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Full text of "Archiv der Mathematik und Physik"

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der 


•  1 

Mathematikuind  Eb^ik 

mit  besonderer  Rücksicht 

auf  die  Bedürfiiisse  der  Lehrer  an.  höheren 

UDterrichtsanstalten* 


Herausgegeben 


von 


Johann  August  Grunert^ 

Professor  zn  Greiftwald. 


Yierundz wanzigster  Theil. 


iHit   dreizehn    lithographirten    Tafeln. 


Grreifenrald. 

C.  A.  Koeh's  Verlagshandlang 
Th.  Knnike. 

1855. 


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ASTOR.   L-;:     >X  AND 


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»  •   •   .    * 


Inhaltsverzeichniss  des  viernndzwanzigst^n  Theils. 


Arithmetik. 

Mr.  der 
bhandlnng.  Heft.    Seite. 

VII.  Zur  Theorie  der  Differenzenreihen.  Von  Herrn 
Doctor  Otkar  Werner,  Lehrer  der  Mathe- 
matik in  Dresden I*  90 

\.  Formeln  fär  die  Summen-  and  Differenzen - 
Renhnang.  Von  Herrn  Simon  Spitzer,  Pri- 
Yatdocenten  der  Mathematik  am  k.  k.  polytech- 
nischen Institute  zu   Wien I.  97 

XII.  Zur  Auf  lösimg  der  quadratischen  und  kubischen 
Gleichungen.  Von  Herrn  Joh.  Bapt  Sturm, 
geprüftem  Lehramts  -  Kandidaten  zu  Botten- 
burg  in Nieder-Baiern  (jetzt  in  Begensburg)     I.  113 

XVI.  Ueber  die  elementare  Berechnung  der  briggi- 
schen Logarithmen.  Von  Herrn  Joh.  Bapt. 
Sturm,  geprüftem  Lehramts -Candidaten  zu 
Rottenburg  in  Nieder-Baiem  (jetzt  in  Re- 
gensburg)   II.  288 

XXIII.  Darstellung  der  elliptischen  Functionen  der  drit- 
ten Art  durch  Curvenbogen.  Von  Herrn  Pro- 
fessor Dr.  M.W.  D robisch  an  der  Universität 
zu  Leipzig III.         320 

(M.  8.  auch  Geschichte  der  Malhem.  u.  Phy».Nr.XX.) 


u 

Nr.  der 
Abhandlung.  Heft.    Seite. 

Geometrie. 


/ 


I.  Ueber  die  Aufgabe,  aus  der  gegebenen  Anzahl 
aller  denkbaren  Durchmesser  eines  Kreises  die 
Anzahl  aller  denkbaren  Durchmesser  einer  Kugel 
zu  finden.  Von  Herrn  Professor  Dr.  Hessel 
an    der   Universität   zu    Marburg       ....    I.  I. 

II.  Construction  der  Kegelschnitte  mit  Hilfe  von 
Krümmungskreisen.  Von  Herrn  Dr.  U.  Meyer, 
Lehrer    an   der   öffentlichen   Handelslehranstalt 

zu  Leipzig. t.  3 

Vni.  Beweis  des  pjthagoräischen  Lehrsatzes.  Von 
Herrn  Doctor  Oskar  Werner,  Lehrer  der 
Mathematik  zu  Dresden L  93 

XIL  ■  Einfache  Beweine  zweier  Sätze  von  der  korper- 
liehen  Ecke.  Von  Herrn  Joh.  Bapt.  Sturm, 
geprüftem  Lehramts -Kandidaten  zu  Rotten- 
burg in  Nieder-Baicrn  (jetzt  in  Regensburg)     I.  112 

Xn.  Beweis  des  bekannten  Eul er' sehen  Satzes  von 
den  Polyedern.  Von  Herrn  Joh.  Bapt.  Sturm, 
geprüftem  Lehramts -Kandidaten  zu  Rotten- 
burg in  Nieder-Baiern  (jetzt  in  Regensburg)     1.  114 

xn.  Ueber  den  Satz  von  der  Gleichheit  der  Pyra- 
miden. Von  Herrn  Joh.  Bapt.  Sturm,  ge- 
prüftem Lehramts-Kandidaten  zu  Rottenburg 
in  Nieder -Baiern  (jetzt  in  Regensburg)  .     .     1.  116 

XII.  Ueber  die  Construction  der  Normalen  einer  Pa- 
rabel.    Von  dem  Herausgeber     .....     1.  118 

XV.     Ueber  die  Aufgabe,  einen  Kreis  zu  beschreiben, 

welcher  drei  gegebene  Kreise  berührt.  Von  Herrn  ^ 

Ferdinand  Kerz,  Rittmeister  in  der  Grossher- 
zoglich Hessischen  Gendarmerie  zu  Gi  essen  II.  211 
XVII.  Die  Lage  eines  gegebenen  Dreiecks  ABC  ^  des- 
sen den  Winkeln  A,  B,  ^  gegenüberstehende  Sei- 
ten, wie  gewöhnlich,  durch  a,d,C  bezeichnet 
werden  sollen,  gegen  eine  gegebene  Ebene  so 
zu  bestimmen,  dass  seine  Projection  auf  die- 
ser Ebene  ein  gleichseitiges  Dreieck  ist.  Von 
dem  Herausgeber  .    .     .     .    , II.         233 


UI 

Nr.  der  ^ 

bhandlong.  Heft    M4«. 

XVII.    Zwilchen  den  Sehenkeln  AC  und  BC  det  Winkelt 

C  eines  Dreiecks  ABC  die   kleinste   Linie  so 

liehen ,  welche «  von  der  Spitse  C  an  gerechnet, 

191 

—    des   gegebenen   Dreiecks   ABC    abschneidet« 

Von  dem  Ueransgeber .     .     II.  288 

XXIL  Ueber  die  Beschreibung  der  regulären  Vielecke. 
Von  Herrn  Professor  J.  K.  Stecskowski  an 
der  Universität  zu  Cracan HI.        Sil 

\XIV.    Ueber  die  Normalen   einer  Ellipse.    Von  Qerm 

Doctor  Heilermann  icn   Trier III.        327 

XXV.    Ueber  die  iieschreibung  eines  Kegelschnitts  durch 

fünf  gegebene  Punkte.   Von  dem  Herausgeber    lU.        330 

XXVII.     Ueber   einige  geometrische   Sätze.     Von  Herrn 

Dr.  G.  F.  W.  Bahr  zu  Groningen  in  Holland    III.         350 

XXVII.  Vergleichung  zweier  Dreiecke,  von  denen  die 
Seiten  des  einen  auf  den  Halbmessern  des  um 
das  andere  beschriebenen  Kreises  senkrecht 
stehen.     Von  dem  Herausgeber III.         351 

XXVII.  Geometrischer  Ort  der  Mittelpunlcte  aller  Kreise, 
welche  zwei  gegebene  Kreise  berühren.  Von 
dem  Herausgeber 111.         353 

XXVII.     Ueber    das     vollständige    Viereck.      Von    dem 

Herausgeber •     .     .     .     •     111.         355 

XXVII.  Wie  gross  ist  der  Körper,  welcher  durch  Um- 
drehung eines  mit  der  Dreliungsaxe  DF  fest 
verbundenen  Dreiecks  ABC  entsteht y  wenn  die 
Verlängerungen  zweier  Seiten  AB  nnd  AC  die 
Axe  unter  den  Winkeln  a  und  ß  in  einem  Ab-  * 

Stande  DF-=-  a  schneiden ,  und  wenn  die  verlän- 
gerte dritte  Seite  BC  in  der  Mitte  E  von  DF 
auf  DF  senkrecht  steht?  (Taf. IX. Fig.  10.)  Von 
dem  Herausgeber 1||.         359 

XXVII.  Beweis  des  Satzes,  dass  die  drei  Geraden,  welche 
die  Spitzen  eines  Dreiecks  mit  den  Mittelpunk- 
ten der  Gegenseiten  verbinden,  sich  in  einem 
Punkte  schneiden.  Von  dem  Lehramts-Prakti- 
kanten Herrn  Leopold  Stizenberger  zu 
Heidelberg UI.         350 


IV 

Nr.  der 
Ablmdliiiig.  Heft.    Seit«. 

WIX.  Die  Theorie  der  ÜUipse  and  Hjperfoel,  aus  einem 
neuen  GesiehUpankte  dorgeetellt  Von  dem  Her- 
ansgeber IV.         370 

XXXI.     Beitrag  zur  Theorie  der  umhüllten  Curven.  Von 

Herrn  Doctor  Heil  ermann  zu  Trier    .     .     .    IV.         438 
(M.  8.  auch  Mechanik.  Nr.  XXVI.) 


Trigonometrie. 

V.  Eigenthümliche  Ableitung  der  Formeln  der  «phä- 
rischeo  Trigonometrie.  Von  Herrn  Doctor  Oskar 
Werner,  Lehrer  der  Mathematik  zu  Dresden    I*  55 

IX.  Herleitung  der  Neper'schen  Anaiogieen.  Von 
Herrn  Doctor  Oskar  Werner,  Lehrer  der 
Mathematik  zu  Dresden     .     . i,  95 

XII.  Einfache  Ableitung  der  Ausdrücke  für  die  Sinusse 
und  Cosinusse  der  halben  Winkel  eines  Dreiecks. 
Von  Herrn  Joh.  Bapt.  $turm,  geprüftem 
Lehranits-Kandidaten  zu  Rottenbarg  in  Nie- 
derbaiern   (jetzt  in  Regensburg)     .     .     .    .    I.  112 

XXI.  Darstellung  der  Potenzen  des  Cosinus  und  Sinus 
eines  Winkels  durch  Cosinusse  und  Sinusse  der 
vielfachen  Winkel.  Von  Herrn  Professor  Doctor 
J.  Ph.  Wolfers   zu    Berlin HL         303 


Geodäsie. 

'  XllI«  Ueber  ein«  neue  bei  der  Ausführung  höherer 
geodätischer  Messnngen  und  Rechnungen  in  An- 
wendung zu  bringende  Methode.  Von  dem  Her- 
ausgeber       II.  121 

XXVIIL  Die  Orientirung  des  Messtisches  nach  zwei  ge* 
gebenen  Punkten.  Von  Herrn  Professor  K.  Brey- 
mann  an  der  k.  k.  Forstlehranstalt  zu  Maria- 

brnnn IV.         361 

XXX.  Untertuchnng  der  Fehler,  welche  aus  einer  nicht 
centrischen  Aufstellung  des  Messtisches  oder 
eines  Winkelmessers  entstehen.    Von  Herrn  Pro- 


3      ffessel:  üeöer  die  Aufgabe,  aus  der  Anzahl  aller  denkbaren  etc. 

Ist  die  Ebene  eines  grüssten  Kreises  der  berücksichtigten 
Kugel  horizontal«  so  kann  man  alle  grüssten  Kreise  dieser  Kugel 
unterscheiden  in: 

1)  diesen  einen  eben  genannten  horizontalen; 

2)  solche,  welche  in  verticalen  Ebenen  liegen; 

3)  solche,  deren  Ebenen  weder  horizontal  noch  vertical  sind, 
die  wir  kurz  als  geneigte  bezeichnen  wollen. 

Was  die  Anzahl  der  verticalen  grüssten  Kreise  betrifft,  so  ist 
diese  offenbar  so  gross,  als  die  Anzahl  aller  Durchmesser  des 
horizontalen  grüssten  Kreises,  mithin  =0;  denn  durch  jeden  Durch- 
messer des  horizontalen  grüssten  Kreises  lässt  sich  ein  verticaler 
grösster  Kreis  legen. 

Die  geneigten  grüssten  Kreise  kann  man  verbinden  in  Gmp- 
pen,  deren  jede  diejenigen  geneigten  grüssten  Kreise  enthält, 
welche  einen  und  denselben  horizontalen  Durchmesser  gemein 
haben,  d.  h.  in  einem  und  demselben  Durchmesset'  des  horizon- 
talen grüssten  Kreises  sich  schneiden. 

Die  Anzahl  der,  einer  solchen  Gruppe  angehürigen  geneigten 
grüssten  Kreise  ist  aber  =@  —  2;  denn  würde  man  den  horizon- 
talen grüssten  Kreis  und  jenen  verticalen  grüssten  Kreis,  in  wel- 
chem der  horizontale  Durchmesser  der  betreffenden  Gruppe  liegt, 
nicht  ausschliessen,  so  würde  die  so  um  zwei  grüsste  Kreise  er- 
weiterte Gruppe  die  Gruppe  aller  grüssten  Kreise  sein,  die  den 
betreffenden  horizontalen  Durchmesser  i^emein  haben.  Die  Anzahl 
der  grüssten  Kreise  dieser  so  erweiterten  Gruppe  ist  aber  =  0, 
mithin  die  Anzahl  der  geneigten  grüssten  Kreise  einer  solchen 
Gruppe  =0  —  2. 

Die  Anzahl  der  Gruppen  geneigter  grüsster  Kreise  ist  aber 
glei<ih  der  Anzahl  der  Durchmesser  des  horizontalen  grüssten 
Kreises,  denn  zu  jedem  solchen  Durchmesser  gehurt  eine  derar- 
tige Gruppe.     Die  Anzahl  dieser  Gruppen  ist  also  =0. 

Es  ist  demnach  die  Anzahl  aller  geneigten  grüssten  Kreise 
=4=9(9-2). 

Es  besteht  also  die  Anzs^hl  aller  grüssten  Kreise  einer  Kugel 
aus  folgenden  drei  Zahlen: 

1)  der  Zahl  1,  die  dem  horizontalen  grüssten  Kreise  ettlspricht; 

2)  der  Zahl  0,  welche    die   Anzahl   aller   verticalen    grüssten 

Kreise  ist; 


B.  Meyer:    CtmslmciiaM  der  ifegelschnitte  mit  Rülfe  von  eie,     3 

3)  der  Zahl  00—2)»    H'elche    die    Anzahl    aller   geneigtem 

grussten    Kreise   angiebt. 

Sie  ist  sonach  =1-1-9  +  6(9—2),   mithin 

Man  hat  daher  auch  für  die  Anzahl  ^  der  sfimmtlichen  Durch- 

oi96ser  einer  Kugel,  in  Beziehung  zur  Anzahl  Q  der  sänimtlichen 
Durchmefiser  eines  Kreises»  die  Gleichung: 

0=G*-e+i. 


II. 

Cimstmctioii  der  Kegelschnitte  mit  Hilfe  von  Rrfim- 

mungskreisen. 

Von 

Herrn  Dr.  H.  Meyer, 

Lehrer  an  der  öffentlichen  Handelslehranstalt  zu   Leipzig, 


l)  Nicht  selten  kommen  bei  der  Darstellung  technischer  und 
anderer  Gegenstände  etc.  Kegelschnitte»  namentlich  Ellipsen  vor» 
ist  doch  seihst  die  Projection  des  Kreises  eine  Ellipse;  werden 
dieselben  auch  zuweilen  noch,  unbekümmert  um  ihre  Eigenschaften 
als  Kegelschnitte»  wie  jede  andere  Curve  durch  einzelne  Punkte 
aus  der  zu  projicirenden  Raumgrösse  abgeleitet»  so  ist  diess  doch 
der  weniger  zu  empfehlende  Weg»  weit  besser  ist  es»  nur  die 
Azen  oder  conjugirte  Durchmesser  o.  a.  zu  projiciren  und  aus  diesen 
dann  die  Curve  vermöge  ihrer  bekannten  Eigenschaften  zu  zeichnen. 

Fär  die  Zeichnung  der  Kegelschnitte  lassen  sich  nun  im 
Allgemeinen  zwei  Hauptmethoden  unterscheiden»  je  nachdem  man 


4  U.  Meyer:    ConstmcHan  der  Kegelechniite 

Mos  einzelne  Punkte  oder  sogleich  grossere  Theile  der  Carve  s.  Th. 
genau  findet 

Auf  die  Zeichnung  der  Kegelschnitte  aus  einzelnen  Punkten 
wollen  wir  hier  nicht  weiter  eingeben ;  eine  Zusammenstellung  der 
bis  jetzt  bekannten,  sowie  auch  einiger  neuer  Constructionen,  wird 
im  Anhang  der  Axonometrie  (3.  Lieferung)  mit  erscheinen. 

Die  Construction  der  Kegelschnitte  mit  Hilfe  von  Kreisbögen 
serfailt    wieder   in    zwei    Theile,   je    nachdem    man    beabsichtigt, 
wirkliche  Ellipsen  o.  a.  zu  erhalten,  wobei  aber  die  freie  Handzeichnung 
und  wohl  auch  noch  die  Bestimmung  einzelner  Punkte  der  Curve 
nicht  ganz  zu  vermeiden  ist,  odi^r  lieber  etw.is  von  der  Genauigkeit 
opfern  und  die  Ellipse  nur  annähernd  ganz  aus  Kreisbugen  construiren 
will.    Die   erstere   dieser  zwei  Verfahrungsweisen  beruht  auf  der 
Construction    der   Kriimmungsk reise,    und  sie  ist  es,    auf  die 
wir  hier  etwas  genauer  eingehen  wollen.    Ganz  mathematisch  genaue 
Kegelschnittlinien   erhält  man  zwar   bei  dieser  Construction   auch 
nicht,  da  die  Krummungskreise  immer  nur  in  drei  (resp.  vier)  Ele- 
menten mit  den  wirklichen  Curven  zusammenfallen,  man  aber  bei 
der  Construction   ein   ziemliches  Stiick  des  Kreisbogens   benutzt; 
berücksichtigt  man  jedoch  die  beim  Zeichnen  überhaupt  nur  mögliche 
geringere  Genauigkeit,  so  dürfte  doch  diese  Methode  noch  richtigere 
Ellipsen  liefern,  als  selbst  die  Bestimmung  durch  einzelne  Punkte, 
hei  welcher  man  vermöge  der  beim  Bestimmen  vieler  Punkte  sich 
anhäufenden  unvermeidlichen  kleinen  Fehler  selten  schöne  Ellipsen 
erhält;  auch  werden  die  beim  Zusammenziehen  einer  durch  einzelne 
Punkte  bestimmten  Ellipse  etc.  aus  freier  Hand  eintretenden  Fehler 
zum  grossen  Theii  ganz  vermieden,  z.Th.  verringert,  indem  durch 
die  vorhandenen  Kreisbogen  die  freie  Handzeichnung  sehr  erleichtert 
wird. 

2)  Zwei  Kegelschnitte  können  sich  in  vier  Punkten  durchschnei- 
den*), haben  sechs  gemeinschaftliche  Secanten,  vier  gemeinschaft- 
liche Tangenten  uQd  sechs  gemeinschaftliche  Vielstrahlen,  doch  sind 
nicht  selten  imaginäre  Werthe  darunter.  Fallen  zwei  dieser  Schnitt- 
punkte zusammen,  so  geht  die  gemeinschaftliche  Secante  in  die  ge« 
meinschaftliche  Tangente  über,  die  beiden  Kegelschnitte  bilden 
eine  Osculation  der  ersten  Ordnung.  Fallen  drei  gemeinschaftliche 
Punkte  beider  Kegelschnitte  in  einen  Punkt  zusammen,  so  giebt 
diess  die  Osculation  der  zweiten  Ordnung ;  die  Kegelschnitte  bähen 


*)  Eine  sehr  deutliche  Darstellung  über  die  Verhaltnisse,  in  denen 
swei Kegelschnitte  zu  einander  stehen  können ,  s.  Gh.  Paulus:  „Grnnd- 
lialen  der  neueren  ebenen  Geometrie*'   pag.  220—243. 


mii  Hilfe  tan  Krümmungskrelsen,  B 

eine  gemeinschafttiche  Tangente,  darchschneiden  sich  aber  im 
Berühmngspanicte.  Fallen  alle  vier  gemeinschaftlichen  Punkte  bei- 
der Kegelschnitte  in  einen  Punkt  zusammen,  so  giebt  dies«  eine  Os- 
cnlation  der  dritten  Ordnung;  beide  Kegelschnitte  haben  eine 
gemeinschaftliche  Tangente  und  der  eine  liegt  ganz  in  der  FiSche 
des  andern.  Die  Curven  zvreier  Kegelschnitte  schmiegen  sich  bei 
der  Osculation  der  zweiten  Ordnung  inniger  an  einander  an,  als 
bei  der  einfachen  Beriihrun*g,  und  bei  der  Osculation  der  dritten 
Ordnung  wieder  inniger,  als  bei  der  Osculation  der  zweiten  Ord- 
nung; d.  h.  es  ist  nicht  möglich,  zwischen  die  Curven  zweier 
Kegelschnitte,  die  eine  Osculation  der  zweiten  Ordnung  vollziehen, 
eiiieD  Kegelschnitt  zu  zeichnen,  der  eine  Berührung  der  ersten 
Ordnung  hervorbringt,  und  ebenso  schliesst  sich  die,  eine  Oscu* 
lation  der  dritten  Ordnung  vollziehende  Kegelschnittscurve  enger 
an  den  gegebenen  Kegelschnitt  an,  als  die  mit  ihm  eine  Osculation 
der  zweiten  Ordnung  bildende  Curve. 

Ist  der  mit  einem  Kegelschnitt  eine  Osculation  höherer  Ord- 
nung eingehende  zweite  Kegelschnitt  ein  Kreis,  so  nennt  man 
diesen  Krfimmungskreis.  Da  drei  Punkte  die  Lage  eines  Krei- 
ses bestimmen,  so  ist  fGr  einen  Punkt  des  Kegelschnitts  immer 
nur  ein  Krfimmungskreis  möglich;  eine  Osculation  der  dritten 
Ordnung  findet  zwischen  einem  Kegelschnitt  und  einem  Kreise  nur 
in  den  Scheitelpunkten  der  Axen  statt,  dagegen  ist  hier  die  Oscu- 
lation der  zweiten  Ordnung  ausgeschlossen. 

Die  Bestimmung  des  Kriimmüngskreises  für  einen  gegebenen 
Punkt  eines  Kegelschnitts  kann  entweder  durch  höhere  Mathematik 
oder  durch  die  neuere  Geometrie  erfolgen ;  wir  beginnen  mit  letz- 
terer, durch  welche  im  Allgemeinen  die  Lehre  von  den  Kegel- 
schnitten an  Klarheit  und  Zusammenhang  viel  gewonnen  hat. 

3)  Zwei  Kegelschnitte,  die  eine  Osculation  der  ersten  Ord- 
nung vollziehen,  sind  perspectivisch  collineär:  erstens  für  den  Be- 
rührungspunkt O  (Taf.  I.  Fig.  l.)  als  Collineations- Centrum  und 
die  Tangente  RS  als  Collineations  -  Axe  *);  zweitens  für  O  als 
Collineations -Centrum  und  JcX  als  Collineations- Axe;  drittens  för 
einen  ausserhalb  RS  liegenden  Punkt  O'  als  Collineations-Centrum 
und  RS  als  Collineations -Axe  und  viertens  für  O'  als  Collineations« 
Centrum  und  XX  als  Collineations -Axe  **).    Sind  daher  von  einem 


*)  Was  jedoch  nicht  benutzt  werden  kann,  da  hierdurch  alle  Punkte 
de«  einen  Kegelschnitts  mit  0  des  anderen  als  homolog  sich  ergeben. 

**)  Ob  noch  andere  gemeinschaftliche  Vielstrahlen  gleichartiger  Lage 
vorhanden  sind,    deren  Scheitel  dann  auf  der  gemeinschaftlichen  Tan- 


6  B.  Meper:    CtmstrucHon  der  Kegelsehnitti 

Kegelschnitte,  der  mit  einem  gegel>eDen  Kegelschnitte  ABC  ia 
O  eine  Oscnlation  der  ersten  Ordnunc;  vollziehen  soll,  noch  drei 
Punkte  Ai^  B^  Ci  gegeben,  so  können  die  weiteren  Punkte  ge. 
funden  werden,  indem  man  zu  Ai,  Bi,  Q  die  homologen  Punkte 
A-,  B,  C  und  somit  die  homologen  Richtungen  AB^  <^i^;  BC9 
iB|C|;  AC^  -^lA  bestimmt;  die  Verbindungslinie  der  Convergenz- 
punkte  cty  ß,  y  liefert  die  Collineations-Axe  HcX  für  O  als  Ceill- 
»eations  -  Centrum.  Umgekehrt  lässt  *sich  diess  zur  Constmctioii 
der  Kegelsclinitte  benutzen,  sobald  ausser  einer  Tangente  MS 
nebst  ihrem  Berührungspunkte  O  noch  drei  Punkte  A,  B,  C  der 
Cun'e  gegeben  sind :  Man  zieht  durch  O  einen  beliebigen  JB#- 
rfihrungskreis,  bestimmt  für  O  als  Collineations-Centrum  <lie  boM0- 
logen  Punkte  Ai,  Bi,  Ci  im  Kreise,  und  hiernach  wie  oben  die 
Collineations-Axe.  Der  dem  beliebigen  Punkt  F^  des  Kreises 
entsprechende  Punkt  F  des  Kegelschnitts  wird  als  Schnttt  des 
Collineations- Strahls  OF^  mit  der  zu  CiFiö  homolo^n  Linie  C#V 
erhalten,  welche  letztere  durch  C  und  den  Convergenzpunkt  8  der 
homologen  Richtungen  in  der  Collineations  •  Axe  bestimmt,  ist. 

4)  Zwei  Kegelschnitte,  die  eine  Osculation  der  zweites  Ord* 
nung  vollziehen,  sind  perspectivisch  collineär:  erstens  für  den  &•* 
rührangspunkt  O  (Taf.  1.  Fig.  2.)  als  Centrum  und  Tangente  RS 
als  Axe,  was  wiederum  aus  oben  angegebenem  Grunde  nicht  tu 
benutzen  ist;  zweitens  für  O  als  Collineations- Centruro  und  dit 
gemeinschaftliche  Secante  OB  als  Axe;  drittens  für  den  DurcJi» 
schnitt  O'  der  Tangente  RS  mit  der  zweiten  gemeinschaftlichen 
Tangente  £0'  als  Collineations -Centrum  und  RS  als  Collineations- 
Axe  und  viertens  für  O'  als  Collineations- Centrum  und  OB  als  Axe. 

Sind  dah^  von  einem  Kegelschnitte,  der  mit  einem  gegebeoei 
eine  Oscvlation  der  zweiten  Ordnung  vollzielien  soll,  nod^  zwei 
Punkte  gegeben,  so  ist  derselbe  vollkommen  bestimmt,  da  der 
Convergenzpunkt  cc  der  homologen  Richtungen  AC  und  AiCi  den 
einen  und  O  den  zweiten  Punkt  der  Collineations-Axe  OB  für  O 
als  Cehtrum  bestimmt. 

Da  drei  Punkte  einen  Kreis  bestimmen,  so  giebt  es  für  jeden 
Punkt  der  Kegelschnittscurve  nur  einen  Krümmungskreis.  Die 
Bestimmung  dieses  Krümmongskreises  für  einen  beliebigen  Paabt 
einer  gegebenen  Curve  ist  nach  Paulus  pag.  24*2.  fönende:  „Zieht 
man  vom  Collineations -Centrum  O  (Taf.  I.  Fig.  3.)  aus  OD±OC, 
so  entspricht    die   Sehne   CD  des  Kegelschnitts    offenbar  einem 


^^te  liegeo »  bangt  davon  ab ,  ob  zwischen  Kr«is-  und  Kegelschnitt  noch 
jFedie  g^o^ioschafüicbe  Piukte  und  Tangenten  vorhanden  suid  oder  aklil. 


mit  Bilfe  pon  Krümmtmgshrelsen.  7 

Durchmesser  des  gesuchten  Kreises.  Construirt  man  noch  eine 
swdte  solche  Sehne  AB  im  Kegelschnitt,  so  wird  der  Conver- 
geijzpunkt  M  dieser  zwei  Sehnen  dem  Mittelpunkte  JVi  des  ge- 
suchten Kreises  homolog  sein.  Dann  ist  aber  auch  die  Polare  ab, 
welche  dem  Punkte  M  des  Kegelschnitts  entspricht,  der  Polaren 
homologe  welche  dem  Mittelpunkte  Mi  des  Kreises  entspricht 
Die  letztgenannte  Polare  ist  aber  eine  Gerade  des  unendlichen 
Raumes 9  folglich  ist  die  Polare  ab  in  dem  Systeme  des  Kegel- 
schnitts die  Gegenaxe  bei  der  Collineation  des  Kegelschnitts 
und  des  gesuchten  Kreises.  Die  Axe  der  Collineation  geht  aber 
immer  der  Gegenaxe  parallel,  und  weil  dieselbe  bei  einer  Oseu- 
lation  der  zweiten  Ordnung  auch  durch  den  Punkt  O  geht,  so  Ist 
die  Gerade  OJIF,  wrlche  durch  0\\ab  gezogen  wird,  die  Axe  der 
Collineation.  Durch  das  Centrum  O,  die  Axe  03t  und  die  Gegen- 
axe ab  ist  aber  die  Collineation  vollkommen  bestimmt ,  und  man 
kann  sogleich  den  Kreis  oder,  wenn  man  lieber  will,  auch  den 
Mittelpunkt  desselben,  welcher  dem  Punkte  M  homolog  ist,  con- 
struiren.  Zieht  man  z.  B.  durch  M  die  Richtung  yc  und  an  den 
Schnittpunkt  c  mit  der  Gegenaxe  den  Collineations-Strahl  Oc  und 
nun  durch  den  Schnittpunkt  y  mit  der  Axe  y/f/i  ||  Oe,  so  sind  yM 
und  yMi  homologe  Richtungen  der  zwei  Systeme  und  der  Colli- 
neations- Strahl  OM  bestimmt  auf  y^|  den  Mittelpunkt  Mi  des 
gesachten  Kreises. 

Ist  die  Tangente  des  Punktes  O  bekannt,  STy  so  ist  M0\.  ST. 
und  somit  zur  Bestimmung  von  M  blos  eine  Sehne  zu  ziehen  nothig. 

Will  man  diese  Construction  zur  Bestimmung  des  Krümmungs- 
halbmessers für  den  Punkt  E  (Taf.  1.  Fig. 4.)  einer  durch  zweiconjugirte 
Durchmesser  gegebenen  Ellipse  (o.  a.  Curve)  benutzen,  so  muss  man 
zunächst  die  Grösse  der  auf  EB  winkelrecht  gezogenen  Linie  EF 
bestimmen.  (Bei  der  Ellipse  kann  diess  mit  Hilfe  eines  um  AB 
geschlagenen  Kreises  durch  Affinität  geschehen,  bei  andern  Cur- 
ven  kann  man  einen  perspectivisch  collineär  liegenden  Kreis  zeich» 
nen  (s.  3.)  und  von  diesem  aus  die  Bestimmung  vornehmen);  M 
ist  der  dem  gesuchten  Mittelpunkt  des  Kreises  homoloi^e  Punkt 
in  der  Ellipse.  Zur  Bestimmung  der  Polare  braucht  man  noch 
eine  zweite  durch  M  gehende  Linie;  diese  ergiebt  sich  jedoch 
leicht»  indem  man  EG\_ED  und  DM  zieht.  Die  zu  Fi?  und  GD 
bestimnite  Polare  bestimmt  die  Richtung  der  durch  E  gehenden 
Collineations-Axe;  die  weitere  Construction  ist  sodann  wie  oben. 

Diese  Construction  lässt  sich  auch  zur  Angabe  der  Krfim- 
fluingshalbmesser  für  die  Endpunkte  der  conjugirten  Durchmesser 
Mlbst  benutzen.   (Taf.  L  Fig.  5.) 


8  B.  Meyer:    Constructiati  der  KegeUchnWe 

Da  die  Polare  die  zum  Halbmesser  MK  conjngirte  Richtimg 
besitzt 9  so  kann  man  auch  sofort  die  Collineations-Aze  durch  C 
parallel  dem  zu  MK  conjuglrten  Durchmesser  ziehen. 

Sind  die  Hauptaxen  der  Ellipse  gegeben  und  für  E  (Taf.  L 
Fig.  6.)  der  Krümmungskreis  zu  bestimmen,  so  ergiebt  sich  das 
rechtwinkelige  Dreieck  EHF  sogleich  durch  die  Ordinaten,  und 
der  zu  FH  conjugirte  Durchmesser  bestimmt  sogleich  die  Rieb- 
tang der  Collineations-Axe.  Da  der  conjugirte  Durchmesser  pa- 
rallel der  Tangente  in  F  ist,  so  kann  man  auch  die  Collineations- 
Axe  parallel  der  Tangente  FL  ziehen ,  vrelche  letztere  sich  leicht 
sofort  durch  die  Lage  der  Tangente  EL  ergiebt;  da  LR  =  RN, 
so  kann  man  auch  sofort  iV  bestimmen  und  mit  E  verbindeii. 
Zieht  man  nun  zwischen  EH  und  EF  durch  y  eine  Linie  so,  dass 
sie  von  EM  halbirt  wird  (was  leicht  geschieht,  indem  man  EO 
in  «S  halbirt  und  mit  JS  durch  y  eine  Parallele  zieht),  so  ist 
diess  der  Durchmesser  und  Mi  der  Mittelpunkt  des  gesuchten 
Krümmungskreises.  Die  in  F  gezogene  Tangente  muss  sich  mit 
der  des  homologen  Punktes  f  in  der  Collineations-Axe  schneiden, 
LF  ist  aber  parallel  der  Collineations-Axe,  sentit  auch  dif^se 
Tangente  parallel  der  Collineatioiis-Axe.  Diese  Tangente  steht 
aber  winkelrecht  Siu(  Mif,  folglich  steht  yMi  J.  auf  der  Collineations- 
Axe,  was  man  mit  Vortheil  für  die  Construction  benutzen  wird. 
Da  wir  von  der  Länge  der  Hauptaxen  nicht  besonders  Gebrauch 
machen,  so  ist  diese  letztere  einfachere  Construction  auch  an- 
wendbar, sobald  nur  die  Richtung  der  Hauptaxen  und  sonst  hin- 
Jängliche  Stücke  zur  Bestimmung  der  Tangenten  gegeben  sind. 
Die  Bestimmung  der  Richtung  der  Hauptaxe  ist  aber  mit  Hilfe 
der'  Kreis -Involution  ziemlich  leicht  (s.  Paulus). 

Der  gefundene  Krümniungskreis  lässt  sich  dann  auch  zur  An- 
gabe einzelner  Punkte  der  Ellipse  für  E  als  Centrum  und  Ey  als 
Collineations- Axe  benutzen.  Dieselbe  Construction  gilt  auch  (Qr 
die  Hyperbel  und  Parabel  (s.  Taf.  I.  Fig.  7.  und  Fig.  8.). 

5)  Zwei  Kegelschnitte,  die  eine  Osculation  der  dritten  Ord- 
nung vollziehen,  sind  für  den  Berührungspunkt  als  Collineations- 
Centrum  und  für  die  gemeinschaftliche  Tangente  als  Collineations- 
Axe  auch  für  die  einstimmige  Lage  der  homologen  Elemente 
perspectivisch  collineär^  es  lässt  sich  daher  dieses  Verhalten  sofort 
zur  Construction  des  zweiten  Kegelschnitts  benutzen,  sobald  von 
diesem  noch  ein  Punkt  gegeben  ist.  Der  Kreis  konnte,  wie  be- 
reits erwähnt,  nur  in  den  Scheitelpunkten  der  Axen  eine  Oscula- 
tion der  dritten  Ordnung  vollziehen ;  die  Bestimmung  dieses  Krüm- 
mungskreises»  der  für  die  Zeichnung  nun  besonders  wichtig  wird. 


JHii  Hilfe  van  ärünmiungshreiien.  9 

kann  ausser'  auf  dem  allgenieiDen  Wege  durch  Beatimnuiog  de« 
Mittelpunktes»  wie  oben  nach  Paulus  angegeben ,  sehr  einfach 
dadurch  erfolgen ,  dass  man  den  zweiten  Endpunkt  des  Durch- 
messers des  Kreises  bestimmt. 

Sind  ABr  CD  (Taf.  I.  Fig.  9.)  die  Hauptaxen  der  Ellipse»  so 
«rgiebt  sich  der  Krummungskreis  für  C>  indem  man  DB  bis  zur 
CollineationS'Axe  Cy  verlängert  und  vom  Schnittpunkte  y  auf  CB 
m»  Normale  fällt;  CDi  ist  der  Durchmesser  und  Mi  somit  der 
Hittelpunkt  des  gesuchten  Kreises;  denn  die  homologen  Linien 
DB  und  1^1  ^1  müssen  sich  in  der  Collineations-Axe,  d.  i.  in  y» 
durchschneiden»  und  CßiDi  muss  als  Peripheriewinkel  im  Halb- 
kreise ein  rechter  sein.  Ist  fiir  B  ein  anderer  Punkt  gegeben» 
so  bringt  diess  nuturlicb  eine  Aenderung  nicht  hervor.  Für  die 
Scheitel  A  und  B  bleibt  die  (Jonstruction  ungeändert»  wie  in  der 
Figur  punktirt  angegeben. 

Dasselbe  Verfahren  ist  auch  bei  der  Hyperbel  und  Parabel 
zor  Construction  des  KrOmmongskreises  im  »Scheitel  anwendbar» 
nur  ist  darauf  Rucksicht  zu  nehmen ,  dass  bei  der  Hyperbel  zwei 
Punkte»  bei  der  Parabel  ein  Punkt  im  Unendlichen  liegt. 

Ist  für  den  Scheitel  C  (Taf.  I.  Fig.  10.)  der  Hyperbel  der 
Krfimmungskreis  zu  zeichnen»  wenn  noch  ein  beliebiger  Punkt  B 
der  Hyperbel  gegeben  ist»  so  zieht  man  zunächst  die  Collineations- 
Aze  Cy,  verbindet  B  mit  C  und  D  und  zieht  vom  Schnittpunkte 
y  der  Linie  DB  mit  der  Collineations- Axe  yDg  JiCB,  CDi  ist 
der  Durchmesser  des  gesuchten  Kreises.  Der  Beweis  ist  der 
obige»  sobald  man  beachtet»  dass  Di  im  Kreise  dem  zweiten 
Scheitel  D  der  Hyperbel  homolog  ist. 

Ist  statt  des  Punktes  B  die  Asymptote  KS  (Taf.  I.  Fig.  11.) 
der  Hyperbel  gegeben,  so  ist  der  unendlich  entfernte  Punkt  der 
Linie  KS  ein  Punkt  der  Hyperbel,  und  hiernach  wird  Di  sofort 
erhalten»  indem  man  Dy  \\  der  Asymptote  KS  zieht  und  in  y 
die  Normale  yZ>|  errichtet,  üi  sind  die  Punkte  des  Kreises»  die 
den  unendlich  entfernten  Punkten  der  Hyperbel  entsprechen.  Da 
CT=-  Ty^  so  kann  man  auch  sofort  im  Durchschnitt  T  der  Asym- 
ptote und  Collineations-Axe  eine  Normale  errichten  und  im  Durch- 
schnitt mit  der  Axe  den  Mittelpunkt  Mi  des  Krummungskreises 
bestimmen. 

Bei  der  Parabel  entspricht  Z>i  (Taf.  I.  Fig.  12.)  des  Kreises 
einem  unendlich  entfernten  Punkte  D  der  Parabel;  die  Linie  DB 
wird  demnach  hier  eine  durch  den  gegebenen  Punkt  B  gezogene» 
mit  der  Axenrichtung  CE  parallele  Linie ;  fallt  man  nun  von  y  auf 


10  B.  Meyer:    Construetion  der  Kefftlechtiitte^ 

CS  ein«  Normale,  bo  erhftit  man  io  CZ>i   den  gesachten  DareiH 
messer  des  Rrümmfragskreises. 

Da  der  so  gefundene  Krümmungskreis  mit  dem  Kegelscboitt 
fiir  den  Berührungspunkt  als  Centrum  und  die  Tangente  als  Axe 
perspectivisch  collineär  ist,  so  kann  man  diesen  Kreis  dann  aadi 
zur  Bestimmung  einzelner  Punkte,  welche  zum  Zasamroenzieheii 
der  Curve  noch  nüthig  erscheinen  dürften,  benutzen.  Wie  maö 
einzelne  Punkte  übertragen  kann,  ist  als  bekannt  voransziisetacBy 
jedoch  auch  in  3)  beispielsweise  gezeigt  *), 

6)  Die  Ableitung  der  Krümmungskreise  durch  höhere  Matbo- 
matik  bietet  für  einzelne  Fälle  noch  einfachere  Resultate  dar. 

Bezeichnet  p  den  halben  Parameter  (Hauptparameter)  und  « 
die  halbe  Hauptaxe,  so  gilt  für  die  Kegelschnitte  bei  rechtwink» 
liehen  Coordinaten  vom  Scheitel  aus  gezählt  allgemein  die  Formel; 

und  hiernach  wird  der  Krümmungshalbmesser: 

,=[^(2-f)+p(l-f)«]l.^— ). 

Für  :r=0  wird  Q^=p,  d.  h.  für  die  Scheitelpunkte  der 
Hauptaxe  ist  der  Krümmungskreis  gleich  dem  halben 
Parameter.  Der  Parameter  ist  aber  bei  der  Ellipse  und  Hyper- 
bel die  dritte  Proportionale  zur  grossen  Axe  (Hauptaxe) 
and  kleinen  Axe  (Zwerchaxe),  bei  der  Parabel  vier  Mal 
80  gross  als  die  Brennweite.  Bezeichnet  a  die  halbe  Havpi- 
axe,  6  die  halbe  zweite  Axe,  so  ist  bei  der  Ellipse  und  Hyperbel 
a:6:^&:/9»  d.  i. 

bei  der  Parabel  p  =  2x  Brennweite,  d.  i.  =  Abstand  des  Brenn- 
punktes von  der  Directrize.  Für  die  Ellipse  und  Hyperbel  ergiebt  sich 
demnach   folgende  Construction :     Man  errichtet  auf  der  Verbio- 


*)  Aehnllche  Gonstructionen  enthält  Ol i vier:  „Gomplöni«at«  4e 
g^omötrie  descriptive*'  pag.  461—467.  mit  Benutzung  der  höheren 
Bfathematik. 

**)  Für  a  positlr  giebt  sie  die  Ellipse,  für  a  negativ  die  HyperbeA, 
für  O  SS  OD  die  Plirabel,  für  tf  zszp  4en  Krm.  ^ 

*)  S.  Littr^wt  „Aaleitwngsnrhdherenilatheniaiik^p.  IST. 


•«•1 


ma  BiiflB  füll  MrüwtmMM§9kr€i9m^  11 

dangsimie  AD  (Taf.  II.  Fig.  13.  und  14.)  in  I>  eine  N^male ;  KEUi 
der  Krömmaogsbalbniesser  fSr  die  Scheitel  A  und  B, 

Sind  die  As3rinptotea  der  Hyperbel  gegeben,  so  kann  man 
sofort  in  G  (Taf.  II.  Fig.  14.)  eine  Normale  errichten ,  M  ist  der 
Mittelpunkt  des  Kruromungskreises  *).    Wenden  wir  obige  Formel 

speciell  für  die  Ellipse  an,  indem  wir  fär  p  den  Werth  —  ein- 
setzen, so  ergiebt  sich: 


Für  jTssa  wird 

a^       a 


«=[«(2-l)+T(l-")"]«V=-6—=6- 


Somit  ergiebt  sich  der  RrOmmungshalbme^ser  für  die  Enden 
der  kleinen  Axe,  indem  wir  auf  die  Sehne  AD  (Taf.  II.  Fig.  13.)  in 
A  eine  Normale  errichten;  LK  ist  der  Krümmungshalbmesser. 

Ist  der  Brennpunkt  F  gegeben  und  man  errichtet  in  F  eine 
Normale  FM  \_FDj  so  bestimmt  diese  sofort  den  Mittelpunkt  M 
des  KrSmmungskreises  für  D,  denn  FD=a, 

Für  die  Hyperbel  wird  die  Formel,  wenn  wir  für  a  sofort  den 
negativen  Werth  hersteilen: 

P=[^(2  +  ^)+p(l+^)^]*.    ^ 


a' 


a'y-srß' 


*)  Ist  das  Verliältniss  der  Axen  bekannt,  wie  es  z.  B.  bei  den  aico- 
noDieirischen  Ellipsen  häufig  vorkommt,  so  kann  man  die  Mittelpankte 
der  Kram orangsk reise  zuweilen  noch  einfacher  finden;  z.  B.  bei  der  iso- 

netrischen  Ellipse  ist  das  Verhältniss  der  Axen  a:^=V3:l,    somit  der 

Krömmangshalbmesser  q  für  die  Enden  der  kleinen  Axe  =>=^^ — ^-^z:=!^i 

o  0 

ö*      a 
far  die  Scheitel  der  grossen  Axe  ^i  = — = -•  Bei  dem  monodi metrischen 

Verhältniss  1:1:4  i«t  in  der  Gmndebene  die  kleiie  Aze  ^^  der  gro*- 
•flo,   demnach  der  Krommungshalbmesser 

etc. 
Aasfahrlicher  hieräber  s.  Lehrbuch  der  Axonometrie.    4.  Lief. 


lÜ  H*  JUeper:    Consimctton  dtr  KegeUcknitte 

d.  i.  för  »  =  — : 
^      a 

?=[^(2+f)+f(l+f)«]l.^. 
Für  die  Parabel  ist  a  =  oo,    demnach 


Q=(:2x-\-p)i 


Wp' 


7)  Einfachere  Gonstructionen«  als  sich  durch  obige  .Formeln 
fSr   einen    beliebigen   Punkt  der  Curve  ergeben,    erhält  man   . 
durch  Einführung  der  Normale  ^ 

m 

iV=pi.\r[^(2^f)+p(i-f)«] ; 

setzt  man  diesen  Werth  in  obige  Formel  ein ,    so  wird  g  =  —s- 

Wie  man  diese  Formel  auf  einfache  Weise  constrairen  kann 
ist  TOm  Herrn  Fabr.-Comniissionsrath  A.  Brix  abgeleitet,  wir  be- 
gnügen uns  daher  mit  der  Angabe  des  Resultats:  ^^Es  sei  F 
(Taf.  II.  Fig.  15.)  der  Brennpunkt,  Q  ein  beliebiger  Curvenpunkt» 
QN  die  Normale.  Man  ziehe  durch  Q  und  F  die  Secante  FQ, 
errichte  in  N  das  Perpendikel  NJU  auf  QN,  welches  die  Secante 
in  ilf  schneidet;  dann  ziehe  man  il/0  senkrecht  auf  QM  und  ver- 
längere die  Normale  bis  zum  Durchschnitt  O  mit  dieser  Senk- 
rechten, so  ist  QO  der  Krümmungshalbmesser  des  Gurvenpunk- 
tes   0" 

8)  Diese  Construction  setzt  die  Brennpunkte,  also  auch  die 
Hauptaxen  als  gegeben  voraus;  sind  blos  zusammengehörige 
Durchmesser  bekannt,  so  lassen  sich  allerdings  ans  diesen  die 
Hauptaxen  auf  ziemlich  einfache  Weise  finden,  in  einzelnen  Fäl- 
len dürfte  es  aber  doch  vortheilhafter  sein,  sogleich  die  Krün^ 
mungskreise  der  Enden  der  zusammengehörigen  Durchmesser 
zeichnen  zu  können,  und  lässt  sich  hierfür  das  im  Folgenden  näher 
entwickelte  Verfahren  benutzen.  Es  ist  dasselbe  selbst  bei  gege- 
bedien  Hauptaxen  fiir  beliebige- Punkte  anwendbar,  da  es  ziemlich 
einfach  ist:  Bezeichnen  wir  die  conjugirten  Durchmesser  durch 
/  und  m  und  den  Winkel,  den  sie  einschliessen,  durch  z,  so  ist 
der  Krümmungshalbmesser  bei  der  Ellipse  und  Hyperbel  für  die 

Enden  des  Halbmessers  m   r—     Für   die  Enden   des   Halb* 

tili  •  sm  z 

messers  /  der  Ellipse  wird  p'  =  >    .^  «     Für  die  Parabel  ist  der 


mii  Bilfe  nan  JtnSmmuiiffikrHsen.  13 

Krfimroangshalbmesser  =-^-^,    wenn  pi  den  Parameter  fiir   die 

zusammengehurigen  Durchmesser  bezeichnet.  Wir  haben  also  die 
far  rechtwinkelige  Axen  gefundenen  Werthe  nur  durch  sin  z  'zu 
dividiren»  um  diese  Formeln  (ur  cohjugirte  Durchmesser  JSeniiizen 
so  können.  —  Hiernach   ergeben    sich    folgende   Constrüctionen.' 

Für  die  Ellipse  und  Hyperbel :  Man  fallt  vom  Endpunkte  A 
(Taf.ll.  Fig.  16.  und  Fig.  17.)  die  Normale  AE,  trägt  EG=KC  ab  und 

errichtet  in  G  die  Normale  GH  auf  AG;  EH=  — ; —  ist  der  ee- 

tn  sin  z  ° 

suchte  Krümmungshalbmesser  für  A  und  B. 

Durch  gleiche  Construction  erhält  man  bei  der  Ellipse  den 
für  C  und  D  geltenden  Krümmungshalbmesser ,  wie  schon  daraus 
folgt,  das«  man  ja  jeden  der  beiden  Durchmesser  als  Abscissen- 
finie  annehmen  kann,  aber  auch  durch  die  Formel  gefunden  wird; 
in  Taf.  H.  Fig.  16.  ist  diese  Construction  punktirt  angegeben. 

Soll  fSr  einen  beliebigen  anderen  Punkt  der  Krü'mmungskreis 
bestimmt  werden,  so  kanp  man  für  diesen  erst  zwei  conjugirte 
Durchmesser  bestimmen  und  dann  wie  so  eben  gezeigt  verfahren. 

Far  die  Parabel  ergab  sich  der  ffir  C  (Taf.  II.  Fig.  18.)  gel- 
tende  Krümmungshalbmesser  als  "t^.     Der  halbe  Parameter  fjir 

die  zusammengehurigen  A^^en  pi  ist  aber  gleich  2CE  oder  auch 
=  lLK(z=:LG=GK),  wenn  LK  eine  parallel  der  Tangente  von 
C  durch  den  Brennpunkt  F  gezogene  Linie  ist,  =:EG.  Es  lässt 
sich  dieser  Parameter  auch   leicht  aus  einem  gegebenen  Punkte 

der  Parabel  ableiten,  indem  yi®=2/?i^i,  d.  i.  pi  =  ^.  —  Aus ;?i 

ergiebt  sich  der  Krümmungshalbmesser  für  C  nun  folgend:  Man 
zieht  GH±  CD  und  IH±LK±  TT;  GH  ist  der  gesuchte  Krüm- 
iDongshalbmesser.  Berücksichtigt  man  noch  die  Congruenz  der 
Dreiecke  CNM  und  LGH,  so  lässt  sich  noch  leichter  sofort  JH 
bestimmen,  indem  man  CZV=  halbem  Parameter,  d.  i.  =LG=zEGi' 
aufträgt  und  in  i¥  eine  Normale  auf  CN  errichtet. 

Der  Beweis  für  die  Richtigkeit  dieser  Angaben  lässt  sich  fol- 
genderinaassen  führen: 

Sei  C/>  (Taf.  11.  Fig.  19.)  eine  beliebige  Curve,  C  der  durch  die 
Bcbiefwinkeligen  Ordinaten  o:  und  ^  bestimmte  Punkt,  für  welchen' 
der  Krümmungskreis  gesucht  werden  soll;  A  der  Anfangspunkt 
der  Abscissen;  ferner  M  der  Mittelpunkt  des  gesuchten  Krium- 
mungskreises,  a,  ß  die  Ordinaten  desselben  und  g  der  Halbmes- 
ser.   Die  Kreisgleichung  wird  unter  diesen  Voraussetzungen: 


14  B.  Meper:    Cotuimeiim  der  Kegelicknitu 

(1)  (a:-a)«  +  (y-^)«-2(a;-a)(3^-/5)cosz=^«. 

.  Die  weitere  Ableitung  kann  nun  ganz  analog  der  in  Littrow 
p.  180.  fär  rechtwinkelige  Coordinaten  angegebenen  erfolgen :  Diffe- 
rentiirt  n»an  diese  Gleichung  zwei  Mal  nach  einander  und  setzt  das 
erste  Dimeren tial  dx  constant,  so  erhält  man: 

;  2(a:-a)8Ä+2(y-/S)8y— 2cosi[(ar-a)8y+(y-^)aar]=0, 

(2)  {x — a)dx-{'(y — jS)8y— cos«(a:--a)8y— cosz(y— |3)8a'=:0 

und 

j  So:«  — cos2.8ar%  +  8y»  +  (y— /J)8^  — cost.aya^r 
.(3)     \ 

(  '-'COBx{x — a)8*^=0. 

Aus  (2)  nnd  (3)  folgt,  wenn  3a:^  +  8^«=8s«  gesetzt  wird: 

_    _  (cosxSjt  -  dy)  (8g^  — 2cos28jr8y) 
~"  (cosi*  — l)8a?.8^^ 

(8a:  —  cos  %  Sy)  (Ss^  —  2  cos  z  Sx  dy) , 

9^^—  (cos  z«— 1)8^.8^  ' 

und  hiernach: 

^ = [(cos  xdx — 8y)*+(8ar— cos  z3y)*— 2  cos  «(cos  28a>— 8|y)(8jr— cos  «3y)J 

/85^~2cosa;.8ar83^y 
^V(cos2«— l)ar8^/ 

_(8s*--2cosiar8y)sinxg(8s^~2cosa;.ar8j^)^_(8<»— 2cosz.8ar8?/)»eipg» 
~  [{cosz^-\)dx.&hfY  ~     (— sin2«.8:r'8«y)a     ' 


_  V"(8j»— 2co828ar8y)^ 
^"~        — »sin  2.8a?  8^.y 

Wende»  wir  nun  diese  ffir  schiefwinkeJige  Coordinaten  abge- 
leitete Formel  des  Krümmungshalbmessers  auf  die  Gleichung  der 
Kegelschnitte  aus  zusammengehörigen  Coordinaten  an: 

Die  zusammengehurigen  Durchmesser  seien  /  und  nt,  m  Abscis- 

senaze.    Bezeichnen  wir  den  Werth  —    bei  der  Ellipse  und  By« 

perber  durch  pu  und  ebenso  den  Parameter  der  zusammengehurigen 
Durchmesser  bei  der  Parabel  mit  pi ,  so  hat  man  für  die  gemein- 
same Gleichung  dieser  drei  Curven: 


y^=:2pix 


«=5^^— &— t 


0ie  geb5rt  fär  die  Eliip^e,  Hyperbel  oder  Parabel,  je  Dachdem  m 
positiv,  negativ  oder  uaeodlich  gross  ist. 

Darch  zweimaliges  Differentiiren  erhält  man : 

onrf 

and  hiernach: 

|[»-+ft»(l-S)»]^-2co«.a:r.(l-^)2^t  « 


*  = 


) 


und   \vird  y  in  o;  umgesetzt: 


[2^i^--ft^'+P.»(l-|)«-2co«t(l-|)p,V2p,*-2^]* 


■•Aa*»Ba*^*-— «iM^ 


iSS  ■  -•    •  *  '  ■'     .        ■        .  ■  ■         ■■  -        ■  I    ■     1 1      >-, 


siuz.pi 


Pl 


Ffir  x=0  wird  allgemein  ^rr:-^,  d.  i.  (lir  die  Ellipse  und  Hy- 

perbel  =-—5—-;  für  die  Parabel  =-?^. 
"^  msmx  smz 

ifii  ^ 

Für  die  Ellipse  wird  ferner  fflr  a?=m  ^=1: — ~r,  d.i.  wenn 

ßr  /^  =  ^  eingesetzt  wird : 


16  H.  Meper:    ConsirucKon  der  KegeUehtUiti 


4/  - 

6in  z .  w   — 


< »  I 


i  1 


9)  Für  das  nach  Angäbe  mehrerer  Krfimmungskreise  noch 
erforderliche  Zusammenziehen  aus  freier  Hand  ist  zu  beachten, 
dass  nur  die  Krümraungskreise  in  den  Scheiteln  der  Axen  gani 
innerhalb  oder  ausserhalb  der  Curve  des  Kegelschnitts  liegen,  in 
allen  andern  Punkten  aber  der  Krümmungskreis  die  Curve  darc^« 
schneidet.  Die  Krümmungskreise  in  den  Scheiteln  der  Hauptaxa 
(grossen  Axe  bei  der  Ellipse)  liegen  ganz  innerhalb  des  Kegel- 
schnitts; der  Kriimmungskreis  für  die  Scheitel  der  kleinen  Axe 
umschliesst  die  Ellipse«  Die  Krümmungshalbmesser,  werden  um 
so  grösser,  je  vrelter  der  Punkt  von  den  Scheiteln  der  Hauptäxe 
entfernt  liegt;  bei  der  Ellipse  findet  der  grusste  Krümmungshalb- 
messer bei  a '  =  a  statte  wie  sich  durch  Nullsetzen  d^s  ersten  Dif- 
ferentialquotienten der  Gleichung 

e  =  [a.(2-f)+;,(l-f)«]! 

ergiebt;  bei  der  Parabel  und  Hyperbel  fuf  j;  =  od. 

Man  muss  daher  beim  Zusammenziehen  der  Kegelschnitts- 
curve  aus  freier  Hand  bei  dem  nach  dem  Scheitel  der  grossen  Axe 
zu  gerichteten  Theile  des  Krümmnngskreises  stets  herein,  bei 
dem  vom  Scheitel  abgewendeten  Bogen  des  Krümmungskreises 
heraus  gehen,  oder  mit  anderen  Worten:  der  Krümmungskreis 
derchscbneidet  dije  KegeUehnittscurve  so,  dass  der  nachdeni  Schei- 
tel gewendete  Bogen  des  Krümmungskreises  ausser  die  Cärre^ 
der  vom  Scheitel  abgewendete  Bogen  in  die  Curve  fallt.  Mathe- 
matisch lässt  sich  diess  leicht  durch  Aufsuchen  der  dritten  Diffe- 
rentiale nachweisen,  und  wird  auch  durch  einen  Blick  auf  die 
Figur  l)estätigt,  wenn  man  berücksichtigt,  dass  der  Krümmungs- 
kreis die  Ke^elschnittscurve  nur  noch  in  einem  Punkte  schnei- 
den kann,  wie  oben  durch  die  neuere  Geometrie  bereits  gezeigt. 

10)  Will  man  nur  wenig  Krümmungskreise  zeichnen,  sathut 
man  gut,  zwischen  den  gezeichneten  Krümmungskreisen  noch  ein- 
zelne Punkte  der  Curve  anzugeben^  und  hierzu  kann  man. dann 
mit  V ortheil  die  zwischen  dem  Krümmungskreise  und  der  Kegel*' 
schnittscurve  bestehende  Collineation  benutzen,  wie  oben  .gezeigt. 
Allerdings  lässt  sich  hierzu  atich  jedes  andere  Verfahren  der  Be- 
stimmung einzelner  Punkte  aus  gegebenei»  Grossen  anwenden» 
Hierauf  genauer  einzugehen,  liegt  nicht  in  der  Absicht  dieses  Auf-' 


m(i  Hilfe  ton  KrümmungskrHsen.  17 

Satzes,    und  geben  wir  daher  nur  noch  speciell  für   die  Ellipse 
einige  hierber  gehörige  Constmctionen  an. 

Es  lassen  sieh  nämlich  für  die  Ellipse  sehr  leicht  die  zusam- 
mengehririgen  Dorchmesser  bestimmen ,  die  in  die  Diagonalen  eines 
iiin  die  gegebenen  Durchmesser  beschriebenen  Parallelogramms 
falleo,  nnd  diess  sind  eben  Punkte,  in  welchen  die  für  AB ,  CD 
(Taf.  II.  Fig.  20.)  construirten  Krummungskreise  schon  bedeutend 
abweichen  werden.  Dass  diese  Diagonalen  wieder  zusammenge- 
hörige Durchmesser  geben,  geht  schon  daraus  hervor,  dass,  wie 
leicht  zu  beweisen,  AC\\FF  und  AH=HC  ist.  Die  Grosse 
der  auf  diese  Diagonalen  fallenden  Durchmesser  beträgt :  Diagonale 

xVl,  d.  i.  JK=zGK.Vh  KL=:KF.V1*).  Man  kann  also  diese 


*)  Der  Beweis  für  den  Satz,  dass  die  auf  die  Diagonale  einei  nm 
swei  znsammengehörige  Dorchmesser  beschriebenen  Parallelogramm ■ 
fallenden    zosammengehörigen   Durchmesser    gleich    der  ^  Diagonale    mal 

V^  sind,  lässt  sich  am  einfachsten  dadurch  fähren,  dass  man  die  El- 
lipse  als  Projection   eines  Kreises  betrachtet;    die   Diagonale   eines  um 

den  Kreis  beschriebenen  Quadrats  =  Halbmesser.  V~^  Es  lässt  sich  die- 
ser Satz  jedoch  auch  sofort  aus  der  Gleichung  der  Ellipse  ableiten,  wie 
folgt : 

Bezeichnen  a  nnd  ö  die  halbe  grosse  und  halbe  kleine  Aze  der  El- 
lipse, X  einen  mit  der  Hauptaxe  den  Winkel  a  einschliessenden  Durch- 
messer (Taf.  II.  Fig.  22.) ,   so  ist  die  Mittelpunktsgleichung  der  Ellipse: 

.  _4/" a^d^ (s.  Lehmns,  Cnnren- 

\   Ä*«ina»+^»co8a«'  lehre.  J.  171.) 


aöXT ^ ^ 

1    ^•  +  8inan«*— *•) 


Um  hieraus  zunächst  die  Mittelpnnktsgleichung  der  Ellipse  für  zusam- 
mengehörige Halbmesser  /  und  /, ,  welche  den  Winkel  z  einschliessen, 
sa  erhalten,  setzen  wir  in  obige  Gleichung  für  a  S-{-ai  ein,  wenn  3  den 
Winkel  zwischen  X  und  /  bezeichnet,   diess  giebt: 


X^aöyi  ^^^  a^^ö^)siniai-^S)* 


^~      \  ^«+(ö«~Ä2)(8in^»co8ai2+8inai«cos^«+2«in^co8^8inaiCOS(»0* 
d.  i.,   da  nach  der  Mittelpunktsgleichung 

Theü  XXIV.  1 


18 


H,  Meper:    Constntction  der  Ke§etulmiUe 


LftDgen    l«icbt  erhalten,    indem    man   in   den   Halbirangspanici 
B,  Hl  Perpendikel  HJS=HK  and  ^,Ai  =  £r|if  errichtet  und 
Hypotenofien  NK  und  NiK  auf  die  Diagonalen  GG,  FFaufträ 
Da  GK=\\AD,    FK=\\AC,    so  kann  man  die  Zeichnung  i 


aUo 


Ut: 


e^9a-.*  =  — ^ ' 


II 


II 


II 


10 


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09 

kS 
kS 

I 


to 


kB 


^ 

^ 


mit  mife  ton  KrümmungshrHsen,  19 

Parallelograinins  erftparen:  Man  zieht  mit  AC  und  AD  Paralle- 
le Qfid  bestimmt  sodann  ähnlich  wie  oben  fOr  die  Diagonale  GG 
AD.V\  und  fär  FF  AC.V\. 


Es  ist  nno  ferner: 

ö»  +  ^«  =  /«  +  /l«; 
folglich 


mithin : 


nnd 

«2  (/2  _  ^2)  _  ^2  (ß«  —  /2)  =  /2  (/2  +  /j  a)  —  2/«/i «  sin  a«. 

Durch  Substitution  dieser  Werthe  in  obige  Gleichung  folgt,    wenn   man 
der  Kürze  wegen 

/  1  2         if        4  ^  2 

f +Y  ^(!±fiI21/a/^2 8in»H^i*8>n »»4-8ina«(/2+/i«-2/i*flin»«)' 

+/%«sin»«) 


setzt : 


, //i  sin» 


s« 


20  B.  Meyer:  ConstrucL  der  KegelsehniUe  mit  Hilfe  von  Krümmungekr. 

Bei  gegebenen   rechtwinkeligen  Axen   erhält  man  auf  die«a 
Weise  die  gleichgrossen  eonjugirten  Durchmesser;  die  för  dkl 

Endpunkte  derselben  geltenden  Krümmungshalbmesser  sind  —. — y 

jedoch  werden  in  den  meisten  Fällen  vier  Krümmungskreise  und 
▼ier  dergestalt  bestimmte  Punkte  zur  Construction  der  Ellipse 
▼olikommen  hinreichen.    Uebrigens  ist  der  Krümmungshalbmesser 

-: —  leicht  zu  construiren,  indem  man  nur  nöthig  hat,  von  J  (Taf.  II. 


II Y  sin  % 


1^/i««in»«  +  sind*(/^+/,*— 2/i«8ina«)  +  2gin^.co8^./i««iii».co«» 

//i  ein  8 

""  1^/,  a  (sin  »» .  cos  2^ + ^  äfTsTn  % .  cos  a)  +  sin  ^^  (/»  +  /j »)' 

Bei  Bestimmung  der  Grösse  MJ  wird  ^=^i ,    folglich,    da 


/i  sin  g 
tff^i=/-/,co8a 


iift: 

//,  sing 


iW7= 


V^'''(«'-'iTO^+''"^-"-n^>+<''+'''>iTS^' 


■>,_  lli  sin  g 

^  (  .      4   /g  —  /^  a  ^  2/i  ^  cos  g  ^  —  2//i  cos  g 

VI  sing  .  /a  +  Zja— 2//iC08g 

(      ■*"  /2^/^2_2//,C0Sg    "^'/a+Zi«— 2//iC08g 

/sin  g  V"/a  4-  /,  a— 2//i  cos  g 


V 


sin  g«  (/«  -  /i  a + 2/i  a  cos  g«  —  2//i  cos  g) 
+  sing.cosg.2/i8ing(/—  /i  cosg)  +  (/«+/i«)/i«8in»« 


/sin  g  ^/a  +  /i  ^  —  2//i  C08  g 
"^  i^2/'»8ing« 


_V/«+/i«—2//iCosg 


=y/»+/i«  — 2//iCOsg.t^4 
Ebenso  lässt  sich  beweisen,   dass  JUL^üNmVl  ist. 


6runeri:  Vom pApsiseM.Pendei  und  von  den  Momenten  der  TraffJkeit  21 

F^.  31.)  eine  Normale  auf  LR  leu  fällen  und  in  K  eine  Nonnaie 
anf  JK  m  errichten ;  RJ  ist  der  gesuchte  Krümmungshalbmesser 
und  swar  sogleich  in  der  gewQnschten  Lage,  d.  h.  R  ist  sofort 
Mittelpunkt  des  Krömmungskreises. 

Bei  rechtwinkeligen  Axen  lassen  sich  noch  vier  Punkte  sehr 
Idcht  angeben,  die  ebenfalls  für  die  Construction  aus  Kj^m- 
mnngskreisen  günstig  liegen;  nämlich  die  Endpunkte  der  durch 
den  Brennpunkt  gehenden  Ordinate,  d.  i.  der  Parameter  p.     Der- 

selbe  ist  nämlich  =  — »  d.i.  gleich  der  Grosse  des  Krümmnngs- 

haibmesssers  für  die  Scheitelpunkte  der  Hauptaxe.  Diese  Punkte 
lassen  sich  auf  gleiche  Weise  auch  bei  der  Hyperbel  und  Parabel 
bestimmen  und  benutzen. 


III. 

lieber  den  Vortrag  der  Lehre  von   dem  physischen 
Pendel  und  von  den  Momenten  der  Trägheit 

Von 

dem    Herausgeber« 


Ich  glaube,  dass  der  Vortrag  der  Lehre  von  dem  physischen 
Pendel  und  von  den  Momenten  der  Trägheit»  so  wie  derselbe 
gewohnlich  in  den  Lehrbüchern  der  sogenannten  höheren  oder 
analytischen  Mechanik  gegeben  wird,  einiger  Verbesserungen  und 
Vereinfachungen  fabig  ist,  namentlich  wenn  man  diese  Lehre  weniger 
aus  dem  Gesichtspunkte  der  reinen  Mechanik,  als  vielmehr  aus 
dem  Gesichtspunkte  ihrer  grossen  Wichtigkeit  für  die  Physik 
darzustellen  beabsichtigt,  wobei  es  wohl  ganz  unnuthig  ist,  auf 
die  grosse  Mangelhaftigkeit  der  meisten  gangbaren  physikalischen 


23  Srunert:    üeber  den  Yortrug  der  Lehre  pon_dem 

Lehrbücher  in  dieser  Beziehung,  aus  denen  kein  Anfänger  etne  aw 
einigerraaassen  richtige  und  deutliche  Vorstellung  von  diesem  Geg9flr 
Stande  bekommen  wird,  hier  noch  besonders  hinzuweisen.  Insbeson- 
dere in  der  Lehre  von  den  iVlomenten  der  Trägheit  hat  mir  immer  die 
Verbindung  einiger  elementaren  Betrachtungen  mit  den  Anwendungen 
der  Integralrechnung  zweckmässig  und  der  Einfachheit  furderlicb 
geschienen.      Die    Wichtigkeit   des    Gegenstandes,    insbesondere 
auch  für  die  Physik ,  veranlasst  mich^  denselben  hier  in  der  Weise 
zu  entwickeln^  welche  ich  in  meinen  Vorlesungen  über  sogenannte 
höhere  oder  analytische  Mechanik  zu   befolgen  pflege,   was  dem 
Zwecke  dieser  Zeitschrift,    welche  besonders  auch  die  Verbesse- 
rung des   mathematischen  Unterrichts  sich  zur  Aufgabe  gemacht 
hat,   durchaus  nicht  entgegen  ist,    hauptsächlich  dann,    wenn  der 
Gegenstand  von  so  grossem  Interesse  und  von  so  grosser  Wich- 
tigkeit ist,    wie    der  vorliegende.      Um   die   Beurtheilung  dieses 
Aufsatzes   auf  den   richtigen  Standpunkt  zu  steilen,     wiederhole 
ich,  dass  ich  in  demselben  hauptsächlich  und  zunächst  die  grosse 
Wichtigkeit  des  darin  behandelten  Gegenstandes   für  die  Physik 
im  Auge  gehabt  und  namentlich  deshalb  auch  müglichste  Einfach- 
heit zu  erreichen  gesucht  habe. 


§.  1. 

Dass  man  bei  der  Entwickelung  der  Lehre  vom  physischen 
Pendel  in  einem  Vortrage  über  sogenannte  höhere  oder  analytische 
Mechanik  von  den  allgemeinen  Gleichungen  der  Bewegung  eines 
Systems  von  Massen  ausgehen,  und  diese  Gleichungen  als  bekannt 
voraussetzen  muss,  versteht  sich  von  selbst.  In  meiner  Abhand- 
lung: Ueber  die  Stabilität  der  Schiffe  (Archiv.  Tbl.  XV. 
Nr.  1.)  habe  ich  die  in  Rede  stehenden  Gleichungen  entwickelt, 
und  kann  mich  daher,  auch  rücksicfitlich  der  Bedeutung  der  im 
Folgenden  gebrauchten  Zeichen,  auf  jene  Abhandlung  beziehen. 
Bei  der  Entwickelung  der  Theorie  des  physischen  Pendels  brauchen 
wir  jedoch  nur  die  eine  Gleichung,  welche  dem  Falle  entspricht, 
wenn  das  System  der  Massen  um  eine  feste  Axe  drehbar  ist. 
Diese  Gleichung  ist  (a.  a.  O.  S.  13.),  wenn  die  Drehungsaxe  als 
Axe  der  2,  hier  zugleich  als  horizontal,  angenommen  wird,  die 
folgende: 

(1)  ^m(x^-^y-^)=Zm{xY^yX), 

vfo,    wie  schon  erinnert,    die  Bedeutung  aller  Symbole  aus  der 
angeführten  Abhandlung  zu  ersehen  ist;   und  diese  Gleicbvng  i^t 


pkifMUckgm  Pendel  und  van  den  Momenien  der  Trägheit.        83 

Oll  es  also,  von  der  wir  bei  der  Entwickelung  der  Theorio  des  phy- 
1I-I  sischen  Pendels  lediglieh  unseren  Auslaaf  nehmen  müssen. 


D- 
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U 
b 


Bezeichnet  nun  G  die  auf  die  Masseneinbeit  bezogene  Schwere« 
und  nehmen  wir  den  positiven  Theil  der  Axe  der  x  vertikal  ab- 
irSrts»  die  Axe  der  y  also,  eben  so  wie  die  Axe  der  z,  horizo»-. 
üt;  so  ist  offenbar  in  den  in  der  angefahrten  Abhandlung  eingo- 
flhrten  Zeichen: 

X'  =mG,    V  =0,  Z'  =0 

j:/=:miG,  Fi'=0,  Z/=0 

.¥,'=»136,    Fg'^O,    Z3'  =  0 

u.     s.     w. 
abo: 

v/  y  2,1 

X=—=G,     F=—  =0,    Z=—  =0; 

m  mm  ' 

*       i»!  *       /»i  *        mi  • 

;ra=^=G,     Fa=^=0,     Za  =  ^  =  0; 

jr3  =  ^  =  G,     F3=^  =  0,    Z3  =  ^=0; 

'  WI3  WI3  '  3  7113 

U.      S.      \V. 

Daher  wird   die  Gleichung  (1)  unter  den  gemachten  Voraus- 
setzungen : 

(2)  Zm{xi^-yj~)  —  -'GZmyy 

weil  roan  natürlich  das  constante  G  vor  das  Summenzeichen  neh- 
men kann 

Bezeichnen  wir  aber  durch 


***    ^i>    »"a*    ^^3»    ''4 


9  •••• 


die  Entfernungen  der  sämmtlich  auf  ihre  Schwerpunkte   reducirt 
oder  in  denselben  vereinigt  gedachten  Massen 

m^  m-iy  tn^»  TII3,  m/^y,», 

von  der  horizontalen  Drehungsaxe>    und  durch 


5t4  Grunert:   üeber  den  Vortrag  der  Lehre  van  dem 

9>     9^1»    ^2»    9^»     ^4»  •••• 
die  voD  den  Linien 

^»    ^i»    '^a»    ^8»    ''4>  •••• 

mit  dem  positiven  Theile  der  Axe  der  x  eingeschlossenen  Win- 
kel, indem  man  diese  Winkel  etwa  nur  von  0  bis  180^  zählt»  aber 
als  positiv  oder  als  negativ  betrachtet»  jenachdem  die  entsprechen- 
den Linien 

r,    Tif    r2»    ''s»    i'4t  •••• 

auf  der  positiven  oder  negativen  Seite  der  Ebene  der  xz  liegen ; 
80  ist  offenbar»  wenn  wir  der  Kürze  wegen  bloss  die  Masse  m 
in's  Auge  fassen»   in  völliger  Allgemeinheit: 

w  =  rcos(p,    y=^rsmq>; 

also»  weil  natürlich»  w^nn  man  nach  t  differentiirt»  r  als  constant» 
g>  aber  als  veränderlich  zu  betrachten  ist: 

dx  .      Sg>      du  Bg> 


folglich : 


und  hieraus»   wie  man  sogleich  übersieht: 

a^     J^x       J^tp 

Folglich  ist  nach  (2) : 

(3)  Emr^  W^^  GZmrBln  tp . 

Bezeichnen  wir  nun  die  Entfernung  des  Schwerpunkts  der  Massen 

m»     7?tx ,     9112»     TTls»     III4»  •••• 

von  der  Drehungsaxe  durch  jß»  und  durch  O  den  auf  ganz  ahn* 
liebe  Art  wie  vorher  die  Winkel 

y»      9^>      ^2»      9^8*      y4»*— 

genommenen  Winkel»  welchen  die  Linie  R  am  Ende  der  Zeit  t 
mit  dem  positiven  Theile  der  Axe  der  x  einschliesst»  so  ist  nach 
der  Lehre  vom  Schwerpunkte: 


pkniicken  Pendei  und  vom  den  Momenten  der  Trägheii.        35 
WT sin  y  -f-  iWirt  sin  y |  +  m^r^  sin  y^ -f-  m^r^  sin  <Pa  +  ..«»      «^  ,    - 


oder  kSrzer: 

2^pitrsin<p 


=  /2sin(P, 


und  folglich: 

Emr  sin  y  =  iZ  sin  OSm ; 

also  nach  (3): 
(4)  -Siitr»  g^  =  -  GÄsin  O^lTm. 

Weil  aber  die  Winkel  y  and  O  offenbar  immer,  d.  h.  ffir  jedes 
i^  um  dieselbe  constante  Grosse  verschieden  sind,  so  ist 

3«y_8^. 
8(a  ■"  8(a  • 


und  natürlich  ganz   eben  so: 

82yi_32^      8«ya_8«^      8^s_S«<P 
8(2  ""  8^  *     "Sä  —  g^  »      g^a  — "^»-^ 

also  nach  (4)  offenbar: 

(5)  Ztmr^.-K^^  —  GRsmOZm. 

Bezeichnen  wir  nun  die  Länge  des  einfachen  Pendels,  welches 
seine  Schwingungen  genau  in  derselben  Weise  vollendet,  wie  die 
Linie  R  in  dem  Systeme  der  Massen 


m,    wix,    m^t    W3,    »14 


,  •••«, 


durch  II,  und  den  materiellen  Punkt  dieses  einfachen  Pendels  etwa 
durch  fi;  so  ist  nach  der  Gleichung  (5),  wenn  man  sich  das 
System   der  Massen 

7?t,    tn\,    tn^f    ^>    1114,  •••• 

auf  nur  eine  Masse  reducirt  oder  vielmehr  aus  nur  einer  Masse 
bestehend  denkt,    offenbar: 

g2(p 
^IP -gj^  =—f*GM  sin  <P, 


^  Grüner t:    üeder  den  Vortrag  der  Lehre  von  äim-  ■ 

oder,  wenn  man  aufhebt,  was  sich  aufheben  iMsst: 

(6)  B-g^=-G8in<P. 

Dividirt  man  jetzt  die  Gleichung  (5)  durch  die  Gleichung  (6),  so 
erhält  man  die  Gleichung: 

(7)  ^=R2m, 
oder 

2!mT^  2mr^ 

Die  Summe,  welche  man  erhält,  wenn  man  in  einem  beliebi- 
gen Systeme  von  Massen  jede  dieser  Massen  in  das  Quadrat  der 
Entfernung  ihres  Schwerpunkts  von  einer  in  dem  Systeme  belie- 
big als  Axe  angenommenen  geraden  Linie  multiplicirt,  und  alle 
auf  diese  Weise  erhaltenen  Producte  zu  einander  addirt,  nennt 
man  überhaupt  das  Moment  der  Trägheit  oder  das  Träg- 
heitsmoment der  in  Rede  stehenden  Massen  in  Bezug  auf  die 
angenommene  Axe. 

Bezeichnen  wir  ferner  in  dem  oben  betrachteten^MassensyjBtene 
den  Punkt,  in  welchem  die  horizontale  Drehungsaxe  oder  Schwin- 
gungsaxe  von  der  durch  den  Schwerpunkt  des  Systems,  den 
wir  von  jetzt  an  durch  »S  bezeichnen  wollen i  gehenden,  auf  der 
Drehungsaxe  senkrecht  stehenden  Geraden  getroffen  wird,  den 
sogenannten  Aufhängepunkt,  durch  O,  und  tragen  nun  auf 
dem  in  Rede  stehenden  Perpendikel  von  dem  Aufhängepunkte  O 
aus  eine  der  oben  durch  H  bezeichneten  Länge  gleiche  gerade 
Linie  auf:  so  hetsst  der  Endpunkt  dieser  von  dem  Aufhänge- 
punkte O  aus  aufgetragenen  Linie,  welchen  wir  im  Folgenden 
durch  Sl  bezeichnen  wollen,  der  Mittelpunkt  des  Schwungs, 
der  Oscillationspunkt  oder  der  Schwingungspunkt  des 
Massensystems. 

'   Dies  vorausgesetzt,  lässt  sich  nun  der  in  der  Gleichung 

Smr^ 

^"- Ä^ 

enthaltene  höchst  wichtige  und  merkwürdige  Satz  auf  folgende  Art 
au^sprech^ : 

Satz» 
Die  Entfernung  des  Ösclllationsptinkts  eines  Systems 


pknüekem  FendBi  und  wm  den  Memenien  der  TräffMt.        B7 

TOD  Massen  van  der  horizontalen  Drehungsaxe  des 
Systems  wird  erhalten,  wenn  man  das  TrSgheitsmo- 
ment  der  Massen  in  Bezng  auf  die  Drehungsaxe  durch 
das  Product  der  Summe  der  sämnitlichen  Massen  in 
die  Entfernung  ihres  gemeinschaftlichen  Schwerpunkts 
TOD  der  Drehungsaxe  dividirt. 


Von  den  Trägheitsmomenten  lässt  sich  ohne  Schwierigiceit 
ein  allgemeiner  Satz  beweisen,  der  fflr  viele  Untersuchungen  von 
grosser  Wicht'^keit  ist  Zu  diesem  Satze  kann  ma»  leicht  anf 
folgende  Art  gelangen. 

In  dem  Systeme  der  Massen 

m,    ntif    tn^i    m^t    11)45  •••• 

nehme  man  beliebig  zwei  einander  parallele  Axen  an^  von  denen 
jedoch  die  eine  durch  den  Schwerpunkt  des  Systems  gehen  soll. 
Das  Trägheitsmoment  in  Bezug  auf  die  durch  den  Schwerpunkt 
gehende  Axe  sei  (T,  dagegen  werde  das  Trägheitsmoment  in  Bch 
zug  auf  die  nicht  durch  den  Schwerpunkt  gehende  Axe  durch  T, 
bezeichnet.  Den  Schwerpunkt  nehme  man  als  den  Anfang  eines 
rechtwinkligen  Coordinatensystems  der  a:,  y,  z  an,  indem  man 
die  Axe  der  z  mit  der  vorher  durch  den  Schwerpunkt  gelegten 
Axe  zusammenfallen  lässt.    Die  Coordinaten  der  Masseni 

in  dem  angenommenen  Coordioatensysteme  seien  respective: 

Xy  y>   2;      ^1'  Vly  H'y      ^2»  ya>  H\      ^3»  tfzy   ^8  ;  •••• 

Bezeichnen  wir  nun  noch  die  Coordinaten  eines  beliebigen  Punk- 
tes in  der  nicht  durch  den  Schwerpunkt  gehenden  Axe  durch 
Of  b,  Cf  so  ist  nach  dem  allgemeinen  Begriffe  des  TrSgheitsmo- 
ments  und  ^en  Lehren  der  analytischen  Geometrie  offenbar: 

'H(a:s—a)^  +  (ys-Wnh 
+      .    . 

und 


28  Qrunert:   Veber  den  Vortrag  der  Lehre  van  dmm 

+ 

Aus  diesen  beiden  Gleichungen  folgt  leicht  durch  Subtraction: 
T  —  ff = — 2a  {mx  +  m^Xi  +  m^pc^ + m^x^  +  .•..) 
—26  {my  +  mj^j  +  wi^ya +»»8^8  +  ••••) 
+  (a*  +  6*)  (m  +  wii  +  ?ii2  +  wis  +  ....)• 

Weil  nun  der  Schwerpunkt  der  Anfang  der  Coprdinaten  Ist,  so  ist 
nach  der  Lehre  vom  Schwerpunkte: 

mx  -\r  Tn\Xi-\-  m2pc^  +  m^x^  +  •..• =0» 

my+miyi  +»Waya+»W8ys  +...=0; 
also  nach  dem  Vorhergehenden: 

r-a:=(o«+62)(iii+mi  +  iiia+fM8  +  ....). 

oder 

r— 6:=(a«  +  62)-Sm, 

oder    . 

Bezeichnet  man  die  Entfernung  der   beiden  parallelen  Azen  von 
einander  durch  E,   so  ist  offenbar 

E^^a^+b^, 

also   nach  dem  Vorhergehenden:  ^ 

Tz=(£  +  E^.2m. 

Mittelst  dieser  Formel  kann,  wenn  man  das  Träg- 
heitsmoment in  Bezug  auf  eine  durch  den  Schwerpunkt 
des  Systems  gebende  Axe  kennt,  immer  leicht  das  Träg- 
heitsmoment in  Bezug  auf  jede  andere  dieser  Axe  pa- 
rallele Axe  gefunden   werden. 

§.  3. 

Kehren  wir  jetzt  wieder  zu  den  in  $.  L  angestellten  Betrach- 
tungen zurück  und  bezeichnen  das  Trägheitsmoment  in  Bezug  auf 


pk9sUckem  Penäel  und  van  den  Momenten  der  Trä§keiL        39 

die  Drebangsaxe  durch  T^  das  Trägheitsmoment  in  Bezug  auf 
eine  durch  den  Schwerpunict  S  gelegte ,  der  Drehungsaxe  paral- 
lele Axe  durch  tl,  so  ist»  wenn  wie  früher  O  den  Aufhängepunkt, 
Sl  den  Oscillationspunkt  bezeichnet ,  nach  dem  in  §.  1.  bewiesenen 
Satze: 

T 

Nach  §.  2.  ist  aber 

r=6:+OiS«.-Siii, 
also  nach  der  vorhergehenden  Gleichung: 

woraus  auch  zugleich  hervorgeht,  dass  immer  OSl^  OS  ist,  d.  h. 
dass  immer  der  Oscillationspunkt  tiefer  als  der  Schwerpunkt  des 
Systems  liegt 

Wir  wollen  nun  einmal  den  Oscillationspunkt  Sl  zum  Aufhän- 
gepunkte machen  und  dann  den  entsprechenden  Oscillationspunkt 
durch  &  bezeichnen.    Dann  ist  natürlich  ganz  eben  so  wie  vorher : 

wo  wieder  Sl&  >  SIS  ist. 


Fig.  1. 


Fig.  2. 


o 


Sl 


Sl 


-® 


Der  erste  Fall  ist  in  Fig.  1.,  der  zweite  Fall  ist  in  Fig.  2.  dargestellt. 
Nun  ist  im  ersten  Falle,  wobei  Fig.  1.  zu  vergleichen : 


aa=05+ÄS=os+^5^, 


80  ßrunert:    Ueöer  den  Vortrag  der  Lehre  van  däm 

also 


ne_  ^         OS.  Um 

Fuhrt  man  dies  in  die  obige ,    dem  zweiten  Falle  entsprecbe^de 
Gleichung 


^®=^«+7i^ 


ein  9  80  wird  dieselbe 

und  vergleicht   man   diese  Gleichung  mit   der   dem  ersten  Falle 
entsprechenden  Gleichung 


.. » . 


so  erhält  man  auf  der  Stelle  die  folgende  überaus  merkwürdige 
und  wichtige  Gleichung: 

OSlz=:SlC^. 

In  dieser  Gleichung  ist  der  folgende  Satz  enthalten: 

Wenn  man  in  einem  beliebigen  Massensysteme  den 
Aufhängepunkt  mit  dem  Oscillationspnnkte  vefwech« 
seit,  so  schwingt  in  beiden  Fällen  die  den  Aufbänge- 
punkt mit  dem  Schwerpunkte  verbindende  gerade  Linie 
auf  völlig  gleiche  Weise. 

Dieser  Satz  hat  bekanntlich  die  Veranlassung  zu  der  wichtigen 
Erfindung  des  Reversions -Pendels  gegeben. 

§.  4. 

Bei  der  Bestimmung  der  Momente  der  Trägheit  ist  uns  die 
Summe  der  Reihe 

P,  3«,  5«,  7«, ....,  (2w— 1)2 

nöthig,   die  wir  daher  jetzt  in  der  Kürze  entwickeln  wollen. 
Es   ist 

12+2a+32+4«+5«+....  +  (2n)a 
=:12  +  3a  +  6a4. 72+.. ..^.  (2^—1)2  +  22  +  43  +  6« +8«  +  ....  + (2n)« 
=12  +  32  +  52+7*+.^. +  (2n-l)«  +  4(l«+2«+3»+42+....  +  n2) 


AI 


pk99hcken  FeMel  und  v&n  den  Momenien  der  TräffheiU        81 

oder 

und  daher   nacb  der  allgemein  bekannten  Formel   für  die  Summe 
der  Quadrate  der  iiatürlichen  Zahlen: 

124.32^5a^.724._^.(2„  — 1)2 

2n(2n+])(4ii+l)      .  yt(n+l)(2n+l)      n(2ii+l)(4«  +  l— 2n— 2) 
=  6  ~    •  6  ~  3 

also  0 


§.5. 

Trägheitsmoment  einer  geraden  Linie  in  Bezug 
auf  einen  in  ihr  oder  In  ihrer  Verlängerung  nach  der 
ei  nenoder  nach  der  an  deren  Seit  eh  in  liegenden  Punkt  *). 

Die  gerade  Linie  sei  AB^  der  in  Ihr  oder  in  einer  ihrer  Ver- 
längerungen liegende  Punkt ,  in  Bezug  auf  welchen  das  Trägheits- 
moment bestimmt  werden  soll»   sei  O. 

ErsterFall. 

Der  Punkt  O  liege  in  der  Verlängerung  der  geraden  Linie  AB 
über  den  Punkt  A  hinaus: 


O  A  B 

Man  theile  die  gerade  Linie  AB  in  n  gleiche  Theile  und  bezeichne 
jeden  dieser  Theile  durch  i;   auch  setze  man  der  Kürze  wegen 

OA  =  a,    OB  =  b. 

Ist  nun  T  das  gesuchte  Trägheitsmoment  der  Linie  AB  in  Be- 
zug auf  den  Punkt  O,  und  bezeichnet  hier  und  im  Folgenden 
immer  ö  die  Dichtigkeit  der  Materie,  aus  welcher  der  Körper, 
dessen  Trägheitsmoment  gesucht  wird,  bestehend  gedacht  wird> 
80  ist  offenbar  T  die  Gränze,    welcher 


*)  Eigentlich  in  Bezug  auf  eine  in  diesem  Punkte  auf  der  geraden 
Linie  «enkredht  stellende  Axe.  Diese  Bemerkung  hat  oian  auch  iui 
Folgenden  zu  beachten. 


33  Grüner i:    üeöer  den  Vortrag  der  Lehre  wm  dem 


sich  nähert,    wenn  man  n  in*s  Unendliche  wachsen  iässt,    wobei    ! 
man  sich  zu  erinnern  hat,  dass  immer  die  Masse  gleich  dem  Pro- 
ducte  der  Dichtigkeit  und  des  Volumens  ist.    Vorstehende  Grosse,    j 
deren  Gränze  für  in's  Unendliche  wachsende  n  gesucht  wird,   ist    ] 
aber,  wie  man  leicht  findet: 

da^.ni  f^a{l  +  3  +  5  +  7+....  +  (2«— 1)}*« 
=  öa-.ni  +  öa.n^i^  +  d.'!^^^^^^ 

und  nimmt  man  nun,  indem  n  sich  dem  Unendlichen,   also  t  sich 
der  Null  nähert,  die  Gränze,  so  erhält  man  auf  der  Stelle: 

oder 

r=5(6— tf){a«+a(6-ö)  +  U*  — «)*U 
also,   wie  man  sogleich  findet: 

T=J«(6~a)(a«+a6  +  A«), 

oder 

T=i5(6»-a8). 

Zweiter    Fall. 

Der  Punkt  O  liege  in  der  Verlängerung  der   geraden  Linie 
AB  über  den  Punkt  B  hinaus: 


A  B  O 

Setzt  man  wieder 

OA  —  a,    OB  =  b 

und  bezeichnet  das  Trägheitsmoment  der  geraden  Linie  AB  in 
Bezug  auf  den  Punkt  O  auch  wieder  durch  T,  so  erhält  man  gans 
wie  Torber: 


pkn^^^  Pendel  und  tan  den  Momenten  der  TrägkeiL        33 

oder 

r=l^(a3— 68). 

Dritter    Fall. 
Der  Punkt  O  liege  in  der  geraden  Linie  AB  selbst: 


'  A  O 

Auch  jetzt  setze  man 

OA  =  a,     OB=zb 

und  bezeicline  das  Trägheitsmoment  der  Linie  AB  io  Bezug  auf 
den  Punkt  O  durch  T.  Bezeichnen  wir  nun  ferner  die  Trägheits- 
momente von  OA  und  OB  in  Bezug  auf  den  Punkt  O  respective 
durch  C  und  S';   so  ist  offenbar: 

und  nach  dem  Ersten  Falle  ist^  wenn  man  Vort  a  =  0,  6=sa 
ond  a=0,   6  =  6  setzt: 

Also   ist  nach   dem   Vorhergehenden 

r=J^(a3  +  63), 
oder 

T:=id(a  +  6)(a^-a6  +  ö% 

Bezeichnet  man  die  Lange  der  geraden  Linie  AB  durch  /  und 
betrachtet  in  den  beiden  ersten  Fällen,  d.  h.  wenn  O  in  einer  der 
beiden  Verlängerungen  der  geraden  Linie  AB  über  ihre  Endpunkte 
hinaus  liegte  a  und  6  beide  als  positiv  oder  beide  als  negativ^  in 
dem  dritten  Falle  dagegen,  wenn  O  in  der  geraden  Linie  AB  selbst 
liegt,  die  eine  der  beiden  Grossen  a  und  6  als  positiv,  die  andere 
als  negativ;   so  ist  nach  dem  Vorhergehenden  ganz  allgemein: 

T=zlöl(a^  +  ab  +  ö% 

§.  6« 

Trägheitsmoment   einer    geraden    Linie   in   Bezug  auf 

eine  ihr   parallele   Axe. 

Man  theiie  die  gegebene  gerade  Linie,  deren  Länge  wir  durch  /, 

Theil  XXIV.  3 


84  Gruneri:    Ueöer  den  Vortrag  der  F^hre  van  dem 

ihre  Entfernung  von  der  gegebenen  Axe  durch  a  bezeichnen  wol- 
len,  in  n  gleiche  Theile,  deren  jeder  i  sein  mag;  so  ist  das  gesuchte 
Trägheitsmoment  T  offenbar  die  Gränze,  welcher  dna^i=öa!^*ni 
sich  nähert,  wenn  n  in's  Unendliche  wächst.  Weil  nun  aber  ni^sl 
ist,   so  ist  offenbar 

T=öla^. 


§.  7. 

Trägheitsmoment    einer   geraden   Linie   in   Bezug  auf 

einen   beliebigen    Punkt* 

Durch  den  gegebenen  Punkt,  den  wir  durch  O  bezeichnen 
wollen,  lege  man  zwei  Axen,  von  denen  die  eine  auf  der  gege* 
benen  geraden  Linie  senkrecht  steht,  die  andere  ihr  parallel  ist. 
Sind  nun  die  Trägheitsmomente  der  gegebenen  geraden  Linie  io 
Bezug  auf  diese  beiden  x\xen  respective  (T  und  (T',  und  wird  das 
gesuchte  Trägheitsmoment  der  gegebenen  geraden  Linie  in  Bezug 
auf  den  Punkt  O^durch  T  bezeichnet,  so  ergiebt  sich  mit  Hülfe 
des  pythagoräischen  Lehrsatzes  auf  der  Stelle  die  Gleichung: 

Bezeichnen  wir  aber  die  Länge  der  gegebenen  geraden  Linie  durch 
/,  die  gehurig  als  positiv  oder  negativ  betrachteten  Entfernungen 
ihrer  Endpunkte  von  der  auf  ihr  senkrecht  stehenden  Axe  durch 
a  und  ß,  und  ihre  Entfernung  von  der  ihr  parallelen  Axe  durch 
a;  so  ist  nach  §.  5. 

il=löl(a^+aß  +  ß^), 
und  nach  §.  6.  ist 

Also  ist  nach  dem   Vorhergehenden: 

§.  8. 

Trägheitsmoment  eines  Rechtecks  in  Bezug  auf  eine 
in  seiner  Ebene  liegende  und  einer  seiner  Seiten  pa- 
rallele Axe. 

Zw^i  zusammenstossende  Seiten  des  Rechtecks  seien  a  und  6, 


pk9H$ckeH  Pendel  und  Ptm  den  Momenien  der  TNt^keii.         85 

Hnd  die  Axe,  io  Bezog  auf  welche  das  TrSgheifsmoment  des 
Rechtecks  bestimint  werden  soll,  sei  der  Seite  a  parallel. 

Man  theile  die  Seite  a  in  m  gleiche  Theile,  deren  jeder  t  sein 
mag,  so  dass  a==mi  ist,  trage  einen  dieser  Theile  auf  6  so  oft 
auf,  als  es  angeht,  und  ausserdem  noch  ein  Mal,  so  dass 

ist,  und  ziehe  durch  alle  auf  diese  Weise  auf  den  Seiten  a  und  b 
erhaltene  Theilpunkte  Parallelen  mit  den  Seiten  des  Rechtecks, 
80  erhält  man  ein  Netz  von  Quadraten,  welche  alle  die  Seite  i 
haben.  Von  den  Mittelpunkten  aller  dieser  Quadrate  falle  man 
auf  die  Axe  Perpendikel  und  bezeichne  die  Summen  der  Quadrate 
dieser  Perpendikel  für  jede  der  m  auf  der  Axe  senkrecht  stehen« 
I  den  Schichten  von  n  und  ft-|-  1  dieser  Quadrate  mit  der  gemein« 
sehaftlichen  Seite  t  respective  durch  S  und  S' ,  das  gesuchte 
Trägheitsmoment  des  Rechtecks  in  Bezug  auf  die  angenommene, 
der  Seite  a  parallele  Axe  aber  durch  T.  Dann  ist  offenbar  T  die 
Gränze,  welcher 

imSi^  oder  imS'P, 
d.  i. 

dSi.mi  oder  ^S'i.mi 

sich  nähert,  wenn  m  in's  Unendliche  wächst.  Weil  nun  aber 
miz=ia  ist,  und  die  Gränze,  welcher  öSi  oder  6S'i  sich  nähert, 
wenn  m  in's  Unendliche  wächst,  offenbar  das  Trägheitsmoment 
der  Seite  h  des  Rechtecks  in  Bezug  auf  die  angenommene  Axe 
ist;  so  ist  nach  dem  Vorhergehenden,  wenn  wir  das  letztere  Träg- 
heitsmoment durch  (T  bezeichnen. 

Bezeichnen  wir  nun  die  gehörig  als  positiv  und  negativ  betrach- 
teten Entfernungen  der  Seite  a  und  der  ihr  parallelen  Seite  des 
Rechtecks  von  der  angenommenen  Axe  respective  durch  a  und  ßp 
so  ist  nach  §.  5. 

also  nach  dem  Obigen : 

§.  9. 

Trägheitsmoment  eines  Rechtecks  in  Bezug  auf  einen 
beliebigen    Punkt  in    seiner  Ebene. 

Die  beiden  zusammenstossenden  Seiten  des  gegebenen  Recht« 

8* 


38  Grüner t:    Ueöer  den  Vortrag  der  Lehre  von  dem 

ecks  seien  a  und  b,  und  O  sei  der  Punkt  in  seiner  Ebene,  in 
Bezug  auf  welchen  das  Trägheitsmoment  T  des  Rechtecks  be- 
stimmt werden  soll.  Legt  man  nun  durch  den  Punkt  O  zwei  den 
Seiten  a  und  b  des  Rechtecks  parallele  Axen ,  und  bezeichnet  die 
Trägheitsmomente  des  Rechtecks  in  Bezug  auf  diese  beiden  Axen 
respective  durch  S  und  ^'  \  so  ist,  wie  mittelst  des  pythagoräischen 
Lehrsatzes  auf  der  Stelle  erhellet: 

Bezeichnen  wir  die  gehörig  als  positiv  oder  als  negativ  betrach- 
teten Entfernungen  der  Seite  a  und  der  ihr  parallelen  Seite  des 
Rechtecks  von  der  mit  der  Seite  ci  parallelen  Axe  durch  u  und  j9, 
die  gehörig  als  positiv  oder  als  negativ  betrachteten  Entfernungen 
der  Seite  b  und  der  ihr  parallelen  Seite  des  Rechtecks  von  der 
mit  der  Seite  b  parallelen  Axe  durch  c^j  und  ^^ ;  so  ist  nach  §.  8. 

also  nach  dem  Obigen : 


§.  10. 

Trägheitsmoment    einer     beliebigen    ebenen  Figur    in 
Bezug  auf  einen  Punkt  in  ihrer  Ebene. 

Wir  wollen  zuerst  wieder  das  im  vorhergehenden  Paragraphen 
betrachtete  Rechteck,  unter  Beibehaltung  aller  dort  gebrauchten 
Bezeichnungen,  in's  Auge  fassen.  Bezeichnen  wir  das  Trägheits- 
moment irgend  einer  in  diesem  Rechtecke  mit  der  Seite  b  parallel 
gezogenen  Linie,  deren  gehörig  als  positiv  oder  als  negativ  be- 
trachtete Entfernung  von' der  durch  den  Punkt  O  mit  der  Seite  6 
parallel  gezogenen  Axe  im  Allgemeinen  durch  x  bezeichnet  wer- 
den soll,  in  Bezug  auf  den  Punkt  O  durch  Tx\  so  ist  nach  §.  7. 

Integrirt  man  nun   das  Differential 

zwischen  den  Gränzen  u^  und  jS^,    wobei  aj  <  j?|   sein  soll,    so 
erhSIt  man: 


pkp^icken  Pendei  und  von  den  Momenten  der  TrOffkeii.        37 

*  =J*6IA»-«iH(«»  +  «iS+/S')(ft-«,)l. 

oder,   wie  man  sogleich   findet: 

«i 
also ,   weil  offenbar  allgemein  ßx  —  «i  =  a  ist : 

y* ^'  Tiöx=z\dab{a*-\-itß  +  ^ +«,«  +  «,ft  +  ft»). 
Daher  ist  nach  dem  vorhergehenden  Paragraphen; 


=  r^'TJda;. 


T 

a 


Nach  der  Theorie  der  bestimmten  Integrale  ist  aber^  wenn 

gesetzt  wird,  wo  n  eine  positive  ganze  Zahl  bezeichnet,    fär  in 's 
Unendliche  wachsende  n: 

f^    TJdx=\Am.i{Ta.-\rTa,M-\r  ^«,+2,+  ....  +  Ta,^rni)\ 

also  ist  auch  (vir  in's  Unendliche  wachsende  n: 

Haben  wir  nun  eine  beliebige  ebene  Figur,  deren  Trägheits- 
moment T  in  Bezug  auf  einen  in  ihrer  Ebene  liegenden  Punkt  O 
bestimmt  werden  soll,  so  bezeichne  man  das  Trägheitsmoment 
einer  beliebigen  Sehne  oder  Chorde  dieser  Figur,  deren  gehörig 
als  positiv  oder  als  negativ  betrachtete  Entfernung  von  dem  Punkte 
0  im  Allgemeinen  durch  x  bezeichnet  werden  soll,  in  Bezug  auf 
den  Punkt  O  durch  Tx*  Sind  dann  die  gehörig  als  positiv  oder 
als  negativ  betrachteten  Entfernungen  der  beiden  äussersten  Chor- 
den der  Figur,  welche  der  vorhergehenden  parallel  sind,  von  dem 
gegebenen  Punkte  a  und  h,  wo  a<6  sein  soll;  so  erhellet  aus 
dem  Vorhergehenden  und  aus  der  Theorie  der  bestimmten  Inte- 
grale mittelst  einer  einfachen  Betrachtung  sogleich,  dass,  wenn  man 


38  Grüner t:    üeöer  den  Vortrag  der  Lehre  pon  dem 

b—  a 
=  t 

n 

setzt,   fQr  in's  Unendlich  wachsende  n  * 

t 

also  nach  einem  bekannten  Satze  von  den  bestimmten  Integralen    •. 


-/ 


b 

Ttdx 


Ist. 


§.  11. 


Trägheitsmoment  eines  Kreises  in  Bezug   auf  seineo 

Mittelpunkt. 
• 
Der  Halbmesser  des  gegebenen  Kreises  sei  r;  die  gehurig  als 
positiv  oder  als  negativ  betrachtete  Entfernung  einer  seiner  Seh- 
nen von  dem  Mittelpunkte  sei  im  Allgemeinen  x\  dann  wird  nach 
§.  7.  das  Trägheitsmoment  dieser  Sehne  in  Bezug  auf  den  Mittel- 
punkt, welches  wir  wie  im  vorhergehenden  Paragraphen  durch  Tx 
bezeichnen  wollen,   durch  die  folgende  Formel  bestimmt: 

oder  kürzer: 

also 

Tx  =  §^  (r»  +  2:r2)  Vi^äHT«. 

Bezeichnet  nun  T  das  gesuchte  Trägheitsmoment  des  gegebenen 
Kreises  in  Bezug  auf  seinen  Mittelpunkt,  so  ist  nach  dem  vorher- 
gehenden  Paragraphen: 

r  =  /* "*"'^  Txdx=z\^r ^\r'^-\-'lx'^)dx  Vr«^^. 

—I*  — r 

Nun  Ist  aber: 
/(r«  +  2a:«)  dx  Vr«-a;« =T^Sdx  Vr^^^^  +  Ifx'^dx  Vr«-a:«, 

und  mittelst  einer  bekannten  Reductionsformel  der  Infegralrecb» 
Dung  erhält  man  leicht  t 


pk99i9ckm  Fenä€i  fmd  mm  den  Mamenum  der  TtäpMi.       99 

also  ist  nach  dem  Vorhergehenden: 
TForaas  sich  sogleich 


— r  — r 

ergiebt.     Daher  ist  nach  dem  Obigen: 


«• 


— r 


Bezeichnen  wir  nun  den  Flächeninhalt  unser«  Kreises  durch  F, 
so  ist  nach  der  Lehre  von  der  Quadratur  der  Curven   bekanntlich 


iF=/+'a.V^3F>; 


— r 

also 

ond  da  nun  F=i^9C  ist,  so  ist 

*    was  sich  auch  elementar  beweisen  ISsst  *). 

§12. 

Trägheitsmoment  eines  rechtwinkligen  Parallelepipeds 

in  Bezug  auf  eine  seiner  Kanten. 

Die  drei  in  einer  Ecke  zusammenstossenden  Kanten  eines 
rechtwinkligen  Parallelepipeds  seien  a,  b,  c,  und  e  sei  die  Kante, 
in  Bezug  auf  welche  das  Trägheitsmoment  des  Parallelepipeds 
bestimmt  werden  soll.  Die  auf  der  Kante  c  senkrecht  stehenden 
Schnitte  des  Parallelepipeds  sind  Rechtecke  mit  den  Seiten  a,  b. 
Das  Trägheitsmoment  eines  jeden  dieser  Rechtecke  in  Bezug  auf 
die  Kante  c  ist  nach  $.  9.  offenbar: 


*)  M.  1.  mein  Lehrbach  derPiiysik  mit  vorzu  gl  icher  Rdck- 
licht  auf  mathematische  Begründung.  Thl.l.  Leipx.  18M.  S.IOO. 


40  Grüner t:    üeöer  den  Vortrag  der  Lehre  von  äem 

wobei  man  zu  beachten  hat,    dass  im  vorliegenden  Falle  eine  der -3 
Grössen  a,  ß  in  §.  9.  b  und  die  andere  0,  eine  der  Grossen  oti,  /^ 
in  §.  9.  a  und  die  andere  0  ist.     Bezeichnen  wir  nun  das  gesuchte  l 
Trägheitsmoment  des  Parallelepipeds  in  Bezug  auf  die  Kante  c  f 
durch   T,  so  ist  offenbar  '  ;^ 

r= /*  "^  \dab{a^  +  b^)da:  =  idab(a^  +  b^)r  ""dxy  ^ 

0  0 

also  '• 

T=zidabc(a^  +  b% 

(' 

Die  Trägheitsmomente  des  Parallelepipeds  in  Bezug  auf  die  Kan- 


ten a,  b,  c  sind  also  respective: 

{dabcib^+c^),    löabc(c^  +  a^,    idabc(a^+b^. 


\ 


Bezeichnen  wir  die  Masse  des  Parallelepipeds  durch  ilf ,  so  ist    j 
3§=6abc,  und  die  drei  vorstehenden  Trägheitsmomente  sind  also 
auch : 


§.  13. 

Trägheitsmoment    eines   geraden   Cylinders   in  Bezug 
auf  einen   Durchmesser    einer    seinen    beiden    Grund- 
flächen. 

Der  Halbmesser  der  Grundfläche  und  die  Hube  des  gegebe- 
nen Cylinders  seien  respective  r  und  h.  Die  auf  dem  Durchmes- 
ser der  Grundfläche,  für  welchen  das  Trägheitsmoment  gesucht 
wird,  senkrecht  stehenden  Schnitte  des  Cylinders  sind  Rechtecke. 
Fp'r  das  Rechteck,  welches  die  Entfernung  a  vom  Mittelpunkte 
der  Grundfläche  hat,  ist  nach  §.  9.  das  Trägheitsmoment  in  Be- 
zug auf  die  angenommene  Axe: 

oder,  wie  man  leicht  findet: 

Folglich  ist,   wenn  T  das  gesuchte  Trägheitsmoment  des  Cylin- 
ders bezeichnet: 


pkifsUeAem.  Pendel  und  von  den  Momenten  der  Trägkeit.        41 

o 

Naeh  S.  11.  ist 
folglich 


O  Ü 


X^, 


folglich  nach  dem  Obigen  offenbar: 

o 

Bezeichnen  wir   aber  den    Inhalt  der  Grundfläche  'des  Cylinders 
durch  Fy  so  ist  nach  der  Lehre  von  der  Quadratur  der  Curveo: 


F=4/*'^8a;V^ra— a:*. 


also  nach  dem  Obigen: 

oder,  weil  F=r%  ist: 

Bezeichnet  M  die  Masse  des  Cylinders,  so  ist 
also 

§.  14. 

Trägheitsmoment   eines   Ku^elsegments   in    Bezug   auf 

seine   Hohe. 

Die  auf  der  Axe  der  Momente  senkrechten  Schnitte  des  Ku- 
gelsegments sind  Kreise.  Das  Trägheitsmoment  eines  dieser  Kreise» 
dessen  Halbmesser  q  sein  mag,  in  Bezug  auf  die  angenommene 
Axe  ist  nach  §.11. 


49  Srunert:    Veöer  den  Vortrag  der  Lehre  v&n  dem 

Ist  nun  X  die  Entfernung  dieses  Kreises  von  der  Grundfläche  des 
Segments,  h  dessen  Hohe«  und  r  der  Halbmesser  der  Kugel,  von 
welcher  das  Segment  ein  Theil  ist,  so  ist  nach  einem  bekannten 
Satze  vom  Kreise  offenbar 


^=  V  (h—x)  (2r— (A— a:)), 

und  folglich,  wenn  das  gesuchte  Trägheitsmoment  des  Kugelsey- 
ments  durch  T  bezeichnet  wird,  nach  dem  Obigen: 

o 

also 

o 

Die  Entwickelung  dieses  Integrals  eines  ganzen  rationalen  alge- 
braischen Differentials  hat  nicht  die  mindeste  Schwierigkeit,  und 
man  erhält  nach  leichter  Rechnung: 

T=  \^h^%  (%r^ — Ar  +  \h% 

Das  Volumen  des  Kugelsegments  ist  bekanntlich 

ni    \V{h—x)(^r-h-\-x)\^dx  =  nj      {h--x){2r-'h-\-x)dx, 

also,  wie  man  leicht  findet: 

l7rÄ2(3r-Ä). 
Bezeichnet  also  M  die  Masse  des  Kugelsegments,  so  ist 

ilf=J(y7rÄ«(3r— Ä), 
also 

und  folglich  nach  dem  Obigen: 

^     A(20r^-15Ar+3A«),, 
^—  10(3r— Ä)  ^• 

Für  die  ganze  Kugel  ist  A=2r,  also,  wie  man  leicht  findet: 


Ol 


pä99i$€k9H  Fendei  und  van  den  Momenten  der  TrdpkHL 


43 


S.  15. 

TrägheitsmoiiieDt  eines  Ellipsoids   in   Bezug    auf  eine 

seiner  Axeo. 


Die  Gleichung  des  Ellipsoids  sei 

©*+(l)'+(0"=>- 


i. 


und  das  Trägheitsmoment  werde  in  Bezug  auf  die  Axe  der  z  gesucht. 

Wir  betrachten  einen  auf  der  Axe  der  z  senkrecht  stehenden 
Schnitt  des  Ellipsoids ,  dessen  gehörig  als  positiv  oder  als  nega- 
tiv betrachtete  Entfernung  vom  Anfange  der  Coordinaten  z  sei* 

In  diesem  Schnitt  betrachten  wir  ferner  eine  auf  der  Ebene 
der  xz  senkrecht  stehende  Sehne  desselben,  deren  Entfernung 
von  der  Ebene  der  yz  wir  durch  x  bezeichnen  wollen ,  so  ist  nach 
§•  7.  das  Trägheitsmoment  dieser  Sehne  in  Bezug  auf  die  Axe 
der  2,   wie  leicht  erhellen  wird: 


^ V '-(f)"-(-c)"  ^^  + !" 


-\^-©'-er 

L+-©"-(0"  J 


oder  kurzer: 


..»vr,-(0--(D-j^,.,.,.-(ff-(y,j 
='»  V"'-(f)'-G)'  1  >*•(■  -  (0*) + c  -  &^  i  • 

Also  ist  das  Trägheitsmoment  des  Schnitts: 


44  Grüner t:    (Jeder  den  Vortrag  der  Lehre  vm  dem 

Nun  ist  nach  einer  bekannten  Reductionsformei  der  Integral- 
rechnung : 


/^v'-ey-G)' 


+i,.„-e)-,A.V'-e)'-a)"- 


also  offenbar: 


und  weil  nun 

ist,  so  ist  das  obige  TrägheitsroomeDt : 


Bringt  man  aber  das  Integral 

* 

auf  die  Form  ^ 


/.; 


physischen  Pendel  und  van  den  Momenten  der  Trägheit.        45 
so  erhellet  aus  §.  11!  auf  der  Stelle >  dass  der  Werth  dieses  Integrals 

und  dass  also  das  obige  Trägheitsmoment 

ist. 

Bezeichnen   wir  jetzt  endlich  das  gesuchte  Trägheitsmoment 
des  EUipsoids  durch  Ty  so  ist  offenbar 

r=  \8nab  (a«  +  A«)  /*  ^^  1  -  0 V  ]^dz. 

—c 

Aber 

ll^(.)  I^8z=y  (l-_  +  -,)&=2-3^+5^. 


also 


/+c  /z\»  2        1         16 

tl-(-))«&  =  2(c-3C  +  -5c)  =  j5c; 


— C 


folglich  nach   dem  Obigen: 

T=^  daöc (a2  +  b^) n. 

Die  Trägheitsmomente  des  EUipsoids  in  Bezug  auf  die  Axen 
der  Xf  y,  z  sind  also  respective: 

4 

^dabc{c^^a^)n, 

4 

jg^aöc(aa  +  ö2)jr. 

Wir  wollen  noch  den  Inhalt  des  EUipsoids  suchen.     Der  In- 
halt des  Schnitts  ist: 

-V-o 


46  Gruneri:    lieber  dm  Vortrag  der  Lehre  von  dem 

aUo  Dach  dem  Obigen: 

Folglich  ist  der   Inhalt  des  Ellipsoids: 


—c 


und  weil  nun 


also 


/ 

— c 


(l--s)8^  =  2(l-^)c=«c 


4 
ist,  so  ist  izabcn  der  Inhalt  des  Ellipsoids.     Bezeichnet  folglich 

M  die  Masse  des  Ellipsoids,   so  ist 

4 

also  sind  die  drei  Trägheitsmomente: 

Die  Art  und  Weise,  wie  ich  in  diesem  und  in  einigen  der 
vorhergehenden  Paragraphen  die  mehrfachen  Integrationen  ausge- 
führt habe,  scheint  mir,  wenigstens  für  Anfanger,  einige  Vorzüge 
vor  der  gewöhnlichen  Verfahrungsweise  zu  haben,  weil  sie* den 
betreffenden  Gegenstand  gewissermassen  Schritt  für  Schritt  ver- 
folgt, und  daher  an  Anschaulichkeit  gewinnt. 


§.  16. 

Wir  wollen  uns  jetzt  ein  Pendel  denken,  welches  aus  einer 
cylindrischen  Stange  und  einer  daran  befindlichen  Linse  besteht, 
und  wollen  die  Länge  des  einfachen  Pendels  bestimmen,  welches 
seine  Schwingungen  in  gleicher  Weise  wie  das  in  Rede  stehende 
physische  Pendel  vollendet,  vorausgesetzt,  dass  die  Drehungsaxe 
oder  die  Schwingungsaxe  der  mit  der  grüssten  Dicke  der  Liose, 
welche  wir  im  Folgenden  die  Axe  der  Linse  nennen  wollen,  pa- 
rallele Durchmesser  der  Stange  an  ihrem  anderen  Ende  ist 


pk99iiek€m  Ptmdei  mmi  vom  den  Mmnenien  der  TräpkeiL        47 

Hiebe!  kommt  es  zuerst  und  vor  allen  Dingen  darauf  an,  das 
Trägheitsmoment  des  Pendels  in  Bezug  auf  die  Scbwingungsaxe 
zu  finden. 

Bezeichnen  wir  den  Halbmesser,  die  Länge  und  die  Hasse 
der  Pendelstange  respective  durch  p,  X,  ft;    so  ist  nach  §.  13. 

das  Trägheitsmoment  der  Pendelstange.  Das  Trägheitsmoment 
der  Linse  in  Bezug  auf  ihre  durch  ihren  Schwerpunkt  gehende 
Aze  ist  nach  §.  14.,  wenn  die  Dicke,  die  Breite,  die  Masse  der 
Linse  respective  durch  2a,  26,  m,  der  Halbmesser  der  Kugel, 
welcher  die  beiden  die  Linse  bildenden  Kugelsegmente  angehören, 
durch  r  bezeichnet  werden : 

q(20r^— 15ar+3fl^    m 
^'  10(3r— a)  2 

oder  « 

q(20r^— ISor+Sflg) 
10(3r-.a)         ^' 

Nach  der  Lehre  vom  Kreise  ist  aber 


.«        .^         X       .  «^+6* 

b^=:aC}r^a),   also  rr=i     J     ; 


2a 

folglich  das  vorstehende  Trägheitsmoment,  wenn  man  diesen  Aus- 
druck von  r  in  die  obige  Formel  einführt: 

q^-f5ag6^  +  106^ 
lü(a2  +  362)      ^• 

Weil  nun  X-\-b  die  Entfernung  des  Schwerpunkts  der  Linse  von 
der  Schwinguugsaxe  ist,  so  ist  nach  §.  2. 

das  Trägheitsmoment  der  Linse  in   Bezug  auf  die  Schwingnngs- 
axe.     Daher  ist  nun 

(lr+5^*)M'  +  t(^+^r+      10(a^f36^ — '^ 

das    Trägheitsmoment    des    ganzen    Pendels    in    Bezug    auf   die 
Schwingnngsaxe . 

Die  Entfernung  des  Schwerpunkts  des  ganzen  Pendels   von 
der  Scbwingungsaze  ist  nach  der  Lehre  vom  Schwerpunkte: 


48  Grüner t:    Ueber  deti  Vortrag  der  Lehre  von  dem 

ft  +  WI 

Folglich  ist  nach  §.  1.  die  gesuchte  Länge  des  einfachen  Pendels« 
welches  seine  Schwingungen  ganz  auf  dieselbe  Weise  wie  das 
physische  Pendel  vollendet: 

Bezeichnet  c5  das  Gewicht  der  Pendelstange ,  p  das  Gewicht 
der  Linse^  so  ist  die  gesuchte  Länge  des  einfachen  Pendels: 

Uö  +  (A  +  6Xp 

Wäre  die  Linse  so  dünn,  dass  man  näherungsweise  ihre  Dicke 
2a  als  verschwindend  betrachten  könnte,  so  würde  vorstehende 
Formel : 

4Aö  +  (A  +  6)/? 

Wäre  nun  auch  das  Gewicht  c3  der  Pendelstange  so  gering, 
dass  es  ohne  merklichen  Fehler  als  verschwindend  betrachtet 
werden  könnte,  so  würde  vorstehende  Formel: 

^  +  ^+3(1+6)' 

oder,   wenn  man  A  +  6=jL  setzt,  wo  L  die  Entfernung  des  Mit- 
telpunkts der  Linse  von  der  Schwiiigungsaxe  bezeichnet: 

^  +  31' 

welches  eine  bekannte  Näherungsformel  ist. 

Geht  die  Linse  in  eine  Kugel  mit  dem  Halbmesser  a  über, 
so  ist  im  Vorhergehenden  a  für  b  zu  setzen,  wodurch  wir  in 
diesem  Falle  für  die  Länge  des  einfachen  Pendels  den  folgenden 
Ausdruck  erhalten : 

Uö  +  (A  +  ö);> 

Wäre  die  Pendelstange  ein  rechtwinkliges  Parallelepiped,  ihre 
Länge  l  und  die  eine  darauf  senkrecht  stehende  Kante  2Ar,  die 
Schwingungsaxe  aber  eine  in  der  oberen  Grundfläche  der  Pendel- 
stange liegende,  auf  der  Kante  2A;  in  deren  Mitte  senkrecht  stehende 


pk9ii9eh€n  Pendei  und  von  den  Momenien  der  TrOgkeU.        4^ 

« 

Linie,  das  Gewicht  der  Pendelstange  q;  so  würde  man  nach  §.  12. 
im  Falle  einer  an  der  Pendelstauge  befestigten  Linse  für  die  Länge 
des  seine  Schwingungen  in  gleicher  Weise  vollendenden  einfachen 
Pendels  auf  ganz  ähnliche  Art  wie  vorher  den  folgenden  Aus- 
druck erhalten: 

iAö  +  (A  +  6)p 

Geht  aber  die  Linse  in  eine  Kugel  von  dem  Halbmesser  a 
ober,  so  muss  man  in  diesem  Ausdrucke  a  fut  ö  setzen,  wodurch 
sich  in  diesem  Falle  auf  ganz  ähnliche  Art  wie  vorher  der  Ausdruck 

i^o  +  (A  +  a)p 

dar  die  Länge  des  seine  Schwingungen  in  gleicher  Weise  vollen- 
denden einfachen  Pendels  ergiebt. 


§.  17. 

In  seinem  Traite  de  Geodesie  T.  11.  Paris.  1819.  p.  322. 
giebt  Puissant  eine  Formel  zur  Reduction  des  physischen  oder 
materiellen  Pendels  auf  das  einfache  Pendel,  welche  im  Wesent- 
lichen auch  ganz  mit  der  von  Biet  in  seinem  Traite  elemen- 
taire  d'Astronomie  physique.  T.  IIl.  p.  173.  gegebenen  For- 
mel übereinstimmt.  Diese  bemerkenswerthe  Formel,  für  welche 
Puissant  eine  genauere  Entwickelung  nicht  gegeben  hat,  will 
ich  nun  noch  entwickeln. 

Wir  wollen  annehmen,  dass  das  Pendel  überhaupt  aus  meh- 
reren materiellen  Theilen  bestehe,  deren  Schwerpunkte  sämmtlich 
in  einer  und  derselben,  auf  der  Schwingunijsaxe  senkrecht  stehen- 
den geraden  Linie  liegen.  Die  Gewichte  dieser  einzelnen  Theile 
des  Pendels  wollen  wir  durch 

bezeichnen;    die  Entfernungen   ihrer  Schwerpunkte  und  ihrer  Os- 
ciilafionspunkte  von  der  Schwingungsaxe  seien  respective: 

Qod 

-^1  f    -^2  »    -^3  9    -^4  5  •  •  •  •  5 

die  Trägheitsmomente   dieser  einzelnen  Theile  des  Pendels  seien 
respective 

Th«il  XXIV.  4 


7j,     Tj,     7j,     7^,....  I J«. 

Dmm  kAem  wir  uck  {.  L  die  fo^ndca 


ii 
.ii 


«i 


i 


^^i;]^'  ^-i;]^'  ^*-i^'  ^— ea*' '•  'h 


ri=L|yfiPi,   r«=I,y4P«,    Tjrril^^fjP,.    T4=l4j^P4.....      a 


1. 


MgL     Bezeichnen  irir  nun   <lie  Eoffernongen  des  SchwerpimUl 
«od  des  OsdIlalkmfKpankts  des  csanzen  Pendeb  Ton  der  Schwill 
gonf^xe  dorefa  L  und  ^  ond  sein  TrigbeitaneBent  durch  T» 
ist  nach  $•  L: 

. I 

^  -  iK^i  +i'* +p.  +P4 + -)  ■ 

Wdl  aber  ofeabar 

T=  T,  +  7i+  r,+  T^  +  ..... 
ab«  nach  dem  Vorhergehenden 

ood  Dach  der  Lehre  vom  Schtrerpankfe  offenbar 

L,P,+L^P^+L3P,+LtPt^.... 
^—        P, +Pa+P3  +  P4  +  .... 

Ittp  so  Ut  nach  dem  Obigen  offenbar: 

L,A,Pi+  Ljt  APj  +  L3 ^3 P3  +  L^A^P^  + ..  ■ 
'*—         LiP,+L.^Pi  +  L,P3  +  LiPt-^.... 

welche  Formel  man  leicht  auf  die, Form 

._    .       (A,  -  A^)LiPi  +  (At-A:^)  L^P^j-jAi-A^)  1^?^  +  .... 
^-^'  L,Pi  +  LaPa  +  L3P3  +  L4P4+  ....  • 

oder  auf  die  Form 

(A,  -  A^)^p  +  (A,-  A,)  ^ J  +  (A,  -  A,) ^^  + .... 

bringt. 

Das  von  Pulssant  und  Biot  betrachtete  Pendel  besteht  nun 
aus  drei  Theilen,   nämlich  aus  1)  einer  Kugel;   2)  einer  kleinen 


p/^nfseken  Pendei  tmd  mm  den  MometUen  der  TrOffkeii,        ISi 

Calotte;  3)  einem  Faden,  welcher  mittelst  der  Calotte  an  der 
Kogel  befestigt  ist.  Die  Gewichte  dieser  drei  Theile  sollen  im 
Obigen  der  Reihe  nach  P|,  P^,  P3  sein.  Der  Halbmesser  der 
Kugel  sei  p,  die  Entfernung  des  Schwerpunkts  der  Calotte  von 
dem  Mittelpunkte  der  Kugel  sei  ö  und  die  Langte  des  Fadens 
werde  durch  A  bezeichnet.  Die  Entfernung  des  I\]ittelpunkts  der 
Kugel  von  der  Schwingungsaxe,  nämlich  L^»  wird  $ich  immer 
messen  und  also  als  bekannt  annehmen  lassen;  dann  ist  offenbar 

Aj  =  J^i  —  Ä ,  lij  =3  iAr 

vnd  die  drei  Längen  L^  L2,  L^  sind  also  bekannt.  Nun  kommt 
es  noch  darauf  an,  uii,  ^,  y/3  zu  finden. 

Das  Trägheitsmoment  der  Kugel  in  ßezug  auf  die  durch  ihren 
Schwerpunkt  gebende*  der  Schwingungsaxe  parallele  Axe  ist 
nach  §.  14.  , 

also  ist  nach  §.  2.  das  Trägheitsmoment  der  Kugel  in  Bezug  auf 
die  Schwiogungsaxe ; 


iiod  folglieb  naeb  $.  1. 


also 


(Li^  +  iQ^Pi . 


2a 


Den  Oscillationspunkt  der  «ehr  kleinen  Calotte  lässt  Puis- 
sant  näherungsweise  mit  ihrem  Schwerpunkte  zusammenfallen, 
so  dass  also  A^=lIj,^^   und  folglich  nach  dem  Obigen 


Ä^^Lx — 5 


ist. 


Bezeichnet  nun  d  die  Dicke  des  Fadens ^    so  ist  nacb  §.  13. 
sein  Trägheitsmoment  in  Bezug  auf  die  Schwingungsaxe : 


und  folglich  nacb  §.  1 


^»= 


4* 


B3  Grüner S:  Vom  physisch.  Pendel  und  van  den  Mamemen  der  TrägheU. 
also 


^3  =  U  +  4.j. 


Weil  £3  =  «^  ^s^»  ®^  ^^^ 


oder^  wenn  man,  wie  Puissant  tbut,  wegen  der  DOnne  des  Fadens:  L 
d  als  verscbwindeod  betrachtet:  . 

Nun  hat  man  alle  Grossen,   weiche  nothig  sind 5   um  A  mit- 
telst der  Formel 


berechnen  zu  können.     Die  von  Biot  a.a.O.  der  Formel  gege^ 
bene  Gestalt  scheint  mir  eine  weniger  leichte  Rechnung  zu  gestatten. 


I. 


Sieezkowski:    Bemerkungen  über  Höhenmeaung  ete,         S^ 


IV. 

Bemerkangen  über  Hohenmessung  mit  dem  Barometer. 

Von 

Herrn  Professor  J.  K*  Sieezkowski 

an  der  Universität   zu  Krakau. 
(Aus  einem  Briefe  an  den  Herausgeber.) 


Im  Jahre  1838^  als  ich  noch  Adjunct  auf  der  hiesigen  Stern- 
warte war^  habe  ich  für  den  Professor  Zeus  ebner,  welcher  da- 
mals in  dem  Tatra-  und  Karpatben -Gebirge  wegen  geologischer 
Untersuchungen  verweilte  und  dabei  barometrische  Beobachtungen 
zum  Behufe  des  Nivellirens  dieses  Gebirges  anstellte,  die  correspon- 
direnden  Barometer-  und  Thermometer -Beobachtungen  gemacht. 
Weil  ich  alle  zwei  Stunden  täglich,  von  6  Uhr  früh  bis  10  Ühr 
Abends  inclusive,  den  Stand  des  Barometers  und  Thermometers 
aufzeichnete,  so  ist  es  mir  eingefallen,  ob  es  möglich  wäre  und 
in  wie  fern  richtig,  aus  solchen  Beobachtungen  den  Unterschied 
der  Erhebungen  zwei  bedeutend  entlegener  Orte  in  wenigen  Tagen 
zu  ermitteln.  In  dieser  Absicht  wandte  ich  mich  an  meinen  viel- 
geschätzten Freund  Baranowski,  jetzigen  Director  der  Stern- 
warte in  Warschau,  mit  der  Bitte,  er  wolle  die  correspondirenden 
Barometer-Beobachtungen  auch  alle  zwei  Stunden  täglich  anstellen. 
Als  er  dies  zugesagt  hatte,  fingen  wir  am  21.  August  an  und 
setzten  unsere  Beobachtungen  bis  zum  2.  September  inclusive  fort 
und  erhielten  jeder  an  J17  Aufzeichnungen.  Als  er  mir  die  sei- 
Digen  zuschickte,  habe  ich  sie  gleich  nach  der  Gauss 'sehen  Ta- 
fel der  Rechnung  unterzogen  und  ein  sehr  befriedigendes  Resul- 
tat erhalten,  aber  nachher  ganz  vergessen,  es  in  irgend  einem  Jour- 
nal zu  veröffentlichen ;  erst  vor  einem  Monate  ist  mir  wieder  dieses 
Resultat  durch  Zufall  in  die  Hände  gerathen,  und  weil  ich  schon, 
wie  ich  mich  zu  erinnern  weiss,  in  Ihrem  schätzbaren  Archiv  eine 
längere  Abhandlung  meteorologischen  Inhalts  angetroffen  habe,  sa 


54 


8tec%howshi:    Bemerkungen  über  Höhetunetsung 


trug  ich  kein  Bedenken,  Ihnen  diese  Kleinigkeit  zn  schicken. 
Finden  Sie  sie  Ihres  Archivs  werth,  so  gönnen  Sie  ihr  ein  Platz« 
chen  gutigst;  erachten  Sie  sie  aber  für  geringfügige  so  lassen 
Sie  sie  ausser  Acht  und  glauben  nicht,  mich  dadurch  beleidigl 
zu  haben. 

Hier  folgen  die  Mittel  der  durch  13  Tage  angestellten  Beob- 
achtungen,  sowie  die  aus  ihnen  erhaltenen  Resultate. 

Mittel  der  Barometer-  und  Thermometer-ßeobachtun 

gen  in  Krakau  und  in  Warschau  zum  ßehufe  des  Ermit 

telns  des  Höhenunterschiedes  dieser  zwei  Orte. 


Stunde 

^    K  r  a 

kau 

W  a  r  8 

c  h  a  u 

Höhenun- 
terschied 
in  Toisen 

Barometer 
bei  0«  R. 

Thermo- 
meter nach 
Reanmnr 

Barometer 
bei  Qo  R. 

Thermo- 
meter nach 
Reanmnr 

6  Vorm. 

328'"-455 

+  80-94 

331"'345 

+  90-70 

37-59 

8 

512 

1096 

429 

11-38 

3812 

10 

575 

13-21 

543 

1333 

39-21 

12 

541 

14-50 

551 

15-30 

40-12 

2Nachm. 

542 

14-72 

445 

15-32 

38-72 

4 

435 

14-97 

511 

um 

4101 

6 

482 

13-96 

580 

1373 

4103 

8 

645 

11-82 

687 

1180 

39-84 

10 

666 

1033 

728 

1081 

4000 

Mittel 

32ö'"-Ö39 

\  12-60 

331'"  536 

+  12-8« 

3952 

Aus  eilfjfihngen  Beobachtungen  1826 — 1836  fand  ich  vormals  dei 
Barometer-   und  Thermoiueterstand 

in  Krakau      3-29'"-381  bei  0<>  R.,  äusseres  Thermom.  +70-459  R., 
in  Warschau  33-2'"-489    „    „    „  „  „  +60-075  R., 


und  erhielt  daraus  den  Unterschied  der  Erhebungen  =238  6*paris 
Fuss^  also  nur  1*6  Fuss  anders  als  aus  13tägigen  Beobachtungen. 

Aus  der  obigen  Tafel,  in  welcher  für  die  einzelnen  Stundet 
die  Höhenunterschiede  berechnet  vorkommen,  kann  man  leich 
eB^nehmen :  1)  Dass  die  Beobachtungen  in  den  Vormittagsstuo 
den  überhaupt  einen  zu  grossen,  und  die  in  den  Nachuiittagsstun 
den  eioeft  zu  kleinen  Unterschied  der  Erhebungen  geben.    2)  Uasi 


M/  dem  Barometer.  Q5 

mn  10  Dbr  früh  und  8  Uhr  Abends  gemachten  Beobacbtim- 
geo  denseliieii  Unterschied  am  nächsten  geben  ^  und  zwar  die  erste 
gibt  den  Unterschied  bloss  um  -(-O-Sl  und  die  zweite  um  —0*32 
Tom  Mittel  abweichend,  so  dass  das  Mittel  dieser  zwei  Stunden 
genau  dem  allgemeinen  Mittel  gleich  kommt.  3)  Dass  man  sich 
auf  die  Beobachtungen  um  6  Uhr  Vor-  und  Nachmittags  am  wenig- 
sten verlassen  kann,  indem  das  Resultat  der  ersten  sich  vom  End- 
resultate um  + 1'93  und  das  der  zweiten  um  — 1'51  Tuise  unter- 
scheid et; 

Sollte  sich  also  mein  Versuch  bestätigen,  so  könnte  man,  da 
Warschau  40  Meilen  von  Krakau  entlegen  ist,  auf  diesem  Wege 
in  wenigen  Tagen  aus  zwei  täglichen  um  10  Uhr  Vor-  und  8  Uhr 
Nachmittags  gemachten  Beobachtungen  eben  so  gut.  als  aus  viel- 
jährigen Beobachtungen  den  Höhenunterschied  zweier  bedeutend 
entlegener  Orte  ermitteln. 


V. 

Eigenthümliche  Ableitung  der  Formeln  der  sphärischen 

Trigonometrie. 

Von 

Herrn  Doctor   Oskar   fVerner, 

Lehrer  der  Mathematik  in  Dresden. 


Die  Seiten  eines  ebenen  Dreieckes  seien  p,  q,  r  und  die  die- 
sen Seiten  gegenüberstehenden  Winkel  P,  Q,  li,  die  180  Grad 
nicht  übersteigenden  Seiten  eines  sphärischen  Dreieckes  dagegen 
a,  b,  c  und  deren  Gegenwinkel  A,  B,  C.  Diese  beiden  Drei- 
ecke mögen  in  einem  solchen  Zusammenhange  unter  einander 
stehen,   dass 


> 

56  Oskar  Werner:    EigenthümUche  Ableitung  \ 

\ 

»=        ^a. COS 26,    q=.    .    \a.sm\b  und  r=        Je 
'^      cos^  ^   *    ^      sin  ^  cos 

ist,  wobei  sich  die  oberen  und  unteren  Zeichen  auf  einander  he-  ■.\ 
ziehen  sollen. 

Ueber  die  Möglichkeit  der  Construction  eines  solchen  ebenen  i 
Dreiecks  entscheiden  die  Determinationen  j 

p^rq>Ty    />  +  r>^  und  ^  +  r>^, 

welche  vermöge  des    Obigen  für   beiderlei  Zeichen   ohne   grosse  < 
Rechnung  in  folgende: 

a+6>c,    a  +  c>6  und  6  +  c>a  ^ 

übergehen^    worin   der    Satz    enthalten   ist:     Die  Summe  zweier   [ 
Seiten  eines  sphärischen  Dreieckes  ist  grösser  als  die  dritte.  \ 

Indem  wir  die  Grundformel  der  sphärischen  Trigonometrie: 
(1)  cosc=:cosa.cos6-|-sina.sin6.cosC  \ 

^  betan.  ......e.ze„.   „»».„  „i,   an.  j.J..  ™™rf.„™.    d,.   i 

gebräuchlichsten  Formeln  des  sphärischen  Dreieckes  mit  Hülfe  des    n 
obigen  ebenen  Dreieckes  abzuleiten.  s 

Bekanntlich  ist 

r^  z=ip^  -{-  q^^  2pq .  cos  R 
oder 

sin  j  «      sin 

Jc*=        ia^.cosjo* 
cos  cos 

+    .    Ja^.smio*  — 2        ia.cosjo-  .     la.swlo.cosR, 

'   sin  ^  cos  sm 

folglich  9   wenn  wir  die  goniometrischen  Formeln 

.    .    -      1  — cos^        ,          j    „      l  +  COSA-        ,    .    1  ,         ,    . 

sinjar^= k und  cosJa:^= 5 und  sinfarcos|a?=r4sina; 

benutzen  9 

4(l  +  cosc)  =  ?(l+cosa)(J  +cos6)  +  i(l  +  cosa)(l — cos  6) 

'     — ^sinasinA.cos/?» 
oder 

2f  2cosc=l  +  cosa  +  cos6iFcosacos6  +  l+coso  — cos6 

T  cos  a  cos  6  —  2  sin  a  sin  6  cos /2, 


der  F&rmein  der  sphärischen  Trigonometrie.  57 

d.  i. 

cos  c  =  cos  a  cos  A  J:  sin  a  sin  6 .  cos  R, 

Darcb  Tergleichang  mit  Formel  (1)  ziehen  wir  hieraus  das  Resultat : 

1800— pl  • 

Ferner  erhalten  wir  nach  dem  Vorhergehenden   för  die  oberen 
Zeichen: 

P  +  9^+»*=8inl(a  +  6)  +  8inic  =28in  J(a+Ä+c)  cosJ(a+Ä — c), 

^  +  r — p=sinic  — sini(a — 6)  =  2cos4(a  +  c — 6)sini(6+c — a), 

p+r— ^=sinic  +  sin  J(a  — 6)=2sini(a+c— Ä)co8i(6+c — a), 

p+^r— r=sin4(a+6)  —  8inic  =  2cosi(a  +  6  +  c)sini(a+Ä— c); 

daher  hieraus  mit  Hülfe  des  Satzes  2  sin  i^ .  cos  i^  =  sin  i:i: : 

(p+r  — ^)  (^+r — p)  =sinj(6  +  c— ^a)sin  J(a  +  c  —  6), 

{p-{^q-\-T){p-^-q  —  T)z=is\i\\{a-\rb-\-c)sml{a^h'-c), 

sowie 

(p  +  fl'  +  rXy  +  r— />)(/? +  r—v)(P  +  9'-»') 
=  sini(a  +  6  +  e)sini(6  +  c— a)sini(a  +  c  — 6)sin  J(a  +  6  — c), 

und  für  die    unteren  Zeichen: 

p  +  ^+r=cos^a— 6) +  cos2C=:2cos  J(6  + c  —  a)  cos  J(a+c— 6), 

^+r— />=cosJc— cos4(a+6)  =  2sinl(a  +  6  +  c)sinK«  +  &— c), 

p  +  r— ^=cosJc  +  cosi(a  +  6)  =  2cos4(a  +  6  +  c)cosi(a+6  — c), 

p  +  y— r= cosi(as- 6)  — cos  Je  =  2  sin  i(6  +  c  —  a)  sin  l(a  +  c— 6); 

dahet  durch  Multiplication  mittels  der  Formel  2s,m\x,cos\x:=:s\f\lxi 

(p ■{-r—q){q -{■  r -p)  =  s\u\{a  f  6  +  c)sin4(a  + 6— c), 

{p-\-q-\-T){p-\r  q—r)  =  sin  l(a  +  c— 6)sinK^  +  c—  o) ; 

sowie 

(P  +  q+r)(q+r^p)  (p+r—q)(p  +  q—r) 
=sin|(a  +  b  +  c)  sin  J(6  +  c — a)  sin  l(a  +  c — 6)sin4(a  +  6  —  c). 

Setzen  wir  jetzt  diese  Ausdrücke  in  die  bekannten  Formeln  der 
ebenen  Trigonometrie: 


08  Oshar  Werner:    EipetUhümUcke  AbMtun§ 


.R=S[ 


and 


*^''**=9;5^^(i^+9'+**)(9+»-- />)(;'+»'— 9)(p+y— «•) 


ein,   so  erhalten  wir 

sin4c«  =  8ini(a+6)*sin4e«  +  sini(a— A)*cosSC», 

C«+  cos  l(o— 6)2cos  i  C«, 


(2) 


c  sin4c*  =  8ini(a+6)*sin4( 
(  cos  \c^  =  cos  4(0  +  6)* sin  J 1 


(3) 


w 


„.„ ,  f,     4/"sint(64-c  — q)sin|(a-t-c— 6) 
T  8inasin6 

C0S4C/=W   ;: ; — r 9 

^  Sinn  Sin  6 

8in  €7=  -; ;— T 

Sinn  Sin  6 

X  Vsini(a+6+c)sini(6+c — a)sin  J(a+c— 6)sinJ(o+6— c), 

und,   wenn  wir  in  der  Formel  (4)  C  mit  ^,   daher  auch  c  mit 
vertauschen,  und  die  auf  diese  Weise   erhaltene  Gleichung  durc 
die  unter  (4)  dividiren: 

(5)  sin ^ : sin (7=  sin a: sine.  « 

In  dieser  Formel  ist  der  Satz  enthalten :  Die  Sinus  zweier  Seite 
eines  sphärischen  Dreieckes  verhalten  sich  wie  die  Sinus  d< 
gegenüberstehenden  Winkel. 

Ferner  ist 
sin(P  — 0)      sinP  sinQ  p       ^     ?         „ 

; — n — -=^— — 5-COSO -, — i5.C0Sf'=  — COSÖ  —  ^  COS  P 

sm/t  sinlc  sin  IC  r  r 

_p  pl^+r^—q^      g   g^  +  r^''P^_(p  +  g)(p'-g) 
r  '         2pr  r '        2qr        "~  r*  '        . 

d.  i. 


iiir  F(frmein  der  spkärUchen  TH§mwmetrit.  68 


« 


sm  w    .  « V   sin 


filnC  sin  j^ 

cos*^ 

\fk  ähnlicber  Weise  finden  wir  mit  Rücksicht  auf  den  Satz  (5): 

sin(ül+J?)      sin^         „__sinB  sina   cos  6  —  cos  a  cos  c 

smC  siiiC  sioC  sine  sin  a  sine 

__sin6   cosa  — cosÄcosc (cos6Tc'^8fl)(licosc) 

■sine*        sin  A  sine  sine* 

d.  i. 

sin  ,/    .  »vSin  ,,   -- ,. 
sin(^Ti^)      cosi(^J^*>cos^^^Tft) 

sin  C  sin  ^  ^ 

cos**^ 

Hieraus  folgt  durch  Vergleichung  mit  dem  nächst  Vorhergehenden 

sin(P-Q)  =  sin(JTÄ), 
also  entweder 

oder 

Bringen  wir  diese  Ergebnisse  mit  den  bekannten  Formeln  der  ebe- 
nen Trigonometrie: 

(/?  +  ^)sin4Ä=r.cosi(P— ö) 
und 

(/?  —  q)  cosjß  =  r .  sin  XiP—  Q) 

in  Verbindung,    so   erhalten   wir   durch   einfache  Substitution  fol- 
gende beiden  Formelsysteme: 


und 


cö"u«+*)r^^=cös'«-"''»(^TÄ) 


cösi(«±*)cö"^C=cÖ8i''-«''»(^+^)' 


cl»84(«T6)^?f4C=^';,4c.c«8i(JiFÄ). 


(6) 


60  Oskar  Werner:    Eigenthümliche  AbleUun§ 

Da  nur  einer  der  beiden  VVerthe  für  P — Q  gelten  kann»  so 
müssen  wir  jetzt  noch  untersuchen,  welcher  von  diesen  beiden 
Werthen  für  die  oberen  und  unteren  Zeichen  richtig  ist. 

Was  zuvorderst  die  oberen  Zeichen  anlangt,  so  föhrt  die  Sub- 
stitution a=6  in  der  zweiten  Gleichung  des  zweiten  Formelsystems 
auf  die  Absurdität  cosi(^--^)  =  0,  d.  i.  ^— Ä=180o.  Für  die 
oberen  Zeichen  ist  daher  P — Q  =  A'-B  zu  setzen,  mitbin  gilt 
hier  nur  das  erste  Formelsystem. 

Was  ferner  die  unteren  Zeichen  betrifft,  so  fuhrt  die  Substi- 
tution a-i-b=il80^  in  der  zweiten  Gleichung  des  ersten  Formel- 
systems auf  die  Absurdität  sinl(A  +  B)  =  0,  d.  i.  A  +  B=360^, 
weswegen  für  die  unteren  Zeichen  P—  Q=180^— (^+Ä)  zu  setzen 
ist,  mithin  nur  das  zweite  Formelsystem  gelten  kann. 

Obige  Formelsysteme  geben  daher  nur  folgende  vier  Glei- 
chungen : 

sin  i(a  +  b)  sin  iC=sin  Je .  cos  l(A — B), 

sin^(a — b)coslC=8\nlc.s\ni(A — B), 

cos  l(a—b)  cos  l  C=  cos  ic.  sin'i(A  +  B) , 

cos  i(a  +  b)  sin  J  C=  cos  Je .  cos  i(A  -f  B), 

welche  die  Gaussischen  genannt  werden. 

Aus  diesen  erhalten  wir  durch  Division  je  zweier  derselben 
die  sogenannten  IN  e  per 'sehen  Analogieen: 

tgi(«-6)  =  ^.^,(^_^^tg4c. 

Um  weitere  Schlussfoigerungen  aus  dem  vüriiegenden  ebenen 
Dreiecke  zu  ziehen,  wollen  wir  vorher  seine  Winkel  P  und  Q  zu 
bestimmen  suchen. 

Nach  dem  Vorhergehenden  ist  für  die  oberen  Zeichen: 

P+e=:1800-C  und  P^Qz=iA^B, 


(7) 


kl 


der  formehi  der  spkdriscken  Trigonemeirie.  61 

folglich 

und  far  die  antereo  Zeichen 

P+Q=:C  und  P-e  =  180<>-(il  +  Ä), 

folglich 

/>=900-i(^+i?-C)  und  Q=i(A^B +  0)^90^. 
Ans  dem  Werthe  für  Q  im  letzteren  Falle  folgt  sofort 
4(^  +  Ä+C)>90o,  d.  i.  ^+Ä  +  C>180«, 

80  dass  die  Winkelsumme  eines  sphärischen  Dreiecks  jederzeit 
180  Grad  übersteigt« 

Fuhren  wir  diese  Werthe  für  P  und  Q  in  die  bekannten  For- 
meln der  ebenen  Trigonometrie 

psinA  =  rsinP  und   9sinA=;rsinQ 

ein 4  80  erhalten  wir: 

siniacosiAsinC=:sinic.cos4(i?+C — A), 
cos  l  a  sin  \b  sin  C^  si  n  Je .  cos  ^(A  +  C —  ß) , 

cos  iacosjfisin  C  =  cos  Je.  cos  J(/l+-B—C), 

sin ^a sin s& sin  C=: — co8ic,cosi(A+B+C), 

nüA,  wenn  wir  die  erste  und  zweite »  dritte  und  vierte  dieser 
Gleichungen  mit  einander  multipliciren ,  die  auf  diese  Weise  ent- 
standenen Gleichungen  durch  sin ^. sin J?  dividiren  und  zugleich 
beachten^  dass  nach  Satz  (5) 

sin  a  sin  b       sin  c^ 
sin  AsinB^  sin  C* 

ist, 

1  •  .«      o-   1  a  cos i(B  +  C'-A) cos k(A+C- B)      . 

ismc^^sinic'. ; — -j—. — ^ — ' 

*  '  sin^sm^ 


(8) 


und 


sixkAswiB 


Hieraus  ergiebt  sich  wegen  lsinc*=  sinic^.cosic^: 


63  Otkar  Werner:   Ef§enthümUehe  AbMtung 


(9) 


^  1  Sin  .4  Sin  J? 


_  ^cos\(B+  C—Ä)  cos  l  {Ä  +  C— £0 


sin  ^  c  ~~  ^1   —  .  

^  ¥  sin^sinZ^ 

und  aus  (9)   durch  Multiplication  vermittels  sine=:2sinic.eos2c: 
(10)  ^  sinc=:-T- 


sin^  sinJ? 

xV"-cos4(^+Ä+C)co8j(ß+C-^)cosU^+C— Ä)cosK^+Ä-C). 

Quadriren   und  subtrahiren   wir  aber   die  Formeln    unter   (9)  und 
maeben  dabei  von  den  goniometriscben  Relationen 

,  «       .    1  o       j                            cos  (^  + 1/)  +  cos  (o: — f/) 
cosc  =  cos4c^ — sin 4c*  und   cosa?.cos^=:: ^^ —  '^'  ' ^^ ^ 

Gebrauch,  so  folgt 

cos  f7+  COS(^  —  ^)    •  cos  C+  €08(^1  +  B) 

2sin^sini?        "*"         2sin^8iniB 
oder 

cos  A  iiii^B  -f  cos  C 

cosc= -, — -7—, — ö » 

sin  ^  sin  i9 

d.  i. 

(11)  cos  C=  —  cos  A  cos  ß  +  sin  ^  sin  B  cos  c. 

Indem  wir  ferner  den  sphärischen  Excess,  d.  i.  den  Ueber- 
schuss  der  Summe  der  drei  Winkel  eines  sphärischen  Dreieckes  über 
180  Grad,  durch  E  bezeichnen,  und  berücksichtigen^  dass  für  die 
oberen  Zeichen: 

e=9oo-K^+c--ß)=Ä-iE, 

pa_j.ya_^2  =  sinj^ß2cos46«  +  sinJc^— cos^a^sinift* 
=  sin  \(a  +  6)  sin  \(a  —  6)  +  sin  \c^ 
= sin  ia^  —  sin  46^  +  sin  Je* , 

und  für  die  unteren  Zeichen 

e=U^  +  J5+C)-90o=i£;, 

p2  ^  r*— ^2--cos  ia^cos  \U^  +  cos  Je*—  sin  Jarsin  \b^ 
=  cos  i(a  +  &)  cos  i(fl  -"  *)  +  cos  ic* 
=  cos  Ja* — sin  \b^  +  cos  Je* 
5»co8la*+cosi4*+cö»4c*— »1 


im  rarmein  der  tphirttcken  Trtioiwmelrte.  69 

ist,  so  erbalten  wir  mittels  der  bekannten  Formeln 


und  des  Vorhergehenden  leicht  folgende  Formeln: 

COS(Ä  — 4£)= «-:— i ,/     .     , » 

a2)       ^ 

,  _     co84a^  +  cosi^^  +  cos  Je* —  1 

cos  itj  = 7^ i n i * 

2  cos  4a  cos  26  cos  4c 

8in(fi— j£0=  2sinJ«cosi6sin4c 

XVßini(a+6+c)siu4(6+c— a)siD4(a+c— 6)»in4(a+6 — c), 
(13) 

sini-E=-3j 


/{cos4acos^6  cos  4c 

\  xVsini(a+6+c)sin.\(6+c — a)sin4(o+c — 6)sinl(a+6— c); 

ferner: 

sin(4ß— iE) 

4/  cos4(aT^+c)sin*(6  +  c— f/)cosl(a  fc— 6)sini(a+6 — c) 


=v 


sin  4a  cos  26  sin  4c 


^.AiTsinUq 


+6+c)8ini(64-c — a)sin](ff-|-c— ^jsinXg+ft— -c) 


und 


cos  4a  cos  46  cos  4c 


cos(4ß— Ji5;) 


(15) 


—  iTsinUa 


=v" 


-{■b-\-c)cos\{b-ic—a)s\f\\{a-yc—b)coB\{a-\-b—c) 
sin  4a  cos  46  sin  4  c 

cosji^ 


cosl(a-f6+c)cosl(6-|-c— a)cosi(a-t-c — 6)co8j(a-f6«-c) 

cos  4  A  cos  46  cos  4c 


64  Oskar  Werner:   Eigenthümlicke  AöMtw^ 

Aas  den  beiden  letzten  Formelsystemen  ethalten  wir  endlich 
durch  Division  die  eleganten  Ausdrücke: 

t^n  »-.i  F\  -  iTtgiC^+t— f0tsU"  +  6~c) 
(16)  <  ^  4^^-Y  igi(a  +  b  +  c)tglia-ic^b)' 

1  T 

tgJi5;=Vtgl(a+6+c)tgi(6+c-.c)tgi(a+c-6)tgi(a+6-c), 
von  welchen  man  letzteren  Simon  Lhuilier  verdankt. 

Aus  den  beiden  Ausdrücken  unter  (16)  erhält  man  leicht  die 
Formel: 

(17)  tg{ii^'^ilj)= ^"7^ ■ , 

wodurch  wir  eine  bequeme  Methode   erhalten,   aus  den  drei  Sei- 
ten eines  sphärischen  Dreiecks  die  drei  Winkel  zu  berechnen. 

Man  berechnet  nämlich  zuerst  die  Grösse  IE  mit  Hülfe  der 
Formel 

tgii5;=  Vtg-l(a  +  6  +  c)tg^(&  +  c-a)tgl(a  +  c~6)tgi(a+6-c), 
und  hierauf  die  Winkel  A,  B,  C  mittels  der  Formeln: 

tgU^  — 4/J')— 1^^ f 

tg  (IC-  iE)  ^tM(&-l-c-a)tgU«  +  c-6)  ^ 

Zur  Controle  dient  die  Relation: 

^  +  B+C  — 18(K>=:£:. 

Will  man  jedoch  von  einer  Controle  absehen,  so  kann  man 
auch,  nachdem  man  die  beiden  Winkel  A  und  ß  gefunden  hat, 
den  dritten  Winkel  C  mit  Hülfe  der  Formel 

Czziim  +  E'-iA  +  B) 

berechnen. 


Anmerkung. 

Die  trigonometrischen  Ausdrücke  für   den  zuletzt   genannten 
Winkel  finden  bei  folgender  Aufgabe  Verwendung: 


der  F^rmein  der  ephärischen  Trigemometrie.  1% 

Aas  den  drei  Seiten  des  sphärischen  Dreieckes  in  Taf.II.  Fig. 25., 
BC^a,  AC=b,  AB=:c,  die  Lage  des  Pols  Pvom  umschriebenen 
Kreise  zu  finden. 

Es  sei  der  Winlcel  ACP=z(i,  der  Bogen  AP=BP=CP=m, 
seist  wegen  der  gleichschenkligen  Dreiecke  ACP,  BCP  und  ABP 

^=\{A  +  C-B)  =r90<>— (Ä  -4£). 
Nach  Formel  (16)  ist  aber: 


daher 
I. 


tg(^ -,£)-. \  tgi(a  +  6  +  c)tgl(a  +  c-6)' 

W460-J^wV^  tgU6+e-a)tgi(a4T:=y) 
^         2^-\  tgJ(a  +  6  +  c)tgi(«+c-6)' 


wodurch  fi  gefunden  wird« 

Dm  endlich  den  Bogen  cd  zu  ermitteln,    haben  wir  aus  dem 
Dreieck  ACPi 


oder 


also 


d.  i. 


cos^P=  cos  AÖ.  cos  PC+sin  .^«sin  PC.  cos  ACP 


cos  a>  =  cos b  cos  cd  -f  sin  6  sin  co  cos fi, 

cos  09(1  —  cos  6)  =  sin  6  sin  09  cos  fi, 

1 — C0S& 

Sin  0  cos  fi      ^ 


daher 
ff  ♦  *?4* 

°  cos  fi 

Durch  die  Formeln  I.  und  II.  ist  jetzt  unsere  Aufgabe  vollständig 
gelost.  Indess  kann  man  in  letzterer  Formel  anstatt  cosfA  noch 
einen  anderen  Ausdruck  einfuhren.  Zu  diesem  Zwecke  wenden 
wir  uns  an  Formel  (13),  wodurch  wir 

sin(^  —  iJE^  =  co8j*_ 

\  sm\(a  +  b  +  c)sini(b  +  c — a)sini(fl  +  c — 6)6ini(a-f  & — c) 

2sin4acosi6sini#;  ' 

also  nach  II.: 
,^  2  sin  ^a  sin  ^b  sin  Ic 

m.    tg  »=    r  ■  ■■  -      

Vsin4(a+6+c)sini(6+c-a)sin4(fl+c-Ä)sinä(a+Ä-c) 

erhalten. 

Tlieü  XXIV.  5 


06  Grunert:  (Jeder  die  ffauptaxen 

Von  den  Formeln  unter  (13)  iSsst  sich  folgende  Anwendung 
machen:    Dividiren  wir  nämlich  diese  Formeln,  so  ergiebt  sich 

woraus  der  Satz  folgt :    Sphärische  Dreiecke  haben  gleichen  Flächen 
Inhalt,  sobald  sie  in  einem  Winkel  und  dem  Producte  der  Tan-  ^ 
genten  der  halben  einschliessenden  Seiten  übereinstimmen.  ^ 


VI. 

Ueber  die  Hauptaxen  eines  beliebigen  Systems 

materieller  Punkte. 


Von 

dem   Heraasgeber.  ( 


Wir  wollen  uns  ein  beliebiges  System  materieller  Punkte 

m,    nii,    m29    niQ9    fU^f"" 

und  in  demselben  einen  gewissen  Punkt  O  denken.     Diesen  Punkt   : 
O  nehmen  wir  als  den  Anfang  eines  rechtwinkligen  Coordinaten- 
systems  an^  und  bezeichnen  die  Coordinaten  der  Punkte 

in  Bezug  auf  dieses  System  respective  durch 

^>y*2;;   ^1.  yi»  «i;   ^a»  3^2^  ^a;   ^3*^3»  2:3; ■' 

Ferner  legen  wir  diirch   den  Punkt  O  eine  beliebige  Linie  oder  ^ 
Axe  AA' ,    und  bezeichnen  die  von  einem  der  beiden  Theile  OÄ    ^ 
oder  OA'  dieser  Axe  mit  den  positiven  Theilen  der  drei  Coordi- 
natenaxen    eingeschlossenen ,    180^  nicht  übersteigenden    Winkol 
durch  Uf  ß,  y.    Die  Entfernungen  der  Punkte  .;;x«i    ' 


efnes  ^tttki^en  Syiiems  materieiier  Ptinkie.  67 

m,         llt|  y         Yll^»         "^9         Ilt4».... 

¥on  der  Aze  il^l',  d«  h.  die  von  denselben  auf  diese  Axe  geföli- 
ten  Perpendikel  wollen  wir  respective  durch 

r,    1*1,    T^i    T^t    r4, .... 

bezeichnen,  und  nun  einmal  etwa  r  zu  bestimmen  suchen,  indem 
natürlich  zur  Bestimmung  der  Entfernungen  aller  übrigen  Punkte  too 
der  angenommenen  Axe  ganz  dieselben  Betrachtungen  fuhren  werden. 

Die  von  dem  Anfange  der  Coordinaten  O  nach  dem  Punkte 
ifi  gezogene  Linie  wollen  wir  durch  p,  und  den  von  dieser  Linie 
mit  dem  der  beiden  Theile  OA  oder  OA*  der  Axe  AA* ,  auf 
welchen  sich  die  Winkel  a,  ß,  y  beziehen,  eingeschlossenen,  180^ 
nicht  übersteigenden  Winkel  durch  c3  bezeichnen ;  dann  ist  offenbar 

r=sps\nQf 
also 

r*=p«sin  5*=p^— 'p*cos  5*. 
Nqo  ist  aber  nach  den  Lehren  der  analytischen  Geometrie: 

and  wenn  wir  die  von  der  Linie  p  mit  den  positiven  Theilen  der 
drei  Axen  eingeschlossenen,  180^  nicht  übersteigenden  Winkel 
durch  Xy  iL,  ^  bezeichnen,  so  ist  nach  einer  bekannten  Formel:^ 

cos  »  =  cos  a  cos  « -f  cos  j9  cos  A -f  cos  i' cos  fi , 

oder,  weil  offenbar 

:r=:j9Cos»,    ^=/icosA,    z=pcos[i, 


also 


ist: 


C0SX= — ,     C0SA  =  ~,     COStt  =  — 

p  P  P 


_     j?cosa-i-^cosj?-f  2C0sy 

cos  id = -^ « 

P 


folglich 

pcoslS=a:co8a^yco8ß-{'ZCOsy, 

Daher  erhält  man  nach  dem  Obigen  für  r^  den  folgenden  Ausdruck: 

1)  r*=ar*  +  iy*  +  2*  —  Cdfcosa  +^cos/5  +  xcosyj*. 

Entwickelt  man  das  Quadrat 

(^ar  cos  a  +  y  cos  j5 + 2  cos  y^*, 

00  erhält  man  auf  der  Stelle  mittelst  einiger  ganz  leichten  Re- 
dactionen: 

5* 


68  Grüner t:  üeber  die  Hauptaren 

-     \  '^  2  if z  cos  ß  cos  y  ^2  zacoay  cos  a^2xy  cos  acoBß. 

Weil  aber  bekanDtlich 

cos  a*  +  cos  j3*  +  cosy*= I 
und  folglich 

sin  a* = cos /3*  +  cos  y*, 

sin  j3*= cos  y* + cos  «*, 

sin  y* = cos  «•  +  cos  /3* 

ist,  so  erhält  man  auf  der  Stelle  für  r^  auch  den  folgenden  Ausdrack: 

I  r^=     (y^  + 1^)  cos  «2  +  fz*  +  x'^)  cos  /3a+  ^a;*  +  y«)  cosy« 

(  — ^yicosßcosy—^^ixcosycosa — 2;ir^cosacosj3. 

Diesen  Ausdruck  kann  man  aber  offenbar  auch  unter  der  fol* 
genden  Form  darstellen: 

4)   r2:=(y cos y— zcos ß)^\  (z  cos  a— o: cos y)^+(a  cos  /S— y cosaj*. 

Bekanntlich  nennt  man  die  Summe 

das  Trägheitsmoment  der  Punkte 

m,    f?ii 9    Tita»    97139    17149.... 

in  Bezug  auf  die  angenommene  Axe  AA\    Daher  ist,  wie  aus  den 
Formeln  3)  und  2)  sich  auf  der  Stelle  ergiebt : 

1  2mr^  =  cos  a^2m  (iß\t^) + cos  ßl^Zm  (z^\x^)\cos  y^Sm  (x^\y^) 

ß)  j 

'  —  2  cos  j3  cos  ySmyz — 2  cos  y  cos  aZmzx  ^  2  cos  a  cos  ßZmxy 

und 

r  Änr«  =  sin  u^Zmx^  +  sin  ß^ümy^  +  sin  y«!?»!«« 

C  —  2  cos  /?  cos  ySmyz  —2  cos  y  cos  a2mzx—2  costt  cosßSmxy ;     . 

oder,  wenn  wir  im  Folgenden  der  Kürze  wegen 

7)  A^HmOy^  +  z'^),  B=2m(z^  +  x^),  C=^2m(x^+yV; 

8)  D=z2myz^    E=s2mzx,    F=JSmxy; 

9)  G^Smx^,    H—2my^,    J=^2mz^ 


einet  ^effeMgen  Spslems  materieiier  PunJUe.  69 

setzen: 

t  —  2Z)co8"^cosy  — 2£Jcosyco8a — 2Fco8«cos/3 

uod 


"'i 


J  2:iiir*=      Gsina*+£fsinj3«+Jsiny« 

—  2Z>co8/3co8/ — ^2£Jcosyco8o— 2Fco8ocos/}. 


Lassen  wir  die  Axe  AA'  mit  der  Axe  der  jp  zusammeofailen, 
80  ist  offenbar 

costt=:J:l,    eos/3  =  0,    eo8y=:0; 
also  nach  10)  ffir  die  Axe  der  a: 

Zmr^=^A. 

Laiisen  wir  die  Axe  AA'  mit  der  Axe  der  g  zusauimeofaüeo» 
so  ist  offenbar 

cosa  =  0,    eo8^=±l,    cosy=0; 

also  nach  10)  für  die  Axe  der  y: 

2mr^=B. 

Lassen  wir  die  Axe  AA*  mit  der  Axe  der  t  zusammenfallen» 
80  ist  offenbar 

costt  =  0,    008/3=0,     cosy=J:l; 

also  nach  10)  für  die  Axe  der  z: 

Wir  sehen  hieraus,  dass  die  in  dem  Ausdrucke  10)  vorkom* 
menden  Coefficienten  A,  B,  C  die  Trägheitsmomente  des  Systems 
der  gegebenen  materiellen  Punkte  in  Bezug  auf  die  drei  angenom- 
menen Axen  der  a:,  y,  z  sind. 

Denken  wir  uns  durch  den  Punkt  O  drei  beliebige  andere  auf 
einander  senkrecht  stehende  Axen  der  x',  y',  z'  gelegt,  und  be- 
zeichnen die  Trägheitsmomente  des  Systems  der  gegebenen  ma- 
teriellen Punkte  in  Bezug  auf  diese  Axen  respective  durch  A', 
B',  C;  so  ist  nach  10),  wenn  wir  die  Winkel,  welche  der  positive 
Theil  der  Axe  der  x'  mit  den  positiven  Theilen  der  Axen  der 
Xf  y,  z  einschliesst^  durch  ff,  '^,  %;  die  Winkel,  welche  der  posi- 
tive Theil  der  Axe  der  y'  mit  den  positiven  Theilen  der  Axen 
der  x,  y,  z  einschliesst,  durch  q)*,  i\f\  %' ;  die  Winkel,  welche  der 


70  Gruneri:  (Jeder  die  Uaupiaxeu 

positive  Theil  der  Axe  der  i'  mit  den  positiven  Theilen  derAXM 
der  X9  y,  2  einschliesst,  durch  q)",  'ip",  ^'  bezeichnen»  keinen  die- 
ser Winkel  grösser  als  180^  genommen:  ,. 

Azzz     ^cosg)*  +  Äcosi/;*+Cco8  3t* 

— 2  Z)  cos  "^  cos  ^  —  2  i5J  cos  %  cos  tp  —  2  Fcos  9>  cos  ^, 
Ä'  =     A  cos  g)'2  +  E  cos  1/;'«  +  Ccos  x'* 

— 2Z>cosi(;'cosx' — 2jEcosx'cos9>' — 2Fcosg)'cos'^', 
C  =     A  cos  9"2 + J?  cos  i/;''2  +  C  cos  ^'^ 

— 2  Z> cos  i(;"  cos  x'' — 2  JE  cos  f  cos  y " — 2  Fcos  qf  cos  tf/'. 

Addirt  man  nun  diese  drei  Gleichungen  zusammen,  nud  beachtet» 
dass  nach  bekannten  Sätzen  offenbar 

cos  9^  -|-  cos  g)'*  +  ros  9"®= 1 , 

cos  t^*^  +  cos  1/;'*  +  cos  V*  -5 1  ^ 

cos  X*  +  cos  %'*+ cos  /'^=l ; 

cos  1/;  cos  ;j  -|-  cos  ij;'  cos  %'  +  cos  i(;"  cos  ;S^ = Ot 

cos%cosg>+cos%'cosg)'  +coS3("cosg)''=0, 

cos  9  cos  1/;  +  cos  9'  cos  1/;'  -|-  cos  m"  cos  tf;" = 0 

ist;  80  erhält  man  die  folgende  bemerkenswerthe  Gleichung: 

12)  ^'  +  Ä'  +  C'  =  ^  +  Ä+  C, 

in  welcher  der  Satz  ausgesprochen  ist,  dass  die  Summe  der 
Trägheitsmomente  des  Systems  der  materiellen  Punkte 
m»  rtixi  m2,  7713,....  in  Bezug  auf  jede  drei  durch  den 
beliebigen  Punkt  O  gelegte,  auf  einander  senkrecht 
stehende  Azen  eine  constante  Grösse  ist. 

§.  2. 

Wir  wollen  jetzt  durch  einen  beliebigen  Punkt  (abc)  eine  der 
Axe  AA'  parallele  Axe  ÜÜ'  legen,  und  das  Trägheitsmoment  des 
Systems  der  materiellen  Punkte 

m,    nii,    m^i    m^9    1714,.... 

In  Bezug  auf  diese  neue  Axe  durch  2mx'^  bezeichnen. 

Legt  man  durch  den  Punkt  (abc)  ein  neues  dem  ptimitiifefl 


eine»  beüeHgen  Spüems  wuUerieiler  Punkte.  71 

pAialleles  Coordinatensystem »  so  sind  nach  der  Lehre  von  der 
Verwandloog  der  Coordinaten  die  Coordinaten  des  Punktes  m  in 
diesem  neuen  System: 

Folglieh  ist  nach  §.  1.  1): 

— {(j:  — a)eosa  +  (y — 6)cosj5+(z  — c)eosy|* 
oder 

— {(a?cosa  +  ycos/3  +  2C08y)  — (acosa+6cos/J  +  ccosy))*. 

Bezeichnet  nun  R  die  Entfernung  der  beiden  parallelen  Axen  von 
einander,  d.  h.  eigentlich  die  Entfernung  des  Punktes  O  von  der 
Axe  ÜÜ',  so  braucht  man,  um  R  zu  erhalten,  in  der  vorstehenden 
Gleichung  offenbar  bloss  a:,y,.z  verschwinden  zu  lassen,  wodurch 
sich  ergiebt: 

R^=z  a*  +  6*  +  c*  —  (acos  a  +  Ä  cos  j5  +  ccosy)*. 

Weil  nun  nach  dem  Obigen,  wie  sogleich  erhellet: 

l*={a:*+y*  +  2:* — (opcosa+ycosß  -{-zco8y)*\ 

+  {a*  +  6*  +  c* — (acosa  +  Äcosj5  +  ccosy)2| 

— 2|aa:+6^+cz— (acosa+6cosjS+ccosy)(.ccosa+ycosjS+zcosy)| 

und 

r*=a:* +^*  +  z*  —  (^  cos  «  +  y  cos  |S  +  z  cos  y)* 

ist,  so  ist 

~2{aa:+6y-|-cz — (acosa+6cosj5-|-ccosy)(a:cosa+ycosjS+zcosy)|. 

Aus  dieser  Gleichung  erhält  man  auf  der   Stelle    durch   Sum- 
mation,  nachdem  man   vorher  mit  den  Massen  multiplicirt  hat: 

'^^\a21mx  +  bZmy  +  cEmz — (acos  a  +  6  cos  ß  +  ccos  y)  (cos  aZmx 

-f  c  IS  ßZmy  +  cos  y2mz) }. 

Bezeichnen  nun  jr,  t^,  f  die  Coordinaten  des  Schwerpunktes  des 
Systems  der  Massen 


73  Cruneri:  (Jeder  die  Haupiaxen 


m,    mit    m^»    wij,    m^,,... 


i     m 


in  Bezug  auf  das  primitive  Coordisateiisystem ,  so  ist  nacb  dcf 
Lehre  vom  Schwerpunkte  bekanntlich:  k 

X2m=2mx,    tfSm=zZmy,    }2m-=2mz;  '»■ 

also  nach  dem  Obigen: 


i 


1)  i  f 

(— 2-Sm.{ajr+&t^+cj—  (acosa-f  6cosj?-f ccosy)  Orco8a-|-t^Gos/3-f |co8]r)|.  k 


Für  jr=0,  t^  =  0,  J  =  0,  d.  h.  wenn  die  Äxe  AA'^  auf  weltbe 
sich  das  Trägheitsmoment  Umr^  bezieht,  durch  den  Schwerpnnlct  \ 
des  Systems  der  Massen 

.7n,    Wi ,    tn^y    ffi3  9    i/t^y.... 

gelegt  ist,  ergiebt  sich  aus  1): 

2)  2mx^=  2mr^  +  R^Zm. 


^ 


u 

■a 


Wenn  man  also  das  Trägheitsmoment  der  Massen 
m,  nii,  m^f  ^13,....  in  Bezug  auf  eine  beliebige  durch 
ihren  Schwerpunkt  gelegte  Axe,  nämlich  Smt^,  kennt, 
kann  man  das  Trägheitsmoiiient  2mt^  in  Bezug  auf  jede 
andere  dieser  Axe  parallele  Axe,  deren  Entfernung 
R  von  jener  anderen  durch  den  Schwerpunkt  gelegten 
Axe  gegeben  ist,  mittelst  der  Eormel 

2mt^  =  i:mr^  +  R^2m 

immer  leicht  finden. 

Aus  dieser  Gleichung  fol^t  auch,  dass  unter  den  Trägheits- 
momenten in  Bezug  auf  parallele  Axen  das  Trägheitsmoment  in 
Bezug  auf  die  durch  den  Schwerpunkt  des  Massensystems  gehende 
dieser  parallelen  Axen  stets  das  kleinste  ist. 


§.  3. 

Das  Trägheitsmoment  des  Systems  der  Massen 

wi,    mi ,    iWa,    m3,    »I4, 


•  •  •  • 


in  Bezug  auf  eine  beliebige  durch  den  beliebigen  Punkt  O,  den  wir 
immer  als  Anfang  der  rechtwinkligen  Coordinaten  annehmen,  gehende 
Axe  ist  stets  eine  endliche  völlig  bestimmte  positive  GrCisse.   Daher 


einei  beiiektgen  Sf9iem$  materieiier  Punkte.  73 

moBs  es  unter  allen  durch  den  Punkt  O  gehenden  Axen  offenbar 
immer  mindestens  eine  geben,  in  Bezug  auf  welche  das  Träg- 
heitsmoment unseres  Massensystems  nicht  kleiner  ist  als  das 
Trägheitsmoment  in  Bezug  auf  jede  andere  durch  den  Punkt  O 
gehende  Aze.  Diese  durch  den  Punkt  O  gehende  Axe,  deren 
wirkliche  Existenz  keinem  Zweifel  unterliegt,  wollen  wir  jetzt  als 
Axe  der  a  annehmen.  Ganz  eben  so  niuss  es  unter  allen  im  Punkte 
O  auf  der  Axe  der  x  senkrecht  stehenden  Axen  immer  mindestens 
eine  geben.  In  Bezug  auf  welche  das  Trägheitsmoment  unseres 
liassensystems  nicht  kleiner  ist  als  das  Trägheitsmoment  in  Be- 
zog auf  jede  andere  im  Punkte  O  auf  der  Axe  der  x  senkrecht 
stehende  Axe.  Diese  im  Punkte  O  auf  der  Axe  der  x  senkrecht 
stehende  Axe,  deren  wirkliebe  Existenz  wiederum  keinem  Zweifel 
unterliegt,  wollen  wir  als  Axe  der  y  annehmen.  Endlich  nehmen 
wir  die  im  Punkte  O  auf  den  so  bestimmten  Axen  der  x  und  y, 
d.  h.  auf  der  durch  diese  Axen  der  Lage  nach  bestimmten  Ebene, 
senicrecht  stehende  Axe  als  Axe  der  z  an.  Die  Trägheitsmomente 
des  Massensystems  in  Bezug  auf  die  Axen  der  x,  y,  z  bezeich- 
nen wir  wie  früher  respective  durch  J,  B,  C,  so  dass  also  nach  $.  1. 

A=z2m(y^  +  z^),    B=i2m{z^  +  x^,    Cz=z2m(x^  +  y^ 

ist  Wegen  der  jetzt  getroffenen  Auswahl  der  Axen  der  o?,  y,  z 
ist  aber  offenbar  ohne  Beziehung  der  ^oberen  und  unteren  Zeichen 
auf  einander: 

Legen  wir  nun  durch  den  Punkt  O  eine  vierte  beliebige  Axe 
ÄÄ'f  und  behalten  für  diese  Axe  alle  in  §.  1.  eingeführten  Be- 
zeichnungen auch  jetzt  bei,  so  ist  nach  §.  1.   10)  für  diese  Axe: 

^7Är*=^co8a2+Äcos/J^+ Ccosy« 

— ^cosßcosySmyz — ^co&ycosaSmzx — 2cosacosj?^i?t:ry. 

Wegen  der  vorher  getroffenen  Auswahl  der  Axen  der  x^  y,  z 
ist,  was  auch  die  Winkel  a,  ß,  y  sein  mOgen,  immer 


A'T  Acosa^  +  Bco8ß^  +  Ccosy^ 
— 2  C08  ß  cos  ySmyz— 2  cos  y  cos  aSmzx — 2  cos«  cos  ^2iiiu;y, 


74  Grunert:  Oeöer  äte  Hauptaxem 

folglich 

248ina2~ßcos/3«+Ccosya 

Setzt  man  nun  für  a  einen  beliebigen  180^  nicht  übersteigen- 
den Werth«  fiir  ß  einen  durch  die  Gleichung  co8/3=sina  bestimm- 
ten Werth«  was  offenbar  verstattet  ist,  so  geht  die  Bedingungs- 
gleichung 

cos  «*  + cos  |3*  +  cos  y^ = 1 , 

deren  Erfüllung  natürlich  immer  vorausgesetzt  werden  muss,  in 

cos  a*  +  sin  a*  +  cos  y*=  1 , 

also  in  cosy^=0{iber,  woraus  sich  cos7^=0  ergiebt.  Folglich  ist 
nach  dem  Obigen  fär  jedes  180^  dicht  übersteigende  a: 

^sina^r^Äsina* — 2  si  na  cos  a2!liit:rjf, 

also 

Ä  ^  Ä— 'J  cot  cLZmxy, 

WSre  nun  nicht 

Emxy=^0, 

so  konnt0 

Hrnay  >  0  oder  Zmxy  <  0 

sein.    Wäre 

Zmxy'^0, 

so  würde,  wenn  a  sich  180^  näherte,  die  Grosse 

—  ^coXaSmxy 

sich  dem  positiven  Unendlichen  nähern,  und  es  konnte  also  offen- 
bar nicht  für  jedes  zwischen  0  und  180^  liegende  a  die  Bedingung 

erföllt  sein.    Wäre  dagegen 

2mxy<,Q9 


t 


eines  betieki00m  Speiem»  tiuuerieUer  Punkte,  75 

80  wfirde«  frenn  «  «ich  0^  nSherte,  die  GrOsse' 

sich  dem  positiven   Unendlichen  nähern,  und  also  offenbar  wie- 
deram  oicht  fiSr  jedes  zwischen  0  und  180^  liegende  a  die  Bedingung 

ATTB — 2coia2ma:y 
fstBält  sein.    Daher  kann  weder 

noch 

Smxy  <  0 
seb,  und  es  niuss  also 

sdn. 

Setzt  man  wieder  fiir  u  einen  beliebigen  180^  nicht  überstei- 
genden Werthy  für  y  einen  durch  die  Gleichung  cosy=sin<v  be- 
stimmten Werth^  was  offenbar  verstattet  ist,  so  geht  die  Bedin- 
gQDgsgleichung 

cos  a*  +  cos  ß^  +  cos  /*= 1 , 

deren  ErfOJIung  natürlich  immer  vorausgesetzt  werden  muss,  in 

cosa*  +  cosjS*  +  sina*=  I, 

also  in   cos/3^=0  über,   woraus  sich   cosj3=0  ergiebt.    Folglich 
kt  nach  dem  Obigen  für  jedes  180^  nicht  übersteigende  a 


A  sin  a*^  Csin  «*  —'2  sin  a  cos  aSmzx , 


also 


ATT  C — ''Icoictllrmx, 


woraus  man  ganz  auf  dieselbe  Art  wie  vorher  schliesst,  dass 

^7?izar=0 


sein  muss. 


Lassen  wir  nun  die  Axe  AA'  in  die  Ebene  der  lys  hineinfal- 
leo,  ^o  ist  4x=90^j  und  för  das  Trägheitsmoment  £m9^  bat  man 
daher  jetzt  nach  dem  Obigen  den  folgenden  Aasdriick: 


79  Grüner 4:  üeöer  die  HaupUtxtn 

2mr^=  B  cos  /?•  +  Ccos  y*  —  2  cos  fi  cos  ySmyz* 
Wegen  der  getroffeDen  Auswahl  der  Axen  ist 


BirSrni^, 


also 


B^BcoBß^-{-  Ccosy^— 2cosj3cosy^m^z, 
folglich 

ßsinjS®^  6'cosy* — 2cos^cosy2lm^z. 

Setzen  wir  nun  für  ß  einen   beliebigen  WP  nicht  fibersteigende» 
Werth,  so  ist  wegen  der  Gleichung 

cos  «^  +  cos  ß^  \-  cos  y® = 1 , 

weil  cosa  =  0  ist«  offenbar  CQsy^^=s\nß^y  folglich 

^sin /ja  ^  Csin  jS« — 2sin  jJcos /S-Smy« , 

also 


B'T  C-'2cot  ßüm^/z, 
woraus  sich  ganz  auf  dieselbe  Art  wie  früher 

ergiebt. 

Wenn  daher  die  Axen  auf  die  angegebene  Weise  ausgewählt 
worden  sind«  so  ist 

1)  £myz=^Of    -Swza:=0,    £mj:y=0; 

und  folglich  nach  dem  Obigen  für  jede  durch  den  Punkt  O,  den 
Anfang  der  o*,  y,  z,  gelegte  Axe:  :» 

2)  2:mr^=Aco8a^+BcoBß^+  Ccosy«. 
Weil  bekanntlich 

A=B^C 

ist,  ohne  Beziehung  der  oberen  und  unteren  Zeichen  auf  einander^    | 
so  ist  unter  derselben  Bedingung: 


.-.-•i'»- 


eines  Mie^igem  Spstems  materieiier  Funkte, 


n 


Cco8a*"^-4co8a*,  - 

Cco8/5*^Bco«/5*, 

Cco8y*=Ccosy*; 
also«  weoD  man  auf  beiden  Seiten  addirt«  und  dabei  die  Gleichung 

eo8a*-f  co8/5*+co8y*=l 
berficksichtigt : 


C  ~  ^  cos  a«  +  ff  cos /3«  +  Ccos  y*. 


MgliGh  nach  2): 


CTl^wir«, 


W 


i.  h.  bei  der  oben  getroffenen  Auswahl  der  Azen  der  x^  y^  %  ist 
las  Trägheitsmoment  in  Bezug  auf  die  Axe  der  i  nicht  grosser 
ib  das  Trägheitsmoment  in  Bezug  auf  irgend  welche  andere  durch 
den  Punkt  O  gelegte  Axe. 

Ffir  i^=rff=C  wird  wegen  der  Gleichung 

cos  «*  +  CO«  jS* -J-  cos  y*  =:  1 

nach  2)  auch 

d.  h.  es  sind  in  diesem  Falle  die  Trägheitsmomente  in  Bezug  auf 
alle  durch  den  Punkt  O  gelegten  Axen  einander  gleich. 

Sind  nur  zwei  der  Trägheitsmomente  A^  B,  C  einander  gleich, 
etwa  A:=zB,  so  ist  nach  2) 


d.  i.,  weil 


2mr^=A(co8a^  +  co8ß^+  Ccosy^, 


cosa^  +  cosj3*=l — cosy*=siny* 


ist: 


2mr^=^  A  sin  y*  +  Ccos  y*. 

Setzt  man  nun  y  =  yO<^,  d.  h.  liegt  die  durch  dto  Pankt  O 
gelegte  Axe,  welcher  das  Trägheitsmoment  2nn^  entspricht,  in 
der  Ebene  der  xy,  so  ist 


78  Grnneri:  üeber  die  ffaupiaxen 

d.  h.  es  sind  in  diesem  Falle  die  TrägheitsmomeDte  för  alle  in 
der  Ebene  der  xy  durch  den  Pankt  O  gezogenen  Axen  einander 
gleich.  ^ 

§.  4. 

• 

Im  vorhergehenden  Paragraphen  ist  ßr  jeden  Punkt  O  die 
Elzistenz  dreier  durch  denselben  gehender,  auf  einander  senkrecht 
stehender  Axen  nachgewiesen  worden,  für  weiche,  wenn  niao  ditff 
selben  als  Axen  der  x,  y,  z,  den  Punkt  O  naturlich  als  Anfang 
der  xyz  annimmt, 

2myz=^0f    2mxa:=:0,    2nu:y=0 

ist.  Diese  drei  Axen  haben  nach  dem  vorhergehenden  Paragrt*  f 
phen  die  sehr  bemerkenswerthe  Eigenschaft ,  dass  immer  das  n 
Trägheitsmoment  in  Bezug  auf  die  eine  nicht  kleiner,  das  TrSg*  |- 
heitsmoment  in  Bezug  auf  eine  andere  nicht  grösser  als  dasTrftg^r 
heitsmoment  in  Bezug  auf  irgend  welche  andere  dnrdi  den  Puiw^ 
O  gelegte  Axe  ist,  oder,  in  der  Kfirze  gesprochen,  die  eiiie  dlesdFr 
drei  Axen  ist  immer  die  Axe  des  grös^ten,  eine  andere*  ist  MtI 
Axe  des  kleinsten  Trägheitsmoments,  nämlich  ffir  alle  durch  des  f 
Punkt  O  gelegte  Axen.  r 

Man  nennt  diese  drei  durch  den  Punkt  O  gelegten,  auf  ein-  '4 
ander  senkrecht  stehenden  Axen,  für  welche  '  '  i 

2myz=0,    SmzaaszO,    Ema:y=zQ 

ist,  die  drei  auf  einander  senkrecht  stehenden  oder  g^en  einan«'  '. 
der  rechtwinkligen  Hauptaxen  des  Systems  der  Massen  1 

in,    7?t|,    tn^9    0^3»    9114,  ...• 
fOr  den  Punkt  O. 

Wie  die  Lage  dieser  drei  gegen  einander  rechtwinkligen  Haupt- 
axen des  Systems  der  Massen  m,  m|,  m^y  m^,  ••••  fär  jeden  he* 
liebigen  Punkt  O  analytisch  bestimmt  werden  kann,  wollen  wir 
jetzt  im  nächsten  Paragraphen  zeigen. 

§.  5. 

Den  Punkt  O  nehme  man  als  Anfang  eines  beliebig«!  recht* 
winkligen  Coordlnatensystems  der  ayz  an«  und  sifize  der  Kön«'. 
wegen:  »/ 


eines  MMigen  Sgüems  matetieUer  Punkte,  79 

1)  \  D:=iZmyz,  E^Smzx,  F^^mxy\ 

G^Ztna:^,  ^=2?iiiy«,  J^ümz^; 

wo  natürlich 

A,  Ä,  C;    /),  £,  F;  <?,  Ä,  J 

sSmmtiicb  gegebene  Grossen  sind,  bestimmt  durch  die  Grösse  der 
Massen  des  Systems  und  deren  Lage  gegen  die  drei  durch  den 
gegebenen  Punkt  O  gelegten  Axen  der  a:,  y,  2. 

Femer  denke  man  sich  durch  den  g^ebenen  Punkt  O  die 
drei  demselben  entsprechenden  rechtwinkligen  Ilauptaxen  des  ge- 
gebenen Massensystems,  von  deren  Existenz  wir  uns  im  vorher- 
gehenden Paragraphen  versichert  haben,  gelegt,  und  nehme  die- 
sdben  jetzt  als  Axen  der  Xf  t^^  }  an,  indem  wir  zugleich  die  von 
*dem  positiven  Theile  der  Axe  der  jr  mit  den  positiven  Theilen 
der  Axen  der  ^c,  y»  z  eingeschlossenen,  180^  nicht  übersteigenden 
Winkel  durch  q>,  1/;,  %;  die  von  dem  positiven  Theile  der  Axe 
'der  9  mit  den  positiven  Theilen  der  Axen  der  x,  y,  z  eingeschlos- 
senen« 180^  nicht  übersteigenden  Winkel  durch  9',  tf^',  %';  die 
von  dem  positiven  Theile  der  Axe  der  }  mit  den  positiven  Thei- 
len der  Axen  der  a:,  y,  z  eingeschlossenen,  180^  nicht  überstei- 
genden Winkel  durch  q>" ,  i^f" ,  %''  bezeichnen.  Auch  setze  man 
der  Kürze  wegen: 

2)  X^Hmx^,    P  =  Zmv^,    S==2m}^ 

und  bemerke,  dass  nach  dem  vorhergehenden  Paragraphen 

Zmt;i=0,    2m}X=0,    Umxv^zO 
ist. 

Aus  den  in  §.  1.  angestellten  Betrachtungen,  oder  auch  aus 
den  allgemeinen  Formeln  der  Lehre  von  der  Verwandlung  der  Co- 
ordinaten,  geht  nun  unmittelbar  die  Richtigkeit  der  folgenden  Glei- 
chungen hervor: 

X  =:  a:  cos  q> -i-  y  cos  ilf  +z  cos  %, 

t)=:arC0S9'  +y  cos  V  +  2C0S%', 

I  szxcostp"  +y  COS  ilf"  +  zco»^ 
und 


80  Grnnert:  üeber  äi€  HtmpUucen 

a: =jr  cos  ^ -f  t^  cos  9' -|- }  cos  ^^ , 

^=jrcosif/-f9cos^-f;co8^, 

}=jrcosx  -l-^cosx' -ffcosx^. 
Also  ist 

a^=ar(;rcos9-|-ycos^-f  2Cos;()=jr(jrcos9)-|-9co89)'  +jco8  9'0> 
yr  =y  (o?  cos  9 -f.V  cos  ^ -f  z  cos  x)  =X  (r  cos  ^ -|- 9  cos  ^' -f  }  cos  ^|/)  9 
if=it{xco6fp  -f  ycosif;-f  co8%)  =jrOrcos%+^cos;f'+}cofl  j(*); 

woraus  sich,  nachdem  man  vorher  mit  den  Massen  geh5rig  malti« 
plicirt  hat»  dnrch  Sommation  anf  der  Stelle  ergiebt: 

cos  ipZmjfl  -f  cos  tifZmxy  -f  cos  %2mzx 

r=  cos  q>2mx^  -f  cos  fp'Smxt^  ■\-  cos  tp'^ZmfX  • 

cos  (pSmxy  -{■  cos  i^fSmy^  -|-  cos  %Smyt 

coQfpSmzx  -h  cos  i^fZmyz  -f  cos  %£mz^, 
=:  cos  %I!mx^  +  cos  x'  Zmxt^  +  cos  'f£m}X ; 


also,  weil 


^mjrt^=0,    2m}X^0 


ist»  wenn  man  zugleich  die  aus  dem  Obigen  bekannten  abkOrzen- 
den  Bezeichnungen  einfuhrt: 

l  (G— *)cosg)  +  Fcos^+JBcos;t=0, 

3)    <i  Fcosg>  +  (Ä— Jf)cosi(;  +  Z>cos;^=0, 

'  £cosg)+ßcosi/;  +  (7 — X)cos%=:0. 

Multiplicirt  man  diese  Gleichungen  nach  der  Reihe  mit 

und   addirt  sie  dann    zu  einander,   so  erhält  man  die   folgende 
Gleichung: 

—  Fa(J-»)  +  2/)FF         S^^' 


eines  beUebigen  SyMiems  materieiier  Punkte.  81 

welche  Gleichung  in  Bezug  auf  X  als  unbekannte  GrOaae   vom 
dritten  Grade  ist. 

Auf  ganz  ähnliche  Art  ist: 

fllz^y(x cos q>'  +ycosi/;'  +  2Cos%')=:t;(jrcofiif;  +  j)  cos^  Hcosif;''), 
z9=z(.rcos97'  +yco8i/;'+  xco8x')=t;(jrcos%  +  t;cosx'  +Jcos3^); 
folglich  durch  Summation : 

1(G— !J))co8g>'  +  Fcosi/;'  +  f;cos%'=0, 
Fco8g>'  +  (Ä— ?>)cosi/;' +/)cosz'=0, 
Ecosq>'  +  Z>cosi/;'+(J — !P)cos^'=0; 
woraus : 

Endlich  ist: 
X}r=zx(<x  cos  (p"  +  y  cos  't\>"  + 1  cos  5^')  =:  I  (jr  cos  g>  +  J)  cos  9)'  + 1  cos  (p'% 
fi=zy(xcos  fp"  -{■  y  Qosi\j"  +  zcosx'O  =  ?  (jr  cost/;-!-  j)  cosi/;'  +  Icosi/^'O» 

:j=2(a:cosg)"  +  ycosiJ;''  +2cos/0  =  ?  (^cos;e  + i)cos%' +  jces^'O; 
also  durch  Summation: 

i(G  — S)cos<  +  Fcos'j/;"+£cosx''  =  0, 
Fcos9"  +  (^— S)cosif;''  +  Z>cos/=0, 
£cos(p"  +  ßcosiJ;''  +  (J— S)cos%''=0; 
woraus : 

4**)    (G-5)(ff-5)(^-S)-ö*(G-SJ  -£«(Ä-5) 

_Fa(j_g;)  +  2D£F 


=0. 


}=« 


folgt  Aus  den  drei  Gleichungen  4),  4*),  4**)  erhellet  unmittelbar» 
dass  die  drei  reellen  positiven  Grossen  "Sc,  J^,  ^  die  drei  Wurzeln 
der  cubischen  Gleichung 

5)    (G—Ü)(H'^Ü)(J-'Ü)^I)^(G'-U)-^E^{H'^Ü)) 

[=0 
—F^iJ'-ir^  +  ^DEF  ) 

sind,  woraus  sich  5  weil  die  wirkliche  Existenz  der  dem  Punkte  O 

TheU  XXIV.  6 


S8  Grunert:  Oeber  die  Hauptaxen 

•üispreehendeD  drei  rechtwinkligen  Hauptaxen  früher  nachgewi^ 
sen  worden  ist,  auch  umgekehrt  ergiebt,  dass  diese  Gieichung* 
immer  drei  reelle  positive  Wurzeln  haben  muss. 

Hat  man  durch  vollständige  Auflösung  der   vorstehenden  cu- 
bischen  Gleichung  ^,  J^y  $  gefunden,  so  werden  ferner  die  Winkel 

9>»  '^»  xi  9'^  y»  x';  ^"y  V^  f 

mitteist  der  Gleichungen  3),  3*),  3**)  in  Verbindung  mit  den  be- 
kannten Relationen 

cos  9?*  +cost/;2  +  cos^*  =  1 ; 

cos  g)'*  +  cos  if/* + cos  x'*=  1 » 

cos  ip''2+  cos  i/;"2+  cos  x"*=  1, 
bestimmt. 

Die  Trägheitsmomente  in  Bezug  auf  die  Hauptaxen  der  jr,  % 
f  sind  nach  §.  ].  bekanntlich  respective 

oder 

Zmtf^-l-HTnf,     Smf+2wx^,    2mx^+2mt)\ 
Nun  ist  aber  nach  dem  Obis:en 

Also  sind  die  Trägheitsmomente  in  Bezug  auf  die  Hauptaxen  der 
X9  t)9  2  respective 

Man  kann  unsere  Aufgabe  noch  auf  eine  andere  Art  auflösen. 
Es  ist  nämlich  offenbar 

a^^+y^+z^^X^'  +  V^  +  f, 

weil  diese  Ausdrucke  beide  das  Quadrat  der  Entfernung  des  Punk* 
tes  771  von  dem  Anfange;  der  Coordinaten  darstellen.  Also  geiteo 
offenbar  die  folgenden  Gleichungen: 

M 


eines  $eUebi§€n  Systems  materieUer  Punkte. 


83 


=2?iiix«+-Sm(i^+f«)fc-5mt;«+2:m(f*+;r*)=2?m}a+2;m(jr«  +  t>«); 
folglich,  i?eon  der  Kürze  wegen 

gesetzt  wird : 

worao» 

H--X^7ct^ß,    H^p=z}fi^B,    U^S-Si-B; 

folgt     Also   hat  man  nach  dem  Obigen  auch  die  folgenden  Glei- 
choDgen : 

(Xi  —  2l)cos9?  +  iF'cosi/;  +  iSco8%=0, 
7*)      {  Fcos^  +  (IFi— ^)cos'V^  +  /)co8;{=0, 

E  cos  q>-{-D  cos  i/^  +  (3^i  —  C)  cos  %  =  0 ; 

(Pi  — A)  cosq)'  +  Fcosi/;'  +  £cosx'=0, 

Fcosg>'  +  (Pi  —  ^)cosi(;'  +Z)cos%'  =  0, 

£cosg)'+Z)cosi/;'+(]Pi  —  C)cos%'  =0; 

(Si  —  A)  cos  <p"+F  cos  iij"+E  cos  f=0, 
7***)    <  Fcosg>"+(5i— Ä)cosi/;"+/)cos/'=0, 

£cosg)"  + Z>cos  V+(5i-C)cos/'=0; 


7**) 


\ 


und  3^1 ,  Pi ,  8^1   sind  die  drei  Wurzeln  der  folgenden   cnblftchen 
Gleichung: 

8)    (Ut-Anü^-'ß){ü,^C)-~D^{V,^A)--E^(U,-^B)f    _^ 

—  F2(t7i  — C)  +  2Z>FF        ♦    "" 

Betrachtet  man  <pi,  ^|,  ^i  ^^^  allgemeine  Repräsentanten  der 
drei  Systeme  von  Winkeln: 


(p>  '^>  x;   9' >  V>  x';   9"y  ^">  /; 


6 


84  Gruneri:  üeber  die  ffauptaopen 

so  hat  man  zu  deren  Bestimmung  Oberhaupt  die  Gleichungen: 

!(üi  — -4)cosg>i+Fcosi/;i+JBcoS5fi=0, 
Fcostpi  +  (üi  — Ä)co8t>;i  +  Dco8Xl=0, 
iScosg>i+/>co8i/ii+(üi  —  QcosxlZhO, 

mit  denen  man  noch  die  Gleichung  ^ 

10)  cos  q>i^  +  cos  i/;i*  +  cos  5Ji*=  1 

zu  verbinden  hat,  und  in  denen   man  för  üi  nach  und  nach  die 
drei  Wurzein  der  cubiscben  Gleichung  8)  setzen  muss. 

Um  die  Gleichungen  9)  und  10)  aufzulösen ,  bringen   wir  va 
vurderst  die  Gleichungen  9)  auf  die  folgende  Form: 

cos  q>i  cos  g>i 

cosg?!  C08q>i 

cos  (pi  cos  q>i . 

Dann  erhält  man  durch  verschiedene  Verbindung  dieser  Gleichun* 
gen  zu  je  zweien  die  folgenden  Gleichungen : 

C08q>i 

(üi-^Ä)(üi'-Q-EH{F(üi-C)'-DE\^^!^^:=zO, 

COS97| 
COS  (pi 

und 

Z)(C7i-.^)— iBF+iZ)iS— F(t7,  — C)}-55!^^=0, 

cos9?i 

(J7j-.j)(t7i-.^)— /^  +  t£(Di-.iB)-FZ>i-?^?i^=0, 

cosg?! 

E(Ui'-B)'-FD+{(üi'-B)(Ui-Q^D^^^^J^=0. 

cosq>i 

Aus   den    erst^    Gleichungen    in  diesen   beiden  Systemen  folgt 
unmittelbar: 


eine»  öeiieMpen  Spgfems  materieller  Punkte.  86 

IJBF— Z>(I7i  -  J)}  co8g>,  ={  FD— 15(t7,  -18)  j  co«i»;i 

={Z>iS— F(Di  — Olcosxi, 
and  setzt  man  nun  der  Kürze  wegen 

11)  ifa=: 

so  erhält  man  mittelst  der  Gleichung 

cosg>i*+  cosif;i*+co83fi*=  1 


kicbt: 


12) 


_. 1 

.  _  . 1 

''"**'  ~  *ÄtFD-£(C7,-Ä)r 

_. 1 


in  welchen  Gleichungen  die  oberen  and  unteren  Zeichen  sich  auf 
änander  beziehen.  \Velche  Zeichen  man  aber  nimmt,  ist  natür- 
lich an  sich  ganz  gleichgültig,  weil  man  sich  die  positiven  Theile 
der  gesuchten  Axen  beliebig  angenommen  denken  kann. 

Ferner  erhält  man  aus  den  obigen  Gleichungen: 

c08if;i_(L7i-O(l7t— ^)  — J5? 
cosg)|"~       DE-~F{Vi  —  C)      ' 

nod 

cos9>i  FD'-E(üi-B)      * 

cos  ^1  _       FD-^E(  üi  —B) 
cos9?i      (üi— ^)(l7i  — O  — />2* 

Aus  diesen  Ausdrucken  ergiebt  sich  d^rch  Multiplication : 

\C089iJ        (t/i  — Ä)(üi-0— />«' 

/cosxiY-(t^i-^)(t^i--«)--^' . 
\Q08q>J      (Cri-iB)(l7ji-C)— />»' 


-« 


86  grüner tr  deöer  diß  ffaupiiwm 

also 

(l7i-Ä)(Di-0~/)2"-(t7^_C)(Di-^)-£«  i= 


iE 


Sot^t  man  nao  der  K^rze  «wegen 
80  erhält  man  mitteist  der  Gleichung 


er 


K*f 


^JOSCpi^-f»  cos -^1^+008X1*=!  .^ 


leicht : 


i 


.1. 


cosg)i^=^^ ^ ^-^^-^^ ,  ^^ 


14)  ^  cosi/;i*=^ — ^ ^^  J^ , 

«     (t7i-J)(t7i-B)  — F« 
qos ;ci^=  ^  -^    ■   ■  ^  J- -^^- , 

Die  Gleichungen  3)  gestatten  natürlich  eine  ganz  ähnliche 
Behandlung,  was  aber  hier  nicht  weiter  ausgeführt  zu  werden 
braucht. 

Die  drei  Trägheitsmomente  in  Bezug  auf  die  Hauptaxen  der 
X,  t),  }  sind  nach  6)  respective  die  drei  Grössen  3^i,  l^i,  Si' 


§.  6. 

Man  kann  sich  die  Lage  der  dem  Punkte  O  entsprechenden 
rechtwinkligen  Hauptaxen  auf  eine  bemerkenswerthe  Weise  durch 
eine  geometrische  Construction  deutlich  machen. 

In  dem  im  vorhergehenden  Paragraphen  betrachteten,  durch 
den  Punkt  O  gelegten  rechtwinkligen  Systeme  der  xyz  bezeichne 
man  jetzt  die  veränderlichen  Coordinaten  durch  X,  Y,  Z,  und 
denke  sich  nun  eine  Fläche  des  zweiten  Grades  beschrieben,  de- 
ren Gleichung 

1)       AX^+Br^+CZ^^2DrZ^2EZX^1lFXr=zl 


eines  btUeHgen  Spslems  maierieUer  Funkte.  87 

ist,  wo  die  Coefficienten  A,  By  C,  D,  E,  F  dieselbe  Bedeutung 
baben,  wie  im  vorbergeheodeo  Paragrapbeo,  so  dass  oämlich 

2)    J 

i  D=£myz,  E=i£m2x,  F=:£mxy 

ist. 

Um  zu  ermitteln,  eu  welcher  Gattung  der  Flächen  des  «wei- 
ten Grades  die  in  Rede  stehende  Fläche  gehurt»  lege  man  durch 
den  Punkt  O  als  Anfang  der  Coordinaten  eine  beliebige  gerade 
Linie,  deren  Gleichungen 

3)  y=^aX,    Z=ßX 

sein  mögen.  Bezeichnet  man  nun  die  Coordinaten  der  Durch« 
Schnittspunkte  dieser  geraden  Linie  mit  der  durch  die  Gleichung 
1)  charakterisirten  Fläche  des  zweiten  Grades  im  Allgemeinen 
durch  u,  V,  to;  so  hat  man  zur  Bestimmung  dieser  Coordinaten 
nach  1)  und  3)  die  drei  folgenden  Gleichungen: 

(A  +  a^Bi-ß^C-2aßD-2ßE-^2aF)u'^z=l, 

v=^au,    w=^ßu. 

Nun  ist  aber  nach  2): 

A+a^B+ß^C--2aßD'^2ßE'-2aF 

=     2m(y^  +  2^)  +  a'^Zm  U*  +  x^)  +  ß^Sm  (a?«  +  y^ 

— 2  aß  Smyz  —  2ß  Emzx  —  2a2mxy 

=     a^Emx^  —  2  aZnuxy  +  Emy^ 

+  ß^Snuv^  —  2  ß  Emzx  +  Emz^ 

+  a^Emz^^2aßEnnjz  f  ß^Emy^ 

=     Zm  (aar — y)2  +  Em  (ßx — 2)2  +  Em  (az  —  ßy)^, 

also  nach  dem  Obigen  mit  Beziehung  der  oberen  und  unteren  Zei- 
chen auf  einander: 

1 


M=± 


VEmiax—y)^  +  Ejnißx-^z)^  +  Emiaz-^-ßy)^' 


4)     <    f7  =  ± 


=± 


V  Em  {ax —2^)2  +  Em  (ßx  —  zf  +  Em  {az — ßy)^ ' 

ß 

V  Em  {ax—y)^  +  Em  {ßx  —  zf  +  Em  {az  -  ßy)^ ' 


88  Grunert:  Ueöer  die  Hauptaxen 

Weil  der  gemeinschaftliche  Nenner  dieser  BrOche  offenbar  i 
stets  eine  reelle  Grosse  ist,  so  giebt  es  für  u,  t?,  to  immer  zwei 
Systeme  reeller ,  absolut  gleicher,  dem  Zeichen  nach  entgegenge« 
setzter  Werthe.  Daher  schneidet  jede  iganz  beliebig  durch  den 
Punkt  O  gezogene  gerade  Linie  die  durch  die  Gleichung  1)  cha- 
rakterisirte  Fläche  des  zweiten  Grades  in  zwei  von  dem  Punkte 
O  offenbar  gleich  weit  entfernten  Punkten,  eine  Eigenschaft,  welche 
unter  den  Flächen  des  zweiten  Grades  nur  das  Ellipsoid  haben 
kann.  Also  ist  die  durch  die  Gleichung  1)  charakterisirte  Flä6he 
des  zweiten  Grades  ein  Ellipsoid ,  und  der  Punkt  O  ist  der  Mit^  ^ 
telpunkt  dieses  Ellipsoids,  also  jede  durch  O  gezogene  gerade 
Linie  ein  Durchmesser  desselben. 

Wir  wollen  uns  nun  die  Aufgabe  stellen,  den  oder  die  Durch- 
messer des  durch  die  Gleichung   1)  charakterisirten  Ellipsoids  zd  >■ 
ermitteln,  welche  auf  der  Fläche  desselben  normal  stehen.    Di(i^ 
(Gleichungen  eines  solchen  Durchmessers  seien  überhaupt  ^ 

X  Y  Z 

cos^i       cosi/;i       cos%i  *  ^ 

Weil  die  partiellen  Differentiaiquotienten  der  Function 

AX^^BY^^^CZ^-IDYZ-'iEZX—iFXY—l 

nach  X,   F,  Z  respective 

1{AX-FY^EZ), 

^iBY-^DZ  —  FX), 

2(CZ^EX-'DY) 

sind,  so  hat  man,  wenn  man  die  Coordinaten  der  Durchschnitts- 
punkte des  gesuchten  Durchmessers  mit  dem  Ellipsoid  von  jetzt 
an  durch  X,  F,  Z  bezeichnet,  zu  deren  Bestimmung  nach  den 
Lehren  der  analytischen  Geometrie  die  folgenden  Gleichungen: 

AX—FY'-EZ  ^BY-^DZ^FX^CZ^EX-^DY 

X  ~"  F  Z  ' 

und  zur  Bestimmung  der  Winkel  <pi,  4^i »  ^  hat  man  daher  nach 
dem  Obigen  die  folgenden  Gleichungen: 

Acos(pi  — F  cos  tl^i  —  E  cos  %i B  cos  tpi  —  D  cos  %t  —  Fcos  y^ 

cos^i  cos'ij^i 

Ccosxi — £cos9?|— Dcos-rJ/j 

cösxl 


einti  äeUeHgen  Sysietns  maierieUer  Fumkie.  89 

Bezeichnet  man  jede  der  drei  vorstehenden  gleichen  Grossen 
durch   ü,  so  erhält  man  die  drei  Gleichungen: 

(Vi  —A)cos<pi  +Fcos'4>i  +^<508Xi  +Ö, 

5)  {  Fco8g>i +(t7,  — Ä)cosi//i+/)cosxi=0, 
-Ecos (fi  -h />cosip^  (Dl  —  C) cos xi=0 ; 

lud  nimmt  man  hierzu  noch  die  bekannte  Gleichung 

6)  co8  9>i*  +  cosif;i*  +  cos%i*=l, 

•0  hat  man  zur  Bestimmung  der  Grössen  üi  und  (pi,  i|;|,  ;^  ganz 
ffieselben  Gleichungen,  welche  wir  im  vorhergebenden  Paragraphen 
zur  Bestimmung  der  dort  auf  gleiche  Weise  bezeichneten  Grossen 
gefunden  haben. 

Man  sieht  also,  dass  die  drei  rechtwinkligen  Hauptaxen  in 
Bezug  auf  den  Punkt  O  mit  den  drei  auf  dem  durch  die  Gleichung 

AX^+Br^+  cz«— 2z>fz-2i;z2:-2F2:f=i 

charakterisirten  EUipsoid  normalen  Durchmessern  desselben,  d.  h. 
mit  den  drei  Axen  dieses  Ellipsoids,  übereinstimmen. 


90         Oskar  Werner:   Zur  Tkeorie  der  Difenn%enreiken. 


vn. 

Zur    Theorie    der    Differenzenreihen. 

Von 

Herrn   Doctor  Oskar  Ff^erner, 

Lehrer  der  Mathematik  in  Dresden. 


Wenden  wir  auf  jedes  Glied  der  Reihe 

«0  +  %«i  +  ^4^a  +  ^'««a  +  ••••» 

in  welcher  nx  den  ^rten  Binomialcoefficienten  für  den  Exponenten 
n  bezeichnet  und  a^f,  ai,  a^,  a^,,.,,  willkührliche  Grossen  bedeu- 
ten, den  bekannten  Satz 

an=aQ  +  ni^Qo  +  w^^^flo  +  •  •  •   +  Wn^"flo 
an,    so  erhalten  wir 

ao  +  W2ai +«4^2  +  ^603 +....  =  «ro  +  «2(«o+^«o) 

+  «4  («0  +  "2Jao  +  ^d^Oiy)  +  tiq  («0 + 3/iffo  +  3^%  +  ^^Oo)  + , 

oder,  wenn  wir  die  gleich  hohen  Differenzen  vereinigen  und  zur 
Abkürzung 

Km  =  W2W»  +  (W  +  i  )i  W2(iii+1)  +  (rn  +  2)2  W2(m+2)  +  . . . . 

setzen, 

«0  +  W2O1  +  «4^2  -hwe^a  +  ....  =  JSqüo  +  Ki^ÜQ 

+  K:,J^ao+JS^J^ao  + 

Um  nun  die  CoefTicienten  ^0,  Ki,  Kt^y,,,,  in  Form  eines  ein- 
fachen Ausdruckes  zu  bestimmen  ^  gehen  wir  von  folgender  spe- 
ziellen Hauptreihe  aus: 


OikMr  Werner:   Zur  Thewrin  ätr  Diferetnenr^ü^iu,         %\ 

and  leiten  aus  derselben  nacbstebeuda  Differenzenreihen  ab: 

erste    Differenzenreihe: 

ziveite  Differenzenreihe: 

z^iio=3a?»-*(ar«  -y*)«,     ^flj  =a:»- V(^*— y*)*>  •  •  •  • ; 

dritte  Differenzenreihe: 

u.    s.     w. 
Wir  haben  daher  nach  dem  Vorhergehenden : 

oder  nach    dem   Binomialtbeorem   für  positive  ganze  Exponenten: 

folglich,    wenn  wir  x+y=a    und  x — y  =  ß,    daher  x=i(a-\-ß) 
und  y  =  J(a — >ß)  setzen: 

+  2i6^2(«+^)»-*(«i5)a-.... 
Andererseits  ist  aber  nach  einem  bekannten  Satze  *): 

Wir  erhalten  daher  durch  Vergleichung : 

....  iSr„=  'i—üm-l . «im. ^^ , 


*)  Archiv  Theil  X&II.  Seite  295.  Formel  60. 


93         Osk^r  Werner:   Zur  Theorie  der  mff^remieilreihen. 
folglich  nach  dem  Vorhergehenden : 

(1)      <  (n— IM 

C  +  (m  +  2)2 .  7<2(m-f 2)  + 

und 

2, 

(2) ;  ^"-'^^ 

Eine  ähnliche  Formel  erhalten  wir,  wenn  wir  von  der  Haup 
reihe 

ausgehen  und  vermittels  der  Relation 

deren  Differenzenreihen  bilden.    Diese  sind: 

erste  Differenzenreihe: 

JAq=  —  üi ,    JAi  =  Aoi ,    z/i!42=^ —  A^oi ,....; 

zweite   Differenzenreihe: 

u.    s.    w. 

Ä;te  Differenzenreihe: 
^Mo  =  (— l)*afc,     ^Mi=:(-1)*-Möfc,    z/M2=(-l)*-*^a/t,... 

Nach  (2)  ist  aber: 

2, 

daher  ergiebt  sich  aus  dem  unmittelbar  Vorangehenden: 
(3)  ^  ^  ^  ^' 


09kmr  Werner:  Zur  Theorie  der  Dtferetnenreikmk 

Nehmen  wirz.  B.  aii=l«  ai=— tgg»',  at^tg^»  Oss^tg^V.. 
an»  so  erhalten  wir 

"  cos  9*  "     cos  9*  ^^         cos  9^ 

daher  nach  Formel  (2): 

l-«atg<)p«  +  W4tg9*-«<,tg9«+....==2^i-2»--»ita.^j5^.— ^ 

4.  1  6-1 

*  (m — 1)2   cosg)*  **  (n  — 1)3  cos  9}^  ' 

oder  nach  einem  bekannten  goniometrischen  Satze: 
2  cos  ng> = (2  cos  g))*  —  wa .  r-^ jY"  (2  cos  9)»-* 

+ '*4- (^:ri)"  (2cos  g))»-4  - . . . . 

Andere  Anwendungen  von  den  Formeln  (2)  und  (3)  zu  machen» 
fiberlasse  ich  dem  Leser.  Namentlich  empfehle  ich  in  dieser  Be- 
liehung  fSr  a^^^  Oi,  Os»***-  Grössen  zu  setzen ,  die  in  arithmeti- 
scher Reihe  höherer  Ordnung  fortschreiten. 


Till. 

Beweis   des    pythagoräischen  Lehrsatzes. 

Von 

Herrn  Doetor   Oskar  TVerner^ 

Lehrer  der  Mathematik  in  Dresden. 


I)  Das  aus  den  geraden  Linien  AB  und  CD  als  Seiten  con- 
strairte  Rechteck  wollen  wir  durch  ABx  CD,  das  aus  AB  als 
Seite  gebildete  Quadrat  aber  durch  AB^  bezeichnen. 


94      OsMnt  Werner:    Beweis  den  pythagorätgehm  LeUrsaites. 

2)  Durch  Betrachtung  mner  bOchst  einfachen  Figur  erh&lt  man 
sofort : 

(AB+CD)xEF=ABxEF+  CDxEF 

und 

(AB--  CD)xEF=iABxEF^  CDxEF. 

.  3)  D^s  Quadrat  ABFE  (Taf.  II.  Fig.  24.)  über  der  Kathete  AB 
des  rechtwlnklicKen  Dreiecks  ABC  vervrandle  man  in  das  Pa- 
rallelogramm ACGE  über  der  Hypotenuse  AC  als  Grundlinie, 
und  dieses  wiederum  in  das  Rechteck  ACBJ.  Es  Ist  daher 
AB^=ACxAJ.  Zieht  man  ferner  noch  die  Höhe  BD,  so  lässt 
sich  leicht  nachweisen  ^  dass  die  Dreiecke  AJE  und  ABD  con- 
gruent  sind.  Hieraus  folgt  AJ  =  AD,  daher  nach  dem  Vorher- 
gehenden 

AB^:=:iACxAD, 

4)  Nach  3)  ist 

AB^  =  ACXAD  und    BC^^ACxCD, 
also 

AB^^rBC^=:ACxAD^^ACxCD, 

oder  nach  2): 

AB^^^BC^z=:ACx(AD^^CD)  =  ACxAC, 

d.  i. 

AB^^BC^:=^AC^. 

5)  Zufolge  4)  ist 

BD^=AB'^-AD^, 

daher  nach  3) 

.       BD^=ACxAD'^ADxAD, 
und  nach  2) 

BD^=iADx(AC—AD), 

d.  i. 

BD^  =  ADxCD. 

Die  Darstellung  des  pythagoräischen  Lehrsatzes,  wie  ich  sie 
im  Vorhergehenden  gegeben  habe,  verdient  ihrer  Einfachheit 
wegen  in  die  Lehrbücher  aufgenommen  zu  werden.  Vielleicht  ist 
dieselbe  bekannt,  jedenfalls  aber  nicht  so  bekannt,  wie  sie  es 
nach  meiner  Meinung  verdient. 


09kmr  Werner:   Berieitmng  der  Neper'sckem  AmUo0eem.      9& 


Herleitung  der  Nep  er 'sehen  Analogieen. 

Von 

Herrn  Doctor  Oskar  fVerner, 

Lehrer  der  Mathematik  in  Dresden. 


1d  Taf.  II.  Fig.  23.  wollen  wir  die  Kanten  winke!  JVÄO,  MSO 
ond  MSN  des  körperlichen  Dreieckes  SMNO  der  Reihe  nach 
durch  a,  6,  c  und  die  diesen  Kantenwinkeln  gegenüberstehenden 
Neigungswinkel  der  das  körperliche  Dreieck  bildenden  Ebenen 
durch  A,  B,  C  bezeichnen.  Man  gebe  »SO  die  Länge  1  und  ziehe  OP 
senkrecht  auf  die  Ebene  MSN;  aus  dem  Pdnkte  P,  wo  das  Per- 
pendikel OP  die  Ebene  schneidet,  ziehe  man  PM  und  PN  auf 
SM  uiid  SN  senkrecht;  ferner  verbinde  man  O  und  M,  sowie  O 
ond  N  durch  die  Geraden  OM  und  ON  und  verlängere  PN  bis 
zum  Punkte  R  in  der  Kante  SM.  Endlich  mache  man  PQ=zMP 
und  ziehe   OQ.     Dann  ist  offenbar 

MS=cosb,   NS=cosa,    MO=zOQ=smb,   OiV=sina, 
^PMO=^PQO=A  und  ^PNO=B. 

Da  das  Viereck  SM  PN  zwei  gegenüberstehende  rechte  Winkel 
enthält,    mithin  ein  Sehnen viereck  ist,    so  folgt: 

^MSN=^MPR  =  c. 

Die  noch  unbekannten  Seiten  MP  und  PN  dieses   Vierecks  er- 
hält man  durch  folgendes  Verfahren: 

Addirt  man  za  der  aus  dem  rechtwinkligen  Dreieck  MPR 
sich  ergebenden  Gleihung  3IR=:MPAgc  die  Gleichung  MS^cosb, 
so  erhält  man: 

RSz=^MP.tgc -i-cosö 


96      Oskar  Werner:   fferMtung  der  Neper*8Cken  Anai&§ieen, 
oder 

cos  0  -mMrk 

cosc  ^     ■ 

also 

««n     n^     cosä — cos  6.  cos  e 

MP=PQ  = ; . 

sine 
In  ähnlicher  Weise  ergiebt  sich 

-j«     COSÄ — eosa.cose. 

SIDC 

daher^   wenn  man  diese  beiden  Gleichungen  addirt: 

PQ  I  p2y_(co8q  +  cos6)(l  — cosc) 

sine 
oder 

NQ = (cos  a  +  cos  b)  tg  Je. 

Setzt  man  endlich  diesen  Werth  nebst  den  übrigen  oben  ange- 
gebenen Werthen  für  die  Bestandtheile  des  Dreieckes  NOQ  in 
die  hinlänglich  bekannten  Formeln  der  ebenen  Trigonometrie 

ON+OQ  _  cosl(NQO-ONQ) 
NQ      "  cos  l(NQO+  ONQ) 

und 

ON-OQ  _  sinliNgO-ONQ) 
NQ       '^s\nl(NQOi-ONQ) 

ein,  so  erhalten  wir 

sina-|-sin6   •    __cosi(^  — Jff) 
(cos  a  +  cos  b)  tg  Ic  ""  cos  l(A  +  B) 

und 

sinn  —  sin  6      sin|(^ — B) 

(cos  fl  +  cos  6)  tg  Je  ~  sin  i(/l  +  jB)  ' 

folglich  mittels  Anwendung  einfacher  goniometrischer  Formeln: 


.   w       ,v       cosl(^--JS),    , 
tgi(a-6)=^.„j(^^^tgic. 


Spiimen    f^nuim  für  äie  Summen-  und  Diffieretnen-Mecämun^,  97 

Vertauscht  man  endlich  die  Kanten winkel  mit  den  Sopplemen- 
teo  der  gegenOberstehenden  Neigungswinkel  der  Ebenen  des  kOr- 
perfichea  Dreiecks  und  umgekehrt«  so  ergeben  sich  hieraus  die 
Formeln 

w  ^      ^v     cos  Ua  —  b)     ,    ,  ^ 

^*^  '     sini(a-h6)      ^^ 

welche  in  Verbindung  mit   den    beiden   vorhergehenden    die  Ne- 
per 'sehen  Analogieen  genannt  werden. 


Fonoeln  für  die  Snmmeii'  und  Differenzen -Rechnung. 

Von 

Herrn  Simon  Spitzer^ 
Priyatdocenten  der  Mathematik  am  k.  k.  polytechnischen  Institate  za  Wien. 


Die  Euler'sche  Sunimenformel  ist  bekanntlieh  folgende: 

(1) 
2f(a)=  C+\fnx)da:-  lf(a:)+A,hr(^yMY"(^HM''f^'(^)—'^ 

wo  C  eine  willkuhrliche  Constante  oder  eine  solche  periodische 
Function  von  x  bezeichnet,  welche  ungeändert  bleibt ,  wenn  a:  um 
i  wächst,  wo  ferner  Ai,  A^,  A^,...  Zahlen  sind,  welche  mit 
den  Bern oulli'schen  in  folgendem  Zusammenhange  stehen: 

Ä2.-fi  =  (2i  +  2)!  ^2,+i. 

Theil  XXIV.  T 


98  Spti%er:    Formeln  tär  die  Summen-  und  DitTerenKen-Reehming. 

Diese  Reihe  zeigt  in  ihren  ersten  Gliedern  einen  anffallendei 
Mangel  an  Regelmässigiceit;  diess  bewog  mich,  eine  andere  Fora 
fOr  Zf{x)  zu  suchen,  und  ich  fand,  dass  man  statt  der  Gleichung  (l 
folgende  Gleichung  setzen  künne: 

hZfix)  =ff{x  -\)da!^  (I)'  C^\x  -  \) 
(1)         {  ^ 

deren -zweiter  Theil  noch  durch  eine  willkührliche  Constante  odei 
durch  eine  periodische  Function,  die  bei  dem  Wachsen  von  a 
um  h  ungeändert  bleibt,  zu  completiren  ist.  Die  hiebei  auftre- 
tenden Zahlen  C^,  C4,  C5,....  ergeben  sich  aus  der  Auflösung 
folgender  Gleichungen : 

1 
Ca  +  3j^^^» 

^«+  3!  +5!  +7!~"' 

^«  +  3!  ■*"5r+7!  +ö!-"- 

Der  Beweis,  dass  die  Gleichung (2)  richtig  ist,  lässtsich  leichf 
führen.  Nimmt  man  nämlich  von  beiden  Seiten  derselben  die 
endlichen  Differenzen,  so  erhält  man: 

hf{x)  =Uf{x  - 1)  da:  +  (ffc^Jfix  - 1) 

+  (I)*  C^rix  - 1)  +  (^y  C^AfV  (a;  - 1)  + .... . 
oder  anders  geschrieben : 

hf{x-)=S\f(.=^\  \)-^x-^^dx^r{^C^\f>{x^.\)-f\ccJ'^\ 

+ (0*c4[r(^+|)-r(^  -|)] 


Sßhiim>0tt:    inmnei»  fUr  die  Svmmen^  und  DUT^efnen^MecAmmff.^t 

itwiekelt  man  die  in  den  eckigen  Klaminern  «tehenden  AutdrOcka» 
bat  man: 


II 

I 


a 


4- 

h9 


fc«l  5>      fc«|  »- 


^ 
^ 


3 
§ 


OD 

OQ 
9 

c: 

CO 

s 


::2lH- 
+ 

+ 


•^ 


t^i  >•     !>&!  >•     i^dj  >• 


5 
IT 


.^ 


i^ 


.p 


^1  N-« 


.^1 


1 

Hh 

^^1  *^ 


l>0|  >       fcÖj  >•     ^l  ^ 


ba 


U?|  ^ 


l>5|5> 


bO\  ^      fcÄ|  a- 


4- 


4- 

fcöl  >• 

-4- 
4- 


s  in  Folge  der  Gleichungen  (3)  wirklich  identisch  Null  ist.  Die 
blen  C^,  C4,  Cq,....  erscheinen  in  der  Analysis  auch  noch  bei 
ier^n  Gelegenheiten,  so  ist  z.  B. 

4)  a:  cosec  o:  =  1  —  C^^^ -f  C^x^  —  CßÄr*  +  . . . . 

)Dn  schreibt  man  diese  Gleichung  in  folgender  Form: 


^ 

+ 


4- 


X 


x^     x^ 


7! 


=  1  -  C^x^  +  C^a^--  C«a?«  + .... , 


■    •  •  •  • 


7* 


100  Sp ii% er:  Formeln  für  die  Summen-  und  Differew^en-Reeknung. 

so  hat  man,    wenn  man  beiderseits  mit  dem  Nenner  des   ersten 
Theils  der  Gleichung  muitiplicirt: 

_  1  [  ^'+    C^\  C^ 

3!  )  3!   la;*-   ""3! 

1_    1  C2  /  ^  ^"  •  •  •  • ' 

5[    /  ""öT 

1 

■"7!    f 

was  identisch  ist,  weil  die  Coefficienten  von  x^,  x^,  x"^,,..,  ver- 
möge der  Gleichungen  (3)  sämmtlich  Null  sind. 


Wir  wollen  nun  übergehen  zur  Bestimmung  von  h^2^f{x)m 
Zu  dem  Behufe  multiplicire  man  beide  Theile  der  Gleichung  (2^ 
mit  h  und  nehme  dann  beiderseits  die  Summe,  man  hat  so: 

+A(|Jc4-£r(ar-|)  +ä(|)°  C^Zfr^x-^)-^ ...., 

oder  mit  Anwendung  der  Gleichung  (2): 
IfiZ^fix)  =fdx  \ff{x  -  h)dx 

+  (I)'  q,  fix  -  A)  +  (ly  C^r  (x-h)\  (IJcy  ^(o:  -  h)  +....  I 

+  (|)*QI  fn<»-k)dx+(^yC^if'{x-h)^,.A 

+  (|)'c;i  ffr{x-h)dx^-....] 


Reducirt  man  diess  gebSrig,    so  erhält  man: 


(2 


8ptt%*r:  f^ormelnfär  äte  Summen-  und IHffieren%€t^^eekmm§.  101 
h*Iflf{x)  =zjff{x-k)dx*  +  (IJ  .2CiA*- A) 

+  (|)*(2C4  +  Ci«)r(^  -  A)  +  (j)'(2Q+2q,C«)/'^''(x- A)  + 

was  sich  so  schreiben  lässt: 

(5)  <            ^ 
+  (^y  DJ"(x  +  A)+ (|)''7>,r(^-A) + 

wenn  man  die  folgenden  ßezeichnungs weisen  annimmt: 

(6)  { 

Z>6  =  2qj+2CiC4. 


Dieselben  Zahlen  Z)^»  Z>49  Z)«,. ...  kommen  auch  vor,  wenn  man 
die  Reihe  (4)  zum  Quadrate  erhebt,  man  hat  nämlich: 

(7)  a;2cosec2a:=  l  — 7)23:2+ Z)4ar*—Z)6ar« +...., 

wie  man  sich  leicht  überzeugen  kann.  Wollte  man  zur  Berech- 
nung der  Zahlen  D^,  D^,  Dq,..,.  Formeln  haben,  die  analog 
sind  den  in  (3)  aufgestellten,  so  verfahre  man  so:     Es  ist 

(8)  sin^a:^ ^ =2J~2! 4r+"6! 8~  +  --! 

folglich 

2x^ 


a:*cosec*:r  = 


(2a:)2      (2^      (2^      (2^  , 
2!    "■    4!    +    6!   ""    8!    "*"••'• 


Diess  mit  (7)  verglichen  führt  auf  folgende  Gleichung: 

(2^      (2:i:)^      (2a:)g      ^^)8  =1— />2^*  +  />4^ -^o«•  +  •..• 

2!    ""4!    +    6!  8!    +•  • 

Mnitiplicirt  man  beide  Theile  derselben  mit  dem  Nenner  des  ersten 
Theils,  so  bat  man: 


108  Spii%€r:  Formeln  für  die  Summen-  und  Di/reren»en-Reekmmff. 
2a:«  =  |a?«-J,Z>«  j         +5!^4j  -2!^« 

X* 


3C     "i"  •  •  .  .  j 


-"Ü        ]  +4!^M'^      ""41^4 

26        I  2« 

+  6!        ^         ""6!^^ 

28 
""8! 

und  diess  gibt  uns  folgende,    mit  (3)  analoge  Gleichungen: 

2!  +4!—"' 

^2^     24^ 

(9)  ^   2!  +    4!    +61  ~"* 

De  ,2^D4     24/)^      2V 

2!  +    4!    +    6!    +8!  -"' 


Auf  ganz  ähnliche  Weise,  wie  wir  aus  der  Gleichung  (2)  d 
Gleichung  (5)  abgeleitet  haben,  leiten  wir  nun  aus  (5)  eine  GIc 
chung  ab,  die.  uns  h^S^f{x)  gibt.  Wir  multipliciren  zu  dem  B* 
hufe  die  Gleichung  (5)  mit  A,  und  nehmen  beiderseits  die  Summ< 
diess   gibt: 

+  h(jy  D^i;r(a;-^h)  +  h(jy  D^Zfi^  (a:-h)  ■{-  .... 

Jedes  einzelne  dieser  Glieder  ist  eine  Summe,  die  sich  vermü^ 
der  Gleichung  (2)  in  eine  Reihe  ausdrücken  läsüit ;  thut  man  dies 
so   erhält  man: 

h^2:^f{x)=ff  dx^\ff(x—^h)dx 

+  (|)V  ./'(a:-iA)4(J)V4/'V-4Ä)+(|)''  i\r(x-lh)  +.. 

-\-(^yD^{ff{x~\h)dx-^(^^^c^'{x-ihn(^*c^r(x-ihn.. 

+  (|y/>6i  ff"{x-lh)dxi:. 


8fii%€ti  fmmub^  für  die  Summern-  und  Difreremuu-Rukmmg.  103 
und  redacirt  man  es,    so  ist: 

+  (j)*(C4+ CiZ),  +  D^fix-Xh) 

+  (!)'(€;+ C4Ö,  +  q,/)4+ß«)r(^-W+ 

was  wir  so  schreiben  wollen: 

(10)       { 

+ (D*  £4/"'(^  -  iÄ) + (1)*  £en^  -Ihn.... 

Die  Zahlen  £3,  £4,  E^,....  haben  folgende  Bedeutungeo: 

£4=C4  +  CiZ)a+Z)4. 


f: 


and  erscheinen  auch,  wenn  man  die  Gleichungen  (4)  und  (7)  mit 
eioander  multiplicirt ;    denn  es  ist: 

(12)  ;r»cosec  ^x  =  l  —E^x^  +  E^a^  -  E^x^  + . . . . 

Bemerkt  man,    dass 

(13) 

.   -         3sin^--sin3:r_a;3  33-3     :rö3*-3.ar^ 37^—3 
8in»^=  3  -31  -ir""5!"X"'*"7!  "4  ••" 

folglich 

Ax^ 


a;®cosec'ar= 


8  3^"^        ^3^^3        ^3^-3 


3!        *"       5!     ^*"       7! 


ist^  so  hat  man  durch  Gleichstellung  dieses  Ausdruckes  mit  dem 
in  (12)  angegebenen: 


104  Spitzer:  Formeln  für  die  Summen^  und  Di^eremten-Reckma^. 
gFzrä 35Z^ 37=3 =  I  -  £.^*  ^E^^-'E^x^  +  . . 


3!         ^^     5!     +^     7!     ~" 

woraus   folgende ,    deo  Gleichungen  (3)  und  (9)  analoge  Gleiche 
gen   folgen : 

3!  +     5!     — "' 


£4.1  +  3^^    ,  1+3^+34 

(14)  /   3!  "*"     5!     ^2  ■*■        7! 


Eß  .  1+3«„    .  1  +  3M:3*       .  l+3«+3M3o      ^ 


Setzt  man  diese  Analyse  fort,  so  findet  man  ganz  allgemei 

f{x^  rßda^+[^^J  My        f(x-^h)dx^ 

wobei  zu  bemerken  ist,  dass  das  erste,  nullte  und  — rte  Integi 
definirt  wird  durch  die  Gleichungen: 

fix  —  2^)dx^=ff(x  —  2^^  ^^' 

/(o)  71  n 

nx-'^h)dxO=.f^a:^\h), 

f^^'^A^  -  %h)dx-r=fr)  (^  -  I A) ; 

ferner  dass  M^^  M^f  ü/g,....    dieselben  Zahlen   sind,    die  in  d 
Reihe 

(16)  ar«cosec»a:=  1  —  M2x'^  +  M^x'^—MqX^  +  ...„ 

oder,    was  eigentlich  dasselbe  ist,   in  der  Reihe 

cosec  «j-  =  o:-«  —  M^x"^-^^  +  M^x"^^^  —  MqX"'^'^^  + .... 


Bpii%€r:  Formeln  fär  die  Summen-  und  Diferenzen-RecknuH^.  105 

auftreten;  endlich  dass  der  zweite  Theii  der  Gleichung  (15)  noch 
za  completiren  ist  durch  das  Polynom 

unter  a,  ßy  y,-"»  x  constante  Zahlen  verstanden,  oder  solche 
periodische  Functionen  von  ar,  die  ungeändert  bleiben^  wenn  x  um 
h  wächst. 


Untersuchen  wir  nun,  ob  diese  Gesetzmässigkeit  sich  .auch 
auf  die,  der  Samnienrechnung  inverse  Rechnungsart,  nämlich  die 
Differenzen- Rechnung,  ausdehnen  lässt.    Wir  haben: 

und  stellt  man  diess  auf  folgende  Weise  dar: 
60  bat  mau,   es  entwickelnd: 

oder 

m^r(s^h*kQyn'4>  4(1)'  m^-^h*- 

Die  Coefficienten  der  einzelnen  Glieder  dieses  Ausdrucks  sind, 
abgesehen  vom  Zeichen,  die  in  der  Reihe  für  sin^r  erscheinen- 
den,   denn  man  hat: 

nQ^  •  X^       X^      X^ 

(18)  sina?  =  a?  —  öf  +51  —  7I+«"* 

Nimmt  man  von  beiden  Seiten*  der  Gleichung  (17)  die  endlichen 
Differenzen  und  dividirt  zu  gleicher  Zeit  durch  A,  so  hat  man: 

Ä»    —         h        +31^2/  h        +5!U/  h        +•• 

Jedes  einzelne  Glied  dieser  Bntwiclcelung  lässt  sich  nach  (17) 
behandeln ;  thut  man  diess ,  so  erhält  man : 


106  Spitter:  Formein  für  die  Summen-  und  Differemtm-ReciMmg* 

+ 

und   diess   gibt   reducirt: 

(19) 


+ 


(Ö"(l!  +  3ll)^''"'(-  +  *)+" 


Die  hier  aaftretencien   Coef'ficienten ,    nämlich: 

,       2        2        1         2        1^ 

''    3!'    5!  +  3!3!'     7!  +  3!5!'"" 

erscheinen  aucli,    wenn  man  die  Gleic!>ung  (18)  quadrirt;    es  ist 
nämlich : 

'2  /2        1  \  /2        2  \ 

sin'»^  =  ^"-3!**  +  (,51  +  3!3!;*  "  l?!  +  SfSlj  ^^  +    •  •  • ' 

oder  vermöge  der  Gleichung  (8): 

.   2    _     i(2£)2      (2£)4      (2^     (2^  I 

sin  ^  — 2  I     2!  ""    4!    ■*■    6!    ""     8!     +"-M* 


So  fortfahrend,    findet  man  ganz  allgemein: 

(20) 
^  =/•(»)  {X  +  |ä) +Q'  ^,/->"+2)(a:  +  |a)  +Q  W»+4)  (:r +1 A) 


+  Q°^e/^"+*H^  +  |Ä) +••••. 


SßiiMtr:  Fwmeln  rar  die  Summen-  und  Dffferemen-Rechmimi.  107 

wo  2V29  iV4,  2Vo,....  die  in  der  Gleichung 
(21)       sin  »ar  =  ar«  -  2V^»+2  ^  iV4.r«+*  — iV;ja:»+6  +  . . . . 

aaflhreteodeD  Coefßcienteii  sind. 

Vergleicht  man  nun  die  beiden  Gleichungen  (15)  und  (20),  so 
siebt  man,  dass  nian  sehr  leicht  aus  der  einen  von  ihnen  die  an- 
dere  ableiten  kann;  man  bat  nur  nöthig,  statt  n,  — n  zu  setzen, 
wodurch  sich  zu  gleicher  Zeit  yon  selbst  die  Coefficienten  M^ 
M^,  JHfß,....,   welche   der  Reihe   für  cosec"a:  angehören,   in  iVg, 

N^y  iVg, umwandeln,  welche  der  Reihe  für  sin ":ir  entsprechen; 

und  ebenso  auch   umgefiehrt  verwandeln   sich  N29  N^,  iV^,....  in 


Wenden  wir  nun  unsere  gewonnenen  Formeln  auf  einige  ein- 
fache Beispiele  an.     Es  sei 

I.  f(x)Z=ZX^y 

folglich 

/(ff)                                   ^m^n 
nx)  dx^  = 7 r— T-  > 
„!('«  +  ") 

/(n— 2)  ^m-\-n-'Z  ' 

/(n-4)  a;ni+n-4 

Diese  Gleichungen  sind  wahr,  so  lange  keiner  der  auf  der  rech- 
ten Seite  stehenden  Briiche  unendlich  ist;  schliesst  man  daher 
diejenigen  Fälle  aus,  wo  einer  der  genannten  Brüche  unendlich 
ist,  so  hat  man: 


108  Spiiter:  Formeln  für  die  Summen-  und  Differewten-Rechnuni 
und  hieraus  folgt  für  ein  gerades  m-\-  n: 

und   fiir  ein   angerades  m  +  n: 

nh 

unter  p  eine  ganz  beliebige  constante  Zahl  verstanden. 
Da  ferner: 

fin^-^)(x)  =  (n  +  2)!  (^  "^  2)  ^".-«^2, 
/^(n+4)(^)  =  (n  +  4)!  (^^'J^  J  o:"-»-* , 


ist,    80  hat  man 

(23) 


+  Q'  (« + 6)!  („7  e)  ^«  ^^  +  1  ^)'"""""'  +  •  • 

Ist  daher  m—*n  eine  gerade  Zahl,  so  ist 

ist  hingegen  m  — n  eine  ungerade  Zahl,  so  hat  man: 

— ^r~  =  (^  +  «2  Ä)  i/'C^^  +  w  Aa;  +  p). 


Es  sei 
IL  '  f(a!)  =  log  X, 

60  ist: 


Spit%er:  Formeln  für  dUe  Summen-  und  Differenzen-Rechnung,  109 


/•(»)  {x) 


(_l)«+iC„-l)! 


ar» 


/•(«+4)(;r)= 


(^  l)n-i-5  (yt  ■!.  3)f 


folglich : 


A« 


=(_„^.j-5!:^l +(*)•« 


|(:i:+.2A)' 


(n  + 1)! 
n 


+ 


"l    •  •  •  • 


(^  +  2*)"+* 


-i 


Diese  Formel  setzt  offenbar  ein  positives  n  voraus;   ist  dieses  n 
tugleich  gerade,  so  ist 

ood  ist  n  ungerade,    so  hat  man: 

^ —  =  (or  +  2  ^)  ^(^   +  wÄ^  +  p). 


110  VebunffSttufgaben  für  Schüler. 


Ueboagsaofgaben  fiir  Schüler. 


Von  Herrn  Doctor  Oskar  Werner  zn  Dresden. 

Bezeichnet  man  die  Seiten  eines  Sehnenvierecks  der  Ordi 
nach  durch  a,  6,  c,  d  und  die  Gerade,  welche  die  Mittelpu 
seiner  Diagonalen  verbindet,  durch  e,  so  ist  zu  beweisen,   da 


e 


2 


6d  (c/2  —  c^p  +  ac  (ö^  -  d^)^ 


4  (ab  +  cd)  (ad  +  6c) 
Im  Falle  b  =  d,    erhält  man 

e  =  l(a  —  c), 

d.  h.  in  einem  symmetrischen  Trapez  ist  die  Entfernung  der 
telpunktc  der  Diagonalen  dem  halben  Unterschiede  der  parall 
Seiten  gleich. 


Man  soll  beweisen,    dass 

a:q>(s\na;,  cosa;^)dx  =  ^    I       q)(s\x\x,  cos.r^)8,r 


Aufgabe   über   eine   gewisse  Art  von   Sumraenreihen. 
Sind 

Sqq,    Sa^,    Sa^y Sax, 


C€bungsaiir§nben  fiir  Schüler,  111 

Reihen,  welche  in  einem  solchen  Zusammenhange  anter  einander 
stehen,  dass  die  auf  einander  folgenden  Glieder  jeder  Horizontal- 
reibe  aus  denen  der  nächstvorhergehenden  gebildet  iverden,  indem 
man  in  dieser  das  erste  Glied,  dann  die  Summe  der  zwei  ersten, 
hierauf  die  Summe  der  drei  ersten  Glieder  u.  s.  w.  bildet,  so  dass 

S*ai  =  Ä»-»iio  +  ««-^Oi , 


Bo  soll  man  beweisen,    dass 

wobei  das  Zeichen   (    j   durch   die  Gleichungen 

definirt  ist. 

Nimmt  man  z.  B. 

"»  =  (0)'    "'"Ct  )'    "'«=('*2    )••     •'"  =  (''^) 

und  entvrickelt  mit  Hülfe  der  Formel 

die  successiven  Summenreihen,  so  erhält  man 
Qod  folglich  nach  obiger  Formel: 

c*ri=c*r')(iD+c:iT')cr) 
+c:ii')cr)+ •+c«')C'r)- 


113  ßiscelien. 


XII. 

M  i  s  c  e  1  1  e  n 


Addirt  man  schliesslich  auf  beiden  Seiten,  so  gelangt  man  äugen- 
blicklich  zu  dem  Satze,  dass  die  Kantenwinkel  einer  kör- 
perlichen Ecke  kleiner  als  vier  rechte  Winkel  sind. 

Eben  so  leicht  erhellt,  dass  die  Winkel,  welche  zwei  Seiten- 
wände mit  einander  bilden,  beziehlich  immer  grösser  sind,  als 
die  entsprechenden  inneren  Winkel  des  Vieleckes  ABC.,,.  In 
jeder  körperlichen  Ecke  ist  also  die  Summe  der  Neigungs- 
winkel der  Seitenwände  grösser  als  (w — 2).2Ä,  wenn  n 
die    Anzahl    der    Seitenwände    ausdrückt. 


Von    Herrn   Job.    Bapt.   Sturm,    geprüftem  Lehramts -Candidaten   za 

Rottenburg  in    Niederbaiern. 

I. 

Einfache  Beweise  zweier  Sätze  von  der  körperlichen  Ecke. 

Sei  O  eine  k4irperliche  Ecke  und  OO'  irgend  eine  Linie,  welche 
ganz  innerhalb  der  Seitenwände  derselben  fallt.  Wird  durch  den 
Punkt  O'  eine  Ebene  gezogen,  auf  welcher  OCy  senkrecht  ist,  so 
wird  sie  die  Kanten  in  den  Punkten  A^  B,  C...  schneiden,  welche 

dann  das  Vieleck  ABC bilden.     Zieht  man  in  diesem  Vielecke 

die  Linien  AO' ,  BO' ,  CO' ,  so  erhält  man  auf  der  Stelle  fol- 
gende Sätze: 

^AO'B^Z^AOB, 
^BO'O^BOC, 
^CO'D^^COD, 


JHisceUen. 


HS 


II. 

Einfache  Ableitung  der  Ausdrücke  für  die  Sinusse  und  Cosi- 
nusse der  halben  Winkel  eines  Dreieckes. 

Zuerst  werde  das  rechtwinklige ,  dann  das  gleichschenklig« 
Dreieck  betrachtet.  Von  da  gehe  man  über  zu  dem  ungleichsei- 
t%en  Dreiecke.  Verlängert  man  in  diesem  z.  B.  eine  Seite  AB 
iber  JB  hinaus  nach  D,  so  dass -BDzzzBC  wird,  und  zieht  dann 
DC,  so  ist  für  das  Dreieck  ADCi 


AC^=AD»+  C/P-^^AD.CD.cosiülB. 


Es  ist  aber 


oad 


sonach : 


AD=AB  +  BC 

CZ>=:2ÄC.cosin4Ä, 

AC^=(AB+BC)^'-iiAB  +  BC).BC.co8m\B* 

+  ABO.cos\niB^ 


oder 


AC^=(AB+BC)^-iAB.BC.co8iBlB^, 
AC^-(Aß^BC)^  +  iAß.BC.8\üiB^, 
womit  das  Verlangte  geleistet  ist.« 


111. 

Zur  Auflösung  der  quadratischen  und  kubischen  Gleichungen. 

Sei 

irgend  »eine  quadratische  Gleichung,  so  kann  diese  auch  so  ge« 
schrieben  werden: 

ar(x  +  P):=iQ. 

Da  nun  bekanntlich 


4B=(^^--(^' 


Tteil  XXIV. 


8 


114  Miscellen. 

ist«  so  ist  auch: 

wodurch  die  Auflusung  gegeben  ist. 

Die  in  diesem  Archiv  mitgetheilte  Auflösung  der  kubischen 
Gleichungen  Ton  Herrn  Cockle  ist  nicht  neu;  die  Priorität  der 
Erfindung  gehört  einem  Deutschen,  nämlich  Hulbe,  welcher  be- 
reits schon  am  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts  in  seinen,  Käst- 
rier gewidmeten  „Analytischen  Entdeckungen"  die  kubischen  ; 
Gleichungen  dadurch  zu  lösen  gesucht  hat,  dass  er  sie  durch  die  ^ 

1 

Substitution  a!':=:a-\-  -  aut  die   Form:  L 

y  - 

brachte,    was,   wie  der  Sachkenner  auf  der  Stelle  sieht,    mit  der 
Co  ekle 'sehen  Auflösung  zusammenfällt. 


\ 


IV. 

Beweis  des  bekannten  Euler' sehen  Satzes  von  den  Polyedern. 


l 


Man  denke    sich   in    einer   beliebigen   Entfernung  von   einem 
Polyeder  eine  Ebene  und  durch  die  Ecken  desselben  Parallellinieo  jy 
gezogen,  so  werden  diese,  gehörig  verlängert,  auf  jener  ein  System  ^ 
von  Punkten  bilden,    von  denen  die  einen  äussere,    die  andern  ig 
Innere    genannt    werden   sollen.     Aeussere   nennen    wir  jene, 
welche  sich  durch  Linien  so  zu  einem  Vielecke  verbinden  lassen,    ^ 
dass  alle  übrigen  innerhalb   des   Umfanges   dieses  Vieleckes   lie-   --^ 
gen,  die  daher  im  Gegensatze  zu  jenen  innere  genannt  werden,    ^i- 
Dem  Umfange  dieses  Polygons,  das  hier  auch  äusseres  betitelt   \ 
wird,    entspricht  ein   zusammenhängender  Zug   von   Kanten    des 
Polyeders,  durch  welchen  seine  Oberfläche  in  zwei  Theile  getheilt 
wird.     Betrachten  wir  zuvörderst  den  einen  Theil,   respective  die    . 
den  Ecken  dieses  Theiles  entsprechenden  Punkte  auf  der  in  Rede 
stehenden  Ebene  und  ihre  Verbindung  durch  Linien,  entsprechend 
den  Kanten  dieses  Polyedertheiles.    Die  Verbindung  der  äusse« 
ren  Punkte  gibt,  wie  schon  bemerkt,  das  äussere  Vieleck;    die 
besagte  Verbindung  der   innern  Punkte  aber  eine  Reihe   inne- 
rer Vielecke,  welche  den  Vielecken  der  Oberfläche  des  fraglichen 
Polyedertheiles   entsprechen.  ^ 

Sei  nun  die  Anzahl  der  äusseren  Punkte  =E;    die  Anzahl    \. 


MisceiUn.  119 

der  ioneren  =•/;  da  im  Allgemeinen  die  Inneren  Vielecke  aus 
Dreiecken»  Vierecken  etc.  TtEcken  bestehen ,  so  sei  die  Summe 
aller  dieser  Dreiecke,  Vierecke  etc.  TtEcke  beziehlich  F*,  F*,....  F*. 
Die  Summe  aller  Winkel  dieser  Innern  Vielecke  ist  bekanntlich 
aasgedruckt  durch: 

2Ä.(F3+2F4+3F»+....  («~2)F«); 

dieselbe  Summe  kann  aber,  wie  man  sich  selbst  ohne  viele  Mühe 
fiberzeugen   kann,    auch  dargestellt  werden  durch  den  Ausdruck: 

(£— 2).2Ä  +  J.4Ä; 
es  Ist  also: 

(£:-2).2Ä+J.4i?=2Ä.(FH2F*  +  3F«  +  ....+(ii— 2)F») 

oder 

(1)  £;-2+2J=FH2F*  +  3Fö  +  ....  +  («-2)fV 

Bezeichnen  för  den  zweiten  Polyedertheil  J'  und  Fj^  Fj*,  Fj *,.... 
....Fl»  beziehlich  dasselbe,  was  J  und  F»,  F*,  F«,....F»  für  den 
ersten,  so  gilt  auch  für  diesen  die  Gleichung: 

(2)  £-2  +  2J'  =  Fi3  +  2F,4+3Fi^+....  +  (n~2)Fi«. 
Addirt  man  die  Gleichungen  (I)  und  (2),  so  erhält  man  als  Resultat: 

2(£;  +  J+J')-4  =  F3+Fj3+2(F*+F,4)  +  ....  +  (w-2)(F»+Fi»). 

Nun  ist  aber,  wie  sogleich  erhellt,  durch  E -\- J  ■}- J'  die 
AnzahlderEcken  des  Polyeders,  durch  F^^F^^,  FH^i*.  •  •  ^"+^i'' 
beziehlich  die  Anzahl  der  Dreiecke,  V'ierecke,  ....TiCcke  ausge- 
druckt, aus  denen  die  Oberfläche  des  Polyeders  besteht.  Bezeich- 
nen wir  demnach  die  Summe  der  Ecken  eines  Polyeders  durch  £, 
die  Suromen  der  Dreiecke,  Vierecke,  ....72Ecke,  welche  die  Ober- 
fläche des  Polyeders  in  sich  beschliesst,  durch  F^,  F*,  ....F*, 
80  gilt  die  Relation: 

(3)  2(F— .>)  =  ^^+2F*  +  3F5+....  +  (n— 2)Fn. 

Zu  dieser  Relation  s^elangt  man  —  im  Vorübergehen  sei  es 
bemerkt  —  auch  dadurch,  wenn  man  innerhalb  der  Polyederober- 
flScbe  einen  Punkt  uls  Mittelpunkt  einer  Kugel  so  annimmt,  dass 
ihre  Oberfläche  entweder  ganz  innerhalb  oder  ganz  ausserhalb  der 
Oberfläche  des  Polyeders  fallt.  Durch  alle  Ecken  des  Polyeders 
gezogene  Radien  der  Kugel  werden  auf  ihrer  Oberfläche  ein  System 
TOD  sphärischen  Vielecken  bezeichnen.  Der  Inhalt  eines  jeden 
sphärischen  Vieleckes  ist  aber  durch  seine  Winkel  gegeben;  die 
Somme  der  Inhalte  aller  dieser  sphärischen  Vielecke  Ist  aber  der 


116  Miscellen. 

Oberfläche  der  Kng^l  gleich ,  und  eben  aus  dieser  Gleichung  re* 
snltirt  die  Gleichung  (3),  was  Jeder  selbst  leicht  weiter  ausfüh- 
ren kann. 

Die  Gleichung  (3)  lässt  aber  noch  eine  wichtige  Umformung  zo. 

Denkt  man  sich  nämlich  die  einzelnen  Vielecke  der  Oberfläche 
des  Polyeders  abgesondert  von  den  übrigen ,  so  wird  durch  den 
Ausdruck: 

die  Anzahl  aller  Seiten  dieser  Vielecke   bestimmt,   jedoch,    wie 
schon  bemerkt,    nur  unter  der   obigen  Voraussetzung.     Sind  nun 
diese  Vielecke  auf  der  Oberfläche  des  Polyeders  so  zu  einander    \ 
verbunden y   dass  zwei  Vielecke  immer  eine  Kante  gemeinscbafl- 
lich  haben,  so  ist,  wenn  K  die  Anzahl  der  Kanten  des  Polyeders  " 
bezeichnet,  offenbar:  '^ 

(4)  3F»  +  4F*  +  5F«  +  ....+«F*=2^. 

Verbindet  man  nun  die  Gleichungen  (3)  und  (4),  so  erhält  man:  m 

(5)  2(£— 2)  =2/r~2(F3  +  F*  +  F«  + ....  +  F«).  T 

Die  Summe   F^  ^^  F"^^  F^^^ .,.,  ^  F^  drückt   aber  nichts  ande-  ; 
res  aus,   als  die  Anzahl  der  Flächen  des  Polyeders;    bezeichnet  ] 
man  diese  schlechtweg  durch  F,   so  geht  die  Gleichung  (5)  über  L 
in  die  Gleichung:  -^ 

2(£;-2)  =  2Ä— 2F  5" 

oder  1 


(6)  £:  +  F=Ä  +  2, 

i.  q.  e.  d. 


\ 
I 


V. 

üeber  den  Satz  von  der  Gleichheit  der  Pyramiden. 

Es  ist  mir  gelungen,  den  Gerwien' sehen  Beweis  der  Gleich- 
heit der  Dreiecke  auch  auf  die  dreiseitigen  Pyramiden  auszudeh-  ' 
nen,  und  ich  glaube,  den  Lesern  des  Archivs  keinen  unangenehmen 
Dienst  zu  erweisen,  wenn  ich  davon  Mittheilung  mache. 

Indem  O,  A,  B,  C  die  Ecken  einer  dreiseitigen  Pyramide 
vorstellen,  seien  die  Mitten  der  sechs  FCanten  OA,  OB,  OCt 
AB,  AC,  BC  bezieblich  MK  M^,  üf  3,  M^,  Jf «,  M^.  Legt  man 
dcirch  je  drei  dieser  Mitten,  nämlich  durch  M\  m,  iH»;  M^,  M\  M^\ 
M*,  M«,  ]U^;    M^,  il#A,  M^  Ebenen,    so   ist   ohne  viele  Mühe 


Miscelie»,  1 17 

idar,  das«  dadurch  4  congniente  dreiseitige  Pyramiden :  OM^M^M\ 
M^AM^M^  JU^BM^M^,  M^CM^M^  entstehen.  Nimmt  man  in 
Gedanken  diese  4  Pyramiden  von  der  ursprünglichen  weg,  so 
bleibt  ein  Achtflächner  übrig«  ivelcher  aus  zwei  symmetrisch  Jie- 
geoden  vierseitigen  Pyramiden  besteht.  Diese  beiden  Pyramiden 
sind  in  dem  durch  die  Punkte  ]i§^,  M^,  M^,  M^  bestimmten  Pa- 
rallelogramm als  ihrer  gemeinschaftlichen  Grundfläche  einander 
aufgesetzt,  und   haben  ihre  Spitzen  in  M^  und  M^.     Legt  man 

Inun  durch  die  Punkte  O,  C  und  A§^  ebenfalls  eine  Ebene,  so 
tbeilt  diese  die  Dreiecke  ABC  und  M^M^M^  durch  die  Schnitt- 
fimen  CM"^  und  M^M^  (wo  M'^  die  Mitte  von  M^M^  bezeichnet) 
fai  gleiche  Hälften.  Die  nämliche  Schnittebene  theilt  ferner  auch 
den  in  Rede  stehenden  Achtflächner  in  zwei  symmetrisch  liegende 
Stocke.  Nun  kann  man  bekanntlich  symmetrische  Stücke  in  con- 
gmente  zerlegen,  und  sonach  ist  klar,  dass  die  beiden  Pyrami- 
den OACM^  und  OBCM^  in  congruente  Stücke  zerlegt  werden 
können,  wenn  das  Nämliche  auch  von  den  Pyramiden  gilt,  in 
welche  durch  die  Schnittebene  OCM^  die  beiden  Pyramiden 
OM^M^M^  und  M^CM^M^  getheilt  werden.  Wir  sind  sofort 
gedrungen,  den  im  Vorigen  bei  der  Pyramide  OABC  angewen- 
deten Prozess  auch  auf  die  beiden  letztern  Pyramiden  auszudeh- 
oeo,  und  ihn  in's  Unendliche  fortzusetzen.  Geht  man  dann  zu 
den  Gränzen  über,  so  gelangt  man  zur  Ueberzeugung,  dass  die 
beiden  Pyramiden  OACIU^  und  OBCM^  durch  die  Scbnittebene 
OCM^  in  zwei  inhaltsgleiche  Thoile  getheilt  werden,  indem  sie 
sich  als  die  Gränzsummen  unendlich  vieler  congruenter  Pyramiden 
darstellen  lassen. 

Diesen  Satz  vorausgesetzt,  lässt  sich  nun  der  allgemeinere, 
dass  Pyramiden  von  gleichen  Grundflächen  und  gleichen  Hohen 
infaaltsgleich  seien,  leicht  beweisen.  Nach  der  Gerwien 'sehen 
Beweisführung  lassen  sich  nämlich  die  gleichen  Grundflächen  in 
congruente  Stücke  zerlegen.  Hat  man  also  zwei  dreiseitige  Pyra- 
miden von  congruenten  Grundflächen  und  gleichen  Hohen,  so 
setze  man  sie  in  ihren  Grundflächen  auf  einander  und  verbinde 
ihre  Spitzen  durch  eine  Gerade,  wodurch  dann  der  vorige  Satz 
zar  Anwendung  kömmt,  wobei  ich  mich  jedoch  nicht  aufhalten  will, 
da  die  ganze  Beweisführung  der  Gerwien'schen  ganz  analog  ist. 

Man  ist  gewöhnlich  der  Ansicht,  dass  der  Gerwien'sche 
Beweis  keine  Ausdehnung  auf  den  Baum  zulasse;  das  Vorste- 
hende durfte  vom  Gegentheile  zeugen.  Dass  aber  die  Anzahl  der 
congruenten  Stücke  keine  begränzte  ist  und  die  Gränzmethode 
nicht  umgangen  werden  kann,  liegt  in  der  Natur  des  Raumes, 
worüber  ich  mich  ein  anderes  Mal  weiter  auszulassen  gesonnen  bin. 


118  Miscellen. 

Von  dem  Herautgeber. 

Jacob  Bernoullitheilt  (Opera.  Tom.  II.  p.  700.  Nr.  XXIV.) 
in  dem  Aufsatze: 

Analysis  et  Construetio  Problematis  Hugeniani: 
E  puncto  dato  rectam  educere  quae  datae  Parabolae 
ad  rectos  anguios  occurrat 

eine  Construction  der  Normalen  einer  Parabel ^  die  von  einem 
gegebenen y  nicht  in,  sondern  innerhalb  oder  ausserhalb  der  Pa- 
rabel liegenden  Punkte  ausgehen,  mit,  welche  ich  für  sehr  be* 
merkenswerth  halte,  die  aber  nicht  sehr  bekannt  zu  sein  scheint. 
Jacob  Bernoulli  sagt  Ton  dieser  Construction:  „Cum  ooo 
constet,  utrum  Problematis  hujus  construetio  et  de- 
monstratio Hugeniana  aliquando  lucem  viderit,  nee  si 
vidit,  omnium  manibus  teratur;  idcirco  lubet  hie  expo- 
nere,  qualiter  existimemus  illam  a  subtilissimo  Viro 
olim  concinnatam  fuisse. *'  Die  Liebhaber  der  Geometrie  der 
Alten  wissen,  wie  eifrig  sich  Apollonius  in  seinem  aus  77 
Sätzen  bestehenden  fünften  Buche  mit  der  Construction  der  Nor* 
malen  der  Kegelschnitte,  die  durch  gegebene,  nicht  in  den  Kegel- 
schnitten liegende  Punkte  gehen,  beschäftigt,  insbesondere  über 
die  Anzahl  der  in  jedem  Falle  möglichen  Normalen  eine  Unte^ 
suchung,  die  jedenfalls  zu  den  feinsten'  Untersuchungen  der  alten 
Geometrie  überhaupt  gehiirt  und  den  grössten  geometrischen  Scharf- 
sinn ihres  Urhebers  verräth ,  angestellt  hat.  Dass  aber  Apollonius 
die  Normalen  selbst  zu  construiren  gelehrt  habe,  glaube  ich  nach  den 
mir  vorliegenden  Notizen  nicht,  kann  indess  darüber  jetzt  nicht 
mit  aller  Bestimmtheit  entscheiden,  da  mir  in  diesem  Augenblicke 
nur  die  vier  ersten,  in  der  Ursprache  vorhandenen  Bücher  in  der 
üebersetzung  von  Barrow,  nicht  aber  auch  die  vier  letzten  nur 
in  arabischer  üebersetzung,  in  der  jedoch  das  achte  fehlt,  vor- 
handenen Bücher  zu  Gebote  stehen.  Jedenfalls  ist  die  Construction 
für  die  Parabel  von  Huygens,  welche  Jacob  Bernoulli  a.a.O. 
mittheilt,  sehr  benierkenswerth,  und  da  sie  mir  nur  sehr  wenig 
bekannt  zu  sein  scheint,  so  will  ich  sie  im  Folgenden  in  der  Kürze 
entwickeln  und  mit  einem  Beweise  versehen ,  um  dadurch  viel- 
leicht dem  einen  oder  dem  andern  Leser  Veranlassung  zu  geben, 
diesem  beachtenswerthen  Gegenstande  seine  weitere  Aufmerksam- 
keit zuzuwenden,  wobei  ich  auch  an  die  schöne  Abhandlung  voo 
Herrn  Gerono  im  Archiv.  Tbl.  VI.  S.  127.  Nr.  XX.  erinnere. 

In  Taf.  II.  Fig.  26.  sei  PAQ  eine  Parabel,  deren  Scheitel  und 
Axe  A  und  AB  sind ;  den  Parameter  wollen  wir  durch  p  bezeich- 
nen. Der  gegebene  Punkt,  durch  welchen  oder  von  welchem  aus 
Normalen  an  die  Parabel  gezogen  werden  sollen,  sei  M.  Die  von 
Huygens  gegebene  Construction  dieser  Normalen  ist  nun  folgende. 

Von  dem  gegebenen  Punkte  M  fälle  man  auf  die  Axe  der 
Parabel  das  Perpendikel  MN^  mache  NC  gleich  dem  halben  Pa- 
ranieter  der  Parabel,  halbire  AC  in  D,  errichte  in  D  auf  AC  ein 
dem  vierten  Theile  von  MN  gleiches  Perpendikel  DE^  ziehe  EA 
oder  EC,  und  beschreibe  aus  E  als  Mittelpunkt  mit  EA  oder  EC 
als  Halbmesser  einen  Kreis,  welcher  die  Parabel,  ausser  natürlich 
in  Ay  noch  in  den  drei  Punkten  F,  Fj,  F^  schneiden  mag.    Zieht 


I 


mBceiien.  \  19 


mao  dann  von  F,  Fi »  F^  aus  nach  dem  gegebenen  Punkte  M  gerade 
Linien«   so  sind  diese  Linien  die  gesuchten  Normalen  der  Parabel. 

Die  Richtigkeit  dieser  bemerkenswerthen  Construction  kann 
aof  folgende  Art  bewiesen  werden,  wobei  wir  nur  den  Punkt  F 
betrachten  wollen,  da  sich  dann  die  Punkte  F^  und  F^  in  ganz 
ähnlicher  Weise  betrachten  lassen. 

Den  Parameter  der  gegebenen  Parabel  haben  wir  schon  durch 
p  bezeichnet;  als  gegebene  Linie  setze  man  ferner  AN^=a, 
MN^zb,   so  ist  nach  der  Construction 

flrC=4p,    AC-a  +  lp,    DE—\b;    AD=CD=ia  +  lp. 

Also  ist  das  Quadrat  des  Halbmessers  des  beschriebenen  Kreises 

AE^=aa  +  lp)^+j\b^. 

Setzen  wir  nun  Aff^zx,  FH=zy  und  fallen  noch  von  E  auf  FH 
das  Perpendikel  EK,  so  erhellet  auf  der  Stelle  die  Richtigkeit 
der  folgenden  Gleichung: 

(AH  -  AD)^  +  (FH-  DE)^  =  EF^=  AE^, 

also  nach  dem  Vorhergehenden: 

welche»  wenn  man  nach  gehöriger  Entwickelung  der  Quadrate 
aotbebt,  was  sich  aufheben  lässt,  leicht  auf  die  folgende  einfachere 
Form  gebracht  wird: 

Wegen  der  Natur  der  Parabel  ist  aber: 

Fm=p.AH,    y^  =  pa:,    a:  =  ^-; 

folglich  9  wenn  man  diesen  letzteren  Ausdruck  von  x  in  die  vor- 
stehende Gleichung  einführt: 

woraus  sich  nach  einigen  leichten  Reductionen  die  Gleichung 

y^''P(a-'ip)y—kf^p^=0 
ergiebt.    Setzen  wir  nun  HG^=u,  so  ist 

NG-AH  +  HG-^AN^x+u^a, 
und  folglich«    weil  FUiMN^HGiNG  ist: 


also 


190  Miscellen. 

oder 

y^ — pifl  ~-  ^)y — Apw =0. 

Wir  haben  also  jetzt  die  zsve\  folgenden  Gleicbangen : 

y9^p(a  —  u)y  —  6ptt=5  0. 
Zieht  man  die  zweite  Gleichung  von  der  ersten  ab>  so  erhält  im 

oder  , 

py  (u—  ip)  —pb  (u  —  Jp) =0, 
also 

P(y—b)(u—ip)  =  0; 

folglich,  insofern  nicht  y=b  oder  ^r— 6=0  ist: 

ti  — 4/?=0,   also  u=^lp;  ,- 

d.  I.  IiG  =  ip>     Weil  nun  nach  einer  bekannten,  auch  sehr  lel 
ganz  elementar  zu  beweisenden  Eigenschaft  der  Parabel  die  Si 
normale  immer  dem  halben  Parameter  gleich  ist,  so  steht  die  '" 
"  F  aus  nach  M  gezogene  Linie  FN  in  F  senkrecht  auf  der  1 
bei  oder   ist  die  Normale   derselben  in   dem  Punkte  F,   wie 
wiesen  werden  sollte. 

Es  ist  klar,  dass  es  bei  dieser  Aufgabe  eigentlich  aufdieCdl 
struction  der  Wurzeln  einer  cubischen  Gleichung  ankommt,  1 
welcher  Beziehung,  offenbar  mit  Rücksicht  darauf^  dass  dazu  b^ 
kanntlich  hauptsächlich  und  zunächst  die  Kegelschnitte  diendj 
Huygens  nach  Jacob  Bernoulli's  Worten  die  folgende  beali 
tenswerthe  Bemerkung  macht:  „Quae  aequatio  cum  ad  pdllt 
ciores  dimensiones  deprimi  non  possit  (quod  hie  abl 
que  ulteriori  tentamine  ex  Regulis  Hudden*  12  et  f 
colligitur)  indicat  Problema  solidum  existere.  At  qmM 
in  qnaestionis  datis  ipsa  Jain  Parabola  inclnditur.  Um 
medtante»  construc^io  solis  rectis  linei«  et  circulo  att 
solvi  lioc  jnodo:^'    wo  nun  die  obige  Constructiou  selbst  foQ 


Druckfehler. 

Im  Literarischen   Berichte  \C.  Theil  XXIII.  S.  10.  Z.  15.  ▼.  u.  ttiS 

,,Schonlein*^  s.  ni.  ,,  Schönbein/' 

Theil  Will.  S.  387.  Z.  5.  t.  n.  staU  „A''  setze  man  „A^*', 
Theil  Will.  S.  423.  Z.  1.  v.  o.  statt  „bestimmen*'  s.  ra.    „eal 

halten.*'  **« 


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Grüner t:  Neue,  öei§eaddi.  Me$nin§en  ^le.  an%tiwend:  Methode.  131 


Üeber  eine  neue  bei  der  Ausfuhmng  höherer  geodäti- 
scher  MessuDgen  und  Rechnungen  in  Anwendung  zubrin- 
gende Methode. 

Von 

dem    Herausgeber. 


Einleitung. 

In  der  Geodäsie  kann  man  von  drei  verschiedenen  Voraus- 
setzungen über  die  Gestalt  des  Erdkorpers  ausgehen.  Entweder 
kann  man  die  Oberfläche  desselben,  worunter  wir  als  die  eigent- 
liche, von  allen  Unebenheiten,  allen  Erhöhungen  und  Vertiefungen 
freie  Erdoberfläche  immer  die  Meeresfläche  verstehen,  als  eine 
Ebene,  als  eine  Kugeifläche  oder  als  die  Oberfläche  eines  durch 
Umdrehung  einer  Ellipse  um  ihre  kleine  Axe  entstandenen  Sphä- 
Toids  betrachten.  Unter  der  ersten  Voraussetzung  sind  alle  Nor- 
malen der  Erdoberfläche  einander  parallel  und  ihr  gemeinschaft- 
licher Durchschnittspunkt  liegt,  so  zu  sagen,  im  Unendlichen; 
unter  der  zweiten  Voraussetzung  laufen  alle  Normalen  im  Mittel- 
punkte der  Erde  zusammen  und  coincidiren  mit  den  entsprechen? 
den  Erdhalbmessern;  unter  der  dritten  Voraussetzung  schneiden 
sich  nicht  alle  Normalen  im  Mittelpunkte  der  Erde  und  coincidiren 
also  auch  nicht  mit  den  entsprechenden  Erdhalbmessern.  Man 
konnte,  jenachdem  man  die  erste,  zweite  oder  dritte  Voraussetzung 
zu  Grande  legt,  drei  entsprechende  Theile  der  Geodäi:ie  von  ein- 
ander unterscheiden,  und  dieselben  beziehungsweise  mit  den  Namen 
der  ebenen,  sphärischen  und  sphäroidischen  Geodäsie  belegen. 

Bei   dem  gegenwärtigen  Stande  unserer  Kenntnisse  von  der 
Gestalt  des  Erdkörpers  dürfen  die  beiden  ersten  Voraussetxungen 

TheU  XXIV.  9 


.ISS  Cfitweri:   Kwm,  Ui  fimMihrkim 


■sr  ab  fiiberongsweise  richtif^e  Annabmen  betrachtet  wenb^* 
desto  roebr  absolute  Richtigkeit  besitzen,  je  kleiner  die  tsi 
traebtong  kommenden  Tbeile  der  Oberfläche  der  Erde  im  Veü 
otss  zur  ^nzen  Erdoberfläche  sind;  mit  vrdliger  geometritf 
Schärfe  richtig  ist  nur  die  dritte  Voranssrtzong,  so  weit  idtai 
wie  schon  erinnert»  nnfere  jetzigen  Kenntnisse  ron  der  Ge 
der  Erdoberfläche  reichen,  die  ans  bis  jetzt  wenigstens  nodii 
berechtigen ,  eine  Abweichung  derselben  von  der  Oblrfliche  < 
dorch  Umdrehung  einer  Ellipse  um  ihre  kleine  Axe  entstand 
Sphäroids  anzunehmen,  wenn  aadi  allerdings  Andeutungen  \ 
solchen  Ab%%'eichung  hin  und  niedei'  berrorgetreten  za  sein  s 
■en.  Wir  werden  daher  aoch  in  dieser  Abhandlung«  die  i 
mit  den  beiden  ersten  Theilen  der  Geodäsie,  welche  als  li 
folktändig  erledigt  und  zum  Abschlnss  gebracht  betrachtet 
den  können,  sondern  nar  mit  deren  drittem  Tbeile  sich  si 
schäftigen  beabsichtigt,  immer  von  der  geometrischen  To 
Setzung  ausgeben,  dass  die  Oberfläche  der  Erde  durch  Umdre 
einer  Ellipse  um  ihre  kleine  Axe  entstanden  sei.  Wir  sprc 
diese  Voraussetzung  hier  um  so  bestimmter  und  entschied 
ans,  weil  die  vorliegende  Abhandlung  auch  in  mehreren  Pol 
eine  kritische  Beleuchtung  der  in  der  sogenannten  höheren 
däsie  jetzt  grusstentheils  fiblichen  Verfahmngsarten ,  nnd  die 
gäbe  neuer,  dieselben  vertretenden  Messnngs-  und  Rechm 
Methoden  beabsichtigt,  welche,  geometrische  Genauigkeit 
Schärfe  in  allen  Beziehungen  erstrebend,  naturlich  und  vor 
Dingen  auch  von  einer  klar  ausgesprochenen  bestimmten  ge 
trischen  Grundlage  ausgehen  müssen. 

Alle  Blessunsren,  welche  bei  geodätischen  Operationen 
gef&hrt  werden,  sind  entweder  Winkelmessungen  oder  Linien 
sungen«  und  die  ersteren  werden  bei  dem  gegenwärtigen  Sti 
der  Sache  wieder  entweder  in  Horizontalebenen  oder  in  Verl 
ebenen  ans^j^eführt.  Wir  wollen  einmal  die  Messung  eines  1 
tontalwinkels  etuns  genauer  befrachten.  Zu  dem  Ende  « 
A9  Bt  C  drei  belieliige  Punkte  auf  der  Erde  in  beliebigen  Hi 
oder  Tiefen  liber  oder  unter  der  Meeresfläche  als  der  eigenflic 
ton  allen  Unebenheiten,  allen  Erhöhungen  und  Vertiefungen  fi 
Erdoberfläche.  Soll  nun  der  an  dem  Punkte  A  als  seiner  S| 
Regende  Horiznntahvinkel  zwischen  den  drei  Punkten  A,  Jß 
gemessen  werden,  so  wird  nach  dem  gewühnlichen  Verfahren 
Theodolit  fiber  dem  Punkte  A  so  aufgestellt,  doss  sein  Mi 
pnnkt  in  der  dem  Punkte  A  entsprechenden  Normale  des 
sphäroids  liegt;  hierauf  wird  die  Ebene  des  Theodoliten  in 
ieoa»  horizontale  Lage  gebracht,  d.  h.  gegen  die  dem  Punkt 
•nlsprecbanda  Normals  d«9  Erdspbärsids  genant  senkrecht  gesi 


•  Bit  dem  Fenirahre  des  TheodoUlea  nach  dem  pHokl«  B» 
I  ifcb    nach    dem   Punkte    C  vUiirt,    nnd  endlich    auf  den 

■bn  An  UAnzontsl  kreis  es  des  Theodoliten  der  van  den  horl» 
II  Projectioaen  der  VisirVinie  des  Fernrohrs  in  seinen  bei* 

>  LigfD  eingeschlossene  Winkel,    «eichen  wir  durch  BA'Cf. 

iclinen  wollen,  abgelesen,  worauf  die  Winkelmessnng,  inci»- 
s  »icfi  bloss  vni  dis  Uessuni;  de«  betreffenden  Uorixontal- 
li  bandelt,  snf  dem  Punkte  A  beendigt  ist. 

Fragen  wir  nun,  ob  der  gemessene  Winkel  B'A'C  «ich  als 
anf,  in  oder  an  der  Erde  vorkommender  Wiukel  in  einem  ein- 
aber  völlig  bestimmten  und  deutlichen  Begriffe  naehneisen 
io  übersehen  vt'a  auf  der  Stelle,  dass  dieser  Nacbirei«, 
in  man,  nbgeriFhen  von  dem  Falle  der  gewöhnlichen  Fcldmess- 
Bö  die  Oderfläche  der  Erde  als  eine  Ebene  betrachtet 
die  Erdolierfläche  als  eine  Kugelfl&che  betrachtet,  sogleich 
Uerden  kann,  indem  in  diesem  Falle  der  Winkel  B'A'C 
Tenbar  der  Winkel  ist,  unter  ivelchem ,  (renn  vrir  den  Mittelpunkt 
iti  Erde  hier  und  im  Folgenden  immer  durch  O  bezeichnen,  die 
Mileii  durch  A,  0,  B  und  A,  O,  C  gelegten  Ebenen  AOB  und 
j!OC,  die  in  dem  Erdhalbmesser  OA  sich  schneiden,  gegen  ein- 
nif  er  geneigt  sind;  auch  sieht  man,  d.iss  es  nnter  VoraussetEnng 
in  Imgeirürmigen  Erde  in  Bezug  auf  die  Grösse  des  Winkel» 
S'A'C  ganz  gleichgllllig  ist,  in  welcher  Hohe  oder  TieFe  die 
hnkle  A,  B,  C  über  oder  unter  der  MeeresflSche  liegen,  wenn 
^^tfardie  La^^e  der  Erdhdbmesser,  in  denen  diese  Punkte  liegen, 
^^Töiiie  Veränderung  erleidet.  Betrachten  wir  aber  die  Meercnfläcbe 
Jala  die  Oberfläche  eines  durch  Umdrefanng  einer  Ellipse  um  ihre 
j  Heine  Axe  entstandenen  Sphäroids,  so  wfisste  ich  in  der  That 
J  ideht,  nie  ich  in  gleich  einfacher  und  bestimmter  Welse  auf,  in 
'  tder  an  der  Erde  einen  dem  durch  das  oben  angegebene  Verfah- 
iaa  gemessenen  Winkel  l^A'C  gleichen,  durch  diesen  Winkd 
gdvissermussen  vertretenen  Winkel  angeben  sollte,  trobei  zugleich 
»DCh  auf  der  Steile  in  die  Augen  lailt,  dass  der  gemessene  Win- 
td  in  diesem  Falle  nicht  mehr  von  der  Hübe  oder  Tiefe  der 
Pnnkte  A,  B ,  C  tiber  oder  unter  der  MeeresflSche  unabhitngig 
bt,  sondern  anders  ausfallen  wird,  wenn  diese  Höhen  nder  Tl» 
fcD  sich  ändern,  selbst  dann,  wenn  die  Normalen  des  Erdsphlroida, 
hl  denen  jene  Puikte  liegen,  keine  Aenderung  erleiden,  was  da* 
Iwr  kommt,  da^s  die  Normalen  des  Erdsphäroida  nicht  sammtlicb 
te  dessen  Mittelpunkte  susammenstossen. 

Die  Torher  bMchriebene,  in  der  GeodXsie  jetzt  allgemdo  g»- 
brinchlichfl  Art  der  Winkelmessung  in  der  Horizon talebene  bat 
wohl  jedenfalls  ibren  Grund  in  dem  Zwecka,    dessen  Erreicbuiifl 


\ 


IS4  Crmmeri:    Keme^  M  gemääUwekem 

kMier  ab  4m  aidMte  Ziel  aller  geoditiacbcB 
Rcehoangeo  bezeichnet  irerden  kaon.  Deakt  saa  aidi  b^ 
doreb  alle  Punkte  aof  der  Erde  Normalen  den  ErdapbiroidB 
gen,  ao  werden  die  Fasapnnkte  dieser  Nomuücn,  d.  Ik  ^ 
Dnrcbacbnittapnnkte  mit  der  Meereeflicbe,  auf  der  letalCN^ 
Art  von  Netz  bilden,  und  die  Beatimmoag  der  gcgeaaeitigea  i 
der  Punkte  dieaea  Netzen  darf  wohl  ala  der  nSchate  and  < 
Zweck  aller  bisherigen  geodätischen  Meaanngen  md  Becham 
bezeichnet  werden,  wenn  auch  ausserdem  allerdinga  noch  dia 
atimmong  der  verschiedenen  Hohen  oder  Tiefen  der  entsprec 
den  Punkte  auf  der  Erde  über  oder  unter  der  Heerealäche 
besondere  Aufgabe  geodätischer  Operationen  anamacht. 

Die  %o  eben  angegebene  Auffassung  der  nächsten  Aufgabe 
höheren  Geodäsie,  die  eigentlich  wohl  ursprünglich  Ton  der  Kl 
form  der  Erde  heigenommen  und  von  dieser  auf  das  Erdaphi 
fibertragen  worden  ist,  wobei  wohl  auch  immer  die  Berfidksi 
gung  mit  maassgebend  war,  dass  man  kleine  Theile  der  Erde 
fläche  näherungsweise  als  Theile  einer  Kugelfläche  betrae 
könne,  ist  nach  meiner  Meinung  auch  die  Veranlasanng  zur 
filhrung  der  sogenannten  geodätischen  oder  kürzesten  Liniea 
einer  nicht  geringen  Anzahl  verschiedenartiger,  dem  grtai 
Theile  nach  den  höchsten  Partieen  der  Mathematik  angehOre 
Rechnungsmethoden  in  die  Geodäsie  gewesen,  wodurch  das 
dium  dieser  so  ungemein  wichtigen  Wissenschaft  g^enw> 
ziemlich  schwierig  gemacht,  das  erstrebte  Ziel  aber  doch  in 
nur  annähernd  erreicht  wird,  was  aber  nach  meiner  Meinung  i 
seinen  hauptsächlichsten,  eigentlichen  und  letzten  Grund  ha 
dem  Mangel  eines  einfachen,  mit  vollständiger  Klarheit  und. 
stimmtheit  leicht  darlegbaren  Princips,  dessen  consequente  De 
f&hrung  die  sphäroidische  Geodäsie  sich  zur  Aufgabe  macht,  wel 
Mangel,  wie  es  mir  scheint,  am  Deutlichsten  und  Einfach 
nachgewiesen  wird  durch  die  vorher  besprochene  voll  ige  Ui 
stimmtheit  des  mit  dem  in  einer  Horizontalebene  gern  esse 
Winkel  B'A'C  zu  verbindenden  strengen  geometrischen  Begi 
diesen  Winkel  aufgefasst  als  ein  auf,  in  oder  an  dem  ErdsphS 
sich  findendes  und  leicht  nachweisbares  Object,  wobei  ich  i 
jetzt  nicht  einlasse  auf  leicht  vorher  zu  sehende  Einwurfe  g( 
diese  Ansicht,  hergenommen  von  der  sehr  geringen  Abweicli 
der  Gestalt  der  Erde  von  der  Kugelgestalt,  und  deshalb  znll 
gen  Näherungen,  indem  ich  mich,  wie  schon  öfter  erinnert, 
allen  diesen  Betrachtungen  durchaus  nur  von  ganz  strengen  { 
metrischen  Anschauungen  und  Auffassungen  leiten  lasse,  die  d 
am  Ende  immer  am  Sichersten  und  auch  am  Einfachsten  das 
strebte  Ziel  erreichen  lassen. 


9md  Reckmmgen  rnntuwendefule  Methode. 


ISS 


rs    Rp'litdb  will  ich  mir  In  methodischer  Rficksicht  noch  la  bo- 
ginrkfD  tirhnbeD«  wie  es  mir  Oberhaupt  einer  guten  Methode  wenig 
eitip^ecbeo  scheint^    dass  man  die  Messungen  und  Rechnun- 
1er    sphäroidischen   Geodäsie  so    angeordnet  hat»    dass  man 
den  tpeciellen  Fall  der  spbSrischen  Erdoberfläche  oder  der 
'ben  Geodäsie  zu  Grunde  legte,  und  die  in  diesem  Falle 
iBirilBgs  in  aller  Strenge  gültigen  und    anwendbaren   Methoden 
Itf  Im  illgemeineren  Fall  der  ellipsoidischen  Erdoberfläche  über« 
Wt%^  hdem  man  letztere»    namentlich    in,    verhältnissmässig  zur 
Erdoberfläche,  kleineren  Theilen,  nähern ngs weise  als  eine 
e  zu  betrachten,  sich  fOr  berechtigt  hielt.    Nach  meiner 
IMffliRg  mflsste  man  vielmehr  gerade  umgekehrt  alle  Messungen 
ufgakSiB' Rtcbnmigen  so  .anordnen,  dass  dieselben  fOr  den  allgemein- 


EtOBI 

tigai 

Dl4 


FiH  der   ellipsoidischen   Erdoberfläche   in    völliger    Strenge 
lluir  sind,  und  dass  sich  von  denselben,  indem  man  einigen 
den  Grossen  gewisse  bestimmte  oder  specielle  Werthe 
,  anmittelbar  In  aller  Strenge  zu  dem  specielleren  Falle  der 
en  Erdoberfläche,  von  diesem  Falle  aber  wieder  in  ahn- 
zu  dem  noch  specielleren  Falle  der  ebenen  Erdober- 
tbergeben  lässt,  so  dass  also  diese  beiden  letzteren  Fälle 
dem  ersten  allgemeinsten  Falle   subsumirt  und    demselben 
net  werden.    Nur  dieser  letztere  Weg  scheint  mir  einer 
[■Maft  guten  und  richtigen  Methode  zu  entsprechen.    Vielleicht 
■an  mir  dies  in  theoretischer  Rücksicht  zu,   zieht  sich 
ngleichy  wie  oft  in  Fällen  dieser  Art  geschieht,   hinter  das 
lg  Ja  IMverk  der  Praxis  zurück,    indem  man,  nach  einer  bei  derglei- 
M^i^  IKogen  sehr  gewohnlichen  Redeweise,  zu  bemerken  beliebt; 
'fv^*  T**  ^^    erstere    Verfahren    praktischer  sei.     Wenn  ich  nun 
"*^  auch  nicht  im  Entferntesten  den  praktischen  Gesichtspunkt 
^'^^za  und  ganz  zu  verwerfen  geneigt  bin,  so  mochte  ich  doch 


•laii 
das 


«Mk 


Auf  der  anderen  Seite    die  Ansicht  festhalten,    dass   man. 


Tt*  *lch  Mittel  angeben  lassen,  die  es  möglich  machen ,  auch  in 

^•WiBelier  Rücksicht   den,    den  strengsten  theoretischen    Anfor- 

^wgg'^^  entsprechenden  Weg  mit  hinreichender  Leichtigkeit  zu 

^TjI^vi,  die  seihst  in  mehreren  Beziehungen  den  früher  zu  ver- 

^y^°   S^^olinten  Weg  weit  mehr  ebenen,  sich  wohl  eotschliesseu 

^^*^  a  diesen  früheren  Weg  einstweilig  zu  verlassen  und  wenig- 


M 


i.  ,     ^  «rsnehsweise  die  neu  angelegte  Strasse  zu  betreten.    Frei« 

^^  Bii%  die  neuere  Zeit  hinreichend   gezeigt  und  zeigt  es  leider 

*••*    ^mmer,    wie    schwer    es   gerade    in    der    Mathematik,    ja 

^"••otidere  In  ihrem  am  Meisten  theoretischen  Theile,    der  so- 

{jeavnviteo  höheren  Analysis,  hält,  dass  neue,  bessere  und  stren- 

{jtsre  nietboden  sich  allgemein  Bahn  brechen  und  das  alte  bröck- 

v^»  mit  Sprüngen  und  Rissen  allerwärts  nur  zu  sehr  verunzieret 


•        I 


1 


1  s. 


-^ 


128  Gruntrt:    Neue,  bei  geodäüMchen  Musungen 

chenden  Grossen  zu  setzen  haben  würde»   was  bloss  einige  spe*  t 
cielle,   einer  besonderen  Schwierigkeit  wohl  in  keinem  Falle  ss-  ^ 
terliegende    Untersuchungen    über    diese    FlScbe   mit    Hflife    dir  ^ 
bekannten  allgemeinen  Formeln  der  analytischen  Geometrie  nSthf  ta 
machen,  würde.  vi 

Von  der  Meeresfläche  unterscheiden  wir  von  nun  an  die  Erd- ' 
ob  er  n  «Hebe  im  eigentlichen  Sinne»  welcher  wir  eine  regelmfissig^ ' 
auf  ein   bestimmtes  geometrisches  Entstehungsgesetz  zurflckfllll^ 
bare  Gestalt  nicht  beilegen»   deren  Punkte  also  in  verschiedenei  ! 
Hüben  oder  Tiefen  über  oder  unter  der  Meeresfläche  liegen  kSmiN.  '„ 

Der  Mittelpunkt  der  Erde»  den  wir  im  Folgenden  Biet»  mÜ^ft^-^ 
bezeichnen  wollen,   ist  einerlei  mit  dem  Mittelpunkte  der  EllipNy  f 
durch    deren    Umdrehung   um  ihre    kleine  Axe   die  Meeresflllchl!^^ 
entstanden  gedacht  wird.  '  ^- 

Die  kleine  Axe  der  durch  Umdrehung  um  diese  Axe  die  Hei^J 
resfläche»  oder  vielmehr  das  von  derselben  umschlossene  Ellipsdik.M 
erzeugenden  Ellipse  nennen  wir  die  Erdaxe»  und  die  auf  d»i«|:  ^ 
ben  im  Mittelpunkte  der  Erde  senkrecht  stehende  Ebene»  od^'p 
auch  der  Kreis»  in  weichem  von  dieser  Ebene  die  Meeresflickl  ^- 
geschnitten  wird»  heisst  der  Erdäquator.  )  \ 

Von  de^  Ebene  des  Erdäquators  wird  der  unendliche  Rain|  |l 
in  zwei  Theile  getheilt»    welche   wir  die  beiden   Seiten  des  Erdf  ;> 
äq'uators',  und  zwar  die  eine  dessen  positive»  die  andere  dessen  " 
negative  Seite  nennen  wollen»    wobei  es  an  sich  ganz  willküht-  « 
lieh  ist,  welche  Seite  wir  als  die  positive  und  welche  wir  als  die 
negative  annehmen»  indem  nur»  wenn  einmal  in  dieser  Beziehung 
ein  Beschluss  gefasst  worden  ist»  die  getroffene  Bestimmung  auch 
im  ganzen  Laufe  der  Untersuchung  stets  festgehalten  werden  muss. 

Die  beiden  Durchschnittspunkte  der  Erdaxe  mit  der  Meeres- 
fläche heissen  die  Erd  pole»  welche  füglich  der  positive  und 
negative  Pol  genannt  werden  können»  jenachdem  sie  auf  der 
positiven  oder  negativen  Seite  des  Erdäquators  liegen»  und  der 
letztere  theiit  die  Meeresfläche  in  zwei  Hälften»  welche  wir  die 
positive  und  negative  Hälfte  nennen  wollen»  jenachdem  sie 
respecüve  den  positiven  oder  negativen  Erdpoi  enthalten. 

Lassen  wir  von  der  Erdaxe  eine  Ebene  ausgehen»  welche  in* 
gleich  durch  einen  bestimmten  Punkt  der  Erdoberfläche  geht»  so 
wird  diese  Ebene  oder  auch  die  halbe  Ellipse»  in  welcher  von  der* 
selben  die  Meeresfläche  geschnitten  wird»  der  Meridian  des  ib 
Rede. stehenden  Punktes  auf  der  Erdoberfläche  genannt. 


Mä  Reeknun^en  anzuwendende  Metkode.  |99 

Ziehmi  wir  von  dem  Mittelpunkte  der  Erde  nach  einem  belie* 
Ugen  Pankte  auf  der  Erdoberfläche  eine  gerade  Linie,  so  heisst 
der  90^  nicht  übersteigende  Winkel,  unter  welchem  diese  Linie 
gepsen  die  Ebene  des  Erdftquators  geneigt  ist,  indem  man  diesen 
Winkel,  jenachdem  der  in  Rede  stehende  Punkt  auf  der  positiven 
oder  negativen  Seite  des  ErdSquators  liegt,  als  positiv  oder  als 
Mgativ  betrachtet,  die  Breite  des  in  Rede  stehenden  Punktes 
nf  der  Erdoberfläche;  der  90^  nicht  öbersteigende  Winkel  aber, 
mter  welchem  das  von  diesem  Punkte  auf  die,  der  Seite  des  Aeqaa* 
tHrs,  auf  welcher  der  Punkt  liegt,  entsprechende  Hälfte  der  Mee- 
reefläche  gelallte  Perpendikel,  —  die  Normale  des  in  Rede  stehen- 
den Punktes  auf  der  Erdoberfläche,  —  indem  man  diesen  Winkel 
wieder  als  positiv  oder  als  negativ  betrachtet,  jenachdem  der 
betreffende  Punkt  der  Erdoberfläche  auf  der  positiven  oder  nega- 
tiven Seite  des  Erdäquators  liegt,  gegen  die  Ebene  des  Erdäqua- 
tors geneigt  ist,  soll  im  Folgenden  stets  die  Poihuhe  des  in 
■ede  stehenden  Punktes  der  Erdoberfläche  genannt  werden.  Der 
diesem  Punkte  der  Erdoberfläche  entsprechende  Erdhalbmesser 
Ihidlich  soll  gemessen  oder  bestimmt  werden  durch  die  Entfernung 
des  Punktes,  in  welchem  die  von  dem  Mittelpunkte  der  Erde  nach 
dem  in  Rede  stehenden  Punkte  der  Erdoberfläche  gezogene  gerade 
'Unie  die  Meeresfläche  schneidet,  von  dem  Mittelpunkte  der  Erde. 

Wenn  a  den  Halbmesser  des  Aequators,  b  die  halbe  Erdaze 

bezeichnet,    so   wird   der  Bruch   oder  das  Verhäitniss  die 

a 

Abplattung  der  Erde  genannt. 


§.2. 

Dm  den  Mittelpunkt  der  Erde  denken  wir  uns  nun  mit  belie- 
gern  Halbmesser,  der  indess  grösserer  Einfachheit  wegen  der 
Längeneinheit  gleich  gesetzt  werden  mag,  eine  Kugelfläche  be- 
schrieben, welche  wir  im  Folgenden  die  Projections-Kugel- 
fläcbe   nennen  wollen. 

Ziehen  wir  dann  von  dem  Mittelpunkte  der  Erde  aus  nach 
allen  Punkten  der  Erdoberfläche  gerade  Linien,  so  werden  diese 
geraden  Linien  sämmtlich  die  Projections-Kugelfläche  in  gewissen 
Pnnkten  schneiden,  welche  wir  im  Folgenden  die  Projectionen 
der  entsprechenden  Punkte  der  Erdoberfläche  auf  der  Projections- 
Kngelfläche  nennen  wollen. 

Denken  wir  uns  nun  ferner  diese  Projectionen  der  Punkte 
der  Erdoberfläche  auf  der  Projections-Kugelfläche  sämmtlich  durch 


190  Grun$ri:  Neue,  bei  geodäüMcken  Me9nm§en 


Bogen  grösster  Kreise  der  letzteren  anter  einander  verliandeB»  , 
so  wird  auf  der  Projections«  Kugelfläche  ein  Netz  entetehen,  wnie> 
ches  wir  das  Projections-Kugelnetz  der  Erdoberfläche  od«r  | 
eines  bestimmten  Theils  derselben  nennen  wollen;  and  die  Be-  j 
Stimmung  der  gegenseitigen  Lage  der  Punkte  diese!  , 
Projections*Kugeinetzes  betrachten  und  bezeichota  ' 
wir  hier  als  die  erste  und  nächste  Aufgabe,  als  4ea  ^ 
ersten  und  nächsten  Zweck  aller  geodätischeo  Maas«  ' 
und  Rechnungs-Operationen. 


§.  3. 

Alle  das  Projections- Kugelnetz  bildenden  einzelnen  Theib  % 
desselben  sind  auf  der  Projections- Kugelfläche  liegende  sphärisch! 
Dreiecke»  und  da  nun  bekanntlich  ein  sphärisches  Dreieck  diirdl  £= 
seine  drei  Winkel  vollkommen  bestimmt  wird,  so  wird  e8,',a^  \ 
die  gegenseitige  Lage  aller  Punkte  des  Projections-Kogelneti^  r 
bestimmen  zu  kiinnen,  zunächst  lediglich  darauf  ankommen,  di|  ^ 
sämmtlichen  Winkel  der  das  Projections  -  Kugelnetz  biidendü  - 
sphärischen  Dreiecke  mit  einem  geeigneten  Instrumente»  W99|  r 
wir  im  Folgenden  stets  den  Theodoliten  wählen  wollen»  zu  map{  f 
sen;  und  da  gerade  diese  Winkelmessung  das  Hauptmoment  d«r  ^ 
neuen  Methode  geodätischer  Messungen  und  Rechnungen»  welche  p 
wir  hier  darzulegen  beabsichtigen»  ausmacht,  so  wollen  wir  jetzt  ■ 
zunächst  die  Art  dieser  Winkelmessung,  insbesondere  auch  das  s 
dabei  nach  unserer  Meinung  am  besten  zu  befolgende  praktische  a 
Verfahren,  so  wie  die  Behufs  der  Ausführung  dieses  Verfahrens  i 
dem  Theodoliten  zu  gebenden  besonderen  Einrichtungen»  im  fol-  = 
genden  Paragraphen  mit  aller  uns  möglichen  Deutlichkeit  ans  i 
einander  zu  setzen  und  zu   beschreiben  suchen.  : 


%.  4. 

Es  seien  Ay  Au  A^  drei  beliebige  Punkte  auf  der  Erdober- 
fläche und  A' ,  Ai',  A2'  deren  Projectionen  auf  der  Projections* 
Kugelfläche»  welche  die  Spitzen  des  auf  der  Projections-Kugelflleba 
liegenden  sphärischen  Dreiecks  A'Ai'A^'  sind»  dessen  Winkel 
wir,  wie  gewohnlich  in  der  sphärischen  Trigonometrie»  bloss  dafd 
die  Buchstaben  A' ,  Ai  ,  A2   bezeichnen  werden. 

Um  nun  den  Winkel  A'  zu  messen,  stelle  man  den  Theodo- 
Kten  so  auf»  dass  sein  Mittelpunkt  mit  dem  Punkte  A  auf  der 
Erdeberfläche  so  genau  als  möglich  zusammenfallt;  und  wenn 


ntf  XeckmwHfm  mmumendende  Meik§4U.  131 

■ieM  Mit  absoluter  Genauigkeit  mugiicfa  war,  wird  man  iamer 
itn  Miltelpankt  des  Theodoliten  selbst  als  den  Punkt  A  va  be- 
trachten und  alle  Messungen  und  Rechnungen  auf  denselben  au 
beaieben  haben. 

KSnnte  man  nun  ferner  der  Ebene  des  Limbus  des  Theodo* 
fiten  eine  solche  Lage  geben,  dieselbe  so  um  den  Mittelpunkt  des  Theo* 
doliten  drehen,  dass  diese  Ebene  auf  der  von  dem  Mittelpunkte  O 
der  Erde  nach  dem  Punkte  A  auf  der  Erdoberfläche  gezogenen 
geraden  Linie  OA  genau  senkrecht  stände,  so  wflrde  es  offenbar 
sehr  leicht  sein,  den  Winkel  A'  mit  aller  erforderlichen  Genauig- 
keit  zu  messen.  Man  brauchte  die  Visirlinie  des  Fernrohrs  des 
Theodoliten  bloss  zuerst  etvwi  auf  den  Punkt  Ai  auf  der  Erdober- 
fläche, dann  nach  dem  Punkte  A^,  auf  der  Erdoberfläche  zu  rich- 
ten, und  auf  dem  Linibus  des  Theodoliten  den  Bogen  abzulesen, 
welcher  den  Winkel  niisst,  den  die  Projectionen  der  Visirlinie 
des  Fernrohrs  in  seinen  beiden  Lagen  auf  der  Ebene  des  Limbus 
des  Theodoliten  mit  einander  einschlie&:sen,  wobei  es  offenbar 
gans  gleichgQltig  ist,  in  welchen  Entfernungen  die  Punkte  Ai 
und  A%  sich  von  dem  Mittelpunkte  O  der  Erde  befinden,  wenn 
■or,  was  natflrlich  vorausgesetzt  werden  muss,  die  Lagen  der  von 
dem  Mittelpunkte  O  der  Erde  nach  den  Punkten  Ai  und  A^  gezo- 
genen geraden  Linien  sich  nicht  ändern,  indem  die  Visirlinie  des 
nach  dem  Punkte  Ai  oder  A^  gerichteten  Fernrohrs  sich  augen- 
scheinlich immer  in  den  Ebenen  AOA^  oder  ^0^2  bewegen  wird, 
wenn  nian  das  in  allen  seinen  Theilen  naturlich  in  gewohnlicher 
Weise  gehörig  berichtigte  Fernrohr  in  den,  seinen  beiden  in  Rede 
stehenden  Lagen  entsprechenden,  auf  der  Ebene  des  Limbus  des 
Theodoliten  senkrecht  oder  normal  stehenden  Ebenen,  es  in  be- 
kannter Weise  um  seine  der  Ebene  des  Linibus  des  Theodoliten 
parallele  Drehungsaxe  herum  drehend,  auf  und  nieder  bewegt. 

Zugleich  gestattet  der  sogenannte  Hohenkreis  des  Theodoliten 
offenbar,  wenn  auch  nicht  eine  unmittelbare  Ablesung,  aber  doch 
eine  sehr  einfache  Bestimmung  aus  den  an  demselben  gemachten 
Ablesungen,  der  Winkel,  weiche  die  von  dem  Mittelpunkte  des 
Theodoliten  oder  dem  Punkte  A  nach  den  Punkten  Ai  und  A^  auf 
der  Erdoberfläche  gerichteten  Linien  AAi  und  AA^  mit  der  von 
dem  Mittelpunkte  O  der  Erde  nach  dem  Punkte  A  gezogenen 
Linie  OA  einschliessen. 

Bei  der  vorhergehenden  Art  der  Winkelmessung,  welche  als 
der  eigentliche  Hauptpunkt  aller  in  dieser  Abhandlung  angestelU 
ten  Betrachtungen  angesehen  werden  muss,  und  daher  einer  be- 
sonders sorglültigen  Besprechung  bedarf,  kommt  nun,  wie  aus  dem 
Vorhergehenden  sieb  von  selbst   ergiebt.    Alles  darauf  an»    ein 


133  Grüner t:  Nene,  M  geodättickm  Memmien 

milchst  eiDfaches«  mit  Sicherheit  nod  Genauigkeit  aiuif&hrbarM 
Verfahren  anzugeben^  die  Ebene  de«  Limboa  de«  TbeodolitMi 
gegen  die  von  dem  Mittelpunkte  O  der  Erde  nach  dem  HIttel- 
punkte  des  Theodoliten  oder  dem  Punkte  A  gezogene  gerade 
Linie  OA  genau  senkrecht  zu  stellen,  indem  die  hier  beschrie- 
bene Methode  der  Winkelmessung  von  der  jetzt  in  der  (laodXaie 
allgemein  gebräuchlichen,  und  dem  Falle  der  sphärischen  Meeres- 
fläche  allerdings  ganz  entsprechenden,  für  den  Fall  der  ellip* 
soidischen  Meeresfläche  aber  nicht  mehr  passenden ,  Methode 
der  Winkelmessung  sich  einzig  und  allein  darin  onterschel* 
det,  dass  die  Ebene  des  Limbus  des  Theodoliten  nicht  gegea 
die  dem  Punkte  A  entsprechende  Normale  des  Erdsphäroids , -soih 
dern  gegen  die  von  dem  Mittelpunkte  O  der  Erde  nach  dem  Punkts 
A  gezogene  Gerade  OA  senkrecht  gestellt  wird.  Im  folgenden 
Paragraphen  soll  nun  der  Versuch  gemacht  werden ,  ein  den  io 
Rede  stehenden  Erfordernissen  mit  möglichster  Einfachheit  und 
Genauigkeit  entsprechendes  praktisches  Verfahren  anzugeben;  and 
davon,  ob  dieses  Verfahren  als  genügend  erkannt  wird,  oder  ob 
sich  dasselbe  wenigstens  noch  so  weit  vervollkommnen  lässt,  dass 
es  rucksichtlich  seiner  Einfachheit  und  Genauigkeit  allen  Anfor- 
derungen ,  die  man  an  ein  solches  Verfahren  zu  machen  berechtigt 
ist,  entspricht,  wird  es  lediglich  x)der  wenigstens  hauptsäch- 
lich abhängen,  ob  die  in  dieser  Abhandlung  niedergelegten  Be- 
trachtungen eine  Umgestaltung  der  Geodäsie  herbeizuführen  geeignet 
sein  werden  oder  nicht;  dass  dieselben  mit  diesem  Verfahren  stehen 
und  fallen  werden,  bescheide  ich  mich  gern,  zuzugeben,  indem 
nur  durch  die  Einführung  dieses  oder  eines  ähnlichen  Verfahrens 
nach  meiner  Meinung  allen  geodätischen  Rechnungen  eine  wesent- 
liche Vereinfachung  und  Erleichterung  zu  Theil  werden  kann. 
Natürlich  findet  dieses  Verfahren  nur  so  lange  Anwendung,  so 
lange  man  sich  vornimmt,  die  Meeresfläche  als  ellipsoidisch  za 
betrachten,  und  macht  dem  gewöhnlichen  Verfahren  der  Winkel- 
messung, bei  welchem  man  die  Ebene  des  Limbus  des  Theodo- 
liten gegen  die  Normale  senkrecht  stellt,  sogleich  wieder  Platz, 
wenn  man  die  Meeresfläche  als  sphärisch  betrachtet,  natürlich 
auch  mit  vollem  Rechte,  weil  unter  dieser  Voraussetzung  die  Nor- 
male eines  Punktes  der  Erdoberfläche  mit  der  von  dem  Mittel- 
punkte der  Erde  nach  diesem  Punkte  gezogenen  Geraden  zusam- 
menfällt,  oder  eigentlich  mit  dieser  Geraden  identisch  ist. 

§.5. 

Um  die  Ebene  des  Limbus   des  Theodoliten  gegen  die  von 
'-dem -Hittelpunkte  O  der  Erde  nach  seinem  Mittelpunkte  oder  dem 


«ffif  Recknun§eH  mntaoendemäe  äetkede.  133 

Pttnkte  A  geiogeoe  gerade  Linie  OA  senkrecht  su  stellen,  ver- 
fahre man  nach  den  folgenden  Regeln. 

L    Man  gebe  dem  Theodoliten  eine  solche  Aufstel 
longt  dass  die  gerade  Linie,  welche  seinen  Mittelpunkt 
■  it  der  Aze  der  einen  Fussschraube  seines  Dreifusses 
verbiodet»  genau  in  die  Ebene  des  Meridians  des  Punk- 
tes A  fällt. 

II.  Man  stelle  die  Ebene  des  Limbus  des  Theodo- 
liten genau  horizontal,  d.  h.  senkrecht  gegen  die  Nor- 
male des  Punktes  A,  was  mittelst  des  Niveau's  des 
Theodoliten  in  allgemein   bekannter  Weise  geschieht. 

III.  Endlich  gebe  man  durch  Drehung  der  in  L  be- 
■ntsten  Fussschraube  des  Dreifusses  des  Theodoliten, 
eder  durch  ein  anderes  geeignetes  Mittel,  der  Ebene 
seines  Limbus  eine  solche  Lage,  dass  die  nach  dem 
in  der  Hälfte  der  Meeresfläche,  in  welcher  man  sich 
Inf  dem  Punkte  A  befindet,  liegenden  Erdpole  hin  lie- 
gende Hälfte  des  Limbus  sich  über  den  Horizont  des 
Panktes  A  erhebt,  und  gegen  den  letzteren  unter  einem, 
dem  von  der  von  dem  Mittelpunkte  der  Erde  nach  dem 
Punkte  A  gezogenen  geraden  Linie  und  der  Normale 
des  Punktes  A  eingeschlossenen  spitzen  Winkel  glei- 
chen   Winkel   geneigt  ist. 

Dass  durch  dieses  Verfahren  der  beabsichtigte  Zweck  voll- 
ständig erreicht,  nämlich  die  Ebene  des  Limbus  des  Theodoliten 
g^eo  die  von  dem  Mittelpunkte  der  Erde  nach  dem  Punkte  A 
gezogene  gerade  Linie  senkrecht  gestellt  wird,  erhellet  auf  der 
Stelle  aus  den  einfachsten  geometrischen  Gründen,  und  bedarf 
einer  weiteren  Erläuterung  hier  nicht.  Es  fragt  sich  nur,  wie  und 
durch  welche  Mittel  allen  in  I.,  II.,  IIL  an  den  Beobachter  ge- 
stellten Forderungen  entsprochen  werden  kann,  wenigstens  in  Be- 
zug auf  I.  und  IIL,  weil  bei  IL  schon  auf  den  Gebrauch  des 
Niveau^»  hingewiesen  worden  ist,  und  ein  Jeder  weiss,  dass  mit 
dessen  Hülfe  der  Bedingung  in  IL  mit  der  grüssten  Genauigkeit 
genfigt  werden  kann.  Wir  wenden  uns  daher  jetzt  sogleich  zu 
der  weiteren  Besprechung  von  I.  und  III.  in  den  beiden  folgenden 
Paragraphen. 

S.  6. 

Cm  der  in  I.  an  den  Beobachter  gestellten  Forderung  genügen 
sa  können,  scheint  mir  eine  mit  dem  Theodoliten  zu  verbindende 


i 

s 
134  Grumri:   Neue,  M  geodätiicken  Messungen 

Boassole  mit  mSglicbst  genau  getheiltero  Limbn«  das  geeigiet'stt 
HälfsDiittel  zu  sein,  wodurch  freilich  die  Vermeidung  aller  Eises*    > 
theile  an  dem  Theodoliten  nuthig  gemacht  ^vird^    der  aber,    wie    : 
es  mir  scheint «  wesentliche  technische  Schwierigkeiten  nicht  ent*    ] 
gegen  stehen»  da  schon  jetzt,  mit  Ausnahme  der  Schrauben»  nur    ) 
wenige  Theile  des  Theodoliten  von  dem  in  Rede  stehenden  Metall    , 
yerfertigt   zu  werden  pflegen,    und   nach  meiner  Erfahrung  aoch    ^ 
Schrauben  von  Messing  oder  einem  ähnlichen  Metall,  wie  man  sie    ^ 
an  Boussolen,  Messtischen,  u.  s.  w.  antrifft,  wo  sie  ufters  ziemlich    ^ 
viel   auszuhalten    haben,     grosse    Dauerhaftigkeit   besitzen«      Die 
Boussole  würde  auf  der  die  Nonien  tragenden  Kappe,  auf  welcher    ^ 
auch   die  Träger   des  Fernrohrs   befestigt  sind,    so   anzabringei    ^ 
sein,  dass  ihr  Mittelpunkt  mit  dem  Mittelpunkte  des  Theodoliten    ^ 
zusammenfällt,    und   der  durch    den   Nullpunkt  der  Theilung  des    ' 
Limbus   der   Boussole  gehendie  Durchmesser  dieses  LImbuv  mM    ■ 
der  Visirlinie  des  vorher  in  allen  seinen  Theilen  auf  gewöhnliche   ^ 
Weise  sorgHlltigst  berichtigten  Fernrohrs  des  Theodoliten  genü    ' 
parallel  ist,    oder  eigentlich  in  die  Ebene  fallt,  welche  die  Viair^    ^ 
Knie  des  Fernrohrs  beschreibt,  wenn  man  dasselbe  um  seine  d«r    " 
Ebene  des  Linibus  des  Theodoliten  parallele  Drehungsaze  hervflvt    ^ 
dreht,    und   muss,   um  diesem  Erfordernisse  genau   genflgen  M    ^ 
können,    mit   den  nuthigen   Correctionsschrauben    versehen   sein,    ■ 
wobei  zugleich  die  Richtung  des  durch  den  Nullpunkt  der  Thei- 
lung  des  Limbus  der  Boussole  gehenden  Durchmessers  des  letz- 
teren durch  ein  Paar  über  demselben  aufgestellte  Dioptern  bezeich- 
net oder  dargestellt  sein  muss,  was  gewiss  jeder  geschickte  Künstler 
mit  aller  erforderlichen  Genauigkeit  zu   erreichen  im  Stande  sein    '. 
wird.     Auch  muss  an  dem  Theodoliten  selbst  eine  einfache  Marke 
angebracht  sein,    mit  deren  Hülfe  durch  geeignete  Drehung  der 
die  Nonien  und  das  Fernrohr  tragenden  Kappe  die  Visirlinie  de« 
In  allen  seinen  Theilen  gehfirig  berichtigten  Fernrohrs,   und  nach 
dem  Vorhergehenden  also  auch  der  durch  den  Nullpunkt  der  Thei« 
lung  des  Limbus   der  Boussole  gehende  Durchmesser  des  letzte- 
ren,   in    eine  mit  der  den  Mittelpunkt  des   Theodoliten   und   die 
Äxe    der    mehr    erwähnten   Fussschraube    verbindenden    ceraden 
Linie  parallele  Lage   gebracht   werden    kann.    Ich    glaube   nlch^ 
dass  der  Herstellung  aller  dieser  einfachen  Einrichtungen  irgend 
eine  technische  Schwierigkeit  entgegen   steht.     Ist  aber  allen  ip 
Rede  stehenden  Erfordernissen  genügt,  so  erhellet  ganz  von  selbst 
ohne  dass  hier  noch  eine  Erläuterung  nothig  sein  sollte,  wie  man 
sich,    wenn   man  nur   noch   die  Abweichung  der  Magnet- 
nadel kennt,  der  beschriebenen  Einrichtungen  zu  bedienen  hat» 
um  der  in  I.  an  den  Beobachter  gestellten  Forderung  in  leichter 
praktischer  Weise  genügen  zu  können. 


und  Beckmin^en  mnumendende  MetkodM,  135 

Es  ist  daher  jetzt  nur  nocb  so  zeigen,  wie  man  mittelst  des 
Torher  beschriebenen  Instramen ts  selbst  sieb  die  erforderliche 
Kenntniss  der  Abiveichung  der  Magnetnadel »  die  wegen  ihrer 
Veränderlichkeit  während  einer  geodätischen  Messung  rifter,  über- 
haupt so  oft  als  es  die  Umstände  gestatten,  zu  bestimmen  sein 
wird,  auf  eine  mtiglichst  einfache  und  leichte  Weise  verschafft. 
Hir  scheint  das  folgende  Verfahren  zu  dem  hier  beabsichtigten 
Zwecke  bioreichende  Genauigkeit  mit  grosser  Leichtigkeit  der 
Aiu»r5hrang  zu  verbinden. 

Dm  zuerst  den  durch  den  Nullpunkt  der  Theilung  des  Lim* 
bas  der  Boussole  gehenden  Durchmesser  des  letzteren  mit  der 
Vlsirlinie  des  vorher  in  allen  seinen  Theilen  genau  berichtigten 
Fernrohrs  parallel  zu  machen^  richte  man  die  Visirlinie  des  Fern- 
rohrs auf  einen  sehr  weit  entfernten  Punkt,  und  gebe  dann  der 
Büchse  der  Boussole  mittelst  der  angebrachten  Correctionsschrau- 
beii  eine  solche  Drehung,  dass  die  durch  die  Visire  der  vorher 
erwähnten  Dioptern  dargestellte  oder  bestimmte  Linie  gleichfalls 
inf  den  in  Rede  stehenden  entfernten  Punkt  gerichtet  ist^  so  wird 
der  verlangten  Bedingung  entsprochen  sein,  jederzeit  mit  desto 
grosserer  Genauigkeit,  je  Veiter  der  Punkt  entfernt  war. 

Hierauf  richte  man  in  einer  sternhellen  Nacht  das  Fernrohr 
auf  einen  Fixstern  und  lese  bei  dieser  Lage  des  Fernrohrs  den 
Stand  der  Magnetnadel  auf  dem  Limbus  der  Boussole  ab;  dann 
warte  man  die  Zeit  ab,  wo  der  nämliche  Fixstern  wieder  dieselbe 
Hube  erreicht,  führe  die  Visirlinie  des  in  derselben  Höhe  unver- 
rilckt  stehen  gebliebenen  Fernrohrs  wieder  auf  den  Stern  und  lese 
auch  bei  dieser  Lage  des  Fernrohrs  den  Stand  der  Magnetnadel 
anf  dem  Linibus  der  Boussole  ab.  Dass  man  aus  beiden  Able- 
lesnngen  der  Magnetnadel  in  allen  Fällen  leicht  deren  Abweichung 
ableiten  kann,    erhellet  auf  der  Stelle. 

Wäre  z.  B.,  um  dies  etwas  näher  zu  erläutern,  in  dem  in  Taf.IÜ. 
Fig.  L  dargestellten  Falle  n  die  Nordspitze  und  s  die  Südspitze 
der  Magnetnadel,  ferner  iV,  S,  O,  W  respective  Norden,  Süden, 
Osten  und  Westen,  endlich  AF  und  AF'  das  Fernrohr  in  seinen 
beiden  Lagen,  so  wären  Fn  und  F'yi  die  beiden  entsprechenden 
Ablesungen  der  Nocdspitze  n  der  Magnetnadel,  und  deren  west- 
liche Abweichung  würde  durch  den  Bogen  Nn  dargestellt.  Weil 
nun  vermöge  der  Anordnung  der  angestellten  Beobachtungen 
NF=NF'  und 

NF^^Nn-^Fn,    NF'^F'n-^Nn 

ist,    so  ist 


136  Gr.mmrt:  Neue,  M  geodäiieckem  Menim§en 

folglich,   wie  sich  hieraus  sogleich  ergiebt: 


f  ■" 


f 


'   .« 


-.    t.\ 


wodurch  Nn  gefunden  ist.  Wie  man  sich  in  allen  anderen  fo^  ; 
kommenden  Fällen  zu  verhalten  hat,  bedarf  nun  keiner  weiterep  j 
Erläuterung. 

Wenn  sich  die  Nadel  ezcentrisch,  etwa»  wie  in  Taf.  III.  Fig. 2. 
dargestellt  ist,    um  den  Punkt  A'   dreht,    lese   man   ausser  der  | 
Nordspitze  n  auch  noch  die  Südspitze  «  ab,  wo  dann  Fn  und  F'fL' 
von  F  und  F'  an  nach  der  linken  Seite  hin  gerechnet,  die  Ablep^ 
sungen  der  Nordspitze,  und  F«  und  F's,  gleichfalls  von  Fundl^^ 
an  nach  der  linken  Seite  hin  gerechnet,  die  Ablesungen  der  SOdr 
spitze  sein  mugen.      Unter  dieser  Voraussetzung  ist,    wenn 
uns  durch  A'  mit  NS  und  OW  die  Parallelen  N'S'  und   O'] 
gezogen  denken,  der  Winkel  IS'A'n,  d.  h.  nach  einem  bekanntes 
geometrischen  Satze  der  Bogen 

N'n  +  S'$    ' 
2        ' 

die  westliche  Abweichung  der  Magnetnadel.    Nun  ist  aber 

NF=zNN'-^N'n-Fn, 
NF'=F'n'-NlS'^N'ni 
also,  weil  NF=NF'  ist: 

iViV'  +  iVn— Fn  =  F'n  — iViV'-iV'ii, 
woraus 

1)  2.iV'ii  =  Fii  +  F'n— 2. 2ViV' 
folgt.    Ferner  ist 

jYF=  180O  +  Ss'-Fs  =  180«  +  S's  -  SS'  -  Fj, 
iVF' =  F'«  —  I80O — S* = F'*  - 1800 -7  S'5  +  SS' ; 

also,  weil  NF=NF'  ist: 

J80O+ S'*- SS'— F!5=F'5- 1800— S'5  +  SS', 

woraus 

2)  2.S'*  =  Fi  +  F'*  +  2.  SS'— 360O 


mmd  Reeknungen  mwuwendenäe  Methode.  \^ 

iBlgt.    Addirt  min  die  GleichungeD  1)  und  2)  zosaminen,   so  er- 
kilt  man: 

•Ibo,    weU  NN'  =  SS'  ist: 

2.(^'«+S'*)  =  F«  +  F5+F'n  +  F'i^360o, 

weranSj  wenn  man. dies  durch  4  dividiit,  sich 

2         —  4  "^ 

mfjiieht,  welches  nach  dem  Obigen  die  ivestliche  Abweichung  der 
.Magnetnadel  ist»  die  also  aus  den  Ablesungen  Ffi,  Fs,  F'n,  F't 
•ime  Rucksicht  auf  die  excentrische  Betvegung  der  Magnetnadel 
krechnet  werden  kann.  Die  nicht  der  mindesten  »Schwierigkeit 
piülifegende  Betrachtung  anderer  von  dem  in  Taf.  II i.  Pig.  2.  darge- 
^«UUmi  Falle  abweichenden  Fälle  Aberlassen  wir  dem  Leser. 

Wir  dürfen  hiernach  das,  was  fiber  I.  zu  sagen  ist,  im  All- 
gemeinen als  erledigt  betrachten,  6nden  uns  jedoch  noch  zu  den 
Mgeoden  Bemerkungen  veranlasst.  Jedenfalls  ist  nämlich  die 
Bonssole  ein  Instrument  von  untergeordneter  Genauigkeit,  wie  viele 
Sorgfalt  auch  der  Kfinstler  auf  seine  Anfertigung  verwenden  mag^ 
wd  auch  die  übrigen  oben  von  uns  beschriebenen  Einrichtungen 
dürfen  nicht  auf  die  grosste  Genauigkeit  Anspruch  machen ;  daher 
entsteht  jetzt  die  Fra^e,  ob  durch  einen  kleinen  Fehler  bei  der 
b  1.  geforderten,  durch  die  Boussole  zu  bewirkenden  Aufstellung 
des  Theodoliten  ein  merklicher  Fehler  in  Bezug  auf  das  Endre- 
•nltat,  nämlich  in  Bezug  auf  die  Senkrechtstellung  der  Ebene  des 
LImbns  des  Theodoliten  gegen  die  von  dem  Mittelpunkte  der 
Erde  nach  dem  Aufstellungspunkte  gezogene  gerade  Linie  herbei- 
geführt werden  kann,  oder  ob  man  zu  diesem  Zwecke  die  oben 
angegebenen  und  beschriebenen  Einrichtungen  als  genCgend  anzn* 
nehmen  sich  berechtigt  halten'  darf.  Diese  Frage  zu  beantworten, 
werden  die  folgenden  Betrachtungen  geeignet  sein. 

Wir  wollen  die  Horizontalebene  des  Beobachtungsorts  als 
Ebene  der  xy,  also  dessen  Normale  als  Axe  der  z  annehmen. 
Die  Mittagslinie,  nämlich  die  Durchschnittslinie  der  Ebene  des 
Horizonts  mit  der  Ebene  des  Meridians,  sei  die  Axe  der  x^  und 
der  positive  Theil  der  Axe  der  x  werde  so  angenommen,  dass 
er  mit  der  von  dem  Beobachtungsorte  aus  nach  dem  Mittelpunkte 
der  Erde  hin  gezogenen  geraden  Linie  einen  spitzen  Winkel  ein- 
•diliesst.  Der  positive  Theil  der  Axe  der  z  sei  nach  dem  Zenith 
gerichtet.     Der  spitze  Winkel,    welchen  die  von  dem  Beobacb- 

Theil  XXIV,  10 


1:39  Grunert:  Neue,  bei  geodätiscken  Meuun§en 

tung8orte  nach  dem  Mittelpunkte  der  Erde  gezogene  f^rede  LhU 
mit  der  Normale  des  Beobaclituiigsorts  einscbiiesst«   werde  daMll:]|^ 
09  bezeichnet.  l 

r 

Dies    vorausgesetzt,   sind,    wie    aus    Taf.  III.  Fig.  3.    auf  dtr  * 
Stelle   erhelltet,    die  (ileichungen    der   von   dem  Mittelpunkte  ditf 
Erde  nach  dem  B^obachtungsorte  gezogenen  geraden  Linie  in  ?8l- ; 
liger  Allgemeinheit:  '  \^ 

y  =  0.    z=-Atang(90O-w); 
also 

y  =  0,    2=. — drcotcj; 
oder: 

1*)  o:  ==  —  z  tang  co ,    y  =  0. 

Wir  wollen  uns  nun  durch  den    Beobachtnngsort  als  All 
ein  neues,  natürlich  immer  rechtwinkliges,  Coordinatensyetem 
ar|^iZi  gelegt  denken,   dessen  Ebene  der  a:iyi  mit  der  Ebene  d«; 
arff,  also  mit  der  Uorizontalebene,  und  dessen  Axe  der  2|  mit  dl 
Axe  d«*r  z  zusanimenrnjlt,   wobei   zugleich   der  positive  Theil  dl 
Axe  der  Z|    eben  so  wie   der   positive  Theil  der  Axe   der  z  ni 
dem  Zenith   gerichtet  sein   soll.     Die  positiven   Theile  der 
der  Xi  und  i/i  sollen  ^o  angenommen   werden   wie  Taf.  111.  Flg. 
zeigt,    naudich   so,    dass   der  positive  Theil  der  Axe  der  ar^  wit^] 
dem  positiven   Theile  der  Axe   der  y  einen    spitzen   Winkel   ein^i 
schliesst,    und  da>s  man   sich,   um  von  dem   positiven  Theile  dttf 
Axe  der  a-i    durch    den    rechten  Winkel   (^i^i)   hindurch    zu  de||^T 
positiven    Theile    der  Axe   der  i/i    zu   gelangen,    nach    derselben^ r 
Cichtung  bewegen  niuss,    nach  welcher  man  {«ich  bewegen  nnuN^ 
um  von   dem  positiven  Theile  der  Axe  der  a:  durch    den   recbteft 
Winkel  (a-y)    hindurch    zu    dem   positiven  Theile   der  Axe    der  jf. 
zu  i^elaniren.     Der  von  den  positiven  Theilcn  der  Axen  der  :c  und!  i- 
5"|  eingeschlossene,  J80^  nicht  übersteigende  Winke!  werde  durck  . 
6  bezeichnet.     Daiui  haben  \^ir  nach  der  Lehre  von  der  Verwand*, 
lung  der  Coordinaten  die  folgenden  Gleichungen: 

a:  =  ;ri  cosö  —  ^isinö,    i/=a:isiu6  +  i/iC0s6;  , 

aus  denen  umgekehrt  sogleich  ' 

2*)  a:i=^xcos6-^^^s\u6,    yi  =  — :r sin 0-1-^ cos 6  ; 

folfft.  '•  ■'! 


Durch  die  Axe  der  Xi   sei  nun  eine   beliebige  Ebene  gefegt^ 
und  der  180^  nicht  übersteigende  Winkel,    weichen  der  auf  im- 


-   wui  Recknungen  mnnvendenäe  Meikodei.  489 

positiven  Seite  der  Ebene  der  xif  ode»r  a-,y,  liejßrende  Tlicil  dieser 
Ebene  mit  dem  Tlieile  der  Ebene  der  otxj/i  einschliess.t,  in  uel* 
chem  der  negntive  Tlieil  der  Axe  der  f/|  liegt,  werde  durch  i 
bexeichnet.  « Dann  ist  offenbar  in  viilliger  Allgempinheit 

ri==-^y|tangi   oder  ^itangt -|-Z|=:0 

9le  Gleichung  dieser.  Ebene  in  dem  Sj'stenie  itt' x^y\ii\  ireil  naü 
Über  nach  dem  Obigen 

ari=      jTcosö  +  jysinö, 
yi  =— .r sin  Q  -\^ycosB, 

Irt,  so  ist  für  das  System  der  xyz  die  Gleichung  dieser  Ebene: 

(orsinö— ycos0)tangt — 2  =  0, 
•fcr: 


Ml'k 


.3*)  .:rsin6sint — ^cos6slnt  — zco8t=:0. 

Seien  jetzt 

•  x^zAz^u^   yzssBz  +  ß  .. 
ils  Gleichungen  einer  beliebigen  Geraden,  und 

hA  die  Gleichung  einer  belieliigen  Ebene;  so  ist,  wenn  J  den 
Heigungswinlcel  der  Geraden  gegen  die  Ebene  bezeichb^t,  riac6 
den  Lehren  der  analytischen  Geometrie: 

.     ,       .  AA'  +  BB'  +  C  ^ 

^(i  +  A^  +  B'^)  (A'^+B"^  +  C'2) 

iro  man  das  obere  oder  untere  Zeichen  nehmen  muss,  jeoachdem 
Ae  Grosse  AA'  +  BB'  +  C*  poi<itiv  oder  negativ  ist. 

Lassen  wir  nun  die  vorhergehende  Gerade  mit  der  von  dem 
Mittelpunkte  der  Erde  nach  dem  Beobachtungsorte  gezogenen 
Geraden  zusammenfallen,   so  ist  nach  1*): 

-4= — tangcD,  i?  =  0; 

«nd  wenn  man  ferner  die  vorhergehende  Ebene  mit  der  durch  dio 
Gleichung  3*)  charakterisirten  Ebene  zusamroeofailen  lässC,  so  ist 
■Mb  3*): 

il' =  sind  sin  i,    i5'  =  —  cos  6  sin  t,    C  =  —  cost. 

Ats«   Ist:  ■  ' ;  I      .'   . 

10  • 


140  e runer t:  Neue ,  6ei  ffeodätiseken  Menmt^em 


ilil'  +  JBi3'+  C'=— sind  sin  ttango—GOSt  ^P 

■   -S 

= — (cosi-f  sinOsinttangoi));       « 


! 


und  iTcll  nnn ,  wenn  wir  annehmen  und  beachten ,  dass  i  ein  8pit9||j 
Winkel  ist,  6  und  cd  nach  den  oben  gegebenen  Be8tinimuiig|||i 
respcctlvc  nicht  grosser  als  180^  und  90^  sind,    offenbar 

^^'  +  /?J5'+C'=— (cosi  +  sinösinitang») 
eine  negative  Grösse  ist,  so  ist  nach  dem  Obigen: 

.    ,     co8t-|-sindsinttanff(D 

6inJ= '^ — 9 

secoo 

oder 

4*)  8in  «/=  cos  tcos  oo  -f  sin  dsin  «sin  od. 

Setzen  wir  £=a),    was  rcrstattet  ist«    weil  bekanDtlieh  « 
spitzer  Winkel  ist,  so  wird: 

sin  «/zzcos  co^  -f-  sin  dsin  afl 
c=l — (1 — sind)  sin  co^ 
=:l_|l_cos(90o— Ö))sin«« 
=  l-2sin(450— ^Ö)«sina)«, 
oder,   wenn  %Tir 

900—0=5,   450— 4Ö  =  i5 
setzen: 

5*)  sin/^l— 2sina)«sini5«, 

oder  endlicb,   wenn  wir 

setzen : 

6*)  cos  J'  =  l  —  2sin  ©«sin 45« 

In  Bezug  auf  den  praktischen  Fall,  mit  dem  wir  es  hier  zu 
thun  haben ,  hat  man  sich  die  vorher  betrachtete  Ebene  als  die 
Ebene  des  Limbus  des  Thendoltfen  vorzustellen,  deren  NeigungfH 
Winkel  gegen  die  Ebene  des  Horizonts  00  ist;  der  Neigungsivinkel 
dieser  Ebene  gegen  die  von  dem  Mittelpunkte  der  Erde  nach  dem 
Beobachtungsorte  gezogene  gerade  Linie  ist  J,  und  J'  ist  die 
Abweichung  dieses  Winkels  von  90^;   endlich  ist  5,  was  posUi? 


m$§ä  ßicMttunffen  0M%uwendende  MeHknU.  141 

>d  oegatiT  •ein  kann^  die  Abweichung  der  Ton  dem  Hittelpanfcte 
m  Theodoliten  nach  der  Aze  der  mehr  erwähnten  Fuasschraobe 
»nee  Dreifasaes  gezogenen  geraden  Linie  von  dem  Meridiane, 
ie  Formel  6*)  bestimmt  also  den  Einfluss»  welchen  die  letztere 
bweichong  S  auf  die  mehr  oder  weniger  genaue  SeiikrechtsteN 
ng  der  Ebene  des  Limbus  des  Theodoliten  gegen  die  von  dem 
littelpankte  der  Erde  nach  dem  Beobachtungaorte  gesogene  ge* 
da  Lioie  ausübt. 

FGr  Q  =:  0  ist  nach  6*) 

cosJ'  =  l,    J'=0, 

bo  J=:90^9  d.  h.  die  Ebene  des  Limbus  des  Theodoliten  steht« 
'ie  es  sein  soll»  auf  der  von  dem  Mittelpunkte  der  Erde  nach  dem 
(eobachtungsorte  gezogenen  geraden  Linie  genau  senkrecht. 

Wenn  wir,  was  zu  unserem  jetzigen  Zwecke  jjenfigt,  der 
Siafachheit  wegen  den  Beoliachtungsort  in  der  Meorosflhclie  lie* 
^d  annehmen»  so  ist,  wie  in  dem  folsrendcn  Paragraphen  gc- 
leigt  werden  wird,  der  griisste  Werfli,  den  o  auf  der  Erde  ober- 
Hupt  haben  kann»  in  runder  Zahl  11'. 30'^ 

Setzen  wir  nun  einmal  den  bei  der  in  L  geforderten  Aufstel« 
mg  des  Theodoliten  begangenen  Fehler  Ö5=J:8^»  also  iSsiJ^49; 
M»  wäre : 

logsin  (0=7,5244231-10 
log  sin  (±  4c5)  =r  8,84ai845-10 

0,3t>8007ö-  4 

0,7360152-.  8^^ 
log  2  =0,3010300 

log.2sina)«8iniö2=0.0370452-  7 

2  sin  ©«sin  40)2=0,0000001 

cosJ'=l-0,000000l 

=0,9999909 

logcos  J*  =  /0,9999957  —1 

39 
39 


1,0000000  — 1 
==0,0000000 
Im  coaJ'  =  l,  J'=0,  J^W>. 


14)  Gruuert:    Neue,  bei  geodäüeehen  Meesumgsn 

FolitlSch  bringt 9  auch  bei  dem  Gebraache  mebcssteUiger  iRr  i 
fein,  und  fiir  den  grünsten  Werth,  den  €&  überhaupt  haben  jEawb  ^ 
selbst  ein  Fehler  von  ±8^  bei  der  in  I.  geforderten  AfifsteUunji 
des  Theodoliten  noch  ii^ar  keinen  *)  Fehler  in  ßesug  auf  die  Sank  ji 
rechtstelliinci;  der  Ebene  des  Linibus  des  Theodolite»  gegen  di|;| 
v^n  dem  Mittelpunkte  der  Erde  nach  dem  BeobaGhtangsorle.gH« 
zogene  gerade  Linie  hervor.  Dass  aber  bei  dem  sorgßMigil} 
Gebrauch  einer  guten  Boussole  nach  der  im  Obigen  gegebeaup, 
Anweisung  die  Fehler  hei  der  dadurch  bewirkten  Aufsteliune  dfl|l 
Theodoliten  in  der  in  I.  geforderten  Weise  bis  zti  ±8®  anstei( 
sollten,  ist  nicht  zu  glauben ^i  und  ich  halte  mich  daher  zu 
Ansicht  berechti<;t,  dass  die  Boussole  zu  dem  Zwecke ,  den 
hier  zu  erreichen  beabsichtigt,  ein  völlig  geeignetes  und  hinreiel 
genaues  Hülfsmittel  ist. 


§.7. 

A.  Um  den  in  IlL  an  den  Beobachter  gestellten  ForderuDf 
entsprechen  zu  können,  muss  derselbe,  ausser^  was  sich  Tf 
selbiüt  versteht,  der  den  sämmtlicben  Rechnungen  zu  Grunde 
legenden  Abplattung  der  Erde,  auch  die  Breite  oder  PolblHie 
Beobachtungsorts  Ai  und  dessen  Entfernung  von  dem  MittelpunI 
der  Erde  oder  seine,  jena'chdem  er  über  oder  unter  der  Üleer( 
fläche  liegt,  als  positiv  oder  negativ  zu  betrachtende  Höhe  über  = 
der  IMeeresflhche  kennen,  um  daraus  den  von  der,  von  dem  Mit*^ 
telpunkte  O  der  Erde  nach  dem  Beobachtungsorte  A  gezogenem - 
geraden  Linie  mit  der  Normale  des  letzteren  eingeschlosseneo 
Winkel  G)  berechnen  zu  können,  dessen  Kenntniss  erforderlich 
ist,  \venn  die  Ebene  des  Lirabus  des  Theodoliten  gegen  die  von 
dem  Mittelpunkte,  der  Erde  nach  dem  Beobachtun^sorte  gezogene 
gerade  Linie  senkrecht  gestellt  werden  soll.  Es  könnte  scheinen, 
als  wenn  die  Kenntniss  der  Breite  oder  Polhöhe  des  Punktes  A 
und  seiner  Entfernung  von  dem  Mittelpunkte  der  Erde  oder  seiner 
Höhe  über  der  Meeresfläche  sich  nicht  voraussetzen  lasse;  dage- 
gen ist  aber  zu  bemerken,  dass  man  bei  grossen,  die  Meeres* 
fläche  als  eliipsoidisch  annehmenden  geodätischen  Messungen,  von 
denen  hier  allein  die  Rede  ist,  immer  wenigstens  von  einem 
Punkte  der  Erdoberfläche,  für  welchen  die  beiden  genannten  Ele- 
mente schon  anderweitig  genau  bekannt  sind,  wird  ausgehen  müs- 
sen;   und    wie  durch    die  iveitere    Fortführung   der    geodätisches 


*)  d.  h.  eig^eotlich  in  der    sieben  ton  Oecimalstelle   sieb   nicht   offb»- 
barenden. 


•auf  Meckmmgen  amsutwendende  Meikad§.  143 

selbst  die  KenntniM  dieser  beiden  Elemente  Dich  and 
li  fiir  alle  Punkte  des  Netzes  erlangt  wird,  so  dass  man  die» 
Ar  jeden  Pnnkt»  auf  dem  man  eine  neue  VVinkelmeissung 
ssehmen  bat,    scbon   als   bekannt   %'oranszusetzen    berechtigt 
diss  sa  »eigen,    werden  wir  zu  einer   besonderen    Aufgabe 
rsr  spfiteren  Betrachtungen  in  dieser  Abhandlung  machen. 


V. 


IJIacli  Vorausschickung  dieser  allgemeinen  Bemerkungen  mfls- 
Ms  wir  daher  jetzt  zeigen,  wie  aus  der  bekannten  Breite  oder 
|roi|i&be  des  Punktes  A  und  seiner  Entfernung  vom  Mittelpunkte 
4sr  Erde  oder  seiner  nach  dem  Obigen  gehririg  als  positiv  oder 
Mgativ  betrachteten  Hohe  Ober  der  Meeresfläche  der  von  der  von 
Jißm  Mittelpunkte  O  der  Erde  nach  dem  Punkte  A  gezogenen 
geraden  Linie  mit  der  Normale  dieses  Punktes  eingeschlossene 
•ptze  Winkel  co  berechnet  werden  kann,  wobei  zugleich  4'i^  Ent- 
wickelang verschiedener  Formeln  vorkommen  wird,  die  fär  das 
Folgende  Oberhaupt  von  Wichtigkeit  sind. 

'Den  Halbmesser  des  Aequators  und  die  halbe  Erdaxc  bezeich- 

NB  wir  wie  gewöhnlich  durch  a  und  6;    die  Polhohe  und  Breite 

iM  Punktes  A  mögen  respective  durch  ß  und  JB'  bezeichoet  wer- 

|dni,   wobei  wir,    was  zu   unserem  Zwecke  jetzt   hinreichend  Ist, 

■B  und  B'  als  positiv  annehmen  wollen;  so  erhellet  mittelst  einer 

[gMis  einfachen  geometrbchen  Betrachtung  auf  der  Stelle»   di 

hl    Ferner  wollen  wir  wie  gewöhnlich 


S) 


=(1+1-^(1-1  +  ^=^^(2-^. 


^ 


3) 


=  Va+i)o-[)=VV'c2-^*) 


letMn,  wo die  Abplattung  des  Erdsphäroids  ist,  aus  welcher 

dbh  also  die  Grösse  e  berechnen  Insst.  Die  Enf  fernung  des  Punktes 
A  von  dem  Mittelpunkte  der  Erde  mag  durch  /?,  seine,  jenach- 
dero  er  über  oder  unter  der  Meeresfl.nche  liegt,  respective  als 
positiv  oder  als  negativ  betrachtete  Höhe  über  der  Mecresfläche 
darch  h  liezeicbnet  werden. 


144  Grüner i:  Neue,  bei  geodätisehen  Me$nm§en 

In  der  Ebene  des  Meridians   des  Punktes  A  wollen  wir 
rechtwinkliges  Coordinatensystem  der  xy  annehmen«    dessen 
fang  der  Mittelpunkt  der  Erde  ist;  die  Axe  der  x  sei  die  Du 
Schnittslinie   der   Ebene    des  Meridians    des  Punktes  Ä   mit 
Ebene  des  Erdäquators«  und  die  Axe  der  y  sei  die  Erdaxe. 
positive  Theii  der  Axe  der  x  sei  von  dem  Mittelpunkte  der  I 
aus  nach  der  Seite  hin  gerichtet,  nach  weicher  hin  von  der  1 
axe  aus. der  Punkt  A  liegt,  und  der  positive  Theil  der  Axe  d< 
liege  auf  der  positiven  Seite  der  Ebene   des   Erdäquators. 
Coordinaten  des  Durchschnittspunkts  der  Normale  des  Punkte 
mit  der  Meeresfläche  wollen  wir  durch  x,  y  selbst,   und  die 
änderlichen    oder    laufenden   Coordinaten   in  dem   angenomro« 
Systeme  durch  X,  T  bezeichnen.    Dann  ist  nach  bekannten  I 
reh  der  analytischen  Geometrie  oder  auch  schon  nach  den  ] 
menten  der  Kegelschnitte  die  Gleichung  der  Normale  des  Punktes 

folglich  offenbar  in  völliger  Allgemeinheit: 

5)  ten8ß  =  ^- 

Ferner  sind  offenbar  in  völliger  Allgemeinheit 

ar  +  ÄcosÄ,   y-\-hs\uB 

die  Coordinaten  des  Punktes  A  in  dem  angenommenen  Syste 
also 

Weil  nun  nach  1) 

/»      r»/x       tangß  — tancrß' 
tang«,=tang(B-Ä')  =  r+WBt^^ 
ist,  so  ist  nach  5)  und  6): 

__  a^y  (x  +  h  cos  B)  —  b^x  (y-{-hsinB) 
tang  o  -  ^2^^^  ^  ^  ^^^j^^  ^  ^^2^  (y+hs\nß) 

7)       { 

_  {a^  -  &g)  xy  -I-  h  (n^y  cos  ^  —  f/^x  sj  n  B) 

~"  a^y^  +  6%2 ^ ^ („2^ si„ ß  ^ ^2 <p ^.os B)' 
Zur  Bestimmung  von  x  und  y  hat  man  die  beiden  Gleichung 


mßä  il€€Jlmm§en  atnuwendenäe  JfellMlt. 


145 


der  Bweiten  Gleichung  ergiebt  'sich 

y  =  ^ar  tangi?, 

folglich,   wenn  man  diesen  Werth  von  y  in  die  erste  Gleichang 
ehiRihrt: 


G)' *^(S)' '""--^- 


«•= 


l+-5tangÄ» 


a«cosÄ*  +  6*6inB*' 


ilio,  weil  unter  der  gemachten  Voraussetzung  x  stets  positiv  ist, 

a  a^  C08  B 


jr  = 


v^+^ 


tangA* 


V^a«cosÄ»  +  A«sinÄ« 


blgt;   und  weil  nun 


jf=-5artangB 


a- 


ist,   so  erhfilt  man  überhaupt: 


8)  a=z 


a^cosB 


y— 


b^Bin  B 


Va^cosjß-^+Ä-^sinjß^'    ^      V"«« cos  ^+6« sin  Ä« 


Abo  ist,  wie  man  leicht  findet: 

a^y  cos  ^ — 6*07  sin  ZT = 0, 

o*ysinl?  +  ft%cosg=^ .    ^       ^^^      -r^       ,.^» 
^  Va2cosJ?2+6Viuß« 

folglich  nach  7): 

(flg-.6*)sin^co8g 

^^"^'^'""a^cosÄ^  +  ^^sinjß^+A  V"a2co8Ä«  +  62sin^ 

a^-6«  .    ^        ^ 
5—  sin  J3  cos  B 


1- 


a2-62  . 


i9 


sin  Ä«  + 


a  V  o* 


alfo 


146  6rün4rt:  Neue,  äei  geodditsehen  MH9/im§in 


w 


(  tang  CO  = T 

e^s\nBcosB 
Vi— c« sin  /i*  j-  +  Vi— c«8iiiÄ«| 

easln2ff    :    ^ 


f 


>    1 1   » 


Für  A  =  0«  d.  h.  wenn  der  Punkt  A  in  der  Meeresfläcbe  liegt,  ist 

,^^  ^  e^&xfiBcosB  e«sin2B 

10)  tang  CO  =  izr^^^-B2;  =  2(l-e^8iiiJ52y 

Hierbei  ist  die  Polhühe  B  und  die  Hübe  h  über  der  Meeres-     : 
fläche    als  bekannt   angenommen   worden.     Nimmt  man.  aber  die 
Breite  B'  uiid  die  Entfernung  R  von  dem  Mittelpunkte  der  Erde    ~ 
als  bekannt  an,  so  niuss  man  auf  folgende  Weise  verfahren. 

Die  Coordinaten  des  Punktes  A  in  dem  angenommeDcmSysteiMl  « 
sind  offenbar  in  völliger  Allgemeinheit  RcosB',  RsinB',  was,  'j 
mit  dem  Obigen  verglicheD^  unmittelbar  zu  den  beiden  folgenden  i 
Gleichungen  führt:  J 

RcosB'  =  x-i-hcosB,    RsinB'=y+hs\nB> 

Aus  diesen  beiden  Gleichungen  folgt: 

a^R  cos  B  sin  B'  =  0^1/ cos B-{-  a^h s\nB  cos  B, 
b^Rs\nBcosB'=b^a:sinB  +  öHsinBcosB; 

also,  weil  nach  dem  Obigen 

a*^cos2?— 6^a;sinß  =  0 

ist,   durch  Subtraction: 

/2(o2cosJ5sini5'  — 6^sin^cosJ5')  =  (a«— 6^)AsinÄcosÄ, 

oder: 

^s]t\B      .„cosß' 
h  s\\\  is  cos  B 

Ferner  ist.. 

/?sini?cosß'=a:sinjB  +  AsinScos^, 
l2cosßsin-ß'=ycosJ?  +  /isinJ?cosÄ; 


v'fißd  JUcAMunfen^  4W%tmeriäeHde  MethtHki 


y  ^ 


U1 


ibo  darch  Sübtral^ioii: 

«nd  folglich,  weil  nach  8) 

.    _  -,        (a*  —  6*)  sin  Äcos  ß 

x%\nB — y  cos  MS  •=    y>,  _^ — - 

'  ^  V^a»cosB«+6««inß« 


.;..  ..  ,,  J 


\      1  \ 


R&\u{B-'B')= 


(g^  — 6g)sin^cosig    ; 
Va^cos/^-^ft^sin^ 


I         -  • 


■t: 
12) 

•der: 
.^rtv    .    r»      »»#v      fl     e^sinÄcosß       a         e*sin2Ä 

..Für  4==0  bat  man  nach  6)  die  Gleichung 

■  • 

tang5'  =  |. 
nd  weil  nun  nach  5) 

■ 

bf,  so  ist'ln  diesem  Falle : 


>  \     • 


14) 
Also  ist 


tangÄ  =  ^tangJ5' 


8ecÄ'^=J  +  tangß*=: 


ci*sinÄ'*  +  Ä*cosi5'2 


^^cosiß'a 


folglich 


cosfi  = 


6^  cos  i5' 


V^a*  äiü  iJ'^  ^  ^'4coÄ  iß'a ' 


und  weil  nach  dem  Obigen 


a' 


.-  f  ■ 


sin  Ä=  ,2  cos  Ä  tangfi' 
ist,  80  ist  in  diesem  Falle: 

sin£^= 
15) 


<i*sin  B^ 


cosBt=z 


Vw^&wi  ß'^  f  6*C0s  B'^' 

62 cos ß' 


V^a*sin  Ä'a +Ä*cos  Ä'« ' 


t . . 


.-.:» 


iT    t 


t     'm 


148  eruneri:  Neue,  bei  geodäii$eken 

welche  Formeln  wir  hier  beiläufig  bemerken.    Weil  aber 

lang  G,  =tamg(fi-Ä  )  =  p^  ^^^ß^^^g, 

\%i,  so  ist  nach  14) 

__  («a  —  6»)  tangg^     (a^  -  6«)  sin  B'  cos  g^ 
**"S®""6«  +  a2tangfi'«""a26ing'a  +  6acosÄ'«' 

also  offenbar: 

c«sinÄ'cosJB'  c«sin2B' 

16)  tangG)=  i_^2^^3^7ä-  =  2(l-e2co8F^)' 

mittelst  welcher  Formeln^  wenn  A=0  ist,    o  unmittelbar  aus  B'  |^ 
berechnet  werden  kann. 

Wenn  aber  nicht  A=0  ist,   muss  man  sich  bei  der  Berech-  .. 

V 

nung  von  co,  B,  h  aus  B* ,  R  auf  folgende  Art  verhalten. 
Mittelst  der  Gleichung  13) ,  nämlich  mittelst  der  Gleichung 


."ir 


y 


.   t 


610  (^  —  ^  ):=  ü- — ^   ■  — -= 

^  ^      Ä  2V^l-.c2sing« 


muss  man  B  bestimmen;  dann  findet  man  o  mittelst  der  Gleichung 

co-B-B', 


*  ! 


und  A  ergiebt  sich  mittelst  einer  der  folgenden «   unmittelbar  aus  ^ 
11)  fliessenden  Formeln: 


\ 


sinB  cosB   ^     sing      ^         ^  cosB 


27)  ^^  a* — 6*  e^ 

—  \cosg;      j_  sin(g— gp)  jco8y_    2  sin(g-gO/ 

""|cosg"^c2*singcosgl  (cosg     e«'     sin2g    i  ^' 

Die  Auflösung  der  Gleichung  13)  ist  nur  durch  Näherung  mug* 
lieh.    Man  kann  sich  dabei  auf  folgende  Art  verhallen. 

Weil  (o  =  B—B'  und  folglich  B=B'-\^cd  ist,   so  lässt  sich 
die  Gleichung  13)  unter  der  folgenden  Form  darstellen: 

a  e2sin2(g'  +  a)) 

SmG)=T>* 


R  2^1— 6*sin(g'  +  «)a 


Aus  dieser  Gleichung  muss  co  bestimmt  werden.    Weil  sich  dies« 
Gleichung  auch  unter  der  Form 


mmi  Ree/Irnrnffen  iumumendenäe  Metkoäe^  149 

•inio  =  2~ « c«sin2(fi'  +  »)  1 1  —  ««sin (ff  +  a)«H 
fchreiben.  iässt,  so  ist  nach  dem  BiDomischen  Lehrsatze : 

sin  o  =  2^-e«sin2(Ä'  +  »)|I+4e*sin(Ä' +  «)«  +  ..•.}, 

«od  folglich  erst  mit  Vernachlässigang  von  Gliedern,  die  in  Be- 
log auf  e  Ton  der  vierten  Ordnung  sind : 

<ioio=:^. e>sin2(£' -f  CO) 

=s^ .  e*  (sin2JS' cos2o)  4  C0S2A' sin  2o>) 
=ÄTi  •  e*(sin2£'cos2G)  -f  2cos2i?'8iD  oocosg)) 

=2^.6*{8in2B'— 4sln2J5'.  (2ß))«+....+2cos2J5'sina)(l  -  icoH-...)!* 

folglich   mit  Vernachlässigung  von   Gliedern»   die  in  Bezug  auf  e 
ind  m  erst  von  der  vierten  Ordnung  sind: 

sin  09=0^*  c*(sin2Ä'  +  2cos2-ß'sina))» 
woraus  sogleich 


18) 


folgt,  oder: 


H 

sin  CO  = 


sin2Ä' 


ae^ 


2(1— ^cos2Ä') 


18^)  sina>=i 


gc«sin2B' 
l-^c«cos2Ä' 


Scbrriht  man  diese  Formel  auf  folgende  Art: 

8in»=J.ge«sin2J5'(l  — ^cacos2Ä0-** 
so  erhält  man  nach  dem  Binomischen  Lehrsatze: 

sinco=:l.^  c«sin2Ä'(l  +  ^««cos2Ä'  +  ...), 


150  Grunert:  Neue,  det  geodättsehen  Messungen 

und  rol<;lirh.  erst  D)it  \^ernnchläs.<is:iin<;  voa  Gliedern,  die  in  Be- 
zug  auf  e  von  der  vierten  Ordnung  sind: 

19)  sincD=i.-^e2sin2JB',  '  '"    " "*  ; 


•;i 


oder  auch  mit  VernacliLnssignng  von  Gliedern,    die -in  Bezug  wd 
CO  von  der  dritten  Ordnung  sind:  f 

20)  co  =  i.^c^sin2ß'. 

Mittelst  der  so  elien  entwickelten  Formeln   kann  man  eioM'  ^ 
ersten  N.hherungswerth  von  «  berechnen,  den  uir  der  Kurze  wegM^  * 
jetzt  durch   o  selbst  bezeichnen  wollen.     Dann  findet  man  neM? , 
successive    Näherungswerthe    cD|,    g)2  9    ct>3,    04,....    mittelst  der 
Formeln:  „, 

sm «1  -  2/^  *  v^i  ^  ,2gi„ (Ä'T^ '     - 

«'"'^^=27g-VTle^sin(^l-'^'      / 
a  g^sin^Cg^  +  cjg) 

sin  CJa  =  cTn  '  — r  =^ — =^  ' 

»  '    2Ä    V^l_e«8in(ß'  +  (B2)» 

Sin  (»4  =.  J7y>  •      /- -~ — 9 

^       2/^    Vi  — f2sin(/i'+ 0)3)2 

U.      6.       W. 

und  setzt  die  Rechnung  nach  diesen  Formeln  überhaupt  so  lange 
fort,  bis  zwei  aufeinander  folgende  Nabernngswerthe  sich  in  der. 
verlangten    Anzahl    von    Decimalstellen   nicht   mehr  von    einander  ^ 
unterscheiden. 

Für  die  Praxis  ist  es  durchaus  nothwendig,  dass  man  sich 
die  Berechnung  von  co  durch  eine  Tafel  der  Werthe  dieses  Win» 
kels  erleichtere.  Eine  solche  Tafel  müsste  die  beiden  Eingänge 
oder  Argumente  B'  und  R  haben,  was  dieselbe  ^iemnefa  weitläu- 
fig und  unpraktisch  machen  würde,  weshalb  man  es  vorziehen 
dürfte,   den  folgenden  Weg  einzuschlagen. 


r 


Man  setze 


'*:■:■.    •■* 


2J) 


2    Vl-eVm(fi'+Ä)a 


\\ 


ßifckmtnffen  annu^pendenäB  MetMkr  i  f5l 


und  berechne  eine  Tafel  der  Grossen  Ä,  welche  nur  das  ein« 
Argument  B'  erfordert,  und  mit  Zusrnndc^letriins^  des  Werthcs  von 
e,  welcher  für  jetzt  auf  di^  meiste  Sicherheit  Anspruch  zu  machen 
berechtigt  ist,  mittelst  der  ans  dem  Vorhergehenden  sich  von 
selbst  ergebenden  Vorschriften  leicht  cnnstruirt  werden  kann. 
Es  frSgt  sieh  nun,  wie  man  aus  den  in  dieser  Tafel  enthaltenen 
Wertben  von  ^  die  der  Gleichung 

.  ^  .  a    e^         sin2(/?^  +  a>) 

22)  «'°«  =  ß-2-Vltl^«(Ä'T^)^ 

genügenden  Werthe  von  o  mittelst  einer  iranz  einfachen  und  Icich- 
tpi  Rechnung  ableiten  kann,   wobei  man  zu  beachten  hat»    dass 

Ib  allen  m  der  Praxis  vorkommenden  Fällen  -^  eine  nur  sehr  we- 

■ig  TOD  der  Einheit  verschiedene»  oder  — j^  eine  der  Null   sehr 

lalie  kommende  Grosse,  also  auch  a>  von  Sl  immer  nur  sehr  we- 
■ig  verschieden  sein  wird.     Setzt  man,  um  die  in  Rede  stehende 
.Frage  zu  beantworten,  o)  =  Ä  +  -^.ß,  wo  /ISI  eine  der  Null  sehr 
laahe  kommende  Grösse  sein  wird,  so  ist 

a    e^        sin:>(B'+Ä+^Ä) 
sm  CO  =  T» 


/e'2  Vi— «in(/^'  +  .^^+^Ä)a* 
also,  wenn  wir  der  Kurze  wegen 

Vi  — e2  6in(£?'  +  5l)2 
aatzen: 

sina)=:  7i.^F(.ß  f  z/52), 
''Mglich  nach   dem  Taylor 'sehen  Satze; 

sin«==J.J|F(ß)  +  F'(Ä).^/^  +  F7i2).4^+....|, 

tiA' daher  erst  mit  Vernachlässijjung  von  Gliedern,  die  In  Bezu^' 
^e,ttfl|l  4SI  von  der  vierten  Ordnung  sind: 

sino=J.jF(Ä)  +  J.jF'(Ä)4Ä.  ' 

Weil  man  nun  durch  Differentiation  leicht  .    .,      . .  ., 

cos2(i?^  +  Ä)  +  6«  sin(Ä'  +  9.Y 


F'(ß)  =  2 


{ 1  -  ««sin  {B'  +  Ä)«|  Vi — c^sin  (B'  +  SVf^ 


159  Grunert:  Neue,  bei  geodäUi^kem  Meeemaßm 

findet,  und  nach  dem  Obigen 


•• » 


e^ 
sinÄ=-^F(P.) 

ist»  so  ist 

s,na>  =  ^s.nÄ+jj.e^ ^^^.../„(^.^  ^^^,,1      '  ^Sl.        _ 

also  erst  mit  Vernachlässigung  von  Gliedern «  die  in  Bezug  auf« 
und  4dSl  von  der  fünften  Ordnung  sind: 

«    .    o  .  «  «        cos2(Ä'  +  Ä)  ^^  ,- 

=  ^sinÄ  +  ^c2cos2(Ä'  +  Ä)(l  -c«sin(Ä'  +  Ä)2iH^Ä        '^»^ 
=:^smÄ  +  ^62cos2(Ä'  +  Ä)tl  +  ?c2sin(Ä'  +  a)«  +  ....| 

=^sin  Ä  +  ^  c«cos2(JB'  +  Sl)JSl, 

folglich,  weil  j 

sino)=sin(Ä+^Ä)  =  sinß  +  cosÄ^Ä— SsinÄz^Ä«— ....     4; 

ist:  äc 

Bin  Sl  +  cosSlJSl  =z  ^sin  Sl  +  ^  e^  cos2(B'  +Sl)JSl, 

wenn  man  die  JSl^  und  höhere  Potenzen  von  JSl  enthaltendes 
Glieder  vernachlässigt.    Also  ist,  wie  man  sogleich  findet: 

23)  ^Sl= r-^ ,  *^ 

cos  i2  -  ^  e«  cos  2(Ä'  +  Sl) 

woraus  man  sieht,   dass  ^Sl  in  Bezug  auf  Sl  und  — g—  von  der«' 
zweiten  Ordnung  ist.  Daher  erhellet  aus  der  oben  gefundenen  Fornidf' ' 

«    •   o_L«  .        cos2(ig^  +  il; 

dass,   wenn  man  ~ 

24)  fiin(a=:-gsin<>6 


Mßekmmpem  mnuwemMuie  Metä§4$*  |53 

•fftet,  doeh  mir  «rst  Glieder  vemaehlXssigt  werdeoi   welche  in 
Bexog  auf  die  der  Null  sehr  nahe  kommendeo  GrBasen 

von  der  vierten  Ordnung  sind. 

Hit  hinreichender  Genauigiceit  wird  man  auch  setzen  können : 

85)  00  =:  ^  i2, 

I        Hat  man  also  eine  Tafel  fOr  Sl,  so  wird  man  mittelst  derselben 
[  aaeh  sehr  leicht  o  mit  hinreichender  Genanigkeit  berechnen  können. 

• 

Wir  wollen  nun  unter  der  Voraussetzung,  dass  A=0  ist»  d.  h. 
die  Meeresfläche»  die  Polhöhe  B  oder  die  Breite  B'  bestin^r 
sn,  ffir  welche  m  ein  Maximum  wird  oder  seinen  grossten  Werth 
ilt. 

FOr  A=0  ist  nach  16) 


¥• 


c«sin2JB' 
o,  wenn  man  nach  B'  differentiirt:   . 


8tango_g  2(l--c»cosig^^)cos2C^-~2cg<»ing^cosJB^sin2iB^ 
dB'     ^2"  (l-e«cosÄ'*)« 

_  ^cos2g^  -ggcosg^(cosJB^cos2ig^  +  siniysin2JB0 
^*  (1— c^cosÄ'«)« 


=«• 


co8  2fl'-e2cosfi'« 


(I— 6*cosÄ'2)a    • 
Der  Zfihler  Ton 

—2(1  —  c«cos  JB'2)«(sin2Ä'— e^sin  Ä'  cos  JB') 
— 4e>sin  B'  cosfi'  (1  -  ««cos  Ä'^)  (cps  2Ä'  -  ««cos  B'^) 
=2(l-c«cosÄ'«)sinÄ<cosÄ'|-2+e«(l+2sinÄ'2)+e*cosÄ«}, 
irfe  man  leicht  findet;   also  ist 

8«tanjp©_  ^sin2igM— 2  +  g«(H-2sin^^«)  +  <^cosiB^»| 
3jB'a    — «  (1— ««cosÄ'*)» 

TkflU  XHY.  11 


nW  eruH^ri:  Aeue,  bei  §eodäU$€ken  M^sumtf^ 

^fhfil  non»  wenn  o»  ein  Maxunum  yvitA,  aach  lang«»,  em  Maxii 
wird^    so  muss 

8tanga)_ 

sein,   was  nach  dem  Obigen  die  Bedingungsglejchiing   , 

COS'iÄ'  — C«C08J5'«=0 

oder,   wie  man  leicht  findet,   die  Gleichung 

— l  +  (2-ca)co8Ä'2  =  0 
igiefct,  woraus  man 

.20)  cos  Ä'  =  77:==.-rr  ,      S^  &  =~, -\ 

^'  V^2-ea  V2-^€« 

Also 


e» 


27)  tangÄ'  =  V  1  -  e« 

erhält. 

Nun  ist 

—2  +  c«(l  +  2slnl?'«)  +  e^cosÄ'« 

und  daher  eine  negative  Grosse,    so  dass  also,    weil 

sin2Ä'==2sini?'cosfi'=  =4-^-ä^' 

l-c«cosÄ'2=l-^-^=^S?-J^ 

ist,  offenbar  auch  nach  dem  Obigen 

d^tangoD 


%  '\\ 


negativ   ist,    nind  daher  in   der  That  ein  Maximnih  Statt  fin 
Nacbtgf^böriger  Substitution  erhält  man  entwickelt: 


oder 


^^^  =  -i.«(2-.»)«(l-.«H 


I         »4  ■ 


Weil  nach  14) 

tawgB=ptangÄ'  =  ^^^ 

iBt»  C$0  ist  nach  27):  . 
28)  tang  B  := 


Mach  dem  Obigen  ist  allgemein 

_  (a«  •-  fe«)  tang  g'  <«  tang  B' 

**"*  "  ~  "^«T^tang  B'«  -  l  -  e«  +  tang  Ä'« ' 

■Im»  wird  nach  27)  der  grusste  Werth  von  a  mitteist  der  Formel 
^11 1.  miftebt  der  Formel 


iwechnet 

Setzt  man  die  Abplattung  in  runder  Zahl  oaq»  ^o  >st 

•bo 

6     ,       1  _299       ,  /iy  /299\«. 

5='"~3ÖÖ-3ÖÖ'    "  =*-W  ~        V3ÖÖy/   ' 

'  •         ■  ■  ■  .      " 

Daher  ist  nach  29) : 

/299\« 
_  ]^~V300y  _  150  .      /299^*  _  150     599  599 

»ng®—        2®.        ""299'^""V300y  't  299 '90000  "^  299.600' 

löO/.i. 

^idi  iD=ir.2d^  oder  in  runder  Zahl  »=11' .30^  =  111'. 

Ferner  ist 

11' 


ISS  eruneH;   Ktue,  bei  t«otUM$eke»  Mematgem 

worana  man 

B  =450.  6', 44*,, 
g'=44Ö.S4M6*, 
t»=B—B'=        11'. 28", 

nahe  wie  vorher,  erhält. 

* 

B.  Nachdem  vrir  jetzt  gezeigt  haben ,  wie  fiir  jeden  B« 
achtungsort  der,  Winkel  o»  berechnet  werden  kann,  entsteht 
aber  die  Frage»  durch  welche  mechanische  llQirsfhiltel '  der  El 
des  Limbus  des  Theodoliten  eine  solche  Lage  gegeben  wei 
kann,  dass  dieselbe  gegen  die  Ebene  des  tiorlzoilts  unter  • 
Winkel  a>  geneigt  ist,  also  der  in  III.  gemachten  Anfordet 
genügt  werden  kann.  Dass  diese  Hülfsmittel  eine  grosse  Gena 
keit  gewähren  mGssen,  geht  schon  daraus  hervor,  dass  j< 
Fehler  in  der  Lage  der  Ebene  des  Limbus  des  Th.09dol;ite9..߀ 
den  Horizont  sich  offenbar  ganz  auf  deren  Lage  gegen  die 
dem  Mittelpunkte  der  Erde  nach  dem  Bepbachtungsortc  gezq| 
gerade  Linie  überträgt,  wie  auch  zum  Ueberfluss  auf  folge 
Art  analytisch  gezeigt  werden  kann.  Nach  §.  6.  ist  in  defl-x 
gebrauchten  Zeichen,  deren  Bedeutung  wir  hier  nicht  von  Nei 
erläutern  wollen,   allgemein: 

sin  «/= cos  2  cos  a  -f-  sin  6  sin  £sin  co, 

oder  wenn  wir  wie  a.  a.  O. 

setzen : 

cos/' =  cos  £  cos  o  -f-cosösintsino), 

also  für  0=0,  wie  es  hier  erforderlich  ist: 

cos  J'  =  cos  i  cos  a>  -f  sin  i  sin  o»  ==  cos  (t—  co) , 

folglich 

Ist  nun  nicht,  wie  es  sein  soll,  genau  t=G),  sondern  »  =  o>' 
wo  f  den  Fehler  in  der,  der  Ebene  des  Limbus  des  Theodol 
gegebenen  Lage  gegen  die  Ebene  des  Horizonts  bezeichnete 
ist  J'zi^Jhi'^  da  doch  bekanntlich  J'=0  siein  soll,  woraus 
Richtigkeit  des  oben  Gesagten  erbellet. 


um!  Rechnungen  miaatmemUnde  Meikoä:  157 

'  Auf  den  ersten  Anblick  scheint  sich  ohne  Weiteres  das  Nireaa 
io  seiner  geirShiilichen  Gestalt  und  zugleich  auch  ganz  in  der  ge- 
rohnlichen  Art  und  Weise  seines  Gebrauchs  als  ein  geeignetes 
UfiUsmittel  zur  Erreichung  des  beabsichtigten  Zwecks  zu  enipfeh* 
en.  Indess  wollen  wir  einmal  die  Sache  aus  dem  praktischen 
5e«ichtspupkte  etwas  genauer  untersuchen^  wobei  sich  vielleicht, 
w\^  nicht  selten  bei  Dingen  dieser  Art,  ein  anderes  Resultat  her- 
iQSstellen  konnte.  Das  Niveau  eines  in  meinem  Besitze  befind* 
lehen  sehr  schönen  grossen  Theodoliten  mit  gebrochenem  Fern- 
rohr»  welcher»  auf  beiden  Kreisen  W  angebend,  allen  an  ein 
iskhes  Instrument  bis  jetzt  gestellten  Forderungen  in  ausgezeich- 
peler  Weise  entspricht,  hat,  wie  jetzt  meistens  gewöhnlich,  zwei 
|pB  einander  abgesonderte  Theilungen  oder  Scalen;  jede  dieser 
IlMeo  Scalen  umfasst  13  Scalentheije,  und  jeder  dieser  Scalen- 
entspricht  nach  von  mir  angestellten  Versuchen,  bei  denen 
('^Niveau  an  dem  tiöhenkreise  des  Theodoliten  fest  gebunden 
e,  im  Mittel  4,5  Secunden,  was  für  13  Scalentheile  etwa  60 
nden  oder  1  Minute  beträgt.  Da  nun  der  grösste  Werth  von 
Bekanntlich  11^  Minute  beträgt,  so  siebt  man  sogleich,  dass 
-MiTeaa,  wenn  sich  Winkel  bis  zu  dieser  Grösse  mit  demsei- 
'«eilten  angeben  oder  messen  lassen,  eine  sehr  beträchtliche 
e  haben  niOsste,  die  mit  den  übrigen  Dimensionen  des  in* 
ents  in  gar  keinem  Verhältniss  stehen  wHrde.  Wenn  sich 
aber  auch  hieraus  das  Unpraktische  unsers  obigen  Vorschlags 
tlich  ergiebt,  so  drängt  sich  dessenungeachtet  die  Frage  auf» 
bei  etwas  veränderter  Einrichtung  und  verändertem  Gebrauche 
Niveau  doch  nicht  vielleicht  ein  sehr  brauchbares  Hülfsmittel 
dem  beabsichtigten  Zwecke  werden  kann.  Um  aber  diese 
rage  genügend  beantworten  zu  können,  müssen  wir  zuerst  die 
beorie  des  Niveau*s  im  Allgemeinen  etwas  strenger  und  etwas 
»eiter  entwickeln ,  als  sonst  zu  geschehen  pflegt,  wozu  wir  daher 
letzt  zunächst  übergehen  wollen. 


Theorie   des    Niveau's    oder   der   Libelle. 

1. 

• 

Der  Neigungswinkel  einer  geraden  Linie  gegen  den  Horizont, 
BMkJier  Immer  ein  spitzer  Winkel    ist,   soll  jederzeit   als   positiv 
^er  als  negativ  betrachtet  werden,  jenachdem  der  auf  der  rech- 
Ibb  Seite  des  Beobachters  liegende  Endpunkt  der  in  Rede  stehen- 


f 


158  Gruneri:  ffene,  bei  ffeodäüBCken  M^lm^n 

den  geraden  Linie  bOher  oder  tiefer  liegt  ivie  der  aaf  der  Uol 
Seite  des  Beobachters  befindliche  Endponkt  dieser  Linie. 

Die  Maasseinbeit  fär  die  Winlcel  soll  im  Folgenden  iron 
ejq  Intervall  oder  ein  Sealentheil  der  Libelle  sein»  wobei  wir 
gleiefai  wenigstens  för's  Erste  annehmen  wollen»  dass  die  Libc 
nur  eine  von  einem  Nullpunkte  nach  rechts  und  nach  links  | 
gehende  Theilung  hat»  unter  welcher  Voraussetzung  Intervalle  o( 
Scalentheile  rechts  vom  Nullpunkte  als  positiv,  Intervalle  of 
Sealeutheile  links  vom  Nullpunkte  als  negativ  betrachtet  werden  soll 


In  Taf.  III.  Fig.  5.   sei  der  um  den  Mittelpunkt  C  bescbriel»^ 
Kreis  der  Kreis,   von  welchem  die  Libelle  ein  Bogen  ist;    O 
der  Nullpunkt  der  Theilung   der  Libelle»    die  Luftblase  sei  I 
und  i!f  sei  der  Mittelpunkt  der  Luftblase. 

■ '  * 

.  .  Denken  wir  uns  nun  durch  M  an  den  um  C  beschriebei 
Kreis  eine  Berührende  gezogen»  so  wird  diese  BerOhrende  b« 
«jonjLaI  und  die  Neigung  der  durch  O  an  den  um  C  beschriebei 
Kreis  gezogenen  Berührenden  gegen  die  erstere  Berührende  ii 
$e  Neigung  der  Libelle  gegen  den  Horizont  sein. 

In  Bezug  auf  die  Lage  der  Luftblase  und  ihres  MitteTpnn 
gegen  den  Nullpunkt  der  Theilung  können  offenbar  bloss  die  i 
verschiedenen,  in  Taf.  III.  Fig.  5.  dargestellten  und  durch  (a),  I 
(c),  (d)  bezeichneten  Falle  vorkommen,  welche  wir  nun  der  Re 
nacli  einzeln  betrachten  wollen,  indem  wir  immer  die  Neigung 
Libelle  gegen  den  Horizont  durch  J\,  die  an  den  beiden  Endpa 
ten  dier  Luftblase  rechts  und  links  gemachten  Ablesungen  resp 
tive  durch  o  und  k  bezeichnen  werden. 

In   dem  ersten   in  Taf.  III.  Fig.  5.  (a)    dargestellten   Falle 
wenn  wir  den  Winkel  BFE  durch  a  bezeichnen. 

Zieht  man  aber  CO  und  CM,  so  ist,  weil  im  Viereck  COFM 
O  und  M  re(;hte  Winkel  sind,  der  Winkel  cc  offenbar  dem  \^ 
kel  OCM  gleich,  und  wird  also,  so  wie  dieser  letztere  Wiol 
von  dem  Bogen  031  gemessen.    Also  ist  auch 

N=OM. 

Weil  nun 

OR-'OL      OL+OR 


i] 


OM=z  OL  +  IIU^  OL  + 


in  vorKegcoden  Falle  oVenbar 

X=  +  OL,   Q=  +  OR;    OL  —  l,    OR  =  q 

i  ist,    so  ist 

in  dem  zweiten  in  Taf.  III.  Fifr.  5.  (b)  dargestellten  Falle  Ist» 
I^sbh  wir  wieder  den  Winkel  BFE  durch  o  bezeichnen, 

Oer  Winkel  o  ist  wie  vorher  dem  W^inkel  OCM  gleich  und  wird 
,  so  wie  dieser  letztere,  von  dem  Bogen  OM  gemessen, 
er  ist  auch 

ist  aber 

I»  wM  In  diesem  Falle  offenbar 

k^'-'OL,    Q—+OR;    OL=Z'-X,    OR—Q 

in  dem  dritten  In  Taf.  III.  Fig.  5.  (c.)  dargestellten  Falle  Ist, 
m  wir  den  Winkel  AFE  durch  ß  bezeichnen, 

n-  JS  =  --ß. 

Dttr  Winkel  ß  Ist  dem  Winkel   OCM  gleich  und  wird  also,   so. 
wie  dieser  letztere,  von  dem  Bogen  OM  gemessen.    Daher  Ist 

N—--OM. 

Um  Ist  aber 

^..      ^r      ,»^     ^r      OR+OL      OL^OR 
GM—  OL-^LMzz^  OL -^ = 2 ' 

•ko,  weil  in  diesem  Falle  offenbar 

i=-OI.,    j=+OÄ;     OLss-A,    0A=:« 


N=. 


_i±l 


IflD  Gründer (:   Hiue,  M  ßecdOiUekem, 

In  dem  vierten  in  Taf.  III.  Fig.  5;  (d.)  dargestellten  Falle  i 

wenn  vrir  ivieder  den  Winkel  AFE  durch  ß  bezeichnen . 

■  *  ■ 

Der  Winkel  ß  ist  dem  W^inkel  OCM  gleich,  und  wird  also,  w 
dieser  letztere»  voo  dem  Bogen  OM  gemessen.    Daher  ist 

Nun  ist  abe? 

iiir      ^r       wnM      r^j      OL-^OR      OL+OR 
OMzzL  OL  —  LM'=z  OL 5 — — = 5 » 

also/  weil  in  diesem  Falle  offenbar  <' 

1==-0L,    Q-'^OR;    OL--X,    OR—^q 
ist: 

Ans  dieser  Darstellung  ergiebt  sich«  dass  die  Neigung  d 
Libelle  unter  den  gemachten  Voräussetjcungen  -  in  völliger  AII| 
meinheit  mittelst  der   Formel 


gefunden   wird. 


Wenn  die  Libelle  zwei  abgesonderte  Tbeilungen  oder  Sc^l 
hoty  deren  jede  auch  von  einem  besonderen  Nullpunkte  an  g 
rechnet  wird,  so  bezeichne  man  den  Abstand  der  beiden  Ni) 
punkte,  in  Scalentheilen  der  Libelle  ausgedrückt,  von  einand 
durch  2e,  wobei  übrigens  der  Fall  c=-0  keineswegs  ausgescblc 
scn  wird,  und  die  rechts  und  links  gemachten  Ablesungen,  bfji 
als  positiv  betrachtet,  respective  durch  r  un<l  /.  Nehmen  wir  n 
hierbei  an,  dass  bei  dem  Gebrauche  der  Libelle  immer  die  beid 
Endpunkte  der  Luftblase  die  beiden  Theilungen  links  und  reck 
wirklich  erreichen,  so  ist  offenbar  immer 

folglich 

A+p  =  -(e  +  /)  +  (c  +  r)=r-./, 

also,  weil  nach  2.  allgemein 


MNf  S*eiuum§e»  taummenäaiät  MeOmä».  Idl 

ist,  unter  den  jetzigen  V^oraussetzungen  allgemein: 


Wir  wollen  uns  nun  eine  gerade  Linie  denken »  die  unter  einem 
nur  kleinen  Winkel  gegen  den  Horizont  geneigt  ist,  und  wollea 
die  auf  der  recliten  und  linken  Seite  des  Beobachters  liegenden 

:  Endpunkte  dieser  geraden  Linie  respective  durch  R  und  h  bezeich- 
nen;   die  Neigung  dieser  geraden  Linie  gegen  den  Horizont,   wo- 

;  Wi  näherer  Bestimmung  wegen  1.  2a  vergleichen  ist,  werde  durch 
/  bezeichnet 

Von  dem  Endpunkte  h  dieser  Linie  aus  nach  derselben  Seite 
U1I9  nach  welcher  hin  die  Linie  hR  liegt>  denken  wir  uns  mit 
ler  auf  dies^e  letztere  gesetzten  Libelle  eine  Parallele  gezogen  und 
bezeichnen  den  von  dieser  Parallele  mit  der  Linie  hR  eingeschlos- 
senen spitzen  Winkel,  indem  wir  diesen  Winkel  als  positiv  oder 
als  negativ  betrachten,  jenachdem  die  in  Rede  stehende  Parallele 
nterhatb  oder  oberhalb  der  Linie  hR  liegt,  durch  <S>, 

Die  Neigung  der  Libelle  oder,  was  Dasselbe  ist,  der  mit  ihr 
darch  den  Punkt  h  gezogenen  Parallele,  wird  wie  früher  auch 
jetzt  mit  IS  bezeichnet. 

.  Ist  nun  zuerst  J  positiv  und  folglich  nach  L  der  Punkt  h  der 
•91  Tiefsten  liegende  Endpunkt  der  Linie  hR^  so  kann,  wenn  in 
Taf.  UI.  Fig.  6.  der  Horizont  durch  die  Linie  hA,  die  von  h  aus 
mit  der  Libelle  parallel  gezogene  Linie  durch  hB  dargestellt 
wird.  In  Bezug  auf  die  gegenseitige  Lage  der  drei  Linien  hR^ 
LAt  hB  bloss  einer  der  drei  in  Taf.  IJI.  Fig.  6.  dargestellten  und 
4iirch  (a),;  (b)»  (<^)  bezeichneten  Fälle  eintreten.  In  dem  ersten 
in  Taf.  IH.  Fig.  6.  (a)  dargestellten  Falle  sind  N  und  (Z>  positiv, 
tnd  es  ist  offenbar 

In  dem  zweiten  in  Taf.  III.  Fig.  6.  (b)  dargestellten  Falle  ist  N  posi- 
tiv, O  negativ,  also  —  Q>  positiv,  und  es  ist  offenbar  (—  0)+Jz=iN, 
also  wieder 


Id  dem  dritten  in  Taf.  III.  Fig.  6.  (c)  dargestellten  Falle  ist  iV  nega- 
tiv, —  TV  positiv,  O  positiv,  und  es  ist  offenbar  ( — iV)  + J=:<P, 
also  irieder 

;v+<&=j.  '•■■■■■■       '  ■. 

■ 

Ist  ferner  /  negativ  und  folglich  nach  1.  der  Punkt  L  der  am 
Höchsten  liegende  Endpunkt  der  Linie  LR,  so  kann,  wenn  in 
Taf.  III.  Fig.  7.  wieder  der  Horizont  durch  die  Linie  LA,  die  vob  -i 
L  aus  mit  der  Libelle  parallel  gezogene  Linie  durch  LB  darge-  j 
stellt  wird,  in  Bezug  auf  die  gegenseitige  Lage  der  Linien  LR, 
LAy  LB  bloss  einer  der  drei  in  Taf.  Hl.  Fig.  7.  dargestellten  und 
Aurch  (a),  (b),  (cj  bezeichneten  Fälle  eintreten.  In  dem  ersten 
hl  Taf.  HL  Fig.  7.  (a)  dargestellten  Falle  ist  N  positiv,  O  negativ, 
•^  JlP  positiv ,  und  offenbar  JY  +  (—  J) = ( —  <P) ,    also 

In  dem  zweiten  in  Taf.  HI.  Fig.  7.  (b)  dargestellten  Falle  ist  A  f- 
negativ,    —  N  positiv^    <Z>   negativ,     —  <P    positiv    und    offenbat   ~ 

(-iV)+(-<P)=(-J),    also  - 

In  dem  dritten  In  Taf.  HI.  Fig.  7.  (c)  dargestellten  Falle  ist  N  M^ 
gativ,  —iV  positiv,  <P  positiv  und  offenbar  <^+(— •/)  =  (— iV),  alsii 

Nehmen  wir  alles  Vorhergehende  zusammen,  so  ergiebt  sieh» 
dass  in  allen  möglichen  Fällen  die  Gleichung 

In  völliger  Allgemeinheit  gültig  ist. 

5. 

Wenn  man  auf  die  vorher  betrachtete  Linie  LR  das  Niveau, 
welches  wir  durch  NJ  bezeichnen  wollen,  ein  zweites  Mal  so 
aufsetzt,  dass  seine  Fusspunkte  mit  einander  verwechselt  werden, 
oder,  wie  man  zu  sagen  pflegt,  das  Niveau  umgekehrt  wird,  und 
man  dann  die  den  bei  der  ersten  Aufstellung  in  4.  durch  N  und 
^'  bezeichneten  Grössen  entsprechenden  Grössen  bei  der  zweiten 
Aufstellung  durch  N'  und  O'  bezeichnet,  so  hat  man  zuvörderst 
natürlich  gams  wie  in  4.  die  Gleichung 

*       - » 

avfsserdem  abbr  auch  noch  die  aus  einer  blossen  Ansichf  vM 
Taf.  111.  Fig.  8.  sich  auf  der  Stelle  ergebende  Gleichung!' 


# 


'JUArAMMpfH  uMn^iw9tui&ttd$  MBiä^St» 


6. 


■i . 


Hittekt  der  drei  in  4.  und  5.  bewietenen  Gleichungen 

■ 

kmn  man  J,  <P,  O'  bloss  durch  N  und  N'  ausdrflcken;   man  er- 
hilt  Dämlich  mitteist  leichter  Rechnung: 

/= k »     <P= ö f      <P  = zi 


7. 

Da«  allgemeine  Verfahren,  den  Neifsrun^swiokel  einer  Linie 
LR  gegen  den  Horizont  mit  Hülfe  des  Niveau's  zu  messen,  ist 
folgendes. 

Man  setze  das  Piiiveau  zwei  Mal  auf  die  Linie  LR  auf,  das 
nreite  Mal  in  umgekehrter  Lage,  und  lese  beide  Mal  die  beiden 
Eadpnnkte  dar  Luftblase  links  und  rechts  ab. 

Sind  nun  unter  Voraussetzung  der  ersten  der  beiden  aus  dem 
Obigen  bekannten  Einrichtungen  des  Niv^au's  die  Resultate  der 
Ablesungen  bei  der  ersten  und  zweiten  Aufstellung  des  Niveau's 
resppctive  A,  q  und  k\  q' ;  so  ist  mit  Beibehaltung  aller  im  Vor- 
hergehenden  eingeführten  Bezeichnungen  nach  2.: 


oacb  A.  ist  aber 


also 


iV=^,  N'  =  '-{-^; 


J—       2—, 


q  +  XQ-Kg-FgO 

«'  = 4 


Aach  ist  nach  6.: 


®=— 2 — .    *'  =  — 2— ; 

•iao': 

<P_  j  , 


I 


^,^(i=il±i£zV). 

4 

Sind  unter  Voraussetzung  der  zweiten  der  beiden  ans  *  dem 
Obigen  bekanVifen  Einrichtungen  des  Niveau*s  die  Resaltate  der 
Ablesungen  bei  der  ersten  und  zweiten  Aufstellung  des  Niveau's 
respective  l,  r  und  P,  r* ;  so  Ist  nach  3.: 

r— /  r'— /' 


nach  6.  ist  aber 


also 


Auch  i«t  nach  6.: 


'•     • ' 


also : 


•* 


0)-  3 


8. 

Das  beste  Verfahren»  die  Linie  LR  horizontal  zu  stellen  und 
zugleich  auch  das  Niveau  zu  berichtigen,  ist  folgendes. 

Man  stelle  das  Niveau  auf  der  Linie  LR  auf  und  mache,  die 
erste  Einrichtung  des  Niveau's  vorausgesetzt,  die  Ablesungen  l,  q^ 
hierauf  kehre  man  das  Niveau  um  und  mache  die  Ablesungen 
Xf ,  q' ;  dann  schraube  man  die  Linie  LR  so  lange,  bis  die  An- 
gaben des  Niveau's  links  und  rechts  respective  i(A'  —  ^)  und  1{q' — q) 
sind,  so  ist  die  Linie  LR  horizontal. 

Bezeichnen  wir  nämlich,  alle  früheren  Bezeichnungen  beibe- 
haltend, die  Neigung  des  Niveau's  nach  der  letzten  Operation 
durch  N",  so  ist  nach  2.:  *  • 

jy  _ _      ___  j . 


«Ml  Rtekmmtem  mmumenätnäe  Metkmk.-^  166 

Nao  ist  aber  iwdi  7.: 

4>_ j . 

■Im» 

folglich,   weil  bekanntlich 

ist: 

N'^N'-J  oder  J=N'-N'. 
Nnn  Hegt  es  aber  iii  der  Natur  des  angewandten  Verfahrens,  dass 

■ 

ist,  wo  J"  die  Neigung  der  Linie  LR  nach   der  letzten  Opera* 
tioo  bezeichDet;    also  ist  nach  dem  Vorhergehenden 

J^J^J".    folglich  J''=zJ^J=zO 

und  die  Linie  LR  Ist  daher  nach  der  letzten  Operation  borizoD- 
tal,  wie  behauptet  wurde. 

Unter  Voraussetzung  der  zweiten  Einrichtung  des  NtveaQ*8 
terfahrt  man  im  Allgemeinen  ganz  wie  vorher;  und  hat  man  dann 
bei  der  ersten  Aufstellung  des  Niveau's  die  Ablesungen  l,  r,  nach 
der  Umkehrung  desselben  die  Ablesungen  P  ,r'  gemacht;  so  schraobt 
man  zuletzt  die  Linie  LR  so  lange,  bis  die  Angaben  des  Niveaa*8 
links  und  rechts  respcctive  |(r-f  O  und  Hl+r')  sind,  wonach 
die  Linie  LR  horizontal  sein  wird. 

Nach  3.  ist  nSmIich 


also,  weil  nach  7.: 


®- 4 


i«C: 

folglich,    weil  bekanntlich 

iV'  =  /— <I>'  =  J+<P,    also   0=zN'^J 
ist: 


106 


GrUtHrt:    Neue;  bH  ffwddüieAm  MBS$m§en 


N''=N'^J  oder  J=2V'— TVftfiit  -»'»Hr.  t..i  .„./ 
Nan  liegt  es  aber  in  der  Natur  des  angewandten  VerfahreDS,  daas 

ist;   also  ist  nach  dem  Vorhergehenden 

J=-J-J%  folglich  r^j^j^^q,  „.,,, 


rs.Mfl 


l.'ti i 


daher  die  Linie  LR  nj^ch  der  letzten  Operation  ^  ^rizontal ,    wie   ^ 
behauptet  wurde. 

Nachdem  map  durch  das  voriiergehende  .V'^K^bren  die  Linie 
LH  horizontal  gestellt  hat,  braucht  man  nur»  um  das  darauf  stehende   i 
Niveau  züli^eiFichf igen,  bloss  seine  Luftblase  miiteJ«!  der  atn  Mivead   ! 
befindlichen  Schraube  genau  in  die  Mitte  der  Theilung  zu  bringen. 


• «  .  \  * 


9.,, 


■.!.     'I' 


f. 

Ein  anderes  in  der  Praxis  sdhr  gebrSachIfches  Verfahren  zur  1 
Berichtigung  d^sNiveau'^. ist  das  folgende.  Man  setzfS;  da#  .P{i[veaA  : 
auf  die  Linie  LR  und  schraube  die  letztere  so  Ifkl^ge,  ,.bi^  ^ 
Luftblase  in  der  Mitte  der  Theilung  steht  oder  eigentlich  der. 
Mittelpunkt  der  Luftblase  genau  mit  dem  Nullpunkte  der  Scale 
zusammen Hillt^,  so  dass  also,  wenn  k  und  q  die  AbleiS«rngMi' dev 
beiden  Enden  der  Blase  sind,  A, -f- ^  =  0  ist.  Kehrt  man  hierauf  [ 
das  Niveau,  um  und  sind  dann  k*  und  q'  die  Ablesungen  der  beU  ; 
den  Endpunkte  der  Blase,   so  ist  nach  7.:  •-  ' 


(k  +  k')  +  (Q-i-Q')_k'+Q' 


und  nach  2.  ist 

\  : 


Bezeichnen  wir  den  Abstand  des  Mittelpunkts  der  Luftblase  tod 
dem  Nullpunkte  der  Soa4^  durch  fi/ so  ist,  weil  man  V  und  q' 
als  Abscissen  der  Endpunkte  der  Blase  betrachten  kann,  nach 
den  Lehren  der  analytischen  Geometrie  in  vulliger  Allgemeinbettt 

A'  +  9' 
also  nach  dem   Vorhergehenden: 

7  =  i^,     N'=:tl. 


mä  Bßcknmnpen  mmuwenäenäe  Meiked».  167 


man  dvd  nach  der  Umkehrnnf^  des  Niveav's  die  LiDie 
LR  80  lange,  bis  der  Abstand  des  Mittelpunkts  der  Luftblase  von 
dem  Nullpunkte  der  8cale  ifi  ist,  so  sind  die  entsprechenden  Ab- 
lesungen der  Endpunkte  der  Luftblase  offenbar  X'  —  «fi  und  9' — ifi, 
folglieb  nach  2.: 

ly    —  ^  —         ^         —     2      —  sf*' 

In  der  Natur  des  angewandten  Verfahrens  liegt  es  aber,  dass 

Ist;  also  ist  nach  dem  Vorhergehenden 

folglieh  die  Linie  LR  horixontal.  Bringt  man  also  jetst  die  Luft« 
blase  des  auf  der  Linie  LR  stehenden  Niveau's  durch  die  an 
letzterem  befindlichen  Schrauben  in  die  Mitte  der  Scale,  so  dass 
aSmlicb  der  Mittelpunkt  der  Luftblase  mit  dem  Nullpunkte  der 
Scale  zusammenlallt,  so  ist  das  Niveau  berichtigt. 

•  Das  hieraus  sich  ergebende  Verfahren  ztir  Berichtigung  des 
NiTeans  ist  also  in  der  Kurze  folgendes.  Man  setze  das  Niveau' 
auf  die  Linie  LRy  und  bringe  durch  Schrauben  der  letzteren  die 
Luftblase  in  die  Mitte  der  Theilung,  so  dass  der  Mittelpunkt  der 
Luftblase  mit  dem  Nullpunkte  der  Scale  zusammenfallt.  Dann 
kehre  man  das  Niveau  um,  beurtheile  den  Abstand  a  des  Mittel*. 
^nkt0  der  Luftblase  von  dem  Nullpunkte  der  Scale,  schraube' 
die  Linie  LR  so  lange,  bis  der  Abstand  des  Mittelpunkts  der 
Luftblase  von  dem  Nullpunkte  der  Scale  nur  \\il  ist,  worauf  die 
Linie  LR  horizontal  oder  nivellirt  sein  wird,  und  bringe  dann  die 
Luftblase  durch  die  dazu  an  dem  Niveau  befindliche  Schraube  in 
die  Mitte  der  Theilung,  so  dass  der  Mittelpunkt  der  Luftblase 
mit  dem  Nullpunkte  der  Scale  zusammeoftillt,  so  wird  das  Niveau 
berichtigt  sein. 

Gewöhnlich  wird,  eine  Wiederholung  dieses  Verfahrens  erfor* 
derlicb  sein,  bis  das  Niveau  sich  als  vollständig  berichtigt  erweist, 
•o  dass  nSmIich  die  Blase  bei*m  Umkehren  des  Niveftu's  in  deit 
Mitte  stehen  bleibt. 


Nachdem  wir  jetzt  die  allgemeine  Theorie  des  Niveau'«  ent» 
wiekeil iluJ^n,  kehren  wir  wieder  zu  unserem  eigentlichen  Ge^ 
genatande  zurüdsy  and  wollen  daher  nnn  zeigen,   wie  roao'mit' 


168  6run€ri:  Neu§,  M  g€OdaH$ckmMe$nm§en 

Hölfe  des  Ntvean's  einer  geraden  Linie  eine  bdieiiige»  'jedodi 
nicht  sehr  grosse»  Neigung  gegen  den  Horizont  geben  kann,  bd* 
merken  aber  vorher  ioi  AlJgenieinen  noch  Folgendes. 

WiBnn  wir  das  vullig  anberichtigte  Nivead  fläf  der  beliebigem 
geraden  Linie  LR  aufstellen,  und  den  Neigungswinkel  des  Niveau*« 
und  der  Linie  LR  gegen  den  Horizont  respeciive  diirch.iV  und  J, 
die  Ablesungen,  der  beiden  Endpunkte   der  Blase  aber   durch  l  . 
und  Q  bezeichnen;    so  ist  nach  der  allgemeinen   Theoriei  .des  Ni^- : ^ 
veau's,  indem  O  seine  aus  dem  Vorhergehenden  bekannte  Bedeit  ^j 
tung  behält:  .^ 

Schraubt  man  jetzt  die  Linie  LR,  bis  die  Blase  links  und  rechts 
Xi  und  Qi  zeigt,  so  ist  In  analoger  Bezeichnoog  nie  vorher: 


■^■'Ri 


Also  ist  .      .    ^y^'ü 

oder  .->i 

Nun  liegt   es   aber   in    der  Natur    des  angewandten    Verfahreott, 
weil  bei  demselben  das  Niveau   in  beiden   Lagen  der   Linie  LR 
gegen  diese  Linie  ganz   dieselbe  Lage  behalt,    dass  (Z>=(I>|    isU  s 
wobei  man  sich  aus  dem  Vorhergehenden  an  die  Bedeutung  det  i. 
l^inkel  0  und  (Z>i  erinnern  muss;    also  ist  \  « 

f      f  — ^  +  g      h  +  Q\  "^ 

folglich 

und  wenn  1 4-^=0  ist: 

wobei  kaum  noch  besonders  bemerkt  zu  werden  braucht,  dass  die 
Bedingung  A-f^  =  0  allemal  dann  erfüllt  ist,  wenn  die  Luftblase 
genau  in  der  Mitte  der  Theilung  steht  oder  der  Mittelpunkt  der 
Bbise  mit  dem  Nullpunkte  der  Scale  zasammenfallt 


tauf  Reeknungen  anzuwendende  Metkode,  169 

Wir  wollen  nun  das  Niveau  so  einrichten,  dass  der  eine  sei- 
ler  beiden  FiSLSse  mittelst  einer  sehr  feinen  Schraube  oder  irgend 
iaer  anderen  zweckmässigen  Vorrichtung  um  etwas  IVIerkliches 
erlfiDi^rt  oder  verkürzt  werden  kann,  und  uns  vornehmen,  einer 
iaie  LR  eine  bestimmte,  als  gegeben  zu  betrachtende  Neigung  / 
Bgeo  den  Horizont  zu  geben. 

fllan  setze  das  Niveau  auf  die  Linie  LR  und  bringe  durch 
ebraoben  der  Linie  LR  die  Luftblase  genau  in  die  Mitte  der 
heiinng,  bei  welcher  Lage  der  Linie  iL>/2  wir  ihre  Neigung  gegen 
«  Horizont  durch  J  bezeichnen  wollen.  Hierauf  schraube'  man 
e  Linie  LR  ferner,  bis  die  Blase  links  und  rechts  l^  und  ^i^ 
figt,  and  bezeichne  jetzt  die  Neigung  der  Linie  LR  gegen  den 
orisont  durch  «/|,   so  ist  nach  dem  Obigen 

ieraaf  bringe  man  durch  Drehung  der  Schraube  an  dem  einen 
osse  des  Niveau's  die  Blase  genau  in  die  Mitte  der  Theilung, 
obei  die  Neigung  J^  der  Linie  LR  gegen  den  Horizont  ganz 
Dgeändert  bleibt,  schraube  dann  die  Linie  LR  so  lange,  bis  die 
läse  links  und  rechts  X^  und  q.^  zeigt,  und  bezeichne  jetzt  die 
leigunf^  der  Linie  LR  ge'gen  den  Horizont  durch  J^,  so  ist  nach 
en  Obigen 

j f    1  ^2  + Pa 

•^2  —  •'IT 2 ' 

(an  bringe  man  durch  Drehung  der  Schraube  an  dem  einen  Fusse 
Ica  Niveau's  die  Blase  genau  in  die  Mitte  der  Theilung,  wobei 
Be  Neigung  J^  der  Linie  LR  gegen  den  Horizont  ganz  ungeän- 
iert  bleibt,  schraube  dann  die  Linie  LR  so  lange,  bis  die  Blase 
inks  und  rechts  A3  und  ^3  zeigt,  und  bezeichne  jetzt  die  Neigung 
1er  Linie  LR  gegen  den  Horizont  durch  J3,  so  ist  nach  dem  Obigen 

/  —  7    I  ^3  +  ga 
•/a  —  «'aT      2 

Wie  man  dieses  Verfahren  auf  dieselbe  Art  immer  weiter 
brtsetzen  kann,  ist  klar,  und  man  wird  sich  durch  dasselbe,  wie 
ireit  man  es  auch  fortsetzen  mag,  im  Allgemeinen  immer  eine 
Keibe  Gleichungen  von  der  Form 

r 1  ■  ^i  +  gi 

Ji  —  •/  -| 2 — » 

•^2 — ^i  T — 2 —  * 

Tktil  XXIY.  12 


170  Gruneri:    Neue,  dei  ffeodäKschin  Meimmtfen 

•^8  —  «^2  T 2 

•^4—' •'S"! 2       ' 

u.    s.     w. 

Jk:=Jk-x+ — 2 — 

Terschaffen.    Addirt  man  diese  säramtlichen  Gleichungen  zu  < 
ander  und  hebt  auf,  was  sich  aufheben  lässt,    so  erhält  man 
Gleichung 

•/*  —  •/  -| 2       i 2 ' 2 ••••"! 2 

oder 

«/i  =:  «/  i : g ^ » 

und  auf  ähnliche  Weise: 

«'*+i=  «^i 2 ^ — 2 —  ' 2 —  ■"  ""  "" 2 

oder 

Ueberhaupt  wird  das  obige  Verfahren  so  lange  fortgesetzt ,  bis 

ist.    Bestimmt  man  dann  a;  mittelst  der  Gleichung 

afe-a:)+  (^A— a:)  =  2(/- Jjt), 
wodurch  man 

erhfilt,   und  setzt  nun 


PH-i 


=  p»_,=2i^'+(/-J*)=(/-J*)  +  2i=±'; 


tauf  Rechnungen  antuwendende  Methode,  Yf\ 

M  ist  nach  dem  Obigen 

»'H-i  —  •'t 2 *" — 2 r*"*  + — 2 —  "* 2 ^' 

W0gen  der  Gleichung 

«t  aber 

/-•/*  + 2 ' 

ipo  nach  dem  Obigen 

^— •/+— 2~  +  "~2~+    •••  +""2~  + 2 • 

Ibiglich 

Mdaas  also  jetzt  die  Neignng  Jk^i  der  Linie  LR  der  gegebenen  Nel- 
gmig  /  gletcb  ist,  und  dieser  Linie  also  durch  das  obige  Ver- 
fahren in  der  That  die  gegebene  Neigung  I  gegen  den  Horizont 
verliehen  wird,  was  eben  der  Zweck  war,  den  zu  erreichen  wir 
kibsichtigten. 

Es  Ist  klar,  dass  man  bei  dem  vorstehenden  Verfahren  die 
iHeigong  J  noth wendig  kennen  muss.  Zu  dieser  Kenntniss  gelangt 
>aan  aber  auf  folgende  Art.  Nachdem  man  das  erste  Mal  das 
ifliveau  auf  der  Linie  LR  anfs^estellt  und  durch  Schrauben  dieser 
lliinie  die  Luftblase  in  die  Mitte  der  Theilung  gebracht  hat,  kehre 
IlMtn  das  Niveau  um  und  mache  links  und  rechts  an  der  Blase  die 
I  Ablesungen  X'  und  p';  dann  ist  nach  der  allgemeinen  Theorie 
desNiveau's,  weil  für  die  erste  Aufstellung  desselben  il-|-^=0  ist: 

wodurch  man  J  gefunden  hat.  Nun  kehre  man  das  Nivean  wie- 
der um,  d.  h.  führe  es  in  seine  erste  Lage  zurück  und  setze  dann 
das  Verfahren  ganz  in  derselben  Weise  fort,  wie  es  oben  be- 
aehrieben  worden  ist. 

Am  ZweckmSssigsten  scheint  es  zu  sein,  sich  bei  dem  obigen 
Terfahren  eines  ursprünglich  genau  berichtigten  Niveau's  zu 
ledienen,  wo  dann  offenbar  .7=0  ist,  und  also  auch  in  alle  obi- 
-gn  Formeln  dieser  Werth  von  J  eingeführt  werden  muss,  wo- 
larch  dieselben  an  Einfachheit  einigermassen  gewinnen.  Nach 
welcher  Richtung  man  die  Linie  LR  schrauben  muss,  ist  in  allen 
Fällen  sehr  leicht  zu  beartheilen. 

12* 


ITS  Gruneri:  Neue,  bei  geodäU$ehen  Me$suf^f€n 

An  dem  Niveau  des' In  meinem  Besitz  befindlichen,  schor 
her  erwähnten  grossen  Theodoliten  ist  der  eine  seiner  b 
Füsse  so  eingerichtet  wie  Taf.  lil.  Fig.  9.  zeigt.  Bei  dieser  I 
durch  sieh  selbst  verständlichen  Einrichtung  kann  der  betref 
Fuss  durch  Anziehen  der  Schraube  ^  etwas  verlängert,  < 
Nachlassen  der  Schraube  iS  etwas  verkürzt  werden,  wenig 
in  so  fern,  als,  wenn  das  Niveau  auf  der  Drehungsaxe  des  ' 
rohrs  steht,  der  dem  in  Rede  stehenden  Fusse  entsprecl 
Endpunkt  der  Libelle  nothwendig  im  ersten  Falle  etwas  erl 
im  zweiten  Falle  etwas  erniedrigt  werden  wird.  Ich  habe 
sehr  einfache  Einrichtung  in  jeder  Beziehung  sehr  zweckra 
gefunden,  und  bin  schon  mittelst  derselben  im  Stande,  der  E 
des  Limbus  des  Theodoliten  nach  dem  obigen  ¥erfahren 
Neigung  von  einigen  Minuten  gegen  den  Horizont  zu  geben, 
ich  durch  Versuche  gefunden  habe.  Es  friige  sich,  ob  man  i 
ohne  eine  andere  künstlichere  Einrichtung  zur  Verlängerung 
Verkürzung  des  Fusses  anzubringen,  schon  die  vorher  erwi 
Einrichtung  so  treffen  könnte,  dass  dieselbe  es  muglich  roa 
der  Ebene  des  Limbus  des  Theodoliten  noch  eine  Neigung 
mindestens  11  ^  Minute  gegen  den  Horizont  zu  geben. 

C.    Sollte  man  der  vorherjrehenden  Methode,  der  Ebeni 
Limbus  des  Theodoliten  die  erforderliche  Neigung  gegen  der 
rizont  zu   geben,    seinen   Beifall   zu  schenken  nicht  geneigt 
so   möchte   vielleicht  eine  an  dem    Fusse    des  Theodoliten 
bringende    Mikronieterschraulie    sich    als    ein    zur   Erreichung 
beabsichtigten  Zwecks  ff(^eijjnetes  Hiilfsmittel  erweisen.     Die 
lichkeit,  sich   dieses  Mittels  zu  bedienen,  scheint  mir  kaum  : 
felhaft  zu  sein,    weil  Professor  Stampfer  in  Wien    an  den 
trefflieben    Nivelür- Instrumenten,    die   in    dem   dortigen   poly 
nisclien  Institute  in  so  grosser  Vollkommenheit  verfertigt  we 
eine  Mikrometerschrauhe  angebracht  hat,   welche  Neigungsw 
der  Visirlinie    des  Fernrohrs   gegen  den  Horizont  bis   fast  zi 
Grösse  von  8^  mit  einer  Genauigkeit   von   1  bis  2  Secunde 
messen  gestattet  *). 

Dass  ausser  den  beiden  im  Vorhergehenden  hesprocli 
noch  sehr  viele  anderer  Methoden  sich  denken  und  angebe» 
sen,  welche  es  niöglich  machen,  der  Ebene  des  Limbus 
Theodoliten  eine  bestimmte  Neigung  gegen  den  Horizont  zu  g 
versteht  sich  von  selbst.  Ich  begnüge  mich  indess  jetzt  mii 
beiden  obigen,  von  denen  mir  insbesondere  die  erste  auc 
mehrfacher  Beziehung  ein  theoretisches  Interesse  darzubieten, 


*)  Anleitung  zum  Kivelliren.     2.  Aufl.     S.  77.     $.  53. 


und  Recknun§en  amuwendende  Methode.  173 

den  Gebrauch  eines  so  nfitzlichen  lustniments,  wie  das  Niveau 
•der  die  Libelle  ist,  nicht  unvi'esentlich  zu  erweitern  scheint.  Das 
Beste  in  dieser  Beziehung  herauszufinden,  wird  die  Aufgabe  der 
Kinstler  sein,  wenn  man  überhaupt  den  in  dieser  Abhandlung 
liedergelegten  Betrachtungen  einige  Aufmerksamkeit  zu  schenken 
jjtaergt  sein  sollte. 

Nach  den  bisherigen,  vorzugsweise  die  praktische  Seite  un- 
fsere  Gegenstandes  betreffenden  und,  wie  ich  glaube,  hinreichend 
•riedigenden  Untersuchungen  wenden  wir  uns  nun  zu  der  mehr 
Aeoretisehen  Seite  desselben,  nämlich  zu  den  Rechnungsnietho- 
tfeOy  mittelst  welcher  sius  den  angestellten  Messungen  am  zweck- 
■issigsten  die  Resultate,  deren  Gewinnung  die  Aufgabe  jeder 
jpessen  geodätischen  Messung  ist,  gezogen  werden  können. 

§.  8. 

Bei  jeder  die  Meeresflh'che  als  ellipsoidisch  voraussetzenden 
igeodätischen  Messung  muss  man  von  zwei  Punkten  auf  der  £rd- 
^^^erfläGbe  ausgehen,  deren  Längen,  Breiten  und  Entfernungen 
ID  dem  Mittelpunkte  der  Erde  mit  grosser  Genauigkeit  als  be- 
innt  angenommen  werden  können.  Dass  man  die  Längen  von 
lern  beliebigen  Punkte  des  Aequators  an  rechnen  kann,  oder 
eigentlich  bloss  die  Längendifferenz  der  beiden  in  Rede 
(henden  Punkte  gegeben  zu  sein  braucht,  versteht  sich  von 
Ibst  Meistens  werden  übrigens  ursprunglich  die  Längen,  Pol- 
ihen  und  Hüben  über  der  Meeresfläche  gegeben  sein,  weshalb 
in  der  Kürze  zeigen  wollen,  wie  aus  den  beiden  letzteren 
traenten  eines  Punktes  dessen  Breite  und  Entfernung  von  dem 
^Ipunkte  der  Erde  berechnet  werden  können,  wozu  die  erfor- 
liehen  Formeln  im  Wesentlichen  schon  in  §.  7.  A.  entwickelt 
vden  sind. 

Zuerst  berechnet  man  die  Coordinaten  x  und  y  mittelst  der 
Formeln 

fl^cosjg b'^aJuB  , 

*  ""  V^a^cos  B^  +  b^  sin  B^ '     ^ ""  Va^  cos  B^ + bHinB^  * 


_        acosB  _6V1— e^.sing^ 

*""V1  — c^sinißa'     ^""  VI— c«sini?«  ' 


acos^  a(l — e^)8\nB  ^ 


174  Grüner t:    Neue ,  bei  geodätUehen  Messun§$n 

oder 

y  1  +  ^tangÄ*                                    ,  .M« 

und  hat  dann  zur  Bestimmung  der  Breite  B'  und  der  EotfeniiHlf;^ 

R  vom  Mittelpunkte  der  Erde  die  Gleichungen  f  tii 

ÄeosÄ'=a?  +  Acosß,    ÄsinÄ'  =  y  +  AsinÄ;  ^^ 

au«  denen  sich  .\^^ 

tangß'=^-— X ö»  .^i 

^■^      cosÄ'~'     ^-~     sinÄ'  ,^ei 


«BJ^ 


ergiebt. 

Berechnet  man  den  absolut  nicht  grösser  als  00^  zu  oebi 
den  Hülfswinkel  6^  mittelst  der  Formel 

tang  0  ==  -  tang  Ä , 

60  ist  nach  dem  Obigen 

a?=acos0,  y  =  6sin0; 

mittelst  welcher  Formeln  die   Berechnung  von  x  und  y  aussei 
leicht  ist.     Nicht  viel  schwieriger  ist    ferner   die  Berechnung  v0»\b 
B'  und  R  nach  den  obigen  Formeln,  wobei  zugleich  die  doppelt* 
Berechnung  von  R  eine  zweckmässige  Controle   für   die   Richtig* 
kert  der  ganzen  Rechnung  darbietet. 

Zu  zeigen,  wie  man  zu  der  Kenntniss  der  Langen,  Polhuhen  \ 
und  Höben  über  der  Meeresfläche  der  beiden  der  ganzen  Messung '^ 
zu  Grunde  zu  legenden  Punkte  gelangt,  gehört  hier  nicht  zu  mek^ 
ner  Aufgabe,  weil  die  Bestimmung  dieser  Elemente  grösstentheiU-^ 
astronomischen  Beobachtungen  anheim  fallt  und  vorzugsweise  den  ] 
astronomischen  Theil  der  ganzen  Operation  ausmacht.  } 


Für   nöthig   halte  ich    es   aber,    um   nicht  missverstanden 
werden,  hier  noch  die  folgenden  Bemerkungen  einzuschalten.     Ich  '^ 
habe  nämlich  gesagt,    dass   man  bei  jeder  grossen   geodätischen  j 
Operation    von    zwei  Punkten   ausgehen    müsse,    deren  Langen, 
Breiten  und  Entfernungen  von  dem  Mittelpunkte  der  Erde  als  g6^ 
nau  bekannt   angesehen  werden  können.    Dies    ist   aber    nur  im 
Allgemeinen  zu  verstehen,  und  ich  habe  dabei  fur*s  Erste  nur 


umd  Reckmungen  anauwendenäe  Meikode. 


175 


#Ni  mehr  theoretiscben  Gesichtspunkt  im  Auge  gehabt,  aus  welchem 
iBser  GegeDstaofl  aufgefasst  werden  niuss.    In  der  Praxis,  wo  es 
Botbwendig  und  zweclanSssig  ist,    so  wenig  wie   möglich  Bestim- 
AongeD  astronomischen  Beobachtungen  zu  entlehnen,    die  letzte- 
ren so  viel  als  möglich  entbehrlich  zu  machen  und  möglichst  Alles 
■■f  geodätische  Messungen  zurückzuführen,    pflegt  man  dagegen 
snr  von    einem   Punkte  der  Erdoberfläche    auszugehen,    dessen 
Polhohe  ond  Höhe  über  der  Meeresfläche,  oder  die  daraus  abzu- 
leitende Breite   und   Entfernung  von   dem  Mittelpunkte  der  Erde, 
bekannt  sind,    und  verschafft  sich   für  einen  zweiten   Punkt  der 
Erdoberfläche  die  Längendifferenz  in  Bezug  auf  den  ersteren  Punkt, 
die  Breite   und    die  Entfernung  von   dem    Mittelpunkte  der  Erde 
durch  besondere  geodätische  Messungen,  was  dann  auf  eine  soge- 
nannte Basismessung  u.  s.  w.  führt.     Dieser  zweite  Fall  soll  wei- 
ter unten  einer  besonderen  ausführlichen  Besprechung  unterworfen 
werden.     Man    sieht  aber    aus   dem   Vorhergehenden  von  selbst, 
dmss    dieser  zweite   Fall,    nur   mit   theilweiser  Hülfe    besonderer 
banptsiichlich  geodätischer  Messungen,    uns  wieder  auf  den  vor- 
her näher  bezeichneten  ersten  Fall  zurückführt,   so  dass  wir  also 
ganz  im  Rechte  zu  sein  glauben,   wenn  wir  zuerst  und  vor  allen 
Dingen  jenen  ersten  Fall,  wenn  nämlich  zwei  Punkte,  deren  Län- 
gen,   Breiten  und  Entfernungen  von   dem   Mittelpunkte    der  Erde 
gegeben  sind,  der  Messung  zu  Grunde  gelegt  werden,  als  den  all- 
gemeineren, einer  sorgfältigen  Betrachtung  unterziehen,  was  daher 
jetxt  zuvorderst  geschehen  soll.     Die  Zurückführung  des   zweiten 
Falls  auf  den  ersten  werden  wir,  wie  schon  gesagt,   zum  Gegen- 
stände einer  späteren  Betrachtung  machen. 


§.  0. 

Wir  wollen  uns  jetzt  drei  Punkte  Aq,  Ai,  A^  auf  der  Erd- 
eberfläche denken,  deren  Projectionen  auf  der  Projections-Kugel- 
fliche  respective  Aq' ,  A^  ,  A^  sein  mügen.  Die  Längen,  Brei- 
ten und  Entfernungen  von  dem  Mittelpunkte  der  Erde  der  Punkte 
4i>  and  Ax  sollen  als  bekannt  angenommen  und  respective  durch 
A>»  ^^ j  ^0  und  L|,  Bi  ,  /?!  bezeichnet  werden.  Dieselben 
Elemente  L^,  B^' ,  JR^  iur  den  dritten  Punkt  A*i  zu  bestimmen,  ist 
der  eigentliche  und  letzte  Zweck  unserer  Aufgabe. 

Za  dem  Ende  stelle  man  den  Theodoliten  etwa  zuerst  in  dem 
Pankte  Aq  so  auf,  dass  die  Ebene  seines  Limbus  auf  der  von 
dem  Mittelpunkte  der  Erde  nach  dem  Punkte  Aq  gezogenen  gera- 
den Liinie  senkrecht  steht,  und  visire  mit  dem  Fernrohre  nach^^ 
mid  nach  A^\  dann  kann  man  auf  dem  Limbus  des  Theodoliten 


176 


erunerl:   Neue,  bei  geodätiechen  Metsunnen 


nnraittelbar  den  Winkel  A^'  des  sphSrischen  Dreiecks  Aq  Ai 
und   auf  dem    Hiihenkreise    des    Theodoliten   den   Neigongsni 
JVgq  der  Linie  A^A^   ?,^?,^^    <'ic  Ebene   des  Limbus  des  Theodt 
liten,    d.  h.  gegen   die    in   dem  Punkte  j4q  auf  der  von  dem 
telpunkte   der    Brde    iinch    diesen)  Punkte   (;ezngene  gerade  I 
senkrecbt  stehende  El)ene,   weichen  Neignngsn'inkel  wir  nis  poa 
tiv  oder  als  negativ  Lelrachten  wollen,  jenaehdem  die  Linie  A 
oberhalb  odor  unlerlialb  der   in  Rede  stehenden  Ebene  lie^t, 
leoen.     Ganz   auT  dieselbe  Weise  stellt  man    ferner  den  Theod( 
liten  in  dem  Punkte  J,  auf,  und  niisst  den  Winkel  Ai    des  spbl 
tischen  Dreiecks  AJAi'A^  und   den    eben   so  wie  vorher   geh<iri| 
als  positiv   oiier    negativ    betrachteten    Neigungswinkel    iV|^    de    Ä 
Linie  AiA<i  gegen  die  Ebene  des  Limbus  des  Theodoliten. 


Aus  den  gegebenen  LSngen  unil  ßreid 
Ai^  kann  man  nun  zuvörderst  die  Seite  A 
Dreiecks  Aii'A^'A^'  berechnen,  Heiehe  wir 
Sl  bezeichnen  wollen.  Bez-eicfinet  nänilicli 
P  dessen    Prejeution   auf  der   Projeclioiis 


en  der  Punkte  A^ 
(,' Ai     des    sphärisch; 
der  Kiirze  wegen  du 
I   P  einen   Erdpol  \ 
Kugeiriäcbe, 


man  oflenbar  aus  den  gegebenen  Breiten  Bq    und  ß,'  der  Pi 
Ao  und  ^,   sehr  leicht  die  Seiten   AJ P  und  J,'/*,  und  aus  d( 
gegebenen  Lungen  L^  und  i,    der  Punkte  Aa  und  A^  sehr  I 
den  Winkel  P'  des  sphäriseben  Dreiecks  Aa' P' A^'  ableiten, 
kennt   also   jetzt    zwei   Seiten   und   den   eingeschlossenen  Winke 
dieses    spbiiriscben  Dreiecks,    woraus   sich   dessen    Seite  A^' A 
nach  den  Regeln  der  sphfirischen  Trigonometrie    berechnen  lüssi 
was  hier  nicht  weiter  erläutert  zu  werden  braucht. 

Man  kann  diese  Rechnung  aber  auch  nach  den  folgend« 
ganz  allgemeinen  analytischen  Formeln  führen.  Es  werde  e 
rechtwinkliges  Coonlinatensystem  der  a-r/:  zu  Grunde  gelegt,  d 
seinen  Anfang  im  Mittelpunkte  der  Erde  h.d;  die  Ebene  der  : 
sei  die  Ebene  des  Erdäquntors;  der  positive  Theil  der  Axe  di 
x  gehe  nach  dem  Null-  oder  Anfangspunkte  der  Längen,  der  ^i 
sitive  Theil  der  Axe  der  y  nach  dem  neunzigsten  Grade  der  Lff 
gen,  der  positive  Theil  der  Axe  der  i  sei  nach  dem  positiii 
Erdpole  gerichtet.  Bezeichnen  wir  nun  die  180"  nicht  iiberste 
genden  Winkel,  welche  die  von  dem  Mittelpunkte  der  Erdi 
den  Punkten  Ag  und  Ai  gezogenen  geraden  Linien  mit  den  poi 
tiven  Theilen  der  Axen  der  a,y,i  einschliessen,  respective 
«0,  ßd,  /o  und  d, ,  ßi,  7,;    so  ist,    wie  man  sogleich  übersieht: 


COHK„^COs£oCOS^(,',       COSKj  ^COS  tj^CI 

cosj5ü=6ini.,cosÄo'.     cosft  =:sin  Jl^  ci 


*ß,'. 


tMMf  Reckmmgen  amnuwendende  Metkode,  177 

ttolst  welcher  Fonneln  die  Winkel  c^,  A)*  ^o  ^^^^  ^i*  ßi»  Yi 
ieht  berechnet  werden  können.  Dann  hat  man  zur  Berechnung 
n  Sl  die  Formel 

cos  Sl  =  cos  «0  cos  «i  -f  cos  ßo  cos  ßi  -f  cos  Yq  cosyi , 

so  nach  dem  Obigen: 

mSl=:  B\nBQ's\nBi'  +  (co8  LQC09Li  +  mnLo9\nLi)co»BoC08Bi% 

Iglich: 

cobSI  =1  Bin  Bq' sin  Bi  +  cos  Bo'cosBiCosiLo — Li), 

eiche  Formel  ganz  allgemein  ist 

Bei  wirklichen  praktischen  Anwendungen  wird  man  gewiss 
ist  immer  annehmen  können,  dass  B^i^  und  Bi'  gleiche  Vorzeichen 
aben  und  der  absolute  Werth  von  X^— X^  nicht  grösser  als  90^ 
ft    Dann  ist 

co8lifo'co8Äi'cos(Lo— I^i)  .j^,      .  o  ,        ,r         T  \ 
\^^Bj^^^^ß^. =  cotÄo'cotÄ,'cos(Zo-X'i) 

■enhar  eine  positive  Grösse ,  und  man  kann  daher  den  HOlfs- 
rinkel  O  mittelst  der  Formel 

tang  0  =  V  cot  Bo'  cot  ßi '  cos  (X© — L{i 
lerechnen»   worauf 

cos  Sl  =  sin  ^o'sin ^1 '  { 1  -f  cot ^q'^^^^^  ^i'cos {Lq  —  Xri) } 
=  sinÄo'sin^x'(l+tang02)=sinÄo'sini5i'sece«, 

ilso 

_      smBi^*»mBi 

cos  Ä  = Zio— ^ 

cos0^ 

it»    Die  Formeln 

tang0=Vcot^o'cotÄi'cos(lo— Xi), 

_  singp^sin^i^ 
cos  ^l  = ^äs — 

eetatten,  insofern  man  sich  zu  den  obigen  Annahmen  berechtigt 
alten  darf  ^  eine  sehr  einfache  und  leichte  Berechnung  der  Seite  Sl. 

Aus  der  Seite  AqAi'=.SI  und  den  beiden  daran  liegenden 
emessenen  Winkeln  ^o^und^^i'  des  sphärischen  Dreiecks  A^A^A^. 
ann  man  nun  die  Seiten  A^A^  und  AiA^  dieses  sphärischen 


178  Grünere:   Neue,  bei  geedäüechen  Meesumgm 

Dreiecks,  die  wir  respective  durch  ^o  ^^^  &i  bezeichnen  wolleop 
berechnen.  Da  diese  Rechnung  bei  der  Fortführung  der  geodSri 
tischen  Messung  über  das  ganze  Netz  immer  wiederkehrt,  «o 
wollen  wir  dieselbe  etwas  ausführlicher  erläutern. 

Das  erste  und  eigentlich  vorzüglichste  Mittel  zur  Berechnung 
der  Seiten  A^'A^  und  A^*A^  aus  den  gegebenen  Stücken  A^i 
A^Ax  i  Ai', ..  zwei  Winkeln  und  der  eingeschlossenen  Seite,  de» 
sphärischen  Dreiecks  A^^A^A^  bieten  die  beiden  folgenden  Me* 
per 'sehen  Analogieen  dar: 

und  ich  wüsste  in  der  That  auch  gar  kein  besseres  und  zweck- 
massigeres  Mittel,  um  zu  dem  gesuchten  Resultate  zu  gelangen, 
als  diese  beiden  vortrefflichen  Formeln. 

Man  kann  sich  aber  auch  der  folgenden  Reihen  bedienen,  die  ] 
aus    den    in  dem  Aufsatze:    Archiv   der    Mathematik   und^^ 
Physik.    Tb  eil  XVIII.   Nr.  XXX.*)    entwickelten   allgeraeiD^ 
Reihen  leicht  abgeleitet  werden. 

•  i 

I.  Wenn  tang5^o't2ingMi'<l  ist: 

HAo'A^'  +  Ai'A^')=  kAo'Ai'  +  \t&nglAo'taingiAi's\n{l.Ao'Ai')       ' 

+  i  (tang  f,^o'ta"g  hAi')^sm  (2 .  A'^,0    ' 
+  Ktangi^„'tangJ^,0äsin(3.^o'^i')    ' 
+  |(tangMo'tangi^i')*sm(4.^o'^,Ö  "  * 
+     ■        • , 

II.  Wenn  tang J^«' tang 4^1  ">  1  ist:  '  ; 
i (Ao'At'  +  Ai 'Ai')=—lAo'Ai'  — i cot  Mo' cot  ^i'sin  (1 ,  A^'Ai') 

—  l(cotiAo'cotlAi')^s\n('i.Ao'Ai')    ■. 

—  HcotlAo'cotiAi'fsm&.A^'Ai') 

—  l(cotlAo'cotkAi')*sin(4.Ao'4i')i 


*)  M.  t.anch  Archiv  der  Mathem.  u.  Phyt.  Tbl.  XIX.  Nr.  XII. 


R€Chmm§en  wnuwendende  Metkmie. 


179 


Ferner 

1*     Wenn  Uin^\A^'coi\A^' <,l   ist: 

0 

+  4  (tang  J^o'  cot  iiliO^sin  (2.  Aq'A^  ') 
—  Ktangi/^o'cotii^iO'sin  (3..V40 
+  J(tang4ilo'cotMi')*sin(4.  ^o'4') 


U»     Wenn   tang J^o' cot J^lj' >  1  ist: 
l(4o'4'— i<i'i<a')=-4^o'^i'+  i  cot  Mo'tangi^i'sin  (1 .  A^'A^") 

— KcotMo'tangMi')*sin(2.  .lo'^iO 

+  l(cot  Jilo'tang4/4,0»8in(3.ilo'^iO 

-  \  (cot  J^o'tang4/4,0*sin(4.^o'^i0 
+ 

Dass  man  jetzt  bloss  mittelst  der  Regeln  der  sphärischen 
Trigonometrie  die  Länge  und  Breite  des  Punktes  A^  wurde  be- 
rechnen können,  erhellet  sehr  leicht  und  bedarf  einer  weiteren 
triauterung  hier  nicht  Da  man  aber  bei  dieser  Rechnung,  der 
ferschiedenen  Fälle  wegen,  die  vorkommen  können,  der  Hülfe 
einer  Figur  nicht  wohl  wird  entbehren  können,  so  scheinen  mir 
immer  ganz  allgemeine  analytische  Formeln,  die  das  Zurückgehen 
aof  eine  Figur  ganz  unnöthig  machen,  den  Vorzug  vor  den  ge- 
wöhnlichen Regeln  der  sphärischen  Trigonometrie  zu  verdienen. 
Dergleichen  ganz  allgemeine  analytische  Formeln«  die,  wie  ich 
glaube,  Anspruch  auf  eine  gewisse  Eleganz  machen  dürfen,  werde 
ich  im  Folgenden  entwickeln ;  um  jedoch  diese  Entwickelung  als 
ein  mui^lichst  selbstständiges  Ganzes,  unabhängig  von  den  übrigen 
Betrachtungen,  darzustellen,  will  ich  dieselbe  bis  zum  Schluss 
dieses  Paragraphen  aufsparen,  und  daher  vorher  noch  zeigen,  wie 
die  Entfernung  des  Punktes  A^  von  dem  Mittelpunkte  der  Erde 
berechnet  werden  kann,  wozu  die  bisher  gewonnenen  Resultate 
▼ullig  hinreichend  sind. 

Den  Coefßcienten  der  terrestrischen  Refraction  für  die  Tem- 
peratur 0  und  die  Barometerhühe  0'",76  wollen  wir  durch  k  be< 
zeichnen,  so  ist  der  Refractions-Coefficient  für  die  Temperatur  t 
nach  dem  hunderttheiligen  Thermometer  und  die  Barometerhöhe 
h  nach  dem  metrischen  Barometer,  weil  der  Refractions-Coefficient 
der  Dichte  der  Luft  proportional  gesetzt  werden  kann: 


180  GrunerJ:  Neue,  bei  geodäUtehen  Meenrngen 

bk 

0^,76.(1+0,00375.0' 

oder  fik,    wenn  wir  der  Kürze  wegen 

b 

/*- 0^,76.(1 +  0,00375.0 
setzen. 

För  die  Punkte  Jq  und  Ai  sei  nun  respective 

^o ^ 

'*o"0'»,76.(l+0,00375./o)'    ''*~'0«,76.  (1+0,00376./,)' 

wo  /q,  6o  und  f|,  bi  gleichzeitig  mit  der  Winkelmessung  auf  den 
Punkten  Aq  und  Ai  am  Thermometer  und  Barometer  beobachtet 
worden  sind;  dann  sind  nach  dem  bekannten  Hauptsatze  der 
Theorie  der  terrestrischen  Refraction,  in  seiner  gewöhnlichen  Ge* 
stalt,  die  Refractionen  in  den  Punkten  Aq  und  Ai  respective: 

kiio.Ao'A2    und   kni.Ai'A^' 

oder  in  der  oben  eingeführten  abkürzenden  Bezeichnung : 

ktiiyßo   und    kfiidi. 

Also  sind  die  wahren  Neigungswinkel  der  Linien  AqA^  und  AiA^ 
gegen  die  Ebene  des  Limbus  des  Theodoliten: 

^o>2  — ^f*oöo   und   iVi,2— Ä-fiiöi, 

welche  wir  im  Folgenden  durch  Nq  und  iV,  bezeichnen  wolleni 
so  dass  also 

iVo=iVo,2-"^|^oöo    und    iV,  =iVi,2— Ä:|Ltiöi 

ist,  indem  immer  Nq,*^  und  Ni,2  die  wirklich  beobachteten 
Neigungswinkel  der  Linien  AqA2  und  AiA^  gegen  die  Ebene 
des  Limbus  des  Theodoliten  bezeichnen.  Nun  haben  wir  in  den 
ebenen  Dreiecken  AqOA^  und  A1OA2  offenbar  die  folgenden  Pro- 
portionen : 

Äo:/?2=sin{180o~öo-(90«  +  iVo)|:sin(90o  +  iVo)» 
Äi:Äa=sinll80O-öi  — (90<>  +  iVi)}:sin(90o+iVi); 


oder: 


ßo:ßa=sin{90O-(öo+iVo)}:sin(90o+iVo), 
Äi:Äa=sin{900— (öi+iVi)}:sin(90o+iV,); 


also: 


tMtf  Reckmunien  atntuwendenäe  Methode. 


181 


Rq'.R%-=^  cos  (Öo  +  iVo)  icosiVo* 
RxiR^^Q0s{6i  +2Vi):cosiVi. 


Uieraos  folgt: 
i2,= 


COS 


iVo 


cos  (Öo  +  iVo) 


«0»     Ä^^ 


cosiVi 


cos(Öi+7Vi) 


Rx  \ 


ibo 


•der 


Äi cosiVoCosffl  -\-Ni) 

J^""C0siVi  C08(öo  +  -^o)  * 


Jgt__cos(JVo^r~A:/ioÖo)co8iiV;,a  +  (^  -  ^l^i)^i> 


■Htdst  welcher  Gleichung  k  bestimmt  werden  muss. 

Man  kann  diese  Gleichung  auf  folgende  Art  ausdrücken: 


oder: 


Ri  __  cos  Ol    1  — tangöi  tang(iVt,a — ^fß^di) 
i^  ""  cos  öo '  1  —  taug  öo  tang  (iVo,«— ^fto^o) 


Ri  cos  (9o  _  1  —  tang  ^1  tang  (ZVi^ — ^f*i^i) 
^o  C08  öx  ~"  1  —  tang  öo  tang  (ÜVo^ — AfAoöo) ' 


Behufs  einer  ersten  Näherung  setze   man : 

tang  (iVo,2 — A-/ioöo)  =  tang  ^o»a  -  ^^^  ®  a » 


'o>a 


tang  (2Vi,2— ArfiiÖi)  =  tajigiVi,«-  ^J^^a » 


1'2 


10  wird 


Ri  cos  ^0 


1  -  tang  öl  tang  iVj  ^  +  Ä-fii  ßi  ^^^^ 


1 — tang  öo  tangiVo,a  +  Arfi^öo  ^^— a 


'o>a 


sin^i 


^cosfloCosiVo^  cos^iCo«^i>a~si"gi8S"iVi>a  +  ^fii^i^;;^f;; 


eosdiCosiVi,a  ^  •    z»     •    ;ir       i   #     /»     »'»"^o   * 

cosöoCOSiVo,2  —  ßinöoSiniVo,2  +  Äfioöo -r--5|f2- 

sin  iV/\«« 


ibo 


'o^a 


i24)COsiVo»a  //^    .  Ttr    \  .  f     ^     sinÖA 


'0^ 


18S  Grun^rt:  Neue,  bH  giOdMieken  M€9ilm§9n 

woraus  sich 

.  "^  COSiVo,2 ^         C0siVi,2 

und  wenn  man,  unter  der  Voraussetzung,  dass  ^o  ^^^  ^ 
klein  sind,  für  Bq  und  d^  näherungsweise  respective  sind( 
sin^i  setzt: 

^  cos(^o  +  iVo,2)_^  cos(öi+jri,a) 
^      cosiVo,a  *^      cosiVi,a 


*  = 


/  sin  Ö,    \*  -,  /  sinÖo   \ 


Wie  man,  wenn  man  mittelst  dieser  Formeln  einen  < 
Näherungswertb  für  k  gefunden  hat,  dann  auch  mittelst 
obigen  Gleichung  diese  Grösse  leicht  völlig  genau  bere 
kann,  wird  einer  weiteren  Erläuterung  hier  nicht  bedürfen, 
dem  man  aber  k  gefunden  hat,  erhält  man  R^  leicht  m 
einer  der  beiden  aus  dem  Obigen  bekannten  Formeln: 

o  _       cosJVq       ^  cosiVi        p 

^*"^cos(6o+iVo)     ^'    ^*~cos(öi+iVi)"^' 

wo 

ist,  und  zugleich  die  doppelte  Berechnung  von  /?2  nach  dei 
den  vorstehenden  Formeln  eine  Controie  für  die  Richtigke 
ganzen  geführten  Rechnung  darbietet. 

Hiernach  wollen  wir  nun  endlich  zur  Entwickelung  der 
oben  erwähnten  allgemeinen  Formeln   zur  Berechnung  der  I 
Z/2  und  Breite  B*^    des  Punktes  Atj^  übergehen. 

Bezeichnen  wir  die  180®  nicht  übersteigenden  Winkel,  vi 
die  von  dem  Mittelpunkte  der  Erde  nach  dem  Punkte  A.^  gez« 
gerade  Linie  mit  den  positiven  Theilen  der  Axen  der  a:,y,  ; 
schliesst,  durch  0^29  ß^,  72»  ^^  kommt  zunächst  Alles  au 
Bestimmung  dieser  drei  Winkel  an,  weil  sich,  wie  man  so\ 
übersieht,  die  Länge  und  Breite  L^,  und  Bc^  aus  diesen  drei 
kein  leicht  berechnen  lassen  werden.  Die  Lehren  der  analyti 
Geometrie  liefern  uns  aber  zu  der  Bestimmung  der  drei  in 
stehenden  Winkel  unmittelbar  die  drei  folgenden  Gleichunge 

cos  65 = cos  «0  cos  ^  +  cos  jSo  cos  j^a  +  cos  yo  cos  ya » 


«MnI  Bieknmnffem  mnuwenniende  MetMotU. 


183 


eo86>i  s=co8ori  cosa2+<^os  A  cosjS^  +  cos/i  C0BY2, 

co8oi*  +  co8/5a*  +  cosya*  =s  1 ; 

irobei  natürlich  d^  und  ßi  als  bekannt  vorausgesetzt  werden,  wo- 
ni  wir  nach  dem  Vorhergehenden  berechtigt  sind.  Die  Bestim- 
fflong  der  drei  Winkel  1x2'  ß^^  /a  &us  diesen  drei  Gleichungen« 
Munentlich  in  mugiichst  eleganter  Form,  ist  nicht  ganz  leicht, 
irenn  man  sich  dabei  •  nicht  eines  Kunstgriffs  bedient  Dieser 
Knostgriff  IcTt  folgender. 

Wenn  der  Kfirze  wegen 

(cos  Oq  —  cos  cfi  cos  Sl)  cos  öo  +  (cos  cfi — cos  «0  cos  Sl)  cos  öl 

sin  Sl^ 

-j (cos  ft)— cos  ßi  cos  Sl)  cos  Oq  +  (cos  ßi  —  cos  Po  cos  Sl)  cos  61 

.^ (cos  yo  —  cos  yt  cos  Sl)  cos  Öp  +  (cos  yi  —  cos  yp  cos  Sl)  cos  öj 

'^""  sin^a 

I.  ^ 

Ignetst  wird,   so  setze  man 

C0SCf2  =  '^-f  ^9 

cosj33=J?+F, 

cosy3  =  C+Z; 

|ind  führe  nun  X,  F,  Z  statt  02,  ß^»  yi  als  unbekannte  Grossen  ein. 

Zu  dem  Ende  überzeugt  man  sich,  mit  Rücksicht  darauf,  dass 
IkbQDtlich 

cos  Sl  =  cos  «0  cos  «1  +  cos  ß^  cos  Pi  +  cos  yo  cos  yi 

Ita,  ZQvurderst  sogleich  von  der  Richtigkeit  der  zwei  folgenden 
[BelatioDen : 

A  cos  «0  +  -ß  cos  j^o  +  Ccosyo  =  cos  % , 
A  cos  «1  +  iB  cos  j^i  +  (7  cos  y^  =  cos  öi ; 

[iBdweil  nun 

cos  «0  <^ös  «2 + COS  ß^  cos  |52  +  cos  y0  cos  y2  =  cos  ö© » 


.  >   >■  • 


1/  MW  IV  -|Ä«  #V  #ÄI  V 

cos  «1  cos  «2  +  cos  ßx  cos  ß^  +  cos  yi  cos  y2  =  cos  öj 

!>  80  ergeben  sich  aus  dem  Obigen  offenbar  sogleich  die  beiden 
Menden  Gleichungen: 

cosao--^+cos(?o«  F+cosyo.Z=0,' 
€681)^ .  JC-f  cos  j?i .  F+cosyi .  Zs=Ol 


184  &runeri:   Nene,  bei  ffeadäiiseAm  Mütumjen 

Drückt  man  fenier  die  Grussen  A»  B,  Cauf  folgeode  Art 
cos  Oq  cos  Öq  +  cos  cti  cos  6i  —  cos  Sl  (cos  ctp  C08  6i  +  cos  a-i  cos 

p — ^^^  Po  cos  Öq  -f  COS  ßi  cos  öj  —  cos  Sl  (cos  P0  cos  $1  +  cos  Pi  CQg 
COS  yo  cos  öo  +  cos  yi  cos  61  —  cos  Sl  (cos  yp  cos  öj  +  cosyi  cos 

60  erhält  man  leicht: 

(i4«  +  fia+C«)slni24 
=     (1  +  cos  S}?)  (cos  Öo* + cos  öl*  -h  2  cos  i2  cos  öo  cos  O^) 

—  2  cos  Sl  (cos  «0  cos  Bq  +  cos  Cfi  cos  öl)  (cos  «0  cos  öl  +  cos  Cfi  CO 

—  2  cos  Si  (cos  Pq  cos  Öo  +  cos  ft  cos  öl)  (cos  j^o  cos  öl  +  cos  ßi  CO 

—  2  COS  Sl  (cos  yo  cos  Öq  +  cos  yi  cos  61 )  (cos  y©  cos  öi  +  cos  yi  co 

=     (1  +  cos  SV^)  (cos  öo*  +  cos  Öl* + 2  cos  Ä  cos  öo  cos  öi) 

—  2  cos  Sl  { cos  Sl  (cos  öo*  +  cos  öi*)  +  2  cos  Öo  cos  öi  l 

=     sinÄ*(cosöo*  +  cosöi*— 2co8i2cosöoCOSÖi),  * 

also 

A^  ,  p^  .  ^9_cosöo*4-cosöi*--2cosi2cosöocosöi 
'         '  sin  Sl^ 

Auf  der  Stelle  erhellet  aber  wegen  der  Gleichungen 

cosao'-^  +  cosj?0'  ^  +  cosyo.  Z=:0, 
cos«i.-3r+  cosj^i .  F+  cosyi .Z=0 

auch,   dass 

AX^BY^CZ={i 

ist;  daher  ist,  wie  man  sogleich  findet,  wenn  man  die  Gleichu 

cos  a2  =  A-l-Äy 
cosß2  =  B+Y, 
cosy2=  C+Z 

quadrirt   und    dann   zu   einander   addirt: 

l=(il*+fi*+C*)  +  (i*+  T^+Z^), 


mml  Reehnungen  mnuwendende  Methode.  185 

abo 

ud  felglich  nach  dem  Vorhergehenden: 

sini$2^ 

Also  haben  wir  zur  Bestimmung  von  X,  F,  Z  jet7«t  die  drei 
Ugeoden  Gleichungen: 

coscro*^  +  cos/?o.  F-|-co8yo*^=0« 

coscTi  .jr-|-cos/3|.  F+cosyi.Z=0, 

¥-•■    vra.iT«       1        COSÖo^  +  COSÖi*  — 2cOSÄC08doC08di 

^  +  F>+Z«=l ^gjj5 

Im  deo  beiden  ersten  Gleichungen  ergiebt  sich : 

_^ COS^oCOStti — COSCXoCOS/i   Y 

cosßQCosyi  —  cosy^cosfii     ' 

„ cos cfp COS  ßi  —  cos  j^o cos  «i  y^ 

cos  ßo  cos  yi  —  cos  y,,  cos  ßi     ' 

X^+Y^  +  2^ 

(cos  j3o  cos  yi  —  cos  y^  cos  ft)* ^ 

=  (cos  «0  cos  ßi  —  cos  j^o  cos  «i)* 

f  (cos  ßo  cos  yi  —  cos  /o  cos  j5,  )* 

+  (cos  yo  cos  cfi  —  cos  Oq  cos  yi)* 

=  (cos  Oy*  +  cos  j3o^  +  cos  y<j*)  (cos  «i^  -J-  cos  /Jj*  -f  cos  y^^ 

—  cos  «0^  cos  ofi^ — cos  j^o^cos  ßi^  —  cos  yo^cosyi* 

— 2  cos  cfQ  cos  «1  cos  j^o  cos  ßi 

— 2  cos  ßo  cos  ßi  cos  yo  cos  y^ 

—  2  cosyo  cos  yi  cos  o^  cos  «i 

=  1 —  (cos«oCoscfi  +C0S  j^ocosj^i  -f  cosyocosyj^)* 

=  l-cosÄ2=zsinÄa, 
Mglich 

■»«      «»«      »4k  siw  Ä*  __^ 

'  '  (cos  Po  cos  yi  —  tos  y©  cos  pijr 

Tktil  XXIV.  13 


18B  Grüner i:  Mum,  M  gwdäUtekem  Miuntmm 

also  wegen  der  dritten  der  drei  zwischen  X,  T,  Z  Statt 
den  Gleichungen: 

v_  1  cos/?ocosyi— cosyocosft4/"^    co»6^^-|-cos(?£^2cosilcas(9< 

Daher  ist  mit  Beziehung  der  oberen  und  unteren  Zeicl 
eiiMuider  nach  dem  Obigen  überhaupt: 

y ,  cos/?ocosyi— cogy0CO8ft4/        cosdl+cosß] — !2cos  Slcosdi 

^     .  cosypcosofi— coso^cosyi 4  /^     cos  öp+cos  6* — ^^cosllcosöc 

cosc<öcosft*-cos)8ocos«i4/ "     cos^p-fcos^^—^cos  ^os^ 
sInA  1  sinÄ^  ~ 

Setzen  «wir  der  Kürze  wegen 

_  ^^^"^       cosX^cnsJSfo 
^-"  siniß  ^        BinSl       ' 

'     cosj^o  ^^  sinXoCosJgo 

^« ""  sinÄ  "~        ii^       ' 

^^  cos  yo sin  J?o , 

^'-"  sTnÄ  —  linÄ  ' 

coscfi cos  Li  cos  Bi 

*        sini^  sin  Sl 

K.  —  CQsft  ^^  sin  Xi  cos  J^ 
^  ""  sin  52  sinü 

cos  71        sin^i . 
^       sin  52         sin  Ä  * 


so  Ist: 


^  *^  sinÄ'     ^—sinÄ' 


^=(a^ — a]^cosi$2)ilQ-f  («j — Oq cos i2)X|, 
J5=(Äo — bi  cos  SI)Xq  +  (bi^  boCOBSl)li  y 
C=(c^—Ci  cos  A)io  +  (ci—-ro  cos  52)^1 


und 


MMf  Reekmmgen  amutwtndemäe  äfeikoä$. 


IST 


F= 
Z: 


:dfc(öo*i— *oai)smÄVl-(V  +  V-2AoAiC08Ä); 


•der: 


^=«o(^— 4  cos  •^)  +  «1  (^ 
Ä==Äo(^-A,cosÄ)  +  *i(A, 


AoCosA), 


od 


Jf=±(ftoCi  -Cofti)sinÄ  V 1  -(V+>ti*-2Aoii  cosÄ), 
F=  db  («o«!  -  «o<?i)  sin  Ä  VI-  (V+>ti^— 2Ao;Li  cos  ä)", 
Z = ± («0*1  —  ^ofli)  «in  Ä  V  1— (V+^*— 2Ao;L,  coaSl); 


•der: 


C=(co~Ci)(Ao 


li)  cos J  i22 + («0+ «i)  (^+Ai)  sin  JA«, 
ai)cosii2«+(6o+fti)(^+Xi)sin4Ä2, 
.Ai)cosJÄa+(co+cJ(Ao+Ai)siiiJÄ« 


md 


•der: 


•Co*i)  sin  Sl  V'^l-CAo— ;L,)«cosiÄ«-(Ao  +  ;L,)«siniÄa 
•  flo^i)sin  Ä  V^l  — (Ao  — it|)*cosiii2_(;i^^;ti)*si„ißa^ 

-  6oai)  sinÄ  Vi— (Aq— Ai)2coßiii2_(;i^^;t,)2sin4Ä2; 


^  =  (ao-ai)(Ao— Ai)  +  2(cioAi  +  «iAo)sin|Ä2, 

J?=(6o— 6x)  (Ao— Ai)  +  2(Mi  +  6iAo)siniÄa, 
C=:(Co-c,)  (Ao— Ai)  +2(coAi  +cM  sinlÄ« 


Qd 


:+(Vi— <?o*i)sin.ßVl— (Ao-Ai)«— 4AoAisiniÄa, 
:  ±  (coai— fioCi)  sin  ß  Vi— (Ao-Ai)2-4AoAisin4Ää, 


F: 

Z  =  ±  (ao6i  -  Äofli)  »in  Ä  V  1  ~(Ao— A|)a— 4AoilisiniÄ«; 


•der: 


13  • 


188  ßruneri:  Neue,  bei  gepdättschen  Messungen 

il=(ao  +  ai)(Xo  +  ^)-2(aoXi  +  öiXo)cosiÄ«, 

C=(co  +  Ci)(^  +  Ai)— 2(coAi+Ci^)cosJÄa 
nnd 

^=±  (6oCi — Co^i)  sin  -^  V^I  -  (Ao  f  h)^  +  4AoAi  cos  4 Ä*, 
F=±(coöi— ao<?i)sin'^Vl— (Ao  +  Ai)2  +  4io;iCosiÄa, 
^  =  ±(Mi— Vi)siniiVl~(Ao  +  Ai)^  +  4AoAiCüsiiß«.  \ 

y 

Die  Berechnung  der  Wurzelgrosse  erleichtert  man   sieh  anfj 
folgende  Art«   wobei  wir  natGrÜch  annehmen«  dass 

ji 

V^l  —  (Ao  -  Ai)2  —  4AoA,  sin  i Ä«  '■ 

und  'A 

V^l  -  (Ao  +  A,)«  +  4AoAi  cos 4  Ä« 
beide  reell,  also 

1  — (Ao-Ai)«— 4AoAisinii2a  und    1  — (Ao  +  Ai)*+4AoAiCos  JA«    jii 
beide  positiv  sind.  Ji- 

I.  Wenn  1  —  (Aq — Aj)*  positiv  und   auch  AqAi    positiv  ist,  sO' 

kann   man  :ie 

setzen,   wo 

4AoA|  sin  \Sl^  > 

l-(Ao~Ai)2 

positiv  ist.  i^ 

II.  Wenn  1  — (Ao— Ai)«  positiv  und  AqA,   negativ  ist,   so  ist, 
weil 

l-(Ao  +  Ai)«+4AoAiCosiÄ2 
positiv  ist,    1  —  (Ao  +  Ai)*  positiv,    und  man  kann  also 

setzen,   wo 

— 4AoAtCosii2« 
l-(Ao  +  Ai)« 
positiv   ist. 


m.    Wenn  1— (a^-Ai)*  negativ  ist,  so  Ist.  weil 

positiv  ist,   i^li  negativ,    also,   weil 

1— (iu + li)'  +  ^KK  cos  iÄ« 
positiv  ist,  1 — (üg-l'^)'  positiv;    also  kann  man 


li» 


V  i-(ao+it,)«+4Vicosiia«= V  i-(iio+A|)'.  V^T^Tty 

•etsen,  wo 

positiv   ist 

Im  Falle  I.  setst  man  also 


coso 
sino 


2siniÄV%^ 


V(l  +  Ao-A,)(l-Ao  +  Ai)' 


nid  hat  daoD 


V 1  - (ilo-i|)* - 4Aoi, sin JÄ>  =  'J,"^^  I  V(H-ilo-ii)(l-ao+»i)- 


Id  den  Fällen  IL  und  III.  setzt  man 


coso 
sinc5 


2cosii2V— AqXi 
"V(l+Ao  +  Ai)(l-Ao-Ai)' 


od  hat  dann 


V 1  -  (io  +  Ai)^  +  4Vi  cosiÄ2:=  «IJ^^^  j  V(l+Ao+Ai)(l-Ao-Ai). 

Nachdem  man  die  Grüssen  A,  B,  C  und  X,  Y,  Z  berecbuet 
hat«  findet  mao  02,  j?2»  Y2  leicht  mittelst  der  Formeln: 

cosa2^=^^  +  ^> 

C0S|?2  =  ^+I^. 

cosy2=C'+Z- 


WoU  nun  aber 


cos  «2  =  COS  Ij2  cos  B2  9 

COS  j32 = sin  L2  cos  ^2' » 
cos  72  =  sin  £2' 


IM  Gruneri:  Neue,  bet  (feodäiUeheH  Meenn^eu 

ist,  80  hat  mati  zur  Berechnung  der  Breite  B^'  und  der  Unge 
X2  die  folgenden  einfachen  Formeln: 

BinB^'  =^co8y29 
-  cosc^         ,    _         cosi?«       ^        -        cos 52 

Weil  der  ahsolute  Werth  von  B^  nie  grosser  als  90®  ist,  so 
läMat  die  erste  Formel  rucksichtlich  der  Breite  nie  eine  Zweideu- 
tigkeit 2^0.  Rucksichtlich  der  Länge  £«2  hat  man  zu  bemerkeii» 
dass,  wenn  y 

cos £2  positiv,   sin £2  positiv;  v 

„       negativ,      „       positiv;  ^^^ 


•  t 


9» 


» 


negativ,      „      negativ;  \^ 

positiv,       „       negativ  ■■^' 

ist,  respective  ^ 

0  <L2<  90^  ^^ 

90o<I>2<180®»  )t 

180o<X2<270o,  1 

270o<I>2<360o  j. 

genommen  werden  muss,  so  dass  also  auch  nie  ein  Zweifel  biet-  ^ 
ben  kann,   wie  man  die  Länge  zu  nehmen  hat.  < 

Zwischen  den  Grössen  Oq,  60,  Cq  und  «i,  61,  Cj  finden  verschie-  ^ 
dene  leicht  zu   beweisende  Relationen  Statt,    von  denen  wir  ans 
die  folgenden  merken  wollen : 

«0^0  +  ^0^0  +  <?o^o  =  cosec  Sl^, 
OiOi  +  ^i^i  +  Cjöi  =  cosec  Sl^,  ' 

«0^1  +  ^0^1  +  ^0^1  =  cos  ßcoseciß^; 
(«0*1  —  *o^*i)*  +  (^o<?i  —  C06,  )2  +  {cqüi  —  aoCi)2  =  cosecÄ^. 

Wegen  der  doppelten  Vorzeichen  der  Grössen  X,  Y,  Z  liefert 
das  Obige  immer  zwei  Auflösungen  unserer  Aufi^abe,  was  offen- 
bar auch  ganz  in  der  Natur  der  Sache  liegt.  Welche  dieser  beideo 
Auflösungen  man  zu  nehmen  hat,  muss  aus  den  besonderen  Um- 
ständen jedes  einzelnen  Falls  entschieden  werden,  worüber  sich 
allgemeine  Regeln  natürlich  nicht  geben  lassen.  Indess  mögen 
die  folgenden  Betrachtungen  einige  Anhaltepunkte  liefern. 


umä  BecAnungen  aniuwendemde  MeiMU. 


191 


bt 

die  Gleichung  der  durch  den  Mittelpunkt  der  Erde  und  die  Punkte 
Aq  nnd  Ai  gelegten  Ebene,  so  hahen  wir  zur  Bestimmung  von 
Lf  M,  N  offenbar  die  beiden  Gleichungen: 

X  cos  ctq  +  ^  cos  |?o -f -^cos  ^0  =.  0 » 

Xcos«!  +i!fcosj5i  +iV"co8yi  =0; 

denen  sich 
« 
L(cosyoC^^  ^1  —  cos  Oq  cos  yi ) — Ai  (cos  ßo  cos  yi  —  cos  y©  cos  ßi)  =0, 

X(co8oeQCOsj?i  —cos/JoCosai)  — 7V(cos/3oCOsyi  —  cosyocos/3i)=0 

ergiebt,  so  dass  man  also 

L  =  cos  ßQ  cos  yi  —  cos  y^  cos  j^i  =  (ÖqCi  —  CqÖi  )  sin  Ä^ , 
jlf  =  cos  yo  cos  «1  —  cos  cf^cos  yi  =  (coCi  —  OqCi  )  sinÄ*, 
JV  =  cos  «0  cos  ßi  —  cos  ßo  cos  «1  =  (oq^i  —  boOi )  sin  Sl* 

letzen  kann.    Daher  ist 

(boCi  —  Co^i)  a:  +  (cqüi  —  Oo^^i)^  +  («0*1  —  *o«i)  « = 0 

die  Gleichung  der  durch  den  Mittelpunkt  der  Erde  und  die  Punkte 
Aq  und  Ai  gelegten  Ebene. 

Bezeichnen   wir   nun    durch  x^,  y^»  H  ^i®   Coordinaten    des 
Punktes  A.i,  so  ist  offenbar 

x^^^R^cosci^,    y^zzzR^cosß^,    i2='^2Cosy2; 

und  sind  0:2'»  2^2' 9  ^2  ^'^  Coordinaten  des  Punktes,  in  welchem 
das  von  dem  Punkte  A*^  auf  die  Ebene  des  Aequators  gefällte 
Perpendikel  die  durch  den  Mittelpunkt  (jer  Erde  und  die  Punkte 
iio  und  Ai  gelegte  Ebene  schneidet,  so  hat  man  zwischen  die- 
sen Coordinaten  nach  dem  Obigen  die  Gleichung 

(boCi  —  Cobi)  x^  +  (cofli  —  aQCi)y^  +  (iiofti — ^ocii)  t%  =0. 

also,   weil  offenbar 

x^=x^,    y^'=y2 

M,  die  Gleichung 

(Vi  —  ^0*1)  ^a  +  (Cü«i  —  «0^1)^«  +  (öo^i  —  *offi)  V  =  0 
oder 


192  Grüner t:  Neue,  bei  geoddUechen  Messungen 

{(*o<?i— <?o*i)cosaa  +  (coai  -  aü^i)cos/?2lfia  +  (ao^i— fioöi)  V=^'! 
woraus  sich 

/  __     (bpCi  —  Cpfei )  cos  ofg  +  (cpffi  —  apCi )  cos  /g^  jp 

ergiebt.    Aus  der  Vergleichung  der  Werthe  von  z^  und  z^ ,  oder  im 

•jf  rr=C0SV2    UUd     -^- = J^ r^-S-COS«^ V^ r^^-^COSPj 

mit  einander  wird  man  gewiss  immer  leicht  zu  beurtheilen  liA 
Stande  sein,  welche  der  beiden  Auflösungen  man  in  jedem  eM 
zelnen  Falle  zu  nehmen  hat. 


■  \ 


■■1 


$.  10. 

Wir  haben  bisher  angenommen,  dass  man  bei  der  anzustel- 
lenden geodätischen  Messung  zwei  Punkte  Aq  und  A^  auf  der 
Erdoberfläche  zu  Grunde  lege,  deren  Längen,  Breiten  und  Ent* 
fernungen  von  dem  Mittelpunkte  der  Erde  gegeben  sind.  Dies 
ist  auch  der  allgemeinste  Fall ,  auf  den  man  immer  zurückkommail 
muss.  Man  kann  aber  auch  annehmen,  dass  nur  für  eine|| 
Punkt  Aq  die  astronomisch  bestimmte  Breite  und  die  etwa  mi^ 
telst  eines  Nivellements,  das  nöthigenfalls  nur  ein  barometit- 
sches  sein  kann,  bestimmte  Entfernung  von  dem  Mittelpunkte  d€l 
Erde  gegeben  sei,  und  kann  dann  zu  der  Länge  in  Bezug  ad 
den  Punkt  Aq  als  Anfang  der  Längen  ♦),  der  Breite  und  der  Ent« 
fernung  von  dem  Mittelpunkte  der  Erde  für  den  Punkt  Ai  a«l 
folgende  Art  gelangen. 

Zwischen  den  beiden  Punkten  A^  und  Ai  wird  eine  söge 
nannte  Basismessung  mit  Maassstäben  vorgenommen,  wöbe 
wir  annehmen,  dass  das  gewählte  Terrain  einer  solchen  Opera 
tion,  wie  wir  sie  nachher  genauer  beschreiben  werden,  giinstij 
sei,  so  dass  ihre  Ausführung  in  der  nachher  weiter  zu  bespre 
chenden  Weise  möglich  ist,  und  uns  nun  zunächst  völlig  bestimm 
darüber  erklären  müssen,  was  wir  hier  unter  einer  Basismessun] 
verstehen,    indem    sich    dann    von    selbst   an    diesen    Begriff   dii 

Methode  der  Ausführung  einer  solchen  Messung  knüpfen  wird. 

* 

Um  daher  zuerst  den    Begriff  einer  Basisraessung   zwisehe 


')  Der  Längendifferenz   der  Punkte  A^  und  .4|,   die  man  immer  nu 
braucht. 


mtä  Rechnungen  antuwendende  Methode,  193 

In  Punkten  A^^  and  Ai  gehörig  festzastellen,  denken  wir  uns 
hirch  die  Punkte  A^^  Ai  nnd  den  Mittelpunkt  O  der  Erde  eine 
U»ene  gelegt,  und  in  dieser  Ebene  zwischen  den  Linien  OAq 
od  OAi  aus  O  als  Mittelpunkt  mit  dem  bekannten  Halbmesser 
^Aq  einen  Kreisbogen  AqJ^^  beschrieben.  Die  Messung  der 
Inge  dieses  Kreisbogens  ist  der  Zweck  einer  zwischen  den 
linkten  Aq  und  Ai  auszuführenden  Basismessung,  nach  der  von 
m  in  dieser  Abhandlung  stets  festgehaltenen  Auffassungsweise 
M>d&tischer  Operationen. 

Fragen  wir  uns  jetzt,  was  wir  durch  eine  solche  Messung 
nvinnen,  so  erhellet  leicht,  dass  dieselbe  zu  der  Kenntniss  des 
Enkels  AqOAi  am  Mittelpunkte  der  Erde,  oder  zu  der  Kennt- 
8S  des  ßogens  Aq  A^  auf  der  Projections- Kugelfläche  führt, 
eil  man  offenbar  die  Proportion  hat: 

3600:  ^o'^i'  =  2 .  OAq  .  7t :  AJSi^ , 
H  der  sich 

■l^bt,  mittelst  welcher  Formel  A^'Ai    aus  den  bekannten  GrSs- 
IfB  OAq  nnd  ^n^  leicht  In  Graden  berechnet  werden  kann. 

Die  Methode,  nach  welcher  der  Bogen  ^o-^o  gemessen  wer- 
bt muss,  ist  nun  in  der  Kürze  folgende,  wobei  man  nicht  aus 
Im  Angen  zu  lassen  hat,  dass  die  Beschaffenheit  des  Terrains 
le  Ausführung  der  zu  beschreibenden  Operationen  möglich  machen 
feHls,  und  dass  man  sich  freilich  bei  der  Ausführung  solcher 
Operationen  immer  wird  einige  Näherungen  gestatten  müssen. 
He  nicht  zu  umgehen  sind.  In  dem  Punkte  Aq  stelle  man  den 
Fkodoliten  so  auf,  dass  die  Ebene  seines  Limbus  auf  der  Linie 
9A^  senkrecht  steht,  wozu  früher  die  erforderriche  Anweisung 
üsfilhrlich  ertheilt  worden  ist.  Richtet  man  dann  das  Fernrohr 
nf  den  Punkt  A^  und  bewegt  es  um  seine  der  Ebene  des  Lim- 
mm  des  Theodoliten  parallele  Drehungsaxe,  so  beschreibt  bei 
Beser  Bewegung  seine  Visirlinie  offenbar  die  Ebene  A^^OAn  oder 
le  Visirlinie  bewegt  sich  fortwährend  in  dieser  Ebene.  Hierauf 
ege  man  einen  Maassstab  mit  seinem  einen  Endpunkte  an  den 
Pnnkt  Aq9  bringe  ihn  mit  Hülfe  des  Theodoliten -Fernrohrs  in  die 
Ibene  AqOAi  und  gebe  ihm  zugleich  mittelst  eines  auf  ihm  an- 
gebrachten Niveau's  oder  einer  anderen  zweckdienlichen  Einrich- 
itag  eine  solche  Neigung  gegen  den  Horizont,  dass  er  auf  der 
POD  dem  Mittelpunkte  der  Erde  nach  dem  Punkte  Aq  gezogenen 
Unie  —  eigentlich  und  streng  genommen  freilich  auf  der  von  dem 


194  Grunert:  Neue,  bei  geodätischen  Me$tum§en 

Mittelpunkte  der  Erde  nach  der  Mitte  des  Maassstabes  gezogen 
Geraden  —  senkrecht  steht,  durch  welche  ganze  Operation  i 
Maassstab  also  offenbar  mit  der  Durchschnittslinie  der  Ebe 
AqOAi  ™>^  d^r  auf  der  Linie  OAo  senkrecht  stehenden  Ebe 
zusammenfallend  gemacht  wird,  woraus  zugleich  die  Muglichb 
der  Ausführung  der  ganzen  Operation  an  sich  deutlich  erhelU 
Ganz  auf  dieselbe  Weise  lege  man  an  den  anderen  Endpua 
dieses  ersten  Maassstabes  einen  zweiten  Maassstab  an,  und  set 
dieses  leicht  verständliche  Verfahren  so  lange  fort,  bis  man  b 
dem  Punkte  Ai  anlangt,  worauf  man  dann  durch  Addition  all 
Maassstablängen  den  zu  messenden  Bogen  ^o^o  erhält^  mit  all 
hierbei  überhaupt  erreichbaren  Genauigkeit,  wobei  es  uns  voll 
genügt,  das  Verfahren  hier  nur  In  seinen  Grund^ügen  beschri 
ben  zu  haben. 

Ganz  vorzüglich  entsteht  nun  aber  die  Frage,  wie  gross  d 
Neigung  gegen  den  Horizont  ist,  die  man  dem  mit  Hülfe  di 
Theodoliten -Fernrohrs  in  die  Ebene  AqOAi  gebrachten  ersti 
Maassstabe,  den  wir  als  Repräsentanten  aller  übrigen  MaassstSi 
hier  besonders  in's  Auge  fassen  wollen,  geben  muss,  wenn 
auf  der  Linie  OAq  senkrecht  stehen  soll.  Diese  Frage  kann  a 
folgende  Weise  beantwortet  werden. 

Alles  auf  den  Punkt  Aq  bezogen ,  sei  fSr  diesen  Punkt  a 
Anfang  der  Coordinaten  der  Horizont  die  Ebene  der  :ry,  der  M 
ridian  die  Ebene  der  xz;  der  positive  Theii  der  Axe  der  x  8 
nach  der  Seite  des  nächsten  Erdpols  hin  gerichtet;  der  positii 
Theil  der  Axe  der  y  liege  auf  der  Seite  des  Meridians,  ai 
welcher  der  Punkt  Ai  liegt;  der  positive  Theil  der  Axe  der 
gehe  nach  dem  Zenith.  Die  Gleichungen  der  Linie  OAq  8\tn 
wenn  für  den  Punkt  Aq  der  im  Vorhergehenden  immer  im  Allg< 
meinen  durch  o)  bezeichnete  Winkel  durch  coq  bezeichnet  wir< 
wie  aus  Taf. III.  Fig.  10.  auf  der  Stelle  erhellet,  in  völliger  Ailg< 
meinheit : 

z= — a:tang(90^ — '«0)  = — iCCoicoQ,    ^=0; 

also 

a:= — 2tang(Do9   ^=0» 

Der  Winkel,  welchen  die  Ebene  AqOAi  mit  der  Ebene  d€ 
Meridians  des  Punktes  Aq  einschliesst,  indem  wir  diesen  Wink* 
von  der  Seite  der  positiven  a:  an  nach  der  Seite  der  positiven 
hin  zählen  und  nicht  grösser  als  180^  nehmen,  werde  durch  P 
bezeichnet,  wobei  wir  bemerken,  dass,  wie  dieser  Winkel  ^ 
messen  werden  kann,  nachher  gezeigt  werden  wird.    Dann  ist 


M0f  R9€hmmgen  amuwendenäe  Metkode.  IflB 

1  am  Taf.  III.  Fig.  10.  leicht  ohne  weitere  Erläuterang  von 
«t  ersichtlichen  Systeme  der  XiyiZi^  wo  die  positiven  Theile 
iLxeo  der  y  und  yi  mit  einander  zusammenfallen,  die  Glei- 
Bg  der  Ebene  AqOAi  offenbar  in  völliger  Allgemeinheit: 

3^i  =  aritangiVo. 
k  der  Lehre  von  der  Verwandlung  der  Goordinaten  ist  aber: 

a:=::r|  cos  tOQ  —  Zi  sin  (Oq» 

2  =  :ri  sin  (Dq  -f*  Zi  cos  (»o ; 
umgekehrt: 

Xi  =a;cos(Oo-|-2sinG>09 

Zi  =— a;sincoo+2COS(öo; 

ieh  nach   dem  Obigen    die  Gleichung  der    Ebene  AqOA^  in 
Systeme  der  xyz: 

y  ==  (j;cos  cdq  +  z  sin  (Oq)  tangiV^ 

xcos  «0  sniNo  — y  cos  iV^ +2sin  Wo  s>n  iV,,  =0. 

Die  Gleichungen  des  Alaassstabes  seien : 

x=:a^z,  y  =  b^z. 

derselbe  in  der  Ebene  A^OA^  liegen  muss,  so  ist  nach  vor- 
ender  Gleichung  für  jedes  z: 

(a^cosooSiniVo — 6oCosiVo+sin(ööSiniVo)*==0, 

Co  cos  (»0  sin  Nq  —  6^,  cos  N^  +  sin  w^  sin  Nq  =  0, 

il  femer   der  Maassstab   auf  der  Linie  OA^y   deren  Gleichun- 
oach dem  Obigen 

ar  =  — ztangooo,    y  =  0 

li  senkrecht  stehen  muss,  so  haben  wir  nach  den  Lehren  der 
Ijftischen  Geometrie  die  Bedingungsgleichung 

1  — aotang(öo=0,  ^ 

sich 


196  Grunert:   Neue,  bei  geodätticken  Meenmgen 

Co  =  cot  «o 
ergiebt.    Also  ist  wegen  der  obigen  Gleichung  zwischen  Oq  und 

(cos  «0  cot  «0  +  sin  coo)  »in  N^  —  6^  cosiV^  =0, 
(cosOo^  +  pinOo^siniVo 

; OoC08iyo  =  U* 

smcöo  o        » 

woraus  sich 

tangiVg 


*o  =  "T: 


smoDo 


ergiebt.    Also  sind  die  Gleichungen  des  Maassstabes: 

tangiVo 
**     ^        sin  Wo 

Ist  nnn  i^  der  Neigungswinkel    des    Maassstabs    gegen 
Ebene  des  Horizonts ,   nämlich  gegen  die  Ebene  der  xy,   df 
Gleichung 

0,x+0.y+z=0 
ist,  so  ist  nach  den  Lehren  der  analytischen  Geometrie: 

^       (0-cota.,+0.*-Sg^  +  l)' 

*^     '    sm  Wo'* 
woraus  man  leicht 

^"^  *«   =  H-tangiVo^="'"  co^cosi^o* 
erhält. 

Die  zweite  der   beiden  obigen  Gleichungen  des  Maassstal 
lässt  sich  auf  folgende  Art  ausdrücken: 

2  =:  3^  sin  Wo  cot  iV^Q. 

Für  den  Maassstab  selbst,  welcher  ganz  auf  der  Seite  der  pc 
tiven  y  liegt,  ist  y  stets  positiv,  also  z  positiv  oder  negativ,  d. 
der  Maassstab  liegt  über  oder  unter  dem  Horizonte,  jenachd 
cotJYo  positiv  oder  negativ,  d.h.  jenachdem 

0<iVo<90« 
od^r 


M0f  Rechnungen  antumenäende  Metkode.  197 

Nimmt   man  nun   t^  positiv    oder   negativ,  jenachdem    der 
itab  über  oder  unter  dem  Horizonte  liegt,  so  folgt  aus  der 
Hchong 

sin  «o*=sin  ©o^cosiVo* 

»bar  in  völliger  Allgemeinheit: 

sin  i^  =  sin  w^  cosN^ , 

iHtelst  welcher  Formel  die  Neigung  des  Maassstabes  gegen  den 
brizont  bestimmt  werden  kann,  wenn  man  JSq  kennt,  da  die 
kstimmung  von  Oq  schon  früher  mit  aller  nüthigen  Ausffihrlich- 
dt  gezeigt  worden  ist. 

V9\e  gelangt  man  nun  zu  der  Kenntniss  des  Winkels  N^l 
ler  nächste  Erdpol  sei  P  und  seine  Projection  auf  der  Projec* 
Mis- Kugelfläche  werde  wie  gewOhntich  durch  P'  bezeichnet. 
Jan  stelle  den  Theodoliten  in  dem  Punkte  A^  so  auf,  dass  die 
^ne  seines  Linibus  horizontal  ist  und  die  von  seinem  Mittel- 
mkte  nach  der  Axe  der  oft  erwähnten  Fussschraube  des  Theo- 
iliten  gezogene  gerade  Linie  so  nahe  wie  möglich  in  dem  Me- 
diane des  Punktes  A^^  liegt,  welches  letztere  auf  gewöhnliche 
^eise  mittelst  der  Boussole  geschieht.  Nun  wird  man  durch 
eobachtung  correspondirender  Sternhöhen  in  einer  sternhellen 
acht  leicht  genau  den  Punkt  des  Limbus  des  Theodoliten  be- 
immen  können ,  welchem  der  Nullpunkt  des  Nonius  entsprechen 
«SS,  wenn  die  Visirlinie  des  Fernrohrs  bei  der  Drehung  dessel- 
n  um  die  der  Ebene  des  Limbus  parallele  Drehungsaxe  die 
bene  des  Meridians  beschreiben  solL  Dann  stelle  man  auf  ge- 
ähnliche  Weise  die  Ebene  des  Limbus  des  Theodoliten  gegen 
ie  Linie  OA^  senkrecht,  und  messe  den  Winkel  A^'  in  dem 
phärischen  Dreiecke  A^'P'A^'^  so  erhält  man  den  Winkel  iV«, 
'eil  offenbar  N^^A^'  ist.  Dieses  Verfahren  ist  freilich  nur  un- 
ir  der  Voraussetzung  genau  richtig,  dass  die  Stellung  des  Theo- 
oliten  gegen  den  Meridian  gleich  Anfangs  mittelst  der  Boussole 
ichtig  bewirkt  worden  ist.  Indess  übersieht  man  auf  der  Stelle, 
lass  durch  die  weiteren  Beobachtungen  selbst  eine  Confrole  der 
Uten  Aufstellung  des  Theodoliten  dargeboten  wird,  da  das  Fern- 
Af  durch  dieselben  genau  in  den  Meridian  gebracht  wird.  Soll- 
M  sich  nun  merkliche  Abweichungen  von  der  ersten  Aufstellung 
(eigen,  so  müsste  man  die  erste  Aufstellung  so  lange  corrigiren, 
Ks  völlige  Uebereinstimmung,  so  weit  dies  bei  praktischen  Dia- 
pn  fiberhaupt  möglich  ist,  erreicht  wird ,  was  wir  hier  nicht  wer- 
itü  weiter  zu  erläutern  brauchen. 

Wegen  der  verhältnissmässig  geringen  Ausdehnang,  die  einer 


196  Grunert:  Neue,  bei  geodäUechem  Meesungen 

solchen  Basismessung  immer  nur  gegeben  zu  werden  pflegt,  v 
es  verstattet  sein,  die  Winkel  a>o  und  N^  für  die  ganze  Mess 
als  constant  zu  betrachten,  so  wie  denn  natürlich  auch  den  V 
kel  2*0,  welcher  mittelst  der  Formel 

sin  i^  =  sin  od«  cos  iV^ 
bestimmt  wird. 

Wenn  es  die  Verhältnisse  gestatten,  die  Basis  so  genan 
möglich  senkrecht  gegen  den  Meridian  von  A^  anzunehmen, 
wird  wenigstens  sehr  nahe  iVo=:90®,  also  cosiV^  =  0,  folgl 
nach  dem  Obigen,  noch  ausserdem  wegen  der  Kleinheit  < 
Winkels  to^,  sehr  nahe  sinto  =  0,  also  2o=:0  sein,  und  man  v 
also  ohne  merkliche  Fehler  die  Maassstäbe  sämmtlich  horizoi 
legen  können,  immer  vorausgesetzt,  dass  man  sie  wie  frS 
mittelst  des  Fernrohrs  des  «lach  der  vorher  gegebenen  Aniveisi 
aufgestellten  Theodoliten  in  die  Ebene  A^OAi  bringt.  Kann  i 
also  die  Basis  auf  die  in  Rede  stehende  Weise  annehmen,  so  v^ 
die  auszuführende  Operation  nicht  unwesentlich  erleichtert  werc 

In  dem  sphärischen  Dreiecke  A^'P'Ai*  kennt  man  jeta^ 
der  gegebenen  Breite  des  Punktes   Aq  die  Seite  A^'P';    ans 
gemessenen  Basis  Aq^S^q,  wie  schon  oben  gezeigt,  die  Seite  A^'l 
und  den  nach  der  kurz  vorher  gegebenen  Anweisung  gemessei 
Winkel  AJ  \  man  kennt  also  in  diesem  Dreiecke  zwei  Seiten  i 
den  eingeschlossenen  Winkel,   aus  denen   man  nach   den   Reg 
der    sphärischen    Trigonometrie    den    Winkel    P'    und    die   Si 
Ai  P'  berechnen,   aus  diesen   berechneten  Stücken   aber  in  al 
Fällen  leicht  die  Langendiflferenz   der  Punkte  A^  und  Ai   und 
Breite  des  Punktes  A^  ableiten  kann,    was  einer  weiteren  Erl 
terunsr  hier  nicht  bedürfen  wird. 

Um  endlich  noch  die  Entfernung  OAi  des  Punktes  Ai  ' 
dem  Mittelpunkte  der  Erde  bestimmen  zu  können,  messe  man  n< 
den  auf  bekannte  Weise  gehörig  als  positiv  oder  negativ  betra 
teten  Neigungswinkel  J  der  Linie  A^Ai  gegen  die  Ebene  ( 
Limbus  des  in  dem  Punkte  Aq  auf  gewöhnliche  Weise  aufgest 
ten  Theodoliten,  und  setze  voraus,  dass  derselbe  schon  we« 
der  Refraction  gehörig  corrigirt  sei,  welche  Voraussetzung  zul 
sig  ist,  da  wir  AJA^'  oder  den  Winkel  A^^OA^  am  Mittelpun 
der  Erde  schon  kennen.  Dann  haben  wir  in  dem  Dreiecke  A^O 
die  Proportion: 

0^o:0^,=sintl80°— ^^O^- (90*^  +  7)!:  sin(90«+J) 
=rsin!90«~(/loö^i+«^)|-sin(90*>  +  7) 
=  cos(^o0^i  +•/)  :cosJ, 


Rechnungen  amsuwendende  Methode,  199 

der  sieb  znr  Berechnung  von  OAi  die  Formel 

eigiebt. 

Da  wir  nun  für  die  beiden  Punkte  A^  und  A^  die  Längen, 
btiten  und  Entfernungen  von  dem  Mittelpunkte  der  Erde  kennen, 
li  sind  wir  jetzt  wieder  bei  unserem  trüber  betrachteten  Falle 
fegelangt,  wenn  nämlich  der  ganzen  geodätischen  Messung  zwei 
Ulkte  der  Erdoberfläche  zu  Grunde  gelegt  werden,  für  welche 
ll  Torher  genannten  Elemente  bekannt  sind. 

RQcksichtlich  der  Basismessung  will  ich  noch  bemerken,  dass 
nir   bei   einer  solchen   Operation   zweckmässig  scheint,    nach 
mdang  derselben  die  Richtigkeit  der  ganzen  Operation,  aus- 
durch  eine  zweite  Messung  der  Basis,    auch  noch  durch  ein 
;lien  den   Punkten   Aq   und  A^  mit  den  gewohnlichen  Nivel- 
'lostnimenten    nach    den    bekannten   sehr    genauen    Methoden 
Mgeffibrtes  Nivellement    zu  prfifen  oder    zu    controliren.    Durch 
Nivellement  erhält  man  nämlich  den  Höhenunterschied  zwischen 
beiden  Punkten  A^  und  A^,    und  muss  nun  diesen  Hubenun- 
lied  auch  noch  aus  den  vorher  bestimmten  Breiten  und  Ent- 
;en  von  dem  Mittelpunkte  der  Erde  der  Punkte  A^  und  A^ 
inen  9    worauf  dann  die    grossere    oder  geringere  Ueberein- 
long  der  beiden  für  den  Hubenunterschied  erhaltenen  Resul- 
eine  wünschenswerthe  Controle  für  die  Richtigkeit  der  aus- 

Phrten  Messoperationen  abgeben  wird.    Aus  den  Breiten  und 
Entfernungen  von  dem  Mittelpunkte  der  Erde  der  Punkte  A^ 
II  Ax  findet  man  aber  ihren  Höhenunterschied  auf  folgende  Art 

Die  Polhöhe  und 'Breite  des  Punktes  A^  seien  ß^  und  BJ. 
Rttelst  der  Gleichung 

iMiaune  man  die  Polbühe  ß^,  oder  mittelst  der  Gleichnng 

,„  .    ^  a  e^n\n2(B„'  +  a,) 

sm  (Oq  =  == .  — r-  -  

13.  OA^   2V^l-eVm(^^'  +  (öja 

{ttfimnie  man  den  Winkel  g>o»  worauf  sich  die  Polhohe  Bo  mit- 
fat  der  Formel 

'giebt.    Ist  nun  n^   die  Normale   des  Punktes  A^,   so  hat  man 
bnbar  die  Gleichung 


200  Grunert:   Neue,  bet  geodäti$€hen  M€umi§em 

OA^ .  sin  B^'  =  «^  sin  B^ , 


woraus  sich 


_smB^' 


ergiebt. 

Sind  ferner  S,  und  j?/  die  PolhOhe  und  Breite  des  Pud 
A-i  f  80  bestimme  man  Bi  aus  der  Gleichung 

•    /!>        D  n         ^  e^sin2Bi 

sin  (Bi  — Bi)  =  =r=r  .  —  *         , 

oder  a)|  aus  der  Gleichung 

a  eH\n2(BJ  +  m.) 

worauf  sich  Bi  mittelst  der  Formel 

ergiebt.    Ist  dann  n^  die  Normale  des  Punktes  Ai,  so  ist 

OAi .  sin  Bi=ni  sin  i?| , 


also 


sinJSi' 


Folglich  ist  Wo — «1  der  Höhenunterschied  zwischen  den  Punk 
Ao  und  ^, ,  welcher  mit  dem   durch  das  Nivellement  gefunden 
Höhenunterschiede  übereinstimmen  muss^    wenn  alle  ausgeßibrte||| 
Messoperationen  richtig  sein  sollen. 


§.  11. 

Wie  wir  im  'Voi;h  ergeh  enden  von  den  Punkten  A^  und  Ai 
der  Bestimmung  der  Lage  des  Punktes  A^  fortschritten,  kannmav^i; 
nun  von  Aq  und  A2  oder  von  Ai  und  A^  zu  der  Bestimmung  der,? 
Lagen  neuer  Punkte,  und  in  dieser  Weise  immer  überhaupt  vo»> 
je  zwei  schon  bestinjmten  Punkten  zu  der  Ermittelung  der  Lag0t^ 
neuer  Punkte  übergehen,  also  überhaupt  nach  und  nach  das  ganztfri 
aufzunehmende  Netz  bestimmen.  Wie  aus  den  Breiten  und  Eni^^ 
fernungen  von  dem  Mittelpunkte  der  Erde  die  entsprechendeft  1 
Polhöhen  und  Höhen  über  der  Meeresfläche  abzuleiten  sind,  er»  ; 
hellet  aus  den  in  den  vorhergehenden  Paragraphen  gegebenen 
Entwickelungen  ganz  von  selbst  und  bedarf  einer  weiteren  Erläo- 


wfä  Mechnungen  anzuwendende  Methode.  SOI 

tBroD^hier  nicht  Wie  die  auf  die  Meeresfliche  bezogenen  kOrxesten 
blferoaD^en  der  einzelnen  Punkte  des  Netzes  von  einander,  ihre  kur- 
jiMtcn  Entfernungen  von  einem  bestimmten  Meridian,  n.  s.  \v.  be- 
fiecbnet  werden  kOnncn,  wenn  man  deren  bedürfen  sollte,  wird 
[h  der  Theorie  der  kfirzesten  Linie '^)  gezeigt,  gehört  aber  hier- 
ler  jetzt  gar  nicht  und  bildet  eine  Aufgabe  für  sich,  indem  wir 
hier  uns  vielmehr  zur  Aufgabe  gemacht  haben,  die  eigentliche 
'Ceodäsie  von  dem  ganzen  in  sie  aufgenommenen  Systeme  kur- 
Mtter  Linien  a.  s.  w.  zu   befreien. 


S    c    h    I    u    8    s. 

Dass  der  Ausfuhrung  geodätischer  Messungen  nach  der  in 
Ibser  Abhandlung  vorgeschlagenen  neuen  Methode  einif^e  praktische 
fechmerigkeiten  entgegenstehen,  will  ich  keineswegs  in  Abrede 
Meilen.  Als  einen  weisen tlichen  Nachtheil  derselben  sehe  ich  es 
itt»  dass  man,  bevor  man  zur  Winkelmessung  auf  einem  neuen 
intakte  des  Netzes  schreiten  kann,  die  Lage  dieses  Punktes 
jicbon  kennen  muss,  weil  die  Aufstellung  des  Theodoliten  Behufs 
Hia  Winkelmessung  für  den  in  Rede  stehenden  Punkt  die  Kennt- 
bbs  des  im  Vorhergehenden  stets  mit  ca  bezeichneten  Winkels 
ordert.  Daher  muss  die  Berechnung  des  Netzes  immer  noth- 
odig  gleicbmässig  mit  der  Messung  selbst  fortschreiten,  was 
dem  bisher  gewöhnlichen  Verfahren  nicht  nuthig  ist,  indem 
b  demselben  Messung  und  Rechnung  getrennt  und  unabhängig 
M  einander  fortgeführt  werden  können.  Aber  einmal  ist  nach 
■einer  Meinung  dies  kein  Einwurf  gegen  das  neue  Verfahren,  von 
welchem  dasselbe  in  Bezug  auf  seine  praktische  und  theoretische 
Strenge  und  Naturgemässheit  getroflfen  wird,  und  die  durch  den 
fai  Rede  stehenden  Umstand  allerdings  entstehenden  Schwierig- 
kttten  müssen  durch  Anwendung  der  nöthigen  Kräfte  und  zweck- 
Jrilssige  Anordnungen  in  Bezug  auf  deren  Verwendung  sich  be- 
feUigen  lassen ;  und  zweitens  sind  bei  dem  neuen  Verfahren  gegen 
4m  frühere  die  erforderlichen  Rechnungen  im  Ganzen  so  leicht 
elementar,  dass  sich  dieselben  in  kurzer  Zeit  ausführen  las- 
,  besonders  wenn  man  sich  für's  Erste  nur  mit  einer  annähern- 
Ricbtigkeit  der  Resultate  begnügt,  so  weit  deren  Kenntniss 
den  nächsten  Zweck  der  Aufstellung  des  Theodoliten  erfor- 
ioriich  ist. 


«)  ArehiT   der  Mathematik  und  Physik  ThI.  XXII.   Nr.  IX. 
Tk«U  XXIY.  14 


SOS  Grüner t:  Neue,  bei  geodätiichen  Messungen 

Hierzu  kommen  nun  noch  die  folgenden  Berffeksicbtigunga 
Mao  pflegt  bei  geodätischen  Messungen  bekanntlich  Dreiecke  a 
ersten 9  zweiten  und  dritten  Ordnung  von  einander  zu  unterscb 
den.  Strenge  Begriffe  der  Dreiecke  dieser  verschiedenen  Ordna 
gen  werden  aber  eigentlich  nirgends  gegeben.  Ich  würde  m 
schlagen^  Dreiecke  erster  Ordnung  solche  zu  nennen,  bei  de 
man  die  Meeresfläche  als  ellipsoidisch  betrachtet;  Dreiecke  z^ 
ter  Ordnung  solche,  bei  denen  es  verstattet  ist,  die  Meeresfln 
als  sphärisch;  und  Dreiecke  dritter  Ordnung  solche,  bei  d^ 
man  sich  gestatten  darf,  die  Meeresfläche  als  eben  zu  betracl^ 
Unsere  neue  Methode  würde  nun  bloss  bei  der  Bestimmung 
Lagen  der  Eckpunkte  der  Dreiecke  erster  Ordnung  in  AnwendB 
zu  bringen  sein,  und  da  die  Anzahl  dieser  sehr  grossen  Drei^ 
meistens  nicht  sehr  beträchtlich  sein  wird ,  so  ivird  dies  ein  Gar 
mehr  sein,  welcher  unserer  neuen  Methode  zur  Aufnahme 
Berechnung  solcher  ganz  grossen  Dreiecke,  neben  ihrer  vulli 
Strenge  und  Naturgemässheit  und  der  verbältnissmässigen  Lei 
tigkeit  der  durch  sie  in  Anspruch  genommenen  Rechnungen, 
Empfehlung  dienen  dürfte.  Für  die  Dreiecke  zweiter  Ordnung, 
die  man  die  Dreiecke  erster  Ordnung  zerlegt,  wird  natürff 
immer  das  bisherige  Verfahren  in  seinem  wohlerworbenen  Reck 
bleiben,  wobei  man  als  Halbmesser  der  Kugel,  als  welcher  ai 
gehörend  das  in  Dreiecke  zweiter  Ordnung  zerlegte  Dreieck  erste 
Ordnung  betrachtet  wird,  etwa  den  mittleren  Krümmungs-Hall 
messer  zwischen  den  Krümmungs- Halbmessern  der  drei  Eckpunkt 
dieses  Dreiecks  erster  Ordnung,  welche  aus  den  entsprechende 
Polhohen  oder  Breiten  nach  bekannten  Formeln  leicht  berechn 
werden  können,  annehmen  wird.  Die  Aufnahme  und  Berechnui 
der  Dreiecke  dritter  Ordnung  fällt  ganz  der  gewöhnlichen  Fei 
messkunst  anheim.  Auf  diese  AVeise  scheint  mir  die  ganze  Ge 
däsie  an  streng  systematischer  Gestalt  und  üebersichtlichkeit  : 
."^ewinnen,  und  die  anzuwendenden  Messungs-  und  Berechnung 
Methoden  weiden  jedem  einzelnen  Falle  in  völliger  Naturgemäs 
;  (^it  besonders  angepasst,  wodurch  auch  die  Leitung  und  Cebe 
ixacbung  solcher  Operationen  im  Ganzen  und  Grossen  nie 
aniwcsentlich  erleichtert  und  mehr  systematisch  als  vielleicht  bi 
her  gestaltet  werden  wird. 

Endlich  bemerke  ich  noch,  dass  sich  durch  Anbringung  entspr 

chender  Correctionen  an  den  durch  unmittelbare  Mes^sung  nach  de 

Heren  oder  bisherigen  Verfahren  erhaltenen  Grössen  dieses  alte 

(  rCahren  auf  das  neue  zurückführen  lassen  würde;  ja  man  kann  au 

dcb  dem  älteren  Verfahren  angestellte  Messungen  mit  völliger  Streng 

wenn  auch  nicht  ohne  Weitläufigkeit,  berechnen ,  wie  ich  schon  in  d 


Itmä  ReekttHnffen  anzuwendende  Mefkede, 


AMindlnDgNr.IX.  im  Archiv  der  Mathem.  nnd  Phys.  ThI.  VII. 
8.  68.  zu  zeigen  versucht  habe^  und  in  einer  späteren  Abhand- 
nocfa  in  verbesserter  und  vereinfachter  Gestalt  zu  zeigen 
ikoip;  Deber  alle  diese  Dinge  sage  ich  aber  für  jetzt  hier  nichts 
[weiter,  weil  dies  meinem  jetzigen  Zwecke  zuwider  sein^  und  die 
^bysiognomie,  welche  ich  der  vorliegenden  Abhandlung  zu  geben 
IwiMche,  verwischen  und  wesentlich  verändern  würde.  Mein 
flweck  bei  dem  neuen  Verfahren ,  so  wie  ich  die  Sache  auffasse 
mir  vorstelle »  ist  nämlich  mit  vorzüglich  der,  dass  ein  Theil 
Höbe  der  Rechnung  gewissermassen  mit  auf  die  Beobachtung 
lommen  und  auf  dieselbe  übertragen,  dadurch  die  erstere  er- 
itert,  Oberhaupt  aber  Beobachtung  und  Rechnung  ganz  der  eigent- 
^tn  Natur  der  Sache  gemäss  gemacht,  auch  die  letztere  so 'viel 
nOglich  in  den  Kreis  des  sogenannten  bloss  Elementaren  ge- 
werde.  Wie  schon  in  der  Einleitung  erwähnt,  bin  ich  auf 
Hderspruche  gegen  die  in  dieser  Abhandlung  dargelegten  An- 
^ten  vollkommen  gefasst,  glaube  aber,  dass  man,  wie  in  jedem 
eben,  auch  in  diesem  Falle  nur  erst  nach  sorgfaltiger  Prü* 
durch  eigene  Handanlegung  und  dadurch  gewonnene  Erfah- 
|ltog  Widerspruch  erheben,  und  bedenken  sollte,  dass  alles  Neue, 
itlicb  in  praktischen  Dingen,  sich  nur  erst  nach  nnd  nach 
übr  aihnälig  Bahn  brechen  kann. 


14* 


S04  Hoppe:    Auidmck  des  TrägkeUimomentM  eines 


XIT. 

Ausdruck  des  Trägheitsmoments  eines  beliebigen  P 

lyeders  für  eine  beliebige  Axe. 

Von 

Herrn  Doctor  R.  Hoppe ^ 

PriTaCdocenCen  an  der  Universität  zu  Berlin. 


Die  lebendige  Kraft  eines  um  eine  feste  Axe  rotirenden  Kl 
pers  ist,  da  alle  seine  Elemente  eine  gemeinschaftliche  Wink 
geschv^indigkeit  haben,  dem  halben  Quadrate  derselben  proport 
nal.  Den  Factor,  mit  \%'elchem  man  letzteres  multipliciren  mui 
um  die  lebendige  Kraft  daraus  darzustellen,  und  dessen  Besti 
mung  eine  rein  geometrii^che  Untersuchung  ist,  nennt  man  d 
Trägheitsmoment  des  Körpers.  Ist  u  die  Winkelgeschwindigkc 
r  die  Entfernung  des  Elements  dm  von  der  Axe,  so  ist  tir  sei 
absolute  Geschwindigkeit,  \wh^m  seine  lebendige  Kraft.  1 
demnach  die  des  ganzen  Körpers 

=  \u^fr^dm 

ist,  so  ist  der  Definition  gemäss  das  Trägheitsmoment 

Obwohl  nun  die  Berechnung  dieser  in  der  Mechanik  sehr  ▼ 
gebrauchten  Grösse  bei  gegebener  Gestalt  des  Körpers  an  si 
keiner  Schwierigkeit  unterliegt,  so  kann  sie  doch  sehr  umstäi 
lieh  und  ihr  Resultat  sehr  complicirt  werden,  wenn  man  nie 
fiber  die  einzuführenden  Variabein,  so  wie  über  die  Bestimmunf 
stucke  eine  passende  Wahl  trifft.  Ganz  besonders  möchte 
daher  bei  ebenflächigen  Körpern  >  wo  sich  letztere  in  grosser  Mi 
Dichfaitigkeit  darbieten,  von  Nutzen  sein,  die  einfachste  Metho 


MiMgem  Foipeders  für  eine  Miebige  Axe. 


m  BestimmuDg  der  TrfigheitsinoroeDte  aosGndig  zn  machen.    Im 

Folgenden  will  ich  ein  Verfahren  angehen,  um  auf  leuchte  Weise 

eioe  hequeme  Formel  fiir  den  genannten  Zweck  herzuleiten ^   vi*o<- 

dsrch  jene  Umständlichkeit  in  Betreff  aller  Polyeder  mit   einem 

'Male  heseitigt  uird. 

Die  Trägheitsmomente  A,  B,  C  des  homogenen  Polyeders  m 
h  Bezug  auf  drei  rechtwinklige  Coordinatenazeu  der  x,  y,  z,  aus- 
gedruckt durch  die  Werthe 

A=f(y*  +  2^)dm,    B=f(z^-\-x^)dm,     C^f(x^-^y^)dm. 

len  hestiromt  sein,    sobald  eins  der  Integrale 

[Affch  inesshare  Linien  dargestellt  ist,  insofern  sich  die  Ausdrucke 
beiden  andern  durch  Analogie  ergeben.    Es  sei  demnach  das 
derselben  gesucht. 

Man  denke  das  Polyeder  vom  Anfangspunkt   aus  in  Pyrami- 
,dM  zerlegt,    deren   Grundflächen   die   Seitenflachen   sind,    indem 
diejenigen  Pyramiden,  welche  ausserhalb  des  Polyeders  fal- 
lt als  negativ  betrachtet.     Da  jedoch  die  Uebertragung  der  Be- 
mng  auf  solche  Pyramiden  leicht  ist,  kann  man  der  Einfach- 
wegen    annehmen,     dass    sämmtliche    Pyramiden    positive 
itandtheile  des  Polyeders  wären. 

Man  ziehe  (Taf.  IV.  Fig.  1.)  vom  Anfangspunkte  i1/  eine  Ge- 

=  6  nach  dem  Schwerpunkte  D  einer  Seitenfläche,   und  von 

dne  zweite  =  /   nach    der  Mitte  E  einer    ihrer  Kanten   FG^ 

jAren   Hälfte  EF=k  sei.    Betrachtet  man  M,  />,  E,  F  als  die 

[vier  Ecken    einer  Pyramide  p,    deren    Grundfläche    das    Dreieck 

DEF  sei,    so  kann  man  das  Polyeder  aus  Pyramiden  derselben 

[Art  zusammensetzen  und  schreiben 

m=z2p. 

Ferner  ziehe  man  von  31  eine  Gerade  Mß  durch  den  Ort  a 
Elements  dp  bis  zur  Grundfläche,  und  von  D  eine  zweite  Dy 
h  ß  bis  zur  Kante;  bezeichne  durch  tjq  das  Hohenperpendikel 
dn  Dreiecks,  durch  J^  das  der  Pyramide,  durch  |  die  Gerade 
,  durch  f}  die  Projection  von  Dß  auf  t?o>  durch  f  die  Protection 
lUa  auf  to>  so  dass  Ä,  t/o»  &>  ^»^  grussten  Werthe  von  S,  i?»  t 
Dann  ist  die  Lage  des  Elements  dp  bestimmt  durch  die 
ariabein  |,  fj»  ii  seinen  Inhalt  Gndet  man,  indem  man  |,  rj,  J^ 
dHMla  «ni  dif  di^,  di  wachsen  lässt,   und  aus  den  drei  Geraden, 


Hoppe:    Ausdruck  des  Tra^heitsmommiB  eitles 

welche  dabei  a  beschreibt,  ein  Parallelepipedon  ergänzt:    dei 
Inhalt  ist 

'/«)  So 

Damit  das  Integral   dieses  Ausdrucks   die  ganze  Pyramide 
stelle  9    müssen  die  Grossen 

1,     IL,    1 

^  '       Vo'      So 

darin  von  0  bis  1  variiren. 

Ferner  seien  x,  x' ,  x"  die  Abscissen  der  Punkte  a,ß,y 
der  Axe  der  x,  und  e^  If,  ki  die  Projectionen  von  e,  l,  k 
derselben;  dann  ist: 

X  ■       "^    X    y 

So 

a:'  =  «i  +  ^<«"-«x). 
woraus  sich  ergibt: 

&0  ^0  "' 

Nach  Substitution  der  Werthe  von  x  und  dp  in  das  gesu 
Integral  ist  die  Ausführung  der  Integration  äusserst  einfach» 
man    findet : 

wo  man  für  kr^^Xo  auch  6/?  schreiben  kann.  Addirt  man  die  : 
Werthe  dieses  Integrals,  welche  den  Hälften  derselben  Poly< 
kante  entsprechen,  so  heben  sich  die  Glieder  Ciki  und  l^ki 
kl  in  beiden  Ausdrücken  gleich  und  entgegengesetzt,  alle  übi 
Stücke  beiden  gemeinschaftlich  sind;  daher  erhält  man  in 
Summe: 

Ferner  ist 

peJi  —kio^i^lkriJ,, 
wo  2?o^i    allen  der.selben   Polyederseite  zugehörenden  Pyran 


Mieäige»  Polyeders  flir  eine  beiieöige  Axe. 


S07 


gKoeinschaftlich  ist,  während  der  andere  Factor  das  etatische 
Ikment  dee  Dreiecks  {DEF=:\kfi^)  in  Bezug  auf  eine  durch  deti 
Schwerpunkt  der  Polyederseite  parallel  der  Ebene  der  yz  gelegte 
Ebene  darstellt.  Da  die  Summe  dieser  statischeo  Momente  =0 
Ist,  so  fallt  auch  das  Glied  e^li  aus  dem  Ausdrucke  weg  und  es 
Ueibt 

Wenn    man   durch    e^i,  e^yL^^  l^,  k^,k^   die    Projectionen  von 
^,  /,  k  auf  den  Axen  der  y  und  z  bezeichnet,  so  ist  nach  Analogie: 

fy'^dm  =  i2p  {e,?  +  ^L,^  +  Ik^^) , 
fz^dm  =  iEp{e^^+  i/s^  +  lV)- 
Fihrch  Addition  aller  drei  Ausdrucke  erhält  man : 


^  +  ^  +  C 


=/(^^+3^^  +  -*)S/n=:J2;;?(c«  +  JP  +  iÄ«) 


Um  eins  der  drei  Trägheitsmomente  einzeln  zu  erhalten,  würde 
swel  der  obigen  Ausdrücke  addiren  müssen.    Da  nun  ti^e^ 
ifm  .Quadrat  der  Projeetion  von  e  auf  die  Ebene  der  a:y  darstellt 
oraus   man    leicht    die    Bedeutung  der  übrigen    vorkommenden 
dratsummen    abnehmen   wird),    so  kann   man   ans  dem  Aotf- 
ke  für 

A  +  B+C 


einzelnen  Grössen  A,  B,  C  ableiten,    indem  man  für  e,  l,  k 
iehungsweise  die  Projectionen    dieser  Linien  auf  den  Ebenen 
kr  yi,  der  zx  und  der  xy  substituirt. 

Noch  leichter  ist  die  Rechnung  in  den  Fällen,  wo  alle  drei 
Lirigheitsraomente  einander,  also  auch  dem  dritten  Theile  ihrer 
f&unme  gleich  sind.     Dann  nämlich  ist 

A  =  B^C=:l2p{e^  +  lP+lk^). 

Dieser  Fall  findet  bekanntlich  bei  den  regelmässigen  Polye- 
dern statt,  wo  überdiess  die  Grössen  e,  l,  k  für  alle  Pyramiden 
dieselben  sind,  so  dass  sich  letztere  zum  ganzen  Polyeder  ver- 
tinigen,  und  man  hat 


Ferner  ist  hier 


J  =  |m(e^+i/2  +  A;«). 


p  =  \elk 


908  B0ppe:   Am$äni€M  dn  Trä9Minutmmm"ttim 


«ad >  wenn  Jede  SeitenflScbe  fi,  jede  lieke  y' Kanten  bnt, 
▲oiaU  der  Pyramiden,   d.  i.  die  vierfache  Aamhl  der  Kant 


folglich 


8ftv 


^=ß2ör^-;i;;<'^+''"+**'>» 


we  «leb  anaserdem  die  drei  GrOaaen  e,  l,  k  nittelat  der  Relatioi 

(«•  +  P)sln«-  =  (e«+/»  +  *«)coa«-, 

auf  eine  zuräckfflhren  lassen^ 

Um   auch    ein   Beispiel   fSr  ungleiche  TrSgbeitsmomenta 
gehen,  an  aei  daa  PolTeder  ein  Parallelepipedon,  dessen  drei 
^toasQnde   Kanten  =20,  26»  2e.    Die   Axe   gehe   In   bdiebi 
lUchtdng  durch  den  Mrtfelpunkt,   und  die  Sinus  Ihrer  Bicfatan 
winke!  gegen  jene. drei  Kanten  seien  beziehungsweise  =«,  ß\ 
Dann  sind  die  Projectionen  der  halben  Kanten  auf  eine  äur  i 
senkrechte  Ebene  einzeln  zzzaot,  bß^  cy,  abgesehen  von  den  1 
zeichen 9    welche  nicht  in  Betracht  kommen.     Da  nun  unter  • 
StQcken  e,  l,  k,    für  alle  Pyramiden  genommen ,    der  dritte  Tl 
gleich  und  parallel  a,  und  eben  so  viele  gleich  und  parallel  b 
c  sind,   so  leuchtet  ein,    dass  unter  den  projicirten  Stücken 
die  drei  verschiedenen  Werthe 

aa,    bß,    cy 

und  zwar  in  gleicher  Anzahl  vorkommen.  Die  Pyramiden  c 
sänimtlich  einander  gleich.  Daher  erleidet  der  Ausdruck  des  Ti 
heitsmoments  keine  Aenderung,  wenn  man  für  jede  der  Gros 
e^,  P,  k^  ihr  arithmetisches  Mittel 

3 

setzt,  wodurch  der  Ausdruck 

In  folgenden: 


MMtffen  Rotpeders  für  eine  öeiieöfge  Are, 


SDB 


ttergeht.  Da  sich  jetzt  die  Pyramiden  zum  ganzen  Parailelepi- 
pedon  sasammensetzen,  so  uird  das  Trägheitsmoment  fOr  die  an- 
genommene Axe 

dn  Ausdruck 9  der  von  der  p;egenseitigen  Neigung  der  Kanten 
lieht  weiter  abhängt,  als  insofern  der  Inhalt  und  die  Richtungs- 
winkel dadurch  bedingt  sind.  Um  hieraus  das  Trägheitsmoment 
tix  eine  beliebige,  vom  Mittelpunkt  um  ein  Stflck  =r  abstehende 
Axe  abzuleiten,  braucht  man  bekanntlich  nur  mr*  zu  addiren. 

Eis  sei  jetzt  das  Polyeder  ein   nseitiges  gerades  Prisma  und 

die  Axe  der  x  gehe  parallel  den   Endflächen  durch  den  Schwer- 

jfiiukt     Dann  werden  An  Pyramiden  auf  den  Endflächen,  8n  solche 

laBf  den  Seitenflächen  stehen,   und  zwar  An  der  letzteren   mit  den 

Eodflächen  zusammenstossen,  so  dass  ihre  Stücke  6,  /,  k  bezieh- 

Ingsweise  den  Stiicken  /,  e,  A  der  Endflächen -Pyramiden  gleich 

parallel  sind,  wahrend  die  StScke  e,  l,k  der  An  übrigen  gleich 

parallel  den  Stücken  l,k,  e  der  Endflächen -Pyramiden  werden. 

^•)  Beziehen  sich   jetzt   die  Buchstaben   e,  /,  k    ausschliesslich 
die  Endflachen,  so  hat  man: 

■•"4-^=  11^/^(6^  + J/*  +  ;*•  +  /*  +  4e«+  iÄ«+/»+  1*«+  le*) 

z=  2p(e^  +  lß+ik^), 

die  Summe  nur  auf  alle  Endflächen  -  Pyramiden  auszudehnen 
Wir  lassen  sie    statt    dessen    sich  auf  eine  Endfläche  be- 
len  und  nehmen  den  Ausdruck  doppelt,  so  dass 

Pyramide   über   einer   Endfläche   darstellt,    deren   Spitze  im 
iwerpunkte   des    Prismas    liegt.     Wenn   man  jetzt   die  Stücke 
\$l,k  mit  den  gehörigen  Projectionen  vertauscht,    so  erhält  man 
INgende  Werthe  für  die  einzelnen  Trägheitsmomente: 

ß=r^p(2ea+34HV), 

[Ii  gel  jetzt  q  die  Grundfläche  von  p,   also 

p  =  Ige. 

lia  dividfare  die  drei  Ausdrücke  durch  2e  und  lasse  e  verschwin- 
dea;  dann  erhält  man  die  Trägheitsmomente  für  eine  Endfläche: 


JIO  Hoppe:  Ausdruck  des  Trdgheitsinom.  eines  öeiM,  Faiyeders  etc. 

woraus  sich  beiläufig  ergibt»   dass 

Da  nun  e  nur  einen  Wertb  bat^  nämlich  die  halbe  Höhe  des  Pric 
roas,  so  ist 

folglich  nach  Einfuhrung  der  auf  die  Endflächen  bezüglichen  Grus 
sen  Aof  Bq,  CqI 

A  =2Aoe, 

B=z2B^e  +  lme^, 

C=2Co«+J»iea, 

so  dass  die  Trägheitsmomente  eines  geraden  Prismas  aus  denen 
der  Grundfläche  gefunden  werden  künnen.  Auf  sie  lassen  sid 
wiederum  die  eines  schiefen  Prismas  zurückführen ,  wenn  man 
auch  hier  dÜs  eine  Axe  parallel  der  tSdtenkante  nimmt. 

Schneidet  man  nämlich  durch  eine  scliräge  Ebene  von  dem 
geraden  Prisma  m  ein  Stück  ttij  ab  und  setzt  es  so  an  das  an- 
dere Stück  an,  dass  die  Endflächen  auf  einander  fallen^  so  ent- 
steht ein  schiefes  Prisma,  dessen  Trägheitsmomente  in  Bezug  auf 
die  alten  Axen  =^',  B' ,  C  seien.  Durch  die  Ortsveränderung 
von  THi  ändert  sich  nicht  der  Abstand  seines  Schwerpunkts  von 
der  ;rAxe;    daher  ist 

A'  =A. 

Dagegen  ändert  sich  die  Abscisse  des  Schwerpunkts  auf  dieser 
Axe.  Setzt  man  seinen  Abstand  von  der  Endfläche  =Ä,  so  ist 
die  Abscisse  zuerst  =e  — A,  nachher  =-e  +  A.  Die  Differenz  der 
Quadrate  beider  Grössen 

ist  zugleich  die  Differenz  der  Quadrate  der  Abstände  des  Schwer- 
punkts von  der  ^Axe  sowohl ,  als  von  der  zAxe;    folglich  ist 

B'^B^-Aehmi,    C  =  C  +  iehmi, 
Zugleich  ruckt  der  Schwerpunkt  des  ganzen  Prismas  um  ein  Stück 


Ke  r%t  Oeber  die  Aufgabe^  einen  Kreit  %u  betchrsibeny  weicher  etc.2\\ 


=  2c—   in  der  Richtung  der  x  fort;    man   würde  daher  von  B' 
tn 

und    C    die  Grösse 


in 


sobtrabiren  müssen,   wenn  man  die  drei  Axen  bei  unveränderter 
Richtung  durch  den  neuen  Schwerpunkt  gehen  liesse. 


Ueber  die  "Aufgabe,  einen  Kreis  zu  beschreiben,  wel- 
cher drei  gegebene  Kreise   berührt« 

Von 

Herrn  Ferdinand  KerZy 
RiUmeister  in  der  Grossherzoglich  Hessischen  Gendarmerie  zu  Gi essen. 


Erste    Abtheilung. 

Bekanntlich  löst  die  neuere  Geometrie  diese  Aufgabe  in  fol- 
gender Weise: 

9,  Man  bestimme  das  Potenzcentrum  der  drei  gegebenen  Kreise, 
ihre  vier  Aehniichkeitsaxen  und  die  zu  letzteren,  beziehungsweise 
den  drei  gegebenen  Kreisen,  gehörigen  zwölf  Pole,  verbinde  das 
Potenzcentrum  mit  jedem  der  gefundenen  zwüif  Pole ;  so  schnei- 
den die  geraden  Verbindungslinien  die  gegebenen  Kreise  in  vier- 
undzwanzig Punkten,  welches  die  Berührungspunkte  der  <}rei 
gegebenen  mit  acht  neuen  Kreisen  sind,  die  sämmtlich  der  'Auf- 
gabe genügen.    Die  Mittelpunkte  dieser  acht  Kreise  ergeben  sich 


I 


212       liCer%:    (Jeder  die  Aufgabe,  einen  Krei$  %u  betckreiben, 

durch  die  gerade  Verbindung  der  Berührungspunkte  mit  den  Mit- 
telpunkten der  drei  gegebenen  Kreise:  Es  gehen  nämlich  von 
diesen  vierundz.waiizig  Verbindungslinien  immer  drei  und  drei  durch 
einen  und   denselben   Punkt.*'  \ 

Diese  LtKsung  ist  nicht  anwendbar  für  den  Fall,  dass  dii» 
Mittelpunkte  der  drei  gegebenen  Kreise  in  einer  geraden  Lini« 
liegen.  Für  eine  solche  Lage  der  Mittelpunkte  fallen  nämlich  did 
drei  Centralen  der  gegebenen  Kreise  in  Eine  gerade  Linie  unS 
mit  dieser  zugleich  die  vier  Aehnlichkeitsaxen  zusammen.  Die 
zu  ^en  Aehnlichkeitspunkten  gehörigen  Polaren  laufen  samrotlicb« 
da  alle  auf  der  gemeinschaftlichen  Centrale  senkrecht  stehen,  mit 
einander  parallel,  daher  schneiden  sie  sich  nicht  und  die  zugehö- 
rigen Pole  fallen  unendlich  weit  weg;  letzteres  ist  auch  mit  den 
Potenzcentrum  der  Fall,  weil  die  drei  Linien  gleicher  Potenzen 
der  drei  Kreise,  als  auf  der  gemeinschaftlichen  Centrale  senkrecht 
stehend,  ebenfalls  mit  einander  parallel  laufen. 

Gegenwärtiger  Aufsatz  bezweckt  zunächst  die  Losung  der  ge- 
stellten Aufgabe  für  den  Fall,  dass  die  drei  Mittelpunkte  der  ge- 
gebenen Kreise  in  einer  geraden  Linie  liegen,  also  unter  Aus* 
Schliessung  des  Potenzcentrums  und  der  zwulf  Pole. 

Die  darzulegende  Losung  ist  aber  anwendbar  iiir  jede  Lagfe 
der  Mittelpunkte  und  es  soll  auch  vorerst  eine  willkührliche  Lage 
derselben  in  Betracht  gezogen  werden.  Der  Verfasser  hält  dafür, 
dass  einige  Sätze,  aufweiche  er  seine  Lösung  gründet,  dem  grös- 
seren mathematischen  Publikum  nicht  bekannt  seien  und  fügt  da 
her  denselben  die  Beweise  bei. 

§.  1. 

Legt  man  (Taf.  IV.  Fig.  2.)  durch  den  äusseren  Aehnlichkeits- 
punkt  a  zweier  Kreise  Wt  und  Man  beide  Kreise  eine  Aebnlicbkeits 
iinie,  welche  sie  in  den  Punkten  %  und  T  berührt  und  eine  zweite 
Aehnlichkeitslinie,  welche  sie  in  iB',  $,  ß,  B'  schneidet,  so  ist  immer 

1)  a33  .aB  =a%.aTy 

2)  a^',aB'  =  a%.aT. 

Beweis.   Zieht  man  m%,  MT,  «K«',  MB,  SWS,  MB',  so  ist: 

m^'  II  MB 
und  SWS   II  MT 

daher  W.  €^1%=BMT. 

Nun  ist 


\ 


meieker  drei  gegebene  Mreiee  berührt.  913 

W.  am,  =  aTB7 
aber  W.  ^a%=BaT 


£ifBa%coBaT; 
b 

aZ:af8=  aBiaT 

1)  a^.aB^zäX.aT. 
auf  dieselbe  Weise  ergiebt  sieb: 

2)  a^'.aB'=za%.aT. 

§.  2. 

erfibrt  ein  Kreis  zwei  andere  Kreise  gleicbartig»  so  liegen 
srfibrungspunkte  und  der  äussere  Aebniicbkeitspunkt  in  einer 
m  Linie. 

§.  3. 

egt  man  (Taf.  IV.  Fig.  3.)  durcb  den  inneren  Aebniicbkeits- 
i  ziveier  Kreise  ^  und  M  eine  Aehnlicbkeitslinie,  welcbe 
den  Punkten  ®  und  G  berührt^   und  eine  zweite  Aebniicb- 

nie»  welche  sie  in  ^' y  $»  B\  B  schneidet,    so  ist  immer: 

1)  i^  AB  =i®AG, 

2)  m'AB'=i®AG. 

eweis.    Zieht  man  M^' »  MB,  m®,  MG  etc.,   so  ist 

a«»  II  MB' 

an®  II  MG 

W.  ^m®z=B'MG. 
8t  W.  i®^  =».339»® 

W.  iBG  =\.B'MG 


W.  i®iB  =iBG. 
i  aber  W.  iSt®  =BiG 

^Sßi®  CO  BiG, 


214       Ker%:    Ueber  die. Aufgabe,  einen  ICreis  %n  be$cAreiben, 

folglich 

m:m  =  iBiiG 
oder 

J)    m.iB=i®.iG. 

Ganz  auf  dieselbe  Weise  ergiebt  sich: 

2)    m'.iB'  =  i®.iG. 

Berührt  ein  Kreis  zwei  andere  Kreise  ungleichartig,  so  liegen 
die  Berührungspunkte  und  der  innere  Aehulichkeitspunkt  in  einer 
geraden  Linie. 

S.  5. 

Die  Tangente  ö(E  (Taf.  IV.  Fig.  4.)  des  äusseren  Aehnlichkeifs 
punjct^s  a  zweier  Kreise  ^  und  M  an  jeden  diese  beiden  Kreise 
gieic.hartig  berührenden  Kreis  VI  ist  mittlere  Proportionale  zwischen 
den  von  dem  äusseren  Aehniichkeitspunkt  a  an  beide  Kreise  9^ 
und  J/  gezogenen  Tangenten  aZ  und  aT. 

£8  ist  nämlich: 

a^:ö(r=ö(r:ar 
oder 

atP  =  aX.aT. 

Beweis.    Es  ist: 

a%,aT=zaf8'.aB'   (§.1.) 
und  a(r2=fl93'.ai5' 

daher  aii^=^aZ  .aT, 

d.  h.  die  Tangenten,  gezogen  von  dem  äusseren  Aehnlichkeits- 
punkt  zweier  Kreise  nach  jedem,  beide  Kreise  gleichartig  berüh- 
renden  Kreis  sind  einander  gleich. 

§.6. 

Beschreibt  man  daher  aus  dem  äusseren  Aehnlichkeitspunkt 
zweier  Kreise  mit  der  an  einen,  diese  Kreise  gleichartig  beruh- 
renden  Kreis  gelegten  Tangente  einen  Kreis,  so  schneidet  dieser 
alle  gleichartig   berührenden  Kreise  recbt^vinkelig. 


welcher  drei  geffebene  Kreise  bertlkt^t  J16 


§.  7. 

Die  Ualbsehne  ilS  (Taf.  IV.  1^^.  5.)  des  inneren  Aehnliehkeits- 
punktes  i  z\reier  Kreise  ^  und  M  zu  jedem  diese  beidi^n  Kreist 
ungleichartig  beröhreiiden  Kreis  M  ist  mittlere  Propor^nale 
zwischen  den  von  dem  inneren  Aehnlichkeitspunkt  i  an  beide 
Kreise  9^  und  M  gezogenen  Tangenten  i®  und  iG. 

Es   ist  nämlich: 
oder 

Beweis«    Es  ist: 

t®.tG  =  i».tÄ   (§.3.) 
und  i»2  =  i«8.i^ 


daher  i)i^  =  m.iG, 

i.  h.  dte  Malbsehnen,  gezogen  von  dem  inneren  Aehnlichkeits- 
punkt zweier  Kreise  zu  jedem  diese  Kreise  ungleichartig  berüh- 
renden Kreis  sind  einander  gleich. 

§-  8. 

Beschreibt  man  daher  aus  dem  inneren  Aehnlichkeitspunkt 
zweier  Kreise  mit  der  zu  einem,  diese  Kreise  ungleichartig  be- 
rührenden Kreis  gezogenen  Halbsehne  einen  Kreis,  so  wird  die 
Peripherie  desselben  von  allen,  die  beiden  Kreise  ungleichartig 
berührenden   Kreisen   halbirt. 


§.9. 

Schneidet  ein  Kreis  zwei  andere  rechtwinkelig,  so  liegt  sein  Mit- 
telpunkt in  der  den  beiden  Kreisen  zugehörigen  Linie  gleicher 
Potenzen. 

§•  10. 

Hälbirt  ein  Kreis  die  Peripherien  zweier  Kreise,  so  liegt  sein' 
Mittelpunkt  in  der  den  beiden  Kreisen  zugehörigen  Linie  äquidif« 
ferenter  Potenzen  *). 

«  >    1^)  Siehe  Archiv  der  Mathem.  XIX.ThK   I.  Hft.  8.  b. 


216      Ker%:    üeber  die  Aufgabe,  einen  Kreis.%u  beicikreiöep. 


§.  11. 

BerOhrt  (Taf.  V.)  ein  Kreis  M^  (HP)  drei  andere  Kreise  9«,  M 
and  m  gleichartig,  so  liegt  der  Mittelpunkt  des  berührenden  Krei* 
ses  Df^  QXP)  in  der  Linie  gleicher  Potenzen,  welche  zu  den  drei 
Kreisen  gehört,  die  aus  den  drei  äusseren  Aehnlichkeitspunkteo 
mit  den  aus  diesen  Punkten  an  den  berührenden  Kreis  Vi^  (OP) 
gelegten  Tangenten,  also  aus  a,  ^  und  A^  mit  den  Ualbmessem  ^ 
off',  5lff",  AfS"  gezogen  werden.  1 

Beweis.  Es  schneidet  sowohl  der  Kreis  a  wie  der  Kreis  V  Is 
den  Kreis  W  {W)  rechtwinkelig  (§.6.)»  daher  liegt  der  mtü^h 
punkt  Df^  QXP)  in  der  zu  den  Kreisen  a  und  ^  gehurigen  Liiiif  f 
gleicher  Potenzen  (§.  9.).  Ebenso  schneidet  sowohl  der  Kreis  % 
als  auch  der  Kreis  A  den  Kreis  X(i^  (JXP)  rechtwinkelig  (§.  6.),  da- 
her  liegt  der  Mittelpunkt  M^  (Ul^)  auch  in  der  zu  den  Kreisen  % 
und  A  gehurigen  Linie  gleicher  Potenzen  (§  9.). 

Hieraus  folgt: 


\ 


1)  die  drei   Kreise  a,%^  A    haben    eine  gemeinschaßliclKt 
Linie  gleicher  Potenzen; 

2)  schneiden  sich   die  drei   Kreise  a,  ^,  A^    so  schneidei 
sie  sich  ih  denselben  Punkten  O  und  O' \ 

3)  schneiden  sich  die  drei  Kreise  a,  ^l\,  A  nicht,  so  schnei-   . 
det  sie  derjenige  Kreis  rechtwinkelig,  welcher  aus  irgend 
einem  Punkte  ihrer  Linie   gleicher  Potenzen  mit  der  an 
einen  von  ihnen   gelegten  Tangente  als   Halbmesser  ge- 
zogen  wird. 


§.  12. 

Berührt  (Taf.  VL)  ein  Kreis  W»  (W*)  zwei  andere  Kreise  ffl 
und  M  gleichartig  und  einen  dritten  Kreis  m  ungleichartig,  so 
liegt  Her  Mittelpunkt  des  berührenden  Kreises  BI^  (ITT*)  in  der 
Linie  äquidifferenter  Potenzen,  welche  zu  den  zwei  Kreisen  ge- 
hurt, die  aus  den  beiden  jedesmal  zu  dem  ungleichartig  berührten 
Kreise  m  gehörigen,  inneren  Aehnlichkeitspunkten  mit  den  aus 
diesen  Punkten  zu  dem  berührenden  Kreise  JXi^  (Hl*)  gelegten 
Balbsehnen,  also  aus  3  und  J  mit  den  Halbmessern  3^"  und  JV 
gezogen  werden. 

Beweis.     Es  wird  sowohl   die  Peripherie  des  Kreises  3  als 
auch  die  des  Kreises  J  von  dem  Kreise  )Tt^  (UT*)  hnlbirt  (§.  8.)»  daher 


weicher  drei  gegebene  Kreise  berühri,  817 

ii^t  der  Mittelpunkt  Vfl  (IR^)  in  der  zu  den  Kreisen  3  und  J  ge- 
kurigen  Linie  äquidifferenter  Potenzen  (§.  10.)  >  welche  als  solche 
Inf  der  zu  dem  ungleichartig  berührten  Kreise  m  gehurigen  ione- 
itn  Aehnlichkeitsaxe  aJ^  senkrecht  steht. 


§.  13. 

Berfihren  zwei  Kreise  JIT^  und  TXP  (Taf.  V.)  drei  andere  Kreise 
1t,  M  und  m  gleichartige  nämlich  VX^  die  drei  Kreise  von  aussen 
nid  DP  die  drei  Kreise  von  innen,  so  wird  jeder  der  drei  Kreise 
roD  deo  beiden  andern  in  zwei  Punkten  berührt»  und  betrachtet 
Man  die  gerade  Verbindungslinie  jeder  solcher  zwei  Punkte  als 
tbe  Polare  des  betreffenden  Kreises,  so  liegt  bekanntlich  der  die- 
ser Polare  zugehörige  Pol  in  der  äusseren  Aehnlichkeitsaxe  c^A. 

Legt  man   nun  aus  jedem   der  drei  Pole,   z.  B.  aus  dem  zu 
der  Polare  ^'$B^  des  Kreises  ^  zugehörigen  Pole  %,  an  den  be- 
treffenden  Kreis  SK  eine  Tangente  $09'  (=  $03^)  und  beschreibt 
mit  derselben  als  Halbmesser  einen  Kreis ,  so  werden  von  diesem 
nieht  allein  der  berührte  Kreis  !S1,   sondern  auch  der  berührende 
■P  (und  VP)  rechtwinkelig  geschnitten,  weil  der  Halbmesser  $03' 
(=$9^  nicht  allein  Tangente  an  den  Kreis  fTO,  sondern  auch  an 
4en  Kreis  IR^  (ÜIT^)  ist.     Dasselbe   findet  statt  für  die  Kreise  M 
«id  m^  wenn  man  aus  den,  in  der  äusseren  Aehnlichkeitsaxe  atSl^ 
p>elegenen,  zu  den  Polaren  B' B^  und  6'6^  der  Berührungspunkte 
gehörigen  Polen  P  und  p  mit  den  Tangenten  PB'  {=^PB^)  und 
pV  (z=zpb^)  Kreise  beschreibt. 

Nun  wird  aber  der  Kreis  VH^  (VIP)  auch  von  den  Kreisen  a,^,  A 
($.6.)  rechtwinkelig  geschnitten,  daher  schneidet  auch  1X1^  (VP) 
die  sechs  Kreise  a,  ^,  A,  p,  $,  P  rechtwinkelig.  Diese  sechs 
Kreise  haben  daher  eine  und  dieselbe  Linie  gleicher  Potenzeh 
und  die  Bemerkungen  des  §.  IL,  2)  und  3)  sind  auch  auf  die  drei 
Kreise  p,  ^,  P  anwendbar. 

$.  14. 

Berühren  zwei  Kreise  DI'  und  üXt^  (Taf.  VI.)  zwei  andere  Kreise 
ft  and  M  gleichartig,  nämlich  DI'  die  beiden  Kreise  von  aussen 
irod  jn^  die  beiden  Kreise  von  infken,  und  einen  dritten  Kreis  m 
«Dgleichartig ,  nämlich  VX^  denselben  von  innen  und  JR^  von  aussen; 
so  wird  jeder  der  drei  Kreise  von  den  beiden  andern  in  zwei 
Punkten  berührt,  und  betrachtet  man  die  gerade  Verbindungslinie 
jed«r  solcher  zwei  Punkte  als  eine  Polare  des  betreffenden  Krel- 

Theil  XXIV.  15 


JUS       Ker%:    Veber  die  Aurgabe,  einen  Kreis  vu  öesckreiöen, 

ses,  so  liegt  bekanntlich  der  dieser  Polare  zagehSrige  Pol  in  dei 
dem  ungleichartig  berührten  Kreise  m  zugehörigen  inneren  Aeho 
lichkeitsaxe  aJ3. 

Legt  man  nun  aus  jedem  der  drei  Pole,  z.  B.  aus  dem  zi 
der  Polare  93^33*  des  Kreises  ÜJi  zugehörigen  Pol  $',  an  den  b* 
treffenden  Kreis  SJ^  eine  Tangente  ^'iB^  (=:$'®^)  und  beschreibi 
mit  derselben  als  Halbmesser  einen  Kreis,  so  werden  von  diesen 
nicht  allein  der  berührte  Kreis  ^^  sondern  auch  der  berührende 
tn^  (m^)  rechtwinkelig  geschnitten,  ueil  der  Halbmesser  ^'^ 
(=$'^4)  nicht  allein  Tangente  an  den  Kreis  9K,  sondern  aud 
an  den  Kreis  W  (W)  ist. 


uiJ 


Dasselbe  findet  statt  fär  die  Kreise  M  und  m,  wenn  man 
den  Polen  P'  und  /?'    mit    den    Tangenten    P'B^  (=P'B*) 
p'b^  {=zp'b^)  Kreise  beschreibt. 

Es  schneidet  also  der  Kreis  VA^  (]T?^)  die  Kreise  p',  ^' , 
rechtwinkelig,   daher  haben  diese  drei  Kreise  eine  und  diesell 
Linie  gleicher  Potenzen,  welche  durch  den  Mittelpunkt  des  Kn 
ses  JK^  (W)  geht  und  auf  der  inneren  Aehnlichkeitsaxe  aJ3  sei 
recht  steht.  ^ 

Es  geht  aber  auch  die  Linie  äquidifferenter  Potenzen  dtf 
Kreise  3  und  J  durch  den  Mittelpunkt  des  Kreises  M^  OXi*)  «iM 
steht  auf  aJ3  senkrecht  (§.  12.),  mithin  ist  die  Linie  aquidifferMI 
ter  Potenzen  der  Kreise  3  und  J  die  Linie  gleicher  Potenzen  dci 
Kreise  p',  *',  P'. 


§    15. 

Schneiden  sich  die  Kreise  a,  51,  Ä  (Taf.  V.)  (§.  11.)  und  folgp- 
lieh  aucn  die  Kreise  /?,  5U,  P  (§.13),  so  ist  jeder  der  drei  Mit- 
telpunkte p,  $,  P  ein  Punkt  der  Linie  gleicher  Potenzen  zu  jedea 
der  beiden  Schneidungspunkte  O',  O"  und  dem  zugehörigen  Kreise 
m,  üJi,  M\  denn  jeder  der  Kreise  p,  ^,  P  schneidet  den  zui?c« 
hörigen  Kreis  m,  Wl,  M  rechtwinkelig  und  geht  durch  die  beide4 
Schneidungspunkte  (§.  13.).  §  C 


§.  16. 

Schneiden  sich  die  Kreise  a,  ^,  A  (§.  11.)  nicht,  und  folg* 
lieh  auch  nicht  die  Kreise  p,  $,  P  (§.  13.),  so  ist  jede! 
der  drei  Mittelpunkte  p,  $,  P  ein  Punkt  der  Linie  gleicher  Pd* 
toosen  zu   demjenigen  Kreise,    welcher  aus  dem   Durchschnittr 


welcher  drei  gegebene  Kreise  öerükri.  919 

ikte  O  der  gemeinschaftlichen  Linie  gleicher  Potenzen  der  sechs 
sise  nnd  der  äusserien  Aehnlichkeitsaxe  a^Ä  als  Mittelpunkt 
I  der  Ton  diesem  Mittelpunkt  an  einen  der  respektiven  Kreise 
%i  A  gezogenen  Tangente  als  Halbmesser  gezogen  ist,  und 
n  zugehörigen  Kreise  m,  9R,  M\  denn  jeder  der  Kreise  p^  $,  P 
laeidet  den  zugehörigen  Kreis  m^  fOt,  M  und  den  also  gezoge- 
1  Kreis  rechtwinkelig  (§.  II.  3)). 

§.  17. 

Beschreibt  man  aus  dem  Durchschnittspunkte  Q  (Taf.  VI,), 
I  den  Kreisen  p' ,  ^',  P'  (§.  14.)  angehurigen  Linie  gleicher 
itenzen  QfQ„  und  der  inneren  Aehnlichkeitsaxe  oJ3,  mit  QV* 
^QV")  als  Halbmesser^  einen  Kreis;  so  halbirt  derselbe  be- 
lintlich  die  Peripherien  der  Kreise  J  und  3  (§.  J2.)  und  seine 
tepherie  wird,  weil  der  Mittelpunkt  Q  ein  Punkt  der  Linie  liqui- 
■erenter  Potenzen  der  Kreise  J  und  3  ist,  von  demjenigen  Kreise, 
iMen  Mittelpunkt  in  derselben  Linie  liegt  und  welcher  die  Peri- 
^n  der  Kreise  J  und  3  halbirt,  also  von  dem  berührenden 
W  (Ut^),  selbst  halbirt,  d.  h.  die  Durchschnittspunkte  Q' 
(t  der  Kreise  Q  und  JXi^  (VV^)  liegen  in  der  in  dem  Mittei- 
le Q  auf  der  Centralen  QW  (Q)tl^)  errichteten  Senkrechten, 
in  der  inneren  Aehnlichkeitsaxe  aJ%  Mithin  ist  auch  diese 
lichkeitsaxe  selbst  eine  Linie  gleicher  Potenzen  der  Kreise 
id  VP  (Ml-*).  Da  nun  die  Kreise  /?',  W,  P'  (§.  14.)  die  respek- 
Kreise  m,^,  il/  rechtwinkelig  schneiden ,  so  schneiden  auch 
drei  Kreise  den  Kreis  Q  rechtwinkelig  oder  die  Mittelpunkte 
^  $',  P*  sind  Punkte  der  Linien  gleicher  Potenzen  des  Kreises 
'md  der  respektiven  Kreise  m,  ^,  il/. 


S-  18. 

•  Ehe  wir  zur  Lösung  der  gestellten  Aufgabe  übergehen,  durfte 
^nech  zweckmässig  erscheinen,  zur  Abkürzung  eine  Nomenkla- 
Irwniger  bisher  betrachteten  Linien  und  Punkte  einzuführen: 

1)    Ein  jeder  aus   den  drei   äusseren   Aehnlichkeitspunkten 

.  a,  31,  ^  mit   einem  Halbmesser  off',  OKT",  AH"'  (§.  IL) 

(gleich   der  mittleren  Proportionale  der  aus  dem  betref- 

ti       .  fenden  äusseren  Aehnlichkeitspunkt  an  beide  zugehörige 

Kreise  gelegten  Tangenten)   gezogene  Kreis    heisse  ein 

Süsserer   Aehnlichkeitskreis. 


Ih 

^ 


%    Ein  jeder  aas  den  drei  inneren  AehnUchkeitspunkten  t,  3»  / 


Ker%:    Dt^r  die  Au/jgfaäe,  eimeu  JTrefi  wm  §€tckreiben, 

mit  einem  Halbmesser  iV ,  Vi",  JV  (f  12.)  (gle 
mitderen  Proportiooale  der  aas  dem  betreffenden 
AebBlichlceitspunlct  an  beide  sogebOrige  Kreise  % 
Tangenten)  gesogene  Kreis  heisse  ein  innerer 
llehkeitslcreis. 

3)  Die  den  drei  flasseren  Aehnlichlceitskreisen  gemeli 
liehe  Linie  gleicher  Potenzen  0'(y  (Taf.  V.)  heiss 
sere  Axe. 

i)  Jede  zu  zwei  inneren  Aehnifcbkeitskreisen  gehörig 
Sqnidifferenter  Potenzen  Q,Q^  (Taf.  VI.)  Innere  . 

5)  Der  Darcbscbnittspankt  O  (Taf.  V.)  der  Susseren  Axe 
ftosseren  Aehnlichkeitsaxe  heisse  Hauptpunkt  de 
seren  Axe  oder  der  äusseren  Aebnilchkei 

6)  Jeder  Durchschnittspunkt  Q  (Taf.  VI.)  einer  innei 
roH   der    zugehörigen    inneren   Aehnlichkeitsaxe 
Hauptpunkt  dieser  inneren  Axe  oder  die« 
neren  Aehnlichkeitsaxe. 

7)  Der  aus  dem  Hauptpunkte  O  der  äusseren  Axf 
(TaLV.)  beschriebene  Kreis^  dessen  Halbmesser* 
diesem  Hauptpunkte  zu  einem  der  äusseren  Aehnli< 
kreise  gelegte  Halbsehne  oder  Tangente  ist^  heisse  l 
kreis  der  äusseren  Axe  oder  Hauptkrei 
äusseren   Aehnlichkeitsaxe. 

8)l  Jeder  aus  dem  Hauptpunkte  Q  einer  inneren  Ax< 
(Taf.  VI.)  beschriebene  Kreis  ^  dessen  Halbmesser 
rade  Verbindungslinie  dieses  Hauptpunktes  mit  dei 
punkte  des  in  dem  Mittelpunkte  eines  zugehörigen  i 
Aehnlichkeitskreises  auf  die  betreffende  innere  Ae 
keitsaxe  senkrecht  errichteten  Halbmessers  ist,  hei« 
Hauptkreis  dieser  inneren  Axe  oderHaupl 
dieser  inneren    Aehnlichkeitsaxe. 

9)  Berühren  zwei  Kreise  drei  andere,  und  liegen  ibi 
telpunkte  in  einer  und  derselben  Axe,  so  heiss 
conjugirte  Kreise,  die  Berührungspunkte  conji 
Berührungspuhkte  und  die  gerade  Verbindur 
dieser  heisse  Berührungspotare. 

10)  Jeder  Kreis,  dessen  Mittelpunkt  in  einer  Aehnlic 
axe  liegt  und  dessen  Peripherie  durch  zvTei  con 
Berührungspunkte  geht,  durch  welchen  also  zwei 
rungspunkte  bestimmt  werden  (§§.  13.  und  14.),  hei< 
Bestinimungskreis  der  Berührungspunkte 
Mittelpunkt  Pol  der  Berührungspunkte. 


weieker  drei  gegebene  KrHie  berUkri,  8|l 


§.  19. 

Aufgabe.  Es  sin4  drei  Kreise  My  SR,  m  (Tat*.  V.)  gegeben; 
1  soll  einen  Kreis  Vi  beschreiben,  der  die  gegebenen  Kreise 
ichartig  berührt. 

Auflösung.     Mau  bestimme: 

1)  die  Süssere  Aehnlichkeitsaxe  a%A\ 

2)  die  äusseren  AehnÜchkeitskreise  a,  %y  A,  welche  sich 
entweder  schneiden  oder  nicht  schneiden.  Schneiden  sie 
sich,  HO  hat  man  in  der  geraden  Verbindungslinie  der 
Schneidungspunkte  bereits  die  äussere  Axe;  schneiden 
sie  sich  nicht,  so  ergiebt  sich  die  äussere  Axe  als  Linie 
gleicher  Potenzen  der  gezogenen  Aehnlicbkeitskreise. 

3)  Im  ersteren  Falle  suche  man  zu  einem  der  Durchschnitts- 
punkte O'  (O'O  und  jedem  der  gegebenen  Kreise  JU,  9)^,  m 
die  Linie  gleicher  Potenzen,  so  ergeben  sich  als  Durch- 
schnittspunkte dieser  Linien  mit  der  äusseren  Aehnlich- 
keitsaxe die  Pole  P,  $,  p  der  Berührungspunkte.  Im 
letzteren  Falle  lege  man  aus  dem  Hauptpunkte  der  äus- 
seren Aehnlichkeitsaxe  an  einen  der  gezogenen  äusseren 
Aehnlicbkeitskreise  eine  Tangente,  beschreibe  mit  der 
selben  als  Halbmesser  aus  dem  Hauptpunkte  einen  Kreis, 
den  Hauptkreis  der  äusseren  Axe,  und  bestimme  zu  die- 
sem und  jedem  der  gegebenen  Kreise  ilf ,  9K,  m  die  Linie 
gleicher  Potenzen,  so  ergeben  sich  als  Durchschnitts- 
punkte dieser  Linien  mit  der  äusseren  Aehnlichkeitsaxe 
die  Pole  P,  $,  p  der  Berührungspunkte. 

4)  Aus  jedem  der  gefundenen  Pole  P,  $,  p  beschreibe 
man  mit  einer  an  den  betreffenden  Kreis  M,  9K,  m  geleg- 
ten Tangente  als  Halbmesser  einen  Bestimmuogskreis 
der  Berührungspunkte,  so  ergeben  sich  letztere  als  Durch- 
schnittspunkte beider.  Kreise. 

Für  den  Kreis  P  ergeben  sich  die  Berührungspunkte 
B'  und  B^,  für  ^  ergeben  sich  93'  und  93«  und  für  p 
ergeben  sich  b'  und  6^,  und  von  diesen  gehören  B',  S' 
and  b'  dem  Kreise  an,  welcher  die  gegebenen  von  aussen 
i  und  B^y^^fb^  dem  Kreise  an,  weicher  die  gegebenen 
Kreise  von  innen  berührt. 

• 

'5)    Die  Mittelpunkte  VX^  und  VKP  erhält  man  durch  gerade 
Verbindung   der  erhaltenen    Berührungspunkte   mit   den 


K€r%:    üeöer  die  Aäfyabe,  einen  Xreit  wu  äescAreiöen, 

Mittelpunkten  der  drei  gegebenen  Kreise.  Es  schnei 
sich  nämlich  von  diesen  sechs  geraden  Verbindungsli 
jedesmal  drei  zusammengehürige  in  einem  und  denise 
Punktet  der  zugleich  ein  Punkt  der  äusseren  Axe'is 


§.  20. 

Aufgabe.  Es  sind  drei  Kreise  M,^,m  (Taf.  VI.)  gege 
man  soll  einen  Kreis  Vt  beschreiben,  der  die  beiden  ersteren  Ki 
M  und  9K  gleichartig  und  den  dritten  Kreis  m  ungleichartig  beri 

Auflösung.    Man  bestimme: 

1)  die  zu  dem  ungleichartig  zu  berührenden  Kreise  m 
hürige  innere  Aehnlichkeitsaxe  aJ3; 

2)  die   inneren  Aehnlichkeitskreise  J  und  3  und  zu  di 
ihre  Linie  äquidifferenter  Potenzen  oder  die  innere 
QiQii'y    sodann  den  Hauptkreis  Q  der   inneren  Aehn 
keitsaxe. 

3)  Zu  diesem  Hauptkreiso  der  inneren  Aehnlichkeitsaxe 
jedem  der  gegebenen  Kreise  M^  ^y  m  bestimme  mai 
Linie  gleicher  Potenzen,  so  ergeben  sich  als  De 
Schnittspunkte  dieser  Linien  mit  der  inneren  Aehn 
keitsaxe  aJ3  die  Pole  P',  $',/?'  der  Berührungspul 

4)  Aus  jedem  der  gefundenen  Pole  P',  ^' ,  p'  beschi 
man  mit  einer  an  den  betreffenden  Kreis  M,  SW,  wi 
legten  Tangente  als  Halbmesser  einen  Bestimmungsl 
der  Berührungspunkte,  so  ergeben  sich  letztere 
Durchscbnitfspunkte  dieser  beiden  Kreise. 

« 

Für  den  Kreis  P'  ergeben  sich  die  Beriihrungspu 
ß^  und  i5*,  für  $'  ergeben  sich  QB^  und  33*  und  ft 
ergeben  sich  6^  und  &*,  und  von  diesen  gehören  JS^,  ^ 
dem  Kreise  an ,  welcher  J/  und  ü)?  von  aussen  und 
Kreis  m  von  innen,  dage§|en  B^,  35*,  Ä*  dem  Kreist 
welcher  die  Kreise  M  und  ÜJ^  von  innen  und  den  I 
m  von  aussen  berührt. 

5)  Die  Mittelpunkte  MT^  und  WT*  erhält  man  durch  ge 
Verbindung  der  erhaltenen  Berührungspunkte  mit 
Mittelpunkten  der  drei  gegebenen  Kreise.  Es  sehne 
sich  nnndich  von  diesen  sechs  geraden  Verbindungsl 
jedesmal  drei  zusammengehörige  in  einem  und  dei 
beo,  der  inneren  Axe  angeburigeu  Punkte. 


weiekir  drei  gegthene  KrtUt  äeHU^L 


fr 


5.  21. 


Alf  gleiche  Weise  (wie  in  §.  20.)  geschieht  die  Auflösung, 
«eoD  das  Verlangen  gestellt  wird,  die  Kreise  üf  und  m  gleich- 
|irtig  Dod  den  Kreis  ^  ungleichartig  oder  die  Kreise  SR  und  m 
IJkicbartig  und  den  Kreis  JU  ungleichartig  zu  berühren. 


§   22. 

Bei  der  in  §.  19.  gegebenen  Auflosung  fiir  gleichartige  Berfih- 
dreier  Kreise  genügt  die  Bestimmung  von  nur  zwei  äusseren 
inlichkeltskreisen ,   etwa  der  Kreise  a  und  %,   weil  sich  schon 
zwei  solcher  Kreise  die  äussere  Axe  bestimmen  lässt. 

Ebenso  genügt  die  Bestimmung  nur  eines  Poles  der  Beruh- 
lunkte,    etwa  des  Poles  $,   weil»   hat  man  die  zugehörigen 
li  conjugirten  Berührungspunkte  S9',  Sß^  gefunden,  die  übrigen 
ttt  sieb  mit  Hülfe  des  §.  2.  leicht  finden  lassen. 

Man  verbinde  nämlich,  wenn  die  Berührungspunkte  93'  und 
Pl'iiekannt  sind,  diese  Punkte  mit  dem  zugehörigen  äusseren 
Irilnlichkcitspunkte  a,  so  schneidet  die  gerade  Verbindungslinie 
M'  Kreis  M  in  den  Berührungspunkten  B'  und  B^  und  die  ge- 
lle Verbindungslinie  dieser  Berührungspunkte  mit  dem  zu  M  und 
i|p»hurigen  äusseren  Aehnlichkeitspunkt  %  schneidet  den  Kreis 
in  den  Berührungspunkten  b'  und  ö^. 

Man  macht  hiervon  mit  Vorthcil  Anwendung,  wenn  die  Be- 
hmngspole,  wie  P  und  p  (Taf.  V.),  über  die  Grenze  des  Papiers 
naosfallen. 

§.  23. 

Auch  bei  ungleichartiger  Berührung  (Taf.  VI.)  genügt  die  Be- 
immung  nur  eines  Poles  dej^Berührungspunkte  (vergleiche  {.  22.), 
eil,  hat  man  zwei  conjugMe  Berührungspunkte  gefunden,  die 
irigen  vier  sich  mit  Hülfe  des  §.  4.  leicht  ergeben. 


§.  24. 

Hat  man,  sowohl  für  gleichartige,  als  ungleichartige  Beruh» 
iBg,  zwei  conjugirte  Berührungspunkte  gefunden,  so  ergeben  sich 
■ch  die  Mittelpunkte  der  conjugirten  Berührungskreisa  alsbald. 


324      Kerz:    Ueäer  die  Aufgabe,  einen  Kreis  %ü  öeschreiöen, 

wenn  man  die  gefundenen  Berührungspunkte  mit  dem  Mittelpunkte 
des  zugehörigen  Kreises  dnrch  gerade  Linien  verbindet  und  diese 
verlängert  bis  zu  ihrem  Durchschnitt  mit  der  zugebürigen  äusse- 
ren oder  inneren  Axe. 

Von  den  in  diesem  und  den  beiden  vorhergehenden  Paragra- 
phen  ervväbnten  Abkürzungen  wollen  wir  bei  der  Auflosung  nach« 
folgender  Aufgaben  Gebrauch   machen. 

§.  25. 

Aufgabe.    Es  sind  drei  Kreise  ^,  31  und  m  (Taf.  VII.),  deren 
Mittelpunkte  in  einer  geraden  Linie  liegen,  gegeben ;  man  soll  einijf^  V 
Kreis  VH  beschreiben,    der  die  drei  gegebenen  gleichartig  berührt  \^ 


m 


Auflösung.     Man  bestimme: 

1)  die  äussere  Aehnlichkeitsaxe.  Dieselbe  f^llt  in  vorlie- 
gendem Falle  ganz  mit  der  Richtung  der  in  Einer  Linie 
liegenden,  den  gegebenen  Kreisen  zugehörigen  Centra- 
len zusammen,  und  es  genügt  die  Bestimmung  von  zwei 
äusseren  Aehnüchkeitspunkten  a  und  ^. 

2)  Zu  den  Tangenten  aX'  und  aT ,  sowie  zu  %t'  und  ^V 
suche  man  die  mittleren  Proportionalen  aZ'  und  %iS!'  und 
beschreibe  mit  denselben  als  Halbmesser  die  äusseren 
Aehnlichkeitskreise  a  und  '9. 

Diese  Aufgabe  unterscheidet  sich  nun  von  der  in  §.19. 
gestellten,  auf  Taf.  V.  bezüglichen  Aufgabe  dadurch,  dass 
sich  dort  die  beiden  Aehnlichkeitskreise  schneiden,  hier 
nicht. 

3)  Zu  den  beiden  Aebnlichkeitskreisen  suche  man  die  Linie 
gleicher  Potenzen,  d.  i.  die  äussere  Axe  0,0^.  lege  von 
ihrem  Hauptpunkte  O  eine  Tangente  00'  an  einen  der 
Aehnlichkeitskreise  und  beschreibe  mit  derselben  einen 
Kreis,  nämlich  den  Uauptkreis  der  äusseren  Axe  (§.  11.3)). 

4)  Zu  diesem  Hauptkreise  (A  und  einem  der  gegebenen 
Kreise,  etwa  dem  Kreise  9J?,  suche  man  die  Linie  gleicher 
Potenzen,  resp.  deren  Durchschnitt  $  mit  der  äusseren 
Aehnlichkeitsaxe,  so  hat  man  den  Beriihrungspol  $  für 
diesen  Kreis  9}?;  und  die  von  diesem  Pol  an  den  Kreis 
SW  gelegten  Tangenten  bestimmen  dann  zwei  conjugirte 
Berührungspunkte  93'  und  93^. 

5)  Man  verbinde  jeden  der  Berührungspunkte  mit  dem  Mit- 
telpunkte ^   und    verlängere    die    Verbindungslinien   bis 


'  mdicker  drei  fepebene  KreHe  berükrL  SM 

dKe  Simsere  Axe  0,0„  in  den  Punkten  IR^  und  UP,  d.  i. 

in  den  Mittelpunkten  derjenigen  Kreise  geschnitten  wird» 
welche  beide  der  Aufgabe  genügen. 

6)  lUie  zwei  Paar  andere  Berührungspunkte  B'  und  B^^ 
sowie  h'  und  //^^  ergeben  sich  dann  durch  die  Verbindung 
der  gefundenen  Mittelpunkte  VÜ^  und  VP  mit  den  Mittel- 
punkten der  gegebenen  Kreise  M  und  m. 

§.  26. 

Aufgabe.  Es  sind  drei  Kreise  m,  M  und  9R  (Taf.  Vlll.),  deren 
itelponkte  in  einer  geraden  Linie  liegen «  gegeben;  man  söU 
en  Kreis  Dt  beschreiben,  der  zwei  der  gegebenen  Kreise,  etwa 
und  9ff,  gleichartig  und  den  dritten  Kreis,  also  m,  ungleich- 
ig  berührt. 

Auflösung.    Man  bestimme: 

1)  die  dem  ungleichartig  zu  berührenden  Kreise  zugehörige 
innere  Aehnlichkeitsaxe  und  es  genügt  die  Bestimmung 
der  inneren  Aehnlichkeitspunkte  3  und  J. 

2)  Zu  den  Tangenten  J®'  und  Jg" ,  sowie  zu  3^'  und3C 
suche  man  die  mittleren  Proportionalen  JH"  und  33$''^  und 
beschreibe  mit  denselben  als  Halbmessern  die  inneren 
Aehnlichkeitskreise  J  und  3. 

3)  Zu  diesen  beiden  Aehnlichkeitskreisen  suche  man  die 
Linie  äquidifferenter  Potenzen,  d.  i.  die  innere  Axe  QfQ,,, 
und  beschreibe  aus  ihrem  Hauptpunkte  Q  mit  QTi"  (^^QW") 
[nämlich  mit  der  geraden  Verbindungslinie  des  Haupt- 
punktes Q  und  des  Endpunktes  'ß"  0^'")  des  auf  der  in- 
neren Aehnlichkeitsaxe  senkrecht  stehenden  Halbmessers 
des  inneren  Aehnlichkeitskreises  J  (3)]  als  Halbmesser 
einen  Kreis,  d.  h.  den  Hauptkreis  der  inneren  Axe. 

4)  Zu  diesem  Hauptkreise  und  einem  der  gegebenen  Kreise, 
etwa  dem  Kreise  M,  suche  man  die  Linie  gleicher  Po- 
tenzen, resp.  deren  Durchschnittspunkt  P*  mit  der  inne- 
ren Aehnlichkeitsaxe  3«/,  so  hat  man  den  Berührungspol 
P'  für  diesen  Kreis  M.  Die  von  diesem  Pol  an  den 
Kreis  M  gelegten  Tangenten  bestimmen  dann  zwei  con- 
jugirte  Berührungspunkte  B^  und  B\ 

5)  Man  verbinde  jeden  der  Berührungspunkte  mit  dem  Mit- 
telpunkte M  und  verlängere  die  Verbindnngslin^n,  bis 
die  innere  Axe  Q,Qf,  in  den  Punkten  Dt'  und  Ht^,  d.  i; 


916       lier%:    Deder  die  An/jfo^,  einen  Kreis  sir  beackreiben, 

in  d^D  Mittelpunkten  derjenigen  Kreise  geschnitten  wird, 
welche  beide  der  Aufgabe  genügen. 

6)  Die  zwei  Paar  andere  Berflhrungspunkte  9'  und  9^,  so 
wie  6^  und  b^^  ergeben  sich  dann  durch  die  Verbindung 
der  gefundenen  Mittelpunkte  Vl^  und  Dt^  mit  den  Mittei- 
punkten  der  gegebenen  Kreise  Wi  und  m. 

§•  27. 

Liegen  die  Mittelpunkte  M,  ÜJ^,  m  der  drei  gegebenen  Kreise  '* 
nicht«  wie  in  Aufgabe  §§.  *25.  und  26.»  in  einer  geraden  Linie,  so  i 
kann,  wenn  die  Auflösung  vollständig,  nämlich  die  Bestimmung  \ 
der  acht  Berührungskreise  erfolgen  soll,  die  in  den  §§.  19.  und  20l  j. 
gegebene  Auflösung  durch  folgenden  Satz  eine  Abkürzung  erleideo.  . 

§.  28. 

8äromtliche  vier  Axen,  nämlich  die  äussere  Axe  und  die  drei'' 
inneren  Axen,   schneiden  sich  in  einem  Punkte  und  zwar  in  dem 
Potenzcentrum  der  drei  gegebenen  Kreise. 

Um  diese  Behauptung  einzusehen,  nehme  man  in  Betracht, 
dass  jedesmal  zwei  conjugirte  Berührungspunkte  mit  dem  Potenz* 
centrum  in  einer  geraden  Linie  liegen.  Man  verbinde  nun  zwei 
conjugirte  Berührungspunkte,  etwa  53'  und  33^  (Taf.  V.),  mit  dem 
Potenzcentruni  ^  durch  eine  Gerade  und  verlängere  sie  bis  zu 
ihrem  Durchschnitte  93  des  Kreises  Itl^;  alsdann  verbinde  man  S5 
mit  W,  «'  mit  W,  ^  mit  m^  und  ii  mit  MI^.  g^  igt: 

W.  l!|2©Q32  =  |!|2J82g3 
und  W.  3J?5ö'582=:Sjy^q32Q9' 

Es  ist  aber  W.  ^258253  =  SSIW^' 


daher  auch  W.  M^^^B^^aWiB'«« 

also  ini93'  II  Ml^jß. 

Da  aber  diese  Parallelen  Vd^^'  und  M^^  die  in  entgegenge- 
setzter Richtung  liegenden  Halbmesser  zweier  Kreise  Ml^  und  MI* 
sind,  so  liegt  bekanntlich  auch  in  der  Verbindungslinie  ^'?ß  ihrer 
Endpunkte  der  innere  Aehnlichkeitspunkt  dieser  Kreise  VX^  und  Ot^. 

Verfährt  man  ebenso  mit  einem  anderen  Paare  conjugirter 
Berührungspunkte 9  etwa  mit  6'  und  6^  des  Kreises  7«,  verbindet 
sie  nämlich  mit  dem  Potenzcentrum  ii  durch  eine  Gerade  und 
verlängert  diese,  bis  VX^  in  6  geschnitten  wird  etc.;    so  ergiebt 


m0ieker  drei  §e§€benß  Kreite  öerükrL  997 

•ich»  d«M  der  indere  Aehnlichkeitspunkt  der  Kreise  IH^  und  IIP 
taeh  in  der  Geraden  b'b  liege;  mitbin  liegt  der  innere  Aehnlich- 
keitspunkt  beider  conjogirten  Kreise  in  dem  Durchschnitte  der 
Linien  S'$  und  b'b. 

Es  ist  aber  dieser  Durchschnitt  das  Potenzcentnim  £  der  Kreise 
M,  92  und  m;  daher  ist  auch  das  Potenzcentnim  £  dieser  drei 
Kreise  zugleich  der  innere  Aehniichkeitspunkt  der  beiden  conju- 
girten  Kreise  Vl^  und  TXt^,  welche  sie  gleichartig  berühren,  und 
die  gezogenen  Linien  Vl^ii  und  VP^  fallen  in  eine  Richtung  zu- 
sammen,  d.  h.  das  Potenzcentrum  £  ist  ein  Punkt  der  äusseren  Axe. 

Auf  gleiche  Weise  findet  sich  bei  ungleichartiger  Berührung 
(Taf.  VL),  dass  das  Potenzcentrum  £  auch  der  innere  Aehniich- 
keitspunkt der  beiden  conjugirten  Kreise  Vl^  und  Ut^,  also  ein  Punkt 
der  zu  dem  ungleichartig  berührten  Kreise  m  gehurigen  inneren 
Axe  ist.  Und  ebenso  ergiebtsich,  dass  das  Potenzcentrum  £  auch 
ein  Punkt  derjenigen  inneren  Axen  ist^  die  den  ungleichartig  be- 
rührten Kreisen  ^  und  M  angehören. 

Das  Potenzcentrum  £  ist  mithin  der  innere  Aehniichkeitspunkt 
der  vier  Paar  conjugirter  Beruhrungskreise,  d.  h.  ein  Punkt  der 
rier  Axen  und  daher  ein  gemeinschaftlicher  Durchschnittspunkt 
derselben. 

§.  29. 

Liegen  daher  die  Mittelpunkte  der  drei  gegebenen  Kreise 
nicht  iu  einer  geraden  Linie,,  so  kann  man  auch  zur  Bestimmung 
der  Axen  das  Potenzcentrum  aufsuchen  und  von  diesem  auf  die 
bezuglichen  Aehnlichkeitsaxen  Senkrechte  fällen. 

Für  solche  Fälle  kann  dieses  Verfahren,  namentlich  wenn  es 
sieb  um  Bestimmung  sämmtlicher  acht  Berührungskreise  handelt, 
als  Abkürzung  gelten^  unbeschadet  der  Allgemeinheit  der  gege- 
benen Auflösung  für  jede  Lage  der  Mittelpunkte. 

§.  30. 

Das  in  den  §§.  25.  und  '26.  in  Bezug  auf  die  Berührung  dreier 
Kreise  gegebene  Verfahren  ist  nicht  allein  allgemein  in  Bezug 
auf  die  Lage  der  Mittelpunkte»  sondern  auc*h  in  Bezug  auf  die 
GruMe  der  Halbmesser  der  gegebenen  drei  Kreise,  nämlich  auch 
noch  dann  anwendbar,  wenn  die  Halbmesser  derselben  unendlich 
gross  oder  unendlich  klein  werden,  d.  h.  die  gegebenen  Kreise 
in  ferade  Ldnieo  oder  in  Punkte  übergehen. 


ms  Sturm:   Veber  die  eUmenUare  ßereekmtng 

Da  indessen  die  allgemeine  AuflOsang  sich  aof  Bestimmang 
der  Achnlichkeitsazen«  der  Aehnlichkeitskreise ,  der  Linien  gleicher 
Potenzen  etc.  grUndet,  sosoll  nunmehr  untersacht  n^erden ,  welche 
Lage  diese  verschiedenen  Linien  einnehmen,  wann  die  Halbmes- 
ser der  drei  gegebenen  Kreise  zum  Theil  oder  alle  unendlich 
gross  oder  unendlich  klein  werden. 

(Die  iweite  Abtheilang  dieser  Abhandl.  folgt  in  eioeni  der  nächiten  Hefte.) 


XVI. 


lieber   die    elementare   Berechnung    der    briggischen 

Logarithmen. 


Von 


Herrn  Joh.   Bapt,  Sturm, 

gepröftem  Lehramts -Candidaten  zu  Rottenburg  in  Nieder-Baiern. 


Bekanntlich  stützt  sich  die  elementare  Berechnung  der  briggi- 
schen Logarithmen  auf  den  Satz:  „Wenn  C  die  mittlere  geome- 
trische Proportionale  von  A  und  B  ist,  so  ist  Log.C  die  mittlere 
arithmetische  Proportionalzahl  zu  den  Logarithmen  von  A  und  B/^ 
Das  geometrische  Mittel  aus  zwei  Zahlen  ist  nämlich  immer  klei- 
ner als  wie  diese,  und  dadurch  ist  es  möglich,  jede  beliebige 
Zahl  als  die  Gränze  anzusehen,  der.man  sich  immer  mehr  nähert, 
je  mehr  man  die  Operation  des  geometrischen  Mittels  fortsetzt. 
In  dem  Lehrbuche  der  Zahlenlehre  und  Algebra  von  J.  B.  Weigl, 
das  ich  vor  mir  habe,  ist  auf  diesem  Wege  der  briggische  Loga* 
rithmus  von  3  berechnet,  wobei  27  Mal  düs  geometrische  Mittel 
gesucht  und  am  Schlüsse  mit  Recht  die  Bemerkung  hinzugefügt 
wird:  „Aus  dieser  Berechnung  mag  man  sich  einen  Begriff  von 
der  unendlichen  Mühe  machen,  welche  die  Er6nder  der  Logarith- 


der  Mpgiseken  Lopariihmen.  229 

men  hatten»  am  die  Logarithmen  ßlr  alle  Zahlen  zu  finden." 
Diese  fast  ungeheure  Schwierigkeit  in  der  Ausrechnung  der  Lo- 
garithmen auf  besagtem  Wege  verschwindet  jedoch  zum  grossen 
Theile,  wenn  man  die  äussere  Form  des  Verfahrens  modifizirt 
dadurch  y  dass  man  systematischer  zu  Werke  geht.  Analysirt 
man  nämlich  dieses  Verfahren,  so  läuft ^es  dem  Wesen  nach  auf 
nichts  anderes  hinaus,  cols  den  briggischen  Logarithmus  einer 
Zahl  in  der  Form  eines  systematischen  Bruches  darzustellen,  des- 
sen Basis  die  Zahl  2  ist.  In  mathematischer  Zeichensprache  aus- 
gedruckt,   lautet  dieses  so: 


Log.a:  =  a  +  25  +  2^+2^  +  .... 


und 


a:  =  10«.10*".10*^l(P^.... 


wo  durch  X  eine  beliebige  Zahl,  durch  a  die  Kennziffer  und  durch 
die  Bruchreihe,  in  welcher  selbstredend  er,  /?,  j^....  der  Grösse 
nach  zunehmende  ganze  Zahlen  bedeuten,  und  jedes  Glied  grös- 
ser als  die  Summe  aller  nachfolgenden  ist,  die  Mantisse  des  Lo- 
garithmus vorgestellt  wird.  Hieraus  ersieht  man  aber  auf  der 
Stelle,  dass  es  bei  der  Berechnung  der  briggischen  Logarithmen 
im  Grunde  blos  darauf  ankömmt,   für  die  Potenzen : 

1         -L         1.         i- 
10^,    10^",    10*',    10*',.... 

die  Werthe  zu  finden,  was  sehr  leicht  durch  fortgesetztes  Qua- 
dratwurzelausziehen geschehen   kann,    ich  habe  nun  vor  Kurzem 


diese  Werthe  bis  auf  den  von  10*'  einschliesslich  berechnet  und 
zwar  In  10  Dezimalen,  und  theile  sie  hier  in  einer  Tafel  *)  mit, 
wobei  ich  jedoch  nicht  gut  stehen  kann,  ob  nicht  hie  und  da  die 
letzte  Ziffer  fehlerhaft  ist.  Das  Prinzip  der  Rechnung  war  näm- 
lich folgendes.  Bezeichnet  a  irgend  einen  durch  Quadraiwurzel- 
ausziehen  erhaltenen  Werth  in  10  Dezimalen,  so  kann  der  wahre 

Werth  durch  (a  +  j5)  ausgedruckt  werden,  wo  ß^T^  Ist«    Zieht 

man  nun  auf's  Neue  aus  (a-f  |3)  die  Quadratwurzel  aus,  so  kann 
diessj  da  ß  unbekannt  ist,  nur  dadurch  geschehen,  dass  man  aus 
a  die  Quadratwurzel  zieht;  man  begeht  dabei  wohl  einen  Fehler, 
allein  es  ist  leicht  zu  bestimmen,    auf  die  wievielte  Dezimalstelle 


*)  Sielie  am  Ende. 


.•1 


230  Sturm:   üeber  die  eiementare  Berechnung 

von  Va  er  einen  Einfluss  habe.    Bezeichnet  man  nämlich  diesen 
Fehler  durch  ^^  so  ist 


und 


oder 


V(«+/3)  =  V«  +  ^ 


^=V(a  +  jS)~V« 


^=  ^ 


Da  nun   /5<]mö  und  immer  V(«  +  /3)  +  Va>2  ist,    so   hat  man 

offenbar  auch: 

l 


^< 


10  lö 


Der  Werth  von  d  hat  also  einen  Einfluss  nur  auf  die  Ute  Dezi- 
malstelle des  Werthes  von  Vcc,  wenn  dieser  in  10  Dezimalen  be- 
rechnet wird,  wobei  es  sich  nun  ereignen  kann,  dass  durch  eben 
diesen    Einfluss  auch   die   lOte  Dezimale  von  Vf^  verändert  wird. 

Ueber  die  Anwendung  der  Tafel  selbst  habe  ich  nur  Folgen- 
des zu  bemerken.  Wollte  man  z.  B.  den  briggischen  Logarithmus 
von  5  berechnen,  so  ist  das  Verfahren,  das  sich  in  allen  Fällen 
gleich  bleibt,   einfach  dieses. 

Da 

i     i.    ii 

I)  5=:10«.10^".102^.102^... 

sein  soll,  so  ist  vor  Allem  klar,  dass  a=rO  ist;  nun  suche  man 
in  der  Tafel  in  der  Reihe  B.  jenen  Werth,  welcher  kleiner  als 
die  Zahl  5  ist,  aber  dieser  am  nächsten  kommt;  er  ist  3,162'2776604, 
und  ihm  entspricht  iu  der  Keihe  A.  der  Werth  a  =  l;  mit  jenem 
in  der  Reihe  B.  gefundenen  Werthe  dividire  man  hierauf  in  5  (der 
Quotus  sei  =^).  wodurch  die  Gleichung  I)  übergebt  in  diese: 

II)  ^  =  10<10^^... 

Auf  diese  Gleichung  kann  man  das  so  eben  gebrauchte  Ver- 
fahren neuerdings  anwenden,  und  dadurch  ß  finden.  Auf  diese 
Weise  fährt  man  fort,  bis  man  endlich  auf  einen  Qu^ieriten  kommt, 
der  kleiner  als  der  kleinste  in  den  Tafeln  ist;  die  Rechnung  wird 
jetzt  abgebrochen,  da  der  Logarithmus  von  5  bereits  in  10  Dezi- 
malen bestimmt  ist.  Dieser  ist,  wie  von  selbst  einleuchtet,  durch 
die  Gleichung: 


aer  Mp§ii€kem  log^triikmm.  231 

gegeben«   da  a,  ß^  y,...  durch  die  im  Vorigen  angegebene  Ope- 
ration bestimmt  ivorden  sind. 

Für  die  wiricliche  Ausführung  der  Divisionen  ist  aber  noch 
folgendes  Raisonnement  nothwendig.  Werden  zwei  beliebige  Zahl- 
werthe ,  von  denen  der  eine  durch  den  andern  dividirt  werden  soll, 
and  die  in  10  Dezimalen  gegeben  sind,  durch  a  und  </  bezeich- 
net,   so  sind  die  wahren  Werthe  beziehlich  (cc-t-ß)  und  (a'-f /?')> 

wo  dann  ß  und  ß'  kleiner  als  tqiö  sind.     Der  Fehler,    den  man 

bei  der  Division  dadurch  begeht,  dass  statt  der  wahren  Werthe 
(a+ß)  and  (ctf  ■{■  ß')  die  nur  bis  auf  10  Dezimalen  berechneten  a 
ond  a'  genommen  werden,   ist  nun  durch  die  Gleichung: 

ct  +  ß       a 

?7  =  r/  +  ^ 


gegeben,  wo  J  den  eben  erwähnten  Fehler  bezeichnet.     Hieraus 
ergibt  sich: 

a'ß  -  aß' 


d  = 


«'(«'+^0 


Da  o  und  a'  weder  gleich  noch  grosser  als  10  sind,  so  wird 
jedes   der  Produkte  a*ß  und  aß' ,    also  auch  der  absolute  Werth 

der  Differenz  (a'ß — aß*),  den  Werth  von  ^r^  niemals  überschrei- 
ten, woräns  folgt,  dass  der  Fehler  d  immer  kleiner  ist  als  tttiö' 
indem  nämlich   das   Produkt  a'{a!  -{-ß')  immer  grosser  als  1  ist. 

Aus  Vorstehendem  ist  klar,  dass  die  Herechnung  der  briggi- 
schen Logarithmen  für  alle  Zahlen  in  10  Dezimalen  sich  zurück- 
fuhren lässt  auf  33  in  der  Form  von  -q^  sich  darstellende  Loga- 
rithmen. Die  Anzahl  der  Divisionen  ist  im  allcrungünstigsten  Falle 
höchstens  33.  Ein  geübter  Rechner  dürfte  auf  diesem  Wege  nun 
nicht  viel  langsamer  das  Ziel  erreichen,  als  auf  dem,  welchen  die 
Analysis  gibt,  wo  man  von  langen  Rechnnngen  gerade  auch  nicht 
frei  ist,  und  die  briggischen  Logarithmen  nur  mittelbar  findet  in- 
soferne,  als  sie  nur  die  natürlichen  direkt  gibt,  aus  denen  erst 
durch  eine  Multiplikation  mit  dem  Modulus  die  briggischen  gewon- 
nen werden.  Unstreitig  ist  aber  der  Berechnung  durch  Reihen, 
welche  die  Analysis  gibt,  vorzuzielien  jene  Art,  die  der  vorigen 
Umlich  ist  und  darin  besteht,  dass  zuerst  die  Potenzen: 


Igt  Sturm:  rtifrd/eHtmnt.ttr«tM.ätr»rtttltettmUfmrtt»mti 


ja-'. 

10*      10! 

JOV^. 

lO'^.   10' 

lOüT^ 

,  loräs,  10" 

n.  •.  r. 

barechDet  werdvii,    dereo   Annhl  81  Ist,    wenn   zehndesiini 
Loguldimeii  gerordart  lind. 


A 

B 

A 

B 

1 

1 

3,mirtpmi 

lO«" 

l,0Q00O67836 

10.'= 

1,778-2794140 

„.f 

1,0000043917 

loi^ 

1,3333214336 

lO."*^ 

1,0000021958 

J 

UU78ig853 

10.7 

1,0000010978 

J 

1,0746078386 

10.7 

1,0000005488 

10>" 

1 

1,0366329285 

10.7 

1,0000002743 

10»" 

1,0181517217 

107 

1,0000001271 

10.^ 

1,0090350448 

10«" 

1,0000000085 

10«' 

1,0015073642 

107 

1,0000000342 

10.7 

1,00^2511482 

10«^ 

1,0000000170 

10."^ 

1,0011249413 

lO»"" 

1 

1.0000000084 

io.y 

1,0005623125 

10"" 

1,0000000041 

10.7 

1,0002811167 

10.7 

1.0000000020 

10." 

1,0001403484 

10.-^ 

1,0000000009 

10.^ 

1,0000702717 

lof 

1,0000000004 

10."^ 
1 

1,0000351332 

10«^ 

1,0000000001 

,10." 

1,0000175674 

MiMceUen.  3SS 


Miscellen. 


Von    dem     Heraotgeber. 

Aufgabe. 

Die  Lage  eines  gegebenen  Dreiecks  ABC,  dessen 
den  Winkeln  A»  B,  C  gegenüberstehende  Seiten,  wie 
gewuhnlichy  durch  a,  b,  c  bezeichnet  werden  sollen^ 
gegen  eine  gegebene  Ebene  so  zu  bestimmen,  dass 
seine  Projeetion  auf  dieser  Ebene  ein  gleichseitiges 
Dreieck    ist. 

Auflösung. 

Man  lege  die  Spitze  C  des  Dreiecks  ABC  in  die  Projections- 
ebene  und  bezeichne  die  Neigungswinkel  der  Seiten  a=zBC  und 
b=zCA  gegen  die  Projectionsebene,  indem  man  diese  Winkel 
absolut  nicht  grosser  als  90^,  aber  positiv  oder  negativ  nimmt, 
jenachdem  die  entsprechenden  Seiten  über  oder  unter  der  Projec- 
tionsebene  liegen,  respective  durch  q)  und  i/;;  so  hat  man  nach 
den  fiedingungen  der  Aufgabe  zunächst  offenbar  die  Gleichung 

1)  a  cos  gp  =  6  cos  tji* 

Femer  aber  hat  man  nach  den  Lehren  der  sphärischen  Tri- 
gonometrie die  Gleichung 


cosC^cos(90o^(p)cos(900--.f;) 

sin (900— g)) sin (900-1/;)         -«^sw  ^srndlT— „ 


also 


cosC — sing?  sin  gf;      , 

cos  (p  cos  il)  '  * 

oder 

2)  cos  C=:  sin  gp  sin  tf;  -f  i  cos  q>  cos  'iff. 

Ans  der  Gleichung  1)  erhält  man: 

Thell  XXIV.  16 


3)  C08^=:rC089>9 

also^  wenn  man  dies  in  die  Gleichung  2)  einfttlirt  and  dann  i 
bestimmt : 

26co«  C—a  cos  0)* 
^  ^  26  sin  9 

Folglich  hat  man  nach  3)  and  4)  aar  Bestimmung  von  q>  die  Gleich 

(26cosC7— gcosy^^  ^  g^cosy* « 

oder 

6)  (26  cos  C —  a  cosy)^  +  4a*sin  qflcos  q>^=  46*sin  9*, 
die  man  nach  leichter  Entwickelung.  auf  die  Form 

.      4(aa  +  6a— fl6co8C)     '  46«.^ 

7)  C0S9*— -^ 3^5 ^co89«=-3^ainC» 

bringt    L5st  man  diese  Gleichung  wie  eine  quadratische  Gleicl 
auf»  so  erhält  man  zuvörderst  sehr  leicht: 


^^         2(a^H-6»^a6cosC) 
Icosip« 5-= P 


3o« 

_  4{g^  +  6^— a«6«--2fl6(a«+6a)cos  C+4a^6acos  C«> 
"  9a* 

oder,    weil 

2abcosC=a^+b^  —  c^ 

ist,   wie  man  leicht  findet: 

.         ^     a*+6^  +  c2        4(a*  +  64+c*— a26*— 6«c«— c«a2) 

also: 

«     a«+6«+cadb2  V  aH^Hf*-  a262-62c2-c«tt« 
8)    cos  9-«= g^ä 

Weil  aber 

(a«  -  6«)«+(6«— ca)«+(ca— a«)«=2(a*'+64+c*— a«6«--62c«-c 

ist^  so  kann  man  vorstehende  Formel  auch  schreiben: 

ttx          o     a^+6^+cgJ:  V  21(ag-6g)g+(6^-cgrH(c^-«^)^) 
y;  cosfp  —  Q~2 ~ 1 

woraus  zugleich  erhellet,    dass  die  Wurzeigrusse  immer  reell 
Weil  das  Product 


MUeeiiem. 


S36 


und 


X{  a«  +  6«  +  c«— 2  V  a*  +  6*  +  c*— a262—  Ä^c^'— c«a«| 
=  («^  +  Ä^  +  c«)2— 4(rt4  +  6*  +  6-4  -  a2^2—  6*0*—  c2a«) 
= 3  (2a«62  +  26*62  +  2c«o2—  a*  —  6* — c*) 


^      AaH^  -  (gg  +  6*  -  c*)*     2a«6*+26gc«+2c*ag— a^~6^— c* 
^    ""  4a262  "^  4o«6«  ' 

also  obiges  Product  =  12a^62sin  C^,  folglich  stets  positiv  ist,  so 
haben  die  beiden  Werthe,  welche  die  Formel  8)  für  cosg)*  lie- 
fert« immer  gleiche  Vorzeichen ;  und  da  nun  das  obere  Vorzeichen 
üffenbar  immer  einen  positiven  Werth  liefert,  so  liefert  auch  das 
p  ntere  Zeichen  stets  einen  solchen  Werth,  und  die  Formel  8) 
oder  9)  liefert  daher  für  cos^*  immer  zwei  positive  Werthe. 

Weil  nach  dem  Vorhergehenden 

«*+ 6*+  c* — a«62  -  b^c^--  d^a^  =  0*6« + 6*0«  +  c^a^  ~  4a«^«sin  C« 

Ist,  so  kann  man  auch  setzen : 


10)     cos  9«  = 


aHbHc^±^VaHHb^cHc^a^-^aHH\nC^ 

3o2 


Weil  der  absolute  Werth  von  9  nicht  grosser  als  90^  ist,  so 
ist  cos 9>  stets  positiv,   und  daher  nach  9): 


U)    C08(p= 


aV3 


iD  welcher  Formel  man  aber  97  positiv  und  negativ  nehmen  kann. 
Hat  man  q)  mittelst  dieser  Formel  bestimmt,  so  ergiebt  sich  1/;, 
das  ebenfalls  seinem  absoluten  Werthe  nach  nicht  grösser  als  90^ 
ist,  aber  auch  positiv  und  negativ  sein  kann,  mittelst  der  For- 
mel 4),  nämlich  mittelst  der  Formel 


12) 


sin  t/;  = 


26  cos  C  —  a  cos  <p* 


26  sin  q) 
ohne  alle  Zweideutigkeit,  indem  imGegentheil  die  Formel  3),  nämlich 


13) 


a 


C0S^  =  tC0S9, 


esimentschieden  lässt,  ob  man  1^  positiv  oder  negativ  zunehmen  hat. 

Zu  bemerken  ist  hierbei  nun  aber  noch  ganz  besonders,  dass, 
^ean  die  Berechnung  der  Winkel  q>  und  1/;  mittelst  der  Formeln 


236  Miscellen. 

11)  und  12)  wirklich  möglich  sein  soll,  die  Werthe,  welche  diese 
Formein  für  cos  9  und  sinof;  liefern ,  absolut  genommen ,  die  Ein- 
heit nicht  übersteigen  dürfen. 

Wäre  nun 

«2+62+0«— 2  V^a4+6*+c*--a262— 62c2_c2a2>  80«, 
Ko  wäre 

6«  +  c2—  2o2  >  2  Va*  +  6*  +  c* — a%^ — bH^--  c^cfl, 

also  6*  +  c2 — 2a2  positiv,   und  folglich 

(6«  +  d^^2a^)^  >  4  (a*  +  6*  +  c*  —  a«^«-  6%«— c^a«), 

woraus  sich,  wenn  man  die  Grössen  auf  beiden  Seiten  des  Zei« 
chens  gehörig  entwickelt  und  dann  aufhebt,  was  sich  aufheben 
lässt,   leicht  ergiebt: 

0>364  +  3c*— 662c2,   also  0>3(6«— c«)«, 

fi^as  offenbar  ungereimt  ist.    Daher  ist  immer 

a«  +  6« + c«  -  2  V"^*T6H-  c*  ~  a262—  Ä^c«— c^a«  <  3a^ 
also 

a2  +  62^c2_2VQ4.f  64-t-c4~a262— 62c2— 6*2^ 

od^r 

g^  +  62  +  c2  ^  V2{  (gg--  62j2  +  (62-  c^)^  -f-  (c^  _  ^2^21 

3a2  ~<^ 

Wäre  ferner 

g2  +  62  +  6*2 + 2  V^g*  +  6*  +  c*  —  g2^2  _  ^2^2  _  ^2^^  3^2^ 
so  wäre 

62  +  c2 ~ 2g2  <;  —  2  V"g*  +  6*  +  d^^a^b^^bH^  -  c2g2, 
also   62  +  c2  — 2a2   negativ,   und 

2a2_ 62_c2>  2  yfa!^  +  6^  +  c*—  g262  -  b'^c^—c^a^, 
folglich 

(2g2  -  62  -  c2)2  >  4  (g4 + 6*  +  c*  —  «2^2  _  ^2^2      c2a2) 
oder 

(62  +  c2  -2a2)2>  4(g4  +  64  +  c*— g262— 62c2— c2a2), 

woraus  ganz  wie  vorher 


MUceUen.  fiS7 

0>36*  +  3c*— 66«c«,   al«o  0>3(6«— c«)a 
folgt,  was  wieder  ungereimt  ist.    Daher  ist  immer 


abo 


oder 


Folglich  darf  man  nar  setzen: 


14)    C08(p= ^;^;;3 f 

[    nad  mittelst  dieser  Formel  lassen  sich  auch  immer  zwei  Werthe 
f    foa  9  finden,  die,  absolut  gleich,   dem  Zeichen  nach  aber  entge- 
gengesetzt sind. 

Aos  dieser  Formel  ergiebt  sich: 

cos  t =^cos  9  = ^^3 » 

welcher  Ausdruck  natürlich  ganz  eben  so,  wie  vorher  der  Ausdruck 

aV3  ' 

immer  kleiner  als  die  Einheit  ist.     Also  ist! 

pcos^^^;!, 
und  weil  nun  nach  5) 


(26  008  C  —  a  cos  y^)^      a*cos<p*_  . 


also 


(26  cos  C—a  cos  9*)«      -      «*  „ 
W^T^ =l-pcos<)p« 

Wt,  so  ist  der  absolute  Werth  Ton 

26  cos  C—  acQsy* 
26sio9 


stete  kleinefr.  tis  idieBiaheit,  und' Bin ^' daher <iiiiittU0t  der  For 
mel  12)  immer  ohne  olle  Zweideutigkeit  bestimmbar, 

Dasa  ich  bei  der  vorhergebenden  Isleinen  Dnterauebang  die 
Fälle,  wo  eine  oder  die  andere  Grtoaei  welche!  kleiner  oder  grös- 
ser als  die  Einheit  ist  oder  sein  soll,  der  Einheit  auch  gleieh 
sein  könnte,  der  Kürze  wegen  nicht  besonders  betrachtet  odiei 
hervorgehoben  habe,  wird  man  mir  nicht  antik  Vorwurfe  macheo, 
da  diese^ Fälle  als  Gränxf&Ue  zu. betrachten  sind,  deren  Beurtbei- 
luDg  nach  den  obigen  allgemeinen  Formeln  einer  Schwierigkeit 
nie  unterliegen  kann. 

Weitere  Folgerungen  ans  den  obigen  Formeln  zu  ziehen, 
können  wir  fSglich  dem  Leser  überlassen,  und  wollen  in  dieaer 
Beziehung  daher  nur  noch  bemerken,  dass  nach  14) 

26cosC— acosgj* 

^ j 

— ^-^      2ab       "■'*•  -        &a 

• .  .  -  .■.■■■. 

^B«-H»«— «*     a«+6«+c«—  V  2t(a»-6»)a+(6*~c«)*-Kri»-.<»)»t 
—         o  3a 

2(a«  +  6»  -  2c«)  +  Vi  l  (o»  -,  4»)« + <6« — c»)«  +  (d«— tf»)»} 
=— 3^ ■ 

also  nach  12): 

15) 


2(a«+6»— 2c«)+  V2{(a2-62)«+(6«— c«)a+(c«— a«)«| 

Sinti;  ^ rt    L     * ■ : ~~ 

^  oaosio(p 

ist.    Auch  erhält  man  aus  14)  leicht: 

16) 

.     .     2aa  -  6«  -  c«  +  V  2 1  (a*  -  6«)«  +  (6*  -  c«)*  +  (c«  -  a«)«| 
810  9)«= 3^ 


Von   dem   Herausgeber. 
Aufgabe. 

Zwischen  den  Schenkeln  AC  und  BC  des  Winkels 

C  eines  Dreiecks  ABC  die  kleinste  Linie  zu  ziehen, 

TU 
welche,  von  der  Spitze  C  an  gerechnet,  —  des  gegebe- 
nen Dreiecks  ABC  absciinäidet 


Miscelien.  SSft 


Auflösung. 
Die  gesuchte  Linie  sei  A'B^ ,  so  dass 

äiA'B'C^-^ABC 

l   Setzen  wir  A'C=a:,  B'C  —  yy   A'B'  =  %,   so  ist 

/S^A'B'C—lxysmC-, 
io«   weil 

IS^ABC=labBmC 

t,  nach  dem  Obigen: 

m   ,       mab 

«7  n 


n  «   * 


(tner  ist 

2« = a**  +  y«— 2a:^  cos  C, 
10,  weil 


.V  = 


nx 


,  wenn  man  diesen  Werth  von  y  in  die  vorstehende  Gleichung 
ifuhrt : 

.        -  .  m!^aH^     2m  nb        ^ 
r*  =  a:^-J ^-= cosC» 

Serentiirt  man  nun  nach  x,  so  erhält  man. 


^   82      ^        2w%26* 
dx        '          n^x^ 

er 

dz              m^a%^ 

1  weil  nun 

E-» 

o  muss,    so  ergicbt  sich  die  Gleichung: 

X ö-ö-=ü  oder  ar*= 5 — , 

raus  a:  =  Y  folgt.    Nach  dem  Obigen  ist 


80  dass  folglich  J?  =  y»  das  Dreieck  ./l'B'C  also  ein»  sdne  £ 
in  C  habendes  gleichschenkliges  Dreieck  ist  : 

Es  fragt  sich  bloss  noch»  ob  wirklich  ein  Minimum 
findet    Dm    dies  zu  entscheiden ,  mflssen    wir  bekanntlich 
zweiten  Differeptialquotienten  von  z  in  Bezog  auf  a  entwi< 
Differentiiren  wir  aber  die  aus  dem  Obigen  bekannte  Gleicbi 

dz nfia'^ffl 

dx  n^x^ 

von  Neuem,  so  erhalten  wir 

und  für  «  =  Y  ist  also^   weil  für  diesen  Werth  von  i 

erste  Differentialquotient  bekanntlieh  verschwindet : 

der  zweite  Differentialquotient  also  offenbar  positiv,    welche 
bekannte  Bedingung  des  Minimums  Ist ' 

Für  z^  erhält  man  leicht  nach   dem  Obigen: 
««  =t  2ar«  (1  —  cos  C)  =  4ar«  sin  l  C«, 


also 


=2arsinJC  =  2y  ^siniC. 


Druckfehler. 

Thi.  XX.  S.  102.  hinter  y  in  der  ersten  Zeile,   also   am  Anfang 
■weiten  Zeile,  schalte  man  die  Worte  ein : 

„oder  nach   den  entgegengesetzten   Richtungen." 

Thl.  XX.  S.  105.  Z.  3.  T.  u.  muss  im  Nenner  des  Bruchs  ein  W 
seichen  gesetzt  werdeo,   nämlich: 


\ 


/ 


r 


1 


4 


ih. 


j*: 


-  .    -  '       A 

,'''  '      '    ■    -t   ' 

•    -.      •V' 


Baehr:    Sur  le  moutement  d'un  corps  soüde  itutaur  etc.    341 


f . 


XTIII. 

Sar  le  moavement  d'un  corps  solide  antonr  de  son 
centre  de  gravite,  Forsqu'on  suppose  que  ce  point  est 
fiise  par  rapport  k  la  terre,  et  entraine  avec  eile  dans 

son  mouvement  diurne. 

Par 

Monsieur  G.  F.  fV.  Baehr ^ 

DocCeur    ^s- Sciences   ä    Groningue. 


Soit  l'origine  de  trois  axes  fixes  au  centre  O  (Planche  IX.  Fig.l.) 

de  la  terre^   que  nous  consid^rerons  conime  une  sph^re 

parfaite  et   homogene;    et  Taxe  Oxi,  dirige  du  centre  vers 

te  pÄle  du  nord ,  coincidant  avec  Taxe  de  la  rotation  diurne.    Pre- 

Bons  pour  le  plan  XiZi  le  meridien  initial  du  point  P,  autour  du- 

qiiel  le  Corps   doit  tourner,    et  Taxe  Ozi  tellenieut  que  le  rayoo 

terrestre»  ou  la  verticale  OP  tombe   dans   Tändle   droit  entre  les 

AXes  Oxi   et  Oz| ,   alors  la  direction   du  troisieine  axe  Oyi ,  situö 

^^ns  le  plan  de  l'equateur,   sera   aiissi  deterniin^e  en   convenant 

qoe  d'un  Systeme  rectangulaire  quelconque  les  axes  positifs  serout 

toojnurs  pris  tellement  qu'en  les  rangeant  par  ordre  aipbabetique, 

^avoir  Oa:,  Oy,   Oz,  uoe  rotation  positive,  ou  de  gauche  ä  droite« 

Pour  un  spectateur  placä  darts  un  de  ces  axes,  les  pieds  appuy^s 

Sur  le  plan  des  deux  autres,  amene  le  premier  sur  le  second,  le 

*ccood  sur  le  troisi^me,   ou  le  troisi^me  sur  le  premier,    lorsque 

■angle  parcouru   est   un  ängle  droit.      Par  la  rotation  de  la  terre 

'axe  Ozi  seräit  amen^  sur  Oyi,  aicsi  cette  rotation  est  negative 

P^r  irappott  ä  Taxe  Oxi. 

.1  ■ 

Apr^s  cela,  menons  par  le  point  P  trois  axes  Pa:\  Py' ,  Pz', 
paralleles  aux  pr^edents;    ceux-si  formeront  un  systdrae  fixe  par 

TktUXXlV.  IT 


■■X    *     •      f 


rapport  ä  la  terre,  mais  mobile  avec  eile  dana  Fespace,  etdMgBiot 
par  n  la  vitesse  angulaire  du  mouvemeDt  diurne«  par  R  le  rayon 
terreatre  OP,  par  ß  la  latitude  du  point  P,  ou  Tangle  Xg  OP,  dom  i 
anrona  apr^s  le  tenips  t: 

a^i^RSwß  +  :r', 

'  yi=BCo8ßSiBnt+y'Cosnt+z'  Sinnt, 

Xi  z:zRCo8ßCo8Ht—y'  Sinnt  +  x'CoBnt, 

•  r 

ce  qui  donnera  pour 


i..'  • 


:■.  >    .:....     ■:•.  •     .  ■..:....;■.   'j  >  v:':i-'1i 

Ol)  1#  can^  <le  1&  vitease  du  point,    dont  Xi^  yi,  Zi  spot  M  cMjlH 
donn^es  absolueei»  et  x' ,  ^\  z'  lea  cöördohn^es  relaliVeay' 


a) 


On  peut   ^crire  cette  expressioo  sous  la  forme  de  la  somme  de 
trois  carr^s,  savoir: 

I 

mfiis  la  premi^re  forme  sera  plus  CQmmode  pour  f^ire  lea  sabiti* 
tutioDia  auivaates. 

Pour  plus  de  gän^ralit^  nous  prendrons  un  nouveau  Systeme 
d'axes  rectangulaires  Px,  Py,  Pz,  fixe  par  rapport  ä  la  terre  et 
qui  a  encore  le  point  P  pour  origine.  Si  {l,  l,\  l")  sont  las  Cosi- 
nus des  angles  que  l'axe  des  x  fait  avec  ceux  des  x* ,  y,  J,  et 
(fi,  jLt',  ft*^  et  (v,  v',  v")  ces  cosinus  pour  les  axes  des  y  et  des 
7,  on  aura: 

yz=:ra:  +  (f'3(+v'z,  \ (2) 

9'  =k"x+(i"y+v''z,  )  i 

oü  Ton  peut  donner  k  X,  ^i,  v',  k'  etc.  des  valeurs  arbitraires«  poQrvQ 
qu'elles  satisfassent  aux  six  relations  entre  les  neuf  cosinois. 

Subfstitiiant  cea  valettrs  daoa  (1)  eile  devient 


toUäe  «utfUe  de  son  emtre  äe  graHU,  «te.  94( 

^'  -dfl  +  dfi  '^df 


.   , ,  .   dz       dy^   ^      ,  dx        dz^        ,    du        da;, , 


(3) 


f  2««ip  Cos/J  { k''x  +  ik"y  +  v"2 )  +  n«/22  Cos  «/J.  ^ 

Cinsidörons  maintenant  le  Systeme  des  axes  principaux  d'inertie 
lu  cofps^  ^assant  par  le  poiot  P;  soient  ^,  rj,  i  \es  coordonn^es 
ar  rapport  ^  c^s  axes>  on  aura,  en  d^signant  par  (a,  a',  a"), 
i,  b' ,  b"),  (e,  & y  c")  les  cosinus  des  angles  que  ces  axes  fönt 
vec  ceux  des  x,  y,  z, 

^=a|  +bfi  +ct, 

^  ^9  V»  i  ^<^^  ^^^  constantes  par  rapport  au  tenips,  tandis  qu» 
OD  a  entre  ces  neuf  quantitäs  variables  a,  a',  a",  b,  etc.  les  rela- 
ons  connues: 

6«  +  6'2  +  6"»=I,    flc  +  «V  +  iiV'=0,  ^      .    .    (4) 


»Q 


a«  +62  +c«  =1,    aa'  +66'   +cc'  =0,  \ 

o'2  +  6'a  +  e'a=:l,    ao^  +66^  +<^^=0,  !    .    .    (5) 

a''^+b"^  +  c"^=l,    aV  +  6'6''  +  cV=0;  ) 
^t  eocore 

a=:^6'c"  — c'6",    a'  =  6"c-c''6,    a''=;6c'  — c6',  \ 
6=cV'— aV,    6'=c''a~fl''c,    6"=:ca'  — ac',  (    ..(6) 

c  =  a!b" —b'a",    c'=za!%-^b"a,   c"=:a6'-^6a\  1      .. 

Ponr  reduire  les  variables  ä  leur  plus  petit.  nombre,  soit  if; 
l'angle  qae  la  trace  du  plan  fi^  sur  le  plan  xy  X^\\.  avec  Faxe  des 
sr;  Q  r^nclioaison  de  ces  deux  plans,  c'est-ä-dlre  Tangle  eiitre  les 
axes  des  z  et  dei^r  ^;  ip  Tangte  que  laxe  des  ^  fatt  avec  la  itrace 
du  plan  I17.  Les  angles  9  et  if;  accroissent,  chacun  dans  son  plan, 
par  une  rofation  de  gauche  ä  droite^  en  se  placdnt  du  cqte  posi- 
tlf  de  Taxe  perpendiculaire  ä  ce  plan ;  et  Tangle  ^  est  compte  jus- 

IT* 


mk 


Smekr:  8wr  la.mmnemmU  «ttm-Ufftt), 


*l  I  \ 


m 


M 


qa'a  cette  partic  de  la  trace  antoor  de  ia  quelle  ob  ameeenttfit 
une  rotatioD  positive  Taxe  dea  z  aar  le  nooTeaa  aze  dea  C,  ei 
faiaant  parcourir  l'angle  B,    Ainai  on  aura 

a=Cos9>Coaif; — Sin9>Sin^Ce8(9, 

6=— (8iD9Co8^+Cos9>SiD^Coa^>» 

c  =  Sin^SiD<9; 

a' = Co8  9  Sin  if;  •(-  Sin  q>  Cos  ^  Coa  B,    a'^= Sita  9  Sin  (9, 

V  =— (SiD^Sirnfz-Coa^Coa^Coad),  ö'^^Coa^Siod, 

e'rs— €o8^8in<9;  «^esCoa6^ 

de  ploä  00  aäit  qu'en  posant 

edb  +  €^db'  +  tfdVrsipdU 

ade  +  o'iic'  +  ttV^  =  ^** 

6i2ii  +  6'rfa'  +  b^da"  =  rdt, 
d*o%  reanlte«  en  yerta  dea  trola  dernidrea  relätiona  (4)  2 

bäc4b'dc'+b''d&'=-pdt,'i  .     , 

'€da+e'da'+e''da^.:='^qdt,  }  .  ^    .    .    .   (>) 
on  trouvera 


•''-  '.i**;! 


•      •      •      • 


91, 


!)» 

■•■■4 


j[j  =  i>in  q>  Sin  6-^  +  Cos  9^7  > 
9=Cos98in6-^— Sing)^» 


.    .   (10) 


Ces  qaantiteg  p,g,r  sont  les  composantes,  autonr  des  axes  dw 
l>  ^>  S^>  de  la  rotation  du  cörps,  qui  alieu  quand  les  angles  ^,f 
et  6  varient  d'une  mani^re  continue  qnelconque.  De  ces  formo- 
les  se  d^duisent  encore  les  soirantes: 


db        ,         ,       db'        „         „       db" 

*^~'*=3i'    '^^-'"•=-Ä"'   «>-'"'=-3r' 

.  da       .,        ,       da'       .„        „       da* 


(11) 


söHde  antour  de  son  eenire  de  graeia,  ete,  3|S 

Mainteolkut  il  sera  facile  de  substiiaer  les  nouvelles  variables 
ms  rexpFession  de  la  demi-sorome  des  Forces  vtves  de  tous  les 
[»ints  du  Corps;  dm  ^tant  la  diffäreotielle  de  la  masse«  cette 
»Dction  sera  9  en  vertu  de  (1), 

T^fTdm,    ........    (12) 

integrale  s'ätendant  au  corps  entier. 

Parce  que  les  axes  des  l,  ri,  i  sont  des  axes  principauz  d'iner- 
By  OD  a 

SlTidm^Q,   /|frfm=0,    /i2tdm=:0. 

t  parce  qulls  passent  par  le  centre  de  gravit^  qui  est  en  P,  on 
de  m^me 

/grfm=:0,     fridm:=:0,     /fdf7il=0, 

^  Sorte  que  dans  la  valeur  de  T'  on  devra  seulement  avoir  ögard 
IX  termes  qui  contiendrout  la  deuxi^me  puissance  des  quantit^s 
,  1^9  ^,  et  au  terme  constant;  les  autres  disparaitront  dans  (12), 
land  les  ioiögrales  sont  etendues  au  corps  entier. 

Soient  donc  les  moments  principaux  d'inertie 

fiv'^+S^dm-A,  /(r»  +  |«)rfm  =  Ä,  /(|a+i,«)rf«i=C,  (13) 

9US  aurons ,  en  laissant  de  c6t6  les  termes  qui  ne  contienneut  que 
s  premi^res  puissances  de  $,  17,  ^y 

^\d1^^  dt^  ^  dt^J^  ' 

e  qui  se  r^duit,  en  vertu  des  relations  (11),  ayant  egard  aux  trois 
eroi^res  de  (4),  ä 

^  +  ^  +  ^=  (r»+ 9«)  I»  +  (pH  r*)  ^« + (y«  +  P^  S» 

= (v^  +  S»)p»  +  (f  + 1«)  9* + (l*+ n')»-». 

■    'i 

t  par  coDS^quent»  ayant  ^gard  ä  (13): 
^n  a  partillemetit 


.  .-v 


ßm^kr:  8mr  U  wmmmmi  thm^^^mm 


V*. 


«•»: 


"  I 


OQ,  par  <11)  et  (6), 

IM ;  ■  : '    i  "TTl;  I     ■  "r    ■  ■  •  .  ...      ■■■■■■.-■/.        ■,;■*.:      ■ »    ■ 

et  par  consöqntot  on  troovera  lä  premi^re  des '  etpreasioiui  (IS)^ 
fandif  g^'one  aiiibitititption  «emblable.  doiinera  les  den.,aati:fp>  .. 


(yjl— «^)rfi»=^fja  +^^6  -^rCrc» 


ij;.'j  ."    -t.  .. 


/ 

«  ■ 


' « 


.  t .  » 


Enfin,  l'oTi  a  encore 

Ä«  +  y«  +  2«— (iUr  +  fiy  +  vx)* 

v-^*(a'*^+6'V+c'^5*)-2;iv(aa''^+66V  +  cc''5^ 

==(|2+9?2+f8)-|»(Aa+fia:+vä'0M*(il6+|^6'+v6'02-?^(Ac+fAc'+vc^^ 
et  remarquant  Tidentite 

■-■      (Xa  +  K  +  va")^  +  (A6  +  (nb'  +  vb")^  +  (Ac + iic'  +  vO«= 1, 
le  second  membre  se  räduira  ä 

(^  +:f »)  (^a  +  fw'  +  va'O*  +  «*  +  n  ^6  +  (ib'  +  vö")« 

et  par  cons^quent: 


f{a:^+y^  +  z^'-(Xa:  +  iiy  +  V2)^]dm 


(16) 


M    =3a«4V+v«'')*-4+(^6+ft6'+v6'')*J5+ac+j*c'+w'0*C.! 
Substitaant  les  valeurs  (14),  (15),  (16)  dans  (3)  et  ^12}»  eo  aar# 


-      2r=il{;?— n(;ia  +  lMi'+W)P+Ä{y-M^+^6'+y6''))* 
+  C{r— n(ic  +  i[*c'  + vc") !*  +  .... +  n«Ä2Cosai5><  masse  du  corps, 

QU  bieo 

2r=^p,«+ß^i2^0j2^  qnantite  constante,  .    .    (17) 
en  posant 

^i=:^-«(;i6  +  ^6'+v6"),  [ (18) 

La  foDction  des  forcesi  ätendue  au  corps  entier»  ser^  nulle, 
}arce  que  le  centre  de  gravitö,  qui  est  le  centre  de  la  rotation, 
$st  fixe  par  rapport  ä  la  terre;  dVilleurs  les  forroules /£€/m=0, 
''ridm^^Qi  fidm:=^Q  supposent  que  le  cor|i6  soit  as6%%  ^loigne 
In  centre  de  la  terre  pour  que  la  direction  de  la  gravitä  dans  tous 
es  points  de  la  masse  reste  parallele  ä  eile  m^me. 

Ainsi  les  ^quations  du  mouveraent,  en  faisant 

^^-«/    i^—,u>    ^-«^ 

rfi-^'    Ift-'^*    dt-^' 


seront 

dt •  \dq>0 ^dcp"^^'    dt' \dn,') ^  d^^^' 

dt\de')     le"^' 

andis  que  Ton  a 

dTdT    dpi      dT^   iai^il.   in 
d(p      dpi  '  d(p      dqi  '  dtp   '  dti*  dip 

Des  formules  (18)  on  deduira  facilement 

^&=rCoS9,     ^^'=SiD<p(ri^§); 

^^=.SIn^.   ^=.Co.,(.,-g); 


1) 


•1  >^ 


(lÖ) 


348 


Baehr:   Sur  le  momememt  tttm  eot<p9 


>  =  1.   5^  =  0;    %  =  c".   *i=„(lc'-p«); 


dq> 


dvi 
dtp 


I 

Les  äquatioDS  (19)  du  mouvement  deviendront  donc: 


[1 


1  ^ 
dt*  dvi 


d/r 

dpi 


T*':^'^^!  xr+Pi;/:r=0» 


dT 

dqi 


-«|(i«'-^a)^+(;6'-^6)5^  +  (ic'-,t.)^^»=0. 
d    ,_       rfT     ...     dT\     ,       d<p..^.     dT,„      dT. 

czr 

d    dT 


(m 


I 


en  portant  la  valear  de  ~Tf'Zf~9  donnee  par  la  premi^re«  dans  la 

deuxidme  ^quation,  eile  deviendra  divisible  par  sind,  et  rt^daisairt 
de  meme  la  troisi^me,   on  obtiendra 


.       \d  dT         dT  ^       dTI   ,  ^         id  dT         dT  ^     dT\    .. 

^'"^  idtdir'^  ^  +  ^^  SiTi  +  ^""^  ^dt'd^,  -^'  än+^^S^j  ="' 

{  d    dT         dT  ,     dT}     ^.       \d    dT        dT       dT). 


qui  s«  reduisent  aux  deux  suivaiites: 


d   dT 


dT 


dT 


dtdfi~'''dqi+'''dn-^' 


d    dT 


dT 


dT 


.    .  (21) 


dtdqi~f''di^'^''^dpi—^'' 


de  Sorte  que  les  eqnations  (20)  et  (21)  donneront,  en  y  portant 
la  valeur  de  T  donnee  par  (17),  pour  les  öquations  da  mouve- 
ment,  redaites  ä  leur  forme  la  plus  simple. 


^^-i-((^-^)9iri=0,    ß^+(^-C);,iri=0. 


C^  +  (B-A)p,q,=0 


(22) 


icMe  muour  de  wan  eenire  de  gropitä,  eU,  3|9 

Ces  dqaatiobs  sont  de  la  m^me  forme  que  les  ^uations  da 
ooveineRt  Ibrsqae  le  point  autour  du  quel  le  corps  tourue  est 
I  point  absolumeot  fixe  dans  Tespace;  elles  donneront  done  de 
§me  les  deux  integrales 

ms    les  quelles  A  et  A^  äont  les  coiistantes  arbitraires,  et  des 
laufitäs  positives. 

Au  moyeti  de  ces  dernieres  öquations  on  peut  expriiner  de^ix 
^8  quantit^s  pi^  ^|»  r|  en  fonctions  de  la  troisi^me ;  substituant 
\B  valeurs  dans  ane  des  equations,  cette  troisienie  quantite  sera 
qprimöe  en  fonction  du  temps  et  d*une  nooFelle  constante  arbi- 
aire,  et  par  suite  aussi  les  deux  autres.  Alors  on  aurait  les 
)uations  (18)  pour  d^terminer  les  variables  g>,  i/;  et  d  cn  fonctions 
u  temps,  et  leurs  expressions  renfermeraient  trois  autres  constanr 
)B  arbitraires. 

Mais  on  peut  trouver  d'autres  integrales  des  Equations  (22), 
oi  donneront  le  moyen  de  simplifier  la  Solution.  8i  Ton  ajoute 
es  Equations,  apr^s  les  avoir  multipli^es  par  a,  b,  c;  ensuite  par 
:',  6',  &  et  a",  6",  c",  on  trouvera 

A{n~^^  +  (br,^cq,)p,]  +  B{b^  +  (cp,^ar,)q,]     \ 

1 

+  C(c^  +  («9,-Ä;»,)r,l=0, 


(24) 


+Ctc'^  +  («'9,-6';»,)r,|=0, 

^ta"^  +  (*'V,-c"yi)j»i  1  +JS|6"§+(c"/>,  -Wr^Vi) 
+  C|c"^  +  (a"y,-6>>,|=0; 

■afs   ot  tobti^ndra  des  formules  (18),   en  ayant  tfgard'  anx  reta» 
BoDg  (11)  et  (7): 

de  de* 

0^1  — 6/>i=^— «(fic"— VC')»    dqi  -b'pi  =-^— n(vc— Ac'O, 

d&'  "■■    ^"' 

<^i~6>,=  -^-ii(ic'— fic);      ,. 


9B0  ßaeJkr:    Sur  U  moupem^nt  itun  cir^ 

cpi  -ari=^— «(fi6"— v6'),    c>i— aVi=  -^— n(vi  — li"), 

,  da        ,     ,.         yv      \ä  i         ^^*        ä  ,    ^ 

btx  —  c^i  =  ^ — n (jLio" — va*) ,    b^i  —  &qi  ^zz-^^niva  —  Xa"), 

da" 
6'Vx  —  c"^i  = --^  —  n  (Xo' — fia)  5 

de  Sorte  qu'en  substituant   ces  valears  dans   les  äquatioos  (24), 
lBt  posant: 

Ap^a  +  ßgib  +CriC  —ü, 
Apiof  +  ßgib*  +  Cri&  - M,  }      •    ...    (25) 
Apia''  +  ßqib''+Cri&'=N; 
elles  deviennent: 

^+nlN-nvL^O,    } (26) 

-jT-  +  nfiL  —  nkM=0. 

On  a  dejä  une  integrale  de  ces  equations;  car  en  prenant  la  somme 
des  carres  des  equations  (25),  on  trouve,  en  vertu  de  la  derniere  (23): 

k^=  L^+m+m, (27) 

que  Ton  trouverait  aussi  en  multipliant  les  dernieres  par  L,  i8f,  A', 
et  en  prenant  fintegraie  de  la  soninie  des  produits;  multipliant  les 
memes  equations  par  k,  ^i,  v,  Tintegrale  de  la  somnie  des  pro- 
duits donne 

l  ätant  une  nouvelle  constante  arbitraire. 

Au  moyen  de  ces  deux  integrales  il  serait  aisö  de  deterrainer 
entierement  les  quantites  L,  M  et  iV;  niais  ici  nous  disposeron« 
des  valeurs  de  A,  ft,  v,  pour  obtenir  les  expressions  les  plus  simples^ 
en  prenant 

ce  qui  revient  d'aprds  les  formales  (2)  ä  prendre  I'axe  des  %  eo 
sens  contraire  de  Faxe  ie&  Xi ;  cet  axe  est  done  parallele  ä  Taxß 


99iiäe  muiaur  äe  son  venire  groütü,  eie.  SBA 

de  it^tion  4se  la  terre,  et  difigö  vers  le  p6le  da  snd,  tandis  qua 
leoiiaxes  de»  x  ei  y  restent  encore  indetermin^s.  Une  retatiob 
peeitive  autour  de  Taxe  des  z  est  de  m^me  sens  qäe  la  rbtätioTi 
de  la  terre.     .         . 

Ain^i  les  öquations  (26)  deviennent 

dL       „     dia  ,.    dN     ^ 

et  par  cons^quent,  ayant  ägard  ä  (27)^ 

l  et  t  etant  deux  nouvelles  coustantes. 

Ces  valeurs^  portees  dans  (25),  donnent 

Apitt  -\r  Bqib  ^  CviC  =/Sin(w^  +  t),       \ 

2lpia'  +  ^yi6'  +  Cric'=/Cos(n<  +  i).      >    .     .     (28) 

et  dans  ces  ^quations,    ainsi  que  dans  (23),    on  aura  maintenant: 

**•...-  •  • 

Pi  =Sing)Sinö.^  +  Cos9>.-^+nSln()t)Slnö, 
flfi=CoS(]pSinÖ.^  — Sin^.-yT  +  wCoscpSinÖ,  \  .  .  (29) 

ri=Cosö.-^  +  -^  +  nCosÖ- 

Au  lieu  des  c^quations  (28)  on  peut  en  obtenir  trois  autres  de  fet^ 
roes  plus  simples.  Si  Ton  decrit  autour  de  laxe  des  z  une  sut» 
face  conique  circulaire  droite,  dont  le  demi -angle  e  au  somm^l 
seit  determine  par 

Sinc  =  --r-»     Coss=-l: — ^^-r -» 

les  seconds  membres  des  equations  (28),  divis^s  par  k,  savoir 

-^Sin(«f+i),    ^Cos(w<  +  i),    db         ^ '* 

seront  |es  cosinus  des  angles  que  fait  avec  les  ^es  des  x,  y,  z 
ttpe  ligiie't|u!  se  ineut  sur  cette  surface,  tellement  que  la  projection 
de  cfette  iigne  sur  fe  plan  xy  se  meut  de  Taxe  des  y  vers  celui 
des  X,  avec  une  vitesse  angulaire  n;  l'angle  eiitre  cette  projection 
et  Taxe  des  y  ätant  (n^-f^i). 


252  Baehr:   Sur  ie  mawemeni  itun  eürpe 

Les  sommes  des  produits  de  ces  qootients  niultfpKäs  respeö- 
tivement  par  er,  a\  a'*;  ensuite  par  6,  6%  f  et  c,  &,  e";  donne- 
Tont  les  Cosinus  des  angles  qne  cette  ligne  fait  ävec  les  axes  des 
£9  Vy  t*  *^i  donc  on  designe  cette  ligne  par  Z,  on  aura  en  dti^ 
sant  les  ^quations  (28)  par  k,  et  en  les  multipliant  par  a,  a\  a*\  etc., 
ayant  egard  ä  (4): 

^  =  Co8(Z.|).   ^  =  Co»(Z.i,).   ~i  =  Co8(Z.£). 

Soit  donc  cette  ligne  Taxe  des  Z  d*un  Systeme  rectangiifaire 
PXy  PYy  PZ,  et  soient  t/;',  $',  9',  par  rapport  ä  cc  Systeme  et 
celui  des  $,  tj,  S,  ce  que  tf;,  6,  (p  sont  par  rapport  au  Systeme 
X,  y,  1  et  celui  des  ^,  rj,  ^,   par  consäquent: 

Cos(Z.Ö  =  Sinö'Sing)',  Cos(Z.i?)  =  SinÖ'Cos9',  Cos(Z.£)=:Co86'; 

alors  on  aura  au  Heu  des  äqiiations  (28): 

^=Sinö'Sing?',     ^^zrSinÖ'Cosg)',     ^=zCos6',    (30) 

qui  n*äauivalent  qu*a  deux  ^quations  distinctes  par  ce  que  la  sommo 
de  leurs  carres  rentre  dans  l'^quation  (23). 

Pour  determiner  enti^rement  la  position  du  Systeme  mobile 
X,  Y,  Z,  il  sera  le  plus  simple  de  prendre  Taxe  des  X  dans 
Ie  plan  qui  passe  par  Taxe  fixe  des  z  et  Taxe  mobile  des  Z,  tel- 
lement  que  Taxe  des  z,  on  sou  prolongement,  tombe  dans  l'angle 
entre  les  deux  axes  des  A'  et  des  Z.  Ainsi  le  plan  XZ  tournera  \ 
autour  de  la  ligne  fixe  qui  est  parallele  a  Taxe  de  la  terre,  et 
Faxe  des  V  se  meut  dans  le  plan  a:y;  ees  deux  mouvements  ont 
Heu  en  sens  contraire  de  la  rotation  de  la  terre,  et  avec  la  m^me 
vitesse  angulaire  n, 

Connaissant  la  position  initiale  de  ce  Systeme,  on  connaitra 
sa  position  apres  un  temps  quelconque,  et  celle  du  Systeme  des 
axes  ^5  '>7>  S  ou  la  position  du  corps  s'en  suivra  par  les  equatioDS 
(30)  si  Ton  a  encore  une  equation  qui  determine  Tangle  i/;'. 

Soient  dansla  figure  (Planche  IX.  Fig.  2.)  Pa:,  Py,  Pz  les 
directions  des  axes  fixes;  PX,  PY,  PZ  les  directions  des  axes 
mobiles,  et  soit  alors  P^  la  direction  du  troisieme  axe  principal 
d'inertie,  qui  est  fixe  dans  le  corps.  Decrivons  le  triangle  spb(i- 
rique  i^Z  sur  la  Sphäre  dont  le  centre  est  en  P\  les  trois  cötäs 
de  ce  triangle  seront 

2?=ö,  tz=e\  zZ=B, 


BOlidB  mtUmr  de  90h  cenlre  de  praviü,  eU,  263 

A  et  PB  sont  les  projections  de  PZ  et  de  I^  sur  te  plan 
la  perpendiculaire  PC  ä  PB  sera  la  trace  du  plan  $17  sur  le 
xy ;  car  en  parcourant  Tangle  6»  par  une  rotation  positive  au- 
tle PC 9    Faxe  des  z  coVncidera  avec  Faxe  des  ^;    et  od  aura 

:arPC=if;,    jCyPA  —  nt-k^i,    ^J5P^  =  (if;+ii<+i)— «, 

sigoant  la  demi-circouf^rence)  done^  en  posant 

i/;  +  ii<+i  =  (»       (31) 

B  sphörique  2»  qui  est  ^gal  a  BPA,  sera 

2=  CO — TC. 

E  est  la  projection  de  Pi  sur  le  plan  XY^  la  perpendicu* 
PjD  ä  PE  dans  le  plan  ^F  sera  la  trace    du  plan   \yi  sur 
de  Sorte  que  XPDz=.'^\   et  fangle  sphärique  Z,    qui  est 
i  EPKf  sera 

l'angle  sph^riquej;  sera  egal  h  l'angle  des  traces  PC  et  PD, 
)nt  perpendiculaires  aux  plans  adjacents  de  cet  angle ,  et, 
e  les  angles  (p  et  tp'  doivent  etre  compt^s  ä  partir  des  lignes 
t  PD  dans  la  direction  de  PC  yers  PD,  on  aura  pour  la 
•  analytique  de  Tangle  CPD,  g> — 9'  ou  27C  +  g) — 9';  od  aura 
toojours 

enant  ii  sera  facile  d'exprimer  les  quantit^s  pi,  qi,  r^,  don- 
par  (29),  en  fonctions  de  1/;',  <p'  et  6*;  dans  le  triangle  sphe- 
z^Z  on  a: 

Cos  Ö  =  Cos  6  Cos  ^  + Sin  6  Sin  Ö' Sin  1//, 

CotG)  =  SinfCotö'Seci;;'  — CosaTangif;', 

Cot?  =Cot6Sinö'Seci;;'-Cosö'Tangi/;'; 

I  donnera  par  la  differentiation,  et  apr^s  les  reductions  par 
rmules  de  la  trigonometrie  spherique^ 

de     ^     ,de'      ^.   ^,^.    ,di^' 

rfo_SinS  r«'      Sinö^sf  d^' 
d<""SinÖ  dt  +       Sin 6         dt' 

d{;         Cos öSin i  dB'     Cos  coSin ^^Sinf  dijf* 
€&""  Sind       dt^      SiDcoSiDd       dt^ 


25(4  Baekr:    Sur  ie  mouvemeni  d'un  corpg 

Substituant  cea  valeurs  dan«  (29)  et  remarquant  qua  Teo  a  (31) 


rfi/;  den 


on   obtient: 


I 


Pi=:öinö'SiD<3P  -^  ^^^^^  ~di* 
^i=:Sinö'Cos9'^'— Siny'^',  V     .     .    .    (3i) 

Les  ^quaf  lons  (32)  et  (30)  donneront  enfin  pour  la  troisienie  equa- 
tion  cherchäe, 

dt  ~  A«  — CV* 

Si  donc  les  valeurs  initiales  de  q>i  6,  i/;»  etc.»   qui  se  rapporteilt 
aux  axes  des  or,  y,  z,  sont  donnäes>  on  pourra  eo  deduire  la  position 
initiale  du  systdme  Jl,  Y,  Z\   et  lä  position  initiale  da  corps  pai^,| 
rapport  ä  ce  Systeme^  ce  qui  donnera  aussi  les  valeurr  ioitiaktf^j 
de  9',  i\>*t  6',  etc.  j 

Apres  Ie  temps  t  on  connaitra  la  nouvelle  position  do  Systeme 
mobile  X,  Y,  Z,  et  par  les  equations  precedentes  aussi  la  nou- 
velle position  du  corps  par  rapport  ä  ce  Systeme,  de  sorte  que 
maintenant  la  position  du  corps  est  completement  deterniiuäe  pour 
chaque  instant  du  mouvement. 

Mais  les  equations  (30)  et  (33)  montrent  que  Ie  mouvement 
par  rapport  aux  axes  mobiles  X,  Y,  Z  ^  lieu  comme  si  ce  Systeme 
fut  fixe. 

On  peut  en  conclure  que  Ie  mouvement  relatif  du  corps  (Ie 
mouvement  qui  est  observe  ä  la  surface  de  la  terre)  est  conipose 
de  deux  autres,  savoir:  du  mouvement  de  rotation  du  corps  par 
rapport  aux  axes  mobiles  Xy  F,  Z,  et  du  mouvement  qu'il  a  de 
commun  avec  ce  Systeme  d'axes. 

La  composition  de  ces  deux  derniers  fera  connaitre  Ie  pre- 
mier,  qui  sera  toujours  une  rotation  autour  du  point  auquel  Ie  corps 
est  fixement  attach^;  et  les  form u les  (10),  que  Ton  obtient  par  des 
considerations  geom^triques,  exprimeront  les  composantes  de  cette 
rotation  autour  des  axes  principaux  du  corps. 

8oient  douc  m  ia  vitesse  angulaire  de  cette  rotation  relative 


iottäe  auUmr  ä€  san  centre  d€  grsHi^,  e$c,  365 

;  it,  f»,  vles  aiigle«  que  cioq  aze  fait  avec  lea  azes  de^  |,  i/>  £» 
s  Sorte  que  fiiCosA,  mCosfi,  fiiCosv  sont  ses  composantes»  les 
irmules  (2V)  donneront,  ayant  ögard  ä  (10)  let  (7): 

Pj  =:m  Cos  X  +  na", 

9i=mCosft  +  n6",  ) (34) 

ri  =  m  Cos  V  +  wc"; 

Miis  en  d^signant  par  a,  er',  er"  les  cosinus  des  angles  que  Taxe 
l^li  I  fait  avec  cevx  des  X,  T^.Z,  et  de  m^me  par  ß,  ß',  ß".ei 
f^y,  y  ces  cosinus  pour  les  axes  des  rj  et  {;,   on  aura 

Cos(|.2)  =a"  =  aSine  +  «"Coa6, 

Cos  (t? .  2!)  =  6"  = /J  Sin  e  + /S"  Cos  f , 

Cos(f.z)=:c"=ySinf+y"Cosc; 

rB  remarquant  que  les  angles  de  Taxe  des  z  avec  les  axes  X,  F,  Z 

f«Dt  {Tt-^B,  In,  6^  de  Sorte  que 
•  •  .  . 

Cos(z.J10=Sin€,    Cos(2.  F)  =  0,    Cos(z.Z)  =  Cos6, 
it  eo  appliquant  les  formules 

3o8(5.2)=Cos(S.  Z)Cos(2.^)+Cos(|.  r)Cos(2.  F)+Cos(5.Z)Cos(z.  Z), 
Cos  (^ .  z)  = . . . .  Cos  (f .  i)  =  . . .. 

IIbsi  les  öquations  (34)  se  cbangent  en 

*t . 

Pi — TtaSine  —  7ia"Cosf  =  «Cosil, 

'  qi — nßSine  —  w/3"Cos«==i»iCos|Lt,  V    .     .     .    (35) 

r^  — nySine  —  wy"  Cos 6  =;mCosv, 

Ydh,   en  prenant  la  somme  des  carres, 

+n»--2»(«;ii+i5yi+yr,)SinE-^2»(«>,+|3>i+/Vi)Cos£; 

nis  pi,  qi,  Ti  etant  en  vertu  des  formules  (32)  les  composantes 
fc  la  rotatlon  qui  a  lieu  autour  des  axes  mobiles  X,  V,  Z;  et  ce 
Mouvement  se  faisant  comme  si  ces  axes  fussent  fixes,  de  sorte 
q|tie  toutes  les  propriet^s  connues  du  mouvement  d'un  corps  autour 
tfm  poiot  fixe  subsistent  ägalement  dans  ce  cas-ci,  on  aura,  en 
teigoant  la  vitesse  aognlaire  et  Faxe  de  cette  rotation  par  q: 


256  Baehr:   sur  ie  mouvemeni  itum  eorpi 

et  les  Cosinus  des  angles  que  Taxe  9  fait  avec  lern  axes  prindptiar 
5,  1;,  t  seront 


Cos(^.|)  =  ^,     Cos(Q.fi)  =  ^.     Cos(9.C)=5, 
"  "  " 

de  Sorte  que 

(37) 

ce  qui  change  l'^quation  (36)  eii 

OT^  =  (>*  +  n2-2^w{Sin«Co8(p.jr)  +  Cos«Co8(9.Z)l; 

mais  OD  a  de  plus 

Sin  s  Cos  (q,X)-\- Co»  B  C  09  (q.Z)  1 

=  Cos (2.  AO  Cos (p. 2:)  + Cos (2.  F)Co8(^.  F)  +  Co»(2.  Z)Co8(p.Z) 

=  Cos  (2.9), 

doiic 

m«=  ^«  +  w«  -  2^n  Cos  (^ .  Z), 

ce  qui  montre  en  eff^t  que  la  rotation  relative  m  est  la  resultant» 
d'une  rotation  negative,  — n,  autour  de  Taxe  des  2,  et  d'une  roti« 
tion  Q,  par  rapport  aux  axes  mobiles  des  X,  V,  Z,  Si  doDC  Tod. 
prend  8ur  Ie  prolongement  de  Taxe  des  2,  du  cöte  negatif,  une 
longueur  71;  sur  Taxe  de  la  rotation  q  une  longueur  q,  et  que  Tod 
construit  Ie  parallelogranime  dont  ces  deux  longueurs  sont  les 
cotes,  la  diagonale  D  de  ce  parallelogramnie  sera  la  grandeur  de 
la  rotation  relative:  car  on  aura  D  =  m.  Pour  montrer  que  cette 
diagonale  coincidera  en  nieme  temps  avec  Taxe  de  la  rotation  m» 
nous  remarquons  que  les  projections  de  cette  diagonale  sur  les 
trois  axes  des  X,   F,  Z  sont 

qCos(q.  X)'^nSin6,    ^Co8(^.  F)  — 0,    ^Cos((».Z)—  nCosc; 

ce  sont  les  sonmies  des  projections  correspondantes  des  cotes  dn 
Parallelogramme;  par  consequent  les  cosinus  des  angles  que  la 
diagonale  fait  avec  ces  axes,  seront 


'•I 
I 


1 
I 


solide  autour  de  son  centre  de  gratiU^  ete.  S57 

lis  en  multipliant  les  equations  (35)  par  a,  |3,  y,  puis  par  a\  ß'y  /, 
fin  par  a''.  ß'\  y'* y  et  en  prenaot  la  «omme  des  produits,  on 
ra,   ayant  egard  aux  reiations  des  cosinus» 

^P\  "i"  ß9i  +yi  — nSins = in  (a Cos  >l+j5 Cos  ft  +  yCosv), 

^Pi  4  ß'9i  +/»•!  =m(a'Cos;i+jS'Cosfi+/Co8v),  }  (9S) 

«"/?!  +ß**gi  +  Ai— »»Cos£=m(a"Cos;i+/3"Cos|*+/'Cosv), 

ii  les  seconds  facteurs  des  derniers  membres  sont  les  cosinus 
ilß  EDgles  que  Taxe  de  la  rotation  m  fait  avec  les  axes  X,  Y,  Z. 
hl  aura  done  en  vertu  de  (37) 

Q  Co8.(q,  X)-'n  Sin  s:zzm  Co»  (m,X), 
Q  Cos  (Q'Y)  =m  Cos  (m .  F), 

^Cos(^.Z)  —  n  Cos  c=:m  Cos  (m.Z); 

t  aiDsi,  ä  cause  de  m=^D, 

Co»(D.X)=zCo8(m.X)y    Cos(Z).  F)  =  Cos(m.F), 

Cos(D.Z)  =  Cos  (m.Z). 

II  suit  encore  de  ce  qui  pr^c^de  que  la  vitesse  relative  m  donne 
pe  composante  constante  par  rapport  ä  l*axe  des  Z,  qui  fait  un 
Igle  constante  tv  —  e,  avec  Taxe  de  la  rotation  m. 

En  effet  on  aura  par  ce  que  la  projection  de  la  diagonale  d'nn 
arall^logramme  est  egal  ä  la  somme  des  projections  de  ses  denx 

jn  Cos(m .  Z)  =  ^  Cos  (^ .  Z)  +  w  Cos  (n .  Z), 

Hais  d'apres  une  propriet^  connue  du  mouvement  autour  d'un  point 

h 

ixe  Q Cos (q.Z)  doit  etre  constant  et  egal  ä  -r,    donc 

k 

mCos(m.Z)=-T — nCoss» 

le  qu'on  trouvera  aussi  en  mettant  dans  le  premier  membre  de  la 
Itinl^re  ^quation  (38)  pour  a",  ß"  ^  /'  leurs  valeurs  en  pi,  yi,  r^ 
4onnöes  par  (30),   savoir 

€e  qni  donne 

^£l!±^!±^'^„Cos.=mCos(«..Z). 

ThfU  XXIV.  18 


\ 


i' 


S58  Baehr:   Sur  le  mouvement  itun  carps 

Ainsi  noas  avons  trouvä  que  Taxe  de  la  rotation  relative  m, 
Taxe  de  la  rotation  9  et  Taxe  des  2  (ou  la  ligne  qui^est  parallele 
h  Taxe  de  la  terre)  t^ont  toujours  dans  un  m^ine  plan,  et  depl« 
que  m  est  la  resultante  de  q  et  de  la  rotation  —  n  autour  de  cet 
axe  des  z;  ce  qui  sufGra  avec  les  considerations  pr^cädentes  k 
d^terrainer  coropleteinent  le  mouvement  relatif  du  corps>  tel  qu'l! 
doit  etre  observ^  ä  la  surface  de  la  terre ^  ä  cause  du  mouvement 
diurne^  et  en  faisant  abstraction  des  causes  ^trangeres>  comme 
la  rdsistance  de  lair,  le  frottemeot  etc. 

Supposons  premi^rement  que  le  centre  de  la  rotation  seit  in 
point  absolument  fixe  dans  Tespace.  Le  mouvement  initial,  eoB-l 
munique  d'une  maniere  quelconque^  sera  une  rotation  autour  d'oi 
axe  passant  par  le  point  fixe.  Lorsque  ce  point  est  le  centre  dt 
gravite,  ou  qu'il  n'y  a  pas  de  forces  exterieures  qui  agissent  stf 
le  Corps,  comme  c'est  ici  le  cas,  le  mouvement  que  prendrab 
Corps  dans  la  suite  du  temps  pourra  etre  defini  de  la  maoiMtl 
suivante,  d'apres  la  theorie  de  la  rotation  de  M.  Po  in  so  t: 

Autour  du  point  fixe  placez  TeHipsoYde  central  du  corps  diu 
sa  Position  initiale;  par  Texträmit^  du  rayon  vecteur,  autour  du 
quel  la  rotation  initiale-ä  lieu,  menez  un  plan  tangentä  rellipsnidei 
et  supposez  que  ce  plan  reste  invariablement  fix^  dans  Tespacft 
Alors  Tellipsoide,  en  quittant  sa  position  initiale,  roulera, 
glisser,  sur  ee  plan  Invariable,  avec  une  vitesse  angulaire,  aatoör 
du  rayon  vecteur  du  point  de  contact,  proportionnelle  ä  la  lon- 
gueur  meme  de  ce  rayon. 

Si  la  vitesse  de  rotation  est  representee  par  certaine  Ion- 
gueur  variable,  le  rapport  de  cette  longueur  au  rayon  vecteur  du 
point  de  contact  sera  constant,  et  egal  a  la  valeur  initiale  de  ce 
rapport. 

Supposons  maintenant  que  le  centre  de  la  rotation  soit  senle- 
ment  un  point  fixe  par  rapport  a  la  surface  de  le^  terre,  de  sorte 
que  la  rotation  autour  de  ce  point  est  un  mouvement  relatif,  et 
soit  le  mouvement  relatif  initial  une  rotation  dont  la  vitesse  angu- 
laire et  la  direction  de  i'axe  sont  connues,  ce  qui  pourra  dtre  le 
cas  lorsque  le  mouvement  n'est  pas  produit  par  le  choc  d'une  masse 
ötrangere. 

Alors  d'apres  ce  qui  precede  le  mouvement  du  corps  peut  se 
definir  de  la  maniere  suivante: 

Autour  du  centre  de  rotation  placez  Tellipsoide  central  dans 
sa  position  initiale,  et  par  ce  centre  menez  une  ligne  parallele  ^ 
Taxe  de  la  terre.  Ayant  pris  deux  longueurs  dans  le  rapport  de 
la  vitesse  angulaire  de  la  terre  a  celle  de  la  rotation  initiale,  portez- 


solide  auUmr  de  eou  cenlre  de  gratiH,  etc.  950 

s,  h  partir  da  centre  de  rotation,  la  preroiere  sur  cette  Ugne, 
i^ns  UD  sens  tel  qu'elle  soit  Taxe  d'une  rotation  de  meme  sena 
de  Celle  de  la  terre,  la  seconde  sur  laxe  de  la  rotation  relative 
litlale;  ensuite  achevez  le  parallelogramme  dont  ces  deux  lignes 
»Dt  les  c6t^8. 

Par  le  point  de  rencontre  de  la  diagonale  de  ce  parallelogramme 
t  4e  la  surface  de  TeHipsoide,  menez  un  plan  tangent  ä  rellip- 
oTde,  et  du  centre  de  la  rotation  abai^sez  une  perpendiculaire 
nx  ce  plan* 

Supposez  que  le  plan  tangent  soit  invariablement  fix^  au  plan 
jjdi  passe  par  cette  perpendiculaire  et  la  ligne  qui  est  parallele  ä 
lixe  de  Ja  terre';  alors  rellipsolfde  roulera,  sans  glisser,  sur  le 
ihn  tangent,  avec  une  vitesse  angulaire  autour  du  rayon  vecteur 
|ii  point  de  contact,  proportionnelle  m^me  ä  la  longueur  de  ce 
^yon«  tandis  qu'en  m^me  temps  le  second  plan,  qui  entraine  le 
ilan  tangent,  tourne  autour  de  la  ligne  parallele  ä  Taxe  de  la  terre, 
9i|  sens  contraire  de  la  rotation  diurne,  et  avec  la  vitesse  angu* 
(tire  m^me  de  cette  rotation. 

Le  rapport  de  la  longueur,  qui  repr^sentera  la  vitesse  angu- 
bSre  de  Tellipsoide,  autour  du  rayon  vecteur  du  point  de  contaet, 
I  la  longueur  ni^me  de  ce  rayon  est  constant,  et  sa  valeur  est 
Utermin^e  au  commencement  du  mouveraent  par  le  rapport  de  la 
diagonale  du  parallelogramme  au  rayon  vecteur  avec  la  quelle  eile 
coYneide. 

Ce  resultat  pourra  servir  ä  expliquer  tous  les  phenomenes  varies 
one  le  mouvement  du  gyroscope  presenterait  dans  differents  cas. 
pooT  en  faire  Tapplication  il  faudra  avoir  ^gard  ä  la  construction 
des  appareils  particuliers ;  il  donne  lieu  aux  remarques  suivantes. 

D'abord  on  voit  que  le  mouvement  absolu  e»i  indäpendant  de 
kl  latitude  du  lieu  de  Texperience,  c'est-a-dire,-  le  deplacement 
de  Taxe  de  rotation  est  independant  de  la  position  de  Thorizon  et 
de  la  direction   de  la  verticale  des  lieux  differents  d'observation, 
atolement  le  mouvement  relatif,  rapporte  ä  Tfaorizon,    dopend  de 
Pangle  que  la  ligne  parallele  ä  Taxe   terrestre  fait  avec  ce  plan. 
Aossi  Tangle  de  la  latitude  ß  est  disparu   des  equations  du  mou- 
Tement:    et,  rapporte  ä  un  plan  parallele  ä  Tequateur,  ce  mouve- 
ment sera  le  meme  dans  tous  les  lieux  de  la  terre,  comme  le  mouve- 
Meot  de  Tombre  sur  un  cadran  solaire  equatoriai.  On  en  voit  ais^nient 
k  raison  dans  ce  que  les  Forces  exterieures  sont  detruites  lor^que 
fe  centre  de  rotation  est  le  centre  de  gravite,  de  sorte  que  le  corps 
Mt  partout  dans  les  memes  circonstances  par  rapport  au  centre 
4t  ces  foTces ;    il  en  est  autrement  dans  Vexp^rience  du  pendule, 

18  • 


:  poinU  des  poles,  i 
disparait  avec  la  f 


260  Baehr:    Sur  ie  moutfement  (tnn  corps 

oü  la  force  qui  agit  sar  Ie  mobile  change  de  direction  a?ec  le  lieo 
du  point  de  8U8pen8ion. 

On  penserait  qu'il  y  eüt  iine  exception  auz 
oü  la  vitesse  angulaire  du  mouvement  diurne 
rayon  du  parallele,  et  que  la  le  mouvement  fut  simplement  g^ome* 
trique;  mais  c'est  seulement  dans  le  prolongement  de  Taxe  ter-. 
restre  que  la  vitesse  angulaire  est  nulle,  tandis  que  le  corps  ayaot 
une  certaine  ^tendue  chacun  de  ses  points  aura  aassi  ia  miw 
vitesse  angulaire  que  sous  les  autres  points  de  la  terra. 

Si  done  Ton  connoit  le  mouvement  du  corps  sous  i'^quateo^ 
OD  poura  en  deduire  par   des   seules  consid^rations  gäomätriqiN9|£ 
son  mouvement  relatif  pour  toute  autre  latitude. 


I 


Ensuite  on  voit  que  pour  expliquer  completement  les  ph^o*^ 
m^nes  dans  le  gyroscope,  abstraetion   faite  du  milieu  ambiant, 
faudrait  avoir  egard   ä  la  grandeur  et  au  sens  de  la  rotatiou  reU^ 
ttve  initiale,    qui  doit  ^tre  composee  avec  celle  de  la  terre  poa^ 
avoir  la  rotation  initiale  de  Tellipsoide  central,   d'apr^s  le  rösoKil 
trouv^.    La    direction    de    Taxe   de   cette    derniere   rotation  et  «a^ 
grandeur  chaogera  avec  le  sens  de  la  rotation  que  Ton  impriroe 
Corps ;   elles  seront  la  diagonale  qui  Joint  les  somm^ts  des  angleij 
obtus  ou  ceux  des  angles  aigus  du  parallälogramme,  suivant quell 
rotation  a  ete  imprimee  dans   un   sens,    ou  dans  le  sens  oppos^ 
Mais  dans  le  gyroscope  la  vitesse  angulaire  de  la  terre  disparait 
en  comparaison  de  celle  que  1*011  doit  iniprinier  au  corps  pour  que 
Ie  mouvement  continue  pendant  quelque  tenips.     Alors  le  resultat 
trouve  doniie  immediatement  le  deplacement  de  Taxe  du  tore  tou^ 
nant,  tel  que  M.  Foucault  l'a  fait  connaitre.     En  effet  un  solide 
de  revolution  ayant  re^u  un  mouvement  de  rotation   autour  de  son 
axe  de  figure,  cet  axe,  qui  contient  le  centre  de  gravite,  ne  cban- 
gera  pas  de  position  dans  rellipsoide,  qui  eile  nieme  ne  se  däpla- 
cera  pas  par  rapport  au  plan  tangent;    et,  en  faisant   tourner  le 
plan,  qui  passe  par  cet  axe  et  la  ligne  parallele  a  Taxe  terrestre, 
autour  de  cette  derniere  ligne,  avec  la  vitesse  angulaire  meme  de 
la  terre  et  en  sens  oppose  de  son  mouvement  diurne,  Taxe  du  tore 
doit  se  mouvoir  comme  une  lunette  parallactique,    qui  serait  con* 
stamment  dirigee  sur  la  meme  Steile  fixe.    Cet  axe  decrira  un  c6n6 
circulaire    droit   autour    de   la   ligne  parallele  ä  Taxe  de  la  terre, 
et  dont  la  moitie  de  i'angle  au  sommet  est  egal  ä  Tangle  que  Taxe 
fait  initialement  avec  cette  ligne.     Si  alors  Taxe  est  horizontal  et    \ 
dirige  vers  le  nord,  il  decrit  le  cöne  droit  semblable  au  cone  tan-   / 
gent  au  parallele  terrestre;  ce  cone  devientun  plan,  si  initialemeot 
Taxe  horizontal   est  dirige  vers  Test  ou  Tonest,  parce  qu'alors  ie  ts 


soiiäe  autour  de  son  centre  de  gratite,  etc,  Ml 

ml -angle  au  sororoei  est  ud  aagle  droit.  (Comptes  rendus  etc. 
>m.  XXXV,  p.  421.) 

11  sait  eocore  da  resiiltat  trouv^  que  si  Ton  n*inprirae  aucune 
tesse  ä  an  corps  dont  le  centre  de  gravit^  est  le  seul  point  qui 
ate  ^Q  par  rapport  a  la  terre,  ce  corps  ne  resterait  en  repos 
latif  que  lorsque  Tun  de  ses  axes  principaux  d'inertie  cofncide 
rec  la  ligne  parallele  ä  Taxe  terrestre«  Car  alors  cet  axe»  autour 
1  qael  il  faut  donner  ä  IVIlipsoide  une  rotation  de  in^me  sens 
10  Celle  de  la  terre  ^  et  avec  la  mdme  vitesse  angulaire,  conti- 
■era  a  coincider  avec  cette  ligne  paratll^le;  et  ainsi  la  rotation 
t  l'ellipsoTde  sera  dätruite  par  le  mouvement  angulaire  ^gal  qae 
Ni  doit  conirouniquer  eo  sens  opposä  au  Systeme  entier,  autour 
»  la  ligne  qui  est  ici  en  m^me  temps  axe  de  rotation. 

Mais  si  aucan  des  axes  principaux  ne  coincide  a?ec  cette 
pie  parallele,  le  plan  tangent  ne  lui  estpas  perpendiculaire ;  Taxe 
t  rotation  changera  de  position  dans  l'ellipsoide  et  s'äcartera  de 
itle  ligne,  de  sorte  que  le  mouTement  angulaire  en  sens  oppos^ 
ilour  d'elle  ne  pourra  pas  dätruire  la  rotation  de  TellipsoTde. 

Note.  Les  ^quations  (22)  avaient  ^te  obtenues  d'abord  d'une 
itre  mani^re  en  suivant  la  marche  de  La  G ränge. 

T  <$tant  fonction  de  9>,  d  et  i(;  nous  pouvons  y  substituer  d'aur 
es  variables  P,  Q,  R^  liees  aux  precedentes  par  les  ^quatlons 

6P=  Sing) Sin Ö^t/;^  Co8g>^Ö, 

dQ  =  Co8<]pSin<9dt(;  —  Sing)dd,     \      ...      (a) 

dÄ=:  Cosopt/;  +  dg) ; 
e  qoi  donnera 

Sin  eöi\>  -  Sin  g)dP+  Cos  g)^©, 
W  =  Cos  g)dP-  Sin  g)^© , 
Sin  ddg)  =  Sin  dd/2 — Sin  g)  Cos  ddP— Cos  g>  Cos  dd  Q ; 

it  varlations  dg>,  dd,  dt/;  ^tant  ind^pendantes  entre  elles,  il  en 
era  de  mdme  de  dP,  öQ,  8R,  et  pour  avoir  les  diff^rentielles  de 
^  Qs  R»  pai*  rapport  au  temps,  ii  ne  faudra  que  changer  dg),  iß 
t  d^  dans  les  differentielles 

dtp      dB        dijf 
.    dt*    di^^  lü' 

tnsi  OD  aara: 


MI  Ba§hr:  sut  ie  mawHfmeni  ^tn  taiipi 

dp    «,      o.   ^  dip  .  ^       d6 
-TT = Sin  9  Sin  ö -TT  +  Cos  9  gr  =sp, 

^=:Co»9»Sin«-2j,-Sln92^:^},  >    .    .   .  « 


.•*! 


•I  par  «ttite 

■  .    ■  ■  ■ 


r!     .  '■   M 


■  ,ir 


•f  Sh^Sind.d'^ -f  Co89^^» 

+  SlÄ9Sind-^+C«s^-2Jp;      :      ,         i 
mds  ^  et  6  ^tant  des  variables  finies  et  ind^pendantes»  oo  n 

«»•Ii;«jji'*H'"-  ..• 

.  d^  '     iilf      ,  de     d.M, 

*-rf< dF  =Cos,>Sine(Ä9,.-g^-at.-^^) 

+  SinvCosö(iög-Ät5f)-Sing,(a9>g-M^f). 

ce  qai  se  r^duit,  par  les  ^quations  (a)  et  (b),  ä 

.dP     d.dP     de._      rfÄ-- 

de  Sorte  qne  Ton  a 


et  pareillemeDt 


.dÖ     d.SQdR.j.     dP.„ 

^di=-df^-dt^^—di^^' 

.dR     d.SR     dP  ^^     ^QxD. 


d«  plw  en  posant 


a 


.  MoUMe  üui9ur  de  son  centre  de  gra»M,  eie,  98S( 

TT  =  w  (Xa  +  fui' +  va") , 

Qz=zn(kc  +  fic*  +  v&') , 

an  +6%  +c^  =nX, 
a'jr  +  b'%  +  c'p  =nf*, 
a"7r  i^b*'%  +  c"Q=znv, 

adn  +bd%  +cöq  -\-nda  +xSb  +qSc  =0, 
a'ÖTt  +b'dx  +c'dQ  -i-nda'  +x8b*  +q8&  =0, 
a''Sn  +  b"8i + c"^^  +  nSa"  +  ^W"  +  qSc'* = 0 ; 

cons^queot,  eo  multipliant  les  deroi^res  öqnatioos  par  a,  a'^  a*\  piiU 
hy  b'i  b"  et  par  c,  c^  c'S  et  en  prenant  la  somnie  des  produits: 

Stc^I  (a8b  +  a'öb'  +  a'W)  +  q  (ade  +  a'd&  +  a"^c'0  =0, 
^X  +  MP^a  +  6'da'  +  b'^öa")  +  ^(6dc  +  ^'3c'  +  b'^dc")  =0, 
Ä^  +  n(cSa-\-&da'  +  c'^öa'")  +  ;c(cM  +  &öb'  +  c^'dft")  =0; 

remarquant  les  relations  (8) ,  (0)  et  (b) : 

Ö7t  —  xdR  -  q8Q,    8%=  p^P—  7c8R,    8q—7cSQ^x8P; 

comme  on  a  (18) 

dP 

öpi  —8{p'-7t)=z8-^-S?^ 

8qi=8(q—x)=z8'^--8x, 

Sri  =8(r  —  Q)=:8-jj-8Q, 
troavera  pour  la  Variation  de  T^  (savoir 

y  substituant  les  valeurs  pröc^deiites: 

,  dT  id.SR,      ._         .„I  . 

qui  conduira  aux  equations  (22).     Voyez  Lagrange,    M^ca- 
ue  analytique.    2.  edit.  1811.    See.  Part  SectIX.  nO.22. 


S64        Schoenemann:    üeber  den  Gebrauch  empfindlicher 


Ueber  den  Gebrauch  empfindlicher  kleiner  Bracken- 
waagen  für  physikalische  Zwecke. 

« 

Von 

Herrn  Professor  Theodor  Schoenemann 

am  Gymnasinm  zu  Brandenburg  a.  d.  H* 


§.  1. 

Den  Entwickelungen  der  Dynamik  schwerer  Körper  liegt  be- 
kanntlich die  Hypothese  zu  Grunde:  dass  eine  Druckkraft,  die 
auf  einen  freien  materiellen  Punkt  wirkt,  eine  BeschleuniguDg  im  ,- 
Sinne  der  Druckkraft  hervorruft,  die  sich  zu  der  durch  die  Schwer- 
kraft hervorgerufenen  Beschleunigung  verhält,  wie  die  Druckkraft 
zu  der  Schwere  des  materiellen  Punktes.  Da  nun  aber  der  Drack 
gleich  dem  Gegendruck  ist,  so  kann  man  auch  sagen:  Wird  eineio 
Körper  eine  gewisse  Beschleunigung  eingeprägt,  so  entwickelter 
eine  Druckkraft,  welche  sich  zu  seiner  Schwere  verhält,  wie  die  'm 
ihm  eingeprägte  Beschleunigung  zu  der  Beschleunigung,  die  ihm  l 
die  Schwere,  wenn  er  in  freiem  Zustande  wäre,  einprägen  wurde. 

Es  giebt  bis  jetzt  noch  kein  Mittel,  momentan  wirkende  Druck- 
kräfte zu  messen,  und  es  ist  schon  sehr  schwierig,  für  veräoder* 
liehe  Druckkräfte  die  Grenzen  anzugeben,  innerhalb  welcher  sie 
sich  bewegen.  Nur  constante  Druckkräfte,  die  längere  Zeit  wir« 
ken,  lassen  sich  mit  Schärfe  durch  die  Waage  messen.  Hierin 
liegt  wahrscheinlich  der  Grund,  dass  man  die  Richtigkeit  jener 
Hypothese  nicht  direct  durch  das  Experiment  bewies,  sondern  sich 
damit  begnügte,  auf  die  üebereinstimmung  einer  Anzahl  von  Fol- 
gerungen aus  derselben  auf  dem  Gebiete  der  Mechanik  und  Astro- 


■ 

0. 


kleiner  Brüchemtaageti  für  phytihaütcht  Zweeite.  206 

mie  mit  der  Wirklichkeit  hinzuweisen.  (Vergl.  Euler,  Theo* 
e  der  Bewegung  fester  oder  starrer  Körper,  Kap.  III. 
id  IV.,  herausgegeben  von  Wolfers.) 

Obgleich  nun  unbezweifelt  in  wissenschaftlicher  Beziehung  in 
der  einzelnen  Erscheinung^  welche  mit  Hilfe  der  Mathematik  aus 
Der  Hypothese  abgeleitet  und  durch  die  Erfahrung  bestätigt  wird, 
ne  wesentliche  Stütze  derselben  liegt,  so  machen  dennoch  die 
iFecke  des  ersten  Unterrichts  in  der  Physik  möglichst  directe 
xperimente  höchst  wünschenswerth. 

Als  ich  damit  beschäftigt  war,  zu  einer  Reihe  von  Erschei- 
DDgen,  welche  sich  auf  jenen  Grundsatz  beziehen ,  kleine  empfind- 
ehe  Brückenwaagen  meiner  Construction  in  Anwendung  zu  brin- 
en,  veröffentlichte  bereits  Herr  Professor  Poggendorff  einige 
bnüche  E^erimente,  die  er  mit  Waagebalken  elgentfaümKcher 
lonstruction  erzielt  hatte.  (Vergl.  Monatsberichte  der  Ber- 
iner  Academie,   November  1853.) 

Da  ich  indessen  der  Auffassung  des  Herrn  Professor  Pog- 
;eBdorff,  welche  mit  den  Principien  der  Mechanik  nicht  im'  Ein- 
Jange  steht,  keineswegs  beipflichten  kann,  auch  meine  Betrach- 
tngen  über  blos  pädagogische  Zwecke  hinausgehen,  so  will  ich 
I  Folgendem  die  vorzüglichsten  derselben  mittheilen,  insoferne 
ie  sich  auf  feste  Körper  beziehen.  Vielleicht  werde  ich  durch 
ieselben  darauf  hinwirken,  dass  kleine  empfindliche  Brücken- 
aagen  zu  den  unentbehrlichen  Instrumenten  eines  physikalischen 
abinets  gerechnet  werden,  und  dass  Dunkelheiten  anfgehellet 
erden,  deren  sich  noch  viele  beim  Widerstände  fester  und  flüs- 
iger  Körper  gegen  Körper  in  Bewegung  finden. 

Die  erste  Anregung  zu  den  vorliegenden  Betrachtungen  erhielt 
;h  durch  das  Lesen  des  schönen  Kapitels  in  Poncelet's  „In- 
roduction  ä  la  mecanique  industrielle,  physique  et 
xperimentale,  de  la  communication  du  mouvement  pär 
B  cboc  direct  des  corps  libres  et  limit^s  en  toussen^s^^ 
nd  ich  gehe  von  den  Betrachtungen  aus,  welche  dieser  grosse 
Selehrte  auf  eine  so  lichtvolle  Weise  auseinander  gesetzt  hat. 


§.  2. 

Da  sich  die  Punkte  eines  Brücken körpers  (der  Brücke  einer 
Brückenwaage)  auf  vorgeschriebenen  Bahnen  bewegen,  welche 
inter  sich  parallele  Richtung  haben,  so  folgt,  dass  eine  Kraft, 
lie  auf  einen  Punkt  eines  Brückenkörpers  senkrecht  zu  dessen 


266         Schoenemann:  üeber  den  Gebrauch  empftndUcker 

Bahn  wirkt,  auf  das  Resultat  der  Wägang  keinen  Einflnss  haben 
kann,  wenn  sie  nicht  auf  die  Verbindung  von  Hebeln,  Ketten  u.  s.w., 
durch  welche  die  Brückenwaage  Parallelbewegung  erhält^  sturend 
einwirkt.  Da  bei  den  Brückenwaagen  meiner  Construction  jene 
Verbindungen  selbst  durch  bedeutende  seitliche  Kräfte  nicht  gestört 
werden  können,  so  kann  man  sagen,  dass  von  jeder  Druckkraft 
die  auf  den  BrückenkOrper  wirkt,  nur  die  Projection  derselben  aof 
eine  Linie,  die  durch  den  Brückenkorper  selbst  bestimmt  ist,  zur 
Wirksamkeit  komme.  Diese  Linie  wird  bei  regelmässiger  Auf- 
stellung der  Vi^aage  entweder  physisch  senkrecht  sein  oder  sehr 
nahe  mit  dieser  Richtung  zusammen  fallen. 

S.  3. 

Versuche  über  die  Kraft  der  Trägheit  und  über  den  Fall 

der  Korper. 

(Siehe  Taf.  X.  Fig.  1.) 

Auf  zwei  mit  Fussgestellen  versehenen  Säulen  bringe  nai 
cylindrische,  von  oben  nach  unten  gehende  LOcher  von  etwa  4' 
Tiefe  an;  in  diese  Löcher  passen  die  Schafte  zweier  gabelförmig 
ausspringenden  Holzstücke,  welche  innerhalb  ihrer  Gabeln  zwei  |c: 
leicht  bewegliche  Rollen  'tragen.  Die  eine  dieser  Säulen  nebst 
Rolle  befestige  man  durch  eine  Schraubzwinge  auf  dem  Brücken- 
körper, die  andere  auf  der  horizontalen  Tischplatte,  auf  der  die 
Waage  steht,  in  einer  Entfernung  von  etwa  3'.  Beide  Säulen  sind 
ungleich  hoch  und  werden  so  aufgestellt,  dass  die  höchsten  Punkte  » 
der  beiden  von  ihnen  getragenen  Rollen  in  einer  Uorizontalebene 
liegen  und  der  mittlere  Durchschnitt  der  Rinne,  die  sich  auf  ihrem 
Umfange  beflndet,  für  beide  in  dieselbe  Vertikalebene  falle.  Nun 
lege  man  über  beide  Rollen  eine  recht  biegsame  seidene  Schnur, 
an  deren  Enden  man  zwei  gleiche  Gewichte  befestigt.  Jetzt  tarire 
man  die  Waage,  welche  unter  der  Einwirkung  der  Schnur  ganz 
frei  spielt.  Nennt  man  nun  die  Rolle,  welche  auf  der  Waage 
steht,  A^  das  daran  hängende  Gewicht  et,  die  Rolle  auf  dem  Tische 
B,  und  das  daran  hängende  Gewicht  ß,  so  ist  ci  =  ß.  Hierbei 
ist  die  Brücke  ausser  der  Säule  und  der  Rolle  A  belastet  mit  dem 
Gewichte  a,  wenn  das  Gewicht  der  Schnur  ausser  Acht  gelassen 
wird.  Die  Spannung  der  horizontalen  Schnurstrecke  wirkt  nicht 
auf  die  Waage,  weil  die  Projection  dieser  Kraft  auf  eine  physisch 
senkrechte  Linie  verschwindet.  Befestigt  man  nun  das  Schnu^ 
ende,  an  dem  a  hängt,  am  Brückenkörper,  so  kann  man  ß  belie- 
big vergrössern,    ohne  dass  sich  eine  Einwirkung  auf  die  Zunge 


kielner  Brüchemeaagen  für  physikalische  Zwecke^  367 

3er  Waage  zeigt.  Befestigt  man  a  nicht,  vermehrt  aber  ß  um  ein 
kleines  Gewicht  ^,  so  dass  ß-y-^  sinict  und  a  steigt,  &o  steigt 
BQgleich  die  Zunge  der  Waage,  als  wenn  a  selbst  yergrossert 
worden  wäre,  und  osciliirt  bei  längerem  Falle  um  einen  gewissen 
Gleicbgewichtspunkt.  Legt  man  zu  jedem  Gewichte  a  und  ß  das 
Gewicht  ^  hinzu,  tarirt  die  Waage  und  nimmt  dann  das  Gewicht 
^  Yon  ß-y-J  fort,  so  fallt  das  Gewicht  a-|-^»  und  zu  gleicher 
Zeit  sinkt  die  Zunge  der  Waage. 

Nennt  man  t  das  auf  die  Peripherie  des  Schnurlaufs  redncirte 
trSge  Gewicht  der  Rolle  Ay.  und  gleicher  Weise  ^i  das  auf  seine 
Peripherie  reducirte  träge  Gewicht  der  Rolle  By  ferner  die  auf 
dieselben  Peripherien   reducirten  Axenreibungen  f  und  fi ,  so  ist 

die  Beschleunigung  im  ersten  Falle      ißiyf^fif  ^f4.f    ^^^^ 


—9  wenn  a+/3+^  +  f+fi+/^+^=n  gesetzt  wird.  Der  Druck, 
der  von  a  vermöge  seiner  Trägheit  auf  die  Schnur  ausgeübt  wird, 
ist  — •  Der  Druck,  welcher  von  ß  vermöge  der  Trägheit  auf 
das  Schnurende  ausgeübt  wird,    weiches  von  ß  zu  5  geht,    ist 

ttegativ  und  = •    Die  beiden   äussersten  Schnurenden 

sind  also  während  der  Bewegung  nicht  gleich  stark  gespannt.  Das  zu- 
erst  genannte  ist  gespannt  mit  a-f — »  das  letztere  mit  ß-i-^ • 

Der  mittlere  Theil  der  Schnur  ist  gespannt  mit  a-| 1-^^ — -—» 

da  die  Trägheit  der  Rolle  A  und  die  Axenreibung  die  Spannung 
des  erstgenannten  Schnurendes  noch  um  das  letzte  Glied  des  Aus- 
druckes vermehrt,  oder  mit  ß-l-A — ,  da  die 

'  n  n 

Spannung  des  anderen  Schnurendes  durch  die  Trägheit  der  Rolle 
B  und  die  betreffende  Axenreibung  um  das  letzte  Glied  des  an- 
gefahrten Ausdruckes  verkleinert  wird.  Setzt  man  a=zßy  so  sind 
in  der  That  die  beiden  angegebenen  Ausdrücke  für  das  /nittlere 
Schnurende  gleich.  Dass  diese  drei  Schnurstrecken  ungleich  ge- 
spannt sind,  ist  natürlich,  da  sie  einer  Reibung  auf  den  Rollen 
ausgesetzt  sind,  ohne  welche  sie  auf  denselben  gleiten  würden. 

Sobald  die  Schnur  sich  in  Bewegung  setzt,  muss  zu  dem  Druck, 
der  von  der  Belastung  der  Brücke  ausgeht,  noch  der  Druck  — , 
der  von  der  Trägheit  von  a  entspringt,  hinzukommen.    Merkt  man 


r 


268         Sehoenemann:    Ueöer  den  Gebrauch  empfliuUicker 

sich  den  Ponkt  der  zur  Zun^  gehörigen  Scala,  um  den  dieselbe 
beim  Fall  oscillirt,  und  mittelt  man  das  Gewicht  y  ans,  das  man 
ohne  Einwirkung  von  ^  auf  die  Brücke  legen  muss,   um  densel- 

ben  Ausschlag  zu  erhalten  ^  so  ist  —  =  y.    Der  von  ß  in  der  Zeit 

T  beschriebene  Weg  ist  g  —  .^  =^.— .-5-.      Nennt    man    diesen 

a    2 
Weg  f 9  so  erhält  man  (7=f*- •-2*      Mit   Hilfe   eines   Secnndea- 

Pendels  lässt  sich  g  auf  diese  W^eise  vermöge  der  Waage  ziem- 
lich genau  bestimmen. 

Zusatz.  Es  ist  bei  der  Rechnung  nicht  berücksichtigt  wo^ 
den,  dass  der  mittlere  Theil  des  Fadens  seine  horizontale  Lage 
ändert.  Nennt  man  die  Spannung  des  mittleren  Theiles  des  Fa» 
dens  Tf  die  Senkung  der  Brücke  d,  die  Länge  der  mittlereo 
Schnurstrecke  L,  so  ist  die  Einwirkung  von   T  auf  die  Waape 

= — '^'Y'  Setzt  man  r=:J  Pfund,  d=0,l",  welches  ein  hin» 
reichend  grosser  Werth  für  eine  Decimalwaage  ist,  und  L  =  3', 
so  ist  +  r.— =  ^  Loth  circa.    Dennoch  beträgt  der  in  Ermitte- 

lung  von  y  begangene  Fehler  bedeutend  weniger.  Stellt  nämficb 
y  den  Widerstand  der  Trägheit   vor,    den  a  bei  seiner  Bewegang 

entwickelt,    so  hat  man  y= —  und l,Y'=^y\ — «r^»  wovi 

das  Gewicht  bedeutet,  welches  man,  indem  sich  a  und  ß  an  den 
Rollen  das  Gleichgewicht  halten,  auf  die  Brücke  legen  muss,  um 
einen  gleichen  Ausschlag  zu  erhalten,  wie  durch  den  Widerstand  dei 

Trägheit  von  a.  Man  erhält  mithin  die  Gleichung  —  =  yi+Cl'— a)y 
Die  Spannung  der  mittleren  Schnurstrecke  oder  T  ist  oben  ermit- 
telt und  =a+  —  + gefunden    worden.      Hieraus    folgt, 

dass  T  —  a  eine  kleine  Grösse,  die  bei  gleicher  Beschaffenheit 
beider  Rollen  sehr  nahe  \/i  liegt,    sein  müsse.      Man  kann  also 

bei  gleicher  Beschaffenheit  beider  Rollen  den  Werth  von  — ,  der 

n 

oben  gleich  yi  gesetzt  wurde,  dadurch  corrigiren,  dass  man  noch 

d 
zu  yi    den  Werth  s^.y   addirt.    Beträgt,   wie  oben  angenommen 

wurde,  d  den  zehnten  Theil  eines  Zolles  und  L  drei  Fuss,  so  ist 


Meiner  Brückenwaagen  für  pkysikaitseAe  Zwecke.  369 

Anmerkung  1.     Die    in   Anwendung    gebrachten   Gewichte 
dOrfen  nicht  die  Form  haben ,  welche  bei  Falimaschinen  öfters  ge- 
bräuchlich   sind^    weil  bei    den   dünnen    und    breiten  Platten    der 
Widerstand  der  Luft  zu  wirksam  ist,    welches  man  sehr  gut  da- 
raus erkennt,    dass  die  Oscillationen  der  Waage  grosser,   anstatt 
kleiner  werden.    Mit  gutem  Erfolge  habe  ich  lange  cylinderförmige 
eiserne  Gewichte  von  der  Schwere  eines  halben  Pfundes  in  An- 
wendung gebracht.     Die  Zulage  ^  muss  so  klein  sein,  dass  man 
mindestens  eine  vollständige  Oscillation    der  Waage    beobachten 
,  lann.     Dies  hängt  zum  Theil  von  dem  Fallraum,   zum  Theil  von 
\  der  Schwingungszeit  der  Waage  ab.     Die  Ermittelung  des  Ge- 
i  wwbtes    Yi    geschieht  leicht,    wenn   die   Waage  mit  einer  Scala 
K  ivrsehen  ist,    durch  Beobachtung  der   ersten  Excursion  bei  vor« 
r  dbbtiger  Zulage  eines  kleinen  entsprechenden  "Gewichtes  auf  die 
^cke.     Sollte  hierbei   nicht  der  Theilstrich  der  Scala  erreicht 
irerden,   der  sich   bei  Zulage  von  J  einfand,    so  kann  man  die 
Aosmittelung  von  yi    bedeutend   abkürzen,    indem  man  von  dem 
Satze  Gebrauch  macht,    dass  sich   die  Ausschlagswinkel  wie  die 
Gewichte  verhalten.    (Vergl.  Anmerkung  III.  zu  §.  7.) 

Anmerkung  II.     Es    bleibt    noch   experimentell   zu  zeigen, 
dass  ein  Gewicht,  welches  sich  geradlinig  mit  constanter  Geschwin- 
digkeit bewegt,  keine  neue  Druckkraft  entwickelt.    Zu  dem  Ende 
befestige  man  an  dem   Fuss  des  Gestelles  die  Axe  eines  mehr- 
fach gekrümmten  Hebels,  der  sich  vermüge  seines  Gewichtes  mit 
biDreicheodem  Drucke  an  die  Brückenwand  anlehnt,  um  dAch  die 
entstehende    Keibung   die    Waage    zu    verhindern    zu   schwingen. 
Darch  einen  Druck   auf  den    anderen  Arm  des  Hebels  kann  man 
die  Waage  plötzlich  frei  machen.    Man  tarire  nun  die  Waage  mit 
der  Rolle  A  und  dem  Gewichte  a  wie  oben,  indem  der  erwähnte 
flebel  nicht  anliegt.     Dann  lege  man.  ein  so  kleines  Uebergewicht 
zu  ß  hinzu,    dass   wo  möglich  gerade  die  Widerstände  der  Rei- 
bung überwunden  werden,    dass  also  bei  einer  sehr  kleinen  Ver- 
grusserung  dieses  Gewichtes  sich  schon  Bewegung  des  Gewichtes 
a  einstellt.    Nun  gebe  man  der  Waage  durch  den  erwähnten  Hebel 
Dnbeweglichkeit,  und  lege  zu  ß  noch   ein  Uebergewicht,   welches 
zu  beiden  Seiten  hinreichend  hervorsteht.    Nachdem  dies  Ueber- 
gewicht mit  ß  eine  kurze  Strecke  gefallen  ist,  lasse  man  es  durch 
einen  Ring  oder  durch    eine  sonstige,    von   der  Fallmaschine  be- 
kannte Vorrichtung' abheben,   und  mache   durchweinen  Druck  auf 
den  andern  Arm  des  Hebels  die  Waage  frei,  so  wird  man  finden, 
dass  sie,    bei  der  jetzt   eintretenden   constanten  Geschwindigkeit 
von  a  ihre  Norraalstellung  nicht  ändert,  sondern  dieselbe  erst  bei 
dem  darauf  erfolgenden  unvermeidlichen  Stosse  aufgiebt. 


270         Scho^nemann:   (Jeber  den  Gebrauch  empflndUcker 


§.  4. 

Lehrsatz. 

Erleidet  ein  körperliches  System,  welches  sieh  auf  der  Brfid^e 
der  Waage  befindet,  durch  innere  Kräfte  irgend  eine  Veränderong; 
60  ist  der  Druck,    den  es  in  jedem  Augenblick  airf  die  Waage 

ausübt«    ^+~*ai7»  ^^  ^  ^*®  Schwere  des  Systems  und  ät  die 

Beschleunigung  des  Schwerpunktes  desselben  in  senkrechter  and 
der  Wirkung  der  Schwerkraft  entgegengesetzter  Richtung  angieU; 


i 


: 


li 


1. 


Beweis.  Man  kann  sich  die  inneren  Kräfte  auf  jeden  mate- 
riellen Punkt  durch  elastische  Federn  wirkend  denken.  Denkt 
man  die  Elasticität  fort,  so  ist  die  Schwere  P,  Durch  die  Bevp«' 
gungen  der  Federn  kommt  hierzu  noch  folgende  Summe  von  Trig' 

heitskräften :         •  ö7  +      •  "o^  +  ®tc.,  wo  p^,  p2  etc.  die  Schwere  fe 

der  einzelnen  materiellen  Punkte  und  -A- ,  -k^  etc.  ihre  Beschleu- 
nigungen im  Sinne  einer  physisch  senkrechten  Linie  angeben.    Ei 

ist  aber  bekanntlich   —  •  -öt"  i —  •  -qT  +  etc.  =  —  •  ^r* 

ff     vi       ff     et  g    Ol 

Befindet  sich  ein  Mensch  auf  der  Brücke  der  W^aage  und  er- 
hebt sIRi,  so  kann  dies  zunächst  nicht  ohne  eine  Beschleunigang 
seines  Schwerpunktes  geschehen,  deshalb  hebt  sich  die  ZuDge 
und  er  scheint  momentan  schwerer  zu  werden.  Senkt  er  sich,  so 
findet  zunächst  das  Umgekehrte  statt.  Die  Oscillationen ,  in  die 
eine  Waage  geräth,  wenn  ein  Mensch  in  scheinbarer  Ruhe  auf 
der  Brücke  steht,  rühren  von  den  Veränderungen  seines  Schwer- 
punktes her,  die  mit  dem  Athmen  verbunden  sind. 


§•  5. 
Vom    Stoss    unelastischer    Körper. 

An  einer  auf  der  Brücke  befestigten  Säule  bringe  man  in  einer 
Entfernung  von  etwa  einem  Fusse  von  der  Brücke  einen  hervor- 
tretenden Haken  an,  an  dem  ein  Gewicht  durch  einen  Faden  auf- 
gehängt wird.  Man  tarire  die  Waage  und  brenne  den  Faden  ab. 
Ist  nun  der  erfolgende  Stoss  mit  der  Brücke  ein  unelastischer,  so 
geschieht  Folgendes:    Während  der  Zeit,    dass  der  Körper  fallt, 


lÜHner  BiUckeimaagm  fUr  physikalische  Zwecke.         271 

sinkt  die  Zunge.  Darauf  tritt  ein  sehr  kurzer  Stillstand  ein  und 
die  Brücke  schwingt  mit  gewissen  Excursionen^  deren  Grosse  man 
Torzüglich  im  Anfange  zu  beobachten  hat.  * 

Gesetzt,  das  Gewicht  des  losgebrannten  Körpers  ist  p  und 
das  auf  einen.  Punkt  der  Brücke  reducirte  träge  Gewicht  des 
Vl^aagebalkens,  der  Schale,  der  Brficke  und  der  leitenden  Theile, 
nachdem  p  abgebrannt  .ist,  sei  P,  so  werden  die  trägen  Gewichte 
P  und  p  mit  derselben  Kraft  p,  nachdem  der  Faden  abgebrannt 
l9t,  nach  entgegengesetzten  Richtungen  getrieben.    Die  Beschleu- 

1    1 
BiguBgen  von  P  und  p  werden  sich  also  verhalten  wie  p'~~9  und 

nian  wird  auch  die  erstere  constant  setzen  können,  wenn  die  in 
Betracht  gezogene  Zeit  sehr  klein  und  die  Waage  sehr  empfind- 
ßch  ist.  Nach  vollzogener  Einwirkung  des  Stosses  muss  nach 
den  bekannten  Gesetzen  des  unelastischen  Stosses  augenblickliche 
Rahe  eintreten,  und  die  Waage  darauf  mit  den  Excursionen  schwan- 
ken, die  ihrer  Stellung  im  Augenblicke  des  vollendeten  Stosses 
entsprechen. 

Nimmt  man  p  wie  natürlich  gegen  P  sehr  klein  an,  so  folgt, 
dass  die  Excursionen  der  Zunge  bei  verschiedenen  Gewichten  p 
and  pi  sich  selbst  wie  p  und  pi  verhalten  müssen.  Ebenso  kann 
man  über  die  verschiedenen  Fallhöhen  experimentiren,  auch  das 
Gewicht  P  aus  dem  Ergebniss  eines  Versuches  leicht  berechnen. 

Anmerkung.  Von  besonderem  Interesse  ist  es,  dass  man 
bei  diesem  Versuche  sehr  wohl  die  kurze  Zeit  des  Zusamnien- 
stosses  beobachten  kann.  Die  Zunge  bleibt  eine  merkliche  Zeit 
stehen,  oder  macht  vielmehr  eine  sehr  kleine  Bewegung,  die  sich 
sehr  wesentlich  von  dem  üebergange  einer  Oscillation  in  die  an- 
dere bei  regelmässigem  Gange  unterscheidet.  Besonders  merklich 
kann  man  diese  Zeit  machen,  wenn  man  den  Körper  auf  weiche 
Gegenstände,  etwa  Wolle,  fallen  lässt;  doch  ist  wohl  zu  beachten, 
dass  diese  Zeit  auch  merklich  wird,  wenn  etwa  ein  Stück  Eisen 
auf  die  eiserne  Brücke  einer  Waage  fallt.  Um  den  Einfluss  der 
Elasticität  ganz  zu  beseitigen,  muss  man  zuvor  ein  Brett  auf  die 
Brücke  schrauben  und  ein  pfeilförniig  zugespitztes  Eisen  auf  das- 
selbe falten  lassen,  welches  sich  in  das  Holz  einbohrt  und  haften 
bleibt.  Es  ist  wahrscheinlich,  dass  man  von  hier  aus  durch  An- 
wendung geeigneter  Hilfsmittel  über  die  zum  Stoss  verwendete 
Zeit  and  die  allmälige  Abnahme  der  Geschwindigkeit  beim  Stosse 
später  Doch  mehr  in's  Klare  kommen  wird. 


272        SekoenemaHu:   Ceöer  den  etbraueh  ettflbtiUsUr 

§.  «. 
«  Vom  Stoss  elastischer  Körper. 

(Siehe  Taf.  X.  Fifr.  ll.) 

1)  Kiromt  man  an,  der  Körper  p  im  vorigen  Versuche  sei 
vollkommen  elastisch,  so  wird  im  Momente  der  grössten  Zusam- 
meudrückung  dasselbe  wie  beim  unelastischen  Stosse  eintretea. 
Darauf  wird  p  abspringen,  uiid  zwar  bi«  zu  der  absoluten  Bube» 
von  der  es  herunter  gefallen.  In  diesem  Augenblicke  muss  aacb 
die  Waage  in  Ruhe  sein,  denn  offenbar  ist  in  diesem  Angenbttcb 
die  von  p  vollzogene  Arbeit  =0,  mithin  die  lebendige  Kraft^  welche 
döm  ganzen  System  inne  wohnt,  auch  =0.  Dies  kann  aber  nickt 
anders  sein,  als  wenn  die  Waage  ebenfalls  zur  Ruhe  gekoromea, 
oder  als  wenn  die  Geschwindigkeit  aller  einzelnen  Theile  des  System 
gleich  0  ist  Von  nun  an  müsste  sich  derselbe  Act  wiederholeSi 
wenn  die  Widerstände  der  Reibung  und  der  Luft  nicht  vorhat* 
den  wären. 

2)  Man  befestige  eine  elastische  Feder  auf  einem  Gestell,  80 
dass  man  dieselbe  vermöge  eines  Fadens,  den  man  am  Gestell 
anbringen  kann,  aus  ihrer  Lage  bringen  kann.  Darauf  schraube 
man  das  Gestell  auf  die  Brücke  fest,  tarire  die  Waage,  brenne 
den  Faden  vorsichtig  ab,  so  wird  man,  wenn  die  Feder  sehr  rasche 
Vibrationen  macht,  keine  merkliche  Einwirkung  auf  die  Zunge 
wahrnehmen.  Bei  langsamen  Vibrationen  der  Feder,  die  natür- 
lich wesentlich  in  verticaler  Richtunii^  angenommen  werden,  wird 
sich  die  Zunge  auch  in  Bewegung  setzen,  aber  ihre  Oscillationeii 
mehr  in  Zeiten  beschreiben,  welche  den  Oiscillationen  der  Feder, 
als  denen  der  Waage  entsprechen,  bis  dieselben  allmählig  in  die 
Oscillationen  der  Waage  tibergehen. 

Nennt  man  das  auf  die  Brücke  reducirte  träge  Gewicht  der 
sämmtlichen  schwingenden  Theile  mit  Einschiuss  der  Feder.  P, 
das  Gewicht  der  Feder  p  und  die  Beschleunigung  ihres  Schwer- 

h 

P'g 
punktes  6,  und  ß  die  Beschleunigung  der  Brücke,  so  ist  ß=zg,-p- 

oder  gleich  der  Beschleunigung  beim  freien  Fall  mal  dem  Drucke 

p.-,   der  von   der  sich  ausdehnenden  Feder  auf  die  Waage  aus« 

geübt  wird,  dividirt  durch   das  träge  Gewicht  P,    Es  ist  mithin 

j3  =  -p   oder   /=p'    Die  Beschleunigungen   der  Feder   und  des 

trägen  Gewichtes  /^verhalten  sich  also  umgekehrt  wie  ihre  Gewichte. 


kieHi0r -Brückenwaagen  für  physikaUsche  Zttecke,  273 

evregt  sich  die  Brücke  innerhalb  sehr  enger  Grenzen,  so  kann 
an  P  constant  setzen,  zumal  wenn  die  Waage  sehr  einpGndlich 
t,  und  es  folgt  ahidann,  dass  die  Bewegungen  der  Briicke  ent- 
sgengesetzt  von  denen  der  Feder  seien,  sich  ganz  ähnlich  wie 
ne  verhalten   müssen,    und    durch    eine  Abschwäcbuug,    deren 

aass  K^  ist,  aus  jenen  hervorgehen.    Dieser  Fall  wird   im  All- 

imeinen  eintreten,  wenn  das  Product  von   pmal  dem  Maass  der 

cearsionen  der  Feder  eine  sehr  kleine  Grösse  ist.  Collen  daher 
ti|e  besondere  Vorrichtung  die  Excursionen  der  Waage  dem 
age  sichtbar  werden,  so  kann  man  das  Gewicht  der  Feder  da« 
irch  vergrussern,  dass  man  an  dem  Theile  der  Feder,  der 
»  gr^ssten  Excursionen  macht,  noch  ein  besonderes  Gewicht 
lestigi 

Anmerkung.  Mit  vollständiger  Klarheit  würden  die  Erschei- 
ingen  hervortreten,  wenn  der  Zustand  des  Gleichgewichtes  der 
'itage  ein  vollkommen  indifferenter  wäre  (d.  h.  ein  solcher,  der 
ch  bei  einer  andern  Stellung  als  der  Nprmalstellung  der  Zunge 
different  wäre).     In  der  That  leiten   die  kurzen  Schwingungen, 

welche  die  Waage  durch  die  Vibrationen  der  Feder  versetzt 
Yd»  zugleich  langsame  Schwingungen  ein,  welche  der  Waage 
genthCmlich  sind,  indem  sieh  beide  modificiren,  und  gehen  ganz 

die  gewöhnlichen  Schwingungen  der  Waage  über,  sobald  die 
sbwingungen  der  Feder  erloschen  sind. 

3)  Brennt  man  die  Feder  wie  bei  No.  2.  ab,  lässt  sie  aber  in 
tm  Moment,  in  welchem  sie  ihre  grösste  Geschwindigkeit  erreicht, 
{gen  einen  festen,  mit  dem  Brückenkurper  verbundenen  Theil 
Q0sen,  60  dass  die  Bewegung  plötzlich  aufhört,  so  zeigen  sich, 
enn  das  Gewicht  der  Feder  ein  sehr  geringes  ist,  nach  vollen- 
slem  Stoss  bei  Waagen  von  grosser  Empfindlichkeit  fast  keine 
jxursionen  der  Zunge.  Bei  geringer  Empfindlichkeit  kann  man 
nter  sonst  gleichen  Umständen  bemerkliche  Excursionen  wahr- 
ehmeo. 

Nach  Nb.  2.  ist  die  Beschleunigung  des  Brückenkörpers  b .  jy 

k>  lange  mau  P  als  constant  ansehen  kann,  ist  mithin  die  Bewe- 
:Dng  des  Brückenkörpers  eine  ähnliche,  wie  die  der  Feder.  Da 
laeh  erfolgtem  Stosse  im  Moment  der  grössten  Zusammendrückung 
lie  .Geschwi>idigkeit  der  Feder  =0  ist,  so  muss  in  demselben 
Höment  die  Geschwindigkeit  des  Brückenkörpers  auch  =  0  sein, 
and  die  Zunge  kann  offenbar  nur  Excursionen  machen,  welche 
Ihrer  Entfernung  von  der  Normallage  zur  Zeit  der  grössten  Zusam- 

Thea  XXIV.  19 


974         Sckoenemann:    Veber  den  Gebrauek  empßmäUeher 

roeDdröckuDg  entsprecben.     Diese  Entfernung  ist  mitbiD  ^e,  wo 
e  das  Maass  der  Zusammen drOckung  der  Feder  angiebt. 

Ist  die  Waage  unempGndlich,  so  wächst  P  mit  zanebitfender 
Excursion,  und  die  negative  Summe  der  Beschleinnigungen  des 
Bruckenkürpers  ist  insbesondere  während  der  Zeit  des  Stossei 
wesentlich  kleiner  als  die  Summe  der  positiven  Bescbleanigungen» 
welche  dem  Stoss  voranging.  Deshalb  ist  in  diesem  Falle  dia 
Clescbwindigkeit  des  Bruckenkürpers  noch  nicht  auf  0  redodifc 
wenn  der  Stoss  vollendet  ist,  und  der  Bruckenkurper  bebält  nad^ 
vollendetem  Stosse  noch  eine  merkliche  Geschwindigkeit,  wekh^, 
der  Bewegung  der  Feder  entgegengesetzt  ist. 

4)  Wenn  beim  zweiten  Versuche  nach  dem  Abbrennen 'den 
Fadens  sich  fast  keine  Bewegung  der  Waage  zeigte,  so  kam  ditlj 
daher,  dass  der  Brücke  in  sehr  kurz  auf  einander  folgenden  Zci-j 
ten  entgegengesetzte  Geschwindigkeiten  eingeprägt  wurden.  jDii 
die  Sinne  hiervon  aber  nichts  wahrnehmen,  so  ist  der  Weg  itt\ 
zeigen,  wie  man  die  erste  dieser  Geschwindigkeiten  gewisaa«*! 
messen  frei  machen  und  beobachten  kann.  '  f' 

Lässt  man  die  Feder  im  Momente  ihrer  grOssten  Gescliirii^ 
digkeit  gegen  einen  festen  Körper  stossen,  der  nicht  mit  dm}» 
Bruckenkurper  in  Verbindung  steht,  so  beobachtet  man  jedeml 
an  der  Brücke  eine  der  Feder  enti^egengesetzte  Gesch windigkeil 
und  es  ist  zu  zeigen,  dass  dieselbe  jene  eben  besprochene  frd 
gewordene  Geschwindigkeit  ist,  wenn  der  angestossene  Kurper 
verbältnissmässig  recht  gross  ist.  Um  dies  Ziel  zu  erreichen, 
nehme  man  an,  die  Feder  schlüge  im  Momente  ihrer  grüsstos 
Geschwindigkeit  gegen  ein  frei  schwebendes  Gewicht  von  der  C 
Grösse  Q,  Dies  Gewicht  soll  von  der  Schwerkraft  nicht  afGcirt  f 
werden,  sondern  nur  von  der  Trägheit.  (Ein  gleicharmiger  Waa- 
gebalken, der  sich  im  Zustande  indifferenten  Gleichgewichts  be- 
findet und  an  seinen  beiden  Endpunkten  zwei  Gewichte  von  der 
Grösse  \Q  trägt,  sonst  aber  nicht  schwer  ist,  würde,  wem  er 
mit  dem  einen  Gewichte  \Q  den  Stoss  aufnähme,  jenes  Gewicht 
Q  ersetzen  können,  wenn  sein  Hypomocblium  nicht  von  der  Brücke 
getragen  würde.)   Im  Augenblicke  der  grösstcn  Zusammendrückuog 

bat  p  die  Geschwindigkeit  "^"q  »  wenn  v  die  grösste  Geschwin- 
digkeit ist,  die  es  durch  die  Elasticität  erreicht.  Indem  nun  f 
die  Geschwindigkeit  v ^^z=: — —7\    verliert,     verliert  P  di« 

^  p+Q    p+Q 

Geschwindigkeit  p'„tQ'     Indem  aber  Q  die  Gescbwindigiei^ 


)e 


kifimw  Brüekemtaofftn  f^r  pk^sikaUseke  Zwecke*  fTS 

^^  gewinnt»  gefriont  P  die  GescbwiBdigkeit  p-^^g*  I*»  Ao" 
»nblick  der  grOssten  Zueamrnendrfickang  gewinnt  aldo  die  Brücke  im 

aoxen  durch  denStoss  die  Geschwindigkeit  ö""^^— p'~r5=0- 

Btst  maft  nnn  Q  unendlich  gross,  so  kommt  man  «nf  den  Fall 
t8«res  Experiments.  Es  verliert  p  seine  ganz«  Gesefiwindigkeit 
Mb  den  Anstos«,  und  die  Brficke   behält  die   Geschwindigkeit 

p  die  sie  im  Momente  des  Anstosses  hatte»  und  die  man  durch 

ie  Zange  iieobaehten  kann. 

Ware  an  den  Berfihmngsflfichen  vollstfindige  ElasticitKt  wirk- 
■i^  ••  irirde  nach  erfolgtem  Stosse  p  noch  einmal  die  €»eiiehivin- 

gkeit   -      ^  verlieren,  und  Q  noch   einmal  die  Geschwindigkeit 
p  +  " 

V;g  gewinnen,   wodurch  für  P  so  weaig  wie  im  ersten   Falle 

ne  Zu-  oder  Abnahme  an  Geschwindigkeit  entstehen  würde, 
le  Feder  würde  sich  dann   bis  auf  das  ursprüngliche  Maass  zu- 

jmneoziefaei»  und  hierbei  P  die  erlangte  Geschwindigkeit  ^  wie- 

IT  f erlief en«  und  fifir  den  Fall,  dass  Q  onendlich  wäre,  würde 
ib'lHin  d«r  Vorgang  wiederholen.  Es  ist  natürlich  vorausgesetzt 
Bffdenj  das«  die  Ausdehnung  und  der  Stoss  der  Fe<ler  in  einer 
»it  vor  sich  gehen,  die  gegen  die  Schwiugungszett  der  Waage 
»hr  klein  ist. 

Da  die  Erfahrung  zeigt,  dass  nach  erfolgtem  Stoss  keine  we- 
ifitliefte  Zusamnienziehung  der  Feder  statt  findet,  wenn  man  die 
Britinrüngsfläche  zweckmässig  wählt,  so  wird   der  Brücken kurper 

sine  Excursionen  mit  der  Geschwindigkeit     ij-    beginnen.     Wie 

M  -dieselbe  durch  die  Excursionen  der  Zunge  der  Waage  mes- 
SD  kann,  wird  im  folgenden  Paragraphen  gezeigt  werden.  Wie 
la  bofe  ist  hierdarch  ein  beachtenswertbes  Mittel  gewonnen»  den 
ITerth  von  v  selbst  bei  sehr  grossen  Geschwindigkeiten  der  Feder 
Kperimentell  zu  bestimmen. 


5.  T. 

Aufgabe.    Die  Sebwingungszeit  einer  Brückenwaage  zu  ent- 
wickeln,  wenn  man  nur  die  Schwere  der  Brücke,   der  Last,    der 

8dkale  und  des  Gewichtes  in  Rechnung  zieht. 
..I 
Gesetzt,  doit  Maass  des  Gewichtes  nebst  der  Schale  sei  p, 

19^ 


376    '     ScJ^otnenlann:   üeber  den  Gebrauch  emp/indiicMer 

und  das  Maass  der  Last  nebst  der  Brücke  sei  P,^  nod  der  Schwin- 
gungsradius  der  Brücke  R  (d.  h.  jeder  Punkt  der  Brücke  beschreibo 
einen  Bogen  mit  dem  Radius  R,  wo  dann  alle  diese  Radien  gleich 
gross  und  gleich  gerichtet  vorausgesetzt  werden}»  der  Schwin- 
gungsradius  des  Gewichtes  sei  q,  die  Schwingungsebenen  von  B 
und  Q  seien  verticaU  und  die  Winkel,  die  q  und  R  mit  dem  Ho«: 
rizonte  bilden,  seien  <p  und  t/;.  Nimmt  man  nun  an,  8q>  sei  eii 
kleiner  Winkel,  um  den  g  aus  seiner  Lage  entfernt  wird,  Indev' 
R  zugleich  sich  um  den  Winkel  dif;  aus  seiner  Lage  entfernt,  so  wird 
das  System,  welches  in  stabilem  Gleichgewicht  vorausgeseW 
wird,  in  seine  ursprüngliche  Lage  zurückzukehren  suchen. 

Indem  nun    bei  erfolgender  Schwingung  g  und  R  von  ihrir 
Normallage  nur  noch  um  die  Winkel  Jq)  und  ^tf;  entfernt  sioi 
haben  die  Gewichte  P  und  p  eine  mechanische  Arbeit  A  ausge- 
führt, deren  Maass  durch  folgende  Formel  angegeben  wird: 

iA  =  Qplsin(q>-i-Jq>)  —  8in(q)+iq>)']  .    ^ 

+  /2P[sin(tf;  +  J'tl})  —  sin(tf;  +  *^)]. 

Um  die  Geschwindigkeit  zu  ermitteln,    welche  in  diesem  Ange^  j 
blicke  die  einzelnen  Theile  des  Systems  haben,  ist  der  Ausdruck 
von  A  weiter  zu  entwickeln,  unter  der  Voraussetzung,  iassPvtii 
p  in  ihrer  Normallage  das  Gleichgewicht  halten. .  Diese  letzte  Bn' 
dingung  wird  nach  dem  Princip  der  virtuellen  Geschwindigkeit'' 
angegeben  durch  die  Gleichung: 

II)  Qpcosq>d(p  + RPcosiljdtl)  =  0. 

Berücksichtigt  man  nur  iK)ch  die  zweiten  Potenzen  Ton  dcp,  ^(p$ 
dl/;  und //i/;,  so  ist  sin (q> -}■  öq>)  =  sing) (l'-i6q>^)  +  cos q>ö(p,  und 
mithin 

2 )  +cos<p(Aq)-'S(p)f 

(ö%U^  —  A'üf^\ 

Sieht  man  ip  als  Function  von  9  an,  so  ist: 

Btp  8V 

und  mithin: 

sin  (1/;  +  Jtp)  —  sin  (ip  +  di/;) 


^        AMifr  Brgckenwaa§en  /»r  pktfsikaliicke  Zwecke.  277 

Mit  Berücksichtigung  der  Gleichang  II)  erhält  man  nun  aus 
ietehnng  I)  folgende  Gleichang: 

i"  ,  d^  ffhb  1 

i^  man  den  tactor  tangy  —  g^.tang-^+g — ^^£»  ^^  erhält 

IUI   —  =  n^  [Äy*— ^g)*]  cos  9».     Nach  dem  Priucip  der   leben- 
den Kräfte  ist  nun 

It  Berücksichtigung  der  Gleichang  II)  und  der  vorigen  Formeln 
hält  man  hieraus: 

i4  mithin  durch  Division  der  Gleichung  III)  durch  IV),    mit  Be- 
dbsichtfgang  der  Gleichung  11): 


orans    sich    die    Geschwindigkeiten    der    verschiedenen    Theile 
18  Systems  ergeben.    Aus  der  Gleichung  V)  folgt  die  Gleichung 


VI)         Bt=       ^''^  ^  '    ^^^'^p-^^>^ 


p    cos^m 


VT^«— ^9«     W  gco8(p 


ad  hieraus   durch  Integration    die    ganze   Schwingungsaseit   der 
Vaage»  die  mit  T  bezeichnet  werden  soll: 


'  g  cos  (p 


27B        sekeemmann:   Veber  den  Gebrauch  empfindiieker      ^ 

Da  bei  den  gebräachlichen  Waagen  and  gewöhnlicher  Anf- 
stellung  <p  und  t/;  entweder  0  sind  oder  sich  doch  «ehr  wenig  von 
0  unterscheiden,  so  kann  man  cosg>  und  cosTf;  beide  gleich  J 
setzen.    Ferner  ist  bei   den  verschiedenen  Arten  der  gebrliqclili- 

eben  Decimalwaagen  ^(I-l-^  die  Strecke  des  Waagebalkens^  die  : 

sich  zwischen  den  Schneiden  befindet,  welche  die  Last  und  du 
Gewicht  tragen.  Bezeichnet  man  diese  Strecke  durch  £,  so  e^ 
hält  man  schliesslich: 


VIII)  T 


=  7t^i^.E. 


i, 
ll 

Es  bleibt  noch  übrig,    zti  zeigen,    wie  £  durch  Versuche  n   tj 
ermitteln  ist.    Differentiirt  man  die  obige  Formel  II)  oder  ^pcos^   ^ 

+  ßPcos  t^8i/;  =  0  nach  p  und  q>,  so  erhält  man  ~  .g— =;ytWf  J 

E  genau  denselben  Wertb  hat  wie  in  den  vorigen  Formeln.  Der  i^ 
Differentialquotient  auf  der  linken  Seite  H-ird  offenbar  am  pi  i( 
grösser,  je  kleiner  die  Empfindlichkeit  der  Waage  wird»  und  o»  ( 
gekehrt.  Ich  habe  ihn  deshalb  in  meiner  Abhandlung  fiber  die  L 
Empfindlichkeit  der  Brückenwaagen  (V.  Band  der  Denk  seif  rtf^T 
ten  der  mathematisch  naturwissenschaftlichen  Klassi  I 
der   Kaiserlichen    Akademie    der    Wissenschaften    in  rl 

Wien)   mit   j,  bezeichnet  und  £  die  Empfindlichkeit  der  Brucken- 

P 
waage  genannt.     Da  nun  E=-rr-»d(p    ist,     so     kann     man    aöch 

£=r-/^.^^ — —  setzen.     Bezeichnet  nun  p,   die  Entfernung  des  aof 
dp     pi  . 

dem   Waauebalkeo    befestigten   Zeigers    vom  Hypomocblium»  M   ^ 
wird  Qidtp  den  Ausschlag   des  Zeigers   bei   der  Alehrbelastung  dp 

der  Schale  angeben.     Der  Quotient    q~*~ —  ^'»rd  noch  mit  gros«    - 

ser  Genauigkeit  erbalten  werden,  wenn  man  statt  der  unendlich 
kleinen  Grösse  dp  nur  eine  Grösse  setzt,  die  in  Verhältniss  zo 
p  sehr  klein  ist,  und  statt  Qi^cp  den  kleinen  Ausschlag,  den  diese 
Grösse  hervorbringt«  Bezeichnet  man  daher  diese  kleine  Grösiflb 
durch   die  dp   ersetzt  wird,    mit  Jp,   and  den  erfolgenden  AWh 

D       e 

schlag  mit  c,  so  ist  jE  =  -t- • --   und 
°  ^p.    Qi 


T=%\  - 


V", 


p.    e 


9    ^P   Pi 


\ 


tU^mr  MUkenwaagen  für  phpiikaüsche  Zweek€.  379 

La  n 

Dm  ein  Beispiel  zu  geben  >  wollen  wir  ~=:1«  ^=3500  (circa 

m' Qvotienten  von  einem  Centner  durch  1  Loth)  und  €=zl"  an- 

3500 
8~1T~T2^^*^  Secunden. 

Soll  mithin  eine  Brückenwaage  bei  einer  so  grossen  Belastung, 
188  man  das  Gewicht  der  leitenden  Theile  Obersehen  kann,  bei 
'Centoern  Belastung  bei  einer  Zulage  von  n  Lothen  mit  einem 
unkte  des  Balkens,  der  so  weit  vom  Hypomochlium  entfernt  ist, 
e  die  Last-  und  Gewichtsschneide  des  Waagebalkens  von  ein- 
der,  einen  Ausschlag  von  l"  geben,  so  muss  ihre  Schwingungs- 
it  3,4  Secunden  sein. 

Es  braucht  kaum  bemerkt  zu  werden,  mit  welcher  Bequem- 
hkeit  man  den  Werth  von  E  aus  einer  Beobachtung  der  Schwin* 
ngszeit  einer  Waage  ableitet.  Hier  kommt  es.  darauf  an,  zu 
tersuchen,  wie  weit  die  Waage  als  Pendel  zu  benutzen  ist,  um 
rch  sie  zu  einer  Bestimmung  von  g  zu  gelangen.  Um  E  expe> 
nentell  zq  ermitteln,  ist  zunächst  zu  bestimmen,  wie  stark  das 
»wicht  des  Waagebalkens  selbst  auf  die  Schneide  wirkt,  an  der 
8  Gewicht  hängt.  Nennt  man  dasselbe  x,  das  Gewicht  des  Waage- 
lk<His  q,  den  Abstand  seines  Schwerpunktes  vom  Hypomoch- 
MMk,    den  man  durch  einen   einfachen  Versuch  findet,  d,  so  ist 

so«—»    Bezeichnet  man  nun  das  Gewicht  der  Schale  plus  dem 

»fricbte  in  derselben  plus  x  mit  p,  so  ist  £  =  -j~« — »    wo   Jp 

1  kleines  Uebergewicht  bedeutet,  das  man  in  die  Schale  legt, 
den  erfolgenden  Ausschlag  und  ^i  die  Entfernung  der  Zunge 
m  Hypomochlium.  Man  erhält  nun  aus  Gleichung  VIll)  di^  GrCsse 

nß  Zj  E 

SS  — »^ — *   welche  Bestimmungsweise  von  g  nach  einigen  vor- 

vfigen  Versuchen  schon  bei  sehr  massigen  Belastungen  zu  ziem- 
li  genauem  Resultate  führt. 

^  Welchen  Einfluss  die  grossen  Flächen,  welche  eine  Brucken- 
lage  dem  Widerstände  der  Luft  bietet,  auf  die  Schwingungszeit 
iben»  müssen  spätere  Versuche  lehren.  Im  Allgemeinen  ist  nicht 
mnszusetzen,  dass  derselbe  bei  grosser  Belastung  von  bedeu- 
todem  Einfluss  sein  wird,  da  einestheils  das  Anhaften  von  Luft- 
asse an  den  beweglichen  Theilen  des  Systems  gegen  die  Massen 
er  festen  Theile,  die  in  Bewegung  sind,  sehr  zurücktreten  muss, 
ndererseits  sich  aus  Gleichung  V)  ergiebt,  dass  die  grosste  Ge- 

diwindigkeit  der  Schale  e\  -£^  sein  wird,   wo  e  die  grOsste 


a 


280        Sckoenemann:    Veber  den  Gebratich  empfindticker 

Entfernung  der  Zunge  hei  der  Schwingung  von  ihrer  Normaliage 
hedeutet^  und  dass  mithin  diese  Geschwindigkeit  und  mit  ihr  der 
Widerstand  der  Luft  bei  kleinen  Schwingungen  sehr  gering  sen 
müsse. 

Anmerkung  I.     Es   ist  ohen   vorausgesetzt  worden,    da« 
alle   Punkte  des  Briickenkürpers   Kreishogen  beschreiben ,    deren 
Radien  gleich  gerichtet  und  gleich  sind.     Die  erste  dieser  Bedin- 
gungen ist  unerlässlich,   wenn  die  Brücke  richtig  sein  soll,  d.  k. 
wenn  das  Resultat  der  Wägung  unahh<nngig  von  dem  Ort  der  fio* 
lastung  der  Brücke  sein  soll.    Da  nämlich  die  virtuellen  Geschnrlj^ 
digkeiten  sämmtÜcher  Punkte  der  Brücke  gleich  sein  niOssen,  da 
je  zwei  Punkte  der  Brücke   durch   starre  Linien   verbunden  sini 
ferner   bei   den   angewandten    Constructionen   keine   Drehung  des 
Brückenkörpers  um  eine  feste  Axe  desselben  vorkommt,  und  mit* 
hin  die  Bahnen  sämmtlicher  Punkte  in  parallelen  Ebenen  liegen 
müssen,  so  folgt,   dass  die  Krümmungshalbmesser  dieser  Bahnen 
für  die  Normalstellung  parallel  sein  müssen,   welche  Construction 
auch   angewandt   sei;    dass  aber    diese   Krümmungsradien    gleich 
gross  sind,    ist  nicht  durchaus   noth wendig,    und  findet  insbeson- 
dere sehr  häufig  beiden  Strassburger  Waagen  nicht  statt,  welches 
daraus   erkannt    wird,    dass    solche  Waagen,    auf  verschiedenen 
Stellen  belastet,  verschiedene  Empfindlichkeit  zeigen.   (V'ergl.  meine 
Abhandlung  über  die  Empfindlichkeit  etc.  §.  7.)    Dessenungeachtet 
gelten  die  gewonnenen  Resultate,  insbesondere  die  Gleichungen  VII) 
und  VIII),   auch  für  dieise  Art   von  Waagen.     Sieht   man   nämlich 
R   als  den   Krüniniungsradius    der   Bahn   des    Schwerpunktes  der 
ganzen   Last  inclusive   d^   Brücke   an,     so    gelten    zunächst  die 
Gleichungen  I),  II),  III).     Aber   auch    die   aus   dem    Principe  der 
lebendiiyin  Krjifte  gewonnene  Gleichung  gilt  hier,  weil  die  virtuel- 
len   Geschwindigkeiten    sfimmtlicher    Punkte    des    Brückenkurpers 
gleich  sind,    mithin   die   Trägheitskrafte  sämmtlicher   Punkte  des 
Brückenkörpers   nur  von  ihrer  Schwere   und  nicht  von  ihrer  Lage 
abhangen    können.     Man  kitnn  mitbin    auch    bei   dieser   Gleichung 
sämnitücbe  materielle  Punkte  in»  Schwerpunkte  der  Last  vereinigt 
annehmen.     Für   die  Anwendung  der   Formeln  V'II)    und  V^Iil)  ist 
al^o   bei   diesen  Waagen    nur  zu    merken,    dass  E  eine  Zahl  ist, 
die  für  dieselbe  W^aage  nicht  constant  ist,  sondern  von  der  Lage 
des  Schwerpunktes  der  La^it  abbärigt.  —  Dass  übrigens  alle  diese 
Betrachtungen  nur  für  sehr  kleine  Oscillationen  der  Waage  gelten, 
wird  klar  sein,   eben  so  aber,    dass  dies  der  praktischen    Anwen- 
dunsr  keinen   Kint'ai?  tbut,  weil  bei  Docimalwaasen  und  noch  mehr 
bei  Centesimalwaagen  die  Excursionswinkel  dey  Krümmungsradien 
der  Bahnen,    die  von  den   einzelnen  Punkten  des  Brückenkurpers 
beschrieben  werden,   in  der  That  sehr  klein  sind. 


Ueäier  Brückenwaagen  für  phffsikaiiseke  Zwecka,  281; 

.  ;  Anmerkung  IL    Bei  den  angegebenen  Ableitangeo  sind  die 

TrSgheitsmomente  des  Waagebalkens   und   der   leitenden   T heile 

masser  Rechnung    gelassen    worden.    Es    soll   die  Rechnung    für 

Waagen  meiner  Construetion  nun   noch  so  geführt  werden,   dass 

.  man  den  Einfluss  dieser  Theile  auf  die  Schwingungszeit  übersehen 

kann.    Zu  dem  Ende  setze  man  aber  voraus,  der  Schwerpunkt  des 

Waagebaikens  liege  auf  der  geraden  Linie  zwischen  der  Schneide 

des  Hypomochliums  und  der  Gewichtsscbneide,   welches  in  der 

Tliat  bei  den  angewendeten  Constructionen   beioahe  erfüllt  wird, 

«nd    femer   der   Schwerpunkt    jeder  Leitungskette   liege  auf  der 

Linie  zwischen  den   beiden  Schneiden,   von  denen  sich  die  eine 

am  Gestelle,  die  .andere  am  Brückenkurper  befindet,  welches  eben- 

ialls  der  Wahrheit  sehr  nahe  kommt.     Wenn  man  nun  das  auf 

die  Gewichtsschneide  reducirte  Gewicht  4ßs  Waagebalkens  x,  das 

wirkende  Gewicht  nebst  der  Schale  p,  die  Last  P,  das  auf  die 

Schneiden  der  Brücke  reducirte  Gewicht  der  Leitungsketten  plus 

dem   Geitichte    der  Hubkette  y  nennt,   so  erhält   man  zunächst 

die  beiden  Gleichungen: 

i^  =  ^  (p -(- a:)  [sin  (g>+^g>)  —  sin  (9)+dg>)] 
+  Ä(P+2^)[8in(t+^i/;) -sin(tf;  +  cJi/;)], 

II)  ^(/)  +  a:)cos(;p8g>  +  72(P  +  y)cosi/;8i/;=0, 
ans  welchen  wie  oben  folgt: 

III)  ^  =  i^(p+a')(V-^9*)co89>-£- 

Nennt  man  nun  das  Trägheitsmoment  des  Waagebalkens  in  Bezug 
mf  die  Aze  des  Hypomochliums  u^xq^  und  die  Summe  der  Träg- 
heitsmomente der  Leitungsketten  in  Bezug  auf  die  Axen,  welche 
durch  die  zugehörigen  Schneiden  des  Gestelles  bestimnit  sind, 
plus  dem  Quadrate  von  R  mal  dem  Gewichte  der  Hubkette  ß^R^y, 
■D  erbält  man  nach  dem  Princip  der  lebendigen Kräflte  die  Gleichung: 

oder 

Setzt  man  nun  g)  =  i/;  =  0,  wie  es  bei  richtiger  Aufstellung  der 
Waage  sehr  nahe  erfüllt  wird,  so  erhält  man: 


383        Sekoenemmnn:   üeber  den  Gekrmieh  empßmMtkrr 

und  mithin  durch  Combiimtlon  dieser  Gleichong  nit  dar  Gleidbrng 
III),  wenn  man  anch  in  dieser  9=0  setzt: 

Es  wt  nan 

(/*+y)*(p+«)  ' 

'^     P  (1+^)   .  (1  + J)« 

Dieser  Ausdruck  muss  offenbar  in  l-f- p  Übergehen,  wcoii  P 

und  p  unendlich  vrerden.    In  diesem  Falle  werden  wir  daher  uf 
die  obigen  Gleichungen  zurückgefOhrt.  —  Nach  den  zu  dem  Waa»- 
gebalken  und  den  Ketten  angewendeten  Formen  wird  q*— 1  zwi- 

sehen  — \  und  0  liegen.  Setzt  man  nun  —=0,1»  welches  bereite 
bei  einer  sehr  geringen  Belastung  eintritt ,  so  fibersieht  man  McH 
dass  der  Ausdruck  wenig  kleiner  als  I  ~l~  p  sein  werde.    Ist  närn- 

lieh  —  =  0,1,  so  wird  p<0,01  und  ^  höchstens  0,02  sein,  uod 
da  ffi-^\  ebenfalls  zwischen  — \  und  0  liegen  muss,  so  wird, 
wenn  ^=0,1  ist,  der  obige  Ausdruck  kleiner  sein  als  l-f  p  ^^^ 
zwar  um  weniger  als  ^9. 

Um  die  Schu'ingungszeit  eines  einfachen  Waagebalkens,  der 
mit  den  Gewichten  P  und  p  belastet  ist,  zu  bestimmen ,  wenn 
der  Schwerpunkt  desselben  in  das  Hypomochlium  fällt,  nenne  man 
sein  Trägheitsmoment  d^piQ^»  wo  pi  das  Gewicht  des  Waagebai- 
kens ist.    Alsdann  ist 


SJ^  V  £.| 


MMer  BtÜ€kenmaa§en  /flfr  phpsikattsche  Zwecke.  983^ 

k  4er  WMgebalkHi  gleichsohenklig,  so  ist  p+oF^  P  md  mm 
hittt; 


dt=    ^-1 gV  2+ 


«Vi 


Will  tDaii  ncHsb  die  Neigung  beider  Arme  des  Waageballceos  mit 
em  Horizonte  io  Rechnung  zielien,  so  hat  man^  wenn  diese  fär 
eide  q)  beträgt ^  unter  der  Wurzel  noch  durch  cosg>  zu  dividiren. 
killte  der  Waagebalken  nicht  so  ajustirt  sein,  dass  sein  Schwer- 
Qokt  im  Hypomecbliifm  liegt,  so  kann  man  d)e  in  seinem  Schwer- 
onkte  Tereinigtd-  Schwere  desselbefn ,  wenn  seirie  drei  Schneiden 
icht  in  gerader  Linie  liegen,  in  drei  Schwerkräfte  zerlegen ,  die 
nrch  diese  Schneiden  hindurchgehen,  wodurch  die  wirkefiden 
lasten  eine  gewisse  Aeuderung  erleiden,  die  leicht  zu  bestimmen 
(t,  sonst  aber  die  Rechnungsausdrucke  uligeändert  bleiben.  Auf 
hnliGhe  Weise  kano  man  das  Ajustement  der  Waagebalken  bei 
Irflckeuwaagen  in  Rechnung  bringen, 

Anmerkung  III.  Es  ist  noch  zu  ermitteln,  wie  gross  die 
izcorsion  der  Zunge  sein  wird,  wenn  man  ein  kleines  Gewicht 
OD  einer  geringen  HObe  auf  die  Brücke  fallen  lässt 

Legt  man  das  Gewicht  ohne  Stoi^s  auf  die  Waage,  so  erfolgt 

JP 
er  ^tstebendo  Ausschlags winkel  ^9  =^£--77-,  und  der  gans»  fix- 

.  JP 

nrsionswinkel  2Jq>==2E,-pr' 

Bedeutet  nun  Pi  das  auf  die  Brücke  reducirte  träge  Gewicht 
er  beweglichen  Theile  der  Waage  und  hat  AP  beim  Stoss  auf 
le  Brficke  die  Geschwindigkeit  v  erlangt,  so  ^ird  nach  erfolgen- 

if^AP 

em  unelastischen  Stosse  die  Geschwindigkeit  der  Brücke  p  \    ..^ 

eio.    Da  aber  JP  in  Vergleich  zu  /\   sehr  klein  ist,    so  kann 

vAP 
tan  aneb  für  diesen  Quotienten  — „^  setzen.   Nimmt  man  noD  an, 

ie  Zunge  fiele  mit  der  Gewichtsschneide  zui^ammen,  und  die 
l^aage  aei  deeimaliach ,  so  erhält  man  durch  die  ofaige  Gtoiehu^  V) 
od  die  darauf  folgenden  Reductionen : 


10 


.t>  AP   tr«»«-^«« 


284        Sekoenemann:   lieber  den  Gebrauch  empfimSUcker 

Liegt  jdP  auf  der  BrOcke^  so  geht  die  Waage  in  eine  neM  Gleich- 
gewichtslage Ober.    Der  Winicel,  den  der  Waageballcen  der  ersten 

Lage  mit  dem  in  der  zweiten  Lage  bildet^  ist      p  -,  da  £=-p---7- 

ist ,  wenn  /iq>  den  lileinen  Ausschlagswinkel  bei  dem  Uebergewicbf 
JP  bedeutet.  Sehen  wir  jetzt  diese  neue  Lage  als  Normallage 
an  und  suchen^  wie  weit  sich  die  Zunge  durch  die  Einwirkung de8 
Stosses    von    dieser    neuen  Lage   entfernen  wird,    so   kann  man 

^9)=:  ■  p-  in  der  obigen  Gleichung  setzen  und  erhält:  1 

C-?^)"(40'=0^-(^)")£' . 

and  hieraus: 

Setzt  man  i?^  ==  ^sg^  wo  $  die  Fallhöhe  von  ^P  bedeutet,  so  er- 
hält man: 

.     ejpai  ,  .M05L  /»   r 

Um  diesen  Winkel  öq)  wurde  sich  also  die  Zunge  aus  ihrer  neuen 
Normallage  entfernt  haben  müssen,  um  in  die  erste  mit  der  glei- 
chen Geschwindigkeit  wie  bei  dem  vorausgesetzten  Stosse  anzu- 
kommen. 

Wird   das  Gewicht  JP  ganz   ohne  Stoss  auf  die  Brücke  ge- 
legt, so  beschreibt  die  Zunge  bei  ihren  ersten  Excursionen  einen 

Winkel  2Jq)=z — p — ,   beim  Stoss  hingegen  beschreibt  sie  einen 

Winkel  28cp.  Es  lässt  sich  nun  leicht  übersehen,  dass  diese  bei- 
den Werthe  nur  sehr  wenig  von  einander  abweichen  künnen,  wenn 
s  eine  sehr  kleine  Grösse  ist.  Berücksichtigt  man  nämlich  das 
träge  Gewicht  der  leitenden  Theile  und  des  Waagebalkens  nicht, 

ist  ^  +  (^P)  - 102=^1  oder  f  =  n*     '"  Wirklichkeit  ist 
-fT-    noch  kleiner   als    vf.     Der  Werth  von    —    ist    Tf\    und  den 

Pl  11  Q  10 

Werth  von  E  kann  man  mindestens  =  20  setzen.  Setzt  man  nun 
szzii"  und  ^  =  10'',   so  ist  d(p  noch  um  ein  wenig  kleiner  als 


so 


kleiner  BrückenwaMgen  für  pkjfeikaUtche  Zwecke.  285 

Setzt  man  Qjq>z=e  und  ^£9>  =  ßi>  so  wird: 


oder  kleiner  als  — p —  •  j^  •  ojö-     Betragt  nun  ^—p —  weniger  als 

1',  so  ist  diese  Differenz  so  klein,  dass  sie  in  das  Bereich  der 
unvermeidlichen  Beobachtungsfehler  föllt,  kann  also  bei  den  Ver- 
suchen des  §.  3.  Obersehen  werden. 


Erklärung   der   Figuren. 

Taf.  X.  Fig.  1.  Eine  Brückenwaage  auf  einem  Tische.  A  und 
ß  sind  zwei  Rollen,  a  und  ß  zwei  Gewichte,  die  durch  einen 
seidenen  Faden,  der  über  beide  Rollen  geht,  zusammenhängen; 
cd  ist  ein  Winkelhebel,  der  sich  an  die  Brückenwand  anlegt  und 
dorch  einen  Druck  auf  c  von  ihr  entfernt  werden  kann. 

Taf.  X.  Fig.  II.  Eine  Feder  auf  einem  Gestelle,  die  durch  einen 
Faden  aus  ihrer  Lage  gebracht  ist. 


286  Frisch:   Vtber  KepUr'M  lagartiämem 


Ueber  Kepler 's  Logarithmen  nnd  einige  Briefe  Ton 

Kepler. 


Von 

Herrn    Professor   Frisch 

zu  Stuttgart. 


Unter  der  grossen  Anzahl  handschriftlicher  Schätze,  welche  , 
ich  bei  meinen  Vorarbeiten  für  die  von  mir  beabsichtigte  Ausgabe 
der  sSmnittichen  Schriften  des  Astronomen  Kepler  sammefte»  be- 
findet sich  Manches,  dessen  Inhalt  nicht  blos  ftir  den  Prenkid  der 
Literaturgeschichte,  sondern  auch  für  den  Mathematiker  titi 
Astronomen  vom  Fach  interessant  sein  uird/  Indem  icl^  ans  mei- 
ner Sammlung  einige  Briefe,  welche  von  der  Entdeckung  Neper*«, 
den  Logarithmen,  handeln,  auswähle,  um  sie  einem  grösseren 
Leserkreise  bekannt  zu  machen,  glaube  ich  nicht,  dem  Plane 
dieser  Zeitschrift  entgegenzuhandeln,  welche  auch  früher  schon 
ähnlichen  Gegenständen  ihre  Spalten  öffnete  und  in  ihrem  Inhalts- 
verzeichniss  eine  stehende  Rubrik  hat  unter  dem  Titel:  „Geschiebte 
der  Mathematik    und   Physik.^' 

Zum  besseren  Verständniss  des  Inhalts  dieser  Briefe  schicke 
ich  folgende  Bemerkungen   voraus. 

Unter  den  wenigen  Gelehrten  Deutschlands,  welche  Neper'e 
Schrift    (Mirifici    Logarithniorum    Canonis    Deseriptio, 
ejusque    usus  in    utraque  Trigonometria,     ut   etiamin 
omni    Logistica  Mathematica,   amplissimi,    facillimi  et 
expeditissimi  explicatio.     Edinb.  1614.)  gleich  Anfangs  mit 
Beifall  aufnahmen,   steht  Kepler  in  erster  Linie  da.     Bei  seinen 
vielen,    weitläufigen  und  langweiligen  Rechnungen   hatte  er  schon 
lange    daABedürfniss   einer  Erleichterung  gefühlt.     Seine   geringe 
Besoldung,    die  noch  dazu  bei  den  damaligen  politischen  Wirren 
und  Verlegenheiten  des  Kaiserlichen  Schatzmeisteramts  häufig  sehr 
unregelmässig  ausbezahlt  wurde,  reichte  nicht  hin,  einen  für  seine 


und  einige  Briefe  rmi  Kepler.  Sl^ 

recke  tauglichen  Rechner  za  bezahlen,  und  nur  temporir  gelang 
ihm,  .fär  einen  solchen  aus  der  Kaiserlichen  Kasse  (In  Prag) 
er  aus  ständischen  Mitteln  (in  Linz)  einen  Beitrag  zu  erhaUen. 
»ben  Tieliachem  hluslichen  Unglück,  manchen  Anfallen  von 
«nkheiten,  die  ihn  in  den  Zeiten  seines  Aufenthalts  in  Prag 
>ro  Jahre  1600  bis  1612)  trafen»  lag  ihm  somit  grossentheils  allein 
die  Ausfuhrung  des  Hauptgeschäfts,  an  welches  seine  Anstel- 
ig  daselbst  gekniipllt  war,  die  Herausgabe  der  Tychonischen 
»obachtungen ,  eines  Geschäftes,  welches  er  bekanntlich  nich^ 
Hendete,  auch  nicht  in  der  Weise  Tollenden  konnte  und  vfoWi^ 
b  man  es  von  ihm  verlangte,  und  wie  es  später  von  dem  Jesui- 
1  Albert  Kurz  geschah  (Historie  Goelestis,  1656),  nämlich 
rch  einfachen  Abdruck  des  „Protokolls''  jener  Beobachtungen, 
ine  Absicht  war,  unter  Zugrundelegung  dieser  Beobachtungen 
I  ganz  neues  astronomisches  System  zu  gründen  und  astrouo- 
Bche  Tafeki  zu  liefern ,  welche  die  bis  dahin  einzig  dastehenden 
Utenischen  Tafeln  ersetzen  sollten.  Den  ersten  Zweck  fOhrte 
thellweise  aus  in  seinen   „Commentariis  de  motibus  stel- 

0  Martis''  (1609),  den  letzteren  in  den  Rudolphinischen  Tafeln 
127).  Dieses  Vorhaben  verstanden  aber  Diejenigen  nicht,  wel- 
so  hauptsächlich  des  pecuniären  Nutzens  wegen  die  Tycfao- 
dien  Beobachtungen  am  Herzen  lagen,  nemlich  Tycho's 
beo,  darunter.  Franz  Tengnagel,  Schwiegersohn  Tychp*s, 
'  am  Kaiserlichen  Hofe  einigen  Einfluss  hatte.    Auf  dessen  Drän- 

1  wurde  Kepler'n  eine  Art  von  Mentor  gesetzt  in  der  Person 
I  Jesuiten  Johann  Pistorius,  der  aber  glücklicher  Weise 
0  sonderbares  Amt  in  einer  Weise  aulTasste,  dass  die  Winsen- 
laft  keinen  Schaden  dabei  litt,  und,  sich  auf  freundschaftlichen 
BS  mit  Kepler'n  stellend,  denselben  in  seinem  Streben  nach 
hereni  möglichst  förderte,  unterstutzt  hiebei  von  hohen Staat^tbe- 
ten,  wie  MatthaeusWackkhervon  Wackenfels,  Barwitz, 
'rwart_von  Hohe n bürg  u.  A.  Ausser  seinen  theoretischen 
beiten  nahmen  unsern  Kepler  noch  inanche  andere  Geschäfte 
Anspruch,  vor  Allem  die  Beobachtungen  am  Himmel,  welchen 
iser  Rudolphs  II.  Astronom  fleissigst  obzuliegen  verbunden 
r«  Eine  bei  seiner  Lage  nicht  zu  verachtende  Erwerbs« 
die  bildeten  seine  „Nati  vi  täten"  und  andere  astrologischen 
»phezeihungen ,  die  in  grosser  Zahl  von  Kaiser  und  Edlen  des 
iehs  von  ihm  verlangt  wurden;  andere  verlangten  von  Kepler 
rathangen  über  Maass  und  Gewicht  (Ernst,  Erzbischof  von 
m),  vrieder  Andere  über  hydraulische  Maschinen  (Herzog  von 
balt- Dessau),  über  verschiedene  physikalische  Gegenstände  \x^ä 
karische  Untersuchnngen  (Herwart  u.  A.);    sein  Briefwechsel 

eia»ff  der  ausgedehntesten,  die  man  sich  denken  kann,  — -  Isura» 


288  Friich:    üeber  Kepltr*$  Logarithmen 

Alles  weist  darauf  hin,  dass  Kepler'»* ganze  Zeit  in  Ansproch 
genommen  war,  wie  nicht  leicht  die  eines  anderen  Gelehrten  unter 
seinen  Zeitgenossen,  und  dass  er  somit  darauf  bedacht  sein  rousate» 
dieselbe  so  viel  möglich  zu  sparen.  Dazu  kommt  noch  folgender^ 
wohl  zu  beachtender  Grund:  Kepler  w*ar  nicht  der  gewandteste 
Rechner.  Bei  meinen  Arbeiten  kamen  mir  viele  hundert  Seiten, 
mit  Rechnungen  aller  möglichen  Art  von  Kepler 's  Hand  vollge- 
schrieben, vor  Augen.  Darunter  sind  nur  wenige,  wo  gar  keine 
Correctur  vorkommt,  dagegen  finden  sich  auf  den  meisten  mehr 
als  eine,  oft  viele  Correcturen  von  einfachen  Multiplications -  oder 
Divisionsfehlern.  Er  half  sich  zwar  so  gut  er  konnte,  bedienta 
sich  immer  der  abgekürzten  Muitiplication  und  Division ,  wandte 
bei  seinen  trigonometrischen  Rechnungen  die  sogenannte  pre- 
sthaphäretische  Methode  an,  und  suchte  sich  durch  alle  m3g- 
liehen  Arten  von  Proben  des  Resultats  zu  vergewissem.  Troti 
alle  dem  entschlüpfte  ihm  doch  hie  und  da  ein  Rechnung»* ' 
fehler,  der  ihm  nachher  viel  zu  schaffen  machte.  Hören  wir 
iSfoer  das  bisher  Angeführte  K^pler'n  selbst:  ,,Die  Gründe,— 
schreibt  er  (1619),  —  warum  die  von  mir  erwarteten  Werke 
80  langsam  vorrücken,  sind  vielfacher  Art.  Die  mir  vofli 
Kaiser  ausgesezte  Besoldung  wäre  zwar  ansehnlich  genug  (saut 
quam  honestum;  sie  betrug  500  ÜL.),  allein  ich  erhalte  sie  nickt;: 
ohne  den  massigen  Zuschuss,  den  ich  von  den  Ständen  erhalti^- 
wäre  es  mir  nicht  möglich,  mein  Hauswesen  fortzuführen,  und  ich 
hätte  ohne  denselben  schon  langst  nach  auswärtiger  Unterstützupf^ 
mich  umsehen  müssen.  Die  Folge  hievon  ist,  dass  ich  nur  sel- 
ten einen  Gehülfen  unterhalten  kann,  und  der,  welchen  ich  gegen- 
wärtig habe,  ein  fleissiger  Rechner  und  verständiger  Mathematiker, 
wird,  da  ich  ihn  nicht  bezahlen  kann,  wohl  nicht  lange  bei  mir 
ausharren.  Alsdann  fallt  wieder  alle  Arbeit  auf  mich  zurück, 
während  ich  sogar  jezt  nicht  immer  im  Stande  bin,  meinen  Brief- 
wechsel, noch  viel  weniger  meine  Berechnungen  fortzusetzen.  Meine 
Natur  selbst  hat  übrigens  auch  Theil  an  der  Verzögerung.  „Non 
oninia  possumus  omnes.'*  Ich  bin  nicht  im  Stande,  eine  feste 
Ordnung  einzuhalten,  oft  unklar,  und  wenn  ich  ja  einmal  etwas 
Geordnetes  schaffe,  so  musste  diess  zehnmal  umgearbeitet  werden, 
ehe  es  die  rechte  Form  erhielt.  Gar  oft  wirft  mich  ein  in  der 
Eile  begangener  Rechnungsfehler  weit  zurück  und  hält  mich  lange 
Zeit  auf.  Gewiss,  ich  könnte  sehr  viel  schreiben,  indem  den  Man- 
gel an  Belesenheit  die  Phantasie  ersetzen  würde;  allein  deriey 
unzusammenhängende  Arbeiten  sind  mir  zuwider,  ja  eckein  mich 
an,  so  dass  ich  sie  entweder  ganz  vernichte  oder  beiseite  lege, 
um  sie  später  wieder  durchzugehen ,  das  heisst,  um  sie  von  Neuem 
zu  bearbeiten,  was  meistens   der  Fall  ist.    Meine  Freunde  bitte 


und  einige  Briefe  ran  Kepler,  289 

ch  onr  um  das»  dlass  sie  mich  nicht  ganz  in  das  Tretrad  mathe- 
matiacher  Rechnungen  verurtheilen  möchten;  sie  sollen  mir  Zeit 
bssea  zu  philosophischen  Speculationen,  meiner  einzigen  Freude. 
Manche  sind  ärgerlich  auf  mich,  weil  ich  die  Vollendung  der 
Badolphinischen  Tafeln  nicht  mehr  beschleunige.  Allein  Jeder 
kat  «eine  Liebhabereien.  Andere  haben  ihre  Freude  an  Tabellen 
■od  Aatrologischen  Gegenständen,  mir  gefällt  das  Mark  und  der 
Karo  der  Astronomie,  die  Schönheit  und  Vollendung  der  Bewe- 
piag6n.  Jedoch  auch  die  Tafeln  selbst  sind  Schuld  an  der  Ver- 
iVgerang.  Ich  will  nicht  von  der  durch  sie  verursachten  Mähe 
feMeD;  die  schon  vollendete  Berechnungsweise  muss  völlig  umge- 
ithaitet  und  den  Logarithmen  angepasst  werden,  so  dass  nach 
■Minen  Prinzipien  neue  Tafeln  nach  dieser  bequemeren  Methode 
iMiechnet  werden  können. '^ 

Nacn  AlleAi  diesem  scheint  die  Ansicht  keiner  weiteren  Begrün- 
rfang  KO  bedürfen,  dass  Kepler  mit  Eifer  die  Gelegenheit  werde 
iqprifen  haben»  seine  mannigfaltigen  mühsamen  Arbeiten  sich  zu 
MÄelehlem.  Die  erste  Ursache,  dass  er  ein  selbständiges  Werk 
ipflbär  die  Logarithmen  schrieb,   mag  sein  alter  Lehrer  Mästlin 

Eresen  sein,  der  sich  in  einem  Briefe  an  Kepler  (v.J.  1620) 
lendermassen  aber  die  neue  Erfindung  ausspricht:  „Ich  konnte 
Jezt  nicht  ausfindig  machen,  welche  Zahl  der  Verfasser  (Neper) 
Ürinen  Logarithmen  zu  Grunde  legte.  Er  scheint  absichtlich  eine 
■MJche  gewählt  zu  haben,  die,  wo  nicht  gar  nicht,  so  doch  aus- 
it  schwer  zu  finden  ist.  Deshalb  mache  ich  von  dieser  Rech« 
igsweise  keinen  Gebrauch,  indem  es  mir  eines  Mathematikers 
äMfvürdig  dünkt,  durch  Anderer  Augen  sehen  zu  wollen  und  sich 
Utof  Behauptungen  zu  stutzen  oder  als  bewiesen  vorauszusetzen, 
Nras  er  nicht  zu  beweisen  weiss.  Es  bleibt  noch  immer  zweifel- 
~^ft,  ob  eine  Rechnungs weise,  welche  zehn-,  ja  hundertmal  sich 
^^ewfihrte,   nicht  doch  einmal  zum  Irrthum  führen  könnte.'^ 

r^  Darauf  antwortet  Kepler  Folgendes:  „Das  Wesen  der  Lo- 
fgiaritbineD  will  ich  dir  erklären.  Der  Name  weist  darauf  hin ,  dass 
'\-^m  Zahlen  sind,  die  ein  Verhältniss  bezeichnen  (o^t^fiot  rot;  Xoyov). 
-Xs.sei  z.  B.  ein  sehr  kleines  Verhältniss  gegeben,  etwa  10000000 
^$009999.  Dieses  Verhältniss  bezeichnen  wir  durch  die  Einheit 
ist  nämlich  der  Unterschied  der  Glieder.  Noch  genauer  ist 
Bezeichnung,  wenn  das  Verhältniss  noch  viel  kleiner  ist). 
Im  ist  bekannt,  dass  das  Verhältniss  9999999:9999998  grosser 
ab  jenes,  ebenso  das  folgende  9999998:9999997  noch  grosser, 
La*e.f.*  so  dass  das  Verhältniss  5000001:5000000  grösser  ist  als 
des  vorhergehende,  zwischen  zwei  auf  einander  folgenden  Zah- 
der  naturlichen  Zahlenreihe.    Weil  nun  die  Grösse  des  ersten 

TheU  XXIV.  20 


290  Frisch:    Veber  Kepler* $  Logarithmen 

Verhältnisses  ausgedrückt  ist  durch  die  Zahl  1,  so  wird  die  i 
zweiten  nicht  durch  1  ausgedrückt  werden y  sondern  dureh  e 
etwas  grossere  Zahl  u.  s.  f.,  und  endlich  das  von  50U0001 : 50001 
nahezu  durch  2.'  Fragt  man  nun,  wie  gross  das  Verhältn 
10000000:5000000,  d.h.  2:1,  sei,  ausgedrückt  in  derselben  Fa 
in  welcher  oben  das  kleinste  Verhäitniss  durch  1  bezeichnet  wm 
so  wird  die  Antwort  folgende  sein;  würden  alle  Zwischengli^i 
der  natürlichen  Zahlenreihe,  die  paarweise  immer  um  1  vers*« 
den  sind,  gleich  grosse  Verhältnisse  bilden,  so  wäre,  weil  zwi^ 
10000000  und  5000000  4999099  Zahlen  liegen,  die  Verbkltnii^ 
von  10000000:5000000  die  Zahl  5000000!  Weil  aber  jedes 
gende  Verhäitniss  grösser  ist  als  1 , .  so  wird  die  VerhäitDianiS 
von  2:1  nach  der  angenommenen  Bezeicbnungsweise  wettüii 
6931472,  denn  so  oft  kommt  das  Verhäitniss  10000000:999991 
bei  dem  Verhäitniss  10000000:5000000  oder  2:1  vor"").  .Diessil 

das  Verfahren  bei  der  Berechnung  der  Logarithmen/* 

■I 

„Nun  gehe  ich  zur  Erklärung  des  Wegfallens  der  IHaltiplii 
tion  mit  Hülfe  der  Logarithmen  über.  Es  ist  10000000:90000 
=  8000000:7200000  (aib  =z  cid).  Hier  ist  das  Verhältol 
10000000:7200000  (a:d)  aus  drei  Verhältnissen  zusammengessl 
nämlich  aus  10000000:9000000  (a:b),  9000000:8000000  (b:e)  t 
8000000:7200000  (cid).  Somit  wird  auch  die  Bezeichnnog  ( 
Verhältnisses  aid  zusammengesetzt  sein  aus  den  Logaritbroenl 
aiö,  bic  und  cid.  Nun  ist  c:d  =  a:b,  also  der  Logaritk 
von  aid  zusammengesetzt  aus  den  zwei  Logarithmen  von  aib  n 
bic.  Aber  der  Logarithme  von  aib  und  der  von  bic  sind  zasi 
men  gleich  dem  Logarithmen  von  a:c,  weil  die  Verhältnisse  a 
und  bic  selbst  Elemente  des  Verhältnisses  a:c  sind.  Folglich 
die  Summe  der  Lojjarithnien  von  aib  (1053005 — )  und  von  ü 
(2231436—)  gleich  dem  Logarithmen  von  aid  (3285040+)." 

„Hast  du  diesen  Beweis  verstanden,  so  darfst  du  auch  nie 
mehr  an  den^Logarithmen  zweifeln.  Denn  du  hast  die  Wal 
entweder  n:it  Benutzung  derselhen  zu  addiren  oder  dafür  die  g 
gcbencn  Grössen  selbst  zu  multipliciren." 

Vergleicht  man  mit  den  beiden  angeführten  Schreiben  die  Vs 
rede  Kepler's  zu  seiner  Schrift:  Supp  lernen  tum  Chi|iaiU 
Logarithmorura  (Marburg  1625),  so  wird  die  oben  ausgesprocbeij 
Vermuthung  zur  Gewissheit.  Er  sagt  darin,  als  er  auf  einer  Rei« 
nach  Söddcutschland  (im  Jahre  1621)  mit  verschiedenen  gelehrte! 


*)  D.  h.  dieäs  ist  die  Summe   der  5000000  VerhältniMzahlen,   dafi 
kleinste  1  ist. 


und  Huige  Briefe  von  Kepler.  991 

'XBttikem  über  die  Nep  er 'sehen  Logaritbmen  gesprocheo» 
!T  bemerkt,  dass  dieselben  sieb  bedenken ,  diese  Art  von 
an  die  Stelle  der  Sinustafeln  aufzunehmen,  indem  sie, 
tens  die  älteren,  es  für  einen  Professor  der  Mathematik  un* 
gehalten  haben,  ohne  genügenden  Beweis  eine  Rech- 
romi  anzunehmen,  durch  welche  man  möglicherweise  später 
^^geahnten  Irrthumern  vejfuhrt  werden  könnte.  Aus  diesem 
ie,  fahrt  er  fort,  habe  er  sogleich  (noch  in  Tubingen)  einen 
'^«  versucht  and  denselben  nach  seiner  Heimkehr  (in  Linz) 
^det  Das  Manuscript  seiner  Schrift  schickte  er  nach  Tübin- 
U  Yen  wo  es  nach  längerer  Verzögerung  an  den  Landgrafen 
lipp  von  Hessen  kam,  der  den  Druck  besorgen  zu  lassen  sich 
erklärt  hatte  *),  Dieser  längere  Aufenthalt  des  Manuscripts 
Tfibingen  und  die  Entfernung  Kepfer's  vom  Druckorte  ver- 
iten  jedoch  einen  Uebelstand,  dem  durch  eine  besondere 
iUbrift  abgeholfen  werden  musste.  Das  nach  Tübingen  geschickte 
isnscript  enthielt  neben  den  Tafeln  blos  die  Theorie  der  Loga- 
m,  nicht  aber  die  Gebrauchs- Anweisung,  welche  Kepler 
nnmittelbar  vor  dem  Drucke  zu  verfertigen  gedachte.  Wäh- 
Ibd  der  drei  Jahre,  welche  das  Manuscript  in  Tübingen  liegen 
^b»  kam  die  Sache  ihm  aus  dem  Gedächtoiss,  der  Druck  wurde 
larburg  ohne  sein  Wissen  begonnen,  somit  blieb  auch  die 
hprilnglicb  beabsichtigte  Anweisung  weg,  und  um  diesen  Man* 
zu  ergänzen,  schrieb  Kepler  das  Jahr  darauf  (1625)  das  oben 
^eßihrte  „Supplementum  Chiliadis  Logarithmorum,  con« 
bens  praecepta  de  eorura  usu.'^ 

^  ■  I^hilipp  von  Hessen  hatte  durch  folgendes  Schreiben  an  Kep- 
br  diesem  die  Gelegenheit  dargeboten,  seine  Logarithmen  zur 
Mhntlichkeit  zn  bringen: 

Philips  von  Gottes  Gnaden  Landgrave  zu  Hessen,  Grave 
zu  Catzenelenbogen ,  Dietz,  Ziegenhain  und  Nidda  etc. 

Insern  gnädigen  Gruss  zuvor,  wolgelehrter  Lieber  Besonderer. 

l''  Demnach  Wir  die  Continuation  Unserer  Astronomischen  exer- 

dahin  gern  dirigirt  sehen  wölten,  dass  Wir  wo  nicht  ipsam 

stionem  erreichen,  doch  derselben  so  viel  müglich  nahe  bey- 

imeo  möchten,  so  haben  Wir,  in  Erwägung  solche  Astronomia 


"^  *)  Da«  Werk  erachien  za  Marburg  im  Jahre  1624  unter  denf  Titel: 
iOhilia*  Logarithmorum  ad  totidem  numeros  rotundos, 
Ift^eaiiflaa  demonstratione  legitima  ortns  Logarithmorum 
^ramqDe  usus  etc." 

20* 


292  Friich:    lieber  Kepler's  LagaHthmeH 

auf  zweyen  Punkten  vornehmlich  beruhet,  nehmlich  auf  den  obMr 
▼ationibus,  darauss  die  hypotheses  zu  formiren,  und  aufdemctt  j 
cuio,   weicher  die  geonietricas  affectiones  und  triangulomni  res» 
lutiones  imitirt,    vor  das  erste  zwar  zimiiche  grosse   instrümeili 
verfertigen   lassen    und  in    solchen   luehrerntheils    des    Tychonii 
descriptiones  gefolget,  aber  >Vir  haben  bey  solcher  Fabrica  a«ek 
zimiiche  obstacula  befunden.    Denn^die  grosse  Instrumenta  seindt 
zum  adplicirn  unbequem,  so  können  auff  den  kleinen  Instrunentei 
die  darauff  getbeilte   partes   leichtlich   (um   eine?)    partem 
(quia  lineae  physicae  jsunt)  abnehmen.     Ferners  so  können  iMh 
die  Transversales  Tychoois  inter  aestimandum  leichtlieh  in  di 
subtilen  Werck  Hinderung  bringen ,  weil  die  intersectiones  pro{ 
angulum  acutum  sich  sehr  schleiffen ;    und  liber  das  alles  so  ifW 
len  uns  die  pinnacidia  Tychonis  zu  gewisser  Erkandtnuss  der  Stett 
auch  nicht  genügen  thun.    Denn  weil  derselbe  per  rimam  za  ob* 
serviren,  dardurch  viel  radii  opertirt  und  sein  Schein  etwas  don 
1er  wirdt,  bevorab  (insbesondere)  wenn  der  Stern  an  sich  sei 
nicht  gar  klar  ist,  so  verpleibt  alsdann  das  Centruni  Siellae 
felhafftig«   Wieviel  weniger  aber  andere  pinnacidia  beytreffen. 
Wir  aus  Euerer  Optica  zum  Theil  ersehen. 

Gleichergestalt  verhält  es  sich  mit  der  Structur  selbsten. 
obschon  der  Mechanicus  noch  so  fleissig  arbeitet,   kan  es  docl 
leichtlich  geschehen,  dass  etwa  ein  Fehler,  welcher  sich  so  bal 
nicht  ad  sensum  eräugnet  (bemerkt  wird),   begangen  wiirdte,   da^ 
durch   die   Gewissheit,    welche  Tycho   auf  3,  4  oder  5  Secündea 
haben  will,  ettlichermassen  in  Zweiffei  mag  gesetzt  werden,  ande- 
rer incommoditeten,    so  uns  vorkommen,   anitzo  zu   geschweigen. 
Also   dass  Wir    vvol   wündschen   möchten,    ein   solch   Instrument^ 
welches  vom  Tycho  selbsten  für  gutt  gehalten  worden ,    nrit  allei 
seinen  mensuren,  pinnis,  regulis,  divisionibus,  und  die  Sterck,  dit 
Riss   oder  Abtheilung  etc.    entweders   zur  Handt   zu  bringen  und 
zu  seiner  Gedächtnuss  verwahriich    auffzuhalten   (aufzubewahreD)i 
oder  zum  wenigsten  doch  zu  erlernen,  ob  und  wie  der  Tycho  rich- 
tig und  ohne  Zweiffei  3,  4  oder  5  minuta  secunda  zählen  köDn«L 

Zum  andern  beGnden  wir,  dass  in  resolutione  triangulorum pnMh 
sertim  sphaericorum  die  numeri  zimlichermassen  variiren,  wie  aiMV 
beiliegendem   calculo  zu  vernehmen  *),    So  wollen  auch  die  log» 

1^4 


*)  Die  Aufgabe  ist :  aus  der  gegebenen  Länge  und  Breite  des  Po- 
larsterns seine  Declination  und  Rcctascension  zu  berechnen.  Die  Auflö- 
sung derselben  niinnit  4  Folioseiten  ein,  dabei  sind  zwei  MuUiplicatiV 
n«n  mit  je  2  Zalilen  von  15  Ziffern  und  zwei  Divisionen,  wovon  jfl^ 
beioabe  eine  Seite  füllt. 


tHMf  tifUge  Briefe  von  Kepler.  293 

dimi  nicht  allerdings  beytreffen,  weil  sie  uff  den  numeruni  cano- 
»  ladicirt»  welche  radication  mit  Abwerfung  der  hindern  -  Zahlen 
Michicht;  darnehen  Wir  uns  auch  Eueres  caiculi  erinnern,  da 
ir  Selbsten  die  logarithmos  für  insufficient  haltet.  Solte  den  in 
lo  opere  Astronomico  alzeit  der  grosse  Canon  oder  das  opus 
riatinum  gebraucht  werden,  so  were  zwar  solches  fast  dienlich, 
MHT  zu  sehr  muhesam  und  arbeitseJig. 

^  Gesinnen  derowegen  in  gnaden  an  Euch,  uns  den  Willen  zu 
w^en  und  sowol  diesses,  ob  nicht  compendiosibri  via  die  re* 
ilatioDes  beschehen  kundten?  als  auch  anderer  angeregter  Punk- 
p 'halber,  gewiss  und  beständigem  Bericht  zu  communiciren« 
ficbes  seindt  Wir  in  Gnaden,  darmit  Wir  Euch  gewogen,  hin- 
Uer  zu  erkennen  geneigt. 

Datum  Butzbach  den  (fehlt)  Junii  anno  1623. 

Philips. 

He  Addresse  lautet:  Dem  woi&relehrten  Vnserem  lieben  Beson- 
Mreo  Jobanni  Keppiero,  Rom.  Kay.  May.  besteltem  Mathematico. 

Lintz.) 

Hierauf  antwortet  Kepler  im  Decerober  1623  in  folgendem 
iehreiben: 

I 

'•  Durcbleuchtiger,  Hocbgeporener,  Gnädiger  Ffirst  und  Herr. 

oer  Fürstlichen  Gnaden  seind  meine  vnderthänige  arme  Dienste 

bestes  Vermiigens  bevor. 

E.  F.  Gnaden  Gnädiges  Sendschreiben  de  dato  Butzbach  im 
lonat  Junio  diess  ahlauffenden  1623.  Jahrs  ist  mir  durch  Gotfriden 
Apachen,  Buchföhrern  in  Frankfort*),  neben  etlichen  begehr- 
Hi  Büchern  allererst  im  Monat  Novembri  zukommen,  auss  wol- 
kem  Ich  mit  sonderlichen  Freuden  vernommen,  das  E.  F.  G.  bey 
iwer  eüssersten  Zerruttlichkeit  fast  aller  Provincieii  des  Teüt- 
phen  Landes  nichts  weniger  Dero  gewohnliche  lobwurdige  Er- 
Hikungen  bey  den  Astronomicis  exercitiis  und  Werckhen  Gottes 
I  suchen  fortfahren.  Der  Almächtige  woll  E.  F.  Gnaden  und  Dero 
igehorige  sampt  den  Nachpaurn  (Nachbarn)  für  fernerem  Vnheil 
id  Verhinderung  bewahren,  und  den  seligen Friden  wider  bringen. 


*)  Derselbe,  bei  welchem  der  dritte  Theil  von  Kepler's  „Epi- 
^me  Astr.  Copernicanae^%  die  ,, Harmonie",  die  zweite  Aufl. 
Ml  ,,Prodromus"  etc.  berauskauien. 


294  Frisch:  JJeöer  Kepler' s  LoparitiUnen 

.  Dieweil  nan  E.  F.  Gnaden  mir  etliche  dlss  Orts  ffirfalleiide 
diffieulteten  Gnädig  insinuiren,  meines  wenigen  Gatachtens  hisfr 
über  begehrend :  als  ist  anlangend  erstlich  die  observationefl  oiil 
Instrumenta,  nit  weniger ,  dass  Ich,  damahlen  (als)  E.  F.  Gn.  mir 
deren  etliche  fürgezeigt,  mir  die  leichte  Rechnung  machen  kbdB* 
nen,  was  grosser  verwunderlicher  VIeiss,  Mühe  und  Arbeitt  daraaf 
verwendet  werden  müesse,  .biss  solche  Instrumenta  zu  Irer  Mfig* 
liehen  perfection  kommen ;  und  wann  diss  mit  ausserster  Menscb- 
licher  ÄlOgligkliaitt  verrichtet,  das  doch  hernach  kha'me  Mflglich- 
khait  sein  werde,  das  Werckh  Selbsten  Observationum  auf  eii6 
solliche  8cherffe  zu  richten.  Ich  erinnere  mich,  das  E.  F..GI1' 
Ich  die  Ursachen  und  Verhinderungen  fast  alle  nach  einander  6^ 
zählet,  so  viel  fiir  das  selbige  mahl  ohne  Dero  Abschreckbnig 
von  solchen  so  wol  beliebenden  exercitiis  geschehen  mögen. 

Es   haben  aber  E.  F.  Gn.  auf  einen  recht  eigentlichen  Trort 
über  diesen  Verdriessiichkeiten  gedacht,  indem  sie  sich  nach  einea 
Tychonischen- Instrument  verlangen  lassen;  dan  sie  gewisslich  bey 
denselben  nit  so  grossen  Behelf  zu  verspüren  haben  würden,  wM 
etwa  des  Herrn  Tychonis  Worte  nach  dem  ersten  Anblick  eincM 
die  Hoffnung  machen  möchten.     Es  hat  Tycho  unserm  Herrn  Gott 
in  Stellung  und  Scherffung  seiner  Gebotte  den  process  abgelehK 
net,  die  Norma  soll  und  muss  richtig  sein,  man  thut  Irer  daunocb 
verfahlen;  es  würde  aber  des  Verfahlens  noch  mehr  sein,  wan  M 
an  der  Norma  fählete.     Man  macht  ein  Schwartzes  in  die  Scheibe,  3 
auf  dass  man  zum  wenigsten  die  Scheibe  treffe.     IMit  dem  Schwuih  1 
gen   zwar   hat   Tycho    so   viel   nit   zu  thuen    gehabt,    weil   er  nit  jj 
lautter  Metallene  Instrumenta  gemacht,  sondern  hat  sie  (was  man  | 
hat  müessen  auff  alle   Seilten   bewegen,    also  das   sie    sich  nach  ' 
dem   Gewicht    oder  Schwäre   geschwungen   hatten)    inwendig  mit  • 
dickhen   hölzenen  Stollen  versehen,    die  schwingen  sich  weniger, 
hernach  hat  er  solche  Stollen  gesperret,    wie  in   seinen  Mechani- 
eis  zu  sehen:   letztlich  hat  er  das  Holz  mit  Mess  (Messing)  über- 
zogen,   unter  wolchem  das  Holz   liber  Hirn   Luft   gehabt,    das  68 
dem   Mess   khainen   Mangel   gebracht,    wan  schon  das  Holz  nach 
dem  Wetter  eingegangen  ist.     (Vergl.  Tychonis  Astr.   instauratae 
Mechanica.  Norib.  1(302.   Seite  C.  5*,  D.  5*.    Hier  sagt  Tycho,  nach- 
dem er  die  Methode  beschrieben,  wie  das  Holz  zu  behandeln  seyp 
damit   es  sich    nicht  krümme   oder  schwinde,    das  beste  Holz  1« 
diesem  Zwecke  sey  gutes  und  wohlgetrocknetes  Fichtenholz,  „es 
parte  appUcata,    qnae  cacumen  et  radicem  respicit",    was  Kep- 
ler   „über  Hirn"   übersetzt.) 

Die  Pinnacidia  aber  haben  disen  Vortl  gehabt,  wan  der  Ster» 
gross  und  bell  gewest,  als  der  Jupiter,  so  hat  man  sie  eng  macheo 


i. 


tauf  eMge  Briefe  wm  Kepler^  996 

iftnniev,  hernach  hat  der  Observator  in  Acht  nemen  mfissen» 
IM  er  den  Stern  auf  einer  Seite  des  cyJindri  so  hell  habe,  als 
iCder  andern«  Ist  aber  der  Stern  so  klaln  und  vusichtig  gewest, 
|!  bat  man  die  Spalte  oder  rimas  aufgeschraufet ,  oder  mit  einem 
iesser  aafgewogen»  das  man  also  mehr  Lnfft  und  Liecht  gehabt. 
Ii  aber  bab  bessere  Befürderung  befunden,  wan  ich  ein  Liecht 
ler  Kohlen  riickling  bab  halten  lassen,  das  der  Cylinder  erleücb- 
k^  und  sichtig  worden  und  das  Liecht  mir  doch  nit  .under  das 
tameht  geschinen.  Dan  von  disser  Erleuchtung  des  Cylinders 
Bken  die  pupillae  oculi  zusamen,  und  alsdan  siehet  man  den  Stern 
lahr  rain,  als  wären  Ime  die  übrige  Streimen  abgewischt;  dan 
adarf  Ich  auch  der  engen  rimarura  nit  sonderlich,  sondern  kan 
•icrscheiden »  wie  weit  der  Stern  vom  Cyündro  stehe,  wan  ich 
Iso  sie  beide  zumahl  ins  Gesicht  nemeu  khan. 

Mit  den  Transversalibus  ist  es  uns  sehr  oft  geschehen,  das« 
vil  die  regula  nit  alwegen  gar  gedrh'ng  (überall  ganz  vollkommen) 
(ifKgt,  nachdem  einer  gerad  oder  schlims  (von  der  Seite)  auf  die 
Ibeilvng  gesehen,  nachdem  hat  er  einen  grossen  oder  kleinen  The!l 
M  einer  Minuten  gesehen.  Wir  haben  auf  den  Sextanten  nur  tertias 
ler  quartas  minuti  partes  geschätzet,  sie  seind  mit  besonderen  Pünct- 
iIb  nit  unterscheiden  gewest.  Allein  (nur)  auf  einem  grossen  Qua« 
ranten  seind  sextae  partes  minutorum  gettipffelt  gewest  *)• 

Mir  wSr  zwar  nichts  liebers ,  dan  das  Ire  Kay.  Mt.  derenmab- 
m  einest  zu  dem  erwünschten  Frieden  gelangen,  Ire  residentz  in 
em  Königreich  Bubeim  nemen,  und  ich  mich  bei  dero  Hofhaltung 
ida  praesentiren  möchte.  Alsdan  könte  ich  sehen,  ob  nach  so 
ragwüriger  Zerrfitlichkeit  in  ßoheim  auch  noch  etwas  nutzes  von 
en  instrumentis  Tychonis  überig;  und  zweifelt  mir  nit,  wan  alsdan 
rerKay.Maj.  ich  gehorsamist  fürbrächte,  das  £.  F.  Gnaden  umb  deren 
istramentorum  eines  oder  das  Ander  Nachfrag  haben,  würden  Ire 
laj«  E.  F.  Gnaden  etwas    darvon   gnädigist  zukommen   lassen  '^*). 

Was  anlanget  die  andere,  nemlich  Calculi  difficultatem,  da  ist 


*)  Es  Ist  dies  wahrscheinlich  der  Quadrant,  welcher  in  dem  ohen  ange- 
ftrten  Werice  ^ag.  B.  4.  beschrieben  ist  oder  ein  nach  diesem  Master 
i  Prag  Terfertigter.  Dass  Kepler  in  Prag  ungefähr  ein  und  ein  halbes 
Ihr  lang  (vom  Februar  bis  Ende  Mai  1600  und  vom  October  1600  bis 
lue  October  1601)   bei   Tycho   zubrachte,    ist  bekannt. 

**)  Per  Zweifel  Kepler's,  ob  die  Tychonischen  Instrumente, 
Islehe  er  bei  seiner  Uebersicdclung  nach  Linz  in  Prag  zurücklassen 
OMte,  noch  brauchbar  sein  werden,  war  wohl  begründet.  Schreibt  er 
»ch  «chon  20  Jahre  vorher  (an  Fabricius):  ,,obserTationes  nostrae 
Igeot*  Instrumenta  in  horto  Caesaris  sab  Dio  patrescunt.  Utor  sex- 
■te  et  qnadrante  parTo  ex  Hofmanni  liberal i täte. *^ 


> 


396 


Frisch:    üeöer  iCepier'i  Logariikmen 


vtoX  etwas  weniges  in  re,  das  meiste  aber  in  persona,  die  b  nit 
abbrechen  kan,  wa  sie  siebet ,  das  sie  sich  Tergebrich  bemfihet* 
Gott  wolle  mich  behüetten,  das  ich  nit  vll  Triangohi  mit  solcber 
Muhe  solvire^  wie  derjenige  gehabt,  der  die  beygelegte  exemiili 
gerechnet.  Nit  ohne  ist  es^  die  sinus  mit  5  figuris  seind  cu  karti» 
wan  es  an  soliiche  kleine  triangula  und  grosse  angulos  gehet 
Man  bedarf  aber  darumb  des  grossen  Canonis  nit  Es  ist  genog» 
waa  man  auff  7  oder  zum  höchsten  auff  S  figuras  khompt  Se 
bedarf  es  sich  auch  nit,  das  «man  di^  multiplicationes  und  diTiiie- 
nes  gantz  aussmacht,  sondern  des  Praetorii  Weise*),  ist  sicher 
und  gut,  das  ich  anfahe  mit  dem  ersten  digito  Multipli<»ntis  ad 
sinistram,  qui  ducatur  in  multiplicandunr  totum.  Darnach  seeon- 
dus  iliius  ad  sinistram  ducatur  in  hunc  non  totum,  seddemtiejot 
ultima  figura  ad  dextram,  et  factum  subscribatnr,  nt  in  margiie 
apparet  Also  auch  mit  dem  dividiren.  Dan  was  also  abgeschDit- 
ten  wurt,  das  gibt  im  quotienten  nit  über  2  oder  3  Gnitates  Ve^ 
fahlung  in  digito  ultimo  ad  dextram.  Kan  sich  also  der  Caknla 
tor  verlassen,  das  alle  vorhergehende  digiti  gerecht  ^ 

4062051 
1163818 


4062051 

406205 

243723 

12186 

3250 

40 

^ 

4727487 


4727487 
4755763 
42801866 

9 

4473004 
4280187 

9 

192817 
190230 

4 

2587 
2378 

05 

209 
190 

4 

19 
19 

4 

*)  Johannes   Prätorins,  Prof.   in  Altdorf,   mehr  belcannt  dorcb 
seine  Anwendungen  der  Geometrie,  als  in  der  Theorie,  obgleich  er  eine 
Menge  Manuscripte  in  Beziehung  auf  letztere  hinterliess,  gab  bei  Gele* 
genheit  einer  trigonometrischen  Rechnung  die   abgckürzfe    Rechnungaart  |[ 
an  Herwart    von  Hohenburg,    welcher  sie  Keplern  schickte,   der« 
sehr  erfreut  darüber,    in  einem  Briefe  an  letzteren  sich  folgendermasseB 
ausspricht:  Calculum  Praetorii  in  ma^^ni  bcneiicii  loco  habeo,  qui  duasobU- 
quangulorum  sphaericorum  formas  singulis  operationibus  solvere  exemplo 
docet.     Quidam  in  dolabra  occupati  paranda,  ad  aedificationem  nunqoaai 
Teniunt.    Ego,  contrario  vitio ,  dolabra  destitutus  ridicule  aedifico.    Magnat 
itaque   gratias   ago   pro   tam  commoda  dolabra.     Opto   mihi   familiarita- 
tem  hominis,  ut  exempla  per  alias  etiam  formas  ab  ipso  habere  possim* 


und  eMffß  Briefe  mm  Kepler.  S97 

"Zum  andern,  so  ist  nitohn,  das  die  sinns  nit  anff  das  aller* 

•eherfTeste  gerechnet  seiiid^   obvrol  Pitiscus  bey  der  Correctione 

Operfs  PalatiDi  etwas  gethan  *).    Hie  iiaben  aber  E.  F.  Gnaden  das 

mnediam  zn  Haoden,  den  E.  Gnaden  Underthan  Jost  Byrgius  hatt 

dHe  sinns  auff  ein  Neues  biss  auff  acht  Figuren  gerechnet,  und  so 

fek  niich  recht  besinne,  auff  alle  gerade  secunda.    Er  hatt  gleich- 

woi   das   geschriebene  Werckh   nie   von  Händen   gegeben,    noch 

irockhen    lassen.     Nit  weniger  auch  ein   Engeilender  Heinricus 

Briggins    gethan,    dessen   sinus    aufs    ehist   in    Truckh    kommen 

•ollen.      Was    dan    die    Logarithmos    anlanget,    ist    auch    nit 

•bn,    wie  E.  F.  Gnaden   schreiben,    das    sie   von   der   beröhrten 

Trsaeh    wegen     noch     nit    gerecht,     auch    nit    können    gerecht 

>rerden  anff  die  sinus,  man  habe  dan  zuvor  dieselbe  correct.    Aber 

tmb  dieser  geringen  Vrsach  wegen,   die  sie  mit  den  sinibus  ge- 

•  Biain  haben,  seind  sie  darumb  nit  gleich  zu  verwerffen.    Dan  die 

demonstratio   ist  gntt,  sicher  und  edel.    Allein  kan  man  die  pro- 

WBB%  mit  denselben  nit  alwegen  nach  Pitisco  anstellen,    sondern 

•8  ist  besser  in  sphäricis  obiiquangulis,  das  man  durch  perpendi* 

eolares  rechne,  wa  man  kan. 

Item  so  seind  alhereit  im  Druckh  (zu  London  gedruckt  anno  1620) 
sinns  Edmnodi  Gnntheri  Angli,  die  seind  scherffer  dan  des  Ursini 
oder  auch  des  ersten  Erfinders  Baronis  Merchistonii.  Darumb  ich 
«1  Abschneidung  viler  vergeblichen  Muhe  meniglichen  räthlich  sein 
wolte,  Kich  mit  Ernst  an  dieselbe  zu  gewehnen.  Auss  sollichen 
Edm.  Guntheri  Logarithmis  rechne  Ich  das  furgelegte  Triangulum 
(Tat  IX.  Tig.  3.)  also: 

24Cdatur230  31'  30^. 

BC    „     23.58.0.   Quaeritur^^ÄletÄiiC? 
ACB    „      6  .  41  .  0. 
Dacatur  ex  A  perpendicularis  in  CB,  quae  sit  AP 

Log.JC   =9601.1352 
Log.  JCP=:  9065.8852 

.   Ergo  T^ffilP  Log. =8667. 0204.    HujusMesolog.**)  9999.5308 

Mesolog.  AC  9962.3703 

37.1605 
Uujus  CompL         9962.8395. 


*)  Thesaurus  Mathematicus ,  ....  a  Rhetico  olim  suppntatus,  nunc 

Mioinm  in  Incem  edit  a  Barth.  Pitisco  Grünbergensi  Silesio.  Frankf.ieiS. 

^  Das  Wort  Mesologarithmus  bedeutet  hier  Cosinus,  wähfeni  ia 


298  Frisch:    üeber  Keplers  lagariikmen 

Ergo  Arcus  CP  ex  Mesolog.  »962 .8395   23o  21'  66'' 

Hie  ablatus  a  BC  23.58.  0. 
dat  ßP     0.36.  4. 

Hujus  Mefiologar.  9999.9760 

Adde  Mesologarithmiiin  AP  9999.5308 
Ergo  AB  2«  43'  48^^  ex  Mesolog.  9999.5068. 

Declinatio  igitur  87.16.12. 

Jain  ex  AC»  CP  (  .        j  PAC  per  coDtrapositionem  latemm 

AB,  BP  i   ^"*®"*"^   l  PAß  et  aogulorum. 

Log.JC    9601.1352  (Sub.)  Ijo^.AB   8677.8744  «ab. 

Log.  CP  1.0598. 3481  Log.ÄPi.8020.8133 

Log.9997!2129  ~9342.U389 

PAC  est  830  30'  57''  PAB  est  12«  43'  28" 

12.43.28 


Totus  BAC.%.U.2\J,    Igitur  Ascensio  recta  ö^  14' 25".      . 

Allhie  seind  zwo  Additiones  und  drey  Subtractiones^  das  Ut 
es  alles  mit  einander. 

So  viel  hab  Ich  für  dissniabi  auf  E.  F.  Gnaden  Befehl  von 
baiden  Puncten  zu  antworten  gehabt.  Wölchem  Ich  ferners  dies« 
beysetze,  das  Ich  mich  eben  zu  dem  End  (weil  man  die  Loga- 
rithmos  den  sinibus  nit  änderst  geben  und  dieselbe  corrigiren  kan, 
man  habe  dan  die  Logarifbnios  numerorum  abi»olutorum)  vor  zwaieo 
Jahren,  nemlich  sobald  Ich  nach  glücklicher  Schlichtung  meiner 
Mutter  Rechtssach,  wieder  nacher  Liiitz  kommen,  hinter  die  De- 
monstrationen! Logarithmorum  gemacht,  dicselbige  sampt  der  Chi- 
liade Logarithmorum  ad  septem  digitos  absolut!  numeri  maximi, 
seu  100000.00  continuatorum  nacher  Tübingen  zu  Händen  Herrn 
IM.  Michaelis  Maestlini  geschicket,  ob  etwa  solliche  unter  seiner 
corrcction  alda  gedruckt  werden  möchten.  Weil  aber  disser  gutte 
alte  Man  nunmehr  zu  khainer  Resolution  weitters  nit  zu  brinseo 
ist,  uoangesehen  er  stettigs  fürhabens  ist,  sich  selber  auch  hinter 


Ncpcr's  Tafeln  durch  diesen  Ausdruck  die  l'angcntc  bezeiclinet  \iird. 
Günther  «oll  übrigens  zuerst  die  Bezeichnung  Cosinus  gebraucht  haben. 
In  Beziehung  auf  obige  Rechnung  ist  zu  bemerken:  dass  es  anstatt 
hog.AC,  hog.ACP  heissen  sollte  Log. Sin.  iC  etc. 


^md  einige  Briefe  von  Kepler.  S90 

BS  "W^rekb  LogarithmoruiD  su  machen :  also  hab  Ich  endlich  mit 
iner  ziiniDlichen  importuuitet  in  Ine  stehen,  und  das  Wercklin 
jräckh  abfordern  lassen ,  wulches  anjetzo  bey  Schickharden  pro* 
ssore  linguarum  Orientalium  behaltsweis  hinterlegt  ist.  Weil 
in  E*  F.  Gnaden  diss  Werklin  dedicirt  ist,  also  stelle  E.  F.  Gn. 
:h  es  haim.  Ob  sie  solches  za  Tübingen  unter  Schickards  Cor- 
fctur  irollen  za  druckben  befehlen,  oder  ob  sie  zu  Franckfort 
sroand  Tauglichen  haben,  der  vieissig  corrigire,  weil  alda  schOne 
ypi  seiud,  auff  wollichen  Fall  F.  F.  Gn.  solches  Wercklin  bey 
chickarden  zu  erheben  haben  werden. 

Hiermit  E.  F.  Gnaden  Ich  mich  zu  beharlichen  F.  Gnaden  be* 
ihlen,  auch  denselben  sanipt  Dero  Fürstlichen  GeroaheÜn,  auch 
nutzer  Freündtsehafft  ein  freudenreich  Neu  Jahr  von  dem  Almecb« 
gen  gewünschet  haben  will. 

E.  F.  Gnaden 

VnderthSniger  und 
gehorsamer 

Johan  Keppler 
*  Mathematicus. 

Die  von  Kepler  erwähnte  „Rechtssache  seiner  Mutter  ist 
er  vielbesprochene  Hexenprocess  derselben,  welcher  im  Ganzen 
eben  Jahre  dauerte  und  blos  darch  die  persönliche  Anwesenheit 
ires  berührtiten  Sohues  zu  einem  für  sie  glücklichen  Ende  ge- 
rächt werden  konnte. 

Deber  die  Unterschrift  des  vorstehenden,  von  Kepler  eigen« 
tndig  geschriebenen  Briefes  ist  Folgendes  zu  bemerken:  Kep- 
>r  schrieb,  wie  damals  viele  Andere,  seinen  Namen  nicht  immer 
if  die  gleiche  Weise,  liess  wohl  auch  den  Setzern  hierin  freie 
land.  80  finden  wir  auf  den  Titeln  der  in  Grätz  gedruckten  Ka- 
^nder:  „Schreib  Calender,  gestelt  durch  M.  J:  Kheplerum", 
I  seinen  späteren  Schriften  schrieb  er  abwechselungsweise  seinen 
faitien  bald  mit  einem,  bald  mit  zwei  p,  meist  jedoch  mit  einem; 
I  den  vielen  eigenhändigen  Briefen,  die  ich  benutzte,  beinahe 
oroer  auf  die  erste  Art.  Dieser  Grund  bestimmte  mich,  letztere 
cbreib weise  beizubehalten «  wie  ich  dieses  auch  schon  an  anderen 
^rten  auseinandergesetzt  habe. 

Ueber  Mästlin's  Saumseligkeit  klagt  Schickard  in  einem 
lebreiben  an  Kepler  (20.  Sept.  1623)  und  sag{:  „Ich  muss  kurz 
eyn>  denn  Mästlin  hielt  mich  bis  diesen  Augenblick  hin,  obgleich 


300  Frisch:    üeber  KepUr's  Logaritimeik 

ich  in  der  ganzen  lezten  Woche  täglich  in  ihn  drang,  mir  deine 
Logarithmen  herauszugeben.  Den  Grund  seines  Zögern«  icann  ich 
nicht  erklären.'*  In  einer  Nachschrift  setzt  Schickard  jedoch 
hinzu:  ,,Der  Bote  hatte  seine  Abreise  auf  gestern  Mittag  feslge- 
sezt,  weshalb  ich  eilig  einige  Linien  an  dich  schrieb.  Endlich 
erhielt  ich  nach  mancherley  Ausfluchten  von  Mästlin  die  Loga- 
rithmen. Ich  werde  dieselben  bei  mir  aufbewahren,  bis  dn  mir 
einen  Brief  an  den  Landgrafen  schickst,  welchen  ich  denselbm  . 
beilegen  kann.*'  Dieser  Brief  scheint  bald  darauf  angelangt  n 
sein,  denn  Schickard  schreibt  (den  6.  Juni  1624):  ^^ deine  Lo- 
garithmen habe  ich  im  vorigen  Herbste  richtig  und  sorgfältig  be- 
stellt. Ich  zweifle  auch  nicht,  dass  sie  der  Landgraf  erhalten  bat 
obgleich  ich  keine  Antwort  bekommen  habe.''  Dass  das  Mana- 
script  an  Ort  und  Stelle  gekommen,  erhellt  aus  folgendem  Schreiben: 


Philips    von   Gottes   Gnaden    Landgrave  zu  Hessen  etc. 

Vnsern  gnädigen  Gruss  zuvor,  Wolgelehrter,  lieber  besonderer. 

Wir  haben  Euer  Antwortschreiben  empfangen,  darauss  euer 
Gutachten  auch  mit  mehreren  vernommen.  Mögen  darauf  intSaa- 
den  Euch  vnverhalten,  dass  Vns  in  nechst  verschiener  Fastenmess 
die  Logarithmi  gleichfalss  zugeschickt  worden,  welche  Wir  zwar 
dem  bono  publico  nicht  verhalten,  sondern  gern  zu  Franckfurtt 
getruckt  sehen  mögen.  Weil  aber  daselbsten  Niemandt  sich  des- 
sen vnterfangen  wollen,  haben  Wir  das  Werck  einem  Buchtrucker 
zu  Giessen,  Caspar  Chenilin  genandt,  zu  trucken  vntcrgeben,  wel- 
cher es  auch  also  aussgefertiget,  wie  Ihr  selbsten  auss  beygefug* 
ten  exemplarien  (deren  Wir  Euch  hiermit  zehen  überschicken)  zu 
sehen. 

Sintemahl  auch  Vns  die  dedication  zugeschrieben,  so  haben 
wir  Euch  hinwider  50  Reichsthaler  loco  remunerationis  dediciren 
und  gnädig  verehren  wollen,  beneben  fernerm  gnädigen  gesinoeo, 
Ihr  den  Usum  gedachter  Logarithmorum  Uns  zu  communiciren, 
und  da  es  Gelegenheit  geben  wolte,  von  den  Tychonischen  Instru- 
menten etwas  zu  erlangen,  an  solcher  Befiirderung  nichts  unter- 
lassen wollet,  daran  beschehe  Vns  zu  sondern  Gefallen,  so  jvir 
danckbarlich  zu  verschulden,  auch  jeder  Zeit  Euch  gnädigen  Wil- 
len zu  erweisen  geneigt. 

Datum  Butzbach  den  7.  Sept.  anno  1624. 

Philips  LzH. 


.nnd  einige  Briete  van  Kepler,  901 

Dem  in  diesem  Briefe  geSusserten  Verlangen  Philipps,  ,,den 
«mmn  gedachter  Logarithmorum'*  zu  erhalten,  scheint  Kepler 
eilig  nach-,  wo  -nicht  zuvorgekommen  zu  sein.  In  der  schon  er- 
wihnteii  Vorrede  zu  dem  „Supplemen^um  Log.''  schreibt  er 
nemlichf  er  habe  aus  dem  Frankfurter  Messkataloge  zuerst  erfah- 
ren, dass  sein  Buch  gedruckt  werde,  sowie  ganz  neuerdings  ge- 
bort, dass  ein  Schreiben  des  Landgrafen  an  ihn  unterwegs  sei, 
und  er  vermuthe,  in  diesem  Schreiben  werde  das  Verlangen  an 
ihn  gestellt  werden,  dass  er  über  den  Gebrauch  der  Logarithmen 
nachträglich  Etwas  bekannt  mache. 

Die  Antwort  Philipps  auf  Kepler's  Sendung  ist  vom 
IS.  April  1625,  und  lautet  folgendermassen : 


Philips  von  Gottes  Gnaden  Landgrave  zu  Hessen  etc. 

Vnsern  gnädigen  Gruss  bevor.   Hochgelehrter,  lieber  besonderer. 

Wir  haben  Euer  Schreiben  beneben  dem  geschriebenen  Trac- 
tat  de  usu  Logarithmorum  zu  recht  eingeliefert  empfangen ,  daraus 
auch  Eure  Intention  mit  mehrerem  vernommen,  insonderheit,  dass 
onoere  in  verschienener  Frankf.  Herbstmess  an  Euch  ausgefertigte 
Schreiben,  darbey  10  exemplaria  chiliadis  Logarithmorum,  bene- 
ben 50  Reichsthaler  eingepackt.  Euch  noch  nicht  zukommen, 
welches  zwar  G.  Tampacbs  Beriebt  nach  allein  aus  Mangel  siche- 
rer Gelegenheit  geschehen,  weil  aber  derselbe  sich  vernehmen 
lassen,  solches  jeziger  Fastmess  Euch  zuzuschicken,  zweifeln  wir 
nicht  daran,  er  solches  seiner  Erklärung  nach  also  verrichten  werde. 
Sonsten  mochten  wir  wünschen,  dass  die  Druckfertigung  Chiliadis 
Logarithmorum  nach  Eurem  Begehren  effectuirt  worden,  haben 
des  Endes  selbige  auch  ermeltem  Tampacher  zumuthen  lassen, 
weil  er  aber  sich  sehr  difficultirt,  ists  hernacher  an  ein  andern 
kommen,  welcher  in  dergleichen  typis  vielleicht  nicht  sehr  wohl 
Tersiert  gewesen  und  dannenbero  formam  compendiosiorem  nicht 
in  acht  genommen;  weil  auch  damals  die  Mess  herbey  gerucket, 
hat  die  Eilfertigkeit  etliche  errata  darinn  ersitzen  lassen,  welche 
doch  kfinftig  noch  wohl  zu  corrigireu.  Ebenderselbige  Buchtrucker, 
welcher  nunmehr  zu  Marpurg  seine  haussliche  Wohnung  helt,  der 
will  auch  itzige  überschickte  praecepta  zu  trucken  sich  unterfan- 
gen und  uff  künftige  Herbstmess  aussfertigen,  auch  die  typos 
nomericos apicatos  sonderlich  darzu  giessen  lassen,  wofern  er  nur 
in  Zeiten  den  titulum,  dedicationem,  appendicem  und  indicem, 
weiche  zweifelsohne  Kulsnerus  der  Buchtrucker  zu  Marburg  noch 
nnfer  Händen  hat,  bekommen  kann,  und  wenn  dieser  solche  auch 


302     Frlich:  üeber  Xepler's  Logar.  u.  einige  Briefe  r.  Kepler. 

geliefert  und  alles  semmentlich  uns  zageschickt,  bette  es  vielleicht 
in  catalogum  noch  können  gebracht  werden,  wiewohl  hieran  noch 
znr  Zeit  nichts  verweillet,  sondern  was  itznnd  verplieben  in  pro- 
mittende,  kan  kCInftig  resarciret  und  ersetzt  werden  in  exhibendo« 

Schliesslich  achten  wir  ohne  Noth,  voriges  Vnsers  Schreibeos, 
so  (zweiffels  ohn)  Euch  nunmehr  zukommen,  contenta  anher  za 
erholen,  sondern 'erwarten  darauf  Eure  Erklärung  und  verpieiben 
Euch  in  Gnaden  gewogen. 

Dat.  Butzbach  etc. 

Philips. 

(Addr.:    Dem  Hochgelerten  Vnserem  lieben'  besondern,    Johann 
Kepplero,  der  Rom.  Kays.  Maytt  vornehmen  Mathematico, 

Anjzo  zue  Lintz.) 

Ein  vierter  Brief  Philipps  an  Kepler  (15.  Januar  1627)  be« 
triflft  die  Rudolphinischen  Tafeln.  In  demselben  benachrichtigt 
Philipp  den  in  Ulm  befindlichen  Kepler,  dass  er  seinetwegen 
an  „Vnsers  lieben  Vettern  und  Sohns  Herrn  Georgen  Landgraven 
zu  Hessen  etc.,  Agenten  zu  \Cien'*  geschrieben  habe. 

Ich  bemerke  noch  zum  Schlüsse,  dass  dieser  Landgraf  Phi- 
lipp der  zweite  Sohn  des  Landijrafen  Georg  von  Hessen- 
Darmstadt  war,  der  nach  dem  Regierungs- Antritt  seines  älteren 
Bruders  Ludwig  V.  gegen  Abtretung  eines  Theils  seiner  Apa- 
nage Stadt  und  Amt  Butgbach  erblich  erhielt.  Er  verunglückte  im 
Bade,  62  Jahre  alt,  im  Jahre  1643.  (Vgl.  Rommel,  Gesch.  von 
Hessen,  VL  Bd.  S.  239.) 


.•   »mnUikmff  d9r Poten%en d$$ €4^Hnu9  vnäMmneu.^HH 


tarstellöng  der  Potenzen  des  Cosinus  und  Sinus  eines 
Finkeis  durch  Cosinusse  und  Sinusse  der  vielfachen 

Winkel. 

Von 

Herrn  Professor  Dr.  J.  Ph.  fVolfers 

zu   Berlin« 


In  den  Terschiedenen  Lehrbüchern  der  Analysis  findet  man 
e  Ausdrucke  der  Potenzen  vom  Cosinus  und  Sinus  eines  Win- 
}\s  durch  Cosinusse  und  Sinusse  der  vielfachen  Winkel;  zum 
heil  ersieht  man  aber  nicht  das  Gesetz  >  wonach  diese  letztern 
usdrQcke  fortgehen,  zum  Theil  ist  die  Art  ihrer  Herleitung  etwas 
eltläufig,  endlich  fehlt  der  Beweis  ihrer  Allgemeingültigkeit.  Bei 
sr  häufigen  Anwendung,  welche  von  dieser  Umformung  gemacht 
1  werden  pflegt,  schien  es  nicht  unangemessen,  hier  eine  ein- 
che  Herleitung  dieser  Ausdrücke  und  zugleich  einen  Beweis 
irch  Induction  für  ihre  Allgemeingültigkeit  mitzutheilen.  Zu- 
chst  folgen  hier  einige  Sätze  der  ßinoroial-Coefficienten,  welche 
erbei  in  Anwendung  kommen  und  wobei  wir  uns  der  vielfach 
ibräuchlichen  Bezeichnung  rim  bedienen  wollen. 

« 

$.  1.  Sind  nun  n  und  m  positive  ganze  Zahlen ^  so  hat  man: 
1)  nfii=Wfi— «, 

2)  rim  +  nm+l  =  (W  +  l)m+l , 

>ie  beiden  ersten  Gleichungen  sind  bekannt  genug,   so  dass  sie 
eder« einer  Erlluterung,  Boch  eines  Beweises  bedürfen;  die  we* 


904    Woif9r9:   DarMieUunff  der  Poten%en  4UiC&9Hmi  mtkl  Shm 

niger  verbreitete  dritte»  in  welcher  iL  jede  beliebige  positive  ganie 
Zahl  bezeichnet  9  möge  hier  als  richtig  dargethan  werden*  Es  ist 
aber : 


A. 
ferner 


(2H-l)(2^)(2A-l)....a-f2)(;H-l) 


(2A+2)(2H-l)2^....a+3)a+2) 
(2A  +  2)Hi  =       1.2.  3.,..  A.(i+i) 

(2A+l).21....(A-t-3)(l+2)  2i+2 
~       1.2  ....(i-l)     i     'A+1 

odei 

R             m-1.9^,     -9  (2Ul)2A....(il  +  2)(H-l) 
B.  (2i  +  2)A+, = 2 1  .  2  ....    i  .  (i+T) ' 

mithin  nach  A.  und  B.: 

Ausserdem  mag  noch  > 

4)  9t|i  =  (n  -f  l)n+l  =  1 

angefährt  werden. 

§.  2.  Wir  entnehmen  nun  der  Trigonometrie  die  belcannte  Formel: 

6)  2  cos  a  cos  6  =  cos  (a  —  6)  +  cos(a  +  6),  : 

von  welcher  wir  hier  wiederholten  Gebrauch  machen  wollen.    Setzen 
wir  in  derselben  6  =  a,  so  erhalten  wir  die  bekannte  Formel 

6)  2^cosa2  =  l+cos2a, 
und  wenn  wir  diese  mit  2cosa  multipliciren : 

2^.cosa'  =  2cosa  +  2cosacos2a, 
d.  h.  nach  5): 

7)  2^.  cos  a^ = 3  cos  a  +  cos  3a  =  32  cos  a  +  S^  cos  3a. 

Multipliciren    wir  auch   diese  Gleichung  wieder   durch  2cosa,  so 
erhalten  wir,   indem  wir  den  le'tzten  Werth  benutzen: 

2'.cosa*=32.2cosa*  +  33 .2cosacos3a 

=  32  ( 1  +  cos  2a)  +  33  (cos  2a  +  cos  4a) 

=32+(32-f  33)cos2a-f  33Cos4a, '' 


IIWMf  ämrck  Cosinusse  und  Sinusse  der  Heifackm  WMUL  9Q5 
L  h,  weil  nach  3): 

nach  2): 


3a  +  3B=^43 


ind  nach  4): 


33  =  44: 

8)  2'co8a*=  2 .42  -f  43  cos  2a  +  44  cos  4a. 

^r  wollen  auch  diese  Gleichung  noch  durch  2cosa  multipliciren» 
ind  erhalten  alsdann: 

2^008  a^ = 42  cos  a -f  43 . 2  cos  a  cos  2a -f  44 . 2  cos  a  cos  4a 

=  (42  +  43)  cos  fl  +  (43  +  44)  cos  3a  +  44  cos  5a 
»der 

9)  2*  cos  a* =53  cos  a+ 54  cos  3a +  65  cos  5a. 
Besetzt,  es  sei  nun 

i  2«^  cos  tt^Hi  =  (2^  +  l);i4.i .  cos  a + (Sil  +  1)a+«  .  cos3a 
\  +(2^  +  l)A+3.cos5a  +  etc., 

alsdann  wird,    indem  wir  auf  beiden  Seiten  durch  2cosa  multipli- 
dreo: 

V^^coB  a«M^*  =  (2;i  +  1)a+i  .  2  cos  a*  +  (2il  +  1)a+2  . 2  cos  a  cos  3a 

+  (2A.-f  l)A-f3.2cosacos5a-f  etc. 

=  (2il  +  l)A+i  +  [(2^  +  l)A+i  +  (2i  +  l)A+2]  cos  2a 

+  [(2i  +  1)H2  +  (2^  +  l)A+3]  cos4a 

+  [(2^  +  1)H3  +  (2A  +  l)A+4]  cos6a 

etc., 

ofenhar  also,   indem  beim  ersten  Güede  Formel  3)   und  bei  den 
beenden  Formel  2)  in  Anwendung  gebracht  wird: 

{  22Hicosa*H2  —  i(2;i  +  2)A+i  +  (2X+2)A+2Cos2a 
(       +(2A,  +  2)A+3Cos4a+(2^  +  2)A+4Cos6a+etc. 

Diese  Gleichung  multiplicire  man  auf  beiden  Seiten  wieder  durch 
^cosa,  alsdann  wird: 

Thcil  XXIV.  21 


906  -  W9lf»ra:  DtrtteUtmt  der  Potenten  de$  OmAwi  mmiUmt 

2«+«co*  o«+«  =  (2A + 2)A+i  CO»  o + (2X + 2)^fi .  2co»aüo«a« 

+(2X-f  3)^4«  .2cMa  cos4a -f  etc. 
=  [(2A + 2)x4.i  +  (2i  +  2)i+a]  cos  a 
+  [(2A+2)A+»  +  (2i  +  2)u»]co«3o 
+  [(2i + 2)A  n  +  (2i  +  2)A+4]  cosSa 

« 

+  etc. 
oder  Dach  2): 

.  2»Ha  cos  a«^^  »  =  (2il + 3)^«  coa  a  -f  (2X  -f  3)^f ,  cos  3a 
12)    } 

(  +  (2;i  +  3);i+4  cos  5a  +  etc. 

Wenn  wir  auch  diese  Gleichung  noch  durch  2cosa  moltipiidren» 
80  wird,  eben  so  wie  11)  aus  10) >  jetzt  hervorgehen: 

J  22^+8cosa^»H4  =  J(2il+4)A+2  +  (2X+4)A+»cos2a 

(  +  (2il  +  4)a+4  cos  4a  +  etc. 

Findet  also  das  in  7)  und  9)  für  bestimmte  ungerade  Expooet* 
ten  dargestellte  Gesets  nach  10)  för  einen  unbestimmten  nngen- 
den  Exponenten  statt,  so  gilt  es  nach  12)  auch  filr  den  näcM* 
folgenden  ungeraden  Exponenten.  Eben  so  wird  das  in  6)  und  8) 
för  bestimmte  gerade  Exponenten  dargestellte  Gesetz  nach  13) 
för  2A,-f  4  gelten,  wenn  es  nach  11)  für  2^-f  2  als  gültig  ange* 
nommen  wird.    Beide  Gesetze  sind  demnach  allgemein  gültig. 

§.  3.    Setzt  man  daher  allgemein 

cosg)^^-^  =  ^cosg)  +  jBcos3g)+  Ccos  S^? -f  etc. , 

so  wird  nach  10): 

.       1     .n,    IX, L-  (2^-i)(2^-2)....(;i  +  i);i 

^=553ra-(^^-*M-22A-2-  1.2....a-l);i  

1         (2^~l)(2^~2)....a  +  l);  ■a-l)(;i^2)....2.1 
-2A-2.2^*  1.2....(X-l)i  •(i-l)(X-2)_2.1 

_     (2;~1)(2^— 2)....^.(;i-l)a-2)....2.1 
"-^'   2.4....(2A-2)2A(2X-2)(2X-4)....4.2  ' 

oder,    wenn  man  Zähler   und  Nenner  durch  alle  in  dem  ersterD 
▼orkomnienden   geraden  Factoren  dividirt: 

1.3.5....(2X— K) 


14)  ^  =  2. 


2.4.6....2X 


WkOmlB  ätirek  Cosinusse  und  Sinusse  der  Heifaeken  WinkeL^m 

DieMisteiner  der  Ausdrücke»  K'elcher  in  Enldr'«  ,,In8tita- 
tionum  calculi  integralis  volumen  primuru  §»  272«'^  vor- 
kommt. Statt  desselben  erhält  man  auch  leicht  d^n  a%  &.  O.  vor- 
kommenden  zweiten  Ausdruck: 

,^.  ._    2      6   10   U       4;  — 2 

Da  ferner  nach  10): 

etc., 

so  wird,  wenn  man  sich  die  verschiedenen  Binomial-Coef&cienten 
entwickelt  denkt: 

16)         B=i^^.    C=i^Ä,    />=j=|c.  etc. 

Diese  Formeln,  welche  ebenfalls  a»  a.  O.  vorkommen,  dienen  da- 
to, um  aus  einem  bekannten  CoefGcienten  den  nächstfolgenden 
auf  einfache  Weise  herzuleiten« 

§.  4.    Setzt  man 

cos  g)^^  =  Ü + )5  cos  2g?  +  €  cos  4g)  +  ID  cos  6g>  +  etc. , 

so  wird  nach  11):  ' 

22^-icos  9)2A  =:  1(2^);^  -|.  {^k)j^^ .  cos2(p  +  (2k)i^ .  cos49 

+  (2^);Uf8  cos  69)  +  etc. , 

also 

_  1  _     1      2il(2;i-~l)....(;i  +  l)   A(;  — 1)....2.1 

Ä— 2aÄ-(2^)A  — 2^2^'  1.2....  ;i  *;i(X— 1)....2.1 

^  2;i(2;i— i)....(;n-i);ia— i)....2.i 

—        2.4....2X.2X.(2;i-2)....4.2 

•lio  wie  vorhin: 

^      ].3.5....(2;i~l) 
^^  ^—     2.4.6....2;i 


und 


2      6    10       (4X— 2) 
18)  ^  =  2*>^^**2  "3  "  *       r~ 


21* 


308    Wolt^n:    Barsteilunff  der  Potenzen  des  Coitmus  umi8Hm$ 

Diese  beiden  AusdrOcke  kommen  elienfalls  a.  a.  O.  vor,  so  wie 
die  den  obigen  Formeln  16)~  analogen ,  um  aus  einem  Coefificienten 
einfach  den  nächst  folgenden  herzuleiten;   nämlich: 

von  deren  Richtigkeit  man  sich  durch  Entwickelung  der  betreffen- 
den ßinomial-Coefficientcn  leicht  überzeugt. 

§.  5.  Wollte  man  auf  ahnliche  Weise  die  den  Potenzen  eines 
Sinus  entsprechenden  Reihen ,  welche  tbeils  nach  Sinussen,  tbeils 
nach  Cosinussen  der  vielfachen  Winkel  fortschreiten,  direct  her- 
leiten, so  wurde  diess  keine  Schwierigkeit  haben;  statt  der  der 
Trigonometrie  entnommenen  Gleichung  5)  würde  man  hier  abwech- 
selnd die  zwei: 

2  sin  a  si  n  6  =  cos  (a  —  6)  —  cos  (a  +  6), 
2cosasin6=sin(a  +  b)  —  sin(a — b) 

in  Anwendung  zu  bringen  haben»    Man  kann  sich  aber  diese  Mube 
ersparen   und   vielmehr  die  den   Gleichungen  10)  und  11)  für  den 
Sinus  entsprechenden  unmittelbar  hinschreiben,  wenn  roanstatta' 
setzt  90^  — a  und  erwägt,  dass  alsdann 

cos«r    in    -f  ^ina, 
cos  2a  „   — cos 2a, 

cos 3a  „    —sin 3a, 

cos  4a  „    +  cos 4a 

etc. 

übergeht.     Hiemach  wird  man  sogleich   erhalten : 

i2^sina2A+i=:(2A+l)A+i.sina-(2;i+l)A+2.sin3a 
10«)    J 

(  +  (2A, +  ))A-f3  .  sinSrt  —  etc., 

j22Hi  sin  a2H2  =  J(9a  +  2)a+i  —  (2;L  +  2)a+2-  cos2a 

.  (  +  Cn  +  2)A+3  .  cos  4a— etc., 

woraus  man  ersieht,  dass  eine  ungerade  Potenz  von  sina  durch 
lauter  Sinusse,  eine  gerade  Potenz  durch  lauter  Cosinusse  der 
Vielfiuhen  von  a  ausgedrückt  wird. 

§.  6.     Um    ein    Beispiel    zur    An>vendiing    dieser    Umformung 
hinzuzufügen,  müge  hier  die  in  Band  XXI.  dieses  Archivs  bereits 

behandelte  Aufgabe  folgen,  den  Bruch  i in   eine  Reibe 

°  J  — ficos  9» 

von  der  Form: 


eAM»  WtiUf§i$  4ur€k  Cosinusse  und  Sinusse  der  pieifltcken 


30» 


a  i-beosq>-\-cco92q>'i-dcosS(P't'eco8ifp-^etc. 
femabdeln* 
Es  wird  unmittelbar 


=  1  +  ficosy  +  fi^cos  gfl  +  fi*  cosy'  +  f4*cos  y*+ etc.» 


1 — fftcosg) 


md  wenn  wir  statt  der  Potenzen  von  cos  9  die  Werthe  nach  IQ) 
md  11)  sobstitoiren : 


■  -  1                +4* 

cosg)+2f** 

cos29  +  Tfi' 

l— flC089        *               '  '^ 

^    +2V  +!f*' 

+8'** 

+B<" 

+  gf**    +16**' 

'32'* 

+64''' 

+  32**    +64»*' 

• 

.    +128'*'      i 

etc. 

•      • 

fimmt  man  nun 

• 

i  tr\  -1-  #•  /»Act  Ow\  -J_  W 

n AO  5l«M_l-  A  Atf 

%C^A1 

cos  39  etc. 


D,  so  wird  nach  vorstehender  Entwickelung : 


H> 


a= 


1        'i        in         1^ 

1  +  2<**  +  8«**  +  32  **'  +  128  '*'  +  ***=• 


,  .  1  »     1-3  ,  .  l  3.5   .  .  1.3.5.7   .  .     ^ 

-i+ä**  +2:4 '**+2X6'*'+o:6:8 '*+**''• 

ix  also  ohne  nothwendige  Umfornciung: 

1 


a= 


VT^^' 


'  Man  würde  auf  dieselbe  Weise  geschlossene  Ausdrücke  för  die 
oigenden  Coefficienten  6,  Cy  fl^,  e,  etc.  erhalten  können,  indessen 
vird  sich  dasselbe  einfacher  auf  folgende  Weise  ergeben.  Man 
Biittiplicire  die  Gleichung  20)  durch  den  Nenner  1 — ficos^^,  ordne 


310  Golfern:  Darstellung  der  Potenzen  den  Cotinni und 8imu tu. 

auf  der  rechten  Seite,  unter  Benutzung  der  Formel  5),  nach  den 
Cosinussen  der  vielfachen  Winkel ;  alsdann  erhält  man  die  Gleichung: 


22)    1  =  «     +6 

cos  9  +  c 

cos  29  4-^ 

C083gi  +  «     . 

COS  49 

—  a/x 

-i6fi 

f 

-IdfL 

+etc 

— 46fA— ic^ 

-Jrff* 

— J«f* 

-W 

und  da  diese  Gleichung  für  jeden  beliebigen  Wertb  von  tp  statt* 
finden  muss: 


6=^(0-^1), 


23) 


c?=— 6 — 2a, 


ez=i—d — c, 
etc. 


Aus  diesen  Formeln  erhält  man,    unter  Benutzung  des  Wertbes 
von  a  aus  21): 


1  — VT^fi« 


2^_  r2-2\^l— ^^     ^-1  2       /l-,V^i-^2Y 


^^ 


cZ= 


\^l-^2 


i-VT::Vr2— 2  v^i  -fi^ 


^ 


r 


fi' 


1 


] 


1 1 


24) 


ß  = 


VT 


2__  /i  -^  v^i  —  ^n 

1-^  V^lir^\^p2-2VI  — ^g      -1 


_   /l- VI 


Vi  -ft«  V 


1— Vl-/t«V 


) 


\  etc. 

Mittelst  der  so  gefundenen  Werthe  erhält  man  für 


StecMJtowfki:  Veber  die  Beschreibung  der  regulären  Vielecke,  311 


1  — ficosy 

dieselbe  Reihe,,  welche  im  Archiv  Bd.  XÜ^I.  Pag.  104.  unter 
Ro.  14.  aufgeführt  ist. 

Bei  dieset  Gelegenheit  inuge  noch  bemerkt  werden,   dass  in 
4«r  Ueherschrift  meines  früheren  Aufsatzes  die  Coeffieienten  der 
Ji^inkel  falsch  angesetzt  sirid,    was  öbrigens  aus  dem  Resultate 
dbr  dortigen  Untersuchung  sogleich  hervorgeht. 


Ueber  die  Beschreibung  der  regulären  Vielecke. 

Von 

Herrn  Professor  J.  K,  Steczkowski 

an  der  Universität  zu  Cracau. 


Vor  einiger  Zeit  kam  zuföllig  eine  praktische  Geometrie  in 
meine  Hände,  welche  folgenden  Titel  fuhrt:  ,,  An  Weisung  zum 
Zirckel  und  Lineal  Gebrauch  so  wohl  vor  die  Jugend 
als  Professionisten  und  Handwerker.  Verlegt  in  Augs- 
Inrg  von  Johann  Hertel^S  ohne  Jahreszahl.  Das  Werk  ist 
aaf  Knpferplatten  gestochen.  Es  besteht  aus  244  Seiten  in  klein  4^ 
und  ist  so  eingerichtet,  dass  auf  der  einen  Seite  der  zur  Auflö- 
ling  einer  Aufgabe  nöthige  Handgriff  beschrieben  wird  und  da- 
neben aiif  der  anderen  Seite  die  Auflösung  selbst,  worunter  als 
Verzierung  ein  Kupferstich,  der  irgend  eine  Stadt,  ein  Scbloss 
^er  eine  Gegend  u.  dergl.  vorstellt,  sich  befindet.  Der  Verfasser 
dieser  Creometrie  ist  mir  unbekannt,  weil  er  seinen  Namen  nicht 


312  Stec%howthi:    lieber  die  Beschreibung 

beip;es^tzt  hat;  allein  aus  den  Gegenständen,  deren  Abbildongeo 
jede  Aufgabe  schmücken ,  kann  man  sicher  schlieäsen,  dass  er 
ein  Ungar  \Tar,  denn  alle  Städte,  die  hier  vorkommen»  sind  un- 
garische Städte.  Das  ganze  Werk  ist  in  sechs  Bucher  eingetheilt 
Darunter  enthalt  das  dritte  Buch  Aufgaben  von  EinschreibungeD 
regelmässiger  Figuren  in  einen  gegebenen  Kreis  oder  in  andere 
Vielecke.  Die  siebente  von  diesen  Aufgaben  lautet  fol gen dermasses: 
„In  einen  jeden  vorgegebenen  Circkel  ein  solches  Regulär  Tiel- 
Ecke  einzuschreiben  als  man  verlanget,  oder  den  Circkel -Creys« 
in  so  viel  gleiche  Theile  abzutheilen,  als  man  begehrt.*'  Ich  gebe 
^ie  Auflösung  dieser  Aufgabe  wortgetreu  wie  sie  in  dem  Werke 
vorkommt.    (Taf.  X.  Fig.  1.) 

Der  gegebene  Circkel  seye AKB 

Man  verlanget  z.  E.  darein  ein  Regular-Dreyzehen-Eckeinzas(ihreibeD. 

H  a  n  d  .  G  r  i  f  f . 

Ziehe  den  Diameter AB 

■  Aus  dem  Punct .       '.        .  A 

Ziehe  nach  gebührlicher  Länge  eine  gerade  Linie      .  AC 

trage  darauf  (: angefangen  von  dem  Punct:)    .        .  A 

gleiche  dreyzehen  Theile 

Ziehe  zusammen  den  letzten  Theil  mit  einer  Linie  aus  B 

Durch  den  Theil  oder  Zahl 2 

Ziehe  die  gerade  Linie EFD 

welche  Parallel  lauffe  mit  der  Linie    ....  13Ä 

und  den  Diameter  durchschneide  in  dem  Punct      .  F 

Fasse  unterdessen  die  Weite  des  Diameters      .        .  AB 

und  schreibe  aus  denen  zwey  Puncten     .         .         .  AB 

Zwey  gleiche  Bügen,  welche  sich  durchcreutzen  in    .  G 

Aus  dem  Punct G 

und  durch  den  Durchschnitts -Punct     .         .        .         .  F 

Ziehe  eine  gerade  Linie GFH 

Der  Theil AH 

wird  ein  dreyzehender  Theil  seyn  nach  dem  Verlangen. 

Alle  in  diesem  Werke  vorkommende  Aufgaben  sind  auf  ähnliche 
Art  aufgelöst. 

Ich  gestehe,  dass  ich  diese  allgemeine  Construction  nirgends 
angetroffen  habe,   und  wiewohl  sie  bloss  für  die  Praxis  bestimmt 


'  der  regulären  Vielecke.  313 

M^  so  schien  es  mir  doch  von  Interesse,  zu  antersuchen,  in  wie 
ireit  sich  diese  Constructiou  der  Wahrheit  nähert.  Zu  diesem 
Zwecfce  bähe  ich  allgemein  dre  Einschreibung  eines  necks  vorge- 
■ommen.  Nehmen  wir  nämlich  den  Mittelpunkt  des  gegebenen 
Kreises  zum  Anfangspunkte  der  rechtwinkligen  Coordinaten,  den 
flalbmesser*des  Kreises  =1,  so  können  wir  den  Punkt  H  leicht 
beMtiromen.  Es  sind  nämlich  die  Coordinaten  der  Punkte  F  und 
G  bekannt«  also  auch  die  Lage  der  Geraden  HG 9  deren  Gleichung 

ist.  Verbindet  man  diese  Gleichung  mit  der  des  Kreises  or^-f  ^^=1, 
so  findet  man  die  Coordinaten  der  Durchschnittspunkte  dieser  Ge- 
raden mit  der  Peripherie  des  Kreises,  also  den  Punkt  H^  für 
welchen  wir 

_(n~4)(3n-f  Vn^+16w--32) 
^~  4(n«  — 2»  +  4) 

erbalten.     Und    weil  die   Abscisse  x  nichts  anders   ist,  als  der 

360^ 
Cosinus  des  ßogens  AH,   welcher  nach  der  Constructiou  = 

sein  soll,   so  haben  wir  auf  diese  Art: 


360      (n — 4)  (3n  -f  Vn^  +  16w— 32) 
^^®  n  —  4(»2— 2n  +  4) 

Berechnet  man  sofort  die  Cosinus  Terschiedener  Winkel  nach  die- 
ser Formel  und  nach  den  trigonometrischen  Tafeln,  so  wird  man 
aus  den  Resultaten  sehen,  in  wie  weit  diese  Formel,  also  auch 
die  obige  Construction,   richtig  ist. 

Ich  habe  für  Vielecke  sowohl  ypn  gerader,  als  auch  von  un- 
gerader Anzahl  Seiten  etliche  Cosinus  berechnet,  und  zwar  nur 
bis  zur  fünften  Decimalstelle;  ich  erhielt  dadurch: 


314 


Steczkowtki:    Oeöer  die  Be$chreibun§ 


n      5?      rt      <r5  rt 

o         o         o         o  o 

OD              OB              OD              OD  OD 

^  •-=  S  N-  w  ^1  w  ^1 


^k^  I    ^dw      B^vN      \m^m  ^JW  .1    ww      ft il    WW 

S|  g  o  g  o  g  S|  g  ^1 S  S 


o 

0) 


oc 


CO        o        00        ce 

1^  Hirf  ^  O) 

~  CO  w  »-< 


CO 

SS 


CO 


^   s 


^ 


s     c        ! 

»       3       <1 

S-   Oq     2- 

o 

d 

n 

O 

r^ 

o 

n 

n 

n 

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^    «     2. 

o 

o 

o 

o 

o 

o 

o 

o 

o 

o 

CR- 

CR 

00 

Oi 

GC 

« 

an 

CD 

00 

GR 

^ 

CO 
Ci 
O 

{| 

i 

^   CO 
CO   g 

^ 

1 

&3 

o 

i; 

o 

-.   ^ 
S 

O 

CO 

o 

ÜX 

s 

CO 

1 

CD       3       S 
a.     1 

+ 

1 

&    PO 

O 

• 

o 

• 

O 

• 

O 

o 

• 

o 

• 

O 

• 

© 

© 

© 

•^        Ol 

CO 

CO 

CO 

CO 

oc 

9^ 

^ 

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CO 

3 

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M        = 

CO 

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CO 

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S 

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00 

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3       9 

2.   *= 

^"       OB 

+ 

a.    ?ö 

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o 

o 

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o 

o 

O 

© 

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CO 

CO 

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CO 

4^ 

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• 

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CO 

CO 

4i^ 

4^ 

CO 

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^^ 

© 

1 

b 

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g 

^ 

ci 

C 

9 

c 

s 

to 

9 

»« 
^ 

5 

f 

5 

s 

der  reguiären  Vielecke.  315 

Diese    Resultate    zeigen,    dass    die    grusste   Differenz   über 
(KKM  betrage,  d.  h.  nach  der  angegebenen  Conatructioii  fallt  die  • 
Seite    eines  necks  etwas 'zti  klein  aus,    was  aber  für  die  Praxis 
losreicbend  sein  dürfte. 

Das  zweite  Buch  dieses  Werks  ist  der  Aufgabe,  auf  einer 
gegebenen  Geraden  ein  verlangtes  regelmässiges  Po- 
ygon  zu  errichten,  gewidmet.  Weil  diese  Aufgabe  in  unse- 
«o  LehrbQchem  der  Geometrie  sehr  spärlich  behandelt  wird,  und 
la  sie  mir  wenigstens  für  die  Praxis  ziemlich  wichtig  vorkommt, 
(o  wurde  sie  auch  Veranlassung  gegenwärtiger  Mittheilung.  Ich 
wehte  nämlich  dort,  wo  es  möglich  war,  die  Begründung  der  in 
lern  besagten  Werke  vorkommenden  Constructioncn  zu  findeu  und 
luletzt  allgemein  die  Aufgabe  (es  versteht  sich  nur  näherungs- 
vreise)  aufzulösen.  Was  den,  in  dem  in  Rede  stehenden  Werke 
Rosgeführten  Constructionen  meines  Erachtens  Vorzug  gibt,  ist 
dies,  dass  sie  bloss  mit  Zirkel  und  Lineal  ausgeführt  sind,  ohne 
die  hölzernen  oder  messingenen  Dreiecke  oder  Winkelhaken  zu 
gebrauchen;  deVin  dadurch  werden  alle  Senkrechte,  Parallele  und 
Berührende  schärfer  gezogen,  eben  so  die  Durchschnittspunkte 
besser  bestimmt. 

1.  Ich  fange  mit  der  Errichtung  des  Quadrats  auf  einer  ge- 
gebenen Geraden  an.  Die  dazu  nöthige  Construction  wird  mit 
einer  und  derselben  Oeffnung  des  Zirkels  folgendermassen  zu  Stande 
gebracht.  Es  sei  die  gegebene  Gerade  AB  (Taf.X.  Fig.  2.);  aus 
ihren  beiden  Enden  A  und  B  beschreibe  man  mit  dem  Ualbmes- 
8^r  AB  zwei  Bogen,  welche  sich  im  Punkte  D  durchschneiden. 
Aas  diesem  Durchschnittspunkte  schneide  man  mit  dem  nämlichen 
Halbmesser  den  Bogen  DC  ab;  aus  den  Punkten  D  und  C  be- 
schreibe man  wieder  zwei  Bogen,  welche  sich  in  E  schneiden,  und 
verbinde  die  Punkte  A  und  E  durch  die  Gerade  AE,  welche  den 
Bogen  DC  in  F  schneidet;  zuletzt  durchschneide  man  aus  dem 
Punkte  F  immer  mit  demselben  Halbmesser  AB  den  aus  dem 
Punkte  B  beschriebenen  Bogen  im  Punkte  G  und  verbinde  die 
Punkte  A,  B,  G,  F  durch  gerade  Linien,  so  wird  man  das  ver- 
langte Quadrat  erhalten.   Diese  Construction  braucht  keinen  Beweis. 

2.  Auf  einer  gegebenen  Geraden  ein  regelmässiges  Fünfeck 
SU  construiren. 

Die  gegebene  Gerade  sei  AB  (Taf.  X.  Fig.  3.).  In  einem 
ihrer  Enden,  z.  B.  in  B,  errichte  man  eine  Senkrechte  auf  AB 
und  schneide  darauf  BDzzzAB  ab,  halbire  die  gegebene  Ge- 
rade AB  im  Punkte  C,  beschreibe  aus  diesem  Punkte  mit  dem 
EUdbinesser  CD  einen  Bogen ,  welcher  die  verlängerte  Gerade  AB 
im  Punkte  E  schneide,  so  ist  die  Gerade  AE  die  Diagonale  dea 


316  Stec%kow8hi:    Ueöer  die  Beschreibung 

verlangten  Fünfecks.  Man  errichte  also  im  Punkte  C  eine  Senk- 
.rechte  auf  AB  und  beschreibe  aus  dem  Punkte  A  mit  dem  Halb- 
messer AE  einen  Bogen,  so  wird  er  die  letzte  Senkrechte  im 
Punkte  F  schneiden.  Zuletzt  beschreibe  man  aus  den  Punkten 
A  und  Ff  B  und  F  mit  dem  Halbmesser  AB  Bugen,  welche 
sich  in  den  Punkten  G  und  H  durchschneiden  werden;  und  wenn 
man  die  Punkte  A,  G;  G,  F;  F,  H  und  H^  B  durch  Gerade  ver- 
bindet, so  wird  man  das  verlangte  Fünfeck  erhalten.  —  Dm  die 
Richtigkeit  dieser  Construction  sicher  zu  stellen»  muss  nur  be- 
wiesen werden,  dass  die  Gerade  AF  wirklich  die  Diagonale  des 
so  construirenden  Fünfecks  ist.    Zu  diesem  Behufe  ziehe  man  die 

Gerade  CD,  so  ist  CÜ^  =  CE^  =  BD^  +  CB^  oder,  wenn  man 
AB  =  a  setzt,    CE^^V^*    folglich 

Die  Senkrechte  CF  ist  gleich  der  Summe  der  Halbmesser  des 
in  und  um  das  Fünfeck  beschriebenen  Kreises,  wovon  der  erste 
bekanntlich 


_a4r3  + 
""2  T   5  — 


V5 


V5 


ist,   und  der  zweite 


a\/2 


folglich 


V5  — VS' 


2  V       V^5-V5      / 


Da  aber  im   rechtwinkligen   Dreiecke  A€F,    AF^=zCF^-[^  AC* 
ist,    so  wird 

AF^^-^  (, 5^V5 ;=«H       5-v5~/ 

Aber  V6  +  2v'5  =  l  +  V5,   desswegen  wird 

^f  a= a^[j^-^) = — 2Ö —  =  4  y—r-) 

und  zuletzt 

._,      a    6  + V5      o  „  ^v 

wie  oben.     Die  vorhergehende  Construction  löst  also  die  Aufgabe 
ganz  genau  auf. 


der  regulären  Vielecke,  317 

3.  Um  aaf  einer  gegebenen  Geraden  ein  regelmässiges  Sechseck 
B  erriebten,  beschreibt  mau  aus  den  beiden  Endpunkten  dersel- 
en  swei  Bogen,  deren  Durcbschnittspunkt  den  Mittelpunkt  des 
Ireütes  geben  wird,  in  welchen  sich  das  verlangte  Sechseck  ein- 
direiben  Ifisst;   welche  Construction  keines  Beweises  bedarf. 

4.  Auf  einer  gegebenen  Geraden  ein  regelmässiges  Sieben- 
ck  ZD  errichten. 

In  dem  am  Anfange  erwähnten  Werke  wird  folgende.  Con* 
tmction  angegeben.  Die  gegebene  Gerade  sei  AB,  (Taf.  X.  Fig.  4.) 
lan  verlängere  sie  bis  C  so,  dass  BC=AB  sei;  aus  den  Punk- 
m  A  und  C  beschreibe  man  mit  dem  Halbmesser  AC  «wei  sieb 
n  Punkte  D  durchschneidende  «Bogen,  mit  dem  nämlichen  Halb- 
lesser  beschreibe  man  aus  den  Punkten  D  und  C  zwei  andere, 
ich  in  E  durchschneidende  Bogen,  verbinde  di«^  Punkte  j?  und  Z>, 
I  und  E  durch  die  Geraden  BD  und  AE,  welche  sich  in /^schnei- 
en. Aus  A  und  B  beschreibe  man  mit  dem  Halbmesser  AF 
leder  zwei  Bogen,  welche  sich  im  Mittelpunkte  S  des  Kreises, 
I  welchen  das  verlangte  Siebeneck  sich  einschreiben  lässt,  durch- 
chneiden. 

Um  sieb  zu  überzeugen,  in  wie  weit  sich  diese  Construction 
lef  Wahrheit  nähert,  berechnen  wir  den  Halbmesser  des  um  das 
irhaltene   Siebeneck    beschriebenen    Kreises    aus    der   bekannten 

i*ormel  r  = isnö»  '"  welcher  a  die  Seite  des  dem  Kreise  ein- 

'^Sin— = — 

7  » 

^schriebenen  Siebenecks  ist,  und  denselben  Halbmesser,  wie  er 
106  der  vorhergehenden  Construction  folgt.  Aus  der  angeführten 
^orroel  ist  der  Halbmesser  =  l'1524....a;  um  ihn  aber  aus  der 
}oDstruction  zu  berechnen ,  ziehe  man  die  Geraden  AD,  CD,  DE 
lud  CE,  so  ist,  das  Viereck  ACED  eine  Raute,-  und  ihre  zwei 
)iagonalen  halbiren  sich  im  Punkte  G.  Das  Dreieck  ADC  ist 
;leichseitig,  also  auch  gleichschenklig,  desswegen  ist  BD  senk- 
echt auf  AC,  und  AG  senkrecht  auf  DC;  ausserdem  ist  noch 
IC  =  BD.  Aber  diese  zwei  Senkrechten  schneiden  sich  be- 
anntlich  im  Punkte  F  so,  dass  DF=lBD  und  AF=lAG. 
S%\\  aber  AG  =  BD,  so  ist  AF=lBD.  Aus  dem  rechtwinkli- 
en  Dreiecke  ABD hat  man,  wenn  man  AB=a  setzt,  BD=a\/^, 
esswegen  ist  auch  ^F=laV3  =  ri547....a.  Die  zwei  für  den 
albmesser  erhaltenen  Werthe  unterscheiden  sich  erst  in  der  dritten 

■ 

ecimale,  desswegen  scheint  diese  Construction  für  die  Praxis 
iszareichen. 

5.     Auf  einer  gegebenen  Geraden  ein  regelmässiges  Achteck 
I  errichten,  lehrt  das  mehrmals  erwähnte  Werk  folgendermassen. 


' 


318  Stec%howthi:    (Jeder  die  Betchreibung 

Sei  die  gegebene  Gerade  AB  (Taf.  X.  Fig.  5.);  in  ihrer  Mitte  C 
errichte  man  eine  auf  AB  senkrechte  Gerade  CN  und  schneide 
darauf  CD  =  \AB  ab,  aus  dem  Punkte  D  schneide  man  wieder 
mit  dem  Halbmesser  BA  gegen  N  auf  der  nämlichen  Senkreclh 
ten  das  Stuck  DE  ab,  so  ist  der  Punkt  E  der  Mittelpunkt  dei 
Kreises,  in  welchem  das  verlangte  Achteck  beschrieben  werden 
kann.  Dass  diese  Construction  ganz  genau  ist,  kann  sehr  leicht 
bewiesen  werden.  Im  Dreiecke  ADC  ist  nämlich  der  Winkel 
ADC=zi5»=zDAE  +  AED  =  2AED  =  AEB.  Wir  wissen  aber, 
dass  in  einem  regelmässigen  Achtecke  der  Winkel  an  seinem  Mit- 

telpunkte  ==— 7r-=45^  sei,   desswegen  ist  die  obige  Constructioi. 
ganz  genau. 

6.  Auf  einer  gegebenen  Geraden  ein  regelmässiges  Neuneek 
zu  beschreiben,    gibt  das   erwähnte  Werk  folgende   Construction« 

Die  gegebene  Gerade  sei  AB  (Tvif.  X.  Fig.  6.),  in  ihrer  Mitte  C 
errichte  man  eine  auf  AB  senkrechte  Gerade  CN,  aus  dem  Punkte 
A  schneide  man  mit  dem  Halbmesser  AB  darauf  ein  Stuck  CD 
ab,  von  dem  Punkte  D  schneide  man  gegen  N  noch  ein  Stuck 
DE  =.'  \AB  ab,  so  ist  der  auf  diese  Art  bestimmte  Punkt  £  der 
Mittelpunkt  des  Kreises,  in  welchem  das  verlangte  Neuneck  be- 
schrieben werden  kann.  —  Um  zu  zeigen,  in  wie  weit  diese  Con- 
struction der  Wahrheit  sich  nähert,  muss  ^lan  AE  aus  den  tri* 
gonometrischen  Tafeln  und  aus  der  obigen  Construction  berechnen. 
Aus  den  Tafeln   haben  wir  « 

^E  =  —-Y^=2SÜiW^^  1-462  . .. .  a. 
2jSin-^ — 

Weil  nach  der  Construction  AD  =  AB  =  a  ist,  so  ist  auch 

a     „        ,   _„      a 


CD=i^VS  und  CE  =  ^(1  +  V5), 


also 


AE=2^  ^(5  +  2\/3)  =  |V^5  +  2v3=:l-454....a; 

die  Differenz  ist  also  =0*008 ....  a,   was  auch  ein  für  die  Praxis, 
hinreichendes  Resultat  gibt. 

7.    Für  ein  auf  der  gegebenen  Geraden  zu  errichtendes  regel- 
mässiges Zehneck    sucht  man    den  Mittelpunkt   des   Kreises,  in 


^ ,       der  regulären  Vielecke.  319 

welchem  das  verlangte  Zeh  neck  beschrieben  werden  konnte,  ganz 
M  wie  man  beim  Fünfecke  den  Punkt  ¥  (Taf.  X.  Fig.  3.)  gesucht 
hat.  Berechnet  man  dann  den  Halbmesser  dieses  Kreises  aus 
den  trigonometrischen  Tafeln  und  nach  der  vorhergehenden  Con- 
stmction,  so  wird  man  ihn  aus  beiden  ganz  übereinstimmend  finden. 

8.    Losen  wir  nun  die  Aufgabe  von  der  Errichtung  eines  necks 
aof  einer  gegebenen  Geraden  allgemein  auf. 

Es  sei  die  gegebene  Gerade  AB  (Taf.  X.  Fig.  7.),  man  verlSngere 
de  bis  zvL  D  so,  dass  BD=.  AB  wird.    Auf  der  Geraden  AD  als  auf 
einem  Durchmesser  beschreibe  man  einen  Halbkreis  und  ziehe au8  dem 
Pnnkte  D  nnter  einem  beliebigen  Winkel  die  Gerade  />P;    schneide 
darauf,  Toni  Punkte  Z>  angefangen,  n  beliebige,  aber  unter  einander 
gleiche  Theile  ab;  es  sei  z.  ß.  ro  =  ll;  verbinde  den  letzten  Theil- 
ponkt  11  mit  A  durch  die  Gerade  ^11  und  ziehe  durch  den  Theil- 
pankt  2  eine  Parallele,   welche  den  Durchmesser  in  m  schneiden 
wird.    Mit  dem  Halbmesser  AB  bestimme  man  aus  den  Punkten 
A  anS  D  den  Punkt  H,  ziehe  die  Gerade  HiUy  bis  sie  den  Halb* 
fcreis   in  E  schneidet,    so  wird  der  Bogen  DE  der  rote  Tbeil,   in 
^anserem  Falle    der   Ute  Theil,   des  ganzen  Umkreises,   und  also 
.4sr  Winkel  DBE  der  Centriwinkel   des  roecks,  und  sein  Neben- 
winkel ABE  der   innere  Winkel  dieses  Polygons  sein.     Errichtet 
üan -jetzt  im  Halbirungspunkte  C  eine  Senkrechte   auf  AB  und 
lialbirt   den   Winkel  ABE,   so    schneidet  die  Halbirende   das  in 
Cerrichtete  Perpendikel  in  einem  Punkte  iS,  welcher  der  Mittelpunkt 
des  Kreises,    in   welchen   das  neck  eingeschrieben  werden  kann, 
sein  wird.   *-  Diese  Construction  ist  insofern  richtig,  als  die  bei 
den  Einschreibungen  angegebene,  dess wegen  bedarf  sie  hier  kei- 
■es  neuen  Beweises,  weil  ich  Anfangs  gezeigt  habe,  wie  sie  mit 
der  Wahrheit  zusammenstimmt  und  dass  sie  bloss  für  die  Praxis 
towendbar  sei. 

Der  Verfasser  des  so  oft  besprochenen  Werks  gibt  noch  an- 
dere Constructionen  für  die  V'ielecke  vom  Sechs-  bis  zum  Zwölfecke 
ind  nachher  eine  besondere  Construction  für  alle  regelmässige 
Vielecke  vom  Zwolfecke'an  bis  zum  Vierundzwanzigecke  einschliess* 
Beb,  welche  ich*aber,  um  nicht  zu  weitläufig  zu  werden,  für  jetzt 
übergehe. 


320 


D robisch:    Darstellung  der  elUpüscken  Punethmen 


Darstellung  der  elliptischen  Functionen  der  dritten  Art 

durch  Curvenbogen. 


Von 


Herrn  Professor  Dr.  ilf.  fV,  Drohiseh^ 

an  der  Universität  zu  Leipzig. 


In  dem  literarischen  Berichte  Nr.  XCIII.  des  Archivs  \9i  anf 
die  Darstellung  der  elliptischen  Functionen  der  dritten  Art  dordl 
Curvenbogen  aufmerksam  gemacht  viorden,  aufweiche  ich  in*  mei- 
ner zweiten  Ahhandlurig  liber  das  Florentiner  Problem  gekommen 
bin.  Da  dieselbe  neu  und  der  allgemeineren  Kenntnissnahme  nicht 
unwerth  zu  sein  scheint,  so  erlaube  ich  mir,  sie  den  Lesern  des 
Archivs  hiermit  vorzulegen. 


J. 

Sei  der  geometrische  Ort  eines  Punktes  zu  bestimmen,  der 
auf  dem  Halbmesser  q  einer  Ellipse  liegt  und  dessen  Abstand 
vom  Mittelpunkt  derselben  bei  beliebiger  Lage  des  Halbmessers 
jederzeit   die   vierte   Proportionale    zu   q   ynd    den    beiden    halben 

Axen  a  und  6  der  Ellipse  sein  soll,  so  dass  also  r= — • 

Q 

Da,  wenn  cp  der  Winkel,  den  q  mit  a  macht. 


^  «2  c  1  n  2 


so  folgt  unmittelbar 


«2  sin  ^cp  +  6^  cos  ^q>  * 


r^  =  a^ s\i\^cp  -{-b^cos^cpt 


:t 


V 


der  äriUen  Art  durch  Curver^ogen,  331 

iw,  wenn  rco89=:ar,  r&\ii(p=zy  gesetzt  wird,  in  rechtwinkligen 
oordinaten 

Setzt  man  statt  der  Ellipse  eine  mit  ihr  eoncentrische  Hyperbel» 

»ren  erste  und  zweite  Axe  resp.  26  und  2a,  von  denen  aber  jene 

die  y-Axe,   die^e  in   die  x-Axe  fällt,   sq  ergiebt  sich,    wenn 

ich  hier  q   der  Halbmesser,   der   mit   der  x-Axe  den  Winkel  <p 

acht,  and  ebenfalls  r=: —  sein  soll,  auf  gleiche  Weise 

r«  =  a«  sin  2«p — 6*  cos  2g) , 
ler  filr  rechtwinklige  Coordinaten 

(y^  +  ^*)* = «V  -  ^*^*- 

Beide  Paare  von  Gleichungen  können  wir  in  eins  zusamroenfas- 
m.  wenn  wir s — =m*  setzen,  wo  das  obere  Zeichen  auf  die  El- 

pse,  das  untere  auf  die  Hyperbel  zu  beziehen  ist  und  fiir  jene 
^  6  vorausgesetzt  wird.  Hierdurch  werden  die  Gleichungen 
es  geometrischen  Orts,  der  sich  auf  beide  Kegelschnitte  zugleich 
teieht, 

r«  =  a2(l  —  m^cos«^)  (1) 

Ld 

(y^+x^)^z=:a^y^  +  (l^m^)x%  (2) 

ro,  jenachdem  der  zu  Grunde  liegende  Kegelschnitt  die  Ellipse 
der  Hyperbel,   m<l   oder  m>l    ist. 

Es  mag  beiläufig  bemerkt  werden,  dass  die  hierdurch  darge- 
teilte Curve  zugleich  der  geon^trische  Ort  der  Fusspuiikte  aller 
(•nkrechten  ist,  die  aus  dem  Mittelpunkte  eines  Kegelschnitts 
■f  sämmtiiche  Tangenten  desselben  gelallt  werden  können. 


2. 

Hinsichtlich  der  Gestalt,  welche  diese  Curve  annehmen  kann, 
Aid  folgende  Fälle  zu  unterscheiden: 

1)  Ist  m=0,    also  6  =  ö,   folglich  der  Kegelschnitt  ein  Kreis, 
H>  fallt  die  Curve  offenbar  mit  diesem  Kreise  zasaminen. 

2)  Ist  m*<5,  also  6V^2>a,  so  bildet  die  Curve  ein  gegen 
ie  angenommenen  Coordinatenaxen  symmetrisches  Oval,    dessen 

'Vh9kl  XXIV.  22 


322         DrobiiCh:    Darstellung  der  elUpttseken  Funeitanen 

grSsster  Darchmesser  =2a  in   die  ^-Axe  und    dessen  kleinster 
Durchmesser  =26  in  die  a:-Axe  föllt 

3)  Ist  m*=i,  also  6V2=«,  so  bleibt  die  Gestalt  der  Curve 
im  Wesentlichen  dieselbe,  nur  ist  sie  an  den  Endpunkten  ihres 
kleinsten  Durchmessers  abgeplattet. 

4)  Ist  ]>7?i^>  9>  also  6  V^2<a,  so  geht  die  eben  erwähnte 
Abplattung  in  Einbiegungen  über. 

5)  Ist  m^  =  ly  folglich  b  unendlich  klein ,  so  nähert  sich  die 
zum  Grunde  liegende  Ellipse  einer  in  die  or-Axe  fallen-den,  vom 
Coordinatenanfang  halbirten  Geraden  von  der  Länge  2a.  Die  Cur?e 
geht  dann  über  in  zwei  zu  beiden  Seiten  der  or-Axe  liegende,  so- 
wohl jene  Gerade,  als  einander  im  Coordinatenanfang  berührende 
Kreise  vom  Durchmesser  a. 

6)  Ist  l<m^<2,  wo  nun  an  die  Stelle  ^er  Ellipse  die  Hype^ 
bei  tritt,  in  welcher  6  <  «,    so  wird  die  .Curve  eine  SchieifenliDi%j 
deren  Zweige  sich   im  Mittelpunkte  der  Hyperbel  schneiden  und 
von  deren  Asymptoten  berührt  werden.    Sie  schneiden  sich  daher 
unter  einem  stumpfen  Winkel. 

7)  Ist  m^  =  2,  folglich  6=a,  die  Hyperbel  also  eine  gleich' 
seitige,  so  stellt  die  Curve  die  Lemniscata  dar;  ihre  Zweige  schnei* 
den  sich   also  hier  im  Mittelpunkte  unter   einem   rechten  Winkel. 

8)  Ist  m2>2,  also  6>a,  so  ist  die  Curve  eine  Schleifenlinie, 
deren  Zweige  sich  im  Mittelpunkte  der  Hyperbel  unter  einem 
spitzen  Winkel  schneiden. 


3. 

Aus  der  Gleichung  (1)  erhält  man  unmittelbar,  wenn  s  den 
von  9>=:0  bis  zu  einem  unbestimmten  Werthe  von  9,  der  <^ä* 
genommenen  Bogen  der  Curve  bedeutet: 


Sei  nun 

i)  m<l,  so  folgt,  wenn  man  tgg)=:(l— m*)tga  setzt: 


-H 


der  äitittm  Art  durch  Curvenbogen.  328 

'■^  [1  - (2  — m2)i«« sin 5*0)]  yfl-^m^s\^ 
^aher  ist,  da  für  9=0  auch  5=0, 

f  =  a(l-m2)l  JI(— (2— ifi«)m«,  m,  ©).  (3) 

fC  'JC 

la  fiir  9)  =  ^  auch  <o  =  ö''  ^^  ^''^^  durch  diesen  Werth  von  o  die 
Ange  des  Quadranten  der  Curve  bestimmt. 

2)  Ist  m=l,  so  folgt  unmittelbar  aus  der  ersten  Formel  für  9ii 

s=z  aq>.  (4) 

3)  Ist  m>l,  so  werde  in  der  ersten  Formel  fiir  85  zunächst 
r=-^d^  gesetzt,  wo  nun  s'  den  von  9?=^»   bis  9>  =  9>   zu   neh- 

lenden  Bogen  der  Curve  bezeichnet.   Setzt  man  nun  m  cos  9)  =  sin ;(, 
»  wird 


8,>-a8,\/"i±l'»'-')'s'at 


ietit  man  ferner  V^m*— l.tg3t=tg(a,  so  wird 


81'  = 


„i[^a_i^(2-.;,i2)sinaa)]  Y  ^"-(^^^) «'"*«* 


Ist  daher  l<m*<2,  so  wird 


»0  der  Parameter  positiv  ist.    Ist  aber  m^>2,  so  wird 


Hit  negativem  Parameter. 

TT  1 

Der  Bogen  s'  kann  hier  nur  von  9=  «r  bis  ^  =  arccos—  ge- 
ommen  werden,  welchen  Werthen  aber  die  Grenzwerthe  o  =  0 
lid  ö)  =  5- entsprechen.  Daher  stellen  die  vorstehenden  Ausdrucke, 

'enn  o>  =  9  >   ^^n  vierten  Theil  des  Umfangs  der  Curve  dar. 

22* 


321        Drobitch:   Dantellnng  der  eiifpiiseken  Puneiümen 

4)  Ist  m*=2»  so  reduciren  sich  die  Formeln  ^)  and  (5*)  auf 

also  auf  den  bekannten  Ausdruck  fiir  den  Bogen  der  Lemniscata. 

6)  Auch  (ur  noch  einen  zweiten  Werth  von  m  lässt  sich  die 
Function  17  auf  F^  unter  Hinzufögung  einer  logarithniischen  Fnn& 

tion,  zurückfuhren.  Es  ist  nämlich  bekannt»  dass,  wenn  ft=Vl— ^ 

und  ^=V^1 — c^siu^co, 

^         •     ^    *     /         26       "^  '     ^      40  ^\^  — (1—6)  sin  cü>  cos  CO/ 

Nun  ist  in  (5)  c=^^-^^/ folglich  6=  -,  -1  +  6  =  —(^n-l)] 
Setzt  man  daher  den  Parameter  von  U  in  (5) : 

so  erhält  man 

m  =  i(V5  +  l).  1^ 

Hieraus   folgt : 

c=Vi(v5-J),     6=UV5-1); 
daher  ist  fiir  diesen  Werth  von  771: 

«'==4aVTiV5TT)/^(VUv5-l),  o) 

,    ^/ 3 — i-,    /'2^  +  (3  — v5)sinG)cosG}\    }  C?) 

-i«^^(^^-l>*<2^-(3~v5)sin«cosco>  ) 

wo 

^  =  V  1  ~  4( V5  - 1) siü^o). 

Die  Gleichungen  dieser  Schleifenlinie  sind  zufolge  des  gefundenen 
Werthes  von  m: 


Der  Sinus  des   halben  Winkels,  unter  dem  sich  die  Zweige 
dieser  Curve  im  Mittelpunkte  schneiden,  ist  =2sin|7v- 


d 


a 

i 


der  dritten  Art  durch  Curvenbogen.  325 

Die  Rectiflcation  dieser  Schleifenlinie  hat  auf  etwas  aadere 
Vfeise  schon  CI aasen  ausgeführt*). 


4. 


1  Ans  ^dem  Vorstehenden  ergiebt  sich  nun  hinsichtlich  der  Dar- 
äellbarkeit  der  Function  ir(n,  c,  o)  durch  Curvenbogen  Folgen* 
Ani.  Findet  zwischen  dem  Modulus  c  und  dem  'Parameter  it  ein 
solcher  Zusammenhang  statt,  dass 

1)  n=— (2 — c*)c*=(l— c^)*— 1,  also  der  Parameter  zwischen 
Jea  Grenzen  0  und  '— 1  enthalten  ist,  die  den  Grenzwerthen  0  und 
1  von  €  entsprechen»  so  sind  die  Bogen  der  Curve,  deren  Gleichung 

r»  =  a*(l  — c«cosV)> 
wenn  man  tg9  =  (1  —  c*)tgo>  setzt,  die  Form 

**—  1  +  (1— c2)*tg2a) 

yASXi,   von  w  =  Obis  «0=5-  den  Werthen    von  JT(«,  c,  oo)  pro- 

fertionaL    Die  Bogen  haben  hier  ihren  Anfang  in  der  ^-Axe  und 
Äe  Curve  hat  die  in  Art.  2.  unter  2)  bis  4)  angegebene  Gestalt. 

Vin^  — 1  2— m' 

2)  Setzt  man  in  Formel  (5)  c  =  >     so    folgt    ^jaHJ 

-1  1 

5:-^^2  =  «.    Ist  daher  w=-2— 2  und  positiv,  folglich  czwischenO 

md   -^r-^  enthalten,  indess  n  alle  Werthe  von  00  bis  0  durchläuft» 

Kl  sind  die  Bogen  derselben  Curve,   deren  Gleichung,  wenn  man 

Vi  —e^ 
•  cos 9= sin  %  und  tgx= tgm  setzt,    die  Form 


r'^  = 


a^c^ 


C«  +  (l  — C«)tg«ö} 

7C 


vhält»  von  w=0  bis  w=o  den  Werthen  von  JT(n,  c,  w)  proper* 

lonal.    Die  Bogen  haben    hier   ihren  Anfang  in  der  ^-Axe  und 
lie  Curve  ist  die  im  Art.  2.  unter  6)  bemerkte  Schleifenlinie. 


*)  Atteoo.  Nachrichten  Bd.  19.  S.  181. 


329  Drobiich:  Darsleil  der  elllpt.  Functionen  der  dritten  Art  etc, 

1  1 

3)  Ist  n  =  -2  — 2,  aber  negatiF,  folglich  c  zwischen  -^  und     i 

1  enthalten^  indess  n  die  Werthe  von  0  bis  — 1  durchläuft,  so 
sind  die  Bogen  der  auf  dieselbe  Weise  wie  unter  2)  ausgedruckten 

TB 

Curve  von  (ö  =  0  bis  (o  =  ^  den  Werthen  von  Jlin,  c,  co)  propor- 
tional. Die  Bogen  fangen  in  der  ^-Axe  an  und  die  Carve  ist  die 
in  Art.  2.  unter  8)  angegebene  Schleifenlinie. 


5. 


Denkt  man  sich  die  hier  betrachtete  Curve  in  der  Ebene  des 
Aeqnntnrs  einer  Kugel  vom  Halbmesser  a  beschrieben,  so  dass 
ihr  IVlittelpnnkt  mit  dem  des  Aequators  zusammenfällt,  und  errich- 
tet über  ihr  eine  gerade  CyÜnderflärhe,  so  durchbricht  diese  die 
Kug('lfläehe  in  einer  sphärischen  Curve.  Zieht  man  den  von  die« 
ser  eingeschlossenen  Fiächenraum  von  dem  der  Halbkugel  ab,  so 
bleibt  ein  qiiadrirbarer  Rest.  Um  nämlich  die  Gleichung  dieser 
sphärischen  Curve  zu  finden,  hat  man  nur  nothig,  in  der  obigen 
Gleichung  (2) 

:ir  =  acos'if;sin9>,    //  =  acost/;cos9) 

zu  setzen,  wo  (p  die  Länge,  i/;  die  Breite  des  Punktes  der  Kogeb 
fläche  ist,  der,  auf  die  Aequatorebene  projicirt,  den  Punkt  (^,  jf) 
giebt.     Hierdurch  erhält  man  sofort 

sint/;  =  msing?. 

Von  der  durch  diese  Gleichung  dargestellten  sphärischen  Curve 
hat  aber  schon  Johann  Bernoulii  erwiesen,  dass  sie  das  Flo- 
rentiner Problem  löst  und  daher  die  angegebene  Eigenschaft  hat. 
Zugleich  erhellt,  da  für  ?/i  =  V2  die  ebene  Curve  in  die  Lemnis* 
cata  übergeht,  dass  diese  letztere  nicht  blos  insofern,  als  sie,  wie 
d' Arrest*)  gezeigt  hat,  die  stereographisclie  Projection  der  durch 
die  Gleichung  i/;  =  g?  ausgedrückten  sphärischen  Curve  auf  eine 
Meridianehene,  sondern  auch,  insofern  als  sie  nach  dem  Vorstehen- 
den offenbar  zugleich  die  orthographische  Projection  der  sphä- 
rischen Curve  sin i/;  =  V2. sing?  auf  die  Aequatorebene  ist,  dem 
Florentiner  Problem  Genüge  leistet. 


!>.* 


•)  Astron.  Nachrichfen  1853.  Nr.  8T5.  vergl.  Archiv.  XXII.   S.  225. 


Heiiermann:   üeöer  di$  Normaien  einer  MUtßee.  387 


Ueber  die  Normalen  einer  Ellipse. 

Von 

Herrn  Doctor  Heilermann 
zu  Trier. 


t        Eine  Gerade  ^  welche  in  dem  Punkte  (acy)  auf  der  Berflhmngs- 
^linie  der  Ellipse 


!     V  ^2  +  ^2  —  * 

leokrecbt  steht,  wird  bekanntlich  dargestellt  durch  die  Gleichung 

oder  durch 

b  welcher  |  und  rj  die  laufenden  Coordinaten  sind.  Betrachten 
irir  aber  diese  als  die  Coordinaten  eines  festen  Punktes,  so  be« 
atiminen  die  Gleichungen  1)  und  2)  die  Coordinaten  der  Punkte, 
!d  welchen  die  Ellipse  1)  von  den  Normalen  des  festen  Punktes 
(iv)  getroffen  wird.  Nun  ist  aber  durch  2)  eine  Hyperbel  darge- 
itellt,  wenn  die  Coordinaten  a:-  und  y  als  veränderlich  genommen 
irerden ;  also  sind  die  Durchschnitte  der  Kegelschnitte  1)  und  2) 
die  Fusspunkte  der  Normalen  des  Punktes  (£17).  Setzen  wir  noch 
mr  Abkürzung 

a^  b^ 

3)  ll=^2„^2'^   ""^   ^i=pZI^-'^* 

00  lummt  die  Gleichung  2)  noch  folgende  Formen  an: 


338  H€ii$rmmnn:    üeber  die  Normalen  eftur  EiUpü. 

und 

X    '  y 

welche  zeigen ^  dass  der  Punkt  (I1171)  der  Mittelpunkt  der  Hyper*  . 
bei,  dass  die  Asymptoten  derselben  den  Axen  der  Ellipse  1)  pa- '] 
rallel  sind,  also  die  Hyperbel  gleichseitig  ist,  dass  die  Hyperbel  durch 
den  Mittelpunkt  der  Ellipse  geht,  und  endlich  dass  alle  Geraden, 
Kelche  durch  den  Punkt  ($|i7i)  geben,  auf  den  Coordinatenaxeo 
die  Coordinaten  ejnes  Punktes  der  Hyperbel  abschneiden.  Folg- 
lich haben  die  Fusspunkte  der  vom  Punkte  (£ij)  an  die  Ellipse 
gexogenen  Normalen  die  Eigenschaft,  dass  die  Geraden,  welche 
durch  die  Endpunkte  ihrer  Coordinaten  gehen,  sich  in  dem  Punkte 
(li^i)  schneiden. 


Weil  der  eine  Zweig  der  Hyperbel  durch  den  Mittelpunkt  der 
Ellipse  geht,  so  schneidet  derselbe  diese  Curve  in  zwei  Punkten, 
also  lassen  sich  auch  von  dem  Punkte  (§?;)  Immer  wenigstens  znei 
Normalen  an  die  Ellipse  ziehen.  Der  andere  Zweig  der  Hype^ 
bei  hat  mit  der  Ellipse  zwei  oder  einen  oder  keinen  Punkt  ge- 

x^     «2 
meinsam,  jcnachdem  das  Minimum  von  —^-{•f^  (^o  x  und  y  die 

.laufenden  Coordinaten    der  Hyperbel  sind)    kleiner  oder  so  gross 
oder  grösser  als  1  ist.     Die  Werthe  von  x  und  y,  welche  zu  die-    i 
seni  Minimum  geboren,  genügen  bekanntlich  folgenden  Gleichungen: 

a^  ^      b^      X   *   y        ^  ^^k^a 

dx  -^^^'a^     a:2--"' 

an  •'*'*4-i  -V*  j.  ^»  4- ''i     \\ 


aus  welchen  durch  Elimination   des  CoellQzienten  X  sich  ergibt: 


' 


5)  •         ^-'-t 


Wird  hiemit  die  Gleichung  4)  verbunden,  so  erhält  man: 

6) 


H$iiermnnn:    üeber  die  Normalen  einer  EiUpse.  3S9 

ab  Coordinaten  des  Punktes  (a:y),  för  welchen  -^i-^  ein  Mini- 
niDm  ist.    Der  Werch  des  Minimums  selbst  ist  also 


(V'S+V^^)'. 


wd  die  oben  ausgesprochenen  Bedingungen  sind  ausgedrückt  durch 


lVl+V^¥ 


"%.. 


6" 
I"  I 


S  3 


^>'. 


i  b.  von  dem  Punkte  (^rj)  lassen  sich  vier  oder  drei  oder  nur 
I  mei  Normalen  an  die  Ellipse  1)  ziehen,  jenachdem  der  ersten 
:  «der  zweiten  oder  dritten  der  Bedingungen  7)   Genüge  geschieht. 

Die  Bedeutung  dieser  Bedingungen  wird  deutlicher,  wenn  wir  wieder 

in  dieselben  einsetzen;   dadurch  gehen  sie  über  in 

8)  (.V^+V"6V=Vc*» 

Vt^enn  man  nun  noch  beachtet,  dass  die  mittler«  dieser  Bedin- 
gungen die  Gleichung  der  Evolute  der  Ellipse  1)  ist,  so  erhält 
man  für  den  oben  ausgesprochenen  Satz  folgenden  Ausdruck: 

Von  einem  Punkte  lassen  sich  an  eine  Ellipse  vier 
oder  drei  oder  nur  zwei  Normalen  ziehen,  jenachdem 
der  Punkt  innerhalb  der  Evolute,  oder  in  dieser  Curve, 
oder    ausserhalb    derselben    liegt. 

Fnr  die  Hyperbel  findet  man  dieselben  Resultate  in  derseN 
beo  Weise. 


330  Grüner t:    Ueber  die  Beschreibuim 


Ueber   die    Beschreibung    eines    Regelschnitts   durch 

fünf  gegebene  Punkte. 

Von 

dem   Herausgeber. 


In  einem  Briefe  Leibnizens  an  Oldenburg,  der  in  Leib- 
nizens  matbematischen  Schriften^  herausgegeben  yon 
C.  J.  Gerhardt.  Erste  Abtheilung.  Band  I.  Berlin.  1849. 
S.  60  —  S.  69.  unter  Nr.  XXV.  abgedruckt  ist,  findet  sieh  folgende 
Stelle,  in  welcher  Leibniz  eine  von  Newton  herrührende  Be- 
schreibung eines  Kegelschnitts  durch  fünf  gegebene  Punkte  mit- 
theilt : 

„  Descriptio  Sectionis  Conicae,  per  5  puncta  transeuntis." 

„In  sequenti  scheniate  (Tab.  IX.  Fig.  4.)  puncta  sint  A,  B,C, 
D,E:  Junge  horuni  tria  quaelibet,  e.  ^.  A,  B,  C,  ad  Triangu- 
luni  rectiÜneare  ABC  constituendum,  cujus  duobus  quibuslibet  an- 
guiis,  puta  A  et  B ,  duos  sectores  vel  angulos  mobiles  applica, 
Polis  ipsorum  ad  puncta  angularia,  eorundemque  cruribus  ad  latera 
Triangulornm  positis ;  dictosque  angulos  sie  dispone,  ut  libere 
circumagantur  circa  poios  suos  A  et  B ,  citra  angulorum,  quibus 
opponuntur,  Variationen).  Quo  facto,  reliquis  duobus  punctis  D 
et  E  successive  applica  duo  ipsorum  crura  PQ  et  RSy  quae  prius 
appiicata  fuerant  ad  C  (quae  crura  distinctionis  ergo,  vocari  pos* 
sunt  crur;A  describentia,  uti  reliqua  duo  inn  et  TV,  quae  applica- 
bantur  ad  A,  B,  crura  eorum  dirigentia  appellari  queunt),  quas 
Intersectiones  supponas  esse  F,  facta  ad  D  applicatione,  et  6r, 
ea  facta  ad  E,  Duc  lineam  rectam  FG,  eamque  prodac,  suffi- 
cienter  utrimque:  Et  tunc  si  ita  moveris  Angulos,  ut  crura  ipso- 
rum   dirigentia    continuo   se    invicem    intersecent   ad  lineam    GF, 


eines  Kepeischnitti  durch  fünf  gegebene  Punkte.  331 

reliqaorum  crurum  intersectio  describet  Sectionem  illam  Conicam, 
qaae  per  omiiia,  quae  dixi,  data  puncta  transibit. 

8i  tria  ex  datis  punctis  in  eadem  sint  recta  linea,  impossibile 
est,  ullain  Sectionem  Conicani  transire  ea  omnia  posse;  eoque 
easu  habebis  illius  loco  duas  lineas  rectas. 

Jaxta  eandem  fere  iiiodum  describi  potest  Sectio  Gonica ,  qaae 
per  4  data  puncta  transeat,  tangatque  lineam  datam;  vel  qoae 
transeat  per  3  data  puncta  tangatque  duas  lineas  datas,  sive  rectae 
iilae  fuerint  sive  curvae  etc. 

Existimat  author,  non  injucundum  fore  speculationem  Mathe- 
matum  studiosis,  hujus  Theorematis  demonstrationem  in  venire, 
nee  non  determinare  Centra,  Diametros,  Axes,  Vertices  et  Asynito- 
to8  Sectionnm  Conicarum  ita  descriptarum,  vel  describere  para- 
bolam  per  4  data  puncta  transeuntem. '^ 

Ueber  diese  Stelle  könnte  man  ein  Buch  schreiben.  Ich  be- 
gnOge  mich  jedoch  hier  mit  der  Beschreibung  eines  Kegelschnitts 
durch  nSnf  gegebene  Punkte,  und  werde  mich  freuen,  wenn  das 
Folgende  geeignet  sein  sollte,  andere  Mathematiker  zu  weiteren 
Untersuchungen  über  diesen  Gegenstand  zu  veranlassen.  Die  aus 
dem  Obigen  sich  ergebende  Methode,  durch  fünf  gegebene  Punkte 
einen  Kegelschnitt  zu  beschreiben,  ist  aber,  auf  ihren  deutlich- 
sten Ausdruck  gebracht,   folgende: 

Die  fünf  gegebenen  Punkte,  durch  welche  ein  Kegelschnitt 
beschrieben  werden  soll,  wollen  wir  durch 

bezeichnen.  Man  w^ihle  drei  dieser  Punkte  aus,  etwa  A^,  A^,  A^, 
und  denke  sich  das  durch  dieselben  bestimmte  Dreieck  AqAiA.^, 
dessen  an  der  Seite  AqAi  liegende  Winkel  AiA^^Aq,  und  AqAiA^ 
wir  durch  Uq  und  or|  bezeichnen  wollen.  Diese  beiden  Winkel 
wollen  wir  uns  nun  als  zwei  feste  unveränderliche  Winkel  vor- 
stellen, welche  sich  um  ihre  gleichfalls  als  fest  oder  unveränder- 
lich zu  denkenden  Spitzen  Aq  und  Ai  herumdrehen  lassen,  und 
wollen  die  Schenkel  A^Ai  und  AiAq  dieser  Winkel  die  crura  diri- 
gentia,  dagegen  die  Schenkel  ^0^2  ^^^  ^1^2  ^^^  crura  describentia 
nennen.  Die  Drehung  der  beiden  in  Rede  stehenden  Winkel  um 
die  Punkte  Aq  und  Ai  wollen  wir  grösserer  Bestimmtheit  wegen 
immer  in  solcher  Weise  vor  sich  gehen  lassen,  dass  sich  ihre 
crura  dirigentia  von  der  Seite  AqAi  oder  AiAq  des  festen  Drei- 
ecks A0A1A2  an  nach  den  Seiten  AqA^  und  AiA^  dieses  Dreiecks 
hin  bewegen.    Bringt  man  nun  die  beiden  festen  oder  unverän- 


332  Cruneri:   Debet  die  BeieMreihm§ 

derlichen  Winkel  Oq  und  cti  durch  Drehung  um  Aq  aod  A^  zoerst 
in  eine  solche  Lage  ^  dass  ihre  crura  describentia  beide  durch  den 
Punkt  A^  geben,  dann  in  eine  solche  Lage»  dasa  ihre  crura  de- 
scribentia beide  durch  den  Punkt  A^  geben ,  und  bestimmt  im  ersten 
Falle  den  Durcbschnittspunkt  A^' ,  im  zweiten  Falle  den  Durcb- 
schnittspunkt  A^'  ihrer  crqra  dirigentia,  legt  durch  die  Punkte  A^! 
und  A4,'  eine  gerade  Lipie,  und  Ifisat  dann  die  beiden  Winkel  a^ 
und  Ol  um  die  festen  Punkte  Aq  und  il|  sich  so  drehen ,  dass 
der  Durchschnittspunkt  ihrer  crura  dirigentia  fortvr&farend  auf  der 
in  Rede  stehenden  geraden  Linie  hin*  gleitet,  so  beschreibt  bei 
dieser  Bewegung  der  beiden  Winkel  der  Durchschnittspunkt  ihrer 
crura  describentia  den  gesuchten,  durch  die  Rinf  gegebenen  Punkte 
Aq,  Ai,  A2»  A^y  A^  gehenden  Kegelschnitt. 

Dass  sich  aus  dieser  organischen  Beschreibung  des  gesuch- 
ten Kegelschnitts  auch  sogleich  eine  im  Ganzen  sehr  leichte  Be- 
schreibung desselben  durch  Punkte  ergiebt,  versteht  sich  von  selbst 
und  bedarf  einer  weiteren  ErlSuterung  hier  nicht  Auch  wfirde 
sich  auf  die  obige  organische  Beschreibung  die  Einrichtung .  eines 
Instruments  zur  Beschreibung  der  Kegelschnitte  durch  gegebene 
Punkte  gründen  lassen.  Die  Angabe  einer^  zweckmässigen  Ein- 
richtung eines  /Solchen  Instruments  wfirde  ich  flir  recht  ve^ 
dienstlich  halten. 

Vorstehende  Construction  eines  durch  ffinf  gegebene  Punlrfe 
gehenden  Kegelschnitts  wollen  wir  nun  beweisen,  und' daran  ooch 
verschiedene  andere,  wie  es  uns  scheint,  beacbtenswerthe  Bemer- 
kungen knüpfen. 

Den  Punkt  Aq  wollen  wir  als  Anfang  eines  rechtwinkligen 
Coordinatensystems  der  xy  annehmen,  die  Linfe  A^A^  sei  der 
positive  Theil  der  Axe  der  Wj  und  die  positiven  y  wollen  wir  auf 
der  Seite  der  Linie  A^Ai  nehmen,  auf  welcher  der  Punkt  A^ 
liegt.    Die  Coordinaten  der  Punkte 

Aqj    Ai ,    A^}    A^i    A^, 

in  diesem  Systeme  seien  respective: 

0,  0;   «1,  0;   «2»  *2;   «8>  *8;   04»  **; 
wo  aber,   wie  sogleich  erhellet, 

a^  =  AqA2  •  cos  Oq,    62  ^^  AqAz  •  sin  Oq 
und  folglich,   weil 

AqAi  :  AqA^  ==  Ol :  iÜo^=6in  (o^-f  cr|) : sin «i , 


eimes  MCeieUehnitis  durch  fünf  gegebene  Funkte.  333 


alsö 


A   A «isinai 


siu(ao  +  ai) 


Ist, 


•  |.  Oicosct^sinofi  O]  sin  (x^  sin  cti 

/'*""  sin(ofo+ßi)  *       *""  sin(ao+ai) 
irt. 

Wir  wollen  nan  eine  beliebige  Lage  des  Winkels  Oq  betrach- 
ten» die  durch  {Al)A^Ji^A^  bezeichnet  werden  mag.  Der  von  dem 
Schenkel  ^o(^i)  ^'t  dem  positiven  Theile  der  Aze  der  x  einge- 
idilossene  Winkel,  indem  wir  diesen  Winkel  von  dem  positiven 
Theile  der  Axe  der  x  an  nach  der  Seite  der  positiven  y  hin  von 
0  bis  360^  zählen »  sei  g)^,  so  ist 

2)  y=:artangg)o 

die  Gleichung  des  Schenkels  Aq{Ai)  in  dem  Systeme  der  onf. 
Legen  wir  nun  durch  den  Punkt  ^q  ein  neues  rechtwinkliges  Coor- 
dbatenctystem  der  x'y' ,  nehmen  AJ,Ai)  als  den  positiven  Theil 
der  Axe  der  x' ,  und  den  positiven  Theil  der  Axe  der  ?/  so  an, 
dass  man  sich,  um  von  dem  positiven  Theile  der  Axe  der  x'  an 
dorch  den  rechten  Winkel  {x'y')  hindurch  zu  dem  positiven  Theile 
der  Axe  der  y'  zu  gelangen,  nach  derselben  Seite  hin  bewegen 
niass,  nach  welcher  man  sich  bewegen  muss,  um  von  dem  posi- 
tiven Theile  der  Axe  der  x  an  durch  den  rechten  Winkel  (acy) 
hindurch  zu  dem  positiven  Theile  der  Axe  der  y  zu  gelangen,  so  ist 

3)  y'  z=z  x'  tang  a^ 

die  Gleichung  des  Schenkels  A^^{A^  in  dem  Systeme  der  x'y'. 
Weil  nun  nach  der  Lehre  von  der  Verwandlung  der  Coordinaten 
zwischen  den  Coordinaten  xy  und  x'y'  die  Gleichungen 

x=^x' cosfpo — y'6\iiq>Q,  y  =zx' An tpQ-{-y' cos tp^ 
Statt  finden,   aus  denen  umgekehrt 

x'  '=^x  cos  g>o  +y  s*D  9^0 »  ^' =— a: sin  g>o  +y cos  tp^ 
iblgt^    so  Ist 

— .Tsln9>o+^cos9>o  =  (^coS9o-f  96in9>o)^^g^> 

(cosooCOS^Q — sincrosin9o)^  =  (^>Q<^<^O'S9'o  +  <!Osor0sln9o)^> 
oder 


334  Grunert:    üeber  die  Bes€hrHh9m§ 

y  cos  (ofo  +  g>o)  =  ^  sin  («0 + g>o) . 
oder 

4)  y  =  ^tang(ofo  +  9>o) 

die  Gleichung  des  Schenkels  ^0(^2)  >"  ^^^  Systeme  der  xy. 

Durch  den  Punkt  Ai  wollen  wir  uns  ferner  ein  dem  primitiven 
Systeme  der  xy  paralleles  Coordinatensytem  der  Xiyi  gelegt  den- 
ken, in  welchem  der  positive  Theil  der  Axe  der  Xx  -nach  der 
Richtung  des  negativen  Theils  der  Axe  der  x  hin  liegt,  der  po- 
sitive Theil  der  Axe  der  y^  aber  mit  dem  positiven  Theile  der 
Axe  der  y  eine  übereinstimmende  Lage  hat.  Dann  ist,  vrenn  tpi 
In  Bezug  auf  den  Schenkel  Ai{Aq)  des  in  einer  beliebigen  Lage 
{AQ)Ai{At^  gedachten  Winkels  or,  eine  ganz  ähnliche  Bedeutung 
hat,  wie  q>Q  in  Bezug  auf  den  Schenkel  Aq{A{)  des  in  einer  be- 
liebigen Lage  {Ai)Aq{A^  gedachten  Winkels  a^y  ganz  eben  so 
wie  vorher 

5)  yi=^itang9i 

die  Gleichung  des  Schenkels  Ai{Aq)  in  dem  Systeme  der^iy^,  und 

6)  yi=^itang(ai  +  9i) 

die  Gleichung  des  Schenkels  ^1(^2)  in  demselben  Systeme^  Nan 
finden  aber  zwischen  den  Coordinaten  xy  und  Xiyi  offenbar  die 
folgenden  ganz  allgemeinen  Gleichungen: 

Statt,   so  dass  also 

xi  —  ai'-x,    yi=y 
ist;    daher  ist 

7)  2^  =  («i— ^)tang9i 
die  Gleichung  des  Schenkels  Ai(Aq),   und 

8)  y  =  («1  —  x)  tang  (a^  +  (pi) 

die  Gleichung  des  Schenkels  ^1(^2)»  heide  Gleichungen  in  Bezug 
auf  das  System  der  xy  genommen. 

Hiernach  sind  folglich  für  irgend  eine  beliebige  Lage  der 
Winkel  ciq  und  Ui  die  Gleichungen  ihrer  crura  dirigentia  in  dem 
Systeme  der  xy: 

9)  yzzzxtangcpo,    y  =  (ai—x)i3Lng(pi;] 


Hi^t  Ke^eisehniiii  durch  fünf  gegebene  Putikie.  336 

and  die  Gleichungen  ihrer  cmra  describentia  in  demselben  Sy- 
steme sind: 

10)         y  =  a:tang(ao  +  g)o)»    y=:(«i— «a?)tang(ai+9i). 

Legen  wir  jetzt    die  ernra  describentia   durch  den  Punkt  A^ 
oder  (0363),   so  ist 

6g  =  03  tang (ofo + g)o) ,    63  =  («i  —  «3)  *»"?  («1  +  9>i)  > 
voraus  man  mittelst  leichter  Rechnung 

63  — gatanfirgp       .  ^^  ^3  — K— <y3)tangg| 

tangyo  =  «^+^^tani^'     *^"g9>i  =  (a,^a3)+63tang«, 

erhält  j  so  dass  also  nach  dem  Obigen 

^63  — fiatangcfp^  63  ~  K  --  (ig)  tangg|        _ 

^      «3  +  63  tang  Oo    *    ^      (Ol  — «3) +  ^3  tang  «1^  *        ' 

d&e  Gleichungen  der  crura  dirigentia  sind;  und  bezeichnen  wir 
folglich  die  Coordinaten  des  Durchschnitfspunkts  A^'  der  crura 
dirigentia  durch  03',  63' ,  so  haben  wir  zu  deren  Bestimmung  die 
Gleichungen: 

I  ._^»  — «3taiiggo^  ;      ,  /_ft3— («i-g3)tanggi 

^-«3  +  63tang^^»'    ^»~(ai-fl3)+63tang«/^^--"»^' 

aus  denen  man  mittelst  leichter  Rechnung: 


336 


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09 


Grüner t:    üeber  die  Beschreitung 


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erhält,  so  dass  also  nach  dem  Obigen 


II 


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§ 

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«4  +  64  tang  ofo 


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09 


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die  Gleichungen   der  crura   dirigentia   sind ;    und   bezeichnen   wir« 
folglich    die   Coordinaten    des  Durchschnittspunkts  ^4'   der  crura 
dirigentia  durch  04',  64',    so  haben  wir  zu   deren  ßesiromung  die 
Gleichungen: 

__ 64~^;4tang og ^  ,    /,  /_^4— K  — «4)tangofi^ 
^^  -04  +  ^4  tang «o''*  •  ^*  ~(«i-«4)  +  64tang«7^''*'"''*^' 

aus  denen  man  mittelst  leichter  Rechnung: 


ttne*  KtgtUelrnttt» ,  durch  fünf  gegeben»  Punku. 


337 


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1 

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,     (^4 + ^4  tang  or^»)  1 64  —  {a^  —  04)  fang u^  \  a^  cog  o^  ^^  ^\ 
^*  ~"  fli  64  cos  (ofo  +  «1 )  —  («1  «4  —  04^4 — *4^4)  sin  (uo  +  «i) ' 
.  ,      (64— g4tangr cfp)  I  ^4 •—  (ff|  —  cr^) fang ofi }  a^  cos  cfp cos  u^  . 


) 


,      (q4C0S  ofQ  4-64810  cfp)  I  ft4Cos  cf|  —  (ffi  — 114)  sin  a,  |  /ii 

*  Ol 64 COS  («0  +  a{)  —  (flriflr4  —  04^4  —  6464)  sin  (otq  +  a^)  * 

,   -      (64 COS  «0  —  04  sin  cfp)  1 64  cos  Oj  —  (o,  —  n^)  sin  er,  |  n. 

*  ""  «1^4  cos  («o  +  «i)  —  («104  —  «4«4  —  ^4^4)  sin  («0  +  «1) 


rKeU  XXIV. 


23 


838  Grunefi:    üeber  die  BeseAreiihmi 

Sei  nun 

17)  f/  =  Aj:  +  B 

die  Gleichung  einer  beliebigen  geraden  Linie.  Sind  dann  n,  9  im 
Allgemeinen  die  Coordinaten  des  Durchschniftfspunkts  der  crora 
dirigentia«  so  hat  man,  wenn  dieser  Punkt  auf  der  durch  die  vo^ 
stehende  Gleichung  charakterisirten  geraden  Linie  liegen  soll» 
nach  9)  und  17)  die  folgenden  Gleichungen: 

18)  vzz,uisLX\g(po,    v=:(ai — u)t&ngg>i,    v=^Au-i-B; 

und  sind  x,  y  die  Coordinaten  des  entsprechenden  Durchschnitts* 
punkts  der  crura  describentia,  so  ist  nach  10): 

19)  3^  =  a:tang(cro  +  g)o)»    3^  =  («i— <a^)tang(ai +g>,).- 
Aus  diesen  Gleichungen  folgt: 

y — .rtangorp  ^  ycoscfg — orsin  Uq 

o  ^ö     ^  _|.  y  ^^jjg  u^"^  X  cos  «0  +  y  sin  clq  * 

y — (ßi  —  x)  tang  g|  _  y  cos^i  --  (fl|  —  x)  sinofj , 

g  9i      j^^^  —  ^^  +  y  tang  aj      (fli  —  a:)  cos  cif|  +  y  sin  a^ ' 

also 

ycosofo — ••'^sincifo  yCosöri-^(cri — x)»\i\c[i 

arcosofo +ysniofQ  (o^ — »T)cosai +ysina|  ^ 

folglich : 

^ ^ — - — ^ u  =  7 \     '  ^    ,        . — -(a.  —u) z=Au  +  B. 

xcos  aQ  -f-y  sin  «(,  {ai  —  o;) cos «i  +  y  sin  «^  ^  '        ^ 

Eliminirt  man  aus  diesen  zwei  Gleichungen  die  Grosse  u,  80 
erhält  man  die  Gleichung  zwischen  x  und  y  für  die  Curve,  welch« 
der  Durchschnittspunkt  (xy)  der  crura  describentia  beschreibt, 
wenn  der  Durchschnittspunkt  {uv)  der  crura  dirigentia  sich  auf 
der  durch  die  Gleichung 

y=Ax+B 

charakterisirten  geraden  Linie  bewegt.    Aus  der  Gleichung 

ycoscvo  —  X» i n  (Yq     y  cos  ai  ^"  (Oi  —  x)  sin a^ 

X  cos  Uq  +  y  sin  a^     "~  («i  —  ar)cosai +ysinaji^  *         * 

erhSit  man  sehr  leicht: 


eines  i^egetschnUts  durch  fünf  gegebene  Punkte,  399 

^_     jx  cos  Oq  f  y  gJn  gp)  { y  cob  «i  —  («i  —  ac)  sin  cv| )  Hi 
(jrcosoo-l-ysinoo)  tycosoTi  —  («i  — a:)sinail 

+  (ycosoo  — ^sinao)'{(ai — x)coBai  -{-ysiTiai )' 
er  nach  gehöriger  Cntwickelung  des  Nenners : 

(jrcosa^+ysinofo)|ycosgi  — (ii|  — jr)8ina^itt, 

""  a,y  cos  («0  +  «i)  —  (oia:— ora?— yy)8in(ofo  +  «i)* 

Iso  nach  dem  Obigen: 

(y  cos  cfp  —  .y  sin  otq)  { y  cos üf|  —  (ai  —  o:)  sin  cf|  |  ff| 
fliy  cos  («0  +  ffi)  —  (fi^—^^—y?/)  sin  («0  +  ofi) 

—  y(^<^os'yo  +  ysintto)iyeosttt — (q,  — ar)sinof,  )<y| 

oratis  sich  die  Gleichung 

(y  cos  ccq — /r  sin  ofo)  { y  cos  «i  —  (a^  —  a:)  sin  aj  |  «i 
M)  <  =-4(a:cosao  +  ysinap)  {ycosofi — (e7|  — a:)sinO|}a| 
+  Ä(  «ly  cos  («0  +  «i)  —  (^^i^t:  -  a::r  -  yy.)  sin(cfo  +  «1 )  I 

ir  die  Curve  ergiebt,  welche  der  Durchschnittspankt  der  crura 
escribentia  beschreibt,  wenn  der  Durcbscbnittspunkt  der  crura 
irigentia  sich  auf  der  durch  die  Gleichung 

y  =  Ax  +  B 

larakterisirten   geraden   Linie    bewegt. 

Da  die  Gleichung  20)    eine    Gleichung    des    zweiten  Grades 
riflchen  den  beiden  veränderlichen  Griiften  or,  y  i^t»    so  ist  die 
Rede  stehende  Curve  jederzeit  ein  Kegelschnitt. 

• 

Weil  die  Gleichung  20)  durch  a:=0,  y=0  offenbar  befriedigt 
rd,  so  liegt  der  Punkt  Aq,  dessen  Coordinaten  0,0  sind,  jeder- 
it  in  dem  durch  die  Gleichung  20)  charakterisirten  Kegelschnitte. 

Offenbar  wird  aber  die  Gleichung  20)  auch  durch  a:=ai,  y=0 
friedigt,  und  es  liegt  daher  auch  der  Punkt  Ai,  dessen  Coor- 
Daten  a|,0  sind,  immer  auf  dem  durch  diese  Gleichung*  cha- 
kterisirten  Kegelschnitte. 

Die  Coordinaten  des  Punktes  A2  sind  nach  1): 

23' 


340  Grunert:    Veöer  die  Beschrdöung 

aiCOso^Qsinai        /7|  sino^sinoTi 
sin(ao  +  ai)    '       sin(ofo  +  ai) 

Führt  man  diese  Coordinaten  in' die  Gleichung  20)  ein,   so  wird 
der  Zühler  des  Factors 

y  cos  dl  —  (<?!  —  a)  sin  Ui , 

wie  man  sogleich  übersieht: 

Ol  sin Uq sin c^i  cos ai  ~  Oi  { sin (c^o -{-ai)-^  cos oto sin  ai  ]  sin Ui 
=ax(sinorosincir|Cosori  —  sincvosinori  cosa|)=09 

uod  der  Zähler  des  Factors 


«i^cos(ao  +  «i)  — Ka?— a:a:--yy)sin(«o  +  Ofi) 


wird 


a^^i  sin ofQ sin  cfj  cos  (cfo+^i)  ~  cos  ccq  sin  ai  sin  (ofo+«i )  +  cos a^^^sin  «i'  ) 

+  sinofo^sinai*  j 
f  sinofocosc^o  sincfi  cosotx  —  sinufo^sinai*  +  sioofo^siuofi*  i 
L  —  sin  «Q  cos  Uq  sin  ofi  cos  ofi — cos  of^^sin  a^^  +  cos  cfj^^sin ofi*  j 

=:0;  daher  wird  die  Gleichung  20)  auch  durch  die  Coordinaten 
des  Punktes  ^2  ei*^n"t,  und  der  Punkt  ,^2  ^'^S^  daher  immer  in 
dem  durch   diese  Gleichung   charakterit^irten  Kegelschnitte. 

Hieraus  sieht  man  also  zuvörderst,  dass  der  Kegelschnitt, 
welchen  der  Üurchschnittspunkt  der  crura  descrihentia  beschreibt, 
wenn  der  Durchschnittspunkt  der  crura  dirigentia  sich  auf  der 
beliebigen,  durch  die  Gleichung 

y  =  Ax  +  B 

charakterisirten  geraden* Linie  bewegt,  immer  durch  die  drei  ge- 
gebenen Punkte  Aq,  Ai,  A^  geht. 

Specialisireu  wir  jetzt  die  durch  die  Gleichung 

y  =  Aa:  +  B 

im  Allgemeinen  charakterisirte  gerade  Linie  dadurch,  dass  wir 
dieselbe  durch  den  Punkt  A^^  oder  {a^'b^')  legen,  so  haben  wir 
die  Gleichung 

also  nach   ]3): 


eine$  Keffeischnilts  durcä  fünf  gegebene  Punkte,  341 

(63  cos  ttp — 03  «in  cfp)  { ^  cos  «i  —  (oi  —  03)  sin  a^  |  a^ 
a,63C08(ao+«i)  —  («iö3  — «3«s--M8)sin(ao+«i) 

__(a3C08go  +  ^3sinci{o){63Costti'— (c/i— ff8)sing^|gi         ^ 
0163  cos  (cfg + «1 )  — (ci  03  —  03^3  —  Ä363)  sin  (oo+ofi) 

der: 

(63  cos  Oo — 03  sin  «0)  { 63  cos  «i  —  («i  —  a^)  sin  «i )  «i 
=  2l(a3CoscK()4'63sino^)  {öscosorx. —  (ox  — 113) sin «i }  Ci 
+  Ä{^i63COs(ofo  +  «i)--(«iff3-03fl^3-"M3)»'o(ao+«i)}; 

nd  Yergleicben  wir  nun  diese  Gleichang  mit  der  Gleicbang  20)» 
Imlich  mit  der  Gleichung 

{y  cos  cfo  —  ar  sin  «o)  ( y  ^^s  «i  —  («i  —  .r)  sin  «j )  ai 
=:  A(a: cos  «(,  +  ^  sin  ofo)  ( y  cos  oti  —  («i  —  a:)  sin  «i }  a^ 
f  Bloiy  cos(ao  +  «1)  — («lar—  aror  — 2^^)sin(cfo  +  ofi)l, 

0  sehen  wir«  dass  diese  letztere  Gleichung  unter  der  geroachten 
/Voraussetzung  durch  a:  =  n^,  ^  =  ^3  erfüllt  wird»  und  dass  also 
ler  durch  die  Gleichung  20)  charakterisirte  Kegelschnitt  unter  der 
D  Rede  stehenden  Voraussetzung  jederzeit  durch  den  Punkt  A^, 
Jessen  Coordinaten  (I3,  63  sind,  geht. 

Specialisirt  man  die  durch  die  Gleichung 

y  =  Aa:  +  B 

m  Allgemeinen  charakterisirte  gerade  Linie  dadurch,  dass  man 
lie  durch  den  Punkt  A^'  oder  (a^'b^^')  legt,  so  lässt  sich  ganz 
iofdieselhe  Art  wie  vorher  zeigen,  dass  der  durch  die  Gleichung 20) 
haraktcrisirte  Kegelschnitt  durch  den  Punkt  A^^  dessen  Coordi- 
taten  04,  64  sind,   geht. 

Wenn  man  also  die  im  Allgemeinen  durch  die  Gleichung 

yz=iAx\B 

barakterisirte  gerade  Linie  durch  den  Punkt  A^'  legt,  so  geht 
er  Kegelschnitt 9  den  der  Durchschnittspunkt  der  crura  descri- 
entia  beschfeibt,  indem  der  Durchschnittspunkt  der  crura  diri- 
entia  sich  auf  der  in  Rede  stehenden  geraden  Linie  hewegt, 
arch  die  vier  Punkte  A^^  Ai,  A.^,  A^.  Legt  man  dagegen  die 
lorcb  die  Gleichung 


343  Gruneri:    Vtöer  die  Beickreiäung 

im  Allgemeinen  cbarakterUirte  gerade  Linie  durch  den  Punkt  il«', 
so  geht  der  Kegelschnitt »  den  der  Darchscbnittspunkt  der  crora 
describentia  beschreibt,  indem  der  Durchschnittspunkt  der  crura 
dirigentia  sich  auf  der  in  Rede  stehenden  geraden  Linie  bewegt,  : 
durch  die  vier  Punkte  Aq^  An  A^,  A^.  Wenn  man  also  die  durch 
die  Gleichnng 

y:=:^Ax^B    ' 

im  Allgemeinen  charakterisirte  gerade  Linie  mit  der  durch  die 
beiden  Punkte  A^'  und  A^'  der  Lage  nach  bestimmten  gerades 
Linie  zusammenfallen  lässt^  so  geht  der  Kegelschnittv  den  der 
Durchschnittspnnkt  der  crura  describentia  beschreibt»  indem  der 
Durcbschnittspunkt  der  crura  dirigentia  sich  auf  der  in  Redt  ! 
stehenden  geraden  Linie»  vrelche  also  durch  die  Punkte  A^'  ntii  \ 
Ai^  der  Lage  nach  bestimmt  wird»  bewegt»  sowohl  durch  die  vier 
Punkte  ^09  -^i*  -^2»  -^s*  &'^  ^xn^h  durch  die  vier  Punkte  A^^  Ai, 
A^,  A^,  folglich  durch  die  fuiif  F^unjcte  Aq^  Ai,  A^,  A^,  A^,  wo- 
durch die  Richtigkeit  der  obigen  Construction  des  durch  diese 
ffinf  Punkte  gehenden  Kegelschnitts  vollständig  bewiesen  ist 
Ueberbaupt  aber  enthält  das  Vorhergebende .  offenbar  eine  Anlei* 
tung  zur  Beschreibung  der  Kegelschnitte  durch  drei»  vier»  fönf 
gegebene  Punkte. 

Wenn   man  die  Gleichung  20)  gehurig  entwickelt^  so  erbitt 
sie  die  Form: 

0  =     {üi  sin  ofo  sin  «i  +  Aai  cos  aQ  sin  «i  +  ^sin  (otq  +  «i) )  afl 
—  I  Ol  cos  Kq  cos  ofi  —  Aoi  sin  ofo  cos  ai  —  Ä sin  (uq  +  «i)  |  ^' 

21)  ^       +flitsin((Yo  — ai)  +  24cos(ofo  — ai))a:y 

• — C7|  t  AisinofQsinai  +  ^4«!  cosor^sinai  +B»\n(aQ-{-cci)]:c 
+  ^1  { ^1  cos  cxq  si  D  cf,  —  Aai  sin  oro^in  cci-\-ß  cos  (uq + a^)  )y, 

und  setzen  wir  nun   der  Kürze  wehren 

iSl  =  rti^{sin(ao  — tti)  +  ^cos(ao--ai)12 
+4{flisinaosinai  +  ^criCoscyosin^i+Äsin((^o-|-ai)| 
Xiejicos^ocosfiri— ^^aisincfocosof]  —  Äsin(«o+«j)lf 
so  ist  bekanntlich,   jenaehdem 

Ä<0»    Ä=0,    Ä>0 

ist»    der  durch  die  Gleichung  20)  oder  21)  charakterisirte  Kegel- 
schnitt respective  eine 


Hne$  M^9€i9cMt(i  durch  fünf  §0aeb^9  Pmhit.  343 

Ellipse»    Parabel»    Hyperbel. 

Di«  GrOMa  Sl  bringet  nan  nach  gehöriger  Entwickehmg  and 
■igao  leichten  Vern^andlungen  auf  die  folgende  Form: 

J  Ä^V{sin(aö  +  ai)  +  ilcos(«ö+«i)P 

C+4Ä|aiCOs(ofQ+ai)— 24cri«in(ofQ+ofi)— Ä8in(ofo+«i)lsin(flfo+ai). 
Teil  nnn  aber 

iS(rin(a^-fa|)4«^co8(ffo+ai))^+Ai^tcos(oiö-fai)-*^«in(«^-fai)l* 

•d 

B|criC08 (oo  +  «i)  —  Aa^^  sin(ao  +  «j)  —  -ßsin  (cfo  +  «i) t  sinCa^  +  «i) 

—  ai*{cos(oro  +  ai)— ^8iD(ao+ai)l* 

=— <ii*{cos(cfo  +  «i)  —  -4sin(ao  +  ai)P 

|-4a|Jfftco8(oö-f  <^i)  —  -4sin(ao  +  «i)lsin(ofo  +  of,)  — 4Ä2siD(aö+«i)* 

= —  l*'i  [cos(or0  +  ofi)  — ^^sin  («o  +  «i)]  ""  2i5sin(ofo  +  of|)  1* 

= —  { Ol  cos  («0  +  ofi)  —  ^Itti  sin  (cfo  +  «i)  —  2Äsin  (cfo  +«i)  )* 

it,  80  ist  auch: 

t  —  {aiCOs(aö  +  ai)  — -4aisiu(«o  +  ai)— 2i?sin(oro  +  ai)P, 

welches  der  einfachste  Ausdruck  sein  dürfte,  auf  welchen  man 
lie  Grosse  Sl  bringen  kann. 

Wenn  man  durch  die  vier  Punkte  Aq^  Ai,  A^^  A^  eine  Para- 
bel beschreiben  wili^  so  wird  man  die  Grössen  A  und  B  aus  den 
leiden  Gleichungen 

i*(l  +  .4«)-^jaiC08K+ai)-/4ai8in(ao+Ci)-^2Ä8in(tfo+«i)}*=0 
der 

ai»a  +  ^*)  cosecK  +  «i)*- 1«!  cot(ao  +  <^i)— ^«i  -2j5}a=0, 

ro  fÜr.cTa' und  63'  ihre  aus  13)  bekannten  Werthe  zu  setzen  sind, 
«stimmen.  Denn  dann  geht  wegen  der  ersten  dieser  beiden 
SleichoDgen  die  durch  die  Gleichung 


344  Eiien:    Die  Lehre  vom  SchwerpwMe 

charakterisirte  gerade  Linie  durch  den  Punkt  (ß^'b^')  öder  Ä^, 
also  nacK  dem  Obigen  der  Kegelschnitt »  welchen  der  Durch- 
Schnittspunkt  der  crura  describentia  beschreibt,  indem  sich  der 
Durchschnittspunkt  der  crura  dirigentia  auf  der  durch  die  Gleichung  ' 

y-Ax-{^B 

charakterisirten  geraden  Linie  bewegt,  durch  die  vier  Punkte  A^j 
Ali  A^t  A^j  und  da  ausserdem  die  Gleichung  52=0  erfüllt  isl^ 
so  ist  dieser  Kegelschnitt  eine  Parabel. 


Die   Lehre   vom    Schwerpunkte    in    der    elementaren 

Stereometrie. 

Von 

Herrn  JE.  Essen^ 

Lehrer  der  Mathematik  und  Physik  am  Gymnasium   zu    Stargard. 


1)  Aufgabe.  Die  Summe  beliebig  vieler  Seiten- 
flächen eines  schief  abgeschnittenen  geraden  Prismas 
zu    finden. 

Auflösung.  Es  seien  Aß,  BC,  CD  drei  Grundkanten  des 
gegebenen  Prismas;  ab,  bc,  cd  die  entsprochenden  Seiten  der 
Schnittfläche;  t\  G,  H,  sowie  /*,  g,  h,  die  Mitten  der  genannten 
Linien.  Alsdann  ist  die  Summe  der  drei  Paralleltrapeze  ABab 
BCbc,  CDcd  gleich  der  Summe 

ABxFf+BCxGg  +  CDxIJL 


'   im  der  elementaren  Stereometrie,  346 

Dieser  Ansdnick  lässt  sich  umfonneD.  Zu  dem  Ende  setzen  wir 
fest 5  dass  wir  unter  den  zu  den  Punkten  F^  G,  H  gehörigen  Län- 
gen diejenigen  Seiten  verstehen  wollen,  deren  Mitten  diese  Punkte 
sind.  Dies  Torausgesetzt»  bestimmen  wir  auf  der  Linie  FG  einen 
PoDkt  M  dergestalt,  dass  seine  Abstände  von  F  und  G  sich  um- 
gekehrt verhalten  wie  die  dazu  gehörigen  Längen.  Errichtet  man 
dbn  in  M  ein  Loth  auf  der  Grundfläche  und  verlängert  es,  bis  es 
die  Gegenfläche  in  m  trifft,  so  hat  man: 

(1)  (Ff'-Mm)i{Mm'-Gg)=^FM:GM, 

(2)  FM:GM=BC:AB, 
woraus  man  ableitet: 

ABx  Ff+  BCx  Gg  =  {Aß + BC)  X  Mm. 

Jetzt  möge-  die  Summe  AB+BC  die  zum  Punkte  M  gehö- 
rige Länge  heissen.  Bestimmt  man  nun  wiederum  zwischen  M 
und  H  einen  Punkt  N  nach  dem  schon  oben  befolgten  Gesetz, 
Dämlich  so,  dass  man  habe 

MN:HN=CD:(AB  +  BC), 

uod  errichtet  sodann  in  N  das  Loth  Nn,   so  zeigt  sich  ähnlich 
wie  zuvor,   dass  man  habe: 

ABxFf+BexGg^CDxHh  =  (AB+BC+CD)xNn. 

Um  also  die  Summen  beliebig  vieler  Seitenflächen  eines  Prismas 
der  vorausgesetzten  Art  zu  finden,  hat  man  die  Summe  der  Grund- 
kanten mit  einer  gewissen  Linie  zu  niuitipliciren,  die  senkrecht 
auf  der  Grundfläche  steht  und  bis  zur  Schnittfläche  geht.  Die 
Lage  dieser  Geraden  hangt  offenbar  von  der  Länge  und  Lage 
der  betreffenden  Gruodkanten  ab. 

2)  Erklärung.  Um  den  erhaltenen  Ausdruck  bequemer  in 
Worte  fassen  zu  können,  machen  wir  folgende  Festsetzungen: 
Die  Mitte  einer  geraden  Linie  soll  auch  ihr  Centralpunkt  heissen. 
Hehrere  Linien  zusammen  heissen  ein  System  von  Linien.  Der 
Ceutralpunkt  eines  Systems  von  zwei  Linien  soll  derjenige  Punkt 
auf  der  Verbindungslinie  ihrer  Centralpunkte  heissen,  dessen  Ab- 
stände von  diesen  Punkten  sich  umgekehrt  verhalten,  wie  die  zu- 
gehörigen Längen.  Centralpunkt  eines  Systems  von  beliebig  vie- 
len Linien  soll   ein  nach    folgender  Reget  aufzusuchender  Punkt 


346  Essen:   Die  Lehre  vom  Sekwerpunkie 

genannt  werden:  Man  verbindet  nach  und  nach  swei,  drei,  Titr 
der  gegebenen  Linien  zu  einem  System  and  geht  jedesmal  ron 
dem  Centralpunkt  des  vorhergehenden  Systems  zu  demjenigen  de« 
folgenden  (iber,  als  hatte  man  den  Centralpunkt  eines  Systems 
Ton  zwei  Linien  zu  suchen. 

Fa8st  man  nun  mehrere  Grundkanten  eines  geraden  Prismas 
zu  einem  Systeme  zusammen,  so  mag  das  im  Centralpunkt  dieses 
Systems  errichtete  Loth  die  Centralaxe  jener  Grundkanten  heissen. 

Hiernach  hat  man  nun  folgende  Regel :    Man  findet  die  Summe 
von  beliebigen  Seitenflächen  eines  schief  abgeschnittenen  geraden  - 
Prismas,  wenn  man  die  Summe  ihrer  Grundkanten  mit  der  zuge- 
hörigen,   bis  zur  Gegenfläohe  verlängerten  Centralaxe  multiplicirt. 

Hierdurch  ist  man  in  den  Stand  gesetzt,  die  Summe  der  Sei* 
tenflächen  eines  beliebigen  schief  abgeschnittenen  Prismas  zu  be-' 
rechnen,  da  sich  ein  solches  immer  in  zwei  gerade  schief  abge- 
schnittene Prismen  zerlegen  lässt. 


3)  Aus  den  beiden  vorstehenden  Sätzen  ergeben  sich'  sogleich 
nachstehende  Folgerungen: 

a)  Jedes  System  von  Grundkanten  hat  einen  bestimmten 
Centralpunkt,  und  es  ist  bei  der  Aufsuchung  desselben 
gleichgültig,  welche  Ordnung  man  befolgt,  weil  man  sonst 
verschiedene  Ausdrücke  für  dieselbe  Oberfläche  erhalten 
würde. 

b)  Der  Centralpunkt  eines  aus  zwei  gleichen  Linien  gebil- 
deten Systems  liegt  in  der  Mitte  zwischen  den  Central- 
punkten  der  einzelnen  Linien. 

c)  Fallen  die  Centralpunkte  zweier  Systeme  zusammen,  so 
ist  derselbe  Punkt  auch  der  Centralpunkt  des  aus  beiden 
zusammengesetzten  Systems. 

d)  Der  Centralpunkt  des  ümfangs  einer  Figur  von  symme- 
trischer Gestalt  liegt  auf  der  Axe  der  Symmetrie,  und 
der  Centralpunkt  des  ümfangs  einer  regulären  Figur  ist 
der  Mittelpunkt  dieser  Figur. 

4)  Erklärung,  Centralpunkt  der  Fläche  eines  Dreiecks  heisst 
derjenige  Punkt,  in  welchem  sich  seine  drei  Mittellinien  durch- 
schneiden. 

5)  Lehrsatz,  Man  findet  das  Volumen  eines  schief 
abgeschnittenen    geraden    dreiseitigen  Prismas,    wenn 


I 


in  der  elemeniaren  Stereometrie.  347 

m%%  (leiDe  Grundfläche  mit  dem  in  ihrem  Centralpunkte 
M#  sor*  Gegenfläcbe  errichteten  Lotb,  il.  h.  mit  der 
U^ntralaxe  «eioer  Grundfläche,  multiplicirt. 

Beweis.    Man  bat  bekanntlich 

^==—3 ' 

in  trelchem  Ausdrucke  G  die  Grundfläche,  l,m,n  die  Seitenkan- 
ten  Aa,  Bb,  Cc  vorstellen.     Halbirt  man  nun  AB  und  ab  bezOg- 

lieh  io  D  und  d,  so  ist  Dd=:  —^'     Schneidet   man  vom   Fus« 

der  Hittellinien  CD  und  cd  den  dritten  Theil  ab  und  sind  F  und 
f  die  Endpunkte  der  abgeschnittenen  Drittel,  so  steht  F/*  senk- 
recht auf  der  Grundfläche,  und  dabei  hat  man: 

Cc'-Ff  =  2iFf-'Dd)i 

vdthin  Ut  Ff=^^1^''  und   V^  GxFf^ 

6)  Zerlegt  man  die  Grundfläche  eines  beliebigen  geraden  schief 
ibgeschnittenen  Prismas  in  die  Dreiecke  6r|,  G^,  63....,  und  sind 
k»  ^tf  4  ^'^  Ceutralaxen  dieser  Flächen  bis  zur  Gegenfläche  ge- 
nebnet, so'^bat  man: 

Vzz:  Gi/i  +  G^i^  +  Gj/s  + . . . . 

Dieser  Ausdruck  gestattet  dieselbe  Umformung  wie  der  frühere 
filr  die  Oberfläche  und  giebt  zugleich  Anlass  zur  Einführung  des 
Centralpunkts  eines  Systems  von  Dreiecken,  wobei  ich  mich  jedoch 
nicht  aufzuhalten  gedenke. 

7)  Aufgabe.  Es  ist  in  einer  Ebene  ^iV  eine  Gerade 
PQ  gegeben  und  ausserdem  eine  Figur  ABCD..,,,  die 
aber  nur  auf  einer  Seite  der  Geraden  PQ  liegt;  es  soll 
das  Volumen  und  die  Oberfläche  desjenigen  Körpers 
gefunden  werden,,  welch  er  durch  AßCD,,,.  beschrie- 
ben wird,  wenn  die  Ebene  flIN  um  die  Gerade  PQ  ge» 
dreht  wird. 

Auflösung.  Man  suche  den  Centralpunkt  des  Cmfangs  und 
den  Centralpunkt  der  Fläche  der  gegebenen  Figur,  der  erstere 
nOge.  durch  C7,  der  letztere  durch  V  bezeichnet  werden.  Alsdann 
theile  man  einen  der  Kreise,  welche  von  den  Punkten  A,  B,  C, 


348  Essen:    Die  Lehre  vom  Schwerpunkte 

D, ....  Ut  F  beschrieben  wurde»,  in  2n  Theile,  lege  darcb  sänimt- 
liehe  Tbeilpankte  Ebenen,  die  jedesmal  auch  durch  PQ  gehen; 
dann  werden  offenbar  alle  genannten  Kreise  in  2n  Tbeile  getheilt 
Zieht  man  nun  an  alle  diese  Kreise  im  ersten,  dritten,  fünften, 
überhaupt  in  jedem  ungeraden  Theilpunkte  Tangenten,  so  scluiei- 
den  sich  je  zwei  benachbarte  Tangenten  desselben  Kreises  in 
derjenigen  Ebene,  die  durch  PQ  und  '  den  zwiscbenliegenden 
Theilpunkt  geht.  Säramtliche  Tangenten  bestimmen«  vrenn  man 
von  denjenigen  absieht,  welche  durch  die  Centralpunkte  der  e^ 
zeugenden  Figur  gehen,  einen  aus  lauter  schief  abgeschnittene! 
iPrismen  bestehenden  ringfürmigen  Körper,  und  der  senkrechte 
Durchschnitt  sämmtlicher  Prismen  ist  der  erzeugenden  Figur  con* 
gruent.  Folglich  erhält  man  die  Oberfläche  jenes  ringförmigeB 
Körpers,  wenn  man  den  Umfang  der  Figur  mit  dem  Umfange  des- 
jenigen regulären  Vielecks  multiplicirt,  dessen  Seiten  den  Krel«, 
der  vom  Centralpunkte  des  Umfangs  der  erzeugenden  Figur  be- 
schrieben wurde,  tangiren.  Denkt  man  sich  die  Anzahl  der  2» 
Tbeile  in's  Unendliche  wachsend,  so  nähert  sich  die  Oberfläche 
des  betrachteten  Körpers  ohne  Ende  der  Oberfläche  des  gegebe- 
nen Cmdrehung8körp||s,  während  sich  jenes  reguläre  Polygon 
dem  umschlossenen  Kreise  nähert;  mithin  erhält  man  die  Ober* 
fläche  des  Umdrehungskörpers,  wenn  man  den  Umfang  der  e^ 
zeugenden  Figur  mit  dem  Umfange  desjenigen  Kreises  multiplicirt, 
der  vom  Centralpunkte  des  ersteren  Unifanges  beschrieben  wurde. 

Ganz  Analoges  ergiebt  sich  für  das  Volumen  desselben  Körpers. 

8)  Erklärungen.  Man  versteht  unter  dem  Centralpunkte 
eines  Kreisbogens  denjenigen  Punkt,  welchem  sich  der  Ceiitral- 
punkt  einer  gebrochenen  Linie  mit  gleichen  Seiten  ohne  Ende 
nähert,  wenn  man  die  Anzahl  dieser  »Seiten  in's  Unendliche  wach- 
sen lässt. 

Man  versteht  unter  dem  Centralpunkte  eines  Kreissegments 
denjenigen  Punkt,  dem  sich  der  Centralpunkt  einer  über  der 
Sehne  des  Sei^ments  stehenden  Figur,  die  dem  Bogen  dieses  Seg- 
ments einbeschrieben  ist,  ohne  Ende  nähert,  wenn  man  die  Zahl 
der  Seiten  dieser  Figur  ohne  Ende  wachsen  lässt. 

Man  denke  sich  den  Bogen  Aß  in  n  Tbeile  getheilt  und  die 
Theilpunkte  durch  Sehnen  verbunden;  a:n  sei  der  Abstand  des 
Centralpunkts  der  entstandenen  gebrochenen  Linie  von  einer  be- 
liebigen Geraden  PQ,  Fn  die  Oberfläche  des  Körpers,  welcher 
erzeugt  wird ,  wenn  jene  gebrochene  Linie  um  PQ  gedreht  wird, 
F  die  vom  Bogen  AB  mittelst  derselben  Umdrehung  erzeugte 
Oberfläche.     Alsdann  hat  man 


in  der  elemeniaren  Stereometrie.  349 

ofem  man  noch  durch  In  die  Länge  der  gebrochenen  Linie  be* 
^ichnet  Denkt  man  sich  nun  n  in's  Unendliche  viachsend,  so 
Ihert  sich  Fn  ohne  Ende  der  Grösse  Fy  In  der  Lange  /  des 
ogeos  AB\    mithin  nähert  sich  auch  Xn  ohne  Ende  der  Grüsse 

;-•    Nimmt  man  noch  eine  zweite  Linie  I^Q'  an  und  bezeichnet 

n 

txt  durch  yn,  was  vorhin  durch  Xn  vorgestellt  fvurde^  so  nähert 

F' 

ch  yn  ohne  Ende  der  Grüsse  -;;j— >  >    indem   man  durch  F'  dieje- 

ge  Oberflache  bezeichnet,  welche  durch  Umdrehung  de/s  Bogen« 

B  um  P'Q*  entsteht.     I\lithin  ist  der  Schwerpunkt  des  Bogens 

B  ein  Punkte  dessen  Abstände  von  PQ  und  P'Q'  bezüglich  gleich 

?  F*  . 

-i  and  gleich  ^—7  sind»  d.  h.  es  ist  ein  vollkommen  bestimmter 

Ulkt. 

0)  Aufgabe.  Den  Schwerpunkt  eines  Bogens  AB 
1  finden. 

Auflösung.  Augenscheinlich  liegt  der  Cenfralpunkt  eines 
ogens  auf  demjenigen  Durchmesser,  welcher  durch  seine  j\1itte 
cht;  man  hat  daher  nur  seinen  Abstand  vom  Mittelpunkte  zu 
ewtimmen.  Denkt  man  sich  den  Bogen  AB  um  einen  mit  der 
ehne  AB  parallelen  Durchmesser  gedreht,  so  ist  die  vom  Bogen 
\B  beschriebene  Zone  bekanntlich  gleich  2r7rX  Sehne  AB\  mit- 
in  ist  der  Abstand  des  gesuchten  Centralpunkts 

r.  TT X  Sehne  AB 

Bogen  AB 


M  i  8  c  e  1  1  e 


Annng  not  eisern  Briefe  des  Herra  Doetor  G.  F.  W*  Baelir  t«  6rl- 

flinken  an  den  Hernoi^eber. 

Permettez  moi  encore  de  vous  communiquer  ane  reroarqne  qoe 
j'al  faite  en  liaant  dana  un  des  archives  (que  je  n'ai  paa-prte  de 
moi  k  l'inatant)  une  dömonstration  de  la  proposition  „que  le  carr4 
de  l'hypotenuse  d*un  triangle  rectaiigle  est  egal  ä  la  somine  des 
earreM  des  deiix  aiitres  c6i48,"  Peut  etre  on  l'ä  faite  avant  moi. 
Cette  proposition  ne  §erait   qu*un  cas  particulier  de  la  suivante:   \ 

Si  sur  les  deiix  c6t^s  AB  et  BC  (Planehe  IX.  Fig.  5.)  d*an 
triangle  quelconqiie  on  construit  des  parallölogrammes  quelcoiiqoes 
AB  DE  et  BCFG,  et  qu*on  prolonge  les  cötäs  ED  et  FC,  qai 
se  coupent  cn  //;  on  aura,  en  tirant  HB,  qui  coupe  le  cot^  op- 
poH«^  cn  J,  et  en  prenant  Jfi=rz/IB,  apres  avoir  acheve  le  paral- 
ielogramine  ACLM,  quc  co  dernicr  paralleiogramme  est  egal  a 
lu  Nonnne  de»  deux  preniiers. 

La  denionstration  est  assez  simple;  car  en  prolongeant  L/4  jus- 
qu'a  la  roncontre  A' avec  £//,  on  aura  ABCD=:  ABNfJ=BHNA 
r=:JKAL,    et  de   nienie  on   aura  BCFG  =  JKC3J,  etc.,  etc. 

IMaintonant  si  B  est  un  angle  droit,  et  qu'au  lieu  des  paral- 
lölograinnies  on  construit  los  carres  des  cotes,  on  aura  par  cette 
constrnotion  olle  meme,  B//  =  AC^=  JK;  car  le  triangle  BDU 
est  alors  t'gal  et  seinlilablc  au  triangle  ABC  et  BH  sera  perpen- 
diculaire  a  A(\  Ainsi  le  theoremc  du  carre  de  Thypotennse  serait 
un  corollairc  de  cette  derniere  proposition  que  je  viens  d'enoncer. 

Voici  encore  une  construction  de  gäometrie,  qne  je  n'ai 
encore  renconträe  dans  aucun  11  vre  älementaire,  et  pour  moi  assez 
curiouso  par  la  circonstance  qu'elle  me  Tut  proposee  dans  un  exa- 
nien  il  y  a  deja  18  ans: 

Si  dans  un  paral.  ABCD  (Planche  IX.  Fig.  6.)  on  tire  les  dia- 
gonales AC  et  BD*  et  par  leur  point  de  rencontre  EF  parallele 
au  c6H  BC;  puis  FB  et  par  le  point  de  rencontre  G,  GH  paral- 


MUeeUen.  351 

tele  k  BC\    puis  HB  et  par  le  point  de  rencontre  J,  JK  paral- 
Me  ä  ÄC,  etc.;  od  aura  EF=:\BC.  GH-\BC,  JK-IBC,  etc.; 

h  «'*»«  ligne  parallele  ä  BC  sera  ^gale  ^  — t-jXÄC.  Lademon- 

stration  est  trös  simple,  et  peut  etre  eile  vous  semble  bonne  poar 
les  exercices  des  commencaiits. 

U  s'en  suit,  si  GH  est  la  n«'*"»«  et  JK  la  (n  +  l)«*"»«  ligne  paral- 

2  2 

Meäi?C  et  posant  DC=2,  CH—^^^$  CAr=^^X2*   ?»"■*»"* 


(n  +  l)(it  +  2) -"(>!+ l)(n  +  2)' 

2 

Ainsi  les  segments  tels  que  DF,  FH,  HK,  etc.  seraient  l'inverse 
'  des  Dombres  Iriagonaux,  et  comme  leur  somme  est  ^gal  aa  t6t4 
1>C=2  oo  aora.  par  la  gäometrle: 


Von  dem  Hetansg^bdlr. 
I. 

Wenn  in  Taf.  IX.  Fig.  7.  O  der  Mittelpunkt  des  um  das  Drei- 
eck il^C  beschriebenen  Kreises»  dej^sen  Halbmesser  wir  durch 
.f  bezeichnen  wollen,  ist,  und  auf  die  Halbmesser  OA,  OB,  OC 
nt  A,  B,  C  Perpendikel  errichtet  werden,  so  entsteht  ein  neues 
Dreieck  A'B'O,  dessen  Seiten,  indem  die  Seiten  des  Dreiecks 
ABC  wie  gewohnlich  durch  a,  b,  e  bezeichnet  werden,  wir  auf 
^e  in  der  Figur  angedeutete  Weise  durch  cc  +  ß,  ß-i-yt  y+a  be- 
Kicbnen  wollen.  Die  Flächenräume  der  beiden  Dreiecke  ABC 
nd  A'B'C  seien  respective  A  und  A'. 

Dann  ist  bekanntlich 

1«J'«=     {(«  +  /?)  +  (/3+y)  +  (y+tt)!X{-(«+/?)  +  (iS+y)+(y+«)| 

X{(a  +  /3)-(^+y)  +  (y+«)IXi    («+/?) +  (iS+y)-(y+«)U 
also 


*)  Ich  habe  4{eMn  Brief  des  verehrten  Hem  Verfassers  wegen  »el- 
MS  interessanten  Inhalts  gans  abdrucken  lassen;  man  vergl.  aber  auch 
Um  Noten  des  Herrn  Prof.'Steczkowski  in  Krakau  in  ThLXXII.  S.954^ 
TU.  WW.  S.  859.  O, 


303  maetUen. 

1)  ^'«  =  «|5y(a  +  |J  +  y). 

Nun  ist  aber  auch 

2/' =  i(«  + /3)r  +  4(|3  +  y)r  +  4(y  +  «)r. 
also 

2)  ^'  =  («  +  /5  +  y)r. 
Vergleicht  man  2)  mit  1),  so  erhält  man: 


Auf  der  Stelle  erhellet  die  Richtigkeit  der  folgenden  Gleichonj 

4)  ^  +  U'=90o,    J?  +  iÄ'  =  90o,.   C+lC'=90o. 

Nun  ist  offenbar 

z/'  —  ^  =  4««  sin  A'  +  4/3«sin  B'  +  iy«  sin  C , 

also  nach  4): 

^'-z/  =  4a«sin2il  +  J/52sin2i?  + 4y«sin2C. 
Aber 

ia=:asin Jil'  =  tteos^,    «=ö 5* 

•^  ^  ^     zcosz» 

k  =  ysin4C'=ycosC,    y=2cosC'' 
also  nach  dem  Vorhergehenden,   wie  man  leicht  findet: 

5)  J'  -J  —  Ka^tang^  +  62tang^  +  c^tang  C). 

Weil  offenbar 

a  =  rtang^,  j3  =  rtang5,  y=rtangC 

ist,    SO  ist  nach  3) 

r^  tang  ^  fang /?  tang  C 
r(tang^  f  tangjß+  tangC) 

also 

6)  tang  A  +  tangÄ  +  fang  C=  tang  ^  tangjB  tang  C, 

eine  bekannte  Relation  zwischen  drei  der  Bedingung 

^  +  /?  +  C=:180o 
genugenden  Winkeln. 


it: 


MUcelien,  gB3 

Nach  3)  and  den  vorher  gefundenen  Ausdrücken 

a_-      Ä  &  c 

"""2cosil'    ^"^"IcobB'    ^""20080 


abc 


«  Scosilcos^cosC 


2  Vcos  J  ^  cos  J?  ^  cos  Cy 
rnnrn  sich  leicht  die  folj»ende  Relation  ergiebt: 

cos^  cos^  .  cosi?   cosC  .  cosC  cosJ 


» ©■= 


a  b     ^     b 

Aach  Ist  nach  1): 

^  l6 ' cos  A '  cos Ä ' cos  C Vcos  A  ^  cos B  "*"  cos C/* 

Nach  2),   und  weil  nach  dem  Obigen 

ar=:rtang2l,    j?=rtaug^,    y=rtangC 
tt,  Ist  auch: 

9)  A'  =  r«(tang4  +  tang/?  +  tang  C), 
so  nach  6): 

10)  ^'  =  r*tang^tanffÄtangC 

;  Im  Vorhergehenden  ist^  was  wohl  zu  beachten  ist»  überall 
igenommen  worden ,  dass  der  Mittelpunkt  O  des  um  das  Drei* 
2k  ABC  beschriebenen  Kreises  innerhalb  dieses  Dreiecks 
3ge.  Wie  man  sich  zu  verhalten  hat,  wenn  O  ausserhalb  des 
reiecks  ABC  fällt^  bedarf  einer  weiteren  Erläuterung  hier  nicht. 
Vit  theilen  das  Obige  nur  mit,  weil  es  vielleicht  eine  zweck- 
Sssige  Uebung  für  Schüler  abgeben  kann,  ohne  uns  auf  eine 
•itere  Ausführung  dieses  Gegenstandes  einzulassen. 


II. 

Geometrischer  Ort  der  Mittelpunkte  aller   Kreise, 
eiche  zwei  gegebene   Kreise    berühren. 

Wir  wollen  annehmen,    dass   die  beiden  gegebenen  Kreise 
im  den   gesuchten  Kreisen   von  Aussen  berührt  werden  sollen« 

TJwU  XXIV.  24 


] 


SS4  Misceilen. 


Berfihrungen  ron  Innen  gestatten  natiirlich  eine  ganz  fthnliehe  Be- 
handlung^ was  wir  hier  nicht  weiter  berühren,  weil  das  Folgende 
nur  den  Zweck  hat,  zur  Uebung  hei  dem  Unterrichte  benutzt  zi 
werden. 

Die  Halbmesser  der  beiden  gegebenen  Kreise  seien  r  und  f|. 
Den  Mittelpunkt  des  mit  dem  Halbmesser  r  beschriebenen  Krei- 
ses nehme  man  als  Anfang  eines  rechtwinkligen  Coordiuatensysteins 
der  xy  an,  und  lege  den  positiven  Theil  der  Axe  der  x  durch  deo 
Mittelpunkt  des  mit  dem  Halbmesser  rx  beschriebenen  Kreises. 
Die  Entfernung  der  Mittelpunkte  der  beiden  gegebenen  Kreise  vob 
einander  sei  a.  Sind  dann  q  der  Halbmesser  und  u,  v  die  Coo^ 
dinaten  des  Mittelpunkts  irgend  eines  der  gesuchten  Kreise,  so 
hat  man  offenbar  die  beiden  folgenden  Gleichungen: 

u«  +  t)a  =  (r  +  (»)a, 

und  findet  nun  die  Gleichung  des  zu  bestimmenden  geometrischen 
Orts,  wenn  man  aus  den  beiden  vorstehenden  Gleichungen  ^  eli- 
minirt.  Zieht  man  die  erste  Gleichung  von  der  zweiten  ab,  sa 
erhält  man: 

also 

^-  2(r,-r)        "• 

und  folglich 

"■*"^=  2(i7=T) 

Daher  ist  die  Gleichung  des  Orts: 

Aus  dieser  Gleichung  folgt: 


»2  = 


4(r— r,)2 


also,    wenn  man  den  Zähler  in  Factoren  zerlegt: 

^_  la^— 2flM~(r— Ti)^  +2(r— r|)Ml{ag— 2flt£--(r— ri)g— 2(r-ri)tfJ 
^  -        :  4(r-ri)2  "' 

oder,   wenn  man  in  jedem  der  beiden   Factoren  des  Zählers  u* 
addirt  und  subtrahirt:  ^ 


MUceUen. 

^^__{(q-tt)^-(r-ri-ti)«}{(a-ti)«--(r-r,^+ti)>) 

4(r-ri)« 

Serlegt  man  nun  jeden  der  beiden  Factoren  des  Zählers  von  Nenem 
in  swei  Factoren,   so  erhält  man: 

^_(g— r  +  ri)(g+r~ri)(g-r+rt— 2tt)(o+r— r^— 2tt) 

4(r— rj)« 

liao: 

.  V(o— r+ri)(a  +  r-r,)(a-r+ri-2u)(o+r-r,-2iö 
•"*  2(r-r,) 

Mittelst  dieser  nicht  ganz  uninteressanten  Formel  lassen  sich 
Mr  jedes  ti  die  entsprechenden  v,  wenn  dieselben  überhaupt  roSg- 
Vch  sind,  bercichnen.    Das  Weitere  bleibe  dem  Leser  überlassen. 


111. 

Wenn  ÄBCDEF  in  Taf.  IX.  Fig.  8.  ein  sogenanntes  vollstän- 
%es  Viereck  ist  und  AB—a,  ßEz^b,  AD=c,  DF=id,  BC=^e, 
CF=^f,  CD=g,  CE=:h  gesetzt  wird,  so  findet  zwischen  den 
ieht  GrSsscfn  a,  b,  c,  d,  e,  f,  g,  h  immer  eine  Gleichung  oder 
Relation  Statt,  die  auf  Ibigende  Art  leicht  gefunden  werden  kann. 

Offenbar  bat  man  die  Gleichung: 

^ADE+  ^CDFz=:^ABF+^BCE, 

ibo  nach  einem  bekannten  Satze  von  dem  Inhalte  des  Dreiecks: 

(a -i- b)  c  sin  X  +  dg  sin  w:=i{c-t-d)a  sin  a:+bea\nv. 

ii  den  Dreiecken  ADE  und  ABF  ist  aber: 

sina?:sinw=^  + A;a  +  6, 
sinorisini?  =e  +  f:c  +  d; 


ilso 


a+b  .  .  e+d  . 

smtfy= — 7-7 sma?,    sinv= — r— rS»nj; 
ff+n  e+f 


lad  folglich,  wenn  man  diese  Werthe  von  sinio  und  sin 9  in  die 
riiige  Gleichung  einführt  und  dann  durch  sino;  dividirt: 


Miscellen. 
oder 

Hebt  man  ac  auf  beiden  Seiten  dieser  Gleichung  auf,    so  w 
dieselbe : 

oder 

also,  wie  man  sogleich  übersieht: 


oder 


oder 


.cf—de      joh — bg 
e+f  g+h 


ä(g  +  h)(cf'-de)==d(e  +  f)(ah^bg). 


—  i7^^^   cf—*de  __  I 
d'  e-\-  f  ah — bg 

Man  kann   auch    auf  folgende  Art  zu  dieser  Relation  geh 
gen.     Offenbar  bat  man  die  Gleichung:    • 

also 

{e^f)as\nv — /J7siny  =  (^  +  Ä)csint«?  —  eAsin^; 

aber  in  den  Dreiecken  BCE  und  CDF: 

sin^isini^  =  6:A, 

6in^:sinti7=£^:/*; 

also 

h  ,  .  f  , 

sint?  =  rsiny,    sinti>  =  ^siny; 

folglich  nach  dem  Obigen: 


oder 


ie-{-f)^-fg={g-\-hf{--eh. 


Mitcelien.  387 

oder 

Pf  ^a(e+n-^^^  __e(a  +  b)  +  af 
dh^c(g  +  h)  +  dg'^  g(c  +  d)  +  ch' 

Diese  Relation  auf  die  obige  Form  zn  bringen  hat  keine  Schwie- 
rigkeit« und  wir  verweilen  daher  dabei  nicht  länger. 

Med  kann  sich  der  obigen  Gleichungen  in  vielen  Fällen  mit 
Vortheil  bei  dem  Beweisen  anderer  Sätze  bedienen.  Um  hierzu 
ein  Beispiel  zu  geben,  wählen  wir  den  interessanten  Satz  von 
Monge*},  dass  der  Schwerpunkt  einer  dreiseitigen 
Pyramide  In  der  Mitte  der  geraden  Linie  liegt,  welche 
die  Mittelpunkte  zweier  gegenüberstehenden  Kanten 
der  Pyramide  mit  einander  verbindet. 

Wenn  AFGH  in  Taf.  IX.  Fig.  9.  eine  dreiseitige  Pyramide  ist, 
80  findet  man  deren  Schwerpunkt  bekanntlich  auf  folgende  Art, 
wie  in  jedem  Lehrbuche  der  Statik  bewiesen  wird.  '  Man  halbire 
GHm  E,  ziehe  AE,  und  nehme  BE=IAE,  so  ist  B  der  Schwer- 
pnnkt  des  Dreiecks  AGH,  und  der  Schwerpunkt  der  Pyramide 
wird  ferner  erhalten,  wenn  man  FE  zieht  und  BC-^iFB  nimmt, 
wo  dann  C  der  Schwerpunkt  der  Pyramide  sein  wird. 

Soll  nun  der  Satz  von  Monge  richtig  sein,  so  müssen  in  dem 
Fdlständigen  Vierecke  ABCDEFiTaf.  IX.  Fig.  8.)  die  Verhältnisse 


BE_,      BC_,       AD  £R^x 


oder 


*  — 1       ?-i.     £-1.    2  —  1 
a"*'    /•-"     d-^'     A-* 

"oder 

a=26,    /*=3e,    d:=::c,    h=ig 

der  Gleichung 

6   g'{-h  cf —  de  ^^ 
d'  e-i-f'ah — ög 

Genüge  leisten.     Führt  man  aber  die  obigen  Werthe  von  a,  /, 
d,  h  in  diese  Gleichung  ein,  so  erhält  man  wirklich 


*)  Monge  hat  diesen  Satz  zuerst  in  der  Correspondance  sur 
l'^cole  imperiale  poly technique«  II«  Volume.  No.  I^.  Jan- 
vier 1809«  p.  J.  init^etheilt   und  auf  zwei  verschiedene  Arten  bewiesen. 


358  Miscetlen, 

b  2(7    3ce  —  ce b   g    2ce 

c  te'2bg-'bg'^i'2'e"b^'^^' 

so  dass  also  die  in  Rede  stehenden  Verhältnisse  der  Gleichung' 

ö    g  +  h  cf — de  _ 
d  '  e-\-  f*  ah^bg'^ 

in  der  That  genflgen,  und  der  Satz  von  Monge  also  richtig  ist 
Wählt  man  zum  Beweise  die  Gleichung 


so  mnss  sein 


bf  _  a(e^f)^be 
dh'^cig  +  h)  +  dg' 

3be  _  6be+be _%e     Zbe 
cg  ■"  'Icg^cg'^Zcg'^'eg* 

was  also  wirklich  der  Fall  ist. 


IV. 

A  u  f  g  a  b  e. 

Wie  gross  ist  der  Korper,  welcher  durch  Umdreh- 
ung eines  mit  der  Drehungsaxe  DF  fest  verbundenen 
Dreiecks  ABC  entsteht,  wenn  die  Verlängerungen 
zweier  Seiten  Aß  und  AC  die  Axe  unter  den  Winkeln 
a  und  ß  in  einem  Abstände  DF=za  schneiden»  und  wenn 
die  verlängerte  dritte  Seite  BC  in  der  Mitte  E  von  DF 
auf  DF  senkrecht  steht?    (Taf.  IX.  Fig.  10.) 

Auflösung. 

Bezeichnen  wir  den  Inhalt  des  bei  der  Umdrehung  des  Drei* 
ecks  ABC  entstandenen  KOrpers  durch  V,  so  ist  offenbar,  wenn 
AG  auf  DF  senkrecht  steht: 


Aber 


V=:l7i,BE^.D£+\7t.CE^.EF^l7t,AG^,DF 

=  inailBE^  +  iCE^—AG% 


BE=zlataiigcc,    CE  =  4atanff/3,    AG:=z—: — ; — rs» 
°  ^^  cota-|-cotp 

also 


Miseeilen,  SSH 

Es  ist  aber 

tangcx«+tangjP  __  /         1  V 

8  Vcota  +  cot/3/ 

tangff'  +  tanerj3*        tanfira*tang|g^ 
~  8  (tanga+tang|3)« 

^^  taug  «*  +  tang^      tangct^tangj3^ 

""  8  tanga«  +  tangj32+2tangataiigjS 

_  (tapgtt^+tangp^)^  +  2  tangtttang)3(tanga^ + tangjS^)— 8  tangtt«tang/3» 
""  8(taiJg«  f  tang/3)a 

tangg^— 2tangttgtang/y^-|-tang/3^+2tgatg/?(tgtt*— 2tgtttglg+tgig^ 
■"  8(tanga  +  taDgj3)2 

_^  (tapgg^  — tangP^)^+2tangtttang^(tanga~  taiig/3)^ 
"^  8(taiiga  +  tang/3)2 

_  (tangg  — taDgj3)^{(tang«  +  tangj3)^  +  2tangcgtangP) 
"~  8(taoga-|-tang/3)^ 


also 


r^^na^  j  J|^-|jl  '(tanga«+4tangatangi5  +  tang/3«). 


Auch  ist 


tangg^  +  tangjgg  _  /  l  V 

8  Vcoto  +  cotjS/ 


■"*  I sin (« +  j3)  i     ■  Icosttcos^»      '    +  sin(«+|S)»  | 

_,  (Bin(«-(?)j'  I         sin2«sin2i3  i 
~*}cos«cos/ji     r'*"28iii(o  +  iS)«l' 

«Ibo 

r      1  „„.\sin(a-ß)l  '  {        sin2«sin2/?| 
'^=21"°   jcos«cos/}(      '*+2siii(«+|J)«r 

Setzt  man 


900  Miscellen 


so  wird 


4  rsin2asin2|3 

p^l^.^,{     sin(tt-lS)      p 
24         'cosacosjScosg)' 


V. 

Poissons  Wahlspruch  war  folgender:  ,,La  vie  o'est  bonne 
qu'ä  deux  choses:  a  faire  des  mathömatiques  et  k  les  professer." 
(Institut.  1855.  Nr.  1103.  p.  168.) 


Aaszug  aas   einem  Briefe  des   Herrn  Lehramts  «Praktikanten  Leopold 
Stizenberger  za  Heidelberg-  an  den  Heraasgeber. 

Erlauben  Sie,  dass  ich  Ihnen  einen  auf  alte  Geometrie  ge- 
stützten Beweis  des  Lehrsatzes,  dass  sich  die  drei  Blittellinien 
des  Dreiecks  in  einem  Punkte  durchschneiden,  niittheile«  Ich 
glaube,  dass  der  erwähnte  Lehrsatz  durch  alte  Geometrie  Dicht 
einfacher  und  eleganter  bewiesen  werden  kann. 

Lehrsatz. 

Wenn  man  die  drei  Seiten  eines  Dreieckes  ABC 
(Taf.IX.Fig.il.)  in  den  Punkten  />,  JE,  F  halbirt  und 
diese  Punkte  mit  den  gegenüberliegenden  Spitzen  C, 
A,  B  des  Dreieckes  durch  gerade  Linien  verbindet,  so 
schneiden  sich  letztere  in  einem  Punkte  O  innerhalb 
des  Dreieckes. 

Beweis.  Zuerst  ziehe  man  die  Geraden  AE  und  CD;  diese 
müssen  sich  nothwendig  in  irgend  einem  Punkte  O  innerhalb  des 
Dreieckes  ABC  durchschneiden.  Verbindet  man  nun  den  Punkt 
O  einmal  mit  der  Spitze  B,  dann  mit  dem  Mittelpunkte  /'von  AC, 
so  läuft  der  Beweis  darauf  hinaus,  darzuthun,  dass  BOF  eine 
gerade  Linie  ist.  Zieht  man  durch  die  Mittelpunkte  D,  E,  F  die 
Geraden  DE  und  EF,  so  läuft  jede  derselben  mit  der  gegen- 
überliegenden Seite  des  Dreieckes  ABC  parallel  und  ist  jeweils 
die  Hälfte  davon;  daraus  folgt:  ^DEA=:EAC  und  ^EDC 
^DCA,  also  ^DOEcoAOC  Es  findet  daher  die  Proportion 
statt :  OE:OA  =  DE:AC=l:2;  da  zudem  FE  =  iAB  und 
Z  OEF=BAO,  so  müssen  auch  die  Dreiecke  EOF  und  BOA 
ähnlich  sein;  demnach  ist  ^EOF=z  BOA,  was  nur  stattfinden 
kann,    wenn   BOF  eine  gerade  Linie  ist. 


Arnsi^- --frr/ik 


%• 


r 


»-.    ,' 


^wteri 


?  7 


M.  Brtpnmnn:  Otienttr.  des  MetsUtches nach  %wetgegei.  Punkt.2ßl 


JLJLTm. 

INe  Orientiraog  des  Messtisches  nach  zwei  gegebenen 

Punkten. 

Von 

Herrn  Professor  K.  Breymann 

an  der  k.  k.  Forstlehranstalt  zu  Mariabrnnn. 


Die  Aufgabe  des  Ruekwärtseinsehneidens  nach  zwei  oder  drei 
ihrer  Lage  nach  gegebenen  Punkten  gehört  unstreitig  unter  die 
wichtigsten  Aufgaben  der  ganzen  Geodäsie,  da  man  durch  Lösung 
derselben  im  Stande  ist,  aus  de/  bekannten  Lage  dieser,  wenn 
auch  ganz  unzugänglichen  Punkte  die  Lage  beliebig  vieler  ande- 
rer Punkte  zu  bestimmen,  und  so  die  Vermessung  einer  ganzen 
Landesstrecke  auf  die  bekannte  Lage  von  zwei  oder  drei  gege- 
bMien  Punkten  zu  gründen. 

Es  haben  sich  daher  auch  die  berühmtesten  Geometer,  wie 
Lambert,  Delambre,  Bessel,  Bohnenberger  u.  a.  m.  mit 
dieser  Aufgabe  beschäftigt  und  zu  ihrer  Lösung  die  scharfsinnig- 
sten Methoden  angegeben,  von  denen  sich  aber  gleichwohl  viele, 
der  auszuführenden  komplizirten  Konstruktionen  wegen,  für  die 
Praajs  nur  wenig  eignen. 

Namentlich  hat  diQ  Aufgabe  des  Rückwartseinschneidens  nach 
drei  ihrer  Lage  nach  bekannten  Punkten  — ^  die  sogenannte  Vo- 
th OD o tische  Aufgabe  —  eine  vielfache  Bearbeitung  gefunden,  und 
wir  besitzen  zu  ihrer  direkten  Lösung  mittelst  des  Messtisches 
mehrere  Methoden ,  unter  denen  sich  vorzüglich  die  von  Bohnen- 
berger und  Bessel  angegebene  durch  Scharfsinn  und  Eleganz 
auszeichnet. 

Tktll  XXIV.  26 


363  ir.  ßrepmaun:    Die  OrierUirung  de$' Me$$ii9tä99 

Trotzdem  wenden  aber  die  meisten  Praktiker  zur  LOsung  die- 
ser Aufgabe  mittelst  des  Messtisch««  fast  ausschliefislich  nur  du 
von  dem  sächsischen  Major  Lehmann  zuerst  angegebene  NSh«- 
rungsverfahren  an ,  da  sie  durch  dieses  unter  allen  Umständen  ai'; 
wendbare  Verfahren  eben  so  sicher  und  in  der  Regel  ächneUei 
zum  Ziele  gelangen. 

Viel  seltener  als  die  Pothenotische  Aufgabe  kam  bis  jetit 
bei  Messtischaufnahmen  die  Orientirung  des  Tisches  nach  zwd 
gegebenen  Punkten  in  Anwendung,  und  es  durfte  der  Grund  bie^ 
von  darin  zu  suchen  sein,  dass  alle  bekannten  Auflösungen  die- 
ser Aufgabe  ziemlich  komplizirt  sind  und  eine  zweimalige  Auf- 
stellung des  Messtisches  nothwendig  machen.  Das  nachsteheDde 
Verfahren  der  Orientirung  des  Messtisches  nach  zwei  gegebeoü 
Punkten  erheischt  nur  eine  einmalige  Aufstellung  des  Tisches 
(iber  dem  zu  bestimmenden  Punkte,  und  scheint  sieb,  obgleick 
es  die  richtige  Lage  des  gesuchten  dritten  Punktes  nur  nähernogs- 
weise  liefert,  durch  leichte^  und  sichere  Ausführbarkeit  fiir  di« 
Messtischpraxis  besonders  zu  empfehlen. 

Zur  Begründung  dieses  Verfahrens  muss  ich  jedoch  ein  paar 
geometrische  Sätze  vorausschicken. 


Erster    Satz, 

Halbirt  man  in  dem  Dreiecke  ^^C  (Taf.  XL  Fig.L)  die 
zwischen  den  Schenkein  des  Winkels  ACB  gezogene 
Gerade  EF  im  Punkte  gi,  und  schneiden  sich  die  durch 
die  Punkte  C  und  ffi  gezogene  Linie  CDi  und  die  bei- 
den Transversalen  EB,  FA  nicht  in  einem  Punkte,  so 
ist  auch   die  Linie  EF  nicht   parallel    zur    Seite  AB. 

Beweis. 

Man  denke  sich  durch  den  Punkt  C  und  den  nicht  auf  der 
Linie  CD^  liegenden  Purchschnittspunkt  O  der  beiden  Traosver- 
salen  die  Linie  CD  gezogen,  so  besteht  nach  einem  bek90Pt9D 
geometrischen  Satze  die  Gleichung: 

CE.AD.BFz^  CF.BJ>,AE. 

Wäre  nun  die  Linie  EF,  trotzdem,  dass  sich  die  drei  Transver- 
salen C/>i,  EB,  FA  nicht  in  einem  Punkte  schneiden«  doch  zur 
Seite  AB  parallel,  so  bestünde  die  Proportion 

CE:EA=CF:FB, 


tMck  %wei  gegebenen  Punkten,  363 

Ift  «F^ber  folgt: 

CE.BF=CF.EA. 
ftO   hätte  daher  auch  mit  Rücksicht  auf  die  obige  Gleichung: 

AD=BD  =  IAB. 

ater  der  Voraussetzung  der  parallelen  Lage  der  Linien  AB  und 
F  bestunden  aber  auch  die  Proportionen: 


m  welchen  folgt: 


CE:CA  =  EgiiADi, 
CE:CA=zEF:AB; 

Eg^iADi  —  EFiAB, 
An  ^ESliAä. 

ler,    da>  dar  Konstruktion  gemäss,   Eg^^iEF: 


'^flre  demnach,  trotsdem,  dass  sich  die  drei  Transversalen  des 
reieckes  ABC  nicht  in  einem'  Punkte  schneiden,  die  Linie  EF 
ich  parallel  zur  Seite  AB,  so  musste  die  Gleichung 

AD=zADi=iiAB 

Mitefaen;  welche  eine  Absurdität  ausspricht;  folglich  kann  auch 
e  Linie  DE  nicht  parallel  zur  Seite  AB  sein: 

Zweiter    Satz. 

Halbirt  man  in  dem  Dreiecke  ^iBC  (Taf. XL  Fig.  2.) 
[e  Ltipie  j£/^  in-^  und  schneiden  sich  die  durch  den 
ulbirnngspunkt  g  gezogene  Linie  CD  und  die  Trans- 
afigfaljßn  EB  und  FA  in  einem  Punkte  O,  so  ist  auch 
ie  Linie  EF  parallel  zur  Seite  AB. 

Beweis. 

~Wäre  unter  dieser  Voraussetzung  die  Linie  EF  nicht  paral- 
I  zu  AB,  80  Hesse  sich  durch  den  Punkt  E  eine  andere  Linie 
]Fi  parallel  zur  Seite  AB  ziehen.  Denkt  man  sich  nun  wieder 
\/t  TranaYersalen  EB  und  FiA  gezogen ,  so  kann  die  Transver- 

85« 


364  K.  Breymann:    Die  Orientirung  des  MesstiscAes 


\ 


i 


sale  FiA  nicht  durch  den  Durchschnittspunkt  O  der  Hälbinnigs- 
linie  CD  mit  der  Transversale  EB  gehen ^  wenn  nicht  auch  EFi 
mit  EF  zusammenfällt.  Schneiden  sich  aber  die  drei  Transver- 
salen CD,  EB  und  FiÄ  nicht  in  einem  Punkte»  so  ist  nach  dem 
ersten  Satze  auch  EFi  nicht  parallel  zur  Seite  AB,  Da  sich 
nun  dasselbe  von  jeder  anderen,  durch  den  Punkt  E  gezogenen, 
nicht  mit  EF  zusammenfallenden  Linie  beweisen  l^st,  so  muM 
auch  EF  parallel  zur  Seite  AB  sein. 

A  u  f  g  a  b  e. 

Es  sei  die  Entfernung  zweier  Punkte  A  und  J9(Taf.XL 
Fig.  3.)  auf  dem  Felde  auf  dem  Messtischblatte  in  der 
Verjüngung  ab  gegeben;  man  soll  die  Lage  c  eines 
dritten  Punktes  C  in  der  Natur  auf  dem  Tischblatte  ., 
bestimmen,  wenn  man  sich  weder  auf  den  Punkten  A  [^ 
und  B,  noch  auch  in  der  Linie  AB  oder  ihrer  Verlän- 
gerung mit  dem  Messtische  aufstellen  kann. 

Auflösung. 

Man  halbire  die  auf  dem  Tischblatte  gegebene  VeijflngtBg  L 
der  Linie  AB  auf  dem  Felde  in  dem  Punkte  g,  stelle  den  MesS' 
tisch  über  dem  Punkte  C  so  auf,  dass  die  Verjüngung  ab  auf  dem 
Tischblatte,  dem  Augenmaasse  nach,  eine  zur  Linie  ^jB  auf  dem 
Felde  parallele  Lage  hat,  und  befestige  sodann  das  Ti^chblatt. 
Hierauf  lege  man  das  Visirlineal  an  die  Punkte  a,  6,  visire  nach 
den  gleichnamigen  Punkten  A,  B  auf  dem  Felde  und  ziehe  diese 
Visirrichtungen  nach  rückwärts  aus,  bis  sich  dieselben  auf  dem 
Tischblatte  in  einem  Punkte  c  schneiden,  welcher  eine  vorläufige 
Verzeichnung  des  gleichnamigen  Punktes  C  auf  dem  Felde  lie- 
fert. Hätte  man  bei  der  Aufstellung  des  Messtisches  in  C  die 
parallele  Lage  der  Linien  ab  auf  dem  Tischblatte  und  AB  auf 
dem  Felde,  dem  Augenmaasse  nach  zufällig  getroffen,  so  wäre 
nach  dem  beschriebenen  Vorgange  auch  c  die  richtige  Verzeich, 
nung  des  in  vertikaler  Richtung  unter  ihm  liegenden  Punktes  C 
auf  dem  Felde. 

Um  nun  die  parallele  Lage  der  Linien  ab  und  AB  und  so- 
mit auch  die  Richtigkeit  der  Verzeichnung  des  Punktes  c  zu  prü- 
fen, ziehe  man  durch  den  Punkt  c  auf  dem  Tischblatte  und  den 
Halbirungspunkt  g  der  verjüngten  Linie  ab  eine  Linie  cD  voo 
unbestimmter  Länge  gegen  die  Gerade  AB  auf  dem  Felde  ans, 
lege  das  Visirlineal  an  den  Punkt  a  auf  dem  Tischblatte,   visire 


nach  zwei  gegebenen  Punkten,  365 

nach  dem  Punkte  B  auf  dem  Felde  and  bezeichne  den  Durch- 
seboittspankt  o  dieser  Visirrichtung  mit  der  gezogenen  Linie  cD 
darch  einen  ganz  feinen  Punkt.  Nun  lege  man  das  Visiriineai  an  ' 
den  Punkt  6  auf  dem  Tischblatte,  visire  nach  dem  Punkte  A  auf 
dem  Felde  und  sehe  zu,  ob  diese  Visirrichtung  durch  den  Punkt 
o  auf  dem  Tischbiatte  hindurchgeht.  Ist  diess  wie  in  Taf.  XI.  Fig.  3. 
der  Fall^  so  schneiden  sich  die  beiden  Transversalen  bA,  aB 
and  die  Halbirungslinie  cD  in  einem  Punkte,  und  es  ist  nach  dem 
zweiten  Satze  ab  parallel  zur  Linie  AB  auf  dem  Felde >  folglich 
auch  der  Punkt  c  auf  dem  Tischblatte  die  richtige  Verzeichnung 
des  vertikal  unter  ihm  liegenden  Punktes  C  auf  dem  Felde,  den 
man  durch  Einlojhung  jederzeit  leicht  finden  kann.  Trifft  aber 
die  Visirrichtung  durch  die  Punkte  6  und  o,  w[e  in  Taf.  XL  Fig.  4., 
nicht  nach  dem  Punkte  A^  sondern  etwa  nach  D,  so  ist  nach 
dem  ersten  Satze  ab  nicht  parallel  zu  AB  y  folglich  auch  die  Lage 
des  Punktes  c  auf  dem  Tischblatte  nicht  richtig  bestimmt.  Die 
Lage  der  Visirrichtung  boD  gegen  die  Transversale  bA  gibt  uns 
aber  ein  Mittel  an  die  Hand,  zur  richtigen  Bestimmung  dieses 
Punktes  zu  gelangen. 

Man  wird  nämlich,  um  die  noch  nicht  parallele  Lage  der  ver- 
jüngten Linie  ab  auf  dem  Tischblatte  gegen  die  Linie  AB  auf 
dem  Felde  zu  verbessern,  das  Tischblatt  so  drehen  müssen,  dass 
•ich  dabei  die  Visirrichtung  boD  der  Lage  der  Transversale  bA 
nHhert.  Stellt  man  sodann  das  Tischblatt  fest,  legt  das  Visir- 
iineai abermals  an  die  Endpunkte  a^,  b^  der  verjüngten  Linie  ayb^ 
in  ihrer  jetzigen,  durch  die  vorgenommene  Drehung  des  Tisch- 
blattes  veränderten  Lage,  visirt  nach  den  gleichnamigen  Punkten 
A3  B  auf  dem  Felde  und  zieht  diese  Visirrichtungen  nach  rück- 
wSrts  aus,  so  ergibt  sich  in  ihrem  Durchschnitfspunkte  c^  eine 
.nene  Verzeichnung  des  vertikal  unter  ihm  gelegenen  Punktes  C 
wa(  dem  Felde. 

Um  die  Richtigkeit  dieser  neuen  Verzeichnung  des  Punktes 
C  zu  prüfen,  ziehe  man  wieder  durch  den  Punkt  c^  auf  dem 
Tischblatte  und  den  Halbirungspunkt  ^1  der  verjüngten  Linie  aibi 
in  seiner  jetzigen  Lage  eine  feine  Bleilinie  Ciff^J  von  unbestimm- 
ter Länge  gegen  die  Gerade  AB  auf  dem  Felde,  lege  das  Visir- 
iineai an  den  Punkt  aj ,  visire  nach  dem  Punkte  B  auf  dem  Felde 
und  bezeichne  den  Durchschnittspunkt  o^  dieser  Visur  mit  der 
Halbirungslinie  CigiJ  durch  einen  feinen  Punkt.  Hierauf  lege  man 
das  Visiriineai  an  die  Punkte  bi  und  0|  und  sehe,  ob  die  durch  * 
Aese  Punkte  angegebene  Visirrichtung  genau  auf  den  Punkt  A 
snf  dem  Felde  trifft,  oder  man  lege  das  Visiriineai  an  den  Punkt 
6i  auf  dem  Tischblatte ,  visire  nach  dem  Punkte  A  auf  dem  Felde 


366  ^*  Breymann:    Die  Oriemirung  des  Messtisches 

und  sehe^  ob  diese  Vislrricbtung  durch  den  bereits  auf  dem  Tisdi- 
blatte  festliegenden  Punkt  0|  hindurchgeht.  Ist  diess  der  Fall, 
so  ist  nunmehr  Oibi  parallel  zur  Linie  AB  auf  dem  Felde  und 
der  Punkt  Cj  auf  dem  Tiscbblatte  die  richtige  Verzeichnung  de« 
in  vertikaler  Richtung  unter  ihm  liegenden  Punktes  (7  auf  dem  Felde, 
welcher  durch  Einlothung  jederzeit  leicht  gefunden  werden  kann. 

Sollte  aber  die  Visirrichtung  biOi  noch  nicht  genau  nach  dem 
Punkte  A  auf  dem  Felde  hinweisen,  so  drehe  man  das  Tiscbblatt 
abermals  in  der  Richtung,  dass  sich  dabei  die  Visirrichtung  bxOi 
der  Richtung  der  Transversale  biA  nähert,  und  wiederhole  das 
oben  beschriebene,  sehr  schnell  zu  bewerkstelligende  Verfahren 
so  lange,  bis  die  beiden  Transversalen  und  die  .Halbiningslinie 
sich  in  einem  Punkte  schneiden,  in  welchem  Falle  dann  die  Ver- 
jüngung ab  parallel  zur  Linie  AB  auf  dem  Felde  und  der  durch 
Rückwärtseinschneiden  erhaltene  Punkt  c  auf  dem  Tischblatte  die 
richtige  Verzeichnung  des  vertikal  unter  ihm  liegenden  Punktes 
C  auf  dem  Felde  ist.  Einige  Wiederholungen  dieses  in  sehr  kar-  < 
zer  Zeit  auszuführenden  Verfahrens  werden  bei  nur  einiger  DebuBf  L 
genügen,  um  den  beabsichtigten  Zweck  zu  erreichen. 

Dieses  leicht  und  mit  grosser  Schärfe  ausführbare  Verfahreo  ^* 
zur  Orientirung  des  Messtisches  nach  zwei  gegebenen  Punkten  ^ 
erheischt  nur  eine  einmalige  Aufstellung  des  Messtisches  über  dem 
zu  bestimmenden  Punkte,  und  liefert  daher  die  Verzeichnung  eines 
dritten  Punktes,  besonders  nenn  die  gegebenen  und  der  zu  be- 
stimmende Punkt  weit  von  einander  entfernt  sind,  in  der  kürze- 
sten Zeit.  Dasselbe  scheint  daher  zu  graphischen  TrianguliruD- 
gen  vorzüglich  anwendbar  zu  sein  und  dürfte  die  jedenfalls 
komplizirtere  Pothe notische  Aufgabe  in  den  meisten  Fällen 
entbehrlich    machen. 

Ein  minder  scharfes  Resultat  liefert  diese  Methode  des  Rück- 
wärtseinschneidens  nur  in  dem  Falle,  wenn  der  zu  bestimmende 
Punkt  C  zu  nahe  an  deri  beiden  gegebenen  Punkten  A  und  B 
liegt,  weil  dann  die  Lage  der  Linie  cD  (Taf.  XI.  Fig.  3.)  durch 
die  zwei  sehr  nahe  an  einander  liegenden  Punkte  c  und  g  auf 
dem  Tischblatte  nicht  mit  der  notbwendigen  Schärfe  bestimmbar  ist. 

In  dem  erwähnten  Falle  liefern  aber  auch  alle  librigen  Me- 
thoden zur  Festlegung  des  Punktes  C  gegen  die  gegebene  Linie 
AB  keine  scharfen  Resultate,  weil  sodann  die  Winkel  an  A  nwi 
B  zu  spitz,  der  Winkel  bei  C  aber  zu  stumpf  wird,  welcher  Fall 
bei  Triangulirungen  jederzeit  vermieden  werden  soll  und  auch 
vermieden  werden  kann,  da  die  Wahl  der  Netzpunkte  dem  Geo- 
ineter  in  der  Regel  frei  steht. 


nacM  zwei  ffeftöenen  Punkten.  9Bf 


Zweite    AuflSsaog 

mit  Hilfe  eines  Winkelmessers,    welcher  die  gemessenen  Winkel 

in   Gradmaass  angibt. 

Mao  begebe  sich  nach  dem  Punkte  C  (Taf.  XI.  Fig.  5.)»  nehme 
eine  Scbonr  EF  Ton  beliebiger,  jedoch  nicht  tu  geringer  Länge, 
Aeren  Mittelpunkt  G  kennbar  bezeichnet  ist,  und  lasse  dieselbe 
Aafdi  2W61  C^ehilfen  zwischen  den  Schenkeln  CA,  CB  des  Win- 
keb  ACB  so  ausspannen,  dass  deren  Endpunkte  E,  F  auf  die 
Sdmkel  CA,  CB  zn  liegen  kommen  nnd  die  Lage  der  durch 
fie  vusgirspannte^chnur  dargestellten  Linie  £F  dem  Augenroaasse 
Bach  parallel  zur  Linie  AB  auf  dem  Felde  isl.  Nun  lasse  man 
im  Halbirungspunkte  G  der  Schnur  einen  Visirstab  vertikal  ein- 
stecken und  markire  die  Visirrichtung  CG  durch  einen  in  der 
Verlängerung  dieser  Linie  vertikal  eingesteckten  Visirstab.  Hier- 
auf bestimmt  der  im  Endpunkte  E  der  ausgespannten  Schnur 
stehende  Beobachter  gemeinschaftlich  mit  dem  Beobachter  in  C 
den  DurchsChnittspunkt  O  der  Visirrichtungen  CD,  EB,  welcher 
durch  einen  im  Punkte  O  vertikal  eingesteckten  Visirstab  bezeich- 
net wird.  Cm  nun  die  parallele  Lage  der  Linien  EF  und  AB 
BU  prfifen,  visirt  der  am  andern  Endpunkte  F  der  ausgespannten 
Schnur  stehende  Beobachter  nach  A  und  sieht  zu,  ob  diese  Visir- 
richtung durch  den  bereits  bezeichneten  Dnrchschnittspunkt  O  der 
Transversalen  CD  und  EB  hindurch  geht.  Ist  diess,  wie  in 
Taf.  XI. Fig.  5.,  noch  nicht  der  Fall,  so  ist  nach  dem  ersten  Satze 
die  Linie  EF  auch  nicht  parallel  zur  Linie  AB ,  folglich  auch 
Ale  Linie  AB,  welche  von  der  verlängerten  Halbirnngsilnie  CO 
in  D  geschnitten  wird,  in  diesem  Punkte  nicht  halbirt,  imd  es 
zeigt  dem  in  F  stehenden  Beobachter  die  durch  die  Punkte  O 
mid  A  gelegte  Visirrichtung,  welche  im  Punkte  F|  in  die  Seite 
BC  des  Dreieckes  ABC  einschneidet,  dass  er  den  Endpunkt  F 
der  Schnur  in  der  Visirrichtung  CB  dem  Winkelpunkte  C  näher 
rflcken  müsse.  In  demselben  Verhältnisse  wird  aber  auch  der  in 
£  befindliche  Beobachter  das  Ende  E  der  ausgespannten  Schnur 
In  der  Visirrichtung  CA  dem  Punkte  A  nähern  müssen,  um  die 
noch  nicht  parallele  Lage  der  Linien  AB  und  EF  zu  verbessern. 
Wiederholt  man  nun  bei  der  jetzigen  verbesserten  Lage  der  Schnur 
das  oben  angegebene  Verfahren,  so  wird  man  nach  einigen  Ver- 
rachen  leicht  dahin  gelangen,  dass  cnch,  wie  In  Taf.  XI.  Fig. 6.  die 
drei  Transversalen  CD,  EBnn^AFm  einem  Punkte  O  schneiden, 
welcher  durch  einen  vertikal  eingesteckten  Visirstab  bezeichnet  wird. 

Mit  Rücksicht  auf  den   zweiten  Satz  ist  sodann   die  ausge- 


368  ^*  Brepmann:    Die  Orientirung  des  Messtiscäes 

spannte  Schnur  EF  parallel  zur  Linie  AB  und  auch  diese  Linie 
in  dem  in  der  Verlängerung  von  CO  liegendem  Punkte  D  balbirt 

Bei  dieser  Konstruktion  darf  jedoch  die  Schnur  EF  nicht  zu 
kurz  sein,  weil  ausserdem  die  Lage  der  Linie  CO  durch  die  zu 
nahe  an  einander  liegenden  Punkte  C  und  G  nicht  mit  der  noth- 
wendigen  Schärfe  bestimmt  werden  konnte.  Ist  der  gemeinschaft- 
liche Durchschnittspunkt  O  der  drei  Transversalen  CD,  J?£»  Ah 
auf  dem  Felde  bereits  durch  einen  vertikal  eingesteckten  Visirstab 
bezeichnet,  so  stelle  man  den  Winkelmesser  mit  dem  Mittelpunkte 
seines  Horizontalkreises  vertikal  über  dem  Punkte  C  auf  dem  Felde 
auf  und  messe  die  Winkel  ACO=zo  und  ACß==C»  welche  nebst 
der  bekannten  Länge  der  Linie  AB  zur  Bestiftimung  der  Lage 
des  Punktes  C  gegen  die  gegebene  Gerade  AB  ausreichen. 

Man  hat  sodann  in  dem  Dreiecke  ABC: 

Aß.  sin  B 


AC=^ 


sin  C 


AB.B\n(B+C), 
^^= ^h^C  ' 

und  in  den  beiden  Dreiecken  ACD  und  BCD; 

AB.sinm       AB  .6m(B+  C'^o) 


AC=^ 


BC= 


2sino  2sino 

AB,  sin  n         AB,  sin  (Ä+  C—  ö) 


2sin(C— o)"""        2sin(C-o) 

Durch    Gleichsetzung   dieser  Ausdrücke   für  die  Seiten  AC  und 
BC  ergibt  sich: 

6in^_sin(g+C— o) 
sinC  2sino 

sin  (^4-  C)  _  sin  {B  ^C-^o)^ 
sinC      ■"     2sin(C~o)    ' 

und  durch  Division  der  letzteren  Gleichung  durch  die  erstere: 

sin(B  +  C)  _       sin  o 

sin  B      "~  sin  (C—  o)  * 

sin^cosC-f  cosSsinC  sino 


sin^  ""sin(C-o)* 

,  .sino 

cos  C  +  cot  ^sm  C  =    .    ,^ r > 

sm(C  —  o) 


'  • 


nacM  vwei  gegebenen  Punkten.  9Q9 

sino 


cotBsinC=-;— 77> :  —  cosC, 

sii)(C — o)  ' 


.  -^  sino  ^ 

cot  ii  =  -; — ^   ,       ^ r  —  cot  C 

sinCsin(C — o) 


Um  diesen  Ausdruck  für  die  Kotangente  des  Winkels  B  zur 
garithmischeo  Berechnung  bequemer  einzurichten >  setze  man 


sino 


^~^  sinCsin(C — o)* 
orans  endlich  iolgt: 

*»         X  A^      sin(C— g)) 

cotJ9  =  cotg> — cotC=    .  Vr  «       * 
^  smCsmg). 

Die  Seiten  A  Cund  jBCergebensich  nunmehr  aus  den  Ausdrücken  • 

^  ,  AB, sm B __  AB. siniB-^-  C—o) 
smC  zsino 

P^__^Jg.sin(^+C)  _  iJ^.sin(g  +  C-o) 
""  sinC  2sin(C— o) 

SoU  die  Lage  des  Punktes  C  durch  rechtwinklige  Koordinaten 
estimmt  werden^  und  sieht  man  dabei  die  gegebene  Gerade  AB 
Is.Abscissenaxe  und  den  Punkt  B  als  Anfangspunkt  der  Koor- 
inaten  an,  so  ergeben  sich  für  die  Koordinaten  des  zu  bestim- 
lenden  Punktes  C  die  Ausdrücke: 

^     w*^        »     ^^.sin(^+C)cosJ5 
Absc.  C=  ßC.  cosB=: ^hTÜ^ * 

^  ,    ^     «^    .    MB     AB. 6iu(B  +  C) Bin B 
Ord.  C=fiC.sinÄ= ■  .^ T>  ^ 

smC 


-:! 


370  Grunert:    Die  TheQtie  der  ElUpu  und  Hyperbel, 


Die  Theorie  der  Ellipse   und  Hyperb^,   ans  einem 
neuen  Gesichtspunkte  dargestellt. 

Von 

dem   Herausgeber. 


Jedem  Astronomen  ist  es  bekannt «  welche  grosse  Vereinfachung 
alier  die  elliptische  Bewegung  der  Planeten  um  die  den  einen  Brenn- 
punkt der  elliptischen  Bahn  einnehmende  Sonne  betreffenden  Formeln 
durch  die  Einführung  der  sogenannten  excentrischen  Anomalie«  über- 
haupt des  excentrischen  Kreises,,  bewirkt  wird.  In  der  Theorie  der 
Ellipse  an  sich  in  der  Geometrie  hat  man  Von  diesem  vortrefflichen 
Hülfsmittel  bis  jetzt  noch  gar  keinen  Gebrauch  gemacht.  Zufäl- 
lig habe  ich  die  Bemerkung  gemacht,  dass  viele  diesen  Kegel- 
schnitt betreffende  Sätze,  insbesondere  die  bekannten  Sätze  von 
den  conjugirten  Durchmessern,  auf  überraschend  einfache  Weise 
durch  das  in  Rede  stehende  Hülfsmittel  bewiesen  werden  können; 
dass  ferner  dasselbe  noch  in  vielen  anderen  Fällen  vortreffliche 
Dienste  leistet  und  selbst  zu  verschiedenen  neuen  Eigenschaften 
der  Ellipse  führen  kann.  Ferner  ist  mir  die  Bemerkung  nicht  ent- 
gangen, dass  ähnliche  Dienste,  wie  die  Einführung  des  in  Rede 
stehenden  Kreises  in  der  Theorie  der  Ellipse,  die  Einführung  einer 
gleichseitigen  Hyperbel  in  der  Theorie  der  Hyperbel  zu  leisten 
im  Stande  ist,  wenn  auch  freilich  auf  nicht  ganz  so  einfache  und 
elegante  Weise  wie  im  ersten  Falle,  wovon  der  übrigens  ziemlich 
leicht  ersichtliche  Grund  im  Folgenden  besonders  hervorgehoben 
werden  soll.  Meine  Untersuchungen  über  diesen,  wie  es  'mir 
scheint,  sehr  interessanten  Gegenstand  will  ich  mir  in  der  vor* 
liegenden  Abhandlung  den  Lesern  des  Archivs  mitzutheilen  er- 
lauben, und  gebe  mich  der  Hoffnung  hin,  dass  die  Einführung  der 
in  Rede  stehenden  Hülfsmittel,    durch   welche  viele   Rechnungen 


<     aus  einem  neuen  GesicMspunkte  darge^HU  371 

eine  überraschend  einfache  und  elegante  Gestalt  annehmen,  \% 
die  analytische  Theorie  der  Ellipse  nnd  Hyperbel  späterhin  noch 
manche  erfreuliche  Früchte  tragen  wird.  Ich  werde  mich  freuen, 
wenn  diese  Abhandlung  zu  weiteren  Untersuchungen  über  diesen 
nach  meiner  Meinung  sehr  interessanten  Gegenstand  Veranlassung 
giebt,  da  ich  hier  eine  vollständige  Erschöpfung  desselben  nicht 
zur  Absicht  gehabt  habe. 


1. 

Die    Ellipse. 

5.  1. 

Von  den  beiden  in  dem  Mittelpunkte  C  (Taf.  XII.  Fig.  1.)  einer 
Ellipse  sich  schneidenden  Axen  AAi=:2a  und  BBi<=22b  dieser 
Ellipse  sei  AAi  die  Axe  der  a  und  BBg  die  Axe  der^:,  und  CA 
Bod  €B  seien  die  positiven  Theile  dieser  Axen,  so  is4  beksmntlich 


(:-)' +(!)■= 


die  Gleichung  der  Ellipse.  Ueber  der  Axe  AAi=:2a  als  Durch- 
messer/ also  aus  dem  Mittelpunkte  C  und  mit  dem  Halbmesser 
CAssa,  beschreibe  man  einen  Kreis;  und  wenn  noi  P  ein  belie- 
biger« durch  die  Coordinaten  or,  y  bestimmter  Ponkt  der  Ellipse 
ist 9  so  sei  P'  der  Durchschnittspunkt  der,  der  Coordinate  ff  eprt- 
sprechenden  Linie  PQ,  wenn  man  dieselbe  nöthigenfalls  gehörig 
verlängert,  mit  d*tn  üb6r  AA^  al^  Durchmesser  beschriebenen 
Kreise.  Zieht  man  dann  CP',  so  soll  der  von  dieser  Linie  mit 
dem  positiven  Theile  CA  der  Axe  der  a:  eingeschlossene  Winkel, 
iiidem  man  diesen  Winkel  Von  dem  po^itit-eh  Theile  CA  der  Axe 
der  J?  an  nach  ^äeitA  positiven  Theile  CB  der  Ax^  der  y  hin  von 
0  bis  360^  zählt,  durch  u  bezeichnet  werden.  Die  erste  Coordi- 
nate des  Punktes  P'  ist  offenbar  x,  und  die  zweite  Coordinate 
dieses  Punktes  wollen  wir  durch  ^  bezeichnen.  Dann  ist  offen- 
bar in  völliger  Allgemeinheit: 

^  =  acosu,   y  =  asin2i. 

Nim  ist  aber 


872  Grüner t:    Die  Theorie  der  Ellipse  und  ffjfperöei, 

also 


und  folglich^  weil  ^  und  y'  offenbar  immer  gleiche  Vorzelcben 
haben 9  y^=z-y'\  also  nach  dem  Obigen^  weil  ^  =  a8inu  Ist: 

^  ==  6  sin  t£. 

Daher  können  wir  durch  Einführung  des  Winkels  u  die  Coordi- 
naten  x^  y  eines  jeden  Punktes  der  Ellipse  immer  in  völliger 
Allgemeinheit  unter  der  Form 

a:  =  acostt,    ^=:6sinu 
darstellen. 

In  Ermangelung  eines  besseren  Namens,  der  auch  späterbin 
in  der  Lehre  von  der  Hyperbel  zweckmässig  Anwendung  findeo 
konnte,  wollen  wir  den  über  der  Axe  AAi  als  Durchmesser  be- 
schriebenen Kreis  Oberhaupt  den  Hülfskreis  nennen,  und  der 
dem  Punkte  (xy)  dei^  Ellipse  entsprechende  Winkel  u  soll  die 
Anomalie  dieses  Punktes  genannt  werden*). 


§.3. 

Wir  wollen  zuerst  die  allgemeine  Gleichung  einer  durch  zwei 
Punkte  der  Ellipse,  deren  Anomalien  u  und  Ui  sind,  gehenden 
Geraden  entwickeln. 

Bezeichnen  wir  die  gesuchte  Gleichung  durch 

y  =  Ax-\rB, 

60  Ist,  weil  nach  dem  vorhergehenden  Paragraphen  acost^,  6sinti  und 
acost^i,  6sintt|  die  Coordinaten  der  beiden  gegebenen  Punkte  sind:  * 


*)  In  der  Astronomie  heisst  dek*  Winkel  u  die  excentrische  Anoma- 
lie, im  Gegensatz  zu  den  beiden  anderen  Anomalien,  der  wahren  und 
der  mittleren  Anomalie.  Die  Einführung  neuer  Benennungen  hat  in  der 
Mathematik  immer  Schwierigkeiten  und  Bedenklichkeiten,  und  ich  bin 
im  Allgemeinen  kein  Freund  von  denselben.  Im  vorliegenden  Falle  war 
aber  die  Einführung  einer  besonderen  Benennung  für  den  Winkel  u  nicht 
wohl  zu  umgehen,  und  ich  habe  deshalb  den  Namen  Anomalie  gewählt, 
um  zugleich  an  den  astronomischen  Ursprang  der  hier  zu  entwickelnden 
Theorie  zu  erinnern. 


awt  einem  neuen  GeeichUpunkie  dargetteUt  373 

I 

6  sin  u  =02!  cos  t£  4-^» 
&  sin »1  =  0^4 cos «1  +  B\ 

od  die  gesuchte  Gleichung  hat  also  eine   der   beiden  folgenden 
brmen : 

y  —  6sintf  ^=A{x — er  cos t^)» 

^  — 6sintti  =^A{x — dcosui). 

eraer  ist  aber  nach  dem   Vorhergehenden: 

b  (sin  u — sin  u^)  =  aA  (cos  u — cos  t«  1 ) , 
Iso 

-     b    sin  u  —  sin  t«|  b      , , ,     . 

-4=:—. -z=z cotUtf +  %)» 

a    cos  M  — cos  Ml  a       «v     •     */ 

nid  die  gesuchte  Gleichung  der  durch  die  beiden  gegebenen  Punkte 
er  Ellipse  gehenden  Geraden  ist  folglich: 

y  — osintf=: coi^{u  -{-Ui)  (x  --  acosu) 


ier 


y — 6sintii  = cotJ(ii+Wi)(ar — acostfi)« 


Leicht  bringt  man  die  erste  dieser  beiden  Gleichungen  aber 
Dch  auf  die  folgende  Form : 

bx  cos  J(m  +  Ml)  +  ay  sin  i(M  +  u^) 

=  116  i  cos  i(u -|- t^i)  cos  M -|~  sin  l(tt -|- 1<] )  sin  II ) , 

Iso  auf  die  Form: 

,  6:r  cos  4(m  +  Ui)  +  ay  sin  \{u  +  Ui)  =  ab  cos  J(m— «1). 

Die  Gleichung  des  Durchmessers  der  Ellipse,  welcher  der  durch 
lese  Gleichung  charakterisirten.  Geraden  parallel  ist,   ist: 

y=— -arcot4(ii+Mi). 

Bezeichnen  wir  die  Länge  der  Sehne  der  Ellipse,  deren  End- 
ittkten  die  Anomalien  u  und  Ui  entsprechen,  durch  1,  so  ist 

«3=:a^(cosM — cos  Ml)* +  6* (sin  ti  —  sinti|)* 
3er 

» r=  4aSsin  i(M— tii)«  sin  \{u  +  Ui)^  +  46«sin  i(u  -i«i)«  cos  i(M  +  Ui)\ 


374  Grun$ri:    Die  Theorie  der  Eiiip$e  und  Bvp^bel, 

also: 

j« = 4sin  4(m  -  Vi)«  t  d!^9\n  i(K + ttj )» + 6»cos i(M  +  «i)* |. 

5.  3. 

Die  Gleichung  des  durch  den  durch  die  Anomalie  u  bestimm- 
ten Punkt  der  Ellipse  gehenden  Durchmessers  derselben  sei 

y=Ax, 

so  ist«  weil  acosu  und  6sinti  die  Coordinaten  des  in  Rede  stehen- 
den Punktes  der  Ellipse  sind: 

b  B\n  u:=:ßA  cos  Uf 

woraus  sich   2!=  — tangti  ersieht.    Daher  ist  die  Gleichung  des 
in  Rede  stehenden  Durchmessers  der  Ellipse  s 

y=:^a?tangti. 


f.  4. 

Wir  wollen  nun  auch  die  Gleichung  der  Berührenden  d^r  Ellipse 
in  dem  durch  die  Anomalie  u  bestimmten  Punkte  derselben  suchen. 

Lassen  vixr  die  Anomalie  t«  sich  um  ^2^  verändern «  so  ist  nach 
§.  2.  die  Gleichung  der  Geraden«  welche  durch  die  beiden  Punkte 
der  Ellipse«   deren  Anomalien  u  und  u-\-^u  sind«   geht: 

y  —  6  sin  M  = cot  {u  +  2  ^u)  {x  —  a  cos  u) 

oder 

h   cosmcos|z/m  —  sin7/sin|z/2i 
y — 6smti=-'  -  •— j— # — \ ' — TT'  (-2? — a  cosu) 

b    cosM — smui2LH^\Ju  , 

= •  — ; 7 — ^—7-  {x  —  a  cos  U)  . 

a    sm  M  +  cos  M  tang  iz7M 

LSsst  man  nun  Au  sich  der  Null  nähern  und  geht  dann  zu  der 
Gränzgleichung  über«  so  ist  diese  Gränzgleichung  die  gesuchte 
Gleichung  der  jBerührenden  der  Ellipse  in  dem  durch  die  Ano- 
malie u  bestimmten  Punkte  derselben.  x\uf  diese  Weise  ergiebt 
sich  aus  dem  Vorhergehenden  für  diese  Berührende  sogleich  die 
GlqichuDg : 


«trt  eit90m  neuen  eeeickfepunkte  darpeeieUi.  STS 

r 

y — 6sinu=: cotu(:r— acosu), 

ie  man  auch  sehr  leicht  auf  die  elegante  Form 


der 


cosu     .  Bmu         . 
-T-a;  +  -T-y=l 


X  y 

—  CO»  ti  +  f- sin  ti  =  1 


a  '6 

ringt. 

Ui«  CiUichuDg  der  Normale  der  Ellip9e  io  dem  dnreh  die  Ano- 
lalte  u  bestimmt«!»  Puokte  derselben  ist 

y--6sin«^T'taDg«(a:^acostr) 

ier,  wie  man  leicht  findet: 

aat  amu'^by  co&u=  (a^ — 6*)sinttcostt, 


1er: 


ax 


—  r-JL  — a«  — ft«. 


cost«      ßU\U 


Die  erste  Coordinate  des  Durchschnittspunkts  der  Beröhrenden 
lit  der  Axe  der  a:  ist  nach  dem  Obigen  asecu.  Bezeichnen  wir 
sn  die  von  diesem  Durcbschnittspunkte  an  gerechnete  Subtan- 
snte  der  £Hipse  für  den  durch  die  Anomalie  u  bestimmten  Punkt 
srselben  durch  S,  so  ist  nach  der  Lehre  von  der  Verwandlung 
sr  Coordinaten: 

acosttq=asect£-f  S, 

oraus  sogleich 

S=  —  nsintitangti 
Igt. 

Die  erste  Coordinate  des  Durchschnittspunkts  der  Normale 
it  der  Axe  der  x  ist  nach  dem  Obigen  cos  u.    Bezeich- 

m  wir  nun  die  von  dem  Fusspunkte  der  Ordinate  des  durch  die 
nomalie  u  bestimmten  Punktes  der  Ellipse  an  gerechnete  Sub- 
»rmale  in  diesem  Punkte  durch  Si ,  so  ist  nach  der  Lehre  von 
ir  Verwandlung  der  Coordinaten: 

COSf£=:aCOStl-|-'Sl> 


37V  Grunert:    Die  Theorie  der  FJUpse  und  HpperM, 

woraus  sogleich 

Ol  = ^  cos  u 

*  a 

folgt. 

Es  ist  also  5  wie  aus  den  beiden  ffir  S  und  5|  gefundenen 
Ausdrücken  sich   sogleich  ergiebt: 

ÄSi=6«sintt«. 

Die  Aufgabe:  durch  einen  beliebig  gegebenen  Punkt  (fg)  eine 
Berührende  an  die  Ellipse  zu  ziehen^  gestattet  jetzt  eine  ungemein 
leichte  Auflösung.  Denn  aus  dem  Obigen  erhellet,  dass  man  den 
Berührungspunkt  der  gesuchten  Berührenden  mit  der  Ellipse  e^ 
hält,  wenn  man  dessen  Anomalie  u  mittelst  der  aus  dem  Vorher- 
gehenden sich  unmittelbar  ergebenden  Gleichung 

f  a 

— cos  ti  +  x^sinters  1 
a  o 

bestimmt.     Um   diese  Gleichung  aufzulösen «  bringe  man  sie  aof 
die  Form  ^  - 

—  (cosi£+  T>sinw)  =  l, 

und  bestimme  den  Hülfswinkel  g>  mittelst  der  Formel 

an 
tangG)  =  ^, 

wo  dann 

f  cos(m— w)     -       ,  a 

— . ^  =  lj    also  cos (M  —  a))  =  -7:cosc) 

a         cos  CO  t 

ist. 

Aus  der  Gleichung 

cos(2i — od)       a 


folgt  auch 


also 


cos©  / 


cos  OD  —  cos  (m  —  cd) f — g 

cos  OD  +  cos(m — (ö)  ~"  f-\rO,^ 

tang  iw  tang  (iw  —  w)  =  7^7^ 


oder 


'•r 


'r 


\ 


fti»  einem  neuen  Gesichtspunkte  dargesteUt*  377 

tang^tt  tang^4tt— tango)  _/'— « 
®'    1 -|- tang  (o  tang  i»      f-i-a* 


oraus  sich 

tang  iu^  ~  74r^*^"S  « tang  it<  =  ^rr^  * 
id  durch  Auflösung  dieser  quadratischen  Gleichung 

/'sina)+ V/*  — oleosa)« 
tang  4m  =: ' '   Tft    \ 

giebt,  wo  ich  mich  bei  der  keiner  Schwierigkeit  unterliegenden 
»iteren  Discussion  dieser  Gleichung  nicht  aufhalten  will. 

Leicht  leitet  man  aus  der  Gleichung 

/  ö    ,  _ 

-  COSM  + T  sin «1=1 
a  0 

ich   die  beiden  Formeln 

cosM  _bY±gSfa^g^^b^f^-'a^6^ 

sin  u  _a^g±f  Va V + b^P  -  a^^ 
b     ""  a  V  +  b^P 

)5.  in  denen  die  oberen  und  unteren  Zeichen  sich  auf  einander 
eziehen.    Also  ist 'auch: 


taneii=*-   «^.^T/'V'giFFW^--««^^ 
^         a   bY±g\raigii^^2p^a%^ 

Wollte  man  durch  den  Punkt  (fg)  eine  Normale  an  die  Ellipse 
ehen^   so  müsste  man  u  aus  der  Gleichung 

afsmu — 6(7Coste  =  (a^  — 6^)sinMC0Su, 

ler  aus  der  Gleichung 

f  .  9  a^-b^  . 

7-sini« — — cosw= r— smwcosw» 

0  a  ab 

ler  aus  der  Gleichung 

--^tangii+~^g-smti  =  0 
»stimmen. 

Theil  XXIV.  26 


978  Gruntri:    Die  Theorie  der  Ellipse  und  äuperbel. 

Weil 

2tangitf  1— tangju* 

1  +  tang  \u^  1  +  lang  Jw" 

ist^    so  kann  man  die  Gleichung 

f  .  g  o^^a   . 

7-SIDM — -COSM= 7 —  Sint/COSM 

o  a  ab 

auch  auf  den  folgenden  Ausdruck  bringen: 

■^tangiu(l+tangit*2)— ^(l^tangitt4)=-^^-^^tang4M(l^ 
welche  Cüeichuog^    gehörig  entwickelt,    die  Form 

annimmt. 

Nach  §.  3.  und  §.  4;  sJnd  die  Gleichungen  zweier  conjugirteo 
Durchmesser  überhaupt: 

y=  —  xidLiiS'u    und     ?/= a:cotw. 

Bezeichnen  wir  die  Coordinaten  der  Durchschnittspunkte  des 
ersten  dieser  beiden  Durchmesser  mit  der  Ellipse  durch  A",  F,  so 
haben  wir  zu  deren  Bestimmung  die  Gleichungen 


Also  ist 


-J  (1  +  tangw«)  =  (j)  secM»  =  1 , 


und   folglich   mit  Beziehung   der  oberen  und  unteren  Zeichen  auf 
einander: 

Ä'ac  +  acos2«,     Fr=4:6sinM. 

Bezeichnen  eben  so  Aj ,  Fi  die  Coordinateu  der  Durchschnitt^- 
punkte  des  zweiten  der  beiden  obigen  conjugirten  Durchmesser 
mit  der  Ellipse,  so  haben  wir  zu  deren  Bestimmung  die  Gleichungen: 


aus  einem  neuen  Gesicätspunhle  dargeUeUL  S9 

Jso  ist 

(X  \^  /X  \* 

-^\  (l  +  cottt«)=f-^J  eo)»ecn«3sl, 

od  folglich  mit  Beziehung  der  oberen  und  unteren  Zeichen  auf 
inander: 

Bezeichnen  vrir  nun  die  beiden  conjugirten  Durchmesser  durch 
Ä  xraä  2B,  so  ist 

A^=zX^+  F«=a2cost«2^.62sinu^ 
B^=Xi^+  l\^  =  a^s\nu^+b^cosu^; 

voraus  sich,    wenn  man  diese   beiden  Gleichungen   zu   einander 
ddirt,  unmittelbar  die  bekannte  merkwürdige  Gleichung 

rgiebt.     , 

Auch  ist,   wie  sogleich  erhellet: 


§.  6. 
Wir  wollen  jetzt   den  vor  den  beiden  durch  die  Gleichungen 

y  =  — a;tangw,    y=  —  —  arcottt 

larakterisirten  conjugirten  Diaraetern  eingeschlossenen  Winkel 
irch  6  bezeichnen,  so  ist  nach  einer  bekannten  Formel  der  ana- 
tischen  Geometrie: 

6  ^* 

—  (tangtf+cotw) 

tangö2=  '  " 


1 2!^&nQUCotu 


to»    wie  ^ao  leicht  findet: 

.^^.^ ^^_ 4a«62 

rang  ö  -  ^^^  ^(,2^  s^  »»  cos  u^  "  (««  —  6^)«  sin  2u^  * 

eil  nun 

tangö^ 


sinö*= 


1  +  tang  e^ 

m  26* 


380  Grunert:    Die  Theorie  der  Ellipse  vnd  Hyferbei^ 

ist,   so  ist,   wie  man  leicht  findet: 

sin  ö«  = 


a«62  +  (4*  -  6*)«  sin  t?  cos  m« 
oder 

sin  ö  -  4^2^«  _j.  (^2  _  ^2)2  ein  2«« ' 

also»    da   sind  immer  positiv  ist,    wobei  natürlich   vorausgesetzt 
wird,  dass  man  den  Winkel  d  nicht  grasser  als  180^  nimmt: 

ab 
sind= 


yfa^b^  +  (d^  -  6«)«  sin  m«  cos  t«« 
oder 

■~  V"4a26a  +  (o*— 6a)2sin2u2 
Nach  dem  vorhergehenden  Paragraphen  ist  nun: 

J^B'^  =  (a^cos  M«  +  Ä^sin  m«)  (o«sin  m«  +  ft^cos  te«) 

=  (a*  +  6*)  sin  w«  cos  w*  +  a^ö«  (sin  tc* + cos  m*) 

=(0*+ 6^)  sin  M^cos  w^+  a*62(sin  w*  +  cos  t? — 2sin  li^cosu*), 

also 

A^B^  =  0^6^  +  (a2  —  62)2  g  jn  2^2  cos  M« , 

folglich  nach  dem   Obigen: 

sin  ö*  =  -^p^-2 . 

woraus  sich  unmittelbar  die  bekannte  merkwürdige  Gleichung 

a6=/4ßsinö 
ergiebt. 

Bezeichnen  wir  die  beiden,  von  den  auf  der  positiven  Seite 
der  Axe  der  x  liegenden  Theilen  der  durch  die  obigen^  Gleichun- 
gen charakterisirten  conjugirten  Durchmesser  mit  dem  positiven 
Theile  der  Axe  der  x  eingeschlossenen,  180*^  nicht  übersteigen- 
den Winkel  durch  ö  und  öi,  so  ist  nach  den  Lehren  der  analy- 
tischen Geometrie  bekanntlich: 

-       6  b 

tangd)  =  — tangw,    tangc5i= cot?/. 


aui  einem  neuen  GesicMipunhte^dargesieiii.  381 

Also  ist 

tang  CD  tang  Oi  = ^  tangticotw  = ^  * 

woraus  sich  unmittelbar  die  bekannte  merkwürdige  Gleichung 

6*  +  a*  tang  c5  tang  c5|  =:  0 
ergiebt. 


5.  7. 

Wir  wollen  nun  auch  die  Gleichung  der  Ellipse  in  Bezug  auf 
das  System  der  beiden  durch  die  Gleichungen 

y=  — a*tangtt   und    y  = xcoXu 

charakterisirten  conjugirten  Durchmesser  als  Axen  der  X  und  Y 
suchen.  Zu  dem  Ende  betrachte  man  eine  beliebige ,  der  Axe  der 
Y,  d.  h.  dem  durch  die  Gleichung 

V  = orcotM 

^  a 

charakterisirten  Durchmesser  parallele  Sehne  der  Ellipse;  so  ist, 
wenn  acos  C7,  6  sin  ü  die  Coordinaten  eines  beliebigen  der  beiden 
Durchschnittspunkte  dieser  Sehne  mit  der  Ellipse  sind,  deren 
Gleichung  offenbar: 

y  ~  6 sin  17= cott£(:r  —  «cos  U). 

Bezeichnen  wir  nun  die  Coordinaten  des  Durchschnittspunkts  die- 
ser Sehne  mit  der  Axe  der  X,  d.  h.  mit  dem  durch  die  Gleichung 

y=-artangM 

charakterisirten  Durchmesser,  durch  Xi,  yi;  so  haben  wir  zu 
deren  Bestimmung  die  Gleichungen: 

6       , 

V 

yi  — -ftsin  U= cotu(a:i  —acos  U)  > 

aas  denen  sich  mittelst  einer  sehr  einfachen  und  leichten  Rech- 
nung die  beiden  Formeln 


38S  Grüner t:    Die  Theorie  der  Ellipse  und  Huperbely    . 

a?j  =acosucos(u —  ü),    yi  z=:bs\nucos(u —  U) 
ergeben.    Nun  Ist  offenbar 

also  nach   dem   Vorhergehenden : 

X^  =  («2  cos  u^  +  bHm  u^)  cos  (u  —  ü)^. 
Ferner  ist  offenbar 

F»  =  (ari -acos  17)2  +  (3^1  —  6sin  (7)«, 
lJ«o  nach  dem  Vorhergehenden: 

F«  ==  a2{costicos(M—  ü)  ~cosC7F  +  62}sinMcos(M— CT)  — sinÜl* 
Nun  ist  aber 

cos  u  cos  (u  —  ü)  —  cos  ü=  —  sin  u  (sin  u  cos  ü  —  cos  tesin  ü) , 
sin  u  cos  (m  —  ü)  —  sin  V  =     cosci(sin  tecos  C7—  codtisin  ü); 
also 

cos  u  cos  (m — 17)  -*  cos  t7  =  —  sin  u  sin  (u  —  ü), 
sin  t»  cos  {u  —  V)  —  sin  t7  =     cos  u  sin  (« —  XJ) ; 

und  folglich  nach  dem  Obigen : 

F2  =  («2 sin  m2  ^  62  cos  ?^2)  sin  (m  ^  €7)2. 

Daher  haben  wir  jetzt  die  beiden  Gleichungen  : 

Jf  2  --  (q2 cos  ^2  +  62 sin  1^2)  cos  {u  —  C7)2, 
F2  =  (a2sin  u"^  +  62  cos  2^2)  sin  (u-'ü)^. 

Nach  §.  5.  ist  aber 

A^  =  «2  008^2  -|-  62sin  u^, 

J52  — -  ß2si,^  j^2  _|_  ^2  cos  m2  j 

folglich 

J¥2=^2cos(||^t7)2,       F2  =  ^2sin(2«— j[7)2 

oder 

(jj  =  cos(M-  t7)2,     (^y=sin(M-  £7)2; 
woraus  sich   unmittelbar  die  Gleichung 


m»  einem  neuen  Gesichispunkte  dargtHeliu  383^ 


(S)'*(i)'= 


'giebt,  welche  ^ie  gesuchte  Gleichung  der  Ellipse  in  Beiug  buf 
e  beiden  durch  2/4,  2B  bezeichneten  conjugirten  Dtarcbineseef 
s  Axen  der  Jl,   F  ist. 


§.8. 

Im  Vorhergehenden  sind  die  wichtigsten ,  bis  jetzt  bekannten 
igenschaften  der  Ellipse  bewiesen  worden.  Wir  wollen  jetzt  zu 
Digen  anderen  Eigenschaften  derselben  übergehen,  weiche  weni- 
)r  bekannt  «ein  dürften. 

Die  Anomalien  zweier  Punkte  der  Ellipse  seien  wieder  u  und 
i  so  ist  nach  §.  2.  die  Gleichung  der  durch  diese  beiden  Punkte 
sstimroten  Sehne  der  Ellipse,  deren  Länge  wir  durch  s  bezeich- 
»n  wolle»: 

y — 6sinte= coti(M  +  ii|)(ar— «cos  ti), 

id  für  $^  haben  wir  nach  demselben  Paragraphen  den  Ausdruck: 

««  =  4sin4(M~Wi)2{a2sin4(i«  +  M|)2+6*cos4(M  +  Miy-«). 

Die  Gleichung  des  der  Sehne  i  parallelen  Durchmessers  der 
llipse,    den  wir  durch  D  bezeichnen  wollen,   ist 

3^  =  — -:rcoti(ii  +  Mi)* 

Bezeichnen  wir  die  Coordinaten  der  Durchschnittspunkte  die- 
\s  Durchmessers  mit  der  Ellipse  durch  X,  Y,  so  haben  wir  zu 
»Ten  Bestimmung  die  Gleichungen: 

F=-*xcot !(«+«.).  (|y+(|y=i; 

18  denen  mit  Beziehung  der  oberen    und  unteren  Zeichen  auf 
oander  leicht  folgt: 

-X=±osini(M+Mi),     F:=i=6cosJ(ti  +  Mi). 

Die  Gleichung  der  durch  den  Punkt  (XT)  gehende»  BetÜh«- 
)n  der  Ellipse  ist,  wie  aus  §.  4.  sogleich  folgt: 

^   •   i^  — 1 
ler 


384  Grunertt    Die  Theorie  der  Ellipse  und  Mfßperbel, 

und  die  Gleichung  des  dem  Durchmesser  D  cmijugirten  Durch- 
messers, den  wir  durch  Di  bezeichnen  ivollen,  ist  folglich  nach 
der  vorstehenden  Gleichung: 

6«   X 

also  nach  dem  Obigen: 

yz=-a;tangi(M  +  ai). 

Bezeichnen  wir  die  Coordinaten  der  Durchschnittspunkte  diese« 
Durchmessers  mit  der  Ellipse  durch  JK^,  Fi,  so  haben  wir  zu 
deren  Bestimmung  die  Gleichungen.: 

F,=^Äitang4(«+«,),  (^y+^^y=i; . 

aus  denen  mit  Beziehung  der  oberen  und  unteren  Zeichen  auf 
einander  leicht  folgt: 

-Xi=:  +  acos4(M  +  Wi),     Fi=  +  6sini(M  +  t«|). 
Weil 

ist,   so  ist  nach  dem  Vorhergehenden : 

D  =  2  Sfa^sm \{u  +  u^y^  ■fb^'cösl{u  +  Wi)* , 
A  =  '^  Va2cosi(M+Wi)2  +  62sin  \{u  +  ?/,)2. 

Durch  den  durch  die  Coordinaten  oco$^^,  6sinu  bestimmten 
Punkt  der  Ellipse  wollen  wir  jetzt  eine  dem  Durchmesser  Z>j  pa- 
rallele Sehne  Si  ziehen,  so  ist  deren  Gleichung  nach  dem  Vor- 
hergehenden : 

y  —  6sint£  =  —  tang5(M  +  iii)  {x  —  acoBu), 

und  wenn  wir  die  Coordinaten  der  Durchschnittspunkte  dieser 
Sehne  mit  der  Ellipse  durch  x,  t}  bezeichnen,  so  haben  wir  zu 
deren  Bestimmung  die  Gleichungen 


e)*<o"-- 


X)  —  6sinw=  —  tang^(M-f  ?/i)(jr — acost/); 


a 


^  09$  eHmm  neuen  Gesickfspunkie  dargßsteiit.  98B 

er,   wie  man  leicht  findet: 

^    —sin  J(ti  +  Wx)  —  t-cos4(m  +  Mi)=—  sin  i(M— Uj). 
irch  Auflösang  dieser  beiden  Gleichungen  erhält  man  leicht: 

X 

-■  =  —  aini(ti — t£|)sin4(u  +  Wi)dbcos|(u  —  tii)cosi(M+«i), 

M 

^=     sini(tf—- tti)co8  2(u-f  tii)  J:Cosi(M — tii)sini(te-f  t<i); 

90: 

>r=±«cosj^J.     t,  =  ±6slnj^J. 

)Iglich  ist 

$1^  =  tt*(cos  u  +  cos  «i)*  +  6*  (sin  ?i  +  sin  Mj)* 

ler 

»=  4a«cos4(ti— fii)*cos  i(tt  +  u{f  +  46*cosi(M— tti)2sin  J(t*  +  Mi)*, 
so: 

«l«  =  4cOSi(M  — tli)«{o«C08KM  +  t«i)a+6asiDi(tt  +  tli)«). 

Aus 

«a=4sinJ(M— Mi)*{«*sinKii+Mi)«+62co84(M+M,)a|, 

Z>«=4ta2sinKM+M,)2  +  62cosi(w  +  Wi)*) 
id 

*i«=:4cos  Km-  Mi)2  ja«cos  \{u  +  Mi)2+ ö^sin  Km+Wi)«!, 
l>i2  =  4{a«cosJ(ii  +  w,)2  +  62sinJ(M+Mi)«l 

Igt: 

««  =  l>2sin4(M— «,)«,     »i«  =  Z>i«cosi(u— Ml)«; 

so  immer 

as  eigentlich  wieder  die  Gleichung  der  Ellipse  in  Bezug  auf  das 
ystem  zweier  conjugirter  Durchmesser  ist. 


386  Gruneri:   Die  Theorie  der  Ellipse  und  üpperM, 

Fällt  man  von  dem  Mittelpunkte  der  Ellipse  auf  die  Sehne  i 
ein  Perpendikel,  so  ist  dessen  Gleichung  nach  dem  Ohigen: 

und   wenn  wir  die  Coordinaten   des  Durchschnittspunktes  dieses 
Perpendikels  mit  der  Sehne  s  durch  3^,  p  bezeichnen  j.   so  haben 

wir  zu  deren  Bestimmung  die  beiden  folgenden  Gleichungen: 

« 

?>-|^«tangi(tt+tti), 

P  —  6sinM=  — —  cota(ti  +  t«i)(JC— acosii) 
oder: 

|>=i:jia^tang4(M  +  tti), 

bUt  cos  i(u-i-  Ui) + aP  sin  l(u + Ui)  =  ab  cos i(n — Ui). 
Aus  diesen  beiden  Gleichungen  ergiebt^sich  leicht: 

ab^co8\(u — Ui)cosl(u  +  Ui) 


X  = 


V  = 


a^sin  i(tt+ iii)*+  6acos4(w+ M,)« ' 

a%  cos  l(u — «i)  sin  l(u  +  t/i) 


«2  sin  5(m  +  Wi  )^  +  6^  cos  ^(m  +  Ml  )^ 

Bezeichnen  wir  nun  die  Entfernung  der  Sehne  $  von  dem  Mittel- 
punkte der  Ellipse  durch  g,   so  ist 

g^  =  3P  +  l^^, 
also 

2 a%^cos\(U'-Ui)^ 

^   ~  a^ sin  l(u^uO^+b'^  cos  Uu  +  uJ^' 

und   folglich  nach   dem  Obigen: 


oder 


9  =  -gä"  c^^  Kw — Mir 


C0Si(M-Mi)2=j^^. 


Mach  dem  Obigen  ist  aber 


«« 


sin  J(ti  —  Ui)^  =  rä ' 


aus  einem  neuen  Geetcktejmnkte  dargeeteilL  387 

tiso 

welche  Gleichung  sich  auf  verschiedene  Arten  umgestalten  lassen 
rurde. 

Bezeichnen  wir  die  Entfernung  der  Sehne  Si  von  dem  Mittel- 
uokte  der  Ellipse  durch  ^i,  so  i^t  natürlich  ganz  eben  so: 

Addirt  man  die  beiden  vorhergehenden  Gleichungen  zusammen 
ind  verbindet  damit  die  aus  dem  Obigen  bekannte  Gleichung 


30  erhält  man  die  Gleichung 


Ferner  ist 


ilso: 


PToraus  sich 


qDDi  ■=  ^2absi  >    9i  ^ A  =  2a6« ; 


^  =  —  oder  5ö'=5i0'i 


ergiebt.    Auch  ist 

folglich  ^ 

Sind  «5  s'  9  s"  drei  dem  Durchmesser  D  parallele  Sehnen»  deren 
Entfernungen  von  dem  Mittelpunkte  der  Ellipse  respective  g,  g',  q" 
sind«  so  ist  nach  dem  Obigen: 

/>»  1 


388  Grunert:    Die  Theorie  der  Ellipse  und  Bpperbel, 

Z>2  1 

V     +  n2*    — *» 


Z>«  1 

Multiplicirt  luan  diese  Gleidiungen  nach  der  Reibe  mit 

und  addirt  sie  dann  zu  einander,  so  erbSlt  man  die  Relation: 


oder 


oder 


9«  (*'2  -  /'«)  +  9'«  (5"* — s^)  +  9^a  (»«  -  5'«)  =  0 , 


«2(y'2—  ^"2)  +  ä'«(9"*  — y2)  +  /'«(y*— 9'«)  =0. 


Wer  Vergnügen  an  der  Ableitung  solcher  allerdings  bemer- 
Icenswerthen  Relationen  findet,  dem  wird  das  Obige  vielfache  Ge- 
legenheit zur  Uebung  seines  Scharfsinns  darbieten.  Aber  die 
Mathematik  ist  an  dergleichen  Dingen  so  unendlich  reich,  dass 
auf  dieselben  in  der  That  nur  ein  geringer  Werth  zu  legen  ist, 
was  hier  im  Vorbeigehen  einmal  nicht  unbemerkt  bleiben  mag, 
weil  jetzt  Mancher,  der  einmal  eine  einigermassen  bemerkenswerthe 
Relation j  etwa  nur  bei'm  ebenen  Dreieck,  gefunden  hat,  immer 
gleich  meint,  eine  grosse  mathematische  Entdeckung  gemacht  zu 
haben,  und  darüber  staunt,  was  das  an  sich  so  einfache  ebene 
Dreieck  für  eine  merkwürdige  Figur  sei.  Wer  fleissig  arbeitet 
und  nur  ein  Fünkchen  mathematischen  Scharfsinns  besitzt,  findet 
solche  Dinge  alle  Tage.  Wie  wenig  Werth  in  wissenschaftlicher 
Rücksicht  ich  selbst  in  Bezug  auf  meine  Person  auf  dergleichen 
Dinge  lege,  mag  man  aus  dieser  gelegentlichen  Bemerkung  ent- 
nehmen. Man  freu't  sich  darüber,  wenn  man  sie  gefunden,  einen 
Augenblick,  macht  dann  aber  nicht^gleich,  wie  jetzt  hin  und  wie- 
der geschieht,  viel  Aufliebens  davon,  als  hätte  man  eine  grosse ^ 
mathematische  Entdeckung  gemacht. 


Durch  zwei  Punkte  der  Ellipse,  deren  Anomalien  Uq  und  Ui 
sind,  wollen  wir  uns  Berührende  an  die  Ellipse  gezogen  denken, 
so  sind  nach  §.  4.  deren  Gleichungen: 


aus  Hnem  neuen  Gesichtspunkte  dargestellt.  389 

6^  cos  tio -f- ff^  sin  fiQ = a6 , 

hx  cos  tf  I  -f  ^y  sin  «i  =  ab. 

Bezeichnen  nun  Xy  y  die  Coordinaten  des  Durcbschnittspunkts 
dieser  BerQhrenden,  so  ist,  wie  man  aus  diesen  Gleichungen 
leicht  findet: 

a:8in(Mo--M|)=      a  (sin  tiQ  —  sini£|), 

y  sin  («0  —  «i )  =  —  6  (cos  Uq — cos  Ui) ; 


also 


_    cosi(tto  +  Mi)  _    sinUg/o  +  "i) 

""     cos  HUq  —  Ml )  *       ^  cos  i(Wo  —  «*i )  * 


Bezeichnen  wir  nun  die  Entfernungen  des  in  Rede  stehenden 
Durchschnittspunkts  von  den  durch  die  Anomalien  t/o  und  ?i|  be- 
stimmten Berührungspunkten  respective  durch  £o>i  und  £],o>  seist 

r     «        a,  ^<^«if''o  +  Mi)m  .  ,«.  .  sini(Mo+J^)»« 

£;oa^=a«|cosMo-^^(-— -^lH6^is»ni/o-^^^^.(^^^^^^ji^ 

^^  *         CüSl(t/o  — M|)  •  'COsKWo-Wl) 

aLsOy  weil 

cos  «0  coS5(tio  —  Wi )  —  «"OS  \{uq  +  Ml)  =  — sin  ?/o  sin  i(t£o  —  Mi) , 
sin  Mo  cos  t(Mo  +  Ml )  —  sin  i(Mo  +  Mi)  =     cos  Mo  sin  i(Mo  —  M|  ) 

DDd 

cosMi  cos  [(mq—M])  —  cos1(mo  +  Mi)=     sinM|Sini(Mo — Mi), 

siniCi  cos  4(mo  —  Mi)  —  sin  J(mo  +  Mi)  = — cosmi  sin  4(mo — Mi) 

Ut,    offenbar : 

£Jo»i*=^"8  a(wo  —  Wi)^(a^  sinMo*+ 6*cos  Mo*)  , 

J5;,,o*=tang4(Mo-Mi)2(a2sinMi2+6«cosMi2); 

folglich : 

IJo,!*  _  fl^sinMo*  +  6*  cos  Mo* 
i;i,o*  ""  a*  sin  Ml«  +  6*cosm,** 

Auch  ist 

n*(sinMo  — sinMi)(sinMo4'SinMi) 


ii„*-.£i,o*=tangi(Mo-tii)«  ^/  ^  , 

(  +  6*  (cos  Mo  —  cos  Ml )  (cos  Mo +COS  Ml) 

==4tangl(Mo--^)*(ö*s"n(wo— Wi)sin(«o+Wi)--**8in(«o--<«i)s'"("o+«i))» 


390  Grunert:    Die  Tkeorie  der  Ellipse  und  Upperbel, 

also : 

Wir  wollen  uns  jetzt  in  drei  Punkten  der  Ellipse,  deren  Ano- 
malien f/o>  t/i>  ti<2  ftind.  Berührende  an  die  Ellipse  gesogen  dea« 
ken.  Die  Entfernungen  des  Durchschnittspunkts  der  ersten  nad 
zweiten  Berührenden  von  den  durch  die  Anomalien  Uq  und  Ui  be- 
stimmten Berührungspunkten  seien  Eq,i  und  £1,0;  die  Entfernun- 
gen des  Durchschnittspunkts  der  zweiten  und  dritten  Berührenden 
Ton  den  durch  die  Anomalien  ti|  und  u^  bestimmten  Berührungs- 
punkten seien  £x>a  "''^  ^a»i  >  ^'®  Entfernungen  des  Durchschnitts- 
punkts  der  dritten  und  ersten  Berührenden  von  den  durch  die 
Anomalien  %  und  Vq  bestimmten  Berührungspunkten  seien  E^ 
und  £o>ft'    ^^^^  i^t  nach  dejn  Obigen: 

jEon* a^  sin  Wo*  +  ^*co8t^ 

jEi,o*      a^sintii*  +  6*co8iii* ' 

Ey  ,a^_  g^sin  uj^  +  U^cobuj^ 

E^_  a^sint<a^  +  6«cosV, 
£o5i2* "~  a^sintfo^  +  6«cos  «0^ ' 


also   offenbar 


oder 


^OJl^     ^lj2^     ^^'l'O^ I 

^l'O        ^-'2-l         ''^0»2 


■^0»!  •  ^1>2'  ■^2>0  —  •^ü"2'  '^2>1  ••^1>Ü» 


•welche  Relation,  in  dem  am  Ende  des  vorigen  Paragraphen  an- 
gedeuteten Sinne,  vielleicht  auch  einige  Beachtung  verdienen  dürfte. 
Bei'm  Kreise  versteht  sich  diese  Relation  natürlich  von  selbst,  da 
in  diesem  Falle 

ist. 


§.  10. 

Um  die  Anwendung  der  Anomalien  auch  bei  einem  schwie- 
rigem Lehrsatze  und  einer  schwierigem  Aufgabe  zu  zeigen »  wol- 
len wir  mittelst  derselben  in  diesem  Paragraphen  zuvSrderst  das 
folgende  berühmte  Theorem  für  die  Ellipse  beweisen,  welches 
für   dei»  Kreis  bi^kanntlieh   von   Pascal  gefunden  und  mit   dem 


einem  neuen  GesicfUspnnhte  dargeHeitt.  391 

[amen  des  Hexagrammum  mystieum  belef^t,  späterhin  auf  alle 
Kegelschnitte  erweitert  worden  ist: 

Wenn  man  je  zwei  gegenüberstehende  Seiten  eines 
eliebigen»  in  eine  Ellipse  beschriebenen  Sechsecks 
is  zu  ihrem  Durchschnittspunkte  verlängert,  so  lie- 
en  die  drei  Durchschnittspunkte,  welche  man  auf 
lese  Weise  erhält,   jederzeit  in  einer  geraden  Linie. 

Das  in  die  Ellipse  beschriebene  Sechseck  sei 

Aq  Ai  A2  A^  A^  A^ 

nd  die  Anomalien  der  Punkte 

■"Of    -"!>    -^2»    -"3»    -"4»    ^5 

eien  respective 

Uq,   Ui9   «2,   M3 ,    M4,   t/5. 

»ann  sind  nach  §.  2.  die  Gleichungen  der  Seiten 

■"O"!»     -^X-^Q,)     -«2^3»     -^3^4»     -^4*^0  >     ^b^O 

ach    der  Reih^ : 

ba:co&\(uQ  +  M|)  +  rty8ini(My +  tii)  =  o6cos4(wo  —  «i), 
6a:  cos  i(Mi  +  i/a)  +  «^sin  \{ui  +  M2)  =  c/6  cos  \{ui  —  %)  > 

bx  cos  J(w2  +  M3)  +  ^y  «'»n  2(^2  +  %)  =  «6  cosKm2 — Ma)  f 
64:  cos  5(1/3  +  M4)  +  a^  sin  4(1/3  +  u^  =  a6  cos  l{u^  —  W4) , 
bx  cos  5(^4  +  Mö)  -|-  (^y  sin  ^(«4  +  M5)  ==  ab  cos  .2(^4  —  2/5) , 
6;:r  Gos  Kmj  +  Wq)  +  «y  sin4(t/5  +  «o)  =  «6  cos  ^("5— «o)  • 
U^  gegenOberstehenden  Seiten  des  Sechsecks  sind: 

AqAi,    A^A^',     A1A29   ■«4'^5  5       -^2^3»    -"5-^0  5 

nd  bezeichnen  wir  nun  die  Coorclinaten  der  Durchschnittspunkte 
ieser  drei  Paare  gegenüberstehender  Seiten  nach  der  Reibe  durch 

o  bähen  wir  zu  deren  Bestimmung  die  drei  folgenden  Systeme 
weier  Gleichungen: 

6jroCOsi(Mo  +  Ui)  +  o%sinl(uo  +  Ui)=:  ab  cos  Kuq—Ui), 

bXo  cos  i(Ui  +  u^  +  at}o  sin  i(us  +  u^=:ab  cos  l(us  -—  M4) ; 


3^  Grunert:    Die  Theorie  der  Ellipse  und  Hyperbel, 

bXi  C084(tei  -i-u^)  +  atfiS\nl(ui'^u^z=:abco6i(Ui  — Hj), 
bXi  cos  4(m4 + Wft)  +  atfi  sin  l(u^  +  u^) = ab  cos  \(u^  —  ttj) ; 

6)raCosi(tcs-f  ttg)  +  0t^2Sin9(<^ +i's)=a6cos3(ti2— tia). 

6)raCos  Ktift-f  «o)  +  Gt;asin  J(w6  +  Mo)=«6cosi(tt5— «o). 

Hieraus  erhalten  wir  sehr  leicht: 

^      si»  i(Mo  -f  Kl)  cos  ^«3  —  «4)  —  sin  ^(«3  +  u^)  cos  1(Uq — Ui) 
'<>""  sini(tio+Wi  — W3— ««4)  ' 

_  cos  i(Mo  -f  t£| )  cos  i(tl3  — 114)  —  cos  i(tl3  -f  «4)  COS  jC^Q— "i)  1 . 

*^®""  sini(«o  +  «*i— W8-«'4)  '    * 

_      sin  l(ui  -f  Mg) cos  .1(^4  —  «5)  —  sin  .^^4  -f-  u^)  cos  i(tfi  —  u^) 
* ""  sin 4(mi  + 1/2 — W4  —  «ö)  ' 


cos  Ulli  -f  ^)cosi 


sin  l(ui  +  «2  —  «4—^5)  ' 


_      sini(«2+^3)cosi(M5  —  Mo)  — sin  Iju^  +  Uq)cos  i(^2  —  «3) 
*""  sini(Ma  +  M3— «ft'-^'o)  .  '-^ 

—  «.  cos  i  (iia + «3)  cos  1  (M5 — ?f 0)  —  cos  i  (fi5  -t^  Mq)  cos  l  (Ma — «3) . 

Wir  wollen  nun   die  Gleichung   der   durch   die  beiden  Durcb- 
schnittspunkte  (Xo%)  und  (tit^i)  gehenden  Geraden,  welche  bekanntlich 

ist,    entwickeln,   wobei  es  also,    weil  wir  die  Coordinaten  To»  Vo 

schon  kennen,  hauptsächlich  auf  die  ßestiniraung  des  Bruchs  -^ — -^ 

Xo — »1 
ankommt. 

Die  beiden  Gleichungen 

btQ  cos  a(%  +  Wi)  +  at)Q  sin  J'(wo  +  Mj)  =  a6  cos  ^(«^0  *~  ^i) » 
6X0  cos  4(^3  +  M4)  +  at}o  sin  ^(«3  +  ««4)  =  ab  cos  4(^3  —  W4) 
kann  man  auf  die  folgende  Form  bringen : 

6(^0— ^i)  cos  J(wo  +  Mi)  +  a(i?o  —  »?i)sin4(Mo  +  Mi) 

=a6  ( cos  4(tio  —  M,)  —  —•  cos  2(^0 +«i)  —  ^  s«»  5(^0  +  Mj)  ), 


s 


au$  einem  neuen  GesichUpnnkte  dargestelU.  398 

*(^o— )fi)co8j(t^  +  ti4)  +  a(i;o-t;i)8"nl(w8  +  ««4) 
=  ab  \  cos  4(t«s  --  M4)  —  ^  cos  J(t«3  +  M4)  —  -^  sin  J(w3  +  «4)  )• 

Durch  Einführung  der  aus  dem  Obigen  bekannten  Werthe  Ton 
—  und  -T-  erhält  man  mitteist  ganz  leichter  Reductionen  sogleich : 

cosi("tio  — tii)~-~cosJ(t/o  fWi)---^sini(?/o+Wj)==cosi(t/o--tti) 

sin  \{tio — «2)  cos  U^4*-M5) —  co^  K^i  — ^^2)  sin  U^)  +  «i  — «4  —  ti^) 
■*"  sin  J (?«i  +  «2  —  M4 — Mö) 

Addirt   man   nun  auf  der  rechten  Seite  des    Gleichheitszeichens» 
80  ist  der  Zähler  des  dadurch  hervorgehenden  Bruchs: 

cos4(mo  —  Mi)sin  \{ui  +  u^—u^—u^) 
-f  siniCtfo  — Ua)cosi(t£4 — u^ — cosi(Mi  —'u^sml{iHQ-{-Ui  — W4— «5) 

=     isini(««o+«2  — ««4— W5)— isin4(t/o— -2wi  — Ma  +  M^+Mj) 
+  isin  4(tto  — «2  +  «4  -  ^b)  +  isin  J(mo  —  «'a  — «4  +  «*ö) 
—  4sini(tfo'+  »^  —  «4— Wft)— J  sini(iio  +  2mi  —  t«a  — 114— «5) 

=     4sin  Utto— Wa  +  «4— "0)— isin4(t/o— 2t/i  — 1/2  +  M4  +  «5) 
+  4  sin  i(tto — «^2  —  «^4  +  ^ö)  ~  4  «>"  2  (uq  +  2«!  —  % — W4— 115) 

=     sip  \{ui  —  M5)  cos  \{uq  —  Wi  —  02  +  ^4) 
— sin  \(ui  —  tift)  cos  5(wo  +  %  —  %  —  W4) 

=     28in  i(tio  —  «2)  sin  i(«i  —  W4)  sin  \{ui  — 115). 

Auf  ähnliche  Art  ist,  wie  man  leicht  findet: 

^  AA 

C0S4(l(8  — M4)  — ~C0S4(W3  +  «I4)— ysin4(2£3+ll4)==COS4(tl3— M4) 
S\n\{u^—U^COBi{Ui  — t/2)-t-C0S  j(t/4  — ?/5)sin^(Mt  +  «2  — «3— «4) 

""  sin  4(U] -|- 1/2  —  M4  — Wo)  ' 

und  subtrahirt  man  nun   auf  der  rechten   Seite   des  Gleichheits- 
seiefaens,   so  ist  der  Zähler  des  dadurch  hervorgehenden  Bruchs: 

Theil  XXIV.  27 


304  Grüner t:    Die  Theorie  der  Ellipse  und  ffpperöei, 

cosi(tt3—M4)«iDi(Mi  +«2—114—115) 

—  sin  J(ti8-— M5)co8i(Mi  — W2)-"C^^sJ(ii4-— Mö)sin4(wi+tta--»^-tt4) 
=     Isin  J(Mi+Wa— W3— 115)  +  isini(Mj  +U2i-Us  —  2u^  —  Uq) 

—  i«inl(«ii  — Ma  +  ^'s  — «*ö)  +  2S*Di(Mi— «,— t%  +  ti5) 

—  JßinKwi  +«4  -  «3  -  Wj)  — l8iii4(Mi,+  w«— Wg  —21*4  +  u^) 
=     ^sin  5(^1— Wa— M3  +  "ö)  -  «siw  i("i  +  m^— M3  —  21*4  +  u^) 

-Jsin  l(Ui  — «a  +  "3— «ö)  +  4sini(Mi  +  u^  +  «3  — 2t«4  —  M5) 

=  —  sin  ^(«2  —  «4)  cos  i(Mi  —  W3  —  «4  +  M5) 

+  sini(Ma— «*4)cos4(«^i  +«^3— «*4— -Wft) 
=  — 2sin4(Mi  —  M4)sini(M2— ?<4)8ini(2^  —  M5). 

Also  ist  nach  dem  Obigen: 

6(^0— )fi)  cos  4(«o  +  «i)  +  ff(%— t;i)sin4(tio  +  Wi) 

2a6  sin  K^q— «2)  sin  j(M|  —  M4)  sin  l(Ui  —Uj^) 

■^  sin  JK  +  «a— «*4  —  ^ö)  ' 

« 

_     2a6sin  -2(Ui  —  u^)su\  i(^2~"^^4)sin|(w3— m^)  ^ 
"" "~  sin  l(Ui  +  2^2  —  W4  —  M5) 

woraus  man   nun  ferner  leicht: 

6  (^0 — :»^i)  sin  i(Uo  +  Wj  -  W3  --  u^) 
2a6sin  ^^1—^4)       I    s"4K-W4)sJni(M3-ii5)sinJ(Mo+Wi)] 


sin4(Mi  +W2— ?/4~W5)  f+sin.Kwo-W2)«inUwi-^W5)sin4(t/3+M4)| ' 

o  (^0  —  ^1)  sin  5(^0  +  ^1  —  W3  —  M4) 
2a6sinK««i— W4)        I      sinK^a— W4)s»nJ(M3— M5)eos4(Mo+«i) 


sinJ(Wi+M2— W4~W5)  (  +sinKMü— 2^a)sinJK— W6)cosi(ii3+«4) 


erhält. 

Die  erste  eingeklammerte  Grösse  ist: 


aui  einem  neuen  GesicAiepunkie  dargeeielii. 

4  cos  i(Ma  -  Ms  ^  U4  +  W5)  8in  \(Uq  +  kJ 

—  \  cos  J(Ma  +  «3  —  M4— W4)  sin  1{Uq  +  U|) 

+  \  cos  J(Mo  —  «1  —  «^2  +  Wft)  sin  i('«3  +  ««J 

—  4  cos  J(tio  +  «1  —  M^ — tift)  sin  J(ii3  +  M4) 

=    1  sin  i(tto  +  ««i +%—•%-««* +  «5) 

+isin i("o  +  ««I  - wj  +  Wa  +  H'-^f^) 
-isin  i(Mo  +  «1  +  "»  +  «^— W4— 1x5) 

-JsinJ(Mo  +  Mi  — Ma-«3+«4  +  «*ö) 
+  J  sin  K^o— Wji  —  Wa  +  «'s  +  ««4  +  «0) 
— Jsin  Kwo—Wi  —  «^  —  «3— «^4  +  «'s) 

-isini(tto  +  Mi-tla  +  W3  +  M4~M5) 

+  Jsini(Mo  +  "i'-«^— ««s  —  W*  — W5) 

=    isinJ(Wo—Wi--Wa +^113  +  1*4  +  ^5) 

+  Jsin  l(iio  +  «1  +  tia— tt3^«4  +  Mö) 

+  Jsin4(-  Mo  +  Wi  +  «2  +  «3  +  «^4  -«ö) 
-Jsin4(-t/o— Mj+Ma  +  tta  +  M^  +  Mg) 

—  Js5nJ(«0  +  «*l— ^2— M3+M4  +  Wß) 

-isin4(Mo  +  Wi  +«a  +  M3  — ««4— «'s)- 
zweite  eingeklammerte  Grösse  ist: 

\  cos  4(Ma  --  «3  —  «4  +  "ö)  cos  4(Mo  +  ^) 
— 4  cos  4(Wa  +  «3  —  **4  —  «'s)  cos  4(Mo  +  Ml) 

+  4  cos  4(Mo  —  Ml  — . M^  +  «5)  cos  J(ll3  +  M4) 

—  4  cos  4(Mo  +  Ml -- tta  —  Mg)  cos  4(M8  +  M4) 
=      icosi(Mo  +  M|+Ma  — M3  — «4  +  115) 

+  icos  J(Mo  +  Mx  — Ma  +  M3  +  «4— Mg) 

— J  cos  \{uq  +  Ml  +  t/a  +  M3  -  M4  —  tfg) 

—  \  cos  4(Mo  +  Ml  —  U^  -—  «I3  +  M4  +  Mg) 
+  J  cos4(Mo  —  Ml  ^«a  +  M3  +  M4  +  Mg) 
+  JCOSi(Mo  — Ml  -Ma  — M3--?/4+mJ 
-^iC08i(Mo  +  Mi—Ma  +  M3  +  M4 -.  Mg) 

—  1  cos  4(Mo  +  Ml -^  Ma  — M3 -^  M4.^Mg) 
=       Jcos  4(Mo— Ml  —  Ma  +  M3  +  M4  +  t/g) 

+  J  cos  |(Mo  +  Ml  +  Ma  -  M3  —  M4  +  Mg) 
+  JC0S4(— Mo+Mi+Ma  +  M3+M4— Mg) 

—  iC0S4(— Mo-Mi+Ma+M3+M4  +  Mg) 

—  ico»4K  +  «1  -Ma  —  M3  +  M4  +  Mg) 

—  icOS4(Mo  +  Ml  +  Ma  +  M3  — M4  — Mg). 


2T* 


396  G runer t:    Die  Theorie  der  Ellipse  und  Hyperbel, 

Setzen  wir  also  der  Kürze  wegen: 

Jf  =  sin  i(Wo  -  ^1  — ^2  +  Ws  + 1/4  +  M5) 
+  sin  \{Uq  +  «1  +  Ma  —  "s  — «^4  +  «'s) 

+  sini(— «'o  +  ««l+W2+«^8+«'4— W4) 

-sinK— t/o— ti, +Ma  +  tt3  +  t/44M5) 

—  sin  J(Mo  +  «1  —  Wa— "3  +  «4  +  «ö) 

und 

iV  ==  cos  i(Mo  —  «'l  —  ^2  +  «3  +  ^4+  ^5) 
+  COS  J(Mo  +  M|  +  Ma  — 1«3  —  "4  +  "ö) 
+  COSi(— Wo  +  tli+t«a  +  M3+«4-«6) 
-COSi(— Wo~Wi+Wa+««3+«^4+Wö) 

-  cos4(Mo  +  m,  —  Ma  -  W3  f  M4  +  ttj) 

-  COS  i(Mo  +  W,  +  Ma  +  Ms  —  ««4— «*6)  > 

60  ist  nach  dem  Obigen  offenbar: 

und    die   Gleichung    der    durch    die    beiden    Durchschnittspuni 
(^o^^o)  "^<^  (^1^1)  gehenden  Geraden  ist  folglich: 

oder^   wie  sogleich  erhellet,   auch: 

ö    N 

Um  nun  die  Gleichung  der  durch  die  beiden  Durchschnittspunk 
fri^i)  ""^  (^2^2)  gehenden  Geraden  zu  finden,  müssen  wir,  u 
aus  dem  Obigen  auf  der  Stelle  erhellet«    in  der  Gleichung 

b    N 
für 
respective 


OHM  einem  neuef^  Gesichtspunkte  dargesielii. 


397 


«1»      W2>      «8»      «4»      «6»      «0 

m.  Dadurch  gehen  fo'  ^o  '^^  h*  9i  ober,  und  wenn  nun  M,  N 
V j  N'  übergehen,  so  ist  die  Gleichung  der  durch  die  Durch- 
ittspunkte  (Xit^i)  und  {X^t}^  gehenden  Geraden: 

b    JS' 

it  man  nun  aber  die  in  Rede  stehende  Substitution  in  der 
36  M  TOT,  so  erhält  man: 


JU*  =  sini(Wo  +  «1  — «2  -«8  +  **4  +  ^^ö) 
+  sin4(Wo  +  Mi  +  Ma  +  tt8-W4-«'6) 
+  sini(-«io— "i  +  ««a+«8  +  «'4+««6) 
—sin  4(Mo  -  «1  -  ««2  +  «8  +  «4  +  «ö) 
— sini(««o  +  «*i  + «'«— «3— «^4  + «*) 

-sin  J(— Mo  +  Wi +t<2  +  M3  +  »^4-«6) 

2=-^  sin  4(Wo  —  Ml  —  Ma  +  «s  +  ««4  +  «'ft) 
—sin  K^o  +  «1  -t  «2  — «^3  —  ««4  +  «^ö) 
— sin4(— Uo+tfj  +M2+%  +  «4— «ö) 

+  sini(— Mo  — Wi +«3+^3+114  +  ^5) 

+  Si  n  i  (Mo  +  Mj  —  Mjj  —  t/3  +  M4  +  M5) 
+  sin  4(Mo  +  Mj  +  Mj  +  Mg  — M4  —  Mß). 

it  man   die   in  R^de  stehende    Substitution   in  N  vor,    so 
t  man: 

N'  =       COSJ(Mo+Mi— Mg  — M3+M4+Mß) 

+  cosiO'o  +"1  +«^a  +  «'s  — "4— ««5) 

+  COSi(— Wo— Mi+M2  +  M3  +  M4  +  Mß) 

—  cos  J(Mo— Ml  — Ma+  M3  +  «4  +  Mß) 

—  COsJ(Mo+Mi+?^— ?*3— M4  +  M6) 

—  COSK-M0  +  M1+M2+M3  +  M4— Mß) 
=  —  cos  J (Mo  -  M,  -  Mg  +  M3  +  M4  +  Mg) 

—  COS  |(Mo  +  Ml  +M2  — M3  — M4  +  Mß) 

—  C0S4(— Mo  +  M|  +M2  +  M3  +  M4-M5) 

+  COS  K— «*ü  — «^ +"2  +  «'3 +"4  +  *'ö) 
+  COS  o(Mo  +  Ml  —  M2~M3  +  M4  +  M^) 

+  COS4(Mo  +  Mi+Mg+M8  — M4— M5). 


308  Grünen :    Die  Theorie  der  Ellipse  und  Hyperbel, 

Vergleicht   man   diese    AUsdnieke   Von    JUS  ZV'    mit  den    obigen 
Ausdrücken  von  M^  N^  so  ergiebt  sich  auf  der  Stelle: 

N*      N 
M'cü  —  M,  N'ojz^N;    also  ig/=»T&» 

und  die  Gleichung  der  durch  die  Durch«chnittspnnkte  (Xil^i)  und 
(^2^2)  gehenden  Geraden  ist  also  nach  dem  Vorhergehenden: 

Ganz  durch  dieselbe  Gleichung  wurde  aber  nach  dem  Obigen  auch 
die  durch  die  Üuröhschhittspunktö  (Mo)  ""^  (Ji^i^i)  gehende  Ge- 
rade cbaraktefif)lrt.  Also  liegen  die  drei  Dufchschnittspankte  Orot^)i 
fri^i)j  (Jf2%)  in  ö*»ner  und  derselben  geraden  Linie,  welches  der 
zu  beweisende  Satz  war. 

Der  aus  dem  Vorhergehenden  sich  ergebende  Ausdruck  der 
Gleichung  der  Geraden,  in  w^lötier  die  drei  Durchschnittspunkte 
jedes  der  drei  Paare  Von  Gegenseiten  des  lli  die  Ellipse  beschrie- 
benen Sechsecks  liegen,  durch  die  beiden  Halbaxen  der  Eklipse 
und  die  Anomalien  der  sechs  £cken  des  Sechsecks  scheint  mir 
an  sich  sehr  behiefkeniwerth  zU  sein  und  bt  als  das  Hauptresaf^ 
tat  der  vorhergehenden  Utitersuchung  zu  betrachten.     Die  Grosse 

b    N 
«^  ist  bekanntlich  die  tflgöntitnetriscbe  Tangente  des  auf  die 

aus  der  analytischen  Geometrie  bekannte  Weise  genommenen 
Neigungswinkel  der  in  Rede  stehenden  Geraden  gegen  die  Axe 
2a  der  Ellipse. 


§.  11. 

Wir  wollen  nun  die  folgendö  Aufgabe  auflösen : 

In  eine  Ellipse  ein  Dreieck  zu  beschreiben,  des- 
sen Seiten,  iiöthigen fällig  gehörig  verlängert,  durch 
drei   gegebene   Punkte   gehen. 

Die  Geschichte  dieser  für  den  Kreis  zuerst  Castillon  von 
Cramer  vorgelegten  Aufgabe  ist  bekannt,  und  man  weiss,  wie 
ungemein  weitläufig  die  von  Lagrange,  Euler,  Lexell  gege- 
benen analytisch- trigonometrischem  Auflösungen  derselben  sind, 
namentlich  den  so  sehr  einfachen  Constructionen  von  Giordano 
di  Ottajano,  Malfatti  u.  A.  gegenüber.  Die  neuere  analy- 
tische Geometrie  hat  allerdings  auch  bei  dieser  Aufgabe  sehr 
Vieles   geleistet,    und    hat    dieselbe    bekanntlich    auf  alle   Kegel- 


iinem  neuen  Gesichtspnnhie  dargestellt.  389 

«ehoitte,  ja  auf  beliebige  in  dieselben  zu  beschreibende  Vielecke» 
deren  Seiten  sämmtlich  durch  gegebene  Punkte  gehen  sollen« 
erweitert,  worüber  ich  hier  nichts  weiter  sagen  will,  weil  diese 
neueren  Untersuchungen  bekannt  genug  sind.  Neben  den  bekann- 
ten analytischen  Auflösungen  dürfte  jedoch  auch  die  folgende,  an 
sieb  ziemlich  einfache  Auflösung  der  auf  die  Ellipse  erweiterten 
Aufgabe  einen  Platz  verdienen  und  den  zweckmässigen  Gebrauch 
der  Anomalien  bei  der  Auflösung  von  die  Ellipse  betreffenden 
Angaben  va  zeigen  geeignet  sein. 

Die  Coordinaten  der  drei  gegebenen  Punkte,  durch  welche 
die  Seiten  des  in  die  Ellipse  zu  beschreibenden  Dreiecks  gehen 
Mlfen,  seien  f^g^  fn  gi\  A»  g^»  Die  Anomalien  der  drei 
Spitzen  oder  Ecken  des  gesuchten  Dreiecks  seien  u,  u^,  %;  so 
sind  nach  J{.  2.  die  Gleichungen  der  Seiten  desselben: 

6a;cos  \(u  -f  u^)  -f-  ai^  sin4(ii  +  u{)  =  a6  cos  5(1«  —  t/j), 
bxcGB\{Ui-\ii^  \  ay$\n\{Ui^v^:==iabcoH\{Ui^u^), 
6a: cos  \{u^  +  «)  +  ayAn  i{u^  +  «^)  =  ab  cos  \{u^  —  u) ; 

und  sollen  nun  diese  Seiten  nach  der  Reihe  durch  die  Punkte  {fg)t 
\    if\9\)y  (Affe)  gehen,  so  haben  wir  zur  Bestimmung  der  drei  Ano- 
malien u,  Ui,  ti2  die  drei  folgenden  Gleichungen: 

bf  cos  i(«  +  Ui)  -\-  ag  sin4(tt  +  Mj)  r=  üb  cos  J(m  —  u{) , 
bfi  cos  i(Mi  +  Wa)  +  agi  sin  \{Ui  +  Ui^  =  ab  cos  5 (Wi  —  m^)  , 
6/2 cos  i(w^  +  «*)  +  ag^^sxn  \{ii^  +  u)  =  ab  cos  5(^2  —  «*)• 

Die  zweite  und  dritte  dieser  Gleichungen  bringt  man  sehr  leicht 
auf  die  Form : 

^  1 6/i  cos  \u^  +  agi  sin  \h^  —  ab  cos  ^Wj )  cos  a«/^ 
==  [  bfi  sin  \Ui  —  agi  cos^u^  +  «6 sin  i*^|  {  sin  i w^ , 

1 6/3  cos  ku  +  ag^sm  \u  —  ab  cos  \u  j  cos  \u^ 
=  1 6/2  sin  \h  —  «^2  cos  \u  -\-  ab  sin  5«* !  sin  \u^ ; 


\ 


woraus 


bfx  cos  \Ui  -f  ff^j  sin  4^|  ->"  aft  cos  4^1 

ng4W2     ^^  gjn  ^1^^  —  fj^g^  cos  Jmj  +  ab  sin  Jmj  ' 

,     6/2  cos  \u  +  ff^2  sin  \u  —  ab  cos  ^gf  ^ 

*     *"*"6/2sinjM  — a(9r2COSaW  +  aÄsinJu' 


400       •   Grüner t:    Die  Theorie  der  Ellipse  und  Hpperbel, 

also  die  Gleichung 

bfi  cos  JM|  -J-  oQi  sin  ^i^i  —  ab  cos  \u-^ 
bfi  sin  iwi  — agi  cos  \Ui  -{-  ab  sin  \u^ 

^/jacosjgf  +  ag^s\x\\u  —  abcos\u 

bf^sm\u  —  atj^  cos  i«  +  ab  sin  \ü 

folgt  Multiplicirt  man  diese  Gleichung  nun  mit  dem  Prodacte 
der  beiden  Nenner  der  Torstehenden  Brüche»  so  bringt  man  die- 
selbe nach  einigen  einfachen  Reductionen  und  Verwandlungen 
sehr  leicht  auf  die  folgende  Form : 

0  =  (a^^Tj^a  +  ^Vi/i  -  a*6*)  s«»  J(w— «i)  —  «^(/l^a— jSI'i/a)  cos  4(if-tti) 

+  a62(/i-^a)sini(tt  +  i/i)— a^ftto'i  -5'2)co8i(u+t«,) 
oder. 

0=:(l--^.--J.j)sm5(W-Mi)  +  ^^   --ft---  J^^C08,(M~U,) 

Fflhrt  man  nun  in  diese  Gleichung  den  aus'  der  ersten  der  drei 
Fundamental -Gleichungen  sich  ergebenden  Werth 

f  n 

cos^Cm — Wi)  =  — co.s4(m  f  «/i)  +?sin  J(w-|-M|) 
ein,   so  erhält  man; 

oder : 

^^       a   a^   b  a   a^  b  2\ii/ 


einem  neuen  Gesic/Uspunkie  dargesielii,  401 

f 
md  setien  wir  der  Kürze  wegen: 

F _^        a     a'  b      ^       a    a'  ö 

M.  ^  • —  -7-  •  -jr- 

a    a       o    0 

,1     9    9i.U     ,1     9   92. fi 

^~  i      f\    U     9\   9^ 

a    a       ob 

so  haben  wir  die  beiden  folgenden  Gleichungen: 

F  G 

eini(«— Wi)=  -co8j(M  +  tti)  +-T-sin.l(f«+Mj) , 

f  n 

cosa(«*  — Wi)=  -  cosJ(w  +  tij)  +  2.sini(M  +  Wi).    ' 

Aas  diesen  beiden  Gleichungen  ergiebt  sich,    wenn  rnan  quadrirt 
and  dann  addirt,  die  Gleichung: 

1  =— ^  cosi(M +  Mi)«+— p^sin  J(ti  +  w,)« 


also: 


+  2^^^8inU«  +  «i)cosiO*  +  Mi), 


FM-/[«  l+co8(u  +  Ui)      G^+g^   1  — co8(tt-f  ttt) 
^—      «a     •  2  +      6^ 2 


+  ^^8in  (.  +  «,), 
oder: 

F2  +  /^       G2^.^« 


1  — 


2a«  2&« 


Wie  man  mittelst  dieser  Gleichung  u  +  üi  bestimmen  kann, 
ist  bekannt  genug  and  bedarf  einer  weiteren  Erläuterung  hier  nicht. 
Hat  man  aber  ti-f  «1  gefunden,  so  sind  im  Obigen,  wie  eb^tafalis 
auf  der  Steile  erheilet,  Formeln  genug  enthalten,  mittelst  weicher 
sieb  alle  drei  Anomalien  der  Ecken  des  gesachten  Dreiecks  bo- 


40S  Grunert:    Die  Theorie  der  Eliipse  und  Bpptrbei, 

stimmen  lassen ,  wodurch  dann  dieses  Dreieck  selbst  gcftinden  ist 
Den  tbeilweise  sehr  weitläufigen,  oben  erwähnten  analytischen 
Auflösungen  für  den  Fall  des  Kreises  gegenfiber,  scheint  rair  die 
vorstehende  Auflösung  ffir  den  allgemeineren  Fall  der  Ellipse  wohl 
hinreichende  Einfachheit  ea  besitzen,  und  dürfte  wohl  geeignet 
sein,  den  Gebrauch  der  Anomalien  auch  bei  der  Auflösung  ande- 
rer Aufgaben  zu  empfehlen,  was  der  hauptsächlichste  Zweck  des 
Obigen  ist. 

Nachträglich  will  ich  noch  bemerken,  dass  ich  aus  der  obi- 
gen Gleichung  zwischen  cosiu-^-u^)  und  sin(te-|-tti)  den  folgenden 
Ausdruck  für  tang2(t£-ft<i)  abgeleitet  habe: 


.4b^>«^haM« 


^^±V(^S)'-<'-'-^)<'--i^> 


tangj("  +  tti)  = 6r«T^ 


a' 


6« 


§.  12. 

Diese  leicht  weiter  ausaddehnenden  Untersuchungen  über  die 
Ellipse  wollen  wir  mit  den  folgenden  Betrachtungen  über  deren 
Quadratur  beschliessen. 

Wenn  wir  annehmen,  dass  der  Halbmesser  r  der  Ellipse  von 
dem  positiven  Theile  der  Axe  der  x  an  nach  dem  positiven  Theile 
der  Axe  der  y  hin  den  Winkel  cp  und  den  entsprechenden  ellip- 
tischen Sector  iS  beschrieben  habe,  so  ist  bekanntlich 


^iC'^r^dq), 


Die  dem  Endpunkte  des  Halbmessers  r  in  der  in  Rede  stehen- 
den Lage  desselben  entsprechenden  Coordinaten  und  dessen  Ano- 
malie seien  jo,  y  und  u,  so  ist 

a:  =  reosg),   y  =  rsing)    und   a:  =  acosii,  y=6sinti; 

also 

rcosg)  =  acosw,   rsing)  =  6sinu; 

wotaus  «ich  auf  der  Stelle 

r^  =  a*cosM'+  6^sinM* 

ergiebt.    Ferner  ist: 


1 


einem  netten  Geeichtspnnkle  dnrgesteiit.  403 

sin  4>8»*-ffeo0  96^2^     6oo«udu; 
ilM,  weiiji  mall  6r  «limlnlrt: 

r99)=(asinttsingp  -|'6cos^c<>S9)d^» 


w«raiMi 


t<9^==faisiiili.r$in9-f  6cöätl.rC089)8u 
=  (asinu.6sinu  -f  6co8U.acosu)dM 
Äc  «6  (sin  I** + cos  »•)  3» , 


also 


folgt.     Daher  ist 

/       r^dcp^rzab  1      duz=:abu, 

o  o 

folglich   nach  dem  Obigen: 

S=z  iabu, 

welche  Formel  jed^nfklls  sehr  Jbemerkenswerth   ist. 

Für  eine  andere  Anomalie  Ui,  welcher  der  elliptische  Sector 
Si  entspricht 5  ist 

Si  =  imbui , 
also 

Das  den  Anomalien  u  und  ti|  entsprechende  elliptische  Segment 
«ei  Sf  so  ist  offenbar^  wobei  Taf.  XU.  Fig.  2.  zur  Erläuterung 
dient,  in  völliger  Allgemeinheit: 

S=Si — jS — ^rri8in(g>i — y). 
Aber 

fVi  sin  (g>i  —  ip)=:ri  sin  (pi .  r cos  9?  —  Vj  cos  q>i .  rsin  gp 

sst/^sime^  .«t3ö«ii^aeo6ti|.ifts(ntt 

=:  a6  (sitt  2^  €os  «« —  cos  t<4  sin  u) 

.=  f/6sin(2<|  —  m)^ 
also 


404  Grunerl:    Die*Theorie  der  Ellipse  und  appfirbei, 

S=  Si^S'-lab  sin  (Mj  —  t*)  =  4a6  { u^  —  w — sin  (t^  —  u)\ , 

wobei  immer  M|  >  u  vorausgesetzt  norden  ist. 

Ist  £  der  elliptische  Seetor ,  weichen  der  von  dem  in  dem 
positiven  Theile  der  Axe  der  as,  insofern  2a  die  Hauptaxe  und 
als  Axe  der  äs  angenommen  worden  ist»  liegenden  Brennpunkte 
der  Ellipse  ausgehende  Vector  von  dem  positiven  Theile  der  Axe 
der  X  an  bis  zu  dem  Endpunkte  des  Halbmessers  r  beschrieben 
hat 9  so  ist 9  wie  sogleich  in  die  Augen  fallen  wird.  In  völliger 
Allgemeinheit: 

£=iS — ker8inq>^  S—^iebeinu, 

wo  e  die  Excentricität  der  Ellipse,  d.  h.  die  Entfernung  des  io 
Rede  stehenden  Brennpunkts  von  dem  Mittelpunkte  bezeichnet. 
Also  ist  nach  dem  Obigen: 

£=  labu — lebsinu  =  lb  (au  — esinü), 
oder : 

2=zlab(u sin  tt) , 

f 
und  folglich,    weil 


ist: 


2;=:ia6(M~sinwY  l-^^V). 


11.     Die    Hyperbel. 

§.  13. 

Von  den  beiden  in  dem  Mittelpunkte  C  (Taf.  XII.  Fig.  3.)  der 
in  der  Figur  durch  vollständig  ausgezogene  Linien  dargestellten 
Hyperbel  sich  schneidenden  Axen  ^^i  =  2a  und  BB^=z^b  dieser 
Hyperbel  sei  AAy^  die  Axe  der  x  und  BBi  die  Axe  der  y,  und  CA 
und  Cß  seien  die  positiven  Theile  dieser  Axen,  so  ist  bekanntlich 


©'-(!)*= 


_  V 


fftrt  etfiem  neuen  GesicMspnnkte  darge1$eHt.  406 


Gleichang  der  Hyperbel.  Ueber  der  Axe  AA^^=2a  be8chrei|[)e 
n  die  in  der  Figur  durch  punktirte  Linien  dargestellte  gleicb- 
ige  Hyperbel  als  eine  Hiilfsbyperbel,  so  wie  wir  früher  bei 

Ellipse  den  Hüifskreis  beschrieben;  und  wenn  nun  P  ein 
iebiger,  durch  die  Coordinaten  a:,  y  bestimmter  Punkt  der  ersten 
perbel  ist,  so  sei  I^  der  Durchschnittspunkt  der,  der  Coordi-  ^ 
e  y  entspreche» den  Linie  PQ^  wenn  man  dieselbe  nutbigen- 
•  gehurig  verlängert,  mit  der  über  AAx  als  Axe  beschriebenen 
ichseitigen  Hyperbel.  Zieht  man  dann  CP* ,  so  soll  der  von 
$er  Linie  mit  dem  positiven  T heile  CA  der  Axe  der  x  einge- 
lossene  Winkel,  indem  man  diesen  Winkel  von  dem  positiven 
»ile  CA  der  Axe  der  ac  an  nach  dem  positiven  Theile  CB  der 
)  der  y  hin  von  0  bis  360^  zählt,   durch  u  bezeichnet  werden. 

erste  Coordinate  des  Punktes  P  ist  offenbar  x,  und  die  zweite 
»rdinate  dieses  Punktes  wollen  wir  durch  y'  bezeichnen.  Dann 
offenbar  in  völliger  Allgemeinheit,  wenn  CP'=r'  gesetzt  wird': 

x=:r'cosu,    y  =  r'sintt. 
I  ist  aber 

©'-(f)'='-  (f)'-(9'="' 

r'*(cosu*'— sintt2^=r'*cos2M=a*, 

lieh 

,      a_ 

V^cos2m* 

r"  nur  dann  reell  ist,   wenn  cos2u  positiv  ist.    Folglich  ist 

acost^ 

X^    —===Z.  9 

V  cos  2u 
weil  wegen  der  obigen  Gleichungen 


ar =©■ «-.'  ^=>- 


,   ^SL  y  und  y'   offenbar    immer    gleiche   Vorzeichen    haben, 
^y'  ist,   so  ist  nach  dem  Obigen: 

br'  .  6 Sinti 

«  Vcos2te 

eh   den  Winkel  u,   den  wir  auch   hier    die  Anomalie  des 


PnnktM  ißiß)  nennen  woll#o,  laMfn  »iok  fd«>  dl«  CfforAoattn 
m,  g  diecM  Poiiktes  naf  folg^pd«  Art  muidrQcfcoii: 

aeosu  bAnH 

"  Der  Grand ,  dass  diese  Avedrflcke  bd  Wettern  nleU  ee  leiRlkah 
äbid  wie  die  e^tepredieiidea  Auedrileke  bei  def  JSiWpm^i  liegt  Im 

WeseDtüchen  in  der  geringeren 'Einfig^hMt  der  GlekÄmag 

•*     ■  < 

ooei^'^-eintf'.;;:;  cmi2ai 

Im  Verbfiltniee  so  dar  Gleichung 

ceei^-f  «inM^cg;!. 

Öle  Anomalien  gewShren  daher  bei  d^  Hjrperb^l  weniger  Vortliei|0 
p|e  bei  der  Ellipse,  wesbalb  Ich  kniob  ancb  hier  mit  der  ergterea 
dorve  in  geringerer  AasfBbrIlcbkelt  als  nllt  der  letsteren  besebSF 
figen  werde. 

Man  kann  ancb  noch  die  folgenden,  'ans  dem  Obigeo  aidb 
onmlttelbar  ergebenden  AusdrGcke  von  ^r«  3K.  merken : 

gcosy  ftshi^ 

*~V"cös2t«'  *^'"V^sa5' 

Sollen  die  gefundenen  Ausdrücke  der  Coerdinaten  reell  sein»  so 
muss  cos2ic  positiv  sein.  Theilen  wir  nun  das  Intervall  0  bia  2it 
in  die  sechs  folgenden  einzelnen  Intervalle: 

0      bis    2  ^» 


1^     *»     I^ 


4" 

99 

4»' 

4 

1« 

99 

6 
4«. 

6 

4» 

99 

7 
4"' 

7 
4« 

»» 

8 
4«. 

I 


so  liegt,  wenn  u  in  diesen  Intervallen  liegt,    2t«  beziehungsweise 
in  den  folgandep  Intervallen : 


gm»  e09im  mum  G09ichf9puHHte  dargetteUi.    .  407 

0     bis     ^TT,    cosu  positiv,. 


1 

2" 

99 

3 

negativ, 

3 
2« 

f» 

4 

5», 

positiv. 

4 

2« 

»» 

5 

2», 

positiv, 

e 

2* 

99 

7 
2«. 

,,    - 

negativ, 

7 
2" 

»» 

8 
2». 

positiv. 

o  sind  die  obigen  Ausdrücke  der  Coordinaten  nur  dann  reell, 
in  u  in  den  folgenden  Intervallen: 


I.  in  den  Intervallen: 


0 

bis 

1 

4«' 

3 

4« 

j> 

4 

4«. 

4 

9» 

5 

4«. 

7 
1« 

»» 

8 

0 

bis 

1 

1«, 

3 

4» 

99 

5 
4«' 

7 
4« 

» 

8 

4« 

t.    In   allen   übrigen  Fällen   sind    die    obigen   Ausdrücke   det 
rdinaten  imaginär. 

§.  14. 

Zu  der  bisher  betrachteten  Hyperbel,  deren  Scheitel  Ay  A^ 
deren  Axen  AA^  =  2a  und  BB^  =26  waren,  wollen  wir  jetzt, 
Taf.  XII.  Fig.  4.  zeigt,  eine  zweite  Hyperbel  beschreiben,  deren 
attel  Bt  Bx  und  deren  Axen  BBx  =  26  und  AAi «;::  2a  aind. 
n  ist  offenbar 


MB         (Srmmwi}  m*  ntorH  4kr  Batp$$  m^^M$ißtr§ii, 


(f)'-(9*= 


■  t 


*iRe  Gleichung  dieser  iweiten  Hyperbel»  und  aie  Gleichongen  od- 
•erer  beiden  Hyperbeln  «ind  daher 

(f)-(f)*=+>  "'■.(f)'-(r)*=- 

weshalb  wir  Im  Folgenden  diese  beiden  Hyperbeln  rvspeetive  die 
positive  Hyperbel  und  die  negatiVe  Hyperbel  nennen 
wollen  *). 

5. 6. 


.'-•     ■  '  ■  >    .    .     .:l. 


I  /    ^  .  »       r 


Wir  wollen  jetzt  die  Gleichung  der  Geraden. :  snöfaen,  weicht^ 
durch  die  beiden  Punkte  der  Hyperbel  **)  geht»,  deren  Anomalien 
m  und  tti  sind. 

Beceichneo  wir  die  gesachte  Gleicfantfg  durch 

1 

SQ  ist,  weil  nach  {[.  13.  die  Coordinaten  der  beiden  g^ebeoen 
Punkte 

acosu          6  sin«          .     acosui  ^sinu, 
und 


V  cos  2t*       V  cos  2m  V  cos  2mi       V  cos  2u^ 

sind : 

6sinu  ^   acoste        ^ 


V^cos2i«  .  V^cos2« 

6siiit£|  acostix         -, 

Vcos2wi  Vcos2mi 

und  die  gesuchte  Gleichung  hat  also  eine  der  beiden  folgenden 
Formen : 

6sinu  .    acosu 

V  cos  2m  V  cos  2m 

6sinuj  .,             costti    ^ 

^      V^cos2t«i  ^.          V^cos2tti' 


I 

*)  Wollte  man  eine  ähnliche  Cqnstraction  auch  bei  der  Ellipse  roachefl, 
■o  irürde  offenbar  die  zweite  Ellipse  mit  der  ersten  ganz  coineidiren. 
**)  Ohne  Beisatz  rerstehen  wir  immer  die  positive  Hyperbel. 


mts  einem  neuen  Geeichispunkie  dargeeielU,  409 

Leicht   findet    mao    aber    aus   den    vorhergehenden   Gleichungeo: 

>  .  • 

b    sin M  V^cos 2mi  —  sin  Wj  \^cos2u ^ 

^  ö    cos  u  V  cos  2wi  —  cos  t«i  V  cos  2m 

also  Ist  die  gesuchte /Gieichang: 

•♦  

bsinu        b   sinttV^cos^Wi—sintti  V^cos2m  .         acosti  . 

y —    ^     =— ^  * — ^  (3? ^        — ) 

V  cos  2tt      o   cos  I«  V  cos  2mi  —  cos  u^  V  cos2i«        V  cos2m 

oder: 

6sintf|  ~     b    sinMV^cos2wi— Sinti,  V^cos  2m ^        acostii   ^ 

y =— . jz^=±z — jr (x 7^ — =) ; 

Vcos2mi      ''   cosmV  cos2?/i— co8«iVcos2m        V  cos2mj 

öder  aiichy  wie  man  mittelst  einiger  leichten  Transformationen  findet: 

6{sinM  V^cos2m, — sinM|  V^cos2M)a:     i 

?    =fl6sin(M — Ml). 

-=-  a  (cos  M  V  cos2M|  —  cos  üi  V^cös  2m)  y    ) 
Auch   ist: 
(sinM  Vcos2M|  — sinMj  V  cös2M)(8inM  V  cos2mi  +sinM,  Vcos2m) 

=  sinM*cos2Mi — sin  Mj^  cos  2m 

==sinte^cosMi2 — cosM^sintii* 

= si  n  (m  —  M, )  sin  (m  +  t/j ) 
und 

(cos  M  V^cos2m7 — cos  M,  V^cos  2m)  (sin  u  V'^cos  2mi  +  sin  m,  V^cos  2m) 
=     sinMC06MC052M|— sinM,  cosm,  cos2m— sin(M--Mi)V^cos2Mcos2Mi 
=     sin  M  cos  Ml  (cos  M  cos  Ml  -J  si  n  M  si  n  Mj ) 

—  cosMsinMi(cosMcosMi-l-sinMsinMi)  — sin(M  — Mi)V^cos2mcos2mi 

=     sin  (m  —  M|) !  cos (m  —  Ml)  —  V^cos  2m  cos 2m,  ) ; 
folglich  nach  dem  Obigen: 

6    sin  (m  -f  Ml)  ^ 

~"  ^    cos  (m  —  Ml)  —  V^cos  2m  cos2mi 

and  daher  die  gesuchte  Gleichung  auch 

6sinM        b  sin(M+i«i) acosM 

^  -         »  — —  —  •  ■ ■ —  — — ■-.  f  ^  — — '    I '    — 'j 

^      V"cos2m      «    cos(m— Ml)  — Vcos2mcos2mi  V  cos  2m 

Theil  XXIV.  28 


410  Gruneri:    Die  TkeoHe  der  EUipse  und  Upperbel, 

oder 

Äsinui  b  sin(u+i<|)  ocosmi 

V^cos2mi        ö    cos(m— Wi)— Vcos2i*cos2mi  Vcos2t<i 

Bezeichnet  man  die  Entfernung  der  beiden  durcb  die  Anomalien 
u  und  tLi  bestimmten  Punkte  der  Hyperbel  von  Ränder  durch  t, 
so  ist 

\Vcos2m      V^cos2m,/  \Vcos2t«      V^cos2mi 

oder 

a*  (cos  u  \^cos  2^1  —  cos  u^  V^cos  2m)* 

'  ""  cos2tfcos2t<i 

6*  (sin  i<  V^cos  2i/i  «->  sin  u^  VcosJm)* 
cos  2u  cos  2^1 

was  sich  noch  auf  verschiedene  Arten  umgestalten  lassen  wurde. 


$.  16. 

Wir  wollen  nun  die  Gleichung  der  Berührenden  der  Hyperbel 
in  dem  durch  die  Anomalie  u  bestimmten  Punkte  derselben  suchen. 

Lassen  wir  die  Anomalie  u  sich  um  /lu  verändern,  so  ist 
nach  dem  vorhergehenden  Paragraphen  die  Gleichung  der  Gera- 
den, welche  durch  die  beiden  durch  die  Anomalien  u  und  u-{-Ju 
bestimmten  Punkte  der  Hyperbel  geht: 

bainu         b  s\x\Ciu-\^/lu)  ,  anosu 

V^cos2m       «    cos^u  --V^cos2mcos2(m  +  Juj  V^cos2w ' 

Diese  Gleichung  geht  in  die  Gleichung  der  Berührenden  in  dem 
durch  die  Anomalie  u  bestimmten  Punkte  der  Hyperbel  über, 
wenn  man  ,du  =  0  setzt,  oder  vielmehr  Ju  sich  der  Null  nähern 
lässt,  und  zu  der  Gränzgleichung  übergeht.  Dadurch  erhält  man 
für  die  Gleichung  der  Berührenden  die  folgende  Gleichung: 

^sinM        b  sin  2m  acosM 

^      Vcos2m~«    1  — VcÖsIm^  V^cosIm^* 

Bekanntlich  muss  cos 2m  positiv  sein,  weshalb  V^cÖs2m^  =  cos2tt 
zu  setzen  ist,   und  daher   vorstehende  Gleichung  in  die, folgende 

übergebt : 


am9  efnem  neuen  Gesichtspunkte  tlargesteiii,  411 

.    bsmu        b        firin2tf  /icosu 

oder,   wie  man  leicht  findet,   in  die  folgende  Gleiclmng: 

bnmu        b     ^    ,         aeos»  , 
^      V  cos  2m      a      '  V^cos2m 


•/ 


Diese  Gleichung  bringt  man  nber  auch  leicht  auf  die  folgende  Form : 

6j:cosm—  a^sinu  =  «6  V^cos2m, 
oder  auf  die  Form: 

arcosu  ^sinu    

a  V^cos  2m      b  V^cos  2m 


•  §.  17. 

Durch  den  Mittelpunkt  der  Hyperbel  und  den  durch  die  Ano- 
malie u  bestimmten  Punkt  derselben  wollen  wir  jetzt  eine  Gerade, 
einen  Durchmesser  der  Hyperbel,  ziehen.  Die  Gleichung  dieser 
Geraden  sei 

so  ist,    weil 

a  cos  u  b  sin  u 

V^cos  2m       V^cos  2m 

die  Coordinaten  des   Punktes    der  Hyperbel  sind,    durch  den  die 
in  Rede  stehende  Gerade  gezogen  worden  ist: 

b  sin  M  gcosM 


V  cos  2m  V  cos  2m 

also  y4='-tangM,   und  folglich 

b     ^ 
^  =  — artangM 

die  geeacbte  GIßichung. 

Sind  nun  überhaupt  X^  Y  die  Coordinaten  der  Durchschnitts- 
pnnkte  dieser  Geraden  mit  der  Hyperbel,  so  haben  wir  zu  deren 
Bestimmung  die  Gleichungen : 


\ 


(7)'-©=»'     F=*-A:ta„g«; 


28« 


412  Grunert:    Die  Theorie  der  Eiiipse  und  Upper  bei, 

au9  denen 

'A:\*   cos  2m 


(fj(l-.ta„g««)  =  (f) 


=  1. 


cosu* 
also  mit  Beziehung  der  oberen  und  unteren  Zeichen  auf  einander: 

^  =  i  T7^^— ------  '       «  ■  —  db  A  / r~ 

Vcos2u  V  cos2tt 

folgt. 

Die  Gleichung  der  Geraden,  welche  die  Hyperbel  in  dem 
durch  die  Anomalie  u  bestimmten  Punkte  beröhrt »  ist  nach  dem 
vorhergehenden  Paragraphen: 

bs\i\u         b  ,  acosu  ^ 

y  "'  T7=7T==  ~"  C0ttf(a?—  ^y -^), 

V  cos  2m      ö  Vco8  2i« 

und  die  Gleichung  einer  durch  den  Mittelpunkt  der  Hyperbel  die 
ser  Berührenden  parallel  gezogenen  Geraden  ist  folglich: 

ii=—a?  cot«. 
^      a  - 

Bezeichnen  wir  die  Coordinaten  der  Durchschnittspunkte  dieser 
Geraden  mit  der  Hyperbel  durch  X^ ,  Y\,  so  haben  wir  zu  deren 
Bestimmung  die  Gleichungen : 


aus  denen 


(^)-a-.o.„.,=(^.)'— -- 


sin  u^ 


also  mit  Beziehung  der  oberen  und  unteren  Zeichen  auf  einander: 

,  nsmu  öcosu 

Ai  —  +     ^         — ^—  '      ^1  ^^  db 


V^— cos2?/  V^ — cos  2m 

folgt.  Weil  nun  bekanntlich  cos  2m  positiv  sein  muss,  so  ist 
—  cos2m  negativ,  Äi  und  Vi  sind  folglich  imaginär,  und  die  positive 
Hyperbel  wird  also  von  der  durch  die  Gleichung 

b 
y  =z  —  a:  coizi 
a 

charakterisirten  Geraden  nicht  geschnitten.  Wir  wollen  daher  jetzt 
untersuchen,   ob  von   dieser  Geraden   die  negative  Hyperbel  ge- 


ÜM9  einem  neuen  Gesicäispunkie  dargesieiit.  418 

0chnitteD  wird.  Bezeichnen  irir  zu  dem  Ende  die  Coordinaten 
der  Durchschnittspunlcte  dieser  Geradeu  mit  der '  negativen  Hyper- 
bel durch  X' ,  F',  so  bähen  wir  zu  deren  Bestimmung  nach  §.  J4. 
die  Gleichungen: 

auN  denen 

\  «  /    ^  ^       \a  J         sin «•  * 

also  mit  Beziehung  der  oberen  und  unteren  Zeichen  auf  einander: 

y,  ösiiiM  bcosu 

-^  — — db  >  r       /T~ '      '    — -  db 


V^cos2«  V^cos2i« 

folgt.     Da   diese  Coordinaten  reell  sind»    so   wird  von  der  durch 
die  Gleichung 

V=  — arcoti« 

charakterisirten  geraden  Linie  die  negative  Hyperbel  wirklich  zwei 
Mal  geschnitten. 


§.  18. 
Die  beiden  im  vorhergehenden  Paragraphen  durch  die  Gleichungen 

y= -artangM,    ;/==-a:cotM 

m  Allgemeinen  charakterisirten  Geraden,  deren  Durchschnitts- 
)unkte  mit  der  positiven  und  negativen  Hyperbel  respective  {XT) 
ind  {X'Y)  sind,  heissen  conjn^irte  Durchmesser  der  H3rper- 
lel.  Die  bestimmten  linearen  Werthe  dieser  conjugirten  Durch- 
nesser  sind  die  Entfernungen  der  beiden  Punkte  von  einander« 
n  denen  von  dem  ersten  Durchmesser  die  positive,  von  dem 
;weiten  Durchmesser  die  negative  Hyperbel  geschnitten  wird,  and 
lollen  respective  durch  ^A  und  21?  bezeichnet  werden  *)» 


*)  Ich  glaube ,  dass  man  bis  jetzt  bei  der  Theorie  der  Hyperbel 
lie  Betrachtang  der  iie<;ativen  Hyperbel  mit  Unrecht  unterlassen  hat; 
lar  durch  deren  Einführung  erhalten  die  conjugirten  Durchmesser  der 
lyperbel  ihre  wirkliche  gpeometrisclie  Bestimmung.  Bei  der  Ellipse 
rfirde  die  negative  Ellipse  mit  der  positiven  zusammenfallen ,  wie  schon 
B  iTer  Note  zu  g.  14.  bemerkt  wojrden  ist. 


414  Gruneri:    Die  Theatie  der  EUipse  und  Hyperbel, 

Off«obar  Ut 

also,  weil  nach  dem  vorhergehenden  Paragraphen 

^       ,    acosM  ftsintii 


V^cos2m  Vcos2u 
ist: 

.«      a2cosit2  +  6«sinwa  ^      Va*cosM«+Ä«»igtt« 

cos2w  V^coslSi 

Auf  ähnliche  Art  ist 

also,   weil  nach  dem  vorhergehenden  Paragraphen 

V/—  I     «»!»«  17,        ,     Äcostt 


~  V  cos  2m  "~  V  cos  2m 

ist: 


_  g^ sin M»  -f  6^ cos m^  V  g^sin u^  +  6^ cosm» 

^  cos  2m  '         ■"  ^^0082« 

Aus  den  beiden  vorhergehenden  Ausdrfickeq  von  Ä^  und  B^ 
ergiebt  sich  auf  der  Stelle: 

An^       o«      g^CcosM^— sinM^)  — 62(cosm2  — sinM«)      {a^  -  b^)  Qo^la 

A^  —  /i^= ^ = rt ' 

cos  lu  cos  2m 

also 

welches  der  bekannte  wichtige  und  merkwürdige  Satz  von  den 
conjugirten  Durchmessern  der  Hyperbel  ist,  zu  dem  uns  also  die 
vorhergehenden  Rechnungen  auf  sehr  einfache  Weise  geführt  haben. 

Auch  kann  man  noch  die  Relation 

g*  +  6* 

'  cos 2m 

merken. 


§.  19. 

Wir  wollen  jetzt   den,  von  den  durch  die  Gleichungen 

b  b 

iy  =  — artangM,    ^  =  — arcotti 


aus  eiftem  neuen  GeHchttpunkte  dargeiieiii.  415 

charakterisirten  conjugirten  Durehmesftern  eingeschlossenen  Winkel 
durch  B  bezeichnen »  so  ist  nach  einer  bekannten  Formel  der  ana- 
lytischen Geometrie: 

b  \« 

—  (cott* — tangtt) 

tang6«=^^i— P 

1  -f-  ~2^ottttangti 

also,    wie  man  leicht  findet: 

___a^6*cos2M2 4o«Ä2cos2Ma_ 

tangö  -  („2  4.  ^2)2  si „  1^2  cos  tt«  •*"(«« +  6«)«  sin  2m«' 
oder: 

Nun   ist  aber 

tang(9« 
1  +  tang  6* 

also,   wie  man  leicht  findet: 

4a26«cot2tta 


sinö«  =  7-i 


(a«  f  6^«  +  40*62  cot  2m2  ' 
oder 

.    ^  4/i»ä*cos2m*  4a26«cos2t^ 

sm  ö*  =  T-i 


4a26a cos  21/2  +  («« + A*)«  sin  ^m«  ""  4a«62  +  (a*  -  6*)*  sin  2u« 

folglich : 

.    ^  2a6  cos  2m 

sin  ö  =     r  ~  —  • 

V^4a2^+  (a*— 6«)«sin2M* 

Nach  dem  vorhergehenden  Paragraphen  ist  aber: 

^«  m^      (a^cos  M*  +  A^sin  m*)  (a^sin  m*  +  6* cos  M*) 

^«iB*  =:^^ -^^r-K = 

cos2M* 

_  (g^ + h^)  sin  m*  cos  m*  +  a*6«  (sin  m^  -f  cos  m^) 

cos  2m2 

(a*  +  6*)  si  n  m*  cos  m*+  a*6*  (sin  m*+cos  m« — 2  sin  m«  cos  m*) 

cos  2m* 

__  gy^  +  (gg  —  6«)*sip  M«  cos  M» 

cosSm* 

_  4aa6g + (q«>-6*)«  sin  2m« 
^  4cos2m« 


0 


416  ßruneri:    Die  Theorie  der  Ellipse  und  Hyperbel, 

und  daher  nach  dem  Obigen: 

A^B^sm  6«  =  a^Ä^,    also  ab  =  ^Äsin  Ö. 

Bezeichnen  wir  die  beiden,  von  den  auf  der  positiven  Seite 
der  Axe  der  x  liegenden  Theilen  der  durch  die  obigen  Gleichun- 
gen charakterisirten  conjugirten  Durchmesser  mit  dem  positiven 
Theile  der  Axe  der  x  eingeschlossenen ,  180^  nicht  übersteigen- 
den Winkel  durch  c5  und  ö|^  so  ist  nach  den  Lehren  der  analy- 
tischen Geometrie  bekanntlich: 

tangö  =-tangw,    tangög  =-cotu; 


also 


tang  d)  tang  Ol  =  -2tangMCottt  =  -2i 


woraus  sich   unmittelbar  die  Gleichung 

62  _  ^a  tang  5  tang  Oj  =  0 
ergiebt. 

§.  20. 

Wir  wollen^  nun  auch  die  Gleichung  der  Hyperbel  in  Bezug  auf 
das  System  der  beiden  durch   die  Gleichungen 

i/zrr-Ä-tanffM,     y=^—xcoiu 
if      a  ^        ^      a 

charakterisirten  conjugirten  Durchmesser  als  Axen  der  X  und  Y 
suchen.  Zu  dem  Ende  betrachte  iflR  eine  beliebige  der  Axe  der 
Y,  d.  h.  dem  durch  die  Gleichung 

b 

^      a 

charakterisirten  Durchmesser  parallele  Sehne  der  Hyperbel,  so 
ist,   wenn 

gcos  V  bs'mü 

Vc^ilc/'     Vi^W 

die  Coordinaten  eines  beliebigen  der  beiden  Durchschnittspunkte 
dieser  Sehne  mit  der   Hyperbel  sind,    deren  Gleichung  offenbar: 

bsinü        b      ,    ,         a  cos  ü  ^ 

y—  \^r        — =  — cot  u(x—--jr ). 

^      V^cos2C7     a         ^        V^cos2l7^ 


aus  einem  neuen  Gesichtspunkte  dargestellt,  417 

eichnen  wir  nun  die  Coordinaten  des  Durchschnittspankts  die- 
Sebne  mit  der  Axe  der  X,  d.  h.  mit  dem  durch  die  Gleichung 

y  =  — artaiigti 

'akterisirten   Durchmesser ,   durch  Xn  yi\    so   haben  wir  zu 
lo  Bestimmung  die  Gfeichungen: 

b       ^ 

Äsin  ü        b  ,  acos  t/  , 

y*  ""  TrT=^i  =  fl  c  o  t  M  (ar,  -      ) ; 

Vcos2t/      "  Vcos2c7 

denen  sich   mittelst  einer  sehr  einfachen  und  leichten  Rech- 
g  die  Formeln 


cosMcos(tt+  t7)  sin  ti  cos  (tf  4- 

X\  =  a i ,     y^z=zO j       ~ 

cos  2m  V  cos  2  C7  cos  2m  V  cos 


cos2m  Vcos2t7 


ßben.    Nun  ist  aber  offenbar 

»  nach   dem  Vorhergehenden : 

(q^cosM^  +  6^8inM^)cos(M+  C7)g 
~"  cos2m2cos2C7 

ner  ist  offenbar 

»7«      ,  acosCZ   ^_  .  ,  6sinC7    ^^ 

V  cos  2  t/  V  cos  2  C7 

r  nach  dem   Vorhergehenden : 

acos  (7  costico8(M+ t7)  —  cos2Mcost7 

^^'""VcSifü""^  cos  2m  V^^  ' 

bsmU     _     sin M cos (m 4-  U)  —  cos 2m sin  XJ ^ 
^*""Vcos2l7""  cos2mV^^2I; 

;lich ,    weil 

cosmcos(m+  V)  —  cos  2m  cos  ü  =  sin  M  sin  (m — P), 
sinM  cos(m  +  V)  — cos2m  sin  t7=cosMsin(M—  V) 


■  \ 


418  Grunerl:    Die  Theorie  der  Eilipse  und  ffttperäel, 

aco9Ü         0intf8in(ti— U) 
*      Vcöi^tZ       cos 2m  Vco82t7* 

6sin  (^        -  costisin(M-- t7) 
^^      V^cos2t7        cos2MV^cos2r7 


also: 


""  cos  2««  cos  2  C7 


Nach  §.  18.  ist  aber 

fl^  cos  ti*  +  6*  si  n  M* 


A^=^ 


cos2f< 


also  ist: 


„     a^sinw^  +  Ä^cosM« 

»"= ; 

cos2t< 


cos  2m  cos  2 1/'  cos2mcos2I7' 


folulicb : 


■r> 


/^\ -^       /- FN  ^  _  cos(t£+  17)»— sin  (m—  CT)« 

U/     "^V/V    ""  C082l€C082C7 

Nun  ist  aber 

cos(Mf  C7)2~8in(M— (7)2 
=  cosM2cosC72-f-  sini/^sin  C/^  —  2sin  neos  «sin  (7 cos  (7 
—  sinw^cosl/*  — cosM^sin  [7*'^  +  2sinMCosMsinC7cosL7 
=  (cosm2—  sin  tC^)  cos  C/^  —  (cos  ?/*  —  sin  M2)sin  C/^ 
=  (cos  u*^  —  sin  ?^2)  (cos  V^ — sin  C7*)  =  cos  2m  cos  2  TJ, 
also  nach  dem  Vorhergehenden  :  - 

0)'-«)'='' 

welches  die  bekannte  Gleichung  der  Hyperbel  iu  Bezug  auf  zwei 
ihrer  conjugirten  Durchmesser  ist. 


§.  21. 

Durch  den  gemeinschaftlichen  Mittelpunkt  der  positiven  und 
der   negativen  Hyperbel  wollen    wir  jetzt  eine   beliebige   Gerad« 


awM  Hnem  neuen  Gesichispunkle  öargesteiif.  419 

l^^n,  und  wollen  den  180^  nicht  übersteigenden  Winkel ,  unter 
welchem  der  auf  der  positiven  Seite,  der  Axe  der  x  liegende  Theil 
dieser  Geraden  gegen  den  positiven  Theil  der  Axe  der  x  geneigt 
ist,  durch  q>  bezeichnen ;    dann  ist 

dfe  Gleichung  dieser  Geraden. 

Bezeichnen , wir  nun  die  Coordinaten  der  Durchschiiittspunkte 
dieser  Geraden  mit  der  positiven  Hyperbel  durch  jr,  y  selbst,  so 
haben  wir  zur  Bestimmung  dieser  Coordinaten  die  folgenden  Glei- 
chungen : 

y  =  artangg),     (J)   ""(f)   "=  ^  ' 

aus   denei)   man    leicht    mit  Beziehung    der    oberen    und    unteren 
Zeichen   auf  einander 

o6cosQE> 


y=  + 


V  b^  cos  qy^ — a* sin  q)^ 

a6sin<p 

V^Ä^coscp^ — a^sxuqy^ 


erhält.     Diese  Coordinaten   sind  nur  so   lange   endlich  und  reell, 
%o  lange 

6'cos qy^  —  a^sin  g)^ >  0,    tang  9*  <  -2 

ist.     Für 

b^ 
6*cos^*  —  a*sing)*  =  0,     tangg)*=-2 

werden  die  obigen  Coordinaten  unendlich;   für 

b'^ 
6*cos<3p* — a*sing)^<0,    tangg>*> -^ 

werden  dieselben  imaginär,  und  in  keinem  der  beiden  letzten  Fälle 
wird  also  die  positive  Hyperbel  von  unserer  geraden  Linie  geschnitten. 

Bezeichnen  wir  durch  Xi ,  yi  die  Coordinaten  der  Durchschnitts- 
punkte  unserer  Geraden  mit  der  negativen  Hyperbel,  so  haben  wir 
zu  deren  Bestimmung  die  Gleichungen: 


yi 


=  a?itangip,     (^*y-(^y=^l; 


420  G runer t:    Die  Theorie  der  Ellipse  und  HpperM, 

aus  denen   man    leicht    mit  Beziehung    der    oberen    und   unteren 
Zeichen  auf  einander 

ab  cos  cp 


yi=± 


Va^sing)»-^«  cos  9« ' 

absmq> 
Va^sin  qp"  —  6®  cos  9* 


erhält.     Diese  Coordinaten  «ind  nur  bm  lange  endlich   und  reell, 
so  lange 


ist.     Für 


6^ 
Ä^cos 9)2-02 .sin  9*  <0,     tang9«  >  -5 


6* 
Ä^cosqp^  — a2t5iin(pa-_o^     tangg)*  =  ;;^ 


a 
werden   die  obigen    Coordinaten   unendlich;    für 

62cos<p2  -a^sin^)^  \^  0,    tangg?«  <  -j 

werden  dieselben  iniagiuar,  und  in  keinem  der  beiden  letzten  Fälle 
wird  also  die  negative  Hyperbei  von  unserer  geraden  Linie  geschnitten. 

Nehmen  wir  das  Vorhergehende  zusammen,   so  ergiebt  sich 
Folgendes : 

Für 

b^ 
b*^cQscp^~a^smq>^^0,    tangqp^^  — 

wird   von  Her  durch   die   Gleichung 

y=.x  tang  tp 

charakterisirten  Geraden  die   positive   Hyperbel    geschnitten,    die 
negative  Hyperbel  nicht  ge«5chnitten. 

Für 

62cQgg)2 — «2  sin  9^  —  0,     tan<»:g)2  =  -^ 

wird   von  der  durch   die   Gleichung 

y  =  a;tangg) 

charakterisirten   Geraden    weder  die    positive,    noch    die   negative 
Hyperbel   geschnitten. 

Für 

6* 
62cos<)p2  —  a2sing)2^0,     tangg)2^-^ 

wird  von  der  durch  die  Gleichung 


mts  einem  neuen  Gestchttpunkie  äargeeteUL  421 

y  =  .rtaiig9 

charakterisirteD  Geraden  die  positive  Hyperbel  nicht  geschnitten, 
jie  negative  Hyperbel  geschnitten. 

Weil  nun  aus  der  Gleichung 

tangg)*  =  ^  sich   tang9=:  +  - 

»rgiebt,  >o  siebt  m&n  aus  dem  \^orhergehendeD,  dass  durch  die 
SleicboDg 

Bwei  durch  den  gemeinschaftlichen  Mittelpunkt  der  beiden  Hyper- 
beln gehende  gerade  Linien  charakterisirt  werden,  von  denen  weder 
3ie  positive,  noch  die  negative  Hyperbel  geschnitten  wird;  von 
jeder  anderen  durch  den  gemeinschafrüchen  Mittelpunkt  der  bei- 
den Hyperbeln  gehenden  geraden  Linie  wird  dagegen  entweder 
die  positive  oder  die  negative  Hyperbel  geschnitten. 

Um  die  Natur  der  beiden  durch  die  Gleichung 

eharakterisirten  Geraden  etwas  näher  kennen  zu  lernen,  wollen 
vrir  zuerst  die  beiden  Hyperbeln  etwas  genauer  untersuchen.  Dass 
diese  beiden  Hyperbeln  sich  nicht  schneiden  können,  ist  klar, 
vreil  es  sonst  zwei  den  beiden  Gleichungen 

sugleich  genGgende  Werthe  von  Xy  y  geben  roiisste,   was  oflfen 
bar  nicht  möglich  ist.     Nun  wollen  wir  uns  aber  einmal  eine  be- 
liebige positive"^)  Abscisse  x  denken,  und  die  derselben  entspre- 
chenden positiven**)  Ordinaten  der  positiven  und  negativen  Hyperbel 
durch  y  und  y'  bezeichnen.     Dann  ist 

also  durcb  Subtraction : 

\bj  ~\bj  -    6«    -        6«  ■    --*' 


*)  Was  hier  hinreicht. 
'^)  Was  hier  gleichfalli  genagt. 


422  Grunert:    Die  Theorie  der  Ellipse  und  Utp^rbel, 

folglich 

Weil  nun  wegen  der  Gleichungen 

die  Ordinalen  ^  und  y'  offenbar  in's  Unendliche  wachsen,  wenn 
X  in's  Unendliche  wächst,  so  nimmt  der  absolute  Werth  von 
y'  ^y  offenbar  in's  Unendliche  ab,  wenn  x  in*s  Unendliche  wächst, 
und  man  sieht  also  hieraus,  dass  die  Schenkel  der  positiven  und^ 
negativen  Hyperbel,  wenn  man  sie  verlängert 9  sich  offenbar  immer 
mehr  und  mehr  nähern,  und  einander  auch  betiebig  nahe  kommen 
können,  wenn  man  sie  nur  weit  genug  verlängert,  ohne  sich  je<> 
doch  jemals  zu  schneiden. 

Wegen  der  oben  bewiesenen  Eigenschaft  der  beiden  durch 
die  Gleichung 

charakterisirten  Geraden,  dass  dieselben  nämlich  weder  die  posi- 
tive, noch  die  negative  Hyperbel  schneiden,  müssen  nun  diese 
beiden  Geraden  offenbar  zwischen  den  beiden  Hyperbeln  liegen, 
und  werden  denselben  daher  auch,  wenn  man  sie  verlängert,  im- 
mer näher  und  näher  kommen,  und  beliebig  nahe  kommen  kön- 
nen, wenn  man  sie  nur  weit  genug  verlängert,  ohne  jedoch  die 
eine  oder  die  andere  Hyperbel  jemals  zu  schneiden  Wegen  die- 
ser Eigenschaft  werden  die  beiden  durch  den  gemeinschaftlichen 
Mittelpunkt  der  beiden  Hyperbeln  gehenden,  durch  die  Gleichung 

,6 
•^      ~  a 

charakterisirten  Geraden  die  Asymptoten  der  beiden  Hyperbeln 
genannt. 

§.  22. 

Wir  wollen  nun  die  positive  Hyperbel  noch  quadriren.  Be- 
zeichnen wir  für  AQ  =  x,  PQ  =  y  (Taf.  XII.  Fig.  3.)  den  Flächen- 
inhalt des  hyperbolischen  Stücks  APQ  durch  F,  so  ist 


==y      ydx. 


F 

•  a 


Weil  nun 


muM  einem  neven  Geeicktspunkie  darffeaelli.  423 

acosM  6  sin  II 

Vcos2fi  V  cos  2m 


ist,    so  isty  wie  man  leicht  findet: 

da: si  n  2m  cos  u  —  cos  2m  sin  u 

o  cos2m  Vcos2m 

also  , 

.  sin«  ^ 

cos2mVcos2?« 
imd   folgncb: 

also  Dach  dem  Obigen  offenbar: 


du. 


Weil 


^='^f'(m''- 


/  sin  m  \* l  —  cos  2m 

Vcos2m/         2cos2m2 

ist,  so  ist,  wenn  2u=v  gesetzt  wird: 

Vcs8  2m/  4  cos©*  *\cost>2     cost>/ 


also 


/^/sinM  Y  ,  I    /Vßü /^J?-| 

y      \C0s2m/  '  ly  COSr*       J   COBV)  ' 


Bekanntlich  ist  aber 


i  «bs: 


J\^§i)  8«*=ittang»— lcot(J;r--4»))  =  Jttang2M-.|cot(Jnr— m)|, 
\.  xnA  folgltck  anch: 

y*"  (^Ä)'  3«=ittang2«-Icota«-«)), 

O 

lüso.nach  dem  Obigen: 

F=  Ja6{tang2M— l(jot(Jjr— ti)}. 


424     Lemoch:   ütUersuchvng  der  Fehler,  welche  aus  einer  nicht 


Untersuchung   der   Fehler,    welche    aus    einer  nicht 
centrischen   Aufstellung    des    Messtisches    oder   eines 

Winkelmessers  entstehen. 

Von 

Herrn   Professor    Dr.  J.  Lemoch 

an  der  UniTersität  zu  Lemberg. 


Dass 'viele  Praktiker  auf  die  genaue  Aufstellung  des  Mess 
tisches  nicht  viel  halten,  von  der  Lothgabel  entweder  gar  keinen  * 
oder  höchstens  in   dem  Falle  einen  Gebrauch  machen,    i^^enn  sie 
auf  grosse  Distanzen  zu   visiren    haben,    dürfte   als  eine  bekannte 
Thatsacbe  vorausgesetzt  werden,  ^ 

Diese  unrichtige  Ansicht  ist  selbst  in  einigen  Lehrbüchern 
über  praktische  Geometrie  ausgesprochen,  und  ihr  Ursprung  dürfte 
in  det  Annahme  zu  suchen  sein,  dass  die  10  bis  12  Zoll,  um 
welche  die  unrichtige  Aufstellung  ohne  Beihülfe  einer  Lothgabel 
von  der  wahren  diflferirt,  nur  in  dem  Aufnahmsmassstabe  auf  das 
Tischblatt  übergehe,  somit  gar  nicht  raerklich  sei.  Diese  Worte 
bekommt  man  sehr  häufig  zur  Antwort,  wenn  man  einen  solchen 
Praktiker  auf  die  unrichtige  Aufstellung  aufmerksam  macht. 

Ich  habe  nun  diesen  an  sich  ganz  unscheinbaren,  aber  für 
die  Praxis  höchst  wichtigen  Gegenstand  (die  Aufstellung  des  Mesa* 
tisches  nämlich)  einer  allseitigen  Untersuchung  unterworfen  und 
manche  Resultate  erhalten,  welche  die  ausübenden  Geometer  in- 
teressiren  dürften. 

§.  1. 

Wenn  der  Mittelpunkt  eines  Limbus  genau  vertikal  über  den 


eemiri$ek,  äufkieiL  des  Messtisches  od.  eines  Winkelmess,  enMehen.  425 

Scheitel  des  zn  messenden  Winkels  gestellt  ist,  so  ist  das  In* 
Btrament  centrischy  findet  das  Gegentbeil  statt»  so  ist  dasselbe 
flxceotrisch  aufgestellt. 

Ist  (Taf.  XIII.  Fig.  1.)  C  der  Scheitel  des  zu  messenden  Win- 
kels ACB,  das  Instrument  dagegen  in  O  aufgestellt,  daher  statt 
ACB  der  Winkel  AOB  gemessen  worden;  und  werden  beide  für 
gleich  gehalten,  so  begeht  man  einen  Fehler,  dessen  Grösse  und 
Einfluss  der  Inhalt  nachfolgender  Untersuchung  ist,  wobei  wir 
▼orerst  den  in  der  Figur  angenommenen  Standpunkt  im  Auge  be- 
halleo  und  CO  mit  wenigen  Ausnahmen  klein  annehmen. 

Setzen  wir  AC=a,  BC=b,  AOB=ß,  CO=E,  AOC=y 
als  gegeben  voraus,  den  gesuchten  Winkel  ACB  =  a,  den  Feh- 
ler =  j:,   so  ist  offenbar 

a  — j5  =  a: 1) 

Die  Grösse  E  nennt  man  die  Excentricität  der  Aufstellung,  y  den 
Direktionswinkel  und  x  die  Reduktion  auf  das  Centrum;  y  wird 
stets  von  der  Excentricität  nach  der  rechten  Seite  (von  O  gegen 
C  gesehen)  bis  zu  dem  linken  Schenkel  des  gemessenen  Winkels 
gerechnet. 

sin  y 
Aas  dem  Dreiecke  AOC  findet  man   smAzzzE — -;  da  aber 

dieser  Winkel  in  den  meisten  Fällen  sehr  klein  ist,  so  kann  man 

mit  hinreichender  Schärfe  A:=i  E  — •  setzen. 

a 

In  dem  Dreiecke  BOC  ist  aus  dem  eben  angeführten  Grunde 
lj_jg8in(|+20      Wegen   der  Gleichheit  der  Winkel  AMC  und 

JBMO  ist  a+^  =  /S+l?,  daher  a—jS=Ä — A,  somit  der  gesuchte 
Unterschied 

ar  =  a— /5  =  Ä— ^ 2) 

Werden  für  A  und  B  die  oben  gefundenen  Werthe  substituirt 
'md  X  in  Sekunden  ausgedrückt,    so  ist 


sinl'W  b 


-•-T^i ») 


Ans  dieser  Gleichung  folgt  unmittelbar: 

1)  dass  der  Fehler  Null  werden  kann,  wenn  entweder  £  oder 

iin(P4-y)_giny^  ^^^.^  ^_^  p,^„  ^.^j^  ^^^  j.^^^^  letztere  Fall 
o  a 

TheU  XXIV.  29 


.    i  «ol>\  uns""      Call«  ^ 
Ott  ™*  °.  Dist»»^  »"',."    Fehl«  »«'  ' 


428    Lemoch:   Untersuchung  der  Fehler,  welche  aus  einer mkhi 

also 

cos  {ß  +  y)      cosy_^ 
o  a 

und  weil  nach  dem  Vorhergehenden  cos(/?4-y)  =  0  ist,    so  folgt 
auch  co8y  =  0  und  y=:90**   oder  y  =  270**. 

Aus  der  Kombination  der  Werthe  y  und  ß  ergebeD  sich  nu 
swei  unterschiedliche  Falle ,  bei  welchen  ar  ein  Grosstes  wii4t 
nSmlich  y  =  90<>  und  ß=Q  oder  y—W^  und  /?=i80o,  also  bei  der 
Messung  sehr  spitzer  oder  sehr  stumpfer  Winkel. 

Die  Formel  3)  geht  über  in 

x"  =  ■  .    .    ,„    oder  x"  = .   .    ,//  f    .     .    .    5) 

ab  6iui'  aoQWxV  ' 

jenachdem  j3=0  oder  j3=180^  angenommen  worden  ist« 

Lassen  wir  hier  £  =  6  Zoll,  a  =  4009  A  =  50  Klafter  bedeu* 
ten,  so  folgt  aus  der  ersten  Gleichung  x:=z&  \",  aus  der  zweites 

a?=  — 6'26"8. 

Wird  aber  in  3)  /?=:170^5  y:=:^(fi  angenommen»  die  Obrigei 
Angaben  beibehalten,  so  findet  man  ar= — ^^V'^,  also  nur  un 
5''3  weniger.  Wenn  nun  die  beiden  Signale  gleich  weit  entfernt 
sind,  so  wird  bei  einer  Entfernung  von  1368*6  Klaftern  eine  exceo- 
trische  Aufstellung  von  6  Zoll  nur  einen  Fehler  von  10"  verur- 
sachen, und  da  diess  der  ungünstigste  Fall  ist,  so  wird  in  jedem 
andern  der  Fehler  weniger  betragen. 

Dass  aber  in  der  Praxis  Fälle  vorkommen,  wo  das  eine  oder 
das  andere  Maximum  streng  genommen  eintreten  kann,  ist  aus 
den  Figuren  2.  und  3.  (Taf.  XUI.)  ersichtlich.  Ist  nämlich  CD  (Fig. 2.) 
die  gemeinschaftliche  Basis  der  Dreiecke  CAD  und  CBD,  bat 
man  das  Instrument  dagegen  in  O  gestellt,  so  kann  es  leicht  ge- 
schehen, dass  die  Signale  A  und  B  mit  O  in  einer  geraden  Linie 
liegen,  daher  AOB  =  0  wird;  wäre  aber  das  Instrument  in  C  cen« 
trisch  gestellt,  so  hätte  man  ACB  gemessen. 

Bei  den  obigen  Angaben  begeht  man  wegen  der  excentrisebeo 
Aufstellung  voi»  6  Zoll  einen  Fehler  von  5'. 

Beim  Messtische  kommt  dieser  Fall,  dass  mehrere  Visuren 
nahe  zusammenfallen,  sehr  häufig  vor;  da  kann  also  das  Maxi- 
mum des  Fehlers,  wenn  nämlich  noch  y  =  90^  wird,  leicht  ein- 
treten. Wichtig  für  den  Praktiker  ist  noch,  auf  den  Winkel  CDO 
aufmerksam  zu  machen.  Nehmen  wir  CZ)=80  Klafter,  0C=6  Zoll, 
COZ>  =  900,   so   ist   CDO  =  3' 31"  8.      Hat    man    also    bei   einer 


i 


cemMmtLAufitM.  des  Messüsckes  ad.  eines  WMeimess.enistiAen.4S9 


iDg  mit  dem  Mesatiscbe  dieseo,  statt  scharf  fiber  C,  fiber  O 
Mrtellf,  und  von  O  nach  D  orientirt,    so  ist  die  Orientirang  bei 
Umständen  um  3'  36"  feblerbaft. 


Daraus  wird  die  sogenannte  Schwenkung  erklärlich;  und 
IS8  dieser  Fehler  die  nachtheiligsten  Folgen  nach  sich  zieht, 
t  jedem  Praktiker  bekannt.  Man  muss  also  bei  der  Aufstellung 
id  -Orientirung  des  Messtisches  nicht  allein  auf  die  Arbeit  auf 
ipuielben,  sondern  auch  unter  demselben  genau  nachsehen,  und 
\m  itieaes  Beispiel  zeigt,  kann  eine  Excentricität  von  6  Zoll  viel 
Ugross  sein.  Diess  ist  der  schlagendste  Beweis,  wie  nothwen- 
fg  eine  Lothgabel  ist. 

Das  zweite  Maximum  kann  ganz  streng  eintreten,  wenn  in- 
arlialb  eines  Polygons  ein  Punkt  angenommen  und  von  diesem 
.e  Winkel  gemessen  werden,  welche  die  Ecken  desselben  in  dem 
igenommenen  Punkte  als  Scheitel  betrachtet  bilden. 

bl  C  (Taf.Xin.  Fig.  3)  der  gewählte  Punkt,  wurde  aber  das 
istrament  Gber  O  centrisch  gestellt,  so  kann  der  Fall  leicht  ein- 
eten^  dass  AOB  eine  gerade  Linie,  somit  ß=:lSO^  ist;  fällt 
>Gh  die  Excentricität  senkrecht  auf  diese  Linie,  so  ist  unter 
eseo  Umständen  der  Unterschied  zwischen  dem  wahren  und 
smessenen  Winkel  schon  bedeutend  und  beträgt,  wenn  a  =  400, 
=  50,  £=6"  angenommen  wird,  —6' 26"  8. 

Wenn  man  nun  C  und  B  auf  irgend  eine  Art  auf  dem  Mess- 
iche  gut  bestimmt,    diesen  sodann  statt  in  C  über  O  centrisch 
^ellt  and  nach   B  orientirt  hätte,    so  ist  die  Orientirung  um 
43"^  8  fehlerhaft,  so  viel  beträgt  nämlich  der  Winkel  CBO. 

Wird  der  Standpunkt  des  Instrumentes  in  der  Mitte  der  obi- 
m-  450  Klafter  langen  Linie,  somit  a=:6=225  angenommen« 
=6  Zoll,  y=:90o,  j3  =  180<>  beibehalten,  seist  d:=2'32''8,  also 
kl^atend  kleiner.  Da  nun  bei  jeder  Messung  der  Winkel  aus 
Mm  Punkte  innerhalb  des  Polygons  das  Maximum  des  Fehlers 
ntreten  kann,  so  sehen  wir  an  diesem  Beispiele,  dass  der  Feh- 
r  verkleinert  wirf,  so  bald  das  Instrument  von  den  Ecken  gleich 
Bit  absteht«  und  da  die  Grüsse  y  in  der  Regel  unbekannt  ist, 
K  iat  es  räthlich,  das  Winkelinstrument  wo  möglich  von  allen 
sken  des  Polygons  gleich  weit  zu  stellen. 

Auch  in  dem  Falle,  als 

sin(ß+y)      siny_^ 
ö        ""    a    -"' 

> 

■o  «r  Null  wird,    kann  y  =  90^  werden,  je  nachdem  der  Mittel- 

< 


430    Lemoeh:  Untersuchung  der  Fekier,  weiche  mit  einer  niehi 

pankt  des  am  das  Dreieck  beschriebenen  Kreises  auf  der  rechte» 
Seite  des  linken  Schenkels ,  in  diesem  selbst  oder  auf  der  Bnkei 
Seite  desselben  liegt;  der  Winkel  /  wird  ein  rechter,  wena 
b^zzacoaß  ist 


5.  3. 

Untersachen  wir  nun  den  Einflass,  welchen  eine  Äendenrat 
des  y  allein  auf  die  Grosse  a:  ausübt.  • 

Der  Winkel  y  kann  alle  zwischen  0  and  360^  liegenden  Wertbl 
haben  und  ist 

1)  Null^  wenn  der  Standpunkt  in  der  VerlSngernng  des  Scheo- 
kels  AC,  also  in  CA'  liegt  (Taf.  XIII  Tig.  1.). 

2)  Liegt  er  innerhalb  des  Winkels  A'Cß,  so  ist  ß+y<,l9(fi. 

3)  Kommt  der  Punkt  O  in  den  Schenkel  BC  selbst«    so  ist 

4)  Zwischen  ACB  ist  ß^y>lS09. 

5)  Ist  der  Standpunkt  in  der  AC,  so  ist  y=I80^. 

6)  Innerhalb  des  Winkels  BCA  ist  y+ß>lS(P  aber  <360<>. 

7)  Fällt  der  Standpunkt  in  die  Verlängerung  des  Schenkels 
BCy  SO  ist  /5  +  y  =  360o. 

8)  Innerhalb  des  Winkels  B'CA'  ist  y  +  /3>360o. 

Im  ersten  und  fünften  Falle  ist  y  an  sich,  im  dritten  und  sie- 
benten durch  die  Messung  des  Winkels  ß  bestimmt,  also  nur  in 
vier  Fällen  noch  unbestimmt.  In  jedem  dieser  Standpunkte  kaon 
man,  lyenn  E,  y,  ß,  a  und  6  bekannt  sind,  die  Reduktion  auf  das 
Centrum  aus  3)  berechnen,  sobald  y  von  der  Excentricität  naeh 
der  rechten  Seite  bis  zu  dem  linken  Schenkel  jenes  Winkels  ge- 
rechnet wird,  der  eben  zu  messen  ist. 

Im  vierten  Standpunkte  z.  ß.  liegt  der  Winkel  B  auf  der  lin- 
ken Seite  des  Schenkels  BC,  ist  somit  negativ,  A  bleibt  positiv, 
daher  aus  I)  :r  =  —  (B-^Ä)\  aber  in  diesem  Falle  ist  ß  +  y>180^ 
y  kleiner  als  180^  (diesen  Werth  erhält  es  erst  beim  ferneren 
Wachsen),  in  der  erwähnten  Gleichung  sind  somit  beide  Glieder 
negativ  zu  nehmen,    und   sie   giebt  ein   richtiges   Resultat. 

Wir  wollen  nun  an  einem  Beispiele  die  Wirkung  ersichtlich 
machen,  welche  eine  Aenderung  des  y  allein  hervorbringt.  Man  nehme 
den  zu  messenden  Winkel  a=60o,  E=j\,  y=80,  6=300  Klaftei 
an;  im  zweiten  Falle  y=:85^,  im  sechsten  7=275^,  im  vierten  halbirt 


cmiiri$€k.  ämfiieU.  )aeBMe9$Hs€he$  od.  eines  Winkeimea.  mM8!toi.431 

4He  BücmitridtSt,  im  achten  ihre  VerlSogeraog  den  Winkel  a;  mit 
dlMtii  Daten  findet  man  die  Reduktion  anf  das  Gentrnm: 

beim  ersten  Standpunkte  •{■A^"^, 


5»     zweiten 

»f 

—3' 

l"2. 

9,     dritten 

99 

—3' 

Ö"!, 

,,     vierten 

» 

-2' 

'wi. 

u     fünften 

»• 

% 

-49''6, 

y,     sechsten 

9» 

+  3' 

IG*, 

,,     siebenten 

»9 

+  3' 

6"1, 

M     achten 

9J 

+2' 

16"1. 

Diese  bedeotenden  Unterschiede  in  den  Resultaten  veranlassen 
uns  zu  der  Untersuchung,  welcher  Werth  y  bei  einem  und  dem- 
selben Winkel  ß  die  Reduktion  zu  einem  Maximum  macht. 

• 

Zu  diesem  Zwecke  suchen  wir  aus  4)  den  Werth  y,  und  finden 

•fr 

acos/3 — b 
*^"Sy=     asin/3     ' «) 

ein  Ausdfuck«  der  sehr  leicht  zu  konstruiren  Ist. 

Ist  tangy=0,  so  tritt  das  Maximum  im  ersten  und  fünften 
der  oben  angeführten  Standpunkte  ein;  ist  tangy  positiv,  so  wird 
X  sowohl  für  y,  als  auch  180^+7  sammt  im  zweiten  und  sechsten 
Standpunkte  ein  Grösstes;  ist  endlich  tangy  negativ,  so  kann 
^^90  und  auch  y>270^  sein;  die  Maxima  hängen  hier  noch  von 
den  Werthen  ß  ab  uad  können  nach  Umständen  beim  zweiten,  drit- 
ten» yierten,  sechsten,  siebenten  und  achten  Standpunkte  eintreten. 

Lassen  wir  /3=60^,  a=80»  6  =  300  Klafter  bedeuten,  so 
ist  7=104055'  15",  und  die  Reduktion  auf  das  Centrum  bei  6  Zoll 
Excentricität  — 5'  56'' 7.  Sind  also  die  Schenkel  eines  auf  dem 
Messtjsche  gegebenen  Winkeis  bedeutend  ungleich,  und  sieht 
mBMkf  dass  die  Excentricität  des  im  Scheitel  dieses  Winkels  auf« 
«■•teilenden  Tisches  in  die  Richtung  des  längeren  Schenkels 
fUlt,  so  machen  uns  die  vorhergehenden  Beispiele  aufmerksam, 
die  Aufstellung  ja  zu  ändern,  denn  dann  nähert  sich  die  Reduk- 
tton  ihrem  Maximum;  fallt  jedoch  die  Excentricität  in  die  Richtung 
des  IcOffaeren  Schenkels,  und  ist  sie  nicht  über  6  Zoll,  so  kann 
die  Stellung  beibehalten  werden. 


433    Lemoeh:  ünterauchung  der  FeMer,  welche  auM  einer.mfeäi 

Die  Aufsuchung  des  Werthes  ß,  welcher  bei  einem  gegebenen 
y  die  Reduktion  zu  eioeni  Maximum  macht,  hat  für  die  Praxi« 
kein  Interesse. 

Bisher  haben  wir  die  Untersuchung  bloss  auf  einen  Winkel 
beschränkt,  es  bleibt  noch  der  Einfluss  nachzuweisen,  welchen 
eine  excentrische  Aufstellung  auf  alle  aus  einem  Standpunkte  ge- 
messenen Winkel  a^isübt.  "^ 

Wir  nehmen  an ,  dass  aus  einem  Standpunkte  die  in  den  nach- 
stehenden Rubriken  enthaltenen  Winkel  gemessen  worden  sind, 
dass  die  Excentricität  6  Zoll,  der  Direktions winkel  mit  dem  ersten 
rechts  liegenden  Schenkel  30^22^35''  betragen  haben.  Für  die 
folgenden  Winkel  ist  y  durch  den  eben  gemessenen  und  den  ersten 
Direktionswinkel  bestimmt. 


Läng! 
linken 

e  de« 
rechten 

Direktions- 
winkel y 

Der  gemes- 
sene Winkel /? 

Redaktion 
auf  das 

Der  richtige 
Winkel  a 

Schenkels 

in  KIftrn. 

Centriim 

80 

120 

30<>  22'  35" 

590  37'  25" 

+34"6 

590  37'  59"6 

120 

158 

9     0     0 

72    19    15 

-1'   50"2 

72    17    248 

158 

112 

162   19    15 

47    41    55 

-r    49''8 

47    40     5"2 

ll'i 

148 

210     1     1 

63    47    25 

-       39"1 

63    46    45-9 

148 

90 

273   48   35 

58    37    40 

+      27"5 

58   38     7-5 

90 

80 

332   26    15 

57    56   20 

+3'    17"0 

57    59   37-0 

•' 


INimrat  man  nun  statt  a  den  gemessenen  Winkel  in  die  Rech- 
nung, so  ist  jeder  mehr  oder  weniger  fehlerharft,  und  weil  die 
Summe  a  als  ß  360^  beträgt,  so  ist  man  gar  nicht  veranlasst,  einen 
Fehler  in  der  Messung  zu  vermuthen  und  geht  mit  dem  Instru- 
mente ganz  beruhigt  vom  Standpunkte.  Die  auffallende  Grösse 
der  letzten  Reduktion  erklärt  sich  durch  den  Umstand,  dass  beide 
Schenkel  ziemlich  kurz  und  in  der  Gleichung  3)  die  Summe  bei- 
der Glieder  zu  nehmen  ist. 

Auch  dürfte  zum  Theil  hier  der  Grund  liegen,  warum  nicht 
immer  alle  Punkte ,  die  unter  denselben  Umständen  bestimmt  wor- 
den sind,   gleich  gut  stimmen. 


cewtriick,  Äu fiteil,  des  Messtisches  od.  eines  Winketmess,  entstehen.  433 


S   4. 

E»  bleibt  noch  die  Frage  zu  beantworten»  welchen  Einfluss 
der«  wegen  der  ezcentrischen  Aufstellung  begangene  Fehler  auf 
die  diesem  Winkel  gegenüberliegende  Seite  oder  überhaupt  auf 
das  Resultat  der  Messung  hat.  Dass  der  EInfluss  zwar  bedeu- 
tend, doch  nicht  so  bedeutend  ausfallen  kann,  als  man  nach  der 
GrCsse  der  Reduktionswinkel  erwarten  dürfte,  folgt  aus  dem  Vor- 
hergehenden von  selbst;  denn  sind  die  Schenkel  des  zu  messen- 
den Winkels  lang,  so  ist  der  Fehler  bei  einer  halbwegs  aufmerk- 
samen Aufstellung  unbedeutend,  und  in  dem  Falle,  wo  eine  kleine 
EiZcentricität  schon  einen  bedeutenden  Unterschied  verursacht,  ist 
wieder  der  eine  Schenkel  kurz;  berechnet  man  also  mit  den  zwei 
Seiten  und  dem  unrichtigen  Winkel  die  gegenüberliegende  Seite, 
so  wird  das  Resultat  mit  wenigen  Ausnahmen  von  der  Wahrheit 
wenig  abweichen. 

Diese  Behauptung  nachzuweisen  sei  in  einem  Dreiecke  AC=^a, 
BC=b;    der  richtige  Winkel  ACB=:a,   daher 

AB  =  V  a^  +  b^^2ab  cosa; 

wegen  der  nicht  scharfen  Aufstellung  habe  man  durch  die  Mes- 
sung a — X  erhalten,  so  ist  die  berechnete  Länge 

Va^  +  6^ — 2ab  cos  (a  — ^, 
und  wenn  der  Unterschied  beider  mit  z  bezeichnet  wird: 

«  =  V  a2+62— 2a6cosa—  Va^  +  6^  —  2^ 6 cos (a — ar). 

Da  wir  nur  eine  kleine  Excentricitat  voraussetzen,  so  ist  op  und 
als  Folge  dessen  auch  z  klein;  wir  können  somit  mit  hinrei- 
chender Schärfe  cos;r  =  l,  sina:=a;  setzen;  nach  der  Substitu- 
tion qnd  einer  einfachen  Reduktion,  bei  welcher  die  zweite  Potenz 
von  z  vernachlässiget  wurde,   findet  man 

ab  »in  ccx 

z  = 


Vo2  +  62  — 2a6cosa' 

md  wenn  x  in  Sekunden  ausgedrückt  wird: 

ab  sin  ax^^nl"^ 
""V^Ö2  +  62_2a6cosa* 


7) 


Man  siebt  aus  diesem  Ausdrucke,    dass  z   nicht   bedeutend 
werden  kann,    den  Fall  ausgenommen,   wenn  das  Instrument  bei 


4S4    l^m0€M:  auermcktm^OerMUer^mteä^ 

'  konen  Distanzen  «ehr  excentrisch  gestellt  wäre;  doch  diese  Vsf* 
aossetzang  scliliessen  wir  bei  der  gansen  Unteisacliang  anis. 

Erstes  Beispiel.  Es  sei  «ssHOft,  y=0,  0  =  230,  £=180^ 
£srA  Klafter,  so  findet  man  xssVSn,  ssO«066;  die  wahre 
Länge  der  dem  Winkel «  gq;enilberllegendett  Sdte  Ist  293"06  KlAr. 

Zweites  Beispiel.  Blit  den  Daten  «tsSOO,  AslQL 
JEts A  KIftr.,  ß^no  29^  und  )p=30<>  lO'  haben  wir  fi.  ].  «s27'  8» 
gefimden,  daher  ist  assldf^Wdar  und  s=(HI80p  di«  Linge  dir 
AB=4in'3i  Klafter. 

Die  Gleichung  7)  wird  in  den  FfiUen,  ab  die  Redaktion  auf 
das  Centram  wegen  ß  iind  y  ein  Mazimnm  erreicht,  noch  einfiMsher; 
denn  ist  /)  s=  0  und  /  =  90^,  so  ist  a  =  a:,  and  wenn  ß  s  180^ 
]f=90^wird,  ista=:180^ — a:;  also  in  beiden Fillen.sina=-fsins^ 
dagegen  cosa^sJbcosx,  jenachdem  ßssO  oder  ßssKUP  \bU  ^uai^  \ 
weil  sina  Idein  ist,  so  kann  ainazzor^sinl*,  cosasri  gesetsf 
werden ;  bei  dieser  Annahme  geht  die  Gleichung  7)  Qber  in 

a6(ar^sinl^» 

Ans  der  Gleichung  5)  folgt 

ab  E 

?t3=±P^s1ET*' 

wird   dieser  Werth   in   die   Torhergehende   Gleichung    substituirt, 
so  ist: 

t^Eaf'smV, 8) 

wobei  bloss  das  Zeichen  -f  zu  bebalten  ist,   weil  Air  /)  =  180^  x 
an  sich  negativ  ist. 

Mach  dieser  Formel  findet  man  fär  ß  =  l^,  a=400,  6=230 
Klafter,  £=A  Klafter,  x=—V^Tl,  z  hat  erst  in  der  fänften 
Dezimalstelle  eine  bedeutende  Ziffer. 

Wenn  aber  ein  Punkt  oder  eioe  Linie  aus  einer  Basis  und 
den  anliegenden  Winkeln  bestimmt  wird,  so  kann  sowohl  in  dem 
einen,  als  auch  in  dem  andern  Standpunicte  wegen  der  excentri* 
sehen  Aufstellung  ein  Fehler  begangen  werden  und  in  diesem 
Falle  ein  bedeutender  Unterschied  in  den  Resultaten  entstehen. 

Nehmen  wir  in  dem  Vierecke  (Taf.  XIII.  Fig.  4.)  AB  =  m 
KIftr.,  die  richtigen  Winkel  sind  CJZ>=r90»,  DAB=i^W, 
ABC:=zW20f,    CBD=:^oK'.    „it   diesen   Angaben    findet 


M»  ilCss90M3.  ^£>sllO*S40,  ^Cär99-486,  i^DsSSlSST. 
C/>  tt  114*094  Kiftr. 

• 

Dagegen  habe  sowohl  in  il  als  In  i?  die  excentrischj^  Auf- 
«tell«ng  V  betrageo»  in  ^  sei  der  Winkel  y=:106O68'  26"^  in  B 
^VSSf^iVm",  so  sind  die   dureh  die  MessoDg  erhaltenes  Win- 

CBD=8a^  W  43^  Die  Resultate  der  Rechnung  mit  diesen  Win- 
keln sind  ilD=  110-769,  ^C=31158,  £C=99796,  i?Z>=5871», 
CD ^115 '142.  Wir  sehen  somit,  dass  hier  durch  eine  kleine 
ExcentrIcitSt  die  Länge  der  Linien  bedeutend  verfehlt  wird. 

Aber  ausser  der  Länge  kommt  besonders  beim  Messtische  die 
Lage  einer  Linie  zu  berücksichtigen;  welchen  Einfluss  kann  also 
eine  ezcentrische  Aufstellung  von  6  Zoll  auf  die  Lage  der  diesem 
Winkel  gegenüber  gelegenen  Seite  äussern?  Zu  dieser  Unter- 
sttchang  nehmen  wir  in  Taf.  Xill.  Fig.  5.  CB  =s  SO»,  CJ^  400<^ 
Ci>=80o,  CO =tV  Klafter,  y=940  52',  AOD  =  W^W,  BOD 
=  28^^  15',  CD  als  die  Abscissenlinie,  C  als  Anfangspunkt  der- 
selben an.  Reducirt  man  die  gemessenen  Winkel  auf  das  Cen- 
trum und  berechnet  die  Coordinaten  von  A  und  B  einmal  mit  den 
gemessenen,  das  andere  Mal  mit  den  richtigen  Winkeln,  so  fin- 
det man: 

im  ersten  Falle:  im  zweiten  Falle: 

Ordinate  von  ^  .    .    .      23666  Ordinate  von  ^  .    .    .      23*718 

Abseisse 44044    Abscisse 44010 

Ordinate  von  ^  .    .    .    138*450  Ordinate  yon  A  ,    .    .    138130 

Abscisse 375*280    Abscisse 375*400 

Die  Lage  der  Linie  ist  daher  merklich  unrichtig  bestimmt« 
und  awar  differirt  der  Winkel,  welchen  die  Linie  AB  nach  beiden 
Bestimmungen  mit  der  Abscissenlinie  macht,  um  4  Minuten.  Die 
ezcentrische  Aufstellung  hat  daher  auf  die  Bestimmung  der  Lage 
einer  Linie  einen  eben  so  nachtheiligen  Elinfluss,  als  auf  ihre 
Länge;  diese  ist  im  ersten  Falle  350^95,  im  zweiten  350^^556, 
somit  auch  merklich  unrichtig. 

§.  5. 

Wird  die  Ezcentricität  bedeutend  gross,  so  bestimmt  man 
aosser  ß  noch  y  und  E  und  bringt  die  Reduktion  in  die  Rech- 
eiiiig;  es  ist  nun  die  Frage,  welchen  Einfluss  hat  eine  fehler- 
tefte  Bestimmung  des  Direkttonswinkels  auf  das  Resultat. 


436    lerne €k:  ihUenuchun§  der  Fehler ,  welche  mm  eü$etmUäi- 

Es.  sei  io  einem  gegebeDen  Standpunkte  y  das  wahre  Maass 
des  Winkels^  man  habe  aber  durch  die  Messung  y+^y  erhalten, 
somit  um  Jy  gefehlt 

Wird  nun  y  +  /^y  in  die  Gleichung  3)  substituirt  und  das  Ro* 
sultat  mit  Xi'  bezeichnet«   so  ist 

^„ E    ]8m(ß  +  y  +  Jy)     mn(y  +  Jy)( 

somit 

„       E    \sln(j3-fy)cos/^y ,  cos(j3'fy)sin^y    sinycos^y    eosy»in^y( 
"^1  -sinl" )  6  +  6  ü  «r       '  • 

Die  Grösse  Jy  dürfte  doch  in  jedem  Falle  so  klein  sein,  das« 
wh  810 jdys^Jy,  coady^zl-^lJy^  setzen  können;  bei  dieser  An- 
nahme wird: 

,/_    E     \s\n(ß  +  y)     sinyj 
^»   -sinFj         6        *"    a    i 

EJy  )cos(j3  +  y)      cosyj       EJy^   {sin(ff-fy)      sin yi 
^sinPl         6  '      iri"'2^inrM         6  a\' 

In  dieser  Gleichung  ist  das  erste  Glied  und  der  Faktor  von  -^> 

im  dritten  Gliede  die  richtige  Reduktion  auf  das  Centrum,  somit 
x",  wenn  daher  das  erste  Glied  auf  did'  andere  Seite  übertragen 
wird,   so  ist: 

^//       ^//^   EJy  \  cos  (ß  +  y)      cosy)        Jy^x" 
^1        ^    —  sin  1"  I  b         '^    a    J  2 

Hier  bedeutet  Jy  einen  Bogen,  wird  dieser  in  Sekunden  ausge- 
drückt mit  Jy",  der  Fehler  des  Resultates  x^^'  —  x"  mit  y  be- 
zeichnet,  so  ist 

j,.=  £.//'j^2i^-^-^.j-^'i^V.  9) 

Da  in  dieser  Gleichung  der  wahre  Werth  des  y,  deshalb  aber 
auch  x"  unbekannt  ist,  so  dient  sie  nur,  den  Fehler  y  unter  be- 
stimmten Annahmen  zu  schätzen,  dabei  kann  in  den  meisten  Fäl- 
len das  letzte  Glied  vernachlässiget  werden. 

Die  Gleichung  9)  hat  aber  die  merkwürdige  Eigenschaft,  dass 
bei  den  Werthen,  welche  x  zu  einem  Maximum  machen,  gleichviel 
ob  ß  und  y  oder  bloss  y  allein  veränderlich  ist,    das  erste.  Glied 


emiM9ek.imf^Mi.  desMesstiscJket  od,  einet  Winkehneet.  eni$teken.4Sf 

Null,    somit  ^  nur  durch   das  zweite  ganz  unbedeutende  Glied 
aosgedrfickt,   somit  zu  einem  Maximum  wird. 

Als  erstes  Beispiel  lassen  wir  ß=zGO^,  a = 800 > '6=40009 
£=4  Klafter  bedeuten,  der  richtige  Werth  des  /=20^,  so  ist 
dr= — 12'  46''.  Wird  aber  angenommen,  dass  Jy  um  2^,  also  um 
7200  Sekunden  zu  gross  gemessen  worden  ist,  so  ist  y=32^6, 
somit  im  ^erbältniss  zu  ^y  unbedeutend. 

Zweites  Beispiel.  Ist  wieder  j3  =  60,  a  =  800,  6  =  4000, 
£  =  4  Klafter,  y=  100«  53' 36",  so  ist  a:  =  — 15'  45"  und  y=057, 
80  viel  betrfigt  das  zweite  Glied  der  Gleichung  9),  denn  mit  die- 
sem Werthe  y  wird  x  ein  Maximum,  y  dagegen  ein  Minimum. 

Der  Umstand,  dass  ein  Fehler  in  y  auf  die  Reduktion  so  ge- 
ringen Einfluss  'hat,  ist  für  die  Praxis  von  Wichtigkeit,  denn  eine 
genaue  Messung  des  y  ist  in  vielen  Fällen  schwierig,  während  E 
ziemlich  leicht  bestimmt  werden  kann. 

Nach  dieser  Darstellung  also  hat  selbst  eine  kleine  Excen- 
tricität  in  jeder  Hinsicht  einen  nachtheiligen  Einfluss  auf  das  Re- 
sultat der  Messung,  die  fehlerhafte  Orientirung  des  Messtisches 
jedoch,  welche  eine  unausbleibliche  Folge  der  exceutrischen  Auf- 
stellung ist,  halte  ich  für  den  grussten  dieser  Fehler. 

Endlich  wollen  wir  noch  beifügen,  dass  die  Reduktion  auf 
das  Ceutrum  noch  auf  eine  zweite  Art  bestimmt  werden  kann. 
ist  Taf.  XIII.  Fig.  6.  ACB  der  zu  messende  Winkel,  das  Instru- 
ment dagegen  in  O  gestellt,  so  ist  wie  bekannt  a:==B--A  die 
Reduktion.  Fällt  man  von  O  auf  die  Schenkel  AC  und  BC  die 
Senkrechten  Op  und  Oq,   so  ist 

^—OB'    ^-^OB' 

nnn  kann  offenbar  OB  =  CB,  OA^  CA  gesetzt  werden;  wird 
Og  =  c,  Op=d,  CA=za,  CB:=b  gesetzt,  und  die  Reduktion 
in  Sekunden  ausgedruckt  mit  x"  bezeichnet,   so  ist: 


-"=^.1^-?! >») 


In  diesem  Ausdrucke  ist  c,  so  auch  d  als  positiv  oder  nega- 
tiv zu  betrachten,  je  nachdem  die  Senkrechte  auf  der  rechten  oder 
Unken  Seite  des  entsprechenden  Schenkels  liegt.  Sind  aber  die 
Grössen  c  und  d  um  Je  und  Ad  fehlerhaft  bestimmt,  ^o  ist  der 
Fehler  in  der  Reduktion : 


// L^\^c     Ad) 


488  H9li9rmmnn:   BHtrap  %ur  Tkeorie  der  umMUtfem  Cunm. 


Beitrag  zur  Theorie  der  amhüllteii  Görreii. 

Von 

Herrn  Doctor  Heilermann 
zu  Trier. 


§.  1. 

Eines  der  wichtigsten  Unterscheidungsmerkmale  der  alten  und 
der  neuern  Geometrie  besteht  darin,  dass  jene  nur  den  Punkt  als 
Element  benutzt»  um  alle  räumlichen  Gestalten  zu  erzeugen,  dass 
aber  diese  sich  der  Geraden  oder  Ebene^  jenachdem  die  geome- 
trischen Gebilde  in  einer  Ebene  oder  allgemein  im  Räume  gedacht 
werden,  in  gleicher  Weise  bedient,  wie  des  Punktes.  Hiernach 
ist  dann  insbesondere  eine  Curve  nicht  bloss  ein  Ort  für  einen 
Punkt,  sondern  sie  ist  zugleich  ein  Ort  für  eine  Gerade,  welche 
die  Curve  in  all  ihren  Lagen  berührt,  oder:  eine  Curve  wird  nicht 
bloss  als  von  einem  Punkte  beschrieben  betrachtet,  sondern  auch 
als  von  einer  beweglichen  Geraden  umhüllt. 

Für  die  gewöhnliche  analytische  Behandlung  ist  die  Entwicke- 
lung  der  von  Punkten  beschriebenen  Curven  ungleich  einfacher, 
als  die  der  umhüllten;  und  ich  glaube  deshalb,  dass  die  nachfol- 
genden Untersuchungen,  in  welchen  ich  auf  elementar -analytischem 
Wege  viele  umhüllte  Curven  herleiten  werde,  theils  wegen  des 
Gegenstandes,  theils  wegen  der  Methode  der  Behandlung,  von 
einigem  Interesse  sein  werden. 

Eine  Gerade,  welche  eine  Curve  umhüllt,  genügt  in  all  ihren 
Lagen  einer  gewissen  Bedingungsgleichung,  welche  eigentlich 
nichts  als  die  Gleichung  der  umhüllten  Curve  in  andern  Zeichen  ist; 


H^iUrmmnn:   BeUtug  %ur  Theorie  der  umMiUem  turpem.  488 

wir  wollen  hier  nun  zunächst  die  Fälle  betrachten»  in  wichen 
diese  Bedingung  sich  bezieht  auf  die  Abschnitte,  welche  durch 
die  umhüllende  Gerade  auf  zwei  festen ,  sich  schneidenden  Geraden 
entstehen.  Zwei  solche  Abschnitte  bestimmen  aber  nicht  bloss 
eine  Gerade,  sondern  auch,  wenn  man  sie  als  Coordinaten  an« 
sieht,  einen  Punkt,  und  jene  Bedingungsgleichung  stellt  also  zu- 
gleich eine  Curve  dar^  fSr  welche  die  festen  Geraden  die  Coordi- 
natenaxen  und  die  von  der  umhüllenden  Geraden  auf  denselben 
abgeschnittene«  StOcke  die  laufenden  Coordinaten  sind.  Diesel 
Cnrve  wollen  wir  im  Folgenden  die  leitende  Linie,  und  den 
Punlct,  welcher  durch  eine  Lage  der  beweglichen  Geraden  be- 
stimmt wird,  den  zagehurigen  leitenden  Punkt  nennen.  Wenn 
also  Jlf  ein  Punkt  einer  leitenden  Linie  und  MP=^x  und  MQ=:y 
seine  Coordinaten  sind,  so  suchen  wir  die  Curve,  welche  von  der 
Geraden  PQ  umhüllt  wird. 


§.  2. 
Es  sei  (Taf.  XIIL  Fig.  7.)  die  leitende  Linie  eine  Gerade 

welche  auf  den  Azen  die  Stücke  OA^^a  und  OB=.b  abscheidet. 

Die  zu  den  Punkten  M=(a;,y)  und  iX/i  =  (^i,yi)  gehurigen 
Geraden  PQ  und  PiQi  sind 

wenn  iHr  mit  |  und  17  die  laufenden  Coordinaten  der  umhüllenden 
Geraden  bezeichnen.  Durch  Auflösung  dieser  Gleichungen  nach 
I  Itnii  1}  «rhält  man : 

1)  |=— *^ — ^^.arjpi  und  «= ^.Wi 

ab  Coordinaten  des  Schnittpunktes  der  Geraden  PQ  und  PiQi. 
Weil  die  Coordinaten  von  M  und  Mi  der  Gleichung  der  Leitenden 
genügen,  so  ist  «neb 

a^  b       ^' 

fa  .Si_i. 


440  Meiiermann:    Bellrag  %nr  TAeoHe  der  umhüUim%  Cmmm. 
folglich 

-  =  -^ — ^ —  und  r  = ^  5 

und  wenn  die  Werthe  in  1)  gesetzt  werden  ^  so  entsteht 

Lassen  wir  nun  die  Geraden  PQ  und  PiQi  zusammenfallen,  d.  b. 
setzen  wir  Xi^=^x  und  yi  =^>  so  fällt  auch  ihr  Schnittpunkt  mit 
ihren  Berührungspunkten  zusammen,  und  es  sind  folglich  die  Coor- 
dinaten  des  Berührungspunktes,  den  wir  mit  p  bezeichnen: 

S  =  -undi?=:^. 
Hieraus  folgt  nun   weiter: 

und  schliesslich: 


(I)' + ©' 


als  Gleichung  der  umhüllten  Curve.  Diese  ist  bekanntlich  eine 
Parabel,  welche  von  den  Axen  OA  und  OB  in  den  Punkten  A 
und  B  berührt  wird. 

pP 

Für  das  Verhältniss  —^  gibt  es  eine  Reihe  von  andern  Dar- 
stellungen,   denn  es  ist,    wie  leicht  zu  sehen: 

gv    pPx-'^_     rj     _^«— ^__    y    =^  i^  —'^  \^=^^  , 

pQ       I       y'~^v      ^      ^'~y    ^'^     y'^    MB' 

und  die  letzte  Darstellung  insbesondere  zeigt,  dass  die  umhüllende 
PQ  durch  den  Berührungspunkt  p,  und  die  Leitende  AB  durch 
den  leitenden  Punkt  M  nach  demselben  Verhältnisse  getheilt  werden. 

Bezeichnen   wir   noch   den  Schnittpunkt  dieser  Linien  mit  q^ 
60  ist 

qP      OB  PA      y  ^x      MA  _pP^ 
^^  pQ-^  OA' Qß-'ö  ' a  —  MB-^pQ' 

d.  h.  die  umhüllende  PQ  wird  durch  ihren  Berührungspunkt  p 
und  durch  die  Leitende  AB  harmonisch  getheilt.  Es  sind  also  auch 
iHQ,  MP,  Mp  und  Mq  harmonische  Strahlen,  und  weil  Mq  fest- 


Wefi§rmann:    Beitrag  %ur  Theorie  der  umMiUen  Cnrven.  441 

liegt,  MQ  und  MP  immer  zu  OA  und  OB  parallel  bleiben,  so 
.bleibt  auch  Mp  immer  zu  sich  selbst  parallel.  Wenn  dann  MÄ 
=  4f ^  wird,  also  x^=\at  y^lb,  i=lJ^  und  fi=:{y,  so  ist  lUp 
der  Durchmesser  der  Parabel^  welcher  alle  zu  Aß  parallelen  Seh- 
nen halbirt,  und  geht  zugleich  durch  O;  da  aber  alle  Durchmes- 
ser der  Parabel  parallel  sind,  so  ist  auch  die  Gerade  Mp  in  jeder 
Lage  ein  Durchmesser  und  die  von  ihr  halbirten  Sehnen  sind  jedes- 
mal der  Geraden  PQ  parallel. 

Die  leitende  Linie  AB  wird  durch  den  Punkt  q  so  getheilt,  das« 
^.  Ag_OQ   AP      /JUAy    a      m  ^      a     tt 

Wird  die  unAüllende  Gerade  PQ  durch  den  Punkt  j9|  =  (|i,  t^i) 
nach  dem  constanten  Verhältnisse  -^  getheilt,  so  ist 

also  die  von  pi  beschriebene  Gerade 
welche  auf  den  Axen  die  Stücke 

cc  ß 

*      cc+p  a-t-p 

abschneidet,  so  dass 

d.  h.  die  vom  Theilungspunkte  pi  beschriebene  Gerade  ist  eine 
Lage  der  beweglichen  Geraden  PQ  und  deshalb  auch  eine  Be- 
rührende der  Parabel.  Es  wird  folglich  die  Umhüllende  PQ  von 
einer  festen  Berührungslinie  in  allen  ihren  Lagen  nach  demselben 
Verhältnisse  getheilt.  Denken  wir  uns  nun  das  Stück  PQ  inner- 
Jich  und  äusserlich  nach  allen  muglichen  Verhältnissen  getheilt, 
6o  beschreiben  die  Theilpunkte  eine  Schaar  Gerader,  welche  die- 
selbe Parabel  umhüllen. 


Es  sei  die  leitende  Linie  die  Parabel 

0)* +©'=>■ 


TkellXXIV.  30 


4i9  Meiiermann:    Beitrag  %ur  Theorie  der-umhüHien  Curtem, 

bezogen   aaf  zwei   feste  Beröhrungslinieo ,    aU  GoordiiiatenaxeD. 

Werden  wieder ^  wie  oben,  die  laufenden  Coordinaten  der  Um- 
hüllenden mit  I  und  ri  bezeichnet,  so  erhalten  wir  für  die  Coor- 
dinaten des  Schnittpunktes  zweier  Urohüllenden  dieselben  Aus- 
drücke wie  unter  1).    Dazu  ergibt  sich  jetzt  aus  den  Gleichungen 


(St= 


y^-yx       ^   y—yi    (^iy)'+(a^yi)* 


und 


i 


und  wenn  diese  Gleichungen  mit  denen  unter  1)  verbunden  wer- 
den, so  entsteht: 

>_     y^^y^ 22l  n«H  ,,-     ^^+^1*      yyx 

Wenn  wir  auch  hier  die  Umhüllenden,  welche  sieh  im  Punkte 
l>  =  (|i;)  schneiden,  zusammenfallen  lassen,  so  erhallen  wir  den 
Berührungspunkt.     Es  sind  also  die  Coordinaten  des  letztern 

3  3 

V    ^^      ^       y'^ 

l  =  —  und  ^=nr 
und 

die  Gleichung  der  umhüllten  Curve. 

Wird  durch  den  leitenden  Punkt  M  eine  Berührende  IJV 
(Taf.  Xin.  Fig.  8.)  an  die  Parabel  gelegt,  so  können  wir  fifr  diese 
Lage  des  Punktes  M  die  Gerade  C7F  als  Leitende  ansehen,  und 
folglich  ist  nach  3),  4)  und  5) 

Es  werde  auch  hier  die  umhüllende  PQ  durch  den  Punkt  Pi=(|ii7i) 
nach  dem  constanten  Verhältnisse  j  getheilt,  so  wird  folglich 


Mttitrmmn»:   Beitrag  mtr  ThtMl»  Otr  umkiUttm  Cunt».  44S 

irad  der  Paokt  pi  beschreibt  die  Parabel 

Zwei  solche  Parabeln 

schneideo  sich  in  Punkten,  deren  Coordinaten  sind: 

(«1*«)*  -  Ml)'  («A)'  -  («i*a)' 


nnn  ist  aber 


folglich 


^  +  ^  =  1  und  ^  +  1=1. 
a  '    0  ab 


and  ans  diesen  in  Verbindung  mit  den  obigen  Gleicbangen  er* 
gibt  sich : 

Lassen  wir  nun  die  beiden  Parabeln  zusammenfallen ,  so  erhal* 
ten  wir  den  Punkte  in  welchem  sie  von  einer  Curve,  welche  alle 
einhüllt^  berührt  werden.  Die  Coordinaten  ,  dieses  Punktes  sind 
also 


und  weil 


80  ist 


ihy  *  (I) 


80* 


444  ffeilermann:   Beitrag  %ur  Theorie  der  umküUten  Curtm. 

die  Curve,    welche  alle  jene  Parabeln  einhfiUt«    zugleich  die  von 
PQ  umhüllte  Curve  7). 


§.  4. 
Es  sei  die    leitende  Curve    dargestellt  durch    die   Gleichung 

m  tn 


(f)"+(fT='- 


Die  beiden  Geraden  PQ  und  PiQif  weiche  auf  den  Azen  die 
Stücke  X,  y  und  Xi,  yi  abschneiden^  schneiden  sich  auch  hier 
in  dem  Punkte  (§^),   dessen  Goordinaten  sind: 

1=— ^^ — -  —  •  xxt    und    «  =  — = •  yyi  • 

xiy—xyi        *  '      ^yi—^iy  ^^* 

Weil  X,  y  und  Xi,  yi  Punkte  der  leitenden  Curve  darstellen»  so 
ist  auch: 

tn  tn  n  m  fs  "i 

Durch  einige  Umformungen   erhält  man  hieraus: 


m 


n—l  n— 2  1  ji— 3  2 

^  71-1  n— 2  1  M— 3  2 


Wird   der  Werth  von  —^ — - —  hieraus  entnommen    und   in   dem 

/^ly—^yi 

Ausdruck  für  ^  substituirt,  und  danach  x=^Xi  und  y^=^yi  gesetzt, 
so  entsteht: 

fti  fi— in  tn 

als  Werth  der  Abscisse  des  Berührungspunktes  der  Umhüllenden 
PQ,    Eben  so  erhält  man: 


M^ii^rmmnn:    Beitrag  zur  Theorie  der  umMUien  Curten^  445 


als  Wefth  der  zugehörigen  Ordinate.    Aus  beiden  folgt  dann  zu- 
nächst: 

und  weiter 

als  GJeichung  der  umhüllten  Curre. 

Wird  die  umhfillende  Gerade  PQ  nach  einem  constanten  Ver^ 
hältnisse  ^  durch  den  Punkt  pi  getheiit,  so  beschreibt  dieser 
Punkt  die  Gurre 


m  m 


durch  Schlüsse»    die  den  Torigen  ähnlich  sind,    findet  sich«    dass 
die  Schaar  Curven,  welche  entsteht,  wenn  man  dem  Verhältnisse 

•g  alle  möglichen  Werthe  beilegt»   auch  die  Curve  8)  umhüllen« 

Wird  durch  den  Punkt  M={xy)  an  die  leitende  Curve  eine 
Berührungslinie  gelegt,  welche  die  Axen  in  U  und  V  und  die 
Umhüllende  PQ  in  g  schneidet,  so  gelten  auch  hier,  und  zwar 
ans  denselben  Gründen,    wie  bei  der  Parabel,    die  Gleichungen: 

Pp_Pq^VM_/Uq\\^ 
Qp''  Qq~  VM'^KVq)   ' 

femer  ist  die  Gleichung  der  Berührenden   C7F,   was  wir  hier  als 
bekannt  annehmen. 

Hl— fi  HI— Ä 


und  wenn  wir  diese  als  leitende  Linie  ansehen,  so  wird  eine  Pa- 
rabel umhüllt,  welche  die  Axen  in  den  Punkten  V  und  V  be- 
rührt. Auch  Ton  diesen  Parabeln  lässt  sich  in  ähnlicher  Weise 
wie  vorhin  zeigen ,  dass  sie  die  Curve  8)  umhüllen. 


446  ffMiiermaun:   Beiirag  %ur  Theorie  der  umhüUUn  CwruiL 


§<  5« 

Aus  dem  vorhin  gewonnenen  allgemeinen  Resultate  lassen 
sich  nun  auch  die  leitenden  Curven  erkennen,  für  welche  die  um- 
hüllten eine  einfache  Form  annehmen. 

u)  Wenn  m=:;:'— ti,  also  die  Leitende 

X      y 

eine  Hyperbel  ist,  bezogen  auf  zwej  Coordinalenaxen ,  die  zu  den 
Asymptoten  parallel  sind  und  sich  in  einenfi  Punkte  der  Hyperbel 
schneiden,  so  sind  die  Coordinaten  des  Berührung$pnnkte&  der 
umhüllenden  Geraden  PQ  nach  der  Entwickelung  des  §•  4.3 

d.  h.  die  Gerade  PQ  geht  durch  den  festen  Punkt  (a6),  und  die- 
ser ist,  wie  leicht  zu  sehen,  der  Mittelpunkt  der  leitenden  Hyperbel. 

Durch  denselben  Punkt  gehen  nun  auch  a^le  Hyperbeln  von 
der  Form 

a       a  .      ß       b      . 


und  alle  Parabeln,   welche  eine  Tansjente  der  ursprünglichen  Hy- 
perbel als  Berührungssehne  oder  leitende  Linie  enthalten. 

ß)  Für  m:=.n  und   m=J?i   erhalten   wir  die  unter  a)  und  b) 
betrachteten  Curven  als  leitende  Linien. 

y)  Damit  die  umhüllte  Curve  8)   ein  Kegelschnitt  sei  von  der 
Form: 


©■ +©■=>■ 


.  ,  m 

ist 


zu  setzen  — r— =  2,  also  ;/i=:  — 2w,  d.h.  die  zusehürise  lei- 

s 

tende   Curve   ist 


©•-©■=■• 


§.  6. 
Besondere  Beachtung  verdient  der  Fall,   in  welehem  die  iei- 


M0ii€rm4iHn:    Beitrag  %ur  Theorie  der  umMttUen  Cmrven.  447 

tende  Linie  eine  Ellipse  oder  Hyperbel  ist,  belogen  auf  eocju* 
girte  Darchmesser  als  Coordinateoazen.    Es  sei  alUo 

die  Leitende,   dann  ist  dach  8)  die  Umhüllte 

Ans  dieser  Gleichung  folgt ,  dass  die  Umhüllte  mit  der  Leiten- 
den die  vier  Scheitel  gemeiDsam  hat,  und  im  Uebrigen  ganz  in- 
nerhalb der  Ellipse  liegt.  Bezeichnen  wir  die'  vier  l^cheitel,  so 
wie  sie' auf  einander  folgen,  mit  A,  B,  Ai,  B^,  und  lassen  den 
leitenden  Punkt  M  den  Bogen  AB  durchlaufen,  so  beschreibt  die 
Gerade  PQ  durch  ihre  beiden  Verlängerungen  die  Ebenen  der 
Winkel  AOBi  und  ßOAi;  und  das  Stiick  Pp  Von  veränderlicher 
Länge,  Wo  wieder  p  den  Berührungspunkt  bezeichnet,  beschreibt 
die  gan^e  t^töche,  welche  von  dem  Bogen  AB  der  Umhülltefi  und 
deti  Linien  OA  und  OB  begränzt  wird ;  dieselbe  Fläche  wird  aber 
auch  ganz  von  dem  Linienstücke  Qp  beschrieben.  Wenil  also  der 
leitende  Punkt  M  den  ganzen  Umfang  der  Ellipse  durchläuft,  so 
wird  von  der  umhüllenden  Gefaden  P0  die  ^anzö  Ebene  der 
Ellipse  zweimal  und  der  von  der  Umhüllten  begränzte  Theil  der 
Ebene  viermal  beschrieben.  Hieraus  geht  hervor,  dass  durch  einen 
Punkt  vier  oder  drei  oder  zwei  Berührungslinien  an  die  Umhüllte 
gezogen  werden  können,  jenachdem  der  Punkt  innerhalb  der  Um- 
hüllten oder  in  derselben  oder  ausserhalb  liegt. 

Wenn  der  Punkt  pi  die  Umhüllende  PQ  nach   dem  constao- 

Verhältnisse    jr  theilt,   so  beschreibt  er  die  Curve 


>.«)      (H^iy^Q^  ■})'-'■ 


und  die  Schaar  dieser  Ellipsen  umhüllt  diei^elbe  Curte,  v^l^  P0. 
Ward^n  die  laufenden  Coordlnaten  der  Geraden  Mpi  mit  ai»  y\ 
bexelobnet»  so  vHi  Ihre  Gleichung: 


•der,    weil 


•o  ist  dieselbe 


448  äeilermann:    Beitrag  zur  Theorie  der  umMilien  CurveiL 
«    .?i+^.yi^l    oder    -^.^  +  ^,.?L=1. 

Die  Stöcke  OS=zv  und   OR  =  U,  welche  durch  diese  Gerade 
auf  den  Axen  ahgeschnitten  werden ,  sind 

und   können    als   Coordinaten    eines   Punktes   aufgefasst  werden, 
der  dann  der  Gleichung 

genügt.    Folglich  umhüllt  diese  Gerade  Stpi  die  Curvo 

Die  Abschnitte,  welche  durch  die  Beruhrungslinie  des  Punktes 
j9|=:(^7;)  auf  den  Axen  abgeschnitten  werden«  seien  mit  t£|  und 
Vi  bezeichnet;    dann  ist 


also  Ist 


/  ci  y  a^     ,        r  ß  y  b^ 


« —  i3     «        ,  ß  — «    f« 


und  wird  nun  die  Constante  a\   — r-^   auf  der  a;-Axe   vom  An- 

fangspunkte  O  aus  nach  beiden  Seiten  als  OF  und  OF^  abge- 
tragen, so  sind  piF,  PiF^,  p^M  und  die  Beruhrungslinie  des 
Punktes  pi   vier  harmonische  Geraden.     Eben  so   ist    es   auf  der 

anderen  Axe;  doch  sind  die  Linienstücke  auf  dieser  iL^V  ö^j- 
imaginär,    wenn  sie  auf  jener  real  sind,   und  umgekehrt. 

Diese  Eigenschaft  der  Punkte  F  und  F^  auf  den  Coordinaten- 
Axen,  mit  den  Diirchschnittspunkten  der  Geraden  Mpi  und  der 
Beruhrungslinie  der  Ellipse  11)  ein  System  von  vier  Harmonischen 
zu  bilden,  erinnert  an  den  bekannten  Satz,  wonach  die  Brenn- 
strahlen eines  Punktes  mit  der  Berührungslinie  und  Normale  vier 
harmonische  Geraden  sind.  Die  Üebereinstimmung  wird  noch 
grösser,  wenn  wir  annehmen,  dass  die  conjugirten  Durchmesser 
*la  und  26  des  ursprünglichen  Kegelschnitts  einander  gleich  sind, 
und  die  conjugirten  Durchmesser  der  Ellipse  11) 


MßH^rmmnn:   Beitrag  zur  Theorie  der  umMUUm  Cmrun,  448 

a  ß 

a=:aj  und  ^.6=61 


«ttaen;   denn  nun  ist  die  Ellipse  dargestellt  durch 

tt)"+(Ö"=''      • 

die  Gerade  Mpx  durch 

und  die  Entfernung  der  Punkte  Fund  F|  vom  Mittelpunkte«  welche 
mit  dem  Schnittpunkte  dieser  Geraden  und  dem  der  Berührungs« 
Knie  des  Punktes  pi  =  (I17)  ein  System  von  Harmonischen  bilden, 
durch 

Wenn  endlich  der  leitende  Kegelschnitt  ein  Kreis  (TaC  XUI.  Fig.  9.) 
•o  beschreibt  der  Punkt  ;9x  =  (|^)  die  Ellipse 


und  es  ist 


Also 


«1  =  QPi    «n«l    ^1  =  ^ » 


flj  -|-  ^1  =  a. 
Die  Gerade  PQ  umhüllt  die  Curve 


2        2 


14)  x^^^y'zzia^, 

welche  auch  als  Hypocycloide  bekannt  ist.    Die  Stücke  u  und  v, 
weiche  die  Gerade  Mpi  abschneidet ,  sind  jetzt 

u=—^j—.^   und    t?  =  — g-^.17, 
■iiid  also  laufende  Coordinaten  für  die  Curve 

welcb«  eine  Ellipse  ist  mit  den  Haibaxeo 


und 


also 


^Pi''^iy-v)^+(^-^)^=^v^+^S' 


0/7i2  =  ^2_,.ja, 


16)  Mpi^+  Opi^  =  ai^  +  61*. 

Da  nun  2.0pi  ein  Durchmesser  der  Ellipse  ist,  und  4(cri*+6i*) 
gleich  der  Summe  der  Quadrate  van  je  zwei  conjugirten,  nach 
einem  bekannten  Satze,  so  ist  2.il[//>|  die  Länge  des  zu  2.0/>| 
conjugirten  Durchmessers. 

Es  lässt  steh  dieser  Satz  auch  ausdehnen  auf  die  Ellipsen, 
welche  entstehen,  wenn  statt  des  Kreises  eine  Ellipse,  welche 
auf  »die  gleichen  conjugirten  Durchmesser  bezogen  ist,  als  leitende 
Curve  gewählt  wird,  doch  ist  dann  der  Durchmesser  2.0/?i  mit 
demjenigen  zu  vertauschen,  welcher  mit  der  Umhüllenden  PQ  des 
leitenden  Punktes  M  parallel  ist. 

Wird  durch  den  Punkt  M  eine  BerdhrimgsHnie  an  den  Kreis 


4B0  H9U$rmann:    Beitrag  zur  Theorie  der  umMüim  Cmrtim. 

—       |]qQ      '     .    '■ — —  . 

«l  Ol 

Die  zu  dieser  Curve  gehörige  umbOllende  Gerade  Mpi^  behält  die 
▼orige  Form  und  ist  auf  rechtwinklige  Coordinaten  bezogen;  ihre 
Gleichung  zeigt  unmittelbar,  dass  sie  die  Normale  der  Ellipse  13) 
Ist,  und  folglich  die  von  ihr  Umhüllte  die  EvolutQ  dieser  Curve, 
nämlich 

Aus  den  zu  Anfang  dieses  Paragraphen  mitgetheilten  Betrach- 
tungen folgt  nun  unmittelbar,    dass  von  einem  Punkte  vier,    drei 
oder  zwei  Normalen  an  eine  Ellipse  möglich  sind,  jenachdem  der    | 
Punkt  innerhalb  der  Evolute  oder  in  derselben  oder  ausserhalb  liegt 

Da  die  Gerade  Mpi  eine  Normale  und  die  Tangente,  ihre  zu- 
geordnete Harmonische,  auf  derselben  senkrecht  steht,  so  halbiren 
sie  die  Winkel  der  Linien  piF  und  piF^  d.  b.  F  und  JP|  sind  die 
Brennpunkte  der  Ellipse  13). 

Auch  die  Länge  des  Linienstückes  Mpi  hat  für  die  Ellipse  13) 
eine  Bedeutung,  denn  ed  ist 


MHi€fmmnn:   BHiras  %ur  Theoriß  der  umhüUun  Cmven.  451 

mn  O  gelegt,  welche  die  Axen  in  ü  und  V  schneidet,  so  gehurt 
zu  dieser  Linie  nach  §.  2.  eine  Parabel,  welche  die  Axen  in  ü 
und  V  berührt,  die  zum  leitenden  Punkte  M  gehurige  Umhüllende 
PQ  ist  eine  Berührende  jener  Parabel,  und  zwar  liegt  nach  §.  2. 
der  Berührungspunkt  p  so,  dass  31p  die  der  Berührenden  MÜ 
Bogeordnete  Harmonische  ist,  oder  dass  Mp  auf  PQ  senkrecht 
steht;  da  nun^üfp,  wie  wir  früher  gesehen  haben,  immer  ein 
Durchmesser  ist  und  auf  der  Unihüllenden  senkrecht  steht,  so  ist 
Mp  die-Aze  und  PQ  Scheiteltangente  der  Parabel.  Es  ist  also 
die  Curve  14)  zugleich  der  Ort  des  Scheitels  der  Parabel,  welche 
onibfillt  wird,  weno  eine  Berührende  des  Kreises  die  leitende 
Linie  ist. 

Ferner  ist  M  der  Brennpunkt  dieser  Parabel,  wie  leicht  ge- 
zeigt werden  kann,  also  die  leitende  Kreislinie  selbst  der  Ort  des 
Brennpunktes. 

Dieselbe  Entwickelung  lässt  sich  auf  die  Hyperbel  anwenden 
ond  fiihrt  zu  ähnlichen  Resultaten,  die  hier  nicht  mitgetbeilt  wer- 
'  den,  um  Wiederholungen  zu  vermeiden. 

§.  7. 

Die  Aufgabe,  welche  im  §.  4.  gelöst  wurde,  lässt  sich  noch 
allgemeiner  dadurch  machen,  dass  man  zu  der  leitenden  Curve 


©"+(!)"= 


als  umhüllende  Linie,  wie  es  im  Vorangehenden  schon  mehrmals 
geschehen  ist,  eine  Curve  nimmt  von  der  Form: 

Wenn  auch  Xi  und  yi  zwei  Werthe  sind,  welche  der  ersten  Glei- 
^tmng  genügen,  so  entstehen  zwei  Systeme  von  Gleichungen: 

©"+(i)"='"»-(i)"+e)"='- 

.     (?)"+(f)'=' "'  (!)"+©"=■• 

Ans  den  letztem  fofgt: 


BHi^rmmnn:   Beitrag  %ur  Theorie  der  umäiUlten  Curpen.^  453 
.  b.  die  Curven 

(i)"+e)"='- 

welchen  |  und  rj  die  laufenden  Coordinaten  ffir  jede  Curve  dar- 
eileo  und  x,  y  der  Gleichung 


(i)"+a)"= 


mügen.»  gehen  alle  durch  einen  Punkt  {ah)  oder  durch  vier  Punkte 
b^^db^)»  jenachdem  m  eine  ungerade  oder  gerade  Zahl  ist. 

Wenn  iii=l  und  also  n^z  —  l^  so  geht  hier  der  besondere 
all  hervor,  welcher  oben  unter  9)  angegeben  ist.  Wenn  umge- 
)hrt  iR=— '1,  also  71= -fl«   so  geben  alle  Hyperbeln 


ircb  den  Punkt  {ab),  dessen  Coordinaten  a  und  b  durch  die  Gerade 


a 


if  den   Axen  abgeschnitten   werden,    d.  1.  durch  den  leitenden    1 
dnkt  dieser  Geraden.    Ausserdem  geht  aus  diesen  Gleichungen 
»rvor,   dass  alle  Hyperbeln    noch    durch    den  Anfangspunkt  der 

oordinaten  gehen,    ihre  Asymptoten    alle    den   Coordinatenaxen 

oc  -   1/ 
urallel  sind  und  ihr  Mittelpunkt  (fie  feste  Gerade  —  -}- t-=1  he- 

:hreibt. 

Setzen  wir  in  19)  m  =  ],  so  stellt  sie  die  in  den  frühe- 
D  Paragraphen  untersuchten  Curven  dar;  setzen  wir  umgekehrt 
=1,  so  zeigt  sie,  dass  die  Schaar  der  Curven,  welche  entsteht, 
ena  die  leitende  Gerade  nach  constanten  Verhältnissen  getheilt 
ird,    nämlich 


ie  Corve 


nhüllt,  wie  wir  es  oben  ini  §.  4  unter  der  Voraussetzung,  dass 
eine  ganze  oder  gebrochene  Zahl  sei,  besonders  hergeleitet  haben. 

__-  7ll-|-llll  -  -  ,  ..       « 

Wenn    -^^   =:::  +  r=^>   ^^  berühren  alle  Curven 
mn        fit     n 


4S4  /fetiermmnn:    Beftraff  %ur  Theorie  der  itmkäUiWB  e»f#ai. 

(l)"+C-)'=' 

die  Gerade 

und  statt  dieser  Geraden  treten  vier  auf»  wenn  tn+n  eine  gerade 
Zahl  ist.  Ist  z.  B.  m=n=2«  so  besteht  die  umhüllte  Linie  au 
den  vier  Geraden 

welche  ein  Parallelogramm  bilden,  dessen  Diagonalen  die  Durch- 
messer der  Kegelschnitte  sind. 


§.8. 

Die  allgemeine  Aufgabe  des  vorigen  Paragraphen  werde  la 
abgeändert,  dass  statt  der  Coordinaten  x  und  y  der  leitenden  Linie 


(f )■ + (f  )■- 


die  Abschnitte,  welche  durch  die  BerühruHgslinie  desselben  Punktet 
(a:tf)  auf  den  Axen  entstehen,  in  die  umhöllende  .Curve  gesetxt 
werden,  so  dass  sie  die  Form 


(^ir+5?')"= 


1 


annimmt,  da  bekanntlich    -~:u   und    —^^     die     erwähnten    Ab- 

X  y 

schnitte  sind. 

Wenn  oc^  und  yi  ein  zweites  Paar  zusammengehöriger  Coor- 
dinaten der  leitenden  Curve  sind,  so  ist 


(^-0"+(^'')"= 


1 


die  zugehörige  Umhüllende,  und  zu  den  Schnittpunkten  beider  ge* 
hören  die  Coordinaten  ^  und  ?;,  weiche  bestimmt  werden  durch 
die  Gleichungen: 

^.min-l)  — y  m{n-t) 
fem  — ^ ^JLt gmn 

und 

^m(n-l)  >_  ^jm(n-l) 


^mr= 


(a:yi)m(n-l)_(a;j2^)m(n-l)-  «^^^ 


.  ^ 


MHUrmmmn:   Bdiraff  %ur  Tkearie  der  nnMiUem  Curwem.  456 
Ans  deo  Bugehorigen  Gleichungen  der  leitenden  Cuire  folgt: 

und  mit  Hfilfe  dieser  ^Verthe  iSsst  sich  aus  den  ersteren  der  Factor 

—2 — 2l —   und    1—   eliminiren.     Wird,    nachdem  dies  ce- 

scbehen,  x^Xi  und  y=y\  gesetzt,  so  gehen  die  Coordinaten  des 
Schnittpunktes  beider  Curven  in  die  eines  Punictes  der  umhüllten 
Corvo  üher,  und  z^ar  findet  man : 

19)        |ni  =  |iw»-f«.;p-»w>+n»+«   und    ^m::=^mii-fi^^m«+m4-«. 

Folglicb  ist: 


mn  mn 


yso 

mn  ffin 


I)     +(0     =1 

4le  umhüllte  Cor?e. 

Im  Allgemeinen  ist  über  diese  Curve  dasselbe  zu  sagen,  wie 
Aber  die  unter  18),  sie  steht  aber  ausserdem  mit  jener  in  einem 
innigen  Zusammenhange.  Wenn  jene  einen  Punkt  darstellt,  durch 
welchen  alle  Curven  gehen,  d.  h.  wenn  m-|-7t  =  0,  so  ist  diese 
eine  Hyperbel,  deren  ^Mittelpunkt  jener  Punkt  ist.  Wenn  m+n=mn, 
d.  b.  wenn  jene  eine  oder  ein  System  von  festen  Geraden  aus- 
-  drflckt,  so  reducirt  sich  diese  auf  einen  oder  ein  System  von 
festen  Punkten.    Wenn  z.  B.  ?n=7i  =  2,  so  ist  nach  19) 

t    d.  b.  alle  Ellipsen  von  der  Form 

I  eo" +(&■')■=■• 

hl  welchen  die  Grossen  x  und  y  der  Gleichung 

I:    genfigen,  gehen  durch  die   Ecken  des   Parallelogramms,   dessen 
Seitem  die  letztere  Ellipse  in  den  Endpunkten  der  conjugirten  Durch- 
berubren. 


466   Heiiermann:    Beitrag  zur  Theorie  der  umhüUien  Curten. 

In  einigen  Fällen,  z.  B.  für  m  =  i  oder  n  =  if  ßUlt  diese 
Gleichung  mit  der  früheren  zusammen,  wie  es  oben  im  §.4.  ange- 
deutet ist;  im  Allgemeinen  tritt  dieser  Fall  "ein,  wenn  unter  den 
früheren  Exponenten  m,  n  und  denen  der  Curve  20),  tni  und  ni, 
der  Zusammenhang  statt  findet,  dass 

-t-  —  —  JL—»  —  T  —  • 

fWi      «1  m     n 


§.9. 

Wenn  die  leitende  Curve  eine  Hyperbel,  Welche  durch  den 
Schnittpunkt  der  Coordinaten^xen  geht,  und  diese  den  Asympto- 
ten parallel  sind,  so  geht,  wie  wir  §.  5.  fanden,  die  umhüllende 
Gerade  in  allen  Lagen  durch  den  Mittelpunkt  der  Hyperbel;  wir 
wollen  jetzt  den  Anfangspunkt  der  Coordinaten  beliebig  annehmen, 
ohne  jedoch  ihre  Richtung  zu  ändern  und  die  unihullte  Curv^ 
aufsuchen. 

Es  sei 

(a;  — a)(y— 6)  =  6« 

die   leitende   Linie.     Die  Gleichungen   1)  bestimmen  wieder  den 
Schnittpunkt  von  PQ  und  PiQi,  und  es  ist  nur  nothig,  mit  Hülfe 

der  leitenden  Linie  die  Factoren  und  — ^ — - —  zu  eü- 

miniren.     Aus  den  Gleichungen 

xy--ay — bx:=  e^—ab, 
^lyi  —  ^yi  —  ^^1  =  ß^  —  ob 
geht  zunächst  hervor: 

yyi  i^--^i)  -  b(^yi—^iy)  =  —  (e^—ab)(y—yi)  . 
^^1  (y—yi)  +  a(a:yi  —  0:13^)=— (««  — a6)(a:— oti)  ; 

und  daraus : 

x  —  Xi    b.rxi  +  a  (e*  —  ab)  y — yi    ayy^  +  6  (e^  —  ab) 

,ryi  —Xiy'^'xxiyy^  —(e^~ub)^     "     3:iy—xyi'~xxiyyi-(e^-ab)^ 

__  ay^  (xi  —a) + bx^  (x—a)  _bxi  (y^  -b)+ayi  (y-b)^ 

xxiyyi  —  (e^  —  ab)^  ^^lyyi  —  («^  —  ab)^  * 

folglich  ist: 

60?!  {yi-b)  +  ay^  (y—b)  0^1(^1— «)-f^^i(^—g) 

^""     xxiyyi-ie^-ab)^    '^^"^  """*  ''"-  xx^yy^^ie^^ab)*  '^^' 


Beiiermunn:    Beitrag  %ur  Theorie  der  umkämen  Curven.  457 

Wird  nnn  noch  x=Xi  und  y==yi  gesetzt,  so  erhält  man  die 
Coordinaten  des'  Berührungspunktes: 

\  ijf''b)(bx  +  ay)x^  jx  -  a)  (hx -\- ay)  y^ 

Hieraus  folgt 


Ferner  ist 


^*'""  {xy  -  ab -i- c^)^' 


(a:~fl)(6»~(i6)        .  .      (y-b)(e^^ab) 

xy — ab-\-e^  '  xy — ab-\-e* 

abo 

ohd  durch  Verbindung  der  Werthe  von  ^7]  und  (^  —  a)(iy  —  6)  folgt 

21)  [|ij]' +  [(!-«)('?- 6)]' =  e. 

als  Gleichung  der  unihCillten  Curve. 

Durch  die  Entnickelung  dieser  Gleichung  entsteht 

22)  *«|«-2(2e«-«6)|i?H  a27;H2a(e2-a6)i?+26(e2-a6)H-(e«-a6)2=:0; 

setzt  man  in  dieser  Gleichung  rj=^0,  so  erhält  man  eine  quadratische 
Gleichung  für  |,  welche  zwei  gleiche  Wurzeln  hat,  also  ist  die  x-Axe 
eine  Beruhrungslinie  des  Kegelschnittes  und  eben  so  die  y-Axe. 

Aus  den  Coeflficienten  lässt  sich  leicht  erkennen,  dass  der 
Kegelschnitt  eine  Ellipse,  oder  eine  Hyperbel,  oder  nur  einen  Punkt 
darstellt,  jenachdem  die  Differenz  e^  —  ab  negativ,  oder  positiv 
oder  Null  ist;  nun  ist  aber  e^  —  ab  negativ,  positiv  oder  Null, 
jenachdem  der  Anfangspunkt  der  Coordinaten  innerhalb,  oder  aus- 
serhalb oder  in   der  Hyperbel   (x — a)(y— Ä)  =  e*  liegt. 

§.  10. 
Es  sei  die  leitende  Linie  dargestellt  durch 

wo  fit  und  n  jede  positive  und  negative  ganze  Zahl  bedeuten  kann; 
.  gebrochene  Exponenten   sollen  ausgeschlossen   sein,   weil  sie  so- 
gleich durch  Potenzirung  entfernt  werden  können. 

TKeil  XXIV.  31 


4B8  Beiiermann:    Beitrag  zur  Theorie  der  umMlllien  Curven. 
Die  umhüllende  Gerade 

X      y 

berührt  die  gesuchte  Curve  in  dem  Punkte,    dessen  Coordinaten 
nach  1)  die  Grenzwerthe  sind  von 


Nun  ist  aber 


X      Xi 


X  —  Xi 


X 

y 


3. 

.Vi 


m-\-n 


y  1        ".z-i^  y^ 

^  =  €-m.y    "•     und   '^rsc-m.yi 


m^n 


m 


also 


Xi 


II 


■II 


I 

4- 

3 

+ 

I 

Kl 


3 

+ 

a 

I 


3 

I 


3 

f 

s 


4- 


3 

a 


Cd 


^ 


fcO 


1+ 


II 

31 


^|3 

I 

|3 
3  + 


I 


!.    '^ 

«1 

3  + 

s 

2     c^ 

a 

3 

3 

a 

11 

31^^ 


a 
I 

Hl 

3 

a 


3 

+ 

a 


a 
I 

CO 

19 

4- 


HHiermmnm:    Beitrag  %ur  Theorie  der  umMiiten  Curvem.  488 
Winl  hierin  nah  y^yi  ge«etzt,   so  entsteht: 

—      m  ji         m       /  c\^         m 

und  durch  dieselben  Schlüsse  findet  sich: 


n 


als«  ist  die  umhüllte  Curve 

Sie  unterscheidet  sich  vod  der  Leitenden  nur  durch  die  Constante, 

und  ist  zugleich  diejenige,    welche  von   dem  Punkte   beschrieben 

im 
wird,  der  die  umhüllende  Gerade  PQ  nach  dem  Verhältnisse  —  theilt. 

n 

Wenn  nun  iosbesondere  m=n  oder  die  leitende  Curve  eine 
Hyperbel«  bezogen  auf  die  Asymptoten  als  Axen^  so  ist  die  Um- 
hüllte eine  Hyperbel  mit  denselben  Asymptoten  und  mit  einer 
Ezcentricität,  welche  die  Hälfte  der  vorigen  ist. 

Wenn  die  leitende  Curve  die  gewöhnliche  Parabel,  also  ?n=  — 1 
und  71  =  2,   so  ist  die  Umhüllte 

1?*=:  — 4ca;, 

eine  Parabel,    welche   den    vierfachen   Parameter    der  Leitenden 
hat  und  an  der  entgegengesetzten  Seite  der  Scheiteltangente  liegt. 

Wir  haben  im  §.  1.  gesehen,  dass  die  umhüllende  Gerade 
durch  ihren  Berührungspunkt  und  durch  die  Tangente  des  leiten- 
den Punktes  harmonisch  getheilt  wird;  nun  wird  aber  die  Umhül- 

in 
lende  der  Curve  23)  getheilt  nach  dem  Verbältnisse  — ,  also  wird 

sie  durch  die  Tangente  der  leitenden  Cnrve  nach  demselben  con- 
stanten  Verhältnisse  getheilt.  Hierdurch  ist  ein  einfaches  Ajfittel 
•gegeben,  um  durch  einen  Punkt  einer  Curve  a:^y^z=c  eine  be- 
rührende Gerade  zu  legen.  Wenn  insbesoudere  im=»::;=1,  so 
wird  das  zwischen  den  Axen  (Asymptoten)  liegende  Stück  durch 
den  Beführungspunkt  halbirt«  und  m=?«-l  und  n?=:29  so  theilt 
der  Berührungspunkt  das  Stück,  welches  zwischen  der  Abscissen- 
aze  (Durchmesser)  und  der  Axe  der  Ordinaten  (Scheiteltangente) 
liegt,  üuaserlidi  nach  dem  Verhältnisse  {. 

Die  Entwickelung  und  das  Resultat  dieses  Paragraphen,  näm- 

31« 


M9ii€rmmnn:    Bettrag  %ur  Täeorte  der  umküiUen  Cmrpen.  461 

49sm  ahio 

ß  +  y  «  +  /? 

wo  /  die  EntferDUDg  der  festen  Punkte  P  und  P|  ist.    Hiedurch 
wird  ausserdem 

ap'-^ßpq  +  Yq*=-  ^^^  -P  . 

ttnd  wenn  nun  nocb  zur  AbkOrzung  gesetzt  ivird  a-h^i^'f/^^' 
nnd  |P— o/=d«  so  ist  die  BediDguugsgleichung 


oder 


Sie  ist  sugleich  die  Gleichung  der  leitenden   Curve  ffir  die  um- 
hOileude  Gerade  QQi  und  kann  leicht  unter  die  Form 

m  m 


©"+(!)"='• 


welche  in'$.  4.  zu  Grunde  gelegt  wurde«  gebracht  werden.  Es 
ist  nur  su  setzen  m=z — 2,  n  =  l, 

es  ist  dann  nach  8)  die  unihüllte  Curve 

25)  ^.|a  +  ff.^«  =  l, 

ein  Kegelschnitt,  von  welchem  OX  und  OT  zwei  conjugirte 
Darchmesser  sind.  Bezeichnen  wir  diese  Durchmesser  mit  2a  und 
Hb»  so  ist 


a^^yfS  und  6  =  V  ^ 


Es  sind  also  beide  Durchmesser  imaginär,  d.  h.  der  Kegelschnitt 
selbst  ist  imaginär,  wenn 

j3*— ay<0   und    a  +  2i3  +  y<;0, 

es  sind  beide  real   oder  der  Kegelschnitt  ist  eine  Ellipse,   wenn 


4Bf  ffiiiermann:    Beilrag  niir  Theorie  der  umMiiien  Ctir^en. 

j3«-ay>ü    und    a  +  2/3  +  y>0,  t 

es  ist  einer  real  und  der  andere  imaginär^    oder  die  Umhüllte  ist 
eine  Hypefbel,    wenn 

|8*-Äy^0  und  u+2ß  +  y<,0 
oder 

ß«— tty<0  und   ft+2/3  +  y>0* 

Die  Coefficienten  der  homogenen  Function  lassen  sich  durch  die 
Darchme^er  de»  Kegelschnittes  und  die  Stücke  p  und  ^  ausdrücken. 
Es  ist  nämlich  zunächst 

ß  +  y^^'   «  +  I3=p7    und    /5«-ay=r~, 
und  daraus  folgt: 

so  dass  die  Function  zweiteo  Grades  übergeht  in: 

26)  (q^—a^)  z^  +  2(pg  +  a«)  zzi  +  (p^—a^)zi^  =  6«/«. 

Werden  also  durch  zvrei  Punkte  P  und  P^,  welche  in  demselben 
Durchmesser  2a  eines  Kegelschnittes  auf  Verschiedenen  Seiten  des 
Mittelpunktes  in  den  Entfernungen  p  und  q  liegen.  Gerade  parallel 
zum  conjugirten  Durchmesser  26  gezogen,  so  schneidet  jede  Tan- 
gente des  Kegelschnittes  auf  den  Geraden  Stücke  z  und  z^  ab, 
die  der  Gleichung  26)  geniigen. 

Diese  lässt  sich  auch  noch  unter  die  folgenden  Formen  bringen: 

(qz  +  pzi  )2—  o2  (z  -  2i)2  =  6^/2, 

[(q  +  a)z  +  (p^a)z,][{q-^a)z  +  (p  +  a)z,]  =  b'^l^. 

Es  ist  bei  diesen  Darstellungen  festzuhalten «  dass  p  und  q  glei- 
ches Vorzeichen  haben  ^  wenn  P  und  P^  auf  verschiedenen  Seiten 
des  Mittelpunktes  O,  und  verschiedenes,  wenn  sie  auf  derselben 
Seite  liegen. 

Die  allgemeine  Gleichung  26)  nimmt  in  einigen  Fällen  eine 
besonders  einfache  Gestalt  an. 

cc)  Wenn  p=:q  =  a,    so  geht  26)  über  in: 

27)  zzt=ö^, 

d.  h.  jede  Tangente  schneidet  auf  swei  festen  Tangenten,  welche 


B^iUrmann:    BeUrag  %ur.  Theorie  der  umkßdUen  Cwrwen.  483 

durch  die  Endpunkte  des  realen  Durchmessers  2a  einer  Ellipse 
oder  Hyperbel  gezogen  sind^  Stöcke  ab,  deren  Product  gleich  ist- 
dem  Quadrate  des  halben  conjugirten  Durchmessers. 

j3)  Wenn  a  imaginär  und  p^=iq^=zV --a^,    so  ist  nach  26): 

28)  z« +2,2  =  26», 

d.  h.  von  den  Geraden,  welche  durch  die  Endpunkte  eines  ima- 
ginären  Durchmessers  parallel  zum  conjugirten  gezogen  sind,  schnei« 
det'jede  Tangente  Stücke  ab,  deren  Quadratsumme  gleich  ist  dem 
halben  Quadrate  des  conjugirten  Durchmessers. 

§.  12. 

Die  bisherige  Entwickelung  ist  nicht  zulässig,   wenn 

a  +  2|S  +  y  =  0, 

und  es  ist  deshalb  dieser  Fall  besonders  zu  untersuchen. 

Unter  der  vorstehenden  Voraussetzung    ist  die  Bediogungs« 
gleichang: 


«a 


2[(a  +  |S)p-(|S  +  y)9]a:  +  a;^2-2i3/?9  +  y^«  =  p 
und   geht  durch  Anwendung  derselben  Gleichung  über  in 

Wird  nun  der  Anfangspunkt  O,  d.  h.  /?  und  q  so  bestimmt,  dass 
so  ist  die  Gleichung  der  leitenden  Curve 

tad  nach  §•  10.  ist  die  zugehörige  Umhüllte 

30)  ^»=^-5 

eine  Parabel,  von  welcher  PPi  ein  Durchmesser  nod  OY  die  sa- 
gehörige  Scbeiteltangente  ist.    Wird  der  Parameter  dieser  Parabel 

yP       * 


HHiermann:    Beitrag  zur  Theorie  der  umhüllten  Curwen*  466 

Gerade  geßUlten  Senkrechten  PR  und  PiR^  bilden  eine  homo- 
gene Function  zweiten  Grades  von  constanter  Grösse;  es  soll  die 
Ton  der  Geraden  umhüllte  Curve  bestimmt  werden. 

Die  Senkrechten  PR  und  PiRi  seien  mit  r  und  r|  bezeichnet» 
und  die  Gleichung»  welcher  sie  genügen,  sei 

ara  +  2/5rri+yri«=l. 

Werden  in  den  Punkten  P  und  Pi  Senkrechte  auf  PPi  errichtet» 
Dfimlicb  PQ  und  PiQi,  welche  die  Gerade  RRi  in  Q  und  Qi 
schneiden»   und  PQ  =  z,   PiQ  =  Zi  gesetzt,  so  ist 

Iz  .  Izt 

r  =    ^-  und   ri  = 


WO  I  wieder  die  Entfernung  der  festen  Punkte  P  und  /\  bezeich« 
net.  Durch  die  Einsetzung  dieser  Werthe  in  die  obige  Gleichung 
entsteht 

32)  ^^.z^  +  '2^^.zz,+^-^ 

welche  mit  der  Bedingungsgleichung  des  §.  11.  der  Form  nach 
übereinstimmt.  Hieraus  folgt  schon,  dass  die  umhüllte  Curve  ein 
Kegelschnitt,  von  welchem  die  Gerade  PPi  die  eine  Aze'ist,  da 
sie  auf  dem  conjugirten  Durchmesser,  welcher  zu  PQ  parallel  ist» 
senkrecht  steht. 

Die  Gleichung  dieses  Kegelschnittes  ist  nach  25): 
wo  dann 

and  die  Entfernungen  des  Mittelpunktes  von  P  und  /\»  nämlich 
OP=p  und  OPi  =  g  bestimmt  sind  durch  die  Gleichungen 

^      a^2ß+y  ^      a  +  2/3  +  y 

Durch  Einführung  der  Summe  a  und  der  Determinante  d  der  ge- 
gebenen Function  geht  die  Gleichung  des  Kegelschnittes  über  in: 


BtOermmmn:    BeUraff  %tir  Theorie  der  umMUUen  Curven,  467 

Wenn  dagegen  ^  =  VoJT^  6i*  imaginär  ist,  nnd  p^g=:=i ^f—e^^ 
so  geht  die  Gleichung  34)  über  in 

36)  r«  +  ri«  =  2^,» 

d.  h.  die  Sanrnie  der  Quadrate  der  von  den  imaginären  Brenn- 
punkten anf  eine  Tangente  gefällten  Senkrechten  ist  gleich  dem 
halben  Quadrate  der  Axe»  in  welcher  die  realen  Brennpunkte  liegen. 

In  allen  diesen  Gleichungen  zeigt  sich  ^  dass  die  Senkrechten  r 
ond  Tx  denselben  Bedingungen  genügen,  wie  die  Abschnitte  z  und 
Zi ,  welche  in  der  vorigen  Aufgabe  untersucht  wurden,  nur  mit  dem 
Oafiersehiede ,  dass  statt  der  Halbaxe  a  hier  die  Excentricität  ei 
vorkommt.  Im  Zusammenhange  mit  dieser  Uebereinstimmung  ist 
die  Excentricität  des  Kegelschnittes  33),  welche  in  dem  Durch- 
messer 2ax ..liegt,  real  oder  imaginär  oder  null,  jenachdem  die  ge- 
gebene Function  zweiten  Grades  aus  zwei  realen  oder  imaginären 
mkr  gleichen  Factoren  besteht,  oder  jenachdem  d=/9^ — oy  posi« 
thr  oder  n^ativ  oder  null  ist. 


§.  14. 

Die  erwähnte  Uebereinstimmung  bleibt  auch  dann  noch  be- 
stehen 9  wenn  die  Coefficientensumme  ff^a-f^^-h/^O  und  in 
Folge  dessen  die  Entwickelung  des  vorigen  Paragraphen  nicht  an« 
weodbar  ist.    Die  umhüllte  Curve  ist  nach  §.12.: 

'  '        y  —  a    l 

m 

ein«  Parabel,   deren  Parameter 

4 


Ä  = 


(y-a)/' 


Dazu  Ist  aber. 


folglich 


«P-1     .  yP-1       rt 


^      _1 


Nimmt  man  hinzu 


4 


M  lidel  iMui 


HeiiTBrmmnn:   Beürag  %ur  Theorie  der  umhüllten  Curven.  469 

so  daao«  die  Scheitel  der  umbiillten  Ellipse  in  der  Geraden  PPi 
I  finden. 

Ist  aber  a  imaginär,  also  d^  negativ,  »o  setze  man  — ä*  statt 
^;   dadurch  geht  die  Gleichung  26)  über  in 

id  iSsst  si^h  umformen  in 

»  dass  nach  dem  Obigen  durch  jedes  dieser  Quadrate  einer  der 
ndpunkte  des  imaginären  Durchmessers  AAi  bestimmt  wird» 
id  die  Summe  der  Quadrate  der  Stücke  AD  und  AiDi  gleich 
ird  26l^P,  wie  wir  es  oben  als  besonderen  Fall  gefunden  haben. 

Wenn  zugleich  durch  A  und  Ai  Gerade  parallel  zu  Bßi  und 
irch  B  und  Bi  Gerade  parallel  zu  AAi  gezogen  werden,  und 
e  Stücke  AD:=d,  AiDi=di,  welche  auf  jenen  durch  eine  Ge- 
.de  DDi  abgeschnitten  werden,   der  Bedingung 

mögen  9  welche  eine  Eigenschaft  der  imaginären  Scheitel  A  und 
I  ist,  so  lässtsicb  zeigen,  dass  die  Stücke  BC=c  und  BiCiz=Ci, 
elcBe  auf  verschiedenen  Seiten  des  Durchmessers  BBi  liegen, 
)r  Gleichung 

enüge  leisten^  welche  ein  Merkmal  der  realen  Scheitelt  und  ßi  ist. 

Für  die  realen  und  imaginären  Brennpunkte  eines  Kegelscbnit- 
B  haben  die  Zerlegungen  der  Function  34)  dieselbe  Bedeutung, 
eiche  wir  von  der  Function  26)  für  Scheitel  nachgewiesen  haben. 

Schliesslich  füge  ich  noch  die  Bemerkung  hinzu,  dass  ich  die 
vrstehenden  Untersuchungen  weniger  wegen  der  Resultate  mit- 
»theilt  habe,  da  sie  zum  Theil  schon  von  Andern  durch  Anwen- 
mg  der  Differenzialrecbnung  gefunden  wurden,  sondern  vielmehr 
egen  der  elementaren  Entwickelung,  weil  Beispiele,  wie  die 
erstehenden s  mir  besonders  geeignet  zu  sein  scheinen,  den  An- 
Dger  mit  der  Methode  der  Gränzwerthe,  auf  welcher  ihrer  Ent- 
ehang und  ihrem  Wesen  nach  die  Differenzialrecbnung  beruht, 
rrtraat  zu  hachen. 


Mondäiseanzen,  für  nautische  LehranstaUefu  •  471 

bode  Ton  Bor  da  noch  der  Methode  von  Mendoza  und  der  bei 
eren  Anwendung  erforderlichen  Tafeln  kurz  Erwähnung  gethan 
at»  sehr  richtig:  „On  reud  un  mauvais  Service  auz  marins,  en 
ugmentant  le  bagage  de  tables  dont  ils  doivent  etre  munis :  Teile 
st  la  raison  qui  nous  fait  accorder  la  präfärence  ä  ia  m^thode  de 
orrection  de  Borda,  puisqu'eile  nezige  que  Temploi  des  tabies 
öcesBaires  a  tous  les  caiculs,  et  dont  par  suite  Tusage  est  tou- 
9ur8  tr^s-familier  au  navigateur. '^  In  deutschen  Lehrbiichem  der 
Icbifffahrtsknnde  findet  man  jetzt  häufig  die  Methoden  von  Bre- 
liker  und  WItcheli;  aber  diese  Methoden,  denen  ich  übrigens 
«irebaus  nicht  allen  Werth  absprechen  will,  sind  blosse  Nähe* 
■nf smetfaoden ,  ohne  dabei  nach  meiner  Meinung  eine  so  grosse 
Abkürzung  der  Rechnung  zu  gestatten,  dass  man  nicht  lieber  den 
rebrauch  ganz  strenger  Formein  vorziehen  sollte;  und  überdies 
oUie  man  nach  meiner  Ueberzeugung  sich  überhaupt  bei  einer 
Formel,  auf  der,  wie  man  mit  voller  Wahrheit  sagen  kaun,  das 
ieben  und  die  Wohlfahrt,  und  die  Sicherheit  des  Vermögens  von 
^•OBenden  beruhet,  nicht  mit  blossen  Annäherungen,  die,  wie  ein 
trenger  Mathematiker  nicht  leugnen  wird,  oameiitlich  in  der  Art» 
^ie  sie  gewöhnlich  gegeben  werden,  doch  nie  von  einer  gewissen 
Jnsicherheit  frei  sind,  begnügen,  am  allerwenigsten  aber  beiden, 
1  ihrer  in   den  Lehrbüchern  meistens  noch  gewöhnlichen  Weise, 

0  unsichern  Entwickelungen  durch  den  Taylor'schen  Lehrsatz, 
-eiche  überhaupt  die  neuere  Mathematik  ohne  strenge  Restbe- 
'achtungen  gar  nicht  mehr,  oder  nur  mit  grossem  Widerstreben, 
tatnirt,  beruhigen.  Dies  sind  die  Gründe,  welche  mich,  wie  ich  glaube, 

1  völliger  Ueberetnstimmung  mit  der  französischen  Marine,  bestim- 
len,  unter  den  bekannten  Methoden  und  Formeln  immer  noch  der 
(orda'schenden  Vorzug  einzuräumen  und  dieselbe  zum  Gebrauche 
uf  der  See  vorzugsweise  zu  empfehlen.  Indess  hat  die  schon 
rvrähnte  Revision  der  bekannten  Methoden  —  so  weit  die  mir  zu 
■ebote  stehende,  allerdings  reichhaltige  nautische  Literatur  reichte  — 
lieh  zu  einigen  Betrachtungen  über  diesen,  wegen  seiner  grossen 
raktlschen  Wichtigkeit  schon  so  vielfach  discutirten  Gegenstand 
efBhrt,  welche  ich  der  Mittheilung  an  diesem  Orte  nicht  ganz 
Dwertfa  hatte,  indem  ich  eines  Theils  der  Meinung  bin,  dass  die 
(orda'sche  Methode  einiger  zweckmässigen  Abänderungen  fähig 
it,  andern  Theils  aber  auch  ein  Paar  neue  Methoden  dem  Ur- 
heil Derer^  welche  sich  für  die  Fortschritte  der  Nautik  interes- 
iren,  unterwerfen  möchte.  Zu  diesen  Entwickelungen  will  ich 
Btzt  Übergehen. 

Wenn  wir  die  scheinbaren  Höhen  und  die  scheinbare  Distanz 
er  beiden  Gestirne  durch  A,  A|  und  ^,  ihre  wahren,  wegen  Re- 
ractioD,    Parallaxe,    Kimmung  u.  s.  w.  gehörig  corrigirten  Höhen 


Mondäisianzen,  für  nautische  Lehranstaiten,  473 

al8o : 

und 

2cos4.i'*=l  +sinÄ'ßinÄi'  +  cosÄ'co8Äi'(l-2sinM*) 
=  1  +sinÄ'sinÄi'+cosA'cosÄ/(2cosM*-l) 
=l  +  cos(A'-.Ai')— 2cosÄ'cosÄi'sin4J« 
=  1  — cos(A'  +  Ai')+2cosA'cosAi'cos|^2 
=  2tcosi(A'— A/)*-cosA'co8A/6in4^«l 

=2|8ini(Ä'+A,')*  +  cosA'cosAi'cos4^2|, 
•also: 

5)  C08  iz/'a  =  cos  KA' — Ai')*  -  cos  A'  cos  A^'  sin  \A^ 

=  sin  i(A'  +  Ai  ')*  +  cos  h'  cos  Aj'  cos  i^« 

Die  Tier  Formeln  4)  und  5)  lassen  sich  nun  auf  folgende  Art 
darsteilen : 

.    w,#      w  ,v«.^     cosA'cosAi'siniJ*. 

wjL/ I  n /\aii     cos A' cos A,' cos i^*, 
=cos4(A'+A,')«tl cos4(A' +A,')«     '' 

I  >/«           i/K      1.  /x«,!     cosÄ'cosA,'sinM*, 
co84^'«=  cos  \{h!  -  Ä,')»l  l cosKA'-A,')»    ' 

.    w#f  .  *  #v«.,  .  eosA'cosAi'cosJ^*, 
=  s.n4(A'  +  A.')'lH— üirW+ÄTF-'^ 

and  durch  Einführung  von  Hülfswinkeln  kann  man  jetzt  aus  die- 
sen Formeln  eben  so  viele  zur  logarithmischen  Berechnung  von 
^'  bequeme  Formeln  ableiten. 

Die  Rorda'sche  Formel    erhält  man  aus   der   zweiten    der 
vier  vorstehenden  Gleichungen,    wenn  man 

4  /cos  h'  cos  kl '  cos  \Ä^ 
^""9^=  V  ~    cos4(Ä'+Ai')*     ' 

also  nach  3) 


Ajcos  s  COS  (s  —  J)  cos  A'  cos  kl ' 

^^^"P^^M     cosAcosA|C08UA'+AiO^ 

TlMil  XXIV.  32 


MimädtMlmmen,  f&r  nautische  Lekrmuialten.  475 

1er 

(  1 41  cos  5  cos  {$ — A)  cos  h'  cos  ^x ' 

1     "©^""ainiCA'+Ai')  1  cosAcosAi 

cos  i^' =  sin  J(A' -|- Ai ')  sec  <j(7 


Dass  man  aus  den  obigen  Fundamental -Gleichungen  noch  an« 
ire  solche  zur  logarithmischen  Rechnung  bequeme  Formeln  ab- 
iten  k5nneii  wjirde,  ist  klar,  was  aber  einer  weiteren  Erläuterung 
I  diesem  Orte  nicht  bedarf. 

Bei  dem  Gebrauch  aller  dieser  Formeln  wird  die  wahre  Distanz 
lialten«  indem  man  zuerst  die  halbe  wahre  Distanz  berechnet, 
id  dieselbe  dann  mit  Zwei  multiplicirt.  Ist  nun  aber  die  berech- 
3te  halbe  wahre  Distanz  mit  einer  kleinen  Ungenauigkeit  behaf- 
i,  die  sich  bei  dem  Gebrauche  der  Tafeln  sehr  selten  ganz  wird 
»rmeiden  lassen,  so  wird  naturlich  die  daraus  durch  Verdoppe« 
ng  abgeleitete  ganze  wahre  Distanz  mit  einem  doppelt  so  gros- 
ID  Fehler  behaftet  sein.  Aus  diesem  Grunde  bin  ich  geneigt, 
onneln,  welche  unmittelbar  die  ganze  wahre  Distanz  ohne  alle 
weidentigkeit  liefern,  den  Vorzug  einzuräumen,  insofern  dieselben 
ine  eben  so  leichte  numerische  Rechnung  wie  die  vorhergehen- 
en^  Formeln  für  die  halbe  wahre  Distanz  gestatten.  Solche  For- 
elo  kann  man  aus  den  obigen  Fundamental -Gleichungen  auf  fol- 
sade  Art  ableiten. 


Wenn  man  die  beiden  aus  dem  Obigen  bekannten  Gleichungen : 

cos  1.^'«= cos  4(A'  —  Ai')*— cos*'  eosAi'  sin  i^«, 
sin4.i'«=s1n4(Ä'  — ÄiO*  +  cosA'cosAi'sini^«; 

nd  eben  so  die  beiden  aus  dem  Obigen  bekannten  Gleichungen: 

cosi^'«=sinJ(A'+AiO*  +  cosA'cosAi'cosiJ*, 
sin4-^'*=cosi(A'  +  Ai')*  — cosÄ'  cosA/cosJ^«; 

urch  Sabtraction  mit  einander  verbindet,  so  erhält  man  nach  he- 
uinten  göniometrischen  Formeln: 

cos^'s     cos(A'— Äi')  — 2cosA'cosAi'sin42l*, 
cos-^/'=— cos(A'  +  AiO  +  2cosA'cosAi'cosii4^; 

ier:. 

32* 


Manddisianten ,  für  nauUsche  Lekranstaiten.  477 

Man  berechne  den  Winkel  <p  mittelst  der  Formel: 

,                   _  ,     4/  2cosA'cos^/sin(« — A)sin(s — Ai) 
logco«9  =  ±log\  co8Aco8A,co8(A'-A.') ' 


indem  mau  in  dieser  Formel  das  Zeichen  immer  so  nimmt,  dass 
[      log  cos  9>  negativ  wird;    dann  ist 

coBd'=zcos^h''-hi)8\ng>^    oder   cos^'= — cos(A'  —  hi')iiknQ(p^, 

jenachdem  man   in  der  Formel   für  logcos^  das  obere  oder  das 
untere  Zeichen  hat  nehmen  müssen. 

Es  erhellet  übrigens  sogleich,  dass  man,  wenn  man  will,  diese 
Kegel  auch  auf  folgenden  Ausdruck  bringen  kann: 

Man  berechne  den  Winkel  tp  mittelst  der  Formel 

.       .      .     4^2  cos  A^  cos  At^  sin  (s  —  A)sin  {s-^hi) 

ogsm^)     ±  ogy  cos A cos A^ cos (A'  —  Aj ')  * 

indem  man  in  dieser  Formel  das  Zeichen  immer  so  nimmt,   dass 
log  sin  9  negativ  wird;   dann  ist 

cos  J'  =  cos  (Ä'  —  A] ')  cos  g>^    oder  cos  J'  = — cos  (A'  —  Aj')  cot  9*, 

jenachdem  man  in  der  Formel  für  log  sin  9  das  obere  oder  untere 
Zeichen  hat  nehmen  müssen. 

Da  J'  nie  180^  übersteigt,  so  kann  bei  der  Anwendung  die- 
ser leichten  Regeln  offeirbar  nie  eine  Zweideutigkeit  bleiben,  wie 
man  J'  zu  nehmen  hat,  ob  nämlich  diese  Distanz  kleiner  oder 
grosser  als  90^  ist,  und  ich  halte  daher  diese  bis  jetzt  noch  nicht 
bekannte  Kegel  in  der  That  für  besonders  bequem  und  genau, 
bin  auch  aus  den  oben  angegebenen  Gründen  allerdings  geneigt, 
sie  der  Borda'schen  Formel  vorzuziehen. 

Die  bekannte,  von  Mendoza  gegebene  Formel  hat  wohl 
hauptsächlich  den  Zweck,  die  Rechnung  mit  Logarithmen  zu  um- 
gehen, und  mit  den  sogenannten  natürlichen  Linien  oder  Functio- 
nen auszukommen,  wobei  man  sieh  aber  besonderer,  ziemlich 
ausgedehnter  Tafeln  bedienen  muss.  Zu  einer  ähnlichen  Formel 
kann  man  auf  folgende  Art  gelangen. 

Die  Gleichung  J)  bringt  man  sogleich  auf  die  folgende  Form: 
cos  A  cos  hl  cos  J'  —  cos  A  cos  A|  sin  h'  sin  A] ' 
SS  cos  A'  cos  hl '  cos  J  —  sin  A  sin  Ai  cos  h'  cos  Ax^ 
Nun  ist  aber  nach  einer  bekannten  goniometrischen  Formel: 


J/ondäüUmzen ,  für  nauHzche  Uhramtaiten.  479 

+  cos{(Ä+Ai)— (A'-A,')) 
-cosKA-Ai)  +  (A'  +  Ai')} 
— cost(A— A,)— (A'  +  Ai')) 

=4cosA'cosAi'cos^+ cost(A-|-A')  +  (Ai  — Ai')| 

+  cos|(A-A')  +  (Ai+Ai')l 

— co8t(A  +  A')— (Ai— ÄiOl 

— cost(Ä— ÄO-(Ai+*i')l. 
Ferner  ist 

2  cos  A  cos  Ai  cos  /l'  =  |  cos  (A  —  Ai)  -f  cos  (A  +  Ai)  t  cos  ^ä' 

and 

4co8A'cosAi'cos^=2cos(A' — Ai')cosz/+2cos(Ä'+Ai')cos^ 

=  (;ps(A'— Ai'— zO  +  cos(A'-Ai'+^) 
+  cos(A'+Ai'— z/)  +  cos(Ä'+A/+^f), 
folglich  nach  dem  Obigen: 

2tcos(A-A|)  +  cos (A+Äi) )co8  J' s=     cos(A'— Aj'  — -^) 

+  cos(A'-A|'+^) 
+  cos(A'  +  Ai'-^ 
+  cos(A'+A/+^ 

+  cos{(A  +  Ax)  +  (A'-Ai')l 
+  cos|(A  +  Ai)-(A'-A/)) 

-cos((A-Ai)+(A'  +  Ai')} 

-  cos  t  (A— A,)  -  (A' +  AiO  I. 

Berechnet  man  also  die  Grössen: 

if=5  cos(A'— Ai'-^) 
+  cos(Ä'-Aj'  +  z/) 
+  cos(A'  +  Ä,'— ^ 
+  cos(A'  +  Äi'+^) 

+  cosl(A+Ai)  +  (A'-ÄiOI 

+  cos{(A  +  Ai)-(A'-ÄiOt 

•       --oosKA-Ai)  +  (A'+Ai')> 

-cos{(A-Ai)-(A'  +  Ai')» 
and 

iV^2{cos(A-Ai)  +  cos(A  +  Ai)K 


Momküifanzen,   fär  nautische  Lehransiaiien.  481 

setit: 

15)  cos^'  =  P-e— Ä. 

Diese  Formel,  wenn  dieselbe  auch  nicht  ganz  zur  Behandlung 
mit  Logarithmen  eingerichtet  bt,  halte  ich  dessenungeachtet  für 
Torzüglich  bequem  und  mochte  sie  zum  Gebrauche  besonders  em- 
pfehlen. Einige  Mähe  und  Aufmerksamkeit  erfordert  bei  dieser 
ganz  genauen  Formel  eigentlich  nui  die  Berechnung  des  ersten 
Gliedes    ^ 


cosA'cosAi'         .     2cosA'cosAi' 

7 7—  cos^ = Tj 7 i—  cos  ^  \ 

cosAcosAi  2  cos  A  cos  % 


denn  weil  die  beiden  andern  Glieder 


^     sin(A — AOsin(A|  +AiO      ^ sin  (At  —  h/)  sin  (A + h*) 

2co8AcosA|         *  2cosAcosAi 

ihren  absoluten  Werthen  nach  immer  sehr  klein  sind,  und  des- 
halb gewissermassen  als  blosse  Correctionsglieder  in  Bezug  auf 
das  erste  Glied  zu  betrachten  sind,  so  ist  ihre  Berechnung  unge- 
mein leicht  und  eigentlich  gar  nicht  in  Anschlag  zu  bringen,  wo- 
bei immer  festzuhalten  ist,  dass  die  Formel  durchaus  keine  blosse 
Näherungsformel,  sondern  eine  ganz  genaue  Formel  ist.  Beson- 
ders bequem  wird  die  Rechnung,  wenn  man  neben  der  Tafel  der 
trigonometrischen  Logarithmen  auch  eine  Tafel  der  natürlichen 
Linien  oder  Functionen  besitzt*),  die  sich  bekanntlich  jetzt  schon 
in  vielen  Sammlungen  nautischer  Tafeln  vorfindet,  so  dass  al^o 
diese  Sammlung  durch  Hinzufugung  der  in  Rede  stehenden  Tafel 
nU^ht  mit  einer  ganz  neuen  Tafel  vermehrt  wird.  Wollte  man  sich 
eine  solche  Vermehrung  nicht  gestatten,  so  könnten  bei  der  Rech- 
nung nach  obiger  Formel  die  sogenannten  Additions-  und  Sub- 
tractions «Logarithmen  gute  Dienste  leisten;  aber  auch  ohne  die- 
selben ist  die  Rechnung  nach  obiger  Formel  sehr  leicht,  und 
zagleich  bt  man  bei  deren  Gebrauch  Irrungen  nicht  leicht  ausge- 
setzt. Das  folgende,  absichtlich  mit  siebenstelligen  Logarithmen 
nach  dieser  Formel  berechnete  Beispiel  wird  hoffentlich  die 
Leichtigkeit  und  Kürze  der  Rechnung  zeigen. 

A=20o.36'.22"  Äi=25«.  7'.  5"     z/=I03ö.19'.49 

A'=20  .34.  2  V=25  .56.  6 

A-A'=         2.20  Äi-Ai'=—    49.  1 

A+A'=41  .10.24  Äi+A,'=51  .3.11 


*)  Wa«  über  natärlich  durchaus  nicht  unbedingt  ndthig  i#l. 


Mondätstame»,  für  nautUche  UhransUUten.  483 

wirklMie  tg^nna  berechnete  fiinfstellige  Tafeln  gebraucht,  nicht 
bloss  bei  den  siebenstelligen  die  Abkürxungen  in  üblicher  Weise 
bis  anf  fönf  Stellen  vorgenommen ,  so  wurde  wahrscheinlich  noch 
eine  TSllige  Cebereinstimmung  in  den  ganzen  Secunden  Statt  ge- 
funden haben.  Ich  glaube  mich  daher  wohl  zu  der  Ansicht  be* 
rechtigt  halten  zu  dürfen,  dass  die  obige  ganz  genaue  Methode 
zQ^jrieiii  praktischen  Gebrauche  auf  der  See  vorzüglich  geeignet 
ist,  und  mochte  sie  deshalb  dazu  empfehlen.  Auch  das  scheint 
mir  fiir  sie  zu  sprechen,  dass  man  die  betreffende  Formel  sehr 
leicht  im  Kopfe  behalten  kann,  wovon  man  sich  bei  näherer  An- 
sicht derselben  sogleich  überzeugen  wird  *).  Die  gewöhnlichen  vor- 
bereitenden Rechnungen,  um  aus  den  beobachteten  Höhen  die 
wahren  abzuleiten,  sind  natürlich  bei  allen  Methoden  ganz  die- 
selben und  werden  in  jedem  nautischen  Lehrbuche  ausführlich 
gelehrt»   weshalb  hier  nichts  weiter  über  dieselben  zu  sagen  ist. 

Dieses  Exeippel  will  ich  nun  auch  noch   nach  der  folgenden 
von  mir  oben  gegebenen  Regel  berechnen: 

Man  berechne  den  Winkel  (p  mittelst  der  Formel 


'      4  r^  cos  Ä'  cos  Ai'sin  (* — h)  sin  (*  —  hi) 
'^dtlogY 


legq9Sg?:;=:±log\  "  cosAcosÄiCos(Ä'-ÄiO 


indem  man  in  dieser  Formel  das  Zeichen  iiniper  so  nimmt»  d^s 
log  cos  9  negativ  wird;    dann  ist 

^os^';:;:cofi|(A' — hi)9inq>^  oder   qos^'==  — cos(Ä'^-'AiOtangV^ 

jenachdem  man  in  der  Formel  für  log  cos  go  hat  das  obere  oder  das 
untere  Zeichen  nehmen  müssen. 

Weshalb  ich  diese  Regel,  die  ungefähr  gerade  eben  so  viel 
Rechnung  erfordert  wie  die  Borda'sche  Regel,  dieser  letzteren 
vorziehe,   habe  ich  oben  angegeben. 

Ä=  200.36'. 22" 

Aj  sc  25  •  7  .  5 

zf=103.19,49 

25=149  .3.16 

$^  74  ,31.38 

4<-ieA9B  53  .55  «16 

s^\^  49  .24,33 

Ä'=  aO  .34.  2 

V=^'25  ,56.  6 

A'--V^-5  .23.  4 


*)  Ein«  praküfphe  Rfphqungfregel  «.  n.  am  flsd«. 


Mondäistan%en,  für  nautische  Lekranstöiien.  485 

Winkel  A,  A| ;  hf,  hi  mittelst  des  Transporteurs  erfordert»  welches 
hekanntlich  immer  nur  mit  einer  sehr  beschränkten  Genauigkeit 
möglich  ist,  selbst*  dann,  wenn  man  sich  eines  Transporteurs  be- 
dient, der  mit  Hülfe  eines  Nonius  etwa  Minuten  angiebt. 

Auch  ohne  Figur  wird  nun  sogleich  die  Richtigkeit  der  fol- 
genden Construction  erhellen.  Aus  der  Linie  SSi ,  die  man  ent- 
weder mittelst  der  Formel  jS^i  =2 sin  1^/  berechnet  und  von  dem 
tausendtheiligen  Maassstabe  abträgt  oder  durch  Construction  eines 
gleichschenkligen  Dreiecks  erhält,  dessen  gleiche  Schenkel  der 
angenommenen  Längeneinheit  gleich  sind  und  dessen  Winkel  an 
der  Spitze  die  gegebene  wahre  Distanz  /i  ist,  als  Hypotenuse, 
und  dem  absoluten  Werthe  der  Differenz  S$ — Si$i=i8\nh — sinAj 
als  der  einen  Kathete,  construire  man  ein  rechtwinkliges  Drei- 
eck, so  ist  die  andere  Kathete  dieses  rechtwinkligen  Dreiecks 
die  Linie  551.  Nun  construire  man  das  Dreieck  SC$i  aus  den 
drei  gegebenen  Seiten  C5  =  cos A,  C5]=  cos A^  und  $$xy  trage 
auf  dessen  den  Winkel  C  einschlie8sei|de  Seiten  CS  und  C$i 
die  gegebenen  Linien  CS''=cosA'  und  C5i'  =  cosAi'  auf  und  ver- 
binde die  dadurch  erhaltenen  Punkte  5'  und  $i  durch  die  Linie 
S'Sx'  mit  einander.  Hierauf  construire  man  aus  der  bekannten 
Linie  5'5i'  und  dem  gleichfalls  bekannten  absoluten  Werthe  der 
Differenz  S'5'-Si'5,'  =  sinA' -sinAi'  als  den  beiden  Katheten 
ein  rechtwinkliges  Dreieck,  dessen  Hypotenuse  die  Linie  S^Si 
ist  Mit  dieser  Linie  als  Grundlinie  und  zwei  der  angenommenen 
Längeneinheit  gleichen  Schenkeln  construire  man  nun  ein  gleich- 
schenkliges Dreieck,  so  ist  der  Winkel^  an  der  Spitze  dieses  gleich- 
schenkligen Dreiecks  die  gesuchte  wahre  Distanz  ^' ,  die  man 
aber  auch  besser  mittelst  der  Formel  sinsz/'=  ^S'Si  aus  der  vor- 
her gefundenen  Linie  S^Si    berechnen  kann. 

Macht  man  den  V^ersuch,  diese  Construction  für  das  oben  be* 
rechnete  Beispiel  wirklich  auszuführen,  so  .wird  man  sich  auf  der 
Stelle  überzeugen,  dass  dadurch  eine  auch  nur  einigermassen  er- 
trägliche Genauigkeit  gar  nicht  zu  erreichen  ist,  hauptsächlich 
wegen  der  Kleinheit  der  verschiedenen  zu  construirenden  GrOssen. 
Icti  will  daher  jetzt  zeigen ,  wie  diese  bloss  mit  Hülfe  der  ebenen' 
Trigonometrie  gefundene  Construction  sich  berechnen  lässt,  und 
wie  man  mittelst  derselben,  also  ganz  ohne  sphärische  Trigono- 
metrie, auch  zu  der  obigen  Grundformel  1),  aus  welcher  alle. 
Auflösungen  unseres  Problems  abgeleitet  werden  müssen,  gelan- 
gen kann,  was  in  der  That  auch  der  eigentliche  Grund  Ist, 
welcher  mich  veranlasst  hat,  die  obige  Construction  hier  zu  ent- 
wickeln. Der  Kürze  wegen  werde  ich  im  Folgenden  die  Sinus 
der  scheinbaren  und   wahren  H5hen   durch  $,  s^  und  s*y  Si  ,    die 


CMidM  dittMr  Bdheo  d«rok  e»  et  dnd  &,  et'  hkuMnMkg  iü  Obl- 
gen  aibo 

Mtieii;   auch  werde  ich  die  beides  eiie  dem  Obigen  beieuinfee 
Linien  SSi  und  S'Si*  reepective  dorch  a  und  o'  bexeichtteo. 


Diee  Yoruwgeitotst»  heben  «rif  neeb  deoi  OMgea  anvdrderet 
mr.Beieehmmg  fon  a  die  folgende  Formeit    . 

a=V4einl^--(f~#^)« 

Die  beiden  l>reiedce  SCSi  und  S'GSJf',  deiM  ScMen  C9:se, 
CSTi =^1 ,  55i  ==:tf  ond  CT^^,  CS^'^^e^ V  V'Si'siiar  eind»  bAbee 
den  Winkel  bei  C,  welchen  wir  dnrch  ß  «elhlf  KeneielHfett  wel« 
len,  gemein;  daher  int  nacfc  einer  bekamrtett' Formel  dei*  ■ebeneii 
iVigoftometrie: 

woraus  sich  die  Gleichung 

CCi  c'Ci'         •    • 

ergiebt«  welche  sogleich  zu  der  Formel 

oder  zu  der  Formel 

«^-7^^  + ^t "^ — * 

oder^   wie  man  leicht  fiodet,  zu  der  Formel 

_  C'C, '  (gC^-CiCiO(CCi^— C|CO 

CCj  CC?| 

führt.    Setzen  wir  nun 

WQ  ^c  end  Jci  der  Null  «ehr  nahe  homeieade  GtSssen  rihHl»  ao  int 


also 


MatuUUsUunm,  fibr  mauäscAe  LeMransimiien.  487 


oder 


o-« 


folglich 


••=V  ^■"'+<««-«.'.')(f -f')- 


mittelst  welcher  Formel  sich   af   berechnen   lässt«   wobei   man  zu 
bemerken  hat,   dass  der  absolute  Werth  der  Grosse 

immer  sehr  klein  ist. 

Endlich  hat  man  nun  die  Formel 

a'«=4siniz/'«— (*'-*,  0*, 
woraus 

sin  i^f'  =  iVa'«+(«'— *iÖ^ 
folgt 

Daher  sind  die  Formeln  zur  Berechnung  von  J'  die  folgenden: 

a  •=V48ini^— (*-*i)«. 


,6,  I  «-V  $"H(cc--«.c.l(f-f'). 

l  sin  4z/'  =  4  V"«'a+(«'  — *iT ; 

und  diese  Formeln  sind  bloss  durch  Anwendung  der  ebenen  Tri- 
gonometrie gewonnen  worden. 

Durch  Einftihrung  von  ein  Paar  Hülfswinkeln  u  und  v  kann 
man  diese  Formeln  zur  logarithmischen  Rechnung  bequemer  ei»« 
richten;  sie  erhalten  dann  die  folgende  nicht  unelegante  Form« 
wobei  es  übrigens  naturlich  nicht  meine  Absicht  sein  kann,  diese 
Formeln  zum  wirklichen  praktischen  Gebrauche  zu  empfehlen ,  in- 
dem die  hier  von  mir  angestellten  Betrachtungen  eigentlich  nuf 
den  Zweck  haben,  als  lehnreiche  mathematische  Uebungen  bei*m 
Unterrichte  zu  dienen : 


ita-f^ 


Grünere    l'eber  öle  Reductlmt  dfr 
=  2»»ä\j'     "  —  ^sini^cosM  =-{*-»,)  cot»; 


.„ .    ..=.fS^^*^_5)c^.Ä). 


1  lai>f.=i-ja-.  .I.M'=»«*~«=)t)f-»i')' 
NlfaarangmlM  Uop  mn  Mab  MtM«! 

Biso: 

Ans   den   vorhergehen  den   Fomidn   wnllen    viir    nun    tiocli   <li« 
Grundrnrniel  I)  ahleiteit.     Weil 


=  4sini^-(j-«,)' 


2cc, 


also,    weil    f^  +  c'^l,    »,»  +  c,*=:l    ist 

-2sink^— , 


cos  C=  — 


B^ 


CC| 


und  folglich,    weil  bekanntlich  co8^=l  — ^sin^^  ist: 

COK  C= - 

Ganz  anf  ähnliche   Art  ist  v 


n'*=48iDM'»— (»'—»,')■,    cosC= 
also  gans  wi«   vorher : 

cos^ — t'si' 


<:oflC  = 


c'c,' 


Daher  iat 


coB^ — M|  __  coaJ'-^t'ii 


MonddiMtanzen,  für  nautische  Lehrmuiaiiin.  48B 

folglich,  wenn   man  für  s,  e;   s^^  Cj  und  s* ,  c';    Si',  e^    ibre  be- 
kannten Werthe  aus  dem  Obigen  einführt: 

cos/i — sinAsinAi       cos-^' — sinA'sinAi' 
cos  A  cos  ^1  cosÄ'cosAi' 

welches  die  zu  beweisende  Fundamental -Gleichung  1)  ist. 


Scblussbemerkung. 

Die  Formel 

cosA'cosAi'         ,     sin(Ä — Ä')sin(Äi +ÄiO 

cos  ^f '  = 1 T-  cos  A  —  — - — 3 7 z -- 

cosAcosAx  icosAcosAi 

sin(Ai— V)sin(A+AO 
2cosAcosA| 

kann  man  auch  in  die  folgende  leicht  zu  behaltende  Regel  fassen: 

1.  Mit  dem  Producte  derCosinus  der  scheinbaren 
Hoben  dividire  man  in  das  Product  der  Cosinus  der 
wahren  Höben  und  niultiplicire  den  Quotienten  mit  dem 
Cosinus  der  scheinbaren  Distanz. 

n.  Das  Product  des  Sinus  der  Differenz  jeder 
scheinbaren  und  der  entsprechenden  wahren  Höhe»  in- 
dem man  die  letztere  von  der  ersteren  abzieht»  und  des 
Sinus  der  Summe  der  anderen  scheinbaren  und  ent- 
sprechenden wahren  Höhe  dividire  m'an  durch  das  dop- 
pelte Product  der  Cosinus  der  scheinbaren  Höhen. 

UI.  Die  beiden  durch  H.  erhaltenen  Grössen  sub- 
trahire*)  man  von  der  durch  I.  erhaltenen  Grösse»  so 
ist  die  Differenz  der  Cosinus  der  wahren  Distanz. 


*)  Natnrlich  mit  dem  gehörigen  Zeichen  oder  Migebraisch. 


Thell  XXIV.  33 


4tO    SeärMm  am  M&rm  Prof.  Jmme9  F.  B$pw  «•  Vütftlsf «m 


%.  %.\\% 


Schreiben  des  Herrn  Professor  JamesF«  Bspj  in 
Washing^ton  an.  Herrn  Doctoc  J*  G.  FlAgel,  ame- 
rikanisGhen  Gonsnl  in  lieipsig*).    . 


WashiDgtoo,  Gity«  April  aO.,  I8B5. 

■  •    ■     ■  ' 
Dear  Sir! 

The  many  Und  expressions  in  yonr  letters  tq  jue,  i  hope:,  iii 
M|do|[  yoa  to  confer  an  otber  favor  on  me,  and  tbofi  a^d  one  more 
to  the  many  which  J  have  already  recd^ed  aft  yosr  banda^^  ivill 
be  my  snfBcient  apology. 

Tou  are  probably  aware,  that  Redfield,  Reid,  Piddington  and 
Thom  have  all  advocated  the  doctrine,  that  the  great  burricanes 
of  the  East  and  West  Indies  are  wbiriwinds  —  and  tbat  J  bave 
ezamlned  many  of  tbß  sam^  storms  whiyb  they  say  are  wbirlvFinds, 
and  find^  as  annouaced  in  my  Pbilosophy  of  Storms,  tbat  they 
are  all  like  the  great  storms  of  the  United  States,  in  this  respect, 
tbat  the  wind  in  the  borders  of  the  storm  blows  in  towards  the  centre. 

Now  J  wish  that  the  same  storms,  which  have  been  exami- 
ned  botb  by  these  gentlemen  and  me,  be  ezamined  again  by  as 
many  of  the  savans  of  Europe  as  can  be  induced  to  undertake  the 
task,  either  as  a  favor  to  you  or  tö  me,  or  for  the  sake  of  pro- 
moting  the  true  interests  of  science. 

J  feel  very  gratefui  for  the  good  opinion  of  my  labors,  which 
your  numerous  correspondents  have  so  kindly  expressed;   and  as 


*)  Ich  erlaube  mir  alle  Meteorologen  und  Nantiker  auf  den  obigen 
hochct  interessanten  Brief  des  Herrn  Professor  James  P.  £spy  in  Was- 
hington besonders  aufmerksam  zu  machen,  und  wünsche  sehr,  dasa  der- 
selbe in  einem  recht  weiten  Kreise  bekannt  werden  möge.  G. 


4m  Herrn  Dr.  J,  G.  Flug  ei,  amerikan,  Consui  in  Leipzig,    491 

it  is.highly  important,  that  the  truth  shonld  be  established  and 
acknowledged  on  this  sabject,  J  respectfully  ask  you  to  solicit 
the  attention  of  the  most  distinguished  nieteorologists  among  your 
correspondents  to  the  subject.  The  storms,  which  J  wish  them 
to  examine,  and  report  upon^  are:  those  of  Redfield«  Reid  and 
Piddington ^  which  are  contained  in  my  ^,Philosophy  of  Storms'^ 
froni  page  188  to  page  277.  The  data  for  the  examination  of  these 
storms,  are  there  copied  from  the  authors  themsel^es;  and  if  the 
gentlemefi«  of  whom  you  may  ask  this  favor  for  me,  can  do  no 
more  than  examine  the  charts  in  my  work  with  the  data  there 
given«  and  testify  as  to  the  correctness  of  my  deductions,  in  a 
review  of  the  work,  it  will  do  much  good  to  the  cause  of  science, 
and  in  a  practica!  point  of  view,  it  will  be  the  means  of  saving 
roany  lives  and  many  ships  at  sea. 

Dr.  Thom  says ,  that  the  storms  of  the  Indian  Ocean ,  which 
he.  bas  examined,  take  place  between  the  N.  W.  roonsoon  and  the 
S.  E.  trade  wind,  baving  their  northern  side  in  the  Monsoon  and 
their  southern  side  in  the  Trade;  and  if  so,  it  is  highly  probable, 
that  the  inward  motion  of  the  wind  will  not  be  direct,  but  Spiral, 
as  he  says  it  is.  He  acknowledges  there  is  an  upward  motion 
in  the  central  regions. 

J  find  by  caiculation,  that  it  would  require  2.600000  tuns  of 
coal  to  evaporate  the  water  which  feil  on  each  Square  mile,  on 
which  4  inch  deep  of  rain  feil,  and  Thom  says  from  8  to  10  inches 
fall  on  Mauritius  in  one  of  these  hurricanes.  Now  the  same  quan- 
tity  of  latent  caloric  was  received  by  the  air  in  the  region  of  the 
clood  as  it  would  receive  by  burning  all  this  amount  of  coal  at 
the  surface  of  the  earth  in  the  same  time  that  the  vapor  was  con- 
densing:  and  the  same  velocity  of  up-moving  öurrent  would  be 
prodoced  in  the  one  case  as  in  the  other,  nearly. 

It  is  impossible  to  conceive  of  any  means  to  produce  th'is  great 
condensation  of  vapor  in  so  short  a  time,  but  the  cooling  process 
of  expansion  from  the  diminishing  pressure  of  an  upward  motion, 
equai  to  about  130^  Fabr.,  at  the  height  of  the  top  of  the  cloud, 
where,  J  find  by  my  experiments,  detaiied  in  my  Tbird  Report 
on  Meteorology  to  the  Secretary  of  the  Navy,  the  barometer  would 
have  fallen  about  24  inches. 

I  remain 

Hon.  My  Dear  Sir 

J.  G.  Flügel  Your    obliged    friend 

Leipzig.  James  P.  Espy. 


p«r  whr  gritndlichs  AnbsU'Nr.  XXXI.  in  diesem  Hefte  vixi 
Btfrn  ProfeMOr  Dr,  Lenacb  in  Lemberg  illier  die  aus  der 
axeentrischen  Aufstellung  des  MesetUches  enistebenden  Fehler, 
^elfbm  der  venhrte  Herr  Verfasser  8.  437.  mit  den  folgenden 
wehr  *n  btibenlgenito  Wortan,  dl«  ich  in  ihrem  ;;anzeii  Cmraage 
Mrtersclireibfl ,  schliesat: 

HNach  divBvr  pars  teil  u  Dg  also  hat  selbst  eine  kleine 
Bxcaotricitftt  in  jeder  Hinsicht  einen  nachtfaeiligen  Ein- 
ria««  auf  da«  Resultat  der  Messung,  die  fefalerharie 
OrientiriMiK  des  Messtis'bbes  jetlnch,  welche  eine  un- 
««•bleiblicne  Folge  der  excentrischen  Aofstellung  ist, 
kftite  ich  für  den  grSssten  dieser  Fehler" 
Temnlasst  mich,  den  Praktikern  von  Neuem  die  Methode  lu 
«mpfehlen.  nelche  icfa  Im  Archiv  ThI.  XVI.  Nr.  Ili.  S.  30.  zur 
richtigen  centriacfaen  Aufstellung  des  Messtiscbes  angegeben  habe, 
weil  ich  diese  Methode,  welche  nur  eine  centrUche  Drehung  iles 
Tisch b lattes ,  kfine  besondere  künstlicbe  Einrichtung  desselben 
xar  seitlichen  Verschiebung  u.  dergl.  voraust^etzt,  für  so  einlach, 
elegant  und  genau  halte,  dass  sie,  wenigstens  fti  r  mich, 
nichts  zu  wünschen  fibrig  liisst,  wobei  ich  ausdrilcklich  noch  her- 
vorhebe, dass  diese  Methode  immer  die  genaue  Auf- 
stellung des  auf  dem  Tische  bezeichn-eteD  Punktes 
tiber  dem  gegebenen  Punkte,  auf  dem  Erdhodsn  und 
die  genaue  Orientirung  dea  Tisches   Knifleteb    giebt. 

Der  Herausgeber. 


TheilXXir.  Heftl.S.  114.  Z.  II.   nmia  et  »UtU  !i'+aaji'+3a'p  =  P 


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ßpuJieri:. 


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Ulerarischer  Bericht  XCIfL 


Literarischer  Bericht 


XCIII. 


Allgemeine  Grössenlehre. 

Ueber  den  Begriff  des  Stetigen  und  seine  Bezie* 
bungen  zum  Caicul.  Eine  Rede,  am  14.  Novbr.  1853  in 
der  öffentlichen  Sitzung  der  Kün.  Sächsischen  Gesell- 
schaft der  Wissenschaften  zu  Leipzig  gehalten  von 
W.  Drobisch. 

Wir  empfehlen  die  in  dieser  Rede  in  sehr  würdiger  Sprache  • 
angestellten  allgemeinen  Betrachtungen  über  einen  sowohl  für  die 
Geometrie,  als  auch  für  die  neuere  strenge  Darstellung  der  mathe- 
matischen x\nalysis  so  wichtigen  Gegenstand  der  Beachtung  uo- 
serer  Leser  recht  sehr. 


Arithmetik. 

Anleitung  zum  Gebrauch  des  Rechenschiebers  (Sli- 
ding-rule  —  R^gleä  Caicul).  Bearbeitet  von  G.  Ho  ff  mann. 
Zweite  Auflage.    Berlin.  Gärtner.  1854.  8. 

,Die  Schrift  des  trefflichen,  der  Wissenschaft  leider  zu  früh 
entrissenen  Schulz  von  Strasznicki  zu  Wien  über  den  eng- 
lischen Rechenschieber  ist  in  einer  früheren  Nummer  des  Literar. 
Ber.  angezeigt  worden.  Neben  derselben  verdient  die  vorliegende 
Schrift  wegen  ihrer  praktischen  Deutlichkeit  genannt  zu  werden. 

Die  Differential-  und  Integralrechnung  und  deren 
Adw^d^^ui^.&i  ^uf  die  Geometrie  in   der  Ebene^   yon  Dr. 
Tbl.  XXIV.  Hft.  1.  j 


EdmuDd  Külp»  Professor  der  Physik  und  Mathematik 
an  der  höheren  Gewerbschule  zu  Darmstadt.  Abth.  1. 
and  II.    Darmstadt  Leske.  1854.  8. 

Dieses  ziemlich  auslährliche  Lehrbuch  der  Differential-  und 
Integralrechnung  schliesst  in  sehr  lobenswerther  und  rObmIicher 
Weise  sich  ganz  den  neueren  strengen  Ansichten  Ober  die  alleiii 
richtige  Darstellung  der  genannten  Wissenschaften  an,  nad 
liefert  den  sehr  erfreulichen  Beweis ,  dass  diese  Ansichten  auch 
in  Deutschland  Immer  mehr  und  mehr  Boden  gewinn^.  FreiBeh 
ist  leider  ii  neoferet  imd  ineu«iit#r  telt  die  deiMBftj^|i|a|hematbcbe 
Literatur  noch  mit  einigen  Werken  Ober  die  Differential-  und  h- 
tegralrechnung  yerunziert  worcte^  tvielcbe  diese  herrliebe»  in  ihrar 
ganzen  inneren  Gliederung  an  sich  so  einfache,  und,  bei  wahrer 
Kenntniss  ihres  Wesens,  eine  so  reiche  und  so  ungemein  leichte 
Anwendung  auf  alle  möglichen  GegenstSnde  des  Gebiets  der  SSabl 
und  des  Raums,  vnd  der  Naiar  aiiweadl»ai«ii  Wiasenscbaften  nodi 
in  ein  Gewand  kleiden,  das,  wohin  man  nur  den  Blick  wendet, 
lileMi  als  Unkfailieit,  Utfribbtl|^eit,  ja  kht  uttd  ^iedcrr  MgM  Wiik- 
Heheti  üJnäAnn,  erkennen  läsat,  «md  rlleksiditIM  -  ihre¥' VMhlMr 
Jib  bedaoeHlehe  Gvbeneugvmg  enMrfinift,  ^  dtss 'dleiMMi»ii,  %^aft 
%0at  gtnsser  AnmattSMng^  dMh  nodi  tAdht  itu'  #ili6fr  aMh  niir  ilsi* 
germaassen  klaren  Idee  von  dem  Wesen  und  der  -iMMtüMg  der 
sogenannten  höheren  Aqalysis  gelangt  sind.  LSsst  man  nun  aud 
solche  Leute,  geleitet  von  dem  alten  Sprächworte,  daSs  man  einen 
Mohren  niemals  weiss  waschen  kann,  gern  laufen:  so  kann  und  darf  dies 
doch  nicht  hindern,  in  einer  Zeitschrift,  wie  die  vorliegende.  Bucher  von 
der  vorher  bezeichneten  Art  für  im  höchsten  Grade  verwerflich,  schäd- 
lich und  der  mathematischen  Literatur  unwürdig  zu  erklären,  und 
zwar  namentlich  desh  alb ,  w«il  sie  den  Kopf  des  Anfangers,  der  un- 
glücklicherweise in  ihre  Hände  fallt,  mit  Dingen  verwirren  und  ver- 
düstern, die  er  doch  einmal  als  miserabein  Plunder  wieder  in  einen 
mit  Spinnweben  überzogenen  Winkel  werfen  inuss,  um  dann  von 
Neuem  anfangen  zu  lernen.  AulTallend  ist  es  nur,  wie  in  Deutsch- 
land solche  eJende  Machwerke  immer  noch  Verleger  finden  könneiw 
Das  ist  in  Frankreich  ganz  anders.  Da  sieht  man  jetzt  durchgän- 
gig solche  Darstellungsweisen  als  etwas  Abgethanes,  irgend  eine 
Berechtignag  auf  Berücksichtigung  nicht  im  Entferntesten  noch 
beansprochen  Dürfendes  an,  und  alle  jetzt  dort  ersebeinenien 
Werke  sind  mit  der  »Strenge,  Deutlichkeit  und  Durchsichtigkeit 
der  neuen  Darstelinngsweise  verfasst.  Wir  kennen  hier  An- 
fänger nur  vor  solchen  Büchern,  wie  die  Torher  IM 
Allgemeinen  bezeichneten,  dringend  warnen;  die  Rene 
wird  bei  Jedem,  wer  Sinn  für  wahre  Mathematik  besitzt, 
aiMr  das  UngJück  hatte,   in  ihren  Abgrnnd  a«  fallen. 


Uier atischer  Berieht  XCIU.  a 


kommen,  wenn  auch  zuweilen  vielleicht  erst  spät;  sie 
wird  aber  dann  um  so  bitterer  sein!  Je  widerwärtiger  ans 
gerade  in  neuester  Zeit  manche  Erscheinungen  auf  dem  Gebiete 
der  höheren  AnaJygsis  in  der  angedeuteten  Weise  ei»tgegengetreten 
^iüd:  desto  mehr  haben  wir  uns,  wie  schon  gesagt,  über  das  vor- 
liegende ßnch  gefreu't  Glücklich  sind  die  Schüler  der  höheren 
Gewerbschule  in  Darmstadt,  wenn  ihnen  gleich  vom  Anfange  an 
ein  solcher  Unterricht  in  der  höheren  Analysis  zu  Theil  wird; 
und  dass  der  Unterricht  in  dieser  Weise  erf heilt  wird  und  er- 
tbeilt  werden  kann,  liefert  einen  neuen  Beweis  von  der  Vortreff- 
liehkeit  dieser  Lehranstalt,  besonders  mit  Rücksicht  auf  die  von 
derselben  zunächst  verfolgte  praktisehe  Tendenz. 

Wir  ghiuben  hiermit  im  Allgemeinen  genug  über  den  Geist 
gesagt  zu  haben,  in  welchem  das  vorliegende  empfehlenswertbe 
Baeb  verfasst  ist,  müs.sen  nun  aber  auch  notch  die  VoUstäsdigkeit 
hervorheben,  welche  es  in  mehreren  Partieen  auszeichnet  Dass 
der  Taylor 'sehen  und  Maclaur  in' sehen  Reihe  mit  gehöriger  Be« 
riSeksichtigung  der  Reste  eine  strenge  Entwickelui^  au  Theil  ge* 
worden  ist,  und  dasis  diese- Reste  bei  der  Entwiekelung  der  Funo* 
tieiien  In  Reihen,  in  der  Lehre  von  den  Maximis  vnd  Minirois, 
«.  8.  w.  fortwährend  Anweiklung  gefunden  haben,  versteht  sich  nach 
den  obigen  einleitenden  Bemerkungen  von  selbst.  Ausserdem  ha« 
ben  aber  auch  die  bekannten  allgemeinen  Sätze  Cauchy's  über 
die  Relhenentwickelung  gebührende  Berücksichtigung  gefunden» 
so  wie  in  der  Integralrechnung  der  Integral-Logarithmus,  die  Feu«. 
rrer'scben  Reihen,  die  Gamma-Functionen,  die  EuLer'soheB  Iq*. 
tegrale,  die  elliptischen  Functionen,  und  manches  Andere,  yf%tk 
man  in  Werken  von  gleichem  Umfange  nicht  findet.  Dass  auch 
die  Anwendung  auf  die  Geometrie,  wenn  auch  in  beschränkterem 
Umfange,  Beachtung  gefunden  hat,  sagt  schon  der  Titel. 

Unter  allen  in  neuester  Zeit  in  nicht  geringer  Anzahl  er- 
schienenen Lehrbüchern  der  Differentialrechnung  oder  auch  der 
Differential-  und  Integralrechnung  können  wir  nur  das  vorliegende 
Werk  zu  weiterer  Beachtung  empfehlen,  natürlich  bei  freudigster. 
Anerkennung  des  Werthes  mancher  früher  erschienener  verdienst- 
licher Werke,  die  auch  das  Archiv  nie  mit  Stillschweigen  vat  über- 
gehen sich  erlaubt  hat,  wie  es  bei  jSkhriften  von  der  oben  näher 
bezeichneten  Gattung  —  unter  gelegentlicher  allgemeiner  HinweW 
snng  auf  dieselben ,  wie  z.  B.  oben  geschehen  —  zu  thiia  für  das 
Beste   hält. 


Uterarhcner  BeiUhl  XCIIJ. 


Geometrie. 

^'Lehrbuch  der  elementaren  Stereometrie  um!  dai- 
«teltenden  Geometrie,  2um  Gebrauche  beim  Cnlerrichl 
In  Geiverbsschulen,  Gymnasien  ii.  s.  w.  von  Or.  Adura 
Welse,  Professor  der  höheren  Mathematik  und  Physik 
an  der  kgl.  po  lytcch  nlschen  Schule  zuNurnberg.  Ans- 
bach. (Gummi).   1831.  8. 

Dieses  Lehrbui'h  der  .Stereometrie  gehurt  za  den  ausfiibrüche- 
reo  Lehrbuchern  dieser  Wissenschaft  und  verdient  deshalb  zur 
Geachluiig  empl'ohlen  zu  »erden.  Besondere  Sorgfalt  hat  der  Herr 
Verfasser  zunächst  auf  die  Darstellung  der  Lehre  von  der  Lage 
der  Linien  und  Ebenen  im  Itaume,  welche  ausrührliclier  aU  ia 
vielen  anderen  Lehrbüchern  und  tbeilneise  in  eigen thümlicber 
Weise  behandelt  norden  ist,  verwandt.  Eben  so  sorgl^ltig  ist 
anch  dieLefare  von  der  Berechnung  der  Kürpcr  dargestellt,  welche 
zugleich  eine  ziemliche  Anzahl  von  Ault;aben  enthält,  und  daher 
den  Lehrern  zweckmässigen  und  reichhaltigen  Sloff  zu  Cebungs- 
aufgabeo  durbieten  wird.  Der  Obelisk  ist  dabei  nicht  unberück- 
sichtigt geblieben,  und  auch  über  die  Berechnung  der  Kürperräume 
durch  Näherung  ist  Einiges  beigebracht,  so  wie  auch  die  Berech- 
nnng  des,  z.  B.  in  der  Forstwissenschaft,  jiraktiscb  mehrfach  wich- 
tigen Holalians-P.iraboloides  gelehrt  worden  ist.  Aufgefallen  ist 
«g-vnsj  dass  ^as  Buler'scbe  Theorem  von  den  Polyedern  und 
die  daraus  zu  ziehenden  schünen  Folgerungen  ganx  fehlen.  Das« 
derUerr  Verfasser  endlich  auch  die  bauptsäcMichsten  Urkodlebreo 
der  descriptiven  Geometrie  in  sein  Bach  aufgeHominen  hat,  ver- 
dient noch  besondere  Anerkennung. 

Wir  wiederholen,  dass  wir  dieses  Buch  hauptsächlich  wegeo 
der  vielen  darin  vurkoramenden  zweckmässigen  stereometrischen 
Uebuogsaufgafaen  und  numerischen  Beispiele,  aficlt  mancher  sehr 
nfltzlichjer  praktischer  Notizen  wegen,  Lehrern  an  höheren  Lehr- 
anstalten, namentlich  an  Realschulen,  zur  Beachtung  empfehlen. 

-  Neue  Zusfitse  cum  Florentiner  Problem.  Von  W. 
Diohiseh,  Professor  an  der  Universität  zu  Leipzig. 
Ana  den  BerichteB  der  Kön.  Sachs.  Gesellschaft  der 
Wissenschaften.  Malhematisch-pbysiscbe:  Clause.  18. 
März  1894  besonders  abgedruckt. 

Die  frühere  .Abhandlung  des  Herrn  Verfassers  über  das  FId- 
renliner  Problem  ist  mit  gebflbrendem  Lobe  im  Literar.  Ber.  Nro. 


fjierariicher  BeridU  XCm. 


5 


LXXII.  S.  915.  angezeigt.  Ueber  den  Inhalt  dieser  neuen,  jeden- 
falls in  ganz  gleicher  Weise  der  Beachtung  der  lieser  des  Archivs 
zu  empfehlenden  Abhandlung,  spricht  sich  der  Herr  Verf.  S«  14. 
auf  folgende  Art  aus:  „Unser  geehrter  College,  Herr  d'Al'rest, 
hat  vor  einiger  Zeit  die  interessante  Bemierknng  veroffentliciht*), 
dass  auch  die  gemeine  oder  Bernoulli'sche  Lemnisöata  zu  den 
ebenen  Curven  gehört,  welche  das  Florentiner  Problem  lösen,  und 
zwar  insofern,  als  diese  Linien  eiiie  stereographische  Projection 
der  sphärischen  Sehleifenlinie  ist,  welche,  nach  Viviani's  Auf- 
lösung seines  Problems,  die  ovalen  Oeffnungen  in  der  Kugelfläche,, 
um  die  es  sieb  handelt,  begrenzt.  ^Später  hat  Herr  d' Arrest, 
was  ich  seiner  Privatmittheilnng  verdanke,  gefunden,  dass  auch 
die  Cassini' sehe  Curve,  von  der  bekanntlich  die  Lemniscata  ein 
specieller  Fall  ist,  sich  als  stereographische  Projection  einer  sphä- 
rischen CurvB,  nämlich  der  durch  die  Gleichung  cos'if;=mcos9 
gegebenen,  wo  q>  und  if;  rechtwinklige  sphärische  Coordinaten  be^; 
deuten,  darstellen  lässt.  Diese  Sätze  haben  mich  veranlasst,  nicht 
nur  weiter  zu  untersuchen,  auf  welche  ebene  Curven  die  stereo- 
graphischen  Projectionen  der  sphärischen  Curven  sin  tf;=mcos^ 
und  ijf;  =  77197,  durch  welche,  nach  Jacob  Bernoulli,  das  Fioren- 
tiner  Problem  gelöst  wird,  führen,  sondern  auch  ihre  orthographi- , 
scben  Projectionen  allgemeiner  zu  erörtern  als  es  in  meiner  frö-' 
heren  Abbandhing  geschehen  ist,  und  endlich  noch  die  centralen 
Projectionen  dieser  Curven  in  Betrachtung  zu  ziehen.  Dieselbe 
Untersuchung  kann  ohne  Schwierigkeiten  auch  auf  die  Leibniz'- 
sche  Auflösung  durch  die  sphärische  Curve  sin  1/;  =:  1  —  m  sin  9 
ausgedehnt  werden;  sie  fuhrt  aber  grösstentheils  zu  verwickelten 
Ergebnissen,  die,  da  hier  das  Interesse  hauptsächlich  von  der  Ein- 
fachheit der  Resultate  abhängt,  wohl  übergangen  werden  durften.'^ 

Wir  können  den  Lesern  versichern,  dass  ihnen  diese  neuen 
Zusätze  zum  Florentiner  Problem  eine  nicht  weniger  interessante 
und  lehrreiche  Leetüre  gewähren  werden  wie  die  früheren,  und 
erlauben  uns,  noch  besonders  auf  die  wegen  der  Beziehung  zu 
den  elliptischen  Functionen  der  dritten  Art  besonders  interessante 
Nummer  7  hinzuweisen,  weil  uns  nicht  bekannt  ist,  dass  diese 
Functionen  bis  jetzt  in  ähnlicher  Weise  wie  die  der  ersten  und 
zweiten  Art  durch  Curvenbög^  dargestellt  worden  wären. 


*)  Mitgetheilt  an«  den  astronomischen  Nachrichten  Nr,  875.  Im  Ax^^ 
chiv  ThI.XXIl.  S.  225. 


'  t 


uterarticher  BerIcJU  Sein. 


».II  Theoretische  Mechiinik. 

Theorie  der  Nt&tik  gegründet  auT  die  Priocipie 
dsT  Dynamik  von  Zerniko»,  Lehrer  an  der  KuDigl.  Pri 
viDztal  -  GetrerbeBchule  zu  CrTurL  Erfurt.  Villare 
1854.    8. 

Was  diese  kleine  Schrifit  beEweckl,  spricht  ihr  Titel  mit  hii 
reichetider   Deutlichkeit  ans.     Wir  sind   \nn  je  her  der  Meinur 
geivesen,   dasa   die    Lehren    der  Statik    auch   anf  rein    atatischenl 
Wege  hegrütidet  iverden  müssen,    namenllich  ttei  dem  erste; 
lerrichte.    Jede  andere  Darstpllnn^sweise,  n-enn  nir  sie  auci 
neswc^s  für  unmüglirh,  ja   bei  einer  ajlijemeineii  Darstellung  dei 
gesainmten  Mechanik   im  weitesten   (Jmrange,  —  im  Grossen 
(ianzen  —  für  recht  (urderlich  halten,    nimmt  der  Statik  an  i 
aU   eine   selbstsländlge   Wissenschart    belraehfcf,    ibreo    nchSfiett 
synlhetiäch-    oder    aiialyliscb-^eomelrisL'hen    Charakter,    und   b< 
eiflir&chtigt  die  ungemeine  "Eleganz,  die  sich  namentlich  in  diesi 
Wissenscliaft,  haD|>tHÜchlich   auch  in  Bezug  aiif  strenge  und  vu. 
lig   erschöpfende  systematische  Darstellung,    Cur  tvelche  kein» 
andere  mathematische  Disciplin  ein  gleich  lehrreiches  Beispiel  dari*' 
bietet,  erreichen  ISsst,  sehr,  «eahalh  wir  die  in  dieser  Schrift 
folgte   Methode    am    wenigsten   zu    dem    Gebiauche    bei'm    erste» 
Unterrickte  in  der  Statik  empfehlen  künneB. 


Lehret' 

Erfart' 


Praktische   Mechanik. 

Theorie  des  Windatosses  liebst  Anwe 
Windl'lfigel  und  Schiffssegel.  Von  Zerniko 
an  der  Künigl.  Provinzial -  Gewerbeschule 
Erfurt.     Villaret.     185.1. 

Es  genügt  uns,  die  Existenz  dieser  Schrift  anzuzeigen.  Wich* 
tig  genug  ist  ihr  Gegenstand  für  die  praktische  Mechanik  im  All- 
gNDcinen,  und  in  Vcrbindnng  mit  der  Theorie  des  WasserstossM 
insbesondere  für  die  Nautik,  .^edeiifallst  Weit  aber  neiss,  wie  ri«la 
dergleichen  Theorieen  schon  aufgestellt  und  n-ie  grosse  Mühe 
Kosten  namentlich  in  England,  selbst  von  Privaten,  schon  au 
wandt  worden  sind,  um  diesen  wichli:ien  Gegenstand  eintgerniaassen 
zum  Abschluss  7m  bringen,  wird  mit  uns  gewiss  darin  einverstait- 
den  sein,  dass  bei  der  jetzigen  Lage  der  Sache  über  den  grösse- 
ren  oder    geringeren  Werth    einer    solchen  Theorie  nur  die  zahl- 


JieilJi/F 


rafM. 


^tim/^'.^&icAi, 


UUrarf scher  Berfekt  XCfV, 


■'     '    ■>    •■  .-il  ..■•• 


■  /  .  .1  • 


I . 


Literarischer  Bericht 

xciv. 


ii 


it 


Mathematische  Bibliographie. 

BibUothteca  matbematica.  Verzeichniss  der  Bücher 
über  die  gesaramten  Zweige  der  Mathematik,  alsi 
Arithmetik^  höhere  Analysis,  coastruirende  und  aiialy^ 
tisqhe,,Geainetrie,  Mechanik,  x\strononiie  und  Geodä- 
sie, wel.che  in  Deutschland  und.  dem  AusJande:  vom 
(fahre  1830  bis  Mitte  des  Jahres  1854  erschienen  sind. 
Herausgegeben  von  L.  A.  Sohncke,  weil.  Professor  der 
JMathemaitik  zu  Uafle.  Leipzig.  Engelmann.  1824*  Preis 
2  Thir.  10  Ngr. 

Diese  Bibliotheca  mathematica  schliesst  sich  an  J.  Ro^g's 
Handbuch  der  mathematischen  Literatur.  TübiVigen'. 
1830.  an,  und  scheint  mit  Vollständigkeit  zweckmässige  Einrich- 
tung £u  vereinigen. 


Geschichte  der  Mathematik. 

.    ■   :     '  ,  •  .<■.■••■ 

Die   Geschichte  der   buhereti  Analysis.     Von  Dr.  C» 

J;.  Getrh|ir4t.     Erste   Abtheilung.  '  Die    Entdeckung    der 

hüberen.Analysis.    Halle.  Schmidt.  1855.  8.  IThln  lOSgir. 

Herr  Dr.  Gerhardt  erwirbt  sich  durch  diese  Schrift  eih 
neues  Verdienst  um  die  Geschichte  der  Mathematik,  indem  er  !h 
derselben  die  erste,  wirklich  aus  den  irgend  zugänglichen  Quellen 
geschöpfte  Geschichte  der  höheren  Analysis  liefert.  Diese  ;erste 
Abtheilung  besteht  aus  den  drei  folgenden  Haupttheilen:  Der 
Grundbegriff  der  höheren  Analysis  bis  auf  Leibniz  und  Nev^* 
ton.  —  Die  Entwickelung  des  Algorithmus  der  höhern  Analysis 
durch  Leibniz.  —  Die  Entwickelung  der  Fluxionsrechnung  durch 
Newton.  —  Hierzu  kommen  noch  die  folgenden  Beilagen  :  1.  Ueber 
die  Entstehung  und  Ausbreitung  des  decadischen  Zahlensystems. 
U.  25.  October  1675.  Analysis  Tetragonistica  ex  Centroburycis. 
HL  11.  Novbr.  1673.    Methodi   taDgeniinm   inversae  ezempla. — 

Thl.  XXIV.  Hft.  2.  2 


ttrernrlMltfr  üfTlrtil  XC/V. 


IV.  Nov.  1076.  Caiculus  langonliiim  diffcrentialis.  —  V.  II.  Juliil677. 
Methode  generale  pnur  ineoer  lee  tnuchantes  den  Itgiies  Cuurbu 
sans  calcut,  et  «ans  roductinn  des  quaiitit^s  irralionelles  et  roin- 
pnes.  —  VI.  Kleinentu  calcitli  novi  pro  differentiis  et  summiH,  lan- 
genlilms  et  qnadraturis,  niaximis  et  niiiiimis,  dnnenciionibue  linea- 
ritm,  siiperßcieruni,  Bolidomm,  Btiiefjue  commuiieiD  calculnm  tno- 
sceiidentrliua.  —  Die  Heilaijeti  II.  Iiis  VI. ,  »ämnitlkb  liandschrifl liebe 
AHf»M7.e  viin  Leibniz,  üirul  80  ahgedruckt,  duss  sie  ein  niügliihst 
genaues  Bild  der  Originale  gelieii.  —  Den  Verl'assern  gewisser 
ueuer  Lelirliiicher  der  Differcntialreihnung  mTichten  »vir  fDlgende, 
uns  ganz  aus  der  Seele  geiichriebene  Stelle  der  Vorrede  zu  die- 
nern sehr  verdienstlichen  Üuche  zur  Beht^rzigung  entgegenhalleri: 
„  Dies  Alles"  —  ngmlioh  viele  olierlljichlicbe,  auf  unsicherem  Grunde 
ruhende,  von  dem  wahren  Geiste  der  grosuen  EfOnder  eich  ganz 
und  gar  entrernende,  nam«tillich  den  Anlänger  vollständig  ver- 
ivirrende  Darstellungen  der  Difiereiilialreehnuiig,  wie  sie  leidet 
selbst  in  neuester  Zeit  Kieb  in  einigen  Lehrbüchern  wieder  breit 
KU  machen  gesucht  haben  —  „wäre  vermieden  worden,  wenn  nun 
die  historische  Rnlwjckelung  der  hüheren  Analysis  verfolgt  bitte; 
ninn  würde  alsdann  in  den  Untersuchungen  der  grief^hischen  Ueo- 
meter  aus  dem  Bereich  der  hüheren  GeiimelHe  den  Gruodbegrif 
gefunden  und  durch  Zusanmienfassen  der  einzelnen  Fälle,  in  wel- 
chen derselbe  erscheint,  ihn  so  verallgemeinert  haben,  wie  ea  die 
Begründung  der  höheren  Analysis  verlangt.  Erst  in  neuerer  Zeit 
haben  theoretische  Oiilersucbungen  zu  der  Uelierzeugiing  geführt 
das»  eben  dieser  Begriff  der  Granze  das  atleiuige 
sichere  Fundament  für  die  gesainmte  höhere  Analysis 
bildet;  die  Stimmen  indess  sind  noch  nicht  zum  Schweigen 
gebracht  "),  welche  meinen,  dieser  Begriff  sei  zu  dunkel  und  für 
diejenigen,  welche  das  Studium  der  höheren  IVIalhemulik  beginnen, 
EU  schwierig**).  Cm  auch  diesen  Vorwurf,  den  einzig  haltbaren, 
der  noch  von  den  Gegnern  iler  Gränzmetbode  erhoben  wird,  grünif- 
licb  üu  beseitigen,  dürfte  die  geschichtliche  Darstellung  am  rech- 
ten Orto  sein,  in  der  gezeigt  wird,  wie  die  höhere  Analysis  eot- 


')  Winl  aber  arhnn  Rparhelicn,  denn  in  der  ItlatTicmatil,  wit  über- 
all, giEbl  e»  nur  eine  Wabrheii,  <tic  «ii-h  ilorh  nm  ü'nde  TolUtändig 
Bahn  bricht;  riai  Afrbit  wird  ftewii«  das  S«inij|'e  wie  biaber  Bu«h  fef- 
■erhia  redlich  Ihlin ,  den  Zci(|iiinlit,  wn  jene  Sltminen  ganz  luni  Schwei- 
gen  gebracht  leiD  werden,  niriji^lirhat  bald  herbe iiii führen. 

")  Wir  meinen;  nur  tu  rinnltcl  onit  xu  Bchnlerig  fär  die  aiathe- 
Dnti<chenKi>|ife  der  Verfasser  der  im  Ohigen  nnher  beieieb- 
nelen  Lahrhücher  der  büheren  AnulviiiB,  keiiicawe{;a  für  bei'm  Unter- 
richlo  richtig  nnd  vw^läMlig-  ^deitele  Anfänger  ron  gfeHuadem  Venluidt 


j%eiiiny. 


i. 


TbfM, 


^ 


Fv^. 


// 


Gruneri: 


^ 


j^sm 


If4  Uttrarheher  Bericht  ACIV. 

r,  Mchkeit  verrMste?  seht  deullichee  Lehrbocli  der  ebenen  Geometrie, 
|k«elL-hea  (iberall  bekundet,  wie  genau  iler  Herr  Verfasser  das  Be- 
IpidttTrniss  und  dfls  Wesen  des  ersten  ei  ■rentlichen  ^omelrischcn 
K'XlnIcrrii-hls  kennt,  iiikI  deshtilli  aticb  eine  grnsse  Anzahl  sehr 
■SWockniHnsißfr,  oii  die  Knaben  zu  richtender  Fracieii  enthält.  Dass 
r,)»  ein«m  xtt  >^r>k-hein  Ktve.ke  verranoteri  Buche  namentlich  in  den 
R'IPraiE'in  auf  den  {iruklisclipn  (iebrauth  der  Gennietrie  Rilcksicht 
I  piüiftiiinipn  wiii'iten  idt,  klrnnen  tvir  nur  in  jeder  Beziehung  billigen, 
r  ^id  i>ni]irelileH  <liiher  dieses  Büchlein  zu  weiterer  Beachtun:;.  Es 
r  lumtmun  darin  uuih  »elbst  manche  interesnante  Uini^e  vnr,  die  Atta 
P'Berrn  Verlaseer  eigontbfimlich  zu  sein  scheinen,  z.  B.  die  Ver- 
I  wuridliing  ein»-«  Rechtecks  in  ein  Quadrat  auTS,  76-,  wo  der  Herr 
[  VerfaHtter  eine  von  der  geuribnlichen  ahiieichende  Anflüsung  die- 
I  ■or  AuTgiibe  gielit,  die  sich  l'iir  den  Unterricht  sehr  eignet.  Uns 
K  wenigstens  ist  diese  AuTliisung  bis  jetzt  unbekannt  getresen. 

I  .      A  xonometrische  Projectioncn  der  wichtigsten  geo>    i 
BKetrischen    Flüchen.     V  orlegeblittter   für  die  beschiel- 
^bende  Geometrie,    zugleich   als  Cntaloi;   einer  Modell- 

rimmlung  von  liorpern,  die  nach  den  vorsenannten 
rojectionon  ausnelührt  norden  sind.  Von  Ferdinand 
r  Bugel-  Mit  IX.  Fisurentafeln.  Vorwort  von  Dr.  .loa- 
L.«himsthal,  Professor  der  Universilüt  Halle.  Berlin. 
'    Müller.    4.     2  Thlr.  20  Nffr. 

Diese  sehr  sauber  ausgeführten  Projectioncn  der  n-ichtigs^ett 
Flächen  ^iikd  allerdiogs  ein  geeignetes  Mittel^  utp  d^m  Vnterfichle 
ii(,  der  |I^heorie  der  Flächen  eine  griissere  Anschaulichkeit,  zu  geben, 

Jnd  v.efdJenQQ  (leshajb  empfohlen  zu  werden-  i[Die  dargestellten 
lieben  sind  folgende:  Fresnel's  WellenQSche  för  zneiaxige 
B^rystalle.  Das  dreiaxige  EtlipSQid  mit  zwei  KreisschniUen.  Das 
Ellipsoid  mit  i<einen  Krtimmungscurven.  Das  zweie^haligf  Hypef' 
boloid.  Dieselbe  Fläche  mit  ihren  Krümniungscurven.  Das  ein- 
schalige Hyperboloid  mit  zivei  Kreisschnilt&n.  Dieselbe  Fläche 
mit  ihren  Krümmungscurven.  Das  elliptische  Paralioloid  mit  zw« 
KreU schnitten.  Dieselbe  Flache  mit  ihren  Krümmungscurven.  Hy- 
perbolisches Parabninid-  Dieselbe  Fläche  mit  ihren  Krümmungs- 
curven. Geratier  elliptischer  Kegel  mit  zivei  Kr<eissc,hnitten.  Die- 
selbe Fläche  mit  ihren  Krümmungslinien-  Gerader, ^reiskegcl  mit 
seinem  Scheilelkegel  und  drei  Durchschnitlen.j  Schiefer  KCreis- 
kegel  mit  vier  Durchschnitten,  Verbindung  einer  Kugel  und  eine« 
geraden  elliptischen  Kegel.  Ein  Körper,  begränzt  von  zwei  Qua- 
dratsn  and  vier  windschiefen  Ebenen.  Ein  KDrper,  begrSnzt  vod 
einem  Quadrate  und  einer  windscbiefen  Ebene;  ParallelepipedoBi 
durah  eine  windschiefe  Eb«ne  in  zvret  «ngleichS'Xbetl»  gelboill. 


fJierarfscAfr  Bericht  XÜlt  * 

Gerade  SchraubenflScfie.  Schiefe  SchraubenflSche.  Allgemeine 
SchTanbenfläche.  Abwic  bei  bare  Schraubeniliiche.  Dieselbe  Fläcbe 
mit  ihren  Krilmniunzsliiiien.  ViergSngige  Schraube  nebst  Mutter-; 
Fünfgängig«  Schraube  nebst  Mutter.  Windschiele  Fläche.  Wind., 
schiefe  Fläche;  elMptUcher  Keil.  WindschiePe  Fläche;  .  balliert 
kreisrürmi;!er  Keil.  Xwe.\  abnickelbAre  Flächen.  SchlangeiiHir^ 
miger  Körper.  RingfürmiRer  Kürper.  Sphärische  Curve  mit  Ihrqr 
Pnlurcurve.  Kugel  mit  vier  griissten  Kreisen.  Kiigeldreieck  mit 
seinem  Hymnietrigcbeii  und  Polardreieck.  Verbindung  von  TüDr 
Würfeln. 


Vermischte  Schriften, 


Wi. 


Sit^ungsbe, 
chaftei 


I  Wi< 


(S.  Llten 


Akademie    deü 
ler.  Nr.  XCI.S.6.> 


JahrgaiiR  18S4.  XII.  Band.  S.Heft.  S.  727.  Rochlfln 
der:'  Ueber  dieCon.ititutiuii  der  urgunischeii  Verbintluiigen.  II.  AM 
theilung.  —  S.  7.^.  Haidiugerr  Eiuige  neuere  Ansichten  übm 
die  INatur  der  Polarisati<)nsbüscheI.  —  S.  771.  Lieben:  Uebec 
die  Ursache  de>i  pllil/.lichen  Erütarrens  übersüttigter  SalzIr>s<ingeA 
unter  gewissen  lJm''tÜMden.  ~  S.  783.  Cirailich:  BeitraK  hue 
Theorie  der  jreiuischten  Farben.  (Sehr  beacbtensiverlh.)  -  S^  RiTj 
Kreil:  ßesnilate  der  magnetischen  Beobachluugeu  /u  Praj«.  — ; 
S.  DU.  Oeltzen:  Ergänzuiisen  zur  Histoire  ccileäle  frangaioe 
und  einliien   anderen   Sterncataloijen.    —  S.  U35.    Lichtenfels: 

üeber    die    Theorie    der    linearen    algebraischen    (ileichungen.  

S.  lOU:  Spitzer:  üeher  die  Kriterien  des  Urßssten  und  KIein4 
stell  bei  deu  Problemen  der  Variatinnsrechnong.'  (Zu  snrsfaltigfti' 
Beachtun- sehr  zu  empfehlen.)  -  S.  1071.  Santiiii:  Osserva/iorf 
della  II.  ('nnieta  dell'  Anno  1854,  apparsa  verso  la  fine  di  MnrKi^ 
visibile  ad  occhjn  nndo,  falle  neli'  I.  R.  Osserratorio  di  Padova. 
—  S.  1074.  Haidinger:  Pleochroisnius  einijjer  Augile  und  Äm- 
phibnle.  -^  8.  1085.  Liehen:  Zusatz  zu  dem  Aufsätze:  ücl.er 
die  Ursache  des  plützlicheu  Erslarrens  übersättigter  Salzlösungen 
unter  gewissen  Umstünden. 

Jahrgang  18.54.  Band  XIII.  I.Heft.  S.  3.  Haidin- 
ger:  Pleochrnisiuus  an  mehreren  einasigen  Kryslallen  in  neUer^  ' 
Zeit  henbachlet.  —  S.  18.  F'ritsch:  Ergänzung  der  Belege  für 
eine  seculäre  -A^nJerung  der  Lufttemperatur,  uachgeiriesen  aus 
vieli'ihrigen,  an  mehreren  Orten  angestellten  Beobachtungen.  — 
S.  37.  V.  Littrow.  Bemerkungen  zu  dert»  folgenden  ,  AnfsafM 
über  die  Proximitäten  der  Bahnen  der  Planeten  und  Kometen.  — 
S.  38.  Grunerl:  Ueber  die  Proximitäten  der  Bahnen  der  Pta- 
netpn  und  Kqmeton.  —  S.  201.  ürailich:  Beitrag,  zur  Theori«  | 
der  gemi«(chten  Farben.  Fortsetzung;.  (Sehr  beachtenstverth.)  -*• 
S.  3()6.  Haidinger:  Pleocbroismus  an  einigen  zweiaxigen  Kry- 
Bfotlen.  in  neuerer  Zeit  beobachtet.  —  S.  332.  Petrina:  Bei- 
trage zur  Physik.     Fortsetzung. 


ß  Uterarttcher  Bertc/it  XCIV. 

Jahrgang  1854.  Band  XIII.  2.  H«rt.  S.  357.  Carlini} 
Sülle  nroprietä  detle  funzinni  iLlgebricbo.conjucate  (con  una  tavolai« 
—  S.  40U.  Petzval:  üeber  Sie  Fortsehritle  der  Pholof-rapfaia 
in  Wien.  —  S.  410.  GraiÜch  und  Peltürek:  Das  Skierometer 
ein  AjJ]iarüt  zur  geniiueren  IVIeoRime  der  HSrIe  der  Kryslalle.  — 
S.  5'i7.  Pierre:  BeilrSt>e  zur  Tlieorie  der  Gaugain'schen  TanJ 
gentenltniiiisole.  —  S.  617.  Uellzen:  Nachtveis  de«  VorknnUDent 
von  Sternen  aus  den  Argelander'schen  nürdlichen  Zonen  ' 
anderen  Quellen. 


I 


Preisaufgabe  der  Kaiserlichen  Akademie  der  Wissen- 
schaften zu  Wien. 

Eine  der  fiihlbar§teii  Lücken  unserer  ^egennürtigeii  astrono- 
mischen Kenntnisse  \nl  der  Mun^fel  irüeiid  umrasnender  Hellig' 
keiteniessungen  von  Fixsternen.  So  sehr  verdienstlich  die  bishe- 
rigen Leistungen  dieser  Art,  besonders  von  Argelander,  danii' 
von  Heis  ».  A.  sind,  so  klinnen  dieselben  doch,  da  sie  lediglicb' 
auf  Schätzuti^ren  mit  freiem  Auge  henihcn,  nur  als  Vorarheite^i 
betrachtet  werden.  Sn  lan^  aber  el»enllicb  pLotonielrisehe  Be-^ 
stimmanE^en  in  ttriisaerer  Anzahl  fehlen,  ist  z.  B.  iveder  an  Trdlig 
gendgende  Sternkarlen,  nnch  an  fienauere  Be'>hachtun!>  der  Licht- 
verhültiiisse  von  eopenannten  Veränderlichen  zu  denken.  Da  ntin- 
andererseits  durch  die  Arbeiten  von  StcinhetI,  J.  Herschel, 
Dawes  etc.  der  Weg  zu  solchen  UntersuphunRen  völlig  ange^ 
bahnt  ist,  so  findet  sich  die  Kaiserliche  Akademie  veranlasitt; 
folgende  Preisfrage  anszuschreihen: 


photomel 
eher  Aiio 
heutigen 
schritt  ei 


sehe 


irlichst  I 


ihln 


.■igl 

Xst 

I  lief. 


teri 


■in    bedeutender    Fort- 


Preis:  Dreihundert  Strick  k.  k.  Üsterreichische  Münzdiicaten. 
Termin  der  Einsendung:  31.  December  IBSä.  Die  Ertbeilung 
des  Preises  erfolgt  am  30.  Alai  1)^7. 


Preisaufgaben  der  physikalischen  Gesellschallt  zu  Berlin. 

Ein  Freund  der  Naturivissenschaft  bat  der  physikalischen  Ge- 
sellschaft die  Mittel  verliehen,  hei  Gelegenheit  der  Feier  ihres 
zehnjährigen  Bestehens,  folgende  Preise  auszuschreiben: 

I.  Z>vei  kleinere  Preise  von  je  Einhundert  Thaler  Gold 
sollen  durch  einen  vom  Vorstande  der  Gesellschaft  gewählten 
Ausschuiss 

o)    Der  besten  Arbeil  auH  dem  Gebiete  der  mathematischen 
Physik,  und 


UierarUcher  Betichi  XCIV.  7 

b)    Der  bestien  Arbeit  ans  dem  Gebiete  der  Eixperimental- 
Phyaik 

zuerkannt  werden,  welche  im  Jahr  1855  entweder  als  selbstHh* 
dige  Schrift  oder  in  dem  entsprechenden  Jahrgang  einer  Zeit-  oder 
Gesellschaftsschrirt  gedruckt,  bU  zum  1.  April  des  Jahres, 1856 
zur  Bewerbung  eingesandt  sind. 

Zu  dieser  Bewerbung  werden,  der  Absicht  des  Gebers  gemäss, 
vorzugsweise  solche  jfingere  deutsche  Physiker  eingeladen» 
deren  Arbeiten  durch  die  Gewinnung  eines  di|<E?ser  Preise  in  wütn^ 
lieber  Weise  gefördert  werden  können. 

Die  rootivirte  Zuerkennung  der  Preise  erfolgt  öffentlich  in  der 
ersten  Sitzung  der  Gesellschaft  im  Juli  1856. 

II.  Ein  grösserer  Preis  von  Zweihundert  und  Fünfzig 
Thaler  Gold  soll  von  einem  wie  oben  gewählten  Ausschusse 
derjenigen  ungedruckten  und  ohne  Angabe  des  Verfassers  einger 
sandten  Arbeit  zuerkannt  werden,  welche  am  befriedigendsten 
nachstehende  Aufgabe  löst. 

,fDie  schon  früher  von  einxelnen  Natarforschern  ausgeAprocIiene  Aft-> 
tidichty  dnss  die  Wärme  nicht  ein  hesonderer  Stoff,  sondern  nur  eine  Be* 
9»wegung;  der  kleinsten  Theilchen  der  sonst  Torhnndenen  Stoffe  sei,  ist^ 
1» nachdem  sie  lange  ivegen  mancher  ihr  entgegenstehender  Schwierigkeiten 
}) nicht  halte  durchdringen  können,  in  neuerer  Zeit  theils  durch  theore- 
» tische y  theils  dnrch  experimentelle  Untersuchungen  soweit  begründet, 
ndass  an  ihrer  Ricliligkeit  kaum  noch,  zu  zweifeln  ist.  Nach  dieser  Theo- 
nrie  lässt  sich  Wärme  in  mechanische  Arbeit  und  umgekehrt  Arbeil  in 
«»Wärme  verwandeln,  und  die  Arbeitserösse,  welche  dabei  einer  WHrme» 
^einheit  entspricht,  and  welche  man  das  mechanische  Aeqüivalent 
i)der  Wärme  genannt  hat,  ist  jedenfalls  eine  der  wichtigsten  Conatanten 
„der  ganzen  Pliysik,  indem  sie  nicht  nur  bei  der  Bestimmung  der  Arbeits- 
„fähigkeit  der  durck  Wärme  getriebenen  Maschinen  eine  unmltlelbare 
„praktische  Anwendung  findet,  sondern  auch  in  vielen  anderen'  Unter» 
„suchnngen  eine  bedeutende  Rolle  spielt.  Der  Werth- dieser  Grösse  l^asC 
„sich  durch  theoretische  Schlüsse  auf»  dem  Verhalten  verschiedeBer  Kör* 
„per,  besonders  der  Gase  nnd  Dämpfe,  ableiten^  indessen  müssen  bc| 
„jeder  solchen  Rechnung  mehrere  Beobachlnngsdata  zu  Grunde  gelegt,  wer- 
„den,  weiche  selbst  zum  Theil  noch  nicht  mit  der  nöthlgen  Genauigkeit 
.  „bekannt  sind.  Ausserdem  ist  von  Herrn  James  Prescott  Joule  eine 
„Reihe  von  experimentellen  Untersuchungen  zur  unmitlelliareh  BestiÜi- 
„mung  jener  Grösse  angestellt;  aber  so  werihvoll  diese  Arbeiten  auch 
„unzweifelhaft  sind,  so  liegt  es  doch  in  der  Natur  der  Sache,  dass  bei 
„so  schwierigen  Versuchen  das  Resultat  immer  noch  mit  einiger  Unsicher- 
„heit  behaftet  bleibt,  und  nur  durch  vielfach  wiederholte  Bestimmung 
„derselben  Zahl  unter  möglichst  veränderten  Umständen  kann  alLmälig 
„der  Grad  von  Genauigkeit  und  Sicherheit  erreicht  werden ,  welcher  für 
„diese  Constante  dringend  zu  wünschen  ist.  Demnach  würde  es  für  die 
„Wissenschaft  sehr  nützlich  sein,  wenn  mehrere  Physiker  sich  diesem 
„  Gegenstände  zuwendeten ,  nnd  die  iphyukalisciie'OQseilsokaftt  stellt  daher, 
„nm  auch  ihrerseits  eine  Anregung  hierzu  zu  geben,   die  Aufgabe: 

,>„da8  mQchanlBche  AeqniTalent  d«T  Wärm«  esperi- 
„^menlvll   zn    bestimmen."*^  .  i     ■., 

Die  DarateTInn^  der  Versuche  mu^i^  eine  klarie  EJinsltht^  tiiifeht 
nur  in  die  eiü^elnen  Ergehnisse»  ^sondern  -auch  In  die  an^ip^aridteti 
Versuchsweisen  und  Vorsichtsmassregeln  gewähren,  und  daher 
von  Abbildungen  etwaiger  neuai  Vorrichtungen  begleitet  sein. 


r  {!  TJlefarlscker  Bertchf  XCIV. 

I     '       Ule  BeH'vrbuni'sschrifleii    dürfen    in   deutscher,    fraozüsi scher, 
LeD^Iischcroderluteiiiischer^ljrarheabi^erusst  sein.    Bei  den  Zahlen- 

Kgahen  Ut  der  teichlerea  Verpicithuns  halber  das  neiifranzüsifiche 
18S-  und  Gen  ichttssyetem  und  iiir  Temperaturen  die  Cenlesinialsrale 
I  Unzii^'B"''^"-     SL-hnilen,    »eiche  auf  störende  VVeuse    unleserlich 
I   geschrieben  sind,  Itüntieii  vorider  Beirerbuni; ausgeschlossen  werden. 
Die  äussersle  Fri^l  liir  die  Eiriseiidung  der  Betveibunfreschriflen 
Ut  der  l-L  .lauuiir  ISS7.     Jede  der^ellien  ist  mit  einem  Wahltiprucb 
k   KU  versehen. ued  dieser  auf  der  Aussenseite  des  versiegelte))  Zet- 
I    tels,  »elcher  den  Nanieu  des  Verfusüers  enihält,  zu  wiederholen. 
i''''     Die  motivirti^  Znerkeunun^  des  Preises  erfolgt  üffentlich  in  der 
[■«Tsten  Sitzung  der  Gesellschaft  im  Juli    I8S7.     Die  zu  den  nicht 
ekrünleii  Abhaiidlmifjun  gehörigen  versiegelten  Zettel  n-erden  bei 
^rseUien    (>elegei]heit  otierüffnet  verbrannt.     Eine  Theilutiij    des 
'eises  Ilndet  riiehl  statt.    Die  eing6i:anf;eiieM  HanHschriflen  sämnit- 
!^er  Abhatidtungen  werden  zurucliliehalten. 

er  Veifasser  der  gekriinten  Abhandlung  ist  verpflichtet,  die- 
«Ibe  binnen  Jahresfrist  unveriindert.  wenn  uueh  nach  seinem  Be- 
U«ben  mit  Znsatzen,  in  den  Druck  zu  geben.  (ieldschwieri$>kGiten, 
4ie  sich  dai)ei  einstellen  sulllen,  »ird  die  Gesellschaft  nach  Mass- 
■nbe  ihrer  Millel  zu  heben  suchen. 

Snuohl  die  BqwerbungsscIiriRen  um  den  griisseren  Preis,  als 
die  zur  Bewerbung  um  die  beiden  kleineren  Preise  bestimmten 
gedruckten  Alihandlnneen  sind  entiveder  dem  Vorsitzenden  der 
Gesellschaft,  Prof.  Du  Bois-Reymond,  Neuen liurgerstr.  5..  oder 
ihrem  SrhriftlHihrer,  Dr.  Krünig,  Hernburgerstr.  '24.,  »oweit  es 
thurdich  ist,    [lostfrei  einzusenden. 

.Sollte  unler  den  Benerbunassibriften  um  einen  der  drei  Preise 
keine  des  betreffenden  Preises  nfinlig  erachtet  werden,  so  behfilt 
flieh  der  A' erstand  vor,  fiber  die  Verwendung  des  ausgesetzten 
Preises  ini  Einverständnlss  mit  dem  Geber  das  Weitere  au  rer- 
fllgefi,  nach  Befinden  densellten  ntochmals  ausznschreibeo. 
',.\  Berlin,  H  Januar  18S5. 

Der  scitige  Vorstand  der  phvsikalisGhen  Gcsellscbaft 
£    DU  ßois  Rfvhond      \    Kbormp      \\    Bris 

W    BfcFTZ        R     ClALSIIS        F     \|:TTI'(         D     SellTGRKBItK 


Preisaufgabe   der  Pariser  Akademie. 

TrouTer  po-  vn  eX|.nsaiit  ent.^r  q»eko>.^u«  n  l»  Bulutiui» 
en  nombres  entiers  et  in^ganx  de  r^f|ii^ti«n  ;s"-f;y"3i:i',  ou  proa- 
y«r  qu'elle  n'en  a  pas  (|uap4  n  eat  ßluu  grapd,  C|ue  %  Vaj^r  da 
priz:,3O00  Francs.    Limite  d^  coqcoars  I'^iAitt^  18^. 


fJlerariicher  Bericht  XCY, 


Literarischer  Bericht 


xcv. 


Am  'iSsten  Februar  1855,   Morgens   bald   nach  1  Uhr, 

starb 

Carl  Friedricli  Oanss. 

Er  war  am  SOsten  April  1777  zu  Braunschweig  geboren, 

seit  1807  Professor  inGuttingen. 

Sibi  gratulentur   Mortale«  tale  tantumque  ezttititse 
IIa  man!  Generis    Deco«. 


Geometrie. 

Lehrbuch  der  Geometrie  zum  Gebrauche  an  höhe- 
ren Lehranstalten.  Von  Dr.  Cduard  Heis,  Prof.  an  der 
Kunigl.  Akademie  zu  Munster,  und  Thomas  Eschwei* 
1er,  Director  der  höheren  Bürgerschule  zu  Köln.  Erster 
Theih    Planimetrie.    Köjn.  (Du  Mont-Schauberg.)  1855. 

Dieses  neue  Lehrbuch  der  Geometrie  für  Schulen  zeichnet 
sich  durch  die  Einfachheit  und  Deutlichkeit  seiner  Darstellung 
sehr  Tortheilhaft  aus.  Ausser  den  Lehren  der  gewöhnlichen  Ele- 
mentar-Geometrie  enthält  es,  in  sehr  verständiger  Auswahl,  von 
der  sogenannten  neuereo  Geometrie  alles  Dasjenige,  wä&  dem 
Zwecke  der  Schule  entsprechen  möchte,  und  scheint  eben  so  wio 

Thl.  XXIV.  Hft.  3.  3  I 


2  LUerariscker  Bericht  XCV. 

wir  dem  Grundsatze  zu  huldigen,  dass  man  mit  diesen  Dingen  auf 
der  Schule  ja  nicht  zu  weit  gehen  dürfe«  weil  ja  die  Schule,  na- 
türlich neben  geometrischen  Uebungen  mancherlei  Art,  doch  jeden- 
falls nur  hauptsächlich   Das  lehren   und  zu  dem  vollkommensten 
geistigen  Eigenthum  der  Schüler  zu  machen   suchen   muss,   was 
zu  dem  Verständniss  der  folgenden  Theile  der  Mathematik  unbe- 
dingt erforderlich   ist,   und   dabei   vorausgesetzt  wird.     Wie  sehr 
manche  Schulen   den  letzteren  Gesichtspunkt  in  neuerer  Zeit  aus 
den^  Augen  gesetzt  haben,    indem   sie   —  worin  nach  unserer 
Ansicht  mit  ein  Hauptgrund  der  nachher  namhaft  gemachten  Uebel- 
stände  liegt  —  ihre  Schüler  immer  und  immer  wieder  bloss  mit 
Gott  weiss  was  für  buchst  kunstreichen  geometrischen  Sätzen  und 
Sätzchen  bis  zum  vollkommensten  Ueberdruss   und  der  Erschlaf« 
fiing  ihrer  geistigen  Kraft  quälten  *) ,  haben  neuerlich  sehr  unange- 
nehme, auf  höheren  praktischen  Lehranstalten  gemachte  Erfahrun- 
gen bewiesen,  wo  den  auf  Gymnasien  und  Realschulen  vorgebildeten 
Schülern  die  zum  Verständniss  der  Vorträge  über  sphärische  Tri» 
gonometrie,  analytische  Geometrie  und  Curvenlehre  nuthigen  Vor- 
kenntnisse in  hohem  Grade  mangelten.     Noch  weit  eher,  als  wir 
von  diesen  Uebelständen  Kenntniss  erhielten,    haben  wir   in  dem 
Archiv  auf  dieselben  schon  so  od  dringend  hingewiesen  und  auf- 
merksam gemacht"^*),   dass  es  ganz  unnütz  sein  würde,    darüber 
jetzt  noch  ein  Wort  zu  verlieren.     Aber  verhehlen  können  wir  bei 
dieser  Gelegenheit  nicht,    wie  sehr   wir    durch  die   auch    bis  auf 
den  kleinsten  Punkt  unserer  eigenen  Ansicht  vollkommen  entspre- 
chende  neueste    Verfugung***)    des    Hohen   Künigl.    Preus- 
sischen    Unterrichts- Ministeriums    erfreut    worden    sind, 
welche  in  der  weisesten  und  viiteriichsten  Fürsorge  für  das  künf- 
tige Wohl  und  das  künftige  Fortkommen  der  jungen  Staatsburger, 
befiehlt,  dass  dergleichen  Uebelständen  bei  Ertheilung  des  mathe- 
matischen Unterrichts  unverweilt  auf  alle  mögliche  Weise  abgeholfen 
werden  solle  und  müsse. 


*)  Verständigen  und  rucksichtlich  ih  rer  päd  agogischen 
Zweckmässigkeit  wohl  überlegten  geometrischen  Uebungen,  die, 
ohne  die  übrigen  eben  so  nuthigen  und  für  die  höhere  und  praktische 
Mathematik  theilweise  noch  nöthigern  Theile  der  Klementar-Mathematik 
zu  vefnachiässigen ,  unausgesetzt  anzustellen  sind,  ihren  wohlbegrün- 
deten,  ausser  aller  Frage  stehenden,  grossen  Werth  absprechen  zu  wollen, 
wäre  natürlich  die  grösste  Thorheit. 

•*)  Man  sehe,  um  nur  ein  Beispiel  aus  neuerer  Zeit  anzuführen, 
Tbl.  XXIII.  S.  208.   oder  auch  Thl.  XX.  Literar.  Ber.  Nr.  LXXVIII.  S.  9T0. 

•••)  So  weit  unsere  Kenntniss  reicht  vom  20.  December  1854.  M.  s. 
das  Programm  des  Gymnasiums  zu  Anclam  Ton  Ostern  1855  S.  13.  und 
das  des  Gymnasiums  zu  St^rgard  Ton  Ostern  1855  S.  19. 


UUrarischer  Bericht  XCV.  3 

üass  manche  eigeDthümliche  Beiveise  und  Darstellungsarten, 
auf  die  wir  hier  nicht  einzeln  hinweisen  können«  in  diesem  Buche 
Dicht  fehlen 5  versteht  sich  bei  so  kenntnissreichen  und  gewandten 
Verfassern  ton  selbst;  und  da  nun  das  Buch  ausserdem  auch 
noch  eine  zieiQÜche  Anzahl  zweckmässiger  Uebungsaufgaben  ent- 
hält» so  darf  dasselbe  unseren  Lesern  gewiss  recht  sehr  zur  Be- 
achtung empfohlen  werden.  Dem  zweiten«  die  Stereometrie  ent- 
haltenden Theile  sehen  wir  mii  Verlangen  entgegen. 

Die  Grundlehren  der  niederen  Messkunde,  leicht 
fasslich  dargestellt  von  Dr.  Leopold  Kunl'ger.  Frank- 
furt a.  M.  (Sauerländer.)  1855.    8. 

Dieses  Schriftchen  enthält  auf  80  Seiten  die  ganze  ebene 
Geometrie,  di^  Stereometrie  und  ebene  Trigonometrie,  ja  selbst 
auch  die  Polygonometrie.  Der  Versuch,  die  nuthigsten  und  wich- 
tigsten Lehren  der  Mathematik  in  möglichster  Kürze  und  Einfach« 
heit  darzustellen,  ist  nicht  neu.  Jeder  derartige  Versuch  erregt 
ein  gewisses  Interesse.  Aber  innere  Wahrheit  und  Strenge  wird 
immer  auch  die  Hauptbedingung  bleiben  müssen,  welcher  ein  sol- 
cher Versuch  zu  geniigen  hat.  Die  Hauptgrundlage,  kann  man 
sagen,  bildet  der  auf  S.  6.  und  7.  vorgetragene  Satz:  Parallele 
Linien  zwischen  parallelen  Linien  sind  gleich.  Liest 
man  nun  aber  die  Begründung  dieses  Satzes  a.a.O.,  welche  auf 
einer  Art  von  Gränzenbetrachtung  beruhet,  so  trauet  man  in  der 
That  seinen  Augen  kaum  und  fragt  sich,  wie  der  Herr  Verfasser 
solche  Dinge  dem  mathematischen  Publikum  auftischen  kann.  Diese 
Begründung  ist  in  der  That  unter  aller  Kritik,  und  wir  befin- 
den uns  wirklich  in  Verlegenheit,  wenn  wir,  ohne  hier  nicht 
zulässige  Weitläufigkeit,  dem  Herrn  Verfasser  alle  in  den  betref- 
fenden wenigen  Zeilen  enthaltenen  Fehler  naciiweisen  sollen. 
Weil  wir  aber  doch  als  Kritiker  etwas  zur  Widerlegung  sagen  müssen, 
so  wollen  wir  nur  Folgendes  bemerken.  Der  Herr  Verfasser  will 
zeigen,    dass  ÄBzi^AxB^  ist*).     Dies  beweist  er  so.    „Nimmt 

man  den  Abstand  PA^   unendlich   gross  an,    so  ist  pA  \ — 

eine   unendlich  kleine   Grosse,   die  =0  zur  Grenze  hat.     Da  in 
diesem  Falle  die  Linien  CD  und  (\Dx  offenbar  einander  parallel 

sind  und  aus p-r-^ — ^  =  0  AB:=.A{By  erhalten  wird,  so  folgt 

der  zu  beweisende  Satz.''    Wie  in  aller  Welt  aber  kann  der  Herr 
Verfasser  daraus,   dass  PA^  unendlich  gross  ist,    oder,   wie  er 


*)  M.  ■•  seine  Figur. 


p    — — ^0  ist.    Dieser  Scbluss  würde  doch  nur  dann  gerecht- 

fertigt  sein,  wenn  man  §ich  bestimmt  versichert  halten  LüoDts,  ' 
dass  der  Zähler  Jß— ^,£, ,  aaf  dessen  Bestimmung  es 
hier  ja  eben  ankommt,  der  ja  hier  eben  erst  bestimiDl 
werden  soll  und  an  sich  vOÜig  unbekannt  ist,  eine  end- 
liche bestimmte  Grilsse  wäre  oder- wenigstens  eine  solche  niemals 
übersteigen  künnte.  Ueberhaupt  daraus,  däss  der  Nenner  eines 
BruL'hs  sich  dem  Unendlichen  nähert,  schliessen  wollen,  dass 
der  Bruch  seifist,  dessen  Zähler  man  gar  nicht  kennt, 
nuT  dessen  Bestimmung  es  eben  erst  ankommt.  Null 
sein  oder  sich  der  Null  näheren,  und  dnss  also  nun  der  Zähler  Null  . 
sein  müsse,  ist  eine  Schlussneise,  welcher  ein  Epitheton  urnans 
gebflfart,  das  wir  hier  nicht  aussprechen  wollen.     Es  kijnnle  ja  auch 

'  der  Bruch  hei  in's  Unendliche  wachsendem  Nenner  sehr  wohl  sich 
der  Null  nähern,  ohne  dasa  der  Zähler  sich  der  Null  näherte  oder 
Null  wäre,  wenn  derselbe  nämlich  überhaupt  nur  eine  endliche  be- 
stimmte Grüsse  wäre  oder  eine  solche  nie  überstiege.    Da  der  ganz« 

-  Beweis  nur  ein  Fehler  ist,  so  ist  dagegen,  und  eben  so  auch 
Obe?  den  (ibrigeD  Inhalt  des  BQchleins,    nichts  weiter  ta  sagetL 

DieEntrernungsürter  geradliniger  Dreiecke.  II.  Die 
Susseren  Entrernungsörter.  Eine  geometrische  Ab- 
handlung von  C.  F.  A.  Jacob!,  Professor  in  PTorta.  Mit 
i\eei  Fignrsntafeln.    Jena.  Frommann.  1854.    4.    I  Tbir. 

Diese  Schrift  ist  eine  Fortsetzung  der  in  dem  Aufsätze  Archiv 
TheilXVlI.  Nr.  XIV.  S.36I.  ausführlicher  besprochenen  Schrift, 
und  ganz  in  derselben  Weise  wie  jener  erste  Theil  verfassl,  80 
dasa  wir  über  die  vorliegende  zweite  Abtheilung  hier  nichts  wei- 
ter zu  «agen  brauchen. 

FQnf  merkwArdige  nnendliche  Reiben.ffir  die  Sinas 
und  Cosinus  vielfacher  Bogen  und  fär  die  Zahlen  n 
nnd  n",  auf  elementar-geometrischem  Wege  entwickelt. 
Nach  den  hinterlassenen  Papieren  des  am  10.  Noveni- 
b«r  1853  KU  Potsdam  verstorbeneo  Oberetlleutenants 
Tzabn  bearbeitet  und  zum  Besten  der  binterbliebenen 
hfilfshedürfttgen  Familie  desselben  berausgegeheo 
und  verlegt  von  Dr.  J.  W.  H.  Lehmann.  Berlin.  (In  Com- 
nisaion  bei  F.  Schneider.)    1853.    4. 

Herr  Doctor  Lehmann  in  Potsdam  hat  durch. die  Herans- 
gabe  und  Verlegung  dieser  Schrift  sieb  ein  dreifaches  Verdienst 


i^ter arischer  Bericht  XCV.  6 

erworben«  Erstens  dadurch,  dass  er  die  auf  dem  Titel  erwähn- 
teo  fünf  merkwürdigen  Reihen  aus  den  Papieren  des  verstorbenen 
würdigen  Oberstlieutenants  T&ahn  in  Potsdam»  welcher  20  Jahre 
lang  5  natiirlich  nicht  im  Sinne  der  gewöhnlichen  Cirkel-Quadrirer, 
Forschungen  über  die  Quadratur  des  Kreises  anstellte,  zum  From- 
men der  Wissenschaft  überhaupt  veruffentüchte.  Zweitens  da- 
durch, dass  er  mehrere  dieser  Reihen  mit  elementar  gehaltenen 
Beweisen,  als  Producte  seines  eigenen  mathematischen  Scharf- 
sinns, versah,  oder  deren  Beweise  vervollständigte  und  ergänzte. 
Drittens  dadurch,  dass  er  diese  Schrift  in  Selbstverlag  über* 
nahm,  ihren  Druck  aus  eigenen  Mitteln  bestritt  und  den  ganzen 
Erlös  aus  ihrem  Verkauf  zur  Unterstützung  der  von  dem  Oberst- 
lieutenant Tzahn  nachgelassenen  würdigen  Familie  bestimmte, deren 
grosse  Hülfsbedürftigkeit  vorzüglich  dadurch  veranlasst  worden  ist, 
dass  der  Erblasser  der  von  Herrn  Dr.  Lehmann  herausgegebe- 
nen Papiere,  beim  Antritt  seiner  zweiten  Ehe  schon  pensionirt 
and  daher,  zur  Einkaufung  seiner  Gattin  In  die  Wittwenkasse  nicht 
anbedingt  verpflichtet,  diesen  für  die  Subsistenz  seiner  Hinter- 
bliebenen so  nothwendigen  Schritt  nnterliess,  weil  einestheils  der- 
selbe bei  dem  enormen  Unterschiede  zwischen  seinem  Alter  und 
dem  seiner  Gattin  mit  ausserordentlichen  Kosten  verbunden  war, 
and  er  anderntheils  eine  zuversichtliche  Hoffnung  sowohl  auf  kör- 
perliche Rüstigkeit,  als  auf  das  Gelingen  seiner  grossen  Bemühung 
um  die  Quadratur  des  Kreises  und  auf  eine  allgemeine  Anerken- 
nung'seines  Verdienstes  setzte.  Wir  wünschen  sehr,  dass  die 
Leser  des  Archivs  durch  Aiikaufung  dieser  Schrift  den  in  jeder 
Beziehung  höchst  edlen  Zweck,  welchen  Herr  Doctor  Lehmann 
durch  deren  Herausgabe  zu  erreichen  wünscht  und  hofft,  befördera 
helfen  mögen,  und  geben  denselben  die  Versicherung,  dass  ihnen 
die  Schrift  eine  lehrreiche  Leetüre  geworren  wird.  Herr  Doototf 
Lehmann  hat  sich  schon  vielfache  Verdienste,  namentlich  auch 
um.  die  Methoden  der  annähernden  Berechnung  gewisser  numeri- 
scher Werthe  erworben,  wie  am  Besten  aus  seiner  ausgezeichnet 
ten  Abhandlung  über  die  Berechnung  der  Zahl  n  im'21sten 
T heile  des  Archivs  Nr.  XHl.  S.  121.  erhellet,  die  ihrer  Vor- 
trefflichkeit  wegen  auch  neuerlich  in  den  von  den  Herren  Terquem 
und  Gerono  herausgegebenen  Nouvelles  Annales  de  Mathä- 
matiques  in  einem  ausführlichen  Auszuge  übersetzt  worden  ist. 
Gleiche  lehrreiche  Bemerkungen  über  dergleiehen  Berechnungen  wer- 
den die  Leser  auch  in  der  vorliegenden  Schrift  in  reichem  Maasse  finden, 
wodurcli  natürlich  Ihr  Interesse  und  ihr  Werth  sehr  erhöhet  wer- 
den muss*  Und  da  In  derselben  absichtlich  Alles  möglichst  eleme»« 
tar  gehalten,  ja  am  Endie  der  Schrift  in  §.  32<  der  Wunsch  ausg^ü 
sprechen  worden  ist,  dass  eiii  Theil  ihres  Inhalts  in  den  mathematt» 


6  Uteraritcher  Bericht  XCY, 

sehen  Elementar- Unterricht  aafgeDommeD  werden  mdge»  so  .werden 
gewiss  auch  die  Bibliotheken  der  Gymnasien  und  Realschulen  nicht 
säamen,  den  edlen  Zweck  des  Herrn  Herausgebers  durch  Ankauf 
der  Schrift  befördern  zu  helfen.  Dass  dies  in  reichstem  Maasse 
geschehen  mOge»  ist  wenigstens  der  innigste  Wunsch  des  Her- 
ansgebers des  Archivs  und  der  Hauptzweck  der  obigen  Zellen. 


Mechanik, 

Die  Experimental-Hydraulik.  Eine  Anleitung  zur 
Ausführung  hydraulischer  Versuche  im  Kleinen,  nebst 
Beschreibung  der  hierzu  nuthigen  Apparate  und  Ent- 
Wickelung  der  wichtigsten  Grundform  ein  der  Hydrau- 
lik,  so  wie  Vergleichung  der  durch  diese  Apparate  ge- 
fundenen Versuchsresultate  mit  der  Theorie  und  mit 
den  Erfahrungen  im  Grossen.  Bearbeitet  Fon  Julius 
Weisbach«  Professor  zu  Freiberg^  Mit  149  Holzschnit- 
ten.   Freiberg.  Engelhardt.  1855.    2^  Thir.  10  Ngr. 

Obiger  Titel  dieses  Buchs,  das  wir  Praktikern  zur  Beachtung 
empfehlen,  ist  so  ausführlich,  dass  wir  über  dessen  Zweck  und 
Inhalt  hier  nichts  weiter  zu  sagen  brauchen.  Nur  wollen  wir  uns 
zu  bemerken  erlauben,  dass  Herr  Julius  Weisbach  jedenfalls 
sehr  wohl  daran  gethan  hat,  sich  in  diesem  neuesten  Producte 
seines  mathematischen  Genie's  lediglich  auf  dem  Gebiete  des  Ex- 
periments zu  halten,  wobei  wir  ihm  zugleich  wohlmeinend  zu  ratheo 
nicht  unterlassen  können,  dies  fernerhin  immer  zu  thun,  und  sich 
besonders  ja  niemals  wieder  in  das  Bereich  der  Differential-  und 
Integralrechnung  und  dar  höheren  Mathematik  überhaupt  zu  wa- 
gen, da  die  mathematische  Analysis  durch  seine  berühmten 
Grundlehren  der  höheren  Analysis.  Braunschweig.  1849. 
doch  in  der  That  schon  zu  sehr  an  ihrer  Ehre  gekränkt  worden  ist. 


Astronomie. 

Der  Jahrgang  1855  des 

Kalenders    für    alle   Stände, 

durch  dessen  Herausgabe  Herr  Professor  v.  Littrowin  Wien 
sich  ein  anerkennungswerthes  Verdienst  erwirbt»  enthält  auch 
diesmal  so  werthvolle  wissenschaftliche  Zugaben^  dass  wir  unsere 


uterarischer  Bericht  XCV,  7 

Leser  ganz  besonders  auf  denselben  aufmerksam  zu  machen  fiSr 
unsere  Pflicht  halten,  weil  sie  darin  Zusamroenstelluogen  finden 
werden,  deren  Kenntniss  sie  sich  sonst  nur  aus  grossen,  ihnen 
gewiss  theilweise  wenig  zugänglichen  Werken  würden  verschaffen 
können,  und  die  ausserdem  noch  das  Verdienst  besitzen,  das« 
die  betreffenden  Gegenstände  darin  bis  auf  die  neueste  Zeit  fort- 
geführt worden  sind.  Je  weniger  Dieser  oder  Jener  dergleichen 
werthvolle  und  allgemein  nützliche  Dinge  in  einem  solchen,  mit 
einem  so  ausserordentlich  geringen  Kostenaufwande  zu  erwerben- 
den schätzbaren  Buche  suchen  dürfte,  desto  mehr  halten  wir  uns 
für  verpflichtet,  hier  darauf  besonders  aufmerksam  zu  machen. 

Zuerst  giebt  Herr  v.  Littrow  eiA  Verzeich niss  aller 
bisher  berechneten  Kometen,  natürlich  mit  genauer  Angabe 
der  ihre  Jahnen  bestimmenden  Elemente,  ihrer  Entdecker  und 
Berechner.  Zu  Grunde  liegt  dabei,  wie  sich  von  selbst  versteht, 
das'Olbers'-Galle'sche,  bis  zum  zweiten  Kometen  von  J847 
reichende  Verzeichniss,  welches  179*)  Nummern  enthält;  das 
Verzeichniss  des  Herrn  v.  Littrow  reicht  dagegen  bis  zu  dem 
zweiten  Kometen  vom  Jahre  1854  und  enthält  199  Nummern.  In 
einer  Reihe  von  Bemerkungen  sind  alle  besonderen  Merkwürdig- 
keiten, welche  die  in  dem  Verzeichnisse  enthaltenen  Kometen 
dargeboten  haben,  mitgetheilt.  Die  Kometen,  deren  Rückkehr 
als  genau  constatirt  betrachtet  werden  kann,  sind  durch  zweck- 
mässige Zeichen  hervorgehoben. 

Ferner  theilt  Herr  v.  Littrow  aus  der  Connaissance  des 
temps  1856  einen  sehr  interessanten  Aufsatz:  Ueber  die  Va- 
riationen des  Ganges  der  Chronometer  mit,  der  für  alle 
Besitzer  genauer  Uhren  sehr  lehrreich  ist.  Herr  Lieussou  in 
Paris  hat  nämlich  in  neuester  Zeit  an  einer  grossen  Anzahl  von 
Chronometern  Untersuchungen  über  die  Unregelmässigkeiten  ihres 
Ganges  angestellt,  sowohl  bezüglich  des  Temperaturwechsels,  als 
der  Verdichtung  des  Oels.  Aus  diesen  Untersuchungen  ergab  sich, 
dass  der  Gang  eines  Chronometers  bei  einer  constan- 
ien  Temperatur  so  variirt,  wie  die  Ordinaten  einer  Ge- 
raden, und  folglich  jeden  Tag  durch  a -f  6a:  vorgestellt 
werden  kann.  Was  den  Einfluss  der  Variationen  der  Tempe- 
ratur auf  die  täglichen  Gänge  betrifft,  so  stellte  er  sich  in  der 
eben  betrachteten  Curve  durch  die  Distanzen  heraus,  welche  die 
einzelneux  parallelen  Geraden  trennten.  Nach  einigen  Versuchen 
erkannte  Lieussou,    dass  diese  Distanzen  variiren  im  Verhält- 


*)  Ich  entnehme  diese  Nommer  aqs  dem  v.  Lfttrow'tchen  Verseieh- 
nlsae  selbst. 


8  Uter arischer  BericAi  XCV. 

«tose  des  Quadrats  der  wirklicheD  Temperatur  des  Chronometers 
und  einer  bestimmten  anderen ,  welcher  das  MaJLimum  des  tag« 
liehen  Gangs  entspricht ,  und  zwar  zeigte  sich  diese  zweite  Tem- 
peratur gleich  dem  Mittel  aus  den  beiden ,  für  welche  die  Uhr 
regulirt  wurde  *).  Wir  bedauern ,  dass  uns  der  Raum  verbietet, 
hier  mehr  aus  diesem  sehr  interessanten  Aufsätze  mitzutheilen, 
%'erweisen  aber  die  Leser,  die  sich  für  dergleichen  Gegenstände 
interessiren,   dringend  auf  denselben. 

Ferner  enthält  der  Kalender  Interessante  Mittheilungen  über 
W.  Struve's  neueste  Untersuchungen  über  Fixsterne, 
und  zuletzt  giebt  Herr  v.  Littrow  ein  buchst  verdienstliches  und 
sehr  vollständiges  Verzeiehniss  der  Bahnnfihen  zwischen  den 
periodischen  Gestirnen  des  Sonnensystems,  ganz  nach 
seinen  eigenen  Bestimmungen,  durch  welche  er  sich  bekanntlich 
ein  besonderes  Verdienst  erworben  hat,  und  welche  hauptsächlich 
deshalb  so  verdienstlich  sind,  weil  sie  zuerst  mit  Hälfe 'der 
Lehre  von  den  Maximis  und  Minimis  auf  ein  ganz  bestimmtes 
geometrisches  Princip  gegründet  worden  sind ,  wogegen  alle  frühe- 
ren Bestimmungen  nur  auf  ganz  vagen  Vorstellungswelsen  beruhe- 
ten und  vor  dem  Richterstuhle  der  strengen  Geometrie  keines- 
wegs bestehen  konnten. 


Annalen  der  k.  k.  Sternwarte  in  Wien  Nach  dem 
Befehle  Seiner  k.  k.  apost.  Majestät  auf  öffentliche 
Kosten  herausgegeben  von  Carl  von  Littrow.  Dritte 
Folge,  Vierter  Band.  Jahrgang  1854.  Wien.  1855.  8.  (S. 
Literar.  Ber.  Nr.  LXXXIX.  S.  9.) 

Die  Wiener  Sternwarte  ist  gegenwärtig  das  astronomische  In- 
stitut in  Deutschland,  welches  seine  Beobachtungen  am  regelmäs- 
sigsten  veroflfentlicht,  und  der  Herr  Herausgeber  erwirbt  sich  durch 
diese  regelniässigen  Publicationen  jedenfalls  ein  grosses  Verdienst 
um  die  Wissenschaft.  Der  vorliegende  neueste  Band  enthält: 
1.  Beobachtungen  von  Cometen  am  Refractor  in  den 
Jahren  1847  bis  1854,  redigirt  von  Hörnst  ein,  Adjunc- 
ten  der  Sternwarte.  II.  Nachträge  zu  den  Planeten- 
und  Cometenbeobachtungen  am  Refractor  in  den  Jahr- 


1 1  »I I 


*)  Besseren  Verständnisses  wegen  bemerken  wir,  dass  man  bei  Re- 
gulirung  der  ConipensationsTorrichtung  die  Uhr  zwei  bedeutend  von  ein- 
ander verschiedenen  Temperaturen  auszusetzen  pflegt  und  es  dahin  xn 
bringen  sucht,  dass  sie  hei  beiden  denselben  Gang  zeigt. 


Literarischer  Bericht  KCV,  ^   9 

g&ngen   1853  and  1854  der  Annalen.    III.  Beobachtungen 
am  Meridiankreise  vom  S.September  1838  bis  Ende  1840. 

Herr  Karl  Mosta»  welcher  jetzt  der  Sternwarte  zu  San- 
tiago de  Chile  als  Director  vorsteht,  hat  uns  kürzlich  seine 
in  der  Schrift: 

Informe  sobre  las  observaciones  hechas  durante 
el  eclipse  solar  de  30  de  Noviembre  de  1853,  presen- 
tado  al  Sennor  Ministro^de  instruccion  publica  por 
Carlos  Moesta.    Santiago  de  Chile.    1854. 

niedergelegten  Beobachtungen  der  Sonnenflnsterniss  vom  30.  No- 
vember 1853 y  zu  deren  Anstellung  er  sich  nach  Pisco  in  Peru 
begab y  mitzutheilen  die  Güte  gehabt.  Wir  empfehlen  diese  in 
astronomischer  und  physikalischer  Rücksicht  wichtige  und  inter- 
essante Schrift  unsern  Lesern  sehr  zur  Beachtung.  Nach  einer 
Einleitung  enthält  dieselbe:  ,,I.  Fenömenosde  luz  referen- 
tes  a  la  atm6sfera  de  sol  i  a  la  diafanitad  de  la  atmös- 
fera  terrestre.  II.  Fen6menos  meteorolojicos  i  algunas 
otras  observaciones.  III.  Determinacion  de  la  posicion 
jegräfica  de  varios  lugares  de  Peru.*'  Eine  sehr  schone 
iiluminirte  Zeichnung  der  Finsterniss  bei  ihrer  Totalität  mit  der 
Corona  und  den  bekannten  Protuberanzen  ist  eine  sehr  werthvolle 
Zugabel 


Physik.. 

Der  Foucault'sche  Pendelversuch  als  directer  Be- 
weis von  der  Achsendrehung  der  Erde  von  Professor 
Delabar.  Eine  Abhandlung,  die  in  der  allgemeinen 
Versammlung  der  schweizerischen  naturforschenden 
Gesellschaft  zu  St.  Gallen  am  24.  Juli  lß54  vorgetragen 
wurde.  Mit  4  Tafeln  Abbildungen.  St.  Gallen.  (Scheit- 
lin  &  Zollikofer.)   1855.    8. 

Unter  den  Schriften,  welche  den  berühmten  Foucault'schen 
Versuch  zum  Gegenstande  haben  und  nicht  gerade  bis  in  die 
grossten  Tiefen  der  Analysis  und  höheren  Mechanik  hinabzustei- 
gen beabsichtigen,  ist  die  vorliegende  unbedingt  eine  der  besten, 
ja  sie  hat  unter  allen  derartigen  Schriften  uns  eigentlich  am 'Mei- 
sten angesprochen.  Nach  einer  kurzen  Einleitung  handelt  dieselbe 
mit  ungemeiner  Deutlichkeit  I.  vom  Prinzip  und  Beweis  des 
Foucault'schen  Pendelversuchs.  Zuerst  erläutert  der  ge« 
ehrte  Herr  Verfasser  die  Sache  in  eigenthümlicher ,  sehr  sinnreicher 

3« 


Weise  bloss  mit  Hfilfe  der  Elemenlar-Geometrie  und  der  einfacfasteo 
Grundlehren  der  ebenen  Trigonometrie,  mit  RScIteicht  ftuf  die  be- 
treffende Lileralur,  und  gielit  dann  nncb  den  die  siibarische  Tri- 
gonomelria  und  einige  Kenntntstic  der  ÜiffererHialrechnung  voraus- 
•stzetiden  Escbireiler'Bchen  Beweis,  den  Herr  Director  Escb- 
iweiler  in  Köln  auch  den  Lebern  des  Archivs  irk  Tbl.  XIX.  S.  51. 
u^teser  Zeitschrin  mitzii (heilen  die  Güte  gehabt  hat.  Ferner  han- 
4elt  der  Herr  Verfasser  in  eben  so  deutlicher  Weise  II.  von  der 
SiinTicbtung  der  zum  Foucault'echen  Pendel  versuch 
'  .lenüthißten  Apparate  und  der  Methode  des  hierbei  be- 
folgten VerTabrens.  Die  nülHigen  Apparate  sind  mit  ^rosset 
'Sorgfalt  beHchrieben  und  alle  Vorsichtiimaesregeln,  welche  das 
Gelingen  des  Versuchs  vnratissetzt,  sind  sorgialti^  namhaft  ge- 
.  hiBcht  worden.  Endlich  irird  III.  die  wirkliche  A  u  s  fübrung 
des  Foucanit'schen  Pende) versxchs  in  der  Domkirche 
im  St.  Gallen  beschrieben,  noraus  heryorgebl,  dass  der  vor 
,der  versammellen  schneizerlschen  naliirforschenden  (Gesell schalti 
.itwa  vor  ISO  Personen,  atigeslellle  Versuch  jedenfalls  den  ge- 
hngensten  beigezählt  werden  darf. 

Je  mehr  vrir  Gelegenheit  gehabt  haben,  zu  bemerken,  t^ie 
wenig  eine  vütlig  deutliche  thenrelitiche  Einsicht  in  die  wahre 
Natur  des  Gegenstandes,  um  den  es  sich  hier  handelt,  bi.i  jetzt 
'  noch  verbreitet  ist,  ja  ivas  ffir  falsche  Beuriffe  man  über  densellien 
sogar  hin  and  wieder  noch  bei  Leuten  änlrtlt',  die  aich  rfas  Afmeke* 
von  Physikern  geben  möchten;  desto  mehr  halten  yrir  uns  für  ver- 
pfiichtet,  die  vorliegende,  sehr  deutlich  und  mit  feinem  mathema- 
tischen Takte,  —  det  hierbei  freilich  unerlässl  icher  wie 
bei  irgend  einem  anderen  physikalischen  Gegenstände 
ist,  und  wo  er  sich  nicht  findet,  auch  kein  wahres  Verstündniss 
der  Sache  erwarten  ISsst,  —  übrigens,  etwa  mit  Ansnahme  des 
Gachweiler'schen  Beweises,  in  ganz  elementarer  Weise  ver- 
fasste  Schrift  zur  allgemeinsten  und  snrgßltigsteD  Beachtung  drin- 
gend zu  empfehlen.  Ohne  ein  gewisses  Maass  mathematischer 
Kenntnisse  kann  die  Sache  Treilich  nnmOgllcfa  zum  VerstXndnbs 
gebracht  werden,  und  dergleichen  Versuche  vor  einMn  gani  nn- 
natheinatischen  Publikum  anstellen  bu  wollen,  halten  wir  für  pure 
Ta8chefW[>ie)erei,  für  eine  eines  wisse nscbsftlicben  Uatheisatikers 
nnd  Physikers  völlig  unwürdige  Escamotage,  worüber  des  Weite- 
ren wegen  des  Heraasgebers  des  Arcliivs  eigene  element&r-aAft- 
l^tMclie  Darstellung  dieoes  wichtigen  Csg^nstandsa  im  Atchit 
¥fcl.  XX.  Nr.  V.  S.  97.  nsehgeaehen  werden  kann.  Nur  vor  solcbe 
hochachtbare  Versammlungen,  wie  die,  welche  Herr  Professoi 
Delabar  zu  seinem  AuditoriaiR  wSblta,  ugd  ]UiiUi«be,  geböien 
dei^leidieD  Versuche. 


UteraHscher  Berichi  XCV.  11 

V6o  d«n  Scbriftee,  wakhe  die  SmUb^onUn  Inati-tuti^« 
zu  Washington  unter  dem  allgemeinen  Titel  Smith90fiian 
Contributions  to  Knowledge  berausgiebt»  und  sich  dadurch 
ein  sehr  grosses  Verdienst  um  die  Wissenschaften  erwirbt,  sind 
uns  neuerlich  die  folgenden  wichtigen»  in  Quart  prachtvoll  gedruck- 
ten Werke  zugekommen,  die  wir  der  Aufmerksamkeit  unserer 
Leser  dringend  empfehlen,  ohne  uns,  wegen  der  Beschränktheit 
des  Raumes,  darauf  einlassen  zu  können,  deren  Inhalt  näher  an- 
zugeben, was  auch  unnOthig  ist,  da  der  Kundige  denselben  au9 
den  blossen  Titeln  schon  hinreichend  erkennt,  und  schon  daraus 
ersehen  wird,  ob  dieselben  fiSr  seine  eigenen  Arbeiten  und  Be- 
strebungen von  Wichtigkeit  sind  und  bei  der  Weiterftihrung  der- 
selben nicht  entbehrt  werden  kOnnen: 

Researches  on  electrical  Rheometry.  By  A«  Secchi, 
Professor  of  Astronomy  and  Director  ofthe  observa«^ 
tory  in  the  Roman  College  (Rome),  and  late  Professor 
of  Physics  and  Astronomy  in  Georgetown  College.  (D,C,) 

Observations  on  terrestrial  Magnetism.  ßy  John 
Locke,  M.  D.,  M.  A.  P.  S.  Professor  of  Chemistry  and 
Pharmacy  in  the  medical  College  of  Ohio. 

Winds  ofthe  northern  Hemisphere.  By  James  H. 
Coffin,  A.  M.,  Professor  of  Mathematics  and  natural 
Philosophy  in  Lafayette  College,  Easton,  Pensylva* 
nia«  Mit  sehr  vielen  trefflich  ausgeführten  Karten,  nattirlidi, 
ausser  fQr  die  Physik,   auch  sehr  wichtig  fiir  die  Nautik. 


Vermischte  Schriften.  :> 

Mittheilungen  der  naturforschenden  Gesellschaff 
zu  Bern.    Nr.  324-330.    (Vergl.  Liter.  Ber.  Nr.  XCIII.  S.  T.) 

R.  Wolf:  Nachrichten  von  der  Sternwarte  zu  Bern.  Ulh 
Beobachtungen  der  Sternschnuppen  im  Sonimerhalbjahrel854  Nr.  324 
und  325.  —  LI  V.  Meteorologische  Beobachtungen  im  Sommer  1854. 
—  Herr  R.  W  o|f  theüt  auch  mehrere  interessante  Briefe  von  Christ. 
Wolf  an  Bernh.  Bilfinger  mit,  von  denen  der  eine  aus  H^tlle^ 
die  andern  aus  Marburg,  wo  Christ.  Wolf  nach  seiner  Vertrei- 
bung aus  Halle  bekz^nntlich  einige  Zeit  Professor  war,  bis  er  ^ut 
Friedrich  des  Grossen  Ruf  wieder  nach  Halle  znTücMaehtie, 
geschrieben  sind. 

*        B.  Studer:     Zur  geologischen  Karte  der  Schweiz.     Nr.  326 
und  327.  —  Auch  in  diesen  Nummern  tbeüt  Herr  K.  Wolf  einige 


HAMM  fefitsM  ▼•Itair«  »iHM  «aftei  «*^  «it 

R.  Wolf:  Nathrichrefi  Ton  der  Sternnarte  in  Bern.  Nr.  328 
Dod  ^1'.     LV.   Slrtrofo logische   BeobachlnDsen  im  Herbste  I8S1. 

R.  WolT:     Notizen  «ir  Geschichte  dei  Slalbematik  nod  Pby- 
■ik  in  def  Schnetz.     Nt.  338  uod  3^.    SXXOL  Verecbiedene  NÖ- 
"   tuen  und   Antrüge.     Hierunter  ist  Torzi^neb   die   Mgende   Notii 
übet  den  »Toeeen  Leunbard  Enler  interes&ant: 

„Sadi  einer  mir"  —  eagt  Her»  R.  Wolf  —  „durcb  die  Gfile 
des  Hena  Rathsberrn  Peter  Merian  in  Basel  zogekommenen 
Notiz,  war  Peter  Euler,  Valer  de«  berfibmten  MathematiLerä 
Leonhard  Enler,  von  1703— ITOH  Pfarrer  in  St.  Jakob  bei  Ba- 
sel, und  erfcielt  erst  1708  die  Pfarre  in  Riehen,  anf  welcher  er  am 
13.  März  1745  starb.  Es  ist  also  die  hSufig  TorkAiameflde  Angabe, 
es  sei  Leonhard  Enler  in  Rieben  geboren*),  dahin  zn  be- 
richtigen, dasa  er  in  Basel  geboren  vrorde,  aber  seine  Jugend- 
JdhM'ia  Si*h*»««ridHk.r^:r :-'<-- ■- 

'^  -  Ikihär  4m  ErfiadOT  d«»  «■I4fft'*ch*>.ll«gel,  dn  iiiiiliii 
P«al  6mUi»  TS«  8t  OkIIm,  KfaM  «MT-S^ W*ir  «m*  Kic. 
«#«U  Ufewle  bMgn|*iMl)».qdl>f    -.,,  . 

I  ^P«alM  e«Üla  SooM.  J«M.  8Mcte^«rikvhf  MiwrJUM 
U77Aen  JnH.  riHabMB^raeHM^  FtM^  «i  Me»  ctfMI- 
otm  sdductns,  et  Monachii  Anno  1597  admissDs  pro  Coadjotore 
temporal!,  Panli  nomen  assnmpsit,  sed  detecta  in  eo  indole  es- 
mia  ad  Hathesin,  Romam  rocatns  Philosoph.  acHattbem.  stndni^ 
docait  Graecii  et  Viennae  Mathesim.  Scripsit  pro  Kalendario'Gre- 
goriano  contra  Setbom  Calvisinm,  nbi  contra  Scaligeri  diatribam 
de  Aeqninoctiomm  praecessione.  Problema  geograpbicnm  de  di»- 
crepantia  in  numerandis  diebns  ioter  eos,  qni  narigant  ad  orbem 
■OTiim,et  qni  ibi  consistnnt,  Centrobaryca  et  alia;  obiit  Aano  1643." 
—  Am  bekanntesten  ist  Galdiu's  Werk;  De  centro  gravl- 
tatis  libri  4.     Viennae  1635.     Fol. 

R.  Wolf;  Notizen  znr  Geschiebte  der  Mathematik  und  Phy- 
sik in  der  Schweiz.    XXXIV.  Verschiedene  Notizen  und  AnbSge. 

GGtigst  mitgetheilt  bat  uns  Herr  R.  Wolf  noch  eine  von  ihn 
gehaltene:  GedSchlnissrede  anf  Jacob  Bernoalli  aar 
zweiten  SScularfeier  seiner  Geburt.  Bern  1855.,  auf  die 
wir  ihres  sehr  interessanten  Inhalts  wegen  unsere  Leser  ganz  he- 
conders  aufmerksam  machen  und  auf  die  wir  spSterhin  zarOckza- 
kommen  hoffen. 


*)  Allerdinp  Ut  dici  die  gewöhnliche  Angabe. 


LiUrarUcker  Bericht  XCYL 


Literarischer  Berieht 


xcvi. 


Trigonometrie. 

Theoretisch-praktisches  Handbuch  der  ebenen  und 
sphärischen  Trigonometrie  mit  zahlreichen  Anwendun- 
gen derselben  auf  reine  un^  praktische  Geometrie» 
physische  Astronomie,  geographische  Ortsbestimmung 
und  höhere  Geodäsie,  so  wie  Untersuchungen  über 
den  Einfluss  der  Beobachtungsfehler  und  die  Mittel, 
denselben  zu  vermindern.  Von  Dr.  J.  Dienger,  Pro- 
fessor der  Mathematik  an  der  polytechnischen  Schule 
zu  Karlsruhe.  Mit  81  in  den  Text  eingedruckten  Holz- 
schnitten.   Stuttgart.  Metzler.    1855.    8. 

Dieses  Handbuch  der  ebenen  und  sphärischen  Trigonometrie 
leistet  vollkommen,  was  sein  Titel  verspricht,  und  verdient  na- 
mentlich allen  denen,  welche  praktische  Anwendungen  von  der 
Trigonometrie ,  insbesondere  in  der  niederen  und  höheren  Geodäsie 
zu  machen  beabsichtigen,  recht  sehr  empfohlen  zu  werden.  Da- 
bei ist  noch  besonders  hervorzuheben,  dass  der  Herr  \erfasser 
bei  den  Beweisen,  namentlich  auch  der  goniometrischen  Formeln, 
vollständige  Allgemeinheit  zu  erreichen  gestrebt  hat,  was  leider 
in  der  Trigonometrie  so  häufig  vernachlässigt  wird,  und  doch  ge- 
rade in  dieser  Wissenschaft  von  so  grosser  Bedeutung  ist,  weil 
ja  eben  die  Grundformeln  derselben,  ebeji  so  wie  die  Formeln 
der  analytischen  Geometrie,  hauptsächlich  mit  die  Bestimmung 
haben,  den  analytisch- geometrischen  Untersuchungen  uud  Ent- 
wickelungen  vollkommene  Allgemeinheit  zu  verleihen,  und  die  Un- 
terscheidung specieller  Fälle  unnöthig  zu  machen,  welche  letztere 
man  der  synthetischen  Geometrie  liberlässt.    Wird  also  der  Nach- 

Thl.  XXIV.  Hfl.  4.  4 


il  gtflclil  XCVt. 

WSi«  der  vvlUtliidlgaii  AH)t«bell>hrit  .ler  Ffirmeln  t\e 
6fe  TOraübliMdgt,  m  «eTlIflrt  diene  Hit^senschart  i 
TImO  Ihre«  ^«aMeheD  Wmah  md   ^enü^'t  tjicht 


V« 
iteh^  geOAIt  md  ai«h  deaUb  vlt  ErMg  bMfrriü^  b«.   solcb« 

VernachläBsi)!un|ren  xkh  nicht  schuldig  eh  machen.  Die  Berech- 
Anng  der  Tafeln  ist  iit  sehr  zii ei'LiuässigCF  ^^'ei6e  nach  Lionnet 
am.  8.  .\rchiv.  Thl.  VI.  S.  '20;>.)  gelehrt,  wodurch  der  Herr  Ver- 
tufSRT  der  wirklichen  volbtändigen  Entwiclfeliin^  der  verschiede- 
'firn  goninraetrbcheii  und  cyclometrischen  Reihen  {iberhohcn  wurde, 
die  in  diesem  augenscheinlich  ziinüchst  eine  vorzugsweise  prak- 
tische  liichtung  verl'nlgenden  Buche  nicht  in  seinem  Plane  lag. 
Fast  säinmtliche  Aufgaben  sind  durch  vollständig  ausgerechaefe 
nunierische  Beispiele  erläutert,  die  Praktikern  gewiss  eine  sehr 
dankenswertbe  Zugabe  sein  werden,  und  auf  alle  bei  praktischen 
Anwendungen  vurkomniende  Cnrrectionen ;  Refraction,  Depression 
des  Meerhorizonta,  u.  s.  w.,  ist  Rdckeicht  genommen,  so  wie  auch 
die  Bestimmung  des  Einflusses  der  Beühaclilungsfehler  auf  die 
Rcsullnle  fi'ir  ebene  und  sphärische  Dreiecke  in  zwei  gesonderten 
Abschnitten,  —  diese  Bestimmungen  namentlich  in  einer  dem  Herrn 
Verfasser  oigenthümlichen  Enmickelun^jsweise,  —  die  Interpnln- 
tion,  die  Benutzung  zebnstelliger  Logarithmen,  u.  s.  w.,  ausfubr- 
licbe  Berücksichtigung  gefunden  haben.  Boss  der  Legendre'sche 
Satz,  die  Berechnung  der  Dreiecknetze,  --  auch  durch  rechtwinklige 
und  Polar-Coordinaten,  —  und  Aebnliclies  gleichfalls  rorkomrot,  Ter- 
Kteht  sich  bei  einem  von  einem  so  kenntnissreichen  Verfasser  be- 
arbeiteten Handbuche  nie  das  vorliegende  Von  selbst.  Selbst  die 
Conatruction  der  Sonnenuhren,  die  Bestimmung  der  Tageslänge 
oiid  der  Dauer  des  Ifingsten  Tages,  der  Dfimnierung  n.  s.  w.  feh- 
len nicht.  Mit  ganz  besonderer  Vorliebe,  und  zwar  mit  vollkom- 
menem Rechte,  hat  der  Herr  Verfasser  endlich  auf  S.  295.  —  S. 322. 
£e  verschiedenen  MethodeD  zur  Bestimmung  der  geographischen 
Breite  entwickelt.  Die  Leser  werden  sieb  von  zehn  verschiede- 
nen 'Hetjioden  geofigende  Kennlniss  aus  diesem  Buche  verschaffen 
kSnnen,  wobei  dei  Unterzeichnete  sich  nicht  versagen  kann,  dem 
Herrn  Verfasser  besonders  zu  danken,  dass  er  seine  eigne  Ue- 
thode  zur  Breitenbewtimmnng  bei  geodätischen  Operationen,  die 
in  der  Schrift:  „Versucli  einer  neuen  Methode  zur  Be- 
stimmung der  Polhühe  oder  geographiscben  Breite  bei 
geodätischen  Messungen  von  Johann  August  Granert. 
Leipzig.  1844."  von  ihm  zuerst  bekannt  gemacht,  und  nanoit- 
lieh  auch  mit  sorgföHiger  Berücksichtigung  allec  Fehlerqnallen  und 
der  daraus  sich  ergebenden  besten  Methode  der  Anwendung,  voll« 
ständig  entwickelt  wurde,  zur  Anwendung  bei  growen  geodStkehe»  - 


Uter arischer  Bericht  XCVl,  3 

Operationen  vorzugsweise  enipfohlen  hat,  iudera  er  8.  321.  sagt: 
„für  Geodäten,  die  in  der  Regel  gute  Theodoliten . besitzen  und 
ein  Sternverzeicbniss  sieb  leicht  verschaffen  können,  empfiehlt 
sich  vorzugsweise  VII.  '*  Die  Methode  Nr.  VII.  ist  aber  die  von 
dem  Unterzeichneten  a.a.O.  zuerst  angegebene  Methode:  „Aus 
drei  beobachteten  gleichen  Sternhöhen,  die  aber  selbst 
ihrer  Grösse  nach  gar  nicht  bekannt  zu  sein  brauchen, 
und'  den  gemessenen  entsprechenden  Azimuthaldif* 
ferenzen  Polhöhe  und  Zeit  zu  bestimmen 'S  welche  sich 
für  den  Geodäten  hauptsächlich  deshalb  so  sehr  empfiehlt,  weil 
er  bei  Anwendung  derselben  nur  eines  Azirauthal- Theodoliten  be- 
darf"^), die  Refraction  gar  nicht  in  Betrachtung  kommt,  ein  Baro- 
meter und  Thermometer  also  nicht  erforderlich  ist,  und  weil  endlich, 
was  von  besonderer  Bedeutung  ist,  der  Gebrauch  einer  Uhr  gar 
nicht  in  Anspruch  genommen  wird,  insofern  es  sich  nämlich,  wie 
dies  bei  geodätisdhen  Operationen  immer  der  Fall  ist,  zunächst 
nur- um  die  Bestimmung  der  Breite,  nicht  auch  der  Zelt,  handelt. 
Eine  neue  kurze  Darstellung  dieser  Methode  hat  der  Unterzeich- 
nete auch  im  Archiv.  Tbl.  XIX.  Nr.  XXXII.  S.  457.  gegeben, 
und  hat,  da  ihm  sehr  viel  daran  liegt,  dass  dieselbe  bei  geodä- 
tischen Operationen  praktisch  wirklich  häufig  angewandt  werde, 
diese  Gelegenheit  nicht  unbenutzt  lassen  wollen  i  sie  den  Geodäten 
von  Neuem  in's  Gedächtniss  zurückzurufen ,  dankt  auch  dem  Herrn 
Verfasser  nochmals  recht  sehr,  dass  er  dieselbe  a.a.O.  als  die 
geeignetste  zur  ^Anwendung  bei  geodätischen  Messungen  in  die- 
sem gewiss  eine  weite  Verbreitung  unter  Praktikern  findenden 
Buche  empfohlen  hat,  was  ihrer  von  dem  Unterzeichneten  sehr 
gewünschten  häufigen  Anwendung  gewiss  sehr  fiirderlich  sein  wird. 
Dass  sie  von  einem  eine  Auswanderungsgesellschaft  nach  Chile 
begleitenden  Geodäten,  der  sich  von  dem  Unterzeichneten  noch  beson- 
dere Erläuterungen  über  die  beste  Art  ihrer  Anwendung  erbat,  bei 
den  dort  vorzunehmenden  geodätischen  Messungen  durchgängig 
angewandt  werden  sollte  und  wahrscheinlich  auch  angewandt  wird, 
ist  schon  im  Archiv,  a.  a.  O.  bemerkt  worden. 

Der  Herausgeber. 


*)  Am  besten  eignen  sich  freilich  die  jetzt  sehr  gewöhnlichen  Theo- 
doliten mit  gebrochenem  Fernrohr,  weil  diese  sehr  hequeme  Beobach- 
tungen bis  zum  Zenith  gestatten,  wobei,  der  Hohenkreis  nur  von  ganz 
untergeordneter  Bedeutung  oder  eigentlich  gar  nicht' vorhanden  zu  sein 
braucht,  wenn  man  das  Fernrohr  nur  in  allen  Höhen  bis  znra  Zenith. 
mittelst  irgend  einer  VorrichtiiBg  feststellen  kann. 


4  Uterariucher  Bericht  XCVI. 

AuffordenmiP« 

AU  im  Jahre  1851  die  deutseben  Naturforscher  sieh  in  Gotha 
versammelten,  hatte  sich  dort  auch  eine  mathematisch -astrono- 
mische Section  gebildet,  die  durch  19  Mitglieder  vertreten  war, 
über  deren  Verhandlungen  Herr  Prof.  Bretsehneider  in  Gotha 
im  Archiv.  ThI.  XIX.  Literar.  Ber.  Nr.  LXXDI.  S.  930. -S.  936. 
einen  interessanten  Bericht  zu  liefern  die  Güte  gehabt  bat.  Von 
den  späteren  Versammlungen  sind,  ungeachtet  meiner  Aufforde- 
rung a.  a.  O.  S.  929. ,  dergleichen  Berichte  mir  nicht  zugegangen, 
und  es  mögen  daher  bei  denselben  wohl  nicht  genug  Vertreter 
der  Astronomie  und  Mathematik  gegenwärtig  gewesen  sein,  um 
eigentliche  mathematisch -astronomische  Sectionen  bilden  zu  kön- 
nen. In  diesem  Jahre  versammeln  sich  die  deutschen  Natur- 
forscher in  Wien,  und  gewiss  ist  es  sehr  zu  wünschen,  dass 
sich  gerade  bei  dieser  Versammlung,  die,  woran  gar  nicht  zu  zwei- 
feln ist,  eine  grosse  Anzahl  der  bedeutendsten  Männer  aus  allen 
Ländern  auf  einem  Punkte  zu  einem  gemeinschaftlichen.  Zwecke 
vereinigen  wird,  sich  auch  recht  viele  Mathematiker,  Astronomen, 
und  mathematische  Physiker  einfinden  mochten.  Wenn  nun  der 
Unterzeichnete  im  Interesse  der  Sache  seine  weit  verbreitete  Zeit- 
schrift benutzt,  hier  eine  Aufforderung  an  alle  seine  vorher  genann- 
ten geehrten  Herren  Collegen  ergehen  zu  lassen,  die  diesjährige, 
in  Wien  stattfindende,  gewiss  sehr  grnssartige  Naturforscher- 
Versammlung  mit  ihrer  sehr  wünschenswerthen  Gegenwart  zu  be- 
ehren, so  darf  man  ihm  dies  nicht  als  Zu-  oder  Aufdringlichkeit, 
oder  gar  als  ein  Bestreben,  sich  hervorzudrängen,  auslegen,  da 
er  sich,  indem  er  hier  diese  Aufforderung  ergehen  lässt,  durch- 
aus bewusst  ist,  nur  im  reinsten  Dienste  der  Sache  zu  stehen, 
wenn  er  auch  auf  der  anderen  Seite  keineswegs  verhehlen  kann 
und  will,  dass  er  mit  dieser  Aufforderung  allerdings  auch  einem 
gewissen  Eisjennutze  dient,  indem  er,  lebhaft  angezogen  von  der 
ungemeinen  Grossartigkeit  und  Manniglaltis^keit  der  Anstalten,  welche 
die  herrliche  deutsche  Kaiserstadt  zur  Förderung  der  mathemati- 
schen und  Naturwissenschaften,  —  natürlich  mit  Einschluss  der 
Astronomie,  Meteorologie  und  Optik,  —  zunächst  und  vorzüglich 
in  wissenschaftlicher,  dann  aber  auch  in  ihren  mechanischen  und  opti- 
schen Werkstätten  in  technischer  Rücksicht  besitzt,  —  angezosjeii 
ferner  hauptsächlich  durch  die  vielen  dort  lebenden  treffTichen  Ma- 
thematiker, Astronomen  und  Naturforscher  aller  Richtungen,  die 
mit  der  grössten  Humanität  die  grösste  Wissenschaftlichkeit  zu 
verbinden  gewohnt  sind,  den  ziemlich  festen  Entschluss  gefasst 
hat,  die  diesjährige  Naturforscher- Versammlung  in  Wien  selbst 
zu  besuchen,  insofern  ihm  Gott  Leben  und  Gesundheit  schenkt 
und  andere  Umstände  es  gestatten.  Ja,  nochmals  sei  es  gesagt, 
Eigennutz,  recht  grosser  Eigennutz  ist  es  also,  wenn 
der  Unterzeichnete  alle  seine  verehrten  Herren  Collegen  nochmals 
dringend  aufzufordern  sich  erlaubt,  die  Versammlung  der  deutschen 
Naturforscher  in  Wien  in  diesem  Jahre  recht  zahlreich  mit  ihrer 
ßiegenwart  zu  beehren.  Dass  dann  vielfache  und  mannigfaltige  An- 
reguitff  und  Kräftigung,  freudig,  munter  und  rüstig  auf  dem  Wege 
der  Wissenschaft  fortzuschreiten,  nicht  ausbleiben  werden:  davon 
ist  der  Unterzeichnete  wenigstens  in  Bezug  auf  sich  selbst 
in  freudigster  Erwartung  vollkommen  überzeugt. 

Greifswald,  den  22.  Juni  1855.  Der  Herausgeber. 


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