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ARCHIV
PHARMACIE.
Eine Zeitschrift
des
allgemeinen deutschen Apotheker-Vereins.
BET nah;
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Ahtheilung Harvdentschlam.
Herausgegeben
von
L. Bley und H. Ludwig.
xvin Jahrgang.
or ⏠Sa
2
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Im Verlage der Hahnâschen Hofbuchhandlung.
1867.
ARCHIV
PHARMACIE,
)
Zweite Reihe. OXXXI. Band.
Der ganzen Folge a Band.
Unter Mitwirkung der Herren
Bender, Beyer, Björklund, Bodenstab, Casselmann, Erz, Faust,
Frisch, Göppert, Hallier, Heintz, Hirschberg, Husemann, Landerer,
Lenz, J. oflichig, Löhr, Weinhold, Wittstein
â heraus gegeben
von
1. Biey und H. Ludwig.
Aschoffâsches\y ereinsjahr.
A BRA Rr r
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BOTANICAL
HAN OVER.
Im Verlage der Hahnâschen Hofbuchhandlung.
1867.
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MAY 22 1901
ıBRANX,
NEW YORK
BOTANICAL
SanpeÂź
en
Erstes und zweites Heft.
I. Physik, Chemie, Pflanzenphysiologie und
praktische Pharmacie. Seite
Ueber die Constitution des Phenols; von Dr. Carl Weinhold
ubreibereut sa A RE Fe Se 1
Ueber das Kreosot; von Dr. K. Frisch...................2. 9
Ueber Zuckerkapseln mit löslichem Eisen(oxyd)-Saccharat; von
RIEHWittstern. ll RE RN REDE 28
Ueber die essbaren Erden in Persien.........zzssseerenc00n 34
Ergebnisse chemischer Analysen der Seidenraupen; von Leo-
pold Lenz in Ungarisch-Altenburg.........-..-rrrse000. 36
Die Seidenraupen-Krankheiten; von J. v. Liebig........... 41
Die: Farbe der) BĂŒtter:r vH A RER 49
Der Leberthran auf der Fischerei-Ausstellung in Boulogne s.M.
imal: Jahre sl866%:. 1.4: 2. Sr RR ee 50
Nolsen:. von Dr: K.Friseh..... I... 52
IH. Naturgeschichte und Pharmakognosie.
Ueber die Anordnung der Alpenpflanzen in unsern GĂ€rten; von
H.R.Göppert, Director des botanischen Gartens in Breslau 55
Ueber den Laachersee und die KohlensÀuregas - Exhalationen
Beimer: Umgebung. 22... Men. 42 ws. a RE 62
Der Sternschnuppenfali im November 1866. ...........s02200. 66
Die Insel Lernnos und ihre Heilquellen; von Dr.X.Landerer 70
Ueber ein gegen das Ausfallen der Haare erprobtes Mittel; von
Demselben «Er. syn 1 er ER el ker ee 71
Ueber ein Schutzmittel fĂŒr Bewaldung der Gebirge........... 72
III. Monatsbericht.
Chlorkohlenstoff S. 73. â Dichtigkeit des Kohlenstoffs in sei-
nen Verbindungen 73. â Steinkohlen in Turkestan 75. â
Verbrauch der Steinkohlen und nÀchste Folgen desselben
75. â Englands Kohlenreichthum und âseine Dauer 79. â
Rauchverzehrende kĂŒnstliche Brennstoffe 84. â Fabrika-
tion der Schlempekohle 85. â Verfahren zur Wiederbele-
ni Y
a a Hi er 2 BE REEE ne BE E AE a > . ee
Inhaltsanzeige.
Seite
bung der Knochenkohle 86. â Einwirkung von Ammoniak
auf glĂŒhende Kohle 86. â Dissociation (Zerfallen) des Koh-
lenoxyds 87. â Erkennung der Vergiftung mit Kohlenoxyd
88. â SchĂ€dliehkeit des Schwefelkohlenstoffdunstes 89. â
Borax in Californien 90. â Chemische Constitution der
KieselsĂ€ure 91.â Die FeldspĂ€the 92.â Einfluss der Kohle
und des Schwefels auf die FĂ€rbung des Glases 93. â Chrom-
Aventuringlas 93. â Wasserglas 93. â CĂ€mentfabrikation
94. â Englisches Probirverfahren fĂŒr Portland-CĂ€ment 9%.
â Neuer kĂŒnstlicher Marmor und CĂ€ment, mit Magnesia
bereitet 96. â Analyse des Chladnit 96. â Darstellung
von reiner Aetzkali- und Aetznatronlauge 97. â Krystalli-
sirtes kohlensaures Kali 98.â UeberfĂŒhrung des schwefel-
sauren Kalis in kohlensaures 98. â Stassfurtit 98. â
FlĂŒssige Glycerinseife 99. â Wirkungen des Sprengöls
(Nitroglycerins) 100. â Eine Schiffs-Explosion durch Nitro-
glycerin 101. â Ueber dieselbe Glonoin-Explosion 101. â
Vorsichtsmassregeln bei Benutzung des Nitroglycerins 102.
â SchĂ€dlichkeit des Nitroglyeerins 103. â PrĂŒfung des
Ă€therischen Senföls 104. â Allylamin 105. â Tricarballyl-
sĂ€ure 105. â Acidum thebolacticum, OpiummilchsĂ€ure 106.
â Lactimid â C6H> NO? 107. â SuceinaminsĂ€ure 108. â
Leueinimid 109. â Capryl- und Oenanthyl-Alkohol 109. â
VerfĂ€lschung des Mandelöls und ihre Entdeckung 110. â
PrĂŒfung des Mandelöls 111. â Chemische Kennzeichen
des Baumwollsamenöls 111. â Sonnenblumenöl 112. â
BromerucasĂ€ure 112. â LeinölsĂ€ure 113. â Bereitung
eines vorzĂŒglichen Leinölfirnisses 114. â RothfĂ€rben der
Fette und Oele 114. â Darstellung von Uhrmacheröl 115.
â Classifieation der GerĂŒche der Pflanzen 115. â Aus-
beute an Ă€therischen Oelen 117. â Wirkung Ă€therischer
Oele auf Fuchsin 118. â Zusammensetzung des Ă€therischen
Oels der Lorbeeren 118. â OrangeblĂŒth- und OrangeblĂ€t-
ter-Wasser 119. â Aetherisches Oel der BlĂŒthen von Citrus
decumana 119. â Löslichkeit des Camphers in Wasser 119.
â Erhaltung des Aromas der gerösteten Kaffeebohnen 120.
â Das Ă€therische Oel von Erigeron canadensis 121. â
FlĂŒchtige SchĂ€rfe von Coronilla varia 121. â Erasin, ein
Ersatzmittal fĂŒr Benzin 121.â Aethyl-Phenyl 121. â Un-
terscheidung der CarbolsÀure (PhenylsÀure) von Steinkoh-
lentheeröl 122.â Hydrazoanilin 122. â Physiologische und
therapeutische Wirkungen der PikrinsĂ€ure 123. â Amido-
diphenylimid, eine neue organische Base 124. â Benzoyl
130. â Die isomeren Chlorbenzo&sĂ€uren 130. â Azodra-
cylsĂ€ure und HydrazodracylsĂ€ure 131. â Verhalten von
Inhaltsanzeige. vu
Seite
BenzoesÀureÀther und Nitrobenzo&sÀureÀther gegen Brom 132.
â Ueber einige Derivate des Benzoins 133. â Benzophe-
non 134. â Azobenzid 136. â Hydrazosalieylige SĂ€ure 136.
â Xylol 137. â Zur Kenntniss des Xylols 137. â Ver-
schiedenheit des Cymols im Römisch-KĂŒmmelöle von dem
aus Campher dargestellten 139. â Untersuchungen ĂŒber
das amerikanische Petroleum 139. â Petroleumquellen in
Italien 147. â Petroleumbeleuchtung 147. â Ueber einige
neue Kohlenwasserstoffe 147. â Anfertigung von wasser-
diehtem Papier 148. â Metamorphose der Fische 149. â
Tödten der Fische 149. â Ein grosser Hecht 150. â Straus-
senzucht am Cap 150. â VerhĂ€ltniss des Albumins zum
Casein 150. â Chemische Analyse einer Schweinemilch 152.
â Eisen im Blute 152.
IV. Literatur und Kritik...... a 1 a
Bibliographischer âAnzeiger........ ......u..e se 165
âhlrt
Drities Heft.
I. Physik, Chemie, Pflanzenphysiologie und
praktische Pharmacie.
Ueber die Mineraiquellen zu Tönnisstein und Heilbrunnen im
Brohlthale;;:von BR. Bender... un. ee 1699
Notiz ĂŒber die Einwirkung von salpetrigsaurem Kali auf salz-
gatures TriÀthylamin; von W.-Heintz.......2.2.2.2m0R 173
Ein Beitrag zur PrĂŒfung der fetten Oele; von Dr. A. Cassel-
MAR... nen TEN EIER INNERER EC = - 176
Ueber die VerÀnderung des Oeles durch die Zeit; von Dr. X.
Landereri. sts RN EE 185
Ueber die BasieitÀt der WeinsÀure: von Dr. Kuno Frisch,
Assistenten am Laboratorium des Herrn Prof. Dr. Erd-
WEN TETE ie hr ee el FREE Ser a Save 186
Ueber einen Bleigehalt kÀuflicher WeinsÀure; von Fr. Boden-
st3 bin 'Calyörde..; "u: H.:n.:0 0.2 ea u a Bee 198
Notiz ĂŒber Rapskuchen und Rapsmehl (entöltes).............. 199
Ueber die Keimung der gelben Lupine; von Dr. A. Beyer in
Begenwalde: .. Nee Lee ET a e 201
Acorin, ein Glykosid im Kalmus; von August Faust....... 214
Zur Darstellung von Bromsalzen; von Demselben............ 216
Zur Rademacherâschen essigsauren Eisentinctur; von Demselben 217
\
vIa Inhaltsanzeige.
Seite
II. Naturgeschichte und Pharmakognosie.
Botanische Notizen aus Caracas; von G. A. Ernst.......... 219
VorlĂ€ufige Mittheilung ĂŒber Flores Cinae; von Dr. G. A. Björk-
BREI ia seen aan Mberele Bleralehee ale Reale Ss ee Net 227
III. Monatsbericht.
Ueber die Darstellung grosser Salpeterkrystalle S. 229. â Ueber
ein in der NÀhe von Schönebeck neu entdecktes Steinsalz-
lager 230. â Process und Theorie der Sodafabrikation 231.
â Ueber den Leblaneâschen Sodaprocess 233. â Schwefel-
saurer Baryt 235. â Kohlensaurer Kalk 235. â Chlor-
baryum als Mittel gegen Bildung von Kesselstein 236. â
Bereitung von reinem Kalk zum Gebrauche bei der Ele-
mentaranalyse 236. â Wolframsaures Natron zur Trennung
von Caleium und Magnesium 237. â Phosphormagnesium
238. â Untersuchung des Carnallits von Maman in Per-
sien und ĂŒber die Ursache der rothen FĂ€rbung mancher
natĂŒrlicher Salze 239. â Kainit, ein neues Salz von Leo-
poldshall, dem Anhaltischen Steinsalzwerke bei Stassfurt
240. â Smirgel 240. â Evansit, ein neues Mineral 241. â
Ist der Alaun ein normaler Bestandtheil des Weins? 241 â
Zusammensetzung des Guignetâschen GrĂŒns 243. â Ueber
ein Verfahren, Spuren von Chrom im Eisen und Stahl
nachzuweisen 244. â Vorkommen des Vanadiums in dem
Aetznatron des Handels 244. â TitansĂ€ure 245. â Pyro-
ehroit, ein neues Mineral 245. â Uebermangansaures Kali
aus Manganoxyd 246. â VerfĂ€lschung des Petroleums 247.
â Neue Untersuchung ĂŒber die in dem flĂŒchtigsten Theile
des Steinkohlentheeröles enthaltenden Kohlenwasserstoffe
248. â Mittel zur Erkennung von Kohlenwasserstoffen in
"Gasgemengen 249. â Verbindungen des Naphthalins mit
Brom 250. â Ueber die festen Kohlenwasserstoffe des
Steinkohlentheeröls 251. â Kopaivabalsam 254. â Ursprung
und geographische Verbreitung des Copals in Angola 254.
â Schnelle Bereitung einer Schellacklösung 255. â Asa
foetida 255. â Die SaughĂŒtchen von Kautschuk, eine
Quelle chronischer Aphthenbildung bei Kindern 256. â
Geleimtes und farbiges Pergamentpapier 257. â Holz zu
eonserviren 257. â Schiesspulver aus HolzsĂ€gespĂ€nen 258.
â Collodiumwolle 258. â Zwei neue Arten von Schiess-
baumwolle 259. â Einwirkung der wasserfreien EssigsĂ€ure
auf Cellulose, StÀrke, Zucker, Mannit und dessen Verwandte,
auf Glykoside und gewisse vegetabilische Farbstoffe 260. â
Kermanisches Gummi 261. â Go@min, ein Bestandtheil von
Fucus crispus 262. â Weinstein 263.
IV. Literatur und Kritik........ Be LET .. 264
a, er ee BREI EBEN TE en
ARCHIV DER PHARNACIE.
CLXXXI. Bandes erstes und zweites Heft.
2. Physik, Chemie, Pflanzenphysio-
logie und praktische Pharmaecie.
Ueber die Constitution des Phenols;
von
Dr. Carl Weinhold in Freiberg.
: Schon die verschiedenartigen Namen, welche im Laufe
der Zeit fĂŒr das Phenol in Gebrauch gekommen sind,
deuten genugsam an, wie sehr man ĂŒber die chemische
Constitution dieses interessanten Körpers noch im Un-
klaren ist. Runge, alser (1834) bei seiner Untersuchung
des Steinkohlentheeröls das Phenol entdeckte, hielt dasselbe,
wegen seiner Verbindbarkeit mit den Alkalien, fĂŒr eine
SĂ€ure und ertheilte ihm den Namen âCarbolsĂ€ureâ, welcher
sich mit den spĂ€ter auftauchenden Bezeichnungen âPhenyl-
sĂ€ure, phenylige SĂ€ure, PhensĂ€ure etc.â bis in die Gegen-
wart im Gebrauch erhalten hat. Schon Laurent hin-
gegen, welcher (1840) die Zusammensetzung des Phenols
ermittelte und eine ausfĂŒhrliche Untersuchung desselben
unternahm, sprach bereits die Ansicht aus, dass darin
wahrscheinlich ein Oxyd (Phenyloxyd) analog dem Aethyl-
oxyd im Alkohol, mit Wasser verbunden enthalten sein
mĂŒsse. In der That sind auch die Aehnlichkeiten des
_ Phenols mit den Alkoholen unverkennbar, weshalb sich
auch sehr bald die Namen âPhenylalkohol, Phenyloxyd-
hydrat etc.â fĂŒr dasselbe geltend machten. Jedoch auch
diese Ansicht erweist sich nicht in allen Puncten stich-
haltig und es hat bereits Kolbe (in seinem Lehrbuche
Arch.d. Pharm. CLXXXI. Bds. 1.u.2. Hft. 1
2 C©. Weinhold, .
der organ. Chemie Bd. II. S. 670) darauf hingewiesen,
dass viele WahrscheinlichkeitsgrĂŒnde vorliegen, nach denen
das Phenol besser als Oxyphenylwasserstoff (C12H502, H)
zu betrachten sei. FĂŒr diese Ansicht nun glaube ich auchâ
in meinen Beobachtungen, besonders ĂŒber die Einwirkung
der SchwefelsĂ€ure auf das Phenol, eine erhebliche StĂŒtze
gefunden zu haben und es sollen daher im Folgenden
zunÀchst die bemerkenswerthesten Momente daraus hervor-
gehoben werden.
Bekamntlich lÀsst sich das Phenol mit englischer und
nordhÀuser SchwefelsÀure leicht mischen, ohne dass dabei
eine merkliche Einwirkung erfolgt, so dass durch Wasser
beide. wieder getrennt werden können. ErwÀrmt man
aber obige Mischung auf 60â1000C. einige Zeit, so
erfolgt, wie schon Laurent gezeigt hat, allmÀlig die Bil-
dung einer sogenannten gepaarten SĂ€ure, der Phenyloxyd-
schwefelsÀure (SulfophenissÀure nach Laurent), deren
Formel man gewöhnlich HO, C12H50, S?06 zu schreiben
pflegt. Es ist diese SĂ€ure aber nicht das einzige Product
jener Einwirkung der SchwefelsÀure auf das Phenol. Je
nÀch der Dauer der ErwÀrmung und der Concentration
der SchwefelsÀure in verschiedener QuantitÀt wird dabei
noch eine zweite, zweibasische SĂ€ure erzeugt, welche aller-
dings in freiem Zustande, wie auch in ihren Salzen eine
solche Aehnlichkeit mit der Obigen zeigt, dass es leicht
erklĂ€rlich ist, wie man sie bisher ĂŒbersehen hat.
In reichlichster Menge erhÀlt man diese zweite SÀure,
wenn man zu krystallisirtem Phenol, welches sich in einer
von Eis umgebenen Vorlage befindet, wasserfreie
SchwefelsÀure destillirt und die so erhaltene, wachs-
artig erstarrte, röthliche Masse, welche in der WÀrme
leicht zu einer zĂ€hen, ölartigen FlĂŒssigkeit schmilzt, einige
Zeit im Wasserbadg erwÀrmt. Das Product besteht dann
in der Regel der Hauptmasse nach aus der neuen SĂ€ure
und enthÀlt nebenbei noch PhenyloxydschwefelsÀure
und freie SchwefelsÀure. Zur Trennung von diesen
die Constitution des Phenols. 3
Letzteren sÀttigt man zweckmÀssig das mit Wasser ver-
dĂŒnnte Product in der WĂ€rme vollstĂ€ndig mit kohlen-
'saurem Bleioxyde und filtrirt die FlĂŒssigkeit möglichst
rasch von dem schwefelsauren Bleioxyde ab. Beim Erkal-
ten scheiden sich dann farblose, atlasglÀnzende in Wasser
schwerlösliche KrystallschĂŒppchen eines basischen Bleisal-
zes der zweiten SĂ€ure ab, wĂ€hrend die FlĂŒssigkeit wiederum
eine schwach saure Reaction angenommen hat. Durch wie-
derholtes SÀttigen in der WÀrme und Erkaltenlassen erhÀlt
man so nach und nach eine Verbindung der neuen SĂ€ure als
schwerlösliches basisches Bleioxydsalz völlig getrennt von
der nur leichtlösliche Salze erzeugenden Phenyloxydschwe-
felsÀure und es kann die SÀure sodann mittelst Schwefelwas-
serstoff leicht in reinem Zustande dargestellt werden. â In
wÀsseriger Auflösung, wie man sie auf jene Weise erhÀlt,
stellt diese SĂ€ure eine farb- und geruchlose FlĂŒssigkeit von
rein saurem Geschmack dar, welche sich ohne Zersetzung
zu erleiden, in eine Röhre eingeschlossen, bis auf 1800 C.
erhitzen und durch Eindampfen concentriren lÀsst. In
sehr eoncentrirtem Zustande lÀngere Zeit im Vacuum
ĂŒber SchwefelsĂ€ure aufbewahrt, bildet sie allmĂ€lig farb-
lose, seideglÀnzende, Àusserst hygroskopische, nadelförmige
Krystalle, welche aber schon wenig ĂŒber 1000 sich zer-
setzen. Von auffallend grosser BestÀndigkeit ist diese
SĂ€ure aber bei Gegenwart von Basen. Weder ein Kochen
mit ĂŒberschĂŒssigem Aetzkali, noch ein Erhitzen damit auf
1800 wirkte verÀndernd auf dieselbe ein und es liess
sich das Barytsalz bis auf 2250 erhitzen ohne sich zu
zersetzen. Ziemlich rasch bewirken dagegen Chlor, Sal-
petersÀure, Phosphorchlorid etc. eine Zersetzung unter
Bildung von SchwefelsÀure. Die Salze dieser SÀure sind
fast sÀmmtlich in Wasser und hÀufig auch in Weingeist
so ungemein leicht löslich, dass ihre Darstellung in kry-
stallinischer Form sehr schwierig ist. Am leichtesten
scheint, nÀchst dem schwerlöslichen basischen Bleisalze,
das Barytsalz zu krystallisiren und es wurde dieses daher
hauptsĂ€chlich zur Feststellung der Formel fĂŒr die neue
3
a ET A Et
le a u ara
WE ne A ehe
Pa fr 2 ac u
a a a. Ach
4 C. Weinhold,
SĂ€ure benutzt. Die Resultate der Analyse ergeben fol-
gende Zahlen *):
Gefunden Berechnet
Br t=n1,43 15,62 = 120
Ha 4,04 0,87... 405
Be 5A 13,88 â= 48
B30 7 33,31 33,19.â= 2 BaO
OEL 21,38 20,82 â= 12 0
HO, 0 15,30 15,62. â=...8:HÂź
100,00. 100,00.
Hieraus ergiebt sich also die Zusammensetzung des
Barytsalzes â 2BaO, C1?H4S2012 â Saq. Zieht man
nun die Bildungsweise dieser SĂ€ure in Betracht, so ist
nicht zu bezweifeln, dass ihre rationelle Formel folgende
Gestalt haben muss:
3204
2 HO, C12H302 |» 94, 02
und es kÀme ihr somit der Name
âOxyphenylendisulfonsĂ€ure*â
zu.
Da nun bei der Entstehung dieser SĂ€ure die Bildung
der PhenyloxydschwefelsĂ€ure, wie ich mich ĂŒberzeugt
habe, als vorausgehend angenommen werden kann, so
ergiebt sich auch fĂŒr diese die Vermuthung einer Ă€hn-
lichen Zusammensetzung, indem der Bildungsprocess beider
sich am besten in folgender Weise veranschaulichen lÀsst.
C12H602 + S206 â HO, C1?H50?(5?04) 0
(Phenol) [PhenyloxydschwefelsÀure]
(OxyphenylsulfonsÀure)
5204) ,,
0124602 4 28206 â 2HO, C12H402 \sa9a| 0
(OxyphenylendisulfonsÀure).
Einzig in seiner Art wĂŒrde dieser Vorgang dastehen,
*) NĂ€here Angaben ĂŒber die Darstellung und die Eigenschaften
dieser SĂ€ure und ihrer Salze, nebst einer ausfĂŒhrlichen Dar-
legung der Analysen, werden demnÀchst in den Annalen der
Chemie und Pharm. erscheinen. e
1%
die Constitution des Phenols. 5
wenn man hier die Ansicht festhalten wollte, dass das
Phenol ein Alkohol sei. Dieser gemĂ€ss mĂŒsste die deshalb
so genannte PhenyloxydschwefelsÀure als ein Analogon
der AetherschwefelsÀure betrachtet werden, wÀhrend doch
schon ihre grosse BestÀndigkeit sich schwer mit dem
Charakter der AethersÀuren vereinbaren lÀsst, noch weniger
aber die Bildung jener zweibasischen SĂ€ure durch weitere
Einwirkung der SchwefelsÀure. Dagegen findet die Ent-
stehung beider SÀuren eine höchst einfache und durch
Analogien wohl unterstĂŒtzte ErklĂ€rung, wenn man das
Phenol als eine vom Benzol abgeleitete Oxyverbindung
betrachtet; wenn man annimmt, dass es ein Benzol sei,
in welchem ein Wasserstoffatom durch das Radical Hydroxyl
(HO?) vertreten ist.
(C12H5)H (C12H5)HO2
(Benzol) (Phenol = Oxybenzo!).
(Zweifelhaft ist es zur Zeit noch, ob man das extraradicale
Wasserstoffatom oder ein Wasserstoffatom aus dem Radicale
C1?H5 durch HO? substituirt sich zu denken hat.)
Ein vergleichender Blick auf die Eigenschaften des
Benzols und Phenols und auf deren Derivate rechtfertigt
diese von Kolbe aufgestellte Hypothese vollkommen.
Unter den Abkömmlingen des Benzols finden wir auch
die den eben besprochenen SĂ€uren analogen Glieder:
C2H6 + S206 â HO, C12H5 (S?04O
(PhenylschwefelsÀure)
i 204
C12H6 + 28206 â 2HO, C!2H4 IS20«. 02
(PhenylendisulfonsÀure).
Es erscheint sonach die PhenyloxydschwefelsÀure als .
die der SalicylsÀure entsprechende SulfonsÀure, ebenso
wie die PhenylschwefelsÀure als der BenzoösÀure, die
PhenylendisulfonsÀure der Phtal- oder TerephtalsÀure
correspondirend gedacht wird.
HO, C12H5(S?040 HO, C1?H5(C20%0
(PhenylschwefelsÀure) (Benzo&sÀure)
Sr, \S?0%4 #10202
2HO, Cı2H4 ro 02 2HO,Cı?H4 en 02.
(PhenylendisulfonsÀure) (PhtalsÀure)
j
6 C. Weinhold,
HO, C1?H502(8203)0 HO,C12H502(0202)0
(PbenyloxydschwefelsÀure) (SalieylsÀure).
FĂŒr die OxyphenylendisulfonsĂ€ure fehlt zur Zeit noch
das entsprechende Glied, es ist aber vorauszusehen, dass
es bald einmal gelingen wird, dasselbe in Form der Oxy-
phtalsÀure darzustellen; bis dahin könnte hier die bereits
bekannte SalicylschwefelsÀure an deren Stelle fungiren:
2
2HO,C12H202 [90.02 2H0,01M302 fGaga} 0%
(Bei dieser Gelegenheit sei noch hervorgehoben, dass durch
weitere Einwirkung von SchwefelsÀure auf die Salicyl-
sÀure höchstwahrscheinlich gleichfalls Oxyphenylendisulfon-
sÀure entstehen wird und dass sie auf diesem Wege
möglicher Weise schon frĂŒher einmal von Duppa erhal-
ten worden ist) *).
Nachdem durch diese Betrachtungen die Annahme,
dass das Phenol Oxybenzol sei, sich als eine sehr wahr-
scheinliche erwiesen hat, gilt es nun, noch einen Blick
auf die ĂŒbrigen Beweise und Consequenzen dieser Hypo-
these zu werfen. Der KĂŒrze wegen soll dies durch Hinweis
auf folgende Puncte geschehen:
1. Das Phenol lÀsst sich aus dem Benzol auf dieselbe
Weise darstellen, wie man behufs der Bildung von Oxy-
verbindungen ĂŒberhaupt zu verfahren pflegt. Denn wird
Benzol in Nitrobenzol und dieses durch nascirenden Wasser-
stoff in Anilin umgewandelt, so kann daraus, wie Hof-
mann und Gerhardt gezeigt haben, durch Einwirkung
von salpetriger SĂ€ure leicht Phenol erhalten werden.
C12]15(NOM) + 6H = CIH5H?N â AHO
CRH>H?N + NO3 â CRH5(HO?) + HO + 2N.
Ebenso ist es Church gelungen, durch Behandlung
von aus Benzol dargestelltem PhenylchlorĂŒr mit Aetzkali
Phenol zu erzeugen:
C2H5Cl + KO,HO = CPH5(HOM + KCl.
2. LĂ€sst man auf Phenol Kalium oder Natrium
*) 8. Annalen d. Chem. u. Pharm. Bd. 103. S. 346.
en be PL N 0 ED RE EEE 5 a > 0.5 hit a a
SR N RR Re SFT NR
ia NEE Er: en Y ; I a BRENNEN? SI SERERT N bot TREE IN. Er r Auge ev;
* die Constitution des Phenols. 7
wirken, so wird Wasserstoff entbunden und das Alkali-
âmetall tritt an dessen Stelle. (Eine bei den Oxyverbin-
dungen hÀufig zu beobachtende Erscheinung.) Die so
erzeugten Verbindungen geben alsdann bei der Behand-
lung mit KohlensÀure die OxyphenylcarbonsÀure (Salicyl-
sÀure), mit Jodmethyl das Oxyphenylmethyl (Anisol), mit
JodÀthyl das OxyphenylÀthyl (Salithol), mit Jodamyl das
Oxyphenylamyl (Phenamylol) etc. wie folgende Formeln
veranschaulichen:
C12H502Na + C?01 â NaO, O1H502(C2090
C12H50?Na 4 C?H3J â C?H50%(C?H3) â NaJ etc.
Da nun diese Oxyphenylmetalle sich identisch erwei-
sen mit den Producten, welche durch Einwirkung von
Kali- oder Natronhydrat auf Phenol gebildet werden, so
muss man annehmen, dass in diesem Falle ihre Bildung
nachstehender Gleichung entsprechend vor sich gehen
mag:
C2?H50?H â KO = CI?H50?K + HO.
Hieraus folgt aber nun auch weiter, dass, wenn man
den Wasserstoff des Phenols theilweise oder ganz durch
Chlor, Brom, Jod oder UntersalpetersÀure ersetzt, die so
erzeugten Derivate (wenn sie den ursprĂŒnglichen Formel-
typus beibehalten sollen) mit den Basen keine wirklichen
Salze geben können. Sonach wĂŒrde das pikrinsaure Kali
z.B. als Trinitroxyphenylkalium (C1?H?2(NO2)30?K) an-
zusehen sein. Dies hat allerdings fĂŒr den ersten Anblick
etwas Befremdendes und man könnte durch den so ent-
schieden sauren Charakter dieser Verbindungen leicht zu
der Vermuthung kommen, dass durch die Einwirkung
jener Agentien das Hydroxyl zerstört wurde und vielleicht
Substitutionsproducte des Phenyloxyds entstĂŒnden.
3. Bei der Behand!ung des Phenols mit Phosphor-
chlorid tritt unter geeigneten VerhÀltnissen die Bildung
von Chlorphenyl, SalzsÀure und einer gewöhnlich als phos-
phorsaures Phenyloxyd bezeichneten Verbindung auf, ohne
dass, wie bei Àhnlichen Processen, Phosphoroxychlorid
gebildet wird. Betrachtet man nun den Verlauf dieses
8 C. Weinhold, Be Constitution des Phenols.
Vorgangs nach den hier festgehaltenen GrundsÀtzen, so
ergiebt. sich folgende Gleichung:
C12H502
4 C?H5HO? + PC15 â CRH5C1--4HCI + CIH502}PO2.
C12H502
Es wÀre sonach die in der Hauptmasse auftretende
Verbindung als eine PhosphorsÀure anzusehen, worin die
drei extraradicalen Sauerstoffatome durch Oxyphenyl ver-
treten sind. In der That findet diese Annahme auch
weitere Rechtfertigung. Behandelt man nÀmlich diese
ihrer Natur nach indifferente Verbindung mit Kalihydrat,
so erfolgt die Bildung von Phenol und dioxyphenylphos-
phorsaurem Kali:
C12H5 02
Gmison| PO2 + KO,HO =KO, u (P 02) O + C12H6 02,
Auf solche Weise wird nun auch der Umstand erklÀr-
lich, dass durch fortgesetzte Behandlung des sogenannten
phosphorsauren Phenyloxyds mit Kali, nie mehr als ein
Atom Phenol eliminirt wird und dass, wenn man statt
des Kalis Chlorkalium oder Cyankalium dazu bringt, kein
Chlorphenyl und Cyanphenyl gebildet wird.
4. Noch sehr wichtige StĂŒtzpuncte findet endlich die
Ansicht, dass im Phenöl eine Hydroxylsubstitution an-
zunehmen sei, durch die an dasselbe sich eng anschliessende
OxyphensÀure (Brenzkatechin) und PyrogallussÀure, in
welchen man das Vorhandensein von Hydroxyl bereits
von vielem Seiten annimmt.
Phenol = C!12H5(HO?),
OxyphensĂ€ure â CI?H?2(HO2)2,
PyrogallussĂ€ure â C1?H3(HO2)3.
Um Weitschweifigkeiten zu vermeiden, beschrÀnke
ich mich jetzt auf das AngefĂŒhrte, jedoch mit der Ueber-
zeugung, dass sich noch zahlreiche VerhÀltnisse in Betracht
ziehen liessen, welche zur BestÀtigung der hier festgehal-
tenen Ansicht dienen könnten.
Leipzig, im August 1866.
â a â
KK. Frisch, ĂŒber das Kreosot. 9
Ueber das Kreosot;
von
Dr. K. Frisch '*).
Hofmannâs Arbeit ĂŒber Kreosot (Journ. f. prakt. Chem.
96, 225) fĂŒhrte zu dem Resultate, dass dasselbe unreines
Phenyloxydhydrat sei. Das Material hatte er unter Ver-
sicherung seiner Reinheit aus mehren der bedeutendsten
Droguenhandlungen bezogen. Dagegen hat Herr Prof.
Dr. v. Gorup-Besanez (Journ. fĂŒr prakt. Chem. 97, 63)
erklÀrt, das echte Buchenholztheerkreosot sei aus dem
deutschen Handel gÀnzlich verschwunden und könne nur
noch aus den Reichenbachâschen Fabriken zu Blansko in
MÀhren und Dobriss in Böhmen oder durch Batka in
in Prag bezogen werden. Ich habe mich vergebens be-
mĂŒht, aus einer dieser Bezugsquellen Kreosot zu erlangen,
da auf den Reichenbachâschen Fabriken nicht mehr gear-
beitet wird. Dagegen erhielt ich echtes Buchenholztheer-
kreosot aus der Fabrik des Vereins fĂŒr chemische Industrie
zu Mainz, dessen Echtheit von der Direction gewÀhrt
wird **). Das chemische Verhalten dieses Kreosots stimmt
mit dem des von v. Gorup-Besanez, Hlasiwetz und
Völckel untersuchten fast vollkommen ĂŒberein.
Das Mainzer Kreosot ist eine ölige, das Licht stark
brechende, fast farblose FlĂŒssigkeit, mit einem geringen
Stich ins BrÀunliche, das aber dem Sonnenlichte aus-
gesetzt sich nicht weiter brÀunte, von einem spec. Gew.
von 1,0874 bei 2000. Es zeigt einen eigenthĂŒmlichen,
wesentlich von dem der PhenylsÀure abweichenden Geruch,
ist in Weingeist, Aether und Schwefelkohlenstoff voll-
kommen löslich, desgleichen in EssigsÀure. Ammoniak
*) Vom Hrn. Verfasser im Separatabdruck eingesandt. D. Red.
**) Auszug aus dem Briefe: Wir versichern Sie nun auf unser
Ehrenwort, dass das fragliche Kreosot echtes und reines
Buchenholziheer-Kreosot ist und dĂŒrfen Sie sich getrost
auf uns berufen, dass wir fĂŒr die Echtheit einstehen.
gez. Heinrich Dietze.
RENTE REN VCHERON AN TE MIRRORS: WEREREREEER
10 K. Frisch, , | ö
löst es nur in geringer Menge auf und nimmt dabei eine
blĂ€ulich-grĂŒne FĂ€rbung an, die immer dunkler grĂŒn wer-
dend nach mehren Tagen in braun ĂŒbergeht. Das am
Boden des GefÀsses ungelöst bleibende Kreosot fÀrbt sich
braunschwarz. Kreosot mit SchwefelsÀure digerirt löst
sich mit rubinrother Farbe. Die Lösung mit Wasser
verdĂŒnnt âund mit Zink zusammengebracht wird farblos.
Eisenchlorid bewirkt in wÀsseriger Lösung nur eine
BrÀunung, setzt man jedoch Alkohol hinzu, oder nimmt
man eine alkoholische Lösung von Kreosot und eine solche
von Eisenchlorid: so erhĂ€lt man eine anfangs blaugrĂŒne,
spĂ€ter saftgrĂŒn werdende bestĂ€ndige FĂ€rbung. Das Kreosot
krystallisirt zu erhalten ist mir nicht gelungen, obwohl
ich das mit frisch geschmolzenem Chlorcalcium in gut
verschlossenen GefÀssen behandelte Kreosot in KÀlte-
mischungen bis â 160 abkĂŒhlte. OxalsĂ€ure wird reich-
lich gelöst und beim Erkalten wieder krystallinisch aus-
geschieden, ebenso lösen sich darin mehrere Alkaloide
und Salze. In Kalilauge, selbst in schwÀcherer, ist es
leicht löslich und lÀsst man eine solche Lösung an der
Luft stehen, so verdickt sie sich zu einer braunen Masse.
Setzt mÀn zu einer kalischen Lösung Aether, so nimmt
dieser eine schöne blaue FÀrbung an, welche aber beim
UmschĂŒtteln wieder verschwindet.
Dieses Kreosot mit Kupferoxyd im Sauerstoffstrome
verbrannt, gab folgende Resultate:
a) 0,2205 Grm. 0,594 CO? und 0,146 HO,
b) 0,3625 , DaRS. NL 420,340
B)]
wie
c) 0,325 M 0,8765 â ».r.: 21345
2. b. G:
= 73,47 73,98 13,99
H = 7,36 7,35 7,28
Dieses Kreosot in nicht zu grossen QuantitÀten der
Destillation unterwofen, begann bei 1950 C. zu sieden, bei
2040 blieb der Siedepunct stationÀr. Der grösste Theil
des Kreosots ging bei dieser Temperatur in öligen Streifen
ĂŒber, wĂ€hrend sich der RĂŒckstand in der Retorte braun
ĂŒber das Kreosot. 11
fÀrbte und dicker zu werden schien, wodurch gegen Ende
der Operation ein Steigen des Siedepunctes eintrat. Unter-
wirft man das bei 2040 ĂŒbergegangene Destillat einer
nochmaligen Destillation: so hat man fast dieselben Er-
scheinungen wahrzunehmen, indem nicht die ganze Menge
bei 2040 ĂŒbergeht, sondern gegen Ende der Destillation
das Thermometer bis 2090 steigt und auch der Inhalt der
Retorte sich im Laufe der Operation brÀunt.
Einen Theil des Kreosots versuchte ich durch Chlor-
caleium zu entwÀssern, indem ich dasselbe mit frisch
geschmolzenem Chlorcaleium in luftdicht verschlossenen
GefĂ€ssen unter öfterem UmschĂŒtteln mehre Tage stehen
liess, dann klar abgoss und der Destillation unterwarf.
Nachdem das Thermometer bis 1500 gestiegen war, begann
der Inhalt der Retorte stark zu stossen und die WĂ€nde
derselben belegten sich mit ausgeschiedenem Chlorcalcium.
Man kann daher dieses Salz nicht zur EntwÀsserung des
Kreosots anwenden, da es sich, wie der Versuch lehrte,
in letzterem gelöst hatte. Ob sich hierbei vielleicht eine
dem Chlorcaleiumalkoholat Àhnliche Verbindung bildet,
war unmöglich nachzuweisen, da dasselbe erst bei einer
Temperatur abgeschieden wird, in welcher Kreosot ent-
weicht.
Das bei 2040 ĂŒbergegangene farblose Kreosot, welches
sich bei Einwirkung des Sonnenlichtes nicht dunkler fÀrbte,
wurde mit Kupferoxyd im Sauerstofistrome verbrannt:
a) 0,264 Kreosot gaben 0,703 00? und 0,173 HO.
b) 0,5535 a H 1,442, BR 0 or 5 Ir
c) 0,389 R ; 1,0435 â 51.,.0,2495,,
d) 0,3105 R r 0,8355 â st OS
2a. b. c. d. nach Völckel
C=172,64Proc. 72,53Proc. 73,16 Proc. 73,15 Proc. 72,68 Proc.
ET 101715 5 DE tan? 7.1008
=, â n ET » Ay B) u n 20,22 â
100,00 Proe.
Die elementare Zusammensetzung meines Kreosots
ist ĂŒbereinstimmend mit der von Völckel gefundenen.
Ausserdem stimmten der Siedepunct und die Reactionen
x
BE Ah ar DE N 9, ENT RAR Ag PERL
12 K. Frisch,
mit den von Völckel und v.Gorup-Besanez angege-
benen ĂŒberein, so dass ich ĂŒberzeugt sein konnte, echtes
Buchenholztheerkreosot von gleicher Beschaffenheit, wie
es die oben genannten Chemiker zu ihren Untersuchungen
anwendeten, unter den HĂ€nden zu haben. Auch Hlasi-
wetz*) hatte mit demselben Material gearbeitet, als er
aus dem Kreosot das sich als SĂ€ure verhaltende, mit dem
Quajacol identische Kreosol darstellte und durch die genaue
Untersuchung dieser SĂ€ure und ihrer Verbindungen das
Kreosol als den einen Bestandtheil des Buchenholztheer-
kreosots nachwies.
Um das neutrale Kalisalz des Kreosots darzustellen,
behandelte ich nach Hlasiwetz die Àtherische Lösung
von Kreosot mit einer gesÀttigten alkoholischen Kalilösung.
Ich erhielt einen weissen, consistenten Krystailbrei, von
welchem sich fast gar keine Mutterlauge abpressen liess
und der mit Alkohol umkrystallisirt werden musste.
Bessere Resultate erhielt ich aber, wenn ich Kreosot in
Alkohol löste und mit einer alkoholischen Kalilösung ver-
mischte und stehen liess. Es bildeten sich weisse, weiche,
seidenglÀnzende Nadeln, die strahlenförmig von einem
Puncte aus, dem Coffein Àhnlich, krystallisirt waren, sich
von der Mutterlauge durch Abpressen leicht befreien liessen
und durch Umkrystallisiren aus absolutem Alkohol und
Abwaschen mit Aether gereinigt und unter der Luitpumpe
getrocknet wurden. Dieses von der Mutterlauge vollstÀn-
dig befreite Salz zeigt eine etwas graulich-weisse Farbe,
wÀhrend die geringste Menge anhÀngender Mutterlauge
dasselbe violett und braun fÀrbt. Das von mir darge-
stellte Salz zeigte dieselben Reactionen, wie sie bereits
Hlasiwetz gefunden. Es gelang mir auch, dasselbe aus
einer concentrirten wÀsserigen Kalilösung und Kreosot
zu erhalten; ĂŒbergoss ich dieses Salz mit Aether: so nahm
derselbe eine schön blaue, beim UmschĂŒtteln verschwin-
dende Farbe an.
*) Journ. fĂŒr prakt. Chem. 75, 1.
ĂŒber das Kreosot. 13
0,409 Grm. des unter der Luftpumpe getrockneten Sal-
zes gaben 0,135 kohlensaures Kali â 22,45 Proc. Kalı.
0,616 Grm. gaben 0,253 Grm. schwefelsaures Kali â
22,21 Proc. Kalı.
0,376 Grm. gaben 0,123 Grm. kohlensaures Kali =
22,26 Proc. Kali.
Die Berechnung verlangt 22,17 Proc. KO.
Da dieses Salz die Zusammensetzung von Hlasiwetz's
kreosolsaurem Kalı besass, mithin Kreosol als der eine
Bestandtheil auch meines Kreosots gefunden war: so konnte
ich diese von Hlasiwetz so wohl charakterisirten Ver-
bindungen bei meiner Arbeit bei Seite lassen und hatte
nur mein Augenmerk auf den neben dem Kreosol vor-
handenen Bestandtheil zu richten.
Schon Hlasiwetz hatte den Versuch gemacht, die
Mutterlauge seiner Kalisalze zur Isolirung des anderen
Körpers zu benutzen, doch mit wenig gĂŒnstigem Erfolg.
Ich hatte dieselben Erfahrungen zu machen: denn die
Mutterlaugen enthalten immer noch betrÀchtliche Mengen
des Kalisalzes und des Kreosols gelöst und wurden die-
selben immer noch durch alkoholische Eisenchloridlösung
grĂŒn gefĂ€rbt. â Da sich direct der andere Bestandtheil
des Kreosots von dem Kreosol nicht trennen lÀsst: so
konnte er nur durch seine Derivate erkannt werden. Es
war hierbei besonderer Werth zu legen auf das Verhalten
des Kreosots gegen SalpetersÀure, da Hlasiwetz beim
Nitriren seines Kreosols keine krystallisirbaren Nitropro-
producte, sondern schliesslich nur OxalsÀure erhielt. Trat
ein krystallinisches Nitroproduct auf: so konnte es nur
von dem anderen Bestandtheil im Kreosot herrĂŒhren.
Ausserdem waren die Chlorverbindungen zu berĂŒcksich-
tigen, da Hofmann aus dem Kreosot Chloranil bekom-
men hatte und dieses nicht aus Kreosol entsteht und fer-
ner noch das Verhalten des Kreosots gegen SchwefelsÀure.
Beim Nitriren des Kreosots ist die Einwirkung eine
Ă€usserst heftige, weshalb es am besten ist, das Kreosot
tropfenweise zur SalpetersÀure zu bringen. Es bildet sich
14 K. Frisch,
neben viel OxalsÀure ein harzartiger Körper, der, nach-
dem die OxalsÀure durch Waschen mit Wasser entfernt
ist, sich beim Kochen mit SalpetersÀure zu einem seide-
glÀnzenden, hellgelben Harze verwandelt, welches in kal-
tes Wasser gegossen, fest und brĂŒchig wird und aus wel-
chem Alkohol eine krystallisirende Substanz auszieht.
Diese wiederholt aus Alkohol umkrystallisirt, stellte hell-
gelbe Prismen dar, die vorsichtig erwÀrmt zu einem in
der KĂ€lte krystallinisch erstarrenden braungelben Oel
schmelzen, beim Erhitzen lebhaft mit heller Flamme ab-
brennen. In Aether und Alkohol sind die Krystalle leicht,
in Wasser schwer löslich, mit intensiv gelber Farbe. Die
wÀsserige Lösung reagirt sauer, fÀrbt intensiv und dauernd
gelb und schmeckt stark bitter. 0,510 Grm. der SĂ€ure
waren in 38,960 Wasser von 20°C. löslich, mithin 1 Th.
in 76,5 Th. Wasser. Schwefelsaures Eisenoxydul und
Baryt fÀrbten die gelöste SÀure blutroth, indem sich
PikraminsÀure bildete. Kochende Kalilauge entwickelte
aus dem Nitroproduct Ammoniak und diese Lösung beim
Uebergiessen mit SchwefelsÀure salpetrige SÀure. Con-
centrirte SchwefelsÀure löste sie unverÀndert auf. Eine
alkoholische Lösung der SÀure mit Ammoniak versetzt
und mit Schwefelwasserstoff gesĂ€ttigt, fĂ€rbte die FlĂŒssig-
keit dunkel. Beim Stehenlassen nahm sie eine tiefrothe
Farbe an und darin hatten sich braunschwarze Nadeln
von amidinitrophenylsaurem Ammoniak gebildet. Cyan-
kalium wurde durch die SÀure roth gefÀrbt.
a) 0,301 Grm. der SĂ€ure gaben mit Kupferoxyd und
vorgelegten KupferdrehspÀnen verbrannt 0,0455
Gramm HO und 0,346 CO?.
b) 0,538 Grm. Substanz gaben 0,0675 Grm. HO und
0,6155 CO2.
c) 0,620 Grm. der SĂ€ure mit CuO und Kupferdreh-
spÀnen verbrannt gaben 99 CC. N bei 100 ©. und
741,63 MM. Barometerstand. Corr. â 91,955 CC.
Gas â= 0,114469 Grm. N = 18,47 Proc.
ĂŒber das Kreosot. 15
Gefunden
Berechnet ne ro EN,
G12 â 31,4Proc. 31,34 Proc. 31,2 Proe:; Proc.
HBâ 13, HET Tail, an
N3 = 184 â SEHEN WAREN 18,47 ,
02 â 48,9 2) vs n Ba X Fe
100,0.
War das eben beschriebene Verhalten dieser SĂ€ure
und deren elementare Zusammensetzung schon hinreichend
sie als TrinitrophenylsÀure zu erkennen, so geschah dies
noch vollstÀndiger durch das Kalisalz, welches ich durch
SĂ€ttigen der SĂ€ure mit doppeltkohlensaurem Kali darstellte
und das die bekannten Eigenschaften des pikrinsauren
Kalis zeigte. Beim Erhitzen dunkler werdend, dann
schmelzend, explodirte es zuletzt heftig unter ZurĂŒck-
lassung einer leicht verbrennlichen Kohle. In kaltem
Wasser war das Salz schwer, aber mit intensiv gelber
Farbe löslich, in kochendem jedoch leichter. 29,550 Grm.
bei 17,50C. gesÀttigter Lösung von pikrinsaurem Kali
enthielt 0,1105 Grm. gelöst; mithin 1 Th. in 267,5 Th.
Wasser. In Alkohol war das Salz zwar schwer, aber mit
intensiv gelber Farbe löslich, eine Eigenschaft, die mich
veranlasste, Löslichkeitsbestimmungen mit pikrinsaurem
Kali zu machen, da angenommen wird, dass dieses Salz
in jenem Lösungsmittel unlöslich sei *).
*) Vom pikrinsauren Kali wird ziemlich allgemein angenommen,
dass dasselbe in Alkohol unlöslich sei. Dies ist unrichtig.
Ich habe einige Versuche ĂŒber die Löslichkeit des Salzes in
Wasser und Alkohol angestellt, da ausser der Bestimmung
von Liebig, nach welcher 1 Th. des Salzes in 14 Th. kochen-
den Wassers löslich ist, eine Angabe der Löslichkeit dieses
wichtigen Salzes bei anderen Temperaturen nicht existirt.
Das zu diesen Versuchen dienende Material stellte ich mir
durch SÀttigen reiner PikrinsÀure mit doppeltkohlensaurem
Kali und mehrmaliges Umkrystallisiren dar. Die Bestimmun-
gen wurden so ausgefĂŒhrt, dass ich eine ĂŒberschĂŒssige Menge
des Salzes mit dem betreffenden Lösungsmittel kochte, dann
24 Stunden lang der angegebenen Temperatur unter öfterem
BE U De HL an) 1800 HE Hal Sata ln an Ma a
16 KF visch,
0,552 Grm. des Salzes gaben 0,178 schwefelsaures
Kalı' = 17,42 Proc.
0,695 Grm. des Salzes gaben 0,226 schwefelsaures Kali
2147.59: Prog,
Der gefundene Kaligehalt stimmt genau ĂŒberein mit
dem des pikrinsauren Kalis, welches 17,51 Proc. KO enthÀlt.
Kreosot mit SchwefelsÀure digerirt und mit Wasser
verdĂŒnnt, lĂ€sst mit SalpetersĂ€ure gekocht neben OxalsĂ€ure
ein beim Erkalten festwerdendes, hellgelbes, mit Krystal-
len durchsetztes Harz entstehen, welches mit Ammoniak
ausgezogen beim Verdunsten der ammoniakalischen Lösung
lange, feine, gelbe, seideglÀnzende Nadeln anschiessen
liess, die in kaltem Wasser und Alkohol schwer, in kochen-
dem Wasser leicht löslich waren. Die heisse wÀsserige
Lösung mit SalpetersÀure versetzt liess beim Erkalten
sÀulenförmige Krystalle entstehen, die durch wiederholtes
Umkrystallisiren blond wurden, beim vorsichtigen Erhitzen
schmolzen und theilweise unverÀndert sublimirten; beim
schnellen Erhitzen jedoch rasch abbrannten. Von Schwefel-
sÀure wurden diese Krystalle unzersetzt gelöst und durch
Wasser wieder abgeschieden. Schwefelsaures Eisenoxydul
und Barytwasser gaben eine der PikraminsÀure Àhnliche
rothe FĂ€rbung. Zink und verdĂŒnnte SchwefelsĂ€ure lösten
die SĂ€ure zu einer schön dunkel rosenrothen FlĂŒssigkeit, die
sich durch Ammoniak grĂŒn fĂ€rbte. Diese Eigenschaften
UmschĂŒtteln aussetzte, abfiltrirte und in der abgewogenen
Lösung durch Abdampfen das pikrinsaure Kali bestimmte.
36,045 Grm. einer alkoholischen Lösung (Aikohol von 90 Proc.)
bei 20°C. gesÀttigt, gaben 0,049 pikrinsaures Kali.
30,487 Grm. alkoholischer Lösung von 0° enthielten 0,018 Grm.
Salz gelöst.
20,224 Grm. einer wÀsserigen Lösung von 20°C. hinterliessen
0,074 Grm. des Salzes.
37,027 Grm. wÀsseriger Lösung, die 24 Stunden lang in Eiswasser
gestanden, gaben 0,084 trocknes Salz.
Demnach ist ein Theil pikrinsaures Kali in 735,6 Th.
Alkohol von 20°C.; in 1138 Th. Alkohol von 0°; in 273,3 Th.
Wasser von 20°C. und in 440,8 Th. Wasser von OP löslich.
u ee RT ee Zu ne en. ER Re Ans ae ee
ĂŒber das Kreosot. 17
liessen auf DinitrophenylsÀure schliessen und die wurde
durch die Verbrennung bestÀtigt:
a) 0,856 der SĂ€ure gaben 1,205 CO? und 0,195 HO
Dass. En231,085 . 5.32 70100,
Berechnet a. b.
032 â 39,1:Proc, 38,33 Proc. 38,78 Proc.
H4 â 22 â 53, ES
N = 152 â Tale Tr te
010 = 43,5 n 77 â Se n
100,0 Proc.
Das Kalisalz dieser SĂ€ure erhielt ich durch Abstumpfen
derselben mit zweifach-kohlensaurem Kali in orangefar-
benen kleinen Nadeln, die beim ErwÀrmen dunkler wur-
den, beim Erkalten ihre frĂŒhere Farbe wieder annahmen.
In Wasser schien es etwas leichter löslich zu sein als das
pikrinsaure Kali.
0,527 Grm. des bei 100% getrockneten Salzes gaben
0,203 Grm. schwefelsaures Kali â 20,83 Proc. KO.
0,635 Grm. gaben 0,2455 Grm. KO, SO3 â 20,9 Proc.
Kali.
Das dinitrophenylsaure Kali verlangt 21,17 Proc. Kali.
Wie Hlasiwetz gefunden, verwandelt sich beim
Nitriren das Kreosol in OxalsÀure. Diese Nitroproducte
mĂŒssen also von dem neben dem Kreosol im Kreosot ent-
haltenen Körper stammen und die gefundene PikrinsÀure,
besonders aber die DinitrophenylsÀure bezeichnen diesen
als einen Phenylkörper.
Behandelt man Kreosot mit SalzsÀure und chlorsaurem
Kali unter Mitwirkurg von anfangs gelinder WĂ€rme: so
erfolgt eine lebhafte Reaction. Das Kreosot wird unter
starkem AufschÀumen dicker und braun und man erhÀlt
nach dem Erkalten und Stehenlassen zwei Schichten, von
denen die eine consistentere sich zu Boden setzt und die
andere schaumartige und hellgelbe von der Salzlauge
getragen wird. Diese Masse wurde öfters von dem sich
bildenden und anhÀngenden Chlorkalium durch Auswaschen
befreit und die Chlorung so lange fortgesetzt, bis die
Arch.d.Pharm. CLXXXTI. Bds. 1.u.2. Hft. 2
18 K. Frisch,
Masse pflasterartige Consistenz erlangt hatte und mit
Krystallen durchsetzt schien. Eine Probe mit kaltem
. Weingeist ausgewaschen und daraufin kochendem Alkohol
velöst, schied gelbe glĂ€nzende SchĂŒppchen aus, welche
durch Umkrystallisiren gereinigt und sublimirt wurden.
Der zum Umkrystallisiren verwendete Alkohol nahm beim
lÀngeren Stehen eine röthliche Farbe an; ebenso wurden
auch die hellen goldgelben SchĂŒppchen bei lĂ€ngerem
Liegen auf dem Filter oder an der Luft dunkler. |
Vor der Sublimation schmolzen die Krystalle theil-
weise unter BrÀunung.
a) 0,5315 Grm. des Sublimats mit Kalk geglĂŒht, in
SalpetersÀure gelöst und durch salpetersaures Silber-
oxyd gefĂ€llt, gaben 1,139 Grm. Ag Ăl=â 0,28156 Ol
= 192,97 Proc. 0
b) 0,813 Grm. gaben 1,742 Grm. AgCl = 52,96 Proe. C].
Das Hexachloroxylon von v. Gorup-Besanez ver-
langt 50,35 Proc. Cl.
Diese glĂ€nzenden SchĂŒppchen, die durchaus gleich-
artig erschienen und nicht vermuthen liessen, dass sie
zwei verschiedene Producte enthielten, wurden von Schwe-
felsÀure erst in der Hitze zersetzt. Vorsichtig mit Kali
unter gelinder ErwÀrmung behandelt, lösten sich die
Schuppen zu einer purpurrothen FlĂŒssigkeit, die nach
dem Erkalten eine braune humusartige Substanz absetzte
und neben dieser bildeten sich schöne rothe Krystalle,
welche mit SalzsĂ€ure zersetzt hellrothe SchĂŒppchen ven
ChloranilsÀure gaben. Dieses Kalisalz, so wie die daraus
dargestellte SĂ€ure liessen keinen Zweifel ĂŒbrig, dass in
dem gechlorten Körper Chloranil vorhanden sei. Die
Reaction des Kalis auf die gelben SchĂŒppchen muss aber
sehr vorsichtig sowohl mit nicht zu concentrirter Lösung,
als auch unter möglichster Vermeidung höherer Tem-
peratur geschehen, da man sonst statt einer purpurrothen
eine braune FlĂŒssigkeit erhĂ€lt, die beim Erkalten nur
humusartige Körper absetzt.
Neben dem Chloranil war aber ein diesem in seinen
ĂŒber das Kreosot. 19
physikalischen Eigenschaften sehr Àhnlicher Körper in
diesen Krystallen enthalten, der, wie aus der Chlorbestim-
mung hervorgeht, einen geringeren Chlorgehalt als das
Chloranil haben musste. Um die Beschaffenheit dieses
- Körpers festzustellen, verfuhr ich ganz wie v. Gorup-
Besanez bei der Darstellung seines Hexachlorhydroxylons,
da die Vermuthung nahe lag, dass er niedriger gechlorte
Chinone als das Chloranil enthalten könne und diese sich
durch Behandlung mit schwefliger SĂ€ure am besten charak-
terisiren.
Die mit Wasser zerriebenen SchĂŒppchen wurden dem-
nach mit schwefligsaurem Gas bis zur SĂ€ttigung der FlĂŒs-
sigkeit behandelt, einige Tage stehen gelassen und gekocht.
Es hatte sich neben schmutzig weissen Krystallen, die
die Gestalt des Chloranils beibehalten, ein weisses Pulver
ausgeschieden. Die gesammelten Krystalle und das weisse
Pulver wurden nach dem Auswaschen mit kaltem Wasser
durch Aether und Alkohol gelöst. Es schieden sich beim
Verdunsten dieser Lösung perlmutterglÀnzende grauweisse
BlÀttehen aus und an den WÀnden des GefÀsses hatten
sich lange prachtvolle dunkelviolette, im auffallenden Lichte
schwarzgrĂŒne Nadeln gelagert, welche Aehnlichkeit mit
dem grĂŒnen Chinon-Hydrochinon hatten, nur dunkler als
dieses waren. Diese Krystalle fĂŒr sich sorgfĂ€ltig gesam-
melt, waren in kaltem Wasser unlöslich, wurden durch
Alkohol und Aether, in denen sie leicht löslich sind, theil-
weise zersetzt, indem sich mitden vorigen zugleich die unten
beschriebenen Krystalle abschieden. In heisser EssigsÀure
waren sie ebenfalls löslich und krystallisirten daraus theils
unverĂ€ndert, theils verĂ€ndert heraus. In verdĂŒnntem Am-
moniak lösten sie sich mit smaragdgrĂŒner Farbe, die bald
darauf in eine rubinrothe ĂŒberging. SalzsĂ€ure fĂ€llte aus
dieser Lösung einen korallenrothen Niederschlag. Ver-
dĂŒnnte Kalilauge verhielt sich dem Ammoniak Ă€hnlich.
Durch SalpetersÀure entstanden Prismen von Dichlorchinon.
Die schmutzig weissen KrystallblÀttchen, welche sich
in grösserer Menge als die violetten Nadeln abgeschieden
DE
20 K. Frisch,
hatten, wurden, nachdem sie durch Umkrystallisiren aus
kochendem Alkohol gereinigt, durch Kalilauge ebenfalls
aber ohne FarbenverÀnderung, gelöst. Bei lÀngerem
Stehen wurde die Lösung aber grĂŒn und spĂ€ter roth.
Ammoniak löste die Krystalle mit gelber Farbe, die bei
Zusatz von ChlorwasserstoffsĂ€ure in eine violette ĂŒberging.
Wurde jedoch die ammoniakalische Lösung der Luft aus-
gesetzt; so fĂ€rbte sie sich erst grĂŒn, dann roth, unter Ab-
scheidung einer schmutzig braunen Substanz. Schwefel-
sÀure war ohne Einwirkung. Unterchlorigsaures Natron
zu einer alkoholischen Lösung der Krystalle gesetzt, be-
wirkt eine tiefgrĂŒne FĂ€rbung unter Abscheidung von
gleich gefÀrbten Krystallen.
Diese weissen Krystalle zeigten Reactionen, wie das
Dichlorhydrochinon und das Tetrachlorhydrochinon, wÀh-
rend die oben beschriebenen schönen schwarzgrĂŒnen Na-
deln sich als Dichlorchinon - Dichlorhydrochinon ergaben.
Aus der Bildung dieser Verbindungen geht aber hervor,
dass mein ursprĂŒnglich gechlortes Product ein Gemisch
von Chloranil mit Bichlorchinon war.
v. Gorup-Besanez hatte, nachdem er auf gleiche
Weise sein Hexachloroxylon mit schwefliger SĂ€ure behan-
delt, ebenfalls dunkelviolette Nadeln und blonde Prismen
erhalten. Durch Kochen mit viel Wasser entstanden die
dunkelvioletten Nadeln. Kali fĂ€rbte dieselben grĂŒn und
spÀter roth; kaustisches Ammoniak verhielt sich Àhnlich;
concentrirte SalpetersÀure verwandelte sie nach lÀngerem
Einwirken in goldgelbe BlÀttehen. Durch unterchlorig-
saures Natron hingegen wurden sie nur in gelbe BlÀttchen
verwandelt.
Die schwarzen Nadeln v. Gorup-Besanezâs lösten
sich beim ErwÀrmen mit Kali und Ammoniak mit roth-
brauner Farbe, wobei die Krystalle schmutzig-grĂŒn, hell-
grĂŒn und blassgelb wurden. Dasselbe Verhalten habe ich
auch beobachtet, wenn ich meine Nadeln mit concentrir-
ter Kalilauge und mit nicht verdĂŒnntem Ammoniak in
der WĂ€rme behandelte, wĂ€hrend mit verdĂŒnnten Lösungen
ĂŒber das Kreosot. 21
und in der KĂ€lte die oben angefĂŒhrten Reactionen des
Dichlorchinon -Dichlorhydrochinons auftraten.
Es zeigen das blonde und das violette Hexachlor-
hydroxylon von v. Gorup-Besanez mit Ausnahme
einiger nur sehr unbedeutender Abweichungen ein solches
Ă€hnliches Verhalten wie das Bi- und Tetrachlorhydro-
chinon, dass wohl der Schluss Hofmannâs einige Berech-
tigung zu haben scheint, nach welchem dieses Hexa-
chlorxylon ein Gemisch von beiden oben genannten gechlor-
ten Chinonkörpern ist.
Wenn meine Voraussetzungen richtig: so musste mein
gechlortes Product in Chloranil vollstĂ€ndig ĂŒbergefĂŒhrt
werden können. Der Process der Chlorung geht sehr
langsam vor sich. Nachdem die Behandlung mit chlor-
saurem Kali und SalzsÀure noch 12 Stunden lang fort-
â gesetzt worden war und eine Probe, wie oben angegeben,
auf den Chlorgehalt geprĂŒft wurde, gaben 0,240 Grm.
Krystalle 0,534 Grm. Chlorsilber, entsprechend 55 Proc. Cl.
Nach weiterer fĂŒnfzehnstĂŒndiger Chlorung waren endlich
die SchĂŒppchen vollstĂ€ndig in Chloranil ĂŒbergegangen,
welche, nachdem sie durch wiederholtes Umkrystallisiren
gereinigt, sich weder durch Farbe, Krystallform, noch
sonstige Àussere Eigenschaften von den zuerst untersuch-
ten Krystallen unterschieden.
0,288 Grm. sublimirtes Chloranil mit Kalk geglĂŒht,
durch SalpetersÀure gelöst und mit salpetersaurem
Silberoxyd ausgefÀllt, gaben 0,6670 AgCl = 0,16488
Cl = 57,25 Proc. Cl. Das Chloranil verlangt
57,7 Proc. Cl.
Die erhaltene Menge Chloranil war der angewendeten
Menge Kreosots nach eine verhÀltnissmÀssig sehr geringe.
Das Chloranil konnte sich nur aus dem neben dem Kreosol
im Kreosot enthaltenen Bestandtheil gebildet haben und
liess als diesen einen Phenylkörper vermuthen. In dem
Alkohol, welcher nach der Behandlung des ursprĂŒnglich
gechlorten Harzes mit Weingeist zur Isolirung des Chlor-
anils verwendet war, hatte sich ein Harz gelöst, welches
22 K. Frisch,
nach Abdestillation des Alkohols als ein goldgelbes, dickes,
klebriges, zĂ€hes Harz von unangenehmem Geruch zurĂŒck-
blieb. In Wasser war es vollstÀndig unlöslich, eben so
in EssigsÀure. |
Uebergiesst man dieses Harz mit SalpetersÀure, so
fÀrbt es sich dunkler; beim ErwÀrmen nimmt es eine
rothe FĂ€rbung an und bei fortgesetztem Erhitzen geht
der grösste Theil in einen schönen purpurrothen Schaum
ĂŒber, der sich grösstentheils beim Erkalten wieder harz-
artig zu Boden setzt. Ein krystallisirtes Nitroproduet
daraus zu erhalten, ist mir trotz lange fortgesetzten Nitri-
rens nicht gelungen.
Behandelt man Kreosot mit englischer SchwefelsÀure,
so löst sich dasselbe unter ErwÀrmung mit violettrother
Farbe auf. Auf Zusatz von Wasser wird das Kreosot
wieder in öligen gefÀrbten Tropfen ausgeschieden. LÀsst
man aber das Gemisch von Kreosot und SchwefelsÀure
34 Stunden lang bei 500 stehen, so wird die Masse sehr
dickflĂŒssig und löst sich vollstĂ€ndig ohne Kreosotabschei-
dung in Wasser zu einer tief rubinröthen FlĂŒssigkeit auf,
welche mit Zink farblos wird, an der Luft sich wieder
röthet. Die rothe Lösung mit kohlensaurem Baryt ab-
gestumpft, enthÀlt ein Barytsalz gelöst, welches nach Ein-
dampfen der FlĂŒssigkeit bei gelinder WĂ€rme unter der
Luftpumpe in kugeligen Massen krystallisirt. Durch Um-
krystallisiren konnte das Salz fast farblos erhalten werden,
gab aber beim Lösen in Wasser, in welchem es sehr leicht
löslich ist, immer eine brÀunlich-rothe Lösung. In heis-
sem Alkohol löst sich das Salz schwerer als in Wasser
und bildet nach dem Erkalten aus verdĂŒnnten Lösungen
eine durchsichtige Gallerte, beim Erkalten aus gesÀttigten
Lösungen aber eine breiartige Substanz. Dieselbe gelatinöse
Masse bildet sich, wenn man eine wÀsserige Lösung des
Salzes mit Alkohol versetzt.
Das aus Wasser umkrystallisirte und durch Nach-
waschen mit Alkohol gereinigte Salz wurde im luftleeren
Raume getrocknet.
Pa -
ĂŒber das Kreosot. 23
1,043 Grm. unter der Luftpumpe getrocknet verloren
bei 1000 0,094 HO = 9 Proc.
Die folgenden Analysen wurden mit bei 1000 ge-
trocknetem Salze ausgefĂŒhrt:
a) 0,560 Grm. gaben 0,259 Grm. BaO, SO3 â 46,25 Proc.
b) 0,970 â â0449 ; â46,29 ,
c) 0,848 â wurden mit SalpetersĂ€ure oxydirt und
gaben mit Chlorbaryum gefÀllt 0,786 Grm. BaO, SO3,
d) 0,870 Grm. mit Kupferoxyd und vorgelegten Kupfer-
drehspÀnen und Bleihyperoxyd verbrannt, gaben
0,907 CO? und 0,216 HO.
e) 0,494 gaben 0,521 Grm. CO? und 0,114 HO.
Berechnet Gefunden
Pre. Pre. Bre; Pre: Pre. Pre.
Cl2 = 28,73 28,42 28,77 _ â â
N = 2 E
02° =:'64 = = '& 22 >
BaO â 30,56 = =. .-30,34 22.3036.
2503 â 31,92 ae an u I isn
100,00 Pre.
Es ergiebt sich also fĂŒr dieses Salz die Formel
C12H50, SO3, HO, BaO, 503,
dieselbe, die Laurent fĂŒr seinen sulfophenissauren Baryt
gefunden hatte. In den meisten chemischen Werken ist
dieser als C12H50, SO3, BaO, SO3 aufgefĂŒhrt. Es lĂ€sst
sich jedoch das eine Aequivalent Wasser aus der Verbin-
dung nicht entfernen, da sie bei 1000 getrocknet, obige
Zusammensetzung besitzt und in höheren Temperaturen
sich zersetzt.
Das Barytsalz, welches ich in Alkoho] gelöst, aus
diesem krystallisirt und bei 1000 getrocknet hatte, zeigte
eine von den vorigen Salzen abweichende Zusammensetzung,
indem der Alkohol wohl etwas zersetzend eingewirkt hatte.
0,441 Grm. gaben 0,195 Grm. BaO,SO3 â 29,02 Proc. BaO.
Bi 0, = 0 =2905 . 5,
0,435 â â0,494 CO? und 0,113 HO â 30,9 Proe. C
und 2,88 Proc. H.
24 K. Frisch,
wn
0,9765 Grm. gaben 1,104 CO? und 0,2645 HO â= 30,84
Proc. C und 3,01 Proc. H.
KreosotschwefelsÀure mit frisch gefÀlltem Bleioxyd-
hydrat digerirt, löste dieses zu einer röthlich gefÀrbten
FlĂŒssigkeit, die eingedampft pflasterartig wurde und diese
Consistenz auch unter der Luftpumpe beihehielt. Diese
Bleiverbindung nahm bei gewöhnlicher Temperatur, im
luftleeren Raume getrocknet, tÀglich an Gewicht ab und
ergab selbst nach vier Wochen keine constanten WĂ€gungs-
resultate. Bei 1000 entwickelten sich DĂ€mpfe und auch
ein unangenehmer Geruch, welcher bei dem Barytsalz
nicht wahrzunehmen gewesen war. Nachdem kein Gewichts-
verlust mehr stattfand, bestimmte ich den Bleioxydgehalt
der PrÀparate, die sich im Wasser noch vollstÀndig lösten.
a) 2,334 Grm. gaben 1,304 Grm. PbO,SO3 â 41Pre.PbO.
Diias , - , 1,040 ». = 40,06 Pre. PbO.
C1?H50, SO3, PbO, SO3 wĂŒrde 40,3 Proc. PbO ver-
langen.
Da das phenylschwefelsaure Bleioxyd keine krystalli-
sirbare Verbindung ist, so hÀngt diesem aus dem Kreosot
bereiteten noch das Kreosol an, welches beim Barytsalz
in der Mutterlauge bleibt. Dieses entweicht erst voll-
stÀndig bei höherer Temperatur.
Kreosot mit Kalkhydrat behandelt, gab eine krĂŒmelige
feste Masse, die nach einiger Zeit eine violette Farbe
annahm. Wasser wirkte schwer lösend; es wollte mir
jedoch nicht gelingen, aus dieser Lösung eine constante
Verbindung darzustellen, da beim Eindampfen das Kreosot
bereits durch KohlensĂ€ure verdrĂ€ngt und verflĂŒchtigt wird.
Behandelte ich das Kreosot mit oxydirenden Substan-
zen, wie die Lösung desselben in SchwefelsÀure mit saurem
chromsauren Kali: so Àndert sich der specifische Geruch
des Kreosots in einen angenehm aromatischen um; die
FlĂŒssigkeit wird dunkelbraun, fast schwarz und setzt eine
harzartige schwarze Masse ab, die mit Wasser ausge-
waschen, bröckelig wird, in Alkohol löslich ist, in Kali
und Ammoniak sich theilweise mit dunkelbrauner Farbe
ĂŒber das Kreosot. 25
löst und braune humusartige Körper zurĂŒcklĂ€sst. Gegen
SĂ€uren verhielt sich die Substanz indifferent.
Fast dasselbe Verhalten wie gegen saures chromsaures
Kali zeigte KreosotschwefelsÀure gegen OxalsÀure. Es
trat beim ErwÀrmen Entwickelung von KohlensÀure ein,
die FlĂŒssigkeit wurde immer trĂŒber, zuletzt schwarzbraun,
wobei sich eine schwarze harzige Masse ausschied, die
nach dem Auskochen mit Wasser spröde wurde, in Alkohol
etwas löslich war und von Kali und Ammoniak unvoll-
stĂ€ndig zu einer röthlich braunen FlĂŒssigkeit gelöst wurde.
Ein neutrales Bleisalz aus dem Kreosot darzustellen,
um aus diesem das Aequivalent desselben zu bestimmen,
gelang nicht, basische Verbindungen aber sind fĂŒr den
beabsichtigten Zweck natĂŒrlich ungeeignet. Ich versuchte
das Verhalten einer alkoholischen Lösung von Kreosot
gegen essigsaures Bleioxyd, eben so auch eine essigsaure
Lösung von Kreosot gegen dasselbe Reagens, erhielt aber
keine FĂ€llungen.
Nach den vorliegenden Resultaten, besonders der Bil-
dung von PikrinsÀure, DinitrophenylsÀure, von Phenyl-
schwefelsÀure und Chloranil glaube ich berechtigt zu sein,
in dem Kreosot neben dem Hlasiwetzâschen Kreosol einen
Phenylkörper anzunehmen.
Aus den Elementaranalysen des Kreosots, wie sie
v. Gorup-Besanez, Ettling, Völckel und ich aus-
gefĂŒhrt haben und bei denen die ersteren beiden und die
letzteren beiden ziemlich ĂŒbereinstimmend ausgefallen sind,
scheint hervorzugehen, dass das nach dem Reichenbach-
schen Verfahren durch wiederholtes Behandeln mit Aetz-
kali dargestellte Kreosot keine constante Zusammensetzung
besitzt, wie auch v. Gorup-Besanez in seiner Zusam-
mensetzung des Kreosots hervorhebt: denn er hat durch
eigene Versuche gefunden, dass durch wiederholtes Be-
handeln mit Kali der Kohlenstoff- und Wasserstoffgehalt
herabgedrĂŒckt und der Sauerstoffgehalt erhöht wird
und er vermuthet, dass das Kreosot sich durch fort-
gesetzte Behandlung mit Kali zu Quajacol oxydiren
26 K. Frisch,
liesse, mit welchem es so bedeutende Aehnlichkeiten hat.
Diese von ihm theoretisch gefolgerte Annahme hat sich
auch in so fern durch die Arbeiten von Hlasiwetz be-
stÀtigt, als derselbe wirklich im Kreosot Quajacol gefun-
âden hat, das Quajacol jedoch C16H1004 zusammengesetzt
findet, wÀhrend das von v. Gorup-Besanez gemeinte,
Völckelâsche Quajacol aus C15H80%, wahrscheinlich einem
Gemenge des Quajacols mit einem ihm homologen Körper
besteht.
Es wÀre wohl eher anzunehmen, dass durch Behan-
deln mit Kali ein schwer von dem Kreosot zu trennendes,
mit demselben homolog siedendes Oel, wahrscheinlich ein
Kohlenwasserstoff, nach und nach entfernt wird und dass
die Einwirkung des Kalis, wie auch Völckel gefunden
hat, bei einem gewissen Punct keinen Einfluss mehr auf
die Zusammensetzung des Kreosots hat. Ist dieses Stadium
gekommen, so weicht das so gereinigte Kreosot in so fern
von dem mit höherem Koblenstoffgehalte ab, als es in
gewöhnlicher EssigsĂ€ure sich auflöst und auch in verdĂŒnn-
ter Kalilauge vollstÀndig löslich ist.
Es lÀsst sich auch kaum auf eine andere Weise der
gleiche und constante Siedepunct eines Kreosots von
75 Proc. C. und von 73 Proc. Kohlenstoff erklÀren, wenn
man nicht in ersteren einen mit dem Kreosot homolog
siedenden Körper annimmt, der durch die Behandlung
mit Kali entfernt wird: denn eine Zersetzung des Kreosots
wĂŒrde den Siedepunct verĂ€ndern, in diesem Falle ihn, da
eine Kohlenstoffverminderung eintritt, herabdrĂŒcken. Aus-
serdem ist es von Interesse, dass mit der Abnahme von
Kohlenstoff und Wasserstoff das specifische Gewicht zu-
nimmt und auch dieses spricht fĂŒr die Annahme eines
Kohlenwasserstoffes, da diese ein niedriges specifisches
Gewicht besitzen. So fanden:
Ettling: bei 75,72 Proc. C und 7,80 Proc. H ein
spec. Gew. von 1,037 b. 200C.
v. Gorup-Besanez: bei 75,21 Proc. © und 7,92 Proc.
H ein spec. Gew. von 1,046 â 1,049 b. 11,50 0.
ĂŒber das Kreosot. 27
v. Gorup-Besanez: bei 74,8 Proc. C und 7,8 Proc.
H ein spec. Gew. von 1,057 b. 130C.
Völckel: bei 72,68 Proc. C und 7,10 Proc. H ein
spec. Gew. von 1,076 b. 15,500.
und nach meiner Bestimmung: bei 72,9 Proc. C und
7,1 Proc. H ein spec. Gew. von 1,0874 b. 200C.
DasKreosot ist als eine eigenthĂŒmliche chemi-
sche Verbindung zu betrachten, welche aus dem
dem Quajacol gleichen Kreosol und einem Phenyl-
körper besteht. WĂŒrde man in dem Kreosot mit Hlasi-
wetz ein dem Phenyl homologes Radical annehmen, so wĂŒr-
den wohlauch dem Phenyl homologe Derivate resultirthaben,
wie wir solche aus dem Steinkohlentheerkreosot in den Kre-
sylverbindungen kennen und aus eben diesem Grunde ist die
Arnahme unrichtig, nach welcher viele Chemiker das Kreo-
sot fĂŒr Kresylalkohol halten. Diesem steht ferner die Beob-
achtung Fairlie's entgegen, dass bei dem Sieden seinesKre-
syloxydhydrats der anfangs stationÀre Siedepunct im Laufe
der Destillation mehr und mehr sinkt in Folge einer Zer-
setzung des Kresylalkohols in Phenylalkohol, Eigenschaften,
welche vollstÀndig unseren Beobachtungen zuwiderlaufen *).
Nach vorliegenden Untersuchungen und den Elemen-
taranalysen von Völckel und mir kann man das Kreo-
sot als eine dem sauren Kalisalz des Kreosols
entsprechende Verbindung betrachten, in wel-
chem an Stelle des Kaliums Phenyl eingetreten
ist: denn das Kreosol ist geneigt, wie aus dem Kalisalze
und den Bromverbindungen desselben hervorgeht, saure
Verbindungen einzugehen.
Die Formel wĂŒrde sich nach der Elementaranalyse
herausstellen als:
C16 H10 04, C16 H9(C1? H5) O4 â HO.
*) Kresylalkohol weicht in seinem Siedepuncte von dem Gesetze
der Erhöhung des Siedepunctes homologer Reihen um 19° bei
C2H?2 ab, indem er dem Phenylalkohol homolog 194 + 19 â
2130 sieden mĂŒsste.
28 G. C. Wittstein,
Berechnet VER Soden me
44 â 13,12 72,68 12,9
H?25 â 6,94 7,10 7,1
037 719,94 20,22 20,0
100,00. 100,00. 100,0.
Noch erlaube ich mir zur praktischen PrĂŒfung des
Kreosots auf seine Reinheit hervorzuheben, dass Kreosot
aus Buchenholztheer in seiner alkoholischen Lösung mittelst
Eisenchlorid grĂŒn gefĂ€rbt wird, eine alkoholische Lösung
von Phenyloxydhydrat sich aber nur brÀunt; eine wÀsserige
Kreosotlösung hingegen durch dasselbe Reagens nicht
angezeigt wird, wÀhrend Phenylalkohol die bekannte blaue
FĂ€rbung giebt.
rn â
Veber Zuckerkapseln mit löslichem Eisen (oxyd)-
Saccharat;
von
G. C. Wittstein.
Unter der Bezeichnung lösliches Eisen-Saccharat
in Zuckerkapseln bringt die Firma Jordan und
TimÀus in Berlin, Dresden und Wien, ein durch seine
Cacao-PrĂ€parate schon lange rĂŒhmlichst bekanntes Ge-
schÀftshaus, seit einiger Zeit das Eisenoxyd, zum Zwecke
innerlicher medicinischer Anwendung, in so eigenthĂŒm-
licher, neuer, leicht, bequem und angenehm zu nehmender
Form in den Handel, dass eine eingehende Mittheilung
darĂŒber in dieser Zeitschrift gewiss am Platze ist.
Diese Kapseln befinden sich, eine jede in feines
Papier eingewickelt, zu 20 und zu 40 StĂŒck in Papp-
schachteln, deren Aufschrift den Beisatz âjede Kapsel
enthĂ€lt !/),â Gran metallisches Eisenâ hat. Die kleinere
Schachtel voll kostet 5, die grössere 10 Sgr. Das Eisen-
ı Saccharat dazu liefert Herr Dr. E. Fleischer in Dres-
Zuckerkapseln mit löslichem Eisen(oxyd)-Saccharat. 29
den und die oben genannte Firma besorgt die Anferti-
gung und FĂŒllung der Kapseln.
Bei dem Namen Kapseln denkt man. unwillkĂŒrlich
an die bekannten Gelatinkapseln, welche mit Copaivabalsam
u. dergl. gefĂŒllt sind, allein damit haben sie nur den Namen
gemein, denn sie bestehen lediglich aus Zucker; es sind
gleichsam Aggregate von ZuckerkrystÀllchen, in Form
und Grösse einer gewöhnlichen Cacaobohne und mit einer
Höhlung versehen, welche von dem Eisen-Saccharate ein-
genommen wird. Ihr Gewicht variirt von etwas ĂŒber
1 Skrupel bis beinahe 2 Skrupel, indem die Zuckerwand
bald dĂŒnner, bald dicker, wĂ€hrend das Gewicht des In-
haltes ein mehr constantes ist und circa 15 Gran betrÀgt.
Dieser Inhalt ist ein dunkelgoldgelber klarer Syrup von
sĂŒssem, milde eisenartigem und weingeistigem Geschmack.
LĂ€sst man eine Kapsel im Munde zergehen, so empfindet
man anfangs reinen Zuckergeschmack, und sobald die
HĂŒlle aufgelöst ist, tritt jener milde eisenartige und wein-
geistige Geschmack hervor. FĂŒr die Kinderpraxis und
ĂŒberhaupt fĂŒr Personen, welche vor den gewöhnlichen
Arzneien einen Widerwillen haben, konnte, wo es sich
um EinfĂŒhrung von Eisen in den Organismus handelt,
daher wohl kaum eine passendere Form gewÀhlt werden
als diese Kapseln. In der That hat das PrÀparat sich
bald Eingang in die medicinische Welt verschafft; es ist
bereits in den Apotheken Sachsens so wie des ĂŒbrigen
Norddeutschlands ein gangbarer Artikel geworden und
fĂ€ngt auch schon an, sich im SĂŒden zu verbreiten. Dabei
verdient noch Beachtung, dass die Fabrikanten das PrÀparat
nur den Apotheken zum Vertriebe ĂŒbergeben, damit das-
selbe, dessen Grundlage eine reelle wissenschaftliche ist,
nicht in die Classe der Geheimmittel und Schwindeleien
geworfen werde. Der fĂŒr dieses in solcher Form unbe-
zweifelt nicht leicht herzustellende Medicament verlangte
Preis ist ein sehr mÀssiger.
Schenken wir aber nun auch dem Eisen-Saccharate
selbst eine nÀhere Betrachtung. Der Name soll andeuten,
30 @G. C. Wittstein,
âdass das Eisen sich durch Vermittelung des Zuckers in
gelöstem Zustande befindet; das erscheint auf den ersten
Blick etwas zweifelhaft, ist aber, wie weiterhin erhellen
wird, nichts desto weniger richtig. Zwar weiss man, dass
Zuckerlösung die FÀhigkeit besitzt, kleine Antheile oxydir-
ten Eisens aufzulösen und dadurch einen schwach eisen-
artigen Geschmack anzunehmen; ich erinnere nur an das
bekannte Becker-Klauer'sche Ferrum carbonicum saccha-
ratum, welches damit geschĂŒtteltem Wasser neben dem
sĂŒssen auch einen schwach eisenartigen Geschmack ertheilt.
Das durch die Vermittelung des Zuckers in das Wasser
âgelangte Quantum Eisen ist indessen nur gering; Alkalien
zeigen es gar nicht an, was jedoch nur in der bekannten
Eigenschaft nicht flĂŒchtiger organischer Substanzen, die
FĂ€llung des Eisens durch Alkalien zu verhindern, begrĂŒn-
det ist; aber auch Ammoniumsulfid, dessen Reaction
durch die Gegenwart solcher Substanzen nicht beeintrÀch-
tigt wird, ruft zunĂ€chst nichts weiter als eine grĂŒne FĂ€r-
bung hervor, und erst bei lÀngerem Stehen setzen sich
schwarze Flocken ab.
Concentrirte Zuckerlösungen sind im Stande, mehr
Eisen aufgelöst zu halten, aber beim VerdĂŒnnen mit
Wasser fÀllt der grösste Theil desselben wieder heraus.
Solcher Art ist und verhÀlt sich der eisenhaltige Syrup
der Kapseln, denn er ist vollkommen klar, wird aber
beim Vermischen mit Wasser sofort trĂŒbe und setzt den
grössten Theil (15/,,) des Eisenoxyds als gelbbraune Flocken
ab. Eine Àhnliche Erscheinung kann man tÀglich in der
Receptur an den meisten officinellen Pflanzenextracten
wahrnehmen; mit dem Spatel herausgenommen sehen sie,
selbst in den dĂŒnnsten Schichten, klar aus, aber mit Wasser
geben sie eine trĂŒbe Lösung, der trĂŒbende Körper befindet
sich mithin in dem Extracte selbst aufgelöst und scheidet
sich erst in Folge der Einwirkung des Wassers aus.
Die Darstellung des Syrups anlangend, so musste die
Möglichkeit einer directen Auflösung von Eisenoxyd â
wenn auch als Hydrat und im frischgefÀllten Zustande
Zuckerkapseln mit löslichem Eisen (oxyd)-Saccharat. 31
â in Zucker schon von vornherein abgewiesen, vielmehr
angenommen werden, dass man sich dazu eines löslichen
Eisenoxydsalzes bediene. Ueber die Wahl eines solchen
konnte kaum ein Zweifel bestehen, denn keines eignet
sich besser dazu als das Eisenchlorid, und dass dieses
wirklich verwendet wird, zeigte mir sofort das Verhalten
des mit Wasser verdĂŒnnten und von ausgeschiedenem
Eisenoxyde abfiltrirten Syrups zu salpetersaurem Silber-
oxyd. (Auf SchwefelsĂ€ure gab die FlĂŒssigkeit nur eine spur-
weise Andeutung.) Aber die verhÀltnissmÀssig nicht starke
Reaction auf Chlor, dann die schon durch Wasser allein
erfolgende PrÀcipitation des meisten Eisenoxyds aus dem
Syrup und der milde eisenartige Geschmack des letztern
bewiesen, dass darin kein neutrales (Fe?C]3), sondern
ein sehr basisches Eisenchlorid zugegen ist.
Wenn man eine Lösung von Eisenchlorid abdampft,
so entweicht mit den WasserdÀmpfen fortwÀhrend auch
Chler oder vielmehr SalzsÀure, welche durch Zerlegung
von Wasser entstanden ist, dessen Sauerstoff mit dem
seines Chlors beraubten Eisen Eisenoxyd bildet, das sich
aber nicht ausscheidet, sondern in dem noch unzersetzten
Eisenchloride zu einer basischen Verbindung gelöst bleibt.
Auf diese Weise kann sogar das meiste Chlor ausgetrieben
werden, ohne dass die Masse ihr klares Ansehen verliert;
giesst man aber dann Wasser hinzu, so erfolgt Zersetzung
unter starker TrĂŒbung und Ausscheidung von Eisenoxyd-
hydrat, und die darĂŒber stehende FlĂŒssigkeit besitzt oft
kaum noch eine gelbliche Farbe. Zuckerzusatz beeintrÀch-
tigt das klare Ansehn der eingedampften Eisenlösung
nicht, sondern macht die Farbe nur heller, kann aber
nicht verhindern, dass beim VerdĂŒnnen mit Wasser eine
Ă€hnliche Zersetzung und TrĂŒbung erfolgt, wie wenn kein
Zucker vorhanden wÀre.
Diese Andeutungen werden genĂŒgen, die Darstellung
eines eisenhaltigen Syrups, wie er in den Zuckerkapseln
sich eingeschlossen befindet, verstĂ€ndlich und ausfĂŒhrbar
zu machen. Neutrales Eisenchlorid in die Kapseln ein-
32 @G. C. Wittstein,
geschlossen, wĂŒrde beim Zergehen derselben im Munde
einen unangenehmen tinteartigen Geschmack hervorrufen;
dieses zu verhindern, ist das Verdienst des Herrn Dr.
Fleischer, indem er das Chlorid auf die Àusserste Grenze
der BasicitÀt gebracht und durch die Syrupform gelöst
erhalten hat. Der Zusatz von Weingeist scheint mir
unwesentlich. Und da das Mittel nicht erst in Wasser
aufgelöst wird, sondern unmittelbar in den Mund gelangt,
so geht auch keine Spur Eisen verloren.
In ErwÀgung, dass das Vertrauen zu einem neuen
Arzneimittel nur gewinnen kann, wenn die Angaben der
Verfertiger, resp. VerkÀufer von unparteiischer Seite be-
stÀtigt werden, und dass dem in Rede stehenden die grösste
Verbreitung zu wĂŒnschen ist, habe ich eine quantitative
Bestimmung des Eisens und daneben auch des Chlors aus-
gefĂŒhrt. Zu diesem Zwecke wurden 10 Kapseln, welche
zusammen 322 Gran wogen, in der doppelten Menge
Wasser gelöst, das ausgeschiedene Eisenoxyd auf einem
Filter gesammelt und so lange gewaschen, bis das Wasser
rein ablief.
a) Der Filterinhalt konnte möglicherweise kein reines
Eisenoxydhydrat, sondern basisches Chlorid sein; er wurde
daher mit Kalilauge erwÀrmt, wieder ausgewaschen und
hierauf erst geglĂŒhet. Jetzt reines wasserfreies Eisenoxyd,
betrug sein Gewicht 0,75 Gran â= 0,525 Gran metallischem
Eisen.
Das kalinische Filtrat erlitt, nach dem UebersÀttigen
mit SalpetersÀure, durch salpetersaures Silber eine sehr
schwache TrĂŒbung, welche sich allmĂ€lig am Boden ver-
einigte und 0,0312 Gran betrug, worin also 0,00772 Gran
Chlor enthalten waren.
b) Die von a getrennte, sehr schwach sauer reagirende
FlĂŒssigkeit, worin sich aller Zucker, das meiste Chlor
und noch eine kleine Menge Eisen befanden, machte man
mit SalpetersÀure stark sauer und fÀllte es dann mit
salpetersaurem Silberoxyd aus. Das Chlorsilber setzte sich
_ aus dieser FlĂŒssigkeit gar nicht ab, selbst nach Verlauf
Zuckerkapseln mit löslichem Eisen (oxyd)-Saccharat. 33
einer Woche war noch nicht an ein Filtriren zu denken,
und erst ErwÀrmen des Ganzen bis zum Kochen ver-
mochte eine Vereinigung des Niederschlags in dichtern
Flocken und eine KlĂ€rung der FlĂŒssigkeit zu bewirken.
Dieses Chlorsilber wog 0,130 Gran, enthielt also 0,03216
-Gran Chlor. Dazu das in a erhaltene Chlor â 0,00772
Gran, macht in Summa 0,03988 Gran.
Die vom Chlorsilber getrennte FlĂŒssigkeit wurde
mittelst SalzsĂ€ure von dem ĂŒberschĂŒssig angewandten
Silber befreit, dann mit Ammoniak ĂŒbersĂ€ttigt und, als
dadurch keine sichtbare VerÀnderung eintrat, Ammonium-
sulfid hinzugefĂŒgt. Es erfolgte eine dunkelgrĂŒne FĂ€r-
bung und nach 2 Tagen hatten sich schwarze Flocken
abgelagert, welche noch 0,050 Gran Eisenoxyd â 0,035 Gr.
metallischem Eisen lieferten. Alles Eisen aus 10 Kapseln
betrug demnach 0,800 Gr. als Oxyd oder 0,560 Gr. als
Metall. Dies ergiebt fĂŒr 1 Kapsel 0,056 oder I}, Gran
metallisches Eisen, also etwas weniger als angegeben ist.
Hager*), welcher den Eisengehalt ebenfalls bestimmt
hat, fand per Kapsel 0,077 oder 1/3 Gran, also etwas
mehr als angegeben. Solche Schwankungen erklÀren sich
leicht dadurch, dass die eine Kapsel etwas mehr, die
andere etwas weniger Eisensyrup fasst, sind aber zu unbe-
deutend, um sie zum Gegenstande eines Tadels zu machen,
und gleichen sich immer wieder aus, wie denn das Mittel
der beiden Bestimmungen 1, und 13 auch genau die
garantirte Zahl !/,, ist.
Die gefundenen Mengen Chlor und Eisen stehen zu
einander in dem Àquivalenten VerhÀltniss von 1 zu 18, denn
Gefunden Aeg. Berechnet
Chlor... 0,03988 1 0,03941
Eisen... 0,56000 18 0,56047
0,59988. 0,59988.
- *) Pharm. Centralhalle 1866. No. 46.
â
Arch.d. Pharm. CLXXXI. Bds. 1.u. 2. Hft. 3
34 Die essbaren Erden in Persien.
Deber die essbaren Erden in Persien.
Die Gewohnheit, mineralische Stoffe zu geniessen,
dĂŒrfte kaum in einem andern Lande so verbreitet sein,
wie in Persien. Auf den Bazaren der meisten StÀdte
werden erdartige Stoffe feilgeboten, die der Befriedigung
einer, wie es scheint, tief eingewurzelten Gewohnheit
dienen sollen; sie bilden einen nicht unbedeutenden Han-
delsartikel. Es ist dieser Erdgenuss vorzugsweise auf
das Volk beschrÀnkt und namentlich sollen die Frauen
demselben huldigen. Wenn neuere europÀische Reisende,
welche Persien besuchten, jener seltsamen Gewohnheit
"mit keiner Silbe erwĂ€hnten, so darf das nicht ĂŒberraschen,
da den Fremden nur wenig Gelegenheit geboten wird,
sich mit den Sitten und GebrÀuchen des Volks eingehen-
der bekannt zu machen.
Es sind besonders essbare Erden von zwei Oertlich-
keiten, die sich eines Rufes im Lande erfreuen und welche
man fast allenthalben wieder trifft. Die eine ist unter
dem Namen @hel Mahallat, d.h. Thon von Mahallat be-
kannt, welcher vom Gebirge gleichen Namens etwa 60
Werste westlich von Kum gebracht wird. Es ist ein
rein weisser, feiner, etwas fettig anzufĂŒhlender und der
Zunge anklebender Thon. Die chemische Untersuchung
dieses Thones ergab:
KieselsÀure........ 43,0
Thonerdec. . 1.0.00 al)
Rail. vn 0,5
Wasser. 4.0.0, 19,0
Die zweite Erdart heisst Ghel i Giveh, Thon von
Giveh, einer Oertlichkeit, die unfern Kirman liegen soll.
Es sind unregelmÀssig gestaltete, rein weisse, feste Knol-
len, von Wallnuss- bis Faust-Grösse; sie fĂŒhlen sich fein-
erdig, nicht fettig an, haften nur schwach an der Zunge
und haben einen etwas salzigen Geschmack.
Die essbaren Erden in Persien. 35
Die Untersuchung zweier Knollen ergab:
I. I.
Kohlensauren Kalk.......... 14,660 23,500
Kohlensaure Magnesia....... 78,162 68,758
Magnesiahydrat............. 1,385 2,985
Chlornatrium und schwefelsau-
BER SNALOR Et 2,192 1,946
EST RT Un RE EN LATGSE 3,601 2,812
100,000 100,000.
Nach dieser Zusammensetzung ist das Mineral keine
Thonart, sondern: reihet sich am ehesten dem Hydro-
magnocalcit an.
Beide untersuchte Substanzen enthalten weder etwas,
was zu den eigentlichen Nahrungsstoffen des mensch-
lichen Körpers zu rechnen ist, noch solche Dinge, welche
irgend einen Einfluss auf das Nervensystem ausĂŒben;
denn der feine Mahalla-Thon wird sich völlig indifferent
verhalten, die Erde von Giveh kann nur insofern von
Wirkung sein, als allenfalls durch die Erdcarbonate die
freie SĂ€ure des Magensaftes neutralisirt wird. Sucht
man nun nach der ErklÀrung der seit Jahrhunderten
eingewurzelten Gewohnheit des Erde-Essens, so lÀsst sich
etwa Folgendes annehmen:
Die in den meisten persischen Ebenen den grössten
Theil des Jahres hindurch herrschende trockne Hitze,
das unthÀtige Leben der Orientalen haben zunÀchst ein
Ă€usserst vermindertes NahrungsbedĂŒrfniss zur Folge. Der
Körper bedarf wenig zum Wiederersatz der verbrauch-
ten Stoffe. Der eigentliche Genuss des Essens, welcher
in dem Masse höher empfunden wird, als der Mensch
unter dem Einflusse anstrengender ThÀtigkeit und nie-
derer Temperatur sich befindet, fÀllt somit weg. Wollte
er sich solchen verschaffen durch EinfĂŒhrung wirklicher
Nahrungsmittel, die sehr leicht ĂŒber das erforderliche
gewöhnliche Mass geht, so wĂŒrden die Folgen davon in
Form von heftigen Indigestionen, die in jenem Klima
3*
36 Die essbaren Erden in Persien.
besonders heftiger Natur sind, nicht ausbleiben. Der
Genuss sĂŒsser und wĂ€sseriger FrĂŒchte, der hier am Platze
wĂ€re, behagt nicht Allen, auch sind solche nicht ĂŒberall
zu haben. Jene dem Organismus völlig indifferenten,
dabei wohlfeilen Thone und Erden genĂŒgen zu diesem
Zwecke. Sie verschaffen zunÀchst die ThÀtigkeit des
Beissens und Schlingens, fĂŒllen den Magen und brin-
gen das GefĂŒhl einer vermeintlichen SĂ€ttigung hervor
und verlassen den Organismus wieder, ohne â wenig-
stens bei nicht ĂŒbermĂ€ssigem Genuss â auf die Blut-
mischung einen störenden Einfluss ausgeĂŒbt zu haben.
Sie wirken nur mechanisch, nicht chemisch. Hierzu
kommt noch von Seiten der Phantasie das reinliche Aus-
sehen der blendend weissen Knollen, das sanfte, zwischen
den ZĂ€hnen abstumpfende GefĂŒhl des sandfreien, durch
Reiben und DrĂŒcken leicht mehlfein zu erhaltenden Pul-
vers derselben. Endlich tragen noch Aberglauben, Un-
wissenheit und Faulheit das, Ihrige bei zur Erhaltung
der sonderbaren Gewohnheit. (Landw. Zeitung des Prov.-
Vereins Hannover.)
ms Di
Ergebnisse chemischer Analysen der Seidenraupen;
von
Leopold Lenz in Ungarisch-Altenburg.
Die zur Analyse verwendeten Seidenraupen entstam-
men theils der an der hiesigen Anstalt befindlichen Zucht,
theils waren sie anderorts herbeigeschafft und wurden â
bezeichnet als gesunde, fleckenkranke und gelbsĂŒchtige
Raupen â im lebenden Zustande nebst ihren entspre-
chenden Excrementen an das agricultur-chemische Labo-
ratorium abgeliefert. Die Seidenraupen standen in glei-
chem Alter und kamen 4 Tage nach der letzten HĂ€utung
zur chemischen Untersuchung. Die Excremente stammen
ebenfalls von Raupen gleichen Alters und wurden nicht
im frischen, sondern im bereits lufttrocknen Zustande in
Arbeit genommen. Die verwendeten BlÀtter, ebenfalls
L. Lenz, chemische Analysen der Seidenraupen. 37
lufttrocken, waren eine Durchschnittsprobe der gesamm-
ten zur FĂŒtterung gelangten Masse. Ausgehend von der
Thatsache, dass die Raupen bei ihrer ErnÀhrung die Rip-
pen des Blattes nicht angreifen, wurden diese, so wie
auch die Blattstiele, sorgfÀltigst ausgeschnitten.
Ueber den Gang der Analyse sei kurz bemerkt, dass
wegen der zur VerfĂŒgung gestandenen geringen Aschen-
mengen alle Bestimmungen der verschiedenen Aschen-
bestandtheile immer in einer Portion Asche durch Auflösen
in chlorfreier SalpetersÀure vorgenommen werden mussten.
Zur Abscheidung der KieselsÀure wurde die salpetersaure
Lösung ĂŒber dem Wasserbade zur vollkommenen Trocken-
heit gebracht, der RĂŒckstand in salpetersĂ€urehaltigem
Wasser gelöst, die KieselsÀure am Filter gesammelt und
das gemessene Filtrat zur Theilanalyse verwendet. Der
dabei befolgte Gang war derselbe, wie er gewöhnlich bei
Analysen der Pflanzenaschen eingehalten wird. Der Ge-
halt der Asche an KohlensÀure, Sand und Kohle kam
nicht in Rechnung, daher beziehen sich die analytischen
Ergebnisse nur auf den in SalpetersÀure löslichen Theil
der Asche, Die Bestimmung des Kalis geschah aus dem
Kaliumplatinchlorid, der Stickstoffgehalt wurde durch Ver-
brennen der Substanz mit Natronkalk und Einleiten des.
Ammoniaks in titrirte OxalsÀure erhalten.
Die ausgefĂŒhrten chemischen Analysen ergaben nun
folgende Resultate:
Bestimmung der Trockensubstanz und des Wasser-
gehalts in 1000 Gewichtstheilen der lebenden Seidenrau-
pen und ihrer lufttrocknen Excremente:
Gesunde Fleckenkranke GelbsĂŒchtige
ar I ââ I. ni TT
Rau- ihreEx- Rau- ihreEx- Rau- ihre Ex-
pen cremente pen cremente pen cremente
Trockensubstanz 166,44 879,38
Wasser. 2. 2. 833,56 120,62
138,87 870,58 141,98 858,84
861,13 129,42 858,02 141,16
1000 Gewichtstheile Trockensubstanz enthalten :
Stickstoff....... 105,52 29,03 106,94 32,81 10841 31,03
Asche (frei von
KohlensÀure,
Sand und Kohle) 73,54 97,49 9123 9424 83,60 110,15
38 L. Lenz,
In 1000 Gewichtstheilen lebender Seidenraupen und
ihrer lufttrocknen Exeremente sind enthalten:
Orga- 1000 Gewth. frischer,
Wasser nische Asche bezw.lufttrockner Sub-
Sub- stanz enthalten Stick-
stanz stoff
Gesunde Raupen 833,56 154,20 12,24 17,56
Excremente ders. 120,62 793,65 85,73 25,53
Fleckenkranke
Raupen..... 861,13 126,20 12,67 14,85
Excremente ders. 129,42 788,54 82,04 28,56
GelbsĂŒchtige
Raupen .... 858,02: 130,11 11,87 15,39
Excremente ders. 141,16 764,24 94,60 26,65
1000 Gewichtstheile Asche (frei von KohlensÀure, Sand
und Kohle) der gesunden, fleckenkranken und gelbsĂŒch-
tigen Seidenraupen und ihrer Excremente enthalten:
Gesunde Fleckenkranke GelbsĂŒchtige
â â
Rau- Exere- Rau- Exere- Rau- Excere-
pen mente pen mente pen mente
ders. ders. ders.
KieselsÀure.. 5,76 23,10 12,34 59,17 13,52 14,09
SchwefelsÀure 6228 4804 57,21 56,73 4901 62,97
PhosphorsÀure 287,14 89,94 280,93 82,76 267,60 94,47
Ghlori..a:...2. Spuren â 2,03 Spuren 2,38 2,45 0.62
Eisenoxyd-... 7,15 35,28 1,47 20,55 Spuren 24,83
Magnesia.... 8482 112,85 54,72 90,74 48,75 117,61
ke Ye..... 59,21 479,75 86,99 864,23 51,60 325,90
yoacı 10896 480,72 308,03 5500 341,45
Neitron. 2; .: I 31.21 17,10 20,76 6,86 18,0
Aschenanalysen verpuppter Seidenraupen (gesunde
Japanesen), ihrer Cocons und der MaulbeerblÀtter:
In 1000 Gewichtstheilen sind enthalten von:
Verpuppten Cocons Maulbeer-
Raupen derselben blÀttern
(Japanesen)
KieselsÀure,:........ 0 30,50 14,51
SchwefelsÀure....... 24,12 21,37 46,36
PhosphorsÀure....... 358,78 121,32 120,2
eBlor.a. una Spuren 9,02 0,62
Eisenoxyd........... Spuren 24,89 15,87
Macnesia ...uu..0.:u 157,61 126,17 124,82
nee 46,65 522,37 331,53
Sn a A URREARE 355,95 131,95 312,67
Bean...) 50,61 5,0 31,0
I N Ta ar ee v Me TE Pr
chemische Analysen der Seidenraupen. 39
In 1000 Gewichtstheilen Trockensubstanz verpuppter
Seidenraupen (gesunde Japanesen), ihrer Cocons und der
MaulbeerblÀtter sind enthalten:
Verpuppte Cocons Maulbeer-
Raupen derselben blÀtter
SBekstolt:... 2.0.4 92,36 195,71 47,74
Asche (frei von Kohlen-
sÀure, Sand und Kohle) 60,87 10,61 74,84
Aus Obigem ergiebt sich:
1) Dass die Trockensubstanz in den gesunden Rau-
pen grösser ist, als in den kranken, und hier sind es die
gelbsĂŒchtigen, welche mehr aufweisen, als die flecken-
kranken, die den geringsten Trockengehalt zeigen; es
betrÀgt nÀmlich in 1000 Gewichtstheilen der Seidenrau-
pen die Differenz zwischen gesunden und gelbsĂŒchtigen
24,46 Gewth., zwischen gesunden und fleckenkranken
27,57 Gewth., also Unterschiede, die wohl unter sich
selbst betrachtet weniger abweichen, jedoch fĂŒr den Orga-
nismus gewiss nicht ohne Bedentung sind.
2) Dass bei der Unterscheidung der Trockensubstanz
in organische und unorganische Bestandtheile die sich
herausstellenden Differenzen beinahe ausschliesslich die
organische Substanz betreffen, indem die Abweichungen
in den organischen Bestandtheilen zwischen gesunden und
gelbsĂŒchtigen Raupen in 1000 Gewth. 24,09 Gewth., zwi-
schen gesunden und fleckenkranken 28,0 Gewth. betra-
gen, welche Zahlen mit den Differenzen in der Trocken-
substanz fast ĂŒbereinstimmen.
3) Dass der Stickstoffgehalt in den gesunden RĂ€u-
pen höher als in den kranken erscheint, indem fĂŒr je
1000 Gewth. der lebenden Seidenraupen die fleckenkran-
ken um 2,71 Gewth. und die gelbsĂŒchtigen um 2,17 Ge-
wichtstheile weniger enthalten als die gesunden. Es ver-
hÀlt sich nÀmlich nach obigen Analysen der Stickstoff-
gehalt gesunder, dieser gleich 1000 gesetzt, zu dem Stick-
stoffgehalte fleckenkranker und zu dem gelbsĂŒchtiger Rau-
pen wie 1000 : 845 : 876.
40 L. Lenz,
4) Dass die Differenzen im Aschengehalte zwischen
gesunden, fleckenkranken und gelbsĂŒchtigen Seidenrau-
pen sich unbedeutend erweisen. BezĂŒglich der wichti-
geren Aschenbestandtheile ist bemerkbar, dass sowohl
die Menge der PhosphorsÀure, als auch die der Magne-
sia in den gesunden Raupen grösser ist, als in den kran-
ken, und hier sind es die gelbsĂŒchtigen, die merkliche
Abweichungen in beiden Bestandtheilen zu erkennen
geben, indem die Differenz im PhosphorsÀuregehalte 19,54
Gewichtstheile und die Differenz im Magnesiagehalte 36,07
Gewichtstheile in 1000 Gewth. der Asche betrÀgt. Da-
gegen ist in den Excrementen der gelbsĂŒchtigen gegen-
ĂŒber den Excrementen gesunder und fleckenkranker Sei-
denraupen sowohl die PhosphorsÀure als auch die Mag- .
nesia vorherrschend. Ebenso wie die vorher angefĂŒhrten
Aschenbestandtheile ist auch das Eisenoxyd und die
SchwefelsÀure in der Asche gesunder Raupen in grösse-
rer Menge enthalten, als in der Asche fleckenkranker
und gelbsĂŒchtiger Raupen. Die Asche der letzteren ent-
hÀlt wieder weniger SchwefelsÀure als die der flecken-
kranken und es scheint mir nicht als unwichtig,
auf das spurenweise Auftreten des Eisenoxyds in den
gelbsĂŒchtigen Seidenraupen aufmerksam zu machen. In
Betreff des Kalkes ist bemerkbar, dass sich die Menge
desselben in 1000 Gewth. Asche bei den fleckenkranken
bedeutend grösser als in den gelbsĂŒchtigen herausstellte,
da die gesunden im Kalkgehalte um 27,78 Gewth. und
die gelbsĂŒchtigen um 35,39 Gewth. von den fleckenkran-
ken SeidenwĂŒrmern differiren. Hingegen enthĂ€lt die
Asche der Excremente von gesunden Raupen mehr Kalk,
als die der Excremente fleckenkranker und gelbsĂŒchtiger
Raupen. Der Alkaligehalt erscheint nach obigen Ana-
lysen in der Asche gesunder Raupen geringer, als in der
Asche kranker Raupen und hier erweist die der gelb-
sĂŒchtigen mehr, als die der fleckenkranken. Dasselbe
Verhalten giebt sich auch in der Asche der entsprechen-
den Excremente kund.
chemische Analysen der Seidenraupen. 41
Zur ĂŒbersichtlichen Vergleichung sind die Beziehun-
gen der wichtigeren Aschenbestandtheile, der Trocken-
substanz und des Stickstoffgehaltes der Seidenraupen, ihrer
Excremente, der Cocons und der MaulbeerblÀtter zu dem
gleich 1000 gesetzten PhosphorsÀuregehalt jeder Asche
gebildet und in folgender Tabelle zusammengestellt worden.
VerhÀltniss der gesammten Trockensubstanz, des Stick-
stoffgehalts und der wichtigeren Aschenbestandtheile zur
PhosphorsĂ€ure â diese gleich 1000 â in den Raupen,
ihren Excerementen, in den Cocons und den Maulbeer-
blÀttern:
N = 2 u ; @ . |
es 23 28:7 8% |s |= 888
sÂź= 232 |23.e5=|5=| 8 265
83 ER g8a°ı 2 IK |S 2 88
Ba l3 E 2)
MaulbeerblÀtter...... 111111| 5304/1000| 13211038 2758 26011257| 385
Gesunde Raupen .....| 47356) 493711000 25 295 206) 1719 | 216
Exceremente derselben |114047, 331011000) 392 1254 5334 1878/413 534
Fleckenkranke Rau- Ks 20
TER AR 39017) 417211000 5) 187 30911711) 60! 203
Exeremente derselben |128205, 42061000 2481096 4401 37211250) 685
GelbsĂŒchtige Raupen | 44700| 484711000 â | 182) 1922055] 25) 183
Excremente derselben | 96099 2981/1000, 26211244 344936141190] 666
Gesunde, verpuppte
Raupen (Japanesen) | 45789 422911000 â | 439] 130) 9921140) 67
Cocons derselben. ... 263158 51502 1000 20511039/4309 11087, 41| 176
(Allgem. land- u. forstwirthsch. Zeitung der k. k. Landwirth-
schafts-Gesellschaft in Wien.)
Die Seidenraupen-Krankheiten ;
von
J. v. Liebigâ).
Durch die grosse GefÀlligkeit des Hrn. Heinrich
Scheibler in Crefeld bin ich in den Stand gesetzt wor-
*) Aus der Agronomischen Zeitung von Dr. Hirschberg mit-
getheilt.
42 J.v. Liebig,
den, die Ermittelung einer Anzahl von Thatsachen zu
veranlassen, welche, wie ich glaube, ĂŒber die Natur der
gegenwĂ€rtig herrschenden, fĂŒr die Seidenindustrie so ver-
derblichen Krankheit der Seidenraupe Licht zu verbrei-
ten vermögen.
Eine genaue Untersuchung des Futters der Seiden-
raupe aus den verschiedenen LĂ€ndern und Gegenden, wo
die Seidenraupen-Krankheit herrscht oder nicht herrscht,
hatte ich Hrn. Scheibler als eine der nÀchsten und un-
erlĂ€sslichsten Bedingungen bezeichnet, um ĂŒber diese
Krankheit AufschlĂŒsse zu gewinnen, und durch seine aus-
gebreiteten Verbindungen gelang es Hrn. Scheibler,
mir Maulbeerlaub aus China, Japan, der Lombardei, Pie-
mont und Frankreich in genĂŒgender Menge zu verschaf-
fen, um eine solche Untersuchung in meinem Laborato-
rium durch einen sehr geschickten und gewissenhaften
Chemiker, Hrn. Dr. Reichenbach, vornehmen zu lassen
und es sind einige Resultate seiner grossen Arbeit, die
ich in Folgendem mittheilen will.
Ueber den Ursprung der BlÀtter schreibt mir Herr
Scheibler: âEine nĂ€here Angabe, von welcher Species
das Laub genommen, ist mir von China und Japan nicht
zugekommen; es ist aber jedenfalls gesundes Laubâ.
Die erhaltenen Resultate sind, wenn ich sie richtig
interpretire, vollkommen geeignet, die Ansicht zu stĂŒtzen,
die ich bereits frĂŒher ĂŒber die Natur der Seidenraupen-
Krankheit ausgesprochen habe. Es ist eine ziemlich all-
gemeine Erfahrung, dass aus Eiern, welche frisch aus
China oder Japan, oder auch von manchen andern Orten,
bezogen worden sind, Raupen erzogen werden, welche
' Seide liefern und keine Symptome von Krankheit zeigen,
dass aber die Nachkommenschaft von diesen Eiern in der
zweiten oder dritten Generation der Krankheit verfÀllt.
Diese Thatsache scheint mir die Existenz eines âKrank-
heitsstoffesâ, welcher die einen ansteckt und die andern
nicht, auszuschliessen; denn es lÀsst sich nicht erklÀren,
warum Thiere von frisch importirten Eiern gesund blei-
die Seidenraupen - Krankheiten. 43
ben und Seide liefern, wÀhrend die zweite oder dritte
Generation aus Eiern aus demselben Lande unter sonst
gleichen VerhÀltnissen und gleichem Futter krank wer-
den und sterben.
Nach Allem, was darĂŒber bekannt ist, werden die
Raupen von der herrschenden Krankheit vor oder un-
mittelbar nach der letzten HĂ€utung befallen; sie sterben
vor dem Einspinnen und dem Anschein nach fehlt es
ihrem Körper an Vorrath an dem fĂŒr das Gespinnst er-
forderlichen Stoff; dass der Mangel an diesem Stoff ihre
Verpuppung gefÀhrden und den Tod der Raupe nach sich
ziehen muss, ist selbstverstÀndlich. Auf die Erzeugung
dieses Stoffes, welcher die Seide giebt, muss aber die
Nahrung einen ganz bestimmten Einfluss Àussern und
diejenige muss als die geeignetste fĂŒr die Seidenraupen
angesehen werden, welche das Material hierzu in gröss-
ter Menge enthÀlt. Die Seide ist sehr stickstoffreich; sie
wird in dem Körper der Thiere aus den stickstoffhaitigen
Bestandtheilen der MaulbeerblÀtter erzeugt und es lÀsst
sich hiernach aus dem Gehalt der letzteren an Stickstoff
mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit ihr Futterwerth beur-
theilen.
Die vollstÀndige Entwickelung und die Gesundheit
eines Thieres hÀngt selbstverstÀndlich von seiner ErnÀh-
rung ab; durch eine Verminderung in der Menge der
tÀglich erforderlichen Nahrung wird seine Entwickelung
beeintrÀchtigt und die Körpermasse verringert; der Wider-
stand gegen Àussere SchÀdlichkeiten, welchen der Begriff
der âGesundheitâ in sich einschliesst, wird dadurch ge-
schwÀcht, d.h. das Thier wird bei mangelhafter ErnÀh-
rung leichter von Krankheiten befallen; gut genÀhrt wider-
steht es besser. Das Maximum von Nahrung, welches
ein Thier zu verzehren vermag, hÀngt in gleichen Ver-
hÀltnissen von der Grösse oder dem Umfang seiner Ver-
dauungswerkzeuge ab; ĂŒber ein gewisses Quantum Fut-
ter hinaus kann ein Thier nicht fressen.
Es ist ferner klar, dass ein Thier von zwei Nah-
Aar.ıd SUR ME a RCUe ©.
44 J. v. Liebig,
rungsmitteln, von denen das eine bei gleichem Gewicht
mehr eigentlichen NÀhrstoff als das andere enthÀlt, von
dem Àrmeren dem Gewicht nach mehr verzehren muss,
als von dem reicheren, um ein gleiches Quantum Mate-
rial zur ErnÀhrung und zum Aufbau seines Körpers in
sich aufzunehmen. Von Brod und Fleisch zusammen
bedarf ein Mensch z.B. dem Gewicht nach weniger, als
von Brod allein; von Brod weniger, als von Kartoffeln.
Wenn man nun von diesen GrundsÀtzen aus die Zusam-
mensetzung der MaulbeerblÀtter aus verschiedenen LÀn-
dern betrachtet, so ergiebt sich, dass sie sehr ungleich
in ihrer Zusammensetzung sind, dass die eine Sorte aus
China oder Japan z.B. sehr viel mehr von den Stoffen
enthÀlt, die zur Entwickelung des Körpers und zur Bil-
dung der Seide dienen, als die andere. In Zahlen aus-
gedrĂŒckt, hat die Analyse folgende VerhĂ€ltnisse ergeben:
Stickstoffgehalt der MaulbeerblÀtter aus
Japan China Tortona (Piemont) Alais Brescia
1) 3,28: 3,13 1) 2,34 2,38 3,36
2) 3,36 2) 2,34
3) 2,49
oder in Fleisch und Seide bildenden Stoffen ausgedrĂŒckt:
im Mittel
Japan China Tortona Alais Breseia
20,59 19,56 14,93 14,62 21,0.
Diese Zahlen zeigen, dass die MaulbeerblÀtter aus
Piemont und Alais beinahe ein Drittel weniger von den
zur Bildung der Körperbestandtheile der Raupe und der
Seide dienenden Stoffen enthalten, als die aus Japan und
China, und wenn diese VerhÀltnisse durch weitere Unter-
suchungen sich bestĂ€tigen und constant erweisen, so knĂŒ-
pfen sich hieran SchlĂŒsse von grosser Bedeutung. Es
liegt zunÀchst auf der Hand, dass wenn eine Anzahl
Raupen von chinesischen oder japanischen BlÀttern eine
QuantitÀt von 1000 Gr. und eben so viel von piemon-
tesischen oder von BlÀttern aus Alais verzehren, die Rau-
pen in den ersteren 205 oder 195 Gr. Blut und Seide
die Seidenraupen - Krankheiten. 45
bildende Stoffe, in den andern hingegen nur 149 Gr.
dieser Stoffe in ihren Körper aufnehmen, und dass fer-
ner die Raupen von den in Alais und in Tortona gewach-
senen BlĂ€ttern nahe an 1400 Gr. verzehren mĂŒssen, um
eben so viel von diesen Stoffen in ihren Körper aufzu-
nehmen, als sie in 1000 Gr. chinesischem oder japani-
schem Laub empfangen hÀtten.
Ein Einfluss dieser Ungleichheit in der Beschaffen-
heit des Futters auf die Körperbeschaffenheit der Thiere
kann nicht verkannt werden. Mit derselben Menge Maul-
beerblĂ€tter gefĂŒttert, wĂŒrde der Körper der Raupen in
China und Japan an sich stÀrker und reicher an Seide
bildenden Stoffen sein mĂŒssen, als der Körper der Thiere,
die mit BlÀttern von Tortona oder Alais ernÀhrt worden
sind. Man kann nicht annehmen, dass jede einzelne von
1000 Raupen eben so viel frisst wie eine andere, denn
dies hÀngt von der Körperbeschaffenheit der Individuen
ab, welche theils durch die Race, theils von der Körper-
beschaffenheit der Eltern mit bedingt wird; aber man
kann, ohne einen Fehler zu begehen, voraussetzen, dass
die Nachkommen derselben Race nicht mehr Futter zu
verzehren im Stande sind, als ihre unmittelbaren Vor-
fahren zu fressen vermochten.
Wenden wir dies auf Raupen an, die aus japanischen
oder chinesischen Eiern gezogen, mit Maulbeerlaub in
Tortona oder Alais ernÀhrt werden, so wird eine gewisse
Anzahl, welche in China oder Japan 1000 Gr. Maulbeer-
laub gefressen hatte, auch 1000 Gr. von dem piemonte-
sischen oder französischen Laub fressen. Die Unter-
suchung giebt nun zu erkennen, dass die mit piemonte-
sischen oder französischen MaulbeerblÀttern ernÀhrten
Raupen nahe ein Drittel weniger stickstoffhaltige NĂ€hr-
und Seide-bildende Stoffe empfangen, als die in China
und Japan mit dortigem Maulbeerlaub ernÀhrten Raupen.
Ist die FĂŒtterung mit einer gegebenen Menge chinesi-
scher oder japanischer BlĂ€tter ausreichend fĂŒr die voll-
stÀndige ErnÀhrung und Metamorphose einer gewissen
46 J. v. Liebig,
Anzahl von Raupen gewesen, so ist die gleiche Menge
BlĂ€tter von Tortona oder Alais nicht genĂŒgend fĂŒr diese
Zwecke; die Raupen in Tortona und Alais werden mit
âderselben Menge Maulbeerlaub unvollstĂ€ndig ernĂ€hrt sein
und wie in allen FÀllen von mangelhafter ErnÀhrung,
muss die Nachkommenschaft dieser Thiere schwÀcher als
ihre Vorfahren sein, schwÀcher in Beziehung auf die Aus-
bildung ihrer Organe und ihre EntwickelungsfÀhigkeit
und: schwÀcher in Hinsicht auf ihr Vermögen, Àusseren
SchÀdlichkeiten Widerstand zu leisten. Durch eine an
NĂ€hrstoffen reichere Nahrung wird die Race wieder ver-
bessert werden können, d.h. es kann in diesen Thieren
der gesunde und krÀftige Zustand, der ihre Vorfahren
auszeichnete, dadurch wiederhergestellt werden; aber mit
dem mangelhaften Futter ernÀhrt, wird die dritte Gene-
ration noch mehr ausarten. WĂ€hrend die erste Genera-
tion (von aus Japan und China importirten Eiern), die
von den stÀrksten Eltern stammt, noch krÀftig frisst, so
dass man das bekannte GerÀusch beim Fressen deutlich
hört und noch so viel Vorrath von Seide bildendem Stoff
in ihrem Körper zu sammeln vermag, um sich einzuspin-
nen, nimmt dieser Vorrath in den Individuen der zwei-
ten und dritten unvollstÀndig ernÀhrten Generation noth-
wendiger Weise ab.
Aus den Eiern mangelhaft ernÀhrter Eltern muss
sich ein schwÀcheres Geschlecht entwickeln und der Um-
stand, dass die daraus hervorgehenden Individuen weni-
ger krĂ€ftig fressen, wird von den SeidenzĂŒchtern als
eines der frĂŒhesten Symptome der sogen. Krankheit an-
gesehen und sehr bald giebt sich ein bemerklicher Unter-
schied in ihrer Grösse zu erkennen. Viele Raupen ver-
lieren die FÀhigkeit sich zu hÀuten, und es erzeugen
diejenigen, welche bis zum Einspinnen kommen, ein loses,
dĂŒnnes Gewebe; ibre Puppen verbleiben lĂ€nger im Cocon;
der kleine, in seinen Bewegungen trÀge Schmetterling
hat hĂ€ufig verkrĂŒppelte FlĂŒgel. Dies sind alles Zeichen
einer unvollstÀndigen ErnÀhrung und eines herabgekom-
die Seidenraupen-Krankheiten. 47
menen Geschlechts, aber nicht die einer besonderen
Krankheit.
Es tritt bei diesen Thieren derselbe Fall ein, wie
bei guten Viehracen, deren EinfĂŒhrung aus England z.B.
nach der Erfahrung mancher ViehzĂŒchter keinen Vor-
theil hat, weil sie in ihrer Gegend ausarten, d. h. weil
ihre Nachkommen viele der ausgezeichneten Eigenschaf-
ten ihrer Eltern wieder verlieren, wÀhrend es sicher ist,
dass, wenn sie das importirte Vieh mit gleicher Sorgfalt,
eben so reichlich und mit eben so gutem Futter ernÀh-
ren wĂŒrden, wie dies in England geschieht, von einer
solchen Ausartung keine Rede sein könnte. Worin lÀge
aber der Vortheil â so sagte mir ein ViehzĂŒchter â
wenn es mir nicht gelingt, die Race zu erhalten mit dem
Futter, das mir gerade zu Gebote steht? Diese Vieh-
zĂŒchter suchen einen gewissen Vortheil durch die Ein-
fĂŒhrung von fremdem Vieh zu erzielen; da sie aber die
Bedingungen missachten, durch die er gesichert wird, so
erreichen sie ihren Zweck nicht, was Niemand in Ver-
wunderung setzt, der die ersten Elemente der ErnÀh-
rungsgesetze kennt. In Europa ist der SeidenzĂŒchter
nicht, wie in Japan und China, ein Landwirth, der seine
MaulbeerbÀume selbst pflanzt und sorgfÀltig pflegt, son-
dern fĂŒr ihn ist Maulbeerlaub Maulbeerlaub, woher es
auch stammen mag.
Der einfachste Bauer weiss, dass unter seinem Heu
ein Unterschied ist, dass die eine Sorte Heu weiter reicht
und lieber von seiner Kuh gefressen wird und mehr und
reichere Milch liefert, als eine andere. Der SeidenzĂŒch-
ter weiss von allen Dingen nichts und wenn er fortfÀhrt,
auf seinem Standpuncte und auf seiner lÀngst in die
Rumpelkammer veralteter Begriffe verwiesenen Ansicht
zu beharren, dass auf die Thiere alles ankommt und dass
ihr Organismus alles schafft und auch Seide erzeugt aus
Futter, in welchem das Material zu ihrem Gespinnst weit-
aus nicht in hinreichender Menge enthalten ist, so zieht
er tÀglich an der Glocke zum GrabgelÀute einer Indu-
48 J. v. Liebig,
strie, auf welcher der Reichthum grosser LĂ€nder beruht,
und dies kann nicht anders sein.
Zum Schlusse will ich mir noch eine Bemerkung
hinsichtlich der MaulbeerblÀtter von Brescia erlauben,
von denen ich nicht mehr als von den andern weiss, und
das ist, dass es BlÀtter sind von der Beschaffenheit, wie
sie in der Gegend, von der sie stammen, als Futter fĂŒr
die Raupen benutzt werden. Die analysirten BlÀtter von
Brescia sind nÀmlich eben so reich an Stickstoff, als die
japanischen und chinesischen, aber verglichen mit den
letzteren ist in ihrer Grösse ein auffallender Unterschied;
die chinesischen und japanischen BlÀtter sind völlig aus-
gewachsen, die chinesischen sind aber handgröss, dick
und mĂŒssen frisch sehr vollsaftig und fleischig gewesen
sein; die lombardischen BlÀtter sind hingegen klein (um
!/; kleiner), dĂŒnn und wahrscheinlich jĂŒnger. Es ist eine
ganz allgemeine Erfahrung, dass die jungen BlÀtter rei-
cher an Stickstoff sind, als die ausgewachsenen und höchst
wahrscheinlich, dass jĂŒngere chinesische oder japanische
BlÀtter einen noch weit höheren Stickstoffgehalt ergeben
hÀtten, als die analysirten.
Aus den Erfahrungen der Landwirthschaft wissen
wir, dass die DĂŒngung einen ganz entscheidenden Ein-
fluss auf den Gehalt und den Reichthum der Pflanzen an
stickstoffhaltigen Bestandtheilen ausĂŒbt und dass in China
und Japan jede Pflanze, von der man eine Ernte gewin-
nen will, gedĂŒngt wird. Die chinesischen Werke ĂŒber
Seidenmanufactur beginnen mit der Beschreibung des
Culturverfahrens des Maulbeerbaumes oder Strauches und
es lÀsst sich daraus der Werth erkennen, den der chine-
sische Bauer auf die richtige Pflege der Pflanze legt,
welche bestimmt ist, das Futter fĂŒr den Seidenwurm zu
liefern; dem Anbau der Pflanze oder der Saat geht jeder-
zeit die DĂŒngung des Bodens voraus und die Zusammen-
setzung der Asche der MaulbeerblÀtter aus China und
Japan giebt mit grosser Wahrscheinlichkeit zu erkennen,
dass dieses Laub von gedĂŒngten BĂ€umen gewonnen wor-
den ist.
die Seidenraupen-Krankheiten. 49
Aus den chinesischen Werken (s. z.B. The Chinese
Miscellany. On the Silkmanufacture and the Cultivation
of the Mulberry Nr. III. Printed at the Mission Press.
Schanghai 1849) sieht man, dass in manchen Gegenden
in China der Bauer den Maulbeerbaum sehr nahe so, wie
der Winzer in Europa den Rebstock behandelt; auf das
Beschneiden wird die grösste Sorgfalt verwendet und
werden dazu die genauesten Vorschriften gegeben. In
dem eitirten Werke heisst es S. 84: âJeder Hieb mit
der Hacke erzeugt 3 Zoll Fruchtbarkeit und jeder Schnitt
mit dem Messer sichert einen doppelten Ertrag vom Maul-
beerbaum.â Ferner: âUeberfluss an Zweigen durch Ver-
nachlĂ€ssigung des Beschneidens macht die BlĂ€tter dĂŒnn
und geschmacklos; daher ist das Beschneiden der BĂ€ume
âvon der grössten Wichtigkeit fĂŒr die Zucht der Seiden-
raupen.â
Wenn der europĂ€ische SeidenzĂŒchter gelernt haben
wird, die Vorschriften seines Meisters in der Seidenzucht,
des gewöhnlichen chinesischen Bauers, genau und richtig
zu befolgen, so wird er ganz unzweifelhaft Herr des gros-
sen Uebels werden, das seine Existenz bedroht. Die
Natur giebt dem Menschen alles, was er von ihr will,
aber auf die Dauer nicht umsonst; sie lohnt ihn fĂŒr seine
Pflege und straft ihn, wenn er sie beraubt. Dies ist das
Gesetz.
â
Die Farbe der Butier.
Die schöne gelbe Butter ist oft gefÀrbt. Man
wendet dazu in Frankreich oft MohrrĂŒbensaft an, aber
in einigen Gegenden der Normandie, besonders in Gour-
nay, wird dafĂŒr die Feldringelblume (Calendula arvensis
oder sylvestris) gezogen (französ. souci des champs). Sie
wird dazu in freiem Felde sowohl, als in GĂ€rten culti-
virt. BreitwĂŒrfige Saat, die Pflanzen breiten sich aus,
brauchen daher nicht dicht zu stehen. Ernte Juli bis
Arch. d. Pharm. CLXXXI. Bas. 1.u.2. Hft. 4
F.
50 Leberthran auf der Fischerei- Ausstellung in Boulogne.
Mitte September. Die Bereitung des Farbestoffs, der
Merliton heisst, geschieht, indem man die Blume pflĂŒckt,
in einem steinernen Topfe (gres) in 6zölligen Schichten
mit einer dĂŒnnen Salzschicht abwechselt, bis der Topf
voll ist. Im Salz löst sich der Farbestoff auf und um
so besser, je lÀnger man ihn liegen lÀsst. Daher ver-
kauft sich auch der einjÀhrige Merliton 2 Fr. 25 per
Kilogramm, der zweijĂ€hrige 3 Fr., der fĂŒnfjĂ€hrige 10 Fr.
Wenn man Butter fÀrben will, nimmt man etwa 25 Grm.
(12/3; Loth) Merliton per 50 Liter Rahm (oder 50 Pfund
Butter) und rĂŒhrt sanft um. Dann seiht man den Rahm
durch und macht die Butter auf gewöhnliche Weise.
(Wochenblatt der Annalen der Landwirthschaft.)
Hirschberg.
[u
Der Leberthran auf der Fischerei- Ausstellung in
Boulogne s.M. im Jahre 1866.
Norwegen. Leberthran vom Dorsch, Hai und
Rochen, in allen Farben, von der reinsten Wasserhelle
bis zur tiefbraunen FĂ€rbung.
Der anscheinend beste von diesem Artikel war aus-
gestellt von A. E. Dewald in Aalesund, H. Lundgren
in Drontheim, R. Knudson in Christiansund, P. MĂŒller
in Christiania.
Wir wollen aber nicht verschweigen, dass wohlbe-
wÀhrte Techniker hier in Berlin gerade die hellsten und
darum dem Auge wohlgefÀlligen Leber- (Medicin-) Thrane
fĂŒr verdĂ€chtig erklĂ€ren.
Sie halten die weit verbreitete Meinung fĂŒr wohl-
begrĂŒndet, dass mit denselben seit einigen Jahren eine
arge TĂ€uschung verĂŒbt werde und meinen, dass diese
Fabrikate andere Substanzen als den Thran der Dorsch-
leber enthalten. Sie stĂŒtzen diese Meinung leider nicht
auf eine sorgfÀltige chemische Untersuchung, wohl aber
auf die immerhin auffÀllige Erscheinung, dass diese Thrane
Leberthran auf der Fischerei-Ausstellung in Boulogne. 51
bei AnnÀherung der Temperatur an den Nullpunct feste
Conglomerate zeigen, beim Sinken unter den Nullpunct
ganz erstarren; wÀhrend der reine, dunkelgefÀrbte Ber-
ger Leberthran auch bei mehren KÀltegraden unverÀn-
dert durchsichtig und flĂŒssig bleibt. Sie folgern daraus
sicher nicht mit Unrecht, dass der helle Thran Substan-
zen enthalten mĂŒsse, die zu ihrer Ausschmelzung einen
höheren Temperaturgrad als das Fett der Dorschleber
erfordere, welches gleich flĂŒssig bleibe, lasse man es im
Sonnenschein auslaufen oder gewinne man es durch Kochen
im Wasser oder in DĂ€mpfen.
Eine vollstÀndige AufklÀrung in dieser Beziehung
wĂ€re interessant, nicht sowohl fĂŒr die norwegischen Fa-
brikanten, denen daran liegen muss, ein etwaiges Vor-
urtheil zu beseitigen, als vielmehr auch fĂŒr unsere Pro-
ducenten an der Ostsee, die sich in erfreulicher Weise
zu. mehren scheinen und denen daran liegen muss, Con-
eurrenten aus dem Felde zu schlagen, die mit dem Àus-
seren Schein zu tÀuschen suchen.
Gerade an einer aus Boulogne mitgebrachten Flasche
Thran aus Aalesund ist die Si bemerkte 2 ge-
macht worden.
Frankreich. Die Leberthranproben waren trĂŒbe
und in ihrer Àusseren Erscheinung mit denen aus Nor-
wegen nicht zu vergleichen.
Dorschlebersyrup, Dorschleberpillen, die den widri-
gen Geschmack des Thrans vermeiden lassen sollen, er-
weckten einigen Verdacht, ebenso die von Bayer pÂŁere
in Trouville s.M. ausgestellte Fischwurst. (Aus dem dem
Königl. Preuss. Ministerio fĂŒr landw. Angelegenh. erstatteten
amtl. Berichte. Annalen der Landwirthschaft.)
Hirschberg.
4 R
52 K. Frisch,
Notizen;
von
Dr. K. Frisch.
1, Zur PrĂŒfung der caleinirten Soda.
Bei PrĂŒfung der calceinirten Soda ist es oft wesent-
lich, neben dem Gehalt an kohlensaurem Natron auch
den Gehalt an Aetznatron zu ermitteln. Dies geschieht
gewöhnlich, indem man vor der KohlensÀurebestimmung
die betreffende Soda behufs der Wasserbestimmung glĂŒht.
Man erhÀlt aber hierbei stets ungenaue Resultate, da
beim Erhitzen das Aetznatron lebhaft KohlensÀure aus
der Luft anzieht und dadurch eine Differenz entstehen
kann, die oft mehre Procent betrÀgt. Diese Fehlerquelle
umgeht man, ohne das Salz in einer kohlensÀurefreien
AtmosphĂ€re glĂŒhen zu mĂŒssen, indem man eine Probe
der betreffenden Soda, ohne sie vorher zu glĂŒhen, unter
den nöthigen Cautelen auf ihren Gehalt an KohlensÀure
prĂŒft, alsdann einen andern Theil glĂŒht und in diesem
ebenfalls nach dem WÀgen die KohlensÀure bestimmt.
Man wird finden, dass der Gehalt an KohlensÀure bei
der zweiten Bestimmung stets und oft betrÀchtlich höher
ausfÀllt, als dies bei der ersten der Fall war. Die Differenz
zwischen den WĂ€gungen vor und nach dem GlĂŒhen und
zwischen der zuerst und zuletzt gefundenen KohlensÀure
wird den Gehalt an Wasser angeben, wÀhrend die mit
der ungeglĂŒhten Soda vorgenommene KohlensĂ€urebestim-
mung den wirklichen Gehalt an reinem kohlensauren
Natron bestimmen lÀsst.
Ein Beispiel wird dies erlÀutern:
1,434 Grm. Soda ohne vorher geglĂŒht zu sein, gaben
0.352-.Grm.' 002 = 24,4 Proc.
2,358 Grm. Soda verloren nach dem GlĂŒhen 0,138 Grm.
â 5,9 Proc. HO und gaben 0,591 CO2 â 25,1
Procent, also
25,1 â 24,4 â 0,7
0,2.â- 5,9 Proe. HO â-..6,6°Proc. HO.
z Nickel-Kobalterz von Dobschau. â CarminsĂ€ure. 53
Die gesammte Menge des Alkalis wird ausserdem
noch entweder durch Titriren oder durch GlĂŒhen der
mit kohlensaurem Ammoniak hinreichend befeuchteten
Soda und nachheriges Bestimmen der KohlensÀure ge-
funden.
2. Nickel-Kobalterz von Dobschau.
Herr Prof. Schrötter legte der kais. Akademie der
Wissenschaften zu Wien eine im chemischen Laborato-
rium des k.k. polytechnischen Instituts von Hrn. L. Zer-
jau ausgefĂŒhrte Untersuchung eines Nickel-Kobalterzes
aus Dobschau in Ungarn vor. Nach derselben enthÀlt
dieses Erz, das fast ausschliesslich nach England aus-
gefĂŒhrt und dort zur Gewinnung des Nickels und Kobalts
verwendet wird:
Arsen Var 49,725
Schwefel 2%... u... 9,410
Nickel: A. 0... 25,825
Koballıâr.... Br: 3% 7,455
Biseng ee 5,195
IKieselsÀure. 7.2. 1,625
Es stimmt also in seinem Arsen- und Nickelgehalte
nahe mit dem Gersdorffit von Schladming zusammen,
welchen A. Löwe schon vor lÀngerer Zeit untersucht
hat, unterscheidet sich aber durch einen bedeutenden
Gehalt an Kobalt von demselben. (Anz. der kais. Akad.
zu Wien, 1866, No. 19.)
3: (arminsÀure,
Herr Prof. Hlasiwetz hat der k.k. Akademie zu
Wien ĂŒber eine in Gemeinschaft mit A. Grabowsky
ausgefĂŒhrte Untersuchung der sogenannten CarminsĂ€ure
aus der Cochenille berichtet, die zu dem Resultate fĂŒhrte,
dass diese Substanz, fĂŒr welche man mehre Formeln auf-
gestellt hatte, ohne ĂŒber ihre nĂ€here Zusammensetzung
etwas Bestimmtes zu wissen, eine Zuckerverbindung
54 K. Frisch, KaffeegerbsĂ€ure. â Nascırender Wasserstoff-
ist, die beim Kochen mit verdĂŒnnter SchwefelsĂ€ure in
ihre nÀheren Bestandtheile, den Zucker und einen amor-
phen Farbstoff, das Carminroth, zerfÀllt.
Carminroth ferner giebt beim Schmelzen mit Kali-
hydrat ein interessantes Zersetzungsproduct, das Cocei-
nin, einen in gelben BlÀttchen krystallisirten Körper,
der eine Reihe der schönsten und auffÀlligsten Farber-
reactionen giebt. (Anz. der kais. Akad. zu Wien, 1866,
No. 14.)
4. KaffeegerbsÀure.
Eine neue Untersuchung der KaffeegerbsÀure von
Hlasiwetz hat ergeben, dass diese Verbindung ein
Glykosid ist, Àhnlich der GallÀpfelgerbsÀure und sich mit
Leichtigkeit in einen Zucker und eine neue, schön kry-
stallisirtte SÀure, die er KaffeesÀure nennt, die im
nĂ€chsten Zusammenhange mit der von ihm kĂŒrzlich ent-
deckten FerulasÀure, so wie mit der ProtocatechusÀure
steht, spalten lÀsst.
Die Formel der KaffeesÀure ist C18H808. Die Ver-
hÀltnisse der sogenannten ViridinsÀure, so wie der zu-
letzt von Mulder beschriebenen SĂ€uren aus dem Kaffee
werden nun verstÀndlich sein.
Mit in die Untersuchung gezogen sind bereits die
ChinagerbsÀure und die SÀuren des Thees.
Aus beiden ist ProtocatechusÀure darstellbar.
(Anz. der kais. Akad. zu Wien, 1866, No. 14.)
5. Wirkung nascirenden Wasserstofls auf Chinin,
Cinchonin und Caflein.
Herr Prof. Rochleder in Prag theilte der Wiener
Akademie unterm 20. December v.J. folgende Notiz mit:
âIch habe mich ĂŒberzeugt, dass Chinin, Cinchonin
und Caffein, welche oxydirenden Mitteln so hartnÀckig
widerstehen, mit der grössten Leichtigkeit durch naseciren-
den Wasserstoff angegriffen werden. Die dabei entstehen-
den Producte werde ich spĂ€ter ausfĂŒhrlich beschreiben.â
âââ
55
Bu. Naturgeschichte und Pharma-
kognosie.
Deber die Anordnung der Alpenpflanzen in unsern
GĂ€rten;
HR: Göppert,
Director des botanischen Gartens in Breslau.
In unsern Tagen, wo man keine Gefahren scheut um
die frĂŒher im Ganzen wenig berĂŒcksichtigten höchsten
Gipfel und KĂ€mme unserer Alpen zu erklimmen, hat man
auch den sie zierenden Pflanzen vermehrte Aufmerksam-
keit gewidmet und sie in unsern GĂ€rten einzufĂŒhren ver-
sucht, was auch mit den meisten unter genauer BerĂŒck-
sichtigung der Bodenbeschaffenheit und des natĂŒrlichen
Vorkommens gelungen ist. Gewöhnlich stellt man sie
nun in GĂ€rten ohne alle wissenschaftlichen Principien nur
nach Cultur oder GrössenverhÀltnissen bunt durcheinander,
wobei man wohl allenfalls Kenntniss der Art, aber nicht
Kenntniss ihrer Beziehungen zu den VerhÀltnissen ihres
Standortes, zum Klima und geschweige ihrer Verwandt-
schaft zu den arktischen GewÀchsen erlangt, denen sie
doch durch ihre Form wie namentlich auch durch ihre
durch klimatische Einwirkungen verursachte Vegetations-
zeit so nahe stehen. Allen diesen Anforderungen, welche
die Pflanzengeographie stellt, sollte man in botanischen
GĂ€rten mehr Rechnung tragen, was ich schon seit Jahren
zu thun versucht habe, indem ich meine, dass die botani-
schen GĂ€rten auch die Aufgabe haben, pflanzen-geo-
graphische Studien nach den verschiedensten
56 H. R. Göppert,
Richtungen hin zu fördern. Hinsichtlich der Anord- .
nung der Alpenpflanzen gehe ich von folgenden Grund-
linien aus, die ich mir erlaube hier kĂŒrzlich mitzutheilen:
Allgemeine Grundlinien.
Zwischen der arktischen Flora und der alpinen oder
der Flora zwischen der Baum- und Schneegrenze findet
eine innige Verwandtschaft statt. So in Europa zwischen
der Flora Lapplands und der Flora der Central-Alpenkette
namentlich der Schweiz und Deutschlands (von den 360
Alpenpflanzen der Schweiz finden sich 150 im Norden
Europas), ferner in Sibirien zwischen der Flora der Nord-
kĂŒste und der des Altai. Die Ă€usserste Grenze der Vege-
tation gegen den Nordpol ist noch nicht erreicht. Spitz-
bergen besitzt unter dem 780 selbst in 1000 bis 3000 F.
Höhe nach Malgren noch krĂ€ftigen Pflanzenwuchs, ĂŒber-
haupt noch 93 Phanerogamen und an 280 Cryptogamen.
Dr. Robert Kane sah am offenen Polarmeere ĂŒber
dem Polarkeis in 823/,0 noch blĂŒhend: Papaver nudicaule,
Saxifraga oppositifolia und Ranunculus nivalis, und Dr.
Hayes sammelte in Grinnel-Lande zwischen 78 bis 820
n. Br. vom Juli bis September 1861 noch 52 Phanerogamen
und 68 Cryptogamen. Die Floren aller dieser den Pol
umgebenden LÀnder zeigen die grösste Verwandtschaft
unter einander. Von jenen 93 Pflanzen Spitzbergens
kommen nicht weniger als 81 auch in Grönland vor, 53
im Taymurlande Sibiriens unter 750, 69 in Skandinavien.
24 Species sind, da sie sich auch in den andern arktischen
LĂ€ndern finden, als die wesentlichen Pflanzen der arkti-
schen Flora anzusehen, nÀmlich: Ranunculus arcticus
Rich., Parrya arctica R. Br., Eutrema Edwardsii R. Br.,
Braya purpurascens, Draba glacialis Adams., D. paueiflora
R. Br., D. micropetala Hook., D. arctica Fl. Dan., D.
corymbosa R. Br., Cochlearia fenestrata R. Br., Stellaria
EdwardsĂŒ R. Br., St. humifusa Rottb., Arenaria Rossii
R. Br., Potentilla pulchella R. Br., P. emarginata Pursh,
Saxifraga flagellaris Sternb., Taraxacum phymatocarpum
en FE TE nn
Anordnung der Alpenpflanzen in unsern GĂ€rten. 57
Vahl., Polemonium pulchellum Ledeb., Hierochloa pauciflora
R. Br., Dupontia psilorantha Rupr., D. Fischeri R. Br.,
Glyceria angustata MĂŒhlenb., Catabrosa vilfoidea Anders.,
Festuca brevifolia R. Br.
Das Ende der Baumyvegetation um den ganzen Nord-
pol bilden fast ĂŒberall Nadelhölzer: in Nordamerika
Abies alba, A. nigra H. Kew., Pinus Banksiana Lamb.,
und gruppenweise Larix americana Lamb., und Abies
canadensis Poir., mit Juniperus virginiana; im arktischen
Europa Pinus Abies L., und zuletzt Pinus sylvestris; im
arktischen Asien (Sibirien) Pinus sylvestris nur bis zum
600, höher hinauf Picea sibirica (Pinus Pichta Fisch.),
Picea obovata Ledeb., und Pinus Cembra. Die baumleere
Region beginnt in Amerika, und zwar in Labrador schon
unter dem 570, erhebt sich jedoch bis zum Mackenziefluss
bis zum 650 und diesseits der Behringsstrasse bis zum 660;
jenseits dieser Strasse in Nordasien schwankt sie zwischen
dem 63 bis 710 und endigt in Europa in Norwegen und
Lappland mit dem 700. In Strauchform wachsen unter
den Grenzen der Baumvegetation ja hie und da wohl
noch, etwas darĂŒber hinaus um den ganzen Pol die nor-
'dische Birke Betula alpestris, Fr. (B. pubescens var.),
Alnus incana, Populus tremula, Sorbus Aucuparia, Prunus
Padus, Rubus ldaeus, Ribes rubrum, KRibes nigrum, und
noch darĂŒber hinaus als letzte HolzgewĂ€chse niedrige
kriechende StrÀucher aus Juniperus nana, Betula nana,
Pthododendron lapponicum, Menziesia coerulea, Ledum
palustre, Vaccinium uliginosum, Andromeda hypnoides, A.
tetragona L., Rubus Chamaemorus, Empetrum nigrum, und
kriechende Weiden wie Salix arctica Pall., reticulata L.,
polarıs Wahlb., arbuscula Wahlb., depressa L., ovata Seringe,
Myrsinites L. Zuletzt bleiben fast ĂŒberall nur als Holz-
pflanzen Andromeda tetragona, Empetrum nigrum, Salisc
reticulata und polaris, Flechten und Moose (die sogenann-
ten Tundren) machen den Beschluss des gesammten vege-
tabilischen Lebens. Auf den ewigen Schnee verirrt sich
nur eine Alge, die Bewohnerin des ewigen Schnees, der
58 H. R. Göppert,
Protococcus nivalis, die interessante Entdeckung von Sco-
resby und Shuttleworth, die allen TemperaturverhÀlt-
nissen spottet. Auf der Central-Alpenkette besteht zwar
die letzte Baumvegetation auch aus Coniferen, aber niemals
aus Pinus sylvestris, sondern aus Pinus Abies L., und
noch höher hinauf Larix europaea und Pinus Cembra, wie
in Strauchform die in der arktischen Region fehlende
Pinus montana Mill. (Pumilio Haenke), Sorbus Aucuparia
var. alpestris ist dagegen ebenfalls vorhanden, desgleichen
Populus tremula, Betula alpestris, dann Alnus incana, höher
hinauf Alnus viridis, dann Rhododendron hirsutum und
ferrugineum, Empetrum, die Vaccinien, Azalea, Juniperus
nana, und zuletzt ebenfalls die kriechenden Weiden, Salix
herbacea, reticulata, retusa W., Myrsinites L., und arbus-
cula Wahlenb. als letzte HolzgewÀchse, Moose und Flech-
ten machen auch hier den Beschluss.
Von den circa 3,500 Phanerogamen Deutschlands
und der Schweiz gehören ungefÀhr ein Drittheil zu den
Berg- und Alpenpflanzen. Als wahre Alpenpflanzen sind
jedoch nur etwa 450 anzusehen, zwei Drittheile davon
werden 'in unserm Garten cultivirt. Sie befinden sich
theils in etwa 2000 Töpfen, theils im freien Lande auf
einen Preuss. Morgen grossen an einem Wassergraben
gelegenen Raume, zwischen Gesteinen verschiedener Art,
in acht folgenden durch Tafeln bezeichneten Gruppen auf-
gestellt; unter ihnen eine ausgehöhlte Granitplatte erfĂŒllt
mit Protoccus nivalis, den Pflanzen des ewigen Schnees.
I. Pflanzen des höchsten Nordens ĂŒber dem 80% oder
der Polarzone, und Pflanzen der Centralalpen auf Firn
oder Gletscherinseln ĂŒber der Schneelinie zwischen 10,000
bis 10,700 Fuss.
a) Pflanzen des höchsten Nordens zwischen 780 bis
820 im Grinnel-Land (Smith Sound und Kennedy Canal).
Ranuneulus nivalis, glacialis.
Draba alpina D. C., corymbosa R. Br., und
rupestris R. Br., Cochlearia officinalis.
Stellaria strieta Richards.
Anordnung der Alpenpflanzen in unsern GĂ€rten. 59
Cerastium alpinum, Silene acaulis, Lychnis apetala.
Dryas octopetala, Potentilla nivea, Alchemilla vul-
garis.
Saxifraga oppositifolia, rivularis L., tricuspidata R.,
cernua L., nivalis L.
â Taraxacum palustre D. C.
Campanula rotundifolia var. linifolia.
Vaceinium uliginosum L.
Andromeda tetragona L.
Bartsia alpina L.
Armeria vulgaris W.
Polygonum viviparum L., Oxyria digyna Campder.
Empetrum rubrum L.
Betula nana L.
Salix herbacea.
Tofieldia palustris var. borealis.
Luzula campestris var. congesta.
Carex rigida Gaud.
Eriophorum vaginatum.
Glyceria arctica Hook.
Festuca ovina L.
Im Ganzen 39, die ĂŒbrigen 13 fehlen.
b) Pflanzen, welche auch auf unsern Alpen den höch-
sten Standpunct einnehmen und in der Region des ewigen
Schnees auf Firn oder Gletscherinseln, wie z. B. im soge-
nannten Jardin oder bei den Grand Mulet am Montblanc
in 10,000 bis 10,700 Fuss vorkommen, etwa 40 bis 50
Phanerogamen, welche mit den vorigen grosse Ueberein-
stimmung zeigen, unter ihnen Cherleria sedoides von höch-
stem Vorkommen in 11,700 F. Höhe am Monte Rosa
(Schlagintweit).
Draba frigida Sauter, fladnicensis Wulf, tomentosa;
Cardamine bellidifolia.
Silene acaulis L.
Potentilla frigida Vill.
Saxifraga groenlandica L., exarata Vill., muscoides
Wulf, oppositifolia L., bryoides L.
60 H. R. Göppert,
Erigeron uniflorum, Pyrethrum alpinum,
Phyteuma hemisphaericum L.
Androsace helvetia Gaud, pubescens.
Gentiana verna.
Luzula spicata D.C.
Agrostis rupestris All.
Trisetum subspicatum P. Beauv.
Poa laxa Haenke, caesia Sm., alpina L., vivipara.
Festuca Halleri.
Carex nigra.
Il. Pflanzen der Schneelinie der Alpen von 8,500 bis
10,000 F. Höhe. (Die in der arktischen Zone ebenfalls
vorkommenden Arten sind in unsern GĂ€rten mit einem
Kreuz auf der Etiquette bezeichnet.)
Von Monocotyledonen: Sesleria microcephala
D. C., S. sphaerocephala Ait., Trisetum subspicatum,
rPoa alpina, 7Poa laxa Haenke, jCarex firma L.
Von Dicotyledonen: 7Salix herbacea, fS. retusa,
Primula minima L., Androsace glacialis App., Pedicularis
rostrata, Gentiana bavarica, jAzalea procumbens, Phy-
teuma pauciflorum L., Pyrethrum alpinum W., Artemisia
Mutellina Wulf, spicata Vill., Gaya simplex, Saxifraga
androsacea, biflora All, Tbryoides, caesia B., muscoides -
Wulf, Foppositifolia L., Sempervivum arachnoideum, Sedum
atratum L., j Cerastium latifolium, Talpinum, Arenaria
ciliata, Cherleria sedoides, Alsine verna Bartl., +Silene
acaulis, Braya alpina, fRanunculus glacialis L.
IIl. Pflanzen der subnivalen Region von 6000 bis
8000 F. der Alpen, oder die eigentliche Alpenflora, welche
im Allgemeinen der Flora der baumleeren Region der ark-
tischen Zone entspricht.
Auf unserm viel nördlicher gelegenen Riesengebirge
beginnt die Region der Alpenpflanzen und mit ihr das
Verschwinden der BÀume in 3500 bis 4000 F. Seehöhe.
Im Allgemeinen aus folgenden in unsern GĂ€rten mehr
oder weniger stark vertretenen Familien (ĂŒber 200 Arten):
Filices, Lycopodiaceen, Juncineen, Liliaceen, Orchideen
0
Anordnung der Alpenpflanzen in unsern GĂ€rten. 61
{unter ihnen das sibirische Cypripedium macranthum),
Salieineen, Thymeleen, Polygoneen, Plantagineen, Primula-
ceen, Rhinantheen, Antirrhineen, Borragineen, Gentianeen,
Ericineen, Vaceinien, Campanuleen, Compositen, Stellaten,
Saxifrageen, Crassulaceen, ĂOnagrarien, Sanguisorbeen,
_ Rosaceen, Papilionaceen, Alsineen, Sileneen, Violarien,
Cistineen, Cruciferen und Ranunculaceen.
Alle sind Familienweise zusammengruppirt, wobei
wir auch bemĂŒht waren, UebelstĂ€nde, welche durch Grössen-
verhĂ€ltnisse der einen oder der andern Art herbeigefĂŒhrt
werden können, möglichst zu vermeiden.
IV. Pflanzen des höchsten Nordens, die in der baum-
leeren Region um den ganzen Pol verbreitet und auch in
Deutschland einheimisch sind.
Unter dieser Rubrik haben wir etwa 90 Arten zu-
sammengestellt, welche mit wenigen Ausnahmen auch in
Deutschland und Mitteleuropa ĂŒberhaupt vorkommen.
V. Eine Anpflanzung von Laubhölzern, StrÀuchern und
BĂ€umen, welche mit den vorigen unter Abtheilung IV.
genannten Pflanzen um den ganzen Pol wachsen, wie
Rubus Idaeus, Sorbus Aucuparia, Alnus incana, Betula
alpestris, Prunus Padus, Populus tremula. 3
VI. Diejenigen oben erwÀhnten Nadelhölzer, welche um
den Pol herum wachsen.
VI. StrÀucher der Centralalpen, welche nach dem Auf-
hören der Baumvegetation âvorkommen.
VII. Die Pflanzen der Bergregion Mitteleuropas,
welche innerhalb des Baumwuchses, z. B. in verschiedenen
Gegenden Deutschlands zwischen 2000 bis 6000 F. Höhe
vorkommen.
Endlich sind zum Vergleiche ReprÀsentanten der Alpen-
flora des Himalaya (Rhododendra, Polygoneen, Pomaceen,
Saxifragen, Berberideen, Compositen) in der NĂ€he in einer
Gruppe vereinigt, welche jedoch zu wenig Arten enthÀlt
um mit allen den geschilderten VerhÀltnissen in nÀhere
Beziehung gebracht werden zu können.
Wir glauben, dass Gruppirungen dieser Art uns wohl
62 Laachersee u. KohlensÀuregas- Eschalationen der Umgebung.
in Stand setzen, mit einem Blicke die Beschaffenheit der
Vegetation nach den HöhenverhÀltnissen ihres Vorkom-
mens von der Ebene bis zur Àussersten Grenze organischen
Lebens und wieder ihre Verwandtschaft mit den Floren
der immer noch so viele RĂ€thsel bergenden arktischen
Zone klar zu ĂŒbersehen und wĂŒnschen, dass der hoch-
geehrte botanische internationale Congress unsere Mit-
theilungen gĂŒtig aufnehmen möge, welche eigentlich nur
als praktische AusfĂŒhrung der die Wissenschaft zieren-
den Lehren eines A. von Humboldt, Schouw, Watson,
A. de Candolle anzusehen sind.
Englands Forscher haben bis jetzt mit den grössten
Opfern das Studium der Alpen verfolgt, vielleicht sieht
man sich veranlasst, auch meine Bestrebungen als einen,
wenn auch nur sehr unbedeutenden Beitrag zu denselben
anzusehen.
âastteââ
Veber den Laachersee und die KohlensÀuregas-
Exhalationen seiner Umgebung.
Der Laachersee, das grösste der rheinischen Maare
und der Mittelpunct der frĂŒhern vulkanischen ThĂ€tigkeit
des linken Rheinufers, liegt zwei Stunden nordwestlich
von der Stadt Andernach, grenzt einerseits an das frucht-
bare Maifeld, anderseits an die ersten Höhen der Eifel,
so dass der See gleichsam der Ausgang des vulkanischen
Eifelgebirges bildet. Der Wasserspiegel des Laachersees
liegt 706 Fuss ĂŒber dem Rheine bei Andernach, 845 Fuss
ĂŒber dem Spiegel der Nordsee. Die grösste Tiefe dessel-
ben betrÀgt gegenwÀrtig 157 Fuss, vor dem Jahre 1845
dagegen betrug sie 177 Fuss. Der FlÀchenraum des Sees
betrug frĂŒher 0,068 Quadratmeilen, jetzt dagegen nur 0,0597
Quadratmeilen. Im 12. Jahrhundert wurde nÀmlich die
am Ufer des Sees gelegene Abtei Laack gegrĂŒndet, der
See hatte damals einen viel bedeutenderen Umfang und
die GebÀude der Abtei waren hÀufigen Ueberschwemmun-
Ta Ei N ur DEE _
Laachersee u. KohlensÀuregas- Exhalationen der Umgebung. 63
gen ausgesetzt. Der Abt Fulbert liess deshalb einen
Abzugscanal graben, der, den sĂŒdlichen Rand durch-
brechend, das Wasser des Sees in den Nettebach leitete.
SpĂ€ter stĂŒrzte der Graben- ein und wurde im 13. Jahr-
hundert wieder hergestellt. Im Jahre 1845 wurde dieser
Abzugscanal von dem damaligen Besitzer der Abtei tiefer
gelegt, wodurch der FlÀchenraum des Sees sehr abgenom-
men hat und etwa 300 Morgen Land gewonnen wurden. Die
Form des Sees ist eiförmig, in der Mitte etwas eingeschnĂŒrt.
Der Weg, welcher am Ufer um. den See herumfĂŒhrt,
besitzt eine LĂ€nge von 2100 Ruthen, wenig mehr als eine
Meile. Der See wird hauptsÀchlich von einer weit ver-
breiteten Kalktuffablagerung umgeben, in der sich auch
Schichten von Bimsstein finden im Gemenge mit Schlacken
und basaltischer Lava; an manchen Stellen tritt auch
Devonschiefer auf. Das Wasser des Sees ist klar und
durchsichtig und spiegelt stets die Farbe des Himmels
zurĂŒck. Ein lieblicher Anblick ist es, wenn man die
Westseite befahrend in die Tiefe schaut und auf dem
Grunde zahlreiche Wasserpflanzen, Sparganien, Ceratophyl-
leen und andere in die Höhe gerichtet stehen. Sehr selten
- findet man noch Nıymphaea alba schwimmend auf der
OberflÀche des Wassers. Ueberhaupt ist das Becken von
Laach und der nÀchsten Umgebung sehr pfanzenreich.
Es gedeihen in dem beschrÀnkten Raume innerhalb des
Bergkranzes 750 Arten GefÀsspflanzen, ausserdem zahl-
reiche Zellenpflanzen, besonders Flechten und Pilze. Von
vorkommenden seltenern Pflanzen sind zu erwÀhnen:
Anthericum Liliago, Potentilla rupestris, Arabis brassicae-
Fformis, Dentaria bulbifera, Lithospermum purpureo - coeru-
leum, Poa sudetica, Digitalis grandiflora, Libanotis montana,
Centaurea nigrescens, Calamintha offieinalis, Achillea nobilis,
u.a.m. Der See nÀhrt zahlreiche Fische, namentlich
Hechte, Barben und Schleien. Auch Conchylien beleben
denselben, zwar nur in geringer Artenzahl, man kannte
deren 10, Limnaeus- und Planorbis - Arten und einen
Zweischaaler Cyclas, dafĂŒr aber in grosser Menge der
ia? dr Du SD AR,
, A
64 Laachersee u. KohlensĂŒuregas-Exrhalationen der Umgebung.
Individuen. Ihre GehÀuse bilden mÀchtige BÀnke und
selbst am Ufer in einer Tiefe von 12â15 Fuss unter
dem Wasserspiegel mit Torfschichten abwechselnd, die
den Beweis liefern, dass das Alter des Sees bedeutend
und seine Höhe dem Wechsel unterworfen gewesen sein
mĂŒsse. Unter dem Torfe findet man noch die starken,
schwarzen WurzelstĂŒcke der weissen Seerose, ein Beweis,
dass diese Pflanze in frĂŒhern Zeiten bei weitem hĂ€ufiger
sich vorfand.. Auch Lager von Infusorien wurden in
neuerer Zeit aufgefunden, nach der Untersuchung von
Ehrenberg sind unter diesen besonders die Gattungen
Polygastrica und Phytolitharia vorhanden. Nach der
Analyse enthÀlt das Wasser des Laachersees kohlensaures
Natron, schwefelsaures Natron, Chlornatrium, kohlensauren
Kalk, kohlensaure Talkerde und KieselsÀure. SÀmmt-
liche feste Bestandtheile betragen 0,215 Promille.
In dem See selbst sind viele Quellen vorhanden,
aber auch am Ufer bei geringer Wassertiefe wird das
Aufsteigen von BlÀschen von kohlensaurem Gase bemerkt.
Quellen, imprÀgnirt mit kohlensaurem Gase, finden sich
dann auch in grosser Zahl auf 2â3 Meilen im Umkreise
und bilden die sogenannten SĂ€uerlinge, welche den Be-
wohnern dieser Gegend stets ein angenehmes und er-
frischendes GetrÀnk darbieten. Einige dieser Quellen,
z.B. die von Tönnisstein und Heilbrunn im Brohlthale
haben eine medicinische Bedeutung erlangt. Bei beiden
Quellen sind elegante KurhÀuser zur Aufnahme der GÀste
eingerichtet, welche die Wasser des Brohlthales trinken
und eines stillen lÀndlichen Aufenthalts sich erfreuen
wollen. Der Absatz des Tönnissteiner Wassers nach
Holland und den Colonien war frĂŒher bedeutend, jetzt
hat er indess abgenommen und ist nur nach den umlie-
genden Orten von Bedeutung, so werden nach Coblenz
jĂ€hrlich 12â15,000 KrĂŒge versandt. Der Heilbrunnen
ist eine Salzquelle, welche leicht abfĂŒhrend wirkt, durch
ihren Reichthum an Bestandtheilen und an KohlensÀure
ausgezeichnet ist, dabei sehr angenehm schmeckt. Von
cha ae ae RT N
Laachersee u. Kohlen 0 dR Bihalatiornien der Umgegend. 65
dem Heilbrunnen-Wasser werden jĂ€hrlich etwa 20â 25,000
KrĂŒge versandt.
Von den gasförmigen Producten, welche aus dem
Boden erloschener Vulkane zu Tage treten, ist fast aus-
schliesslich die KohlensÀure zu erwÀhnen. Diese Quellen
kohlensauren Gases sind fast unerschöpflich, sie imprÀgni-
ren das unterliegende Gestein und zersetzen dasselbe,
wie das hÀufige Vorkommen von SphÀrosiderit in dieser
Gegend beweist, ferner das Effloresciren verschiedener
wesentlich kohlensaurer Salze in natĂŒrlichen und kĂŒnst-
lichen Höhlungen des Tuffsteins, welcher fĂŒr das Brohl-
thal eine grosse Bedeutung erlangt hat. Exhalationen
von KohlensÀure finden sich dann auch in grosser Zahl
in der Umgebung des Laachersees. In einem !/, Meile
von demselben nordwestlich gelegenen Kesselthale liegt
das Dorf Wehr, durch welches sich der Wirrbach ergiesst.
Der Boden dieses Thales wird von sumpfigen Wiesen
eingenommen und hat nur ein geringes GefÀlle nach der
Abflussstelle.. An der Nordostseite treten unzÀhlige Sauer-
quellen auf, welche mit Ablagerungen von Eisenocker
umgeben sind, der als FĂ€rbematerial Benutzung findet.
Nar zur trockenen Jahreszeit, wenn die einzelnen insel-
artig aus dem Sumpfe hervortretenden Stellen trocken
sind, kann die ungeheure KohlensÀuregas - Entwickelung
ringsumher beobachtet werden. Das Brausen des Gases,
welches sich zum Theil in kopfgrossen Blasen entwickelt,
und das Sauerwasser fusshoch emportreibt, ist so stark,
dass es schon in bedeutender Entfernung gehört wird.
Drei Stunden nordöstlich vom Laachersee mĂŒndet
der Brohlbach in den Rhein. In dem Brohlthale finden
sich unterhalb des Dorfes Burgbrohl unzÀhlige Stellen,
wo das KohlensÀuregas unmittelbar aus dem Boden ent-
weicht. Man ĂŒndet hier an den BergabhĂ€ngen kleine
Vertiefungen, worin stets todte Vögel, MÀuse u. dergl.
liegen und beim NiederbĂŒcken bemerkt man den stechen-
den Geruch der KohlensÀure. Ebenso zeigen sich ein-
zelne Stellen auf den Feldern, wo die FrĂŒchte nur sehr
Arch.d. Pharm. CLXXXI. Bds. 1.u.2 9, HR, 15
Be ET
ei 4
66 Der Sternschnuppenfall im November 1866.
kĂŒmmerlich gedeihen. Aus dem Brohlbache entwickeln
sich an vielen Stellen ununterbrochen Gasblasen. Mehre
Keller in Burgbrohl sind so mit KohlensĂ€ure erfĂŒllt,
dass sie gar nicht benutzt werden können und beim
Graben neuer Keller finden oft sehr starke Gasentwicke-
lungen statt. G. Bischof bemerkt *), dass die Sauerquellen
im tiefsten Niveau der Thalsohle, fast in dem des Baches,
die, Gasentwickelungen in einem höhern vo an den
BergabhĂ€ngen und die sĂŒssen Quellen, deren es in Burg-
brohl nur zwei giebt, noch höher ĂŒber der Thalsohle
ausfliessen.
Die Menge des kohlensauren Gases, welches hier dem
Boden fortwÀhrend entsteigt, ist ausserordentlich gross,
so dass man bereits eine technische Nutzanwendung davon
gemacht hat. In Burgbrohl sind nÀmlich zwei Bleiweiss-
fabriken vorhanden, von welchen eine vor circa 30 Jahren
gegrĂŒndet worden ist. In diesen wird Bleiweiss durch
FÀllung einer Auflösung von basisch essigsaurem Bleioxyd
mit natĂŒrlicher, aus dem Boden ausströmender Kohlen-
sÀure gewonnen.
Es bietet somit die Umgebung des Laachersees, welche
fĂŒr den Naturforscher von so bedeutendem Interesse ist,
auch dem Industriellen vielfache Gelegenheit, die reichen
Producte dieser Gegend zu verwerthen und Nutzen davon
zu ziehen, J. J. Bender,
Der Sternschnuppenfall im November 1866.
»
Das glÀnzende SternschnuppenphÀnomen der vor-
jÀhrigen Novemberperiode hat gewiss das Interesse an
diesen kleinen WeltbĂŒrgern in dem Masse wach gerufen,
dass folgende kurze Notizen willkommen sein werden.
Dass diese schönen Meteore wirklich kosmischen und
nicht tellurischen Ursprungs sind, hat zuerst Chledni
1794 nachgewiesen. Brandes und Benzenberg bestimmten
*) Lehrbuch der chem. und physikal. Geologie I: p. 264.
RN FE Vgl Tale
Der Sternschnuppenfall im November 1866. 67
zuerst 1798 ihre Geschwindigkeit und ihre Entfernung
von der Erde. Dass die Sternschnuppen zu bestimmten
Zeiten des Jahres besonders hÀufig auftreten, wurde mit
Bestimmtheit erst gefolgert, nachdem Oimstedt und Palmer
den ungeheuren Sternschnuppenschwarm am 12. und 13.
November 1833 in Nordamerika beobachtet hatten. Jetzt
wurde man aufmerksam darauf, dass besonders die Zeit
zwischen dem 10. und 14. November es sei, in der in
verschiedenen Jahren zahlreiche Sternschnuppen gefallen
seien. So hatten Humboldt und Bonpland am 12. Novbr.
1799 Tausende der Meteore an der Mexikanischen KĂŒste
beobachtet, so waren sehr viele in Potsdam am 12. Novbr.
1822 gesehen, noch mehr aber 1831 am 13. Novbr. im
sĂŒdlichen Deutschland und an der Spanischen KĂŒste und
eben so in der Nacht des 12.â13. Novbr. 1832 an sehr
weit von einander entfernten Orten. Man nahm nun an,
dass ein ganzer Ring dieser winzigen Körperchen im
Weltraume vorhanden sei, den unsere Erde in ihrer Bahn
gegen den 12. oder 13. Novbr. durchschneidet. Aus der
grossen Geschwindigkeit dieser Meteore und daraus, dass
bei besonders hÀufigen FÀllen sÀmmtliche Sternschnuppen
von dem Puncte des Himmels ausgingen, nach welchem
sich unsere Erde hinbewegte, schloss man bald, dass die
Sternschnuppenschaar dieses Ringes eine der Erde ent-
gegengesetzte Bewegung haben mĂŒsste. Dass die Erschei-
nung der Sternschmuppen in einigen Jahren so viel glÀn-
zender war als in andern, fĂŒhrte zu der Hypothese, dass
der Ring nicht allenthalben gleich dicht mit Körperchen
besetzt sei. Ălbers und nicht Humboldt, wie hĂ€ufig an-
gegeben wird, war wohl der erste, der aus den beiden
so ĂŒberaus prachtvollen Erscheinungen von 1799 und
1833 folgerte, dass eine Stelle des Ringes besonders dicht
mit den kleinen Körpern besetzt und dass gerade dieser
Schwarm es gewesen sei, dem die Erde in den beiden
genannten Jahren begegnete. âIm Jahre 1799 und 1833*
â dies schrieb Olbers 1837 â âvielleicht auch 1832 ging
die Erde durch einen solchen dichten Schwarm. In andern
5*
Er A ie, g
! ER
68 Der Sternschnuppenfall im November 1866.
Jahren begegnete sie nur einzelnen, wenngleich vielen
Sternschnuppen- Asteroiden. Vielleicht gehen mehre sol-
cher dichteren SchwÀrme auf dieser Strasse einher, viel-
leicht mĂŒssen die Erdbewohner selbst bis 1867 warten,
ehe sie dies merkwĂŒrdige PhĂ€nomen in seiner ganzen
Pracht, die es 1799 und 1833 hatte, sich wieder erneuern
sehen.â â Dies ist auch die Stelle, auf welche sich
Humboldt in seinem Kosmos bezieht.
Zu derselben Zeit erkannte man auch das August-
PhÀnomen als ein periodisches, bald wurde man auch auf
andere Tage des Jahres aufmerksam, an denen das Er-
scheinen von Sternschnuppen besonders hÀufig ist.
Aus einer sorgfÀltigen Discussion nicht nur der neuern,
sondern auch der in frĂŒhern Jahrhunderten beobachteten
Erscheinungen schloss der amerikanische Astronom New-
ton, dass der Schwarm der Novemberperiode eine Bahn
um die Sonne beschreibe, welche gegen die Erdbahn um
17 Grad geneigt sei, dass aber die Richtung der Bewe-
gung des Schwarms in seiner Bahn der Richtung der
Erdbewegung entgegengesetzt sei. Die Umlaufszeit des-
selben betrage 354,55] Tage, so dass derselbe alle Jahre
um etwa elf Tage frĂŒher durch die Erdbahn geht als im
vorbergehenden. Alle 33 Jahre macht er hiernach nahe
34 UmlĂ€ufe, und wir wĂŒrden also alle 33 Jahre das
Schauspiel eines reichen Sternschnuppenfalls geniessen.
Dies schliesst jedoch nicht aus, dass auch in zwei auf
einander folgenden Jahren ein aussergewöhnlicher Stern-
schnuppenreichthum eintreten kann, denn der Schwarm
ist wahrscheinlich von einer solchen Ausdehnung, dass
die Erde in aufeinander folgenden Jahren Theile von ihm
treffen kann. Ein centraler Durchgang ereignet sich nach
Newton erst alle 133 Jahre, und zwar sollte der nÀchste
am Morgen des 14. Novbr. 1866 statt finden.
Diese Vorausbestimmung hat sich als richtig bewÀhrt,
nur wenige Stunden frĂŒher, als Newton angab, stiess die
Erde mit dem Schwarm zusammen. Der ĂŒberaus herr-
liche Anblick des PhÀnomens, das sich dem Auge in der
a El Rn ee EEE
; â PRTE â
Der Sternschnuppenfall im November 1866. 69
Nacht vom 13. zum 14. Novbr. 1866 darbot, hat gewiss
alle Beobachter mit Staunen und Bewunderung erfĂŒllt.
Zur Zeit der reichsten Entfaltung der glÀnzenden Erschei-
nung, welche in Berlin kurz vor 2 Uhr Nachts statt fand,
zeigten sich nach sorgfÀltiger SchÀtzung aufmerksamer
Beobachter gegen 20 Meteore in der Secunde. Man wird
sicher nicht zu viel schÀtzen, wenn man annimmt, dass
von halb zwei bis halb drei Uhr in der Minute durch-
schnittlich 450 Sternschnuppen fielen, was also fĂŒr diese
Stunde 27,000 machen wĂŒrde. Alle kamen aus der Gegend
des grossen Löwen, aus der Gegend, nach welcher sich
die Erde gerade hinbewegte. Die Pracht und der Reich-
thum der Erscheinung musste sich in derjenigen Gegend
der Erde am grössten zeigen, welche die Hauptmasse des
Schwarms traf. Hat derselbe eine hinreichende Ausdeh-
nung gehabt, so waren die Bewohner von Hindostan die
GlĂŒcklichen, das Schauspiel in seiner reichhaltigsten FĂŒlle
geniessen zu können. Denn sie hatten den grossen Löwen
gerade im Zenith, als der Sternschnuppenfall eintrat, was
bei ihnen kurz vor Sonnenaufgang statt fand.
Nach frĂŒhern Erscheinungen zu schliessen, ist es
jedoch unwahrscheinlich, dass der Schwarm eine solche
Breite gehabt hat. Weiter nach Westen hin musste aber
die Reichhaltigkeit der Erscheinung abnehmen. Dies
scheint auch deutlich aus den Berichten der englischen
Astronomen hervorzugehen, welche die Zahl der wÀhrend
der Dauer des PhÀnomens gesehenen Meteore lange nicht
so hoch angeben als die oben mitgetheilte. Das schönste
Meteor, was in Berlin gesehen wurde, war unstreitig eine
Feuerkugel, die in der Richtung nach dem Stern y des
grossen BÀren platzte. Besonders schön war der Anblick
der zurĂŒckgebliebenen Theile durch das Fernrohr. Zwei
Minuten nach dem Platzen boten sie den Anblick des
krÀuselnden Ringes, der sich zuweilen in den Rauchwolken
einer brennenden Cigarre zeigt. Nach und nach erweiterte
sich derselbe, öffnete sich an einer Stelle und verschwand
erst nach 10â 12 Minuten. Sehr bemerkenswerth war,
rl E em
a ae Sn En Sn ng" / 2 2 ne
a MER
70 _ Landerer, die Insel Lemnos und ihre Heilquellen.
dass die Theilchen trotz ihrer grossen Höhe Luftströmun-
gen ausgesetzt zu sein schienen. Einen sehr prachtvollen
Anblick boten auch die Schweife verschiedener Stern-
schnuppen. Oft lagen 6â8 neben einander, die zuweilen
mehre Minuten sichtbar blieben. Die meisten zeigten
eigenthĂŒmliche Bewegungen und KrĂŒmmungen, im Fern-
rohr machten sie durchaus den Eindruck des Rauches.
(Bl. fĂŒr Handel und Gewerbe, 1866, 49.) B.
â
Die Insel Lemnos und ikre Heilquellen;
Dr. X. Landerer.
Noch gegenwÀrtig wird die Terra Lemnea oder
Bolus Lemnia in der Mediein gebraucht; sie wird
von der Insel Lemnos in Form von grossen Boli, mit
einem tĂŒrkischen Zeichen versehen, das ich auch in
letzter Zeit vergoldet gesehen, ausgefĂŒhrt. Ich theile
hier Einiges mit ĂŒber eine sehr krĂ€ftige Heilquelle,
die sich auf dieser Insel befindet. Lemnos hielten die
Griechen zu Homer's Zeiten fĂŒr die Wohn- und Arbeiis-
stÀtte des Hephaestus, weshalb sie auch Hephaestinea,
so wie die am Fusse eines vulkanischen Berges erbaute
Stadt Hephaestinea genannt wurde. Ein aus Trachitfelsen
bestehender Berg, dem im grauen Ălterthum FeuersĂ€ulen
entstiegen sein mĂŒssen und der vulkanische Producte
ausgeworfen haben muss, heisst Meschila. Auf der Ost-
seite desselben sieht man auch die Ueberreste von Lava-
strömen. Der grösstentheils aus Puzzolanerde, d.i. vul-
kanischer Asche mit Bimssteingerölle, bestehende Boden
erzeugt prÀchtigen Wein, so dass der Wein von Stali-
meni, wie die Insel heute von den TĂŒrken genannt wird,
zu den ausgezeichnetesten der Inseln des tĂŒrkischen Ar-
chipels gehört. In der NÀhe dieses vulkanischen Berges
Meschila befindet sich eine sehr krÀftige Theiotherme,
die von den Lemnern zu BĂ€dern gebraucht wird und die
. Do nr nr A =y.
UND PEST, N
Landerer, Mittel gegen das Ausfallen der Haare. 71
sich bei Psora und auch bei rheumatischen und arthri-
tischen Leiden sehr heilkrÀftig erweist. Seit einigen Jah-
ren befinden sich in der NĂ€he dieser Therme drei kleine
HÀuser, die den Patienten wÀhrend der Badezeit zur
Unterkunft dienen. Eine andere Therme, die jedoch eine
Stahlquelie zu sein scheint, liegt drei Stunden von der
Stadt Lemnos entfernt; dieselbe soll eine Menge rothen
Pulvers absetzen, das die Leute auf Lemnos sxopıa od
olörpov, d.i. Eisenrost, nennen und hieraus ist zu schlies-
sen, dass das Wasser einer Stahlquelle angehören muss.
â nn
Ueber ein gegen das AusfÀllen der Haare
erprobtes Mittel;
von
Demselben.
Der rothe Wein von der Insel Zea ist einer der
ausgezeichnetsten und krÀftigsten Weine, der dem Fin de
Bourgogne, dem Vin de Chateau Lafitte nicht nur an die
Seite zu stellen ist, sondern denselben an Tannin- und
Weingeistgehalt ĂŒbertrifit. Auf derselben Insel befinden
sich WĂ€lder von Quercus Aegilops (Aegilops, â Al: - Oxss,
Ansehen der Ziegenaugen), deren Fruchtkelche die soge-
nannten Wallaniden sind, die einen bedeutenden Aus-
fuhrartikel bilden und je nach der Zeit der Sammlung
den meisten Tannin enthaltenden Stoffen vorzuziehen sind.
Wenn ich nicht irre, so ist der Gerbstofigehalt der
Wallaniden auf 34-â40 Procent angegeben. Diese bei-
den Ingredienzien bilden nun das erprobte Mittel, um
das Ausfallen der Haare zu verhindern, indem sich die
Frauen und MĂ€dchen ein Vinum e Capsulis Quercus Aegi-
lopis bereiten und diesen zum Waschen der Haare ver-
wenden. Kein Mittel soll dieses ĂŒbertreffen können und
auf Zea ist es selten, dass eine Dame lÀnger als einige
Tage an diesem Ausfallen der Haare leidet. Zu bemer-
ae 0 Fe 111° Aal aii gE a A âir v
72 Ein Schutzmitsel fĂŒr Bewaldung der Gebirge.
ken ist jedoch noch, dass man sich vor der Anwendung
dieses Weines die Haare mit einem Absude von sSapo-
naria Levantica zu waschen hat, um die Pityriasis, die
oft die einzige Ursache des Ausfallens der Haare sein
soll, zu vertreiben.
Ueber ein Schutzmittel fĂŒr Bewaldung der Gebirge.
Der durch seine praktische volkswirthschaftliche Wirk-
samkeit bekannte Professor Dr. Molin schreibt: âUm
in kĂŒrzester Zeit die Bewaldung der Gebirge zu be-
werkstelligen, muss dieselbe durch eine Pflanze eingelei-
tet werden, welche die Thiere und hauptsÀchlich die Zie-
gen instinctmĂ€ssig nicht berĂŒhren, welche in ihrer Ent-
wickelung weder durch die geringe QuantitÀt Erde, in
welcher sie vegetirt, noch durch die DĂŒrre zurĂŒckgehal-
ten wird und die Bewaldung selbst muss nach einem
bestimmten Plane, aber durch eine eigene Methode aus-
gefĂŒhrt werden. Die Pflanze ist Ailanthus glandulos«
(Götterbaum). Eine junge Bewaldung von Ailanthus ist
die einzige, welche sowohl die MauereinzÀunung als die
Aufsicht entbehrlich machen wird, sie wird sich selbst
gegen den nagenden Zahn der Thiere, die Ziegen nicht
ausgeschlossen, schĂŒtzen.â (Bl. fĂŒr Hand. u. Gwbe. 1866.
No. 49.) B.
73
HEE. Monatsbericht.
Chlorkohlenstofl.
Simpson hat den Chlorkohlenstoff, C2Cl#, (durch
Einwirkung von Chlor auf Chloroform zu erhalten) als
Anaestheticum mit Erfolg angewendet. Bei localen Schmer-
zen der Brustwand und des Abdomens gab er, unter die
Haut gespritzt, gute Resultate. Innerlich verordnete er
ihn in kleinen Dosen bei Gastrodynie, wo die Wirkung
sich der des Chloroforms gleich zeigte. (Pharm. Journ.
and Transact. Il. Ser. Vol. VII. No. 8. Febr. 1866. p. 416.)
Wp.
Ueber die Dichtigkeit des Kohlenstofls in seinen
Verbindungen.
Eine hauptsĂ€chliche Schwierigkeit, welche der kĂŒnst-
lichen Darstellung von Diamanten im Wege steht, ist
nach E. J. Maumene& (Compt. rend. T.59.) die je nach
den Verbindungen verschiedene Dichtigkeit des Kohlen-
stoffes,
Am ersten wĂŒrde er sich darstellen lassen aus sol-
chen Substanzen, in welchen der Kohlenstoff dieselbe
Dichtigkeit hat, wie der natĂŒrliche Diamant.
Das Terpenthinöl C20HI16 enthÀlt nur Kohlenstoff und
Wasserstoff, nÀmlich:
15 Gewichtstheile Kohlenstoff und
2 s Wasserstoff
in 17 Gewichtstheilen Terpenthinöl.
Da ĂŒber die Molecularstructur dieser Verbindung
etwas Sicheres noch nicht bekannt ist, so kann man dar-
ĂŒber folgende Hypothesen aufstellen:
1) Der Koblenstoff existirt darin als Diamant, oder-
mit der Dichtigkeit des Diamanten.
le Ba a ent 1. AO ART
74 Dichtigkeit des Kohlensioffs in seinen Verbindungen.
2) Beide Körper, Kohlenstoff und Wasserstoff, sind
ohne Condensation verbunden, der Kohlenstoff mit der
dem Diamant entsprechenden Dichte, der Wasserstoff mit
dem Volumen, welches einer der fĂŒr ihn in seinen Ver-
bindungen gefundenen Dichtigkeiten entspricht. Setzt
man die letzteren gleich x, so hat man:
15 2 37:
ââ == ââ oraus. x ==. 0412:
3,53 x DR
Mit dieser Dichte tritt der Wasserstoff mehrfach, haupt-
sÀchlich im Wasser auf, da nach Kopp der Sauerstoff
in den Metalloxyden eine der folgenden Dichten hat:
6,25
oder die HĂ€lfte 3,125
oder das Viertel 1,5625.
Nehmen wir fĂŒr den Sauerstoff im Wasser die grösste
Dichte, 6,25, und den Wasserstoff ohne Condensation an,
so haben wir:
8 1 3
6,25 1 era
und x â 0,1295 fĂŒr die Dichte des Wasserstofis, was
mit der obigen Zahl sehr gut stimmt.
Daraus kann man also ziemlich sicher schliessen,
dass der Wasserstoff im Wasser die Dichte 0,1295 hat,
dass er eben so dicht im Terpenthinöl ist und folglich
der Kohlenstoff in demselben als Diamant vorhanden ist.
Mehre andere Kohlenstoffverbindungen, so das Fara-
dayâsche Sesquichlorid C4C16, geben dasselbe Resultat,
wenn man fĂŒr Chlor die von Kopp aus den ChlorĂŒren
von K, Ca, Sr, H?N, Cu, Hg gefundene Dichte annimmt!
Andere Verbindungen haben eine geringere Dichte, so
das Benzol.
Maumen& ist durch Rechnungen und Betrachtungen
zu der Ansicht gekommen, dass die JodĂŒre des Kohlen-
stoffs C3J6 oder C3J? denselben mit der ungefÀhren Dichte
3,53 enthalten mĂŒssen.
In den LehrbĂŒchern findet sich zur Darstellung des
Jodkohlenstoffs das Verfahren von Serullas angegeben,
wonach man
1 Theil C+H2J? â 1 Aeg. und
4 Theile HgCl â 83 â
mit einander erhitzen soll. Hierbei erhÀlt man aber statt
des JodĂŒrs nur eine chlorhaltige FlĂŒssigkeit, deren Ana-
lyse Maumen& nÀchstens veröffentlichen wird.
Hofmann (Ann. de Chim. et de Phys.) erwÀhnt einen
es a aD a Ben aee
Steinkohlen in Turkestan. â Verbrauch der Steinkohlen. 75
Versuch, bei welchem sich wahrscheinlich das eigentliche
JodĂŒr bildet, es ist das die Erhitzung von Jodotorm auf
1500 in geschlossenen Röhren, wobei sich Methylenjodid
C2H2J?2 bilden soll. Demnach wÀre die Zersetzung:
2(02HJ3) = C?H2J?2 + 02J%.
Hofmann spricht nur von dem ersteren, das zweite, bis
jezt noch nicht bekannte, wĂŒrde vielleicht zur Darstellung
von Diamanten dienen können.
: Maumeneâs Versuche, die KohlenstoffjodĂŒre danach
zu bereiten, waren alle von ungĂŒnstigem Erfolge. (Journ.
fĂŒr prakt. Chemie, Bd. 95. 5.) B.
Steinkohlen in Turkestan.
In Turkestan hat man 90 Werst von Tschemkent,
Turkistan und der MĂŒndung des Arys Steinkohlen von
sehr guter QualitÀt aufgefunden. Der Weg nach den
drei genannten Orten ist fĂŒr Fuhrwerk gut passirbar.
Der Mangel an Feuerungsmaterial war eine der Haupt-
ursachen, weshalb die Dampfschifffahrt auf dem Syrdarja
sich nicht entwickeln konnte, man musste den Anthraeit
fĂŒr die Dampfer vom Don herschaflen, wodurch das Ma-
terial auf 2 Rubel das Pfund kam. (Kussisch. Inv.)
Dr. Reich.
Der Verbrauch der Steinkohlen und die nÀchsten
Folgen desselben.
Von Emil Sommer.
Gar manchem unserer Leser, der die an allen Bahn-
höfen massenhaft angehĂ€uften SteinkohlenvorrĂ€the ĂŒber-
blickte, oder das Auge ĂŒber die unzĂ€hligen rauchenden
Kamine einer unserer grösseren FabrikstÀdte schweifen
liess, hat sich gewiss schon die Frage aufgedrÀngt,
ob die von der Natur im Schosse der Erde seit Jahrtau-
senden aufgespeicherten KohlenschÀtze wohl reichhaltig
genug sein möchten, um die Menschheit fĂŒr alle Zeiten
mit diesem kostbaren Heizmaterial zu versorgen, und ob
nicht ein so ungeheurer Consum, wie derselbe heute
statt findet, schliesslich und wenn auch erst nach einer
langen Reihe von Jahren den Zeitpunct herbeifĂŒhren
mĂŒsste, wo diese anscheinend unerschöpfliche WĂ€rme-
und Kraftquelle zu fliessen aufhören wĂŒrde.
Auch die Industrie und Wissenschaft hat sich, na-
mentlich in der letzten Zeit, wo der Verbrauch der Stein-
76 Verbrauch âder Steinkohlen.
kohlen durch den grossartigen Aufschwung des industriel-
len Lebens in so ausserordentlichem Masse gewachsen
ist, wiederholt diese ernste und bedeutungsvolle Frage
vorgelegt und verschiedene namhafte Gelehrten mach-
ten es sich zur Aufgabe, durch sorgfÀltige SchÀtzungen
und Berechnungen wenigstens annÀhernd zu bestimmen,
fĂŒr welche Zeitdauer die in den bedeutenderen heutigen
Bergwerken vorhandenen Kohlenlager voraussichtlich noch
ausreichen dĂŒrften, wobei es natĂŒrlich nicht auf 50 Jahre
mehr oder weniger ankommt, indem es sich bei der Be-
stimmung so kolossaler numerischer VerhÀltnisse nur um
annÀhernde Zahlenwerthe. handeln kann. Wenn daher
die Resultate derartiger Berechnungen, welche stets mehr
oder weniger auf Wahrscheinlichkeit beruhen, auch kei-
nen Anspruch auf absolute Genauigkeit haben, so gestat-
ten dieselben dennoch die wichtigsten und interessante-
sten SchlĂŒsse, deren allgemeine Bedeutung und Tragweite
nicht zu verkennen ist.
Um nur einige Zahlen anzufĂŒhren, so weisen wir
hier zunÀchst auf eine vor ungefÀhr zwei Jahren von Sir
William Armstrong aufgestellte und auf möglichst ge-
naue SchĂ€tzungen und Ermittelungen sich stĂŒtzende. Be-
rechnung hin, aus welcher hervorgeht, dass, wenn der
Steinkohlenverbrauch ferner in demselben Masse wie bis-
her zunimmt, Englands Kohlenreichthum schon nach zwei :
Jahrhunderten gĂ€nzlich erschöpft sein wĂŒrde. Ein ande-
rer englischer Gelehrter, H. Murchison, welcher gleich-
falls dieselbe Frage in der jĂŒngsten Zeit zum Gegenstande
genauer Untersuchungen machte und unlĂ€ngst ĂŒber die
Resultate derselben in einem in der Britischen Gesell-
schaft gehaltenen Vortrage Bericht erstattete, gelangt
ebenso wie Armstrong an der Hand untrĂŒglicher Zah-
len zu dem Schlusse, dass der Zeitpunct, bis zu wel-
chem die Industrie die in dem Boden Grossbritanniens
noch begraben liegenden KohlenvorrÀthe verschlungen
haben wird, keineswegs so entfernt von uns liegt, als
man gewöhnlich anzunehmen geneigt ist. Wenn nun
auch die hierbei zu Grunde gelegte Annahme, dass der
jÀhrliche Kohlenverbrauch, welcher 1862 in England allein
1720 Mill. Ctr. betrug und 1864 sogar 1860 Mill. Ctr.
erreichte, auch ferner sich in der gleichen Progression
steigern und demnach im Jahre 1900 sich in England zu
der ungeheuren Summe von 4380 Mill. Ctrn. erheben
wĂŒrde, etwas gewagt und ĂŒbertrieben erscheinen muss,
so sind darum die von jenen Aufstellungen abzuleitenden
Verbrauch der Steinkohlen. 7,
Consequenzen nicht minder ernst und das Eintreten jenes
drohenden Zeitpunctes der Erschöpfung der englischen
Kohlenbergwerke nicht minder gewiss, mag derselbe nun
auch unter gĂŒnstigen UmstĂ€nden um 100 Jahre wei-
ter hinausgeschoben werden, als die in Rede stehenden
SchÀtzungen hoffen lassen. Jahrhunderte sind im Leben
der gesammten Menschheit wie Tage im Leben des ein-
zelnen Individuums und es wĂŒrde daher auch bei der
Voraussetzung eines möglichen Irrthums von Seiten der
Geognosten ein derartiges weiteres HinausrĂŒcken des un-
vermeidlichen Termins um 100 Jahre nur eine wenig
beruhigende Gnadenfrist bilden.
Eine Àltere, weniger zuverlÀssige SchÀtzung nimmt
in allzu optimistischer Uebertreibung an, dass die in dem
SaarbrĂŒcker Kohlenbecken (in der Preussischen Rhein-
provinz) noch vorhandenen SteinkohlenvorrÀthe, welche
die MÀchtigkeit der meisten Kohlenflötze Englands bei
weitem nicht erreichen, noch fĂŒr 3000 Jahre ausreichen
könnten; doch ist hierbei nicht nur der Reichthum die-
ses Kohlengebirges bedeutend ĂŒberschĂ€tzt, sondern auch
die jÀhrliche Ausbeute, welche in der in Rede stehenden
Berechnung nur zu 50 Mill. Ctr. angenommen wird, viel
zu niedrig gegriffen und mit den BedĂŒrfnissen des sich
tÀglich steigernden Verbrauches nicht mehr im Einklange,
so dass jene Zahl von 3000 Jahren sich in Wirklichkeit
auf einen sehr bescheidenen Bruchtbeil derselben redu-
eiren dĂŒrfte.
So unsicher und von einander abweichend alle diese
SchÀtzungen nun auch sein mögen, so stimmen dieselben
doch sĂ€mmtlich in der Hauptsache ĂŒberein, dass nĂ€mlich
von einer Unerschöpflichkeit der Steinkohlenbergwerke,
wie man dieselbe fast allgemein noch trÀumt, durchaus
nicht die Rede sein kann, sondern dass alle auch noch
so reichen Gruben nach lÀngerer, man könnte sogar sa-
gen, verhÀltnissmÀssig kurzer Zeit vollstÀndig ausgebeu-
tet und erschöpft sein werden. â Es ist allerdings hier-
bei nicht zu vergessen, dass immer noch hier und da in
weniger bewohnten Gegenden neue und ergiebige Kohlen-
fundorte entdeckt werden können; anderseits ist es aber
auch eine durch die Erfahrung bewiesene Thatsache, dass
mit einem solchen Zuwachse stets auch der Verbrauch
in gleichem VerhÀltnisse wÀchst, indem die durch den
Zufluss neuer reicher Nahrung an den betreffenden Orten
sofort mÀchtig sich entfaltende Industrie, gleich der durch
die Zufuhr frischen Brennstoffes nur um so gefrÀssiger
78 Verbrauch der Steinkohlen.
um sich greifenden Flamme, den grössten Theil der neu
hinzugekommenen VorrÀthe bald wieder verschlingt und
folglich nur sehr wenig davon auf den allgemeinen Welt-
markt gelangen lÀsst, so dass die mögliche Entdeckung
solcher vereinzelten Gruben nur unmerklich zur VerlÀn-
gerung des Steinkohlenzeitalters beizutragen vermag.
Wenn wir erwÀgen, dass fast der gesammte moderne
Fortschritt mit dem grossartigen, hoch pulsirenden, indu-
striellen, commerziellen, socialen und geistigen Leben un-
serer Zeit mittelbar durch Dampf und Dampfmaschinen
auf der Wunderkraft der Steinkohle beruht, dass somit
fast die ganze herrliche BlĂŒthe der heutigen Cultur aus
dem reichen Boden des Steinkohlenfeldes hervorwuchs,
so ist die Verarmung dieses Feldes, das Versiegen die-
ser mÀchtigen Kraftquelle fast gleichbedeutend mit dem
plötzlichen Stillstande aller Bewegung und TnÀtigkeit und,
wenigstens vorĂŒbergehend, auch des materiellen und gei-
stigen Fortschrittes der Völker. Es ist schwer, fast un-
möglich, uns in unsern jetzigen VerhÀltnissen die uner-
messlichen und auf alle Gebiete sich erstreckenden Fol-
gen eines solchen Ereignisses zu vergegenwÀrtigen; aber
ahnen können wir dieselben wenigstens, indem wir uns
fĂŒr einen Augenblick die Steinkohle aus der uns heute
umgebenden Welt, welcher sie gleich dem Prometheus-
funken mit feurigem Odem Leben und Bewegung ein-
haucht, hinwegdenken.
Gleich einem riesigen Uhrwerke, in dessen RĂ€der
die Hand plötzlich hemmend eingreift, wĂŒrde bei einem
Verschwinden der Steinkohle das mÀchtige Weltgetriebe,
das uns in wildem Strudel ĂŒberall umfluthet, plötzlich in
Stockung und Erstarrung gerathen: Fabriken, WerkstÀt-
ten, Eisenbahnen, Posten, Dampfschiffe, Dampfpressen,
kurz Alles, was unser heutiges Leben zusammensetzt,
wĂŒrde wie mit einem Schlage stille stehen und nur eine
allgemeine UmwÀlzung und Umgestaltung aller VerhÀlt-
nisse wÀre alsdann im Stande, das gewaltsam zerstörte
Gleichgewicht allmÀlig wieder herzustellen. Des mÀch-
tigsten und universellsten Motors beraubt, wĂŒrde sich die
Menschheit in einem solchen Falle genöthigt sehen, gleich-
sam eine neue Richtung in ihrem weiteren Entwickelungs-
gange einzuschlagen, um auf neuen Wegen und durch
neue Mittel der ErfĂŒllung ihrer Weltbestimmung ent-
gegen zu streben.
Und diese neuen Mittel und Wege werden, wir hof-
fen es zuversichtlich, gefunden werden, ehe noch der
7, Ag
li, Be vırr,
KR,
IM
bel
Englands Kohlenreichthum und seine Dauer. 79
verhÀngnissvolle Augenblick an ein spÀteres Geschlecht
herantritt. Bereits hat der Genius der Erfindung im
âBunde mit Wissenschaft und Teehnik in der Neuzeit so
Grosses und Unerwartetes hervorgebracht, dass es wohl
nicht als sorglos eitler Wahn erscheinen kann, von der
ElektrieitÀt, dem Luftdrucke oder dem durch eine wohl-
feilere Wasserzersetzungsmethode erzeugten Wasserstoffe
das zu erwarten, was zu leisten der Steinkohle einst ver-
sagt sein wird. .
Schon hat man elektrische Locomotiven construirt,
schon versucht man, unsere Strassen statt mit Steinkoh-
lengas mit elektrischem Lichte zu beleuchten, ĂŒberall
arbeitet man rastlos an der Vervollkommnung der Aero-
nautik, fortwÀhrend beschÀftigen sich noch zahlreiche
Köpfe mit dem Problem der wohlfeilen Gewinnung des
heizkrÀftigsten aller Brennmateriale, des in unerschöpf-
licher Menge im Wasser zu Gebote stehenden Wasser-
stoftes, und wenn auch alle diese Versuche bis jetzt keine
vollstÀndig befriedigenden Resultate geliefert haben, wenn
auch die industrielle Anwendung der Wasserstoffverbren-
nung jetzt noch als eine unwissenschaftliche und unaus-
fĂŒhrbare Idee erscheint, so mĂŒssen wir doch auf Grund
des Princips der steten Fortentwickelung der Mensch-
heit annehmen, dass einer spÀteren Generation das ge-
lingen wird, was uns heute zu erreichen noch ver-
sagt ist.
Aber noch eine Folge ganz anderer Art haben wir
hier als Wirkung des heutigen enormen Steinkohlenver-
brauches zu erwÀhnen, eine Folge, unter der nicht nur
die kommenden Generationen zu leiden haben werden,
sondern welche auch das jetzt lebende Geschlecht schon
sehr nahe berĂŒhren kann; wir meinen die Erzeugung der
ungeheuren Massen von KohlensÀure, welche die Ver-
brennung so kolossaler QuantitÀten Steinkohlen aus Mil-
lionen Feuerheerden bestĂ€ndig der AtmosphĂ€re zufĂŒhrt.
(Bl. fĂŒr Hand. u. Gewbe. 1866.) B.
Englands Kohlenreichthum und seine Dauer.
Die Frage ĂŒber die Erschöpflichkeit der Kohlenlager
in England beschÀftigt schon seit geraumer Zeit die dor-
tigen Industriellen. Von besonderem Interesse ist daher
nachstehender Artikel, welchen der âEeonomistâ, in wirth-
schaftlichen Tagesfragen unbestritten die gediegenste eng-
lische Wochenschrift, veröffentlicht:
[: « u ie, EEE
â
30 Englands Kohlenreichthum und seine Dauer.
Unter dem Titel: âDie Kohlenfrageâ hat Jevons
dem Publicum eine Anzahl wohlgeordneter und meistens
unbestreitbarer Thatsachen vorgelegt und sie mit einer
âReihe von anregenden ErwĂ€gungen begleitet, welche Je-
der, der Theilnahme hegt fĂŒr die zukĂŒnftige Entwicke-
lung und Grösse seines Landes, sehr wohl thun wird, in
ernste Ueberlegung zu ziehen. FĂŒr Wenige wird es der
Erinnerung bedĂŒrfen, wie vollstĂ€ndig unsere ProsperitĂ€t
und commerzielle und industrielle Ueberlegenheit auf der
âbilligen Kohleâ ruht. Kohlen und Eisen machen Eng-
land zu dem, was es ist und sein Eisen hÀngt von sei-
ner Kohle ab. Andere LĂ€nder besitzen eben so viel
Eisenerz wie wir und mehre besseres als wir; aber kein
Land (mit Ausnahme Amerikas, welches noch unent-
wickelt ist) hat reichlich Kohlen und Eisenstein in der
erforderlichen NĂ€he. Wir haben keine weiteren natĂŒr-
lichen Anlagen fĂŒr Erreichung industrieller Grösse, als
unsern Vorrath von Kohlen und Eisen; fast alle rohen
Stoffe fĂŒr unsere Manufacturen kommen zu uns von fern-
her; wir importiren viel von unserer Wolle, das meiste
von unserem Flachse, alle unsere Baumwolle und alle
unsere Seide. Unsere Eisenbahnen und unsere Dampf-
boote werden von Eisen gemacht und von Kohlen betrie-
ben, so auch gegenwÀrtig viele Fahrzeuge unserer Kriegs-
marine. Kohle ist das Brod unserer grossen Fabriken,
Eisen einer unserer Hauptexportartikel. Ganz besonders
De nk
unsere Maschinenarbeit ist es, worin wir andere Natio-
nen ĂŒbertreffen; unsere Maschinen sind es, die unsere
erfolgreichen textilen Fabrikate hervorbringen und das
Eisen, aus welchem die Maschinen construirt sind, wird
gefördert, geschmolzen, gegossen, gehÀmmert, zu GerÀ-
then verarbeitet durch Kohlen und Dampf, welchen Koh-
len erzeugen. Man glaubt, dass wenigstens die HĂ€lfte
der in Grossbritannien gewonnenen Kohle von den ver-
schiedenen Zweigen unseres Eisenhandels verbraucht
wird.
Wenn wir diese Thatsachen im Sinne behalten, so
werden wir leicht begreifen, dass die Lebensfragen rĂŒck-
sichtlich des Reichthums, des Fortschrittes, der Grösse
unseres Landes diese sind: âIst unser Vorrath an Kohle
unerschöpflich? und, wenn nicht, wie lange wird er dau-
ern?â Jevons setzt uns in den Stand, diese beiden
Fragen zu beantworten. Dieser Vorrath ist weit entfernt
unerschöpflich zu sein; er ist im Wege des Erschöpfens
und wenn wir fortfahren, unsern Verbrauch an Kohlen
| Englands Kohlenveichthum und seine Dauer. 81
âvon Jahr zu Jahr im VerhĂ€ltniss unseres jetzigen Mehr-
verbrauchs zu vermehren, so wird er nicht mehr hun-
âdert Jahre vorhalten. Unsere geologischen Kenntnisse
sind jetzt so gross und so sicher und das, was wir hier
die unterirdische Aufnahme unserer Inseln nennen kön-
nen, ist in solcher VollstÀndigkeit geschehen, dass wir
mit ziemlicher Sicherheit sowohl die Ausdehnung, die
MÀchtigkeit und die ZugÀnglichkeit unserer Kohlentelder,
so wie die jÀhrlich an die OberflÀche gebrachte und ver-
brauchte QuantitÀt Kohlen kennen. Der ganze noch in
Grossbritannien befindliche Kohlenvorrath bis zu einer
Tiefe von 4000 Fuss wird auf 80,000 Millionen Tonnen
geschÀtzt. Unser jÀhrlicher Verbrauch betrug im Jahre
1860 etwa 80 Millionen Tonnen. Nach diesem VerhÀlt-
nisse wĂŒrde die erreichbare Kohle noch 1000 Jahre aus-
reichen. Aber unser Verbrauch ist jetzt in stetiger Ver-
mehrung begriffen, der Consum steigt 31/,; Proc. pro Jahr
und wird im Jahre 1880 nicht 80, sondern 160 Millionen
betragen und wenn er in dieser Weise fortfÀhrt zu stei-
gen, so werden die ganzen S0,000 Millionen Tonnen vor
dem Jahre 1960 erschöpft sein. Ja, dieser Zeitpunet
wird vielleicht noch etwas frĂŒher erreicht werden, denn un-
sere Berechnung schliesst alle Kohle bis zu 4000 Fuss
Tiefe ein und bis jetzt ist keine Kohle bis zu einer grös-
seren Tiefe als 2500 Fuss ausgebeutet worden, auch
glauben wir nicht, dass Minen, wenn ĂŒberhaupt, dann
noch nutzbar in einer Tiefe von 4000 Fuss betrieben
werden können.
Wir wissen natĂŒrlich, dass thatsĂ€chlich unsere Koh-
lenfelder innerhalb dieser Periode nicht ausgenutzt sein
werden. Wir sind uns klar darĂŒber, dass das gegen-
wÀrtige VerhÀltniss der jÀhrlichen Vermehrung nicht bei-
behalten werden kann. Mit jedem Jahre haben wir tie-
fer zu steigen fĂŒr unsere Zufuhr und tiefer gehen heisst,
grössere und grössere Kosten fĂŒr Arbeit, Maschinerie,
Ventilation, Wasserhaltung, UnfÀlle u. s. w. aufwenden
mĂŒssen. Grössere Tiefe bedeutet daher einen erhöhten
Preis fĂŒr die emporgehobene Kohle und diese Erhöhung
des Preises wird den Verbrauch zurĂŒckhalten. Allein es
ist gerade diese bevorstehende Erhöhung des Preises und
nicht die endliche Erschöpfung, welche wir zu fĂŒrchten
haben; denn es ist diese Erhöhung, welche unser Mass des
Fortschritts limitiren und uns unserer besonderen Vor-
theile und industriellen Oberhoheit berauben wird.
Sehen wir ein wenig nÀher den Modus operandi an.
Arch.d. Pharm. CLXXXI. Bds. 1.u.2.Hft. 6
82 Englands Kohlenreichthum und seine Dauer.
Die Schwierigkeit des Betriebes und des Förderns der
Kohle wÀchst schnell, je mehr die Grube tiefer wird
oder je nachdem untergeordnete Gruben ĂŒberhaupt aus-
gebeutet werden können; die Hitze wird mehr und mehr
unertrÀglich, die Stollen, Strecken und QuerschlÀge werden
lÀnger, die Gefahr wird grösser, die Ventilation kostspie-
liger, die QuantitÀt Wasser, die abzuhalten oder hinauf-
zuschaffen ist, schwerer zu bewÀltigen. Ein sehr kurzer
Zeitraum kann Maschinenkohle und Schmelzkohle von
5 auf 10 Sh. die Tonne erhöhen. Nun verbraucht aber
eine Baumwollenspinnerei von gewöhnlicher Grösse fĂŒr
ihre Dampfkraft 80 Tonnen Kohlen pro Woche. Dies
macht zu 5 5h. 1000 ÂŁ das Jahr; zu 10 Sh. per Tonne da-
gegen 2000 ÂŁ. Aber die Baumwollenspinnerei ist voll
von Maschinerien und ein grosses Moment in den Kosten
dieser Maschinerie ist die zum Schmelzen und Verarbei-
ten des Eisens, woraus die Maschinerie besteht, ver-
wendete Kohle. Die Eisenbahnen, welche die Kohle
zur Fabrik bringen, und das Calico und Garn zurĂŒck-
fĂŒhren zum Exporthafen, sind von Eisen gemacht und
durch Kohlen betrieben; ebenso die Dampfboote, welche
die Baumwolle zu unsern Gestaden fĂŒhren und das Garn.
nach Deutschland exportiren; â der Preis des Trans-
ports, welcher ein sehr bedeutender Factor in den Ge-
sammtkosten unserer Fabrikate ist, wird daher bedeutend
vermehrt werden, sowohl mittelbar wie unmittelbar, durch
eine Steigerung der Kohlenpreise. Eine Erhöhung in
diesem Preise von 5 auf 10 Sh. per Tonne kann als gleich-
bedeutend mit 2000 Pfd. St. das Jahr auf die Betriebs-
kosten einer grösseren Baumwollenspinnerei geschÀtzt wer-
den. Das heisst, jeder Fabrikant wĂŒrde im Vergleich
mit der gegenwÀrtigen Lage der Dinge und im Vergleich
mit fremden LĂ€ndern eine Last von 2000 Pfd. St. das
Jahr sich auferlegt sehen und wĂŒrde deshalb den Preis
seiner Waaren in diesem VerhĂ€ltnisse erhöhen mĂŒssen.
Wie lange wĂŒrde es ihm möglich sein, bei diesem Miss-
stande, oder wie es richtiger wÀre zu sagen, bei dem
Fortfall seiner gegenwÀrtigen vortheilhafteren Lage, mit
seinen Coneurrenten Schritt zu halten? Und wie lange
wird die Kohle selbst zum Preise von 10 Sh. per Tonne
geliefert werden?
Und dann beachte man, dass der Stillstand im Ver-
brauche der Kohle, d.h. die Verzögerung des Zeitpunc-
tes ihrer endlichen und gÀnzlichen Erschöpfung, nur durch
die Steigerung der Preise hervorgerufen werden kann
und dass âin dem Augenblicke, wo er eintritt, der Ver-
Englands Kohlenreichthum und seine Dauer. 83
fall unseres relativen industriellen Supremats begonnen
hat. Wir werden das Ausgehen unserer Kohle in dem
kurzen Zeitraume eines Jahrhunderts vermeiden; allein
wir werden das nur können, indem wir weniger ver-
brauchen und jetzt weniger verbrauchen, heisst weniger
Eisen produciren, weniger Calico und Wollenmanufacte
exportiren, weniger Schiffe verwenden, eine geringere
Bevölkerung unterhalten, aufhören in unserem Fortschritte,
zurĂŒckweichen von unserer gĂŒnstigeren Stellung. Wir
können allerdings bewirken, dass unsere Kohle noch tau-
send Jahre vorhÀlt, anstatt hundert und die unvermeid-
liche Erhöhung ihres Preises auf ein sehr unbedeutendes
Mass reduciren; allein wir können dies nur, indem wir
im Stillstande bleiben, und im Stillstande bleiben heisst,
durch andere Nationen uns im Wettlaufe ĂŒberflĂŒgeln las-
sen, unsere ganze jÀhrliche Vermehrung der Bevölkerung
exportiren, vergleichsweise, wenn nicht positiv, Àrmer
und schwÀcher werden.
Und kein Vorbeugen dieses Endresultates scheint
möglich in der Theorie, noch in der Praxis irgend ein
Mittel, es zu modifieiren.
Wir können immerhin, heisst es, sparen im Ver-
brauche der Kohle; aber erstlich sind die grösseren Er-
sparungen, welche vernĂŒnftiger Weise in Aussicht genom-
men werden können, bereits eingefĂŒhrt. Im Schmelzen
des Eisenerzes werden zwei Drittel weniger Kohle ver-
wendet als frĂŒher und im Betriebe unserer Dampfmaschi-
nen die HĂ€lfte weniger. Zweitens ist es nur eine Stei-
gerung im Preise der Kohle, welche uns zum sparsame-
ren Gebrauche derselben anstacheln wird und gerade
diese Steigerung des Preises ist der Beweis und das
Mass unserer Gefahr. âExportirt keine Kohle mehr,â
ruft man aus, âund so schont euren Vorrathâ. Wir kön-
nen aber dieses Auskunftsmittel nicht anwenden, wÀre
es selbst weise, es zu thun, oder im Einklange mit un-
serer Handelspolitik, ohne die HĂ€lfte .unserer Schifffahrt
in Verwirrung zu stĂŒrzen, indem wir sie ihres Ballast-
transports berauben; und selbst dann wĂŒrde das Uebel
kaum mehr als gemildert sein. âWarum, fragen Andere,
sollten wir nicht, sobald unsere eigenen VorrÀthe erschöpft
sind, Kohlen von andern LĂ€ndern importiren, welche noch
reich sein werden an Mineral-Brennstoffen und so unsern
Mangel ersetzen?â Einfach darum nicht, weil von allen
Handels- und Industrie-Artikeln die Kohle der umfang-
reichste im VerhÀltniss zu seinem Werthe ist; und dass
6*
84 Rauchverzehrende kĂŒnstliche Brennstoffe.
der Umstand, sie zur Hand zu haben, sje im Ueberflusse
billig und ohne Transportkosten zu haben, es ist, welcher
uns unsere industrielle Ueberlegenheit verschafft hat. Mit
Kohle, von Amerika gebracht, mit Kohle zu einem Preise,
welchen sie dann kosten wĂŒrde, können wir weder unser
Eisen schmelzen, unsere Maschinen im Betriebe halten,
unsere Locomotiven treiben, unsere Schiffe fahren, unsere
Garne spinnen, noch unsere Tuche weben. Lange, ehe
wir unsern Brennstoff importiren mĂŒssten, wĂ€re das Spiel
zu Ende.
Von 136 Mill. Tonnen Kohlen, welche gegenwÀrtig in der
Welt gewonnen werden, produciren Grossbritannien 80 Mil-
lionen und die Vereinigten Staaten nur 20. Allein das ist
nur so, weil wir den Vorsprung hatten und unsere Be-
völkerung weit dichter ist und weil unser Eisen und
unsere Kohle fĂŒr einander bequem liegen und auch be-
quem zum Transport. "Sobald Amerika dicht bevölkert
sein wird, wird sowohl unsere Eisen- wie unsere Kohlen-
- Ueberlegenheit â und Alles, was daraus folgt â auf
Amerika ĂŒbergehen; denn die Vereinigten Staaten sind
in dieser Hinsicht unernfesslich reicher als selbst Eng-
land. Ihre Kohlenfelder werden auf 196,000 Quadrat-
meilen an Ausdehnung geschÀtzt, wÀhrend die unsrigen
nur 5400 haben. Und das ist nicht Alles; ihre Kohlen
sind oft besser in QualitÀt und unvergleichlich zugÀng-
licher als die unsern, hauptsÀchlich im Ohio-Thale. An
einigen Stellen in Amerika ist der Preis der Kohle am
Förderpuncte selbst jetzt schon nur 2 Sh. per Tonne, gegen
6 Sh.in England. (Derg- u. HĂŒttenm.-Ztg. 8.99. 1866.) B.
Rauchverzehrende kĂŒnstliche Brennstoffe.
1: Kohle fĂŒr die KĂŒche.
Gepulverte Holzkohle ......... 50 Kilogrm.
s fette Steinkohle... 8 N
% magere Steinkohle 40 x
Salpeter nt b, a
Gebrannte StÀrke............ 11],
2. Kohle zum Heizen der Zimmer.
Magere Steinkohle......... 92 Kilogrm.
Fette Steinkohle.......... 6 r
Salpeter ai ar me Ua s
Gebrannte StÀrke......... 11, 2
. Fabrikation der Schlempekohle. 85
3. Kohle zum Heizen der Fabriköfen, Dampfkessel etc.
Magere Steinkohle......... 88 Kilogrm.
Fette Steinkohle... ...°: 10 R
SE Re 1, =
came StÀrke. ur. cr 1l/,
â
Die Materialien fĂŒr diese Brennstoffe werden zu Pul-
ver gemahlen, gehörig vermengt, dann fĂŒr den KĂŒchen-
gebrauch zu Cylindern, fĂŒr sonstige Zwecke aber zu
Blöcken von verschiedener Gestalt geformt. (Armengaudâs
Genie industr.)
Die Fabrikation der Schlempekohle.
in der âZeitschr. fĂŒr RĂŒbenzuckerindustrieâ, Bd. 15.
S.734, finden wir einen Aufsatz ĂŒber die Verarmung
des Bodens durch die Schlempekohlefabrikation
von Hugo Schulz, welcher wohl von allgemeinerem Inter-
esse sein dĂŒrfte. Wir entnehmen jener Mittheilung Fol-
gendes:
Die Erschöpfung des Bodens an Kali ist eine sehr
wichtige Frage geworden. Bekanntlich ist die RĂŒbe eine
viel Kali bedĂŒrftige Pflanze; in der Zuckerfabrikation
geht dasselbe zum bei weitem grössten Theile in den
Syrup und von da in die Melasse. Letztere wird in den
meisten FĂ€llen nicht verfĂŒttert, sondern nachdem sie zur
Spiritusfabrikation gebraucht ist, verkohlt und als Schlempe-
kohle in den Handel gebracht. Diese dient zur Berei-
tung von Salpeter und Pottasche, beides Producte, die
der Landwirthschaft nicht wieder zugefĂŒhrt werden.
Die Provinz Sachsen fabricirt jÀhrlich ca. 60000 Otr.
solcher Kohle; folgende Tabelle giebt ĂŒber die chemische
Zusammensetzung derselben Aufschluss. Sie ist aus 46
speciellen Analysen berechnet, welche vom Verfasser in
den Jahren 1864 und 1865 ausgefĂŒhrt worden sind:
Minimal- Maximal- Mittlerer
gehalt gehalt Gehalt
BehHekeit 2.22... 00. 0,51 10.09 2,93
In Wasser Unlösliches....... 11,82 28,62 18,03
Schwefelsaures Kali......... 3,74 12779 7,193
BNlorkallume. ir... 14.26 30.01 19,24
Kohlensaures Natron........ 12,36 22,05 17.14
Reale ee 46,38 34,94
Unbestimmtes und Verlust... â â 0,53
100,00.
Der in Wasser unlösliche RĂŒckstand besteht aus
Kohle, etwas Thonerde, Eisenoxyd, Kieselerde und Kalkver-
bindungen mit nur ganz geringen Mengen von Phosphor-
sÀure und Kali. Es ist ein beinahe werthloser lÀstiger Abfall.
er ER wir a
86 Einwirkung von Ammoniak auf glĂŒhende Kohle.
Der Gesammtkaligehalt stellt sich im
Minimum..... 25,99 Proc. j
Maximum..... 57,01
Mittels: 39.89. #4
Es werden also hier der Landwirthschaft durch die
Schlempekohlenfabrikation jÀhrlich circa 24,000 Centner
Kali entzogen. Um diese wieder zu ersetzen, mĂŒss-
ten dem Boden jÀhrlich mehr als 44,000 Centner schwe-
felsaures Kali zugefĂŒhrt werden. (Bl. fĂŒr Hand. u. Gwbe.
1866. No. 38.) B.
Verfahren zur Wiederbelebung der
Knochenkohle.
Nach Beane soll man, um den von der gebrauchten
Knochenkohle absorbirten Kalk zu entfernen, ohne dabei
gleichzeitig den phosphorsauren Kalk zu lösen, die trockne
und heisse Kohle mit salzsaurem Gase vollstÀndig sÀtti-
gen und dann eine Portion unbehandelte Kohle damit
mischen. Das in den Poren der ersteren zurĂŒckbleibende
Gas wird von der letzteren aufgenommen und durch den
Kalkgehalt derselben neutralisirt. Nach dem Auswaschen
des Chlorcalciums wird die Kohle in gewöhnlicher Weise
geglĂŒht. Dies Verfahren wird von Medlock als beach-
tenswerth empfohlen. (Chem. News. â Chem. Centralbl.)
B.
Einwirkung von Ammoniak auf glĂŒhende
Kohle.
Weltzien hat bei seinen Versuchen ĂŒber die Ein-
wirkung von Ammoniak auf glĂŒhende Kohle keine Spur
eines Kohlenwasserstoffes wahrnehmen können. G. Lunge,
der denselben Process im Grossen vorgenommen hat, glaubt
dabei Acetylen aufgefunden zu haben. Nachdem das
bei der Operation gebildete Cyanammonium in passenden
Apparaten absorbirt worden ist, wird das unabsorbirte
Gas durch mehre GefÀsse mit Wasser und schliesslich
in den Ofen geleitet, um dort verbrannt zu werden.
Einige von den Röhren waren aus Kupfer gemacht. So-
bald Lunge mit diesem Apparate zu arbeiten angefan-
gen hatte, fanden tÀglich die heftigsten Explosionen statt,
von denen er sich anfangs keine Rechenschaft geben
konnte, bis er durch die Entdeckung der explodirenden
Eigenschaften, welche die Verbindung von Acetylen mit
Dissociation des Kohlenoxyds. 87
Kupfer besitzt, aufmerksanı gemacht, die kupfernen Lei-
tungsröhren durch eiserne ersetzte. Von diesem Zeit-
puncte an fanden keine Explosionen mehr statt. In Be-
tracht dieser UmstÀnde glaubt Lunge die Bildung von
Acetylen bei diesem Processe fĂŒr erwiesen ansehen zu
dĂŒrfen. (Chem. News. â Chem. Centralbl. 1866. 7.) B.
Dissociation (Zerfallen) des Kohlenoxyds.
Obgleich das wesentliche Ergebniss der Versuche
H.St.Cl. Devilleâs ĂŒber diesen Gegenstand schon frĂŒher
einmal mitgetheilt worden ist, so ist es jedoch bei dem
hohen Interesse und der Bedeutsamkeit derartiger Zer-
legungen wohl geboten, diese Sache noch einmal zur
Sprache zu bringen und speciell den Apparat und die
Experimentirweise zu beschreiben, deren Deville sich
zur Zerlegung des Kohlenoxyds bediente (Compt. rend. 59),
zumal dieser Apparat nicht nur zu Versuchen gleichen
Zwecks, sondern auch zu manchen anderen verwendbar
erscheint.
Die Vorrichtung fĂŒr die Dissociation des Kohlenoxyds
hat die Aufgabe, in gleicher Art zu wirken, wie etwa
der durch Gase durchschlagende elektrische Funke wirkt, .
nÀmlich an einer gewissen Stelle durch seine Hitze eine
Zersetzung hervorzubringen, deren Producte, mit der
ĂŒbrigen ĂŒberwiegenden Gasmenge sich mischend, nicht
wieder so hoch erhitzt werden, dass sie sich von Neuem
wieder vereinigen können. Diesen Zweck erreichte De-
ville durch folgende Anordnungen.
Ein Porcellanrohr wird beiderseitig mit Korken ver-
schlossen, die doppelt durchbohrt sind. In das eine Loch
der beiden Korke wird ein dĂŒnnes Messingrohr von 8MM.
Durchmesser gesteckt, in die beiden anderen Löcher je
ein kurzes beiderseitig offenes Glasrohr, durch deren eines
das Kohlenoxyd eintritt, um in der Porcellanröhre sich
zu verbreiten, durch deren anderes die Gase, die bei der
Zersetzung im Porcellanrohr entstehen, entweichen.
Wurde nun das Porcellanrohr einer sehr hohen Tem-
peratur ausgesetzt und wÀhrend dieser Zeit durch das
eine Glasrohr ganz reines Kohlenoxyd eingeleitet, durch
das Messingrohr ein schneller Strom kalten Wassers
geschickt, das gegenĂŒberliegende zweite Glasrohr aber
mit einem Kugelapparat, der Barytwasser enthielt, in
Verbindung gesetzt, so beobachtete man in lebhafter Roth-
gluth die TrĂŒbung des Barytwassers und an dem Messing-
= a
88 Erkennung der Vergiftung mit Kohlenozxyd.
rohr hatte sich, so weit es im Porcellanrohr lag, flockiger
Kohlenstoff abgesetzt.
Der Process ist also der: das Kohlenoxyd, welches
die untere glĂŒhende Wand des Porcellanrohres bestreicht,
zersetzt sich theilweise in Kohle und Sauerstoff und diese
Producte steigen in die Höhe, treffen in der Mitte das
kalte Messingrohr, dessen Temperatur etwa +- 100 betrÀgt,
und hier setzt sich der Kohlenstoff ab. Mit dieser Er-
klĂ€rung stimmt auch die Thatsache ĂŒberein, dass die
Kohle nur der unteren Seite des Messingrohres anklebt.
Der Sauerstoff des einen zersetzten Aequivalents Kohlen-
oxyd verbindet sich mit einem unzersetzten Antheil des
Gases zu KohlensÀure und nicht wieder mit dem einmal
abgeschiedenen zu sehr abgekĂŒhlten Kohlenstoff *).
Mit einigen Modificationen wird der oben beschriebene
Apparat bei Gasuntersuchungen verschiedener Art sehr
werthvolle Dienste leisten können. Macht man z.B. ins
Messingrohr eine sehr feine Spalte und lÀsst das Wasser
durch ein hinreichend langes senkrechtes Rohr abfliessen,
so besitzt man eine Art TrommelgeblÀse, durch welches
man Gase schnell aufsaugen und die heissesten schnell
abkĂŒhlen kann. (Journ. f. prakt. Chem. Bd.95. 5.) B.
Erkennung der Vergiftung mit Kohlenoxyd.
Das mit Kohlenoxyd behandelte Blut zeigt im Sonnen-
spectrum untersucht bei hinreichender VerdĂŒnnung fast
eben solche Absorptionsstreifen als sauerstoffhaltiges Blut,
fĂŒgt man aber Schwefelammonium hinzu, so verschwin-
den die Streifen nicht im Verlaufe mehrer Tage, wÀhrend
das kohlenoxydfreie, aber sauerstoffhaltige Blut nach
einigen Minuten nur einen Absorptionsstreif in der Mitte
zwischen den Spectrallinien D und E zeigt, wenn es mit
Schwefelammonium versetzt war. An dieser UnverÀnder-
lichkeit des kohlenoxydhaltigeu Blutes durch Schwefel-
ammonium kann man den Kohlenoxydgehalt des Blutes
erkennen und es gelingt bei Thieren, die man mit wenig
Kohlenoxyd allmÀlig vergiftet hat, recht gut auf die
obige Weise, im Blute das Kohlenoxyd mit Entschieden-
heit nachzuweisen. Dabei ist es zweckmÀssig, das Blut
*) Man kann den Vorgang auch so erklÀren, dass das Kohlenoxyd
C202 in Kohle CE und KohlensÀure CO? zerfÀllt; eine weitere Ein-
wirkung beider Zersetzungsproducte auf einander wird durch die
AbkĂŒhlung des Kohlenstoffs und eine Entfernung des KohlensĂ€ure-
° gases verhindert. EEE
u
â
SchÀdlichkeit des Schwefelkohlenstoffdunstes. 89
zur Untersuchung im Spectralapparate stark zu verdĂŒn-
nen. Zahlreiche FĂ€lle der Vergiftung von Menschen und
Thieren haben erwiesen, dass nach der Vergiftung in
atmosphÀrischer Luft ziemlich schnelle Erholung eintritt,
wenn die Vergiftung nicht bis unmittelbar zum beginnen-
den Tode gedauert hatte. Hoppe-Seyler hat oft Kanin-
chen und Hunde bis zum völligen Aufhören der Respiration
mit Kohlenoxyd vergiftet und diese Thiere nach einge-
leiteter kĂŒnstlicher Respiration sich bald wieder erholen
gesehen. Die Ursachen dieser Reconvalescenz hat Po-
krowsky (Virchows Arch. Bd. 30. 8. 525) untersucht
und gefunden, dass bei derselben kein Kohlenoxyd, son-
dern mehr als gewöhnlich KohlensÀure ausgeathmet wird.
Auch das mit Kohlenoxyd behandelte defibrinirte
Blut verliert seinen Kohlenoxydgehalt beim Stehen an der
Luft allmÀlig und Schwefelammonium macht dann die
beiden Absorptionsstreifen bald verschwinden, SchĂŒtteln
mit der Luft ruft sie wieder hervor, auch wird das Blut
beim SchĂŒtteln mit Luft hellroth, beim Stehen venös dunkel.
Die VerÀnderung des kohlenoxydhaltigen Blutes beim
Stehen in dieser Weise macht daher in forensischen
FÀlfen schnelle Untersuchung nöthig, wo es sich um den
Nachweis derartiger Vergiftung handelt. Mehre Tage
können bei mittlerer Temperatur vergehen, ehe der Kohlen-
oxydgehalt des Blutes bemerkbar abnimmt. (Med.-Centrbl.)
B.
SchÀdliehkeit des Schwefelkohlenstofldunstes.
Arbeiter, welche viel mit der Fabrikation des Sch wefel-
kohlenstoffs zu thun haben, werden immer dĂŒmmer, ver-
lieren den Geschmack ganz, haben eine belegte Zunge,
können aber sehr viel essen. Dabei magern sie ab, wer-
den kachektisch und empfinden ein fortwÀhrendes Brennen
in der Brust, im Unterleibe und After.
Beim Leckwerden eines BehÀlters mit Schwefelkohlen-
stoff liefen mehre Maass desselben aus; die dabei beschÀf-
tisten Arbeiter merkten bald ein GefĂŒhlloswerden der Beine
von unten herauf und nach und nach des ganzen Körpers,
dann traten Hitze, Angstschweiss und ein Àusserst weh-
mĂŒthiges, bis zum Weinen sich steigerndes GefĂŒhl ein
und zuletzt fielen sie bewusstlos um. Durch Waschen.
der Gelenke mit kaltem Wasser, Genuss desselben, auch _
wohl eines starken Schnapses, bekamen sie die Besinnung
wieder und fĂŒhlten sich wohler, wenn sie sich nur tĂŒchtig
erbrechen konnten. Noch mehre Tage nach solchem
90 Borax in Californien.
schweren Anfalle fĂŒhlten sich die Leute sehr matt und
nahmen dann, wie ĂŒberhaupt hĂ€ufig, zum AbfĂŒhren ein
und unterstĂŒtzten die Genesung durch kalte Abreibungen
und BĂ€der.
Ein Arbeiter, der viel Schwefelkohlenstoff eingeathmet
hatte, wurde erst dumm, dann ganz blödsinnig, dabei so
wĂŒthend, dass ihn drei MĂ€nner nicht im Bette halten
konnten, schlief darauf ein und starb am folgenden Tage.
(Pharm. Centralh.)
Borax in Californien.
Die kĂŒrzlich erschienene Schrift J. D. Whitneyâs
ĂŒber âdie geologische Vermessung Californiensâ enthĂ€lt
eine interessante Schilderung einer Boraxablagerung in
diesem Lande.
Der âBorax-Seeââ, wie man ihn nennt, liegt ungefĂ€hr
36 engl. Meilen vom stillen Meere und 65 engl. Meilen
nordwestlich von der Suisun-Bay. Das Vorhandensein
dieses Sees wurde zuerst im Jahre 1856 von Dr. Veatch
bekannt gemacht, der in den GewÀssern desselben Borax
entdeckte. Einige Monate spÀter fand man eine grosse
Ablagerung von Krystallen auf dem Grunde des Sces.
Diese Krystalle, welche an Grösse von mikroskopischen
Dimensionen, bis zu 2 oder 3 Zoll querĂŒber abweichen,
bilden eine Schicht von verschiedener Dicke unmittelbar
unter dem Wasser. An einer Stelle fand man diese
Schicht 18 Zoll tief, an anderen Stellen wechselten mehre
dĂŒnnere Schichten mit schwachen Thonlagen ab.
Der Umfang des Sees schwankt je nach der Trocken-
heit der Jahreszeit und eben so auch die QuantitÀt der
in der Lösung enthaltenen Salze. Im September 1863
waren in einer Gallone 2401 Grains feste Stoffe enthalten,
von denen die HĂ€lfte gemeines Salz (Chlornatrium)
ein Viertheil kohlensaures Natron und der Rest
hauptsÀchlich borsaures Natron waren. Im Jahre
1864 kam die âCalifornia Borax Compagnyâ in den Besitz _
des Sees und aus der laufenden Nummer von Sillimanâs
Journal, der wir die vorstehenden Notizen verdanken,
erfahren wir, dass die Compagnie im Laufe des letzten
Jahres nicht nur den örtlichen Bedarf von 30 bis 40
Tonnen geliefert, sondern auch 200 Tonnen nach New-York
. verschifit hat. Der Borax wird wÀhrend der trockenen
Jahreszeit aus dem Schlamm auf dem Grunde des Sees
gesammelt und der Ertrag in der letzten Jahreszeit belief
Chemische Constitution der KieselsÀure. 91
sich durchschnittlich auf etwa 21, Tonnen reinen Borax
tÀglich. Diese neue Quelle des Salzes scheint sonach
einige commerzielle Wichtigkeit zu besitzen. (Das Ausland,
15. Mai 1866. No. 20. 8.480.) H. Ludwig.
Chemische Constitution der KieselsÀune.
Th. Scheerer, der schon frĂŒher die Ansicht ĂŒber
die diatome Constitution der KieselsÀure bekÀmpfte *),
sucht diesem Streite nun eine endgĂŒltige Entscheidung
zu geben. Nach Wöhlerâs Entdeckung des Leu-
cons und Silicons, ferner, nachdem es Geuther ge-
lungen, ein Oxyd darzustellen, dem man die Formel
SiO2 beilegen mĂŒsse, sei die Zusammensetzung der Kiesel-
sÀure unzweifelhaft nach der Formel SiO3 anzunehmen.
Nach Scheererâs Ansichten, die viel fĂŒr sich haben,
wĂŒrde die Reihe der Verbindungen des Siliciums mit dem
Sauerstoff folgende sein:
Si?0, HO â Silicon
Sı0,HO. â Leucon
SiO2.,.. â Geuther's Oxyd
SiO3.... = KieselsÀure.
Durch die Existenz einer solchen Oxydationsreihe
ist aber nach Scheererâs Ansicht der endgĂŒltige
Beweis fĂŒr die chemische Constitution der Kie-
selsĂ€ure â SiO? gegeben. Die isomorphen Haloid-
doppelsalze, Kieselfluorstrontium und Zinnfluorstrontium,
deren Formel nach der diatomen Ansicht ĂŒber die Kiesel-
sÀure folgendermassen lauten:
SrF â SiF?2 + 2HO = Kieselfluorsirontium
SrF + SnF? + 2HO = Zinnfluorstrontium
lauten nach dem Aequivalentgewicht der Kieselerde â
8103: 3SrF (Si?)F6 â 6HO
3SrF (Sn3)F6 â 6HO.
Es findet mithin nach dieser Ansicht ein polymerer
Isomorphismus statt. 2 Aeq. Si können 3 Aegq. Sn ver-
treten.
G. Rose deutete die Zusammensetzung des Zircons
nach der Formel â Zr?03, Si0O3, da die isomorphen
Minerale Rutil und Zinnstein eine analoge Zusammen-
setzung, nÀmlich nach den Formeln
*) S. Annal. d. Chem. u. Ph. 116. 129â160. â Pogg. Annal. 118,
182 â 185. â Leopoldina 1864, Heft 4.
92 Die FeldspÀthe.
TiO2 â Rutil
SnO? â Zinnstein
"haben. Scheerer sucht den Grund der Isomorphie in
folgenden VerhÀltnissen:
Rutil 22. â=3T 60
Zinnstein.. = 39n 4 60
Zirkon..... = Zr 4 Sı) + 60.
Diese Ansicht hat Vieles fĂŒr sich.
Physikalische Thatsachen sind nach Th. Scheererâs
Ansicht nur mit grösster Vorsicht zur Entscheidung ĂŒber
die chemische Constitution von Verbindungen zu benutzen
und liefert schlagende Beispiele fĂŒr diesen Satz. (Journ.
fĂŒr prakt. Chemie. Bd. 96. Heft6. 8.321â 529.) (.Bl.
Die FeldspÀthe.
Ein einfaches System der zahlreichen zu den Feld-
spÀthen gehörigen Mineralien nach ihrer chemischen Zu-
sammensetzung aufzustellen, ist bis jetzt nicht gelungen.
Die frĂŒher von Tschermak ausgesprochene Ansicht, es
möchten viele FeldspÀthe wohl Gemische isomorpherV erbin-
dungen sein, hat derselbe begrĂŒndet. Alle FeldspĂ€the sind
nach ihm Gemische von nur drei Mineralien, dieim Adular,
Albit und Anorthit fast rein auftreten. Der Orthoklas
oder kalireiche Feldspath besteht aus regelmÀssigen Durch-
wachsungen von Adular und Albit. Die ĂŒbrigen Feld-
spÀthe sind Gemenge von Albit und Anorthit, bisweilen mit
kleinen Mengen Orthoklas gemischt. Oligoklas, Andesin
und Labrador sind nur Glieder einer continuirlichen Reihe.
Die bis jetzt noch nicht ins System gebrachten FeldspÀthe,
weil sie keinem dieser FĂ€lle entsprechen, sind die bisher
nicht berĂŒcksichtigten Zwischenglieder. Tschermak
zÀhlt auch zu den FeldspÀthen den barythaltigen Hyalophan
und den Danburit, der statt Thonerde BorsÀure enthÀlt.
Es ist mithin hiernach die Gruppe der FeldspÀthe in drei
Gattungen zu trennen, deren jede nach dem VerhÀltniss
der Mischung in Unterabtheilungen zerfÀllt. (T'schermak,
# Chemisch-mineralogische Studien. 1. Th.) Dr. Reich.
Chrom - Aventuringlas. â Wasserglas. 93
Einfiuss der Kohle und des Schwefels auf
die FĂ€rbung des Glases.
Schon seit lÀngerer Zeit weiss man, dass das Glas
durch Kohle und durch Schwefel gelb gefÀrbt wird; der
Einfluss der ĂŒbrigen Metalloide ist bis jetzt noch unbekannt
geblieben. Um diese LĂŒcke auszufĂŒllen, hat J. Pelouze
in der Glasfabrik von Saint-Gobain Versuche ausge-
fĂŒhrt.
Als Hauptresultate seiner Untersuchungen ergeben
sich:
1) dass alle GlÀser des Handels Sulfate enthalten;
2) dass ein Glassatz, welcher vollstÀndig frei von
Sulfat ist, weder durch Kohle, noch durch Bor, noch durch
Silicium, noch durch Wasserstoffgas gefÀrbt wird;
3) dass der Schwefel und die Alkali- oder Erd-
sulfĂŒre sowohl das reine Glas als auch die kĂ€uflichen
Glasarten gelb fÀrben;
4) dass die Farbe, welche das Glas unter dem Ein-
flusse der genannter Metalloide annimmt, nur eine Wir-
kung der reducirenden Kraft der letzteren ist. (Compt.
rend. 7. 60.) B:
Chrom - Aventuringlas.
Bekanntlich werden Email und Glas durch Chromoxyd
grĂŒn gefĂ€rbt. Pelouze schmolz einen Glassatz von 250Th.
Sand, 100 Th. kohlensaurem Natron und 50 Th. Kalk-
spath mit doppelt - chromsaurem Kali zusammen und
erhielt mit 10 Thheilen Chromsalz ein homogenes, trans-
parentes, gelblich-grĂŒnes, â mit 40 Theilen COhromsalz
ein dunkelgrĂŒnes und mit Flitterchen von Chromoxyd
erfĂŒlltes Glas. Dieses grĂŒne Aventuringlas funkelt im
Sonnenlichte und an sehr hellen Orten, steht in dieser
Beziehung nur dem Diamant nach, ist viel hÀrter als
gewöhnliches Glas und schneidet dieses mit Leichtigkeit.
Zu Schmucksachen ist es sehr geeignet. Dr. Reich.
Wasserglas
bietet nach A. PĂ€tsch ein wirksames Schutzmittel
fĂŒr hölzerne Dachconstructionen gegen Feuersgefahr. Man
stellt dasselbe folgendermassen dar: 180 Pfd. Sand,
110 Pfd. Glaubersalz und 10 Pfd. gepulverte Coaks wer-
den in GlashĂ€fen geschmolzen und blank geschĂŒrt, auf
I ET DE EN
94 CĂ€mentfabrikation.
eiserne Platten gegossen, nach der AbkĂŒhlung fein ge-
mahlen und in einem gusseisernen Kessel aufgelöst. Zum
Anstriche wird eine sehr verdĂŒnnte Lösung 5â6 Mal
aufgetragen. (Ztschr. des Ver. deutscher Ingenieure. Bd. 9.)
B.
Cimentfabrikation.
GrĂŒneberg beschreibt eine nach dem Bleibtreu-
schen Principe arbeitende CĂ€mentfabrik bei Misdroy auf
der Insel Wollin. Die in der NĂ€he der Fabrik gewonnene
Kreide wird gleichmÀssig einem kreisförmigen, nach der
Mitte zu sich kegelförmig erhebenden, mit etwa 12 Zoll
hohen Rande umgebenen SchlĂ€mmheerd zugefĂŒhrt, auf
dem sich ein Rahmenwerk an einer verticalen Welle mit
einer Geschwindigkeit von 60 Umdrehungen in der Minute
bewegt. Ein continuirlich zufliessender Wasserstrahl bildet
mit der Kreide eine milchartige FlĂŒssigkeit, die durch
das Rahmenwerk mit in Rotation versetzt wird. Von
dem SchlÀmmherde gelangt die Kreidemilch durch ein
Sieb nach 12 Zoll breiten, 8 Zoll tiefen CanÀlen von
einigen 100 Fuss LĂ€nge, in denen sich die schwereren
sandigen Theile absetzen und von hier nach 50 Fuss
langen, 20 Fuss breiten und 8 Fuss tiefen in CĂ€ment-
mauerwerk aufgefĂŒhrten Schlammbassins. Das Absetzen
der Schlemmkreide in diesen dauert 10 Tage bis 4 Wochen,
je nachdem die Luft mehr oder weniger ruhig ist. Der
aus der Umgegend von Stettin bezogene Thon wird in
TrockenhÀusern "getrocknet und dann zu einem ganz
feinem Pulver gemahlen. Dieses Pulver wird mit der
geschlÀmmten Kreide gemengt, circa 2 Raumtheile Kreide-
brei mit 1 Raumtheil gemahlenen Thones; das genaue
VerhĂ€ltniss wird nach einer Probe festgestellt, die fĂŒr
jedes SchlÀmmbassin gemacht wird. Zur innigen Ver-
mengung werden Thonschneider angewendet, zur besseren
Versteifung wird nach BedĂŒrfniss noch gemahlene und
nur getrocknete CĂ€mentmischung zugesetzt. Die Thon-
schneider pressen die CĂ€mentmischung durch einen circa
8 Zoll breiten und 5 Zoll hohen eisernen Canal nach
aussen, wo dieselbe mittelst Draht in Ziegel abgeschnitten
wird. Diese Ziegel werden im Sommer in TrockenhÀusern
getrocknet, was je nach den WitterungsverhÀltnissen drei
Tage bis vier Wochen erfordert. Die getrocknete Masse
wird auf Schienenwegen nach den Brennöfen gefĂŒhrt.
Die Oefen bestehen aus 2 Fuss starkem Mauerwerke,
Englisches Probirverfahren fĂŒr Portland-CĂ€ment. 95
sind cylindrisch von 10 Fuss im Durchmesser, 50 Fuss
hoch, oben zugespitzt und dort mit einem Regulirungs-
schieber fĂŒr den Zug versehen. Jeder Ofen hat 3 Be-
schickungen, resp. Entleerungsöfen; auf die untere flache
Ofensohle wird zunÀchst eine Lage Holz geschichtet,
darauf Coaks, dann abwechselnd CĂ€mentziegel und Ooaks
bis der Ofen circa 18 Zoll ĂŒber den cylindrischen Theil
gefĂŒllt ist und zuletzt noch eine Lage Holz. Die Luft
wird durch einige kleine Oeffnungen ĂŒber der Sohle zu-
gefĂŒhrt. Beim Anheizen wird zunĂ€chst die obere, dann
die untere Holzlage angezĂŒndet, hierauf werden die Be-
schickungsöffnungen vermauert, deren eiserne ThĂŒren von
Aussen verschlossen sind und nun der Zug mittelst des
oberen Schiebers so regulirt, dass das Material ganz all-
mĂ€lig ins GlĂŒhen kommt. Die ganze Operation des Bren-
nens dauert circa 3 Tage, worauf die Oefen in 8 Tagen
allmĂ€lig abkĂŒhlen. Die zerbröckelte CĂ€mentmasse wird
herausgezogen, mit HĂ€mmern zerschlagen und zwischen
cannelirten Walzen oder in eisernen sog. BrechkÀsten
zerdrĂŒckt, deren Boden ein starker Rost bildet und in
denen sich eine Walze mit schraubenförmig herumgewun-
denen Messern dreht. Die weitere Verarbeitung geschieht
auf 4 MahlgÀngen mit französischen Steinen, in denen
die SteinstĂŒcke nicht mit Gyps, sondern mit CĂ€ment ver-
bunden sind. Aus den MahlgÀngen fÀllt das feine CÀment-
pulver direct in die PackfÀsser; die durch eine mechanische
Vorrichtung fortwĂ€hrend geschĂŒttelt werden, so dass eine
feste Verpackung hergestellt wird. Zu einer tÀglichen
Production von 80 Centnern CĂ€ment sind 200 Arbeiter
nöthig.
GrĂŒneberg hebt als Eigenschaften eines guten
CĂ€ments hervor, ein solcher dĂŒrfe in BerĂŒhrung mit Was-
ser sich nicht stark erhitzen und derselbe mĂŒsse, mit
2 Th. Sand gemischt, binnen 3 Stunden gebunden sein.
Ein geringer Zusatz von Soda zu dem CĂ€ment vor dem
Brennen beschleunige die ErhÀrtung desselben bedeutend,
so dass man es in der Hand habe, den CĂ€ment in belie-
bigen ZeitrÀumen erhÀrten zu lassen; ein zu schnelles
ErhÀrten erschwere jedoch die Anwendung. (Deutsche
Indstr.- Ztg.)
Englisches Probirverfahren fĂŒr Portland -CĂ€ment.
Bei grösseren öffentlichen Bauten wird in England
eine besondere BauhĂŒtte zur Vornahme von Proben mit
Nr
96 Analyse des Chladnit.
dem angelieferten CĂ€mente errichtet, welche Einrichtung
von sehr praktischem grossen Nutzen ist.
ZunĂ€chst wird das Gewicht untersucht, welches fĂŒr
den gestrichenen Bushel 110 Pfd. engl. oder 1375 Kilogrm.
pro Cubikmeter betragen muss; dann werden Probeziegel
aus 1 Th. CĂ€ment und 1 Th. reinem Sande gefertigt und
auf die Festigkeit geprĂŒft, welche sich mindestens auf
180 Pfd. pro Quadratzoll belaufen muss, wenn die Ziegel
einen Tag an der Luft und sechs Tage im Wasser erhÀr-
tet sind. (Ztschr. des hannov. Archit. u. Ingen.- Vereins.)
Neuer kĂŒnstlicher Marmor und CĂ€ment, mit Magnesia
bereitet, von Ste. Claire-Deville.
Der Verfasser beobachtete, dass wasserfreie Magnesia,
durch Caleination von Uhlormagnesinm gewonnen, einem
continuirlichen Wasserstrahle ausgesetzt, nach und nach.
so hart wurde wie Marmor. In kleine StĂŒcke zertheilt
wurde die Masse durchscheinend wie Alabaster und kry-
stallinisch. Nach sechs Jahren hatte sie sich an der Luft
dem Anscheine nach nicht verÀndert. Die Analyse ergab
Wasser 27,7, KohlensÀure 8,3, Thonerde und Eisenoxyd
1,3, Magnesia 57,1, Sand 5,6.
Eine Portion wasserfreie Magnesia mit Wasser zu
einer halbplastischen Masse angerĂŒhrt und dann mit Wasser
in ein hermetisch verschlossenes Glasrohr gebracht, ver-
band sich langsam mit dem Wasser und wurde vollkom-
men hart. An der Luft getrocknet wurde das Hydrat
durchscheinend und krystallinisch.
Eine Mischung von Kalk oder Marmor mit gepulverter
Magnesia, mit Wasser zum Teige angerĂŒhrt, erhĂ€rtete
gleichermassen unter Wasser. Deville schlÀgt eine
solche Mischung zur Darstellung von BĂŒsten vor.
Durch Caleination eines an Magnesia reichen Dolomits
bei 300â 4000 und Mischung des Products mit Wasser
bekam Deville einen CĂ€ment, der sich in Salzwasser
ausserordentlich gut hielt. (Pharmaceut. Journ. and Trans-
act. 2. Ser. Vol.7. No.9. March 1866. p. 476.) Wp.
Analyse des Chladnit.
Unter diesem Namen hat vor lÀngerer Zeit She-
pard den ĂŒberwiegenden Gemengtheil des Meteorsteins
von Bischopville beschrieben und ihm die Formel:
A
a A er a
. Darstellung von reiner Aarau und Aetznatronlauge. 97
Mg0, SiO3 zugetheilt. Denselben Stein hat jĂŒngst J. L.
Smith einer erneuten Analyse unterworfen und ist dabei
zu anderen Resultaten gelangt. (Sill. Amer. Journ. 38.)
Darnach ist der Chladnit ein Talkerde-Pyroxen und
identisch mit Eustasit; seine Zusammensetzung entspricht
der Formel M50O, SiO?. Er enthÀlt nÀmlich:
SIOr 60,12 59,83
in an OA 39,45 39,22
Fe203...... 0,30 0,50
KO,Na0, LiO 0, 74 ââ
7100,81.
Diese Abweichung von Shepard sucht Smith in
der fehlerhaften Analyse des Letzteren, vermöge deren
er den KieselsĂ€uregehalt zu hoch fand. (Journ. fĂŒr prakt.
Chemie. Bd. 95. 5.) k
Darstellung von reiner Aetzkali- und Aetznatronlauge.
Die kohlensauren Alkalien sind sehr leicht schwefel-
sÀurefrei zu erhalten, schwierig dagegen salzsÀurefrei.
Hat man es daher mit einem kohlensauren Alkali zu
thun, welches so weit rein ist, dass es nur noch kleine
Mengen von Chlor enthÀlt, so setzt man der Auflösung
derselben eine entsprechende Menge kohlensaures Silber-
oxyd zu, erwÀrmt damit, filtrir, und macht das Filtrat
alsdann auf die gewöhnliche Weise durch gebrannten
Marmor Àtzend. Zur Filtration bedient sich GrÀger
schon seit lÀngerer Zeit eines Filters, welches aus Marmor
besteht und in folgender Weise hergerichtet wird. In
die Oeffnung eines Glastrichters legt derselbe zunÀchst
einige StĂŒckchen groben Marmors und auf diese feineres
Pulver desselben Materials und spĂŒlt so lange mit destil-
lirtem Wasser nach, bis dieses alles Feinere fortgenom-
men hat und klar abfliesst. Hierauf giesst man die Lauge
in den Trichter; man hÀlt wÀhrend der Arbeit den Trich-
ter gut bedeckt, die Fittrafion geht ungemein rasch von
statten und man erhÀlt eine vollkommen wasserhelle und
farblose Lauge. Der RĂŒckstand im Trichter lĂ€sst sich
mit aller Bequemlichkeit vollstÀndig auswaschen ohne den
geringsten Verlust zu erleiden. Die gelbliche FĂ€rbung,
die eine in einem eisernen Kessel eingekochte Lauge
zeigt, rĂŒhrt gewöhnlich und hauptsĂ€chlich von suspendir-
tem Eisenoxydhydrate her, die man wegnimmt, wenn man
die alsdann freilich nicht zu starke Lauge durch gepul-
verten Marmor filtrirt. (Polyt. Notizbl. 1866. I) 2.
Arch.d. Pharm. CLXXXI. Bds. 1.u.2. Hft. {{
Pr EHER, EU } °r
98 UeberfĂŒhrung des schwefelsauren Kalis in kohlensaures.
Krystallisirtes kohlensaures Kalı.
Bei der Darstellung von UroxansÀure durch Einwir-
kung von Kalilösurg auf HarnsÀure erhielt G. StÀdeler,
nachdem uroxansaures und oxalsaures Kali angeschossen
waren, beim weiteren Abdampfen der Mutterlauge ein
'in grossen farblosen durchsichtigen Prismen anschiessen-
des Salz, welches bei nÀherer Untersuchung aus reinem
kohlensauren Kali bestand. Dieses Salz ist nach der
Formel 2KO, Ă2 0? â 3aq zusammengesetzt, enthĂ€lt
also 3 Aeq. Wasser.
Wir kennen bereits ein krystallisirtes kohlensaures
Kali von der Zusammensetzung 2 KO, C204 â+ A4ag,
welches nach Berzelius gewonnen wird, wenn man die
Lösung des Salzes so weit verdampft, bis sie in der
WĂ€rme 1,62 spec. Gew. hat, und dann langsam in einem
hohen Cylinder erkalten lÀsst. G. StÀdeler erhielt nach
dieser Methode nur ein krystallinisches Pulver; grössere
Krystalle bildeten sich erst dann, als die Lösung vor
dem Abdampfen mit etwas kaustischem Kali vermischt
wurde. Da diese Krystalle aber einen Wassergehalt
ĂŒbereinstimmend mit der Formel 2KO, 0204 -ÂŁ 3aq
zeigten, so scheint nach diesen Versuchen ein kohlen-
saures Kali mit 4 Aegq. Krystaliwasser nicht zu existiren.
(Annal. d. Chem. u. Pharm. UXXXIL., 371â 574) @.
Die VeberfĂŒhrung des schwefelsauren Kalis
in kohlensaures,
analog dem Sodabildungsprocesse von Leblanc, ist
unter Leitung von Koppe, nach einer brieflichen Mit-
theilung desselben an R. Wagner versuchsweise in
grösserem Massstabe ausgefĂŒhrt worden und hat zu einem
sehr gĂŒnstigen Resultate gefĂŒhrt. Allein es bilden sich
dabei sehr grosse Mengen von Cyan- und Schwefeleyan-
kalium, welche UmstÀnde der allgemeinen Anwendung
dieser Pottasche hindernd in den Weg treten. (Polyt.
Journ. Bd. I75.) B.
Ueber den Stassfurtit.
A. Steinbeck gelangte durch eine Analyse die-
ses Minerals zu dem Resultate, dass eine Verschieden-
heit zwischen dem ausgewaschenen Stassfurtit und dem
LĂŒneburger Boracit nicht besteht, sondern ersterer als
eine dimorphe Form des Boracits anzusehen ist. (Poggend.
Annal. Bd. 125.)
N" Pla NE gen Sand, a he ai dd Dr ae u DE ME
FlĂŒssige Glycerinseife. 99
Die flĂŒssige 6Glycerinseife
aus der Fabrik von Sarg in Wien, deren Betrieb
fĂŒr Norddeutschland Dr. Marquart in Bonn ĂŒbertra-
gen ist, besitzt beim Gebrauche so empfehlenswerthe
Eigenschaften, dass Prof. Heeren in Hannover sich
bemĂŒht hat, ein Ă€hnliches Product herzustellen, da die
Sargâsche Glycerinseife ihres ziemlich hohen Preises wegen
der Classe der feinen Luxusseifen anheimfÀllt, indem
Heeren vermuthete, dass sie zu einem niedrigeren Preise
sich werde herstellen lassen.
Die Sargâsche flĂŒssige Glycerinseife ist vollkommen
klar, von hellbrauner Farbe und dickflĂŒssiger Consistenz,
wie Honig. Sie ist parfĂŒmirt. Freies Alkali ist nicht
vorhanden. Zum Waschen der HĂ€nde reicht ein Thee-
löffel voll derselben hin, die Seife giebt aber weniger
Schaum, als gewöhnliche glycerinfreie Seife.
Zur Bereitung der flĂŒssigen Glycerinseife bringt
Heeren 100 Gewth. Olein in ein beliebiges GefÀss,
welches erwÀrmt werden kann, bei kleinen Portionen in
ein Kochglas oder einen Glaskolben, bei grösserem Quan-
tum in einen eisernen Kessel, setzt 314 Gewth. Glycerin
von 1,12 spec. Gew. hinzu, erwÀrmt das Ganze etwa auf
5000. und fĂŒgt nun 56 Gewth. concentrirte Aetzkalilauge
von 1,34 spec. Gew. unter stetem UmrĂŒhren hinzu. Die
Seifenbildung erfolgt dabei augenblicklich und es entsteht
ein ziemlich dĂŒnnflĂŒssiges, jedoch etwas trĂŒbes Liquidum.
Nach mehreren Tagen muss nun, um die honigartige
Durchsichtigkeit zu erlangen, durch Papier filtrirt werden,
was natĂŒrlich nur sehr langsam von Statten geht. Man
macht ein grosses Filter von einem Bogen Löschpapier,
breitet es in einem grossen Glastrichter gehörig aus
und giebt die Seife hinein. Hört das langsame Abtröpfeln
auf, so bringt man den noch im Filter vorhandenen Rest
auf ein neues kleineres Filter.
In den Laboratorien kann man auch, um diese lang-
wierigen Filtrationen zu umgehen, nach dem Zusatze der
Lauge die Seife mit einer ihrem Gewichte gleichen Menge
Wassers verdĂŒnnen, wodurch sie ganz dĂŒnnflĂŒssig wird
und sich leicht filtriren lÀsst, worauf man sie nachher
wieder auf ihr vorheriges Gewicht eindampft. Dieses
Eindampfen darf aber nur im Wasserbade statt finden.
Dieser nun geklĂ€rten Seife fĂŒgt man I}, von der
Gewichtsmenge des angewendeten Oleins Pottasche, welche
in einer sehr kleinen Menge heissen Wassers aufgelöst
Ir
TEN IRRE N,
fr
100 Die Wirkungen des Sprengöls (Nitroglycerins).
wird, unter SchĂŒtteln und UmrĂŒhren, hinzu. Durch diesen
Zusatz erlangt die Seife die diekflĂŒssige honigartige Con-
sistenz und man giebt nun der Seife mit Ol. Neroli oder
anderen wohlriechenden Oelen ein angenehmes ParfĂŒm.
Zur Benutzung dieser Seife muss ein GefÀss mit ganz
weiter Oeffnung angewandt werden und ein Theelöffel
voll zum Gebrauche dienen.
Nach der Berechnung Heerenâs stellt sich der Preis
des Pfundes der nach dieser Vorschrift bereiteten Seife
auf 4 Sgr. (Mitth. des Gew.-Ver. in dem Königr. Hannover.
1866.) B.
Ueber die Wirkungen des Sprengöls (Nitroglycerins)
berichtet das âDresdener Journalâ. Hier fanden
in dem Sienitsteinbruche bei der Restauration âZum
hohen Steinâ oberhalb Plauen Sprengversuche mittelst
Sprengöl (Nitroglycerin) statt. Es waren zu dieser Probe
sechs Bohrlöcher getrieben worden. Die Tiefe der klei-
neren derselben, welche man in vorherrschend ebenem
Gestein angebracht hatte, betrug 14 bis 32 Zoll und es
wurden diese Bohrlöcher mit 2 bis 7 Loth Sprengöl besetzt.
Auf dieses Oel wurde sodann Wasser gefĂŒllt. Durch
dasselbe ging eine circa 1 bis 11), Elle lange, etwas ĂŒber
BleistiftstÀrke dicke Schnur, an welche ein hölzerner,
mit Pulver gefĂŒllter ZĂŒnder (PatentzĂŒnder) angebracht war.
Die durch das AnzĂŒnden desselben erreichte Wirkung
war höchst befriedigend. Auch bei grössern Bohrlöchern
waren die Resultate sehr zufriedenstellend. Ein Bohrloch
von 1}, Fuss Tiefe und 1 Zoll Durchmesser wurde mit
10 Loth Oel besetzt und die Sprengung erfolgte mit gleich
gĂŒnstigem Erfolge. Ein in einen frei stehenden Kegel
in den Sienit getriebenes Bohrloch von 4 Fuss Tiefe und
oben 5J,, unten 3/4 Zoll Durchmesser rĂŒckte, mit 21), Pfd.
Sprengöl besetzt und mit PatentzĂŒnder entzĂŒndet, gleich
bei der ersten ZĂŒndung ĂŒber 2 Ruthen Steine fĂŒr die
Abtragung auseinander, was von der ĂŒberwiegenden Kraft
des Sprengöls im Vergleich mit Schiesspulver Zeugniss
ablegt. Eire eigenthĂŒmliche Wahrnehmung bei diesem
Sprengmaterial ist die, dass es weniger in die Höhe treibt,
als vielmehr das Gestein vorzugsweise nach der Seite
rĂŒckt. Am Schlusse der Versuche wurden die Flaschen,
aus denen- das Sprengöl entnommen worden war âund
welche inwendig an den WĂ€nden noch mit gefrorenem
â27
kn TR Peer ae lee pri ie ER DE A lie nr
Glonoin- Explosion. 101
Nitroglycerin bekleidet waren, gegen eine unten gelegene
Felswand geschleudert, dabei jedoch eine Explosion nicht
wahrgenommen. (Bl. fĂŒr Hdl. u. Gewerbe.) B.
Eine Schiffsexplosion durch Nitroglycerin.
Eine furchtbare Explosion wird aus Colon, an der
Ostseite des Isthmus von Panama berichtet. Der der
West- India und Pacific- Company gehörige Dampfer
âEuropean â, welcher eine QuantitĂ€t (70 Flaschen) Nitrogly-
cerin an Bord hatte, flog am 3. April 1866 im Hafen von
Aspinwall in die Luft. 50 Menschen wurden getödtet
und die Explosion wird als furchtbar geschildert. (Allg.
Ztg.) B.
Ueber dieselbe 6lonoin - Explosion.
Ein entsetzliches UnglĂŒck trug sich am 3. April
1866 zu Aspinwall zu. Der zum Löschen seiner Ladung
am Quai liegende englische Dampfer European sprang
in Folge einer Explosion im Waarenraume. Der 400 Fuss
lange Quai wurde buchstĂ€blich in StĂŒcke zermalmt, ein
nahestehendes grosses Magazin stĂŒrzte zusammen und
bildete nur noch einen TrĂŒmmerhaufen. Die ErschĂŒt-
terung pflanzte sich durch die ganze Stadt fort und es
ist fast kein Haus unbeschÀdigt geblieben. Die Zahl der
Opfer schÀtzt man auf 50, viele Personen wurden ver-
wundet und mussten operirt werden, mehre ĂŒberlebten
die Operation nur wenige Stunden. â Der Schaden wird
in runder Summe auf eine Million Dollars veranschlagt.
Es fanden drei Explosionen statt, nach der ersten ver-
suchte das königliche Paketboot Tamar den European
fortzubugsiren, dann erfolgte eine zweite schwÀchere Explo-
sion, der Dampfer war in offenes Wasser gebracht, die
dritte zerschmetterte ihn dermassen, dass er in weniger
als einer halben Stunde in den Grund sank.
Das UnglĂŒck wurde nach dem Panama star and
Herald Schiesspulver zugeschrieben; es ist jedoch unmög-
lich, dass eine Pulverexplosion ohne eine Rauchwolke
vor sich gehen kann und ohne in der Umgebung Spuren
zu hinterlassen; in dem vorliegenden Falle war einige
Minuten nach dem Ereignisse keine andere sichtbare
Spur vorhanden als die allgemeine VerwĂŒstung. Man
erfuhr spÀter, dass 66 Kisten mit Glonoin oder Nitro-
glycerin, dem gegenwÀrtig furchtbarsten Sprengkörper,
ii at eBalen:
HN:
102 Vorsichtmassregeln bei Benutzung des Nitroglycerins.
unter gewöhnlichem Frachtbrief an Bord gewesen seien
und von Liverpool nach Californien bestimmt waren.
Vor kurzer Zeit hat in der Greenwich-Street eine
Explosion statt gefunden durch das dem Glonoin wahr-
scheinlich gleich zusammengesetzte Sprengöl, wodurch drei
grosse GebĂ€ude und viele kleinere zertrĂŒmmert wurden.
(Courrier de la Cöte. Mai 1866.) Dr. Reich.
Vorsichtsmassregeln bei Benutzung des Nitroglycerins.
Durch die kĂŒrzlich in Bochum und Hirschberg statt-
gehabten UnglĂŒcksfĂ€lle mit dem Patentsprengöle von
A. Nobel in Hamburg wurde derselbe veranlasst, die
bei Benutzung des Sprengöls erforderlichen Vorsichts-
massregeln in KĂŒrze mitzutheilen, bei deren Befolgung
irgend ein Unfall kaum möglich ist.
Dieselben bestehen darin:
1) Den Arbeitern jedes Experimentiren zu untersagen.
2) Die Packflaschen mit Sprengöl -in feuerfesten
RĂ€umen, oder wo solche nicht vorhanden, unter Wasser
aufzubewahren.
3) Wenn das Sprengöl gefroren ist, zum Gebrauch
die Packflaschen in lauwarmes Wasser einzusetzen, um
es aufzuthauen.
4) Beim Laden nur losen Besatz aus Sand oder Letten
zu gebrauchen.
5) Den Besatz, wenn ein Schuss versagt hat, nur
zur HĂ€lfte vorsichtig auszukratzen, und in dem leeren
_ Theile des Bohrloches eine kleine neue Sprengölladung
anzubringen, bei deren EntzĂŒndung beide Ladungen explo-
diren.
6) Weder gefrorenes noch flĂŒssiges Sprengöl mit
Hammer oder Beilschlagen zu behandeln. Bei jeder
Neuerung ĂŒbertreibt man die Nachtheile und lĂ€ugnet die
Vortheile am lÀngsten. Die riesige Kraft und die grossen
Vortheile des Sprengöls in der Verwendung lassen sich
aber nicht mehr lÀugnen, es handelt sich demnach nur
darum, dasselbe mit Vernunft und Vorsicht zu gebrauchen
und Nobel macht sich anheischig, um jegliche Gefahr
abzuwenden:
durch EinfĂŒhrung von elastischen, mit Sicherheits-
platten versehenen Packflaschen, worin das Sprengöl
auch durch den stÀrksten Stoss nicht explodiren
kann, und wo bei 1000 C. die Metallplatte schmilzt,
so dass das Sprengöl nie im geschlossenen Raume
SchÀdlichkeit des Nitroglycerins. 103
bis zum Explosionsgrade erhitzt werden kann,
sondern bei einer Feuersbrunst auslÀuft und harm-
los verbrennt, wie es dieses stets im Freien thut.
Die von Nobel oben angefĂŒhrten VorschlĂ€ge sind
von einer Commission berĂŒhmter schwedischer AutoritĂ€ten
in diesem Fache geprĂŒft und fĂŒr gut befunden, auch Ver-
suche angestellt worden, um die UngefÀhrlichkeit des
Nitroglycerins in mehren Beziehungen, im Vergleich
zum gewöhnlichen Pulver nachzuweisen. (Polytechn.
Notizbl. 1866. 1.)
Veber die SchÀdlichkeit des Nitroglycerins
theilt B. Schuchardt Folgendes mit:
Das Nitroglycerin wirkt bei höheren Thieren vorzugs-
weise auf die HirnthĂ€tigkeit und fĂŒhrt bei hinreichender
Grösse der Gabe den Tod herbei. Um die Wirkung des Stof-
fes zu studiren, nahm B. Schuchardt Vormittags 10 Uhr
einen Tropfen; fĂŒnf Minuten spĂ€ter stellte sich ein ziem-
lich starker Schwindel mit SchwÀche im Sehvermögen ein,
darauf Kopfschmerz in der Stirngegend mit Klopien in
den SchlÀfen, Mattigkeit und SchlÀfrigkeit, stark aromati-
scher Geschmack im Munde, mit brennendem GefĂŒhle
im Schlunde und Schmerz in der Cardia. Eine Stunde
nachher bekam derselbe aus Unvorsichtigkeit, indem er
mittelst eines kleinen Rohres Nitroglycerin aus der Flasche
herausnehmen wollte, eine nicht unbedeutende Menge in
den Schlund. Obgleich dasselbe ausgespien und der Mund
mit Alkohol ausgespĂŒlt wurde, so empiand B. Schuchardt
doch darauf eine Zunalıme der oben angegebenen Symp-
tome, so dass er sich ins Bett legen musste. Hier fiel
er in einen balb bewustlosen Zustand, der einige Stunden
dauerte und einen sehr heftigen klopfenden Kopfschmerz
mit Empfindlichkeit gegen Licht, Schwindel und Zittern .
im ganzen Körper hinterliess. Die Temperatur war Anfangs
erhöht; es war ein GefĂŒhl von WĂ€rme im ganzen Körper
nebst vermehrter Pulsfrequenz, spĂ€ter ein KĂ€ltegefĂŒhl
bemerkbar, ferner eine brennende Empfindung in der
Cardialgegend, Uebelkeit, aber kein Erbrechen vorhanden.
Anı folgenden Tage war jedes Vergiftungssympton ver-
schwunden. Keine Spur von KrÀmpfen zeigte sich.
Durch directe Application bewirkt das Nitroglycerin
keine Symptome, es muss absorbirt werden und ins Blut
ĂŒbergehen, was darauf deutet, dass seine giftige Wirkung
durch ein Zersetzungsproduct desselben bedingt werde.
104 PrĂŒfung des Ă€therischen Senföls.
Vielleicht wird dadurch im Blute Stickoxydul frei gemacht.
Da das Sprengöl eine bedeutende FÀhigkeit hat, organische
Gewebe zu durchdringen, so erklÀrt sich der Umstand,
dass die mit diesem Stoffe umgehenden Arbeiter leicht
Kopfschmerzen bekommen, aus einer Resorption durch
die Haut, da das Nitroglycerin nicht verdampft, also eine
Einwirkung durch die Lungen nicht statt finden kann.
Da die VorzĂŒglichkeit dieses Stoffes als Sprengmittel
hinreichend bewiesen ist, so wird es wohl in kurzer Zeit
eine ausgebreitete Anwendung finden. Dann wird die Frage
entstehen, ob nicht die giftigen Eigenschaften so bedeutend
sind, um eine Benutzung desselben zu verbieten. B. Schu-
chardt glaubt, dass nach seinen Untersuchungen kein
Grund vorhanden ist, dagegen einzuschreiten. Versuche
an Thieren haben bewiesen, dass erst in verhÀltnissmÀssig
grossen Dosen der Tod erfolgt; bei Menschen bringt es
zwar selbst in geringen Mengen deutliche Vergiftungs-
symptome hervor, aber selbst nach einigermassen grossen
Gaben treten diese doch in keinem beunruhigenden Grade
auf. B. Schuchardt hat an 100 Tropfen in den Mund
bekommen und mindestens 10 Tropfen hinabgeschluckt.
Die Symptome traten allerdings heftig auf, jedoch war
derselbe keinen Augenblick fĂŒr sein Leben besorgt. Wir
wenden zum technischen Gebrauche Gifte an, die weit
gefÀhrlicher sind, als Phosphor, Cyankalium, Sublimat
u.8s.w. Jedoch mĂŒssen beim Verkaufe und bei der Be-
reitung Vorsichtsmassregeln angewandt werden. Der Ver-
kauf des Sprengöls muss controlirt, ferner mĂŒssen die
Arbeiter ĂŒber die GefĂ€hrlichkeit des Stoffes belehrt werden,
so dass sie nicht durch fahrlÀssigen Umgang mit demsel-
ben sich selbst Schaden zufĂŒgen. Auf diese Weise wĂŒrde
sich das Sprengöl wohl kaum schÀdlicher erweisen als
alle anderen zum technischen Gebrauche angewandten
Gifte. (Ztschr. fĂŒr prakt. Heilk. u. Med.-W. 1866. 1.) 2.
PrĂŒfung des Ă€therischen Senföls.
Concentrirte SchwefelsÀure löst dasselbe auf; beige-
mengte Oele scheiden sich aus. (Polyt. Centrbl. 491. â
Illustr. Gewbe.-Ztg. 28. â FPhilippâs Alphab. Sachregister
techn. Journale.) H. Ludwig.
Allylamin. â TricarballylsĂ€ure. 105
Allylamin.
Allylamın â 0605, H2N = CSHZN, "erhieltC:
Oeser, als er Senföl in weingeistiger Lösung in BerĂŒh-
rung mit Zink und SalzsÀure brachte. Es entwickelte
sich schon bei gewöhnlicher Temperatur ein Gas, welches
neben Wasserstoff und Schwefelwasserstoff auch Kohlen-
sÀure enthielt. Nach mehrtÀgiger Einwirkung des nas-
eirenden Wasserstoffes wurde aus der FlĂŒssigkeit durch
UebersÀttigen mit Kalilauge, Destillation, AnsÀuern des
alkalischen Destillats mit SalzsÀure, Abscheidung des dabei
entstandenen Salmiaks und abermalige Destillation mit
Kalilauge das Allylamin rein erhalten.
Das Allylamin ist eine farblose, ziemlich dĂŒnne FlĂŒs-
sigkeit von penetrant ammoniakalischem, entfernt lauch-
artigen Geruch, welcher Niesen und ThrÀnen der Augen
hervorruft. Es schmeckt brennend scharf, siedet constant
bei 580 und hat bei 150 das spec. Gew. â 0,864. Es
brennt mit leuchtender Flamme, mischt sich unter WĂ€rme-
entwickelung in allen VerhÀltnissen mit Wasser, reagirt
stark alkalisch und fÀllt Thonerde-, Eisenoxyd-, Queck-
silberoxyd-, Kupferoxyd- und Silberoxydsalze; die beiden
letzteren Oxyde sind in einem Ueberschusse der Base,
âwie im Ammoniak löslich.
Die Reaction, durch welche bei Einwirkung von Salz-
sÀure und Zink auf Senföl Allylamin entsteht, beschrÀnkt
sich also nur darauf, dass ohne directe Wasserstoffaddition
Wasser aufgenommen wird nach der Gleichung:
12 \6H5
Gens} 8? +-4HO = "IN + 2HS + 2002
(Annal. d. Chem. u. Pharm. CXXXIV. 7â 11.) @.
TricarballylsÀure.
M. Simpson bezeichnet mit diesem Namen die von
ihm entdeckte und von Kekul& mit dem Namen Carb-
allylsÀure bezeichnete SÀure, die durch Einwirkung von
Kali auf dreifach Oyanallyl entsteht. Seiner frĂŒher ge-
gebenen Beschreibung dieser SÀure lÀsst Simpson jetzt
noch nachstehende Thatsachen folgen: Kocht man die
Lösung der SÀure mit frisch gefÀlltem Quecksilberoxyd,
filtrirt und verdunstet, so erhÀlt man schöne weisse Kry-
stalle, die an Glanz dem Silber nicht nachstehen.
Der TricarballylsÀure- AethylÀther, durch Einleiten
von SalzsÀure in eine heisse alkoholische Lösung der
106 TricarballylsÀure.
SĂ€ure dargestellt, bildet eine farblose, etwas in Wasser
lösliche FlĂŒssigkeit, von scharfem Geschmacke. Dieselbe
siedet bei 3000 und zerfÀllt mit festem Kali erhitzt, in
Alkohol und TricarballylsÀure. Die Formel ist 3 C4H50,
C12H509 (ber. 55,38°C, 7,69 H, 36,93 O; gef. 54,59 â
54,86 C â 7,43 H).
Der AmylÀther 3C1WH!110,C12H509 ist von Simp-
son nicht vollstÀndig rein dargestellt worden. Er bildet
eine dicke ölige FlĂŒssigkeit, die schwerer als Wasser ist,
von einem sehr scharfen Geschmacke. Erhitzt man ein
Gemisch von 1 Gewth. TricarballylsÀure und 2 Th. reinem
Glycerin in einem verschlossenen Raume mehre Stun-
den lang auf 200°, fĂŒgt dem Inhalte dann ĂŒberschĂŒssiges
Barytwasser zu, entfernt diesen Ueberschuss durch Kohlen-
sĂ€ure, filtrirt und dunstet ein, so erhĂ€lt man einen RĂŒck-
stand, aus dem man durch Auflösen in Wasser und FÀllen
mittelst Alkohol einen leicht gefÀrbten Niederschlag erhÀlt,
der nicht krystallisirt. Derselbe ist nach Simpson
glycerin-tricarballylsarer Baryt (2BaO, 06 H705, C12H509),
obwohl die Analysen nicht sehr genau mit der nach dieser
Formel berechneten Zusammensetzung stimmen.
Die Natronsalze der TricarballylsÀure sind in Wasser
leicht löslich und krystallisiren schwierig. Es giebt wahr-
scheinlich deren drei: mit 1, 2 und 3 Aequiv. Natron.
Tricarballylsaurer Kalk 3 CaO, C12H509 + 4HO
bildet sich durch einfache SĂ€ttigung der SĂ€ure mit der
genĂŒgenden Menge Kalkwasser. Weisses amorphes Pulver,
leicht in verdĂŒnnten SĂ€uren löslich, schwer in Wasser.
Das Kupfersalz 3CuO, C©12H509 bildet sich als schön blau-
grĂŒner Niederschlag, wenn man Kupfervitriol zu einer
heissen Lösung von tricarballylsaurem Natron giebt. Un-
löslich in Wasser. â Das Bleisalz 3PbO, C1?H509 wird
auf ganz analoge Weise dargestellt.
Die TricarballylsÀure steht zu der CitronensÀure in
derselben Beziehung, wie BernsteinsÀure zur AepfelsÀure:
C1?48012 TricarballylsÀure, O3H608 BernsteinsÀure;
C12H8014 CitronensÀure, C3H6010 AepfelsÀure.
Die Umwandlung der TricarballylsÀure in Citronen-
sÀure ist Simpson nicht gelungen. (Journ. of the chem.
Soc. â Chem. Centrbl. 1866. 14.)
Acidum thebolaetieum, OpiummilchsÀure,
von T. und H. Smith.
Diese SĂ€ure wird auf folgende Art aus dem Opium
2 Der 2a a
Acidum thebolacticum, OpiummilchsĂ€ure. â Lactimid. 107
gewonnen: Nach AusfÀllung aller Alkaloide aus den
Morphiummutterlaugen mittelst eines Alkalis digerirt man
die concentirte FlĂŒssigkeit mit BleiglĂ€tte, verdĂŒnnt
und filtrirt. Das wiederum concentrirte Filtrat wird mit
viel Weingeist vermischt, die weingeistige FlĂŒssigkeit
<rirt und mit SchwefelsÀure versetzt, bis sich keine
Basen mehr ausscheiden. Nach abermaligem Filtriren
neutralisirt man mit Kalkmilch und destillirt den Spiritus
ab. Der DestillationsrĂŒckstand wird zur Syrupsconsistenz
gebracht; nach einigen Wochen scheidet sich das Kalk-
salz der OpiummilchsÀure in krystallinischen Massen aus,
die durch Umkrystallisiren und Behandlung mit Thier-
kohle schneeweiss erhalten werden. Man scheidet daraus
die SÀure mittelst SchwefelsÀure ab.
Die OpiummilchsÀure findet sich im Opium eben so
constant, wie dessen Alkaloide oder wie die MekonsÀure,
auch in unverÀnderlicher Menge. (Man erhÀlt etwa 2 Proc.
opiummilchsauren Kalk.) Sie ergÀnzt die MekonsÀure bei
der Neutralisation der Basen. Ob sie mit der gewöhn-
lichen MilchsÀure identisch oder gleich der Fleischmilch-
sÀure nur eine isomere Modification derselben sei, ist noch
zu ermitteln. (Pharmaceut. Journ. and Transact. Vol. VIT.
No. II. p. 50 f.) Wp.
Lactimid = C°W5N0?,
Das von S. Preu dargestellte Lactimid entsteht aus
dem Alanin, wenn ıman dasselbe einer Temperatur von
180% bis 2000 aussetzt und trockenes SalzsĂ€uregas darĂŒber
leitet, die braune rĂŒckstĂ€ndige amorphe Masse dann in
Wasser löst, mit Bleioxydhydrat versetzt, die von dem
basischen Chlorblei abfiltrirte Lösung durch Schwefel-
wasserstoff entbleit und âdas zur Trockene verdampfte
Filtrat mit absolutem Alkohol behandelt. Beim Verdun-
sten des Alkohols scheiden sich dann farblose Krystalle
von Lactimid ab.
Es bildet farblose und durchsichtige Krystallnadeln
oder BlÀttchen, die bei 2750 C. schmelzen, sich unzersetzt
sublimiren lassen und sich in Wasser und Alkohol leicht
lösen. Die Lösungen schmecken bitter. Das Lac-
timid scheint wesentlich-indifferenter Natur zu sein; seine
Zusammensetzung entspricht der Formel C6H5NO2, es
enthÀlt also 2HO weniger als das Alanin, wie aus fol-
gender Gleichung hervorgeht:
108 SuceinaminsÀure.
C6H7NO? â 2HO â C6H>NO?2
Alanin Laectimid.
(Annal. d. Chem. u. Pharm. OXXXIV. 372â 375.) @.
SueeinaminsÀure.
Die Darstellung der SuccinaminsÀure aus Succinimid
gelang R. Teuchert nach derselben Methode, nach wel-
cher Heintz aus Diglycolimid die DiglycolaminsÀure
erhalten hatte.
Aequivalente Mengen Succinimid und Barythydrat
wurden in nur wenig erwÀrmter Lösung zusammentiltrirt
und dann unter der Luftpumpe ĂŒber SchwefelsĂ€ure ver-
dunstet. Der rĂŒckstĂ€ndige vollkommen klare Syrup er-
starrte beim Stehen an der Luft zu einer warzigen Kry-
stallmasse, welche sich nicht ganz vollstÀndig in Wasser
wieder löste, sondern eine geringe Menge weissen Pulvers
zurĂŒckliess. Dieses letztere ward abfiltrirt und dem Pil-
trate nach und nach Alkohol hinzugefĂŒgt, bis zuerst ein
bleibender Niederschlag (bernsteinsaurer Baryt) entstand.
Nachdem auch dieser Niederschlag durch Filtration ent-
fernt war, wurde die FlĂŒssigkeit mit noch mehr Alkohol
versetzt und nun 24 Stunden sich selbst ĂŒberlassen. Nach
Verlauf dieser Zeit hatten sich am Boden und den WĂ€n-
den des GefÀsses eine ansehnliche Menge von kleinen,
concentrisch gruppirten Krystallnadeln abgeschieden, deren
QuantitÀt durch erneuten Zusatz von Alkohol noch be-
deutend vermehrt wurde. Die so erhaltene Krystallmasse
war succinaminsaurer Baryt, CSH6BaNO6, weisse, seiden-
glÀnzende Nadeln, in Alkohol und Aether unlöslich, in
Wasser leicht löslich, bei 1000 bis 1300 unverÀnderlich,
bei höherer Temperatur schmelzend und schliesslich unter
Entwickelung von kohlensaurem Ammoniak in Wasser
und brenzliche Stoffe sich zersetzend.. Die wÀsserige
Lösung zerfÀllt beim Sieden in bernsteinsauren Baryt und
Ammoniak.
Aus diesem Salze die SuccinaminsÀure ganz rein dar-
zustellen gelang nicht; es wurde aber nachgewiesen, dass
dieselbe in freiem Zustande existiren kann und deutliche
Krystalle bildet, die aber in der Lösung leicht Wasser
aufnehmen und in saures bernsteinsaures Ammoniak ĂŒber-
gehen.
Die Salze der SuceinaminsÀure sind grösstentheils
gut krystallisirbar, wenn es auch schwer hÀlt, schöne
Krystalle zu erzielen, da man bei ihrer Darstellung Hitze
Leueinimid. â Capryl- und Oenanthyl-Alkohol. 109
vermeiden muss. Sie sind theils wasserfrei, theils wasser-
haltig, mehr oder weniger löslich in Wasser und die
Lösungen scheinen sich alle in der Siedehitze zu zer-
setzen, wÀhrend sie im festen Zustande bis 1000C. und
darĂŒber erhitzt werden können, ohne sich zu verĂ€ndern.
(Annal. d. Chem. u. Pharm. CXXXIV. 136 â 165.) @.
Leueinimid.
Das Leucinimid, CI?H!INO2, von anderen Chemikern
unter dem Namen LeucinsÀurenitril beschrieben, erhielt
A. Kohler auf leichte Weise, indem er trockenes Leuein
im Oelbade einer allmÀlig auf 2200 bis 2300 steigenden
Hitze aussetzte und dann einen langsamen Strom trocke-
nen SalzsĂ€uregases darĂŒber leitete. Der RĂŒckstand wurde
in absolutem Alkohol aufgelöst und die ausgeschiedenen
Krystalle wurden durch Umkrystallisiren aus Weingeist
gereinigt. Das Leucinimid entsteht aus dem Leuein unter
Austritt von 2HO nach der Gleichung:
CE H13NO2 â CRHUNO? + 2HO.
(Annal d. Chem. u. Pharm. CXXXIV. 367 â 972.) G@.
Ueber Capryl- und Oenanthyl-Alkohol.
Bouis erhielt bei der Destillation von Ricinusöl mit
ĂŒberschĂŒssigem Alkali ein Product, das er bald fĂŒr
Oenanthyl- bald fĂŒr Capryl-Alkohol ansah. SpĂ€tere Unter-
suchĂŒngen ĂŒber denselben Gegenstand lieferten zwar ein
bei 1780 siedendes Product, dessen Dampfdichtebestim-
mung und Analyse jedoch verschiedene Resultate ergaben.
Mit der Absicht, diese EigenthĂŒmlichkeit aufzuklĂ€ren
und den fraglichen Alkohol darzustellen, verseifte T. Chap-
mann Ricinusöl mit Soda, schied die Seife auf gewöhn-
liche Weise ab und erhitzte sie mit ungefÀhr !/, ihres
Gewichts kaustischer Soda, bis Alkoholgeruch bemerkbar
wurde, in einer Retorte. Das Destillat bestand aus Wasser
und einem öligen Producte, das mit einer concentrirten
Lösung von zweifach Schwefelnatrium geschĂŒttelt und dann
24 Stunden lang stehen gelassen wurde.
Um das Feste von dem FlĂŒssigen zu trennen, wurde
hierauf die Masse durch Filtrirzeug gedrĂŒckt und der
ölige Theil der FlĂŒssigkeit getrennt, getrocknet und destil-
lirt. Das Sieden begann unter 1000, der grösste Theil
ging jedoch zwischen 1700 bis 180% ĂŒber, worauf das
110 VerfÀlschung des Mandelöls und ihre Entdeckung.
Thermometer langsam, ohne wieder constant zu werden,
bis zum Siedepuncte des Quecksilbers stieg.
âDas zwischen 1780 und 1800 ĂŒbergehende Oel ergab
bei der Analyse die Formel C16H1502. In der Meinung,
die Substanz könnte noch mit einem Kohlenwasserstoffe
von demselben Siedepuncte verunreinigt sein, suchte
Chapmann mittelst Phosphor und Jod daraus das Jodid
darzustellen. Er erhielt eine bei 2120 siedende Masse,
die mit kaustischem Kali den Alkohol regenirte, der nun
bei 1820 siedete. Aus diesem Producte stellte Chap-
mann ferner mit Fhosphorpentachlorid Caprylchlorid dar,
welches normal bei 1750 siedete, und verwandelte das-
selbe ebenfalls wieder in Alkohol, der gleichfalls, wie der
aus dem Jodid erhaltene, bei 1820 siedete. Bei der Ver-
brennung ergab jedoch auch dieses Product, wenn gleich
â einige Grade höher siedend, dieselben Werthe und folglich
dieselbe Formel C16 H1502, mit der auch die ausgefĂŒhrten
Dampfdichte- Bestimmungen in Uebereinstimmung stehen.
Dass der erhaltene Körper wirklich Caprylalkohol
sei, stellte Chapmann ferner noch dadurch fest, dass
er daraus ein Bromid und mit dessen HĂŒlfe ein Amin
darstellte, das sich als Tricaprylamin (C!6 H17)3N auswies.
Um den synthetisch aus Petroleum dargestellten Capryl-
alkohol mit dem aus Ricinusöl erhaltenen zu vergleichen,
bereitete Chapmann aus dem zwischen 1150 und 1200
siedenden Theil des canadischen Petroleums Caprylchlorid
und stellte daraus den Alkohol dar. In allen Eigen-
schaften zeigte derselbe sich dem Alkohol aus Ricinusöl
gleich.
RR. Die Zersetzung des Ricinusöles durch Kali ist indess
nicht so einfach, wie man gewöhnlich annimmt. Es bil-
den sich neben den beschriebenen Alkoholen noch mehre
andere Körper und die Zusammensetzung des Destillates
ist auch keineswegs immer dieselbe. So fand der Ver-
fasser, dass bei einer Destillation des Oeles mit Alkali
beinahe die sÀmmtlichen Producte mit Schwefelnatrium
in Verbindung traten, mit dem sie, wie oben erwÀhnt,
geschĂŒttelt wurden. (Journ. of the chem. Soc. â Chem.
Centrbl. 1866. 7.) B.
VerfÀlschung des Mandelöls und ihre Entdeckung.
Im sĂŒdlichen Frankreich wird das Mandelöl vielfach
mit dem aus Aprikosenkernen gepressten Oeles versetzt.
Man erkennt diese VerfÀlschung nach Nickles daran,
ENGEN AT, 8
F
#r Chemische Kennzeichen des Baumwollsamenöls. 1134
dass sich das Aprikosenkernöl mit pulvrigem Kalkhydrat
salbenartig verdickt, echtes Mandelöl aber nicht. Man
schĂŒttelt etwa 12 Gramme des zu prĂŒfenden Oels mit 11),
Grammen Kalkhydrat, erhitzt im Wasserbade und filtrirt
noch heiss durch einen Wasserbadtrichter. Beim Erkal-
ten in Wasser oder Eis wird verfÀlschtes Oel weiss und
undurchsichtig, echtes bleibt klar. Es lÀsst sich so noch
1 Proc. Aprikosenkernöl nachweisen. (Pharm. Journ. and
Transact. Juli 1866. 6. Ser. Vol. VIII. No. I.p.23.) Wp.
PrĂŒfung des Mandelöls.
Die Eigenschaft, mit Kalkhydrat eine feste salben-
artige Masse zu bilden, besitzen neben dem Aprikosen-
kernöle auch das Hanf- und Mohnöl, das Nuss-, Lein-
samen- und Erdnussöl; das Baumwollensamenöl giebt
nur sehr wenig der festen Masse, ist aber leicht an an-
deren Reactionen zu erkennen.
Das Kalkhydrat geht mit dem reinen Mandelöl keine
Verbindung ein und ebenfalls werden reines Oliven- und
Colzaöl von demselben nicht verÀndert. Diese beiden
Oele sind schon durch den Geschmack vom reinen Mandelöl
zu unterscheiden und lassen sich durch zweckmÀssige
Reagentien leicht erkennen. Jedenfalls ist diese leicht
ausgefĂŒhrte Untersuchung eines fraglichen Mandelöls auf
die fast immer statt findende Vermischung mit Aprikosen-
kernöl nach der hier angegebenen Methode nicht un-
wichtig. (Bull. de la soc. ind. â Hamburg. Gewerbebl. 1866.)
B.
Chemische Kennzeichen des Baumwollsamenöls.
In grösseren Massen erscheint dieses Oel röthlich, in
kleineren Mengen weniger dunkel, schmutzig-gelb. Es
ist ohne Geruch und Geschmack. Werden einige Tropfen
desselben in einem Reagensglase mit Chlorzinklösung
ĂŒbergossen, so fĂ€rbt es sich dunkelbraun, RĂŒböl dagegen
nur goldgelb, Olivenöl grĂŒn. Englische SchwefelsĂ€ure
fĂ€rbt das Oel sofort dunkelrothbraun, RĂŒböl dagegen wird
grĂŒn, Olivenöl schwach orangegelb. Zinnchlorid verĂ€n-
dert das Oel in eine dicke durchsichtige Masse von orange-
rother Farbe; RĂŒböl wird auch hier grĂŒn, Olivenöl grĂŒn-
lich- blau, beide verdicken sich nicht. PhosphorsÀure
fĂ€rbt Baumwollsamenöl unter Aufbrausen goldgelb, RĂŒböl
wird dadurch weisslich, Olivenöl blĂ€ulich-grĂŒn. Durch
112 Sonnenblumenöl. â BromerucasĂ€ure.
diese angefĂŒhrten Reagentien ist es leicht zu ermitteln,
ob man reines Baumwollsamenöl oder ein mit diesem Oel
verfĂ€lschtes RĂŒb- oder Olivenöl vor sich hat. (Hamburg.
Gewerbebl. 1866.)
Sonnenblumenöl.
FĂŒr die Russische Landwirthschaft ist das Sonnen-
blumenöl in den letzten Jahren zu rasch steigender
Bedeutung gekommen. Die Production des letzten Jahres
wird auf ĂŒber 100,000 Ctr. geschĂ€tzt, welche einen Werth
von gegen 1!/, Mill. R. reprÀsentiren. Von diesem Quan-
tum wurde der dritte Theil ĂŒber Petersburg nach Stettin
exportirt und ging bei der schlechten RĂŒbsenernte hier
zu steigenden Preisen rasch in den Consum. Der Anbau
der Sonnenblumen, welche frĂŒher von den Bauern nur
an den GrabenrÀndern angepflanzt wurden, gewinnt immer
grössere Ausdehnung. Die Stengel werden dort zu Pott-
asche verbrannt und der Export dieses Artikels hat in
Folge davon ebenfalls zugenommen. Auch bei uns wĂŒrde,
bei dem sehr riscanten Ertrage der hier gebauten Oel-
frĂŒchte, der Anbau der Sonnenblumen wohl die Beach-
tung der Landwirthe verdienen. Die Pflanze wÀchst hier
wild und wird also gewiss das Klima ihrem Gedeihen
als Culturpflanze kein Hinderniss bereiten. Das Oel ist
als Speiseöl zu verwerthen und wird höher als. RĂŒböl
bezahlt. Zu einem Versuchsanbau ist jedoch der Bezug
von Samen aus Russland zu empfehlen, wo durch die
langjÀhrige Cultur die Pflanze zu einer grössern Ent-
wickelung gelangt ist, als die bei uns wild wachsende.
Von einer Verwerthung der Stengel zu Pottasche wĂŒrden
unsere Landwirthe aber wohl absehen, um dem Boden
nicht die DĂŒngstoffe zu entziehen, welche ihm durch den
Anbau der Pflanze genommen werden. (Bl. fĂŒr Handel
und Gewerbe.)
BromerneasÀure.
Nach R. Otto verbindet sich Brom direet mit Eruca-
sÀure ohne Entwickelung von Bromwasserstoff zu der ein-
basischen BromerucasÀure, C44H4204Br2, welche in klei-
nen warzenförmigen Krystallen erhalten wird, sich leicht
in Alkohol und Aether löst und einen Schmelzpunct von
420â 430 besitzt. Das Barytsalz ist ein weisser, an
der Luft bald schmierig werdender Niederschlag, das
Bieioxydsalz ist krystallisirbar.
at 4% A
u
Ueber die LeinölsÀure. 113
Die ErucasÀure gleicht hiernach in ihrem Verhalten
gegen Brom völlig der ElaidinsÀure und AngelicasÀure,
welche sich beide ebenfalls mit 2 Aeq. Brom direct ver-
einigen, wÀhrend die mit ersterer isomere OelsÀure ein
Substitutionsproduct giebt. Hinsichtlich ihres Verhaltens
gegen schmelzendes Kalihydrat findet jedoch eine Ab-
weichung statt, denn unter den Zersetzungsproducten
konnten ArachinsÀure und EssigsÀure nicht nachgewiesen
werden. (Annal. d. Chem. u. Pharm. CXXXV. 226â 229.)
@.
Ueber die LeinölsÀure.
Es war Otto SĂŒssenguth gelungen, ein Zinksalz
der LeinölsÀure darzustellen, das aus kochendem absoluten
Alkohol vollstÀndig in warzenförmig gruppirten Nadeln
herauskrystallisirte und sich nicht verÀnderte. Da jedoch
die Analyse desselben mit den frĂŒheren Resultaten Saceâs,
SchĂŒlerâs und Oudemannâs nicht ĂŒbereinstimmte, so
schied SĂŒssenguth die SĂ€ure daraus ab, um durch
weitere Versuche und besonders durch die Einwirkung
des Broms zu bestimmten Resultaten zu gelangen. LĂ€sst
man in die SĂ€ure unter AbkĂŒhlung Brom eintropfen, so
tritt heftige Bromwasserstoff-Entwickelung ein und die
Masse wird fest.
In kaltem Alkohol ist bloss ein Theil davon löslich,
der beim Verdampfen oder Zusatz von Wasser, als schweres
röthlich-gelbes Oel erhalten wird. Der unlösliche Theil
löst sich erst beim Kochen und scheidet sich beim Erkal-
ten in glÀnzenden krystallinischen BlÀttchen aus, sobald
die Lösung verdĂŒnnt; ist sie jedoch concentrirt, oder
setzt man Wasser zu, so bilden sich weisse Flocken
desselben Körpers. Die Entstehung der öligen Sub-
stanz scheint von der Reinheit der OelsÀure abzuhÀn-
gen, je weisser und leichtflĂŒssiger diese war, desto
weniger bildete sich von dem Oele. Eine Analyse des-
selben wurde nicht angestellt, da es nicht rein zu erhal-
ten war, dagegen fĂŒhrte die Analyse des krystallinischen
Körpers zu der Formel U32H2#Br?08. BerĂŒcksichtigt
man, dass die Formel des Zinksalzes der LeinölsÀure
wahrscheinlich ZnO, C32H2503 ist, woraus die Formel der
SĂ€ure selbst C3?H2604 folgt, so dĂŒrfte anzunehmen sein,
dass bei Einwirkung von Brom 4 At. Wasserstoff durch
A At. Brom substituirt werden und mit 4 HO die feste
krystallinische Verbindung bilden. Weitere Mittheilun-
Arch.d. Pharm. CLXXXI. Bds. 1.u.2. Hit. s 8
114 RothfÀrben der Fette und Oele.
gen ĂŒber Salze und Umsetzungen der LeinölsĂ€ure stellt
Otto SĂŒssenguth in Aussicht. (Zeitschr. fĂŒr Chemie.
N. Folge 1. 18.) B.
Bereitung eines vorzĂŒglichen Leinölfirnisses.
WohlgeklĂ€rtes abgesetztes Leinöl, welches nicht trĂŒbe
und dunkelbraun aus der Presse gewonnen, wird in
einem nicht zu flachen, sauberen Kupferkessel nur vom
Boden aus mÀssig und langsam erhitzt, bis es nach Auf-
hören der wÀsserigen Verdampfung anfÀngt, Oelgase zu
entwickeln, die mit dem zugleich resultirenden Brenz-
Àtheröl als hellwolkig aufsteigender Dampf, den Zeitpunct
bezeichnen, wo der Kessel vom Feuer entfernt werden
muss. Sogleich werden 4 Proc. wohl getrocknete und ge-
riebene oder gesiebte prÀparirte BleiglÀtte unter schnellem
UmrĂŒhren eingetragen und mit einem breiten vorher auch
wohl ausgetrockneten Holzspatel immer recht vom Boden
auf anhaltend langsam gerĂŒhrt, bis im Kleinen etwa noch
400R. WÀrmestand sind, oder im Grossen, dass höchstens
nach 5/,stĂŒndigem RĂŒhren diese Temperatur eingetreten
ist. Dann lĂ€sst man denselben ablagern und fĂŒllt ihn in
gut verschliessbare GefÀsse.
Der solcher Art bereitete Firniss dunkelt zwar nicht
nach, aber fĂŒr hellzarte Farbe, wenn Lackmischung nicht
angebracht, ist es erwĂŒnscht, einen helleren Oelfirniss
aus Mohn- oder Wallnussöl zu haben; dieser darf aber
nicht in KupfergefÀssen bereitet werden, sondern man
muss die Arbeit auf dem Sandbade in SteingutgefÀssen
ausfĂŒhren. (Hamb. Gewerbebl. 1866.)
RothfÀrben der Fette und Oele.
Hirzel empfiehlt zum RothfÀrben der Fette und
Oele, welches man bis dahin durch Digestion derselben
mit Alkannawurzel ausfĂŒhrte, die Anwendung eines Al-
kanna-Extrats als ganz vorzĂŒglich. Die zerkleinerte
âWurzel wird zu dem Ende mit sog. gereinigtem Petroleum-
Ă€ther ĂŒbergossen, welcher den Farbstoff sehr schnell auf-
nimmt und sich durch die Destillation im Wasserbade
und gelindes Austrocknen vollstÀndig entfernen lÀsst. Es
bleibt ein sehr dunkles, geruchloses, weiches Extract von
grossem FÀrbevermögen, mit welchem man die verschie-
densten Stoffe sehr schön roth fÀrben kann. Solches Al-
kannawurzel-Extract ist aus der chemischen Fabrik von
Hirzel und Gerhard zu Leipzig zu beziehen. (Polyt.
Notizbl. 1866. 10.) B.
Ce
x
w Classification der GerĂŒche der Pflanzen. 115
Darstellung von Urmacheröl.
Man verwendet hierzu das beste Olivenöl von der
ersten Pressung vollkommen gereifter Oliven, nachdem
dasselbe gut abgelagert ist und setzt dasselbe einer Tem-
peratur von einigen Graden unter dem Gefrierpunct aus,
wodurch sich die schleimigen Theile und sonstigen fremd-
artigen Stoffe abscheiden. Das klar gebliebene flĂŒssige
Oel giesst man vorsichtig ab und filtrirt durch einen
Becher von Lindenholz oder Hollundermark. So erhÀlt
man ein Oel, welches mehre Jahre flĂŒssig bleibt und die
Zapfen der RĂ€der nicht angreift.
Ein anderes Verfahren, das Olivenöl fĂŒr die Uhr-
macherei zu reinigen, besteht darin, dass man das Oel
in eine weisse Glasflasche giesst, ein StĂŒck Blei so hinein-
legt, dass es daraus hervorragt, und dann das Oel der
inwirkung der Sonnenstrahlen aussetzt. Dieses Oel ist
aber nicht ganz so sÀurefrei, wie das nach oben beschrie-
bener Methode dargestellte.
Eine aus Amerika in den Handel gelangende Sorte
Uhrmacheröl, angeblich aus Fischöl, hÀlt sich nicht lÀnger
als ein Jahr, was seine Anwendung sehr beeintrÀchtigt.
(Dingl. polyt. Journ. Bd. 178.)
Classifieation der GerĂŒche der Pflanzen.
Eduard Ritter von Josch in Grazâ (Oestereich.
bot. Zeitschr.) schlĂ€gt vor, folgende GrundgerĂŒche an-
zunehmen:
1) Rosengeruch, z.B. bei Rosa canina u.a. Rosa-
Arten, Rhodiola rosea (der Wurzel), Spartium junceum etc.
2) Nelkengeruch, Beispiele: Dianthus-Arten, Mono-
tropa Hypopitys, Orobanche cruenta u. a. Orobanchen, -
Convoivulus arvensis, Cyclamen europaeum, Daphne Me-
zereum, D. Cneorum, Gymnadenia odoratissima, Platan-
thera bifolia, Nigritella suaveolens.
3) Veilchengeruch: Viola odorata und Viola suavis,
Matthiola varia, Cheiranthus Cheiri, Hesperis matronalis,
Erysimum Cheiranthus, Myosotis alpina *).
4) Resedageruch: Reseda odorata, Tilia grandi-
folia und parvifolia, Vitis vinifera, Lychnis vespertina,
Scabiosa suaveolens.
*) auch Rad. Ireos = Veilchenwurzel u. a.
g*
116 Classification der GerĂŒche der Pflanzen.
5) Melilotengeruch*): Melilotus alba, offhicinalis
und coerulea, Asperula odorata, Anthoxanthum odoratum,
Trigonella Foenum graecum, monspeliaca und corniculata.
6) Myrtengeruch: Myrtus communis, Philadelphus
coronarius, Lonicera Caprifolium, Jasminum officinale,
Elaeagnus angustifolia, Narcissus poeticus, Convallaria
majalis und Hemerocallis flava.
7) Baldriangeruch: Valeriana- Arten, z.B. Val.
celtica, saxatilis; Geranium macrorhizon, Prunus Padus,
Sambucus nigra, Ligustrum vulgare, Fraxinus ĂOrnus,
Asarum europaeum, Humulus Lupulus.
8) Primel- (oder Aurikel-) geruch: Arten von
Primula, Berberis vulgaris, Muscari racemosum, Trollius
europaeus, mehre Arten von Verbascum.
9)Grasgeruch **): Senecio nemorensis var. odorata,
Hierochloa australis, Anthoxanthum odoratum, Asperula.
10) Camphergeruch: Ruta graveolens, Dictamnu%
fraxinella, Artemisia Absynthium, A. camphorata, A. Dra-
eunculus, Tanacetum vulgare, Tanacetum balsamita, La-
vandula vera, Rosmarinus offieinalis, Melissa officinalis,
Hyssopus officinalis, Origanum Majorana, Laurus nobilis,
Acorus Calamus, Foenieulum ofticinale, Anethum gra-
veolens. Aebnlich dem Uampher, doch mehr Àtherisch,
duften Cistus wonspessulanus, Anthemis nobilis, Matri-
caria Chamomilla, Hieracium albidum, Rhododendron fer-
rugineum, Rh. hirsutum (die BlÀtter), Ocymum Basilicum,
viele Arten von Mentha, Salvia, Thymus, Satureja, Cala-
mintha, Nepeta und Teucrium, Cortusa Matthioli ***).
11) Knoblauchgeruch: Sehr viele Allium-Arten,
von Erysimum Alliaria mancher Pilze.
12) Moschusgeruch: Adoxa moschatellina, : Achil-
lea moschata, Erodium moschatum, Jurinea mollis.
13) Bocksgeruch: Ononis hircina, Ribes nigrum 7),
âOpium graveolens, Petroselinum sativum, Orlaya grandi-
flora, Coriandrum sativum, Cannabis sativa.
14) Uebelriechend ĂŒberhaupt: Thalictrum foeti-
dum, Helleborus foetidus, Lepidium ruderale, Geranium
*) Steinklee-, Waldmeister-, Tonkabohnen-, Heu-, Cumarin-
geruch. (Ludwig.)
**) fÀllt theilweise mit Heugeruch zusammen. (L.)
*##) Hier können noch manche Unterabtheilungen gemacht werden,
so namentlich der erfrischende, kĂŒhlende Labiatengeruch
der Mentha-Arten, der heisse Labiatengeruch des Lavendels,
der erfrischende Dillgeruch, der bitterliche Geruch von
Artemisia, der sĂŒsse Umbelliferengeruch des Fenchels. (H. L.)
7) Wanzenbeere, also auch Wanzengeruch.
TE u I a A te
7° sr. N
Ausbeute an Àtherischen Oelen. 117
robertianum, Aposeris foetida, Conium maculatum, Hyos-
cyamus niger, Datura Stramoniunf, Scrophularia nodosa
und canina, Chenopodium vulvaria*), Buxus sempervirens,
Orchis coriophora etc. (Frauendorfer BlÀtter vom 16. April
1866.) H. Ludwig.
Ausbeute an Àtherischen Oelen.
H. Zeise in Altona giebt in Nachstehendem einen
Bericht ĂŒber die Ausbeute an Ă€therischem Oel, welche
er durch Destillation verschiedener Droguen, aus 100
Pfurden derselben erhalten hat.
Pfd. Unz.
Absynthii herba recens (Absynthium officinale) â 2
Amomi semen (Myrtus Pimenta)............. 2 10
bis 3
Amygdalae amar. (Amygdalus communis)..... 12-14
Anrisi, semen (Pimpinella Anisum)............ 2. â
Anısi stellati, sem. (Illieium anisatum)........ 4 5-15
Cardamom. minus (Alpinia Cardamomum)..... 2 3
Caryı, semen (Carum Carvi)..........2%.... Se
auch 4 8
Beivaphylli de- Bourbon... ...:%..:2222> 13 â
â Zanzibar (Caryoph. aromaticus) 16 â
Cascarillae, cortex (Croton Eluteria).......... â 10-14
Chamomill. roman., flor. sicc. (Anthemis nobilis) â 61,
2a wule. for. sice. (Matricaria Chamomilla) â 1
bis 33,
Cedri eitrini, lignum (Pinus Cedrus)......... Tas
bis 2 2
Emmamom. acut..Ceyl. cort.... 2.2... â 7
bis 1 11!/,
Cinnamom. acut. de Java, cortex............ ı 31,
Copaivae, bals. (Copaifera offieinalis)......... 58 â
bis 67
Brbebaes (Piper. Cubeba)::.. . 22.2.0... Hl â
bis 121),
Cupressi, lignum (Cupressus thyoides)........ 3926
Beni semen..s ee al, â
bis 33],
Ben baceae: a. ee â 12-14
Bunisebacene:s. 2er. een â 111,
bis 13
Macis (Myristica möschata).................. 7 â
*) HĂ€ringslakengeruch, Trimethylamingeruch. (L.)
118 Zusammensetzung des Àtherischen Oels der Lorbeeren.
Pfd. Unz
Menth. :pip. 'berb. :Biee..............:% ui. oe â 111),
Bupes mosechatae.... 2.2.20. 2 20200 200 32 dl
Piperis, baccae, de Batavia (Piper nigr.)...... DENE
@abinaesherba Sice..... 2.22... ee 23), â
Santalınalb. Ligen... 7722.22... 22 ee 11, â
bis 234
ensatrag Bien... ...... 480 ae. re â 12
apa, sem. holland... .... .... 20.2... Pa â 7-11
: ri MAC. -.... 2 Rn â 7-10
Kimsiberis, rad. de Bengal... ........ ve 1.
(N. Jahrb. f. Pharmacie. Bd. 25. 2.) B.
Wirkung Àtherischer Oele auf Fuchsin
Nach H. Zeise in Altona lösen folgende von ihm selbst
frischbereitete Àtherische Oele Fuchsin auf: Ol. amygd.
amarar., Ol. caryophyll., Ol. flor. Cassiae, Ol. Cinnamom.
acuti, Ol. Coriandri, Ol. Pimenti, Ol. ligni Santali albi und
Ol. Sinapis aether. Schwach lösend wirken: Ol. menth.
erisp. et pip. Sehr schwach lösend: Ol. nuc. moschat.
Gar nicht lösend: Ol.nuc. moschat. aus Myristic. tomen-
tosa, Ol. Maeidis, Oascarill., Bals. copaiv., Cubebar., Ligni
sassafras, Piperis zingiber. (N.Jahrb. fĂŒr Pharm. Febr.
1867.) H. Ludwig.
Zusammensetzung des Àtherischen Gels der Lorbeeren.
Das von C. Blas untersuchte Àtherische Oel von
Laurus nobilis hatte eine grĂŒnlich-gelbe Farbe, war etwas
dicklich, besass einen an Lorbeeren und Terpenthinöl
erinnernden Geruch, reagirte schwach sauer und zeigte
bei 150 das spec. Gew. 0,932.
Bei der Destillation des Oels stieg der Siedepunct
langsam von 170° auf 2500; die HÀlfte des Oels ging
unter 2000 ĂŒber. Aus diesem Antheil wurde durch frac-
tionirte Destillation und Rectification ein Kohlenwasser-
stoff von der Zusammensetzung des Terpenthinöls C20H16
abgeschieden, dessen constanter Siedepunct 1640, dessen
spec. Gew. 0,908 und dessen Molecular-Rotationsvermögen
bei 16 = â 23,35 war.
Der höher siedende Theil des rohen Oels wurde
durch verdĂŒnnte Kalilauge in ein obenauf schwimmendes
gelbes Oel und eine trĂŒbe wĂ€sserige Lösung getrennt.
Aus jenem konnte durch fractionirte Destillation ein was-
serhelles neutrales, bei 2500 siedendes Oel (spec. Gew.
Rn
Aetherisches Oel der BlĂŒthen von Citrus decumana. 119
0,925 und linksseitiges Rotationsvermögen â 7,225 bei
15°) abgeschieden werden. Die Elementarzusammensetzung
desselben ist der des vorigen Kohlenwasserstoffes gleich,
das Moleculargewicht scheint aber wegen des höheren
Siedepuncts durch die Formel 030H?4 ausgedrĂŒckt wer-
den zu mĂŒssen.
In der von dem obenauf schwimmenden Oele befrei-
ten alkalischen Lösung wurde eine SÀure abgeschieden,
welche die Zusammensetzung der LaurinsÀure C23H2404
zeigte. NelkensÀure, welche Gladstone im Lorbeeröl
gefunden hatte, konnte von Blas nicht nachgewiesen
werden. (Annal. d. Chem. u. Pharm. OXXAXIV. Iâ7.) @.
OrangenblĂŒth- und OrangenblĂ€tter - Wasser.
Nach Gobley wird das OrangenblĂŒthwasser öfters
mit dem ĂŒber OrangenblĂ€tter abgezogenen, weniger an-
genehm riechenden verfÀscht. Man kann jenes von die-
sem daran unterscheiden, dass es sich mit einer Mischung
von 20 Th. SalpetersÀure, 10 Th. SchwefelsÀure und 30 Th.
Wasser im VerhÀltniss von 1:5 versetzt je nach der
StÀrke des Wassers mehr oder weniger tief rosenroth
fÀrbt; mit dem BlÀtterwasser tritt diese Reaction nicht
ein. Leider zeigt sie sich auch nicht bei einer Mischung
der beiden WÀsser, ja selbst nicht bei Àlterem, lÀnger
aufbewahrt gebliebenem echten oder mit Neroliöl berei-
tetem OrangenblĂŒthwasser. (Pharm. Journ. and Transact.
Aug. 1866. II. Ser. Vol. VIII. No. 2. ». 78.) Wp.
Aetherisches Oel der BlĂŒthen von Citrus deeumana.
De Vry hat durch Destillation der BlĂŒthen von
Citus decumana, welche. auf Java sehr reichlich wÀchst,
ein Oel erhalten, das mit dem bekannten Neroliöl völlig
identisch sein soll. Dabei hat er die interessante Ent-
deekung gemacht, dass die in der Blase zurĂŒckbleibende
FlĂŒssigkeit nach dem Coliren und Erkalten eine grosse
Menge des sogenannten Hesperidins in Krystallen absetzt.
(Pharmaceut. Journ and Transact. II. Ser. Vol. VIT. No. 9.
March 1866, p. 477.) Wn».
Ueber die Löslichkeit des Camphers in Wasser.
Die Vorschrift der Vereinigte Staaten - Pharmakopöe
zur Aqua Camphorae lautet:
120 Erhaltung des Aromas der gerösteten Kaffeebohnen.
Campher, âRe ass 120 Gran
Alkohol,..â... DE 40 Tropfen
Kohlensaure Magnesia 1/, Unze
Destillirtes Wasser... 2 Pinten.
Der Campher wird zuerst mit dem Alkohol fein ge-
rieben, dann die Magnesia, hierauf allmÀlig das Wasser
zugesetzt und schliesslich das Ganze durch Papier filtrirt.
Alle BĂŒcher geben ĂŒbereinstimmend an, dass der Cam-
pher in 1000 Th. kalten Wassers löslich sei. Storer sagt
in seinem âHandwörterbuche ĂŒber die Löslichkeit der
chemischen Substanzenâ, aus einem innigen Gemenge von
Campher und kohlensaurer Magnesia löst Wasser angeb-
lich dreimal mehr Campher auf, als von Campher allein.
H. Markoe (Amer. Journ. of Pharm.) suchte nun die
aufgelöste Menge Campher dadurch zu bestimmen, dass
er den ungelöst gebliebenen, mit der kohlensauren Mag-
nesia vermehrten Antheil desselben ermittelte, indem er
das auf dem Filter zurĂŒckgebliebene Gemenge von kohlen-
saurer Magnesia und Campher in ein Becherglas brachte
und mit verdĂŒnnter SchwefelsĂ€ure in Ueberschuss be-
handelte, wodurch die Magnesia in Lösung ging und der
Campher sich auf der OberflÀche sammelte. Auf diese
Weise ermittelte Markoe, dass 1 Unze Aq. Camphorae
2 Gran Campher auflöse, oder in 240 Th. desselben 1 Th.
Campher aufgelöst sei. ( Wittst. Vierteljahrsschr. Bd. 15. 2.)
B.
Erhaltung des Aromas der gerösteten Kaffeebohnen.
Die gerösteten Kaffeebohnen verlieren mit jedem
Tage der Aufbewahrung von ihrem aromatischen Geruche
in Folge der Einwirkung der Luft. J.v. Liebig macht nun
neuerdings darauf aufinerksam, dass man diese nachthei-
lige VerĂ€nderung dadurch verhĂŒten könne, wenn man
nach beendeter Röstung, ehe noch die Bohnen aus dem
noch sehr heissen RöstgefĂ€sse geschĂŒttet werden, diesel-
ben mit gestossenem Zucker bestreue. Auf 1 Pfd. Kaffee-
bohnen genĂŒge 1 Loth Zucker. Der Zucker schmilzt
sogleich und durch starkes UmschĂŒtteln verbreitet.er sich
auf alle Bohnen und ĂŒberzieht sie mit einer dĂŒnnen, aber
fĂŒr die Luft undurchdringlichen Schicht von Caramel;
sie sehen dann glĂ€nzend aus, wie mit einem Firniss ĂŒber-
zogen und verlieren hierdurch beinahe ganz ihren Geruch,
der natĂŒrlich beim Mahlen wieder aufs stĂ€rkste zum Vor-
schein kommt. (Deutsche Ind.-Ztg. 1866.) B.
BErasin, ein Ersatzmittel fĂŒr Benzin. 121
Das Àtherische Oel von Erigeron canadensis
empfiehlt Moormann als vortreffliches Mittel gegen
HÀmorrhagie, Diarrhöe und Dysenterie. Man giebt es
in Dosen von 5â10 Tropfen alle drei Stunden, doch kann
man auch grössere Dosen ohne Nachtheil anwenden. Bei
Ruhr ist es gerathen, vorher eine Dosis Rieinusöl nehmen
zu lassen. (Pharmaceui. Journ. and Transact. 11. Ser.
Vol. VII. No. VIII. Febr. 1866. p. 425.) Wp.
FlĂŒchtige SchĂ€rfe von Coronilla varia.
Czumpelik giebt als wesentlichen Bestandtheil der-
selben einen nach Senföl riechenden, die Augen und Nase
reizenden Körper an, ĂŒber dessen Natur und Eigenschaf-
ten er spÀter berichten wird. (Chem. Centrbl. 1866.2.) B.
Erasin, ein Ersatzmittel fĂŒr Benzin.
In Californien hat man jetzt BĂ€ume von einer neuen
Species der Kiefer entdeckt, die anstatt des gewöhnlichen
Terpenthinöls durch Destillation eine Ă€therisch-ölige FlĂŒs-
sigkeit geben, welche den Wohlgeruch der Citronen
besitzt und frei von aller theerigen Substanz ist. Das spe-
eifische Gewicht der FlĂŒssigkeit sei 0,6; sie löse alle
animalischen und vegetabilischen Oele und hinterlasse
beim Verdunsten auf weissem Papier keine Flecken, noch
wirke sie auf die in der FĂ€rberei benutzten Farben und
sei daher ein ausgezeichnetes Ersatzmittel fĂŒr Benzin,
auch sei sie billiger als Benzin. Sie verdampfe schnell
und brenne gut und sei ausgiebiger als alles Kohlen-
theeröl. (Polyt. Centrbl.) B.
Aethyl- Phenyl.
Der schon frĂŒher von R. Fittig dargestellte und
beschriebene Kohlenwasserstoff Aethyl-Phenyl C16H10 â
C:H5, C12H5 hat dieselbe Zusammensetzung wie das Xylol,
ist aber nicht mit demselben identisch.
Das Aethyl-Phenyl liefert bei der Oxydation mit
chromsaurem Kali und SchwefelsÀure BenzoösÀure, wÀh-
rend Xylol unter gleichen UmstÀnden TerephtalsÀure giebt.
Ferner verbindet sich das Aethyl-Phenyl mit Brom zu
einem Körper, dem MonobromÀthylphenyl, welcher ein
schweres, farbloses, wasserklares Liquidum darstellt. End-
lich erhÀlt man beim Behandeln des Aethyl-Phenyls mit
rauchender SalpetersĂ€ure nur flĂŒssige Verbindungen, wĂ€h-
122 Eydrazoanilin.
rend aus Xylol unter gleichen VerhÀltnissen die gut kry-
stallisirenden Körper, das Dinitroxylol und Trinitroxylol,
entstehen. Das DinitroÀthylphenyl bildet ein hellgelbes,
völlig durchsichtiges, nicht unzersetzt flĂŒchtiges Oel; die
Trinitroverbindung des Aethyl-Phenyls besteht aus einem
dem vorigen Ă€hnlichen, aber noch dickflĂŒssigeren Oele.
(Annal. d. Chem. u. Pharm. CXXXII. 222â230) &@.
Unterscheidung der CarbolsÀure (PhenylsÀure) von
Steinkohlentheeröl.
BetrĂŒgerischer Weise wird statt der CarbolsĂ€ure, die
jetzt in England als Desinfeetionsmittel viel Anwendung
findet, nicht selten Steinkohlentheeröl verkauft. Nach
W. Crookes dient als Unterscheidungsmittel der kÀuf-
lichen CarbolsÀure vom Steinkohlentheeröle ihre Eigen-
schaft, sich in 25 bis 70 Th. Wasser oder ihrem zwei-
fachen Volumen Natronlauge zu lösen, wÀhrend Stein-
kohlentheeröl darin unlöslich ist. Man braucht also nur
einen Theelöffel voll CarbolsÀure in eine Flasche zu brin-
gen, 1/, Liter warmes Wasser zuzugiessen und die Flasche
Il, Stunde lang von Zeit zu Zeit zu schĂŒtteln, worauf
der ĂŒbrige RĂŒckstand die Verunreinigung anzeigen wird;
oder man schĂŒttelt 5 Th. CarbolsĂ€ure mit einer Lösung
von 1 Th. Aetznatron in 10 Th. warmen Wassers und
sieht wieder zu, ob und wie viel RĂŒckstand bleibt. (Zolyt.
Notizbl. 1866. 11.)
Hydrazoanilin
stellte A. Haarhaus aus dem Nitranilin durch
Reduction mittelst Natriumamalgam dar. Eine alkoholische
Lösung von Nitranilin wurde nach und nach mit Natrium-
amalgam versetzt, die entstandene gelbbraune FĂ€llung
abfiltrirt und zu dem Fitrate Wasser hinzugefĂŒgt. Der
gebildete Niederschlag gab beim Umkrystallisiren aus
Alkohol lange, goldgelbe, gut krystallisirte Nadeln, welche
Hydrazoanilin, C?4 H1!ANÂź, sind.
Das Hydrazoanilin ist eine ziemlich starke Base,
schmilzt etwas ĂŒber 1400 und sublimirt zum grössten
Theil unzersetzt bei höherer Temperatur; es ist schwer
löslich in Wasser, dagegen leicht löslich in Alkohol und
Aether und giebt mit SĂ€uren krystallisirbare Salze. (Annal.
d. Chem. u. Pharm. CXXXV. 162 â 167.)
0 ⏠- 2 E
x: >
Physiolog. u. therapeut. Wirkungen der PikrinsÀure. 123
Die physiologischen und therapeutischen Wir-
kungen der PikrinsÀure.
Von Prof. Dr. Friedrich veranlasst, hat Dr. W.Erb,
Assistent an der medicinischen Klinik zu Heidelberg,
eine Reihe von Versuchen ĂŒber die physiologischen und
therapeutischen Wirkungen der PikrinsÀure angestellt und
deren Beschreibung zum Gegenstande seiner Inaugural-
Dissertation gemacht.
Die PikrinsÀure, von Hausmann im Jahre 1788
entdeckt, wurde schon öfter zu Heilzwecken anzuwenden
versucht. Sie wurde zuerst von Bell in Manchester
gegen Wechselfieber angewendet und fĂŒr ein gutes Surrogat
der ChinaprÀparate gehalten. SpÀter wurde sie und ihre
Salze von Molfat bei Ăephalalgie, Wechselfieber und
chronischen Diarrhöen, von Braconnot und Calvert,
eben so von Seitz in MĂŒnchen gegen Wechselieber an-
gewendet.
Die SchlusssÀtze, zu deren Aufstellung sich Erb
am Ende seiner Arbeit berechtigt glaubt, sind folgende:
1) Die PikrinsÀure, in Verbindung mit Kali oder
Natron dargereicht, wird in das Blut aufgenommen, imbibirt
fast alle Gewebe des thierischen Organismus und wird
grösstentheils durch den Harn wieder ausgeschieden.
2) Die Aufnahme grösserer Dosen eines pikrinsauren
Alkalis in das Blut bedingt Zerstörung eines grossen
Theiles der rothen Blutkörperchen und consecutive Ver-
mehrung der farblosen. (KĂŒnstliche Leukocythose.)
3) Die Aufnahme pikrinsaurer Alkalien in den
Organismus erzeugt einen kĂŒnstlichen vorĂŒbergehenden
Icterus.
4) Kleine Dosen der pikrinsauren Alkalien werden
selbst auf lÀngere Zeit ganz gut vertragen; grössere Dosen
verursachen nach lÀngerem Gebrauche den Tod unter den
Erscheinungen der Erschöpfung.
5) Die pikrinsauren Alkalien werden von krÀftigen,
nicht fiebernden Erwachsenen in der Dosis von 9â15
Gran tÀglich sehr gut vertragen.
6) Dagegen sind dieselben bei Kindern so wie bei
schwÀchlichen und fiebernden Personen nur mit grösster
Vorsicht anzuwenden.
7) Die pikrinsauren Alkalien sind gegen die Trichinen-
Krankheit vollstÀndig wirkungslos.
8) Dagegen ist das pikrinsaure Kali in seiner Wir-
124 Amidodipkenylimid, eine neue organische Base.
kung gegen TĂ€nien den ĂŒbrigen Bandwurmmittel gleich-
zustellen.
9) Das pikrinsaure Kali ist gegen Oxyuris vermi-
cularis von entschieden gĂŒnstiger, gegen Ascaris lumbri-
coides von ganz vortrefflicher Wirkung, dagegen gegen
Cysticerken vollkommen wirkungslos.
10) Das Wechselfieber kann durch pikrinsaures Kali
nicht geheilt werden. (Buchn.n. Repert. Bd. 14. 11. u. 12.)
B.
leber das Amidodiphenylimid, eine neue orga-
nische Base.
In der Fabrik der HH. Simpson, Maule und
Nicholson in London wird das Anilingelb durch Ein-
wirkung von salpetriger SĂ€ure auf Anilin dargestellt; die
Genannten halten solches fĂŒr identisch mit dem Diazo-
amidobenzol O24 HIIN3,
C. A. Martius und P. Griess vereinigten sich zur
gemeinschaftlichen AusfĂŒhrung einer gewissen Versuchs-
reihe ĂŒber diesen Gegenstand und beschlossen, um der
gerade nicht sehr angenehmen Darstellung desselben zu
entgehen, sich des kÀuflichen Materials zu bedienen. Sie
erhielten dieses als ein braungelbes, lockeres, krystalli-
nisches Pulver. Um sich zu ĂŒberzeugen, ob dasselbe in der
That mit dem Diazoamidobenzol identisch sei, untersuchten
sie sein Verhalten gegen kochende ChlorwasserstoffsÀure,
durch welche das Diazoamidobenzol bekanntlich eine sehr
charakteristische Zersetzung im Sinne nachstehender Glei-
chung erleidet.
C24 HM N3 4 H20?2 â CR2H60?2 + CH7âN + 2N
Diazoamidobenzol Phenol Anilin
Dabei war indess auch nicht die allergeringste Gas-
entwickelung zu beobachten und ebenso wenig konnten
in der tiefroth gefÀrbten, chlorwasserstoffsauren Auflösung
Phenol oder Anilin aufgefunden werden. Als die salz-
saure Lösung dagegen mit Ammoniak ĂŒbersĂ€ttigt wurde,
nachdem sie durch Filtration von einer Spur eines unlös-
lichen Harzes befreit worden war, entstand eine reich-
liche Menge eines gelben krystallinischen Niederschlages,
wÀhrend sich in der Mutterlauge betrÀchtliche Mengen
OxalsÀure nachweisen liessen.
Durch diesen Versuch wurde nicht allein die voll-
stÀndige Abwesenheit von Diazoamidobenzol im Anilin-
gelb dargethan, sondern auch der Beweis geliefert, dass
= 5 Amidodiphenylimid, eine neue organische Base. 125
dasselbe, abgesehen von der Spur harziger Substanz, nur
aus dem oxalsauren Salze einer organischen Base bestand.
Ueber die Natur dieser Base musste man vorlÀufig im Un-
klaren bleiben, da es nicht gelang, sie durch qualitative
Reactionen mit irgend einem bekannten Körper zu identi-
ficiren. Da dieselbe mehre bemerkenswerthe Eigenschaf-
ten erkennen liess, so wurde sie einer eingehenden Unter-
suchung unterworfen.
Was zunÀchst die Reindarstellung der neuen Verbin-
dung anlangt, so gelingt diese schon, wenn man die auf
die vorhererwÀhnte Weise aus dem kÀuflichen Materiale
abgeschiedene Verbindung öfters aus warmen Alkohol
umkrystallisirt. ZweckmÀssiger ist jedoch, sie vorher der
Destillation zu unterwerfen, wobei sie unzersetzt als gelb-
rothes Oel ĂŒbergeht, das schon im Retortenhalse zu einer
strahlig-krystallinischen Masse erstarrt. Ein einmaliges
Umkrystallisiren des Destillationsproductes aus Alkohol
liefert sie dann in der Regel von einer zur Analyse hin-
reichenden Reinheit.
Nach der Analyse kommt der neuen Base, welche
C. A. Martius und P. Griess aus spÀter zu erörtern-
den GrĂŒnden Amidodiphenylimid nennen, die Formel
C#HNN3 zu, sie ist also isomer mit dem Diazoamido-
benzol.
Dass sie mit dem letzteren aber ausserdem nichts
gemein hat, erhellt schon aus der Art ihrer Reindarstel-
lung und ergiebt sich vollends aus den nachstehenden
Eigenschaften.
In Wasser ist das Amidodiphenylimid selbst in der
Siedehitze nur sehr wenig auflöslich, reichlicher dagegen
in Aether und heissem Alkohol. Aus der heiss gesÀttig-
ten alkoholischen Lösung krystallisirt beim Erkalten der
grösste Theil wieder aus, in gelben rhombischen Na-
deln oder Prismen von beilĂ€ufig 490 20â, deren scharfe
Seitenkanten durch breitere FlÀchen gerade abgestumpft
werden. Da die Enden der sonst ziemlich grossen Kry-
stalle alle abgerundet waren, konnte V. von Lang, dem
C. A. Martius und P. Griess dieselben zur Messung
ĂŒbergeben hatten, nichts weiter ĂŒber die kry stallographi-
schen Constanten mittheilen.
Das Amidodiphenylimid schmilzt bei 1300, erstarrt
wieder bei 1200 und siedet ohne Zersetzung zu erleiden
bei einer Temperatur, die höher ist als der Siedepunct
des Quecksilbers. Mit SĂ€uren verbindet es sich zu wohl
charakterisirten Salzen, die zum grössten Theil gut kry-
j 2
126 Amidodiphenylimid, eine neue organische Base.
stallisiren. Das Diazoamidobenzol dagegen wird fast immer
in messinggelben BlÀttchen erhalten, die bei 910 schmel-
zen und in höherer Temperatur explodiren. ErwÀrmt
man dasselbe mit SĂ€uren, so zersetzt es sich unter Ent-
wickelung von Stickgas.
Dass das Amidodiphenylimid in Àhnlicher Weise wie
das Diazoamidobenzol durch Einwirkung von salpetriger
SÀure auf alkoholische Lösungen von Anilin entsteht, hat
sich im Laufe der Untersuchungen bestÀtigt. ©. A. Mar-
tius und P. Griess haben sich ferner ĂŒberzeugt, dass
es in der That nur von der Temperatur abhÀngt, ob der
eine oder der andere von diesen beiden Körpern bei dieser
Reaction zu erwarten steht. LĂ€sst man die salpetrige
SÀure in der KÀlte auf die Anilinlösung einwirken, so
wird nur Diazoamidobenzol erhalten; zur Bildung des
Amidodiphenylimids dagegen ist eine höhere Tem-
peratur erforderlich. Man verfÀhrt zur Darstellung des
Amidodiphenylimids am zweckmÀssigsten in folgender
Weise. Anilin wird in der dreifachen Menge Alkohol
gelöst und in die etwas erwÀrmte Lösung, ohne dabei
abzukĂŒhlen ein starker Strom salpetriger SĂ€ure geleitet,
so lange, bis die FlĂŒssigkeit eine tiefrothe Farbe ange-
nommen hat. Man versetzt dieselbe darauf mit einem
grossen Ueberschusse mÀssig concentrirter SalzsÀure, wobei
die Mischung sofort zu einem braunrothen dicken Brei
erstarrt. Dieser wird auf ein Filter geworfen und zur
Entfernung der Mutterlauge, welche stets eine betrÀchtliche
Menge PhenylsĂ€ure enthĂ€lt, nochmals mit sehr verdĂŒnn-
tem Alkohol gewaschen. Der FilterrĂŒckstand wird dann
wiederholt mit kochendem Wasser ausgezogen, aus den
vereinigten Lösungen die Basis mit Ammoniak abgeschie-
den und in oben angegebener Weise gereinigt.
WĂ€hrend C. A. Martius und P. Griess mit den
eben beschriebenen Versuchen beschÀftigt waren, wurde
ihre Aufmerksamkeit noch auf einen anderen gelben Farb-
stoff gelenkt, der durch Einwirkung von zinnsaurem Natron
auf salzsaures Anilin entsteht und dessen Bildung zuerst
in der Fabrik von G. J. MĂŒller & Comp. in Basel,
spÀter auch von H. Schiff beobachtet wurde. Die Ver-
muthung, dass derselbe mit dem Amidodiphenylimid iden-
tisch sei, haben C. A. Martius und P. Griess bestÀtigt
gefunden.
Will man sich dieser letzteren Darstellungsweise
bedienen, so kann man auf folgende Weise verfahren.
Eine Mischung von 3 Th. zinnsaurem Natron und 1 Th.
N a Re
Amidodiphenylimid, eine neue organische Base. 127
- Anilinnitrat wird mit 10 Th. Wasser versetzt und auf
1000 erwÀrmt. Wird nun Natronlauge nach und nach
in kleinen Portionen zugefĂŒgt, so tritt eine heftige Reaction
ein. Sobald SĂ€uren einer Probe eine tiefrothe FĂ€rbung
ertheilen, unterbricht man die Operation und lÀsst erkal-
ten. Versetzt man darauf mit SalzsÀure bis zur Lösung
des ausgeschiedenen Zinnoxyds, wobei ein starker Ge-
ruch nach Phenol zu beobachten ist, so wird eine be-
trÀchtliche Menge eines rothbraunen Harzes abgeschieden.
Dieses wird zur Entfernung beigemengten Phenols mit
verdĂŒnnter Natronlauge digerirt und dann mit salzsĂ€ure-
haltigem Wasser ausgekocht. Die wÀsserig sauren Aus-
zĂŒge, mit Ammoniak zersetzt, liefern Amidodiphenylimid
mit allen seinen vorher erwÀhnten Eigenschaften.
Zieht man nur die Darstellungsweise des Amido-
diphenylimids mittelst salpetriger SĂ€ure in Betracht, so
wÀre es am einfachsten, wenn man annÀhme, dass es
nach derselben Gleichung entstÀnde, wie das ihm isomere
Diazoamidobenzol:
2C1?HâN 4 HO,NO3 â CHHUN3 4 4HO.
Aber hiermit steht die letzterwÀhnte Bildungsweise
desselben mittelst zinnsauren Natrons und salpetersauren
Anilins nicht im Einklang, da hierbei keine so einfache
Stickstoff-Substitution erscheint. Erinnert man sich ĂŒbri-
gens, dass bei beiden Darstellungsweisen das Auftreten
von Phenol beobachtet wurde, so kommt man jedenfalls
der Wahrheit nÀher, wenn man die in beiden FÀllen
stattfindenden Reactionen in gleicher Weise als einen
ĂOxydationsprocess auffasst, nachstehender Gleichung ent-
sprechend:
3 Cı?H7N 4 6 O0 = CAHIN3 4 CRH602 42 HO
Anilin Amidodiphenyl- Phenol.
imid
Das Amidodiphenylimid ist eine einsÀurige Base und
zwar sind seine basischen Eigenschaften nur schwach
ausgeprĂ€gt, da alle seine Salze schon in BerĂŒhrung mit
viel Wasser in ihre Bestandtheile zerfallen. Die schwach
sauren Auflösungen dieser Salze besitzen eine schön coche-
nillerothe Farbe.
Von den Salzen sind hauptsÀchlich das
salzsaure Salz CAHINN3, HCl,
Nitrat C24H1ıN3, HO, NO5,
Sulfat 2 (C24 H11N3), 2 HO, S206 und
Oxalat 2 (CH11N3) 2 HO, 0406
bemerkenswerth.
128 Amidodiphenylimid, eine neue organische Base.
In Wasser lösen sich die Salze mit Ausnahme des
Nitrats schwer, Sulfat und Oxalat sind selbst in kochen-
dem Alkohol schwierig löslich.
Auf Zusatz von Platinchlorid zu einer alkoholischen
Lösung des salzsauren Salzes scheidet sich das Platin-
doppelsalz: 2(C24HNN3, HCl), Pt?Cl4
in feinen braunrothen Nadeln ab.
Setzt man zur alkoholischen Lösung des Amidodi-
phenylimids eine Lösung von Silbernitrat, so fallen gold-
gelbe, stark glÀnzende BlÀttchen, denen die Formel
2 (C24H11N3), AgO, NO5 zukommt und die in kochendem
Alkohol schwer, in Wasser oder Aether fast gar nicht
löslich sind.
Bleibt die alkoholische Lösung der Base lÀngere Zeit
in der KĂ€lte mit JodĂ€thyl in BerĂŒhrung, so entsteht eine
schön krystallisirende jodwasserstoffsaure Verbindung der
einfach Àthylirten Base C2?H10(C4H5) N3, HJ. Wirken
dagegen diese Körper bei 1000 auf einander ein, so wird
Aethylanilin und ein harziges Product gebildet.
Ueber die Anwendbarkeit des Amidodiphenylimids
als Farbstoff lĂ€sst sich nicht viel GĂŒnstiges mittheilen.
Fast alle schwach sauren Auflösungen desselben fÀrben
Wolle und Seide intensiv citronengelb.» Aus einer Lö-
sung der PikrinsÀureverbindung kann Wolle in einer
Farbe gefÀrbt werden, die dem Cochenilleroth, was Schön-
heit und Tiefe des Tons anlangt, wenig nachsteht. Des-
senungeachtet haben diese Farben eine sehr untergeord-
nete praktische Bedeutung, weil sie HĂŒchtig sind und in
Folge dessen von den damit gefÀrbten Stoffen, namentlich
in höherer Temperatur, nach und nach wegsublimiren.
Was die Stellung anlangt, welche das Amidodiphe-
nylimid im chemischen Systeme einnimmt, so ist es nach
BerĂŒcksichtigung seiner im Vorhergehenden erwĂ€hnten
Eigenschaften von selbst verstÀndlich, dass es nicht mit
dem ihm isomeren Diazoamidobenzol in ein und dieselbe
Gruppe gehört. Es zeigt sich dagegen in mannigfacher
Beziehung grosse Uebereinstimmuug mit jener Olasse von
Verbindungen, deren erstbekanntes Glied das von Mit-
scherlich. entdeckte Azobenzol ist. In der That sind
C.A. Martius und P. Griess sogar âgeneigt, ihre Base
geradezu als Amidoazobenzol CH !1N3 â C24H9 (H?N) N?
anzusprechen. Im Fall sich diese Ansicht richtig erweist,
mĂŒsste ihre Darstellung auch aus dem Nitraazobenzol,
dessen Existenz von Laurent und Gerhardt wahr-
he
â=
er
SE, Li, er
Amidodiphenylimid, eine neue organische Base. 129
scheinlich gemacht wurde, nach folgender Gleichung ge-
lingen:
C21H9 (NO) N2 + 6 HS = C#H9(H2N)N?+6S-â-4HO.
Nitroazobenzol
Diese Bildungsweise wÀre dann ganz in Uebereinstim-
mung mit der des Diamidoazobenzols (Diphenins) aus
Dinitroazobenzol:
C2H3(NON2N?--12HSâCHS(H2N)?N?2+12S-+-8HO.
Dinitroazobenzol Diphenin
C.A. Martius und P. Griess hoffen, dass sie spÀ-
ter in der Lage sein werden, diese Vermuthungen durch
das Experiment bestĂ€tigen zu können. Dass ĂŒbrigens die
angedeutete Beziehung des Amidodiphenylimids zum Di-
phenin nicht nur eine rein zufÀllige ist, möchte schon durch
die grosse Aehnlichkeit der beiden Verbindungen, so wie
namentlich auch durch die im Nachstehenden erwÀhnten
Zersetzungserscheinungen genĂŒgend dargethan werden.
Wird Amidodiphenylimid mit Zinn und SalzsÀure
erwÀrmt, so wird es rasch unter EntfÀrbung gelöst und
in der Auflösung finden sich neben Chlorzinn zwei orga-
nische Basen, Anilin und das kĂŒrzlich von A. W. Hof-
mann beschriebene Paraphenylendiamin. Um diese
beiden Körper von einander zu trennen, wird das Zinn
durch Schwefelwasserstof entfernt, die filtrirte Lösung
zur Trockne verdampft, der RĂŒckstand in wenig Wasser
gelöst und durch Zusatz von concentrirter SalzsÀure das
chlorwasserstoffsaure Paraphenylenanilin aus-
gefÀllt, welches bekanntlich in concentrirter SalzsÀure
schwer löslich ist. Durch Wiederholung dieser Opera-
tion wurde das Paraphenylendiamin von jeder Spur Ani-
lin befreit. Es wurde sowohl durch eine gut stimmende
Analyse, als durch die Vergleichung seiner Eigenschaf-
ten mit der Hofmannâschen. Verbindung identificirt.
Man kann diese Umsetzung durch nachstehende Glei-
chung versinnlichen:
C24H!1N3 + AH â C!2H7N + CI2HSN?
Amidodiphenylimid Anilin Paraphenylendiamin.
Eine weitere Analogie beider Basen ergiebt sich aus
dem gleichen Verhalten derselben beim Erhitzen mit
einer Oxydationsmischung aus Braunstein und Schwefel-
sÀure, beide liefern dabei reichliche Mengen von Chinon.
Ueber einige weitere Zersetzungsproducte des Amido-
diphenylimids soll bei anderer Gelegenheit berichtet wer-
den. Besonders wird eines blauen Farbstoffs zu geden-
ken sein, der sich beim Erhitzen des Amidodiphenyl-
Arch.d. Pharm. CLXXXI. Bds. 1.u.2.Hft. 8
130 Benzoyl. â Isomere ChlorbenzoesĂ€uren.
imids mit chlorwasserstoffsaurem oder salpetersaurem Ani-
lin bildet. Auch das Diazoamidobenzol und Diphenin
liefern unter diesen Bedingungen einen blauen Farbstoff,
es bleibt jedoch zu beweisen, ob diese identisch sind.
Schliesslich erwÀhnen C. A. Martius und P. Griess
noch, dass sich aus dem Toluidin, sowohl durch Ein-
wirkung der salpetrigen SĂ€ure, wie des zinnsauren Na-
trons, eine dem Amidodiphenylimid homologe Verbindung
darstellen lÀsst, welche ebenfalls in gelben Nadeln kry-
stallisirt und mit letzterem auch in allen andern Eigen-
schaften die grösste Uebereinstimmung zeigt. (Ber. der
Berl. Akad. â Chem. Centralbl. 1866. No. 21.) B.
benzoyl.
Das Benzoyl = C14H50O2, das Radical der Benzo&-
sÀure, wurde von G. Briegel isolirt, indem er Benzoyl-
chlorid in Àtherischer Lösung mit Natriumamalgam be-
handelte. Die Zersetzung ging nach der Gleichung vor
sich: C1H502Cl + Na = U14H502 + NaCl.
Es sind kleine, farblose Prismen von starkem Glas-
glanze, bei 1460 schmelzend, unverÀndert sublimirbar, in
Alkohol und Aether schwer löslich. Beim Kochen mit
alkoholischer Kalilösung tritt eine vorĂŒbergehende röth-
liche FÀrbung ein; auf Zusatz von Wasser fÀllt ein Oel
nieder (Benzalkohol), wĂ€hrend die davon abfıiltrirte FlĂŒs-
sigkeit mit SÀuren Krystallnadeln von BenzoesÀure lie-
fert. (Ann. der Chem. u. Pharm. CXXXV. 171-175.) @.
Die isomeren ChlorbenzoösÀuren.
F. Beilstein und F. Schlun haben dargethan, dass
alle von verschiedenen Forschern beschriebenen isomeren
SĂ€uren der Formel C1#H5C104 sich auf drei scharf von
einander getrennte Verbindungen zurĂŒckfĂŒhren lassen :
Chlorbenzo&ÀsÀure, ChlorsalylsÀure und Chlor-
dracylsÀure.
1) ChlorsalylsÀure (aus SalicylsÀure). Schmelz-
punct ĂŒbereinstimmend mit Kekul&âs Angaben â 1370;
(nach Limpricht und v. Uslar bei etwa 1300, nach
Kolbe und Lautemann bei 1400). Die SĂ€ure schmilzt
beim Erhitzen mit Wasser. Ihr Kalksalz enthÀlt 1 Mol.
Wasser und ist löslicher als die Kalksalze der ĂŒbrigen
isomeren SĂ€uren.
0 AzodracylsÀure und HydrazodracylsÀure. 131
2) Chlorbenzo&sÀure (aus BenzoöschwefelsÀure)
erhÀlt man rein, indem man sie durch Papier hindurch
sublimirt. Blendend weisse Krystallnadeln, Schmelzpunct
1530 (nach Limpricht und y. Uslar 1400, nach Kolbe
und Lautemann 1520). Die Gegenwart einer kleinen Bei-
mengung kann den Schmelzpunct betrÀchtlich erniedrigen.
Die SĂ€ure schmilzt nicht unter Wasser, ihr Kalksalz
enthÀlt 11, Mol. Wasser. Nur die ganz reine SÀure
liefert ein krystallisirendes Kalksalz; ein Theil DR
löst sich bei 120 in 82,7 Th. Wasser.
3) Chlord elelere (aus Azo-AmidodracylsÀure).
Schmelzpunct bei 236 â 237°, sublimirt nicht in Nadeln,
sondern in Schuppen. Kalksalz mit 11, Mol. Wasser.
Die weiteren Untersuchungen der Verf. haben nun
ergeben, dass alle ĂŒbrigen auf verschiedene Art erhaltenen
Chlorbenzo@sÀuren einem dieser drei Typen angehören.
Das Resultat ist: Wird aus Benzo@sÀure oder einem
Derivate der BezoösÀure (NitrobenzoösÀure, Benzoeschwefel-
sÀure), oder auch nur aus einem Körper, der BenzoösÀure
zu liefern im Stande ist (HippursÀure, ZimmtsÀure) Chlor-
benzo@sÀure dargestellt, so erhÀlt man stets ein und die-
selbe Verbindung. Isomere SĂ€uren, Chlorsalyl- und
ChlordracylsÀure, entstehen nur, wenn von anderen
parallelen Reihen (SalicylsÀure, NitrodracylsÀure) ausge-
gangen wird. (Annal. d. Chem. u. Pharm. CXXAII., 239
bis 253.) @.
AzodraeylsÀure und HydrazodracylsÀure.
Diese beiden SĂ€uren wurden von O. Bilfinger aus
der Para- NitrobenzoösĂ€ure Fischerâs (oder Nitrodracyl-
sÀure von Beilstein und Hildebrand) dargestellt und.
entsprechen den von Strecker beschriebenen Azover-
bindungen der Nitrobenzo&sÀure, der Azobenzo&sÀure und
der HydrazobenzoösÀure.
Nitrodracylsaures Natron wurde in wÀsseriger
Lösung nach und nach mit Natriumamalgam versetzt, die
sich dabei abscheidende flockige Masse von der FlĂŒssig-
keit getrennt, in Wasser gelöst und die kochende Lösung
mit verdĂŒnnter SalzsĂ€ure zersetzt. Die so erhaltene
AzodracylsÀure bildet im trockenen Zustande ein
feines, fleischfarbenes, unkrystallinisches Pulver; sie ist
eine schwache stickstoffhaltige SÀure, löst sich wenig in
Wasser, Weingeist und Aether, ist aber in concentrirter
SchwefelsÀure mit schön gelber, in Ammoniak, kaustischen
9*
ET
132 Verhalten von BenzoesÀureÀther etc. gegen Brom.
und .kohlensauren Alkalien mit orangegelber Farbe lös-
lich. Die Analysen der bei 1000 getrockneten SĂ€ure
fĂŒhrten zu der Formel O14H5NO4, die bei 1000 getrocknete
AzobenzoösÀure besitzt die Formel 2 (C14H5NO4) + HO.
Das Natron-, Ammoniak-, Baryt- und Silberoxydsalz sind
nicht identisch, sowohl in Betreff des Wassergehaltes als
der Form mit den entsprechenden Salzen der Azobenzoe-
sÀure.
Die HydrazodracylsÀure erhÀlt man, wenn man
eine Lösung von azodracylsaurem Natron in ĂŒberschĂŒssiger
Natronlauge kochend nach und nach mit Eisenvitriollösung
bis zur EntfÀrbung versetzt, bis sich das anfangs gebil-
dete Eisenoxydhydrat in schwarzes Eisenoxydoxydul ver-
wandelt hat, und dann zu dem Filtrat SalzsĂ€ure hinzufĂŒgt.
Die SÀure scheidet sich als gelblich weisser voluminöser
Niederschlag aus, bekommt nach dem Trocknen ein hell-
fleischfarbenes Ansehen, ist in Wasser fast ganz unlöslich,
löst sich leicht ais noch feuchter Niederschlag in kochen-
dem Weingeist und kann daraus in farblosen Krystall-
chen erhaiten werden. Die Salze sind leicht zersetzbar,
scheinen ursprĂŒnglich farblos zu sein und fĂ€rben sich an
der Luft, wahrscheinlich indem sie Sauerstoff aufnehmen
und dadurch in azodracylsaure Salze ĂŒbergehen. Die
HydrazodracylsÀure hat dieselbe Zusammensetzung wie
die HydrazobenzoösÀure = C1H$6NO#, ist aber nur mit
derselben isomer.
Aus dieser Untersuchung geht hervor, dass die Nitro-
dracylsÀure im Allgemeinen das Verhalten der Nitrobenzo&-
sÀure gegen Natriumamalgam zeigt, dass aber die aus
beiden SÀuren entsprechenden Producte in Àhnlicher Weise
bestimmte Unterschiede von einander zeigen, wie ihre
Mutterstoffe. (Annalen der Chem. u. Pharm. CXXXV, 152
bis 161.) @:
Verhalten von BenzoesÀureÀther und NitrobenzoösÀure-
Ă€ther gegen Brom.
Die von Urafts angegebene Entstehungsweise der
- .. .e .
MonobromessigsÀure durch Einwirkung von Brom auf
EssigsÀureÀther veranlasste A. Naumann, auch das Ver-
halten des Benzo&sÀureÀthers und NitrobenzoösÀureÀthers
unter gleichen VerhÀltnissen zu studiren. Die Versuche
haben ergeben, dass sich dabei nicht BrombenzoösÀure,
sondern BenzoösĂ€ure und ausserdem Aethylenb romĂŒr bilde
A en â
E.
Ueber einige Derivate des Benzoins. 133
nach der Gleichung: C4H50, C14H503 + Br? = C1H4H604
+ C4H4Br?.
Der Nitrobenzo@sÀureÀther verhÀlt sich ganz Àhnlich,
indem sich Nitrobenzo&sÀure und BromÀthylen bildet. Der
Schmelzpunct der hierbei entstandenen NitrobenzoesÀure
wurden zwischen 140 und 1420 gefunden, wÀhrend Mulder
denselben zu 1270 angiebt, wahrscheinlich aber ein mit
BenzoösÀure verunreinigtes Product untersucht hat. (Annal.
d. Chem. u. Pharm. UXXXIL. 199 â 207.) @G.
Ueber einige Derivate des Benzoins.
Ueber die durch Einwirkung von weingeistigem Am-
moniak auf Benzoin entstehenden Producte berichtet J.
Erdmann Folgendes:
Wenn man Benzoin mit dem doppelten Volumen
weingeistigen Ammoniaks in zugeschmolzenen Röhren
etwa 4 bis 6 Stunden lang im Wasserbade erwÀrmt, so
scheiden sich nach Verlauf von einigen Stunden in der
goldgelb gefĂ€rbten FlĂŒssigkeit seideglĂ€nzende Nadeln aus.
Diese bestehen aus einer in siedendem Alkohol löslichen
Verbindung (wahrscheinlich Lophin) und einer darin
unlöslichen. Letztere ist das bereits von Laurent be-
schriebene Benzoinam, C56H?+NO?. Das Benzoinam
wird beim Erhitzen ĂŒber 1200 C. zersetzt, indem Bitter-
mandelöl austritt und Amarin zurĂŒckbleibt, welches fast
gleichzeitig mit der Entbindung des Benzaldehyds ein
wohlriechendes Oel entwickelt und nach und nach in
Lophin ĂŒbergeht. Die Spaltung des Benzoinams in Bitter-
mandelöl und Amarin geschieht nach folgender Gleichung:
C56H24N20? â C42HI8N2-L C14H602
Benzoinam . Amarin Bittermandelöl,
und es lÀsst sich demnach das Benzoinam besser als
Benzaldehydamarin bezeichnen mit der Formel
C42 H1s, C144502, HN?.
Die Mutterlauge vom Benzaldehydamarin scheidet,
der spontanen Verdunstung ĂŒberlassen, eine gelbe Kry-
stallmasse aus, die nach dem Auskochen mit siedendem
Alkohol ein eitronengelbes Pulver darstellt. Der Körper
ist unlöslich in Alkohol, Aether und Wasser, löst sich in
eoncentrirter SchwefelsÀure mit blutrother Farbe, zeigt
die Zusammensetzung C2SH!!N und ist demnach als
Benzoinimid zu betrachten â (C13H5)?HN.
LET OFT
134 Benzophenon.
Die Mutterlauge von Bezoinam liefert drittens ausser
einem harzartigen, nach Bittermandelöl riechenden Product
noch gelb gefÀrbte Krystallnadeln von Lophin, C42H16N2,
die mit einer geringen Menge einer körmigen, nicht nÀher
untersuchten Verbindung verunreinigt sind.
Die Hauptproducte der Einwirkung desâ Ammoniaks
auf Benzoin sind demnach: Benzoylaldehydamarin (Ben-
zoinam), Lophin und ein Harz; in geringer Menge ent-
stehen dabei Benzoinimid und eine körnige Verbindung.
(Annal. d. Chem. u. Pharm. OXXXV, 181â188.) G@.
Benzophenon.
Das durch Destillation von wasserfreiem benzo@sauren
Kalk und Aetzkali gewonnene Benzophenon stellt nach
â E. Linnemann eine schneeweisse, aus langen dĂŒnnen
Nadeln bestehende Krystallmasse dar, welche bei 48â 48,50
schmilzt, bei 3150 siedet und nach der Formel C26H 1002 .
zusammengesetzt ist.
Brombenzophenon. Bei der Einwirkung von
Brom auf Benzophenon in zugeschmolzenen Röhren bei
1600 bildet sich ein gelber Syrup, der beim Erkalten
erstarrt und nach mehrmaligem Umkrystallisiren aus
kochendem Weingeist die Zusammensetzung C52]115Br504
zeigt. Die Substanz leitet sich demnach von 2 Mol.
Benzophenon ab.
Benzhydrol. Dieser Körper von der Formel
C26H1202 entsteht unter Wasserstoffaufnahme aus dem
Benzophenon beim Behandeln desselben mit Natrium-
amalgam. Er krystallisirt aus Weingeist, Aether, Chloro-
form und Schwefelkohlenstoff als eine seideglÀnzende, aus
feinen Nadeln bestehende Masse. In Wasser ist er wenig
löslich, leichter in alkalischen FlĂŒssigkeiten, aus denen
er auf Zusatz von Wasser oder einer SĂ€ure wieder kry-
stallinisch ausgeschieden wird. In seinem chemischen
Verhalten zeigt das Benzhydrol viele Eigenschaften eines
einatomigen Alkohols, es unterscheidet sich aber von den
eigentlichen Alkoholen vor Allem darin, dass es unter
Einfluss von Oxydationsmitteln nicht wie die normalen
Alkohole ein Aldehyd liefert, welches bei fortgesetzter
Wirkung jener Agentien in die zugehörige SĂ€ure ĂŒber-
geht, sodann dass es in diesem Falle einfach wieder in
Benzophenon zurĂŒckgefĂŒhrt wird. So wird das Benzhydrol
durch rauchende SalpetersĂ€ure in Binitrobenzophenon ĂŒber-
gefĂŒhrt, indem es sich zunĂ€chst in Benzophenon verwan-
|
" Benzophenon. 185
delt, welches dann nitrirt wird. VerdĂŒnnte ChromsĂ€ure
bildet gleichfalls aus dem Benzhydrol Benzophenon.
Mit Brom giebt das Benzhydrol sehr leicht zweifach-
gebromtes Benzhydrol. Auf der anderen Seite hat das
Benzhydrol jedoch die Eigenschaft mit den normalen
Alkoholen gemein, dass es wie diese leicht Aetherarten
bildet. Der eigentliche Aether, der BenzhydrolÀther, ent-
steht schon durch einfache Destillation des Benzhydrol-
alkohols, indem dieser hierdurch in Wasser und Aether
zerfÀllt; die gemischten Aether des Benzhydrols und
Metbyl- oder Aethylalkohols erzeugen sich schon bei
mittlerer Temperatur, wenn man die Lösung des Benz-
hydrols in einem dieser Alkohole mit SchwefelsÀure ver-
setzt; die zusammengesetzten Aether des Benzhydrols
und der EssigsÀure, BenzoösÀure oder BernsteinsÀure end-
lich lassen sich durch einfaches Zusammenschmelzen der
. SÀuren mit dem Alkohol darstellen. Der BenzhydrolÀther
bildet mikroskopische, federartig vereinigte Krystalle, die
bei 1110 schmelzen und bei 3150 sieden; der Aethyl-
BenzhydrelĂ€ther ist eine geruchlose FlĂŒssigkeit von der
Consistenz des Glycerins und zeichnet sich dadurch aus,
dass es im Lichte eine deutliche FĂ€rbung annimmt, die
aber im Dunkeln wieder verschwindet und nach aber-
maligem Belichten wieder auftritt, namentlich im directen
Sonnenlichte schon nach einigen Secunden. Bei auffallen-
dem Lichte ist die Substanz schön grĂŒn, bei durchschei-
nendem schwach gelb; durch SchĂŒtteln verschwindet die
Farbe ebenfalls, ebenso bei gelinder ErwÀrmung, nicht
aber bei plötzlicher ErkĂ€ltung um 20â 30°. Diese Empfind-
lichkeit gegen das Licht hört nach mehreren Monaten
auf. Wenn man durch den verdunkelten Aether einen
Lichtkegel fallen lÀsst, so tritt eine lebhafte Fluorescenz
auf und zwar ist das ausgestrahlte Licht lebhaft hellblau.
Diese merkwĂŒrdigen Eigenschaften finden sich auch bei
dem essigsauren BenzhydrolÀther wieder.
Benzpinakon. Wird Benzophenon in Alkohol ge-
löst und mit SchwefelsÀure und Zink zusammengebracht,
so bildet sich nach einigen Tagen ein Ueberzug ĂŒber
dem Zink, der nach dem Umkrystallisiren aus siedendem
Weingeist als eine blendend weisse, glÀnzende, aus klei-
nen Nadeln bestehende Masse erscheint. Der Verfasser
nennt diesen Körper von der Formel C52H??204 Benz-
pinakon, weil er zu dem Benzophenon in derselben Bezie-
hung steht, wie das mit dem Acetal isomere Pinakon zum
Aceton.
136 Azobenzid. â Hydrazosalicylige SĂ€ure,
2C6H60? + H?2 â C1?H1404
Aceton Pinakon
2 C26H1002 + H2 â C52?H2204
Benzophenon
Das Benzpinakon löst sich leicht in Aether, Schwefel-
kohlenstoff und Chloroform, geht beim Kochen mit einer
verdĂŒnnten ChromsĂ€urelösung in Benzophenon und beim
Behandeln seiner weingeistigen Lösung mit Natriumamal-
gam in Benzhydrol ĂŒber. Beim Destilliren so wie beim
Schmelzen verwandelt es sich in eine FlĂŒssigkeit von
fast gleicher Zusammensetzung, das Isobenzpinakon,
eine farblose, dicke, stark lichtbrechende FlĂŒssigkeit,
welche, wenn sie Monate lang sich selbst ĂŒberlassen wird,
wieder eine VerÀnderung erleidet, indem sie anfÀngt fest
zu werden und endlich ganz erstarrt. Alle drei Körper
aber, das Benzpinakon, das flĂŒssige und das feste Isobenz-
pinakon, geben beim Behandeln mit Natriumamalgam
Benzhydrol. (Annal. d. Chem. u. Pharm. CXXXIL, 1â32.)
G%
Azobenzid.
A. Werigo versetzte eine alkoholische, mit Essig-
sÀure angesÀuerte Lösung von Nitrobenzol allmÀlig mit
Natriumamalgam; es bildete sich hierbei Azobenzid, wel-
ches durch verlÀngertes Einwirken des Natriumamalgams
in Benzidin ĂŒberging. Ersteres wurde in Gestalt von
rothen, rhombischen BlÀttchen erhalten; seine Formel ist
C24 H10N2, sein Schmelzpunct 65°.
Das Azobenzid verbindet sich nicht nur direct mit
Wasserstoff zu Benzidin, sondern auch direct mit Brom zu
Dibrombenzidin, C?HIWN?Br?. Diese Verbindung bildet
aus Alkohol umkrystallisirt kleine, gelbe, goldglÀnzende
Nadeln, ist ziemlich schwer in Alkohol löslich, schmilzt
bei etwa 2050 und sublimirt sich in Gestalt von irisiren-
den, schwach gelben, ziemlich grossen Nadeln. In Aether
ist es schwer löslich, in concentrirter SchwefelsÀure löst
es sich mit rother Farbe. Mit starker SalpetersÀure be-
handelt giebt es Mononitrodibrombenzidin, C24H9(NO%)
N?Br?, welches in langen strohgelben Nadeln krystallisirt.
(Annual. d. Chem. u. Pharm. CXXXV, 176â180.)) @.
Hydrazosalicylige SĂ€ure.
Wenn man nach dem von Strecker angegebenen
Verfahren die nitrosalicylige SĂ€ure, C14H5(NO4) O4, mit
Xylol. â Zur Kenntniss des Xylols. 137
Natriumamalgam behandelt, so wird derselben der Sauer-
stoff aus der Gruppe NO4 entzogen und es entsteht eine
neue SĂ€ure, die hydrazosalicylige SĂ€ure, von der Zusam-
mensetzung CI4H5NO%.
Diese SĂ€ure stellt nach G. Briegel im trockenen
Zustande ein feines, rothbraunes, nicht krystallinisches
Pulver dar, das in Wasser, Weingeist und Aether fast
unlöslich ist, dagegen in Ammoniak eine dunkelrothbraune
Lösung bildet. (Annal. d. Chem. u. Pharm. UXXXV, 168
â/70.) @.
Xylol.
Die Angaben ĂŒber das Xylol waren bisher wenig
ĂŒbereinstimmend. F. Beilstein hat jetzt das reine
Xylol durch fractionirte Destillation aus einem von H.
Trommsdorff bezogenen Steinkohlentheeröl dargestellt
und gefunden, dass dasselbe constant bei 1390 siedet und
bei 210 ein spec. Gew. â 0,8668 besitzt. Hiernach stel-
len sich die Siedepunctsdifferenzen bei den Kohlenwasser-
stoffen des Steinkohlentheers anders dar, als sie gewöhn-
lich in den LehrbĂŒchern angegeben sind. Es ist:
Benzol.. CI?H6 . 822 Differenz
Toluol... C14H8 1110 390
Xylol... C!6H10 1390 280,
Mit der SchwefelsÀure geht das Xylol eine krystalli-
sirbare Verbindung, die XylolschwefelsÀure, ein,
welche mit Metalloxyden wohl charakterisirte Salze giebt.
Bei der Oxydation durch doppelt-chromsaures Kali und
SchwefelsÀure liefert das Xylol nicht ToluylsÀure, sondern
TerephtalsÀure. Durch rauchende SalpetersÀure wird
es in Mononitro-Xylol und Dinitro-Xylol verwan-
delt, welche beiden Körper durch Behandeln mit Salpeter-
SchwefelsĂ€ure sehr leicht in Trinitro-Xylol ĂŒbergehen.
Dieses Trinitro- Xylol ist identisch mit dem Trinitro-
petrol von Bussenius und Eisenstuck. (Annal.d.
Chem. u. Pharm. CXXXIII, 82â47.) I
Zur Kenntniss des Xylols.
G. Deumelandt wandte zur Darstellung des Nitro-
xylols, C16H9(NOA), ein constant bei 1400 siedendes Xylol
an, welches sich sehr leicht nitrirt, wobei sich indess Di-
und Trinitroxylol mit bildet. Man reinigt die gebildeten
Nitroverbindungen durch SchĂŒtteln mit Ammoniak von
A de Da DENE N
138 Zur Kenntniss des Xylols.
den beigemengten SĂ€uren und destillirt nach dem Waschen
und Trocknen im KohlensÀurestrome bei einer 2400 nicht
ĂŒbersteigenden Hitze. Diese Vorsichtsmassregel darf nicht
unterbleiben, indem sonst gegen das Ende der Destillation
eine Explosion eintritt. Das abdestillirte Nitroxylol kann
durch wiederholtes Fractioniren leicht auf den constanten
Siedepunct 2400 gebracht werden.
Behandelt man Nitroxylol mit Zinn und SalzsÀure,
so erstarrt nach dem Erkalten das Ganze unter Bildung
eines Doppelsalzes, welches, durch Umkrystallisiren in
concentrirte SalzsÀure gereinigt, grosse schuppige Krystalle
bildet, die die Formel CI6H!!N, HCI-+- 2 SnCl besitzen.
Aus diesem Salze kann man durch Schwefelwasserstoff
das salzsaure Xylidin erhalten, welches beim Abdampfen
seiner Lösung sehr leicht krystallisirt. Formel CI6HIIN,
HCl. Es ist in kaltem Wasser nicht so leicht löslich,
wie gewöhnlich die salzsauren Basen.
Die freie Base gewinnt man entweder, indem man
das salzsaure Salz mit trockner Soda destillirt, oder bes-
ser, indem man Nitroxylol mit Eisenfeileâund EssigsĂ€ure
redueirt und nach dem Zusatze von ĂŒberschĂŒssiger Natron-
lauge das freie Xylidin CI6H!IN aus einem kupfernen
Kessel abdestillirt. Es wird zur Reinigung an SalzsÀure
gebunden, und aus dem reinen Salze durch Kali gefÀllt.
Es ist eine farblose FlĂŒssigkeit, die sich an der Luft
bald brĂ€unt, schwerer als Wasser und bei 214 â 2160
siedend. Mit Chlorkalk erhÀlt man keine FÀrbung.
Die von Deumelandt untersuchten Salze, das sal-
petersaure, schwefelsaure und oxalsaure Xylidin krystalli-
siren leicht. Das salpetersaure Salz bildet weisse seiden-
glÀnze BlÀttehen und ist in heissem Wasser leichter lös-
lich, als in kaltem.
Erhitzt man schwefelsaures Xylidin mit SchwefelsÀure,
bis ein Theil der letzteren abraucht und krystallisirt den
RĂŒckstand aus siedendem Wasser um, so erhĂ€lt man
XylidinschwefelsĂ€ure CI6H!IN, S?O6. Aus einer verdĂŒnn-
ten Lösung krystallisirt sie in Nadeln. Das Baryumsalz
â BaO, C!6H10N, S?O5 bildet Warzen, die in Wasser
leicht löslich sind. (Ztschr. f. Chem. N. Folge. Bd. 2. â
Chem. Centrbl. 1866, 27.) B.
NE EEE
Untersuchungen ĂŒber das amerikanische Petroleum. 139
Verschiedenheit des Eymols im Römisch - KĂŒmmelöle
von dem aus Campher dargestellten,
Mit Gerhardt und Delalande nimmt man gewöhn-
lich die IdentitÀt des Kohlenwasserstoffes aus Römisch-
KĂŒmmelöl und des aus Campher durch Chlorzink darge-
stellten an, obgleich deren Siedepuncte etwas differiren.
Indess verhalten sich beide Körper auch in anderer Hin-
sicht verschieden. «&-Cymol (aus Römisch - KĂŒnmelöl)
bildet mit Brom nur eine dicke pflasterÀhnliche Verbin-
dung von nahezu der Zusammensetzung C20 HWBr#. Die
Verbindung von Sieveking â C?"H!?Br? konnte R.
Fittig nicht erhalten. Dagegen liefert 3-Cymol (aus
Uampher und Chlorzink) sehr leicht eine schön krystalli-
sirende Verbindung mit Brom von der Zusammensetzung
C20H12Br?. Auch die Nitroverbindungen unterscheiden
sich: «-Dinitrocymol krystallisirt aus Alkohol in farb-
losen langen, glÀnzenden BlÀttchen oder Nadeln, die bei
69,50 schmelzen, wÀhrend 8-Dinitrocymol in kleinen farb-
losen, dĂŒnnen, bei 900 schmelzenden Tafeln krystallirt.
Das a-Dinitroeymol scheint ferner nur sehr schwie-
rig in eine Trinitroverbindung ĂŒberzugehen, wĂ€hrend das
Ă-Dinitrocymol leicht eine bei 112,50 schmelzende Trinitro-
verbindung erzeugt.
Das 8-Cymol wird schliesslich auch durch chrom-
saures Kali und SchwefelsÀure nicht wie das «-Cymol in
TerephthalsÀure verwandelt. Die dabei entstehende SÀure
zeigt Àusserlich zwar eine grosse Aehnlichkeit mit der
TerephtalsÀure, ist aber namentlich durch ihre grössere
Löslichkeit, sowohl im freien Zustande, als in ihren Sal-
zen, streng unterschieden. Die Analyse des Baryt-, Kalk-
und Silbersalzes fĂŒhrte zu der Formel C18H808, die
Lunge jedoch als noch nicht Sanz unzweifelhaft betrach-
tet. (Zischr. f. Chemie. N. F. Bd. I. Heft 10. â Chem.
Centrbl. 1866, 7.) B.
Untersuchungen ĂŒber das amerikanische Petroleum;
von Pelouze und Cahours.
Die Àltesten Schriftsteller sprechen in ihren Schrif-
ten von brennbaren FlĂŒssigkeiten, die Ă€hnlich dem Wasser
dem Erdboden entspringen. Bei den Urvölkern wurden
diese zu dem gröbsten hÀuslichen Gebrauche verwendet,
wÀhrend civilisirtere Völker sich derselben zur Erzeugung
von WĂ€rme und Licht in verschiedenen industriellen An-
wendungen bedienten. Nach Herodot war eine solche
Quelle am Fusse der Gebirge auf Zante, welche die Ein-
.
140 Untersuchungen ĂŒber das amerikanische Petroleum.
wohner in mannigfacher Weise ausnutzten. Einige dieser
natĂŒrlichen Quellen entzĂŒndeten sich von selbst, brannten
Jahrhunderte hindurch in Folge der fortwÀhrenden Er-
neuerung des Brennstoffes und wurden von den Feuer-
anbetern als die herrlichste Manifestation der Gottheit
betrachtet.
Die Mineralöle der verschiedensten Natur wurden
viel spÀter als Petroleum oder Steinöl bedeutende Handels-
artikel. Persien, Indien, einige Gegenden am kaspischen
Meere, gewisse Landstriche in Italien bieten uns bemer-
kenswerthe Beispiele solcher Quellen. Trotz ihrer Wichtig-
keit fanden diese Substanzen dennoch nur beschrÀnkte
Verwendung, bis vor einigen Jahren die Nachricht sich
verbreitete, dass in mehren Gegenden Nordamerikas
betrÀchtliche Reservoirs eines dem Petroleum Àhnlichen
Oeles sich vorfÀnden, das man vortheilhaft verwenden
könnte als Brennmaterial in eigen dazu construirten Lam-
pen oder als Lösungsmittel fĂŒr Stoffe, die an Kohlenstoff
und Wasserstoff reich sind, wie Oele, Fette, Essenzen
u.s.w. Ferner kann man bei Rothgluth aus diesen FlÀssig-
keiten ein stark leuchtendes Gas erhalten, und die Mannig-
faltigkeit der Eigenschaften konnte nicht verfehlen, ihnen
bedeutenden Abgang zu verschaffen.
Die reichlichsten Quellen dieses interessanten Pro-
ductes finden sich bei Mekka in der Grafschaft Trumbull
und bei Titusville in der Grafschaft Venanzo in Pensyl-
vanien. Jede von ihnen lieferte 125,000 Tonnen zu 145,20
Liter im Jahre 1861, fast das FĂŒnffache der Menge, die
man 1860 erhalten hatte. Es ist dieses das rohe Mineralöl,
das zu New-York 1859 die Gallone (3,63 Lit.) 1 Fr.
89 Cent. kostete und gegen Ende 1862 auf 76 Cent. fiel.
Neuerdings hat man diese Mineralöle an zwei Orten
in Kanada aufgefunden bei Gaspe am Meerbusen von
St. Lorenz und in der Grafschaft Lambton am west-
lichen Ende der Halbinsel zwischen dem Huron, Erie
und Ăntario-See. Hier sind es nicht einfache Quellen,
sondern wahre Springbrunnen; die Resultate bei Gaspe
haben wenig befriedigt, was bei denen von Lambton
nicht der Fall ist. - Die Oellager befinden sich fast in der
Mitte der Grafschaft im Bezirk Enniskillen. 1861 zÀhlte
man hier vier Brunnen mit ununterbrochenem Flusse, von
welchen die drei ersten gegen Ende desselben Jahres in
24 Stunden mindestens 5808 Hectoliter lieferten, ohne
dass auch nur daran zu denken wÀre, dass ihre Production
sich verlangsamern wĂŒrde. Der vierte Brunnen, dessen
Bohrung im MÀrz 1862 gefasst wurde, lieferte wÀhrend
dieser Zeit mehr Oel als die drei andern zusammen.
Diese allerdings noch unvollstÀndigen Notizen sind aus
einem Berichte des französischen Consuls in Kanada,
Gauldr&e-Boileau, an den Minister der auswÀrtigen
Angelegenheiten.
Ebenso kommt dieses Mineralöl im Ueberfluss vor
in Texas, an der KĂŒste in Kalifornien, wo es zusammen
mit Erdharz gefunden wird; ferner tritt es westlich vom
Mississippi auf, in Illinois und in einigen anderen der
Vereinigten Staaten.
Der Verbrauch . dieser Producte nimmt tÀglich in:
grossen Dimensionen zu, so war 1861 der Export 41,161
Hectoliter und hatte sich schon in den drei ersten Monaten
1862 auf 76,866 Hectoliter gehoben.
Die Methode, diese Oele zu erhalten, ist sehr einfach.
Man hohrt mit einem Sonden-Erdbohrer von 0,076 bis
0,152 Durchmesser in die Tiefe, die von 15 bis 150 Meter
variıren kann; hat man bei dieser Tiefe noch keinen
Erfolg, so giebt man gewöhnlich das weitere Bohren an
derselben Stelle auf. Trifft die Sonde auf Oel, so röhrt
man das Bohrloch aus und setzt eine Pumpe ein, durch
welche das Gemenge von Oel und Wasser in nahe ge-
legene Reservoirs gezogen wird. Bei geringer Ergiebig-
keit setzt man die Pumpe durch menschliche KrÀfte in
Bewegung, bei reicher Ausbeute treibt man dieselbe durch
Dampf.
GegenwÀrtig erhÀlt man durch Destiliation der Stein-
öle vier Producte, welche verschiedene Anwendung finden:
1) Die Essenz, die wegen des hohen Preises des
Terpenthinöles bei der Malerei verwendet wird;
2) Das Beleuchtungsmaterial mit einer Dichte
von 0,780 bis 0,800, das man en gros fĂŒr 75â80 Fres.
das Hectoliter kauft;
3) Das schwere hellgelbe Oel, von welchem
das Liter 320 â 830 Grm. wiegt, und welches man nach
VerhĂ€ltniss mit 60â 65 Fres. fĂŒr das Hectoliter bezahlt;
4) Das rothe Oel, das zur VerfÀlschung der vege-
tabilischen Oele dient und je nach seiner Klarheit 35 bis
45 Fres. kostet.
Die Oele von Kanada sind bis jetzt wegen ihres
sehr unangenehmen Geruches und wegen der geringen
Ausbeute an Belenchtungsmaterial nicht in Anwendung
gekommen. Das schwere Oel wird mit Vortheil zu
Maschinenschmiere verwendet, auch erhÀlt man daraus
zu ziemlich billigem Preise ein Gas von betrÀchtlicher
Leuchtkraft.
142 Untersuchungen ĂŒber das amerikanische Petroleum.
Es sind die silurischen, Ammoniten fĂŒhrenden oder
devonischen Kalke, welche die Reservoirs der Mineral-
öle zu enthalten scheinen. Die von Pensylvanien und
Ohio öffnen sich in einem porösen Sandstein, der als
Aequivalent des englischen Altrothsandsteins betrachtet
werden kann und den die unteren Schichten der kohlen-
fĂŒhrenden Formation bedecken, die in Kanada fehlt. Ueber
die Entstehung dieser Oele hat man bis jetzt nur mehr
oder weniger gegrĂŒndete Vermuthungen, man muss sich
in dieser Hinsicht mit reinen Hypothesen helfen. Einige
Geologen meinen, den Ursprung des amerikanischen Petro-
leums mĂŒsse man einer Art langsamer Fermentation von
Meerpflanzen und Thierresten der palÀozoen Zeit zuschrei-
ben, die bei niedrigen Temperaturen und in einem Medium
statt findet, zu welchem die atmospÀrische Luft nicht zu-
treten kann. Nach Andern sind diese Producte das Resul-
tat einer langsamen Destillation bituminöser Kohlen, die
bei möglichst niedriger Temperatur vor sich geht. Wie
dem auch sei, die vollstÀndige Abwesenheit von Benzin
und seinen Homologen in den zahlreichen Proben sehr
verschiedener Quellen lÀsst es als wahrscheinlich erschei-
ânen, dass diese Producte nicht aus der Kohle stammen,
weil diese bestÀndig Benzin und analoge Kohlenwasser-
stoffe liefert, mag man sie bei hoher oder niedriger Tem-
peratur, schnell oder langsam destilliren.
Die neuerdings in Manchester von Schorlemmer
ausgefĂŒhrten Untersuchungen ĂŒber die flĂŒchtigen Destilla-
tionsproducte der Kannelkohle haben einige Kohlenwasser-
stoffe ergeben, die Pelouze und Cahours auch in dem
amerikanischen Petroleum fanden, aber neben diesen traten
in dem Destillate bestÀndig Benzin und seine Homologen
in ziemlich bedeutenden VerhÀltnissen auf. Die gleichen
Kohlenwasserstoffe sind auch in der Bogheadkohle und
in den Destillationsproducten gewisser Schiefer vorhanden.
Jedes Mal bildeten sie sich, wenn man etwas ĂŒber Rothgluth
die SÀuren der EssigsÀuregruppe und ihre Alkohole in
verschlossenen GlÀsern erhitzte. Dasselbe ist der Fall,
wie Wurtz und Berthelot jeder fĂŒr sich gezeigt
haben, wenn man dieselben Alkohole der gleichzeiti-
gen Einwirkung von WÀrme und Chlorzink oder höchst
concentrirter SchwefelsÀure aussetzt. Berthelot er-
hielt Sumpfgas, Aethyl-, Propyl- und Butylwasserstoff,
indem er die alkalischen essigsauren und buttersauren
Salze der Destillation unterwarf. Es ist nicht unwahr-
scheinlich, dass die Reihe der homologen Kohlenwasser-
stoffe im amerikanischen Petroleum ihren Ursprung einer
SE,
en
= a ee re _ 1 Bm DA EEE ET 9 u an nen 2 2 u Pr De
2 ET .
AL
Untersuchungen ĂŒber das amerikanische Petroleum. 143
langsamen Destillation verdankt oder einer Art Fermen-
tation der organischen Materien, die Kohlenstoff und
Wasserstoff in Àquivalenten VerhÀltnissen enthalten.
Die von Pelouze und Cahours ausgefĂŒhrte che-
mische Untersuchung ergab eine der merkwĂŒrdigsten und
wichtigsten Reihen der organischen Chemie, alle Verbin-
dungen standen im Bezuge zum Sumpfgas, dem sie homolog
sind und vervollstÀndigten so eine interessante Reihe,
von deren Gliedern man bis jetzt nur eine beschrÀnkte
Zahl kannte. Die in möglichster Reinheit dargestellten
dreizehn flĂŒssigen, dem Sumpfgase homologen Kohlen-
wasserstoffe charakterisiren sich alle eben so wie das
Sumpfgas durch grosse chemische Indifferenz. Das als
Paraffın bezeichnete feste Product, welches man immer
im amerikanischen Petroleum findet und welches eben so
gegen die Einwirkung der energischsten Reagentien resi-
stent ist, gehört ebenfalls zu dieser Reihe. Es steht jetzt
fest, dass es mehre Paraffine mit sehr verschiedenem
Schmelz- und Siedepuncte giebt, die eine eben solche
mehr oder weniger betrÀchtliche Reihe fester Verbindun-
gen bilden, wie die der flĂŒssigen.
Jeder dieser Kohlenwasserstoffe wird durch Chlor
angegriffen, wobei unter successiver Elimination des Was-
serstofis als SalzsÀure eine Àquivalente Menge Chlor fixirt
wird. Das erste Product dieser Einwirkung ist bei jedem
Kohlenwasserstoffe der salzsaure Aether des entsprechen-
den Alkohols, aus diesen ChlorwasserstoffÀthern kann man
verschiedene homologe Alkohole der Aethylreihe darstel-
len und umgekehrt werden die einmal erhaltenen Alkohole
durch ChlorwasserstoffsÀure in ihre verschiedenen Chlor-
wasserstoffÀther umgebildet. Alle diese Aether ohne Aus-
nahme geben im Contact mit Natrium die schöne blau-
violette FĂ€rbung, die Bouis in seiner Arbeit ĂŒber den
Caprylalkohol erwÀhnt. Erhitzt man die Mischung dieser
Körper, so vereinigt sich das Chlor mit dem Alkalimetall,
in derselben Zeit entwickelt sich ein Kohlenwasserstoff
mit 2 Aeq. Wasserstoff weniger, als der ursprĂŒngliche
Kohlenwasserstoff enthielt.
Auf diese Weise kommt man aus der Reihe des
Sumpfgases in die des ölbildenden Gases. Die Chlor-
wasserstoffÀther wirken in verschlossenen GlÀsern bei 100
bis 1600 auf die alkoholischen Lösungen der Alkalien,
SulfĂŒre, CyanĂŒre, alkalischer Salze und bringen durch
Doppelzersetzung die verschiedenartigsten Verbindungen
hervor, die man durch reciproke Einwirkung der ent-
sprechenden Alkohole und SĂ€uren erhalten kann, aus wel-
a: >
144 Untersuchungen ĂŒber das amerikanische Petroleum.
chen die verschiedenen einfachen und zusammengesetzten
Aether entstehen. Die dem Sumpfgase homologen Kohlen-
wasserstoffe versprechen uns also nicht allein die Darstel-
lung aller bekannten Alkohole, sondern auch die Auf-
findung anderer noch unbekannter.
LÀsst man in verschlossenen GlÀsern die Chlorwasser-
stoffÀther auf alkoholische Ammoniaklösungen einwirken,
so kann man ebenso die ganze Reihe der den Methyl-
und Aethylverbindungen homologen Ammoniake erhalten.
Jeder dieser Kohlenwasserstoffe fĂŒhrt demnach zu zahl-
reichen Producten, deren Darstellung keine ernstlichen
Schwierigkeiten darbieten dĂŒrfte.
Sind die Kohlenwasserstoffe in ihren vielfachen heute
gebrÀuchlichen Verwendungen von grosser Bedeutung,
soâ sind sie dieses nicht weniger von rein speculati- .
vem Gesichtspuncte, indem sich aus ihnen eine grosse
Zahl von Verbindungen darstellen lÀsst, deren Existenz
bisher nur durch Hypothesen wahrscheinlich gemacht war.
Die von Pelouze und Cahours aus dem ameri-
kanischen Petroleum erhaltenen Producte sind:
Dichte h Dichte d. Gase| -
a Siede-
Mitectolearı) Punct. |gefun- |berech-|.
FlĂŒssigkeit den. | net.
For-
;
Name. el
Volum
Ă€qui-
valente
ButylhydrĂŒr (Te-
trylbydrĂŒr)..... C3 H10 0,600 bei OP'gegen 100 â â 14 Vol.
AmylhydrĂŒr (Pen-
tylhydrĂŒr)...... C1012 0,628 â 170 300| 2,557.| 2,535) â
CaproylhydrĂŒr
(HexylhydrĂŒr). . C12H140,669 â 16 680 3,055 | 3,029| â
OenanthylhydrĂŒr
(HeptylhydrĂŒr)..|C14H16/0,699 â-16% 92â 940 | 3,600 | 3,521) â
CapryIhydrĂŒr (Oe-
tylhydrĂŒr)...... C16H180,726 â 150116â 1180 4,010
PelargylhydrĂŒr |
(NonylhydrĂŒr)... C18H20 0,741 â 1501136â 1380| 4,541 | 4,508| â
RutylhydrĂŒr (De-
eylhydrĂŒr)...... C20H22.0,757 â 15158â 1620 5,040 | 5,001 | â
UndeeylhydrĂŒr ...|C22H210,766 â 160180â1820| 5,458 | 5,494 | â
LaurylhydrĂŒr (Du-
odeeylhydrĂŒr) ..|C24H 260,778 â 2001198 â2000 5,972 | 5,987 | â
CoeinylhydrĂŒr |
(TridecylbydrĂŒr). . C26H28 0,796 â 200216 â 2180|
MpyristylhydrĂŒr | |
(TetradeeylhydrĂŒr) C28H30 0,809 â 200236 â2400| 7,019 | 6,974| â
BenylhydrĂŒr (Pen- |
tadecylhydrĂŒr)..|030H320,825 â 190255 â 2600 7,526 | 7,467 â
PalmitylhydrĂŒr
(CetylhydrĂŒr)..... C32H34 _ gegen2800 8,078, 7,961) â
Untersuchungen ĂŒber das amerikanische Petroleum. 145
Aus der sehr umfangreichen Arbeit sind ĂŒber die
einzelnen Kohlenwasserstoffe einige möglichst kurze Aus-
fĂŒhrungen nothwendig.
ButylhydrĂŒr konnte wegen der geringen Menge
nicht grĂŒndlich untersucht werden; riecht Ă€therartig, giebt
mit Chlor C8H9C1, das mit alkoholischer Kalilösung im
Wasserbade sich zersetzt und unter andern Producten
ein Gas liefert, welches von Brom absorbirt wird. Brom-
butylen UĂSH8Br? bei 163â 1650 siedend.
AmylhydrĂŒr farblos, Ă€usserst beweglich, Ă€therartig
riechend, brennt mit stark leuchtender nicht russender
Flamme, unlöslich in Wasser, leicht löslich in Alkohol
und Aether, ist identisch mit dem von Frankland durch
reciproke Einwirkung von Zink und Jodamyl dargestell-
ten Amylwasserstoff, löst fette Körper sehr leicht, ein Hin-
derniss seiner Anwendung ist die grosse FlĂŒchtigkeit. Chlor
wird selbst bei gewöhnlicher Temperatur und im diffusen
Lichte unter Erhitzung reichlich davon absorbirt, C!0H 110];
das AmyichlorĂŒr giebt mit alkoholischer Lösung von
einfach Schwefelkallum AmylsulfĂŒr, mit Schwefelwas-
serstoff-Schwefelkalium Amylmercaptan und mit Brom
bildet sich Bromamylen ClHI0Br?.
CaproylhydrĂŒrâ=Ăl?Hl# ist im amerikanischen
Petroleum von allen Kohlenwasserstoffen in
grössterMenge enthalten, farblos, sehr beweglich, mit
schwach Àtherartigem Geruch, unlöslich in Wasser, leicht
löslich in Alkohol, Holzgeist, Aether, Aceton, Amylalkohol
und verschiedenen zusammengesetzten Aethern. Es löst:
Elaylchlorid, Schwefelkohlenstoff, BromhydrocarbĂŒr in allen
VerhÀltnissen bei gewöhnlicher Temperatur; reichlich selbst
in der KĂ€lte Talg, Aethal, Stearin, Margarin, Elain,
Paraffin, vegetabilisches Wachs, fette Oele und die aus
ihrer Verseifung entstehenden SÀuren, löst aber selbst in
der WĂ€rme nicht merklich die SĂ€uren, welche aus Fetten
durch SalpetersÀure sich bilden wie BernsteinsÀure, Adi-
pin-, Pimelin- und SuberinsÀure. Nicotin wird davon in
allen VerhÀltnissen und bei allen Temperaturen gelöst;
â Anilin nur in der WĂ€rme, scheidet sich beim Erkalten
wieder ab; Chinin, Cinchonin, Morphin, Narcotin nicht
merklich. CaproylhydrĂŒr löst Jod und nimmt davon eine
sehr intensive rothviolette Farbe an; Jodoform beim Sie-
den mit röthlicher FÀrbung, scheidet sich beim Erkalten
in gelben glÀnzenden Flittern aus. In nur sehr geringen
Mengen selbst bei lÀngerm Sieden werden gelöst Colo-
phonium, Copal, Anime; BenzoösÀure in der KÀlte kaum,
Arch.d. Pharm. CLXXXI,Bds.1.u.2. Hit. 10
rn un ei. an
ar NT Y
146 Untersuchungen ĂŒber das amerikanische Petroleum.
in der WĂ€rme reichlich, scheidet sich beim Erkalten in
langen, durchsichtigen, dĂŒnnen Nadeln wieder ab; Benzo&
bei gewöhnlicher Temperatur nicht merklich, in der WÀrme
sehr wenig; Benzin in allen VerhÀltnissen, Nitrobenzin
ziemlich betrÀchtlich, Dinitrobenzin in sehr geringen Men-
gen, scheidet sich in feinen, schwach gefÀrbten Nadeln
wieder aus; Naphtalin in der WĂ€rme reichlich, scheidet
sich beim Erkalten in glÀnzenden Prismen ab, weniger
gelöst wird selbst in der WÀrme Nitronaphtalin, das sich
beim allmĂ€ligen Erkalten in langen, gelben, dĂŒnnen, glĂ€n-
zenden Nadeln abscheidet. Leicht gelöst wird Azobenzid
selbst in der KÀlte, giebt beim Verdunsten schön orange-
rothe Prismen, die grosse Aehnlichkeit mit doppelt chrom-
saurem Kali haben. Campher löst sich in allen VerhÀlt-
nissen im HexylhydrĂŒr.
Es ist brennbar mit stark leuchtender Flamme. Diese
Eigenschaften versprechen eine vortheilhafte Verwendung
dieses Körpers zur Beleuchtung einerseits und andererseits
zum Entfernen von Fettflecken aus Zeugen. Zur Berei-
tung von Firnissen kann es nicht dienen, weil es zu wenig
lösend auf harzartige Körper wirkt.
Bei mehrstĂŒndigem Einleiten unter diffusem Lichte
von Chlor in CaproylhydrĂŒr nimmt dasselbe die charak-
teristische Farbe des Gases an. Das CaproylchlorĂŒr
C12H13C] siedet bei 125 â 1280, ist farblos, klar, völlig
neutral, wirkt nicht auf Silbernitrat, ist unlöslich in Was-
ser, leicht löslich in Alkohol und Aether. Dichte 0,892
bei 160. Es ist der ChlorwasserstoffÀther der
Hexyl- oder Caproylreihe. â Durch lĂ€ngeres Ein-
leiten von Chlor entwickelt sich SalzsÀure und es bilden
sich chlorreichere Producte; man erhÀlt eine farblose, klare
FlĂŒssigkeit, die bei 180â184° siedet, bei 200 eine Dichte
von 1,087 zeigt und der Formel C1?H!?2C]? entspricht:
einfach gechlorter ChlorhydrohexylĂ€ther. â Das
dritte Product der Einwirkung von Chlor auf HexylhydrĂŒr
ist fast farblos, noch ziemlich beweglich, siedet bei 215
bis 2180, seine Dichte ist 1,193 bei 210, seine Formel
Cl?H11C]3: zweifach gechlorter Chlorhydrohexyl-
Ă€ther. â Das vierte Product ist eine leicht ambrafarbige
FlĂŒssigkeit, weniger beweglich als das dritte, von der For-
mel CPH10C]4, dreifach gechlorter Chlorhydro-
hexylĂ€ther. â UnterstĂŒtzt man die Einwirkung des
Chlors auf HexylhydrĂŒr durch WĂ€rme und Sonne nicht, so
erhÀlt man eine betrÀchtliche Menge eines dunkelambra-
farbenen Productes von der Consistenz eines fetten Oeles,
Petroleumbeleuchtung. 147
das beim Erhitzen stark campherartig riecht, bei 285 bis
2900 siedet, Dichte 1,598 bei 200%, Formel C1?H8Ol6:
fĂŒnffach gechlorter ChlorhydrohexylĂ€ther.
Die ĂŒbrigen in der Tabelle aufgefĂŒhrten Kohler wasser-
stoffe sind nebst ihren Derivaten und Substitnutionsproduc-
ten sehr ausfĂŒhrlich in der Arbeit von Pelouze und
Cahours behandelt, bieten jedoch nichts pharmaceutisch
Wichtiges dar. (Annal. de Chim. et de Phys.) Dr. Reich.
Petroleumquellen in Italien.
Auch in Italien und zwar im Toskanischen, wurden
durch einen englischen Geognosten Petroleumquellen auf-
sefunden. Derselbe hat die Landesstrecken bei Guerzola,
Guercin, Varana, Monte Carenzone angekauft; die Aus-
beutungsarbeiten werden ehestens beginnen. (Ztgsnachr.
1866.) B.
Petroleumbeleuchtung.
Eine bei der Petroleumbeleuchtung ĂŒberall ge-
machte Erfahrung lautet dahin, dass die Beleuchtung
durch das hÀufige Zerspringen der Glascylinder ziemlich
vertheuert wird und dies ist namentlich an Orten, wo
Luftzug herrscht (in Hausfluren, Strassen, auf Bahnhöfen
u.s.w.) der Fall. Die Petroleumflamme strahlt nÀmlich,
weil sie hellleuchter ist als andre Flammen, auch eine
stÀrkere Hitze aus, welcher der Glascylinder nicht wider-
steht, wenn von aussen eine ungleiche und rasche Ab-
kĂŒhlung erfolgt. Das einfachste Mittel, das Zerspringen
der Glascylinder sicher zu verhĂŒten, besteht darin, den
Glascylinder mit einem andern, von 7â10 Linien grös-
seren Durchmesser zu umgeben. SelbstverstÀndlich muss
der grössere Glascylinder auf einem Boden aufstehen, so
dass von unten her kein bemerkenswerther Luftstrom im
Zwischenraum beider Cylinder entsteht. Es kann keine
Rede davon sein, dass nun der Àussere Cylinder zersprin-
gen muss, weil er jetzt ungleicher AbkĂŒhlung ausgesetzt
ist, denn die Temperatur seiner InnenflÀche ist offenbar
zu gering. (Bl. f. Hdl. u. @ew. 1866.) B.
Notiz ĂŒber einige neue Kohlenwasserstoffe.
C. Schorlemmer theilt mit, dass er in letzterer
Zeit mehre Kohlenwasserstoffe der Reihe C#H%#+? mit
10 *
BB HD u 2,1 20133 ern
148 Notiz ĂŒber einige neue Kohlenwasserstoffe.
allen möglichen Oxydationsmitteln behandelt habe, jedoch
ohne Erfolg. Er hat sich indess ĂŒberzeugt, dass die aus
Steinöl dargestellten Amylverbindungen mit den aus
Fuselöl erhaltenen im Siedepuncte, specifischen Gewicht
u.s. w. ganz identisch sind. FĂŒr das Acetat fand Schor-
lemmer, wie kĂŒrzlich Wanklyn, den Siedepunct 1400.
GegenwÀrtig hat Schorlemmer eine Arbeit wieder
aufgenommen, die sich an seine Untersuchung ĂŒber die
Kohlenwasserstoffe aus ĂCannelkohlentheeröl anschliesst.
Beim Reinigen des unter 1200 siedenden Oels mittelst
SchwefelsÀure wird ein Theil desselben verÀndert, indem
beim Abdestilliren des gewaschenen Oeles die Koblen-
wasserstoffe der Sumpfgas- und der Benzolreihe abdestil-
liren und eine bedeutende Menge einer theerartigen FlĂŒs-
sigkeit zurĂŒckbleibt. Wird dieselbe ĂŒber 2000 erhitzt,
so destillirt ein dickes Oel ĂŒber, aus dem Schorlemmer
durch lange wiederholtes Fractioniren ĂŒber Kalihydrat
und Natrium folgende drei Kohlenwasserstoffe abgeschie-
denâ hat: Siedepunet
@2# 20.112.200
©23H2F }.\.) 2400
C32H28,,. 2800.
Dieselben sind wasserhelle, dickflĂŒssige, stark licht-
brechende Oele, die einen eigenthĂŒmlichen, an die Wur-
zeln einiger Umbelliferen erinnernden Geruch besitzen
und mit SalpetersÀure Nitroverbindungen bilden, aus denen
durch Zinn und SalzsÀure leicht verÀnderliche chlor-
wasserstoffsaure Salze entstehen. Durch UhromsÀure wer-
den die Kohlenwasserstoffe langsam oxydirt, unter Bildung
von KohlensĂ€ure, flĂŒchtigen FettsĂ€uren und einer harz-
artigen SĂ€ure. Diese Kohlenwasserstoffe hat Schorlem-
mer bis jetzt nur in geringer Menge und noch nicht in
ganz reinem Zustande erhalten, es ist demselben jedoch
vor der Hand wahrscheinlich, dass dieselben durch Einwir-
kung der SchwefelsÀure auf Kohlenwasserstoffe der Reihe
CâH?r2 entstanden sind. (Zischr. f. Chem. N. F. .Bd.2.
Heft 2. â Chem. Ăentrbl. 1866. 29.) B:
Anfertigung von wasserdichtem Papier.
Man setzt zu der Papiermasse eine Lösung von reiner
Talgseife in Wasser, zu welcher man die genĂŒgende Menge
Alaun hinzugefĂŒgt hat, um eine vollstĂ€ndige Zersetzung
der Seife zu bewirken. Das Papierzeug wird dann in
gewöhnlicher Weise verarbeitet, braucht aber nicht geleinit
zu werden. (Scient. Amer. durch "Pol yt. Centrbl. 1866.) B.
Tödten der Fische. 149
Metamorphose der Fische.
Agassiz zeigt, dass nicht allein bei den Insekten
und Amphibien Metamorphosen vorkommen, sondern auch
und zwar gar nicht selten bei den Fischen. Kleinere
Fische, die anfangs den Gadoiden (Schellfischen) und
Blennioiden (Meergrundeln) gleichen, nehmen spÀter die
Gestalt von Labroiden (Lippenfischen) und Lophioiden
(Meerteufeln) an. Gewisse unenrtwickelte Formen, die
denjenigen der Frösche und Kröten Àhneln, werden zu
Cyprinodonten (Weissfischen); es werden Akanthoptery-
gien (Stachelflosser) aus Malakopterygien (Weichflossern);
Jugularen (Kehl-Stachelflosser) oder Abdominalen (Bauch-
Weichflosser) aus Apoden (KahlbÀuchen). Bei einigen
Skomberoiden (Makrelen oder Thunfischen) treten noch
unerwartetere Metamorphosen auf. Der Sonnen- oder St.
Peterfisch (Zeus faber L.) ist als zu den Makrelen oder
Thunfischen gehörig von allen Naturforschern genau cha-
rakterisirt. Seltener ist der zu den Lachsen gezÀhlte
Argyropelecus hemigymnus im Mittelmeere. Es werden
Lachse und Makrelen von den Systematikern als sehr
weit von einander stehende Familien betrachtet und doch
ist der Argyropelecus nichts Anderes als ein junger Son-
nenfisch.. Es wird das ganze bisherige System durch
diese Beobachtungen umgestĂŒrzt und eine grosse Zahl
von Arten wird sich bei nÀherer Untersuchung als Meta-
morphosenforım ausweisen. (Annal. des sciences natur.)
Dr. Reich.
Ueber das Tödten der Fische
Die Erfahrung hat gelehrt, dass das Fleisch von
Fischen, die sogleich beim Herausnehmen aus dem Was-
ser getödtet werden, wie es in Holland durchgÀngig im
Gebrauch ist, viel fester und schmackhafter ist, ais das
von solchen, denen man noch Stunden oder Tage lang
ein eben so unnatĂŒrliches als qualvolles Leben lĂ€sst, da
die Fische, denen man eine lÀngere Zeit die nothwen-
digste Lebensbedingung (frisches Wasser) entzogen hat,
krank werden mĂŒssen. Im Interesse der Gesundheit des
Fische consumirenden Publicums muss aber darauf ge-
drungen werden, dass die Fische sogleich beim Heraus-
nehmen aus dem Wasser getödtet werden, welches aber
auch ferner nicht mehr auf die gewöhnliche rohe Weise
geschehen möge, sondern es viel zweckmÀssiger ist, den
Fischen das Leben durch Trennung des Gehirns vom
a er. Re Bin.â
150 Ein grosser Hecht. â Straussenzucht am Cap.
RĂŒckenmarke, also durch einen hinter dem Kopfe beizu-
bringenden Schnitt, mit einem Male zu nehmen. Die
bisherige Ansicht, dass das Fleisch der getödteten Fische
zu schnell in Verwesung ĂŒbergehe, ist ganz unrichtig;
an einem kĂŒhlen Orte aufbewahrt, erhĂ€lt sich dasselbe
48 Stunden vollkommen frisch. (Burgerâs kurze Berichte.)
Ein grosser Hecht.
Das Memorial de la Loire spricht von einem selte-
nen Fischfange, der im August 1865 zu St. Paul-en-Cor-
millon gemacht wurde. Man fing in der Loire einen rie-
sigen alten Hecht, in dessen Körper man ein Messer mit
zwei Klingen, einen kleinen SchlĂŒssel und den StahlbĂŒgel
einer Börse fand. Das Geld und die Börse hatte das
gefrÀssige Thier ohne Zweifel verdaut. Die Autopsie
wurde nach allen Regeln vorgenommen. Nach der An-
sicht erfahrener Fischer war dieser Hecht mindestens ein
Jahrhundert alt, seine LĂ€nge betrug gegen 5 Fuss. Ueber
den Ursprung der in ihm gefundenen GegenstÀnde ver-
liert man sich in Conjecturen; die Meisten nehmen an,
er habe einen Menschen gefressen, der seinen Tod im
Wasser gefunden. Derjenige, der die Wildheit und sprich-
wörtliche GefrÀssigkeit der Hechte kennt, wird darin
nichts Unmögliches finden. Man hat das Thier zerglie-
dert und dem Museum von St. Etienne zugesandt. (Cour-
rier de la Cöte.) Dr. Reich.
Straussenzucht am (Cap.
Man beginnt jetzt am Cap den Strauss zu zĂŒchten.
35 dieser Thiere erfordern 300 Acker Grasgrund. Die
Federn werden einmal in 6 Monaten gerupft und jeder
Vogel liefert fĂŒr 10â12 Pfd. Sterl. (etwa 67â80 Thlr.).
1 Pfund Straussenfedern kostet 25 Pfd. Sterl. (166 Thlr.
20 Sgr.) Die ursprĂŒnglichen Kosten der jungen Vögel
sollen sich auf je 5 Pfd. Sterl. belaufen. (Ausland.)
Dr. Reich.
VerhÀltniss des Albumins zum (asein.
Schwarzenbach hat die Beobachtung gemacht, dass
die Proteinkörper nicht nur durch gelbes und rothes
Blutlaugensalz, sondern auch durch die Platindoppeleya-
nĂŒre gefĂ€llt werden.
En Na a AN
KIN >
VerhÀltnisse des Albumins zum (Casein. 151
SĂ€uert man ein Gemisch aus einer schwach alkalisch
reagirenden Lösung der Proteinkörper und Kaliumplatin-
cyanĂŒr an, oder setzt man das Reagens gleich einer be-
reits sauren Lösung zu, so tritt augenblicklich eine reich-
liche FĂ€llung ein. Die schneeweissen gallertartigen Nie-
derschlÀge verdichten sich bald und trennen sich von
der FlĂŒssigkeit; sie sind im Ueberschusse des FĂ€llungs-
mittels ziemlich leicht und vollstÀndig löslich, durch Schwe-
felwasserstoff werden sie nicht zersetzt. Sie lassen sich
auf dem Filter auswaschen und bleiben als eine zusammen-
hĂ€ngende kĂ€sige Masse zurĂŒck, die man am besten gleich
vom Filter abnimmt, da sie nach dem Trocknen zu fest
am Papier haftet. Der weisse undurchsichtige Körper
wird nÀmlich beim Trocknen völlig durchsichtig und glas-
artig, nur der Fibrinniederschlag nimmt im Wasserbade
eine brĂ€unliche FĂ€rbung an. Die ĂŒbrigen Platinproteide
lassen sich leicht zu einem staubfeinen Pulver zerreiben,
welches bis auf eine geringe HygroskopicitÀt an der Luft
vollkommen unverÀnderlich ist.
HĂŒhnereiweiss wurde mit dem doppelten Volu-
men Wasser vermischt, geschlagen, filtrirt, durch concen-
trirte EssigsÀure schwach angesÀuert, abermals filtrirt und
die saure Lösung mit KaliumplatineyanĂŒr vorsichtig ge-
fÀllt. Die gut ausgewaschene kleisterartige Masse wurde
getrocknet und gab einen Gehalt von 5,54 â 5,57 Proc.
Platin. Nimmt man nach LieberkĂŒhn das Mischungs-
gewicht des Eiweisses zu 1612 an, so wĂŒrden sich 5,59 Pro-
cent Pt. berechnen.
Der unter denselben UmstÀnden in einer Casein-
lösung erhaltene Niederschlag bildet ein compactes Coa-
gulum und lÀsst sich leicht auswaschen und trocknen.
Der Platingehalt wurde zu 11,173â 11,346 Proc. gefun-
den. Es verhÀlt sich demnach der Procentgehalt an Pla-
tin in der Eiweissverbindung zu demjenigen in der Ăa-
seinverbindung wie 1:2.
Dieses auffallende Resultat veranlasste den Verf.,
noch Schwefelbestimmungen beider Proteide auszufĂŒhren.
Es ergab sich fĂŒr das HĂŒhnereiweiss in der Mehrzahl
der Versuche 2,1â2,2 Proc. S und fĂŒr das Casein ge-
wöhnlich 1,1 Proc., also betrÀgt der procentische Schwe-
felgehalt des Caseins nur die HĂ€lfte von dem des Albu-
mins. Dieser Schwefelgehalt ist höher als der bisher
gefundene, doch ist der Verf. der Ueberzeugung, dass
er nicht auf Irrthum der Analyse beruht, sondern wohl
nur dem Umstande zuzuschreiben ist, dass alle bisherigen
- ke RP WINE Pa Eee , -
Âź Y \
a
152 Analyse einer Schweinemilch. â Eisen im Blute.
Methoden zur Reinigung der Proteinkörper behufs der
Elementaranalyse einen Verlust an deren Schwefelgehalt
mit sich gefĂŒhrt hĂ€tten.
Hiernach wĂŒrde also das Mischungsgewicht des Ca-
seins die HĂ€lfte von dem des Albumins betragen und â
806 anzunehmen sein. (Ann. d. Chem. u. Pharm. CXXXII,
185 â 193.) @.
Chemische Analyse einer Schweinemilch.
Das Schwein, von welchem die Milch herrĂŒhrte, war
2 Jahre alt. GefĂŒttert wurde dasselbe mit Molken, Kar-
toffeln, Bruch von Afterweizen und Afterroggen.
Die Milch des Schweines betrug 50 Grm.; sie war
dicklich, fast fadenziehend, ihr Geschmak kĂŒhlend, fettig,
nicht sĂŒss; die Reaction stark alkalisch.
Lintner fand darin in 100 Theilen:
Casein. NE 6.89
Albumin..... i
Wasser 0.8: 82,93 Butter 6.88
Fester RĂŒckstand 17,07 Milchzucker .. 901
.. â
Salze, 1,29
(Buchn. n. Repert. Bd. 15.) B.
Eisen im Blute.
Nach einer neueren von Pelouze angegebenen Me-
thode untersucht enthalten 100 Theile:
Menschenblut... 0,051 â 0,054 Th. Eisen
Ochsenblut..... 0,049 â 0,055
n n
Schweineblut... 0,051 â 0,059 â ,â
GĂ€nseblut...... 0,035 .0.037 0,
Truthahnblut... 0,033 â 0,084 â â
HĂŒhnerblut..... 0,036 2 4
Entenblut...... 0,034 RE
Froschblut..... 0,042 BEN
(Comptes rendus.) Dr. Reich.
153
EV. Literatur und Kritik.
Amtlicher Bericht ĂŒber die 40ste Versammlung deutscher
Naturforscher und Aerzte. Hannover 1866.
Allgemeine Sitzungen. Erste Sitzung, 18. Septbr. 1865. An-
sprachen beider GeschĂ€ftsfĂŒhrer: Geh. Ober-Medicinalraths Krause
und Directors Karmarsch; ferner des Stadtdirectors Rasch und
Sr. Excellenz des Staatsminiserss v. Hammerstein. Es folgten
die VortrĂ€ge: âUeber Darwinâs Lehre und die Specificationâ von
Ernst Hallier:; âĂŒber die klinische Bedeutung der Helmholtzâschen
Schwingungslehreâ von Professor Erhardt und âĂŒber die Stellung
Blumenbachâs zur Darwinâschen Schöpfungstheorieâ von Professor
Schultz-Schultzenstein.
Zweite Sitzung, 20. Septbr. Vortrag: âUeber die nationale Ent-
wickelung und Bedeutung der Naturwissenschaftenâ von Professor
Virchow; Bericht ĂŒber das Stassfurther Steinsalzlager vom Geh.
Ober-Bergrath Nöggerath; Vortrag: âĂŒber sogenannte Geheim-
mittelâ von Professor W. Krause.
Dritte Sitzung, 23. Septbr. Vortrag: âUeber naturgeschicht-
liche Volksbildungâ von Professor RossmĂ€ssler. Mittheilung:
âUeber Entwickelungsgeschichte der SteinsalzlagerstĂ€ttenâ von Dr.
Volger. Vortrag: âUeber submarine Apparate und Fahrzeugeâ
vom Submarine-Ingenieur Wilh. Bauer. Vortrag: âDie Kalen-
derreformâ, von Staatsrath MĂ€dler. Schlusswort vom Geh. Ober-
Bergrath Nöggerath.
Aus den Sectionssitzungen theilen wir natĂŒrlich nur dasjenige
mit, was fĂŒr die Botanik von besonderem Interesse ist.
ZunÀchst machen wir aufmerksam auf den in der mathema-
tisch-physikalischen Section von Hrn.Dr. Prestel aus Emden em-
pfohlenen Verdunstungsmesser, welcher sich fĂŒr pflanzenphysiolo-
gische Versuche vorzĂŒglich eignen dĂŒrfte.
Aus der chemischen Section heben wir eine Mittheilung von
Dr. J. Erdmann in Hannover ĂŒber die Steinzellen der Birnen
hervor. Die SchlĂŒsse, welche auf das interessante Ergebniss einer
Analyse jener Zellen gebaut werden,:sind vielleicht etwas zu kĂŒhn
und allgemein gehalten. Sehr wichtig fĂŒr die Pflanzenphysiologie
dĂŒrfte die Methode zur Bestimmung des Stickstoffs gleichzeitig mit
Kohlenstoff und Wasserstoff, welche C. Gilbert Wheeler aus
NĂŒrnberg mittheilt, sich erweisen. Herr Dr. K.Kraut aus Hannover
sprach ĂŒber die Salieyl-Verbindungen. Vom höchsten Interesse fĂŒr die
gesammte Naturwissenschaft ist die Frage, welche H.L. Buff durch
seinen Vortrag: âUeber das VerhĂ€ltniss der RaumerfĂŒllung und
der chemischen AffinitĂ€t bei dem Schwefel in flĂŒchtigen und flĂŒs-
sigen Verbindungen desselbenâ berĂŒhrte.
Section Botanik und Pflanzenphysiologie. Vortrag vom Pro-
fessor Schultz-Schultzenstein: âUeber den Unterschied zwi-
schen Metamorphose und Anaphytose mit RĂŒcksicht auf die gefĂŒll-
ten Blumenâ.
154 Literatur.
Aus interessanten und wichtigen Beobachtungen an Dianthus
Heddewigii, welche zeigen, dass hier die FĂŒllung Folge einer Pro-
lifieation der StaubfÀden ist, zieht Redner den Schluss, es finde
ĂŒberhaupt keine Verwandelung der StaubblĂ€tter in KronblĂ€tter
statt. Wer an der rĂŒckschreitenden Metamorphose zweifelt, den
darf man nur an das erste Stadium der TulpenfĂŒllung erinnern,
wo in der That am Connectiv sich einerseits ein halber Staub-
beutel und andererseits ein halbes Perigonblatt ausbildet. Aber
es bedarf dessen nicht. Die Teratologie giebt zur Metamorphose
die interessantesten und deutlichsten Belege.
So viel im Einzelnen auch Interessantes und richtig Beobach-
tetes in der Auffassung des Redners liegt, so mĂŒssen wir doch im
Auge behalten, dass er gegen die alte Form der Goetheâschen
Metamorphose kĂ€mpft und dass seine EinwĂŒrfe durch die Zellen-
lehre, besonders durch die IndividualitÀt der Zelle, grösstentheils
beseitigt sind. Ausser der Zellenlehre, vermöge deren die Zellen
eines Blattes z.B. an den Orten stÀrkster Saftbewegung, also na-
mentlich an den Kreuzungspuncten der GefĂ€ssbĂŒndel, unter gĂŒn-
stigen UmstÀnden Zellenvermehrung und Knospung einleiten kön-
nen, bedarf es keiner Annahme besonderer Anaphyta: denn die
lEigenthĂŒmlichkeit der ganzen Pflanze, also auch der Knospe, liegt
schon in der einzelnen Zelle; sonst könnte die erste Pflanzenanlage
nicht einzellig sein.
Wir haben nicht nöthig, auf die ĂŒbrigen Folgerungen, welche
aus der Ănaphytosenlehre gezogen werden, nĂ€her einzugehen, da
die ganze heutige Botanik dieser Frage gegenĂŒber schon entschie-
den hat.
Herr Dr. v. Holle hielt in der zweiten Sitzung einen Vor-
trag: âUeber die Formenconstanz der Brombeeren zwischen dem
Deister und den Mooren bei Hannover.â
In der dritten Sitzung: Vortrag von Ernst Hallier: âUeber
Schmarotzerpilze auf dem menschlichen Körper, insbesondere GÀh-
rungspilzeâ. Med.-Assessor Wilms knĂŒpfte daran sehr interessante
Mittheilungen ĂŒber parasitische Pilze auf Insektenlarven, insbeson-
dere ĂŒber eine wahrscheinlich neue Clavaria auf dem Larvenkopfe
einer Cicade.
Vierte Sitzung. Vortrag von Dr. F. Buchenau: âUeber die
SprossverhĂ€ltnisse in der Gattung Triglochinâ:; ferner von H. Wend-
land: âUeber die systematische Eintbeilung der Palmenâ, und
von Demselben: âUeber Uyelanthus Pois.â
Leider war Referent bei dem folgenden Vortrage des Herrn
Forstraths Hartig: âUeber die in der AtmosphĂ€re vorausgesetzten
Infusorien- und Pilzkeimeâ, nicht mehr in Hannover anwesend.
Referent ist ganz entschieden der Ansicht, welche er auf einem
anderen und einfacheren Wege als Pasteur glaubt begrĂŒndet zu
haben, dass alle GÀhrungs-Organismen aus der Luft in die gÀh-
rende Substanz gelangen. Hartig hatte so schöne Zeichnungen
zur ErlÀuterung seiner entgegengesetzten Ansichten mitgebracht,
dass schon dadurch die Lust erweckt wurde, dem Vortrage zu fol-
gen. Wir lassen den kurzen Bericht wörtlich folgen. Redner hatte
Glasflaschen mit einer gĂ€hrungsfĂ€higen, Schimmel nĂ€hrenden FlĂŒs-
sigkeit gefĂŒllt, gekocht und mit einem Baumwollenstöpsel verschlos-
sen. Es blieb dann die FlĂŒssigkeit unverĂ€ndert; allein wenn der
Stöpsel nach einigen Tagen oder selbst Monaten auch nur fĂŒr
einen Augenblick geöffnet wurde, siedelten sich rascher und mas-
senhafter, als wenn die Flasche gar nicht verschlossen gewesen
Literatur. 155...
wÀre, Schimmel- und GÀhrungspilze an. Da wegen der Àusserst
geringen Temperaturdifferenz eine sehr geringe Luftmenge in die
Flasche eintritt, so berechnet Redner, dass, wenn man diese Luft-
menge auch ziemlich hoch taxire, eine solche Menge Pilzsporen in
der Luft schwimmen mĂŒssten, dass dieselben auf keine Weise ĂŒber-
sehen werden könnten.
Es ist dies ein merkwĂŒrdiges Beispiel, wie viel bei unseren
Beobachtungen von der ErklÀrungsweise der Erscheinungen ab-
hÀngt. Referent sieht nÀmlich aus der oben mitgetheilten Beob-
achtung genau das Gegentheil von dem hervorgehen, was der Red-
ner daraus schliesst.
Das Wesen aller GĂ€hrungsformen zeigt sich bekanntlich darin,
dass die Organismen im Innern einer FlĂŒssigkeit vegetiren und
daber gezwungen sind, der FlĂŒssigkeit den Sauerstoff zu entziehen,
dessen sie bedĂŒrfen. An der OberflĂ€che, wo die FlĂŒssigkeit mit
der Luft in BerĂŒhrung ist, kann daher keine GĂ€hrung statt finden,
sondern es tritt Schimmelbildung oder, im allgemeinsten Sinne des
Wortes, Verwesung ein. Daher schliesst man bei allen GĂ€hrungs-
processen die Luft möglichst ab. Es folgt daraus, dass eine Flasche,
gefĂŒllt mit gĂ€hrungsfĂ€higer Substanz, nur dann starke GĂ€hrung
zeigen wird, wenn man sie fĂŒr kurze Zeit öffnet und wieder schliesst,
nicht aber, wenn sie ganz offen steht. Dieses Factum hat Referent
experimentell nachgewiesen und wird sogleich darĂŒber referiren.
Was aber zunĂ€chst die Ansicht Hartigâs anlangt, es könne
nur eine geringe Luftmenge in die Flasche gelangt sein wÀhrend
des augenblicklichens Oeffnens, so glauben wir, dass auch diese
und zwar in doppelter Weise auf unrichtigen Vorstellungen beruht.
Erstlich nÀmlich werden Pilzsporen in die Flasche sinken, wenn
auch gar kein Luftaustausch statt findet, denn die durch Luft-
bewegungen suspendirten Körperchen sind doch speeifisch schwe-
rer als die Luft, also im Sinken begriffen, sobald die Luft nur
schwach bewegt ist. Schon eine Viertelstunde nach dem Abwischen
ist in einem Zimmer das Mobiliar wieder, dem blossen Auge sicht-
bar, mit Staub bedeckt.
Zweitens aber habe ich gezeigt, dass nur wenige Sporen dazu
gehören, um in 2â3 Tagen eine nĂ€hrende Substanz mit diehtem
Schimmel zu ĂŒberziehen. Weit stĂ€rker aber vermehrt sich die Hefe.
Jede Pilzspore entlĂ€sst im Innern der GĂ€hrungsflĂŒssigkeit eine Menge
von Kernen, deren jeder schon binnen einer Stunde mehre seines
Gleichen hervorgebracht hat, welche eben so rasch den Theilungs-
process fortsetzen.
Nun zu dem oben versprochenen Referat. Ich stellte Milch in
drei GefÀssen an. Das eine wurde gekocht und verstöpselt. Nach
mehren Monaten zeigte die Milch noch keine Spur von saurer
Reaction oder von Hefezellen. Die zweite Flasche stand unter
Wasserverschluss, ohne vorher gekocht zu sein. Ihr Inhalt befand
sich nach wenigen Tagen in starker GÀhrung. Das dritte GefÀss
stand ganz offen an der Luft in demselben Raume. Hier wurde
noch ĂŒberdies Penicillium auf die OberflĂ€che gesĂ€et. Die GĂ€h-
rung trat ein, aber merklich spÀter und langsamer; statt dessen
zeigte sich aber schon nach 11/, Tagen starke Schimmelbildung.
Noch schlagender dĂŒrfte ein anderes Beispiel sein. HĂŒhnereiweiss
wurde, mit Penieillium besÀet, unter Wasserverschluss gebracht.
Es trat schon binnen 24 Stunden unter Bildung unzÀhliger Kerne
(die Hefekerne schwellen nicht zu Hefezellen an, sondern theilen
sich rasch wie die Leptothrix-Ketten; sie sind in der That nichts
N Re 7° Tr
156 Literatur.
Anderes, als bestÀndig zerfallende Ketten) starke FÀulniss ein.
Eine andere Portion Eiweiss wurde in einem Becherglase ebenfalls
dick mit Penieillium besÀet und oben nur lose ein Uhrglas darauf
gelegt, um den gröbsten Staub abzuhalten, ohne der Luft den Zu-
tritt zu wehren. Nach 21l/, Monaten war noch keine Spur von
Geruch wahrzunehmen; jetzt, nach lÀnger als 3 Monaten, ist der-
selbe noch sehr schwach. Es ist offenbar statt der FĂ€ulniss eine
sehr langsame Verwesung eingetreten.
Auch Herrn Meyerâs Einwand gegen die Hartigâschen Folge-
rungen, dass die am Baumwollenpfropf so lange angesammelten
Pilzsporen beim Entfernen desselben zum Theil in die Flasche
gefallen sein mĂŒssen, können wir nur beistimmen.
FĂŒnfte Sitzung. Vortrag von Prof. Schultz-Schultzen-
stein: âUeber die Umbildung von Holzsaft in Lebenssaft. Mit-
theilung vom Forstrath Hartig ĂŒber Entnadelungsversuche und
Gerbmehl.
Hinweisen wollen wir hier auf die in mehrfacher Beziehung
botanisch interessanten Sitzungen der forstwissenschaftlich-agrono-
mischen Section.
Schliesslich heben wir noch aus der zoologischen Section den
Vortrag des Hrn. Prof. Ferd. Cohn: âUeber die Gesetze der Be-
wegung der mikroskopischen Pflanzeu und Thiere* hervor. Cohn
zeigt die AbhÀngigkeit der Bewegung der mit Geisseln versehenen
Infusorien (Flagellata Cohn), der Zoosporen, Spermatozoiden der
Chlorosporeae, Melanosporeae und Phaeosporeae vom Licht, 1) in
Bezug auf die Richtung, welche durch den einfallenden Strahl be-
stimmt wird: 2) in Bezug auf PolaritÀt, indem gewöhnlich der Kopf,
d. h. das mit Geisseln versehene Ende, sich der Lichtquelle zu-
wendet; 3) in Bezug auf eine bestimmte Drehungsrichtung; 4) in
Bezug auf die Brechbarkeit der Strahlen, indem nur die stÀrker
brechbaren Bewegung veranlassen.
Cohn weist auf einige Ausnahmen von diesen Gesetzen hin
und auf die chemische ThÀtigkeit des Lichtes.
Wir möchten nur gegen Cohnâs Ansicht, dass die farblosen
mikroskopischen Organismen der Pilze ganz indifferent gegen das
Licht seien, uns einen kleinen Einwand erlauben. Der Zellen-
inhalt der Sporen der Mucorineen tritt bekanntlich in gÀhrungs-
fĂ€higen FlĂŒssigkeiten in Gestalt beweglicher oder unbeweglicher
Kerne hervor, um sich je nach der chemischen Natur der FlĂŒssig-
keit zu den verschiedenen Hefezellen zu gestalten. Diese beweg-
lichen Zellen (SchwÀrmer) sind allem Anschein nach stets in ihrer
Bewegung vom Lichte abhÀngig und zwar genau in der von Cohn
angegebenen Weise. Sie besitzen eine polarische, mit dem schwanz-
förmigen Ende (Cilie?) der Lichtquelle zugekehrte, um die im
Lichtstrahl liegende Achse drehende und bohrende Bewegung.
Gerade an dieser Bewegung kann man sie unterscheiden von den
in allen Richtungen umherschwÀrmenden Nibrionen: ri etc.
allier.
Enumeratio plantarum Transsilvaniae, exhibens stirpes
phanerogamas sponte crescentes, atque frequentius
culta; Cryptogamas vasculares, Characeas, etiam
Muscos, Hepaticasque.. Auctore Dr. phil. Johanne
Ferdinando Schur, Profess. emer. Scientiae natural.,
Literatur. 157
plurimum Societat. literar. sociali ord., Societat. natur.
Transsilv. Cilliniensi et Societat. Regn. hungar. in-
vestigator natur. Pestini correspond. ete. Vindobonae
1866, apud Guilielmum BraumĂŒller.
Unter obigem Titel liegt uns ein umfangreiches Werk, die
Flora von SiebenbĂŒrgen, vor, in welchem uns der gelehrte Ver-
fasser in grossen Umrissen ein reiches, vielgestaltiges Pflanzen-
wachsthum in einem Lande vorfĂŒhrt, welches theilweise bis jetzt
in botanischer Hinsicht noch nicht vollstÀndig bekannt war. Das
Buch enthÀlt nÀmlich eine nicht unbedeutende Zahl von neuen
und unbenannten Gattungsnamen, Arten und VarietÀten, wovon
meistens nur die beiden letzteren mit wissenschaftlichen Diagnosen,
Citaten und sonstigen Bemerkungen in lateinischer Sprache be-
schrieben und die Standorte, Fundorte, BlĂŒthezeit u.s. w. in deut-
scher Sprache zugesetzt sind.
Die Enumeratio umfasst einen Band von 62 Gross-Octav-Bogen
mit 984 Seiten. Die systematische Zusammenstellung der darin
enthaltenen Pflanzen ist mit wenigen Abweichungen nach De Can-
dolle geordnet, mit 162 (Familien-) Ordnungs- und 1040 Gattungs-
Namen mit 4622 Arten. Auf die Phanerogamen kommen 151 Ord-
nungen mit 886 Gattungen und 4129 Arten;. auf die Kryptogamen
fallen 11 Ordnungen, die GefÀsskryptogamen sind dabei mit 180
Arten, die Laubmoose mit 224 Arten, die Lebermoose mit 75 Arten
und die Characeen mit 14 Arten vertreten. Unter den Phanero-
gamen befinden sich 222 Culturpflanzen oder solche, die der Verf.
als FlĂŒchtlinge aus GĂ€rten, als eingewandert oder als unbestĂ€ndig
bezeichnet. Vergleicht man nun in demselben VerhÀltnisse J. C.@.
Baumgarten, Enumeratio stirpium in Transsylvanie, Tom. Iâ IV.
Vindobonae 1816 mit nur 2548 Arten gegen die vorliegende Enu-
meratio von 1866 mit 4622 Arten, so so hat sich die Zahl um 2038
Arten vermehrt. Dem Verfasser dieser Enumeratio hat demnach
die botanische Wissenschaft durch mĂŒhevolle und schwierige For-
schungen zu verdanken, dass sie einen bedeutend weiteren Ein-
blick in den Pflanzenreichthum jener Gegenden gewonnen hat,
welcher fĂŒr dieselbe, besonders aber fĂŒr die geographische Botanik,
von hohem Werth ist, wenn auch manche als neu beschriebene
Pflanze, was bei Bearbeitung und Sichtung eines so bedeutenden
Materials kaum vermieden werden kann, auf schon frĂŒher bekannte
Pflanzennamen zurĂŒckgefĂŒhrt werden wird.
Bei Aufstellung von neuen Gattungen hat der Verf., wie er
selbst im Vorworte bemerkt, sich frei bewegt, indem er nach sei-
ner Ansicht fĂŒr erforderlich gefunden, Sectionen oder Subgenera
der Arten oder eingeschobene heterogene Formen als Gattungen
zu erheben und diese mit Namen der verdienstlicheren Botaniker
SiebenbĂŒrgens, z. B. Haynald, Bielz, Fuss, Heuffel, Lerchenfeld,
Kladni zu belegen, oder auch nach Sectionen, Subgenera anderer
Autoren unter seinem Namen zu benennen; wenn auch manche
Aufstellung nicht ungerechtfertigt erscheint, so mussten doch die
neuen Gattungen Diagnosen erhalten. Bei Beschreibung von neuen
Arten hat der Verf. mehrfach ausser den obigen Botanikern auch
die Namen von Baumgarten, Fenzl, Heuffler, Kayser, Sigerus be-
nutzt; warum aber nicht Janka? Wenn nun aber die Ansicht des
Verf. adoptirt werden sollte, dass jeder Autor einer Flora die in
der Botanik anerkannten Sectionen und Subgenera von De Cand.,
158 Literatur.
R.Br., Koch ete. zu neuen Gattungen stempeln wollte, so wĂŒrde
man zuletzt den Wald der BÀume wegen nicht mehr sehen kön-
nen; denn nach einem Ueberschlag des Registers sind eirca 10 Pro-
cent der Pflanzen von dem Verf. benannt!
Bei Bearbeitung der Enumeratio plantarum Transsilvaniae hat
sich der Verf. die Aufgabe gestellt, welche neue Arten und Ab-
arten, nach seinen Beobachtungen, in SiebenbĂŒrgen vorkommen
und es scheint ihm, nach den umfassenden Auseinandersetzungen,
auch gelungen zu sein, ein ĂŒbersichtliches Bild der Flora Sieben-
bĂŒrgens nach KrĂ€ften aufgerollt zu haben.
Wer ein so umfangreiches Werk nÀher kennen lernen will,
dem kann man nur rathen, das Original zu studiren, um eine voll-
stÀndige Auffassung zu erlangen und wir wollen in diesen BlÀttern
nur Dasjenige mittheilen, was uns bei flĂŒchtiger Durchsicht noch
besonders aufgefallen ist.
Pag. 11. Ranunculaceen. Ranunculus Sect.I., Batrachium
De Cand. Syst., stellt die Enumerat. als Batrachium Schur. herb.
Transsilv. auf, indem E. Meyer diesen Namen als Gattung schon
1822 in seiner Flora von Preussen beschrieben hat; ebenso
3atr. hederaceum Schur., frĂŒher E. Meyer, Wimmer ete.
Batr. aquatile Schur, 2 5 N
Batr. paueistaminea Schur. Fr.Schultz schon in seiner Flora
der Pfalz.
Batr. fluitans Schur., frĂŒher Wimmer ete.
Sect. II. Hecatonia De Cand. Syst. hat Schur zu einer eige-
nen Gattung Hecatonia Schur gemacht und darunter gestellt:
H. glacialis Schur; Ranunculus glacialis L.
H. alpestris Schur; Ranunculus alpestris L.
H. Traunfellneri Schur; Ranunculus Traunfellneri Hoppe
H. crenata Schur und Hecatonia aconitifolia Schur.
Pag. 29. Cruciferen. Nasturtium R. Br. Sect.II. Brachy-
lobus De Cand. nimmt der Verf. als eigenes Genus unter Brachy-
lobus Schur auf, obschon Allion. pedem. schon frĂŒher Sisymbrium
amphibium L. Brachylobus amphibius nannte. Schur stellt nun
unter seinen Brachylobus noch Br. pyrenaicus Schur, Br. silvestris
Schur; Br. brevistylus Schur ist wohl nur VarietÀt von Nastur-
tium silvestre Koch syn. II. p.38. Br. palustris Schur. Br. ripa-
rius Schur ist Nasturtium riparium Wallr. sched. er. eine VarietÀt
von N. amphibium x auriculatum DeC. Br. anceps Schur. Br.
armoracioides Schur. Br. hybridus Schur nov. spec. SiebenbĂŒrgen
bei Schellenberg mit Br. austriacus Schur.
Pag. 49. Cardamine rivularis Schur ist nach Andrae Botan.
Zeitung 1853 subalpine Form von (. pratensis, SĂŒdkarpathen.
Pag. 51. Hesperis Kladni Schur, H. glabra Schur und H. al-
pina Schur, Siebenb., Verhandl. Enum. Transsilv. scheinen nach
Beschreibung Formen von der vielgestaltigen Hesp. matronalis.
Pag. 56. Erysim. Witmanni Zaw. Galiz. 81. E. odoratum Baumg.
Trans. II. ist nach Andrae Bot. Zeitg. von E. carniolieum Doll.
nicht verschieden und die letztere ist nach K. syn. ebenfalls nur
eine Var. y dentatum von E. odoratum Ehrh.
Pag.132. Hypericineen. Hypericum Rochelii Griesb. scheint
uns nach der Beschreibung zu H. Richeri Vill. delph. zu gehören,
indem die BlÀtter nur etwas mehr herzförmig, Kelche und Deck-
: blÀtter etwas mehr gefranzt sind.
Pag. 134. Geraniaceen. Geranium alpestre Schur Transsil.
G. sylvaticum Baumg. scheint wohl Alpenform von @. sylvaticum L.
Dip.» 1. Dee
NP,
;
Literatur. 159
Pag.144. Papilionaceen. Genista transsilvan. Schur. Enum.
Seet. 637. @. leptophylla Spach. Ann. des sciences. 1845. @. trian-
gularis Fuss., nicht Baumg. Am Altfluss bei Talmatz. Mai bis
Juli. 1500.
Genista rupestris Schur Enum. mit dem Citat (affinis G. tinc-
toria). Kalkfelsen auf dem Kapellenberge bei Kronstadt. Mai bis
Juli. 3â4000'.
Genista incubaea Schur. Enum. Kapellenberg. Mai bis Juli.
Vieia Lerchenfeldiana Schur. Enum. pl. Trans. V. morospor-
tensis Lerchenf. V. hybrida et V. lutea, an var. Schur. Morosporto
in SiebenbĂŒrgen etc. Juni â Juli.
Vicia flavida Schur Enum. pl. Trans. Sect. 20. V. lentiformis
Schur herb. Trans. (Affinis V. lutea L. var. 8 K. syn.) Hermann-
stadt. Juni â Juli.
Pag. 183. Rosaceen. Dryadeae Vent. R
Geum strietum Ait. hort. Kew. (Gr. intermedium Bess. De CO. prod.
non Ehrk. Am Arpat in SiebenbĂŒrgen. Juliâ August. Leicht mit
@. urbanum zu verwechseln.
Potentilla pseudo-frigida Schur. Enum. pl. Trans. p.195. Kalk-
alpen auf dem Königsstein bei Kronstadt. 6â 7000. August.
Potentilla amphibola Schur. Enum. Auf den Budos am S$t.
Anna-See. 7 â8.
Sclerantheen. sScleranthus neglectus Rochel pl. Banat. rar.
Baumg. Rehb. fl. excurs. Auf der Höhe von Butsets, 8000â Juli
bis August.
Pag.229. Crassulaceen. Sempervivum ciliatum Schur Enum.
S. campaniforme Schur herb. Scheint nach Beschreibung $. sobo-
liferum Sims. nahe zu stehen. Gmneisfelsen, Mauern, DĂ€cher bei
Michelsberg. 7â8.
Umbelliferen. Libanotis humiis Schur En. pl. Tr. L. pu-
mila Schur herb. Trans. L. alpina Schur. Sec. HĂ€lt Neilreich
nur fĂŒr niedere ĂAlpenformen von L. montana Crtz. Glimmerschie-
fer der Arpater Alpen. 6 â 7000°. Juli â August.
Pag.290. Valerianeen. Valeriana sisymbrifolia Desp. Chair.
De C. prodr. Schur Enum. V. Cardaminis M. et B. V. transsil-
vanica Schur herb. V.tripteris var. Schur. Quellige Orte auf den
Arpater Alpen. 3000â. Juli. Soll Aehnlichkeit mit Nasturtium offi-
cinale haben.
Pag. 312. Compositen. Inula transsilvanica Schur. Enum,
pl.trans. I. media Schur, I. cordata germanica Schur. Verh. des
Siebenb. Ver. Die Pflanze scheint mit I. media M. v. B. Koch syn.
viel Aehnlichkeit zu haben. Sonnige HĂŒgel bei Klausenburg ete.
7â8.
Tripleurospermum pusillum Maly, pag. 386, ist richtig als Tri-
pleur. inodorum 8. pusillum Janka. Oestr. botan. Wochenbl. 1856.
aufgenommen. Unangebaute Orte bei Klausenburg.
Pag. 343. Stellt der Verf. Cineraria E. Ă Tephroseris Rchb.
exc. germ. Tephroseres De. prodr. Endlicher als Genus Tephro-
seris Schur auf und beschreibt die Species unter seinem Namen.
Cirsium ferox DeC. fl. fr. Schur Enum. pl. Transsilv. p. 419,
welche nach einem Ex. in Baumgartenâs Herb. als eine Pflanze
SiebenbĂŒrgens aufgenommen wurde, scheint als sĂŒdwestliche
Pflanze auf einem Irrthum zu beruhen.
Caleitrapa solstitialis Schur pl. Trans. ist schon vor 30 Jahren
in meiner Flora von Coblenz pag.179 so benannt worden.
NE 2
160 Literatur.
Pag. 447. Erica cinerea L. Schur. Enum. pl. Trans., nach Mit-
theilung von Bielz bei Boitza in SiebenbĂŒrgen: scheint mir zwei-
felhaft, da die Pflanze eine westeuropĂ€ische ist. Sie kann ĂŒbri-
gens leicht mit E. Tetralix L. verwechselt werden, besonders wenn
die Form des BlĂŒthenköpfchens etwas abnorm verlĂ€ngert ist, wie
dies an dem Standorte Bonn am Rheine schon geschehen.
Pag. 457. Gentiana pneumonanthoides Schur. En. pl. Transsilv.
WaldrÀnder bei Hermannstadt und Kronstadt. Sept. Oct. Scheint
uns nur eine VarietÀt von @. Pneumonanthe L., welche durch spÀ-
tere BlĂŒthezeit eine verĂ€nderte Form erhalten hat.
Pag. 469. Onosma pseudo-arenaria Schur. Ex. pl. = 0. stella-
tum a ramosum paniculatum Schur. Sert. O. transsilvanica Schur
Herb. ist wohl nur eine Àstige AbÀnderung von ©. stellatum L.
Siebenb. bei Klausenburg; auf dem sogenannten Onosma-HĂŒgel bei
Hermannsdorf. Juliâ August. Ebenso gehört O. pustulatum Schur.
Oestr. bot. Zeitg. 1860. zu O. montana Sm.
Pag. 483. Serophularia olympieca Schur En. gehört nach Neil-
reich zu Se. laciniata. Hermannstadt (Janka).
Pag. 521. Salvia transsilvanica Schur En. Sert. fl. trans. 8.
pratensis var. transsilvanica Grieseb. Rchb. Icon. XXVIII. p.29
ist wohl nur eine Form der vielgestaltigen S. pratensis, Hermann-
stadt, Klausenburg. Juni â Juli.
Ajuga Astolonos Schur En. p.545. Herb. transsilv. Am Fusse
des Surul, 3000. Juli. A. pumila Schur Enum. A. alpina Vill.,
Kronstadt auf dem Kapellenberge. 2 - 3000° auf Kalkmergel. Mai
bis Juni. Sind wohl nur Formen der vielgestaltigen A. genevensis L.
Pag. 593. Euphorbia lingulata Heufjfel. Flora 1855. Schur
Enum. pl. Trans. Soll nach Neilreich Nachtr. p.277 von E. epi-
ihymoides Jacqg. kaum verschieden sein. Siebenb. Kalk, auf dem
Kapellenberge bei Kronstadt. 2500â. Mai â Juli.
Pag. 608. Quereus Esculus L. sp. Schur. En. pl. Trans. Ob
in SiebenbĂŒrgen die Pflanze Linn&âs wĂ€chst, oder ob es nur (Q. con-
ferta Kit. Rehb. Icon. XXII. p. 8, Q. Esculus Pollini veronensis 1789
ist, da die echte Pflanze Linn&âs nur im sĂŒdlichen Macedonien,
Thracien wachsen soll. Siebenb. BergwÀlder bei Hatzeg.
Quercus pallida Heuffel. Oestr. bot. Ztg. 1858: Schur Enum.
Neilreich sagt in seinen Nachtr., dass er die Pflanze nach Ori-
ginal-Exemplaren von Q. Eessiflora Sm. nicht zu unterscheiden ver-
möge. Siebenb. Westgrenze, WĂ€lder bei Doba. April â Mai.
Pag. 625. Juniperus intermedia Schur. Enum. J. communis
Ă alpina Wahlb. Carpat. Gaud. Helv. J. communis y Lin. J. sibi-
rica Burgsd. ete. Ist wohl nur eine Mittelform von J. communis
und J. nana. Siebenb. auf dem Surul in den KronstÀdter Alpen.
Juli â August.
Pag. 641. Orchis tetragona Heuff. Schur Enum. pl. Trans. ©.
maeculata var. turfosa Schur Sert. Ist eine Form von O. maculata
L. Voralpen in SiebenbĂŒrgen auf Glimmerschiefer. Juniâ Juli.
Himantoglossum caprinum C©. Koch, nicht cuprinum. Schur En.
Aceras caprina Lindl. Satyrium hircinum Pall. Ist nach Reichb.
fil. Icon. XXIII. p.6 nur eine Form von H. hircinum.
Pag. 659. Asparagus collinus Schur. Enum. Trans. Sandige
HĂŒgel bei Hermannstadt und Klausenburg. Maiâ Juni. Nach der
Beschreibung scheint die Pflanze eine Form von Asp. offieinalis.
Pag. 665. Albucea chlorantha Schur En. Ornithogalum chlo-
ranthum Sauter Koch syn. ist nach Britt. Flora 1849, Hausmann
Literatur. 161
Tirol. nur Schattenform von A. nutans Rehb. GrasgÀrten Klausen-
burgs ete.
Pag. 678. Colchieum pannonicum Griesb. et Sch. It. hung. Wich-
mann Archiv 1852, Schur Enum. Ă. multiflorum Schur Sert. Ist
nach Janka Linn. 1860 von C. autumnale nicht verschieden. Sie-
benbĂŒrgen. Wiesen der HĂŒgelregion bei Stolzenberg. September
und October.
C. transsilvanicum Schur Enum. C. latifolium Heufel. Wald-
wiesen, Kapellenberg bei Kronstadt. 2500. 8â%9. FrĂŒchte Juli.
Cyperaceen. Sectionen der Carices erhebt der Verfasser zu
eigenen Gattungen. z. B. Sect. Psyllophora Loisl., Sect. caricifor-
mis Rechb. (Vignantha Schur), indem derselbe die Species unter sei-
nem Namen darunter stellt. R
Gramineen, p. 728, hat der Verf. Colobachne Gerardi Lk.
Schrad. gramin. der Enum. Transs. in den Arpaser nach Kladni
angegeben: diese Pflanze ist aber nach Neilr. Nachtr. 20. nicht die
echte Pilanze Linkâs, sondern Phleum Gerardi Panz. All. ped. oder
Ph. commutatum Gaud. helv. I. 166; Formen von Ph. alpinum L.
K. syn. II. p. 899.
Hierochloa vinialis Schur. En. p. (25; Oestr. botan. Ztg. 1859.
H. orientalis Fries et Heujfel. Oest. bot. Ztg. 1859. In SiebenbĂŒr-
gen bei Klausenburg, sind nach Jankaâs Linn. 1860 von FH. odorata
Wahlb. nicht verschieden.
Alopecurus obscurus Schur. En. A. nigricans K. syn. II., nicht
Hornem. A. pratensis 8 obscurus Ledeb. Ross. IV. A. ventricosus
Pers. SiebenbĂŒrgen, Waldwiesen bei Klausenburg und Kronstadt.
Juni â Juli. i
Al. ruthenicus Weinm. hort. Dorp. 1810. Schur Enum. p. (26.
Al. nigricans Hornem.hafn. Al. arundinaceus Poir. Al. repens M.
et B. A. sibiricus Schott. Schwammige Wiesen der Alpen Sieben-
bĂŒrgens. 5000. 6â7.
Alopecurus altissimus Schur. En. Oestr. bot. Ztg. 1859. Wie-
sen, GrasgĂ€rten SiebenbĂŒrgens, bei Hermannstadt. Juli â August.
Pag. 753 hat der Verf. in seiner Enum. pl. Trans. die II. Sec-
tion Aira, Avenella K. syn. II. 915. Lerchenfeldia Schur genannt
und Lerch. flexuosa Schur und L. uliginosa Schur als Arten zuge-
zogen. Avena Sect. V. Caryophyllea K. syn. II. p.912 ist zu einem
neuen Genus Fussia Schur benutzt und Fussia caryophyllea Schur,
F. capillaris Schur und F.praecox Schur zugezogen: ebenso wurde
vom Verf. Avena Sect. II. Avenastrum K. syn. Il. 918 in Heuffelia
Schur umgeĂ€ndert und die in dieser Section aufgefĂŒhrten Arten
sind unter Schur veröffentlicht u. s. w.
Man wird wohl im Allgemeinen mit meiner Ansicht einverstan-
den sein, wenn ich behaupte, dass eine solche Vermehrung der
Namen von neuen Gattungen und Arten der Wissenschaft keinen
Nutzen bringt. Denn wenn alle Florenschreiber denselben Weg
geben wollten, so mĂŒsste folgerichtig die Botanik sehr erschwert
werden.
Nun folgen pag. 815 die Characeen, pag. 818 die GefÀss-Cryp-
togamen, pag. 844 die Laubmoose und die Lebermoose und den
Schluss der Enumeratio macht ein vollstÀndig ausgearbeitetes Re-
gister der Ordnungen, Gattungen, Arten und Abarten der Flora
SiebenbĂŒrgens mit den Corrigenda.
Wir halten obige Notizen aus dem als Flora ausgezeichneten
wissenschaftlichen Werke fĂŒr das Archiv hinreichend, um einen
Arch. d. Pharm. CLXXXI. Bas. 1.u.2.Hft. 11
y
162 Literatur.
flĂŒchtigen Blick in dasselbe werfen zu können, obschon in dem
Buche selbst noch vieles Wissenswerthe und Interessante enthal-
ten ist.
Die ganze Ausstattung des Werkes ist in jeder Beziehung
zweckentsprechend und vorzĂŒglich ausgefĂŒhrt und macht der Ver-
lagshandlung alle Ehre.
Dr. M. J. Löhr.
Taschenbuch der Geheimmittellehre. Eine kritische
Uebersicht aller bis jetzt untersuchten Geheimmittel.
ZunĂ€chst fĂŒr Aerzte und Apotheker, dann zur Be-
lehrung und Warnung fĂŒr Jedermann herausgegeben
von Dr. G. C. Wittstein. Nördlingen, C.H. Beck.
1867. 190 Seiten in Octav.
Wenn sich irgend ein Buch fĂŒr Jedermann empfiehlt, so ist es die-
ses. Der Wunsch nach einer alphabetisch geordneten Zusammenstel-
lung der Geheimmittel ist schon öfters laut geworden und noch neuer-
dings hat ihn in seiner Schrift ĂŒber Geheimmittel W. Krause
vernehmen lassen. Wittstein war der Mann dazu, eine solche
Sammlung zu veranstalten, da er selbst durch zahlreiche eigene
und unter seinen Augen ausgefĂŒhrte PrĂŒfungen von Geheimmitteln
ein ungemeines Interesse zur Beseitigung dieses Krebses der öffent-
liehen Gesundheitspflege an den Tag gelegt hat.- Wie sehr Witt-
stein ausserdem die vorhandene Literatur benutzt hat, worunter
ihm in den letzten Jahren besonders die IndustrieblÀtter von Hager
und Jacobsen eine reiche und lautere Fundgrube fĂŒr seinen
Zweck darboten, zeigt die ungemein grosse Anzahl der Arcana,
welche Aufnahme in diesen Codex medicaminum spuriorum gefun-
den haben. Als unerlĂ€ssliche Bedingung fĂŒr ihre Aufnahme galt
ĂŒbrigens mit Recht die Kenntniss ihrer Zusammensetzung, nicht
aber etwa der Umstand, dass sie in dem gegenwÀrtigen Momente
in Gunst und Ansehen stehen. Auch das Obsolete ist in diese
quasi Pharmakopöe aufgenommen, weil man von diesen Pseudo-
medieamenten sagen kann, dass sie wiederbelebungsfÀhig sind und
gar nicht selten ĂŒber kurz oder lang unter demselben oder unter
einem neuen Firmaschilde wieder auftauchen, wie das z. B. mit
der als Revalesciere revalescenten Revalenta der Fall gewesen ist.
So hat es denn Wittstein zu einer sehr ansehnlichen Ziffer von
Medicamenten der niedrigsten Art gebracht, die er in alphabeti-
scher Ordnung auffĂŒhrt und wobei er es nicht vergisst, ĂŒber den
Namen des Erfinders oder Verfertigers und seinen Wohnort, so
wie ĂŒber die empfohlene Anwendung und die angebliche Wirkung
die ihm bekannten Facta oder Angaben beizufĂŒgen. Es sind solche
Daten, die ĂŒbrigens hĂ€ufig fehlen, wie z.B. bei dem das Buch ein-
leitenden Acetine sehr werthvoll fĂŒr einen Historiker dieser bisher
als rudis indigestaque zu bezeichnenden Moles, wenn sich ein sol-
eher finden sollte. Wir unsererseits wĂŒrden eine solche Arbeit fĂŒr
keineswegs unverdienstlich halten und der Stoff selbst darf nicht
als zu despectirlich angesehen werden, da ihm ein bedeutendes
Interesse zukommt, indem die Unsitten der Zeit dieselbe wesent-
lich charakterisiren; auch darf man nicht ausser Acht lassen, dass
der vornehme Schatz unserer Pharmakopöen die Namen verschiede-
ner Schwindler vergangener Jahrhunderte verewigt hat, wir wollen
Be Be ia a ee Be.
I WE
Literatur. 163
nur an Dippe! und den Grafen St. Germain erinnern. Es las-
sen sich sehr hĂŒbsche Gesichtspuncte durch ein genaues Studium
der Wittsteinâschen Arbeit gewinnen. So z.B. ĂŒber die Variation
in den Benennungen, die manchmal ganz hausbacken den Zweck
in der Sprache des Vaterlandes ausdrĂŒcken, wie Augenwasser,
Augenheilwasser, Gichtpflaster, Kropfpulver, Viehfutter, bald dies
in fremden Zungen thun, wie Antisudie, Chromacome, oder doch
wenigstens neben dem Krankheitsnamen noch eine pharmaceutische
Beigabe, wie Essenz, Balsam tragen, bald ganz sinnlos und haar-
strÀubend componirt sind, wie Anditropfen, Anthosenz ; nicht selten
ist es auch, dass ein französischer Fabrikant einen englischen Na-
men wÀhlt, wie Odorous powder, oder ein Deutscher glauben machen
will, sein Fabrikat sei in England erfunden (vgl. Augenwasser von
White, das aus der Fabrik von F. Ehrhardt in Altenfeld in ThĂŒ-
ringen stammt). Interessant ist es dann auch zu verfolgen, welche
Krankheiten besonders industriell von Geheimmittelfabrikanten aus-
gebeutet werden. Bisweilen sind es besondere Krankheiten, wie
die Cholera, die eine AnticholerasÀure, ein Anticholerawasser, Bast-
lerâs Choleratropfen u.s. w. hervorrief, oder die Epilepsie, in Bezug
auf welche wir von S. 883â87 verschiedenen Mitteln begegnen, zu
denen Deutschland, Frankreich und selbst Holland ihr Contingent
stellten: bisweilen Krankheiten bestimmter Organe, z.B. Augen-
krankheiten, Magenkrankheiten, welchen beiden ein erkleckliches
Quantum gegen sie bestimmter Arcana zufÀllt; bisweilen haben die
Mittel den Zweck, schmerzstillend zu wirken, und insbesondere ist
es dann auch der Zahnschmerz, welcher dadurch eurirt wird; viele
haben den Zweck, die Lebenskraft zu stÀrken, manchmal daneben
auch noch antodontalgisch zu wirken, wie das oder die oder der
Anthosenz von Hess; eine besondere Aufmerksamkeit ist aber von
Seiten der Industrieritter der Haut und den Haaren gewidmet und
namentlich scheinen Grauköpfe jederlei Geschlechts eine willkom-
mene Beute fĂŒr derartige Schwindelei und Prellerei zu sein. Um
eine solche aber handelt es sich, wie die von Wittstein ĂŒberall,
wo es anging, beigefĂŒgten GegenĂŒberstellungen von Preis und Werth
beweisen, in allen FĂ€llen; manchmal muss der Geprellte den 35-
fachen Werth bezahlen, wie z.B. bei der Lebenstinctur von Lau-
rentius. Es enthĂ€lt Wittsteinâs Buch ĂŒbrigens, wie wir bemer-
ken mĂŒssen, nicht allein Medicamente, sondern auch eine grosse
Reihe technischer Geheimmittel, hinsichtlich deren in Ansehung
der Prellerei das NĂ€mliche gilt, wie von den Arzneimischungen;
auch hier herrscht eine grosse Mannigfaltigkeit bezĂŒglich der Ver-
wendung, vom ButterfÀrbmittel bis zum Delphineum, das Stiefel
gegen Wassersgefahr schĂŒtzt, und zu Bucherâs Feuerlöschpulver,
welches des Feuers Herr werden soll, alle durch das gemeinsame
Band der GebeimnisskrÀmerei und des zu hohen Preises zusaın-
mengehalten. Auch die VeterinÀrheilkunde hat ihre Arcana, Mor-
veum und wie sie alle heissen mögen, denen bei Wittstein ihr
Recht geschieht.
Bei weitem die Mehrzahl der im vorliegenden Codex arcano-
rum enthaltenen Geheimmittel sind deutschen Ursprungs (nicht
allein die grossen StÀdte unseres Vaterlandes, unter denen Berlin
und Wien hinsichtlich der Grösse des Erfindungsgeistes rivalisiren,
sondern auch kleinere Orte haben BeitrÀge dazu geliefert); ausser-
dem finden wir Frankreich, Grossbritannien, Holland, Russland,
Italien, die Schweiz u.s. w. berĂŒcksichtigt. Zur Vergleichung ĂŒber
die PrÀvalenz des Industrieritterthums in den einzelnen LÀndern
164 Literatur.
scheint uns indess das Wittsteinâsche Buch nicht das nöthige Ma-
terial zu liefern, indem wir gerade in Bezug auf auswÀrtige LÀn-
der Manches vermissen und zwar namentlich Sachen, bei denen
die GesundheitsschÀdlichkeit klar zu Tage liegt: wir erinnern z.B.
an die Strychninmischungen zum Zwecke der Tödtung von Unge-
ziefer, wie Battleyâs vermin kilter, Vermieidal magical powder,
von denen ersteres nach einer Analyse von Mayet (Ann. dâhy. 373.
1865) im Paquete von 11/3 Grm. Gewicht 0,10 Grm. Strychnin, 1,00
KartoffelstÀrke und 0,20 Berliner Blau enthÀlt; an das zu so vie-
len tödtlichen Intoxicationen Anlass gewesene Sir William Burnetts
Fluid (Burnetts desinfecting fluid), nach Taylor eine Lösung von
372 Gran Chlorziuk in 1 Unze Wasser), endlich an die verschie-
denen Opium enthaltenden englischen Mittel, Godfreyâs Cordial,
Dalbyâs Carminative, Battleyâs sedative solution, ĂŒber deren Zusam-
mensetzung Wittstein das Bekannte in meinem Handbuche der Toxi-
kologie p. 593 angegeben gefunden haben wĂŒrde. Einzelne vermisst _
Ref. um so mehr ungern, weil sie zu den beliebten und viele Jahre
hindurch in Gebrauch stehenden Mitteln gehören, z.B. Battley's
sedative solution, die sogar neulich im Pritchardâschen Processe eine
Rolle spielte, indem dieser Àrztliche Giftmischer sie mit Aconit
gemengt zu haben schien, um unter dem Deckmantel dieses Arca-
nums ungestraft Giftmischeri treiben zu können. In Bezug auf ein
englisches Geheimmittel findet sich S.73 in der Ueberschrift ein
störender Druckfehler; es muss heissen: herbal embrocation for the
wooping-congh. Auch das so sehr en vogue stehende Chlorodyne
(vergl. Wiggers Jahresber. fĂŒr 1865, p. 95) fehlt bei Wittstein.
Auch unter den neuesten Erzeugnissen französischen, russischen
und deutschen Industrieritterthums vermissen wir Einiges. So z.B.
den Toilette-Essig von Jean Vincent Bully (vergl. darĂŒber
Hannovy. Zeitschrift fĂŒr wissensch. Heilkunde, 1866, p. 414, wo das
Recept nach einer frĂŒheren Angabe im Journ. de Pharm. et de
Chim. mitgetheilt ist, Dr. Mampeâs echte bittere Tropfen (Pharm.
Centralhalle, V. 371), Dr. Scharlauâs Milchpulver, von Peltz
(Pharmae. Ztschr. fĂŒr Russland, III. 55) analysirt, Pariser Gela-
tinpomade (Hager in dessen Centralhalle, V. 31, amerikanisches
Mustangliniment (Neue Jahrb. fĂŒr Pharm, XX. 168) u.s.w. Auch
das im FĂŒrstenthum Lippe gewissermassen unter obrigkeitlicher
Aufsicht verkaufte Schmiedeskampsche Schutzmittel gegen
Wuthkrankheit, dem in Folge von blindem Vertrauen zu dem-
selben schon manche Opfer gefallen sind, hÀtte aufgenommen wer-
den können, da dessen Zusammensetzung bekannt ist. Ebenso ver-
missen wir die neueste Schöpferâsche Industrie, das famose Tsa-
tsin, das als chinesisches Heilmittel sogar Pharmakognosten wie
Schroff und Wiggers getÀuscht hat, obschon es den Stempel
der Dichtung durch eine beigefĂŒgte romanhafte Geschichte von
einem niemals existirt habenden Apotheker Schmidt, der aus dem
von einem Mandarinen bewachten chinesischen Tsa-tsin-Felde sich
. eine Schote dieses herrlichen Mittels, das im Vereine mit Chamil-
lenthee (d.h. mit einem fĂŒr sich wirksamen Mittel) Menstrualkoli-
ken in 3â4 Tagen (d.h. in derjenigen Zeit, binnen welcher sie
spontan aufhören) beseitigen soll, annectirte, auf der Stirn trÀgt
und das Tscheu-fu, ein Antiepilepticum von der allerhöchsten
Bedeutung (?), aber weder in China gewachsen, noch dort je
gebraucht, sondern in Deutschland aus Artemisia und Cureuma
gemischt.
Andererseits mĂŒssen wir hervorheben, dass Wittstein an ein-
a A en
Literatur. 165
zelnen Stellen zu weit zurĂŒckgegangen ist; so hĂ€tte unsers Erach-
tens die Aqua Tofana fehlen können, ohne dass dem Werthe des
Buches dadurch geschadet worden. Wenn Wittstein diese aber
aufnahın, so ımussten eine Menge anderer Arcana vergangener Jahr-
hunderte, das Poudre de succession, die vielen spagirischen Mittel
auch Aufnahme finden, zumal da diese zum Theil besser hinsicht-
lich ihrer Zusammensetzung gekannt sind, wie das berĂŒchtigte ita-
lienische Giftwasser.
Diese Ausstellungen, welche wir im Interesse einer zweiten
Auflage oder eines Additaments zu Wittsteinâs Codex arcanorum
machen mussten, hindert uns nicht, die gethane Arbeit in hohem
Grade willkommen zu heissen und wĂŒnschen wir dieselbe am lieb-
sten in aller Aerzte und Apotheker HĂ€nden, damit dieselben durch
Verbreitung dieser die Prellereien der Geheimmittelfabrikanten ad
oculos demonstrirenden Schrift in ihren Kreisen, besonders an Geist-
liche und Lehrer, der Ausbreitung des immer weiter wuchernden
Krebsschadens der öffentlichen Gesundheitspfiege Einhalt thun könn-
ten. Es liegt in der Natur der Sache, dass die Aerzte selbst
nicht die HĂ€nde in den Schoos legen dĂŒrfen, wo es darum gilt, ein
solches Unkraut auszurotten, das hier und da, wie der bekannte
Lampen-Scandal beweist, von der Obrigkeit gepflegtâ wird wie ein
seltenes BlĂŒwnlein, aber dieser Vertilgungskrieg wird erst dann ein
fruchtbarer, wenn er mit gemeinsamer Anstrengung gefĂŒhrt wird
und auch zum gedeihlichen Ende kann er erst gebracht werden,
wenn, wie es die bekannten Richterâschen VorschlĂ€ge bezwecken,
die Aerzte das Selfgovernement in ihrem Gebiete auszuĂŒben und
aus ihren Kreisen die rÀudigen Schafe, welche dem Industrie-
rittertthum Vorschub zu leisten sich nicht entblöden, auszumerzen
berechtigt sind.
Theodor Husemann.
Bibliographischer Anzeiger fĂŒr Pharmaceuten,
1867. No. II
Annalen der Chemie und Pharmacie. Herausg. von Fr. Wöhler,
J. Liebig u. H. Kopp. Jahrg. 1867. 12 Hefte gr. 8. Leipzig,
C. F. Winter. n.7 2.
â der Physik und Chemie. Herausg. von J. C. Poggendorff. Bd.
130 er Jahrg. 1867. 12 Hefte gr. 8. Leipzig, J. A. Barth.
n.C9 [3 .
Apotheker-Zeitung. Correspondenzblatt fĂŒr Apotheker, Dro-
guisten, Chemiker ete. Red. Dr. Heppe u. Kohlmann. Jahrg.
1867. 52 Nrn. Fol. Leipzig, KĂŒrsten. 11/, 2.
Archiv fĂŒr Anthropologie. Zeitschrift fĂŒr Naturgeschichte u. Ur-
geschichte des Menschen. Red. v. A. Ecker u. L. Lindenschmit.
2. Heft. Mit eingedr. Holzst. gr. 4. (1. Bd. S. 161â 284.)
Braunschweig, Vieweg u. Sohn. n. 11a â$-
Barth, L., ĂŒber die ParaoxybenzoösĂ€ure. Lex.-8. (10 S.) Wien,
Geroldâs Sohn. n. 2 ngr.
166 Bibliographischer Anzeiger.
Brehm, A. E. u. E. A. RossmÀssler, die Thiere des Waldes.
. 2. Bd. 4-6. Lief. Lex.-8. Mit eingedr. Holzschn. Leipzig,
C. F. Winter. n. 24 nyr.
Centralblatt, chemisches. Repertorium fĂŒr reine, pharmac., phy-
siolog. u. techn. Chemie. Red. R. Arendt. 12. Jahrg. 1867.
12 Nrn. 8. Leipzig, Voss. n. 5 .$.
Centralhalle, pharmae., fĂŒr Deutschland. Herausg. von Hager.
8. Jahrg. 1867. Lex..8. Berlin, Springerâs Verl. baar n. 2.$.
Corda, A. J., Flora protogaea. BeitrÀge zur Flora der Vorwelt.
Mit 60 Taf. Abbild. 1. Lief. 4. (14 S. mit 8 Steintaf.) Ber-
lin, Calvary & Comp. n. 1.
CrĂŒger, Dr. Joh., Lehrbuch der Physik. Mit 318 eingedr. Holzsch.
gr. 8. Erfurt, Körnerâs Verl. n. 1/5 ÂŁ.
EncyklopÀdie, allgemeine, der Physik. Herausg. v. G. Karsten.
18. Lief. Lex.-8. Leipzig, Voss. 22/3 »f.
Ettingshausen, Prof. Dr.C. Ritter v., die fossile Flora des Ter-
tiĂ€r-Beckens von Bilin. Mit 30 lith. Taf. 4. Wien, Geroldâs
Sohn in Comm. n. 62/3 $.
* Fleischer, Dr. Emil, kurzgefasstes Lehrbuch der Massanalyse.
Mit eingedr. Holzschn. gr. 8. (176 S.) Leipzig, J. A. Barth.
n. 28 ngr.
Flora od. A botan. Zeitung. Red. Dr. Herrich-SchÀffer. 25r
Jahrg. 1867. 48 Nrn. gr. 8. Regensburg. (Pustet.) n. 4 $.
Flora Bremensis. NachtrÀge und Berichtigungen dazu. Zu-
sammengestellt von Dr. Frz. Buchenau. 8. Bremen, MĂŒller.
n. 8 ngr.
Flora a Deutschland. Herausg. von F. L. v. Schlechtendal, L.
E. Langethal u. E. Schenck. 21. Bd. 1. u. 2. Lief. 8. Jena,
F. Mauke. 1/3 $.
FlĂŒckiger, Dr. F. A., Lehrbuch der Pharmakognosie des Pflan-
zenreiches. FĂŒr Pharmaceuten, Mediceiner und Chem ZU
3. Lief. gr. 8. (S. 129â 384.) Berlin, GĂ€rtner. & n.
Fuss, M., Flora Transsylvaniae excursoria. 8. (864 S$.) ER.
stadt, "Filtsch. n. 22; 2.
Garten, der zovlogische. Herausg. v. F.C. Noll. 8. Jahrg. 1867.
12 Nrn. Mit Illustrat. Lex.-8. Frankfurt a.M., SauerlĂ€nderâs
Verlag. n. 22/3 $.
Hanstein, Prof. Dr. F., ĂŒber die Richtungen und Aufgaben der
neueren Pflanzen-Physiologie. 8. Bonn: 1866, Marcus n. !/; â2.
Harting, Prof.P., das Mikroskop. Theorie, &ebrauch, Geschichte
u. gegenwÀrtiger Zustand desselben. Herausg. v. F.W. Theile.
2. Aufl. 3.Bd. gr.8. Braunschweig, Vieweg u. Sohn. n. 2,2.
(compl. 51/3 »P.)
Hedwigia. Notizblatt fĂŒr kryptogam. Studien. Red. von Dr. L.
Rabenhorst. Jahrg. 1867. 12 Nrn. Mit Steintaf. gr. 8. Dres-
den, Heinrich. baar n. 2 .ÂŁ.
Hein, Theod., Analyse eines Meteoriten aus Dacca in Bengalen.
Lex.-8. (4 S.) Wien, Geroldâs Sohn. 1P/y ngr.
Hlasiwetz, H. u. A. Grabowsky, ĂŒber die CarminsĂ€ure. Lex.-
8 (14 S.) Wien, Geroldâs Sohn. n.2 n
Jahrbuch, neues, fĂŒr Mineralogie, Geologie u. PalĂ€ontologie. Fort-
gesetzt v. G. Leonhard u. H.B. Geinitz. Jahrg. 1867. 7 Hfte.
Mit Steintaf. gr. 8. Stuttgart, Schweizerbart. n. 6 âB 12 ngr.
â â fĂŒr Pharmacie u. verwandte FĂ€cher. Herausg. v. Dr. F. Vor
ER 1367. 12 Hefte. gr. 8. Speyer, Neidhard. baar
n. B i
Bibliographischer Anzeiger. 167
JahrbĂŒcher fĂŒr wissenschaftl. Botanik. Herausg. v. Dr. N. Prings.
heim. 5. Bd. 2. Heft. Lex.-8. Leipzig, Engelmann. n. 3 .$.
Journal fĂŒr prakt. Chemie. Herausg. v. OĂ. L. Erdmann und G-
ee Jahrg. 1867. 24 Hefte. gr. 8. Leipzig, J. A. Barth.
n.8..
Kalender, pharmaceutischer, fĂŒr SĂŒddeutschland, auf d. J. 1867.
* Herausg. von Dr. F. Vorwerk. 5. Jahrg. gr. 16. Speyer, Kle-
berger. n. 171g ngr.
Kerner, A. u. J. Kerner, Herbarium österreich. Weiden. 6. u.
7. Deeade. Fol. (& 10 Bl. mit aufgekl. Pflanz. u. 1Bl. Text.)
Innsbruck, Wagner. n. 1...
Kopp, Herm., Sonst und Jetzt in der Chemie. Ein populÀr-wis-
sensch. Vortrag. gr.8. Braunschweig, Vieweg u. Sohn. n. 8 ngr.
La Fontaine, Alph. de, Faune du pays de Luxembourg ou ma-
nuel de zoologie. Oiseaux. 2. Partie. gr. 8 Luxembourg,
BĂŒck. 24 ngr.
Landois, Dr.H., die Ton- u. Stimmapparate der Insekten in ana-
tomisch-physiologischer und akustischer Beziehung. Mit 2 Taf.
gr. 8. Leipzig, Engelmann. n. 5/; $.
Ludwig, C., Arbeiten aus der physiolog. Anstalt zu Leipzig v.J.
1866. Mit 7 Taf. gr. 8. Leipzig, Hirzel. n. 11/3 $.
Malin, G., ĂŒber ein Derivat der PyrogallussĂ€ure. Lex.-8. Wien,
Geroldâs Sohn. 11/g ngr.
Maly, Dr. R. L., ĂŒber einige Derivate des Thiosinnamins. Lex.-8.
Wien, Geroldâs Sohn. 2 ngr.
Metschnikow, Elias, einbryolagischs Studien an Insekten. Mit
10 Taf. gr. 8. Leipzig, Engelmann. n. 22/3 »$.
Miquel, F. A. G., Prolusio florae Japonieae. Fasc. IV. Fol. (S.
145â 192.) Amsteldami. Leipzig, Fr. Fleischer. n. 1.821 ngr.
MĂŒller, Anton, alphab. Wörterbuch synonymer deutscher, lateini-
scher u. böhmischer Namen der officin. Pflanzen. 4. (174 S.)
Prag, Rziwnatz. n. 1 .ȣ 26 ngr.
Musprattâs theoret., prakt. und analyt. Chemie, von Dr. F. Stoh-
mann, fortges. v. Prof. B. Kerl. 2te Aufl. 3.Bd. 6â11. Lief.
4. (S. 321â704.) Braunschweig, Schwetschke u. Sohn. & n. 12 ngr.
Neilreich, Aug., Flora von Niederösterreich. NachtrÀge. gr. 8.
(104 S.) Wien 1866. Leipzig, Brockhaus. n. 2/3 $.
Nitschke, Dr. Th., Pyrenomycetes germanici, die Kernpilze Deutsch-
lands. 1. Bd. 1. Lief. gr. 8. (160 S.) Breslau, Trewendt.
n. 12/z SP.
Patek, Schulr. Joh., die Giftpflanzen. 2. (Schluss-) Heft. gr. 4.
Prag. Tempsky. n. 1!/3 ȣ.
Portius, K.W., die Entdeckung der Grundelemente des Weltalls,
ein naturwiss. Vortrag. gr.8. (1638.) Leipzig. Brauns. n. 2/3 .$.
Rabenhorst, Dr.L, die Algen Europas. Dec. 81â89. 8. (& ca.
10 Bl. mit aufgekl. Pfl.) Dresden, am Ende. baar An. 5/5 »P.
Regnault-Streckerâs kurzes Lehrbuch der Chemie. 1. Bd.
2. HĂ€lfte. 8. Braunschweig, Vieweg u. Sohn. An. 1.2.
Reinsch, Paul, das Mikroskop in seiner Bedeutung fĂŒr die Erwei-
terung der Naturkenntniss, fĂŒr die Entwickelung der physikal.,
der beschreib. u. physiolog. Wissenschaften. Mit 6 Taf. gr.8.
NĂŒrnberg, Stein. n. 21/3 .$.
Repertorium, neues, fĂŒr Pharmaeie. Herausg. v. A. Buchner.
13â15. Bd. & 12 Hefte. gr. 8. MĂŒnchen, Kaiser. & Bd. 2 .ÂŁ
16 ngr.
168 Bibliographischer Anzeiger.
Rochleder, Dr. Fr., zur Elementaranalyse org. Substanzen. Lex.-8.
(3 8.) Wien, Geroldâs Sohn. 11/, ngr.
â uber den Gerbstoff der Rosskastanie. Lex.-8. (23 8.) Ebend.
ngr.
Ehache, Dr.J.F. u. F.W.Laux, Preise von Arzneimitteln, welche
in der 7. Ausg. der preuss. Pharmakopöe nicht enthalten sind.
Zusammengest. f. d. J. 1867. gr. 8. (64 8.) Berlin, GĂ€rtner.
baar n. 1/3 ȣ.
Ule, Dr. Otto, populÀre Naturlehre. Mit eingedr. Holzschn. 8.
Lief. 8. (S. 577 â 687.) Leipzig, Keil. a !4 »$.
VerĂ€nderungen der kön. preuss. Arzneitaxe fĂŒr die Hohenzol-
lernschen Lande fĂŒr 1867. gr. 8 (10 8.) Berlin, GĂ€rtner.
n. 21/g ngr.
Vierteljahresschrift fĂŒr techn. Chemie, landwirthsch. Gewerbe
u. Fabrikwesen. Herausg. v. Dr. W. Artus. 8. Jahrg. 1867.
4 Hefte. gr. 8. Quedlinburg, Basse. n. 21/3 â2.
Weiss, Ad., Untersuchungen ĂŒber die Entwickelungsgeschichte des
Farbstoffes in Pflanzenzellen. Lex.-8. (61 8.) Wien, Geroldâs
Sohn. n. 5/; »$. -
Wiessner, Dr. Jul., Einleitung in die techn. Mikroskopie nebst
mikroskop.-techn. Untersuchungen. Mit 142 Holzschn. 8. Wien,
BraumĂŒller. n. 21/3 $.
Wittstein, Dr. G. C., Anleitung zur Darstellung und PrĂŒfung
chemischer und pharmac. PrÀparate. 4. Aufl. 8. (764 S. mit
eingedr. Holzschn.) MĂŒnchen, Grubert. 4 .$.
Wochenblatt, pharmac., insbesondere den materiellen Interessen
des Standes gewidmet. Herausg. v. Dr. H. Hanstein. Jahrg.
1867. 52 Nrn. gr. 8. Heidelberg, Weiss. n. 27 ngr.
Zeitschrift des allgem. österreich. Apotheker-Vereins. Red. von
Fr. Klinger. 4. Jahrg. 1867. 24 Nrn. Lex.-8. Wien, Tend-
ler & Comp. baar n. 4 .$.
â österreich. botan. Herausg. Dr. A. Scofitz. 17. Jahrg. 1867.
12 Nrn. gr. 8. Wien, Geroldâs Sohn. n. 3l/z3 â$.
â fĂŒr Chemie. Herausg. von F. Beilstein, R.Fittig u. H. HĂŒbner.
10. Jahrg. gr. 8. Leipzig, Quandt u. HĂ€ndel. n. 31/, $.
â pharmaceut., fĂŒr Russland. Red. v. Dr. A. Casselmann. 6. Jahrg.
1867. 12 Hfte. Lex.-8. Petersburg, MĂŒnk. n. 4 ,$.
Zeitung, botanische. Red. Hugo v.Mohl, A. de Bary. 25. Jahrg.
1867. 52 Nrn. 4. Leipzig, Felix. n. 6 ,$. S
Hofbuchdruckerei der Gebr. JĂ€necke zu Hannover.
Be DR Tr EYE, ee En a EP I UWE EEFS- Te Fe a
e PR ML raca je, 2 Fe HERE Nr er ei . N r
N ar Rn,
25 en Ve SE :
tele
ARCHIV DER. PHARIACIE,
CLXXXT Bandes drittes Heft.
2. Physik, Chemie, Pflanzenphysio-
logie und praktische Pharmaeie.
Deber die Mineralquellen zu Tönnisstein und
Heilbrunnen im Brohlthale;
von
R. Bender.
Einen Hauptreichthum des Brohlthales bilden eine
Menge Mineralquellen, welche durch die Verschieden-
artigkeit ihres Gehaltes auffallen und als die namhafte-
sten sind zu erwÀhnen: der Tönnissteiner Brunnen, die
Tönnissteiner Stahlquelle und der Heilbrunnen.
Das Tönnissteiner Wasser hatte schon in frĂŒhen
Zeiten einen medicinischen Ruf, so nennen schon Prof.
GĂŒnther in Strassburg 1565 in seinem Commentar. de
balneis et aquis medicatis und Tabernaemontanus 1593
diese Quelle fons ewcellentissimus; im 17ten und 18ten
Jahrhundert erschienen verschiedene Schriften ĂŒber die-
selbe, in welchen die Heilkraft des Wassers in den ver-
schiedensten Krankheiten angepriesen wurde; von den
neueren sind zu erwÀhnen die von Wallerheim, G.
Bischof, Wegeler u.a.
Das Tönnissteiner Wasser entquillt einem Brunnen,
der durch eine 17 Fuss hohe Kuppel, welche auf einer
RĂŒckwand und 4 toskanischen SĂ€ulen ruht, bedeckt wird.
Die ersten grösseren Brunnenanlagen fĂŒhrte KurfĂŒrst Max
Heinrich im Jahre 1666 aus. Sein Nachfolger Clemens
August errichtete das BrunnengebÀude, das jetzige Kur-
Arch.d. Pharm. CLXXXI. Bds. 3. Hft. 12
dr vr P u 77 « ET u 3 â ÂŁ 4 4 14 âr n, ai, erâ 2: â. 8,8 m u} ern A % Ne m
} lud 156.1: Ve
170 R. Bender,
haus, die Kapelle und stellte einen Verbindungsweg mit
dem Heilbrunnen her.
Der Tönnissteiner Trinkbrunnen liegt in einer Höhe
von 395 Fuss ĂŒber dem Spiegel der Nordsee, etwa 1 Meile
â vom Rhein entfernt; er besitzt eine Temperatur von
1002 R.
Nach der Analyse von Prof. G. Bischof sind in
einem Civilpfunde des Wassers enthalten:
Kohlensaures Natron........ 6,60 Gran
Kohlensaure Magnesia....... 7,10 473
â Kalkerde....... 3.107008
Kohlensaures Eisenoxydul... 0,46 â
Schwefelsaures Natron....... 0,60: 05
Ehlasnakrmım. casa. 4,10. 9733
Kreselkanee Bi 030488
Summa der Bestandtheile 22,26 Gran.
100 Vol. des Wassers enthalten 163,5 Vol. freie und
halbgebundene KohlensÀure.
Der Tönnissteiner Badebrunnen liegt oberhalb dem
Trinkbrunnen in einer Höhe von 441 Fuss ĂŒber dem
Meeresspiegel. Derselbe besitzt eine Temperatur von
80 R. und enthÀlt nach der Analyse von G. Bischof in
einem Civilpfunde:
Kohlensaures Natron........ 6,00 Gran
Kohlensaure Magnesia....... 2,10 55
a Kalkerde,,....«; 3.605905
Kohlensaures Eisenoxydul,.. 0,53 ,â
Schwefelsaures Natron...... DAUER
Ghlornatrium. nur deracn > 1.10 38
Kieselsaure, Hr iu 020.5,
Summa der Bestandtheile 14,53 Gran.
Der Tönnissteiner Stahlbrunnen liegt 20 Minuten
oberhalb dem Badebrunnen bei Wassenach, in einer Höhe
von 680 Fuss ĂŒber dem Meere und besitzt eine Teempe-
ratur von 80,7 R.
SE Hr u
! Mineralquellen zu Tönnisstein und Heilbrunnen. 171
In einem Civilpfunde des Wassers sind nach 6.
Bischof enthalten:
Kohlensaure Magnesia........ 2,60 Gran
Ă Kalkerde........ 2,607 98
Kohlensaures Eisenoxydul..... 3,08 â
Schwefelsaures Natron........ DOM
KreselsÀurer. a An 0,30.8%
Summa der Bestandtheile 9,28 Gran.
Der Heilbrunnen im Brohlthale, !/, Meile unterhalb
Tönnisstein, liegt in einer mit Wald umgebenen Gebirgs-
schlucht, 356 Fuss ĂŒber dem Meere. Die Temperatur
des Heilbrunnens betrÀgt 99%,3R. Dieser Temperaturgrad,
die mittlere Bodentemperatur nach dem Temperaturgrade
sĂŒsser Quellen der Umgebung zu 7,30 angenommen, lĂ€sst
ungefÀhr auf eine Tiefe ihres Ursprungs von 230 Fuss
schliessen.
Nach einer Analyse von G. Bischof enthalten 10,000
Theile des Heilbrunner Wassers:
Kohlensaures Natron......... 17,495
Kohlensaure Magnesia....... 10,935
N Kalkerde....... 3,744
Kohlensaures Eisenoxydul.... 1,116
Schwefelsaures Natron....... 3,054
Chlornatriumm nu 2 Dee 16,695
Kieselsaure.s. 2 Re 0,678
Summa der Bestandtheile 53,717.
Die Summe der löslichen Bestand-
BElesbebÀst.. 1.0... us 37245
Die Bestimmung des Gehalts an KohlensÀure im
Heilbrunnen wurde von Dr. F. Mohr ausgefĂŒhrt. Der-
selbe fand in 1000 Grammen 4,942 Grm. KohlensÀure, wo-
von 1,6732 Grm. in gebundenem und 3,2688 Grm. in
freiem Zustande sich befanden. Berechnet man dieses
Gewicht auf Volumina bei O0OR. und 28 Zoll Barometer-
stand, so reprÀsentiren diese 3,2688 Grm. einen Raum
19.
172 R. Bender, Mineralquellen zu Tönnisstein u. Heilbrunnen.
von 1651,1 ©.C. Es enthÀlt demnach 1 Vol, Mineral-
wasser 1,6511 Vol. KohlensÀure in freiem und doppelt
kohlensaurem Zustande. Es ıst somit das Wasser als
mit KohlensÀure vollstÀndig gesÀttigt anzusehen und wird
das aus dem Wasser frei werdende Gas noch dazu be-
nutzt, vor der FĂŒllung in die KrĂŒge und Flaschen gelei-
tet zu werden, deren 1000 in einem Tage bequem gefĂŒllt
werden können.
Eine PrĂŒfung des Heilbrunner Mineralwassers durch
den Spectralapparat habe ich gemeinschaftlich mit Herrn
Director Dr. Dronke versucht. Zu diesem Endzwecke
wurden 30 Grm. des klaren unfiltrirten Wassers in einer
Platinschale zur Trockne verdunstet. Der salzige RĂŒck-
stand, bei 1200 getrocknet, zeigte im Spectroskop die
Linien:
Na.a sehr stark und lang,
Li.a stark und lang,
Cs.3 schwach aber deutlich.
Nach Befeuchten mit ChlorwasserstoffsÀure zeigte sich
Ca-Spectrum sehr intensiv.
Es enthielt demnach das Heilbrunner Wasser noch
Spuren von Lithium und CÀsium, welche Körper in der
jĂŒngsten Zeit in verschiedenen alkalisch-salinischen Mine-
ralwÀssern aufgefunden wurden.
Die wissenschaftliche Deputation fĂŒr das Medicinal-
wesen in Berlin, welche von der Brunnen- und Bade-
verwaltung um ein Gutachten ersucht worden, hat nach
den mitgetheilten Analysen und nach dem Vergleich der-
selben mit Àhnlichen MineralwÀssern, wie Carlsbad und
Marienbad, sich dahin ausgesprochen, dass der Heilbrun-
nen und die demselben zunÀchst liegenden Mineralquellen
im Broblthale, begĂŒnstigt durch ihre vortheilhafte Lage,
eine ganz besondere BerĂŒcksichtigung verdienen.
Me TE SEE ne BET N EEE
Ru la AR
My 3
Ei
Einwirkung von salpetrigs. Kali auf salzs. TriÀthylamin. 173 |
Notiz ĂŒber die Einwirkung von salpetrigsaurem
Kali auf salzsaures TriÀthylamin;
von
W. Heintz").
Âź
In der Zeitschrift fĂŒr Chemie (N. F. 2, 513)**) hat
Geuther einige Angaben von mir ĂŒber die Art der
Einwirkung obiger zwei Körper auf einander in einer
Weise besprochen, die zu MissverstĂ€ndnissen fĂŒhren könnte.
Ich habe in meinem Aufsatze âUeber die Einwir-
kung der salpetrigen SĂ€ure auf die GlykolamidsĂ€urenââ
(Ann. Ch. Pharm. 138, 315 u. Zeitschr. fĂŒr Chem. N.F. 2,
466) behauptet, dass reines TriÀthylaminsalz durch Kochen
mit salpetrigsaurem Kali (natĂŒrlich in wĂ€sseriger Lösung)
im Wesentlichen unverÀndert bleibt und daraus (ebendas.
S. 821) geschlossen, dass mit HĂŒlfe des salpetrigsauren
Kalis das TriÀthylamin von dem DiÀthylamin leicht ge-
trennt werden könne.
Geuther sagt (l.c.), er habe die Heintzâsche Ent-
deckung, dass reines TriÀthylaminsalz durch Kochen mit
salpetrigsaurem Kali im Wesentlichen unverÀndert bleibt,
nur mit Verwunderung zu lesen vermocht.
Hierauf fĂ€hrt Geuther fort: âdie folgenden Ver-
el. 2 tans zeigenâ u.s. w.
Nach dieser Fassung sollte man nun meinen, die
nun folgenden, aus den von Geuther neuerdings ange-
stellten Versuchen gezogenen SchlĂŒsse mĂŒssten meiner
Behauptung schnurstracks widersprechen, mĂŒssten Beweis
geben, dass meine Angaben falsch seien und die Behaup-
tung von Geuther (Arch. d. Pharm. 123, 200) vollkom-
men sicher stellen, dass sich das TriÀthylaminsalz gegen
salpetrigsaures Kali ganz wie das DiÀthylaminsalz ver-
*) Als Separatabdruck aus der Zeitschrift fĂŒr Chemie, herausg.
von Beilstein, Fittig u. HĂŒbner, 1866, Bd.2. S.571 vom
Verfasser eingesendet.
**) Dieses Archiv, Bd. 130, S. 56.
. Die 30.40 2,0 oe
N ö | N zayt, an
174 W. Heintz, BRâ
halte. Ein nicht sehr aufmerksamer Leser wĂŒrde zu dem
Schlusse gelangen können, obgleich sich Geuther in
seiner zweiten und dritten Schlussfolgerung, wie folgt,
ausdrĂŒckt: âDie Versuche zeigen 2., dass in concen-
trirter Lösung das salzsaure TriÀthylamin durch salpe-
trigsaures Kali das nÀmliche Product liefert, wie das
salzsaure DiÀthylamin, nÀmlich NitrosodiÀthylin, sich also
so verhÀlt, wie Dr. W. Schultze beobachtet hat, dass
in verdĂŒnnter Lösung dagegen nur geringe Zersetzung
eintritt, und 3., dass bei dieser Behandlung das TriÀthyl-
amin vollstĂ€ndig verschwindetâ.
Zur AufklÀrung der Sachlage möge Folgendes dienen:
Geuther sagt in dem oben citirten Àlteren Auf-
satze (Arch. Pharm. |2] 123, 200) wörtlich: âder Verlauf
der âReactionâ (bei Einwirkung von salpetrigsaurem Kali
auf salzsaures TriĂ€thylamin) war ganz so, wie ich es frĂŒ-
her bei dem DiÀthylaminsalz (Ann. Ch. Pharm. 128, 151)
beobachtet habeâ. An der citirten Stelle drĂŒckt sich
Geuther aber, wie folgt, aus: âErst beim ErwĂ€rmen
(einer Mischung einer âziemlich concentrirten Lösung von
salzsaurem DiĂ€thylaminâ âmit einer concentrirten Lösung
neutralen salpetrigsauren Kalisâ) beginnt die Stickgas-
entwickelung, welche durch die sich bei der Reaction
entwickelnde WĂ€rme immer bedeutender wird, so dass
der Kolben zeitweilig in kaltes Wasser gesetzt werden
N AA In der Vorlage sammelt sich allmÀlig eine
gelb gefÀrbte wÀsserige Lösung des NitrosodiÀthylins, auf
welcher der Ueberschuss ölförmig schwimmtâ.
Ganz anders lautet seine Beschreibung des Vorgangs
bei Einwirkung des salpetrigsauren Kalis auf salzsaures
TriÀthylamin, welche er neuerdings giebt. Es heisst da
(Ztschr. fĂŒr Chemie, N. F. 2, 515): âIn der KĂ€lte keine
Einwirkung, beim Kochen wird, ohne dass ölige Tropfen
erscheinen, ein sich allmÀlig schwach gelb fÀrbendes und
den Geruch nach NitrosodiÀthylin in geringem Grade be-
sitzendes Destillat erhalten. Je weiter die Destillation
fortschreitet, desto deutlicher der Geruch, bis, bei begin- .
Einwirkung von salpetrigs. Kali auf salzs. TriÀthylamin. 175
nender Ausscheidung von Chlorkalium im Kölbchen, dau-
ernd ölige Tropfen von NitrosodiĂ€thylin erscheinenâ.
Hiermit ist constatirt, dass die frĂŒhere Angabe von
Geuther, die Reaction bei Einwirkung von salpetrig-
saurem Kali auf TriÀthylaminsalz verlaufe ganz gleich,
wie die auf DiÀthylaminsalz, irrig ist. Diese irrige An-
gabe veranlasste mich, bei meinen Versuchen mit Tri-
Ă€thylamin es nie zur Salzausscheidung kommen zu las-
sen, um eine etwaige anomale Zersetzung bei zu starker
Concentration und damit Ueberhitzung der Mischung zu
vermeiden und unter diesen UmstÀnden sind meine An-
gaben vollkommen richtig. Von dem TriÀthylaminsalz
wird nur sehr wenig verÀndert, das DiÀthylamin dagegen
ganz in das Destillat ĂŒbergefĂŒhr. Die von mir ange-
gebene Methode zur Trennung und Reindarstellung des
Di- und TriÀthylamins ist also durchaus brauchbar. Man
hat nur die Vorsicht anzuwenden, die kochende Mischung
nicht bis zur Abscheidung von Chlorkalium "einzudam.
pfen, wodurch, wie Geutherâs Versuche lehren, ein be-
deutender Verlust eintreten wĂŒrde.
Geutherâs Versuchen verdanken wir die Kenntniss
der Thatsache, dass TriÀthylaminsalz beim Einkochen
mit salpetrigsaurem Kali bis zur BrÀunung vollkom-
men zersetzt, aber nur zum Theil in NitrosodiÀthylin
ĂŒbergefĂŒhrt wird.
In Betreff der ersten Schlussfolgerung aus Geuther's
neuen Versuchen (Zischr. fĂŒr Chem. N. F. 2, 514), wonach
das von ihm durch fractionirte Destillation gereinigte Tri-
Àthylamin frei war von DiÀthylamin, will ich gern zu-
geben, dass ich im Irrthum war, wenn ich das Gegen-
theil vermuthete. HĂ€tte ich gewagt, das anzunehmen,
was nun durch Geutherâs eigene Angaben constatirt
ist, dass ihm nÀmlich die Verschiedenheit des Verlaufs
der Einwirkung des salpetrigsauren Kalis auf Di- und
TriÀthylaminsalz entgangen war, so hÀtte ich freilich in
diesen Irrthum nicht verfallen können.
Halle, den 26. September 1866.
â a >ââ
ur TEE EEE ae nn 0.00. u
176 A. Casselmann,
Ein Beitrag zur PrĂŒfung der fetten Oele;
von
Dr. A. Casselmannââ).
Vor einiger Zeit ersuchte mich ein hiesiger GeschÀfts-
mann, verschiedene Leinölsorten auf VerfÀlschungen
mit andern Oelen zu prĂŒfen. Von der einen Sorte Lein-
öl war eine grössere QuantitÀt nach dem Auslande ge-
sandt, von den KĂ€ufern jedoch nicht fĂŒr genĂŒgend rein, son-
dern fĂŒr mit andern Oelen, namentlich mit Sonnenblumen-
öl versetzt, erklĂ€rt worden. Der betreffende Herr wĂŒnschte
in Folge dessen nicht allein die Richtigkeit dieser An-
gabe ausser Zweifel gesetzt zu sehen, sondern auch ein
Reagens zu haben, welches ihn als Laien befÀhigte, die
GĂŒte des Oeles kĂŒnftig selbst zu prĂŒfen.
Wer sich jemals mit der PrĂŒfung der fetten Oele
beschÀftigt hat, wird die Erfahrung gemacht haben, wie
schwierig .es ist, ein in jeder Beziehung genĂŒgendes Re-
sultat zu erlangen. Die in den verschiedenen Werken
angegebenen PrĂŒfungsmethoden sind nicht ĂŒberall genau
zutreffend, und wenn auch ein französischer Chemiker
Chateau inseinem Werke âDie Fetteâ **) S. 55 u. flgde.
einen Untersuchungsgang zur Bestimmung und PrĂŒfung
der Oele genau aufgefĂŒhrt hat, so lĂ€sst derselbe doch
noch sehr viel zu wĂŒnschen ĂŒbrig und eignet sich kei-
neswegs fĂŒr den Laien. Der Grund fĂŒr das Eben-
gesagte liegt meines Erachtens nach vorzugsweise in dem
Grade der Reinheit der zu untersuchenden Oele, so dass
das Oel einer und derselben Pflanze manche abweichende
Reactionen zeigen kann, oder besser gesagt: Viele Reac-
tionen sind weniger dem Oele selbst, als viel-
*) Als Separatabdruck aus der Pharmae. Zeitschrift fĂŒr Russland
vom Hrn. Verfasser eingesendet. D. Red.
**) Die Fette. Die Lehre von den natĂŒrlichen Fettkörpern,
welche technische Anwendung finden. Vorkommen, Gewin-
nung, Handel, Eigenschaften etc. von Th. Chateau. Bear-
beitet und mit ZusÀtzen vermehrt von Dr. Hugo Hartmann.
Leipzig 1864, bei Wolfgang Gerhardt.
a a FR PER En ı Dee
=
.
Beitrag zur PrĂŒfung der fetten Oele. 177
mehr denjenigen Stoffen zuzuschreiben, welche
das Oel aus der Mutterpflanze als Verunreini-
gungen aufgenommen hat.
Als Beispiel will ich anfĂŒhren: Die fetten Oele der
Cruciferen bilden mit wÀsseriger Kali- oder Natron-
lauge in der WĂ€rme behandelt Schwefelkalium oder
Schwefelnatrium, enthalten mithin irgend eine Schwe-
felverbindung, welche wir weniger als einen wesentlichen,
als vielmehr als einen zufÀlligen Bestandtheil des fetten
Oels der Cruciferen betrachten mĂŒssen. Dennoch gebrau-
chen wir diesen geringen Schwefelgehalt, um eine Ver-
fÀlschung des Mandelöls, Mohnöls oder Olivenöls mit
einem Oele aus der Familie der Cruciferen nachzuweisen.
Unter den fetten Oelen unterscheiden wir vorzugs-
weise drei Gruppen:
1. Die nicht trocknenden Oele, die Glyce-
ride der OelsÀure. Sie charakterisiren sich dadurch,
dass sie
a) an der Luft nicht trocknen, sondern schmierig
bleiben;
b) mit salpetriger SÀure oder UntersalpetersÀure ver-
setzt, sehr bald erstarren durch Umwandlung des
flĂŒssigen Oleins in festes Elaidin und
c) mit concentrirter SchwefelsÀure gemischt sich höch-
stens bis 600 C. erhitzen.
2. Die trocknenden Oele, die Glyceride der
LeinölsÀure oder Àhnlicher SÀuren. Sie charakterisiren
sich
a) durch allmÀliges Eintrocknen an der Luft, d.h.
sie werden bei Zutritt der Luft und rascher noch
bei Anwendung einer höheren Temperatur (z.B.
lÀngere Zeit in einem Oelbade bei der Tempe-
ratur von 150â 16000. gehalten), entweder in
einen starren, festen, harzÀhnlichen oder in einen
kautschukartigen Körper verwandelt;
b) dass sie in BerĂŒhrung mit Untersalpeter- oder sal-
petriger SĂ€ure nicht erstarren, und
#- ui) " Lak rn wre % rw ar riK r â r. a Sur, u
ar TRITE 4 PR. N Wu Fe Le 3705
ed an 6 5
178 A. Casselmann,
.c) mit concentrirter SchwefelsÀure gemischt, sich un-
gemein stark, meist unter Entwickelung von schwef-
liger SĂ€ure, erhitzen.
3. Die Fischöle oder Thrane. Die Glyceride
der PhysetölsÀure oder Àhnlicher SÀuren. Dieselben
charakterisiren sich durch die intensiv rothen FĂ€rbun-
gen, welche Aetznatron, SchwefelsÀure von 1,530 spec.
Gew. und namentlich syrupsdicke PhosphorsÀure damit
erzeugen.
Wenn aus diesem eben Gesagten hervorgeht, dass
es dem Laien nicht schwer fallen wird, die VerfÀlschung
eines Oels einer Gruppe mit dem einer andern Gruppe
durch die oben angefĂŒhrten charakteristischen Reactionen
zu entdecken, so wird ihm die Entdeckung der Ver-
mischung von Oelen ein und derselben Gruppe doch um
so mehr Schwierigkeiten bereiten, als es eigentlich nur
möglich ist, dieselben aus dem Complex einer Reihe von
Reactionen genauer zu erkennen.
Die mir zur Untersuchung gesandten Leinölsorten
fĂŒhrten, wahrscheinlich nach dem Namen der Fabriken,
verschiedene Bezeichnungen, nĂ€mlich MĂŒller, Schisch-
kin und Tschubuikin und das Sonnenblumenöl die
Bezeichnung sĂŒsses Sonnenblumenöl No. 2.
Das Leinöl von MĂŒller war dunkelgelb und klar
und wurde mir als vollkommen rein und unverfÀlscht
bezeichnet, wĂ€hrend die beiden andern von trĂŒber Be-
schaffenheit waren und noch Schleimtheile enthielten.
Auch das Sonnenblumenöl, von hellgelber, dem Mohnöl
Ă€hnlicher Farbe, war nicht ganz klar.
Zur PrĂŒfung des specifischen Gewichts wandte ich
ein Oleometer an, was Àhnlich wie ein Alkoholometer
mit Thermometer eingerichtet und dessen O-Punct gleich
121,0 R. war. Die Scala des Oleometers stieg von unten
20 nach oben bis 50. Eine beigegebene Anweisung be-
sagte, dass Baumöl 38, Mohnöl 32, Leinöl 29â 30, Thran
33 Grade anzeigten mĂŒsse.
SE Lea a EIER RR ap SSR RT Ban A a al re Fe N a ae Ne
EN N x
Beitrag zur PrĂŒfung der fetten Oele. 179
Nach diesem Oleometer zeigten nun
das Leinöl von MĂŒller und Schischkin â 29,5 Grade
R 5 BIS BSchnDULK 10.5.5 nn, â 30 N
Fsanttenblumendl......n.lmsseeis. a Be
Ferner:
RR BUT â 5, 2
nn De Bo
oe ee ee ee, eu rn
N TE AL â ONE
Durch Beschaffung einer Mohrâ'schen Wage war es
mir spÀterhin möglich, das specifische Gewicht der erst-
genannten vier Oele und des Provenceröls nochmals fest-
zustellen und es ergab sich, dass
das Leinöl von MĂŒller und Schischkin = 0,9316
2 ÂŁ Ensksehtrbuikın.. 2... â 0910)
esonnenblumenöl............0. â=.0,920
rovenicerĂ¶ĂŒl:......n.0 er nun dee == 0,14
spec. Gew. bei 15°C. zeigte.
Ein Gemisch von gleichen Theilen Leinöl und Son-
nenblumenöl dagegen zeigte am Oleometer 32 Grade und
ergab mit der Mohrâschen Wage ein spec. Gewicht von
â 0,926 bei 150C.
Bei dieser Gelegenheit muss ich bemerken, dass Bol-
ley in seinem Handbuch der chemisch-technischen Unter-
suchungen 1864 S. 347 mittheilt, dass es den von ver-
schiedenen Autoren angegebenen specif. Gewichtsbestim-
mungen der fetten Oele an Uebereinstimmung mangelte.
Vergleichsweise fĂŒhrt er ausser andern auch das Leinöl
und Olivenöl auf. Dieselben besitzen folgendes speci-
fische Gewicht:
Seharling Lefebvre SchĂŒbler
Leinöl... 0,9383 0,9350 0,9347
Olivenöl â 0,9180 0,9176.
Da die daselbst angegebenen Zahlen mit den von
mir mittelst der Mohrâschen Wage gefundenen ebenfalls
nicht ĂŒbereinstimmten, so versuchte ich die Bestimmung
des specif. Gewichts noch auf anderem Wege, nÀmlich
durch das gewöhnliche ArÀometer und das 1000 Gran-
180
GlÀschen.
ar ca Fr
Pa
A. Casselmann,
aus Leinöl und Sonnenblumenöl zu Gebote.
folgendes spec. Gewicht bei 150 C.:
Mohrâsche Wage
0,926
1000 Gran-GlÀschen
0,928
Leider stand mir dazu nur noch das Gemisch
Dies ergab
Gew. ArÀometer
0,930.
Auch hier sieht man eine Differenz auftreten, deren
RKeage
Röinen Schwefel- | Schwefel- | Schwefel- nen Pag
a | Schwefel- sÀure von | sÀure von sÀure von 1.840 mit 1.475
â calcium. 1.475 spec. | 1,530 spec. | 1,635 spec. | Salpeter- | Gew.
Oele, Gew. | Gew. | Kew. sÀure von \chroms
| | | 1,2 sp. Gew. | gesÀt
Beimöl eidotter- kun , schmutzig | dunkel-
von ı schmutzig u. roth- dunl
hubiii. gelbe rs dunkel- grĂŒn-
kin Emulsion FĂ€rbung | grĂŒn braun braun grĂŒ
| |
| En | desgl. dunkel- stark dese]
sch. | etwas grĂŒne dunkel- | desgl Vapce 58 des
km dunkler FĂ€rbung grĂŒn |
Leinöl desgl. |desgl. wenig, _ | .
von heller als | heller wie dunkel- | schmutzig desgl- des;
MĂŒller | vorige vorige | gran HN, Braun heller
ken | Ren. |weiss, kaum) weissgelb, desgl.mehr
2 Gelbliche weisse | ins BrĂ€un- | ins BrĂ€un- | ins Röth- | grĂŒn,
blumenöl __: FĂ€rbung |liche ĂŒber- liche ĂŒber- |licheĂŒber-| Gel
spielende 5
ner, | gehend gehend gehend
| gelbliche, | F
' weisslich- | bald ins En it
Mohnöl | gelbe BrÀunliche | en Be braun des:
Emulsion [ĂŒbergehend.| ;)6.rehend
FĂ€rbung 7 gehen
| 8 |
â7 | grĂŒngelbl. | dunkelgr. | dunkel- dunkel- | schwarz- |desgl.
Ba | Emulsion FĂ€rbung | grĂŒn grĂŒn braun dunk
'gelblicheins | rg
en weissgelb- GrĂŒne und gelb, k schmutzig | orange. | dual
vencer liche BrÀunliche | schmutzig besuch ein Hral
öl Emulsion | ĂŒbergeh. grĂŒnlich 8
FĂ€rbung |
weiss, ins dunk
2 En Röthliche, | â11: grĂŒn,
Mandelöl Ei Bee weiss dannBrÀun- Re BrÀt
ra BE liche ĂŒber- lich
gehend ĂŒber;
WiR.K. la a etEr Z RE NT RE NIEE N
Beitrag zur PrĂŒfung der fetten Oele. 181
4
Grund in der fehlenden Genauigkeit der Instrumente zu
_ suchen ist, welche möglicher Weise, abgesehen von den
verschiedenen Oelsorten und deren Reinheit, auch bei oben-
genannten Autoren nicht ohne Einfluss gewesen sein mag.
Die Wirkung .. der verschiedenen angewandten Rea-
gentien ist in folgender Tabelle niedergelegt:
iem
|
Salpeter-
= - A Salpeter-
arme ven | ana | Yinkekei | hehe | Sale
e von sÀure von | 7,20 spec, | Zinnchlorid | ; x SBauR:
N 35105 (ZnCl) beim sÀure Anecksilber-
D spec. 1,220 spec. | Gew. und Sn. | Kens ' diek). | os7d beim
| iunferfeil- irwÀrmen. | (syrupsdick).
pe; | Gew. ne ch ErwÀrmen.
| | | sehmutzig | gelbe emul-
reihe | dunkel- gelb; nach, | sionsÀhn-
Br. en, | braune einiger Zeit) grĂŒn und liche Masse, dunkel-
| dunkler | dick- | schmutzig | grĂŒn blei- | nach eini- | grĂŒn bis
erdend! flĂŒssige | grĂŒn und ; bend |gem Stehen] braunroth
u | | Masse dunkler sich aus-
werdend _ scheidend
gelb, | grĂŒn, ins |
{ | schmutzig | Schmutzig- |
sgl. deszl. desgl. | a desgl. desgl.
werdend ĂŒbergehend
sg]. desgl. 4 ı bald nach schwach ' desgl. weni-
cht nicht desgl. demUmrĂŒh- grĂŒn, mehr | ger gut desgl.
ıdunk. | nachdunk. 'renreingrĂŒn]| gelb | mischbar
iss, | | » | weiss, dann âkeine emul-
wach | weiss, | Kaonlzir etwas dunk- keine Far-| sionsÀhnl.
srĂ€un- kaum | dickAĂŒcsi e ler (brĂ€un- | benverĂ€n- Masse, zugl. hellgelb
Â»ĂŒber- brĂ€unlich Mabe lich) wer- derung |EntfĂ€rbung
rend dend | eintretend
| schmutzig | | emulsions-
ern anne } Ă€hnl. Masse, grĂŒn, ins
lgelb | hellgelb en schmutzig | gesgl. |n. einigem | Braune
ge| grĂŒnlich St h . h ĂŒb ÂŁ h
MRS ehen sich ĂŒbergeh.
ausscheid.
| I Teer SE Pan lee za Fra a er
nlich- grĂŒnlich- geso] gelblich- | schön | ' keine desg).
elb gelb SÂź grĂŒn )° grĂŒn Emulsion | dunkler
| grĂŒnlich- |
\ schwach | gelbe | | wurde |desgl. Ent- |;
blich lv ersEirte hellgelb etwas fÀrbung
NEE heller eintretend
'grĂŒnl. gelbe
fest erstarr. weiss . .
eiss weiss |Masse, nicht kaum Pas Ver- desgl. eidotter-
so wie die| gelblich | "derung Be
| vorige
AN a) a Aal MR ILL IN a hal NENNE WELT RESTE O VERTWL RUND TONERER
182 A. Casselmann,
Diese Tabelle stimmt nicht ganz mit der sich ge-
wöhnlich in den LehrbĂŒchern befindlichen von Crace
Calvert ĂŒberein, auch fehlen die Reactionen mit Aetz-
natron, so wie die mit Königswasser und der alsdann
weitere Zusatz von Aetznatron, wodurch sich noch ver-
schiedene FarbenverÀnderungen erzielen lassen, nament-
lich was die thierischen Oele, die Thrane, anlangt. Da
aber auf diese hier weniger RĂŒcksicht zu nehmen war
und andererseits das Material nicht ĂŒberall zureichte, so
ĂŒberging ich dieselben um so mehr, als mir die meisten
der Reactionen nicht geeignet erschienen, um daraus mit
Sicherheit eine bestimmte VerfÀlschung des Leimöls zu
constatiren. So geht z.B. aus keiner der angegebenen
Reactionen auch nur annÀhernd hervor, ob eine Ver-
setzung des Leinöls mit Sonnenblumenöl statt gefunden.
Denken wir uns 10 Proc. Sonnenblumenöl dem fraglichen
Leinöl zugemischt, so wĂŒrde diese Beimischung eben so
wenig durch die aufgefĂŒhrten Reactionen erkannt werden
können, als eine Vermischung des Mohnöls mit Sonnen-
blumenöl, weil sich das letztere gegen die Reagentien
von allen Oelen am indifferentesten verhÀlt. Umgekehrt
dagegen wĂŒrde man leicht das Leinöl im Sonnenblumen-
öl nachweisen können, weil ersteres mehre charakte-
ristische Reactionen zeigt, dagegen weniger gut das Mohn-
öl, mit welchem das Sonnenblumenöl ĂŒberhaupt grosse
Aehnlichkeit hat.
Da diese Reactionen also nicht zum Ziele fĂŒhrten,
so versuchte ich aus der Temperaturerhöhung, welche
beim Mischen der fraglichen Oele mit concentrirter Schwe-
felsÀure von 1,840 spec. Gew. eintritt, eine VerfÀlschung
zu constatiren. Bei AusfĂŒhrung dieses Versuchs hatten
die Oele sowohl, wie die SchwefelsÀure eine Temperatur
von 140C. Vom Oel wurden 50 Grm. genommen und
zu diesen unter fortwĂ€hrendem UmrĂŒhren 10 C.C. der
concentrirten SchwefelsĂ€ure in dĂŒnnem Strahle aus einer
BĂŒrette fliessen gelassen *). Der Grad der Erhitzung bei
*) Wird weniger Oel und SchwefelsÀure genommen, etwa die
REST OUTEN SER NEEHT Ab AR Drag bu ARME I a PETE ST PER LE
Beitrag zur nn der in 0a 183
den Oelen ist ein verschiedener und in manchen FĂ€llen
genĂŒgend, um den Ausspruch, dass eine VerfĂ€lschung
statt gefunden hat, zu rechtfertigen.
Von den oben aufgefĂŒhrten Oelen ist das Leinöl das-
jenige, welches die höchste Temperaturerhöhung erzeugt.
Das Oel verwandelt sich zunÀchst in eine schwÀrzliche,
dicke, schmierige Masse, welche bei 75% C. unter gleich-
zeitiger Entwickelung von schwefliger SĂ€ure sehr stark
zu schÀumen anfÀngt. Das Thermometer steigt alsdann
rasch und hat in wenigen Minuten den höchsten Punct
erreicht.
Nach dem Leinöl folgt das Hanföl, dann das Mohn-
und Sonnenblumenöl, welche letztere beide sich gleich
verhalten und keine so zÀhe dieke Masse bilden, wie das
Leinöl und Hanföl. Bei den nicht trocknenden Oelen,
dem Provencer- und Mandelöl, ist die Erhitzung lange
nicht so stark und namentlich findet keine Entwickelung
von schwefliger SĂ€ure statt.
Die erhaltenen Resultate sind folgende:
Bei dem Leinöl von MĂŒller stieg die Temperatur bis
auf = 1320 0. Âź)
N ; â Schischkin Be â END,
. P ȉ Tschubuikin ee
bei dem Sonnenblumenöl stieg die Temperatur
bisauf == 42008
5 Mohnöl x N
N Hanföl y = 950.0,
x Provenceröl N â= 4800.
; Mandeiöl h â= 5906,
Wie aus dieser Zusammenstellung ersichtlich, betrÀgt die
Differenz der Temperaturerhöhung zwischen Sonnenblumen-
HĂ€lfte des vorgeschriebenen Quantums, so steigt die Tempe-
ratur nicht so hoch. Beim Leinöl von MĂŒller wurde au-
fangs die HĂ€lfte des Obengesagten genommen und die Tem-
peratur stieg nur bis 1200C.
*) Da die Oele durchschnittlich 140 hatten, so betrÀgt die Tem-
peraturerhöhung obige Zahlen minus 14.
BR N Ha AKAD AL. aaa aan Eleadn Bde ra Haan Mana N ae a
vi Bi Re \
184 A. Casselmann, Beitrag zur PrĂŒfung der fetten Oele. :
= F
&
öl und Leinöl ungefÀhr 40 Grade. Mischungen dieser Oele
â mĂŒssen also innerhalb dieser Grade liegen. Um dies zu
constatiren, wurden 15 Grm. Sonnenblumenöl mit 35 Grm.
Leinöl von Schischkin gemischt und mit 10 0.0. Schwe-
felsÀure versetzt. Die Temperatur stieg bis auf 1180 C.,
welche geringere Temperaturerhöhung mit dem zugesetzten
Sonnenblumenöl, wie leicht zu berechnen, im Einklang steht.
Schliesslich stellte ich noch eine Reaction an, welche
auf der Schnelligkeit des ErhÀrtens oder Eintrocknens
beruhte. Zu dem Zweck wurden 3â4 Grm. von jedem
Oel auf UhrglÀsern in ein Oelbad gesetzt, letzteres un-
gefÀhr 3 Stunden lang auf einer Temperatur von 1500C.
erhalten und dann erkalten gelassen. Den andern Tag
wurde dieselbe Operation wiederholt. Nach 36 Stunden
war das Leinöl von MĂŒller und nach 48 Stunden waren die
beiden andern Leinöle zu einer gummiÀhnlichen Masse
eingetrocknet; den 4ten bis öten Tag folgte das Mohnöl,
darauf das Hanföl, wÀhrend das Sonnenblumenöl am lang-
samsten trocknete und gegenwÀrtig, nach Verlauf von
drei Monaten, noch einer gallertartigen klebrigen Masse
gleicht. Die nicht trocknenden Oele erhÀrteten selbst-
verstĂ€ndlich nicht, wurden aber bei weitem dickflĂŒssiger,
so dass sie jetzt Àhnlich dem Ricinusöl fliessen.
Gehen wir nach dieser Auseinandersetzung zu der
dieser Arbeit zu Grunde liegenden Frage zurĂŒck, nĂ€m-
lich: War eine der beiden Oelsorten von Schisch-
kin oder Tschubuikin (die von MĂŒller wurde als
rein angenommen) mit Sonnenblumenöl vermischt?
so muss diese Frage aus folgenden GrĂŒnden mit âNeinâ
beantwortet werden, weil erstlich weder das specifische
Gewicht, noch zweitens die Temperaturerhöhung
mit SchwefelsÀure, noch drittens die Dauer des
Eintrocknens fĂŒr eine Mischung sprechen. Nur aus
der Zusammenstellung dieser drei Factoren ist es mög-
lich, einen solchen Schluss zu ziehen, wenig oder gar
keinen Schluss aber aus den in der Tabelle angegebenen
Reactionen.
Landerer, VerÀnderung des Oeles durch die Zeit. 185
FĂŒr den Laien aber sind das specifische Gewicht
und namentlich die Dauer des Eintrocknens als die
einfachsten und besten Mittel zu bezeichnen, um die
GĂŒte eines jeden Leinöls zu erproben.
Deber die VerÀnderung des Oeies durch die Zeit;
von
Dre X. Danderer:
Am Fusse des so bekannten Berges Sion wollte man
eine Schule bauen und um festen Grund zu finden, war
man genöthigt, bis zu einer Tiefe von 30 Meter zu gra-
ben, als man mit einem Mal auf eine Zisterne stiess, die
mit Oel gefĂŒllt war. Dieses Oel war jedoch durch die
Zeit, wÀhrend welcher es in dieser Zisterne gewesen war,
und die man auf etwa 1200 Jahre berechnete, indem
daselbst frĂŒher eine Stadt gestanden, in einen beinahe
festen Zustand ĂŒbergegangen, so dass man nur mit MĂŒhe
mittelst hölzerner Stöcke bis auf den Grund der Zisterne
kommen konnte. Man versuchte in Jerusalem das Oel
zum Brennen zu verwenden, es entwickelte jedoch einen
so fĂŒrchterlichen, in den Augen brennenden, scharfen Ge-
ruch, dass die Leute, die sich im Zimmer befanden, das
Freie suchen mussten, was wohl eine Folge der Bildung
von AcrylsÀure ist. Ein mir befreundeter Geistlicher aus
Jerusalem machte mir ein FlÀschchen dieses Oeles zum
Geschenk. Dasselbe ist so fest, dass man das Glas um-
kehren kann, ohne dass etwas herauslÀuft; es besitzt einen
brennenden Geschmack und einen ranzigen Geruch; die
DĂ€mpfe des angezĂŒndeten Oeles sind nicht auszuhalten
vor Brennen in den Augen. Im ganzen Oriente existirt
die Meinung, dass das alte Oel fĂŒr Wunden und andere
SchÀden sehr heilsam sei, weshalb die KleinhÀndler altes
ranziges Oel fĂŒhren, das mit dem Zwei- bis Dreifachen
bezahlt wird. In Jerusalem bereitet man aus diesem Oele
Salben fĂŒr die Armen, jedoch auf offene Wunden ange-
wendet, kann es Niemand vor Schmerzen aushalten.
âm
Arch.d.Pharm. CLXXXI.Bds.3. HÂŁft. 13
186 K. Frisch, nr
Ueber die BasieitÀt der WeinsÀure;
von
Dr. Kuno Frisch,
Assistenten am Laboratorium des Herrn Prof. Dr. Erdmann *).
Von den meisten Chemikern wird die WeinsÀure als
eine zweibasische SĂ€ure angesehen, die zwei Reihen von
Salzen, neutrale und saure bildet, von denen die ersteren
die Zusammensetzung C3 H?Me?Ol2 besitzen. Dieser
Annahme stehen jedoch mehre Thatsachen entgegen,
welche die zweibasische Natur der WeinsÀure zweifelhaft
machen und dieselbe als eine vierbasische SĂ€ure erscheinen
lassen, indem einige Metalloxyde im Stande sind, vier
Aequivalente Wasser in der WeinsÀure zu vertreten.
Liebig und Dumas zeigten zuerst am Brechwein-
stein, dass derselbe bei 10000. 2,1 Proc. HO, bei 200
bis 2200 aber 7,6â7,7 Proc. HO verliert. Sie schrieben
das Salz nach der Radicaltheorie KO, Sb O3, C8H?O8,
Gerhardt und Laurent betrachteten dasselbe als die dem
WeinsÀureanhydrid isomere TartrelsÀure, in welcher 1 At.
Wasser durch Kali, das andere durch Antimonoxyd ver-
treten ist.
Berzelius nahm diese Verbindung als Doppelsalz
einer neuen SÀure, der anomalen WeinsÀure, an, welche
2 Aeq. Wasser weniger enthielte, als die WeinsÀure und
gab diesem die Formel KO, C4HO? + SbO3, C4HO%;
doch gelang es Berzelius nicht, diese SĂ€ure zu isoliren.
Von den weinsauren Doppelsalzen ist das von Schwar-
zenberg zuerst dargestellte weinsaure Wismuthoxyd-Kali
von höchstem Interesse, weil dasselbe bei 1000 getrocknet
eine den bei 2000 getrockneten Brechweinsteinen analoge
Zusammensetzung besitzt. Behufs der Darstellung kochte
ich frisch gefÀlltes Wismuthoxyd mit Weinstein so, dass
ersteres in bedeutendem Ueberschusse vorhanden war.
Das Filtrat stellte eine farblose FlĂŒssigkeit dar, welche
*) Vom Hrn. Verfasser eingesandt. D. Red.
die BasicitÀt der WeinsÀure. 187
durch MineralsÀuren weiss gefÀllt und durch Alkohol
vollstÀndig niedergeschlagen wurde. Wasser erzeugte
keine TrĂŒbung. Dampfte man diese FlĂŒssigkeit ein, so
schied sich aus der concentrirten Lauge ein krystallinisches
Pulver aus, welches sich mit Wasser unter Abscheidung
eines weissen, sich schwer absetzenden Pulvers zersetzte.
Dieses ist der Wismuthweinstein. Versucht man aus dem
von der ersten Bereitung zurĂŒckgebliebenen Wismuthoxyd
durch Kochen mit Weinstein neue QuantitÀten des Salzes
darzustellen, so erhÀlt man stets verschiedene PrÀparate,
welche immer weit mehr Weinstein enthalten, als das
normale Salz. Das leichte Körnigwerden des Wismuth-
oxyds scheint die Bildung des Salzes zu erschweren.
Das auf die oben beschriebene Weise dargestellte bei 1000
getrocknete Salz unterwarf ich der Analyse, indem ich
dasselbe in SalzsÀure löste und mit Schwefelwasserstoff
fÀllte. Das Schwefelwismuth wurde in SalpetersÀure gelöst,
mit kohlensaurem Ammoniak gefÀllt und gekocht. Das
Kali wurde als Chlorkalium gewogen.
1,810 Grm. des Salzes gaben 1,0685 BiO3 â 59,03
Proc. BiO3 und 0,332 KC1 = 0,20961 KO = 11,58
Proc. KO.
a) 1,763 Grm. Substanz gaben 0,788 CO? â 0,2149 C
412,19 Proc. ©â undâ 0,1055 HO, = '0,01H72 2 â
0,66 Proc. H.
b) 1,509 Grm. des Salzes gaben 0,677 CO? â 0,185 C
â= 12,19 Proc. ⏠und: 0,083. HO â 0,00 >
0,61 Proc.
Berechnet Gefunden nach
2 in Schwarzenberg
BiO3. 59,52 59,03 58,94
319 52:11.83 11,58 12,22
©. ; ..... 12,06 12,19 12:19 12,16
EI 50,50 0,66 0,61 0,59
RR) 16,09
100,00. 100,00.
13%
188 K. Frisch,
Diese Analysen stimmen mit dem Schwarzenberg-
schen und mit dem berechneten Resultate gut ĂŒberein und
geben fĂŒr das Salz die Formel C$H?KBiO!2. Wie bereits
oben erwÀhnt, zerlegte sich dieses Salz mit Wasser zu
einem weissen unlöslichen Pulver, welches sich schwer
absetzte. Das Filtrat reagirte sauer, enthielt WeinsÀure
und Kali, aber keine Spur von Wismuth. Nachdem es
so lange ausgewaschen, bis es nicht mehr sauer reagirte,
wurde es zwischen Papier gepresst und getrocknet.
Zwischen 1000 und 2000 verlor es 3,92 Proc. HO.
Das bei 2000 getrocknete Salz ergab:
1,298 Grm. â 0,9225 BiO3 â 71,07 Proc. BiO3 und
0,0995 Grm. KCl = 0,06295 KO â 4,83 Proc. KO.
Dieses Salz ist demnach ein basisches Salz von der
Formel:
KO, 3(BiO3) + 2C3H?O8 (bei 200° getr.)
KO, 3 (Bi03) + 2C3H4010 (bei 1000 getr.) denn
Berechnet Gefunden
B103,, 24473,67 71,07
KOlNE. 4,85 4,83
C4H204. 23,47 24,10
100,00. 100,00.
Um die Zusammensetzung der Brechweinsteine zu
erklÀren, nehmen viele Chemiker an, dass das Antimon-
oxyd darin als Antimonyl (SbO2) + O enthalten sei
und dass diese Atomgruppe sich wie das Uranyl (U202)
verhalte, zu dessen Annahme man durch das Verhalten
des Uranoxyds zu SĂ€uren bestimmt worden ist. Dieser
Hypothese zufolge war zu erwarten, dass beide Metall-
oxyde sich auch Àhnlich in ihren Salzen, besonders in
ihrem Kali-Doppelsalz, verhalten. Um dieses gegenseitige
Verhalten zu ermitteln, stellte ich das weinsaure Uran-
oxydkali dar, indem ich Weinstein mit ĂŒberschĂŒssigem
frisch gefÀlltem Uranoxydhydrat kochte. Das Filtrat besass
eine gelbbraune Farbe und konnte nicht zur Krystalli-
sation gebracht werden. Bei langem Stehen schieden sich
einzelne Schuppen und HĂ€utchen ohne krystallinisches
die BasticitÀt der WeinsÀure. 189
GefĂŒge ab. Die Lösung wurde durch Alkohol vollstĂ€ndig
gefÀllt. Das bei 1000 getrocknete Salz verlor beim weiteren
Trocknen bis 2000 noch 5,63 Proc. HO und war noch
vollstÀndig in Wasser löslich. Das bei 2000 getrocknete
Salz der Analyse unterworfen, wurde bei Luftzutritt ge-
glĂŒht, in verdĂŒnntem Königswasser gelöst, mit Ammoniak
gefÀllt, wieder in SalzsÀure gelöst, die Lösung eingedampft
und der RĂŒckstand in Wasserstoffgas geglĂŒht. Alsdann
wurde das anhÀngende Chlorkalium vollstÀndig mit Wasser
ausgezogen und das gebildete Uranoxydul zur Verwand-
lung in Uranoxyduloxyd nochmals im schiefstehenden
Tiegel geglĂŒht. Diese langwierige Operation war noth-
wendig, da Kali vom Uranoxyd fest zurĂŒckgehalten wurde
und ich bei meiner ersten Analyse dadurch Differenzen
erhielt.
0) 2,219 Grm. gaben 0,9905 UO, U203 â 1,0093 U2O2
â 45,48 Proc. (kalihaltig) und 0,482 KCl â= 0,3036
KO==:,13,68/Proe.
6) 1,9845 Grm. â 0,8545 UO, U203 â 0,8703 U203 â
43,85 Proc. und 0,449 KĂl â= 0,283 KO â 14,26 Proe.
a) 1,351 Grm. mit Kupferoxyd verbrannt gaben 0,7185
CO? â 0,1959 C = 14,5 Proc. und 0,173 HO =
0,01922 'H =)1,4%5 Proe.
b) 0,993 Grm. â 0,531 CO? â 0,14481 C â 14,58 Proc,
und 0,1215 HO â 0,0135 H â 1,36 Proc.
Berechnet Gefunden
2. b.
U?03... 44,36 43,85
RO. .14,62 14,26
EIS LA 14,90 14,5 14,58
1 1,24 1,41 1,36
ie ee 24,84
99,36:
Dieses bei 2000 getrocknete Salz entspricht also der
Formel: KO, U?03, CSH4010, das Oxyd vertritt also nur
zwei Aequivalente basischen Wasserstoffs der WeinsÀure,
ı90 K. Frisch,
das Salz verhĂ€lt sich demnach entsprechend seinen ĂŒbrigen
Verbindungen und anders als die Antimonoxyddoppelsalze.
Ausser den Doppelsalzen mit vier Atomen Basis
spricht hauptsÀchlich noch eine Verbindung der Wein-
sĂ€ure mit vier Aequivalenten einer einsĂ€urigen Basis fĂŒr
die TetrabasiecitÀt derselben. Es ist dies das von Erd-
mann bereits vor 30 Jahren (Journ. f. prakt. Chem. 9, 271
und Ann. d. Pharm. 21) dargestellte Bleisalz, welches
76,9 â 77,2 Proc. Bleioxyd enthĂ€lt und dessen Formel
4PbO,C8H4010 Jauten wĂŒrde. Dieses Salz, welches
Erdmann ursprĂŒnglich aus metaweinsaurem und spĂ€ter
auch aus weinsaurem Bleioxyd darstellte, das er in Am-
moniak löste und kochte, ist auf Àhnliche Weise vor kur-
zer Zeit auch von Heintz dargestellt worden. Erdmann
betrachtete dieses Salz als ein basisches Salz, da auch andere
SÀuren,wie CitronensÀure, EssigsÀure etc. sich Àhnlich gegen
Bleioxyd in ammoniakalischer Lösung verhalten und Blei-
salze von mehr Atomen Basis als die neutralen liefern,
die sich nur als basische Salze betrachten lassen. Trock-
net man jedoch das Erdmannâsche Salz bei einer Tempe-
ratur zwischen 150â 2000, so verliert es noch 2 Aeg.
Wasser und enthĂ€lt 79â 79,4 Proc. Bleioxyd.
Dieses Bleisalz auf eine Weise darzustellen, wodurch
die Entstehung eines basischen Salzes vollkommen aus-
geschlossen ist, ist mir gelungen, indem ich neutrales
essigsaures Bleioxyd mit saurem weinsauren Kali acht
bis zwölf Stunden lang kochte. Unter Entwickelung von
EssigsÀure setzte es sich als ein schweres krystallinisches,
rein weisses Pulver nieder, welches heftiges Stossen der
siedenden FlĂŒssigkeit verursachte. Das gut ausgewaschene
Pulver war frei von EssigsÀure und KohlensÀure, voll-
stÀndig unlöslich in Wasser, verhielt sich eben so gegen
EssigsÀure, weinsaures Ammoniak und andere Ammoniak-
salze und unterscheidet sich dadurch wesentlich von dem
zweibasisch weinsauren Bleioxyd. Dagegen löste es sich
leicht in Kalilauge und SalpetersÀure. Das Salz verlor
zwischen 160â 2200 kein Wasser. Zwischen 150â1600
die BasicitÀt der WeinsÀure. 191
getrocknet ergab die Aequivalentbestimmung einen Gehalt
von 79,2 â 79,4 Proc. PbO.
1,413 Grm. des Salzes gaben 1,120 PbO â= 79,19 Proe.
en eh, Tor:
Be A aganid: 79,4 0
a) 0,647 Grm. des Bleisalzes mit 79,3 Proc. PbO gaben
mit CuO verbrannt 0,2035 CO? â 0,0555 C und
0,024 HO â 0,00266 H.
b) 1,127 Grm. des Bleisalzes von 79,4 Proc. PbO â=
0,348 CO? = 0,0949 C und 0,0395 HO â= 0,00439 H.
Berechnet 2. b.
2b02:4179,65 79,3 79,40
Gi: 8,57 8,57 8,40
INS 0,35 0,41 0,39
Oiie 11,42
99,99
Diese Zusammensetzung wĂŒrde genau der Formel
CSH2Pb?O12 entsprechen, mithin sind 4 Aeg. H der
WeinsÀure durch Pb vertreten. Dass aber in diesem
Salze WeinsÀure als solche verhanden und eine andere
SÀure, wie einige Chemiker dies bei den in höheren Tem-
peraturen getrockneten Brechweinsteinen annehmen, sich
nicht gebildet hatte, scheint aus folgenden Reactionen
hervorzugehen. Das Bleisalz verbrannt zeigte den charak-
teristischen WeinsÀuregeruch. In Wasser vertheilt und
mit Schwefelwasserstoff zerlegt, lieferte es nur WeinsÀure.
Um die BerĂŒhrung mit Wasser zu vermeiden, vertheilte
ich das Salz in Alkohol und leitete Schwefelwasserstoff
ein. Allein auch hier bekam ich eine SĂ€ure, die die
Reactionen der WeinsÀure besass.. Den letzten Theil,
welcher mir von der Bereitung des vierbasisch weinsauren
Bleioxyds geblieben, zerlegte ich in der KĂ€lte vorsichtig
mit concentrirter SchwefelsÀure, so dass eine ErwÀrmung
möglichst vermieden wurde und SchwefelsÀure nicht im
Ueberschusse zugegen war. Eine Zersetzung der orga-
nischen SĂ€ure war nicht bemerkbar. Dann zog ich es
mit absolutem Alkohol aus und versetzte den Auszug mit
192 K. Frisch,
einer ĂŒberschĂŒssigen Lösung von in absolutem Alkohol ge-
lösten Chlorcaleium. Die FlĂŒssigkeit trĂŒbte sich sogleich,
setzte aber nur sehr langsam einen weissen breiartigen
Niederschlag ab, welcher auf das Filter gebracht, schwer
ablief und mit absolutem Alkohol so lange ausgewaschen
wurde, bis das Filtrat nicht mehr auf Chlor reagirte.
Der getrocknete RĂŒckstand stellte eine zĂ€he, gummiartige
Masse dar, welche nur sehr schwer zerrieben werden
konnte. Verbrannt zeigte das Salz den Geruch nach
WeinsÀure. Es war in kochender WeinsÀure löslich,
unlöslich dagegen in Chlorammonium und salpetersaurem
Ammoniak. Ebenso wie dieses zeigte auch das ursprĂŒng-
liche vierbasisch weisaure Bleioxyd, in Kalilauge gelöst,
die Reactionen der WeinsÀure. «
Bei der Darstellung des vierbasischen Bleisalzes kochte
ich anfangs die Weinsteinlösung mit der essigsauren Blei-
oxydlösung nur kurze Zeit, das eine Mal drei, das andere
Mal vier Stunden. Es resultirten zwei Bleisalze, von
denen das eine 72,55 Proc. PbO, das andere 72,87 Proc.
PbO enthielt. Sie unterschieden sich von dem zweibasisch
weinsauren Bleioxyd durch gÀnzliche Unlöslichkeit in
Wasser, EssigsÀure und Ammoniaksalzen. WÀre es ein
Gemisch zweier Salze gewesen, also in diesem Falle aus
zweibasisch und vierbasisch weinsaurem Bleioxyd beste-
hend, so hÀtte sich doch wohl das zweibasische Salz in
EssigsĂ€ure und Ammoniaksalzen lösen mĂŒssen. Von dem
Bleisalze mit vier Atomen Basis unterschied es sich durch
mindere Schwere, welche sich durch geringeres Stossen
der siedenden FlĂŒssigkeit bemerkbar machte.
Das bei 2000 getrocknete Salz wurde der Analyse
unterworfen:
1,2385 Grm. Substanz gaben mit CuO verbrannt 0,4713
CO? â 0,12859 C und 0,079 HO â 0,00877 H.
Berechnet Gefunden
Pb ..72.12 72,87
ee eh ©, 10,39
FH; ,.79 20:65 0,70
O:2.1025,74
100,00.
die BasicitÀt der WeinsÀure. 193
Diesem Salze wĂŒrde demnach die Formel C8H3Pb3012
zukommen und in ihm drei Aequivalente basischen Wasser-
stoffs durch Blei vertreten sein.
Es ist mir auch gelungen, ein vierbasisches Zinksalz
darzustellen. Bei frĂŒher angestellten Versuchen, die Wein-
sÀure durch Zink in alkalischer Lösung zu reduciren,
kochte ich lÀngere Zeit WeinsÀure, Zink und Kalilauge.
Beim nachherigen Neutralisiren der stark kaustischen
Lösung mit SalpetersÀure, fÀllte ich ein Zinksalz, wel-
ches durch nochmaliges Wiederauflösen in Kalilösung und
nochmaliges vorsichtiges Neutralisiren mit SalpetersÀure
gefÀllt, abfiltrirt, ausgewaschen und getrocknet wurde.
Dieses Salz war vollstÀndig unlöslich in Wasser, Wein-
sÀure, Salmiak und salpetersaurem Ammoniak, löste sich
aber leicht in Kalilauge und MineralsÀuren. Es war voll-
stÀndig frei von KohlensÀure. Das bei 1000 getrocknete
Salz zeigte einen kronpaterchalt von 56,2 â56,8 Proc
Zinkoxyd, denn
a) 0,598 Grm. des bei 1000 getrockneten Salzes gaben
mit SalpetersĂ€ure befeuchtet und geglĂŒht 0,336 ZuO °
= 56,2 Proc.
Ă) 0,470 Grm. des bei 1000 getrockneten Salzes von
einer anderen Bereitungsweise gaben wie oben be-
handelt 0,267 ZuO â= 56,3 Proc.
a) 0,824 Grm. bei 1000 getrocknet und mit CuO ver-
brannt gaben 0,496 CO? â= 0,1352 C und 0,0815
HO â 0,00905 H.
b) 1,172 Grm. bei 2000 getrocknet und mit CuO ver-
brannt gaben 0,709 CO? â= 0,1933 C und 0,1305
HO â 0,0145 H.
Berechnet a. (100) b. (2000)
ZnO 56,84 56,20 56,80
C... 16,84 16,43 16,50
FL=2548,05 1,09 1,23
0... 25,26
99,39.
Die Formel fĂŒr dieses Salz ist CSH?Zn?012 4. HO.
VER RT 2 ENT BE un: 30),
x j ? IN ie
194 K. Prisch,
Dieses letzte Aequivalent Wasser scheint ziemlich
hartnĂ€ckig zurĂŒckgehalten zu werden, da das Aequivalent-
gewicht des Zinksalzes auch bei 2000 getrocknet zwischen
56,2 bis 56,8 Proc. schwankte. Doch steht in der Reihe
der weinsauren Salze dieser Fall nicht vereinzelt da, denn
Versuche haben mich ĂŒberzeugt, dass auch bei den zwei-
basisch weinsauren Salzen des Baryts und Kalks ein Àhn-
liches ZurĂŒckhalten von 1 Aeq. Wasser, welches ausser-
halb der Formel steht, statt findet.
Bei stundenlangem Kochen der WeinsÀure mit Zink
schied sich unter Entwickelung von Wasserstoff ein weis-
ses, lockeres Pulver aus, welches in Wasser sehr schwer,
leicht dagegen in Kalilauge löslich ist. Wasser löste nur
Spuren. Eben so war es auch getrocknet unlöslich in
EssigsÀure und Salmiak. Bei 1000 getrocknet ergab es
sich als zweibasisch weinsaures Zinkoxyd, denn 0,947
des Salzes gaben mit SalpetersĂ€ure befeuchtet und geglĂŒht
05595, 2n0: â 37,9 Proc. ZnO.
Versuche, die vierbasisch weinsauren Baryt- und
Kalksalze darzustellen, blieben erfolglos. Durch lÀngeres
Kochen von ĂŒberschĂŒssigem essigsauren Baryt und Kalk
mit saurem weinsauren Kali erhielt ich nur zweifach wein-
sauren Kalk und Baryt. Das Barytsalz war sehr dicht
und krystallinisch.
1,204 Grm. bei 1000 getrocknet in HCl gelöst und mit
SO3 gefĂ€llt gaben 0,950 BaO, S0O3 â 0,6324 BaO
= 52,53 Proc.
Das gleiche Resultat wurde erhalten, wenn ich Wein-
sĂ€ure stark mit Ammoniak ĂŒbersĂ€ttigte und nun erst die
Lösungen des essigsauren Baryts und Chlorcalciums,
ebenfalls mit Ammoniak ĂŒbersĂ€ttigt, im Ueberschuss zu-
setzte und lÀngere Zeit kochte. Bei Anwendung von
Baryt erhielt ich auf diese Weise gleich anfangs einen
Niederschlag, der beim Kochen sehr dicht und krystalli-
nisch wurde. Das Salz war in EssigsÀure unlöslich, eben
so in Chlorammonium und heisser sowohl, wie kalter
WeinsÀurelösung. Eben so wurde es auch von kalter
âdie BasicitĂ€t der WeinsĂ€ure. 195
Kalilauge nur sehr wenig gelöst und aus dieser Lösung
durch Kochen wieder abgeschieden. Beim Verbrennen
blÀhte es sich sehr stark auf und hinterliess den kohlen-
sauren Baryt als lockeres weisses Pulver.
a) 2,825 Grm. des bei 1500 getrockneten Salzes gaben
1,910 BaO, CO? â 1,4834 BaO.= 52,52 Proc.
b) 2,119 Grm. des Salzes bei 1200 getrocknet, geglĂŒht
und wie oben mit kohlensaurem Ammoniak befeuch-
tet und wieder gelinde geglĂŒht gaben 1,427 BaO,
27 21,11335Ba0 â 152,55, Proc:
Das Barytsalz verlor zwischen 120â1500 kein Wasser.
Der wasserfreie weinsaure Baryt hat ein Aequivalent-
gewicht von 53,7 Proc. BaO. Jene oben gefundenen und
genau ĂŒbereinstimmenden Analysen sowohl des Salzes
aus ammoniakalischer Lösung als auch aus essigsaurer,
welche bei 120 und 1500 getrocknet wurden, lassen das
Salz mit noch einem Atom Wasser verbunden annehmen
CsH?*Ba?012, HO, welches vollstÀndig ohne Zersetzung
aus dem Salze nicht entfernt werden kann. Das Baryt-
salz zersetzt sich bereits unter BrÀunung bei einer Tem-
peratur zwischen 150 â 200°.
Mit Kupferoxyd verbrannt gaben 0,812 Grm. Substanz
0,468 CO2 â 15,71 Proc. und 0,153 HO â 2,093
Proe. 11.
CERBA2ORHO REG
BaO 52,04 .. 52,54 52,53 52,54
Ci. 16,32 15,71
H4.4:1370 2,09
O.. 29,93
99,99.
Eine entsprechende Zusammensetzung habe ich bei
den nach beiden Methoden dargestellten Kalksalzen ge-
funden. Das durch stundenlanges Kochen der ammoniaka-
lischen Lösung von Weinstein und Chlorcaleium dargestellte
Salz, welchem das verdampfende Ammoniak beim Kochen
immer wieder zugesetzt wurde, bildete einen dichten,
196 K. Frisch,
krystallinischen, weissen Niederschlag, der sowohl in
Wasser als in concentrirter und verdĂŒnnter EssigsĂ€ure
unlöslich war. In concentrirter Kalilauge löste sich das
Salz leicht auf, schied sich aber beim Kochen wieder
gallertartig aus. In Salmiak und salpetersaurem Ammoniak
war es vollstÀndig unlöslich. Setzte man kalte WeinsÀure-
lösung hinzu, so bemerkte man selbst nach lÀngerer Zeit
keine Lösung, dieselbe erfolgte aber alsbald beim Erhitzen.
Beim GlĂŒhen blĂ€ht sich das Salz stark auf und hinterlĂ€sst
ein zartes weisses Pulver. In höherer Temperatur als
150â 1600 brĂ€unte es sich wie das Barytsalz.
1,191 Grm. des bei 1500 getrockneten Salzes gaben
0,608 Ca0, CO? â 0,3404 CaO â 28,5 Proc.
Das wasserfreie zweibasische Salz verlangt 29,8 Proc.
Es scheint also eben so wie das Barytsalz sein letztes
Aequivalent Wasser schwer zu verlieren und besteht aus
C8H?Ca20122, HO.
Der Aggregatzustand des Barytsalzes sowohl wie der
des Kalksalzes ist durch das lange Sieden wahrscheinlich
ein anderer geworden, denn beide weichen in ihren Lös-
lichkeitsverhÀltnissen von den auf gewöhnliche Weise dar-
gestellten Salzen bedeutend ab. In Chlorammonium und
salpetersaurem Ammoniak sind die von mir dargestellten
Salze gar nicht löslich, die auf kaltem Wege bereiteten
leicht. Eben so verschieden verhalten sie sich gegen
EssigsÀure. Der weinsaure Kalk soll in kalter WeinsÀure-
lösung löslich sein; der durch langes Kochen erhaltene
ist es erst in heisser. Der weinsaure Baryt ist in kalter
Kalilauge sehr leicht löslich, der durch Kochen erhaltene
sehr schwer.
Versuche, welche ich anstellte, um das Verhalten des
Eisenoxyds gegen WeinsÀure zu ermitteln, scheiterten
an der leichten Reducirbarkeit des Eisenoxyds durch die
SÀure. Frisch gefÀlltes Eisenoxydhydrat mit WeinsÀure-
lösung digerirt, welche eine Temperatur von 350 nicht
ĂŒberstieg, liess bereits nach zwei Stunden deutlich Oxydul
nachweisen. ErwÀrmt man die Lösung höher, so fÀllt
die BasicitÀt der WeinsÀure. 197
unter theilweiser Reduction zu Oxydul ein Salz nieder,
welches basischer Natur sein muss, denn die ĂŒberstehende
eisenoxyduloxydhaltige FlĂŒssigkeit enthielt neben wenig
Eisen sehr viel freie WeinsÀure, welche man durch Kry-
stallisation trennen konnte. Das PrÀcipitat, wesentlich
aus Eisenoxyd und Eisenoxydul bestehend, enthielt nur
ganz geringe Mengen WeinsÀure und war wahrscheinlich
ein Gemenge von weinsaurem Eisenoxydul und viel Eisen-
oxydhydrat.
GĂŒnstigere Resultate schienâ das weinsaure Eisenoxyd-
Kali zu versprechen, ein Doppelsalz mit vier Aequivalenten
Basis, also gerade wie die Brechweinsteine zusammen-
gesetzt. Ich vermuthete, dass es diesen analog zusammen-
gesetzt sein und bei höherer Temperatur getrocknet noch
2 Aeg. Wasser verlieren wĂŒrde. Frisch gefĂ€lltes Eisen-
oxydhydrat wurde mit Weinstein und Wasser mehre
Tage bei gelinder WĂ€rme digerirt. Verdunstet, setzte
die FlĂŒssigkeit schwarzbraune Schuppen ab, die bei 1000
getrocknet, noch nicht zersetzt-waren, denu das Salz löste
sich in Wasser wieder zu einer klaren FlĂŒssigkeit auf.
Bei dieser Temperatur enthÀlt es aber noch zwei Aequi-
valente Wasser, welche, wenn man es in höherer Tem-
peratur, z. B. bei 1500 trocknet, allerdings entweichen,
zugleich tritt auch eine Reduction des Oxydsalzes ein, die
WeinsÀure wird theilweise zersetzt und KohlensÀure ent-
wickelt.
Eben so wenig wie beim Kalk und Baryt ist es mir
auch beim Kupfer und Quecksilber gelungen, noch zwei
Aequivalente Wasserstoff in der WeinsÀure durch das be-
treffende Metall zu ersetzen. Beim Quecksilberoxyd stösst
man auf dieselben Schwierigkeiten wie beim Eisenoxyd,
da das weinsaure Quecksilberoxyd sehr geneigt ist, sich
zu reduciren, besonders leicht beim Kochen der entsprechen-
den Lösungen. Bei Anwendung kalter Lösungen bekommt
man stets das zweibasische Salz. Von der Behandlung
der Quecksilberoxydsalze mit Alkalien musste ich absehen;
eben so konnte ich mir keinen gĂŒnstigen Erfolg durch
a 0 Rd dan a ale
198 F. Bodenstab,
Anwendung von Ammoniak versprechen, denn behandelt
man weinsaures Quecksilberoxyd mit weinsaurem Am-
moniak und Ammoniak im Ueberschuss, so tritt Ammoniak
in die Verbindung und es bildet sich weinsaures Mercur-
ammoniumoxyd.
Das weinsaure Quecksilberoxydul zersetzt sich eben-
falls in der Hitze, indem es bereits durch kochendes
Wasser schwarzgrau wird und in Folge der Reduction
Quecksilber ausscheidet.
Noch leichtere Zersetzbarkeit zeigt das Silbersalz.
Mehre der dargestellten Salze mit einsÀuriger Basis,
namentlich das vierbasisch und dreibasisch weinsaure
Bleioxyd und das vierbasisch weinsaure Zinkoxyd, be-
weisen, dass in der WeinsÀure C8H6012 nicht bloss zwei,
sondern auch drei und vier Aequivalente Wasserstoff durch
Metalle vertreten werden können.
â u â
Ueber einen Bleigehalt kÀuflicher WeinsÀure;
von
Fr. Bodenstab in Calvörde.
Obgleich schon wiederholt auf obige Verunreinigung
hingewiesen, erscheint mir nachfolgende Beobachtung den-
noch mittheilungswerth.
Bei der PrĂŒfung einer kĂŒrzlich bezogenen WeinsĂ€ure
mit der Bezeichnung purissimum, erhielt ich in der wÀsse-
rigen Auflösung mit Schwefelwasserstoff einen schwarzen
Niederschlag. Dies veranlasste mich, um letzteren nÀher
zu prĂŒfen, einige Unzen der SĂ€ure, mit HĂŒlfe eines Mör-
sers, in Wasser zu lösen. Hierbei bemerkte ich unter
dem Pistill einige glÀnzende, dehnbare MetallblÀttchen,
welche offenbar den Krystallen angehÀngt hatten. Diesel-
ben gaben sich bei nĂ€herer PrĂŒfung als Blei zu erkennen. .
Auch aus der Auflösung schied sich durch Schwefelwasser-
stoff reichlich so viel des schwarzen Niederschlages aus,
RRER I kr. xe yN7 RUE, sera N u k rn Sulr ' Zu 5 m
R hi z -. . T.ce . Âź ..
â Bleigehalt kĂ€uflicher WeinsĂ€ure. 199
dass es leicht wurde, denselben, nach dem gewöhnlichen
Verfahren der Analyse als Schwefelblei erkennen zu können.
Es gelang mir auch, aus einigen Pfunden der SĂ€ure
eine grössere Anzahl Krystalle auszulesen, welche dunkle
Punkte enthielten, besonders an den Àusseren Seiten.
Unter der Loupe zeigten sich diese dunkeln Partikeln
auf der OberflÀche mit einem matt weisslichen Anfluge
versehen. Von den Krystallen getrennt und im Mörser
mit Wasser zerrieben erschienen sie metallglÀnzend, weich
und dehnbar.
Offenbar hatte man das Abdampfen der SÀurelösung,
auch wohl gar die Krystallisation, in BleigefÀssen vor-
genommen, so dass Partikelchen des Metalls sich von den
WĂ€nden derselben getrennt und der krystallisirten SĂ€ure
angehÀngt hatten.
Ueber die SĂ€ure wurde mir mitgetheilt, dass der
Fabrikant derselben die meisten Droguenhandlungen damit
schon lange versorgt, unter Garantie völliger Reinheit!
Man habe daran um so weniger gezweifelt, weil keine
Klagen ĂŒber die Waare eingelaufen seien.
Einige Handlungen fĂŒhren eine wesentlich theurere
SĂ€ure; die von dem Hause Rump & Lehners in Hannover
mit der Bezeichnung purum bezogene, hat sich stets als
völlig rein erwiesen.
âââ
Notiz ĂŒber Rapskuchen und Rapsmehl (entöltes).
Bei von O.Lehmann mitgetheilten vergleichenden FĂŒt-
terungsversuchen mit gepressten, ölreichen Rapskuchen und
ölarmen Rapsmehl, wie solches bei der Oelgewinnung durch
Extraction mit Schwefelkohlenstoff ĂŒbrig bleibt, wurde die
Beobachtung gemacht, dass das letztere, mit Wasser zu
einem dicken Brei angerĂŒhrt, erstnach 36 Stunden in der Zim-
merwÀrme einen schwachen Geruch nach Senföl wahrneh-
men liess, wĂ€hrend der mit PressrĂŒckstĂ€nden bereitete Brei
200 Notiz ĂŒber Rapskuchen und Rapsmehl. |
schon nach 6 Stunden diesen Geruch zeigte, der an StÀrke
allmÀlig zunahm und sich nach etwa 36 Stunden wieder
verlor. Diese Beobachtung gab Anlass zu folgenden
weiteren Versuchen:
1. Gleiche Mengen von beiden Sorten von reinem
Rapsmehl wurden mit Wasser zu einem Brei angerĂŒhrt
und nach 8 Stunden, mit Wasser verdĂŒnnt, der Destillation
unterworfen. Das Destillat von den Presskuchen, nament-
lich die zuerst ĂŒbergehenden Portionen, zeigte deutlich
einen schwachen Senfölgeruch, das von dem mit Schwefel-
kohlenstoff entölten Rapsmehl nicht.
2. Derselbe Versuch nach 24stĂŒndigem Stehen des
Breies gab das gleiche Resultat, nur war der Senfölgeruch
in sehr schwachem Grade, und nur im Anfang der Destil-
lation wahrzunehmen.
3. Mit Weingeist, und nach der Erschöpfung mit
Wasser extrahirt, gaben
spirituöses wÀsseriges
Extract Extract
100 Rapsmehl vom Pressverfahren...... 7,50 4,71= 12,21 Proc.
100 ÂŁ â Extractionsverfahren 3,18 41.10 =/1,28 5
Direct mit Wasser digerirt, gab das erstere, das Mehl
vom Pressverfahren, eine FlĂŒssigkeit, aus der sich beim
Erhitzen ein sehr starkes, eiweissartiges Coagulum ab-
schied, wogegen bei dem letzteren nur eine schwache
Abscheidung erfolgte. Zu einem Theil der ungekochten
Lösung beider Mehlsorten wurde etwas von dem obigen
wÀsserigen Extract gebracht, es ergab sich, dass beim
Stehen an einer circa 300 C. warmen Ofenstelle die Lösung
mit dem Extract des Rapsmehles vom Pressverfahren
einen zwar schwachen, aber deutlich zu erkennenden
Geruch nach Senföl entwickelte, wÀhrend das Extract
des durch Schwefelkohlenstoff entölten Rapsmehles eine
solche Geruchsentwickelung nicht veranlasste.
Nach diesem Verhalten darf man wohl annehmen,
dass auch in den Körpern des Rapses kleine Mengen
derjenigen Stoffe (MyronsÀure und Myrosin) vorhanden
sind, welche den Senfkörnern die FÀhigkeit ertheilen, in
ee N
BET
>. Beyer, die Keimung der gelben Lupine. 201
BerĂŒhrung mit Wasser Senföl zu erzeugen, und dass die-
ser scharfe Stoff auch in die Milch ĂŒbergeht und der bei
starker FĂŒtterung von Rapskuchen daraus dargestellten
Butter den bekannten scharfen, beissenden Geschmack
ertheilt. â Da das durch Schwefelkohlenstoff entölte Raps-
mehl diese ĂŒble EigenthĂŒmlichkeit weder bei den vor-
stehenden, wenn auch unvollkommenen Versuchen, noch
bei der VerfĂŒtterung an MilchkĂŒhe zeigte, so muss man
annehmen, dass die Bedingungen zur Bildung des schar-
fen, senfölÀhnlichen Stoffes bei der Extraction des ge-
mahlenen Rapses aufgehoben wurde. Da das Myrosin
durch Erhitzung das Vermögen, aus MyronsÀure Senföl
zu entwickeln, einbĂŒsst, so liegt die Vermuthung am nĂ€ch-
sten, dass der heisse Wasserdampf, durch den man bei
dem Extractionsverfahren die letzten Reste von anhÀngen-
dem Schwefelkohlenstoff aus dem Rapsmehl entfernt, eine
solche Umwandlung bewirkt. Als Milchfutter wĂŒrde es
demnach den gewöhnlichen Rapskuchen vorzuziehen sein.
Bei letzteren ist mindestens ein vorgÀngiges lÀngeres
Weichen in Wasser zu vermeiden. Hirschberg.
Ueber die Keimung der gelben Lupine;
von 3
Dr. A. Beyer in Regenwalde *).
In Beziehung auf die AusfĂŒhrung nachstehender Arbeit
sei hiermit vorausgeschickt, dass dieselbe wÀhrend meiner
ThÀtigkeit an der Akademie zu Tharand begonnen und an
hiesiger Versuchs - Station zum Abschluss gebracht wor-
den ist.
Keine Periode im Leben der Pflanze ist wohl so
geeignet fĂŒr das Studium des Stoffumsatzes, als die Zeit
der Keimung. Die hier in einem kleinen Objecte zusam-
*) Als Abdruck a. d. âLandw. Versuchs-Stationenâ, ed. Prof.
Dr. F. Notbe. Bd.IX. 1867, vom Hrn. Verfasser mitgetheilt.
D. Red.
Arch.d. Pharm. CLXXX1. Bds. 3. Hft. 14
Ba ns
202 A. Beyer, }
mengedrÀngten Erscheinungen gestatten mehr, als in der
bereits zur weiteren Entwickelung gelangten Pflanze,
einen Einblick in diesen wunderbaren Process. Die bis
jetzt ausgefĂŒhrten, dahin zielenden Arbeiten haben durch
ihre auf mikro- und quantitativ-chemischem Wege erhal-
tenen Resultate schon viel zur Erhellung desselben bei-
getragen. Allein leider kann man sich nicht verhehlen,
dass in Beziehung auf die analytischen Mittel bei sol-
chen Untersuchungen noch mannigfache Unvollkommen-
heiten existiren. Und weshalb? Weil die Schwierigkeiten
bedingt sind durch die mangelhafte Kenntniss der chemi-
schen Constitution derjenigen Körper, die am verbreitesten
in den Pflanzen vorkommen. Man möchte deshalb ver-
sucht sein, solche Untersuchungen als verfrĂŒht zu be-
trachten und könnte es der Zeit ĂŒberlassen, diese LĂŒcken
auszufĂŒllen; allein ich glaube, trotz der Mangelhaftigkeit
der Methoden haben solche Untersuchungen auch jetzt
schon ihre Berechtigung, nur mĂŒssen die dabei einzuhal-
tenden Bedingungen möglichst den natĂŒrlichen nahekom-
mende sein. Auch ist das genaue Einhalten einer und
derselben Methode eine Hauptbedingung. Sind die Zahlen
bei periodischen Untersuchungen, und zu diesen gehören
ja die ĂŒber die Keimung, auch nur relative, so haben sie
doch deshalb einen Werth, weil ja die Untersuchungs-
methoden dieselben bleiben.
Wenn ich bei nachstehender Arbeit etwas von den
am meisten angewandten Methoden der Bestimmung ab-
gewichen bin, so geschah es in der Ueberzeugung, die
nothwendigen Bedingungen einzuhalten, die wÀhrend der
âOperation eine VerĂ€nderung in dem Untersuchungsmaterial
selbst verhindern können. Dahin gehört vor allem die
Vermeidung höherer Temperatur. Ist das Material bei
1000 getrocknet, so haben gewiss so mannigfache Umwand-
lungen statt gefunden, dass das Untersuchungsobjeet nicht
mehr vergleichbar ist mit dem im natĂŒrlichen Zustande
befindlichen. Einige darauf bezĂŒgliche Zahlen werden
dies beweisen. Wollte man den natĂŒrlichen VerhĂ€ltnissen
die Keimung der gelben Lupine. 203
am nĂ€chsten kommen, so mĂŒsste man stets frische, un-
getrocknete Pflanzensubstanz anwenden. Allein dies ist
in der That nicht möglich. Ich habe deshalb den Mittel-
weg eingeschlagen und zu meinen Untersuchungen, wo es
nöthig schien, Material angewendet, welches lufttrocken
oder bei 30â400C. getrocknet war.
Alle Berechnungen geschehen schliesslich auf bei
1000C. getrocknete Substanz, und wenn auch dadurch die
an und fĂŒr sich mĂŒhsame Arbeit noch mehr erschwert
wird, so glaube ich doch dadurch einen wesentlichen Theil
der Fehlerquellen beseitigt zu haben.
Eine Schwierigkeit, die zu ĂŒberwinden mir nicht
möglich war, ist noch die, dass die StoffverÀnderung beim
Keimen die fĂŒr den ruhenden Samen ausprobirten analy-
tischen Methoden beeintrÀchtigt. Namentlich sind es die
Umwandlungsproducte der Proteinkörper, die hier hindernd
in den Weg treten und ein genaues Einhalten einer und
derselben Methode unmöglich machen.
Einige Bemerkungen ĂŒber letztere selbst weiter unten.
Ein RĂŒckblick auf die analytischen Arbeiten ĂŒber
Keimungsprocesse ist mir wegen des Umfangs an Material
nicht vergönnt, auch haben ja die bisherigen Abhandlungen
jedesmal hinreichend darĂŒber referir. Die Keimung
stĂ€rkemehlhaltender Samen ist schon frĂŒher Gegenstand
mehrfacher Untersuchung gewesen, eben so die Bedeutung
des fetten Oels in den ölhaltigen Samen als Reservestoff
und seine Umwandlung beim Keimen, so noch vor Kurzem
durch Fleury.
In beiden Samengruppen nun sind die erwÀhnten
N-freien Bestandtheile, StÀrke und fettes Oel, als die
beim Keimen der eingehendsten VerÀnderung unterliegen-
den zu bezeichnen. Die dahin einschlagenden Abhand-
lungen von Stein, Planta, Sachs, Peters, Hell-
riegel, Boussingault u. s. w. sind ja genugsam be-
kannt. Der Grund zu dieser Arbeit, und die mich dabei
leitende Idee war, die Keimungsgeschichte eines Samens
zu studiren, der weder StÀrke noch fettes Oel in grösserer
14*
204 A. Beyer,
Menge (denn ganz feht es ja in keinem Samen), dagegen
Eiweisskörper in vorwiegender Menge enthÀlt. Ich wÀhlte
dazu die gelbe Lupine. Abgesehen von ihrer leichten
KeimfÀhigkeit, eignet sie sich wegen der Grösse des
Samens und ihrer Keimtriebe sehr gut zu einer Arbeit,
wo es darauf ankommt, die gewonnenen analytischen Re-
sultate auf eine bestimmte Anzahl von Individuen zu berech-
nen. Die ganze Keimungszeit, die circa 8â12 Tage
umfasste, wurde in zwei Perioden eingetheilt. Die erste
Periode bezeichnet einen Fortschritt der Keimung bis zur
Zeit, wo die Cotyledonen die Samenschale noch nicht
gesprengt und Wurzel und hypocotyles Glied 1â1!/, Zoll
erreicht haben. In der zweiten Periode sind die Coty-
ledonen sĂ€mmtlich ĂŒber die Erde emporgetreten, haben
die Schale zwar noch nicht abgeworfen, aber zersprengt,
und fangen an, sich grĂŒn zu fĂ€rben. Der ganze Keim
ist 2â3 Zoll lang. Die Samenschale wurde auch bei
den ungekeimten Samen durch ein kurzes Einweichen in
Wasser und Abziehen entfernt und bei der Analyse nicht
berĂŒcksichtigt. Die Samen keimten in ausgeglĂŒhtem und
mit concentrirter HCl ausgekochten Weisseritzsand.
Mikrochemische Beobachtungen.
Es ist nicht meine Absicht, hier eine auf alle ein-
zelnen Gewebspartien eingehende Darstellung der Stoff-
wanderung von dem im Samen enthaltenen Reservestoffe
darzubieten. Ich will nur auf einige Thatsachen, nament-
lich in Beziehung auf den Bitterstoff, aufmerksam machen.
Die StÀrke, welche schon sehr bald nach Streckung
des Keims in ganz bedeutender Menge auftritt, wÀhrend
sie im ruhenden Samen nicht zu finden ist, kommt haupt-
sÀchlich im Parenchym der jungen Rinde, und zwar in
den Schichten am meisten vor, welche die GefĂ€ssbĂŒndel
unmittelbar umgeben. Sie besitzt denselben feinkörnigen
Zustand, wie er bei der Stoffwanderung immer vorkommt.
Oft sind die StÀrkekörner zu ganzen Gruppen vereinigt.
Die Eiweisskörper finden sich im Keim wie immer in
dem Cambiform der GefĂ€ssbĂŒndel.
die Keimung der gelben Lupine. 25.308
Behandelt man einen Querschnitt des hypocotylen
Gliedes mit einer nicht zu concentrirten Jodlösung, so
bemerkt man im Parenchym des Markes, in den Partien,
welche die primÀren Markstrablen bilden, und auch in
einzelnen Zellen des ĂŒbrigen Parenchyms, namentlich in
der NĂ€he des GefĂ€ssbĂŒndelringes einzelne Zellen mit einem
körnigen, rothbraunen bis dunkelvioletten Inhalt erfĂŒllt,
dessen FĂ€rbung auf Zusatz von Alkohol verschwindet.
Im Laufe nun der Versuche, den Bitterstoff in reiner
krystallinischer Form darzustellen, die aber bis jetzt zu
keinem Resultate fĂŒhrten, stellte es sich heraus, dass der
in der Lupine enthaltene bittere Körper, â so wie man
ihn mit Zucker zusammen erhÀlt, wenn man den alkoho-
lischen Auszug der Samen oder Keime verdunstet, den
RĂŒckstand in Wasser löst, die Lösung mit essigsaurem
Bleioxyd fĂ€llt, die vom Niederschlage abfiltrirte FlĂŒssig-
keit durch HS vom Blei befreit und bei gelinder Tem-
peratur verdunsten lĂ€sst â mit Jod ganz dieselbe prĂ€ch-
tige rothbraune Reaction giebt, wie man sie unter dem
Mikroskop beobachten kann. Ich kann deshalb nicht
umhin, die oben erwÀhnte mikrochemische Reaction als
auf den Bitterstoff bezĂŒglich zu bezeichnen. Die jeden-
falls alkaloidische Natur dieses Körpers spricht fĂŒr die
Wahrscheinlichkeit meiner Vermuthung, da ja manche
Alkaloide, z. B. das Morphium, mit Jod ganz Àhnliche
Reactionen geben. Es wÀre dies ausserdem ein neuer
Beitrag zur Lehre von der Localisirung einzelner
Pflanzenstoffe.
Zu den Glykosiden gehört der bittere Körper jeden-
falls nicht, was schon aus seiner Eigenschaft, durch essig-
saures Bleioxyd nicht gefÀllt zu werden, hervorgeht *).
Die bei Bestimmung der einzelnen Körper
angewandten Methoden.
*) Neuerdings ist es mir gelungen, die erwÀhnte Jodverbindung
in sehönen rubinrothen Krystallen rein darzustellen, und ich
hoffe, in der KĂŒrze ĂŒber die chemische Constitution derselben
NÀheres mittheilen zu können.
206 4A. Beyer,
Die Bestimmung des Totalstickstoffs und fetten Oels
geschah in gewöhnlicher Weise in der bei 1000 ge-
- trockneten Substanz, wĂ€hrend sonst fast nur bei 30 â 400
getrocknete angewandt wurde.
Die fein gepulverte Substanz wurde zur Bestimmung
des Zuckers, Gummis, der in Wasser löslichen Protein-
körper und des Asparagins immer mit derselben Menge
kalten Wassers bis zur Erschöpfung ausgezogen und der
Auszug auf ein bestimmtes Volumen gebracht.
1. Gesammt-Stickstoff der im Wasser lös-
lichen Körper. â Ein bestimmtes Volumen wurde ein-
gedampft und im RĂŒckstande der Stickstoff bestimmt.
2. Bitterstoff. â Die von Eichhorn*) angege-
bene Methode, nach welcher das alkoholische Extract der
Samen in Wasser gelöst und mit Bleiessig gefÀllt, filtrirt,
das Filtrat mit Gyps zur Trockne verdunstet, und in
einem Theil der Stickstoff bestimmt wird, aus dem schliess-
lich der Procentgehalt an Bitterstoff berechnet wird, war
hier deshalb nicht anwendbar, weil im Verlauf der Kei-
mung N-haltige Körper sich bilden, die theilweise auch
in Alkohol löslich sind, aber durch essigsaures Bleioxyd
nicht gefÀllt werden. Ich musste deshalb Zucker und
Bitterstoff zusammen bestimmen, und ich glaube, dass
dadurch die Resultate nicht wesentlich gestört werden.
Ich hoffe jedoch, eine directe Bestimmung zu finden, die
sich auf das eigenthĂŒmliche Verhalten gegen Jodlösung,
welches ich bereits erwĂ€hnt habe, grĂŒndet.
3. Asparagin. â Dieser vielfach beim Keimen der
Leguminosen beobachtete Körper tritt auch hier in ziem-
lich bedeutender Menge auf. Ein Theil des wÀsserigen
Auszuges wurde bis zur dĂŒnnen Syrupsconsistenz einge-
dampft und zur Krystallisation gebracht. Nach mehrtÀgi-
gem Stehen enthĂ€lt die ĂŒberstehende FlĂŒssigkeit nur noch
Spuren von Asparagin. Die gewonnenen Krystalle wurden
gewaschen und bei 1000 getrocknet. SelbstverstÀndlich
kann diese Methode auf absolute Genauigkeit keinen An-
=) Monatsschrift der Pomm. ökon. Gesellschaft 1861, S. 16.
die Keimung der gelben Lupine. 207
spruch machen, allein bei vergleichenden Analysen ist sie
wohl anwendbar. Zur Nachweisung der IdentitÀt der ab-
geschiedenen Krystalle mit Asparagin wurden mehre
N-Bestimmungen davon gemacht.
0,3482 bei 1000 getrocknete, durch mehrmaliges Um-
krystallisiren gereinigte Krystalle gaben beim Verbrennen
mit Natronkalk eine, 51 0C. !/,, Silberlösung entsprechende,
Menge Chlorammonium â 20,50 Proc. N.
0,300 Grm. derselben Substanz sÀttigen 4,4 CC. Nor-
mal-SO3 â 20,53 Proc. N.
0,6385 Grm. Krystalle verloren bei 1000 getrocknet
0,0755 Grm. Wasser â 11,824 Proc. HO.
Das bei 1000 getrocknete Asparagin enthÀlt 21,21
Proc. N und die Krystalle enthalten 12 Proc. HO. Es
unterliegt also keinem Zweifel, dass der von mir erhal-
tene Körper Asparagin ist.
4. Glykose und Gummi. â Ein Theil des Aus-
zuges wurde zur Syrupsconsistenz verdampft und wieder-
holt mit absolutem Alkohol behandelt. Glykose und Bitter-
stoff lösen sich auf, und hinterblieben beim Eindampfen
der alkoholischen FlĂŒssigkeit. Gummi hinterbleibt in dem
in Alkohol unlöslichen RĂŒckstande, und gewinnt man die
Zahlen dafĂŒr, wenn man nach Abzug des als Aspagarin
vorhandenen N den ĂŒbrigen auf Proteinkörper berechnet.
Der nach Summirung des in Wasser löslichen Bitterstoffs,
Zuckers, Aspagarins und der Proteinkörper verbleibende
Rest ist Gummi. Die Bestimmung des Zuckers mit alka-
lischer Kupferlösung konnte wegen der mangelhaften Kennt-
niss des bittern Körpers nicht angewandt werden, da ja,
wie bekannt, viele organische Verbindungen in der WĂ€rme
reducirend auf Kupferlösung wirken.
In Bezug auf das, was ich bereits erwÀhnt, theile
ich hier nur kurz mit, dass ich nach einer und derselben
Methode aus der Substanz des hypocotylen Gliedes bei
1000 getrocknet 69,5 Proc. in Wasser lösliche Körper
erhielt; in der bei gewöhnlicher Temperatur getrockneten
hingegen nur 56,63 Proc. derselben.
a a»
208 A. Beyer,
1000 StĂŒck bei 1000 getrocknete Samen wiegen Gramme:
Cotyle- Hypocotyles Wurzel- in Verlust in
donen Glied glied Summa Procenten
Ungekeimte 80,1 â _ er JE
I. Periode 72,89 4,97 2,12 79,98 _
II. Periode 66,60 6,67 447 TI 2,95
In 100 Th. bei 1000 getrockneter Substanz sind enthalten:
o I. Periode. a Periode.
==) E = Ss FE
>» © +. ES © u "2
era Se e.\erâolıe
=) SEEN: Se;
Fettes Oel.... | 6,020] 5,950) 3,820) 3,680] 4,7101 2,680) 2,800
Mineralstoffe.. | 4,225| 4,150 6,510) 7,120] 4,322) 6,610) 7,110
Eiweisskörper. | 61,268} 60,762, 30,000) 25,480} 60,450, 27,080) 23,000
Asparagin..... == â | 10,500| 10,600] 1,450) 14,650| 14,990
Zucker und |
Bitterstoff... | 10,610] 15,115, 15,540| 22,600
a 6,920] 4.831 (37,010 133,700] "Sâego, 11,410 129,030
Zellstoff, StÀr- |
ke, Pectin-
körper... 10,957| 9.192| 12,160) 19,420} 10,848) 14,970) 23,070
100,000} 100,000|100,000|100,000[100,000| 100,000] 100,000
Absolut. Stick-
stoffgehalt.. | 9,803| 9,722) 7,0201 6,325| 9,980 7,440| 6,860
Im Wasser lösl.
Eiweisskörper | 10,913] 20,676| 1,5231 2,687| 26,450] 1,681) 3,687
In 1000 StĂŒck bei 1000 getrockneter Samen sind enthalten
Gramme:
8 I. Periode. II. Periode.
EHEN = AUES Mr
Bali 43 Eee
oo â 00H =! Âź soon 5
ar Se ae Se
= sEal:- S Im
Fettes Oel.... | 4,832] 4,3361 0,189] 0,0781 3136| 0,178] 0,125
Mineralstoffe.. | 3,384 3.025 0,323) 0,150] 2,876| 0,440) 0,317
Eiweisskörper. | 49,075] 44,250 1,491) 0,540| 40,263 1,806) 1,028
Asparagin.... â â 0,521, 0,224| 0,965) 0,977| 0,670
Zucker und h
Bitterstoff.. | 8,498] 11,017 N 10,349
Bea. 5,542 a 1 | 2268| 1,297
Zellstoff, StÀr-
ke, Pectin-
körper...... 8,869] 6,700) 0.604 0.411] 7.224 0.998) 1,031
) | | | | |
Absolut. Stick-
stoffgehalt.. | 7,852} 7,080 0,348 0,1341 6,646 0,496| 0,306
In Wasser lösl.
Eiweisskörper | 8,741| 15,070 0,0756| 0,056| 17,615 0,112] 0,164
die Keimung der gelben Lupine. 209
Rechnet man die einzelnen Bestandtheile der Organe
aus beiden Perioden zusammen, so erhĂ€lt man fĂŒr 1000
StĂŒck (in Grm.)
Ungekeimter Pflanzen der Pflanzen der
Same I. Periode II. Periode
Fettes Oel....:.. 4,832 4,603 3,439
Mineralstoffe...... 3,384 3,498 3,633
Eiweisskörper..... 49,075 46,281 43,097
Asparagin........ = 0,746 2,612
In HO lösliche Koh-
lenhydrate...... 24,040 17,091 15,698
In HO unlösliche
Kohlenhydrate... 8,869 7,715 9,257
Absoluter N-Gehalt 7,852 7,562 7,448
In HO|!ösliche
Eiweisskörper.. 8,741 15,145 17,891
Um auch ĂŒber die VerĂ€nderung der Aschenbestand-
theile Einsicht zu gewinnen, folgen noch die Aschenanalysen
des ruhenden Samens. und des Keims in der zweiten
Periode. Die Veraschung geschah mit der zur Vermeidung
von Verlusten nöthigen Vorsicht: Verkohlen bei möglichst
niedriger Temperatur, Ausziehen der Kohle mit Wasser
u. 8. w.
100 Th. Asche enth.: 100 Th. Tr.-Subst. enth.:
peekeimier Ounzer Ungskeinier Ganzen
Schale Schale
Balls... 28,127 36,768 1,1312 2,9222
Natron... .. Spuren 2,350 Spuren 0,0910
Be. 8,631 4,246 0,3471 0,2912
Magnesia..... 11,330 5,049 0,4556 0,3463
Eisenoxyd.... 2,047 1,590 0,0823 0,1090
PhosphorsÀure 42,569 32,437 1,7121 2,3211
SchwefelsÀure 3,023 5,785 0,1215 0,3968
Chloe... 23... 0,418 1,797 0,0168 0,1212
KieselsÀure... 0,559 0,311 0,0224 0,0213
Gehen wir nun zur Darstellung der Resultate ĂŒber.
â Wir finden auf den ersten Blick keine so in die
210 A. Beyer,
Augen fallenden VerÀnderungen, wie man sie bei Àhn-
lichen Untersuchungen stÀrkemehl- oder ölhaltiger Samen
sofort erkennt. ZunÀchst ist es die sehr unbedeutende
Gewichtsabnahme. Sie betrÀgt in der 2. Periode nur
2,95 Proc. Die Ursache dieser geringen Abnahme liegt
wohl theilweise in der raschen Keimung, theils in der
Temperatur, die nie. mehr als 15 â180C. betrug. Ein
Vergleich des Verlustes von Samen verschiedener Pflanzen-
gattungen ist schon wegen ihrer verschiedenen chemischen
Zusammensetzung nicht möglich; denn die Stoffmetamor-
phose ist nach letzterer gewiss sehr verschieden.
Die Bildung von qualitativ nachgewiesener CO? und
von HO sind auch hier die Quellen des Verlustes. Die ge-
ringe Gewichtsabnahme liess mir eine quantitative Bestim-
mung der CO? nicht nothwendig erscheinen. Fassen wir
nun die nÀheren Bestandtheile ins Auge.
1. Das fette Oel. â WĂ€hrend bei dem Keimungs-
process von Samen mit einem höheren Procentgehalt an
fettem Oel die Abnahme des letzteren eine ganz bedeu-
tende ist, kann man sie hier nur eine geringe nennen.
Die VerÀnderung scheint mehr qualitativer als quantita-
tiver Natur zu sein. Die Lupine enthÀlt im fetten Oel
eine wachsartige Substanz, die im Verlauf der Zeit im
Aetherauszug in den Vordergrund tritt, wĂ€hrend das flĂŒssig-
gelbe Oel mehr verschwindet. Bemerkt sei noch, dass
das fette Oel phosphorhaltig ist.
2. Die Eiweisskörper und das Asparagin. â
Von allen Reservestoffen haben die Eiweisskörper jedenfalls
die durchgreifendste VerÀnderung erlitten. Wie auch bei
anderen Keimungsprocessen nachgewiesen, hat der absolute
N-Gehalt so gut wie gar nicht abgenommen, denn die
kleinen Differenzen sind nur auf die âFehlerquellen bei
den Analysen zu schieben; wohl aber hat er die Form
bedeutend gewechselt. Ein grosser Theil der im Samen
unlöslich befindlichen Eiweisskörper hat sich in im Wasser
lösliche verwandelt. In den Cotyledonen der 2. Periode
haben sie sich fast um das Doppelte vermehrt. Im Sten-
âdie Keimung der gelben Lupine. 211
âgelglied sowohl aber, als in der Radicula, finden wir
den löslichen N fast nur. in der Form von Asparagin.
In dem Masse nun, als dieses zunimmt, sehen wir die
Gesammtmenge der Eiweisskörper abnehmen, und es unter-
liegt wohl nun keinem Zweifel mehr, dass das Asparagin
aus ersteren entsteht. Der in der entstandenen Menge
Asparagin enthaltene N ist fast gleich dem in dem ver-
loren gegangenen Eiweisskörper enthaltenen.
Hartig, der in seiner Entwickelungsgeschichte des
Pflanzenkeims aus dem verbreiteteren Vorkommen der
Eiweissstoffe in der Form von Klebermehl, als der ĂŒbrigen
Reservestoffe, auf die grössere Wichtigkeit der erstern
fĂŒr ErnĂ€hrung der jungen Keimpflanze schliesst, giebt
fĂŒr die VerĂ€nderung des Klebermehls im Keimungsprocess
folgende ErklÀrung: Ein Theil der Kleberkörnchen, die
er als Àhnliche Gebilde betrachtet, wie die StÀrkekörner
verwandelt sich in StÀrkemehl, und dieses in Chlorophyll.
Ein anderer Theil verflĂŒssigt sich zu Aleurontropfen, die
nach und nach ihre Reaction auf Jod und Millonsche
FlĂŒssigkeit einbĂŒssen, farblos werden, und aus denen sich
ein krystallinischer Körper abscheidet. Diesen nicht allein
aus jungen Keimpflanzen, sondern auch aus den jungen
FrĂŒhjahrstrieben von Holzpflanzen erhaltenen krystallini-
schen Körper bezeichnet er mit dem ĂOollectivnamen Gleiss.
Er schliesst aus dem hÀufigen Vorkommen desselben in
dem jungen Zellgewebe, dass es die Form sei, in der die
N-haltigen Stoffe zum Aufbau neuer Zellen aus Reserve-
stoffen fortgeleitet wĂŒrden. â Was die chemische Natur
betrifft, so hÀlt er allerdings das Asparagin auch diesem
Stoffe nahe verwandt, doch nicht damit identisch. Er
schliesst dies aus den verschiedenen sauren Reactionen,
der Krystallform u. s. w.
Wie meine Analysen beweisen, ist diese Ansicht fĂŒr
die gelbe Lupine nicht haltbar. Wie sie es fĂŒr andere
Pflanzen ist, kann nur die Analyse entscheiden. Jeden-
falls ist aber das hÀufige Vorkommen des Asparagins bei
den Processen, wo aus fertig gebildeten Stoffen neue
v
212 A. Beyer,
Zellenanlagen gebildet werden sollen, ein Beweis fĂŒr die
Wichtigkeit desselben.
Im Laufe der weiteren Vegetation verschwindet es,
nachdem die Elemente desselben jedenfalls wieder zur
Neubildung von Eiweisskörpern gedient haben. In einer
im âChem. Ackersm. (Jan. 1867)â erschienenen Abhandlung
habe ich die Vermuthung ĂŒber das Vorkommen des As-
paragins im Safte der Weissbuche und Birke ausgesprochen,
weil ich auch da N-haltigen krystallinischen Körpern
begegnete. Das gleichzeitige Auftreten der AepfelsÀure
lÀsst wohl nicht mit Unrecht darauf schliessen, dass
möglicherweise aus den Eiweisskörpern Ammoniak aus-
tritt und sich mit der ersteren zu Asparagin verbindet.
Die in der Lupine vorkommende organische SĂ€ure, die
scheinbar in nicht ganz unbedeutender Menge auftritt,
denn der Same reagirt auf dem Querschnitt deutlich sauer,
ist wahrscheinlich auch AepfelsÀure. Das bis jetzt aus
dem Alkoholauszug nach gewöhnlicher Behandlung erhal-
tene Silbersalz war nicht frei von PO5. Ich hoffe darĂŒber
spÀter entscheiden zu können. Dass das Asparagin nicht
das einzige Product der Umwandlung der gelösten Eiweiss-
stoffe sei, ist wohl anzunehmen. Ob aber N-freie Körper
dabei sind, ist nach der jetzigen Kenntniss beider Gruppen
schwer zu entscheiden.
3. Lösliche Kohlenhydrate. â Bei den in HO
löslichen Kohlenhydraten (Zucker, Gummi) begegnen wir
nur sehr geringen Unterschieden, wenn wir die Resultate
auf eine bestimmte Anzahl von Samen beziehen.
In der 1. Periode nimmt die absolute Menge der-
selben etwas zu, in der 2. dagegen ab. In beiden Perioden
aber enthÀlt sowohl das Stengel- als auch das Wurzel-
glied im VerhÀltniss zu den Cotyledonen procentisch be-
deutende Mengen mehr davon. Es ist wohl nicht unmög-
lich, dass im weiteren Verlauf der Entwickelung der Keim-
pflanzen wahrnehmbare Vermehrung von Zucker und
Gummi in der Cotyledonarsubstanz auftritt. Zucker und
>» U #0 Bu 420â 2 Da Sen gi ur un
© u = -
â
die Keimung der gelben Lupine. 213
Gummi konnten, wie schon erwÀhnt wurde, getrennt be-
stimmt werden, wo kein Asparagin vorhanden war.
4. In Wasser unlösliche Kohlenhydrate. â
Das Wurzelglied ist es hauptsÀchlich, welches durch die
Gegenwart von Zellstoff procentisch am reichsten daran
erscheint. Die StÀrke fand sich bei der mikroskopischen
Untersuchung in weit geringerer Menge darin vor, eben-
so der Bitterstoff. Das hypocotyle Glied dagegen, aus
dem die StĂ€rke in die jungen Blattanlagen gefĂŒhrt wird,
enthÀlt weit mehr von letzterer. Die verschiedenen Func-
tionen der beiden Keimtheile im weitern Verlauf der
ErnÀhrung der jungen Pflanzen erklÀren diese Verschie-
denheiten. Auf 1000 Pflanzen berechnet, sind auch hier
die Unterschiede weniger in die Augen fallend.
5. Mineralstoffe. â Wie man aus den Tabellen
ersieht, haben dieselben in einer bestimmten Anzahl Pflan-
zen zugenommen. Es geht daraus hervor, dass trotz des
vorherigen GlĂŒhens und Ausziehens mit concentrirter HCl
die Keimpflanzen aus dem Sande Aschenbestandtheile
aufgenommen haben, doch ist die Zunahme nicht so erheb-
lich, dass die andern Resultate dadurch beeintrÀchtigt
werden könnten. Was die Vertheilung der einzelnen
Mineralstoffe in der Trockensubstanz betrifft, so macht
sich hauptsÀchlich bemerkbar:
a. der erheblich grössere Aschengehalt der Keimtheile ;
b. der um das Doppelte höhere Gehalt an KO in dem-
selben;
c. der um das Dreifache höhere Gehalt an SO3;
d. das sehr bemerkbare Hervortreten der PO5 und
e. der bedeutend gesteigerte Chlorgehalt.
Wenn auch letztere Thatsachen schon frĂŒher bei an-
dern Keimpflanzen beobachtet sind, so bilden die von mir
sewonnenen Zahlen doch einen weiteren Beitrag zur Be-
stÀtigung derselben.
Regenwalde, den 28. December 1866.
âââ
214 A. Faust,
Acorin, ein Glykosid im Kalmus;
von
August Faust.
Werden ungeschÀlte Kalmuswurzeln wiederholt mit .
Regenwasser ausgekocht, die abgepressten FlĂŒssigkeiten
auf das Gewicht der angewendeten Wurzeln verdampft
und mit einem gleichen Volum Alkohol versetzt, so scheidet
sich ein grosser Theil hier gleichgĂŒltiger Körper ab. Die
abkolirte FlĂŒssigkeit wird mit Bleizucker und Bleiessig so
lange vermischt, als dadurch noch ein Niederschlag ent-
steht, von diesem nach einiger Zeit abfiltrirt und endlich
vom ĂŒberschĂŒssigen Blei durch Schwefelwasserstoff oder
durch eine Glaubersalzlösung befreit. Der abermals filtrir-
ten FlĂŒssigkeit entzieht man den Weingeist durch Destil-
lation, dampft sie auf den fĂŒnften Theil des Gewichtes
der angewendeten Wurzeln ein, macht sie mit Natron-
lauge alkalisch und schĂŒttelt sie wiederholt mit je dem
halben Volum Aether aus. Nach dem Abheben und Ab-
destilliren des Aethers bleibt ein weicher, harzartiger
Körper zurĂŒck von der Farbe des gereinigten Honigs
und einem Geschmacke, der an Kalmus im hohen Grade
erinnert. Aus fĂŒnf Pfund Kalmuswurzeln wurde eine
Drachme dieses Körpers erhalten.
Dieser Körper, den ich aus natĂŒrlichen GrĂŒnden
âAcorinâ nenne, lĂ€sst sich leider nicht in einen festen
Zustand bringen. Weder monatelanges Stehen ĂŒber Schwe-
felsÀure, noch wochenlanges Erhitzen auf 1000 war im
Stande ihn auszutrocknen. Er bleibt in beiden FĂ€llen
eine klebrige, harzartige Masse. LĂ€ngeres und namentlich
höheres Erhitzen bis etwa 1200 trocknet ihn zwar etwas
mehr aus, scheint aber auch zersetzend auf ihn zu wir-
ken, wenigstens wird hierbei seine Farbe dunkler bis
beinahe schwarz. â Auch oft wiederholtes FĂ€llen des
Acorins aus seiner Àtherischen Lösung durch Benzol
schied es stets wieder in balsamartigem Zustande ab. â
Acorin, ein Glykosid im Kaimus. 215
Da mir nun die vollstÀndige UnfÀhigkeit des Acorins zu
krystallisiren oder auch nur den festen Zustand anzunehmen,
keine Sicherheit dafĂŒr geben konnte, dass ich es in ge-
nĂŒgender Reinheit besass, stand ich von der Elementar-
analyse ab und begnĂŒge mich vorlĂ€ufig damit, eine kurze
Charakteristik dieses Körpers zu geben.
Das Acorin ist eine honiggelbe, weiche, harzartige
Masse von ausgezeichnet bitteraromatischem Kalmusge-
schmack; es löst sich leicht in Aether und Alkohol, ist
aus letzterer Lösung durch Wasser, aus ersterer Lösung
durch Benzol fÀllbar. In weingeistiger Lösung fÀrbt es
rothes Lackmuspapier ganz schwach blau. In SalzsÀure
ist es schwierig, aber vollstÀndig löslich, ohne die SÀure
zu neutralisiren. Eine solche Lösung mit den Chloriden
des Goldes und Platins vermischt, redueirt diese nach
einiger Zeit. â PhosphormolybdĂ€nsaures Natron fĂ€llt die
Lösung des Acorins in SÀuren, wobei ebenfalls nach einiger
Zeit eine Reduction der MolybdÀnsÀure zu blauem Molyb-
dÀnoxyd eintritt. Ferner wird Acorin gefÀllt durch Gerb-
sÀure, Quecksilberjodidjodkalium und Jodwasser; durch
letzteres kermesfarbig.
Das Acorin entwickelt beim GlĂŒhen mit Natronkalk
Ammoniak. Aus Fehlingâ'scher Lösung reducirt es Kupfer-
oxydul. Beim Kochen mit verdĂŒnnter SchwefelsĂ€ure
spaltet sich das Acorin in Zucker und eine andere harz-
artige, stickstoffhaltige Substanz, deren physikalische
Eigenschaften leider eben so unangenehm sind, wie die
des Acorins. DBarytwasser bewirkt beim Kochen mit
Acorin ebenfalls Spaltung in Zucker und einen harzartigen
Körper.
Das Acorin ist also ein stickstoffhaltiges Glykosid.
Göttingen, Laboratorium des Professors Bödeker, im
Juni 1867. | |
216 A. Faust,
Zur Darstellung von Bromsalzen;
von
Demselben.
Herr Professor Bödeker bringt in seinem Labora-
torium eine Methode zur Darstellung von Bromsalzen in
Anwendung, die wegen ihrer Eleganz und Einfachheit
weiterer Verbreitung werth ist. Diese Methode beruht
auf der Zersetzung von Bromschwefel mit den Àtzenden
alkalischen Erden, zu einem Bromsalz der alkalischen
Erde und zu schwefelsaurer alkalischer Erde, nach der
Gleichung: 5? + 6 Br? â 2(SBr6) und
2(SBr6) + 8Ca0 â 6 (CaBr?) + 2 (CaSO%). *)
Oder ĂŒbersichtlicher in Aequivalentgewichten aus-
gedrĂŒckt: **)
S + 3Br = SBr3 und SBr3? + 4Ca0 = 3 CaBr
â+ Ca0, S03.
Man bereitet zunÀchst Bromschwefel durch einfaches
Vermischen von 20 Th. Schwefelblumen mit 240 Th.
Brom in einer Kochflasche. Die Verbindung dieser Körper
erfolgt bald und ohne Gefahr. Diesen Bromschwefel giesst
man allmĂ€lig in eine dĂŒnne Kalkmilch, die man aus
140 Th. reinem Aetzkalk (durch GlĂŒhen von weissem
Marmor erhalten) und dem nöthigen Wasser dargestellt
hat. Auch hier erfolgt die Umsetzung des Bromschwefels
mit dem Aetzkalk zu Bromcalecium und schwefelsaurem
Kalk rasch unter ErwÀrmung. Nachdem aller Brom-
schwefel in die Kalkmilch eingetragen ist und die ĂŒber-
stehende FlĂŒssigkeit farblos erscheint, filtrirt man ab,
wĂ€scht den RĂŒckstand auf dem Filter gut aus und sĂ€ttigt
das Filtrat mit KohlensÀure, um den mitgelösten Aetzkalk
in kohlensauren Kalk zu verwandeln. Jetzt erhitzt man
die FlĂŒssigkeit einige Zeit zum Kochen, filtrirt dann den
gefÀllten kohlensauren Kalk ab, dampft das Filtrat weiter
ein, bis auf ein geringes Volum, vermischt dieses zur
Abscheidung des schwefelsaurer Kalkes mit der doppelten
0 â 16, $ = 32, Br = 9, Ca â 40.
*) 0 â 8, S = 16, Br = 80, Ca = 2%.
zur Rademacher'schen essigsauren Eisentinctur. 217
Menge Alkohol und lÀsst es einige Tage stehen. In die-
ser Zeit scheidet sich der schwefelsaure Kalk aus; man
filtrirt ihn ab und verdampft die Lösung von jetzt reinem
Bromealeium zur Trockne. â Bei der Darstellung von
Brombaryum fĂ€llt natĂŒrlich das letzte Verfahren mit
Alkohol weg, da schwefelsaurer Baryt wegen seiner Un-
löslichkeit nicht in Lösung sein kann.
Das so erhaltene Bromcaleium oder Brombaryum kann
auch als Grundlage zur Darstellung einiger Bromalkali-
metalle dienen. Durch Versetzen der wÀsserigen Lösung
des Bromcalciums mit kohlensaurem Ammoniak, dem etwas
Salmiakgeist beigemischt ist, bis zur alkalischen Reaction,
Erhitzen zum Kochen, Abfiltriren von dem gebildeten
kohlensauren Kalke, Verdampfen des Filtrats zur Trockne,
Wiederauflösen in Wasser, Filtriren und Krystallisiren,
erhÀlt man Bromammonium. Beim Verdampfen der Lösung
des Bromammoniums ist es nothwendig, sÀmmtliches
kohlensaures Ammoniak zu verjagen, indem sonst geringe
Mengen Baryt oder Kalk mit grosser HartnÀckigkeit wieder
mit in Lösung gehen.
In derselben Weise kann man auch durch vorsich-
tiges AusfÀllen von Brombaryum oder Bromcalciumlösung
mit kohlensaurem Natron oder kohlensaurem Kali, Brom-
natrium oder Bromkalium darstellen.
âââââ
Zur Rademacherâschen essigsauren Eisentinctur;
von
Demselben.
Versuche, welche nur die Zeit entscheiden konnten,
haben mich gelehrt, dass die Vorschrift zur Rademacher-
schen essigsauren Eisentinctur, welche im Maiheft dieses
Archivs vom Jahre 1865 abgedruckt ist, einer AbÀnderung
bedarf. Der Alkohol dieser Tinctur wirkt nÀmlich, je
nach UmstĂ€nden bald frĂŒher, bald spĂ€ter, zersetzend auf
das neutrale essigsaure Eisenoxyd; es scheiden sich dann
Arch.d. Pharm. CLXXXT. Bds. 3. Hft. 15
PER NR it
= i STAR ur
u
218 A. Faust, zur Rademacherâschen essigs. Eiseninetur.
oft scheinbar bedeutende Mengen Eisenoxydhydrats in
der Tinctur ab. Diesem Uebelstande kann man nur durch
gÀnzliches Weglassen des Alkohols abhelfen, denn auch
kleine QuantitÀten davon bewirken diese Zersetzung. Da
nun nach RĂŒcksprache mit Aerzten der Alkohol in dieser
Tincetur nur eine untergeordnete Stellung einnimmt, em-
pfehle ich zur Erzielung eines lange haltbaren PrÀparates
den Alkohol durch destillirtes Wasser zu ersetzen und, um
auch den bekannten Àtherischen Geruch zu erreichen,
der Tincetur etwas EssigÀther zuzusetzen. Auf das im
Maiheft dieses Archivs vom Jahre 1865 eingehaltene Ver-
hÀltniss reicht ein Gewichtstheil EssigÀther aus. Eine
solche fertige Tinctur vertrĂ€gt noch eine VerdĂŒnnung mit
der HĂ€lfte ihres Gewichtes destillirten Wassers, aber nicht
mehr; sie ist dann noch eine Kleinigkeit stÀrker als das
PrĂ€parat der ursprĂŒnglichen Vorschrift.
219
3. Naturgeschichte und Pharma-
kognosie.
Botanische Notizen aus Caracas;
von
G.: A Ernst.
l. Schnelligkeit des Wachsthums von Musa
sapientum L.
Im Septemberhefte 1865 dieses Journals machte Herr
Geheimerath Prof. H. R. Göppert einige Mittheilungen
ĂŒber die Schnelligkeit des Wachsthums der Pflanzen, die
mich veranlassten, Àhnliche Beobachtungen an der oben
genannten Pflanze anzustellen. Ich vereinte damit zu-
gleich die Absicht, eine etwaige Verschiedenheit in der
Vegetationsgeschwindigkeit bei Tage oder bei Nacht zu
ermitteln. Ein Musastamm wurde 2 Fuss ĂŒber dem Bo-
den horizontal abgeschnitten. Der frische Schnitt be-
deckte sich bald mit einer gallertartigen, vollstÀndig farb-
losen Substanz, welche in kaltem Wasser und Alkohol
von gewöhnlicher Temperatur vollkommen unlöslich, in
kochendem Wasser dagegen ein wenig löslich war. Da
der Saft des Stengels von Musa in hohem Grade ad-
stringirend ist und auf Leinewand unauslöschliche Flecke
hervorbringt, so war ich erstaunt zu finden, dass diese
Substanz durchaus geschmacklos war und keine Flecken
gab. Der Schnitt wurde gemacht am 3. August 1866,
Nachmittags 6 Uhr. Die nachfolgende Tafel giebt die
beobachteten Resultate.
15°
220 @. A. Ernst,
Zeit der Vegetations- Wetter.
Beobachtung. geschwindigkeit.
Aug. 3. 6bP.M. -- klar
Pd. 6R AM. 31mm klar
aM GES N 36 â heiss u. trocken
5, RAN, 39, ein wenig Regen
aetsst 08 FM: 517, bewölkt
Enzo. Gm. .M. 52), klar, warm
DL 6. RB EM: 60, sonnig, warm
ad. LORAM, 65, etwas Regen
ENT. 068 PEN 80 â warm, sonnig
ERTLD. z A.M. 70, Regen
Ben D. M. 72, wenig Regen.
Der a fĂŒr 120 Stunden betrug dem-
nach 539m oder beinahe 21â rheinl., also stĂŒndlich im
Durchschnitt beinahe 4,5" oder etwas mehr als 2 Linien.
Die einzelnen Zahlen der Tafel zeigen zugleich, dass
Tag und Nacht keinen ersichtlichen Einfluss haben;
WÀrme und Feuchtigkeit sind die hauptsÀchlichsten be-
stimmenden Elemente.
2. Anıylumkörner in den Zellen des Stengels
strauchartiger Urticeen.
Das Genus Urera von Gaudichaud enthÀlt bekannt-
lich eine Reihe strauchartiger GewÀchse, von denen die
Umgegend von Caracas, so weit ich wenigstens bis jetzt
beurtheilen kann, drei verschiedene Arten besitzt, nÀm-
lich U. caracasana Gaud., U. elata Griseb. und U. bac-
cifera Gaud. Beim Aufsuchen der Raphides, deren Stu-
dium nach Gulliverâs BeweisfĂŒhrung von nicht gerin-
ger systematischer Wichtigkeit ist, fand ich im Stengel
aller drei Species zahlreiche elliptische Körner, die sich
durch die PrĂŒfung mit Jodtincetur als Amylum auswiesen.
Die Menge derselben ist grösser in Pflanzen, welche sich
im ruhenden Vegetationsstadium befinden. Die jungen
Triebe, welche seit der jetzigen Regenzeit sich entwickelt
haben, zeigen wenige, oft gar keine Körner.
botanische Notizen aus Caracas. 221
3. Ueber die Pulpa in den FrĂŒchten der Randia.
Randia aculeata L., R. Moussaendae DC. und nament-
lich R. armata DC. finden sich hÀufig im Gebiete unse-
rer Flora. Da ich zahlreiche FrĂŒchte der beiden letzt-
genannten Arten gesammelt hatte, um Samen zum Ver-
senden zu bekommen, hatte ich Gelegenheit, die schwÀrz-
lich-braune Pulpa, in welcher die Samen liegen, ' einer
nĂ€heren PrĂŒfung zu unterwerfen. Geruch und Geschmack
erinnern so lebhaft an die Pulpa von Cassia fistula, dass
es nahe lag, einen Ă€hnlichen Einfluss auf den Ărganis-
mus zu erwarten. Und in der That stellte sich heraus,
dass sie gleichfalls als eine gelinde Purganz wirkt, welche
unbedenklich statt Cassia fistula angewendet werden kann.
4. Gummi von Acacia Ouyrarema DC,
(DC. Prod. II. 469. No. 208.)
Diese wie es scheint bis jetzt nur aus Guayana be-
kannte Species erscheint nicht selten bei Turmero in den
fruchtbaren ThÀlern von Aragua, von wo mir Zweige
und Gummi ĂŒbersandt wurden. Obgleich jene weder
BlĂŒthen noch FrĂŒchte hatten, kann doch ĂŒber die Bestim-
mung dieser so markirten Species kaum ein Zweifel blei-
ben. Das Gummi gleicht fast genau dem Gummi ara-
bicum, ist aber etwas dunkler, selbst in den reinsten
StĂŒcken. Es könnte sehr wohl das arabische Gummi
ersetzen, namentlich wenn es durch sorgsame Gewinnung
hellfarbiger geliefert werden könnte. Doch steht zu be-
fĂŒrchten, dass es weit theurer kommen wĂŒrde als impor-
tirte Waare. Ricinus wÀchst z. B. in allen Ecken und
Enden des ThÀles von Caracas, wie in Venezuela im
Allgemeinen und doch kann die Oelproduction hier nicht
mit Vortheil betrieben werden und alles Ricinusöl wird
importirt. Die Arbeitskraft ist hier zu Lande zu theuer,
einmal weil es an Arbeitern fehlt und zweitens weil die
vorhandenen Arbeiter selten Lust zur Arbeit haben.
222 G. A. Ernst,
5. Gelber Farbestoff von Xanthoxylum Ochroxylum DC.
(DOG, P0ETLT25.:N0,3:)
Dieser mit eigentbĂŒmlich gebauten Dornen bewehrte
Baum ist nicht selten bei Caracas und unter dem Namen
Bosia bekannt. Die Dornen haben eine kurze, harte
Spitze, die auf einer breiten, halbkreisförmigen Basis
sitzt. ° Die innere Rindenschicht ist rein safrangelb und
wird vielfach zum FĂ€rben benutzt, so dass man in der
NĂ€he der Ortschaften selten einen Stamm findet, der
nicht unverkennbare Spuren wiederholter AbschÀlung zeigt.
Die Farbe hat ein gutes Aussehen, ist aber nicht recht
dauerhaft. Amarillo como bosia â gelb wie Bosia â
ist eine gelÀufige Redensart im Volksmunde mit Bezug
auf einen sehr hohen Grad der Gelbsucht *).
6. BlausĂ€ure in den FrĂŒchten von Ximenia americana L.
Ximenia americana L. ist eine sehr gewöhnliche
Pflanze in der untern Region des Catuche, des Fiusses,
welcher die Stadt Caracas mit Trinkwasser versorgt. Die
Pflanze hat die VulgÀrnamen Manzana de Guayava (Gua-
yava-Apfel, wegen der Aehnlichkeit mit den FrĂŒchten
von Psidium Guava Radd.) und Manzana del Diablo.
Die Frucht, welche uns hier nur interessirt, ist von
Jacquin (Selectarum stirp. Amer. hist. 1763, p. 107) ziem-
lich gut beschrieben. Schon im unentwickelten Zustande
zeigt sie einen penetranten Geruch nach BlausÀure, wenn
sie zerschnitten oder zerrieben wird, also Àhnlich wie
bei den Mandeln. Sollte dies die Ansicht Derer bestÀ-
tigen, welche die fertige Existenz der Àtherischen Oele
in der Pflanze bezweifeln und deren Entstehen vielmehr
von dem Moment der mechanischen Zerstörung der Zelle
datiren? Oder liegt es wahrscheinlicher nur daran, dass
die geschlossene Zelle ein Verbreiten des flĂŒchtigen Zell-
inhalts unmöglich macht?
*) Dieser Farbstoff möchte wohl Berberin sein, da dieses gelbe
Alkaloid auch in Xanthoxylum earibaeum vorkommt. H. Ludwig.
-
botanische Notizen aus Caracas. 223
7. Veber die giftigen Eigenschaften von Euphorbia
earacasana Boiss.
(Auszug aus einer bereits in Seemannâs Journal of Botany, 1866,
IV. publieirten Arbeit.)
Euphorbia caracasana Boiss. gehört zur Section Alec-
toroctonum und unterscheidet sich von der nahe verwand-.
ten Species E. cotinifolia L. vorzugsweise durch die ge-
zĂ€hnelten DrĂŒsenanhĂ€ngsel, wĂ€hrend dieselben bei der
letzteren Art ganzrandig sind. Die Pflanze ist gemein
"im Thale von Caracas und unter dem Trivialnamen ZLe-
chero, d.h. Milchner, bekannt. Sie ist gewöhnlich ein
Strauch, erreicht aber gelegentlich bedeutende Dimen-
sionen, 50â 60° Höhe und 9â 10 Stammdicke. Aus
den StÀmmen grösserer Exemplare fliesst beim Verletzen
der Rinde eine reichliche weisslich-gelbe Milch von bal-
samischem Geruch und wenigstens anfangs indifferentem
Geschmack. Ich brachte nur 2 Tropfen auf meine Zunge,
fĂŒhlte aber schon nach einer halben Stunde ein heftiges
Brennen im Schlunde, das selbst durch wiederholtes Aus-
spĂŒlen des Mundes mit kaltem Wasser nicht beseitigt
wurde. Bald stellten sich heftige Nausea ein und nach
fĂŒnfmaligem Erbrechen war der Organismus wieder in
leidlicher Ordnung. Ein Theil der Milch war in meine
Augen gekommen und verursachte eine heftige EntzĂŒn-
dung von glĂŒcklicher Weise sehr kurzer Dauer. Auf
der Haut zeigte sich die Milch nicht kaustisch. Der
Einfluss der Milch scheint weniger energisch, wenn der
Magen Speise enthÀlt; am Morgen der Excursion, wo ich
den Versuch anstellte, war ich noch vollkommen nĂŒch-
tern. Ich nahm Milch in einer Flasche mit nach Haus.
Ein Theil derselben war coagulirt. Das specif. Gewicht
war 0,97. Sie erhÀrtete nicht an der Luft, sondern bil-
dete eine klebrige, gelbliche Substanz, die in fetten Oelen
löslich war. Das alkoholische Extract enthielt viel Harz.
Nach 24 Stunden war die Milch vollstÀndig sauer.
Ich gab 5 Grm. derselben einem Meerschweinchen; es er-
folgte zweimaliges Erbrechen und das Thier zeigte sich wie-
224 @. A. Ernst,
der vollkommen wohl. Ein zweites Meerschweinchen erhielt
10 Grm. und starb nach wiederholtem Erbrechen nach
3 Stunden. Ein mittelgrosses Kaninchen hatte 20 Grm.
bekommen und starb nach einer halben Stunde. Im
Rectum beider Cadaver zeigten sich zahlreiche rothe
Flecken.
Die Milch ist demnach ein drastisch scharfes Gift
und ist es wohl glaublich, dass manche Indianer Bra-
siliens unter anderem auch die Milch der so nahe ver-
wandten E. cotinifolia L. als Pfeilgift benutzen, wie Dr.
Masters in Lindleyâs Treasury of Botany 1. 477 erwĂ€hnt.
8. Guachamaca, eine Giftpflanze aus den Llanos
von Venezuela,
Diese Pflanze gehört zu den Apocyneen, deren gif-
tige Eigenschaften allbekannt sind. Sie ist so giftig,
dass selbst Fleisch, welches an Stöcken aus GuachamacÀ-
Holz gebraten wird, gleichfalls zum tödtlichen Gifte wird.
Die Bewohner der Llanos benutzen die Pflanze nicht sel-
ten, um Kraniche und Reiher an den Ufern der grossen
Lagunen zu erlegen. Eine Anzahl kleiner Fische wer-
den mit dem Safte des GuachamacÀ bestrichen und an
Stellen ausgelegt, wo sich gewöhnlich jene Sumpfvögel
einfinden. Der Vogel soll todt niederfallen, so wie er
nur den vergifteten Bissen mit dem Schnabel ergreift.
Der JĂ€ger eilt dann schnell herbei, schneidet dem Thiere
Kopf und Hals ab und der Rest des Körpers bleibt so- -
mit vollkommen frei von dem Gifte und kann genossen
werden.
Vor einigen Jahren ereignete sich eine entsetzliche
Vergiftungsgeschichte durch GuachamacÀ in Nutrias, einer
Stadt im jetzigen Venezuelanischen Staate Apure. Eine
Frau wurde eifersĂŒchtig auf ihren Liebhaber, da dieser
einer andern Frauensperson Aufmerksamkeiten zu erwei-
sen anfing und sie beschloss, sich zu rÀchen, Da es nun
in jenen abgelegenen Gegenden weder forensische Medi-
FE
botanische Notizen aus Caracas. 225
einer noch Chemiker giebt, es also rein unmöglich ist,
einen Mord zu constatiren, wenn keine Àusseren Spuren
der Gewaltthat ersichtlich sind, so beschloss sie ihren
Liebhaber durch vergifteten Masato zu tödten. Der Ma-
sate ist ein LieblingsgetrÀnk der Bewohner von Apure,
aus gekochtem Mais, welchen man dann in Wasser gÀh-
ren lĂ€sst. In dieses GetrĂ€nk legte sie StĂŒcke Guacha-
machĂ€ fĂŒr einige Zeit und prĂ€sentirte es dann ihrem
Opfer. Der Anblick des verfĂŒhrerischen GebrĂ€us ver-
anlasste den nichts Ahnenden, mehre seiner Freunde und
Nachbaren einzuladen, und unter diesen auch die ver-
hasste Nebenbuhlerin. Da die Frau indess nicht wĂŒnschte,
Jemand anders ausser ihrem treulosen Liebhaber zu ver-
giften, bereitete sie schnell wÀhrend seiner Abwesenheit
eine zweite Portion Masato ohne Gift. Die Sitte der
Llanos verlangte aber, dass der einladende Wirth seinen
Antheil mit dem der GĂ€ste vermischte und darauf fĂŒll-
ten alle ihre Schalen aus Crescentia-FrĂŒchten. Von den
elf versammelten Personen entging nur die verbreche-
rische Anstifterin dem Tode; selbst die Affen und das
GeflĂŒgel das Hauses, welche auch :ihren Theil erhalten
hatten, starben. Die Sprache jener Gegenden bezeich-
net dergleichen Vergiftungen mit einem eigenen Verbum
guachamacar. So berĂŒchtigt ist der GuachamacĂ€, dass
Ramon Paez erzÀhlte, seine Llanero-Begleiter hÀtten
sich auf das Entschiedenste seiner Idee widersetzt, Pflan-
zen und FrĂŒchte behufs einer genauen Bestimmung in
seinem GepÀck mitzunehmen; sie drohten sogar ihn zu
verlassen, wenn er es thun wollte.
Die Pflanze ist botanisch noch. nicht recht genau
bekannt. Humboldt erwÀhnt sie nicht; denn der Name
Guaricamo, obgleich synonym mit Guachamacd, wird in
Kunthâs Synopsis auf die Patrisia affinis bezogen (II.
289), eine Passiflore, und giftige Eigenschaften werden
gar nicht genannt. Selbst die Ryania coccinea des Reise-
werkes (engl. Ausgabe I. 224) hat nicht die Aufmerk-
samkeit des grossen Forschers so erregt, wie es der
226 GG. A. Ernst, botanische Notizen aus Caracas.
wirkliche GuachamacÀ sicherlich gethan hÀtte. Don Ra-
mon Paez in seinem interessanten Buche: Wild Scenes
in South America (New York 1862) sagt, die Pflanze sei
erst in neuester Zeit in Apure eingewandert (doch wo-
her?), da die Àltesten Bewohner sich aus ihrer Jugend
nicht des GuachamacÀ erinnern. Sollte dies wirklich
sein, so wĂ€re Humboldtâs Schweigen ĂŒber ein so auf-
fallendes berĂŒchtigtes Vegetabil zu erklĂ€ren. Ich weiss
nicht, ob Karsten bereits den GuachamacÀ botanisch
bestimmte, da leider kein einziges Exemplar seines theu-
ren Werkes âFlorae Columbiae specimina selectaâ in Cara-
cas existirt. Die einzige mir bekannte Beschreibung fin-
det sich in einem Werke eines Franzosen, Dr. Renat
de Grosourdy, EI Medico botdnico eriollo, Paris 1864,
4 Vol. (1.295). Ich reproducire hier seine Beschreibung,
indem ich indess die breite Weitschweifigkeit des spani-
schen Originals durch die strenge KĂŒrze der wissenschaft-
lichen Sprache vermeiden will.
Guachamaca toxicaria R. de Gros., loc. cit. BRhizoma
perpendiculare crassum, diametro interdum 6-pollicari,
ligno albo levi, cortici tenui brunnea longitudinaliter striata,
radiculas longas crassiusculas e parte inferiori emittens.
Caules fruticosi numerosi recti subsimplices (8°â12° alt.
2ââ 21,â diam.), ramis oppositis ex axillis foliorum, cor-
tice brunnea albo-notata. Folia simplicia integra oppo-
sita subsessilia ovato-lanceolata, apice basique attenuata,
mucronata obtusa, utraque facie glabra, supra intense
viridia, subter pallidiora, nervo venisque prominentibus
(venis 11â13, inferioribus oppositis, superioribus alter-
nis), 5â long. 2ââ2)/,* lat. Flores luteo-virides axilla-
res conferti longe pedunculati, pedunculo filiformi uni-
floro pollicari et ultra (12% â 15° long.) glabro apicem
versus incrassato; calyx monosepalus 5-partibus lobulis
margine membranaceis triangularibus acutis lineam lon-
gis; corolla hypocrateriformis calycem multoties supe-
rans, tubo basi ampliato pentagonali extas glabro intus
pubescenti, limbo 5-partito, lobulis longis patentibus vel
Björklund, ĂŒber Flores Cinae. 227
usque ad calycem reflexis margine undulata, extus gla-
bris intus pilis longis albis instructis; filamenta fauce
corollae inserta, antherae conniventes pubescentes. Ova-
rium subsphaericum sulco verticali paululum notatum,
disco hypogynio; stylus albus filiformis longiusculus,
stigma capitatum glandulosum, termino inferiori et in-
teriori antherarum adhaerens. Fructus ignotus.
Frutex orgyalis vel biorgyalis.. Habitat in provincia
Apurensi Venezuelae. GuachamacÀ incolarum. (Planta
a me non visa!)
VorlĂ€ufige Mittheilung ĂŒber Flores Cinae;
von
Dr. G. A. Björklund *).
Was die Abstammung betrifft, sagt Prof. Henckel
in seinem Handbuche der Pharmakognosie Folgendes:
âDie nicht vollkommen ausgebildeten, noch geschlos-
senen BlĂŒthenkölbchen mehrer Arten Artemisia Linne
(Ordn. Corymbifera), welche in Persien, der Bucharei,
an den Ufern der Wolga, wie auch im nördlichen Afrika
gesammelt werden, bilden die verschiedenen Sorten des
Wurmsamens. Den Namen Semen sanctum sollen sie
erhalten haben, weil sie aus dem heiligen Lande kamen,
Semen Cinae, weil man glaubte, dass China das Vater-
land derselben sei.â
Nach den neuesten Nachrichten wachsen dieselben
in ungeheuren Massen in der Kirgisensteppe nördlich von
Turkestan in der Umgegend des Flusses Aris unweit von
der Stadt Ikan.
Zur Zeit der Einsammlung finden sich dort noma-
disirende Kirgisen ein, welche die obersten Spitzen der
betreffenden Artemisia-Arten abstreifen und dieselben an
*) Separatabdruck aus der Pharmae. Zeitschrift fĂŒr Russland.
1867. 5. Heft vom Hrn. Verfasser eingesendet. D. Red.
228 Björklund, ĂŒber Flores Cinae.
Kaufleute fĂŒr circa 1 Rubel per Centner verkaufen. Von
Turkestan werden die Wurmsamen mit Karawanen nach
Ărenburg gebracht und von da ĂŒber Nishni-Nowogorod
nach St. Petersburg befördert.
Ein anderer Theil ging frĂŒher nach Osten ĂŒber Tasch-
kend, Kaschgar, Jorkand durch Tibet oder den nörd-
lichen Weg ĂŒber Kuldscha nach China. Dieser uralte
Handelsweg Central-Asiens bat in neuerer Zeit seine Be-
deutung verloren und wird nur wenig noch durch Kara-
wanen bereist, erstlich weil die in neuerer Zeit entwickel-
ten Handelsverbindungen Chinas mit Europa den Wasser-
weg einschlagen und zweitens, weil das Gebiet zwischen
Taschkend und Kaschgar von Kokandern unsicher ge-
macht wird, wĂ€hrend der nördliche Weg ĂŒber Kuldscha
schon seit drei Jahren aus dem Grunde gar nicht mehr
eingeschlagen wird, weil ein rÀuberisches Volk, genannt
Dunganen, vor drei Jahren die Stadt Kuldscha ĂŒberfallen
und ein Lager von 60,000 Tschibycken (Kisten) Thee
verbrannt hat.
FĂŒr das Jahr 1868 haben wir die Flores Cinae in bester
QualitÀt im Handel zu erwarten, da FachmÀnner jetzt
dieses GeschÀft in die Hand genommen haben. Nur die
in rechter Zeit gesammelte, gut behandelte und verpackte
Waare wird in den Handel gebracht, wÀhrend der Rest
an Ort und Stelle zu Santonin verarbeitet werden soll.
Ich habe Hoffnung, in diesem Jahre eine genaue
Beschreibung der Pflanze, so wie auch einige getrock-
nete Exemplare zu Herbarien zu bekommen und werde
mir alsdann erlauben, darĂŒber NĂ€heres zu berichten.
229
EEE. Monatsbericht.
Ueber die Darstellung grosser Salpeterkrystalle.
J. Stinde giebt in Nachstehendem seine Erfahrungen
ĂŒber diesen speciellen Gegenstand und berĂŒcksichtigt nur
die eigentlichen Handgriffe, welche zum Gelingen der
Operation nothwendig sind, geht dabei von schon einmal
raffinirtem Kalisalpeter aus, oder noch besser von dem
Salpeter, welcher durch Umsetzen des Chilisalpeters mit
Chlorkalium erhalten wird und bei der ersten Krystalli-
sation anschiesst.
Man bereitet eine Lauge von gedachtem Salpeter und
destillirtem Wasser, und zwar kann man sich hierzu eines
eisernen Kessels bedienen. Eine beliebige Menge Was-
ser wird zum Sieden gebracht und nach und nach Salpeter
eingetragen. Mit dem Eintragen hört man auf, wenn die
Lauge heiss gemessen 290 an der Beaume@âschen Senk-
waage zeigt. Nach Erzielung dieses Punctes wird der
Lauge eine kleine QuantitÀt in heissem Wasser zergan-
genen Leimes hinzugefĂŒgt, und man beginnt die Lauge
zu schÀumen. In den meisten FÀllen wird !/;, Pfd. Leim
auf 1 Ctr. Salpeter genĂŒgen. Der praktische Blick muss
hier den Ausschlag geben, eine Regel lĂ€sst sich darĂŒber
eigentlich nicht aufstellen. Ist der Kessel rein, d.h. ist
sÀmmtlicher Schaum abgenommen, so lÀsst man das Feuer
gÀnzlich ausgehen; der Kessel bleibt sich so lange selbst
ĂŒberlassen, bis sĂ€mmtliche Flocken und Unreinigkeiten am
Boden liegen und die Lauge vollkommen klar erscheint.
Zum Ausbringen der Lauge in die KrystallisirgefÀsse
bedient man sich eines grossen kupfernen Schöpflöffels
und einer hölzernen Rinne, welche vom Kessel in ein
Filtrirgestell fĂŒhrt. An dem Filtrirgestell hĂ€ngt ein grosser
Spitzbeutel, auf welchem einige grosse Bogen groben
weissen Filtrirpapiers liegen. Ein zweiter grobmaschiger
Spitzbeutel wird, damit die letzteren in ihrer Lage bleiben,
in den ersten gehÀngt. Unter dem Spitzbeutel kommt
ein HolzkĂŒbel zu steken, der so erhöhet wird, dass das
eine Ende einer darauf gelegten Holzrinne sich genau
unter der Spitze des Beutels befindet und hinreichend
GefÀlle vorhanden ist, wenn das andere Ende der Rinne
Die W
a En a a ae, 00 gie
230 Neu entdecktes Steinsalzlager bei Schönebeck.
auf die RĂ€nder der ĂŒbrigen KrystallisirgefĂ€sse gelegt wird.
Das AusfĂŒllen der Lauge besorgt ein Arbeiter, ein zweiter
ĂŒbernimmt die Klarmachung des Filters, von dem stets
ein zweites in Reserve sein muss, ein dritter trÀgt Sorge
fĂŒr die richtige FĂŒllung der Krystallisirbottiche. Diese
Bottiche sind aus Tannenholz angefertigt, haben eine
Höhe von circa 2 Fuss und einen Durchmesser, am
Boden 31, Fuss, am oberen Rande von 3 Fuss 8 Zoll,
und sind mit genau schliessendem Deckel von Tannen-
holz versehen. Diese Bottiche werden bis zur Höhe von
1!/, Fuss voll Lauge gelassen, mit dem Deckel verschlos-
sen und bleiben 3 Tage stehen. Nach dieser Zeit ist die
Krystallisation beendet. WĂ€hrend dieser Zeit bleibt das
Lokal, worin sich die Bottiche befinden, geschlossen, es
muss jede BerĂŒhrung sorgfĂ€ltig vermieden werden. Nach
Beendigung der Krystallisation wird die Lauge vorsichtig
abgeschöpft und wieder in den Kessel gebracht, um mit
neuem Salpeter verstÀrkt zu werden. Die Bottiche setzt
man ĂŒber einander und lĂ€sst die Lauge gehörig ablecken
und antrocknen, wozu 18 bis 24 Stunden nöthig sind.
Die erhaltenen Krystalle werden durch vorsichtiges Klopfen
der FÀsser von Aussen abgetrennt und in TrockenrÀumen
bei geringer WĂ€rme getrocknet.
Nach Einhaltung der eben beschriebenen Operationen
gelingt es stets, prachtvolle, grosse, prismatische Krystalle
zu erhalten, welche um so klarer ausfallen, je blanker
die Mutterlauge gekocht wurde. (Hamburg. Gewerbebl.
1866.) B.
Ueber ein in der NÀhe von Schönebeck neu ent-
decktes Steinsalzlager.
Die vom Staate betriebene Tiefbohrung in der NĂ€he
von Schönebeck hat nach Meldung des âStaats- An-
zeigersâ zum Aufschlusse eines Steinsalzlagers in der
Tiefe von 1091 Fuss unter der ErdoberflĂ€che gefĂŒhrt.
Man wird das Bohrloch im Steinsalz zunÀchst bis zu
einer Tiefe von 150 â200 Fuss fortsetzen, um sich von
der Beschaffenheit des Salzes zu ĂŒberzeugen und fĂŒr
die spĂ€tere Ausbeutung mittelst ZufĂŒhrung sĂŒssen Wassers,
welches nach der SĂ€ttigung mit Salz empor gepumpt
wird, die genĂŒgenden FlĂ€chen zum Angriffe zu erhalten.
Die Untersuchung ist von ganz besonderer Wichtigkeit,
um fest zu stellen, ob das Steinsalzlager eine Àhnliche
Zusammensetzung wie das von Stassfurt habe, dessen
Ir Is Gr 2 Da er Ze 1 ee u EA er
N
ae, Re
Tr Process und Theorie der Sodafabrikation. 2831
obere Schichten aus einer Reihenfolge von kalihaltigen
Salzen bestehen, deren Ausbeutung fĂŒr die Industrie und
Landwirthschaft von sehr grosser Bedeutung ist. Aber
auch in dem Falle, wenn die kalihaltigen Salzschichten
fehlen sollten, wird der neue Aufschluss des Steinsalzes
in der NÀhe des Elbstroms und der SiedehÀuser der Saline
zu Schönebeck grosse technische Vortheile bei der Salz-
fabrikation gewÀhren. B.
Process und Theorie der Sodafabrikation.
E. Kopp empfiehlt zur Nutzbarmachung der RĂŒck-
stÀnde von der Sodafabrikation und von der Darstellung
des Chlors das folgende Verfahren: Die flĂŒssigen und
sauren RĂŒckstĂ€nde, die man bei der Chlorkalkfabrikation
erhÀlt, befreit man durch Absetzen von den in ihnen
suspendirten festen Substanzen, und fĂŒgt ihnen dann in
Bassins gerade genug Soda- AbfÀlle zu, um das in ihnen
enthaltene freie Chlor zu zerstören und das Hyper- und
Sesquichlorid von Mangan und Eisen in Monochlorid zu
verwandeln. Es fÀllt Schwefel nieder, den man sammeln
kann, und es entwickelt sich etwas Schwefelwasserstoff,
den man durch Eisenoxyd absorbiren lassen kann. Die
entchlorte, aber noch saure FlĂŒssigkeit wird nun in be-
sondere Apparate gepumpt, in welchen sie vollstÀndig mit
Soda-Aescher gesÀttigt wird. Es entwickelt sich hierbei
sehr viel Schwefelwasserstoff, der zu Wasser und schwef-
liger SĂ€ure verbrannt werden kann.
Setzt man den Soda-Aescher der Luft aus, so ver-
wandelt sich das Calciumoxysulfuret (2 CaS, CaO) in
zweifach Schwefelcaleium und in Aetzkalk, durch weitere
Oxydation geht das Disulfid in unterschwefligsauren Kalk
ĂŒber, der beim Trocknen sich in ein Gemenge von schweflig-
saurem Kalk und Schwefel verwandelt. Das schweflig-
saure Salz geht durch fernere Oxydation in schwefelsaures
Salz ĂŒber, wĂ€hrend der freie Schwefel sich mit neuen
Mengen Schwefelcaleium zu Disulfid oder Polysulfiden
vereinigt.
Die in Folge dieser Reactionen beim Auslaugen er-
haltenen gelben bis orangefarbigen alkalischen FlĂŒssig-
keiten, die Polysulfide und unterschwefligsauren Salze
von Natron und Kalk enthalten, lÀsst man wÀhrend der
Sommermonate in dĂŒnnen Schichten der Luft ausgesetzt,
und so erhÀlt man durch Oxydation unterschwefligsaure
232 Process und Theorie der Sodafab een 2%
Salze und freien Schwefel. Dasselbe wird auch erreicht,
wenn man die FlĂŒssigkeit mit schwefliger SĂ€ure behandelt.
(Compt. rend. T. 61. 1865.)
In der darĂŒber sich anknĂŒpfenden Discussion hatte
Dumas gesagt, dass die zahlreichen Analysen von Kopp
seine Ansicht ĂŒber das Vorhandensein eines in kaltem
Wasser unlöslichen Calciumoxysulfurets und ĂŒber die
Theorie des Sodaprocesses ĂŒberhaupt bestĂ€tigten. Dagegen
macht nun Scheurer-Kestner geltend, dass zwar in
den RĂŒckstĂ€nden Kalk und Schwefelcaleium vorhanden
seien, dass aber, wie er schon frĂŒher gezeigt habe, das
Schwefelcalcium allein hinreichend unlöslich sei, um bei
der Auflösung des kohlensauren Natrons nicht zersetzend
auf dieses einwirken zu können. Man brauche daher
die Dumasâsche Hypothese von einem unlöslichen Caleium
oxysulfuret gar nicht. ;
Uebrigens könne man auch nicht behaupten, dass
sich die Soda-RĂŒckstĂ€nde allgemein durch ein und die-
selbe Formel ausdrĂŒcken liessen. HĂ€tte Kopp die aus
verschiedenen Fabriken hervorgehenden RĂŒckstĂ€nde unter-
sucht, so wĂŒrden die VerhĂ€ltnisse sich eben so verĂ€nder-
lich erwiesen haben, wie die ursprĂŒnglichen zur Soda-
fabrikation nothwendigen Substanzen variirt hÀtten. Alles,
was man ĂŒber die Beschaffenheit der RĂŒckstĂ€nde sagen
kann, ist das, dass ihre Zusammensetzung sehr verÀnderlich
ist und nach verschiedenen Fabriken nach Abzug der
KohlensÀure zwischen CaS und 2CaS, CaO schwankt.
(Compt. rend. T.61. 1865.)
Zur Widerlegung dieser Ansichten von Scheurer-
Kestner hat Kopp nun die Reaction, von reinem Kalk-
hydrat, reinem Schwefelcaleium (CaS) und Soda-RĂŒck-
stÀnden verglichen und kommt zu dem Resultate, dass
die dabei beobachteten wesentlichen Unterschiede es schwer
erscheinen lassen, in den Soda-RĂŒckstĂ€nden freies Kalk-
hydrat und freies Schwefelcalcium anzunehmen.
Eine Lösung von kohlensaurem Natron von 300B.
wurde in zwei HĂ€lften getheilt und die eine HĂ€lfte
mit 32,3 Grm. Kalkhydrat, die andere mit 155 Grm.
SodarĂŒckstand, welcher zufolge einer Analyse ebenfalls
32,3 Grm. Kalkhydrat enthielt, gleiche Zeit behandelt.
Bei diesem VerhĂ€ltnisse genĂŒgt der vorhandene Kalk, um
alles Natron in Aetznatron zu verwandeln. Es wurde
nun filtrirt und in gleichen Volumen des Filtrats die
CaustieitÀt titrirt. Hierbei fand sich, dass der Aetzkalk
des SodarĂŒckstandes unfĂ€hig ist, dieselbe Menge kohlen-
Ueber den Leblancâschen Sodaprocess. 233
saures Natron in Aetznatron zu verwandeln, wie der freie
kaustische Kalk.
Schliesslich erwÀhnt Kopp, dass nach vielfachen
Versuchen in der Sodafabrik zu Dieuze dasjenige Ver-
hÀltniss zwischen Kalk und schwefelsaurem Natron das
beste Resultat ergeben habe, welches einen RĂŒckstand im
VerhÀltnisse 2 CaS, CaO gÀbe, daneben fÀnde sich aber
stets so viel KohlensĂ€ure, dass der ĂŒberschĂŒssige Kalk
genau als kohlensaurer Kalk berechnet werden könnte.
(Compt. rend. T. 61. â Chem. Centrbl. 72.) Bi
Ueber den Leblaneâschen Sodaprocess.
Die Resultate der sehr umfangreichen Arbeit J. Kolbâs
ĂŒber den Leblancâschen Sodaprocess bestehen in Folgendem:
Bei Gegenwart von lauwarmem oder kaltem Wasser findet
zwischen Schwefelcaleium und kohlensaurem Natron keine
Wechselwirkung statt. Es ist daher gleichgĂŒltig, ob man den
kohlensauren Kalk im Ueberschusse gegen das schwefelsaure
Natron anwendet (nach der Dumasâschen Gleichung 2 (NaO,
S03) + 3(Ca0,002) +12C = 2(Na0,CO2) + (CaO,2Cas)
â 1000-3 C), oder ob man beide Salze zu gleichen Aequi-
valenten anwendet (nach der Gleichung von Dubrunfaut:
Na0, S03â+ 0a0, C0?-â- 40 â= Na0,C0?-+ CaS+4CO).
Ist nÀmlich die Bildung des Oxysulfurets unumgÀnglich
nothwendig, so muss das erste VerhÀltniss eine vollkom-
men kohlensaure Soda geben, wÀhrend das zweite nur
eine Lauge von Schwefelnatrium geben darf. Ist dagegen
das Schwefelcaleium wirklich in alkalischen Laugen un-
löslich, so dĂŒrfen beide Resultate nur in Bezug auf die
CausticitÀt differiren, die bei dem ersten VerhÀltnisse
wegen des ĂŒberschĂŒssigen Kalks grösser sein muss. Kolb
hat nun (bei Versuchen im Grossen) gefunden, dass das
durch Einwirkung von Kohle auf ein Gemenge von gleichen
Aequivalenten schwefelsauren Natrons und kohlensauren _
Kalks entstandene kohlensaure Natron und Schwefelcaleium
sich leicht durch Auslaugung mit lauwarmem oder kaltem
Wasser trennen lÀsst.
Die erste Reaction, die im Ofen vor sich geht, ist
die Reduction des schwefelsauren Natrons, wobei Kohlen-
sÀure, nicht Kohlenoxyd entsteht, wÀhrend gleichzeitig
der kohlensaure Kaik in freien Kalk ĂŒbergeht. Man erhĂ€lt
auch eine ganz gleiche und vollkommen kohlensaure Soda,
wenn man die Kreide durch Kalk ersetzt. Es geht aus
beiden Thatsachen hervor, dass die KohlensÀure der Kreide
Arch.d. Pharm. CLXXXI. Bds, 3. Hft. 16
234 Ueber den Leblancâschen Sodaprockss,
nicht zur Bildung der Soda beitrÀgt, und Versuche im
Laboratorium haben Kolb zu dem Schlusse gefĂŒhrt, dass
es die theils durch Reduction des schwefelsauren Natrons
entstehende, theils in den Ofengasen enthaltende Kohlen-
sÀure ist, unter deren Einflusse die Endreaction sich
vollzieht. Es wird dadurch erklÀrlich, warum man in
geschlossenen Tiegeln so schwierig Soda bereiten kann,
wÀhrend es sehr leicht in einer von KohlensÀure durch-
strömten Röhre gelingt. Man kann demnach die Bildung
der Soda durch drei Gleichungen versinnlichen:
Na0,S03 + 2C = 2C0O? + NaS
Ca0,C0? 7 C = 2CO + Ca0
NaS + CaO + CO? (im Ueberschusse)
â Na0, CO? 4 CaS.
Ganz trockene Luft hat zwischen 00 und 1000 keinen
wahrnehmbaren Einfluss auf rohe Soda. Sie wirkt selbst
nicht durch ihre KohlensÀure. Versuche haben nÀmlich
gezeigt, dass vollkommen trockene KohlensÀure weder
auf wasserfreien Kalk, noch auf wasserfreies Schwefel-
calcium einwirkt. Bei Rothgluth, und selbst etwas darunter,
oxydirt dagegen die Luft das Schwefelcalcium und der
gebildete schwefelsaure Kalk wirkt beim Auslaugen schÀd-
lich. Feuchte Luft wirkt im Gegentheile sehr energisch
auf rohe Soda, indem sie an den Kalk Wasser und Kohlen-
sÀure abgiebt und das Schwefelcalcium oxydirt.
Beim Auslaugen der rohen Soda erhÀlt man ein ver-
schiedenes Resultat, je nach der Concentration der FlĂŒssig-
keit, der Dauer der Behandlung mit Wasser und Tem-
peratur. Die lÀngere Dauer der Digestion und eine er-
höhte Temperatur begĂŒnstigen nicht nur die Caustification
eines T'heils der Soda durch den Kalk, sondern sie be-
wirken auch eine geringe Reaction zwischen Schwefel-
ealeium und kohlensaurem Natron, die auf der Bildung
von Caleiumsulfhydrat zu beruhen scheint. Die Concen-
. tration der Lauge und die Gegenwart von kaustischem
Natron treten dieser Bildung entgegen, die durch ĂŒber-
schĂŒssigen Kalk verhindert wird. Wenn es also von
Nutzen ist, in der rohen Soda etwas freien Kalk zu haben,
so hat dies nur den Zweck, eine geringe Menge kaustisches
Natron zu erzeugen, das der Schwefelung entgegenwirkt.
(Compt. rend. T. 62; Annal. de Chim. et de Phys. T.7.)
b
Hieran sich anschliessend folgen die Resultate aus
J. Pelouzeâs Arbeit ĂŒber den Leblaneâschen Sodaprocess.
Rohe Soda ist nach Analyse und Reactionen Pe-
Schwefelsaurer Baryt. â Kohlensaurer Kalk. 235
louzeâs ein Gemenge von kohlensaurem Natron, Schwe-
felealeium, kohlensaurem Kalk und freiem Kalk. Durch
verlÀngerte Einwirkung von Wasser giebt die rohe Soda
eine gewisse Menge kaustisches Natron, die im VerhÀlt-
nisse zu dem in ihr enthaltenen freien Kalke steht. Unter
diesen Bedingungen hinterlĂ€sst die Soda einen RĂŒckstand,
in welchem aller Kalk durch KohlensÀure gesÀttigt ist,
und der unfÀhig ist, kohlensaures Natron zu caustificiren.
Man kann ihn mit einem kohlensauren Natron behandeln,
ohne dass dabei die geringste Menge kaustisches Natron
entstĂ€nde, was unfehlbar der Fall sein mĂŒsste, wenn in
diesem RĂŒckstande Kalk mit Schwefelcaleium verbunden
wÀre. Da beim Auslaugen der Soda im Grossen die
Bedingungen fĂŒr eine vollkommene Reaction des freien
Kalks auf das kohlensaure Natron nicht gegeben sind,
so enthĂ€lt der RĂŒckstand öfters etwas freien Kalk, ge-
wöhnlich 1â3, manchmal sogar 3â6 Proc. Hat man
aber eine rohe Soda, so kann man, je nach der Art, wie
man auslaugt, in dem RĂŒckstande freien Kalk lassen,
oder nicht, und es ist daher erklĂ€rlich, wie manche RĂŒck-
stÀnde kohlensaures Natron caustificiren können, wÀhrend
andere dies nicht thun. Endlich beweist zur Zeit nichts
die Existenz eines Calciumoxysulfurets 2 CaS, CaO, noch
die einer anderen Verbindung zwischen Kalk und Schwefel-
ealeium. (Compt. rend. T.62. 1866. â Chem. Centrbl.
1866. 19.) B.
Schwefelsaurer Baryt
ist bekanntlich ebenso wie schwefelsaurer Strontian
und schwefelsaurer Kalk in kochender SchwefelsÀure lös-
lich. Er löst sich nach Nickles aber auch in kalter
SchwefelsÀure, wenn er in dieser erzeugt wird, wenn man
also fein gepulvertes Chlorbaryum in die concentrirte
SĂ€ure bringt. Bei dem VerdĂŒnnen mit Wasser fĂ€llt das
Barytsalz nieder. Bemerkenswerth ist, dass schwefelsaurer
Baryt am leichtesten, das entsprechende Kalksalz aber am
schwersten in SchwefelsÀure löslich ist. (Silliman Americ.
Journ.) Dr. Reich.
Kohlensaurer Kalk
ist nicht ganz uflöslich in Wasser. Kocht man eine
Lösung von doppelt-kohlensaurem Kalk sehr lange, so
fÀllt zwar die grösste Menge des Kalkes nieder, indem ein
Theil der KohlensÀure entweicht, aber im Liter Wasser
16 *
TREE RR ERBETEM 170) 0
236 Bereitung von reinem Kalk zur Elementaranalyse.
bleiben nach A. W. Hofmann 0,034 Grm., nach Cruse
0,036 Grm. kohlensaurer Kalk gelöst. Auf eine der Zer-
setzung entgangene Spur von doppelt-kohlensaurem Kalk
ist diese Erscheinung nicht zurĂŒckzufĂŒhren, denn das klare
Wasser trĂŒbt sich mit Kalkwasser nicht, was geschehen
wĂŒrde, wenn ĂŒberschĂŒssige KohlensĂ€ure âvorhanden wĂ€re.
(Hofmann im Quart. Journ. of the Chem. Soc. â Ăruse in
den Annal. der Chem. und Pharm.) Dr. Reich.
Chlorbaryum als Mittel gegen Bildung von Kesselstein.
Zur VerhĂŒtung des Kesselsteines macht der
Director der chemischen Fabrik in Griesheim a. M. auf
ein Mittel aufmerksam, das ihm vorzĂŒgliche Dienste ge-
leistet habe. Es ist dies nÀmlich Chlorbaryum, von dem
man fĂŒr jedes Quadratmeter HeizflĂ€che ı Pfd. in den
Kessel bringt. Nach 2â4 Wochen wird eine neue Quan-
titÀt hinzugesetzt und damit so lange fortgefahren, bis
der Kessel gereinigt werden soll. Die Kosten betrugen
dort fĂŒr einen Kessel von 40 Quadratmeter HeizflĂ€che
monatlich 21), Thlr. Das dort in Anwendung gebrachte
Speisewasser enthÀlt Gyps und kohlensauren Kalk und
giebt einen sehr festen Kesselstein. Bei Anwendung des
erwÀhnten Mittels erhielt man aber statt dessen nur einen
aus feinen BlÀttchen und Staub bestehenden Niederschlag. _
Die Wirksamkeit des Chlorbaryums beruht zunÀchst in
der Umsetzung des Gypses; es bilden sich Chlorcalcium
und schwefelsaurer Baryt. Letzterer ist ein feines schweres
Pulver, das im kochenden Wasser auf- und abspielt und
den ausgeschiedenen Kalk verhindert, sich fest zu setzen.
Ob das Chlorbaryum auch bei Wasser, das nur kohlen-
sauren Kalk enthÀlt, gute Dienste leistet, ist noch nicht
entschieden. (Bl. fĂŒr Hdl. und Gew. 1866. 4.)
B.
Bereitung von reinem Kalk zum Gebrauche bei der
Blementaranalyse,
Nach Fausto Sestini wird fein gepulverter Statuen-
Marmor mit einer ziemlich concentrirten Zuckerlösung
befeuchtet (so dass auf 100 Th. Marmor etwa 2 Th. Zucker
kommen) im Sandbade getrocknet und bis zum Caustisch-
werden geglĂŒht; dadurch wird der vorhandene Gyps in
Schwefelcaleium umgewandelt. Der genannte Kalk wird
mit Wasser abgelöscht, die Kohle abgeschlÀmmt und das
Wolframsaures Natron zur Trennung von Calcium etc. 237
Kalkhydrat so lange ausgewaschen, bis das Waschwasser
sich frei von Schwefelcalecium zeigt. Man löst hierauf
den FilterrĂŒckstand in SalpetersĂ€ure, fĂ€llt die Lösung
mit kohlensaurem Ammoniak, wÀscht den erhaltenen koh-
lensauren Kalk aus und brennt denselben durch fortgesetztes
GlĂŒhen caustisch. Auf diese Weise wird der Kalk von
Chlor und SchwefelsÀure gÀnzlich frei erhalten. (Zischr.
âfĂŒr anaiyt. Chemie.) B.
Wolframsaures Natron zur Trennung von Calcium und
Magnesium.
Nach E. Sonstadt bleibt eine gesÀttigte Lösung
von schwefelsaurem Kalk, wenn man ein gleiches Volumen
einer gesÀttigten Lösung von wolframsaurem Natron
zufĂŒgt, vollkommen klar. Beim ErwĂ€rmen auf ungefĂ€hr
420 entsteht jedoch ein dichter Niederschlag. Diese
Reaction ist so scharf, dass sie noch erkennbar bleibt,
wenn das VerhÀltniss der Kalklösung wie 1: 114000 ist.
Eine Lösung von Chlorcaleium verhÀlt sich ebenso. Eine
Lösung von schwefelsaurer Magnesia wird nicht
durch wolframsaures Natron gefÀllt. Sind die
Lösungen jedoch concentrirt, so erhÀlt man beim ErwÀr-
men derselben eine Krystallisation, die sich nur sehr schwer
und auch nicht ganz vollstÀndig in Wasser löst. Eine
FlĂŒssigkeit, die 2,000,000 Th. Wasser, 35 Th. schwefel-
sauren Kalk und 33849 Th. schwefelsaure Magnesia ent-
hielt, liess beim ErwÀrmen auf 700 einen vollkommen
deutlichen Niederschlag fallen. Eine andere ganz gleiche
Lösung, die aber kein Magnesiasalz enthielt, gab dagegen
eine schnellere und deutlichere Reaction schon bei niedri-
gserer Temperatur. Auf diese Weise lÀsst sich in einer
FlĂŒssigkeit, die auf ungefĂ€hr 56000 Theile 1 Th. Kalksalz
und ungefÀhr 1000 Theile Magnesiasalz enthÀlt, ersteres
Salz noch deutlich erkennen.
Die Gegenwart von Ammoniaksalzen beeintrÀchtigt
diese Reaction, noch mehr ist dies der Fall, wenn gleich-
zeitig freies Ammoniak vorhanden ist. Die Reaction wird
dann erst deutlich, wenn die Kalklösungen Y/goo bis Yıooo
sind. Jedoch kann vollkommen genug Salmiak vorhanden
sein, um die FĂ€llung der Magnesia durch freies Ammoniak
zu verhindern, auch kann das Ammoniak etwas ĂŒber-
schĂŒssig sein, ohne dass dadurch die quantitative Bestimm-
barkeit des Kalks nach dieser Methode wesentlich beein-
trĂ€chtigt wĂŒrde. Zur AusfĂŒhrung der Operation empfiehlt
na. :. ah
238 Ueber Phosphormagnesium.
Sonstadt, dass man das Becherglas, in welchem man
die FĂ€llung vornehmen will, vorher erst mit einem mit
Oel befeuchteten Leder etwas anreibt, weil sonst der
Niederschlag sehr schwer aus dem Glase zu entfernen ist.
Die Filtration darf erst nach einigen Stunden, indem man
die FlĂŒssigkeit warm hĂ€lt, statt finden. Wenn der Nieder-
schlag ausgewaschen ist, muss man ihn nochmals mit ver-
dĂŒnnter Ammoniaklösung ĂŒbergiessen, braucht aber das
Filtrat nicht aufzuheben. Das Filter muss gesondert ver-
brannt werden, nachdem der Niederschlag so viel als
möglich davon getrenntist. Nach dem GlĂŒhen und WĂ€gen
muss man ferner den Niederschlag auf seine Reinheit
prĂŒfen, indem man ihn mit starkem Ammoniak einige
Zeit stehen lĂ€sst, und die Lösung dann mit SĂ€uren ĂŒber-
sÀttigt. Entsteht hierdurch ein Niederschlag, so muss
man das Verfahren mit Ammoniak wiederholen und aber-
mals glĂŒhen und wĂ€gen. Der geglĂŒhte Niederschlag muss
ganz weiss sein.
Das Filtrat könnte nun gleich zur Bestimmung der
Magnesia durch phosphorsaures Natron gefÀllt werden;
man thut aber besser, die ĂŒberschĂŒssige WolframsĂ€ure
vorher durch Kochen mit SalzsÀure zu entfernen. (Chem.
News. â Chem. Centrbl. 1866. 7.) B.
Ueber Phosphormagnesium.
Th.P. Blunt erhielt eine Verbindung von Phosphor
und Magnesium von der Zusammensetzung Mg3P durch
Einwirkung von PhosphordÀmpfen auf in einer Kohlen-
sĂ€ure-AtmosphĂ€re glĂŒhendes Magnesium und durch weite-
res Behandeln des Productes mit SalzsÀure. Bei letzterer
Procedur entwickelte sich ein nicht selbstentzĂŒndlicher
Phosphorwasserstoff âund es blieb das Phosphormagnesium
als eine schwarze, selbst in siedender SĂ€ure nur unbe-
deutend lösliche flockige Substanz zurĂŒck. Die Phosphor-
wasserstoffentwickelung deutet Th. P. Blunt folgender-
massen: âDas ursprĂŒngliche Product ist ein Gemenge
von P und Mg, die eine galvanische Kette unter sich
bilden. Es entwickelt sich auf Zusatz einer SĂ€ure H,
der an das Phosphormagnesium tritt.â Directe Versuche
haben diese Ansicht bestÀtigt.
Das mit einer kleinen nicht zu entfernenden Menge
von Mg behaftete Phosphormagnesium stellt eine wenig
cohÀrente, gepulvert russÀhnliche schwarze Masse dar,
die sich selbst durch mehrwöchentliches Einwirken von
Carnallit von Maman in Persien etc. 239
verdĂŒnnter SalzsĂ€ure, eben so wenig durch Kochen mit
halbeoncentrirter SchwefelsÀure verÀndert. Kochendes
Königswasser löst dasselbe nur schwierig. Unter Luft-
abschluss ertrĂ€gt es RothglĂŒhhitze, bei Luftzutritt erhitzt,
wird es nach und nach unter Bildung von Magnesia
oxydirt. (Journ. ofthe chem. soc. Ser.2. Vol.3. p. 106. â
Journ. fĂŒr prak. Chemie. Bd. 96. p. 207â209.)) C. Bl.
Untersuchung des Carnallits von Maman in Persien
und ĂŒber die Ursache der rothen FĂ€rbung mancher
natĂŒrlicher Salze.
â Der Carnallit findet sich nicht allein im Salzlager
von Stassfurt, sondern auch in den bedeutendsten Steinsalz-
bergwerken Persiens, zu Maman, im sĂŒdöstlichen Ader-
beidjan, welches Ad. Göbel im August 1859 besuchte.
Die Analyse ergab folgende Zusammensetzung:
Gefunden Aequivalente Berechnet
Bllorkalım............ 25,621 ı KCl 26,900
Chlormagnesium .... 34,649 2 MsCl 34,210
Unlöslicher RĂŒckstand 0,060. â _
Wasser (u. organische
Bestandtheile) ... 39,670 12 HO 38,890
100,000. 100,000.
Die Formel desselben ist mithin die des Carnallits
â RCl,2MsgCl + 12HO.
Die rothe FÀrbung dieses Minerals ist nach A. Göbels
sorgfÀltigen Untersuchungen organischen Gebilden
zuzuschreiben. Da man beim Einlegen eines StĂŒckes
Carnallit in Wasser nach einiger Zeit ein weiches flottiren-
des Gebilde von der Grösse, Form und Farbe des ursprĂŒng-
lichen StĂŒckes in der Salzlösung suspendirt erhĂ€lt, so
dĂŒrfte diese Thatsache nach genauer Ermittelung der
Natur des Suspendirten schon hinreichend sein zu folgender
Schlussfolgerung: âDie im Steinsalze eingeschlos-
senen Carnallitklumpen von Maman sind min-
destens mit gleichem Rechte als Organismen
aufzufassen, wie als Minerale. Eisenoxyd ist aller-
dings nach A. Göbelâs Untersuchungen in diesen Organis-
men, die an die Structur einiger der niedersten Pflanzen-
formen, namentlich an Palmella KĂŒtz. und an Nostoc erin-
nern, neben KieselsÀure vorhanden.
Der Carnallit von Stassfurt zeigt dasselbe Verhal-
ten. Die gelbe FĂ€rbung des Tachhydrits von Stassfurt
Mk»:
Ti.
N % RT, Re
240 Kainit, ein neues Salz von Leopoldshall. â SmĂŒrgel.
rĂŒhrt ebenfalls von denselben Organismen her. In der
Lösung des Tachhydrits (CaCl, 2 Mg Ci + 12 HO),
die durch ruhiges Zerfliessenlassen desselben in Wasser
erzeugt ist, befinden sich leicht flottirende Flocken, die
aus denselben haarförmigen Spiculen mit rothen hexa-
gonalen Tafeln bestehen, wie im Carnallit.
Die rothe FĂ€rbung des Steinsalzes von Hall und von
andern Orten ist durch formloses Eisenoxyd bedingt,
welches man als Rest ehemaliger organisirter Gebilde
ansehen kann. (Bullet. de lacad. des sciences de St. Peters-
bourg. T. IX. 1. â Journ. fĂŒr prakt. Chemie. Bd. 97. Heft 1.
pag. 6 â 29.) C. Bl.
Kainit, ein nenes Salz von Leopoldshall, dem Anhal-
tischen Steinsalzwerke bei Stassfurt.
Dieses Mineral, das Zinken Kainit zu nennen vor-
schlÀgt, findet sich in dem durch sein ausgezeichnetes
Vorkommen von Leopoldit bekannten Leopoldsschachte.
Der Kainit findet sich bis jetzt nur derb und zeigt nur
an einzelnen Stellen kleine krystallinische Partien, hat
eine hellgraugrĂŒne Farbe, einen ebenen bis splitterigen
Bruch, ist durchscheinend, zerspringt leicht und löst sich
leicht in kaltem Wasser auf; sein spec. Gew. ist 2,131.
Die Analyse des Minerals ergab folgende Resultate:
Syassarn! ı92..X, 18,52 â-
Ohlare SSR 19,69 18,56
SchwefelsÀure... 28,09 30,00
Magnesia....... 14,78 14,76
Kallum.»52.: ..: 17,83 14,27
Natzumı 2... 2,96 4,37
2 WR 0,15 RĂŒckstand 0,22
Die Ergebnisse beider Analysen stimmen bis auf den
eirca 2 Proc. differirenden Alkaligehalt ziemlich genau
ĂŒberein und entsprechen der Formel:
\Mg0,S03} KCl
5 \0x0.8051 + 4 |nacı| + 15HO.
(Berg- und HĂŒttenm. Ztg.) B.
Smirgel.
Jackson theilt mit, dass in Chester bei Springfield
(Massachusets) ein fast unerschöpfliches Lager von Smirgel
Ist der Alaun ein normaler Bestandtheil des Weins? 241
entdeckt worden sei, welcher dem besten in London darge-
stellten Fabrikate von der Insel Naxos gleichkomme. Da
der Smirgel des griechischen Archipels durch ein ein-
ziges londoner Bankhaus und der aus Kleinasien durch
eine Firma in Smyrna monopolisirt ist, so war der Preis
des Smirgels bis jetzt ausserordentlich hoch und wird
nothwendig bedeutend fallen. Dr. Reich.
Bvansit, ein neues Mineral,
Das unter dem Namen Allophan von Evans im
Jahre 1855 aus Ungarn mitgebrachte Mineral ist jetzt
von Forbes einer genaueren Untersuchung unterworfen
und mit dem Namen Evansit bezeichnet worden. (Phil.
Magaz. 28.)
Dasselbe besteht aus zusammengehÀuften kleinen
Stalaktiten mit AuswĂŒchsen in Gestalt natĂŒrlicher oder
kĂŒnstlicher Perlen besetzt und ĂŒberkleidet die Drusen-
wÀnde in Brauneisenstein. Farblos bis milchweis, zuweilen
schwach gelblich, blÀulich oder irisirend, glas- oder wachs-
glÀnzend und von halbmuschligem Bruch, amorph, nie-
ren- oder traubenförmig abgelagert. HĂ€rte 3,5 â 4.
Spec. Gew. 1,822 â 2,099. Unschmelzbar.
Die procentige Zusammensetzung war:
BIO 39,95
BON 19,05
AI?O3... 39,31, Mittel aus 3 Analysen.
Ssi02 TYP
99,72
Daraus lÀsst sich die Formel 3 Al203, PO5-+ 18 HO
berechnen. (Journ. fĂŒr prakt. Chemie. Bd. 95. 5.) DB.
Ist der Alaun ein normaler Bestandtheil des Weins?
Ueber diese Frage Àussert sich A. Chevallier
(Journal de Chimie medicale) wie folgt: In mehren
Theilen Frankreichs hat die Anwendung des Alauns zum
Versetzen des Weins so zugenommen, dass die KrÀmer
und Droguisten ihn ganz öffentlich zu diesem Zwecke
schon in Paqueten abgefasst verkaufen. Ein solches
Paquet enthÀlt 1); Pfd. römischen Alaun und reicht ge-
wöhnlich fĂŒr ein Fass von 500 Pinten aus; mitunter
werden aber auch 2 Paquete zu dieser QuantitÀt Wein
a ha IL u. ı 5 6 00 TU.
242 Ist der Alaun ein normaler Bestandtheil des Weins?
genommen. Die Polizei sollte auf diesen Unfug ein wach-
sames Auge haben, den Verkauf des Alauns zu diesem
Zwecke verbieten und damit behandelten Wein confisciren,
denn auf den Genuss desselben folgen Verstopfung, Span-
nung im Magen, ZusammenschnĂŒrung der CapillargefĂ€sse,
spÀter MagenkrÀmpie und Abzehrung.
Angesichts der ganz zweifellosen Thatsache, dass
französische Weine mit Alaun versetzt werden, ist es nun
von grösster Wichtigkeit zu wissen, ob die Weine schon
im natĂŒrlichen Zustande Alaun enthalten oder nicht.
Wein-Analysen liegen in grosser Menge vor, so von
Faure in Bordeaux, Filhol in Toulouse, Girardin in
Lille, Payen und Jacob in Tonnerre.
Faure& fand in den Weinen von Bordelais: doppelt-
weinsaures Kali, weinsauren Kalk, weinsaure Alaunerde,
weinsaures Eisenoxyd, Chlorkalium, Chlornatrium, schwe-
felsaures Kali, phosphorsaure Alaunerde.
Nach Filhol enthalten die sĂŒdlichen Weine ausser-
dem noch: Chlorcalcium, Chlormagnesium, schwefelsauren
Kalk, phosphorsauren Kalk, phosphorsaure Magnesia.
Jacob, wie Ch. Roy erhielten aus den Weinen
der Bourgogne: doppeltweinsaures Kali, schwefelsaures
Kali, phosphorsauren Kalk, weinsauren Kalk, weinsaure
Alaunerde und Chlornatrium. Bei keinem Chemiker findet
man aber angegeben, dass die betreffenden Weine Alaun
enthielten. Chevallier selbst hat bei seinen zahlreichen
Analysen von Weinen niemals Alaun angetroffen. Nirgends
ist also vom Alaun im natĂŒrlichen Weine die Rede und
doch will Hugoulin in allen von ihm untersuchten
Weinen Alaun gefunden haben. Diese WidersprĂŒche ver-
dienen mithin eine ernste WĂŒrdigung.
Die Annahme, dass die Weine Alaun enthalten, stĂŒtzt sich
entweder auf die Gegenwart der Bestandtheile des Alauns
(Kali, Alaunerde und SchwefelsÀure) in denselben, oder, was
Chevallier noch einleuchtender ist, auf die Gegenwart
der schwefelsauren Alaunerde in Folge der Behandlung
der Weine mit Gyps.. Limouzin-Lamotte, welcher
mit der Untersuchung gegypster Weine beauftragt war,
hat in dieser Beziehung eine Reihe von Erfahrungen ge-
sammelt, welche ergeben, dass alle gegypsten Weine in
Folge dieser Behandlung Alaunerdesalze, deren Wirkung
auf den Organismus eben so entschieden ist, als die des
Alauns, enthalten. Der Gyps nÀmlich, womit man die
Weine des Languedoc, welche der Gegenstand der Unter-
suchung waren, behandelt, ist nach Limouzin-Lamothe
Die Zusammensetzung des Guignetâschen GrĂŒns. 243
von einem Alaunerdesalze in merklicher Menge begleitet,
welches durch die SĂ€uren in den Weinen aus dem Gypse
aufgenommen wird.
Durch diese Untersuchungen des Letzteren wird die
Behauptung Hugoulinâs, dass Weine von Natur schon
Alaun enthalten, widerlegt. Obgleich die Gegenwart kleiner
Mengen Alaunerde in den Weinen unbestritten bleibt, so
darf aber doch mit Gewissheit auf eine damit vorgenom-
mene KĂŒnstelei geschlossen werden, wenn man in einem
Weine Alaunerde in erheblicher Menge findet, habe diese
nun in einem Zusatze von Alaun selbst oder von Alaun-
erde-haltigem Gypse bestanden. Die Behörden hÀtten
demnach ihr Augenmerk nicht bloss auf das Alaunen,
sondern auch auf das Gypsen der Weine zu richten, und
letzteres ebenfalls zu verbieten. (Wittst. Vierteljahrschr.
Bd. 15. 2.) B.
Ueber die Zusammensetzung des Guignetâschen GrĂŒns,.
Indem in einer frĂŒheren Arbeit Scheurer-Kestner's
die Frage ĂŒber die Bildung dieser Farbe (Chromoxydhydrat)
ungelöst bleiben musste, so hat sich jetzt durch weitere
Versuche desselben herausgestellt, dass die frĂŒhere An-
nahme, zur Bildung desselben sei ein Alkali nöthig, durch
die Darstellung des Guignetâschen GrĂŒns ohne ein Alkali
oder ein Alkalisalz widerlegt wird.
Ersetzt man nÀmlich in dem gewöhnlichen Verfahren
das doppelt-chromsaure Kali durch ChromsÀure, so erhÀlt
man eine blasige Masse, welche sich in Wasser zu einem
mit dem Guignetâschen GrĂŒn identischen Chromoxydhydrat
unter Lösung der BorsÀure umwandelt. Auch bei An-
wendung von Chromoxydhydrat ist das Resultat dasselbe.
Borsaures Chromoxyd mit Wasser zusammengebracht,
zersetzt sich unter Abscheidung eines reichlichen Nieder-
schlags von grĂŒnem Chromoxydhydrat, welches ebenfalls
mit dem Guignetâschen GrĂŒn identisch ist. Der so erhal-
tene Niederschlag wurde heiss ausgewaschen, dann mit
heisser verdĂŒnnter Aetznatronlösung behandelt, gewaschen
und bei 1100 getrocknet.
Die Analyse ergab:
Angewandte Substanz. ............ 1,1725
NMaBBera Eee! 0,1910
Verlust beim Erhitzen mit FlusssÀure 0,0090
Es entspricht der Formel 2 Cr?03, 3 HO.
Berechnet Gefunden
Wasser 15,06 16,3.
A FE FAIRE er
244 Vorkommen des Vanadiums im Aetznatron.
Bei Verwendung des gewöhnlichen Chromoxydhydrats
fĂŒr die Darstellung des GrĂŒns muss die Menge der Bor-
sÀure zur Erleichterung des Schmelzens vergrössert werden.
Bei Darstellung des Guignet'schen GrĂŒns bildet sich
demnach zuerst borsaures Ăhromoxyd, welches sich in
BerĂŒhrung mit Wasser, eben so wie das borsaure Eisen-
oxyd- und das Thonerdehydrat in Hydrat und freie Bor-
sÀure zerlegt. Das Alkali im doppelt-chromsauren Kali
befördert mit der BorsÀure das leichtere Schmelzen der
Masse. (Bull. de la soc. chim. â Journ. f. prakt. Chem.
Bd. 59. 8.) B.
Ueber ein Verfahren, Spuren von Chrom im Eisen
und Stahl nachzuweisen,
Man bringt nach A. Terreilâs Angabe das Metall
auf gewöhnliche Weise in Lösung und schlÀgt mit einer
concentrirten Kalilösung nieder; dann lÀsst man vorsichtig
in die auf 80â-900 erhitzte FlĂŒssigkeit eine sehr ver-
dĂŒnnte Lösung von ĂŒbermangansaurem Kali tropfen, bis
die von der Bildung des mangansauren Kalis herrĂŒhrende
grĂŒne FĂ€rbung eintritt. Man tiltrirt, ĂŒbersĂ€ttigt mit Essig-
sÀure und versetzt mit essigsaurem Bleioxyd, worauf beim
Vorhandensein von Chrom der charakteristische Nieder-
schlag von chromsaurem Bleioxyd erfolgt. (Bull. de la Soc.
chim. â Chem. Centrbl. 1866. 3.) B.
Ueber das Vorkommen des Vanadiums in dem Aetz-
natron des Handels.
A.Baumgarten hat aus Sodamutterlaugen ein Salz
erhalten, welches seiner Zusammensetzung nach der Formel
2(3NaO, PO5) + NaF + 38 HO entspricht, in der
Annahme, dass ein Theil der PhosphorsÀure durch die
gleichzeitig mit beobachtete Arsen- und VanadsÀure ver-
treten sein könne. FĂŒr diese Annahme spricht, dass das
Salz, sechs Mal umkrystallisirt, noch vanadhaltig war
und dass sich auch kĂŒnstlich vanadhaltige Krystalle er-
halten liessen, wenn man das durch Kochen von 36 Grm.
phosphorsaurem Natron, 2,1reinem Fluornatrium und 200CC.
einer 9 Grm. Natron enthaltenen Lösung dargestelltes
Salz 2(3Na0,PO5) + NaF â- 38 aq mit vanadsaurem
Natron mischte. Baumgarten nimmt daher die Vanad-
sĂ€ure der PhosphorsĂ€ure gleichartig zusammengesetzt â
VO35 an. (Ztschr. f. Chemie. N.F. Bd.1. 19u.29.) B.
*
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Pyrochroit, ein neues Mineral. 245
Die TitansÀure
ist trimorph in den auf einander nicht zurĂŒckfĂŒhr-
baren Krystallformen des Rutil (quadratisch), Anatas (qua-
dratisch, aber mit der Rutilform nicht vereinbar) und Brookit
(rhombisch). Das spec. Gew. des Rutils ist 4,21 â 4,29
und Ă€ndert sich beim GlĂŒhen nicht, das des Anatas ist
3,7â3,9 und wird durch GlĂŒhen zu dem des Rutils,
eben so der Brookit, dessen spec. Gew. 4,13 â 4,16 ist.
Hautefeuille hat diese drei Mineralien kĂŒnstlich dar-
gestellt. FluortitandĂ€mpfe wurden bei der VerflĂŒchtigungs-
temperatur des Kadmiums in WasserdÀmpfe geleitet, wo-
durch schöne Krystalle von TitansÀure in Anatasform
von dem spec. Gew. 3,7â3,9 erhalten wurden. Wirkt
Fiuortitan auf feuchte Luft, so entsteht bei Dunkelroth-
gluth farbloser Anatas; mit Wasserdampf gesÀttigtes
Wasserstofigas giebt bei 5000 durch Titanoxyd indigblau
gefÀrbte Anataskrystalle; wendet man schwach feuchtes
Wasserstoffgas an, so ist der resultirende Anatas durch
rothes 1!/, fach Fluortitan violettblau gefÀrbt. Arbeitet
man bei einer Temperatur, die zwischen den VerflĂŒch-
tigungstemperaturen des Kadmiums und Zinks liegt, so
entsteht Brookit von 4,1â-4,2 und bei Hellrothgluth
Rutil von 4,3. Bei diesen Versuchen entsteht neben der
TitansÀure FluorwasserstoffsÀure, welche als Lösungsmittel
der TitansĂ€ure wirkt, so dass diese bei VerflĂŒchtigung
des Fluorwasserstoffs wieder krystallisirt. Es wĂŒrde sich
ChlorwasserstoffsÀure Àhnlich verhalten, diese wirkt aber
erst bei so hoher Temperatur, dass sich stets nur Rutil
bildet. (Comptes rendus.) Dr. Reich.
Pyrochroit, ein neues Mineral.
In Pajsbergs Eisen- und Mangangrube (Wermland
in Schweden) findet sich nach L. J. Igelström (Oefv.
of Akad. Foerh. 21.) ein Mineral, welches in dem Magnet-
eisenstein weisse, perlmutterglĂ€nzende Adern von 1â2
Linien Breite bilde. Es verwittert schnell an der Luft,
indem es braun, dann schwarz wird, ist in dĂŒnnen BlĂ€t-
tern durchscheinend und weniger hart als Kalkspath. Im
Kolben erhitzt, giebt es viel Wasser ab und wird zuerst
grĂŒn, dann grĂŒngrau und schliesslich braunschwarz. Von
diesem Farbenwechsel in der Hitze hat es Igelström
Pyrochroit benannt.
In SalzsĂ€ure ist es sehr leicht löslich. GeglĂŒht verliert es
4
246 Uebermangansaures Kali aus Manganoayyd.
Wasser und KohlensÀure und bekommt das Ansehen des
Manganoxydoxyduls, woraus es dann wesentlich besteht.
Seine Zusammensetzung ist:
MnO .... 76,40
MsO . 3,14
Day! 1,27
1 7:10 Pe 0,006
MO 15,35
EIS: 3,834 (aus dem Verlust)
100.
Man kann den Pyrochroit als einen Brucit, welchem
er Ă€usserlich auch sehr Ă€hnelt, mit ĂŒberwiegendem Mangan-
oxydulgehalt ansehen. (Journ. f. prakt. Chemie. Bd. 95. 5.)
B.
Uebermangansaures Kali aus Manganoxyd,
Die bisherige Darstellungsmethode des ĂŒbermangan-
sauern Kalis aus Braunstein giebt nicht immer eine gute
Ausbeute, da der Braunstein von sehr wechselnder Be-
schaffenheit ist und man deshalb die Materialien nur
selten im richtigen VerhÀltnisse anwenden kann. GrÀger
ersetzt deshalb den Braunstein durch Manganoxyd Mn?O3,.
Er erhĂ€lt dasselbe, indem er die RĂŒckstĂ€nde von der Chlor-
bereitung durch vorsichtige FĂ€llung mit Soda von Eisen
befreit, das darauf ebenfalls durch weiteren Zusatz von Soda
gefÀllte kohlensaure Manganoxydul auswÀscht, trocknet und
glĂŒht. Von diesem PrĂ€parate werden 130 Th. mit 100 Th.
chlorsaurem Kali und 184 Th. möglichst kohlensÀurefreiem
Aetzkali zusammengeschmolzen und I/, Stunde langschwach-
roth geglĂŒht. Man benutzt dazu vortheilhaft Kalilauge,
die man mit dem chlorsauren Kali und dem Manganoxyde
zur Trockne verdampft. Die erkaltete Schmelze wird mit
Wasser ausgelaugt, und die Lösung mit KohlensÀure be-
handelt, bis ein Tropfen der FlĂŒssigkeit auf weissem
Fliesspapier einen rein rothen Fleck giebt. Man filtrirt
dann durch gepulverten Marmor und verdampft zur Trockne.
Dr. Reich.
VerfÀlschung des Petroleums. 247
Ueber VerfÀlschung des Petroleums
enthĂ€lt das in Köln erscheinende âAmtsblattâ folgende Be-
kanntmachung der königl. Regierung: âDas Petroleum wird
in der jĂŒngsten Zeit vielfach verfĂ€lscht und zwar haupt-
sÀchlich in der Weise, dass man die schweren, sonst nicht
zur Beleuchtung verwendbaren Paraffinöle durch Zu-
mischung von Petroleumessenz (Naphta), welche ein spec.
Gew. von 0,750 hat, auf ein spec. Gew. von etwa 0,300
bringt. Solche Oele, welche sich der Àussern Erscheinung
nach fast gar nicht von dem reinen Petroleum unterschei-
den, indem höchstens ein stÀrkerer Geruch bei demselben
vorwaltet, sind sehr leicht entzĂŒndlich und deshalb im
Gebrauche sehr gefÀhrlich. Wird nun Essenz zu einem
schweren Oele von 0,830 spec. Gew. gesetzt, so treten
beim Brennen von Lampen folgende Erscheinungen ein:
Im Anfange kommt grösstentheils eine Auflösung von
schwerem Oel in Essenz zur Verbrennung, indem durch
die Einwirkung der WĂ€rme auf das Oel im Dochte
ein Theil des schweren Oels im Dampfe der Essenz
gelöst verbrennt. Mit dem Consum der Essenz hört auch
die Verbrennung des schweren Oels auf: die Flamme
geht zurĂŒck, es findet eine Verkohlung des Dochtes
und spÀterhin ein Russen statt. Um dieses zu vermeiden,
hat man gutes Petroleum von 0,790 â0,795 spec. Gew.
zugesetzt, oder aber die schweren Oele von nur 0,820
spec. Gew. genommen. Es wird hierdurch zwar ein
grösserer Consum des schweren Oeles bedingt, es treten
jedoch schliesslich ebenfalls die oben genannten Uebel-
stÀnde beim Brennen ein. In einem Falle wurde ein
solches verfÀlschtes Oel, welches ein specifisches Gewicht
von 0,800 hatte, nÀher untersucht, wobei sich ergab, dass
dasselbe in 100 Raumtheilen aus circa 25 Vol. Essenz
von 0,750 spec. Gew., 20 Vol. gutem Petroleum -Brennöl
von 0,790 spec. Gew. und 50 Vol. schwerem Oele, sog.
Schmier- oder Paraffinöl von 0,830 spec. Gew. bestand.
Zur Erkennung eines solchen Gemisches giebt es ein ein-
faches Mittel. Man mischt nÀmlich in einem passenden
GefÀsse einen Raumtheil (?) mit kaltem Wasser zusammen,
rĂŒhrt das Gemisch gut um und giesst eine einen starken
Strohhalm dicke Schicht des fraglichen Oels darauf. Ist
dasselbe frei von Essenz, so kann es durch einen bren-
nenden Fidibus nicht entzĂŒndet werden. Uebersteigt aber
der Essenzgehalt 12 Proc., so entzĂŒndet sich das Oel
j ARE
248 Kohlenwasserstoffe im Steinkohlentheeröle.
jedenfalls. Wir machen das Publicum hiermit auf diese
efÀhrliche Mischung aufmerksam und warnen vor dem
rauch derselben als Beleuchtungsmaterial, da aus ihrer
leichten EntzĂŒndlichkeit viele in der neuesten Zeit durch
Explosionen herbeigefĂŒhrte UnglĂŒcksfĂ€lle entstanden sindâ.
(Bl. f. Hdl. u. Gew. 1866. 16.) B.
Neue Untersuchung ĂŒber die in dem flĂŒchtigsten Theile
des Steinkohlentheeröles enthaltenden Kohlen-
wasserstoffe.
Rectifieirt man Benzin des Handels in Mengen von
800â1000 Liter auf einmal und fĂ€ngt man die ersten
zwei oder drei Liter gesondert auf, so erhÀlt man nach
C. Greville-Williams eine sehr flĂŒchtige FlĂŒssigkeit,
die zum grössten Theile unter 700 siedet und noch viel
Benzin enthÀlt. Dieselbe wurde mit einem grossen Ueber-
schusse von SchwefelsÀure behandelt, wodurch man un-
gefÀhr den achten Theil davon abschied, der sich in der
SÀure nicht auflösen wollte. Nach zwei- oder dreimaligem
erneuten Behandeln dieses Theils mit SĂ€ure wurde er
durch Kali von der SĂ€ure befreit, getrocknet, ĂŒber Na-
trium rectifieirt und dann der fractionirten Destillation
unterworfen. Man erhielt von 10 zu 10 Graden Fractionen
von 709 an bis zu Temperaturen, die ĂŒber den Siedepunct
des Quecksilbers hinaus lagen. Die betrÀchtlichsten Frac-
tionen destillirten indess um 2150 herum. Die Analyse
derselben ergab:
HT: I. II. IV.
Kohlenstoff... 88,45 88,49 88,98 88,64
Wasserstoff.. 11,18 41:23 14,12 11,18
Die erste und zweite Analyse bezieht sich auf eine
zwischen 2100 und 2200 siedende FlĂŒssigkeit von einer
Darstellung, die dritte auf eine FlĂŒssigkeit von einer
anderen Darstellung, die zwischen 2150 und 2200 siedete,
fĂŒr die vierte hat Greville-Williams keine nĂ€heren
Angaben gemacht.
Diese Zahlen stimmen sehr nahe mit mehren Formeln,
nÀmlich mit derjenigen des Phenyl-Amyl C22H16, des Phe-
nyl-Hexyl C?*H1!8 und des Phenyl-Heptyl C26H20 und
da in diesem Falle eine Dampfdichtebestimmung offenbar
das beste Mittel abgab, um zwischen diesen verschiedenen
Formeln zu entscheiden, so wurde eine solche mit der
grössten Sorgfalt ausgefĂŒhrt. Gefunden wurde 5,78. Dieses
a A A a ra
Er = a ara
Erkennung von Kohlenwasserstoffen in Gasgemengen. 249
Resultat stimmt am besten mit der Formel C?4H18, wie
folgende Vergleichung zeigt: O2? H1!8 5,605, C22H16 5,121,
025 H20 6,089, weshalb Greville-Williams nicht an-
steht, die Substanz fĂŒr das gemischte Radical Phenyl-Hexyl
C12H5, C1?2H!13 â C24H!3 anzusehen. Man kann die
12} 12
Formel dieses Körpers apa) oder Go schreiben,
da die Thatsache, dass er sich aus einer unter 700 sie-
denden FlĂŒssigkeit bildet, die also nur zwischen engen
Grenzen siedende Körper enthalten konnte, andere For-
meln ausschliesst.
Diese Substanz ist demnach homolog mit dem Phenyl-
Amyl von Tollens und Fittig, es ist eine farblose
FlĂŒssigkeit von charakteristischem Geruche und einem
spec. Gew. â 0,8731 bei 130,2.
Greville-Williams hofft spÀter die Existenz von
noch anderen gemischten Radicalen in den nach der oben
mitgetheilten Methode dargestellten FlĂŒssigkeiten nach-
weisen zu können und verspricht gleichzeitig weitere
Mittheilungen ĂŒber eine aus dem Phenyl-Hexyl durch
Reduction des Nitroproductes entstehende Base. (Compt.
rend. 1866. T.62. â Chem. Centrbl. 1866. 19.) 2:
Mittel zur Erkennung von Kohlenwasserstoflen in 6Gas-
gemengen, von Berthelot.
Die Bildung von Acetylen bei unvollkommener Ver-
brennung bietet ein Mittel dar, um ein Gemenge von
Kohlenoxyd und Wasserstoff, von einem Gemenge von
Wasserstoff mit einer geringen Menge von Sumpfgas oder
einem anderen Kohlenwasserstoffe zu unterscheiden, eine
Aufgabe, die nicht selten bei den Reactionen der orga-
nischen Chemie gestellt wird. Man kann zu diesem
Zwecke entweder das Gasgemenge bei Gegenwart von
ammoniakalischem KupferchlorĂŒr einer unvoll-
kommenen Verbrennung unterwerfen, oder man
lĂ€sst durch die Gase 2â3 Minuten lang eine Reihe von
elektrischen Funken hindurchschlagen und bringt dann
das Reactionsmittel hinzu. Unter solchen UmstÀnden
erzeugt sich in einem Gemenge von Wasserstoff und
Kohlenoxyd keine Spur von Acetylen, wenn man nicht
die Operation mehre Stunden lang unter besonderen
UmstÀnden fortsetzt.
Ein Gemenge von Kohlenoxyd und Wasserstoff und
Arch.d. Pharm. CLXXXI. Bas. 3.Hft. - 17
TEE
250 _ Verbindungen des Naphtalins mit Brom,
von Wasserstoff und Sumpfgas lÀsst sich zwar auch so
unterscheiden, dass man das Gas mit seinem Volumen
einer salzsauren Lösung von KupferchlorĂŒr schĂŒttelt, worin
sich das Kohlenoxyd auflöst, wÀhrend Kohlenwasserstoff
ungelöst bleibt, sodann das Gas aus diesem Reactions-
mittel entfernt und anzĂŒndet. Hierbei wird das Gas,
welches Kohlenoxyd enthalten hatte, keine KohlensÀure
mehr geben, wÀhrend andererseits das Gas, welches
Sumpfgas enthĂ€lt, natĂŒrlich auch noch KohlensĂ€ure geben
wird. Indess ist diese Probe nicht so scharf, wie die
obige, da Spuren von Kohlenoxyd der Absorption ent-
gehen können, die dann fĂŒr Sumpfgas angesehen werden,
und da andererseits eine saure Lösung von KupferchlorĂŒr,
besonders in solcher Masse, wie man sie zur Absorption
des Kohlenoxyds braucht, auch verschiedene Kohlenwasser-
stoffe CO?» H?" und andere brennbare DÀmpfe absorbiren
kann, die man somit fĂŒr Kohlenoxyd ansehen wĂŒrde. Die
Bildung von Acetylenkupfer ist dagegen von die-
sen Zweideutigkeiten frei und bietet auch in ihrer An-
wendung keine Schwierigkeiten dar. (Bull. de la Soc.
Chim. 1866. â Chem. Ăentrbl. 1866. No. 39.)
B.
Verbindungen des Naphtalins mit Brom.
C. Glaser hat folgende Verbindungen des Broms
mit Naphtalin dargestellt.
Monobromnaphtalin, C20Hâ?Br, farbloses Oel
von starkem Lichtbrechungsvermögen, spec. Gew. 1,555,
Siedepunct 285°, leicht löslich in Weingeist und Aether,
löst Naphtalin leicht und schon in der KÀlte, so wie Jod,
ohne sich mit letzterem zu verbinden. Es verÀndert sich
nicht beim Kochen mit weingeistiger Kalilösung, giebt
bei der Behandlung mit Natriumamalgam Bromnatrium
und Naphtalin und wird von concentrirter SalpetersÀure.
beim Kochen vollstÀndig zersetzt.
Dibromnaphtalin, C20H6Br?, schon von Laurent
in reinem Zustande dargestellt, wird beim Kochen mit
SalpetersĂ€ure in eine Nitroverbindung ĂŒbergefĂŒhrt und
tritt in zwei Modificationen auf: a) zolllange, seideglÀn-
zende Nadeln, Schmelzpunct 810, Erstarrungspunct zwi-
schen 500 und 70°, leicht löslich in Weingeist und Aether;
b) warzenförmige, krystallinische Gebilde, Schmelzpunct
760, noch leichter löslich in Alkohol.
Tribromnaphtalin, C20H5Br3, bildet schöne
BEREITET NN
13
Bee Kohlenwasserstoffe des Steinkohlentheeröls. 251
weisse Nadeln, Schmelzpunct 75°, leicht löslich in Alkohol
und Aether, wird von weingeistigem Kali nicht verÀndert.
Tetrabromnaphtalin, C20H?Br#, ist in Wein-
geist nicht merklich löslich, in Aether schwer löslich; es
ist in Benzol in der WÀrme leicht löslich und scheidet
sich daraus in radial gruppirten Nadeln ab. Aus Aether
krystallisirt es auch in kurzen Prismen.
Pentabromnaphtalin, 020 H3Br5, besteht aus
weissen krystallinischen Körnern, die unlöslich in Alkohol
und sehr schwer löslich in Aether sind, sich aber in
Benzol in der WÀrme lösen. Der Körper wird durch
Brom nicht weiter verĂ€ndert, ist unzersetzt flĂŒchtig und
wird von weingeistigem Kali nicht verÀndert.
Von den von Laurent noch beschriebenen Brom-
verbindungen des Naphtalins konnte der Verfasser nur
darstellen das
Dihydrobrom-Tetrabromnaphtalin â C?0H6Br6
â C?0H?Br#, 2HBr, welches er in farblosen und schön
ausgebildeten Krystallen des rhombischen Systems erhielt.
(Annal. der Chem. und Pharm. CXXXV. 40â49.)) @.
Ueber die festen Kohlenwasserstoffe des Steinkohlen-
theeröls.
J. Fritsche hat bereits in einer frĂŒheren Abhand-
lung einen neuen festen Kohlenwasserstoff beschrieben, der
sich im Steinkohlentheere befindet, eine prÀchtig orange-
rothe Farbe besitzt und im Stande ist, grossen Mengen
von farblosen Kohlenwasserstoffen eine schöne gelbe Farbe
zu ertheilen. Dieser Körper, den Fritsche Chry-
sogen nennt, ist in der festen Substanz enthalten, welche
sich aus dem sogenannten schweren Steinkohlenöle abson-
dert und welche aus einem Gemenge verschiedener Kohlen-
wasserstoffe besteht, zu deren Darstellung sie das Material
bildet. Das Rohmaterial, das der VerfÀsser zu seinen
Versuchen benutzte, stammte aus einer Steinkohlentheer-
Destillation in Glasgow und war ein pulverförmiger Kör-
per von citronengelber Farbe, in harte Kuchen zusammen-
gepresst und den Namen Paranaphtalin fĂŒhrend. Zur
Darstellung der gelb fÀrbenden Substanz aus diesem
Materiale behandelte es der Verfasser mit Steinkohlenöl,
wobei er grosse gelbe BlÀtter erhielt, die durch wieder-
holtes Umkrystallisiren aus diesem Lösungsmittel immer
dunkler gelb wurden und eine grĂŒnschillernde Farbe an-
14%
&
252 Feste Kohlenwasserstoffe des Steinkohlentheeröls.
nahmen, wÀhrend in der Lösung ein weniger gefÀrbtes
Product zurĂŒckblieb. Dabei kam es darauf an, nicht nur
den richtigen Concentrationsgrad der Lösung, sondern
auch den richtigen Moment beim AbkĂŒhlen fĂŒr die Fil-
tration zu treffen, denn das am meisten gefÀrbte Product
scheidet sich zuerst aus und je frĂŒher man nach begin-
nendem Ausscheiden filtrirt, desto dunkler gefÀrbte BlÀtter
erhÀlt man gewöhnlich, aber desto kleiner ist auch ihre
Menge. Diese BlÀtter zeigten lange kein besonderes Ver-
halten gegen andere Lösungsmittel, nachdem der Verfasser
sie jedoch oftmals dieser so zu nennenden Ăoncentrations-
arbeit unterworfen hatte, erhielt er endlich eine kleine
Menge dunkel grĂŒngelber BlĂ€tter, welche beim Behandeln
mit Aether ein eigenthĂŒmliches Verhalten zeigten. Sie
wurden nÀmlich von Aether gleichsam angefressen und
es blieb Anfangs ein orangefarbenes zusammenhÀngendes
Gerippe zurĂŒck. Bei weiterem Behandeln mit Aether
zerfiel auch dieses allmÀlig zu einem orangefarbenen
Pulver, welches auf dem Filter, auf dem man es durch
Aether ausgewaschen hatte, zurĂŒckblieb. Dieses Pulver
ist das Chrysogen. Man darf dasselbe indess nicht
zu lange auswaschen, da es in geringem Grade in Aether
löslich ist; löst man es nun in der WÀrme in Steinkohlenöl,
so erhĂ€lt man es beim AbkĂŒhlen in prachtvoll orange-
farbenen, goldglĂ€nzenden höchst dĂŒnnen BlĂ€ttchen. Auf
diese und Àhnliche Weise gelang es dem Verfasser mit
unsĂ€glicher MĂŒhe, nach und nach 0,75 Grm. Chrysogen
darzustellen, ohne doch eine weitere Garantie fĂŒr seine
Reinheit, als sein gleichmÀssiges Verhalten gegen Lösungs-
mittel u.s. w. zu haben. Die beiden Analysen, die der
. Verfasser mit Producten von zwei Darstellungen anstellte,
stimmen daher auch nicht ĂŒberein, zumal die erstere von
beiden noch dadurch beinahe unbrauchbar gemacht wurde,
dass aus einer dem Verfasser unerklÀrlichen Ursache ein an-
organischer RĂŒckstand blieb, der, da er aus dem bei der
Analyse benutzten Platinschiffiehen herausgefallen war,
sich der RĂŒckwĂ€gung entzog. Man kann indess wohl mit
Sicherheit annehmen, dass das Chrysogen nur aus Kohlen-
stoff und Wasserstoff besteht, und dass es sich seinem
geringen Wasserstoffgehalt zufolge (4,7 Proc.) den mit
PikrinsÀure verbindbaren Kohlenwasserstoffen nÀher an-
schliesst, als den gegen 14 Proc. Wasserstoff enthaltenden
paraffinartigen Körpern.
Das Chrysogen ist ein sehr schwer löslicher Körper;
Benzol und dessen Homologen sind noch seine besten
Feste Kohlenwasserstoffe des Steinkohlentheeröls. 253
Lösungsmittel. Ein Theil Chrysogen braucht jedoch
gegen 2500 Th. Benzol von gewöhnlicher Temperatur
und 500 Th. kochenden Benzols zu seiner Auflösung.
Auch in EssigsÀure ist das Chrysogen nur sehr schwierig
löslich, und in Alkohol und Aether noch weniger. Die
Krystalle, in denen sich das Chysogen aus der kochend
gesÀttigten alkoholischen Lösung ausscheidet, bestehen
aus gut ausgebildeten rhombischen Tafeln, oder aus blatt-
artig ausgebreiteten Aggregaten von ihnen. Eine aus-
gezeichnete Eigenschaft des Chrysogens ist das Vermögen,
grossen QuantitĂ€ten von anderen an und fĂŒr sich farb-
losen Kohlenwasserstoffen eine schön gelbe Farbe zu
ertheilen. Löst man z.B. einen Theil Ăhrysogen mit 1000 Th.
des in grossen BlÀttern krystallisirenden Kohlenwasser-
stoffes C23SH!0 in 5000 Th. Steinkohlenöl kochend auf,
so erhÀlt man eine intensiv gelb gefÀrbte Lösung, welche
beim Erkalten durch Ausscheidung grĂŒnlich-gelber BlĂ€tter
gĂ€nzlich erstarrt; eben so erhĂ€lt man einen schon grĂŒn-
gelben Körper durch Zusammenschmelzen beider Sub-
stanzen in den angegebenen VerhÀltnissen. Die so erhal-
tenen gelben Substanzen verhalten sich vollkommen so,
wie die gelben Körper, welche man aus den festen Destil-
lationsproducten des Steinkohlentheers erhÀlt und diese
' verdanken daher ihre gelbe Farbe einer grösseren oder
geringeren Beimischung von Chrysogen. Anfangs glaubte
der Verfasser es mit Laurents Chrysen zu thun zu
haben, ĂŒberzeugte sich indess bald, dass dies nicht der
Fall sei. Laurent bezeichnet die Farbe des Chrysens
in reinem Zustande als schön gelb, ohne allen Stich ins
Orangefarbene oder GrĂŒnliche und ein solcher, von den
durch Chrysogen gefÀrbten Kohlenwasserstoffen gÀnzlich
verschiedener und Laurentâs Chrysen wenigstens Ă€hn-
licher Körper findet sich in der That auch in den
allerletzten Producten der Destillation des Steinkohlen-
theers.
Der Schmelzpunct des Chrysogens liegt bei ungefÀhr
280â 290%. Bei dieser Temperatur schwĂ€rzt es sich
indess bereits, wÀhrend ein Theil mit etwas verÀnderten
Eigenschaften sublimirt. In concentrirter SchwefelsÀure
ist das Chrysogen ohne grosse VerÀnderung löslich und
fÀllt daraus beim langsamen Anziehen von Wasser in
Gestalt feiner Flocken wieder nieder. Höchst concentrirte
SalpetersÀure greift das Chrysogen sehr energisch an.
Durch directes Sonnenlicht werden die Lösungen
des Chrysogens rasch gebleicht, wobei sich ein krystalli-
7 a a ee gr v ut PEN En TE REIN
n âı
254 Verbreitung des Copals in Angola. aĂ
sirtes farbloses Umwandlungsproduct zu bilden scheint, das
beim Schmelzen wieder eine orangegelbe Farbe annimmt.
Indess hat der Verfasser nicht zu entscheiden vermocht,
ob diese Farbe von regenerirtem Chrysogen herrĂŒhrte.
(Bull. de !acad. imper. de St. Petersburg. â Chem. Centrbl.
1866. 19.) B.
Kopaivabalsam
erstarrt mit gebrannter Magnesia angerieben zu einer
knetbaren Masse. Es ist dieses charakteristisch, bisweilen
jedoch findet man sehr guten und unzweifelhaft echten
Balsam, der mit Magnesia nicht erhÀrtet. Roussin hat
nun gefunden, dass frisch gebrannter Kalk mit Balsam
angerieben werden kann, ohne jemals zu erhÀrten, dass
aber diese ErhÀrtung sofort eintritt, wenn man ein wenig
Wasser mit der Mischung zusammen rĂŒhrt. Eben so
verhÀlt es sich mit der Magnesia. Frisch gebrannte Mag-
nesia mit ganz wasserfreiem Balsam erhÀrtet nicht. Nun
zieht aber die gebrannte Magnesia begierig Wasser an,
und eben so findet man im Handel wasserhaltigen Balsam,
so dass ohne weitere Massregeln bald ErhÀrtung eintreten
wird, bald nicht, je nachdem man zufÀllig wasserfreie
oder wasserhaltige Substanzen in HĂ€nden hat. (Chemical
News.) Dr. Reich.
Ueber den Ursprung und die geographische Verbrei-
tung des Copals in Angola, von Welwitsch.
Der Copal findet sich im westlichen tropischen Afrika
vorzugsweise innerhalb der Grenzen, wo die Adansonia
digitata vorkommt. In der Provinz Angola liefern die
Landschaften, welche zu dem Gouvernement Benguela
gehören, am meisten von diesem Harze, bis 2 Millionen
Pfund des Jahres. Es wird aus dem losen Sande oder
Mergel ausgegraben, zuweilen liest es, durch heftige
RegengĂŒsse entblösst, offen zu Tage. Meistens sind die
StĂŒcke nicht grösser als ein HĂŒhnerei. Sie sind mit einer
weissen erdigen Kruste bedeckt, heller oder dunkler von
Farbe. Nach Daniel kommt der Sierra- Leone- Copal
von einem Baume, Guibourtia copallifera s. Copallifera
Guibourtiana Benth; Welwitsch ist der Meinung, dass
aller westafrikanische Copal als ein fossiles Harz zu be-
trachten sei, Àhnlich dem Bernstein, abstammend von
BÀumen, die vor lÀngerer Zeit dort WÀlder bildeten, jetzt
DE BEE FE,
DR)
Ueber Asa Foetida. % 255
aber entweder gar nicht mehr oder nur in zwerghaften
Abkömmlingen existiren. (Pharmac. Journ. and T'ransact.
July 1866..2. Ser. Vol. VIII. No. I. p. 27.) Wp.
Schnelle Bereitung einer Schellacklösung.
Die Auflösung von Schellack lÀsst sich am schnell-
sten und sichersten in der Weise bewirken, dass man
den Schellack auf einer grossen grobmahlenden Kaffee-
mĂŒhle, indem man ihn 2 bis 3 Mal durchgehen lĂ€sst, zu
einem gleichmÀssigen Pulver mahlt, in das Auflösungs-
gefĂ€ss schĂŒttet, nur so viel Spiritus darauf giesst, dass
die umgeschĂŒttelte Masse die Consistenz eines mĂ€ssig dĂŒn-
nen Breies hat, das GefÀss auf ein zusammengelegtes
Handtuch legt, dessen Enden doppelt liegen, um das
Fortrollen des GefÀsses zu hindern, und die Flasche alle
!/; bis 1/, Stunden etwa um 90 Grad dreht. Der Brei
verdickt sich im Anfang, wird dann dĂŒnner flĂŒssig und
bildet nach circa 8 bis 10 Stunden eine syrupdicke, ganz
gleichmĂ€ssige FlĂŒssigkeit, der man dann den noch fehlen-
den Spiritus zusetzt. (Pharm. Ztg. 1866.) B.
Ueber Asa foetida.
Nach Henkels Mittheilung findet sich schon seit
einigen Jahren eine vorzĂŒgliche Asa foetida in lacrymis
im Handel, welche von grosser Reinheit, bei weniger
penetrantem Geruch, als der, den die geringere Sorte in
Massen darbietet, auch in ihrem sonstigen Verhalten
wesentlich. von der frĂŒheren Asa foetida des Handels
abweicht.
KĂ€mpfer, der die Einsammlung des Stinkasants an -
Ort und Stelle selbst beobachtete, bezeichnet als wichtigste
Productionsstelle das Baktyriari-Gebirge in der Gegend
von Lar in der Provinz Farsistan in Westpersien; diese
Angaben finden ihre BestÀtigung durch Borszezow,
der zwar trotz zweijÀhrigen Aufenthalts im westlichen
Centralasien nicht selbst dazu kam, die Gewinnung des
Stinkasants mit anzusehen, jedoch die IdentitÀt von Linne's
Ferula Asa foetida und Bungeâs Scorodosma foetidum
als alleiniger Stammpflanze des Stinkasants behaupte t
Zugleich bemerkt derselbe, dass es noch andere Dolden
gebe, die ein Àhnlich riechendes Product ausscheiden,
darunter namentlich Narthex Asa foetida Falk., dass aber
nirgends Nachweis vorliege, der fĂŒr den Export letzterer
Nehp
256 Die SaughĂŒtchen von Kautschuck etc.
Producte, als Asa foetida, spreche: Letztere Angabe ist
jedoch eine irrige, welche schon Henkel nach Berichten
von Bollew nachgewiesen hat. Die Angaben Borsz-
czowâs beziehen sich nur auf den westlichen Theil Per-
siens, wĂ€hrend im sĂŒdöstlichen Theile von Persien, gegen
die Grenze von Vorderindien hin, wohin derselbe nicht
kam, also auch ĂŒber die ExportverhĂ€ltnisse keine authen-
tischen Notizen sammeln konnte, allerdings von Narthex
Asa foetida Falk. diese Drogue gesammelt wird. Nach
den Gouvernementsberichten des nordwestlichen Theils
von Indien betrÀgt der Werth des aus letzterem Theile
von Persien importirten Stinkasants nach Indien ĂŒber
2000 Pfund Sterling. WĂ€hrend wir frĂŒher die Asa foetida
meist ĂŒber die Levante erhielten, beziehen wir seit Jahren
diese Drogue aus England, wohin sie aus Ostindien gelangt
und es scheint dadurch der Unterschied bedingt zu sein,
dass wir jetzt das Product von Narthex, frĂŒher aber das
von Scorodosma erhielten.
Die gegenwÀrtig im Handel hÀufigste Asa foetida in
lacrymis besteht aus verschiedenen (bis 1 Zoll im Durch-
messer) grossen, frisch weichen, plattgedrĂŒckten StĂŒcken
von strohgelber, spĂ€ter dunkler werdenden Masse; StĂŒcke,
welche anfÀnglich rundliche ThrÀnen darstellten, die sich
erst durch den Druck abplatteten; festere StĂŒcke zeigen
auf dem Bruche eine mattweisse, stellenweise gelbliche
Farbe und fast körnige Structur und die auffallendste
Eigenschaft dieses ostindischen Stinkasants besteht darin,
dass die BruchflĂ€che der StĂŒcke, deren Henkel mehre
den ganzen Sommer hindurch der Luft und dem Lichte
aussetzte, nicht jene eigenthĂŒmliche pfirsischrothe, spĂ€ter
braune FĂ€rbung annimmt, wie solche bekanntlich an der
frĂŒheren persischen Asa foetida beobachtet werden konnte.
Die Angaben englischer Autoren, dass Narthex Asa
foetida wirklich eine Sorte Stinkasant liefere, hÀlt Henkel
fĂŒr gerechtfertigt und glaubt auf den bezeichneten Unter-
schied beider Producte, die wir als Asa foetida kennen,
in Beziehung auf die FarbenverÀnderung, die sich nur
bei dem persischen Producte von Scorodosma zeigt, hin-
weisen zu sollen. (N. Jahrb. f. Pharmaecie. Bd. 15. 2.) B.
Die SaughĂŒtchen von Kautschuk, eine Quelle chro-
nischer Aphthenbildung bei Kindern.
Mettenheimer findet die Ursache hartnÀckiger und
lang andauernder Aphthenerkrankungen bei Kindern in
Holz zu conserviren. 257
dem Gebrauch der Kautschuk-SaughĂŒtchen, indem diese
nicht immer rein genug gehalten werden. Derselbe fasst
seine Beobachtungen in folgende SĂ€tze zusammen: 1) wenn
Kinder, die mit der Flasche aufgezogen werden, wieder-
holt und langwierig an SchwÀmmchen erkranken, so kann
die Ursache der Recidive in einer Pilzvegetation auf dem
KautschukhĂŒtchen liegen; 2) die Pilzsporen sitzen vor-
zugsweise auf der inneren, schwer zu reinigenden Ober-
flĂ€che dieser HĂŒtchen; 3) blosses Einlegen der HĂŒtchen
in Wasser und AusspĂŒlen in demselben genĂŒgt nicht
zur Entfernung der Sporen; 4) zieht man in solchen
FĂ€llen nicht ein MundstĂŒck aus Horn, Knochen: oder
Elfenbein vor, so wende man beim Reinigen die HĂŒtchen
um und reibe auch die innere OberflÀche sorgfÀltig ab.
(Memorabilien.)
Geleimtes und farbiges Pergamentpapier.
Es stand der vielseitigen Verwendung des Pergament-
papieres bisher der Uebelstand im Wege, dass sich das-
selbe auf Holz oder Pappe sehr schlecht, auf sich selbst
aber gar nicht verleimen lÀsst. Ebermayer befeuchtet
das Pergamentpapier auf der Seite, auf welcher es ver-
leimt werden soll, zuerst mit Alkohol oder starkem
Branntewein, legt das mit Leim stark bestrichene Material
darauf und reibt mit einem Falzbeine an. Will man
Pergamentpapier mit sich selbst verleimen, so behandelt
man die beiden sich berĂŒhrenden FlĂ€chen in angegebener
Weise.
Farbiges Pergamentpapier kann auf gewöhnliche Art
nicht schön hergestellt werden, weil die wenigsten Farben
die Einwirkung concentrirter SchwefelsÀure vertragen.
Dagegen nimmt Pergamentpapier die Anilinfarben gut
auf, wenn man es in die heisse wÀsserige Lösung dersel-
ben bringt. Man kann gelb fÀrben mit pikrinsaurem
Natron, orange mit PikrinsĂ€ure und Anilinroth, grĂŒn mit
PikrinsÀure und Indigkarmin. Dr. Reich.
Um Holz zu conserviren,
wurde in der Berliner polytechnischen Gesellschaft
Braunkohlentheer mit einem Gehalt von 3 Proc. phenyl-
saurem Natron, wie er in der Weissenfelser Gegend ge-
wonnen wird, empfohlen. Dieser wird mit 4 Th. Wasser
verdĂŒnnt, 3â4 Mal aufgestrichen und dann mit Eisen-
er RE RI 4
258 Schiesspulver aus HolzsĂ€gespĂŒnen. â Collodiumwolle.
vitriollösung nachgestrichen. Es bildet sich schwefelsaures
Natron, das auswittert und vom Regen fortgespĂŒlt wird,
wĂ€hrend das Kreosot zurĂŒckbleibt. Controlirende Ver-
suche sollen sehr gĂŒnstige Resultate gegeben haben.
(Bl. fĂŒr Hal. u. Gewerbe. 1866. 7.)
Schiesspulver aus HolzsÀgespÀnen
wird in der Pulverfabrik zu Potsdam dargestellt und
wird die Fabrikation in kurzer Zeit auch in Frankreich
eingefĂŒhrt werden. Die Entdeckung rĂŒhrt von Schultze,
Artillerie-Ăfficier in der preussischen Armee, her. Man
erhÀlt das Pulver durch Digestion von HolzsÀgespÀnen in
Natronlauge, worauf man die mit Wasser gewaschene
Mischung der Wirkung von Dampf aussetzt. Nach Bleichen
mit Chlor und neuem Waschen werden die SpÀne in
eine Mischung von 40 Th. SalpetersÀure und 100 Th. Schwe-
felsÀure gebracht, der Ueberschuss der SÀuren wird durch
eine Turbine herausgeschleudert, die Holzmasse mit Natron
gekocht, ausgewaschen und getrocknet. Das so erhaltene
Produet ist unschÀdlich und durchaus nicht brennbar, so
dass man es in voller Sicherheit in die Magazine bringen
kann. Um es explodirbar zu machen, digerirt man es
15 Minuten mit einer Lösung von 12 Th. Pottasche in
100 Th. Wasser; das darauf nöthige Trocknen muss bei
höchstens 400C. geschehen. Es hat dieses Pulver den
Vorzug vor anderen explodirenden Compositionen, dass
man es auf nassem Wege darstellen kann und dass es
in dem Augenblicke, in welchem das PrÀparat fertig ist,
keine Gefahr mit sich fĂŒhrt. Man versichert, dass es
die Waffen nicht schmutzig mache und in guter QualitÀt
sehr wenig Rauch gebe. Frankreich endlich wĂŒrde, wenn
es dieses neue Pulver annimmt, nicht mehr nöthig haben,
Schwefel vom Auslande zu kaufen, und so eine jÀhrliche
Ersparniss von nicht weniger als 3 Millionen erzielen.
(Courrier de la Cöte. 1866.) Dr. Reich.
Collodiumwolle.
Dawsonâs Versuche haben ergeben, dass selbst bei
Beachtung aller Vorsichtsmassregeln nicht immer ein
gutes Collodium erhalten wird, besonders ist die QualitÀt
der Baumwolle und die LĂ€nge der Faser zu beachten.
Langfaserige Baumwolle gab stets gutes Collodium, in
demselben SÀuregemische jedoch löste sich geringere wenn
nz go
2 Ean e ET, er BER, Er De er Wer as ea
Zwei neue Arten von Schiessbaumwolle. 259
auch gut gereinigte Baumwolle sofort auf. Erst nachdem
der Wassergehalt der Mischung auf 1,, reducirt war,
erhielt man mit kurzfaseriger Baumwolle ein ziemlich
gutes Resultat, doch niemals gelang es, damit vollkommen
lösliches Pyroxylin oder gut haftendes Collodium darzu-
stellen. Am besten eignet sich zur Collodiumbereitung
die Sea-Island- Baumwolle und nÀchst dieser die lang-
faserige egyptische. (British Journal.)
Nach Wallis hÀlt sich mit: Alkohol befeuchtete
Collodiumwolle vier Jahre unverÀndert und giebt mit
gleichen Theilen Aether und Alkohol ein dickflĂŒssiges
Collodium. (Photographisches Archiv.) Dr. Reich.
Ueber zwei neue Arten von Schiessbaumwolle.
Ch. Blondeau ist durch seine Untersuchungen zu
der Ansicht gekommen, dass die Schiessbaumwolle als
eine wasserfreie, wenig bestÀndige SÀure angesehen werden
mĂŒsse, von der Formel 024H20020(NO5)5. Durch Ver-
bindung mit Ammoniak erlange diese SÀure eine grössere
BestÀndigkeit; es bilde sich dann eine Zusammensetzung
von der Formel C22H20020(NO4)5(H?N)>, welche Blon-
deau Ăellulo-Nitro-Pentamid nennt. Die Verbindung
entsteht nicht sofort, sondern nur allmÀlig; sie ist die
Grenze, bei welcher die Reaction schliesslich anlangt;
es bilden sich succesive Verbindungen vor den Formeln:
C24 420 020 (NO5)4 (NO%) (H?N)
C241H20 020 (NO5)3 (NO%)2 (H2N)2.
Unterbricht man die Einwirkung des Ammoniaks,
sobald die erste dieser Verbindungen entstanden ist, so
erhÀlt man eine Schiessbaumwolle, welche bei aller explo-
siver Wirkung doch bei gewöhnlicher Temperatur unver-
Ă€nderlich ist und selbst bei 1000 sich noch nicht zersetzt.
Um diesen neuen Körper darzustellen, nimmt man
gewöhnliche gute Schiessbaumwolle und setzt sie ungefÀhr
24 Stunden der Einwirkung von AmmoniakdÀmpfen aus;
sie wird bald gelblich und giebt nach dem Trocknen
ein PrÀparat, dessen explosive Kraft grösser ist, als die
der gewöhnlichen Schiessbaumwolle. Die ammoniakalische
Schiessbaumwolle (Pyroxyle ammoniacale) giebt mit Salz-
sÀure eine Verbindung von der Formel
024 H20 0% (NO9M)5 (H2N)5 (HC),
welche sonst eben so stark explodirt, wie gewöhnliche
Schiessbaumwolle, sich aber bei gewöhnlicher Temperatur
eben so wenig wie bei 1000 zersetzt. Man stellt dieselbe
260 Einwirkung d. wasserfreien EssigsÀure a. Cellulose etc.
dar, indem man Schiessbaumwolle in einer starken Lösung
von Salmiak kocht, das Product in vielem Wasser aus-
wÀscht und in der Sonne trocknet. Dieses neue Product
detonirt bei derselben Temperatur, aber die Zersetzungs-
producte sind andere, denn ausser Kohlenoxyd und Wasser
findet sich unter denselben Cyan, Salmiak, SalzsÀure,
Stickstoff und Wasserstoff;
C24 H20 020 (N O4)5 (H2N)5 (HCI)5 â C200% + H20020
+ C2N + 3(HB3NHCI) + N5 â 2HCl âH.
(Compt. rend. T. 61. â Chem. Centrbl. 1866. 63.) B.
Einwirkung der wasserfreien EssigsÀure auf Cellulose,
StÀrke, Zucker, Mannit und dessen Verwandte, auf
Glykoside und gewisse vegetabilische Farbstoffe,
Berthelotâs Untersuchungen haben erwiesen, dass
sich die Zuckerarten wie mehratomige Alkohole verhalten,
welche wie das Glycerin fÀhig sind, zusammengesetzte
Aether zu bilden. Die von SchĂŒtzenberger angewandte
Methode, um die Aether der Zucker zu erhalten, besteht
darin, dass man diese Körper mit einer wasserhaltigen
SĂ€ure erhitzt. Die Methode ist zwar allgemein, erfordert
aber eine lange Zeit (40 bis 50 Stunden) zur Bildung
und liefert auch in gewissen FĂ€llen viel zu geringe Men-
gen des beabsichtigten Productes. Viel gĂŒnstigere Resul-
tate erhielt SchĂŒtzenberger bei Einwirkung von Essig-
sÀure auf Zuckerarten, Cellulose etc., indem er anstatt
der krystallisirten SĂ€ure das Anhydrid anwandte. Die
Aetherification ist in einigen Minuten vollendet. Die
organische Substanz, die im Allgemeinen im siedenden
Anhydrid unlöslich ist, wird bei 1380 bis 1400 angegriffen
und wenn dieser Punct einmal eingetreten ist, so geht
die Reaction unter lebhaftem Aufkochen von selbst vor
sich. Die gewonnenen Producte der Reaction sind 1) Essig-
sÀurehydrat, 2) ein in EssigsÀure lösliches, in Wasser, je
nach der Natur der angewandten Substanz, lösliches oder
unlösliches Derivat. Im letzteren Falle genĂŒgt es, den
dicken Syrup, den man nach Vollendung der Reaction
erhalten, in Wasser zu giessen und den Niederschlag mit
Wasser zu waschen, im ersteren Falle verdĂŒnnt man mit
Wasser, entfÀrbt, wenn nöthig ist, mit Thierkohle und
dampft im Vacuum ĂŒber Kalk zur Trockne.
StÀrke giebt nach diesem Verfahren 2 farblose, feste,
essigsaure Verbindungen: die eine in Wasser unlöslich,
Ueber das Kermanische Gummi. 261
in Alkohol und EssigsÀure löslich, die andere in Wasser
und Alkohol löslich von bitterem Geschmacke. Alle beide
verseifen sich mit Kali leicht und geben Dextrin und ein
Acetat. Die EssigsÀure-Oellulose ist fest, weiss, amorph,
unlöslich in Wasser und Alkohol, löslich in EssigsÀure-
hydrat. Sie wird durch siedendes Kali unter Wieder-
erzeugung von Cellulose schneli zersetzt. Rohrzucker,
Glykose, Milchzucker, Mannit und Duleit geben nach
dem angefĂŒhrten Verfahren in Wasser lösliche, feste, sehr
zĂ€he Derivate von bitterem Geschmack. Auf die natĂŒr-
lichen Glykoside, z. B. Tannin, Salicin, Amygdalin u. s. w.
und auf viele vegetabilische Farbstoffe (Brasiliin, HĂ€matin
u.s. w.) wirkt EssigsÀure-Anhydrid in derselben Weise ein.
SchĂŒtzenberger glaubt mit HĂŒlfe dieser Essig-
sÀure-Aether zur Darstellung anderer Aether zu gelangen,
deren Synthese bis jetzt noch nicht gelungen ist. Mit
kaustischem Ammoniak erhitzt liefern sie stickstoffhaltige
Verbindungen, welche mit Tannin Àhnliche NiederschlÀge
seben, wie solche SchĂŒtzenberger in Verbindung mit P.,
Thenard durch Einwirkung von Ammoniak auf Kohlen-
wasserstoffe bei 1400 erhalten hat. (Compt. rend. T. 61.
165. â Chem. Centrbl.) B.
Ueber das Kermanische Gummi.
Als Wood mit der Durchsicht des Dispensatoriums
der Vereinigten Staaten beschÀftigt war, erhielt er von
Benjamin R. Smith von Philadelphia sogenanntes
âCaramania Gummiâ zugesandt. Ueber dessen Ursprung
konnte Smith keinen Aufschluss geben, aber es ist viel-
leicht dasselbe, welches von Maltass beschrieben und zur
FĂ€lschung des Traganthes gebraucht wird. Maltass
giebt an, dass man es bis zu 50 Proc. zur FĂ€lschung
der gemeinen Traganth-VarietÀten verwendet und es, um
den Betrug weniger auffallend zu machen, mit Bleiweiss
mengt. Hanbury sagt, dass das Kermanische Gummi
identisch scheint mit dem âGomme pseudoadragantaâ von
Guibourt, welches derselbe als ein Product von âAstra-
galus gummifer Labill.â erklĂ€rt. Aber Maltass bemerkt,
dass es dem GerĂŒchte nach auf den wilden Mandelbaum,
eine Pflaumenart Kermans zu beziehen sei.
Dieses Gummi kommt in StĂŒcken vor, welche von
Erbsengrösse bis zur Grösse einer Kastanie wechseln,
mit grösserer Neigung zur Kugelform, als Traganth, ob-
gleich bisweilen, wie dieser, der wurmförmig gewundenen
Pr ER a ee Be
aa I â 0
262 Das Goömin, ein Bestandtheil von Fucus crispus.
Gestalt sich nÀhernd. Die Farbe variirt von Hell- zu
Röthlichbraun, es ist mehr oder weniger transparent, fast
geschmacklos und, in Wasser gegeben, die Feuchtigkeit
langsam einsaugend, wobei es zu voluminösen, wasser-
haltigen, gallertförmigen Massen anschwillt, wÀhrend die
ZwischenrÀume mit einer schleimigen Lösung des löslichern
Gummiantheils gefĂŒllt sind, welcher aber weniger reichlich
ist, als der lösliche Antheil des Traganthes. Der Schleim
wird durch basisch essigsaures Bleioxyd gefÀllt, aber weniger
sicher, als das Arabin; oxalsaures Ammoniak bewirkt
einen nicht sehr reichlichen weissen Niederschlag, Alkohol
fÀllt ihn nicht. Er gerinnt nicht mittelst Borax und
Eisensesquichlorid. Der unlösliche gelatinöse Antheil hat
anfÀnglich nur eine geringe CohÀsion, aber durch Stehen
erweicht er und wird mehr teigig. Mit SchwefelsÀure
gekocht verliert er seine Gallertform und nimmt Syrups-
consistenz an. Eine Kupferoxydlösung in Kali fÀllt sogleich
diese und das lösliche Gummi als ein voluminöses, blÀu-
liches Hydrat. Wood meint, dass das Kermanische
Gummi denselben Ursprung habe, wie das Gummi von
Bassora und beide wahrscheinlich in der Provinz Kerman
in Kleinasien erzeugt wĂŒrden, indem das letztere aus
dem persischen Meerbusen in den Handel gelange, wÀhrend
das erstere nacb Smyrna komme, um als ein FĂ€lschungs-
mittel gebraucht zu werden. (Americ. Journ. der Pharm.
â Ztschr. der österr. Apoth.-Ver. 3. Jahrg. 24.) B.
Das Goömin, ein Bestandtheil von Fucus crispus.
Ch. Blondeau hat der Pariser Akademie (Compt.
rend. T. 60, 860) eine Untersuchung ĂŒber das Perlmoos
(Fucus cerispus L.), welches auch in Frankreich an den
KĂŒsten der Bretagne und Normandie in grosser Menge
wÀchst, mitgetheilt, aus welcher ersichtlich ist, dass das-
selbe nicht bloss zu Heilzwecken, sondern auch in der
Haushaltung benutzt wird, zu welchem Zwecke man es
durch Waschen mit Wasser von seinem Salzgehalt befreit
und an der Luft trocknet, wodurch gleichzeitig die Pflanze
ihre grĂŒne Farbe verliert und schön weiss wird. Sie ist
dann geruch- und geschmacklos.
Durchs Kochen der Pflanze mit Wasser entsteht eine
schleimige FlĂŒssigkeit, welche beim Erkaltenâ zu einer
Gallerte gesteht, jener aus Leim sehr Àhnlich. Die-
ser Bestandtheil des Fucus ist aber kein Leim, indem
seine wÀsserige Lösung weder durch GerbsÀure noch
Weinstein. | 263
durch Alaun und Bleizucker gefÀllt wird. Blondeau
nennt diesen Stoff GoÀmin, von Go&Àmon, der französischen
Benennung des Fucus crispus.
Zur Reindarstellung des Go@mins wurde die Alge einige
Stunden lang mit destillirtem Wasser gekocht und die
schleimige FlĂŒssigkeit mit Alkohol vermischt. Der dadurch
entstandene Niederschlag wurde wieder in Wasser gelöst
und die Lösung im Wasserbade abgedampft. Man erhÀlt
dĂŒnne durchsichtige und elastische Tafeln, welche wie
Hausenblase aussehen und wie diese in kaltem Wasser
arschwellen.
Das Go@min reagirt neutral, es ist geschmacklos und
geruchlos. In SalzsÀure löst es sich rasch beim ErwÀrmen.
Von ceoncentrirter SchwefelsÀure wird es unter Verkohlung
gelöst. Bei Einwirkung der SalpetersÀure auf dasselbe
entwickeln sich salpetrige DÀmpfe und die Lösung ent-
hÀlt OxalsÀure und ZuckersÀure. Auch in Kalilauge löst
sich das Go@min vollstÀndig.
Bei der Analyse zeigte es folgende Zusammensetzung:
RE 21,80
H 4,87
Nase! 21,36
De 25
ER 49,46
100,00.
Das Goömin wÀre demnach eine der stickstoffreichsten
Substanzen des Pflanzenreichs, denn selbst der Leim ent-
hÀlt kaum 20 Proc. Stickstoff. Es wÀre demnach wichtig,
den Nahrungswerth des Goömins zu bestimmen.
Zwischen diesem von Blondeau erhaltenen Resultat
und den frĂŒheren Untersuchungen des Fucus crispus,
namentlich von Mulder und ©. Schmidt besteht dem-
nach ein grosser Unterschied, denn nach Letzteren ist
der Hauptbestandtheil dieser Alge stickstoff- und schwefel-
freier Pflanzenschleim. (Buchn. n. Repert. Bd. 15. 1.) 2.
Weinstein
empfiehlt Betoldi als Mittel bei der zuckerigen Harnruhr.
Bei dieser Behandlung brauchen die Kranken sich weder des
Zuckers, noch zuckerhaltiger Nahrungsmittel zu enthalten;
sie können essen, was sie wollen, nur soll ihr GetrÀnk
stets mit Weiustein gesÀttigt sein. (Wittst. Vierteljahrschr.
. Bd. 14.) A
ne TUE â 2 HE ae nz PER a rt BR le >
264
IV. Literatur und Kritik.
Musprattâs theoretische, praktische und analytische Che-
mie in Anwendung auf KĂŒnste und Gewerbe. Zweite
vermehrte und verbesserte Auflage. 2ter Band.
Dextrin. Vorkommen und Bildung. Schleiden hĂ€lt es fĂŒr
einen eigentlichen bildungsfÀhigen Pflanzenbestandtheil und legt
ihm grössere Bedeutung bei als dem Gummi. FĂŒrstenberg fand
es im Weizen und Roggen, Planta im keimenden Mais, Oude-
manns fand in Weizenkleie 5,52, in Roggenkleie 7,79 Procent;
Stein in der Gerste 6,5, im Luftmalz 7,55, im Darrmalz 8,23 Pro-
cent; Albini in der echten Kastanie 22,3 bis 23,3 Procent. Im
Thierreiche haben es Sanson und Bernard in Blut und Mus-
keln, Sanson in Milz und Leber nachgewiesen. Im Tbhierreiche
scheint sein Vorkommen von der ErnĂ€hrung herzurĂŒhren, da es
bei ErnĂ€hrung mit Körnern gefunden, bei FĂŒtterung mit Möhren
nicht gefunden wurde. Das Holzdextrin scheint nicht identisch
mit dem StÀrkemehldextrin. Es finden sich viele geschichtliche
Notizen ĂŒber die chemischen Arbeiten ĂŒber Dextrin. Ueber den
Vorgang aber, der beim Einwirken von SĂ€uren, Diastase und an-
dern Stoffen auf StÀrkemehl statt findet, weiss man nichts Siche-
res, da frĂŒhere Annahmen sich unhaltbar gezeigt haben. Darstel-
lung nach Payen, Houze, Pinel, St. Etienne, Ch. OâNeill,
Hoffmann, Persoz, Thomas. Eigenschaften und Zusammen-
setzung. Anwendung. Der Artikel ist von Schwanert verfasst
und sehr ausfĂŒhrlich.
Tinte. Auf 30 Seiten hat Stohmann sehr ausfĂŒhrliche Mit-
theilungen gegeben. Schreibtinten. Die Arbeiten von Lewis und
Ribemann waren zur Zeit die grĂŒndlichsten. Brande, Ure,
Booth, Reid, Karmarsch, Rostock haben Vorschriften ge-
geben; Rostock hat Versuche ĂŒber die Zusammensetzung ange-
stellt. Stephens wird als wahrscheinlicher Erfinder der Alizarin-
tinte angefĂŒhrt. Winternitz, Leonhardi, Prollius, Bley,
Runge haben Vorschriften gegeben. Stephens, Baudrimont,
Kindt gaben Anweisungen zur Herstellung von unauslöschlichen
Tinten. Scott und J. B. Reade liessen sich Patente geben.
Sympathetische Tinte. Lithographische Schreibtinte.e Buch-
druckerschwÀrze.
DĂŒnger. Auf52Seiten handelt Stohmann ĂŒber DĂŒnger, die
frĂŒheren Begriffe ĂŒber die ErnĂ€hrung der Pflanzen, Schubart
von Kleefeldâs EinfĂŒhrung des Kleebaues, die Arbeiten von
Priestley, Sennebier, Saussure, Davy, Ingenhouss, Chap-
tal, HermbstĂ€dt, Einhof, SchĂŒbler, Sprengel ĂŒber den
chemischen Theil der Pflanzenphysiologie. Liebigâs Lehre von
der Agriculturchemie, welche die Humustheorie umstĂŒrzte. Arbei-
ten von Wichmann und Polstorf geben dafĂŒr Beweise, so wie
ae 265
die Vegetationsversuche von Knop, Stohmann, Sachs. Ferner
sind der Boden und seine Entstehung sehr grĂŒndlich besprochen.
Ebenso die kĂŒnstliche Verbesserung des Bodens, die Stallwirth-
schaft. Liebig hat dieselbe als Verzehrerin von Capital und
Zinsen bezeichnet. Nur bei ganz kleinem Betriebe hÀlt Liebig
sie fĂŒr vortheilhaft. Bedeutung und Verwerthung der stĂ€dtischen
Excremente. KĂŒnstliche DĂŒngstoffe. Guano. Animalische DĂŒn-
gerfabrikate. Untersuchung der DĂŒngstoffe.
Der nÀchstfolgende Artikel Eisen, auf 384 Seiten von Stoh-
mann bearbeitet, umfasst beinahe 6 Hefte. Vom Atomgewichte
an, ĂŒber Roheisen, Stabeisen, Stahl sich erstreckend, die Geschichte
des so wichtigen Elements einschliessend, die Roheisenerzeugung,
seine Constitution, Anwendung der verschiedenen Sorten Roheisen,
die Begleiter desselben, als Schwefel, Phosphor, Silicium, Mangan,
MolybdĂ€n, Vanadin, Chrom, Wolfram, welche theils ursprĂŒnglich
sich darin finden, theils aus den Schmelzmaterialien dazu kommen,
sind alle in Betracht gezogen. Die Eisenerze und die Schmelz-
materialien, deren Verarbeitung, die Zusammensetzung vorkommen-
der Eisenerze, Gewinnung, Aufbereitung, Probiren der Eisensteine,
Bestimmung auf nassem Wege, Röstprocess, Brennmaterialien,
'Schmelzapparate, GeblÀse, Hohofenbetrieb, Hohofenproducte, Schla-
eken, Umschmelzen des Eisens. Stabeisenbereitung, mit zahlrei-
chen Abbildungen der Oefen, Werkzeuge. Flammöfen. Puddel-
frischen. Stahlerzeugung. Gediegen Eisen und Meteoreisen. Dar-
stellung des reinen Eisens. Verbindungen des Eisens. Verhalten
der Eisensalze gegen Reagentien. Reductionsmethoden. Trennung
des Eisens von andern Körpern. Analyse der Eisenerze. Eben so
ausfĂŒhrlich als umsichtig bearbeitet.
Emaille. Auf 14 Seiten hat Stohmann eine sehr zweck-
mĂ€ssige Arbeit ĂŒber Zusammensetzung, Darstellung, Materialien, die
verschiedenen Farben der Glasmassen gegeben, unter Mittheilung
von Vorschriften zur Anfertigung der Emaillen.
EssigsÀure. Ueber Geschichte, Vorkommen, Bildung, Zu-
sammensetzung und Constitution, mit vielen Formeln einer Reihe
von homologen SĂ€uren, Darstellung, Zersetzung, verschiedene Zu-
stÀnde, als EssigsÀureanhydrid, concentrirter Essig, Weinessig, Malz-,
Getreide-, Bieressig, RĂŒbenessig, Branntweinessig. Schnellessig-
Fabrikation mit vielen Abbildungen von FabrikgegenstÀnden. Holz-
geist oder Holznaphtha, Reinigung des rohen Holzessigs.. PrĂŒfung
auf Gehalt an EssigsÀure, auf Verunreinigungen und VerfÀlschun-
gen ist das Nöthige in recht belehrender Uebersicht aufgefĂŒhrt.
FĂ€rberei. Farbstoffe und Rohstoffe, Cochenille, Kermes,
Murexid, Purpur, Carmin, Farbstoffe des Pflanzenreiches, Alkanna,
Berberin, Curcuma, Krapp, Alizarin, Werthbestimmung, Farbhölzer
und Rinden. Lokao, Chinesisch GrĂŒn, Catechu, Lack-Dye, Lack-
Lack, Stock-, Stangen-, Körner-Lack, Aloe, Chica, Carucura,
Chlorophyll, GallÀpfel, verschiedene Sorten Valonien, Dividivi,
Myrobalanen, Gelb- oder Avignon-Beeren, SaftgrĂŒn, Chinesische
Gelbschoten, Orlean, Saflor, Safran, Sumach, Orseille, Persio,
LecanorsÀure, Erythrin, Orein, Lackmus, Indig, Waid, Wau, Sorgho,
Steinkohlentheer-Farbstoffe, als Benzol, Phenylalkohol, RosolsÀure, _
Anilin, Naphthalin, Azulin, XanthopbylensÀure, PikrinsÀure, Rosol-
sÀure, Anilin, einst von Unverdorben Kıystallin genannt, von
Runge Kyanol, von Fritsche als Anilin bezeichnet. Anilide,
AnilsÀuren. Anilinfarben zuerst von Runge und Fritsche be-
merkt. Die Constitution lehrte 1861 Hofmann kennen, dessen
Arch. d.Pharm. CLXXXT. Bds. 3. Hft. 18
4 1 4 un
966 Literatur. rar.
Ansichten StĂ€deler, Arndt in ihren Arbeiten ĂŒber Anilin und
Toluidin widersprachen. Die Bereitung der Anilinfarben geschieht
auf die verschiedenste Weise, von verschiedenen Eigenschaften.
Anilinroth, nach Hofmann Rosanilinsalz. Mit wasserfreien
Metallchloriden stellten zuerst 1859 Renard und France Fuchsin
dar. G.Schnitzer stellt es mit Quecksilberchlorid dar. Mit Arsen-
sÀure von Medlock, Girard, Delaire, mit AntimonsÀure Smith
in Glasgow, mit salpetersaurem Quecksilberoxyd Gerber und Kel-
ler, mit salpetersaurem Blei Dale und Caro. Hughes wandte
SalpetersÀure an.
Anilinblau, nach Hofmann Triphenylrosanilinsalz. Schlum-
berger stellt es aus 1 Rosanilin, 3 Anilin und 11/, EssigsÀure dar.
Pariser Blau wird nach Persoz, de Luynes und Salvetat aus
16 Anilin mit 9 Zinnchlorid durch 30stĂŒndiges Erhitzen auf 180
im zugeschmolzenen Glasrohre, Auskochen der Masse mit Wasser,
FĂ€llen mit Kochsalz erhalten. MĂŒhlhauser Blau wird durch Kochen
von einer alkalischen Schellacklösung mit Anilinroth erhalten.
Lauth stellt Anilinblau mit Aldehyd dar. Anilinviolett, zuerst
von Perkin dargestellt, im Handel als Anilinpurpur, Tyrischer
Purpur, Indisin, Anilein, Malvenfarbe; Schlumberger stellt es
mittelst SchwefelsÀure und sauren chromsauren Kalis dar, De-
pouilly und Lauth mittelst Chlorkalks, Dale und Caro mit-
telst Kupferchlorids, Price mittelst Bleihyperoxyds;; Hofmann
hat es aus Rosanilin darzustellen gelehrt. Anilinbraun von R.
Smith aus Anilinroth gewonnen, Anilingelb von Nicholson be-
reitet aus einem basischen Harz, welches bei der Darstellung von
Anilinroth sich bildet. Chrysanilin ist eine Base, die mit SĂ€uren
zwei Reihen Salze bildet. AnilingrĂŒn bildet sich direct auf den
Geweben, wenn sie mit einer Lösung von chlorsaurem Kali in
Wasser getrÀnkt, nach dem Trocknen mit einer Lösung von wein-
saurem oder salzsaurem Anilin bedruckt und dann 12 Stunden in
einem Locale aufbewahrt werden, worin eine erhöhte Temperatur
mit bestimmtem Feuchtigkeitsgrade sich findet. Anilinschwarz aus
25 chlorsaurem Kali, 50 Anilin, 50 SalzsÀure, 50 Kupferchlorid,
25 Salmiak, 12 EssigsĂ€ure. â Werthbestimmung der Anilinfarben.
â Naphthalin. Kreosot.
Unorganische Farbstoffe. â Aluminiumverbindungen. Ultra-
marin. Antimonverbindungen. Arsenverbindungen. Bleiverbin-
dungen. Chlorkalk. Kieselsaures Natron. Zinnverbirdungen.
Die Operationen der FĂ€rberei und Druckerei. Waid-, Indig-
oder PastelkĂŒpe, Pottasche- und SodakĂŒpe, kalte KĂŒpen.
BaumwollenfĂ€rberei. Mit 55 Recepten. â SeidenfĂ€rberei. Mit
63 Recepten. â SchafwollfĂ€rberei. Mit 84 Recepten.
FĂ€rberei der sogenannten Halbzeuge oder gemischten Waaren.
â TĂŒrkischrothfĂ€rberei.
Vorbereitung der Farben und Beizen. Vorbereitung des Zeu-
ges vor dem Drucke.
Klotz Druck fĂŒr Mineralfarben. Dopsâscher Druck fĂŒr Tafel-
und Dampffarben. Druck der Wolle, Seide und gemischten Gewebe.
Druck der wollenen Stoffe. Druck der Gewebe aus Wolle und
Baumwolle. Druck der Seidenstoffe. Statistik des Zeugdrucks.
Kritik und Theorie der Processe.
Die auf fast 500 Seiten gegebene Belehrung ĂŒber FĂ€rberei ist
eben so verstÀndlich als prÀcis gehalten und mit vielen Illustratio-
nen verdeutlicht, eine Arbeit von Kletzinsky.
u A a a EA Se ae Da este Be
Literatur. DET
Fette und Oele. Allgemeine Eigenschaften der Fette. Vor-
kommen und Bildung im Pflanzen- und Thierreiche. Constitution
der Fette. NÀhere Bestandtheile. SÀuren der FettsÀuregruppe.
PalmitinsÀure. Palmitin. StearinsÀure. Stearin. Olein. Leinöl-
sÀure. PhysetölsÀure.
Eintheilung und Classification der Fette.
Ochsentalg, Hammeltalg, Ziegentalg, Butter, Schweineschmalz,
Menschenfett, Knochenfett, Klauenöl, Cecosnussöl, Palmöl, Cacao-
butter, Lorbeerfett, Pinientalg, Muscatbutter, Mascattalg, Japani-
sches Wachs.
Nicht-Glyceride. Bienenwachs. Chinesisches oder vegetabili-
sches Wachs. Wallrath.
FlĂŒchtige Fette oder Oele. Darstellung aus Samen. Allge-
meine Eigenschaften der Oele.
Glyceride der OelsÀure. Olivenöl. Baumöl. VerfÀlschungen.
Mandelöl. VerfÀlschungen mit Olivenöl und Schmalzöl.
RĂŒböl. Von der Darstellung mittelst Schwefelkohlenstoff ist
nicht die Rede.
Sesamöl. Behen- oder Benöl. Buchöl. Erdnussöl. Senföl (fet-
tes). Baumwollensamenöl. Crotonöl. Eieröl. Leinöl. Wallnussöl.
Mohnöl. Hanföl. Rieinusöl. Traubenkernöl.
Fischöle oder Thrane. Walfischthran. Delphinthran. Hai-
fischthran. Leberthran. Spermacetiöl.
VerfĂ€lschungen der Oele. â Firnisse. Verschiedene
Arten. Bereitung. â Arbeit von Stohmann.
Galvanoplastik. Diese sehr interessante Kunst ist eine
Erfindung der neuesten Zeit und wesentlich Jacobi zuzuschreiben,
der sie in Petersburg zuerst und zwar in grossem Maassstabe zur
Anwendung brachte. Elkington in Birmingham, Ruolz in Paris
vervollkommneten das Verfahren. De la Rive in Genf fĂŒhrte
zuerst die Versilberung und Vergoldung praktisch aus, nachdem
allerdings schon Brugnatelli vor mehr als 60 Jahren darauf hin-
gewiesen hatte. Ein EnglÀnder Spencer nimmt mit Jacobi die
PrioritÀt der Erfindung in Anspruch. Jacobi aber hat zuerst die
praktische Anwendung gemacht.
Dieser auf 72 gespaltenen Seiten von Stohmann ausgefĂŒhrte
Artikel ist mit zahlreichen Abbildungen erlÀutert und enthÀlt das
Wichtigste des Verfahrens auf sehr fassliehe Weise dargestellt.
Gerberei. Eine kurze geschichtliche Notiz leitet die Abhand-
lung ein, woraus wir gesehen, dass die Juden und andern Völker
des Alterthums die Herstellung des Leders kannten und sich des-
selben bedienten, indess keines derselben genauere Beschreibung
ĂŒber das Verfahren gegeben hat.
Mit diesem Artikel schliesst das zuletzt uns zugekommene 19te
Heft des zweiten Bandes.
Beim Vergleiche mit der ersten Auflage des so sehr prakti-
schen, nĂŒtzlichen Werkes ergiebt sich die zahlreiche Vermehrung
und Bereicherung der Beschreibungen.
Das Werk gereicht seinem Verfasser Muspratt zur höchsten
Ehre und wir haben dem Bearbeiter in deutscher Sprache Dr. Stoh-
mann die grĂŒndliche Umarbeitung und Verbreitung in Deutsch-
land zu danken. Dasselbe hat sich bereits seit den wenigen Jah-
ren seines Erscheinens eine weite Bahn gebrochen, welche bei der
grossen Brauchbarkeit sich immer mehr erweitern wird.
Papier, Druck und Abbildungen gereichen der Verlagshand-
lung zum gerechten Ruhme. Dr. L. F. Bley.
268 Literatur.
Verhandlungen des naturhistorischen Vereins der preus-
sischen Rheinlande und Westphalens. Herausgegeben
von Dr. ©. J. AndrÀ, Secretair des Vereins. 23ster
Jahrgang. 3te Folge. 3ter Jahrgang. Mit Abhand-
lungen, Correspondenzblatt 2 und Sitzungsbericht.
2te HĂ€lfte von 1866. Bonn, in Commission bei Max
Cohn & Sohn. 1866.
Einige kurze Mittheilungen.
Pag. 156. Hr. Dr. Hugo Laspeyres in Berlin ĂŒber das Vor-
kommen des CĂ€siums und Rubidiums in einem plutonischen Silicat-
gestein der preussischen Rheinprovinz. Die folgenden Mittheilun-
en schliessen sich den vorjÀhrigen Verhandlungen (Band XXI.
Seite 35â48 aus dem Sitzungsberichte der niederrheinischen Ge-
sellschaft in Bonn vom 2. MÀrz 1865) an, ergÀnzen und beantwor-
ten die frĂŒher angeregten Fragen, so weit der Verf. zu Resultaten
gelangt ist.
Pag. 171. Hr. wirkl. Geh. Rath Dr. v. Dechen: Notizen ĂŒber
die geologische Uebersichtskarte der Rheinprovinz und der Provinz
Westphalen. Der Hr. Verf. bemerkt, dass die vorliegende Karte
im Maassstabe von I/soo.000 der wahren Grösse (1 preuss. Meile =
0,576 Zoll oder 6,912 Linien) eine wĂŒnschenswerthe ErgĂ€nzung er-
halten hat, so erscheint es demselben an der Zeit zu sein, ĂŒber
Umfang, Zweck, Inhalt und AusfĂŒhrung dieses Kartenwerks eine
kurze ErlĂ€uterung zu veröffentlichen. Diese ausfĂŒhrliche und lehr-
reiche, 3 Bogen starke Abhandlung ĂŒber diese schöne geologische
Karte ist nach unserer Ansicht nicht in einzelnen BruchstĂŒcken
fasslich wiederzugeben und der Raum des Archivs ist zu beschrÀnkt,
um die Sache in grösserem Umfange vorzutragen. Es kann des-
wegen auch nur eine Andeutung der Karte gegeben werden, um
Denjenigen, die sich fĂŒr die Sache interessiren, die Herausgabe
derselben anzuzeigen.
Correspondenzblatt No. 2. Pag.41. Bericht ĂŒber die XXIII.
General-Versammlung des naturhistorischen Vereins. Nachdem die
geschÀftlichen Angelegenheiten des Vereins abgehandelt waren, wur-
den die Verhandlungen aufgenommen.
Pag. 44. Hr. Dr. Wirtgen berichtet ĂŒber eine neue Pflanzen-
form aus der Gattung Plantago L. und legte eine grosse Zahl von
Exemplaren in den mannigfaltigsten AbÀnderungen vor, welche von
Hrn. Pharmaceut Winter aus den salzfĂŒhrenden Wiesen von
Emmersweiler unweit SaarbrĂŒcken gesammelt und eingesendet wor-
den waren. Durch das reichliche Material konnte der Vortragende
genauere Untersuchungen anstellen; er fand darunter eine der Plan-
tago major Àhnliche Pflanze, die sich aber in vielen Merkmalen
von dieser unterscheidet: âsie hat eine stĂ€rkere Behaarung,
die BlĂ€tter sind 3âĂ5nervig, oft lĂ€nglich oder lanzett-
lich und allmÀlig in einen flachen Blattstiel verschmÀ-
lert, das Deckblatt unter der BlĂŒthe ist breit rauten-
förmig, fast so lang als der Kelch und bis auf einen
schmalen Streifen am Rande ganz grĂŒn etc.â Er wagt es
einstweilen nur die Pflanze als Var. salina zu bezeichnen, zweifelt
aber nicht, dass die Pflanze sich durch den Samen constant fort-
pflanzen wird und in diesem Falle nennt Wirtgen dieselbe Plan-
tago Winteri.
Ne N a a a BE a N el a Kal he chi
Literatur. 269-
Hr. Dr. AndrÀ nahm Veranlassung, an die cft gemachte Wahr-
nehmung zu erinnern, dass Pflanzen, deren eigenthĂŒmlicher Stand-
ort nicht Salzboden sei, sehr hÀufig, wenn sie auf diesen gerathen,
im Habitus bedeutende Abweichungen zeigen und fĂŒhrt als Beleg
Taraxacum offieinale Wiggers an. Wenn es ferner auch dankens-
werth sei, auf solche Formen die Aufmerksamkeit zu lenken, so
ermahnen doch gerade dergleichen offenbar vom Boden abhÀngige
Formen zur grossen Vorsicht in Aufstellung von neuen Arten, zu-
mal aus der von dem Herrn Vorredner erwÀhnten Gattung Plan-
tago, welche schon einen charakteristischen Salzbodenbewohner in
Pl. maritima besitze.
Pag.45. Hr. Prof. vom Rath machte aus einer grössern Arbeit,
welche fĂŒr die Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft be-
stimmtist: âGeologisch-mineralogische Fragmente aus Italienâ, einige
Mittheilungen, besonders ĂŒber die albanischen Gebirge bei Rom.
Pag.46. Hr. Dr. Marquart legte der Versammlung eine grosse
Reihe Stufen von grönlÀndischem Kryolitb mit verschiedenen Ein-
schlĂŒssen vor. Dann zeigte Dr. Marquart Indium- Oxydhydrat
und Schwefel-Indium in nicht unbedeutender Menge vor, welches
in seiner chemischen Fabrik aus sÀchsischem Zinkmetall gewon-
nen war.
Pag. 46. Hr. Prof. Schaffhausen macht der Versammlung
Mittheilung ĂŒber zahlreiche SĂ€ugethierreste westphĂ€lischer Höhlen
in der Gegend von Balve und hielt darĂŒber einen eingehenden
Vortrag.
Pag. 58. Hr. wirkl. Geh. Rath v. Dechen knĂŒpfte hieran die
Notiz eines ealifornischen Blattes, zufolge welcher in einer bedeu-
tenden Tiefe, wahrscheinlich tertiÀrer Ablagerungen des Goldlan-
des, ein MenschenschÀdel gefunden worden sei.
Pag. 58. Hr. Dr. AndrÀ theilt den inhalt eines Schreibens
des Hrn. Dr. v. Könen in Berlin âUeber das Alter der TertiĂ€r-
schichten bei BĂŒnde in Westphalenâ mit.
Pag. 60. Hr. Med.-Rath Dr. Mohr sprach seine Ansichten ĂŒber
die Thalbildung, gestĂŒtzt auf die Beobachtungen wĂ€hrend einer
Reise durch die Schweiz, in einem eingehenden Vortrage aus.
Pag. 66. Hr. Dr. v.d.Marck bemerkte im Anschlusse an den
Vortrag des Hrn. Prof. Schaffhausen Folgendes: Seit einer
Reihe von Jahren hatte ich mich bemĂŒht, Producte menschlichen
Kunstfleisses, welche der frĂŒhesten Periode angehören, unter den
EinschlĂŒssen der erwĂ€hnten Knochenhöhle von Balve aufzufinden,
allein bis in die neueste Zeit vergebens. In den höheren Lagen
des Höhleniettens waren allerdings vor einigen Jahren unter an-
deren auch eine Anzahl MĂŒnzen, wenn er nicht irrt aus dem I1ten
Jahrhundert, aufgefunden worden, welche Hr. Siebertz in Arens-
berg ankaufte und wovon nur 1 Exemplar in Balve blieb. Der
Redner besuchte 1866 im Sommer die Höhle nochmals und fand
zu seiner Freude Steinwerkzeug der rohesten Bearbeitung und
BruchstĂŒcke sehr alter irdener GefĂ€sse, welche denen in der west-
phÀlischen Ebene als Theile von Urnen etc. nicht selten vorkom-
menden Geschirren Àhnlich waren. Die meissel- oder beilartigen
Steinwerkzeuge waren denjenigen, welche im Sommethale bei Amiens
aufgefunden, sehr Àhnlich und bestanden nach der Analyse des
Redners aus einem kieselsÀurereichen Kieselschiefer: 89,01 Kiesel-
sÀure, 1,15 Thonerde, 4,25 kohlensaurer Kalkerde, 0,35 kohlensaurer
Bittererde, 3,00 kohlensaurem Eisenoxydul und 2,04 Kohlenstoff in
100 Theilen.
De er
DE Sr an nen
N a
a Br Ta
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\ I a a AL 5 ri sd! 2
1 dur Luke 5
270 Literatur. 2
Sitzungsbericht der niederlĂ€ndischen Gesellschaft fĂŒr Natur- und
Heilkunde in Bonn, als Folge der ersten HĂ€lfte von 1866.
Pag. 33. Hr. Prof. Schulze sprach ĂŒber die Anatomie und
Physiologie der Retina, indem er die Resultate seiner neueren Unter-
suchungen zusammenstellte.
Pag. 34. Hr. Med.-Rath Dr. Mohr theilte mit, dass er in dem
Se nkohlönrnes Brom entdeckt habe. Ferner trug derselbe Redner
vor, dass es ihm gelungen sei, ein sicheres Verfahren zur Bestim-
mung des Magneteisens in Melaphyren, Basalten ete. zu ermitteln.
Wenn man feingepulvertes Magneteisen mit SalzsÀure und Jod-
kalium in einem verschlossenen Glase stehen lÀsst, so scheidet sich
eine dem Gehalt an Eisenoxyd entsprechende Menge Jod aus.
Diese kann dann leicht mit unterschwefligsaurem Natron nach der
Methode gemessen werden, welche der Vortragende schon frĂŒher
angegeben hat: indem nun so einmal 0,2 Grm., dann 0,4 Grm.
Magneteisen behandelt wurden, so mussten nachher zur Austitri-
rung des Jods 1) 17,3, 2) 34,4 C.C. Zehntel unterschwefligsaures
Natron verwendet werden. Diese Mengen ergaben, wenn man das
Atomgewicht des Magneteisens zu 116 nach der Formel Fe304 an-
nimmt, 1) 0,20068 Grm., 2) 0,39904 Grm. Magneteisen, also immer
bis zum letzten Milligramm genau. Ob aber ĂŒberhaupt Magnet-
eisen vorhanden ist, erkennt man an der Wirkung des Steines auf
astatische Magnetnadeln oder an der EntfÀrbung des Gesteins in
verdĂŒnnter SalzsĂ€ure.
Pag. 39. Hr. Prof. Troschel berichtete ĂŒber eine Sammlung
von Fischen, welche Hr. Dr. StĂŒbel in Dresden an den Cap Ver-
dischen Inseln gesammelt und dem Vortragenden zur wissenschaft-
lichen Untersuchung ĂŒbergeben hat.
Pag. 40. Hr. Geh. Bergrath Burkart ĂŒberreicht den Abdruck
einer Abhandlung des Hrn. Prof. del Castillo in Mexiko ĂŒber
ein neues, vom demselben beschriebenes Insekt, welches er zu dem
Genus Fulgora und zu dem Subgenus Zystra Latreille zieht und
glaubt dasselbe als Zystra cerifera mexicana bezeichnen zu mĂŒssen,
wenn es noch nicht von einem frĂŒheren Autor benannt worden ist.
Pag. 44. Hr. Dr. WĂŒllner sprach ĂŒber die Spectra des glĂŒ-
Ken: Wasserstoffgases und berichtet ĂŒber das Ergebniss seiner
Untersuchungen.
Pag. 48. Hr. Prof. Bergemann theilte die Resultate einiger
Versuche mit, welche von ihm mit dem Russ von Steinkohlen aus
der Ruhrgegend angestellt worden sind, um einzelne Bestandtheile
derselben zu ermitteln. Diese Versuche bezogen sich auf die An-
gaben, welche Hr. Med.-Rath Dr. Mohr in der letzten Sitzung ĂŒber
seine Entdeckung der Broms in dem Steinkohlenruss gegeben hat
und bemerkte unter Anderem, dass schon Bussy in manchen Koh-
lensorten Brom und Jod in geringer Menge entdeckt habe, aber ein
solches Vorkommen sei nicht allgemein und nicht als etwas Cha-
rakteristisches zu betrachten ete.
Pag. 49. Hr. Prof. Schulze hielt einen eingehenden Vortrag
ĂŒber den gelben Fleck der Retina, seinen Einfluss auf normales
Sehen und auf die Farbenblindheit etc.
Pag. 64. Hr. Prof. Argelander berichtete ĂŒber den neuen
Stern im Sternbilde der Krone, der sich am 12. Mai plötzlich ver-
schiedenen Beobachtern als zweiter Grösse gezeigt hat.
Hr. Med.-Rath Mohr berichtet ĂŒber eine Verbesserung des
dialytischen Apparats zur Trennung von krystallinischen und leim-
Berichtigungen. 271
artigen Stoffen. Er bedient sich dafĂŒr eines spitzen, sternförmig
efalt.nen Filters von Pergamentpapier, welches aufrecht in ein
las gestellt wird. Es bietet diese Form die grösste Menge wirk-
samer FlÀche bei kleinstem Inhalt. Schon nach 6 Stunden konnte
er aus dem Dialysat von Opium Morphium fÀllen und aus einer
stark mit Suce. liquirit. versetzten Arseniklösung wurde die arse-
nige SÀure mit Schwefelwasserstoffgas gelb gefÀllt.
Pag. 65. Hr. Prof. Landolt theilt die Resultate einiger Ver-
suche ĂŒber das Verhalter des Alkohols und Aethers bei lĂ€ngerem
ErwÀrmen mit.
Pag. 66. Hr. Dr. WĂŒllner hielt einen Vortrag anschliessend
an Prof. Landolt ĂŒber die Spannkraft der DĂ€mpfe einiger orga-
nischen FlĂŒssigkeiten, welcher einiges Licht auf die Beobach-
tungen Regnaultâs ĂŒber die Spannung des Aetherdampfes zu
werfen geeignet ist. Es erscheint in Uebereinstimmung mit Lan-
dolt nicht erforderlich zu sein, eine MolecularÀnderung des Aethers
anzunehmen, um die Beobachtung Regnaultâs zu erklĂ€ren etc.
Dr. Löhr.
Druckfehler- Berichtigungen.
Im 130sten Bande des 3ten Heftes des Archivs muss es heissen:
Seite266 Kreis Crefeld: SĂŒchteln anstatt StĂŒchteln
â 269 â Ruhr: Langendreer â Langenreer
»â 270 â Herford: Röttscher â Böttscher
â 271 â Minden: Schaupensteiner â Sehanpensteiner
an â LĂŒneburg: Leddin â Zeddin
â 276 â Ostfriesland: BĂŒnde â Bonda
â 277 _ â Braunschweig: Lehrte â.ââBebre
â 279 â Schwerin: Schiemann »â Schumann
â 279 â DBermburg: Plötzkau â Rötzkau
HN, Kroner â Körner
âew83' â. âHer sfeld: Literfeld â Eiterfeld
â 285 â Eisenach: Simon â $imen
â 291 â Königsberg: LĂ€mmerhirt â Lammerhirt
â 294 â Halberstadt: Kabisch â Kabich
BERDIRn. . Denstorff â Dendorf
dt N., Danzig: Riebensahm â Rilbensahm
297... .Posen:. Kosten â Korten
â 299 â Görlitz: Knobloch »â Knoche
â 38 â Schleswig: Leck ». âLeik
WS > Padel n..Zogel
â7303, x Hansen â Hausen
â 818. â .Crefeld: Kossta â Kortka
â 318 â Elberfeld: Ditgens »â Dilgener
â 318 â Bernburg: Kroner 4... Körner
tn. ke Fol R Keil Su Keit
2 33 Lo ae G Bockshammer ȉ Borkhammer
â 318 â Cassel: Melsungen â Malchow
â 318 â Hersfeld: Homberg â Horneburg
â 318 â Halberstadt: Kroppenstedt â Creppenstedt
alâ, k Kabisch »â Kabich
â9319 â Lausitz â Kreis Lauritz
272
Seite 319 Kreis Arnswalde:
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THESE STERNE IE IFNTII NS EST
319
319
319
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BI EEE ZFIISTZT SEN EN E
DIVE HE ER de
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Berichtigungen.
Fiebelkorn
Berlin: Kortum
Posen: Kosten
Görlitz: Berghau
Reichenbach: Kostenblut
Schleswig: Streckenbach
= Padel
St. Wendel: Roth
Ruhr: Redeker
Ruhr: Schulze-Berge
R Schmathe
Rt Langendreer
Ostfriesland: BĂŒnde
Rostock: Bulle
Saalfeld: Göllner
Leipzig: Rothe
Königsberg: Soldin
Angerburg: Benkheim
Breslau: David
Altona: Conn
Herford: Krönig
DE EVER data ZATE,
Hofbuchdruckerei der Gebr. JĂ€necke zu Hannover,
anstatt Jubelkorn
S
EITHER II I DE
KortiumÂź:
Korten
Berghan
Kostenthal
Strackenbach
Badel
Rath
Rediker
Schulze-Benge
Letmathe
Langenreer
Bunde
BĂŒlle
Gollner
Ruthe
Seldin
Berkheim
Davids
Flonn
Kröning.
ARCHIV
PHARMACIE.
Eine Zeitschrift
des
allgemeinen deutschen Apotheker-Vereins.
Abtheilung Hordientschlant.
Herausgegeben
von
L. Bley und 3. Ludwig.
xVis Jahrganz.
ii.
HANNOVER.
Im Verlage der Hahnâschen Hofbuchhandlung.
1861.
ARCHIV
PHARMACIE,
Zweite Reihe. CXXXN. Band.
Der ganzen Folge OLXXXII. Band.
Unter Mitwirkung der Herren
Bender, Berlandt, Dragendorff, Erdmann, Landerer, Löhr, Petz-
holdt, Philipp, Ramdohr, Rammelsberg, Reichardt, Schacht, Schach-
trupp, Weinhold
herausgegeben
von
L. Bley und HH. Ludwig.
Aschoffâsches Vereinsjahr.
HANNOVER.
Im Verlage der Hahnâschen Hofbuchhandlung.
1867.
Inhaltsanzeige.
Erstes und zweites Heft.
I. Physik, Chemie, Pflanzenphysiologie und
praktische Pharmacie. Seite
Ueber die Anwendung des Amylalkohols zur Darstellung und
quantitativen Bestimmung des Morphins, zur Darstellung
des Strychnins, so wie zum Nachweise der Alkaloide bei
gerichtlich-chemischen Analysen; von Ludwig Schach-
Bappraus Bauenberg ..-.. Luna ee ee ET 1
Ueber Kreosotgas; von L. Ramdohr, techn. Dirigent der
Mineralöl- und Paraffin-Fabrik GeorghĂŒtte bei Aschersleben 53
Ueber die Rhodanverbindungen des Quecksilbers; von J. Phi-
Analyse der Glimmer von Utö und Easton und Bemerkungen
ĂŒber die Zusammensetzung der Kaliglimmer ĂŒberhaupt;
weRsC-Rammelsberg in Berlin.............. Ss an 82
Zur Methode der Aschenanalyse; von Prof. Dr. E. Reichardt
BEBETAR ee ent ee ae ee es a EEE 88
Beesabrod... . a areas eis ame er a a eat a are EEE 100
Beier Derinfeetionsmitte]... -....-.: -. u. Sue ne 102
II. Naturgeschichte und Pharmakognosie.
Pharmakologische Notizen; von Dr. X. Landerer in Athen 104
iteber Merrubium: "von Demselben. ...2.....2:.2s U aa 105
Notizen ĂŒber den Maulbeerbaum:; von Demselben............ 107
Notizen ĂŒber Höhlen in Griechenland; von Demselben........ 108
Ueber ein eisenhaltiges Mineralwasser; von Demselben....... 109
III. Monatsbericht.
DĂŒnnes Eisenblech S. 110. â Gusseisen 110. â Einfluss des
Wolframs auf Gusseisen 110. â Nutzbarınachung der Weiss-
bleehschnitzei 111. â Methode zum Verkupfern des Guss-
eisens 112. â Eine ungewöhnliche Entstehungsart von
Eisenoxydoxydul 112.â Verfahren zur volumetrischen Be-
VI
Inhaltsanzeige.
Seite
stimmung des Eisens 113. â Tellur 117. â Grosse Halt-
barkeit einer sauren Lösung der arsenigen SĂ€ure 117. â
Verhalten des Kupfers und Silbers zu den Auflösungen
der arsenigen, selenigen und phosphorigen SĂ€ure 118. â
Nachweisung von Antimon durch die Löthrohrprobe 119.
â Krystallisirtes Antimonoxyd und dessen Verbindungen
120. â Zinkfabrikation 121.â NatĂŒrliche Verbindung von
Zinkoxyd, Ammoniumoxyd uud Wasser 122. â Indium 122.
â Vorkommen von Indium im sogen. Ofenrauch der Zink-
Röstöfen auf JuliushĂŒtte bei Goslar a.H. 124. â Einfache
Gewinnung des Thalliums 126. â Reactionen des Thal-
liums 126. â Salze des sogen. Thalliumhyperoxyds 127. â
Fluorthallium 128. â Thalliumglas 129. â Vergiftung durch
einen Bleigehalt von MĂŒhlsteinen 130. â Schlagloth fĂŒr
Hartlöthungen 131. â Chemische Untersuchung einer alten
in Hindostan gefundenen Statue des Buddha 131. â Auf-
findung von sehr kleinen Mengen Kupfer in thierischen
Theilen 131. â Alfenide 132. â Bereitung von sogenann-
tem ebromsauren Kupferoxyd 132. â Bereitungsweise einer
schönen grĂŒnen Kupferfarbe 133. â Ein ergiebiges Quecksil-
berlager 133. â Grosse Gaben von Argentum nitricum gegen
Croup 134.â VerfĂ€lschung von Argentum nitricum fusum 135.
â Vereinfachung des Botheâschen Glasversilberungsverfah-
rens 135 â PrĂŒfung von Gold- und SilbermĂŒnzen auf ihre
Aechtheit 136. â Wassergehalt des Goldoxydhydrates 136. â
Platinplattirte Schalen fĂŒr chemische Laboratorien 137. â
Platinspiegel 138. â Bromverbindungen des Iridiums 138.
â- Botany-Bay- oder Grassbaum-Gummi, Gummi acroides
140. â Fabrikation des StĂ€rkezuckers 140. â Bildung des
StĂ€rkezuckers und Dextrins aus der StĂ€rke 141. â Neue
Reaction auf Traubenzucker 142. â Neues Unterscheidungs-
mittel von Rohr- und Traubenzucker 143. â Zuckerver-
brauch im Zollverein 143. â RĂŒbenzuckerfabrikation im
Zollvereine in der Periode 1850â1864 146. â Neues Ver-
fahren der Saftgewinnung aus RunkelrĂŒben 147. â Der
eondensirte RĂŒbendampfsaft (BrĂŒdenwasser) der DĂŒnnsaft-
apparate 148. â Fabrikation der Zuckercouleur 148. â
Oxydationsproduct des Erythrits 149. â Trehala oder Tri-
cala 150.â Umwandlung der inactiven WeinsĂ€ure in Trau-
bensĂ€ure 150. â Bereitung der CitronensĂ€ure 151. â Ci-
tronensÀure, ein Mittel zur Linderung der Schmerzen bei
KrebsgeschwĂŒren 151. â Boreitronsaure Magnesia 152. â
Darstellung der AepfelsÀure aus den Fruchtzapfen von
Rhus coriaria und das verschiedene Verhalten der Gerb-
Inhaltsanzeige. vo
rn Seite
sĂ€uren 153. â Geruch der kĂ€uflichen GerbsĂ€ure 154. â
Digitalin 156. â Helleborin und Helleborein 156. â Laser-
pitin 158. â Untersuchung der Alo& succotrina 159. â
Verhalten der Aloe zur T'hierkohle 160. â AloetinsĂ€ure
161. â ChrysoeyaminsĂ€ure 161.â Chloranil 162. â Unter-
suchungen ĂŒber die Entwickelungsgeschichte des Farbstoffs
in Pflanzenzellen 162. â Chlorophyll 164. â Farbstoffe der
BlĂ€tter 165. â Flechtenstoffe 167. â Catechin 168. â Kino
169. â Scoparin 169. â Ratanhin 169. â Anwendung der
Ratanhia in der FĂ€rberei 171. â Nachweisung der Krapp-
verfĂ€lschung 172. â Ueber eine dem Alizarin isomere Ver-
bindung aus Naphthalin 172. â Morindon identisch mit
Alizarin 173. â Behandlung des Opiums mit Terpenthin-
öl 173. â Schweinemilch 174. â Mikroskopische Unter-
suchung der Blutflecken 174. â Chemische Beschaffenheit
der Gehirnsubstanz 175. â Pökeln des Fleisches 177. â
Pökeln des Fleisches mit Zucker 178. â Conservirung von
Rauchfleisch und Beseitigung bereits eingetretener FĂ€ul-
niss desselben 178. â Werth des Fleischextracts 179. â
Fleischextract 180. â Einwirkung von salpetriger SĂ€ure auf
Kreatinin 180. â Vorhandensein einer dem Chinin sehr
Ă€hnlichen fluoreseirenden Substanz in dem thierischen Ge-
webe 131. â Pancreatin 182. â FlĂŒssiger Leim 182. â
Xanthingehalt der Leber 182. â Xanthin im Harn 183. â
Chloroform als Reactionsmittel auf zuckerhaltigen Harn
184. â Verdeckung des unangenehmen Geruchs der Schwe-
felkaliumprÀparate 184.
IV. Literatur und Kritik ........ ee ae les
Bihlipsraphischer Anzeiger: ..... 1... 2. um.ua ne zes 189
ââ
Drittes Heft.
I. Biographisches Denkmal.
Nekrolog des Dr. Friedrich Meurer........cccceeccnc. "193
IL Physik, Chemie, Pflanzenphysiologie und
praktische Pharmacie.
Ueber Chloroform; von Dr. C. Schacht, Apotheker in Berlin 213
Zur MilchprĂŒfung; von Dr. Julius Erdmann.............. 220
ar
.. â âa .
n
VIII Inhaltsanzeige.
Untersuchungen aus dem pharmaceutischen Institute in Dorpat.
Mitgetheilt von Professor Dr. Dragendorff. BeitrÀge zur
Kenntnisse des 'Cantharidinsv. ...... .2.4. 0000 00 emEeE 233
Ueber die Verunreinigungen der Arzneimittel; von Dr. Her-
mann Ludwig, a. Professor in dena..........20co00c0s 259
Ueber die Mineralquellen zu Heppingen, Landskron und Apol-
linarisbrunn im Ahrthal; von R. Bender in Coblenz..... 278
III. Naturgeschichte und Pharmakognosie.
Nachweisung des Mutterkorns im Roggen- und gemischten
Weizenmeble; von L. Berlandt, Apotheker in Bukarest 282
Zur Kenntniss der giftigen Wirkung des Rhus toxicodendron 283
BVeslıterstur und Kritik... ......2.... 20.07 285
Register ĂŒber Bd. 129, 130, 131 und 132 der zweiten
Reihe des Archivs... 1... 22. Sr 289
ââHNrâ
Seite °
a TIER
ARCHIV DER. PIIARNACE
CLXXXI. Bandes erstes und zweites Hett.
%. Physik, Chemie, Pflanzenphysio-
logie und praktische Pharmaecie.
Veber die Anwendung des Amylalkohols
zur Darstellung und quantitativen Bestimmung des
Morphins, zur Darstellung des Strychnins, so wie
zum Nachweise der Alkaloide bei gerichtlich-
chemischen Analysen;
von
Ludwig Schachtrupp
aus Lauenberg.
Schon vor mehren Jahren wurde das Fuselöl von
L. v. Uslar und J. Erdmann dazu angewandt, die
Alkaloide Morphin, Narcotin, Strychnin, Nicotin und Coniin
bei gerichtlich-chemischen Untersuchungen aufzufinden.
Die Methode erwarb sich bald die Anerkennung der
FachmÀnner, weil sie sich bei der praktischen Anwendung
nicht allein durch Einfachheit in der AusfĂŒhrung aus-
zeichnet, sondern auch mit grosser Sicherheit zum âZiele
fĂŒhrt und selbst in der Hand des weniger geĂŒbten Arbeiters
gute Resultate gibt. Die Verfasser erkannten damals
schon, dass das Fuselöl durch die vielen VorzĂŒge, welche
es vor dem gewöhnlichen Alkohole hat, vielleicht auch
zur Darstellung der Alkaloide geeignet sein möchte und
behielten es sich vor, spĂ€ter ĂŒber diesen Gegenstand
weitere Mittheilungen zu machen.
Im Laufe der Zeit wurden auch im hiesigen Labora-
torium vielfache Versuche in dieser Richtung ausgefĂŒhrt;
aber zu einem Abschlusse konnte es nicht gebracht werden,
weil die Verfasser durch vielseitige BerufsgeschÀfte ausser
Stande waren, sich eingehender mit diesem Gegenstande
zu beschÀftigen. Als mich deshalb Herr Professor v. Uslar
Arch.d. Pharm. CLXXXII. Bds. 1.u.2.Hft. 1
er Air
5 2 |
2 L. Schachtrupp, Anwendung des Amylalkohols 2
aufforderte, die Anwendung des Fuselöls zur Darstellung
von Morphin und Strychnin einer ausfĂŒhrlichen Unter-
suchung zu unterwerfen, ergriff ich die Gelegenheit mit
Freuden, weil die genannten Alkaloide ein lebhaftes Inter-
esse stets in Anspruch nehmen.
Bei dieser Gelegenheit ist es mir BedĂŒrfniss, meinem
nochverehrten Lehrer, Herrn Professor v. Uslar, herzlich
zu danken fĂŒr die UnterstĂŒtzung bei der vorliegenden
Arbeit, so wie auch fĂŒr die grosse Bereitwilligkeit, mit
welcher er mir durch Rath und That bei alle meinen
Arbeiten im hiesigen Laboratorium zur Seite stand.
I, Morphin.
Bei den grossen Fortschritten der organischen Chemie
in den letzten Decennien ist auch die Zahl derjenigen
Verbindungen, welche den allgemeinen Namen organische
Basen fĂŒhren, zu einer fast unĂŒbersehbaren Menge heran-
gewachsen.
Dieselben lassen sich ihrer Entstehung nach in zwei
Gruppen bringen, deren eine diejenigen Basen umfasst,
welche kĂŒnstlich darstellbar sind und die bei weitem
grösste Anzahl ausmachen, âwĂ€hrend die zweite Gruppe
aus einer verhÀltnissmÀssig nur kleinen Reihe von Ver-
bindungen besteht, die bislang allen Versuchen der kĂŒnst-
lichen Darstellung Trotz boten und ausschliesslich Producte
des Pflanzenlebens sind. Diese letzteren fĂŒhren den be-
sonderen Namen Alkaloide.
So grosses Interesse auch, vom theoretischen Stand-
puncte aus betrachtet, die erste Classe von Verbindungen
darbietet, so gering ist, mit Ausnahme des Anilins, bis
jetzt ihr Werth fĂŒr das praktische Leben; dagegen bilden
die Alkaloide auch in dieser Beziehung einen Gegensatz
zu jenen Basen, dass ihre Bedeutung in der angewandten
Medicin eine sehr wichtige und vielseitige ist, wÀhrend
bislang ihre chemische Constitution noch so gut wie völlig
EN
zur Darstellung u. quantit. Bestimmung des Morphins etc. 3
unbekannt blieb, so mannigfaltige Forschungen auch in
dieser Richtung unternommen werden mochten.
Wir kennen jetzt die nahe Beziehung der kĂŒnstlichen
Basen zu Ammoniak und Ammoniumoxyd, wir sind, gestĂŒtzt
auf ihr chemisches Verhalten, zu der Annahme berechtigt,
dass sie als Verbindungen betrachtet werden können, die
sich von jenen Typen in der Weise ableiten lassen, dass
der Wasserstoff ganz oder theilweise durch organische
Radicale, d.h. durch Atomgruppen, die sich wie Elemente
verhalten, vertreten werden kann; aber die BemĂŒhungen,
diese theoretischen Anschauungen auf die Alkaloide zu ĂŒber-
tragen, auch sie in Radicale zu zerlegen, um so eine Ein-
sicht in ihre Constitution zu erlangen, sind fehlgeschla-
gen. Wohl ahnen wir, dass auch ihre Zusammensetzung
in inniger Beziehung zu den Typen Ammoniak und Ammo-
niumoxyd steht und in neuester Zeit hat diese Betrachtung
sogar durch das Einschieben von Radicalen in die Zusam-
mensetzung einzelner Alkaloide, also durch sogen. sub-
stituirte Verbindungen, eine grössere StĂŒtze erhalten; so
lange wir indess nicht im Stande sind, sie selbst in Radicale
zu zerlegen, ist unsere Anschauung ĂŒber ihre Zusammen-
setzung noch eine sehr mangelhafte, und eine kĂŒnstliche
Darstellung derselben unmöglich.
Die Alkaloide sind, wie die organischen Basen ĂŒber-
haupt, durch einen entschieden ausgeprÀgten basischen
Charakter ausgezeichnet, die meisten sÀttigen die stÀrksten
SÀuren so vollstÀndig, wie die Alkalien Kali, Natron und
Ammoniak und bilden hÀufig sehr gut krystallisirende
Salze. Alle Alkaloide sind stickstoffhaltig, und man ist
zu der Annahme berechtigt, dass ihre BasicitÀt von ihrem
Stickstoffgehalte abhÀngig ist. Eine genauere Betrachtung
ihrer chemischen Constitution fĂŒhrt zu der merkwĂŒrdigen,
ebenfalls unerklÀrbaren Erscheinung, dass alle Alkaloide,
welche aus den Elementen Kohlenstoff, Wasserstoff und
Stickstoff bestehen, flĂŒchtig sind, wĂ€hrend die grössere
Zahl derselben, die ausser jenen Elementen noch Sauer-
stoff enthalten, zu den nicht flĂŒchtigen gehören, so dass
es scheinen könnte, als wÀren die verschiedenen Aggregat-
Ir
a ar rn 6 ee
4 L. Schachtrupp, Anwendung des Amylalkohols
zustÀnde durch das Vorhandensein oder Fehlen des Sauer-
stoffs bedingt.
Die flĂŒchtigen Alkaloide, zu denen nur Nicotin, Coniin
und Spartiin gehören, stehen wahrscheinlich in naher
Beziehung zu dem Typus Ammoniak, die ĂŒbrigen nicht
flĂŒchtigen glaubt man als Ammoniumbasen auffassen zu
mĂŒssen.
Fast sÀmmtliche Alkaloide sind durch ihre energische
Wirkung auf den Thierkörper im hohen Grade ausgezeich-
net; die meisten gehören deshalb nicht allein zu den
wichtigsten Arzneimitteln, sondern auch zu den furcht-
barsten Giften. Die Wichtigkeit sehr vieler officineller
Pflanzen wird durch die in denselben enthaltenen Alkaloide
allein bedingt, ja man glaubte lange Zeit, dass die Wir-
kung sÀmmtlicher Arzneipflanzen allein von dem Gehalte
an jenen Basen abhĂ€ngig sein mĂŒsse, also in jedem offi-
cinellen GewÀchse ein Alkaloid zu suchen sei. Diese
Annahme hat lĂ€ngst aufgegeben werden mĂŒssen, der Eifer,
mit welchem das Auftreten und die Eigenschaften dieser
interessanten Olasse von organischen Verbindungen ver-
folgt wurde, hatte zu einer unhaltbaren Theorie gefĂŒhrt;
auch den ĂŒbrigen in Pflanzen erzeugten Producten, wie
den Bitterstoffen, Harzen, Àtherischen Oelen ete., muss
ein grosser Antheil an der medicinischen Wirksamkeit
zugeschrieben werden.
Unter allen den Producten, welche das Pflanzenleben
dem Arzneischatze geschenkt hat, hat keines so grosse
Wichtigkeit erlangt, als das Opium. Seitdem die Mediein
dies unschÀtzbare Arzneimittel in seinem ganzen Umfange
hat kennen lernen, ist eine völlige UmwÀlzung durch das-
selbe namentlich in der Therapie herbeigefĂŒhrt, so dass
Hufeland mit Recht einst sagen konnte: âDie Geschichte
des Opiums ist die Geschichte der Mediein selbst.â Mit
einem des Gegenstandes wĂŒrdigen Eifer sind daher schon
seit dem Bekanntwerden des Opiums vorzugsweise die
Pharmaceuten bemĂŒht gewesen, unsere Kenntnisse ĂŒber
die Gewinnung und die Bestandtheile desselben immer
mehr zu erweitern, wobei bis auf den heutigen Tag die
EN re N
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zur Darstellung u. quantit. Bestimmung des Morphins ete. 5
Literatur dieses Gegenstandes zu einem bedeutenden Um-
fange herangewachsen ist.
Das Opium wird aus den unreifen Samenkapseln
des Mohnes, Papaver somniferum L., gewonnen. Man
beschÀftigt sich mit der Bereitung desselben fast aus-
schliesslich in den orientalischen LĂ€ndern, weil das Klima
hier der vollstĂ€ndigen und ĂŒppigen Entwickelung der
Mohnpflanze besonders gĂŒnstig ist. Indess sind auch in
Europa und selbst in Deutschland Productions- Versuche
gemacht worden, deren Resultate in so fern befriedigend
waren, als dabei ein Opium von oft sehr guter Beschaffen-
heit erhalten wurde, welches der besten tĂŒrkischen Waare
gleich kam; aber die BeschĂ€ftigung ist eine so mĂŒhsame,
und der Ertrag im VerhÀltniss zur Arbeit ein so geringer,
dass der pecuniÀre Nachtheil die grössere Ausdehnung
dieses Industriezweiges unmöglich machte. Hervorzu-
heben ist hier allerdings, dass in Frankreich die Opium-
gewinnung mit jedem Jahre grösser wird; im Jahre 1857
betrug der nur im Departement der Somme erzielte Opium-
werth 1 Mill. 900,000 Franes. Es bleiben trotz alle dem
Kleinasien, Arabien, Aegypten, Persien, Ostindien und
in neuerer Zeit auch China und Algerien die Haupt-
bezugsquellen fĂŒr das Opium.
Die Gewinnung desselben wird in den verschiedenen
LĂ€ndern nach gleichen Principien ausgefĂŒhrt, indem man
den Milchsaft der halbreifen Samenkapseln durch Ein-
schnitte zum Ausfliessen bringt, ihn dann nach dem Ein-
trocknen an den Mohnköpfen sammelt und zusammenkretet.
Die Art und Weise, wie diese Arbeit der Opiumbereitung
nach Gewohnheit und althergebrachter Sitte von den
einzelnen Völkern vorgenommen wird, ist in den einzel-
nen LĂ€ndern verschieden.
In Kleinasien pflegt man im Allgemeinen so zu ver-
fahren, dass man des Abends die halbreifen Samenkapseln
mit eigends zu diesem Zwecke hergerichteten Instrumen-
ten einschneidet, indess mit der Vorsicht, dass die Ein-
schnitte die Wand der Kapseln nicht durchbrechen, damit
6 L. Schachtrupp, Anwendung des Amylalkohols
der aus der verwundeten Stelle hervorquellende Milchsaft
aussen an der Kapsel erhÀrtet, nicht aber in das Innere
derselben fliesst und dadurch verloren geht. Am anderen
Morgen wird der in der Form grösserer oder kleinerer
Tropfen an den einzelnen Mohnkapseln festgetrocknete
Saft mittelst eines Messers abgeschabt, durch Zusammen-
kneten innig gemischt, in Kuchen geformt und getrocknet.
Das Einsammeln geschieht nicht immer mit gleicher
Sorgfalt, und eben so wenig wird die weitere Verarbeitung
des Eingesammelten stets in derselben Weise, mit dem-
selben Fleisse und der nöthigen Aufmerksamkeit bewerk-
stelligt, sondern in den verschiedenen LĂ€ndern und Di-
strieten Kleinasiens machen Sitten, Gewohnheiten und
Gewinnsucht grossen Einfluss auf diesen wichtigen Industrie-
zweig geltend. Bei dem Abschaben des mehr oder weniger
erhÀrteten Saftes werden nicht unerhebliche Mengen von
Epidermis der Kapseln absichtlich zwischen das Opium
gebracht, in anderen Gegenden wird das wahre Opium
stets auf die Weise verfÀscht, dass man nach dessen Ein-
sammlung die Mohnpflanzen abmÀht, auspresst, auskocht
und diese Abkochung zur Extractconsistenz eindampft,
um das echte Product mehr oder weniger zu verfÀlschen
und dadurch Opiumsorten von verschiedenem Werthe zu
erzeugen. Nach Landererâs Berichten sollen auf diese
Weise die vielen Handelssorten des tĂŒrkischen Opiums
entstehen.
Nur dieses Opium kommt zu uns in den Handel und
wird von den meisten Pharmakopöen als die officinelle
Drogue verlangt. Man unterscheidet zwei verschiedene
Sorten, das ĂConstantinopolitanische und Smyrnaische
Opium, die man frĂŒher glaubte zusammenfassen zu mĂŒssen,
in letzterer Zeit indess mit Recht pharmakognostisch ge-
trennt hat. Das erstere bildet völlig gleichmÀssige, homo-
gene, auf dem Bruche glĂ€nzende StĂŒcke von !/, â 21], Pfd.
Gewicht, das letztere stellt braune, an einzelnen Stellen
stÀrker oder schwÀcher gelb gefÀrbte, gleichsam gefleckte
Kuchen von 11, â2 Pfd. Gewicht dar, zeigt, worauf
A Er e . â E I
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zur Darstellung u. quantit. Bestimmung des Morphins etc. 7
Merk zuerst aufmerksam machte, samenÀhnliche ThrÀnen
und ist stets mehr oder weniger von Epidermis und ein-
zelnen Theilen der Mohnkapseln verunreinigt. Das Con-
stantinopolitanische Opium wird fĂŒr das beste tĂŒrkische
Opium gehalten, und einzelne Sorten desselben sind durch
einen sehr hohen Procentgehalt an Morphin (15â16 Proc.)
ausgezeichnet. Da dasselbe indess nur in geringer Menge
und nicht regelmÀssig in den Handel kommt, also nicht
gleichmÀssig in den Apotheken vorrÀthig sein kann, so
darf es nicht dispensirt werden, sondern die Pharmakopöen
verlangen das sogen. Smyrnaische Opium, welches stets
in genĂŒgender Menge importirt wird.
In Ăstindien weicht die Art der Zubereitung des
Opiums in mancher Beziehung von der in der asiatischen
TĂŒrkei beschriebenen ab. Wir haben in neuester Zeit die
ausfĂŒhrlichsten Berichte, in welcher Weise die Opium-
ernte und die weitere Verarbeitung desselben in diesem
Lande vorgenommen wird. FĂŒr Ăstindien ist dieser Han-
delszweig eine Quelle reichen Gewinnes, weil dieses Land
die bei weitem grösste Menge dieser Drogue liefert. FĂŒr
uns hat indess dieses ostindische Opium um so weniger
Interesse, weil es gar nicht oder doch nur als Seltenheit
in unsern Handel kommt, mit Ausnahme einer einzigen
Sorte, des sogen. Patna-Opiums, an GĂŒte noch weit hinter
der schlechtesten Smyrnaischen Waare zurĂŒcksteht, so dass
es mehr einem getrockneten Extracte als wirklichem
Opium Àhnlich sieht. Dagegen consumirt China fast
sÀmmtliches hier gewonnenes Opium, wÀhrend in Ost-
indien selbst nur «ein geringer Theil verbraucht wird.
Dadurch dass die Chinesen, ĂŒberhaupt die morgenlĂ€ndi-
schen Völker, dem Geist und Körper zerrĂŒttenden Genusse
des Opiums fröhnen, ist die Cultur desselben in Ostindien
zu einer ernormen Höhe gestiegen, hervorgerufen durch
das immer grössere Verlangen nach diesem Berauschungs-
und Genussmittel. So betrug beispielsweise im Jahre 1844
die Einfuhr in China 40,000 â 50,000 Kisten zu einem
Werthe von pr.pr. 144â180 Mill. Frances, und jĂ€hrlich
â. Er Ta
8 L. Schachtrupp, Anwendung des Amylalkohols
hat die Consumtion in einer Schrecken erregenden Weise
zugenommen.
Wie leicht aus diesen kurzen Betrachtungen zu ersehen
ist, wird nur ein kleiner Theil des gesammten Opiums
zu medicinischen Zwecken verwendet. Es geht ferner aus
dem frĂŒher AngefĂŒhrten hervor, dass alles nach Europa
gebrachte Opium mehr oder weniger verfÀlscht wird,
dass diese Drogue, weil sehr oft ihr Verbrauch den Ertrag
ĂŒbersteigt, von jeher aus Gewinnsucht die Zielscheibe
der gröbsten BetrĂŒgereien gewesen ist. Die pharmaceu-.
tische Literatur ist reich an Berichten ĂŒber zahlreiche
VerfÀlschungen und tÀuschend Àhnliche in den Handel
gebrachte Kunstproducte des Opiums. Harze aller Art,
Thee, Gummi, Mehl, Salep, Zucker, Lakritzensaft, StÀrke,
extrahirtes Opium u.s.w. sind in betrĂŒgerischer Absicht bei-
gemischt oder es ist sogar aus ihnen Opium kĂŒnstlich
fabrieirt worden.
Bei einem so wichtigen Arzneimittel wie das Opium,
war es deshalb dringendes BedĂŒrfniss, Mittel zu finden,
durch welche man sich von der GĂŒte des fraglichen PrĂ€-
parates ĂŒberzeugen konnte. Als man daher das Opium
zum Gegenstande ausfĂŒhrlicher chemischer Untersuchungen
machte, wurde dasselbe zu einer wahren Fundgrube der
interessantesten Stoffe, die sich noch bis in die jĂŒngste
Zeit vermehrt haben, und unter denen besonders eine
Reihe Alkaloide, Morphin, Narcotin, Codein, Narcein,
Papaverin etc. so wie die durch ihr Vorkommen und ihr
chemisches Verhalten ausgezeichnete SĂ€ure, die Mecon-
sÀure, gehören. Da das Opium seine Wirkung allein den
darin vorkommenden Basen und zwar vorzugsweise dem
Morphin verdankt, welches unter allen die wichtigste ist
und in der grössten Menge darin auftritt, so geht daraus
hervor, dass eine quantitative Bestimmung dieses Alkaloids
den einzigen sicheren Massstab fĂŒr die Beurtheilung der
GĂŒte des Opiums abgeben kann, dass der medicinische
Werth des letzteren von dem Gehalte an Morphin ab-
hÀngig ist.
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N #7
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zur Darstellung u. quantit. Bestimmung des Morphins etc. 9
Das Morphin wurde im Jahre 1804 von SertĂŒrner
entdeckt, jedoch erst im Jahre 1816 (nicht aber 1830,
wie Einige angeben) beschrieb er seine Bereitungsweise
und erkannte die basische Natur desselben. Wenn auch
Derosne, Apotheker in Paris, sich schon 1803 mit Unter-
suchungen des Opiums beschÀftigte, das Narcotin abschied
und rein darstellte, so gelang es ihm doch nicht, das
Morphin zu erkennen, obgleich er dasselbe mit Narcotin
zusammen durch ein Alkali gefÀllt und die alkalische
Reaction des Morphins durch die grĂŒne Farbe des Veil-
chensyrups beobachtet hatte. Um so sicherer erkannte
dagegen unser Landsmann SertĂŒrner durch seine scharf-
sinnigen Beobachtungen nicht allein das Morphin als eine
salzfÀhige Grundlage, die sich, wie er bestimmt aussprach,
dem Ammoniak zunÀchst anschliesse, sondern er entdeckte
auch die dem Opium allein eigene PflanzensÀure, die
MeconsÀure.
Die ĂŒbrigen im Opium enthaltenen Basen sind von
weniger grossem Interesse, obgleich sie die Wirkung des
Opiums theilweise bedingen und so modificiren, dass sie
von âder des reinen Morphins in mancher Beziehung ab-
weicht.
Sehr lehrreich sind die Untersuchungen von Ber-
nard*) hinsichtlich der Wirkungen und Giftigkeit der
einzelnen Opiumalkaloide. Am giftigsten ist das Thebain,
dann folgen der Reihe nach Codein, Papaverin, Narcein,
Morphin und Narcotin. SĂ€mmtliche Opiumbasen, mit
Ausnahme des Narceins, welchem die schlafmachende
Wirkung des Opiums vorzugsweise zuzuschreiben ist,
wirken krampferregend, eine Eigenschaft, die wiederum
dem Thebain im höchsten Grade zukommt, dem sich dann
in der Reihenfolge Papaverin, Narcotin, Codein und Morphin
anschliessen.
Aus dem Umstande, dass in letzter Instanz der Werth
des Opiums von dem Procentgehalte an Morphin abhÀngt,
*) Compt. rend. LIX. 406. 1864.
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10 L. Schachtrupp, Anwendung des Amylalkohols
aus der Thatsache, dass kein unverfÀlschtes Opium in
den europĂ€ischen Handel kommt, geht zur GenĂŒge hervor,
nur solches Opium fĂŒr den medicinischen Gebrauch in
Apotheken zuzulassen, dessen Gehalt an Morphin durch
quantitative Bestimmung genau festgestellt ist und der
pharmakognostischen PrĂŒfung dieser Drogue nur einen
untergeordneten Werth beizumessen.
Es sind daher im Laufe der Zeit viele Vorschriften
zur Gewichtsbestimmung des Morphins im Opium gegeben,
von denen indess nur wenige ein allgemeines Interesse
erregten und fĂŒr die pharmaceutische Praxis geeignet
waren, indem ihnen entweder die nöthige analytische
SchÀrfe fehlte, oder das vorgeschriebene Verfahren zu
umstĂ€ndlich und zeitraubend fĂŒr eine schnelle und prĂ€cise
AusfĂŒhrung war.
Bevor ich zu der von mir gefundenen Methode der
quantitativen Bestimmung des Morphins ĂŒbergehe, sei es
mir erlaubt, einige der wichtigsten Vorschriften dieser
Art anzufĂŒhren, um sie einer Vergleichung und PrĂŒfung
âzu unterziehen.
Nach dem von Merk angegebenen Verfahren operirt
man in folgender Weise: 1 Th. zerschnittenes Opium
wird mit 16 Th. Branntwein gekocht, filtrirt, und der
RĂŒckstand auf gleiche Weise nochmals mit 8 Th. Brannt-
wein eben so behandelt. Man setzt den vereinigten und
filtrirten AuszĂŒgen Y, Th. kohlensaures Natron zu, ver-
dampft auf dem Wasserbade zur Trockne, weicht die
Masse mit kaltem Wasser auf, lÀsst in einem cylindrischen
GefÀsse absitzen, decantirt, giesst etwas Wasser auf den
RĂŒckstand, rĂŒhrt um, lĂ€sst wieder absitzen und ĂŒbergiesst
nun den RĂŒckstand mit 1 Th. Weingeist von 0,85 spec. Gew.
Nachdem letzterer ungefÀhr 1 Stunde eingewirkt hat, wird
der Niederschlag auf einem Filter gesammelt, mit etwas
Weingeist abgewaschen und getrocknet. Man bringt den
getrockneten Niederschlag so vollstÀndig als möglich vom
Filter, löst ihn in einem Gemische von 1 Th. destillirtem
Essig und Wasser, filtrirt durch dasselbe Filter und wÀscht
DE Se VE FORT
zur Darstellung u. quantit. Bestimmung des Morphins etc. 11
mit 1 Theil desselben Gemisches von Essig und Wasser
nach. Das Filtrat enthÀlt das Morphin als essigsaures
Salz; es wird mit Ammoniak im geringen Ueberschuss
versetzt, und das Ausscheiden des Morphins durch Reiben
der GefĂ€sswĂ€nde mit einem Glasstabe unterstĂŒtzt. Das
Morphin scheidet sich als nur wenig gefÀrbtes, schmutzig
weisses Pulver ab, welches nach 12stĂŒndigem Stehen auf
einem Filter gesammelt, getrocknet und gewogen wird.
Die von Mohr*) angegebene Methode beruht auf
der Löslichkeit des Morphins und der Unlöslichkeit des
Narcotins in ĂŒberschĂŒssigem Kalkwasser und der FĂ€llung
des ersteren aus der alkalischen FlĂŒssigkeit durch Salmiak.
Das Opium wird drei Mal durch Auskochen mit
Wasser erschöpft, die AuszĂŒge werden eingedampft und
in eine kochende Kalkmilch gegossen, welche ungefÀhr
!/} des angewandten Opiums an Kalkerdehydrat enthÀlt.
Das anfangs gefÀllte Morphin wird durch den Ueberschuss
des Kalkes wieder gelöst, wÀhrend das Narcotin ungelöst
zurĂŒckbleibt, zugleich scheidet sich sĂ€mmtliche Mecon- _
sÀure als unlösliches Kalksalz ab. Man giesst die Masse,
nachdem sie einige Minuten gekocht hat, durch ein leinenes
Colatorium, wÀscht mit kochendem Wasser ab und presst
aus. Die ablaufende weingelbe FlĂŒssigkeit wird so lange
eingedampft, bis ihr Gewicht das Doppelte von dem in
Arbeit genommenen Opium betrÀgt, und nun noch heiss
filtrirt, weil sie sich beim Verdampfen wieder trĂŒbt. Das
Filtrat wird rasch bis zum Kochen erhitzt und mit Ihe
des Gewichtes des Opiums an Salmiak versetzt, wodurch
das Morphin sich in krystallinischem Zustande ausscheidet.
Es wird auf einem Filter gesammelt, etwas abgewaschen,
in SalzsÀure gelöst, mit Thierkohle entfÀrbt und wieder
mit Ammoniak gefÀllt. Das so erhaltene, schön reine
Morphin kann nach dem Trocknen gewogen werden.
Wir finden in der pharmaceutischen Literatur mehre
Methoden der quantitativen Bestimmung des Morphins,
*) Annal. der Chem. und Pharm. XXXV, 119.
â1 TIER Pr kan.» een u
âm â
18 SL. Schachtrupp, Anwendung des Amylalkohols
welche die Trennung dieses Alkaloids vom Narcotin auf
anderem Wege zu bewerkstelligen suchen, sich aber ver-
schiedener Mittel zur Erreichung ihres Zweckes bedienen.
Eine durch SÀuren (z. B. Salz- oder SchwefelsÀure) be-
wirkte Lösung der genannten Basen mit einer Lösung
von doppelt-kohlensaurem Kali oder Natron versetzt,
bringt sofort einen Niederschlag von Narcotin hervor,
wÀhrend Morphin als doppelt-kohlensaures Salz in Lösung
bleibt. Filtrirt man den entstandenen Niederschlag rasch
ab, so scheidet sich aus dem Filtrate nach lÀngerem
Stehen das Morphin krystallinisch ab. Auf dieses beob-
achtete Verhalten hin haben mehre Forscher versucht,
Gewichtsbestimmungen des Morphins im Opium auszu-
fĂŒhren, und man ist, sobald man jene allgemeine That-
sache im Auge behÀlt, leicht im Stande, mehre Methoden
unter einem gemeinsamen Gesichtspuncte zusammen zu
fassen.
So lÀsst z.B. Duflos den wÀsserigen Opiumauszug
mit einer Lösung von doppelt-kohlensaurem Kali fÀllen
und aus dem Filtrate durch Erhitzen das Morphin ab-
scheiden.
Statt des doppelt- kohlensauren Kalis hat Rump *)
zuerst das Ammon. carb. der Ăfficinen in Vorschlag ge-
bracht und darauf eine Bereitungsmethode des Morphins
begrĂŒndet, welche von der Hannoverschen Pharmakopöe
zur PrĂŒfung des Opiums in wenig verĂ€nderter Weise vor-
geschrieben ist.
Nach der genannten Pharmakopöe wird 1 Th. Opium
mit 4 Th. Spirit. vini rectificati ĂŒbergossen und so lange
digerirt, bis das Opium völlig aufgeschlossen ist, dann
wird filtrirt, und der RĂŒckstand mit 1 Th. desselben
Spiritus nachgewaschen. Das Filtrat wird mit einer Lösung
von anderthalb kohlensaurem Ammoniumoxyd so lange ver-
setzt, als dadurch ein Niederschlag entsteht, dieser wird so
schnell wie möglich abfiltrirt, und die ablaufende FlĂŒssig-
*) Preis-Courant von Rump. Mai, 1854.
A E Er ae
zur Darstellung u. quantit. Bestimmung des Morphins etc. 13°
keit bei Seite gestellt. Nach mehrtÀgigem Stehen schei-
det sich das Morphin krystallinisch ab; es wird auf einem
Filter gesammelt, getrocknet und gewogen.
Nach Guillermond*) werden 15 Th. Opium mit
60 Th. Weingeist von 70 Proc. ausgezogen, der Auszug
filtrirt, und der RĂŒckstand mit demselben Weingeist noch
einige Male extrahirt. SĂ€mmtliche filtrirte AuszĂŒge werden
mit Ammoniak versetzt, und nach 12stĂŒndigem Stehen
sollen dann die weissen Prismen von Narcotin von den
schweren, fest am Glase haftenden Krystallen von Morphin
darch AbschlÀmmen getrennt, letztere auf einem Filter
gesammelt und, nach dem Auswaschen von dem mit ge-
fÀllten meconsauren Ammoniumoxyd, gewogen werden.
Das Prineip der von J. Schacht**) angegebenen
Methode, welche nicht nur fĂŒr Smyrnaisches Opium, son-
dern auch fĂŒr jede andere Opiumsorte anwendbar ist,
beruht darauf, dass eine bestimmte Menge Opiumpulver
durch Wasser völlig extrahirt wird. Der in Wasser
unlösliche RĂŒckstand, auf einem Filter gesammelt und
nach dem Austrocknen gewogen, darf bei gutem Opium
nicht mehr wie 40 Proc. betragen. Der wÀsserige Aus-
zug wird nach dem Eindampfen mit Thierkohle entfÀrbt,
dann abfiltrirt, mit Ammoniak in geringem Ueberschuss
versetzt, und der Niederschlag, wenn die FlĂŒssigkeit nicht
mehr nach Ammoniak riecht, auf einem Filter gesammelt.
Bei gutem Opium muss der Niederschlag, welcher aus
Morphin, Narcotin und meconsaurem Kalke besteht, min-
destens 14 Proc. betragen. Durch Aether wird das Narcotin
entfernt, durch Weingeist (von 0,810 sp. Gew.) das Morphin
gelöst. Beim Verdunsten der weingeistigen Lösung wird
das letztere rein erhalten.
Wenn ich die vor Kurzem von Hager ***) angegebene
Methode zur quantitativen Bestimmung des Morphins ĂŒber-
*) Journ. pharmae. XVI, 17. Jahresber. von Liebig und Kopp.
1849. S. 607.
**) Archiv der Pharm. Bd. 164. 2. Heft.
###) Pharmaceutische Centralhalle. Jahrg. V. No. 24 und 27.
a ve
14 L. Schachtrupp, Anwendung des Amylalkohols
gehe, so geschieht das nur aus dem Grunde, weil dieselbe,
selbst in der vom Autor verbesserten Form, hÀufig un-
genaue Resultate liefert, sehr umstĂ€ndlich und nicht fĂŒr
jede Opiumsorte anzuwenden ist.
Nach den von mir ausgefĂŒhrten Versuchen war das
nach der Merkâschen Methode erhaltene Morphin allerdings
von Farbstoffen fast völlig frei, aber das Alkaloid enthielt
bei genauer PrĂŒfung stets geringe Beimengungen von
Narcotin. Als ich dasselbe mit reinem Chloroform be-
handelte und den Auszug verdunstete, blieb ein RĂŒck-
stand, der bei der Untersuchung aus Narcotin bestand,
und gleichfalls konnte letzteres durch Benzin dem Morphin
entzogen werden.
Wenn der Werth einer Bestimmungsmethode dieser
Art allerdings vorzugsweise nach den erhaltenen Resul-
taten beurtheilt werden muss, so ist doch, meiner Ansicht
nach, nicht zu bestreiten, dass ein grosser Vorzug darin
liegt, ob eine Methode viele oder wenige Operationen
zu ihrer AusfĂŒhrung verlangt. In dieser Beziehung zeichnet
sich die Mohrâsche Vorschrift sehr vortheilhaft vor der
Merkâschen aus, sie liefert sehr gute Resultate bei grös-
serer Einfachheit in der AusfĂŒhrung.
In noch höherem Grade gebĂŒhrt dieses Lob der Rump-
schen Methode, welche indess wieder den Nachtheil vor
den beiden ersteren hat, dass sie, da die Abscheidung
des Morphins ein mehrtÀgiges Stehen in Anspruch nimmt,
nicht so rasch zum Ziele fĂŒhrt; aber gerade bei solchen
Bestimmungen liegt fĂŒr die Praxis ein grosser Vortheil
in der raschen Beendigung der begonnenen Arbeit.
Wenn die Hannoversche Pharmakopöe den weingeisti-
gen Opiumauszug mit einer Lösung von Ammon. carbon.
_ versetzen lÀsst, so ist das nicht zweckmÀssig, ja es kann
dadurch sogar das Resultat der Bestimmung verÀndert
werden. Da das reine Morphin, wenn auch nur in gerin-
ger Menge, in Wasser und noch mehr in weingeisthaltigen
FlĂŒssigkeiten löslich ist, so muss jede unnöthige VerdĂŒn-
nung sorgfÀltig vermieden werden; es ist im Gegentheil
N N
zur Darstellung u. quantit. Bestimmung des Morphins ete. 15
ein Vortheil der Methode, wenn das Alkaloid aus mög-
lichst concentrirter Lösung gefÀllt wird. Man beob-
achte deshalb den Handgriff, das Ammoniaksalz nicht in
Lösung, sondern fein gerieben in Substanz und im Ueber-
schusse dem ĂOpiumauszuge zuzufĂŒgen, unter hĂ€ufigem
Umschwenken zur Beförderung der Lösung 10 Minuten
lang einwirken zu lassen und nun rasch durch ein Falten-
filter abzufiltriren. So manipulirt wird das Narcotin frei
sein von Morphin. Es ist ferner zweckmÀssig, vor dem
Zusatze des Ammoniaksalzes die FlĂŒssigkeit mit einigen
Tropfen concentrirter EssigsÀure zu versetzen, damit sich
etwas doppelt-kohlensaures Ammoniumoxyd bilden kann,
wodurch die sofortige Ausscheidung von Morphin um so
mehr verhindert wird. Das auf diese Weise erhaltene
krystallinische Morphin hat eine dunkle Farbe, kann indess
ohne weiteres zur quantitativen Bestimmung benutzt
werden.
Nach der von Guillermond angegebenen Methode
in ihrer alten Gestalt, wie ich sie kurz angefĂŒhrt habe,
dĂŒrfte wohl schwerlich noch gearbeitet werden, weil sie,
wie ein Blick zeigt, durch die Trennung des Narcotins
vom Morphin nur zu approximativen SchÀtzungen, nicht
aber zu exacten Bestimmungen dienen kann. Abgesehen
davon, dass die mechanische Trennung der beiden Alkaloide
durch AbschlÀmmen nur unvollstÀndig geschehen kann
und hĂ€ufig gar nicht ausfĂŒhrbar ist, leidet die Methode
noch an den Fehlern, dass sie einerseits schon nach
12stĂŒndigem Stehen des mit Ammoniak versetzten Aus-
zuges das Morphin trennen lÀsst, aber in so kurzer Zeit
noch keine vollstÀndige Abscheidung erfolgt sein kann,
andererseits die zum Ausziehen benutzte Alkoholmenge
das Opium nicht völlig aufschliesst.
Von de Vry*) hat die Guillermondâsche Methode
eine Verbesserung erfahren, die dahin geht, Morphin und
Narcotin durch Behandeln mit einer Lösung von schwefel-
*) Journ. de Pharm. et de Chim. XVIH, 439.
a PT 3 ET
16 L. Schachtrupp, ah des Amylalkohols
saurem Kupferoxyd zu trennen. Das Morphin geht als
schwefelsaures Salz in Lösung, indem sich basisch schwefel-
saures Kupferoxyd ausscheidet, Narcotin (und mecon-
saurer Kalk) bleiben ungelöst, und aus dem Filtrat wird
das Morphin, nachdem durch Behandeln mit Schwefel-
wasserstoff das ĂŒberschĂŒssige Kupfersalz zersetzt und
dadurch die Farbstoffe mit dem Schwefelkupfer entfernt
sind, mit Ammoniak wieder gefÀllt.
Die Resultate nach diesem de Vryâschen Verfahren
sind nicht immer gĂŒnstig, sondern in vielen FĂ€llen erhĂ€lt
man nur eine sehr geringe Ausbeute an Morphin.
Ich werde nun die von mir gefundene Methode in
der Weise folgen lassen, dass ich zuerst ihren Werth
zur quantitativen Bestimmung des Morphingehaltes im
Opium darzulegen und zu beweisen suche, indem ich sie
durch analytische Belege mit den beiden vorhin erwÀhn-
ten Methoden von Merk und Rump vergleiche, sodann
werde ich ĂŒber ihre Anwendung als Bereitungsmethode
des Morphins spĂ€ter einige Worte beifĂŒgen.
Im Allgemeinen grĂŒndet sich diese Methode auf die
vollstÀndige Unlöslichkeit des Morphins in Benzin und
die Löslichkeit desselben in Fuselöl. Ich will hier be-
merken, dass man sich statt des reinen Benzins, dessen
Siedepunct bei 8000. liegt, auch der rohen Handels-
waare bedienen kann. Wird die letztere ein- oder zwei-
mal rectifieirt, eine Arbeit, die leicht ausfĂŒhrbar ist, so
erhÀlt man ein farbloses Product, dessen Siedepunct aller-
dings viel höher ist, als der des reinen Benzins, welches
indess zu dem vorliegenden Zwecke brauchbar und viel
billiger ist.
Die mit verschiedenen Benzinsorten angestellten Ver-
suche zeigten, dass das Morphin sowohl in dem reinen
wie auch in dem rohen (rectificirten) Benzin unlöslich
ist und dienten damit zur BestÀtigung der schon von
Rodgers angegebenen Eigenschaft dieses Alkaloids. Das
âNareotin dagegen löst sich leicht in Benzin, so dass ein
Gemisch von Narcotin und Morphin sich mit grösster
EEE RE DE
zur Darstellung u. quantit. Bestimmung des Morphins ete. 17
Sicherheit und SchÀrfe durch Benzin trennen lÀsst. Mit
Benutzung dieser Thatsachen lÀsst sich die quantitative
Bestimmung des Morphins im Opium in folgender Weise
ausfĂŒhren:
Eine bestimmte Menge des abgewogenen Opiums
wird in einer Porcellanschale auf dem Wasserbade mit
einer Lösung von kohlensaurem Natron ĂŒbergossen. Das
Opium zergeht in der alkalischen FlĂŒssigkeit sehr leicht
und bildet, wenn die richtige Menge der Sodalösung
angewandt ist, nach dem Zergehen eine dĂŒnne breiige
Masse, welche dann, nachdem man sich durch Lackmus-
papier ĂŒberzeugt hat, dass das Alkali im Ueberschuss vor-
handen ist, bis zur vollstÀndigen Trockne gebracht wird.
Diese Masse wird nun heiss mit Benzin behandelt, um
das Narcotin zu entfernen. Zu diesem Zwecke bringt
man das trockene Pulver in eine völlig trockene Koch-
flasche, ĂŒbergiesst dasselbe mit so viel Benzin, dass es
davon bedeckt ist, erwÀrmt. nun auf dem Wasserbade
unter hÀufigem Bewegen eine Zeit lang und filtrirt mit
der Vorsicht ab, dass möglichst wenig von dem festen
Inhalte der Kochflasche mit auf das Filter kommt. Der
RĂŒckstand wird in derselben Weise noch 2-â-3 mal mit
erneuerten Mengen von Benzin erschöpft. Das Filter,
durch welches die Benzinlösung filtrirt ist, wird getrock-
net und mit sammt dem Inhalte dem RĂŒckstande zu-
gefĂŒgt. Um denselben von den letzten Resten des anhaf-
tenden Benzins zu befreien, schĂŒttet man ihn in eine
Porcellanschale und lĂ€sst unter UmrĂŒhren kurze Zeit auf
dem Wasserbade stehen, bis er völlig trocken geworden
ist. Nun wird der RĂŒckstand zweckmĂ€ssig in derselben
Kochflasche, welche zum Ausziehen des Benzins diente,
mit Amylalkohol (1320 Siedepunct) ĂŒbergossen, auf freiem
Feuer (ĂŒber der Weingeist- oder Gasflamme) unter stetem
Bewegen bis zum Sieden erhitzt und heiss abfiltrirt. ;
In gleicher Weise zieht man noch 2 Mal mit neuen
Mengen von Fuselöl aus und stellt die vereinigten Aus-
zĂŒge einige Stunden bei Seite. Ein grosser Theil des
Arch.d. Pharm. CLXXXI. Bds. 1.u.2. Hft. 2
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18 L,. Schachtrupp, Anwendung des Amylalkoh
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Morphins scheidet sich nach kurzer Zeit aus dieser Lösung
in kleinen mehr oder weniger gefÀrbten Krystallen ab,
die rund herum die GefĂ€sswĂ€nde mit einer dĂŒnnen, fest
anhaftenden Kruste bedecken, zum Theil auch lose am
Boden liegen. Das Fuselöl wird von den Krystallen in
eine kleine trockene Retorte abgegossen, bis auf ungefÀhr
I, seines ursprĂŒnglichen Volumens abdestillirt, der RĂŒck-
stand noch heiss auf warmes mit SalzsÀure angesÀuertes
Wasser gegossen und anhaltend damit geschĂŒttelt. Das
sÀurehaltige Wasser entzieht dem Amylalkohol das Alka-
loid, indem letzteres als salzsaures Salz in Lösung geht.
Mittelst einer Pipette wird das mehr oder weniger stark
braun gefĂ€rbte, auf der FlĂŒssigkeit schwimmende Fuselöl
abgenommen, nochmals mit warmem, sÀurehaltigen Wasser
ausgeschĂŒttelt, wieder abpipettirt und dann zu einer ge-
legentlichen Reinigung durch Rectification bei Seite gestellt.
Die aus dem Amylalkohole abgeschiedenen Krystalle
werden in den vereinigten wÀsserigen salzsauren Lösungen
ebenfalls gelöst, die FlĂŒssigkeit auf dem Wasserbade so
stark eingedampft, dass ihr Gewicht doppelt so gross ist,
als das des angewandten Opiums und filtrirt. Zu dem
Filtrate setzt man Ammoniak im geringen Ueberschuss
und lÀsst dasselbe, mit Fliesspapier lose bedeckt, 24 Stun-
den stehen.
Das Morphin scheidet sich anfangs als voluminöser
Niederschlag ab, der aber nach einigem Stehen krystalli-
nisch wird. Er wird auf einem Filter gesammelt, einige
Male mit destillirtem Wasser abgewaschen, getrocknet
und gewogen. Das so dargestellte Morphin ist noch mehr
oder weniger gefÀrbt, kann indess als hinlÀnglich rein
fĂŒr die quantitative Bestimmung betrachtet werden.
Wollte man indess eine Reinigung vornehmen, so
rathe ich, einfach so zu verfahren, dass man den getrock-
â neten Niederschlag in einem Becherglase mit sammt dem
Filter mit einem Gemische von gleichen Theilen Wasser
und destillirten Essig anrĂŒhrt, so dass das Ganze einen
dĂŒnnen Brei bildet, und kurze Zeit unter zeitweiligem
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zur Darstellung u. quantit. Bestimmung des Morphins etc. 19
UmrĂŒhren ohne jede Anwendung von WĂ€rme maceriren
lÀsst. Es wird filtrirt, mit kaltem Wasser, dem einige
Tropfen EssigsÀure zugesetzt sind, ausgewaschen und
durch Ammoniak gefÀllt. Jetzt scheidet sich das Morphin
viel reiner als gelbliches Pulver ab.
Auf diese einfache Weise lÀsst sich das Morphin
stets von dem grössten Theile der mitgefÀllten Farbstoffe,
Harze etc. trennen, wenn man nur darauf achtet, jede
ErwĂ€rmung bei der Einwirkung der verdĂŒnnten Essig-
sÀure zu vermeiden, das noch unreine Morphin vorher
zu trocknen und beim Nachwaschen nur immer kleine
Mengen von FlĂŒssigkeiten nach dem vollstĂ€ndigen Ab-
laufen der vorher aufgegossenen anzuwenden, damit aus
der Lösung, ohne sie durch Eindampfen zu concentriren
(denn dadurch fÀrbt sie sich stets dunkler), durch Am-
moniak das Alkaloid gefÀllt werden kann.
Wendet man statt der schwachen EssigsÀure eine
stÀrkere SÀure z. B. SalzsÀure an, so geht ein grosser
Theil der Verunreinigungen wieder in Lösung, die ab-
laufende FlĂŒssigkeit ist noch immer stark gefĂ€rbt; wird
der Niederschlag noch feucht angewandt, werden die Ver-
unreinigungen gleichfalls nicht so vollstĂ€ndig zurĂŒck-
gehalten. Es ist meiner Ansicht nach zweckmÀssig, die
Anwendung der Kohle bei so werthvollen Substanzen, vor
allen aber bei der AusfĂŒhrung quantitativer Bestimmungen
so viel wie möglich zu beschrÀnken; denn die Kohle hÀlt
stets etwas von dem Alkaloide so hartnĂ€ckig zurĂŒck, dass
es ihr praktisch auf keine Weise wieder zu entziehen ist.
Der Vortheil dieser so eben beschriebenen Methode
liegt zunÀchst in der Schnelligkeit, mit welcher sich die-
selbe ausfĂŒhren lĂ€sst, sodann in den zu erzielenden genauen
Resultaten und schliesslich in der Leichtigkeit, mit welcher
die dabei angewandten Extractionsmittel, Benzin und
Fuselöl, in völliger Reinheit wieder gewonnen werden
können. |
Ich habe oben schon hervorgehoben, dass der Amyl-
alkohol durch Destillation zum grössten Theile wieder
9*#
20 L. Schachtrupp, Anwendung des Amylalkohols
erhalten und dann, wie sich von selbst versteht, ohne
weiteres zur nÀchsten Bestimmung verwandt werden kann;
hinzufĂŒgen will ich nur noch, dass man mit Benzin in
gleicher Weise verfÀhrt.
Will man das in demselben gelöste Narcotin nicht
gewinnen, so wird aus einer Retorte ĂŒber gelindem Kohlen-
feuer das Benzin bis auf einen geringen RĂŒckstand ab-
destillirt und letzterer weggeworfen; im anderen Falle
giesst man ihn auf heisses mit SalzsÀure angesÀuertes
Wasser, schĂŒttelt mehre Male tĂŒchtig durch und bringt
das Ganze auf ein gut durchnÀsstes Filter. Es lÀuft eine
schön rothe FlĂŒssigkeit vollkommen klar durch, wĂ€hrend
das Benzin als schmutzig zĂ€he Masse zurĂŒckbleibt und
erst durch das Filter geht, nachdem die wÀsserige Nar-
cotinlösung abgelaufen ist. Man fÀllt das Narcotin durch
Ammoniak, sammelt es auf einem Filter, wÀscht es ab
und behandelt es nach dem Austrocknen mit siedendem
Alkohol, aus welchem man nach dem Erkalten schöne
Krystalle erhÀlt, die durch Abwaschen mit kaltem Alkohol
und, wenn sie noch nicht weiss genug sein sollten, durch
Wiederauflösen in verdĂŒnnter SalzsĂ€ure und Behandeln
mit Thierkohle rein erhalten werden.
Eine lange Reihe von Versuchen, das Morphin quan-
titativ nach dieser so eben beschriebenen Methode zu be-
stimmen, haben mir bei Vergleichung mit anderen Vor-
schriften dieser Art, namentlich mit den Methodenâ von
Merk und der Hannoverschen Pharmakopöe (Rump) den
Beweis von der Brauchbarkeit und Genauigkeit derselben
geliefert.
Zwei Smyrnaische Opiumkuchen, welche innen von
sehr feuchter Beschaffenheit waren, wurden in der Weise
untersucht, dass ich von jedem StĂŒcke drei quantitative
Analysen ausfĂŒhrte, die das folgende Resultat gaben:
1. Analyse.
Nach der Hann. Nach meiner
Bemere Pharmakopöe Methode
8,29 Proc. 4,81 Proc. 8,302 Proc,
Nareotinhaltig.
zur Darstellung u. quantit. Bestimmung des Morphins etc. 21
2. Analyse.
Nach Merk Nach der Hann. Nach meiner
Pharmakopöe Methode
8,01 Proc. 4,25 Proc. 7,959 Proc.
Nareotinhaltig.
Ich will noch anfĂŒhren, dass ein anderes StĂŒck Opium,
sehr feucht und stark mit Lakritzen verfÀlscht, mir die
beiden folgenden Zahlen gab:
1. Analyse. 2. Analyse.
5,5 Proc. 5,216 Proc.
Aus den ersten sechs quantitativen Bestimmungen
wird zur GenĂŒge das VerhĂ€ltniss der erhaltenen Morphium-
mengen nach den verschiedenen Bestimmungsmethoden
hervorgehen. Da die AusfĂŒhrung der Analysen auch bei
dem mit Lakritzen versetzten Opium mit gleicher Leich-
tigkeit von Statten ging, so darf daraus der Schluss ge-
zogen werden, dass meine Methode sich bei allen Opium-
sorten mit Vortheil anwenden lÀsst.
Es kann nicht auffallen, dass die von der Hannover-
schen Pharmakopöe aufgenommene Rumpâsche Methode
stets geringere Ausbeute gibt, wenn man nur berĂŒck-
sichtigt, dass das Morphin sich aus einer alkoholischen
Lösung, deren Gewicht das FĂŒnffache von dem angewandten
Opium betrÀgt, abscheiden muss.
Bevor ich die verschiedenen Methoden der quantita-
tiven Bestimmung des Morpfins verlasse, um .einen Blick
auf die wichtigsten Bereitungsmethoden dieses Alkaloids
zu werfen, will ich noch anfĂŒhren, dass bei der Wichtig-
keit dieses Gegenstandes fĂŒr die pharmaceutische Praxis,
der Wunsch nach einem raschen und dabei doch exacten
Verfahren sehr nahe lag. Auf keine Weise wĂŒrde diesem
berechtigten Verlangen mehr entsprochen sein, als durch
das Auffinden einer allen Anforderungen genĂŒgenden mass-
analytischen Methode; denn diese haben, wenn sie ihrem
Zwecke entsprechen, fĂŒr das praktische Leben durch die
Schnelligkeit, mit welcher sie ausfĂŒhrbar sind, einen
grossen Vorzug vor allen gewichtsanalytischen Bestim-
mungen.
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22 L. Schachtrupp, Anwendung des Amylalkohols
In der That ist ein Verfahren dieser Art von Kieffer *)
angegeben, und zwar grĂŒndet sich dasselbe auf die Zer-
setzung einer alkoholischen Morphinlösung durch Ferrid-
cyankalium und auf das ZurĂŒcktitriren des ĂŒberschĂŒssigen
rothen Blutlaugensalzes durch Jod und unterschwefligsaures
Natron. Aber leider ist diese Methode deshalb unbrauch-
bar, weil sich nicht, wie der Verfasser annimmt, gleiche
Aequivalente des Ferrideyankaliums und Morphins zer-
setzen, obgleich andererseits die Beobachtung, dass eine
Zersetzung beider Substanzen beim Zusammentreffen augen-
blicklich vor sich geht, richtig ist.
Damit wende ich mich jetzt zu einer kurzen Betrach-
tung der Vorschriften zur Darstellung des Morphins, an
welchen die Literatur reicher ist, als an Methoden fĂŒr die
quantitative Bestimmung dieses Alkaloids.
Es kann indess hier nur eine kurze Betrachtung der
wichtigsten Vorschriften dieser Art ausgefĂŒhrt werden,
denn viele, namentlich der Àlteren Bereitungsweisen, können
mehr wie historisches Interesse nicht beanspruchen. Zu
diesen letzteren wĂŒrde vorzugsweise die erste Darstellungs-
methode des Morphins gehören, welche von dem Ent-
decker desselben, SertĂŒrner, gegeben ist, indess ist
hier eine Ausnahme gewiss erlaubt und bedarf wohl keiner
Rechtfertigung.
Nach SertĂŒrner**) sollte das trockene, zerschnit-
tene Opium so lange mit heissem Wasser ausgezogen
werden, als dasselbe noch gefÀrbt war. Die vereinigten
AuszĂŒge wurden alsdann concentrirt und mit Ammoniak
versetzt. Den erhaltenen Niederschlag, vorzugsweise aus
Morphin und Narcotin bestehend, liess er nach dem Ab-
waschen mit kaltem Wasser durch wiederholtes Auflösen
in heissem Weingeist und Krystallisiren reinigen, oder
er löste den Niederschlag in verdĂŒnnter SchwefelsĂ€ure,
*) Annal. der Chem. und Pharm. Bd. 103.
*#*) Trommsdorffâs Journal der Pharmaeie. 13.1.
zur Darstellung u. quantit. Bestimmung des Morphins ete. 23
fÀllte wieder durch Ammoniak, zog ihn dann mit ver-
dĂŒnntem Ammoniak und schliesslich mit kaltem Wein-
geist aus.
So oft auch das Umkrystallisiren und WiederfÀllen
vorgenommen werden mochte, so blieb doch das Mor-
phin narcotinhaltig. SertĂŒrner liess spĂ€ter das Opium
mit verdĂŒnnter EssigsĂ€ure ausziehen und suchte die Rei-
nigung des Morphins durch wiederholtes Binden an SĂ€u-
ren und FĂ€llen mittelst Ammoniak zu bewerkstelligen.
In Ă€hnlicher Weise wie SertĂŒrner hat Seguin*)
seinen Zweck zu erreichen gesucht, indem er ebenfalls
das durch Wasser extrahirte Opium mit einer der stÀr-
keren Basen, Kali, Natron oder Ammoniak fÀllte und
das unreine Morphin durch Umkrystallisiren aus heissem
Alkohol, so wie durch abermaliges FĂ€llen reinigte.
Anstatt die Alkalien resp. das Ammoniak zum Ab-
scheiden des Morphins anzuwenden, bediente sich Robi-
quet**) der Magnesia als FĂ€llungsmittel. Nach ihm wird
eine wÀsserige concentrirte Opiumabkochung mit Bitter-
erde versetzt, der entstandene Niederschlag auf einem
Filter gesammelt, gut abgewaschen und durch Krystalli-
siren aus wasserfreiem Alkohol gereinigt.
Diese drei Methoden stimmen im Princip völlig ĂŒber-
ein, liefern aber ohne sehr erhebliche Verluste kein rei-
nes Morphin, weil keine directe Trennung des Narcotins
vorgenommen wird. Aehnliche Vorschriften sind noch
mehre vorhanden, z.B. von Thomson, Hottot, Ani-
chini u. s.w., die aber an dem gemeinschaftlichen Feh-
ler leiden, dass die Trennung des Morphins vom Narco-
tin auf dem Wege des Umkrystallisirens aus Alkohol und
der wiederholten FĂ€llungen erreicht werden soll, was nie-
mals ohne bedeutende Einbusse an Morphin möglich ist.
Es ist deshalb die Methode von Robinet***) als
*) Ebendaselbst. 2. 117.
**) Gilbertâs Annalen. 57.
###) Gmelinâs Handbuch. I. 8. 936.
24 L. Schachtrupp, Anwendung des Amylalkohols
ein Fortschritt zu betrachten, weil derselbe durch An-
wendung einer concentrirten Kochsalzlösung zum Extra-
hiren des Opiums das Narcotin, welches in concentrirten
Salzlösungen unlöslich ist, trennt. Das Opium wird mit
der sechsfachen Menge einer Kochsalzlösung von 1,1155
spec. Gew. einige Male ausgezogen, die vereinigten Aus-
zĂŒge werden eingedampft und das sich ausscheidende
salzsaure Morphin, welches sich durch Zersetzung des
Kochsalzes mit dem meconsauren Morphin gebildet hat,
durch Umkrystallisiren aus siedendem Alkohol und FĂ€l-
len mit Ammoniak gereinigt.
Nach dieser Methode erhÀlt man ein reines, narcotin-
freies PrÀparat.
Es schliesst sich an diese Bereitungsweise des Mor-
phins die von Wittstock *) gegebene, von der 4. Aus-
gabe der Preussischen Pharmakopöe adoptirte Vorschrift,
die ebenfalls Kochsalz zur Abscheidung des Narcotins
benutzt.
Schon bei Betrachtung der wenigen hier angefĂŒhrten
Methoden der Morphinbereitung ergiebt sich, dass die
einzige und grosse Schwierigkeit bei der Darstellung in
der Trennung des Alkaloids von mitgefÀllten Farbstoffen,
harzigen Substanzen etc., vor allem aber in der völligen
Abscheidung des Narcotins besteht.
Die verschiedenen Methoden geben mannigfaltige Mit-
tel zur Erreichung dieses Zweckes an die Hand; fĂŒr die
Praxis wird indess nur die Methode sich Geltung ver-
schaffen können, welche mit Einfachheit in der AusfĂŒh-
rung zugleich die Vortheile verbindet, ein reines PrÀpa-
rat in der möglichst grössten Menge darzustellen.
Indem ich viele Bereitungsvorschriften ĂŒbergehe, werde
ich nur noch diejenigen hervorheben, welche den so eben
ausgesprochenen Anforderungen genĂŒgen oder doch ein
grösseres Interesse in Anspruch nehmen.
Das Privcip der Duflosâschen Methode ist bereits
*) Wittstock, Berzelius Lehrbuch. 3. 246.
zur Darstellung u. quantit. Bestimmung des Morphins etc. 25
- frĂŒher (bei der quantitativen Bestimmung des Morphins)
angefĂŒhrt.
Merk hat zwei Methoden angegeben, von denen die
erstere mit der auf S.12 angegebenen, kleine AbÀnde-
rungen ausgenommen, so ĂŒbereinstimmt, dass auf das
dort Gesagte verwiesen werden kann. Nach der zweiten
verbesserten Vorschrift von Merk *) wird 1 Th. Opium
mit 0,38 Th. EssigsÀure und mit Wasser ausgezogen,
dies nochmals mit halb so viel derselben FlĂŒssigkeit wie-
derholt, das Filtrat mit Ammoniak ĂŒbersĂ€ttigt, der Nie-
derschlag mit Wasser, dann mit Weingeist gewaschen,
2 Mal in heissem Alkohol, dann in EssigsÀure gelöst,
abgedampft und das essigsaure Morphin mit Wasser,
unter ZurĂŒckbleiben von Narcotin, ausgezogen.
WĂ€hrend also Merk das Narcotin durch Behandeln
der gemischten Alkaloide mittelst verdĂŒnnter EssigsĂ€ure
vom Morphin zu trennen sucht und durch Umkrystalli-
siren aus Weingeist den letzten Rest der Verunreinigun-
gen beseitigt, liegt, wie ich schon frĂŒher bemerkte, dem
Duflosâschen Verfahren das Verhalten der doppelt kohlen-
sauren Alkalien gegen Narcotin und Morphin zum Grunde.
Ich sagte schon damals, dass Rump zuerst das Ammon.
carbonie. in Vorschlag gebracht habe, welches gleichsam
als Stellvertreter der fixen doppelt kohlensauren Alkalien
betrachtet werden kann, und jetzt will ich die Rump-
sche Methode nochmals als Bereitungsweise fĂŒr Morphin
erwĂ€hnen. Bei der AusfĂŒhrung verfĂ€hrt man genau so,
wie es S. 14 angegeben ist. FĂŒr die Gewichtsbestim-
mung genĂŒgte es, das abgeschiedene, gefĂ€rbte Morphin
ohne weitere Reinigung zu gebrauchen, indess bei der
Bereitung des Alkaloids und seiner Salze ist die voll-
stÀndige Entfernung der Farbstoffe ein wesentliches Er-
forderniss.
Rump **) sucht die Reindarstellung des rohen Mor-
phins durch Auflösen desselben in SalzsÀure, Krystalli-
*) @melinâs Lehrbuch der theoret. Chemie. 11. 933.
**) Preis-Courant von Rump, Mai 1854.
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% L. Schachtrupp, Anwendung des Amylalkohols
siren des salzsauren Salzes und endliches FĂ€llen auszu-
zufĂŒhren. Man erreicht dies, nach meiner Beobachtung,
leichter und ohne Verlust, wenn man das auf einem Fil-
ter gesammelte Morphin mit kaltem Wasser abwÀscht,
in einer reichlichen Menge salzsÀurehaltigem Wasser löst,
eine Lösung von essigsaurem Bleioxyd (oder schwefel-
saurem Kupferoxyd) hinzusetzt und so lange Schwefel-
wasserstoffgas hindurchleitet, bis die FlĂŒssigkeit stark
darnach riecht. Nach dem Abitiltriren des Schwefelbleies
erwÀrmt man bis zum Verschwinden des Schwefelwasser-
stoffgeruchs und fÀllt mit Ammoniak.
Es ist schwer, eine fĂŒr alle FĂ€lle zweckentsprechende
Reinigungsmethode des Morphins anzugeben; denn je
nach Beschaffenheit des Opiums fĂŒhrt das eine oder an-
dere Verfahren rascher zum Ziele. Am schwierigsten
gelingt, nach meinen Erfahrungen, die Reinigung eines
mit Lakritzen versetzten Opiums.
Die Rumpâsche Methode kann sehr empfohlen wer-
den; sie liefert eine genĂŒgende Ausbeute, fordert wenig
Manipulationen, was viele Methoden fĂŒr die Praxis so
schwerfĂ€llig macht, gibt bei richtiger AusfĂŒhrung ein
reines PrÀparat und hat als Bereitungsvorschrift weniger
durch den Vorwurf zu leiden, dass sie 5 âTtĂ€giges Ste-
hen zum Abscheiden des Morphins verlangt, wie solches
bei der Gewichtsbestimmung hervorgehoben wurde.
Ich werde jetzt noch eine Bereitungsweise des Mor-
"phins besprechen, die unter allen bislang aufgefundenen
Methoden mit Recht die erste Stelle einnimmt; es ist die
Methode von Mohr. Dieselbe ist schon frĂŒher ausfĂŒhr-
lich mitgetheilt; es soll hier nur noch bemerkt werden,
dass bei der Darstellung im Grossen ebenso, wie dort
beschrieben ist, verfahren wird, nur mit der Ausnahme,
dass man das in SalzsÀure gelöste und mit Thierkohle
entfÀrbte Morphin zur Darstellung des salzsauren Salzes
direct zur Krystallisation abdampfen kann.
zur Darstellung u. quantit. Bestimmung des Morphins etc. 27
Herzog *) gibt an, dass durch die Bildung von
kohlensaurem Kalk aus dem Aetzkalk, in welchem das
Morphin gelöst ist, leicht ein Verlust durch Ausschei-
dung des Alkaloids entstehen könnte und schlÀgt deshalb
vor, das Morphin zum zweiten Male in kalter, verdĂŒnn-
ter Aetzkalilauge zu lösen, die Lösung durch Thierkohle
zu entfÀrben, nach dem Filtriren auszuwaschen und das
zum Sieden erhitzte Filtrat mit Salmiaklösung zu ver-
setzen. Es scheidet sich alsdann das Morphin in farb-
losen, schönen Krystallen ab.
Zum Schlusse komme ich noch einmal auf die von
mir gefundeue Methode der quantitativen Bestimmung
zurĂŒck, um ĂŒber ihren Werth zur Darstellung des Mor-
phins einige Worte hinzuzufĂŒgen und die Modificationen
anzugeben, welche man zu diesem Zwecke einschlagen
muss.
Es leuchtet ein, dass die Methode auch ohne jede
VerÀnderung zur Bereitung des Morphins dienen könnte;
aber bei der Verarbeitung grosser Opiummengen ist das
Manipuliren mit Fuselöl eine lÀstige, unangenehme Arbeit.
Indess eignet sich die Methode mit folgender einfacher
AbĂ€nderung sehr gut auch fĂŒr die Darstellung des Mor-
phins.
Das Opium wird ebenfalls mit einer Sodalösung auf
dem Wasserbade zur völligen Trockne gebracht und mit
Benzin zur Entfernung des Narcotins behandelt. Das
letztere wird, wie ich oben angegeben habe, durch De-
stillation wieder gewonnen. Das Ausziehen des Narco-
tins mit Benzin verursacht nicht die geringste Unannehm-
lichkeit, ist auch bei grossen Mengen durchaus nicht
gefÀhrlich, weil nur auf dem Wasserbade erwÀrmt wird.
Der mit Benzin erschöpfte RĂŒckstand wird durch kurzes
ErwÀrmen in einem flachen GefÀsse auf dem Wasser-
bade von den anhaftenden letzten Resten des Benzins
befreit, eine Arbeit, die zweckmÀssig unter einem Schorn-
*) Archiv der Pharmacie.
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28 L. Schachtrupp, Anwendung des Amylalkohols
steine vorgenommen wird. Man ĂŒbergiesst nun den RĂŒck-
stand mit Wasser, setzt concentrirte EssigsÀure bis zur
sauren Reaction hinzu, lĂ€sst unter hĂ€ufigem UmrĂŒhren
mehre Stunden an einem warmen Orte stehen, giesst
dann das Ganze auf ein Colatorium und presst aus. Den
PressrĂŒckstand behandelt man nochmals in gleicher Weise,
benutzt dazu wieder dieselben GefÀsse, dasselbe Cola-
torium, um Verluste zu vermeiden. Die vereinigten FlĂŒs-
sigkeiten, welche, um sicher zu sein, dass alles Morphin
gelöst ist, von ĂŒberschĂŒssiger EssigsĂ€ure sauer reagiren
mĂŒssen, werden unter stetem UmrĂŒhren so weit einge-
dampft, dass ihr Gewicht das Doppelte des in Arbeit
genommenen ĂOpiums betrĂ€gt. Je weniger FlĂŒssigkeit
von vornherein angewandt wurde, desto rascher wird
dieses Ziel erreicht, um so mehr wird jeder störende
Einfluss beim Eindampfen vermindert. Man versetzt nun
die FlĂŒssigkeit mit Ammoniak in geringem Ueberschuss
und lÀsst sie, lose bedeckt, mehre Tage stehen. Es hat
sich alsdann das Morphin in Krystallen abgesetzt, die
ĂŒberall an den WĂ€nden des GefĂ€sses sitzen, so dass die
FlĂŒssigkeit nebst den ĂŒbrigen mitgefĂ€llten Stoffen fast
vollstÀndig abgegossen werden kann, was um so ange-
nehmer ist, als in den meisten FĂ€llen eine Filtration der-
selben praktisch wegen der schleimigen Beschaffenheit
unmöglich ist. Die auf einem Filter gesammelten Kry-
stalle werden etwas abgewaschen, gut getrocknet und in
einem Gemische von gleichen Theilen destillirtem Essig
und Wasser in der KĂ€lte aufgenommen. Man filtrirt,
wÀscht mit essigsÀurehaltigem Wasser einige Male nach
und fÀllt aus dem Filtrate durch Ammoniak das Morphin.
Dasselbe scheidet sich jetzt viel reiner als gelblich-weis-
ses Pulver ab. Nach dem Trocknen löst man dasselbe
unter ErwÀrmen in Fuselöl, filtrirt heiss und stellt zum
Krystallisiren an einen kĂŒhlen Ort. Das Morphin schei-
det sich in schönen weissen Krystallen ab, ĂŒber welchen
eine gesÀttigte Lösung des Alkaloids in Amylalkohol steht.
Die Krystalle können als reines Morphin aufbewahrt
zur Darstellung u. quantit. Bestimmung des Morphins etc. 29
werden, wÀhrend das Fuselöl zum grössten Theile ab-
destillirt und der RĂŒckstand durch die SĂ€ure ausgeschĂŒt-
telt werden kann, deren Morphinsalz man darstellen will.
Ich mache hier noch besonders auf die grossen Vor-
zĂŒge des Amylalkohols vor dem gewöhnlichen Alkohol
aufmerksam und empfehle ihn fĂŒr die Reinigung der
meisten krystallisirbaren Alkaloide, vorzugsweise fĂŒr Mor-
pbin. Das Fuselöl löst bei weitem nicht in dem Masse,
wie der Aethylalkohol, die stets vorhandenen Verunreini-
gungen, macht dadurch in vielen FĂ€llen den Gebrauch
der Thierkohle ĂŒberflĂŒssig und ist speciell fĂŒr Morphin
aus dem Grunde sehr brauchbar, weil es fĂŒr dasselbe in
der Hitze ein bedeutend grösseres Löslichkeitsvermögen
besitzt, wie in der KĂ€lte, so dass ein grosser Theil des
Alkaloids beim Erkalten abgeschieden wird.
II. Strychnin.
Ein Alkaloid, welches von jeher die Aufmerksamkeit
der Naturforscher in fast noch grösserem Masse als das
Morphin auf sich gezogen hat, ist das Strychnin. Dasselbe
findet sich wahrscheinlich in alien Strychneen, die eine in
Ăstindien einheimische Pflanzenfamilie ausmachen, wird
aber nur aus den beiden bei uns officinellen Droguen, den
KrÀhenaugen und Ignatiusbohnen, dargestellt. Die erste-
ren stammen von Strychnos Nux vomica L. und sind die
reifen Samen dieser Pflanze, von denen 3â5 in der
Frucht, einer grossen, gelbrothen Beere, enthalten sind.
Das Aeussere der Samen ist höchst charakteristisch und
lÀsst sie nicht leicht mit irgend einer andern Drogue
verwechseln. Sie sind kreisrund, platt und, was sie so-
fort erkennen lĂ€sst, auf der OberflĂ€che mit angedrĂŒckten,
weichen Haaren bedeckt, wodurch sie ein seidenglÀnzen-
des Ansehen bekommen. Die Ignatiusbohnen sind die
reifen Samen von /gnatia amara L., die bis zu 20 in
der Frucht dieses Baumes stecken, unregelmÀssig gestal-
N DR
30 L. Schachtrupp, Anwendung des Amylalkohole,
tet, aussen braun und mit feinem Filze bedeckt, inn»n
von verschiedener Farbe (weisslich bis braun), hart und
hornartig sind.
Es gehören diese Droguen nicht allein zu den gif-
tigsten Arzneimitteln, sondern man kann sagen, zu den
giftigsten Körpern des ganzen Pflanzenreichs, und zwar
verdanken sie ihre Giftigkeit und medicinische Bedeu-
tung dem Gehalte an Strychnin und Brucin. Diese bei-
den organischen Basen kommen in den genannten Pflan-
zenstoffen stets gleichzeitig, aber in verschiedener Menge
vor. Die Ignatiusbohnen enthalten 1,2â1,5 Proc. Strych-
nin, dagegen nur sehr wenig Brucin, wÀhrend in den
Nuces vomicae etwas mehr Brucin wie Strychnin. vor-
kommt und durchschnittlich von letzterem 0,4â0,5 Proc.
Diese beiden Basen zeigen in ihrem chemischen Ver-
halten und toxikologischen Eigenschaften, vor allen in
der specifischen Wirkung auf das RĂŒckenmark und den
dadurch bewirkten Tetanus, die grösste Aehnlichkeit. Als
Medicament hat nur das Strychnin Anwendung gefunden
und wird deshalb auch vielfach zu diesen und andern
Zwecken dargestellt; das Brucin ist fĂŒr die Praxis von
keiner Bedeutung, sondern kann mehr wie wissenschaft-
liches Interesse bislang nicht in Anspruch nehmen.
Obgleich die Literatur ĂŒber das Strychnin nicht so
umfangreich ist, wie die des Morphins, so sind doch sehr
viele Vorschriften ĂŒber die Darstellung desselben in den
wissenschaftlichen Journalen gegeben worden, von denen
ich die wichtigsten hier kurz anfĂŒhre und die von mir
gefundene Methode zum Schlusse folgen lasse.
Fast sÀmmtliche bislang bekannte und beliebte Be-
reitungsmethoden des Strychnins erfordern sehr umstÀnd-
liche, mannigfaltige und langwierige Operationen. Zu-
nÀchst muss jeder Darstellung des Alkaloids die Zerklei-
nerung der Strychninsamen oder Ignatiusbohnen voran-
gehen. Die ersteren namentlich sind Àusserst hart und
zÀhe, deshalb nur sehr schwierig und am besten auf die
Weise zu zerkleinern, dass sie entweder einige Zeit mit
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- zur Darstellung u. quantit. Bestimmung des Morphins etc. 31
Wasser gekocht und dann zerschnitten werden, ein Ver-
fahren, was sich im Kleinen anwenden lÀsst, oder nach
scharfem Austrocknen auf den KaffeemĂŒhlen Ă€hnlichen
Apparaten in ein grobes Pulver verwandelt werden. Wei-
tere Schwierigkeiten liegen in der vollstÀndigen Tren- .
nung des Strychnins vom Brucin, die in dem vielfach
analogen Verhalten beider Körper gegen Lösungsmittel
ihren Grund haben, sodann in der Entfernung der hart-
nÀckig anhaftenden Farbstoffe. Die verschiedenen Me-
thoden suchen auf mannigfaltigen Wegen ihr Ziel zu
erreichen und es machen sich bei der Vergleichung der-
selben besonders zwei entgegengesetzte Richtungen gel-
tend. Da die beiden Alkaioide in den betreffenden
Pflanzen an SÀure (MilchsÀure?) gebunden enthalten
sind, so pflegt man sie entweder dadurch auszuziehen,
dass man Alkohol zur Lösung der Salze anwendet, weil
dieser dieselben leicht und vollstÀndig aufnimmt, oder
man behandelt die Pflanzenstoffe mit stÀrkeren SÀuren,
welche die ursprĂŒngliche schwĂ€chere SĂ€ure abscheiden
und mit denen die Alkaloide leicht lösliche Salze bilden.
Pelletier und Caventou, welche 1818 das Strych-
nin entdeckten, stellten dasselbe aus den Ignatiusbohnen
in der Weise dar, dass sie die geraspelten Samen so
lange mit Aether auszogen, bis derselbe kein Fett mehr
aufnahm, dann einige Male mit Alkohol auskochten, letz-
teren durch Destillation und Abdampfen entfernten, den
RĂŒckstand mit Wasser aufnahmen und die Basen durch
Kochen mit Magnesia oder durch Versetzen mit Kali-
lauge abschieden. Dem gesammelten, abgewaschenen
und getrockneten Niederschlage wurde durch Auskochen
mit absolutem Alkohol das Strychnin entzogen, welches
aus dem Filtrat auf Zusatz von wenig Wasser auskry-
stallisirte. In Àhnlicher Weise stellen die genannten Che-
miker das Strychnin aus den KrÀhenaugen dar, nur wurde
hier ein EntfĂ€rben der FlĂŒssigkeit nöthig, welches von
ihnen durch essigsaures Bleioxyd und Entfernen des Blei-
salzes mittelst Schwefelwasserstoff ausgefĂŒhrt wurde.
r Se RER N m Acid kam
32 L. Schachtrupp, Anwendung des Amylalkohols
Die von der 6ten Ausgabe der preuss. Pharmakopöe
adoptirte Darstellungsmethode verfolgt ebenfalls das Prin-
cip der weingeistigen Extraction der beiden Alkaloide
aus den Nuces vomicae. Die BrechnĂŒsse werden mit
Weingeist von 0,90 spec. Gewicht dreimal ausgekocht.
Von den vereinigten AuszĂŒgen wird der Weingeist ab-
destillirt, der RĂŒckstand zur Extractconsistenz eingedampft,
das Extract in Wasser gelöst und von dem Ungelösten
abfiltrirt. Aus dem Filtrate fÀllt man nach dem Ein-
dampfen durch Magnesia die Alkaloide und bringt die-
selben durch Auskochen des getrockneten Niederschlages
mittelst Weingeistes wieder in Lösung. Nach dem Ab-
destilliren des letzteren scheidet sich das Strychnin zuerst
in Krystallen aus.
Das Duflosâsche Verfahren reiht sich im Prineip den
beiden eben erwÀhnten Methoden an. Zum Ausziehen
der Nuc. vomic. wird ein mit 13,5 SchwefelsÀure ange-
sÀuerter Weingeist von 88 Proc. angewandt und die Aus-
zĂŒge werden durch Knochenkohle entfĂ€rbt. Um die har-
zigen Stoffe zu entfernen, lÀsst Duflos mit einer gesÀt-
tigten Lösung von doppelt kohlensaurem Kali fÀllen und
aus dem Filtrat durch Kalilauge die Alkaloide abschei-
den. Das Brucin wird dem Niederschlage durch Aus-
kochen mit Wasser entzogen, das zurĂŒckbleibende Strych-
nin durch Umkrystallisiren aus Alkohol gereinigt. ;
Ich ĂŒbergehe hier die minder wichtigen Methoden
von Ferrari, Corriol, Robiquet, Henry und An-
dern und wende mich, nachdem ich als Muster fĂŒr die
Darstellung des Strychnins mittelst Alkohols mehre Me-
thoden angefĂŒhrt habe, zu den Bereitungsweisen dieses
Alkaloids, welche als Typus fĂŒr die Darstellung mit ver-
dĂŒnnten SĂ€uren angesehen werden können.
Um die höchst zeitraubende und mĂŒhsame Arbeit
der Zerkleinerung der Strychninsamen rascher und leich-
ter zu bewerkstelligen, kocht Merk dieselben mit schwe-
felsĂ€urehaltigem Wasser 1â1N, Tage in einem kupfer-
nen Kessel, um dann die erweichten Samen zwischen
3
zur Darstellung u. quantit. Bestimmung des Morphins ete. 33
steinernen Walzen zu zerquetschen. Der Brei wird noch-
mals mit Wasser ausgekocht und gepresst. Aus den
vereinigten FlĂŒssigkeiten werden Strychnin und Brucin
durch Aetzkalk gefÀllt. Dem ausgepressten Niederschlage
entzieht man durch Auskochen mittelst Weingeists von 0,85
spec. Gew. die Alkaloide, destillirt den Weingeist ab,
entfernt von dem erkalteten Niederschlage so viel wie
möglich durch Decantiren die ĂŒberstehende FlĂŒssigkeit
und wÀscht ihn so lange mit kaltem Weingeist, als der-
selbe noch gefÀrbt ablÀuft. Um den Niederschlag von
den letzten Resten des Farbstoffes zu befreien, wird der-
selbe mit einer hinreichenden Menge von Weingeist und
Thierkohle gekocht und heiss Ailtrir. Beim Erkalten
scheidet sich ein grosser Theil des Strychnins ab, aus
der Mutterlauge werden Strychnin und Brucin durch
Ammoniak und Kali gefÀllt und der Niederschlag so
lange mit Wasser ausgekocht, als noch Brucin beim
Erkalten sich ausscheidet. Der nun bleibende RĂŒckstand
ist noch Strychnin.
Auf andere Weise, aber mit Zugrundelegung des-
selben Princips, nÀmlich des Ausziehens der Alkaloide
mit verdĂŒnnten SĂ€uren, hat Horsley *) seinen Zweck
zu erreichen gesucht. Derselbe vermischt das KrÀhen-
augenpulver mit der gleichen Gewichtsmenge kÀuflicher
EssigsĂ€ure (eine solche EssigsĂ€uremenge ist ĂŒberflĂŒssig,
der unnöthige Verbrauch schwerlich zu rechtfertigen),
verdĂŒnnt die breiförmige Masse mit der vier- bis sechs-
fachen Wassermenge und digerirt sie dann einige Tage.
Nachdem die FlĂŒssigkeit auf einem Seihtuche abgelaufen
ist, wird der RĂŒckstand durch Digeriren mit Wasser
nochmals ausgezogen, beide werden gemischt, zum Ab-
setzen einige Zeit bei Seite gestellt, vom Bodensatze
abgegossen und bis zur Syrupsconsistenz eingedampft.
Nach dem Erkalten wird der RĂŒckstand mit der gleichen
Gewichtsmenge Wasser verdĂŒnnt, mit Ammoniak im Ueber-
*) Canstattâs Jahresbericht. 1856. S.127 â129.
Arch.d. Pharm. CLXXXII. Bds. 1.u. 2. Hft. 3
34 L. Schachtrupp, Anwendung des Amylalkohols
schuss versetzt und einige Tage zum Abscheiden der
Alkaloide hingestell. Man sammelt den Niederschlag
auf einem Filter, um ihn auf dem Wasserbade zu trock-
nen. Durch Behandeln mit verdĂŒnnter EssigsĂ€ure wer-
den die Alkaloide von der durch Ammoniak mitgefÀllten
harzigen Substanz gereinigt. Die so gewonnene Lösung
der essigsauren Alkaloide wird mit chromsaurem Kali
versetzt, wodurch sogleich reines chromsaures Strychnin
abgeschieden wird, wÀhrend bei mÀssigem Ueberschusse
an EssigsÀure das leichter lösliche chromsaure Brucin in
der FlĂŒssigkeit gelöst bleibt, aus welcher es durch ein
Alkali gefÀllt werden kann. Um aus dem chromsauren
Salze reines Strychnin darzustellen, wird dasselbe, nach
dem Auswaschen, mit Ammoniakliquor digerirt, das chrom-
saure Ammoniumoxyd abfiltrirt und das reine Strychnin
gewaschen und getrocknet. Nach dieser Methode will
Horsley 0,88 Procent Strychnin erhalten haben, eine
QuantitÀt, die bislang auf keine Weise erreicht werden
konnte.
Wenn es schon seit langer Zeit in der pharmaceu-
tischen Praxis zur Regel geworden ist, das Strychnin
nicht selbst zu bereiten, sondern aus Fabriken zu bezie-
hen, so findet dieser Umstand darin seine Rechtfertigung,
dass die bislang fĂŒr die Darstellung dieses Alkaloids ge-
gebenen Vorschriften viel zu umstÀndlich und zeitrau-
bend, vor allem aber zu kostspielig waren, als dass die
in den Apotheken verbrauchten kleinen Mengen dieses
PrÀparats sich mit Vortheil hÀtten darstellen lassen. Es
zeigt dies z.B. leicht ein Blick auf die von der preussi-
schen Pharmakopöe gegebene Vorschrift, nach welcher
man â kleine unwesentliche AbĂ€nderungen vielleicht ab-
gerechnet â stets zu arbeiten pflegte, wo noch eine
Selbstbereitung in dem pharmaceutischen Laboratorium
statt fand. Die von Merk angegebene, im Allgemeinen
durch grössere Einfachheit sich auszeichnende Methode
ist, wie leicht einzusehen, nur fĂŒr den Fabrikbetrieb
geeignet, weil sie grössere Apparate (steinerne Walzen)
voraussetzt.
zur Darstellung u. quantit. Bestimmung des Morphins etc. 35
Die von mir gefundene Methode zeichnet sich vor-
zugsweise durch die grösste Einfachheit in der AusfĂŒh-
rung aus, sie erfordert nur wenig Arbeit, fĂŒhrt rasch
zum Ziele, liefert ein reines PrÀparat mit sehr geringem
Kostenaufwande und ist auch fĂŒr die Darstellung im
Kleinen sehr geeignet. Man operirt in folgender Weise:
Die Nuces vomicae, von denen man â auch selbst bei
Bereitung der kleinsten Menge Strychnin â nie unter
1 Pfund nehmen sollte, werden entweder als grobes Pul-
ver, welches im Handel billig zu beziehen ist (jedoch,
was zu beachten ist, hÀufig verfÀlscht wird) angewandt,
oder auf die Weise selbst zerkleinert, dass man sie mit
Wasser ĂŒbergiesst, ungefĂ€hr eine halbe Stunde kochen
lÀsst und nach dem Erkalten sogleich mit einem schar-
fen Messer zerscheidet. Die Samen sind nun sehr weich,
das Zerschneiden geht rasch, so dass, wenn nur 1 bis
2 Pfund in Arbeit genommen werden, diese Methode
leicht ausfĂŒhrbar ist. Die zerkleinerten Samen ĂŒber-
giesst man mit Wasser, setzt verdĂŒnnte SchwefelsĂ€ure
(1:5) bis zur sauren Reaction hinzu, vermeidet jedoch
einen grösseren Ueberschuss derselben sorgfĂ€ltig. (FĂŒr
den Fall, dass das Zerkleinern der Samen auf die zu-
letzt bezeichnete Weise ausgefĂŒhrt ist, benutzt man zu-
erst das zum Erweichen derselben angewandte Wasser.)
Die FlĂŒssigkeit wird nun unter UmrĂŒhren zum Sieden
erhitzt, wobei man zuweilen prĂŒft, ob sie noch sauer rea-
girt und, wenn das nicht der Fall sein sollte, setzt man
noch einige Tropfen SchwefelsĂ€ure zu. Hat die FlĂŒssig-
keit 10 Minuten gekocht, lÀsst man sie noch kurze Zeit
zum AbkĂŒhlen stehen und dann auf einem Seihetuche
ablaufen, kocht den RĂŒckstand noch zweimal unter SĂ€ure-
zusatz auf dieselbe Weise aus und wiederholt dann zum
vierten Male die Abkochung, jedoch dieses Mal ohne
HinzufĂŒgung von verdĂŒnnter SchwefelsĂ€ure. Die ver-
einigten Abkochungen werden zum Absetzen 24 Stunden
bei Seite gestellt, darauf von dem Bodensatze so voll-
stÀndig als möglich abgegossen oder abgehebert. Die
3+
36 L. Schachtrupp, Anwendung des Amylalkohols $ sl
ziemlich klare, meistens schwach gelblich oder brÀunlich
gefĂ€rbte FlĂŒssigkeit wird nun so weit eingedampft, bis
ihr Gewicht doppelt so gross ist, wie das der in Arbeit
genommenen Strychninsamen, noch warm in ein cylin-
drisches GefÀss gegossen und mit Ammoniak im geringen
Ueberschusse versetzt. Man lÀsst nun 5 bis 7 Tage zum
Absetzen der gefÀllten Alkaloide stehen, welche sich voll-
stÀndig und in krystallinischer Beschaffenheit zu Boden
setzen. Die ĂŒber dem Niederschlage stehende FlĂŒssig-
keit abzufiltriren, ist nicht zu empfehlen, weil die Filtra-
tion Àusserst langsam vor sich geht und auch bei der
vollkommenen Abscheidung der Alkaloide zwecklos sein
wĂŒrde. Deshalb giesst oder hebert man dieselbe so viel
wie möglich von dem Niederschlage ab, bringt diesen
auf ein Filter, lĂ€sst die noch anhĂ€ngende FlĂŒssigkeit ab-
laufen, wĂ€scht den RĂŒckstand einige Male mit Wasser
ab und trocknet ihn gut aus. Der Inhalt des Filters
wird in ein möglichst kleines KochflÀschehen gebracht,
das Filter selbst zerschnitten, dem Inhalte hinzugefĂŒgt,
das Ganze mit einer kleinen Menge Fuselöl ĂŒbergossen
und einige Zeit auf dem Wasserbade erwÀrmt. Die Lö-
sung der Alkaloide in Fuselöl wird noch warm durch ein
kleines mit Fuselöl befeuchtetes Filter in eine kleine
Retorte filtrirt, der RĂŒckstand noch zweimal in derselben
Weise mit dem Amylalkohol behandelt und von den ver-
einigten AuszĂŒgen der letztere bis ungefĂ€hr zu 23 sei-
nes ursprĂŒnglichen Volumens abdestillirt. Der RĂŒckstand
in der Retorte stellt eine heiss gesÀttigte Lösung der
Alkaloide in Fuselöl dar, die man sogleich in eine Schale
giesst und bedeckt zum Auskrystallisiren bei Seite stellt.
Die Alkaloide schiessen in schönen, weissen Krystallen
an, werden unter Beobachtung der nöthigen Vorsichts-
massregeln in verdĂŒnnter SalpetersĂ€ure gelöst und durch
Krystallisation von einander getrennt. Man erhÀlt nach
dieser Vorschrift stets viel weniger Bruein wie Strych-
nin. Der Durchschnitt vieler Versuche gab mir 0,4816
bis 0,57 Proc. Strychnin. Um reines Strychnin aus dem
ERBEN E |
= a Darstellung u. quantit. Bestimmung des Morphins ete. 37
salpetersauren Salze darzustellen, hat man nur nöthig,
letzteres durch Ammoniak wieder zu zersetzen und das
gefÀllte Alkaloid aus Aethylalkohol oder Fuselöl krystal-
lisiren zu lassen.
. Die Bereitung des Strychnins nach dieser Methode
ist eine so einfache Operation, dass sie auch da ausge-
fĂŒhrt werden kann, wo nur geringe Mengen desselben
âverbraucht werden.
Eine Reinigung der gefĂ€llten Basen ist ĂŒberflĂŒssig,
weil das Fuselöl nicht, wie der Weingeist, die mitgefÀll-
ten Farbstoffe so wie andere organische Massen löst, son-
dern man wird bemerken, dass der zum Ausziehen an-
gewandte Amylalkohol eine nur schwach gelbliche Farbe
hat, dass die aus der Lösung desselben krystallisirenden
Alkaloide, noch mehr aber ihre salpetersauren Salze, so
farblos und rein sind, wie sie nur nach irgend einer an-
dern Methode erhalten werden.
Sind die von Horsley gemachten Angaben richtig,
so hat derselbe allerdings einen höheren Procentgehalt
erzielt; aber man darf in dieser Beziehung nicht ĂŒber-
sehen, wie viel umstÀndlicher, kostspieliger und zeitrau-
bender diese Methode ist und wie in noch höherem Grade
dieser Vorwurf die ĂŒbrigen angefĂŒhrten Bereitungswei-
sen trifft.
Ich habe Versuche gemacht, die Bereitung des Strych-
nins dadurch noch mehr zu vereinfachen, dass ich mir
einen Apparat construiren liess, in welchem die zerschnit-
tenen, mit Ammoniakliquor durchfeuchteten und wieder
getrockneten KrÀhenaugen direct mit Amylalkohol extra-
hirt werden konnten. Der Apparat bestand aus zwei
schachtelförmig in einander verschiebbaren Cylindern, von
denen der Àussere nach unten, der innere nach oben in
eine enge Röhre auslief. Durch das mehr oder weniger
tiefe Einschieben der Cylinder liess sich der Apparat
nach Belieben vergrössern oder verkleinern, je nach den
zu den Versuchen in Arbeit genommenen Mengen Nuces
vomicae. Das Fuselöl wurde aus einem Kolben, der
ET
38 L. Schachtrupp, Anwendung des Amylalkohols
durch eine zweischenkelig gebogene Glasröhre mit dem
Apparate verbunden war, heiss auf die KrÀhenaugen de-
stillirt, das unten ablaufende, Strychnin enthaltende De-
stillat zum zweiten Male in derselben Weise bis auf einen
kleinen RĂŒckstand abdestillirt und gewöhnlich diese Ope-
ration zum dritten Male wiederholt, um die Nuc. vomie.
mit ein und derselben QuantitÀt Fuselöl so vollstÀndig
als möglich zu extrahiren. Schliesslich pflegte ich, um
den von den Samen eingesogenen Amylalkohol zu ver-
drÀngen, WasserdÀmpfe durch den Apparat streichen zu
lassen, so lange noch das unten abfliessende Wasser
Fuselöl mit sich fĂŒhrte. Der vereinigte Amylalkohol
wurde ebenso behandelt, wie ich bei Beschreibung der
vorhergehenden Methode auseinandergesetzt habe.
Die auf diese Weise erhaltenen Resultate waren in-
sofern unbefriedigend, weil nur eine geringe Menge Strych-
nin erhalten wurde; aber ich glaube, dass, wenn der
Apparat zweckentsprechend verbessert, namentlich die zu
rasche Condensation des Fuselöls verhindert wird, dieses
Verfahren (besonders fĂŒr den Fabrikbetrieb) noch eine
Zukunft haben dĂŒrfte.
Bei dieser Gelegenheit will ich bemerken, dass von
mir auch die Anwendung des Fuselöls auf die Darstel-
lung des Atropins und Theins ausgedehnt worden ist.
Die Resultate, welche bei der Bereitung des Atropins
erhalten wurden, waren nicht gĂŒnstiger, wie nach den
bislang bekannten Vorschriften, was seinen Grund theils
in dem schwankenden Procentgehalte der Belladonna an
dieser Base hat, theils in der leichten, schon bei niedri-
ger Temperatur statt findenden Zersetzung des Alkaloids.
Dagegen kann das Thein mit Fuselöl viel leichter
als nach andern Methoden und in ausgezeichneter Schön-
heit erhalten werden.
Bislang hatte ich noch nicht Zeit, die Vorschrift zur
Bereitung dieses letzteren Alkaloids zu fixiren und ich
behalte mir vor, in nÀchster Zeit das Resultat meiner
weiteren Untersuchungen ĂŒber Atropin und Thein mit-
zutheilen.
zur Darstellung u. quantit. Bestimmung des Morphins etc. 39
Re
III. Methoden
fĂŒr die Nachweisung der Alkaloide, besonders des Strychnins
und Morphins, bei gerichtlich-chemischen Untersuchungen.
So wichtig Morphin und Strychnin nicht nur an und
fĂŒr sich, sondern auch ihre Muttersubstanzen und die
aus denselben bereiteten Arzneimittel fĂŒr die Mediein
sind, so grosse Bedeutung haben die beiden Alkaloide
und die sie enthaltenden Droguen und PrÀparate auch
vom toxikologischen Standpuncte aus.
Ein lebhaftes Interesse haben sie auch deshalb stets
in Anspruch genommen, weil sie wegen ihrer grossen
Giftigkeit, die in dem Strychnin den höchsten Grad
erreicht, oft zu verbrecherischen Zwecken benutzt und
deshalb öfters Gegenstand der Untersuchung fĂŒr Gerichts-
chemiker gewesen sind. Es leuchtet ein, dass es fĂŒr die
zuletzt erwÀhnten Zwecke von grossem Werthe war,
Methoden aufzufinden, die den Nachweis der kleinsten
Mengen von Morphin und Strychnin möglich machten
d.h., einerseits Vorschriften zum Abscheiden der Alkaloide
aus organischen Massen, als auch andererseits Reactionen
zur sicheren Erkennung derselben anzugeben.
Zuerst war es Stas*), welcher eine Methode zum
Auffinden giftiger Alkaloide bei Gegenwart vegetabilischer
oder animalischer Massen angab und auf folgende Erfah-
rungen grĂŒndete: 1) Die sauren, weinsauren und oxal-
sauren Salze der organischen Basen sind in Wasser und
Weingeist löslich und werden durch Digeriren bei 70â 750
C. ausgezogen. Uebergiesst man daher organische Massen
(z. B. Eingeweide, Magen, Speisen etc.) mit Alkohol, dem
WeinsÀure oder OxalsÀure zugesetzt ist, digerirt damit
bei der angegebenen Temperatur und colirt oder filtrirt
dann, so ist in dem Filtrate das Alkaloid enthalten. Das
*) Jahresber. fĂŒr praktische Pharm. XXIV, 313.
ols
Filtrat soll bei 350 verdunstet werden, was unter der
Glocke der Luftpumpe oder in einem Luftstrome geschieht,
um auch die flĂŒchtigen Alkaleide zu gewinnen. 2) Die
Alkaloide, auch die in Aether schwer löslichen, werden
von demselben aufgenommen, wenn ihre wÀsserige Lösung
durch kohlensaure oder fixe Alkalien gefÀllt und mit
Aether anhaltend geschĂŒttelt wird. 3) Umgekehrt sind
dagegen die Salze der Alkaloide in Aether unlöslich.
SchĂŒttelt man daher die Ă€therische Lösung eines Alkaloids
mit sÀurehaltıgem Wasser, so wird dem Aether die Base
entzogen und in die wĂ€sserige Lösung ĂŒbergefĂŒhrt.
Das Stasâsche Verfahren hat mit Recht in neuerer
Zeit viele Verbesserungen erlitten. FĂŒr die Nachweisung
des Morphins genĂŒgt es nicht, weil diese Base in Aether
fast völlig unlöslich ist, ferner ist die Voraussetzung unter
1) nicht unbedingt richtig, denn Brucin z.B. ist als saures
weinsaures und oxalsaures Salz, nach Dragendorffâs
Angaben, in Alkohol nur schwer löslich. Wollte man
nach der Stasâschen Methode eine quantitative Bestimmung
der Alkaloide (die indess nur selten möglich ist)
ausfĂŒhren, so wĂŒrden keine befriedigende Resultate zu
erwarten sein, weil, abgesehen von der Schwerlöslichkeit
des Morphins, auch die ĂŒbrigen Alkaloide nicht leicht
von dem Aether aufgenommen werden.
Um dies Verfahren auch fĂŒr die Nachweisung des
Morphins geeignet zu machen, hat Otto *) dasselbe dahin
verbessert, dass er das Morphin durch ĂŒberschĂŒssige Natron-
lauge ıöst, und, nach dem Verdunsten des in der FlĂŒssig-
keit gelösten Aethers, das Alkaloid durch eine concen-
trirte Lösung von Salmiak fÀllt. Das Morphin scheidet
sich, wÀhrend das Ammoniak entweicht, in kleinen Kry-
stallen aus.
Graham und Hoffmann **) haben Thierkohle dazu
angewandt, um Strychnin aus Lösungen abzuscheiden,
*) Annal. der Chem. und Pharm. 100. 44.
**) Annal. der Chem. und Pharm. 83. 39.
ar a
: zur Darstellung u. quantit. Bestimmung des Morphins ete. 41
indem sie die Kohle 12â-24 Stunden mit der betreffenden
FlĂŒssigkeit unter hĂ€ufigem UmschĂŒtteln in BerĂŒhrung
liessen, abfiltrirten, mit Wasser auswuschen und zuletzt der
Kohle durch Auskochen mit 80 â 90procentigem Weingeist
das Alkaloid wieder entzogen. Nachdem der Weingeist
abdestillirt war, wurde das Strychnin mit Kalilauge gefÀllt,
durch SchĂŒtteln mit Aether ausgezogen und meistens so
rein erhalten, dass die Reactionen damit angestellt werden
konnten.
Dieses einfache Verfahren kann auch zur Auffindung
anderer Alkaloide benutzt werden, ist indess in so fern
nicht ohne Mangel, dass der Erfolg der Arbeit von der
GĂŒte der Thierkohle abhĂ€ngig gemacht wird, ein Umstand,
der um so mehr zu berĂŒcksichtigen ist, als die Kohle in
ihren Eigenschaften je nach der Zubereitung, Aufbewah-
rung und dem Material, aus welchem sie dargestelit
wurde, sehr varĂŒirt. Im Allgemeinen bleibt die Graham-
Hoffmannâsche Methode in der ZuverlĂ€ssigkeit bei weitem
hinter den Erwartungen zurĂŒck.
Weil das Strychnin schon so oft zu gerichtlich-chemi-
schen Untersuchungen Veranlassung gegeben hat, sind
mehre Methoden zur Nachweisung dieser Base gegeben
worden, die auf der Löslichkeit des reinen Alkaloids in
Chloroform beruhen.
Nach Proliius*) kocht man mit Weingeist unter
Zusatz von WeinsÀure die zu untersuchende Substanz
aus, verdampft in gelinder WÀrme, filtrirt die saure Lösung
durch ein angenÀsstes Filter, setzt Ammoniak im geringen
Ueberschuss, dann 26â25 Gran Chloroform hinzu und
schĂŒttelt. Man giesst die ĂŒber dem Chloroform stehende
FlĂŒssigkeit ab, schĂŒttelt das Chloroform mit etwas Wasser,
um es von anhÀngender Lauge zu befreien, setzt 3 Th.
Weingeist hinzu und lÀsst verdunsten.
In Àhnlicher Weise verfÀhrt Thomas **), um Morphin
*) Chem. Centralblatt. 1857. 231.
**) Zeitschr. fĂŒr analytische Chemie. 1. 517.
x Zr:
VW ENTE VOREREN 9. HAT
42 L. Schachtrupp, Anwendung des Amylalkohols Ka
und Strychnin abzuscheiden und zu trennen. Er lÀsst
mit essigsÀurehaltigem Wasser digerirend ausziehen, aus
der filtrirten FlĂŒssigkeit mit Kalilauge im Ueberschuss
Strychnin fĂ€llen und in Chloroform durch SchĂŒtteln lösen,
wÀhrend das im Ueberschuss des Alkalis gelöste Morphin
durch Zusatz von Salmiak gefÀllt werden kann.
Auch von Rodgers und Girdwood*) ist ein den
beiden zuletzt erwÀhnten Àhnliches Verfahren angegeben
worden.
Wir besitzen demnach in dem Stasâschen Verfahren
eine Methode zur Nachweisung aller auch der flĂŒchtigen
Alkaloide (Morphin ausgenommen), wĂ€hrend die ĂŒbrigen
Vorschriften nur auf einzelne Basen RĂŒcksicht nehmen.
In neuester Zeit ist mit Recht die Aufmerksamkeit auf
ein neues Verfahren gelenkt worden, welches im Prineip
mit dem von Stas angegebenen ĂŒbereinstimmt, sich indess
in vieler Beziehung sehr vortheilhaft von diesem unter-
scheidet und sÀmmtliche Alkaloide in das Bereich ihrer
Untersuchung zieht. Dies ist die Methode von Erdmann
und v. Uslar**). Was Stas mit Aether zu erreichen
sucht, wird hier mit Amylalkohol (Siedepunct 1320) er-
reicht.
Die organischen Massen werden, wenn es nöthig ist,
mit Wasser zu einem dĂŒnnen Brei angerĂŒhrt, mit Salz-
sÀure angesÀuert und, wenn sie nicht schleimig sind, aus-
gekocht, im anderen Falle auf dem Wasserbade 1 bis 2
Stunden digerirt, dann auf ein mit Wasser angefeuchtetes
Colatorium gebracht. Der RĂŒckstand wird auf gleiche
Weise nochmals mit salzsÀurehaltigem Wasser ausgezogen,
und die vereinigten AuszĂŒge werden anfangs auf freiem
Feuer, zuletzt, wenn sie schleimig geworden, auf dem
Wasserbade unter Zusatz von reinem Quarzsande und
zuletzt unter HinzufĂŒgen von Ammoniak zur Trockne
gebracht. Die völlig trockene, alkalisch reagirende Masse
*) Jahresb. von Liebig und Kopp. 1857. 603.
*#) Annal. der Chem. und Pharm. 120. $. 121â122. S. 360.
wer: open.
S
zur Darstellung u. quantit. Bestimmung des Morpkins ete. 43
bringt man in eine reine, trockne Kochflasche, um sie
unter ErwÀrmen auf dem Wasserbade wiederholt mit
Fuselöl zu extrahiren. Das Letztere wird durch ein mit
Amylalkohol benetztes Filter filtrirt; es enthÀlt ausser
dem Alkaloide noch Fette und Farbstoffe gelöst. Um es
hiervon zu befreien, schĂŒttelt man dasselbe in einem
eylindrischen GefÀsse mit SalzsÀure- oder PhosphorsÀure-
haltigem heissen Wasser, welches dem Fuselöl das Al-
kaloid entzieht, wÀhrend Fett- und Farbstoffe in dem auf
dem Wasser schwimmenden Amylalkohol gelöst bleiben.
Man nimmt letzteren mit einer Kautschukpipette ab,
schĂŒttelt die saure FlĂŒssigkeit wiederholt mit neuen Men-
gen Fuselöl, bis dieselbe möglichst entfÀrbt und entfettet
ist und den zuerst abgenommenen Amylalkohol mit einer
neuen Menge des angesÀuerten Wassers, um ihm alles
Alkaloid sicher zu entziehen, und vereinigt beide wÀsse-
rige Lösungen. Diese werden nun auf dem Wasserbade
concentrirt, mit Ammoniak im geringen Ueberschuss ver-
setzt und wiederholt mit Fuselöl geschĂŒttelt. Die Lösung
des Alkaloids in Fuselöl wird abpipettirt, die FlĂŒssigkeit
noch einmal mit Amylalkohol geschĂŒttelt und letzterer
auf dem Wasserbade verdunstet, wobei das Alkaloid in
den meisten FĂ€llen schon in völliger Reinheit zurĂŒckbleibt.
Sollte dasselbe indess noch gefÀrbt sein, so wird es aber-
mals mit sÀurehaltigem Wasser aufgenommen, die Lösung
mit Amylalkohol geschĂŒttelt und nach dem UebersĂ€ttigen
mit Ammoniak nochmals mit Amylalkohol das Alkaloid
aufgenommen.
Im vorigen Jahre hat Dragendorff*) die so eben
angefĂŒhrte Methode von Erdmann und v. Uslar einer
genauen PrĂŒfung unterworfen und ist dabei zu Resultaten
gekommen, die mit den von mir gesammelten Erfahrun-
gen nicht völlig ĂŒbereinstimmen. Er gibt allerdings zu,
dass der Amylalkohol zur Lösung der Alkaloide beson-
ders zu empfehlen sei, glaubt indess in dem hohen Siede-
*) Pharmac. Zeitschr. fĂŒr Russland.
LE WE TER UIER 76
44 L. Schachtrupp, Anwendung des Amylalkohols
puncte und in der Möglichkeit einer Zersetzung desselben
in nicht flĂŒchtige Stoffe Nachtheile fĂŒr das Fuselöl zu
finden, die das Aufsuchen eines anderen Lösungsmittels
fĂŒr diese Zwecke wĂŒnschenswerth machten. Man soll
ferner bei der Anwendung des Amylalkohols darauf achten,
dass wÀhrend der Operation die umgebende AtmosphÀre
rein sei von flĂŒchtigen, fremdartigen Stoffen.
Dragendorff findet alsdann in dem Benzin einen
Körper, welcher bei der Nachweisung von Strychnin und
Brucin das Fuselöl zweckmÀssig ersetzt, und Àndert das
Verfahren von Erdmann und v. Uslar dahin ab, dass
fĂŒr Amylalkohol Benzin substituirt wird.
Die Bedenken, welche Dragendorff gegen das
Fuselöl vorbringt, sind, meiner Ansicht nach, nicht stich
haltig. Der hohe Siedepunct könnte den Amylalkohol
fĂŒr die Nachweisung flĂŒchtiger Alkaloide, vom theoretischen
Standpuncte aus betrachtet, wenig geeignet machen, und
auch Fresenius sagt in seiner qualitativen Analyse,
dass in solchen FĂ€llen das Verfahren von Stas den Vor-
zug verdiene; aber directe Versuche haben gezeigt, dass
auch unter diesen UmstÀnden Resultate erhalten werden,
die in jeder Beziehung Vertrauen verdienen. Die beiden
hier in Betracht kommenden Alkaloide, Coniin und Nicotin,
deren Siedepunct bei 1630 und circa 2500C. liegt, sind in
der kleinsten Menge nachgewiesen; denn das Fuselöl
verdampft in der gelinden WĂ€rme des Wasserbades ziem-
lich schnell, wenn auch, wie sich von selbst versteht,
langsamer als Benzin und Aether. Wenn Ein Tropfen
jener Basen in einer 1 Pfd. und mehr betragenden Menge
eines kĂŒnstlichen Speisebreies mit grösster Sicherheit nach-
gewiesen wird, dann genĂŒgt das Verfahren auch fĂŒr alle
FĂ€lle des praktischen Lebens, da niemals weniger wie
diese Menge bei einer gerichtlich-chemischen Analyse
in Betracht kommen kann. Selbst wenn man zu Àngst-
lich sein sollte, die zuletzt erhaltene reine Lösung des
flĂŒchtigen Alkaloids in Fuselöl mit diesem in gelinder
WÀrme zu verdunsten, so hat man nur nöthig, mit sÀure-
u ee FT a Ve Zi: un 4 a CE Wan âAUT ea N N re
zur Bo. u. quantit. Bestimmung des Hopkins etc. 45
haltigem Wasser das Alkaloid nochmals auszuziehen, die
reine, wÀsserige Lösung desselben , direct einzudampfen
und mit dem RĂŒckstande die nöthigen Reactionen anzu-
stellen. Man wird aber bis zu dieser letzten Operation
den Amylalkohol nicht gern entbehren; weil er besser
wie Benzin, Aether und alle anderen Mittel die Lösungen
von Fett, Extractivstoffen etc. reinigt, sich sehr leicht
aus der damit geschĂŒttelten FlĂŒssigkeit abscheidet und
von ihr trennen lÀsst und das reine, gefÀllte Alkaloid voll-
stĂ€ndig aus der FlĂŒssigkeit aufnimmt.
Es muss den gesammelten Erfahrungen des Einzelnen
anheimgestellt werden, ob er bei flĂŒchtigen Alkaloiden
dieser oder der Stasâschen Methode den Vorzug geben
will; handelt es sich aber um die Nachweisung nicht
flĂŒchtiger Alkaloide, so steht in keiner Weise der An-
wendung dieser Methode ein Hinderniss im Wege. Wenn
Dragendorff solche Hindernisse in einer möglicherweise
statt findenden Zersetzung des Fuselöls findet und nament-
lich sehr besorgt vor störenden EinflĂŒssen der umgeben-
den AtmosphÀre ist, so muss ich dazu bemerken, dass
solche Hindernisse hierbei nicht in Betracht kommen,
in den meisten FĂ€llen gar nicht existiren, und eine der-
artige Besorgniss vollstĂ€ndig unbegrĂŒndet ist. Seit vielen
Jahren ist im hiesigen Laboratorium nach der Erdmann-
und v. Uslarâschen Methode gearbeitet, und sie hat sich
stets vorzĂŒglich und tadellos bewiesen. Ich selbst habe
aus grossen Speisemassen die kleinsten Mengen der Al-
kaloide in ausgezeichneter Reinheit erhalten, habe nie
Zersetzungsproducte des Fuselöls bemerken können, die
irgend welchen störenden Einfluss auf die Reactionen der
abgeschiedenen Alkaloide gehabt hÀtten. Um nun einen
Gegenbeweis gegen die von Dragendorff besonders
betonten AtmosphĂ€reneinflĂŒsse beizubringen, brauche ich
wohl nur zu bemerken, dass bei der AusfĂŒhrung der
zahlreichen gerichtlich-chemischen Analysen hieselbst ein
solcher Einfluss niemals hat beobachtet werden können.
Wo so viele Praktikanten wie in dem hiesigen grossen
- Tu a rEReR,
46 L. Schachtrupp, Anwendung des Amylalkohols
und stark besuchten akademischen Laboratorium arbeiten,
ist die Luft leider oft im höchsten Grade mit schÀdlichen
Gasen und DĂ€mpfen erfĂŒllt; aber nie hat dieser Umstand
eine nachtheilige Wirkung auf die Resultate der Analyse
oder der Reactionen ausgeĂŒbt, und es ist mir in der That
auch unklar, worin ein solcher störender Einfluss bestehen,
und welche Verbindungen denselben ausĂŒben sollten.
Dagegen lÀsst sich gegen die Anwendung des Benzins,
so vorzĂŒglich seine LösungsfĂ€higkeit fĂŒr viele Alkaloide
auch ist, vom praktischen Standpuncte aus betrachtet,
Manches einwenden. Wird der mit SĂ€uren bereitete Aus-
zug aus organischen Massen, welcher stets mehr oder
weniger fÀrbende, extractartige Materien gelöst enthÀlt,
mit Benzin geschĂŒttelt, entweder um der FlĂŒssigkeit nach
Zusatz von Ammoniak das Alkaloid zu entziehen, oder
um dieselbe von den gelösten organischen Massen so viel
wie möglich zu befreien, so erhÀlt man in vielen FÀllen
ein so zÀhes, schleimiges Magma, dass man rathlos hin-
sichtlich der weiteren Verarbeitung dasteht. Mir ist es
vorgekommen, dass die ganze FlĂŒssigkeit durch das Benzin
zu einer Emulsion geworden war, die sich nach mehren
Stunden nicht klÀren wollte. Was soll man da nun an-
fangen? Dragendorff macht auf diesen Uebelstand
selbst aufmerksam und rÀth, unter solchen UmstÀnden
das Gemisch einer Temperatur von + 50 bis 600 C. aus-
zusetzen oder, wenn diese Manipulation fehlschlagen sollte,
die KlÀrung durch einige Tropfen Alkohol zu bewirken;
doch fĂŒhren auch diese HĂŒlfsmittel nicht immer sicher zum
Ziele. Einen zweiten Nachtheil hat die Anwendung des
Benzins dadurch, dass es sich schwer von dem damit
geschĂŒttelten Wasser trennen lĂ€sst, dass letzteres oft in
kleinen Tröpfchen hartnÀckig gleichsam in dem Benzin
vertheilt sitzt. Man soll in solchen FÀllen bei grösseren
FlĂŒssigkeitsmengen zu einem Scheidetrichter, bei kleineren
zu einer BĂŒrette seine Zuflucht nehmen und die letzten
Wassermengen durch ein angenÀsstes Filter von dem
Benzin trennen.
zur Darstellung u. quantit. Bestimmung des Morphins etc. 4%
Bei dem Gebrauche des Fuselöls umgeht man diese
Klippen. Tritt bei dem SchĂŒtteln einer FlĂŒssigkeit
mit demselben nicht sofort die Trennung ein, so ge-
nĂŒgt ein sehr kurzes ErwĂ€rmen auf dem Wasserbade,
um die Scheidung sofort herbeizufĂŒhren, und diese
ist dann stets so vollstÀndig, dass bei einiger Uebung
der Amylalkohol bis auf den letzten Tropfen mit einer
Kautschukpipette abgenommen werden kann. Es hat
ferner viel fĂŒr sich, wenn man bei so subtilen Unter-
suchungen, wie es die Nachweisungen der Alkaloide sind,
mit der Benutzung vieler GefÀsse, so wie auch mit der
Anwendung der Filtrationen so sparsam als möglich ist;
denn in solchen FĂ€llen muss der kleinste Verlust mit
der grössten Aengstlichkeit vermieden werden, was um
so mehr geschieht, in je einfacherer Weise die Opera-
tionen ausgefĂŒhrt werden.
Ich will bei dieser Gelegenheit noch einen Gegen-
stand zur Sprache bringen.
Bei gerichtlich-chemischen Untersuchungen fehlt es
selten an bestimmten Anhaltspuncten hinsichtlich der zur
Vergiftung angewandten Substanz, so dass dem Gerichts-
chemiker in den meisten FĂ€llen Fingerzeige von Seiten
des Gerichtes oder des Arztes gegeben werden können.
Um so nöthiger ist dies, wenn es sich um die Auffindung
von Alkaloiden handelt. Der Sectionsbefund hat in die-
sen FĂ€llen eine ganz besonders grosse Wichtigkeit, weil
er hĂ€ufig sichere SchlĂŒsse auf das vorhandene Alkaloid
gestattet. Es wÀre jedoch auch möglich, dass dem Gerichts-
chemiker bei einer Vergiftung mit Alkaloiden gar kein
Anhaltspunct gegeben werden könnte; und in einem sol-
chen Falle wĂŒrde eine Methode, die gleichzeitig den
Nachweis aller hierher gehörender Alkaloide gestattete,
von doppelt grossem Werthe sein.
Die Stasâsche Methode ist nicht Ă€nwendbar, weil
Morphin dadurch ĂŒbersehen und jede mögliche quantita-
tive Bestimmung problematisch wĂŒrde; die Methode von
Graham und Hoffmann dĂŒrfte noch nicht die Probe
»
i
48 L. Schachtrupp, Anwendung des Amylalkohols
fĂŒr eine solche Erweiterung in ihrer Anwendung bestan-
den haben; dagegen wĂŒrde man nach dem Erdmann-
Uslarâschen Verfahren bei genauem Arbeiten nie Gefahr
laufen, irgend ein Alkaloid zu ĂŒbersehen, wĂ€hrend in
einem solchen Falle das Benzin allein nicht zum Ziele
fĂŒhrt, weil Morphin von demselben gleichfalls nicht gelöst
wird.
Es ist von Dragendorff die grössere Löslichkeit
des Strychnins in Benzin bewiesen und hervorgehoben.
100 Th. Benzin lösen 0,607 Th. Strychnin, eben so viel
Fuselöl löst 0,55 Th. desselben. Jedenfalls liegt darin
kein Vorwurf; denn die Abweichung in der Löslichkeit
ist sehr gering und kann nicht in Betracht kommen. Der
Amylalkohol besitzt durchschnittlich eine so grosse Lö-
sungsfĂ€higkeit fĂŒr Alkaloide, dass dadurch sein Werth
fĂŒr gerichtlich-chemische Untersuchungen noch besonders
erhöht wird. Nach den von M. Kubly*) ĂŒber die Alka-
loide des Opiums bei forensisch-chemischen Untersuchun-
gen mitgetheilten Beobachtungen, ist dem Benzin, wenn
es sich um die Isolirung von Narcotin, Papaverin und
Thebain handelt, der Vorzug vor dem Fuselöl zu geben,
weil letzteres die genannten Körper in geringerem Grade
löst; dagegen wird der Amylalkohol zu dem Nachweise
von Morphin wiederum empfohlen, und zugleich sein grös-
seres Löslichkeitsvermögen fĂŒr Codein hervorgehoben.
Bei einer Vergiftung mit Opium ist der Beweis, dass
das Verbrechen mit dieser Substanz ausgefĂŒhrt ist, meiner
Ansicht nach dadurch am schlagendsten gefĂŒhrt, wenn
neben Morphin und Narcotin das Vorhandensein der Mecon-
sÀure nachgewiesen ist. Sollte man Substanz genug haben,
um bei solchen Analysen auch die Gegenwart der ĂŒbrigen
im Opium enthaltenen Basen zu beweisen, so wĂŒrde,
nach M. Kubly, das Erdmann -Uslarâsche Verfahren
dahin abzuÀndern sein, dass die von organischen Materien
- und Farbstoffen befreite wÀsserige Lösung der Alkaloide
*) Phbarmaceutische Zeitschrift fĂŒr Russland.
ba ll dis HERREN RT.
zur Darstellung u: quantit. Bestimmung des Morphins ete. 49
auf Zusatz von Ammoniak zuerst mit Benzin und dann
mit Fuselöl behandelt wĂŒrde. Das erstere enthĂ€lt dann
Narcotin, Papaverin, Thebain und Codein gelöst, in dem
letzteren ist das Morphin enthalten. Behandelt man nach
Entfernung des Benzins den RĂŒckstand mit Fuselöl in
der KÀlte, so wird das Codein gelöst. Von den drei
rĂŒckstĂ€ndigen Basen Narcotin, Papaverin und Thebain
wird ersteres durch Behandeln mit essigsÀurehaltigem
Wasser getrennt, in welchem Narcotin unlöslich ist, The-
bain und Papaverin können durch Versetzen einer schwe-
felsÀurehaltigen Lösung mit Jodwismuth-Jodkalium ge-
trennt werden, durch welches Thebain gefÀllt und Papa-
verin gelöst bleibt. Kubly gibt alsdann fĂŒr die zuletzt
genannten Alkaloide die Specialreactionen an. Ich lasse
mich hier auf diese weiteren Details nicht ein, sondern
erlaube mir, aus der nĂŒchternen Praxis noch einige Be-
merkungen einschalten zu dĂŒrfen.
Es ist die interessante und schöne Arbeit von Kubly
allerdings in so fern von grossem Werthe, als der Ver-
fasser ĂŒber die Trennungen und beweisenden Reactionen
der Alkaloide Papaverin, Thebain und Narcein Licht ver-
breitet; aber schwerlich glaube ich, dass bei der prak-
tischen AusfĂŒhrung der ĂŒber Opiumvergiftung angestellten
Analysen der betreffende Gerichtschemiker in allen FĂ€llen
Material genug hat, um die Trennung dieser im Opium
nur in geringer Menge vorkommenden Basen ausfĂŒhren
und ihr Vorhandensein sicher bestÀtigen zu können. Wenn
man in einer grösseren Menge Speisebrei 5 Gran Opium
hat, so ist man zufrieden, Morphin, Narcotin und Mecon-
sÀure mit Sicherheit nachgewiesen zu haben, und hat
man diese Verbindungen gefunden, so sinkt damit der
etwaige Nachweis der ĂŒbrigen Körper im Opium zu
einem Beweise von nur secundÀrem Werthe herab. Es
ist ein grosser Unterschied, ob man die reinen Basen
mit kĂŒnstlichem Speisebrei mischt, um sie aus demselben
wieder abzuscheiden, oder ob man einige Grane Opium
zu solchen Versuchen n'mmt, oder ob gar Leichentheile
Arch.d. Pharm. CLXXXTII. Bds. 1.u.2.Hft. 4
SERIEN ATS Or
50 L. Schachtrupp, Anwendung des Amylalkohols
zu prĂŒfen sind, die vielleicht nicht mehr wie einige Grane
noch unzersetzten Opiums enthalten.
Sollte ich eine Untersuchung auf Opium machen
mĂŒssen, so wĂŒrde ich, gestĂŒtzt auf die Lehren der Wissen-
schaft, das Vorhandensein des Opiums vor dem Gerichte
angeben, wenn ich den bestimmten Nachweis der oben
angefĂŒhrten Verbindungen beizubringen im Stande wĂ€re,
auch wenn es mir nicht möglich sein sollte, Narcein,
Thebain, Codein und Papaverin aufzufinden.
Hinsichtlich der bestĂ€tigenden Reactionen fĂŒr Morphin
legt Kubly viel Werth auf die von Husemann ange-
gebene Reaction, die durch Erhitzen des Morphins auf
100â1500 und nach dem Erkalten durch HinzufĂŒgen
von SalpetersĂ€ure ausgefĂŒhrt wird. Es, tritt anfangs car-
moisin- oder blauviolette FÀrbung ein, welche allmÀlig
durch Blutroth in Dunkelorange ĂŒbergeht. So empfindlich
diese Reaction auch ist, so lege ich doch das grösste
Gewicht auf das Verhalten der Eisenoxydsalze gegen
Morphin und wĂŒrde nie das Vorhandensein desselben fĂŒr
bewiesen halten, wenn diese Reaction nicht in völliger
Deutlichkeit auftreten sollte.
Wenn Kubly anfĂŒhrt, dass sie nur bei einem ho-
hen Grade von Reinheit und nur in concentrirter Lösung
des Morphins erfolge, so muss ich das erstere zugeben,
das zweite indess nach meinen Beobachtungen bezweifeln.
Auch eine verdĂŒnnte Lösung von Morphin gibt die be-
wusste Reaction sehr schön und deutlich, wenn man einen
Tropfen einer möglichst neutralen Lösung von Eisenchlorid
in die FlĂŒssigkeit fallen lĂ€sst. Viel schöner beobachtet man
im Allgemeinen diese so wie alle Reactionen der Alkaloide
in einem sauberen, recht weissen PorcellanschÀlchen, als
auf UhrglÀschen.
Eben so vortheilhaft wie die Erdmann- Uslarache
Methode bei gerichtlich-chemischen Untersuchungen ĂŒber-
haupt, als auch speciell bei dem Auffinden des Morphins
ist, so sichere Resultate liefert sie bei dem Nachweise
des Strychnins. Ein einfacher Versuch, den ich hier noch
zur Darstellung u. quantit. Bestimmung des Morphins etc. 51
anfĂŒhren will, bestĂ€tigt dies wiederum. Man nehme un-
gefÀhr den dritten oder vierten Theil eines einzigen
Strychninsamens, durchfeuchte denselben mit Ammoniak-
liquor und lasse ihn an der Luft oder in gelinder WĂ€rme
austrocknen. Bringt man das kleine StĂŒck in ein Pro-
bierröhrchen, giesst etwas Fuselöl darauf und erhitzt ĂŒber
der Gasflamme einige Augenblicke, so geben schon wenige
Tropfen des verdunsteten Amylalkohols mit SchwefelsÀure
und saurem chromsauren Kali die prachtvolle Reaction
auf Strychnin.
Letheby will gefunden haben, dass FerrideyankaliĂŒm
und das von Otto empfohlene zweifach chromsaure Kali
weniger sicher zur Erkennung des Strychnins seien, als
Braunstein, Bleihyperoxyd und der galvanische Strom.
Ich habe nie irgend welchen erheblichen Unterschied
zwischen dem Braunstein, Bleihyperoxyd und dem Chrom-
sÀure-Salze bemerkt; wo das letztere kein Strychnin
anzeigt, ist auch kein Strychnin vorhanden.
Was diese letzteren Reactionen (mit den Hyperoxyden
von Mangan und Blei, so wie mit saurem chromsauren
Kali und Ferrideyankalium) anbetrifft, so verdient her-
vorgehoben zu werden, dass nach Dragendorffâs Beob-
achtungen auch das Curarin völlig gleiche Reactionen gibt.
Es bleiben alsdann fĂŒr Strychnin noch die durch Kalium-
Quecksilberjodid, GerbsÀure, Platinchlorid, Goldchlorid
und Chlorwasser charakteristischen FĂ€llungen als Erken-
nungsmittel ĂŒbrig, welche, wenn sie gleichzeitig mit den
oben bemerkten Reactionen auftreten, die Gegenwart des
Strychnins und Abwesenheit des Curarins beweisen. Ka-
lium-Quecksilberjodid gibt in einer von Alkohol, Essig-
sÀure und Ammoniak freien Lösung des schwefelsauren
Strychnins einen amorphen gelben, GerbsÀure und Chlor-
wasser bewirken einen weissen, Platinchlorid und Gold-
chlorid einen grauen Niederschlag. Da das Curarin aus
wĂ€sseriger Lösung nicht in Benzin ĂŒbergeht, so kann es
dadurch leicht vom Strychnin getrennt werden, welches
sich leicht in Benzin löst.
4*
52 L. Schachtrupp, Anwendung des Amylalkohols
Es kann mir schwerlich ein Vorwurf darĂŒber gemacht
werden, dass ich viele der frĂŒher empfohlenen und in
jĂŒngster Zeit noch aufgefundenen Methoden zur Abschei-
dung der Alkaloide fĂŒr gerichtlich-chemische Analysen
unberĂŒcksichtigt gelassen habe; denn bei dem grossen
Umfange der Literatur ĂŒber diesen Gegenstand wĂŒrde
selbst eine kurze Uebersicht und Beschreibung aller in
dieses Gebiet schlagenden Arbeiten eine besondere und
umfangreiche Arbeit fĂŒr sich ausmachen und mich weit
ĂŒber die Grenzen des mir gestellten Themas hinausfĂŒhren.
Ich will nur hervorheben, dass die von Sonnen-
schein angegebene Methode, welche der Stasâschen an
ZuverlÀssigkeit völlig gleich zu stellen ist und auf der
FÀllung der Alkaloide durch PhosphormolybdÀnsÀure be-
ruht, nach dem Bekanntwerden des Erdmann-Uslarâschen
Verfahrens von dem Autor selbst aufgegeben ist, indem
er die VorzĂŒge des letzteren bereitwillig und offen an-
erkannte.
Zum Schlusse mag es mir erlaubt sein, noch einen
Punct in Bezug auf den Nachweis der Alkaloide hervor-
zuheben. Cloetta hat vor einiger Zeit eine Arbeit ĂŒber
das Auffinden des Strychnins in organischen Massen publi-
eirt, welche von C. Neubauer in Freseniusâ Zeitschrift
fĂŒr analytische Chemie mitgetheilt ist. Ohne mich auf
die Beschreibung der von Cloetta angewandten Methode
und der sonstigen hierauf bezĂŒglichen Bemerkungen ein-
zulassen, will ich nur die von demselben gefundene That-
sache hervorheben, dass Morphin und Strychnin, in den
lebenden thierischen Organismus gebracht, einer gÀnzlichen
Zersetzung zu unterliegen scheinen, indem Cloetta in
keinem Theile des Thierkörpers die genannten Alkaloide
aufzufinden im Stande war.
Im Widerspruch mit diesen Angaben stehen die
Untersuchungen des Pharmaceuten Masing in Dorpat *),
welcher Strychnin in mehren FÀllen im Blute, in betrÀcht-
*) Pharmae. Zeitschr. fĂŒr Russland.
VE I
zur Darstellung u. quantit. Bestimmung des Morphins etc. 53
licher Menge in der Leber, in geringerer Menge in den
Nieren, der Milz und PancreasdrĂŒse, im Duodenum und
der oberen HĂ€lfte des DĂŒnndarmes, so wie auch stellen-
weise im Harne nachgewiesen hat, wÀhrend er das Gift
im Herzen, in der Lunge, der unteren HĂ€lfte des DĂŒnndar-
mes, den Faeces, dem Gehirne, den vom Blute entleerten
grösseren GefÀssen nicht aufzufinden im Stande war.
An diese Angaben schliesst sich ein von mir beob-
achteter und untersuchter Fall an. Eine Katze hatte im
Verlaufe von 24 Stunden 15 Gran Morphin bekommen; das
Gift schien keine Wirkung auf sie auszuĂŒben. Sie wurde 4
bis 5 Stunden nach der letzten Darreichung des Giftes ge-
tödtet. Der Magen war fast leer. Es wurden Herz, Lun-
gen, Magen, GedÀrme mit Faeces und der Harn, welcher
die Harnblase fast ganz anfĂŒllte, untersucht, zum Theil
nach der Sonnenscheinâschen, zum Theil nach der Erd-
mann-Uslarâschen Methode. Trotz des genauesten Arbeitens
konnte in keinem der angefĂŒhrten Körpertheile auch nur
eine Spur Morphin nachgewiesen werden.
9
Ueber Kreosotgas;
von
L. Ramdohr,
techn. Dirigent der Mineralöl- und Paraffın- Fabrik GeorghĂŒtte bei
Aschersleben.
1.
Bei der Verarbeitung des Braunkohlentheers auf
Mineralöle (Photogen, Solaröl) und Paraffın werden die
in den Rohproducten enthaltenen und in denselben lös-
lichen, der CarbolsÀure-Reihe angehörigen Stoffe
(welche in der Technik aus naheliegenden und bekannten
GrĂŒnden ĂŒberall kurzweg als Kreosot bezeichnet werden,
und fĂŒr welche in nachstehenden Zeilen der
KĂŒrze halber ebenfalls nur dieser Ausdruck
benutzt werden wird) durch concentrirte Aetznatron-
lauge ausgeschieden. Das Kreosot-Natron ist in den
Mineralölen etc. unlöslich und scheidet sich nach erfogter
54 L. Ramdohr,
Mischung der Rohöle mit der Natronlauge am Boden des
MischgefÀsses als eine tiefschwarze, schwere, in der WÀrme
ziemlich leichtflĂŒssige Schicht ab, von welcher das kreosot-
freie Oel zur weiteren Behandlung mit SchwefelsÀure
u.s.w. abgehoben wird.
Die Ausgabe fĂŒr Aetznatron reprĂ€sentirt in allen den-
jenigen Fabriken, welche Braunkohlentheer verarbeiten,
eine ganz respectable Zahl; man rechnet im grossen Durch-
schnitt auf 1 Ctr. Theer fĂŒr 10 Sgr. bis 131], Sgr. Aetz-
natron. Nimmt man an, dass in der Provinz Sachsen im
Jahre 1865 etwa 450,000 Otr. Braunkohlentheer auf Mineral-
öle und Paraffin verarbeitet worden sind und rechnet
man auf 1 Ctr. Theer nur das Minimum von 10 Sgr.
fĂŒr Aetznatron, so belĂ€uft sich die Ausgabe fĂŒr diesen
Artikel schon auf 150,000 Tblr. Trotzdem hat man bis-
her wenig GlĂŒck mit einer Verwerthung des Kreosot-
natron gehabt, welche auch nur etwas; ĂŒber die HĂ€lfte
der Kosten fĂŒr das Alkali gedeckt hĂ€tte.
Einige der grösseren Fabriken verwenden noch jetzt
das Kreosotnatron zum ImprÀgniren der zum Ausbau der
SchÀchte und Strecken benutzten Hölzer oder verkaufen
es zu gleichem Zwecke fĂŒr den Preis von 1 bis höchstens
11, Thlr. pro Centner. Wenn man nun in 100 Pfd. Kreosot-
natron etwa 50 Pfd. Kreosot und 20 Pfd. kÀufliches Aetz-
natron in Form von 50 Pfd. Lauge, den Werth von
1 Ctr. Kreosot aber zu 25 Sgr. annimmt, so werden die
in 100 Pfd. Kreosotnatron enthaltenen 20 Pfd. Aetznatron
im gĂŒnstigten Falle zu 15 Sgr., 100 Pfd. des Natrons
mithin zu 21), Thlr. verwerthet, was etwa 30 Proc. vom
Selbstkostenpreise ausmacht. Diese Benutzung des Kreosot-
natrons ist, namentlich mit RĂŒcksicht darauf, dass das
Kreosot fĂŒr sich allein nicht stets gut zu verwerthen ist,
immerhin noch vortbeilhafter, als die hier und da ĂŒbliche
Trennung des Kreosots aus seiner Verbindung mit dem
Natron unter Bildung von Glaubersalz. Zu diesem Behufe
wird nÀmlich das Kreosotnatron mit der zur Reinigung
der Rohöle benutzten SchwefelsÀure gemischt; dabei schei-
det sich obenauf das rohe Kreosot als tiefschwarze FlĂŒs-
ĂŒber Kreosotgas. 55
sigkeit aus, wÀhrend das Glaubersalz sich in wÀsseriger
Lösung im unteren Theile des GefÀsses vorfindet. Die
zo gewonnene rohe CarbolsĂ€ure wird hĂ€ufig auch fĂŒr sich
allein zum ImprÀgniren der Grubenhölzer verwendet.
Dies Verfahren dĂŒrfte, wie schon erwĂ€hnt, fast ĂŒberall
zu verwerfen sein; jedenfalls ist es nur in dem gewiss
Ă€usserst seltenen Falle gerechtfertigt, wo die gebrauchte
SchwefelsÀure als werthloses, dagegen Kreosot und Glauber-
salz als gut bezahlte Producte zu betrachten sind. Hierbei
mag nicht unerwÀhnt bleiben, dass der Mineralöl-Fabrikant
es fast immer in der Hand hat, seine bereits gebrauchte
SchwefelsÀure zu verhÀltnissmÀssig gutem Preise zu ver-
werthen. Diese SĂ€ure eignet sich nĂ€mlich ganz vorzĂŒg-
lich zum Aufschliessen der Knochenmehle oder des Bein-
schwarzes behufs Darstellung des sogenannten sauren
phosphorsauren Kalkes; sie lĂ€sst sich in diesem Falle â
vorausgesetzt, dass man die Fabrikation dieses DĂŒnge-
mittels selbst betreibt â mit mindestens 1!/, Thlr. pro
Centner verwerthen, andern Falls ist sie an nahegelegene
DĂŒngerfabriken mit 20 bis 15 Sgr. abzusetzen.
FĂŒr vortheilhafter habe ich die folgende Verarbeitungs-
weise gehalten, welche ich seit etwa sechs Jahren auf
der Mineralöl- und Paraffinfabrik GeorghĂŒtte bei Aschers-
leben angewandt habe. Das Kreosotnatron wird in einem
den bei hĂŒttenmĂ€nnischen Processen gebrĂ€uchlichen Flamm-
öfen nicht unĂ€hnlichen Ofen zur EntzĂŒndung gebracht.
Die Sohle (den Heerd) dieses Ofens bildet eine starke
gusseiserne Pfanne von circa 8 Fuss LĂ€nge, 4 Fuss Breite
und 9 Zoll Tiefe. Die RĂ€nder dieser Pfanne sind durch
Chamotte- Uebermauerung gegen die directe Einwirkung
der Flamme geschĂŒtzt. Die EntzĂŒndung des Kreosots
erfolgt durch die von einem 2!/, Quadratfuss grossen
Roste herkommende, durch Verbrennung von erdiger Braun-
kohle erzeugte, ĂŒber die in der Pfanne befindliche FlĂŒssig-
keit hinwegstreichende Flamme sehr leicht und an der
ganzen FlÀche. Die Verbrennungsproducte werden unter
der auf einem 10 Zoll starken Chamottegewölbe ruhenden
Pfanne zurĂŒck und sodann seitwĂ€rts einem etwa 50 Fuss
56 L. Ramdohr,
hohen, 2 Fuss im Lichten weiten Schornsteine zugefĂŒhrt.
WĂ€hrend an der einen schmalen Seite des ĂOfens sich
der Rost fĂŒr die Feuerung befindet, ist an der entgegen-
gesetzten Seite eine Arbeitsöffnung zum DurchkrĂŒcken
des brennenden Pfannen-Inhalts, ausserdem aber an einer
der Breitseiten eine zweite Oeffnung zum Entleeren der
Pfanne angebracht. SelbstverstÀndlich sind beide Arbeits-
öffaungen durch ThĂŒren verschliessbar. Der Gang des
Betriebes ist nun einfach folgender. Das in dem Kreosot-
natron enthaltene Wasser verdampft, das Kreosot verbrennt
unter Ausscheidung eines kohlenstoffreichen porösen Coks,
welcher mit dem unverbrennlichen, resp. nicht flĂŒchtigen
Natron gemengt, in der Pfanne als glĂŒhende Masse zurĂŒck-
bleibt, welche durch die zweite Arbeitsöffnung ausgezogen
und behufs der AbkĂŒhlung in geeignete eiserne GefĂ€sse
geworfen wird. Ein grosser Theil der durch Verbrennung
des Kreosots erzeugten KohlensÀure geht selbstverstÀnd-
lich an das Natron.
Mittelst einer solchen Pfanne lassen sich in 10 Arbeits-
stunden bequem 20 bis 25 Centner Kreosotnatron auf-
arbeiten und es resultiren daraus 30 bis 33 Proc. natron-
haltiger Cok, kurzweg als âNatroncokâ bezeichnet.
Nehmen wir in 100 Pfd. Kreosotnatron 20 Pfd. kÀufli-
ches Aetznatronhydrat (caust. Soda) an, so betrÀgt nach
Abrechnung der vom Natron aufgenommenen KohlensÀure
die QuantitÀt des aus dem Kreosot ausgeschiedenen Kohlen-
stoffs etwa 10 Pfd., also eirca 20 Proc. von dem Gewichte
der in jenen 100 Pfd. Kreosotnatron enthaltenen Kreosots
selbst. Ausserdem entweicht noch ein Theil unverbrannten
Kohlenstoffs aus dem Schornstein.
Es ist einleuchtend, dass der in der Pfanne zurĂŒck-
bleibende Cok das gesammte, zur Ausscheidung des Kreo-
sots aus den Mineralölen etc. benutzt gewesene Aetznatron
in der Form von kohlensaurem Natron enthalten muss;
eben so einleuchtend ist es, dass das kohlensaure Natron
ein viel leichter zu verwendender und werthvollerer Stoff
ist, als das bei Zersetzung des Kreosotnatrons mittelst
SchwefelsĂ€ure erhaltene Glaubersalz â mit einem Worte,
BRD
ĂŒber Kreosotgas. 57
dass diese Art der Nutzbarmachung des Kreosotnatrons
gewinnbringender sein wird, als die beiden zuvor mit-
getheilten Verwerthungsmethoden. Die Arbeitslöhne sind
nicht bedeutend und eine etwas erhebliche Abnutzung
findet nur bei der gusseisernen Pfanne statt.
Die Natroncoks wurden anfÀnglich an eine chemische
Fabrik verkauft, welche jedenfalls das Natron daraus
wiedergewonnen haben wird; spÀterhin habe ich sie selbst
auf Aetznatronlauge zur sofortigen directen Wiederver-
wendung in der Mineralöl-Fabrikation verarbeitet.
Trotz der unleugbaren VorzĂŒge dieser Methode zur
Verwerthung des Kreosotnatrons genĂŒgte mir dieselbe
nicht, wenn ich daran dachte, dass das Kreosot gÀnzlich
verloren ginge, höchstens als Brennmaterial etwas nĂŒtzend,
und so kam ich schon vor einigen Jahren auf den Gedanken,
dass das Kreosot auch auf Leuchtgas zu ver-
arbeiten sein mĂŒsste. Mehrfache, diese Vermuthung
befestigende Betrachtungen veranlassten mich schon vor
etwa zwei Jahren, von einem Freunde Vergasungsversuche
mit dem carbolsauren Natron vornehmen zu lassen; obwohl
diese Versuche nur als ganz primitive zu bezeichnen
waren, insofern die eigenthĂŒmliche Consistenz des zu unter-
suchenden Körpers und die hauptsÀchlich beabsichtigte
Darstellung eines möglichst reinen kohlensauren Natrons
als Retorten- RĂŒckstand ganz besondere, zu einem vor-
lÀufigen Versuche nicht gut herstellbare Vorrichtungen
erforderlich gemacht haben wĂŒrde, so zeigte sich doch
schon damals, dass meine Voraussetzungen an sich richtig
waren: das Gas wurde mir als ein vorzĂŒglich hell leuch-
tendes und mit Leichtigkeit zu entwickelndes bezeichnet.
Messungen hinsichtlich der Leuchtkraft und der QuantitÀt
fanden bei diesen flĂŒchtigen Versuchen nicht statt; es
hÀtte dies damals auch wenig Werth gehabt, insofern
zur Verdickung der Masse SÀgespÀne angewandt werden
mussten und diese auf QualitÀt und QuantitÀt des Gases
nicht ohne Einfluss gewesen sein mochten. SpĂ€terhin â
es war gegen Ende des Jahres 1865 â wurde ein zweiter,
aber auch nur roher, Versuch in der Weise ausgefĂŒhrt,
58 L. Ramdohr,
dass in der Holzgas- Anstalt zu Sondershausen das Kreosot-
natron, nicht gemengt mit SÀgespÀnen oder dergl., mittelst
Schaufeln auf das bereits ausgegaste Holz geworfen wurde.
Auch hier resultirte ein sehr schön leuchtendes Gas in
erheblicher Menge. Specielle Messungen konnten leider
auch hier nicht vorgenommen werden. Indess war doch
die Möglichkeit einer vortheilhaften Vergasung der Car-
bolsÀure zur Evidenz nachgewiesen, und es handelte sich,
bevor zur praktischen Nutzbarmachung der Idee geschritten
wurde, nur noch um Feststellung der QualitÀt und Quan-
titÀt des erzeugten Leuchtgases. Zu einem derartigen
letzten Versuche hatten die mir befreundeten Besitzer
eines technischen Etablissements die GĂŒte, die Hand zu
bieten. Dieselben erzeugen zur Beleuchtung ihrer Fabrik
in einer Chamotteretorte Steinkohlengas. Der GasbehÀlter
war möglichst leer gemacht und die ReinigungskÀsten
mit frischem Kalk beschickt worden. Eine mehrtÀgige
Vergasung von dem aus der Mineralöl- und Paraffinfabrik
GeorghĂŒtte stammenden Kreosotnatron ergab nun im
Wesentlichen folgendes Resultat:
1) 100 Pfd. Kreosotnatron ergaben circa 550 Cubikfuss
Leuchtgas. (Wenn in 100 Pfd. des Kreosotnatrons
50 Pfd. Kreosot enthalten sind, so betrÀgt dies auf
100 Pfd. der letzteren eine Ausbeute von 1100
Cubikfuss Gas.)
2) Das Kreosotgas, aus einem gewöhnlichen Stein-
kohlengas- Schnittbrenner, welcher pro Stunde 5
Cubikfuss Gas verbraucht, gebrannt, zeigte eine
LichtstÀrke von 38 Wachskerzen (6 auf ein Pfund
bei 10 Zoll LĂ€nge).
3) Desgl. aus einem 4 Cubikfuss Schnittbrenner von
28 Wachskerzen.
4) Desgl. aus einem 3 Cubikfuss Schnittbrenner von
19 Wachskerzen.
5) Trotzdem ein Theil der erzeugten KohlensÀure an
das in der Retorte zurĂŒckbleibende Natron gegangen
war, so fanden sich im Gase doch noch erhebliche
QuantitÀten freier KohlensÀure vor.
,
â
ĂŒber Kreosotgas. 59
6) Die Chamotte-Retorte hatte nur bei der ersten
Beschickung mit Kreosotnatron Gas durchgelassen;
spÀter war sie dicht geblieben.
Obwohl die vorstehenden Zahlenangaben auf absolute
Genauigkeit Anspruch nicht machen dĂŒrfen (es wĂŒrde
dazu eine lÀngere Experimentirzeit gehören), so erschien
doch auf Grund der erfolgten Beobachtungen die Verwend-
barkeit des Kreosotnatrons zu Leuchtgas vollkommen ge-
sichert, und zwar um so mehr, als das eigentlich wich-
tigere Product â nĂ€mlich die mit kohlensaurem Natron
imprĂ€gnirten Coks â in der bequemsten Weise nebenbei
gewonnen werden. Es wurde deshalb die Einrichtung
einer Kreosotgas- Anstalt fĂŒr die GeorghĂŒtte beschlossen
und es dĂŒrfte deren Benutzung im October dieses Jahres
erfolgen.
Bei der Bestimmung ĂŒber die Einrichtung der Retorten-
öfen schwebten mir ursprĂŒnglich folgende Ideen vor:
1) Man hÀtte jeden Ofen mit zwei Retorten (A- und
B-Retorte), welche durch ein etwa fĂŒnfzölliges Rohr unter
einander hĂ€tten verbunden werden mĂŒssen, versehen kön-
nen. In Retorte A wĂŒrde eine einfache Verdampfung
des Wassers und des Kreosots, in der mit CoksstĂŒcken
u.s. w. gefĂŒllten Retorte B die Vergasung der aus A
herĂŒbertretenden KreosotdĂ€mpfe statt zu finden haben.
Voraussichtlich hÀtte man beide Retorten durch ein einziges
Feuer heizen können, welches zuerst die Retorte B und
dann erst die Verdampfungs-Retorte A hĂ€tte berĂŒhren
mĂŒssen.
Jedenfalls hÀtte indess die Leuchtgas- Fabrikation
bei Anwendung dieses Systems einige Schwierigkeiten
insofern mit sich gebracht, als es nicht gerade leicht sein
möchte, die RostflÀche, die passende Grösse und das ge-
eignete Material der beiden Retorten ohne vorhergegangene
lĂ€ngere Versuche, so zu sagen lediglich nach dem GefĂŒhl,
zu bestimmen. Bei der nicht immer gleichmÀssig guten
Beschaffenheit des Heizmaterials, namentlich wenn dasselbe
Braunkohle ist, wĂŒrde der Betrieb eines solchen Doppel-
ofens sogar grosse Schwierigkeiten haben, wenn man
60 L. Ramdohr,
bedenkt, dass Retorte A eben nur eine solche Temperatur
erhalten darf, wie sie zur Verdampfung des Kreosots
erforderlich ist, wÀhrend Retorte B unter allen UmstÀnden
die nöthige Vergasungstemperatur erhalten muss. Ausser-
dem wĂŒrde, da fĂŒr jeden Fall ein Reserveofen hĂ€tte vor-
handen sein mĂŒssen, die Ofenanlage gerade nicht billig
geworden sein. Mit RĂŒcksicht auf alle diese mit Be-
stimmtheit vorauszusehenden MĂ€ngel wurde von der An-
lage eines solchen Doppel-Retortensystems abgesehen,
trotzdem dasselbe im Princip jedenfalls richtig ist.
2) Eine andere Art der Verarbeitung des Kreosot-
natrons wĂŒrde darin bestehen, dass man diesen Körper
mit SÀgespÀnen, gebrauchter Lohe, Braunkohlencok, oder
Ă€hnlichen Stoffen zu einem steifen Brei gemengt, schaufel-
weise in eine ganz gewöhnliche Gasretorte eintrÀgt und
zur Vergasung bringt. Der Uebelstand indess, dass einer-
seits es nicht unbedeutende QuantitÀt irgend eines der
erstgenannten Körper erforderlich und deren Beschaffung
noch mit besonderen Kosten verknĂŒpft sein wĂŒrde, wĂ€hrend
andererseits dadurch das Volumen der natronhaltigen
Coks nicht nur wesentlich vergrössert, sondern die letzteren
noch mit einen unnĂŒtzen, fĂŒr ihre Verarbeitung auf Natron-
lauge jedenfalls nachtheiligen Ballast beladen werden
wĂŒrden, liess mich auch von dieser Art der Vergasung
des Kreosotnatrons absehen.
3) Aus Ă€hnlichen GrĂŒnden musste davon abgesehen
werden, die Vergasung des Kreosots in einer Retorte aus-
zufĂŒhren, welche Ă€hnlich den bei der Harzgasfabrikation
angewandten mit Coks oder ZiegelstĂŒcken etc. gefĂŒllt
ist; der natronhaltige Cok wĂŒrde massenhaft mit fremd-
artigen Körpern, welche von ihm incrustirt sein wĂŒrden,
vermengt sein und vielleicht hÀtte fast Stunde um Stunde
eine Entleerung des Retorter-Inhalts statt finden mĂŒssen.
In BerĂŒcksichtigung dieser und Ă€hnlicher UmstĂ€nde
wird eine einfache Retorte angewendet und derselben
das geschmolzene Kreosotnatron in einem continuirlichen
Strahle zugefĂŒhrt werden. Dass dies so ganz ohne Weiteres
ĂŒber Kreosotgas. 61
nicht geht, sondern dass gewisse Vorkehrungen erforderlich
sind, welehe durch die eigenthĂŒmliche Beschaffenheit des
Rohmaterials, so wie durch die beabsichtigte Darstellung
des spÀter in besonderer Weise zu verarbeitenden Natron-
cok bedingt werden, liegt auf der Hand. Seiner Zeit
werde ich nicht unterlassen, auf die in dieser Beziehung
gemachten Beobachtungen und gesammelten Erfahrungen
zurĂŒckzukommen.
Schliesslich weise ich nur noch darauf hin, wie es
wissenschaftlich interessant sein wird, einerseits die flĂŒssi-
gen Nebenproducte bei dieser Gasbereitungsweise kennen
zu lernen, andererseits aber auch festzustellen, wie weit
die Gegenwart des Aetznatrons durch seine prÀdisponirende
Verwandtschaft zu der aus dem Kreosot in der GlĂŒhhitze
sich bildenden KohlensÀure die VollstÀndigkeit der Zer-
setzung zu Leuchtgas bedingt. Dies wird aus einem â
demnĂ€chst auszufĂŒhrenden â Versuche erhellen, bei wel-
chem das aus der Verbindung mit dem Natron abgeschie-
dene Kreosot fĂŒr sich allein. der nĂ€mlichen GlĂŒhhitze aus-
gesetzt wird.
Die Resultate dieses Parallelversuches hinsichtlich
des Gasquantums, der Leuchtkraft des Gases und der
Art der Nebenproducte hoffe ich demnÀchst mittheilen zu
könhen.
17
Im Anschluss an die 1866 bereits gemachten Mitthei-
lungen gebe ich im Folgenden einige Notizen ĂŒber die
bei meiner Kreosotgas- Anstalt erlangten Betriebsresultate,
nachdem ich zuvor in einfachen Umrissen die vorhandenen
Betriebs-Einrichtungen beschrieben haben werde.
A. Betriebs - Einrichtungen.
1) Retortenhaus. Es sind zwei Oefen mit je
einer Retorte von 6 Fuss rheinl. LĂ€nge und 15 Zoll Durch-
messer vorhanden, von denen einer fĂŒr den Betrieb, der
andere als Reserve dient. In die auf den Oefen liegende,
zur HĂ€lfte mit Wasser etc. gefĂŒllte Vorlage von 12 Zoll
62 L. Ramdohr,
Durchmesser und 6 Fuss LĂ€nge mĂŒnden die 5 Zoll weiten
Steigrohre mit einem Eintauchen von 1N, Zoll ein. Zur
Speisung der Retorten mit dem zu verarbeitenden Kreosot-
natron findet sich auf jedem Ofen ein zum Theil in das
Mauerwerk versenktes Bassin, welches im Stande ist,
circa 15 Ctr. Kreosotnatron aufzunehmen. Die Grösse
dieser Bassins habe ich so gewÀhlt, dass jeder Zoll Höhe
der FlĂŒssigkeitssĂ€ule einem Gewichte von 50 Pfd. entspricht,
so dass die der Retorte zufliessende GewichtsquantitÀt
stets mit Leichtigkeit durch Messung festgestellt werden
kann. Um nun selbst geringe Mengen des Rohmaterials
mit hinreichender Genauigkeit messen zu können, habe
ich mir folgende sehr einfache Vorrichtung construirt.
Von einem im Kreosotnatron-Bassin befindlichen Schwim-
mer fĂŒhrt eine Schnur ĂŒber eine an der Balkenlage
befestigte Rolle in annÀhernd horizontaler Richtung nach
einer Rolle von 1 Zoll Durchmesser, an deren Achse
und fast mit derselben verbunden eine zweite Rolle von
4 Zoll Durchmesser sich befindet, auf welcher letzteren
gleichfalls, aber in entgegengesetzter Richtung ziehend,
eine Schnur aufgewickelt ist, an deren Ende ein Zeiger-
gewicht hÀngt. Beide Rollen laufen in einem kleinen
Gestelle, welches an dem oberen Ende eines 12 Fuss
langen, 3 Zoll breiten, in vertikaler Stellung an der nÀchsten
Wand befestigten Scalenbrettes angebracht ist. Bei dem
Steigen oder Sinken des Schwimmers im Kreosotnatron-
Bassin durchlÀuft das Zeigergewicht vor der Scala (und
zwar im entgegengesetzten Sinne) eine vierfach grössere
LÀnge, resp. Höhe, als der Schwimmer selbst. Dem ent-
sprechend zeigt die Rintheilung der Scala die im
VerhÀltniss der Rollenperipherier wie 4:1 vergrösser-
ten Zolle mit ihren Unterabtheilungen an. Sonach ist
ein vergrösserter Zoll (selbstverstÀndlich nur bei genauer
AusfĂŒhrung der Rollen, auf deren Umfange durch ein-
geschnittenes Schraubengewinde die Aufwickelungslinie
der Schnur vorgeschrieben ist) 4 Zoll rheinl. lang, mithin
gross genug, um selbst I, Zoll Niveauunterschied im
EN Ă |
ĂŒber Kreosotgas. 63
Kreosot-Bassin â einem Gewichte von 31/, Pfd. Kreosot-
natron entsprechend â mit grosser Leichtigkeit ablesen
zu können; ja bei einiger Uebung lÀsst sich sogar eine
Abnahme des Vorraths im Bassin um 1 Pfd. ziemlich
genau an der vergrösserten Scala ablesen und man könnte
erforderlichen Falls durch weitere Vergrösserung des
Durchmessers der zweiten Rolle die Genauigkeit der
Gewichtsmessungen noch steigern.
Die Heizung des ĂOfens erfolgt durch die bei der
Mineralöl- und Paraffinfabrikation als Nebenproduct ge-
wonnenen Theercoks â kohlenstoffreiche, in den Theer-
blasen verbleibende RĂŒckstĂ€nde â welche die Steinkohlen-
coks im Heizeffect um ein nicht Unbedeutendes ĂŒbertreffen.
Im Retortenhause ist ferner ein Brett mit 5 Manometern
angebracht: No. 1 communicirt mit den beiden Steig-
röhren und mit dem die Vorlage mit dem Condensator
verbindenden 4 Zoll weiten Rohre. Durch eingeschaitete
HĂ€hne kann die Communication mit dem einen oder dem
andern dieser Theile hergestellt werden. No. 2 giebt
den Druck unmittelbar hinter dem Condensator, Nr. 3
den Druck hinter der Waschmaschine, No. 4 den Druck
hinter dem Kalkreiniger, No. 5 den Druck in den Fort-
leitungsröhren, also hinter dem Druckregulirungs-Ventil, an.
Ausserdem enthÀlt das Retortenhaus noch eine aus
dem zwischen Wechselhahn und GasbehÀlter liegenden
Rohre gespeiste, fortwÀhrend brennende Experimentir-
flamme, deren Wichtigkeit gerade bei der Kreosotgas-
Fabrikation sehr in die Augen springt.
2) Der Reinigungsraum. Derselbe enthÀlt zu-
nÀchst an Stelle des Scrubbers einen Röhren -Condensator
mit Ă€usserer WasserkĂŒhlung, wie ich ihn aus der Mineralöl-
fabrik zufÀllig disponibel hatte. Dieser Condensator ver-
braucht bei circa 60 Quadratfuss KĂŒhlflĂ€che stĂŒndlich
eirca 12 Cubikfuss KĂŒhlwasser.
Von dem Ăondensator aus gelangt das Gas in die
Waschmaschine, ein wĂŒrfelförmiges GefĂ€ss mit eingelegtem
Siebboden, welcher etwa 41, Zoll tief unter dem Wasser-
64 L. Ramdohr,
niveau liegt. Die sonstige Einrichtung der Waschmaschine
darf als bekannt vorausgesetzt werden.
Sodann gelangt das Gas in den Wechselhahn, welcher
gestattet, dasselbe entweder dem einen der beiden Reini-
gungskĂ€sten oder aber direct dem GasbehĂ€lter zuzufĂŒhren.
Da aus dem ungereinigten Gase vorzugsweise nur Kohlen-
sĂ€ure zu entfernen ist, so wird zur FĂŒllung der Reinigungs-
kÀsten nur zu Staub gelöschter Kalk angewandt. Die
Kalkreiniger, von einer frĂŒher auf Holzgas arbeitenden
Anstalt angekauft, sind excel. Tasse im Lichten 5 Fuss
7 Zoll lang und 2 Fuss 3!/, Zoll breit, nach unten sich
verjĂŒngend und in der Mitte durch eine Scheidewand in
zwei gleich grosse RĂ€ume getheilt, von denen der eine
den auf- der andere den absteigenden Gasstrom durch-
lÀsst. In jeder Abtheilung des Reinigers liegen drei aus
Holz rostartig construirte Horden von je 27,5 X 33 Zoll;
"97,5 x 32 Zoll; 26,25 X 31,5 Zoll â resp. 6,3; 6,1; 5,75
Quadratfuss FlÀche (incl. Rahmen) und 55; 53,3 und 51,6
Quadratzoll freiem Durchgange zwischen den StÀben.
Die gesammte HordenflÀche in einem jeden Kalkreiniger
betrĂ€gt also 361/;, Quadratfuss rheinl. Zur FĂŒllung eines
Reinigers sind erforderlich 100 Pfd. gebrannter Kalk â
150 Pfd. Staubkalk; mithin kommen auf 1 Quadratfuss
HordenflÀche durchschnittlich 4,13 Pfd. Staubkalk zu liegen.
3) Der GasbehÀlter weicht in seiner Construction
nicht von den ĂŒblichen derartigen Vorrichtungen ab. Das
aus Mauersteinen und Cement aufgefĂŒhrte Bassin ist 12 Fuss
6 Zoll tief bei 16 Fuss lichtem Durchmesser. An der
dem Reinigungsraume am nÀchsten liegenden Stelle seines
Umfanges befindet sich der Schacht fĂŒr die Wassertöpfe
des Eingangs- und Ausgangsrohres. Die GasbehÀlterglocke
hat 2000 Cubikfuss nutzbaren Inhalt; sie ist 12 Fuss
hoch bei 15 Fuss Durchmesser und aus !,, Zoll starkem
Eisenblech hergestellt worden. Durch vier an dem oberen
und vier an dem unteren, unter Wasser bleibenden Ende
angebrachte Rollen wird die GeradfĂŒhrung der Glocke
bewirkt. An einem der FĂŒhrungsböcke befindet sich
BIETE,
Snâ
EV ee:
a 3
2 >
ĂŒber Kreosotgas. 65
eine auf 10 zu 10 Cubikfuss rheinl. eingetheilte Scala
befestigt, fĂŒr welche der Zeiger an der Oberkante der
Glocke fest angebracht worden ist.
Der von der GasbehĂ€lterglocke ausgeĂŒbte Druck be-
trÀgt genau 4 Zoll rheinl.
4) Sonstige Einrichtungen. Das von dem Gas-
behÀlter abgehende Ableitungsrohr ist in den Reinigungs-
raum zurĂŒckgefĂŒhrt und hier mit einem gewöhnlichen
Kegelventil verbunden worden, an welches die Erdrohr-
leitung sich anschliesst. Hierbei mag zuletzt bemerkt
sein, dass der grössere Theil der circa 70 Ruthen langen
Erdleitung aus gut getheerten schmiedeeisernen Röhren
hergestallt worden und bis jetzt vorzĂŒglich dicht geblie-
ben ist.
Eine Gasuhr ist nicht vorhanden, da nur fĂŒr den
eigenen Bedarf gearbeitet wird und das producirte Gas-
quantum mit genĂŒgender Genauigkeit an der neben dem
GasbehÀlter befindlichen Scala abgelesen werden kann.
Eben so hielt ich einen Druckregulator fĂŒr ĂŒberflĂŒssig,
da, wenn erst sĂ€mmtliche Flammen angezĂŒndet sind und
der Druck am Ventil danach regulirt ist, erhebliche
Schwankungen im Druck nicht weiter erfolgen können,
insofern die Flammenzahl wÀhrend der Nacht wenigen
oder gar keinen VerÀnderungen unterliegt.
B. Betriebs- Resultate.
Die Heizung des Ofens erfolgt, wie bereits bemerkt,
durch Theercoks, von denen auf jeden Centner des ver-
gasten Kreosotnatrons 90â 100 Pfd. verbraucht werden.
Der Verkaufspreis fĂŒr diese Coks schwankt auf den ver-
schiedenen Paraffinfabriken zwischen 71, â10 Sgr. pro
Centner; die GeorghĂŒtte erzielte in frĂŒheren Jahren â
bevor die hiesige Stadt-Gasanstalt mit ihren Gascoks con-
eurrirend auftrat â sogar einen Preis von 121,â15 Sgr.
pro Centner. Sollte die eigene Production an Theercok
nicht ausreichen oder der letztere zeitweise zu höherem
Preise sich verwerthen lassen, so werde ich nicht anstehen,
Arch.d. Pharm. CLXXXTII. Bds. 1. u.2. Hft. 5
a uandernn a
66 L. Ramdohr,
den billigeren Steinkohlengascok als Heizmaterial fĂŒr die
Gasretorte anzukaufen.
Die Heizung des Ofens lÀsst sich jedenfalls auch mit
gewöhnlichen Braunkohlen durchfĂŒhren und vorzugsweise
nur der Umstand, dass ich den nach dem Schornstein
fĂŒhrenden Fuchs unter höchst ungĂŒnstigen VerhĂ€ltnissen
anlegen musste, welche eine Reinigung desselben von
Flugasche Àusserst schwierig und namentlich zeitraubend
machen wĂŒrde, hat mich von der Anwendung einer Braun-
kohlen- Feuerung zurĂŒckgehalten.
Eine jede Oharge verarbeitet 150 Pfd. Kreosotnatron
in einem Zeitraum von 4â4l/, Stunden. Auf Entleeren
der Retorte und Àhnliche Nebenarbeiten werden 10 Minuten
gerechnet, so dass tÀglich im Durchschnitt 5 Chargen
gemacht werden, welche sich indess, wenn es auf forcirte
Production ankommt, auch auf sechs wĂŒrden bringen lassen.
UrsprĂŒnglich war ein continuirlicher Zufluss des Kreosot-
natrons beabsichtigt; aus mehrfachen GrĂŒnden bin ich indess
dahin gelangt, es fĂŒr vortheilhafter zu halten, die FlĂŒssig-
keit in einzelnen Rationen der Retorte zuzufĂŒhren. Anfangs
arbeiten in Folge der lebhaften Entwickelung von Wasser-
dÀmpfen bei etwas heruntergekommener Temperatur der
Retorte sÀmmtliche Manometer, namentlich das mit dem
Steigrohr direct communicirende, sehr unruhig und bei
diesem letzteren habe ich schon einen Druck von 9â11
Zoll beobachtet. Sehr bald beruhigt sich Alles und das
zuletzt erwÀhnte Manometer bleibt auf etwa 7 Zoll Druck
ruhig stehen.
Der normale Druck an den ĂŒbrigen Manometern
betrĂ€gt fĂŒr No. 2 â 5lj, Zoll; No. 3 â= 5 Zoll; No. 4
â 44, Zoll.
Die Beendigung des Vergasungsprocesses wird an
der Experimentirflamme erkannt, welche in diesem Falle
einen blauen Kern zeigt und an den Kanten roth umflort
erscheint (Kohlenoxyd, Sumpfgas?). Bei frischer Be-
schickung findet das Schwanken der Manometer 1â4 etwa
3â5 Minuten lang statt, nach deren Verlauf die normale
ĂŒber Kreosotgas. 67
Gasbildung, unter gleichzeitiger Entbindung von Wasser-
dÀmpfen, ausserordentlich rapide statt findet. Bei der
Vergasung von Steinkohlen vergehen bekanntlich vom
Augenblicke der frischen Beschickung bis zur normalen
Gasbildung in der Regel 25â30 Minuten: ein Zeichen,
um wie viel leichter die Vergasung des Kreosots erfolgt,
trotzdem bei jeder FĂŒllung von 150 Pfd. Kreosotnatron
nebenbei circa 30 Pfd. Wasser verdampft werden mĂŒssen.
Die Frage, ob eine theilweise Zersetzung des
Wassers statt finde, muss ich fĂŒr jetzt noch unbeant-
wortet lassen; jedenfalls scheint mir diese Zersetzung,
wenn sie ĂŒberhaupt erfolgt, nicht sehr bedeutend zu sein.
Die Menge der flĂŒssigen Nebenproducte festzustellen,
ist aus Mangel an Zeit mir bis jetzt nicht möglich gewesen.
Dieselben bestehen aus Wasser und fast unzersetzt ĂŒber-
destillirtem Kreosot. Die QuantitÀt des letzteren ist
eine ĂŒberaus geringe und kaum in Rechnung zu bringende.
Das aus der Vorlage abfliessende Wasser ist milchig trĂŒbe,
reagirt weder merklich sauer, noch alkalisch und besitzt
ein spec. Gew. von 1,0025 â 1,003 bei 140 R. â Seine
Bestandtheile festzustellen, ist bis jetzt noch nicht gelun-
gen; mehrfache Reagentien geben zwar zum Theil sehr
voluminöse NiederschlÀge, dieselben sind aber nicht deut-
lich genug charakterisirt, um auf irgend einen bestimmten
Bestandtheil (Schwefel, Ammoniak etc.) schliessen zu kön-
nen. Es wird vielmehr eine specielle Untersuchung der
NiederschlĂ€ge statt finden mĂŒssen. (Sollte vielleicht irgend
eine bis jetzt unbekannte organische Verbindung
in dem Wasser gelöst sein?)
Der Thatsache, dass vorzugsweise nur Wasser, theerige
u.s. w. Producte dagegen so gut wie gar nicht, ĂŒberdestil-
liren, dĂŒrfte die Annehmlichkeit zuzuschreiben sein, dass
die von dem Retortenkopfe ausgehenden Steigrohre sich
nie verstopfen, also einer Reinigung auch nie bedĂŒrfen.
Eben so wird eine Verstopfung in dem Fortleitungs-Rohr-
system durch Naphtalin oder Àhnliche Körper niemals zu
befĂŒrchten sein.
5*
68 L. Ramdohr,
Der RĂŒckstand in der Retorte ist ein lockerer, ver-
hÀltnissmÀssig sehr leichter, reichlich mit dem an das
Kreosot gebunden gewesenen Natron imprÀgnirter Cok,
welcher in seiner schwammigen, aufgeblÀhten Form die
Retorte etwa zu zwei Drittel anfĂŒllt. Das Mittel aus
einer Reihe von WĂ€gungen ergiebt 45 Pfd. Natroncok
aus 150 Pfd. Kreosotnatron. SelbstverstÀndlich ist der
grössere Theil der KohlensÀure, deren Entstehung nicht
zu vermeiden ist, an das Natron gebunden; ein nicht ge-
ringer Theil des Natrons ist jedoch als Aetznatron vor-
handen. Es ist dies eigentlich etwas AuffÀlliges und nur
dadurch zu erklĂ€ren, dass ursprĂŒnglich fast sĂ€mmt-
liches Natron in der Form, in welcher es im Kreosot-
natron enthalten war, also als Aetznatron, frei wird und
nur an den Àusseren, mit der KohlensÀure in directe Be-
rĂŒhrung tretenden Theilen mit dieser SĂ€ure bis in eine
gewisse Tiefe in Verbindung tritt, wÀhrend ein innerer
Kern durch diese HĂŒlle von kohlensaurem Natron vor
weiterer BerĂŒhrung mit der KohlensĂ€ure geschĂŒtzt wird.
Es wird das Interessante an dieser Thatsache durch die
Beobachtung erhöht, dass Alles in Allem noch circa
1,6 Proc. KohlensÀure aus dem Kreosot weniger erzeugt
werden, als zur Bildung von einfach kohlensaurem Natron
aus dem vorhandenen Natron erforderlich sind. In den
Coks finden sich nÀmlich circa 32 Proc. NaO vor, welche
circa 23 Proc. CO? zur Bildung von NaO, CO? erfordern.
Die gesammte KohlensÀure ist aber weiter unten auf
6,42 Proc. vom Gewichte des Kreosotnatrons, mithin auf
circa 21,4 Proc. vom Gewichte der Coks berechnet worden,
so dass, wenn sÀmmtliches NaO in NaO, 00? umgewandelt
werden sollte, noch circa 23 minus 21,4 â 1,6 Proc.
CO? dazu fehlen wĂŒrden.
Mehrfache Untersuchungen des Natroncoks ergaben
an löslichen Bestandtheilen ĂŒberhaupt 56â60 Proc.; diese
bestehen aus:
37â 38 Proc. kohlensaurem Natron (NaO, CO2) entspr.
21â22 Proc. NaO.
ĂŒber Kreosotgas. 69
13 â14 Proc. Aetznatron (NaO, HO), entspr. 10 bis
11 Proc. NaO.
6â 8 Proc. fremde Salze (Na0,SO3; NaCl etec.),
welche aus der kÀuflichen caustischen Soda in das Aetz-
natron mit ĂŒbergegangen sind.
An NaO sind ĂŒberhaupt vorhanden 31â33 Proec.,
an 00? â 15â 16 Proc.
Der sofort nach dem Umschalten aus dem Reinigungs-
kasten entnommene Kalk zeigte im Durchschnitt einen
durch den Gewichtsverlust bei Behandlung mit SalzsÀure
(im Geisslerâschen Apparat) ermittelten KohlensĂ€uregehalt
von 29,8 Proc., von welchen bei der vorzĂŒglichen Be-
schaffenheit des angewandten gebrannten Kalks 27 â28
Procent auf Rechnung der aus dem Kreosot erzeugten
KohlensÀure gesetzt werden mögen, wÀhrend die Differenz
von circa 2â3 Proc. auf Rechnung der im gebrannten
Kalk etwa noch vorhanden gewesenen KohlensÀure, so wie
der in der Reinigungsmasse enthaltenen Spuren von Schwe-
felwasserstoff und sonstigen Gasen gebracht werden mag.
Jene 29,8 â rund 30 Proc. KohlensĂ€ure bedeuten so
viel als circa 45 Pfd. in dem angewandten Staubkalk,
dessen ursprĂŒngliches Gewicht von 150 Pfd. eben durch
Aufnahme der KohlensÀure auf durchschnittlich 195 Pfd.
â ganz in Uebereinstimmung mit dem durch die Analyse
gefundenen Procentsatze â sich erhöht hat. Da wir nun
nur 27â28 Proc. â= circa 40 Pfd. auf Rechnung der
aus dem Kreosot erzeugten KohlensÀure gesetzt haben
und zur Erzeugung dieser QuantitÀt circa 2250 Pfd.
Kreosotnatron haben vergast werden mĂŒssen, so machen
diese 40 Pfd. KohlensĂ€ure â 1,77 Proc. des angewandten
Kreosotnatrons aus.
Die in dem Cok enthaltene KohlensÀure betrÀgt, wie
oben angegeben, circa 15,5 Proc. vom Gewichte des Coks â
15,5.30
100
so dass die aus letzterem ĂŒberhaupt erzeugte KohlensĂ€ure
auf 1,77 â 4,65 â 6,42 Proc. veranschlagt werden darf,
â 4,65 Proc. vom Gewichte des Kreosotnatrons,
70 L. Ramdohr,
6,12.100
30
Coks in letzterer an Natron gebunden sein könnten.
Die Verwerthung der aus der Retorte gezogenen
Coks ist nach Vorstehendem eine eben so leichte und
einfache, als lohnende Arbeit. Die Coks werden möglichst
erschöpfend ausgelaugt, die Lauge durch Absetzenlassen
geklÀrt und sodann entweder gÀnzlich auf Aetzmatron
allein oder auf kohlensaures Natron und auf das als
solches bereits vorhandene Aetznatron verarbeitet. Der
Werth dieser Coks dĂŒrfte hiernach mit 2 Thlr. pro Centner
immerhin sehr mÀssig veranschlagt sein.
Die Gasausbeute ist eine erhebliche, wenn auch
nicht so hohe, als auf Grund der im Octoberhefte des
Journ. fĂŒr Chem. und Pharm. beschriebenen, ganz rohen
und auf Genauigkeit Anspruch nicht machenden Vorver-
suche angenommen werden durfte. In der That liefern
im fabrikmÀssigen Betriebe 100 Pfd. Kreosot-
natron â 450 bis 460 Cubikfuss preuss. gereinig-
tes Leuchtgas von sehr grosser LichtstÀrke. Die Flamme
dieses Gases ist selbst im Tageslichte fast weiss zu nennen.
Als Durchschnitt aus einer langen Reihe von Versuchen
kann ich Folgendes hinstellen:
1) Ein kleiner Schnittbrenner bei 2 Cubikfuss preuss.
Verbrauch â 6 Wachskerzen;
2) ein grösserer Schnittbrenner bei 3 Cubikfuss Ver-
brauch â 11,2 Wachskerzen;
3) ein Zweiloch -Brenner bei 5 Cubikfuss stĂŒndlichem
Verbrauch â= 23,5 Wachskerzen.
Die Wachskerzen sind aus ganz reinem Wachs in
solcher Grösse hergestellt, dass bei 10 Zoll rheinl. LÀnge
davon 6 StĂŒck auf ı Pfd. Zollgewicht gehen. SĂ€mmt-
liche Beobachtungen sind zu den verschiedensten Zeiten
(namentlich auch bei fast gÀnzlich ausgenutzter, bei halb
ausgenutzter und bei ganz frischer Reinigungsmasse) und
stets bei 5 Linien Druck unmittelbar hinter dem Druck-
regulirungsventil, entsprechend 4!/), Linien Druck in der
welche als â 21,4 Proc. vom Gewichte der
ĂŒber Kreosotgas. 71
Photometerkammer, welche circa 300 Fuss von der Anstalt
entfernt liegt, angestellt worden.
Sonach betrÀgt die Leuchtkraft des Kreosot-
gases etwa das Doppelte von derjenigen, welche
bei Contracten gewöhnlich fĂŒr das Steinkohlen-
gas beansprucht wird.
Uebrigens lÀsst sich durch Erhöhung der Vergasungs-
temperatur zwar nicht die QuantitÀt, wohl aber die QualitÀt
des Kreosotgases nicht unerheblich steigern.
In Folge dieser grossen Leuchtkraft konnten die ein-
zelnen Theile des gesammten Rohrsystems in verhÀltniss-
mĂ€ssig kleineren Dimensionen ausgefĂŒhrt werden, als dies
bei Steinkohlengas erforderlich gewesen sein wĂŒrde. Na-
mentlich tritt dies bei der Grösse der Brenner sehr deut-
lich hervor. Von den ĂŒberhaupt vorhandenen 104 StĂŒck
Brennern sind 89 Schnittbrenner der kleinsten Sorte,
welche pro Stunde eirca 2!/, Cubikfuss verbrauchen;
4 StĂŒck sind Schnittbrenner mit circa 31/, Cubikfuss
Consum und 8 StĂŒck Zweilochbrenner (Hof-Laternen),
welche durch die betreffenden RegulirhÀhne auf circa 51/,
Cubikfuss gebracht worden sind; ausserdem sind noch
3 Argandbrenner vorhanden.
Hier dĂŒrfte der geeignete Platz sein, anzugeben, dass
das Gas die ganze Nacht hindurch niemals mit mehr als
höchstens 5 Linien Druck in das Rohrsystem ge-
lassen wird; Regel ist, dass nur 4 Linien gegeben werden.
Was nun â um zunĂ€chst die Mittheilungen ĂŒber die
erlangten Betriebsresultate zu beschliessen â die Reini-
gung des Gases anlangt, so erfolgt dieselbe, so weit sie
auf chemischen Einwirkungen beruht, lediglich durch zu
Pulver gelöschten Kalk. Weiter vorn ist bereits angedeutet
worden, dass zur FĂŒllung eines Reinigungskastens 150
Pfund Staubkalk, welche aus 100 Pfd. gebranntem Kalk
dargestellt wurden, erforderlich sind und dass im Durch-
schnitt auf 1 Quadratfuss HordenflĂ€che â 4,13 Pfd.-Staub-
kalk liegen. Nach Verlauf von reichlich drei Tagen ist
der Kalk mit KohlensÀure gesÀttigt, sein Gewicht ist von
12 L. Ramdohr, Kyle
150 auf 195 Pfd., mithin um 30 Proc. gestiegen, was mit
dem durch die Analyse nachgewiesenen KohlensÀuregehalt
(29,82 Proc.) genau ĂŒbereinstimmt.
Jede FĂŒllung eines Kastens reinigt durchschnittlich
das Gas von 15 Chargen & 150 Pfd. Kreosotnatron, mit-
hin wurden zu je 1 Charge â 10 Pfd., und auf 100 Pfd.
Kreosotnatron â 62/3 Pfd. Staubkalk verbraucht. Jene
15 Chargen produeiren rund 10,000 Oubikfuss gereinigtes
Gas; mithin erfordern 1000 Cubikfuss â 15 Pfd. Staub-
kalk zur Reinigung. Bei einer Jahresproduction von
ı Million Cubikfuss sind demnach erforderlich â 15,000
Pfund Staubkalk = 10,000 Pfd. â 125 Scheffel a 80 Pfd.
gebrannter Kalk.
Zum Schluss noch einige Worte ĂŒber die Leistungs-
fÀhigkeit, die Anlagekosten und die RentabilitÀt der auf
der GeorghĂŒtte vorhandenen Anlage.
Die durchschnittliche LeistungsfÀhigkeit betrÀgt bei
Benutzung einer Retorte (von den vorn angegebenen ge-
ringen Dimensionen) tÀglich 5 Chargen & 150 Pfd. Kreosot-
natron â 3375 bis 3400 Cubikfuss Gas; mithin bei 350
Arbeitstagen â 1,181,250 bis 1,190,000 Cubikfuss Gas,
wofĂŒr in runder Summe nur 1 Million Cubikfuss ange-
nommen werden mögen. Zu deren Erzeugung sind in
runder Summe erforderlich â= 2300 Ctr. Kreosotnatron,
welche 690 COtr. Natroncok liefern.
Die Anlagekosten werden Alles in Allem (incl. eines
Reserveofens mit Retorte) auf circa 2500 bis 2700 Thlr.
sich belaufen.
Die RentabilitÀt der Anlage stellt sich im Vergleich
zu einigen anderen Methoden der bisherigen Verwerthung
des Kreosotnatrons als sehr gĂŒnstig heraus. Ich lasse
die betreffenden Berechnungen hier folgen und bemerke
nur im Voraus, dass ich ĂŒberall Zinsen der Anlage mit
5 Proc. Amortisation (Abschreibungen) aber nicht mit in
Rechnung gestellt habe. Den folgenden drei Berech-
nungen ist ĂŒberall die gleiche QuantitĂ€t von zu verarbei-
ĂŒber Kreosotgas. 73
tendem Kreosotnatron (2300 Center jÀhrlich) zu Grunde
gelegt worden.
I. Verarbeitung des Kreosotnatrons auf Glaubersalz und
rohes Kreosot.
Die Kosten einer hierzu erforderlichen Anlage habe
ich, und zwar gewiss sehr niedrig, auf 800 Thlr. ange-
nommen. Sodann bin ich von der Voraussetzung ausge-
gangen, dass die Zerlegung des Kreosotnatrons durch die
bei der Reinigung der Rohöle angewandte SchwefelsÀure
erfolgt, da die letztere auf allen Paraffinfabriken in ge-
nĂŒgender Menge vorhanden ist und es ohnehin kaum
Jemand in den Sinn kommen dĂŒrfte, fĂŒr diesen Zweck
etwa frische SchwefelsÀure zu verwenden. Nach meinen
Beobachtungen kann man voraussetzen, dass 100 Th.
Kreosotnatron zur Zersetzung 50 Th. gebrauchter
SchwefelsÀure erfordern und circa 75 Th. des wasserhal-
tigen Glaubersalzes nebst 70 Th. rohen Kreosots geben.
In das letztere sind, wie man schon aus der erheblichen
QuantitÀt schliessen wird, sÀmmtliche durch die Schwefel-
sÀure aus den Rohölen ausgeschieden gewesenen harzigen
u.s.w. Substanzen mit ĂŒbergegangen.
Einnahme.
2300 Ctr. Kreosotnatron ergeben:
1725 Otr. rohes Glaubersalz a Otr. 7], sgr... 431,8 7 sgr 69)
1615 â â KreosotaCtr.höchstens 15sgr 805, -â, â,
in Summa 1236 ,$ 7sgr 65)
Ausgabe.
1150 Ctr. gebrauchte Schwefel-
Bauge,allOisgt 2... 0.2.22... â8 383. 10. â.
Löhne, 1 Mann 360 Tage a 15s r â 180. â. â.
Zinsen der Anlage von 800 â$
BEambrocz en, ».40.â.â.
Brennmaterial zum Eindampfen
demkaupen..\. nnlise. ic â 220. â. â.
Reparaturen an denPfannenete. â 50. -â. â.
Diverses und zur Abrundung â 12.27. 6.
SUMmMA, 0... Va 886 ,B 7 sgr 69
bleibt Gewinn... 350 .B -sgr -%
u 5
74 L. Ramdohr,
an 20 5 Me Ba UNE SR ER
Sonach verwerthet sich 1 Ătr. Kreosotnatron auf
ee = âıP 4sgr 6,89.
II. Verarbeitung des Kreosotnatrons im Flammofen durch
Verbrennung des Kreosots behufs Gewinnung natron-
haltiger Coks.
Es ist dies das mehrere Jahre lang auf der Georg-
hĂŒtte angewandte oben beschriebene Verfahren.
Einnahme.
2300 Ctr. Kreosotnatron geben 690 Otr.
Matroncok a Tuner. NER 862, 15 sr â 9)
S. p- 8.
Ausgabe.
Lohn fĂŒr 1 Arbeiter auf circa
#30, Tagen 1a sgr.... 22.7: BB 65.â.â.
1 neue Pfanne nebst Ein-
INAUBFUTIE ne nee tahe nenn â80.
Zinsen der Anlage von 200 âÂź
RS ALDEN A. en le â .10.â. â.
Verbrauchte Feuerkohlen..... â 20.â. â.
Diverses und zur Abrundung. â 7.15. â.
Summa Ausgabe 182.,B 15s â
bleibt Gewinn 680 B âsgr â
Demnach verwerthet sich 1 Otr. Kreosotnatron auf
= â Sp 10,55,
Wenn vorstehend die produeirten Natroncoks mit
11, Ȉ pro Ctr. in Ansatz gebracht worden sind und dies
im Vergleich zu dem Preise der bei der Kreosot-Ver-
gasung gewonnenen Coks zu niedrig erscheinen möchte,
so bemerke ich zur ErlÀuterung dieser Differenz, dass
obiger Ansatz von 11, â8 noch etwas höher als der inner-
halb eines Zeitraumes von etwa 5 Jahren thatsÀchlich
erzielte Durchschnittspreis ist, wÀhrend andererseits ein
. ĂŒber Kreosotgas. 75
Preis von 2,8 fĂŒr die Gasnatroncoks ais ein verhĂ€ltniss-
mÀssig sehr geringer erscheinen muss, in so fern letztere
ausser einfach kohlensaurem Natron noch circa 13 Proc.
Aetznatronhydrat enthalten, wÀhrend die Flammofencoks
Aetznatron gar nicht, dagegen eine bedeutend grössere
QuantitÀt KohlensÀure enthielten, als zum Vorhandensein
von Na0, CO? erforderlich war, so dass die Verarbeitung
der Àlteren Coks schon aus diesem Grunde weit weniger
lohnend war.
III. Verarbeitung des Kreosotnatrons auf Leuchtgas und
Natroncok.
100 Pfd. Kreosotnatron geben:
30 Pfd. Cok mit 37â38 Proc. NaO, CO? und 13â 14
Proc. NaO,HO;
450â460 Cubikfuss rheinl. Leuchtgas.
In 350 Arbeitstagen wurden in runder Summe ver-
arbeitet 2300 Otr. Kreosotnatron; diese ergeben:
1,000,000 Cubikfuss Leuchtgas;
690 Otr. Natroncoks.
Unter BerĂŒcksichtigung der bedeutenden LichtstĂ€rke
der Kreosotgasflamme, welche sich zu der des guten
Steinkohlengases wie 2:1 verhÀlt, erscheint es angemessen,
den Werth von 1000 rheinl. Cubikfuss Kreosotgas â
4 ,â$ zu setzen, oder mit anderen Worten einen Stein-
kohlengaspreis von
2.8 â sp â & fĂŒr 1000 Cubikfuss rheinl.
oder 1:$ 25sgr â & fĂŒr 1000 Cubikfuss engl.
der Werthbestimmung fĂŒr Kreosotgas zu Grunde zu legen.
Eben so ist der fĂŒr die Natroncoks angenommene
Preis von 2,$ thatsĂ€chlich ein ĂŒberaus geringer.
Einnahme.
FĂŒr 1,000,000 Cubikf. Gas a 1000 Cubikf. 4.$ 4000. ,B -sgr â&
â 690 Ctr. Natroncok & Otr. 2.B........ 1380, -, -,
Summa... 5380,98 sg -âJ
h an L IN . !
76 L. Ramdohr, | |
\
| Ausgabe.
Löhne, 2 Mann auf je 360 Tage
BILD: BUREITB SUSE LEIRRENT IRNTNTET, 360. â. â.
Zinsen der Anlage von 2600 âB
ERTEH Me a 0 I RS NE NN 130. â. â.
Zur Heizung der Retorte, 2300 Ctr.
aka Bir: LO VBgr EC ER 766. 20. â.
51/, Wispel gebrannter Kalk 6,8 31.15. â.
Ersatz an Retorten, Chambottestei-
nen, Maurerarbeitslöhnen, Di-
verses und zur AbnkĂ€uneâ . 211.25. â.
Summa Ausgabe 1500 ,9 â sr â 0)
bleibt Gewinn 3880 ,P âsgr â&
Sonach verwerthet sich 1 Ătr. Kreosotnatron auf
3880
SITE 8 â 1,B 20 sgr 7,3 gr.
Bei dieser Gelegenheit möge es mir gestattet sein,
eine Stelle des oben mitgetheilten Aufsatzes ĂŒber Kreo-
sotgas, so weit dieselbe zu MissverstÀndnissen Veranlas-
sung geben könnte, hier specieller zu erörtern.
Ziemlich am Anfange des fraglichen Artikels ist
gesagt worden, dass einige der grösseren (Paraffin-) Fa-
briken noch jetzt das Kreosotnatron zum ImprÀgniren der
zum Ausbau der SchÀchte und Strecken benutzten Hölzer
verwenden, oder es zu gleichem Zwecke fĂŒr einer Preis
von 1 bis 1!/, Thlr. verkaufen. Hiernach könnte es
scheinen, als ob ein grosser Theil des ĂŒberhaupt pro-
ducirten Kreosotnatrons zu diesem ziemlich hohen Preise
verkĂ€uflich und somit kaum das BedĂŒrfniss zu einer
möglichst hohen anderweiten Verwerthung dieses Kör-
pers vorhanden gewesen sei. Diese Auffassung hat aber
nicht in meinem Sinne gelegen, obgleich ich nicht Anstand
nehme zu bekennen, dass ich selbst durch die Fassung
jener Worte Veranlassung gegeben habe, um aus jenen
ĂŒber Kreosotgas. 77
Zeilen etwas Derartiges herauslesen zu können. â Die
zum ImprÀgniren der Grubenhölzer verwandte Quan-
titÀt ist in der That eine im VerhÀltniss zur gesammten
Production verschwindend kleine; ausserdem ist jener
Preis in so fern ein imaginÀrer, als die betreffenden
Paraffinfabriken denselben nur ihren eigenen Kohlen-
gruben, also sich selbst, in jener Höhe angerechnet, aus-
wÀrtige KÀufer dazu aber so gut wie gar nicht gehabt
haben. Auch ist inzwischen in Folge eines bedeutenden,
durch das Kreosotiren der Grubenhölzer verursachten
Grubenbrandes in der NÀhe von Zeitz Seitens der königl.
preuss. Bergbehörde die Benutzung von Kreosot und Àhn-
lichen feuergefÀhrlichen Stoffen zum Conserviren der
Grubenhölzer untersagt worden, so dass diese Art der
Verwendung ĂŒberhaupt aufgehört hat. Ferner möchte die
Kreosotirung der Grubenhölzer von zweifelhaftem Nutzen
sein, da das Kreosotnatron in jedem VerhÀltniss im Wasser
löslich ist und durch die Grubenfeuchtigkeit sehr bald
aus den Hölzern wieder entfernt werden dĂŒrfte. Die Aus-
fĂŒhrung der Kreosotirung ist ferner mit erheblichen Kosten
verbunden, da, wenn sie einigermassen hinreichend werden
soll, dieselben Maschinen und Apparate erforderlich sind,
wie bei dem ImprÀgniren von Eisenbahnschwellen, Tele-
graphenstangen etc. mit Kupfervitriollösung und dergl.
Das von Dr. H. Vohl (Dingl. Journ. Bd. 144. 8. 449)
empfohlene Verfahren, die Hölzer nach dem TrÀnken
mit Kreosotnatron noch in gleicher Weise mit verdĂŒnnter
Eisenvitriollösung zu imprÀgniren, wodurch das Kreosot
frei werden und mit der Holzfasersubstanz sich verbinden
soll, wÀhrend das erzeugte Glaubersalz in Folge der zu-
tretenden Feuchtigkeit nach und nach entfernt wird, ver-
doppelt nicht nur die Kosten der ImprÀgnirung, sondern
scheint auch in der Praxis keinen Eingang gefunden zu
haben.
78 J. Philipp,
Ueber die Rhodanverbindungen des Quecksilbers ;
von
J. Philippâ).
Durch Rhodankalium entsteht in einer Lösung von
salpersaurem Quecksilberoxyd ein weisser Niederschlag,
der in einem Uebermass beider Salze auflöslich und
Quecksilberrhodanid ist.
Hg C2 N2 82
gefunden
2. b.
He 2007==263,29 63,24 62,47
2C 24 7,60
2 N 28 8,86
28 64 20,25 19,68 20,03
316 100.
Es ist dies das in neuerer Zeit als âPharaoschlangeâ
allgemeiner bekannt gewordene Salz, dessen Verhalten
in der Hitze schon lÀngst durch Wöhler bekannt war.
Am Licht erleidet es eine partielle Zersetzung und scheint
dann etwas QuecksilberrhodanĂŒr zu enthalten. Aus kochen-
dem Wasser krystallisirt es in perlmutterglÀnzenden BlÀtt-
chen, ebenso, wenn man Quecksilberoxyd mit Rhodan-
wasserstoffsÀure kocht.
Kaliumquecksilberrhodanid entsteht, wenn man
salpetersaures Quecksilberoxyd so lange zu Rhodankalium
fĂŒgt, bis sich der anfangs entstehende weisse Niederschlag
in eine gelbliche, krystallinische Masse verwandelt, das
Ganze erwÀrmt und die entstandene Auflösung erkalten
lÀsst. Man erhÀlt es auch direct durch Auflösen von
Quecksilberrhodanid in Rhodankalium.
*) Aus dem Monatsbericht der Königl. Akademie der Wissenschaf-
ten in Berlin als Separatabdruck von Hrn. Prof. Dr. Ram-
melsberg ĂŒbergeben.
nö
u? m ya â F u
48 Neal Se ER 5
ĂŒber die Rhodanverbindungen des Quecksilbers. 79
KHg (CN S)3
gefunden
a. b.
a 39 AA, 9,33
Hg = 200 48,43 48,96 48,81
Re 7,36 8,72
3N = 242 10,17
er. 2,96 23,24 22,49 22,66
415 100.
Dieses Doppelsalz ist in warmem Wasser ziemlich
leicht löslich; von grösseren Mengen kalten Wassers wird
es zersetzt, indem ein Theil Quecksilberrhodanid sich
abscheidet. In der Hitze hinterlÀsst es Rhodankalium
und Schwefelkalium.
Quecksilbereyanid-Rhodankalium erhÀlt man
direct, wobei concentrirte Auflösungen zu einem Brei
feiner Krystalle gestehen.
K (CNS), Hg (CN)? + 2 H2O
gefunden
a. b.
K â 39 â 10,13 10,28
Hg =â=:200 51,95 52,40
3C 36 9,35
3N 42 10,91
S 32 8,31 8,99 8,98
2H20 36 9,35
385 100.
Es lÀsst sich aus Wasser umkrystallisiren *).
Quecksilberjodid-Rhodankalium. Ersteres löst
sich leicht in letzterem auf; die gesÀttigte Auflösung giebt
mit Wasser einen gelben Niederschlag von Quecksilber-
jodid, der beim Stehen, SchĂŒtteln oder Erhitzen roth
wird; in der FlĂŒssigkeit bleibt wenig Quecksilber auf-
gelöst. Die gesÀttigte Lösung giebt beim Verdunsten ein
gelblich gefÀrbtes Doppelsalz, welches an der Luft zerfliesst.
*) Dieses und einige Àhnliche Doppelsalze hat schon Böckmann
beschrieben.
80 J. Philipp,
2 K(CNS), HgJ? 4 2 H2O
; gefunden
2 Kies Te 11,10
H 200 29,24
2 fin 254 Eier Pa
2.0 24 3,52
2 N 28 4,09
28 64 9,36 9,22
2 H2O 36 5,26
684 100.
EnthÀlt die Auflösung des Quecksilberjodids einen
Ueberschuss von Rhodankalium, so wird sie von Wasser
nicht gefÀllt.
Verhalten von Quecksilberbromid und -Chlorid
zu Rhodankalium. Aus der gemeinsamen Lösung
beider Salze krystallisirt Bromkalium oder Chlorkalium,
spÀter das Doppelsalz von Quecksilberrhodanid und Rhodan-
kalium. Aus concentirten Lösungen von Quecksilber-
chlorid und Rhodankalium scheidet sich sogar unter TrĂŒ-
bung allmÀlig Quecksilberrhodanid ab. Umgekehrt ent-
steht aber auch Quecksilberchlorid, wenn Quecksilber-
rhodanid auf Chlorkalium wirkt.
Aus diesen Untersuchungen folgt, dass die Oxysalze
des Quecksilbers sich mit Rhodankalium umsetzen, das
Cyanid und Jodid aber sich direct mit letzterem verbin-
den, wÀhrend das Chlorid und Bromid gleichsam den
Uebergang bilden. Das Quecksilberfluorid verhÀlt
sich analog den Oxysalzen, nicht bloss wegen seines Ver-
haltens zu Wasser, sondern auch zu Rhodankalium.
Als basisches Quecksilberrhodanid beschrieb Claus
den gelben Niederschlag, welchen Ammoniak in Kalium-
quecksilberrhodanid hervorbringt. Der Körper detonirt
beim Erhitzen. Seinem Verhalten und den Zahlen der
Analysen zufolge ist er ein Analogon bekannter Chlor-
und Jodverbindungen, nÀmlich
Mercurammoniumoxyrhodanid.
2 > Wi ne Ten
en e De re ER ee " a
ĂŒber die Ahodaneer digen de Eee ibers. 81
H2 ;
N jj, ONS, HgO.
gefunden
2. b. âŹ: d.
2 Hg = 400 = 81,64 82,74 80,99
Sa. = 7.2 0,41
© 12 2,45
2>N 28 5,71 6,86 6,44
S 32 6,53 6,94 6,86) ..,,â7,1.0. 226,80
Ă 16 3,26
490 100.
Am Licht wird die Verbindung in kurzer Zeit grau.
Durck Jodkalium verwandelt sie sich in die von Ram-
melsberg beschriebene braune Jodverbindung. Auch
durch ErwÀrmen von Quecksilberrhodanid in Ammoniak
entsteht ein gelber in der Hitze sich Àhnlich verhaltender
Körper. E%:
QuecksilberrhodanĂŒr. Hermes hat in einer
kĂŒrzlich publicirten Arbeit behauptet, dass diese Verbin-
dung, Ă€hnlich dem CyanĂŒr, nicht existire. Dies ist jedoch
ein Irrtthum, um so mehr, als das Salz schon von Claus
untersucht worden ist. Allein die Neigung des Queck-
silberrhodanids, mit Rhodankalium sich zu verbinden, ist
die Ursache, dass sich jenes neben metallischem Queck-
silber ausscheidet, wenn man salpetersaures Quecksilber-
oxydul anwendet. Man muss letzteres in verdĂŒnnter
saurer Lösung, jedoch in grossem Ueberschuss nehmen.
Das RhodanĂŒr ist weiss, in Wasser unlöslich, wird von
Alkalien geschwÀrzt, von kochender ChlorwasserstoftsÀure
gleich wie von Rhodankalium unter Abscheidung von
Quecksilber aufgelöst, und verhÀlt sich in der Hitze
Ă€hnlich dem Rhodanid, ohne jedoch in gleichem Masse
aufzuschwellen.
Hg? (CNS)?
gefunden
a. b.
2>-E5.â 400:â:71;52 76,24 77,13
2C = 24 4,66
9. N 898 9,42
et 12,40 12,15 12,39
516 100.
Arch.d. Pharm. CLXXXTI. Bds. 1.u.2. Hft. 6
82 ©. Rammelsberg,
Bei der Darstellung dieses Salzes scheint sich anfangs
stets Quecksilberrhodanid und metallisches Quecksilber
zu bilden. Ist die FlĂŒssigkeit hinreichend sauer, so wird
der graue oder schwarze Niederschlag durch lÀngeres
Stehen weiss, was darauf beruht, dass Quecksilberrhodanid
und salpetersaures Quecksilberoxydul sich in unlösliches
RhodanĂŒr und salpetersaures Quecksilberoxyd umsetzen:
He (CNS)? + Hg2N206 â Hg2(CNS)? + HgN206,
Analyse der Glimmer von Utö und Easton und
Bemerkungen ĂŒber die Zusammensetzung der
Kaliglimmer ĂŒberhaupt;
von
C. Rammelsberg in Berlin *).
Keine der grossen und wichtigen Mineralgruppen
bietet in krystallographischer, optischer und chemischer
Hinsicht so viel EigenthĂŒmliches und zum Theil UnerklĂ€r-
bares, wie die Glimmer. Ihre Structur und ihre meist
wenig messbaren Krystalle liessen sie lange fĂŒr sechs-
gliedrig halten; eine gut krystallisirte AbÀnderung (vom
Vesuv) wurde als zwei- und eingliedrig erkannt, spÀter
fĂŒr zweigliedrig-partialflĂ€chig erklĂ€rt, bis sich zeigte, dass
ihre Form geometrisch in aller Strenge eben so wohl
sechsgliedrig, als zweigliedrig oder zwei- und eingliedrig
gelten könne.
Uebrigens ist neuerlich die angebliche zweigliedrige
PartialflÀchigkeit durch vollstÀndigere Beobachtungen wi-
derlegt (Hessenberg).
In optischer Beziehung unterschied man lange ein-
und zweiaxige Glimmer. Allein man nimmt jetzt gewöhn-
lich an, dass die anscheinend einaxigen solche sind, deren
beide Axen einen sehr kleinen Winkel machen, da man
*) Als Abdruck aus der Zeitschrift der deutschen geologischen
Gesellschaft, Jahrg. 1866, vom Herrn Verfasser ĂŒbergeben.
Analyse der Glimmer von Utö und Easton et. 83
gefunden hat, dass optisch zweiaxige BlÀttchen, in einer
um 900 sekreuzten Stellung auf einander gelegt, so dass
die Ebenen ihrer optischen Axen sich gleicher Art schnei-
den, die Erscheinungen optisch einaxiger Krystalle zeigen.
Aber nicht allein ist der Winkel der optischen Axen
bei den Glimmern ein Àusserst verÀnderlicher, von 00
bis 770 gehend, obwohl die Mittellinie immer senkrecht
zur SpaltungsflÀche steht und negativ ist, sondern die
Ebene der optischen Axen ist bei manchen Glimmern
senkrecht gegen diejenige anderer. Die Untersuchungen
lassen erkennen, dass solche verschiedene Glimmer, ver-
schieden in der Grösse des Winkels und in der Lage
der Ebene der optischen Axen, an einem Fundorte vor-
kommen (Warwick).
UnwillkĂŒrlich erinnern diese VerhĂ€ltnisse der Glimmer
an die von Scacchi zur Sprache gebrachten FĂ€lle von
Polysymmetrie. Das zweigliedrige, optisch zweiaxige
schwefelsaure Kali ist geometrisch gleich dem schwefel-
sauren Kalinatron, welches sechsgliedrig und optisch ein-
axig ist. Wenn dies beweist, dass die kĂŒnstlichen Ab-
theilungen, welche wir den Symmetriegesetzen der Kry-
stalle anpassen â unsere Krystallsysteme â, dem Reich-
thume der Erscheinungen nicht GenĂŒge leisten, so mĂŒssen
die Glimmer besonders zu einem weiteren Studium an-
regen, und es wÀre wohl denkbar, dass es unter ihnen
auch wahre optisch einaxige gÀbe.
Die chemische Unterscheidung der Glimmer erfolgt
vorlÀufig am besten nach der Natur der sogenannten
starken Basen, welche die Analyse aus ihnen darstellt.
Denn finden wir auch manche derselben in allen Glimmern
wieder, so tritt doch eine in der Regel bei einer ganzen
Abtheilung als herrschend hervor.
Alkaliglimmer nenne ich daher solche, welche
durch ein Alkali charakterisirt sind. Unter ihnen sind
die wichtigsten die Kaliglimmer von heller Farbe,
46-â50 Proc. KieselsĂ€ure und im Mittel 10 Proc. Kali
gebend, neben ihm nur wenig Magnesia und höchstens
6*
84 ©. Rammelsberg,
8 Proc. Eisenoxyd. Viele scheinen nur Spuren von Natron,
einige bis 5 Proc. desselben zu enthalten. Fluor ist wohl,
wenn auch nur in kleiner Menge, doch wahrscheinlich in
allen enthalten und vom Wasser, glaube ich, gilt das-
selbe. Der Winkel ihrer optischen Axen ist gross.
Die Natronglimmer (Paragonit), feinschuppige,
helle Glimmer, sind bis jetzt wenig bekannt. Ausser
Natron, dem stets Kali beigesellt ist, sind kaum andere
starke Basen darin enthalten.
Die Lithionglimmer, optisch den Kaliglimmern
gleich, enthalten neben vorherrschendem Kali auch Lithion
und Natron und sind durch ihren hohen Fluorgehalt und
ihre Schmelzbarkeit ausgezeichnet. Theils eisenfrei (Lepi-
dolith), theils eisenhaltig, entbehren sie aller anderen
starken Basen fast ganz.
Vor Kurzem habe ich zwei Kaliglimmer untersucht,
den goldgelben von Utö, den H. Rose vor 50 Jahren
in Berzeliusâ Laboratorium analysirte bei Gelegenheit
der Arbeit, welche ihn zur Entdeckung des Fluors in
* den Glimmern fĂŒhrte. Ich wĂŒnschte zu wissen, in wie
weit die Fortschritte der Mineralanalyse bei einer Wieder-
holung Aenderungen des frĂŒheren Resultats bewirken kön-
nen, was insbesondere fĂŒr Fluor, Wasser und die Alkalien
in Frage kommt.
Der zweite ist hellbrĂ€unlicher, in dĂŒnnen BlĂ€ttchen
farbloser Glimmer, der, von Orthoklas und Quarz begleitet,
in grossen sechsseitigen Prismen zu Easton in Pensyl-
vanien vorkommt.
Das Volumengewicht des Glimmers von Utö ist â
2,836, das von Easton â 2,904, und das Resultat der
Analysen, wobei ich H. Roseâs beifĂŒge, ist:
Utö Easton
H. Rose
NNaSBer tr 0; 2,30 2,50 3,36
ET RER 0,96 1,32 1,05
KieselsÀure........... 47,50 45,75 46,74
Aihpmerdesi.. 2... 37,20 35,48 35,10
Analyse der Glimmer von Utö und Easton et. 85
Bisenoxyd.i.......... 3,20 1,86 4,00
Eisenoxydul.......... _- â 1,53
Manganoxydul......... | 0,90 0,52 â
I u EIREN TE er \ â 0,42 0,80
NE 9,60 10,36 9,63
2 â 1,58 Spur
101,66 _ 99,79 102,21.
Der Glimmer von Utö enthÀlt so wenig Eisen, dass
eine besondere PrĂŒfung auf die Oxyde desselben nicht
nöthig ist. Was zunÀchst den Glimmer von Utö betrifft,
so stimmen H. Roseâs und meine Analyse in dem Ver-
hĂ€ltnisse der KieselsĂ€ure und Thonerde sehr genau ĂŒberein.
Es ist nÀmlich
2.2817 â 2: 2,18 At; bei. H.Rose,
â11+:72,20 At. bei mir.
Auch wenn das sÀmmtliche Eisen als Eisenoxyd vor-
ausgesetzt und sein Aequivalent dem Al2 hinzugerechnet
wird, bleibt das VerhÀltniss ziemlich unverÀndert, trotz-
dem H. Rose fast doppelt so viel Eisen (2,24 Proc.) fand
als ich (1,3 Proc.); es wird nÀmlich:
(ABFFe2)::81-â=#1:52,072H >B:
==: 2)13cRe,
Anders aber gestaltet sich das VerhÀltniss des Kaliums
zu jenen beiden Elementen. Denn jenes ist bei H. Rose
â 7,97, bei mir aber, mit Zurechnung des NatriumĂ€qui-
valentes, â 10,60, d.h. ich habe mal so viel gefunden
als H. Rose. Auch wird diese Differenz nicht ausgegli-
chen durch die kleinen Mengen Mangan und Magnesium,
welche bei mir â 1,39, bei H. Rose nur â 0,9 sind.
Daher kommt es, dass das AtomenverhÀltniss K (Na, Mg,
Mn) : Al? oder Sı in beiden au nicht unerheblich
differirt. Es ist wars
I: Al2 (Fe) â .1.1,70:K :;Si = 1785
Ze â 1: 2,5 Re.
Wird das Eisen als Oxydul berechnet oder, richtiger
gesagt, als zweiwerthig dem Mangan und Magnesium
BE C. Rammelsberg,
zugetheilt, so ist nach seiner Verwandlung im das Kalium-
Ă€quivalent:
K(Re) : Al? = 1: 1,18: i.K.(Ee) : Si = SB
= â 15. o,RR,
In der frĂŒheren Art in SauerstoffverhĂ€ltnissen aus-
gedrĂŒckt, wĂŒrden diese Berechnungen geben: Sauerstoff von
(H. Rose) (Rammelsberg)
ROSR2O3 E15 9,6 1: 51.2000
R203 : SIO2 = 1: 1,38 1%, 1,48
RO':78102)=1:113,2 17:0
%0:R203.:,5102 â;L; 41,25 1 5}
also:
RO : R203: SiO2â ee 1:7: Br
Oder, wenn das Eisen lediglich als Oxydul berechnet wird:
(H. Rose) (Rammelsberg)
h0 27A203 = 0120777 11: 59
A203) 281025: == 1,2: 4,45 19,43
RO: SrO? ! = 41:10 1 : 8,65
R0.A203%.8102 ==.1):::1,87 1::21928
also:
: 10 8,65
RO .: A203: SiO2 â 1:7: oe 1:
Bei diesen Berechnungen ist aber auf das Wasser
keine RĂŒcksicht genommen. H. Rose hatte bereits das
Wasser als chemisch gebundenes bezeichnet, und ich habe
mich ĂŒberzeugt, dass die Glimmer, nachdem sie bei einer
dem GlĂŒhen nahen Temperatur erhalten worden, in starker
Hitze oft eine bedeutende Menge Wasser liefern, welches
von Fluorkiesel oder vielmehr KieselsÀure und Kiesel-
fluorwasserstoffsÀure begleitet ist. Bei dem Glimmer von
Utö betrug dieser Verlust 4,3 Proc. *). Rechnet man die
*) Die Angaben Àlterer Analysen lassen sich schwer corrigiren.
H.Rose fand im Glimmer von Utö 0,53 Proc. FlusssÀure und
2,63 Wasser. Diese Zahlen wÀren in 0,96 und 2,3 zu ver-
wandeln.
N, ie m
of} )
Analyse der Glimmer von Utö und Easton ete. 87
dem gefundenen Fluorgehalte entsprechende Menge Fluor-
kiesel ab, so bleiben 2,3 Proc. Wasser.
Den neueren Ansichten zufolge ist der Wasserstoff
des Wassers ein Vertreter des gleich ihm einwerthigen
Kaliums; er muss folglich bei der Berechnung diesem
zugefĂŒgt werden. Thut man dies bei den beiden von mir
untersuchten Glimmern, so werden die AtomverhÀltnisse
viel einfacher wie sonst.
AtomverhÀltnisse von
H Re SAFE H,K :Al?: Si
Bra ,0,79:*).: 0,86: 1:2. 2,13,â11,65 5
Beslone- 150.8): .:.0,8.,.:152.2, 10 =, 1,8572 0000
Mit einer kleinen Correction fĂŒr die am schwersten
genau bestimmbaren Elemente H und K sind also nicht
allein beide Glimmer gleich, sondern auch höchst einfach
âzusammengesetzt, denn das AtomverhĂ€ltniss 2:1:2 giebt,
wenn H=K,
H
Ku OS, entsprechend 2 H4Sı 0.
Sı?)
Mit der Analyse der Glimmer von Aschaffenburg und
von Gossen beschĂ€ftigt, hoffe ich spĂ€ter ĂŒber die chemische
Constitution der Kaliglimmer mehr sagen zu können, will
aber schon jetzt bemerken, dass die Glimmer von Utö
und Easton mit der Mehrzahl aller anderen 1 Atom Al?
(Fe?) gegen 2 Atome Si, eine Minderzahl 1 : 3 Atome
enthalten, und dass in jener ersten Abtheilung auf 1 Atom
Al? (Fe?) stets 2 Atome der einwerthigen Elemente, K und
H, kommen.
Verwandelt man in der eben entwickelten Formel
die 2 Atome einwerthiger Elemente (K und H) in ihr
Aequivalent, d. h. in 1 Atom eines zweiwerthigen, z. B.
Magnesium, so erhÀlt man MgAl?Si?08. Beide Formeln
drĂŒcken dieZusammensetzung von Singulosilikaten aus.
*) Diese Zahlen sind in der Wirklichkeit sicher grösser, weil der
geglĂŒhte Glimmer nicht alles Fluor verloren hat.
88 E. Reichardt,
Nun habe ich lÀngst zu zeigen gesucht *), dass die
Magnesiaglimmer Singulosilikate sind. Die vorhergehen-
den Betrachtungen lehren, dass auch die untersuchten
und noch viele andere (vielleicht alle) Kaliglimmer Singulo-
silikate sind. Es ist meines Wissens dies der erste auf
factischen Grundlagen ruhende Schritt, die Analogie der
Zusammensetzung fĂŒr beide Glimmerarten zu erweisen.
ââ
Zur Methode der Aschenanalyse;
von
Prof. Dr. E. Reichardt,
in Jena **).
Die Ermittelung der anorganischen Bestandtheile in
pflanzlichen oder thierischen Substanzen ist schon seit
lange der vielfachsten Erörterungen theilhaftig geworden.
Die Wichtigkeit dieser Stoffe fĂŒr den pflanzlichen oder
thierischen Organismus, fĂŒr die Erhaltung des Lebens,
wie fĂŒr den Aufbau der einzelnen Theile ist sicher nicht
zu unterschĂ€tzen, wie es frĂŒher lange Zeit geschehen war.
Die kleinsten Mengen einzelner Aschenbestandtheile treten
so constant auf, dass dadurch schon allein ihre Unentbehr-
lichkeit genĂŒgend erwiesen wird. Dies die Veranlassung
einer besonderen Besprechung der AusfĂŒhrung der Aschen-
analysen, um gleichzeitig mit Vereinfachung die möglichste
Genauigkeit der Methode zu bieten.
Die Darstellung einer Asche durch Verbrennung der
verbrennbaren Theile bietet um so mehr Schwierigkeiten,
je mehr von phosphorsauren Salzen oder von Kieselerde,
auch Thonerde, in den organischen Substanzen vorhanden
ist und besonders auch, je mehr stickstoffhaltige organische
Verbindungen zugegen sind. Mannigfache VorschlÀge
*) Handbuch der Mineral-Chemie, S. 669.
**) Als Separatabdruck aus der Jenaischen Zeitschrift fĂŒr Mediein
und Naturwiss. IV. Bd. 1867 von Hrn. Verfasser erhalten.
D. Red.
zur Methode der Aschenanalyse. 89
einer geeigneteren Verbrennungsweise fĂŒr solche Substan-
zen sind gegeben worden, vorzĂŒglich Empfehlungen von
ZusÀtzen, welche die Verbrennung erleichtern sollen, z.B.
von Gyps, essigsaurem Kalk, Sand, Eisenoxyd etec., allein
alle diese ZusÀtze erschweren nicht unbedeutend das ganze
Verfahren.
Unter den grösseren Arbeiten, welche auf die Analyse
der Aschen eingehen, sind diejenigen von H. Rose *),
H. Wackenroder **), Knop ***) und Staffel) hervor-
zuheben, obgleich noch viele andere namhafte Autoren,
wie Erdmann, Mitscherlich, Fresenius u. s. w.
sich gleichfalls damit beschÀftigt haben. Auch ich habe
schon frĂŒher eine derartige ausfĂŒhrliche Arbeit (Arch. d.
Pharm. Bd.73. p. 257) veröffentlicht und mag sich diese
Abhandlung der ersteren anreihen.
Als Aufgabe bei der Gewinnung von Asche ist natĂŒr-
lich die möglichst vollstÀndige Erhaltung der vorhandenen
anorganischen Bestandtheile auszusprechen, jedoch ist
schon diese ganze Unterscheidung eine vollstÀndig will-
kĂŒrliche, eigentlich nur durch unsere, bis jetzt als pas-
send erachtete Scheidung und Methode der Analyse her-
vorgerufen. Die Pflanze, als Ganzes betrachtet, besteht
eben aus den sie zusammensetzenden Theilen, welche
sich, so weit wirkliche Verbindungen unter einander ent-
standen sind, alle in sogenannter organischer Vereinigung
befinden.
Durch den GlĂŒh- und Verbrennungsprocess treten
so gewaltige Aenderungen in der frĂŒheren Mischung ein,
dass kein anderer Zusammenhang mit den rĂŒckbleibenden
Aschen vorliegt, als dass es frĂŒhere Bestandtheile der
Pflanzen waren, deren Anordnung in der Pflanze, Ver-
einigung mit anderen Stoffen, durch ganz andere, physio-
logisch-chemische Versuche erst ermittelt werden kann.
*) Poggendorffâs Annual. Bd. 70. p. 449.
=>) Arch. der. Pharm. Bd. 53. p. 1. u. Bd.57, p.. 7.
*##) Journ. fĂŒr prakt. Chemie. Bd. 38. S. 16.
7) Arch. der Pharm. Bd. 64. p. 1 u. p. 129.
er
be ERS = TER RS
a a 0 es
ET RE
a a Ne ST a
90 E. Reichardt,
Handelt es sich daher um weitergehende Gesichts-
puncte, so sind diese jedenfalls nicht allein durch die
Darstellung und Untersuchung der Aschen zu erledigen,
sondern verlangen völlig entsprechende, weitergreifende
Untersuchungen, auch namentlich bezĂŒglich der zu wĂ€h-
lenden Methoden.
Die sorgfÀltigste Darstellung und Analyse einer Asche
kann z. B. nicht die Frage des Gesammtgehaltes der
Pflanze oder des thierischen Bestandtheiles an Schwefel
oder Phosphor erledigen, wenn nicht eben speciell fĂŒr
diese hervorgehobene Frage der Lauf der ganzen Unter-
suchung geÀndert wird.
Wie in anderen Zweigen der analytischen Chemie
lĂ€ngst ĂŒblich, sind auch hier fĂŒr solche specielle Fragen
besondere Untersuchungsweisen einzufĂŒhren und dienen
dazu irn reichlichsten Masse die bekannten und so genau
durchdachten Methoden, welche besonders bei der Analyse
organischer Körper Anwendung finden. Dass hierbei
gleichzeitig die Resultate der Aschenanalysen mit in Ver-
gleich gezogen werden und wichtige AufschlĂŒsse zu geben
im Stande sind, braucht nur erwÀhnt zu werden.
Diese angedeuteten Aenderungen in dem analytischen
Gange liegen darin begrĂŒndet, dass bei dem Verbrennungs-
processe mannigfache Verluste unvermeidlich sind, ĂŒber-
haupt nur diejenigen Bestandtheile hinterbleiben, welche
unter den gegebenen VerhÀltnissen feuerbestÀndig sind
oder derartige Verbindungen erzeugen. Wollte man diese
bei jeder Veraschung unvermeidlichen UebelstÀnde sÀmmt-
lich beseitigen, so wĂŒrde wohl eine sehr lĂ€stige Steigerung
der Arbeit bei der Darstellung eintreten, als durch Zu-
sÀtze die Hebung des einen Uebels leicht mit der Ein-
fĂŒhrung eines anderen verbunden sein.
Ein gleiches Verlangen, besondere, nur dem einen
Zweck dienende Untersuchungen anzustellen, muss fĂŒr
diejenigen anorganischen Bestandtheile in Anspruch ge-
nommen werden, welche sich in sehr kleiner Menge oder
nur in einzelnen FĂ€llen vorfinden. Eine Ausdehnung der
ee ae IA
zur Methode der Aschenanalyse. - 9
gewöhnlichen Analyse auf diese Theile wĂŒrde nur erschwe-
rend wirken fĂŒr die Untersuchung, wie fĂŒr die Genauig-
keit der Resultate. Diese Scheidung ist ĂŒbrigens auch
lĂ€ngst ĂŒblich.
Die Darstellung der Asche durch Verbrennung ist
jedoch von derartigen Verlusten begleitet, dass von einer
direeteh Verbrennung der Pflanzen oder thierischer Sub-
stanzen unter lebhaftem Luftzutritt ĂŒberhaupt Abstand
genommen werden muss, sobald die Untersuchung auf
die nothwendige ExactitÀt Anspruch machen soll. Die
Chloride der Alkalien werden leicht mit verflĂŒchtigt und
fĂŒhren so doppelte, nicht immer geringe Verluste herbei.
Die zahlreichen Versuche, welche ich fĂŒr diese Zwecke
ausfĂŒhren liess, erwiesen den Verlust an Chloriden selbst
dann, wenn die leicht verbrennlichsten Pflanzentheile
gewÀhlt und nur ein ganz langsamer, regelmÀssiger Luft-
oder Sauerstofigasstrom angewendet wurde. Man kann
sich davon sehr leicht ĂŒberzeugen, wenn man in einer
Glasröhre, nach Art der Elementaranalyse, die verkohlte
Substanz durch einen Sauerstoffstrom zu verbrennen sucht,
legt man bei den Verbrennungsproducten ein mit ange-
sÀuerter Silberlösung versehenes GefÀss vor, so dass die
Gase durchstreichen mĂŒssen, so tritt auch bei vorsichtigster
Leitung des Experimentes dennoch bald die Reaction
von Chlor hervor. Bei schwer und langsam verbrennenden
Substanzen ist dieser Verlust um so betrÀchtlicher.
Rose, Wackenroder, Staffel und Andere haben
daher mit Recht eine vorhergehende Verkohlung der Sub-
stanz vorgeschrieben, dann ein Auslaugen der Kohle und
hierauf erst die Verbrennung der letzteren. Rose unter-
schied sogar noch verschiedene Grade des Widerstandes,
welchen Kohlen bei der UeberfĂŒhrung der damit verbun-
denen löslichen Substanzen den Lösungsmitteln leisten.
Die AuszĂŒge von der Kohle wie Asche mussten besonders
untersucht werden, und so entstand allmÀlig eine Com-
bination von Erfahrungen und Ansichten, welche die
Untersuchung der Aschen mindestens zu einer sehr lang-
RR. 1a ya
92 E. Reichardt,
weiligen oder langwierigen mÀchten, ohne gerade die
Genauigkeit zu verstÀrken.
Das Ziel der Bestimmung der sogenannten anorga-
nischen Stoffe kann nur darin liegen, dieselbe ohne Ver-
lust zu erhalten und muss sich demnach vor Allem auf
die Sorgfalt bei der Isolirung dieser Theile richten. Die
weitere Analyse ist durchaus nicht complicirter, als die
gewöhnlichen Untersuchungen von Gemischen ĂŒberhaupt,
und betrifft eigentlich nur die Bestimmung von Kali,
Natron, Kalk, Talkerde, Eisenoxyd, Thonerde, Mangan-
oxydoxydul und von KohlensÀure, Chlor, SchwefelsÀure
und PhosphorsÀure, Stoffe, welche zu den hÀufigsten in
den gewöhnlichen Gemengen gehören.
So interessant eine weitere Untersuchung des Ver-
haltens der Kohle oder so gewonnener Kohlen hinsichtlich
der darin enthaltenen Stoffe sein kann, so hat diese Art
der Auffassung mit der eigentlichen Aschenanalyse nichts
zu thun und ist ganz fĂŒr sich zu verwerthen, kann eben
so wohl auf der Verschiedenheit der Pflanze, wie den
leicht wechselnden Graden der Verkohlung beruhen.
Dem Gehalte an KohlensÀure wurde gleichfalls in
mehrfacher Beziehung eine besondere Bedeutung zugelegt,
einmal, um sĂ€mmtliche Bestandtheile der Asche ĂŒberhaupt
zu bestimmen und eine Controle zu erleichtern, sodann
aber auch als ReprÀsentant der durch keine anderen
SĂ€uren gebundenen Basen, welche vorher vielleicht mit
PflanzensÀuren gesÀttigt waren. Liebig wollte sogar
ein gewisses VerhÀltniss zwischen der QuantitÀt der orga-
nischen und anorganischen Basen in einer Pflanze erken-
nen. Bei ruhiger Ueberlegung lassen sich auf jeder Seite
gewichtige FinwÀnde erheben.
Zuerst ist die Menge der KohlensÀure in den Aschen
sehr abhÀngig von der Darstellung derselben bei höherer
oder niederer Gluth, lebhaftem oder minder lebhaftem
Luftzutritt und von den EigenthĂŒmlichkeiten der verbren-
nenden Substanz selbst und der Kohle derselben. Des-
halb ist vorgeschlagen, die Asche vor der Ermittelung
zur Methode der Aschenanalyse. 93
der KohlensÀure nochmals mit kohlensaurem Ammoniak
zu glĂŒhen, aber auch dann erhĂ€lt man natĂŒrlich bei Talk-
erde nur das Oxyd. Unter allen UmstÀnden muss die
Bestimmung der KohlensÀure als ein besonderer, mit ge-
wissen Vorsichtsmassregeln begleiteter Versuch bezeich-
net und den angeregten Einwendungen Rechnung getra-
gen werden.
Genau entsprechend dieser Behandlung der Kohlen
und Aschen wurde von Rose, auch Wackenroder,
eine Theilung der Lösungen empfohlen; es wurden fĂŒr
sich die wĂ€sserigen AuszĂŒge der Kohle, der Asche, die
sauren Lösungen untersucht und aus einer Analyse drei
bis vier verschiedene, die Arbeit vermehrende. Diese
mehrfachen Analysen hatten mit geringen Ausnahmen
immer ganz dieselben Bestandtheile zu ermitteln und
können demnach fĂŒglich vereint werden. Wird man ein-
wenden, dass durch diese Theilung in wÀsserigen Aus-
zug und saure Lösung ein Einblick in die vorhandenen
Salze geboten wĂŒrde, so ist dagegen zu wiederholen, dass
diese Salze, wie sie die Asche wirklich enthÀlt, keinerlei
Bedeutung haben können fĂŒr den Versuch der Uebertragung
auf die frĂŒhere Pflanze. Die Nachweisung der einzelnen
Bestandtheile ist das Wichtigste und die Berechnung auf
Salze nur als nothwendige Controle der Analyse anzu-
sehen, wobei uns thatsĂ€chlich gleichgĂŒltig ist, ob die
SchwefelsÀure an Kalk, Kali oder Natron gebunden wird.
Oder liegen vielleicht wichtige Anzeigen, durch die Menge
eines Stoffes gegeben, vor, so gehört die Verfolgung der-
selben wiederum zu den sogenannten besonderen Analysen,
wobei oft auf die ursprĂŒnglichen Substanzen zurĂŒckgegan-
gen werden muss.
Möge diese Besprechung dazu dienen, den Beweis
zu liefern, dass es sich bei der Bestimmung der anorga-
nischen Bestandtheile weniger um die Bereitung einer
guten Asche handelt, als um die Erhaltung und Gewin-
nung aller dieser Stoffe ohne Verlust, die Scheidung der-
selben kann dann. unmittelbar aus einer Lösung und in
94 E. Reichardt,
einer Reihenfolge vorgenommen werden. Der nachfolgende
Gang der Analyse basirt sich demgemÀss auf diese An-
schauung und richtet sich in erster Linie auf die sorg-
fÀltige Gewinnung der Stoffe.
I. Bestimmung des Aschengehalts und der KohlensÀure.
1â10 Grm. der Substanz, je nach dem ungefĂ€hr
bekannten Aschengehalte, werden möglichst vorsichtig
verbrannt, bis zur Gewinnung der reinen Asche; nach
dem Erkalten befeuchtet man den RĂŒckstand mit einer
concentrirten Lösung von kohlensaurem Ammoniak, trock-
net und glĂŒht nochmals schwach. Die WĂ€gung ergiebt
die Aschenmenge.
KohlensÀure. Die so gewonnene Asche kann un-
mittelbar zur Bestimmung der KohlensÀure durch Aus-
treiben u. s. w. benutzt werden.
Mit der Ermittelung des Aschengehaltes verbindet
man vorher die Bestimmung des Wassergehaltes durch
Trocknen. Bei dieser Veraschung treten stets Verluste,
namentlich an Chloriden, ein.
II. Bestimmung der anorganischen Bestandtheile.
Je nach dem bekannten Aschengehalte nimmt man
so viel Substanz, dass darin 1â2 Grm. Asche enthalten
sind und glĂŒht diese in einem locker bedeckten Tiegel
bei angehender RothglĂŒhhitze bis zur Verkohlung, d.h.
bis keine brennbaren Gase mehr entweichen. StÀrkere
Erhitzung ist nicht nothwendig und könnte nachtheilig
werden.
Die Kohle wird zerrieben und drei bis vier Mal mit
Wasser ausgekocht, wobei man die Kohle in dem GefÀsse
möglichst zurĂŒckhĂ€lt und die Filtrate vereint, sodann fĂŒgt
man zu der Kohle wiederum Wasser und etwas Salpeter-
sÀure bis zum deutlichen Vorwalten der SÀure, erwÀrmt
nur ein paar Minuten und filtrirt die nunmehr saure
Lösung zu der ersten wÀsserigen, welche, wie sogleich
anzugeben, vorher mit Silberlösung versetzt worden war.
x
zur Methode der Aschenanalyse. 95
Die Kohle giebt man mit auf das Filter, wÀscht gut aus,
trocknet und verascht.
Die Asche wird sodann abermals mit Wasser zwei
bis drei Mal ausgekocht, um etwa noch vorhandene Alkali-
salze, besonders Chloride, in Lösung zu bringen, sodann
mit ziemlich starker SalpetersÀure erwÀrmt und sÀmmt-
liche Filtrate dem ersten zugegeben. Die in Salpeter-
sÀure unlöslichen Theile der Asche werden nach unten
folgender Angabe noch mit ChlorwasserstoffsÀure behandelt.
Schwefel und Chlor. Die wĂ€sserigen AuszĂŒge
der Kohle und Asche werden sogleich mit salpetersaurem
Silberoxyd versetzt im Uebermass, gewöhnlich deutet
dies die dunkle FĂ€rbung des mitfallenden Silberoxydes
und kohlensauren Silberoxydes an. Zu dieser FlĂŒssigkeit
giebt man sodann die salpetersauren Lösungen von Kohle
und Asche und sĂ€uert, wenn nicht schon an und fĂŒr sich
erlangt, mit SalpetersÀure an.
a) Der sich abscheidende Niederschlag kann aus
AgS und AgCl bestehen, ersteres aus den bei dem GlĂŒ-
hen der Kohle vielleicht entstandenen Sulfiden herrĂŒhrend;
er wird auf gewogenem Filter gesammelt und das Filtrat
nach 5 weiter behandelt. AgCl und AgS werden aber
noch frisch auf dem Filter mit etwas verdĂŒnntem Aetz-
ammoniak ĂŒbergossen, bis sich nichts mehr löst und die -
durchlaufende FlĂŒssigkeit nicht mehr durch SalpetersĂ€ure
getrĂŒbt wird. Auf dem Filter hinterbleibt Ag, welches
nach dem Trocknen bei 10000. gewogen und auf SO3
berechnet wird. Das Filtrat von AgS sÀuert man mit
SalpetersÀure an und sammelt das sich abscheidende
AsgCl nur bei sehr kleinen Mengen auf gewogenem Filter,
sonst wie gewöhnlich.
b) Der oben bei der Behandlung der Asche mit Sal-
petersĂ€ure hinterbliebene RĂŒckstand enthĂ€lt namentlich
noch Eisen, auch KieselsÀure, und wird sofort mit concen-
trirter ChlorwasserstoffsĂ€ure erwĂ€rmt, dann verdĂŒnnt, noch-
mals erwÀrmt, hierauf filtrirt und das Filtrat unmittelbar
zu dem von der ersten Scheidung des AgS und AgĂl
er
96 E. Reichardt,
erhaltenen gegeben, um hier zugleich das im Uebermass
zugefĂŒgte Silberoxyd zu entfernen; man wĂ€scht nach und
fĂŒgt, wenn nöthig, noch so viel SalzsĂ€ure zu, dass sĂ€mmt-
liches Silberoxyd entfernt wird. Das andere vom abge-
schiedenen AgCl erhaltene Filtrat wird zur Scheidung
der KieselsÀure im Dampfbade zum Trocknen verdunstet.
RĂŒckstand. Sollte bei der letzten Behandlung der
Asche mit SalzsĂ€ure noch ein RĂŒckstand bleiben, welcher
nicht verbrennlich ist, demnach aus Sandkörnchen besteht,
so muss derselbe nochmals auf KieselsÀure gemÀss den
Silicaten geprĂŒft werden.
KieselsĂ€ure. Der RĂŒckstand der zur staubigen
Trockne verdunsteten FlĂŒssigkeit wird mit SalzsĂ€ure
ĂŒbergossen, 1/,â!/, Stunde der Ruhe ĂŒberlassen, dann
mit Wasser verdĂŒnnt, wenig erwĂ€rmt und filtrirt; auf
dem Filter. hinterbleibt KieselsÀure, welche nach dem
GlĂŒhen gewogen wird.
Das Filtrat von der KieselsÀure theilt man in zwei
Theile und benutzt den einen zur Bestimmung der Schwefel-
sÀure und Alkalien, den anderen zur Bestimmung der
ĂŒbrigen Bestandtheile.
A. SchwefelsÀure und Alkalien.
In dem bestimmten Theile wird durch BaCl die
SchwefelsÀure gefÀllt und ermittelt, das Filtrat vom schwe-
felsauren Baryt aber zur Trockne verdunstet.
Der TrockenrĂŒckstand wird mit Barytwasser im star-
ken Uebermass versetzt, erwÀrmt und filtrirt mit Ver-
meidung jedes Wassers. Das Filtrat darf von Barytwasser
nicht mehr getrĂŒbt werden, der RĂŒckstand wird mit
Barytwasser mehrmals gewaschen. Das Filtrat versetzt
man mit kohlensaurem Ammoniak bis kein Niederschlag
mehr entsteht, erwÀrmt, filtrirt abermals und verdunstet
das nunmehrige Filtrat wieder zur Trockne. Der Trocken-
rĂŒckstand wird mit wenig SalzsĂ€ure angesĂ€uert in einen
Platintiegel gebracht, wieder verdunstet und schwach
ni r x { I
zur Methode der Aschenanalyse. Im
geglĂŒht. Es hinterbleiben die Chloride von Kalium und
Natrium, welche, wenn nöthig, durch Platinchlorid geschie-
den werden und spectralanalytisch auf Rubidium und
CĂ€sium untersucht.
B. Eisenoxyd, T'honerde etc.
Der zweite Theil der salzsauren Lösung wird stark
mit Wasser verdĂŒnnt zum Sieden erhitzt, mit Natron
neutralisirt, bis ein Niederschlag erscheint, welcher sofort
in wenigen Tropfen SalzsÀure wieder gelöst wird, man
entfernt die kochende FlĂŒssigkeit vom Feuer und fĂŒgt
sogleich einige Krystalle von essigsaurem Natron zu â
entsprechend der im Uebermass zugefĂŒgten SalzsĂ€ure â
rĂŒhrt dabei fortwĂ€hrend um, wodurch Eisenoxyd und
Thonerde, wenn PhosphorsÀure vorhanden, als phosphor-
saure Salze gefÀllt und noch heiss sogleich abfıiltrirt
werden. Das Filtrat behandelt man augenblicklich nach
b weiter, den Niederschlag nach a.
a) Fe?O3 und Al?O3.. Ist der Niederschlag gelblich-
weiss, so hat man bei den Aschen die phosphorsauren
Verbindungen, welche den. Formeln Fe? 03, PO5 und
A203, PO5 entsprechen; man löst sofort in wenig Salz-
sÀure wieder auf und kocht mit einem Ueberschuss von
Natronlauge, wodurch Fe?O3 geschieden, noch heiss ab-
filtrirt und mit heissem Wasser sehr gut gewaschen wird.
Das Filtrat sÀuert man mit SalzsÀure wieder an und fÀllt
durch kohlensaures Ammoniak die Thonerde als Al?O3,PO3.
100 Theile dieser phosphorsauren Thonerde bestehen
aus 41,843 Th. Thonerde und 58,157 Th. PhosphorsÀure.
100 Th. des abgeschiedenen Eisenoxydes entsprechen
89,110 Th. PhosphorsÀure.
Gewöhnlich sind nur Spuren von Thonerde vorhanden
und wĂŒrde bei Erden oder sonstigen Gemischen das Eisen-
oxyd vorwalten, durch die Farbe leicht kennbar, so muss
dann in dem Thonerde haltenden alkalischen Filtrate die
âPhosphorsĂ€ure bestimmt werden.
Arch.d. Pharm. CLXXXT. Bds. 1.u.2. Hft. 7
98 E. Reichardt,
Ueber diese Scheidung bei sehr phosphorhaltigen
Gemischen siehe ĂŒbrigens den Nachtrag.
b) MnO. Das essigsaure Filtrat von der ersten Schei-
dung des Fe?O3 und der Al?O3 wird abermals zum Kochen
erhitzt und vom Feuer entfernt, sofort etwas unterchlorig-
saures Natron *) zugefĂŒgt. Ist Mangan zugegen, so ent-
steht eine bleibende TrĂŒbung; man fĂŒgt dann mehr unter-
chlorigsaures Natron zu unter stetem UmrĂŒhren und prĂŒft
nach wenigen Secunden, ob die FlĂŒssigkeit noch sauer
reagire â sonst muss noch etwas EssigsĂ€ure zugefĂŒgt
werden â und sehr bald die EntfĂ€rbung des Reagens-
papieres eintrete, wodurch das Uebermass des unter-
chlorigsauren Natrons angezeigt wird und der Beweis ge-
geben, dass sÀmmtliches Mangan als Hyperoxyd gefÀllt ist.
Man filtrirt, wÀscht den Niederschlag gut aus und
glĂŒht; es hinterbleibt Mn3 O4.
CaO. Das Filtrat vom Mangan wird sofort noch
warm mit oxalsaurem Ammoniak im Uebermass versetzt,
nach mehren Stunden Ruhe der oxalsaure Kalk geschie-
den und wie gewöhnlich bestimmt.
MsO und PO5. Das Filtrat vom Kalk theilt man
in zwei Theile:
MgO. In dem einen Theile fÀllt man durch phos-
phorsaures Natron und Ammoniak die Talkerde.
PO35. Zu dem zweiten Theile giebt man eine klare
Mischung von Chlormagnium, Chlorammonium und Am-
moniak und fÀllt so die PhosphorsÀure.
Es versteht sich von selbst, dass die wiederholte
Theilung bei der Berechnung gehörig berĂŒcksichtigt werde.
Wie schon oben angedeutet, richtet sich bei dieser
Methode der Aschenanalyse die grösste Aufmerksamkeit
*) Das unterchlorigsaure Natron bereite ich durch Behandlung
von Chlorkalk mit wÀsserigem kohlensauren Natron im schwa-
chen Uebermass, d. h. das Filtrat darf durch kohlensaures
Natron nicht mehr gefÀllt werden.
zur Methode der Aschenanalyse. 99
auf die Gewinnung der anorganischen Bestandtheile der
Pflanzen- oder Thiersubstanzen, weshalb in dieser Hin-
sicht Verkohlung und allmÀlige Behandlung der Kohle
wie Asche mit Wasser und SĂ€uren vorgeschrieben ist.
Indem jedoch die Kohle nicht nur mit Wasser, sondern
auch verdĂŒnnter SalpetersĂ€ure behandelt wird, lösen sich
stets die meisten Stoffe schon hier auf und wird dadurch
die Verbrennung, namentlich bei schwerer verbrennbaren,
viel phosphorsaure Salze oder KieselsÀure haltenden, Kohlen
sehr erleichtert.
Mit concentrirter SalpetersĂ€ure oder ĂŒberhaupt einem
zu starken Uebermass darf man chlorhaltige Substanzen
nicht lÀngere Zeit erwÀrmen, da sonst stets Verluste an
ChlorwasserstoffsÀure eintreten.
Man erhÀlt zwar durch das wiederholte Auslaugen
und Behandeln der Kohle wie Asche eine ziemlich be-
deutende Menge FlĂŒssigkeit, allein schon nach der ersten
Scheidung des Chlors wird dieselbe zur Bestimmung der
KieselsÀure eingedichtet und so dieser Uebelstand voll-
stÀndig beseitigt.
Soll eine vorhandene Asche direct der Untersuchung
unterworfen werden, so nimmt man circa 1â2 Grm. der-
selben und behandelt dieselbe nur mit Wasser und Salpeter-
sĂ€ure u. s. w., lĂ€sst demnach das ĂŒber die Auslaugung der
Kohle gegebene weg. Sollte hierbei AgS erhalten werden,
so rĂŒhrt der Schwefel von S?O2 her, welche sich bei
lÀngerem Liegen der Asche aus den vorhandenen Schwefel-
alkalien gebildet hat. Das erhaltene AgS muss demnach
2503 entsprechen, da man es regelmÀssig auf diese SÀure
berechnet, welche doch schliesslich der Ursprung war.
Fast regelmÀssig finden sich nur Spuren von Sulfiden
ĂŒberhaupt.
Bei der Untersuchung einer an phosphorsauren Sal-
zen reichen Asche, des Fleisches, der Knochen, auch
einiger FrĂŒchte, ist es sehr geeignet, bei der FĂ€llung von
Eisenoxyd und Thonerde durch essigsaures Natron gleich-
zeitig etwas EssigsĂ€ure noch zuzufĂŒgen, um so die etwaige
NE
100 Blutendes Brod.
Abscheidung von phosphorsaurem Kalk zu verhindern.
Der Fehler wird ĂŒbrigens sofort bei der folgenden Be-
handlung des phosphorsauren Eisenoxydes und der phos-
phorsauren 'Thonerde mit Natron erkannt, wobei dann
das Eisenoxyd nicht rothbraun hervortritt, sondern noch
vermengt mit phosphorsaurem Kalk. Nochmaliges Lösen
in SalzsÀure und FÀllen durch essigsaures Natron hebt
diesen Fehler sehr leicht auf. In einem solchen Falle ist
es ĂŒberhaupt geeignet, vor dem Zusatze von essigsaurem
Natron eine grössere Menge der Lösung von Chlornatrium
zuzufĂŒgen, wodurch die Abscheidung von phosphorsaurem
Kalk leicht völlig gehindert werden kann.
Blutendes Brod.
Im Jahre 1819 machte dieses PhÀnomen zu Legnaro
bei Padua eine grosse Aufregung unter dem Volke; es
gelang damals aber einer Untersuchungs-Commission, vor-
zugsweise dem spÀteren Medicivalrathe Dr. Sette in
Venedig, diese Erscheinung als einen Vegetationsprocess
zu erkennen, welchen er als eine neue Pilzart (Zooga-
lactina imetropha) erklÀrte. 1848 zeigte jedoch Ehren-
berg, dass die Erscheinung eine thierische, belebte sei,
deren kleinstes Wesen er Monas prodigiosa nannte. Das
diesjÀhrige Auftreten hat mir, berichtet Dr. v. Erdmann,
Gelegenheit gegeben, den chemischen Charakter des PhÀ-
nomens und den Zusammenhang zu entdecken, welcher
zwischen dem Roth- und Blauwerden der Speisen be-
steht. Letztere hÀufiger auf Milch sich zeigende Far-
benbildung ist 1841 von Fuchs und 1852 von Haube-
ner untersucht worden. Die Resultate meiner Unter-
suchungen, sagt Dr. v. Erdmann, sind folgende: Der
rothe und blaue Farbestoff der Speisen wird durch Ver-
mittelung von Vibrionen erzeugt. Das Material, aus wel-
chem sich beide Farbenstoffe entwickeln, bilden die stick-
stoffhaltige Substanz sehr verschiedener Speisen, wie z.B.
Blutendes Brod. 101
aller Arten gekochten und gebratenen Fleisches, Roggen-
und Weizenbrod, Eiweiss, Reis, Kartoffeln u.s.w. Durch
die chemischen Reactionen unterscheiden sich die gebil-
deten F'arbenstoffe von allen bisher bekannten, mit Aus-
nahme der sogenannten Ănilinfarben. Diesen sind sie in
Bezug auf Schönheit der Lösungen, tingirende Kraft und
durch ihr chemisches Verhalten so Àhnlich, dass sich der
Farbestoff blauer Speisen durch keine Reaction von dem
Anilinblau unterscheidet, welches man nach den Unter-
suchungen des Professors A. W. Hoffmann als Tri-
phenylrosanilin betrachten muss, wÀhrend die Farbe ro-
ther Speisen alle Eigenschaften des Rosanilins zeigt und
nur in seinem Verhalten zu concentrirter SalzsÀure ab-
weicht, welche ihn nicht verschwinden lÀsst. Das Roth-
und Blauwerden der Speisen ist mithin ein FĂ€ulniss-
stadium der Proteinstoffe, in welchem eine durch Vibrio-
nen vermittelte natĂŒrliche Bildung derjenigen Farbestoffe
statt findet, welche durch ihre Schönheit und Abstam-
mung als unzweifelhafte Kinder der Wissenschaft in der
Neuzeit so grosses Interesse erregt haben. Die gebilde-
ten Farbestoffe sind nach der Meinung des Dr. v. Erd-
mann Producte der Vibrionen in dem Sinne, wie Kohl-
sÀure, Glycerin, BernsteinsÀure, Alkohol, Producte der
Hefe in gĂ€hrenden FlĂŒssigkeiten. Die bei der Bildung
des rothen und blauen Pigments thÀtigen Wesen schei-
nen ein und dieselben zu sein, wenigstens hat derselbe
nicht ein einziges Unterschiedsmerkmal aufzufinden ver-
mocht. Vielmehr glaubt er, dass sie zu derselben Gat-
tung wie jene Vibrionen gehören, welche Pasteur als
das Ferment der ButtersÀuregÀhrung bezeichnet und die
man bei der Zersetzung vieler Substanzen organischen
Ursprungs findet. Je nach dem Substrate und den ein-
wirkenden Agentien mögen die Producte dieser Vibrio-
nen andere werden, auch letztere selbst in einer Weise
entwickeln, welche auf die zu bildenden Producte bestim-
mend einwirkt. Dies sind die Resultate und die Vor-
stellungen, zu denen mich meine bisherigen Untersuchun-
102 Ueber Desinfectionsmittel.
gen gefĂŒhrt haben und die ich durch fortgesetzte Ver-
suche zu prĂŒfen beabsichtige. (Berlin. akadem. Monats-
bericht, 1866. â Ausland, 19. Mai 1867.) Dr. Löhr.
Ueber Desinfectionsmittel.
(Vortrag des Dr. Marquart in Bonn.)
Ueber die in neuerer Zeit von allen Seiten empfoh-
lenen Desinfectionsmittel glaubt Dr. Marquart um so mehr
zu einer Kritik berufen zu sein, als nicht Jeder im Stande
sei, den Werth derselben zu prĂŒfen und die Industrie leider
das Auftreten der Cholera zur pecuniÀren Ausbeutung des
Publicums zu benutzen scheine. Namentlich erwÀhnte
derselbe der langen Listen von Desinfectionsmitteln, welche
von Berlin aus verbreitet wĂŒrden. Dr. Marquart glaubt
diese Mittel in solche eintheilen zu können, welche nur
die Gase der Aborte zu absorbiren im Stande wÀren,
wie Eisenvitriol, EisenchlorĂŒr und ManganchlorĂŒr. Die
Wirkung dieser chemischen Producte sei unzweifelhaft,
da die aus den Excrementen sich entwickelnden Gase
gebunden und dem Geruchssinn entzogen wĂŒrden. Die
Frage, ob diese Oxydulsalze auch im Stande seien, die
GĂ€hrung oder Zersetzung der frischen Exceremente zu
verhindern, hĂ€lt Dr. Marquart fĂŒr eine offene, welche,
theoretisch betrachtet, verneint werden mĂŒsse. Die zweite
Olasse von Desinfectionsmitteln wurde als oxydirende be-
zeichnet. Hierher gehören Eisenoxydsalze, ĂŒbermangan-
saures Kali oder Natron, Chlor u. s. w.
Nach der Ansicht des Vortragenden liesse sich an
der Wirksamkeit dieser Mittel kaum zweifeln, er bedaure
aber, dass man eine Lösung eines Oxydsalzes, wel-
ches kaum nennenswerthe Spuren von Uebermangan-
sĂ€ure enthalte, unter dem fingirten Namen âprĂ€parirtes
ChamĂ€leonâ zu Preisen in den Handel bringe, welche
den reellen Werth um das Zwei- bis Dreifache ĂŒberstei-
gen. Die wirksamsten Desinfectionsmittel werden immer-
Ueber Desinfectionsmittel. 103
hin die ĂŒbermangansauren Salze bilden, wobei diesen
aber der allgemeinen Anwendung ihr hoher Preis ent-
gegenstehe. Das Pfund krystallisirtes ĂŒbermangansaures
Kali komme zu 5 Thlr. im Handel vor und die Berliner
Industrie verkaufe eine FlĂŒssigkeit unter dem Namen
âĂŒbermangansaures Natronâ zum Preise von 10 Thlr. pro
100 Pfund. Dieser scheinbar billige Preis sei aber ein
unmÀssig hoher, da nach der Untersuchung von Dr. Mar-
gaart nur 1 Procent ĂŒbermangansaures Salz darin vor-
handen sei und demnach das Pfund desselben mit 10 Thlr.
bezahlt werden mĂŒsse. Eine dritte Abtheilung der Des-
infeetionsmittel umfasse die antiseptischen oder fÀulniss-
widrigen, wie CarbolsÀure, carbolsauren Kalk, Holzessig
u. 8. w.
Der Vortragende glaubte, dass wenn wirklich nur
die in Zersetzung begriffenen und nicht die frischen Ex-
eremente die TrÀger des Ansteckungsstoffes der Cholera
seien, eben diese antiseptischen Mittel eine besondere
BerĂŒcksichtigung zu verdienen schienen; es stĂ€nde aber
der Anwendung der ĂarbolsĂ€ure in WohnhĂ€usern der
durchdringende unangenehme Geruch derselben entgegen,
dieser unangenehme Geruch sei aber weniger dem Holz-
essig eigen.
Ueber die Frage, welches Mittel demnach vom wis-
senschaftlichen Standpuncte aus zu.empfehlen sei, ent-
spann sich eine Debatte, an welcher sich auch Professor
Landolt betheiligte, welche damit endete, dass eine
Anwendung von Zinksalzen, welche bekanntlich auf orga-
nische Körper und namentlich stickstoffhaltige, specifisch
einwirken, in Verbindung mit Eisenoxydulsalzen oder
einer Auflösung von ZinkeisenchlorĂŒr empfohlen zu wer-
den verdiene. (Verhandl. des naturhistor. Vereins fĂŒr Rhein-
land u. Westphalen. Il. Abth. 1866. Sitzungsbericht pag. 75.)
Dr. Löhr.
104
HI. Naturgeschichte und Pharma-
kognosie.
Pharmakologische Notizen;
von
Dr. X: Landerer ın Athen.
Des Gebrauches der Meerzwiebeln in Griechenland
und im ĂOriente gegen verschiedene Leiden der Brust-
organe, gegen Phthysis habe ich schon manchmal er-
wÀhnt. Diese Pflanze, deren Wurzel oder Zwiebel
man Hundszwiebel nennt, findet sich ĂŒberall, nicht
allein am Meeresstrande, weshalb sie Scylla muritima
genannt wird, sondern auch weit im Innern sehr hÀufig
auf HĂŒgeln und Vorbergen. In Griechenland gelangt die
Wurzel zu einer bedeutenden Grösse und eine grosse
Meerzwiebel kann ein Gewicht von 6 bis 8 Unzen errei-
chen. Einer meiner frĂŒheren SchĂŒler, der sich im Klo-
ster zu Jerusalem als Apotheker befindet und den ich
um Mittheilungen ĂŒber die daselbst im Gebrauche sich
findenden Volksheilmittel ersuchte, theilte mir mit, dass
diese Meerzwiebelpflanze dort in solcher Menge vorkomme,
dass man ganze Schiffsladungen davon nach Europa sen-
den könne. Unter diesen Meerzwiebeln, welche die Ara-
ber ebenfalls Skylla nennen, finden sich Zwiebeln von
der Grösse eines Kinderkopfes und einer Schwere von
1 bis 1â), Okka, d.i. 2!/, bis 3 Pfund, weshalb man ge-
nöthigt sei, Gruben zu graben, um sie aus der Erde her-
auszunehmen. Auch die Araber und TĂŒrken betrachten
diese Zwiebel als ein Heilmittel gegen Lungenleiden, ja
gegen Lungensucht, wenn sie auch schon im sehr vor-
gerĂŒckten Stadium sei. Zu diesem Zwecke wird die
Landerer, ĂŒber Marrubium. 105
Zwiebel, nachdem sie von den Wurzelfasern und Schup-
pen gereinigt ist, mit Wasser sehr fleissig gewaschen, bis
sie keinen bittern Geschmack mehr besitzt, sodann ge-
kocht und die Pulpa durch ein Sieb getrieben, um einen
Peltes, d.h. eine Conserve-Pulpa, zu erzielen, denen man
sodann ĂAyssopum zusetzt. Diese Latwerge, Mantsun ge-
nannt, ist im ganzen heiligen Lande gegen die Phthysis
und andere Leiden der Lunge im allgemeinen Gebrauch
und durch dieselbe werden Wunderkuren erzielt, so
dass Leute, die von allen Aerzten aufgegeben waren und
sich im letzten Stadium der Phthysis befanden, durch den
lÀngeren Gebrauch dieser Skylla-Mantsun cum Hyssopo
geheilt wurden. Aus alten Schriftstellern ist zu ersehen,
dass schon Pythagoras und Epimenides ihren Gebrauch
als Arzneimittel kannten.
Dem Ayssopus offiein., einer Pflanze, die in Griechen-
land nicht bekannt ist, schreiben die Araber ebenfalls
grosse HeilkrÀfte zu und bei allen von ErkÀltung her-
rĂŒhrenden Krankheiten nehmen die Leute ihre Zuflucht
zu dieser Pflanze. Die Araber nennen dieselbe Ayschop
auch Assof, welcher Name aus dem Arabischen stammt;
Esob bedeutet ein heiliges Kraut, mithin ist der Gebrauch
dieser Pflanze leicht erklÀrlich.
a A â
Ueber Marrubium;
von
x Demselben.
In die Kategorie der Pflanzen, die nach der Meinung
des Volkes und auch der noch aus alten Zeiten stam-
menden Chirurgen und empirischen Aerzte ausgezeich-
nete HeilkrÀfte besitzen und gegen eine Menge von
Krankheiten mit gutem Erfolge angewandt werden, ge-
hört Marrubium vulgare. In den meisten Theilen des
Landes, im nördlichen Attika, findet sich M. ereticum,
auf den Feldern der feuchteren Niederungen M. vulgare
106 Landerer,
und auf trocknen Ebenen und HĂŒgeln von Ăstgriechen-
land bis zu einer Höhe von 2000 Fuss Marrubium pseu-
dodietamus, falscher Diptam. Theophrast und Dioscori-
des nannten diese Pflanze Prasion und schon in den
Ă€ltesten Zeiten war Prasion eine bedeutende Heilpflanze.
Der Name Marrubium soll nach Wittstein aus dem
hebrÀischen Mar, bitter, und Rob, viel, stammen, mithin
eine viel bitter schmeckende Pflanze bedeuten. Linne&
leitet den Namen, jedoch irrig, von Maria und Urbs,
Sumpfstadt, einer Stadt im ehemaligen Latium am See
Fucinus, wo die Pflanze hÀufig: vorkommen soll, ab.
In Betreff der HeilkrÀfte dieser Pflanze ergiebt sich
aus den alten Schriftstellern, dass dieselbe gegen Krank-
heiten der Lungen im Rufe stand und dass die Salben-
bereiter (Umguentarii) sich ihrer bedienten. Das Volk
nennt die Pflanze Hundskraut, Skylochorton, von Chorton,
Kraut, und S%ylos, Hund, weil die Hunde, wenn sie sich
krank fĂŒhlen, dieselbe aufsuchen und fressen. Dieses
Prasion wird im ganzen Oriente innerlich und Àusserlich
angewandt. Besonders sind es die beiden im ganzen
Ăriente so gefĂŒrchteten Krankheiten, die Sceropheln, Choi-
rades genannt, die man fĂŒr ansteckend hĂ€lt, und die
Phymatosis, Tuberculose (voöua, Tuberculum), Lungensucht,
gegen welche man die Pflanze anwendet. Gegen Scro-
pheln wird sie in Form von Kataplasmen gebraucht, die
sich das Volk jedoch auf andere Weise bereitet. Die
frischen Pflanzen werden zwischen zwei Steinen zerquetscht
und die Masse in statu quo auf die GeschwĂŒlste gelegt.
Um dieselbe noch wirksamer zu machen, wird etwas
Raky, d.ı. schlechter Branntwein, darauf gespritzt und
man fĂ€hrt mit der Anwendung fort, bis die GeschwĂŒlste
sich zertheilen oder in Suppuration ĂŒbergehen, die man
jedoch nicht mit Lanzetten oder andern schneidenden
Instrumenten öffnen darf, sondern mittelst einer goldenen
Nadel oder einer FischgrÀte ete.. Gegen die Tubereu-
lose wird unser Skylochorton in Form von Mantsuns,
Electuarien, nur in sehr starken, krÀftigen, concentrirten
ĂŒber den Maulbeerb:ıum. 107
Abkochungen gegeben. Jedenfalls ist Marrubium eine
sehr krÀftige Heilpflanze und der Aufmerksamkeit der
Aerzte nicht unwerth.
a
Notizen ĂŒber den Maulbeerbaum ;
von
Demselben.
Die Wichtigkeit des Maulbeerbaums durch seine
BlĂ€tter fĂŒr die Seidenzucht ist allgemein bekannt. Der
Peloponnes erhielt von dem Namen des Baumes Morea
den Namen Morea. Die Hellenen nannten den Baum
Sykaminos. Betreffs der Anwendung in der Medicin ist
bekannt der Syrupus Mororum, der im ĂOriente dieselbe
Rolle spielt wie bei uns Syr. Rubi /daei, den man hier
gar nicht kennt, indem der Strauch sich nicht findet und
auch cultivirt nicht gedeiht. Die ARemanentia ex Syrup.
werden im ĂOriente zur Destillation eines Wassers ver-
wendet, welches die Leute Moroneron nennen und das als
ein grosses Heilmittel bei Kinderkrankheiten gilt. Aus
den Schriften des Galenus (in libro de alimentis facult.
Cap. 11.) ist zu ersehen, dass derselbe schon des Maul-
beerbaumes erwÀhnt und Archigenes empfiehlt gegen
Zahnschmerz den milchigen Saft des Maulbeerbaumes.
Alle diese Anwendungen aus den Àltesten hellenischen
Zeiten haben sich auf die heutigen Griechen vererbt.
Bei Zahnschmerzen nimmt das Landvolk seine Zuflucht
zu dem Safte der MaulbeerblÀtter, jedoch nicht der Mo-
rus albus oder nigra, sondern zu der VarietÀt mit grossen,
schwarzen, sehr saftigen FrĂŒchten, aus denen der Syrup.
Mororum bereitet wird. Diese saftigen FrĂŒchte sind so
fÀrbend, dass man es bereut, diese so gut schmeckenden
kĂŒhlenden FrĂŒchte gegessen zu haben, indem HĂ€nde und
Lippen so stark gefÀrbt werden, dass man den Farbestoff
nicht mit den gewöhnlichen Waschmitteln entfernen kann.
Die Reinigung der schwarzroth tingirten Organe geschieht
im Ăriente mit den BlĂ€ttern desselben Baumes. Man
108 Landerer,
zerquetscht einige BlÀtter und reibt mit dem Safte die
gefÀrbten Organe, welche im Augenblick dadurch gerei-
nigt werden.
Das Holz des Mauibeerbaumes ist ein gutes FĂ€rbe-
mittel, um wollene und baumwollene Stoffe damit gelb
zu fÀrben und die Rinde von den Zweigen ist in vielen
FĂ€llen auch ein Medicament gegen den Bandwurm.
m ââ
Notizen ĂŒber Höhlen in Griechenland ;
von
Demselben.
In Griechenland finden sich wunderschöne Höhlen,
die zu den grossartigsten Europas zu zÀhlen sind und
sich durch die Zierde ihrer Stalaktiten, die oft 5 bis 10
Ellen lang von der Decke herabhÀngen, auszeichnen.
Eine solche wunderschöne Höhle ist auf Antiparos, einer
kleinen Insel des griechischen Archipels, und Hunderte
von Fremden besuchen diese nur von Hirten und einigen
armen Familien bewohnte Insel dieser Höhle wegen. Um
diese Stalaktiten zu erhalten, werden dieselben von den
Hirten, die den Fremden zu Wegweisern dienen, ver-
brecherischer Weise abgeschossen und bilden fĂŒr diese
âgewissenlosen Menschen einen Handelsartikel, indem sie
nach Smyrna, Konstantinopel und Alexandrien versendet
und auf den Bazars als Stalaktiten von Antiparos ver-
kauft werden. In kurzer Zeit âwird diese prachtvolle
Höhle aller ihrer Zierden beraubt sein.
Eine zweite schöne Höhle befindet sich auf der Insel
Thermia, welche man Katafıki nennt, von dem Worte
Katafıgion, d. i. Zufluchtsort, indem die Leute zu der
Zeit, als die Inseln des griechischen Archipels von See-
rÀubern beherrscht waren, ihre werthvollen Sachen darin
zu verbergen im Stande waren. Die Phantasie des Men-
schen bildete aus den Stalaktiten Ambosse mit dem
Schmiede, Sessel, VorhÀnge, Giebel etc. Diese Höhle
ist in der That wunderschön und gut erhalten, indem sie
ĂŒber ein eisenhaltiges Mineralwasser. 109
in der NĂ€he der Stadt Thermia liegt und unter Aufsicht
steht, um diese NaturschÀtze zu bewahren.
Eine dritte Höhle ist die am Fusse des Parnass ge-
legene Korykische Höhle, voll von Stalaktiten, eine vierte
auf der Insel Makronison. Durch einen Zufall fand sich
auf der Insel Tinos in der NĂ€he des Dorfes Exomenia
eine der schönsten Höhlen vielleicht ganz Europas. In
diesen Gegenden wird nÀmlich Marmor gebrochen und
indem man sich mit dem Sprengen desselben beschÀf-
tigte, entstand mit einem Male eine Oeffnung, durch
welche die Leute durchkriechen konnten. Sie befanden
sich in einer mit den schönsten Stalaktiten verzierten
Höhle, und es ist eine Pracht, diese im unverÀnderten
Zustande zu sehen und die Natur darin zu bewundern.
âââ
Ueber ein eisenhaltiges Mineralwasser ;
von
Demselben.
Auf der Insel Thermia, auch Kythnos genannt, fin-
det sich eine ausgezeichnete Stahlquelle, welche Kakkabo
genannt wird und eine WĂ€rme von 420R. zeigt. Diese
Quelle zeigt von ihrem Ursprunge bis wo sie sich in das
Meer ergiesst, ihren Eisengehalt durch den Absatz des
Eisenoxyds an allen Steinen und GegenstÀnden, die man
in das Rinnsal des Wassers legt, deutlich an. Verliert
jedoch die Quelle ihre WĂ€rme, so ist mit einem Male
auch das Eisen verschwunden und das Eisenoxydul wird
als Eisenoxyd abgesetzt, so dass das Wasser in ein sali-
nisches umgewandelt ist und der Patient statt eines stahl-
haltigen ein salinisches Wasser gebraucht. Dass diese
Erscheinung auf dem Verluste von KohlensÀure beruht,
worin sich das Eisenoxydul aufgelöst findet, welches sich
im nÀmlichen Augenblicke in Eisenoxyduloxyd umwan-
delt, ist hinreichend bekannt. Wozu nĂŒtzen jedoch solche
Stahlquellen, solche Chalybothermen? diese wichtige Frage
drÀngt sich mir auf, denn es handelt sich um das Wohl
von Tausenden von Patienten, die nach Kythnos gehen,
um auf den Rath der Aerzte die Stahlquelle des Kak-
kabo zu gebrauchen, jedoch in Folge der angegebenen
Erscheinung in Wirklichkeit eine salinische benutzen
und mithin eine andere Wirkung sehen, wie voraus-
gesetzt und erwartet wurde.
I â
Fr. Eur Jan
110
HEE. MWonatsbericht.
DĂŒnnes Eisenblech.
Seiner Zeit erregte ein von Pittsburg abgesandter
Brief grosses Aufsehen, der auf dĂŒnnes Eisenblech ge-
schrieben war. Dieses Blech war so dĂŒnn, dass man
1000 BlÀtter brauchte, um 1 Zoll Dicke zu erhalten. Seit
jener Zeit sind in England Bleche von noch viel grösserer
DĂŒnne erzeugt worden:
1. Auf den Marshfield-Eisenwerken ein Blatt von
110 Quadratzoll OberflÀche, 89 Grains schwer.
2. Daselbst ein eben so grosses Blatt nur 23)/, Gr.
schwer, 2950 Blatt auf 1 Zoll.
3. Pontardawe walzte ein Blech, von dem man
3799 StĂŒck zu einem Zoll Dieke brauchte.
4. Endlich gelang es dem WerkfĂŒhrer von Hallam &
Comp. ein Eisenblatt zu erzeugen, von dem man zu 1 Zoll
4800 StĂŒck braucht. (Berggeist.) B.
Gusseisen.
Gemische von altem und neuem Gusseisen in einem
zur Hervorbringung grosser WiderstandsfÀhigkeit geeig-
neten VerhÀltnisse erlangen eine noch höhere Festigkeit
durch HinzufĂŒgen einer geringen Menge, bis 2 Proe.,
Wolfram, durch grössere Mengen Wolfram wird das Eisen
nur hÀrter; die so erlangten. Vortheile gehen durch Um-
schmelzen des Eisens nicht wieder verloren. Das deutsche
Wolframerz vom Zinnwalde (wolframsaures Eisenoxydul-
Manganoxydul [FeO, MnO] WO3) wirkt krÀftiger als das
französische, welches durch Rösten zunÀchst von Schwefel
und Arsen gereinigt werden muss. Es genĂŒgt dann, das
Erzpulver mit dem Eisen zu mengen, da die Reduction
durch den Kohlenstoff des letzteren erfolgt. (Annal. de
Chim. et de Phys.) Dr. Reich.
Einfluss des Wolframs auf Gusseisen.
Einige schrieben die grössere Festigkeit, welche in
frĂŒheren Versuchen das mit Wolfram geschmolzene Roh-
a
Nutzbarmachung der Weissblechschnitzel. 111
eisen erhielt, auf Rechnung einer grösseren Reinigung,
welche der Wolfram durch Entfernung von Schwefel und
Phosphor bewerkstelligt haben sollte. Le Guen (Compt.
rend. T. 59.) ist auf Grund nachstehend beschriebener
Versuche der Ansicht, dass der Wolfram an und fĂŒr sich
eine grössere ZĂ€higkeit des Eisens herbeifĂŒhre und aller-
dings vorzugsweise die grösste, wenn das mit ihm ge-
schmolzene Roheisen an sich unrein war.
Die Versuche wurden mit Holzkohleneisen angestellt
von vortrefflicher QualitÀt aus der Giesserei von Nevers
und Ruellee Man schmolz 1!/,, 2 bis 21/, Proc. Wolfram
ein und goss aus etwa 80 Kilogrm. Cylinder unter ganz
gleichen Bedingungen des Versuchs. In allen FĂ€llen
erhielt man ein GussstĂŒck, welches in den Sprengproben
eine viel grössere WiderstandsfÀhigkeit besass, als das
beste Kanoneneisen. In der Vermuthung, dass der Wolfram
vielleicht in der partiellen Kohlenentziehung seine Kraft
habe, stellte man ein bis an die Grenze des Vortheilhaften
gehendes weisses, halbirtes Eisen dar; aber dieses besass
nie die WiederstandsfÀhigkeit des mit Wolfram geschmol-
zenen. Dass in dem letzteren das Wolframmetall anwesend
sei, haben directe Analysen gezeigt. Die ZĂ€higkeit wuchs
in dem Gusseisen von Raveau um }, und in dem von
Ruelle um !/,. (Journ. fĂŒr prakt. Chemie. Bd. 95.5.) B.
Nutzbarmachung der Weissblechschnitzel.
Die in den KlempnerwerkstÀtten, Knopffabriken und
bei andern Gewerben abfallenden Weissblechschnitzel
wurden bis jetzt als werthlos betrachtet, da die bisher
vorgeschlagenen Methoden zur Nutzbarmachung derselben
theils in. der Praxis grosse Schwierigkeiten boten, theils
jede RentabilitĂ€t in Frage stellten. Es ist nun kĂŒrzlich
J. Fuchs die Auffindung eines praktischen Verfahrens
gelungen, welches allen billigen AnsprĂŒchen genĂŒgen
dĂŒrfte. Das betreffende Verfahren grĂŒndet sich auf die
Eigenschaft des metallischen Eisens, bei Gegenwart von
Zinn mit SalzsÀure behandelt nicht eher angegriffen zu
werden, als bis alles Zinn aufgelöst ist, so wie als End-
resultat auf die Verwerthung des durch Zink aus der
Lösung niedergeschlagenen Zinnes und des zurĂŒckblei-
benden Schwarzblechs. Die zur Lösung zu verwen-
dende rohe SalzsÀure ist vorher, unter Zusatz von circa
6 Proc. SalpetersÀure, mit dem gleichen Quantum Wasser
zu mischen. Mehrfach angestellte Versuche haben im
112 Umgewöhnliche Entstehungsart von Eisenoxydoxydul.
Durchschnitt einen Gewinn von 1!/, Thlr. pro Oentner
WeissblechabfĂ€lle ergeben. (Dl. fĂŒr Hdl. und Gew. 1866.)
B.
Methode zum Verkupfern des Gusseisens.
Dem von Weil beschriebenen Verfahren zum Ver-
kupfern gusseiserner GegenstÀnde stellt Payen das Zeug-
niss unbedingter Brauchbarkeit aus. Zur PrĂŒfung dessel-
ben wurden in einem aus Steinzeug bestehenden GefÀsse
750 Grm. Seignettesalz in 4 Liter Wasser gelöst und
400 Grm. kÀufliches Aetznatron zusetzt. Hiermit ver-
mischte man eine Lösung von 175 Grm. Kupfervitriol
in 1 Liter Wasser und erhielt so ein alkalisches Kupfer-
bad, welches 200 am Beaume&âschen ArĂ€ometer zeigte.
Die zu verkupfernden GegenstÀnde wurden folgender-
massen prÀparirt. Filtrirtes Seinewasser wurde mit eben
so viel SchwefelsĂ€ure versetzt, dass die FlĂŒssigkeit 20 B.
zeigte. Die GegenstÀnde wurden dann 10 Minuten bis
!/, Stunde darin liegen gelassen, hierauf in eine schwache
Aetznatronlauge (von 10 B.) gelegt, am anderen Tage
aus letzterer entfernt, mit einer KratzbĂŒrste aus Eisen-
draht gebĂŒrstet, mit dĂŒnnem Zinkdrahte umwickelt und
mittelst desselben im alkalischen Kupferbade aufgehÀngt.
Nach 1, 2 und besser nach 3tÀgiger Eintauchung waren
die GegenstĂ€nde schön verkupfert. Mit Wasser abgespĂŒlt
und mit einer KratzbĂŒrste aus Messingdraht sehr stark
gebĂŒrstet, löste sich auch nicht das geringste Kupfer-
plĂ€ttchen ab. (Bull. de la soc. de Vâencour. â Chem. Centrbl.
1866. 32.) B.
Eine ungewöhnliche Entstehungsart von Eisen-
oxydoxydul.
Beim Reinigen eines zur Wasserheizung dienenden
Systems schmiedeeiserner Röhren, resp. beim Ab-
lassen des in diesen Röhren circulirenden Wassers wurde
eine nicht unbetrÀchtliche Menge ziemlich dicker, stein-
artiger schwarzer Krusten vorgefunden, die sich von den
inneren Wandungen jener Röhren abgelöst hatten. Eine
damit angestellte Analyse ergab als Resultat, dass diese
Krusten lediglich aus Eisenoxydoxydul bestanden; sie
wurden nÀmlich von einem Stahlmagnet krÀftig angezogen
und zeigten sich hierauf sehr polarisch. Von SalzsÀure
wurden sie in der WĂ€rme mit Leichtigkeit ohne Wasser-
Verfahren zur volumetrischen Bestimmung des Eisens. 113
stoifgasentwickelung gelöst (Beweis von der Abwesenheit
metallischen Eisens); die Lösung reagirte sowohl auf
Ferrideyankalium, wie auf Rhodankalium. Ueber die
rÀthselhafte Entstehung dieser intermediÀren Oxydations-
stufe des Eisens in luftfreien, fortwÀhrend mit einem und
demselben Quantum Wasser völlig angefĂŒllten Eisenröhren,
wird man sicherlich dann erst entscheiden können, wenn
fragliche Röhren einer speciellen PrĂŒfung unterworfen, wenn
sie dem directen Feuer ausgesetzt worden sind. Jedenfalls
mahnt eine solche Corrosion schmiedeeiserner, zu Wasser-
heizungen dienenden Röhren, in welchen das circulivende
Wasser nicht selten eine ausserordentlich hohe Temperatur
annimmt, folglich einen gewaltigen Druck auf die WĂ€nde
dieser Röhren ausĂŒbt, zu grösster Vorsicht. (Böttgerâs
polyt. Notizbl. 1866. 12.)
Verfahren zur volumetrischen Bestimmung des Eisens,
von Clemens Winkler.
In neuerer Zeit ist man vielfach bemĂŒht gewesen,
ein Verfahren zur volumetrischen Bestimmung des Eisens
aufzufinden, welches sich auf die UeberfĂŒhrung von Eisen-
oxyd in Eisenoxydul grĂŒndet, also auf dem entgegen-
gesetzten Principe beruhen wĂŒrde, wie die frĂŒheren Me-
thoden zur Bestimmung dieses Metalles, welche die Gegen-
wart desselben im Zustande des Oxyduls voraussetzen.
Die bis jetzt zur Erreichung dieses Zweckes in Anwen-
dung gekommenen Reductionsmittel sind ZinnchlorĂŒr und
Jodkalium. Die Anwendungsweisen derselben lassen aber
manches noch zu wĂŒnschen ĂŒbrig und trotz der torzĂŒg-
lichen Resultate, welche sie geben, haben sie sich schwierig
Eingang in technische Laboratorien verschafft.
Ein dem ZinnchlorĂŒr analog wirkendes, aber weit
krĂ€ftigeres Reductionsmittel fĂŒr Eisenoxydsalze ist nach
Clemens Winkler das KupferchlorĂŒr. WĂ€hrend
ZinnchlorĂŒr die Reduction des Eisenchlorids in der KĂ€lte
nur theilweise hervorzurufen im Stande ist, bewerkstelligt
KupferchlorĂŒr dieselbe sofort in den niedrigsten Tem-
peraturen und bei jeder VerdĂŒnnung mit theoretischer
Genauigkeit. Es ist deshalb fĂŒr die Volumetrie des Eisens
ganz geeignet.
Zur AusfĂŒhrung der in Rede stehenden Titrirmethode
ist nun nach Clemens Winkler Folgendes nöthig.
1. Eine Auflösung von KupferchlorĂŒr. Man
stellt sich durch Auflösen von Kupferblech in Salpeter-
Arch.d. Pharm. CLXXXII. Bds, 1.u.2. Hft. 8
|
an AO r nn, |... Sg
114 Verfahren zur volumetrischen Bestimmung des Bisens.
sÀure eine Kupferoxydlösung dar, dampft ab, und nimmt
den RĂŒckstand in salzsĂ€urehaltigem Wasser auf. Diese
Auflösung bringt man in einen Kolben, fĂŒgt ein dem
Gewicht des trocknen KupferchlorĂŒrs ungefĂ€hr gleiches
Quantum Kochsalz zu, um bei der nachherigen Reduction
die Ausscheidung festen KupferchlorĂŒrs zu vermeiden,
stellt einige Streifen Kupferblech in den Kolben und erhitzt
sodann zum Kochen, so lange bis der Inhalt des Kolbens
fast farblos geworden ist und somit alles Kupferchlorid
sich in ChlorĂŒr verwandelt hat. Hierauf wird der Kolben
verkorkt, erkalten gelassen und die erhaltene FlĂŒssigkeit
mit salzsĂ€urehaltigem Wasser so weit verdĂŒnnt, dass ein
Cubikcentimeter desselben ungefÀhr 6 Mgrm. Eisen ent-
spricht.
Um den also dargestellten Titer ohne Zersetzung zum
ferneren Gebrauch aufzubewahren, fĂŒllt man ihn in eine
Flasche mit dicht schliessendem Stöpsel und stellt in diese
eine, vom Boden bis beinahe zum Halse derselben reichende
Spirale von starkem Kupferdraht zum Schutze des Kupfer-
chlorĂŒrs vor erheblicher Oxydation. Eine solche frisch
bereitete KupferchlorĂŒrlösung reducirte z. B. pro Cubik-
centimeter 6 Mgrm. Eisen von Oxyd zu Oxydul; jetzt,
nach 4 Monaten ist ihre ReductionsfÀhigkeit, geringe
Schwankungen von 0,1 bis 0,2 Mgrm. Fe ausgenommen,
noch immer dieselbe, obgleich die Flasche unausgesetzt
im Gebrauche gewesen und sehr oft geöffnet worden ist.
Zum ceurrenten Gebrauche empfiehlt der Verfasser jedoch
eine kleinere Flasche mit der aus der grossen Flasche
entnommenen TiterflĂŒssigkeit zu benutzen, welche, wenn
sie theilweise geleert ist, damit wieder gefĂŒllt wird. Durch
Einwirkung der Luft und der SalzsÀure auf die Kupfer-
spirale wird natĂŒrlich der Titer eher reicher an Kupfer-
chlorĂŒr als Ă€rmer, doch lĂ€sst er sich dann durch ZufĂŒgung
von wenig Wasser leicht auf den alten Wirkungsgrad
zurĂŒckfĂŒhren. Mit gutem Erfolge anwendbar ist auch
ohne Zweifel fĂŒr diesen Fall das Verfahren von Frese-
nius, welches dieser bei Aufbewahrung von ZinnchlorĂŒr-
lösung in Anwendung brachte und welches in einer Ab-
sperrung der oxydablen FlĂŒssigkeit durch alkalisches
â pyrogallussaures Kali besteht. Die als Titer benutzte
KupferchlorĂŒrlösung darf selbst redend nicht von Tag zu
Tag in der BĂŒrette stehen bleiben. Am zweckmĂ€ssigsten
und richtigsten wird es fĂŒr alle FĂ€lle sein, den Wirkungs-
werth des Titers zeitweilig zu bestimmen. Man hÀlt
sich deshalb
Nah are) BEL Haba ı en ER
Verfahren zur volumetrischen Bestimmung des Eisens. 115
2) Eine Eisenchloridlösung von bekanntem
Gehalte vorrÀthig, welche man nach Fresenius durch
Auflösen von 10,03 Grm. Clavierdraht, entsprechend 10,00
Grm. reinem Eisen in SalzsÀure und chlorsaurem Kali
und VerdĂŒnnen auf 1 Liter darstellt. Zu jeder Titer-
bestimmung misst man 10 CC. dieser Normallösung ab,
welche 100 Mgrm. Eisen entsprechen.
3) Um die Beendigung der Reduction mit SchÀrfe
beobachten zu können, bedient«man sich einer Auflösung
von Schwefeleyankalium in Wasser, von welcher man
der zu untersuchenden FlĂŒssigkeit wenige Tropfen zufĂŒgt
und ihr dadurch die bekannte blutrothe Farbe ertheilt.
Winkler verwendet gewöhnlich zu dem der Aufgabe
entsprechenden Zwecke eine zehnprocentige Schwefel-
eyankaliumlösung, die Gegenwart von zu viel Schwefel-
cyankalium lÀsst die Erscheinungen undeutlicher hervor-
treten.
Bei der AusfĂŒhrung der volumetrischen Eisenbestim-
mung mittelst KupferchlorĂŒr selbst sind nur wenige Re-
geln zu beobachten. ZunÀchst ist es anzurathen, die zu
titrirende Eisenlösung gehörig angesÀuert und in stark
verdĂŒnntem Zustande unter die BĂŒrette zu bringen. Eine
Lösung, welche 100 â 200 Milligrm. Eisen enthĂ€lt, ver-
dĂŒnne man auf 500 und mehr Cubikcentimeter. Es ist
dies zwar zum Gelingen der Operation nicht unbedingt
nöthig, aber die Erscheinungen verlaufen weit klarer und
deutlicher, als bei Anwendung concentrirter FlĂŒssigkeiten.
Beim Zusetzen der Schwefeleyankaliumlösung muss eben-
falls eine gewisse Vorsicht beöbachtet werden. Es ist
vollkommen hinreichend, wenn man 4â5 Tropfen der
obengenannten Schwefeleyankaliumlösung zur Eisenlösung
setzt; beim Zutröpfeln des KupferchlorĂŒrs erfolgt dann
das Verbleichen der rothen Farbe mit seltener SchÀrfe
und erst, wenn alles Eisen zu Oxydul geworden ist, be-
wirkt die nĂ€chste Tropfung eine bleibende, sanfte TrĂŒ-
bung.
Es lag im Interesse der Wissenschaft, die durch
KupferchlorĂŒr zu Oxydul reducirte Eisenlösung mittelst
Zusatz titrirten ChamĂ€leons wieder in Oxyd ĂŒberzufĂŒh-
ren, um auf diese Weise eine Controlanalyse zu erhalten.
Dieses ist jedoch nicht ausfĂŒhrbar, da die vorhandene
RhodanwasserstoffsĂ€ure durch das ĂŒbermangansaure Kali
in Cyanwasserstoff und SchwefelsĂ€ure ĂŒbergefĂŒhrt und
dadurch ein bedeutender Mehrverbrauch an ChamÀleon
veranlasst wird. Ebenso wirkt die in der FlĂŒssigkeit
g*
Tri En nr.
116 Verfahren zur volumetrischen Bestimmung des Eisens.
anwesende erhebliche Menge ChlorwasserstoffsÀure zer-
setzend auf das ĂŒbermangansaure Kali, weshalb man
nicht minder falsche Resultate erhÀlt, wenn man der
Eisenchloridlösung, statt Schwefeleyankalium, Jodkalium
zusetzt, um die nach erfolgter Reduction auftretende Aus-
scheidung von KupferjodĂŒr als Indicator zu benutzen.
Beim ZurĂŒcktitriren mittelst ChamĂ€leon macht sich dann
ein deutlicher Chlorgeruch bemerkbar und man erhÀlt
viel zu hohe Gehalte.
Die Gegenwart gefÀrbter Metallverbindungen, z. B.
der Salze des Kobalts, Nickels, Kupfers u. s. w., hindert
durchaus nicht die sichtbare Wahrnehmung der End-
erscheinung, wenn die FlĂŒssigkeit hinreichend verdĂŒnnt
ist. Eben so wenig stört die Anwesenheit von Arsen-
sĂ€ure, da diese nicht durch KupferchlorĂŒr redueirt wird.
Hieraus ist ersichtlich, dass diese Methode fĂŒr den HĂŒt-
tenmann von Wichtigkeit ist, um auf die vorgeschrie-
bene Weise in kurzer Zeit den Eisengehalt eines Steines,
einer Speise oder eines andern Productes schnell und
richtig zu erfahren.
Belege.
1) Je 10 C.C. einer Eisenchloridlösung, entsprechend
0,098 Grm. Fe, wurden mit viel concentrirter Kobalt-
oder NickelchlorĂŒrlösung versetzt und dadurch stark ge-
fÀrbt. Dieselben Versuche wurden unter Anwendung von
viel ArsensÀure gemacht.
1 C.C. KupferchlorĂŒr entsprach 6,0 Milligrm. Fe.
Angewendet Verbraucht Gefunden Differenz
(Grm. Grm.
a) 0,098 Fe viel CoĂl â 16,3 0.C. 0,0978 Fe 0,0002
b) 0,098 â â Nill â 16,4 â 0,0984 â 0,0004
ec) 0,098 â â CoClu. As05â 16,3 â 0,0978 â 0,0002
d) 0,098 â â NiClu. As05 â 16,3 â 0,0978 â 0,0002
2) 1 Grm. kobalt- und nickelhaltige Speise wurde
gelöst, die Lösung verdĂŒnnt und titrirt.
1 C.C. KupferchlorĂŒr entsprach 5,9 Mgrm. Fe. Es
wurden verbraucht:
a) 15,6 G.C.\ NEON â
N Te 9,204 Proc. Fe.
Die Bestimmung durch Gewichtsanalyse ergab â=
9,210 Proc. Fe.
Diese Ergebnisse geben zu ihrer Verwendung nicht
allein in der Technik, sondern auch bei wissenschaft-
AD en
Haltbarkeit einer sauren Lösung der arsenigen SÀure. 117
lichen Untersuchungen, die beste Hoffnung. (Journ. fĂŒr
prakt. Chemie. Bd. 95. 7.) B.
Tellar
findet sich in SĂŒdamerika im Staate Bolivia auf dem
Berge Illampu, 15,000 Fuss ĂŒber dem Meere, zu 5 Proc.
in einem Wismutherze. Dieses wird bergmÀnnisch ge-
wonnen, so dass auch das Tellur, ein bis jetzt höchst
seltenes Metall, jetzt allgemeiner zugÀnglich werden wird.
(Phrios. Mag.)
In geringer Menge finden sich Tellurerze zu Offen-
banya, Salathna, Nagyag in SiebenbĂŒrgen, zu Schemnitz
in Ungarn, auf der Sawodinsky-Grube am Altai, zu Spott-
sylvanıa in Virginien vor. Aber auf der Stanislaus-Grube
in Californien sind diese Erze so massenhaft, dass ein
eigener Schmelzprocess darauf betrieben werden kann.
Nach dem Berichte von Mathewson finden sich etwa
24 Stunden von St. Franzisco in dem Calaveras-Gebiete,
zwischen dem Stanislaus River und dem Albany Hill,
auf 3 Meilen LĂ€nge und 1 Meile Breite, eine grosse An-
zahl ErzgÀnge und Lager in metamorphosirtem Schiefer.
Dieser ist von mÀchtigen Serpentinmassen durchsetzt,
welche fast alle die Mineralien enthalten, welche am
Fusse des Nevada Range vorkommen. Die wichtigste
Erzablagerung wird durch die Stanislaus-Mine abgebaut,
wo die Erze der Hauptsache nach aus Tellurgold und
Tellursilber bestehen, begleitet von goldreichem Schwe-
felkies und Spuren von Bleiglanz undâ Kupferkies. Nach
Stetefeldt enthÀlt das Erz der Grube hauptsÀchlich
Sylvanit oder Schrifttellur, bestehend aus 59,6 Tellur,
25,5. Gold, 13,9 Silber, ferner geringe Mengen Tellurblei
neben gediegen Gold. Bei dem grossen Werth der Erze
und der GefÀhrlichkeit der TellurdÀmpfe hat man hier.
mit grossen Schwierigkeiten zu kÀmpfen. Das Amalga-
mationsverfahren kann man nicht anwenden, weil das
Gold meistentheils durch Tellur vererzt ist und der Ge-
halt an Tellurblei störend wirkt. Dr. Reich.
Grosse Haltbarkeit einer sauren Lösung der arseni-
nigen SĂ€ure.
Eine im Jahre 1857 von Wittstein bereitete salz-
saure Lösung der arsenigen SÀure (1 Liter), welche in
einer mit Korkstöpsel verschlossenen Flasche aufbewahrt
N RR. Pa
118 Verhalten des Kupfers u. Silbers zu SÀure-Auflösungen.
wurde, zur PrĂŒfung des Chlorkalks auf seine Bleichkraft
nach Gay-Lussac, erwies sich nach der PrĂŒfung im
September 1865, also nach einer Dauer von 8 Jahren,
noch unverÀndert in seinem Gehalte an arseniger SÀure.
Die PrĂŒfung geschah auf folgende Weise. Der dritte
Theil des Restes der Lösung wurde mit schwefelsaurer
Magnesia und Salmiak versetzt, mit Ammoniak ĂŒbersĂ€t-
tigt und mit einem Glasstabe fleissig umgerĂŒhrt, es trat
aber selbst binnen mehren Stunden nicht die mindeste
TrĂŒbung ein. Am folgenden Morgen hatten sich zwar
einige leichte Flocken abgesetzt; diese waren aber keine
arsensaure Ammoniak-Magnesia, sondern Magnesiahydrat,
denn sie lösten sich in Salmiaklösung vollstÀndig auf.
Die salzsaure Lösung der arsenigen SÀure gehört
mithin zu denjenigen Titrir-FlĂŒssigkeiten, welche ihre
ursprĂŒngliche Beschaffenheit auf lange Zeit, vielleicht auf
immer beibehalten â eine fĂŒr die Massanalyse nicht un-
wichtige Thatsache. (Wittst. Vierteljahrsschr. Bd. 15. 1.)
EBENEN NER B.
Ueber das Verhalten des Kupfers und Silbers zu den
Auflösungen der arsenigen, selenigen und phos-
phorigen SĂ€ure.
Reinsch hat frĂŒher schon nachgewiesen, dass das
metallische Kupfer fĂŒr die schweflige SĂ€ure das em-
pfindlichste Reagens ist und dass die SchwÀrzung des
Kupfers, welche man öfters wahrnimmt, wenn dasselbe
mit verdĂŒnnter SchwefelsĂ€ure oder SalzsĂ€ure gekocht
wird, hÀufig von einem geringen Gehalt an schwefliger
SĂ€ure herrĂŒhrt. Diese Reaction könnte leicht zur Ver-
muthung Veranlassung geben, als ob jene SĂ€uren mit
Arsenik verunreinigt seien; allein das Verhalten des durch
schweflige SĂ€ure mit Schwefelkupfer ĂŒberzogenen Kupfers
beim GlĂŒhen in einer Glasröhre ist so bestimmt und
sicher, dass eine Verwechselung des durch arsenige SĂ€ure
und schweflige SĂ€ure entstandenen Beschlages ganz un-
möglich ist; erstere verflĂŒchtigt sich nĂ€mlich beim Er-
hitzen des Probedrahts in einer Glasröhre vollstÀndig als
arsenige SĂ€ure und legt sich an die WĂ€nde derselben in
Form eines krystallinischen Pulvers, wÀhrend das Kupfer
glÀnzend hell metallisch erscheint; der durch schweflige
SĂ€ure hervorgebrachte Beschlag dagegen bleibt unver-
Ă€ndert und fest auf dem Kupfer sitzen.
Reinsch hat gleichfalls frĂŒher gezeigt, dass sich
U Y 2 WĂŒ 5 5 7 N EA A TE MR 7 SEN .\ > Ip."
De erekeung von Antimon durch die Löthrohrprobe. 119
das Kupfer gegen eine mit SalzsÀure angesÀuerte Lösung
von antimoniger SĂ€ure ganz so wie gegen die arse-
nige SÀure verhÀlt. Da aber jetzt auch zuweilen Salz-
sÀure und SchwefelsÀure mit seleniger SÀure verun-
unreinigt vorkommen, so wurde auch das Verhalten des
Kupfers gegen letztere geprĂŒft.
Kocht man einen blanken Kupferdraht in verdĂŒnn-
ter SalzsÀure und setzt hierauf einen Tropfen seleniger
SĂ€ure hinzu, so wird das Kupfer sogleich schwarz be-
schlagen; lĂ€sst man die FlĂŒssigkeit einige Zeit ĂŒber dem
Kupfer stehen, so fÀrbt sie sich hellroth von ausgeschie-
denem Selen. Bringt man hierauf den mit Selenkupfer
beschlagenen Kupferdraht aus der FlĂŒssigkeit, so blĂ€ttert
sich der Beschlag leicht ab; erhitzt man dann den Draht
in einer Glasröhre, so erhÀlt man einen metallisch glÀn-
zenden schwarzen Beschlag von Selenkupfer und das
Kupfer erscheint nach dem GlĂŒhen dunkelbleigrau. Ganz
so verhÀlt sich ein Silberdraht. Gegen schweflige SÀure
verhÀlt sich der Silberdraht genau wie der Kupferdraht
und ist ein eben so empfindliches Reagens wie letzterer
auf schweflige SĂ€ure.
Bringt man in verdĂŒnnte SalzsĂ€ure ein StĂŒck Kupfer-
draht und Silberdraht, erhitzt zum Kochen und setzt nun
einen Tropfen gelöster verdĂŒnnter arseniger SĂ€ure zu, so
beschlÀgt sich das Kupfer sogleich mit Arsenik, wÀhrend
das Silber glÀnzend hell erscheint; erst nach lÀngerem
Kochen der FlĂŒssigkeit wird das Silber mit einzelnen
graulichen Arsenikflecken bedeckt. Dieses Verhalten ist
sehr geeignet, um arsenige SĂ€ure und schweflige SĂ€ure
in einer FlĂŒssigkeit nachzuweisen.
Gegen Antimon verhÀlt sich das Silber in einer mit
SalzsÀure angesÀuerten Lösung wie gegen Arsenik.
(N. Jahrb. fĂŒr Pharm. Bd. 25.) B.
Nachweisung von Antimon durch die Löthrohrprobe.
Nach E. J. Schapmann wird die Probe in einem
beiderseitig offenen Glasrohre geglĂŒht, die Stelle, an wel-
cher sich das weisse Sublimat angesetzt hat, mit der
Feile abgeschnitten und in einem ProbirglÀschen in wÀs-
seriger WeinsÀurelösung vorsichtig erhitzt, wodurch sich
wenigstens ein Theil des Sublimats löst. Dann schmilzt
man eine geringe Menge zweifach-schwefelsauren Kalis
mit etwas Borax gemengt auf Holzkohle in der Reduc-
tionsflamme, löst die Hepar von der Kohle, bringt die-
120 Krystallisirtes Antimonoxyd und dessen Verbindungen.
selbe in ein PorcellanschÀlchen und benetzt sie mit eini-
gen Tropfen der weinsauren Lösung des Sublimats. Die
Entstehung eines orangefarbenen Niederschlages ist ein
Beweis fĂŒr Antimon. Arsen wĂŒrde sich ebenso verhal-
ten, doch ist der Niederschlag durch seine hellgelbe Farbe
sofort vom Antimonniederschlage zu erkennen. (Polyt.
Journ. Bd. 179.)
Ueber das krystallisirte Antimonoxyd und dessen
Verbindungen.
Verbrennt man nach Terreil metallisches Antimon
oder röstet man Schwefelantimon, so entsteht Antimon-
oxyd nur in prismatischer Krystallform. OctaÀdrisches
Oxyd entsteht nur bei vorsichtiger Sublimation des Anti-
monoxyds in nicht oxydirenden Gasen. Behandelt man
prismatisches Antimonoxyd mit Schwefelammonium, so
fÀrbt es sich schnell rothbraun und löst sich langsam auf.
Dagegen bleiben die octa@ödrischen Krystalle in demsel-
ben Reagens vollkommen weiss und glÀnzend, sobald
man sie nicht vorher zu einem feinen Pulver zerrieben
hat. Das prismatische Oxyd löst sich auch viel leichter
in SÀuren und Alkalien, als das octaödrische. Die Dich-
tigkeit des ersteren bei 150 ist 3,72, die des zweiten 5,11.
Damit stimmt die Dichtigkeit der natĂŒrlichen Oxyde
ĂŒberein, indem A. Terreil durch Versuche sich ĂŒber-
zeugte, dass dem natĂŒrlichen prismatischen Oxyd (aus
Algier) die Dichte 3,70 und dem natĂŒrlichen octaedri-
schen Oxyd (ebenfalls aus Algier) die Dichte 5,0 zu-
kommt. Die krystallinischen NiederschlÀge, die sich aus
alkalischen Lösungen des Antimonoxyds bilden, sind Ver-
bindungen des letzteren mit Alkali. Terreil untersuchte
ein neutrales Salz: NaO, SbO3, 6 HO und ein saures NaO,
38Sb03-+2HO. Beide Salze erschienen in kleinen oc-
taöÀdrischen Krystallen, die Polarisationserscheinungen zei-
gen. Das neutrale Salz wird durch Schwefelammonium
nicht verÀndert, wÀhrend letzteres das saure Salz augen-
blicklich zersetzt und vollkommen auflöst. Die Lösung
des neutralen Salzes wird durch Silberoxyd weiss gefÀllt,
welches in verdĂŒnnter SalpetersĂ€ure löslich ist. Die
Lösung des neutralen Salzes wird durch Schwefelwasser-
stoff gelb gefÀrbt, aber nicht gefÀllt, wenn man sie vor-
her nicht sauer gemacht hat. Eisenoxydsalze werden
durch die Lösung dieses Salzes gelblich-weiss gefÀllt,
essigsaures Bleioxyd weiss, schwefelsaures Kupferoxyd
%
\ Zinkfabrikation. 121
blÀulich-weiss. Alle diese NiederschlÀge sind in Salpe-
tersĂ€ure löslich. (Compt. rend. T.62. â Bull. de la Soc.
chim. â Chem. Centrbl. 1866. 17.) B.
Die Zinkfabrikation
ist in steter Zunahme begriffen und es werden die Rheinpro-
vinz so wie Westphalen in nicht zu ferner Zeit Schlesien in
dieser Hinsicht erreicht haben. Die bedeutendste Production
hat die Actiengesellschaft fĂŒr Zinkfabrikation in Stollberg
beiAachen und in Westphalen, so wie die aus belgischen
ActionÀren gebildete Gesellschaft Altenberg zu Moresnet
bei Eupen, die jĂŒngst bei Gelegenheit der Besprechung
des sogen. neutralen Gebiets in öffentlichen BlÀttern ge-
nannt worden ist. Auf der ZinkkĂŒtte zu Moresnet wur-
den 1864 aus 605,503 Ctr. rohen Erzen 428,919 Ctr.
rohes Galmei dargestellt und dann aus 82,405 Citr., die
an Ort und Stelle verhĂŒttet wurden, 33,754 Ctr. Roh-
zink gewonnen. Die Gesellschaft hat Gruben in der
Gegend von Bensberg erworben, die in den letzten Jah-
ren stark ausgebeutet wurden. Im Jahre 1861 wurden
im Kreise MĂŒhlheim 50,244 Ctr. Bleierze und 260,298 Ctr.
Zinkerze gewonnen. Im Jahre 1864 ist die Production
gestiegen. Es wurden in den rechtsrheinischen Kreisen
des Oberbergamtsbezirks Bonn auf 30 Gruben mit einer
Gesammtbelegschaft von 2236 Arbeitern 710,867 Cir.
Blende im Werthe von 361,546 Thlr. gewonnen gegen
632,002 Otr. im Werthe von 264,374 Thlr. im Jahre 1863.
An dieser Production participiren vorzugsweise die Re-
viere Deutz mit 367,179 Ctr. oder 51,3 Proc., Unkel mit
58,489 Ctr. oder 8,2 Proc. Bensberg gehört zum Revier
Deutz und kommt die Mehrzahl der Blendebeförderung
auf die Gruben der Altenberger Gesellschaft, obgleich
auch die Gesellschaft Saturn in Cöln in der NÀhe von
Bensberg und Owerad einige Gruben hat. Die bedeu-
tendste Blendebeförderung des Reviers Deutz hatten die
Gruben BlĂŒcher mit 125,656 Ctr., LĂŒderich mit 85,711 Ctr.,
Berzelius mit 44,600 Otr., Apfel mit 43,060 Otr., Leopold
v. Buch mit 17,307 Ctr., Washington mit 17,300 Otr.,
Castor und Pollux mit 11,901 Otr., Weiss mit 11,816 Ctr.
Der Durchschnittswerth des Centners Blende stieg von
14 Sgr. 10,44 Pf. im Vorjahre auf 19 Sgr. 11 Pf. in
1864. (bl. fĂŒr Hdl. u. Gewbe. 1866.) B.
122 Ueber das Indium.
Ueber eine natĂŒrliche Verbindung von Tinkoxyd,
Ammoniumoxyd und Wasser.
Beim AuswÀssern einer Abtrittsgrube bemerkten die
Arbeiter auf einem Ziegelsteine des GemÀuers viele glÀn-
zende Spitzen. Der Ziegelstein hatte, da er gÀnzlich mit
Schwefeleisen imprÀgnirt war, ein schwarzes Ansehen.
Eine seiner FlÀchen war gelblich-weiss, mit grossen Kry-
stallen bedeckt, welche gerade rhombische Prismen bil-
deten. Beim Erhitzen entwickelten sie Wasser und Am-
moniak und hinterliessen Zinkoxyd.
Die Analyse ergab nach Malaguti: berechnet
Zinkoxyd..... 48,000 = 2 ZnO 47,87
Ammoniak.... 12,55 = H?N 12,62
Wasser... 3945 â= 6HO 30,51
100,00 100,00.
Die Formei dieser Verbindung, welche Malaguti
trotz mancherlei Versuchen kĂŒnstlich darzustellen nicht
im Stande war, wĂŒrde demnach
2 ZmO, H3N, 6 HO
sein. (Compt. rend. T.62. â Chem. Centrbl. 1866. 87.)
B.
Ueber das Indium
hat Schrötter der Wiener Akademie folgende Mit-
theilungen gemacht. Die Lage der beiden charakteristi-
schen Linien des Indiums wurde durch unmittelbare Ver-
gleichung des Indium - Spectrums mit dem der Sonne
bestimmt. Jenes wurde auf die bekannte Art mittelst
der RĂŒhmkorffâschen Inductionsspirale und eingeschalteter
Leidener Flaschen erzeugt. Es stellte sich heraus, dass
die prÀchtige blaue Indiumlinie mit keiner dunkeln Linie
des Sonnenspectrums zusammenfÀllt, dass somit nach
Kirchhoffâs scharfsinniger Deduction in der Sonnen-
atmosphÀre kein Indium enthalten ist. Diese blaue Linie
entspricht nach der Kirchhoffâschen Bezeichnung genau
der Zahl 2523. Die zweite violette Indiumlinie liegt
zwischen G und H, also in dem Theile des Spectrums,
der von Kirchhoff gemessen wurde; sie fÀllt mit einer
starken Frauenhoferâschen Linie zusammen, die auch auf
der Photographie des Sonnenspectruns von Ruther-
furd sehr scharf ausgedrĂŒckt ist. Um die Lage dieser
Linie nÀher zu bestimmen, wurden, nachdem die drei
60grĂ€digen Prismen des Apparates fĂŒr die Linie G (2854,8)
Ueber das Indium. 123.8
in die Minimalstellung gebracht waren, mittelst der Mikro-
meterschraube die Distanzen der drei bekannten Linien
(2670), (2574) gemessen. Hieraus ergab sich der Werth
einer Umdrehung der Mikrometerschraube in Millimetern.
Wurde nun in gleicher Weise von G bis zur violetten
Indiumlinie und bis zu den Linien H und H! strecken-
weise gemessen und immer wieder die Minimumstellung
der Prismen eingehalten, so ergab sich, dass nach der
Kirchhofâschen Scala der violetten Indiumlinie nahezu
die Zahl 3265,8, der Linie H die Zahl 3582 und der
Linie H! die Zahl 3677 entspricht. Nahe dasselbe Ver-
hÀltniss in den Distanzen stellt sich auch heraus, wenn
man die Lage der genannten Linien in der Rutherfurd-
schen Photographie des Sonnenspectrums misst.
Ausser den beiden angefĂŒhrten Linien waren im Spec-
trum des Indiums noch eine Anzahl anderer Linien sicht-
bar, die jedoch theils den Gasen der AtmosphÀre, theils
dem Eisen und dem Zink angehören, von denen, wie es
scheint, noch Spuren in dem verwendeten Indium ent-
halten waren, worĂŒber spĂ€tere Versuche Aufschluss brin-
gen werden.
Obwohl die neueste Bestimmung des Indium-Aegui-
valents von ©. Winkler ziemlich genau sein dĂŒrfte, so
hielt es Schötter doch fĂŒr nöthig, auch noch auf einem
andern Wege die Grösse desselben zu bestimmen. Er
wÀhlte hierzu das Schwefelindium. Nach seiner Ansicht
zeigt das Indium die grösste Aehnlichkeit in allen seinen
Beziehungen mit dem Cadmium, neben welchem es,
seinem elektrischen Verhalten nach, als elektronegativ zu
stehen kommt. Das Schwefelindium besitzt zur Bestim-
mung des Aequivalentes die sehr gĂŒnstige Eigenschaft,
sich durch Chlorwasserstoff schon bei gewöhnlicher Tem-
peratur unter Abscheidung von Schwefelwasserstofl voll-
stÀndig in Indiumchlorid zu verwandeln. Dieses kann,
obgleich höchst hygroskopisch, unter Beobachtung gewis-
ser Bedingungen doch genau gewogen werden und ĂŒber-
dies lÀsst sich der Schwefelgehalt zur Controle genau
bestimmen, indem man das entweichende Schwefelwasser-
stoffgas durch eine Eisenoxydlösung leitet und die da-
durch gebildete Menge des Eisenoxyduls durch Titriren
bestimmt. Das Schwefelindium wird, gegen die bisheri-
gen Angaben, aus jeder gehörig verdĂŒnnten und
nur wenig freie SĂ€ure enthaltenden Indium-
lösung durch Schwefelwasserstoff gefÀllt und
seine Farbe ist von der des Schwefeleadmiums
Ar EI A Se al a re +2
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a ER oe
N
%
vn
124 Indium im Ofenrauch der Zink-Röstöfen zu JuliushĂŒtte.
nicht zu unterscheiden. Die Angaben ĂŒber die
numerischen Bestimmungen sind noch nicht zum Ab-
schlusse gelangt. (Ber. d. Wien. Akad. â Journ. fĂŒr prakt.
Chemie. Bd. 95. 7.) B.
Ueber das Vorkommen von Indium im sogen. Ăfen-
rauch der Zink-Röstöfen auf JuliushĂŒtte bei oslar a. H.
Böttger erhielt vom HĂŒttenmeister Siegemann,
Betriebsdirector der Herzogl. Braunschweigschen Julius-
hĂŒtte unweit Goslar am Harz, vor Kurzem eine nicht
unbedeutende (circa 200 Pfund betragende) QuantitÀt von
dem in den Schornsteinen dortiger Zink-Röstöfen sich
ansammelnden Ofenrauch, einem ĂŒberaus leichten, grau-
schwarzen Flugstaube, in welchem nach einer vorlÀufig
damit vorgenommenen chemischen Behandlung, spectral-
analytisch deutliche Spuren von Indium erkannt werden
konnten. Ausserdem liessen sich nicht unerhebliche Quan-
titÀten schwefligsaurer Verbindungen, desgl. Verbindun-
gen von Kupfer, Eisen, Zink, Cadmium, arseniger SĂ€ure
und Thallium darin nachweisen.
Um nun das Indium daraus auf eine möglichst
wohlfeile Weise zu gewinnen, schlug Böttger die ver-
schiedensten Wege ein und fand in der OxalsÀure
ein Mittel, das vorgesteckte Ziel glĂŒcklich zu errei-
chen. 6â8 Pfund ĂOfenrauch werden mit gewöhnlicher
roher SalzsÀure in reichlicher Menge in einer gerÀumi-
gen Porcellanschale ĂŒberschĂŒttet und circa Y/, Stunde
lang unter UmrĂŒhren damit gekocht, der ganze Inhalt
der Schale sodann auf ein grosses Leinwandfilter gebracht
und die durchlaufende FlĂŒssigkeit, nach lĂ€ngerem ruhi-
gem Stehen, nochmals durch Leinwand filtrirt, um sie
möglichst klar zu erhalten. In diese stark saure FlĂŒs-
sigkeit wirft man nun eine Anzahl gewöhnliche, möglichst
dicke Zinkblechtafeln, rĂŒhrt von Zeit zu Zeit um
und lÀsst so die Einwirkung des Zinks bei mittlerer
Temperatur eirca 6 Stunden andauern. Nach Ablauf
dieser Zeit hat die Wasserstoffgasentwickelung aufgehört,
alle durch das Zink fÀllbaren Metalle haben sich in Ge-
stalt eines sammetschwarzen Pulvers theils auf dem Bo-
den der Porcellanschale, theils den Zinkblechtafeln fest
anhaftend, aus der FlĂŒssigkeit abgeschieden. Jetzt ent-
fernt man durch Decantiren die ĂŒber dem Zink stehende
FlĂŒssigkeit, sammelt das sammetschwarze, zarte Metall-
pulver auf einem doppelten Papierfilter und sĂŒsst es hier
m im Ofenraue' der Zink-Röstöfen zu JuliushĂŒtte. 125
so lange mit siedendem Wasser aus, bis die ablau-
fende FlĂŒssigkeit durch Schwefelammonium
nicht im Mindesten mehr auf Eisen reagirt.
Hierauf kocht man das schwarze, aus Kupfer, Arsen,
Cadmium, Thallium und Indium bestehende Metallpulver
mit einer concentrirten Lösung gewöhnlicher kÀuflicher
OxalsĂ€ure, verdĂŒnnt die heisse FlĂŒssigkeit mit einer
reichlichen Menge destillirten Wassers und filtrirt. Die
ablaufende, aus cadmium- und thalliumhaltigem
oxalsauren Indiumoxyd bestehende FlĂŒssigkeit ver-
setzt man mit einem Ueberschuss von Aetzammoniak-
flĂŒssigkeit; der dadurch entstehende schleimige, grau-
weisse Niederschlag von Indiumoxydhydrat wird
einige Mal mit AmmoniakflĂŒssigkeit ausgekocht und dann
mit heissem Wasser so lange ausgesĂŒsst, bis derselbe
keine Spur der Thalliumlinie im Spectralapparate mehr
zu erkennen giebt; dann erweist er sich zugleich als
cadmiumfrei und lÀsst in diesem Zustande die intensiv
blaue Indiumlinie sehr brillant hervortreten.
Sollten indess wider Erwarten dem Indiumoxyd-
hydrate noch Spuren von Eisenoxyd anhaften, dann ist
es nöthig, solche nach dem von ©. Winkler angegebe-
nen Verfahren daraus zu entfernen, indem man das be-
treffende Hydrat in SalzsÀure löst, die Lösung in der
Siedhitze so lange mit schwefligsaurem Natron be-
handelt, bis alles Eisenoxyd in Ăxydul ĂŒbergefĂŒhrt ist
und dann die erkaltete Lösung mit frisch gefÀlltem koh-
lensaurem Baryt, unter gleichzeitigemâ Einleiten von
KohlensĂ€ure einige Minuten lang umrĂŒhrt. Da der
kohlensaure Baryt das Indiumoxyd aus seiner - Lösung
vollkommen niederschlÀgt, so besteht -schliesslich der ab-
fo}
filtrirte, mit kaltem Wasser gehörig ausgesĂŒsste Nieder-
schlag nur aus kohlensaurem Indiumoxyd und ĂŒberschĂŒs-
sigem kohlensauren Baryt. Wird derselbe hierauf mit
verdĂŒnnter SchwefelsĂ€ure einige Zeit lang digerirt und
die von dem sich bildenden schwefelsauren Baryt abĂŒl-
trirte Lösung des schwefelsauren Indiumoxyds mit Am-
moniak versetzt, so gewinnt man ein chemisch reines
Indiumoxydhydrat, aus welchem sich nach dem von
Reich und Richter in Freiberg befolgten Verfahren das
reine Metall mit Leichtigkeit darstellen lÀsst.
Die Nachweisung von Indium, des bisher nur in
Freiberger Zinkerzen vorgefundenen und daraus gewon-
nenen Metalles, in dem erwĂ€hnten, völlig werthlosen HĂŒt-
tenproducte dĂŒrfte vielleicht den einen oder andern Che-
{ \ v " ) im we Ai Tr
Le
126 Gewinnung des Thalliums. â Reactionen des Thalliums.
miker veranlassen, noch weitere Versuche mit Àhnlichen
AbfÀllen anderer auf Verarbeitung von Zinkerzen ange-
wiesener Fabriken anzustellen. Die Ausbeute des mehr-
genannten Ofenrauches an Indiumoxyd ist eine nicht
ganz unerhebliche, indem sich dieselbe im Durchschnitt
recht gut auf U, Proc. anschlagen lÀsst. (Polyt. Notizbl.
1866. 12.) B.
Einfache Gewinnung des Thalliums.
Auf dem grossen Zinkvitriolwerke zur JuliushĂŒtte bei
Goslar am Unterharz versiedet man eine aus Rammels-
berger Kiesen gewonnene Lauge, die so reich an Thal-
hium ist (in 100 Th. Lauge 0,050 Chlorthallium), dass man
dieses Metall mit Leichtigkeit pfundweise daraus darstel-
len kann. R.Bunsen empfiehlt hierzu folgende Methode.
Man senkt Zinkbleche in die kalte Lauge ein und
schlÀgt auf diese Weise das Kupfer, Kadmium und Thal-
lium als Metallpulver nieder, wÀscht dann dasselbe mit
Wasser aus und digerirt es hierauf mit Wasser, dem
man von Zeit zu Zeit etwas SchwefelsÀure zusetzt. Thal-
lium und Kadmium. lösen sich leicht unter Wasserstoff-
entwickelung auf, das Kupfer bleibt zurĂŒck. Aus der
schwefelsauren Lösung fÀllt man schliesslich mittelst Jod-
kaliums chemisch reines Jodthallium, das sich leicht durch
Decantation auswaschen lÀsst. 1 Cubikmeter Lauge giebt
0,6 Kilogrm. Thallium. (Ann. d. Chem. u. Pharm. OXXXID.
108 â 111.) @.
Scott hat im Sande der Alunbai auf der Insel Wight
viel Thallium gefunden, so dass dieses Metall wohl bald
billiger werden wird. (Ann. de Chim. et de Phys.)
Dr. Reich.
Reactionen des Thalliums.
Ueber das Verhalten der Thalliumoxyde, des Thal-
liumoxyds TIO und des Thalliumtrioxyds TIO3, zu den
verschiedenen Reagentien liegen specielle Angaben von
M. Hebberling vor, von denen wir hier nur folgende
Reaction mittheilen wollen, welche zur Erkennung klei-
ner Mengen eines Thalliumoxydsalzes die geeigneteste ist.
JodwasserstoffsÀure und lösliche Jodmetalle erzeugen
in selbst sehr verdĂŒnnten Lösungen der Thalliumoxydul-
salze einen Niederschlag von ThalliumjodĂŒr, T1J; dasselbe
Ueber die Salze des sogen. Thalliumhyperoxyds. 127
hat im Augenblick der FĂ€llung eine orangegelbe Farbe,
die aber schon nach wenigen Minuten oder sogleich beim
Kochen rein gelb wird. Auch aus einer heiss gesÀttig-
ten Lösung scheidet es sich beim Erkalten orangegelb
ab, um bald in die gelbe Modification ĂŒberzugehen. Das
Jodthallium löst sich bei 160 â170 in 11676 Th., bei
1000 in 804 Th. Wasser; 98procentiger Weingeist löst
noch kleinere Mengen auf. Die Reaction ist so scharf,
dass eine neutrale Lösung, welche in 1 ©.C. nur 0,0000105
schwefelsaures Thalliumoxydul enthÀlt, mit Jodkalium
noch eine sichtbare FÀllung giebt. Ist die Lösung sauer,
so tritt nur gelbe FĂ€rbung ein; bei alkalischer Reaction
erfolgt weder eine FĂ€llung noch eine FĂ€rbung. Schwe-
felwasserstoff erzeugt bei dieser VerdĂŒnnung keine sicht-
bare Reaction. Obwohl das Thalliumplatinchlorid bei
mittlerer Temperatur etwas schwerer löslich ist als das
ThalliamjodĂŒr, so ist doch wegen der blassgelben Farbe
des Platinniederschlages die Reaction mit Jodkalium em-
pfindlicher und zur Erkennung kleiner Mengen eines
Thalliumoxydsalzes vorzuziehen. Kin Ueberschuss von
Jodkalium erhöht die Löslichkeit des ThalliumjodĂŒrs in
Wasser nicht, ein grosser Ueberschuss von Jodkalium
scheint sogar die Löslichkeit eher zu verringern. (Ann.
der Chem. u. Pharm. OXXXIV. 11-â 23.) {
Ueber die Salze des sogen. Thalliumhyperoxyds.
Die Verbindungen des Thalliumoxyds (TlO) mit SĂ€u-
ren sind schon grossentheils genauer untersucht worden,
wÀhrend von den Verbindungen des Thalliumhyperoxyds
nur wenig bekannt ist. Einige dieser Salze hat A. Stre-
cker genauer beschrieben.
Thalliumhyperoxyd â= TIO3, wurde dargestellt
durch Zusatz von unterchlorigsaurem Natron zu einer
Lösung von ThalliumchlorĂŒr in kohlensaurem Natron. Es
ist ein brauner Niederschlag.
Schwefelsaures Salz, farblose, dĂŒnne BlĂ€ttchen,
lufttrocken â T103, 3503 7 HO, bei 2200 getrocknet
â TIO3, 3S03 +. HO.
Schwefelsaures Natron-Doppelsalz â Na0,
SO3 -+- TIO3, 3503. Farblose Krystallnadeln.
Schwefelsaures Kali-Doppelsalz â 2(KO,SO3)
+ T103, 2 SO3. Farblose Krystalle, welche durch Wasser
oberflĂ€chlich braun werden, in verdĂŒnnter SchwefelsĂ€ure
schwer löslich.
Tor
a Fr
=
ET
128 Fluorthallium.
OĂxalsaures Ammoniak-Doppelsalz = H?NO,
C203 + TIO3, 3C?03 +6HO. Schwerer weisser Nieder-
schlag, in kaltem Wasser ganz unlöslich, beim Kochen
mit Wasser unter KohlensÀureentwickelung sich auflösend.
Beim Erhitzen des Salzes in der Glasröhre wird das Me-
tall reducirt.
Salpetersaures Salz â TlO3, 3NO5 + 6HO.
Farblose, gut ausgebildete Krystalle, die durch Wasser
unter Abscheidung von braunem Thalliumoxyd sogleich
zerlegt werden.
Das weinsaure Salz wird durch Kochen einer Lö-
sung von WeinsÀure mit Thalliumhyperoxyd erhalten.
Es ist krystallinisch.
Das chromsaure Salz besteht aus einem gelben
Niederschlage, der sich mit Wasser zersetzt. Mit Fer-
rocyankalium giebt das salpetersaure Salz einen zei-
siggrĂŒnen, mit Ferrideyankalium einen gelben Nie-
derschlag, beide in verdĂŒnnter SalpetersĂ€ure unlöslich.
Phosphorsaures Natron giebt in der schwefel-
sauren Lösung einen schleimigen Niederschlag, der sich
beim Abkochen der FlĂŒssigkeit etwas gelb fĂ€rbt.
Da sich hieraus ergiebt, dass die Verbindung T1O3,
ganz wie TIO, eine entschiedene Salzbasis ist, so
ist der Verf. selbst der Ansicht, dass man jenes soge-
nannte Thalliumhyperoxyd besser Thalliumoxyd und
das zeitherige Thalliumoxyd besser Thalliumoxydul
nennen mĂŒsse. Was die Stellung des Thalliums in der
Reihe der ĂŒbrigen Metalle betrifft, so stimmt es in sei-
nen Verbindungen mit Sauerstoff, so wie mit den Halo-
genen zwar mit dem Golde ĂŒberein, indessen zeigen
andererseits die bekannten Analogien mit dem Blei und
mit den Alkalimetallen, so wie auch wiederum die
Abweichungen von allen andern Metallen, dass das Thal-
lium in keine der jetzt angenommenen Familien der Me-
talle eingereiht werden kann. (Ann. der Chem. u. Pharm.
CXXXV. 207â217.) G.
Das Fluorthallium
wird nach Max Buchner erhalten durch Auflösen
von kohlensaurem Thalliumoxydul in wÀsseriger Fluor-
wasserstoffsÀure bis zur schwach sauren Reaction und
Abdampfen der Lösung in einer Platinschale bis zur
Trockne. Die Verbindung zeigt eine weisse Farbe und
â liefert, in Wasser gelöst und der freiwilligen Verdunstung
ee a tr at a MIT) 1 N
ee . RS Mr =\ DE a
Er x $
Ueber Thalliumglas. 129
ĂŒberlassen, zahlreiche Krystalle, die von der Mutterlauge
getrennt und im Exsiccator getrocknet, folgende Eigen-
schaften zeigen:
Die Krystalle sind farblos, von starkem Glasglanze,
bilden Combinationen des Octaöders mit dem Hexaöder
und sind in Wasser leicht löslich (1 Theil löst sich in
1%, Th. Wasser von 150C.). In Alkohol ist das Fluor-
thallium nur schwer löslich. Die wÀsserige Lösung rea-
girt alkalisch. Beim Erhitzen schmilzt das Fluor-
thallium und verflĂŒchtigt sich mit Hinterlassung einer
farblosen krystallinischen Substanz. Das Sonnenlicht
fÀrbt es allmÀlig violett. Die Analyse ergab die Zusam-
mensetzung â TIF.
Gefunden. Berechnet.
F 856 8,53
TI 91,42 91,47
99,98 100,00.
TIF 223.
Fluorthallium mit ĂŒberschĂŒssiger FluorwasserstoffsĂ€ure
versetzt, hinterlĂ€sst beim Verdunsten ĂŒber SchwefelsĂ€ure .
Krystalle von Fluorwasserstoff-Fluorthallium, die aus Com-
binationen des Octaöders mit dem Hexaöder bestehen.
Sie sind stark glÀnzend, luftbestÀndig, lösen sich in gleichem
Gewicht Wasser und zerfallen ĂŒber 1000C. erhitzt in
HF und TIF. Ihre Zusammensetzung entspricht nach
den analytischen Resultaten der Formel TIF,HF. (Journ.
fĂŒr prakt. Chemie. Bd. 96. Heft7. pag. 404â405.) C. Bl.
Veber Thalliumglas.
Da die von Lamy dargestellten Thalliumalkoholate
sich durch bedeutendes Brechungs- und Dispersions-
vermögen auszeichnen, so hat Lamy jetzt versucht, im
gewöhnlichen Glase das Kali oder das Bleioxyd durch
Thalliumoxyd zu ersetzen, um auf diese Weise ein Glas
mit grösserem Brechungsvermögen zu erhalten. Es ist
dies vollstÀndig gelungen. Bei dem ersten Versuche wurde
aus 300 Th. Sand, 400 Th. reinem kohlensauren Thallion
und 100 Th. kohlensaurem Kali ein leicht schmelzbares
und leicht affinirbares Glas erhalten, aber die erkaltete
Masse war nicht homogen. Die oberen Schichten im Tiegel
waren weniger gelb, specifisch leichter und weniger reich
Arch.d. Pharm. CLXXXI. Bds.1.u.2. Hft. . 9
> â a 2 a A 7
E â, }
130 Vergiftung durch einen Bleigehalt von MĂŒhlsteinen.
an Thallion, als die unteren. Eine zweite Probe wurde
aus 300 Th. Sand, 200 Th. Mennige und 335 Th. kohlen-
saurem Thallion bereitet. Das Gemenge schmolz leichter
und liess sich leichter affiniren, als das vorige, das Glas
war homogen und besass eine angenehme gelbe Farbe.
Das spec. Gew. 4,235 und der Brechungsindex 1,71 (fĂŒr
den gelben Strahl) waren grösser, als bei allen bekannten
Glassorten. Durch VerÀnderung der Thalliummenge er-
hielt Lamy Glasarten, deren spec. Gew. 4,235 und 5,625
und deren Brechungsindex zwischen 1,71 und 1,965
schwankte. Aus diesen Versuchen schliesst Lamy 1) dass
das Thallion das Kali besser, als Bleioxyd im Glase er-
setzen kann; 2) dass das Thallion dem Glase eine gelbe
Farbe ertheile; und dass 3) sich diese Eigenschaften un-
zweifelhaft bei Darstellung gewisser optischer GlÀser und
kĂŒnstlicher Edelsteine vortheilhaft verwerthen lassen wer-
den. (Aus Bull. soc. chim. â Ztschr. fĂŒr Chemie. 1866.) B.
Vergiftung durch einen Bleigehalt von MĂŒhlsteinen.
Maunoury und Salmon berichten ĂŒber eine Ver-
giftung von 300 bis 350 Personen, welche in mehren
Dörfern der Umgegend von Chartres statt fand und
woran 15 bis 20 dieser Personen starben. Diese Ver-
giftung war durch den Genuss bleihaltigen Brod-
mehls herbeigefĂŒhrt worden, welches alle erkrankten
Familien aus ein und derselben MĂŒhle bezogen hatten.
Die Untersuchung dieser MĂŒhle liess auch bald die Ursache
der Krankheit erkennen. An den mahlenden FlÀchen der
MĂŒhlsteine befinden sich nĂ€mlich je nach ihrer QualitĂ€t
mehr oder weniger zahlreiche, grössere und kleinere, gru-
bige Vertiefungen, welche von dem MĂŒller ausgefĂŒllt wer-
den. In diesem Falle hatte der MĂŒller, welcher die MĂŒhle
erst kurz vorher ĂŒbernommen, zur AusfĂŒllung metalli-
sches Blei benutzt, welches durch die Bewegung der
Steine abgerieben wurde und sich dem Mehl beimengte.
Die chemische Untersuchung des Brods und Mehls ergab
die Gegenwart von Blei theils in metallischem Zustande,
theils als kohlensaures und essigsaures Salz und
zwar fanden sich ungefÀhr 5 Milligrm. Blei in je 500 Grm.
Mehl. Nach Beseitigung des Bleies in der MĂŒhle erlosch
die Krankheit. (Der praktische Arzt.) B.
Yo ER
Auffindung von Kupfer in thierischen Theilen. 131
Schlagloth fĂŒr Hartlöthungen.
Ein vortreffliches Schlagioth fĂŒr Hartlöthungen
erhÀlt man nach Kletzinsky, wenn man 4 Th.£Zinn
und 6 Th. Wismuth zusammenschmilzt, in den heissen
Metallfluss rasch 18 Th. Zink eintrÀgt und nach erfolgtem
Zusammenschmelzen 72 Th. Kupfer zusetz. Nach dem
Klarschmelzen wird die Masse unter öfterem UmrĂŒhren
mit einem Stahldrahte durch Eingiessen in Wasser gra-
aulirt. (Bl. fĂŒr Handel und Gewerbe. 1866.) B.
Chemische Untersuchung einer alten in Hindostan
gefundenen Statue des Buddha.
Eine frisch blossgelegte FlÀche dieser Statue, deren
Alter sich auf circa 3500 Jahre schÀtzen lÀsst, zeigte eine
dunkle Kupferfarbe; das spec. Gew. war â 8,29. Die
Analyse ergab:
Kupjer 00. 91,502
Bisen.... =... .2037, 7,591
Silber? a: 7.063 0,021
Re 0,005
Nickel Se aelsre u elWelts { S uren
Mangan ......... (srbares
Arsen: RE 0,079
Schwefel........ 0,510
Unauflösliches.. 0,292
100,00.
(Chem. News, No. 266. â Chem. Centrbl.) B.
Ueber die Auffindung von sehr kleinen Mengen
Kupfer in thierischen Theilen.
Nach den von W. Lossen ausgefĂŒhrten vergleichen-
den Versuchen in Folge der Arbeit von Ulex (Archiv
der Pharmacie. Bd. 125. 8. 72â79), nach welcher Kupfer
im Thierreiche ĂŒberall vorhanden sein sollte, lassen die
Angaben von Ulex als unrichtig oder mindestens als zwei-
felhaft erscheinen.
Nach Lossenâs Ansicht ist Ulex dadurch zu diesem
falschen Schlusse geiangt, dass derselbe sich eines mes-
singenen Bunsenschen Brenners und eines Gestelles
von Messing zu seinen Versuchen bediente, wodurch, wie
Lossen durch seine Versuche sich ĂŒberzeugt hat, Kupfer
9*
a ti 1 an
132 Bereitung von sogenanntem chromsauren Kupferoxyd.
â von den Apparaten in die Asche gelangt sei. Lossen
fand stets Kupfer, wenn er sich der Apparate von Messing
bediente, bei Anwendung eines glÀsernen Löthrohrs
und eines glÀsernen Brenners aber konnte kein
Kupfer aufgefunden werden.
Aus Lossenâs Versuchen geht deshalb deutlich her-
vor, dass bei Untersuchungen auf Kupfer in organischen
Substanzen kupferne oder Kupfer enthaltende Apparate
vermieden werden mĂŒssen. Ulex hat dies nicht gethan
und es sind daher seine Versuche ĂŒber den Kupfergehalt
thierischer Substanzen völlig unbrauchbar. (Journ. fĂŒr
prakt. Chemie. Bd. 96.) B.
Alfenide
besteht aus 59 Th. Cu, 30 Th. Zn und 10 Th. Ni
mit Spuren von Eisen. (B.K. u. Gwbl.) HT
Ueber die Bereitung von sogenanntem chromsauren
Kupferoxyd
giebt J. Stinde eine Methode, welche das billigste
und einfachste Arbeiten zulÀsst. In einer grossen Stein-
gut- oder Porcellanschale löse man unter Anwendung von
WĂ€rme 1 Th. doppelt chromsaures Kali in 20 Th. Wasser
und gebe, wenn dasselbe gelöst ist, 2 Th. gepulverten
Kupfervitriol hinzu. Man trÀgt Sorge, dass die Lösung
des doppelt chromsauren Kalis nicht zu sehr abkĂŒhle,
sondern erhalte sie wÀhrend des Kupfervitriolzusatzes
nahezu im Sieden, das verdampfte Wasser wird durch
heisses ersetzt. Nach erfolgter Lösung des Kupfervitriols
wird die FlĂŒssigkeit mit einer concentrirten und vorher
erwÀrmten Lösung von gewöhnlicher Soda versetzt. (1 Ge-
wichtstheil Soda, 2 Th. siedendes Wasser). Die Soda-
lösung wird in kleinen Portionen zu der zu fÀllenden
FlĂŒssigkeit gesetzt. Es entsteht sogleich bei dem Ein-
giessen der Sodalösung ein brauner Niederschlag, der
Anfangs wieder gelöst wird, spÀter jedoch constant bleibt.
â Wenn auf Zusatz der Sodalösung kein Aufbrausen mehr
erfolgt, ist die FĂ€llung beendet. Die Schale bleibt nun
kurze Zeit ruhig stehen, bis sich das chromsaure Kupfer-
oxyd abgesetzt hat. Die ĂŒberstehende FlĂŒssigkeit wird
mit einem kleinen Glasheber so weit wie möglich ab-
genommen und der Niederschlag mit kochendem Wasser
aufgerĂŒhrt. Man wĂ€scht mit siedendem Wasser behufs
Ein ergiebiges Quecksilberlager. 133
der Entfernung des durch Wechselzersetzung entstandenen
schwefelsauren Kalis. Nach dreimaligem heissen Aus-
waschen wird das heisse Wasser mit kaltem vertauscht.
Man wĂ€scht den Niederschlag 5â6mal aus, worauf der-
selbe genĂŒgend rein ist, trocknet ihn durch gelindes Ein-
dampfen zu einem dĂŒnnen Brei und versetzt diesen mit
AmmponiakflĂŒssigkeit von 0,91 spec. Gewicht.
Der Niederschlag von chromsaurem Kupferoxyd löst
sich mit grosser Leichtigkeit in der AmmoniakflĂŒssigkeit
und man thut gut, nur sehr kleine Mengen des letzteren
auf einmal hinzuzufĂŒgen, da nur sehr wenig zur Lösung |
erforderlich ist und ein Ueberschuss an Ammoniak ver-
mieden werden muss. Die resultirende, schön dunkel-
grĂŒne Lösung von chromsaurem Kupferoxyd- Ammoniak
wird rasch durch Flanell filtrirt, auf 250 B. gebracht und
in gut zu verkorkende Flaschen gefĂŒllt. (Hamburg. Ge-
werbeblatt. 1866.) B.
Bereitungsweise einer schönen grĂŒnen Kupferfarbe,
Vermischt man, nach W. Casselmann, eine siedend
heisse Lösung von Kupfervitriol mit einer sie-
dend heissen Lösung von essigsaurem Kali oder
mit einer solchen von essigsaurem Natron, so entsteht ein
basisches Kupferoxydsalz in reichlicher Menge; dasselbe
ist in Wasser völlig unlöslich, anfangs von flockigem An-
sehen, in kurzer Zeit indess eine fast körnige Beschaffen-
heit annehmend und dann sich leicht absetzend. Es ist
von hellgrĂŒner Farbe und zeigt, wenn es getrocknet und
verrieben ist, ein solches Feuer, dass es nach dem Schwein-
furter GrĂŒn entschieden die schönste der unlöslichen Kupfer-
verbindungen bildet, weshalb dasselbe gewiss als Farbe
technische Verwendung finden wird. (Zischr. fĂŒr analyt.
Chemie.) {
Ein ergiebiges Quecksilberlager
ist in Neu-Rhonard bei Olpe in Westphalen, Regie-
rungsbezirk Arnsberg, entdeckt worden. Es ist dort ein
seit dem Mittelalter berĂŒhmtes Kupferbergwerk, in welchem
bei Bearbeitung eines Stollens auf Eisenstein das Queck-
silbererz auftrat. In der Gegend finden sich reichliche
Schwefelkiese; die jĂŒngere Grauwacke wird von eigen-
thĂŒmlichen Porphyren durchbrochen, die theils als Quarz-
porphyr theils als Feldspathporphyr zu Tage treten; bei
won a ne ee Be re TERN ER
134 Grosse Gaben von Argentum nitricum gegen Croup.
dem Quecksilberbergwerke Almaden in Spanien ist die
gleiche Formation. Das Erz liegt 250 Fuss tief unter
der Spitze eines Berges, der Boden ist auffallend scharlach-
roth gefÀrbt und wird seit langer Zeit von den umwoh-
nenden Leuten als Anstrichfarbe benutzt. Der HĂŒtten-
ofen ist nach pfÀlzischer Construction erbaut. Am 31. Januar
1865 wurden in Cöln die ersten 5000 Pfd. des bei Olpe
gewonnenen Quecksilbers verkauft. Dr. Reich.
Grosse Gaben von Argentum nitricum gegen Croup.
Bei einem 4jÀhrigen, fast moribunden Kinde, bei
dem mehre Aerzte nur noch die Tracheotomie als das
einzige Rettungsmittel vorgeschlagen hatten, kam Schö-
vers auf den Gedanken, ob nicht vorher die innere An-
wendung grosser Dosen des Höllensteins durch seine die
Exsudation beschrÀnkende Wirkung am Platze wÀre. Zum
Schutze des Magens liess man dem Kinde vorher und
gleichzeitig mit der Arznei einige Löffel Salzwasser nehmen.
Die Arznei wurde in der StÀrke von 1 Grm. Argent.
nitric. auf 60 Grm. Ag. destill. verordnet, von der man
das erste Mal 1}, Esslöffel voll und !/, Stunde darauf
eben so viel gab; von da ab einen Kaffeelöffel voll alle
10 Minuten. Einige Stunden spÀter war das Befinden der
kleinen Patientin sehr geÀndert, sie schlief gut und wenn
auch die Respiration noch sehr erschwert und croupös
war, so war doch ruhige Lagerung vorhanden und der Puls
von 140 auf110 gesunken. Von nun ab liess Schövers nur
stĂŒndlich 10 Tropfen der Silberlösung reichen, dazwischen
etwas Salzwasser trinken und das Krankenzimmer mit
warmen Wasserdampf durchfeuchten. Nach zwei Tagen
war der Zustand sehr befriedigend; zweimal war schwar-
zer Stuhlgang mit weisslichen Flocken vermischt, erfolgt,
ohne Leibschmerzen. Die Dyspno@ war fast ganz ge-
schwunden, nur Lippen, Mund und Zunge waren mit einer
weisslichen Membran bedeckt; aber das Verschlucken
von FlĂŒssigkeiten war ganz schmerzlos.. Nun wurde der
Höllenstein ausgesetzt und nur das Salzwasser beibehalten.
Das Kind bekam seinen Appetit bald wieder, die Mem-
bran schÀlte sich bald los und innerhalb acht Tagen war
totale Genesung eingetreten. (Oesterr. Ztschr. fĂŒr prakt.
Heilkunde.) }
= 3 =
Botheâsches Glasversilberungsverfahren. 135
VerfÀlschung von Argentum nitricum fusum,
Ein von einem französischen Handelshause bezogener
Höllenstein erregte durch sein dem Porcellanbisguit Àhn-
liches Aussehen, so wie durch eine erstaunliche HĂ€rte,
die Aufmerksamkeit AndreĂ€âs. Dieser Höllenstein war
sehr weiss, zeigte keine Risse, weder der LĂ€nge noch der
Quere nach und war von mattem Ansehen.
Da eine directe Bestimmung des Salpeters im ge-
gebenen Falle weitlÀufiger und weniger genau als eine
indirecte und der Silbergehalt beim Höllenstein immer
den Hauptfactor bildet, so wurde aus einer 1 Grm. hal-
tenden Lösung das Silber mittelst eines reinen Kupfer-
streifens gefÀllt, der Niederschlag auf einem Tarafilter
gesammelt, ausgewaschen und getrocknet. Es ergaben
sich dabei 57,20 Proc. Silber statt 63,53 Proc.
57,20 Th. Silber liefern aber nur
90,03 Th. Höllenstein,
derselbe war also verfÀlscht mit
9,37 Th. Salpeter
100.
Es enthielt also obiger Höllenstein nahezu 10 Proc.
Salpeter. (Schweiz. Wochenschr. der Pharm. 1866. 19.)
B.
Ueber eine Vereinfachung des Botheâschen Glas-
versilberungsverfahrens.
Nach der von Böttcher ermittelten, etwas verein-
fachten Weise, lĂ€sst sich das Botheâsche neue Versilberungs-
verfahren des Glases folgendermaassen ausfĂŒhren: Die
ReductionsflĂŒssigkeit erhĂ€lt man dadurch, dass man
1 Drachme salpetersaures Silberoxyd (Höllenstein)
in eirca 1 Unze destillirten Wassers löst und diese Lösung
in eine ins heftigste Sieden gebrachte Auflösung von wein-
saurem Kali-Natron, sog. Seignettesalz (48 Gran
dieses Salzes und 48 Unzen destillirten Wassers) nach
und nach einschĂŒttet, das Ganze circa 5 bis 10 Minuten
im Sieden erhÀlt, dann erkalten lÀsst und durch weisses
Filtrirpapier fĂŒtrirt. Als VersilberungsflĂŒssigkeit dient _
salpetersaures Silberoxyd-Ammoniak, in welcher
das Ammoniak nicht vorwalten darf. Man erhÀlt dieselbe
durch Auflösen von 1 Drachme Höllenstein in eirca 1 Unze
destillirten Wassers, welchem man so lange Aetzammoniak-
N at a
ÂŁ IT,
IA as An ul
he 7, HF
wer
136 Wassergehalt des Goldoxydhydrates.
flĂŒssigkeit hinzufĂŒgt, bis die hierdurch entstehende TrĂŒ-
bung eben wieder verschwindet, setzt alsdann 12 Un-
zen destillirten Wassers hinzu und filtrirt. Will man
nun ein Plan- oder Hohlglas versilbern, so vermischt
man von dieser VersilberungsflĂŒssigkeit und der erwĂ€hn-
ten ReductionsflĂŒssigkeit gleiche Raumtheile, ĂŒberschĂŒttet
oder fĂŒllt in eirca !/, Zoll dicker Schicht mit diesem klaren
ungefÀrbten Gemisch die GlÀser, und schon nach Verlauf
von 10 Minuten sind die GlÀser mit einer spiegelglÀnzen-
den, festhaftenden Schicht Silbers bekleidet. Wiederholt
man diesen Prozess nur einmal, so erlangt die Silber-
schicht eine solche Dicke, dass sie völlig undurchsichtig
erscheint und nun die RĂŒckseite derselben zum Schutz
mit einem aus in Benzol gelöstem Asphalt bestehenden
Firniss ĂŒberzogen werden kann. (Jahr.-Ber. des phys.
Ver. zu Frankfurt a. M.) B.
PrĂŒfung von Gold- und SilbermĂŒnzen auf ihre
Aechtheit.
Durch Reiben des befeuchteten Metalls mit Höllen-
stein wird, wenn jenes ein unedles ist, hierbei ein
schwarzer Ueberzug auf demselben erzeugt. (Jllustr.
âGewerbeztg.) H. Ludwig.
Ueber den Wassergehalt des Goldoxydhydrates.
Dass das Goldoxyd ein Hydrat bildet, ist zwar bekannt,
aber ĂŒber die QuantitĂ€t des damit verbundenen Wassers
existirte bisher nirgends eine Angabe, weshalb sich
Wittstein veranlasst sah, diese LĂŒcke auszufĂŒllen.
Am besten erwies sich die Darstellung des Goldoxydhy-
drates durch Versetzen einer verdĂŒnnten Lösung des,
Goldes in Königswasser mit gebrannter Magnesia im Ueber:
schuss, ,â Ns stĂŒndiges gelindes ErwĂ€rmen, Sammeln
des Niederschlages auf einem Filter, Auswaschen bis zur
Entfernung der letzten Spur Chlor, Vertheilen des Nieder-
schlags in Wasser, Behandeln mit reiner verdĂŒnnter Sal-
petersÀure, um die beigemengte Magnesia aufzulösen,
Sammeln des Niederschlags auf einem Filter, Auswaschen
und Trocknen bei gewöhnlicher Temperatur.
Aus der goldsauren Magnesia, welche noch in der
FlĂŒssigkeit enthalten ist, kann man das Gold leicht wieder
gewinnen, wenn man die von dem, mit der ĂŒberschĂŒssig
zugesetzten Magnesia vermengten Goldoxydhydrate, abfil-
%
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Platinplattirte Schalen fĂŒr chemische Laboratorien. 137
trirte FlĂŒssigkeit, incl. der WaschwĂ€sser, mit SalzsĂ€ure
ansÀuert und dann mit Eisenvitriollösung versetzt.
Das auf die angegebene Weise bereitete Goldoxyd-
hydrat ist ein hell kastanienbraunes Pulver, das sich in
SalzsÀure mit der grössten Leichtigkeit löst. Bei 1000 C.
verliert es, aber sehr langsam, sein Wasser und nimmt
dabei eine schwarzbraune Farbe an. Dieser Wasseraustritt
erfolgt ganz ruhig und nur, wenn das entwÀsserte Oxyd
stÀrker erhitzt wird, gerÀth es rasch unter Entbindung
von Sauerstoff in eine schwache Bewegung und hinterlÀsst
dann ein zimmtbraunes Pulver von Metall, ganz Àhnlich
demjenigen, welches man durch FÀllen der Goldlösung
mit Eisenvitriol bekommt.
Zur Analyse wurden von Goldoxydhydrat, welches
mehrere Stunden unter der Luftpumpe gelegen hatte,
8 Gr. so lange einer Temperatur von 1000 C. ausgesetzt,
bis kein Gewichtsverlust mehr statt fand. Es hinterblieben
7,1120 Gr. Diese 7,1120 Gr. lieferten durch stÀrkeres
Erhitzen 6,3467 Gr. Metall.
Gefunden Aequivalente Berechnet
Gold..... 79,334 1 79,420
Sauerstoff 9,566 3 9,677
Wasser.. 11,100 = 10,903
100,000, 5) 100,000.
Die Formel des Goldoxydhydrates ist also AuO3 +4
3HO. (Wittst. Vierteljahrschr. Bd. 15. 1.) B.
Platinplattirte Schalen fĂŒr chemische Laboratorien.
In der Mai-Versammlung 1865 des Vereins fĂŒr Ge-
werbfleiss in Preussen legte Stahlschmidt eine in der
Fabrik von Sy und Wagener gefertigte Kupferschale
vor, welche im Innern mit Platin plattirt war und die
er von den Genannten zu dem Zwecke erhalten hatte,
um festzustellen, wie weit diese Fabrikate zu chemischen
und technischen Operationen tauglich seien. Durch kost-
_ spielige Versuche ist es nÀmlich nunmehr Sy und Wage-
ner gelungen, platinplattirte Schalen darzustellen, welche
sich durch vorzĂŒgliche Arbeit, durch Billigkeit und be-
sonders durch ihre Brauchbarkeit auszeichnen. Der Preis
derselben betrÀgt etwa !/, von dem der massiven Platin-
schalen und kann noch geringer gestellt werden, wenn
die Platinschicht dĂŒnner gearbeitet wird. Wenngleich
es bis jetzt nur gelungen ist, einfache Schalen fĂŒr chemische
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138 Platinspiegel. â Bromverbindungen des Iridiums.
Laboratorien anzufertigen, so unterliegt es wohl keinem
Zweifel, dass auch grössere GegenstÀnde, wie Abdampf-
kessel fĂŒr SchwefelsĂ€urefabriken, sich in nicht langer Zeit
werden darstellen lassen. In den gefertigten Schalen
können die verschiedensten SÀuren in jeder beliebigen
StÀrke Wochen lang aufbewahrt werden, ohne dass eine
Spur Kupfer aufgelöst wird. Man kann ferner die SÀuren
sowohl im Wasserbade, wie auch ĂŒber freiem Feuer in
denselben erhitzen, ja selbst concentrirte SchwefelsÀure
darin abdampfen, ohne dass besonders in letzterem Falle
durch die hohe Temperatur das Platin sich ablöst oder
das Kupfer von den SĂ€uren angegriffen wird. (Verh. d.
Ver. zur Beförd. des Gewerbfleisses in Preussen.) B.
Platinspiegel,
Im Fache der Spiegelfabrikation ist eine neue Er-
scheinung aufgetaucht. Ausser der Silberspiegelfabrik
haben Creswell und Tavernier bereits eine Fabrik
von sehr dauerhaften und wohlfeilen Platinspiegeln in
Gang gebracht. Die spiegelnde MetallflÀche liegt bei dem
neuen Artikel eben so wie bei dem Porcellan frei auf
dem Glase, durch Einbrennen mit demselben untrennbar
verbunden und bedarf keiner schĂŒtzenden Glastafel. Das
Einbrennen ist eine ganz leichte Arbeit: mit Lavendelöl
zusammengeriebenes Chlorplatin wird mit einem Pinsel
auf die Glastafel getragen und dieselbe nach dem Ein-
trocknen in einer Muffel gebrannt; hiermit ist der Spiegel
fertig. Zu diesen Spiegeln können alle fehlerhaften Glas-
tafeln benutzt werden, wenn sie sich nur auf der einen
Seite schleifen und poliren lassen. Die DĂŒnne der Platin-
schicht bringt es ĂŒbrigens mit sich, dass solche Platten,
obwohl sie beim Daraufsehen einen guten Spiegel abgeben,
doch gegen dasLicht gehalten transparent sind und man
- durch sie hindurch Alles sehen kann, ohne selbst gesehen
zu werden. (Polyt. Notizbl. 1866. 15.) B.
Bromverbindungen des Iridiums.
Durch âŹ. Birnbaum sind folgende Verbindungen
des Broms mit dem Iridium bekannt geworden:
IridiumsesquibromĂŒr â Ir?Br3 +4 8agq, schei-
det sich in hellolivengrĂŒnen sechsseitigen Krystallen aus,
wenn man blaues Iridiumoxydhydrat mit Bromwasser-
stoffsÀure behandelt. Es ist leicht löslich in Wasser,
De a aETT e ne > Rn
Bronwerbindungen des Iridiums. 139
unlöslich in Alkohol und Aether. Auf Zusatz von Sal-
petersĂ€ure wird die grĂŒne Lösung des Salzes sofort blau
unter Bildung von Bromid.
WasserstoffiridiumsesgquibromĂŒr â Ir2Br}3,
3HBr 4 6aqg, schiesst in stahlblauen Nadeln an, wenn
die vorige Verbindung aus der Lösung von Iridiumoxyd
in BromwasserstoffsÀure herauskrystallisirt ist. Die blauen
Krystalle sind im durchfallenden Lichte braunroth, lösen
sich mit grosser Leichtigkeit in Wasser, Alkohol und
Aether und zerfliessen an der Luft rasch zu einer brau-
nen FlĂŒssigkeit, die auf Zusatz von SalpetersĂ€ure die
blaue Farbe des Bromids annimmt. Die wÀsserige Lösung
reagirt stark sauer.
Kaliumiridiumbromid = KBır, IrBr?, bekommt
man durch Einwirkung von Bromkalium auf Iridiumchlorid.
Undurchsichtige, stark glÀnzende, schwarzblaue regel-
mÀssige Octaöder, die sich in Wasser mit prÀchtig blauer
Farbe lösen.
Natriumiridiumbromid, NaBr, IrBr? + xHO,
bei Zusammengiessen der Lösungen von Iridiumchlorid
und Bromnatrium entstehend, bildet eine blaue zerfliess-
liche Masse.
Ammoniumiridiumbromid, H?NBr, IrBr?, erhÀlt
man leicht durch Eintragen von Iridiumsalmiak in eine
erwÀrmte concentrirte Lösung von Bromnatrium. Es sind
schwarzblaue Octaeder.
KaliumiridiumsesquibromĂŒr, 3KBr, IrÂźBr3 +
6 HO, krystallisirt in langen, olivengrĂŒnen, lebhaft glĂ€n-
zenden Nadein, verwittert an der Luft und wird dabei
undurchsichtig und hellgrĂŒn.
NatriumiridiumsesquibromĂŒr, 3NaBr, Ir? Br3
24 HO, aus dunkelgrĂŒnbraunen, in einander geschich-
teten RhomboÀdern bestehend, verhÀlt sich dem Kalium-
salze sehr Àhnlich.
AmmoniumiridiumsesquibromĂŒr, 3H#NBr,
Ir2BrÂź 4 HO, wurde als krystallinischer Niederschlag
erhalten und zeigte dasselbe Verhalten, wie die beiden
vorhergehenden Verbindungen. (Annal. der Chem. u. Pharm.
CXXXIL. 161â 176.)
140 Fabrikation des StÀrkezuckers.
Botany - Bay- oder Grassbaum - Gummi,
Gummi acroides.
Unter dem Namen Gummi acroides fĂŒhren schon seit
einiger Zeit die Droguisten eine Substanz, welche in klei-
nen StĂŒcken oder als grobes Pulver vorkommt, dunkel-
gelb, dem Gummigutt Àhnlich, von etwas adstringiren-
deın und aromatischen Beigeschmack. Beim Erhitzen
schmilzt es und entzĂŒndet sich unter Verbreitung des
Geruchs nach Tolubalsam. Zur Darstellung von Pikrin-
salpetersÀure ist es sehr geeignet. Dieses Gummi wird
von mehren in Australien einheimischen BĂ€umen, Xan-
thorrhoea hastilis, X. australis und X. arborea gewonnen
und neuerdings als vortreffliches Material zur Bereitung
von Leuchtgas benutzt. Aus der inneren Portion der
Wurzeln jener BĂ€ume wird durch Pressen und Destil-
liren ein guter Branntwein gewonnen, bei der Destil-
lation hinterbleibt ein zuckeriger RĂŒckstand. (Pharm.
Journ. and Transact. Aug. 1866. II. Ser. Vol. VILL. No.2.
pag. 78.) Wp.
Fabrikation des StÀrkezuckers.
Man kocht nach A. Manbre das Gemenge aus ver-
dĂŒnnter SchwefelsĂ€ure und StĂ€rkemehl bei hohem Druck
und einer Temperatur von 1600 C. (6 AtmosphÀren). Die
dazu nöthigen Kessel haben die Form eines Hochdruck-
kessels, sind aus starkem Eisenblech und inwendig mit
Blei gefĂŒttert. Im Kessel liegt ein durchlöchertes Dampf-
leitungsrohr aus Blei. Ferner ist der Kessel mit einem
Dampfabzugsrohre, mit Sicherheitsventilen, ProbehÀhnen,
Thermometer u.s. w. versehen. Man verdĂŒnnt zu dem
Ende 56 Pfd. SchwefelsÀure von 660B. mit 5600 Pfd.
Wasser, erhitzt im Kessel auf 1000C. und verdĂŒnnt gleich-
zeitig in einem HolzgefÀsse abermals 56 Pfd. Schwefel-
sÀure mit 5000 Pfd. Wasser, welche man mittelst Dampf
auf eine Temperatur von 300C. bringt. Letztere FlĂŒs-
sigkeit wird mit 2240 Pfd. StÀrkemehl gemischt und un-
ter fortwĂ€hrendem UmrĂŒhren auf 380C. erhitzt. Man
giesst diese Mischung nach und nach in die kochende
verdĂŒnnte SchwefelsĂ€ure im Kessel und lĂ€sst wĂ€hrend
dessen durch ausströmenden Dampf die Temperatur bis
1000 C. steigen. Hierauf schliesst man den Kessel, bis
die Temperatur 1600C. geworden ist und öffnet dann
den Abzugshahn fĂŒr den Dampf, damit Druck und Tem-
/
ea nr Ver
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Bildung des StÀrkezuckers u. Dextrins aus der StÀrke. 141
peratur eine Zeit lang constant bleiben. Man kocht so
lange, bis herausgenommene Proben kein StÀrkemehl in
der FlĂŒssigkeit mehr anzeigen, was meistens nach 2 bis
4 Stunden der Fall ist. Darauf zieht man das Ganze in
ein hölzernes GefĂ€ss, rĂŒhrt 168 Pfd. gereinigten kohlen-
sauren Kalk, der mit 100 Pfd. Wasser angerĂŒhrt ist,
hinzu, lÀsst absetzen, filtrirt durch Spitzbeutel, dampft
auf 200B. ein, klÀrt mit Blut und Kohle, filtrirt wieder
u.s.w., und erhÀlt so vollkommen reinen StÀrkezucker,
der frei von bitterem und empyreumatischen Geschmack
ist. (Ob auch frei von Blei?) (Mechan. Magaz. â Chem.
Centralbl.) B.
Ueber die Bildung des StÀrkezuckers und Dextrins
aus der StÀrke.
Musculus stellte die Behauptung auf, dass bei der
Umwandlung des StÀrkemehls durch Malz nur circa 13
des StĂ€rkemehls in Traubenzucker ĂŒberginge, wĂ€hrend
der Rest in Dextrin verwandelt werde. Die Diastase
des Malzes sollte auf das gebildete Dextrin ohne alle
Wirkung sein. Payen hat nun durch Experimente Fol-
gendes nachgewiesen. In der That ist bei der Umwand-
lung des StÀrkemehls durch Malz eine Dextrinbildung
nicht zu vermeiden. Der gebildete StÀrkezucker wider-
setzt sich immer mehr der weiteren Umwandlung des
Dextrins in StÀrkezucker. Je nach dem Verfahren, der
Temperatur u.s. w. kann man indessen durch Malz ĂŒber
52 Proc. des StÀrkemehls in Zucker verwandeln, bei
grösserer VerdĂŒnnung mehr, als in concentrirten Lösungen.
Wird nun aber dieser StÀrkezucker durch Zusatz von
Hefe und GĂ€hrung zerstört, so wandelt sich das rĂŒck-
stÀndige nicht gÀhrungsfÀhige Dextrin durch die Wirkung
der noch vorhandenen Diastase ebenfalls in StÀrkezucker um.
Auf diese Weise kann der ganze Antheil Alkohol gewon-
nen werden, den der StÀrkemehlgehalt der Materialien
theoretisch voraussetzen lÀsst. Man sieht hieraus, weshalb
die Spritfabrikanten ihre Maische nicht durch Kochen
bereiten, dagegen die Bierbrauer das Diek- und Lauter-
maischkochen eingefĂŒhrt haben. Im ersteren Falle soll
die Diastase des Malzes bis zuletzt wirken, beim Bier
dagegen zerstört werden, damit neben dem Alkohol auch
unzersetztes Dextrin im Biere bleibe. (Dresi. Gewbl.)
.,
142 Neue Reaction auf Traubenzucker.
Neue Reaction auf Traubenzucker.
ErwÀrmt man nach C. D. Braun Traubenzucker-
lösung mit Kali oder Natronlauge, mit Baryt oder Kalk-
wasser, oder auch mit einer Lösung von kohlensaurem
Natron, so erhÀlt man in sehr concentrirten Lösungen
eine eitronengelb gefĂ€rbte FlĂŒssigkeit, die ihre Farbe beim
Eintropfen von PikrinsÀurelösung und bei erneuertem
Erhitzen bis zum Kochen in Tiefblutroth verwandelt.
Natron- oder Kalilauge wirkt von den genannten basischen
Agentien am krÀftigsten.
Aus diesem Verhalten der PikrinsÀure ergiebt sich.
eine sehr brauchbare Reaction zur Nachweisung der Gly-
kose. Die PikrinsÀurelösung bereitet man hierzu am
besten von der StÀrke, dass auf 1 Th. SÀure 250 Th.
Wasser kommen. Man verfĂ€hrt bei der PrĂŒfung zweck-
mÀssig in der Weise, dass man in die mit etwas Natron-
lauge versetzte, auf 90°C, erhitzte Traubenzuckerlösung
ein paar Tropfen PikrinsÀurelösung giebt und dann zum
Kochen erhitzt. War die Traubenzuckerlösung nur eini-
germassen concentrirt, so erhÀlt man jetzt eine intensiv
blutroth gefĂ€rbte FlĂŒssigkeit, wĂ€hrend die Farbe in ver-
dĂŒnnten Traubenzuckerlösungen tiefroth erscheint. Da
Rohrzucker dieses Verhalten durchaus nicht zeigt, so
giebt dieses Reagens ein einfaches Mittel, um Trauben-
zucker in RĂŒbenzucker u. dergl. zu erkennen. Auch fĂŒr
den praktischen Arzt wird die neue Reaction von Wich-
tigkeit sein, um in gegebenen FĂ€llen zu entscheiden, ob
ein fraglicher Harn zuckerhaltig sei oder nicht. Braun
hatte verschiedene Male Gelegenheit, den Harn von an
Diabetes mellitus Leidenden zu prĂŒfen und erhielt unter
Anwendung der PikrinsÀure eine sehr stark roth gefÀrbte
FlĂŒssigkeit. Fruchtzucker und Milchzucker zeigen, wie
Traubenzucker, die schöne Reaction, nicht aber Rohr-
zucker und Manmnit. (Zischr. fĂŒr analyt. Chemie. Jahrg. 4.)
B.
Zuckerverbrauch im Zollverein. 143
Ueber ein neues Unterscheidungsmittel von Rehr-
und Traubenzucker.
Zweifach Chlorkohlenstoff verhÀlt sich gegen Rohr-
zucker und Traubenzucker verschieden. Rohrzucker, mit
dem Reagens einige Zeit lang in einer verschlossenen
Glasröhre bis nahe an 1000 erhitzt, verÀndert sein An-
sehen allmÀlig, bedeckt sich mit braunen Flecken und
nimmt zuletzt eine mehr oder weniger dunkle Farbe an.
Bei lÀngerer Einwirkung erhÀlt die Masse ein theerarti-
ges schwarzes Ansehen. Traubenzucker dagegen behÀlt
bei gleicher Behandlung seine Farbe und wird selbst bei
lÀngerer Einwirkung nicht braun. J. Nickles ist der
Ansicht, dass dieser Unterschied in der Einwirkung des
Chlorkohlenstoffs von der Bildung einer kleinen Menge
ChlorwasserstoffsĂ€ure herrĂŒhrt, welche, wie Boullay
gezeigt hat, den Rohrzucker leicht schwÀrzt. Diese FÀr-
bung tritt aber nicht ein, wenn man dem Rohrzucker im
Glasrohre etwas Magnesia zusetzt. (Compt. rend. T.62.
â Chem. Centrbl. 1866. 33.) 5
Zuckerverbrauch- im Zollverein,
Um zu ermitteln, wie hoch sich die Zuckerconsumtion
belaufen hat, ist von der Production an RĂŒbenrohzucker
und von der Einfuhr auslÀndischen Zuckers die Ausfuhr
in Abzug gebracht. Die Bevölkerung ist mit den Zahlen,
welche den Abrechnungen des Zollvereins zu Grunde gelegt
worden sind, angegeben. Da der Nachweis, wie viel
RĂŒbenrohzucker im Zollverein gewonnen worden ist, erst
vom Jahre 1840â18541 mit einiger Sicherheit zu fĂŒhren
gewesen, so sind auch erst von diesem Jahre ab die Ergeb-
nisse berechnet worden. Nachrichtlich ist jedoch zu ver-
merken, dass Dieterici die Consumtion an Colonial-
zucker fĂŒr 1836 auf 4,178 Pfd., fĂŒr 1837 auf 3,37 Pfd.,
fĂŒr 1838 auf 4,45 Pfd. und fĂŒr 1839 auf 4,61 Pfd. pro
Kopf angegeben hat. Wenngleich in diesen Jahren be-
reits Production und Consumtion von RĂŒbenzucker statt
gefunden, so sind doch die Resultate derselben verhÀlt-
nissmÀssig noch zu unbedeutend gewesen, um auf den
vorstehend berechneten Verbrauch einen nennenswerthen
Einfluss ausĂŒben zu können. Vom Jahre 1840 ab berech-
net sich der Zuckerconsum im Zollverein folgender-
massen.
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Zuckerverbrauch im Zollverein.
144
68'6 6Eggrre FLgâg9gL erg'esgâe 9TO'FCZ 16% TEE'E gseg01g° FE F98T
00.01 E88â8gP ⏠Spa'sst gad'LagE 185:4537 L6E6T'E vLso2gFE | âŹ98T
89°6 6BEBEE ⏠709,99 866. FOR E gspâ195 0F4'1E6'8 SOEOLITE | @98L
E82 619,992 TT2/IP 088'899°7 66'381 | ane'ced'z sgeTrcee | 198T
LE 786 998'7 oI8'T9 IrL'scH'e 227°08 | 38.8787 SFT ITGâEE 0981
69â8 68,816. % 2E8â69 621'886°% FBL ES GH619LZ BIESPE'EE | 6C8L
ST/OL LLE LEEE 08979 LITâ 29⏠8L0'60G rer'EE6 7 27909P'EE BEST
ci 086 824 2h8 651 80° °909°% sI0 arE 013 818% H0EEGLSE LEST
ge'8 (2 2 Scyâg9T T0P'C06% cogTOL 960'F08% FrElgl'se 9c81
69, 1270042 6LLSST 0788794 99L°TI6 FSTıPLT T9T 698° gası
69°% IEP GEHT FST 92T 0898202 E6E/6PL LER 6151 ELT'GTG GE | FCBL
10'9 GE TegT ZIELT 1028003 aggrr IGE TEST 26236708 gcsI
erâ, ehr gelâ Feo'CzL I6H ICE'Z 069°808 908 LFF°T ÂŁ90'008°6% GC8L
849 geggrcgâT SCH 6PL 80T:200°7 T89°182 LER IC 890.008°68 IG8T
zEây ehr zssâT gcoâLgT 267 680°7 FrY'Eco'T gag'cse 8900086 OG8L
609 08'882 T 199'96L 176 I86°T SIGELZT | 828'89) 829.097°6G 6F8T
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c1'9 266 @I8âI 60% IL L6TâT36T Ir eIr I GSLITG 18219165 ıF8I
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13°9 OTSâOFFL 076 8E og Hr 298 19% 1 E8F LIE 666'809°28 erst
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Zucekerverbrauch im Zollverein. 145
Nach dieser Uebersicht ist die Consumtion von Zucker
im Zunehmen gewesen und seit dem Jahre 1840 von
4,69 Pfd. auf 9,89 Pfd. pro Kopf im Jahre 1864, mithin
im VerhÀltniss von 100 : 210 gestiegen. Wenn sich in
einzelnen Jahren eine augenblickliche Abnahme des Ver-
brauchs bemerklich gemacht hat, wie z. B. 1853, 1854,
1859, so hat solche ihren Grund hauptsÀchlich darin, dass
die RunkelrĂŒbenernten nicht befriedigend ausgefallen waren
und selbstredend weniger Rohzucker gewonnen wurde.
In Folge hiervon gingen die Preise des Zuckers in die
Höhe und der Consum beschrÀnkte sich. Im Grossen
und Ganzen ist aber die nachgewiesene Verbrauchszunahme
eine sehr bedeutende und hauptsÀchlich dadurch herbei-
gefĂŒhrt, dass der Consum des Zuckers wegen der Preis-
ermĂ€ssigung, welche die Concurrenz des RĂŒbenzuckers
herbeifĂŒhrte, ein allgemeinerer geworden ist, als dies frĂŒher
der Fall war, wo wegen der hohen Preise des Indischen
Zuckers der Genuss desselben fast nur den wohlhabendern
Classen der Bevölkerung erlaubt war. WÀhrend im Jahre
1836 der Centner inlĂ€ndischer Raifinade noch 28 â 30
Thaler kostete, ist der Preis gegenwĂ€rtig auf 16â18 Thir.
gesunken.
Uebrigens ist aber anzunehmen, dass sich der Zucker-
verbrauch noch etwas höher, als berechnet worden, gestellt
hat, da die Production von RĂŒbenzucker jedenfalls niedri-
ger, als sie inWirklichkeit gewesen, berechnet wurde. Ueber-
dies bestehen aber auch im Zollverein noch StÀrkezucker-
fabriken, die sich mit der Zubereitung von festem Zucker
aus KartoffelstÀrke beschÀftigen und deren Fabrikate eben-
falls in den Oonsum ĂŒbergegangen sind. Es entzieht sich
indess der Berechnung, in wie weit diese Fabrikate auf
den Kopfverbrauch von Einfluss gewesen sein mögen, da
die Fabrikation dieser Art von Zucker einer Versteuerung
nicht unterworfen ist und die Betriebsresultate der be-
treffenden Anstalten nicht bekannt geworden sind. Solche
StÀrkezuckerfabriken bestehen in Preussen und dem Gross-
herzogthum Hessen; die Nachfrage nach ihren Fabrikaten
soll im Zunehmen gewesen sein, weil das in Frankreich
schon seit lÀngerer Zeit und in grosser Ausdehnung an-
gewendete Verfahren der Verbesserung des Weins durch
Zusatz von StÀrkezucker in neuerer Zeit auch in der
Rheingegend Verbreitung gefunden hat. (Bl. fĂŒr Handel
und Gewerbe. 1866. 16.) B.
Arch.d. Pharm. CLXXXII. Bds. 1.u.2.Hft. 10
rT > Tr u er - 3 TR I, ad N 2, EN Fa
. - u ;
PP Brâ 7 > 2
146 RĂŒbenzuckerfabrikation im Zollvereine von 1850â 1864.
Die RĂŒbenzuckerfabrikation im Zollvereine in der
Periode 1850 â 1864.
Welche Ausdehnung die RĂŒbenzuckerfabrikation im
Zollvereine erlangt hat, mögen folgende Zahlen beweisen.
Unter den Zollvereins-Staaten haben folgende RĂŒben-
zuckerfabriken und hatten dieselben beispielsweise im
Jahre 185%/.. und zehn Jahre spÀter nachstehende Massen
von rohen RĂŒben verarbeitet:
1859/55 1863/54
Tr I âTrrâ Z
Vereins- Zahl der Verwendete Zahlder Verwendete
staaten. activen RĂŒben. activen RĂŒben.
Fabriken. Zolleentner. Fabriken. Zollcentner.
Preussen.... 192 16,400,628 221 34,187,291
Bayern...... 6 247,126 6 422,444
Sachsen..... 4 131,968 1 80,070
Hannover... â â 1 142,455
WĂŒrtemberg 5 603,256 6 1,247,287
Baden... 2 988,825 1 1,144,472
Kurhessen... 3 59,137 1 17,360
ThĂŒringen... 2 122,966 2 245,510
Braunschweig 8 634,496 14 2,424,631
Es haben also 185%,. sÀmmtliche Zuckerfabriken im
Zollvereine 19,188,402, im Jahre 1863/,, aber 39,911,520
Zolleentner RĂŒben verarbeitet, oder durchschnittlich je
eine Fabrik im ersten Jahre 86,434, im letzten Jahre
dagegen 157,792 Ctr. Im Jahre 1863 zÀhlte man in
Oesterreich 139 RĂŒbenzuckerfabriken, die 20,856,600 Otr.
RĂŒben verarbeiteten. FĂŒr das Jahr 1863/,, ergiebt sich
der durchschnittliche Verbrauch einer Fabrik in Preussen
auf 154,694 Ctr., in Bayern auf 70,407, in WĂŒrtemberg
auf 207,881, in ThĂŒringen auf 122,755 und in Braun-
schweig auf 173,188 Ctr. RĂŒben. Die grösste Zucker-
fabrik des Zollvereins ist jene zu WaghÀusel in Baden,
welche in den letzteren Jahren nicht unter 1 Million Oentner
RĂŒben verarbeitete. In den letzten 14 Jahren 1850/,,
wurden im Zollvereine zusammen 379,440,811 Ctr. RĂŒben
verarbeitet, und waren jÀhrlich im Durchschnitt 236 Fabri-
ken thÀtig. In den einzelnen Jahren betrug die Zahl
der arbeitenden Fabriken und war deren Verbrauch fol-
gender:
u
Neues Verfahren der Saftgewinnung aus RunkelrĂŒben. 147
Betriebs- Zahl der Verarbeitete RĂŒben
jahre. activen Fabriken. Zolleentner.
1850). | 184 14,724,308
1851/,0 234 18,289,901
1852,23 238 21,717,096
1853, 227 18,469,889
1854),, 222 19,188,402
1855/,, 216 21,839,798
1856/,7 233 27,551,207
1857/,. 249 28,915,133
1858, DIN 36,668,577
18590 256 34,399,317
1860/,, 247 29,354,031
1861/,, 247 31,692,594
1862/63 247 36,719,258
1863/64 253 39,911,520
Durchschnittlich wurden demnach in obiger Zeitperiode
jĂ€hrlich 27,102,915 Ctr. RĂŒben fĂŒr die Zuckerfabrikation
verwendet. Man rechnet, dass 111), Ctr. RĂŒben einen
Centner Rohzucker oder 82 Pfd. (7,13 Proc.) Raffınade
geben. Somit wĂŒrden im letzten Jahre 2,845,865 Zoll-
centner Raffinade im Zollvereine erzeugt worden sein,
die nach dem Fabrikpreise einen Werth von 85,377,000 Fl.
darstellen. (In Oesterreich betrug die Production an
RĂŒbenzucker etwa 1,487,166 Zollcentner.) Der gegen-
wÀrtige Bedarf an Zucker im Zollvereine wird durch die
inlÀndische Fabrikation gedeckt. (Dingl. polyt. Journ.
Bd. 176.) B.
Neues Verfahren der Saftgewinnung aus RunkelrĂŒben;
von R, de Massy.
Der von der RĂŒbe kommende RĂŒbenbrei wird mit
7 Proc. Kalk gemischt auf 50 â 60° erhitzt, dann in ein
geschlossenes konisches GefÀss, und hierauf in den eigent-
lichen Saftgewinnungsapparat gebracht. Dieser besteht
aus einem eisernen, vertical stehenden, durchlöcherten
Blecheylinder und einem inneren, etwas engeren Ăylinder,
ebenfalls aus Blech. Um letzteren befindet sich ein
Kautschukfutter, die inneren WÀnde des Àusseren Oylinders
sind mit Leinwand gefĂŒttert. In den Hohlraum zwischen
beiden wird der Brei mittelst Dampfdruck getrieben, der
Saft dringt durch die Leinwand. Zuletzt lÀsst man hydro-
statischen Druck zwischen dem inneren Cylinder und dem
Kautschukfutter wirken, und drĂŒckt so den Brei vollkommen
10%
148 Die Fabrikation der Zuckercouleur.
aus. Der trockene RĂŒckstand betrĂ€gt nur 11 Proc. vom
Gewichte der RĂŒben. (Polytechn. Journ. Bd. 180. 8.396.
1866.) ER: B.
Der condensirte RĂŒbendampfsaft (BrĂŒdenwasser) der
DĂŒnnsaftapparate
enthÀlt nach einer Analyse von Stammer in 10,000
Theilen:
0,14 â 0,16 Th. organische Substanzen,
0,05 â 0,02 Th. unorganische Substanzen,
0,59 â 1,837 Th. Ammoniak.
Die Polarisation des auf !/ygn eingedampften Wassers
war O0; die Reaction deutlich sauer, wahrscheinlich von
FettsĂ€ure; hieraus dĂŒrfte der Schluss zu ziehen sein, dass
der Anwendung dieses vollkommen zuckerfreien Wassers
nach dem AbkĂŒhlen und allenfalls unter Zusatz von sehr
geringen Mengen Kalk oder gewöhnlichem Wasser, irgend
welche Bedenken nicht entgegenstehen, und dass diese
Anwendung die Melassebildung erheblich vermindern
werde. (Dingl. polyt. Journ. Bd. 177.) B.
Die Fabrikation der Zuckercouleur
ist bis jetzt immer noch als Geheimniss angesehen wor-
den, welches nun von Assmuss aufgeschlossen worden
ist. Das Wesentliche derselben besteht darin, dass man
Zucker unter Zusatz von Soda, Aetznatron, Pottasche
oder Aetzkali, oder, wie bei der Darstellung der Essig-
couleur, von kohlensaurem Ammoniak in einem metallenen
GefĂ€ss ĂŒber freiem Feuer so lange kocht, bis sich der
Zucker in eine dunkelbraune, fast schwarze, aufgeblÀhte
Masse verwandelt hat, worauf eine bestimmte Menge kochen-
den Wassers allmÀlig zugegeben wird. Der Alkalizusatz
bezweckt die Farbe krÀftiger, d.h. intersiver dunkler zu
machen, aber auch die kleine Menge HumussÀure, die
sich beim Kochen bildet, in Auflösung zu erhalten und
so eine TrĂŒbung der Couleur zu verhindern. Beim Kochen
kann das Feuer anfangs, damit der Zucker schneller
schmilzt, ziemlich stark sein und so lange verstÀrkt gehal-
ten werden, als der Zucker noch eine helle oder fuchsrothe
Farbe zeigt; sobald er stechende graue DĂ€mpfe zeigt, muss
das Feuer gemÀssigt und die Masse im Kessel bestÀndig
umgerĂŒhrt werden. Beim Kochen der Essigceouleur wird
Ein Oxydationsproduct des Erythrits. 149
die Masse sehr bald dunkel, ohne dass jedoch die Farbe
das baldige Fertigwerden anzeigt. Man hat sich nach
der Entwickelung des stechenden, grauen Dampfes zu
richten; wenn dieser in ansehnlichen Wolken aufsteigt,
mÀssigt man sofort das Feuer. Ist die Farbe fertig
gekocht, so giesst man Wasser in sehr dĂŒnnem Strahl
hinzu unter fortwĂ€hrendem UmrĂŒhren. So viel Zucker
man nimmt, so viel Couleur erhÀlt man. Das Geheimniss
der Couleurfabrikanten besteht in der Anwendung des
Traubenzuckers anstatt der Raffinade, Melis etc.
Rumcouleur. Zur Bereitung derselben bringt
man 1 Pfd. krystallisirtes kohlensaures Natron oder 3), Pfd.
Aetznatron in den Kessel, ĂŒbergiesst mit der doppelten
Menge Wasser, macht unter dem Kessel Feuer an und
giebt, nach Auflösung des Salzes, wobei das verdampfende
Wasser nach und nach zu ersetzen ist, 30 Pfd. Trauben-
zucker oder 321, Pfd. Traubenzuckersyrup zu. Nach
dem Fertigkochen giesst man 71/, bis 10 Pfd. weichen
heissen Wassers in feinem Strahl zu.
Essigcouleur. Zur Bereitung derselben bringt
man 30 Pfund Traubenzucker oder 32V, Pfund Syrup
in den Kessel, macht darunter Feuer, setzt 1!], Pfd. in
der gleichen Menge Wasser- gelöstes kohlensaures Am-
moniak hinzu und nach dem Fertigkochen noch 7!|, bis
10 Pfd. Wasser. (Polyt. Notizbl. 1866. 14.) B.
Ueber ein Oxydationsproduet des Erythrits.
Die Einwirkung des Sauerstoffs unter Vermittelung
von Platinschwarz auf eine wÀsserige Lösung von Erythrit
ist eine sehr heftige. Man löst am besten nach E. Sell
30 Grm. Erythrit in 250â300 Grm. Wasser und bringt
die Lösung in ein PorcellangefĂ€ss, das 15â 20 Grm.
Platinschwarz vermischt mit Bimstein enthĂ€lt. RĂŒhrt man
hÀufig um und ersetzt das verdampfende Wasser, so be-
merkt man nach einiger Zeit, dass die Lösung stark
sauer geworden ist. Man filtrirt nun, dampft das Filtrat
auf die HÀlfte des Volumens ein und giebt eine Lösung
von basisch essigsaurem Bleioxyd, aber ja nicht im Ueber-
schusse zu. Der hierdurch entstehende weisslich- gelbe
Niederschlag wird ausgewaschen, durch Schwefelwasser-
stoff zersetzt, die filtrirte Lösung abermals mit essigsaurem
Bleioxyd gefÀllt und dann wie das erste Mal verfahren.
Man setzt diese Operation fort, bis der Bleiniederschlag
ganz- weiss erscheint. Die Lösung, die aus diesem letzten
150 Umwandlung der inactiven WeinsÀure in TraubensÀure.
Niederschlage durch Schwefelwasserstoff resultirt, ist An-
fangs farblos, brÀunt sich aber allmÀlig beim Eindampfen.
Man setzt sie daher schliesslich unter die Luftpumpe,
wobei man eine Masse langer Krystallnadeln erhÀlt, ver-
mischt mit einem dicken Syrup. Der Luft ausgesetzt
verschwinden diese Krystalle bald wieder.
Die Analyse dieser SĂ€ure hat Sell keine genĂŒgenden
Resultate ergeben. Die Analyse des Bleisalzes fĂŒhrte zu
der Formel C!#H!3Pb5022, die vielleicht als basisches
Salz 2(C8SH6Pb2O10) â PbO,HO zu schreiben wĂ€re.
Die Formel der SĂ€ure wĂŒrde dann sein 4 HO, C3H+#06
und ihre Entstehung aus dem Erythrit: C8H604, 4 HO
+ 40 = 2H0 + 4H0O, C5H?0$6. OxalsÀure scheint
sich bei dieser Reaction nicht zu bilden. Die Salze der
neuen SÀure sind beinahe alle sehr löslich. (Compt. rend.
T.61. â Chem. Centrbl.)
Trehala oder Tricala.
Unter diesem Namen ist im Orient eine mannaÀhn-
liche Substanz in Gebrauch, welche das GehÀuse eines
kleinen Insects, Larinus subrugosus Cart. bildet und durch
den Stich desselben auf einer Syrischen Art Echinops
entsteht. Eine Àhnliche Substanz kommt in Indien unter
dem Namen Schukhur-ool- Aschur oder Schukhur Preghal
vor und zwar auf Calotropis gigantea. Sie wird gleich-
falls durch ein Insect, Guttigal der Eingebornen, Larinus
ursus Fabr. gebildet, dem sie als GehÀuse dient. (Pharma.
Journ. and Transact. Juli 1866. 2.Ser. Vol. VIII. No. 1.
». 26.) Wp.
Ueber die Umwandlung der inactiven WeinsÀure in
TraubensÀure.
Destillirt man nach Dessaignes trocken inactive
WeinsÀure bei 2000, bis ungefÀhr I}, der SÀure sich zu
flĂŒchtigen Producten zersetzt hat, so erhĂ€lt man im RĂŒck-
stande nach langer Zeit einige Krystalle, die nichts weiter
als unverÀnderte inactive WeinsÀure sind. Man sÀttigt
den Syrup, aus dem diese Krystalle erhalten worden sind,
zur HĂ€lfte mit Ammoniak, und gewinnt durch mehrfaches
Umkrystallisiren zwei Doppelsalze. Das eine, wenig lös-
liche, bildet ungefÀhr 1], der Masse und enthÀlt Trauben-
sÀure, das andere löslichere besteht aus inactiv doppelwein-
saurem Ammoniak. (Bull. de la Soc. chim. â Chem. Centrbl.)
CitronensÀure. 151
Bereitung der CitronensÀure.
Der nach England importirte concentrirte Citronensaft,
weicher zur Bereitung der CitronsÀure dient, enthÀlt nach
Fr. Row viel Schleim, Farbstoff und andere Unreinigkeiten,
welche in den citronsauren Kalk und daraus in die Citron-
sĂ€ure ĂŒbergehn, so dass diese eines wiederholten Umkry-
stallisirens bedarf. Durch VerdĂŒnnung des concentrirten
Saftes in dem Maasse, dass er etwa die Concentration
des frisch gepressten hat, sollen sich die Unreinigkeiten
grossentheils in Flocken abscheiden lassen.
Bei der Zersetzung des citronsauren Kalks ist ein
Ueberschuss von SchwefelsÀure nöthig, diese hÀuft sich
aber in der Mutterlauge der CitronsÀure nach und nach
so an, dass dadurch die noch vorhandene CitronsÀure
gefÀhrdet wird. Man hilft dem Uebelstande dadurch ab,
dass man die Mutterlauge durch eine Schicht frischen
eitronsauren Kalks filtriren lÀsst. (Pharmae. Journ. and
Transact. 1I. Ser. Vol. VII. No. 9. March 1866. p. 466.)
Wp.
CitronensÀure, ein Mittel zur Linderung der Schmerzen
bei KrebsgeschwĂŒren.
Ein im Spitale S. Maria della Scala befindlicher
mit Zungenkrebs behafteter Greis wurde von Luigi
Brandini behandelte. Er war von den heftigsten
Schmerzen gepeinigt; kein Mittel war im Stande, sie
zu beschwichtigen. Da er ein besonderes GelĂŒste nach
sauren Dingen hatte, so bat er um eine Citrone. Der
Saft dieser Frucht schien ihm sehr grosse Linderung
zu verschaffen, weshalb er die nÀchsten Tage wieder
darnach verlangte, in Folge dessen die schmerzlindernde
Wirkung jeden Tag in ĂŒberraschender Weise wiederkehrte.
Dieser heilsame Erfolg veranlasste L. Brandini, Ver-
suche mit CitronensÀure anzustellen. Er liess 4Grm.
krystallisirte CitronensÀure in 350 Grm. Wasser auf
lösen und diese Lösung als Gurgelwasser gebrauchen.
Die Schmerzen liessen hierauf vollstÀndig nach, stellten
sich aber nach einiger Zeit wieder ein, um auf die wie-
derholte Anwendung der erwÀhnten Solution neuerdings
sich zu beschwichtigen. Seit einem Monate sind nicht
nur die Schmerzen durch das besagte Mittel beseitigt,
sondern auch die Anschwellung der Zunge ist betrÀcht-
lich vermindert.
152 Boreitronensaure Magnesia.
Ein weiterer Versuch mit demselben Mittel wurde
bei einer 73 Jahre alten Kranken gemacht, welche mit
einem offenen Krebse der rechten BrustdrĂŒse behaftet
war. Die Schmerzen waren hier so heftig und anhaltend,
dass die Kranke nicht einmal kurze Zeit Ruhe finden
â konnte. Es wurde nun Charpie, welche mit der oben
angefĂŒhrten Lösung getrĂ€nkt war, auf das GeschwĂŒr ge-
legt und der Erfolg war ein augenblicklicher, die Schmer-
zen liessen nach und so oft sie wiederkehrten, (alle 6â7
Stunden) reichte die Erneuerung des Verbandes hin, sie
zu beschwichtigen.
Die gleiche Lösung von CitronensÀure hatte dieselbe
Wirkung bei einem 19 Jahre alten Kranken, welcher
am Zungenkrebs litt. â Diese Thatsachen werden von
mehren italienischen Àrztlichen AutoritÀten beglaubigt.
(Lit. Beil. zum Aerztl. Intelligenzbl. â Hager's Centralh.)
B.
Borcitronensaure Magnesia
wird von Dr. Becker in MĂŒhlhausen als Mittel
gegen Nierensteine und Harngries empfohlen. Nachdem
er durch v. Helmontâs Beschreibung auf die Entdeckung
geleitet war, dass der Ludus, das Geheimmittel des Para-
celsus gegen den Stein, der Boracit sei, liess er sich
Boracitsalmiak bereiten, den er 25 Jahre lang in allen
FĂ€llen von Nierenstein und Harngries mit Erfolg angewen-
det hat. Das Mittel wird jedoch wegen des scharfen Ge-
schmackes von Salmiak den Kranken leicht lÀstig. In
Folge dessen liess er von den in Stassfurt in reichlicher
Menge vorkommenden Boracit ein PrÀparat anfertigen,
worin der Salmiak durch CitronensÀure ersetzt wurde.
Dieses hat einen mild sÀuerlichen Geschmack, schmeckt,
mit Zucker gemischt, wie Limonadepulver und lÀsst sich
sehr gut nehmen. Zwei FĂ€lle, in welchen eine sehr hef-
tige Nierenkolik eingetreten war, heilten ĂŒberraschend
schnell mit Abgang von Steinchen nach dem Gebrauch
dieses Mittels. In dem einen Falle wurden tÀglich drei
Mal eine Messerspitze voll, im anderen zweistĂŒndlich die-
selbe Dosis gegeben. (Allgem. med. Ăentr.-Ztg. â Med.
Neuigk. 1866.) B.
ED U en
AepfelsÀure aus den Fruchtzapfen von Rchus coriaria etc. 153
Darstellung der AepfelsÀure aus den Fruchtzapfen von
Rhus coriaria und das verschiedene Verhalten
der GerbsÀuren.
H. Reinsch stand eine grosse Menge von den
FrĂŒchten des Gerbersumachs zu Gebote und er machte
einen Versuch, die AepfelsÀure daraus darzustellen. Zu
diesem Behufe wurden die FrĂŒchte zerrieben, mit kal-
tem Wasser ĂŒbergossen und vier Tage lang unter öfte-
rem UmrĂŒhren damit digerirt. Die sehr saure, ange-
nehm weinartig riechende FlĂŒssigkeit wurde abgegos-
sen, der RĂŒckstand ausgepresst, einige Tage der Ruhe
ĂŒberlassen und dann ein Theil davon mit Bleizucker-
lösung gefÀllt. Aus der vom Bleiniederschlage getrennten
FlĂŒssigkeit krystallisirte nach einigen Tagen eine grosse
Menge schneeweisser, halbzolllanger Nadeln von Àpfel-
saurem Bleioxyd heraus; mit dieser FlĂŒssigkeit wurde
nun der Bleiniederschlag wiederholt aufgekocht, wobei
stets fast schneeweisses Àpfelsaures Bleioxyd erhalten wurde,
welches auf die bekannte Weise zu AepfelsÀure verarbei-
tet wurde. Reinsch ist daher der Ansicht, dass die
FrĂŒchte des Gerbersumachs, da sie verhĂ€ltnissmĂ€ssig die
grösste Menge AepfelsÀure und eine weit geringere Menge
von anderen Bestandtheilen enthalten, sich ganz besonders
zur Darstellung dieser SĂ€ure eignen. Bei Darstellung
der AepfelsÀure, namentlich aus den FruchtsÀften der
Vogelbeeren und Berberisbeeren, gelang es Reinsch
niemals, ein so reines Bleisalz, als aus dem Gerbersumach
zu erhalten.
Ein anderer Theil der sauren FlĂŒssigkeit von den
FrĂŒchten des Gerbersumachs wurde bei Kochhitze mit
Kreide gesÀttigt, trotzdem diese aber im grossen Ueber-
schusse angewendet wurde, konnte die FlĂŒssigkeit nicht
neutral erhalten werden, sondern reagirte fortwÀhrend
sauer; dieses rĂŒhrt daher, dass die Kreide von der Gerb-
sÀure nicht zersetzt wird. Es bietet dieses Verhalten ein
bequemes Mittel dar, um die GerbsÀure von der Aepfel-
sĂ€ure zu trennen. Man verdampft nĂ€mlich die FlĂŒssig-
keit bis zur Krystallhaut und ĂŒberlĂ€sst sie dann der Ruhe,
wobei der weisse Àpfelsaure Kalk auskrystallisirt, wÀhrend
die Mutterlauge die GerbsĂ€ure enthĂ€lt; diese schĂŒttelt
man mit starkem Alkohol, worin sie sich auflöst. Die
dadurch gewonnene GerbsÀure ist ganz rein und eisen-
blÀuend.
In ganz Àhnlicher Weise behandelte Reinsch den
154 âGeruch der kĂ€uflichen GerbsĂ€ure.
Saft aus Berberisbeeren, nur mit dem Unterschiede, dass
derselbe erst vergÀhren gelassen und von der grossen Menge
ausgeschiedener Unterhefe getrennt wurde. Dabei gelang
es weder aus dem Safte unmittelbar krystallisirtes Àpfel-
saures Bleioxyd, noch durch Behandlung mit Kreide
krystallisirten Àpfelsauren Kalk zu erhalten; die GerbsÀure
ist eisengrĂŒnend, aber nicht so rein als aus den FrĂŒchten
des Sumachs. Hierbei beobachtete Reinsch ein noch
unbekanntes Verhalten der beiden GerbsÀuren, wodurch
es auch möglich wird, diese, wenn sie in ein und der-
selben Pflanze enthalten sein sollten, von einander zu
scheiden. Bringt man nĂ€mlich zu einer sehr verdĂŒnnten
Lösung von eisenblÀuender GerbsÀure einige Tropfen
Eisenchlorid bis zur SchwarzfÀrbung, setzt hierauf einige
Tropfen Ammoniakliquor zu, bis die FlĂŒssigkeit rothbraun
geworden ist, und zuletzt, bis zur UebersÀttigung des
Ammoniaks so viel EssigsÀure, so setzt sich nach wenigen
Stunden das gerbsaure Eisenoxyd vollstÀndig ab. Das-
selbe kann leicht von der FlĂŒssigkeit abfiltrirt und die
GerbsÀure auch quantitativ bestimmt werden. VerfÀhrt
man in ganz Ă€hnlicher Weise mit eisengrĂŒnenden Gerb-
stoff, so bleibt die FlĂŒssigkeit nach Zusatz der EssigsĂ€ure
grĂŒn und vollkommen klar. Sind hingegen beide Gerb-
stoffe in einer FlĂŒssigkeit enthalten und man behandelt
sie auf oben angegebene Weise, so setzt sich das blaue
gerbsaure Eisenoxyd als Niederschlag ab, nur etwas lang-
samer, wĂ€hrend das grĂŒne gerbsaure Eisenoxyd in der FlĂŒs-
sigkeit gelöst bleibt. FĂŒr qualitative Pflanzenuntersuchun-
gen scheint dieses Verhalten der beiden GerbsÀuren von
nicht geringem Werthe zu sein. (N. Jahrb. fĂŒr Pharm.
Bd. 25. 2.) B.
Ueber den Geruch der kÀuflichen GerbsÀure
theilt William Procter (in den Proceedings of the
American Pharmaceutical Association, Philadelphia 1864,
pag. 255â 256) Folgendes mit.
Da reine GerbsÀure eine geruchlose Substanz ist, so
fragt es sich, ob die GallÀpfel eine riechende Substanz
enthalten, die in die kĂ€ufliche GerbsĂ€ure ĂŒbergeht, oder
ob der Geruch der letzteren von Unreinigkeiten des zu
ihrer Darstellung benutzten Aethers herrĂŒhrt?
Nach Dr. Wood (U. S. Disp.) sind die GallÀpfel
geruchlos.
Geruch der kÀuflichen GerbsÀure. 155
Pereirasagt: GallÀpfel haben keinen Geruch (Zlements,
pag. 323. Vol. Il. Am. Edit). Christison sagt auch:
GallÀpfel sind ohne Geruch. |
Dessen ungeachtet geben die zwei letzteren AutoritÀten
an, dass Àtherisches Oel zu den Bestandtheilen der
GallÀpfel gehöre.
Meine eigene Untersuchung der GallÀpfel ergiebt,
dass sie in ganzem und trocknen Zustande nur einen
schwachen Geruch zeigen, wĂ€hrend sie in einer BĂŒchse
oder Kasten aufbewahrt werden; wenn sie hingegen ge-
stossen oder gepulvert werden, so verbreiten sie einen
bezeichnenden obgleich nicht sehr hervortretenden Geruch.
Wenn nun gewöhnlicher alkoholhaltiger Aether mit
gepulverten GallĂ€pfeln in BerĂŒhrung kommt, muss er
dieses Geruchsprinecip nebst der GerbsÀure und einen
grĂŒnen oder braunen Farbstoff denselben entziehen und
hinterlÀsst dieses Gemenge beim Abdampfen nebst ge-
wissen Verunreinigungen, welche dem Aether anhingen.
Um diese Ansicht durch einen Versuch zu bekrÀftigen,
verschaffte ich mir von Hr. Dr. Squibb reinen Aether,
welcher bei freier Verdunstung nichts Riechendes hinter-
liess. Derselbe wurde mit der erforderlichen Menge von
Alkohol und Wasser gemischt und zum Ausziehen von
gepulverten GallÀpfeln benutzt. Der Àtherisch alkoholische
Auszug wurde in einer Schale bei gelinder WĂ€rme ver-
dunstet, bis der Aether verflĂŒchtigt war. Der trockene,
spröde RĂŒckstand wurde zu Pulver zerrieben. Er besass
eine grĂŒnliche Farbe und einen entschiedenen Geruch
nach zerriebenen GallÀpfeln, aber keinen Geruch nach
unreinem- Aether.
Ein Theil dieser GerbsÀure wurde mit Benzin dige-
rirend ausgezogen, in welcher FlĂŒssigkeit die GerbsĂ€ure
unlöslich ist und von dem Auszuge in einer Glasschale
das Benzin verdunstet; es hinterblieb ein geringer RĂŒck-
stand, welcher den charakteristischen Geruch der Gall-
Ă€pfel (the well marked odor of nutgalls) besass.
Die hieraus zu ziehende Folgerung ist, dass der
Geruch der kÀuflichen GerbsÀure vornehmlich von dem
Geruchsprincip der GallĂ€pfel selbst herrĂŒhrt, welcher von
den Farbstoffen der GallÀpfel begleitet wird, zuweilen wohl
auch von den riechenden Verunreinigungen des Aethers.
In Anbetracht der Unlöslichkeit der GerbsÀure in Benzin,
können durch letzteres der GerbsÀure die genannten Riech-
und Farbstoffe entzogen werden. H. Ludwig.
156 Helleborin und Helleborein.
Digitalin.
Man konnte dieses höchst giftige Alkaloid aus Digt-
talis purpurea bisher bei gerichtlich-chemischen Unter-
suchungen nicht mit Sicherheit nachweisen. (Man erin-
nere sich der Schwierigkeiten, die in dieser Beziehung
im Processe la Pommerais zu ĂŒberwinden waren.) Gran-
deau hat einfache und sichere Reactionen auf Digitalin
gefunden. Man scheidet es zunÀchst durch Dialyse ab,
was noch gelingt, wenn in 100 CC. FlĂŒssigkeit nur
0,10 Grm. desselben enthalten ist. Reines Digitalin fÀrbt
sich mit concentrirter SchwefelsÀure braun, wird nach
einiger Zeit weinroth und auf Zusatz von Wasser augen-
blicklich schmutziggrĂŒn. Beim Eindampfen einer ver-
dĂŒnnten Digitalinlösung tritt mit SchwefelsĂ€ure eine je
nach der Menge des Digitalins mehr oder weniger dunkle,
braunrothe FĂ€rbung ein, bei sehr geringen Mengen z.B.
0,0005 Grm. eine rosa FÀrbung. BromdÀmpfe fÀrben mit
SchwefelsÀure befeuchtetes Digitalin je nach der vorhan-
denen Menge vom dunkelsten Violett bis zum Malven-
violett. Diese FĂ€rbung ist bei noch weniger als 0,0005
Gramm sichtbar.
Im Handel kommt nach Lefort lösliches (von Merk
in Darmstadt) und unlösliches (französisches) Digitalin vor.
Ersteres fÀrbt sich mit SalzsÀure weniger und langsamer
grĂŒn als letzteres. Chlorwasserstoff fĂ€rbt das unlösliche Digi-
talin dunkelgrĂŒn, das lösliche dunkelbraun und entwickelt
besonders aus letzterem den charakteristischen Digitalin-
geruch. Das unlösliche erscheint unter dem Mikroskop
als ein Gemenge von wenigstens zwei Substanzen. Die
grĂŒne FĂ€rbung wird durch einen flĂŒchtigen Stoff hervor-
gebracht, der beiden Digitalinsorten anhÀngt und ihnen
den specifischen Geruch ertheilt, ĂŒbrigens können beide
Sorten durch Dialyse getrennt werden. (Comptes rendus.)
Dr. Reich.
Helleborin und Helleborein.
Als die wirksamen Bestandtheile in Helleborus niger L.
urd Helleborus viridis L. bezeichnen A. Husemann und
W. Marm& zwei Glykoside, die von ihnen Helleborin
und Helleborein genannt werden.
Das Helleborein kommt viel reichlicher in der schwar-
zen als in der grĂŒnen Nieswurz vor, ĂŒbertrifft aber auch
in letzterer an Menge betrÀchtlich das Helleborin. Zu
seiner Darstellung wird die wÀsserige Abkochung der
Helleborin und Helleborein. 157
zerkleinerten Wurzeln mit Bleiessig gefÀllt, das Filtrat
durch schwefelsaures Natron vom ĂŒberschĂŒssigen Blei
befreit, durch Eindampfen stark concentrirt und dann so
lange mit GerbsÀure versetzt, als noch ein Niederschlag
entsteht. Dieser, stark ausgepresst, wird mit Weingeist
und geschlÀmmter BleiglÀtte angerieben; auf dem Wasser-
bade ausgetrocknet, mit Weingeist ausgekocht und aus
der weingeistigen Lösung wird dann durch Aether das
Helleborein gefÀllt. Es krystallisirt in durchsichtigen,
erbsengrossen, aus mikroksopischen Nadeln zusammen-
gesetzten Warzen, die an der Luft rasch kreideweiss
werden und ein gelblich- weisses, sehr hygroskopisches
Pulver geben, besitzt einen sĂŒsslichen Geschmack,
löst sich leicht in Wasser, gar nicht in Aether und ist
nach der Formel C5?H44030 zusammengesetzt. Von con-
eentrirter SchwefelsÀure wird es mit braunrother, allmÀlig
ins Violette ĂŒbergehender Farbe gelöst.
Kocht man Helleborein mit verdĂŒnnter SchwefelsĂ€ure
oder SalzsÀure, so scheidet sich rasch ein schön dunkel-
veilchenblauer Niederschlag aus, der nach dem Trocknen
ein graugrĂŒnes, amorphes Pulver bildet. Dieses Spaltungs-
product ist das Helleboretin, isi geruch- und geschmack-
los, löst sich weder in Wasser, noch in Aether, aber gut
und mit violetter Farbe in Weingeist. Seine Zusammen-
setzung ist C23H2006; die Spaltungsgleichung
652 H44 030 â 0235 920 06 .- 2C22H!2O12,
Um das Helleborin zu gewinnen, kocht man die
zerkleinerten Wurzeln wiederholt mit Weingeist aus, engt
die AuszĂŒge durch Destillation auf ein kleines Volumen
ein und schĂŒttelt den RĂŒckstand wiederholt mit betrĂ€cht-
lichen QuantitÀten kochenden Wassers, in welchem das
Helleborin bei Gegenwart von Helleborein löslich ist.
Nach starkem Concentriren und Erkaltenlassen scheidet
sich dann das Helleborin aus und wird durch Umkrystalli-
siren aus Weingeist gereinigt. Es bildet glÀnzend weisse,
concentrisch gruppirte Nadeln, ist, im trockenen Zustande
auf die Zunge gebracht, fast geschmacklos, aber seine
weingeistige Lösung schmeckt ausserordentlich scharf
und verursacht an den Lippen ein viele Stunden anhal-
tendes Brennen. Es ist in kaltem Wasser unlöslich und
löst sich nur wenig in Aether und fetten Oelen, aber gut
in kochendem Weingeist und in Chloroform. Seine Zusam-
mensetzung wird durch die Formel C7?H42012 ausgedrĂŒckt.
Concentrirte SchwefelsÀure fÀrbt es prachtvoll hochroth; die
Reaction ist ungleich intensiver und empfindlicher, als die
158 Laserpitin.
bekannte Salicinreaction. Wasser scheidet aus dieser
Lösung einen harzartigen Körper,
das Helleboresin, ab, welcher neben Zucker aus
dem Helleborin entstanden ist. Am besten gelingt die
Spaltung mit syrupartiger Chlorzinklösung. Das Helle-
boresin von der Formel C60H3808 stellt nach dem Trock-
nen ein grauweisses, geschmackloses Pulver dar, welches
sich nicht in Wasser, nur wenig in Aether, aber gut in
kochendem Weingeist löst.
Die physiologischen Wirkungen dieser Stoffe sind
folgende: Von Helleborein genĂŒgten 300 Milligr. in den
Magen einer ausgewachsenen Katze gebracht zur tödtlichen
Vergiftung, bei subcutaner Application war eine kleinere
Dose ausreichend. Das Helleboretin ĂŒbt keine sichtlicheWir-
kung auf den thierischen Organismus aus. Das Helleborin
ist ein starkes Narcoticum, noch energischer als das Helle-
borein. (Annal. d. Chem. u. Pharm. CXKXXV.55â65.) @.
er
Das Laserpitin ist ein von A. Feldmann in der
Wurzel von Laserpitium latifolium L. aufgefundener Bitter-
stoff, den ınan daraus durch Ausziehen mit Weingeist
von 80 Proc. darstellen kann. Die reine Substanz kry-
stallisirt leicht in vollkommen farblosen rhombischen Pris-
men, ist geruch- und geschmacklos, in kaltem und kochen-
dem Wasser unlöslich, leicht löslich in Alkohol, Aether,
Chloroform, Schwefelkohlenstoff, Terpenthinöl, Benzin und
fetten Oelen. Die alkoholische Lösung reagirt neutral
und schmeckt bitter; die Substanz schmilzt bei 1140
zu farblosen, ölartigen Tropfen und erstarrt wieder zu
einer amorphen Masse, die spÀter wieder krystallinisch
wird. Ueber seinen Schmelzpunct erhitzt, verflĂŒchtigt
sich das Laserpitin und sublimirt unzersetzt in öligen
Tropfen; es ist unlöslich in Kali-, Natron- und Ammoniak-
flĂŒssigkeit, in concentrirter SalzsĂ€ure, SalpetersĂ€ure und
EssigsÀure; durch concentrirte SchwefelsÀure wird es mit
kirschrother Farbe gelöst.
Beim Erhitzen mit Kalihydrat zerfÀllt das Laserpitin
in AngelikasÀure C10H5O? und einen alkoholartigen Kör-
per, vom Verfasser Laserol = U23H2?03, genannt.
Das Laserpitin besitzt die Formel C48H36014 und
die Zersetzung in AngelikasÀure und Laserol erklÀrt sich
nach der Gleichung:
648436014 1. 2HO â C28H208 + 2(CiVHSO9)
Untersuchung der Aloe succotrina. 159
Das Laserpitin besitzt demnach denselben Kohlen-
stoffgehalt wie Athamantin, Peucedanin und das diesem
identische Imperatorin, wie es denn ĂŒberhaupt in seinen
allgemeinen Eigenschaften mit diesen Stoffen ĂŒberein-
stimmt. Bemerkenswerth ist, dass diese Substanzen sÀmmt-
lich von botanisch nahestehenden Pflanzen aus einer natĂŒr-
lichen Familie abstammen. (Annal. der Chem. und Pharm.
CAXXV. 236 â 247.) G.
Untersuchung der Aloö succotrina.
Rochleder theilt in Folgendem die bis jetzt gewon-
nenen Resultate in KĂŒrze mit, welche ©. Czumpelik
aus seiner Untersuchung der Alo& succotrina gezogen hat.
Hiernach muss die Alo& succotrin« als ein Gemenge
von Substanzen angesehen werden, die in dem Safte der
AloeblÀtter enthalten sind, mit einer nicht geringen Quan-
titĂ€t von Stoffen, die durch Zersetzung der ursprĂŒnglichen
Bestandtheile entstanden sind, abgesehen von Sand, Holz-
stĂŒcken und anderen Unreinigkeiten, die bald in grösserer,
bald geringerer Menge zugegen sind. Zu den eigentlichen
Bestandtheilen der Alo& gehört ein krystallisirbarer Stoff,
der in allen seinen Eigenschaften von dem Aloin verschie-
den ist. Er lÀsst sich aus erwÀrmtem, wÀsserigen Wein-
geiste umkrystallisiren und auf diese Weise rein erhalten.
Seine Natur zu erforschen muss jedoch weiteren Versuchen
vorbehalten bleiben. Das Aloin ist ein zweiter Bestand-
theil der Alo&, welcher bis jetzt aus der Alo& suecotrina
vergeblich darzustellen versucht wurde. Die Menge des
Aloins ist nicht unbedeutend und betrÀgt circa 1 Loth auf
11/, Pfd. Aloe Czumpelik hat es in allen im Handel vor-
kommenden Sorten von Alo& succotrina aufgefunden. Er hat
auch das Bromaloin von Stenhouse daraus dargestellt, so
dass an der IdentitÀt dieses Aloins mit dem aus Barbados-
Alo& kein Zweifel ist. Durch Behandlung einer weingeistigen
Aloin-Lösung mit SalzsÀure wird das Aloin zerlegt und giebt
dabei ein gelbes krystallisirtesSpaltungsproduct, welches mit
Alkalien dieselbe Reaction zeigt, wie die ChrysophansÀure.
Ein dritter Bestandtheil der Alo& ist ein schön gelbes, beim
Betropfen mit SalzsÀure sich blutroth fÀrbendes Harz.
Dieses wird durch Behandlung mit Alkalien in wÀsseriger
Lösung bei erhöhter Temperatur zerlegt und giebt dabei,
neben anderen, den farblosen in zolllangen Nadeln kry-
stallisirten Stoff, den man erhÀlt, wenn Alo& direct mit
-Aetznatronlösung gekocht, die FlĂŒssigkeit mit Schwefel-
160 Verhalten der Alo& zur Thierkohle.
sÀure gesÀttigt und mit Aether ausgezogen wird. Der
vierte Bestandtheil endlich ist ein Gerbstoff, eine ad-
stringirend schmeckende, Eisenoxydsalze schwÀrzende Sub-
stanz, die nur in geringer Menge vorhanden ist und offenbar
in Folge der leichten VerÀnderlichkeit zum grössten Theile
im zersetzten Zustande sich unter den Stoffen befindet,
welche die Aloöbestandtheile begleiten. Diese Substan-
zen bleiben ungelöst zurĂŒck, wenn die Alo@ mit wenig
mehr als der gleichen Gewichtsmenge von wasserfreiem
Alkohol im gepulverten Zustande behandelt wird. Sie
sind schwarz von Farbe und unmöglich als solche in dem
Safte der AloeblÀtter fertig gebildet vorhanden.
Hieran schliesst Rochleder noch eine Bemerkung,
welche das Aloin betrifft. Stenhouse hat fĂŒr dieses
purgirende Princip, das Smith in der Barbados - Alo&
entdeckte, die Formel C34 H18 014 aufgestellt. Dieser
Zusammensetzung nach ist das Aloin nicht unwahrschein-
lich ein Glykosid, das sich nach der Gleichung C34 413014
4H0 = C*H1006 + ClH12 012 spalten wĂŒrde.
Dieses C??H1!006, welches Rochleder Aloötin nennen
wĂŒrde, wĂ€re homolog mit der ChrysophansĂ€ure, dem pur-
girenden Stoffe der Rhabarber und das dritte Glied der
Reihe, die mit dem Purpurin des Krapps beginnt:
C18 16 06 â Purpurin,
C20 H3 06 â ChrysophansĂ€ure,
C22 11006 â Aloetin.
FĂŒr diese Vermuthung sprechen die Eigenschaften des
von Czumpelik gefundenen Spaltungsproductes der Chry-
sophansÀure. (Sitz.-Der. der k. k. Gesellsch. der Wissensch.
â (Chem. Centrbl. 1866. 2.) B.
Verhalten der Alo& zur Thierkohle.
Bei Gelegenheit der Untersuchung des Daubitzâschen
KrÀuterliqueurs hat Jacobsen gefunden, dass die Alo&
vollstĂ€ndig durch Thierkohle zurĂŒckgehalten wird, wenn man
die FlĂŒssigkeit einige Zeit unter öfterem UmrĂŒhren bei
Seite gestellt hat. Das Filtrat ist farblos und schmeckt
nicht mehr nach Alo&. Auf diese Weise lÀsst sich auch sehr
gut der Zucker in dem genannten Liqueure nachweisen.
Beispielsweise hat Jacobsen 3 Drachmen AloÀtinctur und
1 Drehm. Zucker in 1Drchm. Wasser gelöst, zusammengegos-
sen, reine Thierkohle hinzugesetzt und wie oben behandelt.
Das Filtrat war farblos, schmeckte nicht mehr nach Alo& und
N RE
AloetinsĂ€ure. â ChrysocyaminsĂ€ure. 161
gab nach dem Abdampfen auf dem Wasserbade genau die
Drachme Zucker als weisses, sĂŒsses Pulver. (Böttgerâs
polyt. Notizbl.) B.
Die AloötinsÀure,
ein Oxydationsproduct der Alo@ mittelst Salpeter-
sÀure, hat nach C. Finckh folgende Eigenschaften:
Sie besteht aus einem sattgelben amorphen Pulver,
welches bei 1200 unter Abgabe von 1 Aeg. HĂ sich
brÀunt, wenn sie aus der Lösung des Barytsalzes in der
KĂ€lte durch verdĂŒnnte SalpetersĂ€ure abgeschieden wird.
War die Lösung des Barytsalzes heiss, so erscheint sie
als braune, amorphe Masse. In kaltem Wasser ist sie
wenig löslich, mehr in kochendem mit purpurrother Farbe,
welche auf Zusatz von SĂ€uren in Gelb ĂŒbergeht und beim
Neutralisiren mit Basen wieder roth wird. In Weingeist
löst sie sich leicht mit rother Farbe; auf Platinblech erhitzt
verpufit sie. Ihr Geschmack ist stark bitter und kratzend.
Ihre Zusammensetzung wird durch die Formel C14AH2N2O10
ausgedrĂŒckt, die sich von der Formel der ChrysaminsĂ€ure,
CI H2N2O!2, einem anderen Oxydationsproduct der Alo&
mittelst SalpetersÀure, nur durch ein Minus von 2 Oà unter-
scheidet. Durch Kochen mit concentrirter SalpetersÀure
wird die AloötinsĂ€ure auch in ChrysaminsĂ€ure ĂŒbergefĂŒhrt.
Die AloetinsÀure ist eine ziemlich starke SÀure und
treibt die KohlensÀure aus ihren Salzen aus; mit den
Alkalien und Erdalkalien bildet sie in Wasser mit Purpur-
farbe lösliche Salze; schwer- und zum Theil unlöslich
sind die Verbindungen mit den Oxyden schwerer Metalle.
(Annal. der Chem. und Pharm. CXXXIV. 236â 240.) @.
ChrysoeyaminsÀure.
Diese neue SĂ€ure erhielt C. Finckh beim Eintra-
gen von ChrysaminsÀure in eine erwÀrmte Lösung von
Cyankalium. In reinem Zustande liess sich die SĂ€ure
nicht darstellen, aus der Analyse ihrer Salze aber ergab
sich fĂŒr dieselbe die Formel C18H3N3012, Die Verbin-
dungen der COhrysocyaminsÀure mit Natron, Kali und
Ammoniak sind leicht löslich und krystallisirbar, die
meisten ĂŒbrigen Metallsalze sind dunkelroth gefĂ€rbte kry-
stallinische NiederschlÀge, welche zum Theil in reinem
Wasser etwas löslich, meist jedoch vollkommen unlöslich
Arch.d. Pharm. CLXXXI. Bds.1.u.2.Hft. 11
162 Entwickelungsgeschichte des Farbstoffs in Pflanzenzellen.
sind. Beim Erhitzen verpuffen sÀmmtliche Salze wie
Schiesspulver. {Eine geringe Menge des Kalisalzes in
Wasser geworfen löst sich mit intensiver dunkelviolett-
rother Farbe auf. (Annal. der Chem. und Pharm. CXXXIV.
229 â 236.) G.
Chloranil.
Behandelt man eine alkoholische Lösung von Capalo&
mit Chlor, so trennt sich die FlĂŒssigkeit in zwei Schich-
ten, wovon die obere Producte der Einwirkung von Chlor
auf Alkohol enthÀlt, wÀhrend die untere aus einem orange-
gelben halbflĂŒssigen Harze besteht, welches sich in kaltem
Weingeist mit rothbrauner Farbe löst, unter Abscheidung
von gelblich-weissen KrystallblÀttchen. Diese Krystalle
sind nach der Untersuchung von C©. Finckh Chloranil
â (1201404 (Annal. der Chem. und Pharm. CXXXIV.
241â 242.) 6.
Untersuchungen ĂŒber die Entwickelungsgeschichte des
Farbstofls in Pflanzenzellen
hat Adolf Weiss (Prof. der Botanik an der Univer-
sitÀt Lemberg) veröffentlicht. Er stellte dieselben mit
den Beeren von Lycium barbarum L., Solanum Dulcamara
L., Solanum capicastrum Lk., Solanum laciniatum Ait.,
Solanum pseudocapsicum L., den Zellen des gelben Ueber-
zugs, der die Samen von Evonymus europaeus L. beklei-
det, den Beeren von Capsicum baccatum, Asparagus ver-
tzcillatus L. an, welche sÀmmtlich einen nicht gelöst
auftretenden gelbrothen Farbstoff enthalten und fasst
die Resultate seiner mitgetheilten und durch schöne colo-
rirte Abbildungen erlÀuterten Beobachtungen in folgende
allgemeinere SĂ€tze zusammen:
1. Die Bildung des Farbstoffes erfolgt in einer und
derselben Zelle fast immer auf zwei oder mehre von
einander verschiedene Weisen.
2. Sie geschieht nicht in der Weise, dass etwa die
Chlorophyllkörner zuerst verschwinden und durch
Neubildung sich auf einer neuen Unterlage neuer Farb-
stoff erzeugt, sondern indem die Unterlage des frĂŒheren
Chlorophylikorns (wohl meist Amylum) bleibt und nur
das grĂŒne Pigment, welches sich unter Einwirkung des
Lichtes darauf abgelagert hatte, succesive durch alle Ab-
stufungen von Gelb hindurch in den schliesslich rothgelben
Farbstoff verwandelt.
Dh, N A
+ er Ri
' Entwickelungsgeschichte des Farbstoffs in Pflanzenzellen. 163
3. Die Ursache dieser Farbenwandlung muss in einer
durch die VorgÀnge des Reifens der Beere verÀnderten
DiffusionsthÀtigkeit der Zellen gesucht werden, ob-
gleich sich derzeit ĂŒber die zu Grunde liegenden chemi-
schen VerhÀltnisse nichts angeben lÀsst.
4. Neben dieser bei weitem hÀufigsten Bildungsart
kommt gewöhnlich eine zweite von ihr gÀnzlich verschie-
dene vor, durch welche im Innern von BlÀschen der
Farbstoff direct aus dem Protoplasma oder richtiger aus
der stickstoffhaltigen Materie im Innern derselben ent-
steht.
5. Die fertigen Farbstoffgebilde erhalten spÀter an
ihren Enden meist farblose SchleimfÀden, welche zwei
oder mehre derselben verbinden und möglicherweise
das Product einer Umwandlung sein können, welche die
Unterlage (Amylum) des Farbstoffs bei und nach der
Reife erfÀhrt.
6. Schliesslich zerfallen die Farbstoffgebilde, indem
ihr Pigment allmÀlig immer blÀsser und blÀsser wird, in
ihre einzelne Theile (Unterlage und Pigment).
Weiss bedient sich in seiner Abhandlung des Aus-
druckes BlĂ€schen zur Bezeichnung eigenthĂŒmlicher Ge-
bilde im Innern von Pflanzenzellen und er spricht sich
ĂŒber dieselben dahin aus:
Es ist sicher, dass im Innern von Zellen eine Art
von Elementarorganen, BlÀschen, vorkommen, die aus
einer Membran und einem von ihr scharf getrennten
flĂŒssigen Inhalte bestehen, in oder aus welchem sich im
Verlaufe ihres Lebens Amylum, Chlorophyll und
Farbstoffe bilden können, die demnach wie die Zellen
selbst eine fortschreitende Entwickelung zeigen. Ihr Unter-
schied von dem, was wir Zelle nennen, dĂŒrfte kaum
darin bestehen, dass sie ohne Einwirkung eines Cytoblasten
sich individualisiren, jedenfalls aber, dass wir an ihnen
vor der Hand keine CellulosehĂŒlle nachweisen kön-
nen, ja dass sie dieselbe höchst wahrscheinlich durchaus
nicht besitzen. Generisch sind sie von unseren Zellen
sicher nicht verschieden. Was den Cytoblasten be-
trifft, so wird ihm ebenfalls sicher die Zellennatur zu-
gesprochen werden mĂŒssen. (Sitzungsber. der k.k. Akad.
der Wissensch. Math.-naturw. Cl. 50. Bd. I. Heft. I. Abth.
8.6 â 35.) H. Ludwig.
14%
SE NE RER RA
164 Ueber das Chlorophyll. |
Ueber das Chlorophyll.
Durch frĂŒhere Untersuchungen hat E. Fremy ge-
zeigt, dass man das Chlorophyll durch Einwirkung von
SalzsÀure und Aether in einen gelben Körper Phylloxanthin
und in einen blauen Phyllocyanin spalten kann. Ganz
Àhnlich wie SalzsÀure wirken auch andere SÀuren, selbst
schwache, wie sich im weiteren Verlaufe seiner Unter-
suchungen ergeben hat. Eine Reindarstellung der Spal-
tungsproducte war aber auf diesem Wege nicht zu ermög-
lichen.
Fremy studirte darauf die Einwirkung der verschie-
denen Basen auf das Chlorophyll und stellte Folgendes fest.
Die Basen scheinen auf das Chlorophyll in dreifach
verschiedener Weise zu wirken.
1) Die Hydrate gewisser Erdbasen, wie die Magnesia
und namentlich Thonerdehydrat mit einer alkoholischen
Lösung von rohem Chlorophyll geschĂŒttelt, geben Lacke,
indem sie sich mit der grĂŒnen Substanz verbinden, und
lassen im Alkohol eine gelbe Substanz und namentlich
auch Fett gelöst.
2) Alkoholisches Kali und Natron verhalten sich zum
Chlorophyll in der Siedhitze wie die SĂ€uren, verseifen
aber gleichzeitig die Fettkörper, welche dasselbe verun-
reinigen. Auf diese Weise erhĂ€lt man eine grĂŒne FlĂŒssig-
keit, in welcher man leicht die Gegenwart der beiden
Spaltungsproducte nachweisen, diese Substanzen aber nur
schwierig rein darstellen kann.
3) Die alkalischen Erden, wie Kalk, namentlich Baryt,
verhalten sich am eigenthĂŒmlichsten gegen das Chloro-
phyll. Kocht man durch Thonerde âereinigtes Chloro-
phyll eine Zeit lang mit Barythydrat, so schlÀgt sich das
Phyloxanthin, gleichzeitig mit einem unlöslichen Baryt-
salze nieder. Letzteres enthÀlt einen zweiten Körper,
den Fremy vorlÀufig PhyllocyaninsÀure nennt. Das
Chlorophyll verhÀlt sich hiernach wie Fett, das neutrale
Phylloxanthin entspricht dem Glycerin und die Phyllo-
cyaninsĂ€ure wĂŒrde als eine blaugrĂŒn gefĂ€rbte FettsĂ€ure
anzuseheu sein.
Nach Vollendung der Spaltung wird die Masse mit
Alkohol behandelt; in diesem löst sich das Phylloxanthin
und scheidet sich aus der Lösung nach seinem Verdun-
sten wieder ab. Aus dem phyllocyaninsauren Baryt er-
hÀlt man durch Zersetzung mit SchwefelsÀure die Phyllo-
cyaninsÀure. Das Phylloxanthin ist neutral, unlöslich in
Wasser, löslich in Alkohol und Aether, krystallisirt bald
ee
Ef
Die Farbstoffe der BlÀtter. 165
in gelben BlÀttchen, bald in röthlichen Prismen, welche
in ihrem Ansehen Aehnlichkeit mit zweifach chromsaurem
Kali haben. |
Die PhyllocyaninsÀure ist unlöslich in Wasser, lös-
lich in Alkohol und Aether, und erhÀlt in diesen letzteren
FlĂŒssigkeiten eine olivengrĂŒne im reflectirten Licht braun-
rothe oder violette FĂ€rbung. Alle ihre Salze sind braun
oder grĂŒn; nur die Salze der Alkalien sind in Wasser
löslich. Die SÀure löst sich in SchwefelsÀure oder Salz-
sĂ€ure je nach der Concentration mit grĂŒner, röthlicher,
violetter oder schön blauer Farbe, durch einen Ueber-
schuss von Wasser wird die PhyllocyansÀure wieder aus-
geschieden. Die Existenz einer aus dem Chlorophyll ab-
zuscheidenden SĂ€ure, welche durch die Einwirkung ge-
wisser Agentien grĂŒne, violette und blaue FĂ€rbung annimmt,
gilt Fremy als das beachtenswertheste Factum, welches
diese Untersuchung zur Kenntniss gebracht hat. (Compt.
rend. T.61. â Chem. Centrbl.) B.
Ueber die Farbstoffe der BlÀtter.
Sowohl die BlĂŒthen als auch andere schnell sich ent-
wickelnde Pflanzenorgane enthalten nach Chatin und
Filhol eine Substanz (A), die sehr begierig Sauerstoff
aufnimmt, sich unter dessen Einfluss verÀndert und die
BlÀtter im Herbst braun fÀrbt.
Das Chlorophyll wird durch die Wirkung des Lichtes
und der Luft gelblich-braun und wird dann durch Salz-
sĂ€ure nicht wieder grĂŒn. Die gleichzeitige Einwirkung
des Lichtes und der Luft auf das Chlorophyll wird, wie
schon Fremy gezeigt hat, durch die Gegenwart von
Basen begĂŒnstigt, durch SĂ€uren dagegen erschwert; mehre
derselben (MineralsÀuren) verÀndern es bekanntlich gÀnzlich.
Es ist bekannt, dass Payen aus der Cuticula der
BlÀtter mehre fettartige Substanzen ausgezogen hat. Cha-
tin und Filhol haben gefunden, dass die OberflÀche
der jungen BlÀtter (eben so der BlumenblÀtter) mit einer
schĂŒtzenden fettartigen Materie ĂŒberzogen ist, welche
sich vermindert, je nÀher die Periode des Gelbwerdens
oder des FÀrbens der BlÀtter hervortritt.
Als Chatin und Filhol grĂŒne BlĂ€tter durch Ein-
tauchen in reinen oder noch besser in ammoniakalischen
Aether von der oberflÀchlichen Fettschicht befreiten und
dann der Luft ausetzten, nahmen sie ziemlich rasch die
Farbe abgestorbener BlĂ€tter an. Das Ammoniak begĂŒn-
166 Die Farbstoffe der BlÀtter.
stigt eben so wie die anderen Alkalien die Umwandlung
der Substanz A, welche der zersetzenden Wirkung der
physikalisch-chemischen Agentien nicht widerstehen kann,
einmal weil sie nicht genĂŒgend durch die fettartige Firniss-
schicht geschĂŒtzt ist, dann aber ohne Zweifel auch, weil
das Leben der Zellen durch den Aether alterirt wird.
Der Sauerstoff der Luft wird dabei zu KohlensÀure. Die
BlĂŒthen erleiden dieselben VerĂ€nderungen.
Die meisten weissgestreiften BlÀtter fÀrben sich nach
der Einwirkung des ammoniakalischen Aethers braun,
nur sehr selten bleiben welche weiss (Acer Negundo) in
Folge der ausnahmsweisen Abwesenheit der Substanz A.
Die BlÀtter mehrer Pflanzen (Malus etc.) fÀrben sich
gegen das Ende des Sommers gelb, dann roth, aber
niemals zuerst roth und dann gelb. Die gelb gewordenen
BlÀtter werden nach Behandlung mit ammoniakalischem
Aether und nachherigem Auslegen an die Luft roth, indem
sie Sauerstoff absorbiren. Schwefelige SĂ€ure und andere
desoxydirende Mittel fÀrben die roth gewordenen BlÀtter
wieder gelb.
Die gelben BlÀtter, welche spÀter die rothe FÀrbung
annehmen, scheinen demnach in dem ersten Grade der
Oxydation der rothen BlÀtter zu stehen. Bei einigen
Pflanzen, wie den AprikosenbÀumen (Armeniaca), den
Pappeln (Populus) werden die BlĂ€tter ĂŒbrigens nur gelb,
niemals roth; die Oxydation schreitet also bei diesen
nicht so weit fort. Eben so verhÀlt es sich mit den gelben
FrĂŒchten von Rubus Idaeus, Prunus, Ribes etc., gegen-
ĂŒber den rothen FrĂŒchten, welche andere VarietĂ€ten der-
selben Species hervorbringen. Das Cyanin in den BlÀt-
tern von Pelargonium zonale und anderer Pflanzen fÀrbt
manche BlÀtter roth; eine andere Substanz, welche sich
durch ihre NichtfÀrbung im zerstreuten Lichte auszeichnet,
fÀrbt die BerberisblÀtter roth. Aether entzieht den Nuss-
blÀttern (Juglans) eine farblose Substanz, welche unter
den EinflĂŒssen des Ammoniaks und der Luft eine schön
violette Farbe annimmt. Diese Substanz wird wÀhrend
der herbstlichen FÀrbung zerstört; sie findet sich noch
nicht in den BlĂ€ttern des FrĂŒhlings.
In den BlÀttern und im Allgemeinen in allen kraut-
artigen Theilen findet sich Quercitrin. Mit demselben
kommt hÀufig Tannin, bisweilen GallussÀure vor, die beide
mit den Eisensalzen eine FĂ€rbung geben. Neben dem
Quercitrin oder auch bei dessen Abwesenheit findet man
ferner das Quercetin und das Melin (Bolley, Stein).
ER N
Ueber einige Flechtenstoffe. 167
Diese Substanzen kommen in verschiedener Menge vor,
das Quercetin ist die verbreiteste, das Tannin kommt
viel weniger vor, die GallussÀure ist selten. (Compt. rend.
T.57. â Journ. fĂŒr prakt. Chrmie. Bd. 59. 6.) B.
Ueber einige Flechtenstofle.
Zur Untersuchung verwendete H. Lamparter zwei
verschiedene Sorten von Koccella fuciformis, der sonst
zur Bereitung von Orseille dienenden Valparaisoflechte.
Das aus der einen Flechte nach dem frĂŒher von
Stenhouse angegebenen Verfahren dargestellte Chromo-
gen hatte, obgleich in seinen Àusseren Eigenschaften und
sonstigem Verhalten dem gewöhnlichen aus diesen Flech-
tenarten erhaltenen Erythrin ganz Àhnlich, doch eine
andere, von dem gewöhnlichen Erythrin um C?H? sich
unterscheidende Zusammensetzung C??H2?020 4 2HO.
Dieser Körper, als Beta-Erythrin zu bezeichnen, schmilzt
schon bei 115â 1160 unter heftiger Entwickelung von
KohlensÀure, wÀhrend das gewöhnliche Erythrin bei 1370
schmilzt und erst ĂŒber 200° erhitzt KohlensĂ€ure entwickelt.
Wird das Beta-Erythrin lÀngere Zeit mit starkem Wein-
geist gekocht, so entsteht neben OrsellinsÀureÀther
ein neuer Körper, der wiederum in seiner chemischen
Zusammensetzung von dem sonst bei dieser Behandlung
erhaltenen Pikroörythrin verschieden ist und Beta-
Pikroörythrin zu nennen ist. Dasselbe löst sich sehr
leicht in Wasser und Alkohol, nur ganz wenig in Aether,
hat eine schwach saure Reaction und giebt mit Chlorkalk
eine rothe FĂ€rbung. Es hat die Formel C26H16 012,
Das Beta-Pikroörythrin lÀsst sich durch Kochen mit Baryt-
wasser, Àhnlich wie das gewöhnliche Pikroörythrin, in
zwei weitere Körper spalten, wovon der eine wie Orein
in Aether löslich, der andere darin unlöslich ist. Diese
sind das Betaorcin, C16H1004, und das Erythro-
glyein, C8H!008. Das Betaorein ist leicht löslich in
Wasser, Weingeist und Aether und verhÀlt sich gegen
SalpetersÀure, gegen chromsaures Kali und SchwefelsÀure
und gegen Brom ganz wie gewöhnliches Orcin. Mit Eisen-
chiorid giebt es einen fast schwarzen Niederschlag, der
beim Vermischen mit Wasser violett erscheint, wÀhrend
gewöhnliches Orein mit Fe2Cl3 einen dunkelrothen Nieder-
schlag hervorbringt. 3
Die andere Flechtensorte wurde auf dieselbe Weise
behandelt, wie die erstere; das erhaltene Chromogen ver-
PRT ek 1 IR TERFATT
MEN PR
a r}
168 Catechin.
hielt sich aber wie gewöhnliches Erythrin, fĂŒr wel-
ches der Verfasser die Streckerâsche Formel 04022020
annimmt. Das aus dem Erythrin gewonnene und durch
Destillation gereinigte Orcin, C14 H804, schmilzt in wasser-
freien Zustande bei 86°, siedet zwischen 286 â 2900 und
schiesst aus wÀsseriger Lösung in schönen regelmÀssigen
Krystallen an. Mit Brom geht das Orcin zwei Verbin-
dungen ein: Monobromorcin, C!4H7BrO4, entsteht,
wenn man zu einer wĂ€sserigen Lösung von Ărcin so
lange Bromwasser zusetzt, als noch kein oder ein gerin-
ger Niederschlag entsteht und dann die FlĂŒssigkeit zur
Krystallisation eindampft. Es krystallisirt wasserfrei,
schmilzt bei 1350 und fÀngt schon unter 1000 an zu sub-
limiren. Tribromorcin, C!14H5Br304, erhÀlt man,
wenn man zu einer concentrirten, wÀsserigen Lösung von
Orein so lange Brom zusetzt, als noch eine Einwirkung
statt findet.
Das Erythroglycin (der Erythromannit) bildet
sich neben Orcin beim Kochen von Erythrin mit Basen,
nicht aber, wie Stenhouse behauptet, beim Kochen
von OrsellinsÀureÀther mit Alkalien. Durch rauchende
SalpetersÀure wird das Erythroglycin in eine neue SÀure
ĂŒbergefĂŒhrt, die ErythroglycinsĂ€ure, C8SH3010, die
nicht krystallisirbar ist und zu dem Erythroglyein in
demselben VerhÀltnisse steht, wie die GlycerinsÀure zum
Glycerin. (Ann. der Chem. u Pharm. CXXXIV. 243â 262.)
| @.
Ueber das Catechin.
Behufs der Darstellung des Catechins behandelte
P. SchĂŒtzenberger gelbes Bombay-Catechu mit kaltem
Wasser, um die CatechugerbsÀure zu entfernen, löste so-
dann den RĂŒckstand in siedendem Wasser, worauf sich
beim Erkalten aus der filtrirten FlĂŒssigkeit gelbes Cate-
chin abschied. Reines Catechin erhÀlt man in Nadeln,
wenn man das unreine Catechin in Wasser löst, mit Blei-
zuckerlösung fÀllt, den Niederschlag durch Schwefelwasser-
stoff zerlegt und wie gewöhnlich verfÀhrt. Es schmilzt
bei 2170. SchĂŒtzenberger studirte die Derivate des-
selben, da die einfache Analyse des bei 1400 getrockneten
. Catechins kein brauchbares Resultat ergab. Er gelangte
hierbei zu Derivaten, welche Kraut und van Delden
in ihrer Arbeit ĂŒber das Catechin nicht erwĂ€hnt haben,
aus deren Zusammensetzung aber ebenfalls keine bestimmte
Kino. â Scoparin. â Katanhin. 169
Formel fĂŒr das Catechin ableitbar ist. (Bull. de la soc.
chim. â Journ. fĂŒr prakt. Chem. Bd. 96. p. 266.â 268.)
C. Bl.
Kino.
Da man in dieser Drogue Catechin gefunden hat, so
musste man mit Wahrscheimlichkeit bei der Behandlung
mit Kali auch Phloroglycin daraus erhalten.
Dies ist in der That der Fall. Hlasiwetz erklÀrt,
unter allen bisher bekannten, Phloroglycin liefernden
Materien das Kino als das wohlfeilste Material. Er fand,
dass 100 Grm. Kino 92 Grm. Phloroglycin gaben. (Nach
frĂŒheren Angaben nur 12 Proc.) (Annal. der Chem. und
Pharm. UOXXXV. 122.) @.
Ueber das Scoparin.
Der krystallisirte Farbstoff von Spartium scoparium,
mit dem uns zuerst Stenhouse bekannt machte, gehört
in die Quercetingruppe. H. Hlasiwetz hat eine Probe der
Substanz (4 Grm.) in derselben Weise mit Kali behandelt,
wie es beim Quercitrin geschah und als Resultat der Zer-
setzung ProtocatechusÀure und Phloroglycin er-
halten, wie von diesem auch. Der Bildung dieser Ver-
bindungen scheint die Entstehung eines Mittelgliedes nach
Art der QuercetinsÀure vorauszugehen.
Die empirische Formel von Stenhouse zu Grunde
gelegt, wÀre das Endresultat des Vorgangs vielleicht:
C4242202 1 100 â C1?H606 +
Scoparin Phloroglyein
2 C14H608 + C20?-- 4HO
ProtocatechusÀure.
(Sitz.-Ber. der Wien. Akad. Bd.5ö5. 1866.) B.
Ueber das Ratanhin.
Der von Wittstein aus dem amerikanischen Ratan-
hia-Extracte dargestellte und von ihm fĂŒr Tyrosin gehal-
tene farblose krystallinische Körper ist nach den Unter-
suchungen von Emil Ruge nicht Tyrosin, sondern ein
neuer Körper, das Ratanhin. Dasselbe wird erhalten, wenn
man die Auflösung des Extractes mit Bleiessig fÀllt, das
Filtrat mittelst Schwefelwasserstoff vom Blei befreit und
bis auf ein kleines Volumen verdunstet. Nach zwölf-
stĂŒndigem Stehen wird der entstandene Krystallbrei ge-
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ve Ar 2\ ET a, a Frhr 4 = Ba 7 A 7 N u ETT â
170 Ratanhin,
presst und gewaschen, dann in Ammoniak und etwas
kohlensaurem Ammoniak gelöst und nach dem Abfiltriren
des ausgeschiedenen kohlensauren Kalks die Lösung der
freiwilligen Verdunstung ĂŒberlassen. Die entstehenden
KrystallbĂŒschel des Ratanhins sind denen des Tyrosins
tÀuschend Àhnlich. Man reinigt dieselben, indem man
sie von der Mutterlauge durch Pressen und Waschen
befreit, in heissem Wasser löst, etwas Bleiessig hinzu-
fĂŒgt, filtrirt und mit dem durch Schwefelwasserstoff ge-
fÀllten Schwefelblei kocht, bis der Geruch nach Schwe-
felwasserstoff verschwunden ist, endlich siedendheiss fil-
trirt und zur Krystallisation hinstellt. Man erhÀlt nach
einiger Zeit das Ratanhin in prÀchtigen Drusen, deren
Krystallnadeln sich leicht verfiizen. Die grösste Aus-
beute, welche Ruge erhielt, betrug 1,25 Proc. Die Ra-
tanhiawurzel enthielt kein Ratanhin. Dasselbe ist also
wahrscheinlich ein erst im Extract entstandenes Zersetzungs-
product. Die Analyse fĂŒhrte zu der Formel: C20H13NO6,
Es unterscheidet sich das Ratanhin vom Tyrosin nur
durch ein Mehr von O?H?.
In seinem Verhalten gegen salpetersaures Quecksil-
beroxyd unterscheidet sich das Ratanhin vom Tyrosin
wesentlich. Eine bei 150 gesÀttigte Ratanhinlösung giebt
nach mehrtÀgigem Stehen nach dem Versetzen mit eini-
gen Tropfen der Lösung des Quecksilbersalzes beim Er-
hitzen eine hĂŒbsch rosenrothe FĂ€rbung ohne TrĂŒbung.
Eine TrĂŒbung tritt erst im geringen Grade bei lĂ€ngerem
Kochen ein, der nach dem Erkalten entstandene Boden-
satz löst sich aber beim Wiedererhitzen und scheidet
â sich beim Erkalten nicht stĂ€rker ab. Neu hinzugefĂŒgte
Quecksilbersalzlösung bringt braunrothe Flocken darin
hervor.
Ratanhin mit wenig Wasser angerieben, giebt, wenn
man unter UmschĂŒtteln so viel verdĂŒnnte SalpetersĂ€ure
hinzufĂŒgt, dass die Mischung noch dĂŒnnbreiförmig bleibt,
beim ErwÀrmen eine Lösung, die beim Kochen aus einer
rosenrothen in eine rubinrothe und endlich durchs Vio-
lette in eine tief indigblaue FĂ€rbung ĂŒbergeht. Die ver-
dĂŒnnte Lösung zeigt im durchfallenden Lichte nach die-
ser Manipulation eine blaue oder violette, im auffallenden
Lichte eine undurchsichtige blutrothe Farbe. Ein Zusatz
von concentrirter SchwefelsÀure oder SalzsÀure und schwa-
ches ErwÀrmen steigert die IntensitÀt der blauen Farbe,
beim stÀrkeren Erhitzen tritt aber der Farbenton durch
die oben genannten NĂŒancen wieder ins Rothe zurĂŒck.
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Er Se N
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Anwendung der Ratanhia in der FĂ€rberi. 171
Das Ratanhin unterscheidet sich durch diese Àus-
serst empfindliche Reaction sehr charakteristisch vom
Tyrosin.
Ruge hat folgende Verbindungen des Ratanhins dar-
gestellt und nÀher untersucht:
1. Barytverbindung â C?0H!1Ba?NOÂź.
2. Salzsaures Ratanhin â C2HVB3NO$6, HC.
3. RatanhinschwefelsÀure = HO,C20H12NO5, S?06
(einbasische)
und zweibasische â 2 HO, C20H1?NO3, S?OÂź.
(Journ. fĂŒr prakt. Chem. Bd. 96. pag. 106â115.) C. B.
Die Anwendung der Ratanhia in der FĂ€rberei.
Neuere Versuche von Jul. Roth haben nach dem
Bulletin industriel de Mulhouse nachgewiesen, dass die
Ratanhia auch als Farbstoff verwandt werden kann;
sie giebt ohne Beizen ziemlich solide Farben, fÀrbt Wolle
und Baumwolle und ertheilt der Seide sehr schöne
und glĂ€nzende NĂŒancen, die man gewöhnlich mit einem
Gemisch von Orseille und Krapp darstellt; die dunklen
Farben auf Wolle kann man- nur mit Beizen herstellen.
Sehr verschiedene FÀrbungen erhÀlt man namentlich, wenn
man die ursprĂŒnglichen NĂŒancen mit verschiedenen Sal-
zen oder Beizen behandelt, wie mit doppelt-chromsaurem
Kali, salpetersaurem Kupferoxyd-Ammoniak, Zinnchlorid
u.a.m. Da aber die meisten Metallsalze den Farbstoff
aus seinen Lösungen fÀllen, so darf man sie nicht beim
FĂ€rben in Anwendung bringen.
Alle Versuche wurden von Roth 'mit Ratanhiawur-
zeln und im luftleeren Raume dargestellten Ratanhia-Ex-
tract ausgefĂŒhrt; die nach andern Methoden dargestellten
Extracte liefern dasselbe Resultat, sind aber weniger rein
und enthalten viel unlösliche Bestandtheile. Die Rinde
liefert 1, ihres Gewichtes Extract und die Wurzel Io,
doch erhÀlt man im Handel die Wurzel stets mit der
Rinde bedeckt. FĂŒr die FĂ€rberei kann man eine leichte
Abkochung, besser aber einen Aufguss mit Wasser von
300R. verwenden. Das Ratanhia-Extract löst sich lang-
sam und nur zum Theil in kaltem Wasser, wÀhrend er
in kochendem Wasser und Alkohol vollstÀndig löslich ist.
MineralsÀuren fÀllen die Lösungen, WeinsÀure, Citronen-
und EssigsĂ€ure dagegen trĂŒben dieselben nicht. (Deutsche
Industr.-Zeitung.) B.
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172 Dem Alizarin isomere Verbindung aus Naphthalin.
Nachweisung der KrappverfÀlschung.
Nach zahlreichen Versuchen, ein sicheres Mittel zu
finden, VerfÀlschungen des Krapps nachzuweisen, empfeh-
len Pimont, MĂŒller und Bennet folgendes Verfahren:
5 Grm. des zu untersuchenden Krapps werden mit 65 Grm.
destillirten Wassers von 500 und mit 35 Grm. Alkohol be-
handelt; dasselbe geschieht gleichzeitig mit reinem Krapp.
Nach einer Viertelstunde filtrirt man und taucht in das
Filtrat Streifen von Filtrirpapier, die man nachher trock-
nen lÀsst. Behandelt man diese Streifen mit verschie-
denen Reagentien, so entstehen FĂ€rbungen, die je nach
den VerfÀlschungen, welche der Krapp erlitten hat, ver-
schieden sind. Man kann auf diese Weise alle fremden
Farbstoffe nachweisen.
Alle bis jetzt vorgekommenen VerfÀlschungen lassen
sich durch folgende 5 Reactionen erkennen:
1) Essigsaures Kupferoxyd, erhalten durch 10 Grm.
schwefelsaures Kupferoxyd, 10 Grm. essigsaures
Bleioxyd, 100 Grm. Wasser;
2) Chlorzinn ;
3) 1Oprocent. Lösung von salpetersaurem Silberoxyd;
4) & ÂŁ â Eisenvitriol;
5) e x â krystallisirter Soda.
Man bringt diese Reagentien auf die Papierstreifen
mittelst einer Art Pinsel von feinem Leinen und lÀsst
dann die Streifen, am besten gegen Luft geschĂŒtzt, trock-
nen. Zur Vergleichung stellt man sich Normalscalen dar,
indem man reinen Krapp mit je 10 Proc. der verschie-
denen VerfÀlschungsmittel versetzt und diese Mischung
wie angegeben behandelt; eine Beschreibung der NĂŒan-
cen, welche die verschiedenen ZusÀtze geben, theilen die
Verf. nicht mit. (Deutsche Industr.-Ztg.)
Ueber eine dem Alizarin isomere Verbindung aus
Naphthalin.
Die von Wolff und Strecker ausgesprochene Ver-
muthung, aus Naphthalin kĂŒnstlich Alizarin bereiten zu
können, hat sich nicht bestÀtigt, indem es Martius und
Gries zwar gelang, aus dem Naphthalin eine Verbin-
dung von der Zusammensetzung des Alizarins darzustel-
len, die aber nur isomer und nicht identisch mit diesem
Farbstoff ist. Diese neue Verbindung wurde als End-
product einer Reihe von Umsetzungen des Dinitronaph-
Sr, N Me hi
* Morindon. â 2 Behandlung des Opiums mit Terpenthinöl. 173
tylalkohols erhaiten. Sie krystallisirt in gelben Nadeln
oder BlÀttchen, welche sich sehr schwer in Wasser, leich-
ter in Alkohol, sehr leicht in Aether lösen. Sie ist wie
Alizarin sublimirbar. In ihrer ammoniakalischen Lösung
entsteht durch Chlorbaryum keine FĂ€llung, wodurch sie
sich sofort vom Alizarin aufs Bestimmteste unterscheidet.
Mit Thonerde gebeizte Baumwolle wird von der neuen
Verbindung nicht, Wolle und Seide dagegen gelb gefÀrbt.
Sie zeigt einen wohl ausgeprÀgten SÀurecharakter und
bildet mit Basen zum Theil schön krystallisirbare Salze.
(Annal. der Chem. u. Pharm. CXXXIV. 375â379.) @.
Morindoen identisch mit Alızarin.
Th. Anderson erhielt im Jahre 1849 aus der Wur-
zel von Morinda citrifolia, der Al-Wurzel der Hindus,
welche auf Madras als FĂ€rbematerial benutzt wird, einen
blassgelben, krystallinischen Körper, welchen er Morindin
nannte. Durch trockne Destillation schied er daraus ein
röthlich-gelbes Sublimat, welches er als Morindon bezeich-
nete, ab. Rochleder erklÀrte spÀter das Morindin als
identisch mit der aus dem Krapp zu erhaltenden Rube-
rythrinsÀure und das Morindon als identisch mit deren
Spaltungsproduct, dem Alizarin. Stenhouse hat nun
(Journ. of the Chem. Soc. Il. 335) die Versuche Ander-
sonâs wiederholt und die IdentitĂ€t des Morindons mi,
dem Alizarin nachgewiesen. Beim Kochen der gepulver-
ten Morinda-Wurzel mit verdĂŒnnter SchwefelsĂ€ure wird
das darin enthaltene Morindin in Alizarin umgewandelt
und lÀsst sich aus diesem Material Letzteres weit leich-
ter chemisch rein erhalten, als aus der Krappwurzel.
(Der Apotheker.)
Ueber die Behandlung d des Opiums mit Terpenthinöl,
ErwÀrmt man, nach Gobley, Opium mit Terpen-
thinöl und verdunstet die erhaltene Lösung, so erhÀlt
man voluminöse Krystalle von Narcotin. Durch diese
Thatsache wird zugleich Pelletierâs Ansicht bestĂ€tigt,
dass das Narcotin frei im Opium enthalten ist. (Der
Apotheker.) B.
174 Mikroskopische Untersuchung der Blutflecken.
Schweinemilch.
Th. v. Gohren untersuchte Milch von einer Sau,
welche, 5 Jahre alt, 9 Ferkel im Gesammtgewichte von
221), Pfund geworfen hatte. Die Milch 1., wÀhrend des
Geburtsactes entnommen, war dick und zÀhe, mit Colo-
strumkĂŒgelchen, die Milch 2. wurde 6 Tage, die Milch 3.
19 Tage nach der Geburt gewonnen. Der Geschmack
der Milch war nicht auffallend, die beiden letzten Pro-
ben zeigten stark alkalische Reaction. Spec. Gew. von
2. war 1,0384, von 3. â 1,0298. Es enthielten:
100 Th. Milch. 100 Th. Trockensubstanz.
ie er are Te
12 2: a 1; 2. 8:
. Wasser 2222... 70,131 80,432 89,260
Trockensubstanz 29,869 19.568 10,740
Organ. Substanz 29,019 18,855 9,873
Proteinkörper ... 15,562 12,889 5,681 52,133 65,872 52,894
ei... .: 9,529 3,138 2,821 31,973 16,063 26.256
Milchzucker..... 3,838 2,796 1,589 12,748 14,390 14,795
2 A 0,850 0,713 0,867 2,845 4,250 8,079.
Besonders auffallend ist der hohe Gehalt an Protein-
körpern; im Verlaufe des SÀugens wird die Milch abso-
lut Àrmer an Trockensubstanz, diese aber wird reicher
an Zucker, Asche und dem Anschein nach auch an Pro-
teinkörpern, aber Àrmer an Fett. Das Schweinecolostrum
ist im Vergleich zum Colostrum anderer Thiere sehr reich
an Trockensubstanz (Colostrum der Kuh 16â 24, das
der Eselin und der Frau 17 Proc. Trockensubstanz) und
wird nur von dem der Ziege mit 35,9 Proc. ĂŒbertroffen.
Aus dem Gewichte der Ferkel ergab sich, dass die Sau
in 24 Stunden 23/, Pfund Milch lieferte. Dabei kommen
auf 1000 Grm. des Körpergewichts 12,2 Grm. Milch,
wÀhrend die Kuh auf dasselbe Gewicht 10,4, die Frau
22 Grm. Milch liefert. Dr. Reich.
Mikroskopische Untersuchung der Blutflecken.
Roussin wendet zu diesem Zweck eine FlĂŒssigkeit
von folgender Zusammensetzung an: Glycerin 3 Gewichts-
theile, reine concentrirte SchwefelsÀure 1 Theil, destillir-
tes Wasser in solcher Menge, dass die FlĂŒssigkeit die
Dichtigkeit von 1,028 bei 150R. hat. Man lÀsst einen
Tropfen dieser FlĂŒssigkeit auf eine Glasplatte fallen, auf
welche man ein StĂŒckchen des blutbefleckten Zeuges
gebracht hat und wartet nun etwa 3 Stunden. Die FlĂŒs-
sigkeit bringt man mehrmals auf den Objectivtisch unter
Chemische Beschaffenheit der Gehirnsubstanz. 175
das Mikroskop. EnthĂ€lt die FlĂŒssigkeit rothe Blutzellen,
so sind sie leicht zu erkennen und zu messen. Nach
Roussin betrÀgt ihr Durchmesser beim Mann und Weib
!/194â "og Millimeter, wĂ€hrend er bei den meisten SĂ€uge-
thieren geringer ist; so beim Hunde !/j39 M.M., beim
Hasen 45 M.M., beim Schweine !/gg M.M., beim Och-
sen Yıgs M.M., beim Pferde Yıgı M.M., beim Lamm
Y/ogg M.M. Diese Unterschiede sind indessen wenig be-
trĂ€chtlich und wenn man mögliche Irrungen berĂŒcksich-
tigt, muss man zugeben, dass wenn selbst der Experte
in gerichtlichen FĂ€llen die fraglichen Blutflecken als aus
Blutzellen von genau Yjag M.M. Durchmesser bestehend
nachgewiesen hÀtte, immer noch ein Zweifel erlaubt ist,
ob es wirklich menschliche Blutkörperchen seien. HÀtte
jedoch das Mikroskop gezeigt, dass der verdÀchtige Flecken
Blutzellen von elliptischer Form mit einem Kern im In-
nern enthÀlt, wie sie sich im Blut der Vögel, der Fische
u. s. w. finden, so könnte der Experte mit Gewissheit
behaupten, dass der Flecken von menschlichem Blute
nicht herrĂŒhre. (Courr. med. â N. Jahrb. fĂŒr Pharmae.
Bd. 24. 2 u. 3.) B.
Ueber die chemische Beschaffenheit der 6ehirn-
substanz.
Die Untersuchungen von Oscar Liebreich ĂŒber
diesen Gegenstand haben zu dem Resultate gefĂŒhrt, dass
alle diejenigen Körper, die man als Cerebrin, Cerebrin-
sÀure, Lecithin u.s. w. und als phosphorhaltige Fette be-
zeichnete, primĂ€r im Gehirn nicht existiren. DafĂŒr hat er
die Existenz einer bisher unbekannten Substanz nach-
gewiesen, die er Protagon nennt und dieselbe auf
folgende Weise darstellt.
Das durch Perjection von Wasser von dem gröss-
ten Theile des Blutes befreite Gehirn wird zerrieben und
mit einem Gemenge von Wasser und Aether geschĂŒttelt.
Der Aether zieht Cholesterin aus, wÀhrend die im Was-
ser leicht löslichen Bestandtheile in das Wasser ĂŒbergehen.
Nach mehrmaliger Wiederholung dieser Procedur wird
das rĂŒckstĂ€ndige Gehirn mit Weingeist von 85 Proc. bei
450 im Wasserbade behandelt und durch ein Wasser-
badfilter filtrirt. Diese Lösung bringt man wieder auf
eine Temperatur von 00; es scheidet sich dann ein reich-
licher flockiger Niederschlag ab, der auf einem Filter
gesammelt und mit kaltem Aether so lange gewaschen
: N N EEE ER
176 Chemische Beschaffenheit der Gehirnsubstane. 5;
wird, bis sich im Filtrat kein Cholesterin mehr nachwei-
sen lĂ€sst. Die unter der Luftpumpe ĂŒber SchwefelsĂ€ure
getrocknete Masse wird mit wenig Wasser befeuchtet
und in Spiritus bei 4500. gelöst. LÀsst man diese Lö-
sung nach nochmaliger Filtration in einem relativ gros-
sen Wasserbade allmÀlig auf die mittlere Tagestempe-
ratur abkĂŒhlen, so findet sich die FlĂŒssigkeit durchsetzt
von gleichartigen mikroskopischen Krystallen, die je nach
der Menge des angewandten Spiritus ein verschiedenes
Ansehen haben. Aus nicht zu concentrirten und nicht
zu verdĂŒnnten Lösungen sieht man radiĂ€r gestellte feine
Nadeln herauskrystallisiren; in der zu concentrirten Lö-
sung sind die Nadeln gebogen und unregelmÀssig, in
verdĂŒnnten erscheinen sie als morgensternartige Krystalle.
Man kann diese Krystalle abfiltriren und zur Reinigung
beliebig oft umkrystallisiren.
Das Protagon hat die complicirte Zusammensetzung
C232H241N204P und stellt, aus Alkohol krystallisirt
und unter der Luftpumpe getrocknet, ein leichtes, flocki-
ges Pulver dar. Die aus verdĂŒnntem Weingeist krystalli-
sirte Masse nimmt, bevor sie ganz wasserfrei ist, ein
wachsartiges Ansehen an; in kaltem Aether und kaltem
- Alkohol ist die Substanz schwer löslich, in warmem Alko-
hol und Aether leichter. Das Protagon löst sich in ab-
solutem Alkohol in höherer Temperatur als 550C. nicht
ohne Zersetzung auf und man sieht dann in der FlĂŒssig-
keit ölige Tropfen, die auf eine eingreifende Zersetzung
hindeuten und diese Lösung, so langsam man sie auch
erkalten lĂ€sst, zeigt neben den ursprĂŒnglichen Krystal-
len KĂŒgelchen. Behandelt man das Protagon mit Was-
ser, so quillt es ungemein stark auf und stellt eine
undurchsichtige kleisterartige Masse dar. VerdĂŒnnt man
mit mehr Wasser, so erhÀlt man eine zwar klare, aber
doch opalisirende Lösung. Mit concentrirten Lösungen
der Salze, wie Chlorcaleium, Chlornatrium u. s. w. gekocht
coagulirt es. Schon unter 1009 zersetzt es sich, schmilzt
bei stÀrkerem Erhitzen unter BrÀunung und hinterlÀsst
eine schwer zu verbrennende Kohle.
Kocht man das Protagon 24 Stunden hindurch mit con-
centrirtem Barytwasser, so zersetzt es sich in Glycerinphos-
phorsÀure und in eine bisher noch unbekannte Base, welche
der Verfasser Neurin nennt. Letztere wird auf folgende
Weise isolirt. Die durch KohlensĂ€ure von dem ĂŒber-
schĂŒssigen Baryt befreite Lösung wird mit Bleiessig ge-
fÀllt, der Bleiniederschlag durch Schwefelwasserstoff zer-
Pökeln des Fleisches. 177
setzt, das Filtrat nach dem zur Entfernung der Essig-
sÀure nöthigen Zusatze von OxalsÀure zur Trockne ge-
bracht und die OxalsÀure durch Digeriren mit kohlen-
saurem Baryt aus dem in Wasser gelösten RĂŒckstande
fortgeschafft. Das Filtrat stellt eine stark alkalisch rea-
girende FlĂŒssigkeit dar, die unter genauer Neutralisation
mit Chlorwasserstoff bis zur Syrupsconsistenz eingedampft
und dann mit Platinchlorid versetzt wird. Der hieraus
durch Uebergiessen mit absolutem Alkohol erhaltene gelbe
Niederschlag besteht aus Neurinplatinchlorid, CIOH I4NPtCI3.
Mit dem kohlensauren Baryt, der zur Entfernung der
OxalsÀure zugesetzt wurde, bleibt ein anderer Theil der
Zersetzungsproducte des Protagons, an Baryt gebunden,
zurĂŒck. Dieses sind fette SĂ€uren. Die Analysen zeig-
ten, dass es StearinsÀure war, verunreinigt durch eine
andere, nicht nÀher erkannte SÀure.
Der Verf. spricht schliesslich die Meinung aus, dass
das Protagon wahrscheinlich ein im Organismus weit
verbreiteter Körper sei. Ueberall, wo von frĂŒheren Auto-
ren GlycerinphosphorsÀure, OleophosphorsÀure,
Cerebrin u.s.w. gefunden wurden, scheint das Prota-
gon im Spiele zu sein. Auch die von Virchow beob-
achtete mikroskopische Formenbildung (sogen. Myelinfor-
men) dĂŒrfte sich auf die Zersetzung des Protagons zurĂŒck-
fĂŒhren lassen. Mit Wasser befeuchtet, giebt nĂ€mlich das
reine Protagon fĂŒr sich schon eine Andeutung von Mye-
linformen; die in Wasser unlöslichen Zersetzungsproducte
bilden ölige, stark lichtbrechende Tropfen, die sich scharf
abgrenzen und deren Quellungsvermögen durch das auf-
genommene Protagon zu den wunderbarsten Figuren Ver-
anlassung giebt. Benekeâs Behauptung, dass das Mye-
lin als eine gallensaure Verbindung aufzufassen sei, ist
demnach nicht richtig. (Ann. d. Chem. u. Pharm. CXXXIV.
29 â 45.) G.
Beim Pökeln des Fleisches
gehen viele nahrhafte Bestandtheile desselben in die
Salzlauge ĂŒber und sind dann in der Regel verloren,
weil diese FlĂŒssigkeit wegen ihres hohen Gehaltes an
Salz ungeniessbar ist. Nach einem frĂŒheren Vorschlage
sollte man die Lauge eimndampfen und die grösste Menge
des Salzes herauskrystallisiren lassen; viel besser erreicht
man nach A. Whitelau die Abscheidung des Salzes
durch Dialyse. Man bringt die Lauge in poröse Thon-
Arch. d.Pharm. CLXXXIL. Bds. 1. u. 2. Hft. 13
178 Conservirung von Ruuchfleich ete.
gefÀsse oder in beliebige GefÀsse mit einem Boden aus
Pergamentpapier oder thierischer Blase und hÀngt diese
GefÀsse in Bottiche, deren Wasser mehrmals erneuert
wird. Nur die krystallisationsfÀhigen Salze treten durch
diese poröse Scheidewand, wÀhrend alle schleimigen, ei-
weissartigen Substanzen zurĂŒckbleiben. Nach wenigen
Tagen ist die Pökellauge salzfrei und kann auf Suppen-
tafeln, Fleischbiscuits oder Eiweiss verarbeitet werden.
Bringt man mit der Lauge zugleich das Fleisch in die
porösen GefÀsse, so wird dies ebenfalls von Salz befreit,
verliert aber nichts von Nahrungswerth, sondern wird
vielmehr durch das Wiederaufquellen der Fasern leich-
ter verdaulich. Dr. Reich.
Pökeln des Fleisches mit Zucker.
Das polytechnische Centralblatt empfiehlt zu obigem
Zwecke folgende Vorschrift der allgemeinen Beachtung.
Man bestreicht das Fleisch zuerst mit etwas Salpe-
ter und streut dann 1/, Zoll hoch Zuckerpulver darauf;
nach 5 Tagen reibt man das Fleisch mit Zucker ab und
streut darauf etwas von einer Mischung aus 1 Th. Sal-
peter, 3Th. Zucker und 1 Th. Salz, nach 7 Tagen reibt
man das Fleisch wieder ab, streut dasselbe Gemisch wie
zuletzt und nach weiteren 7 Tagen giebt man guten in-
dischen Syrup auf das Fleisch, so viel es aufnimmt. Auf
15 Pfd. Fleisch reichen 1 Pfd. Zucker, U, Pfd. Salz und
4 Loth Salpeter aus. Leichtere Verdaulichkeit und fei-
nerer Geschmack, besonders des Fettes, werden als Vor-
zĂŒge dieses Verfahrens gerĂŒhmt. (Oesterreich. Ztschr. des
Apoth.-Vereins. 1866.) B.
Ueber Conservirung von Rauchfleisch und Beseitigung
bereits eingetretener TĂ€ulniss desselben.
A. Eckstein in Wien von einem Freunde aufge-
âfordert, ihm Mittel und RathschlĂ€ge an die Hand zu
geben, um mehre von ihm zur heissesten Sommer-
zeit von der serbischen Grenze aus nach Oberöster-
reich versandte FÀsser mit Schinken, welche sÀmmt-
lich verdorben schienen, indem bei Oeffnung der FĂ€s-
ser ein unausstehlicher fauliger Geruch sich verbreitete,
wieder in geniessbaren Zustand herzustellen, verfolgte
hierzu folgende Procedur. Er liess die Schinken aus-
packen, jedes StĂŒck einzeln in frischem Wasser gut
a
;
Werth des Fleischextracts. E179
abwaschen, in rohen Holzessig eintauchen, darauf die-
selben in einen hölzernen Bottich mit Zwischenlagen
von HolzstĂŒckchen einschichten und so viel Holzessig
aufgiessen, bis die obere Schicht ungefÀhr 1 Zoll hoch
von der FlĂŒssigkeit ĂŒberragt war; so wurden mehre
Bottiche gefĂŒllt und gut zugedeckt. Nach 8 Tagen wur-
den die Schinken aus dem Bottiche herausgenommen,
jedes StĂŒck einzeln wieder mit frischem Wasser abge-
waschen und an der Luft im Schatten getrocknet. Der
Erfolg war ein ĂŒberaus gĂŒnstiger, das Fleisch hatte sein
angenehmes Aroma wieder und war beim Anschnitt ganz
rosenroth und sehr saftig.
Zur VerhĂŒtung Ă€hnlicher CalamitĂ€ten schlĂ€gt Eck-
stein den damit handeltreibenden. Personen vor, im heis-
sen Sommer das zur Versendung bestimmte Rauchfleisch
in Pergamentpapir, welches 1 Stunde lang in heissem
Holzessig eingelegt worden, einzuwickeln und dann erst
zu verpacken. (Stammâs ilustr. Zeitschr.) B.
Ueber den Werth des Fleischextraets.
J. v. Liebig legt in einem Schreiben an den Her-
ausgeber der Londoner medicinischen Zeitschrift âThe
Lancetâ seine Ansichten ĂŒber den Werth des Fleisch-
extracts als Nahrungsmittel dar und stellt in KĂŒrze die
Ergebnisse seiner Untersuchungen des Fleisches, so weit
sie das Fleischextract betreffen, zusammen. Das Fleisch
enthÀlt zweierlei Gruppen von Stoffen. Die erste Gruppe
wird von den sogen. Eiweisskörpern und den leimgeben-
den Geweben gebildet und von diesen haben Fibrin und
Albumin einen höheren NÀhrwerth, jedoch nur in Ver-
bindung mit Kreatin, Kreatinin, Sarkin, welche ausschliess-
lich im Fleische vorkommen, begleitet von organischen,
nicht krystallisirbaren Stoffen und von Salzen (phosphor-
saurem Kali und Chlorkalium). Diese Bestandtheile der
zweiten Gruppe heissen âExtractivstoffe des Fleischesâ ;
ihnen verdankt die FleischbrĂŒhe ihren Geschmack und
ihre Wirksamkeit. Das Fleischextract ist nun in der
That nichts Anderes, als feste FleischbrĂŒhe, d.h. Fleich-
brĂŒhe, deren Wasser durch Abdampfen entfernt wurde.
Ausser den genannten Stoffen fĂŒhrt das Fleisch Fett
mit sich. In dem Fleischextracte ist nun aber weder
Fibrin noch Albumin, eben so wenig Leim und Fett ent-
halten. Die dem Fleischextracte fehlenden Eiweisskör-
per können ersetzt werden durch Eiweisskörper von iden-
12%
180 Einwirkung von sılpetriger SÀure auf Kreatinin.
tischer Zusammensetzung aus dem Pflanzenreiche, deren
Preis um Vieles niedriger ist. FĂŒr die Extractivstoffe
des Fleisches aber giebt es keinen Ersatz. Entzieht man
sie dem Fleische und verbindet sie mit Eiweisskörpern
vegetabilischen Ursprungs, so erhÀlt man den vollen NÀhr-
werth des Fleisches. Diesen Extractivstoffen verdankt
also das Fleischextract seinen Werth als Nahrungsmittel
fĂŒr die Bevölkerung Europas, vorausgesetzt, dass es in
grossen Mengen und mit geringen Kosten in LĂ€ndern
erzeugt wird, in denen das Fleisch keinen Werth hat.
(Buchn. n. Repert. Bd. 15. 1866.) B.
Das Fleischextraet
von Gibert in Fray-Bentos enthÀlt nach Fuchs: Was-
ser 10, Asche 15,5 Proc.; davon PhosphorsÀure 2,76 und
Stickstoff 9,507 Proc. (Buchn.n. Repert. Bd. 14. 10.)
Dr. Reich.
. Einwirkung von salpetriger SĂ€ure auf Kreatinin.
Bei Behandlung von Kreatinin mit salpetriger SĂ€ure
erhielt M. MĂ€rker zwei isomere Basen von der Formel
CSH8N?O4, die in ihren Eigenschaften wesentlich ver-
schieden sind. Base a bildet ein blendend weisses, rauh
anzufĂŒhlendes Pulver, das unter dem Mikroskop als ein
Conglomerat feiner Nadeln erscheint und löst sich in kal-
tem Wasser sehr schwer, in heissem leichter, in Wein-
geist noch weniger als in kaltem Wasser und in Aether
gar nicht. Base à krystallisirt aus der wÀsserigen Lösung
in schwach gelb gefÀrbten kugelförmigen Warzen, die in
nicht zu starkem Weingeist leicht, in Aether aber nicht
löslich sind. Die in Wasser unlösliche Base z schmilzt
unter heftiger Reaction und bedeutender Gasentwicke-
lung bei 2100 momentan zu einer farblosen FlĂŒssigkeit,
die beim Erkalten sofort erstarrt und sich durch Salz-
sÀure leicht in zwei Theile trennen lÀsst, in einen lös-
lichen mit basischen Eigenschaften von der Formel
ClaH12N!004 und einen unlöslichen amorphen braunen
âKörper. Die isomere Base 3 zeigt diese Eigenschaften
nicht. Zum Kreatin stehen beide Basen in sehr ein-
facher Beziehung, indem sie 1 At. H weniger und 1 At.
N mehr als dasselbe enthalten. (Ann. der Chem. u. Pharm.
CXXXIL. 305 â 316.) G,
ChininÀhnliche Substanz im thierischen Gewebe. 181
Ueber das Vorhandensein einer dem Chinin sehr Àhn-
lichen fluoreseirenden Substanz in dem thierischen
Gewebe; von Bence Jones.
Bei Thieren, welchen man Chinin eingegeben, lÀsst
sich dasselbe schon nach wenigen Minuten in allen Orga-
nen des Körpers nachweisen und zwar in der Art, dass
man die einzelnen Theile mit verdĂŒnnter SchwefelsĂ€ure
wiederholt auskocht, filtrir, mit Aetznatron neutralisirt
und die FlĂŒssigkeit mehrmals mit einem gleichen Volum
Aether schĂŒttelt. Der nach dem Verdunsten des Aethers
bleibende RĂŒckstand wird wieder in verdĂŒnnter Schwe-
felsÀure aufgenommen und die Menge des Chinins in der
Lösung durch Vergleichung ihrer Fluorescenz mit einer
Chininlösung von bestimmtem Gehalt ermittelt. Bei derarti-
gen Versuchen mit Meerschweinchen erhielt Jones, als er
zur Vergleichung auch die Organe eines Thieres in der-
selben Weise behandelte, das kein Chinin erhalten hatte,
ganz Àhnliche Resultate, wie bei einem andern, dem er
davon gegeben. Er bekam aus der Linse, aus der Leber,
den Nieren, dem Herzen u.s.w. durch Behandlung mit
verdĂŒnnter SchwefelsĂ€ure FlĂŒssigkeiten, die sich hinsicht-
lich ihrer Fluorescenz nur insofern von Chininlösungen
unterschieden, dass das Licht der fraglichen Substanz
etwas mehr grĂŒnlich war als das des Chinins und dass
ihre Wirkung auf das Spectrum etwas frĂŒher eintrat,
aber an derselben Stelle zu Ende ging, wie bei diesem.
Alle Reactionen, die den Alkaloiden eigenthĂŒmlich sind,
mit jodhaltigem Jodkalium, mit Jodquecksilber-Jodkalium,
mit PhosphormolybdÀnsÀure, Platinchlorid und Goldchlorid
traten auch mit dieser Substanz ein, so dass an dem Vor-
handensein eines Alkaloids nicht mehr zu zweifeln war.
Jones nennt dasselbe animalisches Chinoidin. Er
hat die Menge dieses Alkaloids in verschiedenen Theilen
beim Menschen und Meerschweinchen durch Vergleichung
mit Chininlösungen von bestimmtem Gehalte ermittelt.
Wahrscheinlich ist das animalische Chinoidin ein
Zersetzungsproduct des Albumins und in steter Bildung
aus diesem in nachfolgender Oxydation begriffen. Bei
dem Gebrauch von Chinin, welches sich, wie die Ver-
suche beweisen, schon nach kurzer Zeit durch den gan-
zen Organismus verbreitet und nach lÀngerem Zeitraum
wieder verschwindet, trÀgt sich vielleicht die Oxydation
auf dieses ĂŒber und darauf mag die Heilwirkung dessel-
ben beruhen. (Pharmae. Journ. and Transact. Jul. 1866.
Il. Ser. Vol. VII. No. 1. pag. 32.) Wp.
182 Pancreatin. â FlĂŒssiger Leim.
Panereatin.
Unter diesem Namen wird von englischen Aerzten
die PancreasflĂŒssigkeit von jĂŒngst geschlachteten Thie-
ren, mit verschiedenen fetten Oelen zur Emulsion ver-
arbeitet, bei Auszehrung empfohlen. (Pharm. Journ. and
Transact. II. Ser. Vol. VII. No. 8. Febr. 1866. p. 405.)
7,
Wp.
FlĂŒssiger Leim.
Nach dem âGewerbeblatte fĂŒr das Grossh. Hessenâ
erhĂ€lt man einen vorzĂŒglichen flĂŒssigen Leim, indem
man 3 Theile französischen Leim in Wasser aufweicht,
danach das ĂŒbrig bleibende Wasser von dem gequolle-
nen Leime abgiesst und denselben mit 1 Theil zugesetz-
tem Wasser schmilzt. Der flĂŒssigen Masse fĂŒgt man
dann noch unter UmrĂŒhren !, Theil gereinigten Holz-
essig zu und lĂ€sst sie erkalten. (Bl. fĂŒr Hand. u. Gwbe.
1866. 7.) 2:
Weisser flĂŒssiger Leim.
FlĂŒssigen Leim, welcher ganz vorzĂŒglich zum Lei-
men aller nur denkbaren GegenstÀnde, selbst von Por-
cellan, Glas, Perlmutter, angewendet werden kann, stellt
L.Krafft, da der mit Essig oder SalpetersÀure erzeugte
weniger tauglich sei, auf folgende Weise dar: 3 Theile
Leim, in StĂŒcke zerschnitten, werden mit 8 Theilen Was-
ser ĂŒbergossen und einige Stunden stehen gelassen, so-
dann !/, Theil SalzsÀure und 3/, Theile Zinkvitriol zu-
gesetzt und 10â 12 Stunden lang einer Temperatur von
650 â 700 R. ausgesetzt. Der Leim gelatinirt dann nicht
mehr, wird durch Absetzenlassen, wenn nöthig, weiter
gereinigt und ist zu allen Zwecken vorzĂŒglich gut ver-
wendbar. (Polyt. Notizbl. 1866. No. 17.)
Ueber den Xanthingehalt der Leber.
Von A. Almen, Professor in Upsala, wurden behufs
der Darstellung des Xanthins 5 Kilogrm. gehackte und
nit Glaspulver fein zerriebene Ochsenleber mit dem glei-
chen Gewicht Weingeist zu einem dĂŒnnen Brei ange-
rĂŒhrt und einige Zeit auf dem Wasserbade gelinde er-
wĂ€rmt. Darauf wurde die FlĂŒssigkeit abgepresst und
der RĂŒglestand noch einmal mit Wasser von etwa 800
extrabirt. Von den vereinigten FlĂŒssigkeiten, die durch
N)
Xanthin im Harn. 183
Destillation vom Weingeist befreit waren, wurde nach
dem Coliren ein Niederschlag mittelst Bleizucker her-
gestellt. Derselbe hatte eine so schleimige Natur, dass
er nicht abfiltrirt werden konnte; beim ErwÀrmen ging
er in eine zÀhe, fest am Boden haftende Masse zusam-
men. Er enthielt weder Xanthin noch Hypoxanthin.
Die darĂŒber stehende, klar abgegossene FlĂŒssigkeit setzte
beim Erhitzen auf etwa 50°C. und allmÀliges Concen-
triren eine von Xanthin freie, dunkle, huminartige Sub-
stanz ab. Das Filtrat wurde mit Bleiessig bis zur stark
alkalischen Reaction versetzt, der reichliche Niederschlag
nach 22stĂŒndigem Stehen auf einem Filtrum gesammelt
und gewaschen. WaschflĂŒssigkeit und Filtrat wurden
sodann mit so viel essigsaurem Quecksilberoxyd ver-
mischt, dass noch eine schwach alkalische Reaction in
der FlĂŒssigkeit vorhanden blieb. Nach zwölfstĂŒndigem
Stehen wurde der Niederschlag auf einem Filtrum ge-
waschen. Indem nunmehr erhaltenen Filtrat konnte kein
Xanthin oder Hypoxanthin mehr nachgewiesen werden.
Der Blei- und Quecksilberniederschlag wurden jeder fĂŒr
sich in Wasser suspendirt, durch Schwefelwasserstoff zer-
setzt, die SchwefelmetallniederschlÀge abfiltrirt und noch-
mals getrennt mit Wasser ausgekocht und von Neuem
abfiltrirt.. Aus beiden Filtraten schied sich beim Ein-
dampfen das Xanthin in Krusten ab. Aus dem Blei-
niederschlage wurden auf diese Weise 0,598 Grm., aus
dem Quecksilberniederschlage 0,403 Grm. Xanthin erhal-
ten. Aus 26 Kilogrm. Ochsenleber konnte Alm&n nach
diesem Verfahren 6,24 Grm. Xanthin darstellen, dessen
Gewicht nach dem vollkommenen Reinigen â 6,0 Grm.
betrug. (Journ. fĂŒr prakt. Chem. Bd. 96. pag. 98 â 105.)
ARNEIES âŹ. Bl.
Xanthin im Harn,
E. DĂŒrr hat im Harne, der von ihm und Andern
nach Benutzung der SchwefelbÀder zu Limmer bei Han-
nover gelassen worden, wiederholt Xanthin gefunden; in
einem Falle auch in dem Harne eines Kranken, der mit
einer starken Schwefelsalbe behandelt worden war.
Die Methode zur Auffindung des Xanthins im Harne
ist folgende: Man fÀllt den Harn mit Barytlösung aus,
neutralisirt das Filtrat genau und tröpfelt Sublimatlösung
zu. Entsteht sogleich ein weisser flockiger Niederschlag,
so zeigt dies die Anwesenheit von Xanthin an. Nur
muss man sich beim Neutralisiren vor einem Ueberschuss
N a
184 Chloroform als Reactionsmittel auf zuckerhalt. Harn.
von SĂ€ure hĂŒten, da der weisse Niederschlag schoen in
ziemlich verdĂŒnnten SĂ€uren löslich ist. Der Zusatz von
Sublimatlösung ohne vorgÀngige AusfÀllung mit Baryt-
wasser kann ĂŒber die Gegenwart von Xanthin nicht ent-
scheiden, da auch die HarnsÀure einen Àhnlichen Nieder-
schlag mit Sublimat bildet. In fast jedem normalen
Harn erfolgt nach lÀngerem Stehen durch Sublimatzusatz
eine weissliche TrĂŒbung und ein geringer Niederschlag.
(Ann. der Chem. u. Pharm. CXXXIV. 45 â52.) G.
Ueber Chloroform als Reactionsmittel auf zucker-
haltigen Harn.
A.Cailliau versetzte 30 Grm. eines zuckerhaltigen
Harns mit 15 Grm. Chloroform und schĂŒttelte das Ge-
misch heftig. Nach einiger Zeit wurde die FlĂŒssigkeit
milchig und trennte sich in zwei Schichten. Die obere
war klar und beinahe farblos, die untere weiss, dicklich
und gelatinös. Nach einiger Zeit wurde die obere Schicht
abgehoben und in einer Porcellanschale sich selbst ĂŒber-
lassen. Nach Verdunstung der FlĂŒssigkeit wurde der
Inhalt der Schale syrupartig und nach einigen Tagen hat-
ten sich an den WÀnden kleine warzenförmige Krystalle
abgesetzt, die, wie bestimmt erkannt wurde, aus Zucker
bestanden und welcher in reinerem Zustande erschien, als
der auf andere Weise erhaltene. (Journ. de chim. med.)
B.
Verdeckung des unangenehmen Geruchs der Schwefel-
kaliumprÀparate.
Ein amerikanischer Arzt, Dr. Ruschenberger, em-
pfiehlt zu diesem Zweck einen geringen Zusatz von Ol.
Anisi. Schon 1 Drachme des Aniswassers genĂŒge, um
den Geruch einer Lösung von 10 Gr. des Sulfurets in
1 Unze Wasser vollstÀndig zu verdecken. In noch viel
höherem Grade zeigte das reine Ol. Anisi diese Wirkung.
Auch Schwefelkaliumsalben verlieren, mit etwas Ol. Anist
vermischt, fast ganz ihren unangenehmen Geruch. Vee
bestÀtigt die Richtigkeit dieser Beobachtung. (2ull. de
Therapie.) B.
a
ne
r
EV. Literatur und Kritik.
Anleitung zur Darstellung und PrĂŒfung chemischer und
pbarmaceutischer PrÀparate. Ein auf eigene Erfah-
rungen gegrĂŒndetes, insbesondere den Apothekern
gewidmetes praktisches HĂŒlfsbuch von Dr. G. C.
Wittstein. Vierte vermehrte und verbesserte Auf-
lage. MĂŒnchen 1867, Verlag von Jul. Grubert.
Dieses zuerst im Jahre 1844 erschienene Werk hat sich einer gĂŒn-
stigen Aufnahme mit Recht zu erfreuen gehabt, so dass im Jahre
1850 die zweite, 1856 die dritte und 1867 die vierte Auflage erschei-
nen konnte. Die Anordnung ist wesentlich dieselbe geblieben. Auf
der ersten Seite sind die Mischungsgewichte oder Aequivalente
der einfachen Körper, welche bei den Berechnungen zu Grunde
gelegt sind, abgedruckt. Die Anordnung ist alphabetisch.
Die Vorschriften zu Acetonum, Acidum acetieum concentratum,
Acid. acet. erystallisatum, A. arsenicicum, A. benzoicum und Acid.
boracieum sind wesentlich die der frĂŒheren Ausgabe. Neu hinzu-
gekommen ist Acidum butyrieum; die Vorschrift ist wie anfangs
bei Acidum Jlacticum, d.h. SĂ€ttigung saurer Molken, welchen auf
100 'Th.s5 Tb. Milchzucker zugesetzt sind, mit krystallisirtem koh-
lensauren Natron alle 1â2 Tage so lange, bis sich nach 4â 5tĂ€gi-
gem Steben keine saure Reaction mehr zeigt, Zusetzen von Schwe-
felsÀure ohne Ueberschuss, Abdunsten auf 20 Theile und Destilla-
tion unter Zersetzung mittelst concentrirter SchwefelsÀure.
Aeidum carbazotieum, KohlenstickstoffsĂ€ure, wie in frĂŒherer
Auflage. Ebenso Acid. chromicum; Acid. formieicum hat einige
AbÀnderung erlitten. Acid. hydrochlorieum hat jetzt Stelle vor A.
hydroceyanicum und hydrofluoricum gefunden, welche beide Arti-
kel unverÀndert geblieben sind, ebenso A. hydrojodieum und A.
hydrothionicum. Acid. laeticum, A. meconicum, A. molybdaenicum
hat einige AbÀnderung erlitten, A.nitricum keine. Acid. oxalicum
ist mit ZusÀtzen vermehrt. Acid. phosphorieum und phosphorieum
anhydricum wie frĂŒher. Acid. silieico-hydrofluoricum ist abgeĂ€n-
dert. Acid. stibicum wie frĂŒher, ebenso A. suceinicum, A. sulphu-
ricum purum, A. sulphurosum, A. superchloricum, A. tannicum,
A. tanningenicum, A. tantalicum, A. tartaricum, A. titanicum. Es
findet sich eine zweite Methode der Darstellung angegeben. Acid.
uricum durch Zusatz vermehrt. Acid. valerianicum wie frĂŒher.
Ebenso Acid. wolframicum.
Aconitinum ist neu eingeschaltet. Die Bereitung soll aus der
Wurzel von Aconitum Napellus geschehen. Aether purus wie frĂŒ-
her. Aether purus alcoholatus, Aether (purus) alcoholato ferratus,
Aeth. phosphoratus wie frĂŒher. Aeth. aceticus wie frĂŒher. Ebenso
Aether muriaticus, Aether muriaticus aleoholatus, Aether nitrosus,
Aether nitrosus alcoholatus. â Aldehydum, Alkarsinum. Alcohol
186 Literatur.
purum unverÀndert. Aluminium oxydatum etwas verÀndert. Alu-
minium oxydatum sulphuricum wie frĂŒher.
Ammoniacum caustieum aquosum, einige VerÀnderung ist er-
sichtlich. Ammonium chloratum depuratum mit AbÀnderung. Am-
monium chloratum ferratuın wie frĂŒher, ebenso A. jodatum ohne
VerĂ€nderung, A. oxydatum acetieum liquidum wie frĂŒher, A. oxy-
datum carbonicum wie frĂŒher, A. oxydatum nitrieum wie frĂŒher,
ebenso A. oxydatum phosphoricum. Ammonium oxydatum suceini-
cum, A. oxydatum sulphurieum, A. sulphuratum liquidum, Amyg-
dalinum, Amylum jodatum sÀmmtlich ohne wesentliche VerÀnde-
rung. Ebenso ist es bei den Vorschriften zu Anthrakokali simplex
und Anthrokokali sulphuratum. Argentum purum. Argentum oxy-
datum purum ist neu eingeschaltet. Argentum oxydatum aceticum
wie frĂŒher, ebenso Arg. oxydat. nitrieum, Arg. oxydat. sulphuricum,
Asparaginum.
Neu eingeschaltet ist Atherospermium, der wirksame Bestand-
theil der Rinde des Atherosperma moschatum. Atropinum eben-
falls neu aufgenommen. Aurum purum. A.sesquichloratum war frĂŒ-
her aufgefĂŒhrt, die gegenwĂ€rtige Auflage enthĂ€lt: Aurum sesqui-
chlorat. natronat. Neu aufgenommen: Aurnm jodatum, Aur. oxy-
datum hydraticum. â Baryum chloratum unverĂ€ndert und die an-
dern Barytsalze. â Berberinum murjaticum, wie frĂŒher. Ebenso
Beryllium oxydatum. Bismuthum oxydat. nitrie. basieum, Bism.
valerianieum. Neu eingeschaltet: Bromum chloratum. Bruceinum
gegen frĂŒher etwas verĂ€ndert.
Cadmium oxydat. carbonicum, C.oxydat. sulphurie. und âŹ. sul-
phuratum die alten Vorschriften.
Caleium chloratum, Cale. oxydatum acetieum, Cale. oxydatum
earbonieum, Calc. oxydat. sulphuric. und andere Kalksalze wie in
der frĂŒheren Auflage. Neu aufgenommen ist Cale. oxydat. phos-
phoricum.
Cantharidum, Vorschrift wie frĂŒher. â Carbonicum sulphura-
tum unverĂ€ndert. Cerium oxydatum unverĂ€ndert. â Chininum
purum mit bemerkenswerthen ZusÀtzen versehen, worin die An-
gabe der meisten LehrbĂŒcher, dass das Chinin in 60 Th. Aether,
so wie die Angabe von Hesse, dass es in gleichen Theilen Aether
löslich sei, als nicht richtig bezeichnet wird. Neu hinzugekommen
ist: Chinin. aceticum, Ch. eitrieum, Ch. ferro-eitricum. Chin. mu-
riatieum die frĂŒhere Angabe. Chin. sulphurieum, die PrĂŒfung ent-
hĂ€lt AbĂ€nderungen. Chin. tannieum. Chin. valerianieum, die frĂŒ-
here Methode. Chlorum aquosum wie in frĂŒherer Ausgabe. Chro-
mium oxydat. unverÀndert. Ebenso Cobaltum oxydat. phosphoric.
aluminatum. Eingeschaltet ist: Coffeinum. Zur Bereitung wird
grĂŒner und schwarzer Thee empfohlen, der 1,8 bis 2 Procent Aus-
beute geben soll.
Collodium. Bis auf einen kleinen Zusatz die frĂŒhere Vor-
schrift. Neu eingeschaltet ist Corydalinum. Soll aus der Wurzel
dargestellt werden.
Cuprum bichloratum. âŹ. biehlorat. ammoniatum liquidum. C.
bieyanatum. C. oxydatum. C. oxydat. aceticum. Ă. oxydat. car-
bonieum basieum. C. oxydat. nitrieum. _C. oxydat. sulphurieum.
C. oxydat. sulphurie. ammoniatum. C. oxydulatum wie frĂŒher.
Digitalinum wie frĂŒher. Dulcamarinum.
Ergotinum offieinale, frĂŒhere Vorschrift.
Ferrum bromatum, F. chloratum, F.sesquichloratum, F. eyanat.
et sesquicyanatum, F. jodatum, F. oxydat. hydraticum, F. oxydat.
FR ı
ÂŁ Literatur. : 187
rubrum, F. oxydat. acetie. liquidum, F. oxydat. eitrie. ammoniatum,
dieselben Vorschriften; neu eingeschaltet ist F. oxydat. eitricum,
F. oxydat. phosphoricum, F. oxydat. sulphuricum, F. oxydat. vale-
rianicum, F, oxydulat. nigrum, F. oxydulat. carbonie. et saccharat.,
F. oxydulat. lactieum. Eingeschaltet ist: F. oxydulat. oxydat. arse-
nicum. F. oxydulat. oxydat. phosphoricum. F. oxydulat. sulphuri-
eum. F. sulphuratum. SÀmmtliche EisenprÀparate sind bis auf
geringe ZusÀtze unverÀndert aufgerommen. die als neu eingeschal-
teten in praktischer Weise zu bereiten gelehrt.
Formylum chloratum, F. jodatum die bewÀhrten Vorschriften.
Hydrargyrum purum, H. bromatum und bibromatum, H. chlo-
ratum und bichloratum, H. bichlorat. ammoniatum, H. eyanatum,
H. jodatum und bijodatum, H. oxydat. rubrum, H.oxydat. phospho-
rieum, H. oxydat. sulphuricum, H. oxydulat. purum, H. oxydulat.
aceticum, H. oxydulat. nitricum, H. oxydulat. phosphoricum, H. sul-
phuratum nigrum, H. sulphurat. rubrum. â Inulinum. â Jodum
bromatum, J. chloratum. â Kalium eyanatum, K. cyanat. fusum,
K. eyanat. ferrat. rubrum, K. cyanat. sulpburatum, K. fluoratum,
K. fluorat. silieatum, K. jodatum. Das letztere PrÀparat hat bei
der PrĂŒfung einen Zusatz erhalten. Kalium oxydat. hydraticum,
K.oxydat. aceticum. Eingeschaltet ist: Kalium oxydat. arsenieicum,
K. oxydat. earbonieum, K. oxydat. bicarbonieum, K. oxydat. chlo-
ricum, K. oxydat. chromieum neutrale, K. oxydat. nitrie. depurat.,
K. oxydat. oxalieum neutrale, K. oxydat. silieie. solubile, K. oxydat.
stibieum acidum et neutrale, K. oxydat. sulphurieum, K. oxydat.
sulphuric. acidum, K. oxydat. superchloriceum, K. oxydat. tartarie.
acidum et neutrale et ammoniatum et boraxatum et ferratum et
natronatum et stibiatum, K. sulphuratum. Fast sÀmmtliche Kali-
salze sind unverÀndert beibehalten. Neu aufgenommen: Kussinum.
Lacca e rad. Rubiae tinetorum wie frĂŒher. Lithium chloratum et
earbonieum. Magnesium oxydatum purum. M. oxydatum eitriecum
ist neu aufgenommen, ebenso M. oxydatum lactiecum. â Manganum
ehloratum, M. oxydulat. carbonicum. Neu aufgenommen: Mangan.
oxydulat. lacticum. â Morphinum purum et acetic. et muriaticum.
â Natrium. Die Natronsalze sind meist kurz abgehandelt. Neu
aufgenommen ist Natrium jodatum, N.nitro-cyanatum ferratum und
N. oxydat. pyrophosphoric. ferratum liquidum. â Oxyacanthinum.
â Palladium chloratum. â Pierotoxinum. â Piperinum. -â- Plati-
num bichloratum et nigrum et oxydatum. â Plumbum chloratum,
P. jodatum, P. oxydatum. P. oxydat. acetic. basicum, P. oxydat.
nitricum, P. oxydat. oleiricum et palmitinicum s. Emplastrum Ce-
russae et Lythargyri simplex, P. superoxydat. bruneum, P. oxydat.
tannieum. â Resina Jalapae. â Salieinum. â Santoninum. â Stan-
num chloratum liquidum, St. bichloratum, St. oxydatum, St. oxy-
dulatum, St. bisulphuratum. â Stibium purum, Stib. chlorat. liqui-
dum, Stib. oxydatum, Stib. sulphurat. aurantiacum, die Àltesten Vor-
schriften, Stib. sulphurat. rubeum mit AbĂ€nderungen. â Strontium
chloratum, Str. oxydat. purum, Str. oxydat. earbonieum. â Strych-
ninum purum et nitrieum. â Sulphur jodatum, Sulph. praeeipitatum.
â Theobrominum. â Uranium oxydatum. â Ureum purum et ni-
trieum. â Veratrinum. â Yttrium oxydatum. â Zincum purum,
Z. ehloratum, Z. ceyanat. ferratum, Z. oxydatum, Z. oxydat. aceti-
cum, Z. oxydat. sulphuricum, Z. valerianicum. â Zirconium oxy-
datum. meist die alten bewÀhrten Vorschriften.
Der Herr Verfasser dieses praktischen Handbuches hat durch
mancherlei vorstehend angezeigte ZusÀtze und Einschaltungen von
188 Literatur.
neuen PrÀparaten die Brauchbarkeit seines Werkes noch vermehrt
und die neue Auflage wird wie die frĂŒhere sich wieder neuen Bei-
fall erwerben und seine NĂŒtzlichkeit bewĂ€hren.
Dr. L. F. Bley.
Die Chinarinden der pharmakognostischen Sammlung zu
Berlin. Mit 10 Tafeln Abbildungen. Von Dr. Otto
Berg, Professor an der UniversitÀt Berlin. Berlin,
1865. Verlag von Rudolph GĂ€rtner.
Bei dem allgemeinen Interesse, welches in neuester Zeit das
Studium der Chinarinden gefunden hat, schien es dem Verfasser
nicht unzweckmÀssig, die in seinen Atlanten gegebene gedrÀngte
Bearbeitung mehr zu erweitern und fĂŒr die praktische Unter-
suchung umzuarbeiten. Das Material lieferte besonders die reiche
Chinarindensammlung des pharmakognostischen Museums an der
UniversitÀt, die im Handel vorkommenden Rinden und die von
dem Hrn. Prof. Phöbus mitgetheilten anatomischen PrÀparate der
Chinarinden von Delondre und Bouchardat. So heisst es in
der Vorrede zu gedachtem Werke, welches 3 Tafeln mehr enthÀlt
als der Atlas. SÀmmtliche PrÀparate sind in 65facher Vergrösse-
rung gezeichnet.
Der pharmakognostischen Sammlung der Berliner UniversitÀt
lag die vom Prof. Dr. Theodor Martius in Erlangen gemachte
Sammlung zu Grunde, war aber leider sehr ungĂŒnstig aufgestellt
und erst durch die sorgfĂ€ltigen BemĂŒhungen des Prof. Geh. Medi-
einalraths Dr. C. G. Mitscherlich neu geordnet und vermehrt
worden.
Die Droguen und chemischen PrÀparate befinden sich theils in
4 Wandspinden, theils in 14 aufrecht freistehenden SchrÀnken.
Bei dieser neuen Anordnung wurden aus Martiusâ Sammlung nur
die unechten Rinden beibehalten, die verschiedenen gebrÀuchlichen
Handelsrinden in charakteristischen und schönen Exemplaren von
der Handlung Lampe, Kaufmann & Comp. bezogen und die-
ser Sammlung die Sammlung aus dem Nachlasse des Conservators
Klotsch zugefĂŒgt. Diese letztere besteht aus einer sehr gut erhal-
tenen Originalsammlung der Chinarinden von Pavon, einer sehr
reichen Collection kÀuflicher Chinarinden von Howard mit eini-
gen von Weddell gesammelten Rinden und ferner Rinden aus den
Sammlungen von Pöppig, Warszewicz und Moritz Karsten.
Auch eine von Zimmer in Frankfurt a.M. erhaltene Sammlung
von Rinden, deren Alkaloidgehalt bestimmt ist, ist vorhanden.
Ueber das, was von Ă€lteren Pharmakognosten fĂŒr die Kennt-
niss der Chinarinden geschehen ist, spricht der Verf. sich sehr
ungĂŒnstig aus. Eine bessere Belehrung datirt der Verf. von der
ErgrĂŒndung des anatomischen Baues der Droguen an. Die frĂŒhere
Eintheilung der Rinden in graue oder braune, in gelbe und rothe
verwirft Berg.
$. 8. giebt ei.e Anweisung zur Darstellung mikroskopischer
Objecte. $. 9. beschÀftigt sich mit der Histologie der Chinarinden.
$.10. bespricht insonderheit die botanische Systematik. Weddelâs
"Bestreben des Zusammenziehens in seiner Monographie wird geta-
delt, doch wird eine Aufstellung der Arten nach Weddelâs An-
ordnung gegeben. Zu den darin enthaltenen echten Cinchonen
Literatur. 7. 08
fĂŒgt Berg noch die als Pavonâsche in Howardâs Quinologie be-
schriebenen Arten.
Im $. 11. wird Phöbusâ Arbeit ĂŒber die Delondre - Bouchar-
datâschen Chinarinden als vortrefflich bezeichnet und auf dieselbe
nÀher eingegangen. $. 12. handelt von den Chinarinden Delon-
dreâs und Bouchardatâs, von welchen die Berliner Sammlung
keine Probe besitzt, welche aber durch Phöbusâ Anfertigung ana-
tomischer PrĂ€parate derselben gemeinnĂŒtzlich gemacht sind.
$. 13. zÀhlt sodann auf: I. Echte Chinarinden von der Gat-
tung Cinchona abstammend, wovon 38 Abiheilungen gemacht sind.
$. 14. umfasst: II. Unechte Chinarinden von Arten aus der
Tribus der Cinchonaceen, mit Ausnahme der Gattung Cinchona,
abstammend und giebt noch eine Tabelle zur mikroskopischen Be-
stimmung der bedeckten echten Chinarinde. Sodann folgt ein Re-
gister. Die beigegebenen 10 Tafeln anatomischer mikroskopischer
Abbildungen enthalten:
I. Cortex Cinchonae Calisayae.
II. 1. Cortex Cinchon. serobieulatae, 2. und 3. Cort. Cinchon.
laneifoliae.
II. 1. Cortex Cinchon. lancifol. (Fortsetzung), 2. Cort. Cinchon.
macrocalyeis, 3. Cort. Cinchon. cordifoliae.
IV. 1. Cortex Cinchon. Uritusingae, 2. Cort. Cinchon. hetero-
phyllae, 3. Cort. Cinehon. ruber suberosus.
V.1. Cort. Cinch. Condamineae, 2. Cort. Cinch. amygdalifol.,
3. Cort. Cinchon. micranthae.
VI. 1. Cort. Cinchon. nitidae, 2. Cort. Cinehon. Chahuarguerae,
3. Cort. Cinchon. micranthae.
VI. Cort. Chinae ruber durus, 1. Cort. Cinch. purpureae, 2. Cort.
Cinch. Pulton, 3. Cort. Cinchon. luteae.
VII. 1. Cort. Cinchon. Pelletieranae, 2. Cort. Cinchon. umbellu-
liferae, 3. Cort. Cinchon. ovatae.
IX. 1. Cort. Cinehon. microphyllae, 2. Cort. Cinchon. lucumae-
foliae, 3. Cort. Cinchon. Pelletiereanae.
X. Cort. Ladenbergiae magnifoliae, 2. Cort. Naucleae Cin-
chonae.
Das vorliegende Werk beweist dieselbe Sorgfalt und Umsicht,
dasselbe Bestreben, der wissenschaftlichen Pharmacie zu nĂŒtzen,
welche alle literarischen Unternehmungen des zu frĂŒh verstorbenen
Berg auszeichnet. Es wird ein Denkmal sein, seinen Namen der
Nachwelt zu erhalten. Dr. L. F. Bley.
Bibliographischer Anzeiger fĂŒr Pharmaceuten.
1867. No. II.
Actorum, novorum, academiae Caesareae Leopoldino - Carolinae
germanicae naturae curiosorum. Tom. XXX]. Ets. t.: Ver-
handlungen der kais. Leopoldin.-Carolin. deutschen Akademie
der Naturforscher. 32. Bd. 2. Abth. Mit 35 Taf. 4. Dres-
den. Jena, Fr. Frommann. n. 12 ,ÂŁ.
Annales musei botaniei Lugduno-Batavi. Edit. Dir. Prof. F. A. G.
Miquel. Tom. III. Fasc.1 et2. gr. Fol. Amstelodami. Leip-
zig, F. Fleischer. In Mappe. 1. 21 ngr. â
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PIIEIRER NY
190 Bibliographischer Anzeiger.
Archiv fĂŒr Anthropologie. Zeitschrift fĂŒr Naturgeschichte u. Ur-
geschichte des Menschen. Red. v. A. Ecker u. L. Lindenschmidt.
3. Heft. Mit eingedr. Holzst. gr. 4. (1. Bd. $. 285â 403.)
Braunschweig, Vieweg u. Sohn. n. 11, â$.
Arznei-Taxe fĂŒr das Königreich Bayern. 8. (58 S.) MĂŒnchen,
Grubert. n. 14 ngr.
Asmus, Dr. Ed., die trockne Destillation des Holzes und Verarbei-
tung der durch dieselbe erhaltenen Rohproducte auf feinere,
wie auf EssigsÀure, Terpenthinöl ete. Mit 22 Holzschn. gr.8.
Berlin, Springerâs Verl. n. 1!/, $.
Becker, Chr. Aug., das Aceton (Acetonol), der geheime Wein-
geist der Adepten, Spiritus vini Lulliani s. philosophici. 2te
Ausg. gr. 8. MĂŒhlhausen. Heinrichshofen. n. 1/3 âÂŁ.
Beiche, W.Ed., der kleine Botaniker. 8. (267 S.) Langensalze,
Verlagscomptoir. 18 ngr.
Bronn, Prof. Dr. H. G., die Classen und Ordnungen des Thier-
reiches. 5. Bd. GliederfĂŒssler. Von A. GerstĂ€cker. 3, Lief.
Lex.-8. Miteingedr. Holzschn. Leipzig, C. F. Winter. n. 1 ,ÂŁ.
Correspondenzblatt des geologisch-mineralogischen Vereins in
Regensburg. Red. v. Dr. Herrick-SchÀffer. 21. Jahrg. 1867.
gr. 8. Regensburg, Manz in Commiss. n.n. 11/3 .ÂŁ.
Deutschlands Flora oder Abbild. u. Beschreibung der daselbst
wildwachs. Pflanzen. 7. Aufl. 52â62.Lief. hoch 4. Leipzig,
Baensch. An. 1/2 .$.
Ebbinghaus, Dr. Jul., die Pilze und SchwÀmme Deutschlands.
2. Aufl. Mit 32 illum. Kpftaf. 1. Lief. 4. Leipzig, Baensch.
Y,
Re elopsdie, allgemeine, der Physik. Herausg. v. G. Karsten.
i9. Lief. 8. Leipzig, Voss. n. 22, ».
FlĂŒckiger, Dr. F. A., EehibabhÂź der "Pharmakognosie des Pflan-
zenreiches. 4. Lief. gr. 8. Berlin, GĂ€rtner. & n. 2/3 â$.
Fuchs, Just., Breslauâs Trinkwasser. Chemische Untersuchung des
Brunnenwassers. gr.8. (228.) Breslau, Morgenstern in Comm.
3 nar.
ke, Aug., Flora von Nord- und Mitteldeutschland. 8. Aufl.
8. Berlin, Wiegand & Hempel. n. 1
Goullon, Geh. Med.-Rath Dr. 1% Beschreibung der in der homöo-
pathischen Pharmakopöe aufgenommenen Pflanzen. 34â37. Lief.
4. Leipzig, Baensch. & !/z $.
Graham-Ottoâs ausfĂŒhrl. Lehrbuch der Chemie. Mit in den Text
gedr. Holzst. 2.Bd. Anorgan. Chemie v. Fr. Jul. Otto. 4. Aufl.
1. Abth. 11â 13. Lief. 8. Braunschweig, Vieweg u. Sohn.
& Lief. n. 1/3 $.
Handatlas sÀmmtlicher medie. pharmac. GewÀchse od. Abbild. u.
Beschreibung der offiein. Pflanzen. 4. Aufl. 2-5. Lief. gr. 8.
Mit 32 col. Kpftf. Jena, Mauke. an. Yz $.
Hildebrand, Frdr., die Geschlechter-Vertheilung bei den Pflan-
zen und das Gesetz der vermiedenen u. unvortheilhaften steti-
gen Selbstbefruchtung. Mit 62 eingedr. Holzschn. gr.8. Leip-
zig, Engelmann. 27!/g ngr.
Hofmann, Prof. A. W., Einleitung in die moderne Chemie. 3te
Auflage. gr. 8. Mit eingedr. Holzschn. Braunschweig, Vie-
weg & Sohn. n. 11,
Husemann, Privatdoe. Dr. Th. und Dr. A. Husemann, Hand-
- buch der Toxikologie. gr. 8. Berlin, G. Reimer. Allz >:
Bibliographischer Anzeiger. 191
Jacobsen, Dr. Emil, chemisch-technisches Repertorium. Ueber-
sichtliche Mittheilungen der neuesten Erfindungen, Fortschritte
und Verbesserungen auf dem Gebiete der techn. u. industr.
Fame n 1866. 2. Halbjahr. gr. 8. Berlin, GĂ€rt-
ner 2 .
JĂ€ger, Dr.G., die Wunder der unsichtbaren Welt, enthĂŒllt durch
das Mikroskop. Mit eingedr. Holzschn. 5â11. Lief. Lex.-8.
(S. 201â536.) Berlin, Hempel. Ă€n. !/y $.
JahrbĂŒcher fĂŒr wissenschaftl. Botanik. Bec. v. Dr. N. Prings-
heim. 5. Bd. 3. u. 4. Heft. Mit 29 lith. Taf. Lex.-8. Leip-
zig, Engelmann. n. 5 ;$.
Jahresbericht ĂŒber die Fortschritte der Pharmakognosie, Phar-
macie u. Toxikologie. Herausg. v. Bee u. Th. Husemann.
8. (487 8.) Göttingen, Vandenhoeck & x Ruprechtâs Verlag. n.
2 PB 12 ngr.
Jahresberichte der Gesellschaft fĂŒr Natur- und Heilkunde in
Dresden. 1865 â 1866. gr. 8. (140 8.) Dresden, am Ende.
n. I .
Kuntze, Otto, Reform deutscher Brombeeren. BeitrÀge zur Kennt-
niss der Eigenschaften, der Arten u. Bastarde des Genus Ru-
bus. 8. (128 S.) Leipzig, Engelmann. n. 1!/3 $.
KĂŒtzing, Prof. Dr. Frdr. Traug., Tabulae phycologicae od. Abbild.
der Tange. 17.Bd. gr.Âź. (50 Steintaf. mit 16 S. Text.) Nord-
hausen, Förstemann. In Mappe & Lief. 1 .$; col. 2 £.
Laban, F. C., Garteuflora fĂŒr Norddeutschland. gr. 8. (314 S.)
Hamburg, "0. Meissner. 1 "PB 6 near.
Leopoldina. Amtl. Organ der kais. Leopold.- Carolin. deutschen
Akademie der Naturforscher. Herausg. v. C.G. Carus. 6. Hft.
15 Nrn. gr. 4. Jena, Fr. Frommann. n.1 ,$.
Löwe, W., die Handelspflanzen, Wurzel-, Knollen-, KĂŒchengewĂ€chse
u. essbaren SchwÀmme. Mit 18 col. Kpftaf. 2. Aufl. 1. Lief.
4. Leipzig, Baensch. 1; $.
Miquel, F. A. G., Prolusio florae japonieae. Fasc. V. Fol. Leip-
zig, Fr. Fleischer. n. 1.f 21.ngr.
Mulder, G. J., die Chemie der a etbeknenden Oele, ihre Berei-
tung u. ihre technische Anwendung in KĂŒnsten u. Gewerben.
Bearb. v. J. MĂŒller. gr. 8. Berlin, Springerâs Verl. n. 12/3 $.
MĂŒller, Dr. Ferd., das grosse illustr. KrĂ€uterbuch. 2. Aufl. Mit
300 eingedr. Holzschn. 5. Heft. Lex.-8. Ulm, Ebner. & 1; ÂŁ.
Musprattâs theoret., prakt. u. analyt. Chemie in Anwendung auf
KĂŒnste u. Gewerbe. Bearb. von Dr. F. Stohmann. Mit 1500
in den Text eingedr. Holzschn. 2. Aufl. 3. Bd. 12â 14. Lief.
gr. 4. Braunschweig, Schwetschke u. Sohn. & n. 12 ngr.
Otto, F. J., Anleitung zur Ausmittelung der Gifte u. zur Erken-
nung der Blutflecken bei gerichtl.-chemischen Untersuchungen.
3. Aufl. gr. 8. Braunschweig, Vieweg & Sohn. n. 2/3 »$.
Rammelsberg, C. F., Leitfaden fĂŒr die qualitative chemische
Analyse. 5. Aufl. gr. 8. Berlin, LĂŒderitzâs Verl. n. 23 8.
Regnault-Streckerâs kurzes Lehrbuch der Chemie. 2. Bd.
1. Lief. 8. Braunschweig, Vieweg u. Sohn. n. %3 ÂŁ.
Reichenbach, Dr. Frhr. v., die odische Lohe und einige Bewe-
gungserscheinungen als neu entdeckte Formen des odischen
Prineips in der Natur. 8. Wien, BraumĂŒller. n. 26 ngr.
Retorte, die. Zeitung fĂŒr prakt. Pharmacie. Herausg. Hensel.
1. Jahrg. 1867. 104 Nrn. (l/a Bog.) gr. 4. Berlin, Conrad.
l/ajÀhrl. 121/, ngr.
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192 Bibliographischer Anzeiger.
Rochleder, Dr. Frdr., ĂŒber Quereitrin. Lex.-8. (3 8.) Wien,
Geroldâs Sohn. 11l/y ngr.
Russow, Edm., BeitrÀge zur Kenntniss der Torfmoose. Mit 5 Taf.
gr. 8. (84 8.) Dorpat, GlÀser. n. 2% »$.
Schlickum, O., der junge Chemiker. GrĂŒndliche EinfĂŒhrung in
2 Studium der Chemie. 3. Aufl. 16. Neuwied, Heuser. n.
Schwarz, Dr. Ed., chemische Analyse des Mineralwassers in Möd-
ling bei Wien. Lex.-8. Wien, Gerolds Sohn. 2 ngr.
Stein, Prof. Dr. Fr, der Organismus der Infusionsthiere, nach
eigenen Forschungen bearb. 2. Abth. Mit 16 Kupftaf. Fol.
Leipzig, Engelmann. n. 22 :$.
Ule, Dr. O., ausgewÀhlte naturwissenschaftl. Schriften. 4. Bdehn.
Skizzen aus dem Gebiete der organ. Chemie. 1. u. 2. Heft.
8. (160 5.) Halle, Schwetschke. & Heft 6 ngr.
Verhandlungen der k.k. zoologisch - botanischen Gesellschaft in
Wien. Jahrg. 1866. 16. Bd. Mit 21 lith. Taf. 8. Leipzig,
Brockhaus. n. 6?/3 $.
Vogt, Carl, Lehrbuch der Geologie u. Petrefaetenkunde. 3. Aufl.
1. Bd. 2. u. 3. Lief. gr. 8. Braunschweig, Vieweg u. Sohn.
an. 138.
wilbrand Inl. u. Ferd. Wilbrand, Leitfaden fĂŒr die ersten
Uebungen im chemischen Laboratorium. 16. (36 S.) Neu-
wied, Heuser. n. 1/6 »$-
"Wochenschrift, schweizerische, fĂŒr Pharmacie. Herausg. von
A. Gruner. Jahrg. 1867. 52 Nrn. Lex.-8. Schaffhausen, Brodt-
mann. 1. 21 ngr.
Zeitschrift fĂŒr analyt. Chemie. Herausg. v. C. Remigius Frese-
nius. 6. Jahrg. 1867. 4 Hefte. gr. 8. Wiesbaden, Kreidel.
3.2.
â fĂŒr He gesammten Naturwissenschaften. Red. von C. Giebel u.
M. Siewert. 27 â 30. Bd. 1867. gr. 8. Berlin, Wiegand.
52 f
3 N
Hofbuchdruckerei der Gebr. JĂ€necke zu Hannover.
ARCHIV DER. PHARIACHE,
CLXXXI. Bandes drittes Heft.
2. Biographisches Denkmal.
Nekrolog des Dr. Friedrich Meurer.
Es war am 28. April 1866, Nachmittags, als sich in
Dresden ohne das bei dergleichen Gelegenheiten sonst
ĂŒbliche GeprĂ€nge nach dem Eliaskirchhofe ein Trauerzug
bewegte: man geleitete die Leiche des am 26. April
Morgens im halbvollendeten 74sten Lebensjahre verstor-
benen Apothekers Dr. med. Friedrich Meurer zu ihrer
letzten RuhestĂ€tte. âLasst mich so einfach wie möglich
begraben!â hatte der Verstorbene ausdrĂŒcklich gewĂŒnscht
und diesem Wunsche gemÀss war eben so einfach, wie
sein Leben gewesen, auch sein BegrÀbniss.. Eine Anzahl
von Denen, die den Lebenden geliebt und geehrt hatten,
erwiesen dem Todten die letzte Ehre und begleiteten ihn
zum Grabe. So ruhst Du denn, mein lieber Freund, im
kĂŒhlen Schooss der Erde, nach welchem Du, in den beiden
letzten Jahren durch Krankheit gebeugt, so manches Mal
verlangt hattest: Du ruhest hier aus von einem langen
thÀtigen Leben. Dein Geist hat sich, erlöst von den
irdischen Fesseln, aufgeschwungen zu jenen lichten RĂ€u-
men, in denen wir uns, mit dieser festen Hoffnung bist
Du von uns geschieden, dereinst wiederfinden werden.
Friedrich Meurer ist den 18. October 1792 ge-
boren und der Àlteste Sohn des als Königl. sÀchsischer
Justizamtmann in Voigtsberg am 7. Juni 1836 verstorbe-
nen Gottlob Friedrich Meurer, der damals, zur Zeit
der Geburt seines Sohnes, in Pretzsch als Amtsactuarius
lebte. Der Vater war ein Ehrenmann im vollsten Sinne des
Arch.d. Pharm. CLXXXII. Bas. 3. Hft. 13
a . . E_ . ey; Er EEE VRR ey
194 J. Petzholdt, |
Wortes, welchen der Sohn mit unwandelbarer Liebe ver-
ehrte und dem er nachzueifern durch sein ganzes Leben
bemĂŒht war. Und Die, welche Meurer nĂ€her gestan-
den haben, wissen es, mit welchem Erfolge! Jene Worte,
welche der Diakonus Scherkel nach dem Tode des Va-
ters sprach: âIst irgend Einer als Mensch, BĂŒrger und
Christ das geworden, was er werden konnte, sollte und
wollte, gewiss, so war es dieser im Herrn einst Lebende
und nun in ihm selig Entschlafene!â hĂ€tten auch am Grabe
des Sohnes wiederholt werden können. Meurer der Sohn
war gleich seinem Vater durch und durch ein Ehrenmann: er
war fromm, gegen alle seine Mitmenschen mild und wohlwol-
lend, und wo er irgend Noth zu lindern sah, wohlthÀtig
bis zu den Àussersten Grenzen seiner Mittel; er war
ĂŒberall treu und zuverlĂ€ssig und ein eben so unerschĂŒt-
terlicher Freund von Recht und Wahrheit, wie entschie-
dener Feind von Ungerechtigkeit und LĂŒge bis an sein
Lebensende.
Meurerâs Leben hat sich ziemlich seltsam gestaltet.
Denn der Beruf, dem Meurer anfangs unfreiwillig und
ohne Neigung, nur durch die VerhÀltnisse gezwungen,
sich gewidmet hatte, ist schliesslich seine mit aller gei-
stigen Kraft und Liebe gepflegte Lebensaufgabe gewor-
den und bis zum Tode geblieben, wÀhrend das Fach,
welches er spÀter aus freiem Willen und eigener Neigung
sich erwÀhlte, bald wieder in Folge zwingender VerhÀlt-
nisse von ihm aufgegeben werden musste. Meurer
hatte nÀmlich anfangs wohl Lust und Neigung zu aka-
demischen Studien gehabt, war aber, da der Vater bei
einem nur höchst mÀssigen Diensteinkommen gleichwohl
fĂŒr eine ziemlich starke Familie zu sorgen hatte und
deshalb die zum akademischen Studium des Àltesten Soh-
nes erforderlichen Geldmittel nicht aufzuwenden vermochte,
in Folge dessen gezwungen gewesen, in eine Apotheke
als Lehrling einzutreten. SpÀter war es ihm, wenn schon
unter drĂŒckenden VerhĂ€ltnissen, doch möglich geworden,
die UniversitÀt zu beziehen und sich dem Studium der
Mediein zu widmen, er war auch als Doctor promotus ein
paar Jahre praktisch thÀtig gewesen, hatte sich aber
dann durch GesundheitsrĂŒcksichten genöthigt gesehen,
die Ă€rztliche Praxis wieder aufzugeben und dafĂŒr dem
pharmaceutischen Berufe sich wieder zuzuwenden. Und
hierin muss man fast einen Fingerzeig der Vorsehung
erkennen, von welcher Meurer auf das Gebiet der phar-
maceutischen Wissenschaft zurĂŒckverwiesen worden ist,
auf dem er mit einer gewissen GenialitÀt anerkannt Gros-
ses, ja so VorzĂŒgliches geleistet hat, wie er aller mög-
lichen Berechnung nach auf dem Gebiete der Medicin
wohl nimmer geleistet haben wĂŒrde.
Nachdem Meurer unter den Augen seiner braven
Eltern und in lauterer Gottesfurcht bis zum vierzehnten
Jahre eine sorgfÀltige Erziehung und, so gut eben die
Mittel dazu in dem kleinen StÀdtchen Pretzsch geboten
gewesen waren, den erforderlichen Schulunterricht erhal-
ten hatte, verliess er 1806 das Vaterhaus, um in Leip-
zig als Lehrling in die Salomonis-Apotheke einzutreten.
Dort blieb er in angestrengter ThÀtigkeit bis zur Been-
digung seiner Lehrzeit zu Ostern 1811, in welchem Jahre
sein Vater von Pretzsch nach Wermsdorf als Justizamt-
mann versetzt wurde. Es handelte sich jetzt fĂŒr Meu-
rer darum, sein weiteres Fortkommen in der Welt zu
suchen. Da sich jedoch fĂŒr den Augenblick keine pas-
sende Gelegenheit dazu bot, so liess sich der Lehrherr
Meurerâs, Wilde, gern bereit finden, den seitherigen
Lehrling, den er als einen strebsamen und tĂŒchtigen jun-
gen Mann kennen und achten gelernt hatte, auch ferner
noch in seiner Apotheke als GehĂŒlfen zu behalten. Diese
Stellung dauerte bis Michaelis, wo Meurer Leipzig ver-
liess und in die Officin des hochverdienten Apothekers
Dörfurth zu Wittenberg als GehĂŒlfe eintrat. Dort war
indessen der Aufenthalt ein nur ziemlich kurzer; denn
schon im April 1812 erhielt Meurer einen ihm erwĂŒnsch-
ten Anlass, sich nach Dresden zu wenden und in die
Marien-Apotheke â den Schauplatz seines spĂ€teren lĂ€n-
13*
Nekrolog des Dr. Friedrich Meurer. 195°
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196 J. Petzholdt,
geren und ausgezeichneten Wirkens â als GehĂŒlfe ein-
zutreten. Hier war es, wo ihn der nach der Schlacht
bei Leipzig von Seiten des interimistischen russischen
Gouvernements des Königreichs Sachsen erlassene Auf-
ruf zur Errichtung des âBanners der freiwilligen Sach-
senâ traf. Hatte nun Meurer schon als Lehrling in sich
die patriotische Regung gefĂŒhlt, gegen die UnterdrĂŒcker
seines deutschen Vaterlandes, die Franzosen, mit in den
Kampf zu ziehen und damals fast nur mit Gewalt davon
zurĂŒckgehalten werden können, dieser seiner Regung zu
folgen, so war es ganz natĂŒrlich, dass in ihm der Auf-
ruf zum Banner den freudigsten Anklang fand. Er ver-
liess im December 1813 seine Stellung in der Marien-
Apotheke und trat zu dem Banner.
Obschon Meurer, von der damals so Vielen ge-
meinsamen heiligsten Begeisterung ergriffen, nur mit dem
ernsten Vorsatze zu den Waffen geeilt war, nicht eher
zu ruhen, als bis er sein deutsches Vaterland von den
verhassten UnterdrĂŒckern befreit sĂ€he, so trat doch bald
ein Umstand ein, der seinen Entschluss, mit dem Ban-
ner ins Feld zu ziehen, wieder wankend machen musste.
Es war nÀmlich damals gerade ein Freund seiner Fami-
lie, der Apotheker in Pretsch, kinderlos gestorben und
hatte seine Wittwe in ziemlich drĂŒckenden VerhĂ€ltnissen
und dazu noch die Apotheke ohne alles Personal hinter-
lassen. An Meurer erging der Ruf, der Wittwe in
ihrer BedrÀngniss beizustehen und die verwaiste Apo-
theke ganz zu ĂŒbernehmen. Die Bedingungen, unter
denen ihm die Uebernahme angeboten wurde, waren dem
Anscheine nach Ă€usserst gĂŒnstige und vortheilhafte und
liessen ihn hoffen, dass er sich durch die Annahme des
Anerbietens eine gesicherte Existenz fĂŒr sein ganzes Le-
ben wĂŒrde schaffen können. Zudem durfte er auch er-
warten, dnrch die Uebernahme der Apotheke die Noth, in
der sich die Wittwe des Freundes seiner Familie befand,
wesentlich zu lindern. Unter solchen UmstÀnden trat an
Meurer die ernste Frage heran, ob er seiner patrioti-
Nekrolog des Dr. Friedrich Meurer. 197
schen Regung, die ihn zu dem Banner gerufen hatte,
oder dem Rufe nach Pretzsch folgen solle. Der nĂŒch-
terne Verstand rieth ihm zu dem Letzteren. Mit wahr-
haft schwerem Herzen entsagte Meurer seinem militai-
rischen Entschlusse und ging Anfang 1814 nach Pretzsch,
nachdem er fĂŒr sich einen Stellvertreter im Banner ge-
funden und nur mit Schwierigkeit und unter nicht ganz
unerheblichen Opfern seine militairische Entlassung er-
langt hatte. In Pretzsch fand er nun die Noth zwar
gross, sonst aber nicht alles so, wie es ihm geschildert
worden war: insbesondere war unter den Bedingungen,
die man ihm im Falle der gÀnzlichen Uebernahme der
Apotheke stellen wollte, eine, durch deren Annahme er
sich lebenslĂ€nglich gebunden haben wĂŒrde und auf welche
er daher einzugehen sich weigerte. Dies wurde ent-
scheidend dafĂŒr, dass der Entschluss, die Apotheke ganz
zu ĂŒbernehmen, aufgegeben werden musste. Meurer
ĂŒbernahm zwar die Verwaltung der Officin und arbei-
tete mit rastloser ThĂ€tigkeit und mit sichtbarem GlĂŒcke
an der Hebung des GeschĂ€ftes â aber als im darauf
folgenden Jahre die Kunde kam, dass Napoleon von Elba
in Frankreich gelandet sei und in Folge dessen neue
militairische RĂŒstungen von deutscher Seite veranstaltet
wurden, gab Meurer seine Stellung in der Apotheke
auf und trat, da inzwischen Pretzsch unter preussische
Herrschaft gekommen war, in die preussische Landwehr
ein. Als Lieutenant zog er unter dem Commando des
Hauptmanns v. Eberhardt, seines spÀteren langjÀhri-
gen Freundes, ins Feld. Es scheint indessen Meurer
von dem Schicksale nicht bestimmt gewesen zu sein,
dass er seine Waffen mit denen des verhassten Feindes
messen sollte. Das Corps, dem Meurer angehörte, war
kaum am Rheine angekommen, als die Nachricht von
der Einnahme von Paris durch die VerbĂŒndeten und
gleichzeitig mit dieser der Befehl zum Halt und zum
RĂŒckmarsch des Corps eintraf. Meurer marschirte mit
zurĂŒck, wurde bei seiner Nachhausekunft einstweilen be-
Mae a Ai BE nn 1 he A: 2 a ent.
198 J. Petzholdt,
urlaubt und erhielt nach vollstÀndig gesichertem Frieden
seine ehrenvolle Entlassung vom Militairverbande.
Meurer wurde nach seiner RĂŒckkehr aus dem Felde
nun wieder Apotheker. Nachdem er zunÀchst in der Apo-
theke zu Calau in der Niederlausitz ein Unterkommen
gefunden hatte, ĂŒbernahm er dann im December 1816
die Verwaltung der Apotheke zum âweissen Adlerâ in
Friedrichstadt-Dresden, deren Besitzer C. Fr. Gruner
kurze Zeit zuvor mit Hinterlassung von einer Wittwe
und vier unmĂŒndigen Söhnen gestorben war. WieMeu-
rer bis an sein Lebensende die Gewohnheit hatte, alles,
was er unternahm, mit einem wahrhaft seltenen und aus-
dauernden Eifer und einer fast peinlichen Gewissenhaf-
tigkeit anzugreifen und zu verfolgen, so unterzog er sich
der ihm durch die Verwaltung der FriedrichstÀdter Apo-
theke auferlegten Verpflichtungen in einer so vorzĂŒglichen
Weise, dass ihm ob seines damaligen redlichen Eifers
und seiner Treue die Grunerâschen Erben noch jetzt
ein dankbares Andenken bewahren. Die Verwaltung
der Apotheke endigte zu Michaelis 1817, wo dieselbe
dem Apotheker Ostfalk in Pacht gegeben wurde.
Jetzt trat Meurerâs Leben scheinbar an einen sehr
wichtigen Wendepunct, wo in ihm die Pharmacie einen
ihrer tĂŒchtigsten Pfleger fĂŒr die Zukunft fast verloren
hÀtte. Schon von Jugend auf hatte Meurer nÀmlich in
sich den Drang nach höherer wissenschaftlicher Bildung
gefĂŒhlt, war aber damals wegen der beschrĂ€nkten Mittel,
ĂŒber welche sein Vater zu verfĂŒgen hatte, davon abge-
halten gewesen, sich den akademischen Studien zu wid-
men. Die Neigung dazu war inzwischen geblieben, und
trat jetzt gerade in verstÀrktem Maasse wieder hervor.
Meurer fasste daher den Entschluss, dieser seiner Nei-
gung doch noch zu folgen, und Medicin zu studiren.
Der Vater gab dem Entschlusse des Sohnes seine Bei-
stimmung, obschon mit nur schwerem Herzen; denn
wenn er auch damals eben aus Wermsdorf in die etwas
eintrÀglichere Stelle eines Justizamtmannes von Voigts-
str De won Til u a Fra 2
En an - ah MEN
Nekrolog des Dr. Friedrich Meurer. 199
berg versetzt worden war, so reichte das neue Dienst-
einkommen gleichwohl noch keineswegs dazu aus, dass
er dem Sohne mehr als eine nur geringe BeihĂŒlfe zu
den Kosten auf der UniversitÀt hÀtte gewÀhren können,
Meurer hatte sich aber bei seiner Entschliessung auf
eine sehr wesentliche BeihĂŒlfe von Seiten seines Vaters
auch gar nicht besondere Rechnung gemacht: er war
gegen die Seinen viel zu rĂŒcksichtsvoll, als dass er dar-
an gedacht hĂ€tte, auf eine reichliche GeldhĂŒlfe von Sei-
ten seines Vaters, zum Nachtheile der gesammten ĂŒbrigen
Familie, Anspruch zu machen. Die Beschaffung der zum
UniversitÀtsstudium erforderlichen Geldmittel machte Meu-
rer ĂŒberdies bei weitem geringere Sorge, als der Umstand,
dass ihm die zu diesem Studium unentbehrliche wissenschaft-
liche Vorbildung, namentlich in den Sprachen, mangelte
Durch eisernen Fleiss brachte er es jedoch in kurzer Zeit
dahin, dass er bereits 1818 auf der UniversitÀt Leipzig
inseribirt werden konnte, und hoffen durfte, seine dor-
tigen Studien auch mit gĂŒnstigem Erfolge betreiben zu
können.
Wenn schon Meurer das GlĂŒck gehabt hat, in Leip-
zig so mancher UnterstĂŒtzung â insbesondere von der Fa-
milieMangelsdorf, deren er auch nie in seinem ganzen
Leben vergessen hat mit Liebe zu gedenken â theilhaftig
zu werden, so verdankt er doch den eigenen Entbehrungen
und Anstrengungen, an die er allerdings schon von frĂŒ-
her Zeit an sich hatte gewöhnen mĂŒssen, gewiss das
Meiste, dass sein Aufenthalt auf der UniversitÀt ein un-
gestörter und ungefÀhrdeter blieb. Mit mÀnnlichem
Ernst und einem seinen Lehrern sehr bald bemerkbaren
rĂŒhmlichen Eifer verfolgte er seine medicinischen Studien,
so dass er 1822 das Baccalaureats-Examen mit Auszeich-
nung bestehen konnte. Unter den Professoren waren es
namentlich drei MÀnner, die Meurer mit wahrhaft vÀ-
terlicher Zuneigung und Theilnahme unterstĂŒtzten, und
welche daher auch fĂŒr diesen stets und bis zu seinem
letzten Athemzuge der Gegenstand der aufrichtigsten
200 J. Petzholdt,
und dankbarstenV erehrung geblieben sind: es waren dies die
Professoren Ernst Heinrich Weber, F.A.B. Puchelt
und Fr. Ph. Ritterich, bei welchem Letzteren Meurer
fast vier Jahre lang als Famulus fungirt hat. Eine kurz
nach dem Baccalaureats- Examen eingetretene schwere
Krankheit, ein HalsĂŒbel, welches Meurer fast dem
Tode nahe brachte, und an dessen Folgen er noch sein
ganzes Leben hindurch zu leiden gehabt hat, war Ur-
sache davon, dass er seine akademischen Studien nicht
so bald zum völligen Abschlusse bringen konnte, als er
gewĂŒnscht hĂ€tte. Erst im Januar 1826 war Meurer im
Stande sich dem Examen rigorosum zu unterziehen, er
bestand dasselbe ĂŒberall mit den ersten Censuren und
wurde im darauf folgenden Monate, nach Vertheidigung
seiner Dissertation âde vitandis in praescribendo Mercurio
sublimato corrosivo vitiis,â* als âDignissimusâ zum Doctor
der Medicin und Chirurgie promovirt. Hiermit wÀre denn
endlich das Ziel erreicht gewesen, nach welchem Meu-
rer mit aller Anstrengung gestrebt hatte.
Allein â der Wechsel, dem Meurerâs Leben seit-
her unterworfen gewesen, war noch nicht zu Ende.
Jenes Halsleiden, welches Meurer nahe an den Rand
des Grabes gebracht, hatte als traurige Folge eine merk-
bare Behinderung der Sprachorgane hinterlassen und
dieser Umstand gab Veranlassung dazu, dass Meurer,
der sich nach seiner Promotion der medicinischen Praxis
gewidmet hatte, im Verkehr mit seinen Kranken sehr
wesentlich sich gestört sah. So zufriedenstellend die
Resultate seines Ă€rztlichen Wirkens auch sein mochten â
gediegene Kenntnisse, praktische Uebung, die er sich
schon vor seiner Promotion als Assistenzarzt des Professors
Dr. Ritterich angeeignet hatte und ein warmes Mit-
gefĂŒhl fĂŒr die Leiden seiner Kranken machten ihn zu
einem tĂŒchtigen und treu sorgsamen Arzte â so kam er
gleichwohl mehr und mehr zur Ueberzeugung, dass jene
Störung im Verkehre mit den Kranken seine Àrztliche
Wirksamkeit in hohem Grade beeintrĂ€chtigen mĂŒsse.
sa Be dr ar ba PA?
Nekrolog des Dr. Friedrich Meurer. 201
Und in Betracht dessen fasste er, wenn schon mit recht
schwerem Herzen, doch endlich den Entschluss, die Àrzt-
liche Praxis, die ihm ohnehin bei einer ihm eigenthĂŒm-
lichen grossen Weichheit des GefĂŒhles in einzelnen FĂ€llen
beschwerlich zu werden drohte, ganz wieder aufzugeben
und zur Pharmacie zurĂŒckzukehren. Dem zufolge verliess
er Leipzig, und wendete sich nach Dresden, wo er zu
Ostern 1830 die Verwaltung der seinem seitherigen
Studiengenossen, Freunde und spÀteren Schwager Dr. Ch.
F.Sartorius eigenthĂŒmlich zugehörigen Marien-Apotheke
ĂŒbernahm *).
Hier in Dresden war es nun, wo Meurer endlich
im 38sten Jahre seines Lebens eine bleibende StÀtte
und zugleich den Schauplatz eines langjÀhrigen ausge-
zeichneten pharmaceutischen Wirkens finden sollte. Na-
tĂŒrlich galt ihm zunĂ€chst die Verwaltung der Marien-
Apotheke, die er ĂŒber achtzehn Jahre lang bis zu Johannis
1848 gefĂŒhrt hat, als der hauptsĂ€chliche Gegenstand
seiner ThÀtigkeit. NÀchstdem waren es die Apotheken-
VerhĂ€ltnisse der Stadt ĂŒberhaupt, in deren Interesse
Meurer seine Kenntnisse und seine Arbeitskraft zu ver-
werthen wusste. Hierbei ist er jedoch noch nicht stehen
geblieben, sondern hat noch weit ĂŒber die Grenzen der
Stadt und seines sÀchsischen Vaterlandes hinaus einen
Wirkungskreis fĂŒr seine unermĂŒdliche Strebsamkeit sich
gesucht und gefunden. In den Annalen der Pharmacie
wird man dessen wohl eingedenk bleiben.
Zur Zeit, wo Meurer die Verwaltung der Marien-
Apotheke ĂŒbernahm, waren die VerhĂ€ltnisse derselben
nichts weniger als glĂ€nzend, oder ĂŒberhaupt nur annĂ€-
hernd zufriedenstellende. Seiner Energie und unermĂŒd-
lichen ThÀtigkeit gelang es indessen, die Apotheke bald
wieder zu erneuerter BlĂŒthe und namentlich durch seinen
*) Das Folgende grösstentheils nach den mir gĂŒtigst von den
Herren Apothekern Eder und Vogel in Dresden ĂŒbergebe-
nen Mittheilungen.
Br ah ie ee
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202 J. Petzholdt,
Ruf, den er als wissenschaftlich hervorragender Apothe-
ker genoss, zu einem Höhepuncte des Ansehens zu bringen,
auf welchem sie vorher kaum jemals gewesen war. Die Apo-
theke ward unter Meurerâs ausgezeichneterVerwaltung eine
vorzĂŒgliche und gern gesuchte BildungsstĂ€tte vieler theo-
retisch sowohl als praktisch gut unterrichteter und tĂŒch-
tiger Berufsgenossen, die, in alle Welt und bis in weite
Ferne zerstreut, in Amt und WĂŒrden, noch lebhaft der
fĂŒr sie so segensreichen Zeit, in der sie unter Meurer's
Obhut gestanden haben, mit dankbarem Sinn sich erin-
nern. Als Meurer, um sich, im 56sten Lebensjahre
und im GefĂŒhle eines Nachlassens der körperlichen KrĂ€fte,
von der praktischen ThĂ€tigkeit zurĂŒckzuziehen und fer-
ner meist ausschliesslich wissenschaftlichen Arbeiten zu
pflegen, die Verwaltung der Apotheke seinem Schwager
wieder ĂŒbergab, durfte dieser sich wohl mit einigem
Rechte sagen: âEine Halde hatte ich ihm ĂŒberliefert,
und habe dafĂŒr eine Erzgrube von ihm zurĂŒckempfan-
genâ.
Was nun Meurerâs ThĂ€tigkeit in Bezug auf die
Dresdener ApothekenverhĂ€ltnisse ĂŒberhaupt betrifft, so
hat er sich um diese, wie ĂŒberall willig anerkannt ist,
hauptsÀchlich durch Anregung collegialischen Zusammen-
wirkens unter den Principalen, so wie durch Förderung
wissenschaftlicher TĂŒchtigkeit unter den GehĂŒlfen und
Lehrlingen unbestreitbar grosse Verdienste erworben.
Nicht lange nach seiner Niederlassung in Dresden gab
er die Anregung dazu, dass unter den Dresdener Apothe-
kern die Einrichtung monatlicher ZusammenkĂŒnfte zum
Behufe collegialischer Besprechungen getroffen wurde.
Bei diesen ZusammenkĂŒnften fĂŒhrte Meurer eine lange
Reihe von Jahren hindurch den Vorsitz und that dies,
nach dem ausdrĂŒcklichen Zeugnisse seiner Collegen, mit
einer solchen Umsicht, Unpartheilichkeit und einem sol-
chen Tacte, dass dadurch nicht nur das gute gegenseitige
Einvernehmen und das erfolgreiche einmĂŒthige Zusam-
menwirken der Dresdener Apotheker in allen wichtigeren
ar Bde
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Nekrolog des Dr. Friedrich Meurer. 203
Angelegenheiten herbeigefĂŒhrt, befördert und erhalten
wurde, sondern in Folge dessen auch die Collegen in
wirklich aufrichtiger und dankbarer Zuneigung und
Hochachtung ihrem Vorsitzenden, der ihnen so gern
und willig aus dem reichen Schatze seines Wissens und
seiner Erfahrungen spendete und allen mit vorzĂŒglichem
Beispiele Àchter CollegialitÀt voranging, tief sich verpflich-
tet fĂŒhlten. Der unter Meurerâs Leitung 1856 reorga-
nisirte Verein der Dresdener Apotheker erfreute sich
auch dessen krĂ€ftiger FĂŒhrung bis 1864, wo Meurer in
Folge öfters wiederkehrenden und andauernden körper-
lichen Leidens sich abgehalten sah, den Vereinsversamm-
lungen ferner beizuwohnen. Der Verein ernannte ihn
bei Niederlegung des Vorsitzes, in dankbarer Ănerken-
nung der vielfachenV erdienste seines seitherigen Vorstandes,
zum Ehrensenior â eine Ehre, die Meurer freilich nicht
lange geniessen sollte, da ihn.der Tod schon zwei Jahre
darauf von seinem Posten abrief. War bei allen diesen
Bestrebungen Meurerâs ThĂ€tigkeit zunĂ€chst und meist
ausschliesslich auf die Förderung der Interessen der Prin-
eipale selbst gerichtet gewesen, so hat er doch auch auf der
andern Seite keineswegs unterlassen, zur Förderung der
Interessen Derer, die dereinst auch einmal Principal zu
werden wĂŒnschen, der GehĂŒlfen und Lehrlinge, nach
allen seinen KrÀften zu wirken. Das freundschaftliche
VerhÀltniss, in dem er zum verstorbenen Stadtbezirks-
arzt Dr. Siebenhaar stand, kam ihm in recht glĂŒck-
licher Weise dabei zu statten, dass es ihm möglich wurde,
eine zweckmÀssigere und den Anforderungen der Wissen-
schaft entsprechendere Gestaltung der PrĂŒfungen, denen
sich in Dresden sowohl die Lehrlinge nach Beendigung
ihrer Lehrzeit, als auch die aus dem Auslande neu her-
beigekommenen und in Apotheken der Stadt eingetrete-
nen GehĂŒlfen zu unterziehen haben, bei der Behörde an-
zuregen und in AusfĂŒhrung zu bringen. Aus lauter Liebe
zur guten Sache und in der uneigennĂŒtzigsten, opferfreu-
digsten Weise ĂŒbernahm er selbst bei diesen unter dem
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;
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ee.
204 J. Petzholdt,
Vorsitze des Stadtbezirksarztes abgehaltenen PrĂŒfungen
den auf Chemie bezĂŒglichen Theil, wĂ€hrend die ĂŒbrigen
PrĂŒfungsgegenstĂ€nde einem der andern dresdener Apo-
theker ĂŒberlassen blieben. Ununterbrochen und selbst
noch auf dem Krankenlager hat Meurer bis in die letz-
ten Wochen seines Lebens an den PrĂŒfungen Theil ge-
nommen. Aber wenn von Meurer die wissenschaft-
lichere Gestaltung der PrĂŒfungen der ausgelernten Lehr-
linge in Anregung gebracht worden war, so hatte er da-
bei auch das nicht aus dem Auge gelassen, dafĂŒr Sorge
zu tragen, dass die Lehrlinge wÀhrend ihrer Lehrzeit
eine den wissenschaftlichen AnsprĂŒchen der PrĂŒfungen
angemessene Vorbildung sich aneignen könnten, Im Hin-
blicke darauf hatte Meurer gleich nach Beginn seiner
ThĂ€tigkeit in Dresden durch eigenes Beispiel den grĂŒnd-
lichen Unterricht der Lehrlinge in den Apotheken der
Stadt angeregt und ĂŒbernahm nach Abgabe der Verwal-
tung der Marien-Apotheke, auf Wunsch seiner Collegen,
den vorbereitenden chemischen Unterricht der Lehrlinge
der meisten Dresdener Apotheken. In diesem Unter-
richte, welchen er mit einer Hingebung und Gewissen-
haftigkeit, mit einem Eifer und einer Treue, mit einem
Ernst und dabei mit einer Freundlichkeit und Nachsicht
bei Schwachen selbst bis in die letzten Tage seines Le-
bens ertheilte, die ihm bei seinen vielen SchĂŒlern ein
liebevolles und dankbares Andenken gesichert haben, fand
er seine LieblingsbeschÀftigung, die ihm in den meist
glĂŒcklichen Erfolgen seiner LehrerthĂ€tigkeit die reinste
Freude und die schönste Belohnung gewÀhrte. Der Eifer
fĂŒr seine LehrerthĂ€tigkeit war bei Meurer so gross,
dass er noch zwei Tage vor seinem Tode, trotzdem dass
ihn bereits die körperlichen Schmerzen auf das Kranken-
lager hingestreckt hielten, gleichwohl von seinem Lager
aus den Unterricht fortsetzte und sogar noch auf den
Morgen, an welchem er starb, ein paar Lehrstunden an-
beraumt hatte.
Obschon man nach alledem wohl eigentlich hÀtte
Nekrolog des Dr. Friedrich Meurer. 205
glauben sollen, dass dadurch Meurerâs ThĂ€tigkeit völlig
erschöpft worden wÀre, so war dies doch keineswegs der
Fall: seine ThÀtigkeit hatte in den engeren Grenzen der
Marien-Apotheke und der Stadt noch nicht den vollen
befriedigenden Abschluss gefunden, nein, Meurer richtete
seine Aufmerksamkeit noch auf ein weiteres Gebiet hinaus.
Im Interesse der Hebung der pharmaceutischen VerhÀltnisse
in Sachsen ĂŒberhaupt bemĂŒhte er sich, den norddeutschen
Apotheker-Verein auch auf Sachsen mit zu ĂŒberpflanzen.
Seine BemĂŒhungen waren mit dem glĂŒcklichsten Erfolge
gekrönt: der Anschluss der sÀchsischen Apotheker an den
norddeutschen Verein kam 1840 zu Stande und es war
hauptsĂ€chlich Meurerâs Werk, die in Folge dessen er-
forderlichen Einrichtungen zu treffen, so wie seiner Obhut
auch die Oberleitung des Vicedirectoriums Sachsen von
der Zeit des Anschlusses an bis 1851, wo Meurer die
DirectorialgeschÀfte und spÀter auch die damit verbunden
gewesene Cassenverwaltung aus GesundheitsrĂŒcksichten
niederlegte, zur allgemeinen Zufriedenheit ĂŒbergeben war.
Die grossen Verdienste, welche sich Meurer in seinem
Directorial-Amte â- anfangs als Vicedirector, spĂ€ter als
Director und zuletzt als Ehrendirector â erwarb, fanden
allseitige Anerkennung und diese Anerkennung ihren wĂŒr-
digen Ausdruck in einer Stiftung, welche bei Gelegenheit
des funfzigjĂ€hrigen pharmaceutischen JubilĂ€ums Meurerâs
1856, von den Mitgliedern des norddeutschen Apotheker-
Vereins zum Zwecke der Aufstellung von Preisfragen fĂŒr
Lehrlinge ins Leben gerufen und mit Meurerâs Namen
benannt worden ist. Meurer hat diese Stiftung bis zu
seinem Tode selbst verwaltet. Ausser der Meurer- Stiftung
widmete ihm der norddeutsche Apotheker-Verein âbei der
Feier des Jubeltages funfzigjÀhrigen treuen Wirkens in
inniger Anerkennung und Dankbarkeitâ auch noch einen
silbernen Pokal.
Fragt man nach dieser Betrachtung des gesammten
pharmaceutischen Wirkens Meurerâs in den engeren so-
wohl als den weiteren Grenzen, was denn wohl das haupt-
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206 J. Petzholdt,
sÀchliche und gemeinsame Ziel desselben gewesen sei,
so ist die Antwort darauf nicht schwer. Das Heil der
Pharmacie und das Wohl des Apothekerstandes waren
das Ziel, worauf Meurer sein ganzes Wirken und Stre-
ben gerichtet hielt, welches er aber, nach seiner wohlbe-
grĂŒndeten Ueberzeugung und wie er in einer 1845 ver-
fassten âDenkschrift ĂŒber den Standpunct der Pharmacie*
ausfĂŒhrlich dargethan hat, nur dadurch zu erreichen fĂŒr
möglich hielt, dass durch eine gediegene wissenschaftliche
Bildung der Apotheker und durch eine vorzugsweise wis-
senschaftliche, die WĂŒrde des Standes nicht beeintrĂ€chti-
gende Behandlung der ausĂŒbenden Mediein dem drohen-
den Verfalle derselben entgegengearbeitet wĂŒrde. Meurer
sah zu seiner grossen BetrĂŒbniss, dass dieser einzig halt-
bare Grund und Boden mehr und mehr von den Apothe-
kern verlassen und dafĂŒr der mercantile materielle Weg
des möglichst bald und möglichst viel Erwerbens einge-
schlagen werde: er missbilligte dieses Verfahren, und
klagte bitter ĂŒber das Fortschreiten auf solch unheilvol-
lem und unwĂŒrdigen Wege, der nur zu dem traurigsten
Verfalle der deutschen Pharmacie schliesslich fĂŒhren mĂŒsse.
Er schĂ€tzte sich deshalb auch glĂŒcklich, nach Abgabe der
Verwaltung der Marien- Apotheke, nicht mehr ausĂŒbender
Apotheker sein zu mĂŒssen und konnte selbst ĂŒber die
lange von allen Apothekern ersehnte und von Meurer
insbesondere in offener und stiller Wirksamkeit angestrebte
und endlich auch erlangte Vertretung der Pharmacie nie-
mals zu rechter Freudigkeit kommen, weil er die Basis
fĂŒr das wĂŒrdige Bestehen und das glĂŒckliche AufblĂŒhen
nicht in der Art und Weise dieser Vertretung gewahrt
zu finden glaubte. Wenn nun auch eine solche trĂŒbe
Anschauung nicht in jeder Beziehung von allen sÀch-
sischen Apothekern getheilt worden ist, so sind diese doch
in der grossen Hochachtung vor Meurerâs Streben und
Wirken, so wie in der Ueberzeugung, dass Meurer den
vorzĂŒglichsten Meistern der deutschen Pharmacie beizu-
zÀhlen sei, alle einig geblieben.
nen. ME an A a RE a a ET Te
Von der Zeit, wo Meurer von der Verwaltung der
Marien-Apotheke zurĂŒcktrat, beschĂ€ftigten ihn, ausser seinen
Lehrstunden, fast ausschliesslich wissenschaftliche Arbei-
ten, denen er schon als ausĂŒbender Apotheker einen gros-
sen Theil seiner Mussestunden gewidmet hatte. Eine
grosse Reihe werthvoller Abhandlungen, AufsÀtze, Mit-
theilungen und Recensionen aus den FĂ€chern der Chemie
und Pharmacie haben das Archiv der Pharmacie, das
pharmaceutisch-chemische Centralblatt und andere fach-
wissenschaftliche Journale von Meurerâs Hand aufzuwei-
sen. Ueberdies ist den wissenschaftlichen Arbeiten Meu-
rerâs noch das beizuzĂ€hlen, was er in Dresden als Ge-
richtschemiker, so wie als Mitglied des medicinischen
Zwölfervereins und der naturwissenschaftlichen Gesell-
schaft in reichem Maasse geleistet hat. Die Stelle eines
Gerichtschemikers, welche Meurer bereits als ausĂŒben-
den Apotheker ĂŒbertragen worden war, legte derselbe
1858 freiwillig nieder, bei welcher Gelegenheit das könig-
liche Bezirksgericht nicht unterlassen konnte, âder treuen
und sorgfĂ€ltigen ErfĂŒllung der Meurer dabei obgelege-
nen Verpflichtungen anerkennend zu gedenkenâ. Der
Zwölferverein, den Meurer 1833 selbst mit gestiftet
hatte, zÀhlte ihn bis zu allerletzt zu seinen Mitgliedern,
so wie auch die naturwissenschaftliche Gesellschaft, die
Meurer ebenfalls mit zu ihren Stiftern 1843 zu rechnen
hat, seiner Theilnahme als Mitglied bis Michaelis 1865
sich erfreute.
Was schliesslich Meurerâs hĂ€usliche VerhĂ€ltnisse
betrifft, so ist noch zu erwĂ€hnen ĂŒbrig, dass er sich
1831 mit Emilie Elisabeth, der zweiten Tochter des
königl. sÀchsischen Landaccis-Obereinnehmers Chr. Fr.
GĂŒnther in Leipzig, verheirathete: das EhebĂŒndniss
wurde am 9. Juni in der Kirche zu Pöllwitz geschlossen.
Die Ehe war eine glĂŒckliche, blieb aber kinderlos. Gleich-
wohl sollten Meurer, der Zeit seines Lebens ein gros-
ser Kinderfreund gewesen, die Vaterfreuden nicht ganz
versagt sein; denn einer der BrĂŒder seiner Frau, welcher
Nekrolog des Dr. Friedrich Meurer. 207
Mari a es
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208 J. Petzholdt,
nach Nordamerika auswanderte, hinterliess ihm seine bei-
den noch in frĂŒhester Jugend stehenden Söhne zur Erzie-
hung. Mit der ihm in allen VerhĂ€ltnissen eigenthĂŒmlichen
Gewissenhaftigkeit hat sich Meurer dieser Erziehung
angenommen, wie die beiden Pflegesöhne, von denen der
eine 1848 seinem Vater nach Nordamerika gefolgt ist
und der andere, Medicinalrath Dr. R. B. GĂŒnther, als
Medicinal-Beisitzer der Kreisdirection in Zwickau lebt, mit
kindlicher Dankbarkeit bezeugen.
Meurer erlag einer mit UrÀmie endenden Blasen-
lÀhmung. Auf dringendes Anrathen des Arztes hatte er
1365 in den BĂ€dern von Teplitz Linderung seiner schmerz-
haften Leiden gesucht und war auch mit der grössten
Befriedigung ĂŒber den ĂŒberraschend glĂŒcklichen Erfolg
der Cur von dort wieder zurĂŒckgekehrt; aber die Lei-
den kehrten heftiger wieder und endeten erst mit seinem
Tode, knapp vor der Zeit, wo er ein zweites Mal nach
Teplitz zu gehen entschlossen war.
J. Petzholdt in Dresden.
Nachtrag von Dr. L. F. Bley.
In dem vorstehenden Nekrologe unseres verewigten
Freundes und Collegen Dr. Fr. Meurer hat sein lang-
jÀhriger Freund, Herr Hofrath Petzholdt in Dresden,
den Charakter und die Wirksamkeit zu einem Lebens-
bilde so treffend zusammengefasst, dass mir nur wenige
Zeilen ĂŒbrig bleiben, um Meurerâs Wirken fĂŒr unsern
Verein und die Pharmacie in ein noch helleres Licht zu
stellen, als es von dem hochgeehrten Biographen gesche-
hen konnte, dem dieser Theil der ThĂ€tigkeit Meurerâs
ferner lag. Durch die Gunst des Schicksals war es mir
vergönnt, die Bekanntschaft Meurerâs bald darauf zu
machen, als er Mitglied des Apotheker-Vereins geworden
war und zwsr durch des damaligen Oberdirectors Hof-
raths Dr. Brandes Vermittelung zu Braunschweig im
Hause meines Freundes, des Dr. ©. Herzog, bei Gele-
Nekrolog des Dr. Friedrich Meurer. 209
zenheit der Reise zu der General-Versammlung des Ver-
eins. Je auflallender die ganze Àussere Erscheinung
Meurerâs war, desto mehr wurde die Aufmerksamkeit
rege durch das lebendige Interesse, welches er an den
Tag legte fĂŒr Alles, was Kunst und Wissenschaft betraf,
insbesondere so weit diese die Pharmacie und den Apo-
theker-Verein berĂŒhrten. Wo es sich handelte um die
Erweiterung des Vereins, die Hebung seiner Bestrebun-
gen in sittlicher wie wissenschaftlicher Beziehung, also
um seine Ehre und WĂŒrde, wie um seine nĂŒtzliche Wirk-
samkeit, war Meurer mit seinem Rathe, seiner Mitwir-
kung bei der Hand. Er unterzog sich gern schwierigen
und selbst unangenehmen Arbeiten, wenn er das Gute
fördern konnte. So wendete er gleich nach seinem Ein-
tritt seine BemĂŒhung auf die Ausbreitung des Vereins
ĂŒber das ganze Königreich Sachsen, welche auch mit
sichtbarem Erfolge gekrönt wurde: denn vielleicht neun
Zehntheile der sÀchsischen Apotheker wurden Mitglieder.
Er half die Kreise herstellen, die Leiter derselben, Kreis-
directoren, berufen, diese Kreise zu einem Bezirke, da-
mals Vicedirectorium, zusammenzufassen, dessen Leitung
er, dem Wunsche des Directoriums wie der Mitglieder
gemĂ€ss, gern ĂŒbernahm und mit musterhafter Treue und
Emsigkeit verwaltete, so lange seine körperlichen KrÀfte
ihm die AusfĂŒhrung gestatteten. Er regte in seinem
Bezirke die Kreisversammlungen an, gab Veranlassung
zu Besprechung praktisch nĂŒtzlicher Themata, zur Bele-
bung des Eifers fĂŒr die UnterstĂŒtzungs-Anstalten, wie fĂŒr
die Betheiligung an dem wissenschaftlichen Organe des
Vereins, dem Archiv der Pharmacie, in welchem er eine
Reihe von interessanten und förderlichen Arbeiten nie-
dergelegt hat. Wir gedenken insbesondere der folgen-
den: Ueber einen verbesserten Dampfapparat fĂŒr die
pharmaceutischen Laboratorien. â Eine Reihe von Unter-
suchungen zur Ermittelung des Arsens in gerichtlichen
FĂ€llen, wie in einzelnen Arzneimitteln. â Ueber den
Kupfergehalt des Oremor Tartari, den er in verschiede-
Arch. d. Pharm. CLXXXI. Bds. 3. Hit. 14
Aıle- a EL ae
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7 Spur 2 Den â ZU Be ee 7 Pen E
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a
210 J. Petzholdt,
den Sorten nachwies. â Ueber die Darstellung des ge-
brannten Bleipflasters und des Hufelandischen prÀparirten
Gerstenmehles.. â Ueber den Erfinder der Phosphorlat-
werge. â Nachweisung der VerfĂ€lschung des Carmins. â
Das Georginenpapier als Reagens.. â Darstellung des
arsenfreien Magisterium Bismuthi und die Nachweisung
von Arsengehalt in diesem PrĂ€parate. â Versuche ĂŒber
die bei Anwendung des Marshschen Apparates gemachte
Bemerkung, dass auch Wismuth, Schwefelarsen und Schwe-
felantimon in Wasserstoff löslich seien und durch Ver-
brennen desselben wieder abgeschieden werden können
und Berichtigung der vorhandenen Angaben. â Ueber
die sogenannten Extracta pneumatica. â Ueber eine Reihe
von chemischen Untersuchungen medicinisch-polizeilicher
Natur. â Vorschrift zu einer Beize fĂŒr Fussböden. â
Ueber den Gehalt an Arsenik in der Harzer Schwefel-
sĂ€ure. â PrĂŒfung der Frage: wie weit chemische Ver-
unreinigung der Medicamente, Nahrungsmittel und tech-
nischer PrĂ€parate nachzusehen sei? â Ein Beitrag zur
Lehre von den narkotischen Mitteln. â Ueber Bleiglasur.
â Ueber das Vorkommen des Schwefels auf dem Rado-
bojer Werke in Croatien. â Eine Reihe chemisch-phar-
maceutischer Notizen. â Ueber die Anwendung des Sil-
bers statt Quecksilber-Amalgam-Beleg bei Anfertigung von
Spiegeln. â Notiz und Warnung fĂŒr ApothekergehĂŒlfen.
â Ueber Arsen-Antidote. â Ueber die vortheilhafte Dar-
stellung des reinen Jodarsens als constanter Verbindung.
â Die Apotheker-Gremien in Böhmen, nebst Bemerkun-
gen ĂŒber die österreichischen Medicinalgesetze. â Mit-
theilungen aus der pharmaceutischen Praxis. â Ueber
die Entstehung des Castoreums. â Die Darstellung des
Chloroforms. â Die Anwendung arsenhaltiger Farben in
Wohnzimmern. â Kritik eines Aufsatzes des Mersebur-
ger Ă€rztlichen Vereins. â Ueber das Collodium. â Gut-
achten ĂŒber den ihm vom königl. sĂ€chsischen Ministe-
riiım des Innern vorgelegten anderweitigen Entwurf zu
einer Apothekerordnung. â Zur Kenntniss des Apothe-
Nekrolog des Dr. Friedrich Meurer. 211
kenwesens in Ungarn. â Ueber das Selbstdispensiren
der Aerzte. â Kurze biographische Skizze des Profes-
sors Dierbach in Heidelberg. â Welche Verpflichtung
hat der Staat zu erfĂŒllen, damit die Apotheken und ihre
Vorsteher das sind und leisten, was sie als solche sein
und leisten sollen? â Widerlegung einer Beurtheilung
der pharmaceutischen Reform- Angelegenheiten von dem
Ă€rztlichen Standpuncte. â Gute und schlimme Zeichen
fĂŒr die angestrebte Reform der pharmaceutischen Ange-
legenheiten. â Die Uebergriffe des handeltreibenden
Publicums in das Recht des Apothekers, den Alleinhandel
mit Medicamenten im Detail betreffend. â Bericht ĂŒber
die Verbesserung der Lage der Apotheker in Ungarn.
Eine grosse Anzahl von Recensionen und Kritiken
naturwissenschaftlicher, medicinischer und pharmaceuti-
scher Natur giebt ZeĂŒgniss von des Verfassers Interesse
und scharfem Urtheil, welches sich auf eine gediegene
Kenntniss der wissenschaftlichen Zweige grĂŒndete, welche
bei der PrĂŒfung maassgebend waren. Ueberall aus seinen
vielfachen Arbeiten leuchtete die Bestrebung, der Phar-
macie zu nĂŒtzen, deutlich hervor. In einer Denkschrift
ĂŒber den Zustand und die VerhĂ€ltnisse der Pharmacie
in Deutschland, welche er mit mir gemeinschaftlich her-
ausgab, sprach er sich in kurzer, bĂŒndiger Weise, aber
dennoch erschöpfend darĂŒber aus, was von Seiten der
Regierungen geschehen mĂŒsse, um das Institut der Apo-
theken auf die beste Weise zu regeln zum Nutzen des
Publicums.
Bei der letzten General-Versammlung, welche Meu-
rer besuchte, der in Coburg, ward er als Mitglied in
die Commission gewÀhlt, welcher die Ausarbeitung einer
Pharmacopoea Germaniae ĂŒbertragen wurde. Er nahm
den Antrag an, trat jedoch spĂ€ter zurĂŒck, da er mit Dr.
Geiseler, mir und einigen andern Collegen der Ansicht
war, dass zur vollgĂŒltigen An- und Aufnahme einer all-
gemeinen deutschen Pharmakopöe die Zuziehung von
Aerzten nothwendig sei, weil diese vorzĂŒglich zu bestim-
14*
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212 J. Petzholdt, Nekrolog des Dr. Friedrich Meurer.
men hÀtten, welche Mittel aufgenommen werden sollten.
Diese Ansicht gewann indess nicht die MajoritÀt im Aus-
schusse, weshalb Dr. Meurer auf die Mitherausgabe ver-
zichtete.
Bis an sein Ende hat der Verewigte dem Apotheker-
Vereine seine KrÀfte gewidmet und stand deshalb im
lebhaften schriftlichen Verkehr mit dem Oberdirector und
einigen der Directoren, zu welchen seine Cassenverwal-
tung ihn besonders anwies. So habe ich mit ihm vier-
undzwanzig Jahre lang in GeschÀftsverbindung gestanden,
seine Hingebung und Treue an den Dienst der Phar-
macie mit lebhaftem Dank erkannt und seine Mitwirkung
und UnterstĂŒtzung hat mich oftmals hinweggeholfen ĂŒber
die Schwierigkeiten bei den zuweilen auftauchenden For-
derungen und Bestrebungen der dem jÀhen Fortschritte
huldigenden Collegen, wÀhrend wir den wahren Nutzen
nur in einer behutsamen, auf wissenschaftlicher Grund-
lage sich stĂŒtzenden Regelung finden konnten, deren Rich-
tigkeit sich in Zahlen nachweisen lĂ€sst. Meurerâs Tod
hat den Verein eines seiner gediegensten Mitglieder und
strebsamsten Freunde beraubt.
Sein Andenken wird aber bestehen bei allen Denen,
welche sein Wirken verstanden, und im dankbaren Ge-
dÀchtnisse erhalten bleiben. Möge es dem Vereine nie
an MĂ€nnern fehlen, welche wie Meurer als Muster und
Vorbilder vorleuchten!
28. Physik, Chemie, Pflanzenphysio-
logie und praktische Pharmaeie.
Veber Chloroform;
von
Dr.C. Schacht,
Apotheker in Berlin.
Der in No. 40. des VIII. Jahrganges der pharma-
ceutischen Centralhalle stehende Aufsatz ĂŒber die Nicht-
zersetzbarkeit des Chloroforms durch Sonnenlicht, ver-
anlasst mich, die Resultate meiner Untersuchungen ĂŒber
denselben Gegenstand mitzutheilen. Die Anregung zu
den folgenden Versuchen gab mir die LectĂŒre des dies-
jÀhrigen MÀrzheftes des Archivs der Pharmacie, wo auf
Seite 255 â 257 ein kurzes Referat erstens ĂŒber einen
Todesfall durch Chloroform und zweitens ĂŒber eine Ab-
handlung von Dr. Bartscher ĂŒber schlechte Chloro-
form-Narkosen gegeben wird.
Am 4. Mai d.J. begann ich meine Beobachtungen,
indem ich
1) ein weisses Glas mit Glasstöpsel bis auf eine kleine
Luftblase mit 65 Grm. Chloroform fĂŒllte;
2) ein weisses Glas mit Glasstöpsel halbvoll mit 50
Gramm, und
3) ein schwarzes Glas mit Glasstöpsel halbvoll mit
50 Grm.,
und diese drei Flaschen neben einander dem directen
Sonnenlichte aussetzte.
Das angewandte Chloroform hatte bei 180,50. ein
spec. Gewicht von 1,4960, war indifferent gegen concen-
trirte reine SchwefelsÀure, frei von Alkohol und zeigte
214 C. Schacht,
einen constanten Siedepunct von 6700. Silbernitratlösung
gab mit dem destillirten Wasser, welches mit diesem
Chloroform geschĂŒttelt war, nicht die geringste Reaction
auf ChlorwasserstoffsĂ€ure. Die PrĂŒfung des Chloroforms
mit reiner concentrirter SchwefelsĂ€ure halte ich fĂŒr ĂŒber-
flĂŒssig, da absolut reines Chloroform mit dieser SĂ€ure
geschĂŒttelt, letztere mit der Zeit stets fĂ€rbt. Zeigt das
Chloroform den constanten Siedepunct von 670C. und
giebt das mit demselben geschĂŒttelte Wasser nicht die
geringste Reaction mit Silbernitratlösung, so ist das Chlo-
roform rein.
Am 9. Mai d.J. wurde der Inhalt sÀmmtlicher Fla-
schen untersucht. Das in den weissen Flaschen befind-
liche Chloroform roch schon deutlich nach Chlorkohlen-
oxydgas und exhalirte Chlorwasserstoffgas. Destillirtes
chlorfreies Wasser mit diesem Chloroform geschĂŒttelt,
gab natĂŒrlich eine starke Reaction mit Silbernitratlösung.
Freies Chlor konnte mit frisch bereitetem Jodkalium-
StÀrkekleisterpapier nicht nachgewiesen werden. Es
geht hier eine theilweise Zersetzung des Chloroforms vor
nach der Formel: CHCI3 + O = COCL - HCl
und zwar entstehen wenigstens in den ersten Stadien
der Zersetzung nur diese beiden gasigen Producte. Un-
terwirft man dieses durch Sonnenlicht theilweise zersetzte
Chloroform in einem mit Wurtzâscher Röhre und einge-
senktem Thermometer versehenen Kolben der Destillation,
so geht dasselbe bis zum letzten Tropfen bei 670. ĂŒber
und man erhÀlt dabei ein Destillat, welches wieder stark .
nach Chlorkohlenoxydgas riecht und Chlorwasserstoff ent-
hÀlt. Das in dem schwarzen Glase dem directen Sonnen-
lichte ausgesetzte Chloroform war unverÀndert geblieben.
Zerstreutes Tageslicht wirkt auf Chloroform wie di-
rectes Sonnenlicht, wenn auch erst nach lÀngerer Zeit.
Jedes kÀufliche Chloroform enthÀlt Spuren von Feuchtigkeit.
Letztere könnten möglicher Weise zur schnelleren Zer-
setzung des Chloroforms durch directes Sonnenlicht und
auch durch zerstreutes Tageslicht beitragen; doch wird
ĂŒber Chloroform. 215
reines Chloroform, welches, um auch die letzte Spur von
Wasser zu entfernen, acht Tage mit Natrium behandelt
und dann ĂŒber Natrium rectificirt wurde, ganz in dersel-
ben Weise zersetzt, wie das kÀufliche. Wie ich schon
oben gesagt habe, entstehen in den ersten Stadien
der Zersetzung des Chloroforms nur Chlorkohlenoxyd-
gas und Ăhlorwasserstoffgas; erst bei lĂ€ngerer Ein-
wirkung des Lichtes tritt freies Chlor auf, möglicher
Weise nach der Gleichung 4 (CHCL) = C?H?C]1? +
CC13 + 2Cl. Die Angabe in dem Berichte des Dr.
Martius (No. 30. der Berliner klinischen Wochenschrift,
auch Jahresbericht, neue Folge, I. Jahrg. 1866. S. 419)
dass das untersuchte Chloroform nach Chlorkohlenstoff
und Chlorkohlenoxydgas roch, aber weder Chlorwasser-
stoff, noch Chlor enthielt, kann ich nicht fĂŒr richtig hal-
ten. Auch in No. 33. derselben Wochenschrift (auch
MĂ€rzheft des Archivs, 1867, S. 256; Jahresbericht I. 1867,
S.420) steht ein Bericht ĂŒber Beobachtungen, welche Dr.
Bartscher ĂŒber die Zersetzbarkeit des Chloroforms ge-
macht hat. Der Autor giebt an, dass er in dem verÀn-
derten Chloroform SalzsÀure, Alkohol und Aethylenchlo-
rid gefunden habe.
Den Nachweis von Aethylenchlorid im Chloroform
durch eine geistige Kalilösung, wie ihn die Pharmacopoea
Germaniae angiebt, halte ich fĂŒr keinen sicheren, da
auch reines Chloroform mit dem constanten Siedepunct
von 6700, bei gewöhnlicher Temperatur eine Gasent-
wickelung gab. Chloroform, welches Aethylenchlorid ent-
hÀlt, zeigt nicht den constanten Siedepunct von 670C.;
der Autor hÀtte das verÀnderte Chloroform der fractio-
nirten Destillation unterwerfen und dann den Theil des
Destillats, welcher bei circa 800 C. ĂŒberging, nĂ€her un-
tersuchen sollen. Mir ist es bis jetzt nicht gelungen,
in einem vor der Zersetzung durch Licht normalen,
dann durch letzteres theilweise zersetzten Chloroform
Alkohol oder Aethylenchlorid nachzuweisen. Auch mit
nach der Vorschrift der Pharmacopoea Germaniae dar-
u . RA CAR TR
216 C. Schacht,
gestellten Chloroform habe ich dieselben Versuche an-
gestellt und dieselben Resultate erhalten. Rohes, von
Herrn Collegen Marggraff dargestelltes Chloroform
wurde so lange mit Sodalösung und destillirtem Wasser
gewaschen, bis das Waschwasser völlig neutral war, dann
mit trocknem Chlorcaleium mehre Tage behandelt und
schliesslich abdestillirt. Das so erhaltene Chloroform
hatte bei 19,50C. ein spec. Gew. von 1,4940, zeigte den
eonstanten Siedepunct von 670C. und war vollstÀndig in-
different gegen Silbernitratlösung.
50 Grm. dieses Chloroforms in einer zum dritten
Theil gefĂŒllten weissen Flasche mit Glasstöpsel 24 Stun-
den dem Sonnenlichte ausgesetzt, zeigten sich theilweise
zersetzt. Chlorkohlenoxydgas, Chlorwasserstoff und Spu-
ren von Chlor wurden nachgewiesen. Gerade dieses aus
reinem Alkohol dargestellte Chloroform zeigte nach kĂŒr-
zerer Zeit deutliche Zeichen seiner Zersetzung, als das
kÀufliche Chloroform, welches ich bisher zu allen meinen
Versuchen verwandt hatte. Das Resultat dieses letzten
Versuches widerspricht der Angabe StĂ€delerâs (Jahres-
bericht I. 1867, Seite 328), dass sich gutes und regel-
recht aus Weingeist bereitetes Chloroform durch Licht
nicht zersetze. Ebenso kann ich der Angabe StÀde-
lerâs, dass durch Destillation eines theilweise verĂ€nder-
ten Chloroforms ĂŒber Kali ein normales, haltbares Chlo-
roform nicht wiedererhalten werden könnte, nicht bei-
stimmen. Stark durch Licht zersetztes Chloroform, wel-
ches Monate lang in der Sonne hing, wurde 24 Stunden
mit trocknem Kalihydrat behandelt, oft mit demselben
geschĂŒttelt und dann abdestillirt. Das Destillat hielt sich
in einer schwarzen Flasche dauernd gut, in einer weis-
sen Flasche dem Lichte ausgesetzt, zeigte es bald den
Beginn der oft genannten Zersetzung. Die Ansicht, dass
ein richtig hergestelltes reines Chloroform gegen Sonnen-
licht und Tageslicht geschĂŒtzt, sich nicht zersetze, theile
ich vollstÀndig mit dem Herrn Referenten (Seite 329 des
Jahresberichts I. 1867) und die von demselben aufgewor-
BR ĂŒber Chloroform. 217
fene Frage, âaus welchen Materialien ein so leicht zer-
setzbares Chloroform hergestellt werde, ob dasselbe wah-
res Chloroform sei, oder ob es nur fremde Beimischungen
seien, auf deren Kosten nur allein unter allen UmstÀnden
âdie erwĂ€hnten ZersetzungsphĂ€nomene statt findenâ, kann
ich nur dahin beantworten, dass reines, normales Chlo-
roform mit 6700. Siedepunct sich stets zersetzen wird,
sobald Licht unter Luftzutritt auf dasselbe wirken
kann, Im luftleeren Raume wird reines Chloroform
weder durch directes Sonnenlicht, noch durch zerstreutes
Tageslicht zersetzt. Die Resultate, welche sich aus die-
sen Beobachtungen ĂŒber die Zersetzbarkeit des Chloro-
forms ergaben, liessen mir die Ministerial-VerfĂŒgung vom
9. Juli d.J. als durchaus zutreffend erscheinen.
Zu einer Wiederholung und weiteren Ausdehnung
oben beschriebener Versuche veranlasste mich der in
No. 40. d. Jahrg. der pharmaceutischen Centralhalle be-
findliche Aufsatz, in welchem Hager zu beweisen sucht,
dass Chloroform durch Sonnenlicht nicht zersetzt werde.
Schon in No. 47. und 49. des VII. Jahrganges desselben
Blattes hat sich Hager ĂŒber denselben Gegenstand aus-
gesprochen. In No. 47. theilt Hager mit, dass sich ein
Chloroform, welches beim Einkauf von guter Beschaffen-
heit war und bei 179,5 C. ein spec. Gewicht von 1,4960
hatte, nach Verlauf eines Vierteljahres sich unter Ent-
wickelung von Chlorwasserstoffsas zersetzt zeigte. Dass
trotz Zusatz von Magnesia das Destillat den erstickenden
Geruch behielt, ist sehr erklÀrlich, da auch das vorhan-
dene Chlorkohlenoxydgas mit in die Vorlage ĂŒberging.
HĂ€tte Hager das zersetzte Chloroform einer fractionir-
ten Destillation unterworfen, so wÀre sicherlich der ganze
Inhalt des DestillationsgefĂ€sses bei 6700. ĂŒbergegangen.
Weiter macht Hager inNo.49. die Mittheilung von einer in
Petersburg beobachteten freiwilligen Zersetzung eines Chlo-
roforms; destill. Wasser mit diesem Chloroform geschĂŒttelt,
gab eine wenn auch sehr geringe Reaction mit Silbernitrat-
I 4
Er ne
SIE tan a al EFT, 2 m Da u Ben a SER Ze FE EEE a
218 C. Schacht,
lösung. Diese Reaction allein zeigt, dass das be-
treffende Chloroform in Zersetzung begriffen war. Die
Annahme Hagerâ's, dass die Gegenwart von höheren
Chlorsubstitutionsproducten die hauptsÀchlichste Ursache
der freiwilligen Zersetzung des Chloroforms sei, kann ich
nach den Resultaten, die mir alle meine Versuche ge-
geben haben, nicht als richtig anerkennen. Ebenso we-
nig seine Behauptung, dass ein hohes spec. Gewicht des
Chloroforms auf diese Gegenwart schliessen liesse. Der
constante Siedepunct von 670C. ist allein hier maass-
gebend. Das von Hager citirte AethylenchlorĂŒr hat bei
1600. ein spec. Gew. von 1,3250 und den Siedepunct von
850C. Die Verbindung C?HA1C1? hat bei 40,3 das spec.
Gew. 1,189, die Verbindung C?H?C12 bei 00C. das spec.
Gew. 1,250. Was nun schliesslich den in No. 40. des
VIII. Jahrganges der pharmaceutischen Centralhalle be-
findlichen Aufsatz anbetrifft, so ĂŒberraschte mich der In-
halt desselben so, dass ich meine Versuche sofort wieder
aufnahm.
Das Chloroform, welches ich zu den folgenden Ver-
suchen anwandte, hatte bei 160,5 C. ein spec. Gew. von
1,4970, bei 150C. 1,501, bei 00°C. 1,5220, zeigte einen
constanten Siedepunct von 670C., war frei von Alkohol
und vollstÀndig indifferent gegen Silbernitratlösung, Am
11. October 1867 fĂŒllte ich eine circa 1 Fuss lange Ver-
brennungsröhre, welche an einem Ende in eine lange
Spitze ausgezogen war, bis zur HĂ€lfte mit diesem Chlo-
roform, schmolz die Spitze zu und setzte diese mit Chlo-
roform und Luft gefĂŒllte Röhre dem Sonnenlichte aus.
Am 18. October öffnete ich die Röhre, das Chloroform
roch nach Chlorkohlenoxydgas und gab eine schöne Re-
action auf Chlorwasserstof. Am 11. October fĂŒllte ich
eine zweite Röhre von derselben LÀnge, ebenso vorge-
richtet und mit demselben Quantum desselben Chloro-
forms beschickt, kochte die Röhre aus, schmolz die Spitze
wÀhrend des Ausströmens des Chloroformdampfes schnell
zu und setzte diese nur Chloroform enthaltende Röhre
Bis; a hi; Duo
ĂŒber Chloroform. ETALI
dicht neben der ersten dem Sonnenlichte aus. Am 18ten
October öffnete ich auch diese zweite Röhre; das Chlo-
roform roch nicht nach COCI2, gab aber mit Silber-
nitratlösung eine Àusserst geringe Reaction auf Chlor-
wasserstof. Diese Röhre war meiner Meinung nach
noch nicht vollstÀndig ausgekocht worden. Am 19. Octo-
ber wiederholte ich diesen Versuch mit einer dritten
Röhre, die wieder mit demselben Quantum desselben
Chloroforms beschickt war und kochte dieselbe anhaltend
aus. Am 24. October öffnete ich diese Röhre, das Chlo-
roforın war unverÀndert.
Diese Versuche beweisen, dass absolut reines Chlo-
roform durch Licht bei Luftzutritt zersetzt wird, d.h.
unter UmstÀnden, wie sie sich in der Praxis finden. Rei-
nes Chloroform von 1,496 spec. Gew. bei 150C. und
6709 0. Siedepunct, welches in einer nur zum dritten Theil
gefĂŒllten schwarzen Flasche vom 4. Mai bis 10. October
1867 ununterbrochen dem Lichte und der Sonnenhitze
ausgesetzt war, hatte sich dagegen vollstÀndig unverÀn-
dert erhalten. Bei Abschluss des Lichtes zersetzt sich
reines Chloroform absolut nicht. Hat sich nach Ha-
ger ein möglichst ausgebessertes Chloroform auch bei
Abschluss des Lichtes zersetzt, so beweist dieser Ver-
such gar nichts. Das angewandte Chloroform war schon
in der Zersetzung begriffen, als der Versuch begann.
Dass ferner Hager hauptsÀchlich Gewicht legt auf das
spec. Gewicht, kann ich nicht fĂŒr richtig halten; der
constante Siedepunct ist maassgebend. Was nun die ver-
schiedenen Handelssorten betrifft, welche derselbe Autor
nach einer brieflichen Mittheilung hier in Berlin von den
Herren Schering, Riedel und TeichgrÀber entnom-
men hat, so möchte ich doch darauf hinweisen, dass nach
Ausspruch dieser Herren jetzt alles hier consumirte Chlo-
roform aus zwei sÀchsischen Fabriken bezogen wird.
Die von mir wiederholt angestellten Versuche zeigen,
dass die Ministerial-VerfĂŒgung vom 9. Juli d. J. ihre volle
Berechtigung in sich trÀgt. Schliesslich will ich hier
Da DE N DR Pa lt Ds al nr en Bar a a a di Be ta a
220 C. Schacht, ĂŒber Chloroförms
noch anfĂŒhren, dass im ersten Octoberhefte des Dingler-
schen Journals ein kurzes Referat iiber Untersuchungen
gegeben ist, welche J. M. Maisch âĂŒber das Verhalten
des Chloroforms gegen das Lichtâ ausgefĂŒhrt hat. Das
angewandte Chloroform hatte ein spec. Gew. von 1,492
bei 210C., war absolut frei von SÀure und fÀrbte Schwe-
felsÀure nicht. Das Resultat dieser Untersuchungen war
folgendes:
1) Reines Chloroform von spec. Gew. 1,492 muss bei
seiner Aufbewahrung vor dem Zutritte von Licht gÀnzlich
geschĂŒtzt sein.
2) Um Chloroform bei Lichtzutritt aufbewahren zu
können, ohne dass es sich zersetzt, muss sein spec. Gew.
verringert werden, was am besten durch Zusatz von etwa
2 Drachm. 95proc. Alkohol zu 1 Pfd. Chloroform von 1,4970
spec. Gew. geschieht. Chloroform durch Alkoholzusatz
auf das spec. Gew. 1,475 gebracht, soll sich selbst bei
Gegenwart von Wasser durch directes Sonnenlicht nicht
zersetzen.
âââ
Zur MilchprĂŒfung;;
von
Dr. Julius Erdmann.
Âź
Die UnzuverlÀssigkeit des bisher in Hannover und
mehren andern StÀdten Deutschlands hauptsÀchlich zur
Voruntersuchung der Milch angewandten Instrumentes,
des Galactometers, hat mir Veranlassung gegeben, eine
Reihe von Milchuntersuchungen vorzunehmen, welche
vorzugsweise bezweckten, die Brauchbarkeit eines ande-
ren Instruments, des Galactoskops von Vogel, nament-
lich zur Voruntersuchung der Milch *) festzustellen,
und wird es, glaube ich, fĂŒr meine Fachgenossen von Inter-
esse sein, die Resultate dieser PrĂŒfungen, so wie die ander-
*) Zur endgĂŒltigen Untersuchung fĂŒr die Behörden gewĂ€hrt
5 g
jedenfalls die Bestimmung sÀmmtlicher festen Bestandtheile
grössere Sicherheit.
|
\
|
j
J. Erdmann, zur MilchprĂŒfung. 221
weitig bei dieser Gelegenheit gesammelten Erfahrungen
in einem kurzen Berichte niedergelegt zu sehen. Das
Vogelâsche Instrument ist zwar schon von verschiedenen
Seiten geprĂŒft, aber von den betreffenden Autoren von
andern Gesichtspuncten aus kritisirt worden.
I. Versuche mit Normalmileh.
Zu den optischen Proben wurden 100 Cubikcentime-
ter Wasser so lange mit Milch versetzt, bis eine 5 Milli-
meter dicke Schicht des Gemisches die Conturen eines
vom Galactoskop 12 Zoll entfernten Lichtkegels (Flamme
einer Stearinkerze) nicht mehr erkennen liess. Daher
geben die in nachstehender Tabelle unter der Rubrik
âGalactoskopâ verzeichneten Zahlen die Cubikcentimeter
an, welche an Milch verbraucht sind, um die erwÀhnte
Menge Wasser undurchsichtig zu machen.
Zur Controle dieser Galactoskop- PrĂŒfungen wurden
die festen Bestandtheile der Milch durch Eindampfen
derselben im Wasserbade durch WĂ€gung des RĂŒckstan-
des, analytisch festgestellt.
Wie aus der Tabelle ersichtlich ist, liess ich es
mir angelegen sein, die Milch von einer Reihe verschie-
dener KĂŒhe unter ungleichen FutterverhĂ€ltnissen zu prĂŒ-
fen und habe ich alle UmstÀnde in Betracht gezogen,
die in irgend einer Weise auf die Beschaffenheit der
Milch influiren können. Dabei schien es mir namentlich
von Wichtigkeit zu sein, die Minimalsumme der festen
Bestandtheile der Milch zu bestimmen, welche bei zum
Theil nahrungsarmem Stallfutter, also unter ungĂŒnstigen
VerhÀltnissen, darin enthalten sein kann. Aus der Man-
nigfaltigkeit der VerhÀltnisse ergiebt sich klar die Noth-
wendigkeit einer lÀngeren Versuchsreihe. Man wird dar-
nach mit um so grösserer Sicherheit in RĂŒcksicht auf
die Menge der festen Bestandtheile eine scharfe Grenze
feststellen können, ĂŒber welche hinaus die Milch als
verfÀlscht anzusehen ist.
In Betreff der Reihenfolge der Versuche habe ich
in der Tabelle zuerst die Morgenmilch, dann die Mittags-
milch und schliesslich die Abendmilch aufgefĂŒhrt.
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10 Oldenburger. 7 |Heu, Stroh, RunkelrĂŒben, Seie. |5 4
11) Ăstfriesische. ? |Schrot, Oelkuchen, Heu, Hafer-) 6 )
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fabrik, RunkelrĂŒben, Heu
| | und HĂ€cksel.
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zur MilchprĂŒfung.
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StrohhÀckerling, Schrot,
RunkelrĂŒben und KĂŒchen-
wÀsche.
Heu, Stroh, RunkelrĂŒben, Seie.
Seie, BranntweinwÀsche, HÀck-
sel, RunkelrĂŒben.
Heu, Stroh und Branntwein-
wÀsche.
Desgleichen.
RunkelrĂŒben, Weizenkaff und)
Heu.
RunkelrĂŒben, Roggenschrot, Oel-
kuchen.
Heu, Stroh, KĂŒchenwĂ€sche, etwas
gekochten Roggen.
Desgleichen.
Desgleichen.
Heu, Klee, Stroh und Brannt-
weinwÀsche.
Heu, WĂ€sche, Futtermehl und
Runkeln.
Heu, Stroh und RunkelrĂŒben.
HĂ€ckerling, Heu, Bohnenschrot.
Heu, HĂ€ckerling und Rleie.
BranntweinwÀsche und Heu.
Seie, Oelkuchen, Roggenschrot,
Heu und Stroh.
Desgleichen.
Heu und Stroh.
Heu, Stroh und KĂŒchenwĂ€sche.
Desgleichen.
Heu, Stroh, RunkelrĂŒben und
Schrot.
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|
|
|
Arch.d. Pharm. CLXXXII. Bds. 3. Hft. 15
226 .J. Erdmann,
Betrachten wir das Ergebniss der 52 Versuche, so
variiren die festen Bestandtheile von 11,10 Procent bis
14,75 Procent, jedoch sind diese Verschiedenheiten nicht
so gross, als sie auf den ersten Blick sich darstellen,
wenn man die Versuche classificirt. Von 11,10â 11,25
Proc. sind bei 52 Versuchen nur zwei FĂ€lle vorgekom-
men, dagegen von 11,25 â 13,80 Proc. 48, wĂ€hrend ĂŒber
13,80 Proc. ebenfalls nur zwei FĂ€lle vorkamen.
Hieraus leuchtet ein, dass die Grenzen der festen
Bestandtheile der Normal-Milch regelmÀssig 11,25 und
13,80 Proc. sind, mithin nur eine Schwankung von ungefÀhr
21}, Proc. zulassen. Mit RĂŒcksicht auf die vorhin er-
wÀhnten beiden, allerdings sehr vereinzelt dastehenden
FĂ€lle von 11,10 Proc. kann ich jedoch erst dann eine
Milch als verfÀlscht ansehen, wenn die Untersuchung
nur 11 Proc. feste Bestandtheile oder darunter angiebt.
Als Hauptargument fĂŒr die Annahme von 11,00 Proc.
spricht namentlich der Versuch No. 16. Die Milch war
von einer alten, sehr magern Kuh, die nur mit Stroh
gefĂŒttert wurde, entnommen und dennoch enthielt sie
11,27 Proc. feste Bestandtheile.
Haben wir nun eine Milch, die nur 11 Proc. feste
Bestandtheile oder darunter enthÀlt, also eine mit Wasser
verfÀlschte, so berechnet sich die Menge des fÀlschlich
beigemischten Wassers nach der aus den 52 Versuchen
hervorgehenden Mittelzahl, da man hierbei die selten vor-
kommenden Minimal- und Maximal-Summen offenbar
nicht zu Grunde legen darf.
Es wurden im Mittel sÀmmtlicher Versuche 12,44
Proc. feste Bestandtheile gefunden und kann man in run-
der Zahl 12 Proc. feste Bestandtheile fĂŒr die Berechnung
des Wassergehaltes als Norm annehmen. Die Galactoskop-
PrĂŒfungen schwanken von 2,7â6,3 C.C. FĂŒr diese Va-
riationen gilt dasselbe, was vorher von den festen Be-
standtheilen gesagt ist, nÀmlich dass regelmÀssig nur
3,0 bis 5,5 C.C. Milch verbraucht werden, jedoch dar-
ĂŒber und darunter innerhalb der Grenzen 2,7 und 6,3
C.C. vereinzelte FĂ€lle vorkommen.
zur MichprĂŒfung: 227
Vergleichen wir nun die optischen Proben mit den
gewichtsanalytischen, so sieht man auf den ersten Blick,
dass zwischen jenen und diesen keine mathematischen
Relationen festzustellen sind, wenngleich im Allgemeinen
die nach der Bestimmung der festen Bestandtheile schlecht
sich erweisende Milch auch durch die optische Probe
mit dem Galactoskop als solche erkannt wurde. Es war
vorauszusehen, dass ein Instrument, welches nur auf den
Fettgehalt der Milch begrĂŒndet ist, also nur einen,
wenngleich einen der vorzĂŒglichsten der festen Bestand-
theile beurtheilen lÀsst, nicht genau mit der gewichts-
analytischen PrĂŒfung stimmen kann, welche auf eine Be-
rĂŒcksichtigung der sĂ€mmtlichen Bestandtheile basirt. Zum
Beispiele ist bei No. 4 und 7 der Fettgehalt: vollstÀndig
gleich, es wurden 4,6 C.C. Milch zur optischen Probe
verwandt, dagegen differiren die festen Bestandtheile;
denn No. 4 hat 11,84 Proc. und No.7 = 12,43 Proc.
Ferner sind bei No. 16 und 32 die Summen der festen
Bestandtheile gleich, in beiden FĂ€llen wurden genau
11,27 Proc. gefunden. Die Galactoskop-PrĂŒfung ergab
bei 'No.. 32 â= 5,2 C.C. und bei No. 16 = 4,0:0.63
also war der Rahmgehalt verschieden.
Es fragt sich nun, ob bei dieser allerdings nicht
bedeutenden Inconvenienz das Galactoskop seine Aufgabe
als praktisches Voruntersuchungs-Instrument noch erfĂŒllen
kann. Ich werde diese Frage unten bei den Versuchen
aus der Praxis erörtern.
Ein Umstand, der schon frĂŒher von andern Chemikern
beobachtet worden, ist mir auch aufgefallen, nÀmlich,
dass die zuerst aus dem Euter fliessende Milch fettÀrmer
ist, als die spÀter ausfliessende.e Durch die Versuche
No. 38, 39 und 40 wurde dieses experimental bestÀtigt.
Die zuerst aufgefangene Milch (No. 38) ergab 4,4 C.C.
nach dem Galactoskop, wÀhrend die mittlere Milch (No. 39),
wie aus den optischen Daten zu ersehen ist, mehr Fett
enthielt und die zuletzt ausfliessende (No. 40) mit der
mittleren fast gleichen Buttergehalt hatte. Auch habe
15 *
L >
NT a
228 J. Erdmann,
ich bestÀtigt gefunden, was andere Beobachter angeben,
dass im Allgemeinen die Morgenmilch schlechter ist, als
die Mittagsmilch und die letztere nicht so gut als die
Abendmilch. Aus den Analysen der Morgenmilch be-
rechnen sich im Mittel 12,03 Proc. feste Bestandtheile,
aus denen der Mittagsmilch 12,60 Proc. und die Abend-
milch ergab im Mittel 12,70 Proc.
Der Umstand, dass die Morgenmilch schlechter zu
sein pflegt, als die Mittagsmilch und Abendmilch, so wie
ferner, dass frischmelkende KĂŒhe im Allgemeinen
dĂŒnnere Milch liefern, als altmilchende ist noch nicht
hinreichend erklÀrt. Ich glaube jedoch, dass jene Er-
scheinung darin ihren Grund hat, dass in den gedachten
FÀllen grössere Mengen Milch secernirt werden, als
sonst, dass also die Milch um so geringerer QualitÀt ist,
je grössere QuantitÀten Milch die Kuh giebt.
II. Versuche aus der Praxis.
Nachdem die Arbeiten mit Normalmilch beendet
waren, schien es mir ein Haupterforderniss, zu der
Praxis ĂŒberzugehen, da hier ganz andere VerhĂ€ltnisse
in den Vordergrund treten. Die im Handel vorkom-
ınende Milch ist meistens nicht von einer Kuh, es ist
ein Gemisch von verschiedenen Milchsorten und ist die-
selbe den mannigfaltigsten Behandlungen ausgesetzt.
Theils wird die Milch mehr oder weniger abgerahmt,
theils mit Wasser verdĂŒnnt und hĂ€ufig geschieht sogar
Beides. Wird mit der gemischten Normalmilch des
Handels nichts vorgenommen, so ist leicht einzusehen,
dass diese von mehren KĂŒhen stammende Milch in
Hinsicht ihres Procentgehaltes an festen Bestandtheilen
dem oben fĂŒr sĂ€mmtliche Versuche angegebenen mitt-
âleren Procentgehalt sich nĂ€hert; denn man kann nach
allen Erfahrungen nicht annehmen, dass eine ganze Reihe
von KĂŒhen nur sehr schlechte oder nur sehr gute Milch
gebe.
Zu den Versuchen benutzte ich die Milch, wie sie
den Consumenten feilgeboten wurde. Die Resultate der
Analysen ordnete ich in zwei Tabellen; die eine bezieht
zur MilchprĂŒfung. 229
sich auf die Milch, welche als unverfÀlscht befunden
wurde, die andere enthÀlt die Untersuchungen der ver-
fÀlschten Milch. Beide Tabellen sind von grosser Wich-
tigkeit. Die Tabelle der guten Milch wird zeigen, wie
das Einschreiten der betreffenden Behörde auf die Be-
schaffenheit der Handelsmilch eingewirkt hat. Die Ta-
belle der schlechten Milch ist einerseits ein PrĂŒfstein
fĂŒr das Galactoskop, andererseits verbreitet sie Licht
ĂŒber die Art und Weise der MilchfĂ€lschung.
| Schlechte Milch. Gute Milch.
= | | Abnormer I :s;
Se See Be
E | theile | Galacto- een 2 theile Galacto-
2 | der Milch | skop. | Bestand- = der Milch skop.
= | ın 7 ın
13 100 Theilen. berechnet, | = |100 Theilen.
2,2935 1140.0.0;| :-.23,67 1) 24 FI
er 92|70., 19,00 2| 11.25 | 550%
1210,00. 210 -, 16,67 3.) 1150 00
Fer 1093 1100, 1,95:1] 4) Tests
ee ae ee Er RR 16,25 5 12,853 |49 â
96152.1090.2 6,5, 9,17 6:1. ET ae
22.1090.) 62.55, 9,17 7 11,9%, 3a
Br 31082, 16,0...) 9,84 8.1.1850 Se
2210.00,.1.70.-, 16,67 9 11.35. | 552%
a 51,00 | 1 11,93, 485
211,00 665% re 1460 |25 â
12 9,50 81%, E22 90,84 12 11,25 64 â
13 #1:005:1.176.7:5%, 834 [13 1210 149%
14 10,90 .|63 â 917 114 13,00... 4305
15 DEZE TAN 17,5 [15 11,11 1 SA
16 1055.) 79 , 14,59 | 16 11.80â Da
17 1025 |65 â 14,59 117 1180 |43 5
18 1035 I74 â 13,75 [18 1320 |38 â
19 10,96 !58 â 867 [19 1225 |45 â
20 ÂŁ1.00..:1-6.05- , 834 | 2%0 1202 |48 â
21 10,60: 159 ,° 11067. Kol 11,23 2 EB8
22 9092 158 â 17,34 | 22 12:10 "9298
23 30,697 5.1,5,9°52, 12 ,10,982 0/6228 1210 |58 â
24 11,49 5935
25 1254 |58 â
230 J. Erdmann,
Kritisiren wir zunÀchst die Resultate der Tabelle
ĂŒber schlechte Milch, so zeigt Versuch No. 1. eine Milch,
die abgerahmt und mit Wasser verdĂŒnnt ist. No. 2.
eine Milch, die mit Wasser verdĂŒnnt ist. No. 3. eine
Milch, die sehr stark abgerahmt ist, ohne Wasserzusatz.
No. 10 eine Milch, die sehr mit Wasser verdĂŒnnt ist,
ohne abgerahmt zu sein. Die ĂŒbrigen Milchsorten sind
sÀmmtlich mit Wasser vermischt, oder schwach abge-
rahmt. Die Frage, ob die FĂ€lschung durch Wasserzusatz
oder durch Abrahmen, oder durch Beides zusammen
entstanden, lÀsst sich mit einiger Wahrscheinlichkeit
nur in den ganz eclatanten FĂ€llen beantworten, in den
anderen meistens vorkommenden FĂ€llen aber ist weder
durch die optische noch durch die gewichtsanalytische
PrĂŒfung auch nur annĂ€hernd sicher jene Frage zu ent-
scheiden. Soll die Möglichkeit der Annahme, dass die
Milch lediglich abgerahmt sei, gÀnzlich ausgeschlossen
werden, so muss die Norm der festen Bestandtheile so
sehr heruntergesetzt werden, dass die Milchcontrole voll-
stÀndig ihre Bedeutung verliert. Nach meiner Ansicht
dĂŒrfte aber jener Frage eine Wichtigkeit ĂŒberall nicht
beizumessen sein; denn in jedem dieser FĂ€lle sind mit
der Milch, wie sie die Natur liefert, durch positive Hand-
lungen VerÀnderungen zum Nachtheile des Publicums
vorgenommen, sei es nun durch directe Entziehung der
festen Bestandtheile, sei es durch Verminderung dersel-
ben in Folge Wasserzusatzes.. Der Zusatz von Wasser
benachtheiligt das Publicum doch offenbar nur insofern,
als dadurch die festen Bestandtheile der Milch verringert
und in Folge dessen die Nahrungskraft der letzteren ver-
mindert wird.
Ganz und gar dasselbe aber findet Statt bei einer
directen Entziehung der nahrungskrÀftigen Bestand-
theile durch Abrahmen.
Wenn daher das StrafwĂŒrdige bei der Versetzung
der Milch mit Wasser darin liegt, dass der Nahrungs-
gehalt und Werth zum Schaden der Consumenten
zur MilchprĂŒfung. ER 231
verringert wird, so folgt daraus mit nothwendiger Conse-
quenz die Strafbarkeit des Abrahmens der Milch. Das
Eine steht und fÀllt mit dem Anderen. Sehen sich die
VerkÀufer genöthigt, oder ist es ihr Wille, den Consu-
menten abgerahmte Milch feilzubieten, so mĂŒssen sie
dieselbe als solche bezeichnen und billiger verkaufen.
Die Tabelle ĂŒber die gute Milch giebt einen schla-
genden Beweis, dass das Einschreiten der Behörde den
Milcheonsumenten gute Dienste geleistet hat. Unter 43
Milchsorten waren 25 Sorten unverfÀlscht und ist unter
diesen unverfÀlschten Milchsorten zum grössten Theil
sehr gute Milch und nur ein kleiner Theil derselben
steht der fĂŒr die schlechte Milch angenommenen Grenze
(11,00) nahe.
Erörtern wir nun im Folgenden die Frage, ob die
optische MilchprĂŒfung der praktischen Voruntersuchung
die gewĂŒnschten und nöthigen Dienste leisten kann.
Aus der Tabelle der Normalmilch haben wir erse-
hen, dass die optischen PrĂŒfungen von 3,7â6,3 CC.
differiren und finden, dass sich fast dasselbe Resultat
bei der guten Milch in der Praxis herausstellt. Die
Variationen sind hier, abgesehen von einer Ausnahme
{No. 6), von 23,5 â 6,4 0.C.
Betrachten wir nun die optischen Proben der schlech-
ten Milch, so ergiebt sich das sehr befriedigende Resul-
tat, dass keine Milchsorte unter 5,8 ©.C. zur optischen
PrĂŒfung verbrauchte; denn wenn bei Untersuchungen
der schlechten Milch weniger Cubikcentimeter hinrei-
chend gewesen wÀren, um den Lichtkegel verschwinden
zu machen, so wĂŒrden diese PrĂŒfungen mit den opti-
schen Proben der Normalmilch in eine derartige
Collision gerathen, dass das Galactoskop völlig unbrauch-
bar wÀre. Eine kleine Collision zwischen Normal-
und abnormer Milch ist natĂŒrlich bei der eben erklĂ€rten
Einseitigkeit des Instrumentes nicht zu vermeiden, jedoch
bieten die leichte Handhabung und schnelle AusfĂŒhrung
N N \ - ER R ne + Bet
Wu Re ne dr ee ann Bar A na De rl ae AN iz ON
EEE TEE N ERNST ZU NR. LA I RR RR a
232 J. Erdmann, zur MilchprĂŒfung.
der optischen PrĂŒfung so grosse Vortheile dar, dass jener
Uebelstand dagegen verschwindet.
Wollen wir nun das Galactoskop so scharf einstel-
len, dass unserer Ueberzeugung nach so leicht kein
MilchfÀlscher nach der angenommenen Norm der festen
Bestandtheile ungestraft bleibt, so ist es klar, dass ei-
nige Sorten Milch, wie aus den Resultaten der Tabelle
hervorgeht, durch das optische Instrument fĂŒr schlecht
befunden werden, die nach der Gewichtsanalyse noch
gut sind. Jedenfalls ist es besser, dass Analysen verge-
bens gemacht werden, als dass man bei der Galactoskop-
PrĂŒfung eine Grenze annimmt, die einen Theil der fĂ€l-
schenden MilchverkÀufer ungestraft lÀsst.
Nach reiflicher Ueberlegung, mich stĂŒtzend auf die
Ergebnisse der Tabellen, halte ich es fĂŒr das Beste,
anzunehmen, dass die Milch bei der Voruntersuchung
dann als verfÀlscht anzusehen ist, wenn 100 0.C. Wasser
mit 5,5 C.C. Milch versetzt werden und die Conturen
des Lichtkegels noch zu sehen sind. Wird hierbei genau
beobachtet, so wird eine FĂ€lschung der Milch schwerlich
unentdeckt bleiben und bliebe nur die MĂŒhe einiger
vergeblichen Analysen, die man im Interesse des Publi-
cums gern ausfĂŒhren kann, wenn eben dadurch das an-
gestrebte Ziel erreicht wird, dass ein so wichtiges Nah-
rungsmittel, wie die Milch, dem Publicum unverfÀlscht
verkauft wird.
Hannover, im Juli 1867.
a KR IET we 3 x - er ze
I
Dragendorff, BeitrÀge zur Kenntniss des Cantharidins. 233
Untersuchungen aus dem pharmaceutischen Institute
in Dorpat.
Mitgetheilt von
Professor Dr. Dragendorff*).
BeitrÀge zur Kenntniss des Cantharidins.
Durch bereits frĂŒher mitgetheilte Untersuchungen war
ich zu der Annahme veranlasst worden, dass das Can-
tharidin mit Basen Salze zu liefern im Stande sei. Einige
Versuche, die ich etwa vor anderthalb Jahren unternahm,
um fĂŒr diese Annahme weitere StĂŒtzpuncte zu erlangen,
stellten die bezeichnete Annahme ausser Zweifel. Es
gelang mir zunÀchst ein Natronsalz darzustellen, in dem
das VerhÀltniss zwischen Cantharidin (Atomgewicht 98)
und Basis (Atomgewicht 62) wie 2:1 war, welches dem-
nach als neutrales Salz gelten konnte; und es gelang mir
ferner, darĂŒber Gewissheit zuâ erlangen, dass durch lĂ€n-
geres Zusammenwirken von Ăantharidin, Magnesia und
Wasser in zugeschmolzenen Glasröhren ebenfalls ein Mag-
nesiumsalz entstehe, in dem ein gleiches VerhÀltniss zwi-
schen Cantharidin und Basis beobachtet wurde. In beiden
Salzen fand sich ausserdem Wasser, welches selbst bei
lÀngerem Erhitzen auf 1100 C. nicht fortgeschafft werden
konnte. In Folge dieser Erfahrungen veranlasste ich Herrn
Magister E. Masing, sich etwas eingehender mit der Dar-
stellung und Untersuchung der Salze des Cantharidins zu
beschÀftigen. Ich theile die Resultate der von Herrn
Masing bereitwillig ĂŒbernommenen Arbeit mit, nachdem
derselbe sie ausfĂŒhrlicher in seiner Magisterdissertation **)
beschrieben und vertheidigt hat.
Ausser den schon genannten Salzen war es möglich,
Verbindungen aus Cantharidin mit dem Kalium, Lithium,
*) Vom Hrn. Verfasser als Separatabdruck (aus der Pharmae. Zeit-
schrift fĂŒr Russland, 1867, 3. Heft) mitgetheilt. D. Red.
**) âDie Verbindungen des Cantharidins mit anorganischen Basen.â
Dorpat 1866.
(par ya aD
BE an 2,
234 Dragendorf,
Ammonium, Calcium, Strontium, Baryum, Zink, Cadmium,
Beryllium, Aluminium, Nickel, Kobalt, Kupfer, Blei,
Quecksilber, Silber, Palladium, Zinn und Wismuth her-
zustellen. Viele derselben sind krystallinisch; einzelne
gestatteten Messungen, die unter Leitung von Professor
Grewingk angestellt wurden. Die Salze des Kalium,
Natrium, Lithium, Ammonium, Magnesium und Zink sind
in Wasser leichter löslich, die ĂŒbrigen sehr schwer lös-
lich; die im Wasser löslichen Salze wirken blasenziehend,
namentlich, wenn sie in solcher wÀsserigen Solution appli-
eirt werden. Die in Wasser löslichen Salze reagiren alka-
lisch. In den meisten dieser Salze fand sich das Atom-
verhÀltniss zwischen Cantharidin und Basis wie 2:1, in
allen war auch nachweisbar, dass Wasser gebunden wor-
den. SĂ€mmtlich konnten sie durch Salz- oder Salpeter-
sÀure wieder zerlegt werden, indem allmÀlig alles Can-
tharidin wieder als solches abgeschieden wurde. Der
Wassergehalt, den man fĂŒr die einzelnen Salze berechnen
kann, betrÀgt in vielen FÀllen mehr als 1 Molecul H?2O2*)
in einzelnen FÀllen ist er bedeutend höher, in wenigen nie-
driger. Bei einigen Verbindungen, von denen mehrmals
neue Proben der Analyse unterworfen wurden, fanden sich
Differenzen im Wassergehalte, trotzdem allemal die be-
treffenden Proben bei 1100C. getrocknet waren. Wenn
man annehmen möchte, dass jedenfalls in den meisten
Salzen sogenanntes Hydratwasser vorhanden, so muss
man doch zugestehen, dass hier ein Fall vorhanden, in-
dem die Frage: was Hydrat-, was Krystallwasser, schwer
zu entscheiden ist. Die Untersuchung war ausserdem
dadurch erschwert, dass ich bei dem sehr hohen Preise,
zu dem das Cantharidin bezogen werden kann, nur geringe
Mengen desselben diesen Untersuchungen opfern konnte,
und deshalb auch zur Darstellung und Analyse der ein-
zelnen Verbindungen, wenn auch das bei den Analysen ab-
»)H=1
0=8
C=6
Il
BeitrÀge zur Kenntniss des Cantharidins. 235
seschiedene Cantharidin immer wieder aufs Neue in Ar-
beit genommen wurde, nur kleine Mengen des Materials
verwendet werden konnten. Letzteres mag auch zur Er-
klĂ€rung dafĂŒr dienen, wenn vorlĂ€ufig nur von einzelnen
der dargestellten Verbindungen Elementaranalysen ange-
stellt worden. FĂŒr einzelne der Verbindungen des Can-
tharidins muss ich mir eine spÀter eventuelle Berichti-
gung der gefundenen Zahlenresultate vorbehalten. Es
kommt mir zunÀchst nur darauf an, den Beweis zu liefern,
dass das Cantharidin gut charakterisirte Salze zu geben
im Stande ist und dieser Beweis ist, glaube ich, ge-
lungen.
Die Entstehung der Salze des Cantharidins hatte ich
mir a priori so vorgestellt, dass das Cantharidin â
C!0H60% unter Aufnahme von 1 Mol. Wasser â H?2O? zu
einem SÀurehydrat, dem ich den Namen CantharidinsÀure
zugedacht habe, werde,. welches dann durch Austausch
von H gegen Metalle und Radicale Salze bilde. Auch
diesen Augenblick habe ich keine Ursache, diese Mei-
nung zu Àndern. Wenn ich weiter die meisten Salze
so zusammengesetzt dachte, dass sie auf den Typus
H
c104602 | 04
M
oder auf dessen Multipla zurĂŒckgefĂŒhrt werden können,
so ist es zwar nicht durchgehends gelungen, diese An-
nahme als unumstösslich festzustellen, aber dieselbe scheint
mir auch durchaus noch nicht widerlegt zu sein. Ich
hoffe in nicht zu langer Zeit ĂŒber so viel Material ver-
fĂŒgen zu können, um durch Untersuchung der Ester der
vermeintlichen CantharidinsÀure diese Frage ihrem Ab-
schluss nĂ€her zu fĂŒhren.
WĂ€re die von mir aufgestellte Hypothese richtig, so
mĂŒsste man das Cantharidin selbst als ein dem Lactid
analoges Anhydrid auffassen, die CantharidinsÀure als eine
den LactilsÀuren analoge Substanz, deren nÀchste einato-
Dr
ZB aa
+
te ea tar
DER
.
. .
wmıht r aa
N rk
236 Dragendorff,
mig einbasische Verwandte in der AngelicasÀure gesucht
werden könnte. Möglich, dass es gelingen könnte, zu
einer Methode der kĂŒnstlichen Darstellung des Canthari-
dins zu gelangen, bei der die letztgenannte SĂ€ure den Aus-
gangspunct bildet. Vielleicht auch, dass es dann gelingen
dĂŒrfte, als wirksamen Bestandtheil des CUrotonöles einen
dem Cantharidin oder der vermeintlichen CantharidinsÀure
nahe verwandten, vielleicht dem einen oder der anderen
homologen Stoff zu erkennen.
Obiger Hypothese entgegen steht in gewissem Grade
die gemachte Erfahrung, dass die salzartigen Verbin-
dungen mit stÀrkeren SÀuren behandelt, nicht, wie man
nach der Analogie der MilchsĂ€ure erwarten dĂŒrfte, Can-
tharidinsÀure, sondern Cantharidin als Zersetzungsproduet
liefern. Allerdings entsteht mitunter bei Zerlegung einer
solchen salzartigen Verbindung nicht sogleich ein Nieder-
schlag, sondern es bedarf einer mehrstĂŒndigen Digestion
bei etwa 40â500 um die Abscheidung zu vollenden.
Immerhin hat aber, selbst vorausgesetzt, dass die Annah-
me, es werde hier zunÀchst lösliche CantharidinsÀure ab-
geschieden, die allmÀlig zu Wasser und Anhydrid zerfalle,
die SÀure eine weit geringere BestÀndigkeit als die Milch-
sÀure. Das Verhalten der hypothetischen Cantharidin-
sĂ€ure wĂŒrde demjenigen der KohlensĂ€ure analog sein.
Dass in der That das Endproduct der Einwirkung von
SĂ€uren Cantharidin(anhydrid) ist, wurde durch einen be-
sonderen Versuch bestÀtigt. Das Kaliumsalz wurde mit
SalzsĂ€ure zersetzt, der Niederschlag nach 24 stĂŒndiger Dige-
stion abfiltrirt, unter der Glocke der Luftpumpe getrocknet,
bis er das constante Gewicht 0,2375 Gr. besass. Er ver-
lor nach lÀngerer Einwirkung einer Temperatur von 90°C.
0,0009 Gr., beim ErwÀrmen auf 1000 nahm sein Gewicht
um 0,0016 Gr. ab, bei 1100 â 0,0022 Gr., bei 1200 â
0,0013 Gr., bei 1300â blieb es unverĂ€ndert. Es hatte
der Niederschlag im Ganzen 0,0060 Gr., â 2,54
d. h. etwa einfĂŒnftel Mol. Wasser abgegeben. Die spĂ€ter
BeitrÀge zur Kenntniss des Cantharidins. 237
angestellte Elementaranalyse*) des bei 1300 getrockneten
Niederschlages gab 0,5140 Gr. KohlensÀure, 0,1384 Gr.
Wasser d. h.
f i a I.
. â or Auklay
TORROSÂź| Be
C = 0,14018 Gr. oder 60,5529 Proc. 4
Be n01538 , Bar a
OO â 0,0759 â â 32,805 â A
Regnault, so wie Lavini und Sobrero, von denen 7
Analysen des Cantharidins mitgetheilt worden sind, fanden 2
Regnault Lavini u. Sobrero =
C 61,22 â 60,36 61,17 er
BR 6,19. â- 6,22 6,30 ;
O 32,66 â 33,42 32,53. B-
Auch die Krystallform des abgeschiedenen Cantharidins - 3
stimmt mit der aus spanischen Fliegen durch Lösungsmit- k
tel ausgezogenen, dagegen variiren die beiden Substanzen âR
insofern etwas, als sich das aus salzartigen Verbindungen
abgeschiedene Cantharidin leichter in verdĂŒnnter Kali-
und Natronlauge löst, als das aus den spanischen Fliegen
direct gewonnene und dass das Erstere bereits bei nie-
derer Temperatur (fast genau 1300C.) sich zu verflĂŒch-
tigen beginnt. Jedenfalls lassen sich indessen diese letz-
teren Differenzen auf verschiedene DichtigkeitszustÀnde
zurĂŒckfĂŒhren.
Beschreibung der einzelnen Salze.
Das Kaliumsalz wurde dargestellt durch lÀngeres
Erhitzen von 1 Gr. Canthardin mit 0,5735 Gr. reinem
Kalihydrat und 80 C.C. Wasser im Dampfbade. Es dau-
erte mehre Stunden, bis das Cantharidin völlig gelöst
war; das in dieser Zeit verdunstete Wasser wurde von
Jeit zu Zeit ersetzt. Ein zweiter Versuch, bei dem die
Menge des Kalihydrates vermehrt und der Ueberschuss
desselben aus dem trocknen SalzrĂŒckstande durch Aus-
waschen mit starkem Alkohol entfernt wurde, gab kein
so befriedigendes Resultat, da sich leicht etwas kohlen-
*) Diese und alle folgenden Elementaranalysen wurden mit chrou-
saurem Bleioxyd ausgefĂŒhrt.
238 Dragendorff,
saures Kali bildet, welches durch Alkohol schwierig und
nur mit Verlust fortgeschafft werden kann (das neu ent-
standene Kaliumsalz ist selbst in Alkohol etwas löslich).
Aus diesem Grunde wurde in Zukunft stets die hier vor-
liegende Verbindung durch Lösen von Cantharidin in der
gerade ausreichenden Menge Kalihydrat und Wasser dar-
gestellt.
Die wÀsserige Lösung hinterlÀsst beim Verdunsten im
Wasserbade das Kaliumsalz als weissen strahlig krystal-
linischen, etwas perlmutterglĂ€nzenden SalzrĂŒckstand, bei
dem eine genaue Bestimmung der Krystallformen nicht
thunlich war. Das Salz ist nicht hygroskopisch; 100
Theile Wasser von 15â200 nehmen davon 4,13 Theile
auf, 100 Theile siedenden Wassers â 8,87 Theile, 100
Theile Alkohol von 0,820 spec. Gew. lösen bei 15 â200 0.
0,03 Theile, ebensoviel siedender Alkohol von derselben
StÀrke 0,92 Theile. Aether, Chloroform lösen nur sehr
geringe Mengen. Reaction der Lösung alkalisch. 0,00034
Gr. des Salzes in der hundertfachen Menge Wasser ge-
löst, mittelst eines LeinwandlÀppchens von 1 Quad.-CUm.
auf die Haut gelegt, wirkte sehr stark blasenziehend;
0,00017 Gr. in 200facher VerdĂŒnnung wirkten auf gleich
grosser FlÀche etwa gewöhnlichem Spanischfliegenpflaster
gleich; 0,00011 Gr. in 300facher VerdĂŒnnung auf eine
gleich grosse FlÀche applicirt, zog noch kleine Blasen;
0,00008 Gr. in 400facher VerdĂŒnnung bewirkte unter Ă€hn-
lichen UmstÀnden starke Hautröthung und kleine Papeln,
doch keine eigentlichen Blasen; 0,00006 Gr. in 500facher
VerdĂŒnnung schwache Hautröthung. Ich glaube, dass
man von diesem Salze hie und da Gebrauch machen
könnte, wo man an Stellen, an denen ein Spanischfliegen-
pflaster schlecht zu befestigen ist, eine Blase oder Haut-
röthung hervorrufen will, oder wenn man einmal eine
genau bekannte QuantitÀt Cantharidins wirken lassen
wollte *).
*) Da frĂŒhere Untersuchungen (vergl. meinen zweiten Aufsatz) -
DT Pl a 7 â a Pi 4 -
er EN © 2 fi
ER 3 â 1 ar
' BeitrÀge zur Kenntniss des Cantharidins. 239
Analyse I. 0,5 Gr. der Kaliamverbindung mit Salz-
sÀure zersetzt, gaben Cantharidin 0,3085 Gr. (61,70
Procent); Chlorkalium 0,2505 Gr., also Kali 0,1583
(31,66 Procent); Wasser 0,0332 Gr. (6,64 Procent).
K
ridin; 30,61 Proc. Kali; 5,84 Proc. Wasser.
Analyse Il. 0,4 Gr. gaben Cantharidin 0,2398 Gr.
(59,95 Proe.); Kaliumplatinchlorid 0,6114 Gr. â Kali
0,1179 Gr. (29,47 Proc.), Wasser 0,0423 Gr. (10,58
Procent).
H
Die Formel C10H60?2 jo: verlangt 63,55 Procent Cantha-
H
Die Formel C10H602 jo1-10 verlangt 60,05 Procent
K
Cantharidin, 28,92 Proc. Kali, 11,03 Proc. Wasser.
Analyse Il. 0,5680 Gr. gaben Cantharidin 0,3500 Gr.
(61,61 Proe.) Kaliumplatinchlorid 0,8972 Gr. â 0,1731
Gr. Kali (30,49 Proc.) 0,0449 Gr. Wasser (7,90 Proe.).
Die Annahme von der Existenz eines basischen Salzes
ist zwar dadurch nicht völlig widerlegt, dass, wie oben
die Kaliumverbindung als geneigt zur Diffusion erwiesen hatten,
so wurde der Versuch gemacht, mit HĂŒlfe derselben das Can-
tharidin aus den spanischen Fliegen abzuscheiden. Gepulverte
spanische Fliegen (5 Pfd.) wurden mit (20 Pfd.) Wasser und
(34 Drachmen) Kalihydrat eine Stunde lang gekocht, die brei-
förmige Masse auf mehren grossen Dialysatoren vertheilt, bei
300 C. 6 Tage lang der Diaiyse unterworfen in der Weise, dass
die Ă€ussere FlĂŒssigkeit alle 12 Stunden durch reines Wasser
ersetzt wurde. Die so gewonnenen Diffusate wurden auf !/ıp
Volum eingedampft, mit Chlorcaleium versetzt, so lang dasselbe
einen Niederschlag gab, letzterer (unreines cantharidinsaures
Caleium) nach einiger Zeit abfiltrirt, mit SchwefelsÀure und
Aether unter hĂ€ufigem SchĂŒtteln macerirt und die Ă€therische
Lösung des Cantharidins verdunstet. Das Filtrat vom Caleium-
niederschlage wurde weiter eingedampft und ebenfalls mit Schwe-
felsÀure und Aether behandelt. Die verschiedenen Aetherlösungen
verdunstet, hinterliessen in Summa nur 0,3006 Gr. Cantbaridin,
d. h. eine Menge, die viel zu gering, um diesen Weg fĂŒr die
praktische Gewinnung des Körpers geeignet erscheinen zu lassen.
a FE nhni, 24 na Ra
240 Dragendorf,
gesagt, beim Eindampfen von Cantharidin mit ĂŒberschĂŒs-
siger Kalilauge ein RĂŒckstand erlangt wird, den Alkohol
inKalihydrat und das neutrale Kaliumsalz zerlegt, jeden-
falls aber ist kein Grund vorhanden zu der Vermuthung,
dass besondere Neigung bestehe, eine basische Kalium-
verbindung zu bilden.
Ebenso konnte die Existenz eines sauren Kalium-
salzes nicht dargethan werden. 0,3 Gr. des neutralen Salzes
wurden in 10 C.C. Wasser gelöst, die Lösung mit 0,2 Gr.
- Cantharidin in eine Glasröhre eingeschmolzen, das Ge-
misch 3 Tage hindurch bei 1000 erwÀrmt. Das Cantha-
ridin war völlig ungelöst geblieben, abfiltrirt betrug sein
Gewicht 0,1973 Gr. Das Filtrat hinterliess beim Verdun-
sten wieder 0,3 Gr. RĂŒckstand.
Das Natriumsalz wurde analog der Kaliumverbin-
dung dargestellt. Es war der letzteren Àhnlich, undeut-
lich krystallinisch, nicht hygroskopisch. 100 Theile Was-
ser von 15â200C. nahmen 4,01 Theile, ebensoviel sie-
dend heisses Wasser 6,92 Theile des Salzes auf. In Al-
kohol ist es schwer, in Aether und Chloroform nicht löslich.
Reaction alkalisch. Ein Quantum des Salzes wurde unter
der Glocke der Luftpumpe ausgetrocknet, bis sein Ge-
wicht constant 0,3645 Gr. blieb. Dasselbe Quantum ver-
lor spÀter auf 1000 erwÀrmt 0,0037 Gr., bei 1100 weitere
0,0026 Gr., in Summa 0,0063. Es muss demnach angenom-
men werden, dass die geringe Menge abgegebener Feuch-
tigkeit nur mechanisch anhÀngend gewesen.
Analyse. 0,2785 Gr. gaben mit SalzsÀure zersetzt 0,1790
Gramm Cantharidin (64,27 Proc.); 0,1279 Gr. Chlor-
natrium â 0,0681 Gr. Natron (24,45 Proe.); 0,0314 Gr.
Wasser (11,27 Proc.).
m:
Die Formel C10H60? | O%4.-+-HO verlangt 66,66 Procent
Na
Cantharidin; 21,09 Natron; 12,24 Proc. Wasser.
Das Lithiumsalz wurde den beiden vorigen analog
dargestellt, glich ihnen auch an Ansehen. 100 Theile
BeitrÀge zur Kenntniss des Cantharidins. 241
Wasser von 15â209 lösen davon 3,8 Theile, ebensoviel
siedendes Wasser 5,96 Theile. Die Reaction ist alka-
lisch.
Analyse I. 0,4 Gr. gaben 0,3280 Cantharidin (82,00
Procent); 0,1490 Chlorlithium == 0,0526 Gr. Lithion
(13,15 Proc.); Wasser 0,0194 Gr. (4,85 Proc.).
Analyse II. 0,4 Gr. gaben 0,3270 Gr. Cantharidin (81,75
Procent), 0,1445 Gr. Chlorlithium = 0,0510 Gr. Lithion
(12,75 Proc.); 0,022 Wasser (5,5 Proec.).
H
Die Formel C10H602 }O4 verlangt 80,31 Proc. Cantha-
Li
ridin; 12,31 Proc. Lithion; 7,38 Proc. Wasser.
Das Ammoniumsalz ist Àusserst unbestÀndig, das-
selbe lÀsst sich in wÀsseriger Lösung darstellen durch
Zersetzung Àquivalenter Mengen von der Baryumverbin-
gung und Ammoniumsulfat oder durch Lösen von Can-
tharidin in ĂŒberschĂŒssiger AmmoniaktlĂŒssigkeit bei einer
Temperatur nicht ĂŒber 40â500C. So wie ein Theil des
Cantharidins gelöst ist, muss man die Schale mit der
FlĂŒssigkeit unter die Glocke der Luftpumpe bringen und
hier so lange verweilen lassen, bis alles freie Ammoniak
abgedunstet ist. Man filtrirt von ĂŒberschĂŒssigem Canthari-
din ab und erhĂ€lt eine alkalisch reagirende FlĂŒssigkeit,
die bei der Einwirkung von SalzsÀure einen Niederschlag
von Cantharidin giebt, indem zugleich Chlorammonium
entsteht. Das relative VerhÀltniss zwischen Cantharidin
und Ammoniumoxyd wurde wie 0,1100 :0,0379 (0,3254
Ammoniumplatinchlorid) gefunden. Der Rechnung nach
mĂŒssten, wenn die Verbindung auf !, Mol. Ammonium-
oxyd ein Mol. Cantharidin enthielte, aus 0,1479 Theilen
der wasserfreien Verbindung 0,1169 Theile Cantharidin
und 0,0310 Ammoniumoxyd erhalten werden, was befrie-
digend mit dem Resultat der Analyse stimmt.
Wird die wÀsserige Lösung des auf die eine oder die
andere Weise dargestellten Ammoniumsalzes eine Zeit
lang im Wasserbade auf 1000 erwÀrmt, so wird, selbst
Arch.d. Pharm. CLXXXIl. Bds. 3. Hft. 16
REN
=
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N RE REEL
y-} i
242 Dragendorff,
2
wenn kein freies Ammoniak vorhanden, das Ammonium-
salz zersetzt. Die so behandelt gewesene FlĂŒssigkeit
giebt dann mit SalzsÀure auch nach tagelangem Stehen
keinen Niederschlag von Cantharidin mehr, wird sie mit
SalzsÀure und Platinchlorid zur Trockne verdunstet, so
bleibt ein RĂŒckstand, aus welchem Alkohol alles zuge-
setzte Platinchlorid fortnimmt, indem zugleich eine weisse
krystallinische, in Alkohol ziemlich schwierig, aber auch
in Wasser etwas lösliche Masse hmterbleibt. Die-
selbe krystallinische Substanz hinterbleibt auch, wenn
man ohne weiteren Zusatz. eine Lösung von Cantharidin
in AmmoniakflĂŒssigkeit im Wasserbade zur Trockne ver-
dunstet. Diese Erfahrungen stehen mit den Angaben
Thierryâs sowohl als Procterâs im Widerspruch,
Der Erstere erklĂ€rt Cantharidin fĂŒr unlöslich in Ammo-
niak, der Letztere giebt zwar die Löslichkeit zu, bekaup-
tet aber, dass die Lösung beim Verdunsten unverÀnder-
tes Cantharidin abscheide. Vom Cantharidin ist der
RĂŒckstand schon durch seine Löslichkeit in Wasser ver-
schieden, ausserdem ist er stickstoffhaltig.
Analyse. 0,25 Gr. dieser Substanz mit Natronkalk ge-
glĂŒht gaben 0,2495 Gr. Ammoniumplatinchlorid â
0,01563 Gr. Stickstoff â 6,25 Proc.
0,25 Gr. ebenso behandelt gaben 0,2528 Gr. Ammonium-
platinchlorid â 0,01584 Gr. Stickstoff = 6,33 Proc.
0,25 Gr. mit chromsaurem Bleioxyd und vorgelegtem Kupfer
verbrannt gaben 0,5325 Gr. KohlensÀure und 0,1310
Grm. Wasser.
0,25 Gr. ebenso behandelt 0,5350 Gr. KohlensÀure und
0,1674 Gr. Wasser.
0,25 Gr. ebenso behandelt 0,5207 Gr. KohlensÀure und
0,1649 Gr. Wasser *) d. h.
*) Das zu den einzelnen Verbrennungen benutzte Quantum stammt
von verschiedenen Darstellungen her.
BeitrĂ€ge zur Kenntniss des ee! u | â
1)0==0,1452 Gr. od. 58,08%). 2)C â0,1459 Gr. 0d.58,36%,.
B=8,0146:,-1,.,5,84, °H â=0,0186 2243,
0â0,0743 â â29,80, O0 â0,0698 â â27,91,
900157. â: ,.,6,28, N â0,0157,.,. 698%
3) C = 0,1420 Gr. oder 56,809,
BB aa
Oâ 0,0740 5. 29,60,
Nâ00157 â â 638,
Die Formel 11 | N, die sich im Uebrigen vorlÀufig
C10H602 ei
C10H602
a
nicht weiter motiviren Ba verlangt
C 56,34 9,
H 7045,
O 30,05 â
N.346,52.85
Die hier vorliegende Verbindung krystallisirt beim
Erkalten ihrer siedend heiss bereiteten wÀsserigen Lösung
in langen seideglÀnzenden Krystallnadeln.. 100 Theile
Wasser von 15â200 C. lösen davon 1,83 Theile; 100
Theile siedendes Wasser 3,45 Theile; 100 Theile Alko-
hol *) von 15â 200 C. lösen 1,31 Theileâ; 100 Theile
siedenden Alkohols 1,87 Theile. In Aether und Chloroform
ist diese Substanz Ă€usserst schwer lösslich, beim SchĂŒt-
teln einer wĂ€sserigen Lösung mit diesen FlĂŒssigkeiten,
wandert die Verbindung nicht in die letztere ĂŒber. Die 4
Verbindung scheint geneigt zu sein mit Wasser ĂŒbersĂ€t-
tigte Lösungen zu bilden. Sie reagirt sauer, wirkt stark
blasenziehend. Mit Chlorbaryum, Silbernitrat, Kupfersul_
fat und Bleinitrat liefert sie NiederschlÀge, welche stick- |
stofffrei sind und deren Krystallform derjenigen der
*) Hier und bei den spÀter zu besprechenden Proben von dersel-
ben StÀrke wie derselbe zur Löslichkeitsbestimmung des Kalium-
salzes benutzt wurde.
16*
244 Dragendorff,
Verbindungen der hypothetischen CantharidinsÀure mit
den betreffenden Basen gleichkommt. Schon oben ist
darauf hingewiesen, dass die vorliegende Verbindung auf
Zusatz von SalzsÀure kein Cantharidin abscheidet *).
Auch wenn die mit SalzsÀure versetzte Lösung mit Chlo-
roform geschĂŒttelt wird, entzieht letzteres kein Canthari-
din. Kocht man eine heiss bereitete concentrirte Auflösung
derselben in Wasser mit concentrirter SalzsÀure etwa eine
halbe Stunde lang, so bleibt dieselbe immer noch klar.
*) Ich habe gehofft, dieses Verhalten gegen Ammoniak benutzen
zu können, um eine neue Methode der Darstellung des Can-
tharidins zu gewinnen, bin aber auch hier leider bisher zu kei-
nem gĂŒnstigen Resultate gekommen. Um Anderen die MĂŒhe
zu ersparen, in dieser Richtung Versuche anzustellen, will ich
die von mir gemachten Experimente kurz anfĂŒhren.
1) Gröblich gepulverte Canthariden wurden mit der gleichen
Menge officineller AmmoniakflĂŒssigkeit und so viel Wasser,
dass ein dĂŒnner Brei entstand, aufgekocht, dann im Wasser-
bade ausgetrocknet, der RĂŒckstand mit Wasser ausgekocht, die
(ĂŒbrigens sehr schleimige) Abkochung colirt, das Unlösliche
noch einmal mit Wasser ausgezogen. Die wĂ€sserigen AuszĂŒge
wurden mit SalzsĂ€ure ĂŒbersĂ€uert, der Niederschlag, in dem ich
Fett u. dergl., doch kein Cantharidin vermuthete, abÀltrirt, das
Filtrat mit Kali im Ueberschuss versetzt und zur Trockne verdun-
stet, die hinterbliebene Salzmasse (in der ich die Kaliumverbin-
dung der CantharidinsÀure vermuthete) wieder in Wasser gelöst,
mit SalzsĂ€ure ĂŒbersĂ€ttigt, filtrirt, mit Aether das Cantharidin aus-
geschĂŒttelt. Es wurde ziemlich reines Cantharidin erhalten, doch
nur !/4 der Menge, die in den Canthariden wirklich vorhanden ist.
2) Gröblich gepulverte Canthariden wurden miteinem Gemisch
von 1 Vol. offieineller AmmoniakflĂŒssigkeit und Alkohol von 90 Pre.
ausgezogen, der Auszug durch Destillation von Weingeist be-
freit, die wĂ€sserige FlĂŒssigkeit zur Trockne gebracht. Der geblie-
bene RĂŒckstand wurde in Wasser gelöst mit SalzsĂ€ure ĂŒbersĂ€ttigt,
filtrirt, mit dem Filtrat wie oben verfahren. Ausbeute sehr gering.
3) Es wurde wie in 1) verfahren, aber der wÀsserige Auszug, der
mit Ammoniakliquor eingetrockneten Canthariden, mit Schwefel-
sĂ€ure ĂŒbersĂ€ttigt, filtrirt und das Filtrat mit salpetrigsaurem Kali
auf etwa 500 C. erwĂ€rmt. Nach 48stĂŒndigem Stehen in der
KĂ€lte wurde filtrirt, der Niederschlag getrocknet, gepulvert, mit
Aether ausgezogen. Auch das Filtrat wurde mit Aether aus-
geschĂŒttelt. Die Ausbeute an Cantharidin war sehr gering. Dr.
âv- %. Be" âMg Ba Ri â
â
BeitrÀge zur Kenniniss des Cantharidins. 245
Erst nach mehrwöchentlichem Stehen scheidet endlich ein
solches Gemisch eine geringe Menge des vorhandenen
Cantharidins unlöslich ab und dann giebt Platinchlorid im
Filtrate einen Niederschlag von Ammoniumplatinchlorid.
Kocht man die heissgesÀttigte Lösung der vorliegenden
Substanz unter Zusatz von Aectzkali, so entweichen am-
moniakaliche DĂ€mpfe und nach einigem Kochen, wenn die
Ammoniakentwicklung nachgelassen, giebt SalzsÀure einen
Niederschlag von Cantharidin. Wird etwas der fraglichen
Substanz mit Barytwasser in eine Glasröhre eingeschmol-
zen, das Gemisch im Wasserbade erhitzt, so entsteht ein
weisser Niederschlag, der stickstofffrei ist und wahrschein-
lich nur das Baryumsalz der hypothetischen Cantharidin-
sÀure enthÀlt. Wird in eine wÀsserige Lösung der fraglichen
Substanz salpetrige SĂ€ure eingeleitet, so scheidet die FlĂŒs-
sigkeit schon nach einigen Stunden Cantharidin ab. Die
vorliegende Verbindung durch lÀngeres Erhitzen auf 1100
Cels. völlig stickstofffrei zu machen, gelang nicht. Da-
gegen beginnt die Verbindung bei wenig höherer Tempe-
ratur sich als solche zu verflĂŒchtigen.
Es ist wohl nicht zu bezweifeln, dass eine amidartige
Verbindung vorliege. Leider haben wir bisher keine wei-
teren Erfahrungen ĂŒber dieselbe sammeln können und es
muss spĂ€teren Untersuchungen ĂŒberlassen bleiben, die
Constitution dieser Substanz aufzuklÀren. Auf die: Ent-
scheidung der Frage, ob sie die einzige amidische Sub-
stanz ist, die das Cantharidin bei Einwirkung des Am-
moniaks liefern kann, konnte vorlÀufig ebenfalls noch
nicht eingegangen werden.
In praktischer Beziehung ist die amidartige Verbindung
insofern beachtenswerth, als sie einmal in einem Object
einer gerichtlich chemischen Untersuchung aus vorher
vorhanden gewesenem Cantharidin entstehen und dieses
der Beobachtung entziehen könnte. Ich habe schon in
meinem vorigen Aufsatze darauf hingewiesen und will
hier nachdrĂŒcklichst hervorheben, dass falls man fĂŒrch-
ten mĂŒsste, die amidische Verbindung sei in einem
a a de
ei aeâ
246 Dragendorff,
Untersuchungsobjecte vorhanden, man durchaus die Ex-
tractionsmethode mit Kalihydrat anwenden mĂŒsse.
Die Baryumverbindung konnte leicht durch FĂ€l-
lung der Kaliumverbindung mit Jodbaryum dargestellt
werden. Sie ist weiss, krystallinisch, im Wasser, Wein-
geist, Aether fast unlöslich; es war nicht möglich so
deutlich ausgebildete Krystallindividuen zu erzielen, dass
eine Messung mit Erfolg ausgefĂŒhrt werden konnte.
Analyse I. 0,4Gr. gaben 0,2010 Gr. Cantharidin (50,25
Procent); 0,2549 Gr. Baryumsulfat â 0,1674 Gr. Baryt
(41,85 Proc.) und 0,0316 Wasser (7,90 Proc.).
Analyse I. 0,4 Gr. gaben 0,2000 Gr. Cantharidin
(50,00 Proc.); 0,1604 Gr. Baryumsulfat â 0,1681 Gr.
Baryt (42,02 Proc.); 0,031 Gr. (7,98 Proc.).
6)
.
Die Formel (C10H60?)? 03 + HO*) verlangt 52,10 Pro-
Ba?
cent Cantharidin; 40,72 Proc. Baryt; 7,18 Proc. Wasser.
Die Strontiumverbindung wurde in Àhnlicher
Weise, wie die Baryumverbindung durch Doppelzer-
setzung aus Strontiumchlorid und der Kaliumverbindung
gewonnen. Sie gleicht in ihrem Aeussern und den Lös-
lichkeitsverhÀltnissen der Baryumverbindung.
Analyse I. 0,25 Gr. gaben Cantharidin 0,1390 Gr. (55,60
Procent); Strontian (durch GlĂŒhen des Carbonates dar-
gestellt) 0,0650 Gr. (26,00 Proc.); Wasser 0,0460 Gr.
(18,40 Proc.).
Analyse II. 0,22 Gr. gaben Cantharidin 0,1196 Gr.
(54,36 Proc.); Strontian 0,0794 Gr. (36,09 Proc.);
Wasser 0,0210 Gr. (9,55 Proc.).
Diese wenig mit einander stimmenden Resultate bedĂŒr-
fen weiterer Controle.
H?
Die Formel a jo mon hÀtte verlangt 59,99
r
*) Ba? â 137,18.
**) $2 â 87,68.
Procent Cantharidin; 31,74 Proc. Strontian und 8,27
Procent Wasser.
Die Caleiumverbindung wurde durch Doppelzer-
setzung aus Calciumchlorid und der Kaliumverbindung
gewonnen, Form und LöslichkeitsverhÀltnisse wie beim
Baryumsalze.
Analyse I. 0,4 Gr. gaben 0,2670 Gr. Cantharidin
(66,75 Proc.); Kalk (durch GlĂŒhen des Oxalates dar-
gestellt) 0,0829 Gr. (20,725 Proc.); Wasser 0,0509 Gr,
(12,525 Proc.).
Analyse ll. 0,5790 Gr. gaben 0,3786 Gr. Cantharidin
(65,39 Proe.); 0,1224 Gr. Kalk (21,14 Proc.); 0,0780
Grm. Wasser (13,47 Proc.).
H2
Die Formel (C!0H602)2 | 08 + H?O?2*) verlangt 68,05
Ca?
Procent Cantharidin; 19,45 Proc. Kalk; 12,50 Proe.
Wasser.
Elementaranalysen mit chromsaurem Bleioxyd
angestellt (Salz bei 1100 getrocknet).
0,25 Gr. gaben 0,4075 Gr. KohlensÀure u. 0,1403 Gr. Wasser
20: 058240; $ »"0:1150°.,, 0008
020 â5: 0,8308, A 0,1100) 70
d. h.
1) C=0,1111 Gr. od. 44,440, 2) C= 0,8840 Gr. od. 44,20%,
I 20,01% â- â ::6,24, H =0,0127. 2 5
= SABT.N MO â 34,46 â
Ca= SIEU. 221 DL 9). 3 14,95
3) C=0,0902 Gr. oder 45,100,
Hr=0/0422 7,29% 46,10%
= 2". 383;85%
Caâ 14,98,
Formel H? verlangt C 44,440),
(C10H602)2 | O8 19%
Dazr). O 35,55 ,
Ca 14,82 â
*) 022 â 40.
BeitrÀge zur Kenntniss des Cantharidins. 247
248 Dragendorff,
Das Plus von Wasserstoff, welches die Analysen er-
gaben, ĂŒbersteigt dasjenige Maass, welches man als Beob-
achtungsfehler gelten lassen könnte, indessen ist hier zu
berĂŒcksichtigen, dass die Analysen nur mit sehr geringen
Mengen ausgefĂŒhrt werden konnten, bei denen allerdings
schon ein sehr kleines Quantum hygroskopischer Feuchtig-
keit, die von chromsaurem Bleioxyd wÀhrend des Mischens
angezogen worden, bedeutende Differenzen verursachen
kann.
Wurde das vorher bei 1100 getrocknete Calciumsalz
in einem Glasrohre erhitzt, so begann zwischen 1400 und
1500 eine partielle Zersetzung, die sich durch einen ge-
ringen krystallinischen Anflug (unzersetztes Cantharidin)
an den kÀlteren Theilen des Rohres kenntlich machte.
Selbst als die Hitze auf 2100 gesteigert wurde, war kein
irgend wie riechendes Zersetzungsproduct entstanden und
ebensowenig fÀrbte sich das Calciumsalz dunkler. Auch
bei 3000 war kein weiteres Anzeichen eingetretener Zer-
setzung bemerkbar.
Eine andere Probe dieses Calciumsalzes mit ĂŒber-
schĂŒssigem Natronkalk erhitzt, begann erst zwischen 2000
und 210% Entwickelung gasförmiger Zersetzungsproducte,
deren Geruch demjenigen des Acetons nicht unÀhnlich war.
Eine dritte Probe wurde mit ameisensaurem Kalk
erhitzt, die flĂŒchtigen Zersetzungsproducte in wasserfreien,
mit Ammoniak gesÀttigtem Aether geleitet. Aus der Àthe-
rischen FlĂŒssigkeit, die anfangs milchig getrĂŒbt worden,
schieden sich allmÀlig farblose Krystalle ab, deren wÀsse-
rige Lösung ammoniakalische Silbersolution schon in der
KĂ€lte reducirte, deren geringe Menge aber keine weitere
Untersuchung zuliess. Wenn ich glaube, dass hier ein
aldehydisches Zersetzungsproduct vorliegt, so bin ich doch
weit davon entfernt zu behaupten, dass dieses das der
CantharidinsĂ€ure zukommende Aldehyd sein mĂŒsse. (Durch
Einwirkung von Jodwasserstoff in zugeschmolzenen Glas-
röhren bei 1000 wird Cantharidin durchaus nicht verÀn-
dert. Ebensowenig entsteht durch Einwirkung von Na-
Te hi sel ee a ar le ar EEE De ke An SEETTZNE
BeitrÀge zur Kenntniss des Cantharidins. 249
triumamalgam auf das Natronsalz ein Zersetzungsproduct.
Auch ĂŒbermangansaures Kali in alkalischer Lösung ver-
Ă€ndert das Kaliumsalz der vermeintlichen Cantharidin-
sÀure nicht.)
Wurde die Calciumverbindung auf dem Platinblech
erhitzt, so entwickelte sich ein Geruch, der am ersten mit
demjenigen verglichen werden kann, welcher unter Àhn-
lichen UmstÀnden aus weinsaurem Kalk frei wird.
Die Magnesiumverbindung wurde durch mehr-
stĂŒndiges Erhitzen eines Gemenges von 1 Gr. Cantharidin,
0,25 Gr. reiner gebrannter Magnesia und 30 C.C. Wasser in
zugeschmolzener Glaskugel bei 1000 erhalten. Schon bei
oberflÀchlicher Betrachtung bemerkt man nach einiger
Zeit, dass eine VerÀnderung statt gefunden, der grössere
Theil der voluminösen Magnesia ist verschwunden und
an ihre Stelle sind krystallinische Massen, meist klum-
penförmig zusammengeballt, getreten. Ein Theil der ent-
standenen Magnesiumverbindung findet sich im Wasser
gelöst, der Rest des Salzes wird durch Behandlung mit
frischem Wasser ebenfalls in Lösung gebracht *); die un-
zersetzt gebliebene Magnesia wird abfiltrirt. Die wÀsserige
Lösung der Magnesiumverbindung hinterlÀsst beim Ver-
dunsten lange farblose nadel- und spiessförmige Krystalle.
1,4700 Gr. derselben, nachdem sie zuvor unter der Glocke
der Luftpumpe ausgetrocknet waren, gaben bei 900 nichts
ab, bei 1000 0,0014 Gr., bei 1100 noch weitere 0,0006 Gr.;
im Ganzen nur 0,002 Gr. Das Salz ist in kaltem Wasser
und Alkohol leichter löslich als in den siedenden FlĂŒssig-
keiten. Auch dieses Salz ist in Aether und Chloroform
unlöslich zu nennen. 100 Theile Wasser von 150 bis 200
lösen 1,54 Theile, 100 Theile siedend heisses Wasser 1,16;
100 Theile kalter Alkohol von 150 bis 200 lösen 0,24 Theile,
100 Theile siedend heisser Alkohol 0,02 Theile. Die
wÀsserige Lösung dieser Verbindung reagirt alkalisch,
*) Hiernach sind meine frĂŒheren Angaben, die sich auf vorlĂ€ufige
Versuche Blumâs beziehen, zu berichtigen.
Se
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250 Dragendorff,
sie wirkt blasenziehend. Schon frĂŒher wurde beobachtet,
dass die Magnesiumverbindung, wenn sie mit Oel erhitzt
worden, eine blasenziehende Mischung giebt. Die Mag-
nesiumverbindung ist luftbestÀndig, sie wird durch Kohlen-
sÀure nicht zersetzt, ertrÀgt das Umkystallisiren. Alkali-
carbonate fÀllen aus der Lösung Magnesiumcarbonat,
Kupfervitriol giebt neben Magnesiumsulfat einen grĂŒn-
lichen krystallinischen Niederschlag der entsprechenden
Kupferverbindung des Cantharidins.
Analyse I. 0, Gr. gaben 0,3360 Gr. Cantharidin
(67,20 Proc.); 0,2096 Gr. Pyrophosphat des Magne-
siums â 0,0755 Gr. Magnesia (15,10 Proe.); 0,0885 Gr.
Wasser (17,70 Proe.).
Analyse II. 0,3820 Gr. gaben 0,2550 Gr. Cantharidin
(66,76 Proc.); 0,0580 Gr. Magnesia (15,18 Proc.);
0,0690 Gr. Wasser (18,06 Proc.).
H2
Die Formel re 08 + 2H?O? *) verlangt 67,59
8
Procent Cantharidin; 13,79 Procent Magnesia; 18,62
Procent Wasser.
Die Zinkverbindung wurde analog der Magnesium-
verbindung erhalten. Sie gleicht der letzteren im Ansehen,
auch die LöslichkeitsverhÀltnisse sind denjenigen der Mag-
nesiumverbindung analog, 100 Theile Wasser von 15 bis
200 lösen 0,41 Theile, 100 Theile siedend heisses Wasser
0,24 Theile; 100 Theile Alkohol von 15 â 200 lösen 0,12
Theile, 100 Theile siedend heisser Alkohol 0,04 Theile.
Analyse I. 0,4 Gr. gaben 0,2393 Gr. Cantharidin
(59,82 Proe.); 0,1128 Gr. Zinksulfuret â 0,0942 Gr.
Zinkoxyd (23,55 Proc.); 0,0665 Gr. Wasser (16,63
Procent).
Analyse II. 0,2485 Gr. gaben 0,1494 Gr. Cantharidin
(60,12 Proc.); 0,0702 Gr. Zinksulfuret â= 0,0586 Gr.
Zinkoxyd (23,58 Proc.); 0,0405 Gr. Wasser (16,30
Procent).
*) Mg? = 24.
5 RER g ji rg I AR
_
BeitrÀge zur Kenntniss des Cantharidins. 251
H?
Die Formel (C10H50O?)?08+-2H?20?*) verlangt 61,06
Zn?
Procent Ăantharidin; 22,12 Procent Zinkoxyd; 16,82
Procent Wasser.
Die Cadmiumverbindung ist Àusserst schwer
löslich im Wasser, es gelang deshalb nur unvollstÀndig
die Verbindung auf analoge Weise wie bei den vorigen
Salzen darzustellen. Eine Einwirkung des Oxydhydrates
auf Oantharidin bei Gegenwart von Wasser ist allerdings
nachweisbar, weit besser gelangt man zum Ziel, wenn
man die vorliegende Verbindung durch PrÀcipitation einer
Lösung des Kaliumsalzes mit Jodcadmium bereitet. Der
krystallinische Niederschlag bot keine Gelegenheit zu Mes-
sungen dar. Die Analysen, die mit diesem Niederschlage
angestellt wurden, kann ich. vorlÀufig nur mit Reserve
mittheilen, sie ergaben:
Analyse I. 0,3 Gr. lieferten 0,1130 Gr. Cantharidin
(37,66 Proc.); 0,1553 Gr. Cadmiumsulfuret = 0,1382 Gr.
Cadmiumoxyd (46,07 Proc.); 0,0488 Gr. Wasser (16,27
Procent).
Analyse II. 0,3 Gr. lieferten 0,1140 Gr. Cantharidin
(38,00 Proc. ); 0,1530 Gr. Cadmiumsulfuret â= 0,1360 Gr.
Cadmiumoxyd (45,33 Proc.); 0,0500 Gr. Wasser (16,67
Procent).
Die Formel eg }0r+am2o2 **) wĂŒrde verlangen
37,40 Proc. Cantharidin; 48,86 Proc. Cadmiumoxyd;
13,74 Proe. Wasser. Sollte sich diese Zusammensetzung
weiter bestÀtigen lassen, so wÀre sie um so inter-
essanter, als sie fĂŒr ein Salz sprechen wĂŒrde, bei dem
aller Wasserstoff der hypothetischen CantharidinsÀure
durch Metalle ersetzt worden. In dem Zinnsalz der
*) Zn? = 65.
**) Cd? â 112.
a
A ae tz a IT a Ye #
bar > ig 2
EN ER EEE
a TALBIETVER Aa Zar
252 Dragendorf,,
MilchsĂ€ure wĂŒrde man ein Analogon dieser Verbindung
erblicken können.
Die Berylliumverbindung in grösseren Mengen
in derselben Weise wie die Magnesiumverbindung darzu-
stellen, gelang nicht. Es wurden nur geringe Mengen
des Salzes so erhalten. Auch hier trÀgt die geringe Lös-
lichkeit des zu erwartenden Productes die Schuld, fĂŒr
die Darstellung dĂŒrfte der Weg der FĂ€llung eines leicht
löslichen Berylliumsalzes mit der Kaliumverbindung zu
empfehlen sein. Die geringe Menge des Salzes, die wir
nach der erstbezeichneten Methode erzielt haben, war farb-
los, krystallinisch; 100 Theile Wasser lösen davon etwa
0,06 Theile.
Die Aluminiumverbindung wurde durch Doppel-
zersetzung aus Alaun und der Kaliumverbindung bereitet-
Anfangs entstand hier nur geringe TrĂŒbung, allmĂ€lig aber
ein krystallinischer Niederschlag, dessen Formen deutlich
ausgeprÀgt waren. Man erkannte sechsseitige rhombische
Tafeln, deutlich entwickelt OP,» P, » Px. Der Win-
kel zwischen » P und © P » â 116°, woraus sich die
rhombische SĂ€ule mit 520 und 1160 berechnet. (Ein
Krystall fand sich beigemengt, welches als Rechteck
erkannt wurde, mit einer abgebrochenen Ecke, an der
die Messung 1350 ergab, was auf tetragonale Formen
schliessen liesse.) Die eine Analyse, zu der das Material
ausreichte, lieferte ein Resultat, welches hier nicht ver-
werthet werden kann.
Eine Chromverbindung konnte in analoger Weise
wie die des Aluminiums nicht erzielt werden. Tröpfelte
man eine Lösung der Kaliumverbindung in eine kalt ge-
sÀttigte Lösung von Chromalaun, so entstand an der Ein-
fallstelle eine gelbe FĂ€rbung und TrĂŒbung, die beim
UmschĂŒtteln wieder schwanden. Nach 24 Stunden hatte
sich ein Sediment aus farblosen Krystallen und grĂŒnen
Körnchen gebildet. Erstere waren reines Cantharidin,
letztere enthielten kein Cantharidin. Es wÀre möglich,
BeitrÀge zur Kenntniss des Cantharidins. 253
dass eine in Wasser lösliche Doppelverbindung des can-
tharidinsauren Chrom (oxydes?) mit einem der Bestand-
theile des Chromalauns existirt.
Eine Eisenverbindung konnte weder durch PrÀ-
ceipitation aus einem Oxyd- noch aus einem Oxydulsalze
gewonnen werden. In beiden FĂ€llen (Eisenalaun und
Eisenvitriol) fiel nur Oxydhydrat. Ein Àhnliches Resul-
tat lieferte ein Versuch mit dem Sulfat des Mangan-
(oxyduls).
Die Kobaltrerbindung konnte dagegen durch
PrÀcipitation einer Lösung des Sulfates mit der Kalium-
verbindung gewonnen werden*). Es entstand ein blass-
rosafarbener Niederschlag, der unter dem Mikroskop Grup-
pen spiessiger und strahliger Krystalle zeigt. In Wasser
ist die Verbindung sehr schwer löslich.
Analyse I. 0,1250 Gr. gaben 0,0690 Gr. Cantharidin
(55,20 Proc.); 0,0356 Gr. Oxydul (29,20 Proc.); 0,0195
Grm. Wasser (15,60 Proe.).
Analyse Il. 0,25 Gr. gaben 0,1572 Gr. Cantharidin
(62,88 Procent); 0,0622 Gr. Oxydul (24,88 Procent);
Wasser 0,0306 Gr. (12,24 Proc.).
H2
Die Formel el 05 -+ H?2O?2**), mit der nament-
02
lich die letzte Analyse ĂŒbereinstimmt, verlangt 63,89
Procent Cantharidin; 24,36 Proc. Kobaltoxydul; 11,74
Procent Wasser.
Die Nickelverbindung wurde analog der vorigen
gewonnen. Sie ist blassgrĂŒn, krystallinisch, in der Form
der Verbindung des Kobalts Àhnelnd, doch finden sich
untermischt auch tafelförmige Krystalle, die denen des
Kupfersalzes gleichen. Die Verbindung ist sehr schwer
löslich in Wasser.
*) Diese Verbindung sowohl, als das zur Darstellung des entsprechen-
den Nickelsalzes benutzte Sulfat, als die entsprechenden Eisen-
und Manganverbindungen waren durch mehrmaliges Lösen im
Wasser und PrÀcipitation mit Alkohol von etwa anhÀngender
freier SĂ€ure befreit.
**) 002 â 58,74.
=
2
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a7,
254 Dragendorff, |
Analyse I. 0,1400 Gr. gaben 0,0820 Gr. Cantharidin
(58,57 Proe.); 0,0220 Gr. Oxydul (15,71 Proe.); 0,0360
Gr. Wasser (25,71 Proc.).
Analyse Il. 0,25 Gr. gaben 0,1436 Gr. Cantharidin
(57,44 Procent); 0,0621 Gr. Oxydul (24,84 Procent);
â0,0443 Gr. ee (17,72 Proc.).
Die Formel son 08 + 2H?0O2*), mit der die
Ni?
zweite Analyse einigermassen stimmt, verlangt 60,36 Pre.
Cantharidin; 23,00 Pre. Nickeloxydul; 16,63 Pre. Wasser.
Woher die bedeutende Abweichung der ersten Analyse
stammt, kann ich nicht erklÀren. AuffÀllig ist, dass die
Menge des gefundenen Oxyduls so gross ist, als nach der
zweiten Analyse zu urtheilen dieWassermenge sein mĂŒsste
und umgekehrt die Menge des gefundenen Wassers so
hoch als in der zweiten Analyse das Kobaltoxydul ge-
funden worden. Dass hier ein Beobachtungsfehler vor-
liege, ist wohl wahrscheinlich. |
Die Kupferverbindung entsteht auf analoge Weise
beim Mischen einer Lösung des Kaliumsalzes) mit Kupfer-
vitriolsolution. Die FlĂŒssigkeit wird sogleich trĂŒbe, all-
mÀlig wird der Niederschlag reichlicher, körnig- krystal-
linisch. Bei mikroskopischer Untersuchung fanden sich
tafel- und blÀttchenförmige Krystalle, deren Formen an
diejenigen der HarnsÀure erinnerten. Die spÀter ausge-
schiedenen Krystalle waren schÀrfer ausgeprÀgt. Sie er-
wiesen sich als rhombische SÀulen mit basischer EndflÀche,
durch Vorherrschen der letztern tafelförmig (vergl. Fig. )).
Fig. L_ Beobachtet wurden OP, & P, & P & und
© P ©, gemessen der Winkel zwischen
2 oo P und & P» â 1430, zwischen © P
ey und Ps â 1270, woraus sich die rhom-
5 B)
D bische SĂ€ule mit 74 und 1060 berechnet.
19.2) _
Die Krystalle sind matt grĂŒn - blau. 100
Theile Wasser von 15 bis 200 lösen 0,05
E).NZ â 58,738.
+) Die grössere Menge der untersuchten Verbindung wurde statt
aus dieser aus der Magnesiumverbindung dargestellt.
ee ee a LS BR as Bes Dre ED a Re
BeitrÀge zur Kenntniss des Cantharidins. 255
Theile, 100 Theile siedenden Wassers 0,25 Theile dieses
Kupfersalzes.
Analyse. 0,5 der Verbindung gaben 0,2940 Gr. Can-
tharidin (58,80 Proc.); 0,1690 Gr. Kupfersulfuret â
0,1407 Gr. Kupferoxyd (28,14 Proc.) 0,0653 Gr. Wasser
(13,06 Proc.).
H?
Die Formel a 08 -- 11, H202*) wĂŒrde ver-
u2
langen 61,17 Proc. Cantharidin; 24,79 Proc. Kupferoxyd;
14,04 Proc. Wasser.
Mischt man eine Lösung von Kupferacetat mit einer
Lösung des Kaliumsalzes, so entsteht, auch wenn die
Lösungen völlig gesÀttigt waren, kein Niederschlag. Nach
dem Eindampfen der Lösung schieden sich dunkelgrĂŒne
Krystalle ab, zwischen denen eingelagert amorphe blaue
Körnchen waren. Ein Auslesen der letzteren war nicht
durchzufĂŒhren. Wurde das FlĂŒssigkeitsgemisch mit Salz-
sÀure versetzt, so schieden sich keine Krystalle von Can-
tharidin aus; auch als die FlĂŒssigkeit mit Aether ge-
schĂŒttelt wurde, gab sie an diesen nur geringe QuantitĂ€ten
von Cantharidin ab. Es scheint hier eine Doppelverbin-
dung entstanden zu sein, deren eingehendes Studium um
so interessanter werden könnte, als hier möglicher Weise
Bedingungen vorliegen, unter denen die vermeintliche
CantharidinsĂ€ure grössere BestĂ€ndigkeit, als sie fĂŒr ge-
wöhnlich hat, zeigt.
Die Bleiverbindung fÀllt als farbloser krystal-
linischer Niederschlag beim Mischen einer Lösung von
Bleinitrat mit dem Kaliumsalze. Die Krystalle gehören
dem monoklinisehen Systeme an, man findet vorzugsweise
sechsseitige Tafeln mit vorherrschendem Klinopinakoid
â (»P»). Vergl. umstehend Fig. II. Der Winkel zwi-
schen © P x» und â P © wurde â 1340, zwischen © P
*) Cu? â 63,44.
"
H
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he) I Zu
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Bra. N ua AR
256 Dragendorff,
und +P x = 1110 der Winkel zwi-
schen â Px und + Px» = 1150 be-
stimmt.
Analyse Il. 0,4 Gr. gaben 0,1550 Gr.
Cantharidin (38,75 Proc.); 0,2583 Gr.
Bleisulfat â 0,1902 Gr. Bleioxyd (47,55
Procent) und 0,0548 Gr. Wasser (13,70
Procent).
Analyse Il. 0,4 Gr. gaben 0,1520 Gr. Cantharidin
(38,00 Proc.); 0,2600 Gr. Bleisulfat = 0,1914 Gr.
Bleioxyd (47,85 Proc.); 0,0566 Gr. Wasser (14,15 Proc.).
H?
Die Formel (C1!0H602)?2 08 3H?0?*) verlangt 39,93
Pb?
Procent Cantharidin; 45,41 Proc. Bleioxyd; 14,66 Proc.
Wasser.
Eine basische Bleiverbindung wurde durch Dop-
pelzersetzung aus ?/3basischem Bleiacetat gewonnen; auch
sie ist krystallinisch und sehr schwer löslich.
Analyse. 0,3 Gr. gaben 0,0460 Gr. Cantharidin (15,33
Procent); 0,2660 Gr. Bleisulfat â 0,1958 Gr. Bleioxyd
(65,27 Proc.); Wasser 0,0582 Gr. (19,40 Proc.).
Eine Quecksilberverbindung kann durch FĂ€l-
lung einer Quecksilberchloridlösung mit dem Kaliumsalze
gewonnen werden. Sie ist farblos, schwer löslich, be-
steht aus bĂŒschel- und sternförmig gruppirten Krystall-
nadeln, von denen einige rhombische Zuspitzung erken-
nen liessen.
Versetzt man eine möglichst neutrale Lösung von
Quecksilberoxydulnitrat mit einer Lösung des Kalium-
salzes, so fÀllt ebenfalls ein farblos krystallinischer Nie-
derschlag, der bald grau wird.
Die Silberverbindung wurde durch PrÀcipitation
aus Silbernitrat gewonnen. Sie ist farblos, der anfangs
*) Pb? â 206,913.
BeitrÀge zur Kenntniss des Cantharidins. 257
voluminöse Niederschlag wird spÀter undeutlich krystal-
linisch. Die Verbindung ist ziemlich bestÀndig. Auf die
eine bisher angestellte Analyse, der zufolge sie nicht neu-
tral, sondern sauer sein wĂŒrde, kant ich kein Gewicht
legen. (0,5 Gr. gaben 0,2815 Gr. Cantharidin; 0,2315 Gr.
Chlorsilber = 0,1871 Gr. Oxyd; 0,0314 Gr. Wasser.)
Die Palladiumverbindung muss als ein recht
charakteristisches Salz der vermeintlichen Cantharidin-
sÀure bezeichnet werden, welches neben den NiederschlÀ-
gen, welche durch Kobalt-, Nickel-, Kupfer- und Bleisalze
in Lösungen der cantharidinsauren Salze hervorgebracht
werden, fĂŒr die Analyse Beachtung verdient. Versetzt
man eine Lösung der Kaliumverbindung mit möglichst
neutraler Lösung von PalladiumchlorĂŒr, so bemerkt man
sofort eine TrĂŒbung, nach etwa 24 Stunden findet man
ein Àusserst reichliches Netzwerk hellgelber Krystallna-
deln abgeschieden. Unter dem Mikroskop erkennt man
in dem Gewirr langer haarförmiger Krystalle einzelne
tafelförmige Krystallindividuen, die als rhombische Tafeln
gedeutet werden mĂŒssen. Besonders entwickelt sind OP,
&P und »Px. Der Winkel zwischen »P und »P x
ist â 1300, woraus die rhombische SĂ€ule mit 800 und
1000 folgt.
Analyse. 0,1150 Gr. liefern 0,0430 Gr. Cantharidıa
(37,39 Proe.); 0,0310 Gr. Palladium â 0,0357 Pal-
ladiumoxydul (31,04 Proc.) und 0,0363 Gr. Wasser
(31,57 Proc.).
Die Menge des Cantharidins ist etwas zu klein ge-
funden fĂŒr
H?
die Formel (C}0H60?)2 jo + 6H?02*), welche 44,10
Pd?
Procent Cantharidin 28,35 Proc. Palladiumoxydul und
27,55 Proc. Wasser verlangt.
Die Zinnverbindung wurde durch FĂ€llung einer
*) Pd2 = 106,4.
Arch.d. Pharm. CLXXXI. Bds. 3. Hft. 17
Aa a Ge"
258 Dragendorff, BeitrÀge zur Kenntniss da ee
Lösung der Kaliumverbindung mit ZinnchlorĂŒr dargestellt.
Man muss hierbei einen Ueberschuss des letzteren ver-
meiden, weil der sofort entstehende Niederschlag der Zinn-
verbindung durch âeinen Ueberschuss von ZinnchlorĂŒr
wieder gelöst wird. Letzteres wĂŒrde die Existenz einer
löslichen Doppelverbindung von ZinnchlorĂŒr mit dem can-
tharidinsauren Zinnoxydoxydul wahrscheinlich machen. Die
Zinnverbindung der CantharidinsÀure fÀllt anfangs als
sehr voluminöser Niederschlag, der sich allmÀlig in perlmut-
terglÀnzende Tafeln umwandelt. Letztere gestatten keine
Bestimmung der Krystallform.
Analyse. 0,24 Gr. gaben 0,1210 Gr. Cantharidin (50,41
Procent); 0,0915 Gr. Zinnoxyd â 0,0808 Gr. Zinnoxy-
dul (33,67 Proc.); 0,0382 Gr. Wasser (15,92 Proc.).
H2
Die Formel (C10 H60?)2 | 08 + 5HO0*) verlangt 50,13
Sn?
Procent Cantharidin, 33,75 Proc. Zinnoxydul und 15,12
Procent Wasser.
Eine Wismutbverbindung wurde in geringer Menge
erhalten, als Cantharidin mit Wismuthoxydhydrat und Was-
ser im zugeschmolzenen Glasrohr 3 Tage lang bei 1000 erhitzt
worden. Das ungebundene Cantharidin wurde spÀter durch
Chloroform vollstÀndig fortgenommen. Unter dem Mikro-
skop erwies sich die aus der Glasröhre entleerte Masse
als ein Gemenge amorphen Hydrates und des Wismuth-
salzes, das in achtseitigen rhombischen Tafeln mit OP,
&P, ŸP» und »Px vertreten war. Die stark mit
einander differirenden Messungen wĂŒrden annĂ€hernd auf
die rhombische SĂ€ule von 60 und 1200 schliessen lassen.
Die Behandlung mit SalzsÀure und Chloroform lieferten
das gebunden gewesene Cantharidin.
DESn2=='116:
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Bar
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ih dans ĂŒber die er einigungen der Arzneimittel. 259
-
.
Ueber die Verunreinigungen der Arzneimittel.
Ein Vortrag,
gehalten in der Versammlung der Apotheker des Grossherzogthums
Sachsen- Weimar-Eisenach in Apolda am 10. September 1867
von
Dr. Hermann Ludwig,
a. Professor in Jena.
Meine Stellung als Revisor der Apotheken im Gross-
herzogthume Sachsen- Weimar-Eisenach und im FĂŒrsten-
thume Reuss Àlterer Linie hat mir eine Reihe von
Jahren hindurch (im Weimarschen seit 13 Jahren und
im Reussischen seit 6 Jahren) Gelegenheit gegeben, die
verschiedensten in den Apotheken vorrÀthigen Mittel auf
ihre GĂŒte und Reinheit zu prĂŒfen und dabei manchmal
zum Leidwesen des Apothekers ebensowohl als zu dem
meinigen die verschiedensten Verunreinigungen zu ent-
decken. Mit diesen neckischen Kobolden geht es aber
wie mit anderen Gespenstern: sie verschwinden, sobald
man ihnen scharf mit der Leuchte der Wissenschaft zu
Leibe geht. Lassen Sie uns einige dieser Unholde etwas
nÀher betrachten.
Nehmen wir vor allem das Arsen in seinen ver-
schiedenen Gestalten und Verbindungen, namentlich als
arsenige SĂ€ure, ArsensĂ€ure und Schwefelarsen. FĂŒr
dieses giftige Metall (oder wenn man lieber will Metalloid)
ist dieSchwefelsÀure die Hauptquelle, mittelst welcher
dasselbe in die pharmaceutisch-chemischen PrÀparate ge-
langt. In die SchwefelsÀure selbst wird das Arsen in
Folge einer Anwendung des aus arsenhaltigen Schwefel-
kiesen gewonnenen Schwefels, oder dieser Kiese selbst
zur SchwefelsĂ€urebereitung gefĂŒhrt.
Ohne mich hier auf die Reinigung der Schwefel-
sÀure von Arsen nÀher einzulassen, so interessant dieses
Capitel auch wÀre, gebe ich hier nur an, dass bei der
PrĂŒfung dieser und anderer SĂ€uren, namentlich der Phos-
17%
h TOR a ER A N ET Le En HERR
â RT y T > et HR n"
260 H. Ludwig,
phorsÀure und ihrer Salze mittelst Schwefelwasser-
stoffgas auf Arsengehalt es von Wichtigkeit ist, die
Wirkung des HS lÀngere Zeit dauern zu lassen, um die
nur langsam reducirbare ArsensÀure ebenfalls in Schwe-
felarsen ĂŒberzufĂŒhren und letzteres als gelben Nieder-
schlag zu erhalten. Dass die SĂ€uren, die man mit HS
behandelt, gehörig verdĂŒnnt sein mĂŒssen, ist selbstver-
stÀndlich, auch eine gelinde ErwÀrmung derselben wÀh-
rend des Einleitens des Gases sehr zweckmÀssig.
Durch Anwendung einer arsenhaltigen SchwefelsÀure
bei Destillation von SalzsÀure gelangt das Arsen in diese
SÀure. Da jetzt die EssigsÀure aus Holzessig durch
Einwirkung von SalzsÀure auf holzessigsauren Kalk ge-
wonnen wird, so ist eine Verunreinigung der EssigsÀure
mit Arsenik keine Seltenheit; nach Chevallier und
Dechamp dâAvallon enthĂ€lt der kĂ€ufliche Holz-
essig hÀufig Arsenik, weil zu seiner Destillation arseni-
kalische SchwefelsÀure benutzt wurde. (Marquart- Lud-
wig, Lehrb. d. Pharm. III. Bd. 8. 159.)
FĂŒr SalpetersĂ€ure ist die Arsenverunreinigung
nicht zu fĂŒrchten, weil bei ihrer Destillation etwa vor-
handenes Arsen als ArsensÀure hinterbleiben wird.
Aus den Schwefelblumen und dem Stangen-
schwefel, so wie aus dem Sulfur praecipitatum lÀsst
sich das etwas vorhandene Arsensulfid durch Amoniak-
flĂŒssigkeit ausziehen. (Pharm. Germaniae, 1865. 8. 271
lÀsst Sulf. depuratum aus kÀuflichem Sulf. sublimatum
durch Behandlung mit Salmiakgeist-haltigem Wasser rei-
nigen.)
Hier sei eines Falles ErwÀhnung gethan, wo bei
Uebernahme einer Apotheke der neue Besitzer einen
unsignirtenKasten mit arsenhaltigem Schwefel
unter dem obsoleten GerĂŒmpel vorfand.. Man denke
sich nun die Sache weiter aus, dass die dem Stangen-
schwefel Àhnliche Masse unter den Schwefel gerathen sei,
der etwa zur Bereitung von Fassbrand-Schwefel
ĂŒber die Verunreinigungen der Arzneimittel. a
diente, und die Weinvergiftung mit Arsenik wÀre fertig
. gewesen *).
Eine interessante Verwechselung fand ich einmal
vor, wo die Holz-BĂŒchse signirt Auripigmentum,
das in der Farbe zwar Àhnliche aber bedeutend dichtere
Casseler-Gelb â Bleioxyd-Chlorblei enthielt. (Blei-
erz von Mendipâ=PbCl + 2PbO hat 7,077 spec. Gew,
Auripigment nur 3,48.) \
Man muss sich wohl hĂŒten, die Anwesenheit von.
Arsen im Auripigment und Realgar durch eine VorprĂŒ-
fung auf der Kohle vor dem Löthrohr, durch einen %
etwaigen Knoblauchgeruch entdecken zu wollen, dieser
tritt hier gar nicht ein, sondern wird durch den Geruch
der schwefligen SÀure völlig verdeckt. (In den toxikolo-
gischen Briefen von Emil Winkler, Memoranda der
gerichtlichen PrĂŒfung auf Gifte, Weimar, Landes -Indu-
strie-Comptoir 1852, heisst es. gleich Anfangs $. 1. Erster
Brief. Ermittelung von Arsenikvergiftung. Das besteâ AR
Reagens auf Arsenik bietet der trockne Weg dar. Arse-
nikverbindungen jeder Art liefern, auf Kohle vor dm
Löthrohre behandelt, einen weissen Dampf von eigen-
thĂŒmlich arsenikalischem, gewöhnlich als âknoblauchartigâ
bezeichnetem Geruche).
Ueber die verschiedenen Methoden in Antimon-
verbindungen die Gegenwart des Arsens nachzuwei-
sen, will ich mich hier nicht verbreiten und nur erwÀhnen,
dass die Meyerâsche Methode des Schmelzens mit
salpetersaurem Natron und kohlensaurem Na-
tron am besten zum Ziele fĂŒht.
Dass bei Brechweinstein der Geruch des aus der er ö
Verkohlung desselben hervorgegangenen Antimonmetalles
beim GlĂŒhen im Oxydationsfeuer eine höchst empfind-
liche Probe ist, weiss Jeder von uns.
*) Herr Adelbert Geheeb fand in einer Probe jenes arseni-
kalischen Schwefels 80,2 Proc. Schwefel und 19,8 Proe. Arsen, R
also auf 1 Aeq. As 19 Aegq. S. (Juli 1865.)
en nv... aa
Bits
262 H. Ludwig,
Ein Gegenstand grosser Sorge ist die Placirung
des Arsenikschrankes in den Apotheken! Bald
finde ich denselben in kĂŒhlen Gewölben, bald in der
ersten Etage in der Materialkammer, bald auf dem Haus-
boden. Oft ist das KĂ€mmerchen, worin er verwahrt wird,
so dunkel, dass man nichts erkennen kann. Ja ich habe
es zweimal erlebt, dass der Arsenikkasten neben
Kaffee, Zucker und Cichorien stand; einmal wur-
den auch um denselben herum KrÀuter getrocknet. So
gut als Canthariden in die Flores Sambuci gelangten, weil
auf demselben KrÀuterboden beide neben einander getrock-
net wurden, eben so leicht konnte verstÀubter Arsenik
unter die Kamillen gerathen. Auch auf dem Schranke
fĂŒr die Papierbeutel und Convoluten sah ich diesen ge-
fĂ€hrliehen Kasten fĂŒr Arsenik aufgestellt. Er gehört
allein fĂŒr sich, nichts ĂŒber sich, nichts unter sich und
nichts unmittelbar neben sich. Will man Arsenik mit
anderen Venenis in einem Schranke aufbewahren, so
gehört er zu unterst.
Zu den durch solche unpassende Aufstellung des Ărse-
niks veranlassten Verunreinigungen mit diesem Gifte gehört
folgender Fall, der von Piron im Bulletin de la Societe
de Pharmacie de Bruswelles, 2me Annee, No. 10. pag. 150
mitgetheilt und in der Sitzung dieser Gesellschaft am
13. October 1858 zur Sprache kam.
Bei Untersuchung eines verdÀchtigen Reisbreis (du
riz au lait) fand Piron zuerst Arsenik in demselben;
spÀter bemerkte er jedoch, dass dieser Arsenik von dem
bei der Analyse benutzten doppelt-kohlensauren Na-
tron herstammte. Eine Commission, bestehend aus den
Herren J. Laneau, J. B. Francqui und J. B. De-
paire unterwarf in Folge dessen 12 Sorten Natron bi-
carbonicum Àlterer und neuerer Fabrikation der Unter-
suchung. Keine dieser Sorten enthielt Arsenik. Herr
Depaire hatte ausserdem schon von 1848 bis 1858 bei
gerichtlichen Untersuchungen Gelegenheit, die Reinheit
von 17 Proben doppelt-kohlensauren Natrons zu consta-
DE
Ne. 2 BEE Se Be Pe Te RT a a ee 7
N > T GE e7 â 2
33
ĂŒber Ri: Verunreinigungen der Arzneimittel. 263
tiren. Bei der quantitativen Bestimmung ergaben sich
30000 arseniger SĂ€ure (â=0,03 Proc. AsO3) in dem von
Piron vorgelegten doppelkohlensauren Natron. Die Com-
mission erklĂ€rte diese Verunreinigung fĂŒr eine zufĂ€llige,
vielleicht durch Sorglosigkeit oder NachlÀssigkeit eines
Droguisten bewirkt.
Der Phosphor und die PhosphorsÀure sind
auch gegenwÀrtig noch der Verunreinigung mit Arsen
und ArsensÀure sehr unterworfen. Im Betreff des Phos-
phors ist mir ein von Wöhler (in den Annalen der
Chem. und Pharm. 10. Heft, 1864) berichteter Fall beson-
ders bemerkenswerth. Es wurden die Leichen zweier
MĂ€nner ausgegraben, um der chemischen Untersuchung
auf Arsenik unterworfen zu werden. Die grösste Menge
des Arseniks fand sich in der zweiten Leiche, obgleich
diese bereits sieben Jahre begraben lag.
Von Wichtigkeit war bei dem nur geringen Arsenik-
gehalte in der Leiche des einen Mannes, der erst sechs
Wochen vorher nach lÀngerer Krankheit gestorben war,
der Umstand, dass dieser Mann lÀngere Zeit vor seinem
Tode Oleum phosphoratum in Form einer Emulsion als
Arznei innerlich genommen und auf-diese Weise im Gan-
zen 16 Gramm Phosphor innerlich verbraucht hatte. Als
nun der Phosphorvorrath in der Apotheke, von welchem
jene Arznei bereitet worden war, untersucht wurde,
zeigte es sich, dass er !/, Proc. Arsenik enthielt (=0,080
Gramm Arsenik in obigen 16 Grm. Phosphor.)
Hinsichtlich der PhosphorsÀure und ihrer jewei-
ligen Verunreinigung mit Arsenik ist mir folgender Fall
erwÀhnenswerth. Er betraf eine Portion Acidum phospho-
rieum depuratum (Acidum phosphoricum ex ossibus), welche
mit HS einen dicken gelben Niederschlag lieferte. Der
Herr Apotheker behauptete, es mĂŒsse solche Verunreini-
gung darin bleiben und trage zur Wirksamkeit bei.
Weder in der Pharmacopoea borussica edit. V. (1829),
S. 128, noch im Schachtâschen Nachtrage von 1847 sei
von einer Reinigung durch Schwefelwasserstoff die Rede.
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264 H. Ludwig, A Er
Da dieser Fall aber in die Zeit der Geltung der Pharm.
bor. ed.V1. (1846) fiel, diese aber von ihrem Acidum sulfu-
ricum crudum verlangte, dass es arsenfrei sein sollte
(rejieiatur acidum, quod arsenio inquinatum est), so musste
eine PhosphorsÀure aus Knochenasche und roher Schwe-
felsÀure bereitet auch arsenfrei sein.
Hinsichtlich der anderen Verunreinigungen der Phos-
phorsÀure (PO3, SO3, NO3, H3N, SiO2, Al203, Fe?O3,
CaO, NaO etc.) erwÀhne ich nur eine mir erst in diesem
Sommer vorgekommene. Anstatt des specifischen Ge-
wichts â 1,130, zeigte diese SĂ€ure das spec. Gewicht
â 1,515; sie wurde durch Zusatz von salpetersaurem
Silberoxyd (in reinem Wasser gelösten) unmittelbar gelb
gefÀllt und gab mit Kalilauge starken Ammoniakgeruch;
mit AmmoniakflĂŒssigkeit alkalisch gemacht, trĂŒbte sie
sich nicht. Sie enthielt also saures phosphorsaures Am-
moniak und mochte ein zerflossenes Acidum phosphoricum
glaciale sein.
Kali arsenicosum solutum (= Solutio arsenicalis,
Solutio Fowleri) der Pharm. bor. edit. VII. ist mir schon
einige Male durch Algenflocken getrĂŒbt vorgekommen, zwei
Mal sogar entwickelte sie deutlich Arsenwasserstoflgas-
geruch. Diese leichte Verderblichkeit ist einfach eine
Folge des Hinweglassens des Spiritus angelicae compo-
situs aus der Mischung.
Im Speisezimmer des Gasthofes zum L. in N. fand
ich die WĂ€nde desselben frisch mit Schweinfurter GrĂŒn
angestrichen und bemerkte jedesmal beim Hineintreten
den Arsenwasserstoffgeruch (einen Àhnlichen Geruch beob-
achtete man beim Oeffnen von MineralienschrÀnken).
An einem mit Arsenik stark vergifteten und verschim-
melten Brode habe ich, so wie die damaligen Mitglieder
- meines Institutes, jenen knoblauchartigen ekelhaften Ge-
ruch sehr deutlich wahrgenommen.
Der Unfug, welcher mit SchweinfurtergrĂŒn -Papier
getrieben wird, ist arg: Gehe & Comp. schicken jede
ihrer Preislisten in einem solchen arsenikgrĂŒnen Um-
ĂŒber die Verunreinigungen der Arzneimittel. 265
schlage; aus einer sÀchsischen Apotheke schickte man mir
Magen -Morsellen in einem mit solchem GiftgrĂŒn bekleb-
ten KĂ€stchen etc.
Wenden wir unsere Aufmerksamkeit dem Antimon
zu, so haben wir an der HartnÀckigkeit, mit welcher
sich dasselbe den GefÀssen, in denen man AntimonprÀ-
parate bereitete, anhÀngt, einen Grund der Verunreinigung
anderer PrÀparate. HÀufig sind auch Namenverwechse-
lungen der Grund solcher Verunreinigungen, oder auch
wohl nur einfaches Vergreifen. Folgende FĂ€lle sind mir
erinnerlich: Im StandgefĂ€sse der Ofticin fĂŒr Zincum
oxydatum fand ich Stibium oxydatum album (Antimonium
diaphoret. ablutum d. Ph. bor. ed. V.); bei nÀherer Nach-
forschung ergab sich, dass auf der Materialkammer die
GefĂ€sse fĂŒr Stibium oxyd. album. und Zine. oxyd. alb.
neben einander standen, dass also beim Einfassen die
Verwechselung statt gefunden hatte.
Bei einer Revision fand ich in einer Apotheke Zin-
cum metallicum (ein StĂŒck) neben mehren StĂŒcken Sti-
bium in dem Kasten signirt Stibium metallicum.
Den Tartarus boraxatus fand ich stark antimonhaltig
in einer Apotheke 1863; die Ursache der Verunreinigung
konnte nicht ermittelt werden.
Im Jahre 1862 hatte ich in Gemeinschaft mit Herrn
Dr. Mirus hier die chemische Untersuchung von Brause-
pulver-Ingredienzien und von Erbrocherem zu fĂŒhren,
in der Untersuchungssache wider den Apotheker D. in
S., wodurch den Genuss von citronensÀurehaltigem
Brausepulver aus dessen Apotheke der Gastwirth R. und
der Ladendiener R. plötzlich erkrankt waren. Natrum
bicarbonicum und. Himbeersaft waren rein, aber die
CitronensÀure war brechweinsteinhaltig; am
meisten des letzteren fand ich im Grunde des glÀsernen
AufbewahrungsgefĂ€sses. Das letztere musste sonach frĂŒher er
als AufbewahrungsgefĂ€ss fĂŒr Tartarus emeticus gedient
haben, war gar nicht ausgeputzt und sogleich zur Aufbe-
wahrung der CitronensÀure verwendet worden. Wem
FERNER
266 H. Ludwig,
diese Unsauberkeit zur Last zu legen, war nicht zu er-
mitteln.
Im Jahre 1864 erhielt ich durch einen GehĂŒlfen des
Herrn H. in G. eine Probe Kali chlorieum, welches anti-
monhaltig war und nach der Angabe jenes GehĂŒlfen aus
einer königl. sÀchsischen Apotheke stammte*).
Zinn fand ich in einem Sulfur praeeipitatum (1858),
letzteres PrÀparat war im Zinnkessel des Dampfapparats
bereitet worden.
Einen Zinngehalt der FExtractabsÀtze beobachtete
Herr Apotheker A. Geheeb.
Eine Verwechselung des Wismuths mit Antimon,
eine Unlöslichkeit des Magisterium Bismuthi in SalpetersÀure
ĂŒnde ich im Protokoll der Revision einer Apotheke (1852).
Hinsichtlich des Quecksilbers will ich erwÀhner,
dass es mir mehre Male vorgekommen ist, dass grössere
QuantitÀten reiner SÀuren, wie SalzsÀure oder Schwefel-
sÀure in mit Glasstöpseln versehenen Flaschen zugeschickt
wurden, die mit weissem Leder verbunden waren, aus
denen sich metallisches Quecksilber herausdrĂŒcken liess,
solches Leder war sicher von Lederbeuteln genonimen
worden, in denen Quecksilber gewesen war.
Dass mir auch schon SchweizerkÀse (Emmenthaler)
mit QuecksilberkĂŒgelchen vorgekommen ist, werden sich
die Leser des Archivs erinnern; es musste durch Zer-
brechen eines Thermometers in die KĂ€semasse gelangt
sein. (Siehe Archiv d. Pharm. Pd.123. S. 168, 1865.)
Quecksilberhaltige Glas-RĂŒhrstĂ€be aus alten Ther-
mometerröhren habe ich neuerdings abermals erhalten.
Verunreinigungen derArzneimittel durch Blei
gehören jetzt zu den gewöhnlichen Vorkommnissen. Einige
Beispiele:
In einer Apotheke waren die BlasengerÀthschaften
zur Bereitung der destillirten WĂ€sser sehr mangelhaft,
namentlich das KĂŒhlrohr, welches von bleireichem Zinn
*) Sulfur aurat. antimonii durch Einwirkung des Lichtes auf
einer Seite des Glases weiss geworden in Folge einer Oxydation,
ist mir ebenfalls vorgekommen.
ĂŒber die Verunreinigungen der Arzneimittel. 267
gefertigt war; in Folge dessen waren bleihaltig geworden
Aqua destillata, chamomillae, foeniculi, menth. pip., cerasor.
amygdal., rubi idaei. Ferner die mit bleihaltigem destillir-
tem Wasser bereitete Aqua chlorata, Lig. Kali acetiei
und Mueilago gummi arabiei. Spiritus formicarum war
so bleireich, dass aus 6 Unzen desselben durch FĂ€l-
lung mit verdĂŒnnter SO3, GlĂŒhen des Niederschlages
mit NaO, CO? auf Kohle, BleikĂŒgelchen erhalten werden
konnten. (Sept. 1863.)
In einer anderen Apotheke war zwar das Damıpf-
apparatgerĂ€th von Zinn, aber. auf dem Ableitungsrohr fĂŒr |
den das destillirte Wasser liefernden Dampf des Dampf-
kessels befand sich ein Hahn mit Bleiloth eingesetzt
und in Folge dessen war das destillirte Wasser bleihal-
tig geworden, wÀhrend die aus der Destillirblase mit-
telst des gut zinnernen KĂŒhlrohres bereiteten WĂ€sser
bleifrei waren. (1860.)
Zwei WÀsser, welche als kÀufliche in bleigelötheten
Blechflaschen (von verzinntem Fisenblech) verschickt
werden, sind mir schon bleihaltig vorgekommen: 1) Ag.
naphae (mehre Male); 2) Ag. laurocerasi (schon 2 Mal).
Hr. Apotheker Dr. Weppen in Markoldendorf fand in
Ol. Terebinth. als Bodensatz ameisensaures Bleioxyd; das
Loth der Blechflaschen liefert dazu das Blei, das Terpen-
thinöl die AmeisensÀure.
Lig. ammonĂŒ caustic. bleihaltig, von D. und B. in
Erfurt. Acidum phosphoric. bleihaltig. Acetum concentra-
tum bleihaltend, ebenso Kali acetic. und Lig. ammon. acetic.
WeinsÀure, Tartarus crudus und Tart. depuratus,
Kali tartaricum und namentlich Tart. boraxatus und andere
WeinsÀure-PrÀparate, ferner CitronensÀure sind
hÀufig bleihaltig; oft sind es nur Spuren, welche beim
Neutralisiren der mit HSwasser versetzten Lösungen mit
Ammoniak an den gelbbrÀunlichen FÀrbungen erkannt
werden können, die beim vorsichtigen AnsÀuern mit Wein-
sÀure nicht wieder verschwinden.
Jetzt soll manche kÀufliche WeinsÀure unmit-
A 9.
268 H. Ludwig,
telbar ansitzende Bleitheilchen enthalten; die Kry-
stallisation solcher WeinsÀure hatte also wohl im Blei-
gefÀssen statt gefunden.
Aus dem Gehalte der rohen SchwefelsÀure an schwe-
felsaurem Bleioxyd erklÀrt sich ein Gehalt der Mag-
nesia sulfurica an Blei. Direct wird durch HS ein sol-
cher Gehalt nicht nachgewiesen; man muss hier alkalisch
machen, dann mit verdĂŒnnter HCl schwach ansĂ€uern.
Porcellanschilder fĂŒr SĂ€uren (SalpetersĂ€ure, SalzsĂ€ure,
SchwefelsÀure, nicht bloss der rohen, sondern auch der
reinen SÀuren) fand ich mit BleidrÀhten an die HÀlse
der Aufbewahrungsflasche gehÀngt; Signaturen auf Fla-
schen mit Bleiweiss- oder Mennigefarbe ĂŒberstri-
chen; ja sogar Signaturen auf SchweinfurtergrĂŒn-
Papier geschrieben und den ReagentienglĂ€sern fĂŒr HCl,
NO5, H3N, SO3 vorgeklebt: ganz gedankenlose Lieb-
habereien bei so ernsten Dingen.
Cochenille, welche in Wasser suspendirt fĂŒr Keuch-
husten der Kinder gegeben werden sollte, fand ich mit
metallischem Blei verunreinigt (Durlach 1840 â 1841).
Magnesia usta in einem bleiglasirten Topfe im Zie-
gelofen geglĂŒht, zeigte natĂŒrlich einen Bleigehalt, viel
Eisen und löste sich nur langsam in verdĂŒnnten SĂ€uren.
Misxtura sulfurica acida zeigte einen weissen Boden-
satz von schwefelsaurem Bleioxyd, weil aus Weingeist mit
roher concentrirter SchwefelsÀure bereitet.
Acetum concentratum enthielt Blei, in Folge dessen
auch Kali aceticum und Lig. ammonii acetiei. Das Acet.
conc. war wohl aus Bleizucker gefertigt worden.
In Folge einer Aufbewahrung von Bleiweiss (Cerussa)
und Zythargyrum in SchubkĂ€sten, die unmittelbar ĂŒber
narkotischen KrÀutern sich befanden, war Bleiweiss in
Herba hyoscyami gelangt oder in ein anderes narkotisches
Kraut.
Ammoniacum carbonieum bleihaltig. Mennigehal-
tiges Opium.
Bei Revision des Bodens eines KrÀuterhÀndlers (1859)
en ET Ei 7 x E
âĂŒber die Verunreinigungen der Arzneimittel. 269
hing in einem Fasse, welches frĂŒher als Bleiweissfass
gedient hatte, noch Bleiweiss an den WĂ€nden und in
dem Fasse lag Semen ConĂŒ.
Bei Benutzung Ă€lterer SchubkĂ€sten und HolzbĂŒchsen
solite kĂŒnftig grössere Sorgfalt auf vorhergehende Reini-
gung derselben verwendet werden, als bisher, damit nicht
giftige Farben, wie Bleiweiss, oder sonstige Farben,
wie Berlinerblau, Englischroth u. dergl. in den
GefÀssen bleiben, welche nun zur Aufbewahrung von
Quittenkernen, Mohnsamen, Pflastern etc. bestimmt sind.
Hier will ich auch noch der Unsitte gedenken, die
Weinflaschen mit Bleischroten auszuscheuern. Mir
selbst ist es vorgekommen, dass ich, ungeachtet ich solche
Art der Reinigung meinen Dienstboten untersagt, in einer
mit Wein gefĂŒllten Flasche, die ich selbst aus dem Kel-
ler geholt und dessen Inhalt ich bei einem Feste zu
geniessen gedachte, im unteren verengten Theile der
Flasche ĂŒber ein Dutzend Bleischroten sitzen sah. Bei
Untersuchung des darĂŒber befindlichen Weines zeigte der-
selbe einen starken Bleigehalt. Ueber den Bleigehalt
der Schnupftabacke will ich schweigen, ebenso ĂŒber
denjenigen der Oblaten; am widerwÀrtigsten ist ein
solcher bei den Visitenkarten der mit HS beschÀftigten
Uhemiker.
Kupfer. In Jena wurde im Jahre 1556 eine neue
sehr zweckmÀssige Polizeiordnung entworfen und durch
den Druck bekannt gemacht. Wie grosse Aufmerksam-
keit man schon in jenen Zeiten auf die Gesundheits- und
Medieinalpolizei gewendet, ersieht man auch daraus, dass
bereits im Jahre 1570 bei gehaltener Visitation den Apo-
thekern verboten worden, kĂŒpferne und messingerne
GefÀsse in der Offiein zu dulden. (Joh. Ernst Basilius
Wiedeburg, Beschreibung der Stadt Jena, 1785, 2. Theil,
S. 465.)
Wer von Ihnen kennt nicht die Probe der Extracte,
Mellagines, Roob, Succi, Syrupe, Oxymel, Mel depuratum
u.s. w. auf Kupfergehalt mittelst eines blanken Eisen-
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270 H. Ludwig,
spatels, den man in die angesÀuerte wÀsserige Lösung
der genannten PrÀparate steckt!
Der kÀufliche Succeus liquiritiae enthÀlt oft auffallend
grosse Mengen von SpÀnen metallischen Kupfers. So
erhielt ich von Herrn Apotheker Fiedler in Neumark
solches Kupfer, von welchem er 16, Gran aus 3 Pfun-
den pond. civ. Suec. liquiritiae mechanisch ausgeschieden
hatte.
Durch Stossen im Messingmörser wurde der Salmiak
kupfer- und zinkhaltig, durch Zerreiben im Messing-
mörser die WeinsÀure Cu- und zinkhaltig.
Lig. ferri chlorati fand ich kupferhaltig (1863).
Acid. aceticum kupferhaltig (1859); Acetum concen-
tratum desgleichen (1858); auch Lig. ammon. acet. kupfer-
haltig (1858).
Der Kupferoxydgehalt der BleiglÀtte macht den
Bleiessig blau.
Vom Herrn G.H. Sch. in J. wurden mir sogen. ver-
goldete Pillen gezeigt, die er in einer königl. sÀchsischen
Apotheke hatte bereiten lassen (zwischen 1847 und 1854)
und welche statt mit echtem Gold mit Flittergold (geschla-
genem Messing, unechtem Blattgold) ĂŒberzogen waren,
das seinen Glanz verloren und grĂŒn geworden war.
Dass ich gar oft den Rath ertheilen musste, die Ver-
zinnung kupferner Kessel erneuern zu lassen, brauche
ich wohl kaum zu erwÀhnen.
Zuweilen sah ich auch FlĂŒssigkeiten durch graues
Löschpapier filtriren, von welchem wir wissen, dass
es neben andern Unreinigkeiten namentlich viel Kupfer
enthÀlt und bei Benutzung alter Tapeten auch Arsenik.
Herr Apotheker Geheeb in Geisa untersuchte wÀh-
. rend seiner Anwesenheit in Jena als Mitglied meines In-
stituts eine verdĂ€chtig grĂŒn aussehende eingemachte saure
Gurke von 4l/, Unzen Gewicht vom Seiler R. in Jena
(Juni 1865) und erhielt daraus durch Behandlung mit
reiner SalzsÀure, chlorsaurem Kali, HS etc. eine ziem-
liche Menge reducirtes metallisches Kupfer. So viel ich
!
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ĂŒber Ei Ver unreinigungen der An emikiel: 271:
Sn herrscht hier und da die Unsitte, KupfermĂŒnzen
in gewisse GemĂŒse, z. B. die Bohnen, zu legen, damit
sie schön grĂŒn erscheinen. Auch ins Brod wird von
gewissenlosen BĂ€ckern Kupfervitriol gebacken (z. B. in
Belgien nach den Angaben von Kuhlmann).
Zink. Weder in der KĂŒche, noch zum Aufbewah-
ren oder Messen von Nahrungsmitteln oder Arzneimitteln
dĂŒrfen ZinkgefĂ€sse verwendet werden, da das Zink sich
in sauren und alkalischen FlĂŒssigkeiten leicht auflöst und
seine Salze in hohem Grade brechenerregend wirken.
Orfila berichtet folgenden Fall: Ein Kaufmann in Gray
brauchte im Keller ein ZinkgefÀss, welches etwa 40 Pfd.
fasste. Eines Tages liess er mehre Stunden lang Wein
darin stehen und trank ihn dann mit seiner Familie zur
Mahlzeit. Kurz nachher traten bei den Gliedern der
Familie heftige Kolik und Erbrechen ein, welche durch
schleimige Mittel beseitigt wĂŒrden. Der Wein enthielt
ein Zinksalz. (Journ. de chim. med. 1838. 8.265. â Orfila,
Toxikologie ĂŒbers. v. Krupp. Bd.2. 8.30.)
Bei einer Apothekenrevision fand ich Wollblumen
in einer Zinkblechflasche aufbewahrt, welche innerdurch
Oxydation ganz weiss erschien. Auch die narkotischen
KrĂ€uter Ab. ConĂŒ, Hyoscyami und Belladonnae fand ich in
derselben Apotheke (1858) unpassend in Zinkblechflaschen
aufbewahrt.
Apotheker Dr. Geiseler berichtet ĂŒber Ermittelung
des Zinkgehaltes einer in einem ZinkgefÀsse sauer ge-
wordenen Milch. (Arch. der Pharm. 2. R. Bbd. 33. 8. 164.
1843.) |
Ueber zinkoxydhaltige Kautschuksauger ver-
öffentlichte ich schon in der Weimarer Zeitung vom
19. MĂ€rz 1861 Folgendes: 4
âDie Zeitungen berichten jetzt ĂŒber das Vorkommen
zinkoxydhaltiger Kautschuksauger und verbreiten sich
ĂŒber die nachtheiligen Wirkungen, welche dieselben auf
die Gesundheit der Kinder ausĂŒben sollen, denen sie zur
Aufnahme flĂŒssiger Nahrung dienen. Ohne mich auf die
st
ken
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&
,
272 H. Ludwig,
Wirkung derselben weiter einzulassen, will ich hier mit-
theilen, dass in Jena solche Sauger im Handel vorkom-
men und dass ich auch von aussen her dergleichen zur
Untersuchung benutzt habe.
WarzenhĂŒtchen, angeblich aus Berlin von Robert und
Reimann, zeigten ein Gewicht von 11 Grm. und hinter-
liessen beim EinÀschern auf dem Platinblech 47 Procent
Zinkoxyd. Frische Sauger, von unbekannter Abstam-
mung, durch F. L. in Greussen bezogen, hinterliessen
beim EinÀschern 43 bis 44 Procent Zinkoxyd. Sau-
ger derselben Sorte, aber von einem nur ljÀhrigen Kna-
ben seit mehren Monaten benutzt, gaben aus dem dem
MilchflÀschehen aufsitzenden Theile 38 Proc. Zinkoxyd,
wĂ€hrend das MundstĂŒck desselben Saugers nur 33 Proe.
Zinkoxyd lieferte. Das Gewicht solcher Sauger betrÀgt
gegen 7 Grm. Es leidet sonach keinen Zweifel, dass
durch lÀngere Benutzung solcher Sauger Zinkoxyd her-
ausgeknetet wird und sich der Nahrung des SĂ€uglings
beimengt. Kocht man die Masse derartiger WarzenhĂŒt-
chen und Sauger mit SalpetersÀure, so löst sich nur
ein Theil des Zinkoxyds auf (beispielsweise von solchen,
welche 44 Proc. Zinkoxyd enthielten, nur 18 Proc.); das
Uebrige bleibt in dem harzartigen Oxydationsproduct
hartnĂ€ckig zurĂŒck und tritt erst beim EinĂ€schern dessel-
ben hervor. Es ist deshalb zur raschen PrĂŒfung solcher
Sauger am sichersten, eine Probe davon auf einem sil-
bernen Löffel zu verbrennen. Ist Zinkoxyd zugegen, so
hinterbleibt dasselbe nach der Verbrennung als ein in
der Hitze citrongelbes, beim Erkalten weisses schmelz-
bares Pulver.â
In den BlÀttern von der Saale, vom 13. August 1861,
theilte ich aus der Bunzlauer Pharm. Zeitung vom 31. Juli
1861 S. 144 die Beobachtungen des Apothekers LĂŒb-
beke aus Duisburg ĂŒber Zinkoxyd- und Bleiweiss-hal-
tige Kautschuksauger mit. Bei eimer Sorte enthielten
100 Theile Kautschuksauger 50 Theile eines Gemenges
aus Zinkoxyd und Kreide, bei einer andern Sorte 38,
ĂŒber die Verunreinigungen der Arzneimittel. 273
bei einer dritten Sorte 35 Theile Zinkoxyd und bei
einer vierten 18 Theile reines kohlensaures Blei-
oxyd und 28 Theile Kreide und Schwerspath. Die
aus reinem Kautschuk bestehenden MundstĂŒcke sind
stets mit einer Nath oder mit zwei sichtbaren NĂ€then ver-
sehen, zeigen durchschnitten eine glatte, braune, stets
glĂ€nzende SchnittflĂ€che, sind dĂŒnn, sehr dehnbar und
elastisch, gegen das Licht gehalten braun durchscheinend
und wiegen 1, höchstens 3/, Loth.
Die verfÀlschten zeigen nirgends eine Nath, beim
Durchschnitt eine matte, graue oder weissgraue
SchnittflĂ€che, auf welcher kleine weisse PĂŒnctchen
sich unterscheiden lassen. Sie sind dicker, weniger dehn-
bar, kaum elastisch, vollkommen undurchsichtig und wie-
gen nie unter N, Loth, hÀufig 3/, Loth, so dass sie schon
hiernach leicht von den echten unterschieden werden
können.
Smalteblau und Ultramarin. Um Papieren
einen blÀulichen Schein zu geben und ihre schmutzige
gelblich-weisse Farbe zu verdecken, pflegt man densel-
ben irgend welche blaue Farbe zuzusetzen, so unter
andern Ultramarin und Smalte. Erstere ist unschÀd-
lich, letztere aber enthÀlt Kobaltoxydul und hÀufig etwas
Arsen. Bei Filtrirpapier ist es also sehr wichtig, dass das-
selbe smaltefrei sei. In einer hellblauen Smalte fanden sich
0,35 Proc. AsO3, nÀmlich in 1 Unze 0,112 Grm. AsO3 (1865).
Beim EinÀschern solcher Papiere bleiben diese beiden blauen
Farben unverĂ€ndert zurĂŒck. Vor einigen Jahren fand
man in gewissem Hutzucker des Handels Ultramarin.
OĂ. L. Erdmann in seinem Grundriss der allge-
meinen Waarenkunde (1852, Seite 91) sagt von der
Smalte, dass sie von SÀuren nicht verÀndert werde. Ich
habe jedoch beobachtet, dass SĂ€uren ihr Kobaltoxydul
entziehen und dass mit SalzsÀure destillirt, diese letztere
arsenikhaltig ĂŒbergeht.
Eisen ist ein lÀstiger Gast in manchen PrÀparaten
Arch.d. Pharm. CLXXXII, Bds. 3. Hit. 18
274 H. Ludwig,
und schleicht sich in Folge der Anwendung eiserner
GerÀthschaften, eisenhaltigen Papiers, der Anwendung des
im Eisenmörser zerstossenen Glases etc. in die PrÀpa-
rate ein.
So wird das Zincum chloratum, dessen Lösung durch
gröblich zerstossenes Glas filtrirt werden soll, in Folge
eines Eisengehaltes des Glases ganz gelb.
WiderwÀrtig ist die Anwesenheit des Eisenoxyds in
der Magnesia usta und dem Zinkoxyd, so wie dessen
PrÀparaten, in dem Aetzkali, im Alaun, im Sal-
miak, dem er gelbe Streifen ertheilt (falls diese nicht
von brenzlichen Producten, Theer etc. herrĂŒhren).
Mangangehalt fĂ€rbt die Pottasche grĂŒn; dass auch
Kupfer in derselben vorkommen kann, ist bekannt.
Kieselerdegehalt des Aetzkali, kohlensauren Kali,
der Magnesia und kohlensauren Magnesia, des Zinkoxyds,
der BleiglÀtte wird nicht selten beobachtet. Hier mag
eine Stelle eines Briefes meines frĂŒheren Zuhörers, des
Herrn Dr. E. Pfeiffer (vom 20. Juli 1864) ihren Platz
finden: âWie Sie wissen, brachte ich den Sommer ver-
gangenen Jahres als Pharmaceut im Elsass zu. Mein
Principal wĂŒnschte, dass ich die eingehenden Waaren
untersuchte. Wenn ich ihm dann aber Verunreinigungen
nachwies, wollte er es nicht Wort haben, weil er, sich auf
das Cachet des Fabrikanten verlassend, dieselben selbst
nie untersuchte; obgleich ich ihm oft genug die Beweise
ad oculos demonstrirte, wenn ich ihm z.B. die BleistĂŒck-
chen aus der WeinsĂ€ure, die ZinkstĂŒckchen aus dem
Zinkoxyd, die KupferstĂŒckchen aus den Extracten aus-
las, wenn ich ihm sagte, dass das Extr. Taraxaci zur
HĂ€lfte RunkelrĂŒbenmelasse, oder dass das Extr. Graminis
ein Gemisch mit Suecus Liquiritiae gefertigt sei; oder
als Beide (mein Principal und der GehĂŒlfe) in Verzweif-
lung waren, dass ihr Bleipflaster nicht weiss werden
wollte, ich ihnen zeigte, dass ihre GlÀtte 30 Proc. Zie-
gelmehl enthielt u. s. w.â
Das Capitel ĂŒber Glas- und PorcellangefĂ€sse
EEE EB On Tre ge
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ver ERENT
ĂŒber die Verunreinigungen der Arzneimittel. 275
ĂŒbergehe ich und will nur daran erinnern, wie unange-
nehm es werden kann, wenn diese GefÀsse doppelte
Sehilder, Àltere nicht mehr geltende und neuere gel-
tende, enthalten; wie nöthig es ist, sich zu vergewissern,
ob man bleihaltiges oder bleifreies Glas anwendet;
die sorgfÀltige Trennung des gebrauchten vom ungebrauch-
ten Glase; die rechtzeitige Benutzung gesch wÀrzter
GlÀser zur Aufbewahrung von Chlorwasser, Chloroform,
Santonin und Chinium sulfuricum, welches im Lichte
gelb wird, wie mir Herr Apotheker MĂŒller in Fraureuth
im August d.J. mittheilte und selbst zeigte, ass bestes
Zimmerâsches PrĂ€parat im Sonnenlichte gelb geworden war.
Schwefelsaurer Baryt (Schwerspath) im Bleiweiss
ist dann nicht zu statuiren, wenn solches Bleiweiss zur
Salbe oder zum Pflaster verwendet wird. Löst man solche
PrĂ€parate in verdĂŒnnter heisser SalpetersĂ€ure, so bleibt
der Schwerspath ungelöst am Boden liegen und das ölige
Fett schwimmt ĂŒber der Bleioxydlösung.
Schwefelsaurer Kalk (Gyps) fand sich (1857) zu
50 Proc. in einem Sulfur praecipitatum! Wahrscheinlich
hatte der Laborant verdĂŒnnte SchwefelsĂ€ure statt Salz-
sÀure zur FÀllung des Schwefelcaleciums angewendet.
Kalkhaltiger Weinstein und WeinsteinprÀparate.
Kohlensaurer Kalk (Conchae praeparatae) statt
phosphorsaurem Kalk (Cornu cervi ustum album prae-
paratum) ist mir vorgekommen.
- Kalisalpeter in kleinen Mengen im Argentum ni-
trieum fand mein Freund Dr. Mirus und ĂŒberzeugte ich
mich selbst von dessen Vorkommen. Da die Lieferanten
des PrÀparates betheuerten, dass sie solchen Kalisalpeter
nicht absichtlich hereingebracht, so bleibt nur ĂŒbrig an-
zunehmen, dass derselbe in Folge Anwendung kalihaltiger
roher SalpetersÀure zum Lösen des Silbers in den Höl-
lenstein gelangte.
Kohlensaures Kali (doppelt-kohlensaures Kalı)
im Jodkalium ist mir ein paar Mal vorgekommen, ja so-
gar stark alkalisches Kal. jodat. (1856).
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276 H. Ludwig,
Reichliches Chlorkalium im Kalisalpeter, reich-
liches Chlornatrium im Natr. nitricum. Stark alka-
lische, Quecksilberchlorid röthende PrÀparate von sogen.
Kali bicarbonicum und Natrum bicarbonicum; auflÀlliger
Weise war das billige pulverförmige Salz kohlensÀure-
reicher, als die theureren krystallinischen Krusten. Natrum
nitricum von alkalischer Reaction. Eine Verwechselung
des Natrum carbonicum siccum mit Natrum sulfuricum
siccum fand ich 1856.
Kali aceticum schön schuppig krystallinisch und weiss
und dennoch reich an phosphorsaurem Kali und
Chorkalium; ebenso der daraus bereitete Lig. Kali
acetici.
Carbo spongiae frei von Jodmetall, in Folge zu star-
ken GlĂŒhens.
Schwefel- und Kohlegehalt des Ferr. pulverat.
und Ferr. hydrogenio reductum.
Ag. destillata, menth. pip., chamomillae gelblich, trĂŒbe,
wegen Unsauberkeit des Verstreichens der Fugen zwi-
schen Helmschnabel und KĂŒhlrohr.
Ag.sambuci essigsauer. Dass auch frische destillirte
WĂ€sser etwas EssigsĂ€ure enthalten können, so die ĂŒber
römischen und gemeinen KamillenblĂŒthen, Majoran, Car-
damomen, Fenchel- und Wurmsamen abdestillirten WĂ€s-
ser, zeigten Hautz und Wunder schon 1855. Es wÀre
zu prĂŒfen, ob manche frische destillirte WĂ€sser, nament-
lich Ag. sambuei, vielleicht Aldehyd enthalten.
Lig. ammonii caustici gelblich in Folge eines RĂŒck-
haltes von brenzlichem Thieröl oder Steinkohlentheeröl.
Acetum concentratum gelblich, in Folge eines RĂŒck-
halts von brenzlichem Holztheeröl.
Lig. ammonĂŒ acetici brĂ€unlich-gelb, weil aus brenz-
lichem Salmiakgeist und brenzlichem Acet. concentratum
bereitet (1863).
Lig. ammonit succinici stark alkalisch, weil anfÀng-
lich reich an doppeltem kohlensaurem Ammoniak in Folge
einer Neutralisation bei gewöhnlicher Temperatur.
a 2 EZ
2,0
ĂŒber die Verunreinigungen der Arzneimittel. 277
Aether zu reich an Weingeist, z. B. mit einem
spec. Gew. â 0,765 bei 200C. anstatt 0,730.
Aether aceticus desgl., z. B. mit einem spec. Gew.
â 0,862 anstatt 0,900.
Chloroform reich an Weingeist; z.B. spec. Gew.
â= 1,38 anstatt 1,49. (Alle drei im August 1867.)
Ag. amygdalar. amarum und Ag. laurocerasi zu arm
an BlausÀure wegen Aufbewahrung in allzu grossen, nicht
angefĂŒllten GefĂ€ssen.
Mel despumatum gerbsĂ€urehaltig, weil nach Mohrâs
Methode gereinigt (1860; 1850).
Mel americanum mit Bienenleichen (1863).
GekĂŒnstelten Syrupus Violarum.
Chinium sulfuricum chinidinhaltig (1867), nach Ker-
nerâs Methode geprĂŒft.
Fette Oele und Salben ranzig.
Salben und Pflaster nicht genau gemischt, oder
letztere schmutzig und streifig.
KrÀuterpflaster angeschimmelt.
Extracte zu dĂŒnnflĂŒssig oder angeschimmelt.
Wurzel- und KrÀuterpulver nicht fein genug
oder zusammengeballt oder ausgebleicht.
Geschnittene Wurzeln, KrÀuter und Species nicht
von Pulver frei.
Aromatische Species nicht gehörig verschlossen
aufbewahrt.
Aetherische Oele verharzt und in der Farbe
verÀndert.
Lycopodium amylumhaltig; Sem. anisi reich an Erd-
klĂŒmpchen (zuweilen soll Sem. conit demselben beigemengt
gewesen sein). ad. angelicae, Rad. levistici, Rad. tara-
xacÂź etc. wurmstichig, Flor. verbasci braun geworden, Se-
cale cornutum schimmlig oder wurmstichig, in Bacc. myr-
tillorum die Maden, auf Caricae die Milben, Canthariden
zerfressen u. s. w.
28: RL Fu ÂŁ 4
NEE TOR ine; N UES 0e 2,00 aa hr ln ne Ba a
av wwrerNerT ei
MB!) Br Bine
278 R. Bender,
Veber die Mineralquellen zu Heppingen, Landskron
und Apollinarisbrunn im Ahrthal;
von
R. Bender in Coblenz.
Unter den vielen Mineralquellen des vulkanischen Eifel-
gebirges, welche sÀmmtlich mit Ausnahme von Bertrich
und Neuenahr kalte sogenannte SĂ€uerlinge sind, verdienen
erwÀhnt zu werden die Mineralquellen zu Heppingen,
Landskron und Apollinarisbrunn.
Das Ahrthal, welches eine Meile unterhalb dem Brohl-
thale in das Rheinthal ausmĂŒndet und dessen Endpunct
der bekannte Basaltberg Landskrone bildet, wird durch-
flossen von der Ahr. Dieser Fluss entspringt auf der
hohen Eifel und mĂŒndet, nachdem er etwa 8 Meilen eines
meist von schroffen FelsenwÀnden eingenommenen Gebir-
ges durchströmt, bei Sinzig in den Rhein. Ahr- und
Brohlthal sind in Bezug auf die Gebirgsformation ver-
schieden, wÀhrend im ersteren Grauwacke, Thonschiefer
und stellenweise Basalt abwechseln, ist in letzterem vor-
zugsweise Trachyttuff oder Tuffstein vertreten. Beide
ThÀler haben als vulkanische Producte KohlensÀure-Exha-
lationen und damit in Verbindung stehende Mineralquellen
mit einander gemein.
Die Mineralquellen des Ahrthales finden sich 1 bis 1Y,
Meilen von der MĂŒndung der Ahr entfernt und liegen
am Fusse der 811 Fuss hohen Landskrone. Zwei von
diesen Mineralquellen, die SĂ€uerlinge Landskron und Hep-
pingen, bieten schon seit Jahren den Bewohnern des Mit-
telrheins ein erfrischendes GetrÀnk. Der Apollinarisbrunn
dagegen ist erst vor 14 Jahren ans Tageslicht getreten.
Die Bestandtheile, sowie der KohlensÀuregehalt der
beiden Àlteren Mineralquellen sind hÀufigem Wechsel unter-
worfen gewesen. Veranlassung gaben verschiedene Um-
stÀnde, besonders der sehr verÀnderliche Lauf und die
Ueberschwemmungen der Ahr, deren Wasser sich zum
e Miveralauellen : zu en en etc. 279
Nachtheile des Mineralwassers mit dem der Quellen ver-
mischte. So trat mitunter gÀnzliche Versumpfung ein,
welcher zeitweise durch neue Fassung der Quellen vor-
gebeugt wurde.
&. Bischof fĂŒhrte im Jahre 1828 zuerst eine Ana-
Iyse des Heppinger Mineralwassers aus und fand der-
selbe in 10,000 Theilen an fixen Bestandtheilen:
Kohlensaures Natron........ 9,02
Eblarnatniums; aan. es. 5,02
Schwefelsaures Natron....... 3,18
Kohlensaure Magnesia....... 2,93
Kohlensauren Kalk.......... 2,63
Eisenoxyd und Thonerde.... 0,13
Kıegelsaure Van deli 0,50
Summe der Bestandtheile 23,41
Fuervon Aosliche : ................ 17,22
ĂŒnlösliche... .......- A 6,19.
Derselbe Chemiker analysirte 1832 das in unmittel-
barer NĂ€he befindliche Landskron - Mineralwasser und
fand in 10,000 Theilen an fixen Bestandtheilen:
Kohlensaures Natron........ 8,15
Ehlamatrınn Hy Saar 4,08
Schwefelsaures Natron....... 2,41
Kohlensaure Magnesia....... 3,57
Kohlensauren Kalk.......... 2,43
Eisenoxyd und Thonerde.... 0,10
Kissekatte a Rear 0,04
Summe der Bestandtheile 20,78
Eietyon. losliche - - ..... ........ a sur 14,64
Bnlosliche âwet 6,14.
Beide Mineralquellen wurden im Jahre 1854 vonG.und
C. Bischof wiederholt untersucht, dabei jedoch nur die
Summe der Bestandtheile, so wie die der löslichen und un-
löslichen ermittelt. In 10,000 Theilen des Heppinger
Mineralwassers ergaben
280 R. Bender,
lösliche Bestandtheile,.... 6,56
unlösliche...2.22..1 2008 2,43
Summe der Bestandtheile... 8,99
In 10,000 Theilen Landskron Mineralwassers waren
vorhanden:
lösliche Bestandtheile..... 12,99
unlösliche. a HE 3,09
Summe der Bestandtheile... 16,08
Der Apollinarisbrunn im Ahrthale wurde auf eigen-
thĂŒmliche Weise aufgefunden und sollte bald die beiden
Ă€lteren MineralwĂ€sser ĂŒberflĂŒgeln.
Im Herbste 1851 wurde der Besitzer eines zwischen
Heppingen und Ahrweiler gelegenen Weinberges aufmerk-
sam, dass an einer Stelle die Weinstöcke kĂŒmmerlich
vegetirten und abstarben, wĂ€hrend sie ringsumher ĂŒppig
wuchsen. Dieser Umstand fĂŒhrte zur Entdeckung einer
starken KohlensÀure-Entwickelung aus der Tiefe an jener
Stellee Der Grundbesitzer liess, um dieses der Vege-
tation so schÀdliche Gas abzuleiten, einen Schacht abteu-
fen, der mit einem Stollen communicirte. Dieses brachte
ihn auf die Vermuthung, dass hier eine Mineralquelle
vorhanden sein möchte. Verschiedene Bohrversuche lies-
sen dann 1852 in einer Tiefe von 49 Fuss die Quellen
des Appollinarisbrunnen auffinden, welche dort unter star-
kem Getöse den Felsen in einzelnen Adern mit einer
Temperatur von 15â170R. entquollen. Dieselben wur-
den sehr sorgfĂ€ltig gefasst und noch eine eigenthĂŒmliche
Vorrichtung getroffen, um das Wasser mit seinem gan-
zen KohlensÀuregehalt aus der Tiefe zu erhalten. Der
tief gelegene Ursprung und die schĂŒtzenden Vorrichtun-
gen bewirkten denn auch, dass die Quellen von dem
Einflusse der Tagewasser unberĂŒhrt blieben und daher
stets eine gleiche Zusammensetzung und constanten Con-
centrationsgrad behielten.
Die Apollinarisquelle besitzt eine Temperatur von
15,60R. und enthÀlt nach Dr. C..Bischof in 10,000
Theilen:
Mineralquellen zu Heppingen, Landskron, etc. 281
Kohlensaures Natron......... 12,57
Chlomatrum 2.8 22.0 4,66
Schwefelsaures Natron....... 3,00
Phosphorsaures Natron....... Is
Babsalze.. â22.0 4 29.0 Be
Kohlensaure Magnesia....... 4,42
Kohlensaurer Kalk.......... 0,59
Eisenoxyd und Thonerde.... 0,20
KieselsÀure.. ........... N }:)
Summe der Bestandtheile 25,52
chen a ee 20,23
Balkhecherm u al RR
Freie u. halbgebundene KohlensÀure 27,76
Spec. Gewicht des Wassers....... 1,00356.
Eine spectralanalytische PrĂŒfung des abgedampften
und bei 1200R. getrockneten RĂŒckstandes des Apollinaris-
Mineralwassers zeigte im Steinheilâschen Spectralapparate
die Linien:
N sehr intensiv und lang
1 ER NE schwach aber deutlich
aĂ sehr stark und lang
DE intensiv.
Es enthielt demnach dieses Mineralwasser noch Li-
thium, welches in dem Thermalwasser des in geringer
Entfernung befindlichen Bades Neuenahr von Dr. F. Mohr
ebenfalls nachgewiesen und quantitativ bestimmt wurde.
Die Entwickelung des kohlensauren Gases aus dem
Quellenbassin in unzĂ€hligen BlĂ€schen macht einen ĂŒber-
raschenden Eindruck. Es ist das Wasser vollstÀndig mit
KohlensĂ€ure gesĂ€ttigt und ergab die PrĂŒfung des aus-
strömenden Gases eine fast reine KohlensÀure, welche
noch nicht 1 Proc. fremder Gase enthielt. Diese wird
wie bei dem Heilbrunner Wasser benutzt, vor der FĂŒl-
lung in die KrĂŒge oder Flaschen geleitet zu werden.
Der Apollonarisbrunnen wird meist als LuxusgetrÀnk
versandt, vielfach aber auch als Shi in Anwendung
gebracht.
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x
7
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B.
282
III. Naturgeschichte und Pharma-
kognosie.
Nachweisung des Mutterkorns im Roggen- und
gemischten Weizenmehle;
von
E: Berlandt;
Apotheker in Bukarest.
Es ist bekannt, dass im Brodmehl Mutterkorn oft in
grossen QuantitÀten vorkommt und dass in Folge des
Genusses eines aus solchem Mehl gebackenen Brodes
die gefÀhrlichsten Krankheitserscheinungen auftreten. Die
FĂ€lle sind demnach nicht so selten, wo an den Chemiker
die Anforderung gestellt wird, Mutterkorn in einer ge-
gebenen Substanz nachzuweisen.
Die mir bisher bekannten Methoden scheinen mir
aber nicht mit der gehörigen PrÀcision die Gegenwart
des Mutterkorns nachzuweisen, da diese nur auf physi-
kalische Beobachtungen gegrĂŒndet sind, wie z. B. die
Behandlung des Mutterkorns mit Kali causticum, wobei
sich der Geruch des Propylamins entwickelt. Diese und
Ă€hnliche Kennzeichen sind meiner Meinung nach bei ge-
richtlich-chemischen Untersuchungen nicht hinreichend,
und so fĂŒhlte ich mich bewogen, Versuche anzustellen,
um ein sicheres Reagens auf Mutterkorn zu ermitteln.
Es ist bekannte Thatsache, dass Mutterkorn mit Kali
causticum behandelt, Propylamin entwickelt. Mein Plan
ging nun dahin, Propylamin auf chemischem Wege sicher
nachzuweisen und glaube denselben realisirt zu haben,
gestĂŒtzt auf folgendes Raisonnement: das Propylamin
mĂŒsse sich unter dem Einflusse der GlĂŒhhitze
en
L. Berlandt, Mitterkorn im a u. Wosemichle 83
NER
in Sumpfgas und BlausÀure spalten, denn C6H9N
â 2C?H? 4 C?NH. Um zu diesem Ziele zu gelan-
gen, gehe ich folgendermassen vor:
Ich mische 10 Centigrm. gepulvertes Mutterkorn und
99 Centigrm. Weizenmehl, setze diese Mischung mit einer
Auflösung von 1 Th. Kali causticum und 6 Th. destill.
Wasser zu einem dĂŒnnen Brei an und gebe diesen in
einen Kolben von 3 Unzen Inhalt. Der Kolben ist mit
einer rechtwinkligen Röhre verbunden, an welcher ein
Chlorealeiumrohr befestigt ist, von welchem eine 5 Milli-
meter weite Glasröhre auslÀuft, die ich mit dem Liebig-
schen Kugelapparat verbinde. Die Glasröhre lege ich
in einen Verbrennungsofen von Eisenblech. Nachdem so
der Apparat zusammengestellt ist, wird die Röhre indem
Verbrennungsofen mit Holzkohle bis zur RothglĂŒhhitzee
gebracht, das Kölbcehen im Wasserbade durch eine halbe
Stunde erhitzt, wÀhrend der.mit destillirttem Wasser ge-
fĂŒllte Kugelapparat durch Eiswasser gleichzeitig abge-
kĂŒhlt wird. Nach Beendigung der Operation versetzte
ich die FlĂŒssigkeit aus dem Kugelapparate mit Schwefel-
ammonium, dampfe im Wasserbade zur Trockne ein nnd
filtrire den in wenig Wasser gelösten RĂŒckstand.
Einige Tropfen dieses Filtrats mit etwas destillirtem
Wasser gemischt, geben auf Zusatz eines Tropfens ver-
dĂŒnnter Eisenchloridlösung eine blutrothe FĂ€rbung, das
unzweifelhafte Zeichen der Bildung von BlausÀure durch
obiges Verfahren.
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RED NER WESER N PARSE AR RN f
A DR EEE ER ah an a ee ya
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Pa aa
ââââ
Zur Kenntniss der giftigen Wirkung des
Rhus toxicodendron.
Angeregt durch einen Aufsatz des Herrn Apotheker : =
Stickel in Kaltennordheim im Junihefte des Archivs
1867, erlaube ich mir meinen Herren Collegen zur Be-
achtung Folgendes ĂŒber die Wirkung des Rhus tomicoo-
dendron mitzutheilen.
m u A u ER. â
-.
284 Zur giftigen Wirkung des Rhus toxicodendron.
Ich baute genannte Pflanze in meinem Garten und
habe dieselbe mehre Jahre bindurch selbst, aber stets
zur Mittagszeit geschnitten. Im Juli 1865 schnitt ich,
da es am Tage ungewöhnlich heiss war, dasselbe am
Abend nach Sonnenuntergang, an beiden HĂ€nden behand-
schuht. Schon am folgenden Tage waren die Hand-
gelenke, das der rechten Hand besonders, mit Blasen
bedeckt, die sehr juckten, sich am zweiten Tage in grau-
penÀhnliche Pusteln verwandelten, welche darauf in Eite-
rung ĂŒbergingen. Ich hatte Alles nieht sonderlich geach-
tet, als aber am fĂŒnften Tage Röthe, Blasen und Ge-
schwulst sich ĂŒber Arme, Beine, Hals, Gesicht der Art
verbreiteten, dass das eine Auge festgeschlossen war,
wurde ich auf Anrathen des Arztes förmlich mit Eis be-
legt und nahm innerlich Natr. nitricum, wo dann endlich
am zehnten Tage Geschwulst und Röthe allgemach ver-
schwanden, aber ein fast unertrÀgliches Jucken, welches
nur durch Liniment. Caleis in etwas gelindert wurde, hielt
noch lÀngere Zeit an.
Dies Exanthem hatte indess auf das Allgemeinbefin-
den keinen nachtheiligen Einfluss; es schmeckte Essen,
Trinken, so wie die Cigarre, aber das Jucken und Bren-
nen war eine Höllenpein.
Mögen also Alle, welche Khus toxicodendron. schnei-
den, sich mein Erlebniss zur Warnung dienen lassen und
dasselbe stets zur Mittagszeit, nie aber nach Sonnen-
untergang vornehmen, wo die AusdĂŒnstung desselben am
stÀrksten sein soll.
285
IV. Literatur und Kritik.
Das Mikroskop in seiner Bedeutung fĂŒr die Erweiterung
der Naturerkenntniss, fĂŒr die Entwickelung der phy-
sikalischen, beschreibenden und physiologischen Wis-
senschaften, wie auch fĂŒr einige Zweige des bĂŒrger-
lichen Lebens ete., von Paul Reinsch. NĂŒrnberg,
Verlag von J. A. Steinâs Buchhandlung. 1867.
Ueber den Zweck dieses 242 Octavseiten und 6 Figurentafeln
umfassenden Werkes spricht sich der Verf. in der Vorrede folgen-
dermassen aus: âDer Verf. wĂŒnscht dem gebildeten Liebhaber der
Naturgeschichte, der sich an den erhabenen, an ewige Gesetze ge-
ketteten Lebenserscheinungen auch im kleinsten Raume erfreut, dem
sich gern ein eigenes Urtheil verschaffenden Antheilnehmer an den
principiellen Fragen und KĂ€mpfen der Gegenwart, dem der prakti-
schen Nutzen von der Wissenschaft verlangt, fĂŒr welche zunĂ€chst
dieses Schriftchen zusammengesteHt wurde, in der Hoffnung, allen
Dreien zu genĂŒgen, in kurzer ĂŒbersichtlicher Form eine Darstellung
der Bedeutung und der Einrichtung eines Instrumentes gegeben zu
haben, welches schon in so kurzer Zeit tief in das Leben eingegrif-
fen, in der Wissenschaft reformirend einen Umschwung veranlasst
und die schĂ€rfere Wahrnehmung wie auch die BeweisfĂŒhrung ewi-
ger geoffenbarter Gesetze im Kreise des organischen Lebens, dem
Zweifler und Spötter gegenĂŒber, aufinductivem Wege ermöglicht hat.â
Sonach soll das Werk also kein Lehr- oder Handbuch fĂŒr Mikro-
skopirende sein, wie man dem Titel nach leicht vermuthet, sondern
es soll vielmehr nur zum erbaulichen und beiehrenden Studium die-
nen. Die einzelnen Abschnitte sind daher mehr skizzenhaft gehal-
ten .und oft ist vom eigentlichen Gegenstande sehr weit abgewichen.
Was ĂŒber die Entstehung, Einrichtung und den Gebrauch des Mikro-
skops gesagt ist (Inhalt des I. Abschn.), kann wohl Niemandem als
Leitfaden fĂŒr mikroskopische Untersuchungen dienen; ebensowenig
giebt der zweite Theil eine genĂŒgende Uebersicht ĂŒber die vielsei-
tige Anwendbarkeit des Mikroskops. Nur im 3. Abschnitte geht der
Verf. etwas grĂŒndlicher auf die wichtigen Forschungsresultate ein,
welche durch das Mikroskop zur Erweiterung der Botanik gemacht Sa 3
worden sind und es wird damit die HĂ€lfte des Buches ausgefĂŒllt.
Ob es dem Herrn Verf. wirklich geglĂŒckt ist, das oben mit seinen
eigenen Worten angedeutete Ziel erreicht zu haben, ist allerdings
schr zweifelhaft. Schon jener Satz aus der Vorrede giebt eine kleine
Probe von dem im ganzen Werke herrschenden Styl; dabei ist jener
Satz aber gerade einer der besseren und es könnten, wenn es nicht
zu ermĂŒdend wĂ€re, weit merkwĂŒrdigere Beispiele von langathmigem,
schwerfÀlligen Periodenbau aus dem Buche eitirt werden. (Pag.1
bis 2 bieten einen Satz von 37 Zeilen, worin siebenmal âMethodeâ,
fĂŒnfmal âWissenschaftâ ete. vorkommt; bemerkenswerth ist auch Pag.
24 von âAusserâ anete.) Abgesehen von der durch solche Construc-
tionen oft herbeigefĂŒhrten Unklarheit, kommen zuweilen auch sinn-
2
re 2 Ben a Fk ri ne
A Zr ER u EL
! u
4 Abe,
Farce
a
PiR>e
f
286 Literatur.
entstellende Fehler in der Ausdrucksweise â hin und wieder auch
kleine IrrthĂŒmer vor. Zu den Verstössen erster Art gehört z.B.
die Bemerkung (Pag. 4), dass das Mikroskop âzur Kenntniss der mo-
leeularen Zusammensetzung der anorganischen Körper* Anwendung
gefunden habe (jedenfalls haben da dem Verf. die feinkörnigen oder
feinkrystallinischen Mineral-Aggregate vorgeschwebt). Aehnlich ver-
hĂ€lt es sich auch mit folgendem Satze (Pag. 24): âDass das Mikro-
skop auch der PrĂŒfung aller ĂŒbrigen Nahrungsmittel und GetrĂ€nke,
z.B. des Brunnenwassers hinsichtlich der etwa in demselben befind-
lichen contagiösen Thier- und Pflanzenstoffe und mineralischen Ver-
unreinigungen, fĂ€hig ist. kann ich hier nur noch vorĂŒberhehend nicht
unerwĂ€hnt lassenâ. â Nach einer Angabe (Pag. 21) mĂŒsste man mei-
nen, der Botryocephalus latus habe stets gerade 10,000 Glieder. (Bei
dem Citate der Abbildung eines Entozoeneies ist wohl die Nummer
verdruckt.) â âPharmakognosie und Droguenwaarenkundeâ ist ein
Pleonasmus. â Von den Stellen, an welchen dem Hrn. Verf. kleine
IrrthĂŒmer unterlaufen sind, sollen nur einige hier kurz angedeutet
werden. Nach einer sehr undeutlichen ErklÀrung eines Amylum-
kernes heisst es (Pag. 16), dasselbe bestehe aus âGranulosesubstanz*,
zwischen deren Schichten die âeigentliche Amylumsubstanzâ einge-
lagert sei, welche man durch Speichel ausziehen könne. Nach NÀ-
geliâs Vorgange bezeichnet man aber umgekehrt gerade den Theil,
den der Speichel angreift, resp. in Lösung versetzt, mit âGranulose*
und den andern als Amylocellulose. Ferner sagt Herr Reinsch,
es löse sich Amylum bei der Kleisterbildung und erwÀhnt bei der
Einwirkung von verdĂŒnnter SchwefelsĂ€ure nur die Bildung von Zucker
und nicht die vorausgehende Entstehung von Dextrin. â Die durch-
schnittliche Grösse eines StĂ€rkekorns der Kartoffel wird hier â 0,038
â 0,019 M.M. und eines solchen von Maranta arundinacea = 0,046 â
0,0338 M.M. angegeben. Es ist hingegen aber bekannte Thatsache, dass
die KartoffelstÀrke grössere Körner zeigt, als das Arrow-root; Schlei-
den giebt das GrössenverhÀltniss =5:3 an und damit stimmen auch
die Messungen von Payen ĂŒberein, wonach die KartoffelstĂ€rkekörner
einen Durchmesser von 0,185 M.M., die von M. arundin. dagegen
nur bis zu 0,140 M.M. erreichen. Unrichtig ist auch die Angabe,
dass bei jenen beiden StÀrkesorten der Kern central angeordnet sei;
er ist bei der Kartoffel sogar sehr deutlich excentrisch. â Nach des
Verf. Meinung (Pag. 23) kann man Fett durch EssigsÀure auflösen.
â Pag.33 wird der Augit mit zu den Gemenggesteinen, wie Basalt
u.s. w., gezĂ€hlt. â Die Vacuolen, welche sich namentlich in den
Zellen saftiger Beeren hÀufig beobachten lassen, sind nicht, wie der
Verf. (Pag. 55) meint, mit Luft, sondern mit einem durchsichtigeren
Plasma erfĂŒllt. â Zellkerne finden sich nicht ausschliesslich in den
noch der Theilung unterworfenen Zellen (Pag. 58), sondern hÀufig
z.B. in Haaren und bei den Monocotyledonen (namentlich Orchi-
deen) auch in andern ausgewachsenen Zellen. â Hinsichtlich der
in der Anmerkung 69 (Pag. 208) angefĂŒhrten Funde von fossilen
Menschenresten scheinen dem Verf. die neueren Forschungen ent-
gangen zu sein, nach denen weder auf dem Neander-SchÀdel, als einem
Höhlenfund, grosser Werth zu legen ist, noch auf die einst so be-
wunderten Menschenknochen aus der Gegend von Köstritz, die, nach
Prof. Liebeâs genauen Untersuchungen, als aus einem alten Be-
grÀbnissplatze verschwemmt sich ergeben haben. Dagegen hÀtten
wohl die in der Gegend von Abbeville in der Kreide aufgefundenen
Menschenkiefer und die bei Schussenried vorkommenden, von Men-
schen bearbeiteten Knochen vorgeschichtlicher Thiere eine ErwÀh-
nung verdient.
Lerahlr 3 287
Ueber die Lamarckâsche Transformationstheorie ereifert sich der
Verf. sehr und bemĂŒht sich, dieselbe so absurd als möglich hinzu-
stellen, Auf Darwinâs Werk blickt Herr Reinsch vollends mit
GeringschĂ€tzung herab, da dieser janur jene âpomphafte HypotheseÂź
âaufgewĂ€rmtâ haben soll und durch Taubenzucht zu beweisen suche.
Schliesslich lĂ€sst er Lamarck âan den noch nicht trausformirten
Urangverstand seiner SchĂŒler und Nachtreter appellirenâ und spricht
den Wunsch aus, dass sich seine AnhĂ€nger rĂŒckwĂ€rts (also zu Affen)
transformiren möchten! Dr. Weinhold.
Leitfaden fĂŒr die ersten Uebungen im chemischen Labo-
ratorium. Zum Gebrauch an höheren Mittelschulen
zusammengestelit von Dr. Julius Wilbrand und
Dr. Ferdinand Wilbrand. Neuwied und Leipzig,
J. H. Heuserâs Verlag. 1867.
Lassen wir uns vor Allem nicht durch die Titelvignette ab-
schrecken, welche hoffentlich kein Beispiel eines Marshâschen Appa-
rates darstellen soll!
Die Verfasser des vorliegenden Werkchens (36 kl. Oetavseiten)
beabsichtigen, dem SchĂŒler ein Verzeichniss chemischer Experi-
mente in die Hand zu geben, deren AusfĂŒhrung ihn (vornehmlich
als praktisches Repetitorium fĂŒr den genossenen theoretischen Unter-
richt) ein Lehrjahr hindurch allwöchentlich 2 Stunden beschÀftigen
soll. Zuerst werden die wichtigsten Manipulationen zur Zusam-
menstellung einfacher Apparate vorgeschrieben, dann Krystallisa-
tionsversuche, Anfertigung von Krystallmodellen, so wie Bestim-
mungen des spec. Gewichts und hierauf folgen dann unter 51 Num- ER;
mern die chemischen Experimente, nach den Elementen und deren
wichtigsten Verbindungen geordnet. Nur in wenigen FĂ€llen geben
die Verf. auch Anleitung zur AusfĂŒhrung eines Versuchs, im All-
gemeinen ĂŒberlassen sie diese so wie die ErlĂ€uterung des Vorgangs
durch Formeln etc. der ThÀtigkeit des Lehrers. Es ist daher die
Hauptaufgabe des BĂŒchleins, in einer passenden Auswahl die Ex-
perimente zu suchen, welche so getroffen sein sollte, dass dem
SchĂŒler die charakteristischen Eigenschaften der bekanntesten Che-
mikalien, so wie die wichtigsten chemischen VorgÀnge und Mani-
pulationen bei Anstellung der vorgeschriebenen Versuche möglichst
vollstĂ€ndig bekannt werden mĂŒssen. Diesem ist leider von den
Verf. nicht ĂŒberall Rechnung getragen worden. Es sei in dieser
Beziehung hier nur Folgendes angedeutet: Bei der salpetrigen
SĂ€ure ist nur deren Entstehung durch Verbrennung des Ammoniaks
erwÀhnt, wÀhrend doch gerade ihre Erzeugung bei der Einwirkung 3
von SalpetersÀure auf StÀrke (namentlich auch wegen der dabei
mit zu gewinnenden OxalsÀure) ein instructives Experiment darbie-
tet. â Unter No.28. âBorsĂ€ure* ist nur die FlammenfĂ€rbung an-
gegeben, wĂ€hrend von den sonstigen EigenthĂŒmlichkeiten dieser
SĂ€ure doch wenigstens die gewiss wichtigere Reaction auf Cureuma
hĂ€tte mit angegeben werden sollen. â Beim Zinn (No. 45.) sind
Zinnoxyd und Zinnchlorid, so wie die sehr bemerkenswerthen redu-
eirenden Eigenschaften des ZinnchlorĂŒrs durch kein Experiment
veranschaulicht. â Die Löslichkeit der Oxyde vom Blei und Zink
in Kali- und Natronlauge â besonders in der analytischen Chemie
von Wichtigkeit â ist ganz ĂŒbergangen worden. Auch beim An-
timon ist das ChlorĂŒr und das Algarottpulver unberĂŒcksichtigt ge-
ER 4 â te I bu > re ar N a ki tl EL:
288 er Literatur.
blieben. â Dass das Gold fehlt und vom Platin nur dessen sauer-
stoffĂŒbertragende Eigenschaft hervorgehoben ist, kann der Kost-
spieligkeit der Versuche wegen nicht zum Vorwurf gemacht werden.
â Recht wohl hĂ€tten fĂŒr manches lehrreichere Experiment aber die
chemische Harmonika, die Collodium-Luftballons ete. wegfallen
können.
Die Correetheit der Ausdrucksweise lÀsst mehrfach auch zu
wĂŒnschen ĂŒbrig. Unpassend ist es z.B. einem AnfĂŒnger zu sagen,
Wasserstoff werde aus Zink und SchwefelsÀure, Schwefelwasserstoff
aus Schwefeleisen und SchwefelsÀure etc. dargestellt; das Wasser,
welches hier eine Hauptrolle mit spielt, darf dabei nie unerwÀhnt
bleiben. Ferner ist zu bemerken (zu 8.27), dass durch Ammoniak
aus Eisenchloridlösung nicht ârothes Eisenoxydâ, sondern rothbrau-
nes Oxydhydrat gefÀllt wird und dass das gefÀllte phosphorsaure
Eisenoxyd, dessen Formel ĂŒbrigens Fe?03, PO5-- 4aq ist, nicht
gelblich-roth erscheint (S.20).â Um vor dem Lötlhirohre auf Kohle
aus Brechweinstein eine Antimonkugel zu gewinnen, bedarf es nicht
der BeihĂŒlfe von Soda, durch deren Anwendung dem AnfĂ€nger
nur der chemische Vorgang verdunkelt wird. â Unter Kupferwasser
versteht man gewöhnlich Eisenvitriol und nicht eine Auflösung von
schwefelsaurem Kupferoxyd.
Inı Irmtbum sind die HH.. Verf, wenn sie meinen, dass beim
Verbrennen eines Lichtes unter einer gesperrten Glocke immer ca.
l/;, des Luftvolums verschwinde. Die durch die Verbrennung er-
zeugte KohlensÀure nimmt bekanntlich so annÀhernd genau densel-
den Raum ein, wie der verbrauchte Sauerstoff, dass eine Volum-
verminderung aus diesem Grunde kaum bemerklich wird. Das
Emporsteigen der SperrflĂŒssigkeit, welches die Verf. offenbar zu
jener Angabe verleitet hat, rĂŒhrt davon her, dass man mit der
Glocke ein durch WĂ€rme ausgedehntes Luftquantum einschliesst,
nach dessen AbkĂŒhlung natĂŒrlich eine Verminderung des Volums
eintritt. â Endlich beruht die Angabe, dass man aus 5 Grm. Koch-
salz durch Braunstein und SchwefelsÀure 1500 C.C. Chlorgas erhal-
ten könne, wohl auf einem Rechenfehler, denn 5 Grm. Kochsalz
geben nur 3,03 Grm. Chlor = 944 C.C.
Ob diesem Werkchen in seiner jetzigen Gestalt eine mehrfache
Verwendung als Lehrmittel bevorsteht, ist sehr zu bezweifeln, da
ja ein jeder Lehrer der Chemie schon von selbst nach eigenem Ur-
theil eine Ă€hnliche Auswahl unter den Experimenten treffen wird â
und in der Hand des SchĂŒlers kann ein solckes Verzeichniss ohne
tĂŒchtige Anleitung kaum von erheblichem Nutzen sein.
Dr. Weinhold.
x Hofbuchdruckerei der Gebr. JĂ€nscke zu Hannover,
239
Register ĂŒber Band 129, 130, 131 und 132 der
zweiten Reihe des Archivs der Pharmacie.
Jahrgang 1867.
(Die erste Zahl zeigt den Band, die zweite die Seite an.)
I. Sachregister.
A.
Abfuhr des DĂŒngers 129, 290.
Absorptionsvermögen der
. Ackererde 129, 108.
Aceton, Derivate dess. 130, 165.
Acidum thebolacticum 131,106.
Ackererde, Absorptionsver-
mögen ders. 129, 108.
Acorin, Glycosid im Kalmus
131, 214.
AepfelsÀure aus Rhus coria-
ria 132, 153.
Aether 129, 37.
Aetherische Oele, Ausbeute
131, 1.07;
Aethylen - di - butyiencar-
bonsÀure 130,972.
Aethyl-Phenyl 131,2121.
Agaricus albus 129, 109.
Ahrthal, Mineralquellen zu
Apollinarisbrunnen, Heppingen
u. Landskron 132, 278.
Alaun, ein normaler Bestand-
iheil des Weins? 131, 241.
Albumin, VerhÀltniss zum Ca-
sein 131, 150.
AlbuminfÀulniss 129, 265.
Alfenide 132, 132.
Alizarin, eine demselben iso-
mere Verbindung aus Naphtha-
lin 132, 172.
â mit Morindon identisch 132,
173.
Alkaloide, durch Amylalkohol
abscheidbar 132, 39.
Alkohol, Verhalten dess. im
Thierorganismus 129, 165.
Alkohole, tertiÀre 130, 145.
AllophansÀure-Aether 130,
156.
Allylamin 131, 105.
Allylen 130, 165.
Alo&, ihr Verhalten zu Thier-
kohle 132, 160.
â succotrina 132, 159.
AloÀötinsÀure 132, 161.
Alpenpflanzen, Anordnung
ders. in den GĂ€rten 131, 53.
AmeisensÀure 129, 61.
Amidodiphenylimid 131, 124.
Ammoniak, Einwirkung der
glĂŒhenden Kohle auf dass. 131,
186.
â fĂ€ulnisswidrige Eigenschaften
dess. 129, 267.
Ammoniakgehalt der atmo-
sphÀrischen Luft 130, 108.
Ammoniaksalze, dĂŒngende
129, 277.
Amylalkohol, zur Darstellung
u. quantitativen Bestimmung
des Morphins, zur Darstellung
des Strychnins, so wie zum
Nachweise der Alkaloide bei
gerichtlich-chemischen Analy-
sen 132, 1.
Amylum liefert KrĂŒmelzucker
u. Dextrin 132, 141.
AndelsbucherEisenwasser
130, 115.
Anilinfarben 131, 265.
Arch.d. Pharm. CLXXXII. Bds. 3. Hft. 19
BREE:
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290 Sachregister.
Anisölzum Verdecken des ĂŒblen
Geruchs der Schwefelkalium-
PrÀparate 132, 184.
Antidot des Antimons, Arseniks
u. der BlausÀure 130, 143.
â der BlausĂ€ure 130, 144.
Antimon, Nachweisung dess.
durch die Löthrohrprobe 132,
119.
Antimonoxyd, kryst. u. dessen
Verbindungen 132, 120.
Apollinarisbrunn im Ahr-
thal 132, 278.
Apotheker, ihr VerhÀltniss zu
den Volksheilmitteln 130, 80.
Apparat zur Entwickelung von
Chlorgas von H. SĂ€nger 129, 45.
Arabin u. dess. Verhalten ge-
gen Eiweisstoffe 129, 139.
Argentacetyl 130, 131.
Argentum nitricum gegen
Croup 132, 134.
â â mit Kalinitricum verfĂ€lscht
132, 135.
Arsenige SĂ€ure, grosse Halt-
barkeit ders. in saurer Lösung
132, 117.
â ihr Verhalten gegen Kupfer
u. Silber 13%, 118.
Arsenik, Gegenmittel 130, 143.
Arzneimittel, ĂŒber deren Ver-
unreinigungen 132, 259.
Asa foetida 131, 255.
Aschenanalyse, Methode ders.
132, 88.
Aschoff, A. L. Biographie
129, 5.
â E. F. Biographie 129, 1.
Athmen der BlĂŒthen 129, 109.
Austernseuche 129, 169.
Azobenzid 131, 136.
AzodracylsÀure 13151181.
B.
BadeschwÀmme, Gewinnung
ders. 129, 168.
BaldriansÀure 130, 61.
Baryt, schwefelsaurer 131, 235.
Baumwollensamenöl 131.
111.
Beleuchtungswesen 129, 95.
Benzhydrol 131, 134.
Benzo&@Ă€ther u. Brom 131, 132.
Benzoinderivate 131, 133.
Benzophenon 131, 134.
s
Sa,
Benzoyl 131, 130.
Benzpinakon 131, 135.
Betaerythrin 132,5, 167%
Betaorcin 132, 167.
Bewaldung der Gebirge Sn
Biographienvon A.L. Aschoff
u. E. F. Aschoff 129, 1. 5.
BlÀtter, Farbstoffe ders. 132,
165.
BlausÀure, Gegenmittel 130,
143.
BlausÀuregehalt der Xime-
nia americana L. 131, 222.
Bleikolik 129, 54.
Bleivergiftung durch MĂŒhl-
steine 132, 130.
Blitzableiter 129, 99.
Blut, Eisengehalt 131, 152.
Blutanalyse 129, 140.
Blutendes Brod 132, 100
Blutflecken 129, 141.
â mikroskopische Untersuchung
derselben 132, 174.
BlĂŒthen, Athmen ders. 129, 109.
Borax in Californien 131, 90.
Boreitronensaure Magnesia
132, 152.
BorsÀureÀther 130, 154.
Botanybay-Gummi 132, 140.
Botanischer Garten in Bres-
lau 129,77
Branntwein zu entfuseln 130,
152.
Brasilianische Industrieaus-
stellung 129, 46, 245.
BregenzerMineralbrunnen
130, 119.
Brennstoffe, rauchverzehren-
de 131, 84.
Breslauer botan. Garten 129,
71.
Brod, blutendes 132, 100.
Brohlthal, Mineralquellen 131,
169..
Brom im Steinkohlenruss 131,
270.
BromerucasÀure 1310142:
Bromsalze, Darstellung ders.
131, 216.
Brunnen, artesische 130, 111.
Brunnenwasser von Pompeji
130, 117.
Kupfer
132, 131.
Butter, gelbe Farbe dess. 131, 49.
Buddha-Statue von
Sachregister.
291
©. Chlorophyll 132, 164.
Caffein, Einwirkung nasciren- ne nn He
den Wasserstoffs auf a Chlorwasserstoff 130, 121.
Cam her.Lö dess in Was Ch rom in Eisen u. Stahl nach-
Ben A UnE 131. 119 zuweisen 131, 244.
CĂ€mentfabrikation 131, 94.
Canalisirung 129, 290.
Cantharidin 152,238.
' CaproylbydrĂŒr, aus amerika-,
nischem Steinöl 131, 145.
Capryl-Alkohol 131, 109.
Capsafran 129, 120.
CarbolsÀure, von Steinkohlen-
theeröl zu unterscheiden 131,
122
Cardamomenbau in Coorg
129, 117
CarminsÀure, ein Glykosid
131, 33.
Carnallit von Maman in Per-
sien 131, 239.
Carotin 129, 30.
Catechin 132, I68.
Cerigo, Höhle auf der Insel
129, 258.
Chinarinden 130, 91.
â AnatomischesĂŒberdies.130,229.
Chinin, Cinchonin, Einwir-
kung nascirenden Wasserstof-
fes auf dies. 131, 54.
Chininartige Substanz in den
thierischen Geweben 132, 181.
Chinoidin, animalisches 132,
181.
Chladnit 131, 96.
Chloranil 132, 162.
Chlorbaryum alsMittel gegen
Bildung von Kesselstein 131,
236
Chlorbenzo&sÀuren, isomere
131, 130.
ChlordracylsÀure 131, 131.
Chlorgas, Apparat zur Ent-
wiekelung dess. von H. SĂ€n-
ger 129, 45.
Chlorkohlenstoff 131, 73.
Chlorkupferlampe 129, 287,
288.
Chloroform 132, 213.
â Todesfall durch dass. 129, 255.
â zur Nachweisung des Zuckers
im Harn 132, 184.
Chloroform-Narkose, schlechte
129, 256.
LIND ââ â â (âââ 77
Chromaventuringlas 131, 93.
Chromsaures Kupferoxyd 132,
132.
ChrysoeyaminsÀure 132, 161.
Cinae flores 131,228
CitronensÀure bei Krebsge-
schwĂŒren zur Linderung der
Schmerzen 132. 15ER:
CitronensÀure zu bereiten
132, 151.
Citrus decumana, aether. Oel
der BlĂŒthen 131, 119.
Cloakeninhalt, Transport
dess. 129, 289.
Collodiumwolle 131, 258.
Condensatorstein 129, 243.
Copaivabalsam 131, 254.
Copal 131, 254.
Coronilla varia, flĂŒchtige
SchÀrfe ders. 131, 121.
Cosmus-Pomade aus indischem
Pflanzenfette 129, 167.
Cubeben 129, 123.
â afrikanische 129,120.
Cubebin 129, 128.
Cuprosacetyl 130, 130.
Cymol
verschieden von dem sog. Cy-
mol aus Campher 131, 139.
Cypresse von Tule
Cystin
D.
am RömischkĂŒmmelöl
129, 114.
129, 160.
Dampfkessel-Explosionen
129, 103.
DehydracetsÀure
Deryas
Desinfeetion 129, 264.
Desinfectionsmittel 132, 102.
129, 210.
Desinficirende Mittel von
Mae Dougall 129, 291.
Dextrin, dessen Verhalten ge-
gen Eiweissstoffe 129, 134.
â und KrĂŒmelzucker aus Amy-
lum 132,
Digitalin 132, 156.
Diffusion von Gasen 129, 101.
Divalerylen - di- butylen-
cearbonsÀure
19
129, 131.
TAN
130, 68.
292
Divalerylen-di-valerian-
sÀure 130, 68.
â -Aether 130, 71.
Druckfehlerberichtigungen
181, 271;
DĂŒngerfabrikation 129, 290.
E.
Eau de Java anticholerique
129, 282.
Eier, Conservirung ders. durch
Wasserglas 129, 134.
Eisen, Scheidung von Mangan
129, 234.
â volumetrische Bestimmung
dess. 132, 113.
Eisenblech, dĂŒnnes 132, 110.
Eisenchlorid als desinfieiren-
des Mittel 129, 2722.
Eisengehalt des Blutes 131,
152.
Eisenoxydoxydul, eine unge-
wöhnliche Entstehungsart dess.
132, 112.
Eisenoxydsaccharat, |lösli-
ches, in Zuckerkapseln 131, 28.
Eisentinctur, essigsaure, von
Rademacher 131,5217°
Eisenvitriol als Desinfections-
mittel 129, 270.
Eiweisskörper, ihr Verhalten
gegen Arabin und Dextrin
129, 134.
Elixir de St. Hubert pour les
chasseurs 129, 282.
Emser Felsenquelle 130, 112.
Englands Kohlenreichthum u.
dessen Dauer 131, 79.
Entfuselung des Branntweins
130, 152.
Erasin, ein Ersatzmittel fĂŒr
Benzin 131.121:
Erde, Entfernung ders. von der
Sonne 129, 92.
â Bevölkerung ders. 129, 87.
Erden, essbare, in Persien
131, 28.
Erigeron canadensis, Àther.
Oel 131, 121.
Erythrit, Oxydationsproduct
aus dems. 132, 149.
Erythroglyein 132, 168.
Essentia Calydor 129, 167.
Essig auf eine VerfÀlschung
Sachregister.
durch SchwefelsĂ€ure zu prĂŒ-
fen 130, 164.
Essig zur Desinfection 129, 287.
EssigsÀure 129, 193.
â Einwirkung auf Cellulose,
StÀrke, Zucker, Manmnit,' Gly-
koside und Farbstoffe 131, 260.
Essigsaure Eisentinetur von
Rademacher 131, 217.
Euphorbia caracasana Boiss.,
giftig 131, 223.
Evansit 131, 241.
Exceremente 129, 260.
â Desinfection ders. 129, 292.
Extractum Carnis, angeblicher
Kochsalzgehalt dess. 129, 21.
F.
Faeces 129, 260.
Farbstoff, Entwickelung dess.
in Pflanzenzellen 132, 162.
â der BlĂ€tter 132, 165.
FĂ€rbung desGlases durch Kohle
und Schwefel 131, 93.
FĂ€ulniss 129, 264.
â des Wassers 129, 283.
FeldspÀthe 131, 92.
Fermente der FĂ€ulniss 129, 267.
Fette, RothfÀrben derselben
131, 114.
FibrinfÀulniss 129, 265.
Fikia 129, 259.
Filtration, Beschleunigung der-
selben 130, 101.
Fische, Metamorphose derselben
131, 149.
â Tödten ders. 131, 149.
Flechtenstoffe 132, 167.
Fleisch 129, 147.
â Pökeln desselben mit Zucker
129, 146.
â zu pökeln 132, 177.
Fleischextraet 129, 141. â
132, 179. 180.
â Analyse dess. 129, 25.
â angeblicher Kochsalzgehalt
dess. 129, 21.
â vom Apotheker Rauch 130,
212.
Fleischzwieback von Gail-
Bordes 129, 145.
Flora von Gibraltar 129, 116.
Fluorthallium 132, 128.
FrankenhÀuser Höhle 129, 91.
Franzosenkraut 139, 116.
| Sachregister. 293
Fuchsin, Wirkung Àtherischer
Oele auf dasselbe 131, 118.
Fucus crispus, enthÀlt Go&-
min 131, 262.
&.
Galinsogea parviflora 129,
116.
GallÀpfel 129, 120.
Gallenfarbstoffe 129, 149.
Galvanoplastik 131, 267.
Gasanalyse 130, 221.
Gasbrenner von KĂŒp 129, 97.
Gasdiffusion 129, 102.
Gase, welche durch Erhitzen
aus trocknen Körpern entfernt
werden können 15071.
Gasentwickelungs-Apparat
130, 222.
Geheimmittel 129, 8.
GehirnfÀulniss 129, 266.
Gehirnsubstanz 132,..179.
Gehörgang, Mittel bei acutem
Katarrh dess. 129, 164.
General-Rechnung des Apo-
theker-Vereins in Norddeutsch-
land 130, 265.
Gerberlohe, gebrauchte, zur
VerhĂŒtung der FĂ€ulniss der
Exeremente 129, 282.
GerbsÀuren 132, 153.
GerbsÀure, Geruch der kÀuf-
lichen 132, 154.
â zur Desinfection des Trink-
wassers 129, 236.
Geruchsprinecip der kÀuflichen
GerbsÀure 132, 154.
GerĂŒche der Pflanzen 131, 115.
Gewichte, specifische 130, 219.
Gibraltar, Flora von 129, 116.
Glas, âEinfluss der Kohle und
des Schwefels auf die FĂ€rbung
desselben 131, 93.
Glasversilberung nach Bothe
132, 135.
Glimmer von Utö und Easton
132, 82.
Glonoin-Explosion 131, 101.
Glycerin, Reinigung desselben
130, 166.
Glyceerinleim 130, 167.
Glycerinseife 131, 99.
Glykogen der Leber 129, 151.
GlykolursÀure 129, 159.
Go&min in Fucus erispus 131,
262.
Gold- und SilbermĂŒnzen auf
ihre Aechtheit zu prĂŒfen 132,
136.
Goldoxydhydrat, Wasserge-
halt dess. 132, 136.
Graphit 130, 254.
Grasbaumgummi 132, 140.
GrĂŒn von Guignet 131, 243.
Guachamaca, eine Giftpflanze
aus den Llanos von Venezuela
151, 224.
Guignetâsches GrĂŒn 131, 243.
Gummi acroides 132, 140.
â Kermanisches 131, 261.
Gusseisen 132, 110.
â mit Wolframgehalt 132, 110.
â zu verkupfern
H.
Haare, Mittel gegen das Aus-
fallen ders. 131, 221%
HarngÀhrung 129, 154. 157.
Harnzucker - Bestimmung
- 129, 152.
Hartlöthungen, Schlagloth fĂŒr
132, 131.
Hecht, ein grosser 131, 150.
Hefe-FĂ€ulniss 129, 266.
Heilbrunnen im Brohlthal
131, 169.
Helleborin und Helleborein
132, 156.
âHeppinger Mineralquelle im
Ahrthale 132, 278.
Höhle bei Frankenhausen 129,
91.
Höhlen in Griechenland 132,
108.
Holz zu eonserviren 131, 257.
Holzgeist im Weingeist nach-
zuweisen 130,4192
Holzkohlenpulver zur Des-
infeetion 129, 278. 279.
Hopfrebener Schwefelwasser
130, 115.
Hornhaut- Verdunkelun-
gen durch Acidum lacticum
geheilt 129, 163.
Hydrazoanilin 131, 122.
HydrazodracylsÀure 131,
131..
Hydrazosaliceylige SĂ€ure 131,
136.
Hydrocarotin 129, 130.
Hydrophan fĂŒr Gasdiffusion
benutzbar 129, 102
p*
132, 11004
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294
1.
Indium 1324122;
- â findet sich im Ofenrauch der
Zinkröstöfen auf JuliushĂŒtte
bei Goslar am Harz 132, 124.
InsektenschÀden, Mittel da-
gegen 129, 170.
Jodkalium als Medicament u.
als Reagens 130, 122.
Iridiumbromide 132, 138.
K.
KÀsefÀulniss 129, 264.
Kaffeebohnen, Erhaltung des
Aromas ders. 131:.0120:
KaffeegerbsÀure, ein Glyko-
sid 131, 54.
Kainit von Leopoldshall 131,
240.
Kali, kohlensaures krystallisir-
tes 131, 98.
Kali, schwefelsaures, UeberfĂŒh-
rung dess. in kohlensaures Kali
131, 98.
Kaliglimmer 132, 82.
Kalilauge, Darstellung reiner
131, 97.
KaliumeiseneyanĂŒr mitKRali-
und Natronsalpeter verbunden
130, 144.
Kalk als Desinfectionsmittel
129. 277.
â kohlensaurer, Löslichkeit dess.
in Wasser 1317235.
â und Holzkoblenpulver als
Desinfeetionsmittel 129, 278.
â zur Elementaranalyse 131,
236.
Kalksuperphospbat 130, 253.
Kalmus, Acorin, ein Glykosid
dess. 131, 214.
KautschuksaughĂŒtchen 131,
256.
Kesselstein, Chlorbaryum als
Mittel gegen die Bildung dess.
131, 236.
KieselsÀure, chemische Con-
stitution ders. 131, 91.
Kino 132, 169.
Klebleinewand 129, 162.
Knochenhöhle von Balve
- 131, 269.
Knochenkohle, Wiederbele-
bung ders. 131, 86.
Sachregister.
Kochsalz, VerflĂŒchtigung und
Zerlegung dess. durch Stein-
kohlen 129, 231.
Kochsalzgehalt des Fleisch-
extracts 129,.21:
Kohle, Einwirkung der glĂŒhen-
den auf Ammoniak 131, 86.
Kohlenoxyd, Erkennung der
Vergiftung damit 131, 88.
â Zerfallen dess. in der GlĂŒh-
hitze 131, 87.
Kohlenreichthum Englands
131, 79.
KohlensÀure-Exhalationen
in der Umgebung des Laacher
Sees 131,762:
Kohlenstoff, Dichtigkeit dess.
inseinen Verbindungen 131,73.
KohlenstoffsÀuren, einbasi-
sche 129, 193.
Kohlenwasserstoffe a. Stein-
kohlentheeröl 131, 248.
â Erkennung derselben in Gas-
gemengen 131, 249.
â feste, des Steinkohlentheer-
öles 131, 251.
â neue 131, 147.
Kolanuss 129, 129.
Kopaivabalsam 131, 254.
Kos, Heilquellen der Insel 129,
257.
KrappverfÀlschung nachzu-
weisen 132, 172.
Kreatinin, Einwirkung von sal-
petriger SĂ€ure auf dasselbe
132, 180.
KrebsgeschwĂŒre, zur Linde-
rung der Schmerzen ders. dient
CitronensÀure 132, 151.
Kreosot 131, 9.
â als Desinfectionsmittel 129,
281.
Kreosotgas 132, 53.
Kreosot-Natron 129, 282.
KrĂŒmelzucker u. Dextrin aus
Amylum 132, 141.
Krystalle, mikroskopische, im
polarisirten Lichte 130, 217.
Kupfer, Auffindung sehr klei-
ner Mengen dess. im Tbier-
reiche 132, 131.
â Verhalten dess. zu Lösungen
der arsenigen, selenigen und
phosphorigen SĂ€ure 132, 118.
Kupferfarbe , schön grĂŒne 132,
133.
Pr
Kupferoxyd,chromsaures 132,
132
Kupferne Statue des Buddha
132, 131.
L.
Laachersee und KohlensÀure-
Exhalationen in seiner Umge-
bung 131, 62.
Lachse in der Sarine 129, 171.
Laetimid 131, 107.
Laetoprotein 129, 139.
Laminaria digitata 129, 113.
Landskroner Mineralquelle
132, 278.
132, 158.
132, 182.
Laserpitin
Leber enthÀlt Xanthin
Leberthran 131, 50.
Leim, flĂŒssiger 132, 182.
â fĂŒr Etiqueiten 129, 149.
â weisser flĂŒssiger 132, 182.
Leinölfirniss 131, 114.
LeinölsÀure 1519113:
I
Lemnos, Heilquellen 131, 70.
Leuchtgas von Schwefelkohlen-
stoff zu befreien 130, 164.
Leueinimid 131, 109.
Lithionreiche Mineralquellen
130, 117.
Lorbeeröl, Àtherisches 131,118.
Luft, atmosphÀrische, ihr Am-
moniakgehalt 130, 108.
â Verbesserung derselb. durch
Wasserverdampfung 129, 286.
Luft-Untersuchungen
Luft-Verunreinigung
| 291.
Lupine, Keimung der gelben
131, 201.
Mi.
Magnesia, boreitronsaure 132,
152.
â salzsaure u. schwefelsaure zur
Desinfection 129, 276.
â zur CĂ€mentbereitung 131, 96.
Magnesiumlicht 129, 98.
MailÀnder Zahntinetur 129,167.
Malzextract 129, 168.
Mandelöl, Entdeckung einer
VerfÀlschung dess. 131,110.111.
Mangan, Scheidung vom Eisen
129. 234.
Mangansaures Kali 129,283.
ER
Sachregister.
Marmor, kĂŒnstlicher 131, 96.
Marrubium 132, 105.
Maulbeerbaum 132, 107.
Meerestiefe 130, 119.
Meerwasser, Gefrieren dess.
130, 120.
Meerzwiebel 129, 116.
Meggener Schwefelkieslager
130, 128.
Mehl, Mutterkorngehalt desselb.
nachzuweisen 132, 282.
Menschengeschlecht, Stati-
stik dess. 129, 88.
Menschheit, vorgeschichtliche
Zeit ders. 129, 86.
Menschliches Geschlecht, Ur-
sprung dess. 129, 86.
Merliton 131, 50.
MethyldiacetsÀure 129, 199.
Methylen-di-Methylencarbon-
sÀure 129, 199.
Methylen-di - methylencarbon-
saures Aethylen 129, 203.
Methylen-di- methylensaures
Methyien 129, 205.
Mikroskopische Beobachtung
von PrÀparaten nach NÀgeli
130, 110.
Milchanalyse 129, 138.
MilchprĂŒfung 132, 120.
MilchsÀure zur Heilung der
Verdunkelungen der Hornhaut
129, 163.
Mineralquelleam Königsstuhle
bei Rhense 129, 213.
Mineralquellen zu Apollina-
risbrunn, Heppingen u. Lands-
kron im Ahrtbale 132, 278.
â zu Tönnistein und Heilbrun-
nen im Brohlthale 131, 169.
Mineralwasser, eisenhaltiges
132, 109.
Mineralwasser - Analysen
130, 114.
Monochloraceton 130, 164.
Mononatriumglykolat auf
essigsauren GlykolÀther einwir-
kend 130, 201.
Morindon, identisch mit Ali-
zarin
Morphin,
durch Amylalkohol
MĂŒhlsteine, bleihaltige, als
Ursache einer Vergiftung von
350 Personen 132, 130.
132,17. 0008
Abscheidung dess..
132, 24°
296
MĂŒnzen von Gold oder Silber
auf ihre Aechtheit zu prĂŒfen
132, 136.
Musa sapientum, schnelles
Wachsthum ders. 131, 219.
Musculin-PrÀparate 129,148.
Mutterkorn 129, 110.
â im Roggenmehle u. gemisch-
. ten Weizenmehle nachzuwei-
sen 132, 282.
N.
Naphtalin liefert eine dem Ali-
zarin Àhnliche Substanz 132,172.
Naphtalin- Verbindungen
131, 250.
Nardo& 129, 114.
Narkotin frei im Opium und
dems. durch Terpenthinöl ent-
ziehbar 132, 173.
Narthecium ossifragum 130,
Natronhydrat, kÀufliches, ent-
hÀlt zuweilen Vanadin 131, 244.
Natronlauge, Darstellung rei-
ner 131, 97.
Nematoden in RĂŒben 129, 169.
Nickel-Kobalterz von Dob-
schau 131, 33:
Nitrobenzo@sÀure - Aether
und Brom 131.0132.
Nitroglycerin 131, 100.
â SchĂ€dliehkeit dess. 131, 103.
â Schiffsexplosion durch dass.
131, 101.
â Vorsichtsmassregeln bei Be-
nutzung dess. 131, 102.
Nitroverbindungen 130, 136.
Âź.
Obstmark vortheilhaft zu nu-
tzen 130, 156.
Obstwein- und Obstessigberei-
tung 130, 159.
Oele, Àtherische, Ausbeute 13i,
117.
â fette, EntfĂ€rbung derselben
130, 226.
â â PrĂŒfung ders. 131, 176.
â RothfĂ€rben ders. 131, 114.
Oel, VerÀnderung des Oeles mit
der Zeit 131, 185.
Oenanthyl-Alkoho] 131, 109.
Opium
Sachregister.
wi;
Opium, Einwirkung von Ter-
penthinöl auf dass. 132, 173.
â Entgegnung Henkelâs auf
Finkhâs Mittheilungen 130, 261.
Opium-MilchsÀure 131, 106.
OrangenblĂŒth- und Orangen-
blÀtter- Wasser 131, 119.
OxalsÀure-Aether, Wirkung
dess. auf den Harnstoff 129, 158.
OxalsÀure-AethylÀther 130,
155.
Ozon, Einwirkung desselb. auf
Brom- und Jodsilber 129, 107.
P.
Pankreatin 132, 182.
Papier, wasserdichtes 131, 148.
Pastinaca sativa 130, 224.
Pergamentpapier, farbiges u.
geleimtes 131, 257.
Petroleum americanum 131,
139.
Petroleumbeleuchtung 131,
147.
Petroleumquellen in Italien
131, 147.
PetroleumverfÀlschung 131,
247.
PflanzengerĂŒche, Classifica-
tion ders. 131, 115.
Pharmakologische Notizen
132, 104.
Phenol, Constitution desselben
1315214:
â als Desinfeetionsmittel 129,
281.
Phenyl-Aethyl 131, 121.
Phenylin des Provisors A. Lie-
ven 129, 272, 292.
PhenylsÀure vom Steinkoh-
lentheeröl zu unterscheiden
131511222
â krystallisirte 130, 77.
Phosphor, Entdeckung dess. in
VergiftungsfÀllen 130, 129.
PhosphordÀmpfe, gegen ihre
schÀdlichen Wirkungen Ter-
penthinöldÀmpfe vorgeschlagen
130, 253.
Phosphorige SĂ€ure, ihr Ver-
halten gegen Kupfer und Sil-
ber 132, 118.
Phosphorit aus Spanien 130,
2 D
129, 59. | Phosphormagnesium 131,238.
Sachregister. 297
PikrinsÀure, physiologische | Redrutter Lithionquelle 130,
und therapeutische Wirkungen 117.
derselben 131, 123. | Regen wasser 130, 111.
Pillenmasse mit Pulvis Cube-
barum 129, 58.
Pilze, Elementarorgane dersel-
ben 129, 68.
Plantago 131, 268.
Platinplatirung fĂŒr Schalen
132, 137.
Platinspiegel 132, 138.
PökelflĂŒssigkeit, Gewinnung
der nahrhaften Theile ders.
durch Dialyse 129, 146.
Pökeln des Fleisches 132, 177.
178.
Pompejanisches Brunnenwas-
ser 130, 117.
Portland-CĂ€ment, englisches
Probirverfahren fĂŒr denselben
131, 95.
Protagon 132, 175.
Pyrochroit 131, 245.
Âź:
Quecksilberlager, ergiebiges
132, 133.
Quecksilberoxyd durch FĂ€l-
lung bereitet, Anwendung des-
selben in der Augenheilkunde
129, 163.
QuecksilberrhodanĂŒr und
Quecksilberrhodanid 132, 78.
Rademacher's essigsaure Eisen-
tinetur 131, 217.
Radiecale, eine neue Classe zu-
sammengesetzter metallhaltiger
130, 130.
Ragzalquelle 130, 116.
Rapskuchen u. entöltes Raps-
mehl 131, 199.
Ratanhia, ihre Anwendung in
der FĂ€rberei 132, 171.
â Savanilla- 129, 118.
Ratanhin 132, 169.
Rauchfleisch 129, 144.
â zu conserviren 132, 178.
Raupen auf dem Schnee
1.
Rechenschaftshahn (robinet
compteur) 130, 158.
Reuther's Eisenwasser 130, 115.
Rhenser Mineralquelle 129, 213.
Rhodanverbindungen des
Quecksilbers 132, 78.
Rhone, unterirdischer See der-
selben 130, 119.
Rhus coriaria zur Gewinnung
von AepfelsÀure 132, 153.
â Toxicodendron 132, 283.
Rohrzucker von Traubenzucker
zu unterscheiden 132, 143.
Rossbad bei Krummbach 130,
116.
Rothe FĂ€rbung mancher natĂŒr-
lichen Salze verursacht durch
Organismen 131, 239.
RothÂŁĂ€rben der Fette u. Oele
131, i14.
Rothenbrunnen im Walser-
thale 130, 114.
Rothes Meer, Analyse des Was-
sers dess. 130, 118.
Rothwein, kĂŒnstlich gefĂ€rbten
von natĂŒrlichem zu unterschei-
den 130, 158.
Rothweine zu prĂŒfen 130, 158.
RĂŒbendampfsaft, condensir-
ter 132, 148.
RĂŒben-Nematoden 129, 169.
RĂŒbenzucker-Fabrikation
im Zollverein 132, 146.
RunkelrĂŒben, Saftgewinnung
daraus
S.
Saftgewinnung aus Runkel-
rĂŒben 132, 147.
Salpeterkrystalle, grosse
131, 229.
SalpetersÀure, rauchende 130,
109.
SalpetersÀuregehalt dereng-
lischen SchwefelsÀure 130, 109.
SalzsÀure, arsenhaltige des
Handels 130, 121.
Santorin, Erdbeben auf dieser
Insel 129, 88.
Sauerstoffgas, Darstellung
130, 104. 105.
â durch Pflanzen ausgehaucht
130, 107,
132, 147.
er re
ag
TE
ee
ET ER ER
B- Ka ee
«
En
w
â
> %
ra
er
Fr Fe
BERRRILUTF
av ' ET NT RE RRD DUB LT EN ARE,
. wi t TE EN Te
298
Sachregister.
Sauerstoffgas, Explosion bei | Silber, Verhalten dess. zu Lö-
Darstellung dess. 130, 104.
SaughĂŒtchen von Kautschuk
131, 256.
Savanilla-Ratanhia 129, 118,
119.
Schellacklösung 131, 255.
Schiessbaumwolle, 2 neue
Arten 131, 253.
- Schiesspulver aus HolzsÀge-
spÀnen 131, 258.
Schlagloth fĂŒr Hartlöthungen
132, 131.
Schlempekohle-Fabrikation
131, 85.
Steinsalzlager
131, 230.
Schönheitsmilch 129, 166.
Schönheitsmittel, genuesi-
sches, fĂŒr Damen "9, 58.
Schukhur-ool-Aschur 132,
150.
Schukhur Preghal 132, 150.
Schweinemilch, Analyse 131,
152. â 132, 174.
Schwefel fÀrbt die Wasserstoff-
gasflamme blau 130, 125.
Schwefelbestimmung in or-
ganischen Substanzen 130, 103.
Schwefelkalium-PrÀparate,
Verdeckung ihres unangeneh-
Schönebecker
men Geruchs durch Anisöl
| 132, 184.
SchwefelsÀure 130, 128.
SchwefelsÀurebildung 130,
248.
Schweflige SĂ€ure, ihr Ver-
halten gegen Kupfer 132, 118.
â â zur Desinfection 129, 286.
Schwefelkohlenstoffdunst,
SchÀdlichkeit dess. - 131, 89.
Scoparin 132, 169.
Seewasser, Einwirkung dess.
auf gewisse Metalle und Legi-
rungen 130,120.
Selenige SĂ€ure, ihr Verhalten
gegen Kupfer u. Silber 132, 118.
Seidenraupen 131, 36.
Seidenraupenkrankheiten
131, 41.
Selen 130, 129.
Senföl, Ă€therisches, PrĂŒfung
dess, 131, 104.
Siegellacke 129, 57.
sungen der arsenigen, seleni-
gen und phosphorigen SĂ€ure
132, 118.
Silber- und GoldmĂŒnzen auf
ihre Aechtheit zu prĂŒfen 132,
136.
Silbersalpeter, ein Mittel, um
Silber- u. GoldmĂŒnzen auf ihre
Aechtheit zu prĂŒfen 132, 136.
Silicononylhydrat 130, 151.
Smirgel 131, 240.
Soda, PrĂŒfung der caleinirten
131, 52.
Sodafabrikation 131,231:
Sodaprocess von Leblane 131,
233.
Sonnenblumenöl 131, 112.
Spectralanalyse 129, 95.
Sprengöl, Wirkungen desselb.
131, 100.
StÀrke, Bildung von Glykose
u. Dextrin aus ders. 132, 141,
StÀrkezucker- Fabrikation
132, 140.
Stassfurthit 131, 98.
Statue des Buddha von Kupfer
132, 131.
in Turkestan
131, 75.
Steinkohlentheer als Desin-
fectionsmittel 129, 281.
Steinkohlentheeröl als des-
infieirendes Mittel 129, 281.
â Kohlenwasserstoffe dess. 131,
Steinkohlen
248. 251.
Steinkohlenverbrauch 131,
7.
Steinsalzlager bei Schöne-
beck 131, 230.
Sternschnuppenfall im No-
vember 1866 131, 66.
Stickoxydul, in Ammoniak u.
SalpetersĂ€ure ĂŒberfĂŒhrbar 130,
108.
Stickoxydulgas als Anaesthe-
ticum 130, 110.
Straussenzucht am Cap 131,
150.
Strychnin, durch Amylalkohol
abscheidbar 132, 29.
SuceinaminsÀure 131, 108,
SulfĂŒre 130, 126.
Syrup. Rub. Idaei 129, 162.
EEE RE EL
Er ua Ba Nahe 2 EB ER Mh Re
Sachregister.. a er - \0
T. Vanadingehalt des kÀuflichen
Aetznatrons 131, 244.
Tabakssaft 130, 79. 2 2 DEE
Tannin, Geruchsprineip des Ver 5 = EL eh
kÀuflichen 132.154, Sean
Telegraphen-Apparat 129,
101
Telegrapbie, der Erfinder der
elektrischen 130, 260.
Tellur 132:
Terpenthinöl auf Opium ein-
wirkend, entzieht demselben
Narcotin 1823-108.
TerpenthinöldÀmpfe gegen
die schÀdliche Wirkung von
PhosphordÀmpfen 130, 253.
TetrĂ€thylammoniumjodĂŒr,
Einwirkung dess. auf Natrium-
alkoholat 130, 209.
Thallium, Vorkommen 132, 126.
Thalliumfluorid 132, 128.
Thalliumgewinnung 132, 126.
Thalliumglas 132, 129.
Thalliumoxydsalze 132, 127.
Tinetura Ferri acetici Rade-
macheri ham 217:
Tinten 129, 5b.
TitansÀure 131.249.
Tönnissteiner Mineralquelle
131, 160.
Traubenzucker, neue Reac-
tion auf dens. 132, 142.
â vom Rohrzucker zu unter-
scheiden 132, 143.
Trehala oder Tricala 132, 150.
TriĂ€thylamin 130, 56. â
jan173.
TriearballylsÀure 131, 105.
Trichinen 129, 166.
TrithionsÀure, Bildung aus
schwefligsaurem Kali 130, 251.
Tsa-tsin 129, 131.
Turpithwurzel 129, 122.
Tyrosin-Derivate 130, 44.
U.
Uebermangansaures Kali
131, 246.
Uebersaxener Eisenquelle 130,
114.
Uhrmacheröl 131,115.
Urinoirs der Pariser Omnibus
129, 277.
V.
ValeriansÀure 130, 61.
â in Folge Beschneidens erkrank-
129, 164.
Gusseisens _
132, 112.
Versilberung von Glas nach
Bothe 132, 135.
Verunreinigungen der Arz-
neimittel 132, 259.
Volksheilmittel 130, 227.
â VerhĂ€ltniss der Apotheker zu
denselben 130, 80.
ter Weinstöcke
Verkupfern 'des
ww.
Wachholderbeeren als Sur-
rogat âfĂŒr Copaivabalsam und
Cubeben 129,.129.
Wachs, Nachweisung von Ver-
fÀlschungen dess. 129, 161.
Wasser, FĂ€ulniss dess. 120, 283.
Wasseranalysen 130, 114.
Wasserglas 131, 93.
zur Ăonservirung der Eier
129, 134.
Wasserreinigung 129, 233.
Wein, enthÀlt derselbe normal
Alaun? 131, 241.
Weingeist mit Wasser 130, 153.
WeinsÀure, Bleigehalt der
kÀuflichen 131, 198.
â inactive, in TraubensĂ€ure
ĂŒberfĂŒhrbar 132, 150.
â ĂŒber die BasieitĂ€t derselben
121, 186.
Weinstein gegen Zuckerharn-
ruhr 131, 263.
Weinstock 129, 115. 164.
Weintreber gehörig auszu-
nutzen 130, 156.
Weissblechschnitzel, Nutz-
barmachung ders. 132, E11.
WeizenmehlfÀulniss 129,266.
Wittstockâs Biographie 130, 193.
Wolfram, dessen Einfluss auf
das Gusseisen 132, 110.
Wolframsaures Natron zur
Trennung von Calcium und
Magnesium 131, 232.
Wuthkrankheit, Mittelgegen
dieselbe
SUR TEE
129, 165. Ar
300
xâ.
Xanthingehalt der Leber 132,
182.
â des Harns 132, 183.
Xanthoxylum Ochroxylum, gel-
ber Farbstoff dess. 131, 222.
Ximenia americana, Blau-
sÀure darin 131,222:
Xylol 131, 137.
2.
Zahntinetur, MailÀnder 129,
167.
Zibeth 130, 246.
Zinkfabrikation 132, 121.
Sachegister.
Zinkoxydammoniak 132, 122,
Zucker benimmt stinkend ge-
wordenen thierischen Substan-
zen ihren ĂŒblen Geruch 129,
282.
â Unterschied von Rohr- und
Traubenzucker 132, 143.
â zum Fleischpökeln 129, 146.
â 132, 178.
Zuckercouleur, Fabrikation
ders. 132, 148.
Zuckerkapseln mit löslichem
Eisenoxydsaccharat 131, 28.
Zuckerverbrauch im Zollver-
ein 132, 143.
Il. Literatur und Kritik.
Rtlicher Bericht ĂŒber die4ĂŒste |
Versammlung deutscher Natur-
forscher und Aerzte. Hanno-
ver 1866. Angezeigt von E.
Hallier 131, 156.
AndrÀ, Verhandlungen des na-
turhistor. Vereins der preuss.
Rheinlande und Westphalens
1866. Angezeigt von Dr. Löhr
131, 268.
Berg, Otto, Die Chinarinden
der pharmakognost. Sammlung
zu Berlin. 1865. Angezeigt v.
L. F. Bley 132, 188.
Bibliographischer Anzeiger fĂŒr
Pharmaceuten; von E. 1867.
No. 1. 130, 189.
â â â ko.ll 131, .165:
â â â ko. II 132, 189.
Buff, H. L., Ein Blick auf die
Geschichte der Chemie. Erlan-
gen 1866. Angezeigt von Dr.
R. Kemper 129, 181.
â Grundlehren der theoretischen
Chemie. Erlangen 1866. An-
gezeigt von Dr. R. Kemper
129, 72.
Duflos, Adolf, Die PrĂŒfung
chemischer Arzneimittel. Bres-
lau 1866. Angezeigt von Carl
Bley 129, 295.
Eulenberg, Lehre von den
schÀdlichen u. giftigen Gasen.
Angezeigt von Dr. Schlienkamp
129, 189.
FlĂŒckiger, F. A., Lehrbuch der
Pharmakognosie des Pflanzen-
reichs. Berlin 1867. Angezeigt
von Hallier 130, 256.
Hager, Manuale pharmacenuti-
cum; edit. III. Lesnae 1866.
Angezeigt von Dr. H. Ludwig
| 130, 168.
Desselben Werkes Vol.II. Lesnae
1866. Angezeigt von H. Lud-
wig 130, 175.
Muspratt, theoret., prakt. und
| analyt. Chemie. 2. Aufl. 2. Bd.
Angezeigt von L. F. Bley 131,
246.
Pharmacopde frangaise. Paris
1866. Angezeigt von Dr. Th.
Wimmel 130, 178.
Pharmacopoea helvetica, 1865.
| Angezeigt von Th. Husemann
129, 183.
Rammelsberg, Leitfaden fĂŒr
die qualitative chemische Ana-
lyse. 5. Aufl. Berlin 1867. An-
gezeigt von L.F. Bley 130, 259.
Reinsch, Paul, Das Mikroskop.
NĂŒrnberg bei J. A. Stein. 1867.
Kritik von Dr. Weinhold 132,
285.
MoritzSeubert, Lehrbuch der
gesammten Pflanzenkunde. 4te
Auflage. Angezeigt v. Hallier
129, 295.
ı Schur, J. F., Enumeratio plan-
tarum Transsilvaniae. Vindo-
' bonae 1866. Angezeigt von Dr.
IM. J. Löhr 131, 156.
N
Autorenregister.
J.J. v. Tschudi, Reisen durch
SĂŒdamerika. 2. Bd. Angezeigt
von Dr. Löhr 130, 187.
Wilbrand, Dr. J. u. F. Leit-
faden fĂŒr die ersten Uebungen
im chemischen Laboratorium.
Neuwied u. Leipzig, Heuserâs
Verlag. 1867. Kritik von Dr.
Weinhold 132, 287.
H. Will, Jahresbericht ĂŒber die
Fortschritte der Chemie etc.
de RE Ran Ra NE a a Typ RE DR NN
3â N EB an h) en
: \ ENT, 6
N
301
Angezeigt von Dr. Geiseler 1.
129, 191.
Wittstein, @. C., Anleitung
zur Darstellung und PrĂŒfung
chemischer und pharmaceuti-
scher PrÀparate. 4. Aufl. 1867.
Angezeigt von L. F. Bley 132,
185.
G.C. Wittstein, Taschenbuch
der Geheimmittellehre. Nörd-
lingen 1867. Angez. von 7%.
Husemann 13150162
II. Autorenregister.
A.
Agassiz, Metamorphose der Fi-
sche 131, 149.
Almen, A., Xanthingehalt der
Leber 132, 182.
Andreae, VerfÀlschung des
Argent. nitrie. mit Kali nitrie.
132, 135.
Ansell, G. F., Diffusion von
Gasen 129, 102.
Archer, ĂŒber GallĂ€pfel, Cap-
safran und afrik. Cubeben 129,
120.
Artus, ĂŒber Rauchfleisch 129,
- 144.
â Erkennung von Ă€chtem Roth-
wein 130, 158.
Assmuss, Fabrikation der Zu-
ekercouleur 132, 148.
Atfield, ĂŒber die Kolanuss 129,
12:
Barral, Bouchardatu. Bous-
singault, ĂŒber die dĂŒngende
Wirkung der Ammoniaksalze
129, 277.
Barreswill, ĂŒber Chlorwasser
130, 120.
Barrett, W.F., ĂŒber die Blau-
fÀrbung der Wasserstoffgas-
flamme durch Schwefel 130,125.
Bartscher, ĂŒber schlechte Chlo-
roform - Narkose 129, 256.
Baudot, E., Verhalten des Al-
kohols im Thierorganismus 129,
160.
Baumgarten, A., Vanadinge-
halt des Aetznatrons des Han-
dels 131, 244.
Beane, Wiederbelebung der
Knochenkohle 131, 86.
Becchi, E., BorsÀureÀther 130,
154.
Becker, boreitronensaure Mag-
nesia 132, 152.
Begemann, K., ĂŒber Narthe-
cium ossifragum 130, 242.
Beilstein, F., Xylol 131, 137.
â_ u. F. Schlu: n, isomere Chlor-
benzoesÀuren 131, 130.
Bender, Laacher See 131, 62.
â Mineralquellen zu Heppingen,
Landskron und Appollinaris-
brunn im Ahrthale 132, 278.
â Mineralquellen zu Tönnisstein
und Heilbrunnen im Brohl-
thale 131, 169.
Bennet, MĂŒller u. Pimont,
Nachweisung einer Krappver-
fÀlschung 132, 172.
Bergemann, Vorkommen von
Brom im Steinkohlenruss 131,
270.
Berlandt, EntfÀrbung fetter
Oele 130, 226.
â Nachweisung des Mutterkorns
im Roggen- und gemischten
Weizenmehle 132, 282.
Bernatzik, ĂŒber Cubeben 129,
123.
â ĂŒber Cubebin 129, 128.
Berthelot, Mittel zur Erken-
nung von Kohlenwasserstoffen
in Gasgemengen 131, 249.
â neue metallhaltige Radicale
130, 130.
Betoldi empfiehlt Weinstein als
ein Mittel gegen Zuckerharn-
ruhr 131, 263.
a MERAN SEHE IR
302
Beyer, A., Keimung der gelben
Lupine 131, 201.
Beyer, G., Derivate des Tyro-
sins 130, 44.
Bilfinger, O., AzodracylsÀure
ausHydrazodracylsÀure131,131.
Birnbaum, Bromverbindungen
des Iridiums 132, 138.
Björklund, 6. A., Mittheilun-
gen ĂŒber Flores Cinae 131, 227.
Black nnd Bell wenden Terpen-
thinöldÀmpfe gegen die nach-
theilige Wirkung der Phosphor-
dĂ€mpfe in ZĂŒndhölzchen - Fa-
briken an 130, 253.
Blas. Àth. Oel der Lorbeeren
151, 118.
Bley, Biographien von A. L.
Aschoff und E. F. Aschoff 129,
1, >.
â Nachtrag zu dem Nekrolog
des Dr. Friedrich Meurer 132,
208.
Blondeau, Ch., zweineue Arten
von Schiessbaumwolle 131, 259.
â Goemin 131, 262.
Bloxam, Ch.L., qualitative Ana-
lyse von in Wasser und SĂ€uren
unlöslichen Substanzen 130,102.
Blumtritt, E., ĂŒber die Gase,
welehe durch Erhitzen aus
trocknen Körpern entfernt wer-
den können 130, 1:
Blunt, Th. P., Phosphormagne-
sium 131, 238.
Bobierre, Regenwasser - Ana-
lyse 130, 111.
Bodenstab, Fr. bleihaltige
WeinsÀure 131, 198.
Bopps Versuche ĂŒber die FĂ€ul-
niss des KĂ€ses, Albumins und
Fibrins 129, 264, 265.
Borsche und Fittig ĂŒber Ăce-
ton und Allylen 130, 165.
Botheâs Verfahren, Glas zu ver-
silbern 132,135!
Böttger ĂŒber Darstellung von
Sauerstoffgas 130, 105.
â Glas zu versilbern 132, 135.
â Selen 130, 129.
-â Vorkommen von Indium 132,
124.
Boue, Ami, Ursprung d. mensch-
lichen Geschlechts 129, 86.
Boussingault, Chlormagne-
sium zur Conservirung des Am-
moniaks und der PhosphorsÀure
im Harn 129, 276.
Brandes, R., ĂŒber einbasische
KohlenstoffsÀure, namentlich
ĂŒber EssigsĂ€ure 129, 103.
Brandini, Luigi, Anwendung
von CitronensÀure zur Linde-
rung der Schmerzen bei Krebs-
geschwĂŒren 132, 151.
Braun, ĂŒber Nardo@ 129, 114.
â neue Reaction auf Trauben-
zucker 132, 142.
Briegel, G., Benzoyl 131, 130.
â hydrazosalieylige SĂ€ure 131,
136.
Brodie ĂŒber den Graphit 130,
254.
Buchner, Max, Fluorthallium
132, 128.
Buisson, Mittel gegen die Wuth-
krankheit 129, 165.
Bunsen, R.. einfache Gewin-
nung des Thalliums 132, 126.
Busse, A., Apparat zur Ent-
wickelung von Chlorgas 129, 45.
Bussy, Vorkommen von Brom
und Jod in manchen Kohlen-
sorten 131, 270.
Buttlerow, A.,tertiÀre Alkohole
130, 145.
©.
Cabanes, ĂŒber Desinfection 129,
281.
Cahours, Athmen der BlĂŒthen
129, 109.
Cahours und Pelouze ĂŒber
das amerikanische Steinöl 131,
139.
Caillou, Chloroform zur Erken-
nung des Zuckers im Harn
132, 184.
Calloud, Desinfection des Men-
schenkoths 129, 276.
Calvert, Crace, Einwirkung des
Seewassers auf Metalle 130, 120.
Carlevaris, Magnesiumlicht
126, 98.
Carnochan, Stickoxydulgas als
Anaestheticum 130, 110.
Casselmann, Bereitung einer
schön grĂŒnen Kupferfarbe 132,
133.
â PrĂŒfung fetter Oele 131, 176.
Chapmann, T. Capryl- und
Oenanthyl- Alkohol 131, 109.
ur: & er
Ă 2â Beh Du N % > N aan . un K
5 ĂAutorenregister. 303 79
Chatin und Filhol, Farbstoff | Dragendorff,;Cantharidin 132, ei
der BlÀtter 132, 165. 233. SR
Chevallier, ist Alaun ein nor- | Dullo, WachsverfÀlschung 129,
maler Bestandtheil des Weins? 161.
131, 241.
Chevreul., ĂŒber das Jodkalium
130, 123.
Christomanos, Erdbeben auf
Santorin 129, 88.
Clemens, Chlorkupferlampe 129,
287
Clo&z, Sauerstoffgas aus Pflan-
zen 130, 107.
Cohn, ĂŒber Laminaria digitata
129, 113.
Comaille, Analyse der
Mileh 129, 138, 139.
Contal, Wachholderbeeren ein
A.,
Surrogat fĂŒr Copaivabalsam
129, 129.
Corne und Demeaux, ĂŒber
Desinfection 129, 281.
Crafts und Friedel, ĂŒber Si-
lieium - Alkohole 130, 150.
Creswell u. Tavernier, Pla-
tinspiegel 132, 138.
Crookes, W., Unterscheidung
der CarbolsÀure (PhenylsÀure)
vom Steinkohlentheeröll31.122.
Cruse, Löslichkeit des kohlen-
sauren Kalksin Wasser 131,236.
Czumpelik, fiĂŒchtige SchĂ€rfe
von Coronilla varia 131, 121.
».
Dalesâ Desinfeetionsmittel fĂŒr
Cloaken 129, 274.
Daniell, Kolanuss 129, 129,
Dawson,Collodiumwolle131,258.
Demeaux, Desinfection 129,281.
Dessaignes, Umwandlung der
inactiven WeinsÀure in Trau-
bensÀure
Deumelandt,@., Xylol 131,137.
Deville, H.St.Cl., Dissociation
des Kohlenoxyds 131,877
Deville, H.St.Cl., kĂŒnstlicher
Marmor und CĂ€ment mit Mag-
nesia bereitet 131, 96.
Dietrich, Eugen, ĂŒber das Ver-
hÀltniss der Apotheker zu den
Volksheilmitteln 130, 80.
Dietzenbacher, ĂŒber rauchen-
de SalpetersÀure 130, 109.
Dougall, Mac, desinfieirendes
Mittel 129, 291, 281.
132, 150. |
Duprez, Blitzableiter 129, 99.
DĂŒrr, Xanthin in Harn 132, 183.
E.
Eckstein, A., Conservirung von
Rauchfleisch und Beseitigung
bereits eingetretener FĂ€ulniss
desselben 132, 128. 008
Erb, W., physiologische u. the-
rapeutische Wirkungen der Pi-
krinsÀure 131, 123.
Erdmann, J., Derivatedes Bben-
zoins 131,138
â Jul., zurMilchprĂŒfung 132,220.
Ernst, G. A., Amylumkörner in
den Zellen des Stengels strauch-
artiger Urticeen 131: 220.3
â BlausĂ€ure in den FrĂŒchten von
Ximenia americana 131, 222.
â botanische Notizen aus Cara-
cas 131, 219295
â gelber Farbstoff von Xantho-
xylum Ochroxylum DC. 131,222.
â giftige Eigenschaften von Eu-
phorbia caracasana Boiss. 131,
223. i
â Guachamaca, eine Giftpflanze
aus den Llanos von Venezuela
131, 224. ©
â Gummi von Acacia Ouyrare-
ma DC. 131, 221.
â iĂŒpver die Pulpa in den FrĂŒch-
ten der Randia-Arten 131, 221.
â Scheiligkeit des Wachsthums
von MusasapientumL. 131,219.
FE. 5
Facilides, Otto, Verfahrenzur
Aenderung beliebiger speeif.
Gewichte in normale 130, 219
Faust, August, Acorin, ein Gly-
kosid im Kalmus 131, 214.
â Darstellung von Bromsalzen
131, 216.
â Rademacheıs essigsaure Eisen-
tinetur 131, 217.
Feldmann, A., Laserpitin 132,
158.
Filhol, Farbstoffe der BlÀtter
133, .165
Finckh,C., AloetinsÀure 132,161.
â Chloranil 132,162. 7
â ChrysoeyaminsĂ€ure 132, 161. =
a Da EEE a ae
304
Finckh, C., ĂŒber Opium 129, 59.
Fittig, R., Aethyl-Phenyl 131,
121.
â Verschiedenheit des Cymols
aus RömischkĂŒmmelöl von dem
sog. Cymolaus Campher 131,139.
Fittig u. Borsche ĂŒber Aceton
und Allylen 130, 165.
Fleitmannâs Methode Sauer-
stoffgas darzustellen 130, 104.
FlĂŒckiger, F.A., Anatomie der
Chinarinden 130, 229.
Forbes, Evansit 132,241.
â Zusammensetzung des Phos-
phorits aus Spanien 130, 253.
Forchhammer ĂŒber mangan-
saures Kali 129, 283.
Fort, Klebleinewand 129, 162.
Frankland u. A.W.Hofmann,
Eiseuchlorid zur Desinfection
129, 272.
Fremy, E., Chlorophyll 132, 164.
Fresenius, Analyse der Emser
Felsenquelle 130, 112.
Freycinet, de, Desinfections-
mittel 129, 291.
Friedel und Crafts, Silicium-
haltige Alkohole 130, 150.
Frisch, Kuno, BasieitÀt derWein-
sÀure 131, 186.
â ĂŒber das Kreosot 130, 9.
â Nickelkobalterz von Dobschau
131, 53.
â PrĂŒfung ealeinirter Soda131,52.
Fritzsche, J., feste Kohien-
wasserstoffe des Steinkohlen-
theeröls 131, 251:
Fryer, Luftanalysen 130, 107.
Fuchs, Analyse des Fleisch-
extracts von Gibert aus Fray-
Bentos 132, 180.
â Nutzbarmachung der Weiss-
blechschnitzel 132,111.
G.
Gail-Bordes, Fleischzwieback
129, 145.
Geuther, A.,ĂŒber Aether 129, 37.
â Einwirkung von salpetrigsau-
rem Kali auf salzsaures Tri-
Ă€thylamin 130, 56.
Gibertâs Fleischextract v. Fray-
Bentos 132, 180.
Glaser, C., Verbindungen des
'Naphtalins mit Brom 131, 250.
Gobley, Wasser der Orangen-
a 2 2 1 ah
Autorenregister.
blĂ€tter und OrangenblĂŒthen
131, 119.
Gobley, Wirkung des Terpen-
thinöls auf Opium 132, 173.
Göbel, Carnallit von Maınan in
Persien und Ursache der rothen
FĂ€rbung mancher natĂŒrlichen
Salze in einem Gehalt an Or-
ganismen 131, 239.
Gohren, Th.von, Schweinemilch
132, 174.
Göppert, Anordnung derAlpen-
pflanzen in den GĂ€rten 131, 55.
â ĂŒber den Breslauer botani-
schen Garten 129, 77.
Gore, ĂŒber Chlorwasserstoff 130,
121.
Gorup-Besanez, von, ĂŒber die
Excremente 129, 260.
Götze, ĂŒber einen Leviathan -
W einstock 129, 115.
GrĂ€ger, ĂŒbermangansaures Kali
131, 246.
â Darstellung reiner Aetzlaugen
131, 97.
Grandeau, Digitalin 131, 156.
Greiner, Elias, ĂŒber Ameisen-
sÀure u. BaldriansÀure 130, 61.
Greville-Williams, C., Koh-
lenwasseıstoffeaus Steinkohlen-
theeröl 131, 248.
Grote, R., ĂŒber Cystin 129, 160.
â Mittel Wasser zu reinigen 129,
285.
Grouvenâs Desinfeetion stĂ€dti-
scher KanÀle 129, 279.
GrĂŒneberg, CĂ€mentfabrikation
131, 94.
Guignet's GrĂŒn 131, 243.
GĂŒnsberg, R., Verhalten von
Arabin und Dextrin gegen Ei-
weisskörper 129, 134.
Gurniak, P., ĂŒber Kreosot-
Natron 129, 282.
GĂŒterbock, Darmentleerungen
von Cholerakranken 129, 263.
H.
Haarhaus, A., Hydrazoanilin
131, 122.
Hager, ĂŒber Desinfection 129,
268, 286.
Hallier, Elementarorgane der
Pilze 129, 68.
Hanbury,ĂŒber Ratanhin129,118.
Hantz, Rechenschaftshahn 130,
158.
Hautefeuille, TitansÀure 131,
245.
Heeren, Darstellung von flĂŒs-
siger Glycerinseife 131, 99.
Heiden, Ed., Absorptionsver-
mögen der Ackererde 129, 108. '
Heintz, W., ĂŒber die Einwir-
kung von salpetrigsaurem Kali
aufsalzsaures TriÀthylamin 131,
173.
Heintzmann ĂŒber Deryas 131,
131.
Helwig, ĂŒberBlutflecken129,141.
Henkel, ĂŒber Asa foetida 131,
255.
â ĂŒber Capsafran, Cubeben
GallÀpfel 129,
â ĂŒber Opium 130, 261.
Herapath, W., Phosphornach-
weisung 130. 129.
Hirschberg, ĂŒber die Chlor-
kupferlampe 129,288.
â ĂŒber Leberthran 131, 50.
â ĂŒber Rapskuchen und entöltes
Rapsmehl 131, 200.
Hirzel. RothfÀrben der Fette
und Oele 131, 114.
Hirzel, Scharfrichterei- Producte
129, 290.
Hlasiwetz, CarminsÀure ein
Glykosid 131, 53.
â Einwirkung des OxalsĂ€ure-
Ă€thersaufden Harnstoff 129,158.
â KaffeegerbsĂ€ure ein Glykosid
131, 54.
â Kino 132, 169.
â Scoparin 132, 169,
Hoffmann, H., ĂŒber die GĂ€h-
rung 129, 267.
Hofmann, A. W., ĂŒber Des-
infectionsmittel 129, 272. 275.
â ĂŒber den Graphit 130, 254.
â Löslichkeit des Kohlenkalks
im Wasser 131, 236.
Hoppe-Seyler, Erkennung der
Vergiftung mitKohlenoxyd 131,
88.
Houzeau, arsenhaltige Salz-
sÀure 130, 121.
Howard, J.E., ĂŒberChinarinden
130, 91.
HĂŒter, Todesfa!] durch Chloro-
form 129, 255.
Hughes, Telegraphen -Apparat
129, 101.
Husemann, Aug., chemische
Arch. d.Pharm. CLXXXII. Bds. 3. Hft.
Autorenregister.
305
Natur des Carotins und Hydro-
earotins 129, 30.
Husemann, Aug.u.W.Marme,
ĂŒber Helleborin und Hellebo-
rein 132, 156.
1. 3.
Igelström, L. J., Pyrochroit
131, 245.
Jackson, Smirgel 131, 240.
Jacobsen, Verhalten der Alo&
zur Thierkohle 132, 160.
â zur Desinfection der Exere-
mente
â und Hager, ĂŒber Desinfection
129, 269. 282.
Jennet, KlÀrung des Wassers
129, 285.
Jevons, ĂŒber die Kohlenfrage
131, 79.
Jones, Bence, Anwendung der
Spectralanalyse 129, 95.
â ĂŒber das Vorhandensein einer
dem Chinin Àhnlichen Auo-
rescirenden Substanz in dem
thierischen Gewebe 132, 181.
Jones, G., Kalksuperphosphat
130, 253.
Josch, Eduard Ritter von, Ge-
rĂŒche von Pflanzen 131, 115.
RK.
Kanig, Anwendungvon Acidum
lacticum zur Heilung der Ver-
dunkelungen der Hornhaut 129,
163.
Karmrodt, C., Analyse des
Fleischextraets 129, 25.
Karsten, ĂŒber Chinarinden 130,
91.
Kletzinsky, Entfuselung des
Branntweins 130, 152.
â Schlagloth fĂŒr Hartlöthungen
132, 11312
Knaffl, L., weisser flĂŒssiger
Leim 132, 182.
Kofler. L., Analysen von Mi-
neralwÀssern aus dem Bregen-
zer Walde 130, 114.
Kohler, A. 131, 109.
Kolb, J., ĂŒber den Leblaneâschen
Sodaprocess 131, 233.
Kopp, E. Theorie der Sodafa-
brikation 131231 8
Koppe, UeberfĂŒhrung von schwe-
felsaurem Kali in kohlensaures
Kali 131, 98.92
20
129, 292.20
306
Krause, W., die sogen. Geheim-
mittel 129, 8.
KĂŒhn, Jul, ĂŒber Mutterkorn
129, 110.
KĂŒpâs Gasbrenner 129, 97.
L.
Lamparter, Flechtenstoffe 132,
167.
Lamy, Thalliumglas 132, 129.
Landerer, X., ĂŒber Bleikolik
129, 54.
â eisenhaltiges Mineralwasser
132, 109.
â ĂŒber Fikia 129, 259.
â Heilquellen der Insel Kos 129, °
257.
â Heilquellen auf der Insel
Lemnos 131, 70.
â Höhle auf der Insel Cerigo
129, 258.
â Höhlen in Griechenland 132,
108.
â Mittel gegen das Ausfallen der
Haare 131, 21:
â pharmakologische Notizen 132,
104. 105. 107.
â ĂŒber Tabakssaft 130, 79.
â VerĂ€nderung des Oeles mit
der Zeit 131, 185.
â Volksheilmittel 130, 227.
â ĂŒber den Zibeth 130, 246.
Lea, C., OxalsÀure - AethylÀther
130, 155.
â Ozon, Wirkung desselben auf
Brom- u. Jodsilber 129, 107.
Lefort, J.u. Robinet, Analyse
des Wassers des rothen Meeres
130, 118.
Le Guen, Einfluss des Wol-
frams auf Gusseisen 132, 111.
Lenz, Leopold, Seidenraupen-
Analysen 131, 36.
Letheby, TerpenthinöldÀmpfe
gegen die schÀdliche Wirkung
der PhosphordÀmpfe 130, 253.
â Levoir, ĂŒber Desinfection 129,
275.
Liebig, J.v., angeblicher Koch-
salzgehalt des Extractum carnis
americanum 129, 21.
â Erhaltung des Aromas der
gerösteten Kaffeebohnen 131,
120.
â ĂŒber Fleischextract 129, 141.
â Fleischextract 132, 179.
Autorenregister.
Liebig, J.v., ĂŒberSeidenraupen-
Krarkheiten 131, 41.
Liebreich, Oscar, Protagon im
Gehirn 132, 175.
Lievenâs Phenylin 129, 272.
â Linnemann, E., Benzophenon
131, 134.
â Monochloraceton 130, 164.
Lintner, Analyse derSchweine-
milch 131, 152.
Löhr, blutendes Brod 132, 100.
â Desinfeetionsmittel 132, 102.
â ĂŒber den Erfinder der elektri-
schen Telegraphie 130, 260.
Losse, Mittel gegen Insekten-
schÀden 129, 170.
Lossen, Kupfer im Thierreiche
132, 131.
Ludwig, H., Notizen ĂŒber die
FĂ€ulniss, so wie ĂŒber Desin-
feetion der Luft, des Wassers
und der Exeremente 129, 260.
â Essig zur Desinfection 129, 287.
â gebrauchte feuchte Gerberlohe
zur VerhĂŒtung des Faulens der
Exeremente 129, 282.
â ĂŒbermangansaures Natron zer-
stört den Geruch faulen Harns
129, 269.
â an Herrn Prof. Julius Otto in
Braunschweig 129,294. 130. 264.
â ĂŒber die Verunreinigung der
Arzneimittel 132, (259.
MM.
Malaguti, Zinkoxydammoniak
132, 122.
Maly, R.L., Gallenfarbstoff 129,
149.
Manbre, A., Fabrikation des
StÀrkezuckers 132, 140.
Mangon, Verwendung der Ex-
cremente 129, 290.
Maunoury undSalmon, ĂŒber
Bleivergiftung, durch MĂŒhl-
steine 132, 130.
Marcel, ĂŒber gesalzenes Fleisch
129, 147.
MĂ€rker, M., Einwirkung von
salpetriger SĂ€ure auf Kreatinin
132, 180.
Markoe, H., Lösung des Cam-
phers in Wasser 131, 120.
Marme&, W. u. A. Husemann
ĂŒber Helleborin u. Helleborein
132, 156.
Autorenregister.
Marquart, Desinfectionsmittel
132, 102.
Marquis, ĂŒber Agaricus albus
129, 109.
Martius, Todesfall durch Chlo-
roform 129, 255.
â nnd P. Griess, ĂŒber Amido-
diphenylimid 131, 124.
Massy, R. de, Saftgewinnung
aus RunkelrĂŒben 132, 147.
Mathewson, Vorkommen von
Tellur 132,117:
Maumene&, Dichtigkeit des Koh-
lenstoffs in seinen Verbindun-
gen 131, 73.
â ĂŒber FĂ€ulniss des Wassers
129, 283.
Mendelejeff, Verbindung des
Weingeists mit Wasser 130,153.
Mettenheimer, die SaughĂŒt-
chen von Kautschuck, eine
Quelle chronischer Aphthen-
bildung bei Kindern 131, 256.
Meurer, Friedrich Dr., Nekro-
log 132, 193.
Meyer und Möbius, Gefrieren
des Meerwassers 130, 120.
Miller, J. Th., Holzgeist im
Weingeist aufzufinden 130, 152.
â W. A, lithionreiche Mineral-
quelle zu Redrutte in Corn-
wallis 130, 117.
Millon, E. Analyse der Milch
129, 138. 139.
â ĂŒber Chlorwasser 130, 120.
Mills, E. S., ĂŒber Nitroverbin-
dungen 130, 136.
Mohr, Bestimmung des Magnet-
eisens in Basalten, Melaphyren
131, 276.
â dialytischer Apparat 131, 270.
â Vorkommen von Brom im
Steinkohlenruss 131, 270.
Mohs,R.,Einwirkung von einfach
essigsaurem GlykolÀther auf
Mononatriumglykolat 130, 201.
â Einwirkung von Natriumalko-
holat auf TetrÀthylammonium-
jodĂŒr 130, 209.
Molin, ein Schutzmittel fĂŒr Be-
waldung der Gebirge 131, 72.
Monnier, Bestimmung der or-
ganischen Substanzen in den
WĂ€ssern 129, 289.
Moormann, Àtherisches Oel von
Erigeron canadensis 131, 121.
ne ie a
Ws
Moride, ĂŒber Desinfeetion 129,
280.
Morin, A.,Luftverbesserung 129,
286.
Mosselmann's animalischer
Kalk 129, 277.
Mulder, Analyse der Mineral-
quelle am Königsstuhle bei
Rhense 129, 213.
â VerflĂŒchtigung des Kochsalzes
in der Hitze und Zerlegung
desselben durch Steinkohlen
129, 231.
MĂŒller, A.. Ammoniakgehalt
der atmosphÀrischen Luft 130,
108.
â Desinfectionssystem 129, 278.
281.
â ĂŒber die FĂ€ulniss der Hefe
129, 266.
â Baron, ĂŒber die Cypresse von
Tule 129, 114.
MĂŒller, Pimont u. Bennet,
Nachweisung einer Krappver-
â fĂ€lschung 132,112,
Musculus, Bildung von Zucker
und Dextrin aus StÀrkemehl
132, 141.
N
NĂ€geli, ĂŒber die ungleiche Ver-
theilung gelöster Stoffe in dem
Wassertropfen eines mikrosko-
pischen PrÀparates 130, 110.
Naumann, Brom auf Benzo&-
sÀureÀther u. Nitrobenzo&sÀure-
Ă€ther wirkend
Nickles, Lösung des schwefel-
sauren Baryts in SchwefelsÀure
Ei;
307:
131,132 09
nr
SE =
RENNEN EN
a
2 a
Re rise
131, 235.
â VerfĂ€lschung des Mandelöls
mit Aprikosenkernöl und Ent-
deckung dieser VerfÀlschung
131, 110.
Nobel, Vorsichtsmassregeln bei
Benutzung des Nitroglycerins
131, 10 90%
Oeser, C., Allylamin 131, 105.
Otto, Prof. Jul., ĂŒber H. ud
wigs Antheil an der Entdeckung
der PentathionsÀure 129, 294.
â 130, 263.
â R., BromerucasĂ€ure 131, 112,
308
P.
Pagenstecher und SĂ€misch,
ĂŒber Quecksilberoxyd 129, 163.
Pasteur, ĂŒber Fermente 129,
267.
â HarngĂ€hrung 129, 157.
PĂ€tsch, A., Wasserglas 131, 93.
Payen, Jodkalium als Medica-
ment u. als Reagens 130, 122.
Kohle zur Desinfection 129,
229:
â Methode von Weil zum Ver-
kupfern des Gusseisens 132, 112.
â Umwandlung des StĂ€rkemehls
in Zucker u. Dextrin 132,141.
â Poinsont und Wood, An-
wendung des Eisenvitriols zur
Conservirung der stickstoffhal-
tigen Harnbestandtheile 129,
270.
Peckolt, brasilianische Indu-
strie Ausstellung von 1861 129,
46. 245.
Peligot, Bildung von Schwefel-
sÀure 130, 248.
Pelouze, ĂŒber Chrom-Aventu-
ringlas 131, 93.
â Eisengehalt des Blutes 131,
152.
â ĂŒber die FĂ€rbung des Glases
durch Kohle und Schwefel
131, 93.
â ĂŒber SulfĂŒre 130, 126.
â u. Cahours, ĂŒber das ame-
rikanische Petroleum 131, 139.
Persoz, Umwandlung des Stick-
oxydulgases in Ammoniak und
SalpetersÀure 130, 108.
Pettenkofer, Maxv., ĂŒber den
Eisenvitriol zur Desinfection
bei Cholera 129, 270.
Petzholdt, J., Nekrolog des Dr.
Friedrich Meurer 132, 193.
Phillipp, A. Unterscheidung
Àchter von unÀchten Rothwei-
nen mittelst Eisenchlorid 130,
158.
Philipp, J., Rhodanverbindun-
gen des Quecksilbers 132, 78.
Piecard, J., Filtration 130,101.
Pierre, Isidor, ĂŒber Desinfec-
tion der Exeremente mit Eisen-
vitriol 129, 270.
Pimont, MĂŒller u. Bennet,
Autorenregister,
Nachweisung einer Krappver-
fÀlschung 132, 172.
Pohlmannâsche Geheimmittel
129, 166.
Pokrowsky, Kohlenoxydvergif-
tung 131, 89.
Pontardawe, dĂŒnnes Eisen-
blech 132, 110.
Preu, S., Lactimid 131, 107.
Procter, William, Geruchsprin-
eip der kÀuflichen GerbsÀure
132, 154.
C., Glyeerinleim
130, 167.
Puschkarowâsche FlĂŒssigkeit
zur Desinfeetion 129, 272. 282.
Ramdohr, C., ĂŒber Kreosotgas
132, 53.
Rammelsberg, L., Analyse
der Glimmer von Utö u. Easton
und Bemerkungen ĂŒber die
Zusammensetzung der Kali-
glimmer ĂŒberhaupt 132, 82.
Rawlinson, ĂŒber Kohlensiebe
zur Luftreinigung 129, 280.
Reichardt, E., Analyse eines
Condensatorsteines 129, 243.
â Gasentwicklungs Apparat 130,
222.
Puscher,
â zur Gasanalyse 130, 221.
â zur Methode der Aschenana-
Iyse 132, 88.
â Scheidung des Mangans vom
Eisen 129, 234.
Reincke, W., Apparat zum
Aufstreuen des Desinfections-
pulvers 129, 278.
Reinsch, H., Darstellung der
AepfelsÀure aus den Frucht-
zapfen von Rhus coriaria und
das verschiedene Verhalten der
GerbsÀuren 132,2198)
â Verhalten des Kupfers und
Silbers zu den Lösungen der
AsO3, SeO? u. PO3 132, 118.
Reusch, Benutzung des Hydro-
phans fĂŒr Gasdiffusion 129,
102.
Reveilâs Musculin - PrĂ€parate
129, 148.
Reynoldâs Nachweisung von
Holzgeist im Weingeist 130,152.
Rheineck, ĂŒber GlykolursĂ€ure
129, 159.
Autorenregister.
Richardson, fÀulnisswidrige
Eigenschaften des Ammoniaks
129, 267.
Roberts Dale, ĂŒber Doppel-
salze aus KaliumeisenceyanĂŒr
und Salpeter 130, 144.
Robin, E., VerhĂŒtung der
FĂ€ulniss. 129, 281.
Robinet und Lefort, Analyse
des Wassers aus dem rothen
Meere 130, 118.
Rochleder, ĂŒber Alo& succo-
trina 132, 159.
Rolleston, ĂŒber Desinfection
129, 271. 287.
Roth, Jul, Anwendung der
Ratanhia in der FĂ€rberei
132, 171.
Römer, F., Flora von Gibraltar
129, 116.
Roussin, Copaivabalsam 131,
254.
â mikroskopische Untersuchung
der Blutflecken 132, 174.
Ruge, E., Ratanhin 132, 169.
Runge, CarbolsÀure zur Desin-
fecetion 129, 281.
Ruschenberger, Anisöl ver-
deckt den unangenehmen Ge-
ruch der Schwefelkalium- PrÀ-
parate 132, 184.
S,
SĂ€misch und Pagenstecher,
ĂŒber Quecksilberoxyd 129, 163.
SĂ€nger, H., Apparat zur Ent-
wickelung von Chlorgas 129, 45.
St. Pierre, C., TrithionsÀure-
bildung 130, 251.
Salmon und Maunoury,
Vergiftung von 350 Personen
durch Bleigehalt von MĂŒhlstei-
nen 132, 130.
Saytzeff, A.. AllophansÀure-
Aether 130, 156.
Schacht, C., ĂŒber Chloroform
132, 213.
Schachtrupp, Ludwig, Amyl-
alkohol zur Abscheidung des
Morphins und Strychnins 132, 1.
Schaffhausen, die Knochen-
höhle von Balve 131, 269.
Schapmann, J.E., Nachweisung
von Antimon durch die Löth-
rohrprobe 132, 119.
309
SchdannowâscheDesinfections-
flĂŒssigkeit 129,,.272.7282.
Scheerer empfiehlt schwefels.
Eisenoxyd zur Wasserreinigung
129, 284, 285.
â Th., chem. Constitution der
KieselsÀure 131, 9%.
Scheurer-Kestner, ĂŒber Gui-
gnets GrĂŒn 131, 243.
Schiff, BorsÀureÀther 130, 154.
Schlun, F. und F. Beilstein,
isomere Chlorbenzo&sÀuren 131,
130.
Schmidt,ĂŒber Tsa-tsin, 129, 132.
â C., Zucker als fĂ€ulnisswidri-
ges Mittel 129, 282.
â R., Abfuhr und Verwerthung
der DĂŒngstoffe 129, 290.
Schmitt, ĂŒber Chlorwasser 130,
120.
Schönbein, ĂŒber HarngĂ€brung
129, 154.
Schorlemmer, C., neue Koh-
lenwasserstoffe 131, 147.
Schövers, grosse Gaben von
Argent. nitrie. gegen Croup.
132, 134.
Schrage, F., mikroskop. Kry-
talle.- im polarisirten Lichte
130, 217.
Schroff, ĂŒber Meerzwiebeln
129, 116.
Schrötter, Indium 132,122.
Schuchardt, B., SehÀdlichkeit
des Nitroglycerins 131, 103.
Schulz, Hugo, Fabrikation von
Schlempekohle 131, 85.
Schulze, C. F., krystallisirte
PhenylsÀure 130, 77.
Schultze, Schiesspulver aus
HolzsÀgespÀnen 131, 258.
SchĂŒrâs Desinfeetionspulver
129, 268. 278. 282.
SchĂŒtzenberger, Einwirkung
von EssigsÀure auf Cellulose,
StÀrke, Zucker, Mannit, Gly-
koside, Farbstoffe 131, 260.
â P., ĂŒber das Catechin 132, 168.
Schwarz, Beseitigung des ĂŒblen
Geruches bei der DĂŒngerfabri-
kation 129, 290.
Schwarzenbach, VerhÀltniss
des Albumins zum Ăasein
131, 150.
Scott, Vorkommen des Thal-
liums 132,126.
r
4
4
5
2
{
Ă
â
â2
a
Es
N
x
r
310
Sell, E., Oxydationsproduet aus
Erythrit 132, 149.
Sestini, Fausto, Bereitung von
reinem Kalk 131, 236.
Siemens, Fleischzwieback 129,
145.
Simpson, Chlorkohlenstoff
131, 73.
â M., TriearballylsĂ€ure 131,
105.
Siretâs Desinfectionspulver 129,
272.
Smith, J.L., Analyse des Chlad-
nit 131, 97,
â T. u. H, Acidum thebo-lac-
ticum (Opium-MilchsÀure) 131,
106.
â Antidot gegen BlausĂ€ure, Ar-
senik u. Antimon 130, 143. 144.
Sommer, E., Steinkohlenver-
brauch 131, 75.
Sonstadt, E. wolframsaures
Natron zur Trennung des Kalks
von der Talkerde 131, 237.
Sprott, ĂŒber Gewinnung der
BadeschwÀmme 129, 168.
StÀdeler, kıystallisirtes kohlen-
saures Kali 131, 98.
Stahlschmidt, platinplattirte
Schalen fĂŒr Laboratorien 132,
137.
Stammer, Analyse des BrĂŒden-
wassers, des condensirten RĂŒ-
dampfsafts 132, 148.
Steinâs u. Steinmetzâ Holz-
kohlen-Kalkdeekel 129, 279.
Steinbeck, A. Stassfurthit
131, 98.
Stenhouse, ĂŒber Luftreinigung
durch Holzkohlen - Luftfilter
129, 250.
Stickel, Carl, ĂŒber Pastinaca
sativa 130, 224.
Stinde, J. Bereitung von soge-
nanntem chromsauren Kupfer-
âoxyd 132/132.
â Darstellung grosser Salpeter-
krystalle 131, 229.
Storer, Löslichkeit des Cam-
phers in Wasser 131, 120.
Strecker, die Salze des sogen.
Thalliumhyperoxyds 132, 127.
Sullivan, FĂ€ulniss des Weizen-
mehls 129, 266.
SĂŒssenguth, Otto, LeinölsĂ€ure
131, 113.
Autorenregister.
Ku , 0 0 Va Br,â
FETT Or ER NUR \
EN
f
Sussex, Transport des Cloaken-
inhalts 129, 289.
Sy und Wagner, platinplattirte
Schalen fĂŒr Laboratorien 132,
137.
T.
Tavernier u. Creswell, Pla-
tinspiegel 132, 138.
Terreil, krystall. Antimonoxyd
u. dessen Verbindungen 132,
120.
â A. Spuren von Chrom im
Eisen und Stahl nachzuweisen
131, 244.
Teuchert, R., SuceinaminsÀure
131, 108.
Thiel, Desinfeetion 129, 290.
Thompson, Mittel, Leuchtgas
von Schwefelkohlenstoff zu be-
freien 130, 164.
Tieghem, van, HarngÀhrung
129, 157.
Triquetâs Mittel gegen acuten
Katarrh des Àusseren Gehör-
gangs 129, 164.
Tscherinoff, M., Glykogen-
gehalt der Leber 129, 151.
â Harnzuckerbestimmung 129,
152.
Tschermak, FeldspÀthe 131, 92.
U.
Ulexâ Angaben ĂŒber das Vor-
kommen von Kupfer im Thier-
reiche, von Lossen zurĂŒck-
gewiesen 132, 131.
V.
Virchow, ĂŒber Trichinen 129,
166.
Vogel,A., ĂŒber Entdeckung der
SalpetersÀure in der englischen
SchwefelsÀure 130, 109.
Vogl, A., ĂŒber die Turpithwur-
129, 122.
Oel der BlĂŒ-
decumana
131, 119.
ze
Vry, de, Àther.
then von Citrus
w,
Wagener u. Sy, platinplattirte
Schalen fĂŒr Laboratorien 132,
137.
Leichengeruches durch
Be auane: Kali 129, 269..
â UeberfĂŒhrung von schwefel-
saurem Kali in kohlensaures
2. Kalı 131, 98.
- Wallis, Collodiumwolle 131, 259.
Âź 'Warhaneck, W. F., Beleuch- |
tungswesen 129, 95.
Warren, C.M., Schwefelbestim- |
mung in organ. Substanzen
R 130, 103.
_ Weber, V., Wittstockâs Biogra-
_Phie 130, 193.
% ET uheld; C., ĂŒber die Con-
stitution des Phenols 131, 1.
Weiss, Ad., Entwickelung von
Farbstoff in Pflanzenzellen
\ 132, 162.
Weltzien, Einwirkung der glĂŒ-
henden Kohle auf Ammoniak
131, 86.
Welwitsch, Copal 131, 254.
Werigo, A., Azobenzid 131, 136.
Whitelaw, Pökeln des Flei-
sches 182,177.
â A., PökelflĂŒssigkeit, Gewin-
nung der nahrhaften Bestand-
Bofbuchdruckerei der Gebr.
., ĂŒber "Enkfernung:
|
|
fornien vu
WickstĂ€dtâs DĂŒnger
Winkler, Clemens, Verfa
zur volumetrischen Bestimm
des Eisens i
Wittstein, G. C., ĂŒber Fleisch:
extract 130, 212.
â Goldoxydhydrat 132,
â grosse Haltbarkeit einer
ren Lösung der arsenigen S
131,
Wood, Kermanischess Gum
zZ.
Zawarykin, Th.
Zeise, H., Ausbeute an Àther
Oelen
â Wirkung Ă€ther. Oele auf Fuch.
sin
Zinken, Kainit
JĂ€necke zu Hannover,
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