl. (J
82 Krystallisation.
oder besser kresotinsauren Natriums in neutrale wässerige
Lösungen zu bringen sind. Das Solveol oder Solutol stellt
eine etwa 25%ige Lösung von Kresolen in einem der beiden
genannten in Wasser gelösten Salze dar.1 Das Ganze erinnert
an das Verbalten mancher anorganischen Salze, löst sieb doch
das im Wasser unlösliche Bleisulfat reichlichst in Natrium-
acetatlösung.
Dialyse.
Ein sehr wenig benutztes Verfahren um krystallisier-
bare Körper von nicht krystallisierenden (Harzen, Eiweife-
körpern und ähnlichen) zu trennen, bildet die Dialyse
von Graham.2 *
Will man ein Gemisch solcher Sub-
stanzen durch Dialyse voneinander
scheiden, so bringt man ihre Lösung*
in ein flaches Gefäfs, dessen Boden
mit Pergamentpapier oder tierische
Haut überbunden ist. Hierauf läfe*
man diesen Dialysator auf einer passen A
Fig. 24. gewählten Flüssigkeit, welche siefc»-
in einer gröfseren Schale befindet, schwimmen. Nadfc»-
gewisser Zeit, zumal wenn im äufseren Gefäfs sich A*-
Flüssigkeit befindet, ist fast dieGesammtmenge derkrystalL-^
sierbaren Körper in diese übergegangen. Als Norm de
Verfahrens kann folgendes hingestellt werden:
Man nimmt zur Beschleunigung der Diffusion di
Membran recht grofs und bringt die spezifisch schwere:
Flüssigkeit in den Dialysator, der so im Wasser hänjffc»
dafs die Membran nicht nach innen hinein gedrüc^-*
wird.
Als Beispiel möge eine zur Gewinnung von Pseu<L<>
pepton3 von Neumeister ausgeführte Dialyse mitgeteraJt
werden. Hühnereiweifs wurde schwach mit Essigsäotie
angesäuert und durch Aufkochen koaguliert; das Filtzrat
ward mit Ammonsulfat gesättigt, und der durch diöees
bewirkte Niederschlag abfiltriert und mit gesättifgte1
1 Deutsche med. Wochenschrift 18. 841.
2 J. Ch. III. 6 u. 257. — s Z. B. 27. 372.
Molekularge wichtsbestimmungen . 83
Ammonsulfatlösung gehörig ausgewaschen. In kaltem
Wasser löste sich die auf diese Art erhaltene Fällung
darauf fast vollkommen, und durch mehrtägige Dialyse
wurde das ihr anhaftende Sulfat völlig entfernt, ohne
dafs wesentliche Mengen der Substanz diffundierten.
Die darauf auf dem Wasserbade konzentrierte Lösung
lieferte allmählich eine glasige Ausscheidung, und aus
der Mutterlauge von dieser liefs sich durch Alkohol eine
Gallerte abscheiden, die die gleichen Eigenschaften wie
die Ausscheidung gegenüber den gebräuchlichen Reagentien
zeigte; nach seinem Verhalten zu diesen erhielt das so
dargestellte Präparat dann eben den Namen Pseudopepton.
Es gelingt auch das Wasser in kolloidalen Lösungen
durch organische Flüssigkeiten zu ersetzen, und Graham
gewann so Lösungen von Kieselsäure in Alkohol, Äther
und Schwefelkohlenstoff. Schneider1 hat jetzt sogar
kolloidales Silber in alkoholischer Lösung darzustellen
gelehrt.
Höhere Temperatur, sowie öfteres nicht zu starkes
Schütteln beschleunigt bei wässerigen Lösungen den Verlauf
der Dialyse. Da sich das Verfahren um so mehr ver-
langsamt, je geringer der Gehalt an diffundierenden Sub-
stanzen wird, so ist es gut, den etwaigen wässerigen Inhalt
von A nach einiger Zeit einzudampfen und neuerdings
zu dialysieren.
Molekulargewichtsbestimmungen.
Man führt zur Zeit Molekulargewichtsbestimmungen
organischer Körper aus:
a) mittelst der Dampfdichte;
b) mittelst der RAOULTschen Methode der Gefrierpunkts-
erniedrigung;
c) mittelst der BECKMANNschen Methode der Be-
stimmung des Siedepunktes des Lösungsmittels
und der Lösung der Substanz.
1 B. 25. 1166.
84 Molekulargewi Ortsbestimmungen.
a) Nach dem BoYLE-MARiOTTEschen Gesetz verhalten
sich alle Gase gegen Temperatur und Druck gleich. Dies
ist nur verständlich, wenn in gleichen Baumteilen aller
Gase gleich viel Moleküle vorhanden sind. Folglich
findet man das Molekulargewicht aller unzersetzt gas-
förmigen Substanzen, wenn man das spezifische Gewicht
ihrer Gase mit dem des Wasserstoffgases, als des ein-
fachsten Körpers, vergleicht. Da aber das specifische
Gewicht des Wasserstoffgases gleich 1 gesetzt wird, sein
Molekulargewicht aber gleich 2 ist, weil das Molekül
Wasserstoff aus zwei Atomen H besteht, mufs man, um
die Molekulargewichte vergleichen zu können, die ge-
fundenen specifischen Gewichte der Gase mit 2 multi-
plizieren.
Die spezifischen Gewichte der bei gewöhnlicher Tem-
peratur konstanten Gase findet man durch direkte Wägung,
mit der also auch zugleich ihr Molekulargewicht festgestellt
ist. Da wir keine Wagen besitzen, welche heifse mit den
Gasen der betreffenden Substanzen gefüllte Gefefse direkt
zu wägen gestatten, so mufs für alle bei gewöhnlicher
Temperatur nicht- gasförmigen Körper, die aber durch
Erwärmen in den gasförmigen Zustand übergeführt werden
können, die direkte Wägung umgangen werden. Diesem
Zwecke dienen die Methoden der Dampfdichte, welche
das durch Wägung nicht feststellbare spezifische Gewicht
der Substanzen im Gaszustande durch Rechnung zu finden
ermöglichen.
Die Anzahl der für diesen Zweck vorgeschlagenen
Methoden ist sehr grofs. Nachstehend sollen diejenigen
beschrieben werden, die von Victor Meyer,1 dem wir
die bequemsten Verfahren verdanken, und dessen Ansichten
auf diesem Gebiete jeder als ausschlaggebend betrachten
wird, empfohlen und betreffs ihrer Anwendung in folgen-
der Art geordnet worden sind.
1. Für Körper, die nicht höher sieden, als ca 260°,
und welche eine Erhitzung bis auf ca. 30° über ihren
Siedepunkt ertragen, wird das von Victor Meyer be-
1 B. 15. 2777.
Molekulargewichtsbestimmungen. 35
schriebene Quecksilberverdrängungsverfahren angewandt,
welches in Rücksicht auf die Genauigkeit der Resultate,
die kleine Menge Quecksilber, die es erfordert (ca. 35 ccm),
und die Einfachheit der Operation als bequem und für
diesen Zweck am geeignesten erscheint; natürlich voraus-
gesetzt, dafs die Substanzen Quecksilber nicht angreifen.
Als Erhitzungsmittel dienen Wasser, Xyol, Anilin, Äthyl-
und Amylbenzoat, sowie Diphenylamin.
2. Substanzen, welche bei Atmosphärendruck nicht
unzersetzt flüchtig sind, oder eine Erhitzung über den
Siedepunkt nicht ertragen, werden, falls sie nicht höher
sieden, als 310°, und auf Quecksilber nicht einwirken,
nach der ausgezeichneten Methode von Hofmann unter-
sucht.
3. Für schwer flüchtige, auf Metalle nicht einwirkende
Substanzen, die zwischen 260° und 420° sieden, wird
das von Victor Meyer beschriebene, auf Verdrängung
von WooDscher Legierung beruhende Verfahren ange-
wendet.
4. Zur Bestimmung der Dampfdichte noch höher
siedender Körper, sowie aller Substanzen, die auf Metalle
einwirken, dient das Victor MEYERsche Luftverdrängungs-
verfahren.
5. In denjenigen Fällen, in denen schwer flüchtige
Körper nur bei vermindertem Druck resp. unterhalb ihres
wahren Siedepunktes unzersetzt verdampfen, wird man
das von Robert Demüth und Victor Meyer1 ange-
gebene Verfahren zur Bestimmung der Dampf dichte von
Körpern unterhalb ihrer Siedetemperatur benutzen, oder
sich etwa des EYKMANschen2 oder ScHALLschen3 Verfahrens
bedienen.
Ausführung von l.4 Die Heizflüssigkeit, von welcher
man nicht mehr als 50 — 60 ccm bedarf, kommt in den
dünnwandigen Glaskolben, dessen Kugel ca. 80 ccm fafst,
während der Hals bei einer Länge von 750 mm einen
Durchmesser von etwa 42 mm hat. Bei oft wieder-
1 B. 23. 311. — 2 B. 22. 2754. — 8 B. 25. 1491. — 4 B. 10. 2068.
86 Molekulargewichts beatimmungen.
holter Benutzung dieser Glasmäntel macht sich der Übel-
stand geltend, dafs die Kugeln derselben, durch häufiges
Erhitzen und Abkühlen empfindlich gemacht, springen.
Zur Vermeidung dessen empfiehlt Victor Meyer1, sich
eines gußeisernen Tiegels zu bedienen, dessen Rand eine
solche Form erhalten hat, dafs man in denselben, unter
Dichtung mit Quecksilber, bequem ein gläsernes Rohr
einstellen kann. Solche Dampfmäntel springen fast nie,
und wenn es geschähe, könnte der gläserne Cylinder ohne
weiteres durch einen neuen ersetzt werden.
Das aus dünnem Glase gefertigte Gefäfs At in welches
die zu untersuchende Substanz und das Quecksilber ge-
bracht werden, und welches ca. 35 ccm fällst, ist aus der
Zeichnung (Fig. 25) verständlich. Das schmälere Schenkel-
rohr hat eine lichte Weite von 6 mm. Um es in vertikaler
Stellung in den Dampfmantel einhängen zu können, wird
ein dünner Draht in der in der Figur angedeuteten Art
um dasselbe geschlungen und dieser an einen hakenförmig
gebogenen starken zweiten Draht gehängt, welcher an
einem Stativ befestigt wird. Bei Ausführung der Be-
stimmung wird die Substanz, von welcher einige Centi-
gramme genügen, wenn sie flüssig ist, in einem Hopmakn-
schen Fläschchen, dessen Kapazität, wie es Brühl 2 vor-
geschlagen, durch Einbringen von etwas Quecksilber be-
liebig modifiziert wird, wenn fest, im offenen Eimerchen
abgewogen, in den Glasapparat A eingeführt, und nun
dieser mit der Substanz auf der Tarierwage bis auf Deci-
gramme genau gewogen. Der Glasapparat wird darauf
mit Quecksilber gefüllt, die Kapillare bei C zugeschmolzen
und, nachdem er abermals gewogen, an dem Drahthalter
in den Kolben eingeführt.
Die Flüssigkeit im Kolben wird nun zum Sieden
erhitzt. Dient Wasser zur Heizung, so entweicht dies
teilweise; höher siedende Substanzen, wie Anilin etc.
kondensieren sich wenige Centimeter über dem Queck-
silbergefäfs. Ein Bedecken des Kolbenhalses ist unnötig,
da der Dampf dieser Substanzen weit unter dem Ende
1 B 19. 1862. — 2 B. 9. 1371.
Molekulargewichtsbestimmungen.
87
leaselben vollständig verdichtet wird, so dafe man den
Versuch beliebig lange fortsetzen kann. Sobald längere
r*eit kein Quecksilber mehr ausfliefst, hebt man den
pparat aus dem Kolben und wägt ihn nach dem Br-
üten abermals bis auf Decigramme. Nachdem Barometer-
fO
R
A
2cm
!
I *
Fig. 25.
stand und Anfangstemperatur des Quecksilbers (Zimmer-
temperatur) ermittelt sind, ist noch die wirksame Queck-
silbersäule im Schenkelrohr zu messen. Man öffnet zu
diesem Zweck die Kapillare bei (7, bewirkt durch ge-
eignetes Neigen des Apparates, dafs sich das Schenkelrohr
ganz mit Quecksilber füllt, und markiert nun den Stand
88 Molekulargewichtsbestimmungen.
des Quecksilbers im weiteren Schenkel durch einen Punkt
mit der Schreibfeder. Die Höhendifferenz von diesem
Punkte bis zum Ende des schmalen Schenkelrohrs wird
bei Zimmertemperatur gemessen und der den Barometer-
stand angebenden Millimeterzahl zuaddiert. Für die
genaue Berechnung ermittelt man auch den Inhalt des
Fläschchens, indem man die Menge Quecksilber, welche
es fafst, bis auf die Decigramme wägt. Um das Glas-
gefäfs A von neuem benutzen zu können, hat man nur
für Erhaltung der Kapillare C zu sorgen.
Die Berechnung geschieht nach der Formel
S. (1 +0,00366 T). 7988000
"(P+p— 5)[(a+2)(1.0,0000303[T— *])— r(l+0,00018(r— 01(1 +0,0001«)
Es ist hierbei
/Sr=das Gewicht der angewandten Substanz.
T=die Dampftemperatur.
t = die Zimmertemperatur.
P = der auf 0° reduzierte Barometerstand.
p = die wirksame Quecksilbersäule.
s = die Tension der Quecksilberdämpfe bei der Dampf-
temperatur.
a = das Gewicht der angewandten Menge Quecksilber.
q = das Gewicht des Quecksilbers, welches das Eimer-
chen fafst.
r = das Gewicht des nach Beendigung des Versuches
in dem Schenkelapparat bleibenden Quecksilbers.
13,59 ist das spezifische Gewicht des Quecksilbers bei
0°, 0,0000303 der Ausdehnungskoeffizient des Glases,
0,00018 der des Quecksilbers (bei Temperaturen über
240° ist der letztere gleich 0,00019 zu setzen).
Die Dampftemperatur braucht beim Versuch nicht
festgestellt zu werden, da die Siedepunkte der Heizflüssig-
keiten bekannt sind. Bei Anwendung von Amylbenzoat-
dampf ist nach Meyer die Dampftemperatur gleich 253°,
bei Diphenylamindampf gleich 290°. Die Abweichung
von den für diese Körper sonst angegebenen Siedepunkten
rührt daher, daXs sie bei den Dampfdichtebestimmungen
zusammen mit Quecksilber sieden.
Moleknlargewiphtsbeatimmtmgen .
2. Methode von ,v
A. W. Hofmann.1
Man füllt eine
etwa 1 m lange
Glasröhre , deren
eines Ende man vor
der Lampe zuge-
schmolzen hat, mit
Quecksilber, stülpt
sie unter Queck-
silber um, 80 daft
man in der Röhre
einen luftleeren
Baum von etwa
25 cm hat, und be-
stimmt die Höhe der
Quecksilbersäule in
dem Kobre über dem
Spiegel des Queck-
silbers in der Wanne
als Barometerstand.
Dabei ist voraus-
gesetzt, dafs, wie
es das Verfahren
durchaus verlangt,
Röhre sowohl wie
Quecksilber völlig
rein* und trocken
sind. Alsdann <j.i\X^l,
bringt man die ab- fs"''
gewogene Substanz J_|
in einem kleinen p2-~__
Flaschchen — siehe M^~-^
das vorhergehende
1 JB. 1. 198 und 9. 1304.
* Quecksilber reinigt man am bequemsten durch Destillation
im luftleeren Räume in dem von "Weikhoj.d angegebenen Glas-
appantt«, welcher nur wenig Aufsicht erfordert und der stündlich
etwa 1 kg liefert.
90 Molekulargewichtsbestimmungen.
Verfahren — in die Röhre, und umgiebt diese mit einem
Mantel, welcher oben in ein rechtwinkelig abgebogenes
Rohr endigt. Der Dampf der als Heizflüssigkeit dienenden
Materialien tritt unten ein (Fig. 26), und was sich kon-
densiert, läuft in den Siedekolben zurück; etwaige Dämpfe
können oben durch das Rohr entweichen. Sobald die
Substanz in den gasförmigen Zustand übergeht, drückt sie
das Niveau des Quecksilbers herab. Nachdem dieses sta-
tionär geworden ist, stellt man das Pendelkathetometer
ein und klebt, der Einstellung entsprechend, nach dem
Erkalten des Apparates und der Entfernung des Glas-
mantels, einen Papierstreifen auf die Glasröhre. Man
hat auf die Weise das Volum bestimmt, welches der
Dampf am Schlüsse des Versuches einnahm. Um dieses
Volumen in Kubikcentimetern zu wissen, hat man die
Röhre nur noch bis zur Marke mit Quecksilber zu fallen
und das so erhaltene Quecksilbervolum auf einer Wage,
welche noch ein halbes Gramm angiebt, zu wägen. Der
Quotient des Gewichtes in Grammen durch das Volum-
gewicht des Quecksilbers giebt das Volum in Kubik-
centimetern.
Die Höhe der Quecksilbersäule über dem Niveau des
in der Schale befindlichen Quecksilbers ist bestimmt, und
das bei der Temperatur des Heizdampfes festgestellte
Volumen wird auf 0° und 760 mm Barometerstand um-
gerechnet. Dies geschieht nach folgender Formel, welche
das spezifische Gewicht des Dampfes auf Wasserstoff
gleich 1 berechnet angiebt.
760 (1 + 0,00365 Q p
V. 0,0012934 . B
B== *_ ( V | *" ■ X
1 + 0,00018 t M. + 0,00018*" ^ 1 + 0,00018 V ^ /
Es ist hierbei
D = das gesuöhte spezifische Gewicht.
V = das Volumen des Dampfes bei t\
t = die Zimmertemperatur.
V = die Dampftemperatur.
£// = die mittlere Temperatur der kalten nicht vom
Dampf bespülten Quecksilbersäule.
Molekulargewichtsbestimmungen. 91
p = das Gewicht der angewandten Substanz.
b = der auf 0° reduzierte Barometerstand.
6' = Höhe der Quecksilbersäule unterhalb des Dampf-
mantels.
6" = Höhe der Quecksilbersäule innerhalb des Dampf-
mantels bei der Versuchstemperatur t1 .
s = Spannkraft des Quecksilberdampfes bei der Dampf-
temperatur.
0,00018 ist der Ausdehnungskoeffizient des Queck-
rilbers.
Spannkraft des Quecksilberdampfes in Milli-
metern (nach Regnault).
Temp. Spannkr. Temp. Spannkr. Temp. Spannkr.
100° 0,75 180° 11,00 ' 260° 96,73
120° 1,53 200° 19,90 280° 155,17
140° 3,06 220° 34,70 300° 242,15
160° 5,90 240° 58,82 320° 368,73
Beschreibung des Verfahrens 3, zur Dampfdichte-
bestimmung bei 444,2° (Siedepunkt des Schwefels) un-
zersetzt flüchtiger, auf WooDsches Metall nicht einwirkender
Substanzen.1
Die zu untersuchende Substanz wird in Grlaseimerchen,
die in Figur 27 in natürlicher Gröfse abgebildet sind, ab-
gewogen. Die Menge der Substanz richtet sich natürlich
nach dem erwarteten Molekulargewicht, und werden daher
Gefälschen für Substanzen mit kleinem Molekulargewicht
angewandt, welche noch kleiner als die gezeichneten
sind, damit das Dampfvolum kleiner, als das der Glas-
kugel, bleibt. Dieselben sind ein wenig gekrümmt, um
sie bequem von A aus in die Kugel einführen zu können.
Zur Einfüllung der Substanz in das zuvor genau ge-
zogene Eimerchen wird dies an einen Platindraht
gebunden und in der in einem engen Eeagensrohr ge-
schmolzenen Substanz untergetaucht; ein etwa zurück-
bleibendes Luftbläschen entfernt man leicht durch Be-
irren, Erwärmen, oder, wenn nötig, durch Berühren
1 B. 9. 1220.
92
Molekulargewichtebestimmungen.
G>
mit einem kapillaren Glasfaden. Das wieder hen
gezogene Eimerchen wird nach dem Erstarren der S
stanz, nachdem es vom Draht abgelöst und mit Se
abgewischt ist, gewogen. Hat man zu wenig Substi
für diese Art
der Füllung, so
schmilzt man
direkt im
Eimerchen.
Eines Stöpsels
bedarf es nicht,
da die im Ge-
fallenen er-
starrte Sub-
stanz so fest
abhäriert, dafs
keine Spur der-
selben verloren
geht. Das Ge-
fefs wird als-
dann in die sorgfältig gereinigte
und getrocknete Kugelröhre bei
A eingeführt. Für Flüssigkeiten
dienen HoFMANNsche Fläsch-
chen, die eine leichte Krümmung
haben.
Die Kugelröhre, deren Ka-
pillar^ bei B noch offen ist,
wird samt dem die Substanz ent-
haltenden Eimerchen auf der
gröberen Wage bis auf Deci-
gramme gewogen, dann an dem
Schenkelrohr A in eine, an ein
Stativ befestigte Klammer ge-
spannt und mit der WooDschen
Legierung gefüllt. Letztere hat man zuvor, wenn
zum erstenmal gebraucht wird, einigemal unter Bens
dann unter Weingeist auszukochen und darauf andauei
im Wasserbade unter Umrühren und Entfernen ei
C
Fig. 27.
Molekulargewichtsbestimmungen. 93
kleinen Menge schaumiger Schlacke zu trocknen. Ist sie
schon zu Bestimmungen gebraucht, so wird sie nur mit
Weingeist ausgekocht und ebenso getrocknet. Man be-
wahrt sie in einer mit Ausgufs versehenen Porzellan -
schale, in der man sie erstarren läfst, im Exsiccator auf.
Um sie in die Bohre einzufüllen, wird sie jedesmal zu-
nächst im Wasserbade geschmolzen, dann über einer
kleinen Flamme zur vollständigen Entfernung der Feuchtig-
keit einige Zeit ziemlich stark (auf ca. 150 — 180°)
erhitzt ; hierauf läfst man sie dann bis auf ungefähr 100°
erkalten und giefst sie bei A in die Kugelröhre; wäh-
rend des Eingiefeens der ersten Anteile muls durch
Neigen des Stativs diese so gehalten werden, dafs das
die Substanz enthaltende Gefälschen nicht in das
Schenkelrohr fällt, sondern in der Kugel bleibt, was
nach dem Eingiefsen der ersten Metallmenge von selbst
erfolgt. Bei dieser Arbeit bedient Meter sich, um die
gegen 100° warme Schale sicher zu fassen, eines ledernen
Handschuhs.
Ein am Substanzgefäfs etwa hängen bleibendes Luft-
bläschen wird vor der gänzlichen Füllung leicht durch
Klopfen und Bewegen in die Höhe getrieben und durch
die Kapillare bei JB entfernt. Eine dann noch zurück-
bleibende minimale Spur von Luft hat auf das Resultat
einen äufserst geringen Einflufs. Sind der bei A scharf
abgeschnittene Schenkel, sowie die Kugel und Kapillare
B mit dem Metall gefüllt, so schmilzt man die Kapillare
zu. Um nun den Apparat mit Metall von genau der
Temperatur des siedenden Wassers anzufüllen, hängt man
ihn freischwebend vermittelst eines Drahthalters ähnlich
dem der Figur 27 (derselbe ist, um ihn bequem aufhängen
zu können, am oberen Ende umgebogen, die in der Figur
angedeuteten Fäden, die hernach erwähnt werden, sind
an demselben nicht vorhanden) in ein Becherglas oder
Blechgefäfs mit siedendem Wasser, wodurch bei A einige
Tropfen Metall ausgetrieben werden. Nach einigen
Minuten zieht man denselben aus dem Wasserbade, ent-
fernt den bei a aufschwimmenden Tropfen, sowie die
überragende Metallkuppe mit einem Stück Fliefspapier,
94
Molekulargewichtsbestimmungen .
trocknet den Apparat mit einem Tuch und wägt ihn
abermals bis auf Decigramme genau. Darauf befestigt
man ihn an einem in Figur 27 abgebildeten Halter von
starkem Eisendraht durch Umschlingen der an demselben
festgebundenen, aus dünnem eisernen Klaviersaitendraht
bestehenden Fäden in vertikaler Stellung. Alle Opera-
tionen gelingen mit Leichtigkeit, und der Apparat ist
von einem mit Quecksilber gefüllten nicht zu unter-
scheiden. Vor dem Wägen erstarrt das Metall im
Schenkelrohr; man darf dasselbe aber nicht vollkommen
erkalten lassen, da alsdann (nach ca. 3A Stunden) der
Apparat bersten würde.
Das Erhitzen im Schwefeldampf
geschieht in einem gufseisernen Tiegel c
von ca. 400 ccm Inhalt. In diesem
befinden sich ca. 120 — 130 g SchwefeL
Man hängt nun den Apparat so auf,
dafs die Glaskugel etwa in der Mitte
des Tiegels sich befindet; ein durch-
bohrter Deckel schliefst den Tiegel,
welcher durch einen Vierbrenner erhitet
wird. Kocht der Schwefel, so dringt
aus den Fugen ein Dampfstrom, welcher
sich zu einer 3A Fufs langen Stich-
flamme entzündet. Das Ganze befindet
sich deshalb unter einem gut ziehenden
Abzüge.
Nach 25 Minuten etwa löscht man die Flamme, hebt
den Deckel und zieht das Gefäfs aus dem Tiegel. Sofet
markiert man den Spiegel des Metalles in der Kugel
durch Berühren derselben mit einem Glasstäbohen, an
dessen Spitze man einen Tropfen Siegellack angeschmolzen
hat. Es entsteht hierdurch ein bleibender Fleck, welehtf
nach dem Wägen und Erkalten die Höhe der wirksamen
Säule im Schenkelrohr zu bestimmen gestattet. Da das
spezifische Gewicht des Metalles bei 444,2° sich zu dem
des Quecksilbers wie 2 : 3 verhält, werden die gefundenen
Anzahl Millimeter mit 2/s multipliziert und zum Baro-
meterstände addiert. Nachdem der Kugelapparat äullserlidh
Fig. 28.
Molekulargewichtsbestimmungeii. 95
durch leichtes Abreiben mit Fliefspapier gereinigt, wird
er wieder auf der gröberen Wage gewogen.
Die Dampfdichte berechnet sich nach folgender Formel:
TN, u ~ *T *. -.n S. 14146000
Dachte (bezogen auf Luft = l) = {a_Qfm b){P+Vspy
Es ist hierbei S das Gewicht der angewandten Sub-
stanz, b das des angewandten — a das des ausgeflossenen
Metalles, P der Barometerstand, p die Länge der das
Niveau in der Kugel überragenden Metallsäule; 0,036 ist
der Ausdehnungsverlust der Legierung.
Da Schwefel das Metall nicht angreift, gewinnt man
das Ausgeflossene durch Umschmelzen wieder. Die Kugel
wird behufs Wiedergewinnung des Metalles zerschlagen.
Das Eimerchen wird mit Salpetersäure ausgekocht.
Das WooDsche Metall,1 dessen sich Meyer bedient,
besteht aus 15 Teilen Bi, 8 Teilen Pb, 4 Teilen Sn und
3 Teilen Cd. Es schmilzt schon unter 70°, und kann
man mit ihm fast so bequem wie mit Quecksilber arbeiten ;
auch wird es von den meisten organischen Dämpfen
nicht angegriffen und läfst sich, wenn verunreinigt, aufser-
ordentlich leicht säubern.
Verfahren 4. Das Victor MEYERsche Luftver-
drängungs verfahren.
Denkt man sich2 ein Gefäfs von der in der Fig. 29
wiedergegebenen Form mit ungefähr 100 ccm Inhalt
durch einen stets bis zu derselben Tiefe einzutreibenden
Kautschukpfropfen, an dessen Stelle später ein Hahn
getreten ist, verschlossen, in den Dampf einer siedenden
Flüssigkeit, oder wenn es sich um sehr hohe Tempera-
. turen handelt, in ein Metallbad getaucht, so wird nach
einiger Zeit der Erhitzung die Temperatur eine konstante
werden. Es wird also aus der Abflufsröhre a bei f keine
Luft mehr austreten, was leicht daran zu erkennen ist,
dafs über der in einer Wanne unter Wasser befindlichen
Öffnung f keine Blasen mehr aufsteigen. Wird alsdann
über f eine mit Wasser gefüllte graduierte Röhre gestülpt,
1 B. 9. 1217. — * B. 11. 1867.
96 Molekül arge wicMaboatimmniigan.
bei d geöffnet, die abgewogene Substanz hineingeworfei
und d schnell wieder verschlossen, so wird, vorauGgesetc
dafs die Temperatur hoch gentig ist, die Substanz ves
dampfen und eine ihrem Dampfvolum
entsprechende Luftmenge hei /"austreten,
die mit der geteilten Röhre gemessen
werden kann. Damit das herabfallende
Substanzfläschchen den Boden des Luft-
gefalses nicht zertrümmere, ist derselbe
mit etwas Sand oder Asbest bedeckt.
Ist die Menge der Substanz so klein,
daüs der Dampf nur den unteren Teil
des GefäJses erfüllt, und geht die Ver-
dampfung sehr schnell vor sich, so wird
der durch die Diffusion des Dampfes
entstehende Fehler sehr gering
werden. _^=_
Der spezielle Apparat1 hat
dann folgende Form erhalten.
Das G-asentbindungsrohr a ist
so klein wie möglich gewählt
worden. Sein Durchmesser
betragt 1 mm, seine Lange
140 mm. Die Substanzmenge
wird so gewählt, dafs ihr
Dampf weniger als die Hälfte
vom Rauminhalt des Glas-
apparates b einnimmt. Dieser
letztere besteht aus einem
cylindrischen GefäJ's von ca.
100 com Inhalt und 200 mm
Höhe, an welches ein Glas-
rohr von 600 mm Länge und
4 — 6 mm lichter "Weite an-
geschmolzen ist. In einer "& iJ'
Höhe von 500 mm ist das enge GaspntbindungBroli* Q
angeschmolzen. Arbeitet man bei Temperaturen bis <aS
1 B. 11. 2254.
Molekulargewichtsbestimmungen. 97
Siedepunkte des Diphenylamins (310°), so wird das Gefäfs
in den Glaskolben c eingehängt, dessen Kugel etwa 80 ccm
fafst, und dessen Hals ca. 520 mm Länge und 40 mm
Durchmesser hat, derselbe Erhitzungsmantel also, wie er
für das erste Verfahren benutzt wird (siehe dort). Als
Heizflüssigkeiten dienen auch hier: Wasser, Xylol, Anilin,
Äthylbenzoat, Amylbenzoat und Diphenylamin. Laden-
bürg verwendete Anisol.1 Die Körper brauchen übrigens
nicht rein zu sein, da beim Kochen unter Rückflufs ja
auch Gemische konstante Siedetemperatur annehmen,
und der Grad dieser bei der Rechnung nicht in Betracht
kommt.
Für Temperaturen über 310° hält man eiserne unten
zugeschweilste Röhren (Gasröhren) als Dampfmäntel vor-
rätig, 2 in welchen etwas Anthracen (Siedepunkt 335°),
Antrachinon (Siedepunkt 368°) und Schwefel (Siedepunkt
444°) ein für allemal parat gehalten werden. Für noch
höhere Temperatur (518°) dient eine Eisenröhre mit
Phosphorpentasulfid3, welches man, weil es nicht luft-
beständig, zweckmäfsig frisch bereitet, indem man roten
Phosphor und Schwefel im Verhältnisse von 2 zu 5 Ge-
wichteteilen zusammenschmilzt und das Produkt ohne
Reinigung verwendet.
Für noch höhere Temperaturen, die aber bei organi-
schen Substanzen wohl nicht vorkommen werden, dient
ein Bad von geschmolzenem Blei.4
Die Ausführung der Dampfdichtebestimmung beginnt
damit, das Glasgefäls 6, dessen Inhalt nicht bekannt zu
sein braucht, in den Dampfmantel einzuführen. Auf dem
Boden des Gefäfses hat man, wie bereits erwähnt, etwas
Asbest, Sand oder wohl auch Quecksilber gebracht. Das
Entbindungsrohr a läfst man in einer Wanne unter Wasser
münden, die obere Öffnung des Glasapparates trägt als
Verschlufs die MAHLMANNSche Fallvorrichtung,5 welche
darin besteht, dafs sich oben im Halse des Apparates,
1 B. 21. 762. — * B. 17. 1335.
3 Die Verwendung des Phosphorpentasulfids für diesen Zweck
•ührt von Hittorf (Pogg. Ann. 126. 193.) her.
* B. 11. 2255. — ö Z. P. 1. 157.
J,ass.*ir-Cohn, Arbeitsmethoden. 2. Aufl. 7
98 Molekulargewichtsbe8timmungen.
wenige Centimeter unter dem Stopfen, ein Glashahn mit
sehr weiter Durchbohrung befindet, welche das Eimerchen
bequem passieren kann. In den kleinen Raum zwischen
Glashahn und Stopfen wird die abgewogene Substanz
nach dem Konstant werden der Temperatur gebracht, und
durch Drehung des Hahnes wird bewirkt, dafs sie in das
Gefäfs stürzt. Darauf stülpt man sogleich eine bereite
in der Wanne parat stehende, mit Wasser gefüllte gra-
duierte Röhre, wie sie für Stickstoffbestimmungen dient,
über die Mündung des Entbindungsrohrs. Nach etwa
V* Minute verdampft die Substanz und drängt in raschem
Strome eine ihrem Dampfvolum entsprechende Luftmenge
in die Röhre. Sobald keine Luftblasen mehr auftreten,
öffnet man den Stopfen, stellt die Mefsröhre in einen
geräumigen, mit Wasser gefüllten Cylinder, so dafs das
Niveau innerhalb und aufserhalb des Rohres gleich steht,
liest nach einiger Zeit das Luftvolumen ab, notiert
Barometerstand und Temperatur des Wassers im Cylinder^
und hat nun alle Daten zur Berechnung der Dichte, die
sich aus der Formel
_ 0 (1 + 0,003665 t) . 587780
D=8 {B-tv):v
ergiebt.
Es ist hierbei:
S = Gewicht der angewandten Substanz.
B = der auf 0° reduzierte Barometerstand.
tv = Tension des Wasserdampfes bei der Temperatur t
V = das gemessene Luftvolum.
t = die Temperatur des Zimmers resp. des Wassers
im Cylinder.
Das Abwägen der zu untersuchenden Körper geschieht
in Eimerchen; feste Substanzen bringt man in die Form
von Stäbchen, die man ohne Anwendung eines Gefäises
in den Apparat stürzen läfst. Ihre Bereitung gelingt
bei schmelzbaren Substanzen mit grofser Leichtigkeit
folgendermaßen : * Man bringt die zu untersuchende
Substanz in einem Schälchen zum Schmelzen und saugt
1 B 23. 313.
Molekulargewichtsbestimmungen. 99
von der geschmolzenen Masse in einer ca. 2 mm weiten
und 6 em langen Glasröhre so viel auf, dals dieselbe
etwa 2/s damit gefüllt ist. In der kalten Glasröhre
erstarrt die flüssige Masse meist sehr rasch und haftet,
wenn gänzlich fest geworden, nur noch an einzelnen
Stellen des Glases. "Bewegt man nun ein solches Röhrchen
über einer kleinen Flamme hin und her, daJfc die im
Innern befindliche Substanz nur an den Stellen, an
welchen sie das Glas berührt, eben zu schmelzen beginnt,
so läfst sich mittelst eines Drahtes ohne Schwierigkeit
die ganze Masse in Form eines gleich dicken Stäbchens
aus der Bohre hinausschieben. Die Anwendung der-
artiger Stäbchen empfiehlt V. Meter wegen der überaus
grofsen Bequemlichkeit beim Aufbewahren, beim Abwägen
und beim Einführen in den Dampfdichtebestimmungs-
apparat ganz allgemein. Man verwendet höchstens 0,1 g
Substanz, damit ihr Dampf sicher weniger als 50 ccm beträgt.
Bei Körpern, auf welche Sauerstoff einwirkt, füllt
man das Geläüs b (Figur 29) vor dem Versuche an Stelle
der Luft mit trockenem Stickstoff, welchen man mittelst
einer Glasröhre, die bis auf den Boden des Gefäf9es
reicht, bis zur völligen Verdrängung der Luft einleitet;
oder man bedient sich solcher Gefäfse, welche ein in der
abgebildeten Art angeschmolzenes Glasrohr1 tragen, das
den Stickstoff vom Boden aus einzuleiten gestattet.
Das Stickgas bereitet Meyer nach dem Gibbs-
BöTTöERschen Verfahren* durch Kochen einer Lösung
von 1 Teil Kaliumbichromat, 1 Teil Ammoniumnitrat,
1 Teil käuflichem Natriumnitrit und 3 Teilen Wasser,,
findet es aber zweckmäfsig, das Gas vor dem Gebrauche
durch Leiten über eine Schicht glühenden Kupfers von
jeder Spur Sauerstoff zu befreien.
Verfahren 5 von Robert Demüth und Victor Meyer
zur Bestimmung der Dampfdichte von Körpern unter-
halb ihrer Siedetemperatur.3
1 B. 21. 688.
* Jahresb. d. phys. Vereins zu Frankfurt a. M. 1876 — 77. 24.
a B 23. 311.
1 00 Molekulargewichtsbestimmungen.
Eine Methode für diesen Zweck, die HoFMANNsche,
welche, wo es sich nm möglichste Schärfe der Zahlen-
werte handelt und die Natur der Substanzen es zuläfet,
ihre Überlegenheit über die anderen Methoden stets
behaupten wird, ist im Vorhergehenden bereits beschrieben.
Seitdem man aber, nachdem V. Meyer sein ßasver-
drängungsverfahren bekannt gegeben hat, im Punkte der
Bequemlichkeit viel höhere Anforderungen an Dampf-
dichtebestimmungen stellt, sind Apparate für den Zweck
in grofser Zahl ersonnen worden ; sie alle ermangeln
jedoch des Vorzuges, welchem das ursprüngliche Verfahren
seine Verbreitung verdankt, nämlich der Einfachheit.
Im Tageblatt der 62. Naturforscherversammlung zu
Heidelberg 1889 finden sich die ersten Mitteilungen über
dieses fünfte Verfahren, welches von der Betrachtung
ausgeht, dals bei jeder Dampfdichtebestimmung nach dem
Gas verdrängungsverfahren eine Verdünnung des Dampfes
mit dem als Sperrflüssigkeit dienenden Grase stattfindet.
Diese Verdünnung genügt nun, wenn man für rasche
Ausbreitung der in den Apparat geworfenen Substanx
auf dem Boden desselben Sorge trägt, um eine ähnliche
Wirkung hervorzubringen, wie eine mäfsige Verdünnung
mit der Luftpumpe. Arbeitet man in einer Atmosphäre
von Luft, so ist die Wirkung keine sehr grofse; wendet
man aber den viel rascher diffundierenden Wasserstoff
als Sperrflüssigkeit an, so sind die erhaltenen Resultate
überraschend.
Aufserst bequem gestaltet sich das Arbeiten, wenn die
zu untersuchenden Körper in Stäbchenform verwandt
werden können (siehe das vorhergehende Verfahren).
Solche Substanzen breiten sich, weil sie auf dem Boden
des Apparates schmelzen, selbst in genügender Weise
aus. Bei Flüssigkeiten, die natürlich die Anwendung
eines Gefäfschens unerläßlich machen, kann die unbedingt
erforderliche rasche Ausbreitung sehr leicht erreicht
werden, wenn man die Substanz in Eimerchen ans
WooDschem Metall (siehe Seite 95) abwägt, welche nach
dem Hinabstürzen in den warmen Teil des Apparates
schmelzen und so die sofortige Ausbreitung der Sab-
Mole kularge wichtsbestimmungen . 101
stanz bewirken. Diese Eimerchen lassen sich, nötigen-
falls durch Abfeilen der äufseren Oberfläche, leicht so
dünnwandig herstellen, dafs ein Zerbrechen der Birne
beim Hinabstürzen derselben ausgeschlossen ist, wovon
man sich vor Ausführung des Versuches zweckmäfsig
überzeugt, indem man das leere Eimerchen mehrmals in
die später zu benutzende Birne fallen läfst. Bei An-
wendung dieser Gefäfschen ist die Untersuchung von
Flüssigkeiten ebensoleicht und bequem durchführbar,
wie die von festen Körpern. Nur selten, wenn nämlich
die Substanz WooDsches Metall angreift, oder wenn die
Temperatur des Versuches niedriger liegt, als der Schmelz-
punkt des Metalles, ist die Anwendung desselben aus-
geschlossen. In solchen Fällen werden gläserne Gefäfschen
verwandt. Man mufs dann beim Einführen deren Stöpsel
lüften (bei schwerer flüchtigen Flüssigkeiten wird ein
solcher überhaupt nicht angewandt) und^ sogleich nach
ihrem Hinabstürzen aus der Fallvorrichtung durch tüch-
tiges Klopfen an dem Halse der Birne mittelst Zeige-
und Mittelfingers das Ausfliefsen der Substanz aus ihnen
bewirken. Diese letzteren müssen kurz und weit gewählt
werden, so dafs sie sicher am Boden der Birne horizontale
Lage annehmen und daher leichtes Ausfliefsen gestatten.
Die Birne soll einen Inhalt von ca. 100 ccm bei
einem Durchmesser von 3 cm haben. Ihr Boden, welcher
nicht zu dünnwandig sein darf, wird etwas abgeplattet,
um eben die Ausbreitung der Substanz und damit die
Raschheit der Verdampfung zu befördern. Der Stiel sei
nicht über 4 — 5 mm weit. Die Substanz ist in richtiger
Menge gewählt, wenn das verdrängte Gasvolum nicht
weniger, aber auch nicht mehr als 9 — 11 ccm beträgt.
Erwähnt sei noch, dafs es für die hier beschriebene
Methode durchaus unzulässig ist, den Boden der Birne,
um ein Zertrümmern desselben durch das herabfallende
Eimerchen zu verhindern, mit Sand, Asbest u. dergl. zu
bedecken, weil dann die Substanz aufgesogen und dadurch
die Verdampfung derselben sehr verlangsamt wird. Wo
ein Schutz des Bodens passend erschien, haben sich M.
und D. kleiner Platinspiralen bedient, welche, auf dem
1 02 M olekularge wichtsbestimmungen.
Boden der Birne befindlich, den gleichen Zweck erfüllen,
wie Sand oder Asbest. Indessen bedarf es auch dieser
nicht, sobald man nur möglichst dünnwandige und daher
sehr leichte GefäJfechen benutzt. Falls es zulässig
erscheint, kann auch der Boden der Birne mit Queck-
silber bedeckt werden.
Unter diesen Umständen geben also die Substanzen
bereits beträchtlich unter ihrem Siedepunkt dieselben
Dichtewerte, welche bei dem sonst üblichen Erhitzen
des Dampfes über den Siedepunkt erhalten werden.
Xylol gab 40° unter seinem Siedepunkte statt der
berechneten Dichte von 3,68 die Zahl 3,73, Naphtalin
35° unter seinem Siedepunkte statt der berechneten
Dichte 4,44 die Zahl 4,65. (Diese Zahlen sind auf
Luft, nicht auf Wasserstoff als Einheit bezogen.)
Die Berechnung der Dichte erfolgt nach der beim
Gas verdrängungsverfahren gegebenen Formel.
Sollte man anstatt des HoFMANNschen oder des soeben
beschriebenen Verfahrens der Darapfdichte unter ver-
mindertem Druck nach Meyer und Demüth ein anderes
anwenden wollen, so empfehlen sich wie erwähnt die
Methoden von Schall l und von Eyckman.2
Aufser der Dampfdichte, die also nur für unzersetzt
flüchtige Körper anwendbar ist, besafsen wir, wenigstens
in Deutschland, keine Methode für Molekulargewichts-
bestimmungen organischer Körper, bis Victor Meyer3
die Aufmerksamkeit auf die einige Jahre vorher von
Raoult4 veröffentlichte Methode hinlenkte, welche darauf
beruht, die Erniedrigung der Erstarrungstemperatur
eines Lösungsmittels (Benzol, Eisessig, Phenol u. s. w.)
durch ein bestimmtes Gewicht eines darin aufgelösten
Körpers zu messen, und aus dieser Grö&e, welche nach
de Coppet und Raoult eine Funktion des Molekular-
gewichtes der zugesetzten Substanz ist, auf dieses selbst
1 B. 25. 1491. — 8 B. 22. 2754. — 3 B. 21. 536.
4 Ann. Ch. Ph. (5) 28. 133 (6) 2. 115.
Molekulargen icht eb e sti m mungen.
103
zn schliefsen. Es kommen wohl einige Ausnahmen von
dieser Regel vor, in den zahlreichen Fällen ihrer An-
wendung hat sie sich aber immer von neuem bewährt,
so dafs sie als eine sehr wesentliche Bereicherung der
Molekül arge wichtsbestimmungsmethoden erachtet wird.
Ihre Ausführung gestaltet sich mit am bequemsten iu der
von Eyckmax1 angegebenen Form mit dem von ihm
konstruierten Apparat, den er „Depressimeter" nennt. —
Um das Thermometer desselben für jede Temperatur
benutzen zn können, hat er eine
Einrichtung a benutzt, welche es ge-
stattet, es für eine beliebige Tem-
peratur direkt bis auf einige Zehntel-
grade richtig einzustellen. Dazu ist
oben über der Kapillare ein birn-
förmiges Grefäfe angeschmolzen, in
dem sich etwas überschüssiges Queck-
silber befindet. Letzteres kann man
nach Beliehen mit dem Quecksilber-
faden der Kapillare vereinigen oder
vou ihm trennen. Sei der Schmelz-
punkt des Lösungsmittels t°, der
Wert in Graden der Erweiterung
a = f , ond der Punkt der Skala,
auf den man das Thermometer ein-
zustellen wünscht = Ü', so erwärme
man das Thermometer in einem Bade
von der Temperatur t -j- V + '". UI1<i
klopfe das herausfallende Quecksilber
ab. — Die Ausführung einer Bestimmung ist folgende:
Nachdem das Thermometer richtig eingestellt und der
leere Apparat (Kölbcben -f- Thermometer) auf der Wage
tariert worden ist, wird das Kölbchen mit so viel des
geschmolzenen Lösungsmittels beschickt, dafs nach dem
Einsetzen des Thermometers dessen Quecksilberbehälter
ganz untergetaucht ist und noch etwa 1—2 ccm Raum
übrig bleiben für die nachher zu lösende Substanz. Das
1 Z. P. i. '.
' P. 2. i
1 04 Molekulargewichtsbestimmungen.
Ganze wird zur Bestimmung des Gewichts der ein-
gebrachten Substanz nunmehr genau gewogen, und diese
sodann mit einer ganz kleinen Flamme wieder zum Schmel-
zen gebracht (bei leicht schmelzbaren Lösungsmitteln, wie
Anethol, Diphenylmethan, durch die Wärme der Hand).
Das Schmelzen findet unter wiederholtem Schütteln, zu
welchem Zweck das eigentliche Depressimeter A in
den Cylinder B gesetzt wird, möglichst vorsichtig statt;
erst wenn die Temperatur nicht mehr steigt, wird von
neuem erwärmt, damit sie nicht höher wird, als
erforderlich, und eine kaum sichtbare Minimalmenge
zurückgelassener Kryställchen genüge, um zur rechten
Zeit die Krystallbildung einzuleiten. Bei Substanzen,
welche eine starke Überschmelzung zeigen, lasse man
einzelne oder mehrere Kryställchen sichtbar in der
Flüssigkeit schwebend zurück (Benzophenon, Thymol,
Anethol, Azobenzol, Choralalkoholat etc.). Fürchtet man,
dafs die Erhitzung etwas zu weit getrieben, so dafe sich
die einzelnen zurückgelassenen Kryställchen beim weiteren
Schütteln auflösen würden, so lasse man den Apparat
zunächst in Ruhe, bis die Temperatur auf etwa 7*Q
bis 1° über den Gefrierpunkt herabgesunken ist.
Das in den Glascylinder eingesenkte Depressimeter
wird nun geschüttelt und nach je 2 bis 4 Schüttelungen
mit einer Ruhepause -zum Beobachten der Bewegung
des Quecksilberfadens abgewechselt. Die Temperatur
geht zunächst unter den wahren Gefrierpunkt herab um
einen Betrag, der für verschiedene Lösungsmittel wech-
selt , sodann steigt dieselbe , anfangs langsam , später
schneller, zuletzt wieder langsam bis zu einem Maximum.
Man kann nun entweder dieses Maximum benutzen, oder
auch, sobald nach ein paar Schüttelungen keine sofortige
Steigerung um einige Hundertstelgrade mehr eintritt,
den Apparat hinstellen. Es tritt dann noch eine weitere
Steigerung ein (einige Vioo bis Vio Grade, je nach Art des
Lösungsmittels), deren Maximum sich leicht mit einer Lupe
oder was besser, mit einem Kathetometerfernrohr ablesen
läfst. Bei dem in V20 Grade geteilten Thermometer
lassen sich so 0,005° schätzen, bei einiger Übung sogar
Molekül arge wichtsbestimmungen. 105
weniger. Es ist erwünscht bei jeder Versuchsreihe mög-
lichst gleiche Bedingungen einzuhalten, das Schütteln in
gleichförmiger Weise auszuführen , um dabei eine mög-
lichst konstante Differenz zwischen dem Überschmelzungs-
punkte und dem Punkte, bis zu welchem das Schütteln
fortgesetzt wird, und dem Gefrierpunkte zu erzielen.
Nachdem man nun einige Male die Bestimmung des Gefrier-
punktes des reinen Lösungsmittels wiederholt hat (die
erste Bestimmung ist öfter etwas abweichend, und man
lasse sie unberücksichtigt), wird zum Einbringen der
Substanz das Kölbchen geöffnet, indem man den Hals
über der Flamme erhitzt. Man lüftet das Thermometer
und streicht das daran herabflielsende Lösungsmittel am
Halse ab. Es gelingt dann leicht, die beiden SchliÖ-
flächen, nachdem die Substanz eingefüllt, wieder genügend
rein, sogar völlig trocken zu erhalten, ohne dafs dieses
einen nachweisbaren Einflufs auf den Gefrierpunkt ausübt.
Nunmehr wird wiederum der Gefrierpunkt der Lösung in
der angegebenen Art bestimmt. Bei jedem Versuche
werden die erwähnten drei Punkte : Überschmelzungspunkt,
Punkt, bis zu welchem das Schütteln fortgesetzt wird, und
Maximalsteigerung beim Hinstellen notiert. Hierdurch hat
man eine gute Kontrolle für den gleichmäfsigen Verlauf
der einzelnen Bestimmungen. Findet dann eine abnorm
starke oder geringe Überschmelzung statt im Vergleich
zu der im Anfang als Norm angenommenen, so wird der
Versuch wiederholt, indem man beim Aufschmelzen etwas
mehr oder weniger Kryställchen in der Flüssigkeit
zurückläfst.
Bestimmungen mit Lösungen von einer Konzentration
kleiner als 0,2 Depression entsprechend sind nicht an-
gebracht, weil die Minimalversuchsfehler das Resultat zu
sehr beeinflussen; auch mehrere Bestimmungen zwischen
0,2° und 1° Depression können noch für einen Versuchs-
fehler von + 0,005° eine Differenz von mehreren
Prozenten veranlassen, so dafs es gut is^, immer mehrere
Bestimmungen mit größerer Konzentration (0,5° bis
mehrere Grade) vorzunehmen. Der Einflufs eines Ver-
suchsfehlers läfst sich dann auf 1 bis 2% herabdrücken.
1 06 Molekulargewichtsbestimmungen.
Im allgemeinen wird man mit der B,AOULTSchen Me-
thode keine absolut genauen Werte * für die Molekular
gewichte, sondern nur Näherungswerte erhalten, da der
Wert der molekularen Depression für kein Lösungsmittel
eine wirklich konstante Gröfse, sondern in allen Fällen
gewissen Schwankungen unterworfen ist.
Die mittleren Konstanten für einige häufiger ange-
wendeten Lösungsmittel sind folgende:
Ameisensäure
27,7
Nitrohenzol
71
Benzol
50
Palmitinsäure
44
DiphenylamiD
Eisessig
Naphtalin
Naphtylamin
88
39
69
78
Phenol
p-Toluidin
Thymol
Wasser
76
51
92
18,9
Die Wahl des Lösungsmittels hat vor allem von dem
Gesichtspunkte aus zu erfolgen, dafs dasselbe chemisch
auf die Substanz , deren Molekulargewicht bestimmt
werden soll, ohne jede Einwirkung ist. Nach des Ver-
fassers Erfahrung ist Phenol, da es bei Zimmertemperatur
sehr bald wieder erstarrt und ein ausgezeichnetes Lösungs-
vermögen für die verschiedenartigsten organischen Körper
besitzt, für Bestimmungen nach Raoults Methode be-
sonders brauchbar. Man erhält mit Steinkohlenteerphenol
und mit synthetischem Phenol etwas voneinander ab-
weichende Zahlen, wohl, weil die Konstante selbst der
reinsten Karbolsäure nicht mit der des auf synthetischem
Wege dargestellten Produktes zusammenfällt.
Das gesuchte Molekulargewicht wird nach der Gleichung
P
M — c . - berechnet.
V
Hierin bedeutet:
M das gesuchte Molekulargewicht,
c ist die Konstante des gewählten Lösungsmittels,
p ist der Prozentgehalt des Lösungsmittels an gelöster
Substanz,
t ist die in Graden Celsius ausgedrückte Depression des
Erstarrungspunktes.
1 Siehe Auwers. B. 21. 708.
Molekulargewichtsbestimmungen. 107
Da die Ausführung der Molekulargewichtsbestimmungen
oh der RAOULTschen Methode sich schneller und be-
emer gestaltet , als die einfachste Elementaranalyse,
rgerte sich das Verfahren in den Laboratorien rasch
i. Sind die mit demselben erhaltenen Zahlen auch
ilit ganz genau, so genügen sie doch zur sicheren Ent-
aeidung, ob einem Körper einfaches oder doppeltes
>lekulargewicht zukommt.
Baumann und Fromm1 konstatierten mit seiner Hülfe,
fs das polymere Thiofurfurol eine Vereinigung von
bis 20 Molekülen darstellt, und Lellmann und
*.:nold2 meinen, daJGs in dem aufsergewöhnlichen Ge-
-de eines 18gliederigen Ringes aus 12 Kohlenstoff- und
Stickstoffatomen, den sie darstellten, der Grund zu
chen sei, dafe dieser Körper dem Gesetze der Molekular-
pression, wie sie fanden, nicht mehr gehorcht, während
i dem halb so grofsen Ringe keine Abweichung von
esem Gesetze stattfindet.
Genauere Zahlen als mit dem EYCKMANschen
epressimeter erhält man mit dem von Beckmann3 für
te Ausführung der Methode angegebenen Apparate,
*doch die nach Eyckman erhaltenen Zahlen werden zu-
meist genügen.
BECKMANN4 verdanken wir aber eine in ihrer
Usführung noch weit bequemere als die vorhergehende
ftethode für Molekulargewichtsbestimmungen. Sie beruht
tuf der Messung der Siedepunktserhöhung, die ein
Lösungsmittel durch eine in ihm gelöste Substanz erfährt,
und bat man bei ihr nur nötig, sechs bis acht Stellen
4es Thermometers, die sich ohne weiteres — also ohne
Wies Schütteln u. s. w. — durch das Sieden der Flüssig-
keit allein konstant einstellen, genau abzulesen.
1 B. 24. 3595. — 2 B. 25. 664. — 3 Z. P. 7. 324.
4 Z. P. 4. 543.
108 Beschreib, des für d. Laboratorium geeign. Verfahrens.
Beschreibung des für das Laboratorium
geeignetsten Verfahrens.1
Einrichtung und Beschickung des Apparates.
Als Siedegefäfs dient das abgebildete Kölbchen A, das
dreifach tubuliert ist und durch dessen Boden zur Ver-
meidung des Stofsens ein dicker Platindraht mit Hülfe
von Einschmelzglas geführt ist. Man giebt in das-
selbe bis etwa zur halben Höhe ein Füllmittel, z, B.
Granaten, befestigt mittelst Kork oder Glasschiff in
dem weiteren Röhrenansatz das Thermometer so, dafe es
die Granaten fast berührt, im mittleren Tubus b das
Rücknufsrohr B in der Weise, dals das Dampf loch d
als der Weg für die Dämpfe zum Kühler frei bleibt und
das untere Ende des Rohres noch etwa 1 cm von den
Granaten absteht, damit nicht später durch Aufsteigen
von Dampf blasen das Ausfliegen von Flüssigkeit behindert
wird. Weiterhin hat man durch Drehung des Rückflufs-
rohres um seine Axe dafür zu sorgen, dafs es weder in
unmittelbarer Nähe des Thermometers mündet, noch auch
das zum Einbringen von Substanz bestimmte Rohr G
versperrt.
So vorgerichtet und mit Korken verschlossen , wird
der Apparat in ein Becherglas gehängt, bis auf Deci-
gramme oder Centigramme genau tariert und mit so viel
Lösungsmittel beschickt, dafs das Thermometergefefs ganz
eingetaucht ist. Die Flüssigkeit wird dann in dem
erweiterten Theil des Kölbchens stehen und, wie es für
die Erhaltung einer möglichst gleichmäfsigen Konzentration
wünschenswert erscheint, das untere Ende des RückfhuV
rohres bedecken. Nachdem auch das Gewicht des ein-
gefüllten Lösungsmittels festgestellt ist, schiebt man um
das Kölbchen samt dem unteren Teil der Röhren einen
Mantel von Asbestgewebe M, welcher den Boden frei
läfst, oben aber mit Watte ausgestopft wird, und giebt
der Vorrichtung die aus der Zeichnung ersichtliche Auf-
1 Alle beschriebenen und erwähnten Vorrichtungen können
durch die Leipziger Firma F. 0. K. Götze bezogen werden.
leschreib. des für d. Laboratorium geeign. Verfahrene. 109
g an dem durch ein Chlorcalciumrohr geschützten
iLETschen
kühler. Das
ien ruht auf
sb estplatte.
; einer
näfsigenEr-
ng und zum
; der oberen
des Appa-
fegen Hitze
r der Heiz-
g einer
nicht eine
Asbest-
angebracht,
i einen Aus-
für den
des Siede -
s besitzt.
hitzung.
ärmequelle
idet man für
tflüchtige
jkeiten. wie
ind Schwe-
.enstoff, die
leuchtende
ie , welehe
UNSBNbren-
ch entfern -
:ennerröhre
für höher
te Substan- F* 31"
ie Alkohol. A™"" ftr * st«"e""l"°"c-
, Essigsaure, kommt die nicht- leuchten de Bünsex-
i zur Anwendung. Eine besonders reichliche Warme-
HO Beschreib, des für d. Laboratorium geeign. Verfahrens.
zufuhr verlangen wässerige Flüssigkeiten. Behufs besseren
Zusammen haltens der Wärme ersetzt man hier die Heiz-
platte durch eine flache Asbestschale, auf welche die
Schutzplatte direkt aufgelegt wird.
Wenn auch durch Füllmittel die Siedepunktsbestim-
mungen nicht ganz unabhängig von der zugeführten
Wärmemenge werden, so läfst sich doch dieser Nachteil
gegenüber der Asbesthülle dadurch ausgleichen, dais man
weniger überschüssige Wärme zuführt und die Flüssigkeit
nur eben im Sieden erhält. — Die notwendige vorüber-
gehende Unterbrechung des Siedens beim Einfuhren der
zu lösenden Substanz ist ohne Nachteil.
An der Erwärmung des Rückflufsrohres und durch
die Tropfenbildung am Kühler läfst sich der Grad des
Siedens bequem erkennen. Man richtet das Erhitzen im
allgemeinen so ein, dafs zwar das Rückflufsrohr von
Dämpfen erfüllt ist, diese aber nur in dem Mafse in dem
Kühler aufsteigen, dafs je nach der Flüchtigkeit alle 5
bis 10 bis 15 Sekunden oder noch seltener ein Tropfen
abfällt. Man wird finden, dafs alsdann das Thermometer
im reinen Lösungsmittel und dessen Dampf dieselbe
Temperatur anzeigt.
Bei dem besonders schwer zu verdampfenden Wasser
erkennt man ein genügendes Erhitzen besser daran, dafs die
mit mangelhaftem Sieden verbundenen kleinen Temperatur-
schwankungen aufhören. Die Siedetemperatur ist hier
erreicht, wenn die heifsen Dämpfe in den sichtbaren Teil
des Rückflufsrohres aufzusteigen beginnen.1
Der SoxHLETsche Metallkühler, welcher beim Arbeiten
mit Asbesthülle wegen seiner bei reichlichem Durch-
leiten von Wasser intensiven Wirkung Verwendung findet,
1 Dafs von dem zur Siedeerleichterung eingeschmolzenen
Platindraht aus sich bei stärkerem Erhitzen Sprünge ins Schmelz-
glas bilden, ist nie beobachtet worden. Auch vom Schmelzglas
nach dem gewöhnlichen Kolbenglas entstehen Bisse erst dann,
nachdem lange Zeit mit höher siedenden Lösungsmitteln gearbeitet
worden ist. Die Dauer der Siedegefäfse wird bedeutend erhöht,
wenn man die Umgebung des Platindrahts durch Belegen mit
etwas Glaswolle vor einem Bitzen durch das anschlagende Füll-
mittel bewahrt.
Beschreib, des für d. Laboratorium geeign. Verfahrens. Hl
sich übrigens auch durch grofee Handlichkeit und
Dauerhaftigkeit sehr empfiehlt, kann hier zumeist durch
einen LiEBiaschen Glaskühler ersetzt werden. Dies
geschieht in allen Fällen, wo die Dämpfe Metall angreifen
würden.
Für die genaue Einstellung der Flammenhöhe ist ein
Präzisionsgashahn zwar nicht notwendig, aber äufserst
bequem. Der Hahn trägt eine gezahnte Kreisscheibe,
welche durch eine Schraube ohne Ende gedreht wird.
Natürlich erscheint es wünschenswert, dafs während des
Versuches die Flammenhöhe sich nicht wesentlich ändert.
Dieserhalb wird der Brenner mit Schornstein versehen,
etwaige Zugluft durch einen Schirm abgehalten und eine
gröfsere Änderung des Gasdruckes vermieden. Mit Rück-
sicht auf die Zunahme des Druckes in der Leitung am
Nachmittag und Abend wird man die Bestimmungen gern
vormittags ausführen. Der Einflufs des Gasdrucks läfst
sich etwas herabmindern, wenn man durch Zusammen-
pressen des Zuleitungsschlauches mit einem Quetschhahn
den Druck der Leitung zum grofsen Teil fortnimmt.
Besonders beim Arbeiten mit leicht siedenden Lösungs-
mitteln, wie Äther, genügen diese Vorsichtsmafsregeln.
Grofse Bequemlichkeit und Vorteile bietet dagegen
für schwer siedende Flüssigkeiten die Anwendung eines
ELSTERschen Membran-Gasdruckregulators. Die Flamme
wird dadurch von den Druckchwankungen in der Haupt-
leitung, den Zuckungen beim Wechseln der Kammern
des Gasmessers, wie auch dem wechselnden Gasverbrauch
im Laboratorium unabhängig. Den überschüssigen Druck
der Leitung kann man hier durch Verschieben eines
Laufgewichtes leicht nach Belieben beseitigen. Auf einen
bestimmten Gaskonsum justierte Regulatoren sind natürlich
nicht anwendbar.1
1 Präzisionshahn und Gasdruckregulator können nach Beckmann
im Laboratorium so vielseitige und wertvolle Dienste leisten, dafs
deren Anschaffung bei weitem nicht nur für die in Rede stehende
Methode gemacht wird.
112 Beschreib, des für d. Laboratorium geeign. Verfahrens.
Siedepunkt des Lösungsmittels. Bei der Beo-
bachtung des Siedepunktes des Lösungsmittels kommt es
viel weniger darauf an, die absolute Temperatur kennen
zu lernen, als eine. sichere Ghwadlage für die folgende
Beobachtung der Siedepunktserhöhung zu gewinnen. Für
die Versuche eignet sich deshalb das bereits bei der
Gefriermethode beschriebene, bei beliebiger Temperatur-
höhe brauchbare Thermometer, dessen Skala mit willkür-
licher Bezifferung versehen, und in Fünfzigstel oder
Hundertstel genaue CELSiusgrade geteilt ist.
Bekanntlich erhält man leicht kleine Abweichungen
in den Angaben eines Thermometers, wenn auf dieselbe
Temperatur das eine Mal erwärmt, das andere Mal ab-
gekühlt wird. Aus diesem Grunde empfiehlt es sich die
Ablesungen immer nach einem Ansteigen des Quecksilber-
fadens vorzunehmen. Hat man das Lösungsmittel behufs
Zeitersparniss mit grofser Flamme ins Kochen gebracht,
so wird durch kurzes Entfernen derselben zunächst etwas
unter den Siedepunkt abgekühlt und darauf mit ent-
sprechend verkleinerter Flamme das Sieden wieder her-
gestellt. Zur weiteren Sicherung der Ablesungen dient
das übliche Anklopfen des Thermometers.
Eine Konstanz ist erst erreicht, wenn die Temperatur
sich während fünf Minuten nicht oder doch nur um ein
paar Tausendstelgrade ändert, was nach einer Stunde etw*
der Fall zu sein pflegt.
Man achte darauf, dafs das auf dem Kühler angebrachte
Chlorcalciumrohr einen Druckausgleich leicht gestattet üH«
nicht etwa durch Anziehen von Feuchtigkeit verstopft ist
Der Tubus zur Aufnahme des Thermometers soll BD
lang und weit sein, dafs der ganze sogenannte Stiel des
Thermometers von den Dämpfen erwärmt wird. B8
weiter Tubus ist auch für spätere bequeme Entleerung
des Füllmittels erwünscht.
Einbringen der Substanz. Die zu untersuchende
Lösung wird durch Einführen des betreffenden Körpen
durch den Tubus C in das siedende Lösungsmittr1
hergestellt.
Beschreib, des für d. Laboratorium geeign. Verfahrens. 113
Einfüllpipette.
Flg. 32.
Bei der Verlängerung des Tubus bis über das Niveau
der Dämpfe im Kühler ist ein merklicher Verlust an
Lösungsmittel beim Öffnen nicht zu fürchten. Am höchsten
steigen "Wasserdämpfe auf infolge ihrer grofsen Fähigkeit,
gegen Luft zu diffundieren und die Wärme zu leiten.
Zum Eintragen von Flüssig-
keiten dient die auch bei der Gefrier-
methode verwendbare, aber mit ent-
sprechend längerer, nicht zu enger
Kapillare versehene, in Fig. 32 ab-
gebildete Pipette, welche zur be-
quemeren Abschätzung der Substanz-
menge in Kubikcentimeter geteilt
werden kann.
Man füllt sie nach dem Ein-
tauchen der Kapillare in die Flüssig-
keit vermittelst Saugens an dem durch
ein Chlorcalciumrohr zu schützenden
weiteren Ende, tariert, entleert die wünschenswerte Menge
in den unteren, mit Dämpfen erfüllten Teil des Tubus C
durch Einblasen, saugt die Flüssigkeit aus der Kapillare
zurück und wägt wieder.
Feste Körper verwendet man zweckmäßig
in Form von Pastillen mit einem Durch-
messer von 10 — 12 mm. Dieselben werden in
Guier kleinen Maschine durch Zusammen-
pressen der trockenen Pulver erhalten, oder
nan verfährt bei unzersetzt schmelzenden Kör-
ern, so wie es Meyer empfohlen (s. S. 98),
id führt sie in Stäbchen über.
Flüssige und feste Körper können
& mit Hülfe des abgebildeten Ventil-
erchens (Fig. 33) eingeführt werden. Nach-
das Eimerchen auf einem durchbohrten ventneimerchen.
k tariert und die Substanz eingewogen ist, Fig. 33.
t man den Platinhenkel an einen langen, am Ende
hogenen Platindraht, und läfst die Vorrichtung ins
lgsmittel gleiten. Sobald der Glasstiel das Füll-
berührt, öffnet sich das Ventil.
ir-Cohn, Arbeitsmethoden. 2. Aufl. 8
/,
114 Beschreib, des für d. Laboratorium geeign. Verfahrens.
Dieses Verfahren findet dann besonders Anwendung,
wenn zähflüssige, halbfeste oder aus anderen Gründen für
die obige Behandlung nicht geeignete Substanzen vor-
liegen. Im allgemeinen wird man das Einbringen von
Glasfläschchen in das Siedegefäfs aus nachher anzu-
gebenden Gründen gern vermeiden.
Ermittelung der Siedepunktserhöhung. Durch
das Eintragen der Substanz und die folgende Auflösung
sinkt zunächst die Temperatur, steigt aber alsbald über
die frühere Ablesung hinaus, um nach einiger Zeit wieder
konstant zu werden. Dauert das Ansteigen länger ab
wenige Minuten, so ist dies auf langsames Lösen der
Substanz zurückzuführen. Die Konstanz wird als erreicht
angesehen, wenn binnen 3 — 4 Minuten der Stand des
Thermometers sich nicht oder doch nur um ein paar
Tausendstelgrade geändert hat.
Wie bei der Gefriermethode ist es auch hier zweckmäßig,
die Bestimmungen bei verschiedenen Konzentrationen aus-
zuführen. Nach der ersten Beobachtung wird sofort neue
Substanz zugefügt, die Siedeerhöhung bei der neuen Kon-
zentration beobachtet, ein drittes Mal Substanz zu-
gegeben u. s. f. Man beginnt vielleicht mit 0.3 g bis 0.5 g
Substanz und 0.1° Erhöhung und steigert, soweit die Sub-
stanz reicht oder es überhaupt wünschenswert erscheint.
Ist mehr Substanz eingeführt als sich zu lösen vermag,
so folgt auf das Ansteigen des Thermometers vielfach ein
langsames Zurückgehen. Aus der zunächst übersättigten
Lösung findet eine allmähliche Wiederausscheidung von
Substanz statt. In solchem Falle wird man später un-
gelöste Substanz am Boden des Siedegefäfses unterhalb
des Füllmittels angesammelt finden. Das Thermometer
giebt die beste Auskunft über alles, was während des
Versuches im Innern des Apparates vor sich geht, und
ein Einblick in denselben, welcher übrigens durch Ein-
schneiden eines Fensterchens in den Asbestmantel leicht
gewonnen werden kann, hat deshalb nicht viel Wert.
Beim Arbeiten mit Ventileimerchen kann die Kon-
zentration nicht wie bei den anderen Verfahren beliebig
ra
Beschreib, des für d. Laboratorium geeign. Verfahrens. 115
gesteigert werden; die in der Flüssigkeit verbleibenden
Eimerchen sind der Einführung neuer Substanz bald
im Wege.
Auch aus einem anderen Grunde wird man fremde
Körper in dem Siedegefäfs nicht unnötig häufen. Mit
der Einführung einer jeden Substanz ist eine Zunahme
der Flüssigkeitssäule im Siedekölhchen und damit eine
Erhöhung des Durchschnittssiedepunktes selbst verbunden.
Allerdings sind die daraus entstehenden Fehler zu gering,
um für gewöhnlich Berücksichtigung zu verdienen.
Nimmt z. B. eine bei 760 mm Druck siedende Äther-
saule um 1 mm zu, so entspricht dies einer Siedeerhöhung
von annähernd 0.002°.
■
i Barometerstand. Bei der erreichten kurzen Ver-
suchsdauer kann der Barometerstand unbedenklich als
konstant angenommen werden. Ob etwa während einer
gröfseren Versuchsreihe merkliche Druckänderungen vor-
gekommen sind, wird man allerdings gern durch die
Beobachtung kontrollieren.
Beendigung des Versuchs. Ist die letzte Tempe~
laturerhöhung abgelesen, so entfernt man die Heizvor-
richtimg samt Asbestmantel und läfst das Kölbchen am
Kühler zunächst in der Luft, später unter Eintauchen
*a Wasser erkalten. Nach dem Abnehmen vom Kühler
*W nun durch eine wie eingangs auszuführende Wägung
«e der Berechnung zu Grunde zu legende Konzentration
bestimmt. Bei korrektem Arbeiten wird das Lösungs-
mittel nur einige Decigramme weniger als dessen ein-
gewogene Menge betragen.
Die angewandte Substanz kann durch Abdunsten des
Lösungsmittels vollkommen wiedergewonnen werden. Um
die letzten Beste derselben von dem Füllmittel zu trennen,
wird dasselbe in einen Extraktions- Apparat mit ein
wenig Lösungsmittel extrahiert.
Die Berechnung erfolgt nach der Gleichung:
Jf=100.c. £
G (*i - 1)
116 Beschreib, des für d. Laboratorium geeign. Verfahrens.
Hierin bedeutet:
M das gesuchte Molekulargewicht.
c die molekulare Siedepunktserhöhung für 100 g
Lösungsmittel.
g Gewicht der angewandten Substanz.
G Gewicht des Lösungsmittels.
t Siedepunkt des Lösungsmittels.
tx Siedepunkt des Lösungsmittels nach Auflösen
Substanz.
Lösungsmittel
Siedepunkt
Molekulare Erhöhung
des Siedepunktes für 100 g
Lösungsmittel
Aceton
56,3
16,7
Athyläther
Äthylalkohol
Benzol
Chloroform
Essigsäure
Schwefelkohlenstoff
35,0
78,3
80,3
61,2
118,1
46,2
21,1
11,5
26,7
36,6
25,3
23,7
Wasser
100,0
5,2
Der im Vorhergehenden beschriebene Apparat kann
für Lösungsmittel, welche zwischen 35° und 130° siedöttj
benutzt werden. Es kann aber auch die Siedemethode
für sehr hoch siedende Lösungsmittel bequem anwendbar
gemacht werden , wenn man die Aufsentemperatur aaf
diejenige des siedenden Lösungsmittels erhöht. Einei
hierzu geeigneten Apparat hat Beckmann x ebenfalls an*
führlich beschrieben. Da aber in den vorstehend an-
gegebenen Lösungsmitteln die bei weitem gröfste Zahl <te
zur Untersuchung kommenden Körper genügend löslich
sein wird, soll hier nur auf ihn hingewiesen werden.
Zum Schlufs sei noch bemerkt, dafs noch weiten
einfache Methoden der Molekulargewichtsbestimmung vd
geschlagen sind, so eine solche von Will und Brbdig,
die bei dieser Gelegenheit die Gesamtlitteratur die»
1 Z. P. 8. 223. — 2 B. 22. 1084. u. B. 25. 1491.
Schmelzpunktsbestimmungen. 1X7
Gegenstandes zusammengestellt haben. Sie bestimmen
mittelst Wägung den Gewichtsverlust einer Lösung der zu
untersuchenden Substanz durch einen durch dieselbe unter
den nötigen Kautelen geleiteten Luftstrom. Die Lösung
befindet sich zu dem Zwecke, die Luft völlig mit dem
Dampfe des Lösungsmittels zu sättigen, in einem dem
LlEBioschen nachgebildeten Kugelapparate, welcher statt
der unteren drei Kugeln deren neun besitzt. Die er-
haltenen Zahlen entsprechen an Genauigkeit etwa denen,
die man nach der ÜAOULTschen Methode in EYCKMANscher
Ausführung erhält. Von anderer Seite scheint nach dem
Verfahren nicht gearbeitet worden zu sein.
Schraelzpiinktsbestimmiiugeii.
Wir verdanken Landolt1 die ersten ausführlichen
Untersuchungen über die Methoden der Schmelzpunkts-
bestimmung, welche sich beziehen auf:
Schmelzen- und Erstarrenlassen gröfserer Mengen mit
direkt eingetauchtem Thermometer;
Erhitzen der Substanz in Kapillarröhren verschiedener
Form, auch PiccARDscher Röhrchen2 in Flüssigkeits- oder
Luftbädern;
Das LöWBsche3 Verfahren, einen mit der Substanz
überzogenen Platindraht in einem Quecksilberbade zu
erwärmen, bis durch Abschmelzen Kontakt der Metalle
entsteht und dadurch ein elektrischer Strom geschlossen
wird. Ein dem letzten ähnliches Verfahren hat Christo-
MAN0S4 beschrieben.
Die Resultate Landolts sind folgende:
Die Methode des Schmelzen- und Erstarrenlassens
liefert stets sehr übereinstimmende Zahlen, und sie mufs
als die einzige bezeichnet werden, welche zu sicheren
Resultaten führt. Hierzu ist aber immer die Anwendung
von etwa 20 g des Körpers nötig. Bei Benutzung
1 Z. P. 4. 357. — 2 B. 8. 687. — 3 Z. A. 11. 211.
4 B. 23. 1093.
118 Schmelzpunktsbestimnrangen.
gröfserer Quantitäten läfst sich im allgemeinen leichter die
Temperatur der Erstarrung als diejenige der Schmelzung
ermitteln.
Im Spezialfall verfuhr er folgendermafsen : 18 g pulver-
förmiges Anthracen wurden in ein 30 mm weites und
175 mm langes Reagensrohr gebracht und letzteres in ein
solches von 40 mm Durchmesser eingesetzt. Das Ganze
umgab man mit einem beiderseitig offenen Glascylinder,
unter welchem sich eine Lampe mit ringförmigem Brenner
befand. Die innerste Röhre wurde durch einen Kork
geschlossen, durch den das Thermometer und ein Rührer
gingen. Letzterer wurde mit der Hand in Bewegung
gesetzt, sobald beim Erhitzen des Luftbades das Schmelzen
begann. Beginn des Schmelzens bei 196°, bei 197° alles
geschmolzen, Beginn des Erstarrens bei 196,2°, aber —
ohne dals der Erstarrungspunkt konstant wurde.
Die Schmelzpunktsbestimmungen mittelst der Kapillar-
röhrchen verschiedener Form können untereinander er-
heblich abweichen, bisweilen fallen dieselben mit den
richtigen Werten zusammen, meistens aber sind die er-
haltenen Resultate zu hoch, namentlich bei Anwendung
enger Röhrchen.
Die elektrische Methode giebt ebenfalls wenig überein-
stimmende und leicht zu hohe Schmelzpunkte.
Für gewöhnlich nimmt man im Laboratorium
Schmelzpunktsbestimmungen nach der Methode 2 in Ks-
pillarröhren vor, schon weil man sie mit minimalen
Substanzmengen ausführen kann.
Nach Reissert,1 der sich mit der Genauigkeit i&
Methode ausführlich beschäftigt hat. ist der Punkt des
beginnenden Schmelzens als eigentlicher SohmelzpunU
anzugeben. Weil die Temperatur innerhalb der Kapillar-
röhre stets etwas niedriger als an ihren Wänden tft
schmelzen die an der Glaswand haftenden Teilchen etftf
früher als die im Innern befindlichen Partien, und dtt
Verflüssigung dieser ersten Anteile liegt eben der wahres
1 B. 23. 2241.
Schmelz punktsbestimmungen. 119
Schmelztemperatur am nächsten. Es empfiehlt sich daher oft,
die Kapillare nach dem Füllen der Substanz durch Auf-
klopfen wieder zu entleeren und nun an den jetzt noch am
Glase haftenden Teilchen den Schmelzpunkt zu bestimmen.
Auch soll man nach Reissert den Nullpunkt der
für diese Bestimmungen dienenden Thermometer von Zeit
zu Zeit feststellen und die entsprechende Korrektur an-
bringen. Man muJs sie für den herausragenden Queck-
silberfaden nach ihm stets ausfuhren, da ohne sie, infolge
der sehr verschieden grofsen Fehler der Thermometer,
Differenzen von mehreren Graden eintreten können. Ist
man im Besitz der RiMBACHschen * Tabellen, so ist die
Anbringung der Korrektur eine äufserst einfache Operation.
Die Korrektion nach Kopp (siehe Seite 17) liefert dagegen
nach Rimbach 2 bei langen Fäden zu niedrige, bei kurzen
zu hohe Werte.
Man füllt also in ein dünnwandiges Kapillarröhrchen
etwas von der Substanz und befestigt das Röhrchen
mittelst eines Gummiringes oder Platindrahtes so am
Thermometer, dafs sich die Substanz neben der Kugel
desselben befindet.
Das Thermometer hängt man alsdann in ein Reagens-
glas, das etwa 2 cm hoch mit konzentrierter Schwefel-
säure gefüllt ist oder leer bleibend als Luftbad dient.
Das Reagensglas seinerseits taucht in ein Kölbchen,
welches ebenfalls Schwefelsäure enthält und als Bad dient.
Durch Erwärmen des Kölbchens kommt man schliefslich
an den Punkt, bei dem die Substanz im Kapillarrohr
schmilzt, worauf man sofort das Thermometer abliest.
Das Doppelbad, welches für diesen Zweck von Gräre3
zuerst empfohlen ist, sichert eine gleichmäüsige Erhitzung
der im Reagensglase befindlichen Luft oder Schwefelsäure.
Bringt man das Thermometer mit dem Schmelzröhrchen
direkt in die in einem Kölbchen oder Becherglase befind-
liche Schwefelsäure, so erfolgt trotz Umschütteins oder
Umrührens die Erwärmung eu ungleichmäfsig, als dafs
der Schmelzpunkt genau bestimmt werden könnte.
— \
1 B. 22. 3072. — 2 B. 22. 3075. — a Ann. 238. 320.
120 Schmelzpunktsbestimmungen.
Giebt man in das Reagensglas statt Schwefelsäure
Glycerin, so wird der als Klammer dienende Kautschuk-
ring auch bei hoch schmelzenden Substanzen wenig Ver-
anlassung zur Braunfärbung der Flüssigkeit geben. Weit
besser als mit dem Kautschukring befestigt man aber daa
Schmelzröhrchen mittelst einer aus Platindraht passend
gebogenen Ose am Thermometer.
Manche bedienen sich überhaupt statt der Schwefel-
säure des Glycerins als Heizflüssigkeit. Für unter 100°
schmelzende Körper wird auch Wasser verwendet und
dann für Fette z. B. in der Art verfahren, dais man ein
beiderseits offenes Kapillarrohr in das geschmolzene Fett
taucht und das Röhrchen nach dem Erstarren des Fettes
in das Wasser, wie angegeben, mit dem Thermometer
zugleich eintaucht. Beobachtet man nunmehr den Punkt
bei welchem nach dem Erwärmen das Wasser mit dem.
geschmolzenen Fett im Kapillarrohr aufsteigt, so fällt diö
Bestimmung des Schmelzpunkts recht genau aus.
Allgemein wäre noch zu bemerken, dafs erfahrunga-
gemäfs Verunreinigungen den Schmelzpunkt fast stets Ln
auffallend starkem Mafse herabdrücken. Das Gegenteil
ist selten beobachtet; so erwähnt Wallach,1 dafs unreine
Präparate von Kampferderivaten höher schmelzen als die
reinen.
Auch zeigen ganze Körperklassen hinsichtlich ihrer
Schmelzpunkte ein bestimmtes Verhalten. So differieren
Ortsisomere, die fast den gleichen Schmelzpunkt zeigen*
in dem ihrer Acetylderivate zumeist bedeutend, und der
Schmelzpunkt der Hydrazone2 wird nur bei raschem Et
hitzen konstant gefunden.
Biban3 stellte den Schmelzpunkt des Additionsprodukttf
der Salzsäure mit einem Terpen C10H16.HC1, das seif
leicht sein HCl abgiebt, so fest, dais er ihn in einer mit
salzsaurem Gas gefüllten, beiderseits zugeschmolzenen
Kapillarröhre bestimmte. Da Chloranil vor dem Schmelzen
bereits vollständig sublimiert, füllte Grabe4 ein wenig
1 B. 25. 919. — a B. 23. 1583. — 3 B. Par. 24. 14.
4 Ann. 263. 19.
Sublimation. 121
davon in ein Kapillarröhrchen, schmolz dieses ebenfalls
zu und konnte den Schmelzpunkt nun zu 290° bestimmen.
Sublimation.
„Die Sublimation organischer Verbindungen ist eine
Operation, die zur Reinigung derselben nicht selten in
Anwendung gezogen werden mufs. In solchen Fällen
hat man gewöhnlich gerade keinen Übernufs an Material,
und der Verlustquellen sind schon bei der Reinigung
organischer Körper durch Umkrystallisieren, Entfärben
tl s. w. so viele, dafs es für die Möglichkeit eines ge-
i naueren Studiums solcher Körper von gröfster Wichtig-
i keit erscheint, diese Verluste auf ein Minimum zu re-
i dozieren. Die zur Sublimation angewandten Apparate
* entsprechen aber gewöhnlich diesem Postulate durchaus
■" nicht, und die vielen Übelstände derselben sind den
Chemikern bekannt genug." So äusserte sich Gorüp-
£ Besanez1 im Jahre 1855 bereits über Sublimationen im
f Laboratorium, und während die Technik die Frage längst
gelöst hat, fehlt es in diesen immer noch an allgemein
brauchbaren Sublimations Vorrichtungen. Von diesen
scheinen mir die für den luftverdünnten Raum berech-
neten die besten zu sein.
Von Kolbe rührt der Vorschlag her Sublimationen
zwischen Uhrgläsern in folgender Art auszuführen : Diese
Verden aufeinander abgeschliffen, ein passend geschnittenes
Stuck Filtrierpapier dazwischengelegt und dann durch die
von ihm angegebene, aus zwei Messingstreifen bestehende
Klammer zusammengehalten. Gorup-Besanez empfiehlt,
fie auf einem Luftbade (Fig. 34) zu erhitzen, dessen
Temperatur ein Thermometer anzeigt. Die Dämpfe der
rablimierenderi Substanz werden durch die Papierscheide-
wand gewissermaßen filtriert und verdichten sich an der
Innenwand des oberen möglichst stark gewölbten Uhrglases
1 Ann. 93. 265.
122
Sublimation.
gewöhnlich in prachtvollen Krystallen. Um das Zu-heifs-
werden des oberen Uhrglases zu verhindern, bedeckt man
dasselbe zweckmässig mit einem gestrickten kleinen Kühl-
netz und läfst auf selbiges mit der nötigen Vorsicht tropfen-
weise Äther fliefsen.
Die Papierscheidewand ver-
hindert auch ein Zurückfallen des
Sublimates in den unteren, den
Sublimationsrückstand enthaltenden
Raum.
Gröfsere Mengen sublimiert man
aus einer Retorte. Schon Libbio1
schlug vor, um das Sublimat der
Gefahr einer weiteren Zersetzung
durch zu hohe Temperatur zu ent-
ziehen, sowie zur Erleichterung der
Sublimation überhaupt, einen in-
differenten Gasstrom durch dieselbe
zu leiten, und verbessert dies die
Ausbeute in der That sehr be-
deutend. So erhielt er, unter An-
wendung eines Kohlensäurestromes,
über 80% der theoretisch möglichen
Menge an Pyrogallussäure aus der
Gallussäure.
Baeyer2 empfiehlt für schwer
zu verflüchtigende Körper folgende
Methode: Der Boden eines kleinen
weiten Becherglases wird mit der
Substanz bedeckt. Dann wird ein mit niedrigen Fü&en
versehener Glasdreifufs eingesetzt, auf dem eine die Wände
berührende Papierscheibe ruht. Am oberen Rande des
Glases befindet sich eine gleiche, mit einem Trichter be-
deckte Scheibe. Durch den Trichterhals wird eine Glas-
röhre durch die Filterscheiben hindurch bis fast zum Boden
des Gefäfses geführt. Auf dem Sandbade wird hierauf
das Becherglas stark und rasch erhitzt, und während des
Fig. 34.
1 Ann. 101. 49. — * Ann. 202. 164.
Sublimation. 123
Erhitzens ein starker Kohlensäurestrom durch die Röhre
geleitet. Nach beendigter Operation findet man das Sub-
limat zwischen der ersten und zweiten Fapierscheibe und
im Innern der Trichterwandung.
Nach Schützenberger sublimiert man so, dafs man
die trockene Substanz (höchstens 1 g) in einen breiten
5 — 6 cm hohen Porzellantiegel bringt, welchen man mit
einem runden Stück Filtrierpapier und dann mit seinem
Deckel bedeckt. Der Tiegel wird auf dem Sandbade
erhitzt. Auch Fischer1 bediente sich mit Erfolg dieses
Verfahrens.
Auch breitet man wohl die Substanz auf dem Boden
eines ERLENMEYERschen Kölbchens gleichmäfsig aus,
verschliefet es lose und taucht es etwa 1 cm tief
in ein mit Thermometer versehenes Schwefelsäurebad.
Bemerkt man keine Zunahme des Sublimats mehr, so
nimmt man das Kölbchen wieder aus dem Bade und
sprengt, wenn nötig, zur Trennung des Sublimats vom
Rückstand den Boden ab.
Tollens2 sublimierte je 1 g Trimethylenoxyd so,
dafs er es in eine Einschlufsröhre gab und die Röhre
mittelst Asbest so in die eiserne Röhre eines Erhitzungs-
apparates packte, dafs der Inhalt (das Trimethylenoxyd)
sich innerhalb, das leere Stück dagegen sich aufserhalb
befand, worauf er auf 180 — 185° erhitzte.
Sublimationsapparate mit Wasserkühlung sind von
Brühl und Landolt beschrieben worden.
Brühls3 Apparat, der namentlich für leicht schmelz-
bare Sublimate geeignet ist, besteht aus einem Dreifufs,
auf welchem eine flache Dose ruht. Diese hat in der
Mitte einen zur Aufnahme eines Metalltiegels bestimmten
Ausschnitt von der Gestalt eines abgestumpften Kegels,
dessen Basis nach unten gerichtet ist und an der Peri-
pherie zwei gegenüberliegende angelötete Schlauchspitzen,
vermittelst welcher kaltes Wasser durch das Kästchen
geleitet wird. Dieses Kühlgefäis bedeckt eine mit ab-
geschliffenem Rande versehene Glasschale. Der Tiegel hat
1 B. 22. 357. — » B. 15. 1830. — * B. 22. 238.
124
Sublimation.
zweckmäfsig eine längliche Form und sei aus gilt leitet
dem Metall: Kupfer, Platin. Um die Berührung de
Sublimats mit Metall zu vermeiden, wird die Dose
einer in der Mitte passend gelochten Glasplatte bedeck"^
(im Originale nicht angegeben). Wählt man die Glasschal
ziemlich hoch, so kondensiert sich nur wenig an derselbeicz
und fast das ganze Sublimat setzt sich auf den gekühlte^- *
Boden.
Der Apparat ist auch für fraktionierte Sublimationen^
brauchbar.
Hertkorn 1 hat ganz neuerdings ebenfalls einen Subl
mationsapparat für Laboratoriumszwecke angegeben.
Fig. 35.
Landolts2 Sublimationsvorrichtung besteht aus einer
cirka 150 mm langen und 18 mm weiten, unten ge-
schlossenen Röhre aus dünnem Platinblech, welche oben
einen von zwei Glasröhren durchsetzten Stopfen trägt
Durch die längere, tief hineinragende wird kaltes Wasser
ein- und durch die andere ausfließen gelassen. Beim Ein-
tauchen des Apparates in einen weithalsigen Kolben, in
welchem die zu sublimierende Substanz erhitzt wird, setzt
sich diese an das Platinrohr an und kann nach dem
Herausziehen mit Leichtigkeit von der Oberfläche ab-
gelöst werden.
Bei der Sublimation schwer flüchtiger Körper, welche
in einem Platin- oder Porzellantiegel erhitzt werden, ist
1 Ch. Z. 1892. 795. — * B 18. 57.
Trocknen fester Körper u. Entwässern v. Flüssigkeiten. 125
es nötig, den herausragenden Teil der Röhre durch einen
Schirm von Blech oder Asbestpappe vor den aufsteigen-
den Flammengasen zu schützen, da sich sonst beträcht-
liche Mengen Wasser an ihm kondensieren.
Ein Ersatz der Platinröhre durch ein gläsernes
Reagensrohr hat sich nicht bewährt.
Die Sublimation im luftverdünnten Räume ist wohl
zuerst von Sommaruga1 versucht worden. Nach vergeb-
lichem Bemühen Indigo auf eine der damals üblichen
bekannten Arten ohne jede Zersetzung auf diesem Wege
zu reinigen, brachte er ihn in Ballons von 70 — 80 ccm
Inhalt und evakuierte diese bis auf 30 — 40 mm Druck.
Nunmehr konnte er, bei direkter Erwärmung des Ballons
mit der Gasflamme im Verlauf einer Stunde jede ge-
wünschte Quantität seines Sublimates sammeln.
Volhard2 brachte rohe Brenzschleimsäure zwischen
Asbestpfropfen in ein Glasrohr, welches in einem Luft-
bade erhitzt wurde. Das eine Ende des Rohres stand mit
einer Vorlage und der Wasserluftpumpe in Verbindung,
während das andere ein mit Quetschhahn versehenes
Röhrchen trug, durch welches trockene Luft eintrat.
Unter 50 — 60 mm Druck sublimierte die Säure leicht bei
130 — 140° in langen weifsen Nadeln.
Ebenso gelang es Bourgeois,3 Harnstoff aus einem
auf 120 — 130° erhitzten Quecksilberbade (welches letztere
seiner Giftigkeit halber wenig empfehlenswert erscheint)
in der Luftleere mit Leichtigkeit zusublimieren; Schwefel-
harnstoff geht aber bei dieser Behandlung in Ammonium-
sulfocyanat über.
Trocknen fester Körper und Entwässern
von Flüssigkeiten.
Feste Körper trocknet man durch Erwärmen auf
höhere Temperatur. Wenn angänglich, bringt man sie,
1 Ann. 195. 305. — » Ann. 261. 380. — 8 B. Par. 3. 7. 46
126 Trocknen fester Körper u. Entwässern v. Flüssigkeiten.
speziell für Analysenzwecke, in eine LiEBiösche Trocken-
röhre, vor welcher man ein Chloroalciumrohr anbringt,
und erhitzt in dem von Lothar Meter1 angegebenen
Luftbad. Vertragen die Verbindungen das nicht und
sollen deshalb bei gewöhnlicher Temperatur getrocknet
werden, so bringt man sie in Exsiccatoren. In diesen
bewahrt man auch die in der Wärme getrockneten Sub-
stanzen, um das Anziehen von Feuchtigkeit unmöglich
zu machen, auf.
Da weit mehr Körper sich durch Belichtung zersetzen,
als im allgemeinen angenommen wird, wird es gut sein,
auch einen Exsiccator mit dunkler Glasglocke zur Hand
zu haben.2
Unter die Glocke eines solchen bringt man als wasser-
anziehende Mittel etwa konzentrierte Schwefelsäure,
Phosphorpentoxyd, Chlorcalcium, Kalk, Baryumoxyd, Ate-
kalistücke, Ätznatronstücke. Verlieren Verbindungen in
ihm Kohlensäure, so trocknet man sie in einer Kohlen-
säure-, verlieren sie Ammoniak, in einer Ammoniakgas-
atmosphäre, zu welch letzterem Zwecke man einige
schwach feuchte Salmiakkrystalle auf das feste Ätzkali
wirft.
Müller-Erzbach3 hat gefunden, dafs Phosphorsäure-
anhydrid, konzentrierte Schwefelsäure und entwässertes
Kalihydrat in der Anziehung zum Wasser keinen wesent-
lichen Unterschied zeigen. Ätznatron und Chlorcalcium
von geringem Wassergehalt differieren ebenfalls nur wenig
darin. Natronhydrat kann aber durch Absperren mit
Kalihydrat vollständig entwässert werden, und der Unter-
schied in der Spannung des Wasserdampfes über dem
Anhydrid der Phosphorsäure und fast wasserfreiem Calcium-
chlorid beträgt nur einen Bruchteil eines Millimeter Queck-
silber. Schwefelsäure wirkt jedoch viel schneller als
Chlorcalcium.4 /
Hempel5 macht auf den prinzipiellen Fehler der
gebräuchlichen, nicht-evakuierten Exsiccatoren aufmerksam,
1 B. 22. 879. — 2 B 21. 2529. — 3 B. 14. 1096.
4 Ar. 1884. 107. — 5 B. 23. 3566.
Trocknen fester Körper u. Entwässern v. Flüssigkeiten. 127
der darin besteht, dafs die Trockenmittel sich auf dem
Boden der Gefäfse befinden. Da nun feuchte Luft leichter
als trockene ist, so findet nur ein geringer Austausch der
Gasschichten im Exsiccator statt. Als er dann im Hinblick
auf diese Anschauung das Trockenmittel über dem Aus-
zutrocknenden anbrachte, verdunstete ein Quantum Wasser
in 3 Tagen, während ein zweites ebensogrofses bei der
alten Anordnung 9 Tage dazu brauchte. Er hat jetzt auch
eine neue seiner Anforderung entsprechende Exsiccator-
form1 beschrieben.
Alles Trocknen wird durch Anwendung von Exsicca-
toren beschleunigt, welche einen Tubulus haben, mit
Hülfe dessen man die Glocken, nachdem sie hergerichtet,
evakuieren kann. Eine geeignete Fettmischung zum
Abdichten der aufeinander abgeschliffenen Glasflächen
erhält man durch Zusammenschmelzen von 3 Teilen
Ochsenklauenfett mit 1 Teil weifsem Wachs.
Pflüger 2 teilt mit, dafs gute Wasserstrahlpumpen
bei einer Temperatur von 16 — 20° einen Raum bis auf
11 mm Quecksilberdruck entleeren. Läfst man alsdann in
das Vaccuum ausgekochte konzentrierte Schwefelsäure
treten, so sinkt der Druck in ihm sehr rasch unter 1 mm
herab, womit bewiesen ist, dafs ein Strahl mit Luft
gesättigten Wassers alle Luft, abgesehen von minimalen
Spuren, aus einem Räume aussaugt.
Man kann auch geringe Mengen von Lösungen, statt sie
abzudampfen, unter dem Exsiccator verdunsten lassen, was
durch Warmstellen oder durch Evakuieren desselben be-
schleunigt wird. Es sind auch Exsiccatoren konstruiert,
in denen man geradezu die in einer Schale befindliche
Flüssigkeit zum Sieden bringen und so im luftverdünnten
Räume eindunsten kann. Solche haben Anschütz,3 sowie
andere und neuerdings Brühl4 beschrieben. Verfasser
bedient sich des folgendermafsen eingerichteten und leicht
herstellbaren heizbaren Apparates : Die sehr starke Glas-
1 Zeitschr. angew. Chem. 1891. 201. — ■ P. Ar. 38. 311.
3 Ann. 228. 305. — * B. 24. 2458.
128 Trocknen fester Körper u. Entwässern v. Flüssigkeiten.
platte desselben, auf welche eine geräumige Glocke at
geschliffen ist, ist in der Mitte durchlocht. In dia
Öffnung kommt ein doppelt durchbohrter Kautschu
stopfen, über welchen auf einem kleineu Dreifufs eil
Porzellanschale gestellt wird. Ein passend starkes Ble
röhr wird durch eine Durchbohrung des Stopfens geführt
die Porzellanschale von innen mit ihm vollständig aus
gelegt — die einzelnen Windungen fixiert man gegen-
einander mit Draht — und das Bleirohr alsdann durch die
zweite Durchbohrung des Stopfens wieder hinausgeleitet
In die Porzellanschale schüttet man zur besseren' Über-
tut Luftpumpe
r m
^l,Mllillll.1.LIlll.l...MI< ** l.HI.IHlT
Jbieirahre
Fig. 36.
tragung der Wärme Kupferpulver, wie es etwa durck
Reduktion von Kupferoxyd erhalten wird, und das Er-
wärmen erfolgt durch Durchleiten heifsen Wassers odtf
Wasserdampfes durch das ßleirohr. Unter dem DreifiA
kann man kleine Schalen mit Schwefelsäure plazieren.
Die Unterlage zweier Hölzer ermöglicht die wegen da
Bleirohrleitungen notwendige Hohlstellung des Ganzen
Die Luft wird durch eine in dem Tubus der Gloob
befindliche Röhre abgesogen. Ein zweites mit einet
Hahn versehenes Glasrohr taucht in ein nebenstehende
ßecherglas. Offnet man den Hahn, so saugt die Luf
leere die Flüssigkeit an, und kann auf die Art die i
Vacuum stehende Schale gefüllt erhalten werden, ob
Trocknen fester Körper u. Entwässern v. Flüssigkeiten. 129
den Gang des Apparates zu unterbrechen. Letztere Vor-
richtung rührt von Walter * her, der ebenfalls Apparate
angegeben hat, um Flüssigkeiten in Schalen im luft-
verdünnten Raum zu verdampfen, die aber komplizierter
sind.
Vielleicht ist es bei der angegebenen Einrichtung des
Vacuumexsiccators von Vorteil das Rohr, welches zur Luft-
pumpe führt, durch eine dritte Durchbohrung des unteren
Kautschukstopfens zu führen und so die Evakuierung
vom Boden aus zu bewerkstelligen, eine Abänderung,
die demnächst ausprobiert werden soll.
Will man im Exsiccator Schwefelkohlenstoff, Äther,
Chloroform oder Benzol verdunsten lassen, so beschickt
man ihn statt mit Schwefelsäure etc., mit Stücken niedrig
schmelzenden Paraffins (am besten Rohparaffin). Das
Verdunsten geht, wie Liebermann,2 von dem die Beob-
achtung herrührt, angiebt, sehr rasch von statten. Das
Paraffin zerfliefst, ohne dafs seine Absorptionsfähigkeit
damit aufhört. Am schnellsten wird Schwefelkohlenstoff,
am langsamsten Benzol absorbiert. Die angewandten
Lösungsmittel können durch Destillation der entstandenen
Paraffinlösung ganz rein wiedergewonnen werden.
Manche Substanzen bereiten beim Trocknen ganz
besondere Schwierigkeiten. So teilt Schmiedeberg3 mit,
daüs beim Trocknen der sauren chondroitinschwefelsauren
Verbindungen und des Chondroitins bei 100° im Vacuum
oder bei Normaldruck leicht eine Zersetzung derselben
eintritt. Bei einfachem Stehen über Schwefelsäure wird
selbst nach Jahr und Tag kein konstantes Gewicht erreicht.
Nur das Trocknen im Vacuum neben Schwefelsäure bei
gewöhnlicher Temperatur führte meistens schliefslich zum
Ziele, doch dauerte es bei einzelnen Präparaten mehrere
Monate, bevor die Gewichtsabnahme aufhörte.
Flüssigkeiten entwässert man, indem man in dieselben
giebt: Ätzkalk, Baryumoxyd, Bromcalcium, Chlorcalcium,
1 J. pr. Ch. 140. 425. — * B. 12. 1294. — 8 A. Pth. 28. 364.
Lassar-Cohn, Arbeitsmethoden. 2. Aufl. 9
130 Trocknen fester Körper u. Entwässern v. Flüssigkeiten.
Jod calcium, Kaliumkarbonat, Kaliumhydroxyd, kon-
zentrierte Schwefelsäure, Phosphorpentoxyd, Kaliumbisulfat,
entwässertes Kupfersulfat oder KaUumferrocyanid, Natrium,
Natriumhydroxyd,1 geschmolzenes Natriumsulfat,2 Calcium-
nitrat, Siliciumchlorid, Zinkchlorid.8
Man wendet für die betreffenden Flüssigkeiten natür-
lich nur solche Mittel an, die auf dieselben chemisch
nicht einwirken. Sieden sie hoch, so kann man nach
Bkühl4 auch das Wasser durch Durchleiten von Kohlen-
säure durch die erwärmte Flüssigkeit entfernen.
Am häufigsten zum Trocknen gebraucht wird Chlor-
calcium, und zwar im geschmolzenen Zustande, weil es
in diesem nicht porös ist. Es geht aber mit vielen
Substanzen Doppelverbindungen ein. Zur Alkoholtrooknung
ist es im Laboratorium nicht verwendbar, weil es
mit diesem ein zu schwer zersetzliches Chlorcalcium-
alkoholat bildet, welches nur bei der Destillation ans
kupfernen Retorten wieder völlig zerlegt wird. Propyl-
alkohol5 bildet mit ihm die Verbindung OaCl2 -f- 3 C« H^ 0,
welche die merkwürdige Eigenschaft hat, sich auf Wasser
gebracht bis zur Auflösung lebhaft zu bewegen, wiewohl
dabei kein gasförmiger Körper frei wird. Benzylalkohol
löst sogar in der Wärme so viel davon, dafs beim Erkalten
das Ganze krystallinisch erstarrt,6 und Lieben7 giebt an,
dafs sich auch die fetten Säuren mit ihm krystallinisch
verbinden. Auch mit vielen Estern geht es Verbindungen
ein; man kennt z. B. einen Chlorcalciumessigester und
einen Chlorcalciumglukonsäureester von der Formel C6Hn
07 . C2H5 + CaCl2.
Auch nimmt es nicht aus allen Flüssigkeiten die
letzten Spuren von Feuchtigkeit heraus. Ist dieses z. B.
für genaue Siedepunktsbestimmungen von Wichtigkeit, so
wendet man Natrium (bei Kohlenwasserstoffen), Phosphor-
pentoxyd oder konzentrierte Schwefelsäure an.
Calciumnitrat dient fast nur zum Trocknen empfind-
licher Nitrokörper, sowie zum Trocknen von Dämpfen
1 B. 25. 145. - * Ann. 256. 29. — 3 B. 24. 1019.
4 B. 24. 3391. — 5 B. 23. 181. — ° B. 14. 2395.
7 M. Ch. 1. 919.
Trocknen fester Körper u. Entwässern v. Flüssigkeiten. 131
r salpetrigen Säure,1 Jodcaloium zum Trocknen der
»dwasserstoffsäure. 2
Mittelst Chlorsilicium befreite Labenburg3 einmal
Bsigester von den letzten Spuren von Alkohol und
fasser, und Friedel und Crafts4 konstatierten, dals
ieselsäureester mit wasserhaltigem Alkohol auf 100°
iitzt, letzteren in absoluten verwandelt. Chlorzink
ente Haktmann5 zum Trocknen von Petroleum.
Wertheim6 trocknete Flüssigkeiten mit glasiger
tiosphorsäure.
Öfters ist das Trocknen ätherischer Lösungen dem de&
riu Gelösten, nachdem es als solches abgeschieden ist,
rzuziehen. So löste Liebermann 7 Hygrin in absolutem
her und versetzte die Lösung mit festem Stangenkali,
1 die Base völlig wasserfrei und zugleich auch frei von
yaiger aus der Luft angezogener Kohlensäure zu erhalten.
Man kommtMhäufig in die Lage absoluten Alkohol
i absoluten Äther herstellen zu müssen — neuerdings
inen einige den ersteren Eitelalkohol — und verfährt
diesen Spezialfällen f olgendermafsen :
1. Man läfst den Alkohol etwa zwei Tage8 mit viel
skalk9 in der Kälte stehen und destilliert ihn ab. In
sem Falle zerMlt der Kalk scheinbar wenig, der über-
Lende Alkohol ist aber unter Fortlassung der ersten
1 letzten Anteile des Destillats10 so sehr von Wasser
1 Sollte man in die Lage kommen, aus einem Gemisch von
Bn Chlor entfernen zu müssen, so leitet man es über erwärmtes
Linon ; sollte es nötig sein Schwefelkohlenstoffdampf abzuscheiden,
ann dies durch Durchleiten durch eine mit Kautschuk gefüllte
re erreicht werden (Than. Ann. Suppl. 5. 236.).
* Cr. 112. 717. — a B. 3. 305. — 4 Ann. Ch. Ph. 4. 9. 5.
* B. 24. 1019. — 6 Ann. 127. 79. — 7 B. 22. 676.
8 Z. Ch. 1865. 260. — 9 Soubeiran Ann. 30. 356.
*• Die Fortlassung der ersten Anteile ist an und für sich ver-
llich; auch mufs sie erfolgen, weil, wie Soubeiran (Ann. 30. 360)
[ts gezeigt hat, selbst aus fast absolutem Alkohol zuerst ein
örreicheres Produkt überdestilliert, und auf die letzten mufs
verzichten, weil, wie Mendelejeff nachgewiesen hat (Z. Ch.
210), bei der erhöhten Temperatur der absolute Alkohol
sfslich wiederum dem Kalkhydrat Wasser entzieht.
132 Trocknen fester Körper u. Entwässern v. Flüssigkeiten.
befreit, dafs Kaliumpermanganat ihn nicht mehr rot,
sondern kaum mehr bräunlich färbt.
2. Man erhitzt den käuflichen Alkohol mit Atzkalk,
dessen Stücke den Spiegel des Alkohols überragen
müssen, auf dem Wasserbade, während einer halben bis
einer Stunde unter Rückflufs zum Sieden; alsdann kehrt
man den Kühler um und destilliert den nunmehr absoluten
Alkohol ab. Hierbei zerfällt der Kalk bei der Hydrat-
bildung zu Pulver, und die damit plötzlich frei werdende
Wärme pflegt ein solches Aufkochen des Alkohols zu
veranlassen, dafs er teilweise aus dem Kühler geschleudert
wird, wenn das Gefäfs zu reichlich mit ihm gefüllt iet
Enthält der Alkohol mehr als 5% Wasser, so rnuft
man ihn zwei- oder mehrmals derselben Behandlung unter
werfen.1 Ist er sehr wasserhaltig, so füllt man bei der
ersten Kochung den Alkohol nur zur Hälfte mit Kalk,
weil sonst das Gefäfs durch dessen rasche Hydratisierung
auseinander getrieben werden kann.
Ganz vorzüglich eignet sich auch zur Darstellung des
absoluten Alkohols der Ätzbaryt,2 sobald nämlich die
überstehende Flüssigkeit gelb geworden, hat der Alkohol
die letzten Anteile Wasser verloren. Man erhält Ate-
baryt durch Zersetzen des salpetersauren Salzes bei all-
mählich gesteigerter Hitze.
Natrium und Natriumamalgam eignen sich nicht zum
Entwässern, weil die Destillate sich nach Mendelejkef3
als natrium- und quecksilberhaltig erweisen.
Setzt man dem meist verwendeten Kalk eine kleine
Menge Atzbaryt zu, so kann man an der eintretenden
Gelbfärbung schon beim Stehen in der Kälte erkennen,
dafs der Punkt der völligen Entwässerung des Alkohols
eingetreten ist.
Schon Raimündus Lüllus hat Alkohol mit Pottasche
zu entwässern gesucht, ein Mittel, das aber für Alkohole
zu schwach ist. So hat Tornöe4 gezeigt, dafs wässeriger
Allylalkohol, der so lange mit geglühter Pottasche in
1 Ann. 160. 249. — * J. B. 1862. 392. — :{ Z. Ch. 1865. M
4 B. 24. 2671.
Trocknen fester Körper u. Entwässern v. Flüssigkeiten. 133
irung ist, bis ihm diese kein Wasser mebr entzieht,
doch noch verhältnismäßig reichlich von ihm enthält.
Die Menge Kalk, welche zur Entwässerung von
Alkohol in die Glaskolben gegeben werden mufs, ist nach
dem Abdestillieren des absolut gewordenen infolge Zerfalls
erfahrungsgemäfs so schwer aus diesen wieder zu ent-
fernen, dafs der gröiste Teil von ihnen hierbei zerbricht.
Verfasser vermeidet dieses in folgender AVeise im Ansehluis
an die Untersuchungen von Squiebs,1 nach
denen sich Alkohol nach keiner Methode
im Laboratorium so völlig entwässern läfst,
wie es im großen erreicht wird, wo er
langsam durch gebrannten Kalk in der
Kälte filtriert. Ein so hergestellter Al-
kohol hat nach Squ. ein geringeres spezi-
fisches Gewicht, als es jemals nach einer
anderen Methode erhalten werden konnte.
Ein cylindrisches mehr hohes als weites
Gefäfs von ca. 20 l Inhalt, das unten mit
einem Hahn versehen ist. enthält einen sieb-
artig durchlöcherten Einsatz von fastgleioher
Höhe wie der Cy linder. In der Mitte des
Einsatzes ist noch ein Rohr fast von der Höbe
Apparates befestigt. Nachdem er mit
* alk gefüllt, wird auf diesen so viel
ihol, als Platz hat, gegossen, den man
10 — 14 Tagen durch den unteren 37
als absolut abzapft. Derselbe Kalk
zu 3 — 4 Operationen dienen, indem jedesmal von
der etwas zusammensinkt, nachgefüllt wird. Den
m Kalkscblamm, der den Hahn verstopft, stöfst mau
ilet eines durch das Mittel röhr geführten Drahtes
iter. Der ganze Apparat wird an der Wand auf-
gehängt. Am besten hält man ihn stets mit Kalk und
Alkohol gefüllt; die Entleerung des verbrauchten Kalkes
134 Trocknen fester Körper u. Entwässern v. Flüssigkeiten.
wird durch Herausheben des Einsatzes, der zu dem Zwecke
mit einem Handgriff versehen ist, bewirkt.
Alkohol löst bekanntlich aufserordentlich wenig Kalk.
Smith1 giebt an, dafs 50 ccm vom Kalkbodensatz ab-
geheberter Alkohol nach dem Filtrieren weniger als 0,005 g
.Rückstand lassen, so dafs Filtrieren des auf obige Art
dargestellten Alkohols zu seiner Reinigung für viele
Zwecke genügen wird ; destilliert man ihn, so zeigt er
über 99,9%.
Im Anschlufs daran mag bemerkt werden, dafe selbst
derartig getrockneter Alkohol, auch wenn er frei von
Wasser, deswegen doch nicht absolut rein ist, da sich
mit ihm hergestellte alkoholische Kalilauge allmählich
braun färbt, während gut gereinigter Alkohol diese Eigen-
schaft nicht hat. Nach Waller2 kommt man zu diesem
folgender Art: Man schüttelt den zu reinigenden ab-
soluten Alkohol mit gepulvertem Kaliumpermanganat, bis
er eine deutliche Färbung annimmt, und läfst einige
Stunden stehen, bis sich das Permanganat zersetzt und
braunes Manganoxyd abgeschieden hat. Hierauf wird
ein wenig gefälltes Calciumkarbonat zugegeben, und er
aus einem mit einer HEMPELschen Röhre versehenen
Kolben so destilliert, dafs etwa 50 ccm in 20 Minuten
übergehen. Von dem Destillat kocht man wiederholt
10 ccm mit 1 ccm starker sirupöser Kalilauge und läfit
sodann 20 Minuten stehen. Tritt keine Gelbfärbung
mehr ein, so wird der weiter übergehende Alkohol zum
Gebrauche aufgefangen, wobei man indes nicht bis zur
völligen Trockne destilliert.
Der so gereinigte Alkohol ist völlig neutral und ab
Lösungsmittel für kaustische Alkalien oder Silbernitni
sehr geeignet. Die Lösungen bleiben selbst nach dem
Kochen oder unbegrenzt langem Stehen so farblos wie
destilliertes Wasser, wie des Verfassers Versuche bestätiget
Nach Vincent und Delachanel8 ist der oben ei^
wähnte Ätzbaryt nicht für das Entwässern aller Alkohole
geeignet. Allylalkohol giebt damit die Verbindung
1 Ar. 1876. 356. — 2 Ch. Z. 1890. 23. — s Cr. 90. 1860.
Trocknen fester Körper u. Entwässern v. Flüssigkeiten. 135
3,fl60 . BaO. Hübner und Lbllmann verfuhren des-
11 so, dafs sie diesen mit dem drei- bis vierfachen
>lumen Chloroform verdünnten und nunmehr mit
llorcalcium trockneten.
Absoluten Äther erhält man aus dem käuflichen so,
fs man letzteren, nachdem, wenn nötig, durch Waschen
/fc Wasser der Alkohol entfernt ist, mit Chlorcalcium
er Phosphorpentoxyd entwässert und nach dieser Be-
.ndlung noch einige Zeit mit Natrium am Rückflufs-
ihler kocht. Nach Squibbs1 wird Äther auch durch
ochenlanges Stehen mit Chlorcalcium wasserfrei.
Einen etwaigen Wassergehalt erkennt man an der
rübung, die eintritt, wenn man ihn mit dem gleichen
olum Schwefelkohlenstoff mischt, einen Alkoholgehalt
aran, dafs er sich beim Schütteln mit Anilinviolett
tobt, was von diesem freier Äther nicht thut.
1 B. 18. B. 177.
Spezieller Teil.
Bromieren.
Man bromiert in den meisten Fällen mit Brom für
sich oder bei Gegenwart von Bromüberträgern.
Anfserdem aber auch mit Brom Wasserstoff,1 Brom-
phosphor, Bromkalk, Bromkupfer und unterbromigsaurem
Kalium.
1 Die Darstellung von Bromwasserstoff wird man entweder
nach Recoura (O. 110. 784) ausführen. — Er empfiehlt hierzu
die schon lange bekannte Einwirkung des Schwefelwasserstoffs auf
wässeriges Brom, die unter Bromwasserstoffentwickelung vor sich
geht. Man leitet das Schwefelwasserstoffgas in einem hohen Ge*
fäfse durch Brom, welches mit Wasser oder besser Brom Wasserstoff
überschichtet ist. Nachdem das Wasser vollständig gesättigt ist,
beginnt eine regelmäfsige Entwicklung von Bromwasserstoffgas,
welches durch eine Bromwasserstoff- oder Bromkaliumlösung, der
ein wenig roter Phosphor zugefügt wird, gewaschen wird. Nach
Fileti und Crosa {Gazz. cliim. 21. 64) läfst man besser das Brom-
wasserstoffgas durch einen Absorptionsturm streichen, der mit einem
mit HBr. befeuchteten Gemische von Asbest und rotem Phosphor be-
schickt ist. Nach einer dieser Methoden wird es also von den
mitgerissenen Bromdämpfen befreit. Schwefelwasserstoff ist ihm
selbst bei schnellem Einleiten dieses Gases nicht beigemischt —
oder nach Feit und Kubiersohkt (B. 25. E. 411.). Nach ihnen
erhält man die Bromwasserstoffsäure so, dafs man 100 g Kalium-
bromid in 150 ccm Schwefelsäure vom spez. Gew. 1,41 auf lost
und diese Lösung destilliert, bis das Thermometer 200° zeigt
Die in fast theoretischer Ausbeute erhaltene Säure ist so gut wie
bromfrei, enthält aber eine Spur Schwefelsäure. Fraktionierte
Destillation führt zu einer konstant bei 126° siedenden Portion
vom spez. Gew. 1,49 entsprechend 48 % HBr. 150 g des
Bromids geben etwa 200 g der Säure. Aus ihr erhält man sie im
gasförmigen Zustande, indem man die Flüssigkeit mit trockenem
Calciumbromid versetzt und erwärmt.
Bromieren. 137
Das käufliche Brom ist niemals rein. Nach Hei-
din1 enthält es bis zu 10% fremde Bestandteile,
a entlich Bromoform.2
Gessner3 befreit es von seinem Chlorgehalt durch
»derholtes tüchtiges Schütteln mit destilliertem Wasser,
rauf er es mit konzentrierter Schwefelsäure unter Be-
igung der zuerst übergegangenen Teile destilliert.
Man befreit Brom von dem in ihm enthaltenen
>mwasserstoff durch Destillation über durch Fällung
ponnenes Mangansuperoxyd oder Quecksilber oxyd4 und
>knet es durch Schütteln mit Schwefelsäure oder Zu-
>e von Phosphorpentoxyd. Stellt man aber noch
Ltere Ansprüche an seine Reinheit, so kann man sich
ra des STASschen Verfahrens5 bedienen, welches ohne
XSse Mühe es leicht kiloweise chemisch rein herzustellen
vubt.
Trockenes Brom wirkt übrigens viel schwächer als
Lchtes, was aus Thomsens Bestimmungen6 leicht er-
tlich ist, aus denen folgt, dafs die Affinität zwischen
rom und Wasserstoff im trockenen Zustande = 8440%
Gegenwart von Wasser dagegen = 28 376° ist. So
ilen denn auch Zincke und Kegel7 mit, dafs reines
•ockenes Brom auf Hexachlortriketon selbst bei längerem
Mutzen auf 100° nicht reagiert; läfst man es aber in
regenwart von Wasser wirken, so macht sich sofort
£ohlensäureentwickelung bemerkbar, und nach der
xleichung
Cfllfl, + 2 Br2 + H20 == C5Cl6Br202 + C02 + 2 HBr
rhält man Hexachlordibromacetylaceton.8
1 Ä 8. 792. — 2 Ann. 95. 211. — 3 B. 9. 1507.
4 B. 13. 1338.
6 Stas. Untersuchungen über die Gesetze der ehem. Propor-
wun etc., übersetzt von Aronstein. Leipzig 1867. S. 161.
6 JB. 5. 770. — 7 B. 23. 235.
8 Als weiterer Beweis, wie notwendig die Gegenwart von
Nasser bei Einwirkung auf organische Körper öfter ist, sei noch
«^föhrt, dafs nach Nef {B. 25. 367) Natrium auf eine absolut
wierische Lösung von Phthalsäure, Bernsteinsäure u. s. w. nicht
^wirkt, und ähnlich verhält es sich nach Brühl bei völliger Ab-
^esenheit von Wasser gegen manche Alkohole wie Menthol, Borneol.
138 Bromieren.
Man läüst zum Zwecke der Bromiernng erstens Bro
direkt auf die zu bromierenden Körper wirken tu
verdampft hernach den etwaigen Überschufs auf de:
Wasserbade. Während jedoch meist Verdünnungsmitti
angewendet werden, löste1 Jacobsen z. B. Metatoluy
säure direkt in viel überschüssigem Brom, dunstete nac
1 2 Stunden dessen ÜberschuJs ab, brachte den Rückstao
mit Calciumkarbonat in Lösung und erhielt durch Am
fällen mit Salzsäure 2 Monobrommetatoluylsäuren.
Furil wird in Chloroformlösung selbst beim Kochei
von Chlor oder Brom nicht angegriffen; als FlSCHEB
dagegen 1 Teil Furil in etwa 40 Teilen gut gekühltem
Brom löste, erhielt er ein Additionsprodukt von der
Formel C10H6Br8O4.
Paal3 trug Phenylmethylfurfuran in überschüssiges
Brom ein, dessen Temperatur so niedrig gehalten wurde,
dafs stets ein Teil desselben gefroren blieb. Nachdem
das Reaktionsprodukt durch Stehen an der Luft alsdann
vom Brom und Bromwasserstoff befreit war, erwies ee
sich nach dem Umkrystallisieren als Bromphenylmethyl-
furfurantetrabromid CnH9Br50.
Da Brom bereits bei 58° siedet, wird man häufig in
die Lage kommen, mit demselben in Einschlufsröhren zu
arbeiten. Auch verdünnt man es wohl für diesen
Zweck (siehe weiterhin). So erhitzte Bischoff4 36 g Äthyl-
bernsteinsäureanhydrid mit 40 g Chloroform und 46 g Brom
in solchen Röhren 5 Stunden auf 130—140°, nach
welcher Zeit die Farbe des Broms verschwunden war.
Hierauf wurde der Bromwasserstoff im Vacuum weg-
gesogen und das Chloroform aus dem Wasserbade ab-
destilliert. Zurückblieb das Bromäthylbernsteinsänre-
anhydrid.
Sein Vereinigungsbestreben ist aber öfters so gwfe
dafs man es in manchen Fällen zu hoch erhitzten Körper
fliefsen lassen kann, mit welchen es sich rascher vtf*
bindet, als seine Verflüchtigung eintritt. So liefe *
1 B. 14. 2351. — 2 B. 13. 1338. — 8 B. 17. 2760.
4 B. 24. 2016.
Bromieren. 139
G-RfilFF * in auf 1 70° erhitztes Orthonitrotoluol eintröpfeln.
Unter lebhafter Entwickelnng von BromwasserstofFsäure
trat eine Reaktion ein, welche so viel Wärme erzeugte,
da£s der Prozefs bei Anwendung von 200 g Material
keine weitere äufsere Wärmezufuhr erforderte. Nachdem
in dieser Weise 2 Atome Brom eingetragen waren, wurde
die Operation unterbrochen, und die nach dem Erkalten
krystallinisch erstarrte Schmelze mit kohlensaurem Natrium
behandelt. Säuren schieden hernach aus dieser Lösung
die durch Umlagerung entstandene Dibromanthranilsäure
ab. Auch Reimer erzielte, als er Benzylcyanid im Kolben
auf 170° erhitzte und Brom langsam zugab, eine heftige
Einwirkung, indem sich nach der Gleichung
2 C6H5 . CH, . CN + 2 Bra = 4 HBr -f C6H8 — C — CN
C6H6 — C — CN
Dicyanstilben bildete, und Bischoff2 schmolz 15 g Äthyl-
bernsteinsäure in einem Kölbchen und liefs unter all-
mählicher Steigerung der Temperatur auf 200° aus einem
Kapillartrichter 16 g Brom zwecks erfolgreicher Bro-
mierung zufliefsen.
Eine sehr gemilderte Form der Einwirkung des Broms
ist seine Verwendung in Dampfform. Man bringt zu dem
Zweck die zu bromierende Substanz neben das Brom
unter eine Glasglocke. Diese Methode ist von P^ligot3
für die Darstellung der Brombenzoesäure bereits im Jahre
1836 verwendet worden, weil die direkte Einwirkung
des Broms auf trockenes benzoesaures Silber zu heftig
ist. Läfet man diese beiden Körper 24 Stunden neben-
einander stehen, so zieht Alkohol die Brombenzoesäure
aus, während Bromsilber zurückbleibt.
Versuche KekülüJs,4 in derselben Weise zur Brom-
bernsteinsäure zu kommen, hatten keinen Erfolg; es bildet
eich wohl auch hier Bromsilber, aber durch Auskochen
1 B. 13. 288. — 2 B. 24 2015. — * J. pr. Ch. 8. 258.
4 Ann. 117. 122.
140 Bromieren.
mit Wasser erhält man aus dem Gemisch nur unveränderte
Bernsteinsäure zurück.
Während derartige Reaktionen im allgemeinen be-
kanntlich durch Sonnenlicht günstig beeinflußt werden,
sind in diesem Spezialfälle Ausnahmen bekannt. Man
kann nämlich die Orthonitrozimmtsäure ganz wie die
Zimmtsäure selbst bromieren, indem man si# in flüssiges
Brom einträgt oder Bromdämpfe auf sie wirken läfet.
Merkwürdigerweise verhindert aber das Licht die Auf-
nahme der Dämpfe, da nach Friedländers x Beob-
achtungen Nitrozimmtsäure im Bromdampfe, dem Sonnen-
lichte ausgesetzt, so gut wie gar nicht an Gewicht zu-
nimmt. WieWiSLiCENUS2 bewiesen hat, erhält man, was von
grofsem theoretischen Interesse ist, Angelicasäuredibromür
nur, wenn man die Bromaddition an die Säure im Dunkeln
sich vollziehen läfst, während das isomere Tiglinsäure-
dibromür, wenn man im Tageslichte arbeitet, entsteht.
Ausführliche Untersuchungen über den Einfluis des Lichtes
auf den Verlauf der Reaktion bei der Einwirkung der
Halogene auf aromatische Verbindungen lieferte Schramm.3
Man verfährt für das Bromieren auch so, dafs man
Bromdampf über die in einer Röhre befindliche Substanz
leitet, indem man das Brom in ein hinter dem Rohr
befindliches Kölbchen giebt und nun einen Kohlensäure-
ström durch den Apparat treibt. Anwärmen des Kölbchens
gestattet Beschleunigung der Reaktion. Entwickelt man
das Brom für diesen Zweck aus Bromkalium, Kalium-
bichromat und Schwefelsäure, so bietet das Verfahren
eine passende Gelegenheit zur Verwendung des so viel
als Nebenprodukt auftretenden Bromkaliums.
Niementowski4 verfuhr folgendermafsen : 200 g o-Aoet-
toluid wurden in 1300 g Eisessig gelöst und durch diese
Lösung ein mit Bromdämpfen beladener Luftstrom so
lange geleitet, bis der Kolbeninhalt zu einer festen
Krystallmasse von weifsen Nadeln erstarrte. Das durch
Kolieren und Auspressen von der Mutterlauge befreite
1 JB. 13. 2257. — 2 Ann. 272 98. — 3 M. Ch. 8. 101.
4 B. 25. 868.
Bromieren. 141
Produkt liefert nach einmaliger Krystallisation aus
Alkohol 150 g chemisch reines m-Brom-o-Acettoluid.
Die essigsauren Mutterlaugen enthalten noch infolge der
verseifenden Wirkung der Bromwasserstoffsäure auf das
m-Bromo-Acettoluid bedeutende Mengen von brom-
wasserstoffsaurem m-Brom-otoluidin.
Für die Bromierung der Seitenketten aromatischer
Kohlenwasserstoffe gilt dieselbe Regel, wie sie für das
Chlorieren derselben angegeben werden wird. Für das
Toluol ist diese Gesetzmäfsigkeit unbedingt gültig, nicht
aber, wie Schramm * gefunden hat, für alle substituierten
Toluole. Als er Brom auf geschmolzenes Parabromtoluol
im Verhältnis der Molekulargewichte einwirken liefs,
erhielt er nämlich Parabrombenzylbromid. Ausbeute fast
quantitativ.
Das Brom ist auch im stände, aus manchen Ver-
bindungen direkt Jod auszutreiben und an seine Stelle
zu treten; so kommt man durch Einwirkung desselben
auf Chlorjodäthylen zum Chlorbromäthylen C2H4JC1 -f
ßr = C2H4BrCl + J.
Meyer und Müller2 finden die Methode zweckmäfsig
zur Gewinnung von Isopropylbromid. Brom wirkt nämlich
auf das leicht zugängliche sekundäre Propyljodid mit
äufserster Heftigkeit unter massenhafter Jodabscheidung
ein. Man erhält die beste Ausbeute, wenn man das
l1/s fache der theoretischen Menge an Brom anwendet.
Henry3 erhielt nach der Gleichung CH2J2 + Br4 =
CH2Br2 -f- 2BrJ, indem er das gebildete BrJ mit Kali-
lauge fortnahm, Bibrommethan.
Die Anlagerung von Brom an ungesättigte Ver-
bindungen verläuft nicht immer ganz glatt, wenigstens
konnte Bennet4 kein Additionsprodukt der Dichlorakryl-
säure erhalten. Andrews5 kam zu ihm aber, als er die
Dichlorakrylsäure mit einem Mol. Brom auf 100° er-
1 B. 17. 2922. — ■ B. 15. 1904. — 8 Ann. Ch. Ph. 30. 266.
4 B. 12. 656. — 6 B. 14. 1679.
142 Bromieren.
wärmte. Das fast farblose Reaktionsprodukt war die er-
wartete Dichlordibrompropionsäure. Henry1 hat durch
direkte Addition an das Dipropargyl CH = C — CH, —
CH2 — C = CH sogar das Oktodipropargylbromid C6H6Brg
erhalten. Freund2 giebt hinwiederum an, dafs Trimethylen
sich nur langsam mit Brom zum Trimethylenbromid
verbinde.
Will man Brom in statu nascendi einwirken lassen,
so bringt man etwa zur Lösung des betreffenden Körpers
Natriumbromid und Natriumbromat und setzt schließlich
die nach der Gleichung
5 NaBr + NaBr08 + 6 H2S04 = 6 NaHS04 + 3 H,0 + 6 Br
nötige Menge Schwefelsäure zu.3
Heinichen4 konnte bei der Darstellung der Dibrom-
sulfanilsäure, wozu er teils von der Sulfanilsäure selbst,
teils von deren Barytsalz ausging, nur wenn er mit Brom
in statu nascendi arbeitete, die Bildung von Tribromanilin
ganz vermeiden. Zu dem Zweck verwendet er entweder
eine frisch bereitete Auflösung von Brom in Natronlauge,
die er verdünnt der mit der nötigen Menge Salzsäure ver-
mischten Sulfanilsäure langsam zutröpfelt, oder bromsaurefl
Salz, indem er der Sulfanilsäure die entsprechende Menge
Bromwasserstoffsäure zusetzt. Er löste z. B. 17,3 g
Sulfanilsäure in Ö00 ccm heifsem Wasser und gab 37,6 g
einer 43%igen Brom wasserstoffsäure zu. In diese
Mischung wurde unter Umrühren eine Lösung von
11,1 g KBrOs in 250 ccm Wasser einlaufen gelassen.
Dauer der Bromierung 30 Minuten ; Ausbeute 90% ; bei
Anwendung der Lösung von Brom in Natronlauge erhielt
er sogar 95%.
Zur Milderung der sehr heftigen Einwirkung des
Broms verdünnt man dasselbe oder löst es in Äther,
Chloroform, Eisessig, Salzsäure, Schwefelkohlenstoff und
Wasser, bezw. in Mischungen der ersteren.
1 J. pr. Qi. 117. 231. - * M. Ch. 2. 642.
3 JD. B. P. 26642. — * Ann. 253. 269.
ßromieren. 143
Seltener werden für den Zweck Alkohol, Bromkaliuni-
lösung, Bromwasser, Bromwasserstoflsäure, Essigester und
ähnliche Agenden benutzt. Doch ist die Wahl des
Lösungsmittels nicht etwa immer gleichgültig.
Ebenso löst man auch die der Einwirkung des Broms
zu unterwerfenden Substanzen in für diese passend ge-
wählten Lösungs- oder Verdünnungsmitteln. Einen
etwaigen ÜberschuJs an zugesetztem Brom entfernt man
durch Erwärmen, Zugabe von schwefliger Säure oder
Schütteln mit metallischem Quecksilber.
Allgemein zu bemerken wäre, dafs es sich oft vor-
teilhaft erweist, statt freier Säuren deren Ester oder
Silbersalze zu bromieren.
Man verfährt für gewöhnlich so, dafs man das ge-
löste Brom zur gelösten Substanz tropfen lälst oder den
umgekehrten Weg einschlägt.
So erhält man die beste Ausbeute an Bromanil, wenn
man nach Grabe und Weltner1 10 g gepulvertes
Paraphenylendiamin in 40 ccm Eisessig löst, wobei man
etwas erwärmen kann, und dann diese Lösung nach dem
Erkalten zu 40 ccm Brom, welches sich in einem Kölb-
chen befindet, das durch Wasser gekühlt wird, flielsen
lälst. Man giebt sie ganz allmählich hinzu, damit so
wenig Bromdämpfe wie möglich entweichen. Die bald fest
werdende Masse rührt man von Zeit zu Zeit um, läfst über
Nacht stehen und erwärmt den anderen Tag so lange auf
dem Wasserbade, bis die Entwickelung von Bromwasser-
stoff und das Entweichen des geringen Überschusses an
Brom beendigt ist. Jetzt giebt man Wasser zu, und
nach kurzem Erwärmen mit diesem wäscht man aus.
Das so erhaltene Produkt wird durch Oxydation mit
Salpetersäure schließlich in Bromanil übergeführt (siehe
im Kapitel „Oxydation"). Ausbeute 30 — 32 g Bromanil.
Böttinger2 fand es zweckmäfsig, die Bromierung der
Anhydropyrogallopropionsäure z. B. in einem Gemisch
von Eisessig und Chloroform vorzunehmen. Die Reaktion
führt zur dreifach und fünffach gebromten Säure.
1 Ann. 263. 32. — » B. 16. 2411.
144 ' Bromieren.
Kocht man nach Schünk und Römer1 Flavopurpurin
mit einer Lösung von Brom in Schwefelkohlenstoff, so
tritt keine Reaktion ein. Löst man dagegen Flavopurpurin
in kochendem Eisessig und fügt Brom hinzu, so erhält
man nach dem Erkalten Nadeln von Trihromflavopurpurin.
Michael2 zeigte, dafs, wenn man 1 Mol. Essigsäure,
1 Mol. Brom und etwas Schwefelkohlenstoff in völlig
trockenem Zustande am Rückflufskühler erhitzt, bis die
Bromwasserstoffentwickelung aufhört, man bis 90% der
theoretischen Menge an Monobromessigsäure erhält. Das
Entweichen der Bromwasserstoffsäure erfordert hier wie
bei allen Bromierungen die Anwendung von Brom iE
geringem Überschufs (cirka 5%), weil es nicht zu ver-
meiden ist, dafs etwas davon von den Bromwasserstoff-
säuredämpfen mitgerissen wird.
Für die Homologen der Essigsäure ist dies Verfahren
nicht anwendbar, dagegen fand Michael,3 dafs deren
Chloride nach dieser Methode bromiert werden können
(siehe weiterhin die VoLHABDsche Methode, die auf
Gegenwart von Phosphor beruht). Man erhitzt das Chlorid
zu dem Zweck mit etwas mehr als der berechneten Menge
Brom, um das bromierte Derivat zu bilden, und ziemlich
viel Schwefelkohlenstoff in einem Kolben, der mit Rück-
flufskühler versehen ist, bis zum Aufhören der Brom-
wasserstoffentwickelung. Brom und Schwefelkohlenstoff
müssen auch hier gut trocken sein. Durch Eingleisen
des bromierten Chlorids in Wasser erhält man die
Säure, in Alkohol den entsprechenden bromierten Ester.
Michael bromierte nach der Methode z. B. 200 %
Buttersäurechlorid in etwa 10 Stunden, und erhielt
schliefslich nahezu die berechnete Menge Brombutter-
säureester.
Ein sehr brauchbares Lösungsmittel für Bromierungs-
zwecke ist, wie Wolff4 gefunden, speziell die SalS8ftüI6.
Giebt man zu einer einige Grade unter Null ab-
gekühlten Lösung von 3 Teilen Lävulinsäure in 12 Teilen
1 B. 10. 1823. — * Ann Ch. 5. 203. — * J. pr. Cli. 143. 92.
* Ann. 264. 233.
r
Bromieren. 145
konzentrierter Salzsäure tropfenweise 4 Teile Brom und
sorgt durch stetes Umschütteln des Gefäfses dafür, dafs
das Brom sofort in Lösung geht, läfst die Flüssigkeit
sodann bis zur völligen Entfärbung bei niederer Tem-
peratur stehen, giefst dieselbe in viel kaltes Wasser und
filtriert von eventuell ausgeschiedener Dibromlävulinsäure
ab, so geht beim Ausschütteln mit Äther in diesen
Bromlävulinsäure über. Sie ist zu ihrer Reinigung aus
viel siedendem Schwefelkohlenstoff umzukrystallisieren.
Bedient man sich an Stelle der konzentrierten Salzsäure
als Lösungsmittel des Äthers oder Chloroforms, so geht
die Reaktion stets zu weit und führt fast aussehliefslich
zur Bildung von Dibromlävulinsäure.
Gans gelang es im Anschlüsse daran, durch Bromieren
der ßrenztraubensäure in salzsaurer Lösung — 1 Teil
Säure vom Siedepunkt 165°— 170° und 4 Teilen kon-
zentrierte Salzsäure — bei etwa 12 — 15° die bis dahin
vergeblich gesuchte Monobrombrenztraubensäure darzu-
stellen. Aber auch zur Gewinnung von Dibrombrenz-
traubensäure scheint das Verfahren das beste zu sein. Man
hat für diesen Zweck nur nötig, die berechnete Menge
Brom bei 30 — 35° zur Einwirkung kommen zu lassen.
Viele Körper werden einfach in Wasser aufgeschwemmt
oder gelöst und durch Bromzusatz bromiert.
Claus1 giebt an, dafs man die drei Clorbenzoesäuren,
die sich bei der Einwirkung von Brom recht verschieden
verhalten, leicht in ihre Bromsubstitutionsprodukte über-
führt, wenn man die heifse Lösung ihrer Silbersalze mit
ihm versetzt. So fällt die Orthochlorbrombenzoesäure
— während die OrthochlorbenzGesäure auch bei längerem
Erhitzen im Einschlufsrohr vom Brom so gut wie gar
nicht verändert wird — aus der heifsen, wässerigen
Lfösung des orthochlorbenzoesauren Silbers nach Zusatz
von Brom beim Erkalten sofort in Krystallen aus.
Wie sehr verschieden derselbe Körper vom Brom je
nach den Lösungsmitteln angeriffen werden kann, mag
1 B. 5. 656.
Lassar-Cohn, Arbeitsmethoden. 2. Aufl. £0
146 Bromieren.
noch folgende Mitteilung von Baeyee und Bloem1
Das Acetylamidoderivat des Acetophenons liefert in
Gegenwart von Wasser oder Eisessig ein im Kern ho-
miertes Produkt. Nimmt man dagegen die Bromienmg
in Chloroform oder Schwefelsäurelösung2 vor oder seilt
man die Substanz Bromdämpfen aus, so findet der Ein-
tritt des Broms an zwei Stellen im Kern und in dtf
Seitenkette statt, und man erhält das Dibrom-m-Brom-o-
acetylamidoacetophenon
n TT T*~*-^OCin$r2
^"^NH .CO CH8
Den Alkohol kann man als Verdünnungsmittel ntf
dann verwenden, wenn Brom viel schneller auf &
gelöste Substanz als auf ihn einwirkt. So verdünnt
Wallach3 1 Volum Terpen mit 4 Volum Alkohol uni
4 Volum Äther und gab allmählich 0,7 Teile Brom o.
Das entsteheude Tetrabromid ist in Alkohol fast unlöaliA
während er reichlich von den öligen Nebenprodukten
löst, die sich stets gleichzeitig bilden.
Spitzer4 löste 2,466 g Pentamethylphloroglucin i»
23 g absolutem Methylalkohol, liefs unter Kühlung lang-
sam 2,316 g Brom zufliefsen und bekam so Monobrom-
pentamethylphloroglucin.
Kronfeld5 fand, dafs salzsaures Amidonaphtochinon-
imid in wässriger Lösung am besten durch eine Lösung
von Brom in Bromkalium in einen gebromten Körptf
übergeführt wird.
Bromwasser enthält nach Slessor6 bei 5° 3,6%, ^
30° 3,1% Brom und kann zum Bromieren Verwendung
finden. Fischer7 erwärmte z. B. fein gepulvertes Dibrfl*" 1
pyvureid mit der zwanzigfachen Menge von ihm auf d«*
Wasserbade, und ging es dadurch bald in Tribrompyvuiö1
über, das sich beim Erkalten ausschied. Ausbeute 120°J*
des Ausgangsmaterials.
1 B. 17. 996. — * Siehe auch M. Ch. 10. 813.
8 Ann. 227. 280. — < M. Ch. 10. 110. — 6 B. 17. 716.
6 New Edinb. Phil Jcmrn. 7. 287. - 7 Ann. 239. 189.
Bromieren. 147
Manche Körper lassen sich durch verdünntes Brom-
wasser quantitativ bromieren, und ist das Bromprodukt
im Lösungsmittel unlöslich, dann kann man sie auf diese
Art völlig ausfällen. So hat Landolt1 die genauen
Bedingungen festgestellt, unter denen aus wässerigen
Phenollösungen dieses auf Zugabe von Bromwasser als
Tribromphenol ausfällt, und darauf seine quantitative
Bestimmung gegründet. (Kresol wird schon nicht mehr
quantitativ gefällt.)
Bei seinen Versuchen, Aldehyd zu bromieren, fand
Pinner,2 dafs, wenn man ihn in Form von Paraldehyd
mit Schwefelkohlenstoff oder Tetrachlorkohlenstoff mischt,
sich keine analysierbaren Substanzen gewinnen lassen,
wohl aber solche erhalten werden, wenn man den
Paraldehyd mit etwas mehr als seinem doppelten Gewicht
Essigester verdünnt. Er kam so zum Dibrom- und
Tribromaldehyd.
Ja MKS3 löste 200 g Brom in 1 kg eines Gemisches
von gleichem Volumen Salzsäure und Wasser und leitete
unter Kühlen mit Eis Chlor bis zur Sättigung ein; dann
wurde Äthylen eingeleitet, und das abgeschiedene Öl
durch Destillation gereinigt; es wurden 140 g Äthylen-
chlorobromid erhalten.
Die häufiger beobachtete Erscheinung, dafs aromatische
Sulfosäuren bei der Einwirkung von Brom gebromte
Kohlenwasserstoffe liefern, ist zuerst von Kelbe4 als
ziemlich allgemein gültige Reaktion erkannt worden.
Durch Einwirkung von Brom auf eine im Dampfbade
erhitzte Lösung von 39,5 g a-cymolsulfosaurem Natrium
erhielt er 28,5 g Bromcymol, während die theoretische
Ausbeute 31,3 g betragen hätte.
SO*<OHHl3 + Br* + H20 =H2S04 + HBr + C10H18Br.
Und zwar geht diese Reaktion um so leichter von
statten, je rascher der betreffende Kohlenwasserstoff von
1 Z. 6. 184. — 8 Ann. 209. 48. — 3 B. 16. 79.
* Ann. J79. 68.
10*
146 Bromieren.
Brom angegriffen wird. Sie wird sich also in den Fällen
empfehlen, in welchen die direkte Einwirkung von Brom
auf die Kohlenwasserstoffe zu heftig verläuft. (Die Erfolge
mit Chlor sind wenig zufriedenstellend.)1
Während Collidin mit Brom keine Substitutions-
produkte liefert, werden solche durch seine Einwirkung
auf das Kaliumsalz der Collidinkarbonsäure leicht erhalten.
Als Pfeiffer2 nämlich auf dieses, nachdem es in seinem
dreifachen Gewicht Wasser gelöst war, die doppelte
Gewichtsmenge Brom am Rückflufskühler wirken liefe,
begann lebhafte Reaktion. Nachdem dann schlielslich
noch einige Minuten zum Sieden erhitzt, und durch
Natriumhydroxyd das überschüssige Brom weggenommen
war, erstarrte das hinterbleibende Ol zu Krystallen, die
sich nach einmaligem Umkrystallieren als reines sym-
metrisches Dibromcollidin erwiesen.
Ganz ebenso verhielt sich die Lutidindikarbonsäure. Bei
anderen Säuren der Gruppe, wie der Chinolinsäure, ist der
Verlauf weniger glatt. Manche Körper lassen sich ab
solche überhaupt nicht bromieren, während in ein ihnen
ganz nahestehenden Derivat Brom mit Leichtigkeit ein-
tritt. Dahin gehört z. B. die Klasse der fetten Nitro-
produkte. Nitromethan3 wird also von Brom nicht an-
gegriffen, führt man es dagegen in Natriumnitromethan
über, so kommt man nach der Gleichung
CH2NaNOt +Br, = CH2BrN02 + NaBr
mit Leichtigkeit zum Bromnitromethan.
Bei fast allen besprochenen Methoden der Einführung
von Brom in organische Körper entweicht BromwasBer-
stoffsäure. Ist diese der Reaktion nicht zuträglich, so
sucht man sie durch gleichzeitig durchgeleitete Luft
1 B. 16. 617. - l B. 20. 1345. — s Ann. 180. 128.
Bromieren. 149
oder Kohlensäure zu entfernen. Am sichersten wird man
diesen Zweck durch Zugabe von bromsaurem Kalium
bezw. Quecksilberoxyd oder Bleioxyd erreichen, also in
der Art, wie es bei Jodierungen allgemein üblich ist.
Auch hat Keafft1 durch direkte Versuche die Wirksam-
keit des Mittels erprobt. Als er bromsaures Kalium,
Brom und Benzol im Verhältnis der Gleichung
Br08H + 2Br2 + 5CaH6=5C6H6Br + 3H20
zusammengab und genügend mit dem doppelten Gewicht
Wasser verdünnte Schwefelsäure, um das Kalium des
bromsauren Salzes zu binden, zusetzte, war die glatt ver-
laufene Reaktion nach 2 Stunden beendet. Ausbeute
70—80% der Theorie.
Sollte sich bei einer Reaktion selbstentzündliches
Bromacetylen entwickeln, so verfährt man, wie es für
das Chloracetylen angegeben wird.
Nach Art der Chlorüberträger hat man auch Brom-
Überträger, und zwar dienen als solche Jod, metallisches
Eisen, Eisenbromid, Eisenchlorid, Aluminiumbromid,
Schwefel2 und Phosphor nebst einigen anderen aufser von
ihren Entdeckern kaum verwendeten Körpern. Die aus-
führlichste Arbeit über den Gegenstand verdanken wir
SCHEUFELEN.3
Das Jod wird als solches dem Brom zugesetzt, welches
letztere dadurch bedeutend aktiver wird.
Wie Kolbe gefunden, wirkt Brom selbst dann nicht
unter Bromidbildung auf Schwefelkohlenstoff ein, wenn
die gemischten Dämpfe dieser zwei Körper durch rot-
glühende Röhren geleitet werden. Als aber Bolas und
öroves4 2 Teile Schwefelkohlenstoff mit 14 Teilen Brom
und 3 Teilen Jod 48 Stunden bei 150° im Einschlufs-
rohr digerierten und dessen Inhalt nach Zusatz von
überschüssiger Natronlauge destillierten, bekamen sie
Tetrabromkohlenstoff.
Kekulä hatte durch Einwirkung von Brom auf Nitro-
Wzol schließlich Pentabrombenzol erhalten,5 während
J-B. 8. 1044. — » B. 25. B. 797. — 8 Ann 231. 52. -413. 508.
5 Ann. 137. 172.
150 Bromieren.
die Darstellung des hexasubstituierten Produktes erst
GrESSNER1 gelang, der Benzol mit chlorfreiem Brom, dem
Jod zugesetzt war, 150 Stunden auf 350 — 400° erhitzte
(siehe weiterhin).
SchEüfelen2 füllte 10 g trockenes Nitrobenzol, 2 g
wasserfreies Eisenchlorid und 4,3 com trocknes Brom in
ein Rohr, erhitzte 12 Stunden auf 100° und erhielt voll-
kommen chlorfreies Bromnitrobenzol; als er 14 g Mono-
bromnitrobenzol, 11,2 g Brom und 4 g Eisenchlorid alsdann
ebensolange auf 75 — 80° erwärmte, hatte sich Para-
dibromnitrobenzol gebildet.
Auf Benzol wirkt Brom bekanntlich nur bei wochen-
langem Stehen ein. Als er aber zu 300 g Brom,
welchem einige Gramme Eisenchlorid zugesetzt waren,
langsam Benzol unter Abkühlung und RückfluJskühlxmg
zutröpfelte, erhielt er aus 17 g Benzol 110 g Hexabrom-
benzol, während die Theorie 119 g verlangt.
Schiff3 kam im Anschlufs an Scheüfelens Arbeit
zum Bibrombenzol, und in folgender Art speziell zur
Orthoverbindung. Paranitrobrombenzol wurde im Ein-
schlufsrohr mit der theoretischen Menge Brom nebst der
zur vollständigen Umsetzung des zugesetzten Eisenchlorids
in Eisenbromid nötigen Menge davon zusammengebracht
Die Röhren wurden mit 20 g Substanz u. 8. w. 50 Stunden
auf 85—90° erhitzt. Der zähflüssige Inhalt derselben
ward alsdann mit Wasser zur Entfernung der Eisen-
verbiudungen gewaschen, und nach dem Umkrystallisieren
aus Alkohol wurden so 90% der Theorie an Dibrom-
nitrobenzol erhalten. Hierauf wurde dessen Nitrogruppe
mit Zinn und Salzsäure reduziert und im Amidoprodukt
die NH2-Gruppe mittelst Äthylnitrit durch ein Wasser-
stoflatom ersetzt, wodurch Schiff jetzt zum Orthodibrom-
benzol kam.
Kerrow4 hat dann auf Scheüfelens Veranlassung
die Grenzen der Wirkung von Chlor- und Bromüber-
trägern zu bestimmen gesucht. Es hat sich hierbei die
1 B. 9. 1507. — * Ann. 231. 164. — s M. Ch. 10. 39.
4 B. 24. 2939.
Bromieren. 151
bemerkenswerte Thatsache ergeben, dafs die bei Gegen-
wart einer einzigen Nitrogruppe im Benzolringe so
ausserordentlich wirksame Unterstützung der Chlorierung
und Bromierung durch sie gänzlich unterbleibt, sobald
zwei oder drei Nitrogruppen sich in demselben befinden.
In allen diesen Fällen werden die Nitrogruppen auch in
ihrer Gegenwart leichter abgespalten und durch Brom
ersetzt, als die neben jenen vorhandenen Wasserstoffatome.
Sobald aber die Nitrogruppen entfernt sind, zeigt
sich wieder der Einflufs der Überträger in einer rasch
weitergehenden Substitution. Während jedoch nach
Scheüfelen bei Anwendung von Eisenchlorid und Brom
bei 100° nicht übersteigenden Temperaturen der Wasser-
stoff der aromatischen Substanz mit dem Chlor des Eisen-
chlorids Chlorwasserstoff bildet und nur durch Brom
ersetzt wird, wurde jetzt beobachtet, dafs bei höheren
Temperaturen (von 180° und mehr) auch ein Teil des
Chlors aus dem Eisenchlorid in die organische Ver-
bindung eintreten kann, so dafs es in diesen Fällen
geratener ist, Eisenbrqmid (oder das bequemer zu
erhaltende Bromür) als Überträger zu benutzen.
Kann man, wie es Meyer und Müller1 gethan, Eisen-
draht als Überträger benutzen, so umgeht man damit
am bequemsten die etwaigen Unzuträglichkeiten des
Eisenchlorids. Sie schmolzen 1 Mol. Äthylbromid und
1 Mol. Brom mit diesem Überträger in eine Röhre ein,
erwärmten eine Stunde und fanden, dafs, abgesehen von
einem geringen Rest, der unangegriffen geblieben war,
das Ausgangsmaterial glatt und ohne Nebenprodukte in
Äthylenbromid verwandelt war.
Auch Aluminiumbromid ist ein vorzüglicher Brom-
überträger, und nach Gustavson2 gehen CC14,02014 und
C2C16 durch dasselbe in die entsprechenden Bromide
über.
Blümlein3 trug in 150 g Brom unter guter Ab-
kühlung 1 g Aluminium nach und nach ein, welches
sich unter Feuererscheinung löste. Nachdem es wieder
1 B. 24. 4249. — 8 B. 14. 1709. — 3 B. 17. 2486.
152 Bromieren.
auf 0° abgekühlt war, gab er allmählich 10 g a-Naphtol
zu. Nach Abdunsten des Broms kochte er den Rückstand
mit Cumol aus, worauf das entstandene Pen-tabromnaphtol
C10H2Br5. OH ungelöst zurückblieb.
Bis1 trug staubfeines yff-Dinaphtylamin in mehr ab
die achtmal molekulare Menge aluminiumhaltigen Broms
allmählich ein, wobei sich eine teigige Masse bildete, die
mit Wasser zerrührt wurde. Der Rückstand erwies sich
als Oktobrom -^-Dinaphthylamin C20H7Br8N.
Die Methode den Phosphor als Halogenüberträger zu
verwenden, rührt von Corenwinder2 her, der durch
Einwirkung von Jodphosphor auf Wasser Jodwasserstoff
erzeugte. Auf die Möglichkeit den roten Phosphor für
derartige Zwecke statt des gelben zu verwenden, hat
zuerst Personne3 hingewiesen. Allgemeine Verwendung
findet die Methode zur Darstellung gebromter Kohlen-
wasserstoffe aus Alkoholen.
Die Umsetzung vollzieht sich nach der Gleichung
P + 5 Br + 5 C2HaO = 5 C2H6Br + P04H8 -f H,0.
Man bringt z. B. zur Gewinnung von Bromäthyl den
roten Phosphor in eine mit Rückflufskühler versehene
Retorte, übergiefst ihn mit der berechneten Menge wenig-
stens 90%igen Alkohols und läfst die berechnete Menge
Brom langsam zufliefsen, wobei wegen der heftigen
Reaktion gekühlt werden mufe. Schliesslich erhält man
das reine Bromäthyl durch fraktionierte Destillation (siehe
auch Jodäthyl).
Hell4 wies zuerst auf die Leichtigkeit hin, mit welcher
sich Säuren bei Gegenwart von Phosphor bromieren
lassen. Volhard 5 zeigte dann, welche glänzenden Erfolge
nach dieser fast wieder vergessenen Methode erzielt
werden, wenn man sie unter den für sie geeigneten Be-
dingungen zur Anwendung bringt.
1 B. 20. 2621. — 2 Ann. Ch. Ph. 30. 248. — 3 Cr. 52. 46a
4 li. 14. 891. — 5 Ann. 242. 144.
Bromieren. 153
In erster Linie bedingend für den raschen Verlauf
dieser Art der Bromierung ist vollkommene Trockenheit
der Materialien. Da der rote Phosphor meist Phosphor-
sfiure enthält, wäscht man ihn mit Wasser bis zum Auf-
iiören der sauren Reaktion und trocknet ihn wieder.
•Bensteinsäure und Phosphor werden z. B. gut zusammen-
trieben, und während des Zutropfens des Broms muJfe
maxi durch Bewegen der Retorte für möglichste Mischung
der Materialien sorgen.
Es ist nötig, einen geringen Uberschufs von Phos-
phor und mehr Brom, als die Theorie verlangt, zu
nelunen. Der entweichende Bromwasserstoff reifst eben
bei stürmischer Entwickelung von 5 bis zu 16°/o des
Broms mit.
Die Darstellung des Bromids der Brombernsteinsäure,
diö hierbei nach der Gleichung
CB, — COOH CHBr — COBr
3 | + 2P + Br16=3 | + 2P08H + 7BrH
CB, - COOH CH2 — COBr
erfolgt, beschreibt er folgendermafsen :
Zweckmäfsig nimmt man die Reaktion in einer tubu-
Uerten Retorte vor, deren Hals durch ein angeschmolzenes
Rohr von etwa 11 mm lichter Weite und 70 cm Länge
Terltogert ist. Das Rohr wird durch einen Kühler
gesteckt, durch welchen man kaltes Wasser laufen läfst.
I)a8 aus dem Kühler ragende Ende des Rohres wird mit
Äbsorptionsflaschen zur Bindung des BromwasserstofFs
± verbunden. Das Verbindungsrohr reicht nur bis unter
^ den Kork der ersten dieser Flaschen. Man verwendet
* ihrer 2, die etwas Wasser enthalten und durch beinahe
.§ biß zum Boden reichende Röhren miteinander in Ver-
^ bindung stehen, so dais die Flüssigkeit aus der einen
in die andere wechseln kann, und doch die Möglichkeit
des Zurücksteigens in die Retorte ausgeschlossen ist.
Weiterhin werden die Gase in eine grofse offene Flasche
ttit Wasser eingeleitet, jedoch derart, dafs das Gas-
kitungsrohr das Wasser nicht berührt. Bromwasserstoff
*md Brom werden hier selbst bei rascher Entwickelung
vollständig absorbiert, während die zwei Waschfläschchen
154 Bromieren.
den Gang der Gasentwickelung anzeigen. Eine ähnliche
Vorrichtung hat Stadel1 angegeben.
Da Brom Gummischläuche rasch zerstört, sind diese
möglichst zu vermeiden.
Jeder einfliefsende Tropfen Brom erzeugt anfangs
Feuererscheinung, welcher stürmische Bromwasserstoff-
entwickelung folgt, weshalb man namentlich zu Beginn
langsam arbeiten mufs. Ist keine momentane Reaktion
mehr zu bemerken, so läfst man ein wenig abkühlen,
bevor man den Rest zugiebt. Nunmehr erwärmt man auf
dem Wasserbade bis zum Verschwinden des Broms. Mehr
als 200 g Bernsteinsäure kann man nicht gut auf einmal
verarbeiten; die Dauer der Reaktion wird unter den
erwähnten Bedingungen, von denen man womöglich nicht
abweiche, 3 bis 5 Stunden betragen.
Geht man vom Bernsteinsäureanhydrid aus, so verläuft
die Reaktion wesentlich ruhiger, (siehe S. 177.)
Für je 100 g verarbeitete Bernsteinsäure bringt man
einen halben Liter Wasser in einer Porzellanschale zum
Sieden, entfernt die Lampe, und [läfst das Chlorid aus
einem Tropftrichter einfliefsen. Man arbeite wegen der
heftigen Dämpfe unter einem gut ziehenden Abzüge.
Nach Zugabe allen Bromids wird filtriert und der Lösung
schliefslich durch vieles Schütteln mit Äther die Brom-
bernsteinsäure entzogen. Ausbeute 80 — 90 % der Theorie.
Giefst man das Bromid in Alkohole, so erhält man
natürlich sofort die entsprechenden Ester.
In derselben Weise lassen sich auch die a-bromierten
Bromide der Fettsäuren gewinnen. Die Ingredienzien
werden entsprechend der Gleichung
3 CH8 COOH -4- P + Br8 = 3 CH2 Br COBr + P08H + 2 HBr
angewendet. Da die flüssige Fettsäure den amorphen
Phosphor bedeckt, ist hier die Reaktion bei weitem
weniger heftig, als bei der Bernsteinsäure. Bei dieser
Methode darf man aber trotzdem nie die nötige Vorsicht
aufser Acht lassen. Behufs Darstellung der bromierten
Säure selbst läfst man das Bromid in kochendes Wasser
2 B. 19. 1951.
Bromieren. 155
eintropfen, von welchem etwas mehr als zur Zersetzung
nötig angewandt wird. Die bromierte Säure wird dann
durch wiederholte Destillation im luft verdünntem Räume
gereinigt. Ausbeute vorzüglich.
Der gro&e Vorteil des Verfahrens gegen die früheren
Arten der Bromierung von Säuren, welche fast alle nur
im Einschlufsrohr ausführbar sind, ist, dafs es die Ver-
arbeitung gröfserer Mengen in offenen Gefäfsen bei vor-
züglicher Ausbeute gestattet.
Nach den Versuchen von Auwers und Bernhardt1
kann man als allgemeine Regel aufstellen, dafs bei der
Bromierung nach diesem Verfahren aliphatische Mono-
und Dikarbonsäuren so viele Bromatome aufnehmen, als
sie Karboxylgruppen besitzen, vorausgesetzt, dafs sich
neben jeder Karboxylgruppe mindesten ein a-Wasserstoff-
atom befindet.
Hat man übrigens aus irgend welchem Grunde im
Einschlufsrohr zu arbeiten, so bewährt sich auch hier
ein Phosphorzusatz aufs beste ; so geben Bujard und
Hell2 an, dafs, während z. B. die Einwirkung von Brom
auf Azelainsäure in gleich molekularen Mengen in einem
solchen selbst bei achtstündiger Dauer und Wasserbad-
temperatur resultatlos bleibt, nach Zugabe von auch nur
Vio /o amorphen Phosphors nach drei Stunden bei der
gleichen Temperatur die Wirkung des Broms bereits eine
vollständige ist. Krafft und Beddies3 fanden, dafs die
Einwirkung des freien Broms auf hoch molekulare Fett-
säuren, wenn man sie im Einschlufsrohr bei 130 — 140°
ausführt, sich in einer im Verhältnis zum gewöhnlichen
Verlauf von Substitutionsvorgängen sehr eigentümlichen
und unerwarteten Weise, deren Wiedergabe aber hier
zu weit führen würde, vollzieht, was nicht unerwähnt
bleiben soll.
Alexander4 variierte das VoLHARDsche Verfahren in
der Art, dafe 10 g Phenylbernsteinsäure in einer mit
Rückflufskühler verbundenen Retorte mit 11g Phosphor-
1 B. 24. 2215. — * B. 22. 68. — s B. 25. 488.
4 Ann. 258. 76.
156 Bromieren.
tribromür übergössen wurden, wobei keinerlei Reaktion
eintrat. Als dann abermittelst eines Tropftrichters langsam
16 g Brom hinzugefügt wurden, löste sich die Säure
unter heftiger Bromwasserstoffentwickelung und Bildung
des entsprechenden Bromids auf. Die weitere Verarbeitung
erfolgte in der bereits beschriebenen Weise.
Die nach Volhard erhaltenen bromierten Säurebromide
lassen sich übrigens, wie Verfasser1 gefunden hat, durch
Zugabe von Brom im Einschluisrohr bei ca. 100° leicht
in dibromierte Produkte überführen.
Die Bromwasserstoffsäure, die, wenn man sie ganz
trocken wünscht, am besten über Phosphorpentoxyd ge-
leitet wird, liefert mit Alkoholen, wenn man sie in diese
einleitet und schlie&lich mit ihnen auf 100° im EinschluJs-
rohr erhitzt, bromierte Kohlenwasserstoffe. Für gewöhnlich
wird man aber in solchen Fällen den Phosphor als Über-
träger des Broms benutzen.
Vbley 2 sättigte z. B. trockenes Glycerin mit trockenem
Bromwasserstoff, wusch hierauf mit Kalilauge und de-
stillierte unter vermindertem Druck. Er kam so zum
Monobr omhy drin .
Die aufserordentliche Löslichkeit des Bromwasserstoffes
in Eisessig — bei gewöhnlicher Temperatur löst er 68%
desselben3 — läüst diese Lösung besonders für Additionfl-
zwecke an ungesättigte Verbindungen geeignet erscheinen,
wozu sie auch viel verwendet wird. Man erhitzt, wenn
nötig, wie Anschütz und Kinnkutt angeben — die so
aus Zimmtsäure Monobromhydrozimmtsäure darstellten, —
kurze Zeit im Einschluüsrohr im Wasserbade.
Aber die Temperatur kann auf die Art der An-
lagerung von Einflufs sein. So fanden Kraut undMERLiNG,4
dafs durch Anlagerung von Bromwasserstoff (als rauchende
HBr zur Reaktion benutzt) bei 100° aus der Atropasäure
/8-Bromhydratropasäure entsteht, während, wenn man nach
Fittig 5 die Addition bei 0° sich vollziehen läfst, a-Brom-
hydratropasäure erhalten wird.
1 Ann. 251. 346. — 2 Ch. N. 47. 39. — 3 B. 11. 1221.
4 Ann. 264. 320. — ß Ann. 195. 147.
Bromieren. 157
Ebenso giebt trockenes Bromwasserstoffgas mit trocke-
nem Allylbromid CH2 : CH . CH2Br hauptsächlich Trime-
thylenbromid CH2Br . CH2 . CH2Br, während die Gegen-
wart eines Lösungsmittels oder feuchte Säure die Entstehung
von Prophylenbromid CH3 . CHBr . CH2Br begünstigen.
Letzteres bestreitet Bogomolez.1
Durch Einwirkung der ßromwasserstoffsäure auf Diazo-
körper kommt man natürlich auch zu bromierten Körpern,2
nur ist der Verlauf bei diesem Halogen nicht so glatt
wie beim Jod. Man thut gut, die Lösung des Diazo-
salzes mit starker Bromwasserstoffsäure und Bromwasser
zu versetzen. Dadurch wird die Bildung eines Perbromides
veranlafst, welches beim Kochen mit Alkohol in einen
bromhaltigen Körper übergeht. Der Verlauf der Reaktion
wird durch folgende Gleichungen wiedergegeben:
C6H6 . N2 . N08 + HBr + Br2 = C6HBN2Br . Br2 -f HN08
06H6N2BrBr2 + C2H6OH = C6H6Br + N2 + 2 HBr + C2H40 (Aldehyd)
•
Die Ausbeuten des Verfahrens lassen nach Richter3
oft viel zu wünschen übrig. Dagegen kam er z. B.
quantitativ vom Tribromanilin zum Tetrabrombenzol, als
er ersteres mit Eisessig übergofs und salpetrige Säure
einleitete, bis alles in Lösung gegangen war. Fügte er
zu der so erhaltenen Lösung der Diazoverbindung kon-
zentrierte Bromwasserstoffsäure, so erstarrte sie sofort zu
;; Krystallen des Tribrombenzoldiazobromids C6H2Br5N2Br,
; und kochte er nunmehr nach fernerem Zusatz von Eisessig
« bis zum Aufhören der Stickstoffentwickelung, so krystalli-
* sierte beim Erkalten das Tetrabrombenzol aus.
I Nach Jackson und Bancroft4 ist ihm, wenn es nach
[ diesem Verfahren dargestellt wird, manchmal Pentabrom-
| fcenzol beigemischt.
Während wir in Phosphorpentachlorid ein so brauch-
.äares Mittel zur Gewinnung von Säurechloriden besitzen,
ff das Pentabromid für den Zweck kaum verwendbar,
^brauchbar für Bromierungen überhaupt ist es natürlich
JB. 11. 1257. — * Ann. 137. 49. — 3 B. 8. 1428.
* 23. E. 459.
158 Bromieren.
nicht. So erhielt Wurtz1 auf diesem Wege Äthyliden-
bromid aus Aldehyd, und auch Gabriel 2 erwähnt einen
gebromten Körper, den er mit seiner Hülfe gewonnen
hatte.
Claus und Pollitz3 gelang die Darstellung des
a-Bromchinolins aus Karbostyril, als sie einen Teil des
letzteren mit drei Teilen frisch bereiteten Pentabromids
innig mengten und das Gemisch 3 — 4 Stunden unter
beständigem Durchleiten eines Stromes trockener Kohlen-
säure auf 120 — 130° erhitzten. Eine höhere Temperatur
ist zu vermeiden, weil sich sonst auch so schon immer
entstehende, höher gebromte Produkte in gröfserer Menge
bilden. Das a-Bromchinolin wurde durch Destillation
mit Wasserdampf aus dem Reaktionsgemisch isoliert. Da
es vor den bromreicheren Produkten übergeht, unterbricht
man deshalb diese Operation, ehe die im Kühlrohr auf-
tretenden Öltröpfchen fest werden.
Selbst Benzoesäure und Phosphorpentabromid wirken,
wie Claisen4 mitteilt, kaum aufeinander ein. Viel
leichter kam er zum Benzoylbromid mittelst des Phosphor
tribromids.
Geschmolzene und dann fein gepulverte Benzoesäure
(3 Mol.) wird mit Phosphortribromid (2 Mol.) übergössen
und das Gemisch am Rückflufskühler erwärmt. Mit der
Auflösung der Säure beginnt eine gelinde, leicht zu
regulierende B,eaktion, während deren Ströme von Brom-
wasserston0 entweichen. Destilliert man dann nach viertel-
stündigem Erwärmen im Vacuum und rektifiziert das
Destillat unter gewöhnlichem Druck, so erhält man aus
500 g Ausgangsmaterial nach der Gleichung
3 C6H6 . COOH + PBr8 = 3 C6H6 . COBr + P08H,
gegen 400 g Bromid.
Statt des Phosphorpentabromids wird häufig das
Phosphorchlorobromid PCl3Br2 verwendet. Ladendurg
und Friedel zeigten wohl zuerst, dafs es sich organischen
sauerstoffhaltigen Körpern gegenüber durchaus dem Fünf-
1 Cr. 47. 418. — » B. 24. 3100. — * J. pr. Ch. 149. 41.
4 B. 14. 2474.
Bromieren. 159
fachbromphosphior ähnlich verhält. Man erhält es durch
Einwirkung von Brom auf Phosphortrichlorid bei Zimmer-
temperatur. Nach Michaelis * schliefst man überschüssiges
Phosphorchlorür mit Brom in eine Glasröhre so ein, dafs
diese zur Hälfte davon erfüllt ist. Nach einigen Tagen
ist die Reaktion beendet, und durch Umkehren der
Röhre läuft das überschüssige Phosphorchlorür von den
Krystallen des Chlorobromids ab. Diese von gelbroter
Farbe zerfallen bereits bei 35°.
Patbrno und Pisati2 führten mit seiner Hülfe Aldehyd
CHBr2
in Äthylidenbromid | über, und Michael 3 erhielt mit
CHS
ihm aus dem Butylaldehyd das Butylidenbromid.
Lellmann und Schwaderer4 liefsen Bromkalk auf
Piperidin wirken. Sie setzten nämlich zu 300 g mit Wasser
angerührten Kalkhydrats 130 g Brom und liefsen zu diesem
in einer Retorte befindlichen Gemisch langsam eine Lösung
von Piperidin in Wasser zufliesen, während gleichzeitig ein
Dampfstrom durchgeleitet wurde. Das in der Vorlage sich
ansammelnde Öl erwies sich als Brompiperidin C5H10NBr.
Schon früher hatte übrigens Preibisch5 Bromkalk auf
Nitromethan, aber ohne Erfolg, einwirken lassen.
Auch Stbnhoüse6 hatte schon durch Einwirkung von
Bromkalk auf Pikrinsäure Brompikrin erhalten. Eine
genaue Vorschrift für dieses Verfahren gaben dann Bolas
und Groves.7 Man löscht 4 Teile Kalk mit Wasser
und setzt unter Vermeidung einer Temperaturerhöhung
6 Teile Brom allmählich und hernach 1 Teil Pikrinsäure
zu. Bei der dann erfolgenden Destillation ist alles Brom-
pikrin im ersten Viertel des Destillates enthalten. Nach
dem Trocknen mit Chlorcalcium wird es durch fraktio-
nierte Destillation gewonnen. Ausbeute etwa 95% der
Theorie nach der von ihnen aufgestellten Gleichung.
Kupferbromür für die SANDMETERsche Reaktion8
(siehe weiterhin im Abschnitt „Chlorieren") bereitet
1 B. 5. 9. — * Ann. 221. 137. — 8 B. 14. 2105.
4 B. 22. 1327. — 5 J. pr. Ch. 116. 316. — 6 Ann. 91. 309.
7 Ann. 155. 253. — • Z. P. 4. 69.
160 Chlorieren.
man so: 125 g CuS04-f5H20, 360 g KBr, 800 g fl^O,
110 g konzentrierte H2S04 und 200 g Cu werden bis
zur annähernden Entfärbung am Rückflufskühler gekocht
Anilin z. B. geht also durch dieses Reagens, in ent-
sprechender Weise für die Behandlung mit der Lösung
vorbereitet, in Brombenzol über.
Statt des Kupferbromürs kann nach Gattermann1
auch fein verteiltes Kupfer als Überträger dienen; auch
hierüber siehe das Nähere im Kapitel „Chlorieren**.
Zur Überführung organischer Jodide in Bromide ist
das Kupferbromid sehr wegen seiner Leichtlöslichkeit
in Alkohol verwendbar. Mischt man seine Lösung mit
Jodallyl z. B., so entsteht nach der Gleichung
2 CuBr2 + 2 C8H6J= 2 C8H6Br + CuaJa + Bra
ein Niederschlag des unlöslichen Kupferjodürs.
Das, wie die Gleichung zeigt, frei werdende Brom
kann allerdings bei solchen Umsetzungen störend wirken;
nach Berthelot2 würde vielleicht ein Zusatz von fein
verteiltem Kupfer diesen Übelstand beheben.
Mit Bromkalium und Bromsilber lassen sich auch
derartige Umsetzungen erzwingen, meist sind sie aber
nicht glatt, und die Ausbeuten sehr schlecht.
Ciamtcian und Silber3 lie&en eine 5%ige Lösung
von unterbromigsaurem Kalium auf Pyrrol wirken
und erhielten dadurch hauptsächlich Bibrommaleinimid.
Chlorieren.
Man führt in organische Verbindungen Chlor haupt-
sächlich durch direkte Einwirkung von Olllorgas (Salz-
säure) und durch Phosphorpentachlorid ein. Seltener
zur Verwendung gelangen etwa Acetylchlorid, Antimon-
pentachlorid , Chlorkalk ( unterchlorige Säure ) , Chlor-
schwefel, Kupferchlorür, Phosphoroxychlorid, Phosphor-
trichlorid, Quecksilberchlorid, Sulfurylchlorid, Sulruryl-
oxychlorid, Thionylchlrid.
1 B. 23. 1218. — * Ann. 100. 124. — 8 B. 17. 1746.
Chlorieren. 161
Chlorgas wird entwickelt durch Übergiefsen eines
Gemisches aus 5 Teilen Kochsalz und & Teilen Braunstein
mit einer kalten Mischung von 12 Teilen konzentrierter
Schwefelsäure mit 6 Teilen Wasser und nachheriges
gelindes Erwärmen. Das Verfahren liefert einen gleich-
mäfsigen, fast trockenen Chlorstrom. Neuerdings empfiehlt
Klason,1 das Gas aus Braunstein und Salzsäure in einem
von ihm beschriebenen thönernen Apparate zu entwickeln.
Auf die Benutzung des Chlorkalks als Chlorquelle
für Laboratorien hat wohl zuerst ernstlich Kämmerer
hingewiesen.2 Als dann Winkler3 im Jahre 1887
mitteilte, dafs sich der Prozefs der Zersetzung des Chlor-
kalks durch Salzsäure, wenn man den Chlorkalk mit
Gips formt, im KiPPschen Apparate ausführen lasse,
fand die Methode viele Anhänger. Nach Klason1 hat
man das Formen gar nicht nötig, sondern kann ihn als
Pulver verwenden. Trotzdem ist die Bereitungsweise
von vielen bereits wieder verlassen, weil ihr bei längere
Zeit fortgesetzter Benutzung des Apparates mancherlei
Übelstände anhaften.
Nachdem nunmehr die Badische Anilin- und Sodafabrik4
flüssiges Chlor in den Handel bringt, werden gröfsere
Laboratorien zu dem Gebrauche dieses übergehen können.
Da das Gas Korke und Kautschuk stark angreift,
sind diese, wenn möglich, mit Vaselin zu überziehen.
Werden Gummistopfen mit diesem Mittel eingerieben,
so widerstehen sie seiner Einwirkung sehr lange und
behalten sogar ihre Weichheit (Klason).5
1 B. 23. 330. — * B. 9. 1548. — 8 B. 20. 184.
4 D. B. P. 50329 und Ann. 259. 100.
6 Nebenbei sei hinsichtlich des Verhaltens von Kautschuk
erwähnt, dafs nach Bunge (B. 23. B. 113.) Gummistopfen beträcht -
liehe Mengen von Kohlenwasserstoffen absorbieren, und zweitens
sei bemerkt, dafs das Festhaften der vulkanisierten Gummischläuche
an messingenen Schlauchhähnen nach längerer ununterbrochener
Berührung, so dafs sie ohne Zerreifsen nicht mehr abgenommen
werden können, nach Levoib seinen Grund in der Bildung von
kristallisiertem Schwefelkupfer hat. Vorheriges Einreiben mit
grüner Seife (nicht, mit Fetten) verhindert aber dessen Bildung
und damit diesen Übelstand.
Lamar-Cohn, Arbeitsmethoden. 2. Aufl. H
162 Chlorieren.
Will man Chlor auf Flüssigkeiten wirken lassen, so
kann man es direkt in diese einleiten. Um eine zu
heftige Einwirkung zu mildern, verdünnt man die Flüssig-
keit mit Wasser oder anderen entsprechenden Verdünnungs-
mitteln (Chloroform, Eisessig etc.). Soll dies jedoch ver-
mieden werden, so verdünnt man das Chlor,1 indem man
durch dessen Entwickelungsgefäis zugleich einen Luft-
oder Kohlensäurestrom treibt, resp. einen solchen durch
den passend hergerichteten Apparat ansaugt.
Die Menge des von der Flüssigkeit aufgenommenen
Chlors erfährt man durch direkte Wägung und kontrolliert
auf die Art, falls durch direktes Chlorieren mehrere
Chloratome in die Verbindung eintreten können, ob bereits
eine genügende Menge eingeleitet ist.
Will man nur eine ganz bestimmte genau berechnete
Quantität von Chlor einführen, so entwickelt man es
aus abgewogenen Mengen von Kaliumpermanganat oder
Kaliumchlorat und Salzsäure, und leitet schließlich
Kohlensäure durch den Apparat.
Bei Körpern der aromatischen Reihe ist die Tempe-
ratur von groüsem EinfluJs darauf, an welchen Stellen
die Chloratome eintreten. So fand Varnhoi/t,* dato,
wenn man Phenol bei so niedriger Temperatur, dab
eben das Erstarren vermieden wird, mit Chlor behandelt,
sich bis 43% Orthochlorphenol bilden, während bei
gewöhnlicher Temperatur viel weniger von diesem
neben dem gleichzeitig entstehenden Parachlorphenol
entsteht. Für die aromatischen Kohlenwasserstoffe gilt
die von Beilstein und Geitner3 aufgestellte Regel, dafe
bei Gegenwart von Chlorüberträgern (siehe weiterhin)
das Chlor in die Phenylgruppe tritt, wenn man
in der Kälte arbeitet; chlort man dagegen bei Siede-
temperatur, so geht es in die Seitenkette. Ganz be-
sonders leicht scheint es in die Seitenkette zu gehen,
wenn diese eine Aldehydgruppe ist, und auf die Alt
Säurechlorid zu liefern. So ist Benzoylchlorid zuerst
1 Ann. 246. 98. — * J. pr. Ch. 144. 22.
8 Ann. 139. 332.
Chlorieren. 163
auf diese Weiße dargestellt worden. Liebig und Wöhlbr1
erhielten es, als sie in bis zum Sieden erhitzten Benz-
aldehyd Chlorgas so lange einleiteten, als sich Salzsäure
entwickelte, und das Produkt hernach rektifizierten
CflH6 . COH + Cl2 = C6H6 . C0C1 + HCl.
Jetzt scheint es technisch wieder nach diesem Ver-
fahren gewonnen zu werden.
Die Einwirkung des Chlors in direktem Sonnenlicht
ist stets lebhafter, als im zerstreuten Tageslicht. So wirkt
es auf Chloroform, welches dabei in Tetrachlorkohlenstoff
übergeht, nur unter dieser Bedingung.
Sind feste Körper zu chlorieren, so löst man sie in
Wasser, Eisessig, Chloroform, Tetrachlorkohlenstoff, Nitro-
benzol, Äther, und verfährt mit den Lösungen wie mit
Flüssigkeiten. Als Zeichen, dafs ein Körper nicht mehr
im stände ist Chlor aufzunehmen, betrachtet man die
von freiem Chlor herrührende grünliche Färbung der
Flüssigkeit. Solchen ÜberschuJfe kann man z. B. durch
Zugabe von etwad schwefliger Säure, resp. durch Erwärmen
oder durch einen lebhaften Luftstrom entfernen, und
erkennt man in letzterem Falle die vollständige Ent-
fernung am Nichtmehreintritt der Jodkaliumstärkereaktion.2
Auch Schütteln mit Quecksilber nimmt ihn fort;
dann mufs man aber beachten, dafs, wenn derartige
Lösungen mit Äther ausgeschüttelt werden, in diesen
Chlorquecksilber mit übergeht.
Bei gelösten Körpern ist natürlich ebenfalls die
Temperatur, bei welcher chloriert wird, und das an-
SBwandte Verdünnungsmittel, ganz abgesehen von der
tellungßisomerie, oft von grofser Wichtigkeit. So liefe
sich Acetparatoluid nur mit äußerst schlechter Ausbeute
chlorieren, solange man die Einführung des Halogen bei
0° in eisessigsaurer Lösung — andere Lösungsmittel
erwiesen sich als noch ungünstiger — vornahm. Durch
Abspaltung der Acetylgruppe kam man dann zum
1 Ann, S. 262. — s B. 22. 2525.
11'
164 Chlorieren.
Metachlorparatoluidin.1 Dagegen gewann Erdm&nn* dieser
Körper mit Leichtigkeit, als er 100 g p-Acettohdd i
100 com Eisessig heifs löste und nun Chlor, das seh— :
rasch absorbiert wird, durchleitete, wobei das Materuu-.
ohne äufsere Erwärmung sich im Sieden erhielt. Ahm
1 kg technischem Paratoluidin wurden so 400 g inner
halb 7 Graden siedendes m-Chlor-p-toluidin gewonnen
Zu diesem EsDMANNschen Verfahren bemerkt jedocbz
Lellmann,3 dafs es infolge der hohen Temperatur, be~
der es sich vollzieht, kein genügend reines Prodnk~z
gäbe, und dals man die Ausbeute auf 40 — 42%, stat
der nach E. erhaltenen 38°/0 bringen könne, wenn ma — ■
50 g p-Acettoluid in 400 g Eisessig löst und das Chlors
mit 2 Volumen Kohlensäure verdünnt, in die abgektihlfc
Flüssigkeit leite.
Sehr selten wird man als Lösungsmittel Schwefelsäure
verwenden. So soll man beispielsweise Phtalsäureanhydrirf'
mit Schwefelsäure von 50 — 60% Anhydridgehalt au/
60° erwärmen und unter Zusatz von etwas Jod Chlor
einleiten, wobei die Temperatur allmählich auf 180 — 200*
gesteigert wird. Das Verfahren liefert Tetraohlorphtal-
säure (und man kann nach demselben auch Tetrabrom-
und Tetrajodphtalsäure gewinnen).
Hafner5 hat basische Körper wie Anilin, Toloidin,
bei Gegenwart von viel Schwefelsäure, die er in ver-
schiedenen Stärkegraden verwendete , zu chlorieren vef
sucht, aber einen Erfolg nicht erzielt. Dagegen kam»
Claus und Philipson6 zum Dichlornaphtylamin, als s»
/8-Naphtylaminsulfat in dem 50fachen Gewicht 80%ig*
Schwefelsäure suspendierten, und in das mit Eis gekühlte
Gemisch die auf 2 Mol. Chlor berechnete Menge dieses
Gases einleiteten. Beim Eingiefsen des Reaktionsgemisbha
in Eiswasser fiel das Chlorirungsprodukt aus, welches
durch Waschen mit Ammoniakwasser entsäuert und dann
aus Alkohol umkrystallisiert oder mit Wasserdämpfen.
übergetrieben wurde.
1 Ann. 168. 196. — * B. 24. 2767. — 8 B. 24. 4111.
4 D. E.-P. 50 177. - 6 B. 22. 2525. — ö J. pr. Ch. 151. 59.
Chlorieren. 165
TJnzersetzt schmelzbare Körper werden auch ge-
hjnolzen, und durch diese Flüssigkeit wird dann Chlor
♦leitet. Paranitrotoluol * z. B., welches im Ölbade auf
W>° erhitzt ist, wird zu seiner Chlorierung unter all-
ählicher Steigerung der Temperatur bis auf 160° so
age mit trockenem Chlorgas behandelt, bis die berechnete
uahme erfolgt ist. Die Reaktionsmasse wird nach-
lander mit Wasser, verdünnter Sodalösung und wiederum
Lt Wasser ausgewaschen und zum Schlufs aus Alkohol
nlrystallisiert. Es bildet sich so Paranitrobenzyliden-
lorid, doch scheint die Darstellung der Verbindung
if diesem Wege mit besonderen Schwierigkeiten ver-
itipft zu sein. So vermochten Zimmermann und Müller2
3 so durchaus nicht zu erhalten, kamen aber zu ihr
ireh Einwirkung von Phosphorpentachlorid auf Para-
Ltrobenzaldehyd.
Um das Chlor auf möglichst grolse Oberflächen
irken zu lassen, wird man etwa wie Clo£z3 verfahren.
ir löste Citronensäure in ihrem anderthalbfachen Gewicht
Nasser, liefs diese Lösung auf Bimssteinstücke tröpfeln,
ttdem zugleich von unten ihr ein Chlorstrom entgegen-
hieltet wurde, und erhielt so Pentachloraceton.
Will man eine möglichst durchgreifende Wirkung auf
ttizersetzt flüchtige Körper erzielen, so wird man das Chlor
Ulf die Substanzen im Gaszustande wirken lassen, indem
o&an es an die Oberfläche des in einem mit Rückflufs-
büder versehenen Kolben siedenden Körpers leitet. Oder
toan leitet die Dämpfe der zu chlorierenden Verbindung,
mit Chlorgas gemischt durch ein glühendes Rohr,4 in
dessen Inneres man vorher in demselben Grase ausgeglühte
Itakohle giebt. Nach dieser Methode erhält man z. B.
nit Leichtigkeit aus Kohlenoxydgas und Chlor das
Piosgengas CO Clg, welches man am besten durch Benzol,
l dem es ausserordentlich löslich ist, absorbiert.
Kann sich beim Chlorieren einer Flüssigkeit das in
erührung mit Luft selbstentzündliche Monochloracetylen
1 D. B.-P. 24. 152. — 2 B. 18. 997. — 3 B. Par. 39. 636.
4 B. Par. 27. 113.
1 66 Chlorieren.
entwickeln, wodurch Explosion und Zertrümmerung der
Apparate einzutreten pflegt, so mufs während der Reaktion
ein starker indifferenter Gasstrom durch die Gefälse ge-
leitet werden.
Chlor in statu nascendi auf Verbindungen wirken
zu lassen, ist schon lange im Gehrauch. 80 giebtKoLBE1
im Jahre 1843 an, dafs man das Thiophosgen CS OL am
vorteilhaftesten erhält, wenn myi Schwefelkohlenstoff mit
Braunstein und Salzsäure in einem verschlossenen Geft&e
längere Zeit unter Umschütteln stehen läüst, eine Methode,
die übrigens heute niemand für die Darstellung dieses
Körpers mehr anwenden wird.2
Claus 3 hat 10 g Dichlor-« -naphtocbinon mit 10 g
Braunstein (etwa 90 % Mn02 enthaltend) und 40 ccm
reiner Salzsäure (spez. Gew. 1,2) in geschlossenen Röhren
zehn Stunden auf 230° erhitzt und Dichlor-a-naphto-
chlorochinon C10H4C1402 erhalten.
Jetzt arbeitet man gewöhnlich so, dafe man die zu
chlorierende Substanz in Salzsäure löst oder aufschwemmt
und Kaliumbichromat, Kaliumchlorat resp. Chlorkalk
(siehe dort) zugiebt. Hofmann4 führte auf diese Art
Phenol in Cbloranil über. Er empfiehlt solche Reaktionen
in Schalen vorzunehmen, weil die Heftigkeit der Ein-
wirkung sich bis zu Explosionen steigern kann.
Fischer verfuhr beim Naphtalin folgendermaßen:
Er mischte es, ähnlich wie Depouilly,5 mit der für gewisse
Grade seiner Chlorierung berechneten Menge Kalium«
chlorat innig in einer Reibschale (Vorsicht!). Das Ge-
menge benetzte er mit so viel Wasser, daJs sich kleine
Kugeln daraus ballen liefsen,6 die er einzeln in konzen-
trierte Salzsäure brachte, wobei nur sehr wenig Chlorgas
entwich. Wandte er das Anderthalbfache der fttr vier
Atome Chlor im Naphtalinmolekül berechneten Menge
Kaliumchlorat an, so erhielt er hauptsächlich Naphtalin-
tetrachlorid.
1 Ann. 45. 44. — 2 Ann. 167. 195. — 8 B. 19. 1142.
4 Ann. 52. 58. — 6 B. Par. 1865. 4. 10. — e B. 11. 735.
Chlorieren. 167
Wegen der geringen Löslichkeit des Chlors in Wasser
wird das Ctlorwasser selten als Chlorierungsmittel ver-
wendet. Vielleicht mit Unrecht. Witt1 giebt an, dafs
es, wie anzunehmen, viel weniger energisch wirkt als das
gasförmige Element. Körneb vermochte z. B. Nitroanilin
(1,4) mit gasförmigem Chlor wegen zu starker Ver-
harzung nicht zu chloren. Dagegen erhielt jener ganz
glatt und ohne Schmierenbildung den zweifach gechlorten
Körper, als er das Nitroanilin in einem grofsen Uberschufs
von Salzsäure löste, stark abkühlte und ziemlich rasch
so lange Chlorwasser zusetzte, bis die Flüssigkeit deutlich
nach Chlor roch und einen citronengelben Niederschlag
abschied. Jede Erwärmung war vermieden worden, da
diese auch hier zur Verharzung führt.
Während nach Gay Lussac2 das Maximum der Ab-
sorption des Wassers für Chlor bei 8° liegt, bei welcher
Temperatur es drei Volumina desselben absorbiert, erhält
man, wenn man bei 0° einen raschen Chlorstrom durch
Wasser gehen läfst, bekanntlich Krystalle von der Formel
Cl + 5 H20, die fär Arbeiten bei niederer Temperatur
sehr geeignet sein werden.
Sie werden besonders in den Fällen verwendbar sein,
in welchen es wünschenswert erscheint, dafe während der
Reaktion fortwährend ein Chlorüberschuis vorhanden ist.
Nach Stbnhousb und Grovbs3 läfet sich Tetraohlor-
betorcinol C8H6C1402 nur unter dieser Bedingung erhalten.
Sie leiteten deshalb einen Chlorstrom durch Wasser, dem
der vierte Teil Eis zugesetzt war, und gaben eine er-
kaltete Lösung von Betorcinol zur Chlorhydratmischung,
die im geringen Uberschufs bleiben mufs. Nach 12 bis 20
Stunden hatte sich farbloses Tetrachlorbetorcinol in
kristallisiertem Zustande abgesetzt. Ähnlich verfuhr auch
Dittb.4
Mit in Chloroform gelöstem Chlor — dieses löst bei
0° 28% bei 10° 25% desselben — arbeitete Grimaux5
und führte mit seiner Hülfe im Einschlufsrohr Benzol
1 B. 8. 143. — * Würtz, Dict. de chim. 1. 858.
8 Ann. 203. 291. — 4 O. 95. 1283. — 6 B. 5. 222.
168 Chlorieren.
in Benzolhexachlorid, Naphtalin in sein Tetrachlorid
C10HgCl4 über.
Mit verdünntem Königswasser kann man wohl auch
Chlor in organische Körper einführen, zugleich pflegt aber
auch Stickstoff mit einzutreten, so dafs Derivate von sehr
komplizierter Zusammensetzung entstehen.
Eine sehr verwendbare Methode, die in manchen
Fällen die einzig zum Ziele führende ist, ist die Addition
von Chlor oder Chlorwasserstoffsäure an ungesättigte
Verbindungen. Gasförmige ungesättigte Körper verbinden
sich direkt mit ihm. So lieferten zwei Gase nämlich Chlor
und Äthylen im Jahre 1795 Deimann und Trobtwyk
das „Ol der holländischen Chemiker", das Äthylenchlorid.
Zum Zweck der Addition löst man ungesättigte Ver-
bindungen in Wasser, Eisessig, Äther etc. und giebt
im gleichen Mittel gelöstes Chlor oder gelöste Chlor-
wasserstoffsäure zu.
Ob man genügend Chlor zur Lösung des ungesättigten
Körpers gegeben hat, kann man fast stets daran erkennen,
dafs sie nicht oder kaum mehr im stände ist, verdünntes
Bromwasser zu entfärben.
Die ^-substituierten Säuren der aliphatischen Reihe,
welche also das substituierende Chloratom nicht an dem-
selben Kohlenstoffatom tragen, an welchem die Karboxyl-
gruppe sich befindet, können z. B. nur durch Addition
von Salzsäure an die entsprechende angesättigte Säure
erhalten werden. Man kommt also zur /8-Chlorpropion-
säure CH2C1 . CH^ . COOH, durch Vereinigung der Akryl-
säure mit Salzsäure1
CH2 : CH . COOH + HCl = CH,Cl . CH2 . COOH.
Durch Addition von Salzsäure liefern auch Terpene
chlorhaltige Produkte; so teilte Devillb2 bereits im
Jahre 1843 mit, dafs Terpen mit Salzsäure zur Ver-
bindung C10H18C12 zusammentrete, und Wallach3 giebt
neuerdings an, dafs eine Lösung von Limonen in Eis-
essig momentan Chlorwasserstoffsäure (ebenso Brom- und.
1 Ann. 163. 96. — 2 Ann. 71. 348. — 3 Ann. 236. 9.
Chlorieren. 169
Jodwasserstoffsäure) addiert und den Körper C10H16 2HC1
abscheidet.
Auch noch in anderer Weise dient die Salzsäure zur
Gewinnung chlorhaltiger Körper.
Läfst man sie auf Alkohole wirken, so geht die Um%
Setzung so vor sich, dafs ein srechlorter Kohlenwasserstoff
und Wasser entstehen CH3OH + HCl = CH3C1 -f HgO.
Nach G-euther1 erhält man Chloräthyl am besten
durch langsames Erhitzen im Wasserbade von Alkohol,
in welchen vorher salzsaures Gas2 geleitet worden war,
Waschen des gasförmig entweichenden Chloräthyls durch
viel, etwa 20° warmes Wasser, und Trocknen desselben
durch Chlorcalcium. Die beste Ausbeute giebt ein mit
2 Teilen Wasser verdünnter und mit Chlorwasserstoff
nahezu gesättigter gewöhnlicher Alkohol.
Der Wasserzusatz zu den Alkoholen ist deshalb nötig,
weil diese an und für sich nicht genügend Salzsäure zu
lösen vermögen. So teilt Malbot1 mit, dafs wenn
man 1 1 Amylalkohol mit salzsaurem Gas sättigt,
1 Z. Ch. 1871. 147.
2 Salzsaures Gas entwickelt man entweder so, dafs man nach
Hofmann (B. 1. 272) einen Kolben bis zu einem Drittel seines
Volumens mit roher Salzsäure füllt und dann durch einen Tropf-
trichter konzentrierte Schwefelsäure vom spez. Gewicht 1,848 zu-
fliefsen läfst. Die nach anfänglicher Neigung zum Zurücksteigen (!)
sehr regelmäfsige Salzsäureentwickelung hört erst auf, wenn die
Schwefelsäure das spezifische Gewicht 1 ,566 erreicht hat. Sie enthält
dann nur 0,3270 Salzsäure. Oder man bringt in einen sehr ge-
räumigen Kolben grobe Salmiakstücke und läfst konzentrierte
Schwefelsäure hinzutropfen. — Nach Biltz (Zeitschr. phpsik.
Chem. 2. 965) soll man allerdings derartige Gasentwickelungen
im Kippschen Apparate ausführen, indem er unter Darlegung der
Oiünde nachweist, dafs alle anderen bisher für den Zweck vor-
geschlagenen Apparate diesem bei weitem nachstehen; doch ist
dessen Verwendung für die Reaktion zwischen Salmiak und Schwefel-
saure insofern nicht ungefährlich, als das in der Schwefelsäure
gelöst bleibende salzsaure Gas beim etwaigen Umschütteln sich
i\ so plötzlich entwickelt, dafs die konzentrierte Säure aus der oberen
-:j Öffnung des Apparates hoch hinaus- und weit umhergeschleudert
!■»>-
wird.
8 B. Par. 3. 1. 604.
/
170 Chlorieren.
dessen Volum sich auf 1,7 1 erhöht. Trotzdem genügt
die HCl -Menge nicht zur völligen Überführung in
Amylchlorid, und man mufs noch das halbe Volum
des Alkohols an höchst konzentrierter Salzsäure zufügen.
Durch Erhitzen dieses Gemisches auf 120 — 130° erhält
man dann bei 97° siedendes, vom Alkohol freies Amvl-
chlorid ; steigert man die Temperatur auf 150°, so bilden
sich Nebenprodukte.
Von Groves 1 rührt der Zusatz von Zinkchlorid (siehe
auch den Abschnitt „Kondensation") bei dieser Reaktion
her. Man verwendet nach ihm 1 Teil geschmolzenes
Chlörzink auf 1,5 — 2. Teile Alkohol und leitet in das
siedende Gemisch unter Verwendung eines Rückfluß-
kühlere Salzsäure ein. Anfangs wird das Gas absorbiert,
bald aber entweicht ebensoschnell als das Einleiten des-
selben erfolgt, ein Gasstrom von Äthylchlorür z. B. aus dem
Kühler. Auch Krüger 2 empfiehlt die Methode, der nach
Schorlemmer3 nur der Übelstand anhaftet, daüs, wenn
es sich um hoch molekulare primäre Alkohole handelt,
das Chlorzink zur Abspaltung von H20 aus ihrem
Molekül Veranlassung giebt, wobei sich dann andererseits
ein Kohlenwasserstoff der Athylenreihe bilden mufe,
welcher sogleich mit der Salzsäure zu einem sekundären
Chlorid zusammentritt.
Auch in anderen Körperklassen können auf diese Art
Hydroxylgruppen durch Chlor ersetzt werden; so liefert
Glykolsäure Monochloressigsäure, und Werigo und Mbli-
KOFP4 erhielten, als sie Glycerinsäure CHX)H — CHOH
— COOH längere Zeit mit einem grofsen Überschufs bei
0° gesättigter Salzsäure im Einschlufsrohr erhitzten, eine
Chlormilchsäure und Eichlorpropionsäure.
Von ganz besonderer Wichtigkeit ist es, dais die
H'aloidsäuren auf die schwefelsauren Diazoverbindungen
so einwirken, daüs halogenisierte Körper erhalten werden.
Die Umsetzung der schwefelsauren Diazobenzoesäure
z. B. — die man leicht aus der salpetersauren gewinnt,
; t
1 Ann. 1U. 372. — 2 J. pr. Ch. 122. 195. — * B. 7. 17».
4 B. 12. 178.
Chlorieren. 171
indem man dieselbe, wie alle diese Verbindungen, in
möglichst wenig kalter, verdünnter Schwefelsäure (gleiche
Teile englische Schwefelsäure und Wasser) löst und die
Lösung dann aufeinanderfolgend mit starkem Alkohol
und Äther versetzt, wodurch sie alsbald in Krystallen
abgeschieden wird — setzt sich nach folgender Gleichung um
CaH4«<N__2j ggQ +HC1=^C6H4<;q1 + N4 + H,804.
Auf 1 Teil Diazosäure verwendet man, wie Griess *
angiebt, 3 — 5 Teile Haloidsäure. Nach beendigter
Reaktion, die sich durch Kochen vollzieht, erhält man
z. B. einen weiisen Krystallbrei von sofort nahezu ganz
reiner Chlorbenzoesäure.
Nach BaeyiSr resp. Zincee lassen sich bekanntlich
primäre aromatische Hydrazine durch Oxydation leicht in
die zu Grunde liegenden Kohlenwasserstoffe überführen.
Führt man die Reaktion aber z. B. statt mit freiem
Phenylhydrazin mit dessen salzsaurem Salz aus, so
erhält man in fast theoretischer Ausbeute Chlorbenzol.
Und zwar verfahren Gattermann und Hölzle2 dazu
folgender Art :
In einem Kolben von 1,5 1 Inhalt, welcher mit
Tropftrichter und Kühler versehen ist, wird eine Lösung
Ton 100 g Kupfersulfat in 100 ccm Wasser bis zum
beginnenden Sieden erhitzt, und dann eine heiise Lösung
von 10 g Phenylhydrazin in 25 ccm konzentrierter Salz-
säure (40%) und 100 ccm Wasser hinzufliefsen gelassen.
Unter äußert lebhafter Stickstoffentwickelung und Ab-
scheidung von metallischem Kupfer destilliert mit den
Wasserdämpfen ein bei der Rektifikation bei 132°
siedendes Öl Chlorbenzol über. Ausbeute 86,4% der Theorie.
Nach Wallach und Köllikeb3 ist, wenn man
10 Teile reines salzsaures Amidoazobenzol mit 100 Teilen
Salzsäure (1,12 spez. Gewicht) am aufsteigenden Kühler
kocht, nach wenigen Stunden alles Amidoazobenzol zer-
1 B. 18. 960. — * B. 25. 1075. — 8 B. 17. 396.
172 Chlorieren.
legt. Leitet man jetzt einen Dampfstrom durch dm ■*
Reaktionsprodukt, so geht mit diesem etwas TrictÜor-
hydrochinon über. Ausbeute sehr gering.
Nach Losanitsch1 kann man die Amidogruppe der
aromatischen Amine unter Umgehung der Diazotienmg
durch Halogene ersetzen, indem man ein Gemisch von
Halogenwasserstoff und Salpetersäure auf sie wirken labt
Die Methode scheint nach den mitgeteilten Resultaten
nicht sehr empfehlenswert.
Man kann auch von bromierten und jodierten Körpern
zu gechlorten in der Art kommen, daüs man sie in Lösung
mit Chlorsilber längere Zeit unter häufigem Schütteil
behandelt. Unter Bildung von Brom- resp. Jodsilber tritt
dann Chlor an die Stelle dieser Halogene. Digeriert nun
nach Conrad und Eckhardt 2 z. B. die heifse wässerige
Lösung von Oxychinaldinjodmethylat mit der nötige»
Menge frisch gefällten Chlorsilbers und engt die abfiltrierte
jodfreie Flüssigkeit etwas ein, so erhält man gut aus-
gebildete Krystalle von Oxychinaldinchlormethylat.
Auch gasförmiges Chlor vermag natürlich die ander»
Halogene auszutreiben; so gelangte Weitz3 zum Tet»
chlorthiophen, indem er durch Dibromthiophen bis tat
vollständigen Austreibung des Broms einen starken Chlor-
ström leitete, wobei mit Eiswasser gekühlt ward, und
das Reaktionsprodukt hernach längere Zeit mit alko-
holischem Kali kochte, um Additionsprodukte zu zerstören.
Schliefslich lieferte die fraktionierte Destillation reines
C4C14S.
Statt auf freie Säuren ist es manchmal vorteilhafter
das gasförmige Chlor auf deren Silbersalze, die man in j
Äther4 oder Chloroform aufschwemmt, wirken zu lassen;
man kommt dann ebenfalls zu den gechlorten Säuren.
Läüst man es mit den trockenen Salzen in Reaktion
treten, so entstehen, wie vorauszusehen, komplizierten
Produkte; so liefert nach Ejrutwig5 Silberacetat hierbei
1 B. 18. 39. - 8 B. 22. 74. — 3 B. 17. 795.
4 J. pr. Ch. 140. 111. - 5 B. 15. 1340.
Chlorieren. 173
loracetylchlorid, und nach Nef1 geht Chloranilsäure
Form ihres Silbersalzes durch Chlor bei Ausschluß
i Wasser in Tetrachlortetraketohexamethylen über.
Manchmal wirkt auch das Chlor — und ebenso das
om — nur auf die salzartige Verbindung eines Körpers,
>ht auf ihn selbst. So kann man Chlornitromethan
I8(N02)C1 nur durch Einwirkung von Chlor auf Nitro-
sthannatrium oder -kalium2 erhalten. (Siehe Seite 148).
Sollte man in die Lage kommen Chlor in berech-
ter Menge im Einschiufsrohr entwickeln zu wollen,3 so
rfährt man nach Beilstein so: Man giefst in die
öhre etwa 25 ccm rauchende Salzsäure, über welche
an einen Bausch aus Glaswolle schiebt ; dann bringt man
te zu chlorierende Substanz und zuletzt die berechnete
[enge von Kaliumbichromat hinein. Nach dem Zu-
ihmelzen erhitzt man alsdann das Rohr behufs Chlor-
tttwickelung.
Während Chlor auf die gesättigten Körper der alipha-
ischen Reihe nur substituierend wirken kann und leicht
Q diesem Sinne reagiert, verläuft seine Einwirkung wegen
•ßr doppelten Bindungen in den aromatischen Körpern auf
iese mehr im Sinne einer Addition, und so erhält man
«im Einleiten von Chlor in Benzol hauptsächlich Benzoi-
lexachlorid. Man erkennt das schon äufserlich daran,
ä& keine Salzsäure entweicht, deren Auftreten doch mit
eder Chlorsubstitution verbunden sein mufs:
CLEL - - CL = CaHaCI
6"6
e — ^e-^e^'e
C6Ha + Cl, = C6H5 Cl + HCl.
Müller4 fand nun, als er jodierte Verbindungen der
romatischen Reihe herstellen wollte und diese zu dem
weck mit Chlorjod behandelte, dals zwar sehr heftige
inwirkung statthatte, aber nur gechlorte Produkte ent-
laden. Dies veranlafste ihn das Mittel auch beim
mzol zu versuchen, und wirklich veranlagte die Zugabe
q ein wenig Jod zu diesem nach dem Einleiten von
1 B. 25. 842. — 8 B. 8. 608. — s Ann, 179. 287.
« Z. Ch. 1862. 100.
1 74 Chlorieren.
Chlor eine regelmäßige Salzsäuregasentwickelung. Hervor-
gerufen wird die Wirkung durch das sich bildende Chlor-
jod, welches nach der Gleichung
C6H6 + CU = C6H5C1 + HJ
unter Jodwasserstoffbildung einwirkt. Dieser geht aber
mit dem vorhandenen Chlor nach der Gleichung
H J + Cl2 = HCl + C1J
immer wieder in Chlorjod über.
Ein so ausgezeichnetes Mittel das Jod für Chlorüber-
tragungen ist, so hat es doch den Nachteil, dais sich in
seiner Gegenwart immer ein wenig jodierte Verbindungen
bilden.
Schon früher hatte Wöhleb auf die chlorierende
Eigenschaft des Antimonchlorids aufmerksam gemacht,
und hatte Hofmann1 Tetrachlorkohlenstoff aus Chloroform
im zerstreuten Tageslicht so erhalten, dafs er dieses dem
Chloroform zusetzte und hierauf Chlor durchleitete. Für
aromatische Verbindungen scheint es zu jener Zeit nicht
verwendet worden zu sein.
Als sich dann bei Versuchen Molydbdänpentachlorid
aus Benzol umzukrystallisieren, zeigte, dafs es dieses in
der Wärme unter Entwickelung von Strömen von Chlor
Wasserstoff zersetzte, vermutete Lothar Meter8 in ihm
einen Ersatz für das Jod als Chloruberträger. Versuche
Aronheims bestätigten diese Annahme.
Nach ihm absorbieren 500 g Benzol, mit etwa l°/i
ihres Gewichtes Molybdänpentachlorid versetzt, beim Er-
hitzen auf dem Wasserbade am Rückflufskühler einen
kräftigen Chlorstrom so begierig, dafs lange Zeit nur
Spuren von Chlor dem in Strömen entweichenden Chlor-
wasserstoffgase beigemischt sind.
Auch Schwefelkohlenstoff3 wird bei Gegenwart dieses
Überträgers sehr stark von Chlor angegriffen.
Die schwierige Herstellung des Molybdänpentachlorids*
legte es nahe, nach Metallchloriden zu suchen, welche
so wirksam wie Mo Cl5 aber leicht zugänglich sind.
1 Ann. 115. 266. - * B. 8 1400. — 3 B. 9. 1788.
4 Ann. 169. 344
Chlorieren. 175
Die Untersuchungen Pages1 ergaben, dafs, abgesehen
i MoCl5 und SbCl5, noch MoCls, FeCV A101*>
Dl und TIOI3 als wirksame Chlorüberträger in Betracht
amen.
Namentlich Eisenchlorid und die Chloride des Thal-
na sind empfehlenswert. Mit ihnen geht die Chlo-
rung sehr rasch und regelmäfsig vor sich. Chlorthallium
bet aber den weiteren Vorzug, sich von dem Reaktions-
dukt leicht trennen zu lassen, während Eisenchlorid
:>lge von Nebenzersetzungen oft erhebliche Rückstände
iert.
In 75 g Nitrobenzol, welches von Chlor allein nicht
jegriffen wird, wurden 9,56 g wasserfreies Eisenchlorid
getragen und bei 100° ein langsamer Chlorstrom durch-
eitet; die erreichte Gewichtszunahme betrug 82,57 g:
hatte sich hauptsächlich Tetrachlornitrobenzol gebildet;
ide das Einleiten bei noch höherer Temperatur fort-
letzt, so ging es in Perchlorbenzol C6 Cl6 über. Nach
tu Auswaschen mit Wasser ward aus Schwefelkohlen-
ff Timkrystallisiert.
Im allgemeinen wird ein Zusatz von 2% trockenem
eenchlorid genügen.
Beilstein und Kurbatow2 arbeiten mit Antimon-
Lehlorid folgendermafsen: 20 g Nitrobenzol z. B. werden
it 40 g Sb Cl3 erwärmt und durch das Gemisch ein
Bcher Chlorstrom geleitet. Sobald der Kolben 68 g
Gewicht zugenommen hat, wäscht man dessen Inhalt
eheinander mit Salzsäure, Wasser, Natronlauge und
eder mit Wasser. Bei der Destillation wird das von
0—245° Übergehende für sich aufgefangen und stark
gekühlt, worauf sich Metachlornitrobenzol in Krystallen
scheidet.
Folgendes Verfahren wird im gro&en3 verwendet:
ae Mischung von 5 Tln. Phtalsäureanhydrid mit ca.
Tln. Antimonpentachlorid wird einige Stunden auf
200° erwärmt. Unter fortwährendem Erhitzen leitet
n durch die geschmolzene Masse 8 bis 12 Stunden
1 Ann. 225. 199. — 8 Ann. 182. 102. — 8 D. R.-P. 32564.
176 Chlorieren.
einen Chlorstrom, wodurch beinahe das ganze Qua^^
des in Arbeit genommenen Phtalsäureanhydrids ine. '
vierfach gechlorte Verbindung umgewandelt wird. D "■**
Destillation entfernt man zunächst das Antimonp02^
chlorid (oft gemischt mit Antimon trichlorid), weLeift
für eine neue Operation verwendet wird. Nachdem dk
Antimonverbindungen übergegangen sind, destilliert dann
bei weiterem Erhitzen das Anhydrid der entstanden«
Tetrachlorphtalsäure.
Statt der Chloride kann man auch die trockenes
Metalle in Pulverform in die Flüssigkeiten eintragen ; der
Chlorstrom führt sie im Verlauf der Reaktion in die ent-
sprechenden Metallchloride über.
Nach Willgerodt1 ist die Halogenübertragung der
Elemente zum Teil eine Funktion ihrer Atomgewichte.
Willgerodt und Salzmann2 chlorierten Parabron-
toluol z. B. in Gegenwart metallischen Eisens. Bali
nach Beginn der Chlorentwickelung tritt erhebliche Tempe-
raturerhöhung ein, unter deren Einfluß das p-Bromtoluol
schmilzt ; schliefslich wird es notwendig etwas zu kühlen.
Ergiebt die Wägung eine genügende Chlorzunahme, w
sistiert man den Prozeüs. Das durch gelöste Eisen-
Verbindungen braun gefärbte Chlorierungsprodukt schfiW
man zu seiner Reinigung mit verdünnter Natronlauge und
wäscht es hernach mit Wasser. Bei der fraktioniert*
Destillation der entwässerten farblosen Flüssigkeit gÄ
der größte Teil derselben zwischen 210—220° tiW
und ist ein Gemisch der beiden nach der Theorie von»
zusehenden Monochlorparabromtoluole.
Petricou3 erwärmte 400 ccm Benzol nach Zugabe tt»
90 g granuliertem Zinn am Rückflufskühler unter Durch-
leiten eines Chlorstromes. Nach 36 Stunden hatte fflA
Dichlorbenzol, nach 86 Stunden Tetrachlorbenzol gebildet.;
Die Bequemlichkeit, mit der sich das Chlormetall
dem Reaktionsgemisch mit Wasser auswaschen läfst,
wohl durch die Länge des Prozesses fast illusorisch.
1 J. pr. Ch. 143. 391. — 8 J. pr. Ch. 147. 465.
3 B. Par. 3. 3. 189.
Chlorieren. 177
Das Phosphorpentachlorid ist ein allgemein für den
Ersatz von Hydroxylgruppen durch Chlor verwendbares
Agens. Cahoürs1 hat zuerst es selbst genau und .dann
seine Einwirkung auf Zimmtsäure, Benzaldehyd u. s. w.
untersucht, nachdem Dumas und Peligot es einmal zur
Gewinnung von Cetylchlorid aus Cetylalkohol schon
10 Jahre früher (1836) benutzt hatten. Namentlich wird
es zur Überführung der Säuren in Säurechloride gebraucht.
Der Vorgang vollzieht sich z. B. bei der Bernsteinsäure
nach folgender Gleichung:
' CH2 — COOH CH,— CO. Gl jF
I +2PC16=| " + 2POCr8 4- 2HC1.
CH2 — COOH CH2-C0.C1
Läfst man die Einwirkung auf Säureanhydride vor sich
gehen, so braucht man nur die Hälfte des Pentachlorids
CH2 — COx CH2— CO.C1
CH, — CO/ CH8 — CO.C1
(Statt der Säuren kann man auch deren Alkalisalze
mit dem Chlorid behandeln
C6H5 . COONa + PC16 = C6H5 . CO . Cl + P0C18 + NaCl
Dies kann von Interesse sein, wenn die freien Säuren
schwer wasserfrei zu erhalten sind.)
Das Verfahren ist in allen diesen Fällen derart, dafs
man zur trockenen Säure allmählich das Phosphorpenta-
chlorid zusetzt. Falls die Einwirkung sehr heftig, kühlt
man, resp. kühlt man die Säure und das Chlorid schon
bevor man sie zusammengiebt, möglichst stark ab. Als
Apparate dienen Kolben oder Retorten, die mit Rück-
flufskühlern versehen sind.
Paganini2 fand, dais die Einwirkung des Pentachlorids
übrigens auch auf Oxyazokörper in charakteristischer Weise
verläuft. Nach zweistündigem Erwärmen gleicher Mole-
küle p-Toluazophenol und PC15 z. B., auf dem Wasser-
bade resultierte eine orangerote Schmelze, die durch
Behandeln mit Wasser von den überschüssigen Phosphor-
chloriden befreit wurde. Eine Trennung der beiden bei
1 Cr. 22. 846 u 25. 724. — a B. 24. 365.
Lassar-Cohn, Arbeitsmethoden. 2. Aufl. 12
178 Chlorieren.
der Reaktion gebildeten Körper liefe sich so ausführen,
daüs siedender Alkohol dem chlorierten Körper p-Toluol-
azochlorbenzol
C*H*<N = N.C6H4C1
löste, während deraus Aceton uinloystallisierte Rückstandsieh
als p-Toluolazophenylphosphat PO (OC6H4NNC6H4CH8)l
erwies.
Zur Mälsigung der Einwirkung übergieM man wohl
auch das Phosphorpentachlorid mit etwa seinem fünf-
fachen Gewicht Phosphoroxychlorid und chloriert mit
diesem Gemisch, oder man bedient sich des Bensolfl,
Chloroforms, Petroläthers als Verdünnungsmittel.
Baeyer1 erwärmte 5 g Isatin mit 6— 7 g Funflach-
chlorphosphor und 8 — 10 g trockenem Benzol in einem
mit Kühlrohr versehenen Kölbchen. Nach Beendigung
der sehr lebhaften Einwirkung erstarrte das Ganze n
braunen Krystallen von Isatinchlorid C8H4C1N0. Aus-
beute 4 g anstatt 5,5 g.
Geigy und Königs2 lösten Orthonitrobenzylalkohol,
in ähnlicher Weise wie es bei der Darstellung der
Chloride der Chinaalkaloide geschieht, in 10 Teilen
trockenen Chloroforms, trugen dann allmählich unter
Abkühlung die berechnete Menge Phosphorpentachlorid
ein und zersetzten das gebildete Phosphoroxychlorid durch
Zusatz von Wasser. Darauf wurde die Chloroformschictt
abgehoben und nach dem Abdestillieren des Chloroforms
das Orthonitrobenzylchlorid erhalten.
CÄCNO^CH^H + PC16=C6H4(N02)CH,C1 + POC1, + HCL
Bebeenheim3 übergofs etwas mehr als die theoretische
Menge von Phosphorpentachlorid mit Petroläther vsA
trug Menthol in kleinen Portionen unter sorgfältiger Biß-
kühlung ein, indem er nach jedesmaliger Zugabe du
Aufhören der Salzsäureentwickelung abwartete. Nach
Entfernung des Petroläthers wurde das erhaltene Produkt
destilliert, wobei aus 100 g Menthol 70 g einer bei
209—210° und 15 g einer bei 167—169° siedenden
1 B. 12. 456. — 2 B. 18. 2402. — 3 B. 25. 686.
»
Chlorieren. 179
raktion erhalten wurden ; erstere erwies sich als Menthyl-
Üorid 010H19C1, letztere als ein Menthen C10Hl8, welches
eine Entstehung also der wasserentziehenden Einwirkung
lee Pentachlorids auf Menthol C10H19OH verdankt.
Wallach x löste 45 g Fenchylalkohol in 80 g niedrig
siedendem Petroläther und trug nach und nach 60 g
Phosphorpentachlorid in die Lösung ein. Es findet eine
lehr lebhafte Reaktion statt, nach deren Beendigung die
RfiSfflgkeit von den kleinen Mengen nicht verbrauchten
Ohlorphosphors abgegossen, und durch Destillation aus
dem Wasserbade im Vacuum von Petroläther und
Phosphoroxychlorid möglichst befreit wird. Das Fenchyl-
chlorid ist flüssig, und da es daher durch Krystallisation
nicht 'zu reinigen ist, wurde gesucht es durch Destillation
mit Wasserdampf von den anhängenden Phosphorverbin-
dungen vollkommen zu befreien. In der That geht das
Chlorid mit den Dämpfen über, und eine fraktionierte
Destillation im luftverdünnten Raum liefert es schliefslich
ganz rein.
Pechmann 2 befeuchtete in einem Fraktionirkolben mit
angeschmolzener Vorlage 14 g rohe Cumalinsäure mit
Phosphoroxychlorid und mischte portionsweise 22 g
Phoephorpentachlorid dazu, während gleichzeitig auf dem
wasserbade erwärmt wurde. Nach Beendigung der leb-
haften Reaktion wird das Phosphoroxychlorid aus dem
Ölbade, der Rückstand im luftverdünnten Räume ab-
destilliert, und bei 80 mm Druck ging alles bei cirka
180° über. Es gelang aber nicht, das so erhaltene
Chlorid der Cumalinsäure völlig von Phosphorverbindungen
*n befreien.
Hat man Phosphorpentachlorid in einer der oben
^Wähnten Arten auf Säuren wirken lassen, so erhält man
ho ein Gemisch von Säurechlorid und Phosphoroxy-
Üorid.
Sollte man einen Überschufs von Pentachlorid an-
wendet haben, so giebt man ein wenig Phosphor zu ;
1 Ann. 263. 148. — * Ann. 264. 282.
12'
180 Chlorieren.
hierdurch bildet sich aus diesem Phosphortrichlorid, das
als eine bei 74° siedende Flüssigkeit nunmehr leicht ab-
destilliert werden kann.
Das Gemisch von Säurechlorid und Oxychlorid trennt
man, wenn beide unzersetzt flüchtig, durch fraktionierte
Destillation, die man, wenn nötig, im luftverdünnten
Raum ausführt.
Krafft und Bürger1 teilen mit, dafia, wenn man
gleiche Moleküle der höheren Homologen der Essigsäure
in fein geriebenem Zustande mit Phosphorpentachlorid
zusammenbringt, die alsbald beginnende Reaktion durch
kurzes Erwärmen auf dem Wasserbade unterstützt und
zur Verjagung des Phosphoroxychlorids im luftverdünnten
Räume, zuletzt unter nur cirka 15 mm Druck bis
gegen 150° erhitzt, das in der Retorte zurückbleibende Öl
genau soviel, als der Theorie nach von einem Säure-
chlorid C^B^n^ — OC1 sich bilden mufs, wiegt. Sie
stellten so Laurylchlorid C12H230C1, Myristylchlorid
CUH270C1 u. s. w. dar, und die Produkte erwiesen sich
unmittelbar als rein.
Grabe und Bungen er2 erhielten bei der Darstellung
des Chlorids der Phenylessigsäure, welches sie durch
Destillation reinigen wollten, nur 10% Ausbeute, obgleich
die Einwirkung des Fünffachchlorphosphors den Eindruck
einer glatten Reaktion machte. Bei Wiederholung da
Prozesses mischten sie gleiche Moleküle der Ausgangs-
materialien, sofort trat die Reaktion wiederum unter
Erwärmen ein. Das erhaltene Produkt wurde aber ab-
dann, um das Phosphoroxychlorid zu verjagen, nicht
destilliert, sondern auf 110 — 120° erwärmt und ein
trockener Kohlensäurestrom durchgeleitet, bis nichts mehr
überging. Hierauf blieb das Chlorid in der Retorte in
sehr guter Ausbeute kaum gefärbt zurück.
Derartigen Rückstand thut man gut, mit absolutem
Äther aufzunehmen, um etwa mitgebildetes Säureanhydrid,
dessen Entstehung Phosphorpentachlorid ebenfalls ver-
anlassen kann,
1 B. 17. 1378. - * B. 12. 1079.
Chlorieren. 181
C2H4(C02H)2 + PCI. = CA<gj.> 0 + 2HC1+P0C18
zu lösen.
Eine ganz anjiere Art , der Entfernung des Phosphor-
oxychlorids ist die, dafs man das durch Einwirkung des
Phosphorpentachlorids erhaltene Reaktionsgemisch so
lange mit trockenem Petroläther versetzt, als sich die
Trübung noch vermehrt. Nach kräftigem Umschütteln,,
da Phosphoroxychlorid und Petroläther1 3ich nur schwer
mischen, setzt sich bei längerem Stehen dann das Säure-
chlorid am Boden ab.
Phosphorpentachlorid führt auch die Sulfosäuren in
Chloride über, z:. B. ...».-.
C6H6 , S08a+ PC16 = C6H6 . S02C1 + PÖGlj + HCl.
Die Ausführung des Verfahrens ist die gleiche wie
bei den Säuren mit Carboxylgruppenj nur finden sich
hier manchmal Ausnahmen. So kann nach Claus und
Knyrtm2 das Chlorid der a«Naphtol-/ff-sulfosäure nicht
erhalten werden, sondern es bleibt, wenn man 1 Molekül
des Natriumsalzes der Säure mit 1 Molekül Pentachlorid
zur Reaktion bringt , ein Teil des sulfosäuren Salzes
unverändert, während ein anderer Teil in Dichlornaphtol
übergeführt wird. Ganz ähnlich verhält sich die ^-Naphtol-
o-sufibsäure,3 dagegen kam Zielstorfp4 zum Chlorid der
Diphenyldisulfosäure, indem er deren Kaliumsalz bei 180°
trocknete und es hernach mit 2 Molekülen PC15 erwärmte.
Nachdem das Reaktionsgemisch mit Wasser bis zur neu-
tralen Reaktion gewaschen war, lieferte Umkrystallisieren
aus Chloroform den gesuchten Körper in reinem Zustande.
Auch aus Äther, Benzol, Essigsäure, Schwefelkohlen-
stoff5 lassen sich solche Sulfochloride umkrystallisieren.
So löste JikfeL6 z. B. das Tiophendisulfochlorid
in Äther, aus dem es dann in Nadeln krystallisierte.
1 B. 8. 301. — * B. 18. 2926. — 3 B. 18. 3157.
4 Dissertation. :Greifswald 1890. — b B 24. B. 654.
6 B. 19. 189.
182 Chlorieren.
Sulfochloride sind nämlich, im Gegensatz zu den
eigentlichen Säurechloriden, oft von sehr grofser Beständig-
keit auch gegenüber dem Wasser, so dafe man manche
von ihnen anhaltend mit diesem, oder besser mit
schwachen Alkalien, kochen mufs, um sie in die zu-
gehörige Sulfosäure überzuführen.
Babbaglia und Kekule1 fanden, dafs die Sulfo-
chloride durch Phosphorpentachlorid bei 200° glatt im
Sinne der Gleichung
C6H5 . SÜ2C1 + PC16 = C6H6C1 + S0C12 +P0C1,
zerlegt werden. Von Michaelis2 ist die Entstehung
dieser Produkte in etwas anderer Weise gedeutet worden.
Königs und Geigy3 sind auf die Art zu bis dahin
unbekannten gechlorten Produkten gekommen, indem ne
z. B. das Bariumsalz der Pyridinsulfosäure mit Phosphor-
pentachlorid auf 200° erhitzten. Die Reaktionsmasse wild
in Eiswasser eingetragen und nach Zersetzung der Chlor
phosphorverbindungen mit Wasserdampf destilliert. Ans
dem Destillat konnten sie ein Di- und ein Trichlor-
Pyridin isolieren.
Ähnlich verfuhr Erdmann4 mit der NaphtvlamiB-
sulfosäure.
Phosphorpentachlorid ersetzt in Aldehyden und Ke-
tonen den Sauerstoff durch Cl2", so liefert Aldehyd Äthyt
denchlorid
CH8 . CHO + PC16= CH8 . CHC12 + P0C1,.
Es wirkt auch lebhaft auf Säureoyanide ein. Bei d»
Behandlung mit Benzoylcyanid entsteht nach ClaisHJ*
ein gelb gefärbtes Reaktionsprodukt; wird dies auf Eifr
wasser gegossen, so scheidet sich ein schweres Öl ab,
welches vom noch beigemengten Cyanid durch Waschen
mit etwas Kalilauge befreit und durch Rektifizieren
gereinigt wird. Es erweist sich als Phenyldichlor-
acetonitril
C6H6 . CO . CN + PC15 =C6H6 . CC12 . CN + P0C18.
1 B. 5. 876. — 2 B. 5. 929. — 3 B. 17. 1832.
4 B. 20. 3185. — fi B. 12. 626.
Chlorieren. 183
Auf Phenylglyoxyisäureester wirkt es so, dafs es ihn
in Phenyldichloressigsäureester überführt,
C6H5 . CO . COO . C2H6 + PC16=C6H5 . CC12 . COO . C2H5 . + POCl8
der durch fraktionierte Destillation rein erhalten wird.
Von Wallach5 rührt die Beobachtung her, dafs das
Pentachlorid , wenn in einem Säureamid mehrere 00-
G nippen vorhanden sind, zuerst dasjenige Saueratoffatom
durch 2 Atome Chlor ersetzt, welches sich am gleichen
Kohlenstoffatom mit der NH2-Gruppe befindet
COO.C2H6 COO.C2H5
+ PClß= I +POCL
CO.NH2 6 CC12.NH, 8
Oxamethan dadurch in Bichloramidoessigsäureester über-
geht. Aus 50 g Oxamethan wurden 50 g Chlorprodukt
erhalten, die durch Petroläther abgeschieden wurden.
Von Wichtigkeit ist diese Reaktion zur Auf-
klärung der Jndigsynthese geworden. Versucht man
CO CO
Isatin C6H4jtjj| I (Pseudoisatin) zu reduzieren, so werden
alle Reduktionsmittel sich ausschliefslich auf die CO-
Gruppe werfen, die unmittelbar mit dem Benzolrest
verbunden ist. Dagegen gelang es Baeter2 durch
Behandeln des Isatins mit Phosphorpentachlorid und
nachherige Reduktion auch die andere CO-Gruppe zu
desoxydÄfc^ die mit dem NH in Verbindung steht.
Als ZS^Hgnprodukt bildet sich jedenfalls das Imid-
chlorid 'awlsatins
/C0.CC1
Nach Colson und Gautier3 kann man mittelst des
Pentachlorids bestimmte Mengen Chlor in Homologe des
Benzols einführen; erst, wenn der Wasserstoff der Seiten-
ketten ersetzt ist, tritt Chlor in den Kern. Man erhitzt
zu dem Zweck im Einschlufsrohr gegen 200°. Sie er-
hielten auf diese Art z. B. Hesachlorxylol C6H4(CC13)2.
1 B. 8. 301. — * B. 11. 1296. — 8 Cr. 102. 690
184 Chlorieren.
' Die häufige Verwendung des Acetylchlorid für Acetj-
lierungszwecke läfst es nicht unangebracht erscheinen
darauf . hinzuweisen, dafs es auch chlorierend. wirken \m
Wenigstens erhielt Becker1 bei der Einwirkung yoü
Chloracetyl auf Azobenzol hauptsächlich p:Diohlora»-
benzol und p-Chloracetanilid, als er die Körper bei 160*
im Einschlufsrohr 4 Stunden aufeinander wirken lieb.
Bredt* fand, daJs, wenn man Lävulinsäure mittinea
Überschufs von Acetylchlorid (2 Mol.) versetzt, eine»
heftige Reaktion eintritt, dals man sie durch Kühlung
mälsigen mufs. Nachdem bei der Destillation im Vacuwi
das überschüssige Acetylchlorid und die Essigsäure
verdampft waren, ging der Rest unter 15 mm Druck
bei 80° über, und. erwies sich als Lävulinsäurechlorid.
Des Antimonpentachlorids als Chlorüberträgers irf
bereits gedacht worden. Es kann aber auch selbst ab
chlorierendes Mittel dienen. So erhitzte Beilsthä1
l Teil p-Chlorbenzoesäure mit 7,5 Teilen von ihm einig«
Stunden auf 200°. Den Röhreninhalt befreite er durch
konzentrierte Salzsäure vom Antimon, löste die Säureffl
Ammoniak, verdunstete zur Trockene und kam »
schließlich durch erneuten Säurezusatz zur Dichlor^
benzoesäure.
Von Merz und Weith4 ist dies Pentachlorid zu*
Perchlorieren, d. h. zur Gewinnung solcher Chlorierung
süufe.n, bei denen alle doppelten Bindungen des Atfr
gangsmateriais durch einfache ersetzt sind, verwende
worden. Der zu untersuchende Körper wurde ftl
gewöhnlich mit sehr viel überschüssiger Antimonver
Bindung versetzt, im Einschlufsrohr, wenn nötig, W
350° erhitzt, und dies so lange fortgesetzt, bis gl
keine Chlorwasserstoffentwickelung mehr zu bemerk«
war. War die Einwirkung des Chlorids im Anfang:
heftig, so wurde der Körper zuerst mit gasförmige
Chlor behandelt* ■; Vom Phenanthrenchinon kamen J
so zum Perchlordiphenyl C12C110; Dibenzyl liefei
1 J5. 20. 2007. — 2 Ann. 256. 334. — s Ann. 179. 284.
* B. 16. 2870.
Chlorieren. 185
Perohlorbenzol -f- Perchloräthan, /0-Naphtonitril Perchlor-
benzol ti. s. f.
Im Arischlufs daran hat Hartmann1 später auch
einige Körper der Fettreihe, Kohlenwasserstoffe, Palmitin-
säure,. Wachs, der Perchlorierung mittelst jodhaltigem
Antiirionpentachlorid bei 300 — 450° unterworfen. Schließ-
lich, liefern alle Perchlormethan und Perchlorbenzol,
welche Chlorkohlenstoffe wohl sozusagen die Verbrennungs-
produkte aller aliphatischen Körper durch das Chlor sind.
Nach Henry2 kann das Antimonpentachlorid auch
zum Austausch von Brom gegen Chlor dienen. Erwärmt
man nämlich gechlortes Äthylenbromid CH2Br — CHClBr
damit, so erhält man Monobromdichloräthan CH2Br —
CH012> und ebenso geht Dibrommethan dadurch in
Dichlormethan über.3
Chlorkalk dient für sich und bei Gegenwart von
Säuren als chlorierendes Mittel.
Erhitzt man nach Beilstein4 Orthochlorbenzoesäure
mit Chlorkalklösung zum gelinden Sieden, so bildet sich
leicht Dichlorbenzoesäure, aber es ist schwer die Bildung
einer dreifach gechlorten Benzoesäure zu vermeiden.
Nach Witt kommt man folgender Art zu gechlorten
Anilinderivaten. Man löst Acetanilid (5 Tle.) in Eisessig
(10 Tle.) und Alkohol (10 Tle.) unter Erwärmen, verdünnt
diese Mischung mit Wasser (100 Tle.) und setzt zu der
auf 50° erwärmten Lösung langsam unter Umschütteln
nach und nach 100 Teile einer kalten 10% Ca02Cl2
enthaltenden Chlorkalklösung. Alsbald scheidet sich ein
schneeweißer aus kleinen Nädelchen bestehender Nieder-
schlag ab, der nach einmaligem Umkrystallisieren aus
warmer Essigsäure oder aus Alkohol sich als reines Mono-
chloracetanilid erweist (siehe auch Bender, B. 19. 2272).
Löst man aber Acetanilid (5 Tle.) in Eisessig (20 Tle.),
verdünnt mit Wasser (100 Tle.), erwärmt die Lösung
zum Sieden und fügt nun zu der vom Feuer entfernten
Lösung nach und nach Chlorkalklösung von der erwähnten
1 B. 24. 1025. — 8 GV. 97. 1491. — :J Ann. Ch. Ph. 30. 271
* Ann. 179. 286.
\
186
Chlorieren.
Konzentration (400 Tle.) hinzu, so tritt nach .
ersten 100 Tle. ebenfalls eine Fällung ein, welche sieb
aber schon nach Zusatz der zweiten 100 Tle. in die
viel kompakteren Krystalle des Dichloracetanilids ver-
wandelt bat. Man erhitzt nun die Flüssigkeit, falls ih«
Temperatur unter 60—70° gesunken sein sollte, auf diesen
Grad und fügt die letzte Hälfte der Chlorkalklösung in
kleinen Anteilen unter beständigem Schütteln zu. Nach be-
endeter Operation bat man am Boden ein schweres Ol, welch«
ein Additionsprodukt Dnterchlorigsäuredichloracetanilid ist.
Löst man dies in trockenem Äther und entwässert die
Lösung durch 2— 3stündiges Stehen über Chlorcalcimn,
so erhält mau eine Flüssigkeit, die sich allmählich unter
Abscheidung von schönen Krystallen des in Äther schwer
löslichen Dichloracetanilids zersetzt. Will man die lel
Operation vermeiden, so unterbricht man den Chlor!
zusatz schon, wenn die Masse eine breiige Konsis
angenommen hat und gelb geworden ist.
Tscherniak1 vermischte 100 g salzsaures Ätbyl
NHS . CgEri . HCl in Portionen von je 25 g mit 21
Chlorkalk, der mit Wasser zu einem ziemlich
Brei angerührt war, in einem gröfseren Kolben
destillierte, solange Oltropfen übergingen. Diese
nochmals ebenso mit 2Ö0 g Chlorkalk behandelt,
nun erhaltene Destillat wurde erst mit Schwefel
dann mit Natronlauge, dann mit Wasser geschüttelt
nach dem Trocknen fraktioniert.
Iu befriedigender Ausbeute war Dicbloräthyl
gebildet worden, welchem nach ihm die Konstitute
CHS — CR,-NC12 zukommt.
Nach Chasdelon2 reagieren alkalische Hypoehlorite
auf Phenol schon bei gewöhnlicher Temperatur, wenn
man mit verdünnten Lösungen (3%iges Phenol) in !*■
rechneter Menge arbeitet bis zur Bildung von Trichlor-
phenol. Beim Neutralisieren der nach molekularen Ver-
hältnissen vorgenommenen Mischung von Phenol nnd
Xatriumhypochlorit (aus Chlorkalk und Soda) durch 3ala-
1 S 9. 146. — * B. 16 1749.
Chlorieren. 187
säure scheidet sich beispielshalber ein gelbes Öl aus, das
sich als o-Chlorphenol erweist. Ausbeute ziemlich er-
heblich.
Wie man sieht, läfst sich .Chlorkalk sehr wohl zum
Chlorieren verwenden, aber im voraus seine Wirkung zu
bestimmen, ist meist schwierig. Von Liebig1 rührt schon
die Beobachtung her, dafs Alkohol und Aceton mit ihm
Chloroform geben. Belohoubek2 hat dann gezeigt, dafs
wohl Äthyl-, aber nicht Methylalkohol es bei dieser Reaktion
liefert, und Goldberg 3 kam in einer ausführlichen Arbeit
über die Einwirkung von Chlorkalk auf verschiedene
Alkohole zu dem Resultat, dafs das Chlor nie an den
Karbinolrest tritt, sondern diesen zu Ameisensäure resp.
Kohlensäure oxydiert. Nach ihm entspricht folgende
Gleichung am meisten den Ausbeuteverhältnissen an
Chloroform, wie sie im grofsen erzielt werden, — die im
Laboratorium erreichbaren bleiben aber weit hinter diesen
zurück:
4 C,HBOH + 16 CaOCl2= 13 CaCl, + 3 (HCOO),Ca +8 HaO + 2 CHC1,.
Man kann auch mit Chlorkalk in Gegenwart von
Salzsäure in statu nascendi chlorieren, doch ist die
Anwendung von Kaliumchlorat im allgemeinen vor-
zuziehen.
Im Anschluß an den Chlorkalk soll die Einwirkung
der unterchlorigen Säure auf organische Körper be-
sprochen werden.
Nachdem ihre ringsprengende Kraft4 erkannt, und sie
in dieser Beziehung namentlich ein wertvolles Reagens
geworden, sollen ihre besten Bereitungsweisen mitgeteilt
werden.
Man gewinnt sie 1. nach Reform atzky (J. pr. Ch. 148. 395)
folgender Art: Im Abzüge wird aus einem Kolben von ca. 1,5 1
Inhalt Chlor aus einem Gemisch von HCl+K2Cr,07(?) durch eine
Wasser enthaltende dreihalsige Flasche in einen Kolben von ca.
7« 1 Kapazität, welcher 1 Vol. HgO und ca. 5 Vol. Wasser ent-
halt, geleitet Dieser Kolben wird in ein Gemisch von Wasser und
Schnee gestellt und mit einem zweifach durchbohrten Stopfen
H > Ann. 1. 199. — ■ Ann. 165. 350. — * J. pr. Ch. 132. 114.
.: 4 Siehe z. B. B. 25. 1493.
• v
188 Chlorieren.
versehen. Durch die eine Öffnung geht die Chlor zuführende
Röhre bis fast auf seinen Boden, durch die andere eine Glasröhre,
welche die Gase in das Abzugsrohr leitet. Erst gegen Ende der
Reaktion bedarf es eines zeitweiligen Umschütteins des Kolbeninhalts.
Die Reaktion ist beendigt, sobald das HgO verschwunden ist. Die so
erhaltene wässerige Lösung von HCIO wird sodann,, um die Sfcure
vom HgCla zu trennen, der Destillation unterworfen.- Während
dieser wird die Vorlage ebenfalls mit dem Abzüge verbunden.
Selbst gröfsere Quantitäten von HCIO sind so leicht darzustellen.
Da ein Teil der HCIO bei der Destillation sich ' unter Bildung
freien Chlors zersetzt, so erscheint die Entfernung, flea letzteren
von besonderer Wichtigkeit, denn es zeigt sich, daJös man beim
Hinzufügen des so erhaltenen Destillates zu einer ungesättigten
Verbindung aufser dem Chlorhydrin z. B. noch eine Menge anderer
Produkte erhält Zu seiner Entfernung leitet man einfach durch
die Lösung so lange einen starken Strom Kohlensäure, biaisän
Chlorgeruch mehr wahrnehmbar ist.
2. erhält man bekanntlich eine allerdings stark mit Salzen, he-
ladene wässerige Lösung von unterchloriger Säure, wenn man eine
Chlorkalklösung mit der genügenden Quantität Borsäure' versetzt
Reform atöwsky 1 gofs eine chlorfreie LöBung von
unterchloriger Säure in kleinen Portionen in einen ge-
räumigen Kolben, in welchen vorher 20 g Allyldimethyl-
karbinol mit et^was Eiswasser gebracht waren. Von au&en
wurde der Kolben gleichfalls mit Eiswässer gekühlt
Von der Säure wurde so lange zugegeben, als noch ihr
Geruch verschwand, und ihren geringen Überschufs zer-
störte er zum Schlufs durch Natriumhyposulfit. Das Fittrat
des Reaktionsgemisches wurde mit Äther erschöpft, welcher
nach der Verflüchtigung 23 g (statt 30 der Theorie]
Monochlorhydrin des Glycerins hinterliefs.
Sohlebüsch2 brachte äquivalente Mengen von valerian-
saurem Natrium und unterchloriger Säure in wässeriger
Lösung zusammen. Er erhielt nach mehrtägigem. Stehen
im Dunkeln Monochlorvaleriansäure nebst unverändert
gebliebener Valeriansäure
05^05 + 0^0=051^0102 + ^0.
Die Addition von Unterchlorigsäurehydrat findet nach
Cabius3 im allgemeinen an alle organischen Körper statt,
welche ihre Elemente noch nicht im Zustande völliger
Sättigung enthalten, und zwar kann ein solcher Körper
1 J. pr. Ch. 148. 400. — 2 Ann. 141. 323. — :J Ann. 140. 317.
Chlorieren. 189
für jede Hs, um welche er sich von der Grenzformel
entfernt, 1 Mol. C1HO aufnehmen; in ähnlicher Weise
vermag eich auch chlorige Säure anzulagern.
Schützenbbrger1 hat bei sehr niedriger Temperatur
wasserfreie unterchlorige Säure auf Essigsäureanhydrid
wirken lassen. Die erhaltene Flüssigkeit hat dieselbe
Summenformel, wie die Monochloressigsäure, ist aber in
ihren Eigenschaften durchaus von ihr verschieden und
wird als essigsaures Chlor bezeichnet.
Der Ohlorschwefel S2C12 ist zuerst von Hbintz und
dann von Camus 2 für die Gewinnung von Dichlorhydrin
aus Glycerin empfohlen und bis heute beibehalten worden,
sonst hat er bis in die neueste Zeit für chlorierende
Zwecke keine Verwendung gefunden. Nach Claus3
vollzieht sich diese Umsetzung nach folgender Gleichung :
C8H808 + 2S2Cla=C,H6Cl,0+2HCl + S02 + 3S.
In einen geräumigen, etwa 2 1 haltenden Kolben, der
mit einem Kühlrohr verbunden ist, bringt man 800 g
Glycerin vom Kochpunkte 195° (?) — nach Rössing*
soll man wasserfreies Glycerin vom Siedepukte 176 — 177°
nehmen — und trägt in dasselbe 2 kg Chlorschwefel
ein, während unter fortwährendem starken Umschütteln
im Kochsalzbade erhitzt wird. Nach 7 — 8 Stunden ist
die Reaktion beendet, und nun entfernt man das Kühl-
rohr und erhitzt noch eine Stunde zur Verjagung
der schwefligen Säure und der Salzsäure. Nach dem
Erkalten setzt man der inzwischen breiartig erstarrten
Masse etwa das doppelte bis dreifache Volumen Äther
zu, filtriert und destilliert. Durch mehrfache Rekti-
fikation erhält man schliefslich reines bei 179° siedendes
Dichlorhydrin.
Morlby6 giebt an, dafe die Ausbeute des Verfahrens
etwas über 50% der Theorie beträgt.
Durch Einwirkung von Chlorschwefel auf Glykol
erhält man Äthylenchlorhydrin , doch haften diesem
schwefelhaltige Verunreinigungen an.
1 Cr. 52. 135. — * Ann, 122. 73. — 8 Ann. 168. 43.
4 B. 19. 64. - 5 B. 13. 222.
CH.-OH CH..C1
2 | + 2S.C1, = | + 2HC1 + SO, +
CH,— OH CH,OH
Nach Angbr und Böbal' wirkt Schwefeltet»-
Chlorid auf Eisessig nach der Gleichung
SCL + 2CH„C02H = SCH^COCl + SOs + 2HC1
ein. Man bringt zur Ausführung dieser Reaktion 2 Mol I
EiBesaig in einen Kolben und setzt ihnen 1 Mol. Schwefel I
oder Chlorschwefel zu, worauf man unter Abkühlung ia
einer Kältemischung Chlor einleitet, solange dieses f1
sorbiert wird. Nachdem das Reaktionsgemisch Zimmi
temperatur angenommen hat, erwärmt man den Kolb«
destilliert unter Verwendung eines guten Kühlers I
fängt das Destillat in einer mit Eis gekühlten Vorl»(
auf. Ströme von entweichendem Salzsäuren und schwefü]
sauren Gas führen sonst zu viel Acetylchlorid mit
fort. Alsdann rektifiziert man die unterhalb 60°
gegangene Flüssigkeit, entzieht dem Destillat dm
Schütteln mit Quecksilber oder fein verteiltem Kupf
einen schwefelhaltigen Körper, und eine nochmal'
Destillation liefert reines Acetylchlorid in einer Ausbe
von 500 g Chlorid aus 600 g Säure.
Leitet man Chlor in eine siedende Mischung
Schwefel und Eisessig, so bildet sich hauptsächlich Moi
chloressigsäure, vermischt mit etwas Acetylchorid.
von den Experimentatoren aus 800 g Eisessig nach dl»
Verfahren in einem Tage 1 kg Monochh iresaigsäure f
wonnen wurde, ist dies vielleicht die empfehlenswer
Methode zu deren Darstellung.
Cyanurchlorid liefert, wenn es mit den Natr
salzen von Säuren mehrere Stunden im EinschlnJ
auf 100" erhitzt wird, nach Senikr-' Saurechloride.
beute heim Natriumacetat nur 22"/u der Theorie,
Natrium benzoat dagegen 88%. Der Verlauf der Real
ergiebt sich aus der Gleichung
CjNjOI, + 3C0H,COONa = C,NB0„NaB + 3C„HtCOCl.
1 B. Par. 3. 2. 144.
. 19. 310.
Chlorieren. 191
Die Einführung des Kupferchlorürs zur Ersetzung
Amidogruppen aromatischer Verbindungen durch Chlor
irt von Sandmeyer1 her. Bei der Einwirkung von
etylenkupfer auf Diazobenzolchlorid konstatierte er
jhliche Bildung von Chlorbenzol, eine Wirkung, die
nur dem unter diesen Bedingungen im Verlaufe der
aktion sich bildenden Kupferchlorür zuschreiben konnte,
1 in der Hinsicht angestellte Versuche bestätigten seine
rmutung. Er löste zum Zwecke der Diazotierung 30 g
dun in 67 g Salzsäure (spez. Gewicht 1,17), die mit
) ccm Wasser verdünnt war. Hierzu setzte er all-
hlich unter Kühlung 23 g Natriumnitrit, gelöst in
ccm Wasser, und liefs diese Mischung aus einem
tieidetrichter zu einer 10%igen Kupferchlorürlösung in
Izsäure zutropfen, die fast bis zum Kochen erhitzt war.
ler Tropfen der Diazobenzollösung erzeugte beim Zu-
amentreffen mit der Kupferlösung für einen Augenblick
en gelben Niederschlag, der sich aber sogleich unter
okstoffentwickelung und Abgabe von Öl zersetzte,
roh nachherige Destillation mit Wasserdampf erhielt
so 26 g Chlorbenzol.
Die Kupferchlorürlösung für die „SANDMEYERsche
iktion" bereitet man nach Feitler2 am besten so:
) Tle. CuS04 + 5H20, 120 Tle. NaCl und 500 Tle.
3 werden zum Sieden erhitzt, dann 1000 Tle. kon-
tierte HCl und 130 Tle. Cu in Form von Spänen
r kleinen Stücken zugesetzt und in einem Kolben mit
aufgesetztem Stopfen bis zur Entfärbung erhitzt. Die
l übrigen Kupfer und Bodensatz in eine vorher mit
ilensäure gefüllte gewogene Flasche abgezogene Lösung
l mit konzentrierter HCl versetzt, bis alles zusammen
8 Tle. ausmacht. Die Lösung enthält dann ca. 10%
>ferchlorür und ist in einer verschlossenen Flasche,
n Luft durch Kohlensäure verdrängt war, sehr lange
bar.
3-attermann3 fand dann bei einem Versuche, 2 Mol.
sobenzolchlorid durch Einwirkung von Metallen zu
1 B. 17. 1633. — * Z P. 4. 68. — 3 B. 23. 1218.
192 Chlorieren.
Diphenyl zu kondensieren, dafs speziell Kupferpulver schon
bei 0° sehr lebhaft auf die Diazoverbindung einwirkt, aber
statt des Diphenyls entstand Chlorbenzol. (Im Verfolg der
Beobachtung zeigte es sich, dafs auf diesem Wege in
gleicher Weise die Amidograppe des Anilins und seiner
Homologen auch durch Brom, Cyan, sowie durch die
Nitro- und Rhodangruppe ersetzt werden kann.)
Diese an die SANDMEYERsche erinnernde Reaktion hat
vor ihr die Vorzüge, dafs, da sie in der Kälte verläuft,
das Erhitzen gröfserer Flüssigkeitsmengen vermieden wird;
auch gestalten sich infolge der niedrigen Temperatur die
Ausbeuten zum Teil günstiger, und während es nach
Sandmeyer erforderlich ist, zunächst das Kupferoxydul-
salz der Säure, deren Rest man einführen will, darzu-
stellen, ist dies nach der ÖATTERMANNschen Methode gar
nicht erst nötig.
Das zur Zersetzung der Diazokörper nötige Kupfer
pulver erhält man durch Einwirkung von Zinkstaub auf
Kupfersulfat. Eine kalt gesättigte Lösung von letzterem
wird in einer Porzellanschale mit Zinkstaub, welchen
man, um sein Zusammenballen zu vermeiden, durch ein
feines Sieb unter fortwährendem Umrühren einträgt, ver-
setzt. Mit der Zugabe hört man auf, wenn die Lösung, die
sich dabei bis 80° erwärmt, noch eben schwach blau
erscheint. Das so erhaltene Kupferpulver, welches äufterst
fein verteilt ist, setzt sich als schwere dunkelrote Schicht
auf dem Boden der Schale ab. Nachdem man es durch
Dekantieren möglichst ausgewaschen hat, übergielst man
es zur Entfernung von Spuren Zink, die ihm beigemischt
sind, wiederum mit Wasser und fügt unter Umrühren so
lange verdünnte Salzsäure zu, als noch Aufbrausen statt-
findet. Hierauf wird nochmals dekantiert und es schließ-
lich an der Saugpumpe bis zur neutralen Reaktion aus-
gewaschen. Wegen seiner leichten Oxydierbarkeit, aueu
schon im halbtrockenen Zustande, ist es erforderlich, es
als feuchte Paste in einem gut schliefsenden Gefaise auf-
zubewahren.
Zur Überführung von Anilin z. B. in Chlorbenzol mit
seiner Hülfe wurden zu einer Mischung von 300 g kon-
Chlorieren. 193
zentrierter Salzsäure (40%) und 150 ccm Wasser 31 g
Anilin (Vs Mol.) hinzugefügt. Vollständige Lösung tritt
nicht ein, aber ohne Rücksicht darauf wurde, nachdem
das Gemisch durch hineingeworfenes Eis auf 0° abgekühlt
war, durch eine gesättigte wässerige Lösung von 23 g
Natriumnitrit, die in nicht zu langsamem Tempo unter
starkem Rühren zufliefsen gelassen wurde, die Diazo-
tierung bewirkt.
Die so erhaltene Diazolösung wird dann allmählich
mit 40 g des feuchten Kupferpulvers ebenfalls unter fort-
währendem Rühren versetzt. Sogleich beginnt die Stick-
stoffentwickelung. Im Laufe einer halben Stunde ist die
Reaktion beendet, was man daran erkennt, dafs das
Kupferpulver, welches infolge der Gasentwickelung wäh-
rend der Umsetzung teilweise oben schwimmt, nunmehr,
mit dem öligen Chlorbenzol durchsetzt, am Boden liegt.
Nach dem Abgiefsen des gröfsten Teils des überstehenden
Wassers bläst man das Chlorbenzol mit Dampf ab. Die
Ausbeute ist meist etwa gleich der des SANDMEYERschen
Verfahrens. Durch Anwendung von weniger Salzsäure
oder Kupferpulver wird sie beeinträchtigt.
Ausbeute an o-Chlortoluol aus o-Toluidin 66,3%
(Sandmeyer 31,5%), an ^-Chlornaphtalin aus ^-Naph-
tylamin 30%, an p-Chlornitrobenzol aus p-Nitroanilin
70% der Theorie.
Anöeli1 benutzt an Stelle der SANDMEYERschen Lö-
sungen oder des Kupferpulvers Kupfersulfatlösungen, die
er mit der nötigen Menge an der betreffenden Halogen-
wasserstoffsäure etc. und an Natriumhypophosphit versetzt.
Seine Versuche ergaben, dafs die Anwendung seiner
Methode zur Gewinnung von Chlor-, Brom-, Jod- und
Nitrobenzol aus Anilin sich sehr bequem gestaltet und
recht gute Ausbeuten giebt.
Das Phosphoroxychlorid, welches meist als Neben-
produkt bei der Säurechloriddarstellung mit PC15 erhalten
wird, und auch nach Odling2 durch direkte Vereinigung
von Sauerstoff und Phosphortrichlorid beim Siedepunkt
1 B. 24. JB. 952. — s A manual of chemistry 1. 287.
Lassar-Cohn, Arbeitsmethoden. 2. Aufl. 13
194 Chlorieren.
des letzteren dargestellt werden kann, dient zur Gewinnung
von Chloriden ans Alkoholen
3(CaH6[OH]) + POC1, = 3CtH6Cl + P04H8.
Auf Säuren wirkt es nicht, wohl aber auf deren
Natriumsalze. Zuerst hat es Chiozza1 für diesen Zweck
benutzt. Nach den Untersuchungen Gbuthers2 verläuft
die Reaktion so, dafs sich dabei metaphosphorsaures
Natrium bildet.
2CH8COONa + POC1, = 2CH,COCl + NaCl + NaPO,.
Man verfährt derart, dafs man das Phosphoroxychlorid
auf das in einem Kolben mit RückfluGsktihler befindliche
fein gepulverte Natriumsalz fliefsen laust und nach ein-
getretener Reaktion noch eine Zeit lang im Wasserbade
erhitzt.
In neuerer Zeit ist es auch von Gabriel8 benutet
worden, um aus dem Homo-o-phtalimid
H
C
HC/\C-CHs~CO
hcI^/c-co -ira'
C
H
welches Kohlenstoff und Stickstoff in der dem Isochinolin
eigentümlichen Anordnung enthält, den Sauerstoff zu
entfernen. Durch dreistündiges Erhitzen des Einschlaft-
rohres auf 150—170°, das mit 8 g des Imids und 24 f
Phosphoroxychlorid beschickt war, war das Imid in M*
chlorisochinolin
H H
C C
HC\/d\A
c c
H Cl
übergegangen, welches sich, als der Rohrinhalt in das
1 Cr. 36. 655. — " Ann. 123. 114. — 8 B. 19. 1655.
Chlorieren. 195
he Volum Alkohol gegossen wurde, in Krystallen
d.1
bemann2 erwärmte Iso-p-xylalphtalimidin mit der
en Menge Phospboroxychlorid eine halbe Stunde
n Wasserbade am Rückflufskühler. Durch Zugabe
lkobol zur klaren gelben Lösung des im über-
jen Phosphoroxychlorid gebildeten Chlorkörpers
i Zerstörung des Oxychlorids und Abscheidung
rystallinischen Substanz, welche eine weitere Zugabe
asser noch vennehrte. Es war auf diesem Wege
•-/ff-p-Tolylisochinolin entstanden.
H H
C C
}-CH = C.C7H7 . HC/-\Q/\C.C7H7
i war übergegangen m
]!-CO - NH * * * RC\yb\J$
H Cl
►sphortrichlorid ist ebenfalls geeignet Hydroxyl-
) durch Chlor zu ersetzen, also Alkohole in ge-
Kohlenwasserstoffe überzuführen. Auch Säuren
lurch dasselbe nach der Gleichung
3CH8COOH + PC13 = 3CH8COCl + P08H8
•echloride über, wie BÄchamp3 zuerst mitteilte.
it nicht so heftig wie das Pentachlorid, liefert
j Nebenprodukt an Stelle des flüchtigen Phosphor-
rids die phosphorige Säure als nicht- flüchtigen
.nd, deren Trennung von schwer oder nicht un-
flüchtigen Säurechloriden Schwierigkeiten be-
:ann.
lererseits liefert jedoch 1 Mol. Phosphortrichlorid
Säurechlorid, während 1 Mol. Phosphorpenta-
nur 1 Mol. an diesem ergiebt, wie aus den Glei-
i ersichtlich ist.
h Versuchen von Schlagdenhaüffen4 wird Jod-
jim Erhitzen mit wässeriger oder ätherischer Lö-
19. 2355. - ■ B. 24. 3975. — 8 Cr. 42. 224.
J5. 1856. 576.
13'
196 Chlorieren.
simg von Quecksilberchlorid im Einschkdsrohr ki
100° in Chloräthyl umgewandelt, und nach Oppenheim1
scheint diese Einwirkung des Quecksilberchlorids anf die
Jodverbindungen der Alkoholradikale allgemein statt
zufinden.
Die Verwendung von Sulfurylchlorid * hat ver-
schiedentlich zu gechlorten Produkten geführt. So liefe
Wenghöffjer3 zu einer abgewogenen Menge desselben
das äquivalente Quantum Anilin zuniefsen, das zur
Mäfsigung der Einwirkung mit dem sechsfachen Gewichte
Äthers verdünnt war. Das Reaktionsprodukt erstarrte,
und es zeigte sich nach schwieriger Reinigung durch
Umkrystallisieren, dafs sich Trichloranilin nach der
Gleichung
C6H5NH2 + 3S0,C12 = C6H2C18NH2 + 3S02 + 3HC1
gebildet hatte.
Ausbeute nur 15% der Theorie.
1 Ann. 141. 207.
2 Der merkwürdigen Kontaktwirkung eines organischen Körpen
halber, auf welcher die beste Gewinnungsmethode dieser Ver-
bindung beruht, sei dieselbe hier beschrieben. Behandelt man
nämlich nach Schulze4 Kampfer mit gasformiger schwefliger Saue,
so wird er anfangs oberflächlich feucht und zerfliefst, wie es schal
Bineau5 beobachtete, darauf zu einer wasserhellen Flüssigkeit, dta
noch bedeutende Mengen des Gases aufnimmt, und zwar bis 0,88 Teils
vom Gewicht des Kampfers bei 725 mm Luftdruck. In diese Flüssig-
keit, die durch schmelzendes Eis auf 0° gehalten wird, leitet man
nunmehr trockenes Chlorgas, welches rasch absorbiert wird. Hat
der Kampfer durch abwechselndes Behandeln mit beiden Gasen sein
doppeltes Gewicht an Sulfurylchlorid sich zugesellt, dann vermal
die Lösung beide Gase zu absorbieren , und die Aufnahme um
chemische Vereinigung des Gemisches erfolgt leicht und auch bei
raschem Strome vollständig, wenn die Höhe der Flüssigkeitssiul«
eine genügende und die verteilende Wirkung der Einleitungsrohn
eine gute ist. Beim Abdestillieren erhält man ein Produkt, weichet
fast stets etwas Kampfer enthält, doch gelingt es, bei Einhaltung
möglichst niederer Temperatur bisweilen schon bei der ersten
Rektifikation, — es siedet bei 77° — reines Sulfurylchlorid zu er-
halten. Seinen etwaigen Kampfergehalt verrät es beim Durch-
schütteln mit Wasser durch zurückbleibende weifse Flocken.
8 J. pr. Ch. 124. 449. — 4 J. pr. Ch. 132. 168.
5 Ann. Ch. Ph. 3. 24. 326.
Chlorieren. 197
Ieinhold l löste Resorcin in dem dreifachen Gewicht
r und liefe langsam Sulfurylchlorid zutropfen. Durch
ionierte Destillation des Reaktionsgemisches kam er
Monochlorresorcin in einer Menge, die etwa der des
wandten Resorcins gleich war.
C*H*<OH + S0*Cl* = C6Hsd<§H + S0* + HCL
i.LL£HN2 liefs Sulfurylchlorid zu Acetessigester fliefsen.
so erhaltene Flüssigkeit ging fast vollständig zwischen
und 195° üher und erwies sich als Acetmonochlor-
ester, der nach der Gleichung
CH8CO.CH2.COOC2H6 + S02C18 =
CH8C0.CHC1.C00C2H5 + SOa +HC1
anden war.
Ioübleff3 liefs zu 1 Mol. gut gekühltem Methyl-
sssigester langsam 1 Mol. Sulfurylchlorid tröpfeln,
i Zufügen des ersten Drittels beginnt die Reaktion,
unter Entwickelung von salzsaurem und schweflig-
em Gas dann so lange anhält, als die Zugabe des
lrylchlorids dauert. Nach Beendigung dieser erwärmt
auf dem Wasserbade, wäscht in ätherischer Ver-
ung mit Wasser bis zur neutralen Reaktion, trocknet
ätherische Lösung mit Calciumchlorid, und kommt
eislich durch fraktionierte Destillation zum reinen
rmethylacetessigester.
3as Sulfuryloxychlorid SO3HCI ist wenig für Ge-
mng von einfachen Säurechloriden geeignet. Dagegen
. man nach Heümann und Köchlin4 mit ihm die
randlung aromatischer Sulfosäuren in Sulfochloride
gut bewerkstelligen. Sie mischten z. B. 97 g
ioluolsulfosaures Natrium (1 Mol.) mit 58,25 g
iryloxychlorid (1 Mol.) und trugen das Gemisch in
1er ein, worauf sich 36,5 g Toluolsulfochlorid ab-
ien.
Jas Thionylchlorid SOClg ist von denselben Autoren5
ein Verhalten zu einigen organischen Säuren geprüft
J. pr. Ch. 125. 322. — 2 JB. 11. 569. — 3 Ann. 259. 254.
B. 15. 1166. — 5 B. 16. 1627.
198 Jodierung.
worden. 1 0 g Buttersäure reagierten mit überschüssigem
Thionylchlorid sofort und gaben 6 g Butyrylchlorid;
10 g Benzoesäure wurden damit am Rückflufskühler
gekocht und lieferten 10 g Benzoylchlorid. Ausbeute
also sehr gut.
Jodierung.
Jodierungen werden mit Jod in festem Zustande ans-
geführt. Weit häufiger jedoch dient es dazu in gelöster
Form, und dann meist in Gegenwart von oxydierenden
Mitteln oder von Phosphor.
Als Lösungsmittel verwendet man Alkohol, Äther,
Chloroform, Schwefelkohlenstoff, Jodkaliumlösung, Jod-
wasserstoffsäure, Benzol, Toluol u. s. w.
Seltener gebraucht man für Jodierungszwecke Chlorjod,
noch seltener werden Jodphosphonium, Jodstickstoff und
ähnliche angewandt.
Manche chlor- und bromhaltige Körper lassen sich
durch Jodnatrium (Jodkalium) oder Jodsilber in jodierte
Verbindungen überführen.
Aufserdem kommt man zu jodierten Derivaten durch
Einwirkung von Jodwasserstoffsäure auf manche Körper-
klassen und durch Addition von Jod, Jodwasserstoflsäure,
Chlorjod etc. an ungesättigte Verbindungen.
Fischer erwärmte Tolan,1 welches in Chloroform oder
Schwefelkohlenstofflösung von Jod nicht angegriffen wird,
mit trockenem Jod bis zum Schmelzpunkt desselben. Es
findet lebhafte Wechselwirkung statt, und die Schmelze
erstarrt beim Abkühlen krystallinisch. Aus ihr zieht
kaltes Chloroform unverändertes Tolan und Jod aus,
während der Rückstand sich nach dem Umkrystallisieren
als Tolanjodid C14H10J2 erweist.
Ein Zusatz von Eisenjodür oder Quecksilberoxyd
(siehe weiterhin) würde derartige Einwirkungen gewifs
sehr begünstigen.
1 Ann. 211.
Jodierung. 199
Birnbaum und Rein herz * liefsen Jod auf trockena*
aoesaures und salicylsaures Silber wirken, erhielten
äi wohl Jodbenzoesäure und Dijodsalicylsäure, aber in
z ungenügender Ausbeute. Schon früher hatte B.2
Dachtet, dafs aus trockenem Silberacetat auf diesem
ge überhaupt keine Jodessigsäure erhalten wird.
Obgleich das Jod in seinem Allgemeinverhalten dem
>m und Chlor so sehr ähnlich ist, erzeugt es bei seiner
Wirkung auf gelöste organische Substanzen niemals
• diese Substitutionsprodukte, worauf Kekulü: zuerst3
führlich hingewiesen hat.
Der Grund ist darin zu suchen, dafs die bei der
wtitution entstehende Jodwasserstoflsäure sofort wieder
Zerfall des Derivates bewirkt, bezw. dessen Ent-
tung überhaupt verhindert. Kekul& wies geradezu
h, dafs Jodessigsäure, mit einer konzentrierten Lösung
JodwasserstofFsäure zusammengebracht, bereits in der
te unter Jodausscheidung wieder in Essigsäure übergeht
CH2J — COOH + HJ = CH8 - COOH + J2.
Daraus erklärt sich andererseits, dafs Basen sich direkt
eren lassen, weil sie die JodwasserstofFsäure im Ent-
itmgsmomente binden können, und so lieferte ihm Anilin
direkter Jodierung jodwasserstoffsaures Jodanilin
C6H6NH2 + Ja = C6H4JNH,. HJ.
1 Eliminierung des Einflusses der Jodwasserstoffsäure
nicht-basischen Körpern gab er später4 Jodsäure zu,
den Wasserstoff der ersteren sofort oxydiert. Als er
\. 20 g Benzol, 15 g Jod und 10 g Jodsäure auf
— 240° im Einschlufsrohr erhitzte, erhielt er nunmehr
l der Gleichung
5 C6H6 + HJ08 -f 2 J2 = 5 C6H6 J + 3HsO,
erwartet, Jodbenzol.
dem kann auch so verfahren, dafs man Jod und Jod-
> in sehr verdünnter Kalilauge löst und dem zu
B. 15. 457. — » Ann. 152. 116. — 3 Ann. 131. 122.
Ann. 137. 162.
200 Jodierung.
jodierenden sauren Körper z. B. Phenol zugiebt, worauf
man unter stetigem Umrühren die nötige Menge Salzsäure
zufügt. Durch Vermehrung der molekularen Mengen von
Jod und Jodsäure kann man dabei zu höher jodierten
Körpern gelangen.
Kehrmann undTiESLER1 erhielten Jodchlordioxyohinon,
0 indem sie die stark angesäuerte Lösung des
Cl/\OH Chlordioxychinons tropfenweiße mit der im
HO\/J richtigen Verhältnis gemischten Lösung von
0 Jodkalium und jodsaurem Kalium versetzten.
Das sich anfangs ausscheidende Jod verschwindet fast
momentan, und nach kurzer Zeit fällt die gewünschte
Verbindung als Krystallpuiver beinahe quantitativ aus.
Hlasiwetz und Weselsky2 empfahlen an Stelle der
Jodsäure die Verwendung eines leicht reduzierbaren
Metalloxyds, dessen Jodid unlöslich ist, als welches sich
am besten auf nassem Wege dargestelltes Quecksilberoxyd
nach ihnen eignet.
Man trägt z. B. in eine in einem Kolben befindliche
alkoholische Phenollösung Jod und Quecksilberoxyd unter
fortwährendem Schwenken in kleinen Portionen ein;
vom Quecksilberoxyd immer nur so viel, dafs sich die
braune Flüssigkeit wieder entfärbt. Die Reaktion ver-
läuft dabei schnell und unter Erwärmen der Flüssigkeit,
welche man durch Abkühlen mäfsigt. Wenn man die
Materialien auch nach der Gleichung
2C6H60 + HgO + J4 = 2C6H6JO + HgJ, + H,0
verwendet, bildet sich doch immer etwas Dijodphenol,
das man fast ausschliefslich erhält, wenn man die Körper
im Verhältnis der Gleichung
2C6H60 + 2HgO + J8 = 2C6H4J,0 + HgJ2 + 2H,0
aufeinander wirken läfet.
Töhl3 gab 25 g Jod, 250 com Petroläther, 20 g
Durol und 11g Quecksilberoxyd zusammen. Nach drei-
wöchentlichem Stehen wusch er die Lösung mit Natron-
lauge. Alsdann destillierte er den Petroläther ab, und
1 J. pr. Ch. 148. 487. — 2 C. 1870. 63. — 8 B. 25. 1522.
Jodierung. 201
auf dem Wege der fraktionirten Destillation kam er zum
Joddurol (siehe Seite 205).
Löst man Orcin in Äther (6 Teile) und fügt Jod
(2 Teile) hiuzu, schüttelt, bis alles Jod gelöst ist, und
trägt dann allmählich fein gepulverte Bleiglätte ein, so
erfolgt eine heftige Reaktion, und man erhält nach
Stenhouse1 Monojodorcin C7H7J02.
Bringt man nach Clermont und Chaütard2 200 g
Aceton nebst 100 g Jod und 40 g Jodsäure in einen
Kolben und erhitzt nach 8tägigem Stehen 2 — 3 Stunden
am Rückflufskühler, so fällt auf Wasserzusatz Jodaceton
C3H5JO, eine recht unbeständige Substanz, aus. Auch
wollen sie nach dieser Methode3 zufolge der Gleichung
5(C2H40) + J4 + HJ08 = 5C2H8J0 + 3H20,
nachdem das Gemisch acht Tage bis zum Verschwinden
des Jods gestanden hatte, Jodaldehyd erhalten haben.
Hinsichtlich der Verwendung des Jods in Lösungs-
mitteln wäre zu bemerken, dafs manche Flüssigkeit
selbst Jod löst, man in solchen Fällen also ein besonderes
Lösungsmittel vermeiden kann.
CüRTius4 behandelte die alkoholische Lösung des
Diazoacetamids mit Jod und bekam nach der Gleichung
CHNjCONH, + J2 = CHJ2C0NH2 + N,
Dijodacetamid.
Schall5 suspendierte 20 g völlig trockenes Phenol-
natrium in 300 ccm trockenem Schwefelkohlenstoff und
gab allmählich 45 g trockenes Jod zu. Es hatte sich
reichlich Jodphenol gebildet, dessen Trennung aber von
den zugleich entstandenen Verbindungen recht umständ-
lich ist.
Baeyer6 fügte zu der noch feuchten Kupferverbindung
des Propargylsäureesters eine Lösung von Jod in Jod-
kalium zu, solange die Farbe des Jods schnell ver-
schwand. Der entstandene Niederschlag wurde durch
1 Ann. 171. 310. — .* Cr. 100. 745. — 3 Cr. 102. 119.
4 B. 18. 1285. — 5 B. 16. 1897. — 6 B. 18. 2274.
202 Jodierung.
Abpressen von Wasser befreit und nach Zusatz einiger
Tropfen Alkohol zwanzigmal mit Äther ausgezogen.
Dieser hinterließ; nach dem Verdunsten den Jodpropargyl-
säureester J — C = C — COO . C2H5.
Nach Fischer1 vollzieht sich die Wechselwirkung
zwischen Phenylhydrazin und Jod vorwiegend derart,
daüä aufser Jodwasserstoff Diazobenzolimid und Anilin
entstehen gemäfs der Gleichung
2C6H8NH.NH2 + J4 = 3HJ + C6H6NH2HJ + C6H6N$
Diese Reaktion scheint aber nach Meyer2 nur einzutreten,
wenn ein Überschufs von Phenylhydrazin vorhanden ist
Läfst man umgekehrt auf eine mindestens 2 Mol. Jod
enthaltende Lösung 1 Mol. Phenylhydrazin einwirken, so
scheidet sich dagegen unter Stickstoffentwiokelung Jod-
benzol aus
C6H8NH . NH2 + J4 = 3H J + Na + C6H6 J.
Als Meyer nämlich 18,5 g Jod mittelst Jodkalium in
Lösung brachte, dazu 4 g Phenylhydrazin, in viel Wassö
gelöst, allmählich zufügte und zur Vollendung <ta
Reaktion auf dem Wasserbade erwärmt hatte, ging dtf
abgeschiedene dunkel gefärbte Öl nach dem Trooknei
grofsenteils konstant über und erwies sich als Jodbenzol
Ausbeute 6,5 g statt 7,4. Bei sehr starker Verdünnuflj
(Vio Normal-Jodlösung) geht die Reaktion völlig quanti
tativ vor sich.
Jodkaliumlösung kann dazu dienen einen eventuelle*
Überschufs von zugesetztem Jod zu entfernen, den mal
auch mit einem Wasserdampfstrom oder mit Quecksilbe
u. s. w. fortnimmt, wenn die Anwendung von Alkalie
nicht angebracht ist. Partheil3 entfärbte eine jodhaltig
Lösung mit Hülfe von Schwefelwasserstoff und verjag
dessen Überschufs mittelst Kohlensäure.
Bei Gegenwart von Phosphor läfst man das J
hauptsächlich auf Alkohole wirken, die dadurch in |
jodete Kohlenwasserstoffe nach der Gleichung
1 B. 10. 1335. — 2 J. pr. Ch. 144. 115. — 3 B 24. 636.
Jodierung. 203
3CH8CH2ÜH -f P + J8 = 3CH8CH2J + P03H8
len.
\ Verfahren rührt von Serullas her.1
jh Hofmann 2 verfährt man bei Anwendung gelben
ors folgendermaßen: Man iibergiefst ihn in einer
rten Retorte mit etwa dem vierten Teil des an-
enden Alkohols; der Hals der Retorte mündet
n guten Kühlapparat, während durch den Tubulus
leidetrichter führt. Man erhitzt nunmehr die Re-
a Wasserbade und läfst, sobald der Phosphor ge-
sen ist, eine Lösung von Jod in den übrigen drei
len des Alkohols langsam aus dem Trichter in die
treten. Augenblicklich erfolgt die Reaktion, und
lösung von Jodäthyl in Alkohol destilliert fast
schnell über, als die Lösung von Jod in Alkohol
nt. Das Jod ist verhältnismässig wenig löslich
)hol, es bleibt daher nach Verwendung der ganzen
blen Alkoholmenge stets eine sehr beträchtliche
Ät ungelöst; es löst sich dagegen mit auiser-
icher Leichtigkeit in Jodäthyl, und man braucht
lur das erste Destillationsprodukt auf das zurück-
3ne Jod zu giefsen, welches alsbald gelöst und,
len Trichter fliefsend, augenblicklich in Jodäthyl
lelt wird. Das Destillat wird schliefslich mit
gewaschen, getrocknet und destilliert. Geeignete
nisse für Jodmethyl sind 1000 g Jod, 500 g
ilkohol und 60 g Phosphor. Ausbeute 94 bis
.er Theorie.
Jodäthyl 1000 g Jod, 700 g Alkohol und 50 g
or, Ausbeute 96 — 98% der Theorie wegen der
ren Flüchtigkeit des Jodäthyls. Das Jodäthyl
igens zuerst von G-ay-Lüssac 1835 dargestellt
*
h Beilstein3 verfährt man unter Verwendung
Phosphors in der Art, dafs man in einer mit
verbundenen Retorte 10 Teile roten Phosphor mit
»it. Ch. Ph. 25. 223. — * Ann. 115. 273.
m. 126. 250.
204 Jodierung.
50 Teilen Alkohol von 0,83 spezifischem Gewicht über-
gießt und in Portionen 100 Teile trockenes Jod einträgt
Nach 24stündigem Stehen destilliert man dann das
Jodäthyl ab. Das Destillat wird mit ganz wenig Natron-
lauge versetzt, um etwa noch gelöstes Jodäthyl zu fallen
und es zugleich zu entfärben. Durch erneute Destillation
wird es ganz rein erhalten. Ausbeute ebenfalls fast theo-
retisch. — Alles Jodäthyl färbt sich beim Stehen all-
mählich rötlich, was aber nicht eintritt, wenn man in
dasselbe einen blanken Kupferdraht legt.
Walker1 empfiehlt als Apparat einen der für Fett-
extraktionen üblichen zu verwenden. In den unteren
Kolben bringt man den Phosphor nebst dem Alkohol
und in den Extraktionsraum das Jod. Die Ausbeute
soll 570 g Jodäthyl aus 500 g Jod betragen.
Nach V. Meyer2 kommt man folgender Art zur ß-
Jodpropionsäure: Man oxydiert Glycerin in der üblichen
Weise mit Salpetersäure (siehe dort), dampft die erhaltene
Flüssigkeit ein, vertreibt die Salpetersäure auf dem
Wasserbade und gewinnt so einen Sirup, den man wieder
auf ein spezifisches Gewicht von genau 1,26 verdünnt.
Die erhaltene Lösung giefst man in Mengen von 30 ccm
auf eine Portion von Jodphosphor, die jeweilen im
Reaktionskolben aus je 50 g Jod und 6,5 g gelbem
Phosphor bereitet ist. Die Reaktion tritt entweder von
selbst ein, oder wird durch gelindes Erwärmen eingeleitet
Nachdem der sehr stürmische Verlauf derselben vorüber
ist, läfst man erkalten und findet dann nach einiger Zeit
den Inhalt des Reaktion sgefäfses durch Ausscheidung
grofser fast farbloser Blätter von Jodpropion säure erstarrt,
welche nach einmaligem Krystallisieren aus Wasser rein
sind, für die meisten Zwecke aber nach dem Abpressen
und Trocknen verwendet werden können.
Feste Alkohole schmilzt man mit dem Phosphor
zusammen und giebt dann das Jod hinzu. So erhitzten
Hell und Hagele3 Myricylalkohol mit gewöhnlichem
1 Ch. Z. 1892. 1057. — * B. 19. 3295. — 3 B. 22. 503.
Jodierung. 205
Phosphor im Olbade auf 130 — 140° und trugen Jod in
kleinen Portionen ein, bis dauernd violette Dämpfe sich
zu entwickeln begannen. Nachdem mit dem Erwärmen
noch bis zum Aufhören der Gasentwickelung fortgefahren
war, wurde schliefslich die erkaltete rotbraune Schmelze
mit Wasser ausgekocht, und erwies sich ihr Rückstand,
der aus Alkohol und Petroläther umkrystallisiert wurde,
als reines Myricyl Jodid.
Auch sonst ist das Zusammenschmelzen fester Körper
mit Jod bei Gegenwart von Überträgern für Jodierungs-
zwecke sehr empfehlenswert. 20 g Phenylpropiolsäure
lieferten z. B. nach mehrmonatlichem Stehen mit Jod in
einer Schwefelkohlenstofflösung nur 1,5 g Dijodid, während
Additionsprodukte auf diesem Wege in kürzester Zeit
gewinnbar sind. So bekamen Liebermann und Sachse,1
als sie die Säure mit molekularen Mengen Jod und
etwas Eisenj odür ca. eine Stunde auf 140 — 145° erhitz-
ten, leicht und schnell Dijodphenylpropiolsäure, und das
entsprechende Produkt der Behenolsäure bildet sich
schon bei 100°.
Joddurol, dessen zeitraubende Darstellung auf nassem
Wege schon erwähnt ist, erhält man ebenfalls in kür-
zester Frist, wenn man Durol mit Jod unter allmählichem
Eintragen von Quecksilberoxyd, bis das Halogen verbraucht
ist, zusammenschmilzt.2
Auiser dem Phosphor benutzt man als Jodüberträger
also noch Eisenj odür, während Aluminiumjodid und
Eisenchlorid wenig brauchbar sind.
Wie Lothab Meyebs3 Versuch zeigt, erfolgt die
Einwirkung von Jod auf Benzol in Gegenwart dieses
letzteren im Einschlufsrohr wahrscheinlich nach der
Gleichung
3C6Ha + 3J2 + Fed8 = 3C6H5J + 3HC1 + FeJ2 + J.
Der Verlauf der Reaktion ist also kompliziert und scheint
auch wenig sicher, und Gustavson* hat speziell die
1 B. 24. 4113. — 2 B. 25. 1523. — 3 Ann. 231. 195.
4 B. 9. 1607.
206 Jodierung.
geringe Brauchbarkeit des Aluminium Jodids für unseren
Zweck festgestellt.
Das wasserfreie Eisen jodtir haben Liebermann und
Sachse * auch für Jodierung auf nassem Wege verwendet
Etwa 10% desselben, vom Gewichte der verwendeten
Propiolsäure gerechnet, einer kalten Schwefelkohlenstoff-
lösung dieser, die zugleich die nötige Menge Jod enthielt,
zugesetzt, genügten, um nach 24 Stunden bereits 3,5 g
Jodid zu bilden, während in 10 Tagen die Umwandlung
so gut wie vollständig war.
Nach Neumann2 ist die Schwefelsäure insofern ein
Überträger, als es mit ihrer Hülfe gelingt, von manchen
monosubstituierten zu disubstituierten Jodderivaten zu
kommen. Zu 50 g konzentrierter Schwefelsäure fügte er
50 g Jodbenzol und erwärmte das Gemenge unter öfterem
Schütteln 2 Stunden auf 170°. Das beim Erkalten er-
starrte Reaktionsgemisch wurde mit Wasser gewaschen,
und nach der nötigen Reinigung ergab sein Rückstand
20 g reines Paradijodbenzol, dessen Entstehung die
Gleichung
2C6HBJ + H2S04 = C6H4J2 + C6H8S08H + HsO
ausdrücken soll. Auch vom Jodtoluol und Jodphenol
ausgehend wurden so Disubstitutionsprodukte erhalten.
H Emmerich3 übergols Jod-m-xylol mit der dreifachen
Menge konzentrierter Schwefelsäure und liefs das Gemisch
unter öfterem Schütteln 6 Wochen stehen. Darauf wurde
die überschüssige Schwefelsäure vom Bodensatz getrennt,
letzterer mit Wasser ausgewaschen, mit unterschweflig-
saurem Natrium entfärbt und im Vacuum destilliert, was
zur Gewinnung des Dijodxylols führte.
Vorzügliche Ausbeuten an jodierten Phenolen erhält
man jedenfalls nach dem Verfahren von Messinger und
Vortmann.4 Erwärmt man nach1 ihnen eine alkalische
Phenollösung auf 50 — 60° und fügt einen gehörigen Über-
schufs von Jod hinzu (8 Atome Jod auf 1 Mol. Phenol
in 4 Mol. Kaliumhydroxyd gelöst), so fällt ein dunkel-
1 B. 24. 4113. — 2 Ann. 241. 37. - » B. 23. 1635.
4 B. 22. 2312 u. D. B. P. 61575.
Jodierung. 207
roter Niederschlag, der sich gröfstenteils in Kalilauge
löst, worauf durch Fällung mit Säuren Trijodphenol
C6H3J30 gewonnen wird. Thymol geht hierhei in die
Dij od verbin düng C10H12J2O über.
Sehr merkwürdig ist, dafs eine geringe Abänderung
dieses Verfahrens dahin führt, dafs die Jodierung nicht
nur im Kern statthat, sondern sich auch auf den
Hydroxylwasserstoff des betreffenden Phenols erstreckt.
Man erhält z. B. Jodthymoljodid,1 indem man ent-
weder zu einer wässerigen Lösung von Jod in Jodalkalien
eine alkalische Lösung des Phenols bei 10 — 30° fliefsen
läfst, oder zu dessen alkalischer Lösung Jod frei machende
Mittel wie Chlor, Chlorkalk, Natriumhyposulfit setzt.
In derselben Weise lassen sich auch Jodsalicylsäurejodid2
und ähnliche Verbindungen gewinnen.
Alle Alkaloide addieren direkt Jod (ebenso Chlorjod
siehe weiterhin), wenn man Lösungen der Salze der Alka-
loide mit der entsprechenden Menge Jodes in Jodkalium
gelöst versetzt; Jörgensen3 erhielt sogar Tarkoninhepta-
jodid C12H12N03J7. Auch Tetrammoniumbasen zeigen
diese Eigenschaft, wie das Teträthylammoniumtrijodid
Mabquarts4 beweist. Einhorn5 fällte das von ihm in
Lösung erhaltene Anhydroecgonin mit in Jodwasserstoff
gelöstem Jod geradezu quantitativ als Perjodid.6
Auch den Metallverbindungen der Säureamide scheint
nach Tafel und Enoch7 diese Additionsfähigkeit eigen
zu sein. So gewannen sie Acetamidquecksilberjodid
(CH3CONH)2HgJ2 und ähnliche Verbindungen.
1 D. B.-P. 49739. — * D. B. P. 52833.
3 J. pr. Ch. 109. 433. — 4 /. pr. Ch. 110. 433.
Ä B. 20. 1221.
6 Es mag an dieser Stelle noch mitgeteilt werden, dafs Alka-
loide auch Wasserstoffpolysulfid addieren. Versetzt man z. B.
nach Schmidt {Ar. 25. 149) eine mäßig warme alkoholische Lösung
von Berberinchlorhydrat oder -sulfat mit gelbem Schwefelammonium,
so scheiden sich alsbald braune Krystalle eines Berberinpolysulfids
(CjoH^NOJgHjSe aus, und Strychnin liefert unter denselben Be-
dingungen (C„H22N2Oj),H2S6.
7 B. 23. 1552.
I
208 Jodierung.
Daroh Addition von Jod an ungesättigte Korps m
gelangt man natürlich auch sonst zu jodierten Vfr ■D
Bindungen; an dreifache Bindungen gelingt es abetiwf
2 Atome heranzubringen. Leitet man also z. B. Acetjl«
in mit Jod versetzten absoluten Alkokol, so erhält ma»
nur Acetylendijodid
HC : CH + J2 = JHC : CH J,
und erhitzt man Propargylsäure1 CH : C . COOH mit der
molekularen Menge Jod selbst in Chloroformlösimg
6 Stunden auf 100°, so bekommt man doch nur Dijot
akrylsäure CH J : C J . COOH.
Vermittelst der Einwirkung der Jodwasserstoffeanre
auf Diazokörper kommt man allgemein zu jodsubstituiertea
Produkten, wie schon Griess angegeben hat.
C6H5N : N . N08 + HJ = C6H6J + N2 + HNO,.
Gabriel und Herzberg2 z. B. erwärmten dasNitat
der o-Diazozimmtsäure mit der vierfachen Menge Jod-
wasserstoffsäure, die vorher mit dem gleichen Volumö
Wasser verdünnt war, allmählich und filtrierten nach
erneutem Wasserzusatz nach Beendigung der Stickstoff'
entwickelung. Die ^om ausgeschiedenen Jod herrührend
Färbung nahmen sie durch etwas Natriumhyposulfit fort
Durch Umkrystallisieren erhielten sie die JodzimmtsfeW
JC6H4 . C2H2 . COOH rein.
Manches Mal verläuft diese Reaktion geradezu üb*
raschend glatt, so z. B. in dem Falle, als Hähle,9 si(k
an eine Angabe von Schmitt4 haltend, Nitrodiazophenot
chlorid mit Jodwasserstoff behandelte. Da bei ge-
wöhnlicher Temperatur die Reaktion zu heftig verlief,
trug er die Diazoverbindung allmählich in die enfcr
sprechende Menge eiskalter Jodwasserstoffeäure ein. Nach
Austreibung des letzten Bestes an Stickstoff aus der
Flüssigkeit durch Erwärmen fiel dann das Nitrojodphenol
auf Wasserzusatz fast quantitativ aus. Zu jodierten
1 B. 24. 4120. — 8 B. 16. 2037. — s J. pr. Ch. 151. 72.
4 B. 1. 68.
Jodierung. 209
Körpern gelangt man natürlich auch nach dem Sand-
MEYERschen oder GATTBRMANNschen Verfahren1 (siehe
die Abschnitte „Chlorieren" und „Bromieren"). Letzterer
verwendete zur Gewinnung von Jodbenzol aus Anilin
die Materialien in folgender Menge: 31 g Anilin, 200 g
konzentrierte Schwefelsäure, 200 g Wasser, 23 g Natrium-
nitrit, 126 g Jodkalium und 40 g Kupferpulver. Die
Ausbeute von 48 g Jodbenzol entsprach 70% der Theorie.
Höhere, sowie sekundäre und tertiäre Alkohole geben
beim Behandeln mit Jodwasserstoffsäure direkt jodierte
Produkte. So leiteten Freund und Schönfeld2 in den
auf dem Wasserbade erhitzten Oktylalkohol — in der Kälte
war die Einwirkung ungenügend — Jodwasserstoffsäure,
die rasch absorbiert wurde, so lange ein, bis sie sich in
Form einer gelben Schicht am Boden zu sammeln anfing,
und die Flüssigkeit stark zu rauchen begann. Das nicht
unzersetzt flüchtige Jodid wurde nur durch Schütteln mit
Natriumbisulfit entfärbt und eine Ausbeute von 180 g
CH3 . CHJ . C6H13 aus 100 g Alhohol erhalten. Aus
tertiärem Butylalkohol
CH8>u<Cfl8
bildet sich, wenn man ihn mit Jodwasserstoffgas sättigt
oder mit stärkster rauchender Jodwasserstoffsäure schüttelt,
nach Butlerow 3 tertiäres Butyljodid, welches mit Ätzkali
oder zweifach schwefligsaurem Kalium bis zur Entfärbung
behandelt und durch Destillation gereinigt wird. Auch
Glycerin wird nach Erlenmeyer4 durch Kochen mit
Jodwasserstoff im Überschufs in Isopropyljodid übergeführt.
Bemerkt sei, dals beim Kochen mehratomiger Alkohole
mit überschüssiger Jodwasserstoffsäure überhaupt stets ein
sekundäres Jodid sich bildet, also Erythrit z. B. sekundäres
Butyljodid liefert.
C4H6(0H)4 + 7HJ = C4H9J + 6 J + 4 H20.
sekundäres
Butyljodid
1 B. 23. 1222. — » B. 24. 3354. — 3 Ann. 144. 5.
4 Ann. 126. 305.
Lassar-Cohn, Arbeitsmethoden. 2. Aufl 14
210 Jodierung.
Jodierte Alkohole lassen sich also auf diesem Wege
nicht darstellen, weil die Jodwasserstoffsäure sogleich alle
Hydroxylgruppen angreift ; man erhält an ihrer statt eben
jodierte Kohlenwasserstoffe. Es sei in der Beziehung noch
die Darstellung des Hexyljodids nach Munsche1 ange-
führt, der die Jodwasserstoffsäure teilweise während des
Prozesses aus Jod und Phosphor in Gegenwart von
Wasser bereitet, was sogar eine Verwendnng des durch
den Prozefs regenerierten Jods ermöglicht
CeHeCOHJe+llHJ^CeH^J+ÖJ.+e^O.
Mannit
In einer tubulierten Retorte wurden je 200 g Jod mit
100 g wässriger Jodwasserstoffsäure (spez. Gew. 1,7) über-
gössen, und ward so viel von 90 g rotem Phosphor hinzu-
gethan, bis die Mischung eben entferbt war. Jetzt wurde
unter mäfsigem Erwärmen auf dem Sandbade der übrige
Phosphor, abwechselnd mit Portionen Mannit (120 g), zu-
gegeben. Nachdem Vs eingetragen waren, wurde der
Best des Mannits und Phosphors mit der inzwischen neben
Hexyljodür überdestillierten Jodwasserstoffsäure zugefügt
Das erhaltene Jodür wurde zuerst mit Wasserdampf, hernach
für sich destilliert. Die Ausbeute soll eine gute sein.
Leser2 verfuhr zur Darstellung des Orthoxylilendijodids
C8H8J2 so, dafs er Phtalalkohol mit rauchender wässeriger
Jodwasserstoffsäure und etwas rotem Phosphor kochte.
Der verdünnten Lösung entzieht Äther alsdann das Jodid.
Friedländer und Weinberg3 bedienten sich der Jod
wasserstoffsäure zum Ersatz des Chlors durch Jod. Während
nämlich Py-1-Chlorchinolin durch Jodwasserstoff in Eis-
essig bei 240° durch Reduktion direkt in Chinolin über-
geführt wird, gelang es ihnen durch Mäfsigen der Reaktion
das intermediär sich bildende Jodchinolin zu isolieren. Sie
erhitzten zu dem Zwecke Chlorchinolin mit konzentrierter
Jodwasserstoffsäure (Siedep. 127°) und etwas amorphem
Phosphor 3 Stunden auf 140—150°. Beim Erkalten
schieden sich aus dem Rohrinhalt Krystalle von jod-
wasserstoffsaurem Jodchinolin aus.
1 Bissertat. Jena 1890. — 2 B. 17. 1826. — 8 B. 18. 1531.
Jodierung. 211
Schliefslich sei noch darauf hingewiesen, dafs, wenn
man von halogenhaltigen Diazokörpern ausgeht, die Jod-
wasserstofisäure zu gemischt halogenisierten Körpern führen
kann, wie es in den entsprechenden Fällen die Chlor-
und Brom wasserstoffsäure ebenfalls zu bewirken im stände
sind. Als Silberstein 1 z. B. eine wässerige Lösung des
Tribomdiazobenzolnitrats mit konzentrierter Jodwasser-
stoffsäure versetzte, schied sich unter stürmischer Stick-
stoffentwickelung Tribromjodbenzol C6H2Br3J aus.
Die Jodwasserstoffsäure führt auch durch An-
lagerung an ungesättigte Körper zu jodhaltigen
Verbindungen und vereinigt sie sich mit derartigen Sub-
stanzen bei weitem leichter als die Brom- oder Chlor-
wasserstoffsäure.
So verfuhr Mabkownikoff2 zur Darstellung des
Jodpropylalkohols CgH^O folgender Art: Propylenoxyd
0<y I wurde mit etwas mehr als dem gleichen
Volumen Wasser verdünnt, Jodwasserstoff nur an die
Oberfläche der Flüssigkeit geleitet und letztere, sobald
sie eine stark saure Reaktion angenommen hatte, mit
noch mehr Wasser verdünnt. In Folge dessen schied
sieh der Jodpropylalkohol ab, der durch Destillation im
lnftverdünnten Räume gereinigt wurde. Wenn möglich,
wird man den betreffenden Körper in Eisessig lösen, die
Jodwasserstoffsäure im gleichen Lösungsmittel gelöst zu-
geben, auch vielleicht erwärmen, worauf dann beim
Eingießen in Wasser meist das Additionsprodukt sofort
ausfallen wird.
Lippmann3 kam direkt von den ungesättigten Kohlen-
wasserstoffen zu jodierten Alkoholen (Jodhydrinen) durch
Anlagerung von nnteijodiger Säure im Entstehungs-
momente. Löst man z. B. Jod in Gegenwart von Queck-
silberoxyd und Amylen in Chloroform auf, so kann man
ans dem Chloroform ein schweres Ol erhalten, welches
jedoch ein Gemisch verschiedener Jodhydrine ist.
1 J. jpr. Ch. 135. 119. — * Z. Ch. 1870. 423. — 8 Gr. 53. 968.
14*
212
Jodiera Dg.
Melikoff erhielt durch Einwirkung von rauchender
Jodwassers toösäure anf das trockene Kaliumsalz der
Glycidsäure (Oxyakrylsäure) jodmilchsaures Kalium.
Durch Addition von Chlorjod oder Bromjod kommt
man zu gemischt halogenisierten jodhaltigen Körpern.
Dittmar1 rühmt speziell seine Anlagerungsfähigkeit
an Alkaloide, nnd soll die Zahl der angelagerten Halogen-
gruppen im allgemeinen der Zahl der Pyridinkerne, die
man in der betreffenden Pflanzenhase anzunehmen hat,
entsprechen. Seine Chlorjodlösung stellt er sich ans
einer Mischung von Jodkalium, Natriumnitrit und Salz-
säure, oder durch Einleiten von Chlor auf in Wasser
suspendiertes Jod her.
Das Chlorjod als JodieTungsmitte! durch Substitution
hat zuerst Browne2 versucht. Ausführlicher damit gearbeitet
hat dann Stenhouse,3 der aher fand, dais das Chlor
manchmal in der Art wirkt, dafs es Jod in die Verbindung
einführt; in anderen Fällen wieder wirkt das Chlor, wie
wenn es nicht in Verbindung wäre, und das Jod scheidel
sich ab, ohne an der Einwirkung teilzunehmen.
Michael und Norton1 erklärten es in neuerer Zeit
wieder als ein für die Darstellung der Jodverbindungen
gut geeignetes Reagens. Sie stellten es durch Über-
leiten eines trockenen Chlorstroms über Jod dar.
Gewicht des letzteren um etwas weniger als die bere
nete Menge zugenommen hatte.
Löst man nach ihnen Acetanilid3 in viel Eis
und gieht Chlorjod zu, so setzt sich viel Jodacetanilid
und der Best fällt auf Wasserzusatz. Ausbeute 8£
an Parajodacetanilid.
Sie lösten auch Anilin im mehlfachen Volumen
essig, leiteten 2 Mol. Chlorjod dampfförmig ein
kamen zum Dijodanilin. Auf eine Lösung von
in verdünnter Salzsäure liefsen sie alsdaun ebenfalls 3
Chlorjod wirken. Ausbeute 15% der theoretischen
Trijodanilin.
Jodierung. 213
Völker1 löste 96 g festes Dreifachchlorjod in einein
Liter Wasser und gab 48 g Aceton zu, erwärmte bis
66°, worauf starke Trübung eintrat und sofort wieder
gekühlt wurde. Das abgeschiedene Öl enthielt Dijod-
aceton. Aus 5225 g JC13 und 2600 g Aceton erhielt
er 1020 g von diesem als Rohprodukt nach umständlicher
Reinigung. Aus den Nebenprodukten schlofs er auf
folgende Umsetzungsgleichung
3 JC18 + 4C3H60 = JC1 + 5 HCl +CsH4J20 + 3C8H5C10.
Green 2 liefs Chlorjod auf mit Aluminiumchlorid ver-
setztes Benzol wirken und erhielt Jodbenzol nebst höher
jodierten Produkten.
Jodphosphonium und Äthylenoxyd geben nach Girard3
Äthylenjodid und Phosphorwasserstoff.
Willgerodt hat im Jodstickstoff einen die Phenole
leicht nach den Gleichungen
C6H50H + JNH2 = C6H4J0H + NH3
C6H6OH + J8N = C6H2J80H -f NH8
jodierenden Körper gefunden und bei der Ausarbeitung
des Verfahrens die Darstellung des freien Jodstickstoffs
umgangen.4
Zur Darstellung von Monojodthymol wurden 5 g
Thymol in 6 ccm Ammoniak -\- 2 ccm Alhohol gelöst
und darauf 8,5 g Jodpulver allmählich zugegeben. Auf
Wasserzusatz fällt alles entstandene Jodthymol aus, dessen
Ausbeute etwa 45 % der Theorie beträgt. Disubstituiertes
Produkt kann nach dem Verfahren nicht erhalten werden.
Jodiert man dagegen Orthokresol, so wird vorzüglich
Dijodkresol gebildet. Versuche mit mehratomigen Phe-
nolen sind fehlgeschlagen. Temperaturerhöhung ist bei
der Reaktion zu vermeiden, weil sonst Verharzung eintritt.
Der Ersatz von Chlor durch Jod kann auch durch
Einwirkung von Bortrijodid, Jodcalcium, Jodnatrium
(Jodkalium), Jodsilber erreicht werden.5
1 Ann. 192. 90. — 2 Cr. 90. 40. — 3 Cr. 101. 478.
4 J. pr. Ch. 147. 290.
5 Die ersten derartigen Versuche rühren von Perkin und
Duppa (Ann. 112. 125) her.
214 Jodierung.
Das Bortrijodid führt nach Moissan1 Chloroform,
wenn man es mehrere Tage mit ihm stehen läßt, nach
der Gleichung CHC1S + B J3 = CH J3 + BC18 in Jodoform
über, und verwandelt mit Leichtigkeit Tetrachlorkohlenstoff
in den nach anderen Verfahren kaum erhaltbaren Tetra-
jodkohlenstoff.
Lothar Meter 2 hat dann den Austausch von Chlor,
Brom und Jod zwischen organischen und anorganischen
Verbindungen auf das ausführlichste untersuchen lassen,
und schliesslich fand Spindler3 im wasserhaltigen käuf-
lichen Jodcalcium, das nicht ganz 4 Moleküle Krystall-
wasser enthält (wasserfreies ist ohne Wirkung), ein Mittel,
mit dem, wie es scheint, in allen gechlorten und gebromten
organischen flüssigen Verbindungen die beiden anderen
Halogene durch Jod ersetzt werden können. Leider
beeinträchtigen die Langwierigkeit und die oft schlechten
Ausbeuten den Wert des Verfahrens.
Dieses besteht darin die umzusetzende Flüssigkeit,
unter Ausschlufs jeder sonstigen Feuchtigkeit, in einem
trockenen Einschmelzrohr mit dem Jodcalcium. während
120 Stunden einer Temperatur von 70 — 75° auszusetzen.
Von 1,35 g Chloroform, die in der angegebenen Art
mit 5 g Calciumjodid behandelt wurden, waren 17,4 °/«
in dieser Zeit in Jodoform übergegangen, von 2,3 g
Tetrachlorkohlenstoff 14,4%, doch wird bei diesem die
Umsetzung bei längerer Dauer der Einwirkung fest
quantitativ. Vom Äthylen chlorid setzen sich 86°/o tun.
Das Jodnatrium ist für derartige Umsetzungen deshalb
dem Kaliumsalz vorzuziehen, weil es selbst in starkem
Alkohol leicht löslich ist. Liebig und Wöhler4 erhielten
durch Destillation von Benzoylchlorid mit Jodkalium
Benzoyljodid, ein Verfahren, welches bis heute wohl den
einzigen Weg zur Gewinnung von Säurejodiden bildet
1 Cr. 113. 19.
- Eine Zusammenstellung aller in dieser Beziehung in der
Litteratur bis dahin beschriebenen Versuche findet sich Ann.
'225. 166—170.
:J Ann. 231. 258. — 4 Ann. 3. 266.
Jodierung. 215
Nach Perkin * wird in Alkohol gelöstes Trimethylen-
'omid, mit einem Überschufs von Jodkalium (Jodnatrium
tirde also jedenfalls die Reaktion erleichtern) behandelt,
ist quantitativ nach der Gleichung
CH2Br . CH2 . CH2Br . + 2 K J = C,H2 J . CHS . CH2 J + 2 KBr
i das Jodid umgewandelt. Und so wird es viele Fälle,
i welchen die direkte Gewinnung jodierter Verbindungen
hwierig oder kaum möglich ist, geben, in denen man
ßh auf diese Weise helfen kann. So fand Henry2 die
ethode am zweckmäfsigten zur Darstellung des Pro-
trgyljodürs CH : C . Cfl2J , indem er Natriumjodür in
hyialkoholischer Lösung auf C3H3Br wirken liefs.
Nach ihm3 scheinen methylalkolische Lösungen dieses
ilzes aber noch wirksamer zu sein. Methylchlorid soll
irch diese in einer Druckflasche geradezu quantitativ
Methyljodid übergeführt werden.
Als Claus4 s-Dichlorhydrin mit etwas mehr als
Molekülen Jodkalium in einer zur vollständigen Lösung
nreichenden Menge Wasser im Salzbade erhitzte, bekam
das gesuchte Dijodhydrin.
Und Demuth und Meyer5 kamen zum lang gesuchten
Kiaikohol, indem sie 25 g Äthylenchlorhydrin C2H4C10H
it 50 g fein gepulvertem Jodkalium zu einem dünnen Brei
trührten und diesen unter öfterem Umrühren 24 Stunden
i Wasserbade erhitzten. Nachdem das Gemisch hierauf
i der Pumpe abgesogen und der Rückstand mit Äther
'waschen war, wurde das JFiltrat mittelst Natriumhypo-
lfitlösung entfärbt, und die abgehobene ätherische Lösung
it entwässertem Glaubersalz getrocknet. Das Jodhydrin
rH4JOH hinterblieb nach dem Abdestillieren des Äthers
J schwach rötliches ÖL 25 g Chlorhydrin gaben 25 g
sselben.
Im AnschluJs an die besprochenen Chlorierungs-,
amierungs- und Jodierungsmethoden soll hier noch
nerkt werden, dafs die für weitere Umsetzungen so
* B. 18. 221. — 2 B. 17. 1132. - 3 B. 24. R. 74.
* Ami. 168. 24. — * Ann. 256. 28.
216 Jodierung.
viel verwendeten drei nahe verwandten Körper Chlor-,
Brom- und Jodäthyl sich durchaus nicht immer gleich
verhalten, obgleich die beiden letzteren gemeinhin als
von fast ganz gleicher Brauchbarkeit angesehen werden.
So wird eine alkoholische Lösung von Chloräthyl
selbst beim Kochen mit Silbernitratlösung nicht verändert,
während Bromäthyl unter diesen Umständen Salpeter-
säureäthylester nebst AgBr liefert.
Fischer fand, dafs ein Gemisch von gleichen Mole-
külen Phenylhydrazin und Jodäthyl sich nach einiger
Zeit von selbst erwärmt, und die Einwirkung bei größeren
Mengen so heftig wird, dafs die ganze Masse unter explo-
sionsartiger Gasentwickelung zersetzt wird. Beim Erhitzen
eines Gemenges von gleichen Molekülen Basis und
Bromäthyl aber am Rückflufskühler wird die Reaktion
ohne Gefahr in wenigen Stunden zu Ende geführt, und
nach beendigter Reaktion erstarrt die Lösung zu einem
Magma von Krystallen. V. Meyer 2 teilt mit, dafe beim
Propylieren des Benzylcyanids Brompropyl gar nicht,
Jodpropyl dagegen sehr leicht alkylierend auf das Benzyl-
Cyanid einwirkt.
Von Henry 3 liegen ausführliche Untersuchungen über
die verschiedene Reaktionsfähigkeit der Halogene in den
gemischten Haloidäthern (es sei hier auch an die Synthese
des Taurins mittelst Äthylenchlosobromids4 durch James
erinnert) vor.
Bei der Gelegenheit sei auch gestattet darauf hin-
zuweisen, dafs Kalium und Natrium sich nicht immer
identisch bei ihrer Einwirkung auf organische Körper
erweisen. Wie verschieden ihr Verhalten gegen eine
Substanz sein kann, geht aus der Mitteilung von Mbbs
und Weith5 hervor, wonach sich Natrium jahrelang in
trockenem Brom aufbewahren läfst, ja mit ihm auf 200°
erhitzt werden kann, ohne viel korrodiert zu werden,
während Kalium, wenn es in selbst auf diesem "Wege
1 B. 9. 885. — 2 Ann. 250. 153. — 3 B. 16. 1366.
4 J. pr. Ch. 128. 351 ö B. 6. 1518.
Fluorierung. 217
getrocknetes Brom geworfen wird, sofortige Entzündung
und heftige Explosion veranlafst.
Fluorierung
Reinsch1 ist der erste gewesen, der sich ernstlich
mit der Darstellung fluorhalt iger organischer Ver-
bindungen beschäftigte. Bereits im Jahre 1840 versuchte
er durch Einleiten von Fluorwasserstoffgas in absoluten
Alkohol Fluoräthyl darzustellen, vermochte aber diese
gasförmige Verbindung nicht zu charakterisieren.
Die vollkommene Indifferenz der wässerigen Fluor-
wasserstoffsäure gegenüber vielen organischen Verbindungen
zeigte Städeler,2 von dem auch der Vorschlag zu ihrer
Aufbewahrung in Guttaperchaflaschen herrührt.
Reinsch warnt schon vor der heftigen Einwirkung
der fluorwasserstoffhaltigen organischen Flüssigkeiten auf
die Haut, die namentlich unter den Nägeln kaum er-
trägliche langandauernde Schmerzen verursacht, die er
nur durch Eiskühlung mildern konnte.
Fremy3 hat dann das gasförmige Fluormethyl und
Fluoräthyl durch Destillation von ätherschwefelsaurem
Kalium mit saurem fiufssauren Kalium dargestellt
S0*<CH + HF1KF1 = K*s°4 + HF1 + CH»FL
Die Umsetzung verläuft jedenfalls komplizierter, denn
als Seubert4 Fluoräthyl nach dieser Methode darstellte,
mufste er es von der bis zu 25% beigemischten Kohlen-
säure durch Atzkali befreien.
Borodine5 destillierte Benzoylchlorid mit dem sauren
Kaliumsalz aus einer Platinretorte und erhielt so das
Benzoylfluorid als eine bei 161° siedende das Glas
wenig angreifende Flüssigkeit.
Geradezu auffällig ist, dafs erst seit kurzem das
Fluorsilber zu derartigen Umsetzungen herangezogen
— -s
1 J. pr. Ch. 19. 314. — 2 Ann. 87. 137. — 3 Cr. 38. 393
4 B. 18. 2646. — 5 Bepert de chim. 1862. 336.
218 Fluorierung.
worden ist; dieses liefert, wie man von vornherein fast
annehmen konnte, Fluorverhindnngen mit Leichtigkeit
So erhielt Moissan1 Fluoräthyl, als er Jodäthyl
langsam auf Fluorsilber fliefsen liefe. Das entweichende
Gas befreite er vom mitgerissenen Jodäthyl in der Art,
dafs er es erst durch eine auf — 20° abgekühlte Röhre und
hernach nochmals über Fluorsilber leitete.
Mbslans2 brachte 1 Teil Chloroform, 2 Teile Jodo-
form und 1 Teil Fluorsilber in einen mit Eis gekühlten
Kolben. Beim Anwärmen begann eine Gasentwickelung.
Das Gas wurde ebenfalls auf — 23° abgekühlt, dann
wiederum über erwärmtes Fluorsilber und hierauf über
Kautschuk zur Fortnahme des Chloroformdampfes geleitet
Nachdem ihm durch Kupferchlorür noch Kohlenoxyd
entzogen war, erwies es sich als reines Fluoroform.
In ähnlicher Weise stellte Chabrie8 das ebenfalls
gasförmige Methylenfluorid CH2F12 aus Methylenchlorid dar.
Häufig wird auch die Einwirkung der wässerigen
Flufssäure auf Diazoverbindungen verwendet. So stellte
Lenz4 durch Kochen der Diazobenzolsulfosäure mit ihr
die Fluorbenzolsulfosäure C6H4F1S03H dar.
Ekbom und Maüzelius5 lösten Naphtylamin unter
Erwärmen in starker Flufssäure und gaben eine mehr
als genügende molekulare Menge in wenig Wasser gelösten
Kaliumnitrits zu, worauf unter lebhafter Gasentwickelung
die Bildung des Fluornaphtalins vor sich ging.
Schmitt und Gehren6 haben dann durch Zerlegen
von jedesmal 10 — 15 g Diazoamidosäure mit 200 ccm
stark rauchender Flufssäure in einer geräumigen Platin-
schale nach der Gleichung
ü14HnN,04 + 2HF1 =C7H5F10, + C7H7N03HF1 + 2N (?)
Fluorbenzoösäure erhalten. Auch sie warnen vor den
Schmerzen in den Fingerspitzen , die sie dadurch milderten,
dafs sie diese von Zeit zu Zeit in Natronlauge badeten.
1 Cr. 107. 260 u. 1155. - 2 Cr. 110. 717.
8 Cr. 110. 1202. — 4 B. 12. 581. — 5 B 22. 1846.
6 J. pr. Ch. 109. 395.
Fluorierung. 219
Ebenso erhielt Mauzelius1 durch Eintragen von
ce-Diazonaphtalinsulfosäure in erwärmte 50%igeFlufssäure
Leicht die Fluornaphtalinsulfosäure.
Fluorierte Kohlenwasserstoffe soll man nach den
Untersuchungen von Paterno und Oliveri durch Zer-
legung der Salze der Diazoverbindungen mit Flufssäure
nicht erhalten können. (Siehe weiterhin.) Wallach2 hat
aber in der Zerlegung der Diazoamidoverbindungen einen
"Weg gefunden, auf dem sich diese leicht und in reichlicher
Menge gewinnen lassen.
Vermischt man z. B. eine wässerige Lösung von Diazo-
benzolchlorid mit wässeriger Piperidinlösung, so erhält
man quantitativ Benzoldiazopiperidid. Übergiefst man die
lufttrockene zerriebene Verbindung mit konzentrierter
Flufssäure, so tritt bald stürmische Reaktion ein, und
nach der Gleichung
C6H5N : N . NC5H10 + 2F1H= C6H5F1 + N, + NHC6H10 . F1H
bildet sich Fluorbenzol. Wegen der Leichtflüchtigkeit des
Fluorbenzols ist ein mit guter Kältemischung umgebener
Schlangenkühler zu verwenden, dessen Ende durch eine
Glasröhre in Quecksilber taucht, und wegen der heftigen
Einwirkung verarbeitet man nicht mehr als 10 g Benzol-
diazopiperidid auf einmal, die mit 20 — 30 ccm Säure
übergössen werden.
Ekbom und Mauzelius3 erhielten neuerdings Fluor-
naphtalin C10H7F1, als sie a- oder ^-Naphtylamin in
einer Platinschale in starker Flufssäure lösten, und dazu
eine mehr als zur Diazotierung genügende Menge in
wenig Wasser gelösten Kaliumnitrits setzten. Neben
teerigen Produkten bildet sich unter lebhafter Gas-
entwickelung Fluornaphtalin, welches sie nach Neutrali-
sation mit Natriumkarbonat und Behandlung mit Natron-
lauge zur Trennung von Naphtolen mit Wasserdämpfen
übertrieben.
Jackson und Hartshorn4 kamen zu Difluorbenzoe-
säure C6H3Fl2COOH, als sie Chromhyperfluorid auf
1 B. 22. 1844. — * Ann. 235. 258. — 8 B. 22. 1846.
* B. 18. 1993.
220
Darstellung von Salzen.
trockene Benzoesäure wirken liefsen. Diese bedeckt
dabei mit einer schwarzen Kruste, von welcher die Difluor-
benzoösäure durch Ausziehen mit Soda getrennt werden
kann. Das Ohromhyperfluorid stellten sie aus 180 g
rauchender Schwefelsäure, 60 g Kaliinndichromat und
100 g Flußspat dar.
Darstellung von Salzen.
Die Gewinnung von Salzen aus Sauren oder Basen
kann in bo mannigfacher Weise erfolgen, dafs es unmög-
lich ist eine auch nur annähernd vollständige Zusammen-
stellung der Methoden liefern zu wollen. Dazu kommt,
dafs ein Teil derselben allgemein bekannt, ja geradezu
selbstverständlich und deshalb zu besprechen unnötig iat.
Alle wasserunlöslichen Säuren lassen sich natürlich
durch Zugabe von Natronlauge, Kalilauge oder mit ?er
schwindenden Ausnahmen von Ammoniakin Lösung bringen.
Nur selten wird man au des letzteren Stelle organische
Substitutionsprodukte verwenden, wie z. B. Kleeberg1 in
einem Falle Phenylhydrazin benutzte. In starker Kali-
oder Natronlauge sind aber viele solche Salze schwer löslich.
Hat man Säuren als solche in Wasser gelöst, so
wird man sie mittelst Alkalien in die entsprechenden
Salze überführen können. Einen Überschufs an Kali-
oder Barytwasser entfernt man durch nach fragliches Einleiten
von Kohlensäure. Kennt man ihre Menge, so kann man
durch Zugabe der theoretisch nötigen Quantität direkt 3nf
neutrales Salz hinarbeiten, iat sie unbekannt, und treibt die
SäureK oh len säure aus, so wird man durchZusatz von in Wasser
unlöslichen Karbonaten und Durchschütteln zu neutralen
Lösungen kommen. Als solche Karbonate dienen hantig
Bariumkarbonat, Calciumkarbonat, aber ebensogut werden
auch Bleikarbonat, Sifberkarbonat etc. in Anwendung
gebracht. Lost die Säure Oxyde, so kann auch Blei-
oxyd, feuchtes Silberoxyd etc. verwendet werden.
Kaliumkarbonat oder Natriumkarbonat eignen sich
weniger für den Zweck, da, wenn man nicht mit titrierten
1 Ann. 268. 285.
Darstellung von Salzen. 221
jöeungen arbeitet, es schwer ist genau den Sättigungs-
unkt zu treffen.
Das Verhalten der Lösungen gegen Lackmus etc.
ann nicht immer ausschlaggebend sein, ja Ost1 fand
eradezu, dafs die sauren Salze der Pyromekonsäure von
er Formel C5H302.OM -f C5H3Oa.OH alkalisch rea-
ieren, und Pinner und Wolfpbnstein2 teilen mit, dafs
in von ihnen erhaltenes Oxynikotin trotz schwach saurer
Reaktion die Eigenschaften einer Base besitzt.
Die wasser-, alkohol«, äther- etc. löslichen Basen kann
ian durch Säurezusatz (Kohlensäure reagiert aber mit
en meisten nicht, und die Beobachtung Bambergers,3
afs das Tetrahydrochinolin ein Karbonat bildet, ist eine durch
ie Hydrierung veranlagte Ausnahme) in die entsprechenden
entralen und bezw. sauren Salze überführen. So erhielt
teBNTHSEN4 das neutrale Sulfat des Amidodimethylanilins,
idem er zu dessen ätherischer Lösung vorsichtig die be-
achnete Menge einer ätherischen Lösung von konzentrierter
chwefelsäure setzte. Das neutrale Salz fiel sofort aus,
rährend überschüssige Säure zur Entstehung des schlecht
rystallisierenden sauren Salzes Veranlassung giebt.
Schwefelsäure ist in derartigen Fällen der Salzsäure
orznziehen, weil, während die Sulfate meist gut krystalli-
eren, die Salze der letzteren oft zur Braunfärbung
eigen.
Lellmann5 hat ein Verfahren angegeben, nach dem
ie Affinitätsgröfsen sehr vieler organischen Basen ermittelt
erden können, und von Fuchs6 ist ebenfalls eine solche
[ethode ausgearbeitet worden.
Wasserlösliche Salze werden häufig durch Alkohol
s. w. gefällt. Salzsaure Salze stellt man auch durch
inleiten von Chlorwasserstoff in die absolut ätherische
ler benzolische 7 Lösung der Basen dar, aus der sie sich
inn meist direkt ausscheiden. Viele salzsaure Salze sind
1 J. pr. Ch. 127. 183. — 8 B. 24. 64. — 8 B. 22. 354.
* B. 16. 2235. — 5 Ann. 263. 286. — 6 M. Ch. 9. 1132.
7 Ann. 256. 290.
222 Darstellung von Salzen.
aber auch in starker Salzsäure unlöslich und können
deshalb aus ihrer wässerigen Lösung durch fortgesetztes
Einleiten von salzsaurem Gas gewonnen werden, oder
fallen, wenn man ihre mit überschüssiger Salzsäure ver-
setzten Lösungen im Wasserbade eindampft, mit zunehmen-
der Konzentration derselben allmählich aus.
Manche organischen Säuren liefern nach Art der Kohlen-
säure mit schwachen Basen keine Salze. Altmann1 suchte
sich in dem Falle so zu helfen, daJs er z. B. die Zucker
säure in ihr Kaliumsalz überführte und dieses, um die
Zersetzungsprodukte des zuckersauren Anilins kennen zu
lernen, alsdann mit der theoretischen Menge Salzsäuren
Anilins mischte und destillierte.
Viel dargestellt werden Oxalate und Pikrate der
Basen, weil sie meist schwer löslich sind, resp. gut kry-
stallisieren. Man neutralisiert z. B. die alkoholische Lösung
einer Base mit einer alkoholischen Oxalsäurelösung und
fällt das Oxalat mit Äther aus.
So gelang es Miller und Gerdeissen2 das basische
Kondensationsprodukt, welches man aus m-Phenylendiamin
und Önanthol erhält, das sogar ein nicht-krystallisierendes
Platindoppelsalz giebt, in Form seines Pikrates rein zn
erhalten. Versetzt man nämlich die alkoholische Lösung
der öligen Base mit konzentrierter alkoholischer Pikrin-
säurelösung, so scheidet sich nach längerem Stehen eine
allerdings mit viel Öl durchtränkte Krystallmasse aus.
Dieses abgeschiedene Pikrat kann durch Waschen mit
kaltem und Umkrystallisieren aus heifsem Bisessig schließ-
lich leicht in Form eines gelben Krystallmehls erhalten
werden. Die aus diesem wieder in Freiheit gesetzte Base,
das Dihexyldiamylphenanthrolin, konnte sogar ihrerseits
alsdann aus Alkohol in schneeweißen Krystallen ge-
wonnen werden.
Im allgemeinen sind Salze in heifsem Wasser bekannt-
lich leichter löslich als in kaltem. Die merkwürdigste
Ausnahme ist wohl, wie Jacobsen3 gefunden hat, das
1 IKssertat. Neisse 1874. — 2 B. 24. 1732. — s B. 10. 859.
Darstellung von Salzen. 223
xylidinsaure Zink. Bei 0° lösen 100 Teile Wasser fast
36 Teile, bei 100° nur 0,735 Teile, bei 130° fast genau
0,5 Teile des Salzes. Etwas Ähnliches kommt auch bei
wasserlöslichen Flüssigkeiten vor. So lösen nach Keküle
und Zincke1 100 Teile Wasser bei 13° 12 Teile Paraldehyd;
bei 30° trübt sich die Lösung und bei 100° scheidet sich
etwa die Hälfte desselben wieder aus.
Kry stall wasser bestimmungen erfolgen meistens durch
Erwärmen des betreffenden Salzes bis zum Austreiben
dieses im Trockenschrank oder im luftverdünnten Räume.
In letzterem, wenn angänglich, auch bei gewöhnlicher
Temperatur.
Der Krystallwasserverlust ist bei manchen Körpern
mit Änderung der Farbe verbunden. So werden z. B. die
stahlblauen Nadeln des Paraazotoluolnaphtylaminsulfats 2
während des Erwärmens auf 105° unter Verlust von
3 Mol. Wasser grün.
Jacobsen3 bestimmt den Krystall Wassergehalt von
Säuren durch Titration mit Normalnatronlauge; in ent-
sprechender Weise könnte man mit Basen verfahren.
Die Bestimmung der Löslichkeit von Salzen ist nach
Limpeicht4 in vielen Fällen sehr geeignet über die
Identität oder Verschiedenheit namentlich isomerer Ver-
bindungen sich ein Urteil zu bilden. Bei Salzen z. B.,
bei denen Schmelzpunkts- oder Siedepunktsbestimmungen
nicht anwendbar sind, bei welchen sehr oft die Krystall-
form nicht so ausgebildet ist, dafs sie mit Leichtigkeit
sicher erkannt werden kann, und bei denen auch der
Krystallwassergehalt ein wechselnder sein kann, bietet
die Bestimmung der Löslichkeit nach ihm ein nicht
genug zu schätzendes Kriterium.
Nach V. Meyer5 werden auf ihre Löslichkeit zu
prüfende Substanzen in 50 — 60 ccm fassenden Reagens-
gläsern in heifsem Wasser gelöst. Nach erfolgter Lösung
werden die Reagensröhren in ein geräumiges Becher-
1 Ann. 162. 145. — * B. 12. 229. - 3 B. 15. 1854.
* B. 8. 350. — 5 B. 8. 999.
224
Darstellung von Salzen.
ifrück-
der in I
.ungn I
ättip I
er ga-
glas mit kaltem Wasser gestellt, und wird ihr Inhalt mit
scharfkantigen Glasstäben so lange heftig umgerührt, bis
er die Temperatur des umgebenden Wassers angenommen
hat. Man lafst dann das Ganze zwei Stunden stehen,
notiert die Temperatur des ebenfalls umgerührten Wassers
im Becherglase, rührt den Inhalt der ReageDsröbren noch-
mals mit den Glasstäben sehr heftig um, filtriert sofort
die für die Bestimmung erforderliche Menge durch ein
trockenes Faltenfilter in einen mit dem Deckel gewogenen
Tiegel und wagt die Flüssigkeit und dnrjn den Abdamphück-
stand, resp. bestimmt auf beliebige Art die Menge der in
der gewogenen Losung enthaltenen Substanz.
Will man die Löslichkeit für heifs gesättigte Lösi
bestimmen, so filtriert man die kochend heifs gesäi
Flüssigkeit durch ein in einen erwärmten Trichter
brachtes aschefreies Faltenfilter in ein mit einem gut
passenden Stopfen versehenes vorher itn leeren Zustande
genau gewogenes Kochflascheheu. Nach 3 bis 4 Stunden
lüftet man den Versehlul's, um etwaige Luft Verdünnung
auszugleichen, und wägt nun Flasche samt Inhalt.
Hierauf wird die Losung erst auf dem Wasserbade und
dann im T rocke nschrauke bis zur Gewicbtskon stanz ein-
getrocknet. Die abermalige WftguDg ergiebt dif Menge
des in der kochenden Flüssigkeit gelöst gewesenen wasser-
freien Salzes.
Zur Bestimmung des Gehalte an gelöster Substam
bei einer beliebigen Temperatur übergiel'st man das Sali
mit einer bei der gewünschten Temperatur unzureichen-
den Menge des Lösungsmittels. Hierauf stellt man da*
Ganze in ein auf den gewünschten Grad gehaltenes Bad
und schüttelt während mehrerer Stünden öfters um. Das
weitere Verfahren entspricht dem für gesiittigte Lösuugeu-
Häufig läfst Bich auch der Wassergebalt der Sake
aus der Elementaranalyse berechnen, was namentlich
dann in Frage kommt, wenn Salze, bevor die Gewi»
kons tanz des Rückstandes erzielt ist, sich zersetzen.
Viele wasserlösliche Salze sind, wie schon erwät
in Alkohol unlöslich und können durch Eingießen i
Darstellung von Salzen. 225
Lösung in einen Uberschufs von diesem abgeschieden
werden. Der umgekehrte Fall ist recht selten. So er-
wähnt Hemiliak,1 dafs das Bariumsalz der Methyltri-
phenylmetankarbonsäure in Wasser fast unlöslich ist, sich
aber ziemlich leicht in kochendem 70°/oigen Alkohol löst
und daraus krystallisiert erhalten werden kann; auch
Strecker2 beobachtete schon, dafs cholsaures Barium in
Alkohol leichter als in Wasser löslich ist.
Alkohollösliche Salze können häufig durch Äther resp.
Petroläther gefällt werden. Namentlich organische Salze
der Schwermetalle pflegen kaum in diesen löslich zu sein,
doch fand Gussebow3 bereits in den dreifsiger Jahren,
daüs ölsaures Blei sich leicht in Äther löst.
Diese Ätherlöslichkeit scheint speciell sehr vielen Salzen
der Olsäurereihe zuzukommen. So ist nach Krafft und
Beddies4 das bromstearylensaure Barium nebst einigen
Homologen ebenfalls in ihm löslich. Solche Salze eignen
sich dann meist ausgezeichnet zu Trennungen.
Viele organische Basen und auch Alkaloide 5 verbinden
sich mit den Salzen schwerer Metalle zu in Wasser meist
so gut wie unlöslichen Körpern. Schon Hofmann6 fand,
dafs Kyanol (heute Anilin) in einer Auflösung von
Kupfersulfat eine grüne krystallinische Fällung (C6H5NH2)2
Cuo04 giebt. Schiff7 stellte ein Doppelsalz des Äthyli-
denanilins mit Quecksilberchlorid dar. Von Chinolin
mag erwähnt sein, dafs es mit einer alkoholischen
Lösung von Kobaltchlorür sich zu CoCl2.2C9H7N ver-
einigt.1
Die Schwerlöslichkeit solcher Doppelverbindungen in
Wasser giebt manchmal die beste Methode zur Ge-
winnung der betreffenden Base ab. So gewann Kossbl 9
das Hypoxanthin aus einer Lösung, die durch 40stündiges
Kochen von Hefenuklein erhalten war, in der Art, dafs
ör diese mit Ammoniak und dann mit Silbernitrat ver-
setzte, worauf Hypoxanthinsilbernitrat ausfiel.
1 B. 16. 2364. — 8 Ann. 67. 4. — 3 Ann. 35. 197.
* B. 25. 483. — 5 M. Ch. 9. 511. — G Ann. 47. 56.
7 Ann. Suppl. 3. 348. — 8 B. 23. 434. — 9 Z. 5. 155.
Lassar-Cohn, Arbeitsmethoden. 2. Aufl. 15
226 Darstellung von Salzen.
In Wasser pflegen also solche Verbindungen Dir
löslich zu sein, sie können aber meist aus Alkohol, da |?
wohl ein wenig Säure zugesetzt wird, umkrystalliaert
werden. Das Hvpoxanthinsilbernitrat krystalusiert wa lä
z. B. am besten direkt ans heiiser Salpetersäure (spei |i
Gew. 1,1) um u. s. w.
Lachowicz1 hat gefunden, dafs Silbernitrat nnta
allen Salzen die gröfste Yerbindungsfähigkeit mit Barn
besitzt. Er bezeichnet dieses Verhalten als die nun
Restenergie anorganischer Salze.
Alle organischen stickstoffhaltigen Basen und Alkalose
werden, wie Sonnenschein * gefanden hat, durch Phosphtt-
molybdänsäure in saurer Lösung gefällt. Das Reagea
wird so dargestellt, dafs man molybdänsaures Ammon mit
Natriumphosphat füllt, den wohl ausgewaschenen Nieds-
schlag in warmer Sodalösung auflöst, die Lösung ff
Trockne dampft und zur vollständigen Verjagunj
des Ammoniaks glüht. Ist hierbei die Molybdansäfli«
teilweise reduziert worden, so wird der geglühte Rück-
stand mit Salpetersäure befeuchtet und das Glühen wieder-
holt. Nun wird die erhaltene trockene Salzmasse DU
Wasser erwärmt, Salpetersäure bis zur stark sauren Rflik-
tion zugefügt und dann so viel Wasser zugegeben, dtfc
aus 1 Teil der trockenen Salzmasse 10 Teile Lösung
entstehen. Setzt man zu dieser goldgelben Flüssigbit
Ammoniakbasen, irgend ein Alkaloid oder ein Sahs d*
selben, so entsteht sofort ein Niederschlag. Alkalisehe
und kohlensaure Erden zersetzen diesen bei längei*
Einwirkung unter Bildung eines phosphormolybdänsatnci
Erdsalzes und Wiederabscheidung der freien Base. A»
besten bedient man sich des Bariumkarbonats.
Ganz wie die Phosphormolybdänsäure ist die Phosph*
wolframsäure verwendbar.
Pellacani3 verfuhr z. B. zur Gewinnung des Nigellins
folgender Art: Gepulverte Samen von Schwarzkümmel
wurden mit 60°/oigem Alkohol extrahiert, und die erhaltene
Flüssigkeit ward mit basisch essigsaurem Blei ausgefällt
1 M. Ch. 10. 884. — 2 Ann. 104. 45. — 8 A. Pth. 16. 442.
Darstellung von Salzen. 227
Vom Niederschlage — Bleisalze von Pflanzensäuren —
wurde abfiltriert, das Filtrat durch Schwefelwasserstoff
entbleit und hierauf in gelinder Wärme eingedampft.
Ausschütteln mit Äther nahm sodann Spuren von ätherischen
Ölen und eine fluorescierende Substanz fort. Nach völliger
Entfernung des Extraktionsmittels wurde die Flüssigkeit
mit Schwefelsäure angesäuert und mit Phosphor wolfram-
säure versetzt. Den hierdurch bewirkten reichlichen
Niederschlag bringt man aufs Filter, wäscht ihn aus und
zerlegt ihn wieder unter Wasserzusatz durch Barythydrat.
Das Wasser nimmt dann das freie Alkaloid auf. Nach
Entfernung des überschüssigen Bariums durch Kohlensäure
wird diese Lösung bei gelinder Wärme eingedampft,
und Zusatz von Bromwasserstoffsäure zum sirupförmigen
Rückstand veranlafst im Laufe von 48 Stunden das
Auskrystallisieren des rohen Nigellinbromids.
Schulze und Steiger1 verfuhren zur Gewinnung
von Arginin aus Lupinenkeimlingen, die ca. 2 Wochen
im Dunkeln vegetiert hatten, folgender Art: Die ge-
trockneten und fein gepulverten Kotyledonen wurden mit
Wasser ausgekocht. Der so erhaltene durch ein Seihtuch
?om Ungelösten getrennte Extrakt wurde mit Gerbsäure
und dann (ohne zu filtrieren) mit Bleizucker oder Blei-
essig ausgefällt. Dem Filtrat von diesem Niederschlage
fügt man zur Entfernung des überschüssigen Bleis Schwefel-
säure und dann (nach nochmaliger Filtration) eine Lösung
von Phosphorwolframsäure zu. Der jetzt entstehende
starke sehr voluminöse Niederschlag setzt sich allmählich
za Boden. Er wird abfiltriert, kurze Zeit mit säure-
haltigem Wasser — in reinem Wasser ist er nicht un-
löslich — gewaschen und zur möglichst vollständigen
Entfernung der Mutterlauge auf Fliefspapier gebracht.
Hierauf verreibt man ihn in einer Reibschale innig mit
Kalkmilch unter Zugabe von etwas Barytbydrat. Das
Filtrat wird sodann durch Einleiten von Kohlensäure
vom gelösten Kalk und Baryt befreit, mit Salpetersäure
neutralisiert und bis fast zur Sirupskonsistenz eingedampft.
1 Z. 11. 44.
15*
228 Darstellung von Salzen.
Im Laufe der Zeit scheidet sich dann das Salpetersäure
Arginin aus dieser Flüssigkeit so reichlich aus, data sie
zum Krystallbrei wird.
Hofmeister1 zerlegte einen Phosphorwolframsäure-
niederschlag mittelst kohlensauren Bleis und befreite
das erhaltene Filtrat mittelst Schwefelwasserstoffs vom
gelösten Metall.
Fischer 2 hat gefunden, dafs viele, wenn auch durchaus
nicht alle Basen, sich auch in Form ihrer sauren ferro-
cyan wasserstoffsauren Salze als schwer lösliche Verbin-
dungen abscheiden lassen. So werden Dimethyl- und
Diäthylanilin aus sehr verdünnten sauren Lösungen
durch Ferrocyankalium gefällt, Anilin selbst nur ans
konzentrierten. Durch Alkalien werden die in Wasser
suspendierten Salze augenblicklich wieder zersetzt und
die Basen abgeschieden.
Die Methode kann sehr verwendbar sein, um Basen
von den sie begleitenden Harzen in bequemer Weise zu
trennen, oder um die letzten Reste im Wasser ziemlich
schwer löslicher Basen zu gewinnen.3
Ja sie kann geradezu zur quantitativen Abscheidung
und Trennung von Alkaloiden dienen. So läfet sich
Strychnin neben Brucin als saures Ferrooyanstrychnin
bestimmen. Beckurts4 hat eine sehr groüse Anzahl
dieser Verbindungen untersucht.
Nach Wurster und Roser5 sind die von ihnen in
den Kreis der Untersuchung gezogenen ferricyanwasser-
stoffsauren Salze leichter als die ferrocyanwasserstof&auren
löslich, erstere sind bald saure, bald neutrale, letztere
stets saure Salze. Krystallwassergehaltsbestimmungen
sind mit Vorsicht auszuführen, da die Substanzen schon
bei 100° mehr oder weniger Zersetzung erleiden.
Wir wollen nicht vergessen, dafs sich die Alkaloide
auch zum grofsen Teil als PerJodide, als Jodcadmium-
Jodwismutdoppelsalze u. s. w. ausfällen lassen.
1 Z. 2. 311. — 2 Ann. 190. 184. — 3 B. 16. 714.
1 Ar. 1890. 347. — 6 B. 12. 1827.
Darstellung von Salzen. 229
Auch sonst haben viele Salze — nicht nur Basen —
die Eigenschaft, mit anderen Salzen Doppelsalze zu bilden,
welche infolge ihrer Schwer- oder Unlöslichkeit sich
abscheiden.
Doppelverbindungen mit den Salzen der edlen Metalle
wie Goldchlorid, Platinchlorid, Quecksilberchlorid waren
lange bekannt, das erste Chlorzinkdoppelsalz hat Petten-
kofer1 dargestellt, und seitdem sind die Chloride wohl
ziemlich aller Metalle zur Poppelsalzgewinnung ver-
wendet worden. Man erhält sie im allgemeinen so, dafs
man zu den Lösungen der salzsauren Salze der Basen
die Chloride der Metalle setzt. Wenn nötig und wenn
möglich, reinigt man sie durch Umferystallisieren. (Siehe
weiterhin bei den einzelnen Metallen.)
Es kommen übrigens zwischen denselben Substanzen
Doppelsalze von verschiedener Zusammensetzung vor, die
dann von der Menge des einen der angewandten Materialien
abhängt.
Will man Säuren aus Salzen abscheiden, so geschieht
dies durch Zugabe einer Mineralsäure zu ihrer Lösung,
worauf die organische Säure entweder unlöslich ausfällt
oder nunmehr meist mit einem Extraktionsmittel aus-
geschüttelt werden kann. Ist dies nicht der Fall, so
dampft; man auf dem Wasserbade zur Trockne, extra-
hiert mit Alkohol u. s. w. Hat man jeden Überschufs an
Mineralsäure zu vermeiden, so setzt man zur wässerigen
Lösung des betreffenden Salzes Tropäolin, dessen Farb-
umschlag die geringste Spur freier Mineralsäure anzeigt,
während organische Säuren es bekanntlich nicht beein-
flussen. (Siehe auch im Abschnitt „Sulfonieren".)
Sind die abgeschiedenen Säuren in Wasser lösliche
Flüssigkeiten — , bezw. Flüssigkeiten, welche Wasser
lösen — so schlägt man, um sie wasserfrei zu erhalten,
wenn sie unzersetzt destillierbar sind, einen anderen Weg
ein; man zerlegt nämlich ein geeignetes Salz mit trocke-
nem gasförmigen Schwefelwasserstoff oder Chlorwasser-
1 Ann. 52. 97.
230 Darstellung von Salzen.
stoff. Mit ersterem gewinnt man z. B. wasserfreie Ameisen-
säure aas trockenem Bleiformiat, und nach letzter«
Verfahren stellte Wallach l die Bicbloressigsäure in ia
Art dar, dafs er deren trockenes Kaliumsalz in eine
lange Verbrennungsröhre brachte, den Ofen schräg stellte,
und das Rohr auf der einen Seite mit einem Salzsäure-
entwiokelungsapparate, auf der anderen mit einer Kühl-
vorrichtung verband. Läfst man dann gasförmige Salt-
säure über das dichloressigsaure Salz streichen, so wirf
das Gas anfangs lebhaft absorbiert. Sobald es aus dem
Kühler zu entweichen beginnt, erwärmt man die Böto
nach und nach und destilliert so, die BichloressigsSon
in einem langsamen Salzsäurestrom ab. Ausbeute fat
quantitativ.
Basen werden aus ihren Salzen zumeist durch Alkalien
oder kohlensaure Alkalien abgeschieden. So erhält mu
das freie Pseudoephedrin,* indem man die Lösung sein«
Chlorhydrats mit Kaliumkarbonat versetzt und die fre»
Base mit Äther ausschüttelt, nach dessen Verdunsten 8*
auskrystallisiert. Zur Gewinnung des Delphinins mufi
man nach Dragendokff3 die saure Lösung, in welch«
es schließlich aus dem Pflanzenextrakt erhalten wird,
so lange mit gepulvertem Natriumbikarbonat (nicht neu-
tralem Alkalikarbonat oder kaustischem Alkali weg»
der Empfindlichkeit des Alkaloids) versetzen, bis genub
eine deutliche alkalische Reaktion erreicht ist Ab-
schütteln mit Äther führt dann auch hier zur Btf*
Nach Büchka1 kommt man zum Cvtisin, indem mm
dessen Tannat, in welcher Form es aus dem Pflanze*
extrakt abgeschieden wird, durch Bleiglätte zerlegt.
Manche Basen lassen sich auch durch Natriumacetatr
lösung ausfällen. So setzte Bischleb5 zur heüsen wässe-
rigen Lösung des salzsauren o-Nitrophenylhydrazins einen
Überschufs von dieser Lösung, worauf sich die freie Baes
quantitativ in Krystallen ausschied.
1 B. 9. 1213. — 2 B. 22. 1823. — s Ä. Pth. 7. 57.
4 B. 24. 253. — 8 B. 22. 2802.
Darstellung von Salzen. 231
Manche festen Basen zeigen die Eigenschaft bei ihrer
Abscheidung aus der wässerigen Lösung ihrer Salze ölig
auszufallen, und setzen dem Übergang in den starren
Zustand einen hartnäckigen Widerstand entgegen. In
solchem Falle mischt man, wenn die Base unzersetzt
flüchtig ist, das Salz mit Natriumkarbonat und destilliert
aus einer Retorte, worauf die unter diesen Verhältnissen
wasserfrei übergehende Base alsbald in der Vorlage
erstarrt. So hat man z. B. mit dem m- und p-Phenylen-
diamin zu verfahren.1
Will man Säuren durch doppelte Umsetzung in un-
lösliche Salze überführen, so geht man am besten von
essigsaurem Barium, essigsaurem Magnesium etc. aus, weil
die entstehenden Niederschläge in verdünnter Essigsäure
weit weniger löslich zu sein pflegen als in Salzsäure
oder Salpetersäure, die man z. ß. durch Silbernitrat in
die Lösung bringt. Zur Vermeidung von freien Säuren
überhaupt setzt man statt der freien organischen Säuren
deren Ammonium-, Natrium- oder Kaliumsalze mit den
zu verwendenden Reagentien um.
Befindet sich in einer Lösung ein Gemisch von Säuren
oder von Basen, so wird man diese durch fraktionierte
Zugabe der betreffenden Reagentien unter sich trennen
können. Denn aus einem Gemisch von Natriumsalzen
verschiedener Säuren z. B. wird ein zur Gesamtabscheidung
ungenügender Zusatz von Mineralsäure zuerst die schwächste
Säure frei machen u. s. w.
An die Verwendung der Rechts- und Linksweinsäure
zur Zerlegung von synthetischen Basen in ihre, polarisiertes
Licht rechts und links drehenden, Komponenten, deren
sich Ladenburg2 zur Zerlegung des synthetischen Koniins
bediente, sowie die Benutzung des Chinolins oder Strych-
nins und ähnlicher Alkaloide zum Zweck der Erreichung
oder Änderung der Drehkraft der an sie gebundenen orga-
nischen Säuren mit mehreren asymmetrischen Kohlenstoff-
atomen nach E. Fischer3 soll hier erinnert sein.
1 B. 7. 1531. — * Ann. 247. 86. — :; B. 23. 2611.
232 Darstellung von Salzen.
Nun noch Spezialbemerkungen über gewisse Arten
von Salzen nebst der gewichtsanalytischen Bestimmung
der in ihnen enthaltenen Metalle.
Neutrale Ammoniaksalze erhält man, wenn man die
betreffende Säure in überschüssigem Ammoniak löst und
die Lösung direkt oder im Exsiccator neben Schwefel-
säure verdunsten läfst.
Antimonsalze resp. An timonyl Verbindungen sind, ab-
gesehen vom weinsauren Antimonylkalium (Brechweinstein)
K.SbO.(C4H406) + 72H20, wenig dargestellt. Catjssb1
beschreibt eine saure Verbindung zwischen Brenzkatechin
und Antimonyl von der Formel C6H4<5>Sb.OH.
In Bleisalzen bestimmt man das Blei durch Ab-
rauchen derselben mit Schwefelsäure als PbS04.
Lewkowitsch2 teilt mit, dafs bei der Darstellung
der Glycerinsäure aus ihrem Bleisalz durch Schwefel-
wasserstoff stets eine gewisse Menge Blei in Lösung
bleibt. Man ist daher gezwungen, wenn man sie ganx
rein haben will, sie aus ihrem Kalksalz mittelst Oxal-
säure abzuscheiden.
In Bariumsalzen bestimmt man das Barium als BaS04.
Die meisten von ihnen gewinnt man so, dafs man
die betreffende Säure in überschüssigem Barytwasser,
wenn sie mit diesem ein lösliches Salz bildet, löst
und hernach dessen Überschufs durch Kohlensäure fort-
nimmt. Die unlöslichen erhält man durch doppelte Um-
setzung. Sehr selten stöfst man dabei auf saure Salze,
von denen König3 eines von der Formel (C10H6[OHJ
[COOH] S03])2Ba erhielt, als er die warme Lösung der
Oxynaphtoesulfosäure mit Bariumchlorid ausfällte.
Das neutrale Salz C10H5(OH)<oq >Baerhielterbeim
3
Behandeln der Sulfosäure mit Bariumkarbonat. Kom-
plizierter zusammengesetzte organisch .saure Bariumsalze
kommen auch vor, so bei der Glukuronsäure,4 sind aber
nur selten beobachtet.
1 Cr. 114. 1073. — « R 24, B. 653. — 3 B. 22. 787.
4 Z. 3. 442.
Darstellung von Salzen. 233
Beethelot1 empfiehlt folgende Art der Überführung
von Kalium- in lösliche Bariumsalze: Man fällt die
Kaliumsalzlösung mit Kieselfluorwasserstoffsäure, giebt
zum Filtrat einen Überschufs von Bariumkarbonat und
filtriert nochmals. Oder man fügt zur Kaliumsalzlösung
die theoretische Menge Normalschwefelsäure und setzt
das etwa lOfache Quantum an absolutem Alkohol zu,
worauf das Kaliumsulfat ausfällt. Die Lösung der freien
Säure wird nunmehr direkt oder nach vorherigem Ab-
destillieren des Alkohols mit Bariumkarbonat behandelt.
In Galciumsalzen bestimmt man das Calcium als
CaS04.
Auch sie werden, wie die Bariumsalze, viel durch
Lösen der Säuren in Kalkwasser (Kalkmilch) und Ent-
fernen des Überschusses an diesem durch Kohlensäure
gewonnen. Da letztere hierbei einen Teil des Kalkes
als Bikarbonat in Lösung hält, mute man die mit der
Kohlensäure behandelte Flüssigkeit vor der Filtration zur
Überführung des Bikarbonates in unlösliches Monokarbonat
stark kochen. Ist das nicht angebracht, so mufs man
sich etwa wie Schulze und Steiger2 zu helfen suchen,
und die Flüssigkeit 24 Stunden in einer offenen Schale
stehen lassen, um auf diesem Wege zu erreichen, dafs
das Bikarbonat sich unter Abscheidung von Monokarbonat
möglichst zersetze.
Die Calciumsalze der primären Alkohole erhält man
nach Destrem3 durch Erhitzen dieser im wasserfreien
Zustande mit CaO oder BaO auf 120—130°. Gegen
Wasser sind sie ganz unbeständig.
Die Calciumverbindungen der Phenole gewinnt man
nach Niederhäusern4 so, dafs man das jeweilen be-
nutzte Phenol in geringem Überschufs, und zwar in Äther
gelöst, auf fein gepulverten gelöschten Kalk einwirken
läist. Die Mischung bleibt 24 Stunden unter öfterem
Schütteln stehen, dann wird der Äther abdestilliert und
hierauf die so erhaltene breiige Substanz in Schalen unter
1 Cr. 109. 227. — * Z. 11. 47. — 3 Ann. Ch. Ph. 5. 27. 7.
* B. 15. 1120.
234 Darstellung von Salzen.
Umrühren zur völligen Trockene gedampft. Die so
erhaltene körnige Substanz löst sich in Wasser nahen
völlig auf.
Aus Kalksalzen macht man Säuren, falls sie wasser-
löslich sind, etwa wie E. Fisches,1 frei. Man trägt das
gepulverte Salz in eine verdünnte Lösung von Oxalsäure,
von der ungefähr die berechnete Menge angewandt wird,
und fällt deren kleinen Überschuß schliesslich wieder mit
Calciumkarbonat aus.
Gadmiumsalze pflegen gut zu krystallisieren.
E. Fischer2 benutzte es z. B. bei der Reinigung der
Bibonsäure. Cadmiumbestimmungen, welche durch Fällen
der Salzlösung mit kohlensaurem Alkali und Glühen des
Niederschlages ausgeführt werden, geben sehr unsichere
Zahlen, und wegen des unvermeidlichen Sichverflüchti-
gens von Spuren Metall des am Filter hängen bleibenden
Anteils zu niedrige Cadmiumgehalte. Besser und über-
einstimmender werden daher nach Barth und ELlabiwetz*
die Resultate bei Ausführung der Analyse durch Über-
gießen der Salze mit rauchender Salpetersäure, Abdunsten
im Wasserbade und Wiederholen der Operation bis flff
völligen Zerstörung der organischen Substanz. Der ein-
getrocknete Rückstand wird schliesslich vorsichtig erhibt,
und das hinterbleibende Oxyd stark und andauernd
geglüht.
Golddoppelsalze, und es kommen fast ausschlief
Doppelsalze in Betracht, sind nach der Formel B.HGl-
AuCl3 zusammengesetzt, es kommt also 1 Mol. sal«-
saure Base auf 1 Mol. Goldchlorid. Den Metallgehalt
bestimmt man durch Glühen als solchen.
Will man aber neben diesem noch das Chlor bestimmen,
so verfährt man nach Scheibler4 so, dafs man eine ab-
gewogene Quantität des Goldsalzes (resp. Platinsalzes) in
Wasser löst, oder bei schwer löslichen Verbindungen WH
darin suspendiert und mit Magnesiumband in Berührung
bringt, wodurch das Gold (Platin) in metallischem Zu-
1 B. 24. 1842. — « B. 24. 4217. — 3 Ann. 122. 104.
4 B. 2. 295.
Darstellung von Salzen. 235
stände unter Wasserstoffentwickelung gefallt wird. Man
operiert in der Kälte oder bei schwer löslichen Substanzen
auf dem Wasserbade; auch kann man die Flüssigkeit
ansäuern. Die mittelst Magnesium abgeschiedenen Metalle
werden durch Dekantation und Filtrieren ausgewaschen,
ist dies geschehen, so beseitigt man die Filtrate, welche
zur Chlorbestimmung dienen, und wäscht das Metall dann
nochmals mit Wasser, dem Salzsäure zugesetzt ist, um
überschüssiges Magnesium oder etwa gebildetes Magnesium-
oxydhydrat zu beseitigen.
Krystallwassergehalt ist bei Golddoppelsalzen außer-
ordentlich selten immerhin aber beobachtet worden.
Wahrend Nicholson1 das Koffeingoldchlorid als wasser-
frei beschreibt, teilt Biedermann 2 mit, dafs, wenn man
«ne heifse, verdünnte Lösung von Koffein in verdünnter
&lzsäure mit einer entsprechenden Menge von Gold-
chlorid zusammenbringt, sich beim Erkalten nahezu die
ganze Menge des gebildeten Doppelsalzes in Blättchen
m der Formel C8H10N4O2 . HCl . AuCl3 -f 2H20, also
Dait 2 Mol. Krystallwasser ausscheidet, und Schmidt3
bat gezeigt, dafs das synthetische Koffein sich ebenso
Erhält.
Kalium salze werden im allgemeinen aus den Säuren
lurch Kaliumhydroxyd oder -Karbonat erhalten. Von
**n Salzen der Schwermetalle kommt man durch Um-
totzung mit letzteren zu ihnen. Sind die Schwerinetall-
Fttbindungen in Wasser unlöslich, so übergiefst man sie
tait Pottaschelösung und dampft auf dem Wasserbade
*1; bei dieser Gelegenheit tritt dann quantitative Um-
totzung ein.
Hat man Chlorkalium von einem organisch sauren
Jaliumsalz zu trennen und will dies durch Alkohol be-
wirken, so mufs man nach Barth und Schmidt4 fast
bsoluten nehmen, da sonst zu viel Chlorkalium mit in
»ösung geht. Ist aber das organische Salz im absoluten
ikokol gar zu schwer löslich, so ist es am besten, in
1 Ann. 62. 71. — 2 Ar. 1883. 182. — 8 Ar. 1883. 664.
4 B. 12. 1262.
236 Darstellung von Salzen.
wässeriger Lösung zuerst das Chlorkalium mit Silbersolfat
in Kaliumsulfat überzuführen, welches schon in 70%igem
Alkohol so gut wie unlöslich ist.
Das Kalium wird stets als K2SOiy welches durch Ab*
rauchen der Salze mit Schwefelsäure erhalten wird, gewogen.
König1 erwähnt ein sauresKaliumsalz einer Oxynaphtoö-
sulfosäure.
In Kobaltsalzen bestimmt man das Metall als solches,
da seine Oxyde beim Glühen im Wasserstoffstrom in
dieses übergehen.
In Kupfersalzen bestimmt man das Kupfer als Cu,S,
wie es durch Glühen mit Schwefel im Wasserstoffitrom
erhalten wird.2
Liebermann und Kühling3 benutzten die Löslichkeit
des hygrinsauren Kupfers in Chloroform zur Bein-
gewinnung dieser Säure, indem sie die Chloroformlösung
mit Äther ausfällten und das Verfahren mehrmals wieder-
holten.
Kupfersalze liefern auch Doppelverbindungen mit
organischen Basen, so erhielt Förster4 Kupferacetat-
Pyridin Cu(C2H302)24C5H5N, als er feingepulverto
Kupferacetat mit überschüssigem Pyridin verrührte.
Es kommen auch organische Kupferverbindungen vor,
welche etwas flüchtig sind und deshalb weder für sich
noch im Sauerstoffstrom geglüht werden können, ohne
Verlust an Kupfer zu erleiden. Nach Walker6 verfährt
man mit ihnen so, dafs man sie im RosEschen Tiegel
zuerst gelinde im Schwefelwasserstoffstrom erwärmt, btt
die organische Substanz verflüchtigt ist, und hierauf die
Analyse im Wasserstoffstrom beendigt.
Magnesiumsalze glüht man und wägt den Rückstand
als MgO.
Kiliani6 diente als einer der Beweise für die Richtig-
keit der Formel der Digitogensäure der Metallgehalt des
1 B. 22. 788.
2 Die Brauchbarkeit dieser altbewährten Methode wird von
Uhl neuerdings B. 23. 2153. bestritten.
3 B. 24. 410. - 4 B. 25. 3421. — 5 B. 22. 3246.
6 B. 24. 343.
Darstellung von Salzen. 237
kristallisierten Magnesiumsalzes. Benetzt man diese Säure
zuerst mit Alkohol, fügt dann stark verdünnte Kalilauge
hinzu, bis gerade noch ein kleiner Rest Säure ungelöst
bleibt, und giebt hierauf zu der filtrierten Lösung soviel
Wasser, dafs Magnesiumnitrat (1 : 10) eben noch eine
ganz schwache Trübung hervorruft, so scheidet sich nach
Znsatz eines Überschusses von diesem Reagens innerhalb
24 Stunden das digitogensaure Magnesium in weifsen
Krusten ab, die mit kaltem Wasser gewaschen werden.
Gazb1 erhielt das Magnesiumsalz der Propionsäure
in krystallisiertem Zustande durch Lösen desselben in
Alkohol und Zugabe von Essigester zu dieser Lösung.
Mangansalze analysiert man so, daüs man sie nach
dem Verglühen nochmals mit salpetersaurem Ammoniak
glüht, worauf der Rückstand aus Mn304 besteht.
Das Natrium in den Natriumsalzen wird als Na2S04
bestimmt.
Die Löslichkeit der meisten organisch sauren Natrium-
salze in Alkohol im Gegensatz zur Unlöslichkeit des
Natriumkarbonats, sowie einer grofsen Anzahl sonstiger
anorganischer und organischer Körper (aller Eiweifsstoffe
z. B.) in ihm, läfst häufig folgenden Weg zur Gewinnung
organischer Säuren in Form ihres Natriumsalzes aus Ge-
mischen verschiedenster Art praktisch erscheinen: Das
Material wird mit wässriger heifser oder kalter Natronlauge
extrahiert, und im Filtrat hierauf das Ätznatron durch
Einleiten von Kohlensäure in kohlensaures Salz übergeführt.
Nachdem das Filtrat dann auf dem Wasserbade soweit wie
möglich eingedampft ist, liefert die Extraktion des Rück-
standes mit 80 — 90 %>igem Alkohol das organisch saure
Natriumsalz in verhältnismäßig reinem Zustande.
Brühl8 erhielt das Natriumsalz der Kamphokarbon-
säure, indem er sie in Wasser suspendierte und hierauf
Natronlauge bis zur schwach alkalischen Reaktion zugab.
Nach dem Einleiten von Kohlensäure dunstete er die
Flüssigkeit im Vacuum ein und nahm den Rückstand
mit absolutem Alkohol wieder auf. Beim Eintrocknen
1 Ar. 1891. 490. — * B. 24. 3390.
238 Darstellung Ton Salzen.
dieses Lösungsmittels wiederum über Schwefelsäure wnnb
ein krystallinisches Pulver erhalten, welches in Wim,
Methylalkohol und Chloroform leicht löslich war, wA
durch Verdunsten der wässerigen Lösung dieses Pul?«
an der Luft kam er dann zu ziemlich wohlausgebildetea
Krystallen des gesuchten Natriumsalzes.
Buchner 1 erwähnt, dafs das Natriumsalz der Acetyk*
dikarbondiazoessigsäure in kaltem Wasser schwer löslich
ist, und König* beschreibt das saure Natriumsili
C10H5(OH)(COOH)(SOsNa), welches er erhielt, als er
eine warme Lösung von Oxynaphtoösulfosäure mit ge-
sättigter Kochsalzlösung in starkem Überschufs vereette,
und den entstandenen Niederschlag aus heifsem Wasser
umkrystallisierte.
Nickelsalze hinterlassen nach dem Glühen NiO.
Die Platindoppelsalze sind wohl die am meisten v»
allen Salzen dargestellten. Man erhält sie durch Zugabe
einer Platinchloridlösung zur meist wässerigen oder alko-
holischen Lösung der salzsauren Base« Sie fallen größten-
teils krystallinisch aus oder gehen doch sehr rasch ii
diesen Zustand über; so erwähnt z. B. Nietzki,3 dai»
wenn man die wässerige Lösung des Chlorhydrats d*
Phenosafranins mit Platinchlorid versetzt, ein roter käsig«
Niederschlag entsteht, der sich nach wenigen Augenblickes
in prachtvoll goldglänzende Blättchen verwandelt In ihrer
Zusammensetzung entsprechen diese Salze dem Platt*
salmiak PtCl4 + 2NHS . HCl, in dem das Ammoniak duiA
die betreffende Basis vertreten ist. Platindoppelsalze mit
Krystall Wassergehalt sind recht selten. BaeyeR 4 teilt ii
der Beziehung mit, dafs das Doppelsalz des Chinoliü
1 Mol. Rrystallwasser (C,H7N . HCl)2PtCl4 -f H.0
enthält, und erwähnt zugleich, dafs das Platinsalz oei
synthetischen Pikolins ohne nachweisbaren Grund bald
mit, bald ohne solches krystallisiert.
Das Platindoppelsalz des Isochinolins krystallißiert
nach Zincke5 mit 2 Mol. Krystall wasser (C9H7NHC1]|
1 B. 22. 845. — * B. 22. 787. — 8 B. 16. 467.
4 B. 12. 1322. — 5 B. 25. 1497.
Darstellung von Salzen. 239
tCl4 4- 2H20. Läfst man das Chloroplatinat des 1 -Phenyl-
-methylpyrazols aus Salzsäure, die überschüssiges Platin-
hlorid enthält, anschiefsen, so schliefst es nach Andre-
CCI1 3 Mol. Wasser ein. Löst man l-Phenyl-3-methyl-
tyrodiazolon mit Platinchlorid zusammen in wenig warmer
anchender Salzsäure, so erhält man ein Doppelsalz
nit 4 Mol. Krystallwasser. Wie viele andere Platinsalze
mch, läfst sich dies letztere nicht aus Wasser umkrystalli-
ieren. Als Smolka und Friedrich 2 zu einem Brei von
Konzentrierter Salzsäure und Phenylammelin sehr starke
?latinchloridlösung fügten, löste sich beim Erwärmen
lies. Da das beim Erkalten sich ausscheidende Platin-
ßppelsalz aber durch Wasser zersetzt wurde, gaben sie
ogleich zur noch warmen Lösung starken Alkohol und
Tischen dann auch mit diesem die abgeschiedenen Kry-
Ule.
Handelt es sich um die Wiedergewinnung der Base
H8 dem Doppelsalz, resp. um die Reingewinnung der-
rfben auf diesem Wege, eine oft verwendete Methode,
> wird man die Doppelverbindung im allgemeinen in
Nasser aufschwemmen und durch Schwefelwasserstoff
»legen. Das ausgeschiedene Schwefelplatin pflegt sehr
blecht zu filtrieren, und empfindliche Basen (Cholin z. B.)
»tragen diese Behandlung überhaupt nicht. Nach
Chmiedeberg und Harna ck 8 erhält man daher das salz-
lure Cholin aus dem reinem Platinsalz am zweckmäfsigsten
Qreh Eindampfen der Lösung des Doppelsalzes mit der
{Bivalenten Menge Chlorkalium und Extrahieren der
ogetrockneten Masse mit Alkohol, und Gram4 empfiehlt,
ese Platinverbindung noch vorsichtiger, und zwar ohne
n wendung höherer Temperatur, mit Chlorkalium zu
degen. Der Alkohol nimmt dann also das Cholin-
lorhydrat auf, während Kaliumplatinchlorid ungelöst
ückbleibt.
Dnzersetzt flüchtige Basen gewinnt man aus den
ppelsalzen durch Destillation mit Natriumkarbonat.
1 B. 24. R. 955. — * M. Ch. 11. 7. — 3 A. Pth. 6. 14.
* A. Pth. 20. 119.
240 Darstellung von Salzen.
Platindoppelsalze von abweichen der Formel sind nur
wenige bekannt. So hat Hofmann,1 als er das Amidia
des 0-Amidophenylmercaptans mit konzentrierter Salzsäure
behandelte und das so gebildete Chlorhydrat, ohne es
aufzulösen, mit Platinchlorid übergofs, ein nadeiförmiges
Salz erhalten, das zu seiner Reinigung mit konzentrierter
Salzsäure ausgewaschen wurde. Nach dem Trocknen
ergab sich aus der Analyse die Zusammensetzung
C8H7N3S.2HClPtCl4,
es hat sich also nur 1 Mol. Amidin mit 2 MoL Salz-
säure verbunden. Das ebenfalls dargestellte Golddoppel-
salz der Verbindung zeigte aber die erwartete Zusammen-
setzung C8H7N3S . HCl .AuCl3.
Den Platingehalt der Salze erfährt man aus dem
Glührückstande. In allen Fällen, wo die Zusammen-
setzung einer Base lediglich aus dem Platinsalz erschlossen
werden kann, ist aber eine Bestimmung des Chlors in
denselben unerläfslich. Nach Wallach2 verfährt man
dazu so: Das zu analysierende Platin3alz wird in einer
Platinschale abgewogen, mit einer frisch bereiteten kon-
zentrierten Auflösung von V* bis 1 g Natrium in abso-
lutem Alkohol übergössen, und der überschüssige Alkohol
durch Erwärmen auf dem Wasserbade bis zur Bildung
einer Krystallhaut abgeraucht. Die Schale wird dann
auf ein Dreieck gesetzt, und durch vorsichtiges Nähen
der Flamme der Alkohol in derselben angezündet. Er
sowohl wie das Alkoholat brennen nun ganz ruhig and
ohne das mindeste Schäumen oder Verspritzen ab, wenn
das Alkoholat frisch aus absolutem Alkohol bereitet war.
Das Platinsalz wird unter Abscheidung von metallischen
Platin völlig zerlegt, während sich alles Chlor an das
Alkali bindet. Wenn die Flamme erloschen ist, wird
die Schale noch kurze Zeit über freiem Feuer erhitzt,
und nach dem Erkalten der Schaleninhalt, bestehend in
Na2COs,Pt,NaCl,C, in ein Becherglas gespült, mit Salpeter-
säure angesäuert und nach dem Filtrieren das Chlor ge-
fällt. Das auf dem Filter befindliche Metall und der
1 B. 20. 2253. — 2 B. 14. 753.
Darstellung von Salzen. 241
Kohlenstoff werden in die Platinschale zurückgebracht,
und das Platin wird als Glührückstand bestimmt. Die
Zahlen für Chlor fallen sehr genau aus, die des Platins
lassen manchmal zu wünschen übrig, reichen aber voll-
kommen aus, um das Verhältnis von ihm zum Chlor in
den Salzen genau erkennen zu lassen.
Nach Mylius und Förster1 ist es nicht aus-
geschlossen, dafs der Verlust an Metall, welchen man so
häufig bei Platinbestimmungen der organischen Doppel-
salze wahrnimmt, bisweilen darauf zurückzuführen ist,
da£s sich flüchtiges Kohlenoxydplatdnchlorid bildet; bei
dem Erhitzen dieser Salze fehlt es ihm ja nicht an
Gelegenheit, mit Kohlenoxyd und Chlor in Reaktion zu
treten. 2
Quecksilbersalze werden nicht gerade häufig erwähnt.
Man bestimmt das Metall in ihnen als Schwefelqueck-
silber. Heuser und Stöhr3 beschreiben ein Doppelsalz
des aa-Dimethvldipyridyls von der Formel C12H12N2 . 2HC1
4- eHgCl,.
Den Wert gerade dieser Doppelsalze zur Trennung
der ortsisomeren Basen in der Pyridinreihe erkannte
Ladenburg. Man erhält das reine Pyridin4 selbst in
folgender Art: Man löst 20 g zwischen 114 und 118°
siedendes Pyridin des Handels in 100 g lO°/oiger
Salzsäure und versetzt mit einer Lösung von 135 g
Quecksilberchlorid in 1 1 heifsen Wassers. Beim Er-
kalten krystallisiert dann ein Doppelsalz von salzsaurem
Pyridin und Quecksilberchlorid aus, dessen Schmelzpunkt
176° durch Umkrystallisieren aus kochendem Wasser auf
178° erhöht werden kann. Durch Destillation mit Natron-
1 B. 24. 2429.
2 Nach Duvilikrs {Ami. Ch. Fh. 5. 10. 872.) verfährt man zur
Wiedergewinnung des Platins aus den Chlorplatindoppelsalzen, einer
so oft zu lösenden Aufgabe, am besten folgender Art. Man trägt
allmählich 100 g Doppelsalz in eine kochende Lösung von 50 g
ameisensaurem Natrium und 50 ccm NaOH (30°B.) in 1 1 Wasser
ein. Die Reduktion beginnt augenblicklich, und nach einstündigem
Kochen wäscht man das Platin mit heifsem salzsäurehaltigen
Wasser aus.
3 J. pr. Ch. 150. 437. — 4 Ann. 274. 4.
T,aMflr-Cohn, Arbeltsmethoden. 2. Aufl. \(y
242
Darstellung 1
i Salze».
lauge wird aus ihm die Base wieder in Freiheit gesetzt,
die nach dem Trocknen mit festem Kali nun bis znni
letzten Tropfen konstant bei 114° siedet.
Silbersalze stellt mau nach den allgemeinen Methoden
dar. In manchen Fällen verwendet man das Silbernitrat
besser in alkoholischer Lösung: es löst sich in 4 Teilen
kochenden Alkohols.1 Auch Silbersulfat ist für viele Um-
setzungen sehr geeignet, lost sich aber erst in 87 Teilen
Wassers. Silbersalze fallen fast stets neutral und wasser-
frei aus und sind deshalb zur Bestimmung der Wertigkeit
von Säuren u. s. w. sehr verwendbar.
Nach Könios und Kökner2 läfst sich die Destillation
von Silbersalzen wohl in vielen Fällen mit Vorteil an-
wenden, wenn es darauf ankommt, Kohlensäure abzu-
spalten. Sie wird namentlich dann den Vorzug vor der
sonst üblichen Destillation der Säure oder ihrer Kalksalze
mit Basen den Vorzug verdienen, wenn aufser der Karoo-
xylgruppe noch stark saure Hydroxyle, wie bei dflB
aromatischen Oxysäuren z. B., vorhanden sind. AU
sie die Oxycincboninsänre mit Basen destillierten, fand
Verkohlung statt; als sie aber 5 g des Silbersnlzes
(C9H&OHN) . CCXAg) im Verbrennungsrohr im KoWeft
säuresfcrom erhitzten, bekamen sie unter geringer Ver
kohlung neben Chinolin 2 g Oxychinolin.
Während nach MenD"elejeff3 für das Silber charakte-
ristisch ist, dafs es mit anorganischen Säuren weder
basische noch sanre Salze bildet, sind saure Salze mit
organischen Säuren bekannt.
So ist von Thate4 das neutrale ClüHläN307Ag! und
das saure ClfiH)3NgOTAg azoxyorthophenoxylessigsaure
Silber beschrieben worden, und Schmidt5 konnte neutrales
jervasaures Silber CjHjAgjOj darstellen, aber auch das
saure Salz C,H3AgOB + H80 erhalten. Merkwürdig und
abnorm zusammengesetzt ist nach Jeanrexatjd* ein
Silbersalz der Tetrah ydrodi oxytereph talsä u re , nämlich
1 Gmelix, Handbuch 3. Ö24. — * B. 16. 2153.
: Grundlagen der l'hemie. Petersbure 1831. S. 1092.
* J. pr. Ck. 137. 157. — " Ar. 1886. 521. — • B 2a 1281,
Darstellung von Salzen. 243
C6H2(OAg)2(COOAg)2H4 + 2^0 , und Claus und
Kohlstock1 erhielten neben dem Amarinsilber CLH17N2 Ag
auch das Diamarinsilbernitrat (C21H18N2)2 . AgN03 + H20
in großen Krystallwasser haltigen Krystallen, als sie eine
alkoholisch wässerige Lösung von Amarin und Silbernitrat
einige Wochen stehen lielsen. Eine ähnliche Doppel-
verbindung liefert das dimethylpyronsaure Silber, und die
gleiche seltene Eigentümlichkeit kommt dem Diphenyl-
pyronkarbonsauren Silber zu, dessen Doppelsalz der Formel
(C18HnAg04)2 -f AgN032 entspricht.
Schmiedeberg und Meyer3 fanden, dafs das Silber-
salz der Camphoglykuronsäure mit 3 Mol. Krystallwasser
sich ausscheidet und nach der Formel C16H23Ag08+ 3H20
zusammengesetzt ist, und Eckhardt4 konstatierte im Silber-
salz den Metachinaldinakrylsäure C13H10NO2Ag-f-4H2O
sogar 4 Mol. desselben.
Das beim Glühen organischer Silbersalze hinter-
bleibende Metall ist oft kohlehaltig.
In Strontiumsalzen wird das Strontium als SrSO,
bestimmt.
Das Zink wird als ZnO gewogen.
Zinksalze scheinen zur Reindarstellung mancher Säuren
besonders geeignet zu sein. So kamen Hell und Rempel 5
in folgender Art zur reinen Oxykorksäure : Die wässerige
Lösung der sirupös erhaltenen Säure wurde mit Ammoniak
neutralisiert und alsdann durch eine gesättigte Lösung
von Zinksulfat gefällt. Das auf dem Saugfilter gesammelte
Zinksalz wurde in einer Porzellanschale mit der erforder-
lichen Menge mäfsig konzentrierter Schwefelsäure zersetzt,
und die in der Zinksulfatlösung schwer lösliche und
darin sich fein krystallinisch ausscheidende Oxykorksäure
abgesaugt, getrocknet und aus Äther umkrystallisiert.
Die gleiche Methode diente Büjard und Hell6 zur
Reinigung der Oxyazelainsäure.
Die Zinksalze isomerer Säuren zeigen oft charakte-
ristische Unterschiede. Das der Gährungsmilchsäure
1 B. 18. 1849. — * B. 23. 3733. — 8 Z. 3. 433.
4 B. 22. 276. — 6 R 18. 817. — 6 B. 22. 70.
16'
244 Darstellung von Salzen.
krystallisiert z. B. mit 3H20, das der FleichmilchsÄure
mit 2H20, das der Äthylenmilchsäure mit 4H80, und
ebenso ist ihre Löslichkeit in Wasser und in Alkohol
eine ganz verschiedene.
Mblikow1 trennte geradezu die ß- und y-Chloroxv-
buttersäure durch die verschiedene Löslichkeit ihrer Zink-
salze in Wasser.
Auch seine Doppelsalze mögen manchmal in der Art,
wie es Heintz bei der Äthylenmilchsäure gelungen, zur
Reinigung von Säuren dienen können. Die Salze dieser
Säure krystallisieren wegen ihrer leichten Löslichkeit in
Wasser nämlich kaum oder sehr schwer; als Heintz8 aber
den Vorrat an unreiner freier Säure in zwei Teile teilte,
die eine Hälfte mit Kalk, die andere mit Zinkoxyd sättigte
und die Lösungen zusammengab, fiel sogleich ein Teil
des Doppelsalzes aus, während er den Rest durch Ver-
dunsten der Mutterlauge erhielt. Das eventuell um-
krystallisierte Salz befreite er durch Schwefelwasserstoff
vom Zink, durch eine genau gewogene Menge Oxalsäure
vom Kalk und kam so zu reiner Äthylenmilchsäure, die
auf anderem Wege aus dem Ausgangsmaterial abzuscheiden |
nicht mehr möglich gewesen war.
■ Zur Gewinnung von Basen als schwefelsaure Sake
direkt aus den Chlorzinkdoppelsalzen mag ein im großen
angewandtes Verfahren 3 manchmal auch im Laboratorium
dienlich sein. Dort wird z. B. eine Lösung des sali-
sauren Zinkdoppelsalzes des Diamidokarbazols mit Natrium-
Sulfat versetzt, und dieser Zusatz veranlafst die Aus-
scheidung des schwer löslichen schwefelsauren Diamido-
karbazols in Krvstallen.
Zinnchlorürdoppelsalze kommen häufig vor, indem
sie aus Beduktionsge mischen mit Zinn und Salzsäure aus-
krystallisieren.
M ach Hofmann * dürfte das Zinntetrachlorid bei der
Untersuchung flüchtiger Basen nicht selten mit Vorteil
Vorwendung finden. So trennte erKoniin vom ^-Konicein,
1 J. B. 1885. 1350. - - Ann. 157. 294.
1 D. R. 1>. 46438. — l B. 18. 115.
Darstellung von Salzen. 245
indem er die Mischung der Chlorhydrate beider Basen
bis zur Krystallisation eindampfte und mit einer konzen-
trierten Lösung von Zinnchlorid versetzte, wobei ein
Überschuß des letzteren sorgfältig zu vermeiden ist. Nach
einigen Augenblicken erstarrt die Flüssigkeit zu hinein
Kiystallbrei von salzsaurem ^-Koniceinzinnchlorid, während
das entsprechende Koniinsalz, welches nicht krystallisiert,
sondern zu einer gummiartigen Masse eintrocknet, in der
Mutterlauge bleibt. Durch Umkrystallisieren u. s. w.
kommt man schliefslich zum reinen ^-Konicein. Für die
Analyse wurde das Salz 2(C18H15N . HCl).SnCl4 in Wasser
gelöst, das Zinn mit Schwefelwasserstoff gefällt und das
Schwefelzinn nach dem Glühen an der Luft als Zinn-
oxyd gewogen.
Au&er mit den anorganischen Basen werden natürlich
auch Salze mit der Unzahl der zur Verfügung stehenden
organischen Basen dargestellt, die oftmals charakteristisch
ftr die betreffende Säure sind oder zu ihrer Rein-
gewinnung dienen können. So ist das Anilinsalz der
AUozimmt8äure x unlöslich in Benzol, während die ihr
so außerordentlich nahestehende isomere Hydrozimmtsäure
ans Benzollösung durch Anilin nicht gefallt wird, und
E. Fischer2 fand, dafs die völlige Reinigung der Talon-
tfure passend mit Hülfe des talonsauren Brucins aus-
geführt wird. Um dasselbe zu gewinnen, kocht man die
▼«rdünnte wässerige Lösung dieser Säure mit etwas mehr
ab der berechneten Menge Brucin 15 Minuten und ver-
dampft zum Sirup, der in der Kälte zu krystallisieren
tyginnt. Zur Entfernung des noch vorhandenen Wassers
wird die Krystallmasse mit absolutem Alkohol angerieben,
filtriert und dann in heilsem Methylalkohol gelöst, aus
dem das reine Salz anschiefst.
Zum Schluls noch eine Bemerkung betreffs Veraschung
txplosiver Salze. Man wird die Heftigkeit der Reaktion
durch Vermischen mit Sand zu mäfeigen, oder sie vor
1 -B. 25. 951. — f B. 24. 3624.
246 Darstellung von Salzen.
dem Veraschen in nicht- explosive Verbindungen über-
zuführen versuchen, indem man sie nach dem Wägen
mit einer starken Mineralsäure oder Bromwasser etc., vor
dem Glühen im Tiegel abraucht. Fischer1 zersetzte
z. B. das explosive diazoäthansulfosaure Kalium durch
Abdampfen mit verdünnter Schwefelsäure auf dem. Wasser-
bade und konnte hernach den Rückstand wie gewöhnlich
glühen.
Zweitens soll die jetzt wohl beste Methode zur
Bestimmung des Aschengehalts organischer salzhaltiger
Gemische mitgeteilt werden. Fest steht, dafs man in
vielen Fällen durch einfaches Glühen in einer offenen
Schale die Kohle nicht vollkommen verbrennen und
somit auf diesem Wege keine weifse Asche erzielen
kann. Die schmelzenden Alkalisalze umhüllen einzelne
Kohleteilchen und schützen sie dadurch vor der Ver-
brennung. Ebenso ist es nicht zu empfehlen, den ver-
kohlten Stoff mit Ammoniumnitrat (Gorup Besanez), mit
Hülfe von Sauerstoff oder durch Schmelzen mit Soda und
Salpeter (Stahel) zu verbrennen, denn diese Hülfsmittel
bringen anderweitige Gefahren (Spritzen) oder Unbequem.
lichkeiten (die bedeutende Menge Soda und Salpeter),
wenn man einigermafsen grofse Menge einzuäschern hat,
mit sich. Für eine genaue Bestimmung dös Aschen-
gehaltes ist eioe Verbrennung mit Salpeter allein ebenfalls
unbrauchbar. Durch Glühen, und besonders starkes
Glühen, erhält man auch bei derartigen Zusätzen Verluste
an Asche, denn Chloralkalien verflüchtigen sich dabei.
Überdies erreicht man selbst durch starkes und lange«
Glühen (6 Stunden empfiehlt Graanboom2) kein völliges
Weifsbrennen.
Allen angeführten Beschwerden geht man nach
Bemmelen3 durch folgende Methode aus dem Wege: Di«
trockene Substanz wird portionsweise zuerst .in einer
Platinschale in einer dünnen Schicht ausgebreitet und
mit kleinen Flammen vorsichtig und langsam verkohlt.
1 Ann. 199. 303. — a Bissertat Amsterdam 1881.
s Z. 7. 505.
Diazotieren. 247
Sobald die trockene Destillation aufgehört hat, wird die
zusammengebackene Kohle vorsichtig gelöst, umgekehrt
und aufs neue erhitzt. Auf diese Weise gelingt es die
ganze Masse zu verkohlen, ohne dafs durch Aufblähen
ein Verlust herbeigeführt wird. Hat man einige Platin-
schalen zur Verfügung, so lassen sich 50 g in 1 — 2 Tagen
leicht so verarbeiten. Die ganze Kohlenmenge wird
schliefslich wiederum in Portionen in einer oder zwei
Platinschalen, noch besser in einem Platinkasten von
Devxlle, in einen Muffelofen (etwa von Wiesnegg)
gebracht.
Dieser wird bis zur schwachen Dunkelrotglut erhitzt,
bei welcher Temperatur Chlorkalium und Chlornatrium
sich nicht verflüchtigen. In solchem Muffelofen herrscht
ein so guter Luftzug, dafs die Kohle meist schnell in
ihm verzehrt wird. Sollte aber ein geringer Rest von
ihr nicht verbrennen wollen, so spült man den Inhalt
der Schalen in ein Becherglas. Die rückständige und mit
Wasser ausgezogene Kohle wird auf einem kleinen Filter
gesammelt und mit diesem wiederum in der Muffel ver-
brannt. Jetzt, wo sie grofsenteils von den Alkalichlorüren
und -phosphaten befreit ist, verbrennt sie leicht unter
Hinterlassung einer rein weifsen Asche. Durch Hinzu-
fügen des Rückstandes des wässerigen Auszuges erhält
man den gesamten Aschengehalt.
Diazotieren.
Gbiess hat Körper der Diazoreihe bekanntlich zuerst
durch. Einwirkung von salpetriger Säure auf Salze von
Amidoverbindungen1 erhalten. Da ihnen eine ganz aufser-
ordentliche Reaktionsfähigkeit zukommt, werden sie sehr
viel dargestellt, häufig aber nicht als solche aus den
Lösungen erst abgeschieden, sondern sogleich in dieser
1 Hinsichtlich der direkten Benutzung von Lösungen dieser,
wie man sie durch Keduktion der zugehörigen Nitroderivate erhält,
siehe den Schlufs der Mitteilungen im Abschnitt „Reduktion"
über den Gebrauch des Zinns in saurer Lösung.
».
248 Diazotieren.
weiterverarbeitet, zumal ein beträchtlicher Teil von ihnen
im trockenen Zustande anfserordentlich explosiv ist, und
Diazobenzolnitrat z. B. schon bei gelindem Erhitzen
heftiger als Knallquecksilber1 explodiert.
Man stellt sie jetzt nur noch selten durch Einwirkung
von gasförmiger salpetriger Säure anf die Salze uni
Ester von Amidoverbindungen dar, sondern man litt
diese in der sauren Lösung sich dnroh Zugabe von
Natriumnitrit, resp. Kaliumnitrit entwickeln, anstatt
welcher beiden auch Amylnitrit verwendet wird, während
salpetrigsaures Silber oder Oxydationswirkungen kaum je
zu ihrer Gewinnung in Anwendung gekommen sind.
Man bereitet salpetrigsaures Gas durch Erwärmen
von ca. 50%iger Salpetersäure mit Arsentrioxyd auf den
Wasserbade, eine Methode, die es in ruhigem Strome liefert
Nimmt man an Stelle der arsenigen Säure Stärke, so
erhält man im Gegensatz hierzu einen nur kurze Zeit
anhaltenden sehr heftigen Gasstrom.
Auch kann man die gasförmige Säure aus salpetrig-
saurem Natrium und verdünnter Schwefelsäure entwickeli
Über die genaue Zusammensetzung der auf eines
dieser Wege erhaltenen Gase ist man sich bekanntlich
nicht klar und wird wahrscheinlich nur unter gleichen
Arbeitsbedingungen ein gleich zusammengesetztes Gas-
gemisch erhalten. So gießt Silberstein2 an, dafs, wem
man in Tribromanilin, welches in Alkohol halb gelftt
halb suspendiert ist, unter Abkühlung salpetrige säuft
welche durch Erwärmen von Arsentrioxyd mit Salpeter-
säure entwickelt wird, im raschen Strome einleitet, mso
der Hauptsache nach salpetersaures Tribromdiazobeniol
erhält. Leitet man dagegen salpetrige Säure, die sieh
ohne Erwärmen der Arsenigen- und Salpetersäure ent-
wickelt, im langsamen Strome ein, so bildet sich, indem
der gröfste Teil des Tribromanilins selbst bei lange fort-
gesetztem Einleiten unangegriffen bleibt, Hexabromdiazo*
amidobenzol.
1 Berthelot. B. Par. 37. 385. — * J. pr. Ch. 135. 101.
Diazotieren. 249
Einen Überschuß an eingeleiteter Säure erkennt man
1 Barth 1 daran, dafs vorgelegtes Barytwasser deutlich
'Übt wird.
Piäia8 war zuerst mit Hülfe von salpetriger Säure
interessanten Umsetzungen gekommen, indem er mit
•er Hülfe das Asparagin in salpetersaurer Lösung in
rfelsäure
CH . Nfl2 . COOH CH . OH . COOH
| +NOtH=| +N, + H,0
CH,.COOH CHt.COOH
Asparaginsäure Äpfelsäure
ergeführt hatte, und nach ihm hatte namentlich Strecker3
s vielen Amiden die entsprechenden Oxyverbindungen
lalten.
Ganahl4 hat aber, wie Chiozza mitteilt, als erster bei
nwirkung von salpetrigsaurem Gas auf Naphtylamin
) Bildung eines Körpers beobachtet, welcher an Stick-
»ff reicher als das Ausgangsmaterial ist. Griess5 ge-
igte dann bei Einwirkung des Gases auf in Salpeter-
ure gelöstes m-Dinitro-o-Amidophenol (Pikraminsäure)
einem Produkt, welches er in Rücksicht darauf, dafs
sselbe vollständig den Typus des Phenols bewahrt und
mentlich wegen der eigentümlichen Form, in welcher
& Hälfte des Stickstoffs in ihm enthalten ist, in Er-
ingelung eines besseren den Namen Diazodinitro-
tenol gab. Sehr bald fand er,6 dafs man sowohl in
koholischer wie in ätherischer salpetersaurer Lösung
beiten kann, dafs aber niedrige Temperatur ein Haupt-
ttrdernis beim Diazotieren ist, und dafs die Einwirkung
f freie Amidogruppen anders, als wenn dieselben an
ure gebunden sind, verläuft.
LäHst man auf eine kalte alkoholische Lösung von
lidobenzoesäure salpetrigsaures Gas wirken, so bildet
i Diazoamidobenzoesäure. Setzt man jedoch die Amido-
zoesäure, in kalter wässeriger oder alkoholischer
petersäure gelöst, der Einwirkung des salpetrigsauren
' Jf. CA. 1. 882. — 2 Ann. 68. 349. — 3 Ann. 68. 54.
4 Ann. 99. 240. — 5 Ann. 113. 207. — 6 Ann. 120. 126.
250 Diazotieren.
Gases ans, so scheidet bei Anwendung einer konzentriert»
Lösung sehr bald Salpetersäure-Diazobenzoesäure aus.
Zur Darstellung des salpetersauren Diazobenzols1 liefe
er salpetrigsaures Gas auf salpetersaures Anilin
C6H^^f|;N°8 = C6H6.N:N.N08 + 2H,0
Anilinnitrat + salpetrige Säure = Diazobenzolnitrat + Wawer
einwirken, welches mit einer zu seiner Lösung un&
reichenden Menge Wasser übergössen war, indem er dafi
sorgte, daüs die Temperatur nicht über 30° stieg. SoW
Kalilauge aus einer Probe kein Anilin mehr ausschie
wurde die Reaktion als beendigt angesehen und i
filtrierte wässerige Lösung des Produkts mit dem du
fachen Volum starken Alkohols versetzt. Nach Zuga'
von etwas Äther schied sich die neue Verbindung alsdai
fast vollständig in krystallisiertem Zustande ab. Am
stellte er2 schon 1867 die erste der nun für die H<
Stellung der Substantiven Farbstoffe so wichtig gewordem
Tetrazoverbindungen dar, indem er eine wässerige Lösm
von salpetersaurem Benzidin mit salpetriger Säure \
handelte ; die von etwas brauner Materie abfiltrierte Lösm
lieferte nach Zusatz von Alkohol und Äther krystal
siertes Tetrazodiphenylnitrat
C6H4 . NH2 . HN08 C6H4 . N : N . N08
| +2N02H=| +4H40.
C6H4 . NH2 . HN08 C6H4 . N : N . N08
Benzidinnitrat + salpetrige Säure = Tetrazodiphenylnitrat -fWaa
Solche alkoholisch ätherische Mutterlaugen muüs man, i
er mitteilt, ehe man sie zum Zwecke der Wiedergewinnu
des Äthers der Destillation aus dem Wasserbade unt
wirft, mit etwas Wasser schütteln, um etwa in
vorhandene Kry stalle in Auflösung zu bringen. Die Dn'
lassung dieser Vorsichtsmafsregel kann zu den gefi
lichsten Explosionen Veranlassung geben.
Heinzelmann8 leitete durch eine alkoholische Lös
von krystallisierter Anilindisulfosäure in starkem Alb
1 Ann. 137. 41. — * J. B. 1866. 461 ü. J. pr. CJi. 101
3 Ann. 188. 174.
Diazotieren. 251
^saures Gas und fällte die Lösung mit Äther. Die
ölige Abscheiduog erstarrte beim Stehen über
tlsäure zu Krystallen der Diazobenzoldisulfosäure.
ehe Diazoderivate sind auch in absolutem Alkohol
h. So erhielt Ascher,1 nachdem er in diesem
Lmidotoluolsulfosäure suspendierte, nach dem Ein-
er salpetrigen Säure sogleich einen Brei von kry-
•ter Diazotoluolsulfosäure. Nach Mohr2 vermag
kohol manchmal die Diazotierung zu verhindern.
. nämlich, dafs die p-Diazobenzilsulfosäure nicht
, wenn man zu der mit absolutem Alkohol über-
1 Amidosäure salpetrige Säure leitet, dafs sie aber
wird, wenn man das Agens auf die mit Wasser
jene Säure wirken läfst, worauf man sie aus der
;en Lösung durch Alkohol fällen kann.
che Diazoverbindungen lassen sich aus ihrer
;en Lösung nicht einmal durch Eingiefsen in
lkohol gewinnen. Sie können aber dann in ein-
Fällen durch Zusatz von Mineralsäuren teils als
izo Verbindung, teils als Salze abgeschieden werden,
teilt Kollrepp3 mit, dafs, als er Chloramido-
llfösäure in eiskaltem Wasser suspendierte und
;e Säure durchleitete, nach kurzer Zeit eine klare
entstanden war, aus der aber selbst beim Ein-
in Äther- Alkohol nichts ausfiel; als er jedoch gas-
Salzsäure einleitete, erhielt er Krystalle, welche
i Chlordiazophenolsulfosäure erwiesen, die sich
lünnter Salzsäure umkrystallisieren liefs.
KITT4 diazotierte salzsaures Amidophenol in der
Es er es mit absolutem Alkohol, welcher mit sal-
Säure gesättigt war, übergofs, indem er gleich-
et Eiswasser kühlte. Als er hierauf zu der so
en Flüssigkeit viel Äther setzte, erstarrte das
ehr bald durch die Menge des auskrystallisierenden
m Diazophenols.
n. 161. 8. u. 172. 235. — 2 Ann. 221. 220.
n. 234. 29. — 4 JB. 1. 67.
252
Diazotieren.
Die immerhin wenig bequeme Art des Diazotiewa
mit salpetrigsaurem Gras wird jetzt wohl nur noch ii
Laboratorien angewendet, wo man aber auch fast stell
wie im grolsen nunmehr so arbeitet, dafs man sa ttr
gesäuerten Lösungen der zu diazotierenden Amide Nabu»
nitritlösung — das Natriumnitrit des Handels pflegt Wh
NaN02 zu enthalten — fliefsen läfst,1 so dafe die sal-
petrige Säure in statu nascendi und quantitativ zur Wir-
kung gelangt. Dadurch ist das Diazotieren zu einer ds
leicht ausfuhrbarsten Operationen geworden.
In folgender ebenso präzisen wie klaren Weise tdt
Friedländeb2 über das Verfahren, sowie das Verhalt*
der Substanzen dabei folgendes mit: Aromatische primM
Aminbasen, wie Anilin, Xy lidin etc., deren Sftlw ii
Wasser leicht löslich sind, werden in saurer Löfflnj
durch Zugabe der molekularen Menge in Wasser gelöflt»
Natriumnitrits fast momentan diazotiert. Schwer lösKck
Salze, wie Benzidinsulfat, erfordern eine mehrstündig
Einwirkungsdauer; das Gleiche gilt von den in Was*
meist sehr schwer löslichen Amidosulfosäuren, wie Stf
anilsäure, Naphtionsäure. Behufs feinerer Verteilung i>
Wasser werden diese stets aus ihrer alkalischen Lösuaj
durch Säuren abgeschieden und dann direkt der E»
Wirkung der molekularen Menge von Natriumnitrit hl
Gegenwart 1 Mol. Salzsäure ausgesetzt. Nach mfib
stündigem Stehen in der Kälte ist dann auch hier dil
Umsetzung eine vollständige und quantitative.
Fische» und Kuzel3 lösten z. B. in der Wäfl*
10 Teile Amidozimmtsäure in 9 Teilen Salzsäure (sp*
Gew. 1.19) entsprechend 2 Mol. und in 70 Teilen Waaa*
liefsen die Lösung erkalten bis sich eine reichliche Meufl
von Krystallen abgeschieden hatten, und fügten v dasi
unter Kühlen und Umschütteln die berechnete Meng*
Natriumnitrit zu. Gewöhnlich geht hierbei die ganft
Salzmasse in Lösung und nach kurzer Zeit scheidet siA
h
1 Siehe Meyer und Ambühl B. 8. 1074.
* Fortschritte der Farbenfabrikation* I. 542.
3 Ann. 221. 272.
Diazotieren. 253
Salzsäure Diazoverbindung als gelbliches Krystall-
ver ab.
Ekdmann1 verfuhr speziell in folgender Weise: 180 g
phtionsalz wurden* zu 800 ccm in warmem Wasser
tot und die Lösung wieder abgekühlt. In einer grofsen
lale mischt man nun 1 — 2 1 Wasser mit 650 ccm ver-
einter Salzsäure von 13% Gehalt oder mit 110 — 120 g
[lischer Schwefelsäure und kühlt durch reichlich ein-
rorfene kleine Stücke gewaschenen Eises. In diese
lale münden zwei Büretten, von denen die eine mit
riger Natriumnitritlösung, die andere, mit sehr feiner
ßflufeöffnung versehene, mit der Naphtionsalzlösung
gefüllt ist. Zunächst lälst man einige Kubikcentimeter
xit einlaufen, dann in kontinuierlichem aber sehr dünnem
ahl von der Naphtionsalzlösung, indem man durch
iiges Rühren mit dem Glasstab ein Zusammenballen der
l in der sauren Flüssigkeit anfänglich ausscheidenden
phtionsäure verhindert und gleichzeitig so viel Nitrit
shlaufen läfst, dafs die Flüssigkeit stets schwach nach
petriger Säure riecht und ein herausgenommener Tropfen
Ikaliumstärkepapier stark bläut. Im ganzen werden ca.
) ccm Nitrit verbraucht. Zum Schlufs mufs auch
sh viertel- bis halbstündigem Stehen die Reaktion mit
Ikaliumstärkepapier eintreten, widrigenfalls es noch an
trit fehlt. Die rein gelb gefärbte Diazoamidoverbindung
'd nach dem Absitzen auf einem Koliertuch gesammelt.
i Wasser gewaschen, abgeprefst und auf Thontellern
Vacuum über Schwefelsäure getrocknet. Aber es ist,
m man die Verbindung nicht im trockenen Zustande
acht, vorzuziehen, sie in hohen Cylindern durch Dekan-
en auszuwaschen, die Flüssigkeit alsdann auf 1,8 1
sufiillen und sie so als 10%ige Paste zum Gebrauch
rabe wahren.
Gabriel2 kochte 5 g Amidozimmtsäure mit 7,5 g
:säure von 20% und 27,5 g Wasser bis zur Lösung,
dann abkühlen und setzte zu dem noch lauwarmen
stallbrei des entstandenen Chlorhydrats nach und nach
Ann. 247. 329. — « B. 15. 2295.
254
Diazotieren.
eine Lösung von 2,5 g Natriumnitrit in 50 g Watt«. ■ ■
Dabei wird das Magma flüssig; nur geringe Mengen eis«
gelben Substanz bleiben ungelöst. Man filtriert die Lösung
schnell ab und versetzt sie mit dem etwa doppelten Volum
konzentrierter Salpetersäure, wodurch sich sehr bald dii
gelbbraunen Krystalle des Nitrats der Orthodiazoamnt
säure (5 g) ausscheiden.
Bernthsen1 löste 3 g Amidodiäthylanilintiliosulfo-
säure in 0,6 g Kali und Wasser und gofs die Lösimg ii
etwa 300 ccm verdünnte Schwefelsäure (1 : 15). Zu der
stark sauren Flüssigkeit, die durch Eis auf + 3° — 51
gekühlt war, wurde langsam eine Lösung von 0,75 g
Natriumnitrit gegeben. Die filtrierte Reaktionsflüsagkat
liefert beim Versetzen mit Ammoniak eine feste FälluBf
welche von Äther aufgenommen wird. Nach dem Trocknet
läJst man die ätherische Lösung verdunsten. Die hint*
bleibenden Krystalle werden durch mehrfaches Umkrystalfr
sieren aus Benzol -j~ Petroläther gereinigt, sie
C6H3^-N^. 5 * Diazothiodiäthylanilin.
Will man anorganische Salze vermeiden, so säuert
man statt mit Salz- oder Schwefelsäure mit Oxalsäuren.
Das anorganische vermeidet man ganz, wenn man ik
Quelle für die salpetrige Säure Amylnitrit verwendet :
Victor Meyer und Ambühl2 lösten Anilin (2 UcL)
in seinem mehrfachen Volum Äther, fugten genau 1 MA
Amylnitrit hinzu, und liefsen in offenen Schalen üb*
Schwefelsäure verdunsten. Ohne die geringste Harzbildiog
erhält man schöne, harte, goldgelbe, durchsichtige Krystab
von Diazoamidobenzol, die nur noch abgeprefst zu werf*
brauchen, um den gebildeten Amylalkohol völlig zu «fr
fernen. Ihre Entstehung erfolgt nach der Gleichung
2C6H6NH2 + C5HnONO = HfO + C6HfiN8HCeH6 + C5Hu0H.
1 Ann. 251. 56. — 2 B. 8. 1074.
Diazotieren. 255
Nach Pabst und Girard 1 soll Sulfanilsäure mit Blei-
kammerkrystallen erhitzt werden, um zur Diazoverbindung
zu kommen.
Nach MÖhlaü2 erhält man Diazobenzolchlorid bei
Einwirkung von 7 Teilen Zinkstaub unter allmählicher
Zugabe von 34 Teilen Salzsäure (spez. Gew. 1,16) auf eine
abgekühlte Lösung von 15,5 Teilen salpetersauren Anilins
in 500 Teilen Wasser.
CeH6NHf .NO, + Zn + 3HC1 = C6HfiN .N .Cl + ZnCl8 + 3H80.
Die Reaktion soll von ganz allgemeiner Anwendbar-
keit sein.
Von Hydrazinverbindungen ausgehend kann man
durch Oxydation zu Diazoverbindungen kommen:
C1Hfi.NH.NH.S08K + 0 = CJH6.N:N.S08K + H.O.
Äthylhydrazinsulfosaures Kalium Diazoäthansulfosaures Kalium.
So kam Fischer3 zum diazoäthansulfosauren Kalium,
als er die konzentrierte wässerige Lösung der Hydrazo-
verbindung mit einem Überschufs von gelbem Quecksilber-
oxyd versetzte und sofort filtrierte. Durch Zusatz von
Alkohol und schliefslich Äther erhielt er die Verbindung
in Krystallen.
Während die salpetrige Säure die primären aroma-
tischen Amine in saurer Lösung in Diazoverbindungen
(bei Fehlen von Säure in Diazoamidoverbindungen) ver-
wandelt, werden die aliphatischen Amine bekanntlich,
ohne dafs Diazoverbindungen als Zwischenprodukt an die
Stelle der NH2-Gruppe treten, sofort hydroxyliert.
Curtius4 hat aber dann gezeigt, dafs man durch Dia-
Kotieren von Estern aliphatischer Amidosäuren zu
Diazoverbindungen der Fettreihe kommen kann, welche
ebenso reaktionsfähig wie die der aromatischen Reihe
sind und deren Untersuchung ihn bekanntlich zu so
außerordentlich interessanten Körpern, wie der Stickstoff-
wasserstoffsäure || ;>N— H, führte.
1 D. B.-P. 6034. — 2 D. B.-P. 25146. — 3 Ann. 199. 302.
4 J. pr. Ch. 146. 401.
256 Estergewinnung.
Den Diazoessigester stellt man z. B. so dar, dafe man
50 g auf dem Wasserbade von überschüssiger Salzsäure
befreites Amidoessigsäureesterchlorhydrat CIl2<c00 GJL
in einem Scheidetrichter von 1 1 Inhalt in möglichst
wenig Wasser auflöst, wobei Abkühlung bis unter ff
eintritt, und zu dieser Flüssigkeit 25 g Natriumnitrit
ebenfalls in konzentrierter wässeriger Lösung aetit
Wenn die Substanzen rein waren, tritt keine Ausscheidung
von Diazoessigester ein; sobald man aber tropfenweise
verdünnte Schwefelsäure hinzufügt, beginnt die Flüssig-
keit sich unter allmählicher Temperaturerhöhung zu
trüben. Auf der Oberfläche der anfangs milchig
scheinenden Lösung sammeln sich gelbe Öltröpfchen, die
schliefslich eine ölige Schicht bilden. Es ist aber vor
zuziehen, die milchige Trübung alsbald mit Äther aus-
zuschütteln. Der ätherische Auszug wird abgehoben,
wiederum Schwefelsäure zugegeben, wieder ausgeäthert
und so fort, solange noch eine Trübung wahrgenommen
werden kann. Aus der ätherischen Lösung wird dann
der Diazoessigester gewonnen, wobei wegen seiner ex-
plosiven Eigenschaften durchaus Vorsicht geboten ist.
Estergewinnung.
Man versteht unter Estern Säureäther; sie sind als
Alkohole zu betrachten, deren alkoholischer Wasserstoff
durch Säureradikale, oder als Säuren, deren Karboxyl-
Wasserstoff durch Alkoholradikale vertreten ist.
Man erhalt Säureester durch Einleiten von trocke-
nem salzsauren Gas in eine, wenn nötig, erwärmte Lösung
der betreffenden Säure oder eines Säureanhydrids in dem
entsprechenden Alkohol. Die wasserentziehende Kraft
der trockenen Salzsäure bewirkt die Esterbildung
HCOOH+CH8OH=HCOO . CH8+HsO.
Ameisensäure -(-Methylalkohol — Ameisensäuremethyleater-f- Wasser.
Estergewinnung. 257
Man kann auch von den Silbersalzen der betreffenden
Säuren ausgehen, diese im wasserfreien Alkohol suspen-
dieren und nunmehr die Salzsäure einleiten.1
Aus zweibasischen Säuren vermögen sich unter diesen
Bedingungen saure Ester zu bilden.
Da fast alle Ester in Wasser unlöslich sind, gewinnt
man sie, nachdem die Flüssigkeit mit salzsaurem Gas
gesättigt ist und wohl auch längere Zeit damit gestanden
nat, durch Eingießen derselben in viel Wasser, worauf
sie sich als Öle abscheiden. Falls sie ein wenig löslich
sind, mufs das Wasser mit Äther ausgeschüttelt werden.
Zugabe von Kaliumkarbonat zum Wasser erleichtert das
Aasschütteln meist bedeutend, das die Ester in einer
starken Pottaschelösung weit weniger löslich zu sein
pflegen.
Aus den Ölen erhält man den gröfsten Teil von ihnen
durch fraktionierte Destillation im reinen Zustande, indem
sie, wenn sie nicht von Ausgangsmaterialien mit allzu
iomplizierter Strukturformel herstammen, meist bei ge-
wöhnlichem Luftdruck unzersetzt flüchtig sind.
Ausnahmen, wie der Benzoesäureisopropylester, der nach
Linnemann2 bei der Destillation sich völlig in Benzoe-
säure und Propylen spaltet, sind so selten, dafs dieses
Verhalten geradezu zur Erkennung von Isopropylalkohol
dienen kann. Auch teilen Anschütz und Benneet3 mit,
dafe der Linksäpfelsäuredimethylester bei der Destillation
unter gewöhnlichem Druck quantitativ in t Fumarsäure-
methylester und Wasser zerfällt.
Ist das Ausgangsmaterial eine feste Säure gewesen, so
maGs man das durch Eingiefsen in Wasser erhaltene Ol
mit alkalischem Wasser waschen, um den nicht-veresterten
Teil derselben — die Veresterung nach dieser Methode
verläuft durchaus nicht quantitativ — zu entfernen. Läfst
man ihn darin, so scheidet er sich nämlich während der
Destillation in festem Zustande aus und veranlafst meist
das Springen der Kolben.
1 Ann. 52. 283. — 2 Ann. 161. 15.
3 Ann. 254. 164.
Lassar-Cohn, Arbeitsmethoden. 2. Aufl. 17
258 Estergewinnung.
Anschütz und Pictet1 machen darauf aufmerksam,
dafs manche Ester beim Eingiefsen in Wasser bereits
partiell verseift werden, so Weinsäureester und Trauben-
säureester, wodurch es unmöglich ist, sie auf diese Art
säurefrei und neutral zu gewinnen. Man kommt aber
zu denselben (abgesehen von anderen Arten der Dar-
stellung, wie mit Hülfe der Silbersalze, siehe weiterhin)
durch fraktionierte Destillation der mit Salzsäure gesättigten
Lösungen, welche, wenn nötig, im luftverdünnten Raum
ausgeführt wird.
Die Bildung der Ester beruht also auf einer Wasser-
entziehung durch das salzsaure Gas. Die durch die
Reaktion selbst sich bildende Menge an diesem, welche
im Gemisch gelöst bleibt, mufs daher auf deren Verlauf
störend wirken, und es entspricht ganz dieser Anschauung,
dafs wenn man sie so weit wie möglich entfernt, die
Ausbeute an Ester sich wirklich beträchtlich steigern
läfst, wie ebenfalls Anschütz und Pictet2 gezeigt haben.
Sie übergössen gepulverte Weinsäure mit dem gleichen
Gewicht Alkohol (Methyl-Äthyl-Propylalkohol), leiteten
bis zur völligen Sättigung unter Kühlung Salzsäure
ein, liefsen mindestens 24 Stunden stehen, saugten durch
die von etwas ungelöster Säure abgegossene Flüssigkeit
einen trockenen Luftstrom und befreiten alsdann das
Reaktionsprodukt durch Erhitzen der Flüssigkeit auf dem
Wasserbade unter stark vermindertem Druck völlig von
Alkohol und wässeriger Salzsäure. Von der erwähnten
Voraussetzung ausgehend, setzten sie abermals das gleiche
Quantum Alkohol zu und leiteten nochmals Salzsäure
ein, worauf sie schliefslich den Ester durch fraktionierte
Destillation im stark luftverdünnten Kaum reinigten
Die Ausbeute betrug bis 70% der theoretisch sich be-
rechnenden Menge.
Entgegen der Behauptung, dafs nach dieser als gam
allgemein verwendbar zu bezeichnenden Methode der Ester
der Oxyglutarsäure 3 nicht zu erhalten sei, zeigten sie,
dafs er auf dieser Art sehr wohl gewinnbar ist und eine
1 B. 13. 1175. — 2 B. 13. 1176. — 3 B. 24. 3250.
Estergewinnung. 259
ersetzt unter etwa 11 mm Druck bei 150° siedende
ssigkeit1 darstellt.
Manche Säuren, z.B. dieTerephtalsäure,2 esterificieren
i allerdings wegen ihrer Schwerlöslichkeit im Alkohol
schwierig nach diesem Verfahren. In solchen Fällen
it man besser vom betreffenden Säurechlorid aus. (Siehe
iterhin.)
Kocht man ein Säureanhydrid mit einem Alkohol,
erhält man ebenfalls Ester z. B. aus Essigsäure-
Hydrid und Methylalkohol den Essigsäuremethylester
CH8~CO>0 + CH8°H=Cfl^
Manche Ester, wie der A1'5 Dihydroterephtalsäure-
methylester,3 verharzen in kürzester Zeit bei Luftzutritt.
Eine ebenfalls sehr häufig gebrauchte Darstellungs-
eihode der Ester ist die Destillation einer Mischung
ir Salze einer organischen Säure und des betreffenden
lkohols mit Schwefelsäure; seltener werden freie
ganische Säuren verwendet, obgleich Marko wnikoff4
ichgewiesen hat, dals, ähnlich wie bei der seiner Zeit
poche machenden Darstellung des gewöhnlichen Äthers
»h der bis heute üblichen Methode von Boullay, ver-
iltni8mäfsig kleine Quantitäten Schwefelsäure im stände
id, beträchtliche Mengen einer Mischung von Alkohol
kI einer organischen Säure in Ester zu verwandeln. —
f verfuhr folgender Art: Schwefelsäure wurde in eine
Btorte gebracht, diese im Bade auf 130° erhitzt und
br langsam ein molekulares Gemisch aus Alkohol
3%) und Essigsäure zufliefsen gelassen. Bei An-
todung von 10 g Schwefelsäure, 50 g Essigsäure (spez.
öw. 1,065) und 38 g Alkohol dauerte die Reaktion
Stunden, und wurden 70 g Essigester erhalten. Die
iwefelsäure wurde weiter verwandt und schliefslich
lttelst der 10 g 232 g roher Essigester gewonnen.
1 B. 25. 1926. — 2 Ann. 245. 140. — 3 Ann. 258. 18.
4 B. 6. 1177.
17*
260 Estergewinnung.
Die Methode kann auch zur Darstellung zweibasisc
Ester dienen ; eine ununterbrochene Darstellung dereell
ist aber wegen deren Schwerflüchtigkeit ausgeschlo»
Sie giebt jedoch auch so sehr gute Ausbeuten, denn 2
Bernsteinsäure, 8 g Alkohol und 1 g Schwefelsäure ga
nach zweistündigem Kochen am RückfluTskühler 2
rohen Bernsteinsäureester, während die Theorie 28 g
fordert. Seine Abscheidung erfolgte wie beim Salzsä
verfahren durch Eingiefsen in Wasser.
Böttinger1 vermied die ungünstige Einwirkung
selben so : Nachdem er ein Gemisch gleicher Eaumi
von Brenztraubensäure und Alkohol vorsichtig mit i
halben Volum konzentrierter Schwefelsäure versetzt
das völlige Erkalten der Lösung abgewartet hatte,
er das Reaktionsgemisch in Äther, der auf Wasser schwai
Dieser hinterliefs dann nach dem Verdunsten den Bi
traubensäureäthylester, der so unbeständig ist, dafe
mit Wasser in Berührung, in kurzer Zeit in seine Koi
nenten zerfällt.
Als er2 a-Oxyuvitinsäure in Methylalkohol löste
konzentrierte Schwefelsäure zutröpfelte, welche die S
teilweise abschied, wurde das Gemisch beim Erwftr
auf 50° wieder völlig flüssig, und die Esterbildung vol
sich in gewünschter Weise. Hougounbnö3 giebl
Gegensatz zu Markownikoff an, dafs derartige Es
ficierungen sich in ganz kurzer Zeit zu vollziehen
mögen. Er erhielt, als er gleiche Molküle Monochlore
säure und Amylalkohol unter Zusatz von sehr n
Schwefelsäure einige Minuten zum Sieden erhitzte, i
Eingiefsen in Wasser sofort den gewünschten Ester.
Trotz dieser günstigen Erfahrungen werden
Umsetzungen zwischen Salzen, Alkohol und Scb
säure häufiger angewendet; selbstverständlich wird
sie immer ausführen, wenn das Salz bequemer a
freie Säure zugänglich ist.
1 B. 14. 317. - 2 B. 13. 2345.
3 B. Par. 45. 328.
Estergewinntrag. 261
Man erhält nach dem Verfahren vorzügliche Aus-
sen.
Pieree und Puchot1 versetzten eine Mischung von
g trockenem buttersauren Kalium in kleinen Stücken
180 g Propylalkohol nach und nach unter Umrühren
295 g Schwefelsäure. Nachdem etwas mehr als %
Schwefelsäure zugesetzt war, trat freiwilliges Sieden
worauf die Flüssigkeit sich in zwei Schichten, eine
re ätherische und eine untere Salzmasse, trennte.
*h Zusatz des Restes der Schwefelsäure wurde er-
;en gelassen und hierauf die Flüssigkeit und der
skstand mit Wasser behandelt. So wurden 382 g,
ezu 98% der theoretischen Menge, an Ester erhalten.
Tritt freiwilliges Sieden nicht ein, wie bei der Dar-
lung des valeriansauren Butyls2 (Ausbeute 97%), so
itzt man schliefslich während 40 — 45 Minuten auf
i dem Siedepunkte naheliegende Temperatur.
Zur Darstellung des Malonsäureäthylesters ging Conrad
i rohen Calciumsalz der Säure aus. Er kochte mono-
oressigsaures Natrium mit Cyankalium. Nach Zugabe
nötigen Quantität Natronlauge kam er durch weiteres
chen zu einer Lösung von malonsaurem Natrium.
s der mit Salzsäure neutralisierten Lösung fällte er
Säure als Kalksalz. Das Calciumsalz trocknete er bei
)°, setzte die vierfache zur Esterbildung notwendige
nge an absolutem Alkohol und die auf das Calcium
•echnete Menge konzentrierter Schwefelsäure zu und
dtzte die Mischung auf dem Wasserbade 24 Stunden.
«hdem vom Calciumsulfat abfiltriert war, wurde durch
«tillation aus dem Wasserbade der gröfste Teil des
kohols wiedergewonnen und durch Wasserzusatz der
ier abgeschieden. Die Ausbeute beträgt 40 — 50% der
oretischen.
Claisen und Cbismer3 haben aber jetzt gezeigt, dafs,
in man so verfährt, dafs man aus chloressigsaurem
ium und Cyankalium erhaltenes cyanessigsaures Kalium
Alkohol übergielst und nun Salzsäure einleitet, also
1 Ann. 163. 272. — * Ann. 163. 285. — * Ann. 218. 131.
262 Estergewinnung.
die Verseifung der Cyangruppe mit der gleichzeitigen
Esterificierung verbindet, — eine Methode, die von
Backünts und Otto1 zuerst empfohlen wurde — , man
den Malonsäureester bequemer und in reicherer Ausbeute
erhält.
Befindet man sich in der Lage, den Ester einer
Säure darstellen zu wollen, welche ihrerseits in einer
konzentrierten Lösung von Schwefelsäure gewonnen wird,
so kann man diese Lösung direkt in den Alkohol giefsen.
Zur Darstellung des Acetondikarbonsäureesters 2 verfährt
man folgendermafsen :
Ein Teil 12 Stunden bei 150° getrockneter Citronen-
säure wird auf dem Wasserbade mit 2 Teilen konzen-
trierter Schwefelsäure so lange erhitzt, als Kohlenoxyd
entweicht,
CH, — COOH CH.COOH
I " i
COH — COOH = H20 + CO + CO
CH2 —COOH CH2COOH
wobei die Acetondikarbonsäure entsteht. Diese Abspal-
tung von Kohlenoxyd durch Schwefelsäure ist ja eine bei
vielen a-Oxysäuren3 eintretende Reaktion. Die Reaktions-
masse von Citronensäure und konzentrierter Schwefel-
säure giefst man alsdann unter guter Kühlung in ab-
soluten Alkohol. Nach zwölfstündigem Stehen wird mit
mit Kochsalz versetztem Wasser verdünnt und der ge-
bildete Athylester durch zehnmaliges Ausschütteln mit
Äther extrahiert.
Die Einwirkung von Säure auf eine Mischung des
betreffenden Salzes mit dem Alkohol kann auch zur
Gewinnung von Estern mit einer anorganischen Säure
dienen. So ist nach Witt4 der einfachste Weg für die
Darstellung von Äthyl-Isobutyl- und Amylnitrit folgender:
Man mischt eine verdünnte wässerige Lösung von Natrium*
nitrit mit etwas mehr als der theoretischen Menge
1 B. 9. 1590. — - 1). B.~P. 32 245. — 3 Ann. 264. 262.
4 B. 19. 915.
Estergewinnung. 263
Alkohols und läfst in der Kälte verdünnte Salzsäure
zufliefsen. Athylnitrit entweicht bei der Reaktion als
Gras, welches gewaschen, getrocknet und durch Kälte
verdichtet wird. Die höheren Homologen scheiden sich
als ölige Schichten ab, welche, abgehoben und rektificiert,
das betreffende Nitrit sofort rein in fast quantitativer
Ausbeute liefern.
Für gewisse Zwecke wird die Schwefelsäure passend
durch ihre sauren Salze ersetzt. So erhält man,1 wenn
man 9 Tle. Phenol, 3 Tle. Methylalkohol, 14 Tle. Kalium-
bisnlfat einige Stunden im Einschlufsrohr auf 150 — 160°
erhitzt, aus dem Phenol Anisol (Phenolmethylester), und
das Kaliumpyrosulfat, dessen richtige Beschaffenheit nöt-
wendige Bedingung ist, dient zur Gewinnung der Äther-
schwefelsäuren der Phenole.
Nach Baumann2 verfährt man zu deren Gewinnung
folgendermafsen :
100 Tle. Phenol werden mit 60 Tln. Kaliumhydroxyd
und 80 — 90 Tln. Wasser in einem geräumigen Kolben
zusammengebracht. Sobald die Mischung auf 60 —70°
erkaltet ist, werden 125 Tle. feingepulvertes Kaliumpyro-
SUlfat allmählich in dieselbe eingetragen. Nachdem die
Masse unter häufigem Schütteln 8 — 10 Stunden bei
60 — 70°, über welche Temperatur man nicht hinausgehen
darf, erhalten ist, ist die Reaktion im wesentlichen
v°llendet. Der Inhalt des Kolbens wird mit siedendem
Alkohol von 95% extrahiert und heifs filtriert. Das Filtrat
erstarrt zu eiuem Brei von phenolschwefelsaurem Kalium.
Die Ausbeute beträgt 25 — 30% von der Menge des an-
^Wandten Phenols an diesem leicht zersetzlichen Salze,
K, S207 + C6H5OK = KsS04 + C6H60S0?0K.
Auf dieselbe Art kommt man zu den Ätherschwefel-
äfruren der Oxysäuren. Man löst z. B. 10 Tle. Salicyl-
^Ure mit 8 Tln. Ätzkali in ca. 25 Tln. Wasser und
fiötzt unter schwachem Erwärmen und beständigem
Schütteln 17 Tle. gepulvertes pyroschwefelsaures Kalium
1 D. R.-P. 23 775. — f Ä 11. 1907. u. Z. 2. 337.
26 4 Estergewinnung.
allmählich zu. Nach einigen Stunden wird die Masse
mit dem doppelten Volumen Alkohol von 90% heiüs
extrahiert, und das Filtrat giebt nach dem Versetzen mit
dem gleichen Volumen Äther eine dicke Flüssigkeit, die das
gesuchte Salz enthält. Sie wird in wenig Wasser gelöst,
mit Essigsäure neutralisiert und mit absolutem Alkohol
bis 'zur bleibenden Trübung versetzt. Nach einiger Zeit
krystallisiert dann das salicylsäure - ätherschwefelsaure
Kalium aus.
Von Nencki1 rührt die wichtige Beobachtung her,
dafs die wasserentziehende Kraft des Phosphoroxy-
chlorids besonders zur Gewinnung von Phenolestero
geeignet ist. Man erhält nach Seifert2 nahezu quanti-
tative Ausbeuten und sehr reine Produkte, wenn man
mit einem nicht zu starken Uberschufs der theoretisch
nötigen Menge Phosphoroxychlorid arbeitet und die
Reaktion bei möglichst gemäfsigter Temperatur sehr
langsam ausführt. Ein Gemisch gleicher Teile Ameisen-
säure und Phenol wurde auf 80° erwärmt und allmählich
mit Vs Mol. (aber wohl besser 7* Mol. Der Verfasser)
Phosphoroxychlorid behandelt, das flüssige Produkt nach
Beendigung der Salzsäureentwickelung in kalte verdünnte
Sodalösung gegossen und das ausgeschiedene Öl im
Vakuum rektificiert.
Die Darstellung des Phenylsalicylats (Salols)3 nach
der Gleichung
2 (c6H4<gJ0H) + 2(C0H5OH) + POC1, =
2(c6H4<gJ0CA)-hHP08 + HCl,
wobei die Ausbeute nach Seiferts Art zu arbeiten,
92,5% beträgt, kann in ihrer Ausbeute noch beträchtlich
gesteigert werden, wenn die nach der Gleichung auf-
tretende Metaphosphorsäure, welche Veranlassung zur
Entstehung von Phosphorsäurephenylestern giebt, an
Metall gebunden wird. Man erreicht dieses dadurch,
dass man statt freier Salicylsäure und Phenol deren
Natriumverbindungen oder andere Metallsalze anwendet
1 J. pr. Ch, 133. 282. — 2 J. pr. Ch. 139. 467. — 3 D.E. P. 38 978.
Estergewinnung. 265
2 (csH4<gJ0Na) + 2(C6H6ONa) + P0C18=
2 (c«H4<g J0CcH J + NaPO, + 3 NaCl.
Die Ausführung des Verfahrens ist die, dafe man die
Natriumverbindungen der Salicylsäure und Phenole oder
"Naphtole mit Phosphoroxychlorid (an dessen Stelle auch
Phosphorpentachlorid treten kann) zusammenschmilzt. Die
Temperatur ist im Original nicht angegeben. Seifert
erhitzte bei seiner Saloldarstellung auf 135°.
Auüser nach diesen Verfahren werden Ester auch
sehr häufig durch doppelte Umsetzung von Salzen mit
Alkylhalogenüren, durch Destillation mit äthylschwefel-
sauren Salzen, oder durch Einwirkung von Säurechloriden
auf Alkohole erhalten.
Man übergiefst im allgemeinen die Salze mit Äther,
Alkohol etc. und giebt die zweckmäßig meist mit Äther
verdünnten Alkylhalogenüre zu; Bromüre sollen dabei
manchmal bessere Eesultate geben als Jodüre.
Äthylschwefelsaure Salze löst man in Wasser
(Alkohol) und giebt diese Lösung zu der Lösung des
organischen Salzes, worauf, wenn nötig, in Autoklaven
erhitzt und schliefslich destilliert oder mit Äther extrahiert
wird. (Siehe S. 269).
Für Umsetzungen mit Alkylhalogenüren sind Silber-
salze am beliebtesten, obgleich sie nicht jedesmal die
geeignetsten sind. Man erhitzt das Gemisch am Rückflufs-
kühler, oder, wenn nötig, im Einschiufsrohr.
So erhielt Strecker1 durch Erhitzen von Xantin-
silber mit Jodmethyl ein Methylxanthin, welches mit dem
Theobromin nicht identisch war. Fischer2 kam dagegen
zu diesem, als er an Stelle des amorphen Silbersalzes
das krystallinische Bleisalz anwandte. Das bei 130°
getrocknete Salz wurde mit der lV^fachen Gewichts-
menge Jodmethyl im Einschiufsrohr 12 Stunden auf
100° erhitzt. Es findet vollständige Umsetzung statt,
und der Röhreninhalt ist in eine fast trockene, durch
1 Ann. 118. 172. — 2 B. 15 454.
266 Estergewinnung.
Jodblei stark gelb gefärbte Masse verwandelt. Er wurde
mit Wasser ausgekocht, und das Filtrat, nachdem durch
Schwefelwasserstoff ein wenig Blei ausgefällt war, nach
dem Übersättigen mit Ammoniak eingedampft, worauf
sich Theobromin ausschied.
Seidel1 teilt mit, dafs, wenn man das Silbersalz der
Fulminursäure mit Jodäthyl am Rückflufskühler kocht,
eine Veränderung kaum wahrzunehmen ist, dafs man
dagegen den Ester C9H2Ns02(OC2H5) quantitativ erhält,
wenn man das Salz mit Jodäthyl im Einschlufsrohr nur
wenige Minuten auf 80 — 90° erwärmt.
Auch Kaliumsalze werden viel für derartige Umsetzungen
verwendet. Man stellt sie nicht erst als solche dar.
sondern neutralisiert die betreffende Säure mit der nötigen
Menge Kaliumoxydhydrat oder -karbonat, giebt Jod-
methyl etc. hinzu und erhitzt, wenn nötig, ebenfalls im
Einschlufsrohr.
Nach vielen vergeblichen Versuchen konnte Laden-
burg 2 nur in folgender Art zum Ester der Nipecotinsäure
kommen: Genau abgewogene Mengen des Chlorhydiata
der Säure und Natriumcarbonat — 1 Mol. auf 1 Mol. —
wurden in wässriger Lösung eingedampft, bei 130° ge-
trocknet, die braune äufserst hygroscopische Masse im
heifsen Mörser gepulvert und mit 1 Mol. Jodmethyl im
Einschlufsrohr 5 — 6 Stunden auf 100° erhitzt. Das
Reaktionsprodukt wird mit absolutem Alkohol ausgezogen,
nach Wasserzusatz der Alkohol verdampft und mit über
schüssigem frisch gefüllten Chlorsilber geschüttelt. Daa
]£iltrat wird durch Sublimatlösung in ein schwerlösliches
Quecksilberdoppelsalz verwandelt und dieses mit Schwefel-
wasserstoff zerlegt. Nach erneutem Filtrieren und
Eindampfen krystallisiert ein Chlorhydrat, welches die
Zusammensetzung des Nipecotinsäuremethvlesterchlor^
hydrats C5H902CH3NH . HCl besitzt.
Ein Verlauf derartiger Umsetzungen in etwas anderem
Sinne ist aufserordentlich selten beobachtet. In der
Beziehung teilt Hjelt3 mit, dafs, wenn das Kaliumsak
1 B. 25. 431. — - B. 25. 2771 — s B. 25. 525.
Estergewiiinung. 267
cusylalkohol-o-karbonsäure in alkoholischer Lösung
fciyljodid am Rückflufskühler erwärmt wird, infolge
*V>«ständigkeit des Esters der Säure Phtalid entsteht,
iB*<COOKH+ JC2H6=C6H4<g J2>0 + KJ + C2HßOH.
Hatriumsalze sind ebenfalls verwendbar und werden
ler Technik der Billigkeit halber vorgezogen. So
t man den Äthylester einer Rosanilin sulfosäure,1 indem
10 kg Natronsalz dieser Säure, 50 1 Wasser, 50 1
hol (spez. Gew. 0,830) und 750 g Natronlauge
1,38 spez. Gew. unter Zusatz von 1,3 kg Jod-
am Rückflufskühler erhitzt, bis die zuvor gelb-
e Flüssigkeit eine violettrote Färbung angenommen
Bierauf werden wiederum 750 g Natronlauge von
ilben spezifischen Gewicht und 1,3 kg Jodäthyl
eben und dieser Zusatz nach jedesmaligem Eintreten
ioletten Färbung so oft wiederholt, bis im ganzen
ig Natronlauge und 7,8 kg Jodäthyl verbraucht
Es sei hier zugleich die Methode angegeben , wie
je dieses Patentes das Jod wiedergewonnen wird,
Aufgabe, welche ja auch in Laboratorien oft zu
en ist.
ach beendeter Reaktion wird das Produkt mit Salz-
neutralisiert, der Alkohol abdestilliert und zu dem
:eten Destillationsrückstand eine wässerige Lösung
jchwefliger Säure bis zum Vorwalten dieser gegeben.
12 Stunden ist die Flüssigkeit nahezu entfärbt, und
sich das Jod als unlösliches Kupferjodür ausfällen.
Tie durch Einwirkung der Alkylhalogenüre auf
isalze sich Ester bilden, so kann man umgekehrt
. Einwirkung von Säurechloriden auf Kalium- und
umalkoholat zu Estern gelangen. Man giefst dazu
Jhlorid zu dem mit Alkohol verdünnten Alkoholat.
l wird man von dieser einfachen Methode abweichen,
>s Emery2 gethan, der Bernsteinsäuredimethylester
D. B.-P. 2086.
B. 22. 3185.
268 Estergewinnung.
durch Einwirkung von Succinylchlorid auf trockenes
Natriummethylat in ätherischer Lösung gewann.
Die grofse Reaktionsfähigkeit der Säurechloride
liefert aber auch Ester, wenn man sie direkt in den
betreffenden Alkohol einfliefsen läfst, indem salzsaures
Gas entweicht, und es mag weit öfter, als es zur Zeit
geschieht, angebracht sein, sich des Umwegs über das
Chlorid zu bedienen, um den Ester der betreffenden
Säure zu erhalten. Von der Terephtalsäure wurde bereits
erwähnt, dafs sie sich für die Veresterung mittelst Salz-
säure wenig eignet. Dagegen erhielt Baeyer1 ihren
Methylester in guter Ausbeute, als die fein gepulverte
Säure mit der berechneten Menge Phosphorpentachlorid
auf dem Wasserbade bis zur völligen Lösung erwärmt,
und die so erhaltene Flüssigkeit in überschüssigen Methyl-
alkohol eingetragen wurde. Aus dem Holzgeist scheidet
sich der Ester sehr bald in Folge seiner Schwerlöslichkeit
fast vollständig ab. Auf dieselbe Weise gewann ßüPE*
den Methylester der Dichlormukonsäure; auch dieser fiel
grofsentheils direkt aus dem Holzgeist aus; der Best
wurde auf Wasserzusatz erhalten.
Ganz besonders zur Esterbildung geneigt ist das
Benzoylchlorid. Schotten3 stellte z. B. Benzoylpiperidin
so dar, dafs er Piperidin und Benzoylchlorid in Gegen-
wart der der entstehenden Salzsäure äquivalenten Menge
Natronlauge zusammengab. Baum4 zeigte dann die
allgemeine Verwendbarkeit des Verfahrens. Selbst in
wässeriger Lösung von Alkoholen aller Art. die schwach
alkalisch sein müssen, bildet es sofort die in Wasser
meist ganz unlöslichen Benzoesäureester. (Siehe auch
Seite 79.) Ebenso liefert es Benzoesäureester der Amido-
säuren und der Kohlenhydrate aus wässeriger Lösung.
Baumann5 löste z. B. 5 g Traubenzucker in 15;
Wasser, vermischte mit 210 ccm Natronlauge von 10*/i
und gab 30 ccm Benzoylchlorid zu. Nachdem bis zwn
Verschwinden des Geruchs nach Benzoylchlorid geschüttelt
1 Ann. 245. 140. — - Ann. 256. 7. — 3 B. 17. 2545.
4 Z. 9. 465. — 5 B. 19. 3219.
.*
Estergewinnung. 269
war, hatten sich 13 g Ester (hauptsächlich Tetrabenzoyl-
traubenzucker) gebildet.
In gleicher Weise wie die eigentlichen Säurechloride,
nur schwächer, reagiren die Sulfochloride, und nach
Schiaparelli1 thut mau gut ihre Einwirkung auf Phenole
durch Zugabe von Zinkstaub oder Chlorzink zu unter-
stützen.
In manchen Verbindungen, die nicht Säurechloride
sind, wird ebenfalls das Chloratom durch Einwirkung alko-
holischer Kalilauge gegen die entsprechenden Alkoholreste
ausgetauscht. Ausführlich untersucht hat in der Beziehung
WiLiiOERODT2 die Einwirkung alkoholischer Kalium-
nydroxydlösungen auf a - Dinitrochlorbenzol, gelöst in
derselben Alkoholart, und so a-Dinitrophenyläthylester,
-allylester, -phenylester etc. dargestellt.
Er löste z. B. «-Dinitrochlorbenzol in Holzgeist und
gofs langsam unter Umschütteln methylalkoholische Kali-
lauge zu. Die Umsetzung zum Ester (a-Dinitroanisol)
vollzieht sich sofort. Nach dem Abdestillieren des
Holzgeistes und Umkrystallysieren aus Alkohol ist er
rein; in derselben Art kam er zu den anderen Estern.
So löste er das Chlorid in kochendem Glycerin ; — es ist
darin sehr schwer löslich, — und gab die berechnete Menge
kalischer Glycerinlösung zu, worauf sich der Mono-a-
Dinitrophenylglycerinäthylester bildete
06H8(N02)2O.C8H6(OH)t.
Überschuß an Alkali ist zu vermeiden, weil er sofort
nieder verseifend wirkt.
Die Esterbildung beim Erhitzen der Salze organischer
Säuren mit ätherschwefelsauren Salzen vollzieht sich
nach der Gleichung
CsH6KS04 + CH8C02K = CH8 . C02C2H5 + K2S04.
Athylßchwefelsaures Kalium + essigsaures Kalium == Essigsäureäthyl-
ester 4- Kaliumsulfat.
Auch die Salze von Phenolen reagieren in derselben
Weise; so stellten Weselsky und Benedict3 Resorcin-
1 J. B. 1881. 539. — 2 B. 12. 762. — 3 M. Ch. 1. 91.
270 Estergewinnuug.
ester dar, indem sie 200 g Resorcin, 400 g Atzkali und
800 g äthylschwefelsaures Kalium nebst so viel Alkohol,
dafs die Mischung eine dünnbreiige Beschaffenheit an-
nahm, einige Tage am Rückflufskühler kochten.
Hlasiwetz und Habermann1 erhielten den Mono-
methylester des Hydrochinons C6H4<qH 8 so, dafe sie
10 g Hydrochinon, 15 g methylschwefelsaures Kalium
und 6 g Ätzkali nach einiger Mischung im Rohr durch
6 Stunden auf 170° erhitzten. Als Habebmann2 aber nach
derselben Methode unter Abänderung der molekularen
Gewichtsverhältnisse den Diäthylalizarinester darstellen
wollte, war die Ausbeute sehr schlecht.
Auch hier sind Silbersalze wohl meist den Kalium-
salzen vorzuziehen. So berichten Brasch und Fkeyss5,
dafs das Silbersalz des Nitrokresols sich schon bei
gewöhnlicher Temperatur mit Jodmethyl vollkommen
umsetzt, während das Kaliumsalz selbst am RückmnV
kühler nicht reagiert. Allerdings liefs sich auch mit
diesem im Einschlufsrohr durch vierstündiges Erhitzen
auf 100° eine Umsetzung erzwingen.
Brühl4 erhielt den Menthyläthylester C10Hl9O.C8HJf
als er 50 g Menthol C10H19OH in 30 g trockenem
Toluol löste, 8 g Natrium zugab und unter Rückfluß
im Ölbad zum Sieden erhitzte. Nach 15 Stunden wurde
das unangegriffen gebliebene Natrium entfernt, die
Mentholatlösung mit überschüssigem Jodäthyl versetzt
und im Ölbad bis zum Verschwinden der alkalischen
Reaktion gekocht. Nach Entfernung des entstandenen
Jodnatriums mit Wasser wurde die wieder getrocknete
Lösung nach dem Übertreiben des Toluols und Jod-
äthvls schliefslich in der Luftleere fraktioniert.
Sehr merkwürdig ist, dafs Salicylsäure,5 wenn sie
für sich allein auf 160 — 240° erhitzt wird, und während
des Erhitzens das Wasser entfernt und der Luftzutritt W<
•«.
1 Ann 177. 340. — 2 M. Ch. 5. 228. — 8 B. 24. 1961.
B. 24. 3376. — 5 D. R.P. 62276.
Kalipmhydroxyd-(Natriumhydroxyd-)Schmelzen. 271
möglichst verhindert wird, in Salol (Salicylsäurephenyl-
ester) überzugehen vermag, wobei die Ausbeute eine
quantitative ist. Das Verhalten von Oxysäuren, deren
Konstitution entsprechende Esterbildungen ermöglicht,
scheint bisher nicht untersucht zu sein.
.-„■'■
**r
»~
rä-
Kallnmhydroxyd-(Natriumhydroxyd-)
Schmelzen.
Das Verschmelzen mit Alkali ist eine öfters mit
organischen Substanzen (Sulfosäuren, Harzen u. s. w.) vor-
genommene Operation, die aus ihnen bestimmte wohl-
dharakterisierte Spaltungsprodukte zu gewinnen gestattet.
Z. B. erhielten Hlasiwetz und Habermann * aus dem
Gentisin Gentisinsäure etc. nach der Gleichung
2Cl4H10H6 + 02 + 4H20 = 2C6H608 + 2C7H604 + C,H408.
Gentisin Gentisinsäure Phloroglucin Essigsäure.
Kalischmelzen erfordern weniger hohe Temperatur als
llatronschmelzen, aber nicht immer wirkt Ätzkali wie
Atanatron, und auch die angewandte Temperatur macht
ihren Einflufs geltend. Bisher wurden sie fast nur in
Silbertiegeln über freier Flamme ausgeführt. Weit besser
arbeitet man aber nach Liebermann 2 folgender Art:
Für die Kalischmelze sind, wie er gefanden, Schalen aus
Nickel ganz vorzüglich geeignet. Behufs Erhitzung sind
*e federnd in den aufgebogenen Ring eines kupfernen Bades
^gesetzt, welches dem konstanten Trockenapparat von
Victor Meter nachgebildet ist. Ein Rohrstutzen im
Deckel dient zum Einsetzen eines Kühlrohrs. Das Bad
kann mit hochsiedenden Substanzen, wie Naphtalin,
•^athracen, Anthrachinon und anderen beschickt und die
Schmelze hierdurch bei der Siedetemperatur dieser Ver-
meidungen ausgeführt und, fast ohne zu rühren, sich selbst
1 J. B. 1874. 901. — 2 B. 21. 2528.
272 Kaliumhydroxyd-(Natriumhydroxya-)Schmelzen.
überlassen werden. Anthrachinonsulfosäure versc?
sich mit Kali leicht bei der Temperatur des sied*
Naphtalins. Anthracensulfosäure verschmolz niob
Dampfe dieses Kohlenwassersi
wohl aber sehr gut im Anthr
dampfe. Siedendes Anthiaci
wird man nur in extremen F
als Wärmequelle zu benutzet
nötigt sein.
Sind die zu verschmelze
Körper wasserlöslich, so löst
sie in möglichst wenig davon,
das Kali zu und eventuell
etwas Wasser, so daüs sich
Ganze ordentlich vermischen
Man verwendet bis zum 15 fi
des Gewichtes der SubstanzanA
Fig. 38.
Verfasser1 bedient sich fi
wohnlich des folgenden bequ
Apparates :
pjmj Lp Ein gröfseres Reagensglas von ca. 3
Durchmesser und 30 cm Länge wird tu
eines flachen, auf den Rand aufgel
Korkes in einen weiteren Glasmantel
Jenenser Glas von der gleichen Form,
4,5 cm Durchmesser und 35 cm Länge, h
gehängt. In dem äufseren Mantel v
Körper von bekanntem Siedepunkt «
womit die Temperatur der Schmelze festg
ist. Selbst bei 250° wird das innere
vom verflüssigten Alkali durchaus nie!
gegriffen, und da man im Apparate ca.
auf einmal verarbeiten, die Vorgänge im ]
AppTraf är genau beobachten, auch die entweichende]
hydroxyd- auffangen kann, ist das Verfahren hand
schmelzen. ais <jas Arbeiten in offenen Silber- oder 1
gefäfsen, solange es sich nicht um die Bewäl
noch grösserer Substanzmengen in einer Charge h
\J
Flg. 39.
Gläserner
Kaliumhydroxyd-(Natriumhydroxyd-)Schmelzen . 27 3
Heumann * führte seine Schmelze zur synthetischen
Gewinnung des Indigo folgender Art aus: Ein Teil
Phenylamidoessigsäure wird mit 3 Teilen Atzkali und
1 Teil Wasser unter umrühren geschmolzen. Nachdem
bei 180 — 200° die Masse sich gelb, dann feurig gelbrot
zu ferben begonnen hat, erhitzt man weiter, bis die Tiefe
der Farbe nicht mehr zunimmt. Hernach trägt man die
erkaltete Schmelze in etwa 200 Teile Wasser ein und
leitet in die Lösung einen Luftstrom, bis durch diese
Oxydation eine Vermehrung an Indigo, der sich hierbei
aus seiner im Schmelzprozefs entstandenen farblosen Vor-
stufe (seinem Reduktionsprodukt) bildet, nicht mehr wahr-
nehmbar ist.
In der Alkalischmelze läuft neben den anderen Vor-
gängen stets eine Oxydation unter gleichzeitiger Wasser-
qtoffentwickelung her, wenn die Temperatur genügend
hoch wird. Schon Varrenteapp 2 fand, dafs Ölsäure
nach folgender Gleichung in der Kalischmelze Palmitin-
säure und Essigsäure liefert.
C17H8SC00H + 2K0H = C15H81 . COOK + CH8 . COOK + H2.
Schmilzt man nach Barth und Schredkr 3 Phenol
mit der sechsfachen Menge Natriumhydroxyds, so bemerkt
man, dafs das gebildete Phenolnatrium lange Zeit auch
bei ziemlich hoher Temperatur als ölige Schicht auf dem
geschmolzenen Alkali schwimmt. Nach und nach beginnt
ein leichtes Schäumen von sich entwickelndem Wasser-
stoffgas, welches bald stärker wird und unter Braunfärbung
die Schmelze in eine feinblasige homogene Masse ver-
wandelt. Nachdem dies Stadium einige Zeit gedauert hat,
und der Schaum einzusinken beginnt, entfernt man
das Feuer. Die erkaltete Schmelze trägt man in ver-
dünnte Schwefelsäure ein und trennt die sich ausscheidenden
Massen durch Filtration. Das Filtrat wird mit Äther
ausgeschüttelt und aus diesem etwa 20% des angewendeten
Phenols an Trioxybenzol (der Hauptsache nach Phloroglu-
cin) erhalten. Der Erfolg der Schmelze ist also eine
1 B 28. 8484. — f Ann. 35. 196.
8 Ä 12. 418.
LuMr-Cohn, Arbeitsmethoden. 2. Aufl. 18
274 Kaüumhy droxy d-(Natriumhydroxyd-)Schmelzen .
Oxydationswirkung. Die Verarbeitung derselben findet
fast stets in einer der angegebenen Arten statt.
Das sich entwickelnde Wasserstoffgas ist natürlich für
die Oxydationswirkungen höchst ungünstig. So verläuft
das Verschmelzen der Anthrachinonmonosulfosäure zu
Bioxyanthrachinon mit Atznatron nachfolgender Gleichung:
C14H702S03H + 2NaOH = C14H602(OH)2 + Na,S08 + Hs.
Der in statu nascendi vorhandene Wasserstoff wirkt stark
reduzierend und führt einen Teil der entstandenen
Oxyanthrachinone in Hydroderivate oder wieder in Antra-
chinon über.
Es war daher von einschneidender Bedeutung, ab
Koch in einer rheinischen Farbenfabrik fand, dafs der
Zusatz oxydierender Agentien zur Schmelze diesen Übel-
stand beseitigt. Das beste derartige Mittel ist das Kalium*
chlorat. Die Ausbeute an Bioxyanthrachinon (Alizarin)
aus der Anthrachinonmonosulfosäure steigert sich dadurch
bis fast zur theoretischen
3CuH702S08Na + 9NaOH + 2KC108 =
3C14H602(ONa)2 + 3S04Na2 + 2KC1 + 6H,0.
Die Dauer der Schmelze beträgt in der Technik, wo sie
bei 160 — 170° nach Zugabe von etwas Wasser unter
Rühren ausgeführt wird, 2*/2 bis 3 Tage.
Tiemann und Reimer x oxydierten Aldehydosalicyl-
säuren durch gelindes Schmelzen mit Kalihydrat leicht
und nahezu quantitativ in Phenoldikarbonsäuren. Sie ver-
wendeten auf 1 Teil der Orthoaldehydosalicylsäure z. ß.
10 bis 15 Teile Kalihydrat, denen eine kleine Menge
Wasser zugefügt wurde. Das Schmelzen ward nach dem
Eintragen der zu oxydierenden aldehydartigen Verbindungen
höchstens 6 — 8 Minuten fortgesetzt. Nach dem Erkalten
lösten sie die Schmelzen in Wasser, gaben Salzsäure zu,
der gröfste Teil der Dikarbonsäure fiel aus, den Rest ge-
wannen sie durch Ausschütteln mit Äther. Es zeigt sich
also, dafs auch unter diesen Bedingungen wieder der
einfache Benzolkern im Gegensatz zum mehrfachen für
hydrierende Wirkungen sehr schwer zugänglich ist.
1 B. 10. 1568.
Kaliumhydroxyd-(Natriumhydroxyd-)Sohmelzen. 275
Sind die in der Schmelze vorhandenen Stoffe durch
Wasserstoff in statu nascendi so gut wie unangreifbar, so
werden also unter passenden Bedingungen auch ohne Zusatz
oxydierender Mittel vorzügliche Ausbeuten erhalten. So
fand Degener,1 dafs, wenn man benzolsulfosaures Kalium
C6H5S03K mit 6KOH eine Stunde auf 252 ° erhitzt, die
Ausbeute an Phenol 96°/° der Theorie erreicht.
C6H6S08K + 2K0H = C6Hß0K + K2S08 + H20.
Es ist gewifs öfters möglich, wenn auch im Labora-
torium viel unbequemer, die Wirkung des Schmelzver-
fahrens mit verdünnter Lauge im Einschlufsrohr zu erzielen.
Folgende Fälle sind Beispiele dafür: 1 Teil Dimethyl-
a-naphtylaminsulfosäure 2 liefert z. B. in ein schmelzendes
Gemisch von 2 Teilen Ätznatron und 1 Teil Wasser
eingetragen, nachdem sie V2 Stunde bei einer Temperatur
von 280 — 290° damit verschmolzen ist, das entsprechende
Dimethyl-a-amidonaphtol. Denselben Erfolg erzielt man
aber, weDn man die Einwirkung einer verdünnteren
Lauge auf die Säure im Druckgefäfs vor sich gehen läfst.
Und Roemer und Schwarzer 3 stellten Isoanthraflavin-
säure durch Verschmelzen von yfl-anthrachinonbisulfosaurem
Natrium mit Kalilauge unter Druck dar, wobei, wie sie
sagen, die Temperatur und die Konzentration so gehalten
wurden, dafs sich möglichst wenig Isopurpurin bildete.
Die verschiedene Wirkung von Natron und Kali wird
durch die KoLBEsche Salicylsäuresynthese treffend illu-
striert, bei welcher Phenolnatrium Salicylsäure, Phenol-
kalium dagegen Paraoxybenzoesäure liefert. Ebenso auch
durch folgende Beobachtung:
Durch fortgesetzte Einwirkung von schmelzendem
Kali auf Benzoltrisulfosäure bei verschiedenen Tempe-
raturen kann zuerst eine, dann auch die zweite S03H-
Ghruppe durch Hydroxyl ersetzt werden, es gelingt aber
nicht für den dritten Schwefelsäurerest eine dritte OH-
Gruppe einzuführen. Die Substanz wird bei diesem Ver-
suche stets fast vollständig verbrannt. Schmelzendes
1 /. pr. Ch. 128. 300. — 2 2). E.P. 50142. — 3 B. 15. 1401.
276 Kaliumhydroxyd-(Natriumhydroxyd-)Sohmelzen.
Ätznatron verhält sich aber, wie Barth und Schreder1
gefunden haben, anders. Erhitzt man die Trisulfosäure
mit einem Überschufs von ihm, so tritt starkes Schäumen
ein, und giebt man später den erkalteten Schmelzkuchen
in verdünnte Schwefelsäure, so erhält man 25 — 30 % an
Phloroglucin (Trioxybenzol).
Der Abbau der Naphtalintrisulfosäure 2 verläuft nach
Gurke und Rudolph folgender Art: Erhitzt man 1 Teil
des Natriumsalzes der Säure mit der Hälfte seines Gewichts
an Ätznatron und ebensoviel Wasser im Olbade mehrere
Stunden auf 170 — 180°, wobei es vorteilhaft ist, in ge-
schlossenen Gefäfsen zu arbeiten, um ein Entweichen des
Wassers und damit ein Trockenwerden der Masse zu
verhindern, so enthält die Schmelze nunmehr ein Gemisch
von Naphtoldisulfosäuren. Löst man 10 Teile naphtalin-
tetrasulfosaures Natrium 3 in möglichst wenig Wasser,
fügt 6 Teile Atznatron zu und erhitzt im geschlossenen
Gefäfse auf 180°, so bildet sich das Natriumsalz einer
Naphtoltrisulfosäure. Läfst man aber die Temperatur
auf 250° steigen, so geht diese Säure in Dioxynaphtalin-
disulfosäure über.
Man kann auch statt der Natrium- oder Kaliumsalze
Calciumsalze verschmelzen. Weber 4 löste das Calcium-
salz der a-Naphtalindisulfosäure in einem ziemlich ge-
räumigen Kolben in möglichst wenig Wasser, versetzte
mit der 2lk fachen Menge an Ätznatron, erhitzte im Ölbad
und steigerte die Temperatur auf 290 — 300 ° unter häu-
figem Rühren. Leitete er während der Zeit Wasserstoff-
gas durch den * Kolben, so blieb die Masse ganz weife und
lieferte ohne weiteres reines Dioxynaphtalin.
Auch Bleisalze lassen sich mit Kalihydrat erfolgreich
verschmelzen.
Als Fischli 5 Bromterephtalsäure anhaltend mit Na-
triumhydroxyd schmolz, erhielt er nach der Gleichung:
CeHsBrfCOOH), + 6NaOH= NaBr + 2Na2C08 + C6H60Na +3Hf0
xBm 12. 422. — SD. R.-P. 38281. — * D. B.-P. 40893.
4 B. 14. 2206. — 8 B. 12. 621.
Kaliurahydroxyd-(Natriumhydroxyd-)Schmelzen. 277
Pherxolnatrium ; als er aber zur Mäfsigung der Wirkung
in g-oschmolzenes Ätznatron Bromterephtalsäure eintrug
und sogleich erkalten liefs, bekam er reichliche Mengen
von Oxyterephtalsäure.
Weselsky und Benedikt x haben gefunden, dafs
llononitrophenole ganz allgemein bei der Einwirkung von
schnalzendem Kali in Azophenole übergehen. Sie ver-
fahröxi etwa folgendermafsen : 5 g Orthonitrophenol werden
in cLLe 4 — 5 fache Menge mit wenig Wasser geschmolzenen
Kalixxmhydroxyds eingetragen. Die durch das Nitrophenol-
kaliüxn rot gefärbte Masse wird nur so weit erhitzt, bis
sie sich plötzlich prachtvoll dunkelgrün metallglänzend
färbt und unter Ammoniakentwickelung sehr stark zu
schä.ix:men beginnt. Die kurz darauf tiefrote Schmelze
wird, in wenig Wasser gelöst. Durch Schwefelsäure fällt
em ^Niederschlag, der, nachdem er gut ausgewaschen und
getrocknet ist, mit Äther extrahiert wird, welcher nach
denx "Verdunsten reines Azophenol zurückläfst. (Ausbeute
nich.-fc angegeben.)
"VVill man die oxydierende Wirkung der Schmelze
^Suchst hintanhalten, so thut man gut, ihr Eisenfeile
zuzxxsetzen.
Es mag hier darauf hingewiesen werden, dafs die
sehr' merkwürdige Oxydation in der Kalischmelze unter
gleiciizeitiger WasserstofFentwickelung ihr völliges Ana-
logon in der Zersetzung findet, welche organische Körper,
anelh. das Eiweifs, durch Fäulnis erleiden.2 Die Eiweifs-
körpcr z. B. liefern beim Faulen Tyrosin (Hydroparacumar-
säiure), welches Liebig3 auch durch Schmelzen von Kasein
mit Atzkali erhielt.
w So zerfällt bei diesem Vorgang, um ein einfaches
Beispiel zu bringen, ameisensaures Calcium nach der
Gleichung :
HCOOCa + H2° = CaC°3 + C0* + H*
1 B. 11. 398.
a Nencki, /. pr. Ch. 125. 123, und Hoppe- Seiler, P. Ar. 12. 1.
3 Ann. 57. 127.
278 Kondensation.
in Calciumkarbonat, Kohlensäure und freien Wasserstoff.
Letzterer wirkt, wie in der Kalischmelze, wenn die Mög-
lichkeit dazu vorhanden, hydratisierend, und so liefert
essigsaures Calcium nach der Gleichung:
CH8-COOCa + H'° = CaC0» + C0» + 2CH*
kohlensaures Calcium, Kohlensäure und Grubengas.
Findet die Fäulnis in Gegenwart von Luft statt, so
verbindet sich der frei werdende Wasserstoff teilweise mit
dem einen Atom des Sauerstoffmoleküls zu Wasser,
während das zweite Atom O, das dann sozusagen in
statu nascendi vorhanden ist, Veranlassung zu den kom-
pliziertesten Oxydationen giebt.
Auch der Wasserstoff des Palladiumwasserstoffes vermag
aus dem gleichen Grunde der Spaltung des Sauerstoff-
moleküls in Gegenwart organischer Substanzen Oxydations-
wirkungen * zu veranlassen, ja der unter dieser Bedingung
erhaltene Sauerstoff ist die aktivste Form desselben, die
wir überhaupt kennen, denn er führt bei gewöhnlicher
Temperatur, wie Baumann 2 festgestellt hat, Kohlenoxyd
in Kohlensäure über, was Ozon nicht vermag.
Kondensation.
Unter Kondensation soll die Bildung eines neuen
Körpers durch Zusammentritt zweier anderer verstanden
werden, indem aus den beiden Komponenten ein Molekül
Wasser, Alkohol, Salzsäure, Ammoniak oder Halogen austritt.
Der Austritt kann schon durch Einwirkung zweier
Körper aufeinander ohne Mitwirkung eines die Konden-
sation bewirkenden Agens stattfinden. So setzen sich in
dieser Art alle Aldehyde und Ketone mit Hydroxylamin
und Phenylhydrazin um.
So liefern nach Senhofer und Brunner3 die mehr-
wertigen Phenole beim Erhitzen mit einer wässerigen
Lösung von kohlensaurem Ammon die entsprechenden
Karbonsäuren.
1 Z. 2. 22. — 2 Z. 5. 244. — 3 B. 13. 930.
I
Kondensation. 279
,0NH4
C6H4(OH)2 + CO = C6H3(OH), . C00NH4 + H80.
Resorcin \.rMj
OH
Im allgemeinen wird man aber das Kondensations-
bestreben der Körper durch passende Mittel unterstützen
müssen.
Es kommen natürlich auch innere Kondensationen
vor, indem das Molekül eines Körpers unter dem Einflufs
von Agentien Wasser verliert und in einen neuen Körper
übergeht; z. B. wird der Diacetbernsteinsäureester durch
Phosphorsäure1 in Karbopyrotritarsäureester übergeführt.
Kondensieren sich Körper in sich ohne Wasseraustritt,
so nennen wir das Polymerisation.
Die Kondensation ermöglicht mehr als irgend ein
anderes Verfahren die Darstellung neuer Körper und
Körperklassen, und mit ihrer Hülfe gelangt man
leicht von Körpern mit geraden Kohlenstoffketten zu
ringförmig gebundenen Atomkomplexen. Als Bei-
spiele mögen die HANTZsche2 Synthese pyridinartiger
Verbindungen, speziell des Hydrokollidindikar bonsäure
esters aus 2 Mol. Acetessigester und 1 Mol. Aldehyd-
ammoniak unter Austritt von 3 Mol. Wasser
CH,
CO
/
COOC2H6 — OHH + OH, - COOCaH5
CH8 — CHOH CO — CHS
\ Acetessigester
NHa
Acetessigester CLL
Aldehydammoniak i
c
/\
OH2 COOC8H6 — HC C — COOC,H6
= HOH +
H20 CH8 — HC C — CH8
(3 Mol.) Wasser \X
N
Hydrokollidindikarbonsftureester
1 B. 17. 2863. — * Ann. 215. 74.
280 Kondensation.
und die Beyer- und CLAiSENsche1 des Diphenylpyrazol-
karbonsäureesters aus Benzoylbrenztraubensäureester und
Phenylhydrazin, dienen.
CH« — C0.C6Hß HC — C.C6H6
C,H5C00 . CO + NH, = C.H8C00.C N +2H.0
/ V
HN N
I I
C6H6 C6H6
Die meisten Kondensationen vollziehen sich in offenen
Gefäfsen, und nur selten wird die Anwendung von Ein-
schlufsröhren nötig. So teilt Behrend2 mit, dalls Phenyl-
harnstoff und Acetessigester sich beim Vermischen ihrer
alkoholischen Lösungen unter Zusatz von Salzsäure nicht
verbinden. Auch beim Erhitzen bis zum Siedepunkt des
Acetessigesters erfolgt keine Vereinigung, leicht und Ter-
hältnismäfsig glatt wird aber ein Kondensationsprodukt
erhalten, wenn man etwa 10 g Phenylharnstoff mit 20 g
Acetessigester und lOccm Äther etwa sechs Stunden m
140—150° erhitzt. Die Ausbeute beträgt dann 90% der
theoretischen
C7H8N20 + CflH10O3 = C18H16N208 + H,0.
Kaum nötig zu bemerken ist wohl, dafs die E9ta^
bildung (siehe deshalb auch dort) nur ein Spezialfall der
Kondensation ist. Sie ist aber der Übersichtlichkeit
halber in einem besonderen Abschnitt behandelt.
Für den vorliegenden Zweck verwendbare Mittel sind
folgende : 3
Aluminiumchlorid , Ameisensäureester (gechlorter),
Ammoniak, Antimonchlorid.
1 B. 20. 2186. — 2 Ann. 233. 2.
3 Anmerkung. Die merkwürdige Einwirkung des Sonnenlichts
auf mit einander zu kondensierende Körper hat Klinger ausfuhr
lieh studiert, und Klinger und Standke4 fanden, dafs durch du
Sonnenlicht spielend Verbindungen erzeugt werden, die auf che
mischem Wege nur durch gewaltsame oder raffinierte Methode!
darstellbar wären.
4 B. 24. 1340.
. Kondensation. 281
Barythydrat, Benzotrichlorid, Blausäure.
Calciumchlorid, Chlorkohlenoxyd.
Eisessig, Essigsäureanhydrid.
Fluorbor.
Kaliumbisulfat, Kaliumcyanid, Kaliumhydroxyd,
Kalkmilch, Kieselsäureester, Kupfer.
Magnesiumchlorid.
Natrium, Natriumacetat, Natriumäthylat, Natrium-
hydroxyd.
Oxalsäure.
Phosphoroxychlorid, Phosphorsäureanhydrid, Phosphor-
trichlorid.
Salzsäure, Schwefel, Schwefelsäure, Silber.
Zink, Zinkchlorid, Zinkoxyd, Zinkstaub, Zinntetra-
chlorid.
Es ist selbstverständlich, dafs diese Mittel einander
icht zu vertreten vermögen, ja selbst solche, von denen
oan dieses vielleicht in gewissen Fällen erwarten könnte,
peben oft, namentlich hinsichtlich der Ausbeuten, sehr
■Iweichende Resultate. So kondensieren sich, wie Baeyrr1
:<mstatierte, Aldehyde mit Kohlenwasserstoffen nicht
Dimer in befriedigender Weise bei Anwendung von
Schwefelsäure oder Schwefelsäure und Eisessig, während
lach GrRiEPENTROG2 die Resultate mit Chlorzink meist
^ht zufriedenstellende sind. Siehe auch in der Beziehung
iie Verwendbarkeit der Oxalsäure (Seite 304).
Die Verwendung des Aluminiumchlorids für synthe-
ische Zwecke verdanken wir Friedel und Crafts.3
Diese Methode erinnert, wie Baeyer4 einmal sagt, in
Bezug auf die Mannigfaltigkeit der Erfolge fast an das
kfarchen von der Wünschelrute, und sie und die Chlor-
riukmethode sind wohl von allen in der neueren Zeit
tufgefundenen synthetischen Methoden diejenigen, mit
lülfe deren man zu den verschiedenartigsten Klassen von
[örpern gelangen kann.
1 B. 6. 223. — l B. 19. 1876. — 8 B. Par. 29. 2.
* B. 12. 642.
282 KondensatioD.
Die Theorie der Methode ist immer noch nicht siehe
festgestellt, wie die GrüSTAVSONsche1 neueste Arbeit beweis!
Das aus Aluminium und Chlor bereitete frische Chlori
pflegt bessere Ausbeute zu geben, als die häufig sei
verunreinigten Handelsprodukte. Sein Schmelzpunkt lie
bei 1940.2 Nach Stockhaüsbn und Gattermann8 ste!
man es folgender Art dar : Ein möglichst weites schw
schmelzbares Verbrennungsrohr, welches auf der m
Seite zu einem engeren Bohre ausgezogen ist, wird n
Hülfe eines doppelt durchbohrten Korkes mit einem we
halsigen Pulverglase verbunden, während die zwe
Durchbohrung ein nicht zu enges Ableitungsrohr, c
zum Abzüge führt, trägt. Durch die Röhre, die :
Verbrennungsofen liegend mit Aluminiumspähnen beschit
ist, wird ein Strom von trockenem salzsaurem Gras
leitet. Nachdem in Rücksicht auf die Bildung \
Knallgas alle Luft ausgetrieben ist, erhitzt man mit <
Vorsicht, dafs das Aluminium nicht zu Kugeln zusamm
schmilzt, worauf das Chlorid übersublimiert. Den Korl
des Pulverglases schüttz man durch eine Asbestpappe
dem Anbrennen. Ausbeute 4 Teile Chlorid aus 1 1
Metall.
Nach Anschütz4 nimmt man die Reaktionen in ein
geräumigen Rundkolben vor, der mittelst eines VorstoJ
mit vertikalem Ansatzrohr mit einem Rückfluiskül
verbunden ist (siehe Seite 24). Durch das Ansatzr
kann das Aluminiumchlorid bequem hineingebracht, so
während der Reaktion ein Thermometer zur Kontn
der Reaktionstemperatur in die Flüssigkeit eingefil
werden. Nachdem man, wenn nötig, die Reaktion du
Erwärmen im Wasserbade unterstützt hat, gieJst t
nach beendeter Chlorwasserstoffentwickelung das Reakti(
produkt in Wasser und schüttelt dies mit Benzol, Ä1
etc. aus.
Die Ausbeuten lassen bei dem Verfahren häufig
wünschen übrig und wechseln bei verschiedenen Köi
1 B. 23. R. 767. — * B. 24. 2577. - 3 B. 25. 3521.
4 Ann. 235. 154.
Kondensation. 283
Ben; so erhält man eine bessere Ausbeute bei der
Stellung von Derivaten der Homologen des Benzols
bei diesem selbst, nnd das Umgekehrte scheint nach
3PFF1 der Fall zu sein, wenn man sie auf halogeni-
e Benzolderivate anwendet.
Vielleicht ist die Einwirkung des Chlorids auf die
uxlünnt zur Verwendung gelangenden Ausgangs-
»rialien zu heftig und führt deshalb zur Harzbildung.
3laüs und Wollner2 überschichteten deshalb 100 g
oiniumchlorid in einem mit Kühler versehenen Kolben
so viel Schwefelkohlenstoff, dafs die ganze Masse von
sigkeit überdeckt war. Dann trugen sie bei gewöhn-
ir Temperatur ein Gemisch von 100 g Paraxylol und
f Acetylchlorid in kleinen Portionen ein. Nach
Stunden mufete, obwohl sich noch Salzsäure ent-
elte, die Reaktion unterbrochen werden, weil sonst
des Schwefelkohlenstoffes Verharzung eintrat.
)ie in Wasser gegossene Masse wurde mit Äther
thiert und aus diesem 60 g Methylparaxylylketon ge-
aen:
C8H10 + CH8 . COCl = CA . CO . CH8 + HCl.
Slb83 mischt Kohlenwasserstoffe und Säurechloride
iquivalenten Mengen und setzt so viel Schwefel -
enstoff zu, bis eine klare Lösung entsteht. Alle für
> Synthese zur Anwendung kommenden Gefä&e
len gut getrocknet sein. In einen mit Rückflufs-
er versehenen Kolben wird eine dem Volum der
hung entsprechende weitere Menge Schwefelkohlen-
gegeben und ungefähr ebensoviel Chloraluminium
agefügt, als das Gewicht des angewandten Säure-
rids ausmacht. Durch den Kühler giebt man nun
zu verarbeitende Gemisch zu, indem man jeweils
Zusatz der einzelnen Portionen abwartet, bis die
:tion ruhiger geworden ist. Wenn alles eingetragen,
rmt man auf dem Wasserbade, bis die Salzsäure -
ickelung nahezu aufhört, und nach dem Erkalten
t man durch den Kühler sehr wenig Wasser hinab
B. 24. 3766. - * B. 18. 1856. — 3 /. pr. Ch. 141. 181.
284 Kondensation.
und schüttelt um. Nach Ablauf der stünnischei
aktion wiederholt man den Wasserzusatz, bis keine
wirkung mehr stattfindet, und destilliert hierauf mitl?
dampf, wobei im Rückstand die entstandenen
molekularen Ketone als schwere Öle bleiben, auf
die wässerige Chloraluminiumlösung schwimmt
Ketone reinigt man durch Destillation, nachdem sie
Kochen mit sehr verdünnter Salzsäure von Thonei
freit sind. Die Ausbeute an reinem Produkt 1
50 — 80% der theoretischen.
Die vorteilhafte Wirkung des Schwefelkohler
(siehe aber weiterhin) ist nach Elbs eine dreifache,
erste dient er als Verdünnungsmittel, welches eine Im
ruhige Umsetzung sichert. Dann hält er beim Em
die Temperatur stets in der für die Reaktion güns
Höhe von etwa 50°, und schließlich verhindert e
bei der heftigen Einwirkung des Wassers auf c
aktionsmasse ein Teil von ihr verharzt. Gerade
letztere Umstand ist, wie sich Elbs überzeugt hi
sonders wesentlich.
Die Menge des angewendeten Aluminiumchlorit
sich in manchen Fällen ohne Beeinträchtigung de
beute bis auf die Hälfte vom Gewichte des in
genommenen Säurechlorids ermäfsigen, und die z
aktion nötige Zeit wechselt von lh bis 2 Tagen.
Mit Schwefelkohlenstoff als Verdünnungsmittel
Verwendung von gepulvertem Aluminiumchlorid
Gattermann1 nach der Gleichung
CflHfl + Cl . CO . NH2 = CflH6 . CO . NH, + HCl
fast quantitativ ßenzamid aus Benzol und Hj
chlorid. Gottschalk2 bekam, als er 20 g Penta
benzol in 60 g CS2 löste, 20 g Harnstoffchlorid i
mählich 24 g Aluminiumchlorid zugab, nach
Erhitzen auf dem Wasserbade 80 % der theon
Ausbeute an Amid der Pentamethylbenzoesäure.
wegen dieser Säure auch Seite 286).
Später hat Elbs 3 gefunden, dafs der Siedepu
1 Ann, 244. 50. - 2 B. 22. 1219. — 3 J. pr. Ch. h
Kondensation. 285
irefelkohlenstoffes doch für manche Aluminiumchlorid-
ftonen zu niedrig liegt, und benutzte höher siedende
ien von Petroläther als Verdünnungsmittel,
lo liegt die günstigste Temperatur für die Bildung
Phenylbenzoyl - o - Benzoesäure aus Diphenyl und
lsäureanhydrid
?6*6 + ca <™>o = c A <gJ6£H* • C«H»
xegenwart unseres Chlorides zwischen 90 — 100°,
alb Petroläther von diesem Siedepunkt verwandt
6.
>ie Methode giebt im allgemeinen sehr gute Resultate
Benzol und seinen Homologen, weniger gute bei
dizierteren aromatischen Kohlenwasserstoffen, wo sie
iter ganz im Stiche läfst. Im Kern halogenisierte
er reagieren schlecht, Nitrokohlen Wasserstoffe1 so gut
jar nicht.
>ie Aluminiumchloridmethode ist überhaupt nicht
ndbar bei allen Körpern, welche Hydroxylgruppen
dten, weil das Chlorid auf diese direkt wirkt,
euch gasförmige Körper kann man in seiner Gegen-
zur Reaktion bringen. Leitet man z. B. durch mit
Chlorid versetztes Benzol2 schweflige Säure, so wird
unter Bildung von Benzolsulfinsäure addiert
0eH6 -f- SO, = C6HßSOsHf
Leitet man Sauerstoff3 durch, so erhält man Phenol.
rALLE4 hat gefunden, daJs es zweckmäfsiger ist, an
* von gasförmigem Äthylchlorid flüssiges Äthylbromid
nit Aluminiumchlorid versetztes Benzol bei 100° im
■chmolzenen Rohr wirken zu lassen. Nach 9stündi-
Erhitzen hatte sich hauptsächlich Tetraäthylbenzol
let, und nach weiteren sechs Stunden war es gro&en-
in Hexaäthylbenzol übergegangen.
o wie Äthyl u. s. w. kann man auch Säurereste mit
> der Methode an den Benzolkern anlagern, und
B. 25. 3523. — l J. B. 1878. 739. 8 Ann. Ch. Ph. 6. 14. 433.
B. 16. 1744.
286 Kondensation.
Doebner und Wolff1 kamen zum Dibenzoylhydrochini
C6H6 — CO-^p tt ^OH
C6H6 — CO^^^OH»
als sie 1 Mol. Hydrochinondibenzoylester mit 2 1
Benzoylchlorid in einem Kolben auf 190 — 200°
hitzten und Chloraluminium allmählich hinzusetzt
(Es mufste also ein Ester statt des freien Hydrochim
gewählt werden, weil das Metallchlorid sonst auf des
Hydroxylgruppen direkt eingewirkt hätte.) Nach
stündiger Dauer der Einwirkung erfolgte auf ernc
Zugabe von Chloraluminium keine Salzsäureentwickeli
mehr. Das Produkt wurde schließlich mit alkoholisc
Kalilauge verseift und aus der kaiischen Lösung du
Kohlensäure das Oxyketon gefällt.
Jacobsen2 trug in 50 g Phosgen, das auf — 10°
gekühlt war, 70 g Pentamethylbenzol und dann allmäh
5 — 10 g Aluminiumchlorid ein, worauf das ganze s
Wochen lang unter jeweiligem Umschütteln bei eine:
nicht übersteigenden Temperatur stehen blieb.
Flüssigkeit wurde dann kurze Zeit in flachen Seh
der feuchten Luft ausgesetzt, darauf mit Wasser
überschüssiger Natronlauge, um das Säureohlorid in
Natriumsalz überzuführen, erwärmt und die Lösung
letzteren von geringen Mengen Pentamethylbenzols getr
und mit Salzsäure gefällt. Auf diesem Wege wurde
Pentamethylbenzoesäure in sehr befriedigender Aus!
erhalten
C6(CH8)5H + COC1, = C6(CH8)6COCl + HCl.
Auch Phenylcyanat z. B. vereinigt sich bei Gegen
von Aluminiumchlorid mit Kohlenwasserstoffen, und
sprechend der Gleichung
C6H6 + CON . C6H6 = C6H6 . CO . NH . C6H6
kommt man zu einem Säureanilid,3 welches bei der
seifung dann die entsprechende aromatische Karbon
liefert.
Der Verlauf dieser Reaktion weicht insofern voi
1 B. 12. 661. — 2 B. 22. 1220. - s J. pr. Ch. 149. 3(
Kondensation* 287
hnlichen Kuppelungen ab, als hier ein Entweichen
Salzsäure der Gleichung zufolge nicht stattfindet,
[an kann nach unserer Methode auch die Acetyl-
pe direkt an den Benzolkern bringen. So erhielt
rEiTZER,1 als er Brombenzol und Acetylchlorid in
refelkohlenstofflösung in Gegenwart von A1C18
tunden miteinander erwärmte , Acetylbrombenzol
C6H4<co.CH3-
elbst anorganische Chloride sind auf diese Art mit
tischen Besten zusammenschweifsbar. So erhielten
aelis und Schenk,2 als sie 100 g Phosphorchlorür
10 g Dimethylanilin mischten und 20 g frisch subli-
es Aluminiumchlorid in kleinen Anteilen unter Ab-
ing zugaben, Dimethylanilinchlorphosphin
PC18 + CBH6N(CHS), = PC12 . C6H4N(CH8), + HCl.
ur Synthese des Acetovanillons3 gab Otto zu einer
teung von 60 Teilen reinen Guajakols in 120 Teilen
3ig allmählich unter Kühlung 30 — 40 Teile eines
gepulverten Gemisches aus Aluminiumchlorid und
jhlorid, und erhitzte das Ganze sodann auf 140 — 150°,
te Temperaturgrenzen genau einzuhalten sind. Die
eute war nicht befriedigend.
us dem Mitgeteilten geht die aufserordentliche
endbarkeit des Aluminiumchlorids für die Synthese
r, teils kann sie daraus geschlossen werden. Es
jedoch bemerkt werden, dafs neben der Beaktion
+ CH3C1 = C6H5CH3 -f HCl auch Eeaknonen der
gengesetzten Art, wie C6B5CH3 -f HC1 = C6H6 -f
51 eintreten können. So erhitzte Jacobsen4 Hexa-
rlbenzol mit V10 seines Gewichts an Metallchlorid
lern Strom trockenen Salzsäuregases bis nahe über
t Schmelzpunkt und erhielt so Pentanlethylbenzol,
, ja selbst Benzol, und Anschütz und Immendorff5
gefunden, dafs bei dieser Beaktion eine direkte
ragung von Alkylresten aus dem einen Molekül
B. 24. 550. — 2 Ann. 260. 2. — s B. 24. 2869.
B. 18. 339. — B B. 18. 657.
288
Kondensation.
eines aromatischen Kohlenwasserstoffes in ein
Molekül desselben Kohlenwasserstoffes stattfindet. So liefet
z. B. Toluol einerseits Benzol, anderseits in- undp-XyloL
(Siehe auch im Abschnitt Verseifen.)
Über die kondensierende Wirkung des Perchlflr-
ameisensäureesters hat Hentschel 1 ausführliches mit-
geteilt. Man »teilt ihn selbst nach ihm so dar : In flüssiges
Phosgen, welches sich in einem Kolben befindet, der mit
einem mit einer Kältemischung versehenen RückfltdsküHer
verbunden ist, wird Alkohol eingetragen. Jeder Tropfe»
desselben löst sich unter zischendem Geräusch, wähieal
Ströme von Chlormethyl entweichen. Sobald der zuflieJseiA
Alkohol keine Einwirkung mehr hervorbringt, wird d*
entstandene Ester in Wasser gegossen, gut gewaschen mJ
über Chlorcalcium getrocknet. Der so gewonnene Ohio*
ameisensäuremethylester siedet zwischen 69 — 71°. Chlorid
man dieses Produkt im Sonnenlicht,2 so erhält man fa
Perchlorameisensäuremethylester. Die kondensierend
Kraft dieses ist sehr grofs. So erstarren DimethylaniH»
und Bittermandelöl, mit der Verbindung nur wenige kvfp
blicke auf dem Wasserbade verweilend, zur Leukotai
des Malachit gr uns (Tetramethyldiamidotriphenylmethi^
Auch im grofsen 3 dient der gechlorte Ester zu Ö*
liehen Kondensationen, doch wird dort die Zugabe v»
Aluminiumchlorid empfohlen.
Das Ammoniak zeigt, wie alle Lösungen von Alkali*
kondensierende Eigenschaften. Es sei hier gleich bemalt
dafs das Natriumhydroxyd alle anderen Körper die*
Klasse zu übertreffen scheint und deshalb das weit»*
am meisten verwendete Alkali ist. Japp und StrbatpiW*
teilen speziell über Ammoniak folgendes mit: Werta
Phenanthrenchinon , Acetessigester und konzentriert»
Ammoniakflüssigkeit kurze Zeit hindurch unter Drt*
auf 100° erhitzt, so bildet sich Phenanthroxylenacetessigesfef
C6H4 — C : C <C0()CLH
I
C6H4 — CO
'J"6'
1 B. 18. 1177. — 2 J. Pr. Ch. 144. 100. — 3 D. R.-P.
B. 16. 276.
Kondensation. 289
Auf die von ihnen zuerst beobachtete merkwürdige
dehydratisierende Wirkung einer wässerigen Ammoniak-
flüssigkeit weisen sie besonders hin.
Blausäureadditionen an Aldehyd- oder Ketongruppen
scheint es ganz besonders zu begünstigen. So beansprucht
deren Anlagerung an Arabinosekarbonsäure ca. 8 Tage,
während eine Zugabe von 4 Tropfen Ammoniak auf
je 100 g Arabinose die Zeit hierfür auf 12 — 24 Stunden
herabsetzt, und das Gleiche fand Kiliani1 bei der Dar-
stellung der Galaktosekarbonsäure. Zwecks deren Ge-
winnung versetzte er 30 g fein gepulverte Galaktose
mit 6 ccm Wasser, gab die berechnete Menge einer
ca. 50%igen Blausäure nebst einem Tropfen des gewöhn-
lichen als Reagens benutzten Ammoniaks zu und mischte
gut durch. Das Ganze erstarrt allmählich, und nach
12 Stunden saugt man, nach Zugabe des gleichen Volums
Wasser, von den Kry stallen ab, die sich als Galaktose-
kwbonsäureamid erweiseu, und an denen die Ausbeute
40—50% vom verwendeten Zucker beträgt.
Im Antimontrichlorid hat Smith8 ein Mittel zur Ver-
besserung der Ausbeute an zu kondensierenden Kohlen-
wasserstoffen gefunden. Leitet man Naphtalin durch eine
glühende Röhre, so erhält man Isodinaphtyl O10H7 . C10H7
to sehr geringer Menge ; leitet man aber Antimonchlorid
1 zugleich mit durch, so greift dieses in den Kondensations-
prozefs ein, und aufser Salzsäure bilden sich nunmehr
reichliche Mengen des gesuchten Körpers
6C10H8 + 3SbCl3 = Sb2 + 6HC1 + 3(C10H7 . C10H7).
(Zinntetrachlorid leistet bei dieser Reaktion noch bessere
■Dienste, indem es in Dichlorid übergeht, doch scheinen
**ch in seiner Gegenwart immer zugleich gechlorte
Produkte zu bilden. Benzol lieferte mit ihm in kurzer
2eit sehr reichlich Diphenyl.)
Böttinger hat die Brenztraubensäure mit Baryt-
•Jydrat8 kondensiert. Er versetzte zu dem Zwecke 5 Teile
"renztraubensäure mit 3 Teilen krystallisiertem Hydrat
1 B. 21. 916 und 22. 370. - 2 B. 9. 467.
3 Ann. 172. 241.
Lassar-Cohn, Arbeitsmethoden. 2. Aufl. 19
290 Kondensation.
nebst so viel Wasser, dafe das Gemisch bei 140° siedete,1
und erhielt als Kondensationsprodukte Brenzweinsänn
und Uvinsäure (s-Methylisophtalsäure).
Benzotrichlorid kann nach Wittenberg2 zur Ge-
winnung von Resocyanin,3 C21H1806, durch Kondensation
von Acetessigester und Resorcin dienen, doch liefert
konzentrierte Schwefelsäure weit bessere Ausbeuten.
Lorenz4 giebt an, dafs sich Piperonal und alkoholi-
sches Ammoniak bei Gegenwart von etwas BlansilOT
in anderer Weise kondensieren, als ohne dieselbe. Jß
Blausäure verläuft die Reaktion nach der Gleichung
3(C8H608) + 2NH8 = 3H.0 + C24H18N,06,
und der entstandene Körper schmilzt bei 213°. Ob»
diese entsteht ein Körper von derselben Summenfonwl
der aber bereits bei 1 72° schmilzt und sich auch sonrt
abweichend verhält (vielleicht stereochemische Verschied»-
heit). Ob Blausäure auch in sonstigen Fällen in 1*
sonderer Weise kondensierend zu wirken vermag, ist nidt
bekannt.
Das Chlorcalcium wird für sich allein kaum d»
Kondensationsmittel angewendet, dagegen öfters den
Chlorzink zugesetzt (siehe dort).
Das Chlorkohlenoxyd5 scheint technisch als Kondet-
sationsmittel Anwendung zu finden.
Eisessig kann zur Beförderung der Kondensat**
zwischen Aldehyden und Alkoholen zu Acetalen diene*
C,H40 + 2C2H6OH = CH8.CH<g;g»|6 + HsO,
wie Geuther 6 fand, der 2 Vol. Aldehyd, 6 Vol. AlkoJ
und 1 Vol. Eisessig im Einschlufsrohr 8 Tage stehen lirf
und dann 12 Stunden auf 100° erhitzte.
Das Essigsäureanhydrid ist ebenfalls selten allen
zur Verwendung gekommen; meist bedient man »d
seiner in Gegenwart von Natriumacetat (siehe dortf
Baum7 erhitzte 12 Teile Anilinchlorhydrat mit 18 Teil«
1 Ann. 208. 126. — 9 J. pr. Ch. 134. 67.
8 ,/. pr. Ch. 132. 126. — 4 B. 14. 791. — 6 D. R-P. <»*
6 Ann. 126. 65. — 7 B R.-P. 27948.
Kondensation. 291
gsäureanhydrid 12 Stunden auf 180—200°. Dabei
zieht sich die Reaktion nach der Gleichung
2C6H6NH,HC1 + (CHsCO)sO = C16H14N,HC1 + 3H20
b vorherige Bildung von Acetanilid. Ein Teil des
^setzten Essigsäureanhydrids wirkt also als Konden-
>nsmittel.
Flnorbor, welches durch Erhitzen eines Gemisches
konzentrierter Schwefelsäure mit geschmolzener, ge-
rerter Borsäure und Fluorcalcium dargestellt wird,
et sich nach Landolph x zu inneren Kondensationen,
geht Kampfer durch dasselbe in Cymol über. (Mit
ehyden, Ketonen und wohl auch Aminen verbindet
ich allerdings direkt.)
Kalmmbisulfat ist auf seine Verwendbarkeit als
idensationsmittel speziell von Wallach und Wüsten 2
üft und als sehr brauchbar befunden worden. Werden
!. 2 Teile Benzaldehyd, 5 Teile Dimethylanilin und
% 6 Teile Kaliumbisulfat 4 — 6 Stunden in einem Kolben
120 — 150° im Paraffinbad (bei Wasserbadtemperatur
rdern die Reaktionen längere Zeit) erhitzt, so hat
die Bildung der Leukobase des Malachitgrüns voll-
dig vollzogen und dieselbe kann aus der Reaktions-
äe leicht in sehr reinem Zustande erhalten werden,
obenzaldehyl reagiert ebenso leicht wie das Bitter-
delöl.
Den Monomethylester des Resorcins erhielten sie
*h lOstündiges Erhitzen von 1 Mol. Resorcin, 1 Mol.
bylalkohol nebst 1 Mol. Bisulfat auf 180°.
Böttinger3 kondensierte mit seiner Hülfe Tannin mit
tessigester und erhielt Mono- und Ditannacetessig-
r.
Auch für intramolekulare Kondensation ist das Bisulfat
geeignet. So erhielt Erlermeyer4 aus Glycerin-
e durch Destillation mit diesem Mittel (unter Um-
rung) reiche Ausbeute an Pyrotraubensäure, und
insäure lieferte ebenfalls 50 — 60% der theoretischen
1 B. 12. 1579. — 2 B. 16. 149. — 3 Ar. 1891. 440.
4 B. 14. 321.
19*
292 Kondensation.
Menge an dieser Pyrosäure; danach geht deren Bildung
bei Gegenwart von Bisulfat viel glatter von statten, ab
bei der Destillation der Säuren für sich.
Auch im grofsen hat es Verwendung gefunden.1 So
sollen 21 Teile Benzaldehyd mit 58 Teilen Naphtol und
54 Teilen Kaliumbisulfat, dessen Stelle auch Natrium- und
Ammoniumbisulfat vertreten können, einige Stunden wrf
150° erhitzt werden. Der überschüssige Benzaldebyd
wird, nachdem die Schmelze in Alkali gelöst ist, mit
Wasserdampf abgeblasen und darauf das Kondensation*
produkt durch eine Säure gefällt. Nach den dort ge-
machten Mitteilungen eignet es sich besonders für Kon-
densation zwischen Aldehyden und sekundären und
tertiären Monaminen, zwischen Aldehyden und Phenolen,
sowie zwischen Alkoholen und Phenolen.
Knoevenagel2 hat jetzt gefunden, dafe Benzaldehjd
mit Benzylcyanid wie durch Natriumalkoholat auch durA
Kaliumcyanid zu a-Phenylzimmtsäurenitril kondensiert
wird. Ebenso lassen sich die durch Kondensation ton
Mandelnitril mit Anilin und ähnlichen Aminen i&
gestellten Amidonitrile leicht, ohne in Bomben arbeiten
zu müssen, bei 50 — 60° darstellen, wenn man Cyankaüm»
als Kondensationsmittel benutzt, und zwar verfahr *
z. B. so, dafs er 1 Mol. Benzylcyanid mit 1 Mol. ManM-
nitril bei Gegenwart von Cyankalium in alkoholisch*
Lösung 12—18 Stunden auf 50—60° erwärmte, woraat
sich 50% eines Körpers ausschieden, der sich als Dioyanfr
benzyl erwies
/OH C6H6.CH.CN
C6H6.CH2.CN + C6H5C^-H =H20+ |
\CN C6H6.CH.CN
Heintz3 hat wohl zuerst genauere Versuche
Kondensation mittelst Kalilauge angestellt. Er fand, i
reines Aceton von diesem nicht beeinflufst wird, unreines
dagegen Polyaceton liefert.
Japp und Streatfield4 fanden in der Kalilauge ein
sehr viel bequemeres Mittel, als in dem von ihnen zneirf
1 D. BP. 23775. — 2 B 25. 295. — 3 Ann. 169. 117.
4 B. IG. 276.
Kondensation. 293
verwendeten Ammoniak, um zum Phenanthroxylenacet-
©asigester zu gelangen. 100 g fein gepulvertes Phenanthren-
chinon wurden mit 90 g Acetessigester zusammengebracht,
dazu 150 ccm 16%iger Kalilauge gegeben und das Ganze
sah. -wach erwärmt. Unter beträchtlicher Temperatur-
erlx<3hung und Farbumschlag tritt die Reaktion ein. Aus-
bexxte sehr gut.
Fossbk1 kam mit alkoholischer Kalilauge vom Isobu-
yxraldehyl zum Diisopropylglycol.
Sehr geringe Mengen Kalilauge scheinen, wie es
>öxreits beim Ammoniak beschrieben ist, öfters genügend,
Kondensation zu bewirken. Als Vogtherr2 mole-
.are Mengen Amidodimethylanilin und Benzil in
BtLfeoholischer Lösung zusammenbrachte, trat keine Ein-
'WT.xkung ein. Wenige Tropfen Kalilauge bewirkten aber
sofort die Abscheidung dunkelroter Krystalle in fast
quantitativer Menge. Es hatte sich der Körper C22H20N2O
gebildet, also 1 Mol. Base an das Benzil angelagert.
Mit Kalkmilch polimerisierte Low Formaldehyd
CH20 zur Formose C6H1206 (siehe Seite 312), indem er
öine 3.5 — 4%ige Lösung des Aldehyds mit etwas über-
schüssiger Kalkmich unter häufigem Umschütteln eine
halbe Stunde stehen liefs und dann filtrirte. Nach 5 bis
t ® Tagen ist die Reduktionsfähigkeit der Flüssigkeit gegen
r '«HiiiNGsche Lösung sehr intensiv geworden. Jetzt wird
^ Oxalsäure neutralisiert, das eingeengte Filtrat läfst
?®* Alkoholzusatz ameisensauren Kalk fallen, und das
^trat von diesem scheidet, zur Sirupsdicke eingedampft,
??* Zusatz von viel Alkohol und Äther den durch die
^O:*xdensation entstandenen Zucker als zähe Masse ab.
Tim vom tropasauren Tropin zum Atropin zu gelangen,
^er^xichte Ladenburg3 den Kieselsäureester als Kon-
de** Sationsmittel.
-Mazzara4 erhielt beim Umsetzen eines Gemenges
vo*x Phenol und Isobutylalkohol mit Magnesiumchlorid
1 M. Ch. 4. 664. — * B. 25. 635.
3 Ann. 217. 78.
4 B. 15. 1578.
294 Kondensation.
Isobutylphenol , C6H5 . OH + C4H9 . OH = C6H4 . C4H9.
OH -f H20.
Kupfer vermag durch Herausnahme von Schwefel
aus Verbindungen den Zusammentritt der Beste zu ver-
anlassen. Man verwendet es in fein verteiltem Zustande;
wahrscheinlich wird sich das nach Gattermann (Seite 192)
dargestellte, nachdem es im Wasserstoff- oder Leuchtgas-
ström getrocknet ist, besonders brauchbar erweisen.
Eis1 erhitzte z.B. ein inniges Gemenge von 1 TeilThio-
/£-Dinaphtylamin mit 2 Teilen unmittelbar vorher im
Gasstrom schwach geglühten Kupferpulvers in einer Retorte
unter Durchleiten von Kohlensäure. Sehr bald tut
Schwärzung des Metalls ein, und schliefslich destillierte
/^-Dinaphtylkarbazol in einer Ausbeute von etwa 501/«
über.
^ioH0 <C g ^>C10Ht + Cu = C10H6 C10H6 -j- CuS.
NH
Es scheint noch nicht untersucht zu sein, ob man
auf diesem Wege die Reste von zwei verschiedenen ge-
schwefelten Verbindungen aneinanderhängen kann.
Natrium ist für manche Kondensationen noch ge-
eigneter, als das so brauchbare Natriumäthylat (siehe
weiterhin).
Für den vorliegenden Zweck zuerst, und zwar fit
Reaktion auf halogenisierte Körper hat es WüKH!
verwendet, indem er mit seiner Hülfe vom Isobutyl-
Jodid zum Diisobutyl (CH3)2 : CH . CH2 . CH2 . CH : (GH*
kam. Kalium vermag wegen allzu heftiger Einwirkung
das Natrium nicht zu vertreten. Bedeutung erlangte diese
Synthese aber erst durch Fittig,3 welcher auf diesem
Wege verschiedene Reste aneinanderhängte und so z.B.
die Homologen des Benzols aufbaute.
C6H5 J + JCH8 + Na, = C6H6 . CH8 + 2Na J.
Im allgemeinen verfährt man derart, dafs man die
beiden Ausgangsmaterialien mit trockenem Äther, Benzol,
Toluol übergiefst und nun das l1/« fache der berechneten
1 B. 19. 2243. — 2 Ann. 96. 365. — 3 Ann. 149. 342.
Kondensation. 295
enge Natrium in sauberen dünnen Scheiben einträgt,
an arbeitet am Rückflufskühler und kühlt den Kolben
ich während des Eintragens. Wegen der Heftigkeit,
it der die Reaktion öfters beim nachherigen Anwärmen
)i sich geht, ist es besser, sie sich durch längeres
tehen in der Kälte vollziehen zu lassen. Die Ausbeuten
Teichen dann 50 — 75% der theoretisch möglichen Menge.
Würtz1 bediente sich auch des Natriumamalgams,
ad zwar speziell zur Synthese von Karbonsäureestern,
r erhitzte z. B. 90 g Brombenzol mit 60 g Chlorkohlen-
roreester und 3,5 kg l%igen Amalgams mehrere Tage
ug am Rückflufskühler im Kochsalzbade auf 1 10°. Nach
Leser Zeit gols er das Quecksilber von der festgewordenen
alzmasse ab, extrahierte diese mit Äther und erhielt aus
esem durch fraktionierte Destillation nach der Gleichung
CeH6Br + CO <^' C*H6 +Na2 = C6H6 . COO . C,H6 + NaBr + NaCl
enzoösäureester.
Kampferaldehyd2 erhält man am besten, wenn man
atrium (1 Atom) zunächst in einer Lösung von Kampfer
Mol.) in Toluol durch Erwärmen auflöst und dann
ater Abkühlung 1 Mol. Ameisensäureester zufügt,
ach längerem Stehen wird in Eiswasser gegossen und
& alkoholische Lösung, welche den Kampferaldehyd jetzt
i Form seines Natriumsalzes enthält, von dem auf-
hwimmenden Toluol getrennt. Die alkalische Lösung
ff salzartigen Verbindung wird mit Essigsäure ange-
aert und der ölig ausgeschiedene Aldehyd mit Äther
tfgenommen, aus dem er krystallisiert.
,CH, /C1I—COH
8"14
+ CHO . 0C,H5 = C8H14< | + C2H6OH.
0 X50
Wasserfreies Natriumacetat, am besten aus dem
rstallisierten Salz durch Schmelzen zu erhalten, kann
solches zu Kondensationen Verwendung finden. Grabe
l Gute3 mischten 10 Teile Phtalid, 17—20 Teile
1 Ann. Suppl 7. 125. — * D. B.-P. 49165 und 49542.
3 Ann. 233. 241.
296 Kondensation.
Phtalsäureanhydrid und 5 Teile unseres Mittels und er-
hitzten 10 Stunden auf 260—265°. Die Schmelze hinter-
liefs nach dem Auskochen mit Wasser und wenig Alkohol
krystallinisches Diphtalyl in einer Ausbeute von 55°/o-
C A<Jgv>0+ 0<gg>H4C6= C6H4<^c>0 O<^c>H4C6+H,0.
Ruhemann * schmolz Paratolylessigsäure mit k
IVafachen Menge Phtalsäureanhydrid und l/bo Gewichts-
teil Natriumacetat in einem Kölbchen zusammen. Ad
der Stärke der aus diesem entweichenden Kohlensäuw
und des Wasserdampfes konnte er den Verlauf der
Reaktion verfolgen : es hatte sich ^-Xylalphtalid gebildet,
C8H403 4- C9H10O2 = C16H1202 + CO, 4- H20. Aus««
etwa 76% der Theorie.
Gabriels2 Versuche hinsichtlich der Kondensatü»
zwischen Phtalsäureanhydrid und Acetessigester mä
Natriumacetat ergaben, dafs bei Einwirkung dieser Körpei
aufeinander sich sehr komplizierte Derivate bilden.
Auch wässerige Lösungen von Natriumacetat vermöge«
kondensierend zu wirken, wie die ausführlichen Unter
suchungen Liebens3 ergeben haben.
Seine aufserordentliche Verwendbarkeit für tf*
thetische Zwecke wurde aber erst durch die PerkinscIh
Synthese,4 die in der Einwirkung von Säureanhydrid®
auf Aldehyde in Gegenwart dieses Salzes bestellt, «H
gemein bekannt.
Nach Perkin 5 erhält man Zimmtsäure beim Erhittf
von Benzaldehyd (2 Teile), Natriumacetat (1 Teil) M
Essigsäureanhydrid (3 Teile). Nach Tiemann und Bto
feld6 werden 3 Teile Benzaldehyd, 3 Teile gepulvert
Natriumacetat und 10 Teile Essigsäureanhydrid in eint
mit Luftkühlrohr versehenen Kolben 8 Stunden
Sieden erhalten. Aus der erkalteten Masse scheidet 8
beim Digerieren mit Wasser ein schweres, allmählich
werdendes Ol aus, welches in Äther gelöst wird.
1 B. 24. 3965. — 2 B. 17. 1389. — 3 M. Ch. 1. 818.
4 Journ. of the ehem. soc. 1877. 391. — 6 Jahresber. 1877,
6 B. 10. 68. —
Kondensation. 297
Der ätherischen Lösung entzieht man durch Schütteln
mit Natriumhisulfitlösung etwaigen Benzaldehyd, mit
Natriumkarbonatlösung die Zimmtsäure. Beim Ansäuern
mit Salzsäure fällt diese alsdann aus der Lösung des
zimmtsauren Natriums aus:
C6H5CH0 + (CHS.C0)20 = C6H5CH : CH.COOH + C2H40r
Zimmtsäure
Nach Fittig * verbinden sich erst der Aldehyd und
das Natriumsalz und das Essigsäureanhydrid wirkt dann
wasserentziehend :
C6H6CH0 + CH8 . COONa = C6H6CHOH . CH, . COONa =
C6H6CH : CH . COONa + H20.
Kumarin 2 (Kumarsäureanhydrid) erhält man durch
Kochen von Salicylaldehyd mit Essigsäureanhydrid und
Natriumacetat, und so kann man durch Abänderung des
Aldehyds zu den verschiedensten Säuren mit doppelt
gebundenen Kohlenstoffatomen gelangen. Auch können
an Stelle des Anhydrids und des Salzes Homologe, wie
Propionsäureanhydrid u. s. w., treten.
Die Ausbeuten der PERKiNschen Synthese pflegen
zwischen 40 und 50% zu betragen, sinken aber be-
deutend, wenn die Ausgangsmaterialien an und für sich
zu Nebenreaktionen neigen.
Im Einschlufsrohr mufs man arbeiten, wenn der
Aldehyd sehr flüchtig ist, also z. B. Acetaldehyd 3 zur
Verwendung gelangt.
Erwähnt mag die Beobachtung Plöchls und Wol-
SRüms werden, die äquivalente Mengen Hippursäure und
Salicylaldehyd4 mit der dreifachen Menge Essigsäure-
aahydrid unter Zusatz von dem halben Gewicht des
Salicylaldehyds an Natriumacetat im Wasserbade erhitzten.
•tf. *k findet nur Kondensation zwischen Aldehyd und
&£•' j/*PPnrsäure statt, ohne dafs eine Spur von Zimmtsäure,
tezw. Kumarin entsteht, deren Bildung unter den ge-
hobenen Bedingungen eigentlich erwartet werden kann;
l\C l B. 14. 1826. -jÄ8. 1599.
8 B. 23. 1029. — 4 B. 18. 1183.
i
298 Kondensation.
diese einfache Addition mufs danach in diesem Falle
ungleich leichter erfolgen, als die PERKiNsche Reaktion.
Edeleano und Budistheano1 haben die PERKiNsche
Synthese mit der alten Beobachtung von Bertagnini,* nach
der Acetylchlorid und Benzaldehyd Zimmtsäure liefern,
C6H6 . CHO + CH8 . COC1 = C6H6 . CH : CH . COOH + HCl
kombiniert und gefunden, dafs man zur Zimmtsäure
kommt, wenn man 1 Mol. Benzaldehyd, 1 Mol. Aoetyl-
chlorid und 3 Mol. Natriumacetat unter Rückfluß 24
Stunden kocht. Die Ausbeute soll fast quantitativ sein.
Falls dies richtig, veranlafst vielleicht das infolge der
Einwirkung der beiden letzten Reagentien aufeinander
sozusagen in statu nascendi vorhandene Essigsäureanhydrid
das besonders günstige Ergebnis.
Von Claisen3 rührt die Verwendung des Natrium- -
äthylats als Kondensationsmittel her, mit welchem geraden
überraschende Erfolge erzielt werden können.
Es ist zweckmäfsig4 möglichst frisch bereitetes Natrium-
äthylat anzuwenden, welches gleich nach der Darstellung
in einem heifsen Eisenmörser zerstampft und rasch durch
ein feines Sieb geschlagen wird. Das Natriumäthylit
läfst sich au&er in zugeschmolzenen Glaskolben schlecht
aufbewahren, es scheint nicht nur Feuchtigkeit, sonden
auch Sauerstoff zu absorbieren. Wie HkmmelmäYE5
gezeigt hat, bildet sich dabei essigsaures Natrium.
Zur Darstellung des alkohol-
freien (bei 200° im Wasserstoffistrom
Ä "^c:::^::^^ getrockneten) Produktes sind, falb
es sich um gröfsere Mengen handelt,
Glasge fasse wenig geeignet, da sie
häufig springen und auch kein
gleichmäfsiges Erhitzen der nach
dem Abdestillieren des Alkohols
hinterbleibenden porösen und die
Wärme schlecht leitenden Mas»
gestatten. Claisen bediente sich
Fig. 40. ^t Vorteil eines Kupfercyliudew
1 B. Pur. 3. 3. 191. — 2 Ann. 100. 126. — 8 Ä 20. 655.
4 B. 22. 1010. — 6 M. Ch. 12. 115.
Kondensation. 299
m der hier skizzierten Form, welcher einige Liter fafst,
ein entsprechend geformtes Ölbad eingesenkt und darin
Litzt wird. Derselbe kann durch Asbestzwischenlage
ld Schrauben mit einem Deckel B verbunden werden,
i welchem einerseits ein Rohr zum Eingiefsen der
atriumäthylatlösung und nachherigen Überleiten des
Wasserstoffes, andererseits ein Abzugsrohr für den ab-
aetillierenden Alkohol angelötet ist. Das Auflösen des
atriums geschieht in einem zweiten Apparate, einem
it Rückflufskühler versehenen Kolben, in welchen auch
» aus dem Kupferapparate abdestillierende Alkohol
amer wieder zurückgegossen und zur Auflösung neuen
atriums verwandt wird. Diese letztere Lösung wird
ieder in den Kupferapparat gegeben u. s. w., bis er
inz mit trockenem Natriumäthylat gefüllt ist. Auf
Lesern Wege kann man unter Anwendung von verhältnis-
ifiMg wenig Alkohol in wenigen Tagen mehrere Kilo
ae alkoholfreien Produktes gewinnen.
Kleine Mengen davon wird man jetzt vielleicht besser
ach dem neuerdings von Brühl und Biltz x angegebenen
erfahren bereiten. Man löst nach ihnen den Alkohol
Äethyl- oder Äthylalkohol) in Toluol oder Xylol, fügt all-
mählich die theoretische Menge Natrium zu und erhitzt
Ol Rückflufskühler, der mit einem Natronkalkrohr ver-
gossen ist, im Ölbade. Da die Alkoholate in den
fonzol kohlen Wasserstoffen unlöslich sind, findet eine erst
eim Schütteln abfallende Umhüllung der Metallkugeln
lit ihnen und infolgedessen eine nur langsame Auf-
ehrung dieser statt, so daJs das Erhitzen lange fortgesetzt
werden muis. Schliefslich erhält man aber die alkohol-
reien Natriumverbindungen als schneeweifse gelatinöse
lassen, die im ursprünglichen Verdünnungsmittel suspen-
ierfc sind.
Claisen kondensierte mit dem Mittel Säureester mit
letonen z. B. und erhielt nach der Gleichung2
H5.COOC,H6+CH8. CO . C6H5=C6H6C0 . CH,.CO . C6H6+C,H60H
8 Benzoeester und Acetophenon Dibenzoylmethan. Zu
1 B. 24. 649. — 2 B. 20. 655.
«JtiX T V^ * V* V/ JUl %* IA, i-I. g^ tah VAXVi^it-UVJJlVi-li AAWW 1/AAVJJlVAAlJ I %W^/WV**v
Auf diesem Wege gelang es ihm auch, Nitrosoke
aus Gemischen von Ketonen mit Salpetrigsäureei
darzustellen. Alkoholfreies Natriumäthylat ißt in di
Falle nicht einmal erforderlich. Löst man NatriuD
20 fachen Gewicht Alkohol, fügt hierzu unter guter
kühlung Acetophenon und darauf Amylnitrit, und
diese Mischung in gut verschlossenen Gefäfsen bei :
niedriger Temperatur stehen, so ist sie nach 12 — 24Stu
zu einem Brei des rotbraunen Natriumsalzes des Nil
acetophenons erstarrt;
C6H6 . CO . CHs + C2HBONa + C5HuO . NO =
06H6 . CO . CH : N . ONa + CaHBOH + C6HnOH.
aus dem durch Säurezugabe das freie Keton abgesch
wird.
Benzoylaceton,1 C6H5 . CO . CH2 . CO . CH8, also
falls ein Doppelketon, erhält man in der Weise, dais
alkoholfreies Natriumäthylat (1 Mol.) mit überschüs
Essigester (etwa 2 Mol.) übergiefst, und der mil
gekühlten Mischung das Acetophenon (1 Mol.) zi
Die Mischung verflüssigt sich zuerst und erstarrt dai
einem Brei von Benzoylacetonnatrium. Die Ausbei]
Benzoylaceton beträgt 80 — 90% vom Gewicht de
gewandten Acetophenons. In gleicher Weise erhall
^i«%4"S\-m 1/ AnnrAvi/iiiv\Ai rl rtn Av\rnwnAAr\Av\nA%t A waaia%\aiw»¥ia
Kondensation. 301
*• nach 12 Stunden eine reichliche Menge des Natrium -
£«8 des Benzoylbrenztraubensäureesters abgesetzt:
C6H6 . CO . CHS + C,H50 . CO . CO . OC2Hß =
C6H6 . CO . CH2 . CO . CO . OC,H6 + C,H60H.
Ausbeute 78% der Theorie.
Zu der auf anderem Wege nicht darstellbaren Ver-
idung des Benzoylaldehyds C6H5 . CO . CH2 . COH kam
als er Natrium (1 Atom) in der 20 fachen Menge
kohol löste, und unter Eiskühlung Acetnphenon (1 Mol.)
d Ameisensäureester (1 Mol.) zugab. Nach 2 — 3 Tagen
leidet sich das Natriumsalz des Benzoylaldehyds ab.
isbeute sehr gut.
Die vorzüglichen Ergebnisse des Verfahrens haben
oh zur Verwendung der B,eaktion im grofsen geführt,1
d dient die Methode dort zur Darstellung von Keton-
lreestern und Ketoketonen durch Einwirkung zweier
tireester aufeinander oder von Säureestera auf Ketone
Gegenwart von Natriumalkylaten.
V. Meyer2 vermengte reines Benzylcyanid mit Bitter-
indelöl und Natriumäthylat. Die Mischung erhitzte
>h und erstarrte nach kurzer Zeit zu einem Krystallbrei
n Benzalbenzylcyanid (a-Phenylzimmetsäurenitril) nach
r Gleichung
^6^5 C6Hß C6H5 C6H5
+ | =H80+| |
CHO H2C.CN CH:C.CN
Die kondensierende Wirkung selbst stark verdünnter
atronlauge ist zuerst von Schmidt3 beobachtet, von
jaisen 4 genau untersucht worden. Sie erfolgt glatt unter
asseraustritt; so liefern Furfurol, Aceton und ver-
nnte Natronlauge Monofurfurylidenaceton
C4H3.CH0 + H8C.CO.CH8 = C4HS.CH : CH.CO.CH8 + H20.
Nach Geigy und Königs5 kann man theoretische
tsbeuten erzielen, wenn man die Stärke der Lauge
:send wählt. Auch kann es angebracht sein, das
aktionsgemisch zum Sieden zu erhitzen.
1 Z>. B.-P. 40747. — * Ann. 250. 124. — 3 B. 14. 1459.
4 14. 2468. — 6 B. 18. 2406.
302 Kondensation.
Als Fischer1 durch Oxydation von Glycerin oi
Brom und Soda eine Flüssigkeit erhalten hatte, wekto
Grlycerinaldehyii und wohl auch das isomere Dioxy
aceton (Glycerinketon) enthält, synthetisierte2 er dieses
einem Zucker, indem er sie in einer Flüssigkeit, dem
Gehalt an freiem Alkali auf 1% gebracht wurde, bri (
4 bis 5 Tage stehen liefs.
CH2.OH.CH.OH.CHO + CH,.OH.CO.CH,.OH =
Glycerinaldehyd Glycerinketon
CH2.OH.CH.OH.CH.OH.CH.OH.CO.CHaOH
ct-Akrose
Einhnorn und Diehl8 ließen zu einer Mischung v
10 Teilen Zimmetaldehyd mit 6 Teilen Aceton tropfenwe:
10°/0igö Natronlauge fliefsen. Die alkalische Beakti
verschwindet hierbei anfangs regelmäfsig unter Erwärmi
Da es vorteilhaft ist die Einwirkung etwas zu milde
taucht man das Gefefs in kaltes Wasser und fährt da
mit dem Zusatz der Natronlauge fort, bis die alkalise
Reaktion dauernd bestehen bleibt. 12 Stunden spÄ
giefst man das Reaktionsgemisch in Wasser, wonach (
Masse in kurzer Zeit krystallinisch erstarrt. Das Prodn
setzt sich aus zwei Körpern zusammen, deren Trenntf
durch mehrmalige Krystallisation aus absolutem Alkol
gelingt. Es bilden sich
Cinnamenylvinylmethylketon :
C6H6.CH : CH.CH: CH.CO.CH,
und Dicinnamenylvinylketon:
C6H6.CH: CH.CH: CH.CO.CH : CH.CH : CH.C6H6.
Einhorn und Gehrenbeck4 lösten 5 g jj-Nitrobei
aldehyd in der Siedehitze in 80 g absolutem Alkoh
gaben 15 ccm Wasser zu und kühlten ab, bis sich i
Flüssigkeit trübte. Nach nunmehriger Zugabe von 1(
Aceton lielsen sie 2%ige Natronlauge so lange zutropf
bis die alkalische Reaktion 5 Minuten bestehen Mi
Auf die Art kamen sie zu den den vorhergehenden •
sprechenden Produkten.
Feiedländer5 fand, dafs seine Methode der Chine
1 B. 20. 3386. — 2 JB. 23. E. 13. — 8 B. 18. 2320. —
4 Ann. 253. 353. — 5 B. 15. 2574.
Kondensation. 303
«*inntmg, die darauf beruht, dafs er eine wässerige ver-
xuite Lösung von Orthoamidobenzaldehyd mit wenig
Betaldehyd und ein paar Tropfen Natronlauge versetzt
id hernach das gebildete Chinolin durch Übersättigen
it Alkali frei macht, von fast allgemeiner Anwendbarkeit
;,* um zu im Pyridinkern substituierten Chinolinderi-
ten zu kommen:
CH CH CH
ch/\coh CIL.B ch/X/Vj.b
CH
+ 1 =|! + 2H,0.
^/CNH2 CO.A CH^^yC.A
CH beliebig substitu- CH N
Amidobenzaldehyd ierterAcetaldehyd Chinolinderivat
Als solchen substituierten Aldehyd kann man z. B.
q Acetessigester auffassen, wenn man ihn
CHj . C02C2a5
I
CO.CH8
breibt, uud versetzt man in der That eine wässerige
teung von Orthoamidobenzaldehyd mit einer alkalischen
Ssung von Acetessigester, so scheiden sich schon nach
trzer Zeit Krystalle von a-Methylchinolin-ytf-karbonsäure-
hylester aus.
V. Meyer2 kondensierte Benzylcyanid mit Jodmethyl,
Lchdem Natriumäthylat schlechte Aubeuten gegeben
itte, durch Anwendung von festem Ätznatron. Äqui-
ilente Mengen von Benzylcyanid und festem Ätznatron,
elches unmittelbar vorher geschmolzen und in einem
rilsem Mörser mit heifsem Pistill gepulvert war, wurden
it Jodmethyl versetzt und gelinde erwärmt, unter
ufsieden tritt Reaktion ein, welche durch kurze Er-
Innung auf dem Wasserbade vollendet wird. Im
»aktionsgemisch findet sich neben unverändertem Benzyl-
inid das homologe Methylbenzylcyanid.
Oxalsäure im entwässerten Zustande haben für
n den sationsz wecke zuerst Girabd und de Laire3 ver-
ldet, indem sie mit ihrer Hülfe zum Diphenylamin-
i aus Diphenylamin kamen. Bei dieser Reaktion
1 B. 16. 1833. — * JB. 17. 1078. — 3 J. B. 1867. 963.
304 Kondensation.
speziell tritt allerdings zugleich Zerfall der Säure ei
Die trockene Oxalsäure diente auch Anschütz1 z
Gewinnung von Tetramethyldiamidotriphenylmetha
indem er eine Lösung von 5 g Benzaldehyd in 11.5
Dimethylanilin , der 7.5 g entwässerte gepulverte Oa
säure zugesetzt wurden, 2 Stunden auf 110° unfa
beständigem Rühren erhitzte. Die Ausbeute ist &
quantitativ.
2C8H6.N<cH; + OHC.C6H6= '^XX^ N<|W
Dimethylanilin Benzaldehyd Tetramethyldiamidotriphenylmetktt
Fischer2 hat dann mitgeteilt, dafe es eine d«
Technikern seit Entdeckung des Malachitgrüns, dem Osf
dationsprodukt des Tetramethyldiamidotriphenilmeita
bekannte Thatsache ist, dafs so elegant die Kondensat»
des Benzaldehyds und Dimethylanilins mittelst ChloBÜ
(siehe weiterhin) verläuft, der Prozefs mit DiäthylaniBi
bei Anwendung dieses Mittels bei weitem nicht so gW
ist; ja, es ist sogar schwierig, das TetraäthylihamMfr
triphenylmethan, wenn bei seiner Gewinnung ChlorzinkÄ
Verwendung kommt, überhaupt krystallisiert zu erhalt»
Zur Herstellung der Malachitgrün leukobase hatte dm>
ebenfalls seit langem andere Kondensationsmittel ftf
wendet, und die von Anschütz zuerst im Laboratoriö
benutzte Oxalsäure war für diesen Zweck schon seit Jahi*
im Grofsbetrieb (der ja vieles geheim hält) eingeführt
Substitutionen im Benzolkern sind der Kondensat«
mit diesem Agens nicht hinderlich. So liefert meto
stündiges Erwärmen eines Gemenges von 1 Teil ö-Nita
benzaldehyd mit 3 — 4 Teilen Diäthylanilin nebst V/t Teil«
Oxalsäure auf dem Wasserbade reichliche Ausbeute «
o-Nitrophenyltetraäthylparaamidodiphenylmethan.
7 g Resorcin3, 5 g Phtalsäureanhydrid und 3.5 g 0»
säure gaben nach lOstündigem Erhitzen 2.3 g Pluoresceil
1 B. 17. 1078. — « B. 17. 1893. — 3 B. 17. 1079.
Kondensation. 305
Kaeswurm l kondensierte auf dieselbe Art Parachlor-
izaldehyd mit Diäthylanilin, und ebenso Paranitro-
lzaldehyd. Bei letzterem verlief die Reaktion besonders
itt und wird fast die theoretische Ausbeute an dem
erwartenden Tetraäthyldiamidodiphenylparanitrophenyl-
»fhan erhalten:
»H<<OT& + 2C9H6N(C,H6), = C J^^CAgrOÄJ, + H 0
Nencki2 erhält die Leukobase des Malachitgrüns so,
fe er 40 g Benzaldehyd und 100 g Dimethylanilin mit
> g 93%igem Alkohol in einem Kolben von 2 1 Inhalt,
r mit einem Rückflufskühler verbunden ist, erwärmt,
urch eine zweite Durchbohrung des Stopfens führt ein
Aeidetrichter, aus dem langsam 65 g Phosphoroxy-
ilorid zu der erwärmten Lösung fliefsen. Nachdem
88en Zugabe beendigt ist, erwärmt man noch eine halbe
unde, dann wird die so erhaltene Flüssigkeit in warmem
'asser gelöst und filtriert. Nach Zusatz der nötigen
enge Alkali fällt das Leukomalachitgrün als bald kry-
iUinisch werdendes Ol in fast theoretischer Menge aus.
Im grofsen verfährt man folgendermafsen :3 Eine
ischung von 20 Teilen Benzanilid z. B. und 40 Teilen
imethylanilin wird mit 20 Teilen Phosphoroxychlorid
»reetzt und unter stetem Umrühren langsam auf Wasserbad-
mperatur erwärmt. Sobald sich dabei durch rascheres
»igen des Thermometers Selbsterwärmung zu erkennen
ebt, wird die Wärmezufuhr unterbrochen, eventuell
kühlt, überhaupt der Gang so geleitet, dafs das Thermo-
3ter während der Reaktion nicht über 120° steigt.
Beginnt die Selbsterwärmung nachzulassen, so erhitzt
n wiederum 1 bis 2 Stunden auf dem Wasserbade.
b Masse hat nach dieser Zeit Sirupkonsistenz und
hält das Kondensationsprodukt.
Nach Friedländer4 ist der Verlauf der Reaktion
, dals sich durch die Kondensation des intermediär
1 JB. 19. 744. — * M. Ch. 9. 1148.
3 2>. B.P. 41751, siehe auch D. R.P. 27789.
* Farbenfdbrikation 47.
»aasar-Cohn, Arbeitsmethoden, 2. Aufl. 20
I
306 Kondensation.
entstehenden Benzanilidchlorids und der tertiären B»
Imidoderivate monosubstitnierter Benzophenone \Mm\
Auch für innere Kondensationen ist es verwendbar.1
Die stark wasserentziehende Kraft des Phosphoninn-
anhydrids läfst in diesem mit Recht ein brauchbar
Kondensationsmittel vermuten. Versetzt man nachKottt
kits und Merz 2 eine Mischung von Benzoesäure nol
Benzol mit Phosphorsäureanhydrid, so erhält man, w
erwartet, Diphenylketon:
C6H6 + C6H5C00H = C6H6 . CO . C6H6 + H,0,
und ebenso verhalten sich die Sulfosäuren. Erhitzt m
z. B. nach Michael und Adair8 p-Toluolsulfosäure nä
Benzol und Phosphorsäureanhydrid im Einschlufirob
auf 150 — 170°, so kommt man in allerdings nicht seh
befriedigender Ausbeute nach der Gleichung
C6H4 . CH8 . SO,OH + C6H6 = C6H4 . CH8 . SO, . C6H5 + Hf0
zum Phenyltolylsulfon.
Übergiefst man nach Hemiltan4 P205 mit einer Lö80|
von Benzhydrol in reinem Benzol und erhitzt to
Gemisch 4 Stunden im Einschluisrohr (Kochen am Bfli
flufskühler liefert schlechte Ausbeute), wäscht aus da
Reaktionsgemisch die Phosphorsäure aus und destilKfl
so erhält man ca. 50% vom angewandten Benzhydn
an Triphenylmethan:
£«58>CH. OH + C6H6=cX^CH + HtO.
CAH
6XX6
CftHR/
'e^B
Als er an Stelle des Benzhydrols Pluorenalkoho
nahm, kam er zum Diphenylenphenylmethan:
JJScHOH + C6H6=^4\cH . C6H6 + H,0.
Die Phosphorsäure ist auch für intramolekulare Was
entziehung verwendbar. So führt sie ja die Amide
Nitrile über
R.CO.NH, = R.CN + H,0,
1 JB. 20. 2863. — 2 JB. 6. 537. — 8 JB. 11. 116.
4 JB. 7. 1204 — 6 JB. 11. 202.
Kondensation. 307
orr1 erhielt mit ihr aus dem Diacetbernstein-
p den Karbopyrotritarsäureester, in welchem eine
ge Bindung der Atome statthat, da die Unter-
gezeigt hat, dafs die Säure Dimethylfurfuran-
jäure ist. Die Phosphorsäure war als konzentrierte
5ur Verwendung gekommen.
Prankland und Düppa 2 wurde bereits gefunden,
Phosphortrichlorid sich für intramolekulare
ltziehung eignet. Semljanitzin und Saytzeff8
2 Mol. PC13 in eine Retorte, gaben all-
3 Mol. ytf-Oxyisobutylameisensäureäthylester zu
ärmten auf dem Wasserbade bis zum Auf-
3r Salzsäureentwickelung. Nach Zugabe von
3hwamm der entstandene Dimethylakrylsäureester
Schicht oben auf:
: COH . Cflj . COOH = (CH8)2 : C : CH . COOH + H80.
in der Technik4 wird es verwendet. So werden
) fein gepulvertes und trockenes Tetramethyl-
enzophenon in 20 Teilen Dimethylanilin heife
ad in die kalt gerührte Mischung 6 Teile
chlorür eingetragen. Sofort tritt Reaktion ein.
lung wird blau und dünnflüssig. Nach kurzer Zeit
>ine schnell fortschreitende Krystallisation in der
ad unter lebhafter Wärmeentwickelung, die durch
Qg zu mäisigen ist, erstarrt das Ganze. Wird
>hrstündigem Stehen das Produkt in heifsem
gelöst, mit Natronlauge schwach übersättigt und
schüssige Dimethylanilin im Wasserdampfstrom
ert, so findet sich die Farbbase nunmehr im
de.
alzsäure, das für Esterbildung am meisten ver-
Kondensations mittel, ist als wasserentziehendes
ir sonstige Zwecke wohl zuerst von Chiozza
> 1856 erfolgreich gebraucht worden. Er leitete
itischung von Aldehyd und Benzaldehyd Chlor-
ffsäure bis zur Sättigung, beobachtete die Trübung
.7. 2863. — 2 Ann. 136. 16. — 8 Ann. 197. 73. —
B. P. 27 789.
20*
308 Kondensation.
der Flüssigkeit durch Abscheidung von Wassertröpfcba
und konnte den gebildeten Zimmtaldehyd gewinnen:
C6HB.CHO + CH8.CH0 = C6H6.CH : CH.CHO +H,0,
eine Kondensationsmethode, welche noch heute vielfach
in dieser Form verwendet wird.
Will man die Menge des abgeschiedenen Wassea
bestimmen, welches schliefslich nach längerem Stehen
sich auf den Flüssigkeiten abzusetzen pflegt, so füllt m
das betreffende Gemisch in eine Bürette.
Claisen1 kam zum Acetäthylidenessigester
CH8.CHO +CH8.CO.CHa.COO.C,H5 = £**» ^ >C . COO . Cft+W
als er in ein mit einer Kältemischung gekühltes Gemenp
von 1 Teil Aldehyd und 3 Teilen Acetessigester sab-
saures Gas bis zur Sättigung einleitete. Die Gewichts-
zunähme betrug schliefslich 43%. Nach 24 Stunden gofc
er die Flüssigkeit auf Eiswasser. Das abgeschieden!
Ol wurde noch einige Male mit Wasser dann mit Sodfr
lösung gewaschen und schliefslich durch Chlorcalotai
entwässert. Bei der Destillation entweicht erst viel durch
Addition festgehaltene Salzsäure; hernach erhält fflö
70—80% des bei 210° siedenden Kondensationsprodukt»
Auch die BEYERsche2 Synthese alkylierter Chinoliw
beruht auf der Kondensation primärer aromatischer Amin*
mit ungesättigten Ketonen oder mit Gemischen vos
Ketonen und Aldehyden . mittelst Salzsäure. Das <rf
Dimethylchinolin, 3 speziell
CH C.CH,
HC/S9/N1CH
HC\/r\/C-CH3'
CH N
erhielt er nach folgendem Verfahren: In das der Gleichi»!
CH8.CHO + CH8.CO.CH3 = CH8.CH:CH.CO.CH8+Hj0
entsprechende Gemisch von Paraldehyd und Aeetxw
(von letzterem wird ein kleiner ÜberschuJs angewan»
leitete er trockenes Salzsäuregas unter Abkühlen bis &
1 Ann. 218. 172. — * JB. 20. 1767. — • J. pr. Ch. 141. tf
Kondensation. 309
ägung ein und liefe das Gemisch einen oder zwei
;e stehen. Alsdann gofs er es allmählich zu einer
rang von Anilin in dem doppelten Gewicht kon-
tierter Salzsäure. Das Gewicht des Anilins wählt man
dafs im Verhältnis zur Gleichung (siehe weiterhin)
mausiger Überschufs des Aldehyd-Acetongemisches
banden ist. Alsdann erwärmt man das Gemenge
hrere Stunden auf dem Wasserbade. Gewöhnlich
ndte Beyer 120 g Paraldehyd auf 200 g Aceton,
) g Anilin und 400 g konzentrierte Salzsäure an. Die
isbeute an Base ist eine gute. Man erhält sie wohl
jh der Gleichung
g . CHO + CH8 . CO . CH8 + CaH6NH2 = CnHuN + 2H,0 + 2H.
Zu ihrer Abscheidung destilliert man erst im Dampf-
om zur Entfernung fremder flüchtiger Produkte,
erauf werden nach Zugabe von Natronlauge bis zur
malischen Reaktion in gleicher Weise die basischen
odukte übergetrieben. Die Basen löst man in Alkohol,
d nach Zugabe von alkoholischer Pikrinsäurelösung
lt nunmehr pikrinsaures Dimethylchinolin aus, welches
t Alkohol gewaschen wird. Indem man es durch Natron-
ige zerlegt und wiederum die freie Base mit Wasser-
mpf übertreibt, erhält man letztere in reinem Zustande.
Doebner und Miller1 fanden, dafs, wenn man ein
»misch von l1/* Teilen Paraldehyd, 1 Teil Anilin und
Teilen roher Salzsäure auf dem Wasserbade erwärmt,
m in entsprechender Weise zu Chinolinderivaten kommt,
d die Chinaldinbildung schon nach einigen Stunden
Qendet ist:
CH CH
C6H7N + 2CA0 = S^T^O'.CT, + 2H*° +H*-
Anilin Aldehyd \/C\r
CH N
Ghinaldin
Der nach der Gleichung in statu nascendi vorhandene
asserstoff wirkt sofort hydrierend auf einen Teil des
ünaldins.
1 B. 16 2465
310 Kondensation.
Auch eine der Darstellungen des Schlafmittels Sulfonal
beruht auf der Kondensation von Aceton und Merkaptu
mittelst Salzsäure zu Mercaptol, das bei der Oxydation
Sulfonal liefert.
Hat man feste Körper mit Salzsäure zu kondensieren,
so löst man sie etwa in Alkohol, falls er ohne Wirbmj
bei der Reaktion, oder besser in Eisessig. Eis ist nifib
immer nötig, salzsaures Gas einzuleiten, häufig genig
auch schon der Zusatz weniger Tropfen wässeriger Stow
Claisen * löste z. B. 7 Teile ^-Naphtol und 3 Teil
Paraldehyd in 15 Teilen Eisessig, fügte ein Teil rauchen
der Salzsäure zu und erwärmte auf dem Wasserbai
Nach wenigen Minuten scheidet sich ein Ol ab, welche
bald zu Krystallen von Äthylidenglykol-/8-dinaphtyläthfl
erstarrt:
2C10H7 . OH + CH8 . CHO = £10g 7q> HC . CHS + H,0.
Caro 2 fand, dafs die Hexaoxydiphenylmethandicarboi
säure auffallend leicht erhalten wird, wenn man 2 Mo.
Gallussäure (Trioxybenzoesäure) und 1 Mol. Formaldehy
mit der 15 fachen Menge verdünnter Salzsäure (l:f
auf dem Wasserbade kocht, bis sie sich als weiises Pu1t€
abgeschieden hat.
2C6H2(OH)8COOH + CH20 = H20 + CH1<g«g;<gg|; JJJJ
Auch in der Pyrrolreihe vollziehen sich diese Kw
densationen. So teilt Babyer 3 mit, dafs, wenn man eine
Teil Pyrrol in 10 Teilen reinem Aceton löst und eine
Tropfen Salzsäure zufügt, die Flüssigkeit sich färbt nn
nach einigen Minuten ins Sieden kommt. Kühlt ml
jetzt rasch ab, so scheiden sich bald nach der Gleiche
2C3H60 + 2C4H6N = C14HieN, + 2H20 + H,
Krystalle des Körpers C14H16N2 ab.
Nach Dianin4 kondensieren sich die Ketone <
JFettreihe in Gegenwart von rauchender Salzsäure lei
mit Phenol unter Bildung von zweiatomigen Phenol
1 Ann. 237. 271. — - B. 25. 946. — 8 JB. 19. 2184.
4 B. 25 R. 334.
Kondensation . 311
linstigste Temperatur für diese Reaktion liegt zwischen
50°. Je gröfser die Menge der zugesetzten Salz-
, und je geringer das Molekulargewicht des an-
adten Ketons ist, desto rascher verläuft die Konden-
i, doch darf der Säurezusatz ein gewisses Maximum
übersteigen. Als geeignetster Weg zur Darstellung
Dimethylparadiphenolmethans erwies es sich ein
isch von 220 g Aceton, 1600 g Phenol und 1800ccm
sig mit 600 ccm rauchender Salzsäure (spez. Gew.
zu versetzen und das Ganze verschlossen bei 40 — 50°
n zu lassen. Nach 24 Stunden kühlt man ab,
lelt die sich ausscheidenden Krystalle, läfst das Piltrat
»•um bei 40 — 50° stehen u. s. f.
Irhitzt man das Gemenge 2 Tage im Einschlufsrohr
10 — 90°, so ist schon in dieser Zeit die Umsetzung
f beendet.
c?;> co + 2c«h-oh = ch:>c <cÄ:oh + H»°-
>ei folgendem Verfahren1 gelangt Alkohol zur Ver-
mag: 5 Teile Tetramethyldiamidobenzhydrol werden
5 Teilen Salzsäure von 1,18 spez. Gew. und 20
n Alkohol gelöst. Dann wird die Lösung unter
tz von 5 Teilen Dibenzanilin einige Stunden auf
Wasserbade bis zum Verschwinden der Hydrolbase
st, mit Wasser verdünnt, nitriert und aus dem
it die Leukobase durch Natronlauge abgeschieden.
Luch für innere Kondensationen ist die Salzsäure
geeignet. Leitet man nach Engler und Berthold 2
ene Salzsäure in Acetophenon, so wird sie stark
biert. Nach mehrtägigem Stehen in lauwarmer
>eratur scheiden sich reichlich Krystalle von Triphenyl-
)1 aus. Erneutes Einleiten von Salzsäure in die
»rlauge führt wiederum zu ihrer Ausscheidung, auf
lern Wege man ca. 60 % des Ausgangsmaterials ins
ensationsprodukt umwandeln kann.
3(C6H5 . CO . CH8) = C24H18 + 3H80.
B. K.P. 27032. — 8 B. 7. 1123.
312 Kondensation.
Würtz1 erhielt bekanntlich — zu der Arbeit
theoretische Spekulationen Baeyers 2 „ Über die JBedeutoiij
der Wasserenteichuwj für das Pflanzerileben" veranlagt-
durch Einwirkung von Salzsäure auf Acetaldehyd Aldol;
Formaldehyd 3 CHgO kondensiert sich, wie er fand, iber
nicht auf diesem Wege. Dessen Kondensation auf sechs-
fache zu C6H1206 zur Pormose,4 welche theoretisch so
sehr interessant ist, weil diese doch als Kohlehydrat in
die Zuckergruppe fällt, gelangt erst Low 5 vermittele
Kalkmilch. (Siehe Seite 293.) 6
Auch Schwefel ist im stände, unter Fortnahme vor
Wasserstoff Kondensationen zu bewirken. So erhieltZiEOLER,
als er 20 g Diphenylmethan mit 8 g Schwefel im ÖlW
auf 240 — 250° erwärmte, Tetraphenyläthylen.
2 • c:h;>ch. + 2s = c:?:> c ; c<c:h; + 2H«s-
Ob man die Reste verschiedener Körper auf diesem Weg
aneinanderhängen kann, ist wohl eine noch offene Frage
Die wasserentziehende Kraft der Schwefelsäure 1&
sie als sehr verwendbares Kondensationsmittel erscheinen
und wird sie auch häufig als solches gebraucht.
Baeyer8 brachte ein Gemisch von 2 Mol. Ben«
und 1 Mol. Chloral mit dem gleichen Volum konzentrierte
Schwefelsäure zusammen. Allmählich erwärmt sich di
Masse beim Umschütteln, weshalb man kühlt. Darauf gieß
man die oben schwimmende, blau gefärbte Schicht ab nn
schüttelt von neuem mit dem gleichen Volumen Schwefe
säure, bis alles zu einem Krystallbrei wird, welchen ma
mit Wasser wäscht und durch Umkrystallisieren reinig
Ausbeute an Trichlordiphenyläthan quantitativ.
CC1, . CHO + 2C6H6 = 06H6 . CH<C(; ^» + H,0.
Versetzt man eine Mischung von 1 Mol. Bett
aldehyd mit 2 Mol. Thymol und 10 ccm Schwefe
1 ,7. B. 1872. 449. — * B. 3. 68. — 8 B. Für. 31. 434.
4 B. 23. 2126. — 5J. pr. CA. 141. 327.
0 Ausführlicheres über die Zuckersynthesen findet sich & *
in des Verfassers „Moderne Chemie", 12 Vorträge, vor Ärzten g<
halten. Hamburg. Leopold Voss. 1891. Seite 96—107.
7 B. 21. 780. — 8 B. 5. 1098.
Kondensation. 313
e (aus 4 Volumen Säure und 1 Volumen Wasser be-
>t), indem man die ersten 5 ccm tropfenweise und
i einigem Erkalten die anderen 5 ccm unter Um-
Ltteln zufügt, so erstarrt das Ganze zu Krystallen von
lymolphenylmethan :
C6H5.C0H + 2C10HuO = C6H5.CH(C10H180), + H80.
ibeute 68 statt 73 g.
Böttinger1 kam zur a-Diphenylpropionsäure, als er
Las zehnfache Volumen auf — 10° abgekühlter konzen-
•ter Schwefelsäure Brenztraubensäure vorsichtig ein-
feite, so dafs die Temperatur nicht über 0° stieg,
a Benzol zugab und umschüttelte. Das Benzol gefriert
5h die kalte Säure. Nimmt man hierauf das Gefäfs
der Kältemischung, so ist die Reaktion unter Um-
Ltteln bald beendigt, bevor die Temperatur der Flüssig-
noch -f" 10° erreicht. Oberhalb dieser tritt tiefer
fende Zersetzung ein.
Jäger2 löste in 1 Mol. Chloral 2 Mol. Thymol
und brachte unter guter Kühlung und Umrühren
i die 4- bis 5 fache Menge Schwefelsäure, die mit
m Drittel ihres Volumens Eisessig verdünnt war, zu.
nählich schied sich das Dithymyltrichloräthan als
ihe Masse ab, die im Wasser körnig wurde.
CC18.CH0 + 2C10H1S0H = CC18.CH<^»^ + H20.
Die Benutzung der Schwefelsäure in Gegenwart von
issig scheint oft empfehlenswert. So mischte Königs 3
; Dihydronaphtalin mit 28 g Phenol, 40 ccm reiner
wefelsäure und 40 ccm Eisessig unter Abkühlen, und
unter häufigem Umschütteln das Gemisch 24 Stunden
en. Da hierbei die Produkte zugleich Gelegenheit
en, sich zu acetylieren, so mufsten die Acetylgruppen
lach durch mehrstündiges Kochen mit alkoholischem
i wieder abgespalten werden. Überhaupt ist die
oigung des in einer Menge von 70% durch ein-
te Addition entstandenen Tetrahydronaphtylphenols
Hn.C6H4.OH eine recht umständliche.
1 B. 14. 1595. - * B. 7. 1197. — 8 JB. 24. 180.
314 Kondensation.
Im Anschlufs an diese Methode verfahren Ldbbebmaj
und Hartmann 1 so, dafs sie 10 g fein gepulverte AU
zimmtsäure in 10 g Phenol und 5 ccm Eisessig löste
und unter Kühlung 10 ccm Schwefelsäure mit 5 m
Eisessig verdünnt hinzugaben. Es bildeten sich 2 Den
vate: Oxydiphenvlpropionsäure und wahrscheinlich Phenyl
hydrokumarin.
Auch zu inneren Kondensationen ist die Schwefel-
säure verwendbar. So entsteht nach Millbe und Bohde'
zufolge der Gleichung:
CH CH2
Hc(^ JCH /°^C&t = Hc( j^ /^A+W
ÖH C
(HO)C : 0
aus a - Phenylhydrozimmtsäure Phenylhydrindon. Jfi
10 g der getrockneten und pulverisierten Säure wurden
in 80 g konzentrierte Schwefelsäure von 140° eifr
getragen, einige Augenblicke — bis zur Lösung ~
damit geschüttelt und dann die braune schäumende Flüssig-
keit auf Eis gegossen, dessen Menge das Dreifache der ver-
wendeten Schwefelsäure betrug. Aus der resultierende!
milchigen Flüssigkeit scheidet sich allmählich das Phenyl-
hydrindon in weifsen krystallinischen Flocken ab.
Bei solchen inneren Kondensationen setzen manch«
Phosphorsäure 3 oder rauchende Schwefelsäure zu.
Auf diesem Wege kann man auch zur AurintrikarboB-
säure4 kommen, indem man 3 Mol. Salicylsäure uui
1 Mol. Mol. Methylalkohol (Formaldehyd, Methylal) n
Gegenwart von konzentrierter Schwefelsäure undNatrintn
nitrit — nach der Gleichung
/C6H8.0H.C00H
3C6H4.OH.COOH + CH3.OH + 08 = Cf-C6H8.OH.COOH + 4H,
| >C6H8.COOH
(V
1 B. 24. 2582. — 2 JB. 25. 2095. — 8 Ann. 234. 241.
4 D. B.-P. 49970 und B. 25. 939.
Kondensation. 315
leinander zur Einwirkung bringt, wobei mit der Konden-
tion gleichzeitig eine Oxydation vor sich geht.
Die Ansichten werden darüber geteilt sein, ob man
ie SKRAüPsche Chinolinsynthese als eine mit Oxydation
erbundene Kondensation auffassen kann ; immerhin kann
ieselbe hier ihrer Wichtigkeit halber nicht übergangen
erden.
Der Kolorist Prud'homme * teilte 1877 mit, dafs Nitro-
izarin beim Erhitzen mit Glycerin und Schwefelsäure
len blauen Farbstoff gäbe. Grabe äufserte sich dann
legentlich einer Untersuchung dieses Alizarinblaus,
riches inzwischen Brunk nach einem technisch verwert-
•ren Verfahren durch Einwirkung eines Gemisches von
lycerin und Schwefelsäure bei höherer Temperatur auf
lizarin und Nitroalizarin erhalten hatte, dahin, dafs
«h seinen Untersuchungen das Glycerin beim Erhitzen
it Nitroalizarin und Schwefelsäure nicht nur reduzierend 2
irke, sondern gleichzeitig eine höchst wunderbare Syn-
iese veranlasse, die sich durch die Gleichung
C14H704(N02) + C8H803 = C17H9N04 + 3H,0 + Oa
Nitroalizarin Glycerin
■«drücken lasse, und dafs der Körper C17H9N04 chinolin-
rtiger Natur sei, da er bei der Destillation mit Zinkstaub
©inen Kohlenwasserstoff, sondern Anthrachinolin liefere.
KRaup 8 sah sich dadurch veranlafst, die kondensierende
Wirkung der Schwefelsäure bei Gegenwart von Glycerin
*f Nitrobenzol zu untersuchen, welchem er Anilin
tfftgte, um dem frei werdenden Sauerstoffe etwas
*cht Oxydierbares darzubieten, das zugleich seiner-
*t8 dabei in Chinolin übergehen konnte, C6H7N +
8H803 = C9H7N + 3H20 -|- H2, und kam auf diese Art
ich der Gleichung 2C3H803 -f C6H5N02 + C6H5NH2 =
C9H,N + 7H20 + O wirklich zum Chinolin. Man
lischt 144 Teile Nitrobenzol mit 216 Teilen Anilin,
X) Teüen Glycerin (spez. Gew. 1,24) und 600 Teilen
itriolöl.4 Anfangs wird vorsichtig erhitzt, dann das
» B. 11. 522. — 2B. 11. 1646. — * M. Ch. 2. 141.
4 Amerik. Pat 241738.
316 Kondensation.
Erhitzen noch einige Stunden am Kühler fortgesetzt
Hierauf wird mit Wasser verdünnt, das Nitrobenzol im
Wasserdampfstrom abdestilliert, zum Bückstand Natron-
lange gegeben und das hierdurch frei gemachte Chinolin
ebenfalls mit Wasserdämpfen übergetrieben. Die Ausbeute
beträgt etwa 70% der Theorie.
Da sich bei dieser Synthese Anilin und Nitrobenzol
durch Homologe und Isologe ersetzen lassen, ist dadurch
die Möglichkeit, die verschiedenartigsten Chinolinderirote
zu gewinnen, gegeben. Üb auch der Ersatz durch K-
diome * möglich ist, scheint bisher nicht untersucht zu sein.
Auch kann hier nicht das merkwürdige Verhalte!
mancher Körper übergangen werden, beim Behandeln mil
konzentrierter Schwefelsäure die Elemente des Wasttfl
aufzunehmen. So gehen die Nitrile durch dieselbe ii
Amideüber. Tiemann und Stephan2 trugen z. B. a-Anilido
propionitril in Schwefelsäure mit der Vorsicht ein, daß
sich die Flüssigkeit nicht erheblich erwärmte. Nad
genügendem Stehen verdünnten sie das Reaktionsgemisd
mit Wasser, wobei kein unverändertes Ausgangsmatera
mehr ausfiel. Durch Ammoniak schieden sie darauf <&
entstandene Amid ab.
CE8 . CH(NHC6H5) . CN + H20 = CH3 . CH(NHC6H6) . CON&V
Und als Baeyer3 Propiolsäureester in englisch
Schwefelsäure löste und nach einigem Stehen die Flüssig
keit auf Eis gofs, schied sich ein Öl ab, welches siel
nach dem Reinigen als Benzoylessigester erwies.
C6H6C • C . COaC2H5 -[- H20 = C6H6 . CO . CH8 . C08C2H6.
Propiolsäureester Benzoylessigester
Phenylacetylen, Paranitrophenylpropiolsäure und AmÜ°
phenylacetylen verhielten sich gegen die konzentriert1
Säure ebenso.4
1 B. 25. 2394. — 2 B. 15. 2035. — 8 B. 15. 2705.
4 Auch teilt Füssek (M. Ch. 4. 662.) mit, dals krystalj
sierter Triisobutyraldehyd auf dem Wasserbade am Bückjto"
kühler, nach Zusatz weniger Tropfen konzentrierter Schwefels»0*
geschmolzen, nach einstündigem Erhitzen wieder in die bei w
siedende einfache Modifikation den Isobutyraldehyd zra^^f
verwandelt ist, und schon Weidenbusch (Ann. 66. 157.) fand öji
gleiches Verhalten beim Paraldehyd.
Eond ensation . 317
Auch Fla witzki und Krylow1 erhielten beim Schütteln
von Isopropylacetylen (CH3)2 : CH . C •: CH mit Schwefel-
säure vom spez. Gew. 1.64 Methylisopropylketon (CH3)2 :
CH.CO.CH3.
Silber vermag in fein verteiltem Znstande ans manchen
halogenisierten Verbindungen das Halogen herauszunehmen
und die so entstehenden Reste mit einander zur Ver-
einigung zu bringen.
Die Verwendung des Zinks als kondensierenden Mittels
rührt von Frankland und Duppa2 her. Sie hatten
zuerst Zinkäthyl auf Oxalester wirken lassen, fanden
aber dann, dafs man dasselbe erreicht, wenn man Zink
nnd Jodäthyl auf den Ester wirken läfst. So mischten
sie 2 Mol. Jodmethyl mit 1 Mol. oxalsaurem Methyl
und mit einem Überschufs von amalgamiertem, granu-
liertem Zink, erhitzten das Gemisch am Rückflufskühler,
von dem eine Rohrleitung in Quecksilber tauchte (siehe
Seite 23) 24 Stunden anfangs auf 70°, dann auf 100°,
und kamen so zum Dimethyloxalsäureester. Spätere3
Untersuchungen zeigten, dafs es besser für die Ausbeute
ist, das Gemisch ohne Erwärmen etwa 4 Tage stehen zu
lassen.
Die Methode ist allgemeiner Verwendung fähig. So
erhielt Saytzeff,4 als er auf 1 Mol. Ameisensäureester
einen Überschufs (4 Mol.) Äthyljodid und aufser einer
geringen Quantität Zinknatrium so viel trockenes, fein-
körniges Zink, dafs es die Flüssigkeit eben überragte,
einwirken liefs, nach Erwärmen am Rückflufskühler und
Zersetzen des Reaktionsproduktes mit Wasser den er-
warteten sekundären Amylalkohol, das Diäthylkarbinol
HCOOC2H5 + 2C2H5J + H20 +2Zn
= HO . C^-CaH5 + CaH6OH + ZnJ2 + ZnO.
Durch Vermittelung des Zinks werden also bei diesen
Reaktionen die beiden Sauerstoffvalenzen der Karboxyl-
gruppe durch 2 Alkylgruppen ersetzt.
■1 ■ ■
1 C. 1878. 262. — * Ann. 133. 80. — 8 Ann. 135. 25.
4 Ann. 175. 363.
318 Kondensation.
Hofmanns1 Untersuchungen ergeben, dafe auch Jodallyl
sich zu solchen Umsetzungen eignet.
Daimler2 verwendet schwach amalgamiertes Zink.
Dieses erhält man etwa durch Eintauchen des ge-
körnten Metalls in eine verdünnte wässerige Lösung tob
Quecksilberchlorid, Abwaschen und Trocknen.
Kegel3 empfiehlt bei der Darstellung von Naphtyt
ketonen aus Naphtalin und Benzoylchlorid, das l^Acta
der theoretischen Menge vom Naphtalin zu nehmen und
zur Vermeidung einer allzu heftigen Einwirkung nur
einen kleinen Zinkstreifen in die erhitzte Flüssigkeit
tauchen zu lassen. Es bilden sich bei der Reaktion zwei
Ketone.
Als Zincke4 100 g Benzylchlorid und 72 g TotoJ
mit Zink kochte, bekam er 32 g Destillat und 90 J
Rückstand. Die Reaktion war nach der Gleichung
C6H6 . CHaCl + C6H5 . CH3 = C6H6 . CHa . C6H4 . CHS + HCl
verlaufen.
Auf die gro&e Verwendbarkeit des Zinkchlorids ^
Kondensationen hat 0. Fischer5 zuerst mit der Bemerkung
hingewiesen, dafs seine Wirkung geradezu überraschend
sei und einigermalsen an die des AluminiumchloridB
erinnere. Für Chlorzinkschmelzen sollen sich kupferne
Schalen sehr eignen.
Er verwendet das Chlorzink stets in fein gepulvert»
Form und möglichst trocken, da der günstige Vertont
der Reaktionen wesentlich von seiner guten Beschaffenheit
abhängt, namentlich mufs es von basisch kohlensaurem
Zink frei sein, das im Handelsprodukt zuweilen in be-
trächtlicher Menge enthalten ist. Nach Merz und MüLLBB.'
erhält man es in der gewünschten Reinheit, wenn mö
durch käufliches, fast immer oxychloridhaltiges, in eine
Retorte eingeschmolzenes Material trockenen Chlorwaaaei
stoff bis zum Überschuß; leitet. Meist ist die Absorptio
nicht unerheblich. Den überschüssigen Chlorwasserstc
verdrängt man durch trockenes Wasserstoffgas.
1 Ann. 201. 85. — * Ann. 249. 174. — 8 Ann. 247. 180.
4 Ann. 159. 373. — 5 Ann. 206. 86. — 6 B. 19. 2902.
Kondensation. 319
Fischer arbeitet mit ihm z. B. folgender Art:
Mol. Phtalsäureanhydrid und 2 Mol. Dimethylanilin
irden nach nnd nach mit trockenem Chlorzink ver-
zt, dessen Menge zweckmässig ebensoviel beträgt,
e das angewandte Dimethylanilin. Die Einwirkung
ginnt schon auf dem Wasserbade, und erwärmt man
ter sorgfältigem Umrühren einige Stunden auf diesem,
ir Beendigung der Reaktion wird hierauf im Olbade
ch etwa 4 Stunden auf 120 — 150° erhitzt. Die
asse wird allmählich dickbreiig und erstarrt beim Er-
lten zu einem spröden harten Klumpen, den man in
ifeer verdünnter Salz- oder Schwefelsäure löst. Die
üssigkeit versetzt man in einem geräumigen Kolben
it überschüssiger konzentrierter Natronlauge, worauf die
wen sich als dunkles Öl oben abscheiden, während das
llorzink in Lösung bleibt. Durch einen kräftigen Dampf-
rom bläst man alsdann alles nicht verbrauchte Dimethyl-
ilin ab. Das im Rückstand bleibende Phtalein erstarrt
erauf beim Erkalten. Ausbeute ca. 50% der Theorie:
C,H4<gj>0 + 2C6H6N<gg« = H,0 + C24H24NtOt.
Fischer und Körner1 lielsen 1 Teil Orthoameisen-
oreäthylester und 3 — 4 Teile Dimethylanilin unter An-
andung von etwa 2 Teilen nach und nach zugesetztem
llorzink einige Stunden auf dem Wasserbade aufein-
der einwirken. Zur Isolierung des nach der Gleichung
(M) ! cX + 3C6E6 . N(CH8)2 = CH ; [C6H4 . N(CH8)J8 + 3C2H6 . OH
M).C2H6
istandenen Hexamethylparaleukanilin wird die blau ge
bte Masse zuerst mittelst Wasserdampf vom über-
üssigen Dimethylanilin befreit, dann der Rückstand
Salzsäure gelöst und nun die Lösung in kalt gehaltenes
imoniak eingetragen, wobei die Base in fast theo-
scher Menge sich in krystallisiertem Zustande ab-
sidet.
* B. 17. 99.
320 Kondensation.
Sollte ein nach diesem Verfahren erhaltenes Kon-
densationsprodukt wasserlöslich sein, so extrahiert man
es mit Äther.
Chlorzink kondensiert auch Säurechloride mit An-
hydriden. Doebner1 erhitzte z. B. Benzoesäureanhydrid
mit Benzoylchlorid in einem mit Kühlrohr versehenen
Kolben. Reaktion trat aber erst nach Zusatz von ein
wenig Chlorzink ein, welche Zugabe einigemal wieder-
holt wurde. Nach 8 Stunden rief es keine weitere
Salzsäurebildung mehr hervor, und der Prozefs wurde
als beendigt angesehen. Es hatte sich, wie erwartet,
Benzoylbenzoesäure
C6H6.C0.C6H4.C00H
gebildet.
Liebmann2 erwärmte am Rückflufskühler 100g Phenol
in 80 g Isobutylalkohol gelöst mit 240 g Zinkchlorid,
worauf unter starker Wasserabspaltung Reaktion eintrat
Nach dem Auftreten weifser Dämpfe, welche eine weiter-
gehende Zersetzung ankündigten, liefe er erkalten und
löste die Schmelze in mit Salzsäure angesäuertem Wasser.
Das aufschwimmende Ol reinigte er durch Rektifikation
C H
und kam so zum Isobutylphenol C6H4<[/-v Vr 9. Ausbeute
daran 105 g aus 100 g Phenol.
Nach Hantzsgh3 entsteht unter Ammoniakabspaltung
ziemlich quantitativ a-Naphtylmethyläther durch Erhitzen
von ungefähr 3 Teilen Naphtylamin, ebensoviel Methyl-
alkohol und 4 Teilen Chlorzink im zugeschmolzenen
Rohr auf 180—200°.
Die Eigenschaft des Chlorzinks intramolekulare Kon-
densationen unter Ammoniakabspaltung zu bewirken, hat
E. Fischer4 zur Synthese von Indolderivaten benutzt
Er fand nämlich, dafs die Verbindungen der Hydrazine
mit den gewöhnlichen Ketonen und Aldehyden auf diesem
Wege in Indolderivate, also in zweiringige Atomkomplexe
übergehen. Die Reaktion verläuft stets so, dafe der
1 B. 14. 648. — 2 B. 14. 1842. — 8 B. 13. 1347.
4 Ann. 236. 116.
Kondensation. 321
äufsere Stickstoff der Hydrazingruppe als Ammoniak ab-
gespalten wird und die Reste zum Indolring zusammen-
treten :
5? CH CH
chAch _ CHi
CHUc»,H:C<0B..-yN7c.CH. + ™..
PR NR
Acetonphenylhydrazin MethyLtol
Mischt man das Acetonphenylhydrazin1 mit der vier-
bis fünffachen Menge festen Chlorzinks und erhitzt in
einem auf 170 — 180° erwärmten Bade, so tritt nach 1
bis 2 Minuten die Reaktion ein und ist in kurzer
Zeit beendet; dabei schmilzt die Masse und färbt sich
dunkel. Wird sie nach dem Erkalten zur Lösung des
Chlorzinks mit Wasser behandelt und mit Wasserdampf
destilliert, so geht das Methylketol als fast farbloses,
rasch erstarrendes Ol in die Vorlage in einer Ausbeute
von mehr als 60% der Theorie über.
Chlorzink ist auch für Kondensationen in der Pyrrol-
reihe brauchbar, nur sind die Ausbeuten bisher nicht
erfreulich.2
Dafs der Zusatz von Chlorzink die Acetylierung durch
Essigsäureanhydrid sehr erleichtert, ist bereits auf S. 78
erwähnt worden. Hier mag noch hinzugefügt werden,
dafs, wenn man Glycerin mit dem vierfachen Gewicht
Essigsäureanhydrid und einem kleinen Stückchen Chlor-
zink zusammenbringt, die Einwirkung explosionsartig
heftig wird.8 Als Erwig und Königs4 ein Stückchen
Chlorzink in 20 — #2 com Essigsäureanhydrid lösten und
der fast kochend heifsen Lösung 5 g Dextrose zufügten,
erhielten sie die Pentacetylverbindung des Traubenzuckers
in einer Ausbeute von etwa 60°/o. Lielsen sie die
Lösung bei Wasserbadtemperatur wirken und kochten
nach einer halben Stunde eine kurze Zeit, so hatte sich
Oktacetyldiglykose gebildet.
1 B. R. P. 38784. — 2 B. 20. 851. — 3 B. 12. 2059.
* B. 22. 1465.
Lassar-Cohn, Arbeitsmethoden. 2. Aufl. 21
322 Kondensation.
Auch gelöstes Zinkchlorid vermag kondensierend zu
wirken, wenn auch im allgemeinen die Ausbeuten nach
der Schmelzmethode bessere zu sein pflegen.
So löste Bourquin1 3 Gewichtsteile Chlorzink in
2 Gewichtsteilen käuflichem Eisessig in der Wärme,
gab zur Schmelze 1 Teil Salicylaldehyd, erhitzte hm
Zeit auf 145° und gofs in viel Wasser, worauf sich das
Kondensationsprodukt abschied
2C7H602 ==• CMH1003 + H80.
Giefst man nicht gleich in Wasser, sondern gewinnt
den Eisessig durch Destillation zurück, so wird er chlor-
zinkhaltig und hat kondensierende Eigenschaften, die
dem reinen Material nicht zukommen.2
Friedländer und Weinberg3 erwärmten Amidozimmfr
säureester mit einer möglichst konzentrierten Lösung tob
Chlorzink in Alkohol einige Stunden auf 80 — 90° und
erhielten beim Übertreiben der alkalisch gemachten Elüsaif
keit mit Wasserdampf das Äthylkarbostyril (Äthoxy-
chinolin).
Dafs sich die Kondensationsmittel, wie schon anfangs
erwähnt, nicht etwa untereinander vertreten können, gelt
genauer aus den Untersuchungen Varennes4 hervor. Er
erhielt z. B. durch Einwirkung von Chlorzink auf Aceton
kein Mesitylen, während nach dem Zusammenbringen von
180 g Aceton mit 300 g Schwefelsäure, die 1 Stunde
miteinander erwärmt waren, durch Abblasen mit Wasser-
dampf 40 g unreines Mesitylen übergetrieben wurden.
Bindschedler5 verband mit der Kondensation zugleidi
die Oxydation. Er behandelte 1 Mol. Dimethylpaia
phenylendiamin mit 1 Mol. Dimethylanilin in wässe
riger Zinkchlorid haltender Lösung bei etwa 30° mi
so viel Kaliumbichromat, dafs 2 Atome Sauerstoff al
gegeben werden konnten. Nach wenigen Minuten scheide
sich kupferglänzende, analysenreine Krystalle von ,,Dhn
thylphenylengrün" ab
C6H4<^CH88 + C6H5N<£gs + 02= C6H19H8 + 2Ht0.
1 B. 17. 502. — 2 B. 21. 762. — 3 B. 15. 2103.
4 B. Par. 40. 266. — 5 B. 16. 865.
Kondensation. 323
Die angewandte Temperatur kann für die Kondensation
lit Chlorzink von grofser Wichtigkeit sein. Namentlich
renn Nitrokörper als Ausgangsmaterial dienen, muis 'man
Le niedrig halten. Fischer und Schmidt1 erhitzten
- B. 1 Teil Orthonitrobenzaldehyd mit dem 3 — 4 fachen
Gewicht Dimethylanilin unter allmählicher Zugabe von
Teil Chlorzink auf dem Wasserbade und mufsten Sorge
ragen, dafs die Temperatur nicht über 100° stieg, sonst
erharzt die Schmelze, indem Oxydation durch die Nitro-
rnppe des Aldehyds eintritt. Ausbeute fast quantitativ.
Bobssnek2 giebt folgendes an: Läfst man 20 Teile
ftloralhydrat, 50 Teile Diäthylanilin und 10 Teile Zink-
hlorid bei Wasserbadtemperatur aufeinander wirken, so
tobt sich die Masse bald blaugrün und wird nach
► Stunden zäh. Löst man jetzt in verdünnter Schwefel-
änre, so fällt durch Ammoniak im Uberschufs ein Körper
'on der Konstitution
[(C2H6)a.N.C6H4]3 : C . C : [C6H4N(C2H6),]2
H
.ns.
Löst man aber 20 g Chloralhydrat in 60 g Diäthyl-
»nilin und trägt in die Mischung unter Umrühren 10 g
-«inkchlorid, nimmt nach zweitägigem Stehen bei 40°
Lie Masse mit Salzsäure auf und löst das auf Ammoniak-
xigabe ausfallende Zinkoxydhydrat durch überschüssiges
Ammoniak wieder auf, so kann man mit Äther Diäthyl-
midophenyloxytrichloräthan ausschütteln
0H\
(C2H5/2..N . C6H4— C . CCI3.
Mit Chlorzink im Einschlufsrohr arbeitete anfangs
k)EBNER3 und erhielt, als in einem solchen 1 Mol.
ceton, 2 Mol. Dimethylanilin nebst 1 Mol. Chlorzink
jige Stunden auf 150° erhitzt waren, nach der Gleichung
gjjx» + 2c,h6 . n(ch8)s = ??;>c<^;gg^+fl1o
fcramethyldiamidodiphenyldimethylmethan.
1 B. 17. 1889. — * B. 19. 367. — 3 B. 12. 813.
21*
324 Kondensation.
Calm * erhielt bei Anwendung von Chlorcalcium, od«
besser eines Gemisches von Chlorcalcium mit Chlorzink,
ausgezeichnete Resultate. Die Ausbeuten gingen bis «a
90% der Theorie. Er erhitzte z. B. 1 Mol. Hydro-
chinon mit 4 Mol. Anilin, 3 — 4 Mol. Chlorcalcium und
7* Mol. Chlorzink auf 200—210° im EmscUdkrob
uüd erhielt Diphenyl-^Phenylendiamin. Doch wirf
man jetzt nach anderen Methoden ebenso gute Ausbeuten
in offenen Gefäfsen erzielen können.
In Gegenwart des säurebindenden Zinkoxyds er-
hielten Doebner und Stackmann3 aus Benzotnchloiü
und Phenol Benzoylphenol.
Mittelst Zinkstaubs kondensierte Zincke8 Benzyt
chlorid und Benzol zum Diphenylmethan C6H5 . CH2.C6IL
und Symons und Zincke4 synthetisierten5 mit seiner Hälfe
die Diphenylessigsäure. Man löst zu dem Zweck etil
20 g Phenylbromessigsäure in 40 g Benzol — bei meto
Material wird die Reaktion zu heftig — und trägt unter
Erwärmen auf dem Wasserbade so lange in klein«
Mengen Zinkstaub ein, als Wasserstoffentwickelniig -
herrührend von der Einwirkung des Bromwasserstoffefl sro
das Metall — stattfindet. Dann erhitzt man noch einig*
Stunden unter Rückflufs.
U6H8 . CHBr . COOH + C6He = (C6Hß)2 : CH . COOH + HBr.
Als Paal6 auf eine Mischung von 18 g Acetylchloiä
(das Vierfache der Theorie) und 10 g Benzophenon, welcto
in trockenem Äther gelöst waren, Zinkstaub wirken li&
trat freiwilliges Sieden ein, und es bildete sich quantitativ
/S-Benzpinakolin , während bei Verwendung von nur 45 1
Acetylchlorid quantitativ a-Benzpinakolin entsteht.
Baeyer7 fand für Darstellung der Phtaleine te
Zinntetrachlorid am geeignetsten. Erhitzt man Phtat
säureanhydrid und Phenol mit Zinnchlorid währen!
5 Stunden auf 120°, so erhält man eine braunrote Schmebft.
Diese wird mit etwas Wasser auf dem Wasserbad«
1 B. 16. 2786. — * B. 9. 1919. — 8 Ann. 159. 374.
4 Ann. 171. 123. — 6 B. 23. B. 13. — 6 B. 17. 911.
7 Ann. 202. 68.
Kondensation. 325
erwärmt und der Rückstand in kohlensaurem Natrium
gelöst. Die vom Zinnniederschlag abfiltrierte Lösung
wird durch Salzsäure gefällt, und erhält man so das
Phtalein in beinahe reinem Zustande.
Graebe1 kondensierte in derselben Art 15 g Diphenylen-
ketonkarbonsäure, 20 g Phenol mit 25 g Zinnchlorid.
Die Ausbeute an Kondensationsprodukt betrug 20 — 22 g.
Fabinti 2 fügte das Chlorid tropfenweise zu einer kalt
gehaltenen Mischung von geschmolzenem Phenol und
Paraldehyd, bis nach halbstündigem Stehen noch Dämpfe
von Zinnchlorid am Produkt bemerkbar waren. Nachdem
er es mit Wasser gut gewaschen, kam er durch Destillation
im luftverdünnten Kaum zum Diphenoläthan
CH8.CHO + 2C6H6OH = H,0 + CH8.CH : (C6H40H),.
Steiner3 empfiehlt die Verdünnung des Zinntetra-
chlorids mit Chloroform.
Michael4 erhitzte mit 40 g Zinntetrachlorid je 50 g
Phenol und Salicylsäure (Zinkchlorid giebt weniger gute
Ausbeuten) 14 Stunden auf 1 15 — 120° und dann noch einige
Zeit auf 125°. Die Schmelze wurde durch Wasser-
dampf vom Phenol befreit und mit einem grofsen Über-
schufs von Natriumkarbonatlösung gekocht. Aus dem
Filtrat fällt Kohlensäure Salicylphenol
OU<C6H4.OH.
Leitet man Körper irgend welcher Art durch glühende
Röhren, so treten, wie zu erwarten, Umsetzungen aller
Ali; ein (siehe S. 39). Vielfach bestehen dieselben in
Kondensationserscheinungen, und namentlich Kohlen-
wasserstoffe pflegen unter Austritt von H2 sich gern zu
kondensieren. So liefern Benzol und Äthylen5 Styrol
Oß^e + C2H4 = C6H5 . CH : CH2 + H2.
1 Ann. 247. 286. — * B. 11. 283. — 8 B. 11. 286.
4 B. 16. 2298. — 5 Z. Ch. 1866. 709.
326 Nitrieren.
Nitrieren.
Man nitriert mit Salpetersäure, rauchender Salpeter-
säure, einem Gemisch von Salpetersäure und Schwefel-
säure, einem Gemisch von Salpeter und Schwefelsäure
oder salpetersaurem Harnstoff und Schwefelsäure, einem
Gemisch von Salpetersäure und Eisessig, sowie mit
Silbernitrit und Kaliumnitrit.
Daran schliefsen sich noch einige seltener angewendete
Methoden, die ebenfalls besprochen werden sollen.
Während die meisten Körper der aromatischen Reihe
sich durch Salpetersäure etc. direkt nitrieren lassen, ist
dies bei den Körpern der aliphatischen Reihe (aksiyaQ das
Fett) nicht möglich, indem auf sie Salpetersäure nicht in
diesem Sinne sondern oxydierend wirkt.
Für die Körper der aromatischen Reihe möge folgendes
allgemein gültige erwähnt werden : Man nitriert möglichst
in der Kälte, weil die Salpetersäure in der Wärme mehr
oxydierend wirkt und dann namentlich Seitenketten in
die Karboxylgruppe überzuführen Neigung hat. Je mehr
Seitenketten, um so leichter scheint jedoch die Nitrierung
vor sich zu gehen. Auch sulfonierte Körper lassen sich
oft überraschend glatt nitrieren. Mehr als 4 Nitro-
gruppen in einen Ring einzuführen, ist bisher nicht
gelungen.
Andererseits wirkt die Nitrogruppe auf benachbarte
Halogene so ein , dafs sie ihre Umsetzungsfähigkei
bedeutend erhöht. So liefern o- und p -Chlornitrobenzo
beim Erhitzen mit alkoholischem Ammoniak Nitroanili
(die Metaverbindung zeigt dies Verhalten nicht), un
2 oder 3 Nitrogruppen neben dem Halogen wirken i
dieser Beziehung noch günstiger.
Nitrokörper der aliphatischen Reihe werden fast n
durch Umsetzung von Halogenderivaten mit Silbernit
dargestellt.
Nitrie
^kürzte Tabelle des
ren. 327
spezifischen Gewichtes
der Salpetersäure b
ei 16,5°
nach übe.
i
Säure-
Spez.
Säure-
Spez.
Säure-
hydrat
Gew.
hydrat
Gew.
hydrat
93.0
1.394
64.1
1.196
31.6
92.0
1.383
62.3
1.183
29.7
90.2
1.368
59.6
1.171
27.9
88.3
1.358
57.6
1.159
26.0
86.4
1.348
55.9
1.146
24.1
84.6
1.338
53.9
1.134
22.3
i 82.7
1.322
51.1
1.123
20.4
80.9
1.311
49.2
1.111
18.5
i 78.0
1.300 '
47.1
1.099
16.7
I 76.2
1.289
45.5
1.088
14.8
i 74.4
1.276
43.7
1.076
13.1
72.6
1.258
40.9
1.059
10.2
; 70.7
1.246
39.1
1.048
8.4
68.8
1.234
37.2
1.037
6.5
i 66.9
1.221
1.208
35.3
33.5
1.027
4.7
Die Verdünnung einer konzentrierten Säure mit Hülfe einer
n Tabelle bewirkt man, da die Mengen der konzentrierten
erdünnten Säure umgekehrt proportional ihrem Gehalte sind,
der Art : Man dividiert den Prozentgehalt der konzentrierten
durch den Prozentgehalt der verlangten verdünnten Säure
rhalt so einen Quotienten, der die Menge der verdünnten
anzeigt, die aus einem Teil konzentrierter entstehen wird,
labe eine Säure von 1.476 spez. Gew., also von 84.6% an
auf ein spez. Gew. 1.208 oder 33.5% zu bringen; alsdann
84.6
man
33.5
= 2.52. Folglich hat man zu 100 Teilen der kon-
srten Säure 152 Wasser zuzusetzen.
)11 dagegen ein bestimmtes Gewicht verdünnter Säure aus
itrierter bereitet werden, sind z. B. 500 g Säure vom spez.
L.208 aus einer Säure von 1.476 spez. Gew, darzustellen, so
s Verhältnis — ' n ' = 198, und man hat 198 s der kon-
84.6
rten Säure mit 302 ccm Wasser zu vermischen.
nsichtlich der Zuverlässigkeit der Aräometer vergleiche
76. 9. 107 u. 11. 16.
328 Nitrieren.
Will man Salpetersäure von salpetriger befreien, so
erhitzt man sie (etwa vom spez. Gew. 1.40) mit ca. 6 g
Harnstoff auf jeden Liter bis zum Aufkochen und treibt
einige Sekunden einen starken Luftstrom durch die
Flüssigkeit.
C0< Js H* + N'°* = C0« + 2N« + 2H*a
m
Dieses Verhalten des Harnstoffes gegenüber der salpe-
trigen Säure hat Millon1 aufgeklärt.
Mit Salpetersäure nitriert man so, dafs man den zu
nitrierenden Körper, falls er flüssig, als solchen, falls er
fest, in Pulverform oder in wenig Wasser oder Alkohol
resp. Äther oder Eisessig gelöst, mit starker oder rau-
chender Salpetersäure übergiefst. Erweist er sich der Ein-
wirkung schwer zugänglich, trägt man ihn auch seinerseits
in die Salpetersäure ein, die, wenn nötig, erwärmt wird;
ja manche Körper lassen sich nur durch reines Salpeter-
säurehydrat nitrieren.
In dieser Art können fast alle aromatischen Körper
mit Ausnahme der Amine behandelt werden. Die NH,-
Gruppe tritt nämlich, bevor ein Nitrieren statthaben kann,
bereits mit der Salpetersäure in Wirkung, so dafs nitrierte
Amine nicht entsehen können.
Diese unerwünschte Nebenwirkung tritt nicht ein,
wenn man die Amine in Gegenwart eines sehr groben
Überschusses von Schwefelsäure nitriert, oder, was weit
häufiger benutzt wird, sobald in der NH2-Gruppe eines
oder die beiden Wasserstoffatome durch Reste vertreten
sind. Die Nitrierung in schwefelsaurer Lösung pflegt
hauptsächlich Metaverbindungen zu liefern, während ans
acetylierten oder benzoylierten Produkten eher Ortho-
und Paraverbindungen erhältlich sind.
Nach Nölting und Collin2 sollte man beim Nitrieren
von Aminen in Gegenwart von viel Schwefelsäure sogar aus-
schließlich Metaderivate erhalten. Spätere Erfahrungen
lehrten jedoch, dafs sich bei diesem Verfahren wohl stets
1 Ann. Ch. Ph. 3. 6. 37. — 2 B. 17. 561.
Nitrieren. 329
el von der Metaverbindung, aber nicht immer diese
uschlieMich bildet.
Hübner1 löste Anilinsulfat in viel kalter englischer
shwefelsäure und brachte tropfenweise bei starker Ab-
Ihlung die berechnete Menge rauchender, ebenfalls mit
ßhwefelsäure sehr stark verdünnter Salpetersäure hinzu,
»ter Abkühlung wurde sodann mit Wasser versetzt,
iit Soda neutralisiert und von den ausgeschiedenen
"itroanilinen die Ortho- und Metaverbindung mit Wasser-
ampf übergetrieben, während die Paraverbindung sich
af diesem Wege bekanntlich nicht verflüchtigen läüst.
Wird Paratoluidin in 10 Teilen konzentrierter Schwefel-
lure nitriert, so erhält man 2 Nitrotoluidine, eines vom»
«shmelzpunkt 114°, das andere vom Schmelzpunkt 78°;
rhöht man aber die Menge der Schwefelsäure auf das
5— 20fache und mehr, so entsteht nur das letztere vom
Ichmelzpunkt 78°.
Man löst dazu 100 g Paratoluidin 2 in 2000 g Schwefel-
ätoe von 66° B., kühlt diese Lösung, welche sich in
inem dickwandigen Filtrierstutzen befindet, in einer
lischung von Eis und Kocbsalz bis unter 0° ab, und
Ifit nun langsam aus dem Scheidetrichter unter stetigem
Jmrühren eine Lösung von 75 g Salpetersäure (spez.
ahw. 1.48) in 300 g Schwefelsäure (spez. Gew. 1.84)
inflie&en. Die Temperatur darf dabei höchstens einige
äiade über 0° steigen, und je niedriger sie gehalten wird,
Ua so reiner fällt das Produkt aus. Nach dem Ein-
tieften aller Säure läfst man einige Zeit stehen und
fiefst dann langsam in 5 — 6 1 mit Eis gekühltes
Nasser, wobei das Gemisch sich nicht über 25° erwärmen
*11. Nach der Filtration von einigen Verunreinigungen
Verdünnt man auf 15 — 20 1 und sättigt nun die
?Iüssigkeit mit trockener Soda, indem man Sorge trägt,
lie Temperatur wiederum so niedrig wie möglich zu
alten. Natronlauge statt Soda veranlagt eine zu be-
ratende Wärmeentwickelung. Den entstandenen Nieder-
hlag bringt man auf ein Tuchfilter und preist ihn ab.
1 B. 10. 1706. — 2 B. 17. 263.
330 Nitrieren.
Aus 100 g Toluidin werden so wenigstens 100 g einmal
aus Alkohol umkrystallisiertes Nitrotoluidin vom Schmelz-
punkt 78° erhalten, in welchem die Nitrogruppe in der
Metastellung zur Amidogruppe steht.
Gut ist es, wie Nölting und Stoecklin * später an-
gegeben haben, der Lösung der Basen in Schwefelsäure
etwas Harnstoff zur Zerstörung von etwa sich bildender
salpetriger Säure zuzusetzen. Es verbessert die Ausbeuten,
und die Produkte sind reiner.
Groll2 rührt 200gDimethylanilin in 4000 g Schwefel-
säure von 66° B (spez. Gew. 1,84.) — spart man bei dieser
Methode an ihr, so pflegt viel Material zu verharzen -
welche in einer Kältemischung steht, ein und läüst in diese
Lösung ein vorher abgekühltes Gemisch von 193 g Salpeter-
säure (spez. Gew. 1,37) und 600 g obiger Schwefebfime
tropfenweise einfliefsen, so dafs die Temperatur nicht über
+ 5° steigt. Nachdem die Mischung dann 4 bis 5 Stunden
gestanden, wird sie in 10 1 Eiswasser gegossen. Paranitro-
dimethylanilin scheidet sich ab, dessen Menge auf Zugabe
von Krystallsoda noch wächst, bis plötzlich die Farbe der
Lösung in Rot umschlägt. Jetzt wird filtriert, und auf
weiteren Sodazusatz fällt nun zusammen mit Natriumaulfet
ein roter Körper aus, der durch Alkohol von diesem
getrennt wird. Dieser ist Metanitrodimethylanilin, vob
welchem 160 — 170 g erhalten werden. In derselben Art
kann man auch Amidosäuren3 nitrieren.
Zum Paranitroanilin kamen Nölting und Collin,*
als sie 1 kg Acetanilid in 4 kg Schwefelsäure von 66° B.
lösten, und in diese Lösung ein Gemisch von 590 g
Salpetersäure (spez. Gew. 1.478), die mit 1200 g Schwefel-
säure verdünnt war, einlaufen liefsen. Während der
ganzen Operation stand das Gefäfs in einer Kältemischunf
aus Eis und Kochsalz. Wegen der Schwerlöslichkeit dtf
•
Acetanilids in der kalten Schwefelsäure war es vorher in
möglichst wenig heifsem Eisessig gelöst und das erkaltete
Magma alsdann in sie eingetragen worden. Durch ßa-
giefsen in Wasser, nachdem das Nitrierungsgemisch einig«
1 B. 24. 566. — * B. 19. 198. — 3 B. 22. 292. — 4 B. 17. 2fö
Nitrieren. 33 1
ait gestanden, fiel das Nitroacetanilid in einer Ausbeute
>er 95 % aus. Durch Verseifen mit Salzsäure lieferte es
hliefslich Paranitroanilin. In den Mutterlaugen findet
3h ein wenig Orthonitroanilin.
Hübneb * erhielt durch Nitrierung von Benzanilidin fol-
Mider Art gröfsere Mengen von diesem letzteren : (siehe auch
rite 329) In 100g Salpetersäure vom spez. Gew. 1,45 bei 14°
og er nach und nach 10 g pulverisiertes Benzanilid ein
xi gofe das Gemisch sofort in das 12 — 14 fache Volumen
tlten Wassers. Es fiel ein Gemisch von Benzortho-
ld Benzparanitranilid (Benzmeta- bildet sich kaum) aus,
elches durch Kochen mit etwas mehr als der äquivalenten
enge Natronlauge in die Nitroaniline und benzoesaures
alz zerlegt und durch Destillation im Dampfstrome
rtrennt wurde.
CH
Mbbtens 2 kam vom Dimethylanilin C6H5N <prr3 zu
8
Kiem Dinitrodimethylanilin, nachdem er 10 Teile seines
nsgangsmaterials mit 110 Teilen Salpetersäure und
L0 Teilen Wasser etwa 6 Stunden sich selbst über-
48en hatte.
Auch Körper mit so leicht oxydierbaren Wasserstoff-
Mmen, wie sie im Hydrochinon vorhanden sind, lassen
6h mit Salpetersäure als solche nicht nitrieren. Nietzki3
Llrte das Hydrochinon deshalb vorher ins Diacetylhydro-
ftinon über, das in die 5 — 6 fache Menge Salpetersäure
3m spez. Gew. 1.5 eingetragen wurde. Dabei ward
arart gekühlt, dafs die Temperatur + 10° nicht überstieg.
achdem das Ganze dann noch einige Stunden in einer
Lältemischung gestanden hatte, wurde mit Eiswasser das
>initrodiacetylhydrochinon ausgefällt. Die Acetylgruppen
erden schon durch kalte Kalilauge wieder abgespalten.
Auch abgesehen von dem Verhalten der Amidogruppen
t der Ersatz von Wasserstoffatomen, die nicht direkt
q Kohlenstoff haften, vor der Nitrierung aromatischer
örper manchmal geradezu eine Notwendigkeit. So
rd freie Gallussäure (Trioxybenzoesäure) bekanntlich
1 Ann. 208. 292. - 3 B. 10. 995. — s Ann. 215. 142.
332 Nitrieren.
durch Salpetersäure zu Oxalsäure oxydiert, dagegen wird
ihr Triäthylester ziemlich glatt nitriert und liefert dabei
nach Schiffer1 — allerdings unter Abspaltung vonCOj-
NO
den Mononitropyrogalloltriäthylester C6H2<Oq £, tt v
Mit der nötigen Vorsicht kann man auch Aldehyde,
ohne dafs sie zugleich in die dazugehörige Säure über-
gehen, nitrieren- So erhält man Mononitrometaoij-
benzaldehyd, wenn man Salpetersäure bei niederer Tempe-
ratur während einer nicht zu langen Zeit auf w»
Oxybenzaldehyd2 einwirken läfst.
Und wird p-Chlorbenzaldehyd in 6 Teilen konzentrierter
Schwefelsäure gelöst und bei einer 25° nicht übersteigend»
Temperatur mit 78%iger Salpetersäure behandelt, »
wird er nach Erdmann3 quantitativ und ausschlieflü
in j;-Chlormetanitrobenzaldehyd umgewandelt, des»
Chloratom nun neben der Nitrogruppe sehr beweglich Ü
Erdmanns späteren Angaben4 zufolge ist es ab«
besser, das in dieser Art erhaltene Reaktionsgemisch vof
dem Eingiefsen in Wasser eine Viertelstunde auf 80—$
zu erwärmen.
Sehr empfindliche Körper müssen bei noch niedrig«»
als den erwähnten Temperaturen nitriert werden. So ffl»
wenige Nitroderivate der der Pyrrolreihe angehörip»
Verbindungen bekannt, weil diese nicht der Einwirkung
der Salpetersäure widerstehen. Clamician und SiLBö
verfuhren deshalb so, dafs sie ein kleines Quantum ton
#s-Acetylpyrrol , welches bei gewöhnlicher Temperatur
von Salpetersäure völlig zerstört wird, in Mengen von
4 — 5 g in Kölbchen, die rauchende Salpetersäure
hielten, welche durch eine Kältemischung auf —
abgekühlt waren, eintrugen und die erhaltene Lösung
alsdann in Eiswasser gössen. Allerdings bilden sich troto
dieser Vorsichtsmalsregeln gleich 4 verschiedene Xitro-
Verbindungen, wie sie später gefunden haben.
1 B. 25. 722. — 2 B. 22. 2348, siehe auch 9. 1463 und 13. 31tt
8 D. B. P. 60077. — * D. B. P. 62180. — 6 JB. 18. 413.
Nitrieren. 333
Schmidt1 verfuhr zur Nitrierung von Phenanthren
»lgendermafsen : Nachdem er selbst bei einer Abkühlung
of — 10° beim Arbeiten mit Salpetersäure von 1.5 spez.
rew. fast nur nicht-krystallisierende Harze erhalten hatte,
nd die Anwendung von Salpetersäure von 1.35 spez.
i-ew. bei gewöhnlicher Temperatur ebenfalls sehr schlechte
Lusbeuten ergab, mischte er 1 Teil Phenanthren mit
*/« Teilen groben, vorher mit Salpetersäure gewaschenen
landes, und übergofs das Gemisch darauf mit 8 Teilen
Salpetersäure von 1.35 spez. Gew., worauf es gut ver-
leben wurde. Der Zusatz von Sand ist erforderlich, um
ine innigere Berührung des Phenanthrens mit der Säure
u ermöglichen, da bald nach beginnender Einwirkung
.er Kohlenwasserstoff zu einer zähen klebrigen Masse
erfliefst, die von ihr nur schwer durchdrungen wird.
Üe Mischung wurde bei einer Temperatur von etwa
J-10° 3 — 4 Tage sich selbst überlassen, dann aus-
gewaschen und der Rückstand aus 90°/0\gem Alkohol
imkrystallisiert. Etwa 49 % des angewandten Phenanthrens
TOren auf diesem Wege in einen Mononitrokörper über-
geführt.
Martius2 gab an, daJs Binitronaphtol von kalter
Salpetersäure ohne Zersetzung gelöst werde, beim fort-
setzten Kochen mit Salpetersäure aber unter Bildung
ron Phtalsäure und Oxalsäure zerfalle, und es war nicht
fu erreichen, den Körper in eine TrinitroverbinduDg die
^aphtopikrinsäure überzuführen.
Eckstrand3 kam aber zu dieser Verbindung (siehe
luch weiterhin), als er Dinitronaphtol in einem Kolben
nit dem vierfachen Gewicht einer Mischung aus gleichen
Peilen rauchender und gewöhnlicher konzentrierter
Wpetersäure übergofs und das Gefäfs im Wasserbade
nter häufigem Umschütteln mehrere Stunden lang auf
3 — 50°, doch nicht höher erwärmte. Ohne dafs klare
ösung eingetreten wäre, wurde schliefslich in viel Wasser
»gössen. Der entstehende Niederschlag bestand aus
rinitronaphtol nebst noch unverändertem Ausgangs-
1 B. 12. 1154. — » Z. Gh. 1868. 82. — 3 B. 11. 162.
334 Nitrieren.
material, die durch Krystallisation getrennt wurden.
Ausbeute etwa 20% der theoretischen.
Meyer und Stadler 1 kamen zum Mono- und Dinitro-
thiophen so, dafs sie das zu nitrierende Thiophen mittelst
eines Luftstromes durch rote rauchende Salpetersäure
leiteten.
Über den Einflufs der Zeit und Wärme auf den Verlauf
von Nitrierungen mögen Angaben von Wehr2 mitgeteilt
sein : 2 g Paratolylessigsäure waren von 10 g rauchender
Salpetersäure auch nach 12 stündigem Stehen noch nicht
angegriffen. Als das Gemisch dann auf dem Wasserbade ab-
gedampft wurde, waren eine Mono- und Dinitrosäure ent-
standen. Als weitere 2 g in 10 g Eisessig gelöst und
mit 10 g Salpetersäure (spez. Gow. 1.52) auf dem Wasser-
bade erwärmt wurden, bildete sich m-m-Dinitro-|>-tolyl-
säure. 2 g mit 10 g rauchender Salpetersäure übergössen
(spez. Gew. 1.52), ergaben nach dreiwöchentlichem Stehen
bei gewöhnlicher Temperatur Mononitrotolylessigsäure. Das
gleiche Quantum lieferte mit einer Mischung von 5 %
rauchender Säure (1.52) und 10 g reiner ■ Schwefelsäure
Dinitroparatolyle9sigsäure. Als schliesslich zur Ans-
schliefsung jeder Oxydationswirkung 5 g rauchende
Salpetersäure und 10 g reines Schwefelsäurehydrat anf
— 10° abgekühlt und 3 g Säure mit der Vorsicht eingetragen
wurden, dafs die Temperatur nicht höher als -}- 10° stieg;
wurde ebenfalls m-m-Dinitro-^-tolylessigsäure erhalten.
Bauer3 macht über den Einflufs verschiedener Arte«
des Nitrierens die Angaben, dafs, wenn man fl
einer Lösung von Butyltoluoi in Eisessig rauchende
Salpetersäure langsam hinzufügt, man ein mit Wasser-
dämpfen flüchtiges Öl erhält, welches sich als Mononitro-
butyltoluoi erweist. Wenn man den Kohlenwasserstoff
aber in rauchende Salpetersäure unter starkem Abkühlen
eintröpfelt und dann bei gewöhnlicher Temperatur steh»
lüfst, erhält man ein Gemisch von Mono-, Di- und Tri-
derivaten. Zum Trinitrobutyltoluol, dem künstlichen
1 B. 17. 2648. — 8 Bissert Freiburg 1891. — » B. 24. 2835.
Nitrieren. 335
[oschus, kommt man aber, wenn man den Kohlenwasser*
;off langsam in der Kälte in das fünffache Gewicht
ines Gemenges von 1 Teil Salpetersäure (spez. Gew. 1,5)
nd 2 Teilen rauchender Schwefelsäure von 15% Anhydrid-
ehalt einträgt, und die Mischung sodann 8 — 9 Stunden
uf dem Wasserbade erwärmt. Es fällt hernach beim
lingieisen in Wasser ein noch nicht ganz reines krystal-
ixiisches Trinitroderivat aus, welches, um zu einem
nalysenreinen Präparat zu kommen, am besten nochmals
i der gleichen Weise nitriert wird.
Nibtzki und Rösel l kamen zum Tetraamidotoluol
>, dafs sie das Diacetylderivat des m-Toluylendiamins
ömischt mit 20°/o Harnstoffnitrat in die sechsfache Menge
dt Schwefelsäure destillierter Salpetersäure allmählich
Lutrugen und dabei die Reaktionstemperatur stets zwischen
— 5° und 10° hielten. Sie bekamen auf die Art aufser ein
r«nig Mononitroverbindung Dinitrodiamidotoluol, das dann
Dreh Reduktion den Tetraamidokörper lieferte.
Manche Nitrierungen lassen sich nur durch ganz reines
alpetersäurehydrat erzielen, wie es die Arbeiten von
Tietzki und Hagenbach darthun.2 Es gelang ihnen
Ämlich z. B. selbst bei Anwendung von Salpeterschwefel-
lure, sowie rauchender Salpetersäure von 1.52 spez. Gew.
Dr die Mononitroverbindung des Diacetylmetaphenylen-
Umins zu erhalten, und erst, als sie reines Salpetersäure-
ydrat anwandten, gelangten sie zu einem Dinitrodiacetyl-
henylendiamin. Dies Hydrat erhält man am leichtesten
QrchDestillation rauchender Salpetersäure mit der doppelten
chwefelsäuremenge, und sein spezifisches Gewicht wurde
:>n ihnen zu 1.533 bei 15° gefunden.
Eine wirklich völlig wasserfreie, nach der Formel
N03 zusammengesetzte Salpetersäure kann aber nach
. Meyer3 nur so gewonnen werden, dafs die stärkste
irch Destillation mit Schwefelsäure darstellbare Säure
t Salpetersäureanhydrid versetzt und der Uberschufs an
tsem titrimetrisch bestimmt wird, worauf noch so viel
* B. 23. 3216. — * B. 20. 333. — s B. 22. 23.
336 Nitrieren.
einer etwas wasserhaltigen Säure zugegeben wird, als
zufolge der Analyse notwendig ist.
Das Anhydrid wird nach Meyer durch Destillation
einer nahezu wasserfreien Salpetersäure mit Phosphor-
Säureanhydrid gewonnen, die sich ohne merkliche Er-
wärmung miteinander mischen.1
Die nitrierende Wirkung des Salpetersaurenanhydriib
selbst ist zwar viel heftiger als die der stärksten Säure,
geht aber nicht weiter als diese.
Die allgemeine Annahme, dafs verdünnte Salpeter-
säure auf aromatische Verbindungen meist als oxydierendes
Agens wirkte, läfst sich nach den Versuchen von Nobtoh
und Allen2 nicht aufrecht erhalten. Fritzsche8 hatte
schon im Jahre 1859 gefunden, dafs man reichlich Nitro-
phenol erhält, wenn man 2 Teile Phenol in 100 Teilen
heifsen Wassers löst und der Auflösung 3 Teile rauchende
Salpetersäure zusetzt. Diese Beobachtung war aber gam
vereinzelt geblieben. Die genannten Autoren haben die
Einwirkung einer Salpetersäure von 1.029 spez. Gew-
(etwa 4%) in dieser Hinsicht geprüft und 1 g Methyl—
acetanilid in 100 ccm von ihr aufgelöst und unter"
Rückflufs zum Sieden erhitzt. Nach zweistündigem Kochet»
schied sich beim Erkalten Dinitromethylanilin aus; selb»*
mit einer halb so starken Salpetersäure erhielten sie nock
diese Verbindung, aber weniger leicht. Äthylacetanilid
verhielt sich ebenso. Phenylacetanilid (Aoetdiphenylamifli
ging in Trinitrodiphenylamin über. Das Kochen von
Phenylbenzanilid mufste tagelang fortgesetzt werden;
neben dem erhaltenen Trinitrodiphenylamin blieb aber
viel Ausgangsmaterial unverändert. Es ist wahrscheinlich
dafs die Einführung der Nitrogruppen um so leichter tob
statten geht, je leichter sich die Säuregruppe aus den
Aniliden entfernen läfst.
Lellmann und Donner4 fanden bei der Prüfung
des Verhaltens des Phenacyltoluidins gegen Salpeter-
säure, dafs die 22%ige wässerige Säure bereits ia
1 J. pr. Ch. 114. 342. — 2 B. 18. 1995. — 3 Ann. 110. 151.
4 B. 23. 169.
Nitrieren. 337
itande ist, die Base in eine Mononitroverbindung
DA. . C6H4 . N02 . NH . CH2 . CO . C6H5 umzuwandeln, wäh-
rend eine 65%ige Säure zu einer Dinitroverbindung führt.
Da sich die tertiären Alkohole der Fettreihe in
manchen Beziehungen mit den Phenolen vergleichen
lassen, erscheint die Möglichkeit einer Nitrierung der-
selben a priori nicht ausgeschlossen. Beide Körperklassen
enthalten die Gruppe COH, welche nur mit anderen
KohlenstofFatomen in Verbindung gedacht werden kann.
Sollte eine Oxydation stattfinden, so mufs Zerstörung des
Moleküls erfolgen, ein Umstand, welcher der Ausführung
der Nitrierung nur günstig sein kann. Von diesen Be-
trachtungen geleitet, liefs Lieben durch Haitinöer1 die
Einwirkung von Salpetersäure auf den tertiären Butyl-
alkohol das Trimethylkarbinol ch8>C<OH untersuchen.
Nachdem er den Alkohol zu der kalt gehaltenen
Salpetersäure hatte allmählich zufliefsen lassen (diese
Methode erwies sich als die beste), kam er schliefslich
zu einer Flüssigkeit, die er mit entwässertem Salpeter-
säuren Kalk trocknete, und welche sich als Nitrobutylen
©rwies; die Ausbeute betrug 8 — 10% des angewandten
Alkohols. An einer anderen Stelle2 beschreibt er, ' wie
num denselben Körper auch erhalten kann, wenn
toan Isobutylengas in langsamem Strome durch einen
Absorptionsturm leitet, in welchen von oben Salpetersäure
in solcher Menge tröpfelt, dafs das abfliefsende Produkt
San gefärbt ist. Nitroäthylen ist aber auf diesem Wege
um gewinnbar.
Hat man aromatische Säuren zu nitrieren, so kann
man statt von ihnen von ihren Salzen ausgehen.
Die Nitrierung in einer ätherischen Lösung hat
Benedict3 ausgeführt. Er löste 10 g Brenzkatechin in
>00 ccm Äther und versetzte die Lösung mit 4 ccm
1 Ann. 193. 368. — a M. Ch. 2. 286. — :i M. Ch. 3. 386.
Lassar-Cohn, Arbeitsmethoden. 2. Aufl. 22
338
Nitrieren.
rauchender Salpetersäure. Nach 24 ständigem Stehen
enthielt der Äther Mononitrobenzkatechin. Engend
wurde in derselben Weise behandelt und lieferte nahezu
quantitativ Nitroeugenol. Die Verarbeitung der Lösung
fand so statt: Aus der rotbraunen Flüssigkeit
nach 24 Stunden die Hauptmasse der nicht in
getretenen Salpetersäure durch tropfenweisen Zusatz tw
alkoholischem Kali ausgefällt, dann wurde das flüssig«
vom Kaliumnitrat abgesogen und neuerdings so lang»
mit alkoholischer Kalilauge versetzt, als noch ein roter
Niederschlag von Nitroeugenolalkalium entstand, welcher
in Wasser gelöst und mit verdünnter Schwefelsäure
zerlegt wurde.
Die des Zusammenhanges halber bereits
Nitrierung in essigsaurer Lösung scheint für viel*
Zwecke deshalb recht verwendbar, weil man bei ihr mit
berechneten Mengen Salpetersäure auskommen büß
Cosak1 z. B. löste 10 g Paraacettoluid in 45 g Eisessigu^
versetzte die Lösung mit der berechneten Menge Salpeter
säure (37 g von 1.47 spez. Gew.). Hierbei ist ü*
Bildung von Dinitroprodukten an und für sich fast «fr
geschlossen, da nie Salpetersäure im Überschufs vorhanden,
und andererseits ihre Einwirkung durch die Gegenwflt
des Eisessigs geschwächt ist.
Stadel und Kolb2 mischten 140 g w-Kresol v&
140 g Eisessig, kühlten auf — 5° ab und liefsen langst
eine auf — 15° abgekühlte Mischung von 200 g Salpeter-
säure (spez. Gew. 1.5) mit 400 g Eisessig einfließe«.
Während der IV2 Stunden, die dieses dauerte, stiegt
Temperatur nicht über — 1°. Alsdann wurde die «*"
braune Masse auf 1 kg Eis gegossen und noch flu
1.5 kg Wasser vermischt. 12 Stunden später wurf*
die Krystalle auf dem Filter gesammelt und das Filtw*
mit Äther ausgeschüttelt. Auch dessen Rückstand wurde»
die Krystalle mit Wasserdampf destilliert, und so wfflfa
39 + 12 g flüchtiges und 47 + 18 g nicht- flüchtig«
Nitro-m-Kresol erhalten.
1 B. 13. 1088. — 2 Ann. 259. 210.
Nitrieren. 339
Viel häufiger als ein Gemisch von Eisessig und
Salpetersäure wird das ebenfalls schon erwähnte Gemisch
von Salpetersäure mit konzentrierter Schwefelsäure an-
gewendet. Die sogenannte „Nitrosäure", ein Gemisch
von konzentrierter Schwefelsäure vom spez. Gew. 1.846
mit Salpetersäure vom spez. Gew. 1.385 — 1.440, die
zuerst von Schönbein1 1846 zur Gewinnung von Schiefs-
baumwolle durch Nitrieren von Baumwolle verwendet
worden ist, ist nach Eriedländer2 in der Technik
überall an Stelle der früher angewandten kostspieligen
und unbequem zu verarbeitenden rauchenden Salpeter-
säure getreten, und gestattet infolge der wasserentziehenden
Wirkung der Schwefelsäure ein Arbeiten mit nahezu der
theoretischen Menge Salpetersäure bei völliger Aus-
nutzung derselben.
Man arbeitet mit dem Gemisch, wie mit der Salpeter-
säure selbst. Benzol, Toluol, Xylol werden mit ihm in der
Kälte nitriert, Naphtalin bei 40 — 50°. Dinitrobenzol etc.
erhält man durch Einwirkung von Nitrosäure in der
Wärme auf die entsprechende Mononitroverbindung.
Nach Armstrong und Rossiter3 wirkt die Schwefel-
säure nicht allein in dem Sinne, dafs sie die Konzentration
der Salpetersäure auf ihrer Höhe erhält, sondern sie giebt
aus von ihnen geltend gemachten theoretischen Gründen
der Umsetzung eine bestimmte Richtung.
In den Laboratorien benutzt man natürlich auch
andere Mischungsverhältnisse, als sie in der Technik üblich
sind. So übergofs Schultz4 3 Teile Diphenyl in einem
Kolben mit 6 Teilen konzentrierter Salpetersäure von
1,45 spez. Gew. und 1 Teil konzentrierter Schwefelsäure.
Zur Beendigung der sich teilweise schon in der Kälte
vollziehenden Reaktion wurde noch kurze Zeit gekocht,
worauf beim Erkalten das Ganze zu einem Krystallbrei
erstarrte. Nach diesem Verfahren erhält man das Dinitro-
diphenyl leicht und frei von seinen Isomeren, wenn man
1 Pogg. Ann. 70. 320. und Phil Mag. 3. 31. 7.
8 Fortschritte der Teerfarbenfabrikation 3.
8 B. 24. R. 721. — 4 Ann. 174. 221.
22*
340 Nitrieren.
die an der Pumpe gut abgesogenen und gewaschenen
Krystalle einige Male mit Alkohol auskocht.
Bladin1 kochte 10 g Phenyltriazolkarbonsäure mit
100 g rauchender Salpetersäure und 50 g konzentrierter
Schwefelsäure 8 — 10 Minuten, worauf nach dem Eingießen
in Schneewasser 11,5g Nitrophenyltriazolkarbousäure er-
halten wurden.
C6H4.N02-N N
H00C-C\/CH
Der Zusatz rauchender Schwefelsäure ist bei der Dar-
stellung des künstlichen Moschus (Seite 335) bereits er-
wähnt.
Der Einflufs der Temperatur ist auf den Verlauf auch
dieser Reaktion und auf die Ausbeute natürlich von be-
deutendem Einflufs.
Klinger und Zuurdeeg2 nitrierten Azoxybenzol so,
dafs sie 20 g desselben mit einer Mischung von 200 g
Salpetersäure (spez. Gew. 1,50) und 100 g Schwefelsäure
(spez. Gew. 1,80) übergössen. Giefst man diese Mischung"
gleich in Wasser, so erhält man ein stark harziges Pro-
dukt. Kühlten sie sie aber während des Nitrierens stark:
ab, so hatte sich nach 24 Stunden die gröfste Menge des
entstandenen Trinitroazoxybenzols frei von harzigen Ver-
unreiniguugen abgeschieden. Aus 60 g Azoxybenzol er-
hielten sie nach Kühlung auf — 20° 55 g, nach Kühlung
auf — 10° 35 g Rohprodukt, während, als sie 65 g Azoxy-
benzol bei -(-10° verarbeiteten, selbst nach längerer Zeit
aus dem Gemische sich nichts ausschied.
Das schon einmal erwähnte Trinitron aphtol (Seite 333)
erhielten Dtehl und Merz3 mit Hülfe des Säuregemisches
in folgender Art : Sie zerrührten fein gepulvertes Dinitro-
naphtol in überschüssiger konzentrierter Schwefelsäure.
Die Mischung wurde gut gekühlt und nun rauchende in
Schwefelsäure gelöste Salpetersäure zufließen gelassen.
Nach längerem Stehen wird die Flüssigkeit in Eiswasser
gegossen. Der herausfallende Niederschlag ist der Haupt-
1 B. 25. 742. — 2 Ann. 255. 319. — 3 B. 11. 1661.
Nitrieren. 341
äache Dach Trinitronaphtol. Durch Variieren der Menge
der angewandten Säuren suchten sie die Bedingungen für
die beste Ausbeute festzustellen. Schliefslich erhielten
sie aus lüO g Dinitrouaphtol 25 ccm Salpetersäure und
1500 g konzentrierter Schwefelsäure nach lOtägigem Stehen
83,9°/o der theoretischen Ausbeute. Die Reaktionsmasse
stand ^während der 10 Tage in kaltem Wasser und wurde
täglich, umgerührt, um so die Mischung homogen zu
haitön , was von wesentlichem Belang zu sein schien.
In betreff der Quantität an Ortsisomeren, welche
man bei Nitrierung aromatischer Verbindungen erhält,
kann aber die Verwendung der Salpetersäure und der
Nitrosäuie sehr verschiedene Resultate geben. So liefert
nach. Nölting1 Toluol mit Salpetersäure allein vor-
^ff^nd Para- (etwa 66%), mit Salpeterschwefelsäure
jedocyh hauptsächlich (auch etwa 60—66%) Orthonitro-
tolnol. Die Temperatur beim Nitrieren und die Konzen-
tration der Säuren beeinflussen jedenfalls auch hier die
Mengenverhältnisse der Isomeren.2
viele schwer nitrierbare Körper werden auch so nitriert,
dafe man sie mit Schwefelsäure überliefst und dann
Ol • • •
oalpeter zugiebt oder in umgekehrter Reihenfolge verfährt.
Namentlich in älteren Zeiten war diese Methode sehr
beliebt. So nitrierte Gerland4 Benzoesäure, indem er sie
mit dem doppelten Gewicht Salpeter in einer Reibschale
mengte und ein diesem gleiches Gewicht englischer
Schwefelsäure zusetzte. Die Ausbeute soll eine gute sein.
Und in neuerer Zeit ist das Verfahren wieder recht in
Aufnahme gekommen.
1 B. 18. 2672.
8 Anmerkung. Dies Verhalten ist oft von gröfster Wichtig-
keit in technischer Beziehung. So scheiterte die technisch wohl
ausfahrbare BAEYERsche Synthese des Indigo daran, dafs bei der
Nitrierung8 sich neben dem für diesen Prozefs gebrauchten Ortho-
nitrozimmtsäureester gleichzeitig so viel von der ziemlich werth-
losen Paraverbindung bildete, dafs das Verfahren dadurch in
ökonomischer Beziehung undurchführbar wurde.
8 Caro. B. 25. B. 987. — * Ann. 91. 187.
342 Nitrieren.
Zum o-Nitro-m-chlorbenzaldehyd — die Darstellung
der Paraverbindung nach Erdmann haben wir bereite
kennen gelernt — kommt man nach Eichengrün und Ens-
hörn1 so, dafs man in eine gut gekühlte Lösung von
11 g Salpeter in 200 g Schwefelsäure mittelst eines
kapillaren Hebers tropfenweise 15 g m-Chlorbenzaldehyd
unter fortwährendem Rühren einfließen läfst. Am besten
hält man die Temperatur des Nitrierungsgemisches unter
0°. Einige Stunden nach beendeter Reaktion gie&t man
auf Eis, wodurch der gebildete o-Nitro-w-chlorbenzaldehyd
krystallinisch ausgeschieden wird.
Täuber2 trägt 28,2 g (Vio Mol.] reines Benzidin-
sulfat unter Umrühren in 300 g Schwefelsäure ein. Durch
Anwärmen unterstützt er die völlige Lösung und kühlt
dann wieder auf 10 — 20° ab, bei welcher Temperatur
sich Benzidinsulfat noch nicht wieder ausscheidet. Nun
giebt er langsam 20,2 g (2/io Mol.) Kalisalpeter zu,
rührt noch einige Stunden und giefst die Reaktionsmasse
in die dreifache Menge Wasser. Es fällt ein wenig eines
gelbbraunen Niederschlages, von dem man abfiltriert.
Soda schlägt dann aus Piltrat das rohe m-Dinitrobenzidin
nieder.
Löst man Oxyazobenzolsulfosäure8 in Schwefelsäure von
66° B., trägt in die Lösung unter gutem Rühren bei
10—20° Kalisalpeter ein, setzt das Rühren noch 2 Stunden
fort und giefst alsdann in Wasser, so scheidet sich in
quantitativer Ausbeute die Nitrooxyazobenzolsulfosäure ans.
Seitz4 kam zu einer Dinitroverbindung des /8-Naphto-
chinaldins, als er das trockene salpetersaure Salz der Base
in englische Schwefelsäure eintrug.
Sind die Körper sehr schwer nitrierbar, so verfährt man
auch so, dafs man sie mit der Schwefelsäure etwa auf lw
erwärmt und alsdann die berechnete Menge Salpeter
zugiebt.
Über die Gewinnung der Nitrokörper aus den stark
sauren Lösungen, in welchen sie entstehen, wäre folgen-
l Ann. 262. 136. — 2 B. 23. 795. — :l D. B.-P. 61571.
4 B. 22. 257.
Nitrieren. 343
zu sagen. Erwähnt ist bereits worden, dafs sich
iche von ihnen direkt krystallisiert abscheiden, die
.sten aber durch Eingießen der sauren Lösung in Wasser
rönnen werden, in welchem sie unlöslich zu sein
>gen. Treten diese beiden Fälle nicht ein, so werden
l die Nitroverbindungen aus ihrer wässerigen Lösung
; Äther ausschütteln lassen. Zur Vermeidung dieser
beit, oder falls das Ausschütteln nicht angänglich,
in man die Salpetersäure vorsichtig auf dem Wasser-
Le abdampfen, indem man von Zeit zu Zeit Alkohol
etzt, um Konzentrierung der Säure zu vermeiden. Oder
n neutralisiert die Säure mit Natriumkarbonat, bevor
n zum Abdampfen schreitet, und . extrahiert den ge-
ßkneten Rückstand mit Alkohol, Äther etc.
Süida und Plohn1 hatten Äthylphenol durch Ein-
isenlassen in rauchende Salpetersäure nitriert und
dünnten darauf mit Wasser. Der gröfste Teil des
troäthylphenols fiel aus; den in Wasser gelösten Rest
mannen sie so, dafs sie die Lösung nach Neutralisation
b Ammoniak mit Bleizuckerlösung fällten. Der er-
tene Niederschlag war sehr explosiv und wurde deshalb
feuchtem Zustande durch Säurezusatz wieder zerlegt.
ltener zur Nitrierung verwendete Methoden.
Allgemein verwendbar ist die Methode den zu nitrieren -
Q Körper in Eisessig zu lösen und in die Lösung die
im Erhitzen von Bleinitrat entstehenden Dämpfe ein-
leiten.
Oxydation von Nitrosokörpern rnufs ebenfalls Nitropro-
it liefern. So behandelte Schraube2 Nitrosodimethylani-
i mit einer alkalischen Lösung von Ferricyankalium und
t einer solchen von Kaliumpermanganat. Auf beide
rten kam er zum Nitrodimethylanilin, welches er aus
Q Lösungen mit Äther extrahierte. Da das Nitro-
nethylanilin sich nur schwer mit Äther ausschütteln
st, empfiehlt Wurster,3 der die Methode mit Kalium-
•manganat wiederholte, die Masse auf dem Wasserbade
1 M. Ch. 1. 182. — 2 B. 8. 620. — 8 JB. 12. 529.
344 Nitrieren.
zur Trockene zu bringen und hernach mit Benzol aus-
zuziehen.
C«H<<NO E']* + ° = C A< SSf Jl"
Auch Natriumnitrit vermag in saurer Lösnng ni-
trierend zu wirken. So liefe Niementowsky1 zu einer 1
Lösung von Tetramethyldiamidotoluol in Eisessig Nafahm-
nitritlösung fliefsen, solange noch eine Trübung entstand.
Die durch Umkrystallisieren aus Petroläther gereinigte
Abscheidung erwies sich statt des erwarteten Nitrosamins
als Mononitrotetramethyldiamidotoluol.
/(3)N(CHS),
(1)CH8.C6H2H4)N(CH8)2;
\?)N02
es hatte also einfache Nitrierung stattgefunden.
Deninger2 nitrierte ebenfalls mit Erfolg Amine und
phenolartige Körper durch nascierende salpetrige Säure-
Die Amine gehen hierbei natürlich durch ihre Diazo-
verbindungen hindurch gleich weiter in Phenole über.
Die Ausbeuten, welche sehr gute sein können, hängen
durchaus von den Versuchsbedingungen ab. Für Anilin
verfährt man am besten folgender Art: 10 g Anilin»
20 ccm englische Schwefelsäure und 80 ccm Wasser werden
zusammengebracht und unter 15° abgekühlt. Dannsebt
man ca. 300 g käufliches Natriumnitrit in 100 ccm Wasser
gelöst so zu, dafs das erste Drittel unter Abkühlung, dtf
Rest aber ziemlich rasch und, ohne zu kühlen, zufliefst. K*
Lösung wird in einem grofsen Gefäfse in ein kochendes
Wasserbad gestellt und sofort kochende, mäfsig verdünnte
Schwefelsäure (50 ccm Säure und 50 ccm Wasser) so
schnell, als es die heftige Einwirkung gestattet, zugegeben
Sobald die Reaktion vorüber, destilliert man mit Wasser
dämpfen die entstandene Orthoverbindung ab. Dwc
Umkrystallisieren aus Wasser oder Salzsäure gewinnt ma
aus dem Rückstand die Paraverbindung. Ausbeute 4,1
Ortho- und 3,3 g Paranitrophenol.
Arbeitet man mit Körpern, deren Parasteile bese
ist, z. B. Parabenzidin oder Paratolidin, so wird •
1 B. 20. 1890. — 2 J. pr. (Jh. 148. 298.
Nitrieren. 345
äbeute fast die theoretische. So lieferten 50 g Tolidin
70 g Dinitrodikresol.
Suspendiert man Salicylsäure in Wasser und giebt
viel Natriumnitrit zu, dafs auf 1 Mol. der ersteren
Mol. Nitrit kommen, so löst sich nach und Dach
Salicylsäure. Setzt man dann so lange konzentrierte
rwefeLsäure zu, bis sich die Flüssigkeit auf 60° er-
rmt hat, und erhitzt weiter auf dem Wasserbade, bis
ne nitrosen Dämpfe mehr entweichen, so scheidet sich
m Erkalten ein Gemenge von Salicylsäure und asym-
trischer Nitrosalicylsäure ab; die Ausbeute an letzterer
Tagt 80%. Noch bessere Ausbeute erzielt man beim
beiten in eisessigsaurer Lösung; aus 10 g Salicylsäure
rden so 11 g Nitrosäure erhalten.
Später teilte im Anschlufs hieran Deninger1 mit,
fe, während man bekanntlich durch Salpetersäure aus
c Salicylsäure fast nur die asymmetrische Nitrosäure
m Schmelzpunkt 228° erhält und die isomere Säure
m. Schmelzpunkt 144° sich nur in geringer Menge
det, man nach seinem Verfahren die eine oder die
dere dieser beiden Verbindungen, und dazu in weit
werer Ausbeute als bisher, erhalten könne. Auch aus
p Paraoxybenzoesäure bekommt man nach seiner Art
s Arbeitens die entsprechende Nitrosäure (COOH . N02 .
3 — 1.3.4.) in einer Ausbeute von 90% der Theorie.
ir Gewinnung der as-m-Nitrosalicylsäure (COOH. OH.
02. — 1.2.5.) verrührt man 100 g Salicylsäure mit
•0 g Natriumnitrit und 150 ccm Wasser und giebt hierzu
agsam 1.2 1 Schwefelsäure (spez. Gew. 1.52), welche
cht über 15° warm sein darf. Nach ca. 4 Stunden
ird auf 50° erwärmt und dann noch einige Zeit
)hen gelassen, bis keine nitrosen Dämpfe mehr ent-
liehen, worauf man auf dem Wasserbade erhitzt. Die
im Erkalten ausgeschiedenen Krystalle sammelt man
f dem Filter, krystallisiert sie zweimal aus Wasser um,
I erhält so 85 g der Nitrosäure.
1 J. pr. Ck. 150. 550.
346 Nitrieren.
Wenn man 100 g Salicylsäure mit 170 g Natrium-
nitrit und '150 ccm Wasser mischt und hierzu rasch 1 1
Schwefelsäure (spez. Gew. 1.52) Ton 60° giebt, muls
man wegen der überaus heftigen Reaktion ein grobes
Gefäß* nehmen, welches die ganze Zeit auf einem kochenden
Wasserbad stehen soll. Ist die Masse inzwischen nicht
rot geworden, so setzt man noch ca. 100 ccm englische
Schwefelsäure zu. Filtriert man nach dem Erkalten da
Ausgeschiedene ab, löst es in Wasser und kocht länge»
Zeit mit Tierkohle, wobei zugleich das entstandene
Nitrophenol fortgeht, so erhält man nach nochmalige!
Krystallisieren aus Wasser 70 bis 80 g der tJ-w-Nitro-
salicylsäure (Schmelzpunkt 144).
Goldschmidt1 nitrierte Pyren in der Hoffnnnj
Isomere der bekannten Nitroprodukte zu erhalten, so,
daCs er den in Äther gelösten reinen Kohlenwasserstof
über eine mäfsig konzentrierte Lösung von Kaliumnitri'
schichtete und aus einem Tropftrichter langsam
verdünnte Schwefelsäure einfliefsen lieis. Er erhielt
nur bereits bekanntes Dinitropyren neben wenig Mono
Verbindung.
Griess wies im Verlaufe seiner Untersuchungen übe:
die Diazokörper nach, dafs sie beim Erwärmen mi
Salpetersäure in zweifach nitrierte Phenole übergehen
Daraus erklärt sich, dafs, wenn man Amide mit über
schüssiger Salpetersäure kocht, man Dinitrophenole erhall
Zuerst hat Ballo2 diese Reaktion aufgefunden nw
bemerkt, dafs sich Naphtylamin mit Salpetersäure v«
selbst erhitzt und das Endprodukt der Einwirkt^
Binitronaphtol ist. Er stellte jener Zeit die merkwürdig
Gleichung auf
C13H7NH2 + 3N08H= C10H5<{g°^ + NO,NH4 +H.0.
Die Ausbeute des Verfahrens ist speziell bei die«
Körper eine so vorzügliche, dafe er noch heute na
dieser Reaktion technisch dargestellt werden soll.
1 M. Ch. 2. 580. — 2 Z. Ch. 1870. 51.
8 B. 18. 1338.
Nitrieren. 347
Nölting und Wild1 versuchten dann, ob bei An-
adung von nur 1 Mol. Salpetersäure auf den Diazo-
•per sich Monitrophenole bilden würden. Der Erfolg
itätigte ihre Erwartungen. Sie führten das Anilin
folgender Art in Monitrophenol über. Nachdem
g desselben in 150 — 200 g konzentrierter Schwefel-
ue und 2 1 Wasser gelöst waren, wurden zu der mit
i gekühlten Lösung 69 g Natriumnitrit gegeben.
nige Zeit später wurden 119 g Salpetersäure von
&35 spez. Gew. (= 63 g HN03) hinzulaufen gelassen,
i hierauf das Ganze am Rückflufskühler bis zum
ifhören der Stickstoffentwickelung erhitzt. Nach Um-
irung des Kühlers destillierten sie alsdann das Ortho-
rophenoi mit den Wasserdämpfen ab ; im Rückstand
ibt das Paranitrophenol, welches durch einmaliges
akrystallisieren aus Wasser rein erhalten wird. Von
den Isomeren erhält man etwa die gleichen Mengen
vorzüglicher Ausbeute. Die Umsetzung erfolgt nach
r Gleichung
C6H6N : N.SOJ3 + HN03 = C6H4(N02)0H + N, + H,S04.
Paratoluidin gab ebenfalls gute, Orthotoluidin mäfsige
d Naphtylamin geringe Ausbeute.
Fittica1 nitrierte, um zur vierten (!) Nitrobenzoesäure
kommen, seine Benzoesäure so, dafs er 1 Mol.
«selben in wasser- und alkoholfreiem Äther löste und
) mit 1 Mol. Äthylnitrat vermischte Lösung in
ozentrierte, nicht rauchende Schwefelsäure eintröpfeln
fe. Es bildete sich auch viel Nitrobenzoesäureester
8. w. Auf dieselbe Art nitrierte er Benzaldehyd.
Sandmeyer 2 hat es nach seiner Methode sogar ermög-
bt Amidogruppen aromatischer Verbindungen in
trogruppen überzuführen : 9 g Anilin, 50 g Wasser und
g Salpetersäure (spez. Gew. 1.4) wurden gemischt und
nählich unter Kühlung 15 g Natriumnitrit, gelöst in
ccm Wasser, zugesetzt. Die so erhaltene Lösung wurde
£sam zu einer in einem Kolben befindlichen Kupfer-
dulmischung gegossen; das Ganze blieb 1 Stunde
1 J. pr. Ch. 125. 189. — * B. 20. 1494.
348 Nitrieren.
stehen, weil die Stickstoffentwickelung so lange andauert
Durch Destillation wurden schliefslicli 5 g Nitrokm
gewonnen.
Die zu derartigen Umsetzungen nötige Kupferlösu
gewinnt er so : 50 g krystallisierter Kupfervitriol (2 Hc
und 15 g gewöhnlicher Traubenzucker werden in 100«
Wasser durch Erhitzen gelöst und zu der siedenden, el
vom Feuer genommenen Flüssigkeit eine erkaltete Löfl
von 20 g Natron in 60 g Wasser auf einmal zngesel
Sobald unter Umschütteln alles Kupfer in Kupferoxy*
verwandelt ist, wird rasch abgekühlt, und die Misch
zur Abstumpfung "des unverbrauchten Natrons bis :
neutralen oder schwach sauren Reaktion mit Essigsft
versetzt.
Schliefslich soll noch bemerkt werden, dafe Ihefh
gefunden hat, dafs bei Einwirkung von rancheD
Salpetersäure auf Benzolsulfonamidoessigsäure
HOCOCH2NHSO,C6H8
keine Nitro-, sondern eine Nitrosoverbindung
HOCOCH2NNOSOaC6H6
entsteht.
Nitrokörper der Fettreihe.
Zu Nitrokörpern der Fettreihe kann man, wie sei
erwähnt, nur durch doppelte Umsetzung mit sapet
saurem Silber, an dessen Stelle nach Kolbe 2 für man
Zwecke auch salpetrigsaures Kalium verwandt wer
kann, kommen.
Die Methode rührt von V. Meyer3 her. Die weni
vorher erhaltenen aliphatischen Nitrokörper finden i
auf den ersten Seiten seiner Arbeit zusammengestelli
Die Darstellung des Silbernitrits erfolgt naoh
zweckmäfsig so: konzentrierte Lösungen von Silbern
(2400 g) und Kaliumnitrit (1500 g) werden lauwann
einander gemischt und erkalten gelassen. Der Ni<
schlag von Silbernitrit ist dann leicht und sei
1 B. 22. B. 692. — 2 J. pr. Ch. 113. 427. — • Ann. 17
Nitrieren. 349
waschbar. Die Darstellung des Nitroäthans führt er
folgender Weise aus:
2090 g so dargestelltes Silbernitrit wurden in einen
-fiumigen Bundkolben gebracht, der mit einem doppelt
rchbohrten Kork geschlossen war. Vermittelst der einen
urchbohrung ist er mit einem grolsen und weiten auf-
rts gerichteten Kühler verbunden ; durch die andere geht
r Scheidetrichter, welcher zur Aufnahme des Jodäthyls
>nt. Silber und Jod können bei diesen Versuchen
ikt durch billigere Materialien ersetzt werden. Bei
iwendung von Bleinitrit gelang die Beaktion nicht,
omäthyl , Chioressigester , Äthylenbromid wirken auch
im Kochen nicht auf Silbernitrit ein.
Es wurden nun 1700 g Jodäthyl allmählich zum
Jbernitrit fliefsen gelassen, und zwar ganz ohne den
)lben zu bewegen, was für die allmähliche Durch-
jigung des Nitrits sehr zweckmäfsig ist. Das Jodür
irde ohne äufsere Kühlung in solchen Intervallen zu-
lassen, dafs die Flüssigkeit fortdauernd lebhaft kochte,
er doch nicht zu rasch, um ein Übersteigen zu ver-
eiden. Schliefslich wird noch einige Zeit im Wasser-
de erhitzt. Bei dieser Art des Verfahrens bleibt die
itige Bildung von kompakten Klumpen Silbemitrit aus,
id ist ein Vermischen des Nitrits mit Sand, welches
9 Wiedergewinnung des Silbers so außerordentlich
Schwert (da der Sand beim Schmelzen des Jodsilbers mit
»da ein Überschäumen durch Kohlensäureentwickelung
st unvermeidlich macht), alsdann ganz überflüssig,
orch fraktionierte Destillation wurde das Nitroäthan
halten. Man erhält fast bei allen Versuchen 50% der
eoretischen Menge Nitroäthan, und es scheint, dafs bei
r Beaktion nahezu gleiche Mengen von Äthylnitrit
d Nitroäthan entstehen. Während mit Äthyljodid sich
© die Umsetzung vollzog, versagte sie beim Allyijodid,
jthylenjodid und ähnlichen Verbindungen. Es resultierten
ikstoffhaltige Öle, die nicht zu reinigen möglich schien.
Jahre später fand dann Meter, dafs solche Öle auf
satz von Natriumäthylat (das damals nicht versucht
rde) die Natrium Verbindung des Nitrokohlenwasser-
350 Nitrieren.
Stoffes sofort in reinem Zustande liefern, und führte 4i
experimentelle weitere Untersuchung zusammen mit Aao
nasy1 aus. Jodallyl ward mit dem zwei- bis dreifache
Volum Äther verdünnt und dann mit Silbernitrit ud
gesetzt. Die fast farblose Lösung des Reaktionsprodakb
wurde abfiltriert und der Rückstand mit Äther extrahia
Nach 6 Stunden hatte sich nochmals ein wenig Silbe
salz abgeschieden. Dem Filtrat von diesem wurde d
doppelte Volumen absoluten Alkohols zugefügt und die
Lösung nun mit absolut alkoholischem Natriumäthyl
gefällt. Nachdem der Niederschlag auf Thonplatten;
trocknet i$t, kommt man von ihm zum Nitropropylen z. I
indem man ihn in Wasser löst, dieses mit der berechnet«
Menge verdünnter Schwefelsäure versetzt und nunme
ausäthert.
Die Darstellung von zweifach nitrierten Kohlenwasse
Stoffen der aliphatischen Reihe ist nur auf Umwqp
möglich.
Meyer und Locher erhielten beispielsweise dm*
Einwirkung von salpetriger Säure auf sekundäres Nitn
propan das Propyl-Pseudonitrol
CH8 CH8
I TT ' NO
C=*0 + HONO = H,0 + Ctz™
CHg CHg
und dieses geht bei der Oxydation mit Chromsäure (äd
auch weiterhin) in Dinitropropan über2
CH3 CH8
NO , 0_' N05
CH8 CH8
Forcrand 3 hat aus bromessigsaurem Äthyl und
nitrit nitroessigsaures Äthyl gewonnen ; die Flüssigkeit
nach ihm so zersetzlich, dafs er sie nicht in rein
Zustande zu erhalten vermochte.
1 B. 25. 1701. — 2 B. 7. 1617. — 3 Cr. 88. 974.
Oxydation. 351
Prbibisch l hat auf Veranlassung Kolbes salpetrig-
ores Kalium auf monochloressigsaures Kalium wirken
äsen. 3 Teile des ersteren wurden auf 1 Teil des letzteren
«wandt. Die Konzentration der Lösungen scheint ohne
inwirkung auf die Ausbeute zu sein. Des starken
ßhäumens halber nimmt man aber besser verdünnte
orangen. Bei Anwendung von 100 g Monochloressig-
Inre bekommt man etwa die Hälfte, bei Verarbeitung
röiserer Mengen nur etwa ein Drittel der theoretischen
>twbeate an „Nitrokarbol". Die sehr unbeständige
itroessigsäure geht nämlich sofort in, wie wir heute
gen, Nitromethan über, indem sich folgende Umsetzungs-
eichungen vollziehen
(CH,Cl)COOK + NOOK = KCl + (CHaN02)C00K
1 (CH2NO,)COOK + H,0 = CHsN02 + COsKH.
Bewad2 kam auf sehr umständlichem Wege zu
•tiären Nitrokohlenwasserstoffen der Fettreihe , und
Xliers3 hat durch Erwärmen von Athylenbromid mit
Da gleichen Volumen rauchender Salpetersäure das freie
tranitroäthylenbromid erhalten, dessen Isolierung aber
'ht beschwerlich ist, und auf dem merkwürdigen Wege
r Einwirkung von konzentrierter Salpetersäure auf
ibromanilin kam Losanitsch4 zu einem Spaltungs-
^dukte, welches sich als Dibromdinitromethan
£><><*>:
vies.
Oxydation.
Als Oxydationsmittel haben etwa folgende Substanzen
Twendung gefunden :
Arsensäure, Azobenzol.
Baryumsuperoxyd, Bleioxyd, Bleisuperoxyd, Braun-
stein, Brom.
1 «7. pr. Ch. 116. 316. — 2 B. 24. 973. — s Cr. 94. 1122.
4 B. 15. 472 u. 16. 2731.
352 Oxydation.
Chlor, Chloranil, Chlorjod, Chlorkalk, Chlorsäure,
Ohromsäure, Ohromylchlorid.
Eisenchlorid, Eisenoxydhydrat.
Hydroxylamin.
Kaliumbi Chromat, Kaliumchlorat , Kaliumferri-
Cyanid, Kaliumhydroxyd (schmelzendes), Kalium-
jodafc, Kaliamman ganat, Kaliumpermangaiitt,
Kupferacetat, Kupferlösung (alkalische), KupferoxyJ,
Kupfersulfat.
Luft.
Mangansuperoxyd.
Natriumbichromat, Natriumnitrit, Natronkalk, Nitro-
benzol.
Ozon.
Platinchlorid, platzierter Asbest, Platinschwarz.
Quecksilberacetat, Quecksilberchlorid, Quecksilbernitrat,
Quecksilberoxyd.
Salpetrige Säure, Salpetersäure, Sauerstoff, Schwefel-
säure, Silberacetat, Silbernitrat, Silberoxyd.
Wasserstoffsuperoxyd, Wasser (Anlagerung von).
Zinkperm anganat, Zinnchlorid,
sowie Oxydation durch Umlagerung.
Die grofse Zahl der praktisch versuchten Oxydations-
mittel beweist, wie verschieden sich die organisch«
Körper gegenüber oxydierenden Agentien verhalten, unl
läfst es leicht verständlich erscheinen, dafs häufig, je nack
der Wahl der Mittel, ganz verschiedene Oxydation«-
produkte erhalten werden. Lieben1 hat wohl zuerst
darüber einige Versuche anstellen lassen. So liefe 8
durch Reich ardt die Wirkung verschiedener Mittel auf
lösliche Stärke untersuchen. Kaliumpermanganat in
neutraler, alkalischer, saurer Lösung, ferner Chromsäuw
wirken zwar energisch ein, geben jedoch nur unerquick-
liche braune Produkte. Keinen besseren Erfolg gab die
Verwendung von Chlor und Kupferlösung. Dagegen
konnte durch Erwärmen der Stärkelösung mit Brom un<!
nachheriger Behandlung mit Silberoxyd Dextronsäus
x B. 8. 1020.
Oxydation. 353
rlalten werden, und verdünnte Salpetersäure lieferte in
ar Wärme Kohlensäure und Oxalsäure ; rauchende Säure
ab eine Mononitrostärke.
Anilin liefert mit Mangansuperoxyd und Schwefel-
inre neben Ammoniak nur wenig Chinon, welches letztere
iit dem Chromsäuregemisch quantitativ aus ihm zu
rhalten ist. Kaliumpermanganat oxydiert es in alkalischer
jösung zu Azobenzol, Ammoniak und Oxalsäure, in
wrer Lösung zu Aniiinschwarz und letzteres geht bei
aergischer Oxydation in Chinon über, in neutraler Lösung
eitsteht aufser Azobenzol Nitrobenzoi. Durch Behandlung
iit Chlorkalk bei Siedetemperatur geht es ebenfalls in
fitrobenzol über. Wasserstoffsuperoxyd oxydiert es in
Anwesenheit von schwachen Säuren zu Ammoniak und
Manilidobenzochinonanilid, in Gegenwart starker Säuren
Uteteht wahrscheinlich ein Indulinkörper.
Schmiedeberg und Habnage1 teilen mit, dafe ihre
r«T8uche Cholin mit Kaliumpermanganat oder Chrom-
Sriire zu oxydieren, negativ ausfielen, während es ihnen
©i Anwendung von konzentrierter Salpetersäure leicht
elang es in Muskarin überzuführen,
CH3
Auch ist seit langem bekannt, dafs Metaxylol | ]
CH«
*>n verdünnter Salpetersäure nicht angegriffen, dagegen
OOOH
om Chromsäuregemisch zu Isophtalsäure f ]
sydiert wird, während Paraxylol [ j von ersterem
©agens in Paratoluylsäure f ] und durch letzteres
COOH ÖÖOH
Terephtalsäure l | umgewandelt wird, und
COOH
1 A. Pth. 6. 101.
I^AMar-Cohn, Arbeitsmethoden. 2. Aufl. 23
354 Oxydation.
Methyl gruppen, welche sich in der Orthostellung zu
Halogenatomen am Benzolkern befinden, sollen allgemein
von sanren Oxydationsmitteln1 mir sehr schwer und lang-
sam angegriffen werden.
Der Besprechung der einzelnen Mittel sei noch folgen-
des vorangeschickt:
Ist die anfangs durch die Oxydation eni
Substanz durch Weiteroxydation leicht zerstörbar, so Hl»-
schichtet man die wässerige Lösung mit einem passend
gewählten Ausschüttelungsmittel, und entzieht nach jedes-
maligem Zusatz des Oxydationsmittels den entstandenes
Körper durch Ausschütteln der weiteren Einwirkung.
In solchen Fällen kann die Zugabe von Eis, tun &
Temperatur niedrig zu erhalten, von grofsem Nutzen sein.
Ist der oxydierte Körper mit Wasserdampf flüchtig, »
wird man diesen während der Zugabe des Oxydation*
mittels durch die Flüssigkeit leiten.
In manchen Fällen ist der geistvolle Ersatz einff
Oxydation durch eine andere an ihrer Stelle benutt*
Umsetzung selbst der besten Methode ihrer Ausführung
vorzuziehen (siehe S. 359).
Die Arsensäure wird, zumal man meist mit
Mitteln zu denselben Resultaten kommen kann, i
Giftigkeit halber nur selten benutzt. Will man sich 1$
bedienen, so geschieht es etwa in der Art, wie sie ehema«
zur Fuchsindarstellung Verwendung fand. Man mengfe
ein Gemisch von Anilin und Toluidin2 mit etwa V/i Teilet
sirupdicker Arsensäurelösung vom spez. Gew. 2.06 ^d
erhitzte das weifse Gemenge der entstandenen Arsenik
langsam auf 180—190°.
Azobenzol3 ist für die Gewinnung von Parafud^
brauchbar, welches man erhält, wenn man Anhydrofon11'
aldehydanilin mit der öfachen Menge Anilin und flf
lOfachen Menge salzsauren Anilins etwa 3 Stunden o»
ihm als Oxydationsmittel auf 170—200° erhitzt. &*
1 B. 24. 3778. — 2 Friedländer. Farbmfabrikation 31.
3 D. B. P. 61146.
Oxydation. 355
dem das überschüssige Anilin mit Wasserdampf über-
getrieben, wird die Schmelze mit verdünnter Säure
behandelt and ans der erhaltenen Lösung das Parafuchsin
ausgesalzen.
Das Baryumsuperoxyd ist von Lippmann1 zur Dar-
stellung organischer Hyperoxyde benutzt worden. 24 g
trockenes Baryumhyperoxydhydrat wurden allmählich in
Benzoylchlorid eingetragen und das Ganze 2 Stunden
stehen gelassen. Darauf wurde die Masse zur Lösung
des Chlorbaryums mit Wasser verrührt, dann mit einer
verdünnten Lösung von Natriumkarbonat die Benzoesäure
entfernt und der Rückstand dreimal mit viel kochendem
Äther extrahiert, bis das ungelöste beim Erhitzen auf
dem Platinblech ruhig abbrannte. Er gewann so 53 bis
65% der theoretischen Ausbeute an Benzoylhyperoxyd.
Mit Bleioxyd oxydiert man so, dafs man die zu
oxydierende Substanz mit dem Oxyd mischt und aus
einer Betörte destilliert, oder sie über das erhitzte Oxyd
leitet. Als Wittenberg und Meyer2 z.B. Benzildampf
über erhitztes Bleioxyd leiteten, erhielten sie so Benzophenon
C.HS — CO CaHß\
c:H:_fc+pbo=co'+pb+c:H;>0'
und Behr und van Dorp3 bekamen auf dem gleichen
Wege aus Acenaphten Acenaphtylen
CioH16< | 2 + PbO = H20 + Pb + Cl0Hlfl< f
XCH, XJH
Die oxydierende Eigenschaft des Bleisuperoxydes4
wird nieist so zur Geltung gebracht, dafs man Lösungen
des zu oxydierenden Körpers in der Kälte mit ihm
zusammenbringt oder mit ihm kocht» Es ist eines der
1 M. Ch. 5. 561. — * B. 16. 502. — 8 B. 6. 753.
4 Bleisuperoxyd erhält man nach Fehrmann (JB. 15. 1882) am
reinsten durch Versetzen einer konzentrierten warmen Chlorblei-
lösung (50 — 60°) mit Chlorkalklösung, von der man so lange
zugiebt, bis sie in einer filtrierten Probe keine braune Färbung
mehr erzeugt. Nach dem Filtrieren wäscht man unter Luftabschlufs
gut aus. Trocken bildet es ein fast schwarzes Pulver, doch läfst
es sich am besten im feuchten Zustande aufbewahren.
23»
56 Oxydation.
brauchbarsten Mittel zur Überführung von Leukokörpefl>
in ihre Oxydationsstufe. So werden z. B. nach ehei*^-
Patent1 100 Teile einer Leukosulfosäure in 40C^
Teilen Wasser und 31 Teilen Natronlauge von 409 B
gelöst. Andererseits werden 120 Teile Bleisuper
oxyd von 34% Gehalt anPb02 mit 1500 Teilen
fein verrührt und hierzu unter gutem Umrühren zuen 1
die unter 20° abgekühlte Lösung der Leukosulfosäure m,
sodann eine 20° kalte Auflösung von 45 Teilen Schwefel—-
säure von 66° B. in 300 Teilen Wasser schnell hinzulauft
gelassen. Nach kurze Zeit fortgesetztem Rühren wir
das Oxydationsprodukt mit einer Auflösung von 30 TeüVzan
Soda in 200 Teilen Wasser neutralisiert. Vom Bk^-
niederschlag wird abfiltriert und aus dem Filtrat d^r
Farbstoff mit festem Kochsalz ausgefällt.
Sehr merkwürdig ist die Beobachtung von GlAsex
und Morawsky,2 dafs es, wenn es auf stark verdüna'fc«
alkalische Lösungen von Alkohol, Glykol, Rohrzucker efco-
wirkt, nach der Gleichung
C2H602 (Glykol) 4- 04 =HS + 2CO.H,
Veranlassung zur reichlichen Bildung von Wasseratoflg^3
und Ameisensäure giebt.
Braunstein wird zu Oxydationen seltener als d^8
künstliche Mangansuperoxyd und dessen Hydrat verwende*"
E. und O. Fischer3 oxydierten damit die Leukobase (L^®
Malachitgrüns, indem sie die verdünnte, schwach schwefe*-*"
saure Lösung derselben mit fein verteiltem Braunste *-**
(oder Manganoxyd) in der Kälte behandelten.
Schmidt und Wilhelm4 versetzten eine sieden*3-e
Lösung von 5 g Hydrastin in 75 ccm Wasser und öcc?**1
Schwefelsäure allmählich mit 7.5 g fein gepulvertem Braut*1'
stein, erhielten so lange im Sieden als GasentwickehLX3#
bemerkbar war, und filtrierten hierauf. Nach dem Erkalfce11
erstarrte das Ganze zu einem Brei von Kry stallen, &*e
sich als Opiansäure erwiesen, während in der Mutterlaiig*
sich das Hydrastinin fand.
1 D. B,P. 50782. — 2 M. Ch. 10. 578. — 8 B. 12. 796.
4 Ar. 1888. 347.
Oxydation. 357
Donath1 fand, dafs Alkohol, welcher in Dampfform
über auf 150 — 360° erhitzten Braunstein geleitet wird,
grofsenteils in Aceton übergeht.
Zu sehr auffälligen Resultaten kam Carius 2 mit diesem
Mittel. Als er nämlich Kolben mit einem völlig erkalteten
Gemisch von 600 g reiner Schwefelsäure und 120 ccm
Wasser, 100 g Benzol und 100 g fein gepulvertem Braun-
stein beschickte und diese schüttelte, bis sich eine
Emulsion bildete — wobei er durch Einstellen in Wasser
dafür sorgte, dafs die Temperatur nicht über 20° stieg — ,
hatten sich nach einigen Tagen namentlich folgende
Oxydationsprodukte gebildet: Ameisensäure, Benzoesäure
y*ui Phtalsäure. Eine sichere Erklärung dieses Vorganges
l&t bisher nicht gegeben worden.
Döbereiner3 beobachtete zuerst, dafs sich beim Kochen
^a Weinsäurelösung mit Braunstein und Schwefelsäure,
"*?°Wensäure und Ameisensäure bilden. Nach Liebig
^?iut man 100 g Stärke, 370 g Braunstein, 300 g
^^efelsäure und 300 ccm Wasser und erhält 33,5 g
i^^ensäure, die 5 Teile trockenes Natriumkarbonat
U L^*l?ei1- Weit vorteilhafter erhält man jetzt bekannt-
a die Ameisensäure nach Berthelots4 Verfärben aus
im r^^'u^e, a^er ^e Gewinnung von Ameisensäureester
jr ^^Tofsen soll immer noch folgender Art erfolgen : b
^L ^iebt in einen Apparat 4,5 kg Stärkemehl und 14,5
p "™ Bannstein von mindestrens 85%, und läfst alsdann
ln? Erkaltete Mischung von 14 kg H2S04, 2,5 1 Wasser
. -^^,5 kg Spiritus von 80% hinzulaufen. Nachdem
vv "^^rozefs durch Anwärmen eingeleitet ist, ist äufsere
^"T^^iezufuhr fürs erste unnötig. Anfangs destilliert
^el^^geist, dann der Ameisensäureester des Handels,
deas^Xj freie Säure man durch Kalkmilch abstumpft.
Ert^^Tint man schliesslich wieder das Destillationsgemisch,
s°S^ht jetzt eine an Ameisensäure sehr reiche Flüssig-
st über.
Urom wird sowohl in wässeriger als auch in alkalischer
Wsung zu Oxydationen verwendet und liefert Produkte,
1 Ch. Z. 1888. 1191. — * Ann. 148. 51. — 3 Ann. 3. 144.
4 Ann. 98. 139. — 6 Dingl. polyt. Journ. 187. 402.
358 Oxydation.
welche oftmals mit anderen Mitteln nicht zu erhalten sind.
Seine Brauchbarkeit, um zu krystallisierten Oxydations-
produkten aus Zucker zu kommen, konstatierte zuerst
Hlasiwetz.1 Er erhitzte 1 Mol. Milchzucker mit4MoL
Brom und Wasser im Einschufsrohr auf 100°, entbromte
hernach durch Silberoxyd oder Bleioxyd, entfernte das
gelöste Metall aus dem Filtrat durch Schwefelwasserstoff
und konnte die Säure schliefslich in Form ihres Ammoniak-
salzes krystallisiert erhalten. Später 2 erhielt er sie dann
selbst krystallisiert und stellte die Zusammensetzung der
„Jsodiglykoläthylensäure" als der Formel C6H10O7 ent-
sprechend fest. Auch Griesh ammer3 erhielt auf diesem
Wege aus Rohrzucker mittelst Brom eine Säure C6H100r
Blomstrand4 hat zu gleicher Zeit wie Hlasiwetz
Oxydationsversuche mit Brom, und zwar auch an Körpern,
denen wir jetzt einen ringförmigen Atomkomplex
zuschreiben, gemacht. Seine Anschauungen über dessen
Einwirkung auf diese, die dabei in Säuren übergehen
sollten, sind jetzt bereits historisch interessant.
Fischer hat aber erst den wahren Wert dieses
Oxydationsmittels für die Aufklärung der Verhältnisse
und für Synthesen in der Zuckergruppe erkannt, und
die brauchbare Art seiner Verwendung für diesen Zweck
festgestellt. Er kam z. B. mit Meyer5 zur Laktobion-
säure, als sie 1 Teil Milchzucker in 7 Teilen Wasser
lösten und dazu bei Zimmertemperatur 1 Teil flüssiges
Brom gaben. Bei öfterem Umschütteln löste sich das
letztere im Laufe von 24 — 48 Stunden. Nach weiteren
2 Tagen wird der grölsere Teil des unveränderten Broms
aus der lauwarmen Lösung durch einen starken Luftstrom
ausgetrieben, und der Rest durch Einleiten von Schwefel-
wasserstoff unter gleichzeitiger Kühlung zu Bromwasser
stoff reduziert. Der gröfste Teil von diesem wurde durch
Kochen mit Bleiweifs, der Rest mit Silberoxyd entfernt
Nach nochmaliger Behandlung mit Schwefelwasserstofl
bleibt schliefslich ein Filtrat, welches die Laktobionsäure
C12H22012 enthält.
1 Ann. 119. 281. — 2 Ann. 122. 109. — 8 Ar. 1879. 193.
4 Ann. 123. 250. (1862). — ö B. 22. 362.
Oxydation. 359
Die Gewinnung der Glycerose, also eines synthetischen
Kohlehydrats, ermöglicht er1 auf folgende Weise: Er
löst 10 g Glycerin und 35 g krystallisierte Soda in 60 ccm
warmem Wasser, kühlt auf Zimmertemperatur ab und giefst
15 g Brom hinzu. Dieses löst sich beim Umschütteln,
und sofort beginnt die Entwickelung von Kohlensäure;
die Reaktion ist nach einer halben Stunde beendet
C§H8Os + O = C3H603-f H20, und jetzt enthält die Lösung
reichliche Menge von FEHLiNGSche Lösung reduzierender
Glycerose C3fl6Os.
Sie aus dieser Lösung mittelst Phenylhydrazin als
Glycerosazon zu isolieren, ist eine sehr schwere Aufgabe ;
dagegen fand er in der Behandlung von Bleiglycerat mit
trockenem Brom einen Ersatz des Oxydationsverfahrens,
welches ihm2 fast reine Glycerose in befriedigender
Ausbeute lieferte.
C8H608Pb + 2Br= CsH608 + PbBr2.
Das Bleiglycerat, in welchem also an der Stelle der
wegzuoxydierenden Wasserstoffatome sich Metall befindet,
dessen Vereinigungsbestreben mit dem Halogen durch
eine verhältnismäfsig einfache Umsetzung zu dem Produkt
zu kommen gestattet, welches der Oxydati onsprozefs nur
schwierig liefert, erhielt er durch Einwirkung von bei
100° getrocknetem Bleihydroxyd auf 85%iges Glycerin
in der Siedehitze, Ausfällen mit Alkohol u. s. w.
KiLiANi und Rleemann3 versetzten eine kalte Lösung
von 1 Teil Stärkezucker in 5 Teilen Wasser mit 2 Teilen
Brom und liefsen unter häufigem Umschütteln ca. 36 Stunden
stehen, nach welcher Zeit alles flüssige Brom verschwunden
war. Hierauf erhitzten sie die Flüssigkeit unter bestän-
digem Rühren über freier Flamme bis zum Verschwinden des
Bromgeruches. Nach dem Erkalten verdünnten sie wieder
auf das ursprüngliche Volumen, bestimmten in einem ab-
gemessenen Teil der Flüssigkeit den Bromgehalt, be-
rechneten hieraus, wieviel Bleikarbonat zur Neutralisation
der gesamten Brom wasserstoffsäure nötig sei, und
1 B. 23. 2125 und 20. 3385. — * B. 21. 2634. — 8 B. 17. 1298.
360 Oxydation.
fügten diese Quantität in kleinen Portionen zu der m
einem Kolben befindlichen kalten Flüssigkeit, welche
dann in einer Schale auf freiem Feuer auf die Hälfte ■
eingedampft wurde. Nach 24 Stunden filtrierten siem
Bromblei ab, das mit kaltem Wasser nachgewasdi«
wurde. Zum mit Wasser verdünnten Filtrat giebt m«a
nunmehr so viel aufgeschlemmtes Silberoxyd, bis alles
noch vorhandene Brom völlig ausgefällt ist, entfernt ans
ihm Reste von Silber und Blei durch Schwefelwasserstoff^
und kocht die Lösung der jetzt als solche in ihr vor-
handenen freien Glukonsäure mit kohlensaurem Kalk,
wonach beim Erkalten der durch Eindampfen konzentriert»
Flüssigkeit sich etwa 70g rohes glukonsaures Calcium
(C6H1107)2Ca, wenn man 100 g Stärkezucker in Arbeit
genommen hat, ausscheiden.
Re-FORMatzky1 gelang es nicht, das erste Oxyd des
fünfwertigen Alkohols aus Diallylkärbinol C7H110(0H),
nach dieser Methode weiter oxydieren.
Rosenthal2 löste im Anschlufs an einen Versuch
von Gabriel3 3.5 g Propylenpseudothiobarnstoff in 200 ccm
Wasser, neutralisierte mit Bromwasserstoflsäure und fügte
500 ccm Bromwasser hinzu, die eine Fällung hervor-
riefen. Dann ward so lange auf dem Wasserballe
erwärmt, bis die Lösung wieder klar geworden war,
und nur durch überschüssiges Brom rötlich geftrbt
erschien. Nach dem Eindunsten hinterliefs sie einen Sirup*
der in wenig heifsem Wasser gelöst wurde, aus demsidi
beim Stehen Krystalle von /0-Methyltaurokarbaminsäiiw
ausschieden. Ausbeute 2.4 g.
CH8 . CH — S CH8 . CH . S08H
| >C:NH+H20+08= !
CH2-NH CHs.NH.CO.NH,.
Man kann aber bei dieser Art der Oxydation seta
leicht zu bromhaltigen Körpern kommen, wie es Pbagbb4
bei einem Oxydationsversuch von w-Phenylpropylen
1/j-thioharnstoff erging.
1 J. pr. Gh. 149. 71. — * B. 22. 2987. — 8 B. 22. 1142.
4 B. 22. 2993.
Oxydation. 361
Behrend und Roosen1 übergössen 4 g Isobarbitur-
säure mit 30 ccm Wasser und fügten unter lebhaftem
Umrühren so lange Brom zu, bis bleibende Rotfärbung
eintrat. Aus der Lösung erhält man quantitativ teils
durch Auskrystallisieren, teils durch Verdunsten über
Schwefelsäure, das Oxydationsprodukt die Isodialursäure
C4H4N208 + Br, + 3H,0 = (C4H4N804 +2H20) + 2HBr
Isodialursäure.
Oxydationen mit Brom in alkalischer Lösung vermögen
ebenfalls geradezu quantitativ zu verlaufen, wie es die
Angaben eines Patentes erweisen.2 Danach werden
15 Teile Benzylidenaceton mit einer Lösung von 48 Teilen
Brom in 650 Teilen 4%iger Natronlauge auf dem
Wasserbade gelinde erwärmt; sobald in der Flüssigkeit
keine unterbromige Säure mehr nachgewiesen werden
kann, hat sich die Umsetzung in Zimmtsäure vollzogen;
sie verläuft nach der Gleichung
C6H6CH : CH . CO . CH8 + 3NaOBr
== C6H5CH: CH.COONa + CHBr8 +2NaOH
(siehe auch bei Chlorkalk).
Fischer und Hess3 oxydierten Methylindol durch
Natriumhypobromit zu Methylpseudoisatinsäure ; dabei
bildet sich zuerst ein Halogenderivat des Methylin dols,
welches aber bei der Behandlung mit alkoholischem Kali
direkt in ein Salz der Methylpseudoisatinsäure übergeht.
Vermittelst Chlor kamen Hlasiwetz und Haber-
mann4 vom Traubenzucker zur Glukonsäure. Zu deren
Gewinnung leiteten sie mehrere Tage lang durch eine
verdünnte aus 100 g Substanz bereitete Traubenzucker-
lösung Chlorgas. Nachdem der Überschufs desselben
durch einen Luftstrom weggesogen war, entchlorten sie
die Flüssigkeit mittelst Silberoxyds, und durch Absättigen
des Filtrats mit den Karbonaten des Baryums, Cadmiums,
Calciums und Zinks kamen sie zu den entsprechenden
Salzen der von ihnen auf diesem Wege gewonnenen
Glukonsäure C6H1207.
1 Ann. 251. 242. — * B. R.R 21162. — 3 B. 17. 563.
- Ann. 155. 123.
362 Oxydation.
Zinckb und Küster oxydierten die ^-Hexachlor-fi
pentenoxykarbonsäure
CC1— CCU
|| >C.OH.COOH
CCl-CCl/
in der Art, daXs sie sie in kaltem Wasser lösten, Chlor
einleiteten, und die Flüssigkeit dann langsam im Wasser-
bade unter weiterem Einleiten des Gases erwärmten.
Bald tritt milchige Trübung ein, man erhitzt noch kurze
Zeit und läfst dann erkalten, wobei sich eine krystalli-
nische Masse absetzt, die sich aus Benzin umkrystalÜsieren
läfst. Sie stellt in fast quantitativer Ausbeute das zur
Säure gehörige Keton dar.
Das jetzt häufig zu Oxydationen verwendete Ohlor-
anil stellt man am besten nach der Vorschrift von
Grabe1 dar.
Man behandelt zu dem Zweck salzsaures Paraphenylen-
diamin mit Kaliumchlorat und Salzsäure und erhält so
direkt ein gelb gefärbtes Produkt, welches keinen Stickstoff
mehr enthält, und das aus einem Gemenge von 3 Teilen
Tetrachlor- und 1 Teil Dichlorchinon — eine für die
Oxydationszwecke direkt brauchbare Mischung — be-
steht. Reines Chloranil ist bekanntlich Tetrachlor-
chinon.
Man benutzt es meist in Alkohol,2 Eisessig3 oder
Äther4 gelöst, resp. in alkoholischer mit Essigsäure an-
gesäuerter Lösung. So wird nach Levi die Leukobase
des Thiophengrüns, das Tetramethyldiamidodiphenylthienyl-
methan, durch eine alkoholische Lösung des Chloramis
in Thiophengrün übergeführt. Malachitgrün5 entstellt
durch Erwärmen des von Chlorzink befreiten Konden-
sationsproduktes von Benzaldehyd und Dimethylanilin mit
Vi— 1 Teil Chloranil auf 50—60°. Aus der Farbstoff-
schmelze werden durch warme verdünnte Natronlauge das
Chloranil, resp. seine Reduktionsprodukte, gechlorte Hydro-
chinone, entfernt.
1 Ann. 263. 19. — * B. 20. 515. — s B. 19. 760.
4 B. 24. 1707. — 5 D. R-P. 11412.
Oxydation. 363
Von Miller und Plöchl1 weisen speziell darauf hin,
& schwer es oft ist, gerade für die Oxydation von
ukobasen das richtige Oxydationsmittel zu finden.
Ohlorjod ist von Poirrier und Chappat2 zur Oxy-
tion von Methylanilin empfohlen worden. Man ver-
lüdet es entweder, nachdem es mit dem 5 — 6fachen
nes Gewichtes an Wasser versetzt ist, oder benutzt ein
aselbe erzeugendes Gemisch (?). Nach der Speziai-
rschrift sollen 100 Teile Methylanilin mit 20 Teilen
d und 20 Teilen Kaliumchlorat behandelt, oder auf
Teil Methylanilin 3 Teile Jodquecksilber und 1 Teil
diumchlorat genommen werden.
Die Verwendung des Chlorkalks als Oxydationsmittels
kspricht ganz der des Broms in alkalischer Lösung.
ich hier kann man leicht zu chlorhaltigen Körpern
mmen (siehe den Abschnitt über das Chlorieren). Nach
Di bereits erwähnten Patent3 erwärmt man z. B. 20 Teile
ihonitrobenzylidenaceton mit 800 Teilen einer 3%igen
Laserigen Lösung von unterchlorigsaurem Natrium (aus
dorkalk und Soda herzustellen), bis sich in der Flüssig-
st keine unterchlorige Säure mehr nachweisen läfst.
ich der Gleichung
CflH4<CH» CH c0 CHa + 3Na0C1
~ H ..NO,
— W^<CH . CH. COONa + CHC1, + 2NaOH
hält man in quantitativer Ausbeute Orthonitrozimmt
nre. Sobald sich die durch die Gleichung ausgedrückte
mwandlung des Ketons in die Zimmtsäure vollzogen
it, trennt man das gebildete Chloroform von der Flüssig-
st, versetzt diese mit verdünnter Schwefelsäure und
inigt die ausgeschiedene Zimmtsäure durch Umkrystalli-
iren.
Meyer und Bellmann4 wollten die oxydierende
irkung von Chlorkalk auf Isatosäure bei Ausschlufs
a Wasser untersuchen und schwemmten ihn zu dem
1 B. 24. 1707. — 9 Französ. Brevet 71970.
* 2>. B.-P. 21162. — * J. pr. Ch. 141. 29.
364 Oxydation.
Zweck in Chloroform auf. Neben viel Harz erh
sie eine isomere Isatosäure.
Die Chlorsäure ist ein selten benutztes Oxyda
mittel, weil sie die Körper gar zu leicht gen
verbrennt, wie es in letzter Zeit wieder Prj
beim n-Phenylpropylen-t//-thioharnstoff beobachtete.
Handelsprodukt enthält übrigens von seiner Daretel
her stets etwas Baryt, weil dieselbe nur so gefe
ausführbar ist.
Noch kräftiger soll nach Feit und Kubierschky
Bromsäure wirken, was für Spezialfälle verwendbar sein
Ein dagegen aufserordentlich viel verwendetes
dationsmittel besitzen wir in der Chromsäure, die
weder als solche, oder nachdem sie aus ihren &
durch Schwefelsäure frei gemacht ist (siehe weitei
Verwendung findet.
Die wässerige Lösung der Chromsäure läfet bei
Verwendung Chromoxyd ausfallen, was unbequem
ja selbst störend wirkt, wenn es sich um Oxyd
organischer Säuren handelt, die sich teilweise mit
ausfallenden Oxyd verbinden werden.
Man verwendet deshalb fast immer Lösungen
ihr in Eisessig, oder säuert wässerige Lösungen
Schwefelsäure, auch wohl Salzsäure, an.
Mit Eisessig arbeitet man nach Kolbb,3 um
ruhige Einwirkung zu erzielen, etwa so, dafs mai
Chromsäure auf einen Trichter bringt, sie durch allmäh]
Übergiefsen mit Eisessig löst und diese Lösung zi
zu oxydierenden Substanz fliefsen läfst.
Nach Grabe4 löst man den zu oxydierenden K
in einem Kölbchen in Eisessig auf, dessen Hals <
verengt ist, an welcher Stelle sich ein Platinkoni]
findet. Beim Sieden des Eisessigs wird die auf
Konus geschüttete Chromsäure allmählich gelöst
fliefst mit der kondensierten Essigsäure ins Kölbch
Seitz5 versetzte die Lösung von 15 g ^«-Dim
chinolin in 20%iger Schwefelsäure mit einer erka
1 B. 22. 2993. — 2 Ch. Z. 1891. 352. — 8 J. pr. Ch. 13
4 Ann. 201. 356. — 5 B. 23. 2257 und 2259.
Oxydation. 365
ung von 27 g Chromsäure in 38 g konzentrierter
sfelsäure und 75 com Wasser und erhitzte auf dem
3rbade. Das anfangs ausgefallene Chromat wird
ibar ziemlich rasch vom Oxydationsgemisch an-
fen, und nach zweitägigem Erhitzen ist die Flüssig-
ein grün geworden, obgleich noch ein grofser Teil
usgangsmaterials unangegriffen ist. Nach dem Über-
m mit Ammoniak ward dieser mit Wasserdampf
strieben, und das Filtrat vom Chromoxydhydrat zur
ne abgedampft, wobei aber das an die Säure ge-
ne Ammoniak sich infolge von Dissoziation ver-
igte. Diese, eine Methylchinolinkarbonsäure, wurde
Rückstände schliefslich durch Alkohol entzogen.
bter1 löste 10 g Orthotoluchinaldin in verdünnter
rfelsäure und gab eine Mischung von 30 g Cr03,
konzentrierter Schwefelsäure und 100 ccm Wasser
Nach 4- bis ötägigem Erwärmen auf dem Wasser-
war die Oxydation beendet. Darauf fällte er aus
it Wasser verdünnten LösuDg das Chromoxyd mit
Dniak, filtrierte und schlug im Filtrate die Schwefel-
mit der berechneten Menge Barythydrat nieder,
lern Rückstände, welchen das Filtrat vom Baryum-
beim Eindampfen hinterliefs, zog dann Alkohol
ü der Oxydation entstandene Säure aus.
ihr empfehlenswert ist das HAMMARSTENsche2 Ver-
t, welches darin besteht, dafs man den betreffenden
>r, der auf diese Art oxydierbar ist, im Kolben in
ig löst und dazu aus einer Bürette eine 10°/oige
ig von Chromsäure im gleichen Material, etwa in
m von je 10 ccm, fliefsen läfst. Ein während des
lwenkens in die Flüssigkeit gehaltenes Thermometer
die Temperatur des Reaktionsgemisches an, die man
id zwischen 45 und 50° hält. Das auf erneute
>e des Oxydationsmittels nicht mehr erfolgende
n des Thermometers, sowie ein gleichzeitig ein-
ler Umschlag der grünen Farbe der Lösung in einen
ichen Ton zeigten das Ende des Prozesses an, und
3. 23. 2259. — ■ B. 14. 71
366 Oxydation.
beim Eingiefsen in Wasser fällt in den meisten K
der neugebildete Körper sogleich ans.
Die Überführung von Alkoholen in Ketone (Aldel
läfst sich in ausgezeichneter Weise * nach der Beco
sehen2 Methode ausführen, mit Hülfe deren er 2
Menthol, welches für schwierig oxydierbar galt,
quantitativ in Linksmenthon überführte. Zu einer L
von 60 g (1 Mol.) Kaliumdichromat und 50 g (2,5
konzentrierter Schwefelsäure in 300 cem Wasser, ¥
auf etwa 30° gebracht ist, bei welcher Temperattu
auszukrystallisieren beginnt, fügt man auf einmal
Menthol. Dieses färbt sich sofort oberflächlich i
der Bildung einer Chromverbindung tief schwarz,
braucht man nur noch fleifsig zu schütteln, ui
Oxydationsprozefs sich vollziehen zu lassen.
Die Flüssigkeit nimmt eine tiefdunkelbraune Ffi
an, indem sie sich freiwillig mehr und mehr en
Unter vorübergehendem Erweichen geht das M
vollkommen in eine kleinkrystallinische Chromverbi
über. Erst wenn die Temperatur auf 53° steig!
schüttelt sich plötzlich die schwarze Chromverbindi
einer braunen Masse, die alsbald unter Abscheidnr
Menthon zerfliefst. Sollte die angegebene Tem]
nicht erreicht werden, so nimmt man äufsere Wäi
Hülfe; bei gröfseren Substanzmengen kühlt ma
sprechend ab.
Dorsch3 löste seine Verbindung in einer Kocb
in Eisessig auf und kühlte in einer Kältemischm
der Eisessig anfing, an den Wänden zu erstarren. S
wurde der Kolben herausgenommen, die berechnete
Chromsäure hineingeschüttet und gut umgesc
Nach 12 Stunden, während welcher Zeit die
mischung sich allmählich bis zur Zimmertem
erwärmt hatte, wurde erst auf 40 — 50°, dann 1
erwärmt und schliefslich durch Eingiefsen in sta
dünnte kalte Schwefelsäure das Oxydationsprodi
geschieden.
1 B. 26. 822. - * Ann. 250. 325. - 8 J. pr. Ch. h
Oxydation. 367
Rohde1 teilt mit, dafs, wenn man Py-a/J-Dimethyl-
inolin in schwefelsaurer Lösung einer Oxydation mit
viel Chromsäure unterwirft, als zur Oxydation einer
ethylgruppe erforderlieh ist, es unschwer gelingt, aus
>m Oxydationsgemisch eine in kaltem Wasser schwer
Bliche Säure abzuscheiden, welche sich als Monomethyl-
rinolinkarbonsäure C9H5N(CH3)COOH erweist.
überhaupt scheint bei der Oxydation mit Chromsäure
d genaues Einhalten der „Molekularen Mengen" be-
nders empfehlenswert. Wenigstens berichtet Holm,2
tÜ3 er, als er Dibromfluoren in eisessigsaurer Lösung
mau mit der berechneten Menge Chromsäureanhydrid
cydierte, ein Dibromfluorenketon vom Schmelzpunkt
12,5 erhielt. Wandte er aber einen geringen Überschufs
m Chromsäure an, so entsteht die zweite bei 197°
ihmelzende Modifikation des Ketons.
• Auch ist es nicht immer gleichgültig, ob man in eis-
«igsaurer oder schwefelsaurer Lösung arbeitet, wie aus
Mi Untersuchungen von Fischer und van Loo3 folgt.
Als sie yff-Dichinolylin in Eisessiglösung mit der be-
lehneten Menge Chromsäure, die sehr allmählich zu-
geben wurde, längere Zeit gekocht hatten (auf 5 g wurde
)—20 Stunden gekocht), fiel durch starkes Verdünnen
» Lösung mit Wasser Metachinolinkarbonsäure aus.
Als sie aber /J-Dichinolylin in Schwefelsäure (1 Teil
»zentrierte Schwefelsäure und 1 Gewichtsteil Wasser)
rten und tropfenweise mit einer konzentrierten Chrom-
urelösung versetzten, darauf die langsam in der Kälte
>r sich gehende Oxydation schliefslich durch Erwärmen
iterstützt hatten, schied sich beim Erkalten ein krystalli-
»rter Körper ab, der sich nach dem Reinigen als Pyridil-
Lnolinkarbonsäure erwies. Da in beiden Fällen dasselbe
jrdierende Agens verwendet wurde, ist es also lediglich
i Lösungsmittel, welches die Verschiedenheit des Re-
tats bewirkt. Das dürfte wohl auch bei der Oxydation
• natürlichen Alkaloide mit Chromsäure, die ja in
lerer Zeit so häufig ausgeführt wird, zu berücksichtigen
a.
1 B. 22. 267. — s B. 16. 1081. — 8 B. 19. 2474.
368 Oxydation.
\
I
Das Chromylchlorid als oxydierendes Agens für1
organische Stoffe verdanken wir Etard,1 indem sehn
Untersuchungen lehrten, dafs ihm die merkwürdige Eigw-
schaft zukommt, Methylgruppen aromatischer Kohlen-
wasserstoffe, die ihrerseits substituiert sein können, in die
Aldehydgruppe (siehe weiterhin einige Ausnahmen) über-
zuführen, also Nitrotoluol beispielshalber zu Nitrobea*:
aldehyd zu oxydieren. Hierdurch ist nunmehr die SynÜH» '
dieser Körperklasse direkt aus Kohlenwasserstoffen er-
möglicht. Als Zwischenprodukt bei dieser Reaktion eat
steht immer eine Verbindung von der Formel x^CrOjCI,
worin x einen aromatischen Kohlenwasserstoff bedeutet;
diese verliert leicht 2HC1. Es bildet sich x — 2H . 20^,0,
welches, durch Wasser zersetzt, Aldehyde liefert.
Manchmal wird bei der Reaktion auch der
angegriffen, dann bilden sich Ohinone.
Etard gewinnt das Chromylchlorid nach der Gleichung
Cr207K4 + 4NaCl + 3S207H,
= 2Cr02Cl2 + S04K, + 2S04Na, + 3H2S04,
indem er rauchende Schwefelsäure, Kochsalz und Kaum*
bichromat zur Darstellung von etwa 2 kg der Verbindung
in einem Kolben von 4 — 5 1 Kapazität im Verhältnis te
Gleichung zusammengiebt. Während der Reaktion enfr
weicht fortwährend Chlor. Die Destillation wird nnW*
brochen, wenn der Inhalt des Kolbens zu schäumen
beginnt. Die Ausbeute beträgt dann 70% der Theone.
Der Verlust schreibt sich daher, dafs, wie das entweichend
Chlor anzeigt, eine Nebenreaktion, deren Verlauf <&
Formel
6Cr02Cl2 + 33207H, = 2[Cr2(S04)s] + 2CrOs + 12C1 + 3H,0
ausdrückt, neben der Hauptgleichung herläuft.
Nach Moissan2 läfst man Chlorwasserstoffgas anfi*
einer Röhre befindliche Chromsäure einwirken. Unto
Bildung dunkelroter Dämpfe, die sich in der Vorlag«10
v Chromylchlorid (Siedep. 107°) verdichten, findet dessen
Absorption statt.
1 Ann. Ch. PÄ. 1881. 218. — * B. Par. 43. 7.
Oxydation. 369
Die Wirkung der unverdünnten Chlorchromsäure ist
ausserordentlich heftig, wie es Walter1 zu seinem
Schaden erfuhr, als er sie auf Äthylalkohol wirken lassen
wollte. Die energische Reaktion führte zur Entzündung
und Explosion des Gemisches, worüber er fast das Augen-
licht verlor. Später hat noch Carstanjen* mit ihr ge-
arbeitet, aber ohne grofsen Erfolg, da er Eisessig als
Verdünnungsmittel benutzte. Das beste Verdünnungs-
mittel, und auf dieses kommt bei der Reaktion, wie es
scheint, alles aD, ist, wie Etard gezeigt hat, der Schwefel-
kohlenstoff. Man löst nach ihm z. B. Toluol und Chromyl-
chlorid zu je 10% in Schwefelkohlenstoff und giefst
dann allmählich die Säurelösung in die Toluollösung.
Falls es nötig, kühlt man, da der Schwefelkohlenstoff
nicht kochen soll.
Man setzt so lange zu, als noch Entfärbung eintritt,
was besser ist, als die theoretische Menge zu nehmen.
Der ausgefallene Niederschlag wird mit Wasser zersetzt
und liefert Benzaldehyd. Nitrobenzol, so behandelt,
wird nach Etard zu Nitrochinon oxydiert, doch konnten
Henderson und Campbell3 dieses durchaus nicht erhalten,
ja glauben, dafs Etard gar kein Nitrochinon, sondern
p-Nitrobenzoesäure, die ihr Entstehen einem Nitrotoluol-
gehalt des Ausgangsmaterials verdankte, in Händen
gehabt habe.
Es sollen hier noch die sehr genauen Angaben
Bornemanns4 über die Darstellung des Metatoluylaldehyds
nach diesem Verfahren wiedergegeben werden, welche
zugleich beweisen, dafs selbst die ETARDsche Art zu ar-
beiten, nicht jede Explosionsgefahr ausschliefst.
Er verdünnte 35 Teile reines Metaxylol, entsprechend
etwas mehr als 1 Mol. und 100 Teile Chromylchlorid
entsprechend 2 Mol. mit Schwefelkohlenstoff im Ver-
hältnis von 15 : 100 und fügte die Chromylchloridlösung
in Portionen von 10 — 15 g der Xylollösung hinzu. Nach
einiger Zeit lagert sich am Boden des Grefäfses unter
1 Ann Ch. Ph. 66. 387. — 2 /. pr. Ch. 110. 51.
8 B. 23. E. 497. — 4 B. 17. 1464.
Lassar-Cohn, Arbeitsmethoden. 2. Aufl. 24
370 Oxydation.
Verschwinden der roten Farbe ein krystallinischer brauner
Niederschlag ab. Dabei tritt starke Erwärmung ein,
weshalb gekühlt werden mufs. Es ist durchaus notwendig,
im Anfange der Reaktion nicht eher eine neue Portion
der Chromylchloridlösung hinzuzubringen, als bis die rote
Farbe der Flüssigkeit einer chokoladebraunen Nuancierung
gewichen und die Temperatur hinlänglich gesunken ist;
anderenfalls können unliebsame Explosionen eintreten.
Nach Verlauf von 7 Stunden konnte die letzte Portion
hinzugegossen werden. Nach weiteren 12 Stunden hatte
sich der Niederschlag vollkommen abgesetzt, und war die
überstehende Flüssigkeit fast farblos geworden. Nachdem
er auf einem mit Glaswolle versehenen Trichter abgesaugt
und mit Schwefelkohlenstoff sorgfältig gewaschen ist,
bringt man ihn in einen Kolben, der auf dem Wasser-
bade angewärmt wird, während eine Luftpumpe den sich
entwickelnden Schwefelkohlen stoff durch ein durch den
Stopfen geführtes Rohr absaugt. 45 Minuten später war
er in ein völlig trockenes, sehr hygroskopisches Pulver
verwandelt. Längeres Erwärmen auf dem Wasserbade
ist nicht ratsam, da dabei leicht eine stürmische Gas-
entwickelung eintritt, die den Kolben zersprengt. Die
getrocknete Doppelverbindung wird in kleinen Mengen
in kaltes Wasser eingetragen und zerfällt dabei in Meta-
toluylaldehyd, Chromichlorid und Chromsäure. Da die
letztere oxydierend auf den entstandenen Aldehyd ein-
wirkt, ist es notwendig, sie entweder sofort durch Ein-
leiten von schwefliger Säure zu zerstören und den
Aldehyd unmittelbar danach durch Destillation im
Dampfstrom überzutreiben, oder aber den Aldehyd der
chromsäurehaltigen Flüssigkeit alsbald durch Ausschütteln
mit Äther zu entziehen. Behufs weiterer Reinigung führt
man den Aldehyd in seine Natriumbisulfitverbindung über.
Die ätherische Lösung wäre zu dem Zweck mit einer
sehr konzentrierten Lösung des Bisulfits kräftig durch-
zuschütteln.
Nur bei Beachtung aller der angeführten Vorsichts-
mafsregeln erhält man nach Bornemann befriedigende
Resultate.
Oxydation. 371
Richter1 hat in ähnlicher Art den Paranitrobenz-
aldehyd dargestellt. Dagegen gelang es nicht, vom Dinitro-
tolnol ausgehend, mittelst Chromylchlorid znm Dinitrobenz-
aldehyd zu kommen. Etard selbst giebt an, dafs sein
Oxydationsmittel bei Säuren, wie Benzoesäure etc. (und
ebenso bei Essigsäure), zu keinem brauchbaren Resultate
führt.
v. Miller und Rohde2 erhielten, als sie Hydrozimmt-
aldehyd genau nach dem ETARDschen Verfahren aus Propyl-
benzol darstellen wollten, keine Spur von diesem, sondern
das isomere Benzylmethylketon. Beim Behandeln von
Isopropylbenzol nach dieser Methode bekamen sie3 Hydra-
tropaaldehyd und Acetophenon, die sie mittelst Bisulfit
voneinander trennten.
Eisenchlorid verwendet man zu Oxydationszwecken
meist in wässeriger Lösung, indem man mit dieser, wenn
in der Kälte keine Reaktion eintritt, kocht. Dabei ist
jedoch zu beachten, dafs nach der Gleichung
2FeCl8 + H20 = 2FeCl, + 2HC1 + 0 :
hierbei stets Salzsäure frei wird. In folgender bewunderns-
werten Weise vermied Baeyer4 diese sich als störend
erweisende Nebeneigenschaft des Oxydationsmittels.
Zur Darstellung des Indoxanthinsäureesters eignet
sich am besten die Oxydation des Indoxylsäureesters
mittelst Eisenchlorid, jedoch gehört diese Operation zu
den delikatesten in der ganzen Indigogruppe, da die frei
werdende Salzsäure den Indoxanthinsäureester zersetzt,
und die Reaktion aufserdem bei einem intermediären
Körper stehen bleiben kann. Zwecks Oxydation wurde
1 Teil Indoxylsäureester in 4 Teilen Aceton aufgelöst
unter Zusatz von frisch gefälltem Eisenoxydhydrat aus
2 Teilen käuflichem krystallisierten Eisenchlorid. Dies
Gemenge wird auf 60° erwärmt, mit einer auf dieselbe
Temperatur gebrachten Lösung von 4 Teilen krystallisiertem
Eisenchlorid in 4 Teilen Aceton mit einem Mal versetzt,
wobei sich die Lösung dunkelgrün färbt. Hierauf wird
1 R 19. 1061. — 2 B. 23. 1074. — 8 B. 24. 1358.
4 B. 15. 775.
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Di. »«
373
rächte 100 g Isobutylalkobol und 750ccm
Retorte und setzte eine Lösung von
An deren Stelle nimmt man aber
ntspreehende Menge Kalmmbichromats,
1 noch warmen Mischung seines fiinf-
s Wasser und der zur Freimachung der
! nötigen Menge englischer Schwefelsäure löst,
■i des Retorteninhaltes a.uf 70 — 80° liefs er das
lisch durch einen mit einem Hahn ver-
•!■ allmählich zutreffen. Verfasser fand es
'.-idung einer Weiterosydatioij des Aldehyds vorteil-
Kohlensäure durchreiten, um seine
fördern, Aus dem Destillat wird
t«ln mit saurem Nutriumsulfit
.dun« abgeschieden, aus der
l utei'suchung üher difl An-
.ydalionsmitto] auf nassem
.''■macht.
" B. 6 699.
374 Oxydation.
ihn eine Destillation mit der genügenden Menge von
Natriumkarbonatlösung wieder in Freiheit setzt.
Ein Überschufs an Schwefelsäure über die theoretische
Menge pflegt die Oxydation zu beschleunigen. Nach
Beilstein * soll man für aromatische Kohlenwasserstofie
das Vierfache ihres Gewichtes an Bichromat verwenden,
und Popow 2 empfiehlt als passende Mischung für Ketone
3 Teile K2O207, 1 Teil Schwefelsäure und 10 Teüe
Wasser.
Im Gegensatz zur letzten Angabe ist es manchmal
nötig, sehr konzentrierte Säure zu verwenden. So gelingt
nach Grabe und Schültess 3 die Oxydation des Thio-
xanthons — die übrigens mit Chromsäure in Eisessig
glatt erfolgt — mit Kaliumbichromat und Schwefelsäure
nur, wenn letztere 50% ig zur Anwendung kommt. Man
erhält Benzophenonsulfon.
CeH4<QQ>CeH4 + Oa = C6H4<£o*>CflH4.
An Stelle der Schwefelsäure können natürlich auch
andere Säuren Verwendung finden. So soll man nach
Heinzelmann4 Anthracenzu Anthrachinon mittelst Kalium-
bichromat und Salzsäure oxydieren.
Auch Kaliumbichomat und Salpetersäure5 sind ehemals
verwendet worden. So oxydierten Grabe und Liebermabn
1 Teil Tetrabromanthracen mit 2 Teilen chromsaurem
Kalium und 5 — 6 Teilen farbloser Salpetersäure (spez.
Gew. 1,4) in einem geräumigen Kolben. Anfangs ist
die Reaktion sehr heftig, und es entweicht Brom. Nachdem
die Entwicklung der Bromdämpfe aufgehört hat, wird
mit Wasser verdünnt, und die ausgefallene gelbe Masse
von Bibromanthrachinon aus Benzol umkrystallisiert. (Die
Oxydation gelingt weit besser mit Chromsäure und Eisessig.)
Und Kaliumbichromat und Eisessig vermögen zu fast
theoretischen Ausbeuten zu führen. So erhält man fast
quantitativ Naphtalsäure aus Acenaphten, wenn man nach
Anselm 6 so verfährt: 100 g Acenaphten, 600 g fein
1 Ann. 133. 4. — 8 Ann. 161. 291. — 3 Ann. 263. 10.
4 D. E.-P. 4570. — 5 Ann. Suppl. 7. 288. — 6 JB. 25. 653.
Oxydation. 375
ilverisiertes Kaliumbichromat und 1200 ccm Eisessig
arden zuerst während 5 Stunden auf dem Wasserbade
if ungefähr 80° erwärmt und dann am Rückflufskühler
> Stunden lang bis zum Sieden des Eisessigs erhitzt,
er Kolbeninhalt wird hernach in kaltes Wasser gegossen,
ld so viel Schwefelsäure zugegeben, bis eine schwer
shche, das Filtrieren verhindernde Chromverbindung in
Ö8ung gegangen ist. Der abfiltrierte Niederschlag wird
>chend in verdünnter Natronlauge gelöst, die Lösung
it etwas Tierkohle entfärbt und dann gefällt. Es
erden so 125 g Säure statt der theoretischen 140 g
'kalten. (Siehe aber beim Natriumbichromat.)
Die Wirksamkeit des Gemisches berechnet man unter
st Annahme, dafs die Chromsäure bei der Reaktion in
hromoxyd Cr203 übergeht.
K4Cr207 + 4H,S04 = K2S04 + Cr2(S04)8 -f 4H20 + 08.
Die seinerzeit von Fittig * geäusserte Ansicht, dafs
le Orthoverbindungen beim Behandeln mit Bichromat
ad Schwefelsäure nicht die für die Meta- und Para-
irbindungen charakteristischen Oxydationsprodukte liefern,
mdern ganz zerstört werden, kann nach einzelnen im
aufe der Jahre gemachten Beobachtungen nicht mehr
sll aufrecht erhalten werden.2
Ealiumchlorat ist namentlich bei Gegenwart von
alzsäure als Oxydationsmittel3 verwendet worden. Man
eachte aber, dafs es auch chlorierend wirken kann.
*Bagbr 4 löste z. B. 5 g n-Phenylpropylen-*//-thiohara8toff
i 50 ccm eines aus gleichen Teilen roher Salzsäure und
Nasser hergestellten Gemisches, fügte die äquivalente
tenge Kaliumchlorat (1 Mol. KCIO^ auf 1 Mol. Basis)
Jiter geringem Erwärmen hinzu, worauf sich das
^xydationsprodukt nach längerem Stehen der Flüssigkeit
*ilß in weifsen Nadeln, teiss als braunes Harz abschied,
relches beim Behandeln mit Alkohol ebenfalls die weifsen
^jystalle gab.
1 Z. Ch. 1871. 179. — 2 Am. Ch. 1. 36.
3 M. Ch. 4. 134. — * B. 22. 2994.
376 Oxydation.
Anureasch 1 übergofs 5 g Sulfhydantoin mit 50 ccn
Salzsäure vom spez. Gew. 1,08 und trug in 5 Portionen
4,2 g Kaliumchlorat ein. Eine etwaige zu heftige m
Chlorent wickelung begleitete Reaktion verhinderte er
durch sofortiges Abkühlen. Beim Einhalten dieser Vor-
sichtsmafsregel löste sich alles ohne merkbare G&
entwickelung, und die farblose Flüssigkeit trübte
bald durch ein abgeschiedenes Krystallmehl. Nach
Gleichung
C8H4NaS0 + H20 + 30 = C8H6N,S08
war das Sulfhydantoin zur Karbamidsulfonessigsäure oxydiert
worden.
Die Ausbeute an Kaliumsalz betrug im Durchschnitt
70% vom Gewichte des verwendeten Sulfhydantoins, doek
müssen die angegebenen Bedingungen genau eingehalten
werden, da sonst oft gar kein Kaliumsalz erhalten wirf,
indem die Reaktion in anderer Richtung verläuft.
Das Kaliumferricyanid ist ein in alkalischen Lösungen
zu verwendendes Oxydationsmittel. Nach der Gleichung
2FeCy6K8 + 2KOH = 2FeCy6K4 + HjO + 0 :
geht es hierbei in Kaliumferrocyanid über, und schlag1
infolgedessen die tief rote Farbe des ersteren in dieschwad
gelbe des letzteren um.
Für gewöhnlich verwendet man als Alkali Kalium
oder Natriumhydroxyd. Sollten diese aber den zu off
dierenden Körper resp. das Endprodukt angreifen, «
nimmt man eine Lösung von Natriumkarbonat.
Babyer 2 oxydierte mit diesem Mittel Phenylacelyta
zu Diphenyldiacetylen, indem er die 1 Mol. des Acetyto
entsprechende Menge der Kupferverbindung desselben u
eine kalt gesättigte und mit 1 Mol. Kali versetzte Lösunj
von 1 Mol. Ferricyankalium eintrug und 24 Stund«
stehen liefe. Der Niederschlag wurde getrocknet un(
mit Alkohol extrahiert.
2HC: C.C6H6 + 0 = H20 + C6H6.C : C.C : C.C6H5.
1 B. 13. 1423. — * B. 15. 57.
Oxydation. 377
Doch arbeitet man auch gelegentlich mit einem grofsen
Überschufs des Oxydationsmittels. So löste Noyes * 50 g
Kaliumferricyanid und 23 g Atzkali in 200 ccm heifsem
Wasser, gab 2 g Nitrotoluol zu und kochte 2 — 3 Stunden
am Rückflulskühler. Es bildete sich Ortho- und Paranitro-
benzoesäure. Toluol selbst wird von dem Mittel nur
äufserst schwer oxydiert. Bemerkenswert erscheint, dafs
er2 mit der gleichen Menge 25 mal mehr Paranitrotoluol
als Toluol oxydieren konnte.
König3 verfuhr so, dafs er 2 g einer Base mit 45 ccm
Äther und einer Lösung von 7.5 g Kaliumferricyanid
und 13.5 g Atzkali in 60 ccm Wasser in einem Scheide
trichter schüttelte. Nachdem hernach der Äther in einem
Kolben durch einen Luftstrom verdunstet war, blieb das
Oxydationsprodukt in krystallisiertem Zustande zurück.
Die oxydierende Wirkung des schmelzenden Kalium-
hydroxyds ist bei den Methoden, nach denen man mit
diesem arbeitet, bereits besprochen. Hier möge noch
hinzugefügt werden, dafs es auch, was mit den wenigsten
anderen Oxydationsmitteln zu erreichen sein dürfte,4 Phenol
und ähnliche Verbindungen mit einem Kohlenstoffring zu
solchen mit 2 Ringen5 oxydieren kann, so aus C6H5OH
Phenol C12H10O2 Diphenol erzeugt.
2C6H80H + 0 = C12H1002 + H90.
Kaliumjodat hat in mit Schwefelsäure versetzter
Lösung als Oxydationsmittel Verwendung gefunden.
Warneke6 löste 10 g Wrightin in 100 g 5%>iger
Schwefelsäure, versetzte mit einer Lösung von 5 g Kalium-
jodat in 150 ccm Wasser und liefs 24 Stunden an einem
dunklen Orte stehen. Das inzwischen ausgeschiedene Jod
wurde mit Chloroform ausgeschüttelt und die nunmehr
farblose Flüssigkeit vorsichtig mit Ammoniak versetzt.
Darauf begann die Ausscheidung von Oxywrightin in
Krystallen, deren Gewicht ungefähr dem des in Arbeit
genommenen Alkaloids entsprach. Mit anderen Oxydations-
mitteln wurde vergeblich gesucht, dies Produkt zu erhalten.
1 B. 16. 53. — • B. 16. 2296. — 8 Dissert. Leipzig. 1891.
4 B. 21. 728. — 5 B. 11. 1332. — 6 Ar. 1888. 281.
378 Oxydation.
Kaliummanganat ist von Baeyer zur Oxydation
solcher Körper verwendet worden, welche durch Kalium-
permanganat sogleich weiter oxydiert werden, indem es
weit schwächer als dieses wirkt. Man erhält eine Lösung
desselben am bequemsten durch Zusatz einer nicht zu
grofsen Menge Alkohol zu einer alkalischen Lösung von
Kaliumpermanganat.
Fahlberg und List1 fanden, dafs sich die Darstellung
der Orthosulfaminbenzoesäure am einfachsten gestaltet,
wenn man Orthotoluolsulfamid mit alkalischer Manganat-
lösung oxydiert. Sie erhielten dieses Oxydationsmittel
durch Zusammenschmelzen von 2 Teilen Kali mit 1 Teil
Braunstein und Auflösen der Schmelze in Wasser. Der
Gehalt an Manganat läfst sich leicht durch Titration mit
Oxalsäure ermitteln. Man wendet zweckmäfsig einen
Uberschufs an Manganatlösung an. Die Oxydation voll-
zieht sich bei Wasserbad temperatur schon in wenigen
Stunden, und den Uberschufs an Manganat zerstört man
schliefslich durch Zugabe von Alkohol. Durch Aus-
schütteln der Lösung, die nach dem Abfiltrieren vom
Braunstein durch Säurezusatz fast neutralisiert und dann
stark eingedampft war, erhielten sie eine der theoretisch
möglichen Menge nahezu gleichkommende Ausbeute.
Im Gegensatz zu dem aufser in den angeführten :
Spezialfällen kaum jemals gebrauchten Kaliummanganat
ist das Kaliumpermanganat nun dasjenige Oxydation* '
mittel, das an Häufigkeit der Anwendung alle anderen
überragt. Seine Verwendbarkeit in neutralen, alkalischen
und sauren Flüssigkeiten, sowie seine Eigenschaft, sich
bei der Oxydation zu entfärben und dadurch den End-
punkt seiner Wirksamkeit meist sehr leicht erkennen zu
lassen, sind Vorzüge, die seine häufige Benutzung er-
klärlich machen. Ja, auf der Leichtigkeit, mit der alkalische
Permanganatlösungen auf ganze Klassen organischer Körper
in bestimmtem Sinne hinsichtlich ihrer Oxydierbarkeit
reagieren, konnte Baeyer2 seine Methode zur Unter-
scheidung von offenen oder ringförmig geschlossenen mv
1 B. 21. 243. — * Ann. 245. 146.
Oxydation. 379
Ättigten Säuren von offenen oder ringförmig geschlossenen
Ättigten, sowie von den Karbonsäuren des Benzols und
xlichen Gebilden begründen.
"Verwendet man es in neutraler Lösung, so zerfällt es
ik der Gleichung
2Mn04K + xH20 = 2MnOaxH20 + 2KOH + 03
den oxydierend wirkenden Sauerstoff, sich abscheidendes
ingansuperoxydhydrat und Kaliumhydroxyd. Ist dieses
fctere störend, so leitet man während des Zusatzes der
rmanganatlösung, welche man für gewöhnlich langsam
liefsen läfst, Kohlensäure durch die Flüssigkeit (siehe
iterhin). Man hört mit der Zugabe der Permanganat-
Tmg auf, wenn nach längerer Zeit (auch bis 24 Stunden)
Lue Entfärbung mehr eintritt, leitet überhaupt häufig
> Oxydation recht langsam. Man verwendet im all-
aieinen Permanganatlösungen, welches ca. 40 g des
pstallisierten Salzes im Liter enthalten.
Das Verfahren der Oxydation alkalischer Flüssigkeiten
tspricht ganz dem hinsichtlich neutraler Lösungen zu
Folgenden, und berechnet man in beiden Fällen den
aoretischen Wirkungswert des Oxydationsmittels unter
m Gesichtspunkte, dafs Mangansuperoxydhydrat zur
asscheidung gelangt.
Arbeitet man dagegen in sauren Lösungen, so wird das
Btall als gelöstes Oxydul in Rechnung zu ziehen sein,
nn dann geht die Oxydation nach der Gleichung
2Mn04K + 3H,S04 = 2MnS04 + K2S04 + 05 +3 H20
»r sich. Man pflegt in diesem Falle so zu arbeiten,
Sa man abwechselnd Säure und Permanganat zugiebt,
cht etwa die ganze Säuremenge von vornherein zusetzt.
Auf aromatische Sulfide hat man auch trockenes
irmanganat in essigsaurer Lösung wirken zu lassen,
a sie zu Sulfonen zu oxydieren, indem man man es in
pulvertem Zustande in theoretischer Menge zugab.
id Sbmmler * verfuhr so, dafs er 4 g von ihm fein
rieb, diese mit geschmolzenem Myristicin übergofs, das
1 B. 24. 3819.
380 Oxydation.
Gemisch nach dem Erstarren pulverte und es nun
siedendes Wasser eintrug. Aus diesem scheidet sich d
beim Erkalten als Oxydationsprodukt Myristicinaldß
ab, den andere Oxydationsmittel nicht lieferten, und
der Mutterlauge fiel auf Phosphorsäurezusatz Myristi
säure aus.
Die Art seiner Wirksamkeit ist natürlich auch
je nach den Bedingungen, unter welchen es Verwend
findet, variierende. Als Fahlberg und List1 Oi
toluolsuifamid in neutraler Lösung mit ihm oxydiä
erhielten sie Benzoesäuresulfinid , und in dem Mi
wie bei der Zugabe des Permanganates freies AI
entstand, bildete sich Orthosulfaminbenzoesäure. Ali
ihr Ausgangsmaterial dagegen in stark alkalischer IM
mit ihm behandelten, kamen sie zur Orthosulfammal
Als sie aber ihren Körper mit ihm in Gegenwart
etwas Salzsäure oder unter gleichzeitigem Durchleiten
Kohlensäure oxydierten, fand eine sehr schnelle
Wirkung statt, und es wurde mehr als die doppelte M
des zur Oxydation der Methylgruppe erforderlichen
manganates verbraucht. Wie der Versuch ergab, ent
die Lösung nunmehr orthosulfobenzoesaures Kalium
Kaliumnitrat. Nach der ScHLÖsiNGschenMethode kon
sie konstatieren, dafs der GesamtstickstofF des To
sulfamids zu Salpetersäure oxydiert war.
Wbith 2 löste reine Orthotoluylsäure in überschüs
Natronlauge und versetzte die Lösung alsdann mit e
mehr Permangan at als der Gleichung
C«H*<CO()H + 2KMn04 = 2Mn02 + 2H.0 + C6H4<^J
entspricht. Nach 10 stündigem Erhitzen auf dem Wf
bade war die Oxydation beendet. Die schwach (
Lösung wurde durch etwas Alkohol entfärbt, fil
und durch Salzsäure die entstandene Phtalsäure ausg«
Luff8 löste 2 g Nitrooxyzimmtsäure (Schmelzt
218°) in Soda, erwärmte auf dem Wasserbade unc
langsam 5 g Permanganat in Lösung zu. Nach länj
1 Ä 21. 243. - * B. 7. 1058. — 8 B. 22. 297.
Oxydation. 381
itzen wurde angesäuert, der ausgeschiedene Braunstein
ih Zugabe von Natriumsulfit in Lösung gebracht,
die klare Flüssigkeit mit Äther ausgeschüttelt, aus
shem die bei der Reaktion entstandene Nitrooxybenzoe-
•e erhalten wurde.
Babyer1 erwärmte zur Oxydation des Diacetats des
axylylenalkohols C6H4 . (CH2 . C2H302)2 dasselbe in
■r grofsen Schale auf dem Wasserbade mit 1 1
S8er und 500 g Natronlauge vom spez. Gew. 1.22
trug allmählich 4.5 1 einer I0%igen Permanganat-
Jig ein. Schliefslich wurde, wenn nötig, noch so viel
manganat zugesetzt, dafs die Flüssigkeit violett
hien und diese Farbe auch nach 3 stündigem Erhitzen
dem Wasserbade beibehielt. Nach Zerstörung des
rechüssigen Permangänats ward das abgeschiedene
f>eroxyd auf dem Koliertuch abfiltriert und wegen
er sehr feinen Verteilung mit sodahaltigem Wasser
jewaschen, welches das Durchlaufen dieses Nieder-
ages verhinderte. Ein sehr allmählicher Säurezusatz
erwärmten Flüssigkeit bewirkt die Abscheidung der
ephtalsäure in Nadeln in einer Ausbeute von 125%
als Ausgangsmaterial verwendeten Paraxylols.
In sehr verdünnten Lösungen können Reaktionen
»r Art ganz quantitativ verlaufen. So gründen Fox
„ Wanklin2 auf der Oxydation einer höchstens
ä%igen alkalischen Glycerinlösung mittelst Permanganat
5 quantitative Bestimmungsmethode des ersteren.
Eine sehr vorsichtige Art der Oxydation ist auch die
;ende. Laves3 löste 5 — 10 g Trithioameisensäure-
nylester in Benzol und setzte nach und nach unter
findigem Schütteln mit Permanganatlösung so viel
.wefelsäure zu, dafs die Flüssigkeit dauernd schwach
ar blieb. Nach ca. 2 stündiger Einwirkung wurde die
ition durch Erhitzen auf dem Wässerbade zu Ende
ihrt und überschüssiges Permanganat durch schweflige
re entfernt. Im wässerigen Filtrat befanden sich
ratende Mengen Benzolsulf onsäure. Aus dem getrock-
1 Ann 245. 139. — * Z. A. 25. 587. — 3 B. 23. 1415.
382 Oxydation.
neten Braunsteinrückstand extrahiert Alkohol ein Disi
sulfid. Verfährt man aber so, dafs man den in i
Benzol gelösten Ester1 mit einer abgekühlten Mi«
gleicher Teile 5%iger Permanganatlösung und 2°
Schwefelsäure unter beständigem Schütteln nach nnd
versetzt, bis von neuem zugesetztes Permanganat
mehr entfärbt wird, löst sodann das Manganhype
mit schwefliger Säure, so hinterbleibt das im ^
unlösliche Oxydationsprodukt beim Verdunsten des B
in doppelter Ausbeute.
Eine sehr heftige Wirkung des Permanganat
häufig beobachtet worden. So fand Cottau,2 da.
Einwirkung des Mittels schon in der Kälte anl
wässerige Lösung von Chloralhydrat in zwei I
verläuft; in der ersten wird das Molekül des C!
vollkommen zerstört, es entwickelt sich Chlor, Sar
und Kohlensäure, während das Kaliumpermangai
Braunstein und Kaliummanganat übergeführt
welches letztere alsdann in der zweiten Phase au
Chloral Chloroform bildet. Gleichzeitig treten Kohle
und Sauerstoff auf, allein keine Spur von Chlor.
Einen geringen Überschufs von Permanganat,
der zu oxydierenden Flüssigkeit nach beendeter Rc
nicht mehr entfärbt wird, zerstört man, wie schoi
erwähnt, durch ein wenig Alkohol oder schweflige
resp. durch etwas ameisensaures Natrium.
Baeyer3 oxydierte eine sehr empfindliche Hj
Verbindung unter Ausschlufs von Wasser so, dafs
der Verbindung in 15 ccm absolutem Alkohol i
Wärme löste, und zu der siedenden Plüssigkei
heifse, gesättigte und mit etwas Eisessig versetzte 1
von 0.7 g neutralem Kupferacetat zufügte. Fi
er alsdann die durch Ausscheidung von Kupferoxyi
gefärbte Flüssigkeit auf Eis, so schieden sich nach
Zeit gelbe Nadeln des Oxydationsproduktes ab.
Die Verwendung alkalischer Kupferlösung
Oxydationszwecken ist allgemeiner nur für den Ti
1 B. 25. 347. — 2 B. 18. B. 376. — 3 B. 24 2693.
Oxydation. 383
.«ker1 bekannt, das Mittel kann aber auch bei vielen
Leeren Substanzen erfolgreich für synthetische Zwecke
»iwendet werden. So erhält man nach Böslbr2 das
»isil am besten durch Oxydation des Anisoins auf diese
it. 1 Teil Anisoin wird in 5 Teilen 70%igen Alkohols
*üs gelöst und so lange mit einer alkalischen, möglichst
>nzentrierten Kupferlösung versetzt, bis die Flüssigkeit
»u gefärbt ist. Man filtriert die Flüssigkeit heüs vom
.npferoxydul ab und fällt das Anisil mit Wasser aus.
ie Ausbeute ist quantitativ.
Breuer und Zincke3 lösten Acetylkarbinol in 20
eilen Wasser und setzten auf 1 Mol. 6 Mol. in Wasser
»löstes Atznatron zu. Hierauf wurde eine Lösung von
Mol. Kupfersulfat zugefügt und einige Zeit auf dem
Tasserbade erwärmt. Die Oxydation war nach folgenden
leichungen verlaufen:
CH8.CO.CH2OH = CH„.COH + HCOH
Acetylkarbinol Aldehyd Formaldehyd
CH8 . COH + HCOH + 0 = CH8 . CHOH . COOH
Milchsäure.
E. Fischer4 fand, nachdem andre Mittel nicht zum
iele geführt hatten, in der alkalischen Kupferlösung ein
rauchbares Agens, um das Benzfuroin in Benzfuril über-
aführen. Er löste 2 Teile Benzfuroin heifs in 35 Teilen
Jkohol, versetzte die Flüssigkeit mit 70 Teilen einer
ihwach alkalischen Kupferlösung (enthaltend 6 Teile
lystallisierten Kupfervitriols und die nötige Menge
1 Anmerkung. Da in diesen Rohrzucker, Stärke etc., wie
oechhoff im Jahre 1811 entdeckte, durch Kochen mit ver-
filmten Säuren ja leicht übergehen (während die Inversion der
•llulose durch diese Prozedur erst von Braconnot 1819 auf-
wanden wurde), spielen alkalische Kupferlösungen eine grofse
»olle in der Chemie der Kohlehydrate. Die FEHLiNGsche Lösung,
'eiche Weinsäure als Lösungsmittel für das Kupferoxyd in alkalischer
öflung benutzt, hat den Nachteil, nicht haltbar zu sein. Nimmt
um aber an Stelle dieser Säure nach Schmiedeberg (A. Pth. 28.
33) Mannit, so bekommt man eine Lösung, die sich jahrelang —
ich für Zwecke der quantitativen Zuckerbestimmung — völlig
i verändert hält.
8 B. 14. 327. - 8 B. 13. 639. — 4 Ann, 211. 229.
384
Oxydation.
Weinsäure und Natron) und fügte so viel Wasser zu,
dafs beide Flüssigkeiten sich mischten. Hält man die
Temperatur auf 50°, so ist die Oxydation rasch beendet
Sobald eine filtrierte Probe FfiHLiNGsche Lösnng ii
gelinder Wärme nicht mehr reduziert, wird die Flüssig-
keit mit Wasser verdünnt, filtriert und mit Äther aus-
geschüttelt.
Kupferoxyd führt salzsaures Leukanilin, wenn «
damit gemischt und auf 120 — 160° erhitzt wird, ii
Fuchsin über.1 Weitere Verwendung scheint es fc
die Synthese organischer Verbindungen nicht gefirodea
zu haben.
Kupferoxydhydrat haben Habermann und Köm1
in alkalischer und neutraler Lösung oft unter mehr-
stündigem Kochen als Oxydationsmittel für die verschie-
denen Zuckerarten verwendet. Galaktose lieferte z. B.
dabei: Kohlensäure, Ameisensäure, G-lykolsäure, Milch-
säure, sowie nicht fest bestimmte andere Säuren.
Durch trockne Oxydation mit wasserfreiem Kupfer*
sulfat führte Brühl3 Menthol glatt in Oyraol über
(Chromsäuremischung liefert Menthon, PermangaMt
Oxymenthylsäure neben Pimelinsäure und Fettsäuren).
Erhitzt man beide Körper einige Stunden auf 250— 280*,
so entweicht beim Öffnen des Einschlufsrohres schwefige
Säure in Strömen, während Kupferoxyd mit einem öle
durchtränkt zurückbleibt. Ist die Menge des angewandt«
Sulfats gering, so wird sogar die entstehende schweflip
Säure noch weiter reduziert, so dafs Schwefelwasserstw
und Schwefelkupfer gebildet werden. Das mit de»
Kupferoxyd gemischte Öl war fast ganz mit Wasser
dampf flüchtig und erwies sich eben als Oymol Cl°fl*0
+O2=C10Hu-f3H2O.
Ebenso erhielt er es,4 als er Menthen mit wasser-
freiem Kupfersulfat auf 250 ° erhitzte, ziemlich glatt «*
diesem.
CioH18+ O,=C10H14+2H3O.
1 T). R. P. 19484. — * M. Ch. 5. 208. - 3 B. 24. 3374.
4 B. 25. 143
Oxydation. 385
Im grofsen1 wird mit dem Kupfersulfat etwa in
Igender Art oxydiert. Möglichst reines Dimethylanilin
Lid behufs feinerer Verteilung mit viel trockenem Koch-
1z oder Kreide,2 ca. 50% gepulvertem Kupfervitriol
id ca. 20 % flüssigem (kresolhaltigem) Phenol 8—10
banden auf öO—öO0 erhitzt. Das Phenol wirkt ver-
ntlich durch Übergang in Chinonderivate (Chloranil)
.nerstofiubertragend. Aus dem Reaktionsprodukt wird
icthylviolett dargestellt.
Der SauerstofFgehalt der Luft vermag leicht oxydier-
ire Körper, wenn sie längere Zeit in offenen Gefäfsen
«hen, selbst quantitativ in ihr Oxydationsprodukt über-
lÄhren, wie aus den Versuchen Bandrowskys3 hervor-
aht. Er oxydierte so in mäfsig verdünnten Lösungen
dzsaures Paraphenylendiamin und Paraamidophenol.
toi ersterem verlief die Reaktion nach der Gleichung
C6H4(NH2)2 + 0 = HaO + C6H6N„
nd war die Ausbeute fast theoretisch. Viel schneller
am er allerdings zum Ziele, wenn er Sauerstoffgas
oreh die Lösung leitete, oder bei Verwendung von
Wasserstoffsuperoxyd.
Glases4 hat das Diphenyldiacetylen, jene so merk-
rürdige Verbindung, die jetzt aus dem Phenylacetylen-
npfer durch Kaliumferricyanid (siehe dort) erhalten
nrd, zuerst so dargestellt, dals er diese Kupferverbindung
lit alkoholischem Ammoniak bei Zutritt von Luft stark
bhüttelte, wobei sie zu Kupferoxyd und Diphenyldiace-
flen oxydiert wurde.
Viel wichtiger als in den erwähnten Fällen ist die
.fflftoxydation geworden, seitdem Hofmann5 die Eigen -
chaft der Alkohole, in Berührung mit Luft und Platin
u Aldehyden oxydiert zu werden, zur Darstellung des
is dahin unbekannten Formaldehyds verwertete, der
ach heute noch allein nach dieser Methyde in grösseren
[engen gewonnen werden kann.
1 Friedländer, Farbenfabrikat. 33. — 8 D. B. P. 32829.
3 M. Ch. 10. 124. — 4 Ann. 154. 150. — a Ann. 145. 358.
LasMr-Cohn, Arbeitsmethoden. 2. Aufl. 25
386 Oxydation.
Er leitete Methylalkoholdämpfe mit Luft gemischt
über eine glühende Platinspirale. Hierbei findet die
flamm enlose Verbrennung desselben zu Formaldehyd
statt, der in einem Kühler kondensiert wird. Tollens1
hat dann die Apparate für den Zweck verbessert. Von
Loew2 rührt die Beobachtung her, daJs weit besser als
Platin oberflächlich oxydierter Kupferdraht wirken soll.
Statt der früher gewinnbaren, höchstens 3V2% haltenden
Destillate brachte er es zu solchen von 15 — 20%igem
Aldehydgehalt. Auf diese Art können übrigens nach
Loew nicht nur Alkohole, sondern auch Äther, Ester
und Kohlen Wasserstoffe, ja sogar Basen in Aldehyde
übergeführt werden. So liefern Äthyläther und Essig-
ester Acetaldehyd, Toluol Benzaldehyd; Äthylamin giebt
Acetaldehyd und Stickoxyd.
Tollens3 hat aber einige Monate später gezeigt, dab
man bei Beibehaltung des Platins mit Hülfe von ange-
wärmtem Methylalkohol, durch den man die Luft leitet,
in seinem Apparate4 30 — 40%ige Formaldehydlösungen
literweise in kurzer Zeit darstellen kann.
Mit dem durch Fällung erhaltenen Mangansuper-
oxyd oder dessen Hydrat oxydiert man meist saure Flüsag-
keiten, z. B. schwefelsaure oder eisessigsaure Lösungen
basischer Körper. Man fügt auch wohl natürlichen
Braunstein oder Hausmannit (Manganoxyduloxyd) zu.
Nietzki5 löste gleiche Moleküle Mononitroresorcin
und Resorcin kalt in Alkohol (auf 10 Teile Resorcro
15 Teile des letzteren) und suspendirte etwa 1 Mol
geschlemmtes Mangansuperoxyd in der Lösung. Unter
Kühlung liefs er dann ca. 2 Mol. Schwefelsäure, die
vorher mit dem gleichen Volum Wasser verdünnt war,
hinzulaufen. Nach einiger Zeit nimmt die Flüssigkeit
eine kirschrote Färbung an. Durch Fällung der
filtrierten Lösung mit Wasser kommt man schließlich
zum Resazurin.
1 B. 16. 917. — 2 /. pr. Ch. 141. 323. - 3 B. 19. 2133.
4 Abgebildet in „Landwirtschaftliche Versuchsstationen". 29.355.
5 B. 24. 3367.
Oxydation. 387
C.H.O, + C,H6NO, = C„HI7N04 + H,0 + H,
Besorcin Nitrosoresorcin Resazurin.
Das Natriumbichromat hat vor dem Kalium-
bichromat — von dem 1 Teil etwa 10 Teile Wasser
von 20° erfordert — den grofsen Vorzug, schon in
2 — 3 Teilen Wasser von gewöhnlicher Temperatur löslich
zu sein und kann deshalb in Lösung angewandt werden,
ohne dafs die Flüssigkeiten dadurch allzusehr verdünnt
werden. Der Gehalt des käuflichen Salzes an Chromsäore
ist aber nicht immer konstant, mufs also, wenn nicht
Farbenerscheinungen bei der Oxydation ein Urteil, ob
die zugesetzte Menge genügend ist, abgeben, analytisch
bestimmt werden.
Solche Gehaltsbestimmung führt man nach Kissling1
durch Titration mit Ferroammonsulfatlösung unter An-
wendung des Tüpfelverfahrens mit Ferricyankalium als
Indikator aus. Der Gehalt pflegt von 88 — 92% an
Na2Cr207 zu schwanken, doch kommt auch solches mit
nur 84% vor.
Die Konzentration des Oxydationsgemisches wählt man
für gewöhnlich der für das Kaliumbichromat angegebenen
entsprechend. Man befindet sich oft in der Lage, die
Schwefelsäure der zu oxydierenden Substanz nicht in
beliebiger Menge zusetzen zu können, ohne dafs diese
darunter leidet ; deshalb giebt man eben meistens die von ihr
nötige Menge zur Lösung des Natriumbichromates, und
benutzt nun dieses Chromsäuregemisch.
Das Anilin oxydiert man nach Nietzki- anstatt
mittelst des früher von ihm eingeführten Kaliumbichromats3
mittelst des Natriumsalzes folgendermafsen zu Chinon:
Zu einem Gemisch von 1 Teil Anilin, 25 Teilen
Wasser und 8 Teilen Schwefelsäure wird eine konzen-
trierte Lösung von Natriumbichromat unter guter Kühlung
allmählich zugegeben. Die Flüssigkeit färbt sich bald
dunkelgrün, gegen Ende der Operation tief blauschwarz.
Nach fernerem Zusatz verschwindet der vorhandene
Niederschlag zum gröfsten Teil, und man erhält jetzt
1 Ch. Z. 1891. 374. - 2 B 19. 1468. — 3 Ann. 215. 127.
25*
388 Oxydation.
eine trübe braune Flüssigkeit, in welcher hauptsächlich
Chinon neben Chinhydron suspendiert ist. Letzte»
läfst sich durch weiteren Chromatzusatz zu Chinon
oxydieren.
Für die Darstellung von Hydrochinon wird durch
Einleiten von schwefliger Säure alles reduziert, und die
filtrierte Flüssigkeit mit Äther ausgeschüttelt. Die direkte
Ausschüttelung des Chinons ist, weil sich dabei leickt
eine Emulsion bildet, kaum ausführbar. Das Hydro-
chinon löst man alsdann in möglichst wenig Wasser,
fügt auf 1 Teil des ersteren etwa 2 Teile Schwefelsäure
zu, und versetzt die Flüssigkeit so lange unter gute
Kühlung mit Natriumbichromatlösung, bis sich das ffl
Anfang ausgeschiedene Chinhydron in rein gelbes Chinon
verwandelt hat. Man filtriert es direkt ab und schüttelt
den Rest mit Äther aus. Ausbeute an Chinon aus Hydro-
chinon theoretisch.
Wenn die Temperatur des Oxydationsgemisches fär
die Chinondarstellung aus Anilin auf 5 — 10° gehaltea
wurde, konnte Nietzki Ausbeuten bis zu 85% an rohem
Hydrochinon erzielen. Später hat aber Schniteb^utA
eine kleine Abänderung die Ausbeute noch weiter #
steigern vermocht. Er setzte das Oxydationsmittel,«!8
welches ihm allerdings Kaliumbichromat diente, nämlich
in zwei Abschnitten zu und fügte, nachdem das eiste
Drittel eingetragen war, die letzten zwei Drittel ö*t
nach 12 — 24stündigem Stehen zu. Nunmehr erhielt er
aus 20 g Anilin 19 g Chinon, also etwa 86 °/o 4er
theoretischen Menge. So ist nunmehr das Chinon, i»
welches die chemischen Fabriken, bevor es Nietzki aitf
Anilin darstellen lehrte, einen Preis verzeichneten, <*?
dem des metallischen Goldes ziemlich nahe kam,8 ^
Leichtigkeit in gröfseren Mengen zugänglich.
Das Chinon krystallisiert man nach Hesse8 am
aus Petroläther um. Nach Saeauw4 soll man
gesättigte heifse Petrolätherlösung nach dem Filtrieren
1 B. 20. 2283.. — 2 B. 10. 1934. — 8 Ann. 200. 240.
4 Ann. 209. 99.
Oxydation. 389
nicht völlig erkalten lassen, da sonst auch weniger reine
Substanz ausfällt, sondern die noch warme Mutterlauge
von den schon bei geringer Abkühlung in reichlicher
Menge ausgeschiedenen Chmonnadeln abgiefsen.
Beim Kaliumbicbromat lernten wir schon eine Methode
zur fast quantitativen Gewinnung der Naphtalsäure aus
Acenaphten kennen. Auch hier ist trotzdem das Natrium-
bichromat vorzuziehen, weil die Oxydation sich mit ihm
viel schneller vollenden läfst und direkt ein reineres
Produkt liefert. Die Ausbeuten sind nur wenig geringer:
28 — 29 g Säureanhydrid aus 25 g Kohlenwasserstoff.
Es ist aber nach Grabe und Gfeller1 erforderlich
anfangs sehr vorsichtig zu arbeiten, da sonst die
Oxydation zu heftig wird. 25 g Acenaphten werden
in 300 ccm Eisessig unter Erwärmen gelöst. Nach
dem Abkühlen der Flüssigkeit bis auf 80° fügt man
anfangs sebr allmählich unter Rühren oder Schütteln
170 — 175 g grob gepulvertes Natriumbichromat hinzu,
und zwar mit der Vorsicht, dafs die Temperatur nur bis
85° steigt. Läfst die Reaktion nach, so giebt man das
Bichromat schneller zu, erwärmt schliefslich auf dem
Wasserbade, und mit den erwähnten Mengen sind diese
Operationen ungefähr in 1 Stunde vollendet. Man
erhitzt nun noch 2 Stunden im Ölbade am Rückflufs-
kühler, worauf man den Kolbeninhalt in warmes Wasser
giefst und den körnigen Niederschlag an der Pumpe
absaugt. Beim Erwärmen mit 400 ccm Natronlauge
von 5% Gehalt löst er sich in dieser. Ein merklicher
Rückstand (unangegriffenes Ausgangsmaterial) wäre in
gleicher Weise nochmals zu oxydieren.
Auch die Phtalsäure, von der man noch meistens an-
gegeben findet, dafs sie aus Tetrachlornaphtalin durch
Oxydation mit Salpetersäure gewonnen wird, wird jetzt
nach Lüddens2 durch Oxydation von Naphtalin oder
Naphtalinsulfosäure mit diesem Chromsäuregemisch
(Natriumbichromat und Schwefelsäure) im grofsen dar-
gestellt.
1 B. 25. 653. - 2 Ch. Z. 1891. 585.
390 Oxydation.
Natriumnitrit ist ein nicht häufig gebrauchtes aber
für manche Zwecke, wie Nölting gefunden hat, sehr
passendes Oxydationsmittel. Nietzki und Steinmaxs1
kamen mit ihm vom Pyrogallol zum PurpurogaUin, wobei
die Ausbeute besser als nach irgend einem anderen Ver-
fahren war, als sie in eine mit Essigsäure angesäuerte
Pyrogallollösung unter guter Kühlung so lange Natrium*
nitritlösung einfliefsen liefsen, als Stickstoffentwicke-
lung erfolgte. Der ausfallende Körper wird unter Tier-
kohlezusatz umkrystallisiert.
Einige Jahre früher hat Bernthsen2 mit diesem
Mittel das Methylhydrophenylacridin behandelt. Als er
auf dasselbe in alkoholischer Lösung salpetrigsaurea
Natrium und Salzsäure wirken liefs, änderte die Flüssig-
keit sofort die Farbe, und nach dem Verjagen des
Alkohols, Lösen in Wasser und Fällen mit Alkali erhielt
er das Methylphenylacridiniumoxydhydrat. Mithin ist die
Methylgruppe bei der Oxydation der Verbindung erhalten
geblieben, ein Fall, für den kein analoges Beispiel
bekannt ist.
Das jetzt leicht zugänglich gewordene Natrium-
Superoxyd hat für die Oxydation organischer Körper
noch kaum Verwendung gefunden.
Nachdem Dumas und Stas auf rein theoretischem
Wege3 zu der Überzeugung gekommen waren,
Alkohol unter dem Einflufs von Alkalien sich
Sauerstoffes des Wassers bemächtigen mufs, um Essigsäure
zu bilden, fanden sie als geeignetstes Alkali für diesen
Zweck den von ihnen zuerst dargestellten Natronkalk,
der nach ihnen so bereitet wird, dafs man gleiche Teile
zum Rotglühen erhitzten Kaliumhydroxyds und gepul-
verten Atzkalks mengt. Dieses heifs zubereitete Gemisch
wird nach dem Erkalten sehr hart und läfst sich dann
pulverisieren.
Begiefst man ein solches Gemenge mit absolutem
Alkohol, so verbindet es sich sogleich mit ihm. Seinen
Überschufs verjagt man im Wasserbade und hat dann
1 B. 20. 1278. - 2 B. 16. 1817. — 3 Ann. 35. 133.
Oxydation. 391
einen festen, aus Kalk, Kali und Alkohol bestehenden
Rückstand. Erwärmt man diesen unter Luftabschlufs im
Glasrohr, so tritt ohne Schmelzung oder Schwärzung
reichliche Gasentwickelung ein, welches Gas Wasserstoff
ist, während aus dem Rückstand die Essigsäure durch
stärkere Säuren abgeschieden werden kann.
CH3 . CH20H + KOH=CH8 . COOK + 2H2.
Brodle kam mit Hülfe des Verfahrens vom Ceryl-
alkohol zur Cerotinsäure und vom Myricylalkohol zur
Melissinsäure.1
Hell2 hat dann eine quantitative Methode zur Be-
stimmung des Molekulargewichts und der Atomigkeit
höherer Fettalkohole auf dieser Oxydationsmetnode be-
gründet. Die Menge des beim Erhitzen des Fettalkohols
mit Natronkalk entwickelten Wasserstoffes ist natürlich
abhängig von dem Molekulargewicht des ersteren; bei
gleicher absoluter Menge wird also der Alkohol mit dem
gröfseren Molekulargewicht eine geringere Wasserstoff-
xnenge liefern, als der mit dem kleineren Molekular-
gewicht. Da nun Alkohole und Aldehyde von gleichem
Kohlenstoffgehalt beim Schmelzen mit Kalihydrat dieselbe
Säure liefern, das entwickelte Wasserstoffvolum aber bei
ersteren doppelt so grofs sein mufs, so kann man zugleich
auf diese Art entscheiden, ob ein hochmolekularer Körper,
bei dem die gewöhnlich brauchbaren Unterscheidungs-
mittel nicht mehr anwendbar sind, in diese oder jene
Reihe gehört.
Später hat Liebermann3 sich auf diese Art Auf-
schluß über den Coccerylalkohol verschaffen wollen, doch
verlief die Oxydation auf diesem Wege ganz unregelmäfsig,
während er mittelst einer Lösung von Chromsäure in
Eisessig zu einer wohl charakterisierten Säure kam.
Das Nitrobenzol als Oxydationsmittel ist durch den
CoüPlERSchen Fuchsinprozefs sehr bekannt geworden; jene
Darstellung beruht darauf, dafs eine Mischung von Anilin
und Toluidin, Nitrobenzol und -toluol unter Zusatz von
1 Ann. 71. 149. — a Ann. 223. 269. — 8 B. 20. 962.
892 Oxydation.
etwas Salzsäure nebst wenigen Prozenten Chlorzink oder
Eisenchlorür auf 180 — 190° erhitzt wird. Die Ausbeute
an Fnchsin ist nicht viel von der nach dem älteren Arsen-
säureverfahren (etwa 38%) verschieden, aber es hat den
grofsen Vorzug der Ersparnis des Arbeitens mit jener
giftigen Substanz.
Zu Oxydationen im Laboratorium hat es selten gedient.
Lellmann und Geller1 erhitzten 5 g Piperidin mit
22 g Nitrobenzol während 4 Stunden im EinschlnJsrohr
auf 250 — 260° und kamen so zum Pyridin, doch war
die Ausbeute nicht befriedigend.
Die Einwirkung des Ozons auf organische Körper ist
schon lange untersucht worden.2 Da bei derselben meist
Körper von einer sonst kaum in dem Mafse bekannten
Neigung zu aufserordentlich heftigen Explosionen er-
halten werden, ist bei derartigen Versuchen mit der aller
gröfsten Vorsicht zu verfahren. Houzeau und Renaed5
haben aus dem Benzol einen solchen Körper, den sie
Ozobenzol nennen, erhalten. Nencki und Giacosa4
haben auf diesem Wege auch Phenol, allerdings nur in
Milligrammen, aus Benzol gewinnen können, und
Berthelot5 berichtet von einer aufserordentlich explosiven
Flüssigkeit, die er durch Einwirkung von Ozon auf
absoluten Äther erhielt.
Im Gegensatz zu dem eben Mitgeteilten fand Leeds,*
dafs bei der Oxydation von Benzol durch Ozon nur
Kohlensäure, Oxalsäure, Ameisensäure und Essigsäure
nebst einem schwarzen amorphen Körper, aber kein Ozo-
benzol erhalten werde. Er stellte auch Untersuchungen
über die Wirkung des nascierenden Sauerstoffes, den er
durch die Einwirkung von oberflächlich mit Wasser über-
gossenem Phosphor auf Luft bei gewöhnlicher Temperatur
erhielt, an. Ist kein Benzol zugegen, so wird Ozon ge-
bildet; fügt man aber solches zu, so verschwindet die
Ozonreaktion; im Sonnenlicht bilden sich dann Phenol
und Oxalsäure. Im zerstreuten Tageslicht entsteht Oxal-
1 B. 21. 1921. — 2 Ann. 125. 207. — 3 Cr. 76. 572.
4 Z. 4. 340. - b Cr. 92. 895. — • B. 14. 975.
Oxydation. 393
Bätire, aber kein Phenol. (Über die aktivste Form des
Sauerstoffes siebe Seite 278.)
Das Platinchlorid wird seiner Kostspieligkeit halber
nur sehr selten znr Oxydation verwendet. Platinschwarz
und platzierter Asbest unterstützten bekanntlich die
"Wirkung des Luft- oder freien Sauerstoffes (siehe dort),
(aber ebensogut zeigen auch andere Elemente in ihrer
Gegenwart eine erhöhte Umsetzungsfähigkeit. So teilt
schon Dbbus1 mit, dafs Blausäure und Wasserstoff, über
Platinschwarz geleitet, Methylamin liefern. HCN + H4 ==
CHg.NHa).
Schmidt und Wilhelm2 lösten je 5 g Hydrastin in
stark salzsäurehaltigem Wasser, versetzten die Lösung mit
einem Überschufs von Platinchlorid und kochten 6 Stunden
am Rückflu&kühler. Allmählich ferbte sich die Lösung
dunkelrot. Nach Filtration von etwas metallischem Platin
schieden sich beim Erkalten und dann weiter nach dem
Eindampfen weifse Nadeln von Opiansäure und Krystalle
eines Platindoppelsalzes aus, deren Trennung leicht durch
Äther zu bewerkstelligen ist. Das Doppelsalz erwies sich
als Hydrastininplatinchlorür (C11H11N02HCl)2PtCl2.
Nach Dullo3 kann man übrigens Platin ohne jeden
schwarzen Rückstand und selbst in bedeutenden Mengen
in verhältnismäßig kurzer Zeit in Lösung bringen, wenn
man den Druck, unter dem das Königswasser kocht, ver-
größert. Man bewerkstelligt das am besten dadurch, dafs
man die Lösung in einem Kolben vornimmt, den man
mit einem gebogenen Glasrohr verschliefst, dessen längerer
Schenkel etwa 1 m tief in Wasser taucht. Die Dämpfe
der Säure überwinden wohl noch diesen Druck, trotzdem
geht aber die Lösung in kurzer Zeit ohne Rückstand
vor sich.
Quecksilberacetat eignet sich nach Tafel4 für die
Überführung von Derivaten des Piperidins und Tetra-
hydrochinolins in die entsprechenden Pyridin- und Chinolin-
abkömmlinge. So liefert Tetrahydrochinolin selbst mit
1 Ann. 128. 200. — * Ar. 1888. 350. — 8 J. pr. Ch. 78. 370.
* B. 25. 1619.
390 Oxydation.
Natriumnitrit ist ein nicht häufig gebrauchtes aber
für manche Zwecke, wie Nölting gefunden hat, sehr
passendes Oxydationsmittel. Nietzki und Steinmasx1
kamen mit ihm vom Pyrogallol zum Purpur ogallin, wobei
die Ausbeute besser als nach irgend einem anderen Ver-
fahren war, als sie in eine mit Essigsäure angesäuerte
Pyrogallollösung unter guter Kühlung so lange Natrium-
nitritlösung einfliefsen liefsen , als Stickstoffentwicke-
lung erfolgte. Der ausfallende Körper wird unter Tier-
kohlezusatz umkrystallisiert.
Einige Jahre früher hat Bernthsen2 mit diesem
Mittel das Methylhydrophenylacridin behandelt. Als er
auf dasselbe in alkoholischer Lösung salpetrigsaures
Natrium und Salzsäure wirken liefs, änderte die Flüssig-
keit sofort die Farbe, und nach dem Verjagen des
Alkohols, Lösen in Wasser und Fällen mit Alkali erhielt
er das Methylphenylacridiniumoxydhydrat. Mithin ist die
Methylgruppe bei der Oxydation der Verbindung erhalten
geblieben, ein Fall, für den kein analoges Beispiel
bekannt ist.
Das jetzt leicht zugänglich gewordene Natrium-
Superoxyd hat für die Oxydation organischer Körper
noch kaum Verwendung gefunden.
Nachdem Dumas und Stas auf rein theoretischem
Wege3 zu der Überzeugung gekommen waren, dafs
Alkohol unter dem Einflufs von Alkalien sich des
Sauerstoffes des Wassers bemächtigen mufs, um Essigsäure
zu bilden, fanden sie als geeignetstes Alkali für diesen
Zweck den von ihnen zuerst dargestellten Natronkalk,
der nach ihnen so bereitet wird, dafs man gleiche Teile
zum Rotglühen erhitzten Kaliumhydroxyds und gepul-
verten Atzkalks mengt. Dieses heifs zubereitete Gemisch
wird nach dem Erkalten sehr hart und läfst sich dann
pulverisieren.
Begiefst man ein solches Gemenge mit absolutem
Alkohol, so verbindet es sich sogleich mit ihm. Seinen
Überschufs verjagt man im Wasserbade und hat dann
1 B. 20. 1278. — 2 B. 16. 1817. — 3 Ann. 35. 133.
Oxydation. 391
einen festen, aus Kalk, Kali und Alkohol bestehenden
Rückstand. Erwärmt man diesen unter Luftabschlufs im
Glasrohr, so tritt ohne Schmelzung oder Schwärzung
reichliche Gasentwickelung ein, welches Gas Wasserstoff
ist, während aus dem Rückstand die Essigsäure durch
stärkere Säuren abgeschieden werden kann.
CH3 . CH20H + K0H=CH8 . COOK + 2H2.
Brodle kam mit Hülfe des Verfahrens vom Ceryl-
alkohol zur Cerotinsäure und vom Myricylalkohol zur
Melissinsäure.1
Hell2 hat dann eine quantitative Methode zur Be-
stimmung des Molekulargewichts und der Atomigkeit
höherer Fettalkohole auf dieser Oxydationsmethode be-
gründet. Die Menge des beim Erhitzen des Fettalkohols
mit Natronkalk entwickelten Wasserstoffes ist natürlich
abhängig von dem Molekulargewicht des ersteren; bei
gleicher absoluter Menge wird also der Alkohol mit dem
gröfseren Molekulargewicht eine geringere Wasserstoff-
menge liefern, als der mit dem kleineren Molekular-
gewicht. Da nun Alkohole und Aldehyde von gleichem
Kohlenstoffgehalt beim Schmelzen mit Kalihydrat dieselbe
Säure liefern, das entwickelte Wasserstoffvolum aber bei
ersteren doppelt so grofs sein mufs, so kann man zugleich
auf diese Art entscheiden, ob ein hochmolekularer Körper,
bei dem die gewöhnlich brauchbaren Unterscheidungs-
mittel nicht mehr anwendbar sind, in diese oder jene
Reihe gehört.
Später hat Liebermann3 sich auf diese Art Auf-
schlufs über den Coccerylalkohol verschaffen wollen, doch
verlief die Oxydation auf diesem Wege ganz unregelmäfsig,
während er mittelst einer Lösung von Chromsäure in
Eisessig zu einer wohl charakterisierten Säure kam.
Das Nitrobenzol als Oxydationsmittel ist durch den
CoüPlERSchen Fuchsinprozefs sehr bekannt geworden; jene
Darstellung beruht darauf, dafs eine Mischung von Anilin
und Toluidin, Nitrobenzol und -toluol unter Zusatz von
1 Ann. 71. 149. — 2 Ann. 223. 269. — 8 B. 20. 962.
396 Oxydation.
Sie ist ein sehr mildes Oxydationsmittel. Benedikt
nnd Hübbl1 haben Dinitrosoresorcin (welches durch ver-
dünnte Salpetersäure sofort in Trinitroresorcin, durch
Kaliumpermanganat und Kaliumferricyanid völlig ver-
brannt wird) in 10 Teilen Äther aufgeschwemmt und aus
ihm, — nachdem sie salpetrige Säure, bis sich alles gelöst
hatte, eingeleitet und durch Waschen mit Wasser die bei
der Reaktion entstandene Salpetersäure entfernt hatten, —
das gesuchte Oxydationsprodukt, das Dinitroresorcin, er-
halten.
Hydrokollidindikarbonsäureester wird durch Salpeter-
säure z. B. fast völlig zerstört, während Kaliumpermanganat
sogleich zur Lutidin tri karbonsäure führt. Übergiefet man
den Ester nach Hantzsch2 mit der annähernd gleichen
Gewichtsmenge Alkohol und leitet in dieses durch Wasser
gekühlte Gemisch salpetrige Säure so lange ein, bis sich
eine Probe in verdünnter Salzsäure klar löst, so verläuft
auch hier der Prozefs unter starker Wärmeentwickelung,
so dafs die anfangs nicht gelöste Substanz vollkommen
vom Alkohol aufgenommen wird. Aber nach Verjagung
dieses wird durch Zugabe von Natriumkarbonat bis zur
stark alkalischen Reaktion der bei der Oxydation ent-
standene Kollidindikarbonsäureester als ein nach dem
Trocknen sofort konstant siedendes Ol abgeschieden. Die
Ausbeute ist quantitativ.
Nach Wallach3 löst sich salpetrige Säure reichlich
in Chloral auf. Hat die Flüssigkeit eine grüne Farbe an-
genommen, so schliefst man sie in ein Rohr ein und
erwärmt etwa 1 Stunde im Wasserbade. Des starken
Druckes halber darf man die Röhren nur mit wenig
Substanz beschicken. Nach dem Öffnen derselben erstarrt
der Inhalt, wenn die Menge der eingeleiteten salpetrigen
Säure genügend war, sofort zu Krystallen von Trichlor-
essigsaure, die durch schnelles Abpressen rein erhalten
wird. Vielleicht läfst sich eine derartig glatte Oxydation
mittelst salpetriger Säure auch in anderen Fällen anwenden,
z. B. bei der Oxydation anderer halogenfreier Aldehyde.
1 M. Ol 2. 323. — a Ann. 215. 21. — 3 B. 5. 256.
Oxydation. 397
die bisher durch. Silberoxyd oder den Einflute des gas-
förmigen Sauerstoffes bewirkt wird.
Beckmann1 oxydierte mit sehr guter Ausbeute und
ohne viele Nebenprodukte a- und /£-Benzildioxim so,
dafs er sie in eine ätherische Lösung von salpetriger
Säure eintrug.
Die Oxydationen mit Salpetersäure werden in her-
kömmlicher Weise meistens durch anhaltendes, oft mehr-
tägiges Kochen mit einer mehr oder weniger verdünnten
Säure und in der Regel auch mit einem grofsen Über-
schufs dieses Oxydationsmittels ausgeführt. Dazu bemerkt
Kbafft,2 dafs infolgedessen zuletzt nioht nur primäre
Produkte, sondern — manchmal sogar in vorwiegender
Menge — aus diesen durch weitergehende Einwirkung
gebildete sekundäre Körper vorhanden sind. Wie Krafft
sich in einer grölseren Anzahl von Fällen überzeugt hat,
ist es deshalb oft vorteilhafter derartige Oxydationen so
zu bewerkstelligen, dafs man unter fortwährender Kühlung
bei 0° bis -f- 10° die zu oxydierende Substanz langsam
in das gleiche bis dreifache Gewicht reiner Salpetersäure
(ca. 1,5 spez. Gew.) — es handelt sich hierbei um Körper der
aliphatischen Reihe, aromatische werden bekanntlich unter
diesen Bedingungen nitriert werden — einträgt, und das
Gemisch, nachdem die erste Reaktionsphase ganz beendet
scheint, sehr langsam auf ca. 50° erwärmt. Der Verlauf
der Reaktion giebt sich dann häufig schon äufserlich,
beispielsweise durch Nachlassen des Aufschäumens oder
Verschwindens gefärbter Zwischenprodukte, zu erkennen;
die Operation, die freilich stets mit Vorsicht zu leiten
ist, nimmt aber nur wenige Stunden in Anspruch, und
die Bildung von Nebenprodukten beschränkt sich meist
auf ein Minimum.
Steht eine leicht ausführbare Reaktion zur Erkennung
von noch unangegriffenem Ausgangsmaterial zu Gebote,
so wird man diese natürlich benutzen.
Als Schmiedeberg und Meyer3 Kampfoglykuronsäure
mit verdünnter Salpetersäure durch Erwärmen am Rückflufs-
1 B. 22. 1594 — 8 £. 21. 2735. — 3 Z. 3. 444.
396 Oxydation.
Sie ist ein sehr mildes Oxydationsmittel. Benedikt
und Hübel1 haben Dinitrosoresorcin (welches durch ver-
dünnte Salpetersäure sofort in Trinitroresorcin, durch
Kaliumpermanganat und Kaliumferricyanid völlig ver-
brannt wird) in 10 Teilen Äther aufgeschwemmt und ans
ihm, — nachdem sie salpetrige Säure, bis sich alles gelöst
hatte, eingeleitet und durch Waschen mit Wasser die bei
der Reaktion entstandene Salpetersäure entfernt hatten, —
das gesuchte Oxydationsprodukt, das Dinitroresorcin, er-
halten.
Hydrokollidindikarbonsäureester wird durch Salpeter-
säure z. B. fast völlig zerstört, während Kaliumpermanganat
sogleich zur Lutidin tri karbonsäure führt. Übergie&t man
den Ester nach Hantzsch2 mit der annähernd gleichen
Gewichtsmenge Alkohol und leitet in dieses durch Wasser
gekühlte Gemisch salpetrige Säure so lange ein, bis acn
eine Probe in verdünnter Salzsäure klar löst, so verläuft
auch hier der Prozefs unter starker Wärmeentwickelnngt
so dafs die anfangs nicht gelöste Substanz vollkommen
vom Alkohol aufgenommen wird. Aber nach Verjagung
dieses wird durch Zugabe von Natriumkarbonat bis zur
stark alkalischen Reaktion der bei der Oxydation ent-
standene Kollidindikarbonsäureester als ein nach dem
Trocknen sofort konstant siedendes Ol abgeschieden. Die
Ausbeute ist quantitativ.
Nach Wallach3 löst sich salpetrige Säure reichlich
in Chloral auf. Hat die Flüssigkeit eine grüne Farbe an-
genommen, so schliefst man sie in ein Rohr ein und
erwärmt etwa 1 Stunde im Wasserbade. Des starken
Druckes halber darf man die Röhren nur mit wenig
Substanz beschicken. Nach dem Offnen derselben erstarrt
der Inhalt, wenn die Menge der eingeleiteten salpetrigen
Säure genügend war, sofort zu Krystallen von Trichlor
essigsaure, die durch schnelles Abpressen rein erhalten
wird. Vielleicht läfst sich eine derartig glatte Oxydation
mittelst salpetriger Säure auch in anderen Fällen anwenden,
z. B. bei der Oxydation anderer halogenfreier Aldehyd«,
1 M. Ch. 2. 323. — * Ann. 215. 21. -sfi5, 256.
Oxydation. 397
die bisher durch. Silberoxyd oder den Einflufs des gas-
förmigen Sauerstoffes bewirkt wird.
Beckmann1 oxydierte mit sehr guter Ausbeute und
ohne viele Nebenprodukte a- und /£-Benzildioxim so,
dafs er sie in eine ätherische Lösung von salpetriger
Säure eintrug.
Die Oxydationen mit Salpetersäure werden in her-
kömmlicher Weise meistens durch anhaltendes, oft mehr-
tägiges Kochen mit einer mehr oder weniger verdünnten
Säure und in der Regel auch mit einem grofsen Über-
schufs dieses Oxydationsmittels ausgeführt. Dazu bemerkt
Krafft,2 dafs infolgedessen zuletzt nioht nur primäre
Produkte, sondern — manchmal sogar in vorwiegender
Menge — aus diesen durch weitergehende Einwirkung
gebildete sekundäre Körper vorhanden sind. Wie Krafft
sich in einer gröfseren Anzahl von Fällen überzeugt hat,
ist es deshalb oft vorteilhafter derartige Oxydationen so
zu bewerkstelligen, dafs man unter fortwährender Kühlung
bei 0° bis +10° die zu oxydierende Substanz langsam
in das gleiche bis dreifache Gewicht reiner Salpetersäure
(ca. 1,5 spez. Gew.) — es handelt sich hierbei um Körper der
aliphatischen Reihe, aromatische werden bekanntlich unter
diesen Bedingungen nitriert werden — einträgt, und das
Gemisch, nachdem die erste Reaktionsphase ganz beendet
scheint, sehr langsam auf ca. 50° erwärmt. Der Verlauf
der Reaktion giebt sich dann häufig schon äufserlich,
beispielsweise durch Nachlassen des Aufschäumens oder
Verschwindens gefärbter Zwischenprodukte, zu erkennen;
die Operation, die freilich stets mit Vorsicht zu leiten
ist, nimmt aber nur wenige Stunden in Anspruch, und
die Bildung von Nebenprodukten beschränkt sich meist
auf ein Minimum.
Steht eine leicht ausführbare Reaktion zur Erkennung
von noch unangegriffenem Ausgangsmaterial zu Gebote,
so wird man diese natürlich benutzen.
Als Schmiedeberg und Meyer3 Kampfoglykuronsäure
mit verdünnter Salpetersäure durch Erwärmen am Rückflufs-
1 B. 22. 1594 — 8 JB. 21. 2735. — 3 Z. 3. 444.
394 Oxydation.
einer Lösung von ihm, im Rohr auf 150° erhitzt, unter
Abscheidung metallischen Quecksilbers glatt Chinolin
(siehe auch beim Silberacetat).
Quecksilberchlorid wird für die Darstellung vod
Fuchsinschmelzen im Laboratorium von Goldberg1 be-
sonders empfohlen. Er erhitzte z. B. ein Gemenge von
1 Mol. Paratoluidin mit etwas mehr als 2 Mol. Anilin
mit der theoretischen Menge unseres Reagens während
l1/« Stunden im Ölbade auf 180—200° und erhielt dabei
neben dem Fuchsin fast gar keine kohligen amorphen
Substanzen, welche beim Arsensäure- und den übrigen
Verfahren nach ihm stets auftreten.
Quecksilbernitrat ist von Gerber und Keller1
ebenfalls für die Fuchsinschmelze als Oxydationsmittel
empfohlen worden.
Gelbes und rotes Quecksilberoxyd sind oft verwendete
Oxydationsmittel.
E. Fischer8 setzte zu einer kalten wässerigen Lösung
des Diäthylhydrazins allmählich gelbes Quecksilberoxyd,
bis dieses nicht mehr reduziert wurde, wobei die Lösung
sich unter Abscheidung eines Öles trübte, welches von
den Quecksilberverbindungen mechanisch aufgenommen
wurde. Nach dem Filtrieren wurde es den Quecksilber-
verbindungen durch Alkohol entzogen. Während das
Diäthylhydrazin durch FEHLiNGsche Lösung gröfstenteils
nach der Gleichung
2(C2H5)2N.NH2 + 0 = 2(C2H5)2NH + H80 + N,
zu Diäthylamin und Stickstoff oxydiert worden war, hatte
das schon in der Kälte energisch wirkende gelbe Queck-
silberoxyd es in das Tetraäthyltetrazon
(C2H5)2N.N:N.N(C2H5)2
übergeführt.
Heffter4 kochte eine 10°/oige Glukoselösung so
lange mit gelbem Quecksilberoxyd, bis nichts mehr redu-
ziert wurde, worauf vom reduzierten Quecksilber und
1 B. 24. 3553. — * J. B. 1860. 720. — 3 B. 11. 2209.
4 B. 22. 1049.
Oxydation. 395
Quecksilberoxydul heifs abfiltriert wurde. Beim Erkalten
schieden sich Krystalle des Quecksilberoxydulsalzes der
Glukonsäure in sehr befriedigender Ausbeute ab.
Von Böenstein und Herzfeld1 rührt die Beobach-
tung her, dals eine wässerige Lävuloselösung, welche mit
rotem Quecksilberoxyd ohne angegriffen zu werden, zum
Sieden erhitzt werden kann, sofort oxydiert wird, wenn
auch nur eine kleine Menge reinen Barythydrats in die
Lösung gebracht wird. Die rote Farbe des Quecksilber-
oxyds schlägt dann sofort in die schwarze des Oxyduls
um. Man setzt bei diesem Verfahren passend abwechselnd
rotes Oxyd und Barytwasser zu. Dabei wird die Lävulose
ziemlich glatt zur Trioxybuttersäure und Glykolsäure
oxydiert. Herzfeld2 hat diese Art der Oxydation dann
auch auf die Glukose übertragen und vorwiegend Glukon-
säure erhalten.
Cürtius3 erhielt Monoketazobenzil durch Einwirkung
von Quecksilberoxyd auf Monohydrazobenzil beim Schütteln
einer kalten Benzollösung des letzteren mit ihm aufser-
ordentlich leicht und in berechneter Menge.
tf—CA
\n-
C — C«H,
— I + HgO = W | + H20 + Hg.
CO-C6H6 C0-C6H6
Als Fischer und Hepp4 Tetraanilidonaphtalin in
benzolischer Lösung mit Quecksilberoxyd kochten, erhielten
sie komplizierte Oxydationsprodukte.
Die salpetrige Säure, welche man durch Erwärmen
von Arsenigsäureanhydrid mit ca. 50%iger Salpetersäure
wohl am besten darstellt (siehe Seite 248), ist ein viel
brauchbareres Oxydationsmittel als im allgemeinen ange-
nommen wird. Dazu mag beitragen, dafs, wie schon
XiENSSEN5 bei seiner Untersuchung über für Titrier-
xnethoden verwendbare Oxydationsmittel mitteilt, man es
nicht in der Gewalt hat die Säure zu NO, N20 oder N
zu reduzieren, dies vielmehr von der Temperatur, Zeit
der Einwirkung etc. abhängt.
1 B. 18. 3354. — 2 Ann. 245. 27. — 3 B. 22. 2162.
* Ann. 256. 252. — 6 J. pr. Gh. 82. 307.
402 Oxydation.
mehrere Stunden andauerndem Geräusch brechen i
vielen Stellen kleine Gasblasen hervor. Aus Abi
feinen Schlamm wird während dieser Zeit eine Imker
poröse Masse, welche bis zur Entfernung jeder Sp
Natrinmchlorid — anf dessen Schädlichkeit
DÖBBBftWBB speziell hingewiesen hat — gewaschen, du»
abgeprefst und über Schwefelsäure getrocknet wird.
Platzierten Asbest für Oxydationszwecke stellt n
nach Weidel1 durch inniges Vermischen von 100
Asbest mit 80 g Platinschwarz dar. Nach Tischtschesk
soll er aber nicht zu viel Platin enthalten und I
grauer, nicht schwarzer Farbe sein, und Lünue' gie
an, dafs das für die Gewinnung von Schwefelsäureanhvdti
S03 aus schwefliger Saure und Sauerstoff SO., + 0
der Technik verwendete Material nur 8"/o Platin «
Vielleicht ist der von Zolkowski und Lepez1 empföhlet"
platinierte Quarz noch besser verwendbar.
Man hat auch nach Art der Chlorübertrager San*
Stoffüberträger. Am wirksamsten scheint in dieser I
ziehung, wie Loews5 Versuche beweisen, ei
von Kupferoxydammoniak zu sein. Namentlich sticksl
haltige Körper, welche diesem Reagens zugesetzt wd
erleiden beim darauf erfolgenden Schütteln mit Luft w
gehende Veränderungen.
1 g Harnsäure wurde mit der zur Bildung der n
tralen Salze nötigen Menge Kalilauge versetzt und n
100 ccm Kupferoxydamraoniak mehrere Tage unter
lindem Erwärmen mit öfters erneuter Luft geschii
die eingeengte Flüssigkeit mit Schwefelsäure nah
neutralisiert (eine saure Reaktion muls wegen des t
bildenden Nitrit« auf das sorgfältigste vermieden wed
und nach dem Verdunsten zur Trockene mit AlkoW
ausgezogen. Dieser nahm Harnstoff und eine erhebli«--
Menge Oxalsäure auf. Amidoessigsäure und Amii*
bernsteinsäure werden vom Reagens unter Bildung v
Oxalsäure und Kohlensäure angegriffen.
1 Jlf. CA. 8. 121. — ' B. 20. B. 704.
3 Sodainduätrie, Braunsehweig 1879. 1. 601,
* M. CA, 5. 538. — b 3. pr. Ol. 126. 300.
Oxydation. 40&
Unter den von L. Meyer1 auf ihre Eigenschaft als
lerstoffüberträger untersuchten Salzlösungen erwies sieh,
des Manganoxydulsulfats als die wirksamste.
Konzentrierte sowohl als rauchende Schwefelsäure
1 bei widerstandsfähigen Körpern recht brauchbare und
ueme Oxydationsmittel, da man bei hohen Tempera-
m ohne Einschlu&rohr arbeiten kann.
Schon Eblenmeteb und Lisenko2 kamen mit ihrer
Lfe vom Merkaptan zum Äthyldisulfid.
2CjHbSH + H,S04 = (C,H8),S, + SO, + 2H,0.
Königs3 ermöglichte die langgesuchte Überfährung des
eridins in Pyridin dadurch, dafs er 10 g Piperidin
überschüssiger Schwefelsäure etwa 7 Stunden auf
>° erhitzte. Während des Prozesses findet eine ruhige
twickehrag von schwefliger Säure statt, das Produkt
ant sich, scheidet aber keine Kohle ab.
H, H
C C
H^C/VCH, HC/\CH
T +08= ( | + 3H,0.
HjCX/CH, HO\^CH
N N
H
Piperidin Pyridin
Als Michler und Pattinson4 Dimethylanilin mit
l 3 — 4fachen Gewicht konzentrirter Schwefelsäure
Stunden auf 180 — 210° erhitzten, hatte sich unter
erndem Entweichen von schwefliger Säure Tetra-
hylbenzidin gebildet.
20,1^(01,), + H,S04 = l 6 4 ) _* + SO, + 2H,0.
Außerordentlich wichtig (bisher allerdings nur
misch) wurde dann die Beobachtung Schmidts,5 daß,
in man Körper der Anthracenreihe, darunter sogar
thrachinon selbst, mit einem grofsen Überschuß von
chender Schwefelsäure von 70—85% AnLydridgehalt
1 B. 20. 3058. — * J. B. 1861. 590. — 3 B. 12. 2342.
4 B. IL 2162. — ö J. pr Ck. 151. 238.
26*
404
Lei niedriger Temperatur behandelt, man keine Sulfo-
säuren sondern Oxydationsprodukte erhalt.
Läfst mau auf einen Teil trockenen Alisa
0 OH
also das Bioxyanthrachinons
OÜ
nach ihm 10 oder besser noch mehr Teile Oleom von
70 — B0% Gehalt an S03 bei Temperaturen zwiscl
25 — 50° 1—4 Tage lang einwirken und giefst darauf
Schmelze auf Eis, so erhalt man einen oraugegelben
Wasser unlöslichen Niederschlag, welcher allen seil
Eigenschaften nach aus dem neutralen Schwefelsäuren!«
des gebildeten neuen Farbstoffes besteht und unter gewissen
Bedingungen krystallisiert erhalten werden kann. Di»
neutrale Schwefeisiiureester lost sich in Kali- oder Nat
lauge. Beim Ansäuern seiner Losung fällt er aber nii
mehr aus, sondern man erhält eine tiefbraun gelbe
Lösung, welche beim Kochen einen reichlichen N
schlag des Endproduktes — das Alizarinbordeaux —
scheidet, Die Ausbeute ist fast die theoretische. Aus
rntersuchurjgen Gattermanns folgt, dafs dieser Farbs
ein Tetraoxyanthruchinon von folgender Konstitution,
also um 2 Sauerstoffatome reicher als sein Ausgangs-
material ist, und dafs er keine Sulfogrnppen enthält
OH 0 OH
OH
OH U
und läfst man auf ihn1 gewöhnliche Schwefelsäure
200° oder auf Antbrachinon Schwefelsäureanhydrid
ca. 30° einwirken, so erhält man dunkelgrüne Kry stall«
des Hexaoxyanthrachinons. Immer wirkt also die Schwefel
säuTe in dieser Körperklasse unter diesen Bedingung«!
aLs Oxydationsmittel.
Im Silfoeraeetat hat Tafel5 ein sehr brauchl
Mittel zur Überführung von Piperidin- und Tel
illa
1 J. pr. Ck. 151. 250 ; niete auch B. 24. 3067. — ■ B. 35. ML
Oxydation. 405
hydrochinolinderivaten in die entsprechenden Pyridiu-
und Chinolinderivate aufgefunden. 2.5 g reines Piperidin
wurden in 25 ccm 10°/uiger Essigsaure gelöst und mit
30 g Silberaeetat in einer Rohre von Kaliglas 4 Stunden
auf 180° erhitzt. Beim Offnen des Rohres entweicht
Kohlensäure, an Stelle des Silberacetats ist ein grauer
Silberschwamm vorhanden, und die Flüssigkeit ist braun
gefärbt. Sie wird filtriert, das Silber mit wenig Wässer
gewaschen, das Filtrat mit viel festem Kali versetzt und
direkt destilliert. Es geht ein noch piperidinhaltiges
Pyridin über. In gleicher Weise erhielt er Couyrin aus
Coniin.
Mit Silbernitrat1 oxydierte Bladin Äthyliden-
dicyanphenylhydraziii, indem er ea in alkoholischer Lösung
bei gewöhnlicher Temperatur mit einer Silbernitratlösung
versetzte. Gab er nach dem Abfiltrieren des aus-
geschiedenen Silbers Wasser zu, so fiel das Oxydations-
produkt das Phenylmetbylcyantriazol aus.
Oxydationen mit Silberoxyd scheinen wirksam nur
in alkalischer Lösung ausführbar zu sein. So berichtet
Kiuasi,s dafs die Einwirkung des Oxyds auf verdünntes
Glycerin seihst bei mehrtägigem Erhitzen auf 60 u nur
sehr gering war. Dagegen erhielt er reichliche Mengen
Glykolsäure, als er die Oxydation in alkalischer Lösung
vornahm. Eine Lösung voo 10 g Glycerin von 85% in
200 ccm Wasser wurde mit 6 g Kalkhydrat vermischt,
dann das aus 60 g Silbernitrat bereitete Silberoxyd zu-
gegeben, und diese Mischung im Wasserbade langsam auf
60" erwärmt, worauf nach 4 Stunden sämtliches Oxyd
reduziert war. Nach dem Einleiten von Kohlensäure
wurde vom gefällten Calciumkarbonat abfiltrieit, und aus
dem Filtrat von diesem krystallisierte nach dem Ein-
dampfen glykolsaurer Kalk. Ausbeute 4.6 g an diesem,
wonach dieses Verfahren ein sehr ausgiebiges für die
Glykolsäuredarstellung ist.
AmmoniakaÜsche Silberlösungen sind bekanntlieh das
beste Mittel zur Erkennung von Aldehyden, resp. zur
1 B. 25. 185. — s B. 16. 2415.
406
Oxydation.
L leicht
Überführung derselben in die entsprechenden Säur™,
wobei das Silber metallisch abgeschieden wird. NttA
Tollens1 bereitet man eine solche Lösung am besten so:
Man löst 1 Teil Silbernitrat in 10 Teilen Wasser und
1 Teil Ätznatron ebenfalls in 10 Teilen WaBSer. Gleicht
Gewielitsteile dieser Lösungen mischt man miteinander
und fügt Ammoniak tropfenweise, bis das Süberoiyd
gelöst ist, hinzu. Die Flüssigkeit ist in einer Stöpsel
nasche im Dunkeln aufzubewahren. Man hüte sich
jemals Siiberlösung, Ammoniak und Natron ad libitum
anzuwenden ; auch lasse man nie eine solche Lösung
verdunsten, da das sich bildende Knallsilber Ursache
höchst gefährlicher Explosionen werden kann.
Eichekgrün und Etnhokn ä konnten nur auf folgendem
Wege zur Dihydrobeiizoesiiure aus ihrem Aldehyd ge-
langen , indem stärkere Oxydationsmittel sie sogleich
weiter in Benzoesäure überführen. 25 g frisch gefälltes
Silberoxyd werden in der eben ausreichenden Menge stark
verdünnten Ammoniaks gelöst, mit einigen Tropfen Natron-
lauge versetzt nnd auf dem Wasserbade anf 60—70''
erwärmt. Dann giebt man tropfenweise 5 g in wenig
Alkohol gelösten Dihydrobenza.Idehyd hinzu, wobei sich
die Flüssigkeit durch ausgeschiedenes Silber dunkel färb:
Man erwännt hierauf noch unter zeitweiligem vorsichtigen.
Uinschütteln einige Zeit, bis sieh ein dicker Sil berspiege!
an den Wänden abgeschieden hat, säuert mit Salzsäure
an, und schüttelt das Filtrat mit Äther aus, welcher
die Dihydrobenzoesäure aufnimmt.
Wasserstoffsuperoxyd ist ein sehr brauchbares Oxy-
dationsmittel, mit dem sich viele Oxydationen quantitam
durchfuhren lassen.
Aus den Untersuchungen Radztszewskts3 folgt, dar"-
dieNitrile von ihm in Amide unter Ent Wickelung mol*
kularen Sauerstoffs
CHSCN + 2H,0, = CHS . COKH, + O, + H,0.
.delt werden. Die Einwirkung erfolgt besonder;
leicht in alkalischer Lösung und bei einer Temperatur
* B. 23. 2886.
I
Oxydation. 40?
t>n etwa 40 °. Wenn man z. B. zu Wassertoffsuperoxyd
tenzonitril und etwas Kalilauge fugt, so verwandelt sieb
ei heftigem Schütteln nach einigen Minuten die ganze
fasse des Nitrite quantitativ in Benzamid. Seihst Cyangas
«ht durch S°/^ge Wasserstoilsuperoxydlösung und Zu-
ngen eines Tropfens Kalilauge quantitativ in Oxamid
foff.
Bsktob * hat mit dem Mittel Monophenylthioharnstoff
fltoandermafeen oxydiert: 5 g dieses Materials wurden
n kochendem 50°/oigen Alkohol gelöst, einige Tropfen
Süorwasserstoflsäure zugesetzt und dann 40 — oO g
5%iger Wasserstofisuperoxydlösung in mehreren Portionen
illmählich in die Flüssigkeit eingetragen. Die Losung
rübt sich durch ausgeschiedenen Schwefel, von welchem
Mltriert wird. Das noch warme Filtrat wird mit Alkair
neutralisiert, worauf sich quantitativ das Dianilidooiazo-
hiol ausscheidet
C-HsNH.C.S HHS C,.XHC6H6
iL ==:. +2H.O,
N H HjN
S
/\
= CJIJSR.Q CJ.NHCA + 4H,0 + S.
IJeänthskn erreichte die Oxydation des Juglons zu
:yphtalsäure ebenfalls mit alkalischem Wasserstoflsuper-
Pu, eine Reaktion, die aber nicht ganz so glatt wie die
^ahnten beiden Verfahren verläuft.
Die Einwirkung des Wasserstoffsuperoxyds wird jetzt
Hier öfter zur Konstitutionserforschung von Alkalolden
^Ungezogen, so von Wolffenstbin2 und von Mkrlinö,8
Icher letztere den Übergang von Basen der Piperidin-
he in Oxybasen konstatierte. Die Umwandlung erfolgt
oht, wenn man je einen Teil einer solchen Base z. B.
opidm oder a-Methyltropidin mit je 15 Teilen kauf-
ten Wasserstoffsuperoxyds unter öfterem Umschütteln
1 B. 22. 1177. — * B. 25. 2777. — 3 K 25. 3124.
408 Oxydation.
einige Tage bei Zimmertemperatur mit einander in
Berührung läfst.
Von theoretischem Interesse ist es, dafe Leeds1 Benzol ir
durch 60stündiges Kochen mit 1.2%igem Wasserstoff- l>
superoxyd teilweise in Phenol2 überführte |i
C6H, + H,0, = C6H60H + H,0.
Kutscheroff3 hat gefunden, dafs man ungesättigte
Kohlenwasserstoffe direkt in gesättigte Ketone (Aldehyd)
überfuhren kann, wenn man dieselben mit WUNT
schüttelt, in welches man pulverig krystallinisches Brom
qnecksilber gegeben hat. Unter dem Einflüsse
findet dann Addition statt. Allylen geht z. B. auf di
Art in Aceton über, und die Ausbeute ist beinahe
theoretische.
Guaeeschi4 hat 150 g Thioaldehyd in Portionen von
25 — 50 g in 400 com Wasser suspendiert und mit 450 g
Zinkpermanganat in 6 1 Wasser oxydiert. Die kom-
plizierten Resultate wichen von den mit Kaliumperman-
ganat erhaltenen ab.
Das Zinnchlorid haben Poireiee und Chappat 5 zar
Oxydation des Methylanilins verwendet. Sie gaben zu
1 Teil desselben allmählich 6 Teile einer konzentrierten
Lösung des letzteren und erhizten so lange, bis die
Masse dick wurde. Das Zinn fällten sie durch Alkali
und der Farbstoff wurde durch Aussalzen abgeschieden.
Eine Oxydation durch freiwillige Umlagerung»
nämlich die Oxydation der Nitromilchsäure zu Oxalsäure
uud Blausäure, ist von Henry6 beobachtet worden. Seine
etwas seltsame Formel dafür ist:
C00H.CH(N0,).CH8:C00H.C(0H)s + CNH
= COOH . COOH + CNH + H,0,
1 B. 14. 977.
8 Den ersten direkten Übergang von Benzol in Phenol
übrigens Schultzen und Naunyn {Meicherts und Dubois-Beymonds
Archiv. 1870. 406, und P. Ar. 12. 294.) bei Fütterung von Hunden
mit Benzol beobachtet.
3 B. 15.40. — 4 Ann. 222. 305.
6 Französ. Brevet 71 970. — 6 B. 12. 1837.
Reduktion. 409
mit er erklären will, weshalb man seit langer Zeit
d zu unterschiedlichen Malen die Bildung der Cyan-
ßserstoflsäure als zu den durch die Salpetersäure
rirkten Oxydationen gehörig bezeichnet hat. Die Blau-
ire ist nämlich ein bei der Oxydation organischer
äffe mit Salpetersäure häufig auftretendes Produkt
t GMELiN-KsAUTschen Handbuch der organischen
\emie1 finden sich die Angaben zusammengestellt, wonach
$66 Verhalten schon im Anfange des Jahrhunderts
bnnt war.
Li seltenen Fällen lälst sich die Oxydation mit der
3ndensation verbinden (siehe dort).
Heuslbe2 suchte die Trennung der Kohlenwasser-
>ffe des Braunkohlenteeröls auf dem Wege einer
Monierten Oxydation zu erreichen.
Reduktion.
Als reduzierende Mittel sind etwa folgende verwendet
•rden :
Alkoholische Kalilauge, Aluminium, Ammoniak.
Chromoxydul.
Eisenfeile, Eisenchlorür, Eisensulfat, Eisenoxalat-
Formaldehyd.
Hydroxylamin.
Jodphosphor, Jodwasserstoffsäure.
Kaliumarsenit,Kaliumsulfhydrat,Kaliumxanthogenat.
Magnesium.
Natrium, Natriumamalgam.
Palladiumwasserstoff, Phenylhydrazin, Phosphor, Phos-
phorige Säure.
Schwefelammonium, Schweflige Säure, Schwefel-
wasserstoff.
Traubenzucker.
1 4. Auflage. S. 303. — s B. 25. 1668
410
Reduktion.
Zink, Zinkstaub. Zinn.1
Auch hinsichtlich der Reduktion gilt die scbor.
der Oxydation gemachte Bemerkung, dafs ihr Ersatz dnnA
geeignete Umsetzungen in manchen Fällen v.v. boaMW
Resultaten führen kann, als die beste Methode ihrer
Ausführung. (Siehe Seite 419.)
Alkoholische Kali- und Natronlauge- wird k
nur für Reduktion von Nitrokörpern zu Azoxykurpan
verwendet. Sie wirkt also in diesem Falle nach AlÜl
Natriumamalgams, und die Reduktion der Nitrognnl
erfolgt ao, dafs der Alkohol durch den Sauerstoff dramM
oxydiert wird. Man löst z. B. 1 Teil Nitrobenzol
5 bis 6 Teilen starkem Alkohol, erwärmt mit 1 IV:
festem Atznatron und kocht schliesslich ei
Hierauf destilliert man den Alkohol ab, bis
bleibende Flüssigkeit sich in zwei Schichten trennt,
obere braune Schicht wird so lange mit Wasser gews
bis sie krystallinisck erstarrt, und aus ihr erhall
durch ümkrystallisieren reines Azoxybenzol. Das V*
fahren rührt von Zinin her (siehe S. 427]. Die Auslernt
kann bis 40% vom Xitrobenzol betragen.
Buchka und SCHACHTBECK * verwendeten Metl
alkohol. Zur Darstellung des Metaazosytoluois
10 g Metanitrotoluol mit einer Lösung von 10 g Alz
in 90 g Methylalkohol ungefähr 6 Stunden lang and
1 Anmerkung. Die Verwertung elektrolytisch
Wasserstoffs5 in statu nascendi zur Redaktion organischer Vc I
bindungen hat auch im Laboratorium bisher kuine Erfolgt wi-
zuweisen. Wie Hausse rmasn0 mitteilt, liefert Nitrobenzol z.B. in 1
Gegenwart von alkoholischer Natronlauge aufaer etwas Hjdiwfr
henzol Benzi diu sulfat (zusammen ca. 60"/n der theoret. Ausbeute. I
in Gegenwart von mit Alkohol verdünnter Schwefelsaure wurta |
Benzidin sulfat und Azuxyljenzol erhalten. Winde teil
arbeitet/ so bildeten sieh nur Spuren Anilin. Elbs erhielt unter An-
wendung einer Kathode aus Zink statt Platin hauptsl
' Sehr starke methyl- oder athylalkoliolische Kalilauge ertal:
l leichtesten dureh Vennischen höelicj 1:,.,
wässeriger Lange mit dem Alkohol.
' Ann. 207. 328. — * B. 22. 836.
' U. S.-P 21131. — • Ch. 7. 1898. 128 - 7 Oft. Z 1893.»?.
C,HbC1<Sq» + 2NH, = C,HsCi <«n' + NH.HNO,.
Reduktion. 411
Wasserbade am Rückflul'skübler erhitzt. Der Alkohol
wird sodann ab destilliert und unverändertes Nitrotoluol
mit "Wasserdampf übergetrieben. Das hinterbleibende
Öl wird darauf mit Äther ausgeschüttelt, und dessen
Rückstand erstarrt nach dem Verdunsten krystalliniseb.
Aluminium' ist versuchsweise au Stelle von Zink
gebraucht worden, ohne dafs sich ein besonderer Vorzug
desselben gezeigt hätte.
Ammoniak vermag auf manche Nitroverbindungen
reduzierend zu wirken. So beobachtete Lauben heimer, a
dafs sich die Umsetzung einer mit Ammoniak gesättigten
Lösung vou Dinitrochlorbeozol nach viertägigem Stehen
in folgender Weise vollzogen hatte:
■NPi _l 9ww ™-W! n rti «^^5- -t
Doch schon 6 Jahre früher hatte Clemm3 gefunden,
dafs die Reaktion sich ganz anders vollzieht, wenn man
mit starkem Ammoniak auf 120Q erwärmt. Sie war im
"Sinne der Gleichung
CeH,(KO,),Cl + 2NH, = C,B,(XO,)tNH, + NHtCl
verlaufen.
Gimbel4 benutzte zur Reduktion des Nitrosoanthrons
eine Lösung von salzsaurem Chromoxydul in Eisessig.
Reduktionswirkungen können mit Eisen in metallischem
Zustande oder durch Salze desselben erzielt werden.
Schmidt und Schultz ;' erhielten beider Destillation
von 60 g Azoxybenzol mit der dreifachen Menge Eisenfeile
keine Spur von unzersetztem Azoxybenzol, sondern es
entstand glatt Azobenzol (72,5%) und Anilin nebst wenig
Verkohl u agsprodukteu .
In dieser Form wird aber das Bisen selten verwandt, in-
!dem man sich lieber des meist weit wirksamereuZiukataubes
bedient; jedoch in Gegenwart von Sauren oder in Form
«einer Salze ist es ein viel gebrauchtes reduzierendes Agens.
So bilden Eisen und Salzsäure ein ausgezeichnet
reduzierendes Mittel. Dabei zeigt sich öfters die merk-
Cübtii's und Jay, J. pr. CH. 147. 27. — * B. 9. 1826.
J. pr. Ch. 109. 170. — * B. 20. 975. — * Ann. 207. 329.
412
Reduktion.
würdige Erscheinung, dafs man zur Erzielung der Eedak
tionswirkung sehr viel weniger Salzsaure braucht,
selbst der einfachsten Unisetzungsgleichung entsprii
Für .Xitrobenzol wäre diese z. B.
C6HBNO, ■+• 3Fe + 6HC1 = 3FeCl, + 2H,0 + C^SH,
Eine Erklärung hierfür wird in folgender Art geget
Das durch die Reaktion sich bildende Anilin zerlegt
Gemeinschaft mit dem AVasser das Eisenchlorür (i
Eisenchlorid) unter Bildung von Eisenoxydul (resp. Eisen-
oxyd-)hydrat und salzsaurem Anilin, welches weiter durch
überschüssig vorhandenes Eisen zersetzt wird in freie»
Anilin, Wasserstoff, weicher zur Reduktion von Nitro-
benzol dient, und Eisenchlorür, welches in derselben
"Weise wieder in Reaktion tritt. Folgende Gleichungen
veranschaulichen diesen Verlauf:
FeCls + 2C,sHBNHt + 2HsO = Fe(OH)5 + 2C,H(NHSHC1 und
2C0HBNH,HCI + Fe = FeOl, + H. + 2CBHtNH,.
Im Laboratorium zieht man es vor die Eisenfeile in
Gegenwart von Essigsäure wirken zu lassen, welches die
ursprüngliche Form der Methode ist , wie sie von
BechäMP1 herrührt. Kocht man nach stattgehabt«
Reduktion, so tritt Zerfall des essigsauren Eisens
ein, und ist scbliefslieh wenig oder gar kein Eisen mehr
in der Flüssigkeit, was sich in vielen Fällen als großer
Vorzug vor anderen Verfahren erweisen wird, bei denen
die Entfernung des Metalles auf umständlichem "Weg»
bewirkt werden mufs.
Man kann auch im kleinen mit sehr wenig Essigsäure
auskommen, und dies macht das Verfahren besonders
für Körper geeignet, bei denen die Gefahr der gleich-
zeitigen Verseifung, durch überschüssige Salzsäure z. B.,
vorliegt.
Paranitroacetanilid kann z. B. mit Zinn und Salz-
säure überhaupt nicht behandelt werden, ohne dafs die
Salzsäure zugleich das Acetyl abspaltet. Nietzky ■ verfuhr
deshalb, nachdem Hobkecrek3 früher in der angegebenen
Art nicht zum Ziel gekommen war, so, dafs er die
Reduktion. 413
eduktion mit Eisen und wenig Essigsäure vornahm,
ß entsteht ziemlich glatt Amidoacetanilid, welches mit
ei&em Wasser der Masse entzogen werden kann. Man
ersetzt am besten nach vollendeter Reaktion mit so viel
lodalösung, dafs die Flüssigkeit eben alkalisch reagiert
tnd alles gelöste Eisen in Form von Karbonat aus-
geschieden ist, worauf man mit Wasser auskocht.
Nach Lachowicz1 ist die Anwendung von Eisen und
Enig8äure auch das geeignetste Mittel, um in mehrfach
gechlorten Ketonen die Chloratome successive gegen
Wasserstoff auszutauschen. Seine Untersuchungen ergeben,
h& dieses Reduktionsmittel in der Kälte auf diese
Sdrperklasse gar nicht einwirkt. Erst nach dem Er-
rtrmen auf eine bestimmte Temperatur beginnt die
Üntwickelung des Wasserstoffes, dessen Wirkung um so
Bergischer wird, je höher die Temperatur steigt. Die
Wirkung anderer Reduktionsmittel, wie Zink und Salz-
tare in alkoholischer Lösung, obwohl anscheinend sehr
Awach, besitzt in Wirklichkeit schon bei gewöhnlicher
Temperatur eine solche chemische Energie, dafs sofort
teurere Chloratome ausgetauscht werden.
Die Reduktion speziell des Dichlorphenanthrons hat
(geben, dafs der Ersatz eines Chloratoms durch ein
▼asserstoffatom bei einer 100° nicht tibersteigenden Tempe-
fetur erfolgt. Man erhält das Monochlorprodukt ganz
rin, ohne Beimengung von Produkten weiterer Reduktion.
Erst nach längerer Dauer der Einwirkung wird ein Teil
«es Monochlorphenanthrons zu Phenanthron reduziert,
W» vollständig geschieht, wenn man die Temperatur von
iOO auf 110° steigert.
Beim Dichlorbenzil gelang die Herausnahme des einen
3hloratomes in derselben Weise.
In den bisher besprochenen Fällen der Verwendung
kl Eisens erfolgt die Reduktion durch frei werdendes
ffiasserstoffgas. Will man sich davon überzeugen, ob es
flUig zur Reduktion verbraucht wird oder teilweise gas-
krmig entweicht, so füllt man den Apparat mit Kohlen-
1 B. 17. 1162. — * C. 1849. 807.
säure und leitet diese auch während der Reaktion durch.
Wird das austretende Gas von Kalilauge vollständig
absorbiert, so ist damit die Abwesenheit des freien Wasser-
Wie man mit W assers toägas in statu nascendi in
neutralen Lösungen arbeiten kann, wird beim Zink an-
Reduktionen unter Ausscblufs von freiem Wasser-
stoff, der störend sein kann, wenn die Gefahr vorliegt,
dafs er von der zu reduzierenden Substanz als solober
addiert wird, werden mittelst Eisenchlorür und EiaeD-
OXydülsulfat ausgeführt.
Das Eisenchlorür kaim in wässriger oder alkoholischer1
Lösung und in fester Form zur Verwendung kommen.
0. Fischer2 gelang es sogar mit Eisenchlorür zu
gleicher Zeit reduzierend und oxydierend zu wirken.
Das Paranitrodiamidotriphenylmethan liefert bei der
Reduktion Paraleukanilin, welches durch Oxydation in
Rosanilin übergeführt werden kann. Anstatt aber die
Nitroleukobase in getrennten Operationen erst zu redu-
zieren und dann zu oxydieren, führt er dieselbe in einem
Prozefs direkt in Rosanilin über.
Zu dem Zwecke «rhitzt er einen Teil Paranitio-
diamidotriphenylmethan mit 2 Teilen festen Eisen chlorün
unter Umrühren auf 160 — 180° so lange, bis eine
homogene bronzegläuzende Schmelze entstanden ist. Sie
wird mit verdünnter Salzsäure ausgekocht, und das gelöst»
Fuchsin nunmehr abgeschieden. Das Eisenchlorür wirb
also reduzierend auf die Nitrogruppe und gleichem;
Sauerstoff übertragend auf die Methang nippe.
Die Bildung des Rosanilins erfolgt nach der Gleicrwns;
:„N, + 20.
Die gleiche Reaktion läfst sich bei den H>
des Nitxodianiidotriphenyl methaus und auch n
Gemenge von Anilin und Toluidin ausführen.
C. 1849. 807. - 'D. B.-F. 16750.
Keduktion. 415
Viel häufiger als das Eisenchlorür kommt der Eisen-
triol zur Verwendung, weil seine feste Form ein be-
ttmes quantitatives Arbeiten gestattet. Seine Anwen-
iBg findet stete in der Weise statt, dafs er in gelöstem
iWtande zu alkalischen Flüssigkeiten gegeben wird, wobei
88. auffallende Oxydulhydrat alsdann die Reduktion
«wirkt, und empfiehlt er sich namentlich bei empfindlichen
Körpern.
Als Alkalien dienen Ammoniak, Barytwasser und
Stfronlauge.
Bastei und Blobm 1 operierten mit einer ammoniakali-
tffcen Lösung in folgender Art: 1 Teil Orthonitro-
rftenylpropiolsäure wurde in einem Überschufs von Am-
ftouiak gelöst und nach und nach eine gesättigte Lösung
t»a 10. Teilen Eisenvitriol zugegeben. Während dieser
Operation wurde die Lösung durch Zusatz von Ammoniak
bets alkalisch gehalten. Die Reduktion vollzog sich
UUlüch rasch. Ihr Ende erkennt man daran, dafs der
tfbraune Niederschlag eine schwarzbraune Farbe annimmt.
Auch setzt man die Eisenvitriollösung zu kochenden
kaiischen Flüssigkeiten.
Gnehm * führte die Reduktion folgendermaßen aus :
ijt Nitrodichlorbenzaldehyd wurden in einer Lösung von
lO g Eisenvitriol in ca. 11 Wasser suspendiert und die
tflasigkeit mit Ammoniak übersättigt. Durch Destillation
11. Waaserdampfstrome wurde die gebildete Amidover-
Udung erhalten. In Wasser wenig löslich, löst sich
480T Körper merkwürdigerweise besser in einer Natrium-
iulfitlösung, aus welcher er durch Säuren oder Alkalien
ieder gefällt werden kann.
Von Wöhlbb,.3 der auf diesem Wege Pikrinsäure
^rinitrophenol) zur Pikraminsäure (Dinitroamidophenol)
duzierte, rührt, schon die Verwendung des Baryt-
aseers her.
Claisbn und Thompson 4 benutzen es bei der Reduk-
>n von Nitrosäuren in folgender Weise: Die Nitro-
1 B. 15. 2147. — * B. 17. 754. — 3 Boggen. Ann. 13. 448.
* B. 12. 1946.
416 Reduktion.
säure wird annähernd in der berechneten zu ihrer Lösung
nötigen Menge Barythydrat gelöst und hierauf zu der
noch warmen Lösung die berechnete Menge Eisenvitriol
hinzugefügt, endlich weiter Barytwasser zugegeben, bis
zur Ausfällung allen Eisens, also bis zur alkalischen
Eeaktion. Man erwärmt nun das Gemisch noch solange
auf dem Wasserbade, bis der anfänglich schwarzbraune
Niederschlag die braunrote Farbe des Eisenoxydhydrate
angenommen hat. Von dem ausgeschiedenen Baryumsulfat
und Eisenoxyd wird darauf abnitriert, etwa vorhanden«
Barythydrat durch Einleiten von Kohlensäure beseitigt
und die Lösung, die nunmehr nur noch das Baryumsili
der Amidosäure enthält, eingedampft. Aus der eis-
geengten noch heifsen Lösung dieses Salzes schieden sie
die Säure (es handelte sich um die Metaamidophenyl-
glyoxylsäure, Metaisatinsäure) durch Zusatz von Salzsäure
ab, einen Überschuß der letzteren möglichst vermeidend,
da diese die Säure unter Bildung eines salzsauren
gleich wieder löst. Zweckmässig fügten sie daher
Salzsäure in kleinen Portionen zu, lie&en nach jedem
Zusatz erkalten, filtrierten von dem erst nach längerem
Stehen erscheinenden kristallinischen Niederschlag ab und
fuhren in der Weise fort, bis auch nach längerer Zeit
nichts mehr auskrystallisierte. Die gewöhnliche Methodfl
der Abscheidung von Amidosäuren, nämlich Zusatz tob
Essigsäure, ist hier nicht anwendbar, da die Salze der
Metaisatinsäure durch diese nicht zerlegt werden.
Auch verfährt man übrigens zur Gewinnung von
Amidosäuren aus <Jer salzsauren Verbindung woB
so, dafs man wie Döbner und v. Millee1 diese in
Wasser löst und jetzt die theoretische Menge an Natrium-
karbonat oder Natriumacetatlösung zufügt, worauf si«,
wenn sie schwer löslich sind, ausfallen oder auskiystsll1
sieren, oder auch nach dem Eindampfen auf
Wasserbade dem Rückstande entweder als solche
in Form ihres Natriumsalzes mit Alkohol entzogen werden
können.
R
1 B. 17. 939.
Reduktion.
417
V ersuche mit Eisenvitriol in saurer Lösung zu redu-
zieren, z. B. Anwendung von Eisenvitriol und konzen-
trierter Schwefelsäure, haben kein Resultat ergeben.
Weit gröfser als die reduzierende AVirkung dea Eisen-
suLfats oder eines anderen anorganischen oder organischen
Eisensalzes ist nach Eder ' die einer Lösung von Kalium
ferrooxalat. In ihrer Wirkung ist sie nach ihm einer
alkalischen Ferrohydrat- , ammoninkali sehen Kupferchlorür-
lösung oder alkalischen Pyrogallussäurelösuug ahnlich.
Diese tritt aber bei dem Salze nicht nur bei schwach
alkalischer und neutraler, sondern auch bei schwach
saurer Lösung ein. Zu viel Saure scheidet jedoch gelbes
Ferrooxalat aus.
Formaldehyd8 findet Verwendung zur Reduktion von
Azofarbstoffen, die von Nitr'iaminen abstammen.
Hydroxylamin vermag im freien Zustande Chinone
zu Hydrochinonen zu reduzieren. Seine reduzierende
AVirkung auf organische Verbindungen ist im übrigen
recht gering. So hat esBöN'iGEa3 z. B. erfolglos zu ver-
wenden versucht, was auffällig, da es der stark reduzierenden
Kraft halber, die es in alkalischer Lösung zeigt, so viel
in der Photographie verwendet wird. Es scheidet Silber
aus Lösungen sofort metallisch ab, nnd wenn keine
weiteren edlen Metalle in der Flüssigkeit vorhanden sind,
ist dies wohl die bequemste Methode, um rasch zu reinem
Silber zu kommen.
Die sehr stark reduzierenden Eigenschaften der Jod-
wasserstoffs äure organischen Körpern gegenüber sind
von Bkkthelot4 aufgefunden worden.
Spezifisches Gewicht der Jodwasserstoffsaure nach
AIendelejeff.5
Spez. Gew. Säuregehalt Spez. Gew. Säuregehalt
1.075 10 % 1.399 40 V«
1.164 20 % 1.567 SO 7»
1.267 30 % 1.769 60 %
1 M. Gh. 1. 137. — » D. R.-P. 62352. — ' B. '
*B. Par. 2. 7. 53 und J. pr. CA. 104. 103.
s Grundlagen der Chemie Petersburg 1891. 546.
418
Reduktion,
Die stärkste durch Destillation darstellbare Sünre
siedet bei 127°, hat einen Prozentgebalt von 57.57HJ
und das zpezifische Gewicht 1.Ö7.
Die Leichtigkeit, mit welcher sie in Jod und Wasser-
stoffzerfällt, bietet wohl die Erklärung für ihre reduzieren-
den Eigenschaften. Man verwendet sie jetzt in wässeriger
Lösung, bei Anwesenheit von Phosphor und in eisessig-
saurer Lösung.
Berthelot, welcher anfangs ohne Phosphor arbeitet*,
sagt von der Methode, dafs sie jedwede organische Ver-
bindung in einen Kohlenwasserstoff uberzofGÜhm gestatte,
welcher die gleiche Menge Kohlenstoff und die grolste
Menge Wasserstoff enthält. Nach ihm läfst sie
anwenden: von den Alkoholen und fetten Sauren au bis
zu den aromatischen Verbindungen, von den mit Wasser
Stoff fast gesättigten Äthylen derivaten bis zu den höchst-
gechlorten Verbindungen, und ebenso können mit ihr an
Amiden, ja an dem Cyan selbst Wasserstoffadditionen
ausgeführt werden. (Siehe aber S. 431.)
Sein Verfahren bestand darin die zu rednziofwiw
Körper mit einem grofsen Uberscbufs von starker Jod-
wasserstoffsäure (spez. Gew. 2) 10 Stunden lang bis 27a'
zu erhitzen. Er schätzte den unter diesen Umstand«
entwickelten Druck auf 100 Atmosphären.
Für aromatische Stoffe wandte er bis zu ihrem lOOfachen
Gewichte an Jodwasserstoffsäure an.
Auf die Art reduzierte er Jodäthyl zn Äthan, Äthyl
alkobol zu Äthan, Glycerin zu Propan, Benzol glaubte
er bis zum normalen Kohlenwasserstoff CeHlt reduziert
zu haben. (Die Arbeiten waren in den Jahren 18(37 und
1868 ausgeführt worden.) Methylamin ergab Methan und
Ammoniak, Anilin Benzol und Ammoniak und so for1..
Babyee1 verfuhr z. B. zur Darstellung der Hexahydro-
terephtalsäure so, data er Tetrahydroterephtal säure mit
Jodwasserstoffstiure vom Siedepunkt 127° 6 Stunden lw>E
auf etwa 240" erhitzte. Der Rohrinhalt wurde mit
schwefliger Säure entfärbt, die abgeschiedene Säure in
_
B. 19. 1806.
Reduktion. 419
gelöst, wieder ausgefällt und aus heifsem Wasser
ystallisiert. Sehr merkwürdig, weil wider alles
,rten, ist, dafs nach Eckbom1 im Chlorid der Meta-
benzolsulfosäure, wenn man es in Eisessig löst und
asserstoffsäure vom spezifischen Gewicht 1 .5 zugiebt,
kurzem Erwärmen auf dem Wasserbade dieSulfogruppe
r reduziert ist, die Nitrogruppen aber unangegriffen
9n, so dafs sich m-Dinitrodiphenyldisulfin bildet.
2C6H4 . NO, . S02C1 + 10HJ =
C6H4.N0,.S-S.N02.C6H4 + 2HC1 + 10J +4H80.
[olbe2 hatte zuerst im Jahre 1861 gefunden, dafs
Benzolderivate Wasserstoff zu addieren vermögen,
l sie mit Natriumamalgam behandelt werden.
l ihm hatten auch andere derartige Substanzen dar-
Ut, aber es stellte sich immer wieder heraus, dafs
Abkömmlinge höchstens 6 Wasserstoffatome addieren
dabei in Verbindungen übergehen, die mit Leichtigkeit
er in Benzolderivate übergeführt werden können.
3 vermittelst Reduktion bis jetzt schwierig zugänglich
ebenen hydrierten Benzolderivate sind nunmehr auf
synthetischen Wege, den Baeyer8 angegeben, aus
>ern mit geraden Kohlenstoffketten in fast beliebiger
und Anordnung erhältlich (siehe Seite 434).
)ie KoLBEsche Mitteilung veranlagte seinerzeit
her,4 die BERTHELOTschen Versuche bald nach ihrem
tontwerden einer Prüfung zu unterziehen, und zwar
• Bedingungen, von denen er glaubte, dafs sie für
Reduktion noch günstiger sein würden. Bei dem
CHELOTschen Verfahren wird erstens Jod frei, welches
ifalls für Reduktionswirkungen nicht zuträglich ist,
aufserdem ist Wasser zugegen, welches ebenfalls
llich wirkt und nur die Anwendung höchst konzen-
ter Säure gestattet.
Beides auszuschliefsen, gelingt durch Anwendung des
)hosphoniums, weil die geringste Menge Jod, die
b Zersetzung der Jodwasserstoffsäure frei wird, nach
-B. 24. 337. — 2 Ann. 118. 122. — 8 B. 25- 1037.
Ann. 155. 267.
27*
420 Reduktion.
Hofmanns Versuchen durch den Phosphorwasserstoff unter
Bildung von Jodphosphor sofort wieder iu Judphosphonimi
verwandelt wird. Wenn die Jodwasserstoffsäure des auf
diese Weise neu gebildeten Jodphosphoniums wieder
zersetzt wird, so wiederholt sich dasselbe Spiel, bis endlich
die ganze Menge vou Jodphosphonium in Jodphosphor
und Phosphoniumjodid nach folgender Gleichung: 4PHtJ
4- 4H = PJ + SPH^J verwandelt ist. Obgleich Buh
das Jodphosphonium bei Reduktionsversuchen in der
angegebenen Weise verhält, ist sein Reduktionavennügen
wider Erwarten doch viel geringer, als das der Jodwasser-
stoffsäure. Trotzdem ist es nach Baeybr ein wertvolles
Reagens, weil es bei den Kohlenwasserstoffen die Redut
tion gerade so weit führt, wie das Natriumamalgara bei
den Säuren.
Zum Erhitzen des Jodphosphoniums mit Kohlen-
wasserstoffen mufs man dickwandige nicht zu WflW
Röhren auswählen, weil der Druck in denselben oft sehr
beträchtlich wird. Mau bringt zuerst die abgewogene Menge
von ihm hinein, giefst den Kohlenwasserstoff z. B. darauf,
und füllt vor dem Zuschmeißen das Rohr mit Kohlen-
säure, weil sonst beim Erhitzen durch Entzündung des
Phosphor Wasserstoffes Explosion eintreten kann. N;n.'h
der Reduktion findet man es in lange rote Nadeln rer-
wandelt, die wahrscheinlich die Zusammensetzung PJ
haben. Diese Zersetzung geht im Rohr bisweilen aucii
ohne Eintritt einer Reduktion vor sich und hat dann
nach der Gleichung: PHtJ = PJ -f Hj stattgefunden,
wodurch sich der starke Druck erklärt.
Während das Jodphosphonium also, wie angegeben,
viel schwächer reduzierende Wirkungen als die Jodwasser-
stoffsäure zeigt, kann die eine der Bedingungen, welciie
Baeter bei seiner Anwendung zu erfüllen wünschte,
nämlich die Ausschliefsnng des freien Jodes während der
Reduktion, durch Zugabe von Phosphor bewerkstelligt
werden. Die Idee rührt von Lautemasn1 her, und mii
Hülfe dieses Kunstgriffes erst ist das Verfahren eigentlich
1 Ann. 125. 9.
Redaktion. 421
der allgemeinen Verwendung fähig, indem dadurch die
höchst lästige gleichzeitige Entstehung jodierter Produkte
möglichst ausgeschlossen wird.
Der freie Phosphor wird mit dem Jod sofort zu Jod-
phosphor zusammentreten, welcher bei Gegenwart von
Wasser sich wiederum in Jodwasserstoffsäure und phos-
phorige Säure umsetzen wird
PJ, + 3H,0 = 3HJ + P08H„
doch laufen namentlich in der Wärme einige Neben-
reaktionen1 her, so liefert Phosphor mit HJ auf 160° für
sich erhitzt Phosphoniumjodid u. s. w., die den glatten
Verlauf dieser theoretisch so schönen Methode zu beein-
trächtigen vermögen.
Man wendet gelben und roten Phosphor an. Nament-
lich bei Gegenwart des ersteren, der aber nicht unbedingt
dazu nötig ist, lassen sich viele .Reduktionswirkungen
schon durch Kochen am Rückflufskühler erreichen, wenn
man die Jodwasserstoffsäure recht konzentriert nimmt.
Die dabei aus dem Kühlrohr gasförmig entweichende
Säure kondensiert man durch vorgelegtes Wasser. Lieber-
mann und Topf2 erhielten z. B. bei einstündiger Einwirkung
von 80 g Jodwasserstoff und 6 g weüsen Phosphors auf
20 g Anthrachinon reines Anthracenbihydrür, benutzten
aber später3 mit gleichem Erfolge roten Phosphor.
Baeyer4 befestigte auf einem Literkolben einen senk-
recht, stehenden Kühlapparat mit möglichst weitem
Ktihlrohr, dessen oberes Ende mit einem H -Rohr in Ver-
bindung steht, so dafs man durch den einen verschliefs-
baren Schenkel Phosphor in den Kolben werfen kann,
während durch den anderen das gebildete Jodwasserstoff-
säuregas entweicht. In den Kolben bringt man etwa
200 g Jodwasserstoffsäure (Siedepunkt 127°) und 50 g
Jodoform, erhitzt bis zum Kochen, trägt Phosphor in
sehr kleinen Stückchen ein, bis auch bei längerem Kochen
die Flüssigkeit sich nicht mehr braun färbt, und setzt
dann immer abwechselnd 100 g Jodoform und die nötige
1 Siehe Cr. 91. 883. — 2 B. 9. 1201. — 8 B. 20. 1854.
4 B. 6. 1095.
422 Redaktion.
Menge Phosphor in kleinen Portionen zu, wodurch
Jodoform OHJ3 zu Methylenjodid CH2J2 reduziert wird,
welches durch Destillation gewonnen werden kann.
Fischer1 erhitzte 1 Teil Trioxyglutarsäure mit
10 Teilen konzentrierter Jodwasserstoffsäure und V* Teil
amorphem Phosphor 4 Stunden am Rückflufskühler, ver-
dünnte dann mit Wasser und entfernte den Jodwasser-
stoff mit Silberoxyd. Die warm filtrierte farblose Lösung
wurde durch Salzsäure vom Silber befreit und zum Sirup
verdampft, welcher beim Erkalten krystallinisch zur Glutar-
säure erstarrte. Von der Mannosekarbonsäure2 kam er
zur normalen Heptylsäure durch Kochen von 35 g ihr»
Baryumsalzes mit 250 g Jodwasserstoffsäure (Siedepunkt
127°) und 10 g rotem Phosphor während 5 Stunden am
Rückfluüskühler. Die erhaltene dunkle Lösung wurde
mit der doppelten Menge Wasser verdünnt und das
abgeschiedene Ol mit Äther extrahiert. Die durch
Schütteln mit Quecksilber vom Jod befreite Lösung
hinterliefs beim Verdampfen 27 g eines Öles, welches
viel Jodverbindungen enthielt. Zur Zerstörung letzterer
wurde es mit verdünnter Schwefelsäure vermischt und
mit kleinen Mengen von Zinkstaub versetzt. Nach zwölf-
stündigem Stehen bei gewöhnlicher Temperatur wurde
es alsdann mit Wasserdampf destilliert, mit welchem die
Heptylsäure überging, die in Form ihres Baryumsalzes
krystallisiert erhalten werden konnte.
Stärkere Reduktionswirkungen werden aber auch bei
dieser Methode, wie im ursprünglichen BERTHELOTseben
Verfahren, im Einschlufsrohr erzielt. Das angewandte
Quantum Jodwasserstoffsäure braucht nicht grofs zu sein.
Nach Grabe3 sollte es genügen so viel zu nehmen,
der Wassergehalt hinreichend ist, um aus dem sich
scheidenden Jod und dem Phosphor wiederum Jodwasser-
stoff und phosphorige Säure zu bilden. Für die Carba-
zolindarstellung C12H15N benutzte er folgende Verhältnisse:
C H
6 g Carbazol T *)nH 2 g Phosphor, 7—8 g M
1 B. 24. 1844. - 2 B. 22. 372. — 3 Ami. 163. 352.
Reduktion. 423
^wasserctoffsäure. Er empfiehlt für solche Versuche schwer
schmelzbares Glas anzuwenden.
Nach den neueren Angaben von Lucas1 erhält man
aber die höchsten Reduktionsstufen der aromatischen
Kohlenwasserstoffe nur bei Anwendung eines bedeutenden
Überschusses der reduzierenden Agentien und bei genügend
hoher Temperatur. So erhitzte er 1.5 g Anthracen im
angeschmolzenen Bohr mit der gleichen Menge roten
Phosphors und etwa 8g Jodwasserstoffsäure (spez. Gew. 1.7)
12 Stunden auf 250° und erhielt so die höchst mögliche
Hydrierungsstufe desselben den Kohlenwasserstoff C14H24.
Nach sechsstündigem Erhitzen war die Wasserstoff-
anlageruog erst bis zum Kohlenwasserstoff C14H20 fort-
geschritten. Grabe war seinerzeit nicht über C14H16
hinausgekommen.
Chrysen hatte für unreduzierbar durch Jodwasserstoff-
säure und Phosphor gegolten, weil zu wenig Phosphor
angewendet worden war. Liebermann und Spiegel2
kamen aber zum Ziele, als sie 1 Teil Chrysen mit 1 Teil
rotem Phosphor und 5 Teilen Jodwasserstoffsäure (vom
spezifischen Gewicht 1.7) 16 Stunden auf 250 — 260°
erhitzten. Das Chrysen war auf diese Art in Chrysen-
perhydrür übergeführt worden.
Wie Kbapft3 gefunden hat, lassen sich die höheren
Glieder der Fettsäurereihe von der Nonvlsäure aufwärts
durch diese Art der Reduktion passend in normale Kohlen-
wasserstoffe überführen. Er beschickt zu dem Zwecke
die starkwandige EinschluTsröbre aus strengflüssigem Glase
mit je 2 — 4 g der zu reduzierenden Fettsäure, 3 bis 4
Gewichtsteilen Jodwasserstoffsäure (spez. Gew. 1.7), sowie
0.3 — 0.4 Gewichtsteilen rotem Phosphor und erhitzt nach
dem Zuschmelzen zunächst auf 21(> — 240°, jedoch nicht
so hoch und so lange, dals bei den vorgenaonten, für
Beendigung des Prozesses ungenügenden Mengen, merk-
liche Jodmengen frei werden und zersetzend wirken können.
Dieses Erhitzen wiederholt man, ohne obige Zeitdauer
und Temperaturhöhe wesentlich zu überschreiten, noch
1 B. 21. 2510. — 2 B. 22. 135 u. 23. 1143. — 3 B. 15. 1687.
424
Reduktion.
üai
ba<
zwei- bis dreimal, wobei man zwisehene
behutsam öffnet, um den Phosphor zu erneuern nnd
hierbei zugleich, etwa von der dritten Erhitzung beginnend,
auch eine geringe ungefähr gleiche Quantität Wasser zur
nachherigen Zersetzung der Phosphor Verbindungen unter
Regeneration von Jodwasserstoff aus einer Bürette zufliefren
zu lasseD. Zum Schlufs der Reaktion Bchwimmt der
Kohlenwasserstoff meist obenauf und kann
werden ; wo nicht, erreicht man dies durch t
Wasser. Auch kann man ihn mit Äther extrahieren u. 8. «".
Nach Claus1 verfährt man zur Reduktion gemischt
fett aromatischer Ketone zu Kohlenwasserstoffen so, dafs
man 1 Mol Keton mit einem Drittel seines Gewichtes
Wasser sowie seines Gewichtes rotem Phosphor zu einem
Brei anrührt, und dann unter gelindem Erwärmen 4—5
Mol. Jod zusetzt. Nach achttägigem Erhitzen dieses Ge-
misches im offenen Kolben über freier Flamme — evput.
unter Zugabe einiger Tropfen Wasser — wird das braune
ülartige Reaktionsprodukt der Destillation mit Wasser-
dampf unterworfen. Das Destillat wird mit Äther aus-
geschüttelt, die von Jod rot gefärbte ätherische Schicht
nach dem Abheben entwässert, sodann mit Natrium ent-
i'odet und der nach dem Abziehen des Äthers im Wasser
>ade gebliebene Rückstand über Natrium destilliert und
fraktioniert. Man erhält dann direkt Kohlenwasserstoffe
von konstantem Siedepunkt, und zwar in der Regel in
einer Ausbeute von 20 — 25%, im ungünstigsten Falle
von 15% vom Gewichte des verwendeten Ketons.
Er stellte so z. B. Metamethylparaäthyltoluol aus
Metaxylylmethylketon dar.
Will man Jodphosphor als solchen zur Redukti»n
benutzen, so verfährt man nach Annaheim8 etwa s«:
Man löst ('0 g Jod in wenig Schwefelkohlenstoff', tini-i
allmählich 8 g Phosphor in kleinen Stücken ein, ver-
dampft den Schwefelkohlenstoff rasch auf dem Wasser-
bade und verjagt die letzten Reste durch einen trockenen
Luftstrom.
/. pr. Ch. 153. 380. — s An». 172. 51.
Reduktion. 425
4 g einer zu reduzierenden Substanz (Diamidomethyl-
oxysulfobenzid) wurden in trockenem Zustande auf den
Jodphosphor geschüttet und sofort mit etwa 30 — 50 ccm
siedendem Wasser übergössen. Es begann augenblicklich
eine lebhafte Gasentwickelung, Ströme von Jodwasser-
stof&äure entwichen, die Masse verflüssigte sich und in
wenigen Minuten war wohl die Reaktion beendigt, aber
das Ausgangsmaterial war bei dieser Art zu reduzieren
unverändert geblieben. •
Williams1 benutzte die reduzierende Wirkung einer
Lösung von arseniger Säure in Kalilauge, um vom
Nitrobenzol zum Anilin zu kommen. Zu dem Zwecke
digerierte er das Nitrobenzol einige Zeit mit der Lösung,
worauf sich nach kurzem Anilin durch Destillation ge-
winnen lieft.
Das Kalium-, resp. Natriumsulfhydrat wird ganz
nach Art des Schwefelammoniums (siehe dort) verwandt,
hat aber den Nachteil durch Abdampfen nicht entfernt
werden zu können.
Magnesium, in Pulver oder Bandform, ist bisher
wenig zur Reduktion organischer Körper verwendet
worden. Baeyer2 liefs es auf Säurechloride wirken,
die zu dem Zwecke mit Eisessig gemischt oder in dem-
selben gelöst werden. Phtalylchlorid lieferte Phtalaldehyd.
Sehr häufig benutzt werden Natrium und Natrium-
amalgam wegen ihrer sehr stark reduzierenden Kraft
und der grofsen Bequemlichkeit ihrer Verwendung.
Das Natrium selbst wird meist zu Scheiben zer-
schnitten gebraucht, eine Form der Anwendung, die
manches zu wünschen übrig läfst und namentlich da
wenig angebracht ist, wo sich die Scheiben mit einer
unlöslichen Schicht überziehen, die die Einwirkung der
tiefer liegenden Teile verhindert.
Hofmann3 hat eine Presse angegeben, die es in
Drahtform liefert. Brühl4 bemerkt, dafs zur Her-
stellung feinen Natrium- oder Kaliumdrahtes (er verwendet
1 Ann. 102. 127. — 2 B. 2. 99. — 8 B. 7. 534.
4 B. 24. 3384.
426 Reduktion.
solchen bis zu einem Durchmesser von 0.2 mm) ein
durch Umschmelzen unter Toluol gereinigtes
benutzt werden sollte. Anderenfalls verstopft sich
Presse leicht, und bei Anwendung von Kalium kommen
dann gefährliche Explosionen vor. Das einmal unter
Toluol zu einem blanken Regulus zusammengeschmolzene
Metall ist dagegen für alle Verwendungen rein genug,
doch soll man es nicht unter Petroleum oder Toluol,
sondern unter flüchtigen Ligroin aufbewahren. In diesem
halten sich die Metalle, namentlich das Natrium, sein
lange nahezu ganz unverändert und können so unmittelbar,
ohne beschnitten zu werden, zur Anwendung kommen
Auch auf folgendem Wege kommt man ohne maschinelle
Vorrichtung zu sehr fein verteiltem Metall.
Man erwärmt Natrium, das sich in einer Kochflasche
mit Petroleum übergössen befindet, bis auf ca. 120*.
Die verkorkte Flasche wird kräftig umgeschüttelt und
nach Entfernung des Stöpsels an einen vor Erschütterung
feschützten Ort gestellt. Nach dem Erkalten hat dann
as Metall seine feine Granulierung beibehalten. Gebt
man beim Erhitzen erheblich über 120° hinaus, so backt
aber das fein verteilte Natrium beim Erkalten wieder
zusammen. Levy und Andreocci1 behaupten, dafe bei
Anwendung von geschmolzenem Paraffin an Stelle von
Petroleum ein noch feiner verteiltes Produkt erhalten
werde. Nach dem Schütteln wird das Paraffin abgegossen
und der Rest mit auf 50° erwärmtem Petroläther fort-
genommen. Man bewahrt das Metall dann auch nach
ihnen am besten unter niedrig siedendem Ligroin aut
um es vor dem Gebrauche schnell trocknen zu können.
Beim Eingiefsen von Wasser in Kolben, in denen bei
einer .Reaktion nicht verbrauchtes Natriummetall vorhanden
sein kann, ist, falls irgendwie gröfsere Mengen Natrium in
Spiel sind, bekanntlich das Eintreten einer — schon allein
durch die mit grofser Kraft umhergeschleuderten GH**
Splitter oft recht gefährlichen — Explosion unvermeidlich-
Sehr viel besser ist es schon, wenn es sich nur um gering
1 B. 21. 1464.
Reduktion. 427
Mengen Natrium handeln kann, gestobenes Eis an Stelle
des Wassers zu verwenden; bei gröfseren Quantitäten
aber ist es vorzuziehen, den Kolben, falls er sonst nicht
zu entleeren ist, zu zerschlagen.
Man läfst Natrium auf wässerige, alkoholische und
ätherische Lösungen wirken.
Zur Beschleunigung seiner Wirkung stumpft man
meist von Zeit zu Zeit das entstandene Natriumhydroxyd
mit einer Säure unter Beobachtung der Vorsicht, dafs
nicht die Flüssigkeit als solche sauer wird, ab.
Andererseits ist oft das Auftreten von freiem Ätznatron,
ohne dafs die Flüssigkeit auch nur vorübergehend durch
«ine stärkere Säure sauer gehalten werden darf, störend.
In solchem Falle setzt man der Lösung von vornherein
eine zu dessen Abstumpfung genügende Menge Natrium-
bikarbonat zu.
Eine Lösung von Natrium in Methylalkohol (nicht
Äthylalkohol) ist nach Klinger1 (siehe weiterhin Witts
Bemerkung über Zinnoxydulnatron) besonders zur Reduktion
von Nitrokor pern zu Azokörpern geeignet. Er verfuhr
zu dem Zwecke so : 10 Teile Natrium wurden in 250 Teilen
Methylalkohol gelöst, 30 Teile reines Nitrobenzol zugefügt,
worauf die Lösung 5 — 6 Stunden am Rückflufskühler
auf dem Wasserbade bis zum Sieden erhitzt wurde. Sie
färbt sich braunrot und bleibt vollkommen klar. Nach
dem Abdestillieren des Methylalkohols wird die Farbe
heller, Krystalle von Natriumformiat scheiden sich aus,
und endlich bleibt eine öldurchtränkte, hellgelbe Masse
zurück. Behandelt man diese mit Wasser, so fällt hell-
gelbes flüssiges Azoxybenzol aus, das sehr bald erstarrt.
Die Umsetzung erfolgt nach der Gleichung
4C6H6NOt + 3CH80Na = 2(C6B6N)80 + 3HC02Na + 3H90,
und die Ausbeute ist sehr reichlich. Aus 30 g Nitro-
benzol wurden 23 g Azoxybenzol statt der sich theoretisch
berechnenden 26 g, also 90%, erhalten.
Bei p- und o-Nitrotoluol konnten nach dem Verfahren
Azoxytoluole nicht erhalten werden.
B. 15. 866.
428 Reduktion.
Reduktionswirkungen mit Natrium in äthylalko-
holischer Lösung erzielt man am besten so, dafe man das
Natrium in die kochende Lösung einträgt. Zuerst ist
wohl Baeyer1 so behufs Reduktion des Chloroxindol-
ohlorids verfahren.
Auch WißCHNEöRADSKY 2 kam so vom Äthylpyridin
zum Hexahydroäthylpyridin.
Ladenburg,0 welcher dann die Methode wegen ihrer
grofsen Brauchbarkeit ganz besonders empfohlen hat,
giebt an, dafs es wesentlich zu sein scheint, absoluten
Alkohol in möglichst geringem Üb6rschuÜ3 zu nehmen
und dafür zu sorgen, dafs die Temperatur fortwährend
die des Siedepunktes der alkoholischen Lösung sei.
Zur Umwandlung von Pyridin in Piperidin löste er in
einem geräumigen Kolben, der mit einem Rückflulskühte
verbunden war, 20 g Pyridin in 150 g absolutem Alkohol
und erwärmte auf dem Wasserbade. Dann trug er nicht
zu langsam 75 g in Stücke zerschnittenes und unter
trockenem Äther aufbewahrtes Natrium ein. Sobald die
Reaktion träge wurde oder sich Natriumalkoholat aus-
schied, setzte er Alkohol zu, und führte die Reaktion
überhaupt so schnell als möglich zu Ende.
Ist alles Natrium verbraucht, so läfst man
fügt etwa das gleiche Volum Wasser zu und destilliert
vorsichtig aus einem Bade ab. Das gebildete Piperidin
geht fast vollständig mit dem Alkohol über. Nach dem
Neutralisieren mit Salzsäure wird das Destillat zur Trockne I
gedampft. Die Ausbeute ist so gut wie theoretisch.
Zur Reduktion des a-Lutidylalkins 4 CgH^CHa.CHj.
CH2OH)N wurden 50 g Natrium, welche in einem
geräumigen mit Rückflufskühler versehenen Kolben erhitit
wurden, mit der heifsen Lösung von 13 g Base in der
lOfachen Menge absoluten Alkohols übergössen und, sobald
die Reaktion träge wurde, weiter heifser absoluter
Alkohol zugegeben. Durch Zerlegung mit Wasser, Ana-
schütteln mit Äther und Verdunsten dieses kam er zn
1 B. 12. 459. - 2 B. 13. 2401. — 8 Ann. 247. 51. u. 80.
4 B. 24. 1674.
Redaktion. 429
der um 6 Wasserstoffatome reicheren Base C5H9(Cfl2.
CH8 . CH2OH)NH , welche die Zusammensetzung der
Conhydrins hat.
Zur Darstellung des Pentamethylendiamins aus Tri-
methylenoyanür verfahr er so, dafs er letzteres in der
8fachen Menge absoluten Alkohols löste und nach und
nach 4 Teile Natrium unter Ausschlufs von Feuchtigkeit
eintrug.
CN.CH,.CHt.CHt.CN + 4H,
Während so das Pentamethylendiamin leicht zugänglich
geworden ist, war es nach den bis zu diesem Laben-
BURGschen Verfahren verwendeten anderen Ueduktions-
methoden nur spurenweise zu erhalten.1
Die erste Überführung von Cyaniden in Amide durch
Wasserstoff in statu nascendi hat übrigens Mendiüs2
ausgeführt, indem er von der Blausäure zum Methylamin
HON + H4 = CH3NH2 kam. Ihm dienten alkoholische
Salzsäure und Zink als Wasserstoffquelle.
Weit stärker reduzierend, resp. wasserstoffanlagernd
als in äthylalkoholischer wirkt Natrium aber in amylalko-
holischer Lösung.3
Es sinkt hierbei im Amylalkohol zu Boden, wodurch
leicht ein Springen der Gefäfse herbeigeführt wird.
Tafel4 empfiehlt zur Vermeidung dieses Übelstandes den
Boden des Kolbens durch Einwerfen von grobem Sand
oder dergleichen vor direkter Berührung mit dem Metall
zu schützen.
Ausgearbeitet, und zwar speziell für Hydrierung von
Naphtalinderivaten , ist diese Methode zuerst von
Bamberger5 in der Form, dafs man die kochende amyl-
alkoholische Lösung der zu reduzierenden Substanz in
kontinuierlichem Strahl zur Gesamtmenge des zur Reduktion
bestimmten Natriums hinzufliefsen läfst; letzteres befindet
sich in Form dünner Scheiben in einem geräumigen,
1 B. 16. 1151. — * Ann. 121. 129.
9 Siehe auch Baeyer B. 12. 459. — 4 B. 20. 250.
5 B. 20. 2916.
430 Reduktion.
möglichst langhalsigen und mit gut funktionierendem
Kühler versehenen Kolben. Die Reaktionstemperatar
wird bis zum Verschwinden der letzten Natriumpartikel
beim Siedepunkt des Amylalkohols erhalten.
Bamberger bemerkte seinerzeit ausdrücklich,
die hydrierten Basen auch entstehen, wenn man
Natrium allmählich in die kochende alkoholische Lösung
einträgt, jedoch in erheblich geringerer Menge; wendet
man dabei Äthylalkohol an, so sinkt die Ausbeute auf
ein Minimum herab, und der weitaus gröfste Teil des
z. B. verwandten Naphtylamins geht unverändert am
dem Reduktionsprozefs hervor. (Siehe weiterhin.)
Für gewöhnlich sollte man folgender Art arbeiten.
Nachdem das Natrium, von welchem das Anderthalb-
bis Zweifache der von der Theorie geforderten Menge
angewandt wird, sich aufgelöst hat — bei Anwendung
von 15 g, denen in der Regel 150 g Amylalkohol ent-
sprechen, sind dazu etwa 30 Minuten erforderlich -
wird die noch heifse Flüssigkeit in Wasser gegossen,
die leichtere Schicht abgehoben, mit Pottasche getrocknet,
der Amylalkohol mit Benutzung eines Kolonnenaufeatttß
abdestilliert und der Rückstand entweder durch Krystalli-
sation oder fraktionierte Destillation gereinigt. Die Aus-
beuten schwanken zwischen 40 und 80% der Theorie, in
vereinzelten Fällen erreichen sie fast die theoretische ZahL
Später hat er2 dann angegeben, dafs man auch heil*
Eintragen des Natriums, und zwar in Portionen von j«
4 — 5 g, in die siedende Lösung zum Ziele komme, ja, da»
diese Art zu arbeiten, unstreitig zweckmäßiger ist, &
das Einfliefsenlassen der amylalkoholischen Lösung &
Gesamtmenge des Natriums, weil letzteres so langsam*
und ergiebiger zur Wirkung komme. Nur in denjenigen
Fällen, in welchen die entstehende Hydrobase zu a*
beständig ist, um längeres Erhitzen auf 130° ohneGefi^
zu ertragen, dürfte es ratsamer sein, das gesamte Natriü*
auf einmal in Reaktion zu bringen. In jedem Fall«
aber mufs man gegen das Ende der Operation, sobald
1 B. 20. 3075. — 2 B. 22. 944.
Reduktion. 431
die Auflösung des Metalls anfängt träge zu werden,
durch nachträglichen Zusatz kochenden Amylalkohols der
Reaktion zu Hülfe kommen.
Die Hydrierung des 1.5-Naphtylendiamins (Schmelz-
punkt 189®) geschah also z. ß. so: 14 g der Base wurden
in 200 g koohendem Amylalkohol gelöst und mit 18 — 20 g
in Scheiben geschnittenen Natriums in Portionen von
je 4 — 5 g versetzt. Dabei schlug die anfangs dunkel-
rote Farbe der Flüssigkeit in ein helleres Braun um.
Da das salzsaure Salz des entstandenen 1.5-Tetrahydro-
naphtylendiamins
H NH8
H H.NH2
0>-
COS:
NH2 H
NH8 H2
in Wasser sehr leicht, in Amylalkohol aber äufserst
schwer löslich ist, konnte ihm die hydrierte Base durch
öfteres Schütteln mit salzsäurehaltigem Wasser quantitativ
entzogen werden.
Das Verfahren bietet vor der Anwendung der Jod-
wasserstoffsäure viele Vorteile. Man operiert in offenen
Gef&feen, kann gröfsere Quantitäten auf einmal in Angriff
nehmen und erreicht — wenn auch nicht ausnahmslos —
die gleichen Resultate wie mit jener. So gelingt es
ohne Schwierigkeit in das Phenanthren 4 Wasserstoff-
atome einzuführen, zu welchem Zwecke man sonst den
Kohlenwasserstoff 6 — 8 Stunden im Einschlufsrohr mit
Jodwasserstoffsäure und Phosphor auf 220 — 240° erhitzen
mtdste. In vereinzelten Fällen beobachtet man sogar
Keduktionswirkungen, zu welchen das Jodwasserstoff-
verfahren überhaupt nicht befähigt ist. So nimmt das
Reten, welohes der genannten Säure bei 100° widersteht,
durch Natrium und Amylalkohol 4 Atome Wasserstoff
auf, und wird das der Hydrierung bisher gänzlich un-
zugängliche Diphenyl, welches durch Erhitzen mit Jod-
wasserstoff und Phosphor auf 280° nicht beeinflußt wird,
nach diesem Verfahren mit Leichtigkeit zu mehr als 70%
in ein flüssiges Tetrahydroderivat übergeführt.
432 Reduktion.
Antbracen nimmt so nur 2 Atome Wasserstoff mf,
während Jodwasserstoff und Phosphor eine vollständige
Hydrierung ermöglichen, und auf dem Gebiete der ein-
ringigen, so sehr viel schwieriger reduzierbaren Kohlen-
wasserstoffe, versagt die Methode überhaupt ihren Dienst.
Das Verfahren gestattet also nicht die Addition bis zur
höchsten Hydrierungsstufe, vielleicht läfst sieh daa aber
erreichen, wenn der Amylalkohol durch ein höh«
siedendes Produkt, z.B. durch sekundären Oktylalkohol,1
der bei 180° siedet, ersetzt wird.
Beim Anilin* ist derselbe allerdings ohne Erfolg
versucht worden, und ebensowenig gelang es Brühl.1
das Anhydrid der Kampfersäure in siedender Naphtalin-
lösung mit Natrium und Borneol (einem Alkohol vom
Siedepunkt 212°) zu reduzieren.
Das Natrium verwendet man in ätherischer Lösuu;'
so, dals man die zu reduzierende Substanz in dem 5- bi-
G-fachen "Volum nicht entwässerten Äthers löst uud das
Metall einträgt, oder man löst den Körper in so viel
Äther, Benzol etc., dafs Natrium in dieser Flüssigkeil
zu Boden sinkt, und schichtet sie nunmehr auf WuHl
Bogdanowska* kam durch Behandeln des Dibenzvl-
ketons zum entsprechenden sekundären Alkohol, als sie
das Keton in Äther löste, diese Flüssigkeit auf eine
Lösung von Natriumbikarbonat gofs und Natrium ui
kleinen Stückchen unter Kühlung des Kolbens mit Wasser
zugab. Die Reaktion dauert 6 — 7 Tage. Man mui«
mindestens das dem Keton gleiche Gewicht an Natrium
verwenden und dafür sorgen, dafs genügend Bikarbonai
vorhanden ist, um das Auftreten von Ätznatron u
vermeiden. Bei Einhaltung dieser Vorsieh tsm als
steigt die Ausbeute auf 80D/o der theoretisch
Menge an Dibenzylkarbinol.
?:b::cI;>» + h,= ?;I;:S|;>oh(ob
Die Verwendung des Natriumamalgams entspricht
ganz der des Natriums, nur wirkt es weniger heff
dieses.
Man erhält es bekanntlich durch direktes allmähliches
Eintragen von Natrium in Quecksilber, das sich am
besten in einem Porzellanmörser befindet. Wegen der
dabei auftretenden giftigen Quecksilberdampfe mul's mau
tinter einem gutziehenden Abzug« arbeiten. Mau mache
es womöglich 2'/a%ig, weil es sich dann, wie Taeel1
angiebt, pulvern und durch ein Porzellansieb schlagen
läfst, so dafs nicht übei* erbseugroi'se Stücke erhalten
werden.
Von der richtigen Beschaffenheit de» Amalgams hängt
nach Übereinstimmung aller ausschlaggebenden Experi-
mentatoren8 das Gelingen empfindlicher Reaktionen
durchaus ab. Mau erhält es nach Aschax3 durch Her-
stellung aus eiuem sorgfältig gereinigten Quecksilber in
einem Gefäi's, in dem seine Verunreinigung durch fremde
Metalle ausgeschlossen ist. Ein Gehalt des Amalgams
an Kohlenstoff ist auch zu vermeiden, weshalb das
angewandte Natrium sorgfältig von 01 befreit werden
mufs. Dem genannten Autor zufolge rufen die Bei-
mengungen im Quecksilber wahrscheinlich galvanische
Ströme hervor, welche deu Wasserstoff in Form von
Molekülen und somit unwirksam entbinden. Aschan
hat auch die Methode aufgefunden, bei welcher die
Leistungsfähigkeit des Natriumamalgams als Beduktions-,
resp. Wassers toffudditionsmittels am vollendetsten zum
Ausdruck kommt, das ist hei Anwesenheit von Kohlen-
säure. Wenn man z. B. das Natriumsalz der Benzoesäure
mit Natriumamalgaui in wässeriger Lösung kocht, findet
allerdings Hydrierung statt, allein die Reaktion verläuft
um SO träger, je mehr Alkali sich in der Liisung
ansammelt. Zeitweiliges Abstumpfen desselben mit Mineral-
sauren hilft wenig, das Amalgam wird dann wohl rascher
verzehrt, aber der Wasserstoff wird nicht fixiert. Dagegen
geht die Hydrierung schnell und vollständig vor sich,
434 Reduktion.
wenn man das entstehende Alkali fortwährend (
Kohlensäure bindet. Er arbeitete speziell folgender Art
50 g Benzoesäure werden in 250 ccm SodalösuM
(10°/o) gelöst und die Lösung in einem starkwaadig
mit Luftkühlrohr versehenen Kolben, der in ein gerftiuni
kochendes "Wasserbad eingesenkt ist, mit 8tyi k^ Natri
amalgarn in Portionen von 300 — 400 g zusammen geW
Durch ein weites Glasrohr wird während der Dauer
Operation ein schwacher Strom von Kohleudiosyd ii
Lösung eingeleitet, infolgedessen fast aller Wasse;
fixiert wird. Ton Zeit zu Zeit ist es nötig, das rarib«
Quecksilber zu entfernen und auch kleine Mengß
Wasser zuzusetzen , sobald Natriumbikarbonat
krystallisieren beginnt. Nach 20—25 Stunden ist i
Reaktion beendigt, was man daran erkennt, dafs n
dem Ansäuern einer kleinen Probe der Flüssigkeit >
Saure ausfällt, die im Gegensatz zur Benzoesäure u
nach mehrstündigem Stehen in der Kälte flüssig bleu
Diese neue Verbindung ist Tetrahydrobenzoesäure.' NeU«
bei sei bemerkt, dafs man von ihr zur HaxahydnboH)
saure kommt, wenn man sie BromwasserstofFsäure addier«
läfst, was sie unter Aufhebung der letzten in ihr e
haltenen doppelten Bindung leicht thut, und nun
Hydrobromprodukt wiederum mit Hülfe von Natriu
amalgam das Broraatom durch Wasserstoff ersetzt.
Mit Hülfe dieser Reduktionsmethode hat BaeTB'
jetzt auch den einfachsten Zucker aus der Ino»
gruppe, den „Chinit" synthetisch aufgebaut. tftoHtl R
nach Maquenne ein Zucker C^H^O,. mit geschlossen« ;
Kette, ein Hexamethylenderivat. Durch Einwirkung *®
Natrium oder Natriumalkoholat auf Be niste insltureilthyl'
ester erhält man bekanntlich SuccinylobernsteinBanre'
CH, — CO — CH.COO. CSH„
I I
C,Hs.COO.CE - CO -CH,.
Die aus dieser Verbindung zu erhaltende SuecinyV
obernsteinsäni'e verliert leicht zweimal die Elemente i«
' B. 24. 2619.
B. 96. :
Reduktion. 435
CH, — CO — CH,
Kohlensäure, was zum Diketohexamethylen I |
CH, — CO — CHf
fährt. Die Wasserstoffaddition an diesen ringförmigen
Atomkomplex führte Baeyer so aus, daJs er 5 g des
Ketons und 260 g Natriumamalgam in einer Lösung
Ton Natriumbikarbonat unter Durchleiten eines starken
Kohlensäurestromes ca. 7 Stunden aufeinander wirken
liefe, wobei das Eintragen des Natriumamalgams anfangs
in kleinen Portionen stattfand. Das Produkt der Reaktion
H OH
\/
C
Tief Jch*' ^eses GHykol, das Dioxyhexamethylen „Chinit"
iA
OH
hat das Aussehen und verhält sich ganz wie ein Zucker
der Inositgruppe.
Früher hat man auch salzsaures Gas ins Natrium*
amalgam geleitet, und Lippmann 1 bekam auf diesem Wege
nach dem Überschichten von flüssigem Amalgam mit Benzo-
ylchlorid Benzylalkohol.
C6HjCOCl + H4=C6H6CH,OH + HCl.
Auch beim Natriumamalgam erhöht und beschleunigt,
also wie beim Natrium, die Abstumpfung des entstandenen
Natriumhydroxyds durch eine Säure die Wirkung. Wie
sehr die Wirksamkeit je nach den Versuchsbedingungen
varieren kann, beweisen die zahlreichen hydrierten Phtal-
säuren, die Baeyer2 mit seiner Hülfe erhalten hat. Dafs
es aber recht häufig angebracht ist, das teilweise ver-
brauchte Natrium durch eine Säure, die nicht Kohlen-
säure zu sein braucht, abzustumpfen, geht aus dem
glänzenden Erfolge hervor, mit welchem Emil Fischer3
rar die Synthese des Traubenzuckers die Laktone in
saurer Lösung reduziert hat.
1 Z. Ch. 1865. 700. — 2 Ann. 251. 290. — 3 B. 23. 932.
28*
436 Reduktion.
Das Lakton oder der laktonhaltige Sirup wird in
einer Schüttelflasche in 10 Teilen Wasser gelöst, die
Flüssigkeit mit Schwefelsäure schwach angesäuert, to
zur beginnenden Eisbildung in einer Kältemischnng
gekühlt und dann eine kleine Menge 21/2°/°igen Natrium-
amalgams eingetragen. Beim kräftigen Umschütteln wird
dieses rasch ohne Entwicklung von Wasserstoff ?er«
braucht. Man fährt mit dem Zusätze des Amalgams
unter dauerndem Schütteln und zeitweisem Abkühlen
fort, während durch häufigen Zusatz von verdünnte
Schwefelsäure die Reaktion der Flüssigkeit stets sauer
erhalten wird, bis gegen Ende der Operation Wasserstoff
entweicht. Die Menge des Natriumamalgams wird für
den einzelnen Fall am besten empirisch ausprobiert,
indem man kleine Proben der Lösung, etwa 0.2 ccm,
mit FEHLiNGscher Flüssigkeit titriert. Das Maximum
der Reduktion der Kupferlösung bezeichnet den Punkt
an dem die Reduktion unterbrochen wird. Reine Laktww
brauchen etwa ihre 10 — löfache Menge an 21/«%igem
Amalgam.
Weidel1 verwandte es dagegen in alkalischer Lösunj
und löste 40 g Nikotinsäure in 800 ccm 25%iger Kalilauge.
Ei kochte so lange unter allmählicher Zugabe von
4°/uigem Natriumamalgam, bis die Ammoniakentwickeluug
aufhörte, was nach 3 — 4 Stunden der Fall war.
Das Natriumamalgan wird auiserdem in alkoholischer,
ätherischer und essigsaurer Lösung verwendet. Claus*
trug z. B. in reines Bittermandelöl, das in dem
5 — 6 fachen Gewicht nicht entwässerten Äthers aufgelöst
war, einen Überschufs von teigartigem Natriumamalgam
ein. Es trat sofort energische Reaktion ein, durch
welche der Äther ins Sieden geriet, weshalb stark gekühlt
wurde, da die Produkte um so weniger gefärbt ausfielen,
je niedriger die Temperatur gehalten worden war.
Tafel3 hat eine sehr bequeme Methode zur Dar-
stellung von Aminen auf der Reduktion von Hydrazonen
gegründet. Phenylhydrazin tritt bekanntlich mit Alde-
1 M. Ch. 11. 510. — * Ann. 137. 92. — 3 B. 22. 1855.
Reduktion. 437
yden und Ketonen unter Wasserausscheidung in quanti-
artiver Weise zu ihnen zusammen, und ihre Reduktion
aufe dann 2 Aminkörper liefern
JJ5»>C : N.HN.CeH6 + H4 = °g»>CH.NH2 + NH4. C6H5
Acetonphenylhydrazin Isopropylamin Anilin.
Die Ausführung dieser erfolgt in folgender Art:
Die Hydrazone werden in der 10 — 20 fachen Menge
Alkohols gelöst oder suspendiert und dann unter fort-
währendem Schütteln und Kühlen je 25 ccm Eisessig
«if einmal und hierauf 250 g 272°/oiges Amalgam all-
mählich eingetragen. Die Temperatur wird innerhalb
2—3 Grade konstant gehalten, und inan sorgt dafür, dafs
?om Eisessig stets ein ziemlicher Überschufs vorhanden
ist. An Amalgam wurde immer das Doppelte der
theoretischen Menge angewendet, und die Verarbeitung
von 3500 g Amalgam erforderte etwa 2 Stunden. Nach
beendeter Reaktion, bei welcher sich zum Schlufs Natrium-
*cetat ausscheidet, wird direkt mit Natron übersättigt und
destilliert. Hochsiedende Basen trennt man nach Tafel
•o vom Anilin, dafs man das Wasserdampfdestillat mit
Schwefelsäure oder Salzsäure genau neutralisiert und auf
lern Wasserbade einengt. Extraktion mit Äther entfernt
lann alles Anilin. (Siehe Millers Methode S. 446.)
Natriumhydrosulfit, NaflS02, in dem man ein
rauchbares Mittel für Reduktionen erwarten sollte,
jheint bisher zu diesem Zwecke keine Verwendung
rfnnden zu haben. Versuche des Verfassers in einem
pezialfalle, für den es geeignet schien, ergaben kein
esultat.
Saytzeffs1 Arbeiten beweisen die stark reduzierende
raft des mit Wasserstoff beladenen Palladiums. Er
hrte mittelst desselben z. B. Nitrobenzol in Anilin über.
ie Methode lälst an Bequemlichkeit alles zu wünschen
>rig.
Die reduzierende Wirkung des Phenylhydrazins ist
:erst von Baeyer erkannt worden. Haller2 gelangte
1 J. pr. Ch. 114. 128. — 2 B. 18. 92.
438 Redaktion.
mit seiner Hülfe vom Psendokumidin zum PseudobimoL
Zincke1 führte mit ihm Chinon in Hydrochinon über.
Merz und Bis* bemerkten gelegentlich ihrer Versuche,
das damals noch recht schwer gewinnbare o-Nitroanilin5
auf bequemem Wege aus o-Nitrophenol zugänglich zu
machen, dafs sowohl die Ortho-, wie die Paraverbindung
heftig mit Phenylhydrazin reagieren. Barr4 fand dann
im Verfolg dieser Beobachtung, als er Nitrophenol mit
2 Mol. mit Xylol verdünntem Phenylhydrazin (dem
Doppelten der Theorie) erwärmte, dafs unter heftiger
Gasentwickelung eine Umsetzung eintrat, infolge welch»
beim Erkalten Krystalle ausfielen, die sich als Amido-
phenol erwiesen: es war also die Nitro- in die Amido-
gruppe übergegangen.
Seidel5 fand die gewöhnlichen Reduktionsmittel dem
Farbstoff C18H12N202 gegenüber von kaum bemerkbarer
Einwirkung. Erhitzte er ihn aber mit Phenylhydrazin,
welches mit Xylol verdünnt ist, so trat bei 120° uflter
Lösung eine lebhafte Stickstoffentwickelung ein, und
alsbald schied sich ein in farblosen Blättchen kristalli-
sierender Körper ab. Bei der Reaktion spaltete sich das
Phenylhydrazin quantitativ in 1 Mol. Benzol, 2 Stickstoff
und 2 Wasserstoffatome, welche letztere sich dem Farbstoft
zuaddierten und ihn in die Leukobase C1JS.14$ßi
überführten. Anilin und Ammoniak traten nicht auf.
Das Phenylhydrazin mag noch in vielen Fällen von
Nutzen sein, da es die Ausführung von Reduktionen durch
freiwerdende Wasserstoffatome bei höherer Temperatur in
offenen Gefäfsen in so bequemer Weise gestattet.
Phosphor und Natronlauge führen Purpurin (Trioxy-
anthrachinon) in Purpuroxanthin6 (Metadioxyanthrachinon)
über.
Die phosphorige Säure, welche als reduzierendes
Agens keine besonderen Vorteile bietet, ist nur selten
für diesen Zweck verwendet worden.
1 B. 18. 787. — * B. 19. 1754.
3 Siehe B. 25. 985. und B. R-P. 66060.
4 B. 20. 1498. — 5 B. 23. 186. — • Ann. Ch. Ph. 5. 18. 221
Reduktion. 439
Auch Schwefelwasserstoff wirkt auf organische
Substanzen reduzierend, jedoch kaum in ueutraler oder
saurer Lösung. Im letzteren Falle erreicht man noch
vielleicht dann eine Einwirkung, wenn man ihn in statu
nascendi anwendet, was man so erreichen kann, dafs
man in saure Lösungen Schwefelzink, Schwefelbaryum oder
Schwefelcalcium etc. etc. eintrügt.
Nach Merz und Weitq soll er auch in Gegenwart
von Kupferpulver besser wirken.
Berntbsen1 erwähnt, dafs Methylenrot (leicht durch
Zink und Salzsaure, aber auch durch Zinncblorür und
Salzsäure, aowie) durch Schwefelwasserstoff reduziert wird.
C.B.NjSjCl + 2HaS = C.H.jN^S . HCl + 3S.
Fast niemals in dieser Form verwendet, ist er ein
häufig kaum zu ersetzendes Mittel für Red ukt Jons Wirkungen
in alkalischer Lösung. Seine Wirkung beruht bekanntlich
darauf, dals seine beiden Wasserstoffatome sich mit
Sauerstoff zu Wasser verbinden, während der Schwefel
als solcher abgeschieden wird, resp. im überschüssigen
Schwefelalkali gelöst bleibt. Arbeitet man in ammonia-
kalischer Lösung, so kann man schließlich durch längere
Zeit fortgesetztes Kochen mit Wasser seinen gesamten
Überschufs wieder entfernen.
Gewöhnlich verfährt man so, dafs man nach Zusatz
von Ammoniak zu der zu reduzierenden Flüssigkeit in
diese Schwefelwasserstoff einleitet, wenn nötig, wiederum
Ammoniak zusetzt und das Schwefelwasserstoffeinleiten
wiederholt u. b. f.
Zinin8 reduzierte die erste Nitrogruppe auf diesem
'Wege zur Amidograppe, indem er Nitrobenzol mit alko-
holischem Schwefel am monium in Amidobenzol überführte.
Dies war die erste Darstellung einer stickstoffhaltigen
Base aus einem stickstofffreien Körper, dem Benzol, auf
synthetischem Wege, und sie erregte in der damaligen
Zeit als ein Schritt zum Aufbau von Alkaloiden aufser-
ord entlich es Interesse.
Ann. 251. 28. — * Ann. 44. 283.
1 Ann. 251.
440 Reduktion.
Durch Schwefelammoninm kann man bei Anwesenkit
mehrerer Nitrogruppen eine nach der anderen reduzieren
Und man kann sogar Orthonitroanilin x selbst stundenlang
mit Schwefelammonium kochen, ohne dafs seine neben der
Amidogruppe vorhandene Nitrogruppe angegriffen wiri
Früher hielt man diese Methode überhaupt für die einzig*
in solchem Falle brauchbare, jedoch kann man dies auch
mit anderen Reduktionsmitteln erreichen.
Sehr häufig verwendet man alkoholische Lösungen
von Schwefelammonium, welche etwas schwächer zu
wirken scheinen, als wässerige. So giebt Schulze8 an,
dafs w-Nitrobenzamid durch wässeriges, nicht durch
weingeistiges Schwefelammonium reduziert wird.
Bei vielen Gelegenheiten bietet aber auch sonst die
alkoholische Lösung grolse Vorzüge. So teilen Fbied-
länder und Ostermaier 3 mit, dafs sie für die Darstellung
des Karbostyrils nur die Methode von Morgan4 zweck-
mässig fanden, welche in der Beduktion des Ortnonitro-
zimmtsäureesters mit wässerigem Schwefelammoninm
besteht, wenn sie die wässerige Lösung durch eine alko-
holische ersetzten. Bei Morgans Beduktion der freien
Nitrosäure beeinträchtigt die Bildung bedeutender Mengen
harziger Produkte nämlich wesentlich die Ausbeute und
erschwert die Beinigung des Karbostyrils. Verwendet man
bei Darstellung von Karbostyril aus Orthonitrozimmt-
säureester dagegen alkoholisches Schwefelammoninm,
so verläuft die Beaktion ohne die geringste Harzbildung,
indessen entsteht hierbei neben Karbostyril stets in
gröfserer oder geringerer Menge ein dem Karbostyril
ähnlicher Körper, das Oxykarbostyril, der bei der
Beduktion mit wässerigem Schwefelammonium nur spuren-
weise auftritt, ohne dafs es ihnen gelang, durch Variieren
der Konzentration resp. der Quantität des Beduktious-
mittels oder der Dauer der Einwirkung seine Entstehungs-
bedingungen zu präcisieren. Zur Gewinnung beider
Substanzen verfahren sie in folgender Weise:
1 B. 25. 987. — 2 Ann. 251. 158. — 3 B. 14. 1916.
4 Ch. N. 36. 269.
Reduktion, 441
Ürthonitrozim mtsäatMftel wird in Portionen von
3Ü — 40 g mit einem Überschufs von konzentriertem
alkoholischen Sohwefelammonium einige Stnnilen im
Wasserbade in stark wandigen Sodaflascben erwärmt.
Nach vollendeter Reduktion scheidet sich aus der er-
kalteten Flüssigkeit ein Teil des Gxykarbostyrils als
Ammouiaksalz in glänzenden Blattchen aus und kann
durch Abnitrieren gewonnen werden. Die alkoholische
durch ausgeschiedene Schwefel stark braun gefärbte
Lösung wird zur Trockne verdampft, und der Rückstand
mit sehr verdünnter heifser Natronlauge extrahiert.
Kohlensaure fällt aus der alkalischeu Lösung reines
Karbostyril, während Oxykarbostyril sich erst auf Znsatz
von Schwefelsäure ausscheidet.
Zur Reduktion einer N itrogrujvpe von dreien eignet
sich ebenfalls alkoholische Sclnvelehimmonium. Schon,
TlEMANN1 hatte Trinitrotoluol zu Dinitrotoluidin reduziert.
Die schlechte Ausbeute, welche Beilsteix11 nach dem
Verfahren erhielt, veranlnfste ihn, ein bessere Ausbeute
lieferndes, von ihm aufgefundenes mitzuteilen. Nach ihm
ist es vorteilhafter, 1 Teil Trinitrotoluol mit 2 Teilen
Weingeist anzurühren und dazu allmählich die theoretische
Menge Schwefelwasserstoff (3 Mol.) in Form einer kon-
zentrierten wässerigen Lösung von Schwefelammonium
zuzufügen. Nach jedem Zusatz desselben reibt man
den Niederschlag gut durch, läfst dann kurze Zeit stehen
und fällt endlich mit Wasser. Den abfiltrierten und
gewaschenen Rückstand kocht man so lauge mit ver-
dünnter Salzsäure aus, als Ammoniak in dieseT noch eine
Fällung verursacht. Durch Umkristallisieren erhält man
schliefslich reines Dinitrotoluidin.
Bauer3 erhielt in folgender Art mit fast quantitativer
Ausbeute aus Trinitrohenzol Dinitroamidobenzol: 15 g
von ersterera werden mit 450 ccni absolutem Alkohol
in einem geräumigen Kolben übergössen und am Rückfiufs-
kühler auf dem Wasserbade gekocht, bis sich alles
gelöst hat. Alsdann littst man aus einem Seheide tri chter
' B. 3. 218. — J B 13. 243. — 3 B. 24. 1654.
442 Redaktion.
durch die Kühlröhre tropfenweise ca. 90 ccm Schwefel-
ara monlösung einfli eisen, wobei jedoch der Kolben Inhalt
fortwährend in starkem Sieden erhalten werden inufs.
Schon durch die ersten Tropfen des zugesetzten Reduktion*
mittels wird die Lösung braunrot gefärbt. Nachdem alles
eingeflossen ist, liifat man noch 1 — lVs Stunden weiter
sieden und giefst dann unter heftigem Rühren in 2—3 1
eiskalten Wassers, wobei sich das Dinitroanilio sogleich
in gelben Flocken ausscheidet.
Alkoholisches Schwefelammonium wird auch als
reduzierendes Agens im Einschluisrohr verwendet, so von
Schöpfe zur Reduktion der »i-Nitro-p-Anilidobenzoesfiure.
Beilstein und Kurbatow1 liefsen auch in der
Hoffnung, nur eine Nitrogruppe im Chlordinitrobenzol zu
reduzieren, alkoholisches Schwefelammonium auf diesen
Körper einwirken, erhielten aber nicht Chtornitroanilin,
sondern ein schwefelhaltiges Derivat, entstanden durch
Austausch von Chlor gegen Schwefel. Versuche auch ia
anderen Reiben überzeugten sie, dafs Schwefelwasserstori
auf Cblornitroderivate nur dano reduzierend einwirkt,
wenn in den Nitrokörpern die Nitrogruppe nicht neben
Chlor oder einer anderen Nitrogruppe gelagert ist, also
z. B. im symmetrischen Nitrodichlorbenzol. In all«
anderen Fällen wird durch Schwefelwasserstoff das Chlor
oder die Nitrogruppe gegen Schwefel oder SchwetVi i
Schweflige Sänre i wirkt nur auf wenige Verbindungen
reduzierend und dient vorwiegend zur Überführung von
Chinonen in Hydro ch in one. Durch die wässerigen
Chiuonlösungen wird sc-hwef ligsaures Gas geleitet. Beim
Chinon par excellence wird die Flüssigkeit durch BilduD?
eines Zwischenproduktes, des Chinhydrons, erat brenn,
1 B. 11. 2056.
- Nach Neümanh entwickelt man sehwef ligsaures Ga> »u
einem Kippschen Apparat, welcher mit roher konzentrierter
Schwefelsäure und einem zu Würfeln verarbeiteten Gemisch von
3 Teilen Calciumaulfit und 1 Teil Gips gefüllt ist. 0.5 kg erzeugen
einen ungefähr 30 Stunden anhaltenden konstanten Gasttrom
{B. 20. 1584.)
Redaktion. 443
entfärbt sich aber wieder unter Bildung von Hydroehinon,
das mit Äther extrahiert wird. (Siehe S. .388.}
Claus und Berkefeld1 fanden die Überführung des
4.5. Dichlor. 1.2. xylo. 3.6. chinon ins Hydroderivat auf-
fallend schwierig. Seihat durch Schütteln der ätherischen
Lösung mit Zmnchlorür und Salzsäure ist die Reaktion
nicht zu erzwingen, und für die Einwirkung von schwefliger
Saure ist es nötig eine konzentrierte wasserige Lösung von
ihr mit dem Chinon einige Zeit im Einschlui'srohr auf
100° zu erhitzen.
Mit Traubenzucker oder Milchzucker reduziert man
so, dal's man zu alkalischen Lösungen eine etwa 10u/°'ge
Lösung derselben setzt und alsdaun zum Kochen erhitzt.
Er wird vielfach zur Reduktion von Farbstoffe liefernden
Verbindungen verwendet.
Mit Zink kann man in neutraler Lösung Wasserstoff ent-
wickein und auf diese Art in solcher reduzierend wirken.
Viele Ammoniaksalze und Aminsalze entwickeln nämüch in
Gegenwart von ihm und Eisen bei gewöhnlicher Tem-
peratur, aber hesser noch bei 40° und darüber aus Wasser
Wasserstoffgas, und Loris* gelang es durch Einwirkung von
Zink und Eisen auf eine wässerige Lösung von schwefel-
saurem Ammoniak bei gewöhnlicher Temperatur das zur
Lösung zugesetzte Aceton inlsopropylalkohol umzuwandeln.
Leykauf3 gieht an, dafs eine Lösußg von Kupfer-
vitriol in 3 Teilen Wasser, nachdem sie auf 90° erhitzt
ist, beim Einbringen von Zinkblechen eine bedeutende
Menge Wasserstoffgas entwickelt.
Liebermann* und Scholz gelang es in dem Brom-
ivasserstoffadditionsprodukt der Phenylpropiolsäure das
Bromatom durch Wasserstoff zu re substituieren, ohne
gleichzeitig Wasserstoff anzulagern, indem sie das Phenyl-
propiolsilurehydrobromid mit seinem doppelten Gewicht
Zinkfeile {nicht etwa Zinkstauh) und seinem Zehnfachen an
absolutem Alkohol 3—4 Stunden am Rück flui's kühler
kochten.
■ Ann. 139. 374. - * J.pr. Ch. 19. 124.
444
Reduktion.
Für gewöhnlich reduziert man mit Zink aber in al-
kalischer Lösung. Um ihm eine möglichst grofse Ober-
fläche zu geben, lafst man es im geschmolzenen Zustande
(etwa aus der Flamme des Gasgebläses) in einzelnen
Tropfen auf Thonteller fallen und zerschneidet die so
erhaltene Folie, wenn es nötig sein sollte. Nach be-
endigter Einwirkung kann man eB aus den Lösungen
dann durch Kohlensäure ausfüllen. Man verwendet
wasserige und alkoholische Kalilauge. NacbZAGOüMEBSV'
eignet sich die letztere Form speziell für die Reduktiim
von aromatischen Ketonen zu Alkoholen. Benzopbenoü
geht, auf diese Art behandelt, z. B. in Diphenylkarbinol
über, wahrend es mit Essigsaure und Zink Benzopinakon
liefert.
Aber auch in saurer Lösung, die jetzt meist eine
alkoholische ist, findet es Verwendung. Schon GlBAKD*
führte auf diesem Wege Schwefelkohlenstoff CS, in
Trimethyleusulfid (OHsS)a über. Jetzt giebt man meist
zu der betreffenden Losung das Metall und setzt von
Zeit zu Zeit Salzsäure oder Eisessig zu. Bischokf3 löst-e
z. B. 5 g Orthonitrobeiizoylmalon säureester in 50 g
absolutem Alkohol, gab in die erkaltete Lösung 14-T g
gereinigte Zinkblechschnitzel, stellte das Ganze in Ei»
und leitete nunmehr einen Strom von trockenem soli-
sauren Gas durch.
Arbeitet man mit Zink in essigsaurer Lösung, su
bietet das den Vorteil vor Anwendung der Mineralsäuren(
dai'B das Metall schliesslich durch Schwefelwasserstoff
ausgefüllt werden kanu.
Pebkin* verwandte zu Reduktionen Kupferzink mid
Eisessig. Gladstojse und Tbibb5 erhielten nach folgendem
Verfahren über 99% der Theorie an Grubengas aus Jod-
methyl. Granuliertes Zink wird etwa viermal mit einer
2%igen Kupfersulfatlösung übergössen und jedesmal bis
zur Entfärbung der Lösung in ihr gelassen. Mit dem
gut ausgewaschenen und mit Alkohol benetzten vsr-
1 Ann. 184. 175. — a Ann. 100. 306. - J Ann. 251. 305.
Hedaktion. 445
kupferten Zink wird ein 600 ccm fassender Kolben und
ein darauf sitzendes, 36 cm langes und 3 cm weites,
Als Kühlrohr dienendes Rohr gefüllt. Der das in
geeigneter Weise verjüngte Kühlrohr mit dem Kolben
▼erbindende Stopfen trägt in einer zweiten Durchbohrung
einen Tropftrichter, durch welchen das, mit Alkohol
genrichte Jodmethyl eingebracht wird, während in einem
die obere Öffnung des aufsteigenden Kühlers abschliefsenden
Stopfen aufser dem Gasableitungsrohre ein zweiter Tropf-
trichter steckt, durch den zuweilen Alkohol zur Be-
netzung des Kupferzinks nachgegeben werden kann.
45 g Jodmethyl entwickelten im Laufe von noch nicht
lx/2 Stunden 7 1 Grubengas aus dem Apparate. Später
hat Weigth empfohlen, das entweichende Grubengas
noch nachträglich wiederum durch Röhren zu leiten, in
denen sich mit Alkohol befeuchtetes Kupferzink befindet.
Ausserordentlich stark reduzierende Eigenschaften
besitzt der Zinkstaub.
Zerlegt er doch sogar Kreide unter Kohlenoxydgas-
entwickelung beim Erhitzen des Gemisches im Ver-
brennungsrohr quantitativ1 nach der Gleichung
Zn + CaC08 = ZnO + CaO + CO.
Er wird bekanntlich bei der Darstellung des Zinks
im grofsen erhalten, indem sich in den eisernen Vor-
lagen, in welche das Zink aus Muffeln oder Röhren
destilliert, zuerst eine staubförmige Masse, eben der Zink-
etaub, ansammelt, der ein Gemenge von fein verteiltem
Zink mit 10 — 20% Zinkoxyd ist und häufig Cadmium
enthält.
Wir verdanken Baeyer die Einführung dieses wich-
tigen Reduktionsmittels, welches speziell, zur Reduktion
aromatischer Verbindungen verwendet, diese bis zum zu-
gehörigen Kohlenwasserstoff reduziert. Mit seiner Hülfe
reduzierten Grabe und Liebermann2 das Alizarin zum
Anthracen, worauf sie dann die Darstellung des künst-
lichen Krapprotes, ausgehend von diesem im Teer
reichlich vorkommenden Kohlenwasserstoffe, durchführten.
1 B. 19. 1141. — 2 B. 1. 49.
446 Reduktion.
Destillationen mit Zinkstaub führt man stets mit
einem grofsen Überschüsse an ihm ans. Am besten
destilliert man aus E, obren von schwer schmelzbarem
Glase, die im Verbrennungsofen liegen, unter gleichzeitigem
Durchleiten von Wasserstoff oder Kohlensaure (?). Sollte
die Einwirkung gar zu heftig sein, so mischt man
trockenen Sand zu.
Mit ihm sind auch höchst wertvolle Übergänge von
stickstoffhaltigen Körpern mit geraden Kohlenstoffketten
zu stickstoffh altigen ring förmigen Atomkomp lesen durch-
geführt worden. So liefert nach Bernthsen1 das Inud
CHB — CO.
der Bernsteinsäure 1 'NH bei der Destillation
CH2 — CCK
ch = caN
mit Zinkstaub \ >NH Pyrrol , und als im An-
CH = CH/
schlufs daran Leblanc" das Imid der Homophtalsunre.
CHa —CO,
i\NH, welches sich vom ersteren nur w
BH4 — CO/
unterscheidet, dafs es an Stelle einer CHS- Gruppe die
Gruppe C-H^ enthält, mit ihn destillierte, kam er zum
CHi
CH'
(Jx
Isochinolin.
Zinkstaub wirkt selbst bei Kochen mit "Wasser schon
sehr stark reduzierend. Miller 3 empfiehlt deshalb
seine Verwendung zur Ausführung von Reduktionen,
die in manchen Fällen ohne Anwendung von Sauren
ebensogut wie sonst in ihrer Gegenwart von statten
gehen, und in diesem Falle ohne Bildung von Zinksalzen
verlaufen, welche die Untersuchung der Reduktions-
produkte erschweren können. Er speziell spaltete Ajjo-
j'arbstoffe nach diesem Verfahren. Diese zerfallen bei
' R 13. 1047. — * B. 21.
B. 13. :
dieser Reaktion unter Wasserstoffa,uf nähme an der doppelt
gebundenen Stick stoffkette und liefern die Komponenten
als Amidoverbin düngen. So giebt Chrysoidin CeHÄN :
N . CjHj^H.Jj bei der Reduktion Anilin und Triami-
dobenzol. (Siebe Tafels Methode S. 436.)
Für gewöhnlich giebt man jedoch Säuren zu und
reduziert in Gegenwart von wasseriger oder alkoholischer
Salzsaure. Diese Reduktionen erfordern oftmals viel
Zeit. So kochte Schlieper1 das «-Naphtindol in alko-
holischer Lösnng unter zeitweisem Zusatz von Zinkstaub
und Salzsäure, bis ein in die Flüssigkeit getauchter
Fichtenspan sich nicht mehr blauviolett flirbte. Bei
Anwendung von 5 g dauerte es 12 bis 15 Stunden, bis
die durch diese Reaktion leicht zu verfolgende Über-
führung in ß-Hydronaphtindol beendet war.
Ganz besondere Vorzüge besitzt aber, wie aus Krafittö i
Ausführungen folgt. der Zinkstaub fürReduktionswirkungeu
in Gegenwart von Eisessig. Dieses bequem zugängliche
und wirksame Wasserstoffgemisch halt die organische
Substanz meist leicht in Losung, verzehrt sich nicht
rasch, selbst bei andauernder Verwendung in der Hitze,
und ist vom Hauptprodukt ohne besonderen Verlust an
Zeit und Material meist leicht zu trennen. Durch die
krystallisierbare Säure wird das Metall in Abwesenheit
leicht reduzierbnrer Körper auch beim Erwärmen nur
sehr langsam angegriffen, und es büfst die Essigsäure
ihre Wirkungsweise bis zum Ende der Operation um so
weniger ein, als das entstehende Zinksalz sieb zu kom-
pakten Krusten vereinigt. Deshalb kann auch zuletzt
das lösliche Endprodukt durch einfaches Abgiefaen der
Eisessiglösung und Ausfallen mit Wasser, falls es darin
unlöslich, in wenigen Augenblicken isoliert werden. In
Glasgefäfsen, in denen eine energische Digestion nicht
möglich ist, wird allerdings ein Teil des Zinkstaubes
durch das sich allmählich absetzende Zinksalz umhüllt;
allein, wenn man das Metallpulver nicht auf einmal,
sondern nach je 2 bis 3 Tagen portionsweise zufügt, so
1 Ann. 239. 237. - » B. 16. 1715.
448
Reduktion.
bietet es auch ohne Verwendung beträchtlicher 31
bis zum Schlüsse eine wirksame Oberflaehe. Es w
sich übrigens bei Alkoholen z. B., die nach dieser
Methode aus Aldehyden reduziert werden, wie es Kkaffi
gethan, sofort deren Essigester bilden.
Die Schwierigkeiten, auf welche Tiemann1 bei Ver-
suchen stiefs, den Glukulerulaaldehyd durch Einwirkung
von Wasser und Nati'iumanaalgam iu eiu wohl charakteri-
siertes Alkoholglukosid überzuführen , veranlafste ihn,
Zinkstaub und Eisessig zur Umwandlung von Aldehyden in
Alkohole auf ihre Verwendbarkeit zu prüfen. Er erhitzte za
dem Zwecke z. B. Benzaldehyd mit dieseu beiden Materialien
l2Stundenam Rückflufskühler zum gelinden Sieden, goü
die über dem uu angegriffenen Zinkstaub und ausge-
schiedenen Ziakueetfit stehende Flüssigkeit in Wasser, nen-
tralisierte die saure Lösung mit Soda oder Kreide und nahm
das Reaktionsprodukt in Äther auf. Es erwies sich oi>
Benzylacetat, der entstandene Alkohol wurde also Mglnä
in acetyliertem Zustande erhalten.
OcHt,COH + CH,.COOH+H, =C,Hj.CH,.0OC,CH, + H.C>.
Bei Oxyhenazidehvd a führt diese Reaktion aber schon
zu komplizierten Produkten.
Verdünnte Essigsäure ist natürlich auch sehr verwend-
bar, namentlich, wenn der zu reduziereude Körper in
Eisessig unlöslich ist.
Fischer und Tafel3 fanden, dafs ein«
wasserige Lösung von «-Akroson durch Zinkstaub ud
Essigsäure auf dem Wasserbade in einer Stunde vüllis
reduziert ist. Die filtrierte Flüssigkeit fällten sie mit
Schwefelwasserstoff", und das Filtrat hiervon verdampften
sie im Vacuurn auf dem Wasserbade. Den Rückstand
nahmen sie in absolutem Alkohol auf, filtrierten wiefei
worauf auf Ätherzusatz die ß-Akrose ausfiel. Sie
bekanntlich der erste synthetisch dargestellte Zu<
gart wie der natürliche mit Hefe, ist aber optisch inal
Fischer undBEpp4 reduzierten Anilidonaphtochiumi-
anil mit Zinkstaub in einer mit Schwefelsäure versetzten
. — s B. 94. 3170. — • B. 22. 99. — ' /; *_'! SM
KHK
I
Reduktion. 449
Eisessiglösung (15 g Substanz, 200 g Eisessig, 50 g
Schwefelsäure mit 50 ccm "Wasser verdünnt, und 70 Teile
Zinkstaub), und erhielten Anilin und Naphtalin als
Spaltungsprodukte.
- v. Pechmaxs1 erreichte durch Kochen von Formazyl-
wasserstoffmit Essigsäureanhydrid- undZinkstaub,dafs dieser
Körper Wasserstoff addierte und sich gleichzeitig acetylierte.
Zinkstaub dient auch zur Ausführung von Reduktionen
in alkalischen Lösungen.
Man kocht ammouiakatische Lösungen mit dem Metall-
pulver am Rückflul'skühler und benutzt sowohl wässeriges
■wie alkoholisches Ammoniak, welches letztere aus etwa
60%igem Alkohol bereitet wird.
Wohmax* löste z. B. eine Diazoverbindung in 10 bis
15%igem Ammoniak und setzte Zinkstaub in kleinen
Mengen zu, wobei sich die Lösung schwach erwärmte.
Sobald dies nicht mehr eintrat, wurde die ammoniakalische
Lösung an der Pumpe abgesogen und aus ihr die
Hydraziubase mittelst Äther extrahiert.
Elbs3 fandzur Reduktion des m-Dimethylanthrachinons
nur folgendes Verfahren zweckmäfsig: Je 5 g desselben
wurden, fein gepulvert, mit 30 g Zinks taub gut gemischt
und mit 200 ccm konzentriertem wässerigen Ammoniak
und 5 ccm einer Lösung von basischem Kupferkarbonat
iu Ammoniak übergössen. Unter häufigem Umschütteln
wird anfangs gelinde erwärmt, schliefslich 6 Stunden
gekocht unter erneuter öfterer Zugabe einiger Kubikcenti-
meter Ammoniak, das etwas Kupferkarbonat gelöst enthält.
Nach dem Erkalten wird filtriert, das Filtrat zur
Trockene gedampft, und der Rückstand mit Alkohol
extrahiert, in den der auf diesem Wege erhaltene Kohlen-
wasserstoff in einer Ausbeute von 20— 25% übergeht.
Bei längerer Dauer des Kochens giebt man also von
Zeit zu Zeit etwas frisches Ammoniak zu. Doch verläuft
die Reaktion nicht immer glatt, so erhielt Lautebaoh,*
3. — ' J. pr. Ck 149. 15.
450 Itedukt.ii.ri.
als er freie Binitronaphtolsulfosäure in 1,5 1
löste, dann Zinkstaub und nach kurzem Stehen Amme
zufügte, eine blutrote Lösung, aus welcher sich stat
Reduktionsproduktes Krystalle von der Formel C,
Nn0lsS2 abschieden.
Zinkstaub und Natron- oder Kalilauge werden el
falls häufig verwendet.
Messinqer * benutzte die Mischung auch, um
Gemenge von Mono- und Dijodthinxen zu Thioxeu
reduzieren. Ursprünglich hatte er die .Reduktion
alkoholischer Lösung mit Natrium ausgeführt. Di
Reduktions verfahren besnfs in diesem Falle mannigfs
Mangel. Es konnten höchstens 20 g Jodprodukt
einmal verarbeitet werden; dann erforderte die Real
stets sehr lange Zeit, während welcher das Gen»
fortwährend geschüttelt werden mufste. Ferner »
rlüohtigte sich durch die langwäbxende Wasseretoll'
entwickelung ziemlich viel Thioxen. Endlich gelingt *
niemals den Jodkörper völlig zu reduzieren, weähalt
schliefslich noch eine ziemlich umständliche Trennung
des Thioxens von den Jodthioxenen notwendig ist.
All» diese Ubelstände waren vermieden, als er a
Stelle von Natrium Zinkstaub und alkoholische NattW
lauge als Reduktionsmittel verwendete. Um 100 g JA
produkt zu reduzieren, wendet man eine Lösung MB
100 g Ätznatron in 400 g Alkohol, sowie 150 g Zinkstwl'
an, In der kalten Natronlauge wird das Jodprodoii
aufgelöst, dann der Zinkstaub eingetragen, und nun &
Mischung eine Stunde lang unter Rückflufs auf
Wasserbade erhitzt, nach welcher Zeit die Redi
vollständig durchgeführt ist. Das Thioxen samt
Alkohol werden alsdann durch Wasserdani] ;
Baksilowsky* erhielt das Metaazotoluol
»u«^ N— N "lj«tl4
aus dem Metanitrotoluol mit Leichtigkeit durch getimi
* Ann. 207. 115.
Reduktion. 451
Erwärmen des letzteren mit Zinkstaub und alkoholischem
Kali und nauhherige Extraktion mit Äther.
Ladenborg1 empfiehlt bei derartigen Reduktionen
dem Zinkstaub eine kleine Menge Eisenfeile zuzusetzen,
doch wird wohl die Zugabe von ammoniak alischer Knp Ver-
losung, indem sie die Entstehung des recht wirksamen
Kupferzinks veranlagst, sich ebensogut bewähren.
Er führte die Reduktion der Chlortropasäure, die
mittelst Natriumamalgam durchaus nicht gelingen wollte,
zur Tropasäiire leicht und glatt durch, indem er die
erstere nach und nach in die zehnfache Menge konzen-
trierter Kalilauge eintrug und zu der Liisung Zinkstnub
und eine kleine Menge Eisenfeile setzte. Um vollständige
Reduktion herbeizuführen, liel's er das Reaktionsgemisch
48 Stunden bei gewöhnlicher Temperatur in Wirksamkeit,
und gab während dieser Zeit noch mehrmals kleine
Mengen Zink und Eisen zu, so dafs stets Wasserstoff-
entwickelung sichtbar war. Dann wurde mit Wasser
verdünnt, vom überschüssigen Metall abfiltriert, mit
Salzsäure übersättigt und das Zink durch kohlensaures
Natrium ausgefällt. Schüttelt man schliefsüch das Filtrat
nach dem Ansäuern mit Äther aus, so geht in diesen
die Tropasäure über.
Bamberger und Berle3 versuchten vergeblich Car-
vakrol, welches sie in schmelzendem Ätzkali bei einer
Temperatur von 180 — 220° lösten, durch Zinkstaub zu
reduzieren.
Von Dechesd3 rührt das Verfahren zur Reduktion von
Nitroverbindungen mittelst Zinkstnub und Eisen oder ohne
letzteres unter Anwendung wässeriger Salzlosungen her.
Man erhitzt z. B. 100 Teile Nitrobenzol auf 130°
und trägt unter Umrühren eine Mischung von 100 Teilen
einer wässerigen, bei 103° siedenden Lösung von Calcium-
chlorid und 100 Teilen Zinkstaub ein. i Die Reaktion
tritt sofort ein. Zur Gewinnung der Reduktionsprodukte
entzieht man sie dem Zinkoxyd durch Alkohol, Benzol etc.
Man kommt so zu Azoxybeuzol, Azoxynaphtalin u. s. w.
1 Ann. 217. 11. — * B. 24. 3208. — ■ D. B.-P. 43330.
töa
Redaktion
Wie Calciunichlorid wirken auch Nalriunichlori'l, Ruin
karbonat, Kaliumacetat u. a. dl
Weit häufiger als das Ziuk wird das Zins
Reduktionen verwendet, zu denen es ebenfalls in sa
und alkalischen Flüssigkeiten dienen kann.
Man verwendet das Zinn iu Form von Gram
oder als Zinnfolie.1 Nach Treadwbll* granuliert
Zinn, indem man es bei njöglichst niedriger Tempel
schmilzt und durch ein Sieb (ein Eisenblech mit
Löchern), das dicht über kaltes Wasser gehalten
giefst. Man erhält so massive birnförmige gleich
Körner von halber Erbsengnifse. Als Säure dient
wohnlich Salzsäure (selten Brom wasserstoffsäure),
diese nach dem Entzinnen mit Schwefelwasserstoff di
Abdampfen auf dem Wasserbade entfernt werden
auf diese Art das reduzierende Agens also leicht
von dem Ausgangsmaterial zu trennen ist. Das V<
rührt von Beilstgin* her.
Reduktionen nach dieser Methode erfordern hl
namentlich in der Kälte, sehr viel Zeit. So liefs L(
Stilpetersiiureester 14 Tage mit dem Gemisch stehen,
d i glichst grofse Mengen von ihm in Hydroxyl
überzuführen. Andererseits kann die Einwirkua;; *>
heftig sein, dafs man zu ihrer Mäfsigung so verfatra
muls, dafs man dem eventuell zum Kochen erhitzt»
Keduktionsge misch — die Salzsäure wird im allgemein»
recht stark genommen — die zu reduzierende Substanz nm
in kleinen Portionen zusetzt oder langsam zutropfen läßt
Ans den stark sauren Lösungen wird selbst i"
bedeutender Verdünnung das Zinn durch Schwefel*«*!'
Stoff nur sehr unvollkommen gefällt. Da das in &'
Kälte ausfallende Schwefelzinn sich kaum abfiltr:^'
läfst, ist, wenn irgend möglich, die Fällung in der eWR
erwärmten Flüssigkeit vorzunehmen. Das Filtvat «Ö
man meist zur Verjagung der freien Salzsäure abdampfe"'
was anfangs recht gut auf freiem Feuer geschehen hna
1 B. 23. 1626. — * B. 25. 2381. — ' Ann. 130. 243.
' Ann. Suppl. 6, 221. — s B. 12. 2039.
Keduktion.
Auf wiederholtes Einleiten von Schwefelwasserstoff fällt
dann wieder Schwefelzinn. Das Filtrat wird wiederum
eingedampft und nochmals auf seiuen Zinngehalt geprüft,
worauf, wenn nötig, eine nochmalige Fällung vorgenommen
wird. Beim Eindampfen pflegt schliefslich das salzsaure
Salz der betreffenden Base herauszukristallisieren, weil
diese Salze meist in den stark salzsauren Mutterlangen
so gut wie unlöslich sind.
Diese Eigenschaft kann man unter Umgehung der
Zinnausfälluug sogar zur direkten Ausfallung mancher
Basen verwenden. So erhält man nach Seidel1 salzsaurea
Amidonaphtol am besten folgender Art: 1 kg Benzol-
sulfosäureazonaphtolkalium
(unter dem Namen Orange I als Farbstoff im Handel)
wird in 5 I Wasser eingerührt und durch Einleiten von
Dampf in Lösung gebracht. Diese siedend heiise Lösung
wird auf einmal in eine warme Lösung der gerade
genügenden Menge Zinnchlorür in 5 1 konzentrierter
Salzsäure vom spez. Gew. 1,19 eingegossen. Nach der
augenblicklich erfolgten Eeduktion lsfst man noch 2 1
kalte konzentrierte Salzsäure einniefsen. Hierdurch
ssheidet sich fast alles salzsaure Amidonaphtol absolut
frei von Zinn und Sulfanilsfture aus. Diese letztere
bildet nämlich mit Salzsäure ein leicht lösliches Salz.
Sobald die Flüssigkeit auf 40—50° abgekühlt ist, filtriert
man und wäscht noch mit verdünnter Salzsäure aus.
Ausbeute 360 g.
HDbner3 verfuhr zur Gewinnung des -Reduktions-
produktes folgender mafsen :
10 g Benzorthonitruanilid wurden mit der nötigen
Menge feingekörnten Zinns (1 Mol. Anilid auf 3 Atome
Zinn) gemischt, das Gemisch mit starker roher Salzsäure
zn einem dünnen Brei angerührt und in einem Kolben
so lange schwach erhitzt, bis das Anilid ganz in Lösung
gegangen war. Da auch Zinnchlorür mit Salzsäure unter
1 B. 25. 423 n. 976. — ! Ann, 208. 304.
454 Reduktion.
diesen Verhältnissen Wasserstoff abgieht, so bleibt meist
etwas Zinn ungelöst, von dem man die Flüssigkeit
abgiefst. Ihren eingetrockneten Rückstand rührte er mit
etwas gesättigter Ammoniaklosung an und erwärmte ihn mit
schwefelhaltigem Schwefelammorj, welches das Schwefel-
zinn löst. Er verwendete anfangs sehr wenig von letzterem
und fügte dann noch so lange kleine Mengen desselben
hinzu, bis sich die feste Masse nicht mehr zu vermindern
schien. Ungelöst bleibt nur das Reduktionsprodukt, das
man abfiltriert und gut mit Wasser wäscht. Es ist wohl
überflüssig zu bemerken, dafs diese Methode nur für tu
Wasser unlösliche basische Körner verwendet werden kann.
Wasserunlösliche Basen kann man auch so gewinnen,
dafs man die Lösung mit Natronlauge übersättigt, worauf
die Base ausfällt, die von den anhängenden Verun-
reinigungen durch Umkrystallisiereu befreit wird.1 Hierbei
ist es nicht nötig Zinn und Salzsäure vorher zu entfernen,
da das ausfallende Zinnhydroxyd sich in überschüssiger
Natronlauge löst, und die Säure ja abgestumpft wird.
Mit Wasserdämpfen flüchtige Basen blast man am besten,
nachdem das Beduktionsgemisch alkalisch gemacht iü,
mit AVasserdampf ab.
Viele Lösungen der reduzierten Körper zeigen speziell
nach Entfernen des letzten Anteiles Zinn durch Schwefel-
wasserstoff beim Eindampfen die unangenehmeEigenschaft,
sich dunkel zu färben. Da dies meist auf eine Oxydation
durch den Luftsauerstoff zurückzuführen ist, so muß
man sie, um das zu verhindern, entweder in einem mit
Bl'NSESschem Ventil versehenen Kolben eindampfen, oder
während des Eindampfens für reduzierende Mittel sorgen,
etwa Schwefelwasserstoff durchleiten, oder schweflige
Säure resp. hydroschwefligsaures Natrium zusetzen; auch
giebt man wohl wieder einen Tropfen Zinnchlortir-
lösung zu.3
Verträgt eine Base nach dem Eotzinnen das Ein-
dampfen in Gegenwart der starken Salzsäure nicht, »
mufs man sie durch Fällung, etwa durch Natriumkarbouat
1 Z. B. B. 15. 1920 u. B. 20. 1878. — » B. 20. 1148.
Reduktion. 455
oder durch Ausschütteln1 der mit diesem zur Vermeidung
ätzenden Alkalis alkalisch gemachten Lösung zu gewinnen
suchen.
Auch verfahrt man wohl so, dafs man die resultierende
Flüssigkeit durch Schütteln mit Bleioxydhydrat (siehe
Seite 398) oder feuchtem Silberoxyd nach dem Entzinnen
von Salzsäure befreit, und das bei dieser Behandlung in
Lösung gegangene Metall durch Schwefelwasserstoff wieder
fortnimmt. Es sei bei der Gelegenheit bemerkt, dafs
Chlorsilber in sehr konzentrierter Salzsäure sich leicht
löst, waa zu beachten ist.
Wie HliASrwBTE und Habehmann* fanden, ist auch
Kupferoxydul zur Fortnahme des größten Teiles
von in Lösungen vorhandener Salzsäure brauchbar.
Sie brachten die auf 50° erwärmte saure Flüssigkeit
in eine Flasche und trugen unter Umsohütteln den
Kupferoxydul schlämm8 so lange ein, bis sich ein lieber-
schufs desselben durch die rötliche Farbe des heim
Schütteln entstehenden Schaumes zu erkennen gab. Die
über dem Niederschlag stehende Flüssigkeit ist vom
gelösten Kupfer lichtblau gefärbt, also waa zu beachten,
noch keineswegs ganz salz säure frei. Man filtriert, wäscht,
fällt das Kupfer mit Schwefelwasserstoff, dampft etwas
ein uud entfernt den Rest der Salzsäure schliefslich durch
Silberoxyd.
Ist das salzsaure Salz wohl beständig, aber die Base
selbst sehr empfindlich, so verfährt man auch etwa in
der Art, wie es Pükail* mit dem Orthoamidodiäthyl-
resorcin gethaD. Zur Abscheidung dieser in feuchtem
Zustande äufserst leicht veränderlichen freien Base sättigte
er die Lösung ihres reinen Salzsäuren Salzes mit Sehwefel-
1 B. 25. 860. — * Am. 169. 155.
8 Anmerkung. Solches Kupferoxydul stellt man wohl am
bequemsten nach Mitscherucfi (J.pr. Gh. 19. 450.) dar; indem man
eine wässerige Lösung von 1 Teil Kupfersulfat und 1 Teil Trauben-
zucker mit so viel Ätznatron rersetlt, dafs sich das gefällte Kupfer
oxj'dbydrat wieder löst, worauf man die Flüssigkeit erwärmt.
Das Oxydul fällt frei von Hvdrat als 1 unbeständiges Pulver aus.
* B. 20 1148.
456
Reduktion.
Wasserstoff und fällte sie alsdann mit Kalkwasser nder
kohlensaurem Natrium. Die abgeschiedenen Krystall-
blattchen wurden mit Schwefel wasserst offw asser gewasehaQ
und an einem vor Luftzug geschützten Orte getrocknet;
dieses letztere geschähe wohl besser in einer in diffe reuten
Atmosphäre.
Es ist eine längst bekannte Thatsache, dais bei der
Behandlung von Nitroverbindungen mit Zinn und Salz-
säure, — wie beim Zink, — unter Umstanden gechlorte
Amido Verbindungen erhalten werden können. Will man
deren Entstehung sicher vermeiden, so reduziert man
mit Zinn und Essigsäure. Fittig1 teilt z. B. mit, dals
bei der Reduktion von Parabrommtrobenzol auf diesem
Wege sich neben Bromanilin regelmässig Chlorbromanüin
bildet, und Kocks erhielt aus 70 g Nitrobenzol bei der
Reduktion mit Zink und Salzsäure 29 g Anilin tiud
17.5 g reines Parachloranilin.
v. Miller und Rohde3 reduzierten 25 g Paranitro-
hydrozimmtsäure, indem sie sie mit 165 g Bromwasser-
stoff (spez. Gew. 1.49) und 45 g Zinn bei gelinder
Temperatur behandelten-
Aufser in wässeriger reduziert man mit Zinn und
Salzsäure auch in alkoholischer Lösung. Friedländer
und Weinberg^ behandelten zur Darstellung des Ortho-
amidozimmtsäureesters den Nitro ester in alkoholisehar
Lösung heifs mit Zinn und Salzsäure, bis nach Been-
digung der sehr lebhaften Reaktion auf Wasserzuaatz
keine Trübung mehr entstand. Nach Entfernung des
Zinns durch Schwefelwasserstoff fällt auf Zusatz von
essigsaurem Natrium der Amidoester in hellgelben Nadeln.
(Siehe S. 69.) Die Reaktion verläuft bei Anwendung von
10 bis 20 g quantitativ.
Von Fkiedländer nnd Mahlt5 rührt auch die
indung ätherischer Lösungen her.
Die Reduktion des Dinitrozimmtsäureesters erfon
wegen der leichten Zersetzbarkeit der Verbindi
1 B. 23. 1891.
Reduktion. 457
besondere Vorsicht. Alkalische Reduktionsmittel sind
ausgeschlossen, und bei Anwendung saurer wird ein Teil
des Stickstoffes leicht als Ammoniak unter Bildung leicht
löslicher Oxysäuren abgespalten. Um jede heftige
Reaktion zu vermeiden, wurde deshalb Dinitrozimmt-
Säureester in Portionen von 10 bis 20 g in Äther gelöst,
mit konzentrierter Salzsäure und überschüssigem granu-
lierten Zinn versetzt und in der Kälte 12 Stunden sich
selbst überlassen. Nach vollendeter Reaktion wurde die
hellgelbe Lösung mit Wasser verdünnt, vom Äther und
Zinn (durch HgS) befreit und, nach vorherigem Abstumpfen
der Salzsäure durch Soda, konzentriert. Schliefslich
wurde durch Extraktion der mit Salzsäure zur Trockne
gedampften Lösung mit Alkohol die Diamidohydrozimmt-
säure gewonnen.
Hinsichtlich der Regel, dafs bei Reduktion von Nitro-
verbindungen mit Zinn und Salzsäure aus jeder Nitro-
gruppe eine Amidogruppe wird, ist zu bemerken, dafs
sie sicher nur zu gelten scheint, solange an einem
Kohlenstoffatom nicht mehr als eine Nitrogruppe sich
befindet.
Viktor Meyer und Locher1 haben nämlich gefunden,
dafs Dinitropropan beim Behandeln mit Zinn und ver-
dünnter Salzsäure nicht das erwartete Reduktionsprodukt,
sondern Aceton und Hydroxylamin liefert. Die Um-
setzung verläuft nach der Gleichung
CH CH
8NC(N08)8 + H8 = 3NC0 + 2NH80+ HsO,
CH/ CH,/
und Äthylnitrolsäure lieferte unter diesen Bedingungen
(aber nicht mit Natriumamalgam) Hydroxylamin und
Essigsäure
OH8 CH8
| JS . OH | jQ
Cf + H4 + H20 = C f + 2NH80,
xNOo X>H
1 B. 8. 215.
458
Redaktion.
SCÜUSSlg
durch 1
Gehalt
1 AM
Auch Kachleb1 erhielt bei der Reduktion der Dun-
troheptyl säure mit Zinn und Salzsäure Methylisopropyl-
keton, Ammoniak, Hydroxylamin und Kohlensäure.
C^H^Oe-l-ö^^C.H^O + NH^ + NH.O + COj+SH^O
Wie Eoffmaks und Meter * mitteilen, können bei
diesen Reduktionen sehr merkwürdige Zwischenprodukte,
die aufser ordentlich schwer zu fassen siud, auftreten. Sc
liefert Nitromethan erst Methylbydroxylauiiii, welches
dann weiter in Methylamin übergeht.
AI H, ,R
CH..&Y + =H,0 + CH,.N<:
x0 B, xOH
Xitroniriliiiii MelfaylhydrDxj-litniiu.
CH,.N<5H+Ht = Hl0 + CH,.K<|
Viele Reaktionen gehen weit glatter als mit Zinn
und Salzsäure mit saurer Zinnchlorürlösung vor BicL
Diese Beobachtung rührt von Spiecelberg3 her. Er
verfuhr so, dals zur klaren sauren Zinnchlorürlösung, di«
etwa 150 g Zinn im Liter enthält, die zu reduzierende
Nitroverbindung gesetzt wurde. In der Regel tritt schau,
ohne dafs Erwärmen nötig, beim Umschütteln die
Reaktion ein, die bei Anwendung einigermafsen bedeu-
tender Quantitäten bis zum Aufkochen und Überschäumen
der Mischung sich steigern kann.
Die Leichtigkeit, mit welcher diese Reaktion vor sich
geht, veranlafste Limfricht zu versuchen, ob sie sich
nicht zur quantitativen Bestimmung der NOg-Gruppe b
den organischen Verbindungen verwenden lasse. Die
Umwandlung erfolgt im Sinne der Gleichung
— NO, + SnCl, + 6HC1 = — NBS + 3SnClt + 2H,0,
und wirklich lflfst sich aus der nicht verbrauchten über-
schüssig zugesetzten Zinnchlorürlösung, deren Menge
durch Titrieren leicht und scharf zu bestimmen ist, der
Gehalt an NOs in der Nitroverbindung berechnen. Mit
Reduktion. 459
flüchtigen Nitrokörpern arbeitet man im Einschlufs-
rohr bei "Wasserbadtemperatur.1
Im allgemeinen hat die Erfahrung gelehrt, dafs ein
Verhältnis von 40 g Zmosalz in lOOccm reiner Salzsaure
(spez. Gew. 1,17) mit das beste für die Reduktions-
flüssigkeit ist, von dem im Spezialfall aber auch ab-
gewichen wird. So giebt Kern' in einem auffallender-
weise versagten Reiehspatent folgende Vorschrift für die
Reduktion des Foreblormerkaptans CC13SC1 zu Thio-
phosgen CSC1S:
20 Teile Perehiormerkaptau werden mit einer Lösung
von 27 Teilen kristallisiertem Zinnsalz in 10 Teilen
Salzsäure und 7 Teilen Wasser 12 Stunden unter Luft-
ab^chlufs bei 30 — 35" unter kräftigem Umrühren di-
geriert und das entstandene CSCL wird hernach ab-
gehoben oder direkt ab destilliert.
Wer einmal Thiophosgen nach den Angaben von
Rathke' durch Reduktion von Perchlormerkaptan mit
pulverfönnigem Silber — alle andern von ihm versuchten
Mittel erwiesen sich als noch weniger brauchbar —
dargestellt hat, wird den Fortachritt ermessen können,
den die Kunst des Reduzierens In den letzten 18 Jahren
gemacht hat.
Häufig empfiehlt es sich, der sauren Zinnchlorürlösung
etwas metallisches Zinn zuzusetzen.
Zmnchlorür ist auch eines der wenigen Mitte!, mit
deren Hülfe man nitrobenzylierte Basen zu fal'sbaren
Produkten zu reducieren vermag; so erhielten Lellmann
•und Mayer1 nach vielen vergeblichen Versuchen Ortho-
diamidodibenzylamlin CeHsN(CB4.C(!H4.;NHi)s, als sie
3 g sehr fein verriebenes Üinitrodibenzylanilin und 15 g
Zinnchlorür in ein Kölbchan gaben, und unter Kühlung
mit Eiswasser Eisessig und schliefslich allmählich 50 g
konzentrierte Salzsäure zugaben. Von Eisessig und Salz-
säure verwendeten sie ungefähr gleiche Volumina. Unter
wiederholtem Umschütteln und fortgesetztem Kühlen, da
1 B. 11. 40. — ' P. Ä. 5430. — s Ann. 167. 204.
460 Reduktion.
eine plötzliche Reaktion vermieden werden müfs, geht die
Umsetzung langsam vor sich, und ist beendet, wenn A |g,
keine gelben Partikelchen des Nitrokörpers zwischen den
entstandenen krystallisierten Zinndoppelsalz mehr zeigen,
was mehrere Stunden Zeit erfordert. Zur Isolierung
der Base behandelten sie das Zinndoppelsalz mit
schüssigem Schwefelammonium, und krystallisierten
Zurückbleibende aus Benzol um. (Siehe Seite 454.)
In folgender Art verwendeten es Bbtjnneb und Wnr.1
Orthodinitrodiamidodiphenyl wurde mit der zur Reduktion
nötigen Menge desselben verrieben, Salzsäure zugesetzt,
und so lange auf dem Wasserbade erwärmt, bis ans
einer Probe beim Verdünnen mit Wasser nichts meto
ausfiel. Das gebildete Zinnchlorid wurde hierauf durch
Zusatz von Zinn und weiteres Erwärmen wieder reduziert,
die Flüssigkeit stark verdünnt und durch Schwefel-
wasserstoff entzinnt. Sie kamen so zum Salzsäuren Sab
des Tetraamidodiphenyls.
Von anderen wird jetzt mit Bücksicht auf die nicht
immer tadellose Beschaffenheit des Zinnchlorürs des
Handels empfohlen, sich dessen Lösung selbst zu bereiten,
und zwar 200 g Zinn in 1 1 konzentrierter Salzsäure zn
lösen und der Flüssigkeit einige Kubikzentimeter konzen-
trierter Schwefelsäure zuzufügen. Nach Grandmougd*
und Michel2 ist es gut zum Auflösen des Zinns* nicht
die ganze Salzsäuremenge auf einmal zu nehmen, sondern
zuerst nur V» 1; wenn sich dann die Auflösung d#
Metalls verlangsamt, wird wieder Vs 1 zugegeben und se
fort. Zum Schlufs ist der Zusatz einiger Tropfen Platin-
chlorid (Kupferchlorid) vorteilhaft.
Da Zinnchlorür auch in Alkohol leicht löslich,
man es auch in alkoholischer Salzsäure. Und eine alko-
holische Lösung des Salzes erweist sich in vielen Fällen
als ein ausgezeichnetes Reduktionsmittel, welches nach
V. Meyer3 da glatte Reaktionen liefert, wo alle
anderen Reduktionsmittel entweder wirkungslos bleiben
oder unfafsbare Produkte geben.
1 B. 20. 1025. — 2 B. 25. 981. — 3 Ann. 264. 131.
Beduktion. 461
Willgebodt * reduzierte auf diese Art w-Dinitro-
izol zu s-m-Dinitroazoxybenzol
OjN-H^.N — N .C6H4.N0,.
\}^
Claus* mutete Dinitrodibromcymol mit einer alkoho-
shen salzsauren Zinnchlorüriösung 14 Stunden kochen,
. die Beduktion beendet war. Ja Schulhöfeb und
steb8 fanden in der Nitroindazolkarbonsäure einen
irper, dessen Nitrogruppe sich gegen Reduktionsmittel,
bst gegen die alkoholische Zinnchlorüriösung, völlig
derstandsfähig erwies. Der Körper addierte beim
ageren Erwärmen im Wasserbade mit dieser wahr-
heinlich nur Wasserstoff.
Mit der Lösung ist man auch ebensogut wie mit
ahwefelammonium im stände, von mehreren durch sie
Änderbaren Nitrogruppen eine, ohne dafs die anderen
gegriffen werden, in die Amidogruppe überzuführen.
iAUtsrbach4 erwähnt schon, dals bei der Reduktion der
•initronaphtolsulfosäure mit zinnchlorürhaltiger Salzsäure
ch vorübergehend Nitroamidosäure bilde, ohne dafs er
e als solche abgeschieden hätte , und Nietzky5 erhielt
benfalls mit wässeriger Lösung aus dem nitranilsauren
Valium einen Körper, dem er die Konstitution eines Nitro-
midotetroxybenzols C^OH^NH^NOg zuteilt. Eine schritt-
eifle Amidierung von mehrfach nitrierten aromatischen
ubstanzen von allgemeiner Brauchbarkeit ist eben nur
litteist alkoholischer Lösungen zu erreichen. An schütz6
erdanken wir die Ausarbeitung dieser Methode.
Läfst man z. B. unter guter Kühlung und lebhaftem
chütteln zu einer alkoholischen Lösung von w-Dinitro-
uizol die Auflösung der berechneten Menge Zinnchlorür
1 mit Salzsäure gesättigtem Alkohol langsam zu tropfen,
1 erhält man eine Reaktionsflüssigkeit, aus der sich
toe Schwierigkeit Nitranilin darstellen läfst; ebenso
'rilält sich o^-Dinitrotoluol, welches o-Amido-^-nitro-
'uol liefert. Das o-Nitro-p-amidotoluol, welches sich
1 B. 25. 608. - * J. pr. Ch. 151. 565. — 8 Ann. 264. 131.
4 B. 14. 2029. — 5 B. 16. 2094. — 6 B. 19. 2161.
462 Reduktion.
ausschließlich bei der Reduktion mit alkoholischem |r-
Schwefelammonium in der Kälte bildet, war in dem mit 1^
Zinnchlorür erhaltenen Reduktionsprodukt nicht auk- ¥•
finden. Es ergiebt sich also die interessante Thatsache, p
daüs durch Zinnchlorür in alkoholischer Salzsäure gerade
diejenige Nitrogruppe dieser Substanz reduziert wild, die
das alkoholische Schwefelammonium verschont.
Claus,1 der etwa gleichzeitig diese Eigenschaft der
alkoholischen Zinnchlorürlösungen erkannte, läfet so w
fahren, dafe er z. B. Dinitrochlorbenzol in absoluten
Alkohol löst, konzentrierte Salzsäure zufügt, und
nach und nach die Flüssigkeit zu der zur
einer Nitrogruppe nötigen Menge von ZinncMortr
zuflieüsen läJst.
Man reduziert auch mit einem Gemisch von 1 Teil
Eisessig und 1 Teil konzentrierter Zinnchlorürlösung.
Es sei hier darin erinnert, dafs ein Zusatz von Zinn-
chlorür sich auch bei der Zersetzung von -komplizierten
Stoffen, z. B. Proteinstoffen * mit Salzsäure oder anderen
nicht oxydierenden Säuren bewährt, und das zweck-
mäßigste Mittel zur Vermeidung der Bildung geftAter
sekundärer Produkte ist, sowie dafs in seiner Gegenwart
solche Zersetzungen überhaupt glatter und exakter n
verlaufen pflegen.
Alle bisher mitgeteilten Verfahren beziehen sich ad
die Anwendung des Zinns in sauren Lösungen. Ist d»
Gegenwart eines andern Metalles in der Lösung wenig«
störend, bezw. soll das Zinn wegen seines immeAiß
hohen Wertes als solches wiedergewonnen werden, »
giebt man in die betreffende Flüssigkeit Zinkbleet
Schnitzel. Das auf den Zusatz ausfallende feine Metall-
pulver eignet sich in dieser Form besonders gut
fernere Reduktionsv ersuche. 3
Das Bestreben des Zinnchlorürs ins Chlorid
zugehen, hindert aufserdem durch seine ihm infolge
dessen innewohnende Reduktionswirkung die sofortig«
1 B. 20. 1379. — * Ann. 169. 151. — 8 Ann. 247. 291.
Keduktion. 463
azotierung der erhaltenen Lösungen von Amidokörpern,
lirend die Gegenwart von Zinkchlorid diese in keiner
eise beeinträchtigt. Man hat es also dann nicht nötig,
9 Metall vor der Weiterverarbeitung erst ans der Lösung
entfernen.
Auch in alkalischen Lösungen wird das Zinn viel zu
Auktionen verwendet. Als erste haben diese Methode
Ittger und Petersen1 empfohlen. Die von ihnen für
» Reduktion des Dinitroanthrachinons verwandte alka-
ohe Auflösung erhielten sie durch Eintragen von fein
Iverisiertem Zinnchlorür unter starkem Umrühren in
anlich konzentrierte Ätzkali- oder Itznatronlösung bis
r eintretenden Fällung von Zinnoxydulhydrat und
rauf folgende Filtration. Mit dieser Lösung kochten sie
» Nitroverbindung längere Zeit.
Von großer Wichtigkeit ist das Verfahren, seit Witt2
rauf eine Methode begründet hat, welche die Darstellung
n Azokörpern bezweckt. Während wir für die Be-
.tnng hydroxylierter und amidierter Azoverbindungen
3 bequemen und quantitativ verlaufenden Methoden
n Q-biess besitzen, sind wir für die Darstellung anderer
zoverbindtmgen fast ausschließlich auf die Reduktion
r entsprechenden Nitrokörper angewiesen. Die Zinin-
be Methode der alkoholischen Kali- oder Natronlauge
hrt nur in vereinzelten Fällen zum Ziele. Die Klinger-
be Reduktion mit Natrium ist nur bei in Alkohol lös-
ten Nitroverbindungen verwendbar. Natriumamalgam
Ire besser brauchbar, wenn es nicht so schwer hielte,
m Endpunkt der Reaktion zu treffen. Auch werden
ukstaub und Natronlauge oder Zinkstaub und Calcium-
iloridlösung verwandt, aber die Trennung des Azokörpers
is der breiförmigen Reaktionsmasse ist umständlich, weil
3 nur durch wiederholte Extraktion mit Alkohol mög-
Jiiflt. Ebenso ist die WESELSKYsche Methode: Schmelzen
r Nitrophenole mit Kalihydrat nur für eine beschränkte
ttahl E^örper verwendbar.
1 /. pr. Ch. 112. 327. - 2 B. 18. 2912.
464 Reduktion.
Witt benutzt nun Zinnoxydulkali1 als Reduktions-
mittel. Eine der umzuwandelnden Menge des Nitro-
körpers äquivalente Menge Zinnchlorür wird abge-
wogen, in Wasser gelöst und in überschüssige fadte
Kalilauge eingetragen. Die entstehende wasserhelle
Lösung läfst man alsdann bei der Temperatur des Wasser-
bades auf den Nitrokörper einwirken. Ist derselbe flüssig
oder leicht schmelzbar, so genügt es ihn mit dem Zinn-
oxydulkali zu schütteln. Ist er in Alkohol löslich, »
kann man seine alkoholische Lösung eintragen und bekommt
alsdann durch die feine Verteilung, in der er sich ab-
scheidet, eine ebenso energische wie rasche Reduktion.
Handelt es sich endlich um Nitrosulf önsäuren, so mischt
man die wässerige Lösung ihrer Salze mit dem Reduk-
tionsmittel.
Bei Nitrosulf önsäuren empfiehlt es sich ganz besonders
mit den Kalium- und nicht mit den Natriumsalzen, und
mit Zinnoxydulkali zu arbeiten, weil die Kaliumsal»
der entstehenden Azosulfonsäuren meist schwerer löslich
sind und besser krystallisieren als die Natriumsalze.
Gewöhnlich krystallisiert der betreffende Azoköip*
beim Erkalten ohne weiteres aus. Sollte dies nicht der
Fall sein, so fällt man das Zinn durch Einleiten v«
Kohlensäure, verdampft die Lösung zur KrystallisatiöB
und trennt eventuell schliefslich noch den Azokörper vo»
Kaliumkarbonat durch verdünnten Alkohol.
Friedländer2 empfiehlt das Zinnoxydulnatron auA
zur Reduktion der Diazokörper zu Kohlenwasserstoffi»-
Die Methode von Griess : mit Alkohol zu kochen, vena#
öfters, z. B. beim ^)-Diazoxylol, und die FiscHBRsd»
Methode: Überführung in ein Hydrazin und Oxydation
des letzteren mit Eisenchlorid,8 liefert zwar meistens
bessere Ausbeuten, ist aber umständlich.
Friedländer vermeidet diese Übelstände, indem tf
die Reduktion der Diazoverbindungen in etwas ander«
Weise unter Ausschluß von Alkohol ausfährt. Die
meisten Diazoderivate lösen sich nämlich in überschüssiger
1 Prometheus. 2. 640. — 2 B. 22. 587. — - 3 B 23. 2672.
Reduktion. 465
ronlauge in der Kälte ohne Zersetzung, die alkalische
ang ist meist ebenso beständig wie die saure. Fügt
i ihr aber ein alkalisches Reduktionsmittel zu, so
mit schon in der Kälte eine lebhafte Stickstoffentwicke-
', und an die Stelle der Diazogruppe tritt ein Wasser-
atom. Man verfährt beim Anilin beispielsweise in
ander Art:
Anilin wird in Diazobenzolchlorid übergeführt und
schwach saure nicht zu verdünnte Lösung (1 : 10 bis
10) in überschüssige, mit Eis versetzte kalte Natron-
;e eingetragen. Setzt man jetzt zu der klaren alka-
len Lösung eine Auflösung von Zinnchlorür in Natron-
s, so entwickelt sich schon bei gewöhnlicher Tem-
tur reichlich Stickstoff, und nach beendigter Zer-
mg schwimmt auf der Oberfläche der Flüssigkeit eine
cht Benzol. In derselben Weise erhält man aus
aphtylamin direkt Naphtalin, aus Sulfanilsäure Benzol-
Maure. Die Umsetzung dürfte vornehmlich bei Sub-
zen angebracht sein, deren Reduktionsprodukte in
ronlauge unlöslich sind, also z. B. bei Überführung
Aminen in Kohlenwasserstoffe.
Zur Vermeidung der Oxydation der nach irgend einer
bode reduzierten Lösungen durch den Luftsauerstoff
itet man, wie teilweise söhon erwähnt, in einer Kohlen-
eatmosphäre, leitet in die Flüssigkeit Schwefelwasser-
gas, oder setzt zu derselben eine Lösung von unter-
refligsaurem oder hydroschwefligsaurem Natrium.
le letztere erhält man durch Einwirkung von etwas
cstaub auf saures schwefligsaures Natrium. Für
che Fälle ist auch ein Überschichten der Lösung mit
»r angebracht.
gar-Cohn, Arbeitsmethoden. 2. Aufl. 30
466 Sulfonieren.
Siilfoniereii.
Das Sulfonieren bezweckt den Ersatz von Wasser-
stoffatomen organischer Verbindungen durch die Gruppe
S03H.
Die Einführung kann bewirkt werden durch:
Konzentrierte Schwefelsäure, die man behufs
stärkerer Einwirkung auch als monohydratische Säure
H2S04, als rauchende Schwefelsäure verwendet, oder
der man noch Phosphorsäureanhydrid oder Kaliumbisulfat
zusetzt.
An die Stelle der Schwefelsäure tritt in vielen Fällen
das sehr empfehlenswerte Sulfuryloxychlorid S08HC1.
Aufserdem verwendet man noch für Sulfonieruags-
zwecke Kaliumbisulfat, Kaliumpyrosulfat, Natriumbisulfat,
Natriumpyrosulfat, neutrale und saure Sulfitsalze, Äthion-
säurechlorhydrin etc., sowie die intramolekulare Um-
lagerung ätherschwefelsaurer und saurer schwefelsaurer
Salze.
Die Schwefelsäure wirkt auf manche Verbin duDgen
bereits in der Kälte sulfonierend. So zeigte Keküle1
zuerst und in ganz unanfechtbarer Weise, — wrährend man
bis dahin seit Laurent angenommen hatte, Phenol gehe
durch Schwefelsäure in eine Estersäure die Phenylschwefel-
säure über — , dafs wenn man Phenol (1 Teil) mit
Schwefelsäure (1 Teil) einige Tage stehen läfist, 2 Phenol-
monosulfosäuren entstehen; eine glänzende Stütze seiner
damals erst kürzlich bekannt gegebenen Theorie der aroma-
tischen Verbindungen.
Im allgemeinen wird man aber die Einwirkung durch
Erwärmen unterstützen müssen. So kommt man nach
Michel und Adair2 zur Benzolsulfosäure am besten,
wenn man gleiche Volumina Benzol und Schwefel-
säure in einem mit Rückflulskühler versehenen Kolben
1 Z. Ch. 1867. 199. — 2 B. 10. 585.
Sulfonieren. 467
20 bis 30 Stunden in gelindem Sieden erhält, wobei
nach und nach 4/ö des angewandten Benzols in Lösung
gehen.
Die Temperatur, bei welcher man die Sulfonierung
vornimmt, ist von grofsem Einflufs auf die Stelle, welche
die Sulfogruppe im Kern aromatischer Verbindungen ein-
nehmen wird. Erwärmt man z. B. Naphtalin mäßig mit
0.75 Teilen konzentrierter Schwefelsäure, so dafs ein Teil
des Naphtalins unangegriffen bleibt, so entsteht a-Naph-
talinmonosulfosäure ; erhitzt man aber gleiche Teile jNaph-
talin und Schwefelsäure auf 200°, so erhält man die
/J-Naphtalinmonosulfosäure.
Sbmpotowsky1 teilt mit, dafs Äthylbenzol sich in
kalter konzentrierter Schwefelsäure nur schwer, in warmer
oder rauchender wohl leicht, aber unter Bildung zweier
Sulfosäuren löse. Folgendes Verfahren liefert jedoch nur
p-Sulfosäure, so dafs keine Trennung von Isomeren
erforderlich ist. Man erhitzt das Äthylbenzol bis zum
Sieden und läfst allmählich ein gleiches Volumen kon-
zentrierter Schwefelsäure unter kräftigem Schütteln auf
dasselbe einwirken. Die so erhaltene weifsgelbe Lösung
scheidet nach dem Erkalten auf Zusatz von Eiswasser
die Parasäure grofsenteils aus; den Rest gewinnt man
mittelst Bariumkarbonat.
Sulfoniert man Chinolin, so erhält man nur o- und
wt-Chinolinsulfosäure; dieParaverbindung wird erst gebildet,
wenn man 10 Teile Chinolin mit 70 Teilen konzentrierter
Schwefelsäure im Einschlufsrohr während 24 Stunden
auf 275—280° erhitzt.2 Eine weitergehende Sulfo-
nierung findet nicht statt, weil für diese beim Chinolin
die Wirkung von freiem Schwefelsäureanhydrid eine
wesentliche Bedingung ist.
Nietzky3 erhielt, als er in einer Reibschale 1 Teil
trockenes gepulvertes yff-Naphtol mit IV2 bis 2 Teilen
konzentrierter Schwefelsäure anrührte, nachdem sich das
Gemisch schwach erwärmt hatte, einen Krystallbrei
von Naphtylschwefelsäure C10H7OSO3H, während schon
1 B. 22. 2663. — 2 D. E.P. 40901. — 3 B. 15. 307.
30*
468 Sulfonieren.
Schaeffeb1 durch Behandeln des Naphtols mit konzen-
trierter HjSO- auf dem Wasserbade die Naphtolsulfoaäwe
OH.C10H6.SOSH dargestellt hat.
Es kann bei der Sulfonierung von Säuren vorteilhaft
sein statt von den freien Säuren von deren Kaliumsalzeo
auszugehen; und ebenso kann es umgekehrt den Verlan.
der Reaktion sehr begünstigen, wenn man statt freief
Basen deren Salze sulfoniert. (Siehe bei rauchender Schwefel —
säure.)
Im allgemeinen wird die Beendigung der Sulfoniemnpg
daran erkannt werden, dais sich das erhaltene Reaktion» —
gemisch als im alkalischen Wasser vollkommen löslickm
erweist.
Die Weiterverarbeitung der stark sauren Produkb«
erfolgt etwa so:
Man setzt ihnen 1/s bis V* Volum an Eis zu, woraaJ
viele Sulfosäuren alsbald auskrystallisieren,2 oder ma.xi
giefst die Mischung auf etwa das dreifache Gewicht axi
Eis, bezw. in mit Eis reichlich versetztes Wasser.
Die so erhaltene saure Flüssigkeit neutralisiert maxi
mit Kalk (Calciumkarbonat) oder Baryt (Baryumkarbona/tO
und filtriert vom unlöslichen Gips oder Baryumsulfat at>-
Möglichst wirksame Kalkmilch bereitet man durch Al>"
löschen von Kalk mit heifsem Wasser. Das meist
leicht lösliche Kalksalz der Sulfosäure wird nach dexu
Eindampfen auskrystallisieren. Sollte dem Baryum-
sulfat ein unlösliches, bezw. schwer lösliches Baryuno-
salz einer Sulfosäure beigemischt sein, so wäscht mafl
diesen Niederschlag aus und zersetzt ihn schließlich mit
verdünnter Schwefelsäure, worauf man die Sulfosäure wit § ^
Äther etc. extrahiert, resp. in Form eines Salzes zu
gewinnen sucht. 1^
Neutralisiert man die saure Flüssigkeit mit Bleioxyd- 1^
hydrat oder Bleikarbonat, so wird die Sulfosäure als Blei-
salz in Lösung bleiben und man nach der Filtration vom
Bleisulfat durch Ausfällen des gelösten Metalls mit
1 Ann. 152. 293. u. D. E.-P. 18027. — * Ä 15. 1854.
4
:e
Sulfonieren. 469
»Hwefelwasserstoff sofort eine wässerige Lösung der freien
ilfosäure gewinnen können.
Manchmal kann es angebracht sein, die saure Lösung
t Soda zu neutralisieren und zur Trockne zu dampfen.
an zieht aus diesem Bückstande alsdann die meist in
Lkohol leicht löslichen Natriumsalze der Sulfosäuren
Lfc diesem aus, oder man sucht die Säuren oder Natrium-
Ize direkt auszusalzen. So scheidet Witt1 das saure
atriumsalz einer Amido-^-naphtoldisulfosäure
NH*>C H<S0'H
OH-^o^^SOaNa
mrch Kochsalz direkt in krystallisiertem Zustande aus
siner Lösung ab.
Dieses technisch längst verwertete Verfahren wird
euerdings von Gattermann2 für Laboratoriumszwecke
rann empfohlen, und beschreibt er die Methode folgender
^rt: Benzol wurde z. B. durch gelindes Erwärmen mit
chwach rauchender Säure in die Monosulfosäure über-
;efthrt und d^s Beaktionsgemisch nach dem Erkalten in
^ doppelte Volumen kalten Wassers gegossen. Diese
J<tetmg wurde dann unter häufigem Umschütteln so lange
ut fein pulverisiertem Kochsalz versetzt, bis es sich
•'hliefslich nicht mehr löste. Ist dieser Punkt erreicht,
) öcheidet sich besonders leicht beim Abkühlen benzol-
dfosaures Natrium in Krystallen aus, die mit Kochsalz-
aaser gewaschen werden. Ausbeute fast quantitativ.
*t völlige Trennung vom Kochsalz nötig, so krystallisiert
ton. die trockenen Salze aus absolutem Alkohol um.
& gleicher Weise gewann er die Natriumsalze der
4esityiensulfosäure, w-Benzoesulfosäure, Phenoldisulfo -
änre u. s. w.
Bestimmt man nach Einwirkung der Schwefelsäure
hre unverbrauchte Menge durch Titration, wobei ein
Lzofarbstoff als Indikator dienen kann,8 so kann man
ie Zugabe an Baryumkarbonatetc. auch so abmessen,
%h man nach der Eiltration sofort die freie Sulfosäure
Lösung hat.
1 D. JB.-P. 49857. — 2 B. 24. 2121. — 3 Ann. 219. 210.
470 Sulfo liieren.
Nach Lunge1 wenigstens reagiert man am besten auf
freie Schwefelsäure (wie überhaupt auf freie starke Säuren)
mit einem Farbstoff ans dieser Reihe, wie dem Anilingelb
(Amidoazobenzol), dem Tropäolin etc. Diese werden
eben durch Metallsalze nicht verändert, wohl aber sofort
durch die .geringste Spur freier starker Säuren, während
Kohlensäure, Schwefelwasserstoff, Essigsäure etc. auf sie
nicht einwirken (siehe auch Seite 229).
Für manche Fälle der' Sulfonierung eignet sich be-
sonders die monohydratische Schwefelsäure.
Nach Lunge stellt man dieselbe am besten in folgen-
der Art dar: Man mischt gewöhnliche Schwefelsäure mit
etwas rauchender, so dafs sie 98%ig wird, und gewinnt
durch Gefrieren dieser einige Monohydratkrystalle. Nun-
mehr kühlt man gewöhnliche möglichst konzentrierte
Säure auf mindestens 0° ab, wirft von den Krystallen
hinein und kühlt unter Umrühren weiter, bis die so
eingeleitete Krystallbildung beendigt ist. Hierauftrennt
man die Krystalle, die bei Zimmertemperatur zur
100°/oigen H2S04 zerfliefsen, von der Mutterlauge durch
Absaugen.
Die technisch so wichtig gewordene Benzidinmono-
sulfosäure,2 weil die von ihr deri vierenden Azofarbstoffi)
Baumwolle ohne Beize waschecht färben sogenannte
Substantive Farbstoffe sind, konnte z. B. nur mit solcher
Säure gewonnen werden; rauchende Schwefelsäure oder
sie ersetzende Gemische veranlassen nämlich gleich die
Bildung von mindestens 4 Benzidinsulfosäuren. Zu ihrer
Darstellung3 verfährt man so, dafs 1 Teil Benzidin, oder
zweckmäfsiger schwefelsaures Benzidin, in 2 Teile mono-
hydratischer Säure eingetragen und damit ca. l1/* Stunden
auf 170° erhitzt wird. Die so erhaltene Schmelze gießt
man in Wasser und filtriert die sich abscheidende Sulfo-
säure ab. (Über ihre neuere Darstellung aus saurem
Benzidinsulfat siehe S. 483.)
1 Sodaindustrie. Braunschweig, 1879. 1. 40. — * B. 22. 2469.
3 D. R-P. 38664.
Sulfonieren. 471
Vignon1 erhitzt a-Naphtol mit 3 Teilen Schwefel-
lremonohydrat 8 bis 10 Stunden auf 100 bis 110° und
mmt so zur a -Naphtoldisulfosäure.
Die Anwendung rauchender Schwefelsäure bietet vor
>r gewöhnlichen den Vorteil, dafs jede Nebenreaktion
uroh Wasser ausgeschlossen bleibt. Hat doch Bender2
Ainden, dafs es gewisse Sulfosäuren des a-Naphtols
ebt, auf welche die überschüssig angewandte Schwefel-
,ure im Verein mit dem von Anfang an in der Schwefel-
Iure enthaltenen nebst dem beim Sulfonieren gebildeten
Nasser bei steigender Temperatur geradezu entsulfonierend
inwirkt.
Die rauchende Schwefelsäure wirkt durch ihren An-
ydridgehalt natürlich viel kräftiger sulfonierend als die
owöhnliche Säure.
Trägt man z. B. nach Gurke und Rudolph3 1 Teil
fophtalin nach und nach in 8 Teile rauchender Schwefel-
Iure, 24% S03 enthaltend, ein und erhitzt die Mischung
och einige Stunden auf 180°, oder trägt man 1 Teil
fophtalin in 6 Teile rauchender Säure von 40% Gehalt
a SOs mit der Vorsicht ein, dafs die Temperatur des
emisches nicht über 80° steigt, und erhitzt dann so
nge auf dem Wasserbade, bis das Anhydrid verschwunden
', so erhält man Naphtalintrisulfosäure. Giebt man es
gegen4 in 5 Teile rauchender Säure von 40% Gehalt
*d erhitzt 9 Stunden im Ölbade auf 160°, so kommt
ta zu einer Naphtalintetrasulfosäure.
Häufig wird es sich empfehlen zur Vermeidung einer gar
weit gehenden Sulfonierung so zu verfahren, dafs man
U betreffenden Körper in monohydratischer Schwefel-
are löst und nun so viel rauchende Säure zugiebt, dafs
Ten Anhydridgehalt gerade zur Erreichung der ge-
inschten Sulfonierungsstufe ausreicht.
Auch hier wird man statt freier Säuren manchmal
88er Salze derselben, und statt Basen deren Salze ver-
1 D. B.-P. 32291. — 8 B. 22. 994. — 3 B. B.-P. 38281.
4 D. B.-P. 40893.
472 Sulfonieren.
wenden. So ist nach Witt1 die Einwirkung der rauchen-
den Säure anf freies a-Naphtylamin ziemlich heftig, und
das .Reaktionsprodukt enthält viele schwarze Verunreini-
gungen. Ganz glatt verläuft aber der Prozeüs bei der
Behandlung salzsauren Naphtylamins mit der rauchenden
Säure. Die scharf getrocknete Verbindung wird fein
gepulvert und portionsweise in die rauchende Säure Yon
20 — 25% Anhydridgehalt eingetragen, welche mit Schnee
oder Eis gut gekühlt wird. Man unterbricht die Reaktion
noch ehe die ganze auf den Anhydridgehalt der Same
berechnete Menge des Salzes eingetragen ist, und giefst
die Reaktionsmasse auf zerkleinertes Eis. Die entstandene
a-Naphtylaminsulfosäure scheidet sich als schleimiges
Gerinnsel aus und wird durch Überführen ins Calcium-
salz etc. gereinigt.
Wenn nötig erhitzt man auch im Einschluisrohr. So
gaben LA Coste und Valbue2 Chinolinmonosulfosäuie
mit der zweifachen Menge rauchender Säure in ein solches,
steigerten die Temperatur bis 250° und kamen zw
Chinolindisulfosäure.
Lönnies3 erhitzte Isophtalsäure mit stark rauchender
Säure auf 200° und kam so zur ^-Sulfoisophtalsäure
C6H8(S08H)(COaH)r
Heine4 hatte diese so erhalten, dafs er Isophtalsäure
in Portionen von 10 g der Einwirkung von Schwefel-
säureanhydrid unterwarf und dieses Gemisch längere Zeit
gelinde erhitzte, bis es in eine dunkele homogene Flüssig-
keit umgewandelt war. Er konnte sie nur als Sirup
gewinnen, weil er sie aus Wasser zu krystallisieren ver-
suchte, während Lönnies sie aus verdünnter Schwefel-
säure in langen farblosen Nadeln oder Prismen erhielt,
ein Verhalten, welches viele Sulfosäuren zeigen.
Auch Barth5 kam zur m-Sulfobenzoesäure in dei
Art, dafs er zu trookener Benzoesäure, die sich in einen
Kolben befand, die Dämpfe von wasserfreier Schwefel
1 B. 19. 578. — 2 B. 19. 996. — 3 B. 13. 704.
4 JB. 13. 493. — 5 Ann. 148. 33.
Sulfonieren. 473
säure leitete, die man übrigens am einfachsten durch Er-
wärmen möglichst anhydridreicher Säure erhält. Während
der Operation trat eine die Einwirkung befördernde starke
Erwärmung des Gemisches ein.
Als JFischli1 die Dämpfe von Schwefelsäureanhydrid
über fein zerriebene Toluylsäure leitete, wurden sie rasch
absorbiert, und das Ganze bildete bald einen dickflüssigen
Brei. In diesem Zeitpunkte gofs er das Produkt in
Wasser und kam so zur Sulfoparatoluylsäure
CH8 C6H8<Cqoqjj.
Als Verdünnungsmittel kann beim Sulfonieren wohl
nur Sand in Betracht kommen. So verfuhr Heymann2
bei der Synthese von Indigodisulfosäure folgender Art:
1 Teil Phenylglykokoll wird mit der 10 — 20fachen Menge
Sand fein verrieben, der den Zweck hat, die lokale Über-
hitzung des Reaktionsgemisches beim Eintragen des
Glykokolls in die Schwefelsäure zu verhindern, und
hierauf in die 20fache Menge 20 — 25° warmer rauchen-
der Schwefelsäure von 80% Anhydridgehalt eingetragen,
und zwar derart, dafs die Temperatur des Gemisches
während der Dauer des Prozesses 30° nicht wesentlich
überschreitet. Nach beendeter Reaktion verdünnt man
die Reaktionsmasse mit Schwefelsäure von 60% B., und
nach Zusatz von Eis bewirkt schliefsliche Zugabe von
Kochsalz die Abscheidung des Farbstoffes, des Indigkarmins,
eben des indigodisulfosauren Natriums.
Ist die Wirkung der rauchenden Schwefelsäure nicht
genügend, so kann man sie nach dem Vorschlage von
Babth und Senhofer3 durch Zugabe wasserfreier Phos-
phorsäure in ihrer Wirksamkeit verstärken. Zur Disulfo-
benzoesäure
/(l)COOH
C6flsH3)S08H
X5)SO,H
1 B. 12. 616. — 2 B. 24. 1477. — 8 Ann. 159. 217.
474 Sulfonieren.
kamen sie, indem sie 10 g Benzoesäure mit 20 g Vitriolöl
erwärmten nnd dieses Gemisch nach dem Erkalten mit
15 g Phosphorsäure nnd 15 g sehr anhydridreicher Säure
in einem Einschlufsrohr auf 250° erhitzten.
Barth nnd Herzig1 lösten 1 Teil Mesitylen in
10 Teilen rauchender Säure und erwärmten durch 2 bis
3 Tage auf 30 — 40°. In gleichmäfsigen Intervallen von
ungefähr 10 Stunden wurden 3 — 4 Teile P205 zugefügt.
Es ist dies langsame Arbeiten keine müfsige Vorsicht,
da sonst oft partielle, sogar vollkommene Verkohlung ein-
tritt. Nach entsprechender Reinigung erhielten sie die
Mesitylendisulfosäure so gut wie ganz frei von der
Monosäure.
Wbidel und Cobbnzel2 überzeugten sich, dafs
rauchende Schwefelsäure selbst bei Temperaturen über
200° ohne Einwirkung auf Cinchoninsäure ist. Sie er-
hielten aber eine Monosulfosäure in einer Ausbeute von
70% der Theorie, als sie 10 g wasserfreie Cinchonin-
säure im Einschlufsrohr mit 20 g Phosphorsäureanhydrid
und 20 g Vitriolöl mischten und dann 6 Stunden auf
170—180° erhitzten.
Das Arbeiten im Einschlufsrohr kann man öfters um-
gehen, wenn man mit einem Gemisch von Schwefelsäure-
monohydrat und Metaphosphorsäure arbeitet. Ein Ge-
misch von 2 Teilen des ersteren mit 1 Teil der letzteren
wirkt nämlich beim Sulfonieren ähnlich wie eine rauchende
Schwefelsäure von 20 — 25% Anhydridgehalt, entwickelt
aber selbst bei 280 — 300° nur Spuren von Schwefelsäure-
anhydrid.3 Man erhält z. B. eine Rosanilinsulfosäure, wenn
man 2 Teile Rosanilinsulfat oder -hydrochlorat in eine
Lösung von 3 Teilen möglichst wasserfreier Metaphosphor-
säure in 7 Teilen Schwefelsäuremonohydrat einträgt und
auf dem Wasserbade oder besser auf 120 — 130° bis zur
völligen Alkalilöslichkeit erhitzt.
Schon erwähnt wurde, dafs man öfters gut thut statt
freier Säuren deren Salze zu sulfonieren. Nimmt man
Kalium- oder Natriumverbindungen, so kann die dadurch
1 M. Gh. 1. 808. — 2 M. Ch. 1. 845. - 8 D. B.-P. 19721.
Salfonieren. 475
Korkte Anwesenheit von sauren Sulfaten eine ebenso
itgehende Sulfonierung bewirken, wie es von der Phos-
orsäure dargelegt worden ist.
Die Benzoltrisulfosäure war eine schwer zugängliche
»rbindung, solange man sie durch Erhitzen von Benzol
t rauchender Säure und Phosphorsäure im Einschlufs-
hr1 darstellen mutete. Man erhält sie aber im offenen
öfafe, wenn man nach Jackson und Wing2 z. B.
> g benzol-m-disulfosaures Kalium in einer Porzellan-
hale mit 18 g konzentrierter Schwefelsäure mischt und
»er freier Flamme mit der Vorsicht erhitzt, dafs die
ander der Flüssigkeit nicht zu verkohlen beginnen,
ach einigen Minuten wird die Masse teigig, und die
Qtwickelung der Dämpfe läfst nach. Die Ausbeute
nn bis 44% der Theorie betragen.
Man kommt auch zur Verbindung vom Kohlenwasser-
>ff als Ausgangsmaterial. In dem Falle kocht man
dche Volumina Benzol und Schwefelsäure bis zur Lösuog
9 ersteren. Hierauf versetzt man die Lösung nochmals
t dem gleichen Volumen konzentrierter Schwefelsäure
d fügt 60 — 70% vom Gewicht des angewandten
nzols an Kaliumsulfat zu. Aus einer untubulierten
»torte destilliert man alsdann 1/$ der gesamten ange-
ndten Schwefelsäure ab. Den Rückstand behandelt
in in einer Porzellanschale in der oben angegebenen
eise.
Die Darstellung mancher Sulfosäuren ist insofern mit
hwierigkeiten verknüpft, als die Einwirkung gewöhn-
her Schwefelsäure ungenügend, die rauchender Säure
h. entweder zu energisch oder ebenfalls zu schwach
^eist. Diese lassen sich in vielen Fällen vermeiden,
mn man der Schwefelsäure das Sulfuryloxychlorid
}3HC1 substituiert,8 das man, wenn nötig, am passend-
en mit Chloroform verdünnt.
Man erhält dies nach Bbckürts und Otto,4 wenn
in rauchende Schwefelsäure von etwa 40% Anhydrid-
1 Ann. 174. 244. — *B. 21. JB. 49— 32>.E.-P. 8764.— AB.l 1.2058.
476 Snlfonieren.
gehalt in einer Retorte verflüssigt, mit welcher eine gut
gekühlte Vorlage verbunden ist, nnd nunmehr so lange
salzsaures Gas einleitet, als dieses noch aufgenommen
wird. Bei der darauf erfolgenden Destillation geht das
Chlorhydrin über, welches durch einmalige Rektifikation
als eine bei 149 — 151° siedende Flüssigkeit in fast
theoretischer Ausbeute erhalten wird. Nach Friedländbb1
erhält man es sehr bequem durch Zusatz von Kochsalz
zu rauchender Schwefelsäure in allerdings mit konzen-
trierter Schwefelsäure verdünntem Zustande.
Nach Limpricht,2 der den Gegenstand sehr ausführ-
lich untersucht hat, verlaufen die Reaktionen mit dem
Sulfuryloxychlorid sehr glatt, beinahe ohne Bildung von
Nebenprodukten, und namentlich bei Darstellung von
Disulfosäuren, deren Reinigung bei der Anwendung der
Schwefelsäure eine zeitraubende Arbeit ist, ist das Chlor-
hydrin vorzuziehen.
Der von ihm beim Arbeiten mit demselben benutzte
Apparat besteht aus einer tubulierten Retorte, mit welcher
eine tubulierte Vorlage luftdicht verbunden ist. Der
Tubulus der Vorlage ist mit einem Ableitungsrohr für
den Chlorwasserstoff versehen, und der Tubulus der
Retorte wird entweder nach Einbringung der Substanzen
mit einem Stöpsel verschlossen oder mit einem Tropf-
trichter versehen, wenn das Chlorhydrin nach und nach
hinzutreten soll. Die Retorte wird in einem Olbade
passend erwärmt.
In der Regel bilden sich mit dem Sulfuryloxychlorid
dieselben Verbindungen wie mit der Schwefelsäure. So
wird beim gewöhnlichen Alkohol mit Schwefelsäure nach
der Gleichung
CsH6OH + H2S04 = C2H60 . SOsH + H20
und ebenso mit Sulfuryloxychlorid nach der Gleichung
C2H6OH + C1S08H = C2H60 . S08H + HCl
Äthylschwefelsäure erhalten. Nur mit den Amiden der
Säuren bilden sich nicht Säuren, sondern Chlorüre der-
1 Farbenfabrikation 111. — * B. 18. 2172.
Sulfonieren. 477
ben, und mit Aminen erhält man Sulfaminsäuren,
wdbl in der aliphatischen wie aromatischen Reihe. So
st man nach Traube1 zur Darstellung der Salze der
lenylsulfaminsäure entsprechend der Gleichung
,HC1 + 3C6H6NH, = C6H6NH . S08H . C6H6NH2 + HCl . NH, . C6H6,
Mol. Sulfuryloxychlorid allmählich zu einer kalt ge-
ltenen Lösung von 3 Mol. Anilin in dem mehrfachen
)lum Chloroform fliefsen, worauf sofort ein Gemisch
n phenylsulfaminsaurem und salzsaurem Anilin ausfeilt.
50 g Nitrobenzol wurden mit der berechneten Menge
e Chlorids behandelt, und war nach 4 Stunden bei
ner zuletzt auf 150° gesteigerten Temperatur die Reak-
>n beendigt; wie mit Schwefelsäure war Metanitro-
inzolsulfosäure fast ausschliefslich gebildet.
Die Toluidindisulfosäure wurde in derselben Art dar-
»tellt. Zur Vermeidung von Verkohlung durfte höch-
ens auf 160° erhitzt werden.
Claisson* kam zur Toluoltrisulfosäure, als er 1 Mol.
ilnoldisulfosaures Kalium in einem Kolben mit 3 Mol.
olfuryloxychlorid übergofs und die Temperatur so lange
lf 240° hielt, bis sich eine herausgenommene Probe in
Passer völlig löste. Die Schmelze ferbt sich höchstens
eingelb und giebt relativ wenig Dämpfe aus.
Nach Hodgkinson und Matthews3 geht Dibromfluoren
Ohloroformlösung, mit der berechneten Menge Sulfuryl-
ychlorid versetzt, in eine Dibromfluorensulfosäure über.
Reinhard4 berichtet von einer komplizierter ver-
ifenen Reaktion, als er in 40 g Sulfuryloxychlorid 10 g
n gepulvertes Dichlorresorcin eintrug. Die Umsetzung
folgte nach der Gleichung
2C6H4C1,0, + 3S02<^H = C1SH6C14SS09 + H2S04 + 3HC1.
Der Körper C12H6C14S209 soll nach ihm entweder
b Anhydrid einer Dichlorresorcinsulfosäure oder eine
8 2 Dichlorresorcinkomplexen gebildete Sulfosäure sein.
» Grund des unregelmäßigen Verlaufes wird wohl in
1 B. 23. 1654. — 8 B. 14. 307. — 3 B. 16. 1103.
4 J. pr. Ch. 125. 332.
478 Sulfonieren.
den freien Hydroxylgruppen des Dichlorresorcins gelegen
haben, welche besser vor der Snlfonierung acetyliert
worden wären.
Als Bischoff 1 Anilin und Naphtylamin mit Kalium-
bisulfat mischte und auf 200— 240° erhitzte, bekam er —
jedoch in ganz ungenügender Ausbeute — die zu er
wartenden Sulfosäuren.
Nach Kendall 2 soll es aber beim Rosalinin gelingen
durch Mischen mit Kalium- oder Natriumbisulfat in
trockenem Zustande und durch genügend lang fortgesetztes
Erhitzen den gewünschten Grad des Sulfonierens zu
erreichen.
Nach Gibard s soll Natriumpyrosulfat, für sich oder
mit Schwefelsäure gemischt, wenn man Körper mit ihm
auf 200 — 250° erhitzt, ein vorzügliches Sulfonierungsmittel
abgeben.
Für die Überführung von Phenylhydrazin in hydrazin-
sulfosaure Salze fehlte es an einer geeigneten Methode,
bis Fischer4 hierfür das pyroschwefelsaure Kalium
verwandte. Erhitzt man ein Gemenge von 1 Mol. fein
gepulvertem K2S207 (dargestellt durch Erhitzen vonKHSOJ
und 2 Mol. der Base auf 80°, so erstarrt die breiige
Masse in kurzem vollständig und enthält nun neben
schwefelsaurem Kalium und schwefelsaurem Hydrazin das
phenylhydrazinsulfosaure Kalium. Zu seiner Isolierung
löst man die Schmelze in heifsem Wasser und entfernt
den gröfsten Teil der Schwefelsäure mit BaCOa, wodurch
zugleich die in Lösung befindliche Base grofsenteils
ölförmig abgeschieden wird. Aus der heils filtrierten
Flüssigkeit fällt auf Zusatz von konzentrierter Kalilauge
die Hauptmenge des sulfosäuren Salzes krystallinisch aus.
Ob der Vorgang wirklich nach der Gleichung
4C6H4N2H8 + 2K2S207 = 2C6H6 . N2H2 . S08K
+ K2S04 + (C6H6.N2H4)2S04
verläuft, ist noch nicht ganz aufgeklärt.6 Ausbeute beim
äthylhydrazinsulfosauren Kalium 80% der Theorie.
1 B. 23. 1912. — 2 Amerik. Pat 421049. — 8 B. Par. 25. 333.
4 Ann. 190. 97. — 5 Ann. 199. 301.
Sulfoniereii. 479
Alle bisher mitgeteilten Sulfonierungsmethoden sind
nur für Körper der aromatischen Reihe gut verwendbar,
während Sulfosäuren der aliphatischen Reihe fast aus-
schließlich durch doppelte Umsetzung gewonnen werden.
Fehling x hat zwar schon im Jahre 1841 durch Über-
leiten von S03 über Bernsteinsäure bei einer 50° nicht
übersteigenden Temperatur nach 24stündigem Stehen des
Gemisches aus diesem die Sulfobernsteinsäure abgeschieden,
und HiMiLiAN2 hat Sulfobuttersäure durch Einwirkung
von Sulfuryloxychlorid auf Buttersäure erhalten ; auch die
Oxydation der Sulfhydrate der Alkohole führt zu ihnen
u. s. w. Eine sie leicht und in gröfserer Menge liefernde
Methode ist aber erst von Strecker 3 aufgefunden worden,
welche in der Umsetzung von Alkylhalogenüren und, wie
jetzt Mayer4 mitteilt, auch der äthylschwefelsauren
Salze, mit schwefligsauren Alkalien besteht. Von allen
diesen eignet sich, wie Hemilian5 bewiesen hat, das
schwefligsaure Ammoniak am besten, da es die Gewinnung
der meist sehr leicht löslichen Sulfosäuren fast ohne
Verlust gestattet. Kocht man z. B. 20 g Jodäthyl mit
einer Lösung von 20 g kristallisiertem Ammoniumsulfit
in 40 ccm Wasser 6 Stunden am Rückflüfskühler, so ist
nach dieser Zeit alles Halogenür gelöst. Hierauf wird
mit Wasser verdünnt und mit überschüssigem Bleioxyd
bis zur Verflüchtigung allen Ammoniaks gekocht. Das
im Piltrat vom Jodblei befindliche äthylsulfosaure Blei
wird hierauf mit Schwefelwasserstoff zersetzt, und durch
Sättigen der erhaltenen Lösung mit Baryumkarbonat
und Abdampfen werden nunmehr 22 g äthylsulfosaures
Baryum statt der theoretischen 24 g erhalten.
Sehr merkwürdig ist, dafs schwefligsaures Ammon
auch auf Nitrokörper unter Bildung von Sulfosäuren
reagiert, was Piria6 bereits im Jahre 1850 konstatierte.
Smit 7 erhitzte 60 g Nitrobenzol und 170 g Ammonsulfit
nach Zusatz von 1 1 absolutem Alkohol ca. 30 Stunden
1 Ann. 38. 286. — * B. 6. 196. — 8 Ann. 148. 91.
4 B. 23. 909. — 5 Ann. 168. 146. — 6 Ann. 78. 31.
7 B. 8. 1443.
480 Sulfonieren.
im Wasserbade. Das schw^fligsaure Ammon stellt er
durch Einleiten von feuchter S02 und überschüssigem
NH3 in absoluten Alkohol (nach Müspratt) dar. Um
sein Gemisch alkalisch zu erhalten, fügte er Ammonium-
karbonat zu, welches sich beim Sieden allmählich zer-
setzte und krystallinisch im Kühler niederschlug, der
dadurch öfters verstopft wurde.
Nach beendigter Reaktion filtrierte er vom ausge-
schiedenen Ammonsulfat ab, und beim Erkalten des
Alkohols Schossen Krystalle von sulfanilsaurem Ammon
NH2.C6H4.S03NH4 an.
Man füllt nach Mayer 2 Teile krystallisiertes Natrium-
sulfit, die im gleichen Gewicht Wasser möglichst voll-
kommen gelöst sind, in Druckflaschen und giebt
1 Teil äthylschwefelsaures Natrium zu. Nach 4 stündigem
Erhitzen auf 100 — 120° wird der wieder erkaltete Inhalt
in eine Schale entleert, in der die Hauptmenge des ent-
standenen Glaubersalzes auskrystallisiert. Das Piltrat von
diesem wird zur Trockne gedampft und mit viel
96%igem Alkohol ausgekocht, in den das äthylsulfosaure
Natrium übergeht.
C2H6S04Na + Na2S08 = C2H6S08Na + Na2S04
Athylschwefelsanres Äthylsulfosaares
Natrium. Natrium.
Laübenheimbr1 fand, dafs Dinitrochlorbenzol bei mehr-
tägigem Kochen mit einer wässerigen Lösung von über-
schüssigem schwefligsauren Natrium am ßückflulskühler
das Natriumsalz einer Nitrochlorbenzolsulfosäure nebst
Natriumnitrit liefert.
)N02 + S08Na2 =L JS08Na + NaN02.
N~02 N02
Und Erdmann2 giebt als Verfahren für die Darstellung
im grofeen an, dafe, da der jp-Chlor-m-nitrobenzaldehyd
das in der Orthosteilung zur Nitrogruppe stehende Chlor-
atom leicht gegen andere Radikale austauscht, man ihn
1B. 15. 597. — *2>. B.-P. 61843.
Solfonieren. 481
mit einer wässerigen Lösung der doppelten Menge Natrium-
sulfit kochen soll, um m-Nitrobenzaldehyd-jp-sulfosäure zu
erhalten.«
Die Einwirkung schwefligsaurer Alkalien auf Diazo-
körper hat zuerst Schmitt und Glutz * zu Sulfosäuren
geführt. Strecker 2 hat dann salpetersaures Diazobenzol
in einer Lösung von Kaliumbisulfit gelöst und beim Ein-
dampfen der Lösung ein Salz von der Formel C6H7N2S03K
erhalten, welches, wie die Arbeiten von Fischer3 erwiesen
haben, das Kaliumsalz der Hydrazinbenzolsulfosäure
Trägt man dagegen Diazobenzolnitrat in eine kalte
neutrale oder schwach alkalische Lösung von Kalium-
sulfit ein, so erstarrt die gelbrot gefärbte Flüssigkeit für
sich oder auf Zusatz konzentrierter Kalilauge zu Krystallen
von diazobenzolsulfosaurem Kalium C6H5 . N2 . SO^K.4
Das Interesse an der ersten Reaktion beruht darauf,
dais das hydrazinbenzolsulfosäure Kalium, wie Fischer
erkannte, zu einer Körperklasse gehört, welche den Über-
gang von Diazokörpern zu solchen der Phenylhydrazin-.
reihe ermöglicht.
Ungesättigte Verbindungen vermögen direkt Kalium-
sulfit zu addieren und so in gesättigte Sulfosäuren über-
zugehen. Als Messel5 23 g Maleinsäure mit 110 ccm
einer Lösung von neutralem schwefligsauren Kalium (aus
100 g K2C08 und 400 ccm Wasser durch Einleiten von
SOa bereitet) mehrere Stunden lang in einer Retorte am
Rückflulskühler kochte, schieden sich - beim Erkalten
Krystalle von sulfobernsteinsaurem Kalium aus
CH.COOH CH2.COOH
|| + S03Hs =| so TT
CH.COOH CH<COOH
Nach Pinner6 löste sich Mesityloxyd bei längerem
Stehen mit einer konzentrierten Lösung von Natrium-
1 B. 2. 51. — 2 B. 4. 784. — 3 Ann. 190. 73.
'Ann. 190. 73. — * Ann. 157. 15. - 6 B. 16. 1727.
LaMar-Cohn, Arbeitsmethoden. 2. Aufl. 31
482 Sulfonieren.
bisulfit auf und gellt in das Salz einer Isopropylaceton-
sulfosänre über
(CH8)2 . C : CH . CO . CH, -\- HNaS08
= (CH8), . C(NaSO,). CH, . CO . CH8
und Phoron
C9H40 = (CH8)2 . C . CH . CO . CH : (CH8)2
löst seine beiden doppelten Verbindungen und geht in
C9H160(NaHSOs)2 + 2V2H20 über.
Nach Spiegel1 zeigen viele Azofarbstoffe die Eigen-
schaft, sich mit Bisulfiten zu Sulfosäuren zu vereinigen.
Azobenzol selbst wurde von ihm mit einem beträchtlichen
Überschufs von Ammonbisulfit und Alkohol in einer
Druckflasche auf dem Wasserbade erwärmt. Anfangs
geht alles in Lösung, schliefslich erstarrt aber das Ganze
durch abgeschiedene Krystalle, die sich als das Ammon-
salz einer Monosulfosäure des Benzidins erweisen
NH2 . C6H4 . C6H4N<gQ g
Die Reaktion bleibt also in diesem Falle nicht bei der
Addition stehen, sondern bewirkt auch noch eine Um-
lagerung analog derjenigen, welche das Azobenzol, iwp.
Hydrazobenzol an sich zeigen.
Aldehyde addieren bekanntlich, wie Bertagnini8
zuerst gefunden, saure Sulfite direkt unter Bildung von
Sulfosäuren.
CH, . CHO + SO,HNa = CH8 . CH<^Na
Ludwig3 erhielt durch Sättigen einer Lösung von
1 Teil Methyläthylakrolein in 3 Teilen Wasser mit SO,,
welche Lösung er im Einschlufsrohr auf 80° erhitzte,
eine Sulfosäure von der Formel C6H120(S08H). Nach
ihm vereinigen sich ungesättigte Aldehyde speziell sehr
leicht mit Natriumbisulfit zu Sulfosäuren.
Für Sulfonierungszwecke sind auch das Äthionaanre-
anhydrid und das Äthionsäurechlorhydrin empfohlen
worden.4 Insbesondere sollen Sulfosäuren der Rosanilin-
1 B. 18. 1481. — * Ann. 85. 271. — s M. CK 9. 661.
4 D. B. P. 19847.
S alternieren.
483
farbstoffe so erhalten werden, dal's man sie mit 3 bis
4 Teilen der genannten Verbindungen bis zur vollstän-
digen Alkalilöslichkeit einige Zeit auf 100° erhitzt. Man
erhält Athionsäureanhydrid durch Vereinigen von Schwefel-
säureanhydrid mit Äthylen CaH4Sa06.
Athionsfturechlorhydrin erhält man nach Pürqoli»,1
wenn man auf Schwefelsäureanhydrid bei 0° Chloräthyl
leitet. Hierbei verflüssigt sich erateres nach und nach.
Nach dem Erhitzen auf 100° schüttet man die Flüssig-
keit tropfenweise in Wasser von 0°, wobei sich ein
schweres Ol abscheidet, welches mit wasserfreiem Kupfer-
vitriol* getrocknet wird. Ausbeute 600 g aus 2000 g SOj.
Dies Ol wird im Vacuum rektifiziert, und erhält man so
das im luft verdünnten Räume bei 80 bis 82° siedende
CaH4<;c,(-tBp| in reinem Zustande.
Man kauD auch zu Sulfosäuren mancher BaBen
kommen, wenn man ihre sauren. Sulfate für sich erhitzt.
So ist die beste Darstellung der Benzidinmonosulfosäure
nach Gthiess und Duisbebg" folgende : Man rührt 1 Teil
Benzidinsulfat mit Wasser zu einem dünnen Brei an,
und setzt dann eine \lfa Molekülen äquivalente Menge
m on oh ydr atischer Schwefelsäure (?), mit Wasser ebenfalls
verdünnt, hinzu, rührt gut durcheinander und dampft
znr Trockene. Darauf pulverisiert man das gebildete
saure schwefelsaure Benzidin und erhitzt es im Luftbade
24 Stunden auf ca. 170°. Die zusammen gesinterte
schwarze Masse wird zerrieben, mit Alkali extrahiert und
aus der Lösung durch Essigsäure die Benzidinmonosulfo-
säure gefällt.
Auch die sauren schwefelsauren Salze des Rosanilins1
gehen ziemlich glatt in ihre Sulfosäuren über, wenn mau
z. B. 30 Teile Rosanilin mit 20 Teilen Schwefelsäure
(spez. Gew. 1.714) und 100 bis 200 Teilen Wasser
anrührt und nach Zusatz von 400 Teilen Saud zur
Trockene eindampft, auf 130 bis 140° erhitzt und
i. 502. — " B. 22. 2458.
484 Verseifen.
pulvert. Die Umwandlung des Sulfats in die Sulfosäure
wird durch 5 bis 6stündiges Erhitzen auf 180 bis 200°
im Kohlensäurestrom bewirkt, worauf die Masse mit
Wasser ausgekocht wird. Es bilden sich Mono- und
Disulfosäuren.
Zu den Sulfosäuren von Amiden kann man auch so
kommen, dafs man ihre ätherschwefelsauren Salze auf
ca. 200° erhitzt.1 Man neutralisiert etwa eine heils
bereitete und dann mit Wasser verdünnte Mischung von
Weingeist und Schwefelsäure mit Kalk, konzentriert das
Filtrat und giebt eine Lösung des Oxalsäuren Salzes der
Basis zu. Nach nochmaliger Filtration dampft man zur
Trockne und erhitzt den Rückstand im Kölbchen auf
die angegebene Temperatur. Anfangs entwickelt sich
unter Schäumen Alkohol. Nach dem Erkalten löst man
in heifsem Wasser, entfärbt mit Tierkohle und dampft
die Sulfosäure zur Krystallisation ein.2
Bernthsen3 kam nach der schematischen Gleichung
/N.(CH8)2C1 /N.(CH8)2
C6H4< | + HS-SÖ8H=C6H8^NB2 +HC1
XN.H XS— SO.H
mit Hülfe der unterschwefligen Säure, die als Aluminium-
verbindung zur Verwendung kam, zur Amidodimetbyl-
anilinthiosulfosäure.
Verseifen.
Unter Verseifen versteht man die Zerlegung eines
Esters in seine Komponenten, die Säure und den Alkohol,
welche durch Wasseraufnahme bewirkt wird.
CH8 . COO . C2H6 + H20=CH8. COOH + C2H60.
Die Wasseraufnahme kann unter bestimmten Ver-
hältnissen direkt statthaben, wie es die Verseifung der
Fette im gro&en nach Wilson und Gwynne beweist,
wo dieselben auf etwa 300° erhitzt werden, und ein
1 B. 3. 970. — 8 B. 7. 1349. — 8 Ann. 251. 49.
Verseifen. 485
alsdann in sie geleiteter Strom von auf 315° erhitztem
Wasserdampf sie in Fettsäuren und Glycerin zerlegt.
Einhorn und Rassow1 erhielten durch 24stündiges
Kochen des Dihydroxyanhydroekgoninmethylesters mit
Wasser unter Abspaltung des Alkohols die freie Säure,
und auch die salzsauren Ester der Alkohole, als welche
man die HaloidverbinduDgen der Alkoholradikale doch
auffassen kann, zerfallen nach Niederist2 beim Er-
hitzen mit Wasser in ihre Komponenten. So erhitzte
er im geschlossenen Baum 26.2 g Methyljodid mit
400 ccm Wasser 8 Stunden im Wasserbade und erhielt
in fast theoretischer Ausbeute die entsprechende Menge
von Methylalkohol und JodwasserstofFsäure CH3 J -f-
H20 = CH3OH + HJ.8 Beim Jodallyl führt schon
Kochen am Rückflufskühler zum quantitativen Zerfall.
Im Laboratorium werden aber mit geiadezu ver-
schwindenden Ausnahmefällen alle Verseifungen unter
Zuhülfenahme von Alkalien, Natriumalkoholat (Blei-
oxyd) oder Säuren, und ganz neuerdings auch mit
Aluminiumchlorid, ausgeführt, wodurch die Operation
manchmal schon bei Zimmertemperatur ermöglicht werden
kann.
Zwecks Verseifung kocht man die Ester längere Zeit
mit Barytwasser am Eückflufskühler und erhitzt, wenn
1 B. 25. 1377. — * Ann. 196. 350.
3 Anmerkung. Es möge hier daran erinnert sein, dafs Buchanan
(B. 4. 340) und dann Thomsen (Ann. 200. 76.) zeigten, dafs auch
Monochloressigsäure durch vieltägiges Kochen mit Wasser in
Oxyessigsäure (Glykolsäure) und Salzsäure übergeht. Wie aber
später Hölzer (B. 16. 2955) fand, geht diese Umsetzung bei
weitem glatter vor sich, wenn man zur wässerigen Lösung eine
genügende Menge von fein gepulvertem Marmor (wohl besser
gefälltes Calci amkarbonat) giebt. Auch Häüssermann und Beck
(B. 25. 2445.) führten das Orthonitrobenzylchlorid durch Kochen
mit Wasser unter Zusatz von Calciumkarbonat in den bei 74°
schmelzenden Nitrobenzylalkohol über. Darnach erscheint es viel-
leicht nicht ausgeschlossen, dafs eine beabsichtigte Spaltung von
Estern mittelst alleinigen Kochens mit Wasser durch Zugabe von
Calciumkarbonat erleichtert wird, resp. dafs auf diese Art mancher
leicht spaltbare Ester, bei dem bisher ätzendes Alkali verwendet
wurde, durch dieses Mittel wird zerlegt werden können.
486 Verseifen.
die Temperatur nicht genügt, im Einschlufsrohr. Dia
nach beendeter Reaktion an Baryt gebundene Säurt
scheidet man durch eine stärkere Säure ab und schüttelt
sie, wenn sie nicht ausfällt, mit Äther aus. Will man
das Baryumsalz gewinnen, so entfernt man durch Kohlen-
säure den Überschufs des Barythydrats und dampft zur
Krystallisation ein. Sollte man den Alkohol gewinnen,
wollen, was aber nur selten der Fall, so treibt man ihn
durch Destillation, eventuell im Wasserdampfstrom, über,
und scheidet ihn aus dem Destillat durch reichlich zuge-
gebene Pottasche ab oder schüttelt einen sich dasn
eignenden Alkohol mit Äther aus.
Baeyeb1 verseifte den Äthylindoxylsäureester durch
Kochen mit alkoholischem Barythydrat und erhielt die
freie Äthylindoxylsäure durch darauffolgendes ' Ansäuern-
in weilsen JTlocken.
Ealkwasser verhält sich wie Barytwasser. Die Schwer-
löslichkeit des Calciumhydroxyds lä&t aber die Anwen-
dung des Barytwassers viel bequemer erscheinen.
Die weit häufiger als die erwähnten Alkalien als
Verseifungsmittel benutzten Kalilauge oder Natronlauge
verhalten sich in ihrer Einwirkung mit diesen fast
immer identisch, und nur die Möglichkeit sie in viel
konzentrierterer Form zu verwenden, läüst sie jenen oft
vorziehen.
Das beim Kochen von ihnen stattfindende Stoßen
kann sehr lästig werden, und hat man nur kleine Mengen
mit sehr konzentrierter Lauge, z. B. aus 1 Teil Wasser
und 2 Teilen Kalihydrat, zu verseifen, so führt man das
lieber im Einschlufsrohr etwa bei 100° aus.
Bischoff2 löste behufs Verseifung 500 g Kali in
200 ccm Wasser in einer geräumigen Schale und goß
sodann 400 g Äthylacetbernsteinsäureester in kleinen
Portionen hinzu. Die Temperatur hielt sich zwischen
120 und 126°. Der abgespaltene Alkohol verdampfte
und als die letzte Portion eingegossen war (naeh
15 Minuten), war die Verseifung beendigt. Nun ward
1 B. 14. 1743. — 2 B. 24. 2015.
Verseifen.
487
nach Zugabe von Wasser mit verdünnter Salpetersäure
ganz achwach angesäuert und die Flüssigkeit mit einer
830 g Bleinitrat enthaltenden Lösung ausgefällt. Der
ahfiltrierte und abgep reiste Niederschlag wurde noch
feucht genau mit Schwefelsäure wieder zerlegt, und das
Filtrat vom Bieisulfat hinterliefs nach dem Eindampfen
50 % der Theorie an AthyLbern stein säure.
Nach Baeyer1 verseift man den Indoxylsäureester
am zweckmäßigsten so, dafs man ihn in geschmolzenes
Ätznatron von ca. 180° einträgt. Säuren scheiden
aus dem so erhaltenen gelben Salz die Indoxylsäure
als einen fast weifsen, in AV asser schwer löslichen
Niederschlag aus.
Sehr komplexe Säuren lassen sich manchmal nur
durch Alkali von bestimmter Konzentration unzersetzt
aus ihren Estern gewinnen. So bekam Guthzeit* beim
Verseifen des Athantetrakarbonsäuremethylesters nur
Äthenyltricarb ol säure, während Büchner,3 als er 1 g Ester
mit 4,5 ccm Natronlauge (spez. Gew. 1.2) l'A Stunden
kochte, dann neutralisierte, eindampfte, ansäuerte und
ausätberte, die freie Athantetrakarbon säure krystallisiert
erhielt.
Als Beispiel für eine "Verseilung in der Kälte sei
angeführt, daJs Knork 4 Teile Dneeibenstaiiisaureester
mit 5 Theilen Natronlauge von 25% Gehalt an NaOH
durch Stägiges Stehen in der Kälte in Säure und Alkohol
zerlegte.
Bei solch komplexen Säuren kann die Stärke der ver-
wendeten Lauge auch in der Kälte von gröfstem Einflüsse
sein, denn als Knorr4 denselben Ester in etwas mehr als
der berechneten Menge 3°/oiger Natronlauge loste und die
LöBung einige Tage sich selbst überliefs, zerfiel er in
Alkohol, Kohlensäure und Acetonylaceton
C18H1B0, + 2B,0 = 2C,H,0 -+- 2CO, + CeH100,.
Paal erhielt die AcetophenomK'oLvIe^iir^mre aus ihrem
Ester, indem er diesen mit 2%iger Kalilauge einige
1 B. 11 1743. — ' Ann. 214. 72. — ü B. 25. IIB».
J
488 Verseifen.
Stunden stehen liefe, und hierauf die entstandene Lösung
in verdünnte Schwefelsäure filtrierte.
Ebenfalls nicht immer wird diese Art der Säure-
abscheidung oder auch das Ausschütteln der sauren Lösung
bei derartigen auf dem Wege der Kondensation ans
Acetessigester, Malonsäureester etc. erhaltenen hoch-
molekularen Säureestern angebracht sein. So teilt
Conrad1 mit, dafs die Darstellung der freien Säuren ans
den Alkylmalonsäureestern erfahrungsgemäfs am besten
auf die Weise geschieht, dafs man die verseifte Masse
mit Essigsäure oder Salzsäure neutralisiert und alsdann
durch Zusatz von Chlorcalciumlösung die Säure in Form
ihres Calciumsalzes abscheidet. Aus dem ausgewaschenen
meist krystallinischen Salz wird am besten durch Zusatz
der auf das Calcium berechneten Menge Oxalsäurelösung
die Säure frei gemacht. Filtriert man, nachdem man
vorher längere Zeit gekocht hat, vom unlöslichen Calcium-
Oxalat ab, dampft das Filtrat auf dem Wasserbade zur
Trockene ein und zieht den Rückstand behufe Trennung
etwa noch vorhandener Oxalsäure mit Äther aus, so
erhält man die betreffende Säure als weiise krystallinische
Masse, die man durch Umkrystallisieren auf einen kon-
stanten Schmelzpunkt bringt.
Verseift man durch Kochen mit alkoholischer Lauge,
was häufig der Fall sein wird, so kann man den Über-
schufs des Alkalis grofsenteils durch eingeleitete Kohlen-
säure als Karbonat abscheiden.
Paal und Hoffmann2 fanden bei ihren Versuchen,
den Ester der Isoamylmalonsäure C5Hll . CH . (COOH)2 zu
zerlegen, dafs alkoholische Kalilauge dies nur unvoll-
kommen thut, während mehrstündiges Kochen mit kon-
zentrierter wässeriger Lauge dies völlig bewirkt, eine
höchst selten gemachte Beobachtung.
Verfasser verseift jetzt nach zahlreichen Versuchen
Binderfett folgender Art : 1250 g von ihm werden auf dem
.Wasserbade geschmolzen und in 1,5 1 96% igen Alkohol,
1 Ann. 204. 132. — 2 B. 23. 1497.
Verseifen. 489
äer sich in einem ca. 6 1 fassenden auf einem Strohkranz
stehenden Kolben befindet, und ebenfalls vorher auf dem
Wasserbade erhitzt war, gegossen. Inzwischen werden
400 g Kalihydrat in Stangen mit etwas Wasser übergössen,
welche sich in ihm unter starker Wärmeentwickelung
lösen. Diese heifse Lösung wird wegen der sehr heftigen
Reaktion allmählich zur Fettlösung gegeben, und ist die
letzte Portion zugesetzt und wiederum gut umgeschüttelt,
so ist auch die Verseifung ohne äufeere Wärmezufuhr
vollendet, wie die Wasserlöslichkeit des Kolbeninhalts
beweist.
Kossel und Obermüller1 haben im Natriumäthylat
ein ausgezeichnetes Mittel für die Verseifung, hauptsäch-
lich von Fetten, schon in der Kälte gefunden. In einem
Patent 2 beschreiben sie ihre Methode folgender Art : Die
Verseifung findet bei gewöhnlicher Temperatur schnell
und vollständig statt, wenn man eine Lösung von Fett,
Wollfett, Walrat, chinesischem Wachs oder anderen
Fettsäureestern in Benzol, Petroläther, oder Äther mit
Natriumalkoholat versetzt, oder zu einer Lösung der Ester
in den genannten Lösungsmitteln Alkohol hinzufügt,
und dann metallisches Natrium einträgt. Es scheidet
sich hierbei im Verlaufe weniger Minuten ein leicht
filtrierbarer Niederschlag ab, welcher die Seifen enthält;
beim Arbeiten mit metallischem Natrium überzieht er das
letztere und mufs von Zeit zu Zeit durch Schütteln, wobei
er nicht leicht abfällt, entfernt werden. Während 1 kg
Wollfett sonst z. B. nur durch 20 stündiges Erhitzen mit
überschüssiger alkoholischer Kalilauge verseift werden
kann, erfordert es nach diesem Verfahren nur 50 — 60 g
Natrium, kaum mehr als die theoretische Menge, und ist
die Zerlegung schon beim Stehen in der Kälte in
24 Stunden vollendet. Im Filtrat von der Seife hat man
in diesem Falle das Cholesterin und Isocholesterin.
Als sie8 Salol (Salicylsäurephenylester) auf diese Art
verseiften, bekamen sie Salicylsäureäthylester und Phenol ;
1 Z. 14. 599. — 8 2>. B.-P. 55057. — B. 24. B. 319.
8 Z. 15. 422.
490 Verseifen.
ersterer mufste weiter durch Natronlauge zerlegt werden
Die Verwendung von Natriumamylalkoholat führte zum
Salicylsäureamylester. Die Methode ist also nur speziell
für Fette geeignet.
Nach Obermüller1 erfolgt die Umsetzung bei dem
Verfahren so, daJs fettsaures Glycerin + Natrium-
alkoholat, Glycerinnatrium + Fettsäureäthylester liefen.
Das Glycerinnatrium zerfällt nun sofort durch Wasser,
welches dem nicht völlig entwässerten absoluten Alkohol
entstammt, wieder in Glycerin und Natriumhydroxyd,
welches letztere jetzt nicht mehr auf Fett sondern Fett-
säureäthylester einzuwirken hat, die es leicht zerlegt
Fette zerfallen bekanntlich auch, wenn man sie mit
Bleioxyd und Wasser kocht, in fettsaures Blei und Gly-
oerin, und führen die so erhaltenen Bleisalze den Namen
Bleipflaster.
Hanztsch 2 erhielt, als er das salzsaure Salz des
Ammoniumhydrats des Nikotinsäureesters mit Silberoxyd
behandelte, sogleich die freie Säure
tß<H4 ^^GH,*
wonach Silberoxyd ebenfalls verseifend zu wirken vermag.
So wie durch Alkalien vermag man Ester auch
Säuren, Schwefelsäure, Salzsäure zu spalten, was seb
auffallig erscheint, da es ja eine Gewinnungsmethode
von Estern ist, Säure und Alkohol bei Gegenwart einer
anorganischen Säure aufeinander wirken zu lassen. Die
erste derartige Beobachtung hat Lautemann8 gemacht
Als er Jodwasserstoffsäure in Gaultheriaöl (Salicylsäoie-
methylester) leitete, schied sich Salicylsäure aus und bildete
sich andererseits Jodmethyl
HO . C6H4 . COOCH8 + HJ = HO . C6H4 . COOH + JCHr
Gal 4 teilte dann mit, dafis Ester, wenn sie mit Brom-
wasserstoffsäure behandelt werden, ganz allgemein in
1 Z, 16. 156. — 2 B. 19. 32. — 8 Ann. 126. 13.
4 Cr. 59. 1049.
Verseifen. 491
Säure und Bromalkyl zerfallen, Ameisen sä uremethylester
hierbei also Ameisensäure und Brommethyl liefert.
Auwers und Meyer1 gaben je 30 g eines Gemisches
von isomerem Tetramethylberusüeiusäureester und Tri-
methylglutarsäureester, die sich durch fraktionierte De-
stillation nicht trennen lassen, mit dem gleichen Volum
wässeriger BromwasseTStoffsäure vom spez. Gew. 1,7
zusammen und erhitzten etwa 10 Stunden im Einschlufo-
rohr auf 100°. Die Verseifuug blieb eine unvollständige,
erwies sich aber hinsichtlich der Trennung der isomeren
Säuren immerhin vorteilhafter als die mittelst alkoholischen
Kalis.
Sapper* hat gefunden, dafs die Chlorwasserstoffsäure
die für diesen Zweck am wenigsten geeiguete von den
dreien ist, was sehr wohl d;imit im Einklang steht, dafs
sie die für Gewinnung von Estern von ihnen am brauch-
barsten ist. (Fluorwasserstoff wirkt allerdings noch weniger.)
Die geeignetste Form der V erseif ung mit diesen
Säuren ist wohl meistens die, dsls man Eisessig bei 0°
mit Brom Wasserstoff siittigt und den Ester damit einige
Zeit stehen läfst.
Die Verseifung des Acetylparaaniidotriphenylkarbinols
behufs Abspaltung der Aeetylgruppe führt man nach
BaeyeK'' am vorteilhaftesten so aus, dafs man den in
Eisessig gelösten Körper in heifse verdünnte Schwefel-
säure allmählich einträgt, bis zum Eintritt völliger Lösung
kocht, und die Base schliesslich mit Ammoniak fällt.
Paal und Bodewig4 fanden in der Schwefelsäure
auch das geeignetste Mittel zur Abspaltung der Benzoyl-
grnppe, und kochten zur Gewinnung von Orthouitro-
benzylalkohol das durch Einwirkung von Natriumbenzoat
(lVi— 2 T.) auf Nitrobenzylchlorid (1 T.) erhaltene Nitro-
henzylbenzoat mit 5Ü%iger Schwefelsäure 3 — 4 Stunden
am Rücktiui'sk übler.
Mit einem Gemisch von Eisessig und Schwefelsäure
verseiften Mackenzie und Pbrkin6 auch den Hexa-
492 Verseifen.
methylentetrakarbonsäureester und kamen zur entsprechen-
den Säure. Ähnliche Säureester verseiften Bischoff und
Mintz1 mit Schwefelsäure allein. 2 Teile von diesen
wurden mit 1 Teil konzentrierter Schwefelsäure, die mit
1 Teil Wasser verdünnt war, im Rundkolben am Rück-
flufskühler so lange auf 150 — 170° erhitzt, bis eine Probe
der Reaktionsmasse in Alkali ohne Rückstand löslich
war, was meist nur kurze Zeit erforderte ; aber mit ihrer
Art der Verseifung waren stets Nebenreaktionen ver-
bunden.
Nach Stein2 werden Fettkörper und Öle, welche in
Autoklaven mit einer 2,5 — 3°/oigen Lösung von schwef-
liger Säure oder Bisulfiten bei einer Temperatur von
170 — 180°, wobei der Druck bis auf 18 Atmosphären
steigt, behandelt werden, im Laufe von 9 Stunden völlig
in Fettsäure und Grlycerin zerlegt.
Schmiedebeg3 teilt mit, dafs die Verseifung der Chon-
droitinschwefelsäure am besten mit 3%>iger Salpetersäure
bewirkt wird, weil Schwefelsäure und Salzsäure zur
Bildung brauner, kaum entfernbarer Nebenprodukte Ver-
anlassung geben.
Wie Hartmann und Gattermann4 gefunden haben,
verseift das Aluminiumchlorid Phenolester und Derivate
derselben, sowie Säureester mit grofser Leichtigkeit
Diese Methode bietet aufser ihrer Bequemlichkeit gegen-
über der Verseilung mit Jodwasserstoff vor allem noch
den Vorteil, dafs ihr auch Körper wie Nitrophenolester,
Ketonderivate von Phenolestern u. s. w., welche infolge
der reduzierenden Eigenschaften der Jodwasserstofls&nre
durch diese nicht in die freien Oxyderivate übergeführt
werden können, zugänglich sind.
Werden Ester sehr energisch verseift, so verwendet
man als Verdünnungsmittel Schwefelkohlenstoff. Versetzt
man z. B. eine Lösung von 10 g Orthonitroanisol in dem
doppelten Volum Schwefelkohlenstoff mit 10 g Aluminium-
1 B. 23 650. — 8 B. B.-P. 61329. — 8 A. Pth. 28. 380.
4 B. 25. 3531.
Verseifen. 493
chlorid, so gerät infolge der eintretenden Reaktion der
Schwefelkohlenstoff ins Sieden. Nach halbstündigem
Erhitzen am Rückflufskühler erhält man 2 Schichten,
deren obere ans Schwefelkohlenstoff und deren untere aus
dem Aluminiumsalz des Nitrophenols besteht. Nach dem
Abdunsten des Schwefelkohlenstoffs wird der Rückstand
mit Wasser zersetzt, mit Salzsäure angesäuert, und das
Nitrophenol mit Wasserdampf in einer Ausbeute von
90% der Theorie übergetrieben
3C«H4<o°CH8 + A1C1,= (C6H4<*}°») ,A1 + 3CH8C1.
Während die Ester der tertiären Alkohole bekannt-
lich schon, wenn man sie im Einschlufsrohr längere Zeit
über ihren Siedepunkt erhitzt, in Säure und einen unge-
sättigten Kohlenwasserstoff zerfallen, kommen andererseits
auch Ester vor, die sich überhaupt nicht verseifen lassen.
So fanden Friedländer und Mähly,1 dafs eine Verseifung
des Dinitrozimmtsäureesters
p „ ^GE : C(N08)COsC8H5
durch Einwirkung von Alkalien oder Säuren nicht ge-
lingt; erstere zersetzen ihn unter Braunfärbung, letztere
spalten ihn glatt in Paranitrobenzaldehyd und Hydroxyl-
amin.
Dafs Ammoniak die angeführten Alkalien bei der
Verseifung nicht zu vertreten vermag, hat Liebig2 zuerst
festgestellt. Es bilden sich dabei Amide, z. B.
CH8.COOCsHß + NH3 = CH8.CONHs + C4H60.
Essigsäareathylester Acetamid Alkohol
1 B. 16. 850. — f Ann. 9. 130.
494
Einiges über ElemeDtarrmalyse.
Einiges über Elemeiitaranalyse,
sowie Erkennung und Bestimmung des Stickstoffs.
der Halogene und des Schwefels in organischen
Körnern.
Das allgemeine Verfahren bei Ausführung von Eie-
rn entaranalysen soll als "bekannt vorausgesetzt werden. Ob
es besser ist, im Bajonettrohie oder im offenen Glasröhre
zu verbrennen, Sauerstoffgas von Anfang an oder erst gegen
Ende der Analyse durchzuleiten, sind immer noch offene
Fragen. Sicher ist, dafs man mit beiden Methoden,
schneller wohl mit der zweiten, zum selben Ziele gelangt;
und dafs die Vorteile der einen so wenig im ganzen tue
der anderen überwiegen, dafs die eine Aussicht hätte, die
andere völlig za verdrängen. Zuerst hat LavoiSIBB 1781
die Zusammensetzung organischer Körper durch Verbrennen
mittelst Sauerstoffs zu bestimmen gesucht.
Auch Kupferoxyd für metalloid freie Substanzen und
Bleichromat für Verbindungen mit Gehalt an diesen sind
bisher nicht durch Platin,1 Manganoxyd* u. s. V. so
wenig, wie das Glasrohr durch die Platinröhre zu ver-
drängen gewesen. Die Verwendung dea Kupferoxydes
rührt von Gay-Lüssac her, der es 1815 zuerst benutzte.
Dabei sind die hygroskopischen Eigenschaften des Kupfer-
oxyds ziemlich bedeuteud, bo dafs man gut thut, es wo-
möglich warm in die Röhren zu füllen, und das chrom-
saure Bleioxyd, dessen wasseranziehende Kraft aufserdem
nicht geringer3 ist, halt nach Rittbausen* beim Aus-
glühen an der Luft Kohlenstoff zurück, der nur durch
Ausglühen im Sauers toffstrom verbrannt werden kann.
Liebig6 hatte zuerst eine Mischung von chromsaurem Blei
und chromsaurem Kalium empfohlen. Es ist übrigens
eine bekannte Erfahrung, dafs die Elementaranalysen sehr
halogen reicher Substanzen für den Kohlenstoff zu hohe
1 8. 9. 1377. — » 8. 21. 3173. - ' J. pr. Ch. 81. 184.
* J.pr. Ch. 133. 141. — ;' Ankilg. zur Anal.nrgan. Küri.*-
' U. Ch. 1881. 111.
Einiges über Elementaranalyse. 495
Zur besseren Bindung der Halogene schiebt man
«leshalb eine Silberspirale vorn ins Rohr. Bei der Ver-
Txreixnung der Jodosobenzoösäure * erwies sich sogar die
"Vorlage mehrerer Silberspiralen als notwendig, da sonst,
selbst bei Anwendung einer sehr langen Schicht von
Bleichromat, freies Jod überging. Sind diese durch
öfteren Gebrauch mit etwas Halogensilber bedeckt, so
glüht man sie im Wasserstoffstrom aus. Vorgelegte
Kupferspiralen erfüllen ihren Zweck weit weniger, weil,
wenn sie zu heifs werden, das Kupferhalogen ins Chlor-
ealcinmrohr sublimiert.
Substanzen, welche leicht Kohlenoxyd ausgeben,
müssen mit sehr langer Kupferoxydschicht verbrannt
werden, sonst fallen die Resultate bis 3% zu niedrig2 aus.
Das Trocknen der Substanzen für die Elementar-
analyse nimmt man noch immer am besten in der
LiEBiGschen Trockenröhre nach Anschütz und Käkule
so vor,8 dafs man diese in einem Luftbade bei geeigneter
Temperatur unter Überleiten eines Luft- oder indifferenten
Gasstromes resp. im luftleeren Räume bis zur Gewichts-
konstanz trocknet.
Sollte ein Körper hierbei Salzsäure oder Ammoniak
verlieren, so fängt man diese in titrierten Lösungen auf,
oder bestimmt sie gewichtsanalytisch.
Bei den Verbrennungen organischer Körper erhält
man, wie Liebig4 sich ausspricht, auch bei wasserstoft
freien Körpern stets eine gewisse Menge Wasser, und es
ist ganz außerordentlich schwierig und noch keinem ge-
lungen, eine solche Verbrennung zu machen und das
Wasser dabei gänzlich auszuschließen. Das Chlorcalcium-
rohr zur Wägung des bei der Analyse sich bildenden
Wassers hat Berzblius 1814 zuerst verwendet.
Lieben5 weist darauf hin, dafs, wenn man zur Ver-
bindung des Verbrennungsrohres mit dem Trockenapparat
fär Luft und Sauerstoff lange Kautschukröhren anwendet,
die Wirkung in vielen Fällen ungefähr dieselbe ist, wie
1 B. 25. 2632. — 8 Ann. 242. 27 und B. 25. 408.
3 Ann. 228. 303. — 4 Ann. 95. 259. — 6 Ann. 187. 143.
496 Einiges über Elementaranalyse.
wenn man das vorher sorgfältig getrocknete Gras durch
Wasser leiten würde. Er benutzt deshalb entweder Glas-
oder dünne Bleiröhren. Man sehe auch wegen des Gegen-
standes die neueren Arbeiten von Berthelot1 über
Spuren von Feuchtigkeit in Gasen ein.
Hat man gepulverte Verbindungen mit Kupferoxyd
oder Bleichromat für die Analyse zu mischen, so nimmt
man das Schütteln nach Thörner in einem besonderen
Rohre vor. Dasselbe ist 12 — 15 cm lang, 10 — 11 mm
weit, unten rund zugeschmolzen und oben stark verengt,
dafs es bequem in eine Verbrennungsröhre eingeführt
werden kann. Die fein gepulverte Substanz wird in einem
Glasrohre abgewogen, welches sich leicht in das Mischrohr
einschieben läfst. In letzteres wird zunächst eine einige
Oentimeter hohe Schicht von frisch ausgeglühtem, über
Schwefelsäure erkaltetem Kupferoxyd oder Bleichromat
gebracht, die Substanz aufgeschüttet, das Bohr mit einem
glatten Kork verschlossen und nun kräftig geschüttelt.
Der Inhalt des Rohres wird hierauf in die Verbrennungs-
röhre, welche bereits etwas Kupferoxyd oder Bleichromat
enthält, ausgeleert, und dasselbe noch einigemale unter
Schütteln nachgespült.
Die Notwendigkeit der Vorlage von Kupfer zur Zer-
legung etwaigen Stickoxydes ist neuerdings von Klinge-
mann2 wieder ausführlich dargelegt worden, der direkt
die Menge des gebildeten Stickoxydes bestimmt und bei
dem Azih C28H16N2 bis zu 8,40% der angewandten
Substanzmenge gefunden hat.
Kupferspiralen sind hierfür den Silberspiralen vor-
zuziehen. Bemerken doch Zincke und Kegel8 speziell,
daJs beim Verbrennen von Dichlormalonsäureamid die
vorgelegte Silberspirale nicht genügte, um alle Unter-
salpetrigsäure zu zersetzen, und infolgedessen der Kohlen-
stoffgehalt zu hoch befunden wurde.
Als Schulze und Steiger4 bei der Verbrennung von
salpetersaurem Arginin C6H14N402 . HNO« -f- VäHgO trotz
der Vorlage von metallischem Kupfer den Kohlenstoff-
1 Cr. 110. 684. — 8 B. 22. 3064. — 8 B. 23. 246. — * Z. 11. 49.
Einiges über Elementaranalyse. 497
gehalt etwas zu hoch, den Stickstoffgehalt aber etwas zu
niedrig fanden, legten sie, um zu prüfen, ob etwa Stick-
oxyd aus dem Verbrennungsrohre austrete, bei einer Wieder-
holung der Verbrennung, unter Verzicht auf die Kohlen-
stoffbestimmung, an Stelle des Kaliapparates einen mit
Eisen vitriollösung beschicken Kugelapparat vor, sie
konnten aber eine Farbenveränderung der Lösung, welche
Sauerstoffverbindungen des Stickstoffes doch hervorrufen
müssen, nicht bemerken. Dagegen zeigte das in der
Kugel des Chlorcalciumrohres kondensierte Wasser ziem-
lich stark saure Reaktion, was vielleicht auf einen sehr
geringen Salpetersäuregehalt desselben hindeutete.
Nach Schwarz1, ist es zweckmäßig mit Wasserstoff
reduzierte Kupferspiralen so lange schwach anzuwärmen,
bis sie etwas anlaufen, wodurch sie den adhärierenden
Wasserstoff verlieren. Noch besser ist es aber jedenfalls,
die Spiralen im Kohlenoxydgasstrom zu reduzieren.
Diesen stellt man, für den Zweck gemischt mit der nicht
hinderlichen Kohlensäure, durch Erhitzen von konzen-
trierter Schwefelsäure mit Oxalsäure dar.
Hat man Salze mit anorganischer Base zu verbrennen,
so kann diese Kohlenstoff und Kohlensäure zurückhalten.
Zur Vermeiduug dieses Übelstandes giebt man für ge-
wöhnlich in das Schiffchen Kaliumbichromat, welches
beim schliefslichen Erhitzen desselben die Kohle ver-
brennen hilft und die Kohlensäure aus den Alkalien
austreibt.
Nach Schwarz und Pastrovich2 stellt man durch
Fällen von reinem neutralen Kaliumchromat mit Queck-
silberoxydulnitrat Quecksilberchromat dar, welches nach
dem nötigen Auswaschen und schliefslichem Glühen im
Porzellantiegel sehr fein verteiltes reines Chromoxyd
zurückläfst, und mit einem Überschuß von diesem wird
die organische Substanz vermischt.
Sollten Körper so schwer verbrennliche Kohle hinter-
lassen, dafs deren Verbrennung selbst im Sauerstoffstrome
1 B. 13. 559. — 8 B. 13. 1641.
Lassar-Cohn, Arbeitsmethoden. 2. Aufl. 32
498 Einige» über Elementaranalyse.
nicht vollständig gelingt, so gelangt man nach Demel1
zum Ziele, wenn man die Substanz im Schiffchen mit
der 3 — 4fachen Gewichtsmenge an vorher ausgeglühtem
Platinschwamm oder Platinmohr überdeckt hatte.
Hat man explosive Körper zu verbrennen, so nrafs
man sie mit so viel Kupferoxyd etc. zu mischen suchen,
dafs die explosive Kraft dadurch bis zur Unschädlichkeit
herabgedrückt wird.
Wenn auch die Resultate der Elementaranalyse, die
seit 1830 in chemischer Beziehung keine Fortschritte
mehr gemacht hat, vollkommen sichere sind, so geht doch
selbst bei ihrer Durchführung durch den Geübten so viel
Zeit in Ausübung einer schliefsüch für ihn rein banau-
sischen Thätigkeit verloren, dafs es sehr wünschenswert
erscheint, wenn eine sichere, allgemein verwendbar«
Methode, welche nach Art der KjBLDAHLschen Stickstoff-
bestimmung die analytische Bestimmung von Kohlenstoff
und Wasserstoff auf nassem Wege in einem nicht eine
ununterbrochene Aufmerksamkeit erfordernden Apparate
ermöglichte, gefunden würde.
Vielleicht dürfen wir hoffen, dafs die Arbeiten auf
dem Gebiete der physikalischen Chemie, welche zum
Ersatz der komplizierten Methoden der Molekulargewichts-
bestimmungen durch Messung von Gefrierpunkts-
erniedrigungen oder Erhöhung von Siedepunkten führten,
auch die Ausarbeitung eines bequemen Verfahrens für
Kohlenstoff- und Wasserstoffbestimmungen, oder doch
wenigstens für die ersteren, — etwa mit Hülfe von kom-
primiertem Sauerstoff — , bringen werden.
Schon Brunner2 beschrieb eine Methode, nach welcher
es ihm gelang, durch eine Mischung von Kaliumbichromat
und Schwefelsäure den Kohlenstoffgehalt organischer
Körper auf nassem Wege als Kohlensäure zu bestimmen,
und in dem neuerdings von Messinger8 wieder ausge-
bildeten Verfahren besitzen wir jedenfalls eine Methode,
deren weitere Vervollkommnung Kohlenstoff bestimmungen
1 B. 15. 605. — 2 Pogg. Ann. 95. 379 (1855). — 8 JB. 21. 3910.
Einiges über Elementaranalyße. 499
aller Art auf diesem Wege ermöglichen wird. Es soll
deshalb hier als Beispiel eines solchen wiedergegeben
werden.1
Im beifolgenden, von Classbn2 herrührenden Apparate
wird die organische Substanz mit Chromsäure
und konzentrierter Schwefelsäure erwärmt und
die gebildete Kohlensäure mit Hülfe eines
langsamen Luftstromes in einen gewogenen
Kaliapparat geleitet. Um die Zersetzung in
einem möglichst kleinen Kölbchen bewirken zu
können, ist das Rohr, durch welches man Luft
einführt, an die Trichterröhre angeschmolzen.
Da die Kohlensäureentwickelung manchmal
rasch vor sich geht, ist es nötig, den Kali-
apparat mit einer gewogenen Natronkalkröhre
zu verbinden.
Zur Aufnahme und Analyse von Flüssig-
keiten dienen kleine Glaskugeln, wie solche fi*. 41.
zur Elementaranalyse Anwendung finden.
Zur Ausführung der Analyse bringt man in den
Kolben 5 bis 6 g Chromsäure (gepulvertes saures chrom-
saures Kalium leistet dieselben Dienste) und hierauf das
Röhrchen mit der abgewogenen Substanz (0,15 — 0,35 g).
Bei der Befestigung des Kolbens an den Kühler mufe
man mit Vorsicht zu Werke gehen, damit die Substanz
mit der Chromsäure nicht in Berührung kommt. Bei
Anwendung von saurem Kaliumchromat ist diese Vorsicht
überflüssig. Zur Entfernung der im Apparate vorhandenen
Kohlensäure leitet man nun Luft, die vorher durch
Natronlauge und eine Natronkalkröhre gegangen, im lang-
samen Strome ein; während dieser Zeit kann die Wägung
1 Anmerkung. Inzwischen hat Messinger (B. 23. 2756) einen
▼erbesserten Apparat für seine Methode beschrieben, bei dem aber
die bestehende Einfachheit des ursprünglichen nicht mehr voll
zum Ausdruck kommt. Dieser liefert nämlich bei manchen Sub-
stanzen konstant 0,8 bis l°/o Kohlenstoff zu wenig, ist also
nicht in allen Fällen verwendbar, worauf hiermit ganz speziell
aufmerksam gemacht sei.
* Quantit. Analyse, III. Auflage, Seite 239.
32*
500
Einigei über Elementaranalyse.
des Kaliapparates und der Natronkalkröhre vorgenom:
werden. Die gewogenen Apparate werden mit der
Glasperlen gefüllten Trockenrölire verbunden. An dip
Natron kalk röhre bringt man noch ein mit Chlorcalciara
gefülltes Rohr an, das das Zur iickst eigen von
Luft verhindert. Ist in dieser Weise alli
Oxydatiou vorbereitet, so läl'st mau durch die Trichtei
30 ccm konzentrierter Schwefelsäure einfließen
welcher Zeit mau den Luftstrom unterbricht. Von
ab mufs für eine starke Kühlung gesorgt werden.
Zur Analyse flüssiger Verbindungen mufs das Ki
ehen mit Hülfe des Trichterrohres zersprengt werden
Das Kölbchen wird jetzt mit einer ganz kl<"
Flamme, die das untergelegte Asbestpapier kaum berührt,
erwannt. Nach einigen Minuten tritt eine langsame
KohlensBureentwickelung ein, die an der Oberflache des
Oxydationsge misch es wahrnehmbar ist. In diesem Augen-
blicke mufs die Flamme ganz entfernt werden, und erst
dann, wenn die Kohlensäureentwickelung beinahe zn Ende
ist, wird bis zum Schlüsse der Operation eine weitere
Erwärmung vorgenommen. Die Verbrennung bedarf
somit fast keiner Aufsicht. Nach 2 Stunden ist
Substanz vollkommen zersetzt, und zur Entfernung
Sauerstoffes aus dem Apparate wird noch i '
Stunde Lnft durch geleitet.
Die Methode führt also in vielen Fällen
schlössen sind leicht sublimierbare Substanzen — zu brauch-
baren Resultaten, nur darf keine Uberhitzung stattfinden,
sonst tritt eine stürmische Reaktion ein, nebelförmige
Dämpfe streichen durch den Apparat und geben ein
Plus im Kaliapparate.
Enthält die Substanz Halogene, so mufs hinter dem
Kühlapparate eine kleine Dueuhse Lache Waschflasche von
etwa 100 ccm Inhalt mit 40 ccm konzentrierter Jod-
kaliumlösung und eine kleine, mit Glaswolle gefüllte
U-Röhre eingeschaltet werden. Die eine Hafte der Glas-
wolle wird mit Silbern i trat! ösung, die andere, der Trocken-
röhre zugewandte Hälfte, mit konzentrierter Schwefelsäure
befeuchtet.
jedarf
H1SM-
Einiges über Elementaranalyse. 501
Schwefel, Phosphor und Arsen werden in Schwefel-
säure, Phosphorsäure und Arsensäure verwandelt. Die
Halogene entweichen als solche.
Nach Cross und Bevan1 soll man die bei der Zer-
setzung der organischen Substanz unter der Einwirkung
der Chromsäure und Schwefelsäure auftretende Kohlen-
säure nicht wägen, sondern über Quecksilber auffangen
und messen. Nach ihren Erfahrungen tritt nämlich neben
Kohlensäure stets Kohlenoxyd, und zwar im Beginn der
Reaktion mehr als gegen Ende, auf. Sauerstoff wird bei
der Zersetzung nicht frei, wenn das Gemisch von Chrom-
säure und Schwefelsäure nicht über 100° erhitzt wird.
Wie die mitgeteilten Beleganalysen zeigen, sind die
Resultate gut, wenn man als Korrektur für die von der
Schwefelsäure absorbierte Kohlensäure zu dem direkt
berechneten Prozentwerte Kohlenstoff das Produkt aus
diesem Werte und der Konstanten 0.016 addiert, also
z. B. C = 43.55 + 43.55 X 0.016 = 44.25%.2
Stickstoff.
Den Stickstoff weist man qualitativ so nach, dafs
man die zu untersuchende Substanz mit Natronkalk im
1 B. 22. R. 135.
8 Anmerkung. Unter völligem Verzicht auf die Berücksichti-
§ung irgend welcher Arbeiten auf diesem Gebiete (!) hat neuerdings
kada herausgefunden und schleunigst bekannt gegeben, dafs,
wenn man organische Substanzen, deren Zusammensetzung von
hygienischem und physiologischem Interesse ist (Fleisch, Milch,
Harnsäure, Salicylsäure etc.) mit schwach rauchender Schwefel-
säure und Zusätzen, wie Quecksilber, nach Art der KjELDAHLSchen
Methode behandelt, deren Kohlenstoffgehalt quantitativ in Kohlen-
säure, die er nicht im Kaliapparat wägt, sondern in titriertem
Barytwasser auffängt, übergeht (!). Die sich natürlich gleichzeitig
entwickelnde schweflige Säure zeigt bei diesem Verfahren die liebens-
würdige Eigenschaft, beim Durchleiten der Gase durch eine mehrere
Centimeter hohe Schicht einer gesättigten Kaliumpermanganatlösung
sich, aus dem Gasgemisch heraus, quantitativ von dieser absorbieren
zu lassen; die An- oder Abwesenheit von Kohlenoxydgas, sowie
andere Elleinigkeiten sind nicht erst besonders konstatiert worden.
Zum Schlufs teilt Okada mit, dafs sich diese seine Methode wahr-
scheinlich auch zu einer Sauerstoffbestimmung in organischen
Substanzen wird verwenden lassen. Alles Nähere kann man im
Archiv für Hygiene XIV, 4, Seite 364—373, lesen.
502 Einiges über Elementaranalyse.
Röhrchen erhitzt und auf das Auftreten von Ammoniak-
dämpfen achtet.
Viel empfindlicher ist die von L assaigne * herrührende
Methode. Man erhitzt nach ihm die fragliche Verbindung
mit Kalium (an dessen Stelle jetzt meist Natrium ge-
nommen wird) in einem Glasröhrchen zum Glühen, über-
giefst den ßückstandmit Wasser ( Vorsicht I) und versetzt das
Filtrat mit einer Lösuüg von Eisenvitriol in Eisenchlorid und
dann mit Salzsäure. Zeigt sich ein blauer Niederschlag,
so war Stickstoff vorhanden. Der blaue Niederschlag
rührt natürlich davon her, dafs der Stickstoff mit dem
Natrium in Gegenwart von Kohlenstoff zu Cyannatriiim
zusammentritt, das in der alkalischen Lösung mit den
Eisensalzen sich zu Ferrocyannatrium umsetzt, worauf
nach dem Ansäuern der Lösung das überschüssig vor-
handene Eisen mit diesem Berlinerblau liefert. Ab-
wesenheit von Ammoniak und salpetersauren Salzen ist
natürlich Bedingung.
Jagobsen2 hat dann zuerst darauf aufmerksam gemacht,
dafs diese altbewährte Methode manchmal versagt,
nämlich dann, wenn organische Körper neben dem Stick-
stoff Schwefel enthalten. Anstatt der Cyan Verbindung
entsteht in dem Falle die Rhodanverbindung des Alkali-
metalles z. B. bei den Amiden der Sulfosäuren, Sulfo-
harnstoff u. s. w. In einzelnen Fällen liefern solche
Körper beim Erhitzen für sich eine so stickstoffreiche
und schwefelarme Kohle, dafs mit dieser der Nachweis
gelingt, aber sicher zum Ziel führt folgende von ihm
angegebene Abänderung, die auf teilweiser Überführung
des Bhodankaliums durch Eisen in Cyankalium beruht:
Ein Körnchen der Substanz wird mit mindestens
dem 4 — 5fachen Volumen Eisenpulver gemischt und
dieses Gemisch ganz wie nach Lassaigne mit Kalium
oder Natrium zusammengeschmolzen. Die erkaltete
Schmelze wird mit Wasser übergössen, die Lösung nach
einigen Minuten abfiltriert, mit wenigen Tropfen Salz-
säure übersättigt und mit einer verdünnten Eisenchlorid-
1 Ann, 48. 367. - f B. 12. 2317.
Einiges über Elementaranalyse. 503
lösung versetzt. Natürlich darf ein Gemenge des anzu-
wendenden Eisenpulvers mit einer stickstofffreien organi-
schen Substanz, z. B. Zucker, bei dieser Prüfung keine
Blau- oder Grünfärbung erkennen lassen.
Nach Grabe1 gelingt der Stickstofihachweis neben
dem Schwefel auch dann, wenn man, entgegen dem
sonstigen Gebrauche, sehr viel Kalium anwendet; dessen
Überschuß vertritt dann wohl die Bolle des Eisens in
der jACOBSENschen Modifikation der Methode. Dagegen
kann man in den Diazoverbindungen den Stickstoff so
überhaupt fast nie nachweisen, weil er früher entweicht,
als die Einwirkung auf das Alkalimetall stattfindet.
Quantitativ bestimmt man jetzt den Stickstoff entweder
nach Dumas oder nach Kjeldahl.
Die Ausführung der DuMASschen Methode im all-
gemeinen soll als bekannt vorausgesetzt werden. Die
zum Auffangen des Stickstoffes vorgeschlagenen Apparate
hat Ilinski* zusammengestellt. Am einfachsten ist es
wohl, sich eines graduierten Rohres, das einen gut
schliefsenden Hahn trägt, zu bedienen, und die Kalilauge
durch Ansaugen bis an diesen Hahn in die Höhe zu
bringen. Nachdem man sich überzeugt, dafs alle Luft
ausgetrieben, saugt man nochmals und beginnt mit dem
Verbrennen der Substanz.
Um nicht etwa Kalilauge (Natronlauge ist unbrauchbar),
die man durch Auflösen von 1 Teil Ätzkali in 2 Teilen
Wasser darzustellen hat, in den Mund zu bekommen, ist
jenseits- des Hahnes eine kugelförmige Erweiterung an
das Rohr angeblasen.
Zur Entwickelung der Kohlensäure im Rohre dient ent-
weder fein gestofsener Magnesit oder nach Ilinski Mangan-
karbonat, welches sehr wenig hygroskopisch ist, einen sehr
regelmäfsigen Kohlensäurestroni giebt und das Fortschreiten
der Zersetzung durch Braunfärbung erkennen läfst.
Schwer verbrennlichen Substanzen mischt man aufser
Kupferoxyd ein wenig Quecksilberoxyd bei, natürlich
1 B. 17. 1178. — * B. 17. 1347.
504 Einiges über Elementaranalyse.
nicht mehr, als daüs man sicher sein kann, dafs der frei
werdende Sauerstoff auch vollständig von der Kupfer-
spirale absorbiert wird.
Wenn stickstoffhaltige Körper durch schwach erwärmte
Kohlensäure zersetzt oder in beträchtlicher Weise ver-
flüchtigt werden, kann man die Kohlensäure nicht aus
Magnesit etc. entwickeln, sondern entnimmt sie einem
Kohlensäureapparate und leitet das Gas in raschem Strome,
aber nicht zu lange Zeit, durch die hinten zu einer
Kapillare ausgezogene Verbrennungsröhre.
Fischer l mischte z. B. phenylkarbazinsaures Phenyl-
hydrazin sorgfältig in einem feinen Glasröhrchen mit
gepulvertem Kupferoxyd, worauf letzters mit Kupferoxyd
vollständig gefüllt und in die wie gewöhnlich beschickte
Verbrennungsröhre eingeführt wurde. Nachdem die Luft
durch einen raschen kalten Kohlensäurestrom verdrängt
war, wurde die am hinteren Ende der Röhre befindliche
Kapillare abgeschmolzen, während das vordere Gas-
leitungsrohr unter Quecksilber tauchte, dann durch vor-
sichtiges Aufklopfen die in dem engen Röhrchen befind-
liche Substanz in die Verbrennungsröhre gebracht und
nun wie gewöhnlich verbrannt.
Gehrenbeck2 hat neuerdings eine Methode vor-
geschlagen, Wasserstoff und Stickstoff zu gleicher Zeit zu
bestimmen, indem die DuMASsche Methode zu dem Zwecke
von ihm modifiziert wird, ein Verfahren, welches von
Kbhrmann und Messinger3 sehr gelobt wird.
Nach O'Sullivan4 sollen bei der Stickstoff bestimmung
nach Dumas 4 — 11% der Stickstoffs als Stickoxyd aus
der Röhre entweichen.
Die Methode, auf nassem Wege den Stickstoff quantitativ
zu bestimmen, verdanken wir Kjeldahl.5 Das Prinzip
der Methode ist, die betreffende Substanz einige Zeit hin-
durch mit einer reichlichen Menge konzentrierter Schwefel-
säure bis auf eine dem Siedepunkte der Säure naheliegende
Temperatur zu erhitzen, und zwar unter Zugabe die Oxy-
1 Ann. 190. 124. — * B. 22. 1694. — 8 B. 24. 2172.
4 B. 25. R. 804. — 6 Z. A. 1883. 366.
Einiges über Elementaranalyse. 505
dation beschleunigender Mittel, das nunmehr vorhandene
Ammoniak abzudestillieren und titrimetrisch zu bestimmen.
Über die zuzusetzenden Mittel herrscht noch keine
allgemeine Übereinstimmung; das ursprünglich verwendete
Kaliumpermanganat ist vom Kupfersulfat und Queck-
silber1 abgelöst worden u. s. w. Neuerdings schlägt
Günning 2 das Kaliumsulfat vor, dessen Verwendung, sowie
die des Quecksilberoxyds sehr bequem und wirksam ist,
und welche beiden Verfahren hier deswegen speziell wieder-
gegeben werden sollen. G. verwendet ein Gemenge, welches
er durch Zusammenschmelzen von 1 Teil K2S04 mit 2 Teilen
gewöhnlicher Schwefelsäure erhält. Die Masse ist bei
Zimmertemperatur halb fest, schmilzt aber leicht und
kann aus erwärmten Gefäfsen bequem ausgegossen werden.
500 — 1000 mg des zu untersuchenden Stoffes werden in
einem Kolben von ungefähr 300 ccm Inhalt — in
gröfseren Kolben kann man aber leicht viel gröfsere
Mengen organischer Stoffe, z. B. 100 g Fleisch u. s. w.
zersetzen — mit rundem Boden, kurzem Hals und
möglichst kreisrunder Öffnung mit 20 — 30 ccm des
Gemenges auf einem BüNSENschen Gasbrenner erhitzt.
Flüssigkeiten werden vorher, nötigenfalls unter Zugabe von
etwas Säure, im Kolben zur beginnenden Trockne gebracht.
Zuerst entsteht ein starkes Aufschäumen, während
Säure mit viel Wasser, später stärkere Säure entweicht.
Dieser Verlust an Säure und die damit verbundene
Konzentrierung der Säure im Kolben darf natür-
lich nicht zu weit gehen. Man hat aber die Regu-
lierung vollkommen in seiner Gewalt, denn wenn dem
Kolben ein genau anschliefsender Trichter aufgesetzt und
dessen Mündung mit einem Uhrglase verschlossen wird,
werden die Säuredämpfe beinahe vollkommen kondensiert
und fliefsen zurück.
Benutzt man aber nach Arnold und Wedembybr8
eine Mischung von 3 Teilen Schwefelsäure und 1 Teil
Kaliumsulfat, so bleibt das starke Schäumen aus.
1 Vergleiche P. Ar. 46. 581. — * Z. A. 1889. 189.
3 P. Ar. 52 590.
506
Einiges über Elements ra na] yse.
Sobald der Schaum sich zu legen anfängt,
Apparat eich selbst überlassen werden, und wenn man
die Flamme so reguliert, dafs die verdampfende Säure
regelmässig an den Wänden zurück fliefst und die daran
haftenden kohligen Stoffe herunterführt, so wird das Ziel
in möglichst kurzer Frist erreicht. Man erhält, wofern
keine färbenden Metalloxvde zugegen sind, ein weife
Produkt, das nach dem Erkalten gelost und weiter ver-
arbeitet wird.
Die für die Zersetzung erforderliche Zeit ist nicht
immer dieselbe. Oft genügt eine halbe Stunde, bisweilen
weniger; mehr als l1/* bis 2 Stunden nimmt die Zer-
setzung mit dem Säuregenienge aber niemals in Anspruch.
Die Beleganalysen weisen vorzüglich stimmende
Zahlen auf.
Mit Quecksilberoxyd1 arbeitet Verfasser folgender
Art : In einem Kolben, dessen Kugel oa. 600 com Kapieitftt
und dessen Hals eine Länge vod 15 cm hat, bringt man
die Substanz, deren Stickstoff geh alt bis zu 0.03 g betrafen
mag, Zu dieser giebtman 7 — 8 ccm einer Schwefelsäure
von 15% SOa-Gehalt, die man nicht mit der Pipette
aufsaugt., sondern in einem Gläschen abmifst, und fügt dann
noch 0.4 g Quecksilberoxyd zu. Das beim Anwärmen auf
dem Sandbade eintretende Schüumeu legt sieh bald, worauf
bis zum Wasserhell werden der Flüssigkeit stark erhitzt wird.
Wegen der namentlich anfangs infolge der Reduktion
von SOji durch die organische Substanz entweichenden
schwefligen Säure mufs man natürlich nnter einem Ab-
züge arbeiten.
Die Verarbeitung flüssiger Substanzen findet ganz in
derselben Art statt. Giebt man z. B. 10 ccm Harn in
den Kolben, hernach die Schwefelsäure, wobei natürlich
starke Erwärmung eintritt, und fügt dann Quecksilber-
oxyd zu, so entweicht beim Erhitzen so viel verdünnte
Säure, dafs das Zurückbleibende in Gegenwart d«
Quecksilberoxydes die organische Substanz völlig zerstört,
und allen Stickstoff zugleich in Ammoniak überführt.
1 Nach WlLFARTB, C. 1888. 113.
Einiges über Elementaranalyse. 50?
Dafert,1 welcher sich sehr ausführlich mit der Ver-
wendbarkeit der KjELDAHLsenen Methode beschäftigt hat,
kommt zu dem Schlüsse, dafs sich die stickstoffhaltigen
Körper in 2 Klassen teilen lassen, nämlich:
1. in solche, die ohne Vorbereitung nach der Methode
untersucht werden können;
2. in solche, welche einer Vorbehandlung bedürfen.
Zu den direkt dem K JBLDAHLschen Prozefs zugänglichen
Körpern gehören nach ihm: alle Amide und Ammonium-
basen, die Pyridin- und Chinolinkörper (?), die Alkaloide,
die Bitterstoffe, die Eiweifskörper und verwandte Sub-
stanzen. Höchst wahrscheinlich gehören auch dielndol-
abkömmlinge hierher u. s. w.
Zur zweiten Gruppe gehören, allerdings mit einzelnen
Ausnahmen, alle Nitro-, Nitroso-, Azo-, Diazo-, Hydrazo-
tmd Amidoazokörper, die Verbindungen der Salpetersäure
und der salpetrigen Säure, die Hydrazine und wahr-
scheinlich auch die Cyanverbindungen.
Für Nitrokörper empfiehlt er folgende von ihm als
die rationellste ermittelte Behandlung:
Man löst die zu analysierende Verbindung in 10 ccm
Alkohol (oder, wenn sie sehr widerstandsfähig ist,
unmittelbar in gewöhnlicher englischer Schwefelsäure),
versetzt mit Zinkstaub und erwärmt unter Hinzufügen
von 10 ccm englischer Schwefelsäure bis zur völligen Ver-
jagung des Alkohols. Ist dieselbe erfolgt, so fügt man
10 ccm des von Kreusler empfohlenen Säuregemisches
aus 1 1 rektifizierter konzentrierter Schwefelsäure und
200 g Phosphorsäureanhydrid und ein wenig Quecksilber
zu und arbeitet wie bei gewöhnlichen Körpern. Auf
gleiche oder ähnliche Weise behandelt, lieferten auch die
von Dafert untersuchten Nitrosokörper und ebenso eine
Azoxyverbindung ganz gute Resultate.
Nach Chenel2 soll man Nitroverbindungen für die
KjELDAHLsche Methode mit Jod und Phosphor redu-
zieren. Er verfuhr z. B. so mit dem Nitronaphtalin, das
1 A. Z. 1888. 224.
* B. Par. 3. 7. 324.
508
Einiges über Elamentaranalyse,
auf diese Art zu Naphtylamin reduziert sehr genai
Resultate gab.
Die Methoden zur Salpetorsäurebestiniumng '
Kjbldahl fallen nicht in den Rahmen dieses Buches
Die schließlich bei Verwendung von 0.4 g Qneck-
silberoxyd als Oxydationsmittel erhaltene Flüssigkeit' ver-
dünnt man im Kolben durch Zugabe von Wasser. 7m der
Losung giebt man dann 80ccm einer 25%igen Natronlauge
mit der "Vorsicht, dalä man anfangs nur so viel zusetzt, dals
die sehr warme Flüssigkeit schwach sauer bleibt. Nachdem
sie unter der Wasserleitung abgekühlt wordon ist, fügt
man erst den Rest der Lauge zu, weil jetzt die Gefahr
des Entweichens von Ammoniak aus der alkalischen
Lösung keine grofse ist. Immerhin arbeitet man rasch.
Nachdem man noch 1 — 2 g Zink staub in den Kolben
gegeben, die daaStolsen der alkalischen Flüssigkeit während
des Kochens völlig aufheben, treibt man nunmehr das
Ammoniak über, was man, indem man eine halbe Stunde
auf freier Flamme kräftig kochen läfst, sicher quantitativ
erreicht, ohne dafs die Flüssigkeit im Kolben übermfifsiit
dick wird, wenn man den neben-
stehend abgebildeten Apparat dem
Destillationskolben aufsetzt, durch
den auch das Überspritzen alka-
lischer Flüssigkeit in die Vorlage
völlig unmöglich wird. Die Länge
dieses Aufsatzes beträgt ca. 25 cm,
sein Durchmesser im weiten Teil
3,2 cm. A geht durch den Stopfen
des Destillationskolbens, während
B zum Kühler führt. Die untere
seitliche ürfnung bei A zeigt sich
hierbei von ganz besonderer Wirk-
samkeit. Ohne dieselbe werden die
zurücklaufenden Tropfen, welche den Gasen den Duich-
1 Z. A. 26. 92.
* Mit der GuNKiNuschen Lösung verfährt i
braucht mau mehr Natronlauge.
Einiges über Elementaranalyse. 509
gang verwehren, durch die ganze Länge des Aufsatzes
fortwährend hin- und hergeschleudert, während nach ihrer
Anbringung dieses sofort aufhört. Der Zinkstaub kann
hier nicht durch Stückchen granulierten Zinks1 vertreten
werden, denn wenn auch diese das Stofsen der siedenden
alkalischen Flüssigkeit fast eben so gut beseitigen, so
. sind sie doch nicht im Stande, jene geringen Mengen
1 Stickstoff, welche das Quecksilber in Form amidartiger
'. Bindung festhält, von ihm zu trennen, während diese in
" Gegenwart von Zinkstaub als Ammoniak mit übergetrieben
werden.
Hat man viele Stickstoffbestimmungen auszuführen,
so benutzt man einen flachen blechernen Kühler, durch
welchen etwa 6 Kühlröhren gleichzeitig durchgeführt sind.
Da die zur Verwendung kommenden Reagentien
Schwefelsäure, Natronlauge u. s. w. nicht ganz frei von
Stickstoff sind, bestimmt man diesen Gehalt ein für alle-
mal und zieht ihn von den erhaltenen Resultaten ab.
Zu diesem Zwecke bereitet man eine für eine
grofse Zahl von Analysen ausreichende Menge von
Reagentien auf ein Mal, und führt mit ihnen unter An-
wendung einer stickstofffreien Substanz, z. B. Zucker,
eine Bestimmung nach Kjeldahl aus, die dann ihren
Gesamtgehalt an Stickstoff ergiebt.
Das Ammoniak fängt man in einer Vorlage auf, als
welche eine Flasche oder eine PBLiGOTsche Röhre dienen
kann, die man mit Wasser beschickt, dem man etwas
mehr, als dem zu erwartenden Ammoniak entspricht,
ftn Vio Normalschwefelsäure, also etwa zwischen 25 und
50 ccm, zufügt. Jeder ccm von ihr zeigt natürlich
0.0014 g Stickstoff an. Die überschüssig vorgelegte Menge
titriert man mit Vio Normalnatronlauge zurück.
Als Indikator verwende manMAYSsche2 Lackmuslösung,
die man folgender Art erhält: 100 g Lackmus werden
ohne vorheriges Pulvern mit 700 ccm Wasser zum Kochen
erhitzt, und dieses wird alsdann abgegossen. Der Rück-
stand wird nochmals mit 300 ccm Wasser aufgekocht.
1 P. Ar. 52. 591. — » Z. A. 25. 402.
510
Einiges über Elementir»n*lyie.
Die vereinigten Auszüge läfst man \—2 Tage abeit
säuert dann deren JTiltrat mit Salzsäure an und dialysie
lange, bis im Wasser keine Salzsäure mehr naobzuweisen
ist, was man bei öfterem Wasser Wechsel im Laufe von
8 Tagen erreicht. Die Losung bewahrt man in einer mit
einem Wattebausch v erschlossenen Flasche auf. Sie setzt
im Laufe von Monaten immer wieder feste Substanzen ab,
von denen sie abfiltriert wird, bleibt aber jahr^laojj
gegen Säuren und Alkalien änfserst empfindlich.
Nach L. L'Hötbs1 vergleichenden Versuchen zwischen
der WiLL-VARRENTRAPPscheu, DcMASschen und Kjeldahl-
schen Methode traten Differenzen zwischen den Resultaten
nur auf, wenn bei der letzteren die Schwefelsäure selbst
nach lVitägigem Erhitzen noch gefärbt erschien. Die
Differenz soll von einer geringen Verfluch tignng von
Ammonsulfat während der langen Dauer der Operation
herrühren.
Leider ist nichts vollkommen in der Welt, selbst
nicht diese so vollkommene Methode für Stickstoff-
beetimmungen, denn GbüNHages2 teilt mit, dals sie
bei Stickstoff best immungen im Methylendiparatoluidin,
«-,„ ^NH.C,H,.CH, , -, , . . , r,
OHi<,|XT n fr pu nnd lflm nahestehenden Basen,
deren Stickstoffgehalt mit Leichtigkeit in Ammoniak über-
gehen sollte, versagt. Zuerst wurden dieselben nach der
DüMASsehen Methode ausgeführt, wobei aber immer zu
wenig Stickstoff gefunden ward. Dies mochte daran
liegen, dafs die beim Verbrennen mit Kupferoxyd zurück-
bleibende Kohle Stickstoff zurückhält. Auch bei der
Verbrennung der Substanz im Sauerstoffstrom war es
nämlich sehr schwer gewesen, die letzten Partikelohen
graphitartig abgeschiedener Kohle zu verbrennen. Aber
auch die Bestimmungen nach Kjeldahl gaben reichlich
3 % Stickstoff zu wenig. Nur die Methode von WlU.
und Varrentrapp,3 also die Verbrennung der Substani
mit Natronkalk, lieferte ein mit der Berechnung über-
einstimmendes Resultat.
1 Cr. 1889. 817, — « Ann. 256, 289 u. 298. ~ * Am
Einiges über Elementaranalyse. 511
Amidoguanidinderivate geben Dach Thiele1 ebenfalls
nach Kjeldahl nur einen Teil ihres Stickstoffs her,
m N
speziell die Amidotetrazotsäure H9N — CC I nur
2 XNH— N
etwa den fünften Teil.
Chlor, Brom und Jod weist man qualitativ so nach,
dafs man die betreffenden Substanzen mit Kalk glüht,
wobei das Halogen sich mit diesem verbindet und nun-
mehr in gewöhnlicher Art erkannt werden kann. Körper
aber wie Monochlorbenzol, Monochlortoluol, lassen sich
nicht leicht durch Kalk zersetzen.
Viel empfindlicher und mit viel weniger Substanz ist
das von Beilstein2 angegebene Verfahren ausführbar.
Zum Nachweis der Halogene erhitzt man nach ihm
die Verbindung mit reinem Kupferoxyd, das sich im Öhr
eines Platindrahtes befindet, zuerst in der inneren, dann
in der äufseren Flamme des BüNSENbrenners. Grün-
färbung zeigt die Anwesenheit von Halogenen an, und
deren Dauer gestattet einen Schluls auf ihre ungefähre
Menge.
Die Reaktion gelingt auch mit so leichtflüchtigen
Körpern, wie Jodmethyl und Chloroform.
Quantitativ bestimmt man die Halogene entweder
durch Glühen mit Kalk im offenen Rohre oder durch
Erhitzen mit Salpetersäure im EinschluJsrohre, seltener
nach einer anderen von den vielen vorgeschlagenen
Methoden.
Für ersteres Verfahren bringt man in ein ziemlich
enges Rohr aus schwer schmelzbarem Glase etwas Atzkalk,
der chlorfrei sein mufs, darauf die mit Kalk gemischte
Substanz und nun wieder Ätzkalk. Die Länge des ein-
seitig zugeschmolzenen Rohres betrage etwa 40 cm.
Nach dem Glühen, mit dem man vom offenen Ende aus
beginnt, und Erkalten löst man den Inhalt in verdünnter
Salpetersäure und bestimmt die Halogene, wie üblich.
1 Ann. 270. 56. — 2 B. 5. 620.
Einige a über Elenientsraualj-se.
Da jodhaltige Körper zur Entstehung von Jodsäurt
oder freiem Jod Veranlassung geben, giebt man, wenn
es sich um solche handelt, vor dem Silbernitrntzusatz
etwas schweflige Säure zu.
Die Verwundung der Salpetersäure im Einscüluferohre
rührt von Camus1 her.
Flüssigkeiten und alle Körper, auf die Salpetersäure.
die womöglich das spezifische Gewicht 1.5 —entsprechend
etwa 90% HNO,, — habe, heftig einwirkt, wägt mau in
Röhrchen von etwa 10 cra Länge ab und giebt diese ab
solche in das Einschmelzrohr. Dieses bestehe aus Kali-
glas, sei 0.45 bis 0.5 in lang (es kann dann zu 4 bis Ü
dienen), habe eine innere Weite von 13 mm
und eine Wandstärke von 1.5 bis 2 mm. Man verwendet
0.2 bis 0.3 g Substanz, für welche 3 — 4 g Säure genügen
Für Körper der aliphatischen Reihe genügt eine Tempe-
ratur von 150 — 200"; für solche der aromatischen Reibe
geht man während IV* Stunden bis 250—260°. Vxa
das vorhandene Halogen sofort zu binden, giebt man mit
der Substanz zugleich etwas mehr festes Silbernitrat als
theoretisch hierfür notwendig ist, in die Röhre.
Hat man Flüssigkeiten aus irgend welcher Ursache
in Kügelchen abgewogen, so müssen diese, welche schliefs-
lioh mit dem Halogensilber mitgewogen werden, aus
schwer schmelzbarem Glase sein, da solche aus Natron-
glas nach TollEns* so viel Alkali während des Erhitzens
an die Salpetersäure abgeben, dafs daraus ein beträcht-
licher Fehler entsteht.
Da Jodsilber Silbemitrat hartnäckig zurückhält, mufs
es, bevor es aufs Filter gebracht wird, erst einige Male
mit Wasser ausgekocht werden.
Enthält eine organische Verbindung mehrere Halogene,
so erfolgt deren Trennung und Bestimmung sehliebSflli
ganz in der Art der anorganischen Analyse.
Neuerdings wird auch wieder häufiger die von Schiff*
modifizierte PntiAsche Methode benutzt, bei der man
offenen Gefäfs arbeitet.
md B. 3. 1
1, 95.
Einiges über Elementaranalyse. 513
Man wägt die Substanz, welche Chlor oder Brom
enthalten darf und nicht zu flüchtig sein soll, in einem
Platintiegel von etwa Fingerhutgröfse ab, füllt den Tiegel
mit einem Gemenge von 1 Teil wasserfreiem Natrium-
karbonat und 4 — 5 Teilen Kalk und stellt nun den
kleinen Tiegel in einen größeren so mit der Öffnung
nach unten, dafs er auf den Boden des aufrechtstehenden
gröfseren zu stehen kommt; der ringförmige Zwischen-
raum zwischen beiden wird gleichfalls mit der Zersetzungs-
masse ausgefüllt.
Erwärmt man hierauf mit einer Spitzflamme, so erreicht
man es sicher, dafs ein Teil der Masse bereits glüht,
wenn die Substanz sich zu zersetzen anfängt. Eine
Analyse erfordert etwa 14 g Zersetzungsmasse, welche
sich schliefslich leicht vom gröfseren Tiegel ablöst.
Für jodhaltige Körper darf man nur Natriumkarbonat
allein als Zersetzungsmasse verwenden, weil bei Gegen-
wart von Kalk das schwer weiter zu behandelnde Oalcium-
jodat sich bildet.
Schwefel.
Qualitativ weist man die An- oder Abwesenheit von
Schwefel wohl am besten nach Vohl1 oder nach
Horbaczewski2 nach, indem man die zu untersuchende
Verbindung nach ersterem mit Natrium erhitzt, alsdann
in Wasser löst, Nitroprussidnatriumlösung zufügt, worauf
die blauviolette Färbung den Schwefel anzeigt.
H. konstatierte die Abwesenheit von Schwefel speziell
im Elastin folgender Art : 2 g Substanz wurden in konzen-
trierter kochender Kalilauge gelöst und in die erkaltete
Lösung Chlor im Überschuß eingeleitet. Nach dem
Übersättigen mit Salzsäure wurde gekocht, bis sich kein
Chlor mehr entwickelte, und dann heilB mit Chlorbaryum-
lösung versetzt. Als sich selbst nach 48 Stunden keine
Spur einer Trübung zeigte, war sein Nichtvorhandensein
erwiesen.
Aus den Ergebnissen dieser Methoden ist nicht
zu ersehen, in welcher Form der Schwefel in der Ver-
1 Z. A. 1863. 442. — * Z. 6. 331.
Lnssar-Cohn, Arbeitsmethoden. 2. Aufl. 33
514 Einiges über Elementaranalyse.
bindung enthalten ist. Um das zu entscheiden, prüft
man nach Vohl mit folgender Lösung:1
Man vermischt 1 Volumen Wasser mit 2 Volumen
reinem Glycerin in einer Kochflasche, erhitzt zum Sieden
und setzt frisch bereitetes Kalkhydrat in kleinen Mengen
so lange zu, bis die Flüssigkeit vollständig damit gesättigt
ist. Alsdann giebt man frisch bereitetes Bleioxydhydrat
oder auch Bleiglätte im Überschuhs zu und läfst einige
Minuten schwach aufkochen. Die erkaltete Flüssigkeit
giefst man vom Bodensatz ab und bewahrt sie vor Kohlen-
säure geschützt auf.
Werden mit dieser Flüssigkeit Substanzen erhitzt,
welche den Schwefel als solchen enthalten, wie Haare,
Taurin etc., so werden diese Verbindungen durch aus-
geschiedenes Schwefelblei sofort schwarz ; enthält aber der
Körper den Schwefel in der Form von Sauerstoffverbin-
dungen, so tritt keine Reaktion ein.
Die quantitative ^Bestimmung des Schwefels wird
meist nach Carius'2 Salpetersäuremethode, ganz wie sie
für die Halogene beschrieben wurde, ausgeführt. Nur
wenn es sich um Sulfosäuren aromatischer Körper handelt,
mufs bis 300° erhitzt werden.
Um Springen der Röhren zu vermeiden, läfst man in
solchen Fällen, nach dem Erhitzen auf 200°, erkalten,
öffnet das Rohr, um die bereits gebildeten Gase heraus-
zulassen, und beendigt nach erneutem Zuschmelzen die
Bestimmung nun erst bei der hohen Temperatur. Die
schliefslich vorhandene Schwefelsäure wird als Baryum-
sulfat gewogen.
Nach Höland3 oxydiert man den zu untersuchenden
Körper mittelst mäfsig konzentrierter Salpetersäure im
zugeschmolzenen Rohr. Die Methode verdient nach ihm
mit vollem Recht als die zuverläfsigste genannt zu werden,
wenn es darauf enkommt leicht oxydierbare, nicht zu
kohlenstoffreiche Körper zu untersuchen. Bei schwer
1 B. 9. 876, — ■ Ann. 116. 1.
3 Ch. Z. 1893. 99. Höland hat bei dieser Gelegenheit auch
alle sonst bekannt gewordenen Methoden der Schwefelbestimmung
nochmals geprüft.
Einiges über Elementaranalyse. 515
oxydierbaren oder bei Körpern, die sich durch einen
hohen Kohlenstoffgehalt auszeichnen, läfst sie nach ihm
im Stich. So glatt die Erwärmung im Wasserbade von
sich geht, so schwierig, ja unmöglich ist es höhere
Temperaturen auf die Rohre wirken zu lassen, ohne dafs
eine Zertrümmerung derselben eintritt. Vorsichtiges Er-
hitzen von Grad zu Grad liefs diesen Übelstand nicht
beseitigen. Offenbar tritt eine zu rapide Zersetzung, also
Kohlensäureentwickelung ein, welche die Rohre trotz
öfteren Offhens sprengt.
Gabriel1 mufste für die Schwefelbestimmung im
CHg — Sv
iit-Methylmerkapto-c-thiazolin | ^0 . S . CH3, welches
CH2— N^
48.12% Schwefel enthält, so verfahren, dafs er die Substanz
mit rauchender Salpetersäure 3 Stunden auf 200° erhitzte,
die erhaltene Flüssigkeit eindampfte, mit Pottasche ab-
sättigte, eindunstete und mit Soda und Kaliumchlorat
verschmolz. TJnterliefs er das Verschmelzen, so war
nur etwa die Hälfte des Schwefels in Schwefelsäure ver-
wandelt (25.04 % Schwefel), die andere Hälfte offenbar in
die sehr beständige Methansulfosäure übergegangen. In
ähnlicher Art ist das Verfahren bereits von Arendt2 für
die Bestimmung des Schwefelgehaltes in veraschten orga-
nischen Substanzen vor langer Zeit beschrieben und
empfohlen worden.
Den Schwefelgehalt nicht-flüchtiger Verbindungen
kann man natürlich stets durch Verschmelzen mit Kalium-
chlorat, oder Salpeter und Kaliumkarbonat, in schwefel-
saures Salz überführen und in dieser Form alsdann
bestimmen.
Nach Messinger3 führt bei den meisten (aber nicht
bei allen) weniger flüchtigen schwefelhaltigen Verbindungen
auch folgendes Verfahren zum Ziel:
Die abgewogene Verbindung wird mit IV2 — 2 g
Kaliumpermanganat und V2 g reinem Kaliumhydroxyd
x B 22. 1154.
2 Wachstum der Haferpflanze. Leipzig. 1857. Seite 28.
8 B. 21. 2914.
33*
516 Einiges über Elementaranalyse.
in einen Kolben von V2 1 Inhalt gebracht, der einen
Rückflufskühler trägt. Dnrch die obere Mündung dieses
werden 25 bis 30 com Wasser in den Kolben gegossen,
und hierauf wird 2 — 3 Stunden erhitzt. Nach dem
Erkalten der Flüssigkeit, die am Ende der Operation
schwach rot gefärbt sein soll, wird nach und nach kon-
zentrierte Salzsäure durch den Kühler gegossen und nach
beendeter Gasentwickelung so lange wiederum erwärmt,
bis die Flüssigkeit klar erscheint. Man spült nun den
Inhalt des Kolbens in ein Becherglas und fällt die
Schwefelsäure mit Chlorbaryumlösung, die man, um das
Baryumsulfat in leicht filtrierbarer Form zu erhalten,
siedend zur siedenden1 auszufällenden Flüssigkeit
giebt.
Auch läfst sich der Schwefel vieler Substanzen so
oxydieren, dafs man sie in Eisessig löst, und nun in
kleinen Mengen Permanganat zugiebt, bis die Einwirkung
eine vollständige geworden ist.
1 Siehe Lunge, Sodaindustrie. Braunschweig. 1879. 1. 93.
Hammarsten hat eine gröfsere Anzahl von auch sonst empfohlenen
Methoden der Schwefelbestimmung einer vergleichenden Unter-
suchung unterzogen, eine Arbeit, welche im Original (Z. 9. 273)
eingesehen werden mufs.
Nachtrag.
Die auf Seite 33 abgebildete Sicherheitsvorrichtung
an Wasserluftpumpen liefert jetzt das glastechnische In-
stitut von Max Stuhl, Berlin NW. Philippstr. 22, mit
der Abänderung, dafs als Ersatz der Kautschukverbin-
dungen die Glasröhren direkt mit einander verschmolzen
sind. Hierdurch hat sich die Montierung des Apparates
auf ein schmales Brett ermöglichen lassen.
Sachregister.
Acet chlor essigester 197.
Aceton 60.
— dikar bonsäure 262.
Acetophenonacetylessigsäure
487.
Acetylchlorid 77. 184. 190.
— gruppe, Abspaltung der 491.
Acetylieren 77,
Äther 1. 60. 62.
— Absoluter 135.
— explosionen 72.
— schwefelsaure Salze 269.
480. 484.
Äthion säureanhydrid 482.
— chlorhydrin 483.
Athylacetbernsteinsäureester
486.
— karbostyril 322.
..— nitrit 262.
Äthylenchlorobromid 147. 216.
Athylidenbromid 159.
— glykoldinaphtylester 310.
Äthylindoxylsäureester , Ver-
seifung des 487.
Äthylnitrolsäure, Reduktion der
457.
.— sulfosaures Baryum 479.
Ätzbaryt, Darstellung des 132.
Aldehyde, Darstellung aroma-
tischer 368.
Alizann 274
Alkaloide 207. 226. 228. 231
Alkohol 60. 62.
— Absoluter 131. 134.
Alkoholische Kalilauge als Re-
duktionsmittel 411.
Aluminium 151. 411.
— chlorid für Kondensation
281.
— für Verseifung 492.
— Jodid 206.
Ameisensäureester für Konden-
sation 357.
Amidoacetanilid 413.
— benzol 439.
— diäthylresorcin 455.
— dichlorbenzaldehyd 415.
— dimethylanilinthiosulfosäure
484.
Amidonaphtol 453.
— phenylglyoxylsäure 416.
— phenylpropiolsäure 415.
— säuren, Abscheidung der 416.
— zimmtsäureester 456.
Amine, Nitrierung der 328.
Ammoniak, Entwicklung im
Einschlufsrohr 48.
— für Kondensation 288.
— Reduktion 411.
— Wirkung auf Ester 493.
Ammoniakalische Silberlösung
405.
Ammonsulfit, Darstellung des
430.
Amylalkohol 1. 5. 64.
— chlorid 170.
Anilin 412.
— Oxydationsprodukte des 353.
518
Sachregister.
Anilin Jodid 199.
Anisil 383.
Antimonchlorid für Chlorüber-
tragung 175. 184.
— für Kondensation 289.
Anthracen 445.
— hydrüre 421. 423.
Anthrachinon8ulfosaures Kalium
274.
Arginin 227.
Arsenige Säure 248. 425.
Arsensäure 254.
Asbestfilter 56.
Atomigkeit höherer Fettalkohole,
Bestimmung der 391.
Aurintrikarbonsäure 314.
Aussalzen 69.
Ausschütteln 1.
Autoklaven 43.
Azobenzol 254. 410. 411. 427.
— farbstoffe als Indikatoren
229. 470.
— phenol 277.
— toluol 450.
Azoxybenzol 451. 463. 482.
Bader 11.
Baryumoxydhydrat 289.
— sulfocyanid, Löslichkeit in
Alkohol 11.
— superoxyd 385.
Basen, Affinitätsgröfse der 221.
Benzamid 284. 407.
Benzfuril 383.
Benzidinmonosulfosäare 470.
482. 483.
Benzoesäureisopropylester 257.
Benzol 1. 60.
— Verunreinigung des 65.
— sulfinsäure 285.
— sulfonieren 89.
— sulfosaure 466. 469.
— trisulfosäure 275. 475.
Benzophenon 355.
Benzopinakon 444.
Benzotri chlorid für Kondensation
290.
Benzoylaceton 300.
— aldehyd 301.
Benzoylbenzoesaure 320.
— brenztraubensäureester 147.
— bromid 158.
— chlorid 163. 198.
— fluorid 217.
— gruppe, Abspaltung der 491.
— hyperoxyd 355.
— ieren 79. 268.
— Jodid 214.
Benzpinakolin 324.
Benzylalkohol 435.
Bernsteinsäureester 260.
Beschlagene Retorten 25.
Blausäure- Addition 289.
— Auftreten bei Oxydationen
408.
— al8Kondensation8mittel290.
Bitterstoffe, Gewinnung von 54.
Bleiacetat zum Entfärben 55.
Bleiessig zum Entfärben 55.
Bleioxyd 355.
— hydrat 398. 455.
— superoxyd 355.
Blutkohle 56.
Boraxlösung als Lösungmittel 81 .
Bortrijodid 213.
Braunstein 161. 356.
Brom 136. 357.
— Bestimmung 510.
— anil 143.
— äthyl 152. 216.
— äthylbernsteinsäureanhydrid
138.
— benzoesäure 139.
— benzol 149. 160.
— benzylbromid 141.
— bernsteinsäure 153.
— buttersäurechlorid 141.
— brenztraubensäure 145.
— chinolin 158.
— cymol 147.
— dichloräthan 185.
— essigsaure 144.
— hydrin 156.
— hydrozimmtsäure 156.
Bromieren 136.
— aromatischer Sulfosäuren
147.
Bromkalk 159.
Sachregister.
519
Bromlävulinsäure 145.
— natrium, Löslichkeit in
Alkohol 11.
— nitrobenzol 150.
— nitromethan 148.
— piperidin 159.
— saure 364.
— Übertrager 149.
— wasser 146.
— wasserstoffgas 136. 156.
Butter8äurepropyle8ter 261.
Butylidenbromid 159.
Butyljodid, tertiäres 209.
Calciumjodid für Jodierung 213.
— salze, Verschmelzen von 276.
Cerotinsäure 391.
Chinaldin 309.
Chinhydron 442.
Chinit 435.
Chinolin 302. 315. 322.
— disulfosäure 472.
— sulfosäure 467.
Chinon 387.
Chlor-Darstellung 161.
— Bestimmung 510.
— acetanilid 185.
— acetessigester 197.
— acetylen 165.
— äthyl 169. 170. 216.
— ameisensäureester 288.
— anil 362.
— anilin aus Nitrobenzol 456.
— benzoesäure 171. 174.
— benzol 171. 182. 191. 192.
193.
— brombenzoesäure 145.
— bromtoluol 176.
— calcium 3. 126. 129. 290.
— essigsaure 190.
Chlorieren 160.
— jod 212. 363.
— kalk 185. 363.
— nitrobenzol 175.
Chloroform 1. 60. 65.
— Darstellung 187.
Cblorphenol 162. 187.
— Propionsäure 168.
— resorcin 197.
Chlorsäure 364.
— schwefel 189.
— toluol 193.
— tropasäure, Beduktion der
451.
— Überträger 174.
Chromoxydul 411.
— säure 364.
Chromylchlorid 368.
Chrysen 40. 423.
Cinchoninsulfosäure 301.
Coniin 231. 244.
Cyankalium 11. 292.
Dampfdichte nach H o f m a n n 89.
V. Meyer 85. 91. 95.
Meyer undDemuth 99.
Dämpfe, Durchleiten durch
glühende Röhren 39.
Darstellung von Salzen 220.
Destillation 13.
— Fraktionierte 16. 20.
im Dampfstrom 28. 37.
— im Wasserdampfstrom 26.
Alkoholdampfstrom 28«
Ätherdampfstrom 29.
überhitzten Dampfstrom
27.
luftverdünnten Baume
32.
— Sicherheitsvorrichtung für
35. 516.
— Trockene 29. 32.
— unter Überdruck 41.
Diacetbernsteinsäureester, Ver-
seifung des 487.
Diäthylkarbinol 317.
Dialyse 82.
Diamidodibenzylanilin 459.
— hydrozimmtsäure 457.
Diazoäthansulfosaures Kalium
255.
— benzolnitrat 250.
— tieren 191. 193. 209. 247.
Dibenzoylmethan 300.
— hydrochinon 286.
Dibenzylkarbinol 432.
Dibromanthranilsäure 139.
— collidin 148.
520
Sachregister.
Dibromdinitromethan 351.
— sulfanilsäure 142.
Dichloracetanilid 186.
— äthylamin 186.
— amidoessigsäureester 183.
— benzil, Reduktion des 413.
— benzoesäure 184. 185.
— hydrin 189.
— isochinolin 194.
— methan 185.
— naphtöchinon 166.
— nitroanilin 167.
Dicyanstilben 139.
Dihydrobenzaldehyd 406.
Diisopropylglycol 293.
Dijodacetamid 201.
— aceton 213.
— acetylen 208.
— akrylsäure 208.
— anilin 212.
— benzol 206.
— kresol 213. -
— phenol 200.
— phenylpropiolsäure 205.
Dimethylakrylsäureester 307.
— antbracen 449.
— chinolin 308.
— diphenol 311.
— karbinol 317.
— oxalsäureester 317.
Dinitroanilin 441.
— anthrachinon 463.
— azoxybenzol 461.
— benzidin 342.
— dikresol 345.
— diphenyl 339.
— heptylsäure 458.
— hydrochinon 331.
— methyl anilin 336.
. — naphtol 333.
— propan 350. 457.
— pyren 246.
— toluidin 441.
DioxynaphtaHndisulfo8äure 276.
Diphenol 377.
Diphenyl 289.
— diacetylen 376. 385.
— essigsaure 324.
— karbinol 444.
Diphenylenphenylmethan 306.
Diphenylketon 306.
— methan 324.
— phenylendiamin 324.
— Propionsäure 313.
Disulfobenzoesäure 473.
Dithymolphenylmethan 313.
Doppelbad für Schmelzpunkts-
bestimmungen 119.
Doppelsalze 229.
Einflufs des Lichts auf Bro-
mierungen 140.
— — auf Kondensationen 280.
Einschlufsröhren 43.
— Bestimmung des Drucks in
— Entleeren der 46.
— Entwickeln von Cl und NH,
in 47.
— Offnen der 45.
— Vermeiden von Explosionen
Eisen 151.* 176. 411.
— bromür 151.
— chlorid 174. 371.
— chlorür 414.
— jodür 205.
— oxydhydrat 372.
— oxydulsulfat 415.
Eisessig für Kondensation 290.
— Kondensierende Wirkung
des ZnCl2-haltigen 322.
— für Krystallisation 66.
— als Lösungsmittel 9.
Eiweifsstoffe 69. 75. 462.
Elementaranalyse 494.
Entfärben von Flüssigkeiten 53.
Entwässern „ „ 125.
Essigester 1. 60. 259.
Essigsäure 60.
Essigsaures Chlor 189.
Estergewinnung 256.
Etardsche Eeaktion 368.
Explosionsofen 50.
Explosive Salze 245.
Exsiccatoren 126.
— Heizbare 128.
— mit Paraffinbeschickung 129.
Sachregister.
521
Extraktionsapparat nach Farn-
steiner 70.
— — Neumann 7.
— — Reinsch 71.
— — Schwarz 8.
— mittel 70.
Farbstoffe, Gewinnung mancher
durch Fällungsmittel 54. 56.
Fäulnis, Chemische Wirkung der
277.
— bakterien, Filter für 58.
Fenchylchlorid 179.
Ferrocyankalium, Fällung von
Basen durch 228.
Fette Verseifung der 488.
Filtrieren 56.
Fittigsche Synthese 294.
Fluoräthyl 217.
— ieren 217.
— naphtalin 219.
— oform 218.
Formaldehyd 385. 417.
Formylieren 79.
Fuchsin 354. 391. 394.
Furfurylidenaceton 301.
Gasdruckregulator 51. 111.
Gentisin 271.
Glühende Köhren, Durchleiten
von Dämpfen durch 39.
Glukonsäure 360. 361. 395.
Glutarsäure 422.
Glycerinaldehyd 359. 401.
— säure 399.
Glycerose 359.
Glykolsäure 395. 405.
Golddoppelsalze 234.
Hempelsche Siederöhre 20.
Heptylsäure 422.
Hexaäthylbenzol 285.
— brombenzol 150.
— chlorbenzol 168.
— chlorxylol 183.
— hydrobenzoesäure 434.
— hydroterephtalsäure 418.
— methylparaleukanilin 319.
Hexaäthyloxyanthrachinon 404.
— oxydiphenylmethandikarbon-
säure 310.
Hexyljodid 210.
Hydrochinon 388.
— ester 270.
Hydrokollidinkarbonsäuree8ter
279 396
Hydroxylamin 278. 372. 417.
452. 457.
Indigo 273. 341.
— disulfosäufe 473.
Indolderivate 320.
Indoxanthinsäureester , Oxy-
dation des 371.
Indoxylsäureester 371.
— Verseifung des 487.
Isatinchlorid 178.
— säure 416.
Isoamylmalonsäure 488.
— chinolin 194. 446.
— dialursäure 361.
— dinaphtyl 289.
— propylbromid 141.
— propyljodid 209.
Jod als Halogenüberträger 1497
173.
— Addition an Alkaloide 207.
— Nachweis u. Bestimmung 50.
— Wiedergewinnung 267.
— acetanilid 212.
— äthyl 203. 204. 216.
— aldehyd 201.
— allyl 160.
— anilin 199.
— benzol 199. 201. 202. 209.
— butyl, Tertiäres 209.
— chinolin 210.
— durol 201. 205.
— essigsaure 199.
Jodierung 198.
Jodnatrium , Löslichkeit in
Alkohol 11.
— orcin 201.
— phenol 200. 206.
— phosphonium 419.
— phosphor 424.
— propargylsäureester 202.
522
Sachregister.
Jodpropiolsäure 206.
— Propionsäure 204.
— propylalkohol 211.
— thioxen, Reduktion des 460.
— thymol 213.
— thymoljodid 207.
— Überträger 203.
— Wasserstoff 208. 417. 490
— zimmt8äure 208.
Kaliumarsenit 425.
— bichromat 373.
— bisulfat 263. ^91. 478.
— chlorat 375.
— Cyanid 292.
— ferricyanid 228. 376.
— ferrocyanid 228.
— ferrooxalat 417.
— hydroxydschmelzen 271.
— hypobromid 160.
— jodat 377.
— manganat 378.
— nitrit 326.
— permanganat 54. 377.
— pyrosulfat 263. 478.
— sulfhydrat 425.
Kalkmilch 468.
Kältemischung 59.
Karbopyrotritarsäureester 307.
Karbostyril 440.
Kautschuk 131. 161.
Kieseiguhr für Filtration 58.
Kieselsäureester 295.
Kohlenstoffbestimmung nach
Messinger 498.
Kolben mit Kugelaufsatz 22.
Kolieren 57.
Kollidindikarbonsäureester 396.
Korke, Abdichten der 7. 34.
— Schutz der 161.
Krystallisation 59.
— Einleiten durch Infektion 73.
Krystallisationsmittel 60.
— wasserbestimmung 223.
Kreolin 81.
Kühler 14. 15. HO.
Kumarin 297.
Kupfer 294.
— acetat 382.
Kupferbromid 160.
— bromür 159.
— chlorür 191.
— lösung, Alkalische 382.
— oxyd 384.
— oxydul 348. 455.
— pulver 192.
— Spiralen, Reduktion der 497.
— sulfat 130. 384.
— zink 444. 449.
Lakmuslösung 509.
Laktobionsäure 358.
Laktone, Reduktion der 435.
Lävulinsäurechlorid 184.
Le Bel-Henningerscher Auf-
satz 21.
Linksäpfelsäureester 257.
Linnemannscher Aufsatz 21.
Löslichkeitsbestimmungen 223.
Lösungsmittel 8.
Luftbäder 12.
— Oxydation 385.
Lysol 81.
Magnesium 425.
— chlorid 293.
Malonsäureester 261.
Mangansuperoxyd 386.
Melissinsäure 391.
Menthon 366.
Menthylchlorid 179.
Mesitylen 322.
— disulfosäure 474.
Metapbosphorsäure 474.
Methan 444.
Methylalkohol 60.
— amin 393. 429.
— äthyltoluol 424.
— chinolinkarbonsäure 365.
367.
— hydroxylamin 458.
— ketol 321.
— xylylketon 283.
Methylenfluorid 218.
— Jodid 422.
Mischkrystalle 73.
Molekulargewichtsbestimmun-
gen 83.
Sachregister.
523
Molekulargewichtsbestimmun-
gen nach Beckmann 107.
— — Hofmann 89.
V. Meyer 85. 91. 95.
— — Meyer und Demuth
99.
Raoult 102.
Moschus, Künstlicher 334.
Muskarin 353.
Myricyljodid 205.
Naph talin für Krystallisation 66.
— derivate,Hydrierungder429.
— sulfosäuren 471.
Abbau der 276.
— tetrachlorid 166. 168.
Naphtalsäure 374. 389.
Naphtolsulfosäuren 276. 471.
Naphtylaminsulfosäure 472.
— keton 318.
— methylester 320.
— schwefelsaure 467.
— sulfosäure 468.
Natrium 294.
— Granulierung des 426.
— acetat 295.
— amalgam 295. 425. 433.
— äthylat 267. 298. 489.
— bichromat 387.
— bisulfat 478.
— hydrosulfit 437.
— hydroxydschmelzen 271.
— Jodid, Löslichkeit in Alkohol
11. 213.
— nitrit 248. 252. 390.
— superoxyd 390.
Natronkalk 390.
— lauge für Kondensation 301.
Nigellin 226.
Nikotinsäureester, Verseifung des
490.
Nipekotinsäureesterchlorhydrat
266.
Nitrieren 326.
Nitroäthan 349.
— acetaniüd 331.
— amidokörper 460.
— anilin 53. 330. 438. 440. 461.
— benzaldehyd 371.
Nitrobenzamid, Reduktion des
440.
— benzol 60. 66. 348. 391.
— benzolsulfosäure 477.
— benzoylmalonsäuree8ter444.
— benzylidenchlorid 165.
— benzylchlorid 178.
— butylen 337.
— chinon 369.
— chlorbenzaldehyd 342.
— dimethylanilin 330. 343.
— indazolkarbonsäure, Nicht-
reduzierbarkeit der 461.
— jodphenol 208.
— körper, Abscheidung der 342.
— kresol 338.
— methan 351.
— milchsäure 408.
— oxyazobenzolsulfosäure 342.
— oxybenzaldehyd 332.
— phenanthren 333.
— phenol 344. 347.
— salicylsäure 345.
— säure 339.
— tetramethyldiamidotoluol
344.
— thiophen 334.
— toluidin 330.
— toluol 341.
— zimmtsäure 140.
Nitrosoacetophenon 300.
Oktobromdinaphtylamin 152.
Oxalate 222.
Oxalsäure 303.
Oxychinolin 242.
Oxydation 351.
Oxyhämoglobin, Krystallisation
des 74.
— korksaures Zink 243.
— terephtalsäure 277.
— uvitinsäureester 262.
Ozon 392.
Palladiumwasserstoff 278.
Pentabrombenzol 149.
— — naphtol 152.
— chloraceton 165.
— methylbenzoesäure 284. 286.
524
Sachregister.
Pentabrommethylendiamin 429.
Perchlorameisensäureester 288.
— bcnzol 175.
— ieren 184.
Perhydrüre 269.
PERKiNsche Reaktion 296.
Petroläther 1. 60. 67. 70. 285.
Phenol 1. 5. 60. 67. 285. 408.
— dikarbonsäure 274.
— 8ulfosäure 466.
Phenylacetylen 376.
— dichloracetonitril 182.
— dichloressigsäureester 183.
Phenylendiamin 231.
Phenylhydrazin als Reduktions-
mittel 437.
— hydrindon 315.
— schwefelsaure 466.
— sulfaminsäure 477.
— zimmtsäurenitril 301.
Phloroglucin 273. 276.
Phosgengas 165.
Phosphor alsBromüberträger 1 52 .
— chlorobromid 158.
— molybdänsäure 226.
— oxychlorid 193. 264. 305.
— trichlorid 195.
— pentabromid 157.
— pentachlorid 177.
— säureanhydrid 306.
— tribromid 158.
— trichlorid 195. 307.
Phosphorige Säure 438.
Phtalaldehyd 425.
Phtaleine 319. 324.
Pikraminsäure 249.
Pikrate 222.
Pikrinsäure , Verbindung mit
Kohlenwasserstoffen 81.
Piperidin 403. 428.
Platinchlorid 393.
— doppelsalze 238.
— ierter Asbest 393. 402.
— schwarz 393. 401.
Proteinstoffe, Zersetzung der 462.
Pseudopepton 82.
Purpurin 438.
Pyridin 60. 68. 241. 403. 428.
Pyrotraubensäure 291.
Quecksilberacetat 393.
— chlorid 196. 394.
— nitrat 394.
— oxyd 394.
Reduktion 409.
Resorcinkarbonsäure 279.
— ester 269. 291.
Retorten 13. 31.
Rosanilin 354. 394. 414.
— sulfosäure 484.
— sulfosäureester 267.
Rückflufskühler 23.
Salicylphenol 325.
— schwefelsaures Kalium 264.
Salol 264. 281. 489.
Salpetersäure , Befreiung von
salpetriger 328.
— Eliminierung der 343. 398.
400.
— für Krystallisation 60.
— Monohydratische 335.
— Nitrierung 326.
— Oxydation 397.
— Verseifung 492.
— Spezifisches Gewicht der 327.
Salpetrige Säure 248. 395.
Salze, Analyse der 232.
explosiver 245.
— Bestimmung des Wasser-
gehalts 223.
der Löslichkeit 223.
— Veraschung 246.
Salzsäure 60. 61.
— für Chlorierung 169.
— Darstellung 169.
— Esterdarstellung 256.
— Kondensation 307.
Sandbäder 12.
Sandmeyer sehe Reaktion 159.
191. 209. 347.
Sauerstoff-Darstellung 400.
— Überträger 402.
Säureanhydride 259.
— bromide 153. 158.
— Chloride 177. 190. 194. 195.
197. 268.
— fluoride 217.
Sachregister.
525
Säurejodide 214.
Schmelzpunktsbestimmung 117.
Schwefel, Nachweis und Be-
stimmung 513.
— ammonium 439.
— kohlenstoff 1. 60. 283. 369.
Schwefelsäureanhydrid 402.
— für Estergewinnung 259.
— Kondensation 312.
- Krystallisation 60. 61.
— Monohydratische 470.
— Oxydation ;403.
— Rauchende 471.
— Sulfonierung 466.
— Verseifung 491.
Schweflige Saure 54. 442.
Schwefligsaure Alkalien 479.
Siedepunkt, Korrektion des 17.
— kleiner Flüssigkeitsmengen
42.
Siederöhren 21.
— verzug 15.
Silber, Abscheidung von 417.
— acetat 404.
— chlorid 172.
— nitrat 405.
— nitrit 248. 349.
— oxyd 405.
— salze 242.
Solveol 82.
Stickstoff-Darstellung 99.
— Bestimmung nach Dumas
504.
Kjeldahl 504.
— Nachweis 501.
Stofsen siedender Flüssigkeiten
15.
Styrol 325.
Sublimation 121.
— imluftverdünntenRauml25.
Succinylchlorid 177.
Succinylobernsteinsäure 435.
Sulfaminbenzoesäure 378.
Sulfanilsaures Ammon aus Nitro-
benzol 480.
Sulfobenzoesäure 472.
— bernsteinsäure 479. 48i.
— buttersäure 479.
— cyanbaryum 11.
Sulfoisoph talsäure 472.
— nal 310.
— nieren 466.
— säuren, Krystallisation der
62.
— toluylsäure 473.
Sulfurylchlorid 196.
Sulfuryloxychlorid 197. 475.
Terephtalsäure aus Xylol 281.
Terpentetrabromid 146.
Tetraäthylbenzol 284.
— diamidophenylnitrophenyl-
methan 305.
Tetraamidodiphenyl 460.
— brombenzol 157.
kohlenstoff 149.
— — phtalsäure 164.
— chlorbetorcinol 167.
nitrobenzol 175.
phtalsäure 164.
thiophen 172.
Tetrahydrobenzcesäure 434.
chinolinkarbonat 221.
diphenyl 431.
naphtylphenol 313.
terephtalsäure 2.
— jodphtalsäure 164.
— methyldiamidotriphenyl-
methan 288. 291.
— oxyanthrachinon 404.
— phenyläthylen 312.
Theobromin 266.
Thermometer 18. 19.
— Befestigen der 19.
— Korrektur der 17. 119.
Thionylchlorid 198.
— phosgen 166. 459.
Thioxen 450.
Tierkohle 54.
Tolandijodid 198.
Toluidinsulfosäure 477.
Toluol 1.
— trisulfosäure 477.
— aldehyd 369.
Traubensäureester 258.
Traubenzucker 383. 443.
Triamidobenzol 447.
Tribromaldehyd 147.
526
Sachregister.
Tribromjodbenzol 211.
— phenol 147.
Trichloranilin 196.
— essigsaure 396.
— hydrochinon 172.
Trijodanilin 212.
— phenol 207.
Trimethylenbromid 157.
— Jodid 215.
Trinitroazoxybenzol 340.
— butyltoluol 234.
— diphenylamin 326.
— naphtol 340.
Triphenylmethan 306.
Trocknen fester Körper • und
Flüssigkeiten 125.
Tropäolin 229.
Unterchlorige Säure 187.
Urine, Verarbeitung der 3.
Yaleriansaures Butyl 261.
Veraschen 245.
Verdünnung, Berechnung der
von Säuren 327.
Verdünnungsmittel 8.
Verseifen 484.
Wasserstoffsuperoxyd 406.
Weinsäureester 258.
Winsinge rscher Röhrenaufsatz
22.
Woodsches Metall 95.
Würtzscher Röhrenaufsatz 20.
Xylol 9.
Zimmtaldehyd 308.
— säure 297.
Zink für Kondensation 317.
'— ' — Reduktion 444.
Zinkchlorid für Kondensation
318.
Trocknen 130.
Zinkoxyd für Kondensation 324.
Zinkpermanganat 408.
Zinkstaub für Kondensation 324.
Reduktion 445. 508.
Zinn 176. 452.
— Chlorid 408.
— chlorür 458.
Zucker, Partielle Fällung von
55.
— Synthese 293. 302. 435.
448.
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