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Full text of "Archiv der Mathematik und Physik"

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ARCHIV 
,R MATHEMATIK UND PHYSIK 



MIT BE K RÜCK DIE BBDÜR] 

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ARCHIV DER MATHEMATIK UND PHYSI] 

KKBAUBOBOKBXX VON X. LJLÄPE- . W. FHAK2 tUCYKIi USD £ JaüäTCE. 
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Dr. E. J Ahnko, Berlin W 16, Pariser Btnüte 66 
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ll-rlln W 15. Fn*iic.ruirm6o 02. oad Prot K.ÖW*»l>era; l. 

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INHALT DSB VORLTJBGZNDBN D0PPSLHBFTB8. 



]*hr$rttt' t&*r quadratische StrahJenkmpttxe Tob II 

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I ARCHIV 

DER MATHEMATIK UND PHYSIK 

HIT BESONDERER RÜCKSICHT AUF DIE BEDÜRFNISSE 
DER LEHRER AN HÖHEREN UNTERRICHTSANSTALTEN. 






GEGRÜNDET 1841 DURCH J. A. GrüNERT. 



I 



E. LAMPE 



DRITTE REIHE. 




MIT ANHANG: 




ER BERLINER MATHEMATISCHEN GESELLSCHAFT. 




HERAUSGEGEBEN 




VOK 


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W. FRANZ MEYER E. JAHNKE 




nf KOnOIBBBO I. FB. 1» »»«-1», 





SECHSTER BAND. 



MIT 68 TEXTKIGUBKBf. 



LEIPZIG UND BERLIN, 

DBÜCK UND VEBLAG VON B. 6. TEUBNEB. 

1904 



• • • • • 



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••••• ••••• 

••••• ••••• 



••••• 



Vorwort. 



Die bisher erschieneneu Bände aus der dritten Reihe haben den 
Beweis erbracht, daß sich das Archiv der Zustimmung und des Beifalls 
weiter mathematischer Kreise zu erfreuen hat. Gleichwohl kann sich 
die Redaktion nicht verhehlen, daß ein Teil ihres Programms noch 
nicht in dem Maße zur Durchführung gekommen ist, wie sie eB ge- 
wünscht hätte, nämlich die Yvrltrv'tUing der Resultate mathematischer 
und fikygikalische-r Forschung. Die Redaktion richtet daher an die 
Dozenten der Hochschulen, sowie an die Oberlehrer der höheren Lehr- 
anstalten die höfliche Bitte, ihr Aufsätze zur Verfügimg zu stellen, 
welche den genannten Zweck verfolgen. 

Die Redaktion knüpft hieran die weitere dringende Bitte, insbesondere 
an die Oberlehrer der höheren Lehranstalten, ihr Wünsche oder Vor- 
schläge betreffend stärkere Betonung dieses oder jenes Punktes im 
Programm mitteilen zu wollen. 

Vom achten Bande an sollen die Bände regelmäßig in einseinen 
Heften und nicht wie meistens bisher in Doppelheften zur Ausgabe 
gelangen. 

E. Lampe. F. Meyer. E. Jahnke. 



-\ V ~\ TL 1. 



Inhalt. 



Bauer, Michael, in Budapest. Pber einen Satz von Kronecker . . . 218 — 219 

— Über Kreisteilungsgleichungen 220 

— über zusammengesetzte Körper 221 — 222 

Dolezalek, F., und Ebellng, August, in Berlin. Untersuchungen über 

telephonische Fernleitungen Pupinschen Systems 26 — 35 

(äUntschc, Richard, in Berlin. Beiträge zur Geometrographie U . . 133 — 146 
Hotisenberg, Gerhard, in Berlin. Desarguesscher Satz und Zentral- 

kollineation 123—127 

Heuniau, C., in Stockholm. Zur Theorie der Krümmung nach den 

Methoden der darstellenden Geometrie 283 — 301 

— Über einige KrüminungBeigenachaften bei abwickelbaren Flächen 

und bei Kegelkurven 302 — 305 

Jung, F., in Prag. Bemerkung zur Ableitung der Eulerachen Be- 

wegimgsgleichungen 206 — 209 

Kantor, S., in Wien. Über bidifferentiale Transformationen 202—206 

Kochler, Carl, in Heidelberg. Geometrische Kriterien für die projek- 
tive Einteilung der nicht entarteten Kurven und Flächen zweiter 

Ordnung 95— 103 

Kokott, F., in Sagan. Die wiederholte Anwendung der Landenachen 

Transformation 281—287 

Kühne, Hermann, in Dortmund. Über die Krümmung einer beliebigen 

Mannigfaltigkeit 261—260 

Lerch, Mathias, in Freiburg (Schweiz). Über den Kroneckerschen Be- 
weis der sogenannten Kroneckerschen Grenzformel 86 — 94 

Lilien Gml, Reinhold v., in Münster i. VV. Zur Theorie der infinite- 
simalen Transformationen der Ebene 35 — 46 

Maennchen, Philipp, in Alzey. Elementarer Beweis des SchlieBunga- 

problema beim Kegelschnittbüschel 209 — 211 

Maurer, L., in Tübingen. Über die Deformation gekrümmter elastischer 

Platten 1—26, 260—283 

Nielsen, Niels, in Kopenhagen. Sur la fonetion gamma 223—281 

Pextdcr, Wilhelm, in Göttingen Über symmetrische Funktionen von 

unabhängigen Variablen 46 — 59 

Rehfeld, E., in Eberfeld. Reduktion der Trägheitsmomente einfacher 
Körper auf die Trägheitsmomente einzelner Massenpunkte, die auf 

ihrer Oberfläche liegen 237—248 

Roy«, Theodor, in Straßburg. Lehrsätze über quadratische Strahlen- 
komplexe 1 

Saalschutz, Louis, in Königsberg. Die Potenzen der Kotangente und 

der Kosekante 128—183 

Scheffers, Georg, in Darmstadt. Zusammenhang zwischen der Ab- 
wicklung eines Kreiscylinders und den Rotationsflächen konstanter 

Krümmung 249 — 260 

Sintzow, Diniitry, in Ekaterinoslaw. Über eine Funktionftlgleichung . 216—217 

Stahl, Hermann, in Tübingen. Bemerkungen zur Theorie der Abelschen 

Funktionen 177—201 






Inhalt. 



Seite 

Tachaner, A., in Gnnzenhausen. Über diejenigen Rotationsflächen, auf 
denen zwei Scharen geodätischer Linien ein konjugiertes System 

bilden 60—84 

Tkienemaiin, Wilhelm, in Essen. Zwei Gruppen gleichkantiger Viel- 
flache mit nur vierkantigen Ecken 212 — 216 

NiNon, Edwin lliihveli, in New Haren (i.'oiin.) The so-called foun- 

dations of geometry . 104 — 122 



Rezensionen. 

Abhandlangen zur Geschichte der matb. Wiss. 14. Heft. Von 

M> « Miil.tr 812 

Ananaire pour l'an 1903. Von E. .lulinke 1?2 

Annaaire des Mathematiciens. Von E. Jahnke 322 

Auerbach, Die Grundbegriffe der modernen Naturlehre. Von H. Suaiter 317 

Bornstein, R., Sehul-Wetterkarten. Von H. Sumter 148 

Bohnert, F., Elementare Stereometrie. Von E. Kollrli-li 327 

Braunmühl, A. v., Vorlesungen über die Gesch. der Trigonometrie. 

Von M. Caiitor 32« 

Darwin, G. H., Ebbe und Flut. Von E. Aschklnass 319 

Doehlemann, K., Projektive Geometrie Von E. Müller 1Ö3 

Dziobek, 0., Lehrbuch der analytischen Geometrie. Von It. Müller 152 
Einer, F., und Haschek, E., Wellenlängen-Tabellen für spektralanalyt. 

I ntere. Von E. Aschkinuss 323 

Ferraris, G., Wissenschaftliche Grundlagen der Elektrotechnik. Von 

A. Rotth 155 

Fischer, K. T. , Der naturwissenschaftliche Unterricht in England. 

Von E. Prtngttbelin 332 

Föppl, A., Die Mechanik im neunzehnten Jahrhundert. Von E. Jahnke 160 
Fricke, A., Hauptsätze der Differential- und Integralrechnung. Von 

H. Kühne , 386 

Kurie, A , Rechenblätter. Von Alfred Hauck 337 

Ijoursat, E., Cours d'analyse mathematique. Von A. Kneser . . . 338 
Günther, S., Geschichte der anorganischen Naturwissenschaften im 

19. Jahrh. Von H. Samter 163 

Haussner, R., Darstellende Geometrie I. Von E. Müller 164 

Hofmann, Sammlung von Aufgaben aus der Arithmetik und Algebra 

Von H. Samter (66 

llulziufiller, G., Elemente der Stereometrie IH. Von II. Kühne . . in\> 

— Elemente der Stereometrie IV. Von H. Kühne ......... 32-J 

Kleiber, Lehrbuch der Physik. Von H, Samter 818 

— und Karsten, Lehrbuch der Physik. Von H. Saiutcr 318 

Klein, J., Handbuch der allgemeinen Himmelsbeschreibung. Von 

H. Samter 147 

Krisch, Astronomisches Lexikon. Von II. Samter 164 

Kronecker, L., Vorlesungen über allgemeine Arithmetik. Von E. Stein 11/ 320 

L anner, A., Naturlehre. Von E. Asckklnass 322 

Mach, E., Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Von E. Jahnke . . 149 

— Die Prinzipien der Wärmelehre, Von A. Kot I li IM 

Mahler, G„ Physikalische .Formelsammlung, Von H. Wlllgrod . . . 151 

Martus, Astronomische Erdkunde. Von E. Kulirieh 326 

I'erry, Höhere Analysis für Techniker. Von H. Samter Hl 

Pietzker, ?., Burdeys Anleitung zur Auflösung eingekleideter algebr 

Aufg Von E. Kiillricb 827 



VI 



Inhalt. 



Richarz, F., Neuere Fortschritte auf dem Gebiete der Elektrizität. 

Von E. Asi-likinav» 

Rost, G., Theorie der Riemannscben Thetafunktion. Von M. Kränge 
Sauerbeck, P., Einleitung in die analyt. Gcom. der höh. algebr. 

Kurven nach den Methoden von Jean Paul de Gua de Malves. Von 

M. Cantor 

Schonte, P. H., Mehrdimensionale Geometrie. Von E. Müller . . . 

Schubert, H., Niedere Analysü*. Von C. FBrber 

Sellentbin, B., Mathematischer Leitfaden mit bes. Berücksichtigung 

der Navigation. Von II. Kühn.- 

Weierstrasa, K, Mathematische Werke IV. Von H. Weber . . . 

Wernicke, A., Lehrbuch der Mechanik. Von M. Koppe 

Whittaker, E. T., A course of modern analysia. Von A. Knescr . . 
/■■u Mic ii, H. S., Hiatoire des m&thematiques da.ua Fantiquite et le 

inoyen äge. Von E. Lampe 



330 



Vermischte Mitteilungen. 

1. Aufgaben und Lehrsätze. Lösungen. 
A Aufgaben und Lehrsätze. 81 — 97. Von E. N. Barislen, 

K. CeBäro, E. Jahnke, St. Jolles, G. Kober, P. K«-k.>lt. 

E. Lampe, W. F. Meyer, H. C. Schumacher 173, 338 

B. Lösungen. Zu 68 (E. N. BariBien) von Ph. Weinmeister .... 340 

Zu 75 (P. Kokott) von P. Kokott 341 

Zu 80 (P. St&ckel) von H. Kühne 34? 

Zu 82 (E. N. Barisien) von W. Stegemann 34 

Zu 84 (0. Gutsche) von W. Stegemann 34 

Zu 86 (0. Gutsche) von W. Stegemann 345 

2. Anfragen. 9 Von 0. Glitsche 174 

3. Kleinere Notizen. 
Bemerkung zu der Abhandlung des Herrn Hurwitz: Über höhere 

Kongruenzen. Arch. (3) 6, 17. Von H. Kühne 174 

Reponae ä la question (3) 1894 de l'Interm^diaire des Mathema- 

tdcieos. Von 6. Espanet 345 

Keponse ä la question n°2fll 6 (G. E % p a n e t) de l'In termt5diaixe des Math i- 

maticiens. Von E. Malo , 348 

Keponse a la question n" 2454 (Espauet ) de 1'Intermediaire des Mathä- 

maticiens. Von E. Malo 

4. Sprechsaal für die Encyklopädie der Mathematischen 

Wissenschaften. M. Koppe, Kewitsch, J. Kurschük, G. Loria 338 
6. Bei der Redaktion eingegangene Bücher 357 



Sitzungsberichte der Berliner Mathematischen Gesellschaft. 

Herausgegeben vom Vorstände der Gesellschaft. 

Achtzehnte Sitzung am 24. Juni 1903 

Eine einfache Anwendung der Vektorrechnung auf die Optik. Von 
E. Jahnke 

Die Bestimmung sämtlicher Nährungsbruche einer ZahlengrtifSe bei 
Jobu Wallis (1672). Von M. Koppe 

Die geodätische Krümmung der Krümmungeliniun. Von J. Knoblauch 

Über die Linksabweichuug des Geschosses bei aufgepflanztem Seiten- 
gewehr. Von F. Köttcr 



M 



M 









Lehrsätze über quadratische Strahlenkomplexe. 

Von Th. Reye, Straßburg, Eis. 

Ein quadratischer Strahlenkoniplex enthält bekanntlich die Kanten 
von oo e Tetraedern (vgl. Math. Annaten Bd. 49, S. 592). Ein räum- 
liches Fünfeck oder Fünfflach, dessen zehn Kanten in dem Komplex 
enthalten wären, gibt es im allgemeinen nicht. 

Wenn ein quadratischer Komplex die zehn Kanten irgend eines 
räumlichen Fünfecks enthält, so sind in ihm alle Kanten von oo 6 Fünf- 
ecken enthalten. Zwei beliebige Punkte A, B eines Komplexstrahles 
bilden mit oo 1 Punkttripeln je eines dieser Fünfecke. Die oo 1 Punkt- 
tripel liegen mit A und B auf einer kubischen Raumkurve, und ihre 
Ebenen gehen alle durch eine Gerade. Die Konstanten des Komplexes 
genügen einer Bedingung. Welche Invariante des Komplexes ver- 
schwindet in diesem Falle? 

Wenn ein quadratischer Komplex die fünfzehn Kanten eines räum- 
lichen Sechsecks oder Sechsflaches enthält , bo sind in ihm die Kanten 
von oo 9 Sechsecken und oo 9 Sechsflachen enthalten. Er ist ein 
tetraedraler Komplex, und seine Konstanten genügen sechs Bedingungen. 

Ol 

Einleitung. - - Die folgende Unsersuchung hat den Zweck, eine 

»Theorie der sogenannten Bourdonschen Röhren zu entwickeln. Diese 
dünnwandigen Metallröhren werden, luftleer gepumpt, als Aneroid- 
barometer, mit Äther gefüllt, als Thermometer gebraucht. Sie haben 
die bemerkenswerte Eigenschaft, daß sehr geringe, auf ihre äußere oder 
innere Oberfläche wirkende Drucke noch meßbare Deformationen hervor- 
rufen. Ein Aneroidbarometer erlaubt noch Schwankungen des Luft- 
drucks zu messen, die nur einen Bruchteil von einem Millimeter 

Archiv der Milbetnatik und Phyillt III. Reihe. VI 1 



über die Deformation gekrümmter elastischer Platten. 

Von L. Maurer in Tübingen. 




L. Mapkbb: 



Quecksilberdruck betragen. Ein Millimeter Quecksilberdruck ist ein 
Druck von 13,6 Milligramm pro Quadratmillimeter; der Elastizitäts- 
modul der meisten Metalle entspricht einem Druck von 8000 bis 2O000 
Kilogramm pro Quadratuiülimeter; der Quotient beider Drucke liegt 
also etwa zwischen r-=a und ,. _„. . ist demnach außerordentlich klein. 
Eine cylindriache Röhre reagiert auf derartig geringe Drucke nicht 
mehr in meßbarer Weise; eine meßbare Deformation tritt nur bei 
gebogenen Röhren ein. 

Um die in Rede stehende Theorie zu begründen, ist ea notwendig, 
etwas weiter auszuholen. Ich beginne damit, die Grundgleichungen der 
Elastizitätstheorie in allgemeine krummlinige Koordinaten zu trans- 
formieren. Im zweiten Teil werden diese Gleichungen dann auf den 
Fall angewendet, daß der betrachtete Körper eine dünne, gebogene 
Platte ist. Der dritte Teil beschäftigt sich mit den Röhren, die die 
GeBtalt von Rotationsflächen haben. 



Erster Teil. 
Transformation der Elastizitätsgieiehungen in allgemeine Koordinaten. 

1. Die Grundgleichungen der Eimtmtütsiheorie in MriesiscJten Koordi- 
naten. — Die Transformation der Elastizitätsgleichungen in allgemeine 
orthogonale Koordinaten ist zuerst von Lame durchgeführt worden; 
einfachere Methoden wurden später von Carl Neumann, Borchardt 
und Beltrami angegeben. Für das Folgende ist es wünschenswert, 
nicht orthogonale, sondern ganz beüebige Koordinaten zu benützen. 
Die Invariantentheorie bietet die Mittel, diese Transformation mit sehr 
wenig Rechnung zu erledigen. 

Es bedeute T die kinetische Energie des betrachteten Körpers, ü 
das Potential der elastischen Kräfte, SM die Arbeit, welche die auf 
das Innere wirkenden äußeren Kräfte bei einer virtuellen Verschiebung 
leisten, d(M) die Arbeit der Druckkräfte, die auf die Oberfläche wirken. 
Man erhält bekanntlich die Elastizitätsgleichungen auf Grund des 
Hamiltonschen Prinzips aus der Gleichung 1 ) 






(1) 



fit[ST+SU + SM + S(M)] = 0. 



Hier bedeutet t die Zeit. Die virtueUen Verrückungen Bind so zu wählen, 
daß sie für die Zeitpunkte t = t a und t = t t sämtlich verschwinden. 

1) Vergl. Kirchhoff: Über das Gleichgewicht und die Bewegung einer 
elastischen Scheibe; Grelles Journal Bd. 40, Gesammelte Abhandlungen S. 237. 



Über die Deformation gekrümmter elastischer Platten. 3 

Benutzen wir zunächst ein System kartesischer Koordinaten x, y, e. 
Wir bezeichnen das Volumen des Körpers mit V, seine Oberfläche mit 
S, die Dichtigkeit mit k; die Komponenten der Verrückung eines Punktes 
des Korpers mit u, v, w, die Variationen derselben mit du, 6v, dw; 
die Komponenten der äußeren Kräfte, die auf einen Punkt im Innern 
wirken, mit A, B, C, die Komponenten des Druckes auf ein Element 
der Oberfläche mit (Ä), (B), (6). 

In diesen Großen ausgedrückt haben die in (1) vorkommenden 
Großen die Werte 

(2) S M =f[Adu + BSv + Cd«] d V, 

(3) d(M ) = fl(A) du + (B)Öv + (G) $w] dS, 

w 
Endlich ist unter der Voraussetzung, daß der Korper isotrop ist, 

(5) !7--z/ta; + *S + *: + ♦(*! + ^ + ^»7» 

wo jlj, Aj, A, die Hauptdilatationen bezeichnen. 

Die mechanische Bedeutung der Kirchhoff sehen Elastizitäts- 
konstanten K und & ergibt sich aus der Bemerkung: wird das eine 
Ende eines cylindrischen Stabes von der Länge Z festgehalten, während 
auf das andere eine Zugkraft von der Größe P wirkt, so erfährt der 

Stab eine Verlängerung l • 5-= «Ton, ; eui Linienelement, das auf der 

Achse des Stabes senkrecht steht, erfährt eine Verkürzung, die, in 

Bruchteilen der Verlängerung ausgedrückt, gleich ,^. ist. Es ist 

1 -4- Sft 

somit der Elastizitätsmodul E = 2 K j-T-«ä und der Quotient aus 



& 



Längendilatation und Querkontraktion fi = t-JTW» ' 

2. Einführung allgemeiner Koordinaten. — An Stelle der kartesischen 
Koordinaten x, y, e führen wir nun allgemeine Koordinaten p v p i} p a ein. 
Wir setzen voraus, daß jeder Punkt des Körpers durch diese Koordi- 
naten eindeutig bestimmt ist. Dies erfordert, daß die Funktional- 
determinante 0/ ' . für keinen Punkt des Körpers verschwindet. 

Wir nehmen an, die Bezeichnung sei so gewählt, daß diese Determinante 
positiv ist. 



4 L. Maurer: 

Für das Quadrat des LinienelementeB 

ds* = dx* + dtf + ds* 
ergebe sieh in den neuen Koordinaten der Ausdruck 



ds 



a _ 



Zi* 1 " 



dp^p» 



(i,/i = i,»,») 



Wir bezeichnen diese Differentialform mit F f ihre Determinante mit A, 
die dem Element a lM adjungierte Unterdeterminante mit A l . Die 
Form F habe innerhalb dea betrachteten Gebietes durchweg den Charakter 
einer definiten, positiven quadratischen Form. Es kann also in keinem 
Punkte des Gebietes eine der Größen a U) A llt A verschwinden. Da 



'in 



dx dx dy_ dy , dt^ dt_ 
dPi dp,, dPi d~Pp dpi dp h ' 



so ist die Funktionaldeterminante /■ ' V ±J- = l/T wo das Zeichen V~ — 

wie im folgenden stets — die positive Quadratwurzel bedeutet. 

Der KosinuB des Winkels, den die Richtung der wachsenden p k 

mit der Richtung der wachsenden p u bildet, ist Bei den 

Koordinatenflächen p^ = const. unterscheiden wir eine innere und eine 
äußere Seite. Als äußere Seite bezeichnen wir diejenige, die auf der 
Seite der wachsenden p Ä liegt. Der Kosinus des Winkelß, den die nach 
außen gerichteten Normalen der Flächen p l = const., p M = const. mit- 
einander bilden, ist 



*** 



v^\; 



Da die Funktionaldeterminante „, '*' r nach Voraussetzung nicht 



verschwindet, kann man die Gleichungen ansetzen: 



2p~i*Pm 



•V( 1 'Mi^. 3'y 



£i \v \cp ¥ * dpidpp 



(i, ,u = 1,3,8) 



'VI 1 ' 1 ! c t- 

Zl\ * >dPr 



Offenbar ist f ** } = [ ^ } ■ Die Großen { ^ 1 lassen sich durch die 
Größen a x und ihre ersten Derivierten ausdrücken. Multipliziert man 

nämlich die erste der vorstehenden Gleichungen mit * — , die zweite 

op x 

mit s-2- , die dritte mit ~ — und addiert, so ergibt sich 



K } dpJP,, 0P X dPxdPf, tP„ i " VPißPn tp* 



*L 9P, + tPu + dPt\ 



Zu 



(J,^,K=l 1 », S) 



Über die Deformation gekrümmter elastischer Platten. 5 

An Stelle der Verrückungskomponenten u,v,tc führen wir die Größen ein: 

(2) 



' dPx dPi s Px 



a=»i,»,s) 



und gleichzeitig an Stelle der Kraftkomponenten A f B, C und der Druck- 
komponenten (Ä), (P), (C) die Komponenten P k und (PJ, die durch die 
Gleichungen definiert werden: 



(3) 

IDie 
Pia 



öm-^p^, 



Die Gleichung (2) zeigt, daß 



fr 



d(M) = VfP,)^. 



die Projektion der Verrückung eines 






Punktes auf die Richtung der wachsenden p i ist. 

Setzen wir in der ersten Gleichung (3) djj, = 0, <Jf 3 = und 
nehmen d£, positiv. Aladann fällt die Richtung der virtuellen Ver- 
rückung, deren Komponenten die Größen 6u,Sv } dw sind, mit der Richtung 
der nach außen gerichteten Normalen der Fläcbe p A = const. zusammen, 

und die absolute Größe der Verrückung ist -!_: • Da die bei dieser 

Verrückung geleistete Arbeit = P,*?!;, ist, so ist P, Yä n die Projektion 
der Kraft, deren Komponenten die Größen A, B, C Bind, auf die nach 
außen gerichtete Normale der Fläche p t = const. Analog ist (he 
mechanische Bedeutung der übrigen Größen P a und (P ; ) zu erklären. 
Aus (2) folgt: 

frdft + g,dj)j + |,rfj3 8 = udx + vdy + ivds. 



Diese Gleichung zeigt, daß die Größen | t , g 2 , £ 3 und dp v dp v dp t als 
kontragrediente Variable zu betrachten sind. 

»3. Die Form dudx -f dvdy -f dtvdz. — Neben der Differentialform, 
die das Quadrat des Linienelementes darstellt, ist für die Elastizitäts- 
theorie noch diejenige quadratische Differentialform von Bedeutung, 
durch die die Dilatation des Linienelementes bestimmt wird. 
Es ist dies die Form 

dudx + dvdy + dmdz - ™dx' + l^dy> + %** + 2 ■ \ g? + i^yrf« 

+»-*6S +©«■+»• *£+©«•* 

Der Ausdruck dieser Form in den neuen Koordinaten sei 

* = ^a x „ dp x dp ß . <i, „ = i, t, s) 



6 
Hier ist 



L. Maubeb: 



m _if/ aM l* ,d v <>V , dw dz\ /du dx dv dy dv de\l 
V) a ^-*\\dp l dp ll ^dp l dp ll ^dp l dp t ,r\dp ll dp^dp^ dpj'dp, dpjj 



Aus den Gleichungen (vgl. 2., (2)) 



d%i du dx , 



3» dy dv> dz . 



3*« 



a?,, »1>„ 3ft T »J», ^Pi T fy, 2ft T »ft»Ä 



(*,,, = 1,8, 3) 



+ « 






+ w 






folgt bei Berücksichtigung von 2., (1): 

( 2 ) *-C + £)-i{ , :) t 



(i, /. = !,«, 3) 



Wir stellen nun diejenigen Formen des durch die quadratischen Formen F 
und & bestimmten Systems zusammen, von denen im folgenden Gebrauch 
gemacht wird. Wir bezeichnen mit ^(A) = d i — 4,1 + ^1' — z/ A s 
die Determinante der quadratischen Form 9 — kF. Hier ist offenbar 
^ = A. Mit 6r bezeichnen wir die Kontravariante der Form F, mit 
9* die simultane Kontravariante der Formen F und 0, die in den 
Koeffizienten dieser beiden Formen linear ist. Es ist somit 







G=2 A *»te»- 


(*,,« = 1,8, 8) 


Setzen wir 




v-^ßiM* 




Hier ist 








(3) 


A, 


»=lx=l ** 


11,11 = 1, 8,8) 



Die Kontravariante *P läßt sich auch definieren als Koeffizient 
von q in der Entwickelung der Determinante 

«ii - ?«« «u - e«i8 

«18 - 9«18 «88 — P°88 

«18 - ^«lS «88 - «»«88 

Sl I. 

nach Potenzen von q. 

Zwischen den Formen 4 V J i} G und W bestehen die leicht zu 
beweisenden Beziehungen 



«18 ~ 0«13 


61 


«88 - Q<ha 


€i 


«ss - 9<ha 


Ii 


1, 





(4) 



J r = EAipttip, 



(J,/i = 1,2,8) 



•34 



= 4 



34 



»» ä« 



</» 



2 ^ i '" ^Ä = ßn ' sir*~ = 2 ^"- 



<«+/•> 



Über die Deformation gekrümmter elastischer Platten. 7 

Diejenigen Werte, die die Formen F, 0, 4 t (l) n - 8 - w - annehmen, wenn 
an Stelle der allgemeinen Koordinaten p lf p v p a die kartesischen Koor- 
dinaten x, y, b treten, mögen mit F', O' , 4'{X) u. s. w. bezeichnet 
werden. Es ist also z. B. 

F' - dx* + dy 1 + de 9 , 0>' = dudx + dvdy + dwde. 

4. Ausdrude des Potentials der elastischen Kräfte und der kinetischen 
Energie in den neuen Koordinaten. — Die Hauptdilatationen Aj, A,, A 8 
ergeben sich als die Werte von A, für die die Determinante der quadra- 
tischen Form <b' — IF' verschwindet, also als Wurzeln der Gleichung 
4'(X) = 0. Da J(X) — A4'(X), so ist demnach 

Ai~rAj-rA 8 =-r, Aj Aj + Aj Ag -+- Aj A 1 = -^ • 



Folglich 


A t + A 2 + A 8 — ~Ä*~ ~Ä' 




Es ist ferner 






<?&,£,, S,)=^G'(«> v,w), 



also auch 
Endlich ist 

cr=yÄd Pl dp > dp s . 

Für das Potential der elastischen Kräfte ergibt sich somit der Aus- 
druck (s. 1, 5) 

U= - KJ[(\ + ♦$ - 2^]YIdp 1 dp i dp i 
und die kinetische Energie ist (s. 1, 4) 

5. Die Grundgleichungen der Elastieitätstheorie in allgemeinen 
Koordinaten. — Aus dem Vorhergehenden ergibt sich (vergl. % 4) 

dU 2*f2J? [((1 + *)% - ßijdui^AWP* 

(V) 1 = 1 /i=l 

Hier ist (3, 2) , 

^-*(C:+»^)-2{ , :K 



»=i 



8 L. Maubjsh: 

Wir setzen zur -Abkürzung 

(1) 2E[(1 + »)^Ä lft - ß lfl ] - - N lM «,/.-!. «, »); #„1 - N l(l 

and erhalten: 

(?) 1 = 1/1 = 1 2=1 ,u=l y=l 



Das rechts stehende Integral formen wir durch partielle Integration in 
bekannter Weise um. 

Der Winkel, den die nach außen gerichteten Normalen der Flachen 
p M = const. und die Oberfläche S des Körpers mit einander bilden, 
werde mit co,, bezeichne! An einer Stelle, an der die Richtung der 
wachsenden p x in den Körper eintritt, ist dieser Winkel stumpf und 
demgemäß ist 

VÄ^dPtdpi = — cos m^S. 

An einer Austrittstelle ist der Winkel eo, spitz und demgemäß ist 
daselbst 

Demnach ist 

(F) (S) (F) 

Zwei analoge Formeln ergeben sich durch cyklische Vertauschung der 
Indices 1, 2, 3. Wir erhalten somit aus (2): 



(3) 



in -f2\.k™°' + k^ +&—>>«■ ■% 



f. 



2«=1 <- ' lial«=r ' -* 



(F) 

Es ist ferner (s. 4) 



itidPidPidPv 



t. t, (V) J = lju=l 



Über die Deformation gekrümmter elastischer Platten. 



9 



Da die Variationen d^ für t = t und t = tf, verschwinden, so folgt hier- 
aas durch partielle Integration 



<i 8 S 

(4) j STH = -fitfSiS^-W ■ ^ 















-^apjPjjjCj),. 



Bei Benutzung der Gleichungen (3) und (4) dieses Artikels und der 
Gleichungen (3) der Nummer 2 erhalten wir nun aus der Grund- 
gleichung der Elastizitätstheorie (1, 1) für das Innere des Körpers die 
Differentialgleichungen : 



(5) 









N 



u 



-v. 



II 



K 



J8 

Vi 



p _ .JA _ _V4 _ _M „IVfMw 



yz 



i".» 



W = ». *. ») 



und für die Oberfläche die Bedingungen: 



(6) - ^_C08tO. + 



-== COS 03, + == COS CD, 

Y*7, \Ta» s . 



= - Wr 



(-1 = 1,8,3) 



Hier bedeuten Y^i (Pi)> V&n (Pj)> V^ss (-P») a ^ e Projektionen des 
auf die Oberfläche wirkenden Druckes auf die nach außen gerichteten 
Normalen der Flächen p t = const., p t = const., p s = const. (vergL die 
Bemerkung zu 2, 3). 

6. Mechanische Bedeutung der Größen N*,,. — Die im Torhergehenden 
abgeleiteten Gleichungen gelten auch für einen beliebigen Teil V a des 
Gesamtvolumens V des Körpers. An Stelle der Komponenten (PJ, 
(P f ), (P s ) des Drucks auf die Oberfläche treten in diesem Fall die 
Komponenten des Druckes, den P" von dem übrigen Teil des Körpers 
erfährt. Nehmen wir an, ein Teil der Oberfläche des Volumens F falle 
mit einer Fläche p M = const, zusammen, derart, daß sich die Außen- 
seite der ersteren Fläche mit der Innenseite der letzteren deckt, und 
bezeichnen wir mit fl^t, JJ^s, IJ M s die Werte, die die Größen (Pj), (P,), 
(Pj) in diesem Fall annehmen. Es bedeutet also Yäii U^t die Pro- 
jektion des Druckes, den die Innenseite der Fläche p Jt = const. erfährt, 
auf die nach außen gerichtete Nonnale der Fläche p* = const. Die 
Kosinus cos Oj cos ra, cos <u s erhalten in diesem Fall die Werte (vergL 
den vorigen Artikel und Artikel 2): 



-Vi 



H* 



>8 



V^ u A fi 



VA 



s»- 4 «* 



V3^f 



fh 



L. Mai ber: 

ergibt mit sich aus Gleichung (6) des vorigen Artikels: 



V^V 



l,ul- 



(i M = 1. 5.») 



Zweiter Teil. 
Anwendung auf den Fall gekrümmter dünner Platten. 

7. Geometrische Definition des Körpers. — Wir nehmen nun 
der betrachtete Körper sei eine dünne Platte, die die Gestalt einer 
gekrümmten, nicht abwickelbaren Fläche hat. 

Um die Gestalt des Körpers geometrisch zu definieren, gehen wir 
von einer „Mittelfläche" S a aus, die geschlossen oder von einer Rand- 
kurve L begrenzt sein kann. 

Wie bei allen hier in Betracht kommenden Flachen, wird auch bei 
S eine Außen- und eine Innenseite unterschieden. 



Wir nehmen sodann zwei Parallelflächen S + und S_ 



zur Fläche S„ 



an, von denen die eratere auf der äußeren, die letztere auf der inneren 
Seite von S a verläuft, und die beide denselben Abstand t von S besitzen. 
Sofern die Mittelfläche geschlossen ist, bilden die beiden Flächen S + 
und jS_ die vollständige Begrenzung des Körpers; ist dies nicht der 
Fall, so denken wir längs der Randkurve L die Normalen der Fläche S 9 
errichtet. Der Flächenstreifen R, den die zwischen S + und S_ 
liegenden Normalenstücke bilden, vervollständigt die Begrenzung des 
Körpers. 

Wir nehmen an, die Mittelfläche sei stetig gekrümmt, also ins- 
besondere frei von Kanten und Spitzen. 

8. Spezialisierung des Koordinatensystems. — Um einen Punkt der 
Mittelfläche festzulegen, benützen wir in üblicher Weise Parameter l'j, Pj; 
es wird vorausgesetzt, daß jeder Punkt der Mittelfläche durch die zu- 
gehörigen Parameterwerte eindeutig bestimmt ist. Um die Lage eines 
beliebigen Punktes des Körpers zu bestimmen, führen wir noch den 
Abstand p t des PunkteB von der Mittelfläche ein. Er werde als 
positiv oder negativ betrachtet, je nachdem der Punkt auf der äußeren 
oder der inneren Seite der Mittelfläche liegt. 

Bezeichnen wir mit x, y, z die kartesischen Koordinaten eines 
beliebigen Punktes des Körpers, mit x , ya, Za die Koordinaten des Fuß- 
punktes der durch ihn gehenden Normalen an die Mittelfläche, mit 
X, F, Z die RichtungskosinuB der nach außen gerichteten Normalen 
der MittelÜäche. 






über die Deformation gekrümmter elastischer Platten. '11 

Für das Quadrat des Linienelementes ergibt sich - da 

Xdx 9 + Ydy Q + Zde = u. XdX + Yd F+ ZdZ = — 

ein Aasdruck der Form: 

(l)[<rfj>* + ZaZdfrdK + a™dpl\ + 2[c ll dp\ + 2c, t dp 1 dp t + c ti dpl]p s 

+ UhiM + 2Mft<*ft + h t dp*\pl + dp\. 

Die erste quadratische Form links stellt das Quadrat des Linien- 
elementes der Mittelfläche, die in p* multiplizierte Form das Quadrat 
des Linienelementes der Gaußschen Kugel dar. Die Größen ci M sind 
die sogenannten „Fundamentalgrößen zweiter Ordnung" der Mittelfläche. 1 ) 
In den allgemeinen Formeln der Art. I — IV hat man daher im 
vorliegenden Fall Oj 8 = 0, a, s = 0, a M = 1 zu setzen. Daraus folgt: 

(2) An = et,,, A il = a 11; A li = — a a , A 13 — 0, ^g = 0, 

A u = A = a ll a n -a\ t . 

Bezüglich der in Art. 2 eingeführten Größen j 'M reicht es für 

die hier verfolgten Zwecke hin zu bemerken: Da (s. Art. 8.) 



so ist 



folglich 






[ fi.3 ] 



{YJ =0 für /* = 1,2,3. 

Die Größen j }, j } (»=M) kommen im folgenden nicht in Betracht. 

Was endlich die Größen {**), {**), j^} ft/«=i,» betrifft, so treten 

im folgenden nur die Werte derselben auf, die auf der Mittelfläche 
stattfinden, die also dem Wert jj, = entsprechen. Diese Werte sind 
durch die Gleichungen definiert 

dpJP,. ~ t 1 IdPt " 1 ~ t 2 \dp t ~ l ~ l 8 1 x > 

"^ä^" - 1 1 Isä + l » J?£ + i s I *■ 

1) Vgl. Knoblauch, Einleitung in die Theorie der krummen Flächen 8. 24. 



12 



L. Maubkh: 



Diese Gleichungen zeigen, daß für p s = die Größen I 1 die negativ 
genommenen Fundamentalgrößen zweiter Ordnung der Mittelfläche sind, 
daß also { H = — c,^ für p s = 0. Die dem Wert p, = entsprechen- 
den Werte der Größen J £} (i,p,*=i,s) sind die bekannten Christoffel- 

schen Verbindungen. 1 ) 

Die Winkel o, , co s , co 3l welche die nach außen gerichtete Normale 
der Oberfläche des Körpers mit den nach außen gerichteten Normalen der 
Flächen p x = const., p t =- const., p s = const. büdet, erhalten im vor- 
liegenden Fall die Werte: 

längs der äußeren Fläche S + : -z - 0, 



inneren 



s.-.\ \ ., 



„ „ Randfläche A : w, m. =« 

Die Bedingungen für die Oberfläche (Nr. 5, 6) lauten somit im 
vorliegenden Fall: 

(4) längs S + :N ls =~A(Pt), 

„ S_: N is = + A(Pl), 

„ R : -^-coso»! + -^cosro, = -VÄ(PP) (*='.*.><). 

Hier bedeuten ~\/a(Pt), ya(Ps), (Pt) die Projektionen des äußeren 
Drucks, der auf die Fläche S+ wirkt, auf die nach außen gerichteten 
Normalen der Flächen p t = const., p t = const. und p t = const. oder 6i . 
Die Bedeutung der Größen (-Pj) und (Pj*') ist hierdurch ohne 
weiteres klar. 

Wirken auf die Flächen S+ und S_ Druckkräfte im engeren Sinne 
des Wortes (nicht Zugkräfte), so ist (Pt) negativ, (Pä) positiv. 

9. Ewfukrung bescJiränkendw Voranssetisungen. — Wir machen nun 
von der Annahme Gebrauch, daß die Dicke 2e der betrachteten Platte 
sehr klein ist. Dabei halten wir durchweg an der Voraussetzung fest, 
daß die Verschiebungskomponenten |j,|j,| s und ihre Derivierten erster 
und zweiter Ordnung nach den Koordinaten — und dementsprechend 
die Spannungskomponenten und ihre Derivirten — auch dann noch als 
stetige Funktionen betrachtet werden dürfen, wenn wir t als unendlich 



1) Vgl s. B. Knoblauch a. a. 0. S. 172. 



über die Deformation gekrümmter elastischer Platten. 



13 






kleine Größe erster Ordnung betrachten. Mit anderen Worten: wir 
schließen den Fall aus, daß die Verschiebungskoniponenten oder ihre 

Derivierten erster und zweiter Ordnung bis zur Größenordnung ansteigen. 

Hierzu ist zu bemerken: die Voraussetzung, daß die Komponenten 
der Spannung, die im Innern des Körpers herrscht, sehr klein sind 
und sich überall nach der Stetigkeit ändern, bedingt allerdings, daß die 
Komponenten der Verrückungen und ihre ersten Derivierten nach den 
Koordinaten sehr klein sind, aber sie schließt nicht aus, daß in Teilen 
des Körpers der Quotient aus der Richtungsderivierten einer Spannungs- 
komponente und der Komponente selbst (die logarithmische Richtungs- 

deri vierte der Spannungskomponente) die Größenordnung — erreicht. 

Es steht vielmehr a priori gar nicht fest, ob die Annahme, daß 
dies nicht eintrete, überhaupt zulässig ist. 

Im folgenden wird sich herausstellen, daß diese Annahme für ge- 
wisse Formen der Platte zulässig ist, für andere nicht. 

Die Größen a fir — und dementsprechend natürlich auch die Haupt- 
dilatationen A,, A s , X s — sind nach unseren Voraussetzungen mindestens 
unendlich kleine Größen erster Ordnung. Es kann jedoch der Fall 
eintreten, daß diese Größen a ft ,, sämtlich unendlich klein von der 
zweiten Ordnung sind, während die Derivierten nach der Richtung der 
Normalen der Mittelfläche bis zur ersten Größenordnung ansteigen. 
Denkt man sich die Größe a ur in eine nach Potenzen von p s fort- 
schreitende Reihe entwickelt 



'■ft* 



= „<«> 



«iTr + «,..ft+ l«r,fi + " 



so kann man, wenn a^J. eine Größe erster Ordnung ist, die Glieder 
tt'„,p if \« f irPl nnd ebenso alle folgenden als unendlich kleine Größen 
höherer Ordnung gegen das erste vernachlässigen. Wenn dagegen 
tJ£l unendlich klein von der zweiten Ordnung ist, muß das zweite Glied 
u p*Ps beibehalten werden. Es ist sonach ersichtlich, daß die beiden 
Falle eine ganz verschiedene Behandlung erfordern. 

Im folgenden beschränke ich mich auf den Fall, daß die Größen 
«,,, kleine Größen erster Ordnung sind, und behalte mir vor, auf den 
zweiten Fall bei einer anderen Gelegenheit zurückzukommen. 

Wir machen ferner zwei vereinfachende Voraussetzungen, die in 
den praktisch in Betracht kommenden Fällen zulässig sind: wir sehen 
ab von äußeren Kräften, die auf das Innere des Körpers wirken, ver- 
nachlässigen also die Schwere; und wir nehmen zweitens an, daß auf 
jede der beiden Oberflächen der Platte S f und S_ nur ein normaler 



14 



L M.utkkb: 



konstanter Druck wirkt. Sofern zur Begrenzung des Körpers noch 
eine Randfläche R gebort, so setzen wir voraus, daß der Druck, der 
auf ein Element von R wirkt, auf der Normalen der Mittelfläche S 
senkrecht steht, die durch das Flächenelement hindurch geht. 

10. Folgerungen ans den eingeführten Voraussetzungen. — Nach 
Voraussetzung sind die Schwankungen, die die Werte der Funktionen 
| i7 a x , Nj. erfahren, wenn man längs einer Normalen der Mittelfläche 
S fortschreitet, als unendlich kleine Größen höherer Ordnung zu be- 
trachten. Daraus folgt zunächst: man kann den Wert einer dieser 
Funktionen in einem beliebigem Punkt der Normalen durch den Wert 
ersetzen, der im entsprechenden Punkt der Mittelfläche stattfindet. 
Sodann ist bezügbeh der Funktionen N n , N S3 , N ss zu bemerken: Da 
nach Voraussetzung auf die Flächen S + und S_ ein normaler, konstanter 
Druck wirkt, so bat man in den Formeln 8, 4 (PI), (P£), (P^"), (Pj) 
gleich Null zu setzen. Die Drucke (P*) und (P~) sind konstant. Die 
Größen — (PJ) und (Pg) können sich nur um eine zu vernachlässigende 
Größe unterscheiden. Wir setzen zur Vereinfachung der Bezeichnung: 

-(P 8 + ) = (P-) = (P). 

(P) ist positiv oder negativ, je nachdem auf die Flächen S + und S_ 
ein Druck wirkt oder ein Zug. 

Wenn auch die. Größe (Pj) -+- (P,) im allgemeinen zu vernach- 
lässigen iöt, so kann doch — wegen der Kleinheit von s — der 



Quotient 



(Pj)-HPä) 



2e 



einen Wert besitzen, der nicht vernachlässigt 



werden darf. Dieser Wert möge mit Q bezeichnet werden. Die 
Konstante Q ist positiv oder negativ, je nachdem auf die äußere oder 
innere Fläche der größere Druck wirkt (vergl. die Bemerkung am 
Schluß des Art. 8). 

Auf Grund der vorausgesetzten Stetigkeit der Größen N Xfl und 
ihrer Derivierten gelten für jeden Punkt des Körpers näherungsweise 
die Gleichungen (s. 8, 4 u. 1) 

(i) n is = o, n 33 = o, s u = « < - «;r) (n 

Mit demselben Grad der Annäherung kann man den Differential- 

8N *2 

quotienten ^ durch den Quotienten ersetzen: 



*s\ 



X 



H 



-A 



2t 









Demnach ist -^-J* = 0, ~54 — 0, In dem für -'„-- geltenden Näherungs- 



Über die Deformation gekrümmter elastischer Platten. 15 

wert darf der Quotient — ~ durch den für die Mittelfläche be- 

'ÖA 
rechneten Wert des Differentialquotienten ~— ersetzt werden, dieser 

Wert ist (8, 1) 

Wir erhalten somit den Näherungswert 

TS» = KT«» + «S«u - *<«<*.) (P) + (« - «£■) Q, 

und hieraus ergibt sich der Näherungswert 

r um i« 

+ («-<")«• 

Die im vorangehenden als zulässig erwiesenen Vereinfachungen sind 
nun in die Gleichungen (5) u. (6) des Art. 5 einzuführen. 

Es ist zweckmäßig, gleichzeitig eine Vereinfachung in den Be- 
zeichnungen eintreten zu lassen. Mit x, y, z, «, v, w, ax M , ax N Ni M £t 
sollen im folgenden die Werte der genannten Funktionen bezeichnet 
werden, die sie für p a = annehmen. Diese Größen werden also hin- 
fort als Funktionen des Ortes auf der Mittelfläche betrachtet. Die 
Determinante der quadratischen Binärformen 

andp* + 2a li dp l dp i + ^dp* und c u dp* + 2c vt dp t dp t + c„dp\ 

bezeichnen wir mit a beziehungsweise c, ihre simultane Invariante mit 
(o, c). Analog bezeichnen wir mit (a, a) die simultane Invariante der 
Binärformen <L iX dp\-\ — • und « u d'i>J + --- An Stelle der Größen 
N n N ls N nt die ursprünglich als Koeffizienten einer simultanen Kontra- 
variante zweier Ternärformen definiert waren (Nr. 3 u. 6), führen wir 
die Größen y u = N tt , y n = N IV y lt =» — N lt ein, die als Koeffizienten 
einer simultanen Ko Variante der beiden Binärformen a n dp\ -f • • • und 
tCy X dp\ -}- • • • zu betrachten sind. 
Aus der Gleichung (5, 1) 

22T [(1 + 9) \ A ifl - ftj = - N iß 

folgt nun zunächst wegen 

Aa - 0, A* - 0, A - A„ - a, N u - 0, 2V M - 0, 2f„ - a (P) 



16 L. Madbkb: 

(vgl. 8,2 u. Gleichung (1) dieses Art.) 

Ai-O, Ä, = 0, 



Nun ist 



A =y!A lft a itt - (a, a) + aa,,. 



« 



Folglich 

(3) Ä» = S a + ( X + •) « a > a ) + aa »»> 

Andererseits ergeben sich für die Großen ß lfl aus ihrer Definition 
(3, 3) die Ausdrücke: 

Ai — «m«ss + «m> As = «ii«ss + »n> A» «i»«m-«i»> 

As — «1»«*8 - «M«1S> A3 = °U«18 - °11«IS» Äs -(«,«)• 

Wegen 

As — °» Äs ■" ist auch «,, = 0, «, 8 — 0. 

Setzt man den eben gefundenen Wert von ß iS in die Gleichung 
(3) ein, so folgt: 

_ = L_W * fo«> 

und hieraus 

4 = ^LfO j_ „_ l (f) , i («,«) 

Nunmehr folgt aus den Gleichungen (5, 1) durch eine einfache Rechnung: 

Für die Spannungen, die längs der Mittelfläche herrschen, ergeben sich 
aus Art. VI die Gleichungen: 

V<ki n u - - K^« + o^ft,], 

ya,, a,, a 

V^"s #*« - _, 1 [<h»yu + «isr«], 

Die mechanische Bedeutung der Größen 77^ läßt sich nunmehr in 
folgender Weise aussprechen: 



(5) 



Über die Deformation gekrümmter elastischer Platten. 



17 



a n^ni bedeutet die Projektion des Drucks, den die auf der 
Innenseite der Kurve p — const. liegende Flache von außen her 
erfahrt, auf die nach außen gerichtete, die Mittelfläche berührende 
Normale der Kurve p l — const. Als Außenseite der Kurve p M = 
const. ist die Seite zu betrachten, nach der hin die Koordinate p M 
wachst. 

11. Die Grundgleichungen des ProUems. — In den Gleichungen der 
Elastizitätstheorie (5, 5 u. 6) haben wir nun folgende Substitutionen 
vorzunehmen: 

m--*. ish-^ i?)—^ m-o, n-o, i 3 3 8 )=o, 

P 1 = 0, P,-0, P 8 = 0, 



^ii - Ki> ^is — ru> #» = yu, ^i» = o, -Ni» = °, 



dp, 






o, 



a^ 



*. — <*).-?£ 



4 M(j) + y5^. 



Es ergibt sich 



(1) 



$1 



0~7= 

V« 



»AI 



(2) 



(3) 



a L^» 5? °» '$'«■ J " " yä L dp, 



L^A 



3p, 



+ 



IVIfc -»(?}£ +{?)&]• 



• Uli 

dt* 



.^ (P) . Q+ m. 



Sofern die Mittelfläche nicht geschlossen ist, treten hierzu noch 
die Randbedingungen (vergl. 8, 4) 



(*) 






Hier bedeutet ©j den Winkel, den die nach außen gerichtete, die 
Mittelfläche berührende Normale der Randkurve mit der nach der Seite 



AtcUt dar Mathematik und Physik. HI. Halb«. VI. 



lg L. Maukkb: 

der wachsenden jjj gerichteten, die Mittelfläche berührenden Normalen 
der Kurve p\ = const. bildet. Eine analoge Bedeutung hat at t . 

Den Zusammenhang zwischen den Größen yx^ und den Verrückungen 
vermitteln die Gleichungen (10, 4 und 3, 1 u. 2) 

(6) „,_ 2K [„„ + @ r » 5 _i+^) (1 ,J «.,>,» 

und 

1 /du^ dx_ , dv dy_ dw_ dz \ 
">» " 2 (d Pl d Pfl + dp, d Pfl + d Px d P J 

, R , , 1 / du dx dv_ dy_ , dyi_ gg \ 

{*) { + 2 [d Pfi d Pi + d Pfl d Pi + d P(l d Pl ) 

Aus (5) folgt: 



und hieraus 



Demnach ist 



(«, y) 2» ^ 015 r l + 3»(a, «) 



(«. «) 2» (P) 1 1 + (a, r) 

o ""1 + 3*2^ 2^1 + 3* a 



(7) «,„ = ^ [W" _ r+r» « °'* + r+r» ( p ) a '*J • 

Die Ausdrücke, die, negativ genommen, die rechten Seiten der Gleichungen 
(1) und (2) bilden, hat Weingarten mit y a (pt) beziehungsweise y a (ft) 
bezeichnet. Er beweist, daß diese Ausdrücke wie die Differentiale 
dp lf dp s transformiert werden, was auch aus der hier durchgeführten 
Entwicklung hervorgeht. Er beweist ferner, daß die beiden Ausdrücke 
verschwinden, wenn man yi^ durch a^ oder durch typ ersetzt. 

Man kann den Ausdrücken y a (iPi) undy a (p,) eine für manche An- 
wendung bequemere Form geben. 

Beachtet man nämlich daß 1 ) 

« i 22 l -u«. ! 22 1 - da » 12a » * i 22 l-u« j22i ia» M 

1) Vergl. Knoblauch a.a.O. S. 170 u. f. 



über die Deformation gekrümmter elastischer Platten. 19 

so ergibt sich: 

n v («\Ma- *, (*C\= * X 8 f ^lXll^lBi*lii \ d / «ll ft» ~ <*M yiA l 
«ttJ'.(A) + -by.Cft)-yFL^ yg j-^( yg jj 

12. Bedingungen für das Gleichgewicht. — Auf die Theorie der 
Schwingungen gehe ich nicht weiter ein, sondern beschränke mich 
darauf, die Bedingungen für das Gleichgewicht genauer zu untersuchen. 

Für den Fall des Gleichgewichts erhalten die ersten 3 Gleichungen 
des vorigen Artikels die Form: 

r.(ft)-0, y a (ft) = 0, 

(c, y) i (a, c) , m n 

Wir denken uns nun die wirklich eintretende Deformation durch 
Superposition aus zwei einfacheren Deformationen zusammengesetzt. 
Die erste dieser beiden Deformationen entspreche der Annahme Q <=- 0, 
die zweite der Annahme (P) = 0. 

Für die erste Deformation gelten die Gleichungen: 

1 r , l-f 2#(a, /) . * /w . -i 

= 1 T— 8» I g p ' gy ■ gw' g* ■ du' dx . dv' gy gw' g*_l 

2 |_g Pi dp M + g ft g^ + d P]i d Pft + g^ a ft + d Pfl dp, + g^ gpj • 

Für die zweite Deformation gelten die Gleichungen 
y- w (R)-0, yr(ft)-0, ( -^p=<?, 

1 r „ l + 2» (q, y") -I 

Hierzu kommen noch die 3 Gleichungen, die den Zusammenhang 
zwischen den Größen «$',, und den Komponenten der Verrückung u", v", w" 
vermitteln. 

2* 



20 Ii. Maubeb: 

Wir genügen dem ersten Gleichungssystem durch die Annahme: 

i£ E! = !|^^ (J) 1 — » 
aj = y * "^ 4JST1 + 8d" 

Diese Deformation besteht in einer gleichmaßigen Kompression 
der Mittelfläche, bei der sie ihrer ursprünglichen Gestalt ähnlich 
bleibt. 

Da es sonach keine Schwierigkeit hat, den Fall, daß (P) von Null 
verschieden ist, auf den Fall, daß (P) = 0, zurückzuführen, so setze 
ich im folgenden (P) = voraus. 

13. Über die Eindeutigkeit der Lösung. — Die für den Fall des 
Gleichgewichts geltenden Differentialgleichungen erhalten nunmehr die 
Form: 

r.(ft)-0, y.(ft)-0, ( ^ = -Q. 

Wenn die Mittelflache nicht geschlossen ist, so treten hierzu noch die 
Randbedingungen 

1 r COS«, COS». "1 /T>»\\ 

Die Dilatationen und die Verrückungen sind durch die Gleichungen 
definiert: 



Hierzu treten die Stetigkeitsbedingungen: 

Die Größen yi h und £j sind auf der ganzen Mittelfläche einwertig 
und stetig. 

Wären die Größen yx^ und \\ durch die angegebenen Bedingungen 
nicht eindeutig bestimmt, so müßte es ein System von Größen yi M & 
geben, das den Gleichungen genügt, in die die vorstehenden übergehen, 
wenn man Q und, falls die Fläche nicht geschlossen ist, auch (P^) 
und (Pi">) gleich Null setzt. 



Über die Deformation gekrümmter elastischer Platten. 21 

Nun ist das über die ganze Mittelfläche erstreckte Integral 



7/ L^W""äK + (Vl^- 2 ! 1 ! 2 )^-*-!?!^/^ 

-/W-Ä + IVIfc + lVKJ+^-a+ITK + ITW 
-M-iS-sS + !?}•■ + I7»«-)W +Ä 

Wenn die Mittelfläche geschlossen ist, so ist B = zu setzen; ist 
sie durch eine Randkurve L begrenzt, so ist JB das längs dieser Kurve 
erstreckte Integral 

/*r/C08», COS dt), \ ,. , /COBO), cos», \,.~\dL 

J [fe r "-v£ r ") fe + ( v?t fc - t€ »■) 4 v= ' 

Dieses Integral ist wegen der Anfangsbedingungen gleich Null. 

Auf Grund der Gleichungen, die für die Verrückungen gelten, er- 
gibt sich nun 



-/■ 



Nun ist 
und 

Folglich 



(c, r )-o 
fc ^_«[i.-Ly»feÄ]. 



Weil die Form a u <?jpf + 2^,(2^^ + o»»^ definit ist, ist der 
unter dem Integralzeichen stehende Ausdruck von Null verschieden 
und positiv, sofern nicht alle 3 Größen ax M verschwinden. 

Da nun J"=0, so folgt: die Größen ax M sind sämtlich =0. Das 
Linienelement der Mittelfläche erfährt somit keine Dilatation. Daraus 
folgt: Durch unsere Differentialgleichungen und die zugehörigen Stetig- 



Tl 



L. Mauiikr: 



keits- und Anfangsbedingungen ist die Deformation der Mittelfläche 
bis auf eine dehnungslose Biegung bestimmt. 

Ißt die Mittelflüehe eine geschlossene Fläche mit überall positiver 
Krümmung, so ist, wie Herr Liebmann bewiesen bat, eine dehnungs- 
lose Biegung unmöglich. Die Frage, ob, beziehungsweise inwieweit 
eine derartige Biegung bei geschlossenen Flächen möglich ist, deren 
Krümmung teils positiv teils negativ ist, ist noch nicht be- 
antwortet. 

Ist die Mittelfläche nicht geschlossen, bo müssen, damit die De- 
formation vollständig bestimmt ist, zu den oben angegebenen Rand- 
bedingungen noch weitere Bedingungen treten, z. B. die Bedingung, 
daß die Randkurve festgehalten wird. 

Ob aber diese Bedingung auch zur Bestimmung der Deformation 
hinreicht, muß dahingestellt bleiben. 

14. Bestimmung der Komponenten der Verrückung. — Wenn die 
Größen y t und damit auch die Größen «^ bekannt sind, so erfordert 
die Bestimmung der Komponenten der Verrückung noch die Integra- 
tion einer partiellen linearen, aber nicht homogenen Differential- 
gleichung zweiter Ordnung und außerdem nur noch Quadraturen. 

Um diese partielle Differentialgleichung aufzustellen, benützen wir 
das von Herrn Weingarten angegebene Verfahren. 1 ) 

Es ist zweckmäßig, die nach den Richtungen der kartesischeu 
Koordinaten geschätzten Komponenten der Verrückung m, v, w, nicht 
die Größen ^ zu bestimmen. 

Wir führen drei neue Unbekannte ein, nämlich 






(1) 
(2) 



dx du 



l r -^ dx du^ ^<te_ 3* 1 



2]/i 



Vi 



du 

dp. 



% 



■2» 



Bu_ 



Hier ist zur Abkürzung 



für 



geschrieben u. s. w. 



STi dx du 



dx du , dy_ dv_ dt Bw 
dPi dp, + cp l < r, (TP, *■/>, 



1) über die Deformation einer biegsamen nnauadehnbaren Flache. Crelle» 
Journal Bd. 100, EL 29Ö. 



Über die Deformation gekrümmter elastischer Platten. 



23 









jj ist Differentialinvariantc. Es ist nämlich der Zähler des Aus- 
drucks r t die lineare Invariante der bilinearen Differential form 

>,,. t;, sind die Koeffizienten einer linearen Differentialko Variante, wie 
unmittelbar aus der Gleichung 

r hdPi + "ttdPt = Xdu -f Ydv -f Zdw 
hervorgeht. 

Um die mechanische Bedeutung der Größen ij t »j„ ij, zu erkennen, 
denken wir uns einen Augenblick den Anfangspunkt der kartesischen 
Koordinaten xye in einen Punkt der Mittelfläche verlegt und die posi- 
tive --Achse mit der nach außen gerichteten Normalen zusammen- 
fallend. Es ist dann 

&4f, + n t dp t = dw. 

Demnach ist -ß= der Kosinus des Winkels, den ein Linienelement, 

das ursprünglich die Richtung der wachsenden ;jj hatte, nach Eintritt 
der Deformation mit der ursprünglichen Richtung der Plächennormalen 
bildet. Analog ist die Bedeutung von ij, zu erklären. 

Im Falle, daß die Koordinatenlinien p x = const., p % = const. auf 

-~ die Komponenten der 

Drehung um die Linien p L = const. beziehungsweise p a = const. 

Wählt man einen Augenblick die kartesischen Koordinaten x, y 
als unabhängige Variable, so wird • 

V ~ i \dy dx)> 



einander senkrecht stehen, bedeuten —L 



r t bedeutet somit die Komponente der Drehung um die Normale der 
Mittelfläche. ■) 

An Stelle der Gleichungen 

trete 






(i. /•-=!. S) 






treten nunmehr die Gleichungen: 
y^idx du 



(3) 



'M> 



x du 



^-j dpi 2p, 



= «u + n\a, 



^y7 ex du 
jLj dp t Jp\ 
X 1 dx du ,/- 



! l»ie hier mit jj bezeichnete Größe bezeichnet Weingarten a a. 0. mit rp 
und nennt sie „Verschiebungsfunktion". 



24 L- Maurer 

Hierzu kommt die Gleichung (s. 11, 7) 

( 4 ) «im - äIa 



1 + 2». 



wo zur Abkürzung ^-^ = H gesetzt ist. 
Nun folgt aus (3) 

w -Zf a P ? a». ^ a»,a». a». 



2*« 8u ^i d*x du gttjj , gtiVa 



ap, 



dp* dp t ^J dp t dp t dp x 
Um die rechte Seite dieser Gleichung umzuformen, bemerken wir, daß 

£-*[{?) + 1M-*[(71+?)} 

Folglich 



(6) 



3p, dPt dPi v 



V* 

dp t J 



+[(?} + {?)>. 



-[("} + (» S )K+Ä+^[I") + !?}>• 



Um die linke Seite der Gleichung (5) umzuformen, machen wir 
von den Gleichungen 



d*x np\ dx_, f*<*\ifL_ y 

a^a» "Ji Ja*, + ( * jap, C ^ A 



a, /•=!, ») 



und den Gleichungen, die sich aus diesen durch eyklische Vertauschung 
Ton x, y, e ergeben, Gebrauch. Wir erhalten mit Rücksicht auf (3): 
\?td*xdu ^7 d*x du f 111 r . /-, . fin 

2 Jp\W t ~ 2 äpTäpTä^^i i J [a » + i™ + {« j«»-^» 

Diesen Wert setzen wir in die Gleichung (5) ein und benutzen gleich- 
zeitig (6). Es ergibt sich: 



Yä 



r a «ü 



asn 



äp7" ä*7_H 2 K + 2 I 2 N -| 2 N 



Mit Benutzung der Wein garten sehen Bezeichnung kann man 
hierfür schreiben 

a «^ = yääp7+ ä 



Über die Deformation gekrümmter elastischer Platten. 25 

Nun ist zufolge (4): 
/ \ 1 T f \ * + 2 * rr / \ 1 + 2*1/ dH dH\\ 

«„(ft) - islr.Cft) - I+M Ha M - r+3*ä KäS ~ *»5a)J' 
also weü y a (ft) = (Nr. 12) und a a (p t ) = (Nr. 11) 
/7\ - - i/~3fl 11 + 2*/ dH dH\ 

Vertauscht man jp, und j3 s , wobei — ij an Stelle von i? tritt, so er- 
gibt sich: 

Wir losen die Gleichungen (7) und (8) nach ij t und rj, auf. Wir 
erhalten: 



(9) 



-i/TA. 3 1 - 2 *1\ * 1 + 2* 1 A dH , . dH\ 
,/-/ 0»} . a»j\ 1 1 + 2* / . dH , . 8H\ 

Hier ist zur Abkürzung gesetzt: 



a^ u = «ii c« — a 18 c n , 
a-4 M = a u Cjj — «tjCij- 



Die Großen Ai^ haben eine einfache Bedeutung. Es bestehen nämlich 
die Gleichungen 



3X . dx . A dx 

dTr Ax W, + ÄXi d£ 



(1-1, 8) 



und die 4 weiteren Gleichungen, die sich aus diesen durch cyklische 
Vertauschung von #, j/, e ergeben. 
Nun folgt aus (2) und (3): 

dp, dp l £i dp, dp t ^j dp t dp, 
= UjtOn + ^, 8 («m - vYa)] - Uu(«h + ^y«) + 4s«m1 
= [^»i«ii - A»«»» - Ki - ^»i)«i»] - nVäiAi + -4»)- 

Den Ausdruck in der ersten Klammer auf der rechten Seite kann man 
in der Form schreiben 



1 

a 


»n 


a,, 


a» 


1 

"~ 2Äa 


«ii 


a u 


«M 


% 


c i» 


Cgj 


<ii 


c u 


Cgg 




«ii 


«i» 


«M 




yn 


r» 


y» 



26 



F. DoLEZAf.KK und A, Eükj.im;: 



Die rechts stehende Determinante — die simultane Invariante der drei 
quadratischen Formen a u dp\ -f- . ., c^dpl + . ., y n dp\ + .. bezeichnen 
wir zur Abkürzung mit {a, c f y). 

a 



Es ist ferner A n + Ä ii 



Wir erhalten somit: 






1 (a,c,y) (a,c) 



Führen wir hier für ij, und tj a die Werte (9) ein, so erhalten wir 
für ij die partielle Differentialgleichung 



(11) 



l/ä $A L e \^d Pi C "dpJ] + y« dp, L « V^A ° 1S ^,/J 
3 \ a lA dH J- A dS W\ 1 f 8 '«-") 



-f 



Ist ij bestimmt, so ergeben sich i} Y und jj s aus den Gleichungen (9), 
und es lassen sich alsdann die Derivierten der Komponenten u, v, w 
berechnen. Die Bestimmung der Komponenten selbst erfordert dann 
nur mehr Quadraturen. (Fortwuung folgt) 



Untersuchungen über telephonische Fernleitungen 
Pupinachen Systems, 1 ) 

Von F. Dolezalek und A. Ebeling in Berlin. 

Für die moderne Femtelephonie, die sich zur Übermittelung der 
Zeichen bekanntlich der Wechselströme bedient, liegt eine Haupt 
Schwierigkeit der Entwickelung in der schädlichen Wirkung der elektro- 
statischen Kapazität, die sieh in um so höheren Maße fühlbar macht, 
je länger die jeweilige Linie ist, und die in Kabeln einen noch fünf 
mal so großen Wert erreicht als in einer gleich langen Freileitung. 
Da die Fortpflanzung einer elektrischen Welle über einen Leitungsdraht 
in einer fortwährenden Umwandlung elektrokinetischer Energie in 






1) Referat über den gleichnamigen Aufsatz der Verfasser in Nr. 49 der 
.Elektrotechnischen Zeitschrift" vom 4. Dezember 1902. 




Untersuchungen über telephonische Fernleitungen Pupinschen System». 27 









elektrostatische und magnetische Energie besteht, so steigt mit 
wachsender Kapazität auch die Intensität der Ladungsströme und damit 
die Größe der Energieverluste durch Joulesehe Wärme. 

Wird nun die Energiezerstreuung zu groß, so wird die Leitung 
für praktische Zwecke unbrauchbar, denn die Deutlichkeit der über- 
mittelten telephonischen und telegraphischen Zeichen nimmt in dem- 
selben Maße ab, als Energie verloren geht, und zwar unter Umständen 
bis zur völligen Unverständlichkeit. 

Dein Energie zerstörenden Einfluß der Kapazität und des Leitungs- 
widerstandes läßt sich nun aber entgegenwirken, wenn man die Selbst- 
induktion der Leitung hinreichend vergrößert. Man erreicht dadurch, 
daß die Energieaufspeicherung sich znm größeren Teil in Form von 
magnetischer Energie vollzieht, und drückt durch die Vermehrung der 
Impedanz die Intensität der Ladungsströme und die Wärmeverluste 
herab. 

Verschiedene ältere Versuche, die Seibatinduktion einer Leitung 
nach Möglichkeit zu steigern, haben praktisch nur zu bedingt brauch- 
baren Resultaten geführt. Eine Umkleidung des Leiters mit Eisen 
stellte die nächstliegende Methode zur Erhöhung der Induktanz dar, 
doch wurde die schädliche Wirkung der Kapazität dadurch gleichzeitig 
viel zn sehr gefördert, als daß man diesen Weg praktisch hätte ver- 
werten können. Weit bedeutendere Wirkungen lassen sich erzielen, 
wenn man in gewissen, regelmäßigen Abständen die Leitung an mehreren 
Stellen unterbricht und Drahtspulen mit hoher Selbstinduktion ein- 
schaltet. Diese Methode, die zuerst von Heaviside und Silvanua 
Thompson angegeben wurde, hat gegenüber der erstgenannten 
nicht nur den Vorzug eines außerordentlich viel kräftigeren Effektes, 
sondern sie zeichnet sich auch dadurch vor jener aus, daß durch 
die Einschaltang der Spillen die Kapazität der Leitung nicht ver- 
mehrt wird. 

Es zeigte sich aber, daß die Thompaon-Heavisidesche Methode, 
so richtig ihr Grundgedanke war, in ihrer Allgemeinheit noch nicht 
genügte, um eine praktisch brauchbare und zuverlässige Verbesserung 
der Lautübertragung herbeizuführen. 

Der Amerikaner Michael J. Pupin nun war es, der der Theorie 
diejenige Durchbildung gab, welche eine praktische Anwendung und 
eine unbedingt zuverlässige und überaus rationelle Verwertung er- 
möglichte. Ehe wir aber den Wert der Erfindung betrachten, wollen 
wir in aller Kürze die theoretischen Gedanken verfolgen, durch 
welche Pupin zu seinem glücklichen Abschluß des Thompson- 
Heavisideschen Ideenganges geführt wurde. 







28 



F. Doleza.e.kk und A. Ebklixo: 



Es möge bedeuten: 
x — die Leitung, 
l = die Länge der Leitung, 

n = die Periodenzahl eines harmonischen Wechselstromes, 
C -■ die Kapazität der Einfachleitung pro km, 
L — die Selbstinduktion „ „ „ , 

R = den Widerstand „ „ „ , 

J = die variable Stromstärke in irgend einem Punkt der Leit 
Aus der Gültigkeit des Ohm sehen Gesetzes folgt dann, daß in dem 

L -jy dx\ , ver- 
mehrt um den Spannungsverlust durch Widerstand (RJdx), gleich ist 

(d V \ 
— -5— dx) , also : 



(L% + Rj)dx — 



dV 
dx 



dx. 



Das Vorhandensein von Kapazität bedingt ferner eine Abnahme 
der Stromstärke mit der Leitung, welche bestimmt wird durch die 

Gleichung: 

_dJ =c dV 
dx dt 

Aus den beiden genannten Gleichungen ergibt sich für die Wellen- 
fortpflanzung in einem absolut gleichförmigen Leiter die bekannte 
Differentialgleichung : 

(!) 



r d>J p d J 



dm 1 



In Wirklichkeit werden nun aber in der Leitung stets ein Geber- 
und ein Empfängerapparat vorgeschaltet sein, so daß die Stromfunktion 
Bedingungsgleichungen zu genügen hat, die durch die elektrischen 
Konstanten der Apparate bestimmt werden. 

Die durch den Geber erzeugte elektromagnetische Kraft Bei dar- 
gestellt durch die Zeitfunktion e — f(t) = Ee'>", worin p = 2»», 
n = Periodenzahl pro Sek. 

Selbstinduktion, Kapazität und Widerstand des Geber- bezw. des 
Empfängerapparates seien L , R 0> C bezw. L u R lf O v Ferner seien die 
Potentiale an den Polen des Gebers, aleo für x = und x = 2l, 
V und V iU entsprechend den Polen des Empfängers, also für x = l, 
V, und Vi, ebenso bedeute P die Potentialdifferenz am Kondensator '"„, 
P, diejenige am Kondensator C v 



Untersuchungen über telephonische Fernleitungen Pupinschcn Systems. 29 



Dann lassen sich die beiden Grenzbedingungen in folgender Form 
darstellen : 

ä.j 



(2) 



(l.^ + jj.j+p.+ k;- wä 



Die Symmetrie des Systems fordert nun aber, & 
der Linie F= — V ist, also auch: 



(l. 



an allen Punkten 



f = - r„ und k, - r P 

Wenn wir schließlich noch für l — x den Wert $ einsetzen, bo 
ergibt sich als Lösung der Differentialgleichung: 

(3) J = (K t cos ml + £, sin «* 6) «*• *, 

welche der Gleichung (1) genügt, wenn: 

-m^ipCiipL + R). 

m ist eine komplexe Größe, welche wir — a + iß setzen wollen. 
Dann wird: 

- w » = - (« + iß)* = ipC {ipL + R), 



«-y«p[yp"i? + *■+*£], 



/ 5 = ]/^lypL*TÄ i -;>LJ, 



Die Werte von a und haben eine sehr hohe praktische Be- 
deutung, wie wir sogleich zeigen wollen. 

Bemerkt muß noch werden, daß in obigen Formeln im Falle einer 
Doppelleitung L durch 2L } C durch den Wert für die gegenseitige 
Kapazität, 11 durch 2 R zu ersetzen ist. 

Der Vereinfachung halber sei angenommen, daß nur der Geber 
eine merkliche Impedanz besitzt, daß dagegen die Impedanz des 
Empfängers zu vernachlässigen ist. 

Die effektiven Stromstärken im Geber (£ = V) und Empfanger (| = 0) 
seien I t und /,; dann gilt die Gleichung: 

wob« 

Am. 



2 7„ 



ytfif + e-ipi + 2 co« 2*| ' 



wobei a und ß nach Gleichung (4) und (5) aus den elektrischen Konstanten 
der Leitung zu berechnen sind. Im Falle einer kurzen Leitung von 
geringem Widerstand, geringerer Kapazität und großer Selbstinduktion 



30 



F. DoLEUALKK Und A. EßKLIIfG: 



reduzieren sich c*-** und e~ a > t t zu 1, und es ergibt sich die Gleichung 
einer stehenden Welle. Die Größe «, welche die Wellenlänge bestimmt, 
heißt die WcllenlüngenkcmstaHte. 

Bei einer langen, stark dämpfenden Linie wird das Verhältnis von 
Anfangs- und Endstrom ausschließlich durch e.?^ bestimmt, d. h. aber 
durch die Größe ß. Diese ist daher für die Weileiifortpflanzuug von 
entscheidender Bedeutung und führt den Namen Dänipfungskonstante. 
Wie aus Gleichuug (5) zu ersehen ist, nimmt ß ab, wenn L größer wird, 
d. h. mit wachsender Selbstinduktion wird die Dämpfung geringer, also 
der Endstrom ßtärker. 

Wird die Selbstinduktion so weit erhöht, daß der Widerstand Ii 
klein ist im Verhältnis zum Wert p • L, so reduziert sich die Gleichung 
für ß auf eine bemerkenswerte Form, welche die Periodenzahl nicht 
mehr enthält: 

Diese Gleichung besagt, daß die Erhöhung der Selbstinduktion 
nicht nur die Dämpfung heruntersetzt, sondern auch eine gleichmäßige 
Dämpfung für die verschiedenen Schwingungen der Sprechströme herbei- 
führt, was für die Lautheit der übertragenen Sprache von großer Be- 
deutung ist. 

Die bisherigen Betrachtungen beziehen sich auf eine Linie mit stetig 
verteilter Selbstinduktion. Für den Fall diskret verteilter Induktanz- 
ijuellen kommen dann noch ebensoviele Bedingungsgleichungen hinzu, 
als Induktionsspulen vorhanden sind. Diesen Fall hat Pupin behandelt, 
und er kommt zu dem wichtigen Resultat: Diskret verteilte Selbst- 
induktion vermindert nur dann die Dämpfungskonstante ebenso wie 
stetig verteilte, wenn der Abstand der Induktionsquellen einen Bruch- 
teil der Wellenlänge deB über den Leiter fortzupflanzenden Wechsel- 
stromes beträgt. 

In Europa war es die Firma Siemens & HalBke, welche die 
Pupinschen Gedanken aufnahm, erfolgreich weiterführte und ihre hohe 
Bedeutimg für praktische Zwecke durch zahlreiche Versuche im Labo- 
ratorium und an im öffentlichen Gebrauch befindlichen Strecken nach- 
wies, welche ihr von der deutschen Reichspostverwaltung zur Ver- 
fügimg gestellt wurden. Die ersten Versuche im großen wurden an 
einem zwischen Berlin und Potsdam verlegten, 82,0 km langen Fern- 
sprechkabel angestellt, das 28 Fernsprechkreise (Doppelleitungen) mit 
1,0 mm starken Kupferleitern enthält. 14 von diesen Doppelkreisen 
wurden mit Pupinspulen ausgerüstet, während die 14 anderen, um Ver- 
gleiche zu ermöglichen, im ursprünglichen Zustande gelassen wurden. 



Untersuchungen über telephoniache Fernleitungen Pupinschen Systems. 31 

Der Abstand der Spulen von einander wurde auf ca. 1300 m festgesetzt; 
jede Spule hatte einen Widerstand von je ca. 4,1 Ohm für Hin- und 
Rückleitung und eine Selbstinduktion von ca. 0,002 Henry aufzuweisen. 
Es zeigte sieb, daß durch diese Vorkehrungen der Wert der Selbst- 
induktion auf den 200 fachen Wert gesteigert, die Dämpfungskonstante 
auf den 4 lnn Teil des ursprünglichen Wertes erniedrigt wurde. Ent- 
sprechend groß war natürlich auch die erzielte Sprech Verbesserung: über 
fünf hintereinander geschaltete Sprechkreise, also über ca. 162,5 km 
Entfernung, erhielt man etwa, bei Anwendung von Pupinspulen, die 
gleiche Sprechlautheit wie über eine einzige, 32,5 km lange Schleife 
ohne Spulenausrüstung. 

Weitere Versuche wurden an einer 150 km langen Bronzefrei- 
U-itung von 2 nun Durchmesser angestellt, welche zwischen Berlin und 
Magdeburg den Fernsprechverkehr zum Teil vermittelt. Die an dieser 
Linie angestellten Versuche ergaben ein ebenso günstiges Resultat wie 
die am Kabel Berlin-Potsdam, denn die mit der Pupinausrüstung ver- 
sehene Freileitung von 2 mm ergab ein bedeutend besseres Sprech- 
resultat als eine nur wenig längere Freileitung von 3 mm, welche keine 
Pupinausrüstung aufwies. 

Dynamometrische Messungen, mittelst deren die Abnahme des 
Stromes mit der Länge der Leiter festgestellt wurde, bestätigen in jeder 
Hinsicht die theoretisch gewonnenen und die Sprechresultate. Die 
Vereuche wurden so angestellt, daß man in die Leitungen einen 
konstanten Wechselstrom sandte und in verschiedenen Entfernungen 
die ankommende Stromstärke sowohl für die mit Selbstinduktions- 
spulen belastete Linie als auch die unbelastete Linie feststellte. Die 
Fig. 1 und 2 zeigen diese Resultate für das Kabel Berlin-Potsdam und 
zwar in Fig. 1 für einen Wechselstrom von 900 Perioden und in 
Fig. 2 für 400 Perioden. Die Abscissen zeigen die Linienlünge iu 
Kilometern, die Ordinaten deu Endstrom in Milliampere, wobei der 
W ert für die Abscisse Null den Strom am Anfang der Linie, also 
am Geberapparat, anzeigt. Die Kurven zeigen deutlich, daß die Ab- 
schwächung der in den Anfang der Linie gesandten Stromstärke bei 
der mit Spulen belasteten Linie bedeutend geringer ist als hei der nicht 
belasteten Linie. Auch zeigt ein Vergleich der Figuren 1 und 2, daß 
das Verhältnis der Dämpfung zwischen Schwingungen von 900 und 400 
I'enoden bei dem mit Pupinspulen belasteten Kabel etwa 1 : 1,0 beträgt, 
bei dem reinen Kabel dagegen 1:6; entsprechend der Theorie ergibt 
»ich also eine fast gleichmäßige Übertragung sämtlicher Schwingungen 
bei dem mit Spulen belasteten Kabel, und daraus erklärt sich auch die 
in der Tat erzielte tadellose Klarheit der erhaltenen Sprache. 




32 



F. Dulezalek und A. Ebkliko: 



Im übrigen ergibt sich auch für 900 Perioden, welche einen 
mittleren Wert der für die menschliche Sprache in Frage kommendeu 




Flg. I. 



WO 250 WclWj!^ 





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250 JUob'ii 



Fig. ». 



Schwingungen darstellen, daß die Ordinaten der Kurven fdr 32,5 
nicht belastetes Kabel und 1G0 km Pupinkabel angenähert identisch 






Untersuchungen über telephonische Fernleitungen Pupinschen Systems. 33 

sind, was dem oben angeführten Resultate der Sprechversuche ent- 
spricht. 

Gleiche Messungen, die an den Versuchs-Freileitungen Berlin- 
Magdeburg mit 900 Perioden angestellt wurden, wobei die Länge der 
Linien nicht verändert werden konnte, ergaben bei einem in die Linie 
gesandten Anfangsstrom von 3,38 Milliampere einen Endatroin von 

0,53 Milliamp. für 150 km Leitung 2 mm Draht ohne Spulen , 



0,84 
2,20 



180 
150 



B 

2 



» 
mit 



Durch das Einführen der Selbstinduktionsspulen konnte man also den 
Endstrom auf den vierfachen Wert bringen. 

Bei diesen Messungen war die Impedanz der den Endstrom 
messenden Apparate nicht, wie theoretisch gefordert, zu vernachlässigen, 
sondern den telephonischen Em pfangsap paraten angepaßt. Um ein Bild 
darüber zu erhalten, ob die praktischen Werte auch für den theoretisch 
abgeleiteten Fall gelten, daß die Impedanz zu vernachlässigen ist, wurde 
ein Versuch im Laboratorium so ausgeführt, daß man die Impedanz 
variierte und aus der gewonnenen Kurve den idealen Fall der Impedanz 
Null extrapolierte. Die graphische Extrapolation ergab hierbei einen 
Wert für die Impedanz Null zwischen 1,2 und 1,7 Milliampere, während 
die Theorie den Wert 1,45 Milliamp. forderte. Es bestätigt dies, daß 
die für den effektiven Endstrom abgeleitete Gleichung 



1 = 



yV^-r-e */**-f 2 cos 2«| 



in der Tat richtig sein dürfte. 

Es blieb noch nachzuweisen, daß der Kernpunkt deB Pupinschen 
Svstems richtig sei, daß nämlich die Einschaltung der Selbstinduktions- 
spulen nur dann eine Verminderung der Dämpfung herbeiführen kann, 
•wenn der Spulenabstand einen Bruchteil des über den Wellenleiter fort- 
pflanzenden Wechselstromes beträgt, und daß bei größeren Abständen 
eine Reflexion der Welle eintritt. Die Versuche, deren Resultate in 
den Fig. 3 und 4 wiedergegeben sind, wurden im Laboratorium bei 900, 
600 und 400 Perioden gewonnen. Bei allen Messungen wurden Wider- 
stand, Kapazität und Selbstinduktion konstant gehalten, nur die Ver- 
teüung der Selbstinduktion wurde geändert. Die Resultate bestätigen 
durchaus die Theorie. In Fig. 3 ist der Abstand der Spulen in km als 
Abseisse, der Endstrom als Ordinate aufgetragen, für die drei ver- 
schiedenen Perioden sinkt der Endstrom bei ca. 6, 8 und 11 km Spulen- 
abstand zu Null herunter; diese Abstände bezeichnen die Grenze, 

Archiv der M&tbenutik und Pbyiik. III. Heih« VI 3 



34 F- Dolkialkk n, A. Ebklimo: Untewnchnngeu über telepbon. Fernleitungen etc. 



oberhalb deren kein Strom für die entsprechende Periode des Wechsel- 
stromes bei der gewählten Kabellänge von beüünfig 28 km mit <>,8 nun 






£tn & ^tq-^tj ovwb, X?91o 



m< 



tat vp. 




Flg. 3. 



Kupferleiter mehr am Ende der Linie ankommt. Trägt man die Kurve 
so ein, daß die Abscissen den Wert der Spulenzahl pro Wellenlänge 
angeben, so zeigt sich, daß in der Tat eine Wellenlänge für 400 Perioden 




Fi,, I 



die Grenze iefc, für höhere Perioden, die bei der menschlichen Stimme 
wesentlich sind, liegt diese Grenze bei etwa 2 Spulen pro Wellenlänge. 
Diese Resultate bestätigen sich, wenn man das Empfangadynamometer 
durch ein Telephon ersetzt. 



R. y. LrLisvTiiAL: Zur Theorie der infinitesimnlen Transformationen der Ebene. 35 



Diese Untersuchungen zeigen, daß die theoretisch sich ergebenden, 
großen Effekte in der Tat erzielt werden, sodaß die Erfindung Pupius 
als eine epochemachende auf dem Gebiet der Telephonie zu bezeichnen 
ist, insofern nunmehr eine telephonische Verständigung zwischen den 
wichtigsten Städten des gesamten Europa möglich ist. 

Berlin, im März 1903. 
Im 



Zur Theorie der infinitesimalen Transformationen 
der Ebene. 

Von R. von Lilientiial in Münster i. W. 



Im folgenden stelle ich zunächst der Lieschen Auffassung des 



Systems : 



<lx 



dy 



dt =fcfo y)r Tt -fttesO 



dt 



eine zweite an die Seite, die sich bei der Betrachtung krummliniger 
Koordinaten, in der Ebene eigentlich von selbst ergibt, nnd behandle 
sodann den Fall, in dem die Veränderliche t die Bedeutung der Bogen- 
länge der Bahnkurven der zugehörigen Gruppe von Transformationen 
besitzt. Dies Beispiel scheint mir sowohl wegen seiner Allgemeinheit 
wie wegen seiner Anschaulichkeit besonders lehrreich zu sein. 
1. Das System von Differentialgleichungen: 



(1) 



!f-fc(*»y)i ^? =&(*,!/) 



faßt Lie als „eine infinitesimale Transformation" bestimmend auf, d. h. 
als eine Bolche, die den Punkt mit den Koordinaten x, y in den Punkt 
mit den Koordinaten x + g 1 dt } y + g s dt überführt. Die Integration 
des Systems liefert die Gleichungen der durch jene infinitesimale 
Transformation erzeugten „Gruppe von Transformationen" in der Form: 

( 2 ) « = F t (x tt y , /), y = F t (x 0) y pj t), 

wo die willkürlichen Konstanten x , y als die Werte von x und y für 
/ = angesehen werden können. 

Eliminiert man t aus den Gleichungen (2), so entstehe: 

(3) F{x, y, x„ y ) = 0. 

Da diese Beziehung mit dem Integral der Gleichung: -p = - gleich- 
bedeutend sein muß, können in ihr .r , y^ nur in einer festen Verbindung 

3' 



36 



lt. v Limentiul: 



auftreten, die dann die Rolle eines Parameters spielt, d. h. die Glei- 
chung (3) muß die Form haben 1 ): 

G(x, y, tp{x ot y )) - 0. 

Eine Hauptfrage ist nun die, wann eine gegebene Differentialgleichung 
erster Ordnung: 

die durch (1) bestimmte Transformation gestattet, oder mit anderen 
Worten, wann die Integralkurven der Gleichung (4) durch die Trans- 
formation (1) in einander übergeführt werden. Diese Frage ist zu be- 
jahen, falls für jedes WertsyBtem x, y die Gleichung: 






(5) 



£ + ♦(' 



dg, 
dy 



ex) v dy -&dx + 9' dy 



erfüllt ist. 8 ) 

Lie hat dieser Bedingung noch andere Formen gegeben. 
f(x, y) irgend eine Funktion von x und y, so nehme man: 



Ist 



"<«-K+*ff 



m-n,ü + 9,%- 



Unsere Bedingungsgleichung wird dann: 

(ö) A{ 9t )-B^)^tA{ 3l ). 

Die Operationen A(f) und B(f) nennt Lie „Symbole infinitesimaler 
Transformationen." In Betreff ihrer gilt der Satz: 

A (!?(/■)) - B(A(f)) - AM d / x +{A {g t ) - B{*) ) g , 

sodaß man die Bedingung (6) auch durch die mit Hilfe einer will- 
kürlich gelassenen Funktion f(x, y) gebildete Gleichung: 

(7) A(B{f))-B(A(f))=A( 9l ).A(n 

ersetzen kann. 

Wir stellen nun der Lieschen Auffassung der Gleichungen (1) 
eine zweite, die Benutzung unendlich kleiner Größen vermeidende, an 
die Seite und entwickeln zuvor den Begriff „System von Parameter- 
linien", 



1) Lie-Schefferfi.: Vorlesungen über Differentialgleichungen mit bekannten 
infinitesimalen Transformationen S. 68. 

2) Mathematische Annalen. Bd. 20. S. 361, Bd. 11. S. 490. Vergl. Lehrbuch 
der Differential- und Integralrechnung von Serret-Harnack. Bd. 2. Zweite 
Hälfte. Leipzig 1886 S. 117. 



Zur Theorie der infinitesimalen Transformationen der Ebene. 



37 



Durch die Gleichungen : 

werden zwei einfach unendliche Scharen von Kurven, die Kurven 
t = const., t = const. festgelegt, sofern die Determinante: 



dt dt 



MM 

dt dt > 



wie vorausgesetzt werden soll, nicht durchgängig verschwindet. 

Von diesen beiden Scharen sagen wir, daß sie ein „System von 
Parameterlinien" bilden. 

Wir denken uns die Werte von t und x durch die Punkte zweier 
Geraden, der f-Achse und der r-Achse, versinnbildet. Je nachdem in 
den Gleichungen (8) x als Parameter, t als Veränderliehe oder t als 
Parameter, x als Veränderliche aufgefaßt wird, stellen sie die endlichen 
Gleichungen der Abbildung der Schar x — const. auf die f-Achse oder 
der Schar t = const. auf die r-Achse dar. 

Ersetzt man in J-'- , -4t die Größen t und r durch ihre aus (8) 

berechneten Ausdrücke in .r, y, so entstehe: 

(9) 



a?-fc(*,jf)i Jf-ftfoy). 



Ersetzt man ebenso in -4 1 , -/'die Größen t und t durch ihre 

dt ' dt 



Werte in x und y, so ergebe sich: 
(10) 



jf-M*>*)i sv-*»foy> 



Die Gleichungen (9) stellen die Differentialgleichungen der Ab- 
bildung der Schar z = const. auf die i-Achse, die Gleichungen (10) die 
Differentialgleichungen der Abbildung der Schar t = conBt auf dio 
t-Achse dar. 

Die Funktionen g lt g i} h v A, sind nicht unabhängig von einander, da: 



dx 



~di~ 



dy 
dt 



dy 



dt 



dt 



Dies liefert die beiden für jedes Wertsystem von x und y bestehenden 
Gleichungen: 

fit "i + By"' dx 9 ^ iy g *' 



(Hl 



•d 



dg. 



ch. 



S*« + ^-Bft + 



d\ 



9% 



38 



H V. LlLlESTHAL: 



Setzt man hier A, = h^, so kommt: 
f 3 logf Ä t m L d log*) 



(12) 






dx^ p \dy dx) * dy ^dx +9 *d V 



Die letzte dieser Beziehungen stimmt überein mit der Gleichung (5). 

Nehmen wir die Gleichungen (9) als gegeben an, so folgt aus 

ihnen zunächst die Differentialgleichung einer einfach unendlichen 

Knrvenschar: , —-, deren Integralgleichung: y = tp (x, t) sei. Da- 
da? 0| 

durch geht die erste der Gleichungen (9) in die folgende über: 

df = 9\ (*, 9 (*, t)). 

Um diese zu integrieren, müssen wir für jede Kurve t = const. die .r-Koor- 
dinate des Punktes kennen, der einem festen, beliebig gewählton, Werte 
von t, etwa i = 0, entspricht. Diese ;r-Koordinate wird somit ein»- 
Funktion von t, die wir mit f(r) bezeichnen wollen. Dann besteht 
das Integral der letzten Gleichung in der Beziehung: 



J 9i 



dx 



(X>tp[Z,T)) 



= t. 



Hiernach ist mit den Gleichungen (9) nur eine Kurvenschar r = const. 
verträglich, aber infolge der willkürlich zu treffenden Wahl von f(r) 
sind mit ihnen oo" viele Scharen t = const. verträglich, und jede der 
letzteren ist bestimmt, sobald wir den Ort der Punkte kennen, die auf 
den Kurven t = const. dem Werte t = entsprechen. 

Die letzte der Gleichungen (12) lehrt, daß die Frage, unter welcher 

Bedingung die Differentialgleichung: ." = # (x, y) die infinitesimale 

Transformation (9) gestattet, gleichbedeutend ist mit der Frage nach 

der Bedingung, unter welcher die durch die Gleichung: -~ = ^ (x, y) 

festgelegte Kurvenschar zu den mit den Gleichungen (9) verträglichen 
Scharen t = const. gehört. Wir drücken den letzteren Umstand kurz 
so aus, daß wir sagen, die beiden Scharen der Integralkurven der 
Differentialgleichungen 




a|-*(*»y), 






9i 



bilden ein System von Parameterlinien, in dem t die Rolle eines 
meters spielt in Gemäßheit mit den Gleichungen (9). 






Zur Theorie der infinitesimalen Transformationen der Ebene. 



39 



Allgemein seien nun zwei Systeme simultaner Differentialgleichungen 
erster Ordnung gegeben: 

j* = <fi (*, *) i d ft = ä(*» y) ; ^- Kfa v)> ■£- *ite y) ■ 

Unter welchen Bedingungen werden die beiden Scharen von Integral- 
kurven der Gleichungen: 

da: p, ' dz fij 

ein System von Parameterlinien bilden, in dem t oder r oder i und r 
die Rolle eines Parameters spielt in Geinäßheit mit den gegebenen 
Gleichungen? 

Wir schlagen zur Beantwortung dieser Frage einen von dem bis- 
herigen verschiedenen Weg ein. 

Ist f(x, y) eine beliebige Funktion von x und y, so hat man: 

äf- % T, + % T, - $1* + §-'*,) T, + fäk, + %H,) T, , 



falls: 



T _ h t dx — \dy T 
1 ' **,-*,*, ' * 



— g t dx + g,dy 



SiK — fft h i 



Es wird sich zeigen, daß t oder t als Parameter auftritt, je nachdem 
T l oder T 3 ein exaktes Differential ist. 

Die Ableitungen -77 , -s- sind „Symbole infinitesimaler Trans- 
formationen". 

4t d Tr 

Wir schreiben statt — j — und —*?■ bezüglich 3 --,- und -3—^ 

dt dt 6 dtdx dxdt 

tiini finden zunächst: 

n av d'f d*J^ /dj, _ dM df , /|& ' dA,\ ^ 

^ 10 J dtdr drd« \,/r dt^x^Ur d</0y' 

Bezeichnen ir, und i> s integrierende Faktoren von 2\ und T t} so ist: 
rflog», " J \dt dt) 'U* dt) 









/dÄ _ dhA _ (dg, _ dA,\ 



d( 



ff 1*1 — 9* h i 



40 R- v - LlLIKHTHAI.: 

Berechnet man aus diesen beiden Gleichungen die Differenzen -A — -jj , 
-p- — -tt und setzt ihre Werte in (13) ein, so erhalt man: 



(15) 


d*f d*f 
dtdx dxdi 


dlogvj df rflogv, df 
! dz dt dt dt 


Für Ä,= 


= \i> ist: 


3* -VW 


und: 








dlogv, 
dt 





also folgt nach (6), daß bei — 2£H = die Große < die Bolle eines 

Parameters spielt. In diesem Fall ist T x ein exaktes Differential, und die 
Differentialgleichung dy — 1>dx = besitzt, einem bekannten Lieschen 

Satze gemäß, den integrierenden Faktor ■ ■ _ — Ebenso spielt r die 

Rolle eines Parameters, wenn T t ein exaktes Differential ist. 

Dasselbe Ergebnis wird durch folgende Überlegung gezeitigt. Man 
nehme 

v 1 T l <=du, v t T t = dv, 

sodaß: 

du *>, dt ' dv r, dt 



Aus der Gleichung: 



cu dv 
dv du 



geht dann unmittelbar die Beziehung (15) hervor. Ist T t ein exaktes 
Differential, so darf man v, gleich 1 nehmen, und es folgt u = t. Die 
Kurven v = consi fallen also mit den Kurven zusammen, längs deren t 
veränderlich ist, d. h. t ist ein Parameter. 

2. Bisher haben wir uns auf ganz abstraktem Gebiet gehalten, 
indem über die geometrische Bedeutung der Großen t und x keinerlei 
Bestimmung getroffen wurde. Wir geben nun in den Gleichungen: 
dx dy dx , dy , 

dF~&> di^ 9 *! di~ n i> 37 = Ä » 

den Größen t und r die Bedeutung der Bogenlänge der Einzelkurven 
der durch die Differentialgleichungen: 

g i dx — g l dy = Q, h % dx — h l dy = Q 



Zur Theorie der infiniteBi malen Transformationen iler Ebene. 



41 



festgelegten Kurvenseharen und schreiben zur Unterscheidung von dem 
allgemeinen Fall statt t und r bezüglich a x und tf s . Unsere Voraus- 
setzung erfordert, daß für jedes Wertepaar x, y die Beziehungen gelten: 

Wenn jetzt a t als Parameter aufgefaßt werden kann, fallen die durch 
die Gleichung: 

hjdx — h x dy = 

bestimmten Kurven mit den Kurven tf : = const. zusammen, d. h. sie 
entstehen, wenn auf den durch die Gleichung: g s dx — g x dy = be- 
stimmten Kurven von einer willkürlich gewählten, aber nicht zu ihnen 
gehörenden Kurve aus dieselbe Bogenlänge abgetragen wird. 

Es fragt sich nun, ob sich nicht der betrachtete Fall durch eine 
Beziehung zwischen endlichen, geometrischen Größen kennzeichnen läßt. 

Zur Beantwortung dieser Frage ist die geometrische Bedeutung 

der Ableitungen -^ g — und — ?äll aufzufinden. 

1° da t da, 

Wir setzen abkürzend: 
and 
Um 






g x — coh a, g s = sin a , A, = cos ß , /», — sin ß , ß — a = tp 

nnd denken die Bezeichnungen so gewählt, daß ß größer ausfällt als a. 
Nach (14) ergibt sich: 



dlogr 
da, 



da. 



008 tf> 



«in <p 



da 



d log v t 

da x 



cos qp 



da t 

Hin fji 



da 

da. 






Um den geometrischen Inhalt der hier auftretenden rechten Seiten zu 
erkennen, führen wir neben den gegebenen Kurvenscharen die Scharen 
ihrer senkrechten Durchdringungskurven ein und nennen die Bogen- 
längen der letzteren ff s und e v Eine Kurve, deren Bogenlänge mit 6i 
bezeichnet ist, möge kurz eine „Kurve (<?*)" genannt werden, 

Für die senkrechten Durchdringungskurven der Kurven (ff t ) 
nehmen wir: 



dx 
de. 



= cos la -f - I = — sin cc, , - — sin (c -f — \ = cos a, 
aber für die senkrechten Durchdringungskuryen der Kurven (<r,) sei: 
l = cm (ß ~ !) " "M, aT t = ^n (ß - 1) - - ™*ß- 



dx 
da. 



Diese Festlegung hat den Vorteil, daß für q> = jr/2 die zu wachsenden 
Bogenlängen der Kurven (tf g ) und (tf 4 ) gehörenden Halbtangenten mit 
denen der Kurven (<7,) und (ffj) zusammenfallen. 



42 



R. V. LlUlKRTUAL: 



Der Krümmungsradius der Kurve (jßx) soll mit oj bezeichnet und 
als positiv oder negativ in Rechnung gesetzt werden, je nachdem sich 
der entsprechende Krümmungsmittelpunkt in dem eben festgelegten 
positiven oder negativen Teil der Normalen der Kurv© (<?a) befindet. 
Dann folgt durch Anwendung der ersten Fren et sehen Formel: 



1 da 


1 dß 


1 


da 


1 dß 


Pi "" da t » 


P, " d"i ' 


P. 


da,' 


9t ~ <'«« 



Man kann nun die Ableitungen einer Funktion f von x und y nac 
den Bogenlängen der Kurven (tf s ) luid (tf 4 ) durch ihre Ableitungen 
nach den Bogenlängen der Kurven (tfj) und (o"g) ausdrücken. Aus dem 
System: 




>lf df . df . 

. = n ' cos« -f ^-sina, 
»o, ex oy 



if 

de. 



df „ .df. a 

Sx C0B ^^Ty 6m ^ 



folgt nämlich: 



df 

dx 



sin/? 






da. 



Sl" ff 



2/ 

3y 



»<*f . df 

— cob Bf U cos a ^r- 

ddj de, 

sin ep 



Da nun: 



de, 



.df 
dx 



'— + COB C „— , 



dy 



so ergibt sich: 
da, 



Af , df 
— COB qp 3-i- + -yi- 

sin <p 



d<r 4 



da t 






COS/J 



iL 

dy' 



da l 



coa f ■ 



df_ 



sin t\ 



Nehmen wir in der ersten dieser Gleichungen f gleich a, in der zweiten 
f gleich ß, so folgt: 

d a Bin <j COB 9 dß 

der, ~ 



Bin qp 



cos <p 

IT' 



tt pi J rfa i ?• 

und damit erhalten wir das gesuchte Ergebnis in der Gestalt: 

1 d loc; !' 1 f sin ep cob w /cos w sin <j>\ | 

— , J =- J - = 3 — j — - — ■ — ~ — cosm ( s ZV 

d «, Bin qp l Qi <? s x \ p, p, / J 

f/ log w, 1 r /sin 9 cob qp\ /coa qp sin qp\ ^ 

sin cp l C0B ^ \ v t Pj / \ p, p^/ J 



rie) 



d«, 



Man kann diesen Gleichungen noch eine einfachere Form geben. Die 
Verbindungslinie (L t ) der Krümmungsmittelpunkte der Kurven (ff,) 
und (ff 3 ) hat die Gleichung: 

,„ x /cos a sin a\ , . , /sin a , cosotV . 



Zur Theorie der infinitesimalen Transformationen der Ebene. 



43 



e, 



Die Tangente der Kurve (tf 4 ) möge die Linie (Z,) im Punkte (P 4 ) 
schneiden, dessen Abscisse hinsichtlich des Punktes (x, y) t t sei, sodali: 

x + t t sin/3, #— * 4 cos/3 

die Koordinaten von (P 4 ) Bind. Dann hat man: 

11 ain rp cos tp 
Di, 

Die Tangente der Kurve (ff 3 ) möge die Linie (L 3 ) im Punkte (P 3 ) 
schneiden, und die Abscisse von (P 3 ) hinsichtlich des Punktes (.', ;/) 



Dia Verbindungslinie (Z-,) der Krümmungsmittelpunkte der Kurven (ff,) 
und (ff 4 ) hat die Gleichung: 



sei /,. 



Dann ist: 



Bin qp COB <p 
Qt 9t 



Wir erhalten jetzt anstatt (16): 

d log »>, 1 / 1 , cob q>\ d log *, 

du, — ain <p\tj t A ) * 



rftr. 



1 /cob q> . 1 \ 



und haben damit folgenden Satz gefunden: Besitzt die Bogenlänge ff, 
die Bedeutung eines Parameters, so besteht die Gleichung: 

1 



COS tp 



+*-* 






Besitzt die Bogenlänge ff, die Bedeutung eines Parameters, ao besteht 
die Gleichung: 

T* + << 

Im ersten dieser Fälle ist die Gerade (P s P 4 ) parallel der Tangente der 
Kurve (ff,), im zweiten iBt sie parallel der Tangente der Kurve (ff t ). 
Besitzeu die Bogenlängen ff, und ff, gleichzeitig die Bedeutung von 

Parametern, so verschwindet sowohl - wie - • Jetzt steht die Tangente 

der Kurve (ff,) senkrecht auf der Verbindungslinie der Krümmungs- 
mittelpunkte der Kurven (ff,) und (ff,), und die Tangente der Kurve (ff,) 
ist senkrecht zur Verbindungslinie der Krümmungsmittelpunkte der 
Kurven (ff,) und (ö 4 ). Im betrachteten Fall hat man es mit den so- 
genannten „Translationskurven" zu tun, die, wie bekannt 1 ), das einzige 



1) A. Voß, Mathem. Annalen Bd. 19. S. 18. 



44 



K. V. LlUKSTUAL : 



System von Parameterlinien bilden, für welches das Quadrat des 
Linearelements der Ebene die Form erhält: 



ds* = rfffj + dal + ^ COB V ^ ö i ^°r 

Sind nämlich x und y solche Funktionen von ff, 
Gleichungen: 

(£)•+(£)•-(&)'+ (SS)'-» 






und ffj, die den 



geniigen, so folgt: 



und damit: 



d*x 



r-u 



2<f, da. de l ds. 



Der Name „Translationskurven" rührt von der Art her, wie das be- 
trachtete System von zwei willkürlich gewählten Kurven erzeugt werden 
kann. Man betrachte neben dem festen Koordinatensystem der (.r, y) 
ein bewegliches der (|, ij)-Koordinaten, dessen Achsen denen des festen 
parallel sind, sodaß: x «■* + tj !/ = & + >?• 

Man nehme nun in dem beweglichen System eine beliebige Kurve 
mit den Gleichungen: | = ^i(«)j V = i>ti v ) un( ^ ' as8e den Funkt («> b) 
die beliebig gewählte Kurve mit den Gleichungen: a — tp t (u), b = q>^[u> 
beschreiben. Die erste Kurve erzeugt so eine KurvenBchar u = const 
mit den Gleichungen: 

x - ^(u) + M v ) 1 V = <3P»(") + ^i(«)> 

Die Schar t? = const. wird durch die Bewegung der Kurve mit den 
Gleichungen | = <£,(»), 1? — ?»a( M ) * m veränderlichen System erzeugt, 
wenn der Anfangspunkt deB letzteren die durch a = #,(■»), b = ty t (y) 
bestimmte Kurve durchläuft. Will man statt « und v die Bogen- 
längen ff, und ff a einführen, so drücke man u durch ff, und v durch 0, 
aus mit Hilfe der Gleichungen: 

u P 

Die Bogenlängen ff t sind dann von der Kurve mit den Gleichungen 

x = 9>i ( M o) + *> t (») , ? = SP» («0) + *i W , 
die Bogenlängen ff a von der Kurve mit den Gleichungen 

* - 9=i («) + *i (f 0) , # = Pi (») + *i ( v o) 
aus gerechnet. 






Zur Theorie der infinitesimalen Transformationen der Ebene. 



45 



Ein dem obigen entsprechender Satz gilt für das System der 
Kurven (tf 3 ) und (tfj. 
Wir nehmen hier: 




<} x = — sin u , g t = cos a , 
cos ßdx-\- sin ßdy 



T s = 



sin n 



\ — ■ sin ß , /(, = — cos /3. 
„, cosctdx-f sin ady 

•*4 = 



1-111 f 



und bezeichnen mit v s und v 4 integrierende Faktoren der Differential- 
formen T 3 und T 4 . 
Dann folgt: 

da dß 
d log », _ y da 4 dg, dlog * 4 

dff 4 sin ip ' da, 

terner: 

da sin qp cos <p d(J _ sin qp cos<p 

dff^ " ~^~ «, ' dä^ 

Die 



da . dfl 

-5 r- cos <p Z&- 

dff t T d g„ 

sin <j 



Pi 






Die Tangente der Kurve (ff a ) bez. (o*,) schneide die Gerade (L t ) bez. (Z^) 
in einem Punkte (P,) bez. (Pj, dessen Abscisse hinsichtlich des Punktes 
(x, y) mit / t bez. /, bezeichnet werde. 
Es ist dann: 

1 _ da 1 dß 

t, ~ do\> I, di t > 



und wir haben den Satz: Besitzt im System der senkrechten Durch- 
dringungskurven der gegebenen Scharen die Bogenlänge tf s oder ö t die 

cos <p 1 



Bedeutung eines Parameters, so besteht die Gleichung: 







oder : — 



cos <p 



= 0. Im ersten dieser Fälle ist die Gerade (Pj P f ) 



parallel der Tangente der Kurve (ffj, im zweiten iBt sie parallel dir 
Tangente der Kurve (ff s ). Besitzen die Bogenlängen e t und er 4 gleich- 
zeitig die Bedeutung von Parametern, so verschwindet sowohl wie — • 

Jetzt steht die Tangente der Kurve (ff 3 ) senkrecht zur Verbindungs- 
linie der Krümmungsmittelpunkte der Kurven (6 S ) und (<J 4 ), während 
du- Tangente der Kurve (ö 4 ) senkrecht ist zur Verbindungslinie der 
Krümmungsmittelpunkte der Kurven (tf,) und (tf a ). 

Srltlitfibemerkung. Betrachtungen, die den vorigen entsprechen, 
lassen sich an zwei auf einer beliebigen Fläche gelegene Kurven- 
scharen anknüpfen (vgl. Encyklopädie der mathematischen Wissen- 
schaften III D 3 S. 163). Es gelten dann gleichlautende Sätze, wenn 
nur der Begritf „Krümmungshalbmesser" durch den Begriff „Halbmesser 






46 Haus WantiK PEsrnEiu 

der geodätischen Krümmung" ersetzt wird. Die Mittel zum Beweise sind 
von mir in den Mathematischen Ännalen Bd. 42, S. 505 entwickelt. Der 
Fall, in dem die Bogenlängen beider Scharen als Parameter auftreten, 
liefert die von Herrn A. Voß „äquidistant" genannten Kurvensysteme. 
(Math. Annalen Bd. 19, S. 3.) Den hier geltenden Satz habe ich in 
meiner Schrift „Grundlagen einer Krümmungslehre der Kurvenscharen" 
S. 40 aufgestellt. 

Münster i. W., den 22. Mai 1902. 



Über symmetrische Funktionen von unabhängigen 

Variablen. 

Von Hans Wilhelm Pexider in Göttingen. 

Es handelt sich in diesem Aufsatz um die Aufstellung der Be- 
ziehungen, welche zwischen den Funktionen (einer oder mehrerer 
Variablen), die in einer Funktion auftreten, bestehen müssen, wenn 
diese Funktion von Funktionen in Bezug auf die sämtlichen, von 
einander unabhängigen Argumente, einzeln oder in Reihen genommen, 
symmetrisch ist; im speziellen, um die Aufsuchung von Eigenschaften 
symmetrischer Funktionen. Es erscheint vorteilhaft, die symmetrischen 
Funktionen in Gruppen geteilt zu behandeln. 

1. Formen erster Gattung. — Sei die Funktion F(x lf x s , . . ., #„) 
symmetrisch in allen von einander unabhängigen Argumenten x lf .r s , . . ., x m . 
Vertauscht man zwei aus dieser Reihe beliebig herausgegriffene 
Argumente x x und x x unter einander, so muß der Symmetrie wegen 

(1) F(...x x ,x l ,-..)-F(.-.x li} x )t ,-.-) = 

sein und zwar für alle x, X = 1,2,...,», wobei man x > x annehmen 

darf, um Wiederholungen zu vermeiden. 

Die Relation (1) besteht hei allen Wertsystemen der Variablen .r; 
sie ist also auch erfüllt, wenn man für alle Variablen x außer x x und 
x x beliebige Konstanten setzt. Alsdann ergibt die Identität (1) eine 
Beziehung, welche zwischen den Funktionen der Variablen x x und x if 
die in F auftreten, bestehen muß, und zwar identisch in x n und x it 
wenn die Funktion F symmetrisch sein soll Indem man nun 
x < k = 1, 2, • • -, n setzt, die übrig bleibenden x aber als konstant 
ansieht, so erhält man zwischen den Funktionen je einer und den 




Über symmetrische Funktionen von unabhängigen Variablen. 












Funktionen jeder andern Variablen eine Beziehung der Art (1). Auf 
diese Weise laaBeu sich, unter der Voraussetzung, daß die Gleichungen 
(1) die' Funktionen der einen Variablen durch Funktionen, die als 
Funktionen der anderen Variablen in (1) vorkommen, auszudrücken 
gestatten, die sämtlichen in F auftretenden Funktionen durch die 
Funktionen einer einzigen Variablen, etwa x l} ausdrücken. 

Ist speziell die Funktion F der Form Ffofe), 0,(2^), . . ., <i n {.'„ )\, 
so daß, wenn die Komplexionen i, i i . . . i n und Xj Xg . . . x„ irgend 
welche Permutationen der Zahlenfolge 1, 2, . . ., n bedeuten, die 
Identitäten 

-Ffofo), a,0O, ■ • -, ».«>] - Fia t (z Ml ), o,^), . . ., a n (x Kn )] 

statthaben, dann besitzt die Funktion F folgende Eigenschaften. Ist 
nämlich x, = <".,, und differenziert man (2) nach a x (27J, so erhält man 
die Beziehungen 

- -FK (*,•), • • ., «,0-Jl = 3-- *To,0O, «,«), • • 7 a»(^„)l 

and zwar für alle Permutationen i, /, . . . i H und i t Xj . . . x n der Zahlen 
1,2,..., u , die bloß an die eine Bedingung gebunden sind, in ihren 
ersten Elementen übereinzustimmen, und allgemeiner, wenn x v — « i v 

(3) a 4 r *Kfo>» • • ■> °-K)] - w 9 %(4 ■ • -, %M • • • *.(*%)], 

d. h. der partielle Differentialquotient der Funktion F, genommen 
nach irgend einer Funktion a, etwa a rt bleibt ungeändert bei allen 
Permutationen der Indices-Grnppe i, . . . »V-i^ + i • • • '»» * 8 * a ' a0 8 y m " 
metrisch in allen x außer x if . Sei x ir mit x Ml und ^— .F(- • -o v (j;^), •••) 

mit ^(fy ii-i) bezeichnet; dann ist die Funktion F t (y u fa) symmetrisch 
in « — 1 Argumenten x. Deshalb ist analog der Differentialquotient 

oder, wenn man i. = v t) i i = fi s setzt, die zweite Ableitung 

eine symmetrische Funktion der n — 2 Argumente x n .. , ., x H , x^ und 
x^,, ausgeschlossen-, u. s. f. Allgemein wird die »j-te Ableitung 



(4) 



***!• ■■'.^■■A^-^(Q-) 



a. 8« 



.ca. 



48 



Hans Wii^belh Pexidkh: 



für m <! n — 2 eine symmetrische Funktion der n — m, von den * w 
x fm verschiedenen Argumenten x der Folge x 1} x if . . ., x K sein 



X, 



f*> 



) -"fm 



müssen. 

Eb können nun die Indices der Funktionen a v und simultan die 
IndiceB der zugehörigen Variablen x in Reihen einander gleich sein, also 



v, = v, 



V, V, 



«1+1 



"a. 



i^a.-l 



=*w, 



*»«, - /*"> *• *i f^i-l — ' — *H= f*'"» 



wobei «, = m iBt; setzt man der Kürze wegen 

Xr = « f — a t _i, * = i, a, ..,., a = 0, 

so ist die aus (4) hervorgehende Ableitung 
(4a) 



a"F[...q y< ( V ) ( ...a y(t) (^) t ...] 



symmetrisch in allen x (der Anzahl n — s), die von ay, . . . x^ t ) 
schieden sind. Es ist klar, daß in diesem Falle m > n werden kann, 
wenn nur die Ungleichung « — e > 1 befriedigt ist. 

Die Funktionen a t (x) sind wohl nicht als willkürlich anzunehmen; 
denn es müssen die Relationen (1) erfüllt sein. 

Ist nun öj = o, ~ • • • = a n = 1, bo gehen die Ableitungen nach 
den Funktionen a in Differentialquotienten nach den Variablen x über. 
Man hätte diesen Fall ursprünglich wählen können, um zu denselben 
Resultaten zu gelangen; es ist nur des Weiteren wegen dieser Weg 
gewählt worden. 

Die anfänglichen Betrachtungen mögen an drei einfachen Fallen 
näher erläutert werden. 

1. Sei /" eine symmetrische Funktion der Form 

(5) f(x u x„ • • ■, x„) - tp^xj + 9t(x,) + • ■ • + 9»„(xJ. 

Die Relation (1) lautet hier 

*«(*«) + Vafo) - ¥»«(*a) - 9>iOO - °, 
woraus folgt 

«P«(*«) - 9i(*») - 9>x(*i) ~ 9*(*i) = Konstante c xi 
d. h. 

?*(*) = 9a0) + c *i 
für x, Ä = 1, 2, . . ., n. 



Über symmetrische Funktionen von unabhängigen Variablen. 49 

Setzt man nun X = 1 und successive x =«= 2, 3, ■ • •, n, so erhält 
man sämtliche Funktionen <p x durch <p t ausgedrückt, so daß vermöge 
dieser Beziehungen die Funktion f die Form erhält 

(6) f(x u x it ...,x„) = J>0O + C, 

x = l 

n 

wenn man einfach qp statt tp t und C statt J>; c xl schreibt. 

x=8 

2. Damit die Funktion 

(7) f{x X) x % , ■ ■ ■, x n ) - 9> x fo) <p 8 (x a ) ■ • • ^(rrj 
symmetrisch sei, sind die Beziehungen (1), d. h. die Relationen 

9>*(*x) <Pi(*i) - 9>»(*j) 9i(*«) - °> <»» * = >.*•■,«> 

zu erfüllen. Aus diesen folgt nun 

*x_(*x) _ fd'J = C 
»*(**) »l(*2) **' 

d. h. 

9>«(*) - *«* y a (*) 

für x, X = 1, 2, • • •, », so daß, wenn man A = 1 und Buccessive « = 2, 3, • • •, n 
setzt und die so erhaltenen Beziehungen auf die Funktion f anwendet, 
diese sich in die einfache Gestalt 

(8) n*i,*v',*j-cn<p(*,) 

x=l 

transformiert, wenn man kurz <jp x mit tp und %%. . . c n mit C bezeichnet. 

3. Bevor zu einem dritten Falle übergegangen wird, seien, des 
Verständnisses wegen, einige Definitionen gegeben. 

Es sollen Funktionen einer Variablen x, zwischen denen eine 
lineare Relation der Form 

(9) «i^iO^) + «^jOe) + V a nViS?) = Konstante 

mit nicht verschwindenden Koeffizienten a x für alle Werte von x 
zwischen zwei gegebenen Grenzen stattfindet, als in den gegebenen 
Grenzen linear abhängig genannt werden. Sind bloß die Koeffizienten 
« x , a it . . ., a t von Null verschieden, so enthält die Reihe der Funktionen 
qpj, tp t! . . ., a? B eine Gruppe linear abhängiger Funktionen qp x , <p z , . . ., <jp r ; 
es ist wohl zulässig, daß eine Reihe von Funktionen mehrere solcher 
Gruppen enthält. 

Existiert aber weder zwischen den Funktionen q> lf <p t , . . ., q> nf 
noch irgend einer Gruppe von ihnen eine Relation der Form (9), so 

ArehlT der Mathematik und Fbyaik HI. Reihe. VI. 4 



50 



Han« Wiluklm Pexldkr: 



sollen sie in den gegebenen Grenzen linear unabhängig genannt 
ironien. 

Es ist des Folgenden wegen notwendig gewesen, diese Definitionen 
anzuführen, da man in der Theorie der linearen Differentialgleichungen 
dem Begriff „linear unabhängige Funktionen" einen etwas anderen 
Inhalt beilegt. 

Sei nun F(x, y) eine symmetrische Funktion der unabhängigen 
Variablen x und y von der Form 



(10) 



F <* y) =2 *tPMö + «.(*) + K(y) > 



und sie sei bereits so transformiert, daß die Funktionen a k samt «„ 
von einander linear unabhängig sind. Durch Vertauschung von .< 
mit y erhält man nach Subtraktion der also erhaltenen Identität vou 

(10) die Relation 

m 

(11) 2\a k (x)b k (y, - a k (if)b k (x)\ + a u (x) - ajj,) - b„(x) + b m (jf) - 0. 
t— i 

Den Funktionen b k kann man stets die Form geben 

h - <ii«i + c,»«t -f • • • + Ct N a„ + b[ , 

jg\ K — c n a i + c »a«s H 1- "j-,"« + K , 



. K = r »i «i + c «ä«ä + ■ ■ + <=„«„ + fe! , 

wobei die Koeffizienten c vl konstante Größen, einschließlich Null, be- 
deuten und 6j, 6,, . , ., h' n von den Funktionen a l} a St . . .,a n linear un- 
abhängig sind. Setzt mau diese Ausdrücke in (11) ein, so erhält man 
die Gleichung 

a t (x) [\ - r,!«, -c n a t c ml a m - r nl \ 

f a,(x) [b, - e^ - c^ c„ a a m - c ] 



(13) 






mm i» ^nml 
WJx) + a&(x) + *■■ + K(x)} ~ «„ + K = 0, 



<jn°» - 



wobei überall cp statt qp(y) geschrieben wurde. Da nun die Funktionen 
a k unter einander und auch von den Funktionen b[ linear unabhängig 




Über symmetrische Funktionen von unabhängigen Variablen. 51 

sind, so müssen in (13) die Koeffizienten der Funktionen a k (x) identisch 
verschwinden, d. h. es muß 

(14) h = c li a 1 + c 1i a i + --' + c mi a n + c ni , (. = !,«,. ..».) 

(16) a.b'ix) + • • • + «„,&;(*) + K(x) + a n -l n = 

sein. Aus der Gleichung (15) folgt ohne weiters 

da aber außerdem die Systeme (12) und (14) einander gleich sein 
sollen, so müssen die Matrices der Determinanten 



c u Cu . . . %, 



c ml c ml ■ -- C o 



Cu c si ... c TOl 
C la Cj, ... c m8 



C lm C tm"- C n 



einander identisch gleich, d. h. es muß c ik = c kf sein. Demnach sind 
diese zwei Determinanten symmetrisch. Des weiteren folgt daraus, daß 

ist, und aus der letzten Gleichung des Systems (12) und der Relation 
(16), daß b ^ = h ^ _ Kon8tante Cm> 

Die Funktionen 6 A , 6„ . . ., h m lassen sich demnach in die Gestalt 



(17) 



*>< =2 c * <0 * + c "° c *< = c '* 



4=1 



und b n in die Gestalt 
(18) 



K =2' C »' a ' + a « + c «> 



überführen. Vermöge dieser Beziehungen wird die Funktion F(x, y) 
auf die Form 

in in n 

(19) F(^»)=22 c » a '^ )a *^ + 2 c *' [a '^ + a ^ ]+a *^ +a -( y)+c< »' 



<=i *=i 



<=i 



wobei c w = c <t ist, gebracht, die sich, wenn man c 0( für c ni einsetzt 
und a (x) = a (y) = 1 festlegt, folgendermaßen kürzer schreiben läßt: 

m 

(20) F(x,y)^^c it a i (x)a k (tf) + a n (x) + a n (if), c ik ~c ki , o =»l. 
*,t=o 



52 HiJfB Wilhelm Pkxidke: 

Erteilt man der Summe J£ in der Weise eine Quadratform, daß das 

Glied mit dem konstanten Koeffizienten c ik in der (»" -f l)-ten Zeile und 
(h + l)-ten Kolonne steht, so sieht man, daß die Determinante, gebildet 
aus den Koeffizienten dieser Quadratform, d. h. die Determinante 

c oo c oi * " C 0m 



eine symmetrische ist. 

m 

Damit also eine Funktion der Form ^«i(x)6 t (y) + a n (x) -f 6,,(y) 

eine symmetrische sei, ist es notwendig (und hinreichend), daß sich die 
Funktionen der einen Variablen so transformieren lassen, daß sie zu 
linearen Funktionen der Funktionen, die mit der anderen Variablen 
als Argument vorkommen, werden, daß dabei das Schema der neuen 
Koeffizienten der Produkte, in Quadratform' gesetzt, die Matrix einer 
symmetrischen Determinante bildet, und daß unter den Summanden 
jede Funktion bloß einer Variablen auch als Funktion der anderen 
Variablen figuriert. 
Ist speziell 

*»(*) = K{x) t 
so folgt aus (18) 



2 c «< a * + c «> -2 C ° i(li = °" 



<=i 



Da jedoch die Funktionen a- von einander linear unabhängig sind, 
so muß 

C 0< = 0, (< = 0, 1, .... m) 

und zufolge c ki = c ik auch c i0 = sein für i = 0, 1, • • •, m. Ist außer- 
dem a„ = 0, so geht (20) in die Form über: 

m 

(20a) F(x,y)=^c ik a i (x)a k (i/), c ki -c ik . 

i,k = l 

2. Formen zweiter Gattung. — Sei y k eine Funktion von unter ein- 
ander unabhängigen Argumenten x kl , x ki , • • •, x kt und F eine Funktion 
von y lf y if ••;.y n , und zwar symmetrisch in den Argumentenreihen 
x klf x kif ■ • •, x kt für k = 1, 2, • • •, n und s}>2. Demzufolge wird, sobald 



Über symmetrische Funktionen von unabhängigen Variablen. 53 

die Eomplezlon i,i, * • • *„ irgend eine Permutation der n Zahlen 
1, 2, ■ • -, n bedeutet, die Gleichung 

(21) Ffa (a^i, x a , • • •, x u ), y % {x n , x nr --, »,,), • • •, y n (x Hl , x Hi , • • •, *„,)] 

= -ft^iKu x v> • ' •> x h.)> ft(*tif \a> • ' '> <0> ' ' ' y»( x i H i> \a • • •> \,)] 

stets erfüllt sein. 

Es sei i k = 1, und man bilde successive die partiellen Ableitungen 
dieser Identität nach x n , x 1S) • • •, x tt . Die Funktion linkerseits werde 
mit F f die Funktion rechterseits mit F(i) bezeichnet. Alsdann erhält 
man durch Differentiation das System von Gleichungen 

dF_ dy ± BF® 2y± 
dy x "0ö> u = dy k ' dx^ ' 
dF dy, BF(i) dy t 



(22) 



2y, 3*,, dy k dx lt ' 

dF_ dy ± dF® dy^ 
äj^'Fi"" 3 dy 'dx^ t ' 



d(y t ,y k ) 
Versteht man unter dem Symbol ■*-. r- die bekannte Jacobi- 

sehe Funktionaldeterminante, gebildet aus den Differentialquotienten der 
Funktionen y lf y x nach x llf x 1/lf so ersieht man auf Grund des Gleichungs- 
systems (22), daß 

(23) #^\ = 

ist für x = 1, 2, • • •, n und l t fi = 1, 2, • • *, s, wobei man X < (i an- 
nehmen darf, um Wiederholungen zu vermeiden. 

Die Minoren dieser Funktionaldeterminanten, d. h. die partiellen 

Differentialquotienten -J^ können nun nicht verschwinden, da sonst die 

Funktionen y k nicht die sämtlichen Argumente x kl , x ki , . . ., x k , ent- 
halten würden. Dann existiert aber nach einem bekannten Satze über 
Funktionaldeterminanten zwischen den y k und y, je eine Beziehung, 
und zwar sind jedenfalls die y k durch y x ausdrückbar. Man hat dem- 
nach die Relationen 

(24) & = a*(«/i), (* = i, »,...,.) 

unter der Annahme Oj (y t ) = y v 

Man setze der Einfachheit wegen 

& ( x ki t x n, •>•> x k.) = n» (*=i.*,-- , ») 



54 HjUTS Wu.HKLK PeXIUEB: 

alsdann besagt die Gleichung (21), die nun folgendermaßen lautet: 
(25) Ff%fa)j «,(%), • • •, «.CO] " -FKOjn). <M»;<i), • • •, «n(.V t J]> 

daß bei der angenommenen Symmetrie und unter der Voraussetzung, 
daß F und y k differenzierbare Funktionen sind, die Funktion F auch 
in den Argumenten t] v ij s , . . ., *?„ symmetrisch sein müsse. Man sieht, 
daß dies die schon am Anfang behandelte Form (3) ist, daß also die 
symmetrischen Funktionen der Form (21) im wesentlichen auf die 
Form (3) zurückführen. Eb Bind demnach die Funktionen a t nicht 
willkürlich, sondern sie haben Gleichungen der Art (1) zu genügen, 
und die Ableitungen nach den Funktionen a müaaen so beschaffen sein, 
wie die Differentialquotienten (4a). Es tritt hier aber eine Willkürlich- 
keit auf und zwar in Bezug auf die Funktionen t;; diese sind 
keinen Bedingungen unterworfen. Es läßt sich also y x ganz beliebig 
wählen. 

Es sei hier ein einfacher Fall H = 2 behandelt. Für die Funktion 
jy, wähle man etwa den Ausdruck 



und es sei 

(26) 



"(%n, x»y { '" } + y(*u, •-•> *!.), 



in 

i=i 



i. 



eine symmetrische Funktion in den Argumentenreihen x n , x lt , . 

und x iV .r M , . . ., x it ; setzt man i/, ■■ tj,, ao muß zufolge (24) y z = a(i7 s ) 

sein. Man erhält aus (26) die Identität 

M 

wobei F eine symmetrische Funktion in % und t;, sein muß. Nach 
(20a) läßt sie Bich alsdann, wenn tp { von einander linear unabhängige 
Funktionen bedeuten, in der Form schreiben: 



F =2 ett9t ^ 9k ^ t 



',i 



■a- 



t*_ i 



Die symmetrische Funktion F(y if y t ) hat demnach die Gestalt 

m 



(27) 



i, k = I 



<\* = 



Über symmetrische Funktionen von unabhängigen Variablen. 



55 



•i. Formen dritter Gathuuj. — Sei y k eine Funktion von unabhängigen 
Variabein x iu x kt , . . ., x k , und F eine Funktion voti y u y if . . ., y«, und 
zwar symmetrisch in den Argumentenrnhen x lk , x tty . . ., x nk für 
/.• = 1, 2, . . ., S, $ ^ 2. Demnach gilt die Gleichung 



(OT 






I, der 



identisch in allen (B und zwar für alle Permutationen ij» . 
Zahlenfolge 1, 2, . . ., s. 

Sei yk(zii l} $ty • ■ ., Xn t ) mit yt(i') bezeichnet, die linke Seite der 
Identität (28) mit F, die rechte Seite mit F(i)\ alsdann erhält man 
durch Differentiation das folgende System von Gleichungen 



i /■■ 
i /•■ 






ry k {i) 


8F 
fcf t « 


dy 4 (i) 


dF(i) 


kl 



woraus folgt, daß 






ist für /L p — 1, 2, . . ., s, wobei man wieder A. < p annehmen darf, um 
Wiederholungen vorzubeugen. Indem also alle Funktionaldeteriuinanten, 
gebildet aus den Diiferentialquotienten der Funktionen y k (l) und y k (i) 
nach je zwei von den sämtlichen Variabein x tl , . . ., x kMf verschwinden, 
aber ihre Minoren der Vorraussetzung halber nicht verschwinden, so 
ist jedes y k (i) durch f/ A (l) ausdrückbar, d. h. gb ist, wenn man Jk(l) = »j t 
setzt, 

(unter der Voraussetzung aJJ ' = 1 für /• = 1, 2, . . ., «), und zwar für 
■Qu Permutationen i, ? 2 .. . r t der Zahlenfolge 1,2, ...,s. Weil nun 
das System (29) für jedes k = 1, 2, . . ., « besteht, so gelten auch die 
Beziehungen (30) für jedes k = 1, 2, . . ., n. Die Identität (28) wird 
min lauten 



56 



Hans Wu.hki.ii I'kxidbh: 



Zieht man hierin nur zwei von den Variablen 17 in Betracht, etwa 
ij t und 17,, und sieht die übrigen als konstant an, so existiert zwischen 
den Funktionen a ( * 3 und af* für jede Permutation (t) eine Relation 
der Form 
(31) IX . . rj k> r lr . . •] - F[- ■ ■ «%*), » { ;\Vr)- ■ • ■] = 0, 

die identisch in rj k und ?/,, erfüllt Bein muß. Sieht man nun auch von 
der Variablen ■??,, als einer in Bezug auf rj k beliebigen Konstante ab, 
so ist af eine bestimmte, durch die Gleichung 



(32) 



*T%i ..0-4a<%);..,] = 



definierte Funktion von r] k) die auch mehrdeutig sein kann. Die 
Funktion ij t bleibt dabei willkürlich; die Funktionen a?* und a\ hängen 
aber zufolge (31) von einander ab. 

Wenn nun einmal die Funktionen ti u i} S} . . ., tj B als gegeben vor- 
liegen, ao sind a wegen (32) bestimmte Funktionen dieser r lt und 
willkürlicher Konstanten, deren Anzahl höchstens n — 1 ist. Man nehme 
an, die Funktionen «E^ aeien eindeutige Lösungen der Gleichungen (32). 
Alsdann haben die in diesen Lösungen auftretenden arbiträren Kon- 
stanten noch den Identitäten (31) zu genügen. Man setze weiter 
voraus, daß dies System für das System der Konstanten nur eine 
einzige Lösung rq, a lf . . . zuläßt, ohne dabei notwendigerweise die 
Willkürlichkeit sämtlicher Konstanten aufzuheben. In diesem Falle 
ist für ein bestimmtes k die Lösung a. ) = f^rj^ a^a,, ...) für alle 
Permutationen i\i a . . . », der Voraussetzungen wegen eine und diesellio; 
es ist aber flg m ,(%) — f*- Daraus folgt, daß 

y*(zk,\, x/ti,, ■ • •, Zki.) = y*(ff*i, Xu, • • •> «t») 

ist, d. h. im Falle, daß die Gleichiuigssysteme (32) und (31) eine einzige 
Lösung zulassen, ist die wichtige Folge davon, daß die Funktionen y k 
selbst symmetrische Funktionen sein müssen — natürlich stets unter 
der Annahme der Differenzierbarkeit der Funktionen F als auch der 
Funktionen y^ 

Zur Erläuterung des Vorstehenden sei folgende einfache Frage 
gelöst: Welchen Typus nimmt die Funktion 



(33) 



F 






"^Vfor) 



r- I 



= ni-vt 



Über symmetrische Funktionell von unabhängigen Variablen. 57 

an, wenn sie in den Argumentenpaaren (x lv) x ir ) für v — 1, 2, . . ., 5 
symmetrisch sein soll? 

Vorerst hat man nach (32) 

(34) at\v 1 ) = c iVl} af\ Vi ) = d iVa 

und mit Bezug auf (31) 

c,d,-l, <*,= *• 

Man wähle nun eine solche Permutation (i) von 1, 2, . . ., s, in 
welcher der Reihenfolge nach bloß X und x mit einander vertauscht er- 
scheinen; dann folgen aus (34), wenn man gleich alle Variabein außer 
x x , x l als arbiträre Eonstanten ansieht, die Relationen 

C'*x + <P,M + ViM - ««afofc«) + 9>a(*u) + <&], 

(35) [DU + * x (x al ) + *(*„)]» = J- O x (*sx) + ^(^a) + -D«i] 8 - 

Aus der ersten dieser Beziehungen folgt weiter 

9>x(*n) ~ <>*x<PiM = ^«Pxfo,,) - «Pafc,) + Cx'* = <?«*> 
d.h. 

9>x(*) = Cxi9i(^) + C«i, 



(36) 

*«a9»(*) - Va(*) + G *i ~ C *i 

und aus diesen Gleichungen 

(& - l) 9a (*) - C xi (l - c xi ) - CA. 

Nun ist der Koeffizient bei ^ entweder als von Null verschieden 
oder gleich Null anzunehmen. Im ersteren Falle wäre <p x {x) = Kon- 
stante und zwar für X = 1, 2, . . ., s, d. h. die Funktion % wäre über- 
haupt eine Konstante, was trivial ist. Im letzteren Falle hat man 

(Zz — 1 = 0, also c xl = ± 1. 

Nun behandle man analog die zweite Gleichung von (35). Man 
hat c xX = ± 1 zu setzen, indem der Fall c xl + ± 1 als trivial aus- 
geschlossen wurde, und gelangt zunächst zu der Gleichung 

**M + **CO + -Dxi - N[i, x (x ix ) + fafo,) + D xi ], 

wenn .W = y± 1 ist, weiter zu 

*x(*»*) - Wafoi) - #*,0O - *afo,) + ^'a = Aa> 



58 
d. h. 

(37) 



Haas Wilhelm Fezidkx: 









und ans diesen Gleichungen folgt 

Wenn man gleichfalls von dem trivialen Fall i> x {x) — const. absieht, 

so muß 

# 2 -l = 

werden, d. h. 



sein. Die dritte Wurzel kann hier also nur ihren reellen Wert an- 
nehmen. Man hat demnach die zwei Fälle zu unterscheiden: 

^a-l| KTa=l; c*a 1, -Ve~i 1- 

1. Sei c xl = 1; dann folgen aus (36) und (37) die Beziehungen 

9x0*0 - <Pa(*) + ^xa, da - 0> 

*,(*)- faOO + ^o, D«'a = 

und zwar für x, X = 1, 2, . . ., s. Setzt man nun X = 1 und x «— 2, 3, . . ., s, 
so erhält man die Funktionen <p x resp. i> x als lineare Funktionen von 

cp t = y resp. #j = # allein, und indem man die Summen J£C xt resp. 

x = « 

* 

^D xl mit (7 resp. D bezeichnet, so erhält man, diese Resultate auf 

x = t 

(33) anwendend, für die Funktion F die Gestalt 



(38) 



F = 






L» = l 






1; alsdann ergeben die Relationen (36) und (37) 



2. Sei c xi = 
die Beziehungen 

9>x(*) = -9>a(*)+tfxa, Wi-2C alt 
*.(*)- -*a(*) + -D.a> -Dw = 2D x ,. 
Zufolge (35) ist nun 

2CU = 2y<p i Xx u ) = -2C xlL , 



2D^ = 2^'i, u (x tr )^-2D xZf 



Über symmetrische Funktionen von unabhängigen Variablen. 



59 



wobei £' die Summe aller Funktionen <jp resp. # mit Ausnahme von 
tp A und ip li resp. 4< x und ^ bedeutet, d. b. in diesem Falle c Kl = — 1 
id notwendigerweise sämtliche übrigen Funktionen <p resp. # identisch 
gleich Konstanten. Unter der Annahme c xl = — 1 ist daher für s nur 
der Wert s = 2 zulässig; die Funktion F hängt also nur von deu 

^zwei Argumentenpaaren (x lx , x Sx ), (a^, fl^j) ab, und in diesen ist sie 
symmetrisch. Man erhält sonach für r tl und ij s die Ausdrücke: 
Vi = - Cy + <pA*i*) - <PÄ*u) + C *x, 
und für F die Gestalt: 
(39) F - [„„&„) - qp,^)] [*„(*„) - fcfatf. 

Ist aber s im vornherein gegeben und von 2 verschieden, dann 
kann c x2 bloß den Wert -j- 1 annehmen. In diesen Fällen (s =4= 2) 
haben demnach die Gleichungssysteme (31) und (32) (unter F die 
Funktion (33) verstanden) eine einzige Lösung in den a^ und den 
Konstanten «j, «,, . . .; demnach müssen ij, sowie ij 2 für sich allein 
symmetrische Funktionen in allen Argumenten x n , a- lf , . . ., x Xt resp. 

x n> ■ - ■> *t. 8ein - 

Die Formel (38) zeigt nun, daß dies tatsächlich erfüllt ist, indem 

die Ausdrücke Htp(x tr ) und Z , ^ , (jr, r ) symmetrische Funktionen ihrer 
Argumente sind. Nur in dem Falle, daß $ ■= 2 ist, hat man zwei 
mgen, und die Funktionen »j„ ij t sind dann im allgemeinen keine 
symmetrischen. Faktisch hatte man gefunden, daß für s = 2 die 
Funktion F zwei verschiedene Typen annehmen kann, und zwar ent- 
weder den Typus 

F = [*(*„) + ?(%) + C] [*(%) + *(**) + W 
oder den Typus 

F~* fofoi) - »(«n)Jl*(^.) - *(%)F 



Göttingen, 20. Januar 1902. 



60 



A. Taohaukb: 



Über diejenigen Rotationsflächen, anf denen zwei Scharen 
geodätischer Linien ein konjugiertes System bilden. 

Von A. Tachauek in Gunzenhausen. 

1. Die allgemeinen Voßschen FläcJien. — Das Problem, diejenigen 
Flächen zu finden, auf denen zwei Scharen geodätischer Linien ein 
konjugiertes System bilden, wurde zuerst von Vofs 1 ) auf eine direkte 
Weise gelöst. 

Bezeichnet man nämlich 8 ) die Fundamentalgröfsen 1. ( )rduung einer 
auf die G aufs sehen Oberflächenkoordinaten u und v bezogenen Fläche 
mit E T F t G und die Fundamentalgröfsen 2. Ordnung mit D, D', D", 
daa Krümm ungsmafs mit K, so müssen für diese Flächen die sechs 
Beziehungen*) erfüllt sein: 

f2>' = 0, FE U + EE, - 2EF U = 0, FG V + GG H - 2GF.=>0, 




(1) 






DD" = Ka. 



Mit diesen Flächen, den sogenannten V- Flächen, Btehen die pseudo- 
sphärischen Flächen, die wir als S-Flächeu bezeichnen wollen, in enger 
Beziehung durch folgenden Satz: 

Jeder vorgegebenen, auf ihre Haupttangentenkurven ah Parameter- 
linien bezogenen S- Fläche ist durch Parallelismus der Normalen eine 
ganze Klasse von auf ein konjugiertes Sjstem geodätischer Linien be 
zogenen V- Flächen assoziiert, wobei der ihnen gemeinsame Winkel 
der Parameterlinien der partiellen Differentialgleichung 2. Ordnung: 

(2) ej Ht = sin oj 



1) A. Vofs: Über diejenigen Flüchen, auf denen zwei Scharen geodätischer 
Linien ein konjugiertes System bilden (Sitzungsberichte d. math. phys. Klasse d. 
kgl. bayr. Akad. d. Wisb. zu München, 1888, 18. Band, S. 96 u. ff.) 

2) Wir wollen in folgender Abhandlang uns der Bezeichnungsweise von 
Ria ach i bedienen, wie er Bie in seinem Lehrbuch: Differentialgeometrie, übersetzt 
von Lukat (Tenbner 1896—98) durchgeführt hat. 

3) Wir setzen zur Abkürzung: 





etc., -TT- = E., ebe 


ferner 




*! + yl + 'l =2*1, 


x H x, 4-y,j, + *«* 



ex 
du 



dx _ 






»e- 



= S x u x c etc » o = EG — 



Über diejenigen Rotationsfiikhen etc. 61 

genügt. Jede Lösung M der Differentialgleichung: 
(3) M u , sin co + M u a, + M t to H = 

liefert eine V- Fläche, deren FundamentalgroTsen aus den Formeln: 



(4) 



C0S 2 



im; 7)' = 0, 



D= -k YE sin oi; D" = - -| |/G sii 
und deren Koordinaten #, y } z durch Quadratur aus den Formeln: 

*• = - siT * (^ X - + C08 ° X ') ' 






*. = 



YÖ 

k sin c 



(analog für y und «■) 



(/rA' t + cos ra XJ 






gefunden werden, wobei X, Y, Z die Richtungskosinus der Normalen 
sind und k eine beliebige Konstante bedeutet. 

Umgekehrt läfat sich zu einer vorgegebenen ganzen Klasse von 
auf das konjugierte System geodätischer Linien bezogenen V- Flächen 
die auf ihre Haupttangentenkurven bezogene S- Fläche mit den 
FundamentalgroTsen : 



(«) 



JE = J fW; F - I^cobo; 
|D = 0; D' = üsinaj; 

aus den Formeln: 



G 

0' 



72* — 




1 



i u = - 



(fc'X, + cos co X M ), 



£„ = i \n X* + cos co X,) 

c »in ca \Jr " V 



(analog für ij und £) 



durch Quadratur ermitteln, wo |, 17, £ die Koordinaten der »S'- Fläche 
sind und R eine beliebige Konstante bedeutet. 

Während die S- Fläche das konstante negative Krümmnngsmafs: 

K = — -^ besitzt, ergiebt sich für das Krümmungsinaft der V- Fläche: 

1 



A' 



\EG 



, wobei das Vorzeichen von K von den Vorzeichen der die 



Gleichungen (4) befriedigenden Grölsen YE und ]/6f abhängt. 

Dieser Satz ist von Vofs nur für den Fäll k =» 1 abgeleitet 
worden, gilt aber auch für beliebiges k. Hierbei sind diejenigen 
V- Flächen, für welche k beliebig ist, Biegungen der V- Fbichen für den 
Fall /. = 1 und zwar derart, dafs das konjugierte System geodätischer 



62 



A. Taoiu KB: 




Linien erhalten bleibt. Hierbei ist zu bemerken, dafs die einer ge- 
bogenen V- Fläche assoziierte S- Fläche keine Biegung der der ursprüng- 
lichen V- Fläche assoziierten S- Fläche ist. 

Nach diesen einleitenden Bemerkungen wollen wir die Rotations- 
flächen Ffl, die von VoTb nur kurz erwähnt werden, deren assoziierte 
S-Flächen, sowie bei spezieller Wahl der durch die Integration ein- 
geführten Konstanten die gebogenen V- Flächen nebst ihren $■ Flächen 
aufsuchen und die Gestalt aller dieser Flächen, sowie den Verlauf der 
Parameterlinien näher betrachten. 

2. Bestimmung sämtlicher Flächen V R . — Die Koordinaten X, y, z 
einer jeden Rotationsfläche lassen sich in der Form: 

x = r cos q>, y = r sin <p, z = f\r\ 

darstellen, wo r der Radius des durch den Punkt x, y r e gehenden 
Parallelkreises und tp die geographische Länge des Meridians ist. Soll 
diese Fläche eine V- Fläche sein, so müssen wir r und tp als Funktionen 
der konjugierten geodätischen Parameterkurven M und v auffassen, die 
sechs Gleichungen (1) bilden, und, wenn es uns gelingt, aus diesen r 
und tp als Funktionen von u und w, sowie /' als Funktion von r zu 
ermitteln, so liefert uns f die Flächen Vr, und r und tp geben die 
Lage der Meridiane und Breitenkreise zu dem konjugiert-geodätischen 
Systeme u und v an. 

Zunächst ist zu bemerken, dafs die letzte Gleichung, wie man nach 
Berechnung der Fundamentalgröfsen leicht verifizieren kann, eine Folge 
der übrigen Gleichungen ist, also hier fortgelassen werden kann. Ferner 
dürfen wir bei der Integration der vierten und fünften Gleichung, da 

Bj/G D "]/£ 
V* 



wir von den Biegungen zunächst absehen wollen, 

setzen. 

Diese fünf Gleichungen Iauttn dann: 



Vi 



= -1 



yi + f* 



r(r.V.-r.9.)Wl + r , )(r II1 ,V.-9'^.) + (r/T-»l+r).^.-» J »- , ]-Pp 






r(r K9 .-r^[r(l+n(r. w %-V.^Hrrr-^+n^9.-r a v/]-0 f 






h 



i + r 



Über diejenigen Rotationsflächen etc. 



63 



Damit die zweite und dritte Gleichung erfüllt wird, mufs, da das 
Verschwinden der beiden ersten Faktoren keine Hache liefern würde, 
die eckige Klammer = sein. Um diese Gleichungen zu integrieren, 

setzen wir zunächst in der zweiten Gleichung f— J = £, so dafs 



'MUT* 






»r. 



wird. Multiplizieren wir dann die Gleichung mit • \ ", , so erhalten wir 

i+n* , -2rrr-4(i-f-n „ » i. ft 

r . - fc u H ;* r «S — ^r r u = u - 

)ie Integration dieser Gleichung liefert: 



r« * ^ r» F* 



- 'V"W^ ,' 



Ebenso gelangen wir durch Integration der dritten Gleichung zu 
der folgenden: 

P W + ? ff»' 

Hierbei sind £7 und V beliebige Funktionen von « bezw. 9, Die 
uliigen fünf Gleichungen gehen also in die folgenden über: 



(8) 
(9) 

<io) 

(11) 

(12) 



(l+r^ 8 »i-r-(f*- I7")rf = 0, 

r'r* + r s (i+r)<pr, = a + p) s , 



Bestimmen wir aus den Gleichungen (9) biß (12) die Gröfsen 
'Ü» 'i? ^Ü» VI Uß d setzen diese Werte in die aus (8) resultierende 
Gleichnng: 

vM ' r» 

ein, so erbalten wir: 

(r»-ff»){r'-F t ) rM+n 



ܻF" 



r , r » 



Diese Gleichung dient zur Bestimmung von / und kann, da f t als 
Funktion von r, u und v nicht explizite enthalten darf, nur dann be- 
friedigt Bein, wenn U und V konstant Bind. Setzen wir also: 

U = o und V = h, 



64 A. Tachaueb: 

so wird f durch zweimalige Integration gefanden aus der Gleichung: 
f" ab 



(13) 



r (! + /") r y(r» -aW-b*) 



r und tp erhalten wir dann durch je eine weitere Quadratur aus den 
Gleichungen 1 ): 



(14) 



r, - -X£- b, <p,= - t -^'— Vr* - &". 



Hierbei setzen wir fest, dafs a grofser als b ist, wozu wir, ohne 
das Problem einzuschränken, berechtigt sind, da sich sonst lediglich u 
mit v vertauschen würde. Ferner erkennen wir, dafs wir, um reelle 
Lösungen zu erhalten, — und nur solche sollen hier behandelt werden — 
r grofser als a nehmen müssen. Es gilt also die Ungleichung*): 

(15) 6 ^ a ^ r ^ oo. 

Wir wollen zunächst voraussetzen, dafs a und b beide positiv sind. 
Setzen wir dann zur Abkürzung: 

- a — b 

so wird durch die Substitution: 

(16) t = 2l*+l-£ 

die Differentialgleichung (13) in die folgende: 
f'dr , dt 



rv+n , y« , -4* , (* , +i) 

übergeführt. Die erste Integration liefert: 

(17) f - c • 

Yt — c* — yt* — 41* (a* + 1) 

Bilden wir f" und setzen die Werte von f und /"", sowie den 
aus (16) sich ergebenden Wert von r in die zur Bestimmung 



1) Das Vorzeichen von q>„ rührt daher, dafs die Gleichung (8) erfüllt sein 
mufs. Wählen wir in der Gleichung (13) für die Wurzel das positive Vorzeichen, 
so erhält <p v das negative. 

2) Bis zu diesem Resultate gelangte Vofs in seiner oben genannten Ab- 
handlung. 



Über diejenigen Rotationsflächen etc. 65 

von r dienenden Gleichungen (14) ein, so erhalten wir zur Ermitt- 
lung von t: 



au 



2 J V2i" + 1 - tyt* - 41* (1*+ 1) V* — e« - yt* - Ü^l' + l) 



Setzen wir noch: 
sodaß: 



co8»~ + a* 



cos« ?. _(_ 21» co 8 t " + l»(2l*-|- 1)* 
(18) < 1 






wird, so gilt für cd die Gleichung 

yäb 



au -f 6« = — 



JyEE^E. 



C08»- 



Führen wir schließlich statt der Eonstanten c eine andere Kon- 
stante C ein durch die Substitution: 

= c* ' 

so wird die Abhängigkeit der Funktion <o von den Variabein u und v 
festgelegt durch die Gleichung: 



(19) au + bv = - ^ 






Haben wir diese Quadratur ausgeführt, was wir später tun wollen, 
dann läßt sich aus (18) t und aus (16) r, ebenso aus (17) f vermittelst 
der Größe r als Funktion von u und v ermitteln. 

Wir wollen alle in Betracht kommenden Funktionen zunächst als 
Funktionen von o betrachten und erst durch m hindurch als von « 
and v abhängig auffassen. 

Setzen wir zur Abkürzung: 



(20) r=]/cos s |-fA 2 und A =|/C» + A», 



Aichlr der Mathematik and Phyilk. HL Reihe. VI. 



66 

so ist, da 



A. Taceaukh: 



f = 



y? 



coa«- 



o 



f(21)r-2y^5^- und') f ^ ^iM^ 



da. 



Da ferner: 



rfra — — 2 1/ C* — cos 8 = J= — 



ist, so wird: 
(22) 



. /«u- bv , ll/l»+ 1 



l {* da \ 

J r Y*- cos« -j 



Diese Formeln bestimmen sämtliche Flächen F«. Es läßt sich 
nämlich leicht aeigen, daß, falls a positiv und b negativ ist, yab 
in Y—ab und Winkel o in den Supplementswinkel übergeht. Die 
anderen Fälle bewirken lediglich eine Yertauschung von u und v. 

Die Fundamentalgrößen erster Ordnung werden: 



(23) 



-p _ 4aji , (flcoBffl-fJ/) , < „ _ 4 A* (a cos <b -\- 1) (b coa w A- a) 

ll Hin 4 «I r-ltl ' Irl 



cos w; 



~ 4b A* (6coa«D + <*)' 
a sin*« 



die Normale hat die Richtungskosinus 
(24) 



X = A cos <p; T= - sin y; Z=- — 



die Fundamentalgrößen zweiter Ordnung haben die Werte: 



("25) D »= — 2a ^( acoata + ^) 
1/a 6 sin üj 






Was nun den Gültigkeitsbereich von a anlangt, bo muß infolge 
der Ungleichung (15) die Grenzbedingung: 



(26) 
besteben. 



TT < C0B ä < 1 



1) Die Ausführung dieses Integrals, Bowie noch einiger weiterer 
unterlassen wir, da wir derselben im weiteren nicht bedürfen. 



Integrale, 



Über diejenigen Rotationsflächen etc. 67 

Um ferner die Vorzeichen von ]/l? und YG zu bestimmen, be- 
achten wir, daß die Funktionen: 

-af,,=-|^Ecos»! und M,=YG cos»! 
die Differentialgleichung: 

M Uf) Bin 03 + M u <a v + M 9 a u = 

befriedigen müssen. Dies ist aber, wie die Ausführung der Rechnung 
zeigt, nur dann der Fall, wenn YE und YG gleiches Vorzeichen be- 
sitzen. Daraus folgt, daß das Krümmungsmaß: K = stets positiv 

yEG 

ist. Also sind aUe Flächen V R elliptisch gekrümmt. 

3. Die assoziierten S- Flächen. — Wenden wir die Formeln (7) 

an, so erhalten die Koordinaten der assoziierten S-Flächen folgende 

Werte: 

t\ . l}/äMn"|/c»-coß»| . 

6/ ^ sm e> cos <p -f- p ' r 2 sm qp 

»jl — 2~Tr sin tp — 5»T cosqo' 

t=- r r ' da> I p Xy^ + 1 OK- ftp 

J ]/C-cos*- * 

Daß diese Flachen Schraubenflächen sind, laßt sich leicht auf 
folgende Weise zeigen. 

Setzen wir: , 

IVV + ll/c» — cos»^ 
t> sin tu , j t> r 2 , 

-K g-jy = p cos # und if -^ = psinV, 

so ist: 



ja 



tO 



1 

•a 

o 

OD 

< 



**** Trin^ *»* < ,= -^' 

Führen wir noch zur Abkürzung % = <p — 1> ein, so ist: 

y T'T/C-cos»! 
Hierbei ist: 

T = ]/yf* sin 8 f + (<?*- 1)A 8 
und 



-fe+^T^ 1 -) 



68 



A, Tm'iudzr: 



Dies iat die bekannte Form der Koordinaten einer Schrauben- 
fläche. 

4. Die Gestalt der Fliklien Vr und der assoziierten S-Flächen, 
sowie der Verlauf der geodätischen Sysf-eme t bezie. der Hauptiangenten- 
hurven auf denselben. — Denken wir uns dieMeridiankurve der Flächen F* 
bezogen auf die Variablen r und z, die von dem Parameter o abhängen, 
bo ist: 

Bin JH ' rti / _ L 



(27) 
Da 



1 /"'(OCOB4B + b) (b COB«o + 

2}/^b I . , -i/Z "7™ 
r / sin'ajI/C 1 — cos * — 



da. 



2r 
em 



(a cob a> -j- b) (6 cob os -f- a) 
2yäbTein. i to 



ist, so haben die Differaitialquotienten von r nach z die Werte: 



(28) 



8r 

0« 



]/c^ 



COB' 



ö* 1 



2 T" (a cob tu -f- b) (b cos cd -f- ä) 



Ebenso gilt für das Meridianprofil der assoziierten Schrauben- 
flachen jSj das wir auf die Variablen p und § beziehen 1 ): 

Ji Bin 



(29) j-^J, 



* 8 



l /» Bin*«» - 

J T'|/c_co< 






4T 



(30) 



wo 



ist. 






2T 



]/r^ 



-l sin w 



dp 



/,' r sin 4 tu 



¥=[^-^(^+1)] Bin 4 g - k* (C s - l) s cos o 



Diese Formeln (27) bis (30) genügen zur Betrachtung der Gestalt 
unserer Flächen. Wir haben nur noch die Quadratur (19) auszuführen, 
was je nach dem Werte der Konstanten C drei Fälle liefert, denen 
drei Typen von Flächen V K und ihrer S- Flächen entsprechen. 

In der Formel (19) kommen, da wir nur reelle Werte der Variabrln 
ins Auge fassen, lediglich positive Werte von C 1 in Betracht. 



1) Eigentlich sollten z und £ entgegengesetzte Vorzeichen besitzen, sodaB 
der positiven z- Achse die negative f- Achse entspricht; da aber die Flächen zur 
xy- bezw. £)j- Ebene symmetrisch liegen, ändern wir aus praktischen Gründen 
das Vorzeichen von f. 




Über diejenigen Rotationsflächen etc. 69 

I. Fall. KC'^oo. 

1 AI 

Substituieren wir 1 ): C* = -^ und cos— =* (i, bo geht die Grenz- 
bedingung für C Aber in die folgende: 

0^x<l, 
und, da nach (26) 



a — b 
ia 



< COS 8 » < 1 



ist, so genügt p der Bedingung: 

Setzen wir noch zur Abkürzung: 

au -f- bv 

~" %Väb ' 

so besitzt die zu integrierende Gleichung: 

J V(i -»«xi-* V) 
die Losung 8 ): /* = sn t; somit ist: cosy© = snT. Da also: 

so wird: 

dnr 



r =yab L — — : ,- 

' snrcnir ' de 



d*r (1 -f x*l*) sn»* cn»r 



de 



,.y5»(y5^HHP)»(«-.--^ (-.». + •£*) 



Somit wächst r von a bis co, ^ ist stets positiv, ~-4 stets negativ. 

Für negatives e erhalten wir einen symmetrischen Kurvenzweig. 

Die Rotationsfläche entsteht dann durch Rotation dieser Kurve 
um die «-Achse. 



1) C kann positiv oder negativ sein, für x ist jedoch stets der positive Wert 
zu nehmen. 

2) Hierbei mögen snx, cnx, dnx die elliptischen Funktionen: sin am(x, x), 
cos am (x, x), J am (x, x) bedeuten. 



70 A. Tacraü«h: 

Für die S- Fläche gilt 1 ): 
T = - Vcn'r + A'dnV, V -. \ [cn*r + Jt 1 dn 4 r (cn'r - x' f an**) 



1 T * * 0* x 1/1 + x*i* snr cur 



Mit wachsendem r nimmt q ab, — ist stets negativ, k-| ist 



an 



die 



fanea positiv, verschwindet bei sn* r = , " , wo demnach 

B r l/r+l + Ax'»' 

Kurve einen Wendepunkt besitzt, und wird dann negativ. Für sn ! r = 1, 
wo q ein Minimum besitzt, steht die Tangente der Kurve senkrecht 
zur J- Achse. Da dieser Punkt im Endlichen liegt, setzt sich infolge 
der Periodizität der elliptischen Funktionen die Kurve periodisch fort, 
so daß hier eine Spitze entsteht. 

Die Schraub enfläche erhält man durch Rotation mit gleichzeitiger 
Schraubung dieses Meridianprofils um die £- Achse; sie besitzt dcmnarli 
für sn'r = 1 eine Rückkehrkurve. 



IL Fall. 



0<C S <1. 



Substituieren wir: C' s = x* und cos | eu — xp, so wird 

t ==, ~Z_ v Gleichung (19) übergeführt in: 
yab 

r _** 

Hierbei genügt x der Bedingung: 0<x< 1 und da die Ungleichung (2< 
mit Rücksicht darauf, daß die Wurzel reell sein soll, übergeht in: 

a — b = 



2a 



so gilt für fi die Grenzbedingung: 

2aV<^ ^^ 

zwischen x und 1 existiert also kein reeller Wert von cos 
wird nun: (i = sn r, also cos \m = x snr. Ferner: 



A = yi* + x »; J , = ]/x , sn s T + A 1 ; 



Über diejenigen Rotationsflächen etc. 71 

folglich: 

1 /-7'l/jt*8n T t+T i dr xenr 

r = yao ^ — : a - = = : 

' xsntdnir ' dt y% t sD t t -f- 1* 

d*r ^ {X* + %*) sn'r dn»tr 

det ~ xV^(T^8n^+r*)»( 8 n»r-|^)( B n*, + ^)' 

r wächst bis zu einem endlichen Maximum, wo die Tangente der 

d*r 
Kurve parallel der e- Achse ist; j^ ist stets negativ. Die Kurve ver- 
lauft periodisch 

Für die S-Fläche gut: 

T = x^dn 2 r + A J cn 2 t; V = x 4 [dn 4 T + ^cn^dn'T + x'^'t)]. 



Rx ,/j— i — ; — 7» — 5— do xcnrVdn , * + l*cn*T 

* l* + x* r t , 2j yi»-fx» B ntdn* ' 

g»g _ yydn'r + l'cn't 
dt* = JJ^+x^x'Bii'Tdii^r " 

Für das Minimum von q, das bei sn* t = 1 stattfindet, besitzt die 
Kurve eine der g- Achse parallele Tangente. Ein Wendepunkt ist nicht 

vorhanden, da j£ stets positiv ist. Die Kurve kehrt periodisch wieder. 

III. FäU. C* = 1. 

Setzen wir: 

au -\-bv 
r= *~YaT~' 
so wird: 



folglich 



-/^-»lncotj; 
«/ am- 



tan ^r = -j— *) und cos „ = -jt 5 

2 shr 7 2 ehr' 

hierbei gilt die Qrenzbedingung: 

— j-j- < ch*t <^ oo. 
Da ferner: 

A=V»+T und r - y<y +»>*■«-* 

1) oh x und ch x bedeuten die hyperbolischen Funktionen : sinns hyperbolicus 
■von x und cosinns hyperbolicus von x. 



72 

ist, so wird: 



dz* 



A. Tachadbb: 



chTV(^'+l)ch»T— 1 % dr_ 

Bh x ' de ~ 

ßh'r ch'r 



Y(X* + 1) ch»T — 1 ' 



]^6(V(l»+l)ch«r-l) 8 (ch*r - ^) (ch'r - ^) 



r wächst also unter positivem ~- von a bis oo; w-j ist stets negativ. 

Die Kurve verlauft ins Unendliche. 
Für die 5- Fläche gilt: 



T = 


" ch r i 

1 

= sh*> 


d*9 


' ch'r * Q ~ 




B 


ch 


tyxT+i 




yx* + ich*t 

Rah** 





(i nimmt ab bis zum Werte 0; ~ ist stets negativ und wird für 

ch'r = oo gleich 0; ■%£ ist positiv. Die g- Achse ist Asymptote der 
Kurve. 

In den angefügten Zeichnungen (Fig. 1 — 6) sind die Meridian- 
kurven der Flächen V R , bezogen auf die Koordinatenachsen s und r, 
sowie die Meridianprofile der 5-Flächen, bezogen auf die Koordinaten- 
achsen £ und q, dargestellt. 

Sämtliche Kurven besitzen im Punkte A bezw. A zwei von 
einander verschiedene, zur r- bezw. (»-Achse symmetrische Tangenten. 




*-z 




Fläche \LI. 
tt 

Fig. 1. 



Fläche Vtt. 
R 

Flg. 8. 



Bei den Flächen V R besitzt die Meridiankurve in A die Koordi- 
naten s = 0, r = a, dann nimmt r zu und zwar in den Fällen I und 
in bis r = oo und im Falle II bis zu einem endlichen Maximum. Die 
Kurve wendet in ihrem ganzen Verlaufe ihre konkave Seite der z- Achse 
zu; ihre Richtung nähert sich dabei einer festen Grenzlage B f wo sie 



über diejenigen Rotationsflächen etc. 



73 



im Falle I mit der s-Achse einen spitzen Winkel bildet, im Falle III 
zu derselben parallel ist, ohne daß im Endlichen eine Asymptote vor- 
banden ist; im Falle II setzt sich die Kurve, deren Tangente in dem 
endlichen Punkte B zur z- Achse parallel ist, periodisch fort. 

Bei den S- Flächen dagegen besitzt das Meridianprofil in A ein 
Maximum von p; dann nimmt q ab und erreicht in B sein Minimum, 




c/ir-J a 6 
rtdehe v a in 

tt 

Fig. 3. 



»- z 



ehT- 




Fläche SI. 



VUull* 



Fig. 4. 



das im Falle DT gleich Null ist. Im Falle I wendet die Kurve an- 
fangs ihre konvexe Seite der g- Achse zu, besitzt in <d einen Wende- 
punkt, von wo aus sie dann konkav gegen die £-Achse verläuft, 
während sie dagegen in den Fällen II und III in ihrem ganzen Ver- 




Flachc Sff. 



Fig 5. 



Fläche SM cJl *- a r% 

Flg.«. 



(•Af-co 



laufe konvex gegen die £- Achse gekrümmt ist. Im Punkte B bildet 
ferner das Meridianprofil im Falle I eine Spitze, deren Tangente senk 
recht zur £- Achse steht, so daß hier die S- Fläche eine Rückkehrkurvc 
itzt; im Falle II ist die Tangente der £-Achse parallel und im 
Falle HI berührt die Kurve die £- Achse. Da in den Fällen I und D 
B im Endlichen liegt, setzt sich die Kurve periodisch fort, während sie 
im Falle 111 sich der £-Achse asymptotisch nähert. 



74 



A. Tachaceh: 



Um nun den Verlauf des konjugiert -geodätischen Systems der 
Flächen Vr, bezw. der Haupttangentenkurven der assoziierten S-Flächen 
zu untersuchen, gehen wir Ton den Differentialgleichungen der Kurven r 
und <p, bezw. p und %, aus und bestimmen 1 ) die Winkel, welche diese 
Kurven mit den Parameterlinien u und v einschließen. 

Setzen wir (nach Bianchi) als die positive Seite der Tangential- 
ebene in einem beliebigen Punkte diejenige fest, auf welcher die Drehung 
der positiven Richtung der Tangente der Kurve v in die Lage der 
Tangente der Kurve u um den zwischen Ö und n gelegenen Winkel o 
in der Richtung des Uhrzeigers erfolgt, und bezeichnen mit <£ (vC) 
den zwischen und 2ar gelegenen Winkel, um den sieh die positive 
Richtung der Tangente der Kurve v im positiven Sinne in der Tangential- 
ebene drehen muß, um mit der positiven Richtung der Tangente der 
Kurve C zusammenzufallen, so sind durch diese Festsetzungen die 
positiven Richtungen der Tangenten der Kurven v und u, ebenso r 
und 9, sowie p und % bestimmt. 5 ) 

Ermitteln wir zunächst bei den Flächen F« mit Hilfe der Differential- 
gleichung der Kurven r: 

adu -f bdv = 
und der Kurven tp: 

(» cos ta + b) du — (6 cos ta + a) dv <= 

die Winkel, welche die Kurven r und tp mit den Kurven v und « ein- 
schließen, so finden wir, daß, da Kurve tp stets auf Kurve r senkrecht 

steht, die Clairautsche Be- 






cos v- 



a> a-b 



ta 



/ 



ziehung: 

rsin(<jp?*) =a und raia(vq>) = b 

in jedem Punkte der Fläche er- 
füllt ist. In A berührt die 
Kurve « die negative Richtung 
von r, während die Kurve v 
sich im Winkelraum e (+ r, + tp) 
befindet und mit der Kurve u den stumpfen Winkel w, für den 
a-b 



ist, bildet (s, Fig. 7). 



QM* 

2 2a 

der Winkel o ab, die Kurven v und 



Mit wachsendem r 
nähern sich 



nimmt dann 
der Kurve <p 



1) S. Bianchi, Differentialgeometrie S. 64 und 65, 

8) Da im folgenden nur die positiven Richtungen der Tangenten der 
Kurven v und «, Bowie ep und % auftreten, bezeichnen wir diese der Abkürzung 
wegen einfach mit Kurve v, Kurve u etc., während wir jedoch bei der Kurve r 
bezw. (i zwischen der positiven und negativen Richtung unterscheiden müssen. 



,1 



tjber diejenigen Rotationsflächen etc. 



'10 



(s. Fig. 8) und berühren dieae schließlich in den Fällen I und III im 
Punkte B, wo r unendlich wird (b. Fig. 9), wahrend im Falle II, wo r dieses 
Maximum nicht erreicht, to nur bia zum Werte coa Jta = C'< 1 abnimmt. 



coaf-l 



%> 



Kitf *. 



Bei den S- Flächen dagegen, welche im allgemeinen Schranbeu- 
flächen sind, gilt für die Kurven p zwar die nämliche Differential- 
gleichung: adu + bdv = 0, für die Kurven % jedoch die folgende: 



\ C i (b—acoB(a) + (a—b)co8 3 ^ \du — 
rC(a — fccoscj)— (a— 6)coa s |lrft;=0. 



cos 



t 25 



In A ist <t (p x) stumpf, die Kurve 9, 
welche im Winketraume (+ ß, + %) 
mit der positiven Richtung von p 
einen spitzen Winkel einschließt, 

bildet mit der im Winketraume (— p, -f %) befindlichen Kurve u eben- 
falls den Winkel ra, für den coa* - = — — ist (s. Fig. 10). Indem nun 
ehzeititr mit p der Winkel m abnimmt, v 



gl 



^(CX) gröfr 



\ 



CO* 



\ 



K 



Fig. 11. 



Kurven v und 11 entfernen sich von der positiven bezw. negativen 
Richtung von p und nähern öich der Kurve %. Im Falle I erreicht 

<£ (qu) bei cos 2 °* = ~ sein Minimum, wo <£ (p«) = ^ ist (s. Fig. 11). 
Von da an nimmt mit -^Z. (pr) auch <£ (pt«) wieder zu, indem auch 



76 



\ Tm-haubr: 



«$; (pjj) immer großer wird. Bei cos 1 



(a 4- b) C 



wo 



IaC*— (tt— &)' 

Meridianprofil einen Wendepunkt besitzt, berührt Kurve v die Kurve i 
(s. Fig. 12). Nun wird <§£ (pjj) wieder kleiner, die Kurven v und u 
befinden sich im Winkelrauuie (— q, -f %) und nähern sich immer mehr 
der negativen Richtung von o (s. Fig. 13). Schließlich fallen im 




'9 



Fig. 12. 



Fig. 13- 






Punkte B die beiden Kurven v und u zusammen und berühren die 
negative Richtung von q, während der <£ (qx) sein Minimum - erreicht 

hat (s. Fig. 14). Im Falle II, wo o nur bis zum Werte cos - = C < 1 

abnimmt, wird in B, je nachdem 0* kleiner oder größer als ~^— ist, 
die Stellung in Fig. 11 nicht erreicht oder überachritten; keinesfalls 

B 



t 



M»$r*# 



B 



9 y 
+v,*X,+u 



coa \>-r 



X 



Flg. 14 '. 



Piff. 14. 



aber kann, da der Winkel a) nicht bis zu dem obigen , dem Wende- 
punkte entsprechenden Werte abnimmt, die Kurve v mit der Kurve y\ 
zusammenfallen. Es bleibt also stets die Kurve % im Winkelraume 
der Kurven v und w. Im Falle III halbiert die Kurve % 8 t*ts den 

Winkel o; die Fig. 11 geht infolge dieser Modifikation bei coB*^ = ^t- 

in die Fig. 11' über. Der Wendepunkt fällt ins Unendliche für coso>= 1, 
wo die Kurve y_ gerneinsam mit den Kurven und « die negative 

Richtung von o berührt (s. Fig. 14'). 

5. Der spezielle Fall b = a. Die Biegungen der Fläcfien Y R und 
die diesen Biegungen assoziierten S- Flächen in diesem Falle. — In dem 



Über diejenigen Rotationsflächen etc. 



77 



speziellen Falle b = a werden die Koordinaten der Flachen V R die 
folgenden: 





x = 

. to 
sin- 


Flächen V R 


2 


für & = o 


o 




*--? 



coa 



C(tt-t>); y = -^- sin C(u-t>); 



sin — 



/• cos» =• 
_ _ a I 2 

' V Bin.|]/?. -COB.| 



(ira. 



Die Fundamentalgrößen sind dann: 
» ' . A to ' 



2OC/C0B — 



8Ut* 



in« 



-; D'=0. 



sin 



sin 



2 2 

Da die Richtungskosinns der Normale die folgenden Werte: 

X = -q cos ^ cos C (u — v); F = -jj cos -| sin C (u — t>); 



z— jyc»-«*"= 



besitzen, so erhalten wir für die Koordinaten der assoziierten S- Flächen: 



Assoziierte 
S-Flächen 



| — tj sin ö cos C (u — v); rj = ^ sin ^ sin C (u — »); 



2 f/l/c.-«».| 



rfd. 



Ihre Fundamentalgrößen sind: 

E=.G = i2»; F = .R»coscd; D = D" = 0; D' = Äsino. 

Um die drei Typen von Flächenfamilien zu unterscheiden, haben 
wir zu setzen: 

I. FaU: 

C 8 = ^(0^ X< l):cos| = sn^(0<sn^^l). 

IL FaU: 

C* = x* (0 < x < 1) : cos ~ — x sn (u + v) (0 <; sn (u + v) ^ 1). 
111. FaU: 



78 



A. Tadhai i.u: 



Ehe wir die besonderen Eigenschaften dieser Flächen untersuchen, 
wollen wir zeigen, daß wir zu oo l Biegungen der Flächen V H unter 
Beibehaltung deB konjugiert-geodätischen Systems gelangen, wenn wo- 
von einem Satze Bours 1 ) über die Biegung von Rotationsflächen aus- 
gehen. Bour zeigte nämlich, daß die Rotationsfläche: 

x - F(p) cos 1>; y=> F(p) sin *; z = /Yl -F' % {p)dp, 

deren Linienelement ds durch die Gleichung: 

ds s = dp i + F' i (ji)dil, i 

gegeben ist, unter Beibehaltung von ds in oo s Schraubenflächen von 
der Form: 

x = aVF\ P ) - fi cos ^M; y = a yF'(p) - ß> sin *=£<*> ; 

« - A'O) + /JV 

gebogen werden kann, wo a und /J beliebige Konstanten sind und <fc (jj) 
und A(|>) folgende Werte besitzen: 

*(*) -fVF t (p)-p-*F'(p)F"(p) £fa ■ 

Bestimmen wir nach dieser Methode die Koordinaten der Biegungen 
der Flächen Vr und führen dann wieder die Variabein u und v ein, bo 
bleiben _E, jF, G selbstverständlich erhalten, aber D' verschwindet nur 
dann, wenn zwischen e und ß die Beziehung: ß = au (a =]/l — «') 
besteht. Dann erhalten auch D und D" den Faktor fr bezw. 1/fr, wo fr 
eine von a abhängige Konstante ist. 

Wir setzen mm für ß obigen Wert ein und verifizieren nachträg- 
lich, daß die entstehenden Biegungen wieder V- Flächen sind. 

Um vor allem die Variable p zu ermitteln, setzen wir: C(u — v) =* V 
und betrachten die Koordinaten zunächst als Funktionen von o und v, 
so daß das Quadrat des Linienelementes den Wert erhält: 



a'C 1 cos* 



ds* 



4 sin' 



(c -*•'!) 



da* + 



dif>* 



Substituieren wir nun: 

dp = — 



aCcoe- 



2 sin 



5V"- 



«M»-J 



da, 



1) Bour, Theorie de la deformation dee aarfacea (Journal de l'ecole polyt. 
Cah. 39, Paris 1892, S. 82). 



Über diejenigen Rotationsflächen etc. 



79 



so wird: 



Es ist dann: 



acyc*- 



COB* 



(C-l)8in ¥ 



l/c-cos»! 
F(f>)--^ und F'(jf>) = L 
sin- 



C 



Bilden wir die Funktionen 0(p) und X(p), so erhalten wir für die 
Koordinaten der Biegungen der Flächen V R , welche wir mit Flächen V* 
bezeichnen wollen: 



x = 



auT 



cos <p; y 



aaT . 



sinqp; 



/* cos' — dat 

* ^ / + aua <p, 

J «n* | T']/c-cos'J 



-wo zur Abkürzung gesetzt ist: 



9> 



r = ]/l-a' 8 sin»|; ^ = /«'»C 8 + « 8 ; 
L t/ 3fyC-oos»J 



Betrachten wir © wieder als Funktion von u und «, so nehmen mit 
Rücksicht auf: 



da 2j/6™-cos*! cf (tt + ») 



die Fundamentalgroßen erster Ordnung die nämlichen Werte an wie bei 
den ursprünglichen Flächen Vr, B' verschwindet, B und B" erhalten 
einen Faktor k bezw. 1/k; es ist nämlich: 

tp r> a*C* „ a*C* 
E=G = : F= cosro; 

AI » 



2 



«0 

8m 'T 



ZakC cob — 
B -; D' = 0; D" = - 

AI ' ' 



sin 



2 



(0 

2aC cos -rr 



fcsin 



wo Je <■» - ! und t- =- - 1 — ■ ist. 

Cl KU 



80 A. Tachaükb: 

Es bleibt also sowohl die Eigenschaft der Parameterlinien « und r, 
konjugiert zu sein, als auch diejenige, geodätisch zu sein, bestehen 
(letztere Eigenschaft hängt ja nur von den Fundamentalgrößen 1. Ord- 
nung ab), d. h.: 

Die Flächen V*, d. s. die Biegungen der Flächen Vr für den 
Fall b = a, sind wieder V-Flächen, und zwar Schraubenflächen. 

Da ferner die Normale die Richtung: 



{« , . e>"l/3Z , «o -i /~Z , cd 

a.cos — aa sin — 1/ Cr — cos*— . a 1/ Cr — cos* — 

___ l 2 cob tp — 2 V 2 sin q> > „ Y 2 

— CT sin tp -f CT cos g> > < 



H CT !in?+ Cr cosg>> C 

besitzt, so erhalten wir für die Koordinaten der den Flächen V* 
assoziierten S- Flächen die Werte: 



% \ JRa'a.sin-^ . iJaa'cos — I/O* — cos 1 — . 

| < _ 2 cos q> -f- \J_ 2 sin <p # 

q\ CT sin 9— CT cosqp' 



*-s/ ,/ v»+*^- 



Tc/-T7=^ d(0 
J r*j/c»-co8»| 



Setzen wir noch: 



Ba^ajsin— Baa'cos — 1/C* — cos* — 

^ = () cos ^ und jpy = ? sin #, 



so daß: 



a cos — 1/ C* — cos* — „ _ 

. 2 r 2 , BaT 

tantf = - und Q = —^~ 

«a, sin - 
ist, so brauchen wir nur zur Abkürzung: 

einzuführen, um die Koordinaten der assoziierten S- Flächen in 
folgender Form zu erhalten: 

v BaT JJaT & Ra /» sin* »da . üta'a, 

y T*yc*-coB»! 

Hierbei ist: 

T=|/sin'f + «'*(C»-l), z = l|_0(«-,) + ^/ V Ct - cog, 2 d<a | 






Über diejenigen Rotationsflächen etc. gl 

Ihre Fundamentalgrößen sind: 
E = .tW; F = B s COSo; G=.R 3 i; D = 0; D'= fisino; D"=0. 



Die den Flächen V* assoziierten S- Flächen sind ebenfalls Schrauben- 
flachen, ohne jedoch Biegfingen der den ursprünglichen Flächen V R asso- 
• rten S- Flächen zu sein. 

Um nun diese Flächen näher zu untersuchen, betrachten wir ihr 
Meridianprofil. 

Eb gilt für die Flächen V*: 



aal 






aT~l/c>- 



C08- 



— ! dm; 

«rsin s | U*C* + tf* cos« |) 



m, mm 



a^ 



nafcos' — 



Ebenso für die S-Flächen 1 ): 






6— 



HC 



i /* sin* ta , 

, / r da; 

J T«yo--o»-j 






■JT 



"|/c^ 



2 a*? 



öV 



16CTy 

üec sin* es ' 



WO 

ist. 

Unterscheiden wir wieder die drei Fälle, bo erkennen wir, daß 
die Flächen analog wie die allgemeinen Flächen verlaufen, nur hat 
das Meridianprofil bei A bezw. A eine Spitze, deren Tangente senk- 
recht zur s- bezw. g-Achse steht, so daß hier die Flächen Rückkehr- 
kurren besitzen. Im Falle I findet der Wendepunkt der S- Fläche 
statt für: 



gr _ [( a 'i + 1) C - u*] cos 4 1 - u\ & cos cd 






sii r 



2» = 






Was nun den Verlauf der geodätischen Linien auf den Flächen V* 
betrifft, so steht in A Kurve <p auf Kurve r senkrecht; die Kurven t; 
und t< berühren die positive bezw. negative Richtung von r (a. Fig. 15). 




1) S. Note l, zu Nr. 4, S. 68. 

Archiv dar Mithcmktik and Physik III. Reihe. VI. 



82 



A. Taohadkb: 



Mit wachsendem r nimmt -^.(rtp) ab, die Kurven v und u entfernen 
sich von der positiven bezw. negativen Richtung von r und nähern 
sich der Kurve tp, und zwar so, daß die Winkel (-f- *", v) nnd («, — r) 

einander gleich sind. Bei cos* ^ = . , t erreicht $Z (rtp) sein Minimum 

(s. Fig. 16) und nimmt von da an wieder zu, indem die Kurven v und u 



*u 



COS^'V 



*v 



Fig. 16. 




Fig. 16. 



sich der Kurve <p immer mehr nähern. In B erreicht -^C (r qp) wieder 
seinen größten Wert, der in den Fällen I und EI, wo r unendlich 

wird, -£ ist — hier berühren die Kurven v und « die Kurve tp 



(s. Fig. 17) — , im Falle H 



wo co nur bis zum Werte: 



cos 



ö = C < 1 abnimmt, unter „ sich befindet. Je nachdem C 8 kleiner 

« 2 

„1 

oder größer als , , ist, wird im Falle II die Stellung in Fig. 16 

nicht erreicht oder überschritten. 

Bei den S- Flächen ist in A die gegenseitige Lage der Kurven die 
nämliche wie bei den Flächen V* bei A (s. Fig. 18). Dann nimmt 



COS 



V-. 



-9 
»u 



cos 



Fig. 17. 



vi 

Fig. 18. 



»17 



«£; (gl) zu, die Kurven v und « entfernen sich von der positiven bezw. 
negativen Richtung von q und nahern sich der Kurve %. Im Falle I 

ist bei cos 8 ^ = - S u > c "3C (qv) = g -, während <£; (pu) sein Minimum 

erreicht (s. Fig. 19). Von da an nimmt mit •£; (qv) auch «£ (qu) wieder 

zu, indem auch «^ (pj) immer größer wird. Bei cos*^ = — < * 1 ,~^ 1 



Über diejenigen Rotaticmafliichen etc. 



83 



wo das Meridianprofil einen Wendepunkt besitzt, berührt Kurve v die 
Kurve % (s. Fig. 20). Jetzt nimmt «^(pz) wieder ab, die Kurven v 
und u befinden sieb im Winkelraume (— q, i) und nähern sich immer 
mehr der negativen Richtung von q (s. Fig. 21). Schließlich fallen in B 








^f-e^ä- 



Fig 19. 



Fig. 1»'. 



die Kurven v und « zusammen und berühren die negative Richtung 
Ton q, während <£ (pr,) sein Minimum erreicht hat (s. Fig. 22). Im 

Falle II, wo a uur bis zum Werte cos ° = C< 1 abnimmt, wird in B, 

je nachdem C' s kleiner oder größer als — P-ttt ist, die Stellung in 
- D «, -f- a U ' 

Fig. 19 nicht erreicht oder überschritten. Keinesfalls aber kann, da der 

Winkel o nicht bis zu dem obigen, dem Wendepunkte entsprechenden 




C0S ' <t.C*<x*C*)> 




a ' C , . ,cosY> 
a,C+ce'/L'lti * 



rt% m 



Fig. 81. 



Werte abnimmt, die Stellung in Fig. 20 erreicht werden, so daß also 
Kurve % stets im Winkelraume der Kurven v und « verbleibt. Im 
Falle 111 halbiert Kurve % stets den Winkel co; die Fig. 19 geht bei 

C0B *f "T+T? m d" 5 %• 19 ' über 5 der Wendepunkt fällt in den 
Punkt B, also inß Unendliche, wo Kurve % gemeinsam mit den Kurven v 
und u die negative Richtung von p berührt (s. Fig. 22'). 

Zum Schlüsse wollen wir noch einige besondere Eigenschaften 
derjenigen V- und S- Flächen hervorheben, für welche a = 1 ist Beide 
Flächengruppen sind Rotationsflächen; der Meridian halbiert den Winkel 

6« 



84 



A. Tachavek: Über diejenigen Rotationsflächen etc. 



der geodätischen Linien, bezw. der Haupttangentenkurven. Die beiden 
Kurven v und u berühren in A bezw. A den Parallelkreis mit ent- 
gegengesetzter Tangente, nähern sich dann dem Meridian, den sie im 
Unendlichen berühren. Die Flächen werden durch die Parameterlinien 



•V 



' u , ' X.*V 



B 



coa 



Y- 



Fig. SS. 



COS 



Fig.M'. 



'9 



\>., '? 




in lauter Rhomben geteilt. Im Falle I rückt für die S- Fläche der 
Wendepunkt in den Punkt B, wo q = ist, so daß hier die Fläche 
einen Knotenpunkt besitzt (s. Fig. 23). 

Setzen wir die den drei Typen zugehörigen Werte von G und o 
in die Koordinaten der Flächen V* und der assoziierten S- Flächen ein, 
so erkennen wir, daß: 

ßr den Fall a = 1 die S-Flächen die bereits bekannten drei Typen 
von pseudosphärischen Rotationsflächen sind. 

Wir erhalten nämlich ihre Meridiane in derjenigen Form, in welcher 
sie Bianchi (S. 192 und 193) angegeben hat. 

Gunzenhausen, November 1902. 



M. Lkech: Über den Kroneckerschen Beweis etc. 



85 



L.e 









Über den Kroneckerschen Beweis 
der sogenannten Kroneckerschen Grenzformel. 

Von M. Lerch in Freiburg (Schweiz). 

Bedeuten a, b, c drei reelle Größen, von der Beschaffenheit, daß 
4ftr — b* = 1 und «>0 ist, so konvergiert die folgende, schon von 
Lejeune-Dirichlet eingeführte Doppelreihe 



V 






n, » = 0, +1, + S, 
; AuHchlufl vnu m = 



solange q > bleibt; ihre Summe wächst ins Unendliche, wenn sich q 
der Null nähert, und zwar so, daß sie nach Subtraktion von 2a , /p einen 
endlichen Best gibt, der für p = Ü bestimmt bleibt und sich durch 
elliptische Funktionen ausdrücken läßt. DieB erkannt zu haben, ist ein 
interessantes Resultat Kroneckers. Jedoch sind die Betrachtungen, 
welche dieser große Mathematiker zur Begründung seines Satzes aus- 
geführt hat 1 ), der Form nach so kompliziert, daß sich das Bedürfnis 
eines einfacheren Beweises wirklich fühlbar macht. Solche Beweise sind 
nachher geliefert worden, und zwar von Herrn H. Weber 1 ), von mir 3 ) 
(zwei wesentlich verschiedene) und von Herrn Franel.*) Einige dieser 
Beweise gestatten in die analytische Natur der durch die Doppelreihe 
definierten Funktion von p tiefer einzudringen; wenn man sich aber 
lediglich mit der Begründung der Kroneckerschen Grenzformel be- 
gnügen will, so läßt sich, wie ich vor längerer Zeit erkannt habe, der 
Kroneckersche Beweis so darstellen, daß er den anderen der Klarheit 
und Einfachheit nach in keiner Weise nachsteht. Eine Veröffentlichung 
dieser zumeist bloß formalen Vereinfachung scheint mir schon aus 
dem Grunde geboten zu sein, weil dadurch die der Kronecker- 
Bchen Beweisführung anhaftende gedankliche Eleganz erst recht zu 
Tage tritt. 






1) Sitzungsberichte der kgl. preufi. Akart. d. Wiss., 1889, p. 123 u. ff. 
1 Math. Ann., Bd. 33 und in dem Werke „Elliptische Funktionen und alge- 
braische Zahlen' 1 , p. 466. 

I Kozpravy ceak^ Akademie, 1. Jahrg., Nr 27 (§ 11), 1891, bzw. Sitzunga- 
'" richte d. kgl. böhm. Ges. der Wiaa. in Prag, II. Klasse, 1893, Nr. IX. 
I Math. Ann., Bd. 48. 



86 M. Lebch: 

1. Wir gehen mit Kronecker von der unendlichen Doppelreihe 

., inHma-\-nt) 



CO 






m, ■ = 0, +1, +2 
mit AuHchluB von 






aus, in welcher die Funktion f(x, y) die quadratische Form ax i +bxy-\-cy t 
bedeuten soll und 6, x, p drei reelle Größen sind, die wir den 
Bedingungen < tf < 1, 0<t<1, p > unterwerfen wollen. Mit 
Zuhilfenahme der bekannten Integralformel 

erhält man für Jc = f(m f w) an Stelle von (1) 

r(i + p) F(0, r, p) =2' f& d * • «~ ' /<m • "' + ""' ,mo+ " r) , 

und ea soll zunächst gezeigt- werden, daß man das Suminatiouszeichen 
unter das Integralzeichen bringen darf, sodaß die Formel 



(2) 



90 

r(l + if)F(<a, t, p) = fxedx^j'e- *'<"■>"> + »«««»«+■«>, 






entsteht. Da die unter dem Integralzeichen stehende Doppelsumme 
in jedem Intervalle (# . . . od), wo a: > 0, gleichmäßig konvergiert 
und einen Wert hat, der für unendlich wachsendes x so intensiv gegen 
die Null konvergiert wie eine Exponentialfunktion, so ist die Existenz 
des Integrals mit den Grenzen x und oo evident. Über die Integrier- 
barkeit der unter dein Integralzeichen stehenden Funktion von x = 
aus gewinnt man am bequemsten Aufschluß, wenn man die weiter 
unten noch zu benutzende Transformationsformel 



(3) ^ ^g- *«*/(,«, *) + »*< (mo + nx) 



-i22< 



/(m+o, u + r) 




heranzieht. In derselben wurde f'(x, y) = cx % — bxy + ay 1 gesetzt, 
und u bedeutet darin irgend welche positive Größe. Dieselbe findet 
sich in der zitierten Abhandlung Kroneckers vollständig bewiesen 
und kann auch direkt abgeleitet werden, wenn man die rechte S» 
in eine Fouriersche Doppelreihe entwickelt. Da sich der Kronecker- 
sche Beweis überdies in einem über die Kroneckerschen Arbeiten 




Über den Kroneckerachen Beweis der sogen. Kroneckerschen Grenzformel. 87 

verfaßten Kommentar 1 ) in getreuer Wiedergabe findet, so kann ich mü- 
den Beweis der Formel (3) an dieser Stelle ersparen. 

Wir wollen nun in den beiden Doppelreihen der Gleichung (3) 
das Glied m = n = isolieren, und erhalten so 



(3°) 



"^ 1 g~ iutt/{m, n) + 8xi(m0-f-»r) 
m, n 



— — /(.m+a, « + t) 



-(-Hi>1 + ^ ?fl 



wobei die Summationsbedingungen auf beiden Seiten die gleichen sind 
wie in der Formel (1). 

Wenn man jetzt in (3°) für u die Größe xßx setzt, so erhält man 
für die unter dem Integralzeichen in (2) stehende Funktion eine Dar- 
stellung, aus welcher unmittelbar zu ersehen ist, daß zur Integral- 
existenz die Bedingung o > — 1 ausreicht, solange allerdings die Un- 
gleichungen 0<<j<1, < % < 1 in sensu rigoroso stattfinden, wie 
wir übrigens angenommen haben. Diese letzte Bedingung wird jedoch 
bei der Annahme p > hinfällig, eine Bemerkung, die für das Folgende 
sehr wichtig ist. 

Wir wollen nun zeigen, daß sich in (2) die Integration gliedweise 
ausführen läßt, wenn p > ist. Ich spalte zu dem Zwecke die Doppel- 
reihe in zwei Teile Sg + Eg } indem ich setze 

m, n 

Ejf = ^ e~ x f<- m > ") + «*'(»« + »*) f (/(m, ») > *> 

m, n 

ich bezeichne außerdem mit 5%, _?& die vorhergehenden Ausdrücke für 
das spezielle Wertsystem 6 = t = 0. 
Das Integral (2) ist dann offenbar 

CO CO 00 

(4) jxQ(S N + R N )dx = jxQ Sifdx + fx* B s dx-, 



es existiert ferner unter der Annahme p > auch das Integral 

CO CO 

I xß (Sßr + .Z&) <te sowie / atf ü? v <fo, 



1) Formes quadratiques et multiplication complexe. Deux formnies funda- 
mentales d'apres Kronecker, par J. de Signier. Berlin, Felix L. Dames, 1894. 



88 M LeHCU: 

und es ist, wie leicht zu sehen, 

■ 
lim /zdftrfjr = 0. 
o 

Beachtet man, daß | R# | <. R% ist, so folgt hieraus die Grensgleiehung 

00 

lim fxfiRsdx = 0, 



und infolge dessen erschließt man aus (4) 

SO 90 

lim I &(Ss + IMrfs = lim I x?S x dx. 



Da sich im letzten Integral die Suinmation und die Integration offenbar 
vertauschen lassen, so ist die rechte Seite dieser Gleichung nichts anderes 
alß die Doppelreihe F(l + q) F(<f, t; p), womit die Formel (2) er- 
wiesen ist 

Um nun die rechte Seite von (2) umzuformen, spalte ich das 

Integral nach dem Schema 

■ In 

1 

in zwei andere, ersetze im ersten Integral die Doppelsumme 

^ 7 g— x/(rn, n) + »ni(mo+ » r) 

durch den transformierten Ausdruck (3°) 

, | Sit -/(".'M . 2« ^TV —/<"•+", «4-«) 



und führe die Integrationsvariable \jx anstelle von x ein. Alsdann läßt 
sich das Integral der mit x* multiplizierten Reihe mit demjenigen, 
dessen Grenzen 1 und oo sind, vereinigen, während man die aus dem 
eingeklammerten Ausdruck stammenden Integrale von dem Rest ab- 
trennen kann. Man erhält in der Weise die Formel 



r(i + 9 )F(<s,T t9 ) 



1+0 



+ 



2xj\ 



e-iifK/'ia, r) 






OD 

-f Cdx'Sl'ixüe-'^"'' ■) + »"'(«•' + »T)_|__!ü_ e _4*»x/'(m + i 



Über den Kroneckerschen Beweis der sogen. Kroneckerschen Grenzformel. 89 



Die Dirichletsche Doppelreihe entsteht aus (1) vermöge des Grenz- 
übergangs 6 = 0, t = 0, da wegen p > offenbar 

Um /K^)=J^~TR,-mO ) P). 

Auf der rechten Seite der Gleichung (5) verwandelt sich bei diesem 
Grenzübergang das erste Integral in 

/ * dx _ £ 
x' + e"*' 

i 

und ebenso läßt sich beim zweiten Integral der Grenzübergang durch 
bloßes Einsetzen o" = t = ausführen, sodaß man nach der Division 
durch T(l -f o) die Formel 

F(0, 0, p) = - g-^p—j— + pr(1 + p) 

OB 

+ m+j) fr* 2' (■*<>- x/im ■-) + ^«-*-/'^.«») 

erhält. In derselben ist das erste und dritte Glied rechts au der Stelle 
p = endlich und stetig, und die Potenzentwickelung 

-=,-£r— ,- — -2*r'(l) + .-. 



zeigt, daß die Differenz 



F(0 } r9 )-^ 



an der Stelle p = endlich und stetig bleibt, und daselbst den Wert 
lim [F(0, 0, p) - ^1 

- - 1 - 2«r'(l) + fa*2 '(e-*fr> -> + '-^c- ** '/•<•»■ ->) 



(6) 



erreicht. Um diesen Grenzwert genauer zu beherrschen, muß man 
noch den Integral wert rechts ermitteln; die so erwachsene neue Auf- 
gabe löst Kronecker in geistreicher Weise durch Heranziehung der 
Formel (n) im Grcnzfalle p = 0, welche unter der Bezeichnung 

Fie, t, 0) = lim F(<s, r, p) 



90 M. Lbbch: 

offenbar die Gestalt hat 

OS 

,dx 



(?) 



F{p, t, 0) = - 1 + 2«Ctr i ' fi 'f'^ ^ 
i 

m 

+ f dx 2*' (*" * /{m ' n) + 9ni(ma + "*) + — e~ <***/'<»» + ». « + *)Y 

1 m, n 



(8) 



Wenn man nämlich in derselben das zweite Glied rechts auf die linke 
Seite bringt, so läßt sich der Grenzübergang zu tf = 0, t = ausfuhren, 
und man erhält 

CO 

— 1 + fdx^'(e-"( m > »' + !*«r« , »/'6». »>) 

1 im, n 

CO 

= lim ( F(tf, t, 0) - 2« A- 4 ***^ *> — 1 • 

Die linke Seite bildet einen Bestandteil der rechten Seite von (6), und 
demnach hat man an Stelle von (6) die Gleichung 

lto[>(0,0, ,)-?£] 

100 
= -2«r'(l)+ lim (^(ff, t, 0)-2«/V-*»**/'^*)— )• 

Nun hat aber Eronecker den Ausdruck F(p, t, 0) schon früher be- 
stimmt, und zwar 1 ) 

(9) g(«, r, 0) - -2»l°g{^ + -""' *' ( - f '^X,7 """"' i- 

wobei der Kürze wegen 

— b + i b + i 

gesetzt und ferner die Bezeichnung 

(10) -ff(w) — e 1 *" JJ(1 - c 8 "«"") 



* = i 



benutzt wird. Die Bezeichnung ^(ujw) ist die in der Theorie de-r 
elliptischen Funktionen übliche, und zwar für q = e*""': 

CO 

^(ttlw) = 2j4 sinuÄ JT(1 - g 2 ")(l - 2 8 »e*«'"')( 1 - 9*" e_8 " , "> 



n= 1 



1) Berliner Sitzungsberichte 1883, S. 497 u. ff. 



Über den Kroneckerschen Beweis der sogen. Kroneckerschen Grenzformel. 91 

Wir geben die Begründung des Hilfssatzes (9) weiter unten, und 
wollen uns seiner vorläufig bedienen, um den Grenzausdruck auf der 
rechten Seite von (8) zu ermitteln. 

Man bat offenbar 

00 OD 

1 itf/Hc t) 

und da sich vermöge der partiellen Integration die Formel ergibt 

00 OD 

I er-*— = — e-'logs + f e~*logxdx f 
f « 

aus welcher für unendlich kleine e 

OQ CD 

f*~ m ^£ = — loge + fe-*logxdx*=— log« + T'(l) 
• o 

folgt, so kann man an Stelle der rechten Seite von (8) schreiben 
- 4*1" (1) + lim \F{«, x, 0) + 2«log4«Y'( tf » *)}■ 

a — 0, i = 

Der eingeklammerte Ausdruck ist nun nach (9) offenbar 

und da man für unendlich kleine 6 und t 

sin (tf + twJtc • sin(tf — rw,)jr = jr 2 (tf -f »«^(tf — *w») = * 

hat, so geht der in Rede stehende Ausdruck für « = 0, r = über in 

~ 2ä l0 « c5 W I W 

= 4« log — — *— 



H(v> t ) fl(«,) 
Man hat daher an Stelle von (8) 

(11) lim [F(0, 0, ,) - ^] - - 4*r'(l) + 4» log g^^ , 

^e Krone ckersche Grenzformel. Man kann ihr eine etwas allgemeinere 
"testalt erteilen, indem man eine allgemeine positive quadratische Form 
a &* -{-oxy + cy* mit der negativen Diskriminante b* — 4ac = — d 
ei »fGhit Wird dann 

— b4-iV2 b + iVd 

1 2c ' * 2c 



92 M. Le.ch: 

gesetzt, so lautet das gemeinte Theorem wie folgt: 



lim 



' iTt^j \am* ■ 



V2 



rv 



= -2r'(l)-logV^ + 21og 



-ffK) 2 io, 



2. Nachdem wir den Hauptgegenstand erledigt haben, wollen wir 
auf einige Punkte näher eingehen, welche die Hilfsformel (9) betreffe» 
Man kann dieselbe vorläufig ao formulieren, daß die Grenzgleieh 



(12) 



*"(•, h 9) =2' 



iitiOuo + nt) 



f(m, n) 




stattfindet, wobei rechts die Summatiou zuerst nach n und dann nach 
auszuführen ist, d. h. genau ausgedrückt, daß man die folgende Größe 
bilden soll: 



(12a) 



2i TW*) + 2i 2j ~T(m, n) ■ 

» = — « m = — » n = — oo 



wobei der am Summationszeichen angebrachte Accent bedeutet, daß 
mau das Glied n = 0, bezw. in = unterdrücken soll. 

Daß die Übereinstimmung des Grenzwertes F(p t r, 0) mit der 
Doppelreihe (12 a) nicht von vorneherein klar ist, ersieht man schon 
aus dem Umstände, daß die Doppelreihe F{<S, x, p) für p > absolut 
konvergiert, während dies bei (12 a) nicht der Fall ist. Für diese 
Übereinstimmung hat Kronecker einen Beweis entwickelt, der siclx 
auf eine Abelsche Identität gründet (1. c, Art. IV), außerdem hat er 
einen zweiten Beweis angedeutet (Art. V), dessen Ausführung jedoeri 
dem Kommentator Herrn J. de Seguier nicht gelungen ist. 1 ) Es wird 
an der betreffenden Stelle zwar mit aller Strenge gezeigt, daß der 
Grenzwert 

lim F(ö, t, p) = F(ff, x, 0) 
e = o 



existiert, und daß er durch das Integral 

aO 



■/(m, n) + irti(ma + »r) 



dargestellt wird; für die Übereinstimmung des letzteren mit dem 
druck (12a) habe ich mich jedoch vergebens bemüht, an der angegebe** eD 



1) S. 192 des citierten Werkes. 




— aroneckerachen Beweis der sogen. Eroneckerschen Grenzformel. 93 

Stelle irgend einen Beweisgrand zu entdecken. Der oben auseinander- 
gesetzte analoge Beweis im Falle q > ist hier nicht anwendbar, weil 
das Integral 



fdx^'e- */<"'.») 



nicht existiert. Bevor dieser prinzipielle Punkt mit gehöriger Strenge 
erledigt ist, kann ich nur den ersten von den Eroneckerschen Be- 
weisen als brauchbar betrachten. Von diesem soll hier eine verein- 
fachte Darstellung kurz angedeutet werden. Es wird genügen zu zeigen, 
daß die Gleichung 



um y y r T - y y 

„ = ^LJ ^-J f(m,n) l + 9 ^J ^J 



f(m, n) 



stattfindet; denn der Rest der Doppelreihe läßt sich durch dasselbe 
Verfahren behandeln. 

In der bekannten Ab eischen Identität 

r r — 1 
y^nK "-^JAntyn — 6. + ,) + Arb r , A» — O + « x -\ \- tt H , 

«* =0 «=0 

efcz« ich 
'daß 



4.= 



«■«*'- 1 



Die Bemerkung, daß in diesem Falle 

lim J. r 6 r = 

r = 00 

liefert unmittelbar die Relation 

» =o 
Anwendung des Mittelwertsatzes ergibt ferner 

/•(m, w)~ » -• - /"(»), »-fl)" 1 -• 
= (1 + ?)/"(»», n + fr)-*-*Q>m + 2cn + 2c#), 



94 



M. LEnrn: über «Ion Kroneckerscben Beweiis etc. 



wobei < # < 1 ist, und hieraus folgt, daß die Doppelreihe, welche 
entsteht, wenn man rechts m = ±l, ±2, ±8,... setzt und die 
Resultate addiert, nicht nur absolut, sondern auch gleichmäßig in Bezug 
auf o in der Umgebung von p = konvergiert. Dies gibt 



lim V V 



ä « I (m o -f- n t) 



• -•«f^.Ä' r <-."> H - e 






TO =— oc 



und die rechte Seite ist nichts anderes als eine Umformung 
Doppelreihe 



2' 2 



2» >(r/iil + BT) 



vermittelst der A belachen Identität. 

Nachdem die Gleichung (12) bewiesen ist, bleibt noch übrig, die 
Summation auf der rechten Seite auszuführen, um zur Hülfsformel (9} 
zu gelangen. Dies geschieht am einfachsten, wenn man gerade den 
umgekehrten Weg verfolgt wie Kronecker. Man erhält zunächst ve 
möge der Partialbruchzerlegung 



* -.l/L-J L_\. 

%, n) m i \n — mw l n -\- m wj ' 



multipliziert man beiderseits mit eJ« , '<™° + * r > > go läßt sich rechts 
Hilfe der Relation 



V 



_ _ n 
n = — » 



= 2*t 



1— e 



äktt.' 



die Summation nach « ausführen, und wenn man in der so gewonnenen 
einfachen Reihe mit dem Summationsbuchstahen m = -± 1, ± 2, - - - 
die einzelneu Glieder in geometrische Reihen verwandelt, so wird man 
mit Hilfe der logarithmischen Reihe die Summation nach w» aus- 
führen können, wodurch dann nach geringen Rechnungen die Formel 
sich ergibt. 

Freiburg (Schweiz), 21. November 1902. 




C. Kokhleb: Geometrische Kriterien etc. 95 

Geometrische Kriterien 

für die projektive Einteilung der nicht entarteten 

Kurven und Flächen zweiter Ordnung. 

Von C. Eoehleb in Heidelberg. 

Zar projektiven Einteilung der nicht entarteten Kurven und Flächen 
zweiter Ordnung, die im wesentlichen zusammenfallt mit der Einteilung 
der Polarfelder und der raumlichen Polarsysteme in solche von ellip- 
tischer, bezw. hyperbolischer Art, benutzt man in der Geometrie der 
Lage gewöhnlich die beiden folgenden Kriterien 1 ): 

Eine Kurve zweiter Ordnung ist nur dann imaginär, wenn die 
drei Strahlen, durch welche ein beliebiger Punkt p der Ebene aus je 
einem Eckpunkte eines Poldreiecks projiziert wird, durch die jeweiligen 
Übrigen beiden Eckpunkte getrennt sind von den Polaren n des Punktes p. 
Eine Fläche zweiter Ordnung ist nur dann imaginär, wenn jede 
der sechs Ebenen, durch welche ein beliebiger Punkt p des Raumes 
au.» den Kanten eines Poltetraeders projiziert wird, durch die beiden 
Eclcpunkte der resp. Gegenkante getrennt ist von der Polarebene % 
des Punktes p. 

Die beiden Kriterien gewähren in dieser Form insofern keine volle 
Befriedigung, als sie die reellen Kurven und Flächen nur indirekt als 
»nioht imaginäre" charakterisieren. Wollte man sich aber auch mit 
"*r bei den Kurven zweiter Ordnung zufrieden geben, so müßte doch 
^ zweite Kriterium, um nicht nur zur Unterscheidung elliptischer 
TUX <1 hyperbolischer Polarsysteme, sondern zur vollständigen projektiven 
^**xteilung der Flachen zweiter Ordnung dienen zu können, so aus- 
gestaltet werden, daß es auch noch die Trennung der reellen unter 
^sen Flächen in geradlinige und nichtgeradlinige ermöglicht, und 
w Grde dann eine sehr wenig übersichtliche Gestalt annehmen. 

Es soll nun in der vorliegenden Arbeit gezeigt werden, daß man 
^eitlen Kriterien eine Form geben kann, die nicht nur den reellen und 
*^aginären Kurven, bezw. den nichtgeradlinigen, geradlinigen und ima- 
fc^^Sren Flächen zweiter Ordnung in gleicher Weise gerecht wird, 
8o adern auch vor der bisherigen noch den Vorzug besitzt, daß in ihr 
a **e*n die zur Bestimmung der Kurve oder Fläche notwendigen Elemente — 
ei n Poldreieck oder Poltetraeder und die Polarelemente p und it — 

1) Tgl. z. B. Reye, Geometrie der Lage, 3. Aufl., Bd. II, S. 124 und 133. 



96 



C. Koehler; 



über deren projektive Beschaffenheit Aufschluß geben, eine Form also, 
die eine Konstruktion projizierender Strahlen oder Ebenen, wie sie 
oben nötig war, nicht mehr erfordert. 

Die zur Herleitung dieser Kriterien in Nr, 1 für die Kurven, in 
Nr. 2 für die Flächen zweiter Ordnung durchgeführten Betrachtungen 
werden in ihrem weiteren Verlauf dann noch ergehen, wie die projek- 
tive Beschaffenheit des Schnittes der Kurve, bezw. Fläche mit der 
Geraden, bezw. Ebene sr ebenfalls ans der Konfiguration der liest im mnngs- 
ehmente allein erkannt werden kann. 




Eine im Unendlichen unbegrenzt gedachte Gerade wird durch z 
auf ihr liegende Punkte k und l in zwei Teile zerlegt. Wenn k und / 
eigentliche Punkte sind, bo ist der eine Teil die von den beiden 
Punkten eingeschlossene Strecke kl; der andere soll als die Aufim- 
strecke kl dieser Punkte bezeichnet werden. Jeden der beiden Teile 
wollen wir auch die Ergänzung des anderen nennen, da sie sich 
gegenseitig zur Geraden \kl\ ergänzen. 

In gleicher Weise wird eine im Unendlichen unbegrenzt gedachte 
Ebene durch drei ihrer Geraden x, A, ft, die sich nicht in demselben Punkte 
schneiden, in vier Teile zerlegt Sind /.- = (kp), l = (ßx), »i = (xk) die 
Schnittpunkte der drei Geraden, so besitzt bei eigentlichem k, l, m einer 
dieser TeUe die Strecken kl, Int, mk als Seiten, — wir nennen ihn, wo er 
von den drei anderen unterschieden werden soll, das Hauphlrciscit unserer 
Ebeneneinteilung — ein zweiter besitzt die Strecke hu und die Außen- 
strecken kl, km als Seiten und kann deshalb auch als ein Dreiseit (in 
weiterem Sinne) bezeichnet werden u. b. w. Wir erhalten also vier 
Dreiseite mit den Ecken k, l, m und können somit sagen: 

Eine Ebene wird durch drei ihrer Geraden, die sich nicht in dem- 
selben Tunkte schneiden, in vier Dreiscite zerlegt. 

Die drei Geraden x, k, p, schneiden nun jede andere mit ihnen 
in einer Ebene liegende Gerade ;r, die durch keinen der Punkte k, I, m 
geht, in drei verschiedenen Punkten, sie zerlegen dieselbe also in drei 
Teile. Die Gerade % geht mithin immer durch drei und nur durch 
drei von den vier aus x, k, }i gebildeten Dreiseiten hindurch und 
trifft jedes derselben in zwei Seiten, d. h. 

In einer Ehern scJimidei jede Gerade, welche durch keine Ecke, 

der vier aus drei Geraden in allgemeiner Lage gebildeten Dreiseit^ 

geht, stets drei von diesen; mit dem vierten aber hat sie keinen Punß^-t 
gemein. 







Geometrische Kriterien etc. 



97 



Es Bei jetzt die projektive Beschaffenheit einer nicht entarteten 
Kurve zweiter Ordnung zu bestimmen, von der ein Poldreieck mit den 
Ecken /.-, /, m und den Seitenlinien x, A, (i, sowie die Polare je eines 
auf keiner dieser Seitenlinien liegenden Punktes p gegeben ist. Dann 
ist von den vier Dreiseiteu. iu welche die Ebene der Kurve durch das 
l'-'Idreieck zerlegt wird, eines vor den übrigen dadurch ausgezeichnet, 
daß der Punkt p inmrhalb desselben liegt. Dieses wollen wir, da es 
uns im Verein mit der Geraden x das Kriterium für die projektive 
Einteilung der Kurve liefern wird, das für diese Einteilung charakte- 
ristische Dreiseif, die Gerade je aber die ihm zugeordnete Gerade nennen. 

Zunächst sieht man unmittelbar, daß man als Projektionen des 
Punktes p aus den Punkten l; l, m auf die Geraden x, l, u stets drei 
Punkte /.', V 11t' erhält, die auf den Seiten des charakteristischen Drei- 
seits selbst, also niemals auf deren Ergänzungen liegen. Durchlaufim 
wir nämlich den projizierenden Strahl | kp \ vom Punkte p aus im 
Sinne pkk' , so treten wir bei k unter Überschreitung der Geraden k 
und u aus dem charakteristischen Dreiseit heraus, wir müssen also, 
um wieder in dasselbe einzutreten, die Gerade x überschreiten; der 
Punkt V muß somit auf demjenigen Teile dieser Geraden liegen, welcher 
dem charakteristischen DreiBeit als Seite angehört. Nun sind aber in 
der Involution, welche von der Kurve auf der Geraden x hervorgerufen 
wird, die Punkte l und m, sowie die Punkte k' und (jex) einander 
konjugiert, diese Involution ist somit dann und nur dann hyperbolisch, 
wenn auch der Punkt (jex) auf dem zur Begrenzung des charakteristischen 
I>i'iseits beitragenden Teil der Geraden x liegt, wenn also die Gerade je 
die Gerade x in der Begrenzung dieses Dreiseita trifft, d. h, 

I. Von den Seitenlinien eines Poldreiecks schneiden immer und nur 

niijm die Kurve in zwei reellen Punkten, welche von der einem 
charakteristischen Dreiseit desselben zugeordneten Geraden in den Sei/in 
des Meieren getroffen werden. 

Da aber eine Kurve zweiter Ordnung nur dann reell ist, wenn sie 
von jedem ihrer Poldreiecke reell geschnitten wird, so ergibt sich hier- 
aus sofort für die projektive Einteilung dieser Kurven das Kriterium: 

IL Eine nicht entartete Kurve zweiter Ordnung ist reell oder imu- 
ijinär, je nachdem ein charakteristiscJt-es Dreiseit derselben von der ihm 
fugeordneten Geraden geschnitten wird oder nicht. 

Ebenso einfach können wir auch erkennen, ob die Gerade je die 
Kurve reell oder imaginär schneidet. Wir betrachten zu diesem Zwecke 
die Einteilung der Ebene durch die vier Geraden x, X, «• und %, Da 
von Jeu vier Dreiseiten, in welche die Ebene durch die drei Geraden x, 

Arrbl» dor Mathematik und Fliyilk. III. Heil«. VT 7 



98 



C. Koeiii.kr : 



A, u allein eingeteilt wird, diejenigen drei, welche von der Geraden x 
geschnitten werden, in je zwei Teile zerfallen und von diesen beiden 
Teilen immer der eine dreiseitig, der andere aber vierseitig begrenzt 
ist, so können wir sagen: 

Eine Ebene wird durch vier ihrer Geraden, von denen sich keine 
drei in denselben Punkte schneiden, in vier Dreiseite und in drei Vier- 
seite gerlegt. 

Wir zeigen jetzt, daß die Gerade it die Kurve zweiter Ordnung 
immer imaginär schneidet, sobald ihr Pol p in ein Dreiseit der durch 
sie und das Poldreicck klm bewirkten Ebeneneinteilung fällt. Dies 
ist unmittelbar ersichtlich, wenn p in demjenigen Dreiseit dieser Ein- 
teilung liegt, zu dessen Begrenzung die Gerade % nicht beiträgt, da 
dann nach II die Kurve selbst imaginär ist. Liegt dagegen p in einem 
anderen Dreiseit dieser Einteilung, — es sei dasjenige mit den Ecken /,, 
(jiA), (xft), — so ist die Kurve selbst nach II reell, sie wird aber 
nach I von der Seitenlinie x des Poldreiecks in zwei imaginären 
Punkten geschnitten. Der Punkt (nx) befindet sich Bomit außerhalb 
der Kurve und trägt daher in Bezug auf sie eine hyperbolische Strahlen- 
involution, in der die Strahlen x und (xx)k [, sowie die Strahlen x 
und | (itxjp I einander konjugiert sind. Aus der für p angenommenen 
Lage folgt aber auch direkt, daß die Strahlen x und jr durch die beiden 
ihnen konjugierten Strahlen nicht voneinander getrennt sind. Diese 
Strahlen werden also auch durch die Doppelstrahlen der Involution 
nicht voneinander getrennt und müssen somit beide die Kurve r/hich- 
artiy schneiden; diese muß daher, da sie von der Geraden x imaginär 
geschnitten wird, von der Geraden x ebenfalls in zwei imaginären 
Punkten getroffen werden. 

Auf die gleiche Weise überzeugt man sich davon, daß die Gem. 
die Kurve reell schneidet, wenn ihr Pol p in einem Vierseit unserer 
Ebeneneinteilung liegt, und da endlich die beiden Kurvenpunkte auf x 
zusammenfallen, wenn p auf n selbst liegt, so gilt der Satz: 

HI. Eine Gerade schneidet eine niefd entartete Kurve zweiter Ord- 
nung in zwei reellen oder in swei imaginären Puiiktcn, je nodalem ihr 
Pol in einem Vierseit oder in einem Dreiseit der durch sie und ein Pol- 
dreieck beteirkten Ebeneneinteihing liegt. In zwei zusammen) 'allem Ich 
Punkten trifft die Gerade die Kurve nur dann, teetm ihr Pul auf du 
Grenze zivischen einem Dreiseit und einem Vierseit fällt. 1 ) 






ixten 



1) Da selbstverständlich keine Ecke des zur Zerlegung der Ebene besfll 
Poldreiecks auf der Geraden liegen darf, ihr Pol also niemals auf eine Seitenlinie 
des letzteren fallen kann, so sagt der letzte Teil des Satzes nur, daß die Gerade 



Geometrische Kriterien etc. 



99 



Ist Ton einer Kurve zweiter Ordnung ein eigentliches Poldreieck 
and der Mittelpunkt gegeben, so ergibt sich aus diesen] Satz direkt 
das Verhalten der Kurve im Unendlichen. Er dient also dann zu ihrer 
metrischen Einteilung, und wir erhalten nach ihm und II in diesem 
speziellen Fall für die Gesamteinteilung der Kurve folgende Kriterien: 

„Eine Kurve zweiter Ordnung ist imaginär, wenn ihr Mittelpunkt 
im Hauptdreiseit der durch ein eigentliches Poldreieck bestimmten 
Ebeneneinteilung liegt; sie ist eine Ellipse oder eine Hyperbel, je 
nachdem ihr Mittelpunkt in dem dreiseitig oder in dem vierseitig be- 
grenzten Tede eines durch die unendlich ferne Gerade nochmals zer- 
legten Dreiseits dieser Einteilung liegt; sie ist endlich eine Parabel, 
wenn ihr Mittelpunkt ein uneigentlicher Punkt ist. 1 )" 



2. 

Der ganze im Unendlichen unbegrenzt gedachte Kaum wird durch 
vier Ebenen x, X., (i } v, die sich nicht in demselben Punkte schneiden, 
in acht Teile zerlegt. Jeder dieser Teile ist von vier Dreiseiten (im 
Sinne von Nr. 1) begrenzt nnd soll deshalb ein Tetraeder genannt 
werden, obgleich nur einer derselben ein Tetraeder im Sinne der 
Elementargeometrie ist. Wir können dann sagen: 

Durch vier Ebenen, welche sich nickt in demselben Punkte schneiden, 
ii ml der ganze Itaum in acht Tetraeder zerlegt. 

Alle acht Tetraeder besitzen als Ecken die vier Punkte k = (^ftv), 
l — (x/iv), m = (itlv), n = (xlfi). Die Seitenflächen oder Seiten eines 
Tetraeders sind die dasselbe begrenzenden Dreiseite, seine Kanten die 
Seiten dieser Dreiseite. Bei eigentlichem />-, /, m, « besitzt eines dieser 
Tetraeder, das dann das Haupttetraeder unserer Itaunieinteilung heißen 
soll, als Kanten die Strecken kl, km, kn, Im, In, mn. Drei andere 
haben mit diesem keine Seitenfläche, sondern nur je eines der drei 
Paare von Gegenkanten gemein. Zu ihnen gehört also das Tetraeder, 
dessen Kanten die Strecken kl, mn und die Außenstrecken km, kn, 
Im, In und, u. s. w. Wir bezeichnen diese drei mit dem Haupttetraeder 
zusammen als die vier Tetraeder erster Art unserer Einteilung. Die 
vier noch übrigen Tetraeder — die Tetraeder zweiter Art ■ — haben mit 



die Kurve berührt, wenn ihr Pol auf sie Belbst füllt, Die Form, die ihm oben 
gegeben wurde, paßt aber besser in den Rahmen von HI und laßt außerdem die 
Analogie mit dem ihm entsprechenden Teile des Satze» VI für die Flachen «weiter 
Ordnung deutlicher hervortreten. 

1) Vgl Gundelfinger, Vorlesungen aus der analytischen Geometrie der 
Kegelschnitte. Leipzig 1896. 8. 263, Nr. 84. 



100 



C. Knl- II Ml'.: 



dem Haupttetraeder je eine Seitenfläche gemein, eines derselben ist 
also daa Tetraeder, das als Kanten die Strecken Im, mn, nl und die 
AußenBtrecken kl, km, Im besitzt, u. s. w. 

Nun wird, wie wir in Nr. 1 gesehen haben, jede Ebene jr, die 
durch keinen der Punkte k, l, m, n geht, durch die vier Geraden |jtjc|, 
\itk\, |»/i|, \xv\ in vier Dreiseite und in drei Vierseite, also in sieben 
Teile zerlegt, d. h. 

Jede Ebene, die durch keine Ecke der acht aus vier Ebenen in all- 
gemeiner Lage gebildeten Tetraeder geht, sclineidet sieben von diesen und 
zwar vier in Dreiseiten, drei in Viersciten, mit dem achten aber hat sie 
keinen Punld gemein. 1 ) 

Wir nehmen jetzt an, es sei von einer nichtentarteten Fläche zweiter 
Ordnung ein Poltetraeder oder, wie wir aus leicht ersichtlichem Grunde 
hier lieber sagen wollen, eiu räumliches Polviereck 1 ) mit den Ecken /., /, 
m, n und den Seitenebenen x, k, u, v, Bowie die Pularebene it eines in 
keiner dieser Seitenebenen liegenden Punktes p gegeben. Dann werden 
wir die projektive Beschaffenheit der Fläche erkennen können aus der 
Lage, welche die Ebene tt in Bezug auf dasjenige der acht aus den 
Ebenen x, k, (t, v gebildeten Tetraeder einnimmt, innerhalb dessen der 
Punkt p liegt. Wir nennen daB letztere deshalb das für die projektive 
Einteilung der Fläche charaJderistische Tetraeder, die Ebene 7t aber di> 
ihm zugeordnete Ebene. 

Genau wie in Nr. 1 rindet man zunächst, daß die Projektionen k', 
l' f m', n des Punktes p aus den Punkten /.", I, m, n auf die Ebenen x, 
k, fi, v stets auf die Seitenflächen des charakteristischen Tetraeders 
fallen müssen. Da aber für die Schnittkurve der Fläche mit der 
Ebene x die Punkte l, m, « ein Poldreieck bilden und die Gerade | srx | 
die Polare des Punktes k' ist, folgt hieraus, daß wir in der der Ebene x 
angehörenden Seitenfläche des charakteristischen Tetraeders ein charakte- 
ristisches Dreieeit dieser Schnittkurve mit der ihm zugeordneten Ge- 
raden |jtx| besitzen Die Kurve ist somit nach II reell oder imaginär, 
je nachdem die Ebene sr jene Seitenfläche schneidet oder nicht 
schneidet, d. h. 

IV. Von den Seiiencbencn eines räumlichen Polvierecks schneiden 
i itimer und nur diejenigen die Fläche in einer reellen Kurve, welche von 



1) Man sieht leicht, daß diejenigen Teile einer solchen Ebene, welche durch 
zwei Tetraeder gleiclicr Art aus ihr ausgeschnitten werden, stets gleichartig begrenzt 
sind, d. h. daß die Ebene immer sämtliche Tetraiik'r der einen Art in Dreiseiten, 
diejenigen der anderen Art aber bis auf Eines in Vierseiten schneidet. 

1) Im Anschluß an Reye (Journ. f. Math. Bd. 77. S. 272). 




Geometrische Kriterien etc. 



101 









der einem charakteristischen Tetraeder desselben zugeordneten Ebene in den 
Seiten des letzteren getroffen tverden. 1 ) 

Je nachdem also drei, vier oder keine Seite des charakteristischen 
Tetraeders von der Ebene. x geschnitten werden, besitzt die Fläche in 
drei, in allen vier oder in keiner Seitenebene des gegebenen Polviereeks 
eine reelle Schnittkurve. Wir erhalten daher für die projektive Ein- 
teilung der Fläche das Kriterium: 

V. Eine nicht entartete Flüche zweiter Ordnung ist niehtgeradlini;/, 
geradlinig oder imaginär, je nachdem ein charakteristisches Tetraeder der- 
selben von der ihm zugeordneten Ebctie in einem Dreiscit, in einem Vier- 
seit oder gar nicht geschnitten teint. 

Wenn wir von einer Fläche zweiter Ordnung außer einem eigentlichen 
Polviereck speziell den Mittelpunkt kennen und aus diesen Elementen ein 
charakteristisches Tetraeder bilden, dem dann die unendlich ferne Ebene 
zugeordnet ist, so ergibt ßich hierauB, da diese Ebene sämtliche Tetra- 
eder zweiter Art in Dreiseiten, alte Tetraeder erster Art außer dem 
Haopttetraeder aber in Vierseiten schneidet, der Satz: 

^Eine Fläche zweiter Ordnung ist imaginär, geradlinig oder nicht- 
geradlinig, je nachdem ihr Mittelpunkt im Haupttetraeder, in einem 
der drei übrigen Tetraeder erster Art oder in einem Tetraeder zweiter 
Art der durch ein eigentliches Polviereck bestimmten Raumeinteilung 
liegt." 

Um die projektive Beschaffenheit der Kurve zu bestimmen, welche 
eine Fläche zweiter Ordnung aus der einem charakteristischen Tetraeder 
zugeordneten Ebene x ausschneidet, untersuchen wir zunächst die Ein- 
teilung, die der Raum durch die fünf Ebenen x, l, (t f v und x erhält. 
Da die Ebene x sieben von den acht aus den vier Ebenen x, l, (t, v aüe'm 
gebildeten Tetraedern schneidet, also in je zwei Teile zerlegt, wird der 
ganze Raum durch die fünf Ebenen zusammen in fünfzehn Teile geteilt. 
Betrachten wir nun eines der obigen Tetraeder, das durch die Ebene % 
in zwei Teile gespalten wird, so Beben wir, daß jede von x getroffene 
Seitenfläche desselben selbst durch x in zwei Teile — ein Dreiseit und 
ein Vierseit — zerlegt wird, daß sie also für jeden der beiden durch 
die Tetraederspaltung entstehenden Raumteile eine Seitenfläche liefert. 
Wenn mithin die Ebene x das betrachtete Tetraeder in einem Vierseit 



1) Auf die Kanten?/ nie» fies PolviereckB übertragen lautet diener Satz: 
Fön den Kaulculinien eines räumlichen Polcierecks schneiden immer und nur 
. die Fläche in zwei reellen Punkten, icekhe N/n der einem charakte- 
ristischen Tetraeder desselben zugeordneten Ebene in den Kanten des letzteren ge- 
troffen werden. 




102 



I' Koehi.ke: 



schneidet, so besitzen die beiden Raumteile außer der von n gelieferten 
noch vier Seitenflächen, Bie Bind somit beide von fünf Seiten oder 
pentaedrisch begrenzt. Wird das Tetraeder dagegen von der Ebene sr 
in einem Dreiseit geschnitten, so hat der eine der beiden Raumteile 
nur vier, der andere aber fünf Seitenflächen, d. h. der eine ist tetra- 
edrisch, der andere pentaedrisch begrenzt Da der erstere Fall immer 
bei drei, der letztere bei vier Tetraedern eintritt, eines der acht Tetra- 
eder aber von der Ebene % überhaupt nicht getroffen wird, so Enden 
wir mithin: 

Durch fünf Ebenen, vott denen sich keine vier in demselben Punkte 
schneiden, wird der ganze Baum in fünf Tetraeder und in zehn Penta- 
eder zerlegt. 

Man erkennt nun leicht, daß die Ebene tt unsere Fläche zweiter 
Ordnung reell oder imaginär schneidet, je nachdem ihr Pol p in ein 
Pentaeder oder in ein Tetraeder der durch Bie und das Polviereck klmn 
hervorgerufenen Raumeinteilung fällt. Diese Schnittkurve ist zunächst 
sicher reell, wenn der Punkt p in einem derjenigen sechs Pentaeder 
liegt, zu deren Begrenzung die Ebene x je ein Vierseit liefert, da dann 
das aus den Elementen x, l, u, v und p gebildete charakteristische 
Tetraeder der Fläche von der ihm zugeordneten Ebene n in einem 
Vierseit getroffen wird, die Fläche selbst also geradlinig ist. Ferner 
ist diese Kurve sicher imaginär, wenn der Punkt p in demjenigen 
Tetraeder unserer neuen Raumeinteilung liegt, zu dessen Begrenzung 
die Ebene % nicht beiträgt; denn dann ist die Fläche selbst imaginär. 
Liegt aber p in einem der vier anderen Tetraeder dieser Einteilung, — 
etwa in demjenigen mit den Ecken k, (nÄu), (n>v), (»vi) — so ist 
die Fläche selbst nichtgeradlinig, weil die Ebene % ans dem charakte- 
ristischen Tetraeder das Dreiseit mit den drei zuletzt genannten Ecken 
ausschneidet, und aus IV folgt dann, daß die Schnittkurve der Flache 
mit der Seitenebene x des gegebenen Polvierecks imaginär ist, die 
Gerade \itx\ also in Bezug auf die Fläche eine hyperbolische Ebenen- 
involution tragen muß. Hieraus ergibt sich aber durch eine Über- 
legung, die der am Schlüsse von Nr. 1 ungestillten genau entspricht, 
daß auch die Schnittkurve der Fläche mit der Ebene 7t imaginär sein 
muß. Auf die gleiche Weise überzeugt man sich endlich davon, daß 
diese Kurve dagegen wieder reell ist, sobald der Punkt p in einem der- 
jenigen vier Pentaeder liegt, deren von der Ebene jr gelieferte Seiten- 
fläche dreiseitig begrenzt ist. 

Auf die Grenze zwischen zwei Teilen unserer Itaunieinteilung 
der Punkt p offenbar nur dann fallen, wenn er in der Ebene 









lung kann 



Geometrische Kriterien etc. 



103 









liegt, diese also eine Berührungsebene der Fläche ist. Dann folgt 
aber unmittelbar aus V, daß diese Ebene die Fläche in einem reellen 
oder in einem imaginären Geraden paar schneidet, je nachdem p auf 
der Grenze zwischen zwei Pentaedern oder zwischen einem Pentaeder 
und einem Tetraeder liegt, weil im ersteren Fall das charakteristische 
Tetraeder der Fläche von der ihm zugeordneten Ebene it in einem 
Vierseit, im letzteren dagegen in einem Dreiseit getroffen wird. Es 
gilt somit der Satz: 

VI. Eine Ebene schneidet eine nicht entartete FläcJie zweiter Ord- 
nung in einer nicht entarteten reellen whr imaginären Kurve, je nachdem 
ihr Pol in einem Pentaeder oder in einem Tetraeder der durch sie und 
ein Polviereck bewirkten Raumeinteilung liegt. Die Schnittkurve ist da- 
gegen ein reelles, besw. imaginäres Geradenpaar, wenn der Pol der Ebene 
auf die Grenze zwischen zwei Pentaedern, beevo. zwischen einem Penta- 
eder und einem Tetraeder fi'dlt. 

Wenn von einer Fläche zweiter Ordnung außer einem eigentlichen 
Polviereck der Mittelpunkt gegeben ist, bo dient dieser Satz zur pro- 
jektiven Einteilung ihrer Schoittkurve mit der unendlich fernen Ebene, 
also zur metrischen Einteilung der Fläche und liefert dann mit V 
zusammen für die Gesamteinteilung derselben folgende Kriterien: 

„Eine Fläche zweiter Ordnung ist imaginär, wenn ihr Mittelpunkt in 
dem Haupttetraeder der durch ein eigentliches Polviereck bestimmten 
Raumeinteilung liegt; sie ist ein einfaches Hyperboloid oder ein hyper- 
bolisches Parabolnid, je nachdem ihr Mittelpunkt ein eigentlicher oder ein 
uneigentlicher Punkt eines vom Haupttetraeder verschiedenen Tetraeders 
erster Art ist; sie ist ein Ellipsuid oder ein zweifaches Hyperboloid, 
je nachdem ihr Mittelpunkt in dem tetraedriscb oder in dem penta- 
i'drisch begrenzten Teile eines durch die unendlich ferne Ebene noch- 
mals zerlegten Tetraeders zweiter Art liegt; sie ist endlich ein ellip- 
tisches Paraboloid, wenn ihr Mittelpunkt ein un ei gentlicher Punkt 
eines Tetraeders zweiter Art ist." 



Heidelberg, den 15. Dezember 1901. 



104 



Edwin Bidwki.l Wilson: 



The So-called Foundations of Geometry. 

By Edwin Bidwell Wilson of Yale University, New Haven (Conn.Y 

1. — In the current number of the Mathematische Annalen*), 
Mr. Hubert has printed an elaborate aecount of bis recent work on 
the foundations of geometry. A preliminary sketch of the work had 
previoualy appeared in the Göttinger Nachrichten. 3 ) In fchese papers 
the method of treatment is quite the reveree of that earlier eni- 
ployed in the now famous Festschrift, Grundlagen der Geometrie 3 ) — 
except in one point only there is no similitude between the raethods. 
That one point of reseniblanee is the strict regard for absolutely per- 
fect logic and a natural C-orrespondiug disregard for that intuition which 
hithertu bas played such a preponderatmg rüle in geometry. 

In the earlier work the author introduced the axiom of continuity 
last; in the presenfc ease that axiom is fundamental from the start. 
There is a greater difference. In the Festschrift Mr. Hubert followcd 
to a considerable extent the methods that have been employed ever 
slnce Euclid for diacussing geometry. So nearly did he, despite his 
merciless logic, confine himself in the usual paths that Borne enthusiasts 
have been led to believe that his work will become current in the 
sehools of elementar)- Instruction. We doubt that: but it only goes to 
confirm our stateruent that the author at that time was following the 
linea that had earlier been laid out more or less carefully, especially 
in Italy, and have since been followed by Messrs. Schur' 1 ) and Moore*) 
to demonstrate that the aiioms fonnd by Mr. Hubert are not in- 
dependent as he seemed to think them. These results of later investigatore 
indicate the great difficulties, the great liability to slight errors which 
beset any one who uses the geometric method, the geometric intuition 
— even never so slightly — for attempting to lay down a logically 
mmplete and independent system of axioms in Euclidean geometry. 
The number of the axioms renders demonatrations of their completeness 
and independence, such as have of late frequectly been given in 



1) Bd. 66, Heft 3, pp. 381—422, October 1902. 
3) 1902 p 234 

3) Leipzig, B. G Teubner 1899 Paris, Gauthier-Yillars 1900 (tnma. by 
Mr. Laugel). Chicago, The Open Court Pub. Co. 1902 (traus. by Mr. Townsend) 
4'i Mathematische Anualen Bd. 55, p 265 et seq. 
6) Transactions of the American Mathematical Society, Vol. 3 pp. 142 seq. 














The So-called FuuadatioM of Geometry 



105 



where the number of axioms is much fewer 1 ), very tediouB even 
if possible. 

It is no Burprise therefore to see the illustrious author seeking 
a new method of attack in which the number of axioms is far fower. 
In his recent memoir Mr. Hubert proceeds from the ideas of m<ini- 
f'oldnesses (Mannigfaltigkeiten) introduced into geonietry by <i rass- 
mann in the Ausdehnuiigslchrc and Riemann in his Habilitations- 
schrift and from the ideas of gfOMft introduced by Lie. The method 
of treatment, however, differs fundamentally from that of Lie; Btill 
more from that of his predecessors Riemann and Helmholtz. For 
whereas Lie*) carried on his analysis by means of a coördinate-system 
jl, y in the plane, x } y, z in space, and so on for higher dimensions; 
Mr. Hubert usea the newer, aud perhaps more difficult and subtile 
theory of manifolduesses as developed by Mr. G. Cantor without any 
especi.il reference to a System of coördinates in a geometric Space. 

Mr. Hubert confines himself to the plane, i. e. to a two dimen- 
sional manifoldness. His particular Instrument of investigation is the 
famous theorem of Mr. Jordan 8 ) to the effect that any curve 6' which 
is continuous, closed, and possesses no double-point, divideB the plane 
into two distinct regions, an inner and an outer, such that it is im- 
possible to pass from the one to the other by a continuous path T 
without crossing the curve G Any curve confinaous including its ex- 
tremities and without double-points is called a Jordan-curve. Any 
region enclosed by a closed Jordan-curve is called a Jordan-reginn. 

This method of procedure is not at all natural from the geometric 
standpoint and no enthusiast will be led so far as to claim for it a 
place in elementary instruction. Moreover the transcendent clearness 
which was so conspicuous in the Fernschrift is not present in this 
later memoir. There are also possibilities, conceivable logically, which 
are overlooked and, if not fiUed in, lead to miaunderstanding, perhaps 
even to error. The object of the present writer is first to render 
clearer some parts of Mr. Hilberths memoir, second to fill in an 
Omission, third to say a lew words in comment upon what has been and 
what has not been aecomplished by thiB new work. In order to carry out 
this program it will be necessary to quote considcrably from Mr. Hubert. 



1) Axioi 
eapecialh pfl 
numbers of I 



1) Axioms defining arithmetic. and the WDceptiou of a 6nite group. See 
cialh paperit by Mens«. DiikKou, Huntington, and others io current 
numbers of the Bulletin of the American Mathematdcal Society and the Trans- 
actions of the American Mathematical Society. 

• uric diT Traii*fonnatiiPtix;;ru|ip<?ii, Abschnitt 3, 1893, 
3) Coors d'Analyse, 2 ed., l«'J3, pp. 90—100. 





106 



KnwiN Bidwbi.l Wilson: 



2. — As has been said the author treats plane geometry only, 
although he expresses the opinion that a similar treatment may be 
given to geometry in higher dimensions. He has, however, two 
different planes, two different circles, two different points, and so forth. 
These are in correspondence, to be eure, in a manner mutually one to 
one. By the word mutually we mean that the correspondence is one 
to one in passing w'hether from the first set of objeeta to the second 
or from the second to the first. This correspondence makes Mr. Hilbert'a 
use of the same name and the same letter for corresponding objeets 
not less confusing, but rather more so. For a great difficulty is ex- 
perienced in distinguishing between the related objeets and thus the 
meaning and the valne of a theorem or definition is misjudged. One 
first duty is to clear up this matter. 

The fundamental plane — that in terms of which the other is 
defined — is the nnmbcr-plane (Zahlenebene), whieh is said to be tiie 
erdinary plane with a rectanaular system of coordinates x and y. x ) 
This is very confusing. It is in reality sheer nonsense. For what it 
seems to state is that we are already in posseBsion of a plane, of right 
angles and of a method of measuring which enables ns to plot points 
x t y by means of rectilinear construetions. If this were so, we already 
have our geometry fullgrown and the author's elaborate foundations 
upon which he bailda his definition of a straight Line, bis whole 
memoir in fact become comparatively trivial. It is perfectly clear 
in view of later developmenta that what Mr. Hubert meant to say 
was that his nuniber-plane is a two dimensional manifoldness of 
numbers. It is the manifoldness of all pairs of real, rational or 
irrational, positive or negative, numbers which we may symbolize by 
(x r y) and which we might plot if only we had the means of plotting 
— which we have not. Moreover the plotting ie unessential. In 
ordinary work it aids our Intuition. In this case, however, we are 
Irving to rid ouraelves of geometric intuition and the geometric manner 
of speaking becomes confusing instead of illuminating. 

The fundamental field of Operation is the doubly infinite mani- 
foldness of pairs of real numbers (.r, y). Within this field there is 
the Jordan- curve, which is a continuoua one-dimensional manifoldness 
of the values {x, y) in which no pair of values figures fewieft 
Mr. Jordan, like Mr. Hubert, in the demonstration in his Cours 
d'Analyse speaks in geometric terms. That is unnecessary though, in 









1) p. 382. Wir veratehen unter der Zahlenebene die gewöhnliche Ebene 
mit einem rechtwinkligen Koordinatensystem x, y. 



The So-called Foundations of Geometry. 



107 



his case, convenient. Here it is both unnecessary and inconvenient — 
still we shall keep to it, in order that our treatment »hall not ditt'er 
too much from that we are criticizing. Latcr in his memoir, 
Mr. Hubert speaks of a number-cirele in the number-plane. This is 
a niethod of naniing the nianifoldness of numbers which satisfy the 
numerical relation 

(x — a)* + (y — b) % = 1c*, a, h, k are real, 

in such a manner that x und y are both real. 

Second to the number-plane and dependent upon it is the plane 
of our geometry, which niay be called the geometric plane. This plane 
is defined at length as follows (the italics and the words in the paren- 
theses are my own) 1 ): 

"The (geometric) plane is a system of jx?mfc mappable, in a 
manner mutually one to one, upon the finiie points of the number- 
plane or upon a certain part of them. 

"To each point A of our (geometric) plane there are Jordan- 
regions (of the number-plane) in which the map of A lies and of 
which each point corresponds to a point of onr (geometric) plane. These 
Jordan-regions are ealled the neiyhbourhoods of A. Erery Jordan- 
region which is coutained in a neighbourhood of A and which con- 
tains A is likewise a neighbourhood of A. If B is any point in the 
neighbourhood of j4, then this neighbourhood is also a neighbour- 
hood of B. 

"If A and B are any two pointa of our plane, there is always 
a neighbourhood which is at once a neighbourhood of A and a neigh- 
bourhood of JE?." 



1) To avoid all dangor arising from a mistranslation I ehall höre and in 
some other places quotc the Gcrman in foot-notes. Definition der Ebene. Die 
Ebene ist ein System von Punkten, die »ich umkehrbar eindeutig auf die im 
Endlichen gelegenen Punkte der Zablenebene oder auf ein gewisses Teilsystem 
elben abbilden lassen. 

Zu jedem Punkte A unserer Ebene gibt es Jord ansehe Gebiete, in welchen 
der Bildpunkt von A liegt und deren sämtliche Punkte ebenfalls Punkte unserer 
Ebene darstellen Diese Jordanschen Gebiete heißen Umgebungen des Punktes A. 
Jede« in einer Umgebung von A enthaltene Jordan sehe Gebiet, welches ib-n 
Punkt A einschließt, ist wiederum eine Umgebung von A. Ist B irgend ein 
Punkt in einer Umgebung von A, so ist diese Umgebung auch zugleich eine Um- 
gebung von B. 

Wenn A und B irgend zwei Punkte unserer Ebene sind, so gibt es Btets 
eine Umgebung, die zugleich eine Umgebung von A und eine Umgebung von 
B ist. p. 383. 



108 



Edwin BrowEtx Wilsoh: 



What a point maj be is not told us. But as the author in bis 
earlier Festschrift looked upon a point as merely a thing to be set into 
relation with otber things like it or unlike it, we may assume here 
that tbe point i» merely an element of Operation which is set in cor- 
respondence witb tbe pair of numbers (x, y). The use of the same 
word pfrint and especially of the same notation for points in the number- 
plane and in tbe geometric plane is a little ctmfusing, Let us eiamine 
tbe definition of neighbourhood. Thia definition also is arithmetic. Two 
geometric points A and B are said to be neighbouring where their 
eorresponding number-points (x, i/) A and (.t, t/) B are neigbbours in the 
number-plane. In as mueh as it is nowhere stated that the eor- 
respondence betweeu the points of the two planes shall be continuous, 
there can be no reason to suppoße that two neighbouring geometric 
points A, B shall be near each other wben plotted in a geometric 
plane. The idea of neighbourhood, as indeed the idea of the geometric 
point, is merely an arithmetic idea founded on tbe theory of the 
manifoldness (x, y). More of thia, latcr. 

At present all we can see is that tbe number-plane with its points 
and the geometric plane with its points are merely two difFerent 
names for two two-dimensional maniibldnessea whicb can scarcely ever 
be regarded as diü'erent because one is defined by means of the other 
and no essential quantitative or qualitative difference is brought to 
light. The remarks which are rnade apropos of neighbourhood do show, 
however, that tbe geometric plane must be mappable upon a single 
region of the numher-plane. The "certain part", the "gewisses Teil- 
system" cannot be two distinct separated regions or it would be 
possible to find two points A and B which bad no common neigh- 
bourhoodj because they migbt be mapped in different regions of the 
number plane. Thia matter is not mentioned by Mr. Hubert. 

3. — The definition of a motion, like the definition of neighbour 
hood, depends upon the number-plane and is consequently not w ge 
metric" or intuitive. It is aa follows 1 ): 

"A motiou ia a mutually one to one continuous tranBforaatinn» 
of the points in the number-plane into tbemselves in such a manne 
that the sense of a closed Jordan-curve remains unaltered. 






- 

BO~ 

ior* 
iner" 

Art. 



1) Definition der Bewegung. Eine Bewegung ist eine umkehrbar eindeutig 
stetige Transformation der Bildpunkte der Zahlenebene in sich von der 
daß dabei der 1'mlanfVminn einer geschlossenen Jordansclien Kurve stetB dri — 
Belbe bleu >t. 

Eine Bewegung, bei welcher der Punkt M ungeiludert bleibt, heißt eine 
Drehung um den Punkt M. p. 383. 




The So-callcd Foundations of Geometry. 



109 






"A motion which leaves a point M fixed is cnlled a rotation about 
B point M* 

The axioms, tbree in nuniber, follow. 1 ) 
"Axiom I. The motions form a gronp. 
"Axiom II. If A and M are arbitrary non-coineident points of 
the (geoznetric?) plane, the point A inay be earried by & rotation 
about M into an infinity of ditferent positions. 

"Axiom HL If there is a motion by means of which three points 
infinitely vear to three given points ABC can be earried into three 
points infinitely near to three given pointa A'B'C then there exists 
a motion by means of wbich the three points ABC may be earried 
extictly into the three pointa A'B'C." 

As a name for the infinitely great number of positions spoken 
of in Axiom II Mr. Hubert introduces the teriu lenlnrr Kreis which 
shall be translated by geometric circle, in contrast to the mimber-cirde 
of which we have spoken earlier. Later further correspondences 
between the two circles are deduced. 

By the use of these axioma and definitions and well known 
theorems in the theory of nianifoldnesses or ensembles the author, 
after some thirty-five pages of close reasoning, sueeeeds in defining 
what he calls a wahre Gerade, which shall be translated geometric litte, 
and in showing, as he says, that: A plane geometry, in which the 
axioms I — IH hold, is either the Euclidean or the Bolyai-Lobat- 
schefskyan plane geometry. 

There are a number of cpaestions which arise in connection with 
these definitions and axioms. In the first place we are told what a 
motion is and that the motions ruust form a gronp', and so forth. 
But we are not told how many of the motions we shall consider. 
^\ 8 may well asaume that we shall consider all motions which obey 



1) Axiom T. Werden zwei Bewegungen hintereinander ausgeführt, so tut 
«lie dann entstehende Transformation unserer Ebene in sich wiederum eine Be- 
legung. Oder kürzer: Die Bewegungen bilden eine Gruppe. 

Axiom II. Wenn A und M beliebige von einander verschiedene Punkte 
«ler Ebene sind, so kann man den Punkt A durch Drehung um M stete in nn- 
©•rullich viele verschiedene Lagen bringen. Oder kürzerr Jeder wahre Kreis be- 
■t«ht aus unendlich vielen Punkten. 

Axiom HL Wenn es Bewegungen gibt, durch welche Punktetripel in 
"«liebiger Nabe des Punktetripels .ABCin beliebige Nähe des Punktetripels A'B'C 
^hergeführt werden können, so gibt es stete auch eine solche Bewegung, durch 
"eiche das Punktetripel ABC genau in das Punktetripel A'B'C übergeht. 
Oder kürzer; Die Bewegungen bilden im Endlichen ein abgeschlossenes System. 
P- »«U-385. 



II» 



F,i.\vi\ KinwKi.i, Wilson: 



mir immun und mir ildinitioii. From this it will inimediately follow 
Unit to any given motiou S there corresponds an inverse S~\ This 
hfll i» asmunud by Mr llilliert iu §3, p. 389. But if we should 
hhnuiih* Unit, araoug tho motions consitlered, there are lacking some 
wliii-li might obey our axioms and our definition, we should have no 
riglit tu hsbuiiio ihai the inverso transformation exists. This 19 
dluxtratod l>y the grrmp of translations through positive distances 
ulmig tlu> a \is i>1 i. In a similar manner we shall naturally be forced 
to MBUM tliut among the rotatious about a fixed point M, there may 
In' found pvery rotatinn which obeys our axioms and our definition. 
Tliis is mnrely a special case of onr former assumption. 

'> 'thcr (|uostiou is this. What is meant by a point being in- 
timtoly uear to another poiut, as is implied in axiom Ell? Geometri- 
oallv this« Dan nioan nothing: fnr as yet we have no geometry. Herr 
w another case in which talking in geometric terms introduces con- 
luaion We suppose we shall have to assume that two points A. B 
iu tlu' geometrir plane are infinitely near to each other when and 
onlv when tho valuo of some oontinuous function F of the cor 
nie r.mnWrs (x, y)j and (x, f) t can be made indefinitely 
— it being further aasumed that this function F vanishes 
onlv when the pairs of valnea (x, j)j and (x, y)j are idenucal 
!.:iiction i- 

*\x„ f* x,, y»^ = Xm - Xj, + r, - Tj 

This infinite mitw is thexefore not at all a propextr of the 
B Mtlic points except in so far as it exhibits a relaüoa 
in the ssamifolaneas of pairs of mm 

4. -ThusfarwehaTemereJybeeJistriviiigtoclearnpMr Hil 
that we nught heiter iiBiiiriswl bis paper. We cot 
to a nach »oc* serioos antter. In § 13. ob p, 40a the 
the iaTestagaboa of the grtwp ei all SBettoas, that is of 
a fixodl point M , 
U toto ttoeK It 
of a x — i m t rit enese eaa he pol toto a antaalhr oae to 





The So-called Foundations of Geometry. 



111 






where d(t) is a continuous real tunction of the real variable t, in- 
creasing as t increases, and taking on an additive constant 2it when 
the parameter t increases by 2x. 

It is precisely at this point that the author overlooks a possibility, 
which nntil it is removed, renders all bis later work valueleas. There 
is no ä priori reason why d(t) ahall be a sole functiun. There may 
be an infinity of funetions <d(t) defining an infinity of different sorts 
of rotation about the point M. Let us illustrafce by an example. 
Suppose we consider the portion of the number-plane included by the 
nnit-circle 

ä* + y 1 = 1, 

Sappose we consider a point M, interior to thiB circle. Let üb draw 
through M the oo l circular arcs which cut the unit-circle ortbogoually. 
Let üb forther draw about Jlf the cc 1 circlea which cat tbese circular 
arcs orthogonally. These circles form a linear fainily, as is well known, 
of which the unit-circle iß one circle and the point M the limiting 
point of the family. Let ua define the following motion which is 
perhaps a rotation about M, because M is fixed. First the circular 
■res which cut the unit-circle orthogonally sball be carried over one 
into another in such a manner that a constant angle ia added to the 
angle which the tangent to each arc at the point iLf makes with the 
axis of x. Second pointa which lie upon the circles cutting these 
arcs orthogonally shall remain upon those circles. We have thus a 
species of rotation about M. Each point ia carried over into a per- 
fecta definite point. The definition of a rotation is satisfied. We 
shall not write the analytic equations of the motion, nor ahall we stop 
to ascertain whether it satiafiea the axiom III. Our only objeet ia 
to show the conceivableness of two dißerent kinds of rotation about 
the point M. 

For the second kind of rotation we proeeed as follows. Let us 
assume as before the unit-circle and au interior point M. Draw 
throngh M all the oo 1 straight lines — the chords of the circle. Next draw 
as before the oo' circles which form the System of which the unit-circle 
is one circle and the point M one limiting point. Define a rotation 
about M aa a transformation in which the oc 1 chords are carried into 
themselves in such a manner that a constant angle is added to the 
angle they make with the axia of X. Further let points originaily 
upon the circle remain upon them. Like the foregoing thiß trans- 
formation satisfies the definition of a motion although, to be sure, it 
may not satisfy axiom 111 






112 



Edwik Bidwell Wilson : 



Still theBe two exaraples are sufficiently valid to show that it ia 
perfectlj posaible to have two distinct kinds of rotation defined by 
two diatinet functiona: 

Erst 



aecond 






In this case, since the transformationa form a group, we must consider 
all posBible combinationa of the two. More generally it ia conceivable 
that there should be an infinity of functionB A and that the group of 
all rotations about the point M ahould consist of all possible com- 
binationa of the ditferent apecies of rotationa. Finally, this suppoai- 
tion must be ruled out aa impoBsible, before the theorem (p 402) 
„the group of all rotationa about 3/ is holoedrically isomorphic witb 
the group of ordinary rotations of the number-circle into itself" can 
be proved in any manner that is without logical exception. 

The matter iB not difficult to remedy. Two functions A x and A. 
are to be regarded aa different when they carry Bonie one point t = a 
into the aame point t' = b, but do not carry every point i = c into the 
Bame point t ' = rf, = d*. 






Let 



A l (c) = d l . 



A t {a) = b. 
A % (c) - d v 



Consider tbe tranaformation A^A r — A. 

A{a)^A^A x {a) = JT'C 6 )-*- 

Now Mr. Hubert shows that if any rotation A leavea one point / = 
fixed, it leaves every point fixed. Hence 

But ^rW = c 

Hence Aj 1 {d % ) = A~ l {d l ). 

Inasmuch aa the tranaformation A it and conaequently A^ 1 , ia singk 

valued 

d s - d v 

Hence A l and A t are ideutical. 

In this manner it appears that there cannot coexist simultaneouslj 
two different sorts of rotationa about a fixed point and the author'9 
work niay stand without further modification. But it ahould be noticed 
that we have not been able to prove that two different sorts of rota- 




The So-called Foundation« of Qeonietry. 



113 



tions about a fixed point, do not exist. We have only Bhown that 
they cannot exist in tbe same group of motiona satisfying our defini- 
tion and axioni. 

• There may perhapa be an infinite number of difFerent rotations 

existing separat.pl y, and each giving riae to a different group of 
motions, and each defining a different dement as a atraigbt line. 
For Mr. Hilberth definition of a straight line ia obtained by con- 
sidering a set of points generated by rotationa which have tbe para- 
meter n, that ia, wbich when repeated produce the identical trans- 
formation. We cannot here go itito details as to how, starting from 
two points M and A, tbe atraigbt line ia generated by tbeae involutory 
rotations. Snfficient is it to note that in the rotationa defined above 
(granting that they do not contradict our axiom) the straight line 
would be in the first caae a circular arc cutting the unit-circle ortho- 
gonally and in the aeeond case a ehord of the unit-circle. 

5. — Let ua next paaa to the conBideration of aome geometriea 
which aatiafy Mr. Hilbert'B conditions. We ahall aaauine the ordinary 
point with ita ordinary repreBeutation, in the plane or apace, by rectan- 
gular coördinatea. Tbero can be no objection to asauming a coördinate- 
gy stein by way of reference for the aake of illuatration, although we 
pointed out in § 2 an objection to Mr. Hilberth use of the word in 
iletining his number -plane Inasmueh aa the correapondence between 
the points of the geometric plane and number-plane ueed not, accord- 
ing to previoua assuiuptions, be continuous our first illustrationB will 
be in what we migbt call discontinuons geometries. 

Let |, jj be rectangular coördinatea in the geometric plane. Con- 
sider the following relations between £, i{ and x, y. 






{£ — ex . , ., . irrational: , . „ ._ . irrational. 

, « = + l if ar w u ' e = + 1 lf « is „ . 

m = e y — rational: — rational. 



It will be aeen that in paaaing from one plane to the other, irrational 
pointa (by which is nieant points both of whoBe coördinatea are irra- 
tional) are left unchanged; rational (both coördinateB rational) are so 
changed as to be ßituated Bymmetrieally with regard to tbe originj 
sein i -rational points (one coordinate rational) are so changed aa to be 
situated aymmetrieally with regard t(i the axia corresponding to the 
irrational coordinate. 

If a and b are two rational positive numbers and if r ia lesa 
than eitber, the equation 

(x - •)» + {y - by - r» 

Archlr dar M»tb«m»tik and Fhjiik III Ruiue. VI 8 




114 



Edwin Bidw»ll WrLSos: 



is represented in the nuniber- plane by a circle lying entirely within 
the first quadrant. In the geometric plane the corresponding locus, 
the 80-called geometric circle, consists of four parts one in eaeh quad- 
rant. In tbe first quadrant tbere lie tbe points botb of whoae coör- 
dinateB are irrational. Tbiß locus is an enseinble of points baving the 
power of a continuum. In tbe second and fourth quadrants lie loa 
of points wbicb are semi-rational. These loci are ensembles whicb 
have the power of the ensemble of integers, They are Bttumerable. 
In the tbird quadrant is situatcd an infinite number of points because 
the equation ^ + v * = 1 

can be satiefied by an infinite number of pairs of rational numbers «, v. 
Hence the equation (O) may be eatisfied by au infinite number of 
rational vnlues of x and y. The centre of the geometric circle lies 
in this third quadrant 

Tbere is no difficulty in seeing that in general any locus in tbe 
nuniber-plane will be repreBented in the geometric plane by four 
pieces. The theorems concerning intersections of loci, and so forth, 
hold, however, word for word: because tbe relation between the two 
planes is mutually one to one. Yet the customary ideas of propin- 
quity of points and of coutinuity of motion muBt be abandoned in the 
geometric plane. For example a "continuous" rotation through ninety 
degrees would keep one jumping from quadrant to quadrant in a 
Btartling manuer. 

No difficulty is encountered in arriving at even more surprising 
results. One of the best known theoremB in the tbeory of ensembles 
is that any two continuums have the same power and, if continuity be 
disregarded, may be put into a correspondence which ia mutually one 
to one. Tbus a plane geometry is, in Mr. Huberts sense, quite in 
distinguishable from a Space geometry — or indeed from a geometry 
in any number of dimensions. 

The particular method we ahall employ to map the number- 
plane upon the geometric space of three dimensions depends upon the 
following manner of putting the positive and negative integers in one 
to one correspondence with tbe Squares of unit length into whicb we 
may divide the number-plane. Take the infinite straight line, upon 
whicb the positive and negative integers are niarked at unit-intervals, 
and apply the zero to the origin of the plane. Lay the positive part 
of the line down alone the positive X-aiis as far as the point %. At 
this point turn through a right- angle up into tbe first quadrant and 
proceed to the tniddle of tbe unit-square into vvliich you have entered. 











The So-called Foundationa or Geometry. 



115 



At thia point the integer 1 will be reached. Turn again through a 
positive right-angle and advance into the second quadrant. At the 
iniddle of the first square the integer 2 will be reached. At the 
iniddle of the Becond Square the integer 3 will be reached. Then 
turn again through a right-angle down into the third quadrant and lay 
down the integers at the mid -point of each Square as you advance 
for two Squares. Then turn another right-angle toward the fourth 
quadrant and advance for four Squares. Etc. In the nieautinie suppose 
that the negative part of the line has also been winding about the 
origin in such a manner that the Square which eontains — m is 
Bituated symmetrically with respect to the origin to the square con- 
tainiug -\- n. Thus there are two spiral-like aeries of lines winding 
about the origin. In the centre of each square there is an integer. 
The Squares in the plane have been put into one to one correspond- 
ence with the integers, positive and negative. 

To put the Squares of the plane into one to one correBpondence 
with the cubes in space is the next object. It has been seen that if 
St and y are the coördinates of the centres of the unit-squares 

* = /i(»)> y = /"*(»)• 

Let x', y' , e' he the coördinates of the centre of the unit- cubes in 
space. Set the Squares into correspondence with the cubes by nieans of 

*' = /», y' = /»(«), *' = v- 

A mechanical idea of this correspondence may be obtained eaaily. 
Knie the xy-plane into strips of unit-breadth parallel to the axis 
of x. llule the xy- plane into Squares of unit-Iength by LineB parallel 
to the axis of y and bend the plane along these later rnlings. Apply 
the axis of x to the plane of x' and y , as the line of integers was 
formerly applied to the xy- plane. Let the axis of y coincide with 
the axis of s'. In this manner we obtain a surfaee, made up of plane 
strips, winding in two Bheets spiral-like about the axis of g\ To each 
integral valuc n of x correBponds a square in the plane of x' and y'. 
In this square we shall raake the points correspond in a one to one 
manner with the points of the segment of the z-axis comprised be- 
tween the adjacent integers w — 1 and n. The correBpondence, of 
conrse, cannot be continuous. For further particulars reference 
may be made to works by Mr. Cantor 1 ), Mr. Borel 1 ), 

1) Yarioua memoire printed for the most part in the Mathematische Annale«, 
the Acta Mathemat.ua, or the Journal für Mathematik 

Licon» sur la Theorie des Fouctiona, Paris, üanthier -Villars, 1898. 

8' 



116 



Kr 



Bim 



Wi 



Mr. Schoenflies 1 ), and others. Thus to each value of x is associated 
one pair of values x' aud y . To each value of y is aaaociated a aingle 
value of s' equal to y. 

By means of thia discontinuoua correapondence between the pointa 
of the nuuiber- plane of x and y and the pointa of the geometric 
space x' t y' z', the plane georuetry of Mr. Hubert beeomea a apecies 
of space geometry. 

6. — 1t ia not uninteresting to see what takea place wben the 
dißtances between the rulings of the number-plane are niade very 
aniall — smaller tban eould be deteefced by the most refined metbods of 
obaervation. For the examination of thia case it will be found more 
convenient to revise our method of asBoeiating the pointa in a liue 
with the pointa in the squareB of the plane. Doubtlesa it has been 
noticed that to the pointa in the ring (whicb has tbe form of a hollow 
aquare) ßituated between the Bquares whoBe aidea are 2» and 2[n -f- 1 
and whose centres coincide with the origin in the plane, there corre- 
spond the points (on the line) between 2n s and 2(» + l) 2 and be- 
tween — 2« 1 and — 2(» -f l) s . It would be better to have the points 
in thifi ring correBpond to tbe points between n and « + 1 and be- 
tween — n and — (« + 1). Thia ia eaßily aceomplished by aubdividing 
the intervahj between the integere so as to obtain the following corre- 
Bpondencej which jb supposed to hold for the negative integere also, 



(0-1 



[0-1, 2, 3. ..6, 7, 8» 9, 10. 



4__ 



ii 



17, 18, 19 



31, 32, 33. .2«*.. 



Wben this correspondence is used tbe points which lie upon the 
a>axiB of the number-plane in the neighbourhood of tbe values + K 
are found in the plane of x and y scattered abotit in the neighbour- 
hood of the aidea of the aquare which extends from x' = -}- K to 
x' = — K and from y r = + K to y = — K. In like nianner tbe point>, 
in the plane of x and y, which lie upon elements of straight lines 
drawn parallel to the axis of x and sitnated above or below the 
points x = + K at a distance + y or — y aa the case may be, are 
transplanted into the apace x' f y , st' in auch a manner as to he 
scattered about at a distance z' = + y or z' = — y, as the case may 
be, above or below the plane s' =■ 0, bat always situated around the 
sides of a prism bouuded by the planes drawn parallel to the axis 
of s' and through tbe contour of the Square referred to before. 



1) Die Entwickelung der Lehre von den l'unktuiaunigl'altigkeiten, Ber d. 
Deut. Math. Ver. H (189»), Leipzig. B. Ü. Teubner, 1MA 



Tlie So-ealled Foimdaüone of ftaometrv. 



117 












Assurae that e is the smallest observable quantity. Use '/, c as 

ihf unit by which to divide the Space x', y\ z' into cubes. The great- 

RBt distance between two points in two adjaeent cubes is j"|/3« and 

is consequently unobservable. These cubes correspond to regions in 

the plane x, y. The regions are no longer Squares owing to the 

' orrespondence F which has recently been introduced. There are 

reetangles of which the aide parallel to the avaxis is of length \ t, but 

of which the aide parallel to the ar-axis is of length given by the corre- 

spondence T and never greater than -J- e. In fact if x be allowed to 

vary continnously by the amount J c the points in space vary and 

take positions all about the edge of a Square. Yet as far as obser- 

vittion can go, this change of position is not discontinuous- for the 

consecutive positions of the point cannot differ by as mnch as e. 

It is to be noticed also that, as nun recedes from the origin, cubes 

containing negative and positive valuea of x sueceed each other. Be- 

tween two Bheets of cubes containing positive values of x there is a 

sheet containing negative values. Yet as the distance from one Bheet to 

the other is less than e that diö'erence or discontinuity between the 

sheets is unobservable. 

To what does a locus in the uuraber-plane correspond? Evi- 
dently wheu x alone varies continuously the corresponding Konfigu- 
ration which is the contour of a aquare varies with what may be called 
a physical continuity — physical, because it cannot be distinguished by 
Observation from continnity. Wben y alone varies the corresponding 
«•minguration is a point which varies in a line parallel to the axis of 
y in exactly the same manner in which y varies. Thus to a straight 
line x — c correeponds a straight line in space. To a straight line 
«/ = c corresponds a "physical" plane z' = c. To a straight line 
y = mx corresponds a "physical" quadrangular pyramid of which sec- 
tions parallel to the plane z =- are Squares whose sides are parallel 
to x' — and tj' — and whose centre is upon the axis of z'. This 
pyramid is "phyaically" indistinguishable from the .pyramid which 
represents y=—mx, in view of the fact that the sheets of the 
positive values of x are so closely interwoven with the sheets of the 
negative values. In general any straight inte would be represented by 
just such a pyTamid. To the two independent constants which deter- 
mine the straight line correspond two independent constants of the pyTa- 
mid These may be, for instance, the length of the side of the square 
which the pyramid cuts out on the plane s' = and the tangent 
<il the angle which the sides of the pyramid make with the plane 
z «=0 



118 



Edwin Bidwell Wiljok: 



It is to be nofciced that the only kind nf figures which we can 
have in our space, provided they are to be represented by continuous 
functions in the nuniber-plane, ure figures Buch that sections taken parallel 
bo the plane of z' = are Squares concentric with the origin and 
having their sides parallel to the axes. A ephere concentric with the 
origin woiüd be represented in the number-plane, not by all the points 
within a certain region, but by points Bprinkled around over the region 
so as to appear physically everywhere dense. 

Let eome might think that thie state of a seeming continniry 
amid on actual discontinuity is merely an artirice and has no analogy 
in the physical world we shall point out a case where very mueh the 
same thing occurs. Suppose we have in a vase a liquid, or rather 
two liquide which are alike in every respect save that one is colourless 
and the other is, say, red. Let them be incompressible. Conßider a 
dehnite point in the red liquid and keep the attention tixed upon this 
point while the whole masß of liquid is violently stirred about. It is 
impoBsible that the density of the red liquid about the (moving) point 
considered should change: for the liquid is incompressible. In like 
mariner the density of the white liquid about any point of it reraain^ 
unchanged. Yet to all appearances the liquide are becoming mixed 
so that at each point the density, though unchanged as a whole, con- 
siets partly in red liquid, partly in white. The mathematical fact is 
that each liquid has been streng out into such thin strings so closely 
interwoven that an apparent raixing has taken place. This is by no 
means unlike the geometric resulta we have been considering. For a 
more elaborate account of this illustration and for other phenomena 
which are of the same sort we may refer to the recent Elementary 
PrincipleB in Statistical Mechanica by Mr. J. Willard Gibbs. 1 ) 

Had we proceeded in the opposito maniier and mapped the uumber- 
plane upon u straight line hiBtead of on a space of throe dimensions, 
all geometry would have become illusory as far as Observation goes. 
We Bhould have merely an eneemble of points Bcattered along the line 
as the elements correBponding to any configuration in the number-plane. 
To pursue thJB geometry further would probably be quite uninteresting 
even if the analytic theory of the correspondeiiceB between two con- 
tinuumB of different dimensions were more fully developed than they 
are at present. We therefore abandon it here. 

7. — What may take place in the case of a discontinuous cor- 
respondence between the nnmber- plane and geometric plane (as 



1) New York, Charten Scribner's Sons, 1902. Cf. especiaJly Chap. XTJ. 










The So-called Foundations of Geometry. 119 

1fr. Hubert calls it although it may as easily be something whicb 
corresponds more nearly to the intuitive concept of a space of higher 
or lower dimensions than two) has been seen. Things not so stränge 
thongh still somewhat interesting may happen even in the case of a 
continuous oorrespondence. For when it is remembered that the author 
is talking only of real pointe and real nnmbers and when it is further 
recollected that the number of continuous one to one correspondences 
between two sets of real variables is unlimited (although of course 
there is only a perfectly definite system of one to one correspondences 
of two sets of complex variables) it will be imagined uncommon 
geometries may be arranged for. 

Let |, rj be the ordinary rectangular point-coordinates in the plane 
that we shall call geometric. Let x, y be corresponding coördinates in 
the number-plane. Set up the following correspondence 

a — ge*- 1 , y = ije<?- 1 
where 

This is seen to be an uneven distortion of the plane £, 17. The unit 
circle is unchanged. Inside that circle, circles concentric with the 
origin in the xy-plane are expanded in a ratio varying from 1 to 1/e 
when undergoing a change to the |i?-plane. Outside that circle, circles 
concentric with the origin in the xy- plane are shrunk in a ratio 
varying from 1 to oo when undergoing the change to the gij- plane. 
Straight lines passing through the origin are unchanged as a whole: 
but the points upon them are shifted toward the unit circle. 

Let us look at what corresponds to translation and rotation in 
the plane of £ and ij. Gonsider the number-plane. A translation may 
be represented best by a net-work of lines — the path-curves and the 
system orthogonal to them. In this method of representation there is 
a system of parallel lines which as a whole are left invariant. The 
points slide along them. There is also a system of parallel lines perpen- 
dicular to these in which each line moves up into the position of one 
ahead of it. To visualize the corresponding "translation" in the geo- 
metric plane, it is only necessary to transfer this net-work of lines. 
The fixed lines 

y = mx + b, m fixed, b variable 
become 

rjen- 1 = w|e?- x + b 
or 

ij — m\ + be 1- «. 



120 



Edwix Bidwbll WlL80N: 




These are a System of transcendental curves lying symmetricaliy upon 
eaeh Bide of the line y = mx and approaching that line ae an asymp- 
tote. Durlng the "tranBlation" the points move alone these lines. The 
other system of lines is 

y = — mx -f- b, m fixed, b variable 
and becomeB 

y = — mt + be l -e. 

This is a System like the tirst turned througli ninety degreea. By the 
"translation" these curvea are changed one into another by the addition 
of a constant to the value of the parameter b. In a similar manner 
"rotation" may be diacussecl. These amorphic "translations" and "rota- 
tions" in the geometrie plane form a group becauae the corresponding 
rotationa and translationa in the number-plane to which they are related 
in a one to one manner, indeed in terms of which they are detined, form 
a group. A curve of the form 

vi = m\ + &e l_ e 

is always transformed by this group into a curve of the same type. 
In like manner a curve 

(gee- 1 - o}* + (ije<?-' - b) 1 - c* 

which corresponds to a circle lb always carried into a curve of the 
same type. 

The choice of an arbitrary example like the above shows that, 
even if the continuity of the transformation be insisted upon, the geom- 
etry obtained is not necessarily intuitivoly aimilar to the ordinary 
geometry. A certain transformation analogous to rotation, a certain 
configuration with propertiea like those of a circle is the result. We 
may even put the pointe in the real Lobatschefskyan plane into one 
to one correspondence with the points in the real Euclidean plane. 
A circle will be tranaformed into Borne Bort of oval curve. A straight 
line will appear aa some aort of curve. The planes are not different 
It ia only the geometries within theni that differ owing to ditferent 
choices of the transformation known ae rotation. This bringa to light 
very clearly the Contention of Mr. Poincare 1 ) that what lies at the 
bottom of our geometry ia purely a matter of Convention and that 
any one of the many geometrieB may, as far as logic or experience 



1} In various essays, now easieut acceasible nnder the title, La Science et 
THypotkege, Paria, E. Flammarion, 1902. Cf. eupecially Chaps, III— V. 




The So-called FourxlatioiiH of Geometry. 



1-21 



goee, be taken as fundamental. Then in termB of it the other geo- 
nietries may be expressed. 

8. — After these preliminary illuatrations nothing ueed 'hinder 
ub longer from pasBing to our closing remarka upon the foundntions 
of geometry. And it may be best to etate our thesis at the outeet in 
ite baldest form. It is that: No System of hyic, nerrr mind how flatv- 
i, founded solely upon a System of numbers or upon a one to one 
respondence with a manifoldncss of numbers of any dimension can 
ru nny Kay establish a geometry. Stich a correspondence may serve a 
paesing end in establishing by aritbmetic meane the axiomB which lie 
at the bottom of a geometry. No one would deny that. This use of 
numbers was brought into vogue by Mr. Hubert in Ins Festsrhri/t. 
Recently it has further been used by Mr. Kagan. 1 ) It is very useful. 
It probably will reniain in vogue for a long time. But Mr. Hubert 
in his present memoir defines his geometry by nieans of his mani- 
foldness of numbers and by that alone. We hold that he has no 
geometry in the true sense of the word and we cite our Illustration* 
as evidence. 

There are in geometry certain elements which do not appear in 
a one to one correspondence. Among these elements are coutinuitij 
and isotropy. Qualities, perhaps, rather tban quantities, nevertheless 
they are indissolubly connected with a geometric geometry. They 
are recognized by Mr. Poineare in the work cited above. They are 
recognized by Mr. Russell in bis famous essay. 8 ) Lie, too, with 
that truly geometric insight which characterized his whole work said 
that under the restrictions he had laid down the groups (and conae- 
quently the geometries) which he found were six-jxiramctered (Becha- 
gliedrig) and similar (ähnlich) by means of a real point-tranflformati"N 
eithor to the Euclidean or to the Lobatschefskyau gronp of 
motions. Lie was speaking of space of three dimension«. For the 
plane the word three -parametered must be Bnbstituted for six-para- 
metered. With Mr. Hubert, however, there is no mention of the 
nnmber of parameters, no mention of similarity. For him aimilarity 
seems not to exist — probably because it is a quality rather than 
a quantity. 

There was a time, as Mr. E. Mach points out in his Mechanics, 
when mathematicians indulged themselves in a mania for demonstratio!! 



1) Jahresbericht <ler deutschen Mathematiker- Vereinigung Bd. 11 pp. 403 et »eq 

2) Essay on the Fonndations of Geometry, Cambridge. Also available in a 
Krench translation (Paris >jv Mr. Cadenat. 



122 Edwtw Bidwbll Wilsoh: The So-called Foundations of Geometry 



They made- elaborate "proofs" of the law of the lever, of the paraüelo- 
grani of forces. Even the greatest men feil i LI of the disease. That 
pfiriod di-veloped aiter Euclid. It iu passed some time aince. 
To-dav we are afflicted with a mania for logic. Not that logic is 
ueeleBß. On the contrary it iß extremely useful, indispensable. But 
we are believing that everything is logic, and behhid logic nothing 
Tili* mania for logic is coupled with a mania for arithmetization. 
Everything muat be expressed in terms of numhers and of numbers 
ahme. These manias are of recent development. We are in the midst 
of them. It is difficult to see into the fhture, but one runs little risk 
in predicting that these manias like the other will aometimes have 
passed by. 

Not long ago a memoir like this of Mr. Hilbert's would have 
been entitled: Geometrie Analogies in Ensembles. To-day it is the 
Foundations of Geometry. We believo that the former title is a better 
and a truer deacription of the Contents and value of the memoir nntil 
Borne further restrictiona, some restrictionB like thoBe Lie had in mind 
when he used the word shnilar instead of idetitical, are laid upon thv 
fundamental correspondenee. This restriction is a restriction of quality 
which will compel the points of our geometry to behave as we in- 
tuitively feel they muBt Before we can have a geometry or a mecha- 
nica or a physics or even an arithmetie whieh may be applicable to 
lifo we muat add one fundamental postulate or restriction which is 
not of a wholly mathematical nature, a postulate which Mr. Poincare 
raight call a postulate of Convention, which a metaphysician might 
call a postulate of reality, which some one eise with hiB parti 
thenries might call a postulate of something eise, but at any rate 
postulate which demandß that the objeets under consideration shall b 
sufficiently restricted qualitatively as well as quantitatively to correspon 
nearly enough for practical uses, to the objeets of experience which i 
is their purpose to explain or to coördinate. A mere one to one cot 
respondence will not do. 

Paris, ä PEcole Normale Superieure, 
January, 20th, 1903. 










Gerhard Hksbekbebo: Dcaarguesscher Satz und Zentralkollineation 123 

Desargnesscher Satz nnd Zentralkollineation. 

Von Gkrhard BSSSKNBKM in Charlottetiburg. 

„Perspektiv gelegen" heißen zwei aufeinander bezogene Dreiecke, 
wenn sich die Verbindungsgeraden homologer Ecken in einem Punkte 
schneiden. Von ihnen gilt der Desarguessche Satz: 

(D.) In perspektiv^ gelegenen Dreiecken liegen dir Schnittpunkte liotno- 
loffcr Seiten auf einer Geraden. 

Herr Hubert verwendet in den „Grundlagen der Geometrie" aus- 
schließlich Folgende Spezialisierung des genannten Satzes: 

(D v ) Sind in perspektiv gelegenen Dreiecken swei Seiten des einen 
den homologen des andern parallel, so sind auch die dritten Seiten ein- 
ander parallel. 

Mit Hilfe dieses Satzes und einer darauf aufzubauenden Strecken- 
rechnung hat Herr Hubert gezeigt, daß jede ebene Geometrie, in der 
die Axiome der ebenen Verknüpfung, der Anordnung, das Parallelen- 
axiom und Satz (Z),) gelten, als Teil einer räumlichen Geometrie auf- 
gefaßt werden kann, in der außer den genannten drei Axiomgruppen 
auch die räumlichen Verknüpfungsaxiome gelten. — Daraus folgt un- 
mittelbar die Gültigkeit des Satzes (D). Beachtet man, daß die An- 
ordnirngsaxiome bei den Beweisen des Herrn Hubert eine durchaus 
sekundäre Bolle spielen, daß ferner der allgemeine Satz (D) die Existenz 

DesarguesBchen Konfiguration (10 s , 10 B ) aussagt, so läßt sich 



der 



folgendes Resultat aussprechen: 

I. Aus der Existenz derjenigen Desarguesschen Konfigurationen, 
"*« riie unendlich ferne Gerade enthalten, folgt mit alleiniger Hilfe der 
e ^ e **cn Verknüpfungsaxiome und des Paraüelcnaxioms die Existenz aller 
*-*e sarg nesselten Konfigurationen. 

Führt man auf Grund des Parallelenaxioins ideale (unendlich ferne) 
^'ernente ein — was ohne Anwendung der Anordnungsaxtome möglich 
l8t » — so kann man die ebenen Verknüpfungsaxiome allgemeiner so 
aQ8 sj,rechen: 

a) Durch swei Punkte geht stets eine und nur eine Gerade. 

b) Zwei Gerade schneiden sich stets in einem und nur einem Punkt. 

Nennt man diese — übrigens nicht unabhängigen — Sätze die „idealen 
e ^«n Verknüpfungsaxiome", so kann Satz I so veraUgemeinert werden: 




124 



I H'.Hll 



HtSSKNBKKO: 



II. Aus der Existenz aller Desargucsschen Konfigurationen, tlü 
eine hratimmte Gerade enthalten, kann die Existenz aller DcsargiasscJim 
Konfigurationen überhaupt mit alleiniger Hilfe der idealen ebenen Ver- 
Iniipfungsairiome gefolgert werden. 

Dieser Satz soll nunmehr als Spezialfall «ines allgemeineren 
unter Umgehung der Streckenrechnung rein geometrisch hergeleitet 
werden. 






1. — Es sei in einer Ebeue gegeben ein Punkt C und eine durch 
ihn gehende Gerade 8, ein nicht auf 8 gelegener Punkt S und drei 
durch ihn, aber nicht durch C gehende Gerade s lt s tf c. s schneide Sj 
und s s beziehungsweise in S t und S t . 

Sodann denken wir uns die Ebene mit ihren Geraden und Punkten 
doppelt. Der Index 1 oder 2 möge andeuten, ob ein Punkt oder eine 
Gerade zur ersten oder zweiten Ebene zu rechnen ist. i, k sei eine 
Permutation von 1, 2. 

Zu einem Punkt P t konstruieren wir einen „entsprechenden" P, 
folgendermaßen: Wir ziehen S i P i = p lf CP i =p. Schneidet />, die c 
in P, so trifft S k P = p k die p in P k . 

Zu einer Geraden r t konstruieren wir eine „entsprechende" r k 
folgendermaßen: r ( schneide av in ll if c in R. Wir ziehen CR ( = r. 
Trifft /• die 8 l in P t , so ist r k = RR k die entsprechende Gerade. 

Beide Konstruktionen kehren sich bei Vertauschung von i mit I 
um, sind also ein -eindeutig, sofern bekannt ist, welchen Ebenen die 
gegebenen Elemente angehören sollen. Sie versagen für Punkte auf 
8 und Gerade durch S. Diese mögen daher vorläufig ausgeschlossen 
bleiben. 

Die Möglichkeit dieser Konstruktionen erfordert lediglich die Gültig- 
keit der idealen ebenen Verknüpfungsaxiome. 

2. — Wir fragen nun: Wann entsprechen koinzidierenden Elemente» 
wieder koinzidierende? 

Liegt gleichzeitig P, auf r t und P, auf r it so bilden (he 10 Punkt« 
C, S, P, R, S u P u Pp S v P„ Pj mit den 10 Geraden c, s, p, r, s,, 
Pit r tt s t> Pt> r » eme Desarguessche Konfiguration, und umgekehrt 
Das heißt: 

III. Notwendig und hinreichend für die Existenz einer eben* 
Zentralkoüineation mit der Achse c, dem Zentrum C und <k» 
beiden entsprechenden Geraden s lf s i ist die Existenz derjcHip* 
Desargucsschen Konfigurationen, die S, C, c, s u s % und eine fcslr, 
durch C gellende Gerade s, sowie deren Sdinittpunkte S u S t mit s^,^ 
cntJtalten. 



DesargnesBcher Satz and Z«ntrctlkollii:eation. 



125 




Fig. 1. 



Nunmehr ergibt sich auch für die bisher ausgeschlossenen Elemente 

ei« eindeutiges Entsprechen, wenn man das Prinzip „koinzidierenden 

.Elementen entsprechen kuinzidiereude'' allgemein gültig macht. Dies 
g-elingt ohne Anwenduug im Drsar- 
r/ i-a es selten Satzes folgendermaßen: 

Nach dem bisher Gesagten Ottfr- 
gp>xicht dem Schnittpunkt \V. zweier 
Gr «^raden u if v it wenn er nicht auf .s 
li«gt, ein Punkt W tr der auf 0W U 
aJ.so auch nicht auf s liegt. Zieht 
man daher durch einen Punkt <^, auf 
s lj*liebige Gerade, so gehen deren 
eritsprechende durch einen zweiten 
Pia ukt Q» au f s > der a l a aer Qi en ^- 
sp:r-echende definiert wird. Analog ver- 
fülirt man mit den Geraden durch S. 

3. — Existiert umgekehrt eine Zcntralkollineation mit dem 
Zexttrum C, der Achse c, in der sich die Geradon %, ,s s entsprechen, 

k> ergibt sich in bekannter Weise das in § 1 entwickelte Kunstruktions- 

vai-iahren. Zugleich aber bildet jedes Dreieck A t B t C, mit seinem 

homologen A^ B t ( '. und mit 

, c eine Desarguessche Kon- 

figxiration, von der wir sagen 

wollen, sie gehöre zu der ge- 

9el*€®en ZetUralkoflineation. Eine 

solche Konfiguration gehört nur 

dstixii zu den in Satz III ge- 

■^Ojiten, wenn eine Ecke des 

Dreiecks A l B l C\ und eine durch 

8le gehende Seite mit $, bezw. 

*i identisch sind. Es ergibt 

8 'cli also: 

IV. Alle su einer und der- 
*^o«tt ZcnlrrdhAlineaHon gehörigen 
^^sarguessclten Konfigurationen können aus denjenigen unter ihnen 
t **~9deitet werden, die eine bestimmte nicht selbstentsprechende Gerade (s t ) 
m *<i einen bestimmten in ihr gelegenen, nicht selbstentsprechenden Punkt {&',) 

Es ergibt sich nebenbei das folgende Resultat, das, in der Lite- 
ratur anscheinend noch nicht genannt, dennoch allgemeiner bekannt 
dürfte. 




t'ie i 



126 



Uf.hhahd Hesrkmieiui: 






V. Die nicht-metrischen Eigenschaften der ebewn Zentral holt i 
können ans dem Desarguessdien Satz allein — also ohne den jwojek 
tiven Fundamentalsafz — hergeleitet trrnini. 

Hierzu zählen auch die harmonischen Eigenschaften der involu- 
torischen Zentralkollineation. 

4. — Aus den Sätzen III und IV folgern wir: Aus der Existenz 
aller derjenigen Desarguessdien Konfigurationen, welche eine feste 
Gerade s t und einen in ihr liegeuden Punkt S l enthalten, kann die 
Existenz aller Zentralkollineationen abgeleitet werden, ausschließlich 
derjenigen, in denen s l und jSj selhstentsprechende Elemente sind 
Damit sind alle Zentralkollineationen ausgeschlossen, in denen entweder 
die Achse durch Sj geht oder das Zentrum auf s 1 liegt. 

Diese Ausnahme ist belanglos für die weitere Folgerung: „Mau 
erhält damit alle Desarguesschen Konfigurationen überhaupt.*' 

Greift man nämlich aus einer solchen Konfiguration einen Punkt A 
heraus, so gehen durch diesen drei Gerade, deren jede zwei weitere Punkte 
der Konfiguration enthält. Von den übrigbleibenden drei Punkten ist 
keiner durch eine Gerade der Konfiguration mit A verbunden. Wir 
wollen sagen, daß diese drei Punkte dem Punkt A gegenüberliegen. Auf 
Grund des Desarguesschen Satzes liegen die drei gegenüberliegenden 
funkte in einer Geraden. Auch von dieser soll gesagt werden: Bu 
liegt A gegenüber. 

Gehört nun eine Desarguessche Konfiguration zu einer Zeutral- 
kollineation, so enthält sie Zentrum und Achse als gegenüberliegend* 
Elemente. Und umgekehrt gehört jede Desarguessche Konfiguration 
zu zehn Zentralkollineationen, entsprechend den zehn Paaren gegenüber- 
liegender Elemente, aus denen Bie besteht. Unter diesen Zentralkolli- 
neationen befinden eich aber im allgemeinen höchstens drei 1 ), deren 
Achsen durch S v gehen, und ebenso höchstens drei 1 ), deren Zentra auf 
s, liegen. Somit gehört sicher jede Desarguessche Konfiguration zu 
einer der nicht auszuschließenden Kollineationen. D. h. 

VI. Atts der Existenz aller Desa rguesschen Konfigurationen, die 
eine feste Gerade und einen festen, in ihr gelegenen Punkt etUhaltm, 
folgt die allgemeine Gültigkeit des Desarguesschen Satzes. 

DieB ist bereits eine Verallgemeinerung des Satzes II. Wir wollen 
aber noch weiter gehen. — 

5. — In Satz III denken wir die beiden Elemente s t und S, be* 
weglich. Aus der Existenz aller Konfigurationen, die die als f<*' 






1) In speziellen Fällen 4, niemals mehr, falls nicht die Konfiguration dege- 
neriert, <1. b. zu ihrer Existenz keines beuorideren Satzt-s bedarf. 



\ 



rVaargueasclier Sat?. und Zentralkollineation. 



127 



brigbleibenden Elemente C, c, S, s, S t und Sj enthalten, folgt also 
ia allor Zentralkollineationen mit C als Zentrum und c als Achse, 
also auch die aller Konfigurationen, in denen und c gegenüberliegende 
demente Bind. 

Denken wir weiter c beweglich, so wird auch S willkürlich (unter 
er Bedingung, daß es auf .s, liegt). Wir folgern damit aus der 
Ciistenz aller Desarguesschen Konfigurationen, die C, s, S ly s, eut- 
lalten, die Existenz aller Zentral kollineationen, in denen G Zentrum ist 
und in denen die Achse nicht durch S t geht (weil S, sich nicht 
selbst entsprechen darf). Hieraus weiter die Existenz aller Desargues- 
schen Konfigurationen, in denen C enthalten ist, während die C gegen- 
überliegende Gerade weder durch »S, noch durch C geht. 

Diese Beschränkung der C gegenüberliegenden Geraden wird durch 
'olgende Betrachtung sofort beseitigt: Von einer C enthaltenden Kon- 
iguration denke man sich zunächst die drei durch C gehenden Geraden 
ruit den auf ihnen liegenden Perspektiven Dreiecken gewählt, woraus 
ich die drei C gegenüberliegenden Punkte P, Q, R ergeben. Geht 
nun eine der drei Geraden PQ t QR, RP nicht durch S t oder C, so 
st die Beschränkung erfüllt, und der dritte Punkt liegt auf ihr. Eine 
Ausnahme tritt also nur ein, wenn jede der drei Geraden entweder 
urch C oder S t geht. Dann gehen mindestens zwei von ihnen zu- 
gleich entweder durch C oder S if woraus wiederum folgt, daß P, Q, R 
n gerader Linie liegen. Mithin kann die Beschränkung fallen, und 
ugleich ergibt sich auf Grund des zuletzt bewiesenen Satzes Vi die 
Sxistenz aller Desarguesschen Konfigurationen. 

Beachten wir, daß C, s, >%, g, vier aufeinanderfolgende Stücke 
eines Dreiecks (etwa CS, S) sind, ao können wir das Schlußrosultat 
lgendermaßen aussprechen : 

VII. Die Existenz aller Desarguesschen Konfigurationen, die vier 
timmte aufeinanderfolgende Stärke mies festen Dreiecks enthalten, zirlil 
aller Desarguesschen Konfigurationen überhaupt nach sich. 

In etwas anderer Form: 

Ist der Desargucsschc Satz gültig unter der beseftränkenden Vor- 
ng, daß in seiner Figur vier bestimmte aufeinanderfolgende Siiickr 
eines festen Dreiecks vorkommen, so kann aus den idealen ebenen Ver- 
rfungsaxiomen allein seine allgemeine flidtigkn't gefolgert werden. 

Frankfurt a. M., im August 1901. 




■'•..! *' ^*-> (2A)I 

ist. Ferner verstehen wir unter (i eine positive ganze Zahl und setzei 

(4) cofa 



SC fl 



won'u aber m nur ungerade oder nur gerade Werte annehmen dar 
je nachdem u ungerade oder gerade ist. Durch Differentiation von (1 
ergibt sich: 



in. 



it + s 



y-t = li 7o = ~l, ftj = (2* + 1) pF+ äJl-^ + i t 



und mittels Differentiation von (4) findet man leicht die Bezieht 
zwischen den Koeffizienten: 



(6) 



Fi* & £ f m + 1 i im 



Dieselbe gibt Beziehungen zwischen den Koeffizienten der nicht-negativ 
Potenzen und Beziehungen zwischen den Koeffizienten der negativen 
Potenzen, wir müssen also diese beiden Gruppen von Koeffizienten fif«- 
sondert betrachten und wenden uns zuerst den Koeffizienten der OBStß 
tiven Potenzen zu. 

Setzen wir in (6) — m statt m, so entsteht 



(7) 



" = M -1 f- 1 _ *— « 
f — m ™* „ i "l — m / - « 




1) Vorliegende Arbeit ist ein Auszug eine» Teiles einer umfangreicher» - •*> 
unter ähnlichem Titel in den Schriften der l'livsikiiüscli-nkoitoraisehen Geaellscb** 
m Königsberg i. Pr. erscheinenden Abhandlung; die Resultate eines anderen Te 
derselben werden im Journal für Math, veröffentlicht. 




[ 



Die Potenzen der Cotangente und der Cosecante. 129 

Substituieren wir hierin m =» 1 und p successive = 3, 5, 7, • • *, (i, so 
folgt durch Multiplikation 

(8) y^-^-lfr A.«ng.»d.. 

Setzen wir in (7) m ■= 2 und p successive = 4, 6, 8, • ••, p, so folgt leicht 

(9) ;_ f «(_i ) V( 1 + i + i + ... + _L_) .„„a.. 

Wir bestimmen nun eine Funktion ip{a,h t n) in folgender Art: 
wir verstehen unter a, Je, n positive ganze Zahlen, so aber, daß 
n — (a + k—1) Null oder eine positive gerade Zahl ist, bilden die 
Faktoriellen 

a (a + 1) • • • (o + * — 1) und (n - k + 1) (n — * + 2) • • • (n - l)n 

und schieben dazwischen alle möglichen Produkte mit gleichviel 
Faktoren ein, sodaß in jedem derselben die Faktoren von links nach 
reclx ts wachsen, und daß der Ate Faktor irgend eines Produkts sich 
vom. Äten Faktor des ersten Produkts um Null oder eine positive ge- 
rade Zahl unterscheidet. Die Summe der reziproken Werte dieser 
Produkte ist if> (o, k, n). Z. B. ist if> (2, 3, 8) die Summe der reziproken 
Wei-te der Produkte: 2-3-4, 2.3.6, 2-3-8, 2-5-6, 2-5-8, 278, 
4-S.6', 4-5-8, 4-7-8, 6-7-8. 

Für diese Funktion gelten die beiden charakteristischen Gleichungen 

( 10 ) *(a,fc,n) = *(a,*,n-2) + ^(a,*-l,n-l), 
(lO*) ^( a , k, n) - i>(a + 2, *, n) + \l> (a + 1, * - 1, n). 
Ferxier ist der Erklärung gemäß 

(11) »(">*>») - «(a+l) ■ ■■« «tt.+l-a-*=Q 

and daher nach (10) 

(12) ^(o, Je, n) = inr»+i-o-*<o 

^ueb ist 

(13) ^ a , 1 , n) _l + _^_ + ... + l, 

frko nach (10) 

(U) V(«,0,n)-1 

^Äd sodann wieder nach (10) 
(*5) i> (a, - Je, n) - *=i,»,s.. 



AwhlT dar Hsthnnstik und Phytik. UX B»Ui« TL 



Endlich folgt noch aus (10) mit Ä- = ü7 
(16) #>(a,0,0)=l. 

Mittels dieses Funktionszeicbens läßt sich (9) auf die Form 




*-« 



y_, = (-l) ■ *(l,l f p-l) 
bringen, und nun läßt ßich mittels (10) und (6) beweisen, daß über- 
haupt der Koeffizient y_ m den Wert 



y- ra = (-i) ■ (*-i)f *(i,«»- 1,^-1) 



(17) 

hat. 

Die Ableitung der Koeffizienten der positiven Potenzen führt 3; 
folgendem Resultat: 

Der Koeffizient y m ist 2**:»»! mal einer linearen Funktion voj 
\(p + 1), bez. |ft auf einander folgenden Bernoullischen Zahleu 
deren jede durch ihren Index dividiert ist, and deren Koeffizienten m» 
abhängig von m sind, also zu Anfang der Rechnung hergestellt werde» 
können, in Formel: D 

(18) t-l/^-?^- l]P*-»-«*(l, # - 2h - 1, M - l)^jf- 



■ 



fu — 1 
— — - • • • für HD (Ter »de« u 

I 



für gerade! n. 



Beweis: Sucht man in y m , y m _ t , y m den Koeffizienten v« 



>m+ M 



m+(i 



auf, benutzt (6) und läßt die gleichen Faktoren fort, so erhi 



— r 



man die Gleichung: 

* (1, p - 2r - 1, fi - 1) = ^- t + (1 , p - 2r - 2, p - 2) 

+ *(l, M -2r- l,p-3), 
dieselbe ist aber richtig, da sie aus (10) sich vermöge der Substitut 

o=l, k = ft — 2r — 1, n = /t— 1 
ergibt. Da nun noch die aus (3) und (5) folgenden Koeffiziei 
und y m sich mit Rücksicht auf (16) und (13) in die Form 



i m + l 



h 



m + > 



(19) -K.-sffO.M)^, r.- £ »#(1,1.1)5^1 




Die Potenzen der Cotangento und der Coaecante. 131 

setzen lassen, welche mit (18) in Übereinstimmung steht, so ist (18) 
allgemein bewiesen. 1 ) — Für m = ist in (18) rechts der Summand 

(— 1) s hinzuzufügen. 

f 
Die Koeffizienten y m lassen sich, und zwar ohne Rücksicht darauf, 

ob tn positiv oder Null oder negativ ist, noch in anderer Art finden. 

"Wie leicht zu erkennen, ist nämlich: 

(20) *™£* _ _ 2« cot" x cosec (2s), 

also, wenn man (4) und (2) benutzt und beiderseits den Koeffizienten 
von :r"~'' ins Auge faßt: 

0M ft ft ft ft 

) *y«*- / u+^( c iyi*- / «-i+^y«t-^-t+< ; 6ys*-^-6+-"+«i*-8y«- / .+ c «-i) s = - 

Diese Gleichung, aus welcher successive (mit k = 1, 2, • • •) y 2 _^, y i ,_ ll , 

r* 

Y 6 _ ^ etc. durch die c hf also durch die Bernoullischen Zahlen gefunden 

werden können, läßt noch eine besondere Deutung zu. Setzen wir 
nämlich 

■o 'wird sie 

(23) 8k + c A .j + C 8 s t _, + ■ • • + C t _ lSl + *C t - 0; 

dies ist aber die bekannte Newtonsche Identität zwischen den Koeffi- 
zienten einer algebraischen Gleichung und den Potenzsummen ihrer 
Wurzeln. Man kann also (ic 1} pc a , ftc & etc. als Potenzsummen der 
Wurzeln der Gleichung 

«" + y.-^" 1 + k-t**-' + ••■ + y.-„ - o 

•tosehen. Die Gl. (23) ist von Waring für die s k , von Serret (?)*) 
*" r die C h aufgelost Zum Beispiel ist 



( 2 4) C % s lt C t = |sf - ^ etc. 

1) Da nach (17) 

(-D > »(i.»-t>--i,,-i)- (<t Jy-_ 1)t t *=o.i,.., 

*^* kann man die Koeffizienten der positiven Potenzen mit Hilfe derer der negativen 
°«enzen berechnen, also in dem Falle, daß die letzteren in anderer Art gefunden 
iUl <i» die Funktionen if> (a, Jfc, «) ganz entbehren. 

2) Siehe Serret Algebre supe"r. I, § 201. 



[ 



132 L. Saalschutz: Die Potenzen der Cotangente and der Cosecante. 
und hieraas mittels (22) und (3): 






(25) 



8' 



" _ JL(±. 1\ 

* p/1 t 7 62 \ 

?•-„ ä^Vef ~"iöf* + iÖ6/' 

S«\24 p 20^ T 4200 p 700/' 






etc. 



Die Entwickelungen bei der Cosecante sind analog denen bei de— 
Cotangente, und wir wollen uns dabei auf die Angabe der Resultate 
besenranken. Wir setzen: 

coseCa; — ar* + £,_ /t ar' i+, + S i - M x ~ fl+ *' + ••'•» 
für (i ~ 1 und 2 ist bei Einführung der Abkürzung B t 



i 



2(2 ,t ~ 1 — 1) 
(2*)! 



B k 



A 

(2ifc)!» 



2 



li+t 



Durch zweimalige Differentiation folgt die Gleichung 

d* COBÖC/* *r 

ft(/t + 1) coseC'+'a: = p* cosec^x H ^ — 

und daraus die Beziehung zwischen den Koeffizienten: 






P + 



I* S _ L <» + l)(» + »)5 



*»0*+l) 



+ » 



Verstehen wir unter ^(a, n) die Summe der Kombinationen fcter Kh 
der Elemente 



(a + 2)«' (a + 4)" 



so ist 



yu and m a 






R (üntsche: Beitriigp zur Geometrograpbie II. 133 

und 

.« — 1 R 

1 s ■ ..(■ -2) i ^r-r,.,.,, M — » — •"* 

<■— === i — : , 7" ■ ~ , — r; S VA 1, U — i) r— : /' untl "> unpnid«, 

*»• 8-4---(fi — 1) «(w)!^( * v,p 'm-l-i., 

*=o — j h» 

13 (/*— 1) (m)\^j " y ,r / m- r -2 

* = o — j — hft 

An Stelle von (21) tritt 

2Ac £,_„ - MÄ.L-,,-, + »iL-^4 + • " " + S*_iL, + Ht-t) - °> 
oram sich die analogen Folgerungen wie dort ziehen lassen. 
Königsberg, Dezember 1902. 



Beiträge zur Geometrographie II. 

Von R. Güntsche in Berlin. 

Bald nachdem Teil I der „Beiträge u. s. w. rtV ) der Redaktion ein- 
? e *"eicht war, erschien das kleine Werk über Geometrugrapbie 8 ), auf 
das Herr Lemoine schon in seiner dort erwähnten Abhandlung*) im 
A-*"«sliiv hinweist, und das an einer anderen Stelle dieser Zeitschrift 
stUl * Besprechung gelangt ist. 4 ) Zu den Konstruktionen, die in Scientia 
er, tlialten sind, möchte ich im vorliegenden und den folgenden Ab- 
"^nitten der „Beitr." einige Vereinfachungen und Ergänzungen an- 
B^o^n; Bie sind im Verlauf einer regen Korrespondenz mit Herrn 
• JVloreau in Foitiers entstanden; eine Anzahl derselben, auf die ich 
,01 Text an den betreffenden Stellen hinweise, rührt von Herrn Moreau 
_ e *~, welcher mir deren Veröffentlichung frenndlichBt gestattet hat. Die 
ln den „Beitr. I" mitgeteilten Konstruktionen werden der Übersicht 
° a lber in der Numerierung der Scientia erwähnt. Zugleich möchte ich 



\rch. d. Math. ti. Phys-C«), 8, S. 191—194, 1902. (Wird mit „Beitr. I" citiert) 

2) E. Lemoine: Geome'tropraphie ou art de* ConBtnictions geora^triquei, 
Co Uection Scientia, Phy» -Math. Nr. 18, Paris, 1902. (Wird mit „Scientia" citiert.) 

3) E. Lemoine: Principe» de la (ieometrogranhie etc., Arch. (3), 1, 1901, 
p - »9 ff. (Wird mit „Arch." citiert.) 

4) Arch (I 4, 336 ff., 1903. 



134 



U Ihntsciik: 



auf zwei kleine Artikel über Geoinetrographie hin weisen, deren Ver- 
öffentlichung bevorsteht. 1 ) 

X°. Einen Winkel von 45° (oder von 135°) su seich tun. 
Geameirographkche Konstruktion, s. Uni-Bl. a. a. 0., Art. „Zur 
G." — Diese Konstruktion, welche die Einfachheit 11 hat, tritt an dip 
Stelle der in Scientia enthaltenen, die den Einfachheitskoeffizienten 13 
besitzt.*) 

XIL S ) Gcamctrogruphische Konstruktion, s. Beiträge I, V E , S. 194, 

XIII. Geometrographischc Konstruktion, b. Beiträge I, IV*, S. IM. 

XV. Durch einen Punkt A außerhalb einer Geraden BC ritte <i<- 

rode AC su siclien, die mit BC eitlen Winkel AGB bildet, der einem 

gegebenen Winlccl N gleich ist. 

Zweite geometrographischv Konstruktion (Fig. 5). — Man nehme eine 
beliebigen, aber von N hinreichend entfernten Punkt au und beschreib 
0(0N) (C, + C s ) t der die Schenkel deB gegebenen Winkels in P unfü^J 

Q schneidet, ziehe A(01f 
(C, + G s ), beschreibe A(P(J—i 
(3C, + £'.,), der D auf CMB 
festlegt, nehme, ohne die Zirkel^B- 
spitze von A aufztiheben, ilm. >' 
Länge des Radius von A{0\^ ) 
in den Zirkel (C 8 ), beschreifc»e 
D(0N) (C, + <?,), der A(0N) in E trifft, zeichne E(0N) (C, + G^ 
der CB in C trifft, und ziehe CA (2R, + J? s ); diese Gerade ist A. ir 
verlangte, denn da L ACD = {AED S also = \PQQ ist, ist L AC J) 
- PNQ; Op.: (22^ + R, + 7C,"-f T, + 5<7 S ); S.: 16; E.: 10; 1 Gerade, 
5 Kreise.*) 

Der Radius des Kreises 0(0N) muß lang genug genommen 

werden, damit PQ größer als der Abstand des Punktes A von BC wii"*l- 

Diese zweite geometrographische Konstruktion ist der ersten im 

allgemeinen vorzuziehen, wenn es sich nur darum handelt, den Punkt 





Fig. 5 



1) R. Güntsche: Über Geometrographie, Unt.-Bl. f. Math. u. Naturw 8, 1»0*. 
Nr. 3, und Zur Geometrographie, ebda, Nr. 4. (Sind inzwischen erschienen.) 

2) Herr 0. Tart}' hat dieselbe Konstruktion, sowie eine zweite geometro- 
graphische gefunden. (Zusatz September 1901.) 

3} Die in Scientia beschriebene Konstruktion ist nach Herrn Lemoine» An- 
gabe (Ass. Fr. p. l'Av. des Sc. 23, 1894, 11)0) im Prinzip von Herrn J. S. Mack»7 
mitgeteilt worden. 

4) Herr G. Tarry hat die Einfachheit der Aufgabe XV auf 16 reduziert 
doch verliert die obige Konstruktion aus dem angegebenen Grunde nicht •* 
Interesse. (Zusatz September 1002.) 



Beiträge zur Geometrographie II. 135 

C zu finden und nicht die Gerade AG. Eine Anwendung hiervon 
wird unten (XXXVI b ) gegeben. 

XXX. Ein Dreieck eu konstruieren, von dem man eine Seite BG, 
den gegenüberliegenden Winkel A und einen der beiden anderen Winkel 
B kennt. 

Die klassische Konstruktion liefert, nach der üblichen Vorschrift 
ausgeführt, die Einfachheit 43; bei ökonomischer Behandlung gestaltet 
sie sich an Stelle der in Scientia angegebenen, welche die Einfachheit 
28 besitzt, zur geometrographischen. 

GeometrographiscJie Konstruktion. — Man bezeichne die gegebenen 
Größen mit a, das und g/3ij; es soll BG — a, L A = « und LB>= ß 
werden. Man stelle BG = a her (B, + 2C, + C t + (?,), beschreibe 
C{a), sowie a(a) und ß(a) (3C, -f 3C,), wodurch d und e, sowie % und 
7] auf den Schenkeln der gegebenen Winkel und i auf der Verlängerung 
von da festgelegt werden, beschreibe e (£>?), der a(a) in nach i 
zu trifft, und C(fi?), der B(a) in D trifft (4^ + 2C S ), zeichne B(t&) 
(3C t + C 8 ), der C(a) in £ auf derselben Seite von BG trifft, auf der 
D liegt, und ziehe BD und CJE? (4Bj + 2i^), die sich in A treffen; 
Op.: (4^+3.8,+ 12C t + C,+ 7C 8 ); S.: 27; E: 17; 3 Gerade, 7 Kreise. 1 ) 

XXXV 3) und 4). Eine Strecke AB und zwei Strecken p und q 
sind gegeben; es sott AB in C derart geteilt werden, daß 

z\ ÄC £ a\ ÄC t 

ÖJ AB°~ q> *' BÄ q 

ist. 

a) Entweder 3) oder 4). 

Geometrographische Konstruktion. — An der in Scientia beschriebenen 
Konstruktion läßt sich eine geringe Vereinfachung anbringen. Wenn 
man erst p auf der gegebenen Strecke q abträgt (3C, -f G t ), so kann 

man die darauf folgende Konstruktion 1) -^ = _ bezw. 2) jj-p=" —^— , 

nämlich Teilung einer Strecke nach einem gegebenen Verhältnis, schon 
fortsetzen; diese vermindert sich hierdurch um 2C V Zu dem Symbol 
von 1) und 2) kommt mithin nur (C, + G t ) hinzu; man erhält: Op.: 
(212, + .R, + 9C t + 5C 8 ); S.: 17; E.: 11; 1 Gerade, 5 Kreise.») 

Partikuläre Konstruktion, anwendbar, falls q > \ AB. — Man ziehe 
A(q) und B(q) (4C X + 2C,), die sich in ß schneiden, verbinde A mit 



1) Herr G. Tarry löst die Aufgabe XXX (ebenso wie XXIX) mit 24 Elementar- 
operationen. (Zusatz Oktober 1902.) 

2) Eine zweite geometrographische Konstruktion wird in einem späteren Teil 
der Beitr. beschrieben werden. 



136 



Fi lii's-TacnE: 






ß (2fl, + JRj), beschreibe A(p), der AB in y (und y") trifft, ui 

(4C, + 2C S ), der AB in C schneidet; Op.: (2B, +^, + 80, + 4C 3 ); 

S.: 15; E.: 10; 1 Gerade, 4 Kreise. 

b) 3) und 4) zugleich. 

Zweite geomefrographische Kvustniktiun. — Hat man 3) oder 4) 
mit S.: 17 erhalten (s. oben), so ergibt eich der andere Teiljmnkt mit 

Erste partikuläre Konstruktion, anwendbar im Falle g> \AB. — 
Die vorhergehende partikuläre Konstruktion wird dahin ergänzt, daß 
man noch y'{p) (C, + C$) beschreibt; BA wird hierdurch im gesuchten 
zweiten Teilpunkte C getroffen; Op.: (2^ + ^,4- 9Q + 56 1 ,); S : 17. 
E.: 11; 1 Gerade, 5 Kreise. 

Zweite und dritte partikuläre Konstruktion. — Falls q> \p und 
zugleich q~> \AB r bo läßt sich die erste partikuläre Konstruktion der 
vierten Proportionale (Scientia XXXVIII Remarque), falls dagegen 
g> \p oder </> \AB, die zweite partikuläre Konstruktion derselben 
Aufgabe (Beiträge I, XVIII*) anwenden. Trägt man die erhaltnv 
vierte Proportionale von A auB auf AB oder auf der Verlängerung ab 
(3C, -f C a ), so gelangt man zu folgenden Symbolen: q > ~p und 
g> \AB; Anw. der ersten pari Konstr. Op.: (11 (^ + C, -f öC',!; B.: 
17; E.: 12; 5 Kreise. g> \p oder 5 > ]-4I?; Anw. der zweiten part. 
Konstr. Op.: (2Ü, + B, + IOC, + 4C S ); S : 17; E.: 12; 1 Gerade, 4 Kreise. 
Bei allen drei partikulären Konstruktionen ist also die Einfachheit um 
3 Einheiten kleiner als bei der allgemeinen, der geometrographi sehen. 

XXXVI (Arch. XIV). Über einer gegebenen Strecke AB als Seime 
das Kreissegment zu beschreiben, das einen gegebenen Winkel tya als 
Peripherieicinkel faßt. 

Für diese Aufgabe Bind zwei klassische Lösungen in Gebrauch: 
eine dritte Lösung ist Beitr. I, XIV' gegeben. 

a) Bei der ersten klassischen Lösung wird an AB in A der 
Komplementwinkel zu y angetragen; der freie Schenkel schneidet die 
Mittelsenkrechte von AB in dem Mittelpunkte des Kreises, zu dem das 
Segment gehört Herrn G. Tarrys Konstruktion (s. Scientia) hat 
Einfachheit 21. 

b) Als zweite klassische Lösung ist folgende üblich: 
sucht durch A eine Gerade zu legen, die mit der Mittelsenkrechten von 
AB einen Winkel von der Größe des gegebenen Winkels sytt ein- 
schließt. Führt man diese Konstruktion nach der gewöhnlichen Vorschrift 
aus, so findet man: Op.: (6R, + 3.8,4- 11 C, + C 8 + 9C 3 ); S.:30; E.: 18; 
3 Gerade, 9 Kreise. Wählt man eine nicht geomotrographische Kon- 
struktion der Parallelen, so erhöht sich der Einfachheitsgrad noch um 



die 



Beiträge zur (leonietrographie n. 



137 











Fig 8 



2 bis 4 Einheiten. Verwendet man dagegen die oben beschriebene 
zweite geometrographische Konstruktion der Aufgabe Scientia XV, so 
ergibt sich eine erhebliche Vereinfachung: 

Konstruktion (Fig. 6). — Um einen beliebigen Punkt p, der von 
y hinreichend entfernt ist, beschreibe man it(fiy) (C, + Q), der auf 
den Schenkeln des gegebenen Winkels k und t Festlegt; man ziehe 
A(tiy) und B(py) (2C\ + 2C S ), die sich 
In D und D' schneiden, verbinde D mit 
D'(2B l + Bf), beschreibe A(ae) (3C\+ C s ), 
der DD' in E trifft; ohne die Zirkelspitze 
von A abzuheben, nehme man den Radius 
von A(fiy) in den Zirkel; hierauf zeichne 
man E(ßf)(C, + C t + C s ), der A(fty) in 
M trifft, Bowie M(py\ (C, + C 3 ), der DD' 
in O sehneidet, und beschreibe 0(0 A) (2 H, -f 6' 3 ); dies ist der Kreis, 
dem das gesuchte Segment angehört; Op.: {2R t + R s + IOC, + £\-f-TC|); 
S.: 21; E.: 13; 1 Gerade, 7 Kreise. 

Diese Konstruktion gewährt noch ein gewisses Interesse dadurch, 
daß sie leicht in eine einfache Mascheronische Konstruktion, d. li. in 
»ine Konstruktion mittelst des Zirkele allein, umgewandelt werden 
kann 1 ); man hat nur die Mittelsenkrechte von AB wegzulassen und 
dafür durch Paare von Kreisbogen, die zu ihr symmetrisch liegen, E, 
.V nebst seinem Spiegelbild M' und zu bestimmen. Die Konstruktion 
besitzt, wenn die Schenkel des Winkels f durch ihren Linienzug ge- 
geben sind, das Symbol Op.: (12 C, + C, + 9Cj); S.: 22; E.: 13; 9 KreiBe. 
Ist dagegen der Winkel aye nur durch den Scheitel y und je einen 
Punkt a und e der Schenkel, die Strecke AB durch ihre Endpunkte 
A und B gegeben, so findet man Op.: (18 C L + C t + 13 C s ); S.: 32; 
E.: 19; 13 Kreise. 

c') Ein drittes Lösungsprinzip ist Beitr. I, XIV*, S. 193, ein- 
geführt worden; es lassen sich unter Zugrundelegung desselben ver- 
schiedene Konstruktionen mit der Einfachheit 22 auffinden, vor allem 
aber liefert es die geometrographische Konstruktion mit der Einfachheit 
20 (s. ebda). Es ist dabei die vierte Proportionale zu cf, g>e und AB 
zu konstruieren; hierfür ist die a. a. O. S. 192 mitgeteilte partikuläre 
Konstruktion XVIII* benutzt worden. Herr Moreau macht mich darauf 



i L. Maacheroni: La geometria del eompaaao, Pavia 1797, Neudruck 
Palermo 1901; L. Mascheroni: Gebrauch des Zirkels, übersetzt von J. P. Grfison, 

I Berlin 1825: J Frischauf: Die geometrischen Konstruktionen von L. Maacheroni 
nnd J. Steiner, Graz 18(49; Ed. Hutt: Die Maächeronischen Konstruktionen, 
Progr. Brandenburg a. H. 1873; 2. Aufl., Halle 1880. 



138 



R. Gvhtbciie: 



aufmerksam, daß man statt dessen die Konstruktion von Mascheroni, 
die ebenfalls partikulär ist und derselben Einschränkung unterliegt, 
verwenden kann, und daß man dann die folgende besonders einfache 
allgemeine Mascheronische Konstruktion erhält. 

Konstruktion mit dem Zirkel allein. — 

Erster Fall: der Winkel y ist durch den Limenzug seiner Schenkel 
gegeben. — Um einen beliebigen, von y hinreichend entfernten Punkt 
a der Ebene beschreibe man den Kreis <a(tay\ der auf den Schenkeln 
des gegebenen Winkels die Punkte « und t festlegt (C t -f G 3 ); alsdann 
beschreibe man die KreiBe a(coy) (C t -f C s ) und a(ai) (Cj -f C s ). (*) 
Um einen beliebigen Pnnkt k von a(ctf) beschreibe man k{AB) 
(2C\ + Cj -f Cj)j der k(c«) in u trifft, und mit dem beliebigen Radius 
p' A{p') (C 3 ), der u(my) in ff schneidet, ferner zeichne man jx(p') ((. \ + 0,), 
der tt(ay) in dem zu (i in Bezug auf ak und ae homologen Punkte 
t trifft; ffr ist die vierte Proportionale au ae, oas und AB; nun zeichne 
man A (ffr) und B(tfr), die sich in schneiden, und 0(<fr) (5C, + 3C S ); 
dieser Kreis bestimmt das gesuchte Segment; Op.: (HC,-f C s -f-9£Y); 
S.: 21; E.: 12; 9 KreiBe. 

Zweiter Fall: Der Winkel y ist durch seinen Scheitel y und du 
Punkte « und t seiner Schenkel, die Strecke AB durch ihre Endpunkte 

A und B gegeben (Fig. 7). — Mit einem 
beliebigen, hinreichend großen Radius p 
beschreibe man die Kreise y(p) und a(p\ 
die sich in <a schneiden, sowie den Kreis 
<a(p)(3C, -f 3Cj); man zeichne f(fai), der 
y(fi) in ra' trifft, a'(p'y) (4C, + 2C',), der 
o(p) in f schneidet, und «(«*„) (2 C\ -f- C',1: 
im übrigen ist die Konstruktion dieselbe 
wie im ersten Falle vom Zeichen (*) ab, nur daß e an die Stelle 
von f tritt (8(7, + C a + 6C S ); Op.: (17Q4- C t + 12C S ); S.: 30; &: 
12 Kreise. 

Falls p < 3«t (im zweiten Falle p < 3«f ), d.h. ßinj'>A oder 
y > ca. 10°, kann man es einrichten, daß der Kreis A(p') mit k(AB) 
zusammenfällt; man spart dann ein C s und gelangt zu den Einfachh<>its- 
graden 20 bezw. 29. 

XXXVII (Arch. XVII}. Die gemeinsamen Tangenten zinin- Kreise 
und 0' von den Radien R und R' zu koiistrnkren. 

Dieses wichtige Problem ist in Arch. (3), 1, 1901, p. 106 ff. sowohl, 
wie in Scientia 1902 eingehend behandelt worden. 

a) Die im Archiv a. a. O. für den Fall, daß die Kreise sich 
nicht schneiden, mitgeteilte Konstruktion, die von Herrn Moresa 






/ 



\ 



.■>-■ ■> 






Fig. 7. 






Beitrüge zur fiponietrographie II. 



139 



herrührt, ist von ihm selbst auf den Eiiil'aehheitsgracl 35 gebracht worden 
i -ntia p. 43). Eine von Herrn Tarry angegebene Konstruktion 
entia p. 42) von derselben Einfachheit hat Herr Moreau auf 34 
reduziert (Scientia p. R7 Appendice). 

b) Für den Fall, daß die Kreise sich schneiden, wo also 
zwei Tangenten wegfallen, ist in Scientia eine auf einem anderen Prinzip 
beruhende geometxographiachc Konstruktion, die Herr Moreau gefunden 
hat, dargelegt; sie besitzt die Einlachheit 26. Herrn Tarrys Kon- 
struktion würde in diesem Falle nach der von Herrn Moreau an- 
gegebenen Modifikation 27 ergeben, also nicht geometrographisöh sein. 
Man kann aber auf Herrn Tarrya Konstruktion einen ähnlichen Kunst- 
griff anwenden; mau hat nur zu beachten, daß, wenn die beiden Kreise 
0(B) und 0'(R') ) wobei R > R' ist, Bich schneiden, die Kreise 0(R) 
und 0'(7?) sich sicher auch schneiden. Die Bezeichnung schließt sich 
im folgenden an Scientia Fig. 12, S. 39, an. 

Zweite gto mt t f ograplt iscJte Konstruktion für den Fall, daß dir ftat'rfaw 
UM sirh KÜmeidm (Fig. 8). — Man ziehe 00' (2S\ + U,), die O'(R') 
in D' schneidet; man beschreibe 0' (R) 
+ C, + C 3 ), der 0(R) in E und 
E' und 00' in J' trifft, wobei die 
Punkte f 0' f D', J' in der an- 
gegebenen Reihenfolge liegen. Man T • \ ~^"JT V\föy*"3' 
ziehe EE\2R l + R t ), die o auf 00' \ wC?S* j£ 
festlegt, sowie B'(oO') und J'(aO r ) 
■IT, -f 2C„), die sich in H' treffen. 
Man beschreibe a> (O'/f) (3C, -f- C n \ 
■ ler :iu1 <>< ll\ < \ und C, Bowie auf 0\R') C und C\ festlegt; man 
ziehe C X C und CC[ (4 ü, -f 2 7f a ); dies sind die verlangten beiden 
Tangenten; Op.: (8.B, + 47*, + 9Q + C, + 46 T 3 ); S.: 26; E.: 18; 
4 Gerade, 4 Kreise. 

XXXVm (Arch. XVUI). Zn drei gegebenen Strecken M, N und P 

NP 
vierte Proportionale zu Iconstruieren', X = -^ (N> P). 1 ) 

Für diese Aufgabe besteht bis jetzt eine geometrograpbische Kon- 
struktion mit dem Einfachheitakoeffizicnten 21 (Scientia S. 44). 

Eine partikuläre Konstruktion (im folgenden als Kotistntktiwt A 
bezeichnet), die Herr Moreau zuerst in der Geometrographie verwendet 



/ 



Flg. 8. 



1) Herrn Moreau ist es (August 1902) gelungen, den Einfacbheitsgrad diester 
•ic ritigen Aufgabe auf die Zabt 19 zn reduzieren. Eine zweite Konstruktion von 
derselben Einfachheit wird in einem späteren Teil der „Beiträge" beschrieben 
werden. (Zusatz Oktober IM.) 



140 



R. Gurr« che: 






hat (s. oben XXXVI e), ist die von L. Mascheron i (a. a 0., Übersetzung 
von Grüson, §93, S. 69 ff; Frischauf, a. a. 0., EL 9; Hutt, a. a 0, 

S. 19); sie erfordert die Erfüllung der Bedingung 2M> P, bedarf nur 
des Zirkels, und besitzt das Symbol Op.: (SC X + C, -f 5C S ); S.: 1-1; 
E.: 9; 5 Kreise; ist außerdem M < N+ P und zugleich M> N— P, 
so spart man noch 1C 3 . 

Herr E.Lemoine beschreibt ferner (ScieutiaS. 45) ') eine partikuläre 
Konstniktion mit dem Zirkel allein, die unter der Bedingung 2M > N 
anwendbar ist (Konstruktion B); sie hat den Einfachheitskoefifizienten 13. 

Eine dritte partikuläre Konstruktion, die auf einem Theorem von 
A. F. Möbius beruht, ist im Teil I der „Beiträge u. s. w." a. a. O. XVUI», 
S. 192, mitgeteilt worden (Konstruktion C). Ihr Einfachheitsgrad ist 
ebenfalls 13, aber sie ist, wie die Konstruktion A, anwendbar, wenn 
nur die Bedingung 2M > P erfüllt ist. 

Diese drei partikulären Konstruktionen lassen sich nun paarweise 
kombinieren, so daß sech.s neue allgemein gültige Konstruktionen entstehen: 

Auflösung. — Schaltet man in der Gleichung NP = M X eis 
Hilfsprodukt pjj ein, wobei *> beliebig ist, so sind folgende beiden 
Gleichungen zu befriedigen: 

(1) NP-vt oder <>:N=P:i f 

(2) qI = MX oder M : q = % : X. 

Je größer g ist, desto kleiner ist g, die Bedingung der Anwendbarkeit 
der obigen drei partikulären Konstruktionen auf diese beiden Gleichungen 
ist bIbo durch passende Wahl von o stets zu erfüllen, wenn nicht 
gerade die Konstruktion B auf die Gleichung (2) angewandt wird. Be- 
achtet man dies, so erhält man 6 Paare von Konstruktionen. Von 
diesen liefert das Paar AA den Einfachheitskoeffizienten 22. Dagegen 
besitzen die übrigen fünf alle die Einfachheit 21, darunter die Konstruk- 
tion CG in doppelter Form; diese sind also, da sie dieselbe Einfachheit 
haben, wie die bisher bekannte geometrographische Konstniktion, eben- 
falls geometrographisch. Die Konstruktionen ordnen sich folgendermaßen: 

1) AA (Konstruktion mit dem Zirkel allein); S.: 22. 

2) BA (Konstruktion mit dem Zirkel allein); zweite 

3) CA dritte geometro- 

4) AC vierte graphische 

5) BC fünfte Konstruktion, 

6) CO« sechste s - : 21. 

7) CC6 siebente 



1) Nach Journal de Vuibert, S. 58, 1881—1882; Matteste S. 158, 1892. 



Beitrüge zur Geoinetrographie LI. 



141 



M 



X 



Zweite geometrographischc Konstruktion (BA Konstruktion mit dem 
Zirkel allein, Fig. 9). — Man beschreibe um den beliebigen Punkt den 
Kreis 0(M)(2C 1 + C,) und mit dem 
beliebigen, hinreichend großen Radius o 
den Kreis ö(p) (C s ) t nehme auf der 
Peripherie von (p) C beliebig an 
und zeichne C(N) (8 6, + C s + t\), der 
0(p) in A schneidet, A(P)(BC i + C 3 ), 
der 0(g) in zwei Punkten trifft, von 
denen irgend einer B sei, und B(P) 
(C, -f C s ), der C(N) in A' schneidet 
(AA' ist die vierte Proportionale £ 
zu p, N und P). Um F u einen be- 
liebigen Punkt von Ö(M), beschreibe 
man V X (AA') (2C, + 6^ + C,), der 



* 



O(-äT) in 7j schneidet, und mit einem 



C ** 



* 



.-** 



beliebigen Radius p' 7^ (p ')(£,), der 
O(p) in W, trifft; schließlich zeichne Fig. 9. 

man F,(p') (C» + C 3 ), der O(p) in 

Wj schneidet; W x W t ist die vierte Proportionale zu M, p und |, 
also die gesuchte zu M f N und P; Op.: (11(7, + 2C' S + 8C S ); S.: 21; 
E : 13; 8 Kreise. 

Dritte geometrographischc Konstruktion (CA). — Wie die vorige, 
nur daß die vierte Proportionale zu p, N und P nicht nach der Kon- 
struktion B, sondern nach der Konstruktion C (Beitr. 1, XVlII a , S. 192) 
ausgeführt wird; Op.: (2P, -f- JJg + 10C X + C, + 1G S )\ S.: 21; E.: 13; 
1 Gerade, 7 Kreise. 

Vierte geometrographischc Konstruktion (A 0). — Man beschreibe 
um den beliebigen Punkt O(N) (2C t + C t ) und mit einem beliebigen, 
hinreichend großen Radius p 0(g)(G s ); dann nehme man auf 0(p) 
irgend einen Punkt F, an, beschreibe F 1 (P)(2C\ + C t -f C s ), der 0(p) 
in F } trifft, und zeichne mit einem beliebigen Radius P^p'^Cj), der 
0(N) in G t schneidet, Bowie Pj(p') (C t + Cjj), der 0(2V) in dem zu 
ff, in Bezug auf 0F X und ÖP t homologen Punkte 6?, trifft. Nun 
besehreibe man um den beliebigen Punkt 0" 0"(M)(2C l + C 8 ), der 
O(p) in H und H' trifft, zeichne H{G 1 G t ){^C x + C s ), der 0"(Jf) in 
J schneidet, und ziehe JH'(2R l + P,), die 0(p) in JT trifft; KH ist 
die verlangte vierte Proportionale zu Hf, N und P; das Symbol ist 
wie bei der vorigen Konstruktion. 

Fünfte geomctrographi sehe Konstruktion (BC). — Man wähle p hin- 
reichend groß und konstruiere nach Scientia XXXVIII Remarque die 



142 



II. Gi'NTSCHs: 



M 



tr 






vierte Proportionale i- zu p, N und P(öC t + C. t 4- 46' s ), sowie unter 
Benutzung deB Kreises 0(q) nach Beitr. I, S. 192, XVIII*, die vierte 
Proportionale X zu M, q und { (2 JJ, + J^ + 5C t + 2Q; °P - 
(2Ä t + Äj+ 11 Q + C t + 6C S ); S.: 21; E.: 14; 1 Gerade, 6 Kreise. 
Sechste geometrographischc Konstruktion (CCa). — Wie die vorige, 
nur daß die vierte Proportionale % zu q, N und P ebenfalls nach der 
Konstruktion C gefunden wird (21^ + P s + 5C\ -f- 36*,); der zweite 
Teil ist wie in der vorigen Konstruktion (2 J?j + -R» + 5 C, -|- - ' 
Op.: (4J*, + 27*,+ IOC, + 5C a J; S.: 21; E.: 14; 2 Gerade, 5 Kreise. 
Siebente geometrographischc Konstruktion (CCft, Fig. 10). — Um die 
iu der Ebene beliebig angenommenen Punkte 0' und 0" beschreibe 

man die Kreise 0' (N) und 

0"(M)(4C 1 + 90,), die Bich 

in S schneiden, ferner um den 

beliebigen von S hinreichend 

entfernten Punkt den Kreis 

OCOS)^ + C t ), der O'(N) 

in S' und 0"(M) in 8" 

trifft; dann zeichne man S(P) 

(3t; + G t ), der O(OS) in T 

{ ■ / ']/ trifft, und ziehe S'T(2R l + Ä,), 

f tJf , die O'(JV) in tf schneidet; 

man beschreibe sodann 8(8Ü] 

K $ ;/ (2C\ + C' a ), der 0"(M) in »F 

trifft, und ziehe WS"(2R l + R i \ 

r\g.m. die 0(OS) in .Z schneidet; 

ZS ist die verlangte Strecke. 
Op.: (4^ + 2Ä, + 100, + 5CY); S.; 21; E.: 14; 2 Gerade, 5 Kreise. 

XXXIX (Arch. XIX). Die dritte Proportionale X eu zwei gegebenen 

N* 
Strecken N und M zu finden; X = ^- ■ 

Die geometrographische Konstruktion dieser Aufgabe, aus der ersten 
geometrographischen der vierten Proportionale durch Spezialisierung 
erhalten, hat die Einfachheit 15 (Scientia S. 45); die beiden einfachsten 
partikulären Konstruktionen unterliegen der Bedingung 2 M > JV untl 
haben die Einfachheit 10 (Scientia S. 46 und Beitr. I, Konstruktion 
XIX", S. 192; letztere ist durch Spezialisierung aus der Koustniktiiio C 
der vierten Proportionale abgeleitet); außerdem existieren noch parti- 
kuläre Konstruktionen von höherem Einfachheitskoeffizienten und der- 
selben Anweudbarkeitsbedingung, die man durch Spezialisierung der 
übrigen partikulären Konstruktionen der vierten Proportionale erhall, 












Beitrüge zur tieometrographic II. 



143 



B. aus der Konstruktion B (Scientia S. 46, Einfachheit 11) und aus 
der Konstruktion A (Einfachheit 12 oder, wenn außer der obigen Be- 
dingung 2N>M ist, 11); beide werden mit dem Zirkel allein aus- 
geführt') 

Die oben mitgeteilte zweite bis siebente geometrographische Kon- 
struktion der vierten Proportionale liefern zwar Konstruktionen der 
dritten Proportionale, doch ist wegen des höheren Einfachheitsgrades 
keine von ihnen geometrographisch. Die aus der zweiten (BA) abge- 
leitete ist mit dein Zirkel allein ausführbar und hat das Symbol Dp.: 
(9(7, -f 2C, + 8C a ); S.: 19; E.: 11; 9 Kreise. AA erfordert dagegen 
wieder im allgemeinen 16' s mehr. 

XLUI (Arch. XXI). Eine Strecke AH innen und außen nach (lern 
gotdmm Schnitt zu teilen. 

Von dieser Aufgabe waren bisher drei geometrographische Konstruk- 
tionen von der Einfachheit 13 bekannt; die folgende reiht sich ihnen an. 

Vierte geotnetrographigrlie Konstruktion (Fig. 11). Man beschreibe 
den Kreis A(AB) (2C\ + C s ), der BA in B' schneidet, und B{A B) 
{C Y + C,), der AB in A' und 
A (A B) in G trifft; man ziehe 
B'(B'G) und Ä(B'G) (3C, + 2C 3 \ 
die sich in K schneiden; während 
die Spitze des Zirkels in A 
bleibt, nehme man AA' in den 
Zirkel (G); schließlich ziehe 

V U ' Flg. n. 

man K(AA') (C\ + C s ), der AB 

m X zwischen A und B, sowie in X' trifft; X und X' sind die 
beiden verlangten Punkte; Op.: (8C, + 56',); S.: 13; E.: 8; 5 Kreise. 
Zum Beweise bezeichne man die Mitte von AB' mit co; man hat 
B'K = ABY3, also foK = ^I/yll, mithin oX = aX' = J ABfö , 

d.h. jJ.)-|iiB(Tl + VB). 



fr , 



• -*# - 



JT -. B' <» 



1) Ist M <C%N, also u.a. dann, wvnn die genannten partikulären Konstruktionen 
versagen, kann man folgende partikulare Konstruktion anwenden: Es aei AB = M, 
v lt — JV. Man beschreibe A(N) und B(N) (4C, -f 2C* 9 ), die aich in E schneiden, 
id E(N)(& + C t ), der A(N) in S und &" trifft; ( S'6*'(2Ä 1 + R t ) begrenzt auf 
B die Länge der gesuchten Strecke A T. Um sich zum Schluß in Bezug auf 
die Lage der gesuchten Strecke von den gegebenen Stücken frei zu machen, kann 
man ein Verfahren einschlagen, analog dem, das von Herrn Moreau bei einer 
anderen Konstruktion in Anwendung gebracht worden ist: Um irgend einen Punkt 
der Ebene beschreibe man 0(AT)(iC t -f- C a ); der Radin* dieses Kreises stellt 
die sesuchtp Strecke dar. Op.: (2Ä, -j- R t + 7 C\ + 4C a ); S.: 14; E.: 9; 1 Gerade, 
4 Kreise. (Zusatz Mai 1903.) 



144 



ii. I i i' KTHCins : 



Herrn Moreau verdanke ich den Hinweis, daß die Maschen 
sehe Konstruktion des inneren und äußeren goldenen Schnitts, die sich 
aus der vorstehenden ableiten läßt, als die bis jetzt bekannte einfachste 
zu gelten hat. Hierzu hat man folgendermaßen zu verfahren: 

Konstruktion mittelst des Zirkels allein (Fig. 12). l ) Gegeben sind 
die Punkte A und B. Man beschreibe A(AB)(2C\ + C 3 ) und B{AB) 
{C\ + C,), der A{AB) in G und G' trifft, beschreibe G(GG')(2C t + C t \ 



A- - 



der A(AB) in B' schneidet, sowie A(G(< 



-A 



\; 



#-A 






¥ 



Jf'- 



Fig. 1*. 






und B'(GG'){2C l + 2C S ), die Bich in Ä 
und K' treffen, nehme, ohne die Spitze 
von B' aufzuheben, B' B in den Zirkel 
und beschreibe K{B' B) und K'(B'B) 
(3<7 X -f 2C 8 ), die sich in den gesuchten 
Tunkten X und X' treffen; Op,: (10^ + 7 C* 5 u 
S.: 17; E.: 10; 7 Kreise. 

Anlang : An die Konstruktion des gol- 
denen Schnitts schließt sich die der Fünf- 
und Zehnteilung des Kreises*)*) an. Die 
vier geometrographischen Konstruktionen des 
goldenen Schnitts, von denen die ersten drei in Scientia (S. 50), die 
vierte soeben mitgeteilt sind, lassen sich ohne Schwierigkeit hierzu 
verwenden; nimmt man den Kreis ö(r) als gegeben an, so fällt vom 
Symbol (J t + C 3 fort und ein Durchmesser (J^ + B^) kommt hinzu. 
Für die Fünfteilung ist (3Üj -f- 2C S ), für die Zehnteilung außerdem 
(20 1 + 2C S ) hinzuzurechnen. Die Symbole sind also folgende: 
Erste und vierte geometrographisclie Konstruktion. — 

Fünfteilung: Op.: (ü, + JJ, + 10(7, + 6t' 3 ); S.: 18; E.: 

1 Gerade, 6 Kreise. 
Zehnteilung: Op.: (B l + R i + 12(7, + 8C,); S.: 22; E.: 

1 Gerade, 8 Kreiße. 
Zweite und dritte geometrographische Konstruktion. — 

FiinfteUung: Op.: (3.B, + 2 B, + 8C, + 5C„); S.: 18; E.: 

2 Gerade, 5 Kreise. 
Zehnteilung: Op.: {3fl, + 2 B, + 10C\ + 7C S ); S.: 22-, E.: 

2 Gerade, 7 Kreise. 



U; 



i: 



11; 



13; 



1) Vgl. Aich. (3), 1, 336, 1901, Aufg. 21, wo Herr Lemoine noch die Zahl 20 
als EinfachbeitBkoeflinenten dieser Aufgabe aufstellt. 

2) In Scientia nicht erwähnt. 
8) In einem späteren Teil der „Beitrüge" wird eine sechste geotnetrographisebe 

Fünf- und ZehnteUung mitgeteilt werden; durch sie kann man die Mascheroni- 
sche Zehnteilung in 23 Elementaroperationen ausführen. (Zusatz September tfd) 



Beitrüge zw Geometrograpbie II. 



145 



-K- 



Die vierte gestaltet sich z. B. folgendermaßen: 

>ie geomeirographkchc Konstruktion (Fig. 13). — Man ziehe in 
dem gegebenen Kreise 0(V) einen beliebigen Durchmesser A v OA i (R l + R^}, 
beschreibe A (4 0) (2 f\ + C,), der 0(r) in f? und A O in 0' 
sehneidet, zeichne O'(O'Cr) und 
4(0' G) (3C, + 2C 8 ), die sich 
in X treffen, und beschreibe 
KU, A,) {2C X + C s ), der 44 
in X und X' schneidet ; nun 
ziehe man 4(4 X') (2 <7 X + C„), 
der auf dem gegebeneu Kreise 
A^ und Aj festlegt, und 4(A^0 



4- 



V \ 



/ 



-AJ 



\ 



/ 



/' 



Fig. 13 



((\ -f Cj), der A y und 4 liefert; 

durch die Punkte A lt A s , A\, A,, 

4 ist die Ftinfteilung vollendet; 

beschreibt man noch A S (A X) und A 1 (A X) (2C X -f- 2C 3 ) f so erhält 

man die außer 4 zur Zehnteitung noch fehlenden Punkte 4> A t , 

-4, 4- Die Symbole sind oben angegeben. 

Man könnte auch erst mit X und dann mit X' operieren; daa 
Ergebnis ist dasselbe. 

Herr Moreau teilt mir ferner folgende fünfte geometrographißche 
Konstruktion der Zehnteilung mit; sie beruht auf" einer Kon- 
struktion des goldenen Schnitts, die bei der Einfachheit 13 nur 
einen der beiden Teil punkte liefert. 

Fünfte geonietrogmpiiisrltf Kon- ,-^X -"- 

stniküm (Fig. 14). — Man ziehe />' \ N ^ 

einen beliebigen Durchmesser 
4> Ar, (R t + JJg), beschreibe 
4>(4A) und 0{A,ArXZC\ + 2C a \ 
die sich in X und K' schneiden, ,-.j|---- _ ------»-sf£'ti/-]-4 

beschreibe X ' (A 4) (C, + C s ) , ^C^ 

dar 0(A i) A i ) in H triift, ziehe / \ 

KH^R, + 14), die 4,4s in X 

trifft (es ist OX — j ("|/5 - l) 
und XX = r}/5); 4(0X) be- 
stimmt 4 und 4 1 A> (A> ^ 

4 aud 4 (4^j + 2C a ); damit ist die Fünfteilung ausgeführt; Op.: 
{3B l + 2R t + &C 1 + bC t )y S.: 18; E.: 11; 2 Gerade, 5 Kreise. 4(4>X) 
liefert A K und 4» 4(^0^0 K'^' -^a un< ^ 4 (2C, -f 2C' S ); damit ist die 
Zehnteilung vollzogen; Op.: (3R t + 2Ä.+ 10(7, + 7C 3 ); EL: 22; E.: 13; 

An- luv der Milhrniktik nnil Pliyiik 111 Rellii». VI 10 



N^ 



// 



/ 
\fc' 



.a-,:.-'- 



Fig. U. 




146 



B. GüMTicrar Beiträge zur Geometrographie II, 



2 Gerade, 7 Kreise, Die Symbole sind also dieselben wie bei der zweiten 
und dritten geometrographischen Konstruktion. KH geht dunch den 
Schnittpunkt G von A^A^A^) und K'iA^A^ man hätte also auch, 
um X m finden, G statt H wählen können. Die zweiten Schnittpunkte 
H' und G' liefern X'] dae Verfahren ist in diesem Falle dasselbe. 
Übrigens ist XG *= XO und X/r = XAq. 

Aus der oben beschriebenen vierten geometrographischen Kon- 
struktion des goldenen Schnitts läßt sich schließlich die zur Zeit ein- 
fachste Mascheronische Konstruktion der 
Fünf- und Zehnteilung des Kreises ableiten, 
Konstruktion mittelst des Zirkels allein 
(Fig, 15). — Man beschreibe am irgend 
einen Punkt A^ auf der Peripherie des ge- 
gebenen Kreises 0(r) den Kreis A^^A^G) 
(C t + C t + C s ), der 0(r) in ,F und F' trifft, 
beschreibe F(FF')(2C l + C t ), der 0(r) in 
A 5 trifft, zeichne 0{FF") und A 9 {FF') 
(2C, + 2C S ), die sich in K und K' schneiden, 
sowie Ky^Ai) und K'^A^^C, + 2C 8 ), 
die sich in X zwischen und A*,, sowie 
in X' treffen-, 4,(4,X) und A^A^X') (3C, + 2C S ) geben durch die 
Punkte A v A,, A 1 , A^ nebst Af, die Fünfteilung; Op.: (11C|+ C*+ 8C,); 
S.: 20; K: 12; 8 Kreise; A s {A n X') und A l (A ü X'){2C l + 2C S ) voU- 
enden die Zehnteüung; Op.: (13 C t + C t + 10 C 8 ); S.: 24; E.: 14; 
10 Kreise. (Fortsetzung folgt.) 

Berlin, 30. Juni 1902. 




Fig. 16. 



Rezensionen, 



J. Klein. Handbuch der allgemeinen Himmelsbeschreibung nach dem 
Standpunkte der astronomischen Wissenschaft, am Schlüsse des 19. Jahr- 
hunderts. Dritte völlig umgearbeitete und vermehrte Auflage der An- 
leitung zur Durchmusterung des Himmels. Mit zahlreichen Abbildungen 
und Tafeln. Braunschweig, Friedrich Vieweg und Sohn. 1901. 
Das letzte Jahrzehnt, in dem keine Auflage dieses wertvollen Buches 
erschienen ist, ist für die Astronomie, die im 19. Jahrhundert mit den 
andern exakten Wissenschaften soweit vorgeschritten ist, von besondi n r 
Fruchtbarkeit gewesen. Die Spektralanalyse und die Photographie mit 
ihren fortwährend sich verfeinernden Instrumenten und Methoden sind zu 
zwei mächtigen Werkzeugen bei der Durchforschung des Himmels geworden, 
während in günstigen Lagen aufgestellte Riesenteleskope das Himnittlsbild 
ihrerseits vervollständigten. So erscheint es am Ausgange des Jahrhunderts 
schwierig, sich die Fülle des Stoffes zu so festem Besitze zu bringen, um 
sie klar und verständlich und in der gehörigen Ordnung einem weiteren 
Leserkreise mitzuteilen. Doch ist der Verfasser in anerkennenswerter 
Weise dieser Schwierigkeiten Herr geworden, und die gute Anordnung des 
Materials verdient besonderes Loh. Die auf dem engen Räume von U(Mi 
Seiten dargebotene Stoffmenge ist erstaunlich. Wir können es nur gut- 
haben, daß in einem ersten Teile die Instrumente der Hiramelskunde zu 
einer kurzen Besprechung gelangen, die freilich manchem Leser unzuläng- 
lich erscheinen wird, aber ihn zum Studium ausführlicherer Werke anzuregen 
geeignet ist. Der Sonne und ihrem System, dem der Verfasser auch die 
Kometen und Meteorite zugesellt, ist die eine Hälfte des Buches gewidmet. 
Die meisten Ergebnisse der Sonnenchemie, wie die Entdeckung des Cleveit- 
gases Heüum als Ursache der 2> 3 - Linie, die Natur der Protuberanzen, wie 
sie insbesondere Haie in Chicago mit dem Photokeliographeu studierte, und 
die Forschungen über die verschiedenen strahlenden Energien, die TOU 
Sonnenkörper ausgehen, werden — wenn auch knapp — dargestellt. Schia- 
parellis Untersuchung der Merkurrotation, wie auch seine und andere 
Diskussionen der Achsendrehung der Venus, nicht zum wenigsten auch die 
seinen scharfen Augen insbesondere zu dankenden Ergebnisse der Areo- 
graphie kommen zur Geltung; auch werden die von andern aufgestellten 
Hypothesen über die merkwürdigen Gebilde der Marsoberfläche nicht ver- 
schwiegen. Mit besonderer Ausführlichkeit wird der Erforschung der Ober- 
Hache des Erdmondes gedacht und den „selenologischen" Theorien ein 
kurzer Raum zugewiesen. Auch die vom Bolometer gelieferten lunaren 
Strahlungsergebnisse tiudeu Erwähnung. Bei den kleineren Planeten, deren 

10* 







148 



Rezensionen. 



Zahl sich dank der photographi sehen Methode so gehoben hat, ist der ein- 
zige Weltkorper zwischen der Erd- und der Marsbahn, der von Witt ent- 
deckte Plannt, übersehen. Obgleich der Verfasser selbst in seiner Vorrede 
es ablehnt, vollständig sein zu wollen, so ist doch dieses die einzige wichtige 
Tatsache, die wir vermissen, und das spricht gewiß für das Buch. Dafür 
geschieht aller alten und neueren Kometen Erwähnung und ihre physika- 
lische Natur, wie die Theorie der periodischen unter ihnen, wird nach 
Schulhof mit gebührender Ausführlichkeit behandelt, wie auch den Stern- 
schnuppen und Meteoriten, deren kosmische Natur insbesondere die Unter- 
suchungen v. Nießls zur Gewißheit brachten, und deren physikalische 
Natur vorzüglich durch Brezinas Untersuchungen gefördert wurde, Beach- 
tung zu teil wird. Die Stellarastronomie ist die Überschrift des dritten 
Teiles. Die Helligkeitsverhaltnisse der Fixsterne, ihre Farben und ihre 
spektroskopische Untersuchung, die insbesondere durch die auf der Harvard- 
sternwarte und in Potsdam ausgebildete spektrophotograpfaische Methode 
wesentlich gefördert ward, durch welche auch die Untersuchungen über die 
veränderlichen und die neuen Sterne einen neuen Anstoß erhielten, bilden 
die eine Seite der Durchforschung des Fixsternhimmels. Die andere, die 
Bestimmung der Parallaxen und Eigenbewegungen, nicht weniger interessant 
und mit der Frage der Verteilung der Fixsterne zu den universellsten 
Problemen hinleitend, denjenigen über die Fahrt des Sonnensystems und über 
dessen Lage im galaktischen System, kommt nach den durch die feinsten 
Messungen gewonnenen Resultaten zu einer ebenso eingehenden Besprechung. 
Die Doppel- und mehrfachen Sonnen mit den modernen spektroskomschen 
Doppelstemen, die Sternhaufen nnd die Nebelflecke, deren Natur und Ver- 
breitung festzustellen wesentlich erst die neuen Methoden im stände waren, 
machen den Beschluß dieses Teiles. Der vierte endlich geht die in Mittel- 
europa sichtbaren Sternbilder durch und zählt alle für Freunde der Himmels- 
künde interessanten Objekte, die sich Lu ihnen finden, auf. Ein Sarh- und 
ein Namenregister erleichtern den Gebrauch des Buches, dem die durch die 
Ausstattung ihrer Werke rühmlichst bekannte Verlagsbuchhandlung ein>ii 
reichen Schmuck von fast durchgängig neuen Bildern beigegeben hat. 
Charlottenburg. H. Samter 



Prof. Dr. R. BÖrilgteill. Sohul- Wetterkarten. 12 Wandkarten unter 
Benutzung der Typen von van Bebber und Teifserenc de Bort für 
Uuterricbtszwecke zusammengestellt. Berlin 1902, Dietrich Keimer. 
Der scheinbare Mangel an Gesetzmäßigkeit, der die Erscheinungen des 
Wetters beherrscht, weicht allmählich unter den Händen geschickter Forscher. 
Seitdem man insbesondere durch den Vorgang von Buys-Ballot tägliche 
synoptische Wetterkarten zusammenzustellen anfing, haben sich dieselben 
als wichtige Grundlagen für die Erforschung der Gesetze der Wetter- 
erscheinungen und eine auf diesen begründete wissenschaftliebe Prognose 
des Wetters wenigstens für die den zusammengestellten Beobachtum," m 
folgenden 24 Stunden erwiesen. Die Wichtigkeit dieser Vorhersagen be- 
sonders für die Schiffahrt, und die Landwirtschaft ist auf der Hand liegend, 
und der Umstand, daß eine Reihe größerer Tageszeitungen die von der 
Deutschen Seewarte gesammelten Beobachtungen in solchen Karten täglich 



lie 



Rezensionen 



149 



zusammengestellt ihren Lesern darzubieten sich verpflichtet, fühlt, spricht dafür, 
daß weite Kreise daran interessiert sind, in das Verständnis derselben ein- 
zudringen. Die Schulen — insbesondere die höheren, die nach den Motiven 
der Lehrpläne von 189L' auf die Bedürfnisse des praktischen Lebens weitest- 
gehende Rücksicht zu nehmen angewiesen sind, und denen gerade in den 
mittleren Klassen im physikalischen Unterricht die Pflege dieser Interessen 
auferlegt ist, können sich unmöglich dorn entziehen, ihren Schülern hier in 
ein paar Stunden eine Anleitung zum Lesen der Karten zu bieten und 
dieselben darauf hinzuweisen, wie die Prognosen zu stände kommen. 

Mancher Lehrer wird sich bisher — wie auch der Referent — dadurch 
geholfen haben, daß er eine Kartenskizze an der Wandtafel entwarf und 
die einem ausgeprägten Wettertypus entsprechenden Isobaren und Wind- 
richtungen darauf verzeichnete. Die Schulwetterkarten ersparen ihm diese 
Mühe. Dieselben geben nach der vorliegenden Nr. 1 für einen bestimmten 
Wettertypus die Beobachtungen etwa in dem Umfange wie die Seewarte 
sie in ihren taglichen Karten morgens zusammenstellt, jedoch der Deutlich- 
keit halber in drei Farben und in so großem Maßstabe, daß sie auch für 
große Klassen brauchbar erscheinen, Die vorliegende Karte für den 
*. Juli 1900 (einen kalten und regnerischen Sonntag) soll als Beispiel für 
n Bebbers Typus I gelten. 

In Nebenkarten ist dir Witterang des vorhergehenden Abends und des 
folgenden Mittags angegeben, so daß die Verfolgung der Änderungen mög- 
lich ist. Die Angabe der Prognose erleichtert es dem Lehrer, die Fol- 
gerungen zusammenzustellen, die sieh aus dem Wetterbilde ergaben. Wir 
können die Anschaffung wenigstens riner Karte für den Unterricht warm 
empfehlen. 

Charlottenburg. H. Samter. 

H. Poim-url. Electricite* et optique. 2° edit Paris 1901, Carre et 

Naud. 

Vor uns liegt die zweite Auflage der Vorlesungen, welche der Verf. 
in den Jahren 1888 und 1890 an der Sorbonne über das Licht und die 
Elektrizität gehalten hat. In ihr ist alles, was sich auf die Herlzschen 
Versuche bezieht, mit Rücksicht auf das Werk: Les Oscillations Electriques 
desselben Verfassers fortgelassen worden. Hinzugekommen sind die Vor- 
lesungen aus dem Jahr 1899, wo die verschiedenen elektrodynamischen 
Theorien von Hertz, Lorentz und Larmor mit einander verglichen werden. 
Der Verfasser kommt zu dem Ergebnis, daß die Lorentzsche Theorie sich 
den Tatsachen am besten anzubequemen scheine. 

Die Herausgabe haben die Herren J. Blondin und E. Neculcea besorgt. 

Berlin. E. Jaiinke. 






E. Mach. Die Mechanik in ihrer Entwicklung historisch -kritisch 
dargestellt. Vieri« Auflage. Leipzig 1901, F A. Brockhaus. 
Von dem bedeutenden Werk des geistvollen Wiener Naturforschers ist 
«lin vierte Auflage erschienen. Neue den Gegenstand betreffende Arbeiten, 
sowie vorgebrachte Einwürfe wurden in besonderen zum Teil umfangreichen 
Einschaltungen berücksichtigt. 




150 



Rezensionen. 



Wie ein roter Faden zieht sich durch das Werk die Vorstellung von 
der Ökonomie in der Wissenschaft, von der Ökonomie des Denkens. Gerade 
der Mathematiker wird diesem Gedanken lebhaft zustimmen, fleht doch 
die moderne Entwicklung der Mathematik darauf aus, Übertragungsprinzipien, 
Verwandschaftsprinzipien aufzufinden, welche gestatten den unerschöpflichen 
Reichtum an Gleichungen und Beziehungen in wenige Formeln zu konden- 
sieren. Ähnliche Gedanken waren es auch, welche Hermann Graßmann 
den gewaltigen Plan fassen ließen, eine die exakten Wissenschaften um- 
fassende Ausdehnungslehre zu schaffen: Eine und dieselbe Graßmannsche 
Formel führt, je nachdem sie durch die Brille der Geometrie, der Kinematik, 
der Dynamik, der Elastizität, der Optik, der Elektrizität u. s. w. betrachte' 
wird, zu Sätzen und Beziehungen der Zweigwissenschaften. 

Interessant ist es auch an der Hand der vorliegenden Darstellung zu 
beobachten, wie die Mechanik in ihren Anfängen durchaus den Namen einer 
technischen Mechanik verdient, wie sie sich aber allmählich unter dem 
Einflüsse von Newton und Lagrange in eine tmtron<>mhchi umwandelt, eine 
Beobachtung, die um so interessanter ist, als die augenblickliche Entwicklung 
voraussichtlich wieder zu einer Betonung der technischen Seite führen dürft«. 

Berlin. E. Jahnke. 

A. Föppl. Die Mechanik im neunzehnten Jahrhundert. München 

1902, E. Reinhardt. 

In einem akademischen Festvortrag schildert der Redner in kurzen 
Zügen die Fortschritte, welche die Entwicklung der Mechanik im neunzehnten 
Jahrhundert aufzuweisen hat. Er weist darauf hin, daß sich die Mechanik 
eines Erfolges ersten Ranges nicht rühmen kann. ,,Was bei ihr geleistet 
wurde, verdankt man nicht glücklichen Funden und glanzvollen Entdeckungen, 
sondern einer unermüdlichen wissenschaftlichen Kleinarbeit, die einerseits 
auf eine bessere Begründung und Befestigung des von früher her über- 
munmenen Lehrgebäudes, andererseits auf den stetigen weiteren Ausbau 
und auf die Nutzbarmachung dieses Besitzes gerichtet war". Insbesondere 
mußte der rein astronomische Charakter, welchen die Mechanik wähn-mt 
des achtzehnten Jahrhunderts angenommen hatte, einer mehr technischen 
Richtung Platz machen. 

Zum Schluß erörtert der Redner den Einfluß, welchen die Mechanik 
auf alle anderen Naturwissenschaften und selbst die Philosophie ausgeübt hat. 

Berlin. E. Jahnke 






Bernhard Sellpnihfn. Mathematischer Leitfaden mit besonderer 
Berücksichtigung der Navigation. Auf Veranlassung der Kaiserl. 
Inspektion des Bildungsweseus der Marine. Leipzig 1902, B. G. Teubner. 
XI u. 450 S. 

Der Verfasser hat in geschickter Weise die Aufgabe, in die Mathematik 
und zugleich in die elementare Sehiffahrtskuude einzufuhren, dadurch gelöst, 
daß er den abgeleiteten mathematischen Sätzen sofort nautische Übungen 
folgen läßt. Man gelangt so unmerklich zur Kenntnis einer großen Zahl 
von Begriffen, die in der Schiffahrteirunde eine Rolle spielen. Bei dem 




Bwwioaw 



151 









tätigen Bestreben, auch die Nautik in den Kreis des Unterrichts zu ziehen, 
wird mancher Lehrer das Buch mit großem Interesse lesen. Man kann aus 
ihm vielen Übiingsstoff schöpfen. Behandelt werden in d?n Fünf Abschnitten: 
Algebra, Planimetrie, Trigonometrie, Stereometrie, sphärische Trigonometrie, 
und zwar das Mathematische in der gewöhnlichen Weise. Die beiden letzlen 
Abschnitte enthalten in ihren Anwendungen die Grundbegriffe der Astronomie. 
Auch die Merkatorprojektion wird besprochen. Hierbei muß ich auf einen 
Fehler eingehen, der sich S. 32$ befindet. Der Verf. projiziert die Kugel- 
oberflache vom Mittelpunkt auf den Cylinder, der den Äquator berührt. 
Das Bild auf dem Cylinder ist nicht konform; es ist zu sehr auseinander- 
gezerrt in Richtung der Achse, deshalb muß man die Abstände zum Äquator 
zu verkleinern. Im Buch steht vergrößern. Die Mängel, die ich sonst 
noch gefunden habe, sind geringfügig und nur äußerlicher Natur, sie lassen 
sich auch bei der zweiten Auflagt- sicher vermeiden. Der Verf. erläutert 
z. B. die Addition und Subtraktion, indem er die Zahlen als Strecken dar- 
stellt. Das führt ihn bei der Multiplikation nur zu dem einen Fall: daß 
eine Strecke a mal genommen wird. Nachher gibt er aber an, aus dem 
von ihm aufgestellten Begriff der Multiplikation folge die Regel ab = Ixi. 
Es kommen auch wiederholt schiefe und ungewöhnliche Ausdrücke vor, z. B. 
durch pinander dividieren, durch mehrere Zahlen dividieren, h/a gelesen 
als i in ff, algebraische Zahl statt relative Zahl u.s. w. Ferner rechnet der 
Verf. in der RphSritehM Trigonometrie noch durchweg mit sec und COMO, 
während doch die meisten Lehrbücher der Mathematik und auch das Buch 
von Bolte [Nautik j diese beiden Funktionen längst über Bord geworfen 
haben. Auch könnt« manches kürzer gefaßt werden, z. B. der Satz vom 
Nebenwinkel. — Doch, wie gesagt, diese Ausstellungen beeinträchtigen nicht 
den Wert des Buches, und wenn der Verl' i -ine Reihe der neueren Lehr- 
bücher mit seinem Buch in Bezug auf Ausdruck und Bezeichnung verglichen 
haben wird, wird er später die gerügten Mängel vermeiden. 

Dortmund. H. Kühne. 






H. Mahlet'. Physikalische Formelsammlung. Leipzig, Göschen 1901. 
(Sammlung Göschen No- 186) 202 S. 80 Pf. 
In dem kleinen Werke sind nicht nur die Formeln der Physik ungefähr 
in dem Umfange, wie sie auf dem Gymnasium durchgenommen zu werden 
pflegen, aufgestellt, sondern die meisten sind auch und zwar in klarer, leicht 
verständlicher Weise abgeleitet. Bei einigen wenigen, z. B. dem Minimum 
der Ablenkung eines Lichtstrahles durch das Prisma, würde der Referent 
hei einer zweiten Auflage die Ableitung noch hinzugefügt wünschen. Rri 
den einzelnen Größen ist stets die Dimension derselben angegeben, bez. ab- 
geleitet. Für Repetitioni-n ist das Buch recht zu empfehlen. 

Chemnitz. H. Wuxgrod. 



0. Kost. Theorie der Riemaiin sehen Thotafunktion. Leipzig 1901, 
B. G. Teubner. IV u. fifi S. 4 n . 
Die in der Überschrift genannte, mit Fachkenntnis geschriebene Mono- 
graphie stellt sich eine doppelte Aufgabe. Erstens sollen die fundamentalen 




152 



Sätze über die Riemannseheti Thetafunktionen im Vereine mit den ent- 
sprechenden Sätzen aus der Theorie der algebraischen Funktionen im Zu- 
sammenhang dargestellt werden, wobei es nicht umgangen werden kann, 
schon Bekanntes, wenn auch teilweise in neuer Form, wieder abzuleiten. 
Zweitens, und das ist als die Hauptaufgabe zu bezeichnen, welche die erete 
als naturgemäße Konsequenz mit sieb führt, sollen einige Lücken ausgefüllt 
werden, die sich in den bisherigen Arbeiten finden. Diese Lücken beziehen 
sich auf die Betrachtung spezieller Punktsysteme c und zwar auf solche, 
für welche: 

» (sy> + 4 

in der Fläche T' durchweg mit Null zusammenlallt. Dabei ist unter T 

diejenige i'intui'h zusammenhängende Fllirhe verstunden, die ;i,us der etil- 
sprechenden Riemannschen Fläche T mit Hilfe passend gewählter Quer- 
schnittssysteme entstanden ist. Es werden vor allem die Darstellungen dieser 
Konstantensysteme durch «-Summen von beliebiger Gliederzahl nntersueln 
Dresden. M. Krause. 

Hermann Schubert. Niedere Analysis. Erster Teil: Kombinatorik, 
Wahrscheinlichkeitsrechnung, Ketten brüche und diophantisebe Gleichungen. 
(Sammlung Schubert V.) Leipzig 1902, Göschen. 
Das Buch gibt von den im Titel genannten Disziplinen eine klare, 
leiehtverständliche Darstellung. Es ist für Primaner höherer Lehranstalten 
bestimmt, bietet aber mehr (in der Wahrscheinlichkeitsrechnung z. B. „Force 
majeure-Probleme", „Ursachen-Probleme", „Glaubwürdigkeits-Probleme", unter 
deu diophantischen Gleichungen auch solche zweiten Grades, die einer mehr 
elementaren Behandlung zugänglich sind), als in der Prima im allgemeinen 
durchgearbeitet zu werden pflegt. Während der vorliegende Teil es im 
wesentlichen mit rationalen Zahlen zu tun hat, sollen im angekündigten 
zweiten Teile das Irrationale und im Zusammenhang damit das Veränder- 
liche die Hauptrolle spielen. 

Berlin. C. Färber. 






Dziohek. Lehrbuch der analytischen Geometrie. Zweiter Teil. Ana- 
lytische Geometrie des Raumes. 314 S. 8°. Braunachvveig 1902. Mk B 
Der erste Teil dieses Lehrbuches hat vielfache Anerkennung gefunden, 
und seine Vorzüge sind auch in dieser Zeitschrift (Bd. 2, S. 205) gewürdigt 
worden. Im vorliegenden zweiten Teile sind die Gesichtspunkte und die 
Darstellung des Verfassers dieselben geblieben. Recht erfreulich ist wiederum 
die breite Ausführung der Grundlagen (die Figuren könnton freilich gerade 
hier plastischer sein) und die übersichtliche Anordnung der vom Studiere! 
häufiger gebrauchten Methoden und Formeln. Die Geometrie der geraden 
Linie umfaßt allein 48 Seiten; außer den allgemein üblichen Entwicklungen 
werden hier nämlich die PI ück ersehen Koordinaten und die Komplexe tt 
Grades (Nullsystem) im engen Anschluß an die Mechanik vorgetragen. Die 
Diskussion der allgemeinen Gleichung zweiten Grades wird durch ein nume- 
risches Beispiel illustriert und durch eine gute Übersicht der möglichen Fälle 
erleichtert. Die Frage nach den berührenden geraden Kreiskegeln leitet eine 







Hr.'i'llHinni'll 



153 



aasgedehnte Behandlung der konfokalen Flächen ein. Den Schluß hildet 
Bat kurze Übersicht üher dir* projektiven Erzeugungsweisen der Flächen und 
Raumkurven. 

Referent möchte freilich glauben, daß ein so weites Gehiet ein umfang- 
reicheres Buch erfordert hätte. Darauf mußte der Verfasser wohl aus 
Jußeren Bücksichten verzichten, und man kann sich daher nicht wundern, 
daß häufig flüchtige und dem Studierenden vielleicht wenigsagendo An- 
deutungen an die Stelle der Ausführung treten mußten, und daß manche 
Theorie da abgebrochen werden mußt*, wo die schönsten Früchte noch zu 
ernten sind. Möchte das Buch viele Leser finden, die nachher zu höheren 
eilen aufsteigen. 

Berlin. Richard MtVllkr. 

irirmuml (■ütither. Geschichte der anorganischen Naturwissen- 
schafton im neunzehnten Jahrhundert. Berlin 1901, Georg Bondi. 
Wenn die rührige Verlagsbuchhandlung, die das Bild des neunzehnten 
.Jahrhunderts in Einzeldarstellungen von einer Reihe namhafter Schriftsteller 
zeichnen Utßt, die Geschichte der Wissenschaften, die dem Jahrhundert 

E einen Namen gegeben haben, der Naturwissenschaften und insbesondere der 
•cht biologischen unter ihnen, einen einzigen Gelehrten zu schreiben be- 
nftragflB mußte, so konnte keiner gefunden weiden, der, wie der Verfasser, 
auf so vielen Gehieteu sich zu Hause fühlt, so viel Einzelkenntnisse gesammelt 
hat. Dennoch möchten wir nach eingehender Lektüre desselben fast glauben, 
daß gerade die Summe der Einzelheiten, die in diesem Buche aufgehäuft ist, 
der Klarheit des Gesamtbildes nicht gerade förderlich gewesen ist Das 
Buch soll doch wohl den Laien, die sich über den Entwickelungsgang einer 
der gewaltigen Entdeckungen des Jahrhunderts unterrichten wollen, die 
jlichkeit geben, dies auch ohne eingehendes Vorstudium zu erfahren. 
Wir fürchten indessen, daß dieselben, erschreckt von der Fülle des auf einer 
Stäbe des Buches zusammengedrängten Materials und der Menge der Forscher- 
namen, die ihnen begegnen, sehr bald von diesem Versuche abstehen werden. 
Es sind auf den 943 Seiten, welche das Buch umfaßt, nicht weniger als 
3400 Namen citiert, wie das Register ausweist, und davon kommen einige 
gegen 40 Male vor. Dennoch wird für denjenigen, der auf dem Gebiete 
der exakten Wissenschaften kein Fremdling ist, das Buch sich als Nach- 
s< hlagebueh ausgezeichnet bewähren. Hoffentlich ist dieser Leserkreis groß 
genug, um dem Buche die Verbreitung zu sichern, die wir ihm wünschen. 
Für die Leser des Archivs ist das 3. Kapitel, welches die „Mathematik im 
19. Jahrhundert" als das Instrument der Naturwissenschaften behandelt, trotz 
liner im Hinblicke auf den Gegenstand des Buches verständlichen Kürze 
nicht ohne Wert. Freilich unterschätzt der Verfasser die Bedeutung einzelner 
Zweige der Mathematik für die Naturwissenschaften. Dahin rechnet er die 
Untersuchungen über den Geltungsbereich der unendlichen Reihen, während 
er doch selber sechs Seiten später die Behauptung aufstellt, daß die Inte- 
gration der Differentialgleichungen sich „immer mit einer die Bedürfnisse 
des Fragestellers deckenden Genauigkeit durch eine Reihenentwickelung er- 
zwingen läßt" Wenn dies richtig wäre, wie es z. B. für das Dreikörper- 
problem leider noch lange nicht gilt, so wüßte man sicher den Geltungs- 
bereich dieser Reihen festzustellen, um aus ihnen Schlüsse zu ziehen. Die 




RezenBionen. 



Wichtigkeit solcher Präliminarien erhellt aus den Untersuchungen von 
Poincare über eben jenes Problem. Deshalb sind auch die Untersuchungen 
über die Stabilität de« Planetensystems und insbesondere diejenigen über 
die Konstanz der großen Achsen (S. 100) noch keineswegs zu einem be- 
friedigenden Ende geführt, worauf schon Jacobi aufmerksam gemacht hat. 
Bei der Aufzählung der Mathematiker am Anfange des Jahrhunderts ist 
J. F. Pfaff, der wohlverdiente Lehrer eines Gauß, ausgelassen. Im übrigen 
wird die Darstellung den großen mathematischen Entdeckungen dieses Jahr- 
hunderts — Lagranges Mechanik (1. Aufl. 1788) gehört hier freilich nicht 
mehr her — durchaus gerecht, soweit dieselben auf die Naturwissenschaften 
von Einfluß gewesen sind. 

Charlottenburg, EL Samter. 

Krisch. Astronomisches Lexikon. Auf Grundlage der neuesten For- 
schungen besonders der Ergebnisse der Spektralanalyse und der Himmels- 
photograpbie. VI u. 629 S. Mit 327 Abbildungen. Wien 1902, A. Hart- 
leben. Preis 10 Mk. 
Will man die Fortschritte, die das Wissen vom Himmel in den letzten 
Jahrzehnten gemacht hat, sich handgreiflich machen, so kann man nicht« 
Besseres tun, als dieses Buch mit einem ähnlichen vor 1850 erschienenen 
Werke vergleichen. Der Referent holte also aus der verstaubtesten Ecke 
seines Bücherbrettes Nürnbergers populäres astronomisches Handwörterbuch 
hervor, ein für seine Zeit recht gutes, etwas geschwätziges Buch von 1800 Seiten. 
Damals war die Himmel.skunde im wescntlirhrti Astrometrie. Die physikalis 
Natur der Himmelskörper war, obgleich Fraunhofersche Fernröhre eine 
Reihe feiner Details auf ihnen gezeigt hatten, ein Buch mit sieben Siegeln. 
Erst seit der Erfindung der Spektralanalyse und der Verfeinerung der photo- 
graphischen Technik (die erste Sonnenfinsternisaufhahrne wurde 18.51 gemacht 
wurde die Astrophysik als neue Provinz an die Astronomie angegliedert. 
Welche Ausdehnung das annektierte Gebiet inzwischen angenommen hat, 
zeigt das vorliegende Buch fast auf jeder Seite. Außer einer zusammen- 
fassenden Darstellung der Photographie des Himmels und der Spektral- 
forschung, die durch viele schöne Abbildungen erläutert werden, finden wir 
bei den einzelnen Objekten, insbesondere der Sonne, den neuesten Standpunkt 
der Wissenschaft durch die Tatsachen und durch Bilder erläutert. Dabei 
kommen die Zweige der älteren Astronomie keineswegs zu kurz und werden 
in einer für Laien, für die doch das Buch bestimmt ist, recht eingehenden 
Weise besprochen. So sind die astronomischen Instrumente und die Art 
ihrer Benutzung ausführlich bebandelt. Um recht wenig bei den Lesern 
vorauszusetzen, hat der Verfasser sogar einen Abriß der ebenen und der 
sphärischen Trigonometrie und zur Kontrolle der durchgeführten Rechnungen 
eine Tabelle der vierstelligen Werte der Funktionen aufgenommen. Dabei 
kann man mit Hilfe des Buches ziemlich tief in die rechnende Astronomie 
des Himmels eindringen: das zeigen z. B. das Kepler sehe Problem, die Be- 
stimmung der Finsternisse und Newtons Ableitung der Gravitation. Für die 
Störungen bat der Verfasser die geometrischen Satze nach Airy zusammen- 
gestellt, freilich ohne Beweise, die auch den Umfang des Buches zu lehr 
vermehrt hätten. Für einige Anhänge, die die Elemente der Planeten und 
Kometen wiedergeben, werden viele Leser dankbar sein. Irrtümer sind am 



Rezensionen 



155 



licht begegnet, außer daß der Verfasser einige verstorbene Astronomen nicht, 
bereit« als solche auffuhrt. Dem Referenten erweist er zu viel Ehre, indem 
er ihm die Eas ton sehe Auffassung über die allgemeine Gestalt der Milch- 
straße zuschreibt. 

Charlottenburg. H. Samter. 

Galileo Ferraris. Wissenschaftliche Grundlagen der Elektrotechnik. 
Leipzig 1901, B. G. Teubuer. 358 S. 12 Mk. 

Die Vorlesungen des früh verstorbenen Galileo Ferraris, der seinen 
Namen dauernd mit der wissenschaftlichen Technik verknüpft hat und der 
in Fachkreisen besonders durch seine grundlegenden Arbeiten über mehr- 
phasige Wechselströme bekannt geworden ist, haben an Herrn Leo Finzi 
einen liebevollen Bearbeiter gefunden. Die vorliegende deutsche Ausgabe 
zeugt von musterhafter Sorgfalt in der Darstellung überhaupt, wie in der 
Klarheit und Bestimmtheit des Ausdruckes, und deutsche Leser werden dafür 
Dank wissen, daß ihnen die Vorlesungen des hochgeschätzten Elektrikers in 
so würdiger Form geboten werden. 

Zweck und Ziel des Werkes sind durch den Titel hinreichend gekenn- 
zeichnet. Es will die physikalischen Grundlagen zu rationeller Arbeit in 
der Elektrotechnik bieten, ähnlich wie das vor einigen Jahren erschienene 
Buch von Benischke; es ist aber beträchtlich umfangreicher als fitMS, 
hult weiter aus und kann auch näher auf manche Einzelheiten eingehen, 
die dem praktischen Bedürfnisse zunächst noch ferner liegen. Wie dankens- 
wert und nützlich immer die einheitliche geschlossene Behandlung eines 
größeren Gebietes durch einen bedeutenden Fachmann sein wird, und zwar 
nicht nur für Lernende, braucht hier nicht erörtert zu werden. Die Elektro- 
technik im besondern hat nach ihrer stürmischen Entwicklung allen Anlaß, 
-i 'lebe abgeklärten Darstellungen willkommen zu heißen. Nicht überflüssig 
aber erscheint es, einige Worte über die zum Studium des Buches erforder- 
lichen Vorkenntnisse zu sagen. Es macht von der höheren Analvsis nur 
einen bescheidenen, nicht über das Bedürfnis hinausgehenden Gehrauch; um 
so mehr aber muß betont werden, daß eine lebendige Einsicht in die physi- 
kalischen Erscheinungen, die hier nach Zahl und Maß behandelt werden, 
vorausgesetzt werden muß, wenn der Leser einen rechten Nutzen von der 
schönen Darstellung haben soll. Es würde einen Mißbrauch bedeuten, wenn 
man das Buch zur ersten Einführung in die Elektrizitätslehre benutzen wollte. 
Für solche sehr eleganten, sehr einfachen, aber auch abstrakten Entwick- 
tungen, wie sie beispielsweise das erste Kapitel bringt, hat nur der Leser 
Verständnis, der aus der Kenntnis der wesentlichen konkreten Fälle eine 

rtrakte Darstellung als die höhere und umfassendere zu empfinden vermag. 
Vielleicht wird der Standpunkt des Buches durch Gegenüberstellung 
erschiedener Behandlungsweisen desselben Gegenstandes am besten erläutert. 
Es wird wohl nicht bestritten werden, daß gerade die wichtigsten Gesetze 
zunächst zweckmäßig möglichst unmittelbar und möglichst einfach abgeleitet 
werden sollten. Denn erst das Bewußtsein, das Gesetz auf kürzestem Wege 
«Jrunderscheinungen zurückführen zu können, gibt das Empfinden ge- 
sicherten Besitzes. Nun läßt sich beispielsweise das Gesetz der Feldstärke 
ager Solenoide ebenso einfach wie anschaulieh unmittelbar aus dem Biot- 
■>avartschen Gesetze gewinnen. Ausgehend von einem kurzen Solenoide 



156 



Rezensionen 



kann man zeigen, zweckmäßig unter Benutzung der Kraftlinienvorstellnng, 
daß mit wachsender Länge die gesamte Kraftwirkung des Solenoides mehr 
und mehr in sein Inneres verlegt, wird, daß gleichzeitig die Feldstärke in 
den Querschnittsteilen immer gleichmäßiger wird. Für ein genügend langes 
Solenoid ergibt dann der Arbeitsbegriff in Bezug auf den Einheitspol die 
bekannte Formel, ohne alle Rechnung. Ist auf diese Art das Gefühl für 
die physikalische Bedeutung der Formel gewerkt, dann erst gewinnt solche 
Ableitung, wie sie der Verfasser gibt, ihren wirklichen Wert. Er geht 
nämlich in bekannter Weise aus von der Äquivalenz magnetischer Schalen 
mit elementaren Kreisströmen und gelangt, durch die übliche Vorstellung 
der Schichtung vieler Schalen zu der gesuchten Formel. Auf der zweiten 
Stufe der Erkenntnis ist nunmehr allerdings die Wahrnehmung des Zn- 
sammenhanges der von verschiedenen Grundlagen ausgehenden Begriff? 
besonders wertvoll. Beiläufig sei übrigens bemerkt, daß die zweite Art der 
Ableitung nicht etwa durch größere Strenge grundsätzlich überlegen i«t 
Vielmehr bereitet der überzeugende Nachweis der Äquivalenz ausgedehnter 
Kreisströme mit magnetischen Schalen Schwierigkeiten, die nicht, immer 
genügend gewürdigt werden. 

Gleicherweise mit Rücksicht auf die zahlreichen Studierenden, die zu 
dem Werke Ferraris' greifen werden, wie ihnen auch nicht genug empfohlen 
werden kann, möge hier eine Bemerkung eingeschoben sein über die Rolle 
der Vektorenrechnung, deren Grundbegriffe das erste Kapitel einleiten. Diese 
Grundbegriffe sind ja in der Elektrizitätslehre, auch kaum mehr zu entbehren, 
und die Vektorenrechnung wird zur quantitativen Behandlung der kompli- 
zierteren Erscheinungen naturgemäß mehr und mehr Eingang finden. Nur 
muß gesagt werden, daß weder diese noch sonst eine formale Behandlung«" 
mefhode unmittelbar eine neue Einsicht in das physikalische Wesen der Er- 
scheinungen geben kann, damit nicht der noch Unkundige versäume, sk*k» 
zunächst über die einfachsten Erscheinungen gründlich klar zu werden. 

In der Einteilung des Stoffes folgt das Buch dem üblichen 6ang"*^-» 
indem zunächst die Elektrostatik, der elektrische Strom, Magnetismus ur»" 
Elektromagnetismus behandelt sind, darauf die periodisch veränderlich*?* 1 
Ströme, endlich die elektromagnetischen Schwingungen. 

Im ersten Kapitel werden nach der schon erwähnten Einleitung in di* 5 
Vektormethode die rein mechanischen Begriffe Kraftfluß, Potential, die Sat*** 
von Stokes, Green, Gauß u. s. w. erläutert. Die Mitteilungen aus d»*" 
Elektrostatik im folgenden Kapitol sind im wesentlichen bestimmt durch d^* 
Ziel des Buches und gipfeln deshalb in der Behandlung der Kondensatoren* 
her Abschnitt vom elektrischen Strom bringt, wie üblich das Ohm*"-!* 
Gesetz, die Stromverzweigung, elektrische Arbeit, und gibt am Schluß ■ 
einiges aus der Elektrolyse. 

Daß die Abschnitte über Magnetismus und Elektromagnetismus dfö 
verhältnismäßig größten Raum des Buches einnehmen, erklärt sich eben» 
aus seiner Bestimmung. Bei dem immerhin beschränkten Umfange d«*s 
ganzen Buches (350 Seiten) können natürlich keine Sonderfalle behandelt 
werden, wie sie die physikalische und technische Praxis bietet. Dafür sind 
aber, wie in allen Teilen des Buches, die Grundlagen mit großer Sorgfalt 
entwickelt und mit ebenso großer Klarheit dargestellt. Die Behandlung«- 
weise könnte übrigens wieder die Frage anregen, woher es wohl komme, 






Rezensionen. 



157 



die Faraday-Maxwellsche Kraftlinienmethode mehr bei den gemia- 
hen Völkern, wie es scheint, als bei den romanischen in Aufnahme ge- 
en ist. Der Autor benutzt diese Methode wohl, aber doch eigentlich 
als einleitendes Mittel zur VeraiiscIniulU-hung, während sie bei uns und 
nders in England doch schon den Charakter einer quantitativen Methode 
;nominen hat. Die Sache selbst gewinnt natürlich durch verschieden- 
ge Behandlung, und der einseitigen Herrschaft einer Methode soll gewiß 
ht das Wort geredet werden. Aber für die praktischen Sonderfalle er- 
sieh doch die Kraftlinienmethode so zweckmäßig, daß man gerade in 
vorliegenden Buche einen Beitrag zu ihrem weiteren quantitativen 
bau, dessen sie noch sehr bedürftig ist, gewünscht hätte. Der vor- 
gend analytischen Behaudlungsweise wie auch der ganzen Anlage des 
hes entsprechend, werden auch Analogien zur Erläuterung nur selten 
gezogen, und deshalb sei zu deu einheitlichen und durchsichtigen Eut- 
klungen über veränderliche Strome nochmals bemerkt, daß zu ihrem 
irklichen Verständnis und zu ihrer verdienten Würdigung eine anschauliche 
r orstellung der physikalischen Tatsachen vorher gewonnen »ein muß. 

Das letzte Kapitel über elektromagnetische Schwingungen enthält die 
axwel Ische Lichttheorie, die Hertzschen Versuche und die Wanderung 
ler Energie nach der Auffassung von Poynting. Ein großer Teil des 
aier Mitgeteilten hat ja nun auch schon praktische Bedeutung erlangt, uud 
wegen der noch nicht häutigen übersichtlichen Behandlung dieser Gebiete 
■üehtl von manchem der letzte Teil des Buches am meisten geschätzt 
werden, selbst wenn er nicht unbedingt den Ansichten des Autors hel- 
lichten kann. Namentlich das Verhältnis der Modelle und Analogien zu 
n Gleichungen von Maxwell und Hertz wird nicht allgemein im Sinne 
s Autors aufgefaßt werden, uud sein Ausspruch „eine Theorie ist um M 
»•hrscheinlicher, je abstrakter sie ist" wird in dieser Form wohl berechtigten 
iclcrspnich finden. 

Berlin. A. Komi. 

Föppl. Graphische Statik. (Vorlesungen über technische Mechanik, 
Bd. II.) Leipzig HlOU, B. G. Teubner. 8°. 452 S. 166 Figuren im Text. 
„Mit diesem Bande gelaugt das ganze Werk, das vor drei Jahren mit 
Veröffentlichung des dritten Bandes begonnnen wurde, zum Abschlüsse . . . 
*» darf bei der Beurteilung des Werkes nach dieser Richtung hin | Auswahl 
* Stoffes und DarstellungsweiseJ nicht vergessen, daß es sich um Vor- 
gingen über technische Mechanik handelt, die nur in etwas erweiterter 
m veröffentlicht wurden. Weitergehende Ausführungen . . . darf man 
Vorlesungen, die für Studierende der ersten vier Semester gehalten 
ä «den, nicht erwarten." (Aus der Vorrede zu dem vorliegenden Bande.) 
Erstir Abschnitt. Zusammensetzung und Zerlegung der Krüfte am 
^teriellen Punkt und in der Ebene. 

Nachdem in § 1 und 2 Zusammensetzung und Zerlegung der au 

*m Punkte angreifenden Kräfte zugleich für Ebene und Raum behandeil. 

*»d, geht der Verfasser in § 'S unmittelbar zum Cremonaschen Kräfte- 

n über. Diese Anordnung ist für ein Lehrbuch aus didaktischen 

^cksichten als eine sehr glückliche zu betrachten. Der Kräfteplan führt 

*n Lernenden unmittelbar in tnediam rem und t. r 'b( ihm eine Vorahnung 



158 



Rezensionen 



von der umfassenden Tragweite des graphischen Verfahrens; durch die 
Behandlung reizvoller praktischer Beispiele wird das Interesse geweckt, 
zugleich schärft sich das Verständnis für die geometrische Summierung 
der Kräfte, die trotz ihrer prinzipiellen Unfaofcheit dem Hörer vielfach 
nirlit geläufig ist und gleich zu Anfang nicht gründlich genug betrieben 
und geübt werden kann. Auch vom mathematischen Gesichtspunkte am 
ist die rein algebraische Kräftezerlegung und Zusammensetzung einfacher 
als die graphischen Integrations verfahren, die sich als wichtige Anwendungen 
unmittelbar an die Theorie des Seilpolygons anzuschließen pflegen. 

Die Behandlung des Kriifteplanes ist relativ ausführlich, aber nach 
Ansicht des Referenten zu theoretisch. Die Kriterien für Zug und Druck- 
spannung, die erfahrungsgemäß dem Anfänger große Schwierigkeiten machen, 
ferner der Umfahrungssinn an Knotenpunkten und Gurtungen (um die 
richtige Anordnung der Stabspannungen und äußeren Kräfte zu finden) 
sind viel zu knapp oder gar nicht erörtert, während der ausführlich^ 
Existenzbeweis des reziproken Planes an dieser Stelle noch kaum verstanden 
werden dürfte. 

§ 7 bringt die Zusammensetzung von Kräften in der Ebene ohne Seil 
polygon, § 8 Zerlegung einer Kraft, nach drei Richtungen nach Cnlmanu 
Verfahren und der Ritt ersehen Moinentenmethode. Im Interesse de: 
ständigkeit des Werkes dürfte es liegen, den Begriff des statischen Moment 
zu erläutern und die Momentensätze, die hier benutzt werden, graphisch 
herzuleiten, statt auf die anderen Bände zu verweisen. 

In § 9 finden wir die Rittersche Methode auf Fachwerke mit Grund- 
figur, speziell den Folonce&u-Dachstuhl, angewandt. Unter deu Aufgaben 
wird ein ähnliches Beispiel durch Zergliederung des Fachwerks in einzelne 
Scheiben gelöst Dieses letztere Verfahren hätte vielleicht besser im Text 
Aufnahme gefunden. 

Der zweite Abschnitt ist dem Seileck gewidmet und beginnt mit der 
Zusammensetzung von zwei Kräften (§ 10 ). Über den Fall von « Kraftvn wird 
unseres Erachtens zu flüchtig hinweggegangen; allerdings rindet der Lernend-- 
in den Beispielen genügend Gelegenheit, sich auch diesen klar zu machen. 
Die Gerade, auf der sich zwei Seilpolygone schneiden, kommt in § 11, 
wieder nur für den Fall zweier Kräfte, zur Betrachtung. An dem Be* 
ist folgendes auszusetzen: Er stützt sieh, wie üblich, auf den Salz: „l.aufm 
in zwei vollständigen Vierecken fünf Paar Seiten parallel, so trifft tl, 
für das letzte. Paar jbu." Die Fassung dieses Satzes ist unvollständig, wie 
die nebenstehende Figur zeigt. Eine präzise Formulierung verlangt aus- 
führlicher« Betrachtung derartiger Vierecke. Will man dieselbe vermeiden, 
so kann man den Satz über die Achse zweier Seilecke graphostatisch her- 
leiten. Das wäre hier jedenfalls das natürlichste; denn Herr Föppl hat 
den beanstandeten Viereckssatz durch eine statische Betrachtung bewiesen, 
kann ihn also direkt ausschalten. Eine Schwierigkeit würde sich dabei 
herausstellen: Der rein graphostatische Beweis für den Satz von der Achse 
zweier Seilecke wird nämlich dann am elegantesten, wenn man in jedem 
Seilstrahl zwoi gleiche entgegengesetzte Kräfte sieht. Dies tut aber Herr 
Föppl nur mit dem ersten Seilstrahl, während er die analoge Auffassung 
für die andern Seilstrahlen ausdrücklich verwirft. Meines Wissens ist die 
Auffassung des Seilecks als eines wirklichen Gelenkpolygons so allgemein 




Rezension en. 



159 



gangbar, daß sie nicht ignoriert werden darf, selbst wenn der Verfasser 
ihr eine andere vorzieht. 

Es folgen: § 12, Zerlegung paralleler Kräfte nach zwei Richtungs- 
linien, § 13 — 15 Seilkurven, ihre Differentialgleichung und die Kettenlinie. 
Die Gelegenheit, an der Kettenlinie die ganze Eleganz der geometrischen 
Betrachtungsweise zu zeigen, hat sich der Verfasser entgehen lassen. 

£ 16 f, die Momenteniliiche (in eleganter und präziser Darstellung) 
§ 18 — 20 Ermittelung von Trägheitsmomenten, elastischen Linien und 
Flächeninhalten durch Seilpolygone. Es folgen 10 Aufgaben. Bei Auf- 
gabe 15 ist die zweite Lösung nicht angenähert, sondern falsch. Sie darf 
nur zur Ermittelung des Durchhanges angewandt, die Spannung des Seiles 
dagegen nicht unter Vernachlässigung des Eigengewichtes bestimmt werden. 

t Aufgabe 16 ist nur eine Wiederholung des Textes. Es könnt* zum mindesten 
die Kurve untersucht werden, durch die in diesem einfachen Fall die 
Momentenfläche begrenzt wird. 

Der dritte Abschnitt behandelt die Kräfte im Raum, und zwar das 
Kraftkreuz und das Kr&ftepaar in § 21 — 23. Die Auffassung des Krafte- 
paares als einer unendlich kleinen unendlich fernen Kraft bliebe besser 
ganz weg. Verfasser bespricht sie ohnehin sehr flüchtig. 

»Bei der Zusammensetzung von Kräftepaaren wird ein Parallelogramm 
in ein inhaltsgleiches verwandelt. Die hierbei angewandte planimetriscln* 
Konstruktion wird im Beweis gar nicht benutzt, ist also überHiissig. Der 
Wrf asser hätte sie aber graphostatisch deuten und dadurch den Beweis 
eleganter gestalten können. 

Als einer der besten Abschnitte darf § 24 gelten, der an der Hand 
der Kräftezerlegung die Eigenschaften des Nullsystems mit einer Durch- 
sichtigkeit und dabei so elementar behandelt, wie es die synthetische Geo- 
metrie nicht vermag. Es folgen in § 25 Praktische Ausführung und 
spezielle Fälle der Zusammensetzung, z. B. bei hyperboloidischer Lage, in 
§ 26 das Kraftkreuztetraeder, in § 27 die Zentralachse eines Kräftesystems, 
in § 28 analytische Behandlung. 

Zu erwähnen ist, daß von allen diesen theoretischen Erörterungen in 
dem ganzen Werke keine Anwendung gemacht wird. Auf die Sc hur sehe 
Methode, den Kräfteplan mittelst eines Nullaystems zu konstruieren, wird 
zwar hingewiesen, aber mit dem Zusatz: „Für die praktische Anwendung, 
die auch ohne solche, theoretisch interessante, in der Ausführung aber 
schwerer zu übersehende Hülfsmittel leicht zum Ziel gelangt, wird aber 
damit nicht viel gewonnen." (S. 154.) 

Man erwartet eine Anwendung der ganzen Betrachtungen auf die Zer- 
legung einer Kraft nach sechs Aktionelinien, Aber der hierauf bezügliche 
§ 29 ist von einer erstaunlichen Lückenhaftigkeit und einer geradezu gefähr- 
lichen Unklarheit der Darstellung. Nachdem die analytische Lösung der 
Aufgabe skizziert, und die notwendige und hinreichende Bedingung für das 
Unmöglichwerdeu der Zerlegung angeführt ist, heißt es: „Aus dieser ana- 
lytischen Bedingung lassen sich alle möglichen Ausnahmelalle ableiten. 
Anstattdessen wollen wir uns auf einfacherem Wege Rechenschaft darüber 
geben , welche besonderen Fälle bei Annahme der sechs gegebenen Rich- 
tungslinien unter allen Umständen (!) vermieden werden müssen." (S. 169.) 
Hiernach erwartet der Leser zweifellos eine erschöpfende genmetrische 




160 



Rezensionen. 







Erledigung. Statt dessen aber bespricht der Verfasser drei banale Spezial- 
fälle in ausführlicher Breite und schließt mit den Worten: „Überhaupt 
wird man aus dem weiter Folgenden erkennen, daß die wesentliche (!) 
Bedingung für den Ausnahmefall immer (!) darin besteht, daß man eine 
< m rade ziehen kann, die alle sechs Richtungsliaien trifft," (S. 171.) 

Wenn der Verfasser nicht auf graphostatischeui Gebiet den Ruf 
Autorität genösse, müßte man nach diesem Passus annehmen, daß ümi 
die wesentliche Bedingung des Ausnahmefalles bei der Abfassung picht 
gegenwättig war, zumal sie ja mit deu vorher entwickelten Hilfsmitteln in 
weniger Worten auszusprechen ist, als die hier angeführte falsche Bedingung. 

Auch die Zerlegung selbst wird nur in weuigen, dazu überflussig 
vereinfachten Fällen ausgeführt und für die allgemeine Lage ein zeichnerisch 
wie rechnerisch gleich unpraktisches Verfahren skizziert, bei dem unnötig! 1 
und möglicherweise imaginäre Irrationalitäten auftreten. Dennoch beginnt 
der Abschnitt mit den anspruchsvollen Worten: „Wir wollen uns jetzt 
überlegen, auf welche Weise die Zerlegung, falls sie nach dem Vorher- 
gehenden (!) überhaupt möglich ist, wirklich ausgeführt werden kann." 
(S. 171.) 

Eine gründliche Umarbeitung des § 29 ist bei einer Neuauflage des 
Werkes unbedingt erforderlich. 

Nach § 2y bringt der Verfasser in § 30 und in 5 Aufgaben spezielle 
Fälle zur Besprechung. 

Abschnitt IV. (Das ebene Fachwerk) ist wieder von großer Voll- 
ständigkeit und Gleichmäßigkeit der Bearbeitung. § 31 — 33 bringen die 
Einleitungen über die notwendige Stahzabl, die Gruudtigur und die Bildung* 
weisen des Fachwerks. Zur Berechnung der Grundfigur bringt § 34 das 
Stabvertauschungsverfahren, § 3ti die Methode der senkrechten Geschwindig- 
keiten und als Beispiel das Sechseck mit Hauptdiagonalen. Dasselbe wird 
in § 35 nach der Methode der imaginären Gelenke behandelt. Von der 
zweiten möglichen sechsknotigen Grundfigur werden unter den Aufgaben 
zwei spezielle Fülle durchgeführt, davon einer vermittelst eines drei Stäbe 
treffenden Schnittes nach Culmanns Methode. § 37 bringt den analytisch. ■ 
Nachweis, daß stabile Fach werke bei notwendiger Stabzahl statisch bestimmt 
sind nebst der bekannten Uiiikehrung, § 38 Fachwerkträger, § 39 Drei 
gelenkbogen. Folgen 6 Aufgaben. Zu bemerken ist noch, daß das Stab- 
vertauschungsverfahren auffallenderweise als „Methode von Henneberg" be- 
zeichnet ist. Nach Hennebergs Methode wird ein dreifach angeschlossener 
Knotenpunkt nebst seinen drei Stäben entfernt; das dadurch beweglich ge- 
wordene Fachwerk wird wieder starr gemacht, indem zirrl ilrrji-tiif/m Knoten- 
fitmkii r, ,!,,<„<)> „ irrrth'H, m, du tief rKijnttlf: cmgeSCMoS&H nur. Ihev 
Methode ist also zwar als Stabvertauschung zu interpretieren, aber nur als 
eine spezielle. 

Der fünfte Abschnitt (Das Fachwerk im Räume) bringt mit natur 
gemäß gebotener Einschränkung nach den unentbehrlichen allgemeine! 
Bemerkungen über die Zahl der notwendigen Stäbe und Auflagerbedingungei 

das Flechtwerk, in spezieller Ausführung als Schwedlerkuppel, Netzwerk 

kuppe), Touuennechtweikdach, Krahugerüst und Leipziger Kuppel. 

Im sechsten Abschnitt linden wir die elastischen Formänderungen statisclr~ 
bestimmter Fach werke nach der Methode von Maxwell-Mohr und der di 






: 




Rezensionen. 



161 



Verschiebungsplans sowie ihre Anwendung auf Berechnung der unbestimmten 
und Ausnahmefachwerke. 

In Abschnitt VII findet sich ein Überblick über Theorie der Tonuen- 
und Kuppelgewölbe aus Mauerwerk und eine elegante graphische Behandlung 
der durchlaufenden Träger auf mehreren Stützen nebst Ableitung der 
Hapeyronschen Gleichung der 3 Momente aus der Konstruktion. 

Nachdem ich die auf einzelne Abschnitte bezüglichen Bemerkungen 
»ereits in die Übersicht des Inhaltes eingeÜochten habe, bleibt mir noch 
einiges Allgemeine zu erwähnen. 

Die Aufgaben sind mit Ausnahme der oben erwähnten Nr. 16 geschickt 
gewählt und trotz ihrer Beziehung zur Praxis einfach und schnell zu 
bersehen. Sie dürften einen Hauptvorzug des Buches bilden. Doch glaube 
, daß die Anfügung einiger größerer, vollständig durchgeführter Beispiele 
uf Tafeln, eventuell in Buntdruck, wie in Müller-Breslaus Graphischer 
Statik, angebracht wäre. Nicht für die Studenten, die das Buch an der 
Hand des im Kolleg Gehörten verfolgen, sondern für die Minderheit der- 
jenigen, die nach dem Föpp Ischen Werk den Gegenstand selbständig 
erlernen wollen. 

Die breite, ausführliche Schreibweise des Verfassers ist aus den andern 
[landen bereits bekannt; für die vier letzten Abschnitte würde ich größerer 
fürze den Vorzug geben. Zwar liest sich das Ganze auffallend leicht 
und klar; aber es liegt die Gefahr vor, daß man, der Mühe des eigenen 
Nachdenkens allzusehr überhoben, über prinzipielle Schwierigkeiten ober- 
liichlich hinweggleitet. Wie dem auch sei, gerade hier urteilt der persön- 
iebe Geschmack souverän, und es ist schlechterdings unmöglich, es allen 
recht zu machen. Mau möge daher die eingangs citierten Worte der 
Vorrede nicht vergessen, wenn man sich bemüht, den Absichten des Verfassers 
erecht zu werden. 

Durch seine zahlreichen allgemeinen Zwischenbemerkungen über die 
Vorzüge und das Wesen der verschiedenen Metboden bringt der Verfasser 
zwar in die Nüchternheit des Gegenstandes eine wohltuende Anregung, 
reht aber stellenweise über das Maß des als objektiv Anerkannten hinaus 
und teilt persönliche Ansichten mit, die — ob nun mehr oder weniger 
diskutabel — jedenfalls nur vor ein Forum von Fachgenossen gehören, da- 
gegen in den Köpfen von Anfängern vorgefaßte Ansichten und daraus regul- 
ierende Vorurteile erzeugen. Hierzu rechne ich z. B. die oben citierte 
Äußerung über die Schur sehe Konstruktion des Kräfteplans. 

Eine andere derartige Bemerkung, der ich überdies einen Sinn nicht 
abzugewinnen vermag, steht auf S. 112 f: „Gerade hierin, daß ein beliebig 
veränderliches Trägheitsmoment [des Balkenquerschnitts bei Ermittelung der 
elastischen Linie] dem graphischen Verfahren gar keine besonderen Schwierig- 
ieiten macht, liegt gegenüber dem analytischen Verfahren, das in der 
unmittelbaren Integration der Differentialgleichung [£öd 8 y/dx s = — M\ 
>estebt, ein großer Vorzug" 

Dies klingt gerade, als ob das graphische Verfahren etwas zu leisten 

vermöchte, was die Rechnung nicht kann. Tatsächlich aber lauft doch die 

ntegration der Konstruktion völlig parallel, und welche Schwierigkeit ein 

veränderlicher Querschnitt gegenüber einein konstanten in die Rechnung 

Hingen soll, ist total unerfindlich. Der Ausdruck „unmittelbare Integration", 

Archiv der Matbematik ob J Physik UJ. Hcilie Vf. 11 



162 



Rezensionen. 



in dem Referent keinen Sinn erkennen kann, ist wie geschaffen, um bei 
Anfängern weit verbreitete falsche Ansichten über das Wesen der Inte- 
gration zu bestärken. 

Eine besonders charakteristische Belegstelle möchte ich noch aus § 1 
citieren. Nachdem der Verfasser die Entwicklung der analytischen Mechanik 
geschildert hat, fährt er fort: „Wie alle großen Bewegungen in der 
Wissenschaft schoß auch diese schließlich für längere Zeit über ein 
verständig gestecktes Ziel hinaus. . . . Zwar vermochte sich auch in jener 
Zeit wenigstens die Konstruktion des Kräfteparallelogramms zu behaupten. 
Selten genug mag es freilich wirklich im Maßstabe gezeichnet und zur un- 
mittelbaren Ableitung eines fertigen Resultates gebraucht worden sein. . . . 
Erst die Techniker, die mit dem 19. Jahrhundert als ein wesentlich mit- 
bestimmendes Element in den Kreis der wissenschaftlich Tätigen einzutreten 
begannen, haben hierin — wie in so vielen andern Dingen — Wandel 
geschaffen und sowohl die zeichnerische, wie die geometrische Behandlung 
der Mechanik wieder zu Ehren gebracht." 

Die von Herrn Föppl angeführten Tatsachen lassen sich nun genau 
ebensogut als Argumente gegen seine Behauptung verwenden, daß nämlich 
die analytische Mechanik über das Ziel hinausgeschossen und für die geo- 
metrische Behandlungswei.se schädlich gewesen sei: Infolge des Mangels an rein 
geometrischen Methoden, infolge ungenügender Genauigkeit des graphischen 
Rechnens für die astronomischen Probleme und infolge der Unmöglichkeit, die 
großen uinfussenden Siitze anders als analytisch abzuleiten und auszusprechen ' i, 
hatte sieh die analytische Methode in der, die Ergebnisse der Forschungen wieder- 
spiegelnden Literatur die Vorherrschaft gesichert. Daß aber die Verwendung 
geometrischer Anschauung in der Forschung und Geistestätigkeit selbst ver- 
schmäht worden sei, dagegen spricht die Tatsache, daß ihr Hauptwerkzeug, 
das Kräfteparallelogramm, sich im Gebrauch erhielt. Vor allem spricht 
dagegen, daß die Schaffung neuer geometrischer Methoden (projektive Geo- 
metrie), neuer, für graphisches Rechnen geeigneter Probleme") und neuer 
Arbeitskreise, die in Ermanglung tieferer mathematischer Vorbildung ein 
Bedürfnis nach geometrischen Methoden mitbrachten, daß diese ein sofortiges 
Aufleben der geometrischen Mechanik zur Folge hatten, und zwar unter 
Führung von Mannern, deren Kenntnisse noch nach der analytischen Methode 
erworben waren. 

Hiermit wollte ich zeigen, wie unübersichtlich und wenig geklärt die 
ganze Materie noch ist. Welche von den beiden gegenübergestellten Auf- 
fassungen richtig ist, ist hier gar nicht Gegenstand der Diskussion. Es 
handelt sich darum, daß vor Studierenden der ersten vier Semester solche 
Fragen überhaupt noch nicht aufgerollt, geschweige denn beantwortet werden 
sollen. In einer Zeit vollends, in der der angebliche Gegensatz zwischen 
Technik und Wissenschaft einen guten Teil seiner Nahrung aus Vorurteilen 
zieht, iBt diese Art doppelt gefährlich, persönliche Ansichten über un- 



1) Graph Stat ., Seite 4: „Für die Ableitung allgemein gültiger 8ätze ist die 
Rechnung gewöhnlich im Vorteil." 

2) Das Kräfteparallelogramm im Maßstab ku zeichnen, lag vor dem Auf- 
treten technischer reoMBBM gar kein Bedürfnis vor, da die Genauigkeit unzu- 
reichend war. 













Rezensionen. 



163 



abgeschlossene Fragen als historische Wahrheiten denen hinzustellen, die 
erst zum selbständigen Urteilen herangebildet werden sollen. 

Da man absprechende Urteile meist ausführlicher zu begründen pflegt, 
als zustimmende, weil jene beim Verfasser leichter Widerspruch erwecken 
als diese, so nehmen die ersteren vielfach den größeren Raum einen Referates 
ein. So auch hier. Doch hat Referent nicht die Absicht, mit seinen 
Ausstellungen ein absprechendes Gesamturteil zu begründen; diese betrafen 
größere and kleinere Einzelheiten, die, ob nun mehr oder weniger leicht 
abzuändern, jedenfalls auf die Gesaintanlage nach Auswahl, Anordnung 
und Behandlung des Stoffes und darum auch auf ein abschließendes 
Urteil über das Werk keinen entscheidenden Einfluß haben. Die Föpplscbe 
„Graphische Statik" ist eines der besten und der Auswahl des Stoffes nach 
das reichhaltigste unter den einleitenden Werken, die wir über dieses Ge- 
biet zur Zeit besitzen. 



Charlottenburg, im September 1902. 



liKKiiAi-u» Hessenueru. 



Doehlemanu, K. Projektive Geometrie in synthetischer Behandlung. 

Zweite, vermehrte und verbesserte Auflage. Mit 85 Figuren. Leipzig 
1901. Sammlung Göschen Nr. 72. 12°. 176 S. Preis 00 Pf. 

Die Notwendigkeit einer Neuauflage beweist, daß das Büchlein in 
weiteren Kreisen eine günstige Aufnahme gefunden hat. In der Tat ist es 
durch eine anschauliche, oft treffende Vergleiche heranziehende Schreibweise, 
durch die zahlreichen, gut ausgeführten Figuren 1 ) und das Absehen von 
einer strengen, für den Anfänger selten interessanten Darstellung zur ersten 
Einführung in den Gegenstand sehr geeignet. Für solche freilich, die etwas 
r in den Gegenstand einzudringen streben, wie Mathematik-Studierende, 
dürft« der Standpunkt, den der Verfasser eingenommen hat, zu niedrig, die 
Ausdrucksweise wissenschaftlich zu wenig präzis, die Beweisführung zu wenig 
strt-ng und der behandelte Stoff zu beschrankt sein. 

Zur Orientierung über den Inhalt seien die Überschriften der sieben 
Abschnitte hergesetzt: 1. Die Perspektive Beziehung der Grundgebilde, 
_' Harmonische Gebilde, 3. Die projektive Beziehung der einförmigen 
Grundgebilde, 4. Die projektive Beziehung auf dem gleichen Träger, ö. Die 
Kegelschnitte als Erzeugnisse projektiver Grundgebilde erster Stufe, 6. Die 
Polarentheorie der Kegelschnitte, 7. Die Kegel- und Regelfllichen zweiter 
Ordnung als Erzeugnisse projektiver Grundgebilde. 

Obgleich dem Verfasser jedenfalls nur ein sehr beschränkter Raum zu 
Gebote stand, so hätte er die metrischen Beziehungen bei Kegelschnitten, 
sbesondere die Brennpunkteigenschaften vielleicht doch nicht beiseite lassen 
und auch an früheren Stellen öfter auf den Zusammenhang mit der als be- 
kannt vorauszusetzenden Elementargeometrie eingehen sollen. Gerade hier- 
durch wird dem Anfänger der Wert der neuen Betrachtungen vor Augen 
geführt. In der jetzigen Form erscheinen die 92 ersten Seiten fast nur 
als Vorbereitung für die Lehre von den Kegelschnitten, es tritt zu wenig 



1) In dem mir vorliegenden Exemplare sind die Figuren 81, 32, 37 durch 
den Zweifarbendruck vrrunglflekt 

11* 




164 



Rezensionen. 



«Jas selbständige Interesse hervor, das diese Betrachtungen und Sätze ver- 
dienen. Der Säte z. B., daß die Gegeneckpaare eines vollständigen Vierseits 
aus einem Punkte durch Strahlenpaare einer Involution projiziert werden, 
sollte in keinem Buche über projektive Geometrie fehlen, weil aus diesem 
Fundamentalsatze eine große Menge metrischer Sätze über das Dreieck her- 
vorgehen, Ferner wird der Anfänger die Ableitung der ihm bekannten 
Kegelschnittsätze aus den vorgetragenen Lehren vermissen. 

Unter den angeführten Lehrbüchern der darstellenden Geometrie, welche 
die projektive Geometrie behandeln, vermisse ich das erste Werk dieser 
Art von W. Fiedler, unter den Lehrbüchern der projektiven Geometrie 
das von Em. Weyr. 

Auf S. 70 sind einige Kommata durch Punkte, als Zeichen der Mul- 
tiplikation, zu ersetzen. 

Wien, im Dezember 1902. E. Müllkr. 






Haussner, It. Darstellende Geometrie. Erster Teil: Elemente: 
Eben flächige Gebilde. Mit 100 Figuren im Text. Leipzig 1902. 
Sammlung Göschen Nr. 142. 12°. 192 S. Preis 80 Pf. 

Nach dem in der Einleitung (S. 18) ausgesprochenen Plane des Ver- 
fassers soll die darstellende Geometrie in drei Bändchen ziemlich vollständig 
zur Behandlung kommen. Wir haben also in dem vorliegenden Bändchen 
den ersten Teil eines kurz gefaßten, aber systematischen Lehrbuches der 
darstellenden Geometrie vor uns, worin die Darstellung von Punkten, Ge- 
raden, Ebenen und ebenflächigen Gebilden und die Lösung der wichtigsten 
Aufgaben über sie (inklusive Durchdringung ebenÜUchiger Körper) klar 
besprochen und durch zahlreiche, gut ausgeführte Figuren erläutert werden. 
Außerdem ist ein Abschnitt der schiefen Projektion gewidmet. 

Nach dem Muster von Rohn-Papperitz behandet der Verfasser im 
ersten Abschnitt die allgemeine Parallelprojektion ebener Gebilde und schließt 
daran die Eigenschaften ihrer Affinität, die dann zur Ableitung von Ellipsen- 
Eigenschaften und Konstruktionen Verwendung finden. Über die päda- 
gogische Zweckmäßigkeit dieses Vorganges sind die Meinungen geteilt; daß 
aber der Verfasser im I. Abschnitte die schiefe Projektion ziemlich aus- 
führlich erläutert und erst im EH. Abschnitt (auf S. 62!) zur orthogonalen 
Projektion übergeht, dürfte wohl nur bei wenigen Zustimmung finden. Der 
Behandlung des Dreikants scheint mir für dieses Büchlein zu viel Raum 
(16 S.) gewidmet zu sein. 

Von Unkorrektheiten, die mir beim Durchlesen aufgefallen sind, möchte 
ich anführen: 

S. 25. Der Satz am Ende von Nr. 12 gehört noch nicht hierher, da 
erst in der nächsten Nummer definiert wird, was man unter perspektiv- 
affiuen Systemen derselben Ebene versteht. 

S. 51. Daß die Werte o >• 180° selten gebraucht werden, ist nicht 
richtig. Einzelheiten von Gesimsen und Dachstühlen zeichnet man meist 
in Untersicht. 

S. 58. Die auf die Figuren 24 a und 24b sich beziehenden Bemerkungen 
über die wahren Umrisse des geraden Kreiskegels und Kreiscylinders müssen 




Rezensionen. 



165 



korrigiert werden. Die Ebene der beiden Umrißerzeugenden steht nicht zur 
Richtung der Projektionsstrahlen senkrecht. 

S. 66. Die Fußnote ist überflüssig, da in Fig. 27 der umgelegte 

Punkt nicht mit P bezeichnet ist. 

S. 85. Die eingangs von Nr. 54 gemachte Bemerkung, daß man eine 
Ebene ffeuökulicJi durch ihre Spuren bestimme, paßt, nur für die Theorie. 
Im technischen Zeichnen finden Spuren so gut wie keine Verwendung, 
worauf übrigens schon Klingenfeld 1851 hingewiesen hat. 

Wenn auch das Büchlein wenig Eigenartiges aufweist, sich von anderen 
in Anlage und Stoffauswahl nur wenig unterscheidet, so muß jedoch 
hervorgehoben werden, daß es jedem Anfänger zur Einführung in den 
Gegenstand gute Dienste leisten wird. 

Wien, im Dezember 1902. E. Müller. 






HolzmülU-r, («. Elemente der Stereometrie in. 

<!. J. Göschen. 8°. XII u. 333 S. 



Leipzig 1902, 






Dieser Band, ,.der Untersuchung und Konstruktion schwierigerer 
Raumgebilde" gewidmet, behandelt im ersten Abschnitt die Guldinsche 
Regel und ihre vielfachen Erweiterungen und Anwendungen. Die folgenden 
Abschnitte gehören streng genommen nicht mehr zur Stereometrie; in ihnen 
hat der Verf. die Begriffe der Flächenlehre an Beispielen zum Verständnis 
zu bringen gesucht. Sehraubcnregelnächen und Röhrenflächen werden auf 
Abwickelbarkeit, Biegung und konforme Abbildung untersucht; damit ist 
eine Betrachtung der Krümmungslim>n und lsuthcrmcn Kiirvenscharen ver- 
bunden. Auch werden die Gebilde einer Transformation nach reziproken 
Radien unterzogen. Die vielen beigegebenen Zeichnungen sind gute Bei- 
spiele der darstellenden Geometrie und bringen die Darlegungen des Textes 
geeignet zur Anschauung. — Es ist klar, daß bei einer elementaren Be- 
handlung der Flächenlehre große Vorsicht bei der Begriffsbildung angewendet, 
werden muß. Im allgemeinen sind auch die Schlüsse des Verf. einwandfrei 
Nur einen Punkt muß ich erwähnen, der zu Bedenken Anlaß gibt: das sind 
die Miniinalfläehen. Auf S. 16 wird die Mininialschraubenregelfläehe und 
auf S. 122 das Katenoid als Minimalfläche so begründet: „Da die Ver- 
bindungslinie zwischen Cylinderachse und Schraubenlinie stets eine kürzeste 
Linie ist, hat die Fläche . . . den Charakter einer Minimalfläche" und „diese 
Linien bleiben bei der Verbiegung kürzeste Linien, folglich muß die durch 
Biegung entstehende Fläche eine MinimaLfläche bleiben". Danach müßte ja jede 
Fläche eine Minimalfläche sein! In dem zweiten angeführten Satz ist außerdem 
ein anderer Fehler enthalten, der S. 201 noch einmal explizite ausgesprochen 
wird, nämlich: „Minimalfl stehen bleiben bei der Verbiegung Mitiimalflächen". 
Dieser Satz ist falsch. Man vergl. darüber Bianehi § 194 — 196, wo die 
allgemeinste Verbiegung von Minimalflächen ermittelt wird, bei der die 
Fläche beständig Minimalfläche bleibt, und wo über so beschaffene, asso- 
ziierte Minimalftächen Sätze abgeleitet werden. 

Dortmund. H. Kühne. 




166 



Rezensionen. 



Abhandlungen zur Geschichte der mathematischen Wissenschaften 
mit Einschluß ihrer Anwendungen. (Begründet von Moritz Cantor.) 
15. Heft, mit 76 Abbildungen im Text. Sautirbeek, Paill, Einleitung 
in die analytische Geometrie der höheren algebraischen Kurven nach 
den Methoden von Jean Paul de Gua de Makes 1665. Bei B. G. Teubner, 
Leipzig 1902. 
Das 1740 gedruckte Buch „Usuffes de Vanalyse de Descartes" von Jean 
Paul de Gua de Malves war so gut wie in Vergessenheit geraten, als 
A. von Drill in der ihm angehörenden ersten Hälfte des gemeinsam mit 
M. Noether bearbeiteten Berichtes über die Theorie der algebraischen 
Funktionen (1894) neuerdings die Aufmerksamkeit darauf lenkte, indem er 
ihm 3 Seiten widmete. Referent hat alsdann im III. Bande seiner Vor- 
lesungen über Geschichte der Mathematik (1898, 2. Auflage 1901) in ver- 
schiedenen Kapiteln über das Buch berichtet. H. Sauerbeck ißt einen 
wesentlichen Schritt weitergegangen. Er hat in dem uns heute vorliegenden 
Bändchen den ganzen Inhalt von Gua de Malves' Untersuchungen, man 
möchte beinahe sagen, in moderne Sprache übersetzt und dadurch dem 
Leser nahe gebracht. Ganz richtig wäre die Bezeichnung als Übersetzung 
indessen doch nicht, da Herr Sauerbeck vielfach über seine unmittelbare 
Vorlage hinausgehend auch Ergebnisse anderer Schriftsteller mit hinein 
verwebt hat. So ist sein von ihm selbst gewählter Titel „Einleitung in 
die analytische Geometrie der höheren algebraischen Kurven nach den 
Methoden von Jean Paul de Gua de Malves" zutreffender. Es ist ein Buch, 
welches sehr gut als Vorschule zu Dureges Ebene Kurven 3. Ordnung und 
zu Salmon -Fiedlers Höhere ebene Kurven dienen kann, welches aber 
zugleich geeignet ist, Freude an geschichtlichen Entwicklungen zu wecken. 
Daß Referent gerade in diesem letzteren Umstände einen besonderen Vorzug 
des Buches sieht, braucht er nicht zu rechtfertigen. 

Heidelberg. M. Cantor. 

llofmailll. Sammln ng von Aufgaben aun der Arithmetik und 
Algebra. Für Gymnasien und Realschulen. Zweiter Teil. Algebraische 
Aufgaben. (Erste Abteilung.) Zehnt« unveränderte Auflage. Bayreuth, 
Wilhelm Grau 1902. IV u. 336 S. 3 Mk. 

Daß dieses Buch sehr reichhaltig ist, wird nicht Wunder nehmen, da 
es den Umfang der bekannten Bardeyschen Aufgabensammlung hat und 
doch nur den Stoff bis zu den linearen Gleichungen einschließlich behandelt. 
Hinzu tritt freilich ein Abschnitt von 5 Seiten über Kettenbrüche und un- 
bestimmte Gleichungen, von dem wir nicht recht wissen, wie er auf dieser 
Unterrichtsstufe behandelt werden soll. Die Anordnung ist im übrigen 
übersichtlich, die Stufenfolge vom Leichteren zum Schwierigeren gut ein- 
gehalten. Für die Hand des Lehrers, der eine reichere Auswahl von Auf- 
gaben wünscht, wird sich das Buch, dessen zahlreiche Auflagen für seine 
Verwendbarkeit sprechen, durchaus nützlich erweisen. In Anbetracht dessen, 
daß es nur für eine kurze Zeit des Schulunterrichtes ausreicht, erscheint 
sein Preis zu hoch, als daß die Einführung desselben in norddeutschen 
Schulen sich empfehlen ließe. 

Charlottenburg. H. Samter. 



Rezensionen. 



167 






Karl Weierstraß. Mathomatische Werke. Vierter Band. Vorlesungen 
über die Theorie der Abelsehen Transcendenten. Bearbeitet von G. Hettner 
und J. Knoblauch. Berlin 1903, Mayer und Müller. 

Der vierte Band von Weierstraß' Werken, der die mit Spannung er- 
warteten Vorlesungen über die Theorie der Abelsehen Funktionen enthalt, 
liegt vor uns. Zunächst sind wir den beiden Herausgebern Hettner und 
Knoblauch für die mit größter Sorgfalt und Pietät durchgeführte Arbeit 
der Herausgabe zu Dank verpflichtet, wenn uns jetzt diese große Theorie 
in authentischer Form vorliegt, von der wir, die wir uns nicht zu Weierstraß' 
unmittelbaren Schulen rechnen dürfen, uns nur ein unvollständiges Bild 
macheu konnten, besonders nach den Referaten von RHU und Noether 
in den „Berichten der deutschen Mathematiker- Vereinigung" und von 
Wirtinger in der „Encyklopädie der mathematischen Wissenschaften". 

Wir erfahren aus der Einleitung, daß Weierstraß, der schon im 
Jahre 1S47 die ersten Grundlagen für die Theorie der allgemeinen hyper- 
elliptischen Funktionen gelegt hat, im Jahre 1857 der Berliner Akademie 
eine Theorie der allgemeinen Abelschen Funktionen übergeben hat, die be- 
reits zum Druck gegeben war, als Riemanns Arbeit über den gleichen 
Gegenstand erschien. Dies Zusammentreffen bewog Weierstraß, seine 
Theorie einstweilen zurückzuziehen und noch mehr als 12 Jahre lang aufs 
neue zu überdenken und zu überarbeiten, bis er ihr die Gestalt gegeben 
hat, die er für die de&nitive hielt, und die er seitdem, wie es scheint 
mit nur unerheblichen Abweichungen, in seinen Vorlesungen vorgetragen 
hat Der vorliegenden Ausgabe liegen die Vorlesungen aus den Jahren 
1875—76 zu Grunde. 

Was Weierstraß gegen Riemanns Weg geltend gemacht hat, war 
die Anwendung des „Dirichletschen Prinzips", dessen Beweis eine Lücke 
aufwies, ähnlich der, die schon früher Dirichlet bei den Steinerseben 
Untersuchungen über geometrische Maxima und Minima aufgedeckt hat, über 
die bei anderen Gelegenheiten selbst Cauchy und Gauß mit Stillschweigen 
hinweggegangen waren, nämlich, daß nicht genügend zwischen Minimum 
und unterer QrtHK unterschieden war. 

Gibt man das Dirichletsche Prinzip zu, dessen festere Begründung 
neuere Untersuchungen in der Mathematik anstreben, dann führt der Rie- 
m an n sehe Weg mit einer nicht zu übertreffenden Allgemeinheit und Ein- 
fachheit zum Ziele. Gibt man aber mit Beibehaltung der übrigen Gedanken 
Riemanns dies angefochtene Prinzip preis, so sieht man sich zu gewissen 
Einschränkungen in der Allgemeinheit der Voraussetzungen gezwungen, 
die Riemann selbst bereits an einigen Stellen andeutet, und die später 
von Clebsch und Gordan, Brill, Noether 0. a. genauer abgegrenzt 
worden sind. 

Weierstraß benutzt zur Überwindung dieser Schwierigkeit, was ihm 
überhaupt für die sicherste Grundlage der Funktionentheorie galt, die Ibtetu- 
reihe. Er zeigt, wie man jede algebraische Abhängigkeit zwischen zwei 
Veränderlichen r. y dadurch darstellen kann, daß man beide Variable in 
Reihen entwickelt, die nach aufsteigenden Potenzen mit ganzzahligen Ex- 
ponenten fortschreiten. Diese Potenzreihen konvergieren in einer gewissen 
„Umgebung" eines Wertepaares «, b von x und y und definieren das, was 
Weierstraß ein „Funktionenelemen? 1 nennt. 



168 



Rezensionen. 









An einer späteren Stelle wird dann nachgewiesen, daß man den ganzen 
Wertvorrat der Variablen xy durch eine endliche Anzahl s»}ehet Finiltions- 
elemcntc erschöpfen kann, und damit ist die Grundlage für die stetige Fort- 
setzung gewonnen. Natürliche Grenzen, wie sie bei transcendenten Funktionen 
auftreten, über die hinaus die Funktionen nicht stetig fortsetzbar sind, 
kommen bei den algebraischen Funktionen nicht vor. 

Ein anderer Weg der Erforschung der algebraischen Funktionen, der 
dem Weierstraßschen an Allgemeinheit und Strenge nicht nachsteht, ihn 
an Einfachheit der Grundgedanken noch übertrifft, ist der sogenannte 
arithmetische Weg, der nur die der Arithmetik und Algebra eigentümlichen 
Hilfsmittel, d. h. die rationalen Rechenoperationen benutzt. Freilich hat 
diese Methode, in voller Reinheit angewandt, ihre Grenze da, wo die 
Integrale und die Periodizitütsmoduha anfangen eine Rolle zu spielen, und um 
hier weiter zu kommen, ist neuerdings (von Hensel und Landsberg) die 
Potenzreihe mit der arithmetischen Methode in Verbindung gebracht worden 

Der geneigte Leser wolle es dem in Riemannschen Anschauungen grau 
gewordenen Referenten zu gute halten, wenn er es versucht, sich die Weier- 
straßschen Gedanken in seine Sprache, nämlich in die Riemannsche Aus- 
drucksweise zu übersetzen, wiewohl Weierstraß selbst jeden Anklang daran, 
so nahe er bisweilen liegt, geflissentlich zu vermeiden seheint. Vielleicht 
wird manchem Leser der Zugang zu den vorliegenden Vorlesungen dadurch 
erleichtert. 

Das erste und wichtigste ist die Einführung der charakteristischen Zahl, 
die Wpierstraß den Rang der algebraischen Funktion nennt und mit r> 
bezeichnet, die bei Riemann ohne besonderen Namen durchweg mit p be- 
zeichnet wird, und die jetzt vielfach das Geschlecht genannt wird. (Nach 
Clebsch, Grelles Journal 64, 43.) 

Bei Riemann erscheint diese Zahl abgeleitet aus der Ordnung des 
Zusammenhangs der Fläche, die ihm den Verlauf der algebraischen Funktion 
darstellt, also aus der Geometrie der Lage, durch die Anschauung, ganz 
ohne Rechnung. Weierstraß leitet sie ab aus den algebraischen Funktionen 
selbst, und zwar in folgender Weise. 

Man kann sich zunächst — vielleicht durch ein Beispiel — überzeugen, 
daß eine algebraische Abhängigkeit bei der x und y beide rationale 
Funktionen einer einzigen Variablen t sind, nur ein spezieller Fall ist, der 
ein für allema! ausgeschlossen wird. Nennen wir den Inbegriff aller ni 
nalen Funktionen der beiden, durch f{xy) = verbundenen Variablen 
einen Kiirper algebraischer Funktionen (nach Dedekind), so läßt sich 
schließen, daß es in einem Körper keine Funktionen gibt, die nur in einem 
Punkte verschwinden. Man nehme daher eine Funktion F = -F(f, §) eines 
variablen Punktes f, die als Funktion von J in irgend welchen Punkten j, 
«j, «j, ■ ■ ■, a m unendlich in der ersten Ordnung wird, und bezeichne die den 
Tunkten f, £, Bf a , • • •, a m entsprechenden Werte der unabhängigen Variablen 
mit s , x, « lt • • •, cf m . Die Funktion F wird so normiert, daß die (— l)te 
Potenz in der Entwicklung nach steigenden Potenzen von t — x den Koeffi- 
zienten 1 erhält, und ist dadurch bis auf eine additive, von £ unabhängige 
Größe bestimmt. 

Wenn nun eine Funktion .F, (£) existiert, die nur in den Punkten 
tf u "») " ' "i a m °^ er "* emem Teil von ihnen, unter denen sich ct m befinden 







Rezensionen. 



169 









möge, unendlich in der ersten Ordnung wird, so kann man die Konstante C 
so bestimmen, daß F — Cf\ zwar noch in £, aber sonst nur noch in den 

l) Punkten a, , c 8 , ■ ■ ■, tt m _ , oder einem Teil von ihnen unendlich wird, 
und wenn man so fortfahrt, erhält man schließlich eine Funktion F, die 
nur in £, a,, Oj, - - -, a unendlich wird, worin »,, a f , ■ - ■, a solche Punkte 
sind, die nicht für sich die Unendlichkeitspunkte einer Funktion des Körpers 
sein können. 

Die Zahl ,u ist jedenfalls positiv; sie kann aber noch von der Lage 
der Punkte «j, a t , ■ ■ ■ abhängen. Es wird jedoch einen Wert gehen, den sie 
zwar erreichen, aber nicht überschreiten kann, und dies ist die Zahl g, die 
den Rang bestimmt. 

Es gibt also eine Funktion F, die in dem beliebigen Punkte f und 
in (i als fest betrachteten Punkten k,, a t , ■ • -, u unendlich wird, und diese 
Funktion ist vollständig bestimmt, wenn noch festgesetzt wird, daß das 
Produkt (z — r)F im Punkt £ gleich 1 sei, und daß sie in einem gegebenen 
Punkt a verschwinden soll. Diese Funktion bezeichnet Weierstraß mit 
H(xy, x'y). Ich will sie hier mit H(£, ij) bezeichnen. 

Bezeichnen wir nach Riemanns Weise mit ^(f) das Norraalintegral 
der zweiten Art (Gattung), dem wir die obere Grenze f, die untere Grenze 
«0 geben, so erhält diese Funktion Zf(£, jj) den Ausdruck 

H(t, i) = t^t) + fliOD^Cö + ",(IK S (£) + • • • + //,(!)<„, (0 , 

worin die Koeffizienten //,, H 3 , • • •, // nacn ? konstant sind und so be- 
stimmt werden müssen, daß die Periodizitätsmoduln von I/(f, |) verschwinden. 
Dadurch ergeben sie sich als Funktionen des Punktes {. 

Ist a 4 einer der Punkte a lr n t , • • ', «., so entwickelt Weierstraß 
die Funktion /7(f, |), als Funktion des ersten Punktes f betrachtet, in der 
Umgebung des Punktes a { nach aufsteigenden Potenzen von z — a ( .. ') Die 
Entwicklungskoeffizienten sind Funktionen des Punktes §, und entsprechend 
den o Punkten a. ergeben sich p Reihen solcher Funktionen. 

Von besonderer Wichtigkeit sind die Koeffizienten der ( — l)ten Potenz, 
die nichts anderes sind als die Koeffizienten 

2^(1), H t (l\ ••-, i/ p (!) 

unserer Darstellung, die bei Weierstraß mit H(x'y') bezeichnet sind; ferner 
die Koeffizienten der (-fl)ten Potenz, die Weierstraß H'{x'tf)a nennt, 
die wir mit ' 2/; (|), ;/,(£),..., J, e (g) 

bezeichnen wollen. 

Die Koeffizienten H t (l-) bestimmen sich daraus, daß die Periodizitäts- 
moduln von H (f, £) gleich Null sein müssen. Die Periodizitätsmoduln eines 
Normalintegrals zweiter Gattung t a sind aber teils gleich Null, teils haben 

fd» x \ 
sie den Wert — 2 f , ) , wenn u t> « 8 , « • ♦, u die Normalintegrale erster 

Gattung sind. Daher ergeben sich die Bedingungen 



-fflä 



dz /'. 



+ //, 



®m. 



+ • • ■ + ä 



a>(£) 



■i. *. 



1) Weierstraß entwickelt allgemeiner nach Potenzen einer Hufs variablen, t. 
Der Kürze wegen nehme ich hier z — a, für L 



170 Rezensionen. 

und für die i/ ( (£) erhall man die Formel 



**» -4.(58,+ v.+ 4,£) 



worin A die Determinanten 



(da t \ /dt^ 



.dz, 



.da, 



dt 



und A Kt ihre Unterdeterminanten sind. Es sind also die //,(£) «in System 
von p linear unabhängigen Integrandcn erster Gattung. 

Für die Funktionen H' x (£) erhält man durch Differentiation (nach dem 
Taylorschen Lehrsatz) 






dt„ (£) 



u 



Es ist aber für irgend zwei Nornialintegrale < (|), ^(5) der zweiten 
Gattung') 

V d* /^~\ dz Ja' 

und folglich ist 

fl .'(0 - (£), + H«) Cil + • • • + »,(Ö (£).■ 



Setzt man 






so sind die 0^ in Bezug auf | konstant, und es folgt 

dt„ (t) 
K® " -jt + Q •*,(!) + ■ • ■ + C le H e ®. 

Es ist also tt[(i), abgesehen von dem additiven Integrandea erster 
Gattung C it H t (£) + ■ • • -f G llt H (i) r gleich dem Integranden zweiter 

dt a (&) * v 

Gattung — -£ — . 

Der Ausdruck von 2/(£, £) durch die Integrale <(f) zeigt nun, daß 
diese Funktion, als Funktion von £ betrachtet, nur unendlich wird, wenn ? 
in einen der Punkte £ oder et,, fallt, oder in solche Punkte, in denen 
eine der Funktionen erster Gattung H t (l) unendlich wird. Glieder mit der 
( — l)ten Potenz treten nur in der Umgebung von £ und von o„ auf, und 
es ist also das Integral 

fB(t t £)dx 

ein Integral dritter Gattung mit den beiden logarithmischen Unstetig- 
keitsstellen g = f , | — o,,; es wird sodann weiter gezeigt, daß sich jede 

1) Über die hier benutzten Satze über Nonnalintegrale Iter und 2ter Gattung 
vergleiche man die Arbeit des Referenten in Crelles Journal Bd. 70. 











Rezensionen. 



171 



Funktion des Körpers linear und mit konstanten Koeffizienten zusammen- 
tzen läßt aus den Funktionen 

fl-,8), • • -, i/ t (6), //;(|), • • •, i/;(i), h& |), 

wenn in //(£, |) für f eine endliche Anzahl verschiedener Punkte gesetzt 
wird, abgesehen von einer Funktion, die der Differentialquotient einer dem 
Körper Angehörigen Funktion ist. Alle Integrale können aSso durch die 
Integrale dieser Funktionen und durch eine algebraische Funktion des Körpers 
itellt werden. 

Die Integrale dritter Gattung wendet Weierstraß an, um die Prim- 
Funktionen zu konstruieren. Es sind dies transcendente Funktionen, die 
nur in je einem Punkte Null und unendlich werden, and jede Funktion des 
Körpers läßt sich als ein Produkt aus solchen Funktionen darstellen. 

Nimmt man das Integral 

Ä(f) =fH(t, l)dx 



,uf einem geschlossenen Integrationsweg, so erhält man einen Periodizitäls- 
niodul des Integrals dritter Gattung. Es ist eine transcendente Funktion 
des Punktes £, die, wenn J mit keinem der Punkte «,, «j, • • •, a. zusammen- 
fällt und der Integrationsweg nicht über den Punkt J fühlt, nient unendlich 
wird, Wenn aber der Punkt f den Integrationsweg überschreitet, so ändert 
«ich Ä(|) unstetig um ein Vielfaches von 2»»'. Setzt man also 

so wird diese Funktion nirgends Null oder unendlich, außer in dem Punkte «, 
und ändert sich auch beim Überschreiten des Integrationswegs stetig. 
Nimmt man irgend zwei feste Punkte | , £, , und bildet 

f. 
»<fcft * ) =/#(?, £)dx, 

so erhält man eine (transcendente) Funktion von f, die in den Punkten § , | t 
ogarithmisch unendlich wird, und außerdem die Punkte «,, <*,, • • •, « p 
zu singnlären Stellen hat. In dem Punkte a wird ü = 0. 
Setzt man also ,,,. „ . , t)/ . . . K 

so erhält man eine Funktion von f, die in | t verschwindet, in | fl unendlich 
wird, in « den Wert 1 annimmt, außerdem aber noch in den Punkten a t , 
, a sieh in bestimmter Weise singulär verhält, wie man aus der 
Darstellung von //(£, £) durch die Integrale zweiter Gattung leieht findet. 
Die Funktionen B(?;^, | ) heißen die Primfunkiionen. Wenn -R(f) 
irgend eine Funktion des Körpers ist, die in den r Punkten 

verschwindet, und in den r Punkten 

in !j» 



■,*; 



unendlich groß wird, so ordne man diese Punkte in beliebiger Weise zu 
Paaren |j|j ; |gi^ ; ■ • •; § r |r. Bestimmt man einen konstanten Faktor bei i?(|), 



172 



Rezensionen. 



so daß fl(er )=l wird, so kann man, bei richtiger Bestimmung der Integration s- 
wege in den E- Funktionen immer setzen: 

B(f) = .Etf; yj • J5(f; $,Q ■ ■ - E(ti U)i 

wodurch die Funktion R in ähnlicher Weise in einfache Faktoren (Prim- 
faktoren) zerlegt ist, wie rann die rationalen Funktionen einer Variablen 
in lineare Faktoren zerlegen kann. 

Bei dem Gang, den die Weierstraßsche Entwicklung nimmt, werden 
in systematischem Fortschritt nach den algebraischen Funktionen im zweiten 
Teil die Theorie der Integrale und Periodizitätsmoduln behandelt, während 
der dritte Teil den Umkehrproblemen und damit in Zusammenhang den Theta- 
Funktionen gewidmet ist. Es ist dies ein wesentlicher Unterschied gegenüber 
der Riemannschen Behandlungsweise, bei der die Integrale mit ihren 
Unstetigkeiten an den Querschnitten eigentlich das Primäre sind, aus dem 
die Funktionen des Körpers orst als Spezialfälle abgeleitet werden, und bei 
der dann die Thetafunktion als ein neues Hilfsmittel der Untersuchung 
dieser Funktionen unvermittelt hinzutritt. 

Ein Bericht über eine große Weierstraßsche Vorlesung kann der 
Natur der Sache nach nicht ganz kurz sein. Er wird überdies nur dem ein 
Bild geben können, der mit dem Gegenstande selbst schon einigermaßen 
vertraut ist. Um aber die Grenzen eines Referates nicht allzusehr zu über- 
schreiten, breche ich hier ab, ohne auf die späteren Teile, namentlich die 
Behandlung des Umkehrproblems naher einzugehen. Ich darf dies um so 
eher tun, als der erste, auf die algebraischen Funktionen bezügliche Teil 
am eingehendsten durchgearbeitet ist, und wohl auch sachlich das meiste 
Interesse bietet. 

Ich schließe mit dem Ausdruck des Dankes an die beiden Herausgeber 
und an alle, die daran mitgewirkt haben, daß uns dieses schöne Werk in 
so vollendeter Form und so vornehmer Ausstattung geboten ist. 

Straßburg, Juni 1903. H. Weber. 















Annuaire pour 1'axt 1903, publie" par le bureau des longitud.es. Paris 
1903, Gauthier-Villars. 803 S. fr. 1,50. 

Die Verlagsbuchhandlung Gauthier-Villars hat soeben, wie in jedem 
Jahr, das Annuaire du bureau des longitudes ausgegeben. Dieses in drei 
Teilen, einem astronomischen, einem physikalischen und chemischen, und 
einem geographischen und statistischen, über 800 Seiten starke Bündchen 
bringt wieder eine Fülle von Zahlen, Tabellen und Karten, die dem Ver- 
treter der reinen wie dem der angewandten Wissenschaften durchaus unent- 
behrlich sind. Angehängt sind diesmal folgende Abhandlungen: Etoiles 
Klantcs et cometes, par M. R. Radau; Science et poesie, par M. J. Jansen; 
Note sur les travaux executes a l'observatoire du sommet du Mont. Blanc 
en 1902, par M. J. Janssen; Discours prononces pur M. M. Bassot et 
Poincare aux funerailles de M. A. Cornu; Discours prononces par 
M. M. Bouquet de la Grye, Bassot, Loewy, Janssen et van de Sande 
Bakhuyzen aux funerailles de M. Faye. Und dabei kostet der Band 
nur 1,50 fr.! 

Berlin. E. Jahnke. 







Vermischte Mitteilungen. 



1. Aufgaben and Lehrsätze. 



86. (Äi 






us einem Brief 1 ) von IL C. Seh umach er an JacobL) — Wenn Sie 
in der Langenweile des Bades einmal ein Elementarproblem ansehen mögen, 
so würde ich es wagen Sie um Belehrung über eine Aufgabe zu bitten, die 
meine schwachen Kräfte lauge fruchtlos beschäftigt, und mich in Komplikationen 
gebracht bat, aus denen ich keinen Ausweg sehe. Es ist diese. Wenn 
man in einem gradlinichten Dreiecke die 3 innerhalb liegenden Quadrate 
beschreibt, von denen eine Seite in eine Seite des Dreiecks fäUt, und die 
beiden andern Winkelpunkte in den beiden andern Seiten des Dreiecks 
liegen, so kann man die Mittelpunkte dieser Quadrate wiederum durch grade 
Linien verbinden, und erhält ein zweites Dreieck, in dem man wieder 
Ö Quadrate unter den vorigen Bedingungen beschreibt, deren durch grade 
Linien verbundene Mittelpuncte ein 3. Dreieck geben, in dem man wieder 
Quadrate beschreibt, die ein 4. Dreieck geben, und so in innnitum. Was 
ist die Grenze, der man sich so nähert? eine Linie, oder ein Punkt, oder 
beides nachdem man das ursprüngliche Dreieck annimmt? und wenn beides 
in gewissen Fällen möglich ist, welche Bedingungen finden statt, damit es 
das eine oder das andere sei? Bei dem gleichseitigen Dreieck ist es 
offenbar ein Funkt, bei dem rechtwinklichten Dreiecke giebt schon das zweite 
Dreieck (weil die Quadrate, deren Seiten in den Gatheten liegen, zusauimen- 
f&üenj eine Linie. Ich habe mich ausdrücklich auf die inneren Quadrate 
beschränkt, weil noch drei äußere hinzukommen, wenn man das Dreieck als 
ein System von 3 unbegrenzten Linien betrachtet. 

Ein Lector der Mathematik aus Christiania, der mich bei der Durchreise 
durch Altona gerade nicht in der besten Laune mit diesem Problem be- 
schäftigt fand, versprach mir die Auflösung aus dem irsten Nachtquartier 
(er wollte nämlich mit der Schnellpost Weiterreisen) zu senden. Nun halte 
ich, seit Abel, vor den Leetüren in Christiana einen großen Resuect und 
glaubte schon, was ich wünschte, zu haben; allein bis auf diesen Augenblick 
ist mir nichts zugekommen. Vielleicht reist er noch immer mit der 
Schnellpost and hat in den 4 Jahren die seitdem verflossen sind, gar kein 
Nachtquartier gehalten, was sehr angreifend sein muß, und schwerlich für 
seine Gesundheit gut sein kann. 

Altona 1839, Julius 4. Schumacher. 



1 Bezüglich der Herkunft dieneg Briefes vergleiche die Anmerkung 2) auf 
'.'68 des vierten Banden diene» ArchivH 




174 



Vermischte Mitteilungen. 



87, Es ist zu beweisen, daß homologe, gleiche, ebene Felder in gleichen 
Räumen, welche durch zwei entsprechende Punkte gehen, Ebenenbüschel 
IV. Ordnung mit zwei Doppelebenen bilden. 

Halensee/Berlin. St. Jollbs. 



' 



88. Je zwei Gegenecken und die Schnittpunkte der Gegenseiten eines 
einfachen Kreisviereckes sind vier Punkte einer gleichseitigen Hyperbel, deren 
Mittelpunkt den Abstand der beiden Gegenecken und deren Asymptotenpaar 
die Winkel zwischen den Richtungen der Diagonalen und diejenigen zwischen 
den Richtungen der Gegenseiten halbiert. Zum zweiten Mal schneiden die 
beiden Hyperbeln einander in den unendlich fernen Punkten der beiden 
Strahlen, welche die Winkel der Diagonalen halbieren, den Kreis aber in 
den Endpunkten derjenigen Durchmesser, welche anf den Diagonalen senk- 
recht stehen. 

Holzminden. G. Kobeb. 



2. Anfragen. 



■ 



9. Jakob Steiner bat den Satz gefunden: Die Mittelpunkte aller 
die Seiten eines Dreiecks berührenden gleichseitigen Hyperbeln liegen auf 
einem Kreise, dessen Mittelpunkt der Höhenschnitt des Dreiecks ist. Dieser 
Satz ist schon oft bewiesen worden, meistens mit den Hilfsmitteln der 
analytischen Geometrie. Auf synthetischem Wege hat Heinrich Schröter 
in seinem Buche über Kegelschnitte den Nachweis der Richtigkeit des 
Satzes geführt, aber sein Beweis ist umständlich und enthält eine ziemlich 
lange Rechnung. Mir ist es gelungen, einen einfachen rein geometrischen 
Beweis zu finden. Sind einem der Leser dieser Zeitschrift andere Be- 
weise bekannt als der von Schröter gelieferte'? 






Breslau, im Juli 1903. 



0. GUTSCHB. 



3. Kleinere Notizen. 

Bemerkungen zu der Abhandlung des Herrn Hurwtts: Ober höhere 
gruenzen. Archiv (8) 6. S. II IT. 

1. Das Verfahren des Herrn Hurwitz läßt sieb verallgemeinern und 
führt zu einem Satz, der für höhere Kongruenzen dieselbe Bedeutung hat, 
wie der Sturmsche Satz für Gleichungen. Der Sturmsche Satz bestimmt 
die Anzahl der reellen Wurzeln einer Gleichung und damit auch die Anzahl 
der Faktoren ihrer linken Seite. Diese Anzahl ist aber nach Dirichlet 
bestimmend für die Anzahl der Einheiten des durch die Gleichung definierten 
Zahlkörpers. Den Dirichletschen Satz habe ich auf Körper erweitert, die 
durch eine Kongruenz f(i) = 0(p) definiert werden [J. f. d. r. u. a. Math-, 
Bd. 126, S. 102 ff.]. Dabei spielt für die Einheiten die Anzahl der nach f 
irreduciblen Faktoren von f dieselbe Rolle, wie die Anzahl der reellen Faktoren 




Vermischte Mitteilungen. 



ur, 



bei den gewöhnlichen Zahlkörpern. Diese Anzahl kann nach dem Ver- 
fahren des Herrn Hurwitz wie folgt ermittelt werden. 

Die vorgelegte Funktion sei f(x) = x™ -\- • ■ • -\- a m mit der Bedingung 
a m ^ 0(p). Diese Bedingung kann man immer durch Absondern einer ge- 
eigneten Potenz von x erfüllen. Ferner erhalt« f keinen irreduciblen Fak- 
tor mehr als einmal. Weiter sei g(x) =« je" + ■■■• + 6, eine Funktion 
geringeren Grades als f mit beliebigen Koeffizienten. Haben /' und g einen 
gemeinsamen Teiler modjp, so verschwindet nach p die Resultante R(f, g), 
also ist der Ausdruck B ffl (/',?) = 0(ij"), wobei p"~ i {p — l) = 53 gesetzt 
bfc Haben aber /' und g keinen gemeinsamen Teiler, so ist R^g") EJr 0{p\ 
also R°(f,g) = l(j>"). Die Summe 9n = ^R B (j] g) (p"), erstreckt über 

v 
alle möglichen g, zählt daher alle g vom Grade w, die mit f mod p keinen 
Teiler haben. Es gibt p n Funktionen g, Q n ist Bomit in allen Fällen 
durch die Kongruenz eindeutig bestimmt bis auf p M = und p„ = p". Im 
Falle o„ = müßte aber f mit allen g einen gemeinsamen Teiler haben ; 
es müßte also alle irreduciblen Funktionen bis zum Grade n hin enthalten, 
demnach auch durch x teilbar sein. Dieser Fall ist ausgeschlossen worden; 
folglich ist im Falle = auch c,, = p" eindeutig bestimmt. 

Es enthalte nun f k h irreducible Faktoren vom Grade h(h = I, 2, • ■ •); 
es handelt sich dann um die Bestimmung der A und ihrer Summe. Ferner 
sei i'jj die Anzahl der überhaupt möglichen irreduciblen Funktionen vom 
Grade h (h = 1, 2, ■ • •). Schließlich sei i A — l h = ft A die Anzahl der irre- 
duciblen Funktionen vom Grade /<, die in f nicht aufgehen. Aus ihneti 
müssen alle g gebildet sein, die mit /' keinen Teiler haben. Daraus findet mau 



um»-« 

*rstre 



(a) k V * (a) * X * 7 

ckt über alle verschiedenen Systeme von positiven ganzen Zahlen a. 

n 

die der Bedingung ^ha h = n genügen. 



So bestimmt man 



die u und t und daraus die 1 durch l. 



Pa- 



2. Auch die von Herrn Hurwitz abgeleitete Invariante ist ein besonderer 
Fall einer allgemeinen Invariantenbildung. Es sei 9» — a x^ -\- ■ ■ - -f- a 1? 
eine binare Form mit unbestimmten Koeffizienten. Und es sei if* = b x* 
+ • ■ •+ b„?% eine binäre Form, deren Koeffizienten dem Bereich fc , k, 
b n = 0, • • • p — 1 entnommen sind. «1 und n sind beliebig. Es er- 
fahre jetzt tp und i/> eine lineare Substitution mit der uach p nicht ver- 
schwindenden Determinate 0", so gehe (p in tp' und ty in ^»' über. 1// 
kann in die Form % -\- ;>* gebracht werden, wo nun % der vorher definierten 
Schar tp angehört. Dann ist 

R ( 9 ', «/) = -R (»', x + p*>) = ü (v, i) + pö, 

m 

*■(*-, *') = R»(<f>\ x ) + 2!0^^-K9\ x) - «■(»'. i)(p% 

ferner ist 

i?( 9 , *') = 0™ 7?l>, *), tbo i?*V, f') = *■(„, *)f>«), 



176 

sodaÜ sich schließlich 



Vermischte Mitteilungen. 



JF(9,', z )==.B"(<p,1,)( J ,") 



ergibt. Zu jedem tp gehört ein % und umgekehrt. Mithin ist die Gesamtheit 
der i identisch mit der Gesamtheit der i|>, Aus der letzten Kongruenz folgt 

D. h. es ist 

mod p" eine Invariante. J t ist gleich dem j4(oj, •••, o r ) des Herrn Hurv. 
Dortmund, 13. 5. 03. H. Kühne. 



4. Bei der Redaktion eingegangene Bächer. 

Auerbach, F., Das Zeißwerk und die Karl -Zeiß- Stiftung in Jena Ihre wissen- 
schaftliche, technische und soziale Entwicklung und Bedeutung. Jena 1903. 
G. Fischer. 133 S. M. 2. 

Bauen, G., Vorlesungen über Algebra. Herausgegeben vom mathematischen Ve 
München (K. Doehlemann). Leipzig 1903, I! U. Teubner. 376 S. 

Bbuns, H., Grundlinien deB wissenschaftlichen Rechnens. Leipzig 1903, B. G. Teubner. 
159 8. M. 3.40. 

Enhkjues, F., Vorlesungen über projektive Geometrie, Deutsche Aasgabe von 
Hermann Fleischer, Mit einem Einl'iihrungswort von F. Klein u 186 Figuren 
im Text. Leipzig 1903, B. G, Teubner. 367 S. M 

EjuqShyi, P., Dr. Josef Petzvals Leben und Verdienste. Halle 1903, Knapp. 

Ursen, G., Mathematieal papers. Edited by M. Ferrers. Paris 1903, A. Hermann. 

Fr 

Hei.fknstkis, A., Die Energie und ihre Formen. Kritische Studien. Leiprif 
1903, F. Deuticke. M 4.20 

Hoffmajis, A., Mathematische Geographie. Fünfte, verbesserte Auflage bearbeitet 
von J. Plaßmann. Paderborn 1903, F. Schöningb. 172 S. 

Hor.ZMm.LBB, (j , Methodisches Lehrbuch der Eleinent&r-Matbeinatik. Dritl 
TeU. Zweite Auflage. Leipzig 1903, B. G. Teubner. 370 S. 

Ki •mg. J., Einleitung in die allgemeine Theorie der algebraischen Größen, 
dem Ungarischen übertragen vom Verfasser. Leipzig 1903, B. G. Teubn 
564 S. 

Müller, H., und Pietzksr, F., Rechenbuch für die unteren Klassen der hob 
Lehranstalten. Vorstufe zu den Aufgabensammlungen vou Bardey und Mü 
Kutnewsky. Ausgabe A: für Gymnasien 244 S. ; Ausgabe B: für reale An- 
stalten und Keformschulen 274 S. Leipzig 1903, B. Q, Teubner. 

Omdracek, J., Analytische Geometrie ebener Kurven in Büschelkoordinaten 1 IL-ll 
Ebene Kurven in Normalen-Koordinaten erster Art. Wien 1903, Karl Gerold. 325 

Scübhck, J., Festigkeitsberechnung größerer Drehstrommaachinen. Leipzig 1903, 
B. G Teubner. M l 60 

Schwkejno, K., Sammlung von Aufgaben aus der Arithmetik. Zweiter Lehrgang. 
Zweite verbesserte Auflage. Freiburg i. B 1903, Herder. 148 S. M 

Schwbbinu, K, und Krhh-hoff, W., Ebene Geometrie. Vierte Auflage Freibarg 
i. B. 1902, Herder, 136 S. M I 

Weikksthasz, K, Gesammelte Werke LH. Abhandlungen HI. Berlin 1903, Maje 
und Müller. 360 S. 



Soeben erschien: 



VORLESUNGEN 



ÜBER 



OJEKTIVE GEOMETRIE 



VON 

PEDERIGO ENRIQUES. 

iiku n 

Dm 

Db. HERMANN FLEISCHER. 



111 r I rüMUUNOilWuK'f 

MB 

FELIX KLEIN 

'.••rOURKN IM TEXT. 



LEIPZIG, 
DKÜCK UND VERLAG VON B Ö. TRÜB NE R. 

1 '.»US. 



IV 



Znr Einführung 



mit [itielpunl h 'in» die projekt 

bar Aufgaben bändelt -, die Herleiti 
turnen aus Keg<dychiüttkonstruktiouen, die Unter 
lMii^e in der unendlich fernen Ebene etc. 

Es ist nicht zu zweifeln, daß Enriques' Buch sich in der di 
Übertragung ebenso zahlreiche Freunde erwerben wird, wie i 
sehen Original. Vielleicht gestattet der Erfolg, den ich erwarte, 
bald, daß demnächst auch die interessanten Studien, w 
vor kurzem über Fragen der Element. 
dem deutschen Publikum in Übersetzung vorgelegt wer 



<i n Hingen, 



F. Klein. 



oi riguard Dgna, Za»:. 

von ili-nen z. '/ eine cfoutsche Ausgabe von II. Fleische .yg roi 

i'ner besorgt winl. 



nhalt. 

i 

I 6 I 

Fundnuientale Satze. 

Ide 6 

Uneigenthch» Elemente . . . . 6 

Krste Gruppe von fundamentalen Sätzen der projektiven Geometrie IS 
4 I ; und Schneiden 

Anordnung der Elemente einea Geh: 

16 

der natürlichen cyklischen Anordnung tat 


Kapitel 
Irr Ihinlltiit. — Einleitend«' Slitze. 

in Räume 
Beispiele für die Dualität im Ituunie . 32 

I pilden zweiler Stufe 

□ den Perspektiven und den homologen Dreiecken und korre- 
lat 43 

§ I l i den Perspektiven und den homologen Vierecken und korre- 

lati . . 46 

Drittes Kapitel 

Harmonische Gruppen. 

Harmonische Gruppen von vier Tunkten und von vier Ebenen 

iuechungen unter den Elementen einer harmonischen Gruppe 58 

Harmonische Gruppen von vier Strahlen eines Büschels 

ppen in der durch Projektionen und 
<en Beziehung zwischen zw 

fundamentale ' , ... 81 

Metrische Eigenschaften der harmonischen Gruppen . 





tes Kapitel. 

Da» Axiom der Stetigkeit und «eine Anwendungen. 

B Aiioin i eil 

mngen 

harmonisch trennt . . . 



71 






lrüirfll 






§ 33. 

S 36 



§ 36. 

6 3i>. 
§ 40. 
I U. 
§ «. 



Der Funduiuentalsatz der Projektlvitat. 

Di i r iid.:. mkengang 

i Hilfssat/, .... 

Zwei« (7, 

I'i>r v Btaudleche FondamenUdsatz '■■ 
Beweis iles v. Bfatudbechen Fundanientalsut/. 1 

I >'\ 
l*r«J«*ktlTitHt r.nlschon Gebilden erster Sttifi*. 

Projektive windschiefe Linien .... 
• Gebilde in der Ebene. . . 
llde in der Ebene . . 
Ahnliehe Punktreihen und gl 
In einander liegende projektive Gebilde . . . 
Poppelelemente einer Projektivitat »wischen in einai 

bilden erster Stufe . 

te und inverse Kongruenz zwi> inunder liegenden Punkt 

reiben und eigentlichen Büscheln einer Ebene 
Gruppen von vier projektiven Flcmeuten 
Doppelrerh&ltaüi von rv oten eine« Gebildes 

Projektive Transformiert. 

Involution In Gebilden erster Stufe. 

Involution 

Sinn aiaez Involution 

Hyperbolische Involutioueu 

Satz vom Viereck . 

Metrische Eigenschaften der Involution in der Punktreibe 

Involutorische Kongruenzen in 

Hinweis auf die cyklischen f 












$ 43. 
§ 44. 
8 45. 

§ 47. 

5 60, 
§ 51. 
S 52. 



SU)hte« Knj. I 

ProjektivitXten /wUchen Gebilden /.weiter Stuf«-. 

Definitionen 
Fundamental»;!! 

mutig der Projektivitat zwischen Gebilden 
Perspe'. Lide nreü 

Homologie . 

Involution 

Dojipelelemeuti- einer ebi DSn Kolliueut.ion 

e Kollineatioin'i! vom metrischen Staudpunk' 
Polarität in der Ebene . 

Polarität erzeugte Involution konjugierter Ein 
einem Gebilde erster Stufe 












VTI 









■ton zweiter State 






«6 



Mfl Kegt-Krlmlttc. 

•■: 

ii Bezug Ischnitt 1S3 

hmenüfr der K IM 

•:a der K>_ 

kudl 

rojeküv« Erzeugung der KrgeUrbmttr- 
Besu! ujektiveu Erzeugung 

»ohnitts Kr 

igsstdcJte für einen KegeUclmitt itiT 

SÄt*< triaaeboa j i «'. 






itel 

Projektltltilt zwinclieii ki irclschnlttoD. 

indumentuIsuLz . . . . 

Satr. de» Apollonint 

im 

Äußere und innere Punkt«, Seknnt li- ->i | 

lle Durchmesser Scheite] 

iiinh.ilt dei I.Uip-. _■ 17 






KU- ■ t öl. 

Bestimmte Aofgelic ii. 

Allgemeine«. Aufgaben er:d<;n Ondes 

Aufg 

Mit Lineal und Zirki Aufgaben. 

Unitte, dio zwei gegeben 



il»'u dritte Bestimmung der Doppelpunkt onen 

M"u A 'Li -l- cinei Kongruenz im Bündel 



Zw 

Dfeatahaftei der Brennpuktc 4er KegelM>haUt«i 

Wiiikelei^."'n*chnften der Brennpunkte 
L'-neiganschaften der Brennpunkte 
ion mit Hilfe der Brennpunkt« 



VW 



Inhalt. 



Drei Kapitel. 

lUe iiietrisrin'n Btge&MllAftai der Kegel zweiten <»rn< 

huitto uud Fol des Kegel 

§ «3 Ai)is*-ii und Foknlachsen des Zylinders zweit--. 
g ki Kr.-. •loa Zylind 

lehnte* Kapitel. 
Froji kt ivitüt /.»|m<-|ipii fiebltdea dritter Btafe. 

Fundumeiit«,)i=at/ . 

ntiiinaug der Projektiv^ bilden dt 

§ 88. Homologie 

_re nnd zweiachsige Kolhneation . 

neu vom metrischen Btandptral 
§ 91. Kongruenzen 
§ it'i. Erweiterung i.1 im Raunu 

l. Gruppen von Projektiv um. -n 

II. Abstrakte ' 

III Transformationen dea Raumes, die I. 

IV Projektiv? Koordinaten 
V. Imaginäre. Elemente 

VI Bistoriieli-kritiache Notiz, über der Fund 

der | i Qeametrie . . . 

Sachregister 




Bestell-Zettel. 



Bei 



Buchhandlung in 

bestelle ich hiermit ein Exemplar de» im Verlage von 
Leipzig soeben erschienenen Werke* [zur AnniciitJ: 

Enriques, Vorlesungen 

Deutsche Ausgabe von H. Fleischer. Mit einem 

fUhrung Ki.fin und IS7 Figuren 

[XIV n ,'oh. n. .4L% — . geb. u. 



om, w. 



tiuiorichrm 



Um Nl. liU-niiiMi lil» hltti* gfU. ilur<.'h*u«lri . 





Soeben erschien: 



GRUNDLINIEN 

DES 

WISSENSCHAFTLICHEN 
EECHNENS 

VON 



Db HEINRICH BRX7NS, 

PROFESSOR DES ASTRONOMIE AM »KR UNIVERSITÄT ZU LEIPZIG. 



[VI u. 159 S.] gr. 8. 1903. Geh. JL 3 . 40, in Leinw. geb. M, 4 . — 



Der Verfasser hatte bei den Übungen in seinem Seminar für 
„wissenschaftliches Rechnen" schon vor längerer Zeit damit begonnen, 
den Teilnehmern die zur Vorbereitung erforderlichen mathematischen 
Entwicklungen autographiert in die Hand zu geben, um dadurch Zeit 
für die Beschäftigung mit besonderen Aufgaben zu gewinnen. Diese 
Aufzeichnungen werden hier in etwas erweiterter Gestalt der Öffentlich- 
keit übergeben, da es sich um Dinge handelt, für die es bisher an einer 
handlichen Zusammenstellung fehlte, und die überdies außerhalb des 
Kreises der berufsmäßigen Rechner keineswegs so bekannt sind, wie 
sie es bei ihrer erprobten Nützlichkeit verdienen. 

Die Darstellung ist, da es sich in erster Linie um einen Leit- 
faden für den akademischen Unterricht handelt, auf die zum Verständnis 
unentbehrlichen Entwicklungen beschränkt: der Lehrer ist ohnehin 
genötigt, bei der Auswahl und Erläuterung der jedesmal zu stellenden 
Aufgaben auf die Vorbildung der Zuhörer Rücksicht zu nehmen. 



Inhalt. 



Fiul.iti- 

§1—3 Geschichtliches 

§ 4. Gliederung dex Kr. 

§ 5—6 ttelj Maschinen 

1'arVlu .... 
§ 8. Gliederung der Darstellung . 

1. Differenzen nnd Stimmen. 

g — EI. Das Differeruenschema; Erweiterung- durah die Sara rneo*palt«n. 
erzeugende Funktionen 

Dm Umklappen deB Schemas 

S 13 14 Dm Behau einer Verbindung; Zwischengrößen; Fehlersc-bein» . 
n der Tat'elditferenr.en . ... 

■ichnung von Gau/J; Haupt- und Zwiseheiitahellen; B> 
§ 18—19, Analytische Darstellung der DiflsrenBea; Bereich der G 
$ 20 — 21, Ganze Funktionen 

Kontrolle durch Differenzen . . 
§ 33. Zweifelhafte Abrundunir 

II Interpolation hei Tafeln. 

§ 24. Aufgabe 

Formel von Lagrangt ... 

Formel J-, die Korrektion; die Konvttgem 
Dia Fun <r. 0" 8, 

§ 33. Zusammenhang mit der Formel von Lagrangi- 
und Benutzung vo: 

§ 4t — 42. Interpolatii>u bei Taliulierungec 
§ 43 — 47. Wirkung der Abrundungsfehler 

111. Numerische Differentiation. 
Groudfonuel 

■ efai 

n Numerische Integration: Snmmenmethvde. 
Allgemeine Bemerkung n 

und die Bestimmung der Koetüiirntvr. 
Bestimmung ■ tci. 

58. Bei:- 

u Differential^ 
bei TahalierongtMi 

V Nnm. | Ilftllllfl Till Hl Hllt IM«! lg 

hJm 

Trapecrerbeaeernag 
Rcchtecrrarbeftserung 
• rgleiebung mit der Sumnienwethode 



Soeben erschien: 



X 



OKLKSUNGEN DBEE ALGEBRA 



vow 



Db GUSTAV BAUER 

»RMI AN l>Klt I SIVKIWITAT MI'' 



HEKAL'SUEtlEBEN VOM 



MATHEMATISCHEN VEREIN MÜNCHEN 



MIT DKM BD ' BAUERS ALS TITKLUILL) 

UND 11 FHHTREN IM TEXT 



\ in 18. November HKX) feierte (inliHininit Professor Dr. «Juetav Bauer 

in unverminderter, geistiger uud körperlicher Frische, noch rastlos tätig 

im akademischen Lehramte, seinen 80. Geburtstag. Zur Feier dieses 

• ignisses veranstaltete der „Mathematische Verein München", 

von Studierenden der Universität und der technischen Hochschule 

ue< wird, einen Festabend und machte gewissermaßen als Ehrengabe 

Jubilar dus Anerbieten, dessen Vorlesungen über rr Alg»bra* im 

erscheinen /.u lassen. Herr Professor Bauer erklärte sich dl 



Verlag von B. G. TEUBNER in LEIPZIG. 

Vorlesungen über numerisches Rechnen 

von J. Lüroth, 

FlOftMOl an der IlulveriUiit Prdkwtg 1 Hr 

|VI d 194 S] gr. 8. 1900. geh. JC&.— 

Oer VarfikfHPr voMiicht in dera vorliegenden Buche, dem Lehrer oder dein S: 
! »thtitnaf ik nder d«m muhenden pr^ktinchon Rechner eine Auswahl der 
■den *>'•'! HflfaralttwJ f-ii Im iiiim»>ris<.'he Km-hnen vursufüliren. Ei 
■Di dl* M- ur..Üor Genauigkeit Von dem Inhalt dca Werk'« gfthon 

,-.mi.I.-ii KnpUolahnrarhrirtPii Uuag: Allgemeine Bemerkungen, dl© direkten 

»ftAchlnen, d da« Hei'hiieu mit ungenauen Zahlen, dl« Fehler 

Dg matliomatlsrlior Tafeln run llon/ahl , die Henutxutig TOtt Tafeln mit 

mehr «In ik . Hilfsmittel zur IWtxhniing vmi Logarithmen mit mehr alt sieben 

tflalleu, d(>' ui Wur/idn, die trinowifrliru Gleiiclmiiffen 

Politische Arithmetik oder 
die Arithmetik des täglichen Lebens 

von M. Cantor, 

Professur. 

8. 1903. In Leinw. geb. X 1.80. 

„!>»• In nbermu« feiner, klarer Weite »11*«, wi» der Lehrer »n Fort- 

.•«» iril.Mi, tl«ndw«rkei und Fa .liBi-buleii «einen Schillern vnrtatngen b»t Wem dl* «fl 



»Im. 



<he Arithmetik mil 
■ r rVrm Ka1 
I Ibla II d 



MrJ dst Werk 
Z inere I 'i»J iln »f «4, 

tpmrlere, Hypotheken, W*rk— t. 
Ferner t'mdet «ich viele« «cm 
IK eingehende Ii»r«t»UiLrc 4m 
•eilen <: .ier tateM 

winn durcharbeiten. d> d«r V«r- 
: ireh ein ZeJiluutkrpMl 
oeini - :•*> Xr M) 



Repertorium der höheren Mathematik 

(Definitionen, Formeln, Theoreme, Literaturnachweis*) 
tod Ernesto Pasoal, 

ord. Prof «n der 1'iiWrrtlUt • «. PaTla. 

leutsehe Ausgabe rou A. Schkpp in Wiesbaden. 

In 3 Teilen. 

I Teil : Die Analyüs. [XHa638S.l 8. l»O0 Bieg«, in Leinw. gel. 

il Die Geometrie. [Xu. 7l»S.J 8. 190*. Bieg«, in Leinw. geb. JL 1 I 

b«r )t<Mk 4m Imh «t. Mf iim m3«Ueh*i Ua 
4M MM MaMMMdk r» MMMi« 

Lmm Im itnw tot. m l» Ckr •» < 

4m M»IM»ilik mQ m u ,Tmmb' mU, üb 

TT« 




Soeben erschien: 



VORLESUNGEN ÜBER ALGEBRA 



Vi >N 



Db GUSTAV BAUER 

'.HIHMOAT, O.HWI— AN - I>KB (MlVKßSITAT MÜ.VOMBM 



lli;i(ACSliKi;|.HKN Vi i\| 

MATHEMATISCHEN VERBIN MÜNCHEN 



MIT DEM BILDNIS 0Ü8TAV BAUERS ALS TITELBILD 
DKD 11 WGÜBEH DI TEXT 



Am 1 8. November 1900 feierte Geheim rat Professor Dr. G us tu v Ha u •• r 
in unverminderter, geistiger und körperlicher Frische, noch rastlos tätig 
im akademischen Lehramte, seinen 80. Geburtstag. Zur Feier tli 
seltenen Ereignisses veranstaltete der „Mathematische Verein München", 
der von Studierenden der Universität und der technischen Hochschule 
gebilligt wird, einen Festabend und machte gewissermaßen i. 1 gäbe 

i Jubilar das Anerbieten, dessen Vorlesungen über „Algelira" im 
erscheinen zu lassen Herr Professor Bauer erklärte sich dfl 



IV Inhaltsveneiclinii 

IV. Abschnitt. Theorie und Anwendung der Heterinlniinteii. 

XXV Kapitel. Itildung und Eisens Charten der Determinanten 

XXVI Systeme linearer lileiehungen . 

XXVII ,. Eigenschaft, n djK r»etenninauten Fort 

X X V IIT ,. Anwendung auf die Elimination einer Variablen uum 

GHeichuugei) beliebigen Grades 304 

XXIX. „ Zur Elimination von mehreren Varia 11 521 

XXX „ Zur Theorie der Diskriminante . «SO 

XXXI. „ Anwendung auf quadratimlie und bilineiire FotttM , 8S4 

Note I. Kettenbrflche 

Note II. Herleitung de* Formel für die ^umuie der 

Potenzen der Wurzeln einer quadratischen <Jlei- 
eliung 




Bestell-Zettel. 



Bei 



ltu''hhaadlung in 

bestelle ieh hiermit ein Exemplar des im Verlage COO I'» Q IVhLiut in 
Leipzig soeben "eracbieneuen Werkes [zur Ansicht]: 

Bauer, Gustav, Vorlesungen über Algebra. Mit dm 
Hildnis GUSTAV BaüEBS als Titelbild und 11 Figuren im 
Text. ) VI .. 37»; s.] gr s. 1003. v r*h. n. JL 12.—, 
geb. n. „H 13. — 



Ort, \v. 



l'oler- 







Soeben erschien: 



EINLEITUNG 
IN DIE ALLGEMEINE THEORIE DER 

ALGEBRAISCHEN GRÖSZEN 



VON 

JULIUS KÖNIG 



AUS DKM UNGARISCHEN ÜBERTRAGEN VOM VERFASSER 



Die allgemeine Theorie der algebraischen Grüften hai 
Leopold Kronecker in «lor berühmten „Festschrift^ fom 
.lall! nriit. nur als grundlegende mathematische Disziplin 

neu gesohaffen, sondern anch ihrein gesamten Inhalte, ihren 
Zielen and Problemen aacb geoan ien, Gleichwohl 

beschichte ihrer Entwicklung w.-it sarSok. 
Bild in Graun' unvergänglichen Arbeiten enthalten, 
hat diese Theorie in den arithmetischen Ontersujohnngen ron 
Lejeune-Dirichlet, Kummer und Dedekind, den algebrai- 
sehen Forschungen von Abel, Galois und Jordan, den funk- 
tionentheoretischen Schöpfungen von PuiBeux, Riemanfl und 

Weierstraß, sowie endlich in den algebraisch ;_ r Detrischen 

jen von Cayley, Olebsch, Gordan und Noether ihre 

scheidenden Gesichtspunkte gewonnen. Audi die seit dem 

icheinen «In- Festschrift verflossenen weiteren /.«im Jahr- 

/.i'linft' haben bedeutsame Resultate geliefert, ans denen — 

eti von ili'ii K r n n eck p r sehen Abhandlungen 



II 

insbesondere die geradezu grundlegenden Sätze über Divisoren- 
systeme von Hubert und die wertvollen Arbeiten von Hensel 
hervorzuheben sind. 

Bedenkt man weiter, daß auch die neuen Bahnen, welche 
die Gruppen- and Funktionentheorie unter der Führung von 
Klein und Lie einerseits, Fachs und Poincare andrerseits 
eingeschlagen hat, mit der Theorie der algebraischen Größen 
vielfache Berührungs- und Kreuzungspunkte aufweist, so ergibt 
sich für unsre Disziplin eine zentrale Stellung, die an Bedeutung 
auf dem Gebiete der reinen Mathematik vielleicht nur von den 
Methoden der Infinitesimalrechnung übertroffen wird. 

Eine systematische Darstellung der Theorie — oder genauer 
ausgedrückt ihrer Fundamen talsätze — , die sich in allerdings 
unvollkommener Analogie zu den gangbaren arithmetisch- 
algebraischen Handbüchern so verhält, wie eine Darstellung 
der Funktionentheorie zu den Lehrbüchern der Differential- 
und Integralrechnung, wird wohl ohne weiteres als dankbare 
Aufgabe anerkannt werden. Wie schwierig eine befriedigende 
Lösung dieser Aufgabe sich gestaltet, hat der Verfasser des 
vorliegenden Versuchs an Beiner Arbeit selbst erfahren. War 
ja doch neben manchen methodischen Fragen früher eine Reihe 
von Fundamentalproblemen zu erledigen, deren Lösung entweder 
gar nicht, oder nur für spezielle Fälle bekannt war. 

Gerade diese neuen Untersuchungen, die wohl mehr als 
die Hälfte des gesamten Inhaltes ausmachen, drängten aber zu 
der hier gewählten systematischen Darstellung. Seit langer 
Zeit mit dem Gegenstande beschäftigt, mußte der Verfasser bald 
einsehen, daß einzelne Abhandlungen bei dem vielfachen Inein- 
andergreifen jener Fundamentalprobleme wieder sehr schwer 
lesbar und auf einen kleinsten Kreis beschrankt blieben, also 
ihren Hauptzweck verfehlen müßten. Denn als solchen betrachtet 
es der Verfasser, den Geist der Kroneckerschen Methoden — 
wenn der Ausdruck für dieses schwierige mathematische Gebiet 
gestattet ist — zu popularisieren. 

So entstand dieses Buch, das eigentlich nur die ersten 
Elemente der Algebra und Zahlentheorie — einige Sätze aus 
der Lehre von den Determinanten inbegriffen — voraussetzt, 
und das eben darum auch ein Studierender mit Nutzen lesen 
kann; während andrerseits der Fachmann die Darstellung alter 
und neuer Resultate hier in bequemerer Form erhält, als dies 
in einzelnen Journalabhandlungen hätte geschehen können. 

Den Inhalt des Buches hier in Form eines noch so knappen 
Referates zusammenzufassen, hieße den Umfang dieser Anzeige 



m 






zu sehr ausdehnen; statt dessen sollen hier nur einige Punkte 
fra^" <h berührt worden. 

Die ganze Darstellung geht von der Definition „holoider 
und „orthoidet" TVr. s. die den Bereichen der ganzen 

nitit.nalen, reep, der rationalen Zahlen nachgebildet sind, also, 
scheint, durch gangbare technische Ausdrücke wie 
Integritätsbereich und Rationalitätsbereich (Körper) ersetzt 
können. Daß dies nicht der Fall ist, wird der aut- 
rnerksan dald erkennen; denn jene Definitionen vermeiden 

letzteren Begriffe und gestatten infolgedessen 
viel eiurachere Qrundlegung der Theorie, heben den un- 
Ugeaehl geneats Arithmetik und Geometrie 

und ergeben den nlvonomie der Darstellung wichtigen 

Umstand, daß das „Orthoide k (Rationale) als spezieller Fall 
des „Holoiden" MJnnzen) zu betrachten ist. Diesen Begriffs- 
bestimmungen entsprechend scheidet sich auch die Theorie in 
n (algebraischen" und „arithmetischen" Teil. 
Vom methodischen Standpunkte ans hebt der Vertat 
noch hervor, daß der Krön eck e r sehe Fundamentalsatz 
Kap III ? 5 — 7) auf Grund eines völlig elementaren Beweises 
rata Ausgangspunkt der ganzen Theorie gewählt werden konnte. 
Diesem Satze reiht sich sodann — als wichtigste Grund- 
lage der hier erlangten neuen Residtate — die Aufstellung der 
ron dem Verfasser sogenannten Resolventenform an, die als für 
oin beliebiges Formensystem geltende arithmetische Erweiterung 
des llesultantenbegriffs aufzufassen ist und insbesondere immer 
homogene lineare Form der gegebenen Formen dargestellt 
kann. Dabei wird nach dem Beispiele Kroneckers 
Benutzung des Ansdrucks „Form" von der Forderung der 
rTomogeneität abgesehen. 

Die Einführung der Kesolventenform einerseits, dei 
Kroneckeraehe Grundgedanke der Association neuer l'n 
immter andrerseits fähren zu einer — im vollen Sinne des 
Wortes — allgemeinen Theorie der Elimination, in der die 
Multiplizität der durch irgend ein Gleichungssystem definierten 
Mannigfaltigkeiten nicht mehr, wie dies in der ^Festschrift" der 
Kall ist, vernachlässigt wird. So entsteht ein mächtiges Werk, 
der Forschung, das uns zunächst eine rein algebraische Theorie 
der Funktionaldeterminanten liefert. In einem längeren Exkurse 
wird dann auch eine definitive Darstellung der sog. speziellen 
Eliniinationstheorie, d.h. die allgemeine Theorie der Resultanten 
und Discriminanten letztere zum ersten Male — gegeben. 
Die im engeren Sinne des Wortes arithmetischen Teile 



IV 

der Theorie erhalten durch die Behaudlung der linearen 
phänischen Probleme eine feste Grundlage. Als solches wird 
die allgemeine Lösung eines Gleich teilt) 

dessen einzelne Gleichungen die Gestalt 2.1' X, - /•' haben 
Dabei sind die /' als gegebene, die X als unbekannte Formen 
■Ihii, die der weiteren Bedingung unterworfen sind, datJ 
ihre Koeffizienten einen bestimmten, Torweg gegebc 
holoiflen Bereiche angehören. Diese« Problem wird in den 
für die Theorie der algebraischen (irölien ausreichenden 
Fallen durah eine endliche, irohldefinierts Reibe slemenfei 
Operationen vollständig gelöst. Es sind dies die Fälle. 
die Formenkoeffizienten entweder einein orthoiden Bereiche 
also /.. B. irgend einem Rationalitätebereidiei) oder aber dem 
Bereiche der ganzen rationalen Zahlen angehören. 

Der erste Fall ergibt unter anderem eine allgemeine Behand- 
lung de* Noetberschen Satzes im Räume von n Dimensionen 

Mit diesen Resultaten ist nicht nur die wichtige, bisher kaum 
gestreifte Kragenach der Äquivalenz zweier Divisorensysteme voll - 
stand -t, sondern es ist auch die allgemeinere Frage des 

„Enthaltenseins" eines Divisorensystems in einem andern erled 

In der Theorie der ganzen algebraischen Größen werde© 
die beiden Fälle der im strengen Sinne der allgemeinen Arith- 
metik i „absolut" i ganzen Größen und der in Bezog auf einen 
orthoiden Bereich „relativ'" i ganzen Größen zugleich und nach 
denselben Methoden bebandelt. Im zweiten Falle sind unter 
alliieren die im Sinne der Ftmktioiieutheorie oder Qeome 

ganzen Größen enthalten. Es ist ejp Kardinalpunkt der Dax 
stellang, dnb die idealen Größen von Beginn ab als nicht nur 
der Multiplikation, Sandern auch der Addition fähige Grofiet] 
eingeführt werden. Auf dieser Grundlage haut sieb i 

entlieh neue und einlache Methode zur wirklichen 
Stimmung des Fundamental* vteins in allen Fällen auf, die 
erster Heihe auf der Th< . Lquivalenzmoduls" beruht. 

Die Zerlegung einer ganzen Größe in Primideale wird endlich 
definitiv und ohne Ausnahmefall geleistet, wobei die i 
bezüglichen Kroneckerschen Resultate in einem wesentlichen 
Punkte richtig zu stellen sind, da diese infolge eines merk- 
würdigen, allerdings tiefer liegenden Verseheus nur in den 
einfachsten Fällen richtig sind. 

Für alles Weitere sei auf das Inhaltsverzeichnis rerwii 
aus dem der Inhalt des Buchs und dessen Disposition im 
einzelnen zu ersehen ist. Ein ausführliches Sachregister wird 
die Benutzung des Buches wesentlich erleiohte 




Inhaltsverzeichnis. 

Erstes Kapitel. 
Einleitende Grundbegriffe. 

$ 1. Zahl, Größe, Bereich 1 

§ S. 3. Das gewöhnliche Additions- und Multiplikationsgesetz . 4 5 

§ 4. Holoide und orthoide Bereiche 7 

§ 5. Teilbarkeit in holoiden Bereichen 9 

§ 6. Der größte gemeinschaftliche Teiler 13 

§ 7 — 9. Beispiel: Die Bereiche fy— k] 15 19 21 

§10. 11. Kongruenzbereiche und Modulsysteme 23 26 

§ 12. Relative Äquivalenz 27 

Zweites Kapitel. 
Holoiden Bereichen entstammende Formen. 

§ 1. 2. Formen und ganze Funktionen 31 33 

§ 3. 4. Lexikographische Anordnung der Glieder einer Form. 35 37 

§ 5. 6. Die derivierten Formen 38 40 

§ 7. Der polynomische Lehrsatz 42 

§ 8. 9. Homogene Formen 43 45 

§ 10 12. Die elementaren symmetrischen Formen 46 47 60 

§ 13--16. Die reduzierten Formen 54 56 58 60 

$ 17. Die ganzen Funktionen 62 

§18. 19. Lineare Transformation. Reguläre Formen 65 67 

Drittes Kapitel. 
Die Teilbarkeit der Formen. 

§ 1. Das gewöhnliche Divisionsverfahren 70 

§ 2. 3. Das Kriterium der Teilbarkeit im Formenhereiihe . . 72 73 

§ 4. Der Dedekindsche Hilfssatz 71 

§ 6 — 7. Der Kroneckerschc Fundamentulaatz 78 80 82 

§ 8 -11. Vollständigen Bereichen entstammende Formen 83 86 88 8!» 

g 12. Vollständigen Bereichen zugeordnete orthoide Bereiche . 91 



VT 



17. 



§ 13 
§18. 

g 19—21. 

§ 22. 28. 
| 21. 2f.. 



§ 1 
8 > 
« f> 

I 8 
| W 

| 14 
| l« 

8 20- 
f» 

§ 27. 



§ 1 
% 2 

i ■. 

$ ii 

§ 12. 
| U 



18 

ig 



in 



LI 



IS 



S i 



§ 3 — 6. 



Inhaltsverzeichnis. 

Ml* 

Die Resultante 93 95 98 100 101 

Die ResolveDtenfonn ein 108 

Pas Problem der Theorie der fil. & himp.D ms uo 116 

Die Piscriminante einer Form . [IT 219 
Resultante und Di*crin>inant<- all ijmmetri 



Viertes Kapitel. 
Die algebraischen Größen. 

2. Faktorenzerlegung der rationalen und ganzen Fornn 

•I. Faktorenzerlogung in orthoiden Formenbereiehen 131 i.n 

7. Neue Fassung des Gleiehungsproblems. Adjunkt Ion i :;r. LH Hl 

!». Hvperorthoide Bereiche m HS 

II. Der Galoisscho Bereich 149 164 U 

Die Gattungsbereiche . Lft l«2 

Qattungsbcreic.he, deren Stammhereich selbst nhon 

ein Gattnngsliemi-b int 144 167 179 171 

81 I » i^> RatJonaJitfttaberwAt iti i"8 l&o 
26. Das Galoissche Prinzip ... txi 18« 190 199 
28. Der Gaußsche Fundamentalsatz 194 197 



Fünftes Kapitel. 

Allgemeine Theorie der Elimination. 

Pas fundamentale Problem . 

4. Die Kroneckersehe Eliminationsmethode 991 2".'> 901 

g. Die r.esamUieit der LSermgen des System« /•'. ==o 

212 216 22ii 
Die llanptdarstelluugen reiner Mannigfaltigkeiten. . 999 232 
Die vollständige Darstellung beliebiger Mannigfaltig- 
keiten durch m -f 1 ßleicbimgen 934 

Gleichungssysterue, deren Inhalt eine lineare Mannig- 
faltigkeit bildet 938 940 

Die Funktionaldeterminnnte 248 247 262 2' 



Sechstes Kapitel. 
Resnltanten nnd Discriminanfen. 

Spezielle Eliminationstheorie.) 

Allgemeine Formen und die diesbezügliche Fr. 

Hing 260 

Definition und fundamentale Eigenschaften der Re- 
sultante 266 268 270 974 






Inhaltsverzeichnis. VII 

Balte 

§ 7—10. Bekursive Bildung der Besultante .... 276 280 282 286 

§ 11. Der Produktsatz der Besultantentheorie 288 

§ 12. Besnltante eines Systems homogener Formen. Invarianten- 
eigenschaft 291 

§ 13. Systeme homogener Gleichungen 294 

§ 14 — 17. Bestimmte und unbestimmte gewöhnliche Systeme 

299 302 308 310 
§ 18 — 21. Symmetrische Formen von mehreren Größensystemen 

812 815 817 321 

§ 22. Die lrreduzibilit&t der Funktionaldeterminante 323 

§ 28—26. Die Grandeigenschaften der DiBcriminante . 325 326 829 880 

§ 27. Die Invarianteneigenschaft der Discriminante 335 

§ 28—30. Die Multiplizität der Lösungen 388 341 842 

Siebentes Kapitel. 
lineare diophantische Probleme. 

(Allgemeine Sätze und die algebraische Theorie.) 

§ 1. Aufstellung des Problems 347 

§ 2 — 4. Modul- oder Divisorensysteme 351 854 358 

§ 6 — 7. Endliche Divisorenketten 862 367 868 

§ 8. Sonderung der algebraischen und arithmetischen Probleme 871 

§ 9. Algebraische Theorie der linearen diophantischen Systeme 878 

§ 10. 11. Die Divisorensysteme der Hauptklasse (deren Elemente 

einem orthoiden Bereiche entstammende Formen sind) 377 381 

§ 12. 18. Der verallgemeinerte Noethersche Satz 385 889 

§ 14. 15. Theorie der Charakteristiken der Wurzelsysteme für 

den „einfachen" Fall 393 394 

$ 16. Der Hilbertsche Satz 898 

Achtes Kapitel. 
Arithmetische Theorie der linearen diophantischen Probleme. 

§ 1 — 4. Die absoluten Primsysteme in [[1], x x , x t , . . ., asj 

401 404 409 413 

§ 6. Divisorensysteme mod. (P (i) ) 416 

§ 6 — 8. Theorie der Resolventenformen mod. (P«>) . . 419 422 428 

§ 9. Gattungsbereiche mod. (P<*>) 431 

§ 10 — 14. Arithmetische Theorie der homogenen linearen dio- 
phantischen Gleichungen. Die Prinzipien der Re- 
duktion 486 438 441 442 444 

§ 16—18. Der allgemeine Fall 447 449 451 464 

§ 19. Der singulare Fall 466 



VT1T InlialtsverzrirlitnV 

N rantea K a p i tel. 

Die ganzen algebraischen fifffiOL 

g i Einleitende Fartaetmragea ... 

§ .'. 'i. Die ganzen algebraischen QrOBea ttad Formen W'- 

§ 4 iV I'ie primitiven ganzen algefbraiaeheii Formen 188 470 

§ 7 '■! Difl 47: 

1.. 'i'.-ill>;irkMitstli.-..ri l ' di-r Ideal« 4M4 4^ 

| II t6 DM l'uii'l:mi'-iihil-\~tnn der wirkl 

OtfamgümMu . 49a i 

g 17 SO, Teilbarkeit der Formen muh eraem Aqniv aliiiw modal 

601 

§ 21—2.'i Allgemeine Methode zur Aufstellung der Fundamentul- 

nyateme 

S 24. Sfi Dan Kiiudanieiitulav.item der id4.al.Mi QrQBea 

CMtoogabeniclu 

§ SB— 29. Dia Zerlegung der gaaaen GrOBes u rrinndeaJa 

516 

§ 3c». :n l»i<- Diacrimiaaate dei Qaüaaf 
Namen* und Sachregister 







)^{ BESTELL -ZETTEL. 




Baj 




rlaeiiharidlutig in 




teilt de* Uuter/eic.hnet.- hiermit aus den Verl 
B. (5. Teubner in Leipzig [zur Ansicht.]: 




König, Einleitung in die allgemeine Theorie 
iilgi-bmischen Größen. [X u. 564 S.| L90& 
h JL 18.—, geb. JL 20 


■ It'l 


"rt u. N»me: Wuliming: 








Soeben erschien: 



B. G. TEUBNER'S SAMMLUNG VON LEHRBÜCHERN 

AUF DEM GEBIETE DER 

MATHEMATISCHEN WISSENSCHAFTEN 

MIT EINSCIILU8Z IHRER ANWENDUNGEN. 
BAND XH. 



LEHRBUCH 

DER 

THETAFUNKTIONEN 



VON 



De. ADOLF KRAZER 

0. FROFKMOR WKR MATHEMATIK AN ItKR TKCIIVISOHES HOCHgrHnr.K 
ZU KAHI.HRl"nK. 




MIT 10 TEXTPIGUREN. 



Das vorliegende Buch ist dem Wunsche entsprungen, die wichtigeren 
Sätze und Formeln aus der Theorie der Thetafunktionen, welche sich in 
zahlreichen Abhandlungen zerstreut finden und dort auf sehr verschiedenen 
Wegen abgeleitet und in sehr mannigfacher Weise dargestellt sind, ein- 
heitlich zusammenzufassen und so vollständig, als es ohne Überschreitung 
eines mäßigen Umfangs möglich war, wiederzugeben, um auf diese Weise 
einerseits dem Leser einen überblick über den gegenwärtigen Stand dieser 
Theorie zu verschaffen, andererseits aber demjenigen, dessen Arbeiten das 
Gebiet der Thetafunktionen berühren, die ihm nötigen sachlichen und lite- 
rarischen Hilfsmittel an die Hand zu geben. — Ein Eingehen auf di»> 
speziellen Resultate, welche die Thetafunktionen von 2, 3 und 4 Variablen 
betreffen, war dabei ebenso ausgeschlossen, wie ein Eindringen in die 
Theorie der elliptischen, hyperelliptischen und Abelschon Funktionen. In 
ersterer Hinsicht konnten die speziellen Fälle nur hie und da zur Er- 



■ pr -»1- ■*>■**. »--»-ü »r-w-^urjmi l twi 



I! 



Vorwort. 



läuterung der allgemeinen Sätze und Formeln herangezogen • 
letzterer Hinsicht mußte sich die Darstellung auf jene einfachsten Tu 
beschränken, welche den Zusammenhang der Thei 
mit. iIpt) vorher genannten Theorien vermitteln. — Das Buch 

und elf Kapitel eingeteilt, so daß der erste Teil, der vir 
gemeinen Thetafunktioneu mit beliebigen Charakteristiken handelt, Kap I- 
der zweite Teil, die allgemeinen Thetafuuktiouen mit rationalen Charakti 

tr.nd, Kap. 7 unil 8, der dritte endlich mit der Lehre von d< 
Thetafunktioneu Kap. 9 — 11 umfaßt. Der Inhalt der einzelnen Kapitel 
läßt sich wie folgt angehen. Das erste Kapitel behandelt die • 
der Thetareihe und die Definition und Haupteigenschaften der Thei 
Das zweite und dritte Kapitel enthalten jene formale Theorie der 
formein, welche vornehmlich von Herrn Prym und dem Verf. ge 
wurde und bei welcher alle Thetaformeln als spezielle Fälle w< 
gemeiner Formeln erscheinen, diese selbst aber durch direkte Umformung 
adliohen Reihen gewonnen werden. Da* Kapitel handelt von 

]>:u Stellung allgemeiner periodiBOhex Funktionen durch 

funktionell. |>as fünfte Kapitel bringt die Transformation der Thetafoii 
an «reiche sieb in Beehrten Kapitel speziell die komplexe Multiplikation 
schließt. Das siebente und achte Kapitel sind jenen Thetafunktionen 
widmet, deren Charakteristiken aus halben und r ,el Zahlen ah? E!emi»ut 
gebildet sind, bez. der Theorie dieser Charakteristiken gelbst Y 
dann das neunte und zehnte Kapitel von den Abdachen und den 
elliptisrlien Thetaf'uiiktiouen gehandelt, hat, beschäftigt sich du letzte *pe 
mit jene'ii Thetafunktioneu, welche zu reduzierbaren Abelschea Intej 
gehören. 

Karlsruhe. A. Krazer. 



1 1 lhaltsverzeicl 1 ni.s. 



Erster Teil. 
Die allgemeinen Thetafunktionen mit beliebigen ( harakteristikeu. 

Erstes Kapitel. 
Definition und Haupteigenschaften der Thetafunktionen. 



IL 

f*. 

§5. 

I«. 



Kalt« 

Die einfach unendliche Thetareihe % 

Mfl j>-fuch unendliche Thetareihe. Ennittlnng einer aufwendigen 

und hinreichenden Konrergenzbedingung 

Andere Formen flir die Kouvergenzbedimruutr . . . 

Die Funktion (hin, it. »J 

Einführung der Charakteristiken. 
Thetafuuktloneii höherer Ordnung 






Die Funktion & 



Kl«-> 



Inhaltsverzeichnis 



111 



Zweites Kapitel. 

Über ein allgemeines Prinzip der Umformung 

unendlicher, insbesondere mehrfach unendlicher Reihen 

und dessen Anwendung auf Thetareihen. 

I. I nilormniig unendlicher Beine* durch EinfUhruni: neuer Summa- 

ttoAkboehitabeii vermittelst einer linearen Substitution 44 

$ Ü. »est im in ii Dir der Anzahl 6 der Noniiallösun^en eines System* 

linearer Kongruenzen 61 

§ 3. Folgerungen uns «lein III. Satze: c udirültiire Bettelt der Formel (8$) 7 
J I. Anwendung der Formel (X) auf eine j» • i in h mündliche Tlicla- 
reihe 

* 'i. Bezieh untren zw liehen Thetafunktionen, deren Modulen sieh um 

rutionule Vielfache von rti unterscheiden 7" 

| tl. Vnwi ndiinif der Formel (X) auf ein l'rodukt ron Thetareihen 77 

$ 7. Erste Spe/.ialisicruui: der Formel (XXXII) .84 

* -. Zweite Speziulisicruuir der Formel (XXXII) .00 

Drittes Kapitel. 

Ein zweites allgemeines Prinzip der Umformung 
unendlicher Reihen und dessen Anwendung auf Thetareihen. 

$ 1. Umformung einer einfach unendlichen Reihe vermittelst der 

Fourlerschen Formel DS 

vnwendung der Formel (1) auf die einfach unendliche Thetarelhe M 

$ :\. tnsdehnung der In & 1 angegebenen Umformung auf mehrfach 
unendliche Reihen . 

4 I. Über eine Eigenschaft der Thctamoduleu » ........ 109 

g ■>. Anwendung der Formel (IV) auf eine p-tavh unendliche Theta- 

reihe 106 

Viertes Kapitel. 

Darstellung allgemeiner 2/>-fach periodischer Funktionen 
durch Thetafunktionen. 

Bildung '2p -fach periodischer Funktionen mit Hilfe von Theta. 

funktionell 11<> 

Allgemeine Satze über -•/>- fach periodische Funktionen . . 114 

Keduktion der Perioden einer allgemeinen 2/>-faeh periodischen 

Funktion auf eine Normalform 1'J'i 

Uarstelluiiu' der allgemeinen -'/»-fach periodischen Funktionen 

i Thetafnuktloncii 136 



Fünftes KapiteL 
Die Transformation der Thetafunktionen. 

1. IIa« Trans formfltlousproblem 128 

2. Weitere Eigenschaften der Transforniatlonszahlcu « . 

■i. Beziehungen zwischen den Argumenten und Modulen der ur 

sprünglirhcn und der transformierten Thetafunktionen 138 

4. Zusammensetzung von Transformationen 142 

•*i. Ziisjuninensetzung einer ganzzabllgen linearen Transformation 

ans elementaren 148 




IV Inhaltsverzeichnis. 

§ ll. Zu rück Führung irunz/.ahliir< > r nichtlinearer Transformationen auf 
eine endliche A n /.tili 1 nicht äquivalenter 

a ;. Zusammenhang: der ursprünglichen und der tran»formi< 
Tlietnfnnktinn im Falle gnnzzahligcr Transformation 

8 B, Die ganzzahlige lineare Transformation der Thctafuuktionen 

g 9. Der besondere Fall p = 1 

$ 10. Zuriirkführung nichtganzzahliger Transformationen auf gwn» 

zahl ige. Hie .Multiplikation »tili die Division 

* 11. Krazer-Prymschc Till ■■■! mm wtil m einer Transformation 
elementaren 

Sechste» Kapitel. 
Die komplexe Multiplikation. 

§ 1. Die komplexe Multiplikation der Theliiftinktlonen einer \ i r- 
äuderliehen . . . . 

$ 2. Kinigc Siltzc ans der Lehn von den hiliiicurcn Formen 

$ B. Die komplexe Multiplikation hei den Thetafuiiktiouen mehrerer 
Veränderlichen 

| 4. Nachweis, daß die Im IX. Satz angegebene notwendige Bedingung 
auch hinreichend Ist 



Zweiter Teil. 
Die allgemeinen Thetafnnklionen mit rationalen Cbarakforifl 

Siebentes Kapitel. 

Die Thetafanktionen, deren Charakteristiken ans halben Zal 

gebildet sind. 
8 1. Die Funktionen &\e\ t {n) 

Erster Abschnitt. 

Die Charakteristikentheo rie. 
* 2. Perlodeiichurakleristlkiii 
a 8, Thelachiirukterlxtikcn 
« 4. Beziehungen zwischen den PeriodencharakterUtlkcn und dir 

Thetacharakterlstiken 

1 5. Fundamentalsysteme von l'erlodencharakteristlkeu ....... 

$ <!. Die («ruppe der mod. 2 inkongruenten ganzzahligen lliicureu 

Transformationen 

jjf 7. Fundamentalsrsteme von Thetacharakterlstiken 

| 8. («nippen von Perlodencharakteristiken . 

§ 9. Systeme von Thetacharakterlstiken 

Zweiter Abschnitt. 
Die Additionstheoreme der Thetafanktionen. 

§ 10. Die Kiciuunnschc Thetaformel 
»11. Der Fall p=l . 
§12. Der Fall ;>=2 






Inhalte Verzeichnis. V 

Saite 

f 18. Du Additionstheorem der allgemeinen Thetafunktioncn Tür ;>>3 346 

f 14. Weitere Folgerungen au» der Kiemannschen Thetaformel .... 351 

flS. Thetafunktioncn höherer Ordnung mit halben Charakteristiken 357 

1 16. Thetarelatlonen 362 

Achtes Kapitel. 

Die Thetafanktionen, deren Charakteristiken aus ; >l Zahlen 
gebildet sind. 

9 1. Die Funktionen *[*],(«) 370 

ff 2. Periodencharakteristiken 373 

f 8. Thetacharakterlstiken 37h 

#4. Die Verallgemeinerung der Kiemannschen Thetaformel 379 

$ 5. Das Additionstheorem für die Quotienten der Funktionen »f fj r £«) 387 
§6. Über die zwischen den r tp Funktionen 9-\e] r ?u} bestehenden 

Delationen 3t*« 

§7. Der besondere Fall pssl, rs3 390 

f 8. Die elliptischen Normalkurven 399 

99. Übergang ton den Funktionen d-\e'] r (uli zu den Funktionen 

*[«],(«) *«H 

910. Die Transformation der Funktionen 0>\t] t .■:«,, 407 

Dritter Teil. 

Die speziellen Thetafunktionen. 

Neuntes Kapitel. 
Die Abelschen Thetafanktionen. 

9 1. Vorbemerkungen aus der Theorie der Abelschen Funktionen . US 

9 2. Die Kleniaiinschc Thetafunktlon 416 

9 8. Die Anzahl der Nullpunkte der Kiemannschen Thelnfnnklion . . 419 
9 4. Zusammenhang zwischen den Parametern <*,, ••.<"_ und den 

Nullpunkten jj ]t ■•■,»?_ der RieninnuHchen Thetafunktlon .... 4a 1 
9 5. Die Lehre rom Identischen Verschwinden der Rleinaniischeii 

Thetafunktlon 426 

9 6* Zuordnung von Wurzelfunktionen zu den Thetafunktioncn . . . 436 

9 7. Das Umkehrproblem 441 

Zehntes Kapitel. 
Die hyperelliptischen Thetafanktionen. 

9 1. Deziehungen der Feriodlzitätsmoduleu eines hypercliiiilischcii 
Integrals erster («attuug zu seinen »'erten in den Verzweigiinirs- 

punkten 44.1 

92. Berechnung der Kiemannschen Konstanten l,\.-,k, 449 

9 8. Das Verschwinden der hyperelliptischen Thetafunktion 454 

I Fortsetzung »iehe Seite VIII.) 



Verlag tob B. G. Teubner in Leipzig, 

Theorie der zweifach unendlichen Thetareihei 

auf Grund der Riemannschen Thetaformel. 
Von Prof. Dr. Adolf Krazer. 

|VII u. 66 S | gr. 1. 1883. geh. n. .43.60. 

Diese Arbeit behandelt den ipeciellen Kuli der zweifach unendlichen Tl 
d. Von der llieinaunscheji Thetaformel ausgebend, wird kue 
Kall« entsprechende SjBtem linearer Gleichungen aufgestellt ..■ thend unt« 

b. Es ergeben lieh dabei zwei eigentümliche Systeme von je viert'hai 
die als Vierersysteme en eiohnet w< 

- erste m den - hb., das zweite /.u den Rosenhainschen 

hinflberleitet. Durch Spezialisierung der iu dem erwähnten Systeme 
Gleichungen vorkommen o wird hierauf die Kundainentalfunue] 

ganze Theorie abgeleitet, und es treten dabei sogleich aof natürlich' 
gewisse Systeme von je sechs Charakteristiken hervor, die als Ilosenl 
■^ersysteme bezeichnet werden. Die weitere Untersuchung liefert da 
id einer vollständig willkürliehen Anordnung der sechs ungeraden Charokt 
ristiken die »amtlichen in der Fundamentalformel enthaltenen Thctarclationen 
allgemeinster Gestalt. Es zeigt sich bei dieser Behandlung 
Parallelismus zwischen den Untersuchungen von Göpel und IJosenhain, 
wird so i'rat eine einlieitliche Theorie ein Einblick 

ihre Struktur-Verhältnisse und ihre Abhängigkeit voneinander gewonnen. 



Neue Grundlagen 

einer Theorie der allgemeinen Thetafunktionei 

Von Prof. Dr. A. Krazer und Prof. Dr. F. Prym. 

Kurz zusammengefaßt und herausgegeben von 
Prof. Dr A. Krazer. 

[XII u. 133 EL] gr. 4. 189-'. geh. ti. A 7.20. 

Die vorliegende Arbeit besteht aus zwei selbständigen Teilen, vor 
der erste den Titel: ..Theorie der Thetafunktionen mit rationalen Charakteri 
der zweite den Titel: , .Theorie der Transformation der Thetafunktionen" tut 

Defl Mittelpunkt des ernten Teiles bildet eine, als „Fundamentalfoi 
Theorie der Thetaftuiktionen mit rationalen Charakteristiken." bezeichnete Tb« 
formel von sehr allgemeinem Charakter, zu der die Verfasser gelangten, ine 
sie Hieb die Aufgabe stellten, die allgemeinste Thetafonasl aufzufinden, welc 
dadurch erhalten werden kann, daß man in der ein Produkt von n Thetafun 
tioneu mit verschiedenen Parametern darstellenden np- fach, unendlichen ReL 
an Stelle der bisherigen Bummationsbuchstaben vermittelst einer linear. 
Btitutiou neue Bnnimauonsbnchstaben einfahrt. Diese Formel aufzustellen und a 
derselben eine jjf'ißere Anzahl für die Theorie und Anwendung wichtiger sj 
Formeln abzuleiten, bildet den Gegenstand der Untersuchungen des ersten Te" 

Der zweite Teil enthält die vollständige Lösung des allgemeinen Tr 
f'oruiationsproblems der Theta Funktionen. Dieselbe wird dadurch erreich 
man, unter Anwendung des Prinzips der Zerlegung einer Transformation 
mehrere, die Lösung des allgemeinen Transformat ionsproblema reduziert auf i 
Lösung einer geringen Anzahl einfacherer Transformationsprobleme, 

Ist direkter Methoden behandelt werden können. I'ie hierbei zu I 
liegende Zerlegung der allgemeinen Transformation wurde aber ertd i 
nachdem der Begriff der Transformation in der Art erweitert worden war, d 
man fflr die eine Transformation charakterisierenden 4/<* Zahlen, die t 
stets ah ganze Zahlen vorausgesetzt wurden, auch gebrochene Zahlen znliefi 



Verlag von B. G. Teublter in Leipzig. 



Untersuchungen über Thetafunktionen 

Von der philosophischen Fakultät der Universität Göttingen mit dem 

Beneke- Preise für 1895 gekrönt und mit Unterstützung üVr König). 

Gesellschaft der Wissenschaften daselbst herausgegeben 

von Prof. Dr. Wilhelm Wirtinger. 

[VIII u. 125 8.] gr. 4. 1895. geh. n. „Ä 9.— 

Dies« Schrift hat zum Gegenstande «lie genauere Untersuchung der Be- 
ziehung der allgemeinen Thetafunktionen zu den algebraischen Funktionen und 
ihren Integralen. Sie verfällt in zwei Teile, von denen der ernte den allgemeinen, 

von jT Parametern abhängigen Thetafunktionen gewidmet ist, während der 

zweite eine spezielle Klause behandelt, welche jedoch von 3/> Parametern ab- 
hängt und daher allgemeiner ist als die nur von Hp — 3 Parametern abhängige, 
von Kiemann behandelie Klasse. 



Theorie der Riemannschen Thetafunktion. 

Von Privatdozent Dr. Georg Rost. 

[IV u. 66 8.] gr. 4. 1901. geh. n. i 4.- 

Die vorstehende Arbeit bezweckt, die in der Theorie der Riemannschen 
Thetafunktion noch vorhandenen, nicht unwesentlichen Lücken auszufüllen. 
Zunächst wird im ersten Abschnitte die Theorie der algebraischen, in einer all- 
gemeinen Hiemannschen Fläche T einwertigen Funktionen so weit entwickelt, 
als es für die Theorie der Thetafunktion erforderlich ist. Der Verfasser beschränkt 
sich dabei nicht auf die Betrachtung von Funktionen mit nur einfachen Unend- 
lichkeitspunkten, er behandelt vielmehr den allgemeinsten Fall und gelangt da- 
durch zu Resultaten von unbeschränkter Gültigkeit. Durch Einführung des Be- 
griffes „Rang eines Punktsystems" gewinnt die Darstellung der Theorie eine 
ungemein übersichtliche Gestalt. Im zweiten Abschnitt« wird dann die eigentliche 
Theorie der Riemannschen Thetafunktion in abschließender Weise entwickelt. 
Auf Grund der Erkenntnis, daß Punktsysteme von speziellem Charakter auftreten 
können, gelingt es dem Verfasser, den von Riemaun aufgestellten, die Darstellung 
von Konstantensystemen durch Summen allenthalben endlicher Integrale be- 
treifenden Sätzen eine korrekte Fassung zu geben. Auch wird für die von Hie- 
mann aufgestellten Deriviertcusützc zum ersten Male ein einwandfreier Beweis 
geliefert. In den am Schlüsse der Arbeit befindlichen Anmerkungen werden die 
im Haupttexte entwickelten Theorien durch Heispiele erläutert und die Arbeiten 
der Vorgänger einer eingehenden Kritik unterzogen. 



Inhaltsvtrzeii !: 

$ 4. Die «wischen den Modulen einer hvperelllptischen Thetafnnklitm 
bestellenden Beziehungen. Prymsche Methode zur Itestiminunc 
der Itie mann scheu Konstanten /•, , . /■ , 

$ 5. Das Additionstheorem der hypcrclliptischeii Thetufiinktlouen 



Elftes KapiteL 

Die rednzierbaren Abelschen Integrale nnd die 
zugehörigen Thetafunktionen. 

f 1. Reduktion Abelseher Integrale auf elliptische 

$ 2. Spezielle Diskussion des Falles p asfl 

$ 3. Kediiktlon Anelseher Integrale vom (Jeselileeht 7 auf solche 

niedrigeren GeteUeehta j> 



Ml 



192 



Autorenregister 
Sachregister . . 




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ütiniliamllung in 

1 bestellt der l tiermit «las ini Verlage ton H <; 

in Leipzig neben erschienene Werk [zur Ansicht]: 

A. Krazor, Lehrbuch der Thetafunktionen. fXXIV 
u. 512 S.| gr. 8, LWS. In Leiuw. geb. n. M, 24 — 



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Boh«nk, 

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Verlag von B. G. Teubner In Leipzig. 



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■ej- Die Herren VerfaeMer erhalten unentgeltlich von grö Seren Aufbetten 90 

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.lt betr. 8eltent eine größere Anr-ehl dagtsun, ele die genannt 



tu don Ilcri' 
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sfte aaagegeben werden. Alle I 

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Die Redaktion o, in ihrvin #-i e:«-ii < n ln!er«»««i* Jen 

Unfug der i <- nach Möglichkeit fin«ehriakrn 

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INHALT DES VORLIEGENDEN DOPPELHEFTES. 

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1 tv/n'e /<•> Hrrmtinii Stahl in 

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80t 















Bemerkungen znr Theorie der Abelschen Funktionen. 

Von Hebmann Stahl in Tübingen. 

Erste Note (zu St. A. F. Einleitung). 

Im Sommer 1901 bestand der Plan einer französischen Übersetzung 
des zweiten Teils meiner Theorie der Abelschen Funktionen (Leipzig, 
Teubner 1896; zitiert St. A. F.), die Herr A. Tresse, Professor am College 
Rollin zu Paris ausführen wollte, und die im Verlag von Gauthier- 
Villars erscheinen sollte. Hierfür hatte ich, zum Teil im Verein mit 
Herrn Tresse, einige Zusätze und Verbesserungen ausgearbeitet, wobei 
u. a. die wertvollen Winke benutzt wurden, die Herr A. Krazer in 
seiner Besprechung des Buches (Gott. Gel. Anzeigen 1898, S. 996 bis 
1000) gegeben hat. Wenn nun auch die Übersetzung selber aus ver- 
schiedenen äußeren Gründen aufgegeben werden mußte, so dürften doch 
bei der freundlichen Aufnahme, die das Buch gefunden hat, die geplanten 
Zusätze manchem Leser willkommen und damit ihr Abdruck in diesem 
Archiv gerechtfertigt sein. Am Schlüsse dieser Noten gebe ich ein 
Inhaltsverzeichnis dieser Umarbeitung der A. F. Herrn Tresse aber 
möchte ich für alle seine Bemühungen an dieser Stelle nochmals 
meinen besonderen Dank aussprechen. 

Die erste Note gibt als Einleitung zur Theorie der Abelschen 
Funktionen eine etwas ausführliche Übersicht über die RiemannBche 
Theorie der elliptischen FunMionen, die sich anschließt an die inzwischen 
im Druck erschienenen Vorlesungen von Kiemann über elliptische 
Funktionen (Leipzig, Teubner, 1899; zitiert R. E. F.). Meine Absicht 
ist zugleich, zu zeigen, daß die RiemannBche Behandlung sich sehr 
wohl zur Einführung in die elliptischen Funktionen eignet. Ich habe 
dies in Vorlesungen mehrfach erprobt und würde mich freuen, wenn 
auch andere diese Probe machen wollten. 



Archiv der Mathematik and Fhyilk. III. Reih«. VI. 



13 



Elliptische Punktionen. 

Erster Teil. 

Die Theorie der elliptischen Funktionen kann man in zwei Ab- 
schnitte teilen, von denen der erste sich mit der algebraischen Grund- 
gleichung, den zugehörigen algebraischen Funktionen und den Integralen 
derselben, den elliptischen Integralen, der zweite Teil mit der Lösung 
des sog. Umkehrproblems oder mit den elliptischen Funktionen und 
der zu ihrer Darstellung dienenden Thetafunktion beschäftigt. 

I. Die erste Aufgabe 1 ) ist die Untersuchung der GrundgleicliHwi, 
d. h. einer Gleichung zwischen zwei komplexen Variabein (x, y) vom 
Grade n = 3 und vom Geschlecht p =■ 1: 

(1) y* = (x,k) = x(l-x)0 -Vx), 

wo k eine reelle oder komplexe Größe ist, welche der algebraisch 
Mahd heißt. 

Die Gleichung (1) führt zu zwei geometrischen Vorstellungen, die 
beide wichtig sind. Die erste derselben betrachtet als Ort der kom- 
plexen Variabein k nicht die einfache x- Ebene, sondern eine zwei- 
blättrige, im Unendlichen geschlossene Fläche T, in welcher die zwei- 
wertige Funktion y = Y(x, k) eindeutig ist, so daß jedem Wertepaar (x } y) 
oder (x, V(x f k) eindeutig ein Punkt dieser Fläche entspricht und um- 
gekehrt. Die Fläche T heißt die Kieiuan nsche Verztceigungsfläelu 
der Funktion y = Y(x t k) \ sie hat vier Verzweigungspunkte 0, 1, 1 :k s , ao. 
Ihre beiden Blätter gehen ineinander über längs zweier Verzweigungs- 
linien, die zwischen und 1 und zwischen l:fc a und oo verlaufen 
mögen. Die Fläche T ist nicht einfach zusammenhängend, sondern 
wird erst in eine einfach zusammenhängende Fläche T' verwandelt 
durch 2 p = 2 Querschnitte a und b (R. E. F. Fig. 1 S. 17). Wir 
denken uns b im oberen Blatt um die Punkte und 1, a teils im 
oberen teils im unteren Blatt um die Punkte 1 und 1 : k? gelegt. Ist 
k* reell und kleiner als 1, so lassen sich die Werte von »/ zu beiden 
Seiten der reellen Achse im oberen und unteren Blatt von T leicht 
angeben (R, E. F. Fig. 17 a, b S. 77). Die zweite geometrische Vorstel- 
lung betrachtet (1) als Gleichung einer Kurve vom Grade » «= 3 und 
vom Geschlecht p = 1 mit komplexen Koordinaten (x, y) und wendet 
auf sie alle Bezeichnungen an, die bei reellen Kurven gebräuchlich 
sind. Sie spricht von einer Ebene, der (x, y)-Ebene, in der die Kurve 
liegt, und nennt ein Wertepaar (x, y), das der Gleichung (1) genügt, 



i B R. F. S. 73—79. 






Bemerkungen zur Theorie der Abelschen Funktionen. 

einen Punkt der Kurve u. s. w. Die Deutung von (1) als Kurve läßt 
eine besondere einfache Ausdrucksweise zu bei algebraischen Fragen 
nnd geometrischen Anwendungen, die Darstellung von y durch die Ver- 
zweigungsfläche T bietet dagegen besondere Vorzüge bei transcendenten 
Fragen. 

Man kann durch eine funktionentheoretische Untersuchung zeigen, 
daß jede in T eindeutige (jede wie T verzweigte) Funktion des Ortes, die 
regulär ist, d. h. die nur in einer endlichen Zahl von Punkten von T 
und in jedem derselben nur in endlicher Ordnung unendlich wird, 
eine rationale Funktion von (x, y) oder (x, Y(x, k) ist. 

Diese Untersuchung der Gleichung (1) findet ihre Verallgemeinerung 
in A. F. Abschnitt I. 

II. Eine zweite Aufgabe 1 ) ist die algebraische Untersuchung der zu 
\ 1 1 gehörigen rationalen Funktionen R(x r y) von (x, y) oder {z, Y(x, k), 
die sich in der Form darstellen 



(2) 



R(x r y) 



f(x) + «>(*) ■ v^T) 



wo M, N, P ganze, f(x) und q>(x) gebrochene rationale Funktionen 
von x allein bezeichnen. 

Für die Funktion R(x,y) gelten im Gegensatz zu den rationalen 
Funktionen von x allein folgende Sätze: 

1. Die Funktion Rix, y) ist eine eindeutige, analytische Funktion 
des Ortes in der zweiblättrigen Fläche T; sie wird in einer endlichen 
Anzahl von Punkten in endlicher Ordnung unendlich, Diese Eigen- 
schaft ist nach dem Obigen charakteristisch für die Funktionen R(x, y) 
und kann zur Definition derselben dienen 

2. Die Zahl der Punkte, für welche die Funktion R(x t y) in der 
Fläche T unendlich in erster Ordnung (=00') und Null in erster 
(= 1 ) wird, ist die gleiche. Diese Zahl heißt die Ordnung der Funk- 
tion R(x,y). Aber die Ordnung m ist nicht willkürlich, sie hat eine 
untere Grenze^ +1 = 2, und die jmO 1 und die moo 1 Punkte der Funk- 
tion sind nicht unabhängig voneinander. 

3. Eine Funktion R(x, y) von der Ordnung m ist bis auf eine 
(unbestimmt bleibende) additive Konstante bestimmt, wenn ihre moo 1 
Punkte und von den m zugehörigen Residuen alle mit Ausnahme von 
einem beliebig gegeben sind. Zwischen den Koordinaten der moo 1 



1) R. E. F. S. 79 und 8<J. Ausführungen in Zeitschrift f. Matb. u. I»hys. 45, 
816ff. (190m:. 

12* 



180 



Hekmaxx Stabi.: 



Punkte und den m Residuen besteht eilte Gleichung, welche das letzte 
Residuum eindeutig bestimmt. 

4. Eine Funktion R(x, y) von der Ordnung m ist bis auf einen 
(unbestimmt bleibenden) konstanten Faktor bestimmt, wenn ihre "' 
und Po 1 Punkte mit Ausnahme von einem derselben beliebig gegeben 
sind. Zwischen den Koordinaten der 2m l und oü 1 Punkte besteht 
eine Gleichung, welche den letzten dieser Punkte eindeutig durch die 
2m — 1 übrigen bestimmt. 

Sind die moo 1 Punkte (x' lt y[), . . ., (x' mf y' m ) von allgemeiner Lage 
nnd sind B lt . . ., B m die zugehörigen Residuen, so daß im Punkt (av, y,") 
E(x, y)ao' wird wie B f :(x — x'i) oder der Ausdruck E^yj — B^^x—Xi) 
endlich bleibt, so wird die Funktion R(x, y) dargestellt durch 






(8) 



*fe»>-ä£3+ 



I m " ~t~ "w ■ n 

+ äir x — x' "^ ° ' 






und die Bedingungsgleichung zwischen den 2 m Elementen {x\, y';) und 
B ( lautet: 

y\ 



(3 a) 



+ 



+ ~P = 0. 



Sind dagegen (a£, yj) die moo 1 Punkte und (sc?, y?) die ?m 1 Punkte 
(i = 1, . . ., »*), so wird JS(*', y) (abgesehen von einem konstanten Faktor C) 
dargestellt durch die Determinante 



ind 
da 



(4) 



y + yj 

iE — Zj 

yS -h y; 



V + tfm 



rt + y^ 



1 



l . . 



a* — x' 



1 




und die Bedingung zwischen den 2 m Punkten (#/, y,') und (x?, y?) wird 
erhalten, indem man diese Determinante, gebildet für (x, y) = (x\, yj), 
gleich Null setzt. 

Man kann die Darstellung von R(x f y) durch die oo l und 1 Punkte 
auch in anderer Form geben, die unmittelbar an (2) anknüpft. So läßt 
sich die Abhängigkeit zwischen diesen 2 tu Punkten darstellen durch dies 
Determinantengleichung (i f k = 1, • ■ -, m): 



x f 

xl 



xV 



xr 
4 m 



— V' 

+ y? 



- y. xt 

+ yl4 



[m-i 



— y. Xi 

+ yJ4— » 



0. 



Bemerkungen zur Theorie der Abelachen Funktionen. 



181 






Ferner ist der Nenner P der Funktion (2) 

(6) P m x — x[ ■ x — x' t ■ • ■ x — x' m , 

und der Zähler M + Ny wird (abgesehen von einem konstanten Faktor G) 
erhalten, indem man in der Determinante (5) (x^,, y?„) dureh die 
variabeln Koordinaten (x, y) ersetzt. 

Da späterhin x und y als elliptische Funktionen eines Parameters m 
erscheinen, bo enthalten die vorstehenden Sätze und Gleichungen auch 
wichtige Eigenschaften und Darstellungen der elliptischen Funktionen 
(s. Nr. V). 

DieBe Untersuchungen über die rationalen Funktionen von (x, y) 
und besonders die Darstellungen (3) und (4) fiuden ihre Verall- 
gemeinerung in der zweiten Note. 

III. Eine dritte Aufgabe 1 ) ist die Untersuchung der Integrale der 
Funktionen R(x, y), dir sog. elliptischen Integrale, die sich (abgesehen 
von Integralen rationaler Funktionen von x allein) nach (2) darstellen 
in der Form 

(7) rf(x)dz 



f\ 



wo f(x) eine gebrochene, rationale Funktion von x ist. 

Die charakteristischen Eigenschaften der Integrale (7) als Funktionen 
von x sind folgende: 

1. Die Funktion (7) kann in einzelnen Tunkten von T ebensowohl 
algebraisch wie auch logarithmisch unendlich werden. 

2. Die Funktion (7) ist in der Fläche T eine unendlich vieldeutige 
Funktion des Ortes, derart, daß sie, wenn der Integrationsweg die 
Querschnitte a und b überschreitet, um gewisse Konstanten Ä und B t 
die Bog. PeriodicitätsHi'itiirfn wächst. 

Sind logarithmische Unstetigkeitspunkte vorhanden, so treten noch 
weitere Periodicitätsmoduln hinzu. 

Das allgemeine elliptische Integral (7) läßt sich in einfachere 
Integrale zerlegen, nämlich in 

Integrale 1. Gattung, d. h. solche, die in allen Punkten von T end- 
lich bleiben, 

Integrale 2. Gattung, d. h. solche, die in einem Punkt von T alge- 
braisch unendlich werden, 

Integrale 3. Gattung, d. h. solche, die in zwei Punkten von T loga- 
rithmisch unendlich werden. 



i) R. E. F. S. 7»— 86. 



182 



IIliima.nn Stahl: 



Es gibt (entsprechend dem Geschlecht p = 1) ein Integral 
Gattung, nämlich: 



(8) 



r dx 



Die Periodicitätsmoduln desselben 2K und 2iK' an den Querschnitten a 
und b Bind bestimmt durch 



(9) 



1 m 1/H 1/i» 

K=fdu; iK'=fdu=fdu\ K+iK'=fdu. 



Die Grenzen in diesen abgekürzt geschriebenen Integralen beziehen sie 
auf die Variable x (ähnlich in (11) u. s. w.). Da K und K' nur von 
einer Größe k abhängen, so sind sie nicht unabhängig voneinander. 
Wim hat indeß nur (8) mit einem beliebigen konstanten Faktor zu 
multiplizieren, um ein Integral zu erhalten, dessen Periodicitätsmoduln 
voneinander abhängig sind (vgl. auch Nr. IX). 

Ist Ä s reell und <1, so sind K und K' ebenfalls reell; ist k 1 
komplex, so Bind auch K und K' komplex. Man kann beweisen, daß, 
wie auch k* beschaffen sei, der reelle Teil des Quotienten K' : K stets 
positiv ist, daß also der absolute Wert der später zu benutzenden Größe 



= A * 



q =e 



stets < 1 ist. 



Es gibt ferner mannigfaltige Integrale zweiter und dritter Gattung; 
so stellen 



(10) 



t 



/'*dx ^ = f V(x t , k) dx 

yr&k)' J \/{x,k)x — 3 



ein Integral zweiter Gattung mit dem algebraischen Unstetigkeits- 
punkt (x = oo, y = oo) und ein Integral dritter Gattung mit 
den beiden logarithmischen Unstetigkeitspunkten (x , y ) und 

(*o> —9o) dar - 

Untersucht man die Beziehungen, die zwischen einem elliptischen 
Integral und einer rationalen Funktion sowie deren Unstetigkeitspunkteu 
stattfinden, so erhält man eine Reihe von Gleichungen und Sätzen, die 
das Abfische Theorem bilden. Für das Integral erster Gattung lautet 
dasselbe : 

Sind (a:?, tj°) und («/, yf) zwei Punktsysteme, für welche eine 
rationale Funktion li (x, y) von der Ordnung m die Werte Ü 1 
xind c» 1 annimmt, so ist die Summe der m Integrale erster Gattung, 




Bemerkungen zur Theorie der Abelschen Funktionen. 183 

genommen zwischen diesen zwei Punktsystemen, kongruent 0, d. h. 

es ist _, 

(11) yj fdu = Q (mod. 2K, $iJT). 



S/"'° 



Der Beweis folgt sehr einfach aus der Gleichung (3 a). 1 ) 

Es gilt zugleich der umgekehrte Satz: 

Sind zwei Punktsysteme (a#, y?) und (x' if y/) (i — 1, • • •, n») so be- 
schaffen, daß sie der Kongruenz (11) genügen, so sind die m Punkte 
O^?» y?) die 1 Punkte und die m Punkte (x/, y/) die oo l Punkte einer 
bestimmten rationalen Funktion R(x, y). 

Nach diesem Doppelsatz sind die algebraische Gleichung (5) und 
die transcendente Gleichung (11) vollständig gleichwertig. 

Wir geben ein später zu benutzendes Beispiel. Setzt man 
{ *, X, . *, «, 

(12) fdu=fdu + fdu oder fdu+fdu = 0, 

U ^ 

so erhält man die dieser transcendenten Gleichung äquivalente, alge- 
braische Gleichung, wenn man in (5) (x\, yj) = (0, 0); (x\, yj) = (|, rf}\ 
(*'u V'i) — ( x i> 9i)i ( x tt y't) = (*»> Vi) setzt > es kommt: 



(12a) 



x i x t & 



o. 



Das Abel sehe Theorem für das Integral erster Gattung läßt sich 
geometrisch deuten und führt zu wichtigen Sätzen über die Wende- 
punkte der Kurve (1) und über Schnitt- und Berührungs-Systeme der 
Kurve (1) mit anderen algebraischen Kurven. 

Für die Integrale zweiter und dritter Gattung lautet das Abelsche 
Theorem: 

Sind (:e?, y?) und («/, yi) die 1 und oo 1 Punkte einer rationalen 
Funktion B (x, y) der mten Ordnung, so ist die zwischen ihnen ge- 
nommene Integralsumme für jedes Integral zweiter Gattung gleich einer 
rationalen Funktion der Koordinaten des Unstetigkeitspunktes dieses 
Integrals und für jedes Integral dritter Gattung gleich dem Logarithmus 
einer rationalen Funktion der Koordinaten der beiden Unstetigkeits- 
punkte dieses Integrals. 



1) Zeitschrift für Math, und Phys. 45, 224. 



184 Hkemastn Stahl: 

Als Beispiele fahren wir die der Gleichung (12) entsprechende 
Gleichung für das Integral zweiter Gattung (10) an 1 ): 

(\ Vi f xdx __ Cxäx . C xix , x l x t (x t — «,) 



und für das Integral dritter Gattung (10): 







wo B X9 der Quotient 



(14a) Ä 



*9 



X 


X* 


-y 


*1 


*? 


y t 


a* 


*5 


Ä 



: (» — 3$(x — «t) 



Die vorstehenden Untersuchungen über die elliptischen Integrale finden 
ihre Verallgemeinerung in St. A. F. Abschnitt HI. 

IV. Eine vierte Betrachtung 11 ) dient zur Erweiterung der erlangten 
BesuUate. 

Ist statt der Gleichung (1) die allgemeinere Gleichung zwischen 
(?i, Vi) gegeben 
(15) tfi=c x\ + 4c,*» + 6c,x\ + 4^, + c 4 = c (x t - ajfa — ajfo — o,)(aj -a,), 
so kann man diese auf die Normalform (1) 
(15 a) y* - s • 1 - a: • 1 - k*x = Jfe V - (1 + fc s ) a:* + x 

bringen durch die bilineare Substitution zwischen x und x x 



(16) x 



aj — °o , «i — *» 
*i - «» ' <h — a o ' 

durch welche den Werten 

«1-^ «t «I »» 

bez. die Werte 

a; = 1 l/k> oo 

zugeordnet werden, wobei 1 : h? durch die Gleichung 
(16 a) — — °* ~ a ° • "* ~ a * 

1) Ausführungen in der Dissertation von Curt Ho ff mann (Tübingen 1904). 

2) R. E. F. 8. 11—16 u. S. 87—91. 



Bemerkungen zur Theorie der 



raktionen. 



185 



also durch das Doppelverbältnis der vier Yerzweigungspunkte tou y i in 
(15) bestimmt ist. Die Vergleichung von (15) und (15 a) ergibt als- 
dann für y einen Ausdruck von der Form 



(17) 









Cy t 



«i — <h* 






wo C eine leicbt zu bestimmende Konstante ist. 

Die Gleichungen (16) und (17) bilden eine Bog. eindeutige rationale 
Transformation d. h. eine Transformation, bei der sich ebenso wohl 
(x, y) rational durch (x lr y,) ausdrückt wie umgekehrt {x lt y,) durch 
(x, y). Die eindeutige Transformation läßt stets die sog. absolute In- 
turiante Jj der Gleichung oder Kurve (15) umgeändert Es hat nämlich 
J, den Wert 



wo 



9\ -270»' 



9»"C c l -4c l c s +Bc\; y s 



wi C« f« 



Ca Cm 



o, 



Bildet man den entsprechenden Wert J für (15 a), indem man c a 
Cj = -j-, c, = — {(1 + Je*), c s = j, c^ = 0, also, wenn &"' = 1 — k 1 , 

Betzt, so folgt aus (16 a), daß J x = J ist. Durch die eindeutige Trans- 
formation (16), (17) geht jedes Integral der ersten, zweiten und dritten 
Gattung in (x lf y^ über in ein ebensolches Integral gebildet in (x, y), 
bo daß die Theorie der an (15) anknüpfenden Funktionen auf die 
Theorie der zur Norraalforna (15 a) gehörigen Funktionen zurück- 
geführt ist. 

Man kann dies Resultat verallgemeinern und zeigen, daß durch eine 
eindeutige Transformation 

(19) x. = tp(x,y), $, = *0,y)f 

wo q? und ty rationale Funktionen von (x f y) sind von der Beschaffen- 
heit, daß sich aus (19) mit Hilfe von (1) auch x und y als rationale 
Funktionen von (x u y t ) darstellen, die Gleichung (1) übergeht in eine 
Gleichung F t {x v y,) = von einem gewissen Grade n lt aber von dem- 
selben Geschlecht p = 1, deren absolute Invariante gleich der absoluten 
Invariante (18) von (1) ist, und daß umgekehrt durch eindeutige Trans- 
formatton jede Gleichung vom beliebigen Grade n, und vom Geschlecht 




186 



Hzbmaxx Stahl: 



p = 1 in die Normalform (1) mit der gleichen absoluten Invariante 
übergeführt werden kann. Geometrisch stellt F 1 (x^, y,) = eine Kurve 
vom Grade n r mit -£ n i( n i — 3) Doppelpunkten (oder äquivalenten 
Singularitäten) dar. Durch eindeutige Transformation erhält man daher 
auch die Theorie der zu einer solchen Kurve F 1 = gehörigen ellip- 
tischen Funktionen und Integrale. So führt z. B. das Abel sehe 
Theorem für das zu F 1 =■ gehörige Integral erster Gattung zu Sätzen 
über die Wendeponkte von F x = oder über Schnitt- und Berührungs- 
Systeme der Kurve F % = mit anderen algebraischen Kurven. 1 ) 

Diese Untersuchungen über die eindeutige Transformation finden 
ihre Verallgemeinerung in St. A. F. Abschnitt IV. 



Zweiter TeiL 

Der zweite Teil der Theorie der elliptischen Funktionen beschäftigt 
sich mit der Lösung des sog. Umkehrproblems oder mit der Theorie der 
elliptischen Funktionen selbst. Ihre Definition ist folgende. 

Setzt man das elliptische Integral erster Gattung gleich einer 
komplexen Variabein «, also 



(Ml) 



X 



dx 







2}/(S, £) 



so besteht das gleichzeitig von Abel und Jacob i aufgestellte und 
gelöste Umkehrproblem darin, x und y als Funktionen von u 



(20) 



x =/■(«), y-yprs-*/» 



imd allgemein eine beliebige rationale Funktion von (ar, y) in u dar- 
zustellen. Alle diese Funktionen heißen elliptische Funktionen des 
Argumentes u. Sie besitzen im Gegensatz zu den elliptischen Integralen 
sehr einfache Eigenschaften. 

V. Wir geben zuerst eine allgemeine Übersicht über diese, fundamentalen 
Eigenscltaften*), die man, ohne die analytische Darstellung zu kennen, 
allein aus der Definition (19), (20) und den Sätzen des ersten Teiles 
ableiten kann. 

Hierzu bilde man die zweiblättrige Verzweigungsfläche T', nach- 
dem sie durch die Querschnitte a, b einfach zusammenhängend gemacht 
ist, mittels der Gleichung (19) auf die Ebene der komplexen Variabein 




1) Clebsch, Journ. für Math. C4, 210 ff. (1864). Vgl. CLebsch-Lindemann, 
Geometrie I. B. 903—904. 
S) B. E. F. S. 20—26. 







Bemerkungen zur Theorie der Abelschen Funktionen. 



187 



u ab. Diese Abbildung ist eindeutig und konform und nur unähnlich 
in den vier Verzweigungspuiikten von T', in welchen die Funktion 
du : dx gleich oder ec wird. Da die Begrenzung von T' aus den 
Rändern der Querschnitte a und b besteht, an denen « konstante Wert- 
differenzen (die Periodicitätsinoduln 2K und 2iK') hat, und da u 
innerhalb T' nicht unendlich wird, so führt die Abbildung von T' auf 
ein Parallelogramm P, das ganz im Endlichen der «-Ebene liegt und 
dessen Ecken die Abstände 2 K und 2 i h" haben. 

Ist k* beliebig komplex, also 2K und 2 iK' ebenfalls komplex, so 
ist bei beliebiger Lage der Querschnitte a, b das Parallelogramm P 
schiefwinklig und seine Seiten sind im allgemeinen krummlinig. Doch 
können sieh nie zwei Seiten von P in einem Punkte « schneiden. 
Denn andernfalls müßten demselben Werte u zwei verschiedene Punkte 

(x ot y a ) und (x u y { ) von T entsprechen, oder es müßte / — _ =0 

sein d. h. es müßte nach der Umkehrung des Abelschen Theorems 
(Nr. III) eine rationale Funktion von (x, y) geben, die nur einen 1 
Punkt (x or y a ) und einen oo 1 Punkt (x i} y t ) hatte, was nach Nr. II 
unmöglich ist. 1 ) 

Ist k a reell und < 1, also K und K' reell, so kann man die Ab- 
bildung genauer angeben. Läßt man die Querschnitte b und a längs der 
geraden Strecken ... 1 und 1 . . . 1/fc* verlaufen, so wird das Parallelo- 
gramm P ein geradliniges Rechteck von den Seitenlängen 2K und 2iK'. 
Läßt man dem Punkt x = den Wert u = entsprechen, so erhält man 
die in R. E. F. S. 24 gegebene Figur 10, in der zugleich die vier durch 
die reelle Achse getrennten Halbebenen der Fläche T' durch vier kleine 
Rechtecke abgebildet sind. Beginnt man die Abbildung mit einem 
anderen der unendlich vielen Werte w = m2K -f- «2* AT, die dem Punkt 
x = entsprechen, so überdeckt sich die «-Ebene mit einem Netz von 
unendlich vielen mit P kongruenten Rechtecken, wodurch die Wert- 
syateme der Funktion x = /*(«) In der ganzen «-Ebene festgelegt 
werden. 

Aus dieser Abbildung ergeben sich unmittelbar die fundamentalen 
Eigenschaften der elliptischen Funktimm (20), nämlich: 

1. Die Funktion j: = /*(«} (und y = ^f'(u)) ist eindeutig im Parallelo- 
gramm P und ebenso in der ganzen «-Ebene; sie ist ferner stetig 
in P und in der «-Ebene mit Ausnahme der Punkto u = iK' = 



1) Hierdurch erledigt sich wohl das Bedenken, das Herr Burkhard t in 
seinen fuaktionentheorotiachon Vorlesungen (Leipzig 189*J. H. S. 30) äußert. 






188 HkbMAXJ» SlAHt! 

iK' + m2K + n2iK\ in welchen x = co s , y = oo* wird. Nnr im 
Punkt tt = oo verhalten sich x und y wesentlich singulär. 

2. Die Funktion x = /*(«) (und y = |/'(«)) ist doppelt periodisch, 
d. h. sie besitzt zwei Perioden 2K und 2iK\ die mit den Periodicitäts- 
modulu dea Integrals erster Gattung übereinstimmen; es ist 

(21) /•(« + 2K) = f («) , f(« + 2iK') - f (u) . 

Die Abbildung ergibt weiter: x = f(u) ist eine gerade, y= |/"(u) eine 
ungerade Funktion von u. Ferner ist £ von der zweiten, y von der 
dritten Ordnung d. h. es nimmt x in P jeden Wert zweimal, y jeden 
Wert dreimal an. Endlich folgt, daß auch jede rationale Funktion R 
von (x, y) eine doppelt periodische Funktion von m mit den Perioden 
2K und 2iK' und von einer bestimmten Ordnung m ist (vgl, Nr. II). 
Man kann umgekehrt (mittels der Methoden von R. E. F. Abschnitt T) 
zeigen, daß die allgemeinste doppelt periodische Funktion F(u) von tt 
mit den Perioden 2K und 2iK' eine rationale Funktion von zwei 
doppelt periodischen Funktionen x = f(u) und y = »/"(«) mi t den- 
selben Perioden ist, die in der Abhängigkeit y* — x • l — x • 1 — k'x 
stehen. 

3. Die Funktion z = f(u) besitzt ein algebraisdies Additionstheorem, 
d. h. die Funktion /*(m x -f M i) drückt sich algebraisch aus durch die 
Funktionen /"(«0 und f(tt t ) oder rational durch /*(«i), f(u t ) und die 
Ableitungen /*(«,), /"(»j)- Ein entsprechendes Additionstheorem gilt 
für y — ^(u) und für jede rationale Funktion R(x, y). 

Der analytische Ausdruck für das Additionstheorem von x =■ / 
folgt aus dem Abelschen Theorem und ist enthalten in Gl. (27) (s. unten). 
Allgemein ergibt sich der Satz schon aus der doppelten Periodicitat 
(vgl R. E. F. S. 9). 

Es ist nun besonders wichtig, daß die Eigenschaften der Fxink- 
tionen (20) auch noch mit geringen Abänderungen gelten für die drei 
Wurzel f Miktionen Yx, j/l — x r )/l — k-x, die in iceitcrem Sinne ellip- 
tisdie Funktionen heißen und bezeichnet werden durch 









(22) fs-mu, yT^ä = cnu, Y 1 - k'x = dn t* . 




Da sich die analytische Darstellung wesentlich an diese drei Funktionen 
anschließt, gehen wir auf ihre Eigenschaften, die sich ebenfalls un- 
mittelbar aus den Sätzen des ersten Teiles ableiten lassen, noch 
näher ein. 1 ) 






1) R. E. F. S. 26—27 und S. 92—98. 



Bemerkungen zur Theorie der Abelschen Funktionen. 



L89 



1. Die Funktionen (22) sind in der ganzen u- Ebene eindetäig, mit 
Ausnahme einzelner Punkte stetig und nur im Punkt x — oo wesentlich 
singulär. 

2. Die Ableitungen der FnnJäionen (22) drücken sich einfach durch 
diese Funktionen selber aus, es ist 

/oo\ dsnw • den« , ddn« T8 

(2o) — ; — = cn u an« , —j — = — cn u an u , - ■» — /r sn w cn m . 



du 'du ' du 

3. Die Funktionen (22) sind teils gerade, teils ungerade; es ist 
(24) sn (— k) = — sn (u) , cn (— «) = cn u f dn (— u) = dn u . 

4. Die 1 und ao 1 Punkte der Funktionen (22) in der »-Ebene 
sind, wenn m, n = 0, ± 1, ± 2, . . .: 

Bn« = 1 , für u = 2mK+2niK', 

cna= O 1 , 
dnu=0', 



sn«, cnw, dnu = oo 1 , 



(se) 



, II — (2m+l)K+2niK\ 

, u = (2m + 1) K + (2n + 1) i A", 

, u = 2mK+(2n+l)iK'. 

ö. Für die Funktionen (22) gelten folgende Periodiciiätsformvln 
(m, n ganze Zahlen): 

sn (u + m2K + n2iK r ) = (- \) m sn M , 
cn(u + m'2K + n2iK') = (— l) m+n cnu, 
dn (« + m 2 AT -f- n2*Ä") = (- 1)" dn « , 

welche zeigen, daß die Funktionen (22) bei Vermehrung von m um 2K 
oder 2iK' höchstens ihre Zeichen ändern oder auch, daß sie selbst 
doppeltperiodisch sind und bez. die Perioden (4 A', 2 t Ä"_), (4 K, 2 K + 2 iK') , 
cJA', 4iK') besitzen. 

6. Die Funktionen (22) besitzen ein algebraisches oder rationales 
Additionstheorem in dem oben angegebenen Sinne; es ist z. B.: 

Der Beweis 1 ) folgt leicht aus der Äquivalenz der Gleichungen (12) 
und (12 a). Man hat nur, was eine kleine Rechnung erfordert, die 
<rl<'i<'hung (12 a) auf die Form zu bringen 

yf = VKVL 



VIA — **x, + yz t yi — x l yi -fc'g, 



1 — k*x t x t 
und aus (12) die Werte einzuführen 

Yx\ = sn «j , Yx 3 = sn « s , )/|"= sn («i + u,) 



1) Auch in Zeitschrift dir Math. u. PhyB. 45, 226. 



190 



Hkhmaän Stahl: 



7. Man kann endlich leicht die Fundamental-werte der Funktionen 
(22) für halbe Perioden n = Ä', iK' f K + iK' und fiir Viertel perioden 



n 



K 

i. ' 



s > 



K + iE' 



- angeben und kann Venvandlungsformdn auf- 



stellen , welche zeigen, daß jede der Funktionen (22) sich bei Ver- 
mehrung tou « um halbe Perioden K, iK', K+iK' einfach durch 
die ursprünglichen Funktionen ausdrückt. 

Das Umkehrprobleni erstreckt sich nicht nur auf die Darstellung 
der elliptischen Funktionen, sondern auch die der elliptischen Integrale, 
insbesondere der Integrale zweiter und dritter Gattung. Die Eigen- 
schaften dieser Integrale treten nämlich am schärfsten hervor und ihre 
Berechnung wird am leichtesten, wenn man sie nicht als Funktionen 
von (x, y) f sondern durch Vermittelung des Integrals erster Gattung 
(19) als Funktionen twi u auffaßt. Wir bezeichnen die in (10) er- 
haltenen Integrale als Funktionen von u durch 



(28) 



/tt-8«. /$&-**•)• 





Auch für sie kann man allein aus der Definition (28) und den Sätzen 
des ersten Teiles die fundamentalen Eigenschaften herleiten. 

1. Die Funktionen (28) besitzen periodische Eigenschaften, d. h. 
ändert man das Argument « um 2K oder 2iK', so ändern sich die 
Funktionen (28) um konstante Größen, nämlich um die Periodicitats- 
moduln der Integrale (28). 

Dies folgt aus dem Verhalten der Integrale (28) als Funktionen 
von (x } y) an den Querschnitten a, b der Verzweigungsfläche T'. 

2. Die Funktionen (28) besitzen ein Addilionstheorem derart, daß 
jede dieser Funktionen, gebildet mit dem Argument u t + «, sich aus- 
drückt durch dieselbe Funktion, gebildet mit den Einzelarguinenten u, 
und u £ , in Verbindung mit einer algebraischen Funktion oder dem 
Logarithmus einer solchen Funktion. 

Dies folgt unmittelbar aus dem Ab eischen Theorem für die 
Integrale (28), das in den Gleichungen (13) und (14) enthalten ist. 
Führt man dort statt der Integrale die Funktionen (28) von it ein, so 
erhält man die Addilionsfunnel der Funktionen 8(*) ull< ^ ^ J <"> "o' : 

(29)3K+'0-3(« 1 )-3(« a )=i 1 -^r=f=^-8nw 1 sn^sn( Wt -t-«i 1 ), 



P(m, + m s , n ) - P(«„ «„) - P(«„ h ) = logP,.,,. 










Bemerkungen zur Theorie der Abdachen Funktionen. 



191 









Auf der rechten Seite der letzten Gleichungen kann man Btatt 
x 0} x lt x 3 aus (20) die elliptischen Funktionen mit den Argumenten 
M o> Hu w a einführen. 

Diese Ühersicht über die fundamentalen Eigenschaften der ellip- 
tischen Funktionen findet ihre Verallgemeinerung für Abel scJie Funktionen 
in der dritten Note. 

Es handelt sich nun darum, das Umkehrproblem im einzelnen durch- 
zuführen und vor allem die im vorigen definierten elliptischen Funktionen 
snu, cn», dnw und die elliptischen Integrale 3(»j unQJ P( u > "«) durch 
analytische, für alle Werte von u gi'dtige Ausdrücke wirklich darzustellen. 
Dies geschieht durch eine einzige Funktion von «, nämlich die von 
Ja coli eingeführte Tlietafunkiion , die im Mittelpunkt der folgenden 
Theorie steht. 

VI. Die erste Aufgabe^) ist die Herleitung der Tlietafunktion und 
üirer Eigenschaften. Wir gehen aus von den drei elliptischen Funk- 
tionen (22), die leicht darzustellen sind, weil von ihnen außer den 
Perioden auch die 1 und oo l Punkte unmittelbar gegeben sind (25). 
Man erhält die Thetafunktionen, indem man doppelt unendliche Produkte 
bildet, welche bez. in diesen Punkten (25) verschwinden. Diese Pro- 
dukte lassen sich durch Einführung der Exponentialfunktion in einfach 
unendliche Produkte und weiter in einfach unendliche Summen ver- 
wandeln. Setzt man zur Abkürzung 



u = 2Kv, s = e i " riJ = e K , 

K 

-Tt 

T = — -, q = C"* = e 






ft = /j(i-? a -), 



so ist die Produkt form der vier Tlietafitnktionen (wenn » alle ganzen 
Zahlen von bis <x> durchläuft): 

1 (w) = »j (v) = 2fl>A sin xv Q YJ(l - 2q in cos 2xv -\-q in ) f 
B t (u) = # s (v) = 2qU sin xv <?„ JJ(1 + 2g»" cos 2xv + q*"), 
9 3 (u) -*,(») = <ä»JJ(l + 25 s - 1 cos2* V -rY"- s ), 

[8(u) «*(») - ^ JJ(1-28 , '- 1 co82äv+9*--*). 



(32) 




1) R. E. F. S. 35-42 u. S. 09-106. 



192 



Hkrmaj™ Stahl: 



Hieraus ergibt si 
w alle ganzen Zahlen von 



als Summenforni der vier Thetafunktionen (wenn 
oo bia -f oo durchläuft): 



(33) 



n 

®, (u) = #, («) = 2^ (- l)"- l ä (" - i) sin (2n - 1) xv, 
S s (u) = # s (u) = 2^T </" ~ t)* cob (2 h - 1) ar v , 

■ 

®a («) = & 3 (v) - 1 + 2 V 5«' cos 2nsrv , 

n 

. ©(«) =d(u)=l + 2^(- l)«g" , cos2njrv. 

Die Konvergenz der Produkte (32) und der Summen (33) beruht 
darauf, daß der absolute Wert | q | < 1 ist (a. Nr. III) 

Man bezeichnet die vier Thetafunktionen auch bez. durch 8 n (m), 
@ 10 (((), oo (u), m («") und nennt die Zahlenkomplexe 11, 10, 00, Ol 
ihre Charakteristiken. Die Größe r heißt der Thetamodul. 

Die Thetafunktionen haben folgende duimkteristische und leicht zu 
beweisende Eigensdiaften. 

1. Sie sind eindeutig und für alle endlichen Werte von u stetig. 

2. Von den Funktionen (32) oder (33) ist die erste eine ungerade, 
die drei anderen sind gtrade Funktionen von « oder v. 

3. Die 1 Punkte der Tlietafunktionen in der «-Ebene sind (wenn 
™, »-0,±1,±2,...): 

|©i («) = , für M = 2»iJf+ 2niK', 

® 8 («) = , „ h = (2m + 1)K+ 2niK', 

6» s («) = 0, „ M = (2m + l)iT+(2n+l)iA-', 

@ ( M ) = , „ u = 2mK + (2n + 1) iK'. 

4. Es gelten Periodicitätsformtln, die zeigen, daß sich die 
funktionen bei Vermehrung von m um eine der Größen 2iToder 2iK' 
um gewisse Exponentialfaktoren ändern. Wir führen als Beispiele an 
die Gleichungen: 






(35) & (u ± 2 K) = & (u) , & (u ± 2 iK') = - q- 



"1 IT" 



0(«) 




5. Es gelten Verteandlungsformdn, die zeigen, daß jede Thetafunktion 
aus jeder andern ßich ableiten läßt durch Vermehrung von u um eine 
der halben Perioden K, iK' t K + iK'. Wir führen als Beispiel an: 



~K 



iitu 



(3G) ©,(»)-©,(« + *) iq ,; *c K »(u + iK^—iq^e K ©,(«+lC+ iJT). 




jerlningen zur Theorie der Ablachen Funktionen. 



193 






6. Die Thetafunktionen besitzen gewisse Addit'umsthearerne, die wir 
später angeben. (Vgl. Gl. 46, 47, 48.) 

Die vorstehenden Untersuchungen über die Thetafunktionen finden 
ihre Verallgemeinerung in St. A. F. Abschnitt V. 

VII. Die zweite Aufgabe*) betrifft die Lösung des Umkelirproblems, 
d. h. die Darstellung der elliptischen Funktionen Vx, Vi —x, ]/l — k*x 
durch «. Indem man aus den Thetafunktionen (33) Quotienten bildet, 
welche dieselbe Periodicität und dieselben Nullpunkte besitzen, wie die 
elliptischen Funktionen, erhält man für diese die Darstellung: 



(37) Vi-A, 



ö, (m) 



Vi- x = a % 



Ö i __(**> 1/1 u. 



VI -lc*X - A, 






s («) » r A ■ " J e («) ' 

wo A l7 Ai, A 3 von u unabhängige Konstanten sind. 

Denn die Funktion y/x hat an den Querschnitten a und b bez. 
die Faktoren — 1 und + lj Bie wird = 1 im Punkt (x = 0, y = 0), 
= oo 1 im Punkt (x = oo, y = oo). Dieselben Faktoren und dieselben 
U l und oo 1 Punkte hat der Thetaquotient & i («) : ö(i*). Der Quotient 
beider Funktionen ist daher eine von x oder u unabhängige Kon- 
stante A l . 

Setzt man zur Abkürzung 

(38) (d9^u)^ =&u a (0) = ® 2; © 3 (O) = S ; 0(0) = ® 

und macht in (37) die Substitutionen « = 0, K, K -f- iX"', so erhält 
man für j4 t , A?, A^ die Werte 

■« = ©; ©, * ©, yF' 




(89) 



= ö ' = * "ö =: V k > 



"*1 



e, 



».' 



-£-*'%-vf- 



Zugleich drücken sich in (39) die Quotienten der Größen ®\, & if 
0,, algebraisch durch k und k' aus. Mittels der Gleichungen (39) 
kann man die Größe q oder den Thetamodul r annähernd aus dem 
algebraischen Modul k berechnen, während die Gleichungen (37) zur 

»Berechnung von u dienen können, wenn x gegeben ist. 
Setzt man « = 0, so folgt aus den Produkten (32) eine Beziehung 
zwischen den Größen ®,, 3 , ® und &[, nämlich 

(40) ar«!®,«, = 2 K®[. 

1)1 

ArcliiT 



1) R. E. P. S. 36-42 u. S. 106— 108. 

ArcliiT der Miihcmttik und Phyiik III Rollie. VL 



13 



194 



Hermaxn Stahl: 



Verbindet man diese Gleichung mit (39), bo ergeben sich Relatione 
welche die Werte & { : YK und &[ : YK rein algebraisch durch die 
Größe k darstellen, nämlich 

(4i) «-ysy«, e t .y^-, «v-y?! »-y^vr. 

Diese Gleichungen dienen zur angenäherten Berechnung der Perioden 

2K und 2iK' aus h und dem vorher berechneten Werte von q oder t. 

Aub (41) erhält man eine Thdurdation mit dem Argument 0: 

(42) ®* + ®J = &* 
und aus (37) drei Tlietarelationen mit dem Argument «, nämlich: 

& 3 &-{u) + &l&\ (u) =- @| ©*(«), 

(43) ® 3 &l (») + ®\ &\ (») = ®? & 1 («) , 

,#••■{*) + 0j«5(«O = ©|®S(m)- 

Die vorstehende Lösung des Umkehrproblems findet ihre Veratt- 
gvntt intrung in St. A. F. Abschnitt VI. 

VIII. Die Thetafunktionen bilden nicht nur die Grundlage für die 
Lösung des Umkehrproblems; sie beherrschen auch alle weiteren Dar- 
stellungen in der Theorie der elliptischen Funktionen, da man, wie schon 
früher bemerkt, nicht nur rationale Funktionen von (x, y), Bondern auch 
die Integrale derselben, die elliptischen Integrale, am zweckmäßigsten 
nicht als Funktionen von (x f y), sondern als Funktionen von « auffaßt. 

Die dritte Aufgabe x ) bezieht sich daher auf die Darstellung 
der allgemeinsten ratiovuüen Funktionen von (x } y), entweder durch 
Quotienten, gebildet aus Produkten von Thetafunktionen, oder durch 
Summen, gebildet aus den Ableitungen der Logarithmen von Theta- 
funktionen. Ferner aul die Darstellung des Integrals 3. Gattung mit der 
oberen Grenze x t durch Logarithmen von Thetafunktionen mit dein 
Argument M und des Integrals 2. Gattung durch die Ableitungen 
solcher Logarithmen nach u. Damit hat man auch die Darstellung 
des allgemeinsten elliptischen Integrals durch Logarithmen von Theta- 
funktionen und die Ableitungen solcher Logarithmen. 

Wir führen als Beispiele von Darstellungen rationaler Funktionen 
durch Thtiaquoticnten die fundamentalen Formeln an: 



(44) 




x — x 


= 


sn s 


I - 


9 

- sn*M = -j- 


», 


©•(tt)e»(u ) 


) 
i 


(45) 


1 


— k*xx 


- 


1- 


-* 


sn* m sn s « = 


@* 


e (<« + ««) «(« - 


1 


i) 


R. 


E. F. S. 


■1-' 


-45 


u. 


S. 108—119. 












Bemerkungen zur Theorie der Abelßchen Punktionen. 



in denen x a , u ein beliebiges zusammengehöriges Wertepaar x, u ist. 
Aus (44) und (45) ergeben sieb Thetaformeln mit zwei Argumenten 
tt, Mo, wie 

<©»©,(« + « ) ©, (u -«„) = ©? (») 0* (h ) - 0» («„) 0» (tt) 

1 =^( M )®»K)-©»(«o)®l(«)- 

Ferner aus (44) eine Utetarelation mit 4 Elementen w, M,, h,, u s : 

0, (« + «,) 0, (« - «,) 0, («, + tt,) 0, («, - «,) 
(47) + 0, (tt + «,) 0, (tt - M,) 0, (tt, + «,) 0, («, - Ml ) 

+ 0, (u + u a ) 0, (« - tt,) 0, («, + «,) 0, (u, - «,) = 

und aus dieser weitere von ähnlicher Form, indem man die u t um halbe 
Perioden vermehrt. Gleichungen der Form (47) stellen das aRaemeine 
AdditionsÜieorem der Thetafunktum dar; durch Spezialisierung der u, 
erhält man speziellere Additionstheoreme mit 3 oder 2 Argumenten. 
So kann man leicht Gleichungen bilden, die wieder zum AdditionB- 
theorem der elliptischen Funktionen führen. Man rindet z. B. 

| ©, S 0, (tt, + «,) 0, (U, - tt») = © (tt,) 0, (tt,) 0, («,) 8 (tt,) 

(48) +ö(« 1 )e > i(«,)©»K)®3(«*i), 

1 0* © (•, + «,) ©, («, - «,) - @* («,) © s («,) - ©? K) ©? (u.) , 

woraus man durch Division die Gleichung (27) d. h. das Additions- 
theorem der elliptischen Funktion sn u erhält. 

Wir geben zweitens, indem wir die logarithmische Ableitung der 
Thetafunktion, die sog. ZetafutMion , 






(49) 



Z{u) 



d\ogß(u) G'(u) 



du 



«(») 



nebst ihrer Ableitung Z' (u) und die entsprechenden aus den übrigen 
Thetafunktionen gebildeten Funktionen Z t {u) benutzen, als Beispiele 

»von Darstellungen rationaler Funktionen von (x, y) durch diese Funk- 
tionen Z^u) die Formeln 

(50) -k i x = Z'(u)-Z'(V), 



- ^? = Z x (m + %) - Z x (tt - tto ) - 2Z(u ) 



2 !/(*,*) 



= du 



(51) 

Aus ihnen erhält man drittens, indem man mit 

dx 



13» 



196 



Hermann Stahl: 



multipliziert und integriert, die Darstellung von elliptischen Integralen 
in w, so z. B. aus (50) und (51) die des Integrals 2. und 3. Gattung 
(ygL 10): 

(52) 



X 

800=/ 



k*xdx 



= nZ'(0)-Z(u), 



(53) 



■ 



V(x ,k) dx 



2 B ®l («o + «) 



Z(« ). 



Durch (52) und (53) sind die in (28) definierten Funktionen 3( tt ) 
und P(u, m ) analytisch ausgedrückt durch die Thetafunktionen S ( (u) 
und ihre logarithmischen Ableitungen ^(«). Wie für die Theta- 
fiinktionen bestehen auch für die Zetafunktionen leicht abzuleitende 
Additionstheoreme. 

Die hier gegebenen Darstellungen von rationalen Funktionen von 
(x, y) und ihren Integralen finden Uwe Verallgemeinerung in St. A. F. 
Abschnitt VII. 

IX. Die Form der Thetafunktionen, Bowie alle vorgenannten Dar- 
stellungen durch Thetafunktionen wurden zunächst gewonnen für eine 
bestimmte Lage der Querschnitte a und b in der Verzweigungsfläche T. 

Die vierte und letzte Aufgabe 1 ) in der Theorie der elliptischen 
Funktionen hat die Verallgemeinerung der gewonnenen Iicstdtate zum 
Ziel, indem sie die Abänderungen untersucht, die eintreten, wenn die 
Querschnitte a, 6 beliebig verlegt werden. Es zeigt sich, daß dabei 
die Thetafunktionen eine sog. lineare Transformation erfahren. Diese 
besteht darin, daß, abgesehen von einem Exponentialfaktor jede Theta- 
funktion 9,(v r x) mit dem Argument u und dem Modul x übergeht in 
eine Thetafunktion 9 t (v', r'), deren Argument v' und Modul x' von v 
und t in einfacher Weise abhängen. 

Man bezeichne durch w ein Integral 1. Gattung (das sich von r* 
nur durch einen konstanten Faktor unterscheidet); ferner durch a, h 
und a, b' zwei verschiedene Querschnittsysteme der Fläche T\ endlich 
mit A, B die Periodicitätsmoduln (kurz Perioden) von w an den Quer- 
schnitten a, b und mit A\ B' die Perioden von w an a' t b f . Die 
Werte A', B' setzen sich linear zusammen aus A, B, also: 

(54) A' = aA + ßB, B' = yA + SB, 

wo die „Transformationskoejfizienicn" e, ß, y, 6 ganze Zahlen sind 
der Gleichung ad — ßy = 1 genügen. Man führe nun statt w 






l) R. E. F. 8. 00— 91 u. S. 125—127. 



Bemerkungen zur Theorie der Abelschen Funktionen. 



197 









neue Integrale v und v' ein und zwei zugehörige Thetamoduln r und r', 
indem man setzt: 



(55) 



und 



IT 

A'> 



so daß v an a, b die Perioden 1, x und t>' an hl, b' die Perioden 1, %' 
besitzt. Aus (54) und (55) folgen zwischen v, v' und zwischen t, r' 
die Gleichungen: 

(56) « = <h^7' ' -f^ 

Es entsteht nun die Aufgabe: 

A. Die Besiehungen zwischen dm Tltetafunktionen 

1 -f- *t\ 



(57) 



•*(«'» O-fr.fc^Jf^) ~»d * 4 («.t) 



(»', A; = 0, 1, 2, 3) aufzustellen. 

Man findet als Resultat, daß jede Thetafunktion der ersten Art 
(abgesehen von einem Exponentialfaktor, dessen Exponent quadratisch 
in v oder v' ist) gleich wird einer bestimmten Thetafunktion der 
zweiten Art, wobei jedoch die ungerade Thetafunktion #j(v, t) Btets 
wieder in die ungerade Funktion ^(v', x') übergeht, während jede der 
drei geraden Funktionen & i (y ) t) (t = 0, 2, 3) in eine der drei geraden 
Funktionen & t (v', r') (k = 0, 2, 3) übergeht. 

Bildet man aus den Thetafunktionen Qnit'enten, so hebt sich der 
Exponentialfaktor weg, und es geht, abgesehen von einem konstanten 
Faktor, jeder Quotient von zwei Funktionen & { (v T t) in einen Quotienten 
zweier Funktionen & k (v' f t') über. Damit hat man, wenn das Argu- 
ment w eingeführt wird, eine Beziehung zwischen zwei doppelt perio- 
dischen Funktionen 

(58) x = /"(w; A, B) und g = <p (w; A', B 1 ) , 

ron denen die erste die Perioden A, B, die zweite die Perioden A\ B' 
hat. Setzt man etwa nach (37) und (39): 



(59) 
(60) 



y£_ _L Äfc«J Yk 



♦,(0, «) 

»,(0, *)' 



Vi 



i fr t (OQ /j . ff t (Q.O 

yT*(0 O' K ».(0,0' 



so erhält man einerseits eine bilineare Gleichung zwischen den doppelt 
periodischen Funktionen x und i- (Transformatimisgleichung), andrerseits 
eine algebraische Gleichung zwischen den zugehörigen, algebraischen 
Moduln k und A (Modularffleichung). 







198 



Hkhxaxn Stahl: 



Man kann zwischen x und £ eine Integralbeziehung aufstellen, die 
dasselbe ausdrückt. Aus (8, 31 u. 55) folgt: 



(61) r_^ = 22ft, = 2 -4- w , f-ß=~2Lv 



'iLw 



wenn 2K, 2iK' die Perioden des ersten, 2L, 2iL' die des zweites 
Integrals Bind. Setzt man 






(62) 



SÄ' IC 

A 



K Ä ' TUT 



so erhält man aus (61) durch Elimination von u die Integralbeziehung 



(63) 



J 2 j/(x, k) J 1 



dl 



»Afi, h 



Man kann daher das Problem der linearen Transformation auch so 

fassen: 

B. Es ist eine bilineare Gleichung zwischen x und | aufzustellen, welche 
die Transformation (63) bewirkt, und es sind ungleich der Faktor M und 
der algcbraisclie Modul X des zweiten Integrals durch den Modul k des 
ersten Integrals auszudrucken. 

Diese Aufgabe läßt sich für die elliptische Theorie auch direkt 
und ohne jede Vennittelung der Thetafunktionen lösen. Hierbei (wie 
auch bei der Aufstellung der Gleichungen zwischen den Funktionen (57)) 
tritt eine wesentliche Vereinfachung dadurch ein, daß sich die unendlich 
vielen linearen Transformationen mit beliebigen Transformationskoefn- 
zienten «, ß, y $ zurückführen lassen auf zwei fundamentale Trans- 
formationen S und T f in welchen diese Koeffizienten bez. die Werte 
1, 0, 1, 1 und 0, 1, — 1, haben. 

Die vorgenannten Untersuchungen über die lineare Transformation 
der Thetafunktionen finden ihre Verallgemeinerung in St. A. F. Ab- 
schnitt VIII. 

Hiermit sind die wichtigsten Punkte in der Theorie der elliptischen 
Funktionen berührt mit Ausnahme der allgemeinen Transformation, für 
die wir auf R. E. F. S. 49—58 und S. 120—133 und auf andere aus- 
führlichere Darstellungen verweisen. 



Bemerkung: Man kann die Theorie der elliptischen Funktionen 
verallgemeinern, indem man zuerst Funktionen P auf der Verzweigungs- 
fläche T betrachtet, die die Eigenschaft haben, beim Überschreiten der 







Bemerkungen znr Theorie der Abelschen Funktionen. 



199 



lersehnitte a, b gegebene konstante Faktoren M, N anzunehmen, 



so daß 



an a:P± = MP~ 



an&:P+ 



np: 



und weiterhin die Integrale solcher Funktionen Q x = JP X dx, die die 
Eigenschaft haben, beim Überschreiten der Querschnitte a, h in lineare 
Funktionen ihrer selbst überzugehen, also 

an a in : MQ zg + A } an 6 in : NQ rf + jB. 

Die Eigenschaften dieser Funktionen P und Integrale Q rj> sind denen 
der elliptischen Funktionen und Integrale (wo M = N = 1 ist) in 
vieler Hinsicht ähnlich; ihre Theorie beruht wesentlich auf der der 
elliptischen Funktionen und Integrale selber. 1 ) 

^ Anhang. 

Wir geben noch eine zweite Herleitung des Additionstheorems 
(27) der Funktion Yx =sna nach einer Methode, die in der 
Theorie der Abelschen Funktionen von Wert iöt (vgl. St. A. F. 
S. 250 u. 292). Zuvor eine Bemerkung über das Verscfavinden der 
Thdafunktionen, wenn sie als Funktionen von (x, y) betrachtet werden. 

»Nach (34) u. (3G) verschwinden die vier Funktionen von u: 
e> x (u), ©,(« + £), flKn + jr-HJT), »(* + »lT) 

für tt — 0. Hieraus und aus (9) folgt, daß die vier Funktionen von x: 

XX XX 

G^Jduj, ©j(jrfw), ©,(J t *tf), «(/«*») 

U U 

bez. in den Verzweigungspunkten x = 0, 1, 1 : k 3 , <x> der Fläche T 
verschwinden. Dies gibt den Satz: 

Ist e eine beliebige Größe, so verschwinden die vier Funktionen 

XX XX 

(64) «iU*»-«), 6> s (jriu-e), & a (jdu-e), @( f du - sj 

V 

bez. in vier Punkten § t , £,, £,, £ der Verzweigungsfläche T', die ein- 
deutig definiert sind durch die Kongruenzen: 

*" ^ *" /» 

(65) i du^e, f dti^e, | riw = e , / rfu 



jdu = e, fduse, jdu^e, id 

1 1/*' • 



e. 



1) Ch. Herraite, Sur quelques applicationa dea fonctions elliptiquea. Paris. 
1885 und Appell et Lucour, Principe» de la the"orie dea fonetion» elliptiques. 
Paria 1897, wo die Funktionen P (fonctions doublement periodiqneB de aeconde 
l -]i-'ee) und eine weitere Verallgemeinerung (f. d. p. de troisieme espece) ein- 
gehend bebandelt sind. 



200 



Heiuiann Stahl: 



Wir stellen uns nun die Aufgabe, den Quotienten 

8 >(/' iw +/ dM ) e (S du ) B Cf d ») 



(66) ü£i±3J od e r 

v J en u - an i«, 



e (f du +f d *) 9 >Lf d ») e tf du ) 






als Funktion der Koordinaten (x, y) und (x 1 , y t ) darzustellen. Der 
Ausdruck (66) ist, als Funktion von (x, y) betrachtet, eindeutig in der 
Verzweigungsflache T. Er ist = 1 im Punkte (x, y) = (0, 0) und 
= oo 1 im Punkte (x, y) — (oo, oo); ferner = 1 in einem Punkte 
(£i> Vi) nn ^ = °° I m einem Punkte (£, ij), welche Punkte nach (64, 65) 
bestimmt sind durch die Kongruenzen: 

(67) / du + fdu es 0, fdu + fdu = . 

Daher ißt (66) eine rationale Funktion der zweiten Ordnung M(x, 
von (x, y). Um dieselbe aus ihren 1 und oo 1 Punkten zu bilden, 
verfahren wir so: Aus der ersten Gleichung (67) folgt nach dem 
Ab eischen Theorem die Existenz einer rationalen Funktion 2. Ordnung 
r, (x, y), die = oo* im Punkt (0, 0) und = 1 in (x lt y t ) und (| n ??,). 
Ebenso folgt aus der zweiten Gleichung (67) die Existenz einer 
rationalen Funktion 2. Ordnung r(x, y} } die = oo 1 wird in (0, 0) und 
(oo, oo) und = 1 in (x u y t ) und (£, ij). Bei der Bildung der Funk- 
tionen r, und r braucht man aber die Punkte (£ ljr q,) und (|j, »/) selber 
nicht zu keimen, da bei jeder rationalen Funktion der letzte 1 Punkt. 
durch die übrigen 1 Punkte und die oo 1 Punkte bestimmt ist. 
ist leicht zu sehen, daß, abgesehen von konstanten Faktoren, 




r = 



gy t — y x i 






Es 



Der Quotient r x : r hat als Funktion von [x, y) dieselben l und 
oo 1 Punkte wie die darzustellende Funktion R(x, y) oder (66); er ist 
zugleich, ebenso wie (66), symmetrisch in Bezug auf (x, y) und (x l , y x ). 

Daher hat man 

an (m + «,) p x — x l 
snuniv, xy, — yjt, ' 



(68) 



wo C eine von (a;, y) wie von (x lt y t ) unabhängige Konstante. Durch 
die Substitution (x, y) = (0, 0) findet man C= 1. Erweitert man den 
Bruch auf der rechten Seite in (68) mit xy, + yx t und berücksichtigt, daß 

(xy t — yx^} (xy t -f yx L ) — xx v (x — arj (1 — Ic'xxJ, 







Bemerkungen zur Theorie der Abdachen Funktionen. 



201 



so geht (68) über in 

d. i. wenn man ~\/x = sn u, Yx y = sn Mj setzt, die frühere Gleichung (27). 

In der gleichen Weise findet man den Auedruck fiir cn (u + «,) 
und dn (u + «,). Dieselbe Methode führt auf Additionsformeln der 
elliptischen Funktionen mit einer beliebigen Anzahl von Addenden, 
wobei zu unterscheiden ist, ob die Zahl derselben gerade oder un- 
gerade ist. 1 ) 

Die Addisons formet für eine gerade Zahl (2«) von Argumenten 
lautet (wenn »' = 0, 1, . . ., 2« — 1): 



(70) 



«p (" + «i+ •+";,-!) 



BD M - sn M, 



lM «„-. 



-0.1 



1 x.x* 



_»— 1 



e, x. y. y x . . . y.x. 



«— * I 



9 

X. X. 



x. y. y.x. , . . y.x. 



für eine ungerade Zahl (2n -f 1) von Argumenten (wenn * = 0, 1, . . ., 2n): 



(71) 



(« + «*i + • ' • + u s») 



"In 



= cj 



I 2 

X. X. 



,« + * 



9 t y,x t 






i#,.. 



x, y. y.x, . . . y.x. 



wo C und C % leicht zu bestimmende Konstanten sind. 

Aus den Additionsformeln (70) und (71) ergeben sich Mtdtiplika- 
tionsfornteln, indem man die Argumente sämtlich gleich setzt. Dies 
kann auf zweierlei Weise geschehen. Eutweder man vollzieht einen 
Grenzübergang, indem man in jeder in (70) und (71) auftretenden Deter- 
minante an Stelle der Glieder der 2., 3., ... Horizontalreihe die 1., 2., ... 
Ableitung der entsprechenden Glieder der ersten Horizontalreihe setzt. 
Oder man bildet Formeln von dem Charakter (69), indem man in den 
Quotienten der rechten Seite in (70) und (71) Zähler und Nenner 
multipliziert mit einem Produkt von Determinanten, die aus dem 
Nenner hervorgehen, dadurch daß man jedesmal in einer Horizontal- 
reihe das Zeichen von y f ändert, in den anderen Horizontalreihen da- 
gegen beibehält.') Beide Arten von Multiplikationsformeln würden in 
der Ausführung höchst kompliziert werden. (Fortsetzung folgt) 

Tübingen, 15. Oktober 1902. 



1) In anderer Herleitung sind diese Formeln zuerst aufgestellt von Abel 
(Werke. 2 A. L 8. 632 (1829)). Vgl. Cayley, Journ. für Math. 41, 67(1849) 
and P. Günther, Journ. für Math. 98, 213 (1898). 

2) Cayley 1. c. gibt statt dieser eine andere Umformung von (70) u. (71) an. 




202 



S. K.vsi'.H: 



Über bidifferentiale Transformationen. 

Von S. Kantor in. Wien. 

In meiner Arbeit: „Theorie der vollständigen Systeme linearer 
Differentialgleichungen mit einer unabhängigen Veränderlichen" führte 
ich den Namen bidifferentiale Transformation für eine Funktions- 
abhängigkeit ein, durch die r Funktionen <P U . . ., 4> r mit r anderen 
Funktionen x P lf . . ., W r als Differentialausdrücke dieser so verbunden 
sind, daß auch von jeder der Funktionen W lt . . ., *P r mindestens ein 
Funktionenzweig je eine reine Differentialfunktion der Funktionen 
<P 1} . . ., O r ißt, das ist eine solche, die von allen Intogrationszeichen 
oder impliziten Integralen erst zu lösender Differentialgleichungen 
frei ist. 

Die Differentialfunktionen 



(1) 



Oj-^OPi,---» w r ) 



o = i . 



mögen hierbei auch partielle Differentialausdrücke sein, wenn eben die 
9 und als Funktionen von mehreren, etwa »i, unabhängigen Ver- 
änderlichen gegeben und gesucht sind. 

Diese Transformationen sind also in der Integralrechnung das 
Analogem zu den „birationalen" Transformationen der Algebra und zu 
den noch so wenig erforschten „biuniformen" Transformationen Pi Cards 
in der Funktionentheorie. 

In dieser kurzen Notiz sei mir gestattet, auf die wirkliche Existenz 
einiger solcher Transformationen hinzuweisen, die sonst nicht ganz 
außer Zweifel wäre. 

1. Lagranges Theorie der Adjungierten einer linearen Differential- 
gleichung und dann deren Verallgemeinerung auf partielle Differential- 
gleichungen 1 ) bieten einen klassischen Fall dar. Die Adjungierte 






JM 



CD 



*(>> 



p'(u) -*>{> + pi 1 '«- + ■■■ +i£ , _ 1 ut— » + y;' «<•> 




= Po» - Ca«)' + (#.«)" - 

zur Gleichung 

P(«)=2>o«<*> + tt «<•-» + 



+ (-l)-(p.»)<»>-0 



-|-j)»_ 1 tt'-|-jp l ,u = 



1) FrobeniuB,, Journ. f. Math. 85. 



Über bidifferentiale Transformationen. 



808 



hat die explizite Form 



(2) 



Jff , -A-ft' + ft w - + (-l)"^ 



IM 



J') 



J 1 » 



-A + 2p;-3fl, r, + --- + (-i)-»ij J ; 



(« - 1) 



rf' -A- 3^ + ei»;- 



»ffl 



iK J -(-l)*p". 



Hier haben wir Ausdrücke der Form (1). Da nun aber nach 
einem Satze von Lagrange die Adjungierte der Adjungierten die ur- 
sprüngliche Gleichung ist, so werden die Ausdrücke (2), wenn man 
für die p rechts die p (1) setzt, links wieder die p liefern müssen, biß 
etwa auf einen gemeinsamen Faktor. Also berechnen sich die p auß 
den pM (das ist von oben die W aus den Q>) wieder als Differential- 
ausdrücke, und hier sogar als genau dieselben Differentialausdrücke. 
Diese Transformation ist also nicht nur bidiffcrential , sondern Bogar 
involutorisch, nach einem Ausdrucke der Algebra. 

2. Eine Transformation durch partielle Differentialfunktionen bietet 
die Adjungierte 



a*' + ■■•+'■ 



2* 



0V •%") 



dx x ...dx n 



dx t l . -.dx n 



zur linearen partiellen Differentialgleichung 

-»*■•** •£.■.:»* " 

Denn auch hier noch gilt der Satz (P'(u))' — P(u). Die Formeln 
also, welche die p durch die p ausdrücken, definieren eine 

bidifferentiale Transformation, welche sogar involutorisch ist. 

3. In Beiner These hat Herr Vessiot auf Grund Li escher Prin- 
zipien nachgewiesen, daß man für jede homogene lineare Differential- 
gleichung eine Anzahl Funktionen der Koeffizienten und ihrer Differential- 
quotienten angeben könne, aus denen sich alle invarianten Funktionen 
der Gleichung gleichwie aus einer Basiß als ganze rationale Differential- 
funktionen berechnen lassen. Solcher Basen lassen sich aber vielfach 
verschiedene angeben. Sind also 

J lf . . ., J», 



'!> 



204 



S. Kastor: 



zwei solche Basen, so müsaen die Funktionen der einen Basis reine 
Differentialfunktionen von jenen der anderen sein und umgekehrt, so 
muß also die durch die Formeln 



j: = /4(j u . . ., j y ) 



(i = i. 



ausgedrückte Differentialtransformation auch differential umkehrbar Bein. 
Sie ist aber im allgemeinen nicht involutorisch. 

Anmerkung. Der entsprechende Satz in der Theorie der algebra- 
ischen Invarianten, nämlich von der Existenz einer Basis (endlichen 
Systemes nach Gor d an) für rationale Darstellung, bietet auch schon ein 
Mittel, um birationale Transformationen herzustellen. Sind J t) . . ., J r 
und J' l7 . , ., J r ' zwei volle Invariantensysteme eines gegebenen Formen- 
systemes (Basen für rationale Darstellung), so ist 

Ja = Rai/u ■ ■, J v ) (<r = l, ...,») 

eine birationale Transformation im v-ären Gebiete, da doch diese 
Formeln identisch in den Koeffizienten des Formensystemes gelten. 

4. Bezeichnen in den Formeln 






#. 



^r(^.)+-'-+^ o (^) 



<. = i . 



die Dj', . . ., 2/' 1 lineare Differentialformen der !F,, . . ., *P r mit einer 
Unabhängigen, so wird die Elimination von !P,, . . ., !E_i, ^Pi + i, 
. , ., W r aus diesen Gleichungen eine lineare Differentialgleichung in 
W ir lf . . ., & r einer Ordnung N und der Form 



(3) 



W , 



4(^ = 4'' W + " ■+<'(<&) 






hefern. Diese Gleichung wird sich aber notwendig dann vereinfachen 
müssen, wenn die Gleichungen 



= 1. 




eine hinreichend große Anzahl gemeinsamer linear unabhängiger Integral- 
systeme besitzen, also insbesondere N— 1. In diesem Falle wird man 
die Gleichung (3) auf die Form 

bringen können. Tatsächlich ist 1. ein spezieller Fall einer bidifferen- 
tialen Transformation dieser Art. Merkwürdiger ist aber 2., weil be- 
kanntlich die hier notwendige Elimination auB partiellen linearen 
Gleichungen viel schwieriger ist. 




ÜTbei ludifferentialo Transformationen. 









5. Ein anderes Beispiel läßt sich aus Herrn Lothar Heffters 
Arbeit in Journ. f. Math. 116 ■') entnehmen. 

Man kann das im Integral einer homogenen linearen Differential- 
gleichung geschaffene Gebiet als einen Körper bezeichnen, wenn man 
in diesen alle dem festgesetzten Bereiche singehörigen linearen Diffe- 
rentialfunktionen des Integrales mit aufnimmt, und kann ebenso von » 
konjugierten Körpern sprechen wie bei den algebraischen Funktionen- 
körpern. 

Absolut läßt sich nun die Differentialoperation e = D(y) nicht 
umkehren, und das Symbol D~ ' (e) bedeutet absolut (wie bei den eng- 
lischen Symbolikern) nichts anderes als die Aufsuchung des Integrales 
von Z%) = e. 

Dagegen läßt sich in einem wie eben definierten Körper die 
Operation D~ ' (/") wirklich auswerten. Läßt man nämlich für /' die 
Körpergleichung R(f) — gelten, so kann man, wie Heffter 1. c. 
zuerst bewiesen hat, stets einen Diflerentialausdruck D- i(f) bestimmen, 
sodaß 

D-,-D(f)=f (mod. JBO». 

Hierin bedeutet ähnlich der algebraischen Körpertheorie das Zeichen 
mod. R(y) die symbolische Gleichung 

(2) fl^.tfCfW+T- *(/•)■ 

Diese Gleichung kann dazu benutzt werden, um eine bidifferentiale 
Transformation n berechnen. Denn zunächst geht aus Heffters 
Arbeit hervor, daß die Koeffizienten von Z)_ i rationale Differential- 
funktionen der Koeffizienten von D Bind. 

Andererseits berechnet Herr Heffter zwei Gleichungen S und Q 
möglichst niedriger Ordnung, sodaß gilt (1. c. S. 158) SD = QR. Dann 
gilt nach der Ableitung auf S. 162 auch 

(3) DD-xbh-g+VBiäi 

und es ist also auf dem durch S(g) = definierten Körper, wo S 
Koeffizienten hat, die sich abermals als rationale Differentialfunktionen 
bestimmen, auch I) die Inverse zu jD_i. AIbo entstehen durch eine 
ähnliche Rechnung im Körper S, wie sie für (2) im Körper R durch- 
zuführen war, die Koeffizienten von D als rationale Differentialfunk- 
tionen der Koeffizienten von D-\. Die so berechneten Koeffizienten 
müssen mit den Ausgangskoeffizienten übereinstimmen. 



1) S. 167: „Über gemeinsame Vielfache linearer DifferentialauBdrücke und 
liii<-;ire Differentialgleichuugen derselben Klasse", No. Hl. 



206 



Jota: 



Die Koeffizienten von D_i berechnen sich also durch die Koef- 
fizienten von D vermittelst einer bidifferentialen Transformation. 

6. Das vorige Verfahren kann verallgemeinert werden auf jene 
Transformationen T t welche nur innerhalb einea gewissen GebieteB, 
etwa £l(e lf . . ., 4 B> i • ■ *i s m, e'm, . . ., z^ H) ) = bidifferential sind, näm- 
lich, wenn £1 = durch (1) in £1^ = verwandelt wird. Man kann 
diese im Gebiete £1 = umkehren, und wenn die neue Transformation 
T_ j formal mit T gleichartig ist, so werden die Koeffizienten von T_ i 
sich aus den Koeffizienten von T durch eine bidifferentiale Transfor- 
mation berechnen. 

7. Auch die Differentialtransformationen, welche bei den soge- 
nannten „Gleichungssystemen mit Fundamentallösungen" (Lie, Sächsische 
Berichte 1893) die allgemeine Lösung mit den Partikulärlösungen ver- 
knüpfen, geben Anlaß zu bidifferentialen Transformationen, worauf ich 
nicht eingehe. 

Wien, den 19. August 1902. 






Bemerkung zur Ableitung der Eulerschen 
Bewegungsgleichungen. 

Von F. JtfNO in Prag. 






Die Eulerschen Bewegungsgleichungen für ein starres System 
stehen bekanntlich in einer äußerst einfachen Beziehung zur „Impuls- 
gleichung", sie Bind als eine Form derselben aufzufassen. Ohne Zweifel 
wird also jene Ableitung der ersteren systematisch am meisten befriedigen, 
welche dieses Verhältnis deutlich hervortreten läßt. Dies trifft bei der 
Ableitung von Hayward zu, welche in der „Theorie des Kreisels" von 
Klein und Sommerfeld 1 ) wiedergegeben ist. Das volle Durchblicken 
des Hayward sehen Gedankenganges in seiner ganzen Einfachheit wird, 
wie ich glaube, nur erreicht durch Betrachtung der auftretenden Vek- 
toren ohne Zerlegungen nach Achsensystemen. Denn gerade dies vor 
Schluß der Ableitung beeinträchtigt sehr ihre Durchsichtigkeit in 
geometrischer und also auch mechanischer Beziehung; und trotzdem 
erscheint es überall angewendet. Seine Vermeidung kennzeichnet dal 
Folgende, welches nur den Zweck hat, mit bekannten Mitteln 



1} Leipzig, 1897/98; die Hayward sehe Arbeit selbst ist mir niebt zu. 



teln die 

gängliiL 



Bemerkung zur Ableitung der Eulcrschen Bewegungsgleichungen. 207 



Haywardsche Überlegung in ihrer vollen Einfachheit vorzuführen. 
Die Vektoranalysis schließt sich dieser Betrachtungsweise natürlich sehr 
bequem an. 

Hervorzuheben ist, daß bei der Ableitung der Eule rächen Glei- 
chungen aus der Impulsgleichung eigentlich eine khw»t(Uische Aufgabe 
vorliegt, nämlich eine Umformung der Anderungsgeschwindigkeit der 
Winkelbewegungsgröße 3 ) des Systems, d. h. eines Vektors. Ein solcher, 
J, sei in einem Räume (Achsen System) S ge- 
geben als Funktion der Zeit. Der Raum S l 
drehe sich um einen festen Punkt mit der 
Winkelgeschwindigkeit ü. Diese werde dar- 
gestellt durch ihre Achse in der Weise, daß 
sie, gesehen in der positiven AchBenrichtung, 
rechts drehend erscheint. R ist ebenfalls eine 
Funktion der Zeit. Bezüglich des bewegten 
Raumes S hat der Vektor J nach der Annahme 

irgend eine Anderungsgeschwindigkeit -, • Bei 

relativer Ruhe gegen S besitzt er, infolge der 

Winkelgeschwindigkeit 11 dieses, gegen den 

festen Raum eine Anderungsgeschwindigkeit, 

welche offenbar gegeben 'wi durch das äußere 

Produkt MJ, wenn festgesetzt wird, daß R f 3, liJ ein Rechtssystem 

bilden sollen (vgl. die Figur). Die gesamte Änderungsgeschwindigkeit 

des Vektors gegen den festen Raum ist daher: 




(i) 



£-£+*?■ 



wenn mit j dar Vektor in seiner Lage gegen ein festes Achsensystem 
bezeichnet wird. Die „absolute" Anderungsgeschwindigkeit des Vektors 
ist so dargestellt als Summe aus der „relativen" gegen ein bewegtes 
Achsensystem und der durch die Winkelgeschwindigkeit dieses erzeugten. 
Durch die Gleichung (1) ist im wesentlichen bereits die gestellte 
Aufgabe gelöst. Als bewegten Raum S nehmen wir das um einen 



1) Nach der Benennung in der deutschen Ausgabe von Routh, Dynamik der 
Systeme starrer Körper, 2. B., Leipzig 1898. Die im früher genannten Werke ge- 
brauchte Bezeichnung „Impuls" für „Antrieb" -und „Bewcgungsgraße" ist aus 
physikalischen Gründen bedenklieb , da der Impuls zunächst festgelegt wird als 
„Stoßkraft" (S. TS a. a. 0), welche die Bewegungsgröße erzeugen könnte, also mit 
diecor gleich, aber nicht identisch ist. Vielleicht bietet sich einmal anderwärts 
Gelegenheit, auf derartige Betrachtungen einzugehen. 



208 F. Jitno: Bemerkung zur Ableitung der Kulerschen Bewegungsgleichun 

festen Punkt rotierende starre System (Körper). Die Impulsgleichung 
für dieses 

(2) 



wo A das resultierende Drehmoment der äußeren Kräfte ist, während i 
jetzt die Winkelbewegungsgröße bedeutet, geht mittels (1) über in: 

die Eulersche Gleichung, geschrieben in den Vektoren. Jetzt erst ist 
es, um zu der gewöhnlichen Koordinatenform der Gleichung zu kommen, 
notwendig, die Vektoren nach einem mit dem Körper rotierenden 
Achsensysteme durch den Stützpunkt zu zerlegen: 

Ä = AT t + MT t + NT t , 

j - Li; + Mi; + NT t , 

wo die Einheitsvektoren ij", £^, i^ ein Rechtssysteni bilden mögen 
(und bekanntlich 

L = Ap-Fq + Er, M= + Fp + Bq- Dr, N = -Ep + Dq + Cr, 

A, B, C Trägheits-, D, E, F Deviationemomente für das Achsensystem). 
Gleichung (2) geht nun über in: 



.— . .. — . ., — dL — . dM — , dN — 
As x + MT S + Ne t = -jj- f, + -fr B t + ^ «, 4 



dt 



dt c » 



woraus folgt: 



P 

L 



(3) A = 



dL j q r 

dl "•' \M N 



%ir d M 



* P 
N L 



iV dt T 



und bei Wahl der Hauptträgheitsachsen des Unterstützungspuuktes m 
Zerlogungsrichtungen 1^, . . . wegen: 

L = Ap, M=Bq, N^Cr, 

wo A f B, C dio Hauptträgheitsmomente des Körpers für sind, «lie 
Euler sehen Gleichungen: 

A=A^ + (C-B)qr, M = B d f- + (vi - Cjtf, 
N=C d £ + (B-A)pq. 



Ph. Maenjjchkn: Elementarer Beweis des Sohließungsproblems etc. 209 






Die Gleichung (2) und Bomit (3) gilt auch für ein beliebiges 
lt starres) System; der Raum S, auf welchen sich R und J be- 
ziehen, ist da in willkürlich gegebener oder auf geeignete Weise durch 
das System bestimmter Rotation anzunehmen. Der Vorteil der ganzen 
Betrachtungsweise wird hier vermindert, sofern er in der relativen Ruhe 
des Rannies 5 gegen das System besteht, welche ermöglicht wird 
durch seine Starrheit und Ausdruck findet in der UnverUnderlichkeit 
der Trägheits- und Deviationsmomente für irgendwelche Achsen Systeme 

t— S}) 
Prag, Oktober 1902. 
— 

Elementarer Beweis des Schließungsproblems beim Kegel- 

schnittbiiscliel. 












Von Pfi. Maennchen in Alzey. 



Zu den nachfolgenden Untersuchungen führte mich der Gedanke, 
daß es möglich sein müsse, das Ponceletsche Schließungsproblem bei 
zwei Kegelschnitten auf ein einfacheres Problem zurückzuführen. In 
der Tat ist es mir auch gelungen, einen elementaren geometrischen 
Satz zu finden, aus dessen wiederholter Anwendung der genannte 
Schließungssatz, sowie seine Erweiterung auf den Büschel sich sehr 
leicht ergibt. Mit diesem einfachen Satze, der mir der Kern des Problems 
zu sein scheint, werde ich mich zunächst beschäftigen. 

Es seien K, K l und ÜT S drei Kegelschnitte eines Büschels in be- 
liebiger Lage', und zwar sei beispielsweise K derjenige von den drei 
Kegelschnitten, von dem aus man an jeden der beiden andern Tangenten 
ziehen kann. Von einem Punkte A auf K ziehe ich eine Tangente ^ 
an ATj und eine Tangente f s an K t . Durch die. Berührungspunkte 
mit AT X und K s lege ich eine Gerade, die K t und JT, noch in je einem 
weiteren Punkte trifft. In dem Schnittpunkt mit K l lege ich die 
Tangente t[ an K u in dem Schnittpunkt mit K s die Tangente t t an K r 

Die Gleichungen der vier Tangenten seien: 

*! = Q, t[ = t 4-0, *,=-0. 
Die Gleichung der Geraden durch die Berührungspunkte sei: 



i) Weiteres hierüber z. B. Routh, a. a. O., 2. B., § 22 ff. 

Archiv der Mathematik iin.l Phyilk. 111 Reihe. VI. 



14 



210 



Pn. Maknnciikn: 



Dann läßt sich die Gleichung von Kj in die Form bringen: 

(1) ^-^' = 0. 

Ebenso ist die Gleichung von K s : 

(2) /^-A,<7 S = 0. 
Hieraus ergibt sich: 

(3) v.<,'-W, = 0- 

Der Herleitung gemäß stellt diese Gleichung einen Kegelschnitt 
dar, der dem durch ÜT, und K % bestimmten BüBchel angehört. Außerdem 
geht dieser Kegelschnitt, wie die Gleichung (3) deutlich zeigt, durch 
die Schnittpunkte von £j und t s , t t und t' t1 (,' und t^, t[ und /j. 

/, und <, schneiden sich aber nach Konstruktion in A, und A 
liegt auf K. Durch A kann nur ein Kegelschnitt des Büschels gehen, 
und dieser eine ist K; mithin liegen die drei andern Schnittpunkte 
gleichfalls auf K. Hieraus folgert man: 

Es ist slrts möglich, von irgend einem Punkte aus, der auf K ge- 
legen ist, diesem Kegelschnitt ein Viereck einzubrsehreiben , dessen Seiten 
abwechselnd Tangenten an K t utui K t sind, und zwar so, daß die vier 
Berührungspunkte in einer geraden Linie liegen. Ein solches Viereck 
will ich ein Sehnen- und Tangenienvicreek im Büschel nennen. Man 
erkennt leicht, daß ein solches Sehnen- und Tangentenviereck durch 
drei Punkte eindeutig bestimmt ist, während für den Fall, daß nur 
zwei benachbarte Punkte gegeben sind, zwei Lösungen auftreten. 

leb nehme nun einen Büschel von » Kegelschnitten an, die ich mit 
K, K lt K tt . . ., K A _i bezeichnen will Dem Kegelschnitt K sei das 
Polygon P l P i P i . . . P n einbeschrieben, und zwar so, daß P l P i Tan- 
gente an K lt P S P 3 Taugente an K t ist u. s. w., endlich P n _ 1 P H Tan- 
gente an K H _ v 

Ich wähle außerdem noch einen Kegelschnitt K' des angenommenen 
Büschels. Hierauf ziehe ich von P x auB an K' die Tangente P l P 
wobei P' t wiederum auf K hegt, und von P, auB ebenfalls an K' die 
zugehörige Tangente P s Pj (zugehörig in dem Sinn, daß P^P^ wieder 
Tangente an P, ist, gerade wie P^P^, derart daß P l P l P' t P % ein Sehnen- 
und Tangentenviereck im Büschel ist). In der gleichen Weise kon- 
struiere ich das Sehnen- und Tangenten viereck P i P^P i P 3 , das durch 
die drei Punkte P sr P, und P s eindeutig bestimmt ist. Fahre ich in 
der gleichen Weise fort, so erhalte ich das Polygon P 1 P t P s . . . P' m , 
das ebenfalls dem Kegelschnitt K einbeschrieben ist, und bei dem 
sich P[P^ auf K u P^ auf K s , . . ., P' K -iP' H auf 2T n _! wälzt. Nun 
















Elementarer Beweis des Schließungsproblems beim Kegelschnittbüschel. 21 1 

ist aber auch das Viereck P n P' n P[Pi ein Sehnen- und Tangenten- 
viereck in unserm Büschel, da P n P» and P[P t Tangenten an K' sind. 
Also sind auch P„P X und P' K P{ Tangenten an einen und denselben 
Kegeschnitt des Büschels, den ich naturgemäß mit K n bezeichnen muß. 
Da aber K' beliebig gewählt, also jeder Punkt von K als Punkt P[ 
angenommen werden kann, so gilt der Satz: 

Wenn sich n — 1 Seiten eines dem Kegelschnitt K einbeschriebenen 
Polygons auf Kegelschnitten des Büschels K + lK t wälzen, so tut dies 
auch die nte Seite. 

Dabei ist zunächst noch daran festzuhalten, daß die erste Seite 
I d, h. die mit P[ beginnende) sich auf K u die zweite auf K v die dritte 
auf Ä" ; , u. s. w. wälzen muß. Man kann aber leicht zeigen, daß Bich 
die Reihenfolge ganz willkttrbch gestalten läßt. Die drei Punkte P[ t 
Pi und Pj bestimmen nämlich eindeutig ein Sehnen- und Tangenten- 
viereck in den drei Kegelschnitten K, K t und K r Der vierte Punkt 
möge mit P,' bezeichnet werden. Wenn ich nun statt der Sehnen Pi'Pj 
and PgPs die Sehnen PIP* und P* P' a ziehe, so ist die erste eine 
Tangente an K % , die zweite eine Tangente an K l} und ich komme 
doch nach P' s , von wo aus das Polygon sich in der gewöhnlichen 
Weise fortsetzt Wiederholt man diese Manipulation, so kann man 
jede Tangente an irgend eine Stelle bringen, und daraus geht hervor, 
daß die Reihenfolge durchaus willkürlich ist. Dagegen ist es nicht 
•willkürlich, welche von den beiden möglichen Tangenten man in jedem 
einzelnen Falle zu ziehen hat, und es wäre wohl nicht uninteressant, 
ein einfaches Kriterium für die richtige Wahl einer jeden Tangente 
bei beliebiger Variation der Reihenfolge aufzustellen. 

Gegen unsere Beweisführung könnte man noch einen Einwand 
erheben. P n P x berührt nämlich zwei Kegelschnitte deB Büschels, K n 
und Ki,. Es könnte also sein, daß PäPi sich auf K x wälzt, aber nicht 
auf K' n , dagegen P' n P'i auf K*, aber nicht auf K n . Dann wären 
aber P»Pi und P„' Pi' nicht in jeder beliebigen Lage Tangenten an einen 
und denselben Kegelsclmitt, während man doch leicht nachweisen kann, 
daß P' K P[P[" P' n ' stets ein Sehnen- und Tangentenviereck im Büschel 
sein muß. Demnach ist die eben gemachte Annahme falsch, und es 
müssen sich entweder die «ten Seiten aller Polygone auf K* wälzen, 
oder alle auf K n . 

Alzey, 4. Juli 1902. 



14« 



212 



Wilhelm Thikneuakk: 



Zwei Grippen gleichkantiger Vielfache mit nnr 
vierkantigen Ecken. 

Von Wilhelm Thienemank in Essen (Ruhr). 

1. Vorbemerkung. — Die in der vorliegenden Arbeit zu unter- 
suchenden Vielflache gehören zu der Abteilung derjenigen Vielflache, 
die von zwei parallelen kongruenten Grundflächen begrenzt werden. 
Diese Grundflächen sind hier regelmäßige Vielecke, ferner sind alle 
Kanten gleichlang und alle Ecken vierkantig. Die bekanntesten Viel- 
flache mit parallelen kongruenten Grundflächen sind die Prismen und 
Antiprismen. Wir gehen bei unserer Untersuchung von diesen beiden 
Körperformen aus und werden aus einer Reihe von Prismen die erste 
Gruppe, aus einer Reihe von Antipriamen die zweite Gruppe neuer 
Vielflache ableiten. 

2. Die erste Gruppe neuer Vielflache. — Der senkrecht zu den 
Seitenkanten eines prismatischen Raumes geführte Querschnitt sei 
regelmäßiges »-Eck. Durch jede Ecke dieses «-Ecks werden nach oben 
und unten zwei Ebenen gelegt, welche die Seitenkanten des prisma- 
tischen Raumes so abstumpfen, daß jede Schnittfläche ein regelmäßiges 
Dreieck wird. Die dritte Seite jedes Dreiecks ist die Verbindungs- 
gerade zweier Punkte der 
auf jeder Seitenfläche des 
prismatischen Raumes ge- 
zeichneten Mittelparallelen. 
Diese dritten Dreiecksseiten 
bestimmen zwei einander 
parallele regelmäßige n- 
Ecke, welche das Vielflaeli 
oben und unten abschließen. 
Von jeder Seitenfläche des 

prismatischen Raumes bleibt ein Rhombus übrig als Seitenfläche des neu 
entstandenen Vielflachs. Jedes Vielflach wird von zwei regelmäßigen 
«-Ecken, von n Rhomben und von 2» regelmäßigen Dreiecken begrenzt; 
es ist also ein (2w + » + 2)-Flach. Die Seitenlinie des Querschnittes, 
von welchem wir ausgingen (regelmäßiges «-Eck), sei b cm, jede Kante 
des entstandenen gleichkantigen Vielflachs sei a cm, die Höhe (Ent- 
fernung der beiden Grundflächen) des Vielflachs sei 2c cm. Es ist 
Fig. 1 eine Orthogonalprojektion eines solchen Vielflachs auf die Ebene 





Fig. i. 



Fig J. 









Zwei Gruppen gleichkantiger Yielüauhe mit nur vierkantigen Ecken. 213 






einer Grundfläche; der zuerst erwähnte Querschnitt des prismatischen 
Raumes ist hier ein regelmäßiges Sechseck mit der Kante b. 

Aus Fig. 1 folgt •£; tp = — • deshalb ergibt sich ■- : — = cos — , 

In Fig. 2 sind zwei benachbarte Seitenflächen des ur- 



Z> = 



2Ä 



sprünglichen prismatischen Raumes gezeichnet mit den durch die Ab- 
stumpfung der Seitenkanteu gebildeten Rhomben. Aus Fig. 2 folgt: 

2.R 



<r = ar — - oder c" = — 



fl , [4cos* 



- 1 ) 



4 COB 



21? 



-r^*V 



.2«" 

a« 



2 coa 



4 COS* 1. 

N 



Die Größe der beiden Diagonalen 2 c und b eines RhombuB ist durch 
folgende Beziehungen bestimmt 



s-grl/4 C08 1 und b = 

2U r n 

cos — - 



o 
~2ä" 



ioigeuue 

Diskussion dieser beiden Gleichungen: 

1) Für N - 3 ist 4cos'^ - 1 = 4 cos s 60° - 1 = 0; d. h. 2c = 0, 

b = 2a. Es existiert demnach kein Vietfiach der Gruppe, dessen beide 

I Grundflächen regelmäßige Dreiecke Bind. An Stelle dieses Vielflachs 
tritt ein Teil der Ebene auf, der von zwei regelmäßigen Dreiecken, 
deren Seitenlinien b cm lang sind, doppelt überdeckt wird. 
" R 
2) Für ft = 4 ist 4 cos* 1 = 1. Da hier die beiden Diagonalen 

des Rhombus gleich groß sind, tritt an Stolle dieses Rhombus ein 
Quadrat. Das entstandene Vielflach ist das archimedische Kubooktaeder. 
Dasselbe entsteht aus einem Würfel, wenn dessen acht Ecken durch 
Ebenen abgestumpft werden, welche durch die Mitten dreier Würfel- 
kanten hindurch gelegt werden. 

3) Für m>4 ist 4 cos* V^a» a ^ B0 2c > 6, d.h. die Rhomben 

sind von oben nach unten langgestreckt. 

4) Grenzfall « = oo. Aus dem Vielflach wird ein Rotationseylinder. 

OD 

Man erhält 4 cos* 1 = 3, 2e = o/3, b = a. Der spitze Winkel 

2<o eines Rhombus ist durch die Gleichung bestimmt sinra=J, 

Id. h. w - 30°, 2a - 60°. 
•Irdes Vielflach besitzt « Symmetrieebenen, die auf den Grund- 
flächen senkrecht stehen, sowie eine horizontale Symmetrieebene. 






214 



Wilhelm TbjkkcjUXH: 



3. Die zweite Gruppe neuer Vielflache. — Man geht aus von einem 
Antiprisma, dessen Seitenkanten o cm lang Bind, und dessen beide Grund- 
flächen zwei kongruente regelmäßige «Ecke sind. Die Seite eineB solchen 
«-Ecks sei fccm. Jede Seitenfläche (gleichschenkliges Dreieck) dieses Anti- 
prismas läßt man über eine Kante b hinaus wachsen, so daß dadurch » Seiten- 
flächen sich nach oben, n andere Seitenflächen Bich nach unten erstrecken 
Somit laufen n neue Schnittkanten nach oben, n andere neue Schnittkanten 
nach unten; es entsteht eine Art Trapezoeder, aber von Deltoiden um- 
schlossen. Die soeben entstandenen 2« Schnittkanten dieses Trapezoeders 
werden nunmehr abgestumpft durch 2« ebene Schnitte, gelegt durch die 
2« Eckpunkte des Antiprismas, von denen jeder ein gleichseitiges Dreieck 
mit den Kanten a cm aus dem Trapezoeder heraus schneidet. Die dritten 

Seiten dieser gleichseitigen Dreiecke be- 
grenzen zwei einander parallele kongruente 
regelmäßige «Ecke, welche das Vielflach 
oben und unten abschließen. Das neue 
(2» + 2»-f-2)-Flach wird von 2n Rhom- 
ben, 2» gleichseitigen Dreiecken und 
zwei regelmäßigen n - Ecken begrenzt 
Derjenige Rhombuswinkel, der an eins 
dieser «-Ecke anstößt, sei 26, alle Kanten 
des Vielflachs sind a cm, die horizontalen 
Diagonalen der Rhomben b cm. Der Radius 
des um das «-Eck mit der Seit© b cm 
umbeschriebenen Kreises sei r, es sei p die Projektion der halben 
Diagonale des Rhombus, die den Winkel 2ä halbiert. Wenn die Höhe 
des Antiprismas k cm ist, so ist die Höhe des aus demselben abgeleiteten 
neuen Vielflachs 3ä cm. Wir projizieren drei der vier vorhandenen 
«-Ecke auf eine Horizontalebene; es ist ferner a' die Projektion einer 
Rhombuskante a, 6' die Projektion des Winkels 6 (s, Fig. 3, wo n = ö). 

Es ergeben sich folgende beide Beziehungen: — : a = ain 6, b : a=r : (r— 2p). 

Hieraus folgt; 2 sind = r : (r — 2j>). Es ist ferner: p =» r — q, wenn 
q der Radius des dem großen Vieleck mit der Kante b einbeschriebeneu 

Kreises ist. Daraus folgt 2 sin d=r:(2p— r). Es ist ferner -:r = sin — , 




rig. i 



= cotg — . Deshalb 2 sin d = 



Durch weitere Umformungen erhält man 

1 
sin 6 = — 




Bin 



IS m 
n 



= TT = OO. 



Es 



Zwei Gruppen gleichkantiger Vielflache mit nur vierkantigen Ecken. 21 

Diskussion dieser Gleichung: 

1) Für » = 3 erhält man sin d, = - ^^ 

1 3 4 • cos 60° — 2 

»xistiert demnach kein Vielflach der Gruppe, dessen beide GrundMchon 

regelmäßige Dreiecke sind. 

2) Für n = 4 erhält man Bin d, = - ai — -x = — - — = = r~.w~ . 

* 4 cos 46°— 2 4 — 21/2 1,1716 

Da Bind 4 > 1, so folgt: Eh existiert kein Vielflach der Gruppe, dessen 
beide Grundflächen Quadrate sind. 

3) Für n = ö erhält man sin fi & =- 7 ^ . Bei der Berech- 

nung des regelmäßigen Fünfecks findet man den Wert cos 36° = - , ■ 



Daraus folgt sin d ä = 



y 6 



_ = lAJll = C08 36«, d h d& 



54°. Wenn 



die beiden Grundflächen eines Vielflachs der Gruppe regelmäßige Fünf- 
ecke sind, so ist jeder Rhombenwinkel, der an eine der Grundflächen 
anstößt, 108° groß. 

— = L±^? = 0,68301, 



4) Für n = 6 erhält man sin d fi = 



d 6 = 43° 4' 46 



4 • cob 30° 
Wenn die beiden Grundflächen eineB Vielflachs der 
Gruppe regelmäßige Sechsecke sind, so ist jeder Rhombenwinkel, der 
an eine der Grundflächen anstößt, 80° 9' 32" groß. 

2.S 2fi 

5) Für » > 6 wird cos — größer als cos " , mithin sin d < sin d 6 . 

Wenn demnach die beiden Grundflächen eines Vielflachs der Gruppe 
regelmäßige »-Ecke sind (» > 6), so ist jeder Rhomben winke), der an 
eine der Grundflächen anstößt, kleiner als 86°. 

6) Grenzfall n »= 00. Aas dem Vielflach wird ein RotationscyRnder. 

Man trhält sin d* = - — , - = — , d. h. d" x = 30°. Der spitze 

1 OUH Vß _ 1— 25 95 

Winkel 2d des Rhombus nähert Bich dem Grenzwerte 2d = 60°. Aus 
der Gleichung & = 2rasind ergibt sich für den Grenzfall b = a (wenn 
n = 00). Die Höhe des Vielflachs (Abstand der beiden Grundflächen) 

Ist für den Grenzfail -^-a. 

Jedes Vielflach besitzt m Symmetrieebenen, die auf den Grund- 
flächen senkrecht Btehen; eine horizontale Symmetrieebene ist nicht 
vorhanden. 

Essen, 7. Dezember 1902. 



216 



D. Surrzow: 



Über eine Fonktionalgleichung, 

Von D. Sintzow in Ekaterinoslaw, Rußland. 

Herr M. Cantor hat in der Zeitschrift für Math, und fhy&. i 
161 — 163 die Beispiele zweier Funktionalgleichungen mit drei Ver- 
änderlichen angegeben: 

(1) <p(> f y) + tp(y, e) = <p(x, e), (2) tp(x, y) ■ (p(y, a) - tp{x, s). 

Seine Lösungen sind sehr einfach; doch differenziert der Verf. dabei 
die unbekannte Funktion und setzt also ihre Differenzierbarkeit voraus 
Ich will daher eine andere Lösung angeben,, welche eine derartige Vor- 
aussetzung vermeidet. 

1. Die Gleichung (1) schreiben wir in der Form: 
<p(x, y) = tp(x, z)-<p<Jt, e). 






Die linke Seite ist von z unabhängig; e muß also auch in der rechten 
Seite herausfallen. Wir können daher, ohne die Allgemeinheit zu 
beeinträchtigen, # irgend einen bestimmten Wert beilegen, z. B. * = o, 
was gewiß voraussetzt, <p(x, o) sei nicht durchgehends unendlich. In- 
dem wir noch <p(x, o) — 8(x), gleich einer willkürlichen Funktion von 
x, setzen, gelangen wir zur Lösung des Herrn M. Cantor: 

q>(x > y) = 6(x)-d(y). 



von 






2. Die Gleichung (2) wird durch Logarithmieren und mit Hilfe 
der Bezeichnung log<p(;r, y) = <p(x, y) auf (1) zurückgeführt, kann aber 
auch direkt auf ähnliche Weise, wie (1), gelöst werden. Wir schreiben 
(2) in der Form 

und da die rechte Seite von s unabhängig sein muß, so kann man : 
einen bestimmten Wert I = o beilegen und die Bezeichnung einführen 
<p(x, o) = ö(x). Dann wird 




«K*, 9) = 



6(x) 
6(y)' 



3. Dasselbe Verfahren führt zur Lösung der etwas komplizierteren 
Gleichung 

( 3 ) 9(*i y) v(«, - V(*» *) V 0, + 9>0, «P<& «) - °- 






Über eine Funktionalgleichung. 



"Wir ziehen daraus; 




9>foy) = 



q> (x, g) ■ y (y, <) — ? (x, t) - y (y, r) 






Die rechte Seite muß von den unabhängigen Veränderlichen z } t frei sein. 
Wir können also / z. B. irgend einen bestimmten Wert a beilegen: 

, v y(X, g).^(y)— y(y, g) ■ ?(a) 

VC«; y) = ^j f 

wo wir <p(x f a) = ip(x) gesetzt haben. Dividieren wir mit qß(x)^(y), 
so zeigt sich, daß die Funktion Jv\J!L der Gleichung (1) genügt und 
also zu setzen ist: 

wir noch 4>(x)9(x) = z(x)) so bekommt man 

?>(*, y) = z(*)*(y) - x(y) *(*)• 

Wir können zu dieser Losung auch direkt gelangen, indem wir in 
(3) z = a, t = b setzen, wo die beiden Konstanten a, b der Bedingung 
9>(a, 6) = 1 unterworfen sind. Bezeichnen wir noch qp(x, a) = jf(a), 
9>(x, 6) ■=#(!), so kommt man zu der oben angegebenen Lösung. 
Die willkürlichen Funktionen if/ und % müssen der Bedingung ge- 
nügen, für irgend ein Wertepaar x = a, y = i von x und y die 
Gleichungen 

z (a) = ^(6) = 0, *(a)-- z (&)-l 

zu befriedigen, wie es in Folge der Eigenschaften 95(3*, y) -+- tp(y, x) — 0, 
9>(x, x) = sein muß. 

Ekaterinoslaw, Februar 1903. 






Michael Bai zu: 

Üter einen Satz von Kronecker. 

Von Michael, Bauer in Budapest 

In seiner Abhandlung 1 ) „Über die Irreduktibilität von Gleichungen" 
entwickelt Kronecker durch bloße Kongruenzbestimmungen eine hin 
reichende Bedingung dafür, daß zwei irreduktible Gleichungen (mit 
rationalen Koeffizienten) in solchem Sinne zu derselben Klasse gehören 
sollen, daß die zugehörigen Galoiaschen Resolventen dieselbe Gattung 
bestimmen. Er bezeichnet den Satz als einen zahlentheoretischen 
,,Kandwertsatz". Es boII im folgenden die notwendige und hinreichende 
Bedingung abgeleitet werden. 

Die. notwendige und hinreicJtende Bedingung dafür, daß die irreduk- 
tihhn Gleichungen (mit rationalen Koeffizienten) 

(i) m-o, 

(2) /,(*) = o 

im obigen Sinne su derselben Klasse gehören, besteht darin, daß die Aus- 
drücke f v (x), fj(x) im allgemeinen*) für dieselben Primeahlmoduln in 
lineare Faktoren zerfallen. 

1. Seien u\ eine Wurzel der Gleichung (1), «•, eine Wurzel der 
Gleichung (2) und die zugehörigen Zahlkörper K Ki7 K Wt . Sei ferner 
H ein (im Bereiche der rationalen Zahlen) Galoisscher Zahlkörper, 
der K Wl und K Ul enthält. Bezeichnen wir die Gruppe des Körpers H 
mit Jp-, die Elemente der Gruppe seien 

(3) H lf H t , . . ., H ir . . ., 
und es sollen K^ und ÜT«, zu den Untergruppen & t bezw. ©, gehören. 

2. Der Beweis des Satzes kann in der folgenden Form geleistet 
werden. Es ist zu beweisen, daß, wenn wir die größte gemeinsame 
Untergruppe der Gruppen: 

(4) Hr^HuEr^B,,... 
mit IDj, die größte gemeinsame Untergruppe der Gruppen 
(5) *t**A> S-^H,. . . 

1) Berliner Monatsberichte 1880 p. 148. 

2) D. h. mit etwaiger Ausnahme einer Primzahlmenge, deren Dichtigkeit 
gleich Null ist Ana dem Beweise ist jedoch ersichtlich, daß de facto diese 
Ausnahme nur für eine endliche Menge eintreten kann, 











Über einen Satz von Kronecker. 



219 



mit 2), bezeichnen, dann für das Bestehen der Gleichung 
(6) 5D X - S>, 

ilie notwendige und hinreichende Bedingung ist, daß die Ausdrücke fi(x), 
/'.('/) im allgemeinen für dieselben Primzahbnoduln in lineare Faktoren 
zerfallen sollen. 

3. Um den Beweis vorzubereiten, schicken wir einige Sätze der 
Idealtheorie voraus. Ist die DiBkriminante des Körpers H durch die 
rationale Primzahl p nicht teilbar, so bleiben die einzelnen Prim ideale 
der Zahl p bei der Anwendung je einer cyklischen Untergruppe von Jp 
invariant. Diese cyklische Untergruppen sind die sämtlichen Konjugierten 
einer einzigen cyklischen Untergruppe. Wir können daB in der folgen- 
den Weise ausdrücken: die Zahl p gehört z. B. zur „Klasse der cyk- 
lischen Untergruppe 9K". Umgekehrt zu jeder „Klasse 2R" gehören nach 
Herrn Frobenius unendlich viele Primzahlen, deren Dichtigkeit von 
Null verschieden ißt 1 ) Nun sei 91 eine beliebige Untergruppe von $fr 
und K*n der zugehörige Körper, Die Grade der Primideale von p im 
Körper K<r werden nach Herrn Dedekind*) auf die folgende Weise 
bestimmt. Man zerlegt die Gruppe £> nach (modd. 3K, 9t): 

(7) § = , mit l < $i + yiR t yi + •-., 

wo R t die (modd. *3Jl, 91) inkongruenten Repräsentanten der Elemente H i 
bedeuten. Sei sodann m die Ordnung der Gruppe E)t, und d ( die Ord- 
nung der größten gemeinsamen Untergruppe von 

m 



dann hat man 
(8) 



IT*. 



sind. 



wo die Faktoren 3; im Körper K^ Primideale vom Grade , 

4. Nach dem Vorhergehenden ist eine Primzahl p im Körper K^ 
(bez. ÜT«^) dann und nur dann als ein Produkt von Primidealen ersten 
Grades darstellbar, wenn p im Körper H zu einer „Klasse cyklischer 
Untergruppen W (bezw. „Klasse cyklischer Untergruppen SS") gehört, 
die so beschauen ist, daß die ganze Klasse in der Gruppe ®j (bezw. ®,) 
enthalten ist. Somit tritt unser Satz in Evidenz. 



1) Über Beziehungen etc. Berliner Sitzimgsb. 1636 pp. 689 — 703. Sah IV 
p. 702. Der Satz ist a. a. 0. in eine andere Form eingekleidet. Ich will noch 
bemerken, daB die Sätze I, II, III aus dem Satze IV mittelst gruppentheoretischer 
Betrachtungen abgeleitet werden können. 

S) Zur Theorie der Ideale. Göttinger Nachrichten 1894 pp. 273— 277. 



220 



Michael Baukb: 



über KreisteüingsgleichiingeiL 

Von Michael Bauer in Budapest. 



Den in meiner Note „Übe 



Satz 



Ki 



^cr" 1 ) 



oer eitten batz von Kroneckcr" L ) ge- 
gebenen „Randwertsatz" kann man, wie leicht ersichtlich, folgender- 
maßen verallgemeinern. Seien: 

(1) fM-% (2) f.(*)-o 

irreduktible Gleichungen mit rationalen ganzzahligen Koeffizienten. 

Sei ferner die Gleichung (2) für jeden Primzahlmodul 2 ), nach 
welchem (1) in lineare Faktoren zerfallt, auch in lineare Faktoren 
zerlegbar. Dann und nur dann bestimmt die Galoissche Resolvente 
von (1) einen aolchen Körper, der den Galoisschen Körper von (2) 
als Unterkörper enthält. 8 ) 

Als eine Anwendung will ich den folgenden Satz beweisen. 

„Eine irreduktible Gleichung mit rationalen Koeffizienten ist dann 
und nur dann eine Kreisteilungsgleichung, wenn sieh eine positive ganze 
ZaM N vorfinden liißf, ilie folgende Eigenschaft besitzt. Für die Pritn- 
zahlmoihdn, die in der Progrcssioti 

Nx+l 

enthalten sind, muß die Gleichung 'im allgemeinen' in lineare Faktoren 
zerfallen. 1 ' 

Um den Beweis zu führen, genügen folgende Bemerkungen. 

a) Eine Gleichung ist dann und nur dann eine Kreiateilungs- 
gleichung, wenn ihre Galoissche Reaolvente auch eine Kreisteilungs- 
gleichung ist. 

b) Zu einem KreiBkörper läßt sich eine positive ganze Zahl « so 
finden, daß der Körper der nten Einheits wurzeln den gegebenen als 
Unterkörper enthält. 

c) Im Körper der nten ELnheitswurzeln sind alle Prim ideale der 
Primzahlen von der Form nx -f 1 vom ersten Grade. 

Der jetzt bewiesene Satz kann als eine Ergänzung betrachtet 
werden zu dem berühmten Kroneckerschen Satze über Abelsehe 
Gleichungen. 






1) S. vorstehende Note. 2) „im allgemeinen". 

8) Zum ersten Male von Herrn Weber, später von Herrn Hubert bewiesen. 



Über 



Körper. 



231 



über zusammengesetzte Körper. 

Von Michael Bauer in Budapest 

Definitionen und Bezeichnungen. — Wir werden eine Primzahl p, 
die in einem Körper in Primideale ersten Grades zerfällt, in Bezug auf 
diesen Körper eine Primzahl der ersten Kategorie nennen. Den Körper, 
der ans den gegebenen algebraischen Körpern K v K t zusammengesetzt 
ist, werden wir einen zusammengesetzten Körper nennen und ihn mit 
/.'(A'j, Kf) bezeichnen. 

Satz. Im Körper k(K lf K^) sind diejenigen und nur diejenigen Prim- 
zahlen von der ersten Kategorie, die sowohl in Bezug auf K lr als auf 
K\ von der ersten Kategorie sind. (Eine endliche Anzahl von Prim- 
zahlen kann eine Ausnahme bilden.) 1 ) Die Dichtigkeit dieser Prim- 
sahlen ist gleich dem reziproken Werte des Grades vom Galoisschen 
Korper des k(K lt K t ). 

1. — Wir brauchen den Beweis nur für solche Körper zu leisten, 
die im Bereiche der rationalen Zahlen Galoissche Körper sind. Denn 
einerseits sind die Primzahlen der ersten Kategorie eines Körpers die- 
selben wie für den zugehörigen Galoisschen Körper 1 ); andererseits ist 
der Galoissche Körper von 

identisch mit dem Körper 

*((?,, G s ), 

wo C, und G t die Galoisschen Körper von K lt K t bezeichnen. 

2. — Nun sei 

*(<?„ GJ-K 

Sei ferner ^j die Gruppe von H, und es sollen die Körper G lf G, 
zu den Untergruppen ® 1T & t gehören. Die Untergruppen QJ lf ®, sind 
invariante Untergruppen, deren größter gemeinsamer Teiler „E u die Einheit 
ist. Nun sind im Körper H diejenigen und nur diejenigen Primzahlen 
von der ersten Kategorie, die „zur Klasse E u gehören; also diejenigen 
und nur diejenigen, die sowohl in Bezug auf G x als auf G, von der 
ersten Kategorie sind. 3 ) Daß es unendlich viele solche Primzahlen 



1) Diesen Zusatz verde ich im folgenden der Bequemlichkeit halber weglassen. 

i) S. vorat. Note: „Über einen Sats von Krön eck er." Wir bedürfen hier 

nur des Zerlegungssatxes von Herrn Dedekind, dessen Beweis rein arithmetisch ist 

3) 8 in der zitierten Note die früher zitierte Stelle. 



222 



Michael Baikii: Über zusammengesetzte Körper. 



gibt, ist auch auf arithmetischem Wege sofort einleuchtend; ihre Dich- 
tigkeit hat Herr Frobenius bestimmt. 

8. — Als eine Anwendung werden wir die folgende Frage be- 
handeln. Bestimmen wir diejenigen Körper, für welche die Primzahlen 
erster Kategorie arithmetische Progressionen bilden! Wir werden be- 
weisen, daß nur die Kreiskörper diese Eigenschaft besitzen. 

Sei K ein Körper, für welchen die Primzahlen von der Form: 

(1) o,x-fft u a s x + b it . . ., a r x + b r 

die Primzahlen erster Kategorie bilden. Ist eine der Zahlen b t =\ f so 
ist der Beweis schon geleistet. 1 ) Nun sei 

(1*) MM (. = .. 2. ...r). 

Wir bestimmen zuerst die positive ganze Zahl JV in der Weise, daß sie 
der Forderung 

(2) N^fja, 






genügen soll. Wenn Ky den Körper der JVten primitiven Einheit- 
wurzeln bezeichnet, so sind die Primzahlen von der Form 

(3) Nx + 1 

die Primzahlen erster Kategorie für K^. Nun würde aus (I), il : 
(2), (3) folgen, daß für den Körper 

h(K, K B ) 

überhaupt keine Primzahlen der ersten Kategorie existieren. Demnach 
ist die Annahme (1*) unzulässig. 

4. Aus dem obigen Beweise ersieht man auch den folgenden Satz. 

Ist K ein beliebiger algebraischer ZaldkUrpcr und N eine ihüdbifft 
positive ganze Zahl, so gibt es für K unendlich viele Primzahl, n dir 
ersten Kategorie, die der Bedingung = 1 (mod. N) genügen. I'n Dichtig- 
kvit ist durch die früheren Sätze bestimmt. 

Ferner sei noch bemerkt; daß, wie leicht ersichtlich, ans unserem 
Hauptsatze auch der Satz, den wir in der Note „Über einen S,it- mh 
Kronecker" gegeben haben, als ein spezieller Fall folgt. Jedoch sind 
beide Beweise von einander verschieden. 



1) 8. die vorstehende Note „Über KreisteUungsgleichnngen." 



Niels Nielsen: Sur la fonction gamma. 



■j-j:) 



Sur la fonction gamma; 

Par M. Niels Nielsen a Copenhague. 

Dans son excellent memoire sur la fonction gamma M. J.-L.-W.-V. 
Jensen 1 ) a deduit le premier, au moyen d'une raetnode rigoureuse, les 
series de factorielleB dues ä Binet pour les dem fonctions 

«i(*)-logaf- V(x), 
to(x) = log r(x) — (x — i) log x -(- x — logy^äe, 

*P(x) designe la fonction de Gauss, savoir 

C designant la constante d 'Euler. 

Cependant, la inethode appliquee par M. Jensen ne permet pas 
de determiner le champ complet de convergence des series susdites; 
au contraire, on ne peut trouver que l'aire oü ees series sont absolu- 
ment convergentes. Or, U est possible, d'un autre point de vue, comme 
je le demontrerai plus bas, de conibler cette lacune dans la tbeorie 
elementalre de la fonction gamma par les inoyens les plus elementaires, 

savoir ä l'aide de la serie de factorielles obtenue pour et due 

* x — tt 

a Stirling. De plus, cette demonstration nouvelle des series de 

Binet nous donne encore comme des corollaires lea formules dues ä 

Gudermann et ä Baabe, tandis que M. Jensen a dö developper 

separement la serie de Gudermann. 

En communiquant ees demonstration» je Baisirai Toceasion pour faire 
prOceder une demonstration nouvelle, ä ce que je crois, du theoreme 
de Gauss. 

Pour ne pas interrompre l'apercu suivant je donne ici la definition 
des coefficients de factorielle du rang n, savoir les nombres entiers 
obtenus ä l'aide de l'identite 

*(* + 1) (x + 2) • ■ • (* + n - 1) = C° H x n + C\x*~ x + • • • + (T~ ' x, 

d'oü immediatement: 

n\ = <? + C\ + Cl + ... + C:- 1 , 

corollaire qui nous sera bien utile dans ce qui va auivre. 
1) Nyt Tidsskrift for Mathematik, t. LI; 1891. 




224 



Niels Niümki«: 



1. Demonstration du tiieoreme de Gauss. — Conaiderons la fonctdon 
rationaelle 



(«) 



&'(*) -^ d, + i x + J » 



oü n defligne un entier positif, aous aurons tont d'abord ponr n infini: 

Cela pose, etudiona la fonction W np (z), oü p est un entier positif deter- 
iniiii-. et rangeons en p groupes les tonn es figurant an second membre 
de l'equation obtenue de (a) en y remplacant n par np, de facon qne 
Iee ternies unis dana le meine groupc coriespondent aux valeurs de la 
lettre aominatoire s qui, dirisees par p, donitent le meine reste. Cette 
Classification effectuee, l'identifce 



r x -f r + »P 



-i.V. 



p Ji-i z + r , _ 



donnera imme'diatement nne formule de cette forme: 

r = ■ — 1 



*.,(*) -i -2 ^('-f'^. 







oü j! est une conBtante, dont la determination s'efiectne en posant 
simplement dana (ß) x = oo. En efFet, pour cette valeur de x on aora 

ce qui determine A, et nouB obtiendrons cette formule elegante: 

r — p — 1 * = w(p — 1) 

» »MM-i-2*-( E f , )+2iTi. 

qui n'eat au fond rien d'autre choae que le theoreme de Gauss donne 
dans sa forme la plus elementaire. 

En eifet, faisons croitre an delä de tonte limite l'entier positif n; 
la derniere somme figurant au second membre de (2) ee reduira a 



h 



log P, 



Sur la fonctlon gamma. 225 

et nous aurons 
(3) y^.i/girpl^ + iogp, 

d'oü, en integrant par rapport ä x: 

r W -^r(f)r(5±i)...r(?+^), 

oü A est une constante qui peut etre däterminee ä l'aide de cette for- 
male d' Euler: 

r®r(i)-r(^)-,W^, 

ce qui donnera finalement le theoreme de Gauss: 

W rw - rg)rf±i) ■ • • rp+Jpy- W~^- 

Posant eu particulier jp — 2 et mettaut 2x au lieu de x, on aura cette 
formale particuliere due ä Legendre: 

(4a) r(«) r(x + 1) - r(2*) 2- »■ + > y^, 

qui nous sera bien utile plus tard. 

2. Convergence umforme de certaines series. — Considerons mainte- 

nant la formule 

1 

1 



J »„.» 





«*- a - 1 d* 



valable pourvu que 9t (x — c) > 0; ecrivons la fonction ä integrer sous 
cette forme «" — i -g~" f une integration repetee par parties donnera 

/5\ _J Ix « . . . . 4. tt(« + l)---(« + *-i) , R / X 

w x — « x^x(x+l)^ ^x(x+l) -(x + n) T-n^W» 

oü Ton a pose" pour abreger 

(5a) ^- ttü-ftT^ - — • 

v ' " v ' x(x-f- 1) • • • (x + M ) x — * 

Cela e"tant, ecrivons l'expression de B n (x) sous cette forme: 

" v ' x(x — o)\ x+l/V x+2/ \ x + n/' 

et supposons 9t (x — «) > 0; nous verrons, ä l'aide du produit ainsi 
obtenu, qu'il est possible de determiner un entier positif N tel que 

(6) I *(*)!<«, 

Archiv dm Mathematik und Phyrik. m. Reihe. VX 16 



226 Nkm Nixukx: 

oü e designe une quantite" positive- donnee d'avance et aussi petite 
qu'on le veut, pourvu qne n ^ N. 

Remarquons encore qae la de*finition (5a) mime de B n (x) donnero 
immediatement, q dtant an entier positif, 

f„\ Tt (~A.n\ x ~ a x(x + l)---(x + g — l) p , * 

(«) ^(* + a)- a ._ a + a - (a . +n+1) ... (a . +n+g) -i«.(*)- 

Posons maintenant dans (5) x *~ a + p, p e"tant un entier 

et divisons par / , <\ / . ,\ 

* o(«+l)---(a + |>-l); 

nous obtiendrons cette autre formale 



(?) 



» = o 

= i/ i ! ^ 



qai est valable poor one valeor finie qnelconqae de a. 

II est bien conna qae les formales (5) et (7) sont daes ä Stirling. 
Du reste, on voit qae (5) peut etre de"montree ä l'aide des moyens 
les plus elementaires: cependant notre demonstration ä l'aide de l'inte- 
grale definie est formellement la plus simple. 

Appliquons ensuite la formule (7); nous obtiendrons, en vertu de (5) 

(8) VJf 1 1 \ yTl«(«+l)---(« + «-l) ■ j; () 

»=0 »=1 

oü l'on a pose poar abreger 

R (x) = (l I ? x ~ a ■ ^+i)ffL+J>lut?±*_- X 1—)B (*)+ 



(8a) 



»= n 



±_ü_/l±Vi («+l)(« + 2)--(a + g-l) \ 
~*~ x + pV ^jLjs ' (X + p+l)---(X+p + 8-l)P 



cette expression du reste R ntP (x) peut etre deduite aisement ä l'aide 
de («). 

Cela pose, demontronB que les deux series figurant au second 
membre de (8 a) sont absolument convergentes si nous faisons croitre 
au dela de toute limite les deux entiers positifs n et p. A cet egard 
designons par u, le terme sommatoire figurant sous le premier signe £, 
nous aurons „ m , „ 



u ,+ i 



aar la foaction gamma. 



227 



tandis que nous aurons pour les termes correspondants de la seconde 
sehe en question 









et le theoretne de Raabe^Dulianiel nous conduira immediateraent au 
but, de facon que nous arrivona ü demontrer qu'il est possible de 
determiner deux entiers positifs N et P tele que 



(9) 



I *..„(*) !<«', 






oü e' designa une quantite positive finie donnee d'avance et aussi petite 
qu'on le veut, pourvu que Ton ait ä la fois 

P^ P , «>^> Ä(ar-«)>0. 

II est evident que noua faisons abBtraction des valeurs entiereB 
non positives de x. Conime resultat des rechercbes precedentes nous 
obtiendrons ce lemme fondamental dans les rechercbes qui vout suivre: 

Divisons, u Vaide cTunc ligne droite perpendicidairr ä Vase des 
nun/Ins reels, le plan en deux partics D et G situees ü droitc et ä gauche 
de In ligne susdite. Supposons encore que nos deux variables x et u soienl 
assujetiies ä etre situees dans I) et G rexpedircment; les deux series 
figurant aux seconds membres de (5) et (8) seront, pour n et p infinis 
unifonwhnent concerffentes. 

C'est la meme ehose pour la serie figurant au premier membre de (8) 
et cela pour des valeurs finies quelconques de a et x. 



11 est evident que nous faisons toujours abstraction des valeurs 
eotieres non positives de x. Or, ce lemme dömontre, un nombre de 
rornauleB essentielles danB la theorie de la fonction gamma se demon- 
t*"eixt aisement. 



3. De'monsirations des fornndes de Binet, Gudermann et Raabe. — 
a isons maintenant croitre au dela de toute limite lea entiers positifs 
^t p, la formule (8) donnera immediatement cette autre fonnule: 












le *» conuue 1 ), qui est valable pourvu que 91 (ä — c) > 0. 



~~ 

1) Voir 
^*ris 1888. 



par eiemple II. Laurent: Tmitt- d'An&lyse, t. III, p. 466; 



228 



Niels Nielsen : 



Integrons niaintenant de ä cc les deux membres de (8) terme 
terrae; il est permiB de faire croitre a l'üifini lea dem entiers positifß 
n et p, ce qui domiera pour la fonction 



(") 



%(«,-) = -2 , ['°«( 1 -JT-.) + JT-.] 



ce deVeloppement en serie de factorielles 



(12) 



«iC«»*)-^ 



s • x{x -f 1) • • • (x -}- » — 1) 



qai est valable pourvu que x soit situe dans le demi-plan D, tandis 
que le chemin d'integration se trouve conipletement dans G. 

Quant a la fonction a> l (a,x), on aura, en se rappelant (10) 

(11 a) ©, (<x, x) = « W(x) + log r(x — «) - log F(x) , 

par consequent 

(IIb) o, (— 1, x) = ©! (x) — log x — W(x) , 

et la formule (11) nous donne le developpement bien connu de cet 

fonction; le developpement plus general (11) appartient ä M. Meli in. 1 ) 

Poaons dans (12) a = — 1, nous obtiendrons ee developpement en 

Serie de factorielles: 

i=*A c »-i _ JLc*^ a 4- 

°iW=2 



(13) 



2 • $ * ^ s + 1 • 



s ■ x(x -j- I) ■ • • (x -f s — 1) 



indique* par Binet 2 ) et qui est valable pourvu que SR(:r)>0. 
Posona encore a — + 1 etx+1 au Heu de x t nous aurons 



a^x, x + 1) = W(x) - logar + - 



l 



»!(«). 



Or, le developpement en serie de factorielles de o 1 (l, x -j- 1) peut 
etre trouve directeraent de (12); appliquons encore (5) pour a = 1 et 
J+ 1 au lieu de x } et faisons usage de la formule relative ä la somnie 
des coefficients de la factorielle du rang »; nous aurous cet autre 
developpement, donne explicitement par Binet 8 ): 



*=»A<7'- 1 _l In'-* 




0l {x) 



■2- 



+ i c - 



+ 



4- * P° 



S ■ {X + 1){X + 2) • • ■ (X + *) 



1) Citat de Jensen loc cit. p. 49. 

2) Journal da 1'ficole polytechnique, cauier 27, p. 339; 1839 

3) loc. cit. p. 2iit 



la fonction gamma. 



cette formale est aussi valable pourru que SR(x) > 0. On voit que la 
formule (12) peut etre designe comme une generalisation tres etendue 
des series de Bin et. 

Posant dans (13), (14) % = 1: on obtiendra dem se'ries numeriques 
pour la constante d'Euler, dont la seconde est due ä Binet. 1 ) 

>Pour gene'raliser d'une nianiere analogno les deux autres series 
de Binet, integrons de ä a, terrne ä terme, la serie qui figure au 
second membre de (11), ce qui est toujours permiB. Or, I'integration 
effectuee sur le terme soramatoire donnera 

(, + ,_•) log (J _ _^ +8 _ £ [i„ g(l _ _£) + _£-], 
d'oü, en posant 

f = CO 

(15) a,(«, *) -2[(* + s - |) log (l - ^,) + «] , 

1 = 

l'inte'grale du premier membre de (11) deviendra precisement 

1( 1 6) f ©, («, x)da~a> («, x) + | o, («, x). 

Cela pose, integrons aussi de ä a, terme k terme, le second 
membre de (12) c© qui est perniis avec la restriction ordinaire; nous 

obtiendrons 

.»« + * 









(n)^«,*)--^^ 1 ^ 



TT C * 



s ■ x(x -\- 1) ■ ■ ■ (x -(- e — I) 






formule qui est valable pourru que le chemin d'integration soit eitue' 
completement dans le demi-plan G, tandis que x est Bitue dans D. 
Remarquons maintenant que Tintegrale de 1 ä x prise par rapport 
ä x du terme general au second membre de (11), sora 

-(x + s-a)lo e (i--«-^ + (s + l~*)\o g (l-^), 

nous aurons aiBeraent 




z 

■ja t (a 



t x)dx — to(a, x) + oi(ö, 1) + 



+ Im«, *)-<*(«, i))- tW+c)! 



1) loc. cit. p. 268. 




230 Niels Natura: Sar la fonction gamma, 

or, la formule (IIa) donnera do meme 

— I to^a, x)dx = — a log T(x) — I log 
i 

Posona enBuite a = — 1, ces deux dernieres formules donneront 

<o(— 1, x) = log F(x) — (x — -J-) logx + x + ra(— 1, 1) , 

de fa^on que la formule (4a) pour F(2x) donnera aisement 
oj(— 1, x) + m(— 1, x + \) 



— a(— l, 2x) + xlog 



- + i 



J ■ + log ]/2^ +©(-!, 1). 



Cela pose, faißons croitre ä l'infini la partie reelle de x\ les 
fonctions ra s'evanouiront parce qu'elleß ne sont autre chose que les 
termes de reste des series convergentes obtenues de (15) pour a = — 1; 
en outre, la vraie valeur du ternie qui Be presente bous forme indeter- 
minee, Bera + -J-, ce qui donnera 

o(- 1, l) = -logy2«, 




et qoub aurons finalement 

(18) »(— 1, x) -«(*)- log Fix) - (x - i) log« + »— log>/2^ 

c'est-ä-dire que la ßerie infinie figurant au second membre de (16), 
valable dans toute l'etendue du plan, ne deviendra autre chose que h 
serie donnee par Gudermann 1 ) pour a(x), tandis que (17) noos 
donnera cette formule due ä Bin et*) 



•i 



-,i — s 



(19) «(*) 



• = » r>* — l " n> 

* \£j M(l-j- 1). 



+ 



(- 1)'» 



(■ + !)(•+«) 



(* + ■-!) 



qui est valable pour 3t (x) > 0. 

Pour trouver la quatrieme serie de Binet remarquonB que (J5) 



donnera 



o(l, x + 1) = — <o(x) t 



d'oü en posant dans (17) « 
l 

(20) B (i)-^2" 



1 et x + 1 *Q lieu de x: 



r">« — 1 I . /»* — ' _L . . , _|_ ? / 

j (x+l)(a; + 2).-.(x + 8) 



1) Journal de Crelle, t. XXIX, p. 209— 212; 1845. 

2) loc. cit. p. 339. 






P. Kokott: Die wiederholte Anwendung der Landenachen Transformation. 231 

ce qoi est precisement la formule susdite de Bin et') valable auaai 
pourvu que 9l(jf)>0. 

Combinant enfin les deux formules (IIa) et (16), on aura 

(21) Jlog r(x - cc)da - «d(«, x) + | (log r(x - «) + log r(x)), 



qui doit etre consideree comme generalisation de la forniule de Raabe 
que Fon obtieiit en poaant eimplement a = — 1, d'oü, en vertu de (18): 



(22) 



i 

/ log r(x + a) da = * (log x — 1) + log Y2 n , 



ralable pour 3t(;r) > 0. 

Dans un premier memoire 1 ) sur ce sujet Raabe a demontre la 
formule (22) dana le cas ou x eat egal ä un entier non negatif; dana 
un aecond memoire') il e'tudie le caa pluB generul oü x designe un 
nombre positif rationnel ou non. D'autrea demonatrationa de la formule 
de Raabe ont ete donne'es plus tard par Stern 4 ) et Bertrand. 9 ) 

Copenhague, le 2 decembre 1901. 

Die vorliegende Untersuchung beruht auf einem von mir im 
Journal für reine und angewandte Mathematik 124 veröffentlichten 
Aufsatz Über die Landenache Transformation der elliptischen Integrale. 
Es ist daaelbat nachgewiesen, daß sich diese Transformation als die 
Abbildung zweier Kreise aufeinander nach einem einfachen geometri- 
schen Gesetz auffassen läßt. Im folgenden soll durch wiederholte An- 
wendung dieses Gesetze« den in der Theorie der elliptischen Funktionen 



Die wiederholte Anwendung der Landen sehen 
Transformation. 

Von P. Kokott in Sagan. 



1) loc. cit. p. 831. 

8) Journal de Crelle, t. XXV, p. 149; 1843. 

3) Journal de Grelle, t. XXVIII, p. 12—14; 1844. 

4) Zur Theorie der Eulerachen Integrale; citation de G. F. Meyer: Bestimmte 
Integrale, p. 158; Leipzig 1871. 

6) Trait£ de calcul difie'rentiel et integral, t, II; citatiou d'Uermite; 
p 102; Paris 1883. 





232 



P. Kökott: 



bo bedeutsamen algebraischen Entwicklungen ein geometrisches Gepräge 
aufgedrückt werden, welches das Studium der betreffenden Transfor- 
mation infolge seiner Anschaulichkeit wesentlich erleichtert. 

Der Kreis A habe den Radius b; auf dem Durchmesser ED sei 
ein Stück AB = c abgetragen; ein beliebiger Punkt C des Kreises ist 
offenbar durch die Lage der Sehne CF charakterisiert, von der das 
Stück CB „Strahl", das andere BF „Gegenstrahl" genannt werden soll. 
Der Kreis G habe als Radius das arithmetische Mittel der beiden 
Größen b und c, also G L = ^(b -\- c); das auf dem Durchmesser »h- 
getragene Stück GS sei das geometrische Mittel, also GH=Ybc. 

Um einen beliebigen Punkt G des ersten Kreises auf die Pari 
pherie des zweiten zu projizieren, verfahre man folgendermaßen: Man 
verbinde den Gegenpunkt F von G mit D und ziehe durch H 





Fig. 8. 



Fig. t 



Parallele SJ; dann ist J der Bildpunkt von C. Der Durchmesser ML 
ist zu FD parallel vorausgesetzt. Wir wollen einige besonders charak- 
teristische Punkte hervorheben. Der Bildpunkt zu D ist offenbar der 
Punkt L; denn denkt man sich den beliebigen Strahl CF um B herum- 
gedreht, bis C in die Lage von D kommt, bo fällt FD mit ED zu- 
sammen, also ist die Parallele durch H im zweiten Kreise mit ML 
identisch; sie trifft demnach die Peripherie von G in L und M. Der 
Definition gemäß können beide Punkte die Bilder von D sein; es soll 
weiter unten diese Zweideutigkeit beseitigt werden; vorläufig wollen 
wir willkürlich Punkt M fallen lassen, also L das eindeutige Bild von 
D nennen. Um den Punkt E abzubilden, denken wir uns den beweg- 
lichen Strahl CF nach links gedreht, bis er mit ED zusammenfällt. 
Die Linie FD, die als Leitlinie auftritt, geht dann in die Tangente 
in D über, steht also auf ED senkrecht. Also muß die Parallele 
durch H ebenfalls auf 31 L senkrecht stehen. Die zwischen D un- 
gelegenen Punkte des oberen Halbkreises werden demnach auf da« 




Die wiederholte Anwendung der Landenschen Transformation. 



233 






Bogenstück LK deB zweiten Kreises projiziert. Dem Punkt C liegt 
auf dem unteren Halbkreise der Punkt P wie Spiegelbild zu Gegen- 
stand gegenüber. Die zu P gehörige Leitlinie DQ ist offenbar zu ED 
gleichgeneigt wie FD, nur geht die Neigung nach der anderen Seite. 
Folglich liegt der zur Leitlinie parallele Strahl HR ebenfalls zu HJ 
in Bezug auf HK symmetrisch. Es wird also der ganze untere Halb- 
kreis ED auf das Bogenstück KM projiziert, oder der ganze Kreis A 
bildet sich auf den oberen Halbkreis von G ab. Soll auch der untere 
Halbkreis G der Träger der Büdpunkte sein, bo denken wir uns den 
Kreis A doppelt und zwar so, daß die zweite Windung nach Art einer 
Schraubenlinie in D mit der ersten zusammenhängt. Die Stelle, wo HJ 
zum zweiten Male die Peripherie schneidet, ist dann das Bild des un- 
mittelbar über Q befindlichen Punktes der zweiten Windung. Dadurch 
ist die Zweideutigkeit, von der oben die Rede war, beseitigt. 

Die soeben geschilderte Beziehung zweier Kreise kann analytisch 
als der Übergang eines elliptischen Integrales erster Gattung auf ein 
anderes vermittelst der La n denschen Transformation angesehen werden 
oder sie ist die Lösung der Differentialgleichung 

dy 1 -|-m' dz* 

V(* — »■> a — *t »■> = 2 yti -«•)(! -■■*■)' 



Nach den Untersuchungen, die ich in mehrfachen Abhandlungen, be- 
sonders in der in dieser Zeitschrift unter dem Titel „Eine geometrische 
Deutung des Additionstheorema" erschienenen, veröffentlicht habe, kann 
man nämlich die Punkte der Peripherie eines beliebigen Kreises durch 
ein elliptisches Integral 

dai 



dt 



darstellen, wo m auf dem oberen Halbkreise alle Werte zwischen E 
und K -\~ iE', auf dem unteren die zwischen K-\-iK' und K J \-2iK' 
annimmt. Bezeichnet man nun die Variabein am zweiten Kreise mit 
u lf so sind die nach dem obigen geometrischen Gesetze einander ent- 
sprechenden Punkte gerade durch die Relation 

mit einander verbunden. Zum Beispiel entspricht dem Punkte E der 

Punkt K im zweiten Kreise, der senkrecht über H liegt. Nun hat E 

d c 

die Koordinate K -f iE' nach dem Modul 



K. 4- \iK'. nach dem Modul * *-== • Bekanntlich ist der 




fr + c' 



K die Koordinate 



234 



T. Kokott: 



Periodizitätsmodul 2l 1 ' der Landen sehen Transformation mit K' durch 
die Gleichung iT/— (1 -f x')K' verbunden, während K r mit K durch 
die Beziehung K-y = \{\-\- x')K zusammenhängt. Eine eingehendere 
Beschreibung des analytischen Zusammenhangs beider Kreise findet 
man in dem eingangs erwähnten Aufsatze des Journals für Mathem. 
Wir wollen nun zunächst die Lage der Punkte B und H näher 
betrachten. Der Punkt B ist auf dem Durchmesser ED beliebig an- 
genommen, jedoch mit der Beschränkung, daß er noch innerhalb der 
Kreisfläche verbleibt, d. h. daß c < b iat. Folglich ist y(fc + c) < $(b + b) 
oder b: der Radius des zweiten Kreises ist daher kleiner als der des ersten. 
Nun ist GH =Ybc, also sicher größer als c. Der Punkt H liegt 
also näher an der Peripherie des Kreises als der Punkt B. Bildet 
man nun den Kreis G wiederum mittelst einer Landen sehen Trans- 
formation ab, so wiederholt sich derselbe Vorgang; der neue Kreis ist 
kleiner, der neue Punkt H t weiter vom Zentrum entfernt, als es vorher 
der Fall war. Man erkennt daher leicht, daß durch eine unendlich oft 
ausgeführte Operation der Punkt H schließlich in die Peripherie seines 
Grenzkreises fallen muß; es wird also c = b oder der Modul x des 
elliptischen Integrales =0; für diesen letzten Kreis ist demnach der 



Periodizitätsmodul K 



/ ' dz 
yT^i» 



die Umkehrungsfunktion, die 



bis dahin eine Sinusamplitude war, wird eine gewöhnliche Kreisfunktion, 
nämlich ein Sinus. Übrigens ist zu bemerken, daß eine sorgfältig aus- 
geführte Zeichnung des arithmetischen und geometrischen Mittels der 
beiden Stücke b und c schon nach einer zwei- oder dreimal ausge- 
führten Operation den Punkt H in die Peripherie des letzten Kreises 
überführt. 

Fassen wir jetzt einen beliebigen Punkt C der Peripherie des 
ersten Kreises ins Auge, so wird derselbe, falls er auf der oberen 
Hälfte liegt, in den Raum zwischen L und K projiziert; durch eine 
nochmalige Transformation gelangt er in noch größere Nähe des 
Anfangspunktes der Zählung; schließlich wird er in den Anfangspunkt 
selbst projiziert. Dasselbe ist natürlich der Fall, wenn er ursprünglich 
auf dem unteren Halbkreise gelegen war. Man kann also die fortge- 
setzte Landensche Transformation als die allmähliche Abbildung eines 
ganzen Kreises auf einen einzigen Punkt ansehen. 

Wir hatten vorher bemerkt, daß zwischen zwei beliebigen Punkten, 
welche einander entsprechen, die Relation besteht 



«, - i(l + x>. 



Die wiederholte Anwendung der Landenschen Transformation. 
Setzt mau hierin u = K, also u x = K u so entsteht 



235 



K t =*±±K. 



Nun ist x — .— r— , folglich x' — .--.— und 



1 +*' 






d. h. 



W + c) 



Bezeichnen wir nun i(6 -f c), das den Radi üb des zweiten Kreises 
darstellt, mit r, und |(— y — |- y'öcl , welches aus {(6 + c) und }/6c 
ebenso entstanden ist wie \{b + c) aus b und c, mit r s , so ist 



Ebenso ergibt sich durch nochmalige Anwendung der Transformation 

K. r, K, r, . 

Fn^ = J i p? = - U. 8. f. 

-K, r,' Ä, r 4 

irch Multiplikation aller Gleichungen: 



r -+i 



Ist n = oo, so erhalten wir 

1. d.h. K=^ 



b+c 






oder K 



Hier bedeutet r den Radius des Grenzkreisea, gegen den das arith- 
metisch-geometrische Mittel der beiden Größen b und c konvergiert. 
Ich bemerke hierbei, daß die Entwicklung von K bereits von Jacobi 
herrührt und z. B. bei Houel, Bd. IV S. 257 sich findet, jedoch fehlt 
den Darstellungen der geometrische Charakter. 

In der Praxis würde sieh diese Methode zur Berechnung von K 
nach einem gegebenen Modul x am einfachsten folgendermaßen ge- 
stalten: Man bestimme tp aus der Gleichung 



Sltl f(> 



und setze 



also 



b—e 
6-f c 



auxtp, 



1 — mncp \ 2/' 



236 P. Kokott; Die wiederholte Anwendung der Landenachen Transformation. 



woraus 



C = Hg a (45»-|). 

Danach zeichne man einen Kreis mit dem beliebigen Radius b, trage 

auf einen festen Durchmesser c = frtg 2 (45° — f j ab und gehe zum 

Grenzkreise über, der nach etwa dreimaliger Anwendung des arithmetisch- 
geometrischen Mittels als hinreichend genau angesehen werden kann. 

b 4- c 
Das Verhältnis von ^ zum Radius des Grenzkreises ist dann die für 

gewöhnlich mit — bezeichnete Grenze, für welche 



ist. 

In derselben Weise ist K' zu bestimmen; nur muß man x' = cos<p 

setzen, so daß also c' = 6tg* | wird. Der Grenzkreis entsteht aus 

6 und c ebenso, wie der vorige aus b und c. 

Der Winkel q> hat übrigens eine einfache geometrische Bedeutung. 

Da nämlich x =* r—, — ist, so hat % den Wert J , : nun ist der 



Radius des zweiten Kreises 



b + c 



I 

das auf dem festen Durchmesser 



abgetragene Stück GH = Ybc; errichtet man also in H die Senk- 
rechte HK t so ist cos KG H= x'; der Winkel q> ist demnach der- 
jenige Winkel, den der Radius nach dem Punkte K. ^ — —■ mit dem 

■ 

festen Radius bildet. Daraus läßt sich leicht der Wert von K in 
anderer Form darstellen. Es ist nämlich 

^-i(l + «')^ 

wenn wir nun der Symmetrie wegen die Winkel nach den Punkten 
K p -f -J *Kp m it <Pp bezeichnen, so ist unter Berücksichtigung der Formel 

\ (1 + cos tp) = cos* |- : 



cos 



S<Pl 



cos 



1». 



JT„- 



i) 



E. Reiifeld: Reduktion der Trägheitsmomente einfacher Körper etc. 237 
woraus durch Multiplikation 



^ = cos*^ cos 1 ^ 



COB»^' K 

m 



oder 



K 



r/2 



H™*T 



Diese Formel wird gewöhnlich rein algebraisch hergeleitet; hier haben 
die Winkel tp eine bestimmte geometrische Bedeutung. Insbesondere 
läßt das Abbildungsverfahren ohne weiteres erkennen, daß lim (p n — ist. 

Sagan, den 2. März 1902, 



Reduktion der Trägheitsmomente einfacher Körper auf die 
Trägheitsmomente einzelner Massenpunkte, die auf ihrer 

Oberfläche liegen. 

Von E. Rehfeld in Elberfeld. 

Unter dem Titel: „Elementare Berechnung der Trägheitsmomente 
von Linien, Flächen und Körpern" — habe ich in dem Archiv der 
Mathematik und Physik (2) 14J, 3ü — 67 eine Abhandlung veröffentlicht, 
die das Prinzip der geometrischen Verwandtschaft benutzt, um in ganz 
elementarer Weise, ohne Anwendung der Infinitesimalrechnung die 
Trägheitsmomente für die Strecke, die Flächen des Parallelogramms, des 
Dreiecks und der EUipse, für die Körper des dreiseitigen Prismas, des 
ParalJelepipeds, der dreiseitigen Pyramide, des Cyliuders, Kegels und 
Ellipsoids abzuleiten. Was die augewandte Methode besonders em- 
pfehlenswert macht, ist der Umstand, daß die gewonneneu Resultate, 
wie sie sich in dem arithmetischen Gewände darstellen, für jede Lage 
der Momentenachse in voller Allgemeinheit Gültigkeit haben. Es war 
mir bei der Veröffentlichung dieser kleinen Arbeit nicht bekannt 1 ), daß 
das Prinzip der geometrischen Verwandtschaft schon früher zur Be- 
rechnung der Trägheitsmomente benutzt worden war. Der erste Ver- 
such dieser Art wurde meines WissenB von Herrn Zeh nie in dem 



l) VgjL hierzu: Fortschritt« der Physik 1897 I, 353. 




238 



E. REHKELn: 



Programm der Provinzialgewcrbeschule in Hagen vom Jahre 18i>8 ge- 
macht (ein Auszug dieser Arbeit findet sich in der Zeitschrift für Math, 
u. Phys. 4). Dort wird nach dieser Methode bestimmt das Trägheits- 
moment einer Strecke, eines Rechtecks und eines Rechteckers. Auch 
Schell in seiner „Theorie der Bewegung und der Kräfte", erste Auf- 
lage 1870, wendet das Prinzip der geometrischen Verwandtschaft an 
zur Berechnung der Trägheitsmomente einer Strecke und der Fläche 
eines Parallelogramms. (Das Trägheitsmoment des Dreiecks wird aus 
dem des Parallelogramms abgeleitet, nicht selbständig entwickelt), In 
der deutschen Übersetzung der 6. Auflage von Routh ,,Djnamik der 
Systeme starrer Körper", Leipzig 1898, findet man ebenfalls eine 
systematische und ausgedehnte Benutzung der affinen Verwandtschaft 
bei der Berechnung der Trägbeitsmomente. Wenn Homit auch der Grund- 
gedanke der von mir in der kleinen Abhandlung verfolgten Methode 
bekannt war, so habe ich doch dieselbe meines Wissens zum ersten 
Male angewandt zur ganz elementaren Bestimmung der Trägheits- 
momente für die Flächen des Dreiecks und der Ellipse, für die Körper 
des dreiseitigen Prismas, der dreiseitigen Pyramide, des schiefen ellip- 
tischen Cylinders und Kegels und des Ellipsoides. 

Die folgende Arbeit ist als eine Fortsetzung der angegebenen Ab- 
handlung anzusehen; ßie konnte daraus hervorwaehsen, weil die arith- 
metischen Ausdrücke für die Trägheitsmomente der verschiedenen geo- 
metrischen Gebilde für jede Lage der Momentenachse die gesuchten 
Werte enthielten. Es wurde dies dadurch ermöglicht, daß die bei der 
Bestimmung der Trägheitsmomente auftretenden Strecken nicht aus 
den materiellen Systemen selbst in ihrer wirklichen Größe entnommen 
wurden, sondern daß an Stelle dieser Strecken ihre Projektionen auf 
eine zur Momentenachse senkrechte Ebene eingeführt wurden, die, 
für jede neue Lage der Achse andere Werte annehmend, doch dir 
Resultate in allgemeiner Form, für jede Lage der Momentenachse passend, 
lieferten. 

Wiewohl Herr Routh in seiner Dynamik und Herr Heye im 
10. Bande der Zeitschrift für Math. u. Phys. bewiesen haben, daß jedes 
körperliche System bezüglich seines Trägheitsmomentes auf mannigfache 
Weise durch vier materielle Punkte von gleicher Masse ersetzt werden 
kann, so ist es doch, zumal diese vier Punkte nicht alle auf der Ober- 
fläche des zu untersuchenden Systems liegen können, in der Praxis 
vorzuziehen, als Ersatz für ein System eine Reihe von Massenpuukten 
(mehr als vier) zu wählen, die auf der Oberfläche des Systems liegen, 
mithin der Messung leichter zugänglich sind. In dieser kleinen Arbeit 
sind besonders diejenigen Massenpunkte auf der Oberfläche der Körper 



Reduktion der Trägheitsmomente einfacher Körper etc. 239 

aufgesucht worden, welche die Körper hinsichtlich ihrer Trägheits- 
momente vertreten können. Es wurde deshalb auch manche Reduktion 
auf eine geringere Zahl von Funkten, die aber zum Teil außerhalb 
oder innerhalb der Körper liegen, nicht aufgeführt. 

Schon Herr Mehmke hat im 29. Bande der Zeitschrift für Math, 
u. Phys. eine Reihe von Reduktionen für die einfachen Körper (Prisma, 
Cylinder, Pyramide, Kegel, Ellipsoid) angegeben. Auch findet man bei 
Herrn Routh einige Reduktionen für das Tetraeder, den Kegel, die 
Kugel und das Ellipsoid. 

Der auf den /olgenden Seiten eingeschlagene Weg zur Reduktion 
der Trägheitsmomente körperlicher Gebilde auf das Trägheitsmoment 
einzelner Massenpunkte weicht von den Methoden, welche die Herren 
Routh und Mehmke anwenden, vollständig ab. Die Resultate werden 
durch ganz elementare Betrachtungen, ohne Anwendung der Infinitesimal- 
rechnung, gefunden. 

Um den zur Lösung führenden Weg zu zeigen, dürfte es genügen, 
an zwei Körpern je drei Reduktionen durchzuführen, und dann bei den 
einzelnen Körpern summarisch nur die Resultate anzugeben. 

Benutzt wurden bei den Entwicklungen 2 Hilfssätze: 

1. Hat im Räume eine Achse eine beliebige Lage zu der Ebene 
eines Dreiecks, so ist die Summe der Quadrate über den Abständen der 
Dreiecksecken von der Achse gleich der Summe der Quadrate über den 
Abständen der Ecken von der zu der gegebenen Achse parallelen 
Schwerpunktsachse des Dreiecks, vermehrt um das dreifache Quadrat 
des Abstände« der parallelen Achsen. 

2. Hat im Räume eine Achse eine beliebige Lage zu der Ebene 
eines Vierecks, so ist die Summe der Quadrate über den Entfernungen 
der Ecken von der Achse gleich der Summe der Quadrate über den 
Entfernungen der Ecken von der zu der gegebenen Achse parallelen 
Geraden durch den Schnittpunkt 

der Verbindungslinien gegenüber- 
liegender Seitenmitten des Vierecks, 
vermehrt um das vierfache Quadrat 
des Abstandes der parallelen Achsen. 

Es sollen die Beweise der bei- 
den Sätze für den Fall kurz an- 
geführt werden, daß die Achse 
za den Ebenen des Dreiecks und Flg . t . 

des Vierecks senkrecht steht. 

Zu 1 (Fig. 1). Ist P der Schnittpunkt der Drehachse mit der 
Ebene des Dreiecks ABC, AD eine Seitenhalbierende Transversale und 




{khfki.u: 



S der Schwerpunkt des Dreiecks, so ist, wenn SP mit AS den spitzen 
Winkel a bildet: 

AT* = AS* -f SP 1 - 2 AS ■ SP ■ cos «, 

2 DP* = 2 SD* + 2 SP 1 + 4 SB ■ SP cosa; 

4P» + 2 DP* = AS* + 2 SD 1 + 3 SP 3 . 

Ferner ist: 
BP 9 + C P* = J3Z>* + CD* + 2 Z 
also auch: 

4P 8 + 2?!*+ 0P 1 
= A S* -f J3D» -f CD* 4- 2 SD» 4- 3 £ 
= 4 S 8 4- PS* 4- CS* 4- 3 SP*. 

Zu 2 (Fig. 2). Sind Pder Schnitt- 
jmnkt der Achse mit der Ebene des 
Vierecks ABCD, EF und GH die 

\ ..<. Li w. K> n.J. > i , . i ..■! .!.->.->■ \ I . *■ » . . \ . I - .. 




Flg. S. 



Verbindungslinien der Mitten der 
Gegenseitenpaare AB, CD und BC } DA, ferner S der Schnittpunkt 
von EF und GH, so ist 

4P* + BP* + CP* + DP 8 = AE* + EB* 4- 2 PP? + C\F» + FD* 

+ 2 PF 3 

= 4S Ä +PS s -2£ ) S , 4-2 PF» + CS 1 
+ DS*-2FS* + 2PF l 

= 45H£S , + CS , +DS«-2£S , -2/> 
+ 2 FS» +2 FS* + 4 SP* 

= A8'+ BS* + CS* + DS* 4- 4 SP 1 . 







Fig. a. 



1. Die Reduktion des Trägheitsmomentes 

des homogenen sctiiefiriitidigni Pamlld- 
epipedons auf das Trägheitsmoment ein- 
zelner Punktmassen. — Seien A l B l C\I\, 
A i B 1 C i D 1t die Eckpunkte der oberen and 
unteren Grundfläche, deren Schwerpunkte 
S x und S 3 heißen mögen. Der Schwer- 



punkt des Körpers liegt in S, der durch S 
parotis] den Grundflächen gelegte Schnitt sei das Parallelogramm ABCD, 
dessen Seitenmitten durch EFGH bezeichnet werden sollen. Die Mitten 
der oberen und unteren Grundkanten seien entsprechend: E l F ] (T t II l , 
FjFjGjflj, (Fig. 3). Zwischen den Kantenlängen und den Verbindungs- 
strecken des Schwerpunktes mit den Ecken, den Kanteutnitten und den 







Reduktion der Trägheitsmomente einfacher Körper etc. 



241 



Schwerpunkten der Begrenzungsfläehen lassen sich leicht folgende Be- 

I Ziehungen ableiten: 
AS* -{■IBS 3 + CS* + BS* = AB* + BC*, 
ES* + FS*+GS* + HS* = ± (AB* + BC*), 
E,S* + G.S* + F.S* + HtS* = l (AB* + BC 1 ) + 5,5«, 
^S» + BtS* + QS* + D t S* + A a S* + B 3 S* + C\S* + £,# 
= 2(AB* + BC i + S,S%). 
weli 



Es sei /*,, eiue beliebige Momentenachse durch den Punkt P, für 



welche das Trägheitsmoment (T. M.) des Körpers T p sei. Die durch <S' 
parallel zu h p gezogene Schwerpunktsachse soll mit Jt,, das zugehörige 
T. M. mit T, bezeichnet werden. 

Die Projektionen der Punkte des Parallelepipedons auf eine zur 
Momentenachse h t , senkrechte Ebene werden durch kleine Buchstaben 
angegeben, so daß ab, as, sp die Projektionen von AB t AS, SP be- 
linen; es sind aber auch as und sp die Abstünde der Punkte A 
und S bezüglich von den Achsen h, und h p . Es bedarf wohl kaum 
der Erwähnung, daß die obigen Beziehungen für die Projektion richtig 
bleiben und in die entsprechenden mit kleinen Buchstaben übergehen. 

Bezeichnet man die Masse des homogenen Körpers mit m, so wird 
das T. M. des Körpers für die behebige Achse h, angegeben durch 1 ): 



T. = £(ab* + bc* + Sl 4). 



Für das Moment T L 



12 

besteht 



T p = T 4 + m ■ sp*. 

1. Werden die Verbindungslinien der Ecken mit dem Schwerpunkt 
zur Darstellung von T, benutzt, so ergibt sieh: 

T, = ™ (a lS * + b t s* + c t s* + d v s* + a,s* + b t s* -f- c iS * + d t s*). 

Beachtet man die aus den Projektionen der Dreiecke A v C t P, Z?, D, P, 
L\A^P, D l B s P sich ergebenden Beziehungen: 

Ol«* + c,s* + 2sp* = a 1 p* + c,p*, 
b l s* + d s s* + 2sp* = b lP * + d tP *, 
c^* -f a^s* + 2sp* = cj>* + a^p*, 

d lS * + b iS * + 2 sp* - dy + b iP * t 

so erhält man 

T p = 5 Oi J> a + h il }3 + W* + *iP* + «iP* + hP* + W* + dtP 1 ) + I '» ■ sp>, 



1) Archiv der Math. u. Phya. (2) IC, 63. 
Archiv der Mathematik und I*hriik. 111. Reihe. VI 




16 



242 



E. Rehteld : 



woraus folgt: Das T. M. eines Parallolepipedons ist für jede Achse 
gleich dem T. M. der acht Eckpunkte und des Körperschwerpunktes, 
wenn jeder Eckpunkt j 1 ,, der Schwerpunkt aher * der Körperrnasse enthält 

2. Wegen der Gleichungen 
as* + bs* + es 8 + ds* = a6 s + bc 1 , 2 (s,s s + V*) = s, s- 

kiuin T, auf die Form gebracht werden: 

T, = g («s» + 6*' + es 4 + &*) + J ( Sl s s + V*>. 

so daß 

T, = T, + »« ■ s;> s , 

weil nach Hilfssatz 2 

öt i + \# + c$ * + rf s » + 4sp 3 = oj? 8 + V + cp°- + V» 

und ferner: 

SjS 8 -f 5,s* + 2 sjp* = Sjjp a -f- s,p' 

ist, auch geschrieben werden kann: 

Werden mithin die Mittelpunkte von vier parallelen Kanten mit 
je. JL die Schwerpunkte der beiden Begrenzungsflachen, deren Ecken 
auf den parallelen Kanten liegen, mit je ^ und der Schwerpunkt des 
Körpers mit J der Körperrnasse belegt, so ist das T. M. dieses aieben- 
punktigen MassenBvstenis für jede Achse dem des Parallelepipedons 
gleichwertig. 

3. Es besteht die Beziehung 

ejS* + 0,s* + fa* + *,*' + es 3 + fs 2 + gs* + Äs s = ab* + b(r + s,s», 
weshalb 

T . = f 2 & s ' + &* + f* s * + V 8 + «" + /s* + gs> + As 1 ) 

ist. Nun sind aber E i G i F i H^ Ecken eines Tetraeders, dessen Schwer- 
punkt S die Verbindungslinien 8 1 S i der Mitten der Gegenkanten halbiert; 
es kann mithin auf das Viereck f^g^f^h^ mit den Punkten s und p in 
der Projektion der Hilfssatz 2 Anwendung linden, wonach: 

«i« 8 + & s* + /»s s + M* + 4s« s = ^jp» + g t p* + /•jj)» + A,;) 1 

ist, und da ferner 

es* + gs* + /** + ks* + 4 sp" - ej)* + .^ s + />* + M 

ist, so kann T p dargestellt werden durch: 

T P = 5 («Stf« + ft^ + />» + V + ep s + <72> s + fr + h V *) +}• • */ 



Reduktion der Trägheitsmomente einfacher Körper etc. 



24; 






i> 







Pig * 



Es ergibt ßich mithin : Das T. M. eine-8 Parallelepipodons kann für 
jede Momentenachse durch das T. M. der vier Schwerpunkte der Seiten- 
flächen, der vier über Kreuz liegenden Halbierungspunkte in den Konten 
der Grundflächen und des Körperschwer- 
punktes ersetzt werden, wenn die ersten 
acht Punkte je ^, der letzte J der 
Körpennasse in sich vereinigen. 

2. Die Jlaluldiün des TrögJteits- 
momentes einer homogenen dreiseitigen 
Pyramide auf das Trägheitsmoment ein- 
zelner Massenjntnkte. — Die Pyramide 
habe die Ecken ABCD, die Mitten der 
Kanten seien EFGHIK, der Kürper- 
schwerpunkt liege in S, die Schwerpunkte 
der Begrenzungsrlächen, die den Ecken 
A, B, C, D gegenüber liegen, mögen be- 
züglich S v S s , /Sj, S i genannt werden, und 
der durch S parallel zu ABC gelegte Schnitt heiße A i B l C t . (Fig. 4.) 

Zwischen den Abständen der Eckpunkte, der Flächenschwerpunkte 
und der Kantenniittelpunkte vom Schwerpunkte der Pyramide bestehen 

t Beziehungen 1 ): 
AS* + BS* + CS* + DS* = J (AB* + BC + CA* 
+ AD* + BD* +67)*), 
'■ + FS* + GS* + ES* + IS* + ES* - l (AB* + BC* + CA* 
+ AD* + BD*+ CD*), 
S t S* + S % S* + S S S* + S t S* = £ (AB* + BC* + CA* 
+ AD* + BD* + CD 1 ). 
Die Achsen, auf welche das T. M. bezogen werden soll, seien auch 
ler die durch den beliebigen Punkt P gehende Achse h p und die zu h p 
parallele Schwerpunktsachse h t . Die T. M. für diese Achsen seien T p und T t . 

IDie Projektionen der Punkte der Pyramide auf eine zu h p senk- 
rechte Ebene sollen wieder durch kleine Buchstaben angegeben werden, 
so daß auch hier durch as,ap,sp die Projektionen der Strecken AS, 
AP, SP, aber auch die Entfernungen der Punkte A und S von den 
Achsen h t und h angegeben werden. Daß für diese Projektionen die 
angegebenen Beziehungen bestehen bleiben, ist klar. Wird mit m die 
Masse der homogenen Pyramide bezeichnet, so ißt: 

I) Archiv de 



M 



(ab* + 6c* + ca* + ad* + bd t + cd*). 



1) Archiv der Math. u. Phya. ibid. S. 68,60. 



10* 



244 E. Ekkpkld: 

1. Wegen der ersten Beziehung nimmt T t die Form an: 



T, = il(*s* + bs* + c S > + ds*y 

Nun ist ABCD ein Tetraeder, dessen Schwerpunkts in dem Schnitt- 
punkte der Verbindungslinien der Gegenkantenmitten liegt; es bildet 
mitbin in der Projektion ab cd ein Viereck, auf welches der Hilfssatz 
Anwendung finden kann. Mithin besteht 

as* + 6s s + es* -f ds* 4 4 sp* = ap* -f bp* + cp* 4 dp 3 , 

und eB wird 

T, - f, + m ■ *.»' = | (o/) 8 4- b P * + cp* + <ty 8 ) 4- i m • »fr», 

d. h. das Trägheitsmoment einer dreiseitigen Pyramide ist für 
Achse gleich dem T. M. der vier Eckpunkte und des Schwerpunktes, 
wenn die Ecken je j^, der Schwerpunkt £ der Körpermasse in sich 
birgt. 1 ) 

2. Geht man aus von der Gleichung: 

(v s + V* + ä j s * + *««*) + 4 (es* + fV + gs* 4 hf H 
= | (oft* + 6c 3 + «a s + oi* + 6<P 4 erf 1 ) , 

so erhält man für T t den Ausdruck: 

*, = £ » («i s a + V* + V s + s^s*) + ^ (es 8 4 /*» + £*» 4 Äs 8 + is' 4 , 

woraus für T p wegen der Beziehungen: 

S Y S* + S,S* -f SjS 8 + S t S % + 4 S/> 8 = Srf* + S,p 8 + Sgp 8 + s^ 8 , 

es 8 4- fs* 4- <?s 8 4- As 8 4- is 3 4 As 8 + 6 sp* = <y + fp* 4 0J> 8 4 hp* + ip* 4 */>' 

folgt 

T 9 - i»'(«i?' 1 + ^P ! + V' + s^ 8 ) 4 ~ (cp , +/y+M> , + V + >> s 4A/). 

Das Trägheitsmoment einer Pyramide kann für jede Achse durch 
das T. M. der sechs Kantenmitten und der vier Schwerpunkte der bV- 
grenzungstiächen vertreten werden, wenn die Kantenmitten je 
Schwerpunkte je * ä der Körpermasse tragen. 



3. Ausgehend von 
T ■■ 



•j«> 



(as* 4 bs* + es* + ds 1 ) 



1) Routh: Dynamik 18ü6, S. 29; Mehmke: Einfache Darstellung 
von Körpern. Zoitichr. f. Math. u. Phja. 2». 1884. 



Itednktion der Trägheitsmomente einlacher Körper etc. 245 

indet man mit Hilfe der nach dem ersten Hilfssatz bestehenden Gleichung: 

as\ + bs\ + es* + 3 s^s* = as* + bs* + es* 
für T, den Wert 

Werden mm für as if hs i} cs t die Strecken «,.s, h 1 s, r x s in dem zu 
ABC parallelen Schnitt A 1 B 1 C i durch die Gleichungen 

0*4 = I %*i t>8 t = -J Mi <>h = { CiS 

eingeführt, so ergibt sich 



T , = *& m («i« 1 + V* + c i s *) + sL »»» ■ V 1 + M ' rfs 






In der Projektion des Dreiecks DS t P, in welchem £ die Strecke 
DS t so teilt, daß sich verhält BS: SS A = 3: 1, besteht nun, wenn der 
zwischen sp und stf liegende spitze Winkel u heißt, 

s*i ,s = s^s* + sp* + 2s t s • sp ■ cos «, 
r/jj 1 = ds* + sp* — 2ds • sp • cos a. 

Wird nan die erste Gleichung mit ^ »j, die zweite mit 2 ' n m multi- 
pliziert und dann addiert, so kommt 

^ M • s t p* + ^ m ■ dp* — £ «t • V 8 + « *» • rfs * + i » • «l' 1 - 

Benutzt man die nach Hilfssatz 1 bestehende Beziehung 

a i s * + M S + c i s * + 3sp* = Ojp* + ^p* -f- c,p*, 

so findet man für T p — T t -+- *« • sp* den Ausdruck 

T P = £ *» ( fl i J»' + hP* + c iP*) + n m ■ s iP* + » m " <*P* + i 8 5 ■ • S * )S - 

Da sowohl der Schwerpunkt der drei Massenpunkte A i} B ti C t bei 
gleicher Belastung, als auch der Schwerpunkt der Massenpunkte D und 
S 4 , wenn dem zweiten dreimal soviel Masse zuerteilt wird als dem 
ersten, mit dem Schwerpunkte S der Pyramide zusammenfällt, ho wird 
der Schwerpunkt des fünfpunktigen SjstemB A 1 B 1 C 1 DS i im Schwer- 
punkte der Pyramide liegen. Man kommt somit zu dem Satze: 

Legt man durch den Schwerpunkt einer Pyramide die parallele 
Ebene zn einer Begrenzungsfläche und belegt die Schnittpunkte dieser 
Ebene und der drei Pyramidenkanten mit je * b , den Schwerpunkt der 
genannten Begrenzungsfläche mit ^,, die gegenüberliegende Ecke der 
Pyramide mit ^ und den Pyramidenschwerpunkt mit * & der Körpermasse, 
so hat dieses sechspunktige Maasensystem für jede Achse mit der Pyra- 
mide gleiches Trägheitsmoment. 



246 



£. Reufeld: 



Es dürfte nach diesen Proben der zum Ergebnis führende Weg ge- 
nügend gekennzeichnet sein. Eb erübrigt deshalb nur noch die Resultate, 
die gefunden werden, summarisch aufzuzählen. Es sei erwähnt, daß 
die durch die Herren Mehmke und Routh schon bekannt gewordenen 
Zurückführungen in diese Zusammenstellung nicht aufgenommen wurden. 

3. Reduktion des Paralklepipedons. — Jedes gerade oder schiefe 
homogene Parailelepipedon kann bei der Bestimmung des Trägheits- 
momentes bezüglich jeder Achse ersetzt werden durch ein System von: 

1. 7 Punkten, wenu die Schwerpunkte der Grundflächen mit je -J-, 
die Mitten der Seitenkanten mit je y t und der Körperschwerpunkt 
mit J der Gesamtmasse des Körpers belastet werden. 

2. 9 Punkten, wenu die Ecken jo j~, der Körperschwerpunkt \ 
der Gesamtmasse trägt. 

3. 9 Punkten, wenn die Mitten der Seitenkanten je ~, der Körper- 
schwerpunkt J, die Mittelpunkte eines Paares paralleler Grundkant. n 
der unteren und des anderen Paares der oberen Grundfläche je f t der 
Gesamtmasse in sich bergen. 

4. 9 Punkten, wenn im Körperschwerpunkt J, in den Schwer- 
punkten der Seitenflächen, sowie in den Mitten eines Paares paralleler 
Kanten der unteren und des anderen Paares der oberen Grundfläche je 
, l B der gesamten Masse der Körper konzentriert liegt. 

5. 11 Punkten, wenn die Mitten der Seitenkanten je £ v die Schwer 
punkte der Seitenflächen je ^ f die Schwerpunkte der Grundflächen und 
des Körpers je £ der Gesamtmasse enthalten. 

6. 13 Punkten, wenn jede Kantenmitte s ' 4 und der Körperschwer- 
punkt 2 der Gesamtmasse faßt. 

4» Reduktion des dreiseitigen Prismas. — Jedes gerade oder mIim& 
homogene dreiseitige Prisma kann hinsichtlich seines Trägheitsmonx 
für jede Achße ersetzt werden durch ein System von: 

1. 8 Punkten, wenn die Mitten der Seitenkanten je * 7 , die Schwer- 
punkte der Seitenflächen je , 5 7 und die Schwerpunkte der Grundflächen 
je j der Körpermasse tragen. 

2. 9 Punkten, wenn die Schwerpunkte aüer Begrenzungsflächen 
mit je j, die Mittelpunkte der Keitenkantcn und der Körperschwerpunkt 
mit je jj der Gesamtmasse belastet werden. 

3. 9 Punkten, wenn die Mittelpunkte der Grundkanten je A, die 
Schwerpunkte der Seitenflächen je * der Kürperrnnsae enthalten. 

4. 9 Punkten, wenn in den Mitten der Seitenkanten je k t in den 
Schwerpunkten der Seitenflächen je |, in den Schwerpunkten der Grund- 
flächen und des Körpers je ] der Gesamtmasse konzentriert liegt. 










lutsmomente einfacher Körper et 



2, die Mitten aller 









5. 10 Punkten, wenn der Körperschwerpunkt 
Kanten je ^ der Körpermasse in sicli vereinigen. 

5. Ibdulthm des Cylinders. — Jeder gerade oder schiefe homogene 
Kreis- oder elliptische Cylinder ist bei der Bestimmung des Trägheits- 
momentes für jede beliebige Achse zu ersetzen durch ein System vnn: 

1. G Punkten, wenn die Schwerpunkte der Grundflächen, der Schwer- 
punkt der Mittelellipse, die im Schnitt einer Ebene durch den Körper- 
schwerpunkt parallel den Grundflächen mit dem Cylinder erzeugt wird, 
und drei Punkte auf dem Umfang der Mittelellipse, die ein der Ellipse 
einbeschriebenes Dreieck vom größten Inhalt bilden, mit je -J- der 
Cylindennasse belegt werden. 

1'. 8 Punkten, wenn in den Endpunkten eines beliebigen Durch- 
messers der einen Grundfläche und in den Endpunkten des zu dieser 
Richtung konjugierten Durchmessers der anderen Grundfläche (über 



■ Kreuz liegender konjugierter Durchmesser in den Grundflächen) je 
!-■■ 1 \ L 1 1 ' 1 1171 1 ' »Ol 1^1 ' 1 



1 



im Körperschwerpunkt \ und in den Ecken eines größten Dreiecks der 
Mittelellipse je ^ der CylinderrnaBse vereinigt int. 

3. 9 Punkten, wenn die Endpunkte irgend eines Paares über Kreuz 
liegender konjugierter Durchmesser in den Grundflächen mit je f t , der 
Körperschwerpunkt mit J und die Endpunkte irgend eines Paares 
konjugierter Durchmesser der Mittelellipse mit je ^ der Cylindennasse 
belastet werden. 

4. 10 Punkten, wenn der Körperschwerpunkt mit J, die Ecken 
beliebiger den Grundflächen und der Mittelellipse einbeschriebenen Drei- 
ecke grüßten Inhaltes mit je ,'„ der Gesamtmasse versehen werden. 

5. 11 Punkten, wenn in den Ecken beliebiger den Grundflächen 
einbeschriebenen Dreiecke größten Inhaltes je ,^, im Körperschwerpunkt 
i und in den Endpunkten eines beliebigen konjugierten Durchmesser- 
paares der Mittelellipse je £ der Gesamtmasse vereinigt liegt. 

G. 13 Punkten, wenn der Körperschwerpunkt \ und die Endpunkte 
beliebiger konjugierter Durchmesser in den Grundflächen und der Mittel- 
ellipse je j 1 , der Gesamtmasse in sich bergen. 

ß. Iififidfion dir dniseifiijni Pyramide. — Das Trägheitsmoment 
einer homogenen dreiseitigen Pyramide ist für jede Achse zu ersetzen 
durch das Trägheitsmoment eines Systemes von: 

1. G Punkten, wenn der Grundflächenschwerpunkt mit s 3 9 , die Spitze 
mit «J,, der Körperschwerpunkt mit t * und die Ecken eines Dreiecks, 
das im Schnitt einer der Grundfläche parallelen Ebene durch den 
Körperschwerpunkt mit der Pyramide entsteht, mit je ,*. der Körper- 
masse belastet werden. 



248 E. Reilfeld: Reduktion der Trägheitsmomente einfacher Körper etc. 



2. 8 Punkten, wenn die Körperecken je ^, die Schwerpunkte der 
Begrenzungstlächen je 4 9 der Körperrnassc tragen. 

3. 10 Punkten, wenn in den Schwerpunkten der Begrenzungsflärlirn 
je jj,, in den Mitten der Kanten je ^ der Kürpermasse vereinigt ist 

4. 11 Punkten, wenn in den Kürperecken und in den Mitten aller 
Kanten je * or im Körperschwerpunkt -*- der Gesamtmasse vereinigt liegt. 

5. 13 Punkten, wenn die beiden Teil punkte jeder Kante, die die- 
selben nach dem Verhältnis 3 : 1 teilen, mit je a * u und der Körper- 
schwerpunkt mit l der Kürpermasse versehen werden. 

7. Reduktion des Keyeis. — Das Trägheitsmoment eines homogenen 
geraden oder schiefen KegelB mit kreisförmiger oder elliptischer Grund- 
fläche ist für jede Achse zu ersetzen durch das Trägheitsmoment eines 
Systemes von: 

1. 6 Punkten, wenn der Schwerpunkt der Grundfläche mit ^, die 
Spitze mit ^, der Körperschwerpunkt mit ~ und die Ecken eines be- 
liebigen größten Dreiecks, das der Sehwerpunktsellipse, die im Schnitt 
der durch den Körperschwerpunkt parallel der Grundfläche gelegten 
Ebene mit dem Kegel entsteht, einbeschrieben werden kann, mit je „ 
der Körpermasse belegt werden. 

2. 7 Punkten, wenn im Schwerpunkt der Grundfläche *,, in der 
Spitze ^, im Körperschwerpunkt * s und in den Endpunkten beliebiger 
konjugierter Durchmesser der Schwerpunktsellipse je ^ der Körper- 
masse konzentriert liegt. 

3. 8 Punkten, wenn den Ecken eines beliebigen Dreiecks größten 
Inhaltes in der Grundfläche und der Spitze je ^, dem Körper 
Schwerpunkt £ und den Ecken eines beliebigen Dreiecks größten In- 
haltes in der Schwerpunktsellipse je / 5 der gesamten Körpermasse iu- 
erteilfc werden. 

4. 9 Punkten, wenn die Ecken eines behebigen Dreiecks größten 
Inhalts in der Grundfläche und die Spitze je ^, der Körperschwerpunkt 
j H 5 und die Endpunkte beliebiger konjugierter Durchmesser in der Schwer- 
punktsellipse je j*j der Körpermasse enthalten. 

Elberfeld, 10. Juni 1902. 









ScHurPEJws : Zusainmenh. zwischen d. Abwickelung eineB KrciacylinderB etc. 249 



Zusammenhang zwischen der Abwickelung 
eines Kreiscylinders und den Rotationsflächen konstanter 

Krümmung. 

Von G. ScnEFFERS in Dariustadt. 

Wickelt man einen schiefen Kreiscylinder auf die Ebene ab, so 
geht aus jedem Kreise des Cylindera eine wellenförmige Kurve hervor, 
die man in den meisten Lehrbüchern der darstellenden Geometrie ab- 
gebildet sieht 1 ) Daß diese Kurve nun die Meridiankurve einer Rotations- 
Biohfl konstanter Krümmung ist, ist jedoch unseres Wissens nirgends 
bemerkt worden. Der Beweis dafür ist sehr einfach: 

Die ary-Ebene sei ein senkrechter Querschnitt des Cylinders. Die 
große Achse der Querschnitt-Ellipse sei al9 y-Achse, die kleine als z-Achse 
gewählt, sodaß etwa: 

(6<a) 



M T «> X 



die Gleichung der Querschnitt- Ellipse ist. Wir setzen 



n'-fi« 



und stellen die Ellipse mittels des Parameters tp so dar: 

x = a]/l — c s cos tp , y = a sin tp. 

Der Bogen s der Ellipse von tp = bis zu beliebigem <p ist das ellip- 
tische Integral zweiter Gattung: 



afyi - 



cPain'ipdq) = aE(c, <jp). 



Ein Kreisschnitt des auf der xy- Ebene längs der Ellipse senkrecht 
stehenden Cjlinders und zwar derjenige Kreisschnitt, der mit der EllipBe 
seinen Durchmesser gemein hat, geht hervor, wenn wir durch die große 
Achse der Ellipse (die y- Achse) eine Ebene legen, deren Winkel mit der 
Ellipsenebene die Tangente c : ]/T— c* hat, sodaß über dem Punkte (g>) 
der Ellipse derjenige Punkt des Kreises liegt, dessen Höhe über der 
xy- Ebene ist: 



B = 



|/l — C ! 



x = accosqp. 



1) Z. B. bei Chr. Wiener, Lehrbuch der darstellenden Geometrie, 2. Bd., 
Leipzig 1887, 8. 47; Rohn nnd Papperitx, Lehrbnch der darstellenden Geometri-*, 
l.BtL, 2. Aufl., Leipsdgl901, 8. 366. 



250 Gk RcnKFFEBs: Zusammenh. zwischen d. Abwickelung eines Kreiscylinders etc. 



Wird nun der Cylinder auf eine Ebene abgewickelt, bo gebt die 
Querscbnitt- Ellipse in eine Gerade über, die wir etwa als t)- Achse in 
dieser Ebene wählen. Alsdann liefert der ausgewählte Kreis des Cylin- 
ders in den rechtwinkligen Koordinaten j, \) die Kurve: 

£ = z = ac cos tp , t) = s = a E(e, <p) , 

ausgedrückt mittel« des Parameters tp. Diese Gleichungen') aber lehren 
sofort: 

Wickdt man citien schiefen Kreiscylinder auf die Ebene ab und 
hat man auf dem Cylinder einen Kreis sowie diejenige Querschnitt- Ell 'ips> 
markiert} dir mit dem Kreis einen Durchmesser genuin hat, so geht die 
Ellipse in eine Gerade, der Kreis aber in eine solcJtc Kurve über, </■< 
durch Drehung um die Gerade eine Rotationsfläche konstanter posititw 
Krümmung erzeugt. Die Krümmung ist 1 : a 3 , und die Fläche kon- 
stanter Krümmung ist eine solche von der bekannten Spindelform. 

Auf diesen Zusammenhang wird man naturgemäß gefuhrt, wenn 
man den Umstand, daß der Bogen der Ellipse als elliptisches Integral 
zweiter Gattung darstellbar ist, mit dem Umstand verbindet, daß die 
Meridiankurve jener spindelförmigen Fläche mittels eines ebensolchen 
Integrals darstellbar ist. 

Es ist aber leicht, diesen Zusammenhang auch geometrisch nach- 
zuweisen, d. h. zu zeigen, daß die Kurve, die der Kreis bei der Ab- 
wickelung liefert, eine solche Kurve ist, bei der das Produkt aus 
Krümmungsradius und Normale, letztere gerechnet bis zu der Gerad>n, 
in die die Ellipse verwandelt wird, den konstanten Wert a ! hat. Am 
bequemsten geschieht dies, wenn man den Satz von P. Serret *) benutzt: 
Bei der Ausbreitung einer abwickelbaren Fläche auf die Ebene ist das Ver- 
hältnis des Krümmungsradius einer Kurve k der Fläche zum Krümmungs- 
radius derjenigen ebenen Kurve k\ in die die gewählte Kurve k dabei 
übergeht, gleich dem Kosinus des Winkels der Schmiegimgsebene von i 
und der Tangentialebene der abwickelbaren Fläche.') — Vgl. auch Ency- 
klopädie der mathem. Wissenschaften III D 4, Anm. 108 zu Nr. 27. 

Darmstadt, Juli 1903. 



i) Vgl. z. B. dea Verfassers Einführung in die Theorie der Flächen, Leir 
1902, S. 123 und Fig. 32, 8.125. 

2) Theorie nonveüe geonißtriquo et mtfeanique des lignes ä double courbure, 
Paris 1860, S. 12*. 

3) Chr. Wiener stellt a. a. 0. S. 40 diesen Satz auf, unterläßt es aber, ihn 
wenige Seiten Bpäter auf die in Rede stehende Kurve anzuwenden, wodurch er 
sofort zti unserem Ergebnis gelangt wäre. 









H. KCh.se: über die KrfimmuDg einer beliebigen Mannigfaltigkeit. 251 






Über die Krümmung einer beliebigen Mannigfaltigkeit. 

Von H. Kühxe in Dortmund. 

1. Einleitung. — Ein Punkt P einer ebenen Mannigfaltigkeit W n 
sei bestimmt durch n Koordinaten x h (* = i. • •• »). In 3J? n verlaufe eine 
r-fache Mannigfaltigkeit M rt dadurch gegeben, daß die Koordinaten 
ihrer Punkte Funktionen von v unabhängigen Variablen y f {/=\,... ■) sind. 

Zunächst sei wegen der Schreibweise bemerkt, daß die Zeiger h, k 
stets die Reihe 1, ... »; die Zeiger f, g, p t q die Reihe 1, ... v\ die 
Zeiger r, s die Reihe v -f 1, ... « durchlaufen sollen. 

Es sei 

dx k d*x k 






Wt~ " ^f^y g " Xk/B ' 



(», /. s); 



I ferner seien x kr n(n — v) Größen von der Beschaffenheit: 



Dann stehen die Geraden 



c * — x k/ 1 



(») 



senkrecht auf den Geraden 

und die Geraden der letzten Gruppe stehen auf einander senkrecht. 
Die erste Gruppe bestimmt die Tangentialmannigfaltigkeit % v von M t , 
die zweite Gruppe die Normalmannigfaltigkeit 3l B _ r . Die Gleichungen 
von $1 lauten also 






^* — X k — s?, X l>rK'l 



(*); 



und die t r können als Cartesische Koordinaten eines Punktes von 91 
aufgefaßt werden für ein Koordinatensystem, desBen Anfangspunkt P 
ist, und dessen Achsen die Geraden 

X h x^ =■ Xi,t 



(*) 



sind. 



Wir setzen weiter 

/i X hf X *b = " a /g I ^j X kfe X hr = bfl > 







252 

dann wird das Quadrat des Linienelementes von M v 



fa 



Das zu (rt /tf ) reziproke System werde mit (« y/ ) bezeichnet. 

Nun sei P' ein Punkt in der Nachbarschaft von P, (jy) seien 
Beine Koordinaten und 31' seine Normalinannigfaltigkeit, so ist, wenn 
noch dtfj = r tf gesetzt wird: 



x h - x h +^x ht n f -f {^Xk/^/n, + 
/ fa 






Die beiden Norraalmannigfaltigkeiten 3t und 3?' können drei verschiedene 
Lagen gegen einander haben. Entweder schneiden sie sich in einer 
von einem Punkt verschiedenen Mannigfaltigkeit, oder sie schneiden 
sich in einem Punkt, oder Bie haben im allgemeinen keinen Schnitt- 
punkt gemein, sondern schneiden sich nur unter gewissen Bedingungen. 
Diese Fälle werden unterschieden durch 

a) 2v<n, b) 2v = «, c) 2v > u. 

2. Die Krümmungsspur. — a) 31 und 3t' sind durch je v Glei- 
chungen bestimmt, also ihr Schnittgebilde durch 2v Gleichungen, es 
ist also eine ebene Mannigfaltigkeit <& von der Ordnung n — 2v. Läßt 
man P' alle Nachbarpunkte von P durchlaufen, so erhält man eine 
Schar von <S, die in 3i eine Mannigfaltigkeit S n _ v _ t umhüllt. Die 
Gleichung von S soll abgeleitet werden. 

Ein Schnittpunkt von 3t und 3t' (x^) erfüllt die Gleichungen: 



Aus ihnen folgt 



^* = X h +^i X *rtr = X* + /tlifC 
r r 

Xh - X' k +^jX h r t f —^XkrK = , 



und nach Multiplikation mit x',, f und Summation über h: 
^t r x hr x' M/ —^?(x* - Xk)x' k/ — 0, 



2 

Ar 



(6) 



Kx hr [x hf +2 x */>%] "JS^'V*/- °> 

2%(2 b n t '- a »)- 



l" 



Ülicr ilif Krümmung Pirer beliebigea Mannigfaltigkeit. 



Multipliziert man diese Gleichungen mit a g/ und summiert über f } setzt 
man ferner 



'S«»*?. 



hm 



so erhält man die Gleichungen von © in der andern Gestalt: 

(©) S+iS®* " 6/ °) = ° 



(/) 



Diese v Gleichungen enthalten die t r als Unbekannte. Entfernt man 
aus ihnen die ij, so erhält man die Gleichung von 8 als 



(S) 



2fa* 



«/ff 



oder 



( Jr> / 



<W = °- 






b) 2v = n. In diesem Falle bestimmen die Gleichungen (©) die £ r 
vollständig, sodaß © in einen Punkt ausartet. Den Ort S dieser 
Punkte erhält man wieder, wenn man die -ij ans den Gleichungen (©) 
entfernt. Man gelangt zu derselben Gleichung, wie im Falle «). 

c) 2v > n. Die Gleich. (©) sind nur dann durch ein Wertsystem (t r ) 
zu erfüllen, sobald zwischen den ij gewisse Bedingungen bestehen, deren 
Anzahl 2v — » ist. Dadurch wird in der v-faehen Mannigfaltigkeit, 
welche die tj bilden, eine v — (2v — n) = (n — v) -fache Mannigfaltigkeit 
ausgesondert. Diese bestimmt auf M v eine (n — v)-fache Mannig- 
faltigkeit K n _ rt die durch P geht. Eliminiert man dann wieder die rj 
aus den Gleichungen (©), so bekommt man für 8 dieselben Gleichungen, 
wie im Falle a). 

Fassen wir die Ergebnisse zusammen. 

Auf der Normalmannigfaltigkeit 91 eines Punktes P von M t ent- 
steht in allen Fällen durch die Nachbarnormalmannigfaltigkeiten eine 
Mannigfaltigkeit S n _ v _ v Diese soll die Krümmungsspur des Punktes P 
heißen. Ihre Gleichung lautet: 



2^ 



". V 



= oder 



IJ^ftgt-fel-o. 



Für den Fall 2i»>« tragen nicht alle Nachbarnormalmanuigfaltigkeiten 
zur Bildung von 8 bei, sondern nur diejenigen, deren q den Gleichungen 
genügen, die man durch Elimination der t r auB den Gleichungen 

fügtet-*») - oder 2i'i2 i ft''-*")- 

•j r 9 r 

bildet Die dazu gehörigen Punkte P' erfüllen in M r eine Mannig- 

£it K n _ Y . Diese soll die Krünimunfj^iniii»iijfn(tiijkrit im Punkte P 



254 



H. K 1 1 1 s h : 



Wir führen zur Veranschaulichung einige besondere Falle an: 
Kurve im Raum, S t ist die Krümiuungsachse. 



3, * — 1 



v = 2. Fläche im Raum. 



S ist die Gesamtheit der beiuVu 



Krümraungsmittelpunkte. 
Ä' t ist die Gesamtheit der beiden 
Krünunungslinien. 
n = 4, v = 1. Kurve in < SR t . S i ist eine in 9?,, gelegene Ebene. 

v = 2. Fläche „ „ . 5 X ist ein in 9t, gelegener Kegelschnitt, 
v = 3. Raum „ „ . <S ist die Gesamtheit der 3 Rriini- 

mungBroittelpnnkte in der Normal- 
geraden 9t r 
K x ist das System der 3 Krümmungs- 
linien in JJf 8 . 
n = 5, v = 1. Kurve in äß^. fif s ist ein in 9t 4 gelegener Raum. 

v = 2. Fläche „ „ . S, ist eine in 9t s gelegene Fläche 

zweiten GradeB. 
v = 3. Raum „ „ . S 1 ist eine in 9t 2 gelegene Kurve dri 

Graues. 
K t ist eine durch P in M 3 gelegte 
Fläche. 

v = 4. Jlf 4 in 9Jt 5 . £„ ist die Gesamtheit der 4 Krümmungs 

mittelpunkte in der Geraden 9t, 
Äj ist das System der 4 Krüminnngs- 
linien in M A . 

3, Efümmungsmittelpunktj Krümmungsradien, Ccntrahypcr fläch . — 
Es sei r irgend eine Richtung in 9t, bestimmt durch einen Punkt, 
dessen Koordinaten t r = y r <*•=*+ 1, • -») sind, mit der Bedingung 

r 

Dann liegen alle Punkte (J r ) r die der Gleichung 

r 

genügen, auf einer ebenen (« — v — 1)- fachen Mannigfaltigkeit SDi', <he 
in 9t normal zum Strahl r* verläuft, t bedeutet den Abstand des 
Punktes P von 9Jt'. Bei Änderung von t verschiebt sich 9Jt' parallel 
zu sich selbst. Durch 9Jt' legen wir parallel zu % eine Mannigfaltig- 
keit 9)t" von der Ordnung « — 1. Sie schneidet die gegebene Mannig- 
faltigkeit M r in einer Mannigfaltigkeit von Punkten. Wir nehmen 
jetzt t als sehr klein an, bo liegen alle Puukte in der Nachbarschaft 






Über die Kriiurmnng einer beliebigen Mannigfaltigkeit. 



255 



(/) 



von P; und zu jedem Punkt gehört eine bestimmte Bogenlänge ds, 
die allerdings für die verschiedenen Punkte verschieden ist. Jetzt kehren 
•wir das Verfahren um. Durch alle Nach barp unkte von P, zu deuen 
derselbe Wert von ds gehört, legen wir normal zu P die Mannig- 
faltigkeit 2K". Dadurch ergibt sich auch 3K' und t. Tai den ver- 
schiedenen Nachbarpunkten gehören verschiedene Werte von f. Es soll 
untersucht werden, wann t ein Extrenium wird. Da ds konstant ist, 

ISO stimmt die Frage nach dem Extrenium von t überein mit der Frage 
nach dem Extrenium des Ausdrucks 
1 2t 

P = d 8 « * 

Nach den Vorschriften der Variationsrechnung sind dann die Gleichungen 

zu erfüllen. Nim ist für einen Nachbarpuukt 

x'k = x h +^x i/V/ + t^x h/gV/Ve ■ ■ • . 

/ 7t 

Die zugehörigen t T findet man aus der Vergleichung mit 

Mtd 

koT] 



■ 

Multipliziert man diese Gleichungen mit x hr und summiert über h, so 
kommt 



t 



= ^ J X h/'*lf X hr + » S l X hfg'*lf r lg X *r> 



'fsn/Vr* 



also 



fa 

13 r 



Folglich bestehen für das Extremum die Bedingungen: 

9 r 

aus denen zur Bestimmung von q die Gleichung folgt 

I ^7 ,,.. i 



YrVfl 



*/» 



= 0. 



256 



H. Ki tine: 



Durch Multiplikation mit \u„j\ nimmt sie noch die Gestalt an: 



2 



Url fe 

K/o — 



rrK/t 



= 0. 



Diese Gleichung hat v Wurzeln p, , . . . p, ; sie sollen auf dem Strahl 
von P aus abgetragen werden, je nach ihrem Vorzeichen in der einen 
oder anderen Richtimg. Dadurch entstehen auf jedem Strahl F v Punkte. 
Diese v Punkte sollen die Krümmungstnittelpunkte des Funktet F für 
die Richtung F heißen. Entsprechend sind die Größen p die v Krüm- 
mungsradien des Punktes F für die Richtung F. Die Koordinaten der 
Krümmungsmittelpunkte in 9t sind t r = y r p. Diese Koordinaten er- 
füllen die Gleichung 



die ohne weiteres aus der Gleichung für p hervorgeht. Das ist aber 
Gleichung der Krümmungsspur S. Somit haben wir den Satz: 

Der Ort für die Kriitnniungsmiifelpnnltc eines Punktes P für dir 
verschiedenen Richtungen F ist die Krümmungss/ittr. 

Läßt man P die ganze Mannigfaltigkeit 31 r durchlaufen, so erzeugt 
die Krümmungsspur S eine (« — l)-fache Mannigfaltigkeit C n _ v Di« 
heißt die Centmhypcr fläche van M \. 

4. Eine Funktion der Krümmungsradien als Birijungsincarinnt'-. 
Entwickelt man die Gleichung für p nach Potenzen von 1/p, so nimmt 
der Koeffizient von 1/p*, d. h. die zweite elementare symmetrische 
Funktion der reziproken Radien 

■2; 1 

f<9 



o - 



^J9 f 9 9 



den Wert an 



f<9 



2*6* 



2*i* 



2* 



#f„ 



2%> 






Daraus folgt 



*® -2***2o** 



h /ä h 3/J- 



f<9 



Zu jedem Strahl F gehören v Größen p. Jeder Strahl F bestimmt 
auf der Einheitssphiire ^ y* = 1 zwei gegenüberliegende Flächen- 

r 

demente dm, bei denen sich die y r durch die Vorzeichen unterscheiden 
Zu jedem Element da gehört also ein System der p und damit ein 



Über die Krümmung einer beliebigen Mannigfaltigkeit. 



257 



Wert S t l \ • Zu gegenüberliegenden da gehört dasselbe S r Bildet 

man für sämtliche Geraden F den Mittelwert von S,, so wird er ge- 
liefert durch die Gleichung 

Mi)*- 



m *®- 



f dm 



Diese Integrale sind zunächst nur über eine Halbsphäre zu er- 
strecken, da sonst jedes System p zweimal gezählt wird. Da aber für 
die beiden llalbsphären jedes Mal $ s und der Integrand des Nenners 
denselben Wert hat, so multiplizieren sich Zähler und Nenner des 
Bruches M nur mit "2. Man darf also in beiden Integralen über die 

ganze Sphäre integrieren. Es sei / da = ET; dann handelt es sich 

du- Bestimmung der beiden Integrale 



um 



/** 



da (>•*') und 



I y 3 r da 



Bedenkt mau, daß y t bei festem r sowohl positiv als negativ sein 
kann, so sieht man ein, daß das erste Integral verschwindet. Für das 
zweite gilt: 

SJ = I da = I da^yf = /^ / dayf = (n — v) f y*dta . 

Daraus findet man allgemein 

y r y t da 



ß 



Od. 



Demnach ergibt sich 



r /<> 



-22 

r f < „ 



Die rechts auftretende Summe ist bei der Bedeutung der k 

p p 

2jVfl a 9/t S, ffi» a i9 
1 

=222 



r / < g p < q 






I.'r> I'rl 
0/p Uf,, 

h {r> h' r ' 
f < 9 P<<t 

wobei die Bedeutung der B leicht ersichtlich ist. 






An l.iv der Mathematik und l'hyiik. III. Heilio. VI. 



17 



lT>S 



H. K: 



Nach Jen Grundgleichungen der Mannigfaltigkeit 1 ) ist 

B /„P,-(f9> P9), 
nämlich gleich dem Christoffeischen Symbol der quadratischen 
Differentialform ^!<Jfgdjf f djf a . Also hängt die Doppelsumme 



1t 
J= 2 2 B '»' i»> (a r/ a it ~ U P9 a J 

allein von den o und ihren Ableitungen ab und ist demnach eine 
Biegungsinvariante.*) Es folgt schließlich 

x W « — » 
Das gibt den Satz: 

Der Mifhiiterl ihr zieeiien elvnmiUtren symmetrischen Funktion der 
reziproken zu einer bestimmten Richtung gehörenden Krümmungsriiilin\. 
genommen für alle Richtungen, ist eine Biegimgsinvariunte von M t , allein 
abhängig vom Punkte P. 

Für n = 3, v = 2 wird M s zur Fläche im Räume, dann wird Sj zu 



PiPj 



und M^ wird gleich J, dem Gaußisclun Krümmungsmaß. 



5. Krümnumgsspur der Miniiuithnamiigfuttigkeiten. — Eine Miiii- 
mulmauuigfaltigkeit ist dadurch gekennzeichnet, daß das Integral 

F ^S^ 1 ^ 1 • • ■ dy > "jv^ dyi " dy ' 

ein Minimum werde. Wenn die x h um dx h sich ändern, so ändert sich 
a ff) um 

i 

Ferner ändert sich J. um 

HA =^Aa 9/ 9a /ff = 2^Au g/ x hg ix i/ , 

und }/j4 um 

Nun ist 

/.,h * r..l I 



/</>> 



fgh 



1) Archiv Bd. 4, S. 309, öl. 9a. Die c hk sind gleich 9 hk zu setzen. 

2) Man vergl. darüber Math. Ann. Bd 66, S. 2C0tf. 



Über die Krümmung einer beliebigen Mannigfaltigkeit. 259 

folglich muß 

8F - - Cdy x . . . dy^8x k £ (yZ « p/ir J = 

sein für willkürliche 8x h . Statt der Großen äx h führen wir ebenfalls 
unendlich kleine Größen w k ein, vermöge der Gleichungen 

P r 

Dann zerfällt der Integrand in 2 Teile. Der erste wird 

d 



p /gk ' 



p 
Der zweite Teil wird 



r /** ' 

r fgh ' 

r fg h '■ 

r fg 

r f 

Somit lauten die Bedingungen für das Verschwinden der Variation von F 
Entwickelt man aber die Gleichung für die Krümmungsspur 



|^*r,-*„|-o 



17« 



260 



L. Malimr: 



nach Potenzen der t T , ßo lauton die linearen Glieder 

rf 

Also haben wir den Satz: 

Für eine Minimiihuannigfidfigknt. msch winden die linearen Gl 
in der Gleichung der Krümmungsspur. 

Wie man leicht sieht, iat die Krümmungsspur ein Gebilde vom 
Grade v, also ist stets für eine Fläche (Jl/g) in einer beliebigen 2J?, 
die Krümmungsspur ein Gebilde zweiten Grades. Dessen Mittelpunkt 
iat dann stets der Punkt P. Im besonderen wird für eine Fläche im 
4-dimenaionalen Raum die Krümmungsspur ein Kegelschnitt und P dessen 
Mittelpunkt. 

Dortmund, den 3. Februar 1903. 



Über die Deformation gekrümmter elastischer Platten. 

Von L. Maurer in Tübingen. 

Fortsetzung. 
Dritter Teil. 

Genauere Untersuchung des speziellen Falles, daß die Mittelfläche eine 

Rotationsfläche ist. 

15. Definition der Fläche. Wald des Koordinatensystems. — Wir 
wenden die allgemeine Theorie auf den Fall an, daß die Mittelfläohe 
eine Rotationsfläche iat. Dabei beschränken wir uns auf den Fall, daß 
die Kurve, deren Rotation die Fläche erzeugt, ein Oval ist, dessen 
Symmetrieachse auf der Rotationsachse senkrecht steht. Die Rotations- 
achse wählen wir als ff- Achse und denken sie vertikal stehend; al< 
Ebene z = wählen wir die Syminetrieebene der Fläche, die „Äquator- 
ebene". Den Abstand eines Punktes der Fläche von der Rotations- 
achse bezeichnen wir mit r. Die Größen r und z werden als Funktionen 
eines Parameters p betrachtet. Die Derivierten von r und e nach p 
bezeichnen wir mit r' t e' u. s. w., die Derivierte des Linienelementes 
der Meridiankurve mit s'. Die Größen r und s' sind beständig positiv. 
Der Parameter p werde derart gewählt, daß im höchsten Punkt der 
Meridiankurve r' positiv, im tiefsten r negativ ist. Der reziproke 
Wert des positiv genommenen Krümmungshalbmessers der Meridian- 
kurve ist somit B = ^ — — • 



über die Deformation gekrümmter elastischer Platten. 



Stil 



Ale zweiten Parameter benützen wir den Winkel, den ein beliebiger 
Meridian mit dem durch die x-Achse gehenden Ant'angsmeridian bildet. 
Diesen zweiten Parameter bezeichnen wir — abweichend von der bisher 
gebrauchten BezeichnungsweiBe — mit q. 

Für die Koordinaten eines Punktes der Mittelfläche und die 
Kichtungskosinus der nach außen gerichteten Normalen erhalten wir 
nuu die Darstellung: 

f x*=rcoBq, y = r sing, 



X = 7 cos q, Y= rsinfl. 

Man verifiziert leicht, daß die Determinante 



Z='-.- 

s 



dx 
3ft 




de 
dp, 


dx 
dp, 


ty 

dp, 


iL 
dp t 


X 


Y 


Z 



= rs 






also positiv ist, wie dieB der früher getroffenen Festsetzung entspricht 
(vergl. den Anfang des Art. 2). 

Für die Fundamentalgrößen erster und zweiter Ordnung ergeben 
sich die Werte: 



c„ =s'* 



n. 



«11 = 



u-0, 



= r i . 



<>, 



:.' 



c = - rs's'R 



Es ist zweckmäßig, an Stelle der Verriickungskomponenten u, v 
die Komponenten der Verriickung, geschätzt nach der Richtung der 
wachsenden f und der Richtung der wachsenden q, einzuführen. Wir 

B0CZ6Z1 

tt »= Q cos q — ff sin q, « = p sin y + ff cos q. 
Es ist alsdann (s. 11, 6 und 14, 2): 

^rgw dx _ , S_e . , cw 
" ll ' = 'j£/dpdp~ r d P + * dp' 



(3) 



__ ^l£w dx _ 
^"Zjdqdq" 



da . 
r^ + rQ, 



du dx , de '_ i 'dw 

ir- -5— = r -ä r o •+- z -5— , 

Cqdp dq 



dq> 



, ^tdudx da 
"»- rs n=2iTpTq = r Tp> 

«1, + rs'n =2* 

Vv 3u 

^ = 2j X Tp = -V 

* ~2l X Tq = ~ s\dq ~V+7Tq 



dp 8' dp' 



262 



L. Malbeh: 



Die Gleichungen 14, (9) ergeben: 



(4) 



^ l — F dq + WiP dp' 
'» «'JJ^jj £Ä dq ' 






Hier ist rechts an Stelle der Kirchhof fachen Konstanten K, 9 der 
Elastizitätsmodul J5 = 2JT ^ ^ ^ eingeführt (Art. 1, Schluß). 

Die weitere Untersuchung gestaltet sich wesentlich verschieden, 
je nachdem die Mittelfläche von der Rotationsachse geschnitten wird 
oder nicht. Im ersten Fall ist die Fläche nach außen überall konvex, 
im zweiten Fall haben wir es mit einer Röhrenfllche zu tun. 

16. Mittel fläche mit überall positiver Krümmung. — Wir betrachten 
zunächst den Fall, daß die Mittelfläche eine einfach zusammenhängende, 
nach außen überall konvexe Fläche ist. Um die elastische Deformation 
von der Bewegung des als Btarr betrachteten Körpers zu trennen, 
nehmen wir an — was offenbar zulässig ist — daß die Verbindungs- 
linie der beiden Pole der Fläche bei der elastischen Deformation keine 
Drebung erfahre, und daß ihr Halbierungspunkt festgehalten werde. 
Ferner möge das durch den oberen Pol gehende Flächenelement keine 
Drehung um die Vertikale erfahren. Es wird dann offenbar jeder 
Punkt der Fläche nur in seiner Meridianebene verschoben, und alle 
Meridiankurven werden in derselben Weise deformiert, 

Daraus folgt: die Größen y n , y a , y il} q und w hängen nur vom 
Parameter p ab, die Größen 6, ij und ij, verschwinden (vergl. die Be- 
merkung zu 14, 2). Die dritte der Gleichungen (3) des vorigen 
Artikels zeigt, daß infolge dessen auch « 1S und damit auch y u ver- 
schwindet. 

Um zunächst die Größen y n , y it , y n zu bestimmen, benützen wir 
die Gleichungen (8) und (9) des Art. 11. Sie ergeben: 



d^\~r) --jrYti-yrii = v, 
dp\s' } u ' 



und hierzu kommt die Gleichung 

(3) ^-*Yn-^Yn = Q- 

Die Gleichung (2) erfordert, da y it in den Polen der Rotationsfläche 
nicht unstetig werden darf, y t| = im Einklang mit der oben ge- 
machten Bemerkung. 



Über die Deformation gekrüimnter elastischer Platten. 



im:; 



Lus (1) folgt: 



. r 
dp 



-pVu 



-0. 






Führen wir den aus (3) folgenden Wert von y n in diese Gleichung ein, 
so ergibt eich 



,r M 



S -5— — 



dp 
Multiplizieren wir mit 



r'jt'r" — r't") 



«'V.Ry, t rr's' 1 



Q = 0. 



Der Koeffizient von — wird 

r 



i>r+ivv 



s -z 



dp 



r erhalten somit — (^v^) = 



dp 



rr'Q, folglich 



(4) 



^ 1 = -?r !, + Con8t. 



Zur Bestimmung der Integrationskonstanten ißt zu bemerken: unser 
System von Flächenkoordinaten p, q verstößt gegen die frühere Fest- 
setzung, daß die Determinante der quadratischen Form, die das Quadrat 
Ides Linienelementes darstellt, auf der ganzen Mittelfläche nicht ver- 
schwinden soll. Infolge dessen tritt zu den Stetigkeitsbedingungen, denen 
die Größen y n) y n genügen müssen, noch eine weitere Bedingung hinzu 



(«, r) 



Die Differentialinvariante H == -^ = -1 ', 4- - ? £ muß auch in den 



Polen stetig bleiben. Daraus folgt, daß die in Rede stehende Inte- 
grationskonstante, gleich zu setzen ist. 
Wir erhalten also 







h—I[ S 4 + ,.£*]■ 

Für z' — ist auch r — 0, der Quotient — bleibt Btetig, folglich Bind 

Yiu Yn an ^ H &n ^ der gÄQzen Mittelfläche stetig. 

Die Gleichungen 14, (4) ergeben, wenn wir an Stelle der Kon- 
stanten K, 9 die Konstanten E = 2K -^ und fi = =nr 2 o. einführen 
(vergL Art. 1, Schluß): 




264 



L. Mal- ebb: 



Die beiden ersten der Gleichungen (3) des Art. 15 ergeben 
r'p' -f- z'w' = « n , rp = a tr Die Bestimmung von w wird vervoll- 
ständigt durch die Bemerkung, daß diese Größe aus Gründen der Sym- 
metrie in der Äquatorebene verschwinden muß. 

Man verifiziert leicht, daß die gefundenen Werte von p und vc auf 
der ganzen Mittelfläche einwertig und stetig sind. 

Der Kürze wegen sehe ich davon ab, die entwickelten allgemeinen 
Formeln auf Beispiele anzuwenden. 

17, Deformation einer Röhre. — Wir nehmen nunmehr an, die 
Mittelfläche habe die GeHtalt einer kreisförmig gebogenen Röhre; 
bilde aber keinen vollständig geschlossenen Ring, sondern werde durch 
zwei Meridianebenen begrenzt. Der Winkel, um den das gegebene 
Oval gedreht werden muß, um die Mittelfläche zu erzeugen, werde mit 
2 % — 2ß bezeichnet. 

Die offenen Enden der Röhre denken wir uns durch aufgesetzte 
Kappen geschlossen. Auf diese Kappen wirkt — wie auf die Röhre 
selbst — von außen der Normaldruck (Pj), von innen der Normal- 
druck (P^). Dieser Druck überträgt sich auf die Ränder der Röhre: 
auf jeden dieser Ränder wirkt senkrecht zur Randebene eine Kraft, 
deren Gesamtgröße das Produkt aus der Druckdifferenz (PJ) -f- (2^) 
und der Fläche des Ovals ist, dessen Rotation die Mittelfläche erzeugt 
Wie sich diese Kraft auf den Rand verteilt, hängt von der Gestalt dar 
Schlußkappe ab, und ebenso hängen davon die auf den Rand wirkenden 
Druckkomponenten ab, deren Richtung in die Ebene des Randes fällt. 
Wenn der Abstand des erzeugenden Ovals von der Rotationsachse 
gegen die Dimensionen desselben einigermaßen beträchtlich ist, wird 
man annehmen dürfen, daß sich der Einfluß der Gestalt der Schluß- 
kappen nur in nächster Nähe der Enden der Röhre bemerkbar macht, 
daß aber in einiger Entfernung vod den Rändern die elastischen 
Spannungen, die in der Röhre herrschen, davon unabhängig sind. So- 
weit diese Vernachlässigung zalässig ist, gilt auch hier wieder die Be- 
merkung, daß die Spannungen — also die Größen y n , y xit y n — vou 
dem Parameter p, aber nicht von dem Parameter q abhängen. Die 
mittlere Meridianebene, in Bezug auf welche die Röhrenfläche sym- 
metrisch ist, wählen wir als Anfangsmeridian (als Ebene y = 0). Den 
Schnittpunkt der Fläche mit der x- Achse, der der Rotationsachse zu- 
nächst liegt, denken wir festgehalten, und wir nehmen ferner an, daß bei 
der elastischen Deformation das durch diesen Punkt gehende Element der 
Meridiankurvc seine Richtung uud das durch ihn gehende Flächenelement 
seine Stellung nicht ändere — Annahmen, die offenbar zulässig sind. 



Ctier die Deformation gekrümmter elastischer Platten. 



265 



Aus Gründen der Symmetrie ergibt sichj daß die Verrückungs- 
komponente q eine gerade Funktion des Parameters q, die Komponente tf 
eine ungerade Funktion von q ist. Die Komprniente w muß von q 
unabhängig sein, da wir ja alle Kräfte, die eine Abhängigkeit dieser 
Komponente vom Parameter q bewirken könnten, vernachlässigt haben. 
Von den Komponenten der Drehung % t ~ , ij (vergl. die Bemerkung 

zu 14, (2)) muß die erste — die Komponente der Drehung um den 
Parallelkreis — von q unabhängig sein, die beiden anderen — die 
Komponente der Drehung um den Meridian und die Komponente der 
Drehung um die Flächennormale — Bind ungerade Funktionen von q. 

Die erste der Gleichungen 15, (4) zeigt, daß ~^- von q unabhängig 

ist. Folglich ist -q das Produkt von q in eine Funktion von p. Die 
dritte der Gleichungen 15, (3) zeigt, daß die Größe o ls — ebenso wie 
<s and i) — ungerade Funktion von q ist. Da nun nach Voraussetzung 
die Größen y llf y lS! y ti und folglich auch die Größen tc lu tt^, «„ (s. 14,(4)) 
von q unabhängig sind, so ist « lt = und folglich auch y is = 0. 

Bezüglich des Parameters p sind bisher keine näheren Bestim- 
mungen getroffen worden. Wir setzen nun fest, der Parameter p sei 
so gewählt, daß Punkten der Mittelfläche, die zur Äquatorebene sym- 
metrisch liegen, entgegengesetzte Werte des Parameters p entsprechen. 
In dem Punkte der Meridiankurve, der der Rotationsachse zunächst 
liegt, sei p — 0; im höchsten Punkte der Meridiankurve sei p= ~ f 

in dem Punkte, der von der Rotationsachse am weitesten entfernt ist, 
sei p = n. Die genannten 3 Punkte bezeichnen wir der Reihe nach 
mit den Nummern 0, 1, 2. Die Werte, die irgend eine Funktion f 
von p in diesen Punkten annimmt, bezeichnen wir mit f , f lt f t . 

Die Punkte und 2 Bind die Endpunkte der Symmetrieachse des 
Ovals, im Punkte 1 ist die Tangente der Symmetrieachse parallel, r und e 
sind periodische Funktionen von p mit der Periode 2rt, und zwar ist r 
gerade, s ungerade Funktion. 

Die Verrückungakomponenten p und a sind gerade Funktionen 
von p, w ist ungerade Funktion von p. 

Nach der oben getroffenen Festsetzung ist p = für p = 0, q = 0. 

18. Integration der Differentialgleichungen des Problems. — Die 
Integration der Differentialgleichungen der Elastizitätstheorie verläuft 
im vorliegenden Fall zunächst ebenso wie im Fall des Art. 16. Wir 
erhalten zunächst (Gleichung (4) des genannten Art.) 

-^--Ir' + Const. 
« r 2 



266 



L. .M .M 1:1 i; - 



Damit y n im Punkte 1, wo s'=-0, stetig bleibt, muß 
auf der rechten Seite in diesem Punkte verschwinden. 



der Ausdruck 
Es ist also 



(1) 



*--!p'(r— »fr 



Aus der Gleichung (s. 16, (3)) 



(«,r> 



R *• 

r* y »* r*' 



Yn 



ergibt sich 
(2) 



Schreibt man y n in der Form 

so erkennt man, daß y u längs des ganzeu OvalB stetig ist. 
Aus (1) und (2a) folgt: 

(3) H->f, + a, — |[.r? + ^£<" - -fl) + i:^. 



(2.) 



Es iBt nun zunächst die Funktion rj zu bestimmen. 

In der partiellen Differentialgleichung, der dieBe Funktion genügt 
(14, (11)), verschwindet der Ausdruck auf der rechten Seite, weil A n =0, 
y, s = und H von q unabhängig ist; das zweite Glied links Ter- 
schwindet, weil c^ => und aj lineare Funktion von q ist (vergL den 
vorigen Art) Wir erhalten daher (vergl. 15, (2)) 



(4) 



J-JL(JL 
rs' dp \Bs' dp, 



-H)+(*-£')i-a 



Hierzu tritt nun eine weitere Bedingung. Für p = — und behebige 
Werte von q verschwindet die linke Seite der Gleichung 14, (8). Es ist 
daher für p = — und beliebige Werte von q 

dn __ 1 l + 2fr r „,_ 11 r ff , 
Bq 2Kl + i9s' U Es' 11 ' 

J TT TT* ,_ 

Den Wert, den die Derivierte -3— = — r für w = - annimmt, be- 

zeichnen wir mit Qh. Die Konstante A ist für die Deformation der 
Röhre charakteristisch. 

Wir genügen der Differentialgleichung (4) und den Nebenbedki- 
gungen, indem wir 

(&) 

setzen. 



Q i r' 






(6) 



Über die Deformation gekrümmter elastischer Platten, 
fun folgt aus 14, (8) mit Rücksicht auf lft, (2): 



267 





Es 


ist ferner 
















ig, , .. .„ 

s $ r —t i 

dp ' 8 M 


' (r' : 


■ + Or" 


— f' 


(f'r" + *'«' 


") 








*'■ 












d?j 
dj 


.CK 


'*,?. 






Setzen 


wir diesen Wert 


in 14, 


i (7) ein 


, so 


folgt: 




CO 






% = 









~b'R, 



Die Großen et,!, «,, sind bestimmt durch die Gleichungen 
(e. Art. 16, (5)) 



(8) 



«ii = j[wa - V ?»]' "" = ^[py« ~ 7*yn$t 



Die Gleichungen (3) des Art. 15, die die Komponenten der Verrückung 
bestimmen, erhalten die Form: 






(9) 
(10) 

(11) 
(12) 

(13) 



• ■ C , I r 



23 



! «11» 



dj_ 

dp 









E 



zdo 



Z CO , T 






Die letzte Gleichung de« genannten Systems kann weggelassen werden, 
da sie mit (12) identisch wird. 

Die Gleichung (9) zeigt, daß -ß- von q unabhängig ist. Wir setzen 

p ■■ p -f p. Hier bedeutet p den Wert, den p für p — annimmt, 
p ist eine Funktion von p, die für j? = Terschwindet. Da p — wird 
für p = 0, q = 0, so ist p„ = für q = 0. 
Aus (11) folgt: 

(14) 






wo x eine Funktion Ton q bedeutet 



268 L. Maükkb: 

Differentiieren wir die Gleichung (10) nach q und eliminieren q 
und of mittelst der Gleichungen (12) und (14), so ergibt sich: 

er ist ungerade Funktion von q, dasselbe gilt für r. Demnach ist 

x mm Const. sin q. 
Bezeichnen wir die Integrationskonstante mit xr^-jl, so wird 
(15) tf ^fyrsq - xr» sin q\ 



Um die Eonstante x zu bestimmen, setzen wir in der Gleichung (10) 
p = und q = 0. Für dieses Wertsystem der Parameter ist q = 0, 

folglich (8): 

Eine einfache Rechnung ergibt 

(16) x = ^ + i + ^ (/t _ rÄ ). 

Aus (10) folgt mit Rücksicht auf (15): 

(17) Q .Ä + I^r-,,- cos ,]. 

Insbesondere ist für j> = 

(18) ^»-fxlftl-COSg). 

Multipliziert man die Gleichung (9) mit -r- t} (13) mit -. und 
addiert, so folgt: 

also da w — für p = 0: 



Nun ist (6) 



über die Deformation gekrümmter elastischer Platten 



269 



Durch partielle Integration geht der Ausdruck auf der rechten 
Seite Ln 



E '^(ff-ff,)-g 



/[«»'•TT 



,rr 



+ ^^-^»J^ 



über, wobei zu berücksichtigen ist, daß r = im Punkte 0. 
Wir erhalten somit 



»-E7 (P-H^+j ."frdp-^j [jhg 



,rr 



+ -^-( ff - ff .)J^ 



Bevor wir in eine Diskussion der entwickelten Formeln eintreten, 
ist es notwendig, die Konstanten h und x zu berechnen. 

19. Bestimmung der Konstanten, h und x. — Es ist zweckmäßig, 
zur Bestimmung der Konstante h als ersten Parameter die vom Punkt 
an gezählte Bogenlänge der Meridiankurve zu wählen. 

Es war k der Wert, den der Quotient -q-j- im Punkt 1 annimmt, 
und es ist (18, (3)): 



_ 5 _ r d - 4- i ds r *- r \ _i_ i <L \ d S fr» - r*Yl 



Wir setzen 



de 
ds 



^ und erhalten 



E 



dz 






Im Punkt 1 ist '^ = 0, ^ - 1, ^ = 0, folglich 

« -*-'- Q. - i D + £ fö), + »9), + CO, *■ 

Wir drücken zunächst die Derivierten von r und e durch die 
Krümmung R und ihre Doriviertcn aus. Es ist 

„ _d*rds _d*edr _ -i //dM* /d'A' 



dB 

ds 



</'•/■ dz 
ds«d^ 



d^rdr 
ds'ds' 



d*R d , rde_d , zdrd*rd*z d'zd'r 



ds« 



ds'ds ds*ds ds* ds' 



ds'ds 1 



270 



L. Mattäkh: 



Ferner 



Folglich 



d*rdr , (Psdjs 
da'ds + da' da 

d'rdr , d'edz 
da'ds da'ds 



0. 



R*. 



[ds>) 



=*-& 



Sodann ist ->- t£> 
d*^ 



-Ä. 



u* a 



,ds/,' 



&"),--(£).+* 



r' - rj, folglich 



dadi^ d*« _ „ dr 
d"»d7 + dT I *' _ ^ r d"s' 



d«d'^ 
da 



&* „d'idi/, d»* _ ü*r p /dr\i 

d7* + J d7'd7 + d7 3 ^ = ^ r JF + i *UV ' 



(3) 



dfdV „d**d*v> „d^djV» 1 £^f /_9 **' r 1 f\ d * rdr 
da da' " h °ds«ds s + ö dii 9 da + da*^ £r da' + b d* l d«' 

Für die Werte der Funktion # und ihrer Derivierten im Punkt 1 
ergeben sich somit bei Berücksichtigung von (2) die Gleichungen: 

*i = — 2 1?;> ts/, "j^ldrJi _ j^"» 

/d^k\ _ , r^ fd'lA _ r^ (dRf J_ /dJR\ 

Setzen wir diese Werte in (1) ein, bo erhalten wir: 

(4) h = - -J- j*,- (^J^ + i ^ (^7) - ^ (djjj ~ I ^ 

Damit ist auch die Konstante x bestimmt (s. Gleichung (16) de« 

vorigen Art,). 

Die Differentialinvariante, die in dem Ausdruck von h als Faktor 

von fj auftritt: 

. . 1 /dJfc 

* — t ji \dl) 

hängt von der Krümmung und ihren Derivierten erster und zwei 
Ordnung ab. Im Berührungspunkt von zwei Kurven, die sich fünfpunktig 
berühren, hat daher diese Invariante für beide Kurven denselben Wert. 

Um die Abhängigkeit der Invariante J von der Krümmung der 
Kurve genau zu übersehen, berechnen wir J für einen beliebigen Punkt 
einer Ellipse. 

Die Koordinaten eines Punktes der Ellipse stellen wir in der Form 
ns.mp, bcoap dar. Es ergibt sich 



, 1 d'R 



,Kior 
eiter 



,/= - 



1 — b* coa 2p 
ab s' 



1 ("' — fc*) f ain'2j> 
■ ab e' s 



Über die Deformation gekrümmter elastischer Platten. 



271 



Hier ist s' — Y^~cö^p~+^~^i?p~. Der absolute Wert von J er- 
reicht in den Endpunkten der Achsen ein Maximum, und zwar ist in 

a * ji 

den Endpunkten der a- Achse J= — pr~j in den Endpunkten der 









b -Achse J = 



b* — a* 



Wenn der Abstand der Rohrenfläche von der 
die Dimensionen des Querschnitts der Fläche 



a'fc 
Rotationsachse gegen 
einigermaßen groß ist, so sind für die Bestimmung der Größenordnung 
Ton h diejenigen Glieder auf der rechten Seite von (4) maßgebend, 
die in r, multipliziert sind. Man wird daher, wenn es sich darum 
handelt, einen möglichst großen Wert von h zu erzielen, den Quer- 
schnitt der Röhre so wählen, daß er im höchsten und tiefsten Putikt 
dieselbe Art der Krümmung besitzt, wie eine Ellipse in den Endpunkten 
der großen oder kleinen Achse. 

Unter der Voraussetzung, daß J einigermaßen groß ist, erhalten 
wir für h und x die Näherungswerte (s. 18, (16)) h = r t J 7 k = h + 1 



Die in Art. 18 
i, fi, a und w' auf 



20. Über die Steügkeils- und Grenghetlimjungen. 
entwickelten Formeln zeigen, daß die Größen y n , y t 
der ganzen MittelHäche einwertig und stetig sind. Da aber die Mittel- 
fläche zweifachen Zusammenhang besitzt, so genügt die Einwertigkeit 
und Stetigkeit der Deri vierten w' noch nicht, um die Einwertigkeit 

der Funktion w Bicher zu stellen. Hierzu ist vielmehr noch erforder- 

s* 

lieh, daß das über die Meridiankurve erstreckte Integral Iw'dp ver- 
schwindet. Mit Rücksicht darauf, daß «?' gerade Funktion von p ist 
und daß die Dori vierte r' für p — a verschwindet, kann man diese Be- 
dingung auch durch die folgende ersetzen (18, (19)) 



(1) „^J^dp-ylQhr^ + ^iH-HJ 



dp = 0. 



Im allgemeinen ist der Periodizitätsmodul 2tc s von Null ver- 
schieden, daher sind im allgemeinen FaUe die Voraussetzungen, von 
denen wir in Art. 9 ausgegangen sind, nicht zulässig. Wir werden 
aber im folgenden nachweisen, daß der Querschnitt der Röhre in mannig- 
faltigster Weise so gewählt werden kann, daß der Periodizitätsmodul 
2tfj verschwindet; es gibt also eine ausgedehnte Klasse von Fällen, in 
denen die hier entwickelte Theorie Platz greift. Diese Fälle sind es 
gerade, die praktisch von Wichtigkeit sind. Denn es ist offenbar zweck- 




272 



L. Maurer: 



mäßig, einer Röhre der hier betrachteten Art, die zu barometrischen 
oder therm ometrischen Messungen dienen soll, eine solche Gestalt zu 
geben, daß die eintretenden Spannungen einen möglichst stetigen Ver- 
lauf zeigen — das Wort stetig im praktischen, nicht im rein abstrakten 
Sinn genommen. 

Die Unregelmäßigkeit im Gang, die manche Aneroidbarometer 
zeigen, sind wahrscheinlich darauf zurückzuführen, daß die hier voraus 
gesetzten Stetigkeitsbedingungen nicht erfüllt sind. 

Bei den folgenden Erörterungen setzen wir voraus, die Bedingung 
IT, = sei erfüllt. 

Der Druck, den ein auf einem Parallelkreis senkrecht stehendes 
Flächenelement des Körpers von der Seite der abnehmenden q her er- 
fährt, ist = ^H; er wirkt im Sinne der zunehmenden q (10, (5)). 

Der Druck, den ein auf einem Meridian senkrecht stehendes Flächen- 
element von der Seite der abnehmenden p her erfahrt, ist -**. Wenn 

der Abstand der Röhre von der Rotationsachse gegen ihre Dimensionen 
groß ist, so gelten in erster Annäherung die Werte 






9F «pfr-r,) 



d /r> — r.) 



dM 



)]- 



(18, (1) u. (2. 



Der in der Richtung der Parallelkreise wirkende Druck steigt also üu 
erheblich größeren Werten an, als der in der Richtung der Meridiane 
wirkende. 

Auf ein Element des Randes, das auf der Seite der positiven q 
liegt, wirkt vom Innern des Körpers her die Kraft (18, (2 a)) 

Auf den gesamten Rand wirkt somit 
in 

— 2Qs frz'dp^2Qc |(r, -r)e'dp- 

o o 

Das rechtsstehende Integral stellt die Räche dar, die die Meridian 
kurve einschließt. Der vor dem Integralzeichen stehende Faktor }Q| 
ist (Art. 10) - — [(P+) + (1^)1- Die auf den Rand wirkende, von dw 
Elastizität der Röhre herrührende Kraft ergibt sich also — wie es die 
Theorie erfordert — als entgegengesetzt gleich der auf der Druck- 
differenz beruhenden Kraft (vergl. Art. 17). 



im Sinne der zunehmenden q 
die Kraft 



ix 



Über die Deformation gekrümmter elastischer Platten. 



273 



Für die Verrückung des Röhrenendea , das auf der Seite der 
positiven q liegt {q =• » — ß), ergeben sich die Werte (Art. 18, 
(15) n. (18)): 

*o = - v r (*'i (x-ß)- *r Q sin ß), p = -* xr* (1 + cos ß). 



S 

Ist r x gegen die Differenz i\ — r groß und ß klein, so erhalten 

Q Q 

wir in erster Annäherung (s. Art. 19 Schluß) tf = — t£/^, (? 9 =*y,-Jr\. 

Es ist somit die Verschiebung der Röhre in tangentialer Richtung er- 
heblich größer, als die Verschiebung in radialer Richtung. 

Die beiden Verachiebungakoinponenten haben entgegengesetzte 
Vorzeichen. 

Hat die Röhre im höchsten Punkt dieselbe Art der Krümmung 
wie eine Ellipse in den Endpunkten der großen Achse, bo ist J positiv, 
das Röhrenende weicht, wenn Q positiv, also der äußere Druck größer 
als der innere ist, in tangentialer Richtung zurück; hat die Röhre im 
höchsten Punkt dieselbe Art der Krümmung wie eine Ellipse in den 
Endpunkten der kleinen Achse, so ist J negativ, das Röhrenende 
rückt vor. 

21. AnalytiscJte Darstellung der Meridiankurve. — Es bleibt nach- 
zuweisen, daß der Querschnitt der Röhre so gewählt werden kann, daß 

IC 

das Integral tc 9 = I w'dp verschwindet. Zu diesem Zweck ist es not- 

o 
wendig, über die analytische Darstellung des Ovals, in dem die Röhren 
fläche von einer Meridianebene geschnitten wird, bestimmte Annahmen 
zu machen. 

Es läßt sich nachweisen, daß tc s notwendig von Null verschieden 
ist, wenn für das Oval eine Ellipse gewählt wird, und soviel ich sehe, 
kann w s überhaupt nicht verschwinden, wenn das Oval zwei Sym- 
metrieachsen besitzt; für den Fall, daß r, gegen die Dimensionen des 
Querschnitts sehr groß ist, läßt sich dies in aller Strenge beweisen. 
Zu Ovalen mit nur einer Symmetrieachse, die für unsere Zwecke brauch- 
bar sind, gelangt man am einfachsten auf folgendem Wege: Wir nehmen 
eine Ellipse an, deren eine Achse in die r-Achse fällt — es kann dies 
die große oder die kleine Achse der Ellipse sein — und setzen fort, 
daß diese Ellipse in den Endpunkten der anderen, zur Rotationsachse 
parallelen Achse das Oval je fünfpunktig berühre. Wir ordnen nun 
jedem Punkt der Ellipse den Punkt des Ovals zu, in dem die nach 
außen gerichtete Normale dieselbe Richtnng hat Die Koordinaten 
eines Punktes der Ellipse lassen sich in der Form r, — b cos p, a sin p 

ArcblT in Mitbematik and Pby*üt. IM. BaUu. VX lg 



: 



274 

darstellen. Für die Koordinaten des entsprechenden Punktes des Ovals 
gelten die Differentialgleichungen 

(1) r = b sin p (1 -f vm), z' = a cos p (1 -f vm) 

und die Anfangsbedingungen r = i\ für p = y i * = für |j = 0. Hur 

bedeutet »j eine überall stetige periodische Funktion von p mit der 

Periode 2n und v eine Konstante, deren absoluter Wert kleiner ist als 

das Maximum des absoluten Wertes von lfm. Weiterhin wird A 

Funktion M als gegeben, v als verfügbarer Parameter betrachtet 

Damit die r-Acbse Symmetrieachse des Ovals ist, muß m gerade 

Funktion von p, also eine einwertige Funktion von C09 p sein. Wir 

wollen überdies annehmen, m sei ungerade Funktion von cos p. Dies« 

Annahme ist für die folgenden Betracb hingen nicht wesentlich, führt 

aber zu einer erheblichen Vereinfachung der Beweise. 

Damit s periodische Funktion von p sei, ist erforderlich 
« 

I m cos p dp = 0. Da w cos p gerade Funktion von cos p ist, so kann 
u 
diese Bedingung auch dureh 



(2) 



m cos pdp = 



ersetzt werden. Aus dieser Gleichung folgt, daß e = a für p = * , wie 

erforderlich. Die Differenzen zwischen den Koordinaten eines Punkte;' 
der Ellipse und des entsprechenden Punktes des Ovals bezeichnen wir 
mit vbucosp, vava'wp. Es ist also 



(3) 



r = r t — b cosp(\ -f vu) , s = asinp{l — vv), 
d(u coap) 



dp 



= — m sin p , 



i/o.- sin /.) 
~dp— 



— m cos p. 



Aus der vorletzten Gleichung folfft, da r = - t 

° ° ' dp dcoap 



sin p : 



« + 



du 

d cos }i 



cos p—m, 



und hieraus 



X XX 

d COS P J t'"S jl ' J COS /< ' ' 






Über die Deformation gekrümmter elastischer Platten. 275 

Nun ist 

s s s a p, 



n n n 

8 8 1 



o o o 

Das zweite Integral verschwindet wegen (2), folglich ist 



(4) f*L. ip -Q. 
v ' J ocos p r 



Es bleibt noch zum Ausdruck zu bringen, daß das Oval von der 
zugeordneten Ellipse in den Punkten, die den Parameterwerten p = ± — 
entsprechen, fünfpunktig berührt wird. 

Bezeichnen wir das Bogendifferential der Ellipse mit dt, ihre 
Krümmung mit P. Es ist also 

t' = Ya* cob* p + b' Bin* p, P= fÄ- 
Zwischen den Großen t', P und den entsprechenden auf das Oval be- 
züglichen Größen s' t R bestehen die Beziehungen 

(5) .' - (1 + vm)t% Ä-j^j- 

Da m ungerade Funktion von cos p ist, so verschwinden für p = ■=• 
die Funktion m selbst und ihre Derivierten von gerader Ordnung. Wir 
setzen nun fest, für p = — sei auch die erste Derivierte »»'=■ 0. Unter 

dieser Annahme ist für p — — 

R—P *Ä — *L d%R - d%p 

n ~ r > dt ~ dt* da* ~ dt* ' 

es tritt also, wie gefordert ist, eine fünfpunktige Berührung ein. Aus 
der eben eingeführten Voraussetzung folgt, daß — — für p = ■=? end- 
lich und stetig bleibt. Die Gleichungen (3) zeigen, daß u und v 
ebenso wie m ungerade Funktionen von cos p sind, und daß für p = — 

die Quotienten — 5— und — j- stetig bleiben. 

18* 



276 L. Maoäbb: 

Stellen wir die Eigenschaften der Funktionen m,u,v zusammen, die 
sich aus den bisher eingeführten Voraussetzungen ergeben: 

1) m, u, v sind einwertige und stetige, ungerade Funktionen 
yön coBp; 

« , , ., m u, v 



(A) 



2) für p = — bleiben — j— , — /- , — =— stetig. 

Außerdem wollen wir annehmen: 

3) Das Maximum des absoluten Wertes von r — r t ist kleiner 
als f|. 

Hierzu kommen die Gleichungen (2) und (4). 

Für den Beweis, daß w t durch geeignete Verfügung über den 
Parameter v zum Verschwinden gebracht werden kann, reichen diese 
Annahmen aus. Für praktische Anwendungen wird man überdies ver- 
langen, daß das Oval eine möglichst einfache Gestalt erhält. Um dies 
zu erreichen, führen wir eine zweite Gruppe von Voraussetzungen ein. 
Wir nehmen an: 

1) Die Funktionen m und t wechseln nur an enter Stelle 

' dcoa p 



(B) 



des Intervalls 0, — das Vorzeichen. (Ein Wechsel des Vor- 
zeichens muß mindestens eintreten wegen (2) und (4).) 
2) Im gleichen Intervall seien die Funktionen « und v be- 
ständig positiv, und zwar sei u = 1 für p = 0. 

Weil u für cos p = gleich Null und für cos p > positiv ist, 

so ist j für kleine positive Werte von cos p positiv, für cos p = 1 

negativ. Dasselbe gilt für die Funktion m. 

Die einfachste Funktion m, die den gestellten Bedingungen genügt, 
ist m = 20 cos s p — 24 cos 5 j?. In diesem Falle wird 

u = 5 cos 3 /) — 4 cos 5 /) , t; = 4 cos 5 j>. 

22. Beteeis, daß es Formen des Querschnitts gibt, die den Voraus- 
setzungen der Theorie entsprechen. — Wir beweisen nun: nachdem über 
die Konstanten a, b und die Funktion m verfügt ist, kann man die 
Größen r, und v in mannigfaltiger Weise so wählen, daß das Integral 

n 

(20, (1)) w 2 = I w'dp verschwindet, 
o 
Führen wir in die Gleichungen (1) und (2) des Art. 18 die im 
vorigen Artikel unter (3) angegebenen Werte ein und ordnen nach 



Über die Deformation gekrümmter elastischer Platten. 277 

Potenzen yon r v -}\ ist lineare Funktion von r v ^ laßt sich — 

da nach Voraussetzung (A, 3 des letzten Artikels) der absolute Wert 
von r — r t kleiner als r x ist — in eine nach fallenden Potenzen von r x 
fortschreitende Reihe entwickeln. Diese Reihe beginnt mit einem von 

r, unabhängigen Glied. Die Reihenentwicklungen von H und -!| be- 
ginnen mit einem Glied, das r x enthält (vergl. IS, (3) u. (8)), die 
Reihenentwicklung von «?' beginnt mit einem Glied, das r\ enthält 
(vergl. 18, (19)). Wir erhalten somit für w' eine Reihe der Form 

(1) tf-Afl + B^ + C+2 +%+•.., 

und hieraus ergibt sich für w t eine analoge Reihenentwicklung 

(2) ^-(^^(j^ + (<)) + £& + £> + .... 

r t n 

In dieser Reihe sind die Koeffizienten gerader Potenzen von r, un- 
gerade Funktionen des Parameters v, die Koeffizienten ungerader 
Potenzen von r x sind gerade Funktionen von v. Insbesondere ist (Ä) 
ungerade Funktion von v. 

Zum Beweis ist zu bemerken: Ersetzen wir in den Gleichungen (3) 
des vorigen Artikels gleichzeitig r t durch — r u v durch — v, p durch 
« — p, bo treten an Stelle der Größen m, u, v die Großen — m, — u, — v 
und dementsprechend —r,—e' an Stelle von r, z'\ die Großen z, r' t s' 
bleiben ungeändert. Bei den angegebenen Vertauschungen bleiben 

auch die Größen ^ und ^y ungeändert, dagegen tritt — w' an. Stelle 
von w'. 

Die Koeffizienten A, B, C, . . . der w' darstellenden Reihe denken 
wir uns nun in Reihen entwickelt, die nach steigenden Potenzen von v 
fortschreiten. Die Koeffizienten der zweifach unendlichen Reihe, durch 
die nunmehr w' dargestellt wird, sind einwertige Funktionen von cosp, 
und zwar ist der Koeffizient von r[v J gerade oder ungerade Funktion 
von cos p, je nachdem die Exponentensumme i +j eine ungerade oder 
eine gerade Zahl ist, weil bei gleichzeitigem Zeichenwechsel von r„ v 
und cosp auch w' das Vorzeichen wechselt 

Das von bis ic erstreckte Integral einer ungeraden Funktion 
von cos p hat den Wert Null. In der Reihenentwicklung der Größe w t) 
die wir durch gliedweise Integration erhalten, kommen daher nur 
solche Produkte r[ v i vor, für die die Summe der Exponenten * -f j 
eine ungerade Zahl ist, w. z. b. w. Nunmehr ist es leicht, den eingangs 
genannten Beweis zu führen. 



278 



L. Mm i.t.u: 



Zu dem Zweck erteilen wir dem Parameter v einen beliebig zu 
wählenden positiven Wert t, der nur der einen Bedingung g> 
muß, daß 1/r kleiner als das Maximum des absoluten Wertes der 
Funktion m ist. Sodann wählen wir die Konstante r t so groß, daß 
der absolute Wert des ersten Gliedes der Reihe (2) großer als die 
Summe der absoluten Werte aller folgenden Glieder ist. Alsdann hat 
w t dasselbe Vorzeichen wie (A). Diesen Wert von r t halten wir fest 
und lassen v von x bis — t abnehmen. Der Endwert von w t hat, 
weil (A) ungerade Funktion von v ist, das entgegengesetzte Vorzeichen 
wie der Anfangswert; folglich muß w t als stetige Funktion von v min- 
destens für einen zwischen r und — r liegenden Wert von v ver- 
schwinden. Damit ist bewiesen: es gibt Formen des Querschnitts, für 
die die Voraussetzungen unserer Theorie erfüllt sind. 

23. Näherungsiceise Bestimmung der Konstante v. — Im Voran- 
gehenden haben wir nur von den Voraussetzungen (A) des Art. 21 
Gebrauch gemacht; wir ziehen nunmehr auch die Voraussetzungen (B) 
heran und nehmen überdies an, die Dimensionen des Querschnitts der 
Röhre seien gegen ihren Abstand von der Rotationsachse klein, e» 
seien also die Halbachsen a, b klein gegen t\. 

Wir erhalten einen Näherungswert des Parameters v, wenn wir 
in der Gleichung (2) des vorigen Artikels 

tv t = (A)rl + (B) ri + (C) + -'- = 

nur die beiden ersten Glieder rechts beibehalten. Die Größen {A\ 
und (U) entwickeln wir in Reihen, die nach steigenden Potenzen von v 
fortschreiten, und behalten von jeder Reihe nur daB erste Glied bei, 
also von der ungeraden Funktion (A) das in v multipliziert« Glied, 
von der geraden Funktion (B) daB absolute Glied. 

Wir haben nun zunächst Näherungswerte für die einzelnen in der 
Gleichung (20, (1)) auftretenden Größen zu berechnen. Es ißt 






m 



dp — 



E 



/Wt ' * 





Nach Art. 18, (1) und (2a) ist: 



dp. 









Wir führen hier die in Art. 21, (1), (3) und (5) angegebenen 
Werte ein und unterdrücken sofort alle die Glieder, die für die Be- 



Über die Deformation gekrümmter elastischer Platten. 279 

rechnung unserer Näherungswerte nicht in Betracht kommen. Wir 
erhalten 

-,(r* — rf) = — - tg p ßt^&cosp^ + vu) — J'cos'p H ] 

b* 
= — 2-[r 1 Binp — ±baw2p + vr t u sin p -\ ], 

2-[r 1 cosp-i5cos2p-f-vr 1 (»»cosiJ- 5 ^)-.], 

Hier ist im letzten angeschriebenen Glied rechts von der Identität 

du 
tlf=U + -j COS p , 

d cob p * ' 

du sin p du . « du 
— i — - = « cos p — j Bin* p — m cos p — -j 

Gebrauch gemacht. Wir haben ferner 
Folglich 

ä [ r t C0B P - ¥ 6cob2 1> + vr t (mcoBp - ~^j + •••]• 

Sodann ist 

z' r , , -.acoap acos» .cos*» 

*? - [*i - &cosp + • • •] — ^ - r t —jr^ - ab-y±, 

demnach 

(l)?l ^[r 1 (a»-6»)cosp-&<fl 8 -6 8 )cos«p-16»- v r 1 6» 5 ^...]. 

Ferner 

(2) ?v = C ^' + ... = ^[(«»-6»)cos»p + 6' + ...]. 

Daraus ergibt sich 
) ff--^[<-.(« , -^«>»l>-2(«'-» , )»«» , *-ä-»'-<"-.» , 5^-], 



280 
Nun ist 



L. Miukb: 



r -L _ _ tgpft - b cos j>] - r t -tgp - - Binjp, 



d ~r b i 

— — = r, 3 cos ». 

dp » a cos*p a ^ 



6» 



Folglich 



(4) 



dp 



+ » r »°COB»P VT »° C08»pdC08» + J- 



Femer ist (Art. 19) 



Folglich 



Qhr, -r - 0*1-^-^(1 + vm). 



(5 ) ^ t £ + *£(IT-IÖ 



rr 

dp 



_du_" 

. ^ , a* — 6* / m \ , b* dcosp 

+ Qr\v s — ( »»cosp) + -i75 r - • 

1 x * L a \eoap r ) ' a*t coa'p 



Endlich ist (18, (8) u. GL (1) dieses Art.) 



Q (q'-ft«) coa'p 



Wir erhalten also mit Rücksicht darauf, daß das von biß % er- 
streckte Integral einer ungeraden Funktion von cos p verschwindet und 
das von bis x erstreckte Integral einer geraden Funktion gleich dem 

Doppelten des von bis | erstreckten Integrals ist (vergL auch 
21,(2)) 



(6) 



9 Q *a / «' — 6* * , *>' dcosp 

W * *'E~ V .J L O* COSp+^t'cOs'pJ 



dp 



3 



9««- Tr« ("' -^cob'p 3(q'-6»)E>» 3 d» t'-fc -]. 



Über die Deformation gekrümmter elastischer Platten. 
Wir setzen zur Abkürzung 

-2%r 1 [r 1 vL+M] + ---, 



281 



ir.. 



wo nun L und M von r, und v unabhängig sind. Nach Voraussetzung 

(Art* 21, B) sind die beiden Funktionen m und 3 - an der unteren 

Integrationsgrenze negativ, an der oberen positiv und wechseln im 

Integrationsintervall nur einmal das Vorzeichen. Ferner ist (Art. 21, 

(2) und (4)) 

* _ 

i s 

I m cos p dp = und / -3 — - — dp = 0. 



Da die Funktion — ,— im Integrationsintervall beständig zunimmt, 

tt 

i 

ist das Integral / — j— • tn cos p dp positiv. Ist a > b, so nimmt 



im Integrationsintervall die Funktion —, = — 



1 cos*jj-|- b*sai}p 



beständig 



-, — x" • -j dp ebenfalls positiv. Daraus 

t cm*p dcoap ^ r 

o 
folgt: für a > & ist L positiv. Dies gilt auch noch für a — b. 

Ist a < b, so kann das Vorzeichen von L nicht von vornherein 
bestimmt werden. Es ist aber leicht zu sehen, daß L für sehr kleine 

Werte des Quotienten -r negativ wird. Bezeichnen wir nämlich mit 

p y den Wert von p, für den -j = 0, so ist daB erste Integral auf 

der rechten Seite der Gleichung 



J t' cos* p d coa p l J %' cob' p d cob p L J t' cos' 
5 I p t 



du 



p d cob p 



dp 



negativ und wächst dem absoluten Wert nach über alle Grenzen, wenn 
man den Wert von b festhält und n gegen Null konvergieren läßt; 
das zweite Integral rechts behält einen endlichen positiven Wert. 

ehat das Integral links für hinreichend kleine Werte von o 
igativen Wert, und dasselbe gilt für L. 



282 Ij- Maurkb: über die Deformation gekrümmter elastischer Platten. 
Aus der Identität 

3f P* * " (' ~ 6 )1 = coP> _ ? 

(a' — b*) cob» p-f 6» b a*-f> 



folgt: 



i'cos'p cos'p 



f^(»-S)*-/('-9* -<••-*/=£ 



U 

Wir erhalten, somit 



■ 

,, / s m /Y COS 1 » , db* l — 1 COb'pI , 

M - (a« - fc»)J [p-^ + -^ » f , y J rf,>. 

o 

M hat dasselbe Vorzeichen wie o 8 — ©'. 

Die Größen i und M haben also sowohl in dem Fall, daß a>b 

als auch in dem Fall, daß a <_b und gleichzeitig der Quotient , klein 

ist. dasselbe Vorzeichen. 

l M 
Nnn ergibt die Gleichung tv s = in erster Annäherung v=* — j> 

es ist also v negativ. Demnach ist das Oval, in dem die Meridian- 
ebene die Röhre schneidet, auf der Seite der Rotationsachse abgeplattet, 
auf der entgegengesetzten Seite zugespitzt. 

München, im September 1902. 



Inhalt. 

Sei« 

Erster Teil : Transformation der Elaatizitafcsgleichungen in allgemeine Koordi- 
naten 

1. Die Grandgleichnngen der ElastiziÜLtstheorie in karteBiacken Koordinaten ■ 

3. Einführung allgemeiner Koordinaten ' 

8. Die Form liuil.r -f- dvdy -\- liwdz s 

4. Ausdruck des Potential« der elastischen Kräfte und der kinetischen Energie 
in den neuen Koordinaten 

5. Die Grundgleichungen der Elastizitätstheorie in allgemeinen Koordinaten 

6. Mechanische Bedeutung der N^ ' 

Zweiter Teil: Anwendung auf den Fall gekrümmter dünner Platten ... 

7. Geometrische Definition des Körpers '" 

8. Spezialisierung des Koordinatensystems )rt 

9. Einführung beschrankender Voraussetzungen 1S 




C. Hkumak: Zur Theorie d. Krümmung nach d. Methoden d. darst. Geometrie. 283 

Seit« 

10. Folgerungen ans den eingeführten Voraussetzungen . . 14 

11. Die Grundgleichungen des Problems 17 

12. Bedingungen für daB Gleichgewicht 19 

18. Über die Eindeutigkeit der Lösung 20 

14. Bestimmung der Komponenten der Verrückung 22 

Dritter Teil: Genauere Untersuchung des speziellen Falles, daß die Mittelfläche 

eine Rotationsflüche ist 

15. Definition der Flüche. Wahl des Koordinatensystems 2(50 

16. Mittelfliiche mit überall positiver Krümmung W2 

17. Deformation einer Röhre 264 

18. Integration der Differentialgleichungen des Problems 265 

19. Bestimmung der Konstanten h und * 269 

20. Über die Stetigkeits- und Grenzbedingungen 271 

21. Analytische Darstellung der Meridiankurve 273 

22. Beweis daß es Formen des Querschnitts gibt, die den Voraussetzungen 

der Theorie entsprechen . 276 

23. NäheruDgsweise Bestimmung der Konstante v 278 






Zur Theorie der Krümmung nach den Methoden der dar- 
stellenden Geometrie, 



Von C. Heuman in Stockholm. 



Die Kenntnis der Krümmungsverhältnisse einer Kurve gibt nicht 
nnr ein tieferes Verständnis für die Form derselben, sondern ist auch 
für die zeichnerische Darstellung von praktischem Nutzwert. Somit 
muß auch die darstellende Geometrie die Krümmungstheorie in den 
Bezirk ihrer Entwicklungen hineinziehen, wie es auch längst in den 
größereu Lehrbüchern geschehen ist. Die dabei verwendeten Methoden 
sind von sehr verschiedener Artj meistenteils Bind sie aus anderen, 
wenn auch verwandten Zweigen der geometrischen Wissenschaft — wie 
der Differentialgeometrie, der Kinematik oder der synthetischen Geo- 
metrie — entliehen. Obschon die gewünschten Einzelresultate dadurch 
vollständig abgeleitet werden können, scheint mir dieses Verfahren 
nicht ganz befriedigend zu sein, und zwar aus zwei Gründen. 

Erstens scheinen diese Methoden dem elementaren Unterricht nicht 
ganz gut angepaßt werden zu können. Die nötigen Vorkenntnisse aus 
irgend einer der erwähnten Disziplinen zu entwickeln, ist für den frag- 
lichen Zweck zu umständlich 5 dieselben vorauszusetzen, paßt auch 
nicht für die meisten Lehrpläne. Die elementar angelegten Lehrbücher 
gehen daher meistenteils an diesen Fragen ganz stillschweigend vorüber 
oder begnügen sich damit, einige besonders brauchbaren Ergebnisse 




C. IIeiMAN: 

ohne Ableitung anzuführen, was in einer exakten Wissenschaft stet« 
unerfreulich auffallt. 

Zweitens wird nach meiner Meinung die Eigenart der darstellenden 
Geometrie durch die erwähnten Methoden nicht gebührend berück- 
sichtigt. Die darstellende Geometrie leitet durch ihre fundamentalen 
Operationen: Projizieren, Schneiden, Abwickeln, aus den einfachst defi- 
nierten Gebilden — seien es Kurven oder Flächen — andere weniger 
einfache Gebilde der genannten Gattungen ab. Will man dann auch 
die Krümmungseigenschaften in Betracht ziehen, bo scheint die natür- 
liche Fragestellung diese zu sein: Welche Besiehungen verbinden die 
Krümmungen zweier Gebilde, die durch irgend eine jener OperaHottm 
aus einander abgeleitet sind? Eine Untersuchung der Krümmung in 
echt darstellend -geometrischem Sinn muß somit, scheint mir, die Be- 
antwortung dieser Frage in den Vordergrund stellen und sodann aus 
den aufgestellten allgemeinen Beziehungen die Ergebnisse in Einzel- 
fällen ableiten. 

Inwiefern dieser Vorgang mit der Forderung elementarer Hilfs- 
mittel in Einklang gebracht werden kann, lasse ich dahingestellt sein; 
die folgenden Zeilen wollen allerdings als ein Versuch in dieser Rich- 
tung beurteilt werden. Von einer sehr bekannten planünetriBchcn 
Formel ausgehend, leite ich zunächst die Krümmungsbeziehungen bei 
der überaus wichtigen Orfhogonaljirojektion ab (1.), und suche dann 
durch einige Beispiel« die Verwendbarkeit der erhaltenen Formeln zu 
zeigen (l, f 2.). Gelegentlich wird dabei auch die einfache Beziehung 
bei der Abwickelung als ein Folgesatz erhalten (1. c). In der Fort- 
setzung gehe ich zur Betrachtung allgemeinerer Projektionsarten über 
(3.); endlich zeige ich (4.), wie auch die Frage nach den Krümmungs- 
beziehungen beim Sehneiden einer Fläche in besonderen Fällen — näm- 
lich für ßämtliche abwickelbaren Flächen — durch denselben Ansatz 
rrlriligt fffirdflü ksmu. 1 ) 

1. Den Ausgangspunkt der folgenden Entwicklungen bildet die 
elementare Formel für den Radius des Umkreises eines Dreiecks: 



abc 



(1) 

wo o, b, e die Seitenlangen, A den Flächeninhalt des Dreiecks be- 
zeichnen. Aus dieser kann zunächst die Beziehung zwischen der 

1) Mein verehrter, ehemaliger Lehrer, Lektor P. Henri queB, ab) deMffl 
Assistent ich jetzt wirke, hat seit einigen Jahren mehrere der nachstehenden An- 
leitungen in seine Vorlesungen an der hiesigen technischen Hochschule auf- 
genommen und sich auch für die vorliegende Publikation derselben gefälligst 
interessiert, wofür ich ihm hier ergebonst Dank sage. 





Zar Theorie der Krümmung nach den Methoden d. darstellenden Geometrie. 285 



Krümmung einer Kurve und derjenigen ihrer orthogonalen Projektion in 
entsprechenden Punkten in einfacher Art abgeleitet werden. 

Es werde irgend eine Kurve Je in die Kurve \ der Projektions- 
ebene TT orthogonal projiziert (Fig. 1.) Drei Punkte P, Q, R der 
Kurve Je projizieren sich in drei Punkte 
■P« Qu A der Kurve h 1 . Betrachten 
wir den Umkreis des Dreiecks PQR 
(Seitenlangen a,b,c, Flacheninhalt A) 
sowie denjenigen des Dreiecks P 1 Q 1 R 1 
(Seitenlängen a lt b lf c lf Flächeninhalt 
A,), so haben ihre Radien r, r t nach (1) 
das Verhältnis 



(2) 



r 



a b e ' A 




Fig. i. 



Lassen wir jetzt die Punkte Q, R 
sich nach P bis zu unendlicher Nähe 
hinbewegen, wobei auch die Projektionspunkte Q 1} R t nach P l fort- 
rücken, so gehen die erwähnten Umkreise in die Krümmungskreise 
der Kurven Je und Je t Qber. Zugleich nehmen aber die Strecken QR, 
RP, PQ alle die Richtung der Kurventangente im Punkte P an, während 
die Ebene PQR in die Schmiegungsebene übergeht, oder — falls 
Je eben ist — mit der Ebene der Kurve fortwährend zusammen- 
fallend bleibt. Somit ergibt sich zwischen dem Krümmungsradius q 
einer Kurve Je und dem Krümmungsradius Q t ihrer orthogonalen Pro- 
jektion in entsprechenden Punkten aus (2) die Beziehung 



(I) 



Qi = (?' 



COS* et 

cos» > 



worin a den Neigungswinkel der Tangente, <o denjenigen der Schmiegungs- 
ebene (bezw. Ebene) der Originalkurve im betreffenden Punkte gegen 
die Projektionsebene bezeichnet. 

Von dieser allgemeinen Formel erwähnen wir zuerst einige 
speziellen Fälle. Ist ra = 90°, was für eine Kurve doppelter Krümmung 
bedeutet, daß die Schmiegungsebene senkrecht oder die Binormale 
parallel zur Projektionsebene steht, so gibt (I) ^==00, d. h. die Pro- 
jektionskurve hat im entsprechenden Punkte im allgemeinen einen 
Wendepunkt Nur wenn auch « = 90° ist, d. h. wenn die Tangente 
senkrecht oder die Normalebene parallel zur Bildebene ist, zeigt 
die Projektionskurve in der Regel einen Rückkehrpunkt vor, indem 
Q t wegen der größeren Potenz im Zähler im allgemeinen gleich 
Null wird. 



286 



l\ Hkivax: 



Besondere hervorzuheben sind aber die Formebi, die aus (T) her- 
vorgehen, wenn entweder die Tangente oder die Hauptnormale der 
Kurve zur Projektionsebene parallel: ist. Wir erhalten so die beiden 
folgenden Häuptfälle: 

es) Die Tangente der Kurve k ist zur Projeküonscbme panilhl. Dabei 
ist a = a, und es ergib^ sich 

(I«) Pi = - P -, 

wo tu zugleich die Neigung der Hauptnormale gegen die Projektions- 
ebene angibt. 

ß) Die Hauptnormale der Kurve h ist zur Projektionsebene paraM. 
Dabei ist a = e>, und es ergibt sich 
(1/3) pj = p cos* « = p cos s DJ. 

Diese einfachen Relationen sind von häufigem Gebrauch. Als Bei- 
spiele greifen wir heraus: 

a) Die Scheitelkrümmungsradien einer Ellipse. 

Ein Kreis werde in eine Ellipse mit den Halbachsen a, h orthogonal 

projiziert. Dabei ist p = a, cob ta = — . In den Scheitelpunkten der 

Hauptachse tritt der Fall ß) ein, und es wird nach (Iß) p la = a-[ ] 

= — ; in den Scheitelpunkten der Nebenachse dagegen liegt der Fall u) 

b 



vor, und es wird nach (Iß) p t 



n : 



Oder: Eine EUipM 

Es ist 



_ a' 
mit den Halbachsen a, b werde in einen Kreis projiziert. 

b 

p t = 6, cos ra = — . Bei den Scheitelpunkten der Hauptachse liegt 

6* 

der Fall «) vor, und es wird nach (la) p a = p a cos ta = — ; bei den- 
jenigen der Nebenachse hat man da- 
gegen den Fall ß), und es wird nach (I/J) 

wie vorher. 



JC/ 



Vl> COB 1 Ol 



a* 



[Wegen der Wichtigkeit der frag- 
lichen Größen für praktische Zeichnung 
mag hier noch eine einfache Ableitung 
Platz finden, deren Kern allerdings 
einem anderen Ideenkreise angehört. Im 
Punkte H der Hauptachse AA l und 
Flg j. in der Nähe des Scheitelpunktes A er- 

richten wir eine Senkrechte, welche die 
Ellipse in E, E t und den über der Hauptachse als Durchmesser l»e- 
schriebenen Kreis in K, K t schneidet. (Fig. 2.) Der Umkreis de« 





Eine gemeine Schraubenlinie mit zur Grundrißebene senkrechter 
Achse sei in Fig. 3 in Grund- und Aufriß abgebildet. Es sei r der 
Radius des tragenden Kreiscylinders und ß der konstaute Neigungs- 
winkel der Taugente gegen die Grundrißebene. Die orthogonale Pro- 
jektion der Kurve auf diese Ebene ist ein Kreis, für den p, = r; die 
Hauptnormale ist in jedem Punkte zu der genannten Projektionsebene 
parallel und a = ra = /}; Bomit wird nach (Iß) der Krümmungsradius 

der Schraubenlinie in jedem Punkte p = 




m 



C. HllMW. 






Die Aufrißprojektion ist eine Sinuskurve, deren ürürnmungsradius 
im Scheitel S" leicht bestimmbar ist Es ist nämlich die Haupt- 
normale der Schraubenlinie im entsprechenden Punkte auch zur Auf- 
rißebene parallel und der Neigungswinkel der Tangente oder der 
Schmiegungsebene gegen die Ebene a = o = 90° — ß. Also wird nach 
(I ß) der gesuchte Radius pj = p sin' ß, oder, wenn der soeben ermittelte 
Wert von p eingesetzt wird, p t = r tg* ß\ die Konstruktion ist in Fig. 3 
eingetragen. 

Bei einer Lichtrichtung, die zu der Tangente in einem Punkte 
P'P" parallel ißt, wird bekanntlich der Schlagschatten der Schrauben 
linie auf die Grundrißebene eine gemeine (gespitzte) Cykloide, deren 
Scheitelkrümmungsradius wir noch bestimmen wollen. Zu diesem 
Zwecke führen wir eine Ebene E (c n (%) ein, die gegen die Licht- 
richtung senkrecht steht. Der projizierende Lichtstrahlencylinder 
schneidet diese Ebene in einer Kurve k ef die als gemeinsame ortho- 
gonale Projektion der Schraubenlinie und der Cykloide auf die Ebene 
E angesehen werden kann. Der Punkt R(R', R") auf der Schrauben- 
linie, der dem Scheitel R e der Cykloide entspricht, mag sich in den 
Punkt R e der genannten Ebene projizieren; es seien p, p e , p, die 
Krümmungsradien der betreffenden Kurven in diesen Punkten. Be- 
trachten wir erstens k f alß orthogonale Projektion der Schraubenlinie 
auf die Ebene E, so liegt in den entsprechenden Punkten R, R t der 
Fall ß) vor; es ist a — a = 90° — 2/3, mithin p, = p-sin* 2ß. Be- 
trachten wir zweitens k e als orthogonale Projektion der Cykloide auf 
dieselbe Ebene, so liegt in den entsprechenden Punkten R c , R e eben- 
falls der Fall ß) vor, wobei c = ra = 90° — ß ist, mithin p e = p e 8in , /J 

Also wird 

P, ain'Sß r sin* 2 

^ "^ Bvn*"p ~~ ^ ' lin' J3 °" cÖb*0 ' sin'/} 

was zu ermitteln war. 

c) Als weiteres Beispiel leiten wir die Beziehung ab, die zwischen 
den Krümmungsradien p und p in entsprechenden Punkten zweier 
Kurven k und k ü besteht, von denen die letztere eine Verwandelte der 
ersteren ist, d. h. durch Abwickelung einer die Kurve /.- tragenden ab- 
wickelbaren Fläche in eine Ebene aus dieser entstanden ist. 

Es seien (Fig. 4) CD und DE zwei auf einander folgende Ele- 
mente der Kurve k, V und A diejenigen Berührnngsebenen der Fläche, 
die diese Elemente bezw. enthalten, und d die Schnittlinie der ge- 
genannten Ebenen oder die durch D gehende Erzeugende der Fläche. 
Bei der Abwickelung rotiert die Ebene A um die Gerade <7, bis der 
in A enthaltene Elementarstreifen der Fläche in die Ebene f gelangt 



Ar, 








ir Theorie der Krümmung nach den Methoden d. darstellen den Geometrie. 289 




t. Dabei gelangt der Punkt E in eine neue Lage E 0) die wegen 
>r Kleinheit des Drehungswinkels mit der orthogonalen Projektion 
■s Punktes E auf die Ebenu T als zusammenfallend betrachtet werden 
um. Es ißt also die Figur CDE mit der Figur zweier auf einander 
Igenden Elemente der Kurve k kongruent und zugleich als die ortho- 
inale Projektion der entsprechen- 
tn Elemente der Kurve k auf die 
bene V zu betrachten ; da das eine Ele- 
ent in der Projektionsebene selbst 
degen ist, liegt der Fall a) vor, und 
ir bekommen sogleich nach (I«) 

Fl«. 4. 

ier ist m der Neigungswinkel 

fischen der Berührungsebene der abwickelbaren Fläche und der 

:hmiegungsebene (bezw. Ebene) der Kurve k im betreffenden Punkte. 

tinter den Anwendungen dieser Formel Bind besonders die folgen- 
;n zu bemerken, die sich auf die Einzelwertö o = und cd = 90° 
sziehen. Für eine Tangenten flächt ist die Berührungsebene zugleich 
.•hmiegungsebene der Gratlinie, also ist für jeden Punkt dieser Kurve 
=■ und t? = p, d. h. die Krümmung der Gratlinie bleibt bei der 
bwickelung unverändert. — Die Verwandelte einer g&xlätisch"» Linie 
uß als Gerade iu jedem Punkt einen Krümmungsradius p = cx> haben, 
itbin gibt (II) to = 90°, was für abwickelbare Flächen die Haupt- 
genschaft der Geodätischen beweist, daß die Hauptnonnale mit der 
lächennormale beständig zusammenfällt. Bei anderen Flächenkurven, 
o dieses nur in einzelnen Punkten der Fall sein kann, geben solche 
tinkte zu Wendepunkten der Verwandelten Veranlassung. 

2, Wir kehren jetzt zu der allgemeinen Formel (I) zurück, welche 
ir benutzen wollen, um den Wert des Krümmungsradius in einem 
diebigen Punkt einer Ellipse zu ermitteln. 

Ein Kreiscylinder mit dem Radius b stehe mit lotrechter Achse 
if der Grundrißebene TT und werde von einer Ebene E geschnitten, 
e mit TT einen Winkel ra bildet. Die Schnittkurve ist eine Ellipse, 

jren Halbachsen a = • und 6 sind. Wir knüpfen an den be- 

mnten Dande linschen Satz an, nach welchem zwei in den Kreis- 
dinder einbeschriebene Kugeln die Schnittebene E in den Brenn- 
mkten der Ellipse, F t und F, berühren. (Fig. 5.) Es Bei P ein 
diebiger Punkt der Ellipse und t die Tangente dieser Kurve, sowie 
die Mantellinie des Cylinders in demselben Punkte. Die Tangente t 

Archiv der Mathematik und Phv.ik. III. Beiha. VI 19 






290 



C. Hkomam: 



^ZL 



:>' 



■Gt 



r--\6>--;..\ 



:4h 



1TL 



B 



ZA 



TT 



Fig. 5. 



neu 
den 



ist die Schnittlinie zwischen der Ebene E und der Berührungsebene B 
des Cylinders längs »i; diese Ebene B berührt auch die beiden Kugeln 
in den Punkten K t und K s bezw. Wenn aber zwei Berührnngsebenen 
einer Kugel — wie hier E und B — gegeben sind, so müssen 
zwei Geraden, die von irgend einem Punkte der Schnittlinie nach 

Berührungspunkten ge- 
zogen werden können, 
mit dieser Schnittlinie 
denselben Winkel ein- 
schließen. Hier bilden 
demnach die Mantel- 
linie PK t und der Leit- 
strahl PF Y mit der 
Tangente t denselben 
Winkel; ebenso die Ge- 
raden PK, und PF,.'| 
Bezeichnen wir mit tp 
den halben Winkel der 
Leitstrahlen oder den 
Winkel der Ellipsen- 
normale mit jedem der 
Leitstrahlen, so i st daher 
der Winkel zwischen / 
und m gleich 90° — <p, und folglich der Neigungswinkel a der Tangente 
mit der Projektionsebene TT gleich q>. Der Krümmungsradius y der 
Ellipse im Punkte P kann also nach (I) durch die Gleichung bestimmt 

, , coa'm , ., 6* 

werden b = o , oder weil cos © = — , 






(3) 



(J cos a <p = 



Das links stehende Produkt ist mithin für alle Punkte derselben Ellip' 
konstant und gleich dem Krümmungsradius im Scheitel der Hauptachse 
oder gleich der Ordinate im Brennpunkte. 

Nachdem diese Beziehung gefunden ist, kann die ganze Reihe be- 
kannter Konstruktionen des Krümmungsmittelpunktes durch einfach' 
planimetrische Betrachtungen begründet «werden. Die unmittelbare 
Konstruktion der Formel (3) nach Fig. G - — wo PK die Normale ist, 

PM = -, MN a ± PF U N a R _L PK, RK ± PF lf K der gesucht* 



1} Da A", PK t eine Gerade ist, so folgt beiläufig die bekannte EigenschiÄ 
der Tangente, daß sie mit den Leitstrahlen PF X , PF t denselben Winkel einschlieft 






Flg. 6 



'.ur Theorie der Krümmung nach den Methoden d. darstellenden Geometrie. 291 

Krümmnngsmittelpunkt — wird durch die Beobachtung vereinfacht, 
daß der Punkt N a auf der Hauptachse liegt 1 )- es können demnach 

das Absetzen der Strecke PM und das 

Ziehen der Geraden MN a unterdrückt y^"^ j^ 

werden. 

Übrigens beschränken wir uns hier auf 
die Herleitung eines Satzes, der eine Menge 
der fraglichen Konstruktionen — und zwar 
die einfachsten — in sich faßt und der bo 
ausgesprochen werden kann: Die von den 
Achsen legretuiten Abschnitte der Tangente und der Normale werden, 
jimer vom Kurvenpunkt, dieser vom Krümmungsmittelpunlä in demsell>en 
Verhältnisse geteilt. 

Es seien wieder P (Fig. 7) ein beliebiger Punkt der Ellipse, F lr F s 
die beiden Brennpunkte. Die Halbierende deB Winkels F x PF t ist die 
Normale n, welche die Hauptachse 
i*j F t im Punkte N a schneidet und 
mit jedem der Leitatrahlen den Winkel 
tp bildet. Die gegen n senkrechte 
Gerade durch P ist die Tangente i, 
welche die Hauptachse im Punkte T a 
schneidet. Wir zeichnen noch den 
Umkreis des Dreiecks F l PF s ; dieser 
Kreis wird von den Geraden t, n 
in zwei Punkten T h , N/, bezw. ge- 
schnitten, welche die Endpunkte 
eines Durchmessers bilden. Wegen 
der Bogengleichheit F y N 6 = N b F t 

muß jener Durchmesser senkrecht zur Geraden F 1 F t stehen und fällt 
daher mit der (verlängerten) Nebenachse der Ellipse zusammen. — 
Durch die Geraden N a R J_ PN a und RK ± PH wird der KrümmungB- 
mittelpunkt K wie früher auf der Normale bestimmt. Verlängern wir 
jetzt N a R, bis sie F s i^ in Q schneidet, so ist die Figur N a N b F t Q wegen 



Tx 



X 



1) In einem beliebigen Dreieck ist die Projektion einer Winkelhalbierenden 



auf eine von demselben Eckpunkt ausgehende Seite 



/ ! 



•J, 



, wo l die Länge 



der Gegenseite, « die Summe der umfangenden Seiten des halbierten Winkels be- 
zeichnet. Mit l = F, F t = ai/o 1 - ~b» , s = F t F + PF t = 2a wird demnach die 
Projektion der Halbierenden des Winkels F l PF, auT PF, =» — , woraus die Be- 
hauptung folgt. 

1»* 




292 



C. Hbrman: 



der rechten Winkel bei N a und P, ein Kreisviereck, also <^C N a QN,, 
= «£ N a F,N b = «£ P, Pi^ = ^ = «fc N a EK Die Geraden 2V 6 Q und 2? Jf 
sind demnach parallel, ebenso die Geraden N a Q und T a T b ; also folgt 
N a K:KN m = JV a JR : PQ = T a P:PT ll} was zu beweisen war. 

Die einfachen Konstruktionen des Krünimungsmittelpunktes, welche 

die Figuren 8 — 13 



\A 



Fi B . 8—13 



mit genügender Dent 
lichkeit wiedergeben, 
können alle fast ini- 
mittelbar auf diesen 
Satz zurückgeführt 
werden. l ) 

'•i. Indem wir jetzt 
die Orthogonalprojek- 
tion verlassen, suchen 
wir durch dieselbe Me- 
thode wie in 1. einen 



Einblick in die Krümmungsbeziehungen zwischen entsprechenden Kurven 
bei allgemeineren Projektionsarten zu erhalten. 

Es seien zwei Punktsysteme 27 und 27, gegeben, die entweder 
beide räumlich oder beide eben oder das erste räumlich, das zweite 
eben sein können. Wir betrachten irgend eine Transformation, welche 
jeden Punkt deB Systems 27 in einen bestimmten Punkt des Systems Zy 
überführt und von der speziellen Art ist, daß jede gerade Punkt- 
reihe des ersten Systems in eine ebensolche des zweiten übergeführt 
wird. Es folgt dann auch für räumliche Systeme, daß jedes ebene 
Punktfeld einem ebensolchen entspricht. 

Wenn im Systeme 27 die Gerade g den Punkt P enthält, so mnB 
auch in 27 t die entsprechende Gerade #, den entsprechenden Punkt P l 
enthalten. Unter dem Linien element (P, g) verstehen wir dann eine 
kleine Strecke, die von P ausgeht und von g getragen wird, deren 
Länge aber übrigens nach Willkür angenommen werden kann. D«i 



1) Die Konstruktionen stammen von Mannheim, Pelz und Geiaenkeim« 
hnr. Bezüglich der Beweise bemerken wir, daß in den MitteLfigaren die mit des 
Tangente paraUelen Geraden bis zum Schnitt mit der zweiten Achse zu ver- 
längern sind; in den Abbildungen rechts findet man leicht ein mit OT PT. (Für .7) 
ähnliches Punktgebilde wieder. — Die Konstruktionen werden gewöhnlich aus dm 
Stein ersehen Satze gefolgert, daß eine Parabel, welche dem von Tangent.- H 
male und Achsen gebildeten Viereck einbeschrieben ist, die Normale im Krio- 
uiuugsmittelpunkt berührt. Von diesem Satz kommt man auch sogleich zu den 
oben bewiesenen Satz, der aber einfacher und für den Zweck genügend ist 



Zur Theorie der Krümmung nach den Methoden d. darstellenden Geometrie. 293 






entsprechende Gebilde in E x ist das Linieneleiuent (P,, </,), dessen 
Länge von derjenigen der ersten Strecke abhängig ißt. Das Verhältnis 
zwischen der Länge der Bildstrecke und derjenigen der erst ange- 
nommenen Strecke nähert sich, wenn wir diese unbegrenzt verkleinern, 
einem bestimmten Grenzwert A, welchen wir den zu dem Linien- 
element (P, tj) gehörigen Längenändemngskoeffizicnten nennen. 

Wenn eine Ebene E den Punkt P in 2T enthält, so muß ebenso 
auch die entsprechende Ebene E x den entsprechenden Punkt. P t in i", 
enthalten. Ist irgend eines der Systeme eben, so kommt als E, bezw. 
E,, natürlich nur die Ebene des betreffenden Systems in Betracht. Unter 
dem Flächenelement (P, E) verstehen wir dann eine kleine ebene 
Fläche, deren begrenzende Kontur in der Ebene E enthalten ist und 
den Punkt P einschließt oder durch denselben geht, aber übrigens 
nach Willkür angenommen werden kann. Das entsprechende Gebilde 
in 27j ist das Flächenelement (P,, E r ), das von der entsprechenden 
Kontur in E s begrenzt wird. Wenn wir jetzt die erste Kontur unbe- 
grenzt verengern, so nähert sich das Verhältnis zwischen den Inhalten 
der in die Elemente (P t , Ej) und (P, E) eingebenden Flächen 
einem bestimmten Grenzwert *ü, welchen wir den zu dem Flächen- 
element (P, E) gehörigen Fliidttnändernugshnfii zimten nennen. 

Es sei jetzt k irgend eine Kurve im Systeme 2, P ein beliebiger 
Punkt derselben, t die Tangente und E die Schmiegungsebene der 
Kurve in diesem Punkt, sowie k\, P n t x , E t die entsprechenden Ge- 
bilde im Systeme £ v Indem wir zwei benachbarte Punkte Q, R auf 
der Kurve k annehmen und den Umkreis des Dreiecks PQR, sowie 
denjenigen des entsprechenden Dreiecks P, Q t Ji x betrachten, können 
wir offenbar denselben Grenzübergang wie in 1, vollführen. Wenn 
wir mit p, p 4 die Krümmungsradien der Kurven k, bezw. Ä-, in den 
Punkten P, bezw. P, bezeichnen, so leuchtet ein, daß wir durch das 
genannte Verfahren zu der Beziehung 



(DJ) 



pi = e 



geführt werden, wo X den zum Linienelement (P, t) gehörigen Längen- 
änderungskoeftizienten, ij den zum Flächenelement (P, E) gehörigen 
Flächenänderungskoefnzienten bezeichnet Die Krümmungsänderung 
ist also von den Gesetzen für die Längen- und Flächenänderungen in 
einfacher Art abhängig. 

Dieser allgemeine Ansatz ist, bei der oben gemachten Beschränkung, 
für die Reliefperspektive, die Zeutralprojektion und die Parallelprojektion 
jowie für die allgemeineren kollinearen oder afhnen Verwandtschaften 



zwischen räumlichen oder ebenen Systemen verwertbar. Wir führen ihn 
hier für einige spezielle Fälle weiter aus. 

Bei allgemeiner (schiefer) Parafldprojektion ist die Längen- 
änderung für ein Linieueleinent (P, g) nur von der tragenden Geraden g, 
nicht Ton der speziellen Lage des Punktes P in derselben abhängig. 
Wenn y und y t die Winkel der entsprechenden Geraden g und g x mit 
der Richtung der Projektionsstrahlen bezw. be- 
liehnen, so ist nach Fig. 14 1\ Q s sin y 1 = PQsin y, 
und der LängenänderungakoefTfizient für das Linien- 
element (P, g) demnach 

W A ~ PQ "siny, 

— Ebenso ist die Flächenänderung für alle Punkt« 
derselben Ebene konstant. Zwei entsprechende 
Flücheneleniente (P, E), (P u E,) haben auf eine 
gegen die Richtung der Projektionsstrahlen senk- 
rechte Ebene dieselbe orthogonale Projektion, d. h. es 
ist A&mt = ^sin*!, wenn wir mit £, f, die Winkel der Ebenen E. 
bezw, Ej gegen die Projektionsrichtung und mit A, A t die Inhalte der 
Flächenelemente bezeichnen. Der zu dem Flächenelement (P, E) ge- 
hörige Flächenändenmgskoeffizient wird demnach 



Fig. 14. 









(5) 



sin f 
-in t. 



Die Formel (IDT) gibt dann nach (4) und (5) 



ft 



Hiry Bin e, 



8in°j' 1 sin« 
p t sin a y, (> sin'/ 



«in f. 



sin* 



Von dieser Formel ist (I) in 1. ein spezieller Fall, der für 
Yl = £ , = 90° eintritt, weü dann y = 90° - a, e = 90° - a wird. 1 ) 

Bei Zcntraiprojcktion ist sowohl die Längen- wie die Flächen- 
änderung nicht nur von der tragenden Geraden, bezw. Ebene, sondern 
auch von der speziellen Lage des Punktes abhängig. Es seien das 
Projektionszentrum, (P, g) und (P,, g^ zwei entsprechende Luüen- 



1) Andererseits kann — wie wir in 1 b) bei einem speziellen Beispiele pf 
zeigt haben — daB fragliche Problem bei der schiefen Projektion, durcli Ein 
schieben einer gegen die ProjektionBriichtung senkrechten Ebene, in jedem Tor- 
liegenden Fall mit der für die Orthogonalprojektion aufgestellton Formel (I) 
erledigt werden. 




Zur Theorie der Krümmung nach den Methoden d. darstellenden Geometrie. 295 












eleinente und y, y x die Winkel der Geraden //, bezw. tj u mit dem Pro- 
jektionsstrahle OPP l (Fig. 15). Durch einen benachbarten Strahl 
OQQi, der mit dem ersten den kleinen 
Winkel u einschließt, wird ein zweites Paar q 

entsprechender Punkte Q, Q v bestimmt. Weil 

P t Q t : 0P t = sin a : sin (y x -f a), 
PQ.OP = sin « : sin (y + «) , 
so folgt 

!'<<> ' OP' sm(y,+«) 



J?i 



7i 



Fig. 15. 



Wenn « gegen Null konvergiert., geht das 
links stehende Verhältnis in den zum Linienelemente (P, g) gehörigen 
Längenänderungskoeffizienten über, der also den Wert 

jP, flhi y 



O P sin y, 



bekommt. 

Um jetzt auch das Gesetz für die Flächenändemng abzuleiten, 
betrachten wir zwei entsprechende Flächenelemente (P, E), (P 15 Ej). 
Es sei s (Fig. 16) die Schnittlinie der beiden Ebenen E und E,, A 
dir durch gelegte gegen s 
senkrechte Ebene, welche E 
und Ej in den Geraden d, bezw. 
r/, schneide. In der Ebene A 
ziehen wir die durch gehen- 
den, mit rfj und d parallelen 
Geraden, welche E, Ej in den 
Punkten V, bezvv. V schneiden. 
Als Grundfigur in der Ebene E 
nehmen wir ein kleines Rechteck 
an, dessen Seiten zu 6" parallel 
und senkrecht sind. Die ent- 
sprechende Figur in Ej ist ein 
Paralleltrapez, in welchem zwei 

Seiten mit s parallel sind, während die anderen zwei nach dem 
Punkte V gerichtet Bind. Wegen der kleinen Dimensionen kann 
das Trapez hinsichtlich der Inhaltsberechnung als Parallelogramm be- 
trachtet werden. Der gesuchte Flächenänderungskoeffizient ij ist dann 
als Produkt zweier Längenänderungskoeffizienten X' und X" gebildet, 
von denen X' die Änderung der mit s parallelen Grundseite, X" die- 
jenige der gegen s senkrechten Höhendimensionen angibt. Weil die 




Fig 1« 




296 



C. IIkmian: 



beiden Grundseiten in E und E t parallel sind, ist sogleich uach (8) 

— Die Höhen der Figuren sind die Abschnitte, welche durch Ver- 
längerung der parallelen Seiten auf d und r/j bestimmt werden; wenn 
der Schnittpunkt zwischen d und der durch P gehenden Grundseite 
mit N bezeichnet wird, so ist demnach l" der zu dem Linienelemente 
(N, d) gehörige Längenänderungskoeffizient. Also folgt nach (6) 

ON, sin ONV 



k" = 



Eh ist aber 



ON «in ON t V 



ein ONV 



ünON, V 



ON, 

ON 



mitbin 



i »_(ON 1 \* OV 
\0N! ' V > 



oder weil 0N V : ON = 0P 1 : OP, 



\0P) ' ÖV 



Der gesuchte Flächenänderungakoernzient wird demnach 
CO 



-»•r- (»y 



ov 

OV' 



Die Längen OV, OV haben eine einfache Bedeutung; sie sind 
nämlich die Abstände deB Zentrums von den Geraden v t v' r welche 
— als Schnittlinien der Ebenen E, E t mit den durch gelegten 
Parallelebenen — in dem gegenseitigen Entsprechen der beiden Ebenen 
als „VerschwindungBlinien" oder Bilder der unendlich fernen Geraden 
auftreten. Anstatt dieser Längen können wir auch die senkrechten 
Abstände c, e t des Zentrums von deu Ebenen E, Ej einführen, weil 
OV : OK'=e:f,; also wird auch 



(7 a) 






Werden die gefundenen Werte von A und jj nach (ti) und (7«) 
in die Formel (IQ) eingesetzt, so heben sich die Kuben des Ver- 
hältnisses 0P 1 : OP gegenseitig auf, und es ergibt sich 



was wir so schreiben: 
00 



ein'y e 
"l " sin' y, e, ' 



y t ain' y, p sin* y 



Zur Theorie der Krümmung nach den Methoden d. darstellenden Geometrie. 297 



In dieser Formel bezeichnet nach, obigem y den Winkel zwischen 
ProjektionBBtrahl und Kurventangeute, e den senkrechten Abstand des 
Projektionszentrums von der Schmiegungsebene (bezw. Ebene) der Kurve k. 
Zufolge ihrer Ableitung ist die Formel gültig für die Abbildung eines 
räumlichen Systems im Räume durch Reliefperspektive oder für die 
Abbildung eines räumlichen Systems auf eine Ebene durch Zentrat- 
projektion, oder endlich für die ebenfalls durch Zentralprojektion ver- 
mittelte Abbildung eines ebenen Systems auf eine Ebene, die mit 
derjenigen des Originalsystems nicht zusammenfällt. 1 ) 

Ein besonders einfaches Beispiel für die Anwendung der Formel (V) 
bieten die Kurven auf einem Umdrehungskegel, da der Kreisschnitt 
als Zentralprojektion einer jeden solchen Kurve für die Kegelspitze 
als Zentrum betrachtet werden kann. Ist ft der konstante Winkel 
zwischen der Mantellinie und der Achse des Kegels, so hat der im 
Abstand h von der Spitze geführte KreiBschuitt den Radius r = hlgfi. 
Es ist dann pj = r , f t — 90°, ^ = h ; also folgt für jede Kegelkurve 



(8) 



(«a r 



-X-fcf, 



wo y den Winkel zwischen Mantellinie und Kurventangente , e den 
senkrechten Abstand der Spitze von der Schmiegungsebene (bezw. 
Ebene) bedeutet. Für die ebenen Schnitte des Umdrehungskegels 
ziehen wir noch den Dandelin sehen Satz herbei, nach welchem die 
Brennpunkte des Kegelschnittes durch berührende Kugeln bestimmt 
werden können. Wir finden dann sofort — und zwar durch dieselben 
Schlüsse wie für den Zylinder in 2. — daß der Winkel zwischen 
Tangente und Leitstrahl auch gleich y ist. Es ist also y = 90° — <p y 
wenn <p wieder den halben Winkel zwischen den Leitstrahlen bezeichnet, 
und wir bekommen aus (8) 

p cos 3 tp = etgfi. 

Das ÜnkB stehende Produkt ist somit wie für die EllipBe auch für 
jeden Kegelschnitt konstant; aus dieser Beziehung können die Kon- 
struktionen des Krümmungsmittelpunktea für die Hyperbel und die 
Parabel in analoger Art abgeleitet werden, wovon wir jedoch hier ab- 
stehen. 

Wir wollen noch die Verhältnisse bei der geodätischen Linie des- 
selben Kegels kurz erwähnen. Es sei P ein behebiger Punkt dieser 






1) Bei der zentriachen Kollincation zwischen zwei in derselben Ebene ver- 
einigten Systemen bleibt die Formel noch gültig, wenn e, p, gegen die oben defi- 
nierten Längen OV, OV vertauscht werden, welche in diesem Falle noch ihre 
Bedeutung behalten. 




298 



0. Heumak: 



Kurve; m die Länge der Mantellinie von der Spitze O bis P Die 
Schmiegungsebene E der Kurve steht senkrecht zur Berührungsebene 
des Kegels; die von auf E gefällte Senkrechte muß daher ihren 
Fußpunkt auf der Tangente haben. Dann wird aber, wie die Ab- 
wickelung sogleich zeigt, der Abstand e der Spitze von der 
Schmiegungsebene = m sin y und für jeden Punkt konstant, nämlich 
gleich der Länge, die in der Abwickelung den Abstand der Spitze 
von der als Verwandelte auftretenden Geraden mißt. Bisher gelten dk 
Entwickelungen für jede Kegelfläche. Für den Unidrehungskegel 

* ibt < 8 > tg, , 

p = =f -m», 

d. h. p variiert proportional dem Kubus der Mantellinienlänt"' ■> 
die übrigen Größen konstant sind. In dem Scheitel wird m = e und 
p = m tg ft. 

4, In den Formeln (IV) und (V) des vorigen Paragraphen sind 
zwei flächentheoretische Sätze enthalten, die wir noch besonders hervor- 
heben wollen. Dieselben erledigen nämlich für einige wichtige Flächen- 
familien die Frage, wie die Eigenschaften der Fläche die Krümmung 
ehr Kurven beeinflussen, die auf ihr durch Scftiwiden mit anderen 
Flächen bestimmt werden können. 

Um die Sätze einfacher aussprechen zu können, führen wir die 
folgenden Benennungen ein. Unter dem Kriimmungsmodul in einem 
Punkt P einer Kurve bezüglich einer festen Richtung verstehen wir die 

Größe ^s — y , wo p der Krümmungsradius der Kurve in P ist, während 

y den Winkel der Kurventangen te r a denjenigen der Schmiegungseben* 
(bezw. Ebene) der Kurve mit der festen Richtung bezeichnen. — Unter 
dem Kriimmungsmodul in einem Punkt P einer Kurve bezüglich eints 



festen Punktes verstehen wir die Größe 



p sin a y 



wo p wieder d« 



Krümmungsradius der Kurve ist, während y den Winkel zwischen der 
Kurven tangente und dein Strahl OP t e den senkrechten Abstand des 
Punktes O von der Schmiegungsebene (bezw. Ebene) der Kurve be- 
zeichnen. 

Nach den Formeln (IV) und (V) gelten dann die folgenden Sitz«: 
Der Kriimmungsmodul in den verschiedenen Punkten einer Kmr 
bezüglich einer festen Richtung wird durch Parallelprojektion in diaer 
Richtung niefd verändert. 

Der Kriimmungsmodul in dm verschiedenen Punkten einer Ktuv 
bezüglich eines festen Punktes wird durch Zentralprojektion von dtestm 
Punkte aus nicht verändert. 






Zur Theorie der Krümmung nach den Methoden d. darstellenden Geometrie. 299 









Weil aber dabei die projizierenden Strahlen allgemeine Zylinder-, 
bezw. KegelHikhen erzeugen, bekommen wir die folgenden Sätze: 

Bei einer beliebigen Cylinderflächc haben die Krümmungsmoduln be- 
züglich der Richtung der Erzeugenden in Punkten derselben hlantdlinic 
für alle auf der Fläche liegenden Kurven stets denselben Wert u. 

Bei einer beliebigen Kegel fläclie haben die Kribnmungsmodtdn be- 
züglich der Spitze des Kegels in Punkten derselben Mantellinie für alle 
auf der Fläche liegenden Kurven stets denselben Wert u. 

Wir betrachten auch eine abwickelbare Fläche allgemeiner Art. 
die von den Tangenten einer Kurve doppelter Krümmung erzeugt wird. 
Eb sei g diese Kurve oder die Gratlinie der Fläche, ein beliebiger 
Punkt auf g und t die Tangente daselbst, die eine Erzeugende der 
Fläche ist. Wir nehmen als Spitze eines „Richtungskegels", dessen 
ManteEinien zu den einzelnen Erzeugenden der Fläche bezw. parallel 
sind. Der Kegel und die Fläche haben die Erzeugende t gemein; die 
beiden Elementarstreifen der Fläche, welche an t anstoßen, können 
auch als dem Kegel zugehörig betrachtet werden, weil die entsprechenden 
Elementarstreifen des Kegels mit jenen kongruent sind und einen 
Winkel einschließen, der auch gegen den Winkel der Erzeugenden un 
endlich klein ist. Mithin oskulieren sich die Flächen längs der Ge- 
raden r, d. h. eine beliebige Ebene schneidet aus den beiden Flächen 
zwei Kurven aus, die in dem auf t liegenden gemeinschaftlichen Punkt 
dieselbe Krümmung aufweisen. 1 ) Es muß dann auch der Satz gelten: 

Bei einer allgemeinen abtviekelbaren Fliidte haben die Krümmungs- 
moduln bezüglich eines Punktes der Gratlinie in Punkten der durch 
geltenden Erzeugetiden für alle auf der Fläclie liegenden Km-ven stets den- 
selben Wert m. 

In diesem Sinne gelten also die Gleichungen: 

(VI) für Cylinderflächen ^^ = u, 









(VU) 



für die übrigen abwickelbaren Flächen - = *. 



1) Man könnte auch die abwickelbare Fläche mit einem anderen Kegel ver- 
gleichen, demjenigen nämlich, welcher ans die Gratlinie projiziert, d. h. den 
Punkt O ab Spitze hat und die Kurve g enthält. Dieser Kegel hat freilich mit 
der Fläche die Berührungsebene längs t gemein, welche die SchmiegungBebene 
der Gratlinie in ist; entsprechende Elementarstreifen sind aber nicht kongruent, 
und die Flächen oskulieren sich auch nicht. Vielmehr haben zwei Kurven, die 
von derselben Ebene aus dem Kegel und aus der Fläche ausgeschnitten werden, 
in dem gemeinsamen Punkt auf ( Krümmungsradien, die sich wie 3:4 verhalten 
(Siehe die nachstehende Mitteilung: Über einige Krümm ungseigenachaften etc.) 




300 



C. Heumam: 



Den Wert u wollen wir in den verschiedenen Fällen den Krüm- 
muriffsmodtd der Fläche längs der betreffenden Mantellinie nennen. 
Derselbe ist vollständig bestimmt, wenn man in irgend einem Punkte P 
auf der Mantellinie die Krümmung einer auf der Fläche liegenden, 
dnrch diesen Punkt gehenden Kurve kennt. Es Legt am nächsten, den 
Hanptschnitt in P zu betrachten, d. h. diejenige Kurve, die von einer 
durch P gelegten, zur Mantellinie senkrechten Ebene ausgeschnitten 
wird. Wir bezeichnen mit r den Krümmungsradius dieser Kurve in P. 
Bei einer Cylinderfläche wird dann schlechthin u = k, bei den übrigen 

Flächen u = - , wenn m die Länge der Mantellinie von P bis zur 

Spitze des Kegels, bezw. zu dem Berührungspunkte auf der Gratlinie 
bezeichnet. Bei besonderen Flächen kann es einfacher sein, andere 
Schnitte zu betrachten, z. B. bei dem Unidrehungskegel den Kreis- 
Bchnitt, wobei man — wie in (8) 3. — rindet, daß m für die ganze 
Fläche konstant ist, und zwar jr = tgu, wenn u den Winkel zwischen 
Mantellinie und Achse bezeichnet. Dieselbe Eigenschaft muß auch 
denjenigen abwickelbaren Flächen zukommen, deren Richtungskegel 
ITmdrehungskegel sind; es sind diese die abwickelbaren Schrauben 
flächen, deren Gratlinien beliebige Schraubenlinien, d. h. geodätische 
Linien auf beliebigen Cylinderflächen sind. Bei diesen Flächen bekommt 
dann u in jedem Punkte denselben Wert cotß, wo ß der Winkel 
zwischen den Erzeugenden der Fläche und der Haupt schnittebene der 
zugehörigen Cylinderfläche ist. 

Die Krümmungseigenschaften einer abwickelbaren Fläche sind als 
bekannt anzusehen, wenn der Wert des Krümmnngsmoduls für jede 
Mantellinie gegeben ist. Dieses vorausgesetzt, wird die Krümmung 
einer Flächeukurve in irgend einem Punkte von der Richtung der 
Tangente und der Schmiegungsebene bestimmt. Um die Verhältnisse 
besser zu übersehen, können wir die Ausdrücke für den Krummungs- 
modul in eine andere Form bringen. 

Die Lage der Schmiegungsebene E einer durch den Punkt P 
gehenden Flächenkurve k in diesem Punkte kann durch zwei Winkel 
bestimmt werden, und zwar 1) den Winkel y zwischen der Kurven- 
tangente und der durch P gehenden Erzeugenden, 2) den Winkel v 
zwischen E und der Flächennormale in P, oder zwischen E und der 
Ebene desjenigen Normalschnitts, der mit k gemeinschaftliche Tangent* 
hat. Ist die Spitze des Kegels, bezw. der Berührungspunkt der 
Erzeugenden mit der Gratlinie', und bezeichnen wir wieder mit »t die 
Länge, der Mantellinie OP, so hat OP auf diejenige Richtung, die in 
der Berührungsebene der Fläche senkrecht zur Kurventangente steht, 



Zur Theorie der Krümmung nach den Methoden d. darstellenden Geometrie. 301 



die Projektion m sin y, also auf die zur Schrniegungsebene senkrechte 
Richtung die Projektion m sin y cos v, was also gleich e ist. Bei einer 
Cylinderfläche ist sin e die Projektion einer auf der Mantellinie abge- 
tragenen EinheitsHtrecke auf die zur Schmiegungsebene senkrechte 
Richtung, was für m — 1 aus dem vorigen Ausdruck fließt, also 
sin e = sin y cos v. Infolgedessen erhalten wir aus (VI) und (VII) 

ff sin 1 / 



für Cylinderflächen 

für übrige abwickelbare Flächen 



= M, 



p8in')> 

w cos v 



Aus diesen Formeln ziehen wir unmittelbar folgende Schlüsse: 

1) Beim Vergleich verschiedener Schnitte durch denselben Punkt 
und mit derselben Tangente, unter denen der Normalschnitt {y = 0) 

mit dem Krümmungsradius p„ auftritt, finden wir = ?«• Di es ü>t 

der Meuniersche Satz. 

2) Beim Vergleich verschiedener Normalschnitte (v = 0) durch 
denselben Punkt, unter denen der Hauptschnitt (y = 90°) mit dem 
Krümmungsradius « auftritt, finden wir p a sin*y=/i. Dies ist der 

für die abwickelbaren Flächen spezinlisierte Eulersche Satz. 

3) Beim Vergleich verschiedener Hauptachnitte durch Punkte längs 
derselben Mantelliuie finden wir 

für die Cylinderfläche r = const., 

für die übrigen abwickelbaren Flächen — = const 

Wir sehen somit, daß der gemachte Ansatz ausreicht, um die 
Krümmungsverhältnisse bei allen abwickelbaren Flächen vollständig zu 
erledigen, womit wir hier abbrechen. 

Stockholm, 25. Oktober 1902. 



302 



('. Hei'MA«: 



Über einige Mmmnngseigenschaften bei abwickelbaren 
Flächen nnd bei Kegelknrven. 

Von C. Heuman in Stockholm. 

Wir betrachten eine allgemeine abwickelbare Fläche F; es sei g 
die Gratlinie derselben, ein Punkt auf g, t die Tangente dasell^t, 
welche eine Erzeugende von F ist, und P ein Punkt auf t\ der 
Abstand OP werde mit m bezeichnet. Durch P gehe eine beliebige 
Flächenkurve k, deren Tangente in P mit ÖP den Winkel y ein- 
schließt und deren Schmiegungsebene daselbst von den senkrechten 
Abstand e hat. Es sei p der Krümmungsradius von k in P. lu 
dem vorigen Aufsätze habe ich auf geometrischem Wege bewiesen, 
daß die Größe 

(!) Ä_. 

für alle durch P gehenden Fläehenkurven konstant ist und auch von 
der Lage des Punktes P auf t unabhängig; ich nenne u den Kriim- 
mungsmothtl der Fläche längs der Erzeugenden (. Übrigens kann der 
Ausdruck (1) in eine andere Form gebracht werden, wodurch der Zu- 
sammenhang mit bekannten Flächensätzen zum Vorschein kommt. Be- 
zeichnen wir nämlich mit v den Winkel zwischen der Schmiegungf- 
ebene der Kurve k in P und der Flächennonnale daselbst, so i<t 
e — m sin y cos v, mithin wird (1) 



(2) 



P sin* y 

m rrtu v 



In dieser Form erkennt man eine Zusammenfassung des Eulerschen 
und des Meunierschen Satzes mit dem Satze von der nomothetischen 
Änderung des Krümmungsradius in parallelen Schnittten längs derselben 
Erzeugenden. 

Eine gegen ( senkrechte Ebene in P schneidet den Hauptschnitt 
Jc m in diesem Punkte auß. Ist r der Krümmungsradius von k m in P, 
so gibt (1) oder (2) 



(3) 



M = 



wird also OP oder m gleich 1 gewählt, so wird schlechthin #=** 
— Wir bezeichnen noch mit p , t den Krümmungs-, bezw. Torsions 



Über einige KrüinmungseigenBchaften Lei all wickelbaren Flächen etc. 303 
radius von g in 0; wählt man dann m = p„, so findet man leicht, daß 



•ha 



(4) 



Pa 



ist Für den im Abstand p gelegttii llniiptschnitt k^ ist nämlich 
das Bogenelement gleich dem Produkt von p mit dem Winkel zweier 
unendlich benachbarten Erzeugenden oder dem Kontingenzwinkel von g, 
also gleich dem Bogenelement ds von g in 0. Dagegen ist der Kon- 
tingenzwinkel von kf, n in P gleich dem Winkel zweier unendlich be- 
nachbarten Berührungsebenen von F oder Schmiegungsebenen von g, 

da 
d. h. = —5. . Durch Division erhält man r = r n . 

Für eine Kegelfläche gilt obiger Satz (1) unverändert ; die Grat- 
linie schrumpft zu einem Punkte 0, der Spitze des Kegels, zusammen. 
Bei dem Umdrehungskegel findet man durch Betrachtung des Kreis- 
schnittes, sofort nach (1) m = tg jtt, wo p den Winkel zwischen Mantel- 
linie und Achse bedeutet. 

Kehren wir zur Fläche F zurück. Wird als Spitze eines 
RicJitungskegels K r angenommen, so oskulieren sich die Flächen F und 
K r längs t; es hat demnach auch für K r der Krümmungsmodul längs / 

den Wert — • Die Form von K r ist von der Lage der Spitze unab- 
hängig; die Krümmungsmoduhi sind daher für F und K r überall längs 
entsprechenden Erzeugenden einander gleich. — In dem besonderen 
Falle, wenn g eine Schraubenlinie (allgemeiner Art) ist, wird K r ein 
Umdrehungskegel; also ist der Krümmungsmodui für K T und Bodann 
auch für F überall konstant und = tg fi, wenn u der Winkel zwischen 
den Tangenten der Schraubenlinie und den Mantellinien der tragenden 
Cyiinderfläche ist; denn die Mantellinien und die Achse von K r schließen 

auch dießen Winkel ein. Somit ist nach (4) — in jedem Punkte 

der Gratlinie konstant und = tg p\ auf solche Art kann demnach auch 
diese bekannte Eigenschaft der Schraubenlinien hergeleitet werden. 

Wir wollen noch die Fläche F mit einer anderen Kegelfiäche ver- 
gleichen, dem Prqjektionskegel K p , welcher mit als Spitze die Grat- 
linie g enthält. Dieser Kegel hat auch t als Mantellinie und längs 
derselben die BerührungBebene mit F gemein; wir wollen den Wert 
m des Krümmungsmoduls für K p längs t ableiten. Zu diesem Zwecke 
nehmen wir auf g einen zu benachbarten Punkt P an; die Werte 
von p, y und e bezüglich der Flächenkurve g in dem Punkte P be- 
stimmen nach (1) den Wert von M p längs ÖP und durch Grenzüber- 
gang längs t. Es sei h der kleine Bogeuabstand PO; die Projektionen 




304 



C. Hkimah: 



der Strecke PO auf die Tangente, die Hauptnonnale und die Binormale 
von g in P Beien 7^, A s , h s bezw. Diese Größen können in Potenz 
reihen nach h entwickelt werden, die mit den Gliedern 

bezw. anfangen (r der Torsionsradius von g in P). Für die Pro- 
jektion y des Winkele y auf die Schmiegungaebene in P gilt 

tg y = r 1 = — ± etc; wegen der Kleinheit von A s ist aber y von y, 
and sin y von tg y nicht sehr verschieden, sodaß die Entwickelang 
von sin y auch mit dem Gliede — beginnen muß. Weil e schlecht- 
hin = h s ist, bekommen wir 



Bin" 7 



= fö± etc -] : [iT± etc ]-^± etc - 



1^^^ = ^ = ^= 



'Po 






Der Krümmungsmodul von K p längs t ist also \ von dem Werte des 
Krümmnngsmoduls der Flächen K, und F längs derselben Erzeugenden. 
Weil die Kurve g beliebig angenommen werden kann, ist damit 
auch folgender Satz bewiesen: Wenn eine, auf einer beliebigen Kegel- 
fläche liegende Kurve g durch die Spitze geht, so ist das Verhältnis 

- für die Kurve g in gleich * von dem Wert des Krümmungsmoduh du 

Kegelfläche längs derjenigen Mantellinie, die g in berührt. SpezieU 
kommt: Für eine Kurve auf einem Umdreltungslcegel , die durch die 
Kegelspitze geht, ist das Verhältnis — daselbst = }tgji, wenn p drn 

Winkel zwischen Mantellinie und Acfise bezcicfinet. 

Um dies auch durch Rechnung nachzuweisen, schreiben wir die 
Gleichungen einer beliebigen Kegelfläche in der Form 



«!«, y = *,v, z = a a v, 



(6) 

wo a,, a,, of a drei Funktionen eines Parameters u sind, welche die Be- 
dingung Ea* = 1 erfüllen mögen. Wir können dann u { als die Rich- 
tungskosinus der Tangente einer Hilfskurve deuten, deren Bogenlänge 
n ist. Bezeichnen wir die KichtungskosinuB der Hauptnormale, bei- 
der Binormale derselben Kurve mit ß i} bezw. y i} sowie den Krümniangs 
und Torsionsradius mit q und t bezw., bo bekommen wir aus (6) 






*« = ßf-> 



x" 



-«T 



f 

Xu = üf| f 

v a d f\\ v ,, 



ß> 



aC# = 0, 



Über einige Krflnunnngseigenschaften bei abwickelbaren Flachen etc. 305 
wonach die Fundamentalgroßen der Kegelfläche die Werte bekommen 
*-£, F=0, G = \, 



9*' 

und der Hauptkrümmungsradius 



M=N=0 



E -,- r 



also weil v die Lange der Mantellinie ist 
Krümmungsmodul u = 



— Eine Kurve auf der Kegelfläche wird durch die Annahme v = f(u) 
festgestellt. Wenn wir die Differentiation nach « mit Accenten an- 
deuten, bekommen wir aus (6): 

.»-.(."-^A^-t.)-,,.!, 
x'" = «i •?>! + A -qp» + y, (- 3^; + %•»), 

wo die <p Funktionen von h bezeichnen, die für v = endlich bleiben. 
Mithin wird für die Kegelspitze oder v = 



Ex 



'» 



,'«• 



* y * 

k" y" *" 



4.^; |*V*'"| 6.^ 



Die Radien p t , r k der Kurve Je bekommen also daselbst die Werte 
mithin wird 

I T 






s-> 



was zu beweisen war. 

Stockholm, 25. Oktober 1902. 



Archiv dar Mathematik nnd Phyiik HI. Eaihe. VI. 



20 



Rezensionen. 



E. Mach. Die Prinzipien der Wärmelehre. Historisch kritisch nit 
wickelt. 2. Auflage, Leipzig 1900, J. A. Barth. XII u. 484 S. gr. 8° 

Seiner Mechanik hatte Mach die Wärmelehre folgen lassen, derrn 
zweite, nicht wesentlich veränderte Auflage erfreulicherweise schon nach 
wenigen Jahren nötig wurde. 

Anlage und Durchführung deB Buches entsprechen ganz seinem der 
Mechanik gewidmeten Vorgänger. Die historisch-kritische Darstellung gibt 
den Entwickelungsgang der Wärmelehre, und zwar ebenfalls in der Absicht, 
den physikalischen Inhalt des behandelten Gebietes herauszuheben, ohne das 
Eingehen auf rein mathematische Stoffe zu vermeiden, namentlich solcher, 
zu deren Ausbildung gerade physikalische Probleme Anlaß gegeben bähen. 

Wie in allen Machscben Schriften, so hier besonders in der Wanne- 
lehre tritt die vornehme, ausgeprägte Persönlichkeit des Verfassers wohl- 
tuend hervor, wozu vermehrter Anlaß gegeben ist durch die umfangreichere 
Berücksichtigung von erkenntnistheoretischen Fragen, die nicht nur wie in 
der Mechanik eingeflochten sind, sondern zum Teil in besonderen Kapiteln 
behandelt. Der Verfasser will damit diese Erörterungen solchen Physikern 
ersparen, die derartige Lektüre nicht lieben. Diese Erleichterung, gewisse 
Teile auszuschalten, ist allerdings in mancher Hinsicht zu bedauern. Denn 
die leider wohl große Zahl derjenigen zu vermindern, die einer vertieften 
Betrachtung der Dinge abgeneigt sind, müssen gerade die Machscben Dar 
legungen ganz besonders geeignet erscheinen. 

Der Verfasser beschränkt den physikalischen Inhalt seines Buches auf 
die Entwickelung der Prinzipjen, gibt also nicht etwa einen bis auf die 
Gegenwart fortgeführten Bericht selbst nur des Wichtigeren. Gar nicht 
aufgenommen sind die mechanische Gastheorie und die Thermochemie. Die 
Gliederung des Inhaltes ergibt sich im übrigen bei einer vornehmlieb 
historischen Darstellung in den Hauptzügen von selbst. Demgemäß ist 
zunächst die Thermometrie besprochen, darauf die Warmeverbreitung, die 
Kalorimetrie und die Thermodynamik. Schon der erste Abschnitt hat in 
unserer physikalischen Buchliteratur reichlich Gelegenheit reinigend zu wirken, 
denn die Begriffe der Temperatur und der Temperaturskala pflegen in den 
Lehrbüchern gemeinhin nicht mit der erforderlichen Sorgfalt behandelt ff> 
werden. So versetzen auch bessere den noch unkundigen Leser durch die 
Art der Darstellung leicht in den Glauben, daß dem Gasthermometer von 
vornherein die Eigenschaft beiwohne, die „wahre" Temperatur zu zeigen- 
Unverkennbar besteht ja hinsichtlich des Begriffes der Temperatur bei dem 
jetzigen Aufbau der Wärmelehre die Schwierigkeit, daß er schon im Anfang* 



Rezensionen. 



301 



eingeführt werden muß and sozusagen erst zuletzt genau definiert werden 
kann. Wie diese Schwierigkeit zu überwinden ist durch Hinweis auf die 
zunächst bestehenden Zweifel, ohne dabei aber den Baugrund für das Folgende 
ganz unsicher zu machen, dazu bietet die Mariische Darstellung die beste 
Anleitung. 

»Wie sich der Verfasser in seiner Mechanik veranlaßt sah, gelegentlich 
der Besprechung der formellen Entwicklung der Mechanik die Grundzüge 
der Variationsrechnung zu behandeln, so gibt ihm hier die Lehre von der 
Wanneleitung Gelegenheit, auf das Wesen der partiellen Differentialgleichungen 
einzugehen, im Zusammenhange mit der Four versehen Theorie, nachdem 
er in einem Kapitel vorher ( ( ,das Continuum") in gewissem Sinne eine 
Einleitung dazu gegeben. Die Darstellungsweise entfernt sich dabei wie im 
ganzen Buche betrachtlich vom Schulniäßigen und wird manchen Physiker 
nnd Techniker bedauern lassen, daß der Verfasser solche Exkurse ins Gebiet 
der reinen Mathematik natürlich nicht oft machen kann. 

»In deu folgenden Kapiteln ist die Entwickelung der Vorstellungen 
gegeben, die den Begriff der spezifischen Wärme und der Wärmemenge ent- 
halten. Die Anlage des Werkes ergibt von selbst, daß hier manche Einzel- 
heiten behandelt sind, die man jetzt gewöhnt ist in systematischen Dar- 
stellungen der Thermodynamik zu finden, so deu Überströmungaversuch von 
Gay-Lussac, die Bestimmung des Verhältnisses der spezifischen Wärmen 
der Gase nach Clement und Desormes, die Laplace-Poissonsche 
Gleichung u. a. m. Da dieselben Abschnitte auch die Entwickelung der 
Kenntnisse von der Verdampfungs- und Schmelzwärme enthalten, so erscheinen 
sie etwas knapp gegenüber anderen Teilen. Mit besonderer Liebe sind die 
Verdienste von Black hervorgehoben, der wenigstens deutschen Lesern wenig 
bekannt ist und der, dauernd als vielbeschäftigter Arzt tütig, hinsichtlich 
verspäteter Anerkennung seiner physikalischen Leistungen manche Ähnlich- 
keit mit seinem engeren Fachgenossen Robert Mayer aufweist. 

Die vorgehende Betrachtung der Erkenntnisse, die tatsächlich schon 
vor der Ausbildung der Thermodynamik vorhanden waren, läßt diese schon 
in der äußeren Gruppierung übersichtlicher erscheinen und regt Bedenken 
an, ob nicht überhaupt deren systematische Behandlung von andern Schrift- 
stellern zu früh bevorzugt ist, und nicht besser der Anschluß an die historische 
Entwickelung wenigstens noch für lange Zeit allgemeiner hätte beibehalten 
werden sollen. Das soll hier rein praktisch gemeint sein, insofern als Ziel 
der Darstellung die Mitteilung des physikalischen Inhaltes der Thermo- 
dynamik verstanden wird. Denn die allgemeinere Verbreitung der thermo- 
dynamischen Lehren, die über die elementarsten hinausgehen, ist selbst hinter 
bescheidenen Wünschen zurückgeblieben. An diesem unerfreulichen Zustande 
wird allerdings mehr noch als die Gruppierung des Stoffes die meist beliebte 
Darstellungsweise die Schuld tragen. Die formale mathematische Behandlung 
hat nur für den Leser einen Sinn, der den physikalischen Inhalt übersieht. 
In diesen durch mathematische Operationen wirklich einzuführen wird erst 
möglich sein, „wenn einst die Wissenschaft vollendet sein wird", um mit 
Helmholtz zu reden. Man braucht andererseits nicht in das andere Extrem 
;u verfallen, wie Moutier in seiner Thennodynamiquc, der den Gebrauch 
er formalen Mathematik radikal ausschließt; denn diese ist doch wieder 
zu wertvolles Hilfsmittel, und der grundsätzliche Verzicht, auf sie hat 

20* 




308 



Rezensionen. 






nur schwerfällige Künsteleien and Beschränkungen znr Folge. Die einfache, 
klare, in jeder Hinsicht vorbildliche Darstellung Machs von der physikalischen 
Thermodynamik wird hoffentlich nach ihrem Werte gewürdigt und berück- 
sichtigt werden. Sie nimmt naturgemäß einen breiten Raum des Werke» 
ein, und doch wird der Leser bedauern, sie nicht noch tun einen Abschnitt 
ähnlich wie „die weitere Verwendung der Prinzipien" in der „Me< 
des Verfassers vermehrt zu sehen. Die Anwendung der Prinzipien auf die 
Dampfe wenigstens wird ungern vermißt werden. Auch würde mancher 
Leser vielleicht ein ausführlicheres Eingehen auf den in weiteren Kreisen 
bis jetzt mehr dem Worte als dem Sinne nach bekannten Begriff der „Entropie" 
gewünscht haben. Wohltuend berührt die Art, wie der Verfasser auf diesem 
für eine historische Darstellung immer noch gefährlichen fiebietc, auf dem 
Neid und Cliqueusvesen längere Zeit eine so unschöne Rolle gespült haben, 
den Leistungen der Einzelnen gerecht wird. Daß auch ein kräftiges Wort 
nicht vermieden wird, wenn es sich um die anschauliche Kennzeichnung 
eines gewissen Wissenschaftsbetriebes bandelt, kann u. a. aus der Anmerkung 
S. 253 ersehen werden. 

Aus der Fülle anregender Betrachtungen allgemeineren und besonders 
erkenntnistheoretischen und psychologischen Inhaltes, die teils eingestreut 
in den besprochenen Abschnitten, teils in den letzten, ihnen besonders 
ko-widniften Kapiteln enthaften Bind, mögen noch einige Andettfcongen gegeb 
werden. Dem Leser der „Mechanik" ist der vom Verfasser mit V 
verwendete Begriff der „Ökonomie in der Wissenschaft" geläufig. Er wird 
deshalb nicht verwundert sein, hier ein besonderes Kapitel darüber zn finden 
Der befreienden Kraft dieses Begriffes, der beispielsweise den Wert und die 
Rolle der Prinzipien in der Mechanik mit einem Schlage kennzeichnet, wird 
sich so leicht niemand entziehen und ebenso wie diesen so auch „die \ Vi- 
gleichung als wissenschaftliches Prinzip" hinterher wie etwas Selbstverständ- 
liches empfinden. Die vielgebrauchten und notwendigerweise sich von selbst 
einstellenden Bilder und Analogien sind Ausdrücke dieses Vergleichungs- 
prinzipes. Unter Bild und Analogie wird aber von dem Verfasser, und das 
ist bezeichnend für seine naturwissenschaftlichen Anschauungen überhaupt, 
viel mehr verstanden, als wir sonst gewöhnt sind. Schon in der „Mechanik" 
wurde ausgesprochen, zur Verwunderung mancher, daß doch keineswegs 
gerade die mechanischen Vorstellungen am tiefsten zu gehen brauchten, daß 
doch also in der Zurückfühning aller Naturerscheinungen auf die mech- 
ErklärungM weise nicht das Endziel der Forschung erblickt werden könnf. 
Viel nachdrücklicher noch wird in der Wärmelehre darauf hingewiesen, 
übrigens unter Anführung anderer namhafter Forscher, daß aus dem 
Parallelismus im Verhalten der verschiedenen Energieformen nicht einfach 
auf ihre Identität zu schließen ist. Die mechanischen Vorstellungen sind 
deshalb dem Verfasser auch nur Bilder, das einseitige Festhalten an dies« 
Vorstellung erscheint ihm als eine Art Befangenheit. Er geht noch 
auch die Formel ist ihm nur „eine Analogie zwischen einer Rechnungs- 
operation und einem physikalischen Prozeß, deren Bestehen oder Nicht 
bestehen in jedem besonderen Falle eben auch zu prüfen ist", und es soll* 
vermieden werden, „daß au die Stelle der mechanischen Mythologie einfaen 
eine algebraische gesetzt werde". Für dieses offene Aussprechen werden ihm 
liiMiuders die dankbar sein, die mechanische Bilder jeder Art als berechtigt*» 






ItMIMUifHIWl 



309 









id unentbehrliches Forschungsmittel bewußt benutzen, ohne hinterher sich 
veranlaßt zu sehen , in unwahrer Darstellung die gewonnenen Erkenntnisse 
als Folgen formaler mathematischer Operationen auszugeben. 

Diese wenigen Andeutungen müssen hier genügen. Mögen sie zu ein- 
gehendem Studium des Werkes anregen, das jedem aufmerksamen Leser 
Förderung physikalischer Erkenntnis bringt weit über den engeren Stoff 
hinaus. Umfassendes Wissen, kritische Schärfe, klare Darstellung und edle 
Offenheit geben auch diesem Werke Machs das Gepräge eines Kunstwerkes, 
dessen Bedeutung in geistiger wie gemütlicher Hinsicht, nicht hoch genug 
gewürdigt werden kann. 

Berlin. A. Rotth. 

Ad. Werntfkes Lehrbuch der Mechanik in elementarer Darstellung 
mit Anwendungen und Übungen aus den Gebieten der Physik 
und Technik. Erster Teil. Mechanik Fester Körper. Von Alexander 
Wem icke. Vierte völlig umgearbeitete Auflage. Braunschweig 1901, 
Vieweg u. Sohn. XV u. 809 S. 10 Mk. 
Dieses Werk, zuletzt 1877 in dritter Auflage erschienen, wird jetzt von 
dem Sohne des Verfassers in neuer Gestalt herausgegeben. Ursprünglich für 
die preußischen Gewerbeschulen bestimmt, soll es nunmehr außer den Tech- 
nikern auch den Kandidaten des höheren Schulanits dienen, welche sich für 
das Prüfungsfach der angewandten Mathematik vorbereiten. Es soll eine 
technische Mechanik in dem üblichen Umfange der Lehrbücher, aber in 
elementarer Behandlung bieten. Nach der Vorrede werden nur soviel Kennt- 
nisse vorausgesetzt, wie der Reifeprüfung der altsprachlichen Gymnasien ent- 
spricht, Differential- und Integralrechnung werden ausgeschlossen. Indessen 
wird die Bewegungsfreiheit bald dadurch vermehrt, daß durch Grenzbetrach- 
tungen eine Tabelle hergeleitet wird, um von einfachen Funktionen (je", sinx, e*) 
zu den Ableitungen überzugehen und umgekehrt von letzteren zu den Stamm- 
funktionen aufzusteigen. Eine Zurückführung von Integrationen auf elemen- 
tare Snmmationen wird dadurch überflüssig. Ist hiermit ein gut Teil der 
Infinitesimalrechnung für die rechnerische Behandlung der Aufgaben gewonnen, 
so wird für die allgemeinen theoretischen Herleitungen, die den Hauptteil 
des Werkes bilden, ein uneingeschränkter Gebrauch von Grenzübergängen 
gemacht. Der Unterschied von der üblichen Darstellung besteht also nur 
darin, daß die Symbole und die ökonomische Bezeichnungsweise der Diffe- 
rentialrechnung bei Seite bleiben; sie werden durch eine neue konsequent 
ausgebildete Symbolik ersetzt, die nur den Nachteil hat, nicht die übliche 
zu sein. So sind s x , s f , s t die Koordinaten, v g , v , v t die Komponenten 
der Geschwindigkeit, j x , j j t die der Beschleunigung eines Punktes, o<pi 
sind entsprechende Größen für die Rotation eines Körpers. Der Differential- 
quotient einer Funktion von / wird als ihre Erzeugungsgeschwindigkeit 
eingeführt. Die Gleichung der lebendigen Kraft lautet für einen Punkt: 
JE — Eq "= -F^-Kr-L w), d.h. die Änderung der Energie wird durch die 
entsprechende Fläche der Tangentialkraft-Weglinie dargestellt. Nach dem 
Verfasser soll diese Auffassung von „elementarer" Behandlung sich in der 
angewandten Mathematik mehr und mehr einbürgern. Sie hat mit der bisher 
gültigen Bedeutung des Wortes nichts zu tun. Man verlangte bisher, 



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Rezensionen. 



schauliclie, in ihrer Tragweite übersehbare Operationen gelöst würde ohne 
Anleine bei den allgemeinen Prinzipien, die wohl richtige Resultat«, aber 
keine Einsicht, in das Zustandekommen einer Bewegung geben. 

Die Grenzübergänge werden vielfach an sorgfältigen Figuren veranschau- 
licht, die nur dadurch ein etwas unruhiges Aussehen gewinnen, daß fast 
immer die betrachteten Kurvenbogen link» und rechts von Inflexionspunkten 
eingeschlossen werden. Die mechanischen Begriffe, die meist in Komponenten 
zerpflückt durch drei Gleichungen gegeben werden, erhalten durch die An- 
wendung der Vektoren eine einheitliche Darstellung. Für die Zug- und 
Druckspannungen bei Dachkonstrnktionen und Brückenträgern, auf die kürz- 
lich Schill ke als auf ein reiches Aufgabenmagazin hingewiesen hat, werden 
die Methoden der Graphostatik benutzt, ebenso für einige Schwerpunkts- 
bestimmungen. So wird auch der Wert von Ooriolis' fingierter Kraft geo- 
metrisch an Figuren entwickelt. Angewandt wird sie z, B. auf die Radial- 
turbine und auf die östliche Abweichung fallender Körper. 

Das Buch beansprucht zwar im ganzen als systematisch zu gelten, doch 
bezieht sich dies mehr auf die allgemeinen theoretischen Entwicklungen, 
z. B über die allgemeinste Bewegung des starren Körpers, über die Re- 
duktion der Kräfte am starren Körper, über die Eigenschaften der Trägheits- 
momente. Die Anwendungen, die oft die wichtigsten Einzelprobleme be- 
handeln, sind mehr methodisch geordnet. 

In der Einleitung werden schwierige Fragen über die Grundlagen der 
Mechanik, über die Körper der Außenwelt, die Relativität der Bewegung, 
den Begriff der Kraft gestreift, ferner wird die Addition der Vektoren be- 
handelt Alsdann beschäftigt, sieh der erste Abschnitt des Werkes mit der 
Phoronomie oder Kinematik, der zweite mit dem materiellen Punkt, der 
dritte mit der Dynamik, d. h. Statik des starren Körpers, wobei die Reibung 
als tangentiaie Reaktion sehr ausführlich behandelt wird, endlich der viert* 
mit der Kinetik, d. h. Bewegung unter dem Einfluß von Kraft in. 

Die gleichförmige Kreisbewegung wird im ersten Abschnitt nach den 
beiden möglichen Anschauungen behandelt, das eine Mal als gebrochen« 
Linie mit Kraftimpulsen an den Eckpunkten, das andere Mal als Aneinander- 
reihung von Parabelbogen mit stetiger Kraftwirkung. Es wird gezeigt, daß 
beide Arten, die erste und die zweite Annäherung für das Zeitelement, beim 
Übergang zur* Grenze auf dieselbe Bewegung führen. 

Die Figuren zur schiefen Ebene sind so gezeichnet, daß man an eine 
rollende Bewegung des beweglichen Körpers denken muß. Er müßte die 
Gestalt eines Schlittens oder gleitenden Körpers haben, zumal im weitem 
Verlauf des Werkes die rollende Bewegung, sogar mit Rücksicht auf Reibung, 
als abweichend von der gleitenden genau erörtert wird. 

Als Anwendung zur Phoronomie finden wir den Wurf, das Pendel, die 
Planetenbewegoug, das Foucaultsche Pendel. Letzteres wird unter Zerlegung 
der Erdrotation in zwei Komponenten behandelt mittelst des Grundsaües, 
daß Schwingungen, die in Richtung des Meridians eingeleitet werden, an- 
genähert als eben gelten können. Wenn dieser Grundsatz richtig ist, M 
werden die Schwingungen auch nach einer Stunde noch als eben gelten 
können, also ist die in ihm enthaltene Voraussetzung unnütz. 

Im zweiten Abschnitt wird die dynamische Grundgleichung „Kraft 
= Masse mal Beschleunigung" wenig befriedigend dadurch eingeführt, daß 






Rezensionen. 



311 



sie das Analogon sei za dem Satze: „Gewicht «= Masse mal Beschleunigung", 
daß man sie seit Newtons Tagen allen einschlagenden Untersuchungen zu 
Grunde gelegt habe und dabei ohne Ausnahme mit der Erfahrung in Überein- 
stimmung geblieben sei. 

„Bewege man einen Körper an einem Faden im Kreise, so wirke auf 
ihn die Spannung des Fadens als Zentripetalkraft-, die Reaktion, als Zug 
an der Hand nach außen bemerkbar, sei die Zentrifugalkraft. Unglücklicher- 
weise heiße so auch die fingierte Kraft der relativen Bewegung, deren An- 
griffspunkt aber der bewegliche Punkt sei.* 1 Dagegen ist zu bemerken, daß 
die fingierte Kraft der relativen Bewegung wegen ihrer Wichtigkeit Anspruch 
auf einen besondem Namen hat, und daß Zentrifugalkraft sachgemäß ist, 
selbst der Laie erkennt sie, irrt jedoch darin, daß er sie für eine wirkliche 
Kraft halt. Für die Reaktion ist ein besondrer Name überflüssig, der vor- 
geschlagene aber unberechtigt Bildet der obige Faden eine Schleife, die 
um einen als Zentrum dienenden Stab herumgleitet, so erfährt der Stab eine 
zentripetale Reaktion. Bewegen sich Erde und Mond um ihren Schwerpunkt, 
so ist die Aktion, auf den Mond ausgeübt, zentripetal, die Reaktion gleichfalls. 

Im dritten Abschnitt ist irrtümlich ein Körper, der mit seiner konvexen 
Grundfläche auf einem Tisch hin und her rollen kann, bezüglich der Gleich- 
gewichtelagen als ein Beispiel der Befestigung in einem Punkte aufgeführt 
worden. 

Der vierte Abschnitt bringt zum Schluß eine elementare Theorie des 
Kreisels, die ihrem wesentlichen Inhalte nach auch einen Teil der Festschrift 
zu Dedekinds siebzigstem Geburtstag bildet. Der Flilchensatz und der Satz 
von der Energie liefern zwei Gleichungen zwischen den bekannten Größen 
p y q, r, hier tp x , <p , (p t , von denen die letzte, die Winkelgeschwindigkeit 
um die Kreiselachse, konstant ist. Ist # der Winkel zwischen der Vertikalen 
und der Kreiselachse, so ergibt sich für <p T = d&/dl ein Wert als Funktion 
von 9, welcher zeigt, daß & in engen Grenzen schwankt, und zwar in 
harmonischen Schwingungen. Zugleich ergibt sich <p ■>, die Winkelgeschwindig- 
keit der durch die Achse gelegten Vertikal-Ebene, als nahezu proportional zur 
Abweichung des Winkels # von seinem Anfangswert, so daß man die bekannte 
Präzesaion der Kreiselachse verbunden mit einer sog. Nutation erhält. Es ist 
nicht zu leugnen, daß diese „elementare" Behandlung im wesentlichen alle 
Erscheinungen beschreibt, welche auch bei einer genaueren Behandlung zur 
Darstellung kommen. Sie ist eben eine aus den genauen Formeln folgende 
„angenäherte", nicht aber im bisherigen Sinne „elementare" Darstellung. 
Daß sie irgendwie das leistete, was man in der analytischen Mechanik ver- 
mißt, daß sie das Paradoxon des Kreisels aufklärte, der bei schiefer Lage 
nicht umfällt, wäre durchaus in Abrede zu stellen. In der beigegebenen 
Figur für die Bahn des Kreiselschwerpunkts müßten die einzelnen Ranken 
die Gestalt von Zykloiden haben, sich daher berühren, nicht aber Winkel 
von etwa 90° bilden. Die nicht näher untersuchte Reibung hat nicht die Folge, 
daß der Kreisel umfällt, sondern zunächst die, daß seine Achse sich aufrichtet 

Zu der Figur für die Poinsotsche Herpoloide sei bemerkt, daß sie nach 
neueren Untersuchungen nicht die von Poinsot ihr beigelegten Inflesions- 
punkte besitzt, sondern nach außen konvex ist. 

Berlin. < M. KorrE. 



312 



Rezensionen. 









Abhandlungen zur Geschichte der mathematischen Wissenschaften 
mit Einschluß ihrer Anwendungen. (Begründet von Moritz Cantor). 
14. Heft mit 113 Figuren im Text. Inhalt: Axel Anthon Björnbo, 
Studien über Menelaos' Sphärik. Heinrich Suter, Nachträge und Be- 
richtigungen zu „Die Mathematiker und Astronomen der Araber und 
ihre Werke.*' Karl Bopp, Antoine Arnauld als Mathematiker. 338 S. 
B. 6. Teubner. Leipzig 1902. 
Die drei in diesem Hefte der Abhandlungen zur Geschichte der Ma- 
thematik vereinigten Arbeiten stehen nicht in dem geringsten inneren Zu- 
sammenhange, sie werden, möchte man sagen, nur durch den Einband zn- 
sammengohalten. 

Hr. Björnbo hat überaus verdienstvolle und mühsame Untersuchungen 
über Menelaos angestellt, für welche ihm auch derjenige dankbar sein wird, 
der nicht in alle gezogeneu Folgerungen einzustimmen vermag. So viel 
erscheint gesichert, daß der griechische Text der zahlreichen von Menelaos 
unter Trajans Regierung verfaßten Schriften noch unbekannt ist, daß alles, 
was wir über ihn wissen, aus arabischen und hebräischen Übersetzungen 
herstammt, sowie noch mittelbarer aus einer von Gerhard von Cremen» 
verfaßten mittelalterlichen Übersetzung aus dem Arabischen. Der t'remonesw 
war es auch, der die Verketzerung Mileus einführte, unter welcher der 
Name Menelaos sich lange verbarg. Zu der lateinischen Übersetzung 
Gerhards geseUte sich dann im 13. Jahrh. ein lateinischer Kommentar, dessen 
Verfasser Hr. Björnbo in Campanus von Novara erkannt hat, dem eine 
reichere kommentierende Tätigkeit zuzuschreiben scheint, als man bisher 
annahm. Die Sphärik war sicherlich nicht das einzige Werk des Menelaos, 
wenn auch das einzige, welches wir genauer kennen. Dun dürfte der Begriff 
des aus Bögen größter Kreise gebildeten sphärischen Dreiecks, des xplzlivpor 
im Gegensatze zu dem Tqtywov (Dreieck überhaupt), entstammen. Mene- 
laos wird mit höchster Wahrscheinlichkeit erkannt haben, daß sphärische 
Dreiecke mit lauter gleichen Stücken nicht kongruent zu sein brauchen, 
sondern symmetrisch gleich sein können. Er hat das 1. Buch sein« 
Sphärik, so weit es möglich war, dem 1. Buche der euklidischen Elemente 
nachgebildet und vielfach auf die allerdings nicht trigonometrisch sondern 
stereometrisch gehaltene Sphärik des Theodosius zurückgegriffen. Letztere 
selbst gründet sich auf eine schon voreuklidische Sphärik, Theodosiu- 
dürfte vor Hipparch gelebt haben oder dessen Zeitgenosse gewesen sein, 
Während wir diesen Ergebnissen des Hrn. Björnbo durchaus zustimmen, 
scheint uns seine wichtigste Behauptung weit mehr hypothetischer 
Natur zu sein. Hr. Björnbo stellt nämlich auf, der sogenannte Satz des 
Menelaos sei schon Hipparch bekannt gewesen. Wenn wir die Beweis- 
führung recht verstanden haben, so besteht sie darin, daß uns berichtet ist, 
Hipparch habe 6tä xmv ygaftfiäv, d. h. mittels auf der Kugel gezeichnete 
Figuren, eine Untersuchung erledigt, bei deren Führung der Satz des Mene- 
laos sich nützlich erweisen kann. Daraus schließen zu wollen, die Kon- 
struktion des Hipparch habe in Ziehung der Transversalen des Menslaos 
bestanden, scheint uns doch allzukühn. Wir können den Beweis des Gegen- 
teils nicht führen, aber irgend eine Tatsache ist keinesfalls auf nwli isVsitn 
Behauptungen zu gründen. Wir durften mit diesem Zweifel nicht rurnck- 
halten, da Hr. Björnbo allzusehr auf seiner Vermutung weiterbaut 



Rezensionen. 



313 



Hier die aweite Abhandlung können wir uns sehr kurz fassen. 
Hr. Suter hat, wie die Überschrift es aussagt, in ihr Nachträge und Be- 
richtigungen zu seiner rühmlich bekannten Monographie über die Mathe- 
matiker und Astronomen der Araber gesammelt. Wer jene frühere Schrift 
zu benutzen in der Lage ist, wird die Nachtrage vergleichen müssen. 

Hr. Bopp führt uns in wesentlich neuere Zeiten, in Zeiten von so 
häufiger Durchforschung, daß man es kaum für möglich hätte halten sollen, 
in ihnen einen als Mathematiker so gilt wie unbekannten Schriftsteller an 
das Licht zu ziehen, und doch ist dieses Hrn. Bopp gelungen Wir können 
deshalb seine Abhandlung, die ihm zur Erlangung der Doktorwürde an der 
Universität Heidelberg gedient hat, und die wir in allen Phasen ihrer Ent- 
stehung verfolgen durften, den Fachgenossen dringend empfehlen. Antoine 
Arnauld stand, wie man langst wußte, in freundschaftlichen Beziehungen 
zu Blaise Pascal. Er war es, der den letzteren veranlagte die berühmten 
l'rovinzialbriefe gegen die Jesuiten zu schreiben, dor ihm das theologische 
Material dazu lieferte. Was man aber nicht mehr wußte, das war die 
Tatsache, daß die beiden auch auf mathematischem Gebiete Gesinnungs- 
genossen gewesen sind, und daß hier Arnaulds Feder zu Papier brachte, 
was den Grundanschauungen nach beiden bis zu einem gewissen Grade ge- 
meinsam gewesen sein mag. Von Pasc als dahin zielenden Arbeiten hat 
sich nur das Bruchstuck Iie Vesprit i/vomt'lrique erhalten. Anderes hat 
Pascal vermutlich zum großen Teil selbst vernichtet, als er sah, wie weit 
Arnaulds ihm handschriftlich bekannt gegebene Ausarbeitungen seine 
eigenen überflügelten. Im Drucke erschien Arnaulds Logik allerdings erst 
im Todesjahre Pascals 1G62, seine Geometrie gar erst 1667. In der 
Logik ist verhältnismäßig kurz geschildert, wie Form und Anordnung einer 
Elementargeomctrie sein müssen, in der Geometrie selbst ist jener Plan 
zu vollendeter Ausführung gebracht. Man sollt« es für unglaublich halten, 
wenn es nicht wahr wäre: die Geometrien von Malazien, vonVarignon haben 
sich erhalten, die von Arnauld, nach deren Muster beide Schriftsteller 
arbeiteten, war vergessen, bis Hr. Bopp sie neu entdeckte und in Arnanld 
den Euklid des 17. Jahrhunderts erkennen ließ. Auch auf dem Gebiete der 
sogen. Zauberquadrate hat Arnauld gearbeitet und Fortschritte erzielt, 
welche das Recht haften der Vergessenheit entzogen zu werden. Wir dürfen 
darum Hrn. Bopp auch für diesen letzten Abschnitt seiner Abhandlung unseren 
Dank nicht vorenthalten. 

Heidelberg. M. Cantor. 

Schonte, P. H. Mehrdimensionale Geometrie. Erster Teil. Die 
linearen Räume. Mit 65 Figuren und 335 Aufgaben. Sammlung 
Schubert XXXV. Leipzig 1902. G. J. Göschen. 8°. VTH u. 295 S. 
Preis geb. 10 Mk. 
Wie weit verbreitet heutzutage in mathematischen Kreisen das Operieren 
mit dem Begriffe mehrdimensionaler Mannigfaltigkeiten oder Räume ist, be- 
weist (auch dem Nichtmathematiker) das vorliegende Buch, das bezweckt, 
die Studierenden der Mathematik in die Euklidische mehrdimensionale Geo- 
metrie systematisch einzuführen. 

L Diesen Zweck würde das Buch meines Erachtens viel vollkommener 
en, wenn der Verfasser in einem einleitenden Kapitel dem Leser an 



314 



isionen. 



Beispielen gezeigt hätte, wie man zu dein Begriff mehrdimensionaler 
Mannigfaltigkeiten gelangt ist oder dazu gelangen kann, und wie der 
Mathematiker, diese konkreten Falle umfassend, völlig abstrakt definiert, 
was er unter einem M-dimensionalen linearen Baume verstanden wissen will. 
Dieses freilich nicht leicht zu schreibende Kapitel wäre auch für Nieht- 
mathematiker von großem Interesse gewesen; denn ganz gebildete Männer 
stellen den Mathematiker, sobald er von einem vierdimensionalen Raum« 
spricht, mit einem Spiritisten ungefähr auf gleiche Stufe. Ich fürchte, daß 
dieses Vorurteil durch die ersten Nummern dieses Buches eher verstärkt 
als zerstört werden wird. Denn wenn der Verfasser auf S. 1 , nachdem er 
Linie, Fläche und Raum durch Bewegung von Punkt bezw. Linie und 
Fläche hat entstehen lassen, nun fortfahrt: „Es leuchtet ein, wie man auf 
diese Weise weiter gehen kann, jedesmal ein neues Glied der Reihe «Punkt, 
Linie, Fläche, Raum u. s. w.» aus dem vorhergehenden ableitend", so rnuB 
ich gestehen, daß mir dies nicht einleuchtet und es auch dem Anfänger 
nicht einleuchten wird; denn er kann sich unseren dreidimensionalen An- 
schauungsraum nicht als Teil eines mehrdimensionalen, mithin auch keine 
Bewegung dieses Baumes „vorstellen", weil die betreffendeu Erfahrungs- 
tatsachen fehlen. Auch die Bemerkung zu Nr. 6 (S. 7): „Anstatt darüber zu 
grübeln, ob es eine Welt gibt, in der man außerhalb eines gegebenen 
Raumes einen Punkt annehmen kann, sind wir hier schon ganz zufrieden 
mit der Tatsache, daß sich eine solche Welt überhaupt denken läßt", wird 
einem gewissenhaften Leser, der bisher nur dreidimensionale Geometrie ge- 
trieben hat, über die Klippe nicht hinweghelfen; denn er wird sich sagen, 
er könne sieh eine solche Welt eben nicht denken. Ich meine, es gibt ans 
dieser Schwierigkeit kaum einen anderen AuBweg als den Leser vorerst auf 
einen höheren logisch-geometrischen Standpunkt zu leiten, bevor man mit 
Räumen beliebiger Dimensionen zahl operiert. 

In diesem einleitenden Kapitel hätte sich auch die Gelegenheit gefunden, 
dem Studierenden eine wenigstens ungefähre Vorstellung von dem Nutzen 
der mehrdimensionalen Geometrie zu geben; jetzt, fürchte ich, wird mancher 
nach dem Lesen der ersten Seiten das Buch aus der Hand legen, indem er 
sich sagt, er verstehe es doch nicht und sehe nicht ein, welchen Zweck 
diese Hirngespinnste haben sollten. Und dies tut mir leid, da das Buch 
eine Menge interessanter Dinge enthält, die selbst Mathematikern, wenn sie 
sich nicht gerade speziell mit mehrdimensionaler Geometrie beschäftigen, 
unbekannt sein dürften. 

Von den 9 Paragraphen des Buches behandeln die ersten drei die Er- 
zeugung der (stets linearen) Räume, ihren Parallelismus und ihre Ortko- 
gonalität, der vierte Abstand und Winkel zweier Räume. In ihnen erscheint 
mir besonders erwähnenswert die Definition der verschiedenen Grade von 
Parallelismus und Orthogonalität, ferner die Definition des Winkels zweier 
Räume .ßd, und R^ mit einem gemeinschaftlichen Punkt 0. Gibt ee in 
diesen zwei Räumen je eine von ausgehende Gerade OA^ und OA^, so- 
daß die Ebene OA l A i sowohl zu Ra t als R^ halbnormal ist, d. h. dafl 
sie sowohl zu "einer Geraden von R a , als von R^ senkrecht steht, dann 
nennt Hr. Schoute ■^C.A 1 OA i den Winkel der beiden Räume und be- 
weist (Nr. 48), daß es, wenn d l <^d s ist, d l verschiedene solche Winkel 
gibt, deren Ebenen paarweise aufeinander senkrecht stehen. Statt des neuen 










Rezensionen. 



315 



Namens „Punktwert" eines Raumes für seine am eins vermehrte Dimensionen- 
z&hl hätte der Verfasser die auch von anderen Autoren angenommene 

raßmannsche Bezeichnung „Stufe" beibehalten sollen. 

Am meisten allgemeineres Interesse dürfte der § 5 erwecken, der die 
teilende Geometrie des mehrdimensionalen, insbesondere des vier- 
dimensionalen Raumes behandelt, weil in dieser Hinsicht nur wenige Ar- 
beiten vorliegen (dein Referenten sind nur 1 ) Bemerkungen W. Fiedlers und 
Aufsatz von Veronese darüber bekannt) und diese hauptsächlich die 

bbildung des R t auf den R 3 behandeln, wahrend hier der B n auf den S t , 

ie Ebene, abgebildet wird. Der Verfasser denkt sich zu diesem Zwecke 
im R n ein rechtwinkliges Koordinatensystem mit den Achsen OX t , O.Yj, . . ., OX H 
gewühlt und von den \n(n — l) Ebenen, welche sie bestimmen, eine Kette 

n n — 1 Ebenen, wie OX t X i1 OX i X i , . . ., OX M _ 1 X K herausgegriffen. 

ie durch einen beliebigen Punkt P senkrecht zu diesen Ebenen gelegten 
, schneiden sie bezüglich in den Punkten P n , P ss , . . ., P H _ t H , den 
orthogonalen Projektionen des Punktes P auf die » — 1 Ebenen. Durch 
Drehung um die gemeinschaftlichen Achsen lassen sich die n — 1 Projektions- 
ebenen in eine einzige Ebene, die Zeichenebene, ausbreiten, sodaß der Punkt 
P des P K durch « — 1 Punkte der Zeichenobene ebenso dargestellt wird 
wie im gewöhnlichen Räume ein Punkt durch Aufriß und Grundriß. Diese 
n — 1 Punkte liegen derart, daß die Verbindungslinie je zweier aufeinander- 
folgenden P,_j ; , P, , + 1 zur Achse OX { senkrecht steht. Für den J? 4 kann 
man die Ausbreitung insbesondere so vornehmen, daß die Halbachsen OX s 
und OX t die Ergänzungen von OX l und OX, bilden. In hinreichend 
vielen Beispielen wird gezeigt, wie auf diese Weise Gerade, Ebenen und 
Räume dargestellt und sie betreffende Aufgaben zeichnerisch gelöst werden 
können. Auch auf die Axonometrie und auf Analoga des Pohlk eschen 
Satzes für mehrdimensionale Räume geht der Verfasser kurz ein. 

In § 6 wird ziemlich ausführlich die analytische Geometrie des R H be- 
bandelt unter Benutzung von Punkt- und i? B _,-Koordinaten; auf die Ko- 
ordinaten der anderen linearen Räume im R n und die damit zusammen- 
hängenden Komplexe wird nicht eingegangen. Tn der Geometrie der Lage, 
mit der sich § 7 beschäftigt, scheint mir die Verwendung der sogenannten 
„Orthogonalitfltsverwandtschnft" (die identisch ist mit der Aufeinanderfolge 
einer Fußpunktentransformation und einer Inversion mit demselben Zentrum) 
unsystematisch. Die Kollineationsverwandtschaft zweier konjektiven JR n wird 
besprochen, ohne aber die möglichen Fälle systematisch zu untersuchen, was 
ja den Anfänger auch ermüden würde. Das Nullsystem im Ji n , mit dem 
sich der Verfasser schon in einigen Abhandlungen beschäftigt hat, erfährt 
eine eingehendere Behandlung. § 8 („Geometrie der Anzahl") beschäftigt 
sich mit einigen anzahlgeometrischen Fragen, § 9 mit der Polygonometrie, 
insbesondere mit dem vierdimensionalen Vierkant. 

Vom pädagogischen Standpunkte aus will mir scheinen, als ob der 
Verfasser, in dem Bestreben möglichst viele interessante Dinge in das Buch 
hinein zu bringen, die Systematik gestört und dem Leser das Studium hier- 
durch noch mehr erschwert hätte. Damit z. B. das in Nr. 128 über das 



- 



1) Gino Loria: Sur quelques problemea ellmentaires de la geometrie 
ilescriptive ä trois et quatre dimensions. Dieses Archiv (3) 2, 267 — 266. Red. 




316 



Rezensionen. 



Prinzip der Erhaltung der Anzahl Gesagte dem Anfänger verständlich würde, 
müßte viel weiter ausgeholt werden. Vor allem gilt dies von manchen der 
335 Aufgaben. Welchen Zweck hat z. B. die Aufgabe 1) mit dem Hinweis 
auf die Nicht- Legendresohe Geometrie, da diese doch eine Nicht- Archi- 
medische Geometrie ist, und in dem vorliegenden Buche das Archimedische 
Axiom überall stillschweigend als gültig vorausgesetzt wird. 

Die Schreibweise weist öfters undeutsche Wendungen und nicht völlig 
klare Sätze auf. Literatur -Verweise finden sieb nur spärlich vor. 

Zusammenfassend möchte ich sagen: Das Buch wird für jeden Mathe- 
matiker Interessantes bieten, dem Anfänger jedoch mehr Schwierigkeiten 
bereiten, als es dem Stoffe nach nötig wäre. 

Wien, im Dezember 1902. E. Müller. 



Perry. Höhere AnalyBis für Techniker. Autorisierte deutsche Be- 
arbeitimg von Fricke und Süchting. Leipzig 1902, B. G. Teubncr. 
Vin u. 423 S. 12 Mk. 

Die zur Einfühlung in das Gebiet der Differential- und Integralrechniuij: 
vorhandenen Lehrbücher sind für den Ingenieur, dessen Tätigkeit schon 
nach Absolvierung der ersten Semester sich mehr auf die konstruk' 
praktische Seite als auf die wissenschaftliche erstreckt, infolge ihres groBen 
Unifangs und des meist sehr fühlbaren Mangels an praktisch gewählten 
Beispielen zum großen Teil ungeeignet. 

Das vorliegende Buch sucht die erwähnte Lücke nach Möglichkeit 
auszufüllen und ist mit dem Werke von Autenheimer, das inhaltlich 
annähernd dasselbe bietet, wohl am besten für denjenigen geeignet, der in 
kurzer Zeit alles Vergessene wieder auffrischen und bei dem Studium 
schwierigerer Probleme der Elektrizitätslehre, Wärmemechanik, FestiglwiU- 
theorie usw. die mathematische Seite nicht missen möchte. Sehr viele 
Techniker, sonst vorzügliche Konstrukteure, sind, mangels eines geeigneten 
Lehrbuches, sehr oft mit dem Resultat einer theoretischen Untersm Imnc 
vollkommen zufrieden, ohne über den Ausgangspunkt und den Entwickelongs- 
gang im Klaren zu sein. 

Einer Fülle von wertvollen Beispielen tritt man schon beim Durch- 
blättern der ersten Seiten entgegen. Wer mit den Gesetzen der höheren 
Mathematik schon mehr vertraut ist, wird erstaunt sein über die einlache, 
fesselnde Art, mit der der Autor selbst verwickeitere Fälle zur Lösung 
bringt. Gleich im Anfang wird des Kurheimechanismus, des Cardanisystems, 
des Lemniskoidenlenkers Erwähnung getan. Der Ingenieur wird 
Interesse betätigen für die Entwickolungen über freien Fall, schiefen Wurf, 
Biegungstheorie, Seilkurven, den Wirkungsgrad der Heizfläche eines Dampf- 
kessels, Festigkeit von Cylindern, Zapfenreibung, Theorie der Federn. Gut 
ausgewählt sind auch die hydrostatischen und hydrodynamischen Beispiele, 
sowie im letzten Teil des Werkes die Aufgaben über Schwingungen, Knick- 
festigkeit, die im Anschluß an die Theorie der Differentialgleichungen erst« 
und zweiter Ordnung behandelt sind. Doch auch der Elektrotechniker 
klimmt zu seinem Recht, beim Durcharbeiten der Abschnitte über die 
Heirah oltzsche Gleichung, die Ladung und Entladung eines Kondensator«) 
über das Verhalten eines Kondensators und einer Spule mit induktivem 









isionen. 



317 






stand im Wechselstromkreis, über günstigste Schaltung von Elementen, über 
möglichst rentable Bemessung von Kabeln, Verteilung des Stromes und über 
Bahnanlagen. 

Aus dieser kurzen Aufzählung schon wird man ersehen, welch reich- 
haltiger Stoff hier auf 400 Seiten in gedrängter und doch leicht faßlicher 
Darstellung zusammengetragen ist. Freilich muß erwähnt werdeu, daß der 
junge Studierende, der die Gesetze der Mechanik, ElektrizitätslefcrB etc. uuch 
wenig kennen gelernt hat, an diesem Buch keine so große Freude haben 
wird, wie der gereifter© Techniker, dem die in den zahlreichen Beispielen 
als bekannt Vorausgesetzen Begriffe ia der Tat zumeist alte Bekannte sein 
werden. Jedenfalls wird aber auch derjenige, der durch Selbststudium sich 
mit dem erforderlichen mathematischen Ktistzeug versorgen will, an trJMfHn 

Ehe eine überaus sichere Richtschnur in die Hand bekommen. 
Charlottenburg. M. Sajktbr. 

tIkioIi. Die Grundbogriffe der modernen Naturlehre. (Aus 
Natur und Geisteswelt. 40. Bäudchen.) Leipzig, B. G. Teubner 1902. 
[V u. 156 S. Geh. 1 Mk. 
Dieses aus einem Ferienkurse hervorgegangene Büchlein ist bei seinem 
ogen Umfange von einem erstaunlich reichen Inhalte. Es bietel in 
eher Beziehung mehr als eine bloße Einleitung in die Thysik, dringt 
vielmehr in die einzelnen Gebiete derselben weit genug ein. Zur Einleitung 
sind die Abschnitte über Raum und Zeit, Kraft und Masse und die Eigen- 
schaften der Materie zu rechnen, während diejenigen über die Schwingungen 
und die Wellenbewegung, Über die Strahlung, Arbeit und Energie sowie 
über die Entropie ins Spezielle gehen. Es ist rühmend hervorzuheben, d;iß 
der Verfasser nirgends in philosophische Spekulationen sich verliert, die 
Tatsachen von den Hypothesen scharf trennt, das Praktische herausgreift, 
das Moderne nicht scheut und im ganzen doch auf einem konservativen Boden 
steht. Werden auch die kurzen Belehrungen über Vektoren, Strönrangs- 
und Kraftfelder sowie über das Potential Neulingen nicht gerade den her- 
vorragenden Nutzen dieser Betrachtungen in der Physik vorzuführen geeignet 
sein, so erkennt man d?n ausgezeichneten Lehrer an den Herleitungeu dos 
Beharrungsvermögens und des Wesens der Kraft, die vielleicht auch soweit 
hätten geführt werden können, daß die „momentanen" Kräfte ganz beiseite 
geworfen wurden und von den 3 Sätzen auf S. 71 nur der letzte übrig 
blieb, der ja die ersten einschließt. Für ebenso richtig im pädagogischen 
Sinne halten wir die Ausführungen über den Massenbegriff trotz der Boltz- 
mannschen Bemerkungen betreffs ihrer logischen Grundlagen. Von den 
spezielleren Tatsachen seien die ausführlicheren Kapitel über die Schwingungen, 
die Wellen und Strahlen rühmend hervorgehoben; für mustergültig halten 
wir die Darlegungen, die das absolute und das praktische Maßsystem, den 
Arbeitsbegriff und das Prinzip von der Erhaltung der Energie angehen. 
Auch erinnern wir uns nicht, einen populären Autor gefunden zu haben, 
der die Entwertung der Energie und die Entropie seinem Leserkreise dar- 
zustellen gewagt hätte. Wir können auch diesen Versuch, ein so äußern* 
schwieriges Kapitel der Physik — wie der 2. Hauptsatz der mechanischen 
Wärmetheorib es ist — einem größeren Kreise zugänglich zu machen, für 



318 



Rezensionen. 



sehr wohl gelungen ansehen. Wir wünschen dem Büchlein weiteste Ver- 
breitung auch in den Kreisen der Lehrer, die in bezug auf die unterrii et- 
liche Gestaltung der Physik manches daraus lernen werden. 

Charlottenburg. __ H. Saüter. 



Kleiber. Lehrtauch der Physik für humanistische Gymnasien. 

München, R. Oldenbourg 1901. VHI u. 270 S. Preis 3 Mk. 
Kleiber. Lehrbuch der Physik zum Gebrauche an realistischen 
Mittelschulen. 2. Auflage. Ebenda 1902. VTII u. 381 S. Preis 4 Mi. 
Kleiber und Karsten. Lehrbuch der Physik zum besonderen Ge- 
brauche für technische Lehranstalten sowie zum Selbststudium. 
Ebenda 1902. Till u. 352 S. Preis 4 Mk. 
Die vorliegenden Bücher ragen in mancher Beziehung über die in den 
letzten Jahren stark anschwellende Unterrichtsliteratur hinaus. Sowohl die 
theoretischen Fortschritte in der Physik wie auch die praktische Seite derselben 
finden die eingehendste Berücksichtigung. Dies konnte geschehen, indem 
die Verfasser überall nur das Wichtige brachten, Nebensächliches, durch 
das viele Lehrbücher so sehr belastet sind, aber mit Recht ausschieden. 

Die Darstellung ist überall äußerst anschaulich. Durch schematiscbe 
Zeichnungen, die in einigen Fällen vielleicht weniger schematisiert zu werden 
brauchten, wird das Verständnis zu fördern gesucht. Durch einfache Auf- 
gaben, die wir z. B. bei Zug- und Druckfestigkeit, bei der lebendigen Kraft 
und ihren Anwendungen für sehr gut gewählt fanden, wird das Gelernte 
befestigt, das schon vorher zu kurzen Regeln zusammengefaßt und durch 
mnemotechnische Mittel eingeprägt ist. Überall ist das Bestreben erkennbar, 
vom Einfachen zum Schwierigeren fortzuschreiten und jeden Schritt durch 
möglichst einfache Versuche zu begründen. Wir heben als besonders ge- 
lungen die Mechanik der flüssigen und gasförmigen Körper sowie die 
strömende Elektrizität hervor. Daß die Verwendung des absoluten Maßsystems 
von vornherein nicht gescheut wird, der Begriff des Potentials zunächst als 
Grad des elektrischen Zustandes gleich beim Beginn der Reibungselektrizität 
eingeführt wird, kann nur gut geheißen werden. 

Das insbesondere für technische Anstalten bestimmte Buch eignet sich 
auch für Realanstalten. Es seien einige technische Dinge hervorgehoben, 
die sehr wohl auch hier besprochen werden könnten und in dem Buche 
teils andeutungsweise teils ausführlich behandelt sind. Bei der Reibung 
findet der Pronysche Zaum seineu Platz, durch dessen Betrachtung Ver- 
ständnis für die Messung der Arbeit bei Motoren erweckt wird. Bei der 
Hydromechanik geschieht des Wassermessers unter Beigabe einer deutlichen 
Skizze Erwähnung. Hier ist übrigens der Ausfluß aus Gefäßen etwas m 
kurz abgetan. Einige Druckkurven erleichtern das Verständnis der bei der 
Kompression der Gase eintretenden Verhältnisse. Die Darstellung der 
Dampfanlagen ist ausgezeichnet. Sehr gut gewählte Beispiele erläutern 
dieses technisch wichtigste Kapitel. Beim Wesen der Wärme hätten *1 i»- 
dreierlei Wirkungen, welche die zugeführte Wärme hervorruft (Temperatur- 
erhöhung, Spann ungserhöhung und äußere Arbeitsleistung), noch einmal 
getrennt hervorgehoben werden können. Auch bei der Elektrizitätslehre 
sind die neuen technischen Errungenschaften überall kurz erwähnt, so 







Rezensionen. 



319 






die Verbesserungen beim Bogen- und Glühlicht, der Kurzschlußanker. 
Leider steht der Einführung dieser Bücher an norddeutschen Anstalten der 
Umstand entgegen, daß hier der Unterricht in eine Unter- und Oberstufe 
getrennt ist, worauf bei der Anordnung des Stoffes der Lehrbücher Rücksicht 
zu nehmen wäre. 

Charlottenburg. H. Samter. 



Ueorge Howard Darwin* Ebbe und Flut sowie verwandte Erschei- 
nungen im Sonnensystem. Autorisierte deutsche Ausgabe nach der 
zweiten englischen Auflage von Agnes Pockels zu Braunschweig. 
Mit einem Einführungswort von Prof. Dr. Georg von Neumayer, Wirkl. 
Geh. Admiralitfitsrat und Direktor der deutschen Seewarte zu Hamburg 
und 43 Illustrationen im Text XXII u. 344 S. (Leipzig, B. G. Teub- 
ner, 1902). Preis geb. c £ 6,80. 
Das Werk ist aus einer Reihe von Vortragen entstanden, welche der Ver- 
fasser im Jabre 1897 am Lowell- Institut in Boston vor einem größeren 
Publikum gebalten bat. Derselbe sah sich hier vor die Aufgabe gestellt, 
in allgemein verständlicher Weise, unter Vermeidung jeglicher mathe- 
matischer Formeln, sein Thema zu behandeln, und die gleiche Art der 
Darstellung ist auch in dem vorliegenden Buche beibehalten worden. Der 
jüngst erschienenen deutschen Ausgabe bat der Direktor der Deutschen See- 
warte xu Hamburg, Herr v. Neu major, ein Geleitwort mit auf den Weg 
gegeben, in welchem dieser berufene Beurteiler auf die höbe Bedeutung 
des Darwinschen Werkes hinweist und seiner Bewunderung für die Leistung 
des Verfassers beredten Ausdruck leiht. In der Tat ist demselben die 
Lösung seiner Aufgabe in erstaunlichem Grade gelungen. Es werden nicht 
nur die Erscheinungen der Ebbe und Flut in Flüssen, Seen und Meeren 
und der Verlauf der Gezeiten in ihren mannigfachen Einzelheiten beschrieben, 
sondern auch die zur Erklärung derselben mit Hilfe mathematischer De- 
duktionen geschaffenen Theorien und die aus diesen letzteren hervorge- 
gangenen, nicht selten recht verwickelten, Probleme in interessanter und 
allgemein verständlicher Weise auseinandergesetzt. So stellt sich Darwins 
„Ebbe und Flut" den besten populärwissenschaftlichen Werken, die wir in 
der Literatur besitzen, würdig an die Seite. 

Doch nicht allein für den gebildeten Laien, auch für den Fachmann 
wird die Lektüre dieses Buches zu einer reichen Quelle der Belehrung und 
Anregung werden; sind doch bisher noch nirgends die Gezeitenphänomene 
und die mannigfachen mit diesen verknüpften Erscheinungen in so er- 
schöpfender Weise im Zusammenhange dargestellt worden. Der Fernerstehendo 
wird zunächst davon überrascht werden, wie tief ein scheinbar so beschranktes 
Thema, wie Ebbe und Flut, in die weitesten Gebiete naturwissenschaft- 
licher Forschung hineinragt, daß dem Gezeitenpbänomen selbst für das 
»Werden und Vergehen der Weltkörper die allergrößte Bedeutung zukommt. 
In der Auseinandersetzung dieser Zusammenhänge erhebt sich die Dar- 
stellung zu weit ausschauenden Kombinationen, fernste Vergangenheit und 
späteste Zukunft mit einander verknüpfend. Nicht minder fesselnd weiß 
der Verfasser aber auch die praktische Seite seines Themas zu behandeln, 
indem er Bebildert, welche Beobaebtungs- und Rechnungsmethoden angewandt 
werden müssen, um dem täglichen Bedürfnisse des Seemanns nach einer 




■w 



Rezensionen, 



zuverlässigen Vorherbestimmung der Gezeiten zu genügen, wie zabh 
die Faktoren sind, die den Verlauf derselben beeinflussen, und welche 
Schwierigkeiten sich infolgedessen für die Aufstellung der Fluttabellen er- 
geben. Es wäre jedoch ein vergebliches Bemühen, den reichen Inhalt des 
Werkes in einer kurzen Besprechung auch nur annähernd skizzieren ro 
wollen. Nur die Überschriften der einzelnen Kapitel mögen hier noch ge- 
nannt werden: I. Gezeiten und Beobachtungsmethodon. II. Seeschwankungen. 
111. Ebbe und Flut in Flüssen — Flutmühlen. IV. Historische Übersicht 
V. Die fluterzeugende Kraft. VI. Abweichung der Lotlinie. VII. Elastische 
Deformation der Erdoberfläche durch wechselnde Belastung. VTU. Gleich- 
gewi chtstheorie der Gezeiten. XI. Dynamische Theorie der Flutwelle. 
X. Gezeiten in Seen. — Isorachien karte. XI. Harmonische Analyse der 
Gezeiten. XII. Reduktion der Flutbeobachtungen. XD3. Gezeitentafelu. 
XIV. Genauigkeitsgrad der Vorherbestimmung der Gezeiten. XV. Chand- 
lers Nutation. — Die Starrheit der Erde. XVI. und XVII. Gezeitenreibuag 
XV 111. Gleichgewichtsfiguren einer rotierenden Flüssigkeitsmasse. XIX. Die 
Entwicklung der Weltsysteme. XX. Die Saturaringe. 

Einem jeden Kapitel ist ein eigenes Literaturverzeichnis angefügt, du 
dem Fachmann den Zugang zu den Originalwerken wesentlich erleichtern 
wird. Rühmend hervorgehoben sei auch das ausführliche Inhaltsverzeichnis 
und das mit großer Sorgfalt angefertigte Register. Die Übersetzung ist 
durchaus sinngemäß und verdient — bis auf einige störende Anglizismen — 
volles Lob. 

Berlin. E. Aschkinass. 

Kronecker, L. Vorlesungen über allgemeine Arithmetik. Bearbeitet 
und herausgegeben von K. Hensel. Erster Abschnitt. Vorlesungen 
über Zahlentheorie. Erster Band. Leipzig 1901, B. G. Teubner. XVI« 
509 S. gr. 8°. 
Die Tendenz der Kroneckerscher Vorlesungen ist in dem Namen, den 
sie tragen, deutlich ausgesprochen. Die Bezeichnung allgemeine Arithmetik, 
unter welcher Kronecker mit der Arithmetik die Algebra und die Analy*» 
zusammenfaßt, betont den engen Zusammenhang dieser Disziplinen und weist 
zugleich der Arithmetik die führende Rolle unter ihnen zu. Diese Auffassung 
wird gerechtfertigt durch die Entwickelung, welche die Arithmetik im ver- 
flossenen Jahrhundert genommen hat. Aus der Sonderstellung, welche sie 
gegenüber den übrigen Disziplinen einnahm, ist sie mehr und mehr 
herausgetreten. 

Hatte schon Gauß selbst in den Disquisitiones arithmetieae die Schranken 
durchbrochen, welche er zwischen Arithmetik und Algebra errichten wollte, tv 
zeigte Dirichlet, welchen Nutzen die Arithmetik aus der Verbindung ihrer 
Methoden mit denen der Analysis ziehen kann. Diese enge Zusammen- 
gehörigkeit wurde später immer offenbarer, und erst in neuester Zeit hat der 
Herausgeber dieser Vorlesungen dargetan, daß die Theorie der algebraischen 
Zahlkörper einer ganz ähnlichen Behandlung fähig sei wie die der algebraischen 
Funktionen. Wenn es nun hier auch meist die Arithmetik ist, welche aus 
der Analysis Vorteil zieht, so haben doch andererseits die schwierigeren 
Fruhleme, welche sich der Analysis darboten, diese zur Aufsuchung schärferer 
Beweismethoden gezwungen und schließlich zu einer Revision der Grund- 







Rezensionen. 



321 









begriffe geführt, durch welche der ia der Analysis herrschende geometrische 
Zahlbegriff durch einen rein arithmetischen ersetzt und damit die Einordnung 
der Analysis in die allgemeine Arithmetik vollzogen wurde. 

Der Kroneckerscheu Anschauung gemäß mußte die Anordnung des 
Stoffes in wesentlichen Punkten von der in den bisherigen Lehrbüchern 
innegehaltenen abweichen. Ein flüchtiger Blick auf das Inhaltsverzeichnis 
des vorliegenden ersten Bandes zeigt dies. Derselbe zerfällt in vier Ab- 
schnitte, denen eine eingehende historische Einleitung vorangeht. Hier 
findet auch die vor-Gaußsche Arithmetik die ihr gebührende Würdigung. 
An der Hand der wichtigsten Probleme wird die Entwickelung der Wissen- 
schaft in reizvoller Weise dargestellt; insbesondere wird auch hier schon das 
Eingreifen der Analysis durch Erörterung der einfachen von Euler be- 
handelten Fragen klargelegt und so das Verständnis für die schwierigeren 
vorbereitet. Der systematische Teil gibt im ersten Abschnitt (S. 57 — 142) 
diejenigen Untersuchungen, welche man gemeinhin in den Kapiteln über die 
Teilbarkeit nnd Zerlegung der Zahlen und die Kongruenten findet. Aber 
nun erfolgt schon gleich im zweiten Abschnitt (ö. 143 — 241) der wichtige 
Schritt von der Behandlung ganzer Zahlen zu der ganzer ganzzaldxt' t 
Funktionen. Die von Kronecker eingeführten Modulsysteme stehen hier 
im Mittelpunkte des Interesses, ihre Theorie wird bis zur DeJcomposUioti 
der reinen Modtilsysteme sweiter Stufe fortgeführt. — Der dritte Abschnitt 
-'42 — 374) ist der Anwendung der Analysis auf Probleme der Zahlentheorie 
gewidmet und behandelt die Bestimmung der Mittelwerte arithmetischer 
Funktionen und ihren Zusammenhang mit den Dirichletschen Reihen. 
Der den Abschluß des Bandes bildende vierte Abschnitt (S. 375 — 496) 
enthält die allgemeine Theorie der Potenzreste und den Beweis des Satzes 
über die arMimttiBCke Progression. Kronecker hat diesen Beweis in der 
Weise umgestaltet, daß er zugleich die Bestimmung eines Intervalle» ent- 
hält, in welchem wenigstens eine Primzahl der Progression enthalten 
sein muß. 

Soweit über den Inhalt der Kroneckerschen Vorlesungen. Ihre Be- 
arbeitung war ein schwirriges Unternehmen. Handelte es sich doch darum, 
die Vorlesungen, die bei den verschiedenen Wiederholungen in ihren einzelnen 
Teilen sehr verschieden, bald eingehend, bald nur ganz kurz ausgeführt 
waren, überdies Fragen behandelten, die auch dem fortgeschrittenen Hörer 
nicht geringe Schwierigkeiten darboten, zu einem gleichmäßig fortschreitenden 
Lehrbuche umzuarbeiten, welches dem nur mit den Elementen der Infini- 
tesimalrechnung vertrauten Studierenden zugänglich wäre. Die Aufgabe hat 
jedoch eine so glückliche Lösung gefunden, wie sie eben nur der geben 
kann, welcher nicht nur mit den Intentionen des Meisters völlig vertraut, 
sondern auch in dessen Arbeitsgebiet erfolgreichst selbsttätig ist. Im 
wesentlichen deckt sich natürlich der Inhalt des Buches mit dem, was 
Kronecker in seinen Vorlesungen gab, indem keine Untersuchung fort- 
gelassen, keine völlig neu hinzugefugt ist. Wohl aber hat der Herausgeber, 
wo es die Abrundung des Stoffes wünschenswert erscheinen ließ, begonnene 
Untersuchungen vervollständigt. So ist namentlich das Problem der De- 
komposition der Modulsysteme durch ihn zum Abschluß gebracht worden. 
Endlich sei noch auf die ihrem Wesen nach kritischen Betrachtungen 
über den Begriff der Stufe im Bereich der Modulsysteme von ganzen ganz- 

Archlr d*T Mathematik and Pbjiik. III Reih«. VI H 




ReHnrionea. 



ztthlitjen Funktionen mehrerer Veränderlicher hingewiesen, welche eine Frage 
betreffen, deren Klärung dringend erwünscht scheint. 

Charlottenburg, Januar 1903. E. Steixitz. 



Annuaire des Mathematiciens 1901 — 1002, publie sous la direction de 
MM. C. A. Laisant et Ad. Buhl. Paris 1!K>2, C. Naud. 468 8. 

In einer Zeit, wo sich überall Bestrebungen regen, den persönlichen 
Verkehr unter den Mathematikern zu erleichtern, wo neben dem JahrbncL 
über die Fortschritte der Mathematik eine Revue semestrielle des publications 
mathematiques entstanden, wo der IntermeMiaire des mathematiciens, das 
Enseignement matbematique gegründet worden ist, wo internationale Mathe- 
matikerkongresse veranstaltet werden, wo die Encyklopädie der mathematischen 
Wissenschaften ins Leben gerufen worden ist, in einer solchen Zeit muß das 
vorliegende Werk mit Genugtuung begrüßt werden, bildet es doch einen 
weiteren, einen notwendigen Stützpunkt für diese Bestrebungen, welche in 
dem einen der beiden Herausgeber einen überaus tatkräftigen, begeisterten 
Fürsprecher gefunden haben. 

Es ist naturgemäß, daß der erste Versuch, die Adressen samtlicher 
ÜBtheuintike] EcnionicQiQstdlan, nämlich i der Mitglieds allar mttH- 
matischen und astronomischen Gesellschaften, 2) der Verfasser selbständiger 
mathematischer Arbeiten, 3) sämtlicher Lehrer der Mathematik, daß ein so 
schwieriger Versuch, sage ich, mancherlei Lücken, Unrichtigkeiten und Un- 
genauigkeiten aufweisen wird. Es wäre daher zu wünschen, daß sich recht 
viele die Mühe geben wollten, die von ihnen aufgefundenen Fehler den 
Verfassern mitzuteilen, damit dieselben bei Gelegenheit einer zweiten Auflage 
beseitigt werden können. 

Berlin. E. .1a unke. 

Alois Lanner. Naturlehxe. Mit 377 Figuren, einer Spektral tafel und 
4 meteorologischen Karten in Farbendruck. 377 S. Wien 1902, Jo6. 
Rothache Verlagsbuchhandlung. 

Ein Leitfaden der Physik, Chemie und kosmischen Physik einschließlich 
der Meteorologie. Derselbe ist für die oberen Klassen der österreichischen 
Mittelschulen auf Grund der neuesten Lehrpläne der K. K. Unterrichts- 
verwaltung bearbeitet worden. Im Hinblick auf die Zwecke, denen das 
Buch demgemäß dienen soll, erscheint der dargebotene Stoff dem Referenten 
viel zu reichhaltig bemessen zu sein. Wenn im Schulunterricht tatsächlich 
der gesamte Inhalt dieses Leitfadens bewältigt werden soll, so kann dies 
nur dazu fahren, die Oberflächlichkeit naturwissenschaftlicher Bildung *u 
fördern. „In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister"; das bedenken 
leider noch zu wenige, die Lehrmeister sein wollen. 

Der Verfasser behandelt in seinem Buche nach einer Einleitung über 
Maßeinheiten und Messen in acht Kapiteln die Mechanik, Wärme, Chemie, 
Magnetismus und Elektrizität, Wellenlehrc, Akustik, Optik und kosmisch' 
Physik. Recht gut ist der Abschnitt über Mechanik gelungen. Hiei 
vor allem das Bestreben zu rühmen, dem Leser die Grundbegriffe der 
Physik möglicht klar und präzise vor Augen zu führen. Weniger be* 







Rezensionen. 323 

friedigen dagegen die Kapitel über Elektrizität und über Optik. Die An- 
gaben über die elektrischen MaBe z. B. finden sich in sehr unübersichtlicher 
Weise an verschiedenen Stellen des Buches verstreut. Unzureichend sind 
auch die Ausführungen über die kritische Geschwindigkeit, Kirchhoffs 
Emissionsgesetz u. a. m. Die Untersuchungen von Heinrich Hertz werden 
nur in einem einzigen Satze erwähnt. Am bedenklichsten jedoch erscheint 
die höchst mangelhafte Darstellung des Euergieprinzips;, in seiner vollen 
Allgemeinheit wird dasselbe an keiner Stelle des Buches klar ausgesprochen. 
Berlin. E. Aschkdjasb. 

F. Kirharz, Nettere Fortschritte auf dem Gebiete der Elektrizität. 

In wissenschaftlich-gemeinverständlicher Weise dargestellt. Zweite, wenig 
veränderte Auflage. Mit 97 Abbildungen im Text. V u. 128 S. Leipzig 
1902, B. G. Teubner. 
In dieser Schrift wird in erweiterter Form der Inhalt von fünf Vor- 
trägen wiedergegeben, die von dem Verfasser bei verschiedenen Gelegen- 
heiten gebalten wurden. Kaum drei Jahre nach dem Erscheinen der ersten 
ist die Herausgabe der vorliegenden zweiten Auflage erforderlich geworden, 
welche noch durch einige Zuslltze und Verbesserungen, sowie durch eine 
schönere Ausstattung bereichert worden ist. Gleich ausgezeichnet nach 
Form und Inhalt kann die Lektüre des Büchleins jedem aufs wärmste em- 
pfohlen werden, der sich für die Ergebnisse und Probleme der neueren 
Forschung auf dem Gebiete der Elektrizität interessiert. Auch der Fach- 
mann wird an der eleganten und geistreichen Darstellung des Verfassers — 
insbesondere in den Auseinandersetzungen über die Faraday-Maxwellsche 
Theorie — seine Freude haben. 

Die Titel der einzelnen Vorträge lauten folgendermaßen: I. Die magne- 
tischen und elektrischen absoluten Maßeinheiten. Ampere, Volt, Ohm. — 
II. Die Hertzschen elektrischen Schwingungen und die stehenden Wellen 
auf Drähten. — HI. Hertzsche Wellen in freier Luft; Strahlen elektrischer 
Kraft und die Telegraphie ohne Draht. — IV. Die Kraftlinien Faradays 
und seine Anschauungen über das Wesen der elektrischen und magnetischen 
Erscheinungen. — V. Ober Kathodenstrahlen und Röntgenstrahlen. 

Im letzten Kapitel wäre die dort wiedergegebene ältere, von Crookes 
herrührende Deutung für die ponderomotorischen Wirkungen der Kathoden- 
strahlen gemäß den neueren Versuchen von Grätz (Ann. d. Phys. 1, S. 648. 
1900) zu berichtigen gewesen. 

Berlin. E. Asi iikinass. 

F. Exiier and E. Hitöchek. Wellenlängen -Tabellen für Bpektral- 
analytiache Untersuchungen auf Grund der ultravioletten Funken- 
spektren der Elemente. 2 Bände. IV u. 83 u. 269 S. Leipzig und 
Wien 1902, Franz Deutike. 
Die Verfasser haben während der Jahre 1895 — 1901 die ultravioletten 
Funkenspektren fast aller bekannten Elemente neu ausgemessen und die 
Resultate schon früher in einer Reihe von Abhandlungen in den Sitzungs- 
berichten der Kais. Akademie der Wissenschaften zu Wien publiziert. In 
den vorliegenden beiden Bänden geben sie eine übersichtliche Zusammen- 

21* 




324 



Rezensionen. 



Stellung des gesamten von ihnen gewonnenen Zahlenmaterials. Voraus- 
geschickt wird eine Einleitung, in welcher einige allgemeine Gesichtspunkte, 
die angewandten Untersuchungsniethoden und die Genauigkeit der Messungen 
diskutiert werden. 

Zur Erzeugung der Funken wurde in allen Fallen ein Hocbspannnngs- 
transformator benutzt; die Spektren wurden von einem großen Rowland- 
achen Konkavgitter entworfen und photo graphisch aufgenommen. Die 
Untersuchungen erstrecken sich vom äußersten Ultraviolett bis ins Bim 
von der Wellenlänge 4700 Angström- Einheiten. Als Vergleichsspektrum 
für die Ausmessung der Platten — dieselbe geschah auf einer Skala, auf 
welche die pbotographischen Aufnahmen projiziert wurden — diente das 
Bogenspektrum des Eisens und im äußersten Ultraviolett noch außerdem 
das Funken Spektrum einer Nickel-Kupferlösung auf Kohle, unter Zugrunde- 
legung der Ro wlandschen Zahlen. Die durchschnittliche Genauigkeit der 
Messungen wird zu 0,015 A.-E. angegeben. Im ganzen wurden 75 Element* 
der Untersuchung unterzogen. Es sind das alle gegenwärtig bekannten, mit 
Ausnahme der seltenen Gase Argon, Helium etc., die sich nicht leicht 
normalem Druck untersuchen lassen, und des Terbiums, welches sich zur 
Zeit nicht in genügender Reinheit darstellen läßt 

Der erste Teil des Werkes enthält zuerst eine Tabelle, in welcher 
alle Elemente nach ihren chemischen Symbolen alphabetisch geordnet und 
bei jedem Element wenige Hauptlinien angegeben sind, die zunächst auf- 
treten müssen, wenn das Element überhaupt vorhanden ist. Zugleich sind 
hier, wie auch in den folgenden Tabellen, überall die relativen Intensitäten 
der einzelnen Linien im Anschluß an die Rowlandsehe IntensitätsskaU 
zugefügt. Eine zweite Tabelle enthält alle Linien sämtlicher Elemente, 
deren Intensität nach der gewählten, von 1 — 1000 sich erstreckenden Skala 
größer als 2 ist; die Linien sind hier nach Wellenlängen geordnet unter 
Beifügung der Elemente, denen sie angehören. 

Der zweite Teil umfaßt, wieder in alphabetischer Reihenfolge in 
Symbole, die vollständigen Spektren der einzelnen Elemente. Als linien- 
reichstes Element wird das Uran mit nicht weniger als 5270 Linien auf- 
geführt. 

Aus der Gesamtheit ihres Beobachtungsmaterials vermögen die Ver- 
fasser einen Zusammenhang mit dem periodischen System der Elemente w 
erkennen. Vor allem zeigt die Anzahl der Linien, die den einzelnen 
Elementen zukommen, wenn letztere nach steigendem Atomgewicht geordnet 
werden, eine wechselnde Zu- und Abnahme (mit im allgemeinen steigender 
Tendenz gegen die hohen Atomgewichte), die dem periodischen 8ystem 
völlig entspricht. 

Berlin. E. Aschkinass. 



ystem 

8. 



Gustav Holzmüller. Elemente der Stereometrie. Teil IT Leipii 
1902. G. J. Göschen. XI u. 311 S. Preis 9 Mk., geb. 9,50 Mk. 
Der letzte Band ist hauptsächlich mechanischen Begriffen gewidmet. 
Statisches und Trägheitsmoment von Flächen und Körpern werden als 
sondere Fälle von allgemeinen Momenten aufgefaßt, bei denen der 
schnitt der Fläche oder des Körpers, parallel zur Bozugsgeraden und -ebene, 
ein Aggregat von Gliedern der Form na* ist, wobei x den Abstand des 




Rezensionen 



325 



Querschnitts von dem Bezugsgebilde bedeutet. Dieselbe Behandlung wird 
zum Teil auch für Polarmomente durchgeführt, wobei dann x den Abstand 
von dem Bezugspunkt bedeutet und der Querschnitt für die Fläche ein 
Kreis und für den Körper ein Kugelstück ist Die angeführten Momente 
werden so weit als möglich als Inhalte von Körpern anschaulich dargestellt, 
Es wird darauf hingewiesen, daß die Simpson sehe Regel für die Berech- 
nung vorteilhaft ist, und daß sie außer für p = 0, 1, 2 auch für p = 3 
gilt. Ferner werden die Trägheitsellipsen von Poinsot und Clebsch- 
Culmann ausführlich behandelt, ebenso das Zentrifugalnioment nebst der 
zugehörigen Lemniskate. Anwendungen begleiten die Darstellungen. Der 
folgende Abschnitt beschäftigt sich mit den Flächen zweiten Grades und 
ihren verschiedenen Momenten. Ein Schlußabsohnitt enthält einige Nach- 
träge zum dritten Teile. — 

Nachdem so die Elemente der Stereometrie einen Abschluß gefunden 
haben, ist es vielleicht angebracht, über das umfangreiche Werk noch 
einige Worte zn sagen. Über die Bedeutung, die der Verf. der elementaren 
Behandlung der Mathematik für diese seibat und für die Technik zumißt, 

^ist viel gesprochen und geschrieben worden. Ich lasse es dahingestellt, 
welche von den Meinungen man vertritt. Für das vorliegende Werk wird 
jeder Unbefangene zur Überzeugung kommen, daß der Verf. in ihm eine 
große Menge von Wissen sowohl der Elementarmathematik im engeren 
Sinne, als auch der Elemente der Fiäehenlehre, der Mechanik, der 
theoretischen Physik und der Technik zusammengetragen und in zusammen- 
hängender und harmonischer Weise aneinandergegliedert hat. Die Dar- 
stellung ist klar, obgleich manclimal etwas breit, aber sie wird von guten 
Zeichnungen unterstützt. Ich glaube, der Lehrer der Mathematik, besonders 
der an Fachschulen wirkende, wird viel Belehrung aus dem Buche schöpfen 
können und in ihm vor allem Anregung zu geeigneten Aufgaben finden. 
Für einen Studenten werden ferner einzelne genau durchgeführte Beispiele 
von Wert sein, die ihm erst einen klaren Blick über die im Hörsaal vor- 
getragenen Theorien verschaffen und zu denen der Hochschulunterricht in 
den seltensten Fällen genügend Zeit hat, 

Dortmund, Februar 1903. H. Kühne. 






Robert Flicke. Hauptsätze der Differential- und Integralrechnung 
als Leitfaden zum Gebrauch bei Vorlesungen. 3. Aufl. Braun- 
schweig 1902. Vieweg und Sohn. XV u. 218 S. Preis 5 Mk., geb. 
5,80 Mk. 
Dieser Leitfaden war vorher in drei getrennten Abteilungen erschienen 
und zunächst nur für den engeren Schülerkreis des Verfassers berechnet; 
es ist sehr zu schätzen, daß die drei Abteilungen jetzt zu einem Bande 
vereinigt auch dem größeren Kreise der Mathematiker zugänglich sind. 
I». i Name des Verf. bürgte dafür, daß die dargestellten Sätze einen scharfon 
und dabei doch anschaulichen Ausdruck linden würden. Und das ist in 
der Tat der Fall. Ich kenne kein Buch über die Elemente der Analysis 
das in solcher Kuappheit und Anschaulichkeit die Begriffe und Sätze ent- 
wickelt. Tn der Einleitung werden nach Erledigung des Begriffs der Ver- 
änderlichkeit und der Funktion die elementaren Funktionen besprochen. 




326 



Rezensionen. 







Der erste Abschnitt gibt dann die Grundlagen der Differentialrechnung, der 
zweite ihre Anwendungen. Der dritte Abschnitt ist der Integralrechnung 
gewidmet. Der vierte behandelt die Funktionen mehrerer Veränderlicher and 
gibt dabei einen Abriß der Grundelemente der Kurven- und Flächenlehre. 
Der fünfte Abschnitt erledigt die Anfänge der Differentialgleichungen, und 
der Anbang bringt die komplexe Zahl und die Funktionen kompW- 
änderlicber. Bemerkt sei, daß erfreubcberweise auch die hyperbolischen 
Funktionen ausführlich behandelt worden sind. Beweise werden des ge- 
ringen Raumes wegen nur andeutungsweise gebracht, doch genügen diese 
Andeutungen in den meisten Fällen vollkommen. — Das Werk wird 
manchem Mathematiker zur schnellen Orientierung über irgend welche 
Punkte der Elemente willkommen sein. Vornehmlich wird es aber von 
Nutzen für ilen angehenden Techniker sein. Ich stimme dann dem I 
vollkommen bei, wenn er sagt: daß die von ihm gegebenen Grundlagen 
für das weitere Studium der technischen Wissenschaften notwendig und hin- 
reichend seien. Und den schweren Stoff hat ja der Verf. den Herren aus der 
Praxis durch anschauliche Darstellung und gute Skizzen schmackhaft gemacht. 
Dortmund, Februar 1903. H. Köhkb. 

MartllH. Astronomieene Erdkunde, Ein Lehrbuch angewandter Mathe- 
matik. Kleine Ausgabe. Zweite Auflage. Dresden und Leipzig 1902. 
C. A. Kochs Verlagsbuchhandlung. 8°. Xu u. 127 S. Ungeb. 2,*0 Mk. 

Die „Schul - Ausgabe" der „Astronomischen Geographie" von Marin* 
(Leipzig 1881) ist jetzt in IL Auflage als „Kleine Ausgabe" der „Astro- 
nomischen Erdkunde" erschienen. Der Verf. gibt wiederum einen Auwng 
aus seinem größeren Werk gleichen Namens; doch soll die „Kleine Aus- 
gabe" selbständig gebraucht werden können, während die frühere „Schul- 
Ausgabe" vornehmlich für die Repetition von im Unterricht Gebotenem 
eingerichtet war. So fanden sich in der alten Auflage mehrfach nur Über- 
schriften für einzelne Absätze. Dem etwas veränderten Ziele entspringen 
verschiedene Umgestaltungen des Buches. Einzelne Entwicklungen sind 
breiter ausgestaltet, Ref. nennt hier: 24. Die Mikrometerablesung, 68. Unsere 
Stellung zur Mondsichel, 69. Datum wechsol , 82. Das Messen der Grund- 
linie und 115. Mitteleuropäische Zeit. Anderes ist zum Ausgleich fort- 
gelassen. Eine Umstellung hat die Behandlung des ekliptischen System? 
erfahren; sie wurde aus Abschnitt I „Der Sternhimmel" herausgenommen 
nnd dem Abschnitt DI „Die Erde" zugewiesen. Es stört das den System h\ 
Aufbau und ist für Schulzwecke nicht nötig, wohl aber zweckdienlich, um ein 
unabhängiges Verständnis des Buches zu erleichtern. Neu hinzugefügt ist in der 
Einleitung eiue kurze Darstellung der Hauptsätze der Kugeldrei ecksrechnung. 

Die neue Auflage enthält, wie schon im Titel, so auch in dem Buche 
selbst zahlreiche Verdeutschungen in der Ausdrucksweise. 

Die vorzüglichen Figuren sind mit Auslassungen dieselben wie in der 
ersten Auflage. 

Ref. kann das Buch für den Unterricht in der Mathematik, Physik 
und Erdkunde auf der Oberstufe unserer höheren Lehranstalten auch in 
seiner neuen Gestalt auf das wärmste empfehlen. 

Schöneberg. E. Kuixbich, 










Rezensionen. 



327 












F. Bohnert. Elementare Stereometrie. Sammlung Schubert IV. 
Leipzig 1902. Göschensche Verlagshandlung. 8°. VII u. 183 S. 
119 Fig. Geb. 2.40 Hk. 

Teil I bebandelt die stereometrischen Grandgebilde, die körperlichen 
Ecken, den Rauminhalt einfacher Körper, die Kugel und die regelmäßigen 
Körper. Bohnert will hier etwa bis an die Grenze des stereomotrischen 
Pensums der sechsstufigen Realschuten gehen. Teil II bringt den Begriff 
des Zentralkörpers und seine Benutzung, die Simpsonsche und Guldinsche 
Regel, sowie einiges über Kegelschnitte. Von der darstellenden Geometrie, 
deren Elemente ja Bd. XII der Sammlung Schubert enthält, ist nichts 
aufgenommen. 

Die Anordnung ist klar, die Darbietung geschickt, die Figuren sind 
meist gut und zweckentsprechend. Ref. vermißt, zumal da dw Verfasser 
im letzten Abschnitt der Einleitung ausführlicher von den Figuren handelt, 
eine kurze Angabe der gewühlten Darstellungsart räumlicher Gebilde, etwa 
unter Verweisung auf Bd. XII. Den Entwicklungen sind zahlreiche inter- 
essante Aufgaben mit Lösungen hinzugefügt. Eier wären bei numerischen 
Betspielen die angenäherten Lösungen besser als solche zu kennzeichnen; 
am irreführendsten ist S. 53 Aufgabe 41 die außerdem recht ungenaue 
Angabe J : J x = 3 als das Verhältnis des Volumens eines gleichseitigen 
Kegels und eines ihm eingezeichneten Cylinders von quadratischem Achsen- 
schnitt. Falsch ist die S. 51 zu Aufgabe 27 angegebene Lösung. Die 
Lösungen S. 65 Aufgabe 7 und 8. 163 Aufgabe 13 enthalten Druckfehler. 
S. 163 Z. 1 ff. ist im Ausdruck verfehlt, so daß schwer verständlich ist, was 
gemeint ist. 

Das Buch ist für das Eindringen in die Stereometrie durch Selbst- 
studium und zur Vertiefung von im Unterricht Behandeltem durch Privat- 
lektüre recht empfehlenswert und kann auch von den Unterrichtenden wegen 
verschiedener Anregungen und wegen seines Aufgabenmaterials mit Nutzen 
verwendet werden. 

Schöneberg. E. Kullrich. 

Fr. Pietzker. Bardeys Anleitung zur Auflösung eingekleideter 

algebraischer Aufgaben. Zweite, völlig umgearbeitete Auflage. 

Leipzig u. Berlin. B. G. Teubner 1903. 8°. 160 ß. Geb. 2,60 Mk. 
Wie Pietzker selbst im Vorwort angibt, hat das vorliegende Buch 
von dem älteren, 1887 als „erster Teil" „Aufgaben mit einer Unbekannten" 
erschienenen außer dem Titel nichts übernommen; auch dieser hätte sehr 
wohl verändert werden können, etwa in: Musterbeispiele für die Auflösung 
eingekleideter algebraischer Aufgaben. Das Buch bringt auf den ersten 
drei Seiten allgemeine Gesichtspunkte für den Gleichungsansatz, in seinem 
übrigen weitaus überwiegenden Umfange Musterbeispiele. Wenn aber 
Pietzker Wert legt nicht nur auf die Beibehaltung von Bardeys Namen, 
sondern auch auf die der Bezeichnung, so ist letzteres durchaus dadurch 
begründet, daß Pietzker überall strebt, das Typische zu betonen, die all- 
gemeinen Richtungen der Lösungswege zu kennzeichnen. 

Die allgemeinen Gesichtspunkt« der ersten drei Seiten sind sachgemäß 
und aus langer Erfahrung herausgewachsen; vielleicht hätten noch An- 
weisungen allgemeiner Art hinzugefügt werden können. 




Rezensionen, 



Bei den Musterbeispielen sind für die Anordnung ausschlaggebend die 
Gebiete, in welche uns die Einkleidung der Aufgaben führt, nicht die Art 
des auftretenden Gleichungssystems. Ja Pietzker nimmt auch Aufgaben 
auf, die mit Gleichungen überhaupt nichts zu tun haben (VId und et, 
Die Aufgaben sied vielfach eigenartig, stets interessant und fast durchweg 
exakt sowohl in der Formulierung als auch in der Behandlung. Im einzelnen 
sind Aufgabe 30 und 35 nicht klar genug gefaßt, bei 49 ist die Frage- 
stellung wohl durch eine andere zu ersetzen, bei 67 fehlt die Angabe des 
Zinsfußes (3Vj%)- ^. ^* ^ a ^ s ' cn Pietzker den Hinweis auf die ge- 
meinsamen unendlich fernen Punkte der Hyperbeln und manche schöne Be- 
merkung, die sich gerade hieran knüpfen ließe, entgehen. Störend empfindet 
Ref. das Fortlassen der Klammern, wenn gemischte Rechenoperationen vor- 
liegen, und die Division erst nach den anderen Rechnungsarten erfolgen 
soll, z. B. S. 40: 

2-950 + y 850: 1078 ■ 900 



statt: 



(x ■ 850 + V ■ 850) : 1078 • 900. 






Pietzker schreibt für drei Kategorien von Lesern: 1) Lehrer, 2) Schüler, 
3) solche Freunde der Mathematik, die ohne Anleitung von seiten einer 
Schule sich eine gewisse Fähigkeit in der Erwerbung eingekleideter al- 
gebraischer Aufgaben erwerben wollen, 

Allen drei Kategorien kann das vorliegende Buch durchaus empfohlen 
werden. 

Schöneberg. E. Kullrich. 

A. von Braimmtthl. Vorlesungen über die Geschichte der Trigono- 
metrie. Zweiter Teil: Von der Erfindung der Logarithmen bis 
auf die Gegenwart. XI u. 264 S, mit 39 Figuren im Text. Leipzig, 
1903, B. G. Teubner. 
Die Vorrede zum ersten Teile des vortrefflichen Werkes trägt das 
Datum August 1899, die zum zweiten Teile das Datum Januar 1903, Pf 
leBende Publikum hat also gut drei Jahre auf die sehnlich erwartete Fort- 
setzung zu warten gehabt. Der Verfasser freilich kann umgekehrt mit be- 
rechtigtem Stolze sagen, nur drei Jahre habe er gebraucht, um die Riesen- 
arbeit zu vollbringen, welche in diesen IG 1 /, Druckbogen aufspeichert ißt. 
Wohl 600 Bücher und Abhandlungen sind so erwähnt, daß man die Über- 
zeugung gewinnt, der Verfasser müsse sich mit ihnen genau bekannt gemacht 
haben, und wer selbst geschichtlich gearbeitet hat, der weiß, daß nicht 
selten die Anzahl der nutzlos durchgelesenen Schriften nicht geringer war als 
die solcher Vorarbeiten, welche man zu verwerten, also auch zu erwähnen 
hatte. Nimmt man überdies in Betracht, daß etwa die Hälfte des Band« 
es mit Gegenständen zu tun hat, die geschichtlicher Sichtung noch nie unter- 
breitet waren, so erkennt man die Berechtigung des Wortes Riesenarbeit, 
dessen ich mich bedient habe. 

Der Stoff ist in 6 Kapitel gegliedert: 1. die Erfindung der Logarithmen 
(S. 1 — 38 in 5 §§); 2. die Trigonometrie bis zum Beginn des 18. Jahr- 
hunderts (S. 38 — 68 in 3 §§); 3. die Entwickelung der Trigonnm> i 
18. Jahrhundert bis zum Auftreten Eulers (S. 68 — 101 in 4 §§); 4 Leonhard 




rtwcmrinnon 



329 



Euler (S. 101 — 125 in 3 §§); 5. Eulers Zeitgenossen und Nachfolger im 
18. Jahrhundert (S. 126—168 in 4 §§); 6. die Trigonometrie im lü. Jahr- 
hundert (S. 169 — 250 in 8 §§). Der Verfasser hat also bis zum Schlüsse 
die chronologische Einteilung in der Kapitelfolge festgehalten, die Zerlegung 
in dem Gegenstand nach verwandten Unterabteilungen innerhalb der Kapitel 
den Paragraphen vorbehaltend. Ersetzt man das Wort Kapitel durch Ab- 
schnitt, Paragraph durch Kapitel, so ist das die gleiche Gliederung, deren 
ich mich in meiner Geschichte der Mathematik bedient habe, welche sieb 
demnach wenigstens für ein beschränktes Gebiet, wie es das der Trigono- 
metrie ist, auch bis zur Gegenwart mit Vorteil benutzen läßt. Mit Vergnügen 
sah ich, daß Hr. v. Braunmühl noch in einer anderen Beziehung gleicher 
Ansicht mit mir ist. Er schließt jedes einzelne Kapitel mit einem Rück- 
blick auf die behandelte Zeit und erleichtert dadurch dem Leser die 
Zusammenfassung in ein Gesamtbild, nachdem derselbe vorher mit Einzel- 
heiten überhäuft vielleicht Gefahr lief, den eigentlichen Zeitcharakter oicht 
zu erkennen. Ich bin überzeugt, der Leser wird Hrn, v. Braunmühl für 
diese Erleichterung Dank wissen. Es ist fast überflüssig zu bemerken, daß 
auch das Auffinden von Einzelheiten durch ein sehr umfassendes Namen- 
nnd Sachregister ermöglicht ist. 

Die vier ersten Kapitel sind Zeitabschnitten gewidmet, welche auch 
in meiner Geschichte der Mathematik Behandlung fanden, natürlich aber 
dort etwas weniger eingehend erörtert wurden. Gleichwohl gestehe ich un- 
umwunden, daß einzelne Lücken aufgefüllt zu werden verdienen und an der 
Hand des 2. und besonders des 3. Braunmühischen Kapitels ausgefüllt 
werden können. Im 2. Kapitel ist (S. 44) Thomas Streete (1626 bis 
1696) als Verfasser einer englischen Astronomia Carolina von 1661 ge- 
nannt. Das Buch muß sehr bekannt gewesen sein, da Doppel mayr es 
1705 ins Lateinische übersetzte. Das Bedeutsamste in demselben ist die 
Einführung eines Hilfswinkels zur Erhöhung der logarithmischen Brauch- 
barkeit einer Formel, also ein Kunstgriif, der nicht erst 1748 von Thomas 
Simpson zur europäischen Übung gelangte. Auch zwischen Streete und 
Simpson wird die Anwendung von Hilfswinkeln nachgewiesen. 

Zahlreicher sind die Ergänzungen unseres seitherigen Wissens im 
3. Kapitel. Wohl zum ersten Mal ist in dem Briefe Newtons an Leibaiz 
vom 13. Juni 1676 die Reihe für den Sinus eines ungraden Vielfachen 
eines Bogens: 

sin rup = n • sin <p + ; — am tp 3 + - - ■ } - — sin m + ■ • ■ 

nachgewiesen worden (S. 69). Pur De Laguv wird mit dem Datum 1705 
die Reihe für tag tttp aus Ingqp in Anspruch genommen, mit welcher 
Johann Bernoulli erst 1712 an die Öffentlichkeit trat, und dem gleichen 
Aufsatze von 1705 wird nachgerühmt, daß in ihm /.um ersten Mal die 
Zeichen der Tangente für Winke! verschiedener Quadranten sowie die 
Periodizität der Funktion richtig erkannt sind {S. 71 — -72). Wieder De 
Lagny war es, der 1719 durch die Behauptung, daß jeder rationalen 
Tangente ein irrationaler Bogen entspreche, eine Vorahnung des dem Ende 
de« 19. Jahrhunderts vorbehaltenen Nachweises der Transcendenz von n 
äußerte (S. 81 und 83). In Newtons Arithmetica universalis ist die 




330 



Rezensionen. 



trigonometrische Gleichung 



a-\-b 



sin[B + 



C 



erkannt. Nun ist aber 



(C\ CO/ 

B-\--\ — sin 2?- cos - + cosl?- sin- = siaB- cos (90° 

A + B 



Ä + i 



- cos B • sin (90° - ^-^) * 



-f cos B • cos — ^ 



(A + B 



-«)- 



OOI 



A—B 



, die Newton sehe Gleichung also in Über- 



A — B 



Einstimmung mit 



a + b 



welche Mollweide 1808 veröffent- 






lichte und welche deBsen Namen führt (S. 87). Die Analysis Iriatipilorum 
(1746) von Friedrich Wilhelm von Oppel wird einer unverdienten 
Vergessenheit entzogen und als Ziel dieses Schriftstellers hervorgehoben, 
aus wenigen geometrisch gewonnenen Sätzen die ganzen Formelsysteme der 
ebenen und sphärischen Trigonometrie durch algebraische Rechnung zu ent- 
wickeln (S. 98). 

Das 6. und 6. Kapitel bilden Hrn. von Braunmühls eigenstes Eigen- 
tum, da zusammenhängende Vorarbeiten für die hier behandelten Zeit- 
abschnitte fast ganz fehlen. Um so schwieriger ist es aber auch, nach 
einmaligem Durchlesen dieser beiden Kapitel ein endgültiges Urteil zu fällen. 
Erst wiederholte Benutzung kann und wird zeigen, ob diese Kapitel wirklich 
auf der Höhe der ihnen vorhergehenden stehen. Ich kann nur erklaren, 
daß sie auf mich den vortrefflichsten Eindruck machen. Die Arbeiten von 
Pingre, von Lambert, von Klügel, von Lexell, von L'Huillier, von 
Lagrange, von Cagnoli, von Maskelyne, von Boscowich, von Maudnit, 
von Kästner, von Karsten, von Legendre, um nur die Koryphäen des 
6. Kapitels zu nennen, dann wieder aus dem 6. Kapitel die Arbeiten von 
Carnot, von Gauß, von Bohnenberger, von Cauchy, von Bret- 
schneider, von Karl Friedrich Schulz, von Gudermann, von Möbius, 
von Grunert, von Delambre, die neuesten Untersuchungen von 8tudy 
und von zahlreichen anderen in den verschiedenen Ländern, deren Gelehrte 
an dem Fortschreiten der mathematischen Wissenschaften beteiligt sind, sie 
alle sind erörtert und gewürdigt. Vielleicht hätte. Pfleiderers ganz eigen- 
artige Trigonometrie und ebenso die von von Müncho w etwas ausführlicheres 
Verweilen gerechtfertigt; vielleicht wäre auf die Meinungsverschiedenheit, 
ob singj* oder sin'<jp zu schreiben ist und auf den Ursprung der letzteren 
Schreibweise, zugleich auch auf das sin - 1 <p = arc sin <p englischer Schrift- 
steller einzugehen gewesen. Indessen sind dieses nur geringfügige Wünsche 
gegenüber der freudigen Zustimmung zu dem ganzen Werke. 

Heidelberg. M. Caxtor. 

H. 0. Zenthen. Hiatoire dea niathomatiques dans l'antiquite et le 

moyen äge. Edition franeaise, revue et corrigee par l'auteur, tradnit* 

par Jean Mascart. Paris: Gauthier-Villars, 1902. IX u. 296 S. 8' 

Die dänische Originalausgabe dieser kurzgefaßten Geschichte der 

Mathematik im Altertum und Mittelalter ist 1893 erschienen, die deutsche 







Versetzung 1896. Nunmehr liegt auch eine französische Ausgabe vor, in 
welcher der Verf. einige neue Ergebnisse der mathematischen Geschichts- 
forschung hat verwerten können. An dem Zustandekommen dieser neuen 
Ausgabe hat der beste französische Kenner der Geschichte der Mathematik 
im Altertum, Herr Paul Tannery, sein Interesse dadurch bekundet, daß 
er einige Anmerkungen beigesteuert hat. 

Das Buch war zunächst für Studenten und Lehrer der Mathematik in 
Dänemark bestimmt, wo die geltenden Prüfuugsbestimmungen eine Übersicht 
über die Geschichte der Mathematik fordern. Der Verf. hebt dasjenige aus 
der Geschichte der Mathematik der behandelten Zeit hervor, was dem be- 
zeichneten Leserkreise zu wissen wichtig ist. Daher fehlt der gelehrte 
Apparat, den die Anzeige der deutschen Ausgabe im Archiv der Math. (2) 15, 
Lit. Ber. S. 27 vermißte; dafür ist die knappe Darstellung sachlich und 
anregend. Durchaus zu billigen äst aus denselben Gesichtspunkten die ver- 
hältnismäßige Breite, mit der die griechische Mathematik behandelt ist, und 
die Kürze, mit der die übrigen Teile abgetan sind. 

Bei dei Erscheinung der Übersetzung eines Werkes, das sich durch 
seine Vorzüge den Beifall der sachkundigen Gelehrten und der lernenden 
Jugend erworben hat, bedarf es keiner neuen eingehenden Besprechung, ob- 
wohl nicht verschwiegen werden darf, daß manche Bedenken gegen eine 
Eigenart des hochverdienten Verfassers, die Hineintragung subjektiver An- 
sichten, ausgesprochen worden sind. Als einen Vorzug der französischen 
Ausgabe wollen wir aber das recht vollständige alphabetische Namen- und 
Sachregister erwähnen. 

Dagegen dürfte es vielleicht an der Zeit sein, nachdrücklich diejenigen 
Bestrebungen zu unterstützen, aus denen die Abfassung des Buches hervor- 
gegangen ist 

Der Stoff, den der Mathematiker auf den Mittelschulen lehren muß, 
hat bisher auf den Universitäten nur wenig Berücksichtigung gefunden. 
Daher hatte der Verein mathematischer Mittelschullehrer in Italien Asso- 
ciazione „Mathesis" auf der Turiner Versammlung im September 1898 auf 
die Tagesordnung die Frage gesetzt nach den Modifikationen in der An- 
ordnung der mathematischen Universitaststudien zur Erzielung guter Mittel- 
schullehrer, und der Bericht des Herrn Luigi Certo über diese Frage, 
der unter anderen Forderungen die Einrichtung einer Vorlesung über Ge- 
schichte der Mathematik verlangte, wurde mit jubelndem Beifalle auf- 
genommen. Auf derselben Versammlung hatte Herr Gino Loria in 
längerem Vortrage die Bedeutung der Geschichte der Mathematik als eines 
Bindegliedes zwischen dem Mittelschul- und dem Universitäts-Unterricht be- 
leuchtet und besonders die Wichtigkeit des Studiums der euklidischen 
Elemente auseinandergesetzt 

Ähnliche Anregungen sind bei den verschiedenen Völkern gegeben 
worden und nicht ganz erfolgslos geblieben. So berichtet Herr Mansion 
in der Bibliotheca Mathematica (3) 1, 232 — 236 über die Kurse in der 
Geschichte der Mathematik an der Universität zu Gent und erzählt am 
Schlüsse seines Berichtes, daß Zeuthens Geschichte der Mathematik im 
Altertum und Mittelalter, ergänzt durch Felix Müllers Zeittafeln zur Ge- 
schichte der Mathematik, als literarische Hilfsmittel dienen. „Das Zeuthen- 
sche Buch scheint, obwohl stark durchsetzt mit persönlichen Ansichten des 






M2 



Rezensionen 



Autors — vielleicht gerade deshalb — , anregender zu sein als die Handbücher 
von Ball, Cajori, um so mehr also als die von Hoefer und von Boyer." 

Leider reicht das Buch des dänischen Gelehrten nur bis zum Ende des 
Mittelalters: doch bemerkt Herr P. Tannery in seiner ausfuhrlichen An- 
zeige der französischen Übersetzung (Bull, des sc. math. (2) 26, 313 — 319), 
daß Herr Zeuthen das dänische Manuskript der Geschichte der Mathe- 
matik im XVI, und XVII. Jahrhundert schon vollendet hat. Wir können 
also hoffen, die Fortsetzung des vorliegenden Bandes bald in die Hände 
zu bekommen. Der geistvolle und kenntnisreiche Verfasser wird durch die 
Veröffentlichimg des zweiten Bandes, der den Stempel seines Geistes tragen 
wird, das Interesse an der Beschäftigung mit der Geschichte der Mathe- 
matik wiederum fördern, und hoffentlich wird der vom Auslande kommende 
neue Anstoß dazu beitragen, in dem deutschen Universitätsunterrichte die 
vis inertiae zu überwinden, die an den meisten Hochschulen einer be- 
scheidenen Bewegung nach der gewünschten Richtung entgegensteht, obschon 
doch gerade Deutschland in Moritz Gantor den ersten Geschichtsforscher 
der Mathematik besitzt und zahlreiche jüngere Gelehrte als Nachfolger des 
Nestors ihrer Wissenschaft voll Eifer tätig sind. Anzeichen einer solchen 
Bewegung sind ja an einigen Stellen bereits vorhanden. 

Berlin. E. Laufe. 









Karl T. Fischer. Der nattirwisBensehaftliche Unterricht in Eng- 
land, insbesondere in Physik und Chemie. 94 S. Leipzig 1901, 
B. G. Tenhner. 

Diese äußerst klar und anregend geschriebene Studie gibt Anschauungen 
und Erfahrungen wieder, welche der Verf. auf seinen beiden Reisen im Jahre 
1897 und 1898/99 mit scharfem Auge und offenem Ohr über den natur- 
wissenschaftlichen Unterricht in England gesammelt hat. Jeder, der sich für 
die Entwicklung und Vertiefung dieses Unterrichts interessiert, wird in dem 
Büchlein reiche Anregung finden. Besonders interessant ist die Beschreibung 
und Kritik der besonders von Armstrong vertretenen „heuristischen 
Methode", welche fordert, man soll den Schülern auf allen Stufen der Aus- 
bildung „nicht nur von den Dingen erzählen oder Dinge zeigen, sondern 
man solle in ihnen die Fähigkeit vermitteln, Aufgaben selbst durch das 
Experiment zu lösen — d, h. man solle sie darauf binleiten, selbst zu 
entdecken', und zwar sollten ihre Entdeckungen in enger Beziehung zu 
den Gegenständen und Erscheinungen dos täglichen Lebens stehen". Die 
Vorzüge und Klippen dieser Methode werden klar auseinandergesetzt.. 

Als Fazit der Betrachtung des englischen Unterrichtswesens tritt für 
uns der Wunsch hervor, den naturwissenschaftlichen Unterricht enger als 
bisher an unmittelbar wahrnehmbare Erfahrungen und an Experimente an- 
zuschließen und von Anfang an die Schüler zu gewöhnen, an messenden 
Versuchen Freude zu empfinden. Freilich ist dazu nicht nur eine bessere 
Ausstattung der Schulen mit Apparaten und Laboratorien, sondern auch 
eine andere Ausbildung der Lehrer nötig. Für einfache Laboratorien und 
ihre Einrichtung finden sich in dem Buche gute Vorbilder. 

Für die zweite Reise hat das Bayerische Kultusministerium dem Verl 
ein Stipendium bewilligt, Hoffentlich gibt der Bericht, welchen er dem 






Rezensionen. 



333 



Ministerium eingereicht hat, Veranlassung zu Verbesserangen im natur- 
wissenschaftlichen Unterricht an den bayerischen Schulen. Möchten auch 
die Leiter des Unterrichtswesens in anderen Staaten aus dem Fischerschen 
Buche Anregung nicht bloß zum Nachdenken, sondern auch zu Taten gewinnen! 
Berlin. E. Pmncjsheim. 



£. Goursat. Cours d'analyse mathömatique. T. I. Paris, Gauthier- 
Villars, VI -f- 620 S. 1902. 

Der vorliegende Band behandelt ungefähr den Stoff der älteren fran- 
zösischen Lehrbücher der Infinitesimalrechnung mit Ausschluß der Differential- 
gleichungen, der Variationsrechnung und der Funktionen eines komplexen 
Arguments. Den Anfang machen die Grundbegriffe der Differentialrechnung 
für Funktionen einer und mehrerer Veränderlicher; daran schließt sich die 
Taylorsobe Reihe mit Anwendungen auf die Theorie der Extreme, sodann 
das bestimmte Integral, das unbestimmte Integral, die mehrfachen Integrale. 
Es folgt, die Theorie der Reihen mit Anwendungen auf Potenzreihen und 
Fouri ersehe Reihen; endlich werden die einfachsten geometrischen An- 
wendungen der Infinitesimalrechnung entwickelt. 

Als charakteristische Eigenschaft des Werkes darf die große Sorgfalt 
bezeichnet werden, mit der die Beweise strenge im Sinne der modernen 
arithmetischen Analysis geführt werden. Auf eine begriffliche Auseinander- 
setzung über das Wesen der Irrationalzahl wird verachtet; an der Spitze 
steht der Satz, daß jede Größe, die beständig, aber nicht über alle 
Grenzen wächst, einem bestimmten Grenzwerte zustrebt. Hierdurch wird 
eine von Dedekind in seiner grundlegenden Schrift über die Stetigkeit 
ausgesprochene Bemerkung verifiziert, nach weicher der angeführte Satz, 
ebenso wie auch andere ihm äquivalente, als Fundament der Infini- 
tesimalanalysis genommen werden kann. Wenn aber aaeh der Verfasser 
des vorliegenden Werkes die volle Strenge der Beweise anstrebt und, 
soviel wir sehen, erreicht hat, so verzichtet er doch darauf, in jedem Falle 
von den allgemeinsten Voraussetzungen auszugehen, und beschränkt sich 
wesentlich auf die in den konkreten Einzelproblemen vorkommenden Fälle. 
Jede Theorie wird durch Beispiele erläutert, die entweder ausgeführt oder 
als Übungen dem Leser überlassen werden. An bemerkenswerten Einzel- 
heiten sei folgendes erwähnt. 

Die Differentialrechnung beginnt mit dem Roll eschen Satz, der oft 
erst später erscheint; sehr bald folgt eine genaue Theorie der impliciten 
Funktionen von einer und mehreren Variablen und der Funktional- 
determinanten. Im Anschluß an die Transformation der höheren Ab- 
leitungen in neue Variable werden die Transformationen von Legendre 
und Ampere sowie der allgemeine Begriff der Berührungstransformation 
erörtert. Bei der Theorie der Extreme der Funktionen von zwei Variablen 
wird auch der für gewöhnlich zweifelhaft bleibende Fall rt — s 1 = nach 
Scheeffer untersucht. 

Der Begriff' des bestimmten Integrals wird in aller Strenge entwickelt; 
für die Rektifikation der Kurven wird eine hinreichende Bedingung gegeben. 
Bei der Gaußschen Methode der mechanischen Quadratur findet sich die 
interessante Bemerkung, daß diese Methode, wenn man sie auf willkürliche 



334 



Rezensionen. 




Funktionen anwenden will, eigentlich den Satz von Weierstraß voraus- 
setzt, daß jede stetige Funktion in einem beliebigen Intervall mit gleichem 
und vorgeschriebenem Grade der Annäherung durch ein Polvnom dargestellt 
werden kann. Ist nun dieses etwa vom 2w tea Grade, so läßt sich über die 
Größenordnung des Fehlers der Darstellung im Vergleich zur Summe der 
Glieder vom (« + l) ten bis zum ätt" 11 im allgemeinen nichts aussagen, und 
so bleibt, der Nutzen der Gaußschen Methode bei ganz beliebigen Funktionen 
beim gegenwärtigen Stande der Theorie einigermaßen zweifelhaft. 

Aus der Theorie des unbestimmten Integrals sei die schöne Methode 
von Hermite zur Integration rationaler Brüche erwähnt, welche zeigt, daß 
der rationale Teil des Integrals ohne Auflösung algebraischer Gleichungen 
hergestellt werden kann. Bemerkenswert ist hier auch die Reduktion der 

Integrale f Rc^'dx, in denen R eine rationale Funktion von x ist, auf den 

Integrallogarithmus. Die mehrfachen Integrale werden zur genauen De- 
finition des Areals einer krummen Fläche benutzt und mit krummlinigen 
Integralen in Verbindung gebracht. Als analytisches Beispiel erscheint der 
dritte G au ß sehe Beweis des Fundameutalsatzes der Algebra. Weshalb 
übrigens dieser als Theorem von d'Alembert bezeichnet wird 1 ), ist mir 
nicht verstandlich. Die allgemeine Vorstellung, daß eine Gleichung fi*" 
Grades n Wurzeln besitzt, war doch schon vor d'Alemberts Zeiten ver- 
breitet, und der von diesem unternommene Beweisversuch Bteht noch hinter 
den ebenfalls mißlungenen von Euler und Lagrange zurück. 

In der Theorie der Reihen ist es interessant zu verfolgen, wie schon 
gleich anfangs der von Cauchy herrührende Begriff der größten Grenze 
oder, wie wir jetzt sagen, oberen Unbestimmtheitsgrenze eingeführt und be- 
nutzt wird, um das Kriterium dafür abzuleiten, daß eine Größenfolge gegen 
einen bestimmten Grenzwert konvergiert. Überhaupt geht aus der Dar- 
stellung dieses Gegenstandes hervor, wieviel die moderne Kritik der 
Infinitesimalbegriffe Cauchy verdankt, dessen Verdienste auf diesem Gebiet 
gegenüber neueren Autoren vielfach in Vergessenheit geraten sind. Erörtert 
wird die absolute und gleichmäßige Konvergenz und letzterer Begriff auch 
auf Integrale angewandt, die einen Parameter enthalten und bis zur Grenze 
<x> erstreckt sind. In der Theorie der Potenzreihen werden ähnlich, wie es 
im ersten Bande der Allgemeinen Arithmetik von Stolz geschieht, eine 
Reihe von Sätzen vermittelst reeller Variablen bewiesen, die man meist in 
die Theorie der Funktionen komplexen Arguments verweist: die Taylorscbe 
Formel, die Formeln für Substitution und Division der Potenzreihen. 
Diese Entwicklungen beruhen aber auf dem nicht ganz leicht zu be- 
weisenden Satz: daß eine konvergente Doppelreihe mit positiven Gliedern 
eine von der Anordnung unabhängige Summe hat. 

Bei der Summierung der Fourierschen Reihe gibt unser Werk eine 
Modifikation des Dirichletschen Beweises und folgt dabei der Darstellung 
einer schönen Abhandlung von Bonn et (Brüsseler Preisschriften Bd. 23) 
Für die darzustellende Funktion wird vorausgesetzt, daß sie eine endliche 
Anzahl von Unsteügkeiten und Eitremen besitze. Bei dieser Gelegenheit 
sei darauf hingewiesen, daß, wie Poincare in seinen Vorlosungen über 









1) Iu den französischen Lehrbüchern ist dies allgemein Gebrauch. Red. 



Rezensionen. 



335 









die Theorie der Wärmeleitung gezeigt hat, die Dirichletsche Argumentation 
sich sogar noch etwas vereinfacht, wenn man die allgemeinere Voraus- 
setzung macht, die darzustellende Funktion sei die Differenz zweier mono- 
toner d. h. nicht zunehmender oder nicht abnehmender Funktionen. Die dieser 
Bedingung unterworfenen Funktionen sind dann identisch mit denjenigen, 
welche Jordan als Funktionen mit beschränkter Schwankung bezeichnet. 

Aus den Kapiteln über die geometrischen Anwendungen, die im 
ganzen vielleicht einen allzu konservativen Charakter zeigen, sei hervor- 
gehoben, daß in der Theorie der Enveloppen eine Bemerkung vorkommt, 
die meist erst bei den singulären Lösungen der Differentialgleichungen 
begegnet: daß das Resultat der Elimination von a aus den Gleichungen 



da 

nicht nur die Enveloppe darstellt, sondern auch den Ort der Singularitäten 
der Kurven, welche die durch die erste Gleichung definiert« Schar bilden. 
Das Werk von Goursat ist ein neues vortreffliches Hilfsmittel für 
das tiefer dringende Studium der Analysis und für die wissenschaftliche 
Untersuchung. 

Berlin. A. Kneser. 

E, T. Whittaker. A oourae of modern analysis. An introduction to 
the general theory of infinite series and of analytic functions; with an 
account of the principal transcendental functions. Cambridge, University 
Press. 378 S. 1902. 

Das Werk steht hinsichtlich der funktionentheoretischen Methoden und 
der Strenge seiner Beweise im ganzen auf modernem Standpunkte, und zeigt 
gewisse in der englischen Mathematik herkömmliche Vorzüge: die Allgemein- 
heiten werden auf den geringstmöglichen Umfang beschränkt; das individuelle 
Leben der Einzelaufgabe findet Interesse, und mit den Anwendungen wird 
lebhafte Fühlung gehalten. Die Anordnung des Stoffes ist übersichtlich 
und groß die Zahl der Übungsaufgaben , welche durchgehend» höhere An- 
forderungen stellen, als man es in den verbreiteten Aufgabensammlungen 
gewohnt ist 

Nach einer kurzen Darstellung des Rechnens mit komplexen Zahlen 
beginnt das zweite Kapitel, übersehrieben die Theorie der absoluten Kon- 
vergenz, mit jenem Satze, den du Bois-Reymond als das allgemeine 
Konvergenz- und Divergenzprinzip bezeichnet, und entwickelt die wichtigsten 
Sätze der allgemeinen Reihentheorie, darunter die Sätze von Cauchy, 
Abel, Mertens über das Produkt absolut und bedingt konvergenter Reihen, 
sowie Kriterien für die Konvergenz unendlicher Produkte und Determinanten. 

Im dritten und vierten Kapitel werden die Grundlehren der allgemeinen 
Funktionentheorie mit Benutzung des Konturintegrals entwickelt und die 
gleichmäßige Konvergenz der Summen von Funktionen reeller und kom- 
plexer Variablen betrachtet, Den Satz von Weierstraß, daß eine gleich- 
mäßig konvergente Summe von Potenzreihen wie eine Summe von endlich 
vielen in eine einzige Fotenzreihe umgewandelt werden kann, vermissen wir 
in dieser einfachen Form, wenngleich er in den §§ 53 und 64 implizite 
enthalten ist. 




33fi 



Union rionnn 



Es folgen sodann mannigfaltige Anwendungen der Residuenrechnung 
und ein reichhaltiges Kapitel über die Entwickelung von Funktionen in 
Reihen und Produkte, in welchem die Formeln von Lagrange, Laplace, 
Bürmann und ähnliche aus einer allgemeinen von Darboux herrührenden 
abgeleitet werden. Die Zerlegung einer transcendenten ganzen Funktion 
in ihre Primfaktoren wird nur für den Fall, daß die logarithmische Ab- 
leitung im Unendlichen unter einer festen Grenze bleibt, entwickelt 

Bemerkenswert ist das Kapitel über die Fouriersche Reihe dadurch, 
daß neben dem Dirichletschen auch der von Cauchy in den Exercice 
vom Jahre 1827 gegebene Konvergenz- und Gültigkeitsbeweis atttwiekdl 
wird, bei welchem die einzelnen Glieder der Reihe als die Residuen einer 
meromorphen Funktion einer komplexen Variablen erscheinen, und die 
Summe einer endlichen Zahl von Gliedern durch ein Konturintegral über 
jene Fuaktion dargestellt wird. Bei der vorliegenden Form des Oane&J- 
schen Beweises fäUt auf, daß die Eigenschaft der dargestellten Funktion, 
nur eine endliche Anzahl von Extremen zu besitzen, nirgends benutet wird. 
Das erklärt sich daraus, daß die Diskussion des Ausdruckes </, auf 8. 184 
wohl nicht ganz ausreicht; die komplexe Variable u> beschreibt namhcb, 
wenn k wächst, einen Hehr langen Integrationsweg, so daß das Integral 
einer kleinen Größe nicht mehr, wie auf S. 135 geschieht, als klein an- 
gesehen werden kann. Die hier vorhandene Lücke füllt man leicht aus 
durch die von Picard im Traite d'analyse II S. 170 gegebene Entwickelung, 
bei welcher gerade die erwähnte Voraussetzung hinsichtlich der dargf- 
Funktion wesentlich ist. 

Den Schluß des allgemeinen Teils bildet ein Kapitel über asymptotisch« 
Darstellung im Sinne der Theorie von Poineare. 

Die zweite Hälfte des Werkes enthält monographische Darstellungen 
der wichtigsten speziellen Transcendenten, bei welchen funktionentheoretische 
Methoden bevorzugt werden und besonders die Integralformeln durchweg 
aus Konturintegralen hergeleitet werden, An erster Stelle steht die Gamma- 
funktion; dann folgt die hypergeometrische Reihe, bei welcher die Rie- 
mann sehe Theorie sowie die Darstellung durch Schleifenintegrale gegeben 
wird. Besonders reichhaltig ist ein Kapitel über die Bessclschen Funktionen. 
in welchem unter anderem von der asymptotischen Darstellung eingehend 
gehandelt wird. 

Nach einem kurzen Abschnitt über die Reduktion der partiellen Differential- 
gleichungen der mathematischen Physik auf gewöhnliche DifferentialgleichungM 
schließt das Werk mit einer Einleitung in die Theorie der elli] 
Funktionen, in welcher Qu und sn u durch die Eisensteinseben PartiaJ- 
bruchreihen definiert werden und im ganzen der Gedankengang von Liouvilb 
verfolgt wird. Die Weier straßseben Funktionen werden insofern bevorzugt, 
als die Funktion o, nicht aber die 6 betrachtet werden. Bei der Abloirum 
des Additionstheorems von sn« begegnet uns eine originelle Wendung; während 
die an Lagrange anknüpfenden Beweise der Additionsformel auf Differnuris. 1 
gleichungen zweiter Ordnung zurückgehen, erscheint hier (§ 192) die ge- 
suchte Formel als Integral einer Differentialgleichung erster Ordnung vom 
Clairautschen Typus, Auch das Additionstheorem von pu wird sehr elegant 
bewiesen. Bei der Inversion des Integrals erster Gattung wird neben der 
Hernüteschen Methode die von Weierstraß herrührende gegeben, l*' 






ic-nen, 

welcher eine Nullstelle des unter dem Quadratwurzelzeichen stehenden 
Polynoms vierten Grades als bekannt vorausgesetzt wird. Wir hätten an 
dieser Stelle lieber die von Halphen entwickelte Inversionsmethode ge- 
sehen, welche die Wurzeln jenes Polynoms nicht benutzt und deshalb weit 
praktischer ist; sie ist als eine der schönsten Anwendungen der Funk- 
tion yyw anzusehen, bei welcher diese durch die Jacobischen Funktionen 
nicht wohl ersetzt werden kann. (S. etwa Appell et Lacour, Fonctions 
elliptiques Nr. 157.) 

Berlin. A. Knesek. 






Fftrle, H. Rechenblätter. Berlin 1902, Mayer und Müller. 

Der jüngste Zweig der angewandten Mathematik — die Nomographie — 
gibt Methoden zur Konstruktion von Rechentafeln an; eine solche Tafel, die 
einer bestimmten, durch eine vorgegebene Gleichung definierten, Abhängigkeit 
zwischen veränderlichen Größen entspricht, gestattet unmittelbar die Werte 
der abhängigen Variablen aus ihr zu entnehmen, wenn die unabhängigen 
irgend welche speziellen Werte haben. Eine Rechentafel, z. B. für drei dun h 
eine Gleichung F(x; er, ß) = gebundene Variablen x, er, ß bietet einen 
graphischen Ersatz für eine numerische Tabelle mit zwei Eingängen, ohne 
dabei jedesmal eine geometrische Konstruktion ausführen zu müssen, wie es 
die Methoden der graphischen Statik für die Auflösung von Gleichungen oder 
Gleichungssystemen benötigen. In ausführlicher Weise behandelt diesen Gegen- 
stand Maurice d'Ocagne in seinem Traite de Nomographie, zu welchem 
eine Einführung von Herrn F. Schilling bei Teubner 1900 erschienen ist. 

Unabhängig von Herrn d'Ocagne, obwohl später, hat Herr FUrle in 
der „wissenschaftlichen Beilage zum Jahresbericht der Neunten Realschule zu 
Berlin 1902" eine Theorie der Rechenblätter gegeben und einige Rechen- 
blätter für die Praxis konstruiert, die im Erscheinen begriffen sind. Es 
liegen bis jetzt vor zwei Rechenblätter zur Auflösung der Gleichung 
x s -j-ax* -\- ßz + 1 =»0 und eine dritte Tafel für photographische Zwecke. 

Letztere ist eine graphische Darstellung der Gleichungen -f -= = -j. ; 

* «■■> 1 -f- -s ; 7 =* 1 + ~i in denen a die Gegenstandsweite, b die Bildweite, 

f die Brennweite, er die Gegenstandsgröße, ß die Bildgröße bedeutet. 
Dasselbe Rechenblatt kann auch zur Berechnung des Zusammenhanges 
zwischen den elektrischen Widerständen von Stromverzweigungen und dem 
Gesamtwiderstande, zur Proportionsrechnung, Multiplikation und Division 
verwendet werden. 

Die Rechenblätter können auf das beste empfohlen werden, da sie 
langweilige, sich stets wiederholende Rechnungen, wie sie in der Technik 
fortwährend vorkommen, überflüssig machen. Das Einarbeiten in den Ge- 
brauch der Rechenblätter bietet keinerlei Schwierigkeiten, und dem Tech- 
niker, der den Vorzug derselben — eine große Zeitersparnis — kennen 
gelernt hat, werden die Recbenblätler bald ebenso unentbehrlich sein, wie 
der logarithmische Rechenschieber, der als die einfachste Art einer solchen 
Rechentafel aufgefaßt werden kann. 

Berlin Altked Haock. 



▲rchiT dar Hill ■— Ht aaS Pkj^üi nx &*[*« VI 







Vermischte Mitteilungen. 



1. Aufgaben und Lehrsätze. Lösungen. 



A. Aufgaben und Lehrsatz«-. 



89. Die Funktion j/ 



= i*lnx 



in eine Fouri ersehe Reihe zu entwickeln, 



danach die Quadratur der Kurve y = c* 1 ** auszuführen und zwischen den 
Grenzen und \n, und si, und 2tt auf 8 Dezimalen genau zu berechnen. 
Berlin. E. Lampe. 



90. Für die Kurven «* 4- J/ 4 — a'(x? + y 1 ) (in rechtwinkligen Koordi- 
naten) l) die Koordinaten der Wendepunkte, 2) den Krümmungsradius als 
Funktion des Radius r vom Koordinatenanfang nach dem betreffenden 
Punkte, 3) den Flächeninhalt zu finden. 

Berlin. E. Laote. 



91. Durch fortgesetzte Halbierung des Zentriwinkels erhalt man be- 
kanntlich aus dem regulären «-Eck das 2 »-Eck. Faßt man das reguläre 
Polygon als ein Ponceletsches mit dem singulftren Modul x=0 auf, H 
entsteht die allgemeine Aufgabe, das Ponceletsche 2»i-Eck zu konstruieren, 
welches mit dem gegebenen n-Eck zu demselben Modul gehört. Wit tiri 
diese Aufgabe gelöst? 

Sagan. P. Kokott. 

92. Die ans Doppeltangcnten einer ebenen Kurve vierter Ordnung ge- 
bildeten Dreiecke zerfallen bekanntlich in zwei Klassen, jenachdem die sechs 
Berührungspunkte auf einem Kegelschnitte liegen oder nicht. Diese beidwi 
Klassen von Berührungspunktgruppen ergänzen sich in gewissem 9nM 
dualistisch; denn während bei den ersteren der Pascalsche Satz gilt, also 
die Pascalsche Konstruktion zu drei Restpunkten führt, die auf •". 
raden liegen, führt bei den letzteren die Pascalsche Konstruktion m 
drei Restpunkten, die mit den bezüglichen Ecken des Dreiecks verbunden 
drei durch einen Punkt gehende Gerade liefern. Desgleichen gilt die Um- 
kehrung dieses Satzes. 

Königsberg i/P. W. 













Vermischte Mitteilungen. 33Ö 

93. Es liege eine dreiseitige Determinante D = (fi^&jCg) vor. Man 
bilde einmal die Determinante der reziproken Elemente A = ( — , r- , — ) , 

andererseits die der reziproken ersten Minoren A' = ( — , «- , — ) • Die 

Zahler dieser beiden Determinanten seien mit Z, Z bezeichnet. Dann gilt 
die Zerlegung: Z' = ZD*. Diese Formel ist zu beweisen und ev. auf 
n-seitige Determinanten zu verallgemeinern. 

Königsberg i/P. W. Fr. Meter. 

94. Durch eine Schar konfokaler Mittelpunktkegelschnitte ist eine ein- 
eindeutige quadratische Verwandtschaft zwischen den Geraden der Ebene 
festgelegt: zwei Geraden entsprechen sich, wenn sie bezüglich aller Kegel- 
schnitte der Schar konjugiert sind. Den Punkten der Ebene entsprechen 
dann die Parabeln, die die beiden gemeinsamen Achsen der Schar berühren. 
Damit ist aber zugleich eine ein-eindeutige Verwandtschaft zwischen den 
Punkten der Ebene hergestellt, indem man jedem Punkte der ersten Art 
den Brennpunkt der bezüglichen Parabel zuordnet Es ist zu zeigen, daß 
diese Verwandtschaft nichts anderes ist, als eine Inversion mit dem Zentrum 
im Mittelpunkte der Schar, zusammengesetzt mit der Spiegelung an der 
Hauptachse der Schar. 

Und umgekehrt ist jede Transformation, die sich aus einer Inversion 
und einer Spiegelung an einer durch das. Zentrum der Inversion gehenden 
Geraden zusammensetzt, dieselbe, die, wie oben angegeben, mit Hilfe einer 
bestimmten Schar konfokaler Kegelschnitte, jedem Punkte den Brennpunkt 
der zugehörigen Parabel zuweist 

Königsberg i/P. W. Fr. Meyer. 

95. Soient: M un point d'une ellipse de centre 0, PQ la corde polaire 
de M par rapport a 1' ellipse, H et H t les orthocentres des triangles MPQ 
et OPQ. Montrer que lorsque le point M vient sur l'ellipse, les points H 
et H t ont des positions limites. 

1°. Si M parcourt l'ellipse, le lieu de chacun des points H et H x 
est une sextique dont les aires U et U x sont en fonction des aires E et 
D de l'ellipse et de sa developpee 

2°. Le lieu du milieu de B.H X est une conique. 
• Gonstantdnople. E. N. Barisien. 

96i Wenn die Ecken des Tetraeders U 1 U i U 9 U < durch diejenigen des 
Tetraeders E 1 E i E t E i die bary zentrische Darstellung zulassen: 

U t - a l E 1 -f o,^ + a,E a + a 4 E 4 , 

U t = a i E 1 + e^E, + a t E a + o,^, 

U, - a t E t + « 4 ^ + a 1 E 9 + a,E„ 

Ut - tti E t + a^ + a 2 £, + a^, • 

22* 



340 



Vermischt« Mitteilungen. 



wo ßj + a, -}- e s + tt| = 1 und wo die «j, otj, a a , u 4 voneinander ver- 
schiedene, sonst aber beliebige Zahlen bedeuten, dann liegen die beiden 
Tetraeder zu einander vierfach hyperboloid. Es ist zu beweisen, daß die 
vier hierdurch bestimmten einschaligen Hyperboloide konzentrisch sind und 
daß der gemeinsame Mittelpunkt in den gemeinsamen Schwerpunkt der 
beiden Tetraeder fällt. 

Berlin. E. Jahnke. 



97. De^nontrer que la eourbe d^finie par les iquations intrinseques 
9 = aV «• + 1 , r - |(e» + f V 






apparticnt ä un cylindre circulaire, de rayon o. 

Toute courbe plane, definie par une equation intrinseque de la forme 

r = — ■+■ b r peut etre appliquee, par simple torsion, sur un cylindre cir- 



culaire, de maniöre quelle devienne geodesique d'un cone. 
D^montrer que toute ^picyclofde 



Quel est ce cone? 



8* + 



J»« 1 



tordue suivant la loi 



rs 



constante, 



6«' 



sin 2 a ' 



peut etre placee sur la surface engendree par la rotation d'une cardiolde 
autour de son axe. En particulier on obtient les tneridiens de la surface 
pour a = 0, et les asymptotiques pour a = 30°. 

Naples. E. CesIro. 




B. Lösungen. 

Zu 68. (Bd. IV, S. 349) (E. N. Barisien). Es sei AB die Haupt- 
achse, der Mittelpunkt der Ellipse, Pj der gemeinsame Berührpunkt, P l P i 
äie z\x AB in Q senkrechte Hyperbelsehne, M ihre Mitte, T ihr Pol und 
X der gesuchte Hyperbehnittelpunkt. Dann liegt T auf der Verlängerung 
von AB und X auf TM. Da TM der zu P t P t konjugierte Durchmesser 
ist, so ist der zu AB (_L J\ij) konjugierte Durchmesser OX _L MT- 
ferner ist 

Sonach hüllt MT eine Ellipse ein, deren Nebenachse mit der Hauptachse 
der gegebenen Ellipse zusammenfällt, während die beiden anderen Achten 

im Verhältnis —II + ,, J zueinander stehen. X Liegt auf der Fußpunkt- 

kurve dieser Ellipse von aus. 

Tharandt, Ph. Wetnueister. 




Vermischte Mitteilungen. 



341 



Zu 75. (Bd IV, S. 351) (P. Kok ott): Auf tcelcher Kurve muß sich 
Lcmniskate wälzen, damit sich iiir Mittelpunkt auf der Geraden 0|, 
welche in der AnfangsstcUung senkrecht tnr Hauptachse steht, weiterschiebe? — 
Beziehen wir die gesuchte Kurve auf ein festes Koordinatensystem ÖM = £ 
und MB = tj, die Lemniskate auf das bewegliche System M A = x und 
AB = y, so ist stets , = x% + s 

da in jedem Moment der Radiusvektor MB auf OM senkrecht steht, also 
mit n identisch ist. Das Bogenelement der Lemniskate ist gleich dem der 
gesuchten Kurve, also dx* -f- ^jr* = d£ s -f- &!}*• Es kann daher aus- 
gedrückt werden durch 

. r G- 

A* = - & 

wenn man beachtet, daß bei der 

Lemniskate 

ds = • 

yt — r« 

Also entsteht aus der Gleichheit 
dx 2 -f dy> = dl> + drf: 

n'dri 



di, 



oder 



yT^v 



'-/Ä (,<1> 




Verallgemeinerung: Sei M(x, y) = die Gleichung einer Kurve, deren 
Koordinatenanfangspunkt auf der Geraden Of sich fortbewegt. Man bringe 
dieselbe vermittelst r a = ij* = x i + y 1 au f die Fonn i = f{n). Dann er- 
gibt sich y =y n *-f>{r)), dx = r(ri)dil, d^V^? = (v - ff)d W , 
und es geht die Gleichung dx* + dy* = d|* + dif über ia 

f'n-f 



d£ = 



Für /" = jjtf» erhalt man 



d£ = 



tjifi'(T))dtj 



dij. 



Behielt'. — Die bewegliche Kurve heiße r v 



cos««p. Dann ist 



1 - ^ 1 

x = r cos ?> = ij cos — arc cos if, if (>j) = cob — arc cos tf , 

tl; (n) = -sin arc cos if • — - ■ - ' : 

*J VT-*»" ) 



<m 



342 Vermischte Mitteilungen. 

Für p — n = 1 ist die Gleichung r = cos tp ein Kreis; die feste Kurve 
hat dann die Gleichung §* -+- ij s = 1. 

Für p = n = 2 entsteht der eingangs erläuterte Fall der Lemniakate. 

Ist p = 1, n beliebig, so heißt die feste Kurve n*|* + ij* = 1. 

Setzt man — p statt p, d. h. geht man zu den reziproken Kurven über, 
so ist 

i 

man erhalt dann Integrale, die unter Umständen umkehrbar sind. 

Geht man von der beweglichen Kurve -g -(- p = 14P aus, so führt 

die Rechnung auf 

dt, - 



woraus * = dn | folgt. (Vergl. Greenhill, Ellipt. Fonct. 8. 104.). 



ii 



Setzt man r p = cosamwip, so erhält man 



- „»' • i - * V ' 



1 



welches für p = 2 auf die Form 



gebracht werden kann, wobei Aty = j/l — 6*sin*^ ist. 

Sagan. P. Kokott. 

Zu 80. (Bd. V, S. 313) (P. Stäckel). Meines Erachtens steckt der 
Fehler in dem Satz: „90 sind . , . #, y, z ganze lineare Funktionen fOfl 
Der Satz müßte heißen: „so können x, y, z als ganze lineare Funktionen 
einer unabhängigen Veränderlichen dargestellt werden." In der Ebene stellt 
z B. x = at, y = bt eine Gerade dar, aber dieselbe Gerade wird auch durch 
je = at 8 , y ■= bt 3 dargestellt. Es gibt überhaupt für jede Kurve unzählig 
viele Darstellungen, die alle aus einer von ihnen hervorgehen, indem man 
den Parameter durch eine willkürliche Funktion eiues anderen Parameters 
ersetzt. Allgemein gesprochen: Stellen die Gleichungen z = X(f), y — 
eine Kurve dar, und ist t = f{%) eine willkürliche Funktion, so stellen auch 
x = A (/(&)), ? = f l (f(*)) dieselbe Kurve dar. Wie nun durch die andere 
Fassung des Satzes der Fehler vermieden werden kann, zeige ich am besten 
an einer allgemeinen Aufgabe, die so lautet: Gegeben .find zwei Scharm von 
Kurven von gleicher oder ungleicher Art; gesucht sind die Bedingungen, unttr 
denen eine Fläche beide Scharen zu Koordinatenlinicn hat. So sind z. B. die 
Bedingungen aufzustellen, unter denen eine Fläche zwei Scharen von Geraden 
oder eine Schar von Geraden und eine Schar von Kreisen zu Koordinatrn- 
linien hat usw. Eine Kurve der ersten Art werde dargestellt durch: 




Vermischte Mitteilungen. 



343 



x = A(f), y -= /*(0i * = »'(f), wobei A, fi, v wohJbestimmte Funktionen sind, 
die noch eine Beihe von willkürlichen Konstanten enthalten. (UM man den 
Konstanten besondere Wert«, so wird aus der ganzen Art ein Individuum 
ausgesondert Läßt man aber die Konstanten Funktionen einer neuen Ver- 
änderlichen ic sein, so wird dadurch aus der Art eine einfach unendliche 
Schai S ausgesondert. S wird dargestellt durch: x = A(<; w), y = u(t; tv), 
z = v(t; u>), wobei, wie noch einmal betont sei, A, ft, v wohlbestimmtö 
Funktionen von t sind, deren Koeffizienten von tc abhängen. 

Es sei jetzt eine Fläche x = x(u, v), y = y(w, v\ t = je(u, v) vorgelegt., 
und es sollen die Kurven v = const eine Schar S x und die Kurven u = const 
eine Schar S t bilden. Sind die die Kurvenarten erklärenden Gleichungen 
für Sj: x = k(&), y = ti(&), *= v(#) und fürS 8 : x = n(i), y = e(r\ * = ö(r\ 
so muß für r = const der Ausdruck x = x(u, v) auf die Form A((r) gebi. 
werden können durch einen Ansatz « = /"(-&)• Die Koeffizienten von A und 
f nehmen aber für die verschiedenen Werte von t' verschiedene Werte an; 
sie sind also allgemein als Funktionen von v zu betrachten. Somit wissen 
wir, daß es eine Funktion f(ö-, v) gibt, die, für u in x(u, v) gesetzt, diesen 
Ausdruck in A(#; i') verwandelt. Umgekehrt ist aber & eine Funktion von 
k und f. Also gilt der Satz: Es gibt eine Funktion 9 von u und v der- 
art, daß für jedes u und v die Gleichung 

x = x(w, v) = JL(&(m, v)\ v) 

eine Identität ist. Ferner gelten die Identitäten 

V = y(«, v) - ft(9(u, »); v), e = «(«, v) = v(#(w, v); v). 

Dasselbe läßt sich für die Schar S, nachweisen. Es muß also eine Funktion 
r(«, p) existieren, die die Gleichungen 

x(u, v) = *(>(«, t>); m), y(u, v) = ^(t(u, »); a), e(u, v) — tf(r(«, »); w) 

zu Identitäten macht. 

Somit lautet die Lösung der gestellten Aufgabe: Es müssen sich zwei 
Funktionen # und x von u und u angeben lassm, die die Gleicltuvf/cn 

x(u, «) = A(0; v) = «(t; «), . . . 

zu Identitäten maciien. 

Für den Fall, daß beide Scharen gerade Linien sind, können A, p, v; 
7r, p, a in der Gestalt 

§ + S<p, 7} + »^, £+0*; $' + V, ij' + i^', £' + **' 

gegeben werden, wobei £, ij, £, ip, Vi X von l " allein und | f , jj', f', gp', tp', 
l' von M allein abhängen. Dann lauten die Bedingungen 

| + &<p = £' + t«p', • • - 

aus denen # und t bestimmt werden können, sobald 

£ — £', 9. <p' 

ij — ij', t|/, Tf' 

f - f. Z» Z 
identisch verschwindet. 



344 



VcrmiBchte Mitteilungen. 



Als Beispiel diene 
1) Das einschalige Hyperboloid x i -\- #' — s* = 1. Seine Gleichungen 
lauten, wenn die geraden Linien Koordinatenlinien sind: 



uv 4-1 



U — V 



e = 



U -f" V 



UV — 1 ' UV — 1 

Sie können in die vorher angegebene Form gebracht werden. Dabei ist dann 



1 «. l « 1 — v* 1 + v' „ 

1,»?= „, ?=-, V =2, *=— V -, %— — , # = up 



4-i, 13=--, r=-, v=2, *—— — ~, z = 



1 



MP-1 1 



2) Das hyperbolische Puraboloid ?/2 = x. Seine Darstellung ist 

x = uv, y = u, e = v. 
Ferner ist hierfür 

£ = 0, ij = 0, fr = t>, 9» = t>, tf = 1, X = °i * = "» 

£' = 0, ij' = u, f' = 0, <p' = u, t|/ = 0, jf=>l, t=»p, J = i 

Dortmund H. Kühne. 



Za 82. (Bd. V, S. 314) (E. N. Barisien). Es sei OA*=a, 0B = 1 
OS = OS' = c, Jf = r, «£ Jlf OS = 9. Dann ist nach der Polaxgleichiing 
der Lemniskate 

r =- ccob]/20; 

ferner ergibt sich aas den Dreiecken OMA and OMB nach dem Sinussati 



a = 



Mithin: 



ab = 



r Bin 45° 
ßm~(46° + ») 

rsin 186° 
= sin(136°-|-#) 

c" cos 2# 



c \ •! coa -J » 

■_. „i„ l4 r>" 4- &)i 



c|/2 cob2# 

2 sin (46° — 9) ' 

c* cos 2 9 



2 ein (45° -f 9) sin (45° — 9) 



Prenzlau. 



cos 20-— cos 90° 

W. Steoemann 



Zu 84. (Bd V, 8. 314) (0. Guts che). Die beiden von A aus auf 
PP a und von B aas auf PP t> gefällten Lote seien AQ a und BQ h . Dann 
sind die Vierecke PAQ a P h und PBQ b P a Sehnenvierecke, und man bat 

<£PQ a P b = PAP b , -£PÖ. b P a = PBP a . 

Es ist aber nach Voraussetzung -$Z PAP b = PBP al folglich auch 
3zPQ a P b = PQ b P a oder P a Q a P b = P b Q b P a , 



Vermischte Mitteilungen. 



345 



woraus sich ergibt, daß die Punkte P a , P b , Q at Q b auf einem Kreise liegen. 
Der Mittelpunkt dieses Kreises ist der Durchschnittspunkt der den Sehnen 
P a Q a und P b Q h zugehörigen Mittelsenkrechten. Letztere schneiden aber 
einander in F; denn die beiden Parallelen P a B und Q a A sind senkrecht 
zur Sehne P a Q a , ebenso die Parallelen P b A und Q k B senkrecht zur Sehne 
P b Q b . Demnach ist F der Mittelpunkt des Kreises P a P b Q a Q b , also FP a = FP b . 

Zusate: Die Fußpunkte Q a und Q b der beiden von A aus auf PP a 
und von B aus auf PP b gefällten Lote haben unter sich und mit den 
Punkten P a und P b gleiche Entfernung von F. 

Der Satz und der Zusatz sowie der Beweis gelten auch, wenn die durch 
die Dreiecksecken A und B gelegten Strahlen nach außen gezogen werden. 

Prenzlau. W. Steqemann. 



Zu 85. (Bd. V, S. 314) (0. Gutsche). PA l treffe A t B l in X und 
QB t in U; QA t treffe A t B t in ¥ und PB l in V. Dann erhalt man 
aus den ähnlichen Dreiecken PB l X und VB^A^ 

**-!*•. .1..- rv =DJ! . X±_. PX _ PB * 1^ 
PB, 



^; also: PX-P^.^^ 



und aus den ähnlichen Dreiecken QB i Y und UB i A l 
SJ-S4-. also- 0Y=OB -^- «4- 



PA t VB X • 



ÜB, 



ü^, 



Es ist nun A P^C ~ (>J?,C, APl^C — Q^C, und daraus folgt noch: 
Viereck PA\GB X ^ QB^CA^, Viereck (J^ <? B s ~ 7.8,(7.4,. Demnach 
hat man 

PB, QA± VA± UB^ 

PA, - 0.B, ' Fit, = VAt ' 



und es ist also 



PX QA, 

p2~ = 07 * ^* e Geraden PX-4 X und QA\ T sind parallel; 

folglich gehen die drei Geraden PQ, XAj, vi, V durch einen Punkt, wofür 
man auch sagen kann: der Schnittpunkt von A 1 B l und A.,B l liegt auf PQ, 

Prenzlau. W. Stegemann. 



2. Kleinere Notizen. 
Reponse ä la queatlon 3 (1894) de t'Iutermldiaire des Mathematicien». 

Ddcouper un triangle en quatre partics äquivalentes par deux droites 
reetangulaires. — Ces quatre parties cotnprennent toujours trois quadrilateres 
et un triangle rectangle; soit BC = a le cote sur lequel s'appuie rhypote- 
nnse de ce triangle rectangle et achevons de definir le triangle donne par 
la hauteur AH = H et la distance fiff = « du milieu u de BC wx pied 
H de la hauteur. 

Soient FD et QE les droites qui repondent a la question et qui se 
coupent en 0, posons uG = ?, (iF = /; l'application du theoreme 



346 



Vermischte Mitteilungen. 



fundamental de la theorie des transversales condait de stiite a 

relation: 

(1) ( p + ? ')i_ ( ? + ? ') + 2 ? V-0 

qui a liea pourvu quo FD et GE decoupent le triangle en quatre parties 
equivalenteB sans etre reetangulaires; introdnisant la condition d'orthogo- 
nalite des deux droites, il vient: 

(2) (*(« + •) -¥)(<■'(« + <?') + ¥)= flJ ?- , • 

De (l) et de (2) en posant: 

FG = U=<i + q' 
on tire l'equation du huitieme degre en U- 
(3) 16aV U'-iaü- ü' , ) , (2a* + 3o U - U*)* 

+ 2fl , (JT , -a , )(aJ7-F , )(2o , + 3oD'-Cr s )-a 4 (W , + « S ) , = 0- 

Ces relations qui ne diflerent que par les notaüons des resultats de Puissant 
rappcles par M. Lemoine, I. M. 1894, 39, conduisent a la disenssion sui- 
vante que Puissant n"a pas donnee: 
On obtient d'abord la condition: 



f«< ? + a'<^_, 



puis la condition pour BC^a d'etre le cote moyen du triangle donne, 
c'est-a-dire que si de B et C comme centres, avec n pour rayon, on deent 
du cote" de A deux dcmi-circonferences, le sommet A doit tomber dans 
l'une ou l'autre des deux demi-lunules non communes aus derai-cercles; 
enfin, il est facile de voir que si de fi conime centre, avec la longueur |o 
pour rayon, on decrit une demi-circonference du cote de A par rapport a 
BC, chaque point de cette demi-circonference est le sommet d'un triangle 
de base BC que l'on peut decouper en quatre parties iquivalentes par 
deux droites reetangulaires ä l'aide de la regle et du compas; les poinW 
de cette derniere demi-circonference exterieurs aux deux demi-lunules pre- 
citees sont les seuls points du plan, exterieurs a ces deux surfaces, qm 
puissent etre les sommets de triangles de base BC pouvant etre decoupes 
en quatre parties äquivalentes par deux droites reetangulaires, l'hypotenuse 
du triangle rectangle partiel reposant sur BC. 

Puissant conseille de resoudre l'equation du huitieme degre (3) par 
des methodes d'approximation et l'Amiral de Jonquieres I. M. 1894, 55, 
fait de meine pour l'equation du seizieme degre a laquelle il aboubl 
Puissant parle bien d'une construetion graphique qui consiste a tracer \m 
deux courbes (l) et (2), 9 et p' etant des coordonnees; (l) construite un<? 
fois pour toutes peut bien servir pour tout triaugle donne, mais la quar- 
tique (2) doit etre retracee pour cbaque nouveau triangle. 

Quelques considerations geometriques permettent de ne pas se contenter 
de ces r4sultats de calcul un peu obscurs. 

Le probleme serait resolu si l'on connaissait les directions de FD et 
de GE; menons par B et C des paralleles ä FD et & GE qui se con- 








Vermischte Mitteilungen. 347 

pent en P, soit ij la bauteur PK du triangle BPC\ abaissons de A les 
perpendiculaires AL et AQ sur CP et BP et appelons A et A' les distanoes 
£Jf et QN de i et £ a BC; si FC? et DE repondent a la question on 
demontre la relation: 

(4) v^+y^'-j/^+yä^ 

Nous avons la relation evidente: 

(5) A + A'-ff+i,, 
puis: 

(6) »-a.'-i^y^Z^-ifL,. 

Considerons ä et A' comme des coordonnees rectangulaires et faisons de 
snite le changement d'axes: 

h — h' h + h' — H 

x " y¥ * *~ v* 

Les relations (4) et (5) introduisent la quartique trinodale, tangente a la 
droite de l'infini: 

(7) 4** - 2JV + H^Y^y -H)- HföL - ^5=)(4 V^9 - H") - 0, 
ou: 

(7') 



y = — 7=1*1 1 etant tin parametre variable. 



Les relations (5) et (6) donnent l'ellipse: 

(8) *" + 4-»y + — £—y* - T - 

qui admet pour diametres conjugues 

y-0, x + ^y-o. 

L'eqnation de la quartique (7) ne depend que de JH, il suffira donc de la 
coustruire une fois pour toutes; supposons que cette construction ait &e" 
effectuee avec la valeur $ pour H; pour tout triangle donne* (a, a, H) il 
suffira de construire l'ellipse 

(8') ^ + 4j^ + 4^+5-V-¥-0 

dont on connait deux diametres conjugues en grandeur et en position, 
ellipse qui correspond au triangle semblable lajf, a^t $)• w * " , t* r ' 
sections avec la quartique feront connaitre les valeurs de A et A' on plutdt 
de A^ et de A'^- et par suite les directions CL et BQ. 



348 



Vermischte Mitteilungen. 



Si le rote a est le cote moyen, le probleme comporte une Solution 
propre et le point d'intersection de l'ellipse avec la quartique, qui correspond 
a cette Solution, se trouve sur le petit arc de la quartique qui relie les 
deux points doubles: 



(9) 



x = 



2V2' 



y = 



X = — 



aya' 



y = 



2^2' 



lesrjuels correspondent au cas ou le triangle donne est isoscele, a etant 

Tun des rüt.'s (-gatlX. 

Si le triangle donne est tel que yH* -f- «* = f a > Ellipse passe tou- 
jours par le point milieu de l'arc de quartique precite 



(10) 



* = Oi u -* 



2$ 



et l'on voit ainsi pourquoi dans ce cas le probleme peut etre resolu a 
l'aide de la regle et du compas. 

11 suffira donc de construire soit geonietriquement soit au moyen de 
(?') le petit arc en question ou merae la inoitie seolemeut de cet arc, 
c'est-a-dire quil suffira de faire Tarier X de 



- -^ = - 0,707 - ■ • ä - * 0,75 , 






si en regard de chaque point construit on a inscrit le iL correspondant, 
iine simple proportion donnera le X correspondant au point d'intersection 
de l'ellipse avec une approximation süffisante, car la conrbure de l'arc est 
faible; on aura alors 

on JL a sa valeur absolne. (l) doDnera pp' et l'on poura calculer q et $' 
et les autres elements du probleme si l'on ne veut pas se contenter de la 
construction geometrique au moyen de h et de h'. 

II peut etre interessant de signaler la correspondance qui existe entre 
la quartique et la figure qui representerait les resultats de la discussion du 
probleme; les points doubles (9) correspondent aus deux demi-circonferences 
de rayon a, le point (10) correspond a la denri-circonference de rayon fa 
et l'arc limite par les points (9) correspond anx surfaces des deux demi- 
tunulcs; il faudrait Studier les Solutions impropres pour pousser plus loin 
cette correspondance qui se continue sans doutc entre les points et arcs de 
la quartique et les demi-circonferences et surfaces de l'autre figure. 

Paris. G. Espahbt. 







Reponse n In question n" 2315 (6. Espanet) de l'lntermedialre des 

Mathematiclena. 



Soit (E) une ettipsc dont les demi-axes ont pour longueurs a et b, 
e'galement {E') une ellipse concentrique et homolhe'tiquc ayant pour demi- 

une infinite" de triangles sont d la fois mserüs ä 



longueurs d'axes ■= et — 

2 s 



Vermischte Mitteilungen. 



349 



et eirconsn-its a (E'). Dans un cerclc (Ö) du meme plan on inscrit 
des triangles semblables aux precedenls et semblablcment plaees: quelle est 

IVenveloppe de leurs c6t4$? — Les triangles dont il est question dans 
l'enonce peuvent etre caracterises dans la senle ellipse (E) comme etant 
ueui qui jouissent de la propriete de presenter 1'aire uiaxitnum, et qui, 
par suite, admettent comme barycentre le centre de cette ellipse, chaque 
mediane etant le diametre conjugue ä la directiou du cöte corre- 
spondant. 

Soit donc ABC un des triangles consideres et FGH un triaugle de 
cötes paralleles inscrit dans le cercle de rayon R r pris coneentrique a 
l'ellipse donnee. L'equation de GH, rapportee aux aies de l'ellipse et mise 
soufi la forme normale de Hesse, sera 

x cos w -\- y sin o> — « = 0, 

et en transportant l'origine au point F, de coordonneeB R cos 0, R sin 0, 
sans changer la direetion des axes, cette equation deviendra 

x cos oo -j- y sin tu + R (cos w cos + sin m sin 0) — o = , 

tandis que l'equation du cercle se transfonnera dans la suivante 

x 3 -f y 1 + 2R(xcos6 + y sin 0) = 0. 

Changeant dans cette equation ainsi que dans la precedente x et y en 

SC V 

— et --, et eliminant ta variable d'homogeneite e que l'on vient d'intro- 
duire, on obtiendra la relation homogene en x et y r 



(Ä cos ra + + p) x s + 2Rxy sin oj + + (— R cos ta + + o)y* =- 0, 

qui, dans le nouveau Systeme d'axes, represente les droites FG, FH X et, 
dans un Systeme quelconque, des paralleles a ces droites. 

De meme l'equation de paralleles aux droites AB, AC, joignant le 
point (a cos <p, & sin <p) aux extremites de la corde BC [ayant pour equa- 
tion, d'apres nos considerations initiales, 

bx cos tp -j- ay sin <p -j- %ab = 0] , 

sera trouvee par un calcul calque sur le precedent: 

(cos* q> — 3 sin s <p) b'x 1 + 8abxy sin <p cos <p + (sin* <p — 3 cos 8 aj)a'y s = 0; 

mais on y remplacera iminediatenient les lignes trigonom^triques de tp par 
Celles de a en utilisaat la proportion evidente 



COB <J> 

acosco 



sin <p 

/- -in ... 



eile prendra ainsi la lorme 

(o* cos" cd — 3b* sin* w) i 1 « 1 + 8a*o s xy sin o> eos m 
-\- (o s sin* tt> — 3 a* cos* a) a'y* = 0, 



350 



Vermischte Mitteilungen. 



et l'on obtiendra, en identifiant cette forme a oelle trouvee un p«u plus 
haut, la double condition 

p — R cos (» + 9) 



q -|- R cos (ta + 0) 



R sin (a> + 0) 



{»'{b'cob'jd— 3b 1 ain *a>) -in- b 1 Bin (u cos in a 1 ^ 1 sin'uo — Sa 1 cob' e») 
d'oü par Elimination de (w + 0), 
-R*^* 1 - &')«* cos» « + (3o s - a»)& 8 sin 8 w] s 

= ^ s ([(3a ll +& s )ö 2 cos s ca-(36 s +o , )i» s sin s o)] il + 64a 4 6 4 sin , (DC08 , in| 

Cette equation represente, en coordonoees polaires, la podaire de la 
courbe cherchee, relativeraent au centre de l'ellipse et cette podaire eit 
une sextique circulaire, offrant, lorgque Ton a <i > &]/3, l'aspect dun 
quadrifolium. 

Mais, d'une facon generale, pour avoir l'equaüon en coordonnees tan- 
gentielles homogenes (i, fi, v) d'une courbe, connaissant celle de la podaire 
en coordonnees polaires rapportees au pole fixe comme origine de vectenr» 

/"(cos ü», sin ca, q) — ■ 0, 
il suffit, supposant la forme /*( ) homogene en cos w, sin w, de remplacar 



cos tu, sin« et q respectivement par i, fi et — 
ainsi tout simplement fi A, p, ^ ]= 0. 



Ici Ton trouvera 



le resultat etant 



en poBant pour abreger 

F(l, p) = (3a s - & s )a ,JL * + ( 3b> - «")*Vi 

ff (*» fO = [C 3 «' + 6 *) ßSjLS - ( 3& ' + ° S )''VT + 64a*»/lV- 

l'enveloppe eonsideree est donc de la sm&ne classe. 

Pour en determiner l'ordre sans reäliser r'elimination du parametri« u 
entre les equations generales des antipodaires 

dp 

x cos m -j- y sin m ■= ?, — x sm w + y cos tu — -v- , 

il faul considerer un point variable Mir la droite a l'iuiini, c'est-a-dire faire 
dans F^quation ernte un peu plus haut (i-il, i etaut un parametre » 
calculer. Or en operant ainsi, un t'aeteur i* se trouve mis en evidence, et 
l'on voit que la droite ä l'infini (ä = 0, fi = 0) est une tangente qua- 
druple a l'enveloppe. II ue reste donc que deux tangentes variables aver 
le point (k) et il s'agit d'examiner les valeurs de k pour lesquelles et» 
tangentes deviennent colneideutes. Ce sont Celles qui anuulent soit le 
coefficient de ü s (v alors s'aunule simultanement), soit le coefficient de v 1 
(qui alors forcement acquiert une valeur infinimeot grande). Pour chaeun« 
des valeurs de /." qui annulent le coefficient de v a les tangentes variables 
colncident a la fois entre olles et avec la droite a l'infini: ces circonstauces 
sont caraefceristiques d'un point de rebroussement et en ce point on compt« 
trois intersections de la courbe avec la tangente de rebroussement Quant 



Vermischte Mitteilungen. 



351 









box valeurs de k qni annuleut le cogfficient de B s , il est necessaire de 
distinguer; car la coYneidence des tangentes n'indique ua point de la courbe 
qu'autant que le point d'ou l'on mene les tangentes n'est pas sur une 
tangente multiple de celle-ci. Or en formant les derivees partielles de 
l'equation trouvee precedemment par rapport a i, u. et v, on voit que 
l'hypothese v = 0, JF(l, (i) = 0, les annule toutes ä la fois: ainsi les valeurs 
F(i, k) = appartiennent a deux tangentes doubles issues de l'origine et 
n'indiquent pas de point de la courbe ii rinfini; au eontraire les valeurs 
k — ± i sont admissibles. En definitive on voit que l'ordre de la courbe 
est le qualorzidme. 

Le genre d'ailleurs est 2; les singularites ponctuelles sont äquivalentes 
a 52 points doubles et 24 rebroussements ; il ny a point d'autres tangentes 
multiples que la droite ä l'infini (tangente quadruple de rebroussement) et 
les deux tangentes doubles deja reconnues: enfin on ne compte aucune 
tangente stationnaire. 

Caen. — E. Malo. 



Iti'i t a la question n° 2454 (•■. Espanet) de l'Intermedlalre des 

Mathematiken». 

Lieu du point de Lemoine d'un triangle assujetti ä certaines con- 
ditions. 

Bien que le desideratum expressement forcnule par I'auteur de la 
question 2454 soit d'obtenir une Solution ffJomctrique de cette question 
autre que Celle signalee par lui-meme, je me persuade que l'indication de 
la Solution analytiqne suivante ne sera pas absolument denuee d'interet, & 
cause d'une certaine difficulte qu'eüe comporte, et qui, pouvant se repre- 
senter dans beaucoup de circonstances analogues, est plus facüement levee 
par le raisonnement direct (ce qui est le propre de la methode geometrique) 
que par la reductioo algebrique des formales obtenues de prime abord. 

Je me propose donc de determiner le point de Lemoine K d'un 
triangle defini par son cercle circonscrit, ayant son centre a 1'origLne, par 
les coordonneea (Äcosö, Äsinö), d'un de ses sommets A, et par l'equation 

lx + py + v = Q, 

du cöte oppose BC: l'equation de l'enaemble des cötes AB et AC est 
alors (en ecrivant pour simpliber <sR au lieu de »): 

(ico8Ö + usin0 + ö)(a; , + y , -Ä , )-2(lx-|-^ + tfü)(xco8Ö + j/8in0-Ä)=O. 



Considerant le point de Lemoine du triangle ABC comme le point 
dont la somme des carres des distances aux cötes est un minimum, je 
remarquerai que d'une fa(,-on generale la somme des carres des distances du 
point (x, y) aux droites que reprösente l'equation du second degre a deux 
variables 

8 = ax' + 2hxy + by 1 + 2gx + 2/y + c = 0, 

: 



lorsqu'on y suppose 

J m abc + 2f()h — af 1 — bg* — ch* ~* 0, 



Vermischte Mitteilungen. 



V* + W* 



2(q + b)S— 4. (ab- A*) t* 



(a + b)* — 4 (ab — *•) 



od designant par t la distance du point (jt, y) k 1'intersection des droit« 
S =■ 0. Dans le cas präsent on trouvera 

par suite, ajoutant 



(rt + 6)»-4(«&-Ä s ) = 4(i , + | 



A' •+-,*« 

et posant « = «* + «* + u>*, il viendra 

(A* + p*)* = ffS+ (A s + (t 1 - a')[(ar - Äcosö)* + (y - ÄsinÖ)»] 

+ (As + P y + «*)», 

et il ne s'agit que d'egaler a xero les derivees partielles de $ par rapport 
k a; et a y: de lk deuz conditions qui reaolues par rapport ä z et k j 
donnent 

as lp ein 8 — (l 1 -f- 2 ji 1 ) cob fl -[- Ac -f- 2 q 1 cos 
" Ä — 2 <A* + fi") -f « (A oo8Ö 4- pain0) — «» » 

y _ ApcoeÖ — (2A* 4- (t*)fliii© 4- fia -j- 2a t nn& 
B = 2(1*4- *0 4- «(ioosö + jiBinfl) — ff" 

Si donc l'on iniagine que la position de la droite BC est regle« ptr 
celle du point 0, c'est-a-dire par le choix de 1 'angle — en d'a 
termeB que les quantites A, ft, ff, soient des fonctions determinees de 8 — 
on aura l'expression des coordonnees du point de Lemoine au moyen du 
parametre variable et l'on connaitra la courbe decrite par le point. 

Dans le cas particulier de la question 2454 le centre de gravite du 
triangle ABC doit efcre un point fixe, ayant par exernple pour coordonnees 
|mü, \nB. — ce qui entraine que l'orthocentre du triangle ABC soit lf 
point fixe (mR, nR) — les relations entre les quantites A, p, a et l'angle 6 
seront par Suite les suivantes 



21<i 



cos 6 — m , 



2no 

1*4-* 



- t = sin 6 — n , 



et l'on trouvera pour x et y: 
x — w(3 4- w' + n*) 4- (3m* — n 1 ) cosg 4- irnnsin + { m *+n % — 2 in coefl — 2 wrinf'^ 



2.B (9 — m* — » , )(^4-w^ , 4■M , — 2mcos©— 2tiBin0) 

JL — n(3 + ffl'4-n^4-{3w» — roVinfl + iTBncoBe + fo'+n 1 — 2mcoee— 2n«afj l ; 
2ii~ 



(9 — m 1 — n')(i4-m*4-n , ^SmcoBe — 2nBinö) 
Si l'on pose z = tg et que l'on remplace cos et sin par leurs vaJeun 
en ü, cos =- ;— r — j , sin 6 = —-r- — - t , on aura des fonctions rationnelles de t 

1 —p ff 1 ~}~ B 

ou le degre de cette variable, soit dans le numerateur soit dans le deno~ : 
nateur, sera le sizihne. 



rermi 



Langen. 



On aurait tort cependant de conclure de ce resultat que la courbo 
decrite par le point K soit du sixieme ordre. En effet, en prenant arbi- 
trairement le point A sur le cercle donne*, c'est-a-dire en fixant 0, on a 
bien un point K unique et determine, mais ce meme point resulterait. 
egalement du cboix du point li ou du point C au lieu et place de A, c'eat- 

a-dire de la Substitution ii des valeurs -f 2C, 6 -\- 2n — 22?: autrement 
dit, on obtiendrait toute la courbe en faisant simplement decrire au sommet 
A l'arc de cercle compris entre sa position initiale A D et le point B qui 
est le sommet consecntif du triangle yLj 2? C ; puis, le sommet A continuaut 

de decrire le cercle A Q B lt C t) , de B a en C ot le point K parcourra une 
deuxieme fois la meme courbe, et celle-ci tout entiere correspondrait encore 

une fois ä l'arc C^A^. Pour la Variation du parametre 6 de a 
4* 2?r, ou pour celle de e de — oo a -f- oo, on obticnt donc trois f<>i* 
la courbe chercbee, et, puisque l'ordre apparent de celle-ci par le procede 
d'investigation suivi est le sixieme, l'ordre reel, qui doit etre trois fois 
moindre, se trouvera etre le second seulement: en faisant l'elimination de 
on de z on parviendrait Ji une forme non bomogene ä deux variables du 
sixieme degre qui serait un cube parfait. 

Sans passer par ces calculs dont l'aridite serait extreme, on peut roir 
aisement qn'il s'agit d'un cercle en cberchant les points ii l'infini de la 
courbe lieu du point K. En effet ces points correspondent aux valeurs de 
6 qui veritient la condition 

1 + m* + »* - 2m cos — 2m sin = , 
et l'on a immediatement pour ces valeurs 

« I- f — ♦» ( 3 + wt 1 4- n*) -f (1 — w* -f* 3w*)gin6 + 4mncogfl 
* — hm x ™" — m {3 + m' + n*) -f- (1 + 8m* — «*) coa 6 4 *mn «in d ' 

Cette egalite combinee avec la precedente donne lineairement les valeurs 
de cos et de sin en fonction de /.' et en les portant dans l'identite 
cos* + sin* = 1, on parvient, toutes r^ductions faites, ä l'equiüi'nr 
A* 4- 1 =0, qui montre que les point« chercWs sont les points cyclique» 
et que le lieu de K est bien un cercle. 

On peut egalement raisonner comme il suit. 

Les coordonnees des projections dn point M(x, y, t) sur les cöte» 
du triangle de reference ABC sont 

y 4- zcos C, t + xcoaB, 

x + ycoaC, e + yco»A, 

x + t cos B , y + t cobA, , 

et par suite Celles du baryeentre podaire M' du point M sont 

r' = 2x + ycoaC + «coa 2?, y — xeoaC 4 2y 4- eco*A, 

t'=*xco8B + yco*A + 2t. 

La condition pour que la droit« de jonction des points M et M' pwe par 

Ile point de Lemoine [c'est-ä-dire pour que la droit« MM' •« coiTMponde 
Xnhiw der Milfcf I1> as4 Pfc/ilk m B«(k« VI tS 



354 



Vermischte Mitteilungen. 



a elle-meme, le point de Lemoine (sin^4, sini?, sin 0) etant a lui-meme 
son propre correspondant dans la transformation envisagee] est alors 

sin A sin B sin C 

x y e -0, 

2x + y cos C-f «cos.B xcos C+ 2y + «cos^l jrcos.B+ycosA-f-2« 

et on la reduit aisement ä la forme 

= ^{x* cos u4 + yz) sin (i? — (7) , 

qui indique un couple rectangulairo de droites. 

Pour determiner les points P, Q y oü la droite d 'Eni er (joigmct 
l'orthocentre H au centre du cercle circonscrit) est rencontree par » 
couple de droites, on fera, snivant la mithode de Joachimsthal, 

x = t co8 A -f 2 cos 5 cos C , # =■= k cos 2? -+- 2 cos C cos .4 , 

s = fc cos (7 + 2 cos .4 cos B , 

fc etant le rapport —=-. des segments detertniiie's sur !a droite HO, et Ton 

portera ces valeurs dans l'equation quo Ton vient d'ecrire. On obtiendra 
de la sorte une equation quadratique en k se presentaut immediatement 
sous la forme 

= k* ^(cos 3 A + cos B cos C) sin (B - C) + 2 Ä ^sin 8 J. cosJ. sin (B - G) 

+ 4 cos A cos JB cos C ^sin 5 sin C sin (B — Cf) . 
Mais on apercoit aisement les identites 

^"sin 5 A cos A sin (B — Cf) m — ^sin .B sin Csin (2? — C) , 
^(cos s .4 -f- cosBcosC) = 2^sin5sinCsin(£ — C), 
moyennant lesquelles 1 equation consideree se reduit simplement a 

k* — k + 2 cos 4 cos B cos (7 = ; 
les racines sont donc 

2fc= 1 ±1/1 — 8 cos J. cos B cos C. 
Oi od a 

HO = JR ]/l — 8 cos ^. cos BcosC, 



R±EO 
fc 2H ' 

c'est-tt-dire que lorsque le triangle ABC se deforme en restant inscrit 

dans le cercle (0) de teile sorte que l'orthocentre soit un point fixe H, le 

point de Lemoine K se deplace sur un cercle ajant son centre sur OH. 

En appelant D, E les extremites du diametre HO, on aar» 










355 

JDr7=fl- J?0, HE=Jt+ 270 et par sähe les proportioas determina- 
tives des points P et Q seront les tarvastet 

^p = 'dh hq _be 

PÖ DE* QÖbE' 

desquelles resultent des 1 1 nu l l m Ihm flrikt 

J'ajoute que le cercle lieu da poiat K piae par les points communs 
an cercle drconscrit et au eerde de Feuerbach (ou des neuf points). 



Le moyen le plus simple poar le 
cercle passant par les points 

T 







a eerire i'equation du 
et par le point de Lemoine, 



*2(jfssmA + tzsnB-r *9ÜnC)(ma* A + öd* B -i-än*C) 
S(xcotA -r ycosB-f scoaC)(xsiaA + ytia B + tänC), 



a j faire, comme ci-dessus, * = kccaA + icoaBoosC, etc.: od retombe 
alors sur I'equation 

^* , — i + 2cosAcosBccaC = 0. 
Caen. E. iLkvo. 









3. Spreclisaal für die Enzyklopädie der ÜAtbesmatischen Wissenschaften. 

[Einsendungen für den Spreclisaal erbittet Franz II eye r. K&nigsberg i. Pr, 

MitteJtragaena 61.] 

Zu I, S. 993, Note 272. 

Zu dem Meinungsaustausch zwischen Herrn Koppe and der Bedaktion 
bz. Mehmke über die Neper- Logarithmen mögen auch mir einige Worte 
gestattet sein und zwar deshalb, weil gerade die Lebrerwelt im Unterricht 
auf diese Frage immer zurückkommen maß and daher ein Interesse daran 
bat, daß sie zu einem allseits befriedigenden Aastrag gebracht wird. 

1. Bürgi und Neper haben beide ihre Logarithmen gewonnen aus 
der Überführung einer geometrischen Progression in eine arithmetische. 
Dies war dam^l« der einzig gangbare Weg, um überhaupt die Logarithmen 
zu erfinden. Ebenso war die Basis der Potenz (1 -f- VJ" für die geo- 
metrische Progression allein verwendbar. (Koppe 1 ) 8. 7). Nun erklart 
sich auch, warum die natürlichen Logarithmen vor den 10-Loganthmen 
entstanden. 

2. Bei Bürgi steigen beide Progressionen, bei Neper entspricht der 
steigenden arithmetischen eine fallende geometrische Progression- Das erstexe 
ist das natürliche. Neper wich davon absichtlich ab, nicht bloß von un- 
gefähr. Wenn er wenigstens wie Koppe 8. 15 die bildliche Veranscbauücfaung 
mit 'Wachstum in gleicher Richtung* gebracht hatte! Der GrU ^/^ j 5Ja " 
Vorgehen lag darin, daß er sein Augenmerk bauptsSchbcfl «• 

zahlen richtete. Dies bestimmte seinen Gedankengang «" *"g *n 



1) Koppe Max, Die Behandlung der Logarithmen und Jj* *^££ ■*•■- 
richt Programm de« Andreas-Realgymnasium* in Berlin. - 



S56 



Vermischte Mitteilungen. 



(positio 1 der constructio) und bewirkte, daß seine Tafel sogleich mit Sinus 
und seinem Logarithmus beginnt. Die Folge war die Unnatur, daß den Sinus- 
zahlen als Bruchteilen des Radius positive, den größeren Zahlen negative 
Logarithmen zufielen. In diesem einen Punkte fehlte es Neper an V 
blick, bierin übertraf ihn Bürgi. 

3. Cantor nennt Bürgis Tafel eine Antilogarithmentafel, offenbar 
aus dem äußerlichen Grunde, weil der Logarithmus links, der Numerus 
rechts steht. Das ist eine völlige Verkennimg der Erfindung. Auch für 
Bürgi waren die schwarzen Zahlen (der Numerus) das Gegebene, die roten 
Zahlen (der Logarithmus) das Gesuchte, das Mittel zum Zweck; von ihnen 
kehrt er bei der Nutzanwendung zu den schwarzen Zahlen zurück. 

4. Von Neper wissen wir, wie er sich das Rechengeschaft erleichterte; 
und wenn Koppe erweist, daß die Abweichung der Neper- Zahlen von den 
c- Zahlen nur auf dem (S. 18) durch Macdonald entdeckten Rechenfehler 
herab*, l. B. A/7 1 /, = 0,693 146 922 und */3 = 0,698 147 18(0), was ich 
stehenden Fußes nicht beurteilen kann, so will ich ihm gern Recht geben, 

daß Neper die moderne Formel dy = dxjx und y=f — voraus ahnt* 

und nach ihr verfuhr. Von Bürgis Rechenverfahren haben wir keine Nach- 
richt; indes es wird bezeugt, daß Bürgi im Interpolieren außerordentlich 
gewandt war. Ohne Rechenerlei chterting hätte er das gewaltige Zahlen- 
material nicht bewältigt. Auf die Verschiedenheit der Rechenart beider 
Erfinder habe ich sowohl in meinem Aufsatz (Zeitschrift für math. u. nat 
ü. 1896 B. 27) als im Anhang meiner 4 -stelligen Logarithmentafel hin- 
gewiesen. Das eigentlich Geniale liegt aber doch wohl in der Erfindung 
der Logarithmen selbst; die Erleichterung des Rechengeschäfts mag immerhin 
auch genial sein, sie steht aber gegenüber der Erfindung an zweiter Stelle. 

5. Die Natürlichkeit der Logarithmen besteht darin, daß von 1 + '/„ 
also von der Einheit vermehrt (weniger natürlich: vermindert) um einen 
kleinen Zuwachs ausgegangen wird. Nach diesem erweiterten Begriff gibt 
es unendlich viele natürliche Logarithmen. Auch Koppes Tafel mit der 
Beschränkung 1,01 ist eine natürliche. Der Grenz&U n = od liefert die 
e-Logarithmen als die vollkommenste aller natürlichen Arten. Man solhe 
diese daher auch c-Logarithmen, nicht log. nat. nennen; mit der genauen «-Be- 
nennung hört der Streit von selbst auf. Die Bürgi- Zahlen stimmen mit den 
e-Zahlen in den ersten 4, die Neper-Zahleu in den ersten 6 Stellen überein 

6. Bei der Zurichtung der Erfinderlogarithmen zur Erlangung einer 
Basiä haben beide die Einsetzung des Dezimalkommas an geeigneter Stelle 
nötig; dies ist ein allgemeines Zugeständnis an die Auffassung der Erfinder- 
zeit. Dagegen die Außerachtlassung des Minuszeichens der Neper-Logi- 
rithmen ist nur ein besonderes Zugeständnis au Neper; er selbst wollte es 
gar nicht. Daher muß den Neper-Logarithmen die Basis i / t zugewiesen 
werden, wie es auch Koppe tut S, 18. 

7. Die Priorität der Logarithmenerrmdung gebührt ohne Zweifel Neper; 
aber Bürgi verdient neben ihm in ehrenvoller Anerkennung genannt m 
werden. Es liegt kein Grund vor, warum wir die lateinische Namenform 
Neper gegen die englische Napier vertauschen sollen, ich erinnere an dit- 
Namen Comenius (Komenski), Reuchlin, Melanchthon u. a. Auch 
Neuton statt Njutn dürfen wir sagen. 






Vermischte Mitteilungen. 



357 



Schlußbemcrfatng. Hoppes Vermutung, daß ich mich mit Nepers 
Descriptio begnügt hätte, beruht wohl auf einem Versehen, das aber ver- 
ständlich ist, weil viele Exemplare ohne die Constructio verbreitet wurden; 
das der Freiburger Universitütsbütherei ist vom Jahre 1620 und ist in 
Lyon (Lugdunum) gedruckt; Descriptio, Logarithmentafel, Constructio haben 
ihre eigenen Seitenzahlen. Gerade aus der Gegenüberstellung der Bürgi- 
und Neperschen Aufbauzahlen habe ich meine Schlüsse gezogen; diese 
Zahlen stehen in der Constructio. 

Freiburg (Baden). Kewitbch. 






4. Bei der Redaktion eingegangene Bücher. 

Bkbokb, H., Über Rotationsflächen zweiten Grades, die einem gegebenen Tetraeder 
eingeschrieben sind. Inaug.-Diss. Straßbarg 1903. 43 S. 

Blockhaus, R., Die drahtlose Telegraphie in ihrer Verwendung für nautische Zwecke. 
Nach einem auf der 34. Jahresversammlung des Deutschen Nautischen Vereins 
in Berlin gehaltenen Vortrage dargestellt. Leipzig 1903, B. 6. Teubner. 
24 S. M. —.60. 

Bot sukksq, J., Theorie analytique de la chaleur mise en hormonie avec la thermo- 
dynamique et avec la thtorie m^eanique de la lumiöre. Tome II: Refroidisse- 
ment et echauffement par rayonnement. conductibiUte" des tiges, lamea et masse« 
cristallines coorante de corrections, theorie mecanique de Ja lumiere. PariB 1908, 
Gauthier-VillarB. 625 8. 

Brautotuhl, A. von, Vorlesungen über Geschichte der Trigonometrie. II. Hälfte: 
Von der Erfindung der Logarithmen bis auf die Gegenwart. Mit 39 Figuren 
im Text. Leipzig 1903, B. G. Teubner. 284 S. geh. M. 10, geb. 11. 

Chbistusihkh-J. C. Möller, Elemente der theoretischen Physik. 2. Aufl. Leipzig 1903. 
A. Barth. 532 S. 

Cübtk, M., Urkunden zur Geschichte der Mathematik im Mittelalter und der 
Renaissance. In 2 Teilen. Mit zahlreichen Textfiguren. 
I. Teil. 836 S. M. 16. 

11. Teil. 291 S. Leipzig 1902, B. G Teubner M. 14. 

t'ztBEK, E., Wahrscheinbchkeikrechnuug und ihre Anwendung auf Fehlerans- 
gleichung, Statistik und Lebensversicherung. Leipzig 1903, B. G. Teubner. 
594 B. M. 24. 

Dicksom, L. E., Ternary orthogonal group in & general field. Groups defined for a 
general field by the rotation groups, The University of Chicago Press 1902. 17 3. 

Dohle, W., Lehrbuch der Experimentalphysik. 2. Aufl. Stuttgart 1903, F. Grub. 
380 S. 

ExCYKXOPASIE DEH MATH. WlB*. 

Bandl III,. Heft 2/3: Besondere transzendente Kurven. Von G. Scheffers. — 
Beaondere Flächen. Von R. v. Lilrentbal. — Abbildung und Ab- 
wickelung zweier Flächen auf einander. Von A. Voss;. 
Band IV,. Heft 3: Geometrie der Massen. Von G. Jung. — Die graphische 
Statik der starren Körper. Von M. L. Henneberg. 
Entuqubs, F., Vorlesungen über projektive Geometrie. Leipzig 1903, B. G. Teubner. 
374 S. M. 9. 

Fexkhkr, H, Lehrbuch der Geometrie. Erster Teil: Ebene Geometrie. 4. Auflage. 
Berlin 1903, 0. Saite. 224 S. M. 2.20. 

Föppl, A., Vorlesungen über technische Mechanik. In 4 Bänden. Zweiter Band: 
Graphische Statik. Zweite Auflage Leipzig 1903, B. G. Teubner 471 S 

M. 10. 

Fimemahn, A., Banwiasenschaftliche Anwendungen der Integralrechnung. Lehrbuch, 

Aufgabensammlung und Literaturnachweis. Teil rV der „Anwendungen der 

Infinitesimalrechnung in den Naturwissenschaften, im Hochbau und in der 

Technik". Berlin 1903, W. Ernst u. Sohn. 292 S. 




Vermischte Mitteilungen. 



Ganter, IT., und Rl'dio, F., Dir Elemente der analytischen Geometrie. Zuiu öe- 
brauche an höheren Lehran stalten sowie zum Selbststudium. Mit zahlreichen 
Übungsbeispielen und Figuren. In 2 Teilen. 

I. Teil: Die analytische Geometrie der Ebene. 5. Ann. Leipzig 1803, 

B. G. Teubner. 187 8. M. I. 

II. Teil: Die analytische Geometrie des Raumes. 3. Aufl. Leipzig l."H. 

B. G. Teubner. 18« 8. M. 8. 

Geisslkk, K., Die Grundsätze und das Wesen des Unendlichen in der Mathematik 
und Philosophie. Leipzig 1903, B. G. Teubner. 417 S. ■ H 

Haentzschkl, E. t Das Erdsphäroid und seine Abbildung. Mit 16 Textabbildungen 
Leipzig 1903, B. G. TeubneT. VD1 u. 140 S. 

Htlbeht, D., Grundlagen der Geometrie. Zweit« durch Zusätze vermehrt« und 
mit fünf Anhängen versehene Auflage. Aus der Festschrift zur Feier der 
Enthüllung des Gauß - Weber - Denkmals in Göttingen. Leipzig 190$, 
B. G. Teubner. 176 ö. 

Kerntleh, F., Das Amperesche elektrodynamische Elementarpotential. Budape?t [M 
17 S. 

Klein, F., Anwendung der Differential- und Integralrechnung auf Geometrie 
Eine Revision der Principien. Vorlesung, gehalten während des Sonuner- 
semesters 1301. Leipzig 1902. B. G. Teubner. 468 S. M. 10. 

Klein, F, und Summkhkki.u, A. . ÜVter die Theorie des Kreisels. HL Heft: Di? 
störenden Einflüsse. Astronomische und geophysikalische Anwendungen. 
Leipaig 1903, B. O. Teubner. 247 S. M. | 

Koch, K. R., Relative Schweremesaungen. Hl. Messungen auf der Linie: l'lin-Freuikij- 
stadt. Mit einem Anhang, dem Magazinthertuometer und dem Pendel gegen 
Tcmperaturänderuugen die gleiche Trägheit zu geben. (S.-A. aus den Jabxet- 
heften des Vereins f. vaterländ. Naturk. in Württemberg). Stuttgart 1903. 

Kohmsbsll, V., und Kommerell, K. , Allgemeine Theorie der Raumkurven und 
Flächen. 

I. Band. Sammlung Schubert XXIX, 144 S. M. 4.80, 

IL Band, Sammlung Schubert XLIV, 212 S. Leipzig 1903, Göschen. M. 6 80. 

KaASEtt, A., Lehrbuch der Thetafunktionen. Mit 9 Textfiguren. Leipzig 1903, 
B. G. Teubner. 609 S. M. U 

KaoNBCKEU, L., Vorlesungen Aber Mathematik. In zwei Teilen. IL Teil Vur 
lesungen über Arithmetik. 2. Abschnitt: Vorlesungen über die Theorie der 
Determinanten. 1. Band: Erste bis einundzwanzigste Vorlesung. Mit Jl Fig 
im Text. Leipzig 1903, B. G. Teubner. 390 S. M M 

Ki ulk«, J., Die Proportion des goldenen Schnitts als das geometrische Ziel der 
stetigen Entwicklung und die daraus hervorgehende Fünfgestalt mit ihrer 
durchgreifenden Fünfgliederung. Mit 15 Figuren auf 4 Tafeln. Leipzig 1903, 
B. G. Teubner. 36 S. M 

Maschkk, H., Invariants of differential quantics. The University of Chicago Press 1903. 
14 S. 

Matthibbzks, L., Die astigmatische Brechung der Sonnenstrahlen im Regenbogen. 
Mit Anwendung von Kcttenbruch- Determinanten. (Publik, des astron.-meteorol 
Observat. zu Rostock) 1903. 

Paokl, F. und Wkkdk, F., Rechenbuch für Handwerker- und gewerbliche Forl- 
bildungB-Schulen, Nach den ministeriellen Vorschriften vom 5. Juli 1897 be- 
arbeitet. Ausgabe A in 4 rieften. H. Heft. Leipzig 1'JÜS, B. G. Teubner. 

Ppeu-füb, E., Physikalisches Praktikum für Anfänger. Dargestellt in 25 Arbeiten 
Mit 47 in den Text gedruckten Abbildungen. Leipzig 1903, B. G. Teubner. 

Robin, G., Oeuvres scientitiquea. Theorie nouvelle deB fonetions, exclusivement 
fondee sur l'id^e de nombre. Pari» 1903, Gauthier-Villars. 211 S. 

Sciictb-krt, H., Niedere Anaiysis. Zweiter Teil: Funktionen, Fotenzreihengleichungen 
Sammlung Schubert XLV. Leipzig 190:1, Güarhen. M. 3.80 

Wkbkk-Wki.lstkin, Encyklopädie der Elementar-Matkematik. Ein Handbuch für 
Lehrer und Studierende. In 3 Bänden. I: Elementar -Algebra und Anaiysis 
Leipzig 1903, B. G. Teubner 446 S. M - 









SITZUNGSBERICHTE 

DER BERLINER MATHEMATISCHEN 

GESELLSCHAFT. 



HERAUSGEGEBEN VOM VORSTANDE DER GESELLSCHAFT. 



ZWEITER JAHRGANG. 



BEILAGE ZUM 

ARCHIV DER MATHEMATIK UND PHYSIK 

(3) IV, V, VI. 



LEIPZIG UND BERLIN, 

DRUCK UND VERLAG VON B. G. TEUBNER. 

1903. 



ALLE RECHTE, EIN8CHLIESZLICH DES ÜBEB8ETZTJNGSBJECHT8, VORBEHALTEN. 



Inhaltsverzeichnis. 



Seite 

Fürte, H., Über einige Rechenblätter 26—28 

Quatsche, E., Geometrographische Siebzebnteilnng des Kreises .... 10 — 16 

Hamburger, M., Über das Cauchysche Integral 17 — 26 

Hessenberg, 6., Über die projektive Geometrie 86 — 40 

Jahnke, E., Eine einfache Anwendung der Vektorrechnung auf die Optik 68 — 66 

Knoblauch, «f., Ein einfaches System flächentheoretischer Grandformeln 6 — 10 

Die geodätische Krümmung der Krümmungslinien 61 — 66 

Koppe, M., Die Bestimmung sämtlicher Näherungsbrüche einer Zahlen- 
größe bei John Wallis (1672) 66—60 

Kötter, F., Über die Linksabweichung des Geschosses bei aufgepflanztem 

Seitengewehr 66 — 68 

Landau, E., Über quadrierbare Kreisbogenzweiecke 1—6 

Lampe, E., Elementare Ableitung einiger Formeln der mechanischen 

Quadratur 29—86 

Rothe, B., Über den Invariantenbegriff in der Differentialgeometrie . . 42 — 46 
Steinltz, E., Über die linearen Transformationen, welche eine Determinante 

in sich überführen 47—62 

Mitglieder-Verzeichnis 16 — 16 

Zehnte Sitzung am 29. Oktober 1902 1 

Elfte Sitzung am 26. November 1902 1 

Zwölfte Sitzung am 17. Dezember 1902 17 

Dreizehnte Sitzung am 28. Januar 1908 17 

Vierzehnte Sitzung am 26. Februar 1908 41 

Fünfzehnte Sitzung am 26. März 1908 41 

Sechzehnte Sitzung am 29. April 1903 41 

Siebenzehnte Sitzung am 27. Mai 1908 42 

Achtzehnte Sitzung am 24. Juni 1903 68 



Sitzungsberichte der Berliner Mathematischen Gesellschaft. 

Herausgegeben vom Vorstände der Gesellschaft. 

18. Sitzung am 24. Juni 191)3. 

Vorsitz: Herr Kneser, 

Anwesend: 36 Herren. 

Wissenschaftliche Mitteilungen: 

Herr Kneser und Herr Lampe widmen dem jüngst verstorbenen 
Mitglied der Gesellschaft Hamburger Worte des Nachrufs. 

Herr Knoblauch: Die geodätische Krümmung der Krümmungslinien (s. u.). 

Herr F. Kötter: Über die Linksabweichung des Geschosses bei auf- 
gepflanztem Seitengewehr (s. u.). 

An der Diskussion beteiligen sich die Herren Jolles, Kötter, Lampe, 
Rotth, Reiöner, Zühlke. 









Eine einfache Anwendung der Vektorrechnung auf die Optik. 
Von E. Jahnke in Berlin. 

1. Voraussetzungen. — Bei der Suche nach einfachen Anwendungen 
der Vektorrechnung auf die mathematische Physik bin ich auf eine elemen- 
tare Herleitung derjenigen Formeln gestoßen, welche Fresnel für die 
Intensitäten des partiell reflektierten und gebrochenen Lichtes aufgestellt 
hat, m dem FaÜ, daß die Schcingungsebene senkredd cur Einfaüscbene 
verläuft. 

Ich mache bei der Herleitung von dem Begriff des Vektors der Ebene 
Gehrauch als einer Strecke von bestimmter Länge, bestimmter Richtung und 
bestimmtem Richtungssinn, sowie von dem äußeren und dem inneren Pro- 
dukt zweier Vektoren a, b der Ebene, die ich nach Graßmann, wie folgt, 
definiere: 

[a b] = ab sin (a, b), [a | b] = ab cos (a, b). 



Dabei bedeuten a, b die numerischen Längen der beiden Vektoren. Diesi 1 
Definitionen liefern ohne weiteres die charakteristischen Eigenschaften des 

ti inneren Produktes, nämlich: 
[6 a] = — [a b } , | n a] = ; 
[6 f a) = [a | b] , [a | oj = o». 
IchU 4. Bari M»lti Gm. 11. 6 



54 



SitmngaLeri elite der Berliner Mathematischen Oenellschaft. 



Außer diesen Begriffen und Definitionen benutze ich noch den einfachen 
Satz, daß zwischen drei Vektoren der Ebene a, b, stets eine lineare 
Identität der Form 



(1) 



aa + ßb + yc = 



besteht, wo «, |8, y beliebige Zahlen bedeuten, d, h. daß es stets möglich 
ist, von drei beliebigen Vektoren der Ebene solche Vielfache zu nehmen, 
daß dieselben sich zu einem Dreieck zusammenschließen. 

Ich komme nun zu den physikalischen Voraussetzungen. Der Physik 
entnehme ich erstens, daß eine elektromagnetische Welle, welche auf die 
Grenzebene zweier Medien auftrifft, sich im allgemeinen in eine reflektierte 
und eine gebrochene Welle zerlegt; zweitens, daß die Fortpflanzungsrichtungen 
der drei Wellen, der einfallenden, der reflektierten und der gebrochenen, iu 
einer Ebene liegen; und drittens, daß der Reflexionswinkel gleich dem 
Einfallswinkel ist. Nun gibt es an einer Welle zu unterscheiden : Amplitude, 
Schwingungsrichtung, Fortpflanzungsrichfcung und Phase. Indem ich dieselben 
Bedingungen zu Grunde lege, unter welchen allein die Fresnelschen Formeln 
physikalische Gültigkeit beanspruchen, will i<h von der Phase absehen und 
voraussetzen, daß die Wellen gegen einander keinen Phasenunt< ■! 
zeigen. Aber auch von der Schwingungsrichtung will ich absehen. Das 
ist gestattet, wenn alle Wellen, welche in die Rechnung eintreten, £l 
gleiche Schwingungsrichtung haben. Wie die Physik lehrt, ist dies nur 
dann der Fall, wenn die Schwingungsebene senkrecht zur Einfalisebene ver- 
läuft. Diese Voraussetzung soll gemacht werden; die folgenden Betrachtungen 
beziehen sich demnach nur auf den Fall einer linear polarisierten Witte, weicht 
senkrecht sntr Einfalisebene schwing!. 

Hiernach kann ich eine elektromagnetische Welle als einen Vektor auf- 
fassen, dessen Länge durch die Schwingungsamplitude gemessen und dessen 
Richtung und Richtungssinn durch die Fortschreitungsrichtung der Welle 
bestimmt wird. 

2. Ilerleitung der Fresnelschen Formeln. — Nenne ich die Vektoren, 
welche die einfallende, die reflektierte und die gebrochene Welle darstellen, 
e, V, <f, die zugehörigen Amplituden /-,'. Ii } D, dann kann ich sofort gemäß 
(l) die folgende Beziehung ansetzen: 



lieb 



(2) 



e = xr + yd. 



Um x und y zu bestimmen, multipliziere ich diese Gleichung äußerlii h 
tl und erhalte 

[e d] = x[r ti\ , 

da [rfdj gemäß der Definition verschwindet; hieraus 

[rd] 

Wird die Identität andrerseits mit V äußerlich multipliziert, so ergibt sich 

[er] 









Bt, wie unmittelbar ans der Figur ersichtlich, der Winkel, den 
der einfallende mit dem gebrochenen Vektor bildet, 180 -f- a — ß und der 
Winkel zwischen dem reflektierten und dem gebrochenen Vektor gleich 
180 - (a + /J); daher 

[ed] = - ED sin (a - ß), 

[rr/] = + ÄD sin (« + £); 
und entsprechend 

[er] = -f ERsm 2a, 

[d r] ^ - DR sin (« + ß). 
Demnacl 

Folglich 



R gin (a -j- ß) 
E Bin 2 a 



Rtiu(ct-\-ß) 
Folglich uimml die obige Identität die Form an : 




, EaiaOsx — ß) 
e. A a — t A- 

w ^ Ram(ccA-ß) r ^ 

Andrerseits führt die physikalische Tatsache, daß der einfallende 
Lichtvektor sich in einen reflektierten und einen gebrochenen Lichtvektor 
zerlegt, zu der Vektorbeziehung 

(4) c + r + d = 0, 

welche nichts anderes besagt, als daß zwischen den drei elektromagnetischen 
Kräften Gleichgewicht bestehen muß. 

Durch Vergleich der Formeln (3) und (4) ergibt sich hiernach 



E »in (<* — ß) 
~R sin (tt + fij 



R E-aiaju—ß) 
sin (ff -\- ß) 



/•/sin 2« 
Dam (a A- ß) 



E ■ sin 2 a 
■in («+.#' 



und das sind die bekannten, zuerst von Fresnel aufgestellten Ausdrücke 
für die Verhältnisse der Amplituden des reflektierten und des gebrochenen 
Lichtes zu derjenigen des einfallenden Lichtes. 

3. Folgerungen. — Die vektorielle Beziehung (4) ist nichts anderes 
als der Ausdruck dafür, daß die einfallende, die reflektierte und die ge- 
brochene Welle dem Parallelogramm der Kräfte gehorchen. Aus den beider» 
letztgenannten läßt sich daher die erste in einfacher Weise graphisch finden. 

Schreibt man ferner Gleichung (4) in der Form 

— e = r Ar d 

und multipliziert sie innerlieh mit sich selber, bo folgt 
(6) E'- = R* + D'- '2RD co» (a Ar ß). 



56 



Sitzungsberichte der Berliner Mathematischen Gesellschaft. 



Diese Relation führt unmittelbar zu dem Gesetz von der Erhaltung der 
Energie, wenn an Stelle der Amplituden die Intensitäten eingeführt werdeu 
durch die bekannten Definitionen: 



J=E* 



J =tf s 



«in jJ ' r sin ß ' 

Gleichung (6) nimmt alsdann die Form an: 

sin 9 ot — sin 2 "I /J 



J, = V 



COB0 



J.-Jr + Jj + Jj 



•I sin a cos a 

cos (a + ß) 



sin 20 - f sinfi cos(J 

Man überzeugt sich ini Hinblick auf die Ausdrücke (5) unschwer, daß der 
dritte und vierte Summand rechter Hand einander aufheben, sodaß die 
Energiegleichung 

CO J t = Jr + J d 

in der Tat erfüllt ist. 

Was der vorstehenden Herleitung — deren elementarer Charakter 
beinahe vermuten laut, datl sie sich bereits in der Literatur vorfindet 
ein gewisses Interesse verleiht, ist das Fehlen jeglichen Differentialzeichens; 
die Fresnelschen Formeln ergeben sich unabhängig von der Theorie der 
partiellen Differentialgleichungen. 



Die Bestimmung sämtlicher Näherungsbriiehe einer Zahlengröße bei 
John Wallis (1872). 

Von M. Koppe. 

Die Aufgabe, zu zwei Zahlen, etwa 28 und 100, das kleinst« Viel 
fache zu rinden, führt man gewöhnlich auf die Bestimmung des größten 
Teilers zurück. Man kann sie aber auch direkt lösen. Trägt man nach 
Po i u so t auf einer Geraden von aus die Vielfachen von 28 ab und be 
zeichnet zugleich auch die von 100. so geben die ersten zusammenfallenden 
Punkte heider Teilungen q • 28 = p ■ 100 = m. 



( 

im 


t 3 4 
1 1 1 1 1 


7 
1111 


11 

.1 1 1 


1 1 1 1 


18 

1 1 1 


II 1 1 


■ 






(100) 

1 


1 
t 1 


1 
1 


1 
3 


1 

4 


1 

5 


1 
6 


, 



Es ist aber nicht nötig, sämtliche Werte von q • 28 (mod. 100) in dieser 
Art aufzustellen. Denken wir uns, die Aufgabe sei dadurch veranlaßt, daß 
die beiden Brüche l / n und V 1M addiert werden sollen. Man erweitere den 
Bruch y w der Reihe nach mit 2, 3, 4, . . ., bis man zu zwei Brüchen ge- 
langt, deren Nenner den des anderen Bruches einschließen. Sind überhaupt. 






jetzt oder in der Folge, 
von denen der Brüche 



m. 



und 



28«. 



100 m, 



und 



100 in, 



zwei Brüche, deren Nenner sich 
nur wenig in entgegengesetztem 



Sinne unterscheiden, so erhiilt man durch Zusammenschieben ihrer Zahler 




17 Sitznng. 27 Mai t9«S. 



**+* und * +W * 



57 



eine 



und ihrer Nenner in den Brüchen 



28n, + 88i4 100m, + 100 ■•, 

neue Staffel, wo der Unterschied der Nenner nur die Differeni der bis- 
herigen kleinsten Unterschiede ist. Man benutzt dieses Paar und dasjenige, 
welches bis dahin den kleinsten Unterschied im entgegengesetzten 8inne 
), tun weiter zu bauen, wie folgendes Schema crlJlut' 









12 




8 


t 


o 


1 


f 

M 


3 


l 
ut 


7 
IM 


ii 

308 


u 

NM 


1& 

TÖS 






1 
100 


i 

100 


S 
•00 


• 
300 


5 
500 


7 

700 






16 




4 












i 


4 

1 


7 

S 


II 

S 


19 

1 


■ f 



Die Bräche der ersten Reihe sind gleich Vu» *-' p ^ er zwe, k" 1 gleich 
V 100 , bei jedem Paar ist- oben oder unten angegeben, wieviel der Nenner 
des einen Bruches den des anderen übertrifft. Die Reihe wird fortgesetzt, 
indem man immer das letzte Paar von Brüchen, wenn seine Nennonlineren/, 
oben steht, mit dem letzten Paar kombiniert., wo diese Differenz, unten 
stand, und umgekehrt vernachlässigt man im drittletzten Bruch die Differenz 

der Nenner (= 8) als unerheblich, so erbalt man angenähert ■ — , 

1 3 

=ss"" — i also 28:100 fast wie 3:11. So erhält man die oben schon 
100 n ' 

angeführten beiden Reihen von Nüherungsbrüchen, die oberen größer, die 

unteren kleiner als der genaue Wert des Bruches. 

Will man schneller vorgehen, um bald zu den genaueren Brüchen in 

größeren Zahlen zu gelangen, so kann man anfangs springen; z. B. sieht 

man hier, wenn man die Differenzen (-f 12) und ( — 4) erhalten hat, daß 

es nötig sein wird, von 12 so oft 4 zu subtrahieren, als angeht, daß man 

daher zu dem Paare bei (12J dreimal das bei (— 4) hinzuschieben muß. 

So kann man statt jeder Teilreihe von Brüchen, deren Zeichen (8, 4, (h 

fortlaufend auf einer Seite (oben) stehen, sofort das letzte Paar {bei 

bestimmen. Man sieht, daß man dann tatsächlich die folgende Rechnung 

erledigt: 



3 


1 


1 


3 


100 


28 


: 16 


12: 


K4 


16 


12 


19 


16 


12 


1 


0' 



and daß man die Hauptnäherungswerte ebenso bildet, wie es bei dem 
Kettenbruch 3-j- 1/1 -j- l/l -j- l/3-|- 1/4 üblich ist Die ursprttngli. kl 
Reihe aller Näherungsbrürhe umfaßt zugleich die intermediären Näherung" 
werte des Kettenbraches. 

John Wallis veröffentlichte eine derartige Bestimmung von Näherung»* 
brächen 1672 als Anhang der opera postuma des Astronomen Korr* 



58 



Sitzungsberichte der Berliner Mathematischen Gesellschaft. 



ferner in der Algebra 1685, 1693. Die Aufgabe war von Edwt 
Davenant 1664 gestellt. In der Arithmetica infinitorum (1655), deren 
Studium 1665 Newton zur Erweiterung des Binomialsatzes veranlaßt«, 
findet sie sich nicht. Wallis sucht zunächst nur diejenigen Näherungs- 
brüche, welche den wahren Wert des gegebenen Bruches übertreffen, also 
die der oberen Reihe, und bestimmt daher von denjenigen Näherungsbrüchen, 
welche kleiner als der genaue Wert sind, nur immer sprungweise die End- 
werte der gleichartigen Teilreihen. Er betrachtet auch nicht 28 und 100, 
sondern dafür 0,28 und 1,00, mdem er im voraus das gegebene Verhältnis 
auf viele Stellen in einen Dezimalbruch verwandelt Erst spater bestimmt 
er auch die anderen Näherungsbrüche, welche zu klein sind, indem er sein 
Verfahren von neuem auf den reziproken Wert des gegebenen Bruches, 
t^ - = 3,571428 ... anwendet Durch diese Zerlegung der Aufgabe in 
zwei aufeinander reduzierbare Teile verliert sein Verfahren an Symmetrie. 
Lagrange nennt es indirekt und sehr mühsam und analysiert es nicht; 
er entnimmt jedoch (Add. aux elem. d'algebre d'Euler) von Wallis eine 
lange Reihe der Näherungswerte von «, die dieser bis zu Brüchen mit 
18-stelligem Zähler und Nenner berechnet hatte. Das von Lagrange ge- 
rühmte Kettenbruchverfahren von Huygens ist in der Ausübung von dem 
des Wallis nicht verschieden; doch treten dort die intermediären Näherungs- 
werte erst als Anhang hinzu, während sie hier in der Entwicklung u 
ihrem richtigen Platz erscheinen, Lagrange stellt die unrichtige Behauptung 
auf, daß nur die Hauptnäherungswerte Brüche liefern, welche dem wahren 
Wert des Bruches — ohne Rücksicht auf die Richtung der Annäherung — 
nither kommen als alle Brüche mit kleineren Nennern. Etwa die Hälfte der 
intermediären Näherungswerte hat dieselbe Eigenschaft. 

Wallis deutet den Beweis nur in den ersten Stadien des Verfahrens 
an, Ich knüpfe an das Beispiel « — 0,3010300 an. Zwischen den ganzen 

Zahlen J- und -J- liegt, außer a, auch noch der Bruch ~T = — • Um «t 

mit { zu vergleichen, bildet man 2 a = 0,60106 < 1, folglich liegt a zwischen 



und j- In diesem Intervall liegt auch 



o-f- 1 
l + l" 
und J 



g. Da 3a = 1 



a + 2-e 
Weiter kommt man aar 



4a— l-a+ 3-«= 1,20412 > 1, 



=> 0,90309 < 1, so liegt a zwischen 

+ 1 _ 1 
i~ +3 = 4 

yi| — J, 7 « = 3a + 4a = 2,10721 > 2, « — $•••{ 

Die wesentlichen Rechnungen sind aus folgendem Schema ersichtlich 



"= 4 



0,30103 = a 
3 a = 0,90309 

1,20412 = 4a 
2,10721 = 7a 
3,01030 = 10a 
13a = 3,91339 



23a = 6,92369 83a = 

33a = 9,93399 93a = 

43 a = 12,94429 
53a = 15,95459 
63a = 18,96849 
73a = 21,97519 

Diejenigen Vielfachen von a, welche kleiner sind als die benachbarte 
ganze Zahl, sind links angegeben, die übrigen rechts. Man addiert immer 



289 a 

485a = 145,99955 



24,98549 
27,99579 
31,00609 = 103« 
59,00188 = 196a 
86,99767 






i; 



r. 37. Mai IX» 



letzte links and das letzt« rechts bezeichnete Vielfache und entscheidet 
so, ob es kleiner oder größer ist als die ihm benachbarte gante Zahl. 

Wallis nennt in 3,01030= 10a den positiven Dezimalbruch 0,01 
appendage oder manträsa, in 13« = 3,91339 betrachtet er das „completm-ntum 
inantissae" = 0,08661. Paul Tannerj hat zuerst auf diese älteste mnthc 
matische Benutzung des Wortes mantissa hingewieaen. 

Die Genealogie der Näherungsbrüche geht aus untenstehender Figur 
hervor, in der samtliche Punkte auf die Strecke ... 1 tu projizieren sind 

Haben zwei Brüche . , -5 , von denen der zweite der größere sei, tli<' 

Eigenschaft cb — ad = l, $0 bleibt diese auch für benachbart* Bruche Am 
folgenden Reihe 

a a+ c e 

b 1 6 + d' d 



bestehen. Wir haben nun aber zwischen y 



nnd J , für welche jene Eigen 

schaft bestand, eingeschaltet ~T = — , also besteht sie auch für * , J , J • 

Ebenso für J, j, }, dann für ", |, [ u. s. w. Je drei Brüche, diu an 
den Ecken eines Dreieckes stehen, bilden eine solche Reihe 

a c 
Haben aber zwei Brüche . , . diese Eigenschaft, so liegen zwisilun 

ihnen nur Brüche, deren Nenner größer als b und d sind, Ist etwa b < d, 

tt n c 

ferner „ ein Bruch, dessen Wert einem Punkte der Strecke . • - • . ent- 
spricht, und wäre ß < d, so wäre ^ — x ^ rji a ' so > i ;> während di» ( h 
diese Differenz < -= — -z =r, sein muß. Ist <l > 6, so vergleicht man 

-ä mit -j und erhält dasselbe Resultat. Schaltet man zwis.hmi . und . 
p d li d 



a-\- c 



v • • • ,1 in zwei Teilstrecken, 



der Drncb , . den kleinsten 

r | (/ 



den Bruch , 

auf jeder liegen nur Brüche mit Nennern größer als (ft + d); folglich 1ml. 

von allen Brüchen der Strecke (r • - • ■ ) 

Nenner. 

Betrachten wir z. B. den Bruch t0 /j S , der größer als a ist. hur wuhrr> 
Wert liegt zwischen 10 / 3S und a /ioi au ^ dieser Strecke liegt, kein Urin li, 
dessen Nenner kleiner als 33 wäre; folglich wird unser Bruch "%., fOfl 

keinem Bruch mit kleinerem Nenner in der Genauigkeit sim 1 v< Heu h«i 

erfolgenden Annäherung übertroffen. 

Außer den aufgestellten Brüchen gibt es keine anderen, die dafalbm 

Vorzug haben. Denn wäre auch „ ein solcher, m uniwrer Ittube d<'i olninri 

Näherungswerte nkhl enthaltener, Bruch, so lüge Hein Wert zwiwbon zwei 
Brüchen unserer Reibe, etwa zwischen l0 / u und '*/«• Harm ergilit *e h 
aus der Betrachtung der Dreieckspunkt« */ w , '*/„, ,'„, daß Hein Nnnnei 
größer als 43 sein müßte; er würde daher von dein Bruche '*/ a , dar l>ai 
kleinerem Nenner eine stärkere Annäherung von oben her zeigt, aus dar 
beanspruchten Stellung verdrängt 




60 



Sitzungsberichte der Berliner Mathematischen Gesellschaft. 






I« 



t.ffltl 



Ein zweiter, geometrisch anschaulicher und weiter reichender Beweis 
für Wallis' Verfahren ist folgender. In einem Kreise vom Umfange 1 
rolle man wiederholt einen kleineren vom Umfang a vom Nullpunkt her 
ab; die Punkte des großen Kreises, die durch ein-, zwei-, dreimaliges Ab- 
rollen von dem kleinen erreicht werden, bezeichne man mit (l), (2), (3) . . 

und verbinde sie durch Sehnen 
zu einem regulären Linienzug. 
Die Minima von | r/o — p bei 
positiven und die bei negativen 
Werten von (qa — p) oder die 
Mantissen und Komantissen 
werden durch solche Eckpunkte 
bezeichnet, welche sich zwischen 
den Nullpunkt und die ihm bis- 
her nächstliegenden Eckpunkte 
eindrängen. 

Ist nun der kleine Kreis 
«-mal. z. B. 200-mal, abgerollt, 
so gibt es unter den Eck- 
punkten einen, welcher vom Nullpunkt nach der positiven Bahnrichtung den 
kleinsten Abstand t hat. Dies sei die Ecke (#), und es sei qa = p -ff. 
Dann ist («j) => (n — q) der letzte Punkt vor (n), den man antrifft, wenn 
man die Peripherie des großen Kreises vom Nullpunkt an positiv durchläuft. 
Wiederholt man dasselbe Verfahren mit dem Sehnenzug (l) (2) ... {H t ), 
so sei (#') der nunmehrige auf den Nullpunkt zunächst folgende Eckpunkt, 
*/, « = p ] + £ r So kann man n durch eine Reihe q -f q t -(-••- + qi er- 
schöpfen, deren Glieder aus der Reihe der Nenner der unteren Näherungs- 
wert«, 1, 4, 7, 10, 103, 196 . . ., mit dem größten anfangend, zu ent- 
nehmen sind, z. B. 200 = 196 + 4. Dann ist no — (p + j? t + • ■ • Dj) 

., ,. ViJ P + Pi + ---+Pt « + «, + ••- + *i _ 

+ (t + «, + ••• + «s ) oder a = — = r ; : : : — • Hier 

ist t -\- e x -\- • ' • -\- tj, ein Bogen, der sich von (g^) im positiven Sinne bis 
(n) erstreckt, also < 1. Folglich ist der erste Teil der, zunächst unter c 
liegende, Bruch vom Nenner n; der zweite zeigt, daß seine Genauigkeit 

zwischen und — liegt. Nur wenn sich die Reihe der q auf die o-maligc 

Wiederholung desselben Anfangswertes q beschränkt, wird die Genauigkeit 

von - gleich — oder ; aber der Bruch kann dann in einfacher Form 
ps vq q 

dargestellt werden. Hiermit übersieht man, wie aus der ganzen Schar 

aller Näherungswerte sich die guten, die in kleinen Zahlen nicht ihre» 
Gleichen haben, herausheben. Rein arithmetisch kann ich diesen Zusatz 
nicht beweisen. Die obige schon von Poinaot benutzte geometrische 
Deutung ist von mir, Math, Annalen XXK, weiter als hier ausgeführt. Für 
das obige Beispiel wird aus ^ und -J- gebildet ^ , also liegt a zwischen 









: :t 



1*0* 



♦>l 



Die 






Krimpug der Krtaaugtlinian. 
Von J. Knoblauch. 



Man pflegt die Lehre von der Krümmung der Fliehen im Anschlug an 
die Theorie der Raomknrren m begründe«, indem man sich auf einer Fläche 
durch einen beliebigen Paukt eine beliebige Knrre gesogen denkt und ilnvn 
Krümmung ins Auge faßt Um eine solche Linie als der Fläche ■■gaftflily 
zu kennzeichnen, muß man sie vor allem zur FISehennormale in Beziehung 
setzen-, und sobald man dies tut, erkennt man, daß das Quadrat Ihltt 
ersten Krümmung sich als Quadratsumme zweier Großen darstellen laßt, 
deren eine, die Normalkrümmung, außer von den auf den Flachenpunkt 
bezüglichen sechs Fundamentalgroßen nur von den ersten Differentialen dei 
krummlinigen Koordinaten abhängt, während die andere, die Tangential- oder 
geodätische Krümmung, zwar außerdem die zweiten Differentiale, von den 
Fundamentalgrößen aber nur die der ersten Ordnung enthält. Hei ihrer V\ i 
tigkeit für die Theorie der Abwickelung hat die letztere Tatsache die Aufmerk- 
samkeit der Mathematiker derart in Anspruch genommen, daß die Tangential 
krümmung solcher Kurven, die, wie die Krflmmungslinien, bei der Biegung der 
Fläche im allgemeinen nicht in Kurven derselben Art übergehen, verhältni* 
mäßig wenig beachtet worden ist. Trotzdem die Frage nach ilen geodätischen 
Krümmungen g v g t der beiden Krüinmungslinien rieb Mfort ihirl'iclct, BaaMtlH 
die Theorie der Normalkrümmung einmal auf diese Kurven gefilhrl hat, und 
obgleich #, und r/ s in einer großen Anzahl nachentheoretischer Fm-mcln «rplii itt 
oder implicite enthalten sind, ist doch schon die einfache und wichtig* Aufgabt' 
der Bestimmung dieser Größen mittels einer quadratischen Gleichung, ilereu 
Koeffizienten dem Rationalitätsbcreich der Fundamentalgrößen und ihrer 
Ableitungen angehören, bisher, wie es scheint, nicht gelöst wonlen. 

Um sie in Angriff zu nehmen, kann man verschiedene Wege ein 
schlagen. Einmal liegt es nahe, für g t und //, ihre einfuchst t>u AiiHtlrttcke 

Fm „ _ i dys* m i 9V&* 
j 



9* = — 



}/E*G* %q 



9t~~ 



y'K'ir ' P 



die für die Krümmungslinien als Koordinatenlinien gutta, anzunehmen und 
vermittelet der Transformationsgleichungen für die Fundamentalgrößen den 
Übergang von den Parametern der Krümmungsktirven zu einem beliebigen 
System krummliniger Koordinaten zu versuchen. Allein schon nach it P 
ersten Schritten sieht man sich hei dieser Methode in BBtUwuhbat' U<-> -I. 
nungen verwickelt. Ebenso aussichtslos erscheint ei, durch Zuiammen- 
stellung der für beliebige Parameter geltenden Formeln 



(2) 






die in p u , . . p n steckenden Irrationalitäten (vgl. .leitmal f. Math ltd I I .'. 
(1895), S. 195 — 196) mit Hilfe der zwischen diesen vier Großen und den 

£ Fundamentalgrößen stattfindenden Relationen zu UBÜMMB 
r Erfolg verspricht von vornherein tfaM Mfaf Methode, bei d«r 
Ute Aufgabe auf ein einfach zu charakterisierende»! Elimin.i 



62 



Sitzungsberichte der Berliner Mathematischen Gesellschaft. 



problem zurückgeführt wird. Das Quadrat der geodätischen Krümmung Q 
einer beliebigen Kurve kann durch die Gleichung 

(3) (Edu* + 2Fd»dv + Gdv*) 9 ^ 

= J s [(( " }du s + 2 J " j dudv + ( a * | *»» + d>u)dv 

- (\ 1 *)du>+2[ l *)dudv + [*}<& +d?v)duj 

definiert, werden. Ist die Kurve eme« Krümm ungslinie, also durcli die 
Differentialgleichung 

1 |Erfu + Jfrfw, Frf« 4- Gdv 

(4) I = -m ' =0 
' r I irfu + üf dv , Mdu + iV*d t . 

bestimmt, so handelt es sich um die Elimination der Differentiale du, rfr, 

tili 
d*u, d*v oder genauer der Größen dud s v — dvtiPu und j- aus (i 

und dem Differential der letzteren Gleichung. Es darf wohl heutzutage ah 
selbstverständlich betrachtet werden, daß man nicht mit den Ableitungen 
der Koeffizienten der quadratischen Differential form T weiter zu rechnen, 
sondern an ihrer Stelle Größen einzuführen hat, die vermittelst der 
Cbristoffelschen Operationen mit ihnen zusammenhängen. Dann läßt sieb 

die Elimination auf die von -j- aus der quadratischen Gleichung (4) und 

einer Gleichung 6. Grades von übersichtlichem Bildungsgesetz redi; 
Dieses Verfahren hangt seiner Natur nach von der geometrischen Be- 
deutung der Gleichung (4) nicht ab, liefert also allgemein die geodätische 
Krümmung der beiden Kurvenscharen eines Netzes, das durch Nullsetzung 
einer beliebigen quadratischen Differentialform definiert wird. Für die 
Krünimungslinien lassen sich durch Einführung der kubischen Differentialform 

H = Pdu s + 3Qdu*dv+ ZJtdudo* + Sdv* 



Vereinfachungen erzielen. Aber in allen Fällen erlangt man, obwohl 
Ergebnis nach bekannter Methode in Determinantenform sofort nieder- 
geschrieben werden kann, eine Einsicht in das Bildungsgesetz der ent 
stehenden Gleichung nicht sowohl mittels der Determinante als vielmehr da 
durch, daß man die Resultante der beiden ganzen Funktionen 2. und 6. Grades 
zu anderen simultanen algebraischen Invarianten dieser Funktionen oder 
ihrer Bestandteile in Beziehung setzt. Was für Invarianten dabei ins Spiel 
kommen, läßt eine andere Methode besser hervortreten, die zugleich lehrt, 
in welcher Weise sich die beiden Größen g x und g % in das alle 
System der füJchcnthooretischen Invarianten einordnen. 

Nach der zweiten und dritten Fundamentalgleichung ist 

( 6 ) 8x = « _ , g »"i i ft a 7Tr'iV 



... 

3.r- 



♦H-*i 



"•-"! 



Die gestellte Aufgabe kommt also hinaus auf die Bildung einer quadratischen 
tileichung für zwei bestimmte Größen aus der Reibe der Invarianten dri 
Ordnung 

ö,n,, 0,rt n 0,n s , öj«j. 



18. Sitzung, 24. Juni 1903. 



63 






Hinsichtlich des Vorzeichens der geodätischen Krümmung ist zu bemerk™, 
daB es zweckmäßig erscheint, diese Größe, ebenso wie es mit der Normal- 
krümmung schon immer geschieht, durch einen bestimmten analytischen 
Ausdruck zu definieren, also etwa, wenn es sich um eine Kurve <p(w, v) = c 
handelt, 



(6) 



(**¥)» 



zu setzen (a. a. 0. S. 199). Die Ausdrücke (1), (2) und (5) beruhen auf 
dieser Detinitionsweise. Während aber in der Theorie der Normalkrümmung 

die Einführung eines Vorzeichens in dem Auftreten eines in -3— und den 

Fundamentalgrößen rationalen Ausdruckes ihren Grund hat. so kommt in 
der Formel für die geodätische Krümmung eine Quadratwurzel vor. Dem- 
gemäß wird man nicht auf eine quadratische Gleichung für tf i und g t selbst, 
sondern für </i und g\ auszugehen haben, wie es auch die vorher erwähnte 
Methode schon hervortreten läßt. 
Nun ist 

(7) ö lV = i(p„|^-jp 21 |^), O^-K-^ + ^lj). 

In der ersten dieser Gleichungen hat man tp gleich «,, in der zweiten gleich 
»j zu setzen, sodann Summe und Produkt von Q\n t und ö|«j zu bilden 

die von II und K durch die 






und statt der Ableitungen von n x und 

Relationen 









(«, 



du 



du 

du 



einzuführen. Ordnet man hierauf nach den letzteren Ableitungen, so sind zur 

IT ) ' vä - ) > • • • die aus den Definitions- 
gleichungen für p n , . . . p ir , nämlich 



(8) 



«1 (P116 + P»v)' + "4 (fti* + PnV) % = L? + Slffiij + N n > 



folgenden Beziehungen zwischen ^> lt , j>, 8 , p tt , p u einerseits und den Funda- 
mentalgrößen andererseits zu benutzen. Es ist zweckmäßig, zu den Glei- 
chungen (8) noch 

(9) «5{ft»l +***>" + »*( ftl * + PuvY = G4 8 + nin + ©>5 S 

hinzuzunehmen. Die gesuchten Ausdrücke erscheinen dann als zusammen- 
gesetzt aus verschiedenen Differentialparametern von H und K t deren 
Koeffizienten den Formen A, B und E entnommen sind. 

Allein es empfiehlt sich nicht, es bei dieser Darstellung bewenden zu 
lassen. Man erhält nämlich sehr viel übersichtlichere Formeln, wenn man 




64 



Sitzungsberichte der Berliner Mathematischen Gesellschaft. 



an Stelle der Ableitungen von // und K die Koeffizienten der kubischen 
Differentialform H vermöge der Gleichungen 



(10) 



F» 



™=GP-2FQ + Elt, T>™ 



T* d £ = NP-mQ+LB, T> 8 -£ = NQ 



du 



3« 



GQ- 2FR + ES, 

23ffl+ LS 



(Journal f. Math. 103 (1888), S. 36) einführt. Die Benutzung dieser 
Üifferentialfonn ist bei Untersuchungen, die über die zweite Ordnung der 
Differentialquotienten hinausgehen, immer dann am Platze, wenn in der 
Hächentbooretischcn Aufgabe die beiden Scharen von Krümmungslinien oder, 
in einem verwandten Gebiete, die beiden Schalen der KrttmmungsmiUel- 
punktsfl liehe, nicht gesondert zu betrachten sind. Ist dagegen die B 
derung notwendig oder zweckmäßig, so wird man bei den Operationen 0, 
und S stehen bleiben. 

Es sei für irgend zwei binäre Formen A und M der Jten und mten 
Dimension 



^ 1 ' l(l-l)m(m-l)a\dri' ~dV " ri, n <ldt\ ~*~ BV «W - A ■ 

wo a = T 1 die Determinante der quadratischen Differenüalform A be- 
zeichnet; im besonderen also für A und M als quadratische Formen 



(12) 



II a (A, M) = ~(l n m n - Zl^m» -f l ti * n ). 



Mit der durch das Zeichen II angedeuteten, Kovorianten und Invarianten 
bildenden Operation kommt man in einer großen Anzahl von Fällen aus 
Sie ist in der Formel (6) bereits angewendet. Ferner laßt sich z. B. der 
Inhalt der Formeln (10) durch die beiden Gleich ungen 



(13) 



dH=H a (A,H), dK = B a {B,H) 



wiedergeben. Außer diesen beiden Kovarianten zieht von vornherein 
aus T und H in gleicher Weise gebildete lineare Differential form die Auf- 
merksamkeit auf sich. Es werde 



(H) 



// a <r, H) = m 



gesetzt. Bildet, man nun in der oben angedeuteten Weise öjw 1 -f 0**4» so 
erkennt man schon aus der Form eines Leitgliedes, daß 



*X + ö . w * 



^(A.SR 1 ) 



Ferner ergibt sich 



ÖjHj • fl,M, 



(«1— *»)' 






Führt man jetzt ;/, und g, statt ö s nj und 0,n, wieder ein, so erhalt man 
aus (15) und (16) als quadratische Gleichung für pj und t/* die folgende: 

n2(r,»n 



07) 



u ff a (A,TO" 



(Ä» — 4JST)* 



0, 



die mannigfache Umformungen und Folgerungen zuläßt. 

Nach derselben Methode läßt sich eine, wenn auch nicht so einfai •!»••. 
quadratische Gleichung für die Quadrate der beiden anderen Invarianten 
dritter Ordnung l n l und i n i bilden. Doch sollen diese, und um so mehr 
die Invarianten höherer Ordnung, heute außer Betracht bleiben. 



Über die Linkaabweicüung des Geschosses bei aufgepflanztem 

Seitengewehr. 

Von F. K Otter. 



Im XXXI. Bande des „Civilingenieur" beschilftigt sich Herr C. Cranz 
mit der Erklärung der interessanten Tatsache, daß das Geschoß einer Hand- 
feuerwaffe infolge des rechts aufgepflanzten Bajonetts eine Linksabweichuug 
erfahrt. Unter den verschiedenen Erklärungsversuchen erscheint dem Verfasser 
schließlich der folgende als zutreffend. Durch das aufgepflanzte Seitengewehr 

I erführt der Schwerpunkt des Gewehres eine Verlegung nach der rechten 
Seite der Laufachse, so daß der Rückstoß, welcher in Richtung der Lauf- 
aehse wirkt, nicht mehr durch den Schwerpunkt des Gewehrs hindurch geht, 
sondern in Bezug auf letzteren ein Drehungsmoment besitzt, welches eine 
Linksdrehung des vorderen Laufendes hervorruft und so die beobachtete 

I Tatsache bewirkt. 
Herr C. Cranz hat auch versucht, diese Erklärung durch eine quantitative 
!.'• 1 hnung zu stützen, bei welcher von dem allerdings schwer zu schätzenden 
Einfluß des Schützen auf sein Gewehr abgesehen wird. Dabei sind Herrn 
Cranz nun zwei nicht ganz unerhebliche Irrtümer untergelaufen. Bei der 
Bildung des Ansatzes wird die Beschleunigung des Geschosses in Richtung 
der bewegten Laufachse gerade so bestimmt, als ob der Lauf in Ruhe wäre. 
Und zweitens wird als Richtung der Geschoßgescbwindigkeit die Richtung 
des Laufes genommen, ohne Rücksicht darauf, daß das Geschoß an der seit- 
lichen Bewegung in Folge der Drehung des Laufes teilnimmt. 

In einem Vortrage vor der Berliner physikalischen Gesellschaft habe 
ich 1888 gezeigt, daß sich die durch Vernachlässigung des persönlichen Ein- 
flusses des Schützen wesentlich vereinfachte Aufgabe besonders elegant durch 
Heranziehung allgemeiner Prinzipien der Mechanik behandeln ließe. ha 
nämlich auf das durch Gewehr und GeBchofl gebildete System nur innere 
Kräfte wirken, so gilt sowohl der Schwerpunkts- als der Flächeusafz, mit 
der Maßgabe, daß sowohl die Schwerpunktsgeschwindigkeit als auch die 
Flächengeschwindigkeit des ganzen Systems gleich Null sein müsse. 

Da sich der Geschoßschwerpunkt auf der Achse des Laufes bewegt 11 ml 
der Schwerpunkt des Gewehres, wenn er auch durch das aufgesetzte Seiten- 



66 



Sitzungsberichte der Berliner Mathematischen Geitellgchaft 



gewehr verlegt ist, einen unveränderlichen Abstand von der Achse hat, so 
muß der Schwerpunkt des ganzen Systems ebenfalls in einer unveränderlichen 
Entfernung von der Laufacbse bleiben. Da nun aber der letzterwähnte Punkt 
nach dem an die Spitze gestellten Prinzip in Ruhe bleibt, so muß die 
bewegte Laufachse einen Kreis umhüllen, dessen Mittelpunkt eben jener 
Schwerpunkt des ganzen Systems ist, und dessen Radius sich zum Abstand 
des Gewehrschwerpunktes von der Achse verhalt wie die Masse des Gewehres 
zur Gesamtmasse des ganzen Systems. Und nach demselben Verhältnis teilt 
offenbar der Berührungspunkt der Laufachse die Entfernung des Geschoß- 
schwerpunktes von der Projektion des Gewehrschwerpunktes auf die 
Laufachse. 

Die Drehungsgeschwindigkeit des Gewehres um jenen Gesaintschwerpunkt 
des Systems ergibt sich nun mit Leichtigkeit aus dem Fläcbensatz. Sie ist 
proportional der Geschwindigkeit, mit welcher das Geschoß im Lauf fort- 
schreitet, und eine einfache Funktion der Strecke, welche das Geschoß im 
Lauf zurückgelegt hat. Durch eine einfache Quadratur bestimmt man hieraus 
den Winkel, um welchen sich das Gewehr bis zu dem Moment gedreht hat, 
in welchem das Geschoß den Lauf verläßt. Vereinigt man nun die Relativ- 
geschwindigkeit des Geschosses gegen das Gewehr, mit derjenigen Geschwindig- 
keit, welche der Laufmündung der Waffe zukommt, so erhält man ohne groöe 
Rechnung die gesuchte Winkelabweichung der Geschoßgeschwindigkeit von 
der ursprünglichen Richtung des Laufes. 

Daß dieser quantitativen Auswertung, bei welcher ein so wichtiger 
Faktor wie der Einfluß des Schützen völlig hei Seite geschoben ist, nur 
geringe praktische Bedeutung zukommt, ist mir nicht zweifelhaft. Für den 
Vortragenden liegt der Wert der angestellten Rechnung auch auf ganz 
anderer Seite; daß die beiden allgemeinen Sätze über die Bewegung von 
Massensystemen in so eleganter Weise zum Ziele führen, macht die ange- 
stellte Rechnung zu einer instruktiven, an praktische Vorgänge anknöpfenden 
Übungsaufgabe zur Erläuterung von Sätzen der Mechanik, welche sonst fast 
nur durch astronomische Beispiele sich illustrieren lassen. 

Wie wenig Wert ich auch auf die ballistische Verwertung meiner Rech- 
nung lege, die unanfechtbare Richtigkeit dessen, was ich als akademischer 
Lehrer vortrage, ist für mich von ganz besonderer Bedeutung. Es kann 
mir deshalb nicht angenehm sein, Lehren, welche ich jahraus jahrein in 
meinen Vorlesungen vorzubringen pflege, von einem Herrn, der sich vor 
kurzem auch für das von mir offiziell vertretene Fach an unserer Berliner 
Technischen Hochschule habilitierte, kurzer Hand als notorische Irrlehren 
hingestellt zu sehen. 

Herr C. Cranz sagt in seinem Bericht über Ballistik (Mathematische 
EncykJopädie Band IV, Teil H, Heft 2, pag. 222, erster Absatz) folgendes: 

„Auch beim Aufstecken des Bajonetts erfolgt eino Änderung des Ab- 
gangswinkels, der Erfolg ist meist Linksabweichung und Senkung des Treff- 
punktes. Die Erscheinung wurde früher der Rückwirkung der an der 
Bajonettklinge reflektierten Pulvergase auf das Geschoß, später einer Drehung 
des Gewehrs um den seitlich der Seitenachse liegenden Gesamtschwerpunkt 
zugeschrieben. Die Tatsache jedoch, daß bei rechtsaufgestecktem Bajonett 
Rechtsabweichung erfolgen und daß die Erscheinung selbst bei fest ein- 
geklemmtem Gewehr sich einstellen kann, veranlaßte die Versuche von 






18. Sitiunp. 24 Juni 190S. 



67 



/ranz und K. R. Koch, durch die 



t festgestellt 
Laufvibraticm infola 



ist, daß diese Ab- 
e der angehängten 



.iihung durch die Änderung i 
Bajonettmasse verursacht wird." 

An dieser Auseinandersetzung fallt nun zunächst folgendes als nif rk - 
rdig in die Augen. Trotz der überaus zablreicben Citate — es sind Hü 

uf 89 Seiten — tut der Verfasser in diesem Satze mit keiner Silbe seiner 
Arbeit im Civilingenieur Erwähnung. Und doch hätte es für die armen 
Sünder, welche an die Drehung des Laufes infolge der Schwerpunkts- 
verlegung glauben, ein so menschlich schönes Plaidoyer auf mildernde Um- 
stände abgegeben, wenn der Ankläger unumwunden eingestanden hätte, oin.-t 
selbst in der jetzt als Irrtum bekämpften Meinung befangen gewesen zu sein. 
Allerdings herrscht zwischen beiden Darstellungen schon bezüglich &M 
rein Tatsächlichen ein weitgehender Unterschied. Im Civilingenieur vertritt 
Herr C. Cranz mit Nachdruck den Standpunkt, daß es sich um eine Links- 

.bweichung handele, während nach der neueren Darstellung zwar eine Ab- 
weichung vorhanden sei, daß dagegen der Sinn dieser Abweichung unbestimmt 
i; sie erfolge zwar meist nach links, könne aber auch nach rechts erfolgen. 
Und in dem Bericht über die oben erwähnten Versuche (Münch. Abb. 1901 
j. 572) wird zwar noch von einer Abweichung des Treffpunktes infolge des 

ufgepflanzten Seitengewehres, aber von dem Sinn dieser Abweichung über- 

aupt nicht mehr gesprochen. 

Daß dieser Umstand wesentlich ist, liegt auf der Hand. Denn sobald 
der Sinn der Abweichung ein unbestimmter wird, sobald eine Rechtsabweichung 
annähernd so oft vorkommt, wie eine Abweichung nach links, variiert 
natürlich jeder Erklärungsversuch seine Berechtigung, welcher einen test- 
stehenden Sinn der Abweichung ergibt. Bei dieser Lage der Dinge er- 
scheint der Wunsch fast selbstverständlich, das Tatsachenmaterial kenneu 
xu lernen, durch welches Herr Cranz zu der Meinung geführt wurde, daß 
auch eine Rechtsabweichung des Geschosses möglich sei, nachdem er früher 
die Eindeutigkeit des Abweichungssinnes mit solchem Nachdruck vor- 
treten hat. 

Ich habe mich in den von Herrn C. Cranz citierten Quellen vergeblich 
nach einer Angabe umgesehen, durch die eine Rechtsabweichung des Ge- 
schosses hei rechts aufgepflanztem Seitengewehr glaubhaft gemacht würde, 
und bin durch die durchaus sachgemäßen Auseinandersetzungen von Heut seh 
und Weygaud nur in der Meinung bestärkt worden, daß die Linksabweichung 
bei rechts aufgepflanztem Seitengewehr die Regel und eine unter denselben 
Umständen beobachtete Rechtsabweichtmg eine durch besondere störende 
Verhältnisse zu erklärende Ausnahme sei. 

Soviel über das Tatsächliche; wir kommen nun zur Erklärung. Die 
Bemerkung, daß die Erscheinung auch bei einem festeingeklemmten Gewehr 
eintrete, bildet natürlich an sich keinen begründeten Einwand gegen eine 
Auseinandersetzung, welche die Erklärung für ganz andere Voraussetzungen 
zu geben sucht. Aber noch mehr; man könnte mit Leichtigkeit zeigen, 
daß wenn überhaupt ein Rückstoß stattfindet — und ein solcher läßt sich, 
wie die Versuche von C. Cranz und K. R. Koch deutlich beweisen, nicht 
verhindern — hei aufgepflanztem Seitengewehr eine Verbiegung des Laufes 

Eiei welcher das vordere Ende im Anfang der Bewegung wenigstens 
s abgelenkt wird. 



tzungaberielite der Berliner Mathematischen Gesellschaft 

. un aber die Behauptung betrifft, daß die Abweichung ein« 
ilge aar Vibrationsanderung sei, welche der Lauf durch die angehängte 
uajonetfciuasse erfährt, so habe ich in den Untersuchungen von Cranz und 
Koch keine Begründung für dieselbe entdecken können. Die Herren stellen 
fest, daß die Horizontalschwingungen des Laufes durch das Seiten- 
B hr Abänderungen erfahren, Aber da das Gewehr nur mit normal ein- 
gespanntem Seitengewehr untersucht wird, so kann natürlich nicht einmal 
behauptet werden, daß die Schwingungsänderungen nur durch die Größe 
und nicht durch die Lagerung der angehängten Masse beeinflußt werdet 
Aber selbst wenn es bezüglich der Schwingungen nur auf die Größe der 
Masse des Bajonetts ankäme und nicht auf ihre Lage, so ist damit doch 
nicht ausgemacht, daß dasselbe von der (leschoßabweichung gilt- In d«r 
Abhandlung der Herren Cranz und Koch habe ich nichts gefunden, was 
mich überzeugt, hätte, daß die Linksabweichung des Geschosses und die 
Vibratiansanderang mit ihrem, wie es scheint, zufälligen Ausschlagssinn in 
kausalem Zusammenhang stünden. 

Deshalb kann von einer durch die Herren Grans und Kocb erfolgten 
Feststellung, daß die Abweichung durch die Änderung der Laufvibration 
infolge der angehängten Bajonettmasse verursacht wird, meines Erachteos 
nicht die Rede sein. Und es wird bei der früher auch von Herrn Grau* 
vertretenen Meinung sein Bewenden haben müssen, daß bei Gewehren mit 
rechts aufgepflanztem Seitengewehr eine Linksabweichung des Geschosse! 
deshalb erfolgt, weil die Bajonettsmasse auf der rechten Seite der Lauf- 
achse liegt, und deshalb das vordere Ende des Laufes nach links verdreht 
resp. verbogen wird. 






oeben erschien: 

LEOPOLD KRONECKER: 

VORLESUNGEN ÜBER MATHEMATIK. 

L TEIL: VORLESUNGEN ÜBER ALLGEMEINE ARITHMETIK. 
L ABSCHNITT: VORLESUNGEN ÜBER DETERMINANTEN- 
THEORIE. I.BAND. 



VORLESUNGEN ÜBER 

DIE THEORIE DER 

DETERMINANTEN 

VON 

LEOPOLD KRONECKER. 

BEARBEITET UND FORTGEFÜHRT VON 
Du. KURT HENSEL, 

PKOFE8SOB DER MATHEMATIK AN DEH ITUVEBBITAT MARBDBQ. 



ERSTER BAND. 

ERSTE BIS EINUNDZWANZIGSTE VORLESUNG. 



MIT 11 FIGUREN IM TEXT. 



LEIPZIG, 

DRUCK UND VERLAG VON B. G. TEUBNER. 

1903. 



Die Detenninantentheorie hat sich sowohl bei Lebzeiten Kronecke! 
und unter seiner wirksamen Mitarbeit, als auch in den zwölf Jahren nach 
seinem Tode so stark und 80 erfolgreich entwickelt, daß die bisher ve 
öffentlichen Lehrbücher dieser Disziplin nicht mehr eine vollständige Da 
Stellung ihres reichen Inhaltes geben. In dieser Beziehung bildeten 
Universitätsvorlesungen Kroneckers (1883 — 1891) Aber diese DiszipL 
bereits einen bedeutsamen Fortschritt. Aber auch er hielt die Z> 
nicht für gekommen, seine eigenen tiefergehenden Untersuchungen, toi 
die erst in den letzten Jahren vollständig abgeschlossenen Theorien and« 
Forscher, welche so viel zur Vertiefung und Vereinfachung dieser 1 
beigetragen haben, in den Krei3 seiner Betrachtungen zu zielieu. Nun 
sich aber gezeigt, daß man gerade diese neueren Probleme der Deten 
theorie in besonders einfacher Weise durch Benutzung und konsequente i 
gestaltung der Gedanken behandeln kann, welche Kronecker in 
letzten Vorlesungen und Arbeiten über diesen Gegenstand dargelegt 
Aus diesem Grunde entschloß ich mich, die Vorlesungen Kroneckers uut 
sorgfältiger Erhaltung seiner Grundprinzipien and unter Benutzung seine 
einfachen und wirksamen Methoden so zu bearbeiten und fortzuführen, 
dieses Werk eine systematische Darstellung der modernen Determinanten 
theorie und ihrer wichtigsten Anwendungen enthalt. 

Der Darstellung der allgemeinen Theorie geht eine sehr eingebend 
Untersuchung der Determinanten zweiter, dritter und viert 
voraus, nebst ihren Anwendungen auf die Geometrie, die Arithmetik tuvl 
die Formentheorie. So erreicht Kronecker, daß der Leser mit de 
Determinantenkalkul wohlvertraut ist, wenn nun alle Grundeigenschail 
der Determinanten » tor Ordnung aus der Betrachtung der Lösung • 
Systemes von n linearen Gleichungen mit w Unbekannten mit einem 
in Evidenz gesetzt werden, 

An die Stelle der alteren Determinantentheorie ist heut 
suchung der Systeme oder Matrizen getreten, und das Rechnen mit 
Systemen ist jetzt so ausgebildet und vereinfacht worden, daß die 
Resultate der Determinantenlehre zu ganz einfachen Sätzen einer Ari 
werden, welche nur wenig schwerer ist, als die elementare Zahlet 
Der Darstellung dieser Arithmetik unter Benutzung der Kroneckerj 
Methoden, und ihrer Anwendung auf die Theorie der Elementarteiler, 
auf die Äquivalenz und die Teilbarkeit der Systeme ist der von mir hl 
gefügte letzte Teil des vorliegenden ersten Bandes gewidmet. 



Marburg a. L. 



K. Mensel. 




Inhaltsverzeichnis. 



Seite 

Ente Vorlesung 1—9 

Einleitung: Die Determinanten sind ein Werkzeug zur Auflösung 
linearer Gleichungen. — Ihre Erfindung durch Leibnits und Cramer. — 
Vandarmonde und Lagrange. — Gaufs und seine arithmetische Be- 
handlung der Determinanten. — Systematischer Aufbau der Theorie 
durch Caucliy, Jacobi und dessen Schüler. — Die Determinanten als 
Invarianten. Cayley und Sylvester. 

Zweite Vorlesung 10—84 

Auflösung von zwei linearen Gleichungen mit zwei Unbekannten. — 
Genauere Formulierung der Aufgabe. — Äquivalenz der Gleichungs- 
systeme. — Die Determinanten zweiter Ordnung. — Darstellung der 
LOsung eines Gleichungssystemes durch Determinantenquotienten. — 
Die Koeffizientensysteme oder Matrizen. — Der Bang der Systeme. — 
Auflösung zweier homogenen Gleichungen mit drei Unbekannten. 

Dritte Vorlesung 26—88 

Geometrische Anwendungen der Determinanten zweiter Ordnung. — 
Die Schnittfigur zweier geraden Linien. — Äquivalenten Gleichungs- 
systemen entspricht dieselbe Schnittfigur. — Die Schnittfigur zweier 
geraden Linien ist ein Punkt oder eine Gerade, je nachdem ihr 
Koeffizientensystem vom Bange zwei oder eins ist. — Die Schnittfigur 
zweier durch den Anfangspunkt gelegten Ebenen ist eine Gerade, eine 
Ebene, oder der ganze Baum, je nachdem ihr Koeffizientensystem 
vom Bange zwei, eins oder Null ist. — Inhaltsbestimmung eines 
Dreiecks und eines beliebigen n-Ecks. — Das Multiplikationstheorem 
fBr Determinanten zweiter Ordnung. 

Vierte Vorlesung 39—68 

Die Komposition der Systeme. — Grundregeln für das Rechnen mit 
Systemen. — Das Einheitssystem. — Beziproke und transponierte 
Systeme. — Elementare Systeme. — Die Fundamentaleigenschaften 
der Determinante. — Dekomposition der Systeme. — Die Determinante 
als Invariante für die Beihenfolge der Komposition. — Geometrische 
Anwendungen: Eindeutige Abbildung zweier Ebenen aufeinander. 
Koordinatentransformation. — Die Determinante als Korrelationsfaktor 
der Abbildung. — Orthogonale Systeme. 

Fünfte Vorlesung 64—84 

Arithmetische Anwendungen der Determinanten zweiler Ordnung. — 
Die ganzzahligen Systeme. — Gittersysteme in der Ebene. — Ein- 
deutige Abbildung der Gitterpunkte zweier Ebenen aufeinander. — 
Reduktion ganzzahliger Systeme durch vordere Komposition mit 



IV 



Inhaltsverzeichnis. 



Elementansystemen. — Die reduzierten Systeme. — Die Äquivaleuz 
der panzzahlige.n Systeme. — Die Grundeigenschaften äquivalenter 
Gröfsen. — Die Klassenzahl der ganzzahligen Systeme. — Die ver- 
schiedenen Arten der Äquivalenz ganzzahliger Systeme. — Hintere 
Komposition mit unimodularen Systemen. — Vordere und hintere 
Komposition. — Bilineare Formen und ihre Transformation. — Die 
reduzierten Systeme. 

Sechste Vorlesung . . 

Die Äquivalena beliebiger Systeme. — Systeme von nicht verschwinden- 
der und von verschwindender Determinante. — Reduzierte Systeme. — 
Die bilinearen Formen von vier Variablen mit ganzzahligen und mit 
beliebigen Koeffizienten. — Äquivalente Formen. — Die kongrue; 
Transformationen. — Äquivalenz der quadratischen Formen. — Äv 
valenzbedingungen für die kongruenten Transformationen. — Dia 
HamiltimBchen Quaterniouen. — Die charakteristischen Eigenschaften 
der Determinante. 

Siebente Vorlesung 

Determinanten und Systeme von neun Elementen. — Auflösung 
drei linearen Gleichungen mit drei Unbekannten. — Darstellung ihrer 
Lösung durch Determinantenquotienten. — Die Grandeigenschaften 
der Determinanten dritter Ordnung. 

Achte Vorlesung 

Herleitung der Eigenschaften der Determinanten dritter Ordnung aus 
dem Charakter der Lösung dreier linearer Gleichungen. — Eindeut 
keit der Lösung, — Untersuchung der Nenner in jener Lösung. — 
Die Beziehung der Zähler in der Lösung zu ihrem gemeinsamen 
Nenner B(a,b,c). — Die Fundamentaleigenschaften der Funktion 
B(a, b, e). — Beweis des MultiplikationBtheoremes für die Funktion 
ö(o, b, e). — Anderer Beweis desselben Theoremes. — Die Funktion 
6(a, o, c) ist mit der Determinante a,b,c identisch. 

Neunte Vorlesung 

Theorie der Systeme von neun Elementen. — Die Einbeitssyste, 
und die Diagonalsysteme. — Die reziproken und die adjungic 
Systeme; ihre Haupteigenschaften. — Die Dekomposition der Systeme. 
— Die elementaren Systeme erster Art und ihre Eigenschaften. — 
Dekomposition eines Systemes in Elementarsysteme erster Art. — Die 
Elementarsysteme zweiter Art. — Zerlegung eines Systemes in Ele- 
mentarsysteme zweiter Art. — Anwendungen: Die Determinante als 
Invariante für die Reibenfolge der Komposition. — Die charakteri- 
stischen Eigenschaften der Determinante. 



Zehnte Vorlesung .... 
Die Reduktion ganzzahliger Systeme. — Die verschiedenen Art' 
Äquivalenz. — Bestimmung der Klassenzahl für vordere oder hintere 
Komposition mit unimodularen Systemen. — Die Auflösung von drei 
homogenen linearen Gleichungen mit vier Unbekannten und konstanten 
Koeffizienten. — Der Rang der Systeme. — Anwendung auf drei nicht 
homogene lineare Gleichungen und auf die Schnittfigur von Ebenen 
im Räume. 



lO.t-l 



Inhaltsverzeichnis. V 

Seit« 

Elfte Vorlesung 180—196 

Anwendung der Determinanten dritter Ordnung auf die analytische 
Geometrie der Ebene. — Die homogenen Punktkoordinaten. — Die 
Gleichung der geraden Linie in homogenen Koordinaten. — Be- 
stimmung des Dreiecksinh altes aus den homogenen Koordinaten der 
Dreiecksecken. — Die Gleichung des Kegelschnittes, welcher durch 
fünf gegebene Punkte geht. — Die homogenen Linienkoordinaten. — 
Die Gleichung des Punktes in homogenen Linienkoordinaten. — Die 
Relation zwischen den drei homogenen Koordinaten einer geraden 
Linie. — Die Gleichung des Kreises in homogenen Linienkoordinaten. 

Zwölfte Vorlesung 196—214 

Die Determinanten vierter und fünfter Ordnung. — Ihre Haupteigen- 
schaften. — Anwendungen der Determinanten vierter Ordnung in der 
Geometrie der Ebene. — Das Produkt zweier Dreiecksinhalte. — 
Beide Dreiecke sind demselben Kreise einbeschrieben. — Kongruente 
Abbildung zweier Körper aufeinander. — Die kongruenten Abbildungen 
erster und zweiter Art. — Orthogonale Systeme. — Ihre Haupteigen- 
schaften. — Dekomposition der orthogonalen Systeme. 

Dreizehnte Vorlesung 216—280 

Berechnung des Tetraedervolumen aus den Koordinaten seiner Ecken. 

— Anwendungen. — Die Gleichung der Ebene im Räume. — Die 
Hefsesche Normalform für die Gleichung der Ebene. — Das Tetraeder. 

— Berechnung des Tetraedervolumen aus Länge und Richtung von 
drei zusammenstofsenden Kanten. — Der Sinus einer körperlichen 
Ecke. — Grundeigenschaften des Staudtachen Sinus. — Bestimmung 
des Produktes zweier Tetraedervolumina aus Länge und Richtung 
der Kanten je einer Ecke. — Berechnung des Tetraedervolumen aus 
der Gröfse und Stellung von drei zusammenstofsenden Flächen. — 
Das Produkt zweier Tetraedervolumina aus der Gröfse von je drei 
zusammenstofsenden Flächen und den Winkeln derselben. — Berech- 
nung des Tetraedervolumen aus seinen sechs Kanten. — Folgerungen. 

Vierzehnte Vorlesung 281—247 

Definition der homogenen Punkt- und Ebenenkoordinaten. — Die 
Bedingungsgleichung für die vereinigte Lage eines Punktes und einer 
Ebene. — Die lineare Gleichung zwischen den homogenen Koordinaten 
eines Punktes. — Die quadratische Gleichung zwischen den homogenen 
Koordinaten einer Ebene. — Die Gleichung der Kugel in Ebenen- 
koordinaten. — Das Tetraedervolumen in homogenen Punkt- und 
Ebenenkoordinaten. 

Fünfzehnte Vorlesung 248—262 

Die Zerlegung der ganzen Gröfsen eines natürlichen Rationalitäts- 
bereiches in ihre irreduktiblen Faktoren. — Die natürlichen Rationalitäts- 
bereiche (91, 31', . . . 9t '")). — Die ganzen rationalen Funktionen. — Auf- 
suchung aller Teiler einer ganzen Gröfse des Bereiches (9i,9t', . • . 9t (n ^). 

— Die Primteiler des Bereiches (91, 9t', . . .). — Jede ganze Gröfse 
des Bereiches (9t, 9t', . . .) kann auf eine einzige Weise in Primfaktoren 
zerlegt werden. - Teilerfremde Funktionen des Bereiches (9t, 9t', . . .). 

Sechzehnte Vorlesung 268—290 

Herleitung der Eigenschaften der Determinanten n*« Ordnung aus 
dem Charakter der Lösung von n linearen Gleichungen mit n Un- 



VI 



Inhaltsverzeichnis. 






bekannten. — Eindeutigkeit der LöBung. — Untersuchung der Nenner 
in jener Lösung. — Die Beziehung der Zähler iu der Lösung zu 
ihrem gemeinsamen Nenner &(u gJ ). — Die Fundamentaleigensehaften 
der Funktion 8{u e J- — Beweis des Multiplikationstbeoremes H 
Funktion 0(u h ). — Anderer Beweis desselben Theoremes. 

Siebzehnte Vorlesung 

Darstellung der Determinante mit Hilfe ihreT drei charakteristischen 
Eigenschaften. — Beweis, dafs n lineare Gleichungen mit n Un- 
bekannten stet« eine Lösung besitzen. — Die verschiedenen Dar- 
stellungen der Vorzeichen « A , h . — Die CawcÄyscbe Determinante. 

Achtzehnte Vorlesung 

Die charakteristischen Eigenschaften der Determinanten in 
eiufachter Darstellung. — Die Funktionen ö(u A ) der mn Elemente 
einer Matrix. — Das Multiplikationstheorem für zwei Matrizen. — 
Anwendungen. — Die abgeleiteten Systeme. — Das Ftvndamental- 
theorem für die Komposition der abgeleiteten Systeme. 

Neunzehnte Vorlesung 

Der Laplacesche Determinantensatz. — Die adjungierteu Deter- 
minanten — Die adjungierten und die reziproken Systeme. — Die 
Jocobtsche Determinantenrelation. — Anwendungen : Auflösung von wi 
homogenen linearen Gleichungen mit konstanten Koeffizienten für n 
Unbekannte. — Der Rang der Systeme. — Besitzt das Koeffizienten- 
System den Rang r, so sind m— r von den m Gleichungen über- 
flüssig. — Unabhängige Lösungen. — Darstellung aller Lösungen 
durch ein vollständiges System unabhängiger Lösungen. — Die nicht 
homogenen linearen Gleichungen. — Die notwendige und hinreichende 
Bedingung dafür, dafs diese Gleichungen Lösungen haben 

Zwanzigste Vorlesung 
Das Rechnen mit Systemen oder Matrizen. — Diagonalsysteme. — 
Die elementaren Rechenoperationen für Matrizen. — Die Addition 
und die Subtraktion. — Die Multiplikation. — Grundgesetze für die 
Multiplikation der Systeme. — Die Division. — Die mit einer Matrix 
zusammenhangenden Systeme. — Das konjugierte und das reziproke 
öystem. — Die Systeme, deren Elemente rationale Funktionen einer 
Variablen sind. 

Einundzwanzigste Vorlesung . . 

Die Teilbarkeit und die Äquivalenz der Systeme. — Klassen äqui- 
valenter Systeme. — Die Invarianten für die äquivalenten Systeme. — 
Erste Definition der Äquivalenz. — Der Rang der Systeme. — Dor 
Rang ist die einzige Invariante für die äquivalenten Systeme. — Die 
ganzen und die gebrochenen Systeme der Bereiche (1) und (r). — Der 
Diagonalteiler eines Systemes. — Zweite Definition der Äquivalenz. — 
Die Detenninantenteiler und die Elementarteiler eines Systemes. — 
reduzierten Systeme. — Zwei Systeme sind dann und nur dann 
äquivalent, wenn ihre Detenninantenteiler oder ihre Elemeutarteiler 
gleich sind. — Die Elementarteiler als Fundamentalinvarianten. 



. 









US- 3'J 




gleichen Verlag erschien femer: 

ackere, Leopold, Werke. Herausgegeben auf Ver 
[glich PrpuflUchen Akademie der Wissenschaften von Kurt Hensel. 
In 4 Bänden. Band I, mit dem Bildnisse Kroneckers. [IX u. 4 b 
gr. 4. 1895. geh. n. .* 28.—. 

— Band II. [VIII u. 541 S.] gr. 4. 1897. geh. n. Jf 36.—. 

Band III. Halbband I. [VIII u. 473 S.] gr. 4. 1899. 

geb. n. ,H 36.—. 

Diese üoiamtausgabe wird die H8 von Kroneeker selbst veröfleutlierten, sowie einig* naeb- 
jeiineM Arbeiten enthalten und voraussichtlich In Tier Banden erscheinen. Nach dem Jetzt »ns- 
gearbeiteten flaue sollen im ersten nnd rweiteo Band» Kroseckere Arbeiten aber die arithmetische 
Theorie der algebraischen Funktionen im weitesten älnne vereinigt «erden; der dritte Band 10U 
Kroneckers Arbeiten aber die Theorie der algebraischen Oleiobungen and aber reine Zahleotheorte 
enthalten, den Inhalt de« Tierten Bandes bilden die Abhandlungen aber Integralrechnung, >ur 
Theurie der eUlptieohen Funktionen and Ober Potenliultheorle, ferner die Arbalten aber Gcgenstkndo 
der mathematischen Physik nod einige kleinere Arbellen vermischten Inhalte. Innerhalb dieser 
großen Abteilungen wird die Anordnung der Abhandlungen im wesentlichen »nur« chronologische 
•ein. ein vollständige* Verzeichnis derselben, welche« nach der Zelt ihrer Veröffentlichung geordnet 
iit, soll die Übersicht erleichtern. 

Bund 111, i und TV befinden sich in Vorbereitung. 



Vorlesungen über Mathematik. Herausgegoben 

unter Mitwirkung einer von der Königlich Preußischen Akademie der 
Wissenschaften eingesetzten Kommission. Vorlesungen ober die 
Theorie der einfachen und der vielfachen Integrale, heraus- 
gegeben von E. Netto. [X u. 346 S.] gi\ 8. 1894. geh. n. „<T 12.—. 



lulle an Stuft* ; die lebendige Daratelluiigiwcisu sowie gelegentliche Bemerkungen liefern elaM 
roUen Einblick in die Forschungsweise Kroneokera. Bei den grundlegenden Begriffen, bei der 
Benutzung dea Limea, bei der Definition der Integrale durch Summen tritt sein arithmetische« 
.«nie ebenso deutlich heraus, wie in der Folge sein analytiaohea Oeaohlck In der Handhabung 
»on Formeln. 

Es Ist Ton hohem Interesse, zu sehen, wie Kroneokor Mittelpunkte für seine Untersuchungen 
gewinnt: ea tritt der Keine nach der xweite Mittelwertaats, daa Cauohysche Integral, der dlaköa- 
Ünuicrlicbe Faktor, der Dlflerentialausdruck dea mehrfachen Integrals nach einem Parameter heraus. 

^Vou dem Mittelwertsatze hör Hießt da« DirichleUche , daa Fooriertcbe und daa Polsannaohe 
Integral, sowie die Fouriersche Reibe 
Auf daa Nachdrücklichste wird die Bedeutung des Canchyachon Integrals und beaundora der 
Umstand betont, daß ea «eine Wirksamkeit dem Cbergange Ton einer au zwei Variablen verdankt; 
daB man nicht, einem äußerlichen Prinzip suliebe, die Behandlung einfacher und ingralo 

trennen dürfe. Von dem Cauchyschen Satze aus werden die Kntwicklungen in l'otcnzrelhen 
theoretische Satze, die Sumroation der Gaußachcn Reihen, die Theorie der Gamma -Fm 
dea Integral -Logarithmus, Grundformen für die elliptischen Funktiunen hergel<<> 

diskontinuierlich« Faklor wird sum Zwecke der Reduktion mehrfacher auf einfache 
»tegTale, insbesondere für Potentialberechnungen benutst. Der Hauptsache na. I, stutzt sich ober 

Potentialtheorie, soweit sie hier vorgetragen wird, auf die IlinVrnutiali" 
ie Frage nach den charakteristischen Eigenschaften der Polentialfunktlonen wird auf demselben 
behandelt. 
Auch als Kommentar für Kroncckera häufig nur ganz kurze, in den Borliner Akademie- 
berichten nnd dem Ctelleschen Journal veröffentlichten Mittellungen dienen die Vorlesungen In 
reichem Maße. Sie liefern eingehend die Ableitungen der dort gegebenen Resultat« 

Als Grundlage für die Herausgabe dienten Nachschriften aus den Jahren 1&B8/M, 1886, IBM, 
1891 , eowie «amtliche vorhandenen Eroneckeracben handschriftlichen Vurleeungsnotlzen. 

Vorlesungen über Zahlentheorie, herausgegeben 

von Kurt Hensel. In 2 Bänden. Mit Textfiguren. I. Band. fX\ 
509 S.j gr. 8. 1901. geh. n .4/ 18.—. 

Die Herausgabe dieser Vorlesungen wurde durch den Umstand elws- daß eine In 

Den enthaltene neue und grundlegende Untersuchung Ober die Zerlegung d 
Faktoren von Kronecker in der unmittelbar vor seinem Tode gchaltvniiu Vorlesung i« . 
aber nicht bia zum Ende durchgeführt worden war. Es erschien nun wrJnarl 

letzte, mit welchem Kronecker sieh beschäftigt hat, vollständig an loaen an 
«rgebendeu Resultate den Kroneckeracbon Vorleeungen elnruverlalben. Zu diees 
■von dem Herausgeber ein* Belli« eigener Untersuchungen durchgeführt, •« .-findet sind, 

ao daß die Herausgabe jener Vorleanngen nunmehr In völlig abfeaehlnuener form tasfalfan kann 




Vorlesungen über die Th> ameben 

Gleichungen, herausgehoben von Kurt Hensel. In 2 Teilen, gr. 8. 



geh. [In Vorbereitung.] 

j. Kroneckers Bildnis 



in Heliogravüre. 4. 



n. .M 2.—. 




BESTELL-ZETTEL 



Bei 



Buchhandlung 



Nach Erscheinen. 



in .... bestellt d>* r Qnterzeiclu 

mit aus dem Verlage von B. G. Teubner in Leipzig [zai AnsicL; 

L>. Kroneokera Werke. In 4 Bänden. I. Band. (EX u. 484 8.) 1895. 

geh. n. Jt 28.—. 

n. Band. (VÜI u. 541 S.) 1897. geh. n. Jt 36.—. 

HI, l.Band. (VITI n. 473 S.) 1899. geh- n. Jt 36 — - 

HI, 2. Band. \ 

TV. Band. 

L. Kroneokera Vorlesungen über die Theorie der einfachen und der 
vielfachen Integrale. (X u. 346 S.) 1894. geh. n. -# 12. — . 

Vorlesungen über Zahlentheorie. In 2 Bänden. I. Band. 

n. 509 S.) 1901. geh. n. Jt 16.—. 

II. Band. Nach Erscheinen. 

Vorlesungen über die Theorie der Determinanten. In 2 Bänden. 
I. Band. (XII u. 390 8.) 1903. geh- n. Jt 20.— , in I. 
geb. n. Jt 21. — . 

n. Band. Nach Erscheinen. 

Vorlesungen über die Theorie der algebraischen Gleichungen. 
In 2 Teilen. Nach Erscheinen. 

L. Kroneokera Bildnis in Heliogravüre. 4. n. Jt 2. — . 



Ort, Wohnung 



rule«»ehxift: 



Das Nichtgewflnschte bitte gefl. durchzustreichen. 



Soeben erschien: 

ENZYKLOPÄDIE 

DER 

ELEMENTAR-MATHEMATIK. 

EIN HANDBUCH FÜR LEHRER UND STUDIERENDE. 

VON 

HEINRICH WEBER 

PROFESSOR IN «TRASSBl'RO 

und 
JOSEF WELLSTEIN 

PROFKUSOR IN OIESSEX. 

IX DREI BÄNDEN. 

I. ELEMENTARE ALGEBRA UND AXALYSIS. II. ELEMENTARE GEOMETRIE. 

ni. ANWENDUNGEN DER ELEMENTAR-MATHEMATIK. 

ERSTER HAND. 
ELEMENTARE ALGEBRA UNI» AXALYSIS. 

BEARBEITET VON H. WEBER. 



LEIPZIG, 

DRUCK UND VERL AU VON B. 0. TEUBNEK. 

LiKffi. 



Das Wark, dessen erster Biiod soeben erschienen i*f. 

m die Lehrer, die dann Anregung linden ««1 
n Untorri > ■ lentlich in d< 

Klassen zu vertiefen, sodann »bor auch an Studierende, die 
ii hitung »in die 

c Kenntnisse nu<> 

rei öelehrti 
I [i rai die Dinglichst« V il stu er 

Band ninftißt den algebraisch -analytischen TeiL Dai 

| det l'ieriM' ist, (| in' 

i. Kiu dritter Teil, dessen Druck gleichzeitig 

duiL 

übnuug entnommen ist. I» 
arbeiten sind so vreii u r < dielinn, ildLi 
im nächsten Jahre oi lal£ 

iL Weber, 



Inhaltsverzeichnis. 

Erstes Buch. 
Grundlagen der Arithmetik. 

Erster Abschnitt. 

Natürliche Zahlen. S( . it , 

§ 1. Einheiten, Mengen 3 

§ 2. Verknüpfung, Mächtigkeit 1 

§ 3. Zahlen und Zählen 7 

§ 4. Der Satz von der vollständigen Induktion 11 

§ 5. Größenordnung in der Zahlenreihe 12 

§ 6. Die Kardinalzahlen. Ziifernsydteme 15 

Zweiter Abschnitt. 
Die Rechenoperationen. 

§ 7. Addition 1» 

§ 8. Multiplikation 20 

§ 9. Produkte von Summen 24 

§ 10. Potenzierung 26 

§ 11. Subtraktion. Negative Zahlen 20 

§ 12. Rechnen im Hereich der ganzen Zahlen .'tl 

§ 13. Multiplikation 84 

Dritter Abschnitt. 

Division und Einführung der Brüche. 

§ 14. Division und Teilbarkeit der Zahlen 37 

§ 15. Größter gemeinschaftlicher Teiler. Relative Primzahlen. Kleinste ge- 
meinschaftliches Vielfache 39 

§ 16. Primzahlen und zusammengesetzte Zahlen 43 

§ 17. Brüche 48 

§ 18. Rechnen mit Brüchen 52 

§ 19. Rechnen mit Dezimalbrüchen 57 

§ 20. Gekürzte Dezimalzahlen 59 

Vierter Abschnitt. 
Irrationalzahlen. 

§ 21. Quadratwurzeln 62 

§ 22. Irrationalzahlen 64 

§ 23. Ober© und untere Grenze 69 

§ 24. Rechnen mit Irrationalzahlen 71 

§ 26. Unendliche Dezimalbrüche 76 

§ 26. Verwandlung gemeiner Brüche in Dezimalbrüche 7- 



»**¥l »;■» Vf»#i,«.'u»*Nii 







— — 




Inh.s 




ßffcex Absriifi 






V#»rh?tltn i 










§ 28. 


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84 




Physik '. Be. . . . 




| BO 


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* 31. 


Potenzen und Lorant hin rn. 




§ W. 








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(ilrifliuii^rit ersten («nhIch 






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((iiadralischt* ßletafenogen nud imaginäre Zahlen. 






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# 47. 


Pi-rmutitliooen iniil Hitmbinatiant'ii. 






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« 60. 


Kwnpositiou des Pcirniutaüouin 


IM 








S 62. 


. 












ii-rbotuag 
Zehnter Abseht. 






VencülfideBe Amrudnm 






• 






■ 





Inhaltsverzeichnis. V 



8«ite 

| 57. Arithmetische Reihen höherer Ordnung 176 

§ 68. Geometrische Reihen 178 

g 69. Zins- und Rentenrechnung 180 



Zweites Buch. 
Algebra. 

Elfter Abschnitt. 

Algebraische Gleichungen. 

$ 80. Ganze Funktionen und ihre Wurzeln 185 

§ 61. Division ganzer Funktionen 1x7 

g 62. Größter gemeinschaftlicher Teiler I'Jl 

§ 63. Reduzible und irreduzible Funktionen 103 

Zwölfter Abschnitt. 
Hauptsätze der Algebra. 

§ 64. Symmetrische Funktionen tiOi» 

g 65. Die Potenzsummen 203 

g 66. Fundamentalsatz von der Wurzelexistenz 208 

Dreizehnter Abschnitt. 
Unbestimmte Gleichungen ersten Grades. 

g 67. Zahlenkongruenzen 214 

§ 68. Die Potenzreste 218 

§ 69. Periodische Dezimalbrüche 221 

§ 70. Diophantische Gleichungen 228 

Vierzehnter Abschnitt. 
Unbestimmte Gleichungen zweiten Grades. 

§ 71. Der Satz von Wilson 234 

g 72. Quadratische Reste 237 

g 73. Die Pythagorilischen Dreiecke 240 

g 74. Der große Fermatsche Satz 242 

g 76. Zerlegung von Zahlen in die Summe zweier Quadrate 244 

g 76. Zerlegung großer Zahlen in Primfaktoren 250 

g 77. Vollkommene Zahlen 252 

Fünfzehnter Abschnitt. 
Kettenbrüche. 

g 78. Entwicklung von Irrationalzahlen in Ketteubrüche 256 

g 79. Genäherte Darstellung irrationaler Zahlen durch rationale Brüche . 259 

g 80. Kettenbrüche für Quadratwurzeln 260 

g 81. Die Feilsche Gleichung 204 



.-—■•- T * ** -V«- ' 



fnliull 



Sechzehnter Abi 
Algebraucbe AnfWsnng kubischer and biquadratis 

ikrirainante <W kuh 

! Autln.- leichung 

Diakriminante der biqus 

§ BO. Zwei ftleiebuugen 2,v tdea mit stwei Unbek 

Abschnitt 

Gentherte Berechnung il<-r Wurzeln numerischer Glcichi 

§ '•' i 

In 
jj IT Entwicklung 

litzehnter Abschnitt 

Krcisleiliuij:. 

sein 

JJ BB Algebra) mmung d< 

fl Dw regeltnllßige Siebzehneck. 

Neunzehnter eJbechniti 

DMUffglichkeitsberi ei 

Konstruktion mit Zirkel uud W» ! 

bt durch Quadrat* >• 
j Hin Induktion einer Funk' 

bQia der knbi 
« 101 Die Gleichung fünften Grades ist im allgemeinen i 

ilikale lösbar . . .... 



j 103 
| 104 



Drittes Bach. 
Analysis. 
Zwanzigster Absohn 

Unendliche Heikes. 

itiven Gliedern . . 
ek divergenter und konvergen 
attüiichen LogariUn 



i n.'iiiilirhr RriiifD mit pusiliti-n uml ni**ativi<n filirdrru. 

iism« einer uwtttillirhco Hdb> 861 



j tagt** und heil 

§ 110. Keiiieu mit kompl 

$ 111 tV'tnnzrcihen. KuBTergfnsi. 

< IIS. iU'thni'o mit aan 



tgum 

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Zwcinn 
\ nln'pTiir.1 Morergpata Reihen für die Kxp»tniiti.illutikti<Mi 
und dir tripwtionn'tnsriH'n Punktionen. 

i •< ffir diu Kxponrnvialfuiiklioa 

IUIi'11 

Dmiuudxw , ütt 

nie Binoainlrette. 

Imha «n il*r t«r»-iu' iIpc K-->:.- 

indsswiiuzigstcr Absei« 

liOfcaritnmiM'hi 1 Hedien. 

Uta Fnnki 
Tri^nnmaekruoli > 

l ; dnf'unilz\* Abschnitt. 

i nendHchc <e. 

H&rcteUung i\e* 

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' lisunilzwaiuiigstor A baohll 
TiaiiKeeiidtw. V(»n e und .t. 

i 

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Zusätze. 

§ 13t, KougTn. 



Verlag von B. G. TEUBNER in LEIPZIG. 

Repertorium der höheren Mathematik 

(Definitionen, Formeln, Theoreme, Literatnrnach 

von Ernesto Pascal, 

ord. l'rof. an der UniveraltAI «u r.rm 

Autorisierte deutsche Ausgabe von A. Schepp • 

il. Die Analysis. [Till 
U.T.-il: Die Geometrie. [Xu 

Der Zweck d< - ist. auf ••mein □ 

wichtigsten Theorien <>■ 
Theorie uur so viel zu bringen, daß di 

iiereu und auf die l 
finden kann. 

Einem Mathematiker in einem I d n nicht 

zur augenblicklichen Orientierung m dienen, 
Werk na. 

02, welche« eine Übersicht filier '!)•■ H 
bt nnii bei welchem die geschickte A- 
and Resultate nichi kann. 

WiMffiBg, .\li!liinimtisrl..T l'.iirlirrs. bat», I. 
Das Bach wird ihm auf solchen Gebieten, mit d traut 

ist, ein «ehr .res Hilfsmi; und wir 

Erfahrung best daß die darin 

nützlich sind. Uterar. ZentralblaU. i 

Der Nutzen eine« derartigen Hepertorium^ 
der zur Orientierung ■ /ergebliob 

gemacht hat. Jahrb. üb. d. Ftrtscnr. d. Mathematik. Bd. 31 für 




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111. — Auwem 



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inndiii" u (..-(.|.li .-.i k. red. ». E. ITMbMt. 

In Vni (,»t«M an» 
litrttanmli 

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geb. Je I 

lerer. L»r A fctor- 

Aoalytie \! iea aus ilat theoretischen iV 

10' 

irkiiftrd' 

Jahneben' I' ■. • :• •■,;■-,.■■. M !l •: itik.-r \ r ■ • ■ n ■• '• Üttnd gT. G fr-tiii 

;:* J&04. [ü iLPt.j 
Xnnqvirta, F. ; Ptofoiaor : rleioDKao Aber proj< 

>-'ui- Aufgabe . wen*, in Gtittifigea. 

ti £»wort -. 

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KroLöPhor, L., V 



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Oatonfeld . 

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l|ß. I.ll!l 



Bellt' : 












BehuliMs '■ 





8errot>Bohlmana, Lei 

i »gegeben itaauu«« aad K '/.i »»:- 

) gr. 8. 1903 

! J. W»ll*t«ln, I 

er.. 

Zentren, 

Mfttlifini: 



EINLADUNG ZUM 

III. INTERNATIONALEN 

MATHEMATIKER-KONGRESZ 

VOM 8.-13. AUGUST 1904 IN HEIDELBERG. 



Der Ausschuß flir die Vorbereitung 
des III. internationalen Mathematiker-Kongresse«: 

A. Bril! Tub!n !S ün. M. Caittor-Heidelberg. IL DlstellSlriilburg. W. *. Uy 

lien. A. Gutnoer-Jen*. G. Hnuck-Berlln. D. Hilbert-GüUinytn. F. Kldn 
G8tllng«e. A. Kneser-Berllo. L. Kfalgtberger-Helileiberg. A Krwur.Karlj- 
rahe. J. Lüroth. Freibarg. R. Mehrake-StuttQiri. F. Ileyer-Mnigiberf, 
C. Ringe-Hannover. H.Scnubert-Hnmburg. F. Bobnr-K*rl»ruhe. H.A.Schv. 
Berlla. P. St&akel-Kiel. J. P. Treutlein-Kerl»ruhe. H. Weber -Str*M« 



Wegen Programm-Zunendang bittet bu etch rn «Mite« »n 
Prof. Dr. A. Krazer, Karlsruhe i. B., WoatendstraSe 57. 



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batterie mit 19 Elementen, 12 Amp 

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