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Full text of "Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg.."

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Archiv 


des 
Vereins der Freunde der Naturgeſchichte 
in 


Meklenburg. 
II. Jahr. 


Herausgegeben 


von 


Ernſt Soll. 


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Neubrandenburg, 
in Commiſſion bei C. Brünslow. 


I N 185 7. 


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J. Bericht über die 11. Verſammlung des Vereins am 3. Juni 
1857 zu Schwerin von Wüſt nei I 
Anlage I. Namensliſte der Vereinsmitglieder a 
2 II. Einnahme und Ausgabe. 19 
III. Erwerbungen der Bibliothek... 20 
2. Zur Kenntniß der Gaſteropoden des nordalbingiſchen 8 
Glimmerthons, von J. O. Semper in Altona. 23 
3. Beitrag zur Kenntniß der ſiluriſchen Cephalopoden im 
norddeutſchen Diluvium und in a ee 9 Taf.), 
von E. Boll . 0 58 
4. Ueberſicht der Käfer Bretinbunge, von 8. W. Elafen. 
3. Abth. 3 96 
(I. Abth. eo VI. 100 ff. 2. Abth. IX. 116 f.) 
5. Die Mollusken der Umgegend von Gnoien, von C. Arndt 119 
6. Die Reptilien Meklenburgs (von Struck u. E. Boll . 129 
7. Zuſätze und Verbeſſerungen zur Lübecker Flora, von R. 
min Lübbe” - . . . 8 „133 
8. Merkwürdige Bäume in Meklenburg von €. Boll 135 
9. Beiträge zur Gewitterkunde . 5 8 
10. Ba RR 8 150 
Lüftſpiegelung, von 1 Peters 3 . 150 
4 Heuſchreckenzug im J. 1733, von E. Bolt. . 151 
3. Amerikaniſcher Leuchtkäfer bei Hamburg. 151 
4. Deilephila Nerii bei Meſeritz, von Kade 152 
5. Rennthiergeweih bei Ganſchendorf, von E. Boll 152 
6. Hymnus an Flora von C. v. d. Lühe . 153 
7. Geognoſtiſches aus dem Fürſtenthume Lübeck . 153. 
8. Die Torfinſel im Cleveetzer See.. „157 
9. Rauchende Berge, von E. Boll. 158 
10. Einige neue Funde (Elephas primigenius, Pha. 
laropus rufus, Lepidopteren, Lobaria pulmonaria, 
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11. Sammler und 555 Bar A 


Inhalt. 


il, Meteorologiſche Beobachtungen zu Hinrichshagen 


12. 


(9. Jahr) von Prozell, die 1. Tabelle. 
Meteorologiſche Beobachtungen angeſtellt im J. 1856 
auf der Navigationsſchule in Lübeck, die 2. Tabelle. 


Seite 


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J. Bericht 
über die 
il. Verfammfung des Vereins am 3. Juni 1857 
zu Schwerin. 


Die diesjährige Verfammlung fand am 3. Juni 10 Uhr 
Morgens in Schwerin wiederum im Großherzoglichen An⸗ 
tiquarium ſtatt, wie ſchon im Jahre 1853, und nahmen 
an derſelben Theil die Herren: Dr. Fiedler und Bau- 
meiſter Koch aus Dömitz, Lehrer Brockmüller und Dr. 
Kloß aus Grabow, Organiſt Rubien aus Klütz, Paſtor 
Willebrand aus Kladow, Rector Pr. Wittmütz aus 
Schönberg, Lehrer Lau aus Vietz, Lehrer Rättig und 
Kreiswundarzt Schmidt aus Wismar, Lehrer Lindemann 
aus Wittenburg, Dr. med. Blanck, Pharmazeut Brath, 
Dr. med. Brückner, Dr. Dippe, Geh. Medicinalrath 
Flemming, Dr. Hartwig, Hofgärtner Lehmeyer, 
Archivrath Liſch, Dr. zur Nedden, Pr. Lieutenant von 
Preen, Baumeiſter Ruge, Dr. Schiller, Segnitz, 
Poſtſchreiber Selkes und Lehrer W üſtnei aus Schwerin, 
Fromm aus Parkentin. | 

Von den Mitgliedern des Vorſtandes waren gegen- 
wärtig Herr Archivrath Liſch und Lehrer Wüſtnei, und 
eröffnete und leitete der Erſtere die Verſammlung, während 


dem Letzteren die Führung des Protokolls übertragen wurde. 
1 


Es wurde zunächſt folgender Jahresbericht verleſen, 
welcher von dem Secretair des Vereins, Herrn E. Boll, der 
leider verhindert war, an der Verſammlung Theil zu 
nehmen, abgefaßt und eingeſandt war. 

„Was zunächſt die äußeren Angelegenheiten unſeres 
Vereines betrifft, ſo ſind dieſelben in dem verfloſſenen 
Jahre ganz in ihrem gewöhnlichen Geleiſe geblieben. Die 
Anzahl der Mitglieder hat ſich einerſeits zwar um 
6 vermindert, indem die Herrn Schmidt, Plantagendirector 
in Ludwigsluſt, v. Boddin, Schlöpke und Gerdes in Schwerin, 
Dr. B. Meyer in Berlin und Ohnſorg in Hamburg aus 
unſerem Vereine ausgetreten ſind; andererſeits aber hat 
derſelbe einen Zuwachs von 17 Mitgliedern erhalten durch 
die Herrn 

Ahrens, Stadtſecretär in Schwerin, 

Bahlcke, Hofrath, Regierungsſecretär in Neuſtrelitz, 
Blanck Dr. med., Aſſiſtenzarzt in Schwerin, 

Brath, Pharmaceut in Schwerin, 

Flemming Dr. med., Geh. Medicinalrath in Schwerin, 
Fromm L., in Parkentin, 

Gottſchalk, Apotheker in Lübeck, 

Hartwig Dr. phil., Ob.-Lehrer in Schwerin, 

Meyer Dr. med. Aſſiſtenzarzt in Schwerin, 

Zur Nedden Dr. phil., Kammeringenieur in Schwerin, 
Reinhardt, Poſtmeiſter in Boizenburg, 

Schiller Dr. phil., Ob.⸗Lehrer in Schwerin, 

Selkes, Poſtſchreiber in Schwerin, 

Semper J. O., in Altona, 

Stellner J., Lehrer a. d. Realſchule in Güſtrow, 
Walther Dr. med. in Neubrandenburg, 


3 


Wellmann Cand. d. Theol. in Leyerhof bei Grimmen in 
Neuvorpommern, 

ſo daß ſich gegenwärtig die Anzahl unſerer ordentlichen 
Vereinsmitglieder (S. Anlage D ſchon auf 179 beläuft. 
Von den correspondirenden Mitgliedern iſt uns eins durch 
den Tod entriſſen worden, nämlich der Hr. Präceptor 
Holzbaur zu Bopfingen in Württemberg. Unſer aus- 
wärtiger Verkehr hat ſich durch Verbindungen erweitert, 
welche mit dem im vorigen Jahre in Kiel conſtituirten 
holſteinſchen naturwiſſenſchaftlichen Vereine und mit dem 
Veereine für mecklenburgiſche Geſchichte und Alterthumskunde, 
welcher bekanntlich in Schwerin ſeinen Mittelpunkt hat, 
angeknüpft worden ſind. 

Die finanziellen Verhältniſſe haben ſich wieder 
günſtiger geſtaltet, indem das bei dem vorigjährigen Rech⸗ 
nungsabſchluſſe verbliebene Deficit gedeckt worden iſt. Näheren 
Nachweis über dieſelben giebt die Anlage II. 

Die Bibliothek iſt eifrig benutzt worden, und hat 
ſich um diejenigen Werke vermehrt, welche in der Anlage 
III. verzeichnet ſind. 

Auch über die innere Thätigkeit des Vereins kann 
ich faſt nur Erfreuliches berichten. Der Druck des von 
Hrn. J. Ritter gearbeiteten Inhaltsverzeichniſſes zu den 
ſämmtlichen Jahrgängen unſeres Archivs iſt bereits vollendet; 
daſſelbe füllt mit compreſſem Drucke 3 ½ Bogen und wird 
mit dem 11ten Jahrgange unſerer Vereinsſchrift ausgegeben 
werden. Für letzteren ſtehen (ſo viel bis jetzt zu meiner 
Kunde gelangt iſt,) in Ausſicht die Fortſetzungen der von 
Hrn. Claſen in Roſtock und Hrn. Dr. Fiedler in Dömitz 
begonnenen Arbeiten, eine von Hrn. Semper in Altona 

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eingefendete Abhandlung über die Gaſteropoden des nord- 
albingiſchen Glimmerthons, von mir felbft die erſte Ab— 
theilung einer Arbeit über die ſiluriſchen Verſteinerungen 
unſeres Diluviums, fo wie noch mehrere kürzere Mitthei- 
lungen, welche mir ſchon von verſchiedenen Mitgliedern 
übergeben worden ſind. Für die nächſten Hefte bearbeitet 
Hr. Füldner in Neuſtrelitz die einheimiſchen Neuropteren 
und Hr. Koch in Dömitz die anſtehenden und diluvialen 
Tertiärverſteinerungen. 

Während ſo die Thätigkeit der einzelnen Vereinsmit⸗ 
glieder in den Fächern, die fie ſich zu ihrem Lieblings- 
ſtudium erwählt haben, rüſtig vorwärts ſchreitet, läßt 
doch die Geſammtthätigkeit des Vereins, wo es näm— 
lich auf gemeinſchaftliches Handeln aller Mitglieder ankommt, 
leider noch immer manches zu wünſchen übrig, wie ſich 
dies in Betreff der Beiden im 10. Hefte des Archivs ane 
geregten Angelegenheiten, zu denen eine Mitwirkung des 
ganzen Vereins erforderlich war, deutlich gezeigt hat: von 
allen den gedruckten Schematis, welche an ſämmtliche 
Vereinsmitglieder verſendet wurden, mit der Bitte dieſelben 
auszufüllen und an mich zurückzuſchicken, damit dem Au⸗ 
trage des Hru. Dr. Meier in Lübeck gemäß daraus eine 
Ueberſicht unſerer Naturalienſammler und Sammlungen 
zuſammengeſtellt werden könne, ſind mir bis jetzt nur erſt 
drei wieder zu Händen gekommen. Ein ähnliches Schickſal 
hat meine Bitte um Mittheilungen von Notizen über die 
Gewitterſchäden gehabt. Nichtsdeſtoweniger (bin ich über— 
zeugt,) dürfen wir in Bezug auf. unſeren Verein mit Be⸗ 
friedigung auf den ganzen Zeitabſchnitt, welcher jetzt 
hinter uns liegt, zurückblicken. Es ſind nämlich jetzt 


5 


zehn Jahre verfloſſen ſeit unſer Verein am 26. Mai 
1847 in Malchin von nur 14 Mitgliedern begründet wurde, 
und es möchte daher nicht unpaſſend ſein, wenn wir jetzt 
einmal einen Rückblick auf dieſen ganzen Zeitabſchnitt rich 
teten, und uns die Fragen beantworteten, was wir mit 
unſerem Vereine gewollt, und was wir durch ihn erreicht 
haben. 

Die Aufgabe, welche wir uns an dem Stiftungs- 
tage in dem erſten Paragraphen unſerer Statuten ſtellten, 
lautete: „Zweck des Vereins iſt, die Naturgeſchichte Me— 
klenburgs und der angränzenden Länder nach allen Be⸗ 
ziehungen hier zu erforſchen, und eine engere Verbindung 
zwiſchen den Freunden derſelben zu vermitteln.“ — Was 
die Löſung dieſer Aufgabe betrifft, ſo glaube ich, daß wir 
berechtigt ſind, unſer darauf gerichtetes Beſtreben als kein 
verfehltes zu bezeichnen. 

Die jährlichen Verſammlungen des Vereins, wenn 
auch nicht ſo ſtark beſucht, als man es der ſtets wachſenden 
Anzahl der Mitglieder nach hätte erwarten ſollen, haben 
ihrem Zwecke entſprochen, indem ſie nicht allein die per⸗ 
ſönliche Bekanntſchaft der Vereinsmitglieder vermittelt, 
ſondern ſogar in vielen Fällen einen freundſchaftlichen Ver- 
kehr unter Männern herbeigeführt haben, die ſich früher 
kaum dem Namen nach kannten, und die bereitwillige 
Unterſtützung, welche ſich die Fachgenoſſen in Folge dieſer 
gegenſeitigen Annäherung in ihren wiſſenſchaftlichen For- 
ſchungen gewährt haben, hat es möglich gemacht uns auch 
der Löſung des anderen und wichtigſten Theiles unſerer 
Aufgabe ſchon um manchen Schritt näher zu führen. 
Während früher faſt ausſchließlich die vaterländiſche Flora 


6 


die Thätigkeit der einheimiſchen Naturfreunde beſchäftigte, 
hat ſich nun im Kreiſe unſeres Vereins auch auf anderen 
Gebieten der Naturkunde ſchon eine rege Thätigkeit ent⸗ 
wickelt, wovon die Beweiſe in den 10 erſten Jahrgängen 
unſeres Archivs vorliegen. Es iſt darin eine Grundlage 
für die vaterländiſche Zoologie gelegt worden, und der 
Kreis unſerer botaniſchen, geognoſtiſchen, petrefactologiſchen, 
meteorologiſchen und hydrographiſchen Kenntniß unſeres 
Vaterlandes iſt um ein Beträchtliches erweitert worden. 
Wenn dabei unſere hauptſächlichſte Thätigkeit immer auf 
Meklenburg gerichtet geweſen iſt und die verwandten Nach- 
barländer bis jetzt weniger berüͤckſichtigt find, fo liegt dies 
in der Natur der Sache, indem die bei weitem überwiegende 
Anzahl der Vereinsmitglieder Meklenburg angehört. Dem 
Vereine eine excluſiv meklenburgiſche Färbung zu verleihen, 
lag aber, wie die oben mitgetheilte Formulirung unſerer 
Aufgabe zeigt, keineswegs in der Abſicht ſeiner Begründer, 
und es iſt daher erfreulich, daß nach und nach auch ſchon 
immer mehr Männer aus dem benachbarten Gebiete, aus 
Holſtein, Hamburg, Lübeck und Pommern unſerem Bunde 
ſich anſchließen, ſo daß wir hoffen dürfen, in der Zukunft 
auch dieſen Theil unſerer Aufgabe genügender gelöſet zu 
ſehen, als dies bis jetzt hat geſchehen können. 

Wie viele Theilnahme unſere wiſſenſchaftlichen Be⸗ 
ſtrebungen und Leiſtungen in Meklenburg ſelbſt gefunden 
haben, beweiſet der Umſtand am beſten, daß der Verein, 
welcher vor 10 Jahren mit nur 14 Mitgliedern ins Leben 
trat, jetzt deren ſchon 179 zählt, die correspondirenden und 
Ehrenmitglieder ungerechnet. Außerhalb der Gränzen unſeres 
Landes iſt er nicht allein von anderen Vereinen ähnlicher 


7 


Tendenz als ein ebenbürtiger anerkannt worden, ſondern 
wir haben von dort her auch noch manche andere ſpecielleren 
Beweiſe eines Intereſſes an unſerem Thun und Treiben 
erhalten. 

Laſſen Sie uns daher auf dem betretenen Wege rüſtig 
vorwärts ſchreiten, laſſen Sie uns dabei Geiſtesfriſche und 
Geiſtesfreiheit bewahren, hüten wir uns aber ebenſo 
wohl vor einem Mißbrauche der letzteren, welcher uns auf 
das Gebiet ſpeculativer Träumereien hinleiten, als vor 
einer Verkümmerung der wiſſenſchaftlichen Freiheit, die uns 
dem geiſtigen Tode in die Arme führen würde. Gelingt 
es dem Vereine glücklich zwiſchen dieſen beiden Klippen 
hindurch zu ſchiffen, ſo werden deſſen Mitglieder nach dem 
Verlaufe anderer Jahrzehnte nicht minder ungetrübte Nüd- 
blicke auf ihre Vergangenheit thun können, als dies mit 
uns heute der Fall iſt. Vor allen Dingen aber möge auch 
Einigkeit und reine Liebe zur Wiſſeuſchaft in 
unſerem Kreiſe walten, — dies find die beſten Wünſche 
die ich dem Vereine beim Beginne ſeines zweiten Decenniums 
mit auf den Weg geben kann! 

Schließlich habe ich noch zu erwähnen, daß die auf 
der vorigjährigen Verſammlung beantragte Aufnahme des 
Vereins in dem M. Schwerinſchen Staatscalender ſich 
nicht hat bewerkſtelligen laſſen, und daß von der Commiſion 
zur Errichtung einer Statue für Geoffroy Saint-Hilaire 
in Etampes eine Aufforderung zur Betheiligung an den 
Verein gelangt iſt.“ 

Neubrandenburg, den 23. Mai 1857. 

E. Boll. 
* 


8 


Nach Verleſung des Jahresberichtes wurde auf be⸗ 
ſonderen Wunſch Herrn Boll's zum Verſammlungsort für 
das nächſte Jahr Neu-Brandenburg und als locale 
Vorſtandsmitglieder die Herren Dr. L. Brückner und 
Dr. Siemerling daſelbſt in Vorſchlag gebracht und an- 
genommen. Zugleich wurde der Wunſch ausgeſprochen, 
daß die Einladungen zu den allgemeinen Verſammlungen 
wiederum brieflich an alle einzelnen Mitglieder erlaſſen 
werden, und daß diejenigen Mitglieder, welche die Ver⸗ 
ſammlung beſuchen wollen, jedesmal vorher die Anzeige 
davon an ein Vorſtandsmitglied machen möchten. 

Herr Archivrath Liſch wandte ſich hierauf wegen 
feiner im vorigen Jahre getroffenen Wahl in den Vor- 
ſtand an die Verſammlung, und erklärt, daß er dieſe Wahl 
zwar vorläufig nur auf ein Jahr angenommen habe, daß 
er aber bereit ſei, dieſelbe auch fernerhin beizuhalten, und 
ward dies von der Verſammlung mit Dank angenommen. — 
Von demſelben wird ferner mitgetheilt, daß dem verdienten 
franzöſiſchen Naturforſcher Geoffroy Saint- Hilaire eine 
Statue geſetzt werden ſolle, und daß von der zu dieſem 
Zweck eingeſetzten Commiſſion an unſeren Verein die Auf- 
forderung ergangen ſei, ſich dabei zu betheiligen. — Im 
Namen des ſtatiſtiſchen Bureaus ſpricht hierauf Herr 
Dr. Dippe den Wunſch aus, daß ſich an den Pflanzen⸗ 
beobachtungen für das Bureau noch mehr Vereinsmitglieder 
betheiligen möchten. Bekanntlich iſt bereits im 7. Hefte 
des Archivs die Aufforderung dazu ergangen und ein hierauf 
bezüglihed Schema mit dem Archivhefte vertheilt worden. 
Herr Dr. Dippe erklärt ſich zur ferneren Mittheilung 

* 


3 


folder Schemata bereit.“ — Herr Archivrath Liſch 
machte ſodann die Verſammlung aufmerkſam auf eine 
merkwürdige kraterähnliche Vertiefung, welche in der Nähe 
der Eiſenbahn bei der Anhaltsſtelle Ventſchow gefunden 
werde, und bemerken hierzu die Herren Baumeiſter Ruge 
und Dr. Brückner, daß auch in anderen Gegenden, z. B. 
bei Sternberg ähnliche Vertiefungen vorkommen. Noch 
legte Herr Archivrath Liſch einige intereſſante Thierüber— 
reſte vor, die in neueren Zeiten in Meklenburg gefunden 
wurden; ſo das Gerippe eines koloſſalen Bos primigenius 
von Toddin, mehrere foſſile Pferdezähne, einen überaus 
wohlerhaltenen, 1845 beim Bau der Eiſenbahn an der War⸗ 
now aufgefundenen Biberſchädel, einen foſſilen Hirſchſchädel 
u. ſ. w. Darauf beſuchten die Mitglieder verſchiedene 
Ausſtellungen und Privatſammlungen, namentlich 
die ausgezeichnete ornithologiſche Sammlung des Herrn 
Lieutenants v. Preen. 

Mittags 2 Uhr vereinigten ſich 21 Mitglieder beim 
Herrn Conditor Bruſch zu einem Mittagsmahl, wo 
neben wiſſenſchaftlichem Sinn in Reden und Geſprächen 
die ungetrübteſte Heiterkeit und Herzlichkeit herrſchte. Um 
4 Uhr begaben ſich von da ſämmtliche Mitglieder in das 
Großherzogliche Schloß, indem Se. Königl. Hoheit 
der Großherzog geruht hatte, den Vereinsmitgliedern 
die Beſichtigung nicht allein des reizend gelegenen und 
angelegten pflanzenreichen Burggartens, ſondern auch des 
ganzen ſchönen Schloſſes Allergnädigſt zu geſtatten, und 


1. Die Vereinsmitglieder, welche dazu geneigt ſind, werden 
daher erſucht, ſich wegen dieſer Schemata direct an Herrn Dr. 
Dippe in Schwerin zu wenden. E. B. 


10 


hatte dieſer Genuß einen um fo größern Werth, als Se. 
Königliche Hoheit hier die Verſammlung huldvoll zu 
begrüßen die Gnade hatte, auch Alles unter der kundigen 
Führung des Herrn Archivraths Liſch beſichtigt werden 
konnte. Endlich wurden noch die Anlagen und Gewächs— 
häuſer der Schloß- und Küchengärten unter der 
Führung des Herrn Hofgärtner Lehmeher beſucht und 
der Abend im wiſſenſchaftlichen Vereine im Pavillion des 
Schloßgartens zugebracht. | 

Am Tage darauf den 4. Juni, vereinigten fih 13 Mit- 
glieder“ zu einer Ercurſion nach Friedrichsthal und 
deſſen Umgegend. Es wurden einige ſeltnere Pflanzen 
gefunden und die in geognoſtiſcher Hinſicht nicht un— 
intereſſante Localität näher in Augenſchein genommen. 
Am nordweſtlichen Ende des Neumühler Sees erhebt 
ſich allerdings der Boden ſtark und ſcheint hier eine 
Waſſerſcheide zu bilden, doch beginnt nicht weit hinter 
dieſer Erhebung, gleichſam als eine Fortſetzung des langen 
Thales, in welchem der Neumühler, der Oſtorfer und der 
Schweriner See liegen, ein zweites Thal, in welchem gleich zu 
Anfange die bekanntlich nach entgegengeſetzter Richtung hin in 
den Daſſower Binnenſee mündende Stepnitz entſpringt, die 
auf allen älteren Karten und ſelbſt noch auf der erſten 
Engelſchen Karte irriger Weiſe als aus dem Neumühler 
See kommend dargeſtellt wird. Vor einigen Jahren be⸗ 
richtigte der verſtorbene Schulrath Meyer dieſen Irr- 
. Es waren dies die Herren: Stadtſecretair Ahrens, 
Pharmazeut Brath, Lehrer Brockmüller, Geh. Medicinalrath 
Flemming, Dr. Kloß, Baumeiſter Koch, Hofgärtner Leh— 


meyer, Dr. zur Nedden, Segnitz, Paſtor Willebrand 
und Lehrer Wüſtnei. 


11 


thum im „Abendblatte“ und iſt in Folge davon die 
Engelſche Karte geändert worden. Bemerkenswerth iſt, 
wie in dieſer Gegend noch der Glaube herrſcht, daß die 
Stepnitz früher aus dem Neumühler See gekommen ſei. 
Nachmittags kehrte man von dieſer Excurſion, die vom 
ſchönſten Wetter begünſtigt wurde, nach Schwerin zurück. 
Hoffentlich werden die auswärtigen Vereinsmitglieder, 
welche die Verſammlung mit ihrem Beſuche erfreuten, von 
dieſen anregenden und frohen Tagen befriedigt heimgekehrt 
ſein und ihnen ein freundliches Andenken bewahren. 
Schwerin, 10. Juni. Wüſtnei. 


Anlage 1. 


Namensliſte der Vereinsmitglieder 
im J. 1857. 


1. Ehrenmitglieder: 

Beyrich E., Dr. Profeſſor in Berlin. 
v. Hagenow F., Dr. Gutsbeſitzer in Greifswald. 
Haidinger W., Dr. Sectionsrath in Wien. 
Bronn H., Dr. Profeſſor in Heidelberg. 
Göppert, Dr. Profeſſor in Breslau. 
v. Humboldt A., in Berlin. 
Nolte, Dr. Profeſſor in Kiel. 
Reichenbach L., Dr. Hofrath in Dresden. 
Glocker, Dr. Profeſſor in Görlitz. 

Rümcker C., Dr. Director der Sternwarte in Hamburg. 
Stöckhardt, Hofrath, Profeſſor in Tharand. 
Reuß A, Dr. Profeſſor in Prag. 
d 2. Correspond irende Mitglieder: 

Emmrich, Dr. Profeſſor in Meiningen. 


12 


Häcker, Proviſor in Lübeck. 

Kade, Oberlehrer in Meſeritz. 

Karſten G., Dr. Profeſſor in Kiel. 

Karſch, Dr. Profeſſor in Münſter. 

Kelch, Oberlehrer in Ratibor. 

Knochenhauer, Director der Realſchule in Meiningen. 
Löw, Dr. Director der Realſchule in Meſeritz. 

Meyn, Dr. auf der Sägemühle bei Uetterſen in Holſtein. 
Ritter J., in Friedrichshöhe bei Roſtock. 
Sandberger F., Dr. Prof. in Karlsruhe. 

Schultz, Dr. C. H. in Deidesheim. 

Schultz, Dr. F. W. in Weißenburg. 

Spengler, Dr. Hofrath, Badearzt in Ems. 


3. Ordentliche Mitglieder: 


In Altona: Semper J. O. 

Barkow bei Plau: Haupt, Erbpächter. 

B Lütjohann, Erbpächter. 

„ » Zander, Prediger. 

Berlin: v. Sydow, Commandeur des 8. Nane 
» Blankenhof: Pogge, Gutsbeſitzer. 

Boddin: v. Lützow, Staatsminiſter a. D. 
Boizenburg: Bölte, Forſtcandidat. 

>» Börkow bei Grevismühlen: Owſtien, Prediger. 
= Brunn: v. Oertzen, Gutsbeſitzer. 

„Bützow: v. Grävenitz, Forſtmeiſter. 

. s Genzke, Dr. med. 

Dargun: Engel, Apotheker. 

Daſſow: Griewank C., Prediger. 

Demern bei Rehna: Maſch, Prediger. 


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4 


13 


In Doberan: Kortüm, Dr. Medizinalrath. 
„Dobertin: v. Maltzan J., auf Kl. Luckow, Kloſterhptm. 
- . Sponholz, Dr. med. 
Dömitz: Fiedler B., Dr. med. 
„Koch F., Baumeiſter. 
. . Reinhardt, Poſtmeiſter. 
Friedland: Unger, Prof., Director des Gymnaſiums. 
» Giewis, Gr.: Brückner W., Präpoſitus. 
Gnoien: Arndt C., Privatlehrer. 
s „ Huth, Prediger. 
5 . v. Kardorf-Remlin, Gutsbeſitzer. 
Grabow: Brockmüller, Lehrer. 
. . Kloß, Dr. med. 
IE»: Madauß, Zahnarzt. 
Güſtrow: Breem, Lehrer. 
s , Drewes, Lehrer. 
5 Hahn, Lehrer. 
- . Holland, Apotheker. 
5 . Langfeld, Architect. 
. 5 Müller, Apotheker. 
- . Prahl, Lehrer. 
. . Seitz, Senator. 
. . Stellner J., Lehrer a. d. Realſchule. 
- . Türd, Prediger, 
. . Vermehren Al., Lehrer. 
- Vermehren Ad, Lehrer. 
Guthendorf (Neu) b. Marlow: v. Vogelſang, Haupt⸗ 
mann, Gutsbeſttzer. 
„Hamburg: Krogmann, Dr. med. 
. - Romberg, Kaufmann. 


14 


In Hamburg Timm E., Pharmaceut 

Hinrichshagen bei Woldeck: Müller, Oberförſter. 

. s Prozell, Prediger. | 

„Kladow bei Crivitz: Willebrand, Prediger. 

Klütz: Rubien, Organiſt. 

Leyerhof bei Grimmen (Vorpommern): Wellmann, 
Cand. d. Theol. 

Ludwigsluſt: Behn, Hotelbeſitzer. 


u 


* 


» s Beißner, Intendant. 

‚ N Brückner C., Dr. med. 

s - Brückner G., Dr. Obermedicinalrath. 
- 5 Knieſtädt, Hofgärtner. 

a x Struck, Seminariſt. 


- > Volger, Hofapotheker. 
Lübeck: Ahrens, Lehrer. 
: „Arnold, Lehrer. 
5 Brehmer, Dr. Advokat. 
5 „ Froh, Lehrer. 
> Heßycke, Kaufmann. 
E „Gottſchalk, Apotheker. 
- „Kräuter, Lehrer. 
Meyer A., Dr. Lehrer. 
„Reuter, Ob. ⸗Lehrer. 
„ Sartori, Lehr 
Schliemann, Apotheker. 
. Versmann, Dr. Apotheker. 
Wilde, Lehrer. 
Bei Lübeck: Haug, Oberförſter in Waldhauſen. 
In Lübtheen: Becker, Dr. med. 
„Lübz: Flemming, Dr. phil. Thierarzt. 


» 


15 


In Lüſſow bei Güſtrow: Hermes, Prediger. 
Malchin: Timm F., Apotheker. | 
= Materfen: Claſen, Oeconom. 

Neubrandenburg: Ahlers, Landſyndicus. 


> 3 Boll, E. 

5 . Brückner F., stud. med. 
. = Brückner L., Dr. med. 
> „ Brünslow, Buchhändler. 
- 2 Jacoby, Lehrer. 

. . Krull W., Buchhändler. 
. . Kurtze, Dr. Oberlehrer. 

- . Löper, Dr. med. Rath. 
5 - Paul, Lehrer, 

- = Schrader, Dr. 

. . Siemerling, Dr. Apotheker. 


„Neukloſter: Dabelſtein, Prediger. 

Parkentin b. Roſtock: Fromm L. 

Pentzlin: Betcke, Dr. med. 

„Pinnow bei Schwerin: Schenck, Dr. Präpoſitus. 
Quitzenow bei Gnoien: v. Blücher, Gutsbeſitzer. 
Rehna: Gagzow, Boftpracticant. 
Roſtock: Brinckmann, Handelsgärtner. 
s „ Claſen F., Lehrer. 

„ PDieethleff, Lithograph. 

- Karſten, Gerichtsrath. 

- . Kühl, Dr. Rathsapotheker. 

. Raddatz, Lehrer. 

. - Riefkohl, Lehrer. 

: = Scheven, Dr. med. 

- Rothipalf b. Teterow: v. Möller-Lilienftern, Gtsbſ. 


16 


In Schönberg: Hempel, Lehrer. 


Schwaan: 


Schwerin: 


Kindler, Advokat. 
Langbein, Lehrer. 
Rickmann, Baumeiſter. 
Saß, Apotheker. 
Wittmütz, Dr. Rector. 
Daniel, Advocat. 
Daniel, Bürgermeifter, 
Claſen, Conrector. 
Ahrens, Stadtſecretär. 
Beyer F., Ingenieur. 
Blanck Dr. med. Aſſtiſtenzarzt. 


Brath, Pharmaceut. 


Brückner A., Dr. med. 

Dippe, Dr. Oberlehrer. 

Flemming Dr. med., Geh. Medicinalrath. 
Flügge, Poſtinſpector. 

Gäfke, Lehrer. 


Glöckler, Archivregiſtrator. 


Hartwig Dr. phil., Ob.⸗Lehrer. 
Kaiſer, Dr. Redacteur. 
Kirchſtein, Dr. Lehrer. 

Knaudt, Dr. Geh. Reg.⸗Rath a. D. 
Knebuſch, Advocat. 

Lehmeyer, Hofgärtner. 

Meyer Dr. med. Aſſiſtenzarzt. 

Zur Nedden, Dr. phil. Kammeringenieur. 
Liſch, Dr. Archivrath. 

v. d. Oſten⸗Sacken, Graf. 
Paſchen, Minifterial-Secretair. 


17 


In Schwerin: v. Preen, Lieutenant. 


. Ruge, Baumeiſter. 
* Sarnow, Apotheker. 
. Schäfer, Redacteur. 
Schiller, Dr. phil. Ob.⸗Lehrer. 
„ Segnitz, Lehrer. 
. Selkes, Poſtſchreiber. 
a Wendt, Dr. méd. 
4 Wüſtnei, Lehrer. 


„Stargard: Blanck, Cantor. 
„Sternberg: v. Muller, Forftmeifter: 
Stavenhagen: Griſchow, Dr. Apotheker. 


: Heinroth, Schornſteinfegermeiſter. 


. Krogmann, Thierarzt. 
. u (Neu): Bahlde; Hofrath, Regierungsſecretär. 
. Beuthe, Bauſchreiber. 
. v. Conring, Lieutenant. 
> Füldner, Lehrer. 
s Gentzen, Bibliothekar. 
> Gentzmer, Rath. 
> Görner, Theater-Director. 
5 Ladewig, Profeſſor. 
. Langmann, Lehrer. 
5 Meſſing, Cantor, 
s Roloff, Dr. Lehrer. 


z: Böhmer, Senator. 


Cordna, Privatgelehrter. 
Koch A., Geh. Amtsrath. 
Koch F., Salinenbeamter. 
en Pendant. 


15%) 


18 


In Sülz: Virck, Baumeiſter. 

Teterow: Cordeß, Lehrer. 

. » Danneel, Senator. 

Treptow: Schröder, Juſtizrath. 

Vietz bei Hagenow: Lau, Lehrer. 

Warnekenhagen: Muller, Gutsbeſitzer. 

Wismar: Böhmer, Lehrer. 

> . Engelbrecht, Lehrer. 

. - Rettig, Lehrer. 

- - Schlotterbeck, Lehrer. 

Schmidt, Kreiswundarzt. 

- 5 Stahmer, Dr. Phyfifus. 

- ia Thormann, Baumeiſter. 

. - Walther, Dr. Lehrer. 

Wittenburg: Lindemann, Lehrer. 

„ Wuſtrow (Fiſchland): Peters, Navigationslehrer 
Ehrenmitgliede . 11 
Correſp. Mitglieder .. 14 
Ordentliche Mitglieder . . 179 

Die geehrten Vereinsmitglieder werden von E. Boll 
dringend erſucht, ihn von einem etwanigen Wechſel ihres 
Wohnortes in Kenntniß zu ſetzen. 

Den Vorſtand des Vereins bilden gegenwärtig die 
Herren: E. Boll und Dr. L. Brückner in Neubranden- 
burg, Archivrath Dr. Liſch in Schwerin, Apotheker Müller 
in Güſtrow und Dr. Siemerling in Neubrandenburg. — 
Die Aufficht über die Vereins-Sammlung führt Herr 
Lehrer Vermehren in Güſtrow, an welchen daher alle für 
dieſelbe beſtimmten Gegenſtände einzuſenden ſind. Sendungen 
für die Bibliothek ſind an E. Boll zu adreſſiren. 


19 


Anlage II. 
1. Einnahme. 
139 Mitglieder a1 Thlr. 139 
4 eie in Ludwigslust a 1 Thlr. 2 st. 4 
2 Lübeck & 1 Thlr. 8 fl. lubw. 212 
1 


] „ à 1 Thlr. 12 Sgr. 
3 


* 


* * w 
* * 


Grabow (H. H. Brock⸗ 
müller, Dr. Kloß, Krogmann) und I M. in 8 
Güſtrow (Hr. Prahl) à 1 Thlr. 10 Sgr. 5 


5 | 10 
12 Mitglieder & 1 Thlr. 15 Sgr. (die Hrrn. | 
1 


F. Timm⸗Malchin, A. und F. Koch, Virck⸗ 
Sülz, Müller, Hollandt, Türck, Drewes und 
Vermehren⸗ Güſtrow, Prozell-Hinrichshagen, 
F. Koch und Dr. Fiedler⸗Dömitzt zz 18 
6 Mitglieder à 2 Thlr. (die H. H. Seitz⸗ 
Güſtrow, Schröder-Treptom, v. Luͤtzow⸗Bod⸗ 
din, Dr Meier, Haug und e a 
a 33 12 
1 Mitglied à 2 ht 15 Sgr. (Or. O. M. 
R. Dr. Brückner) f 2 1 
(Demnach find von 168 Mitgliedern gezahlt | 
184 Thlr. 24 Sgr., von denen 15 Thlr 24 Sgr. 
durch freiwillige Beiträge aufgekommen ſind.) 
Der Verkauf des Archis brachte 22 7 
Durch Herrn Brünslow 16 Thlr. 17 Sgr. 
(durch E. Boll 5 Thlr. 20 Sgr.) 


R 2. Ausgabe. 


Deckung des vorjährigen Rückſtandes 
An die Güſtrower Kaſſe an Ir 


Porto und Fracht 
Zur Herſtellung des Archiv H. X. 1. ber 2 
Buchbinder arbeit s 


Sur die Biblfoth ek 
Diverſe Ausgaben 


Summa 204 | 1,47 


2* 


20 


3. Die geſammte Einnahme im erſten Decennium 
hat betragen 1476 Rthlr. 4 Sgr., wovon 1207 Rthlr 
14 Sgr. 6 Pf. durch Beiträge der Vereinsmitglieder, 
268 Rthlr. 19 Sgr. 6 Pf. durch den ra des Arche 
aufgebracht worden ſind. 

Neubrandenburg den 22. Mai. | 
E. Bait 
Anlage III. 


Erwerbungen der Vereinsbibliothek 
ſeit October 1856. 


F. E. Koch, die anſtehenden Formationen der Gegend 
von Dömitz. Berlin 1856. Sto. (Sep. Abdr. aus der 
Zeitſchr. d. deut. geol. Geſ. — Geſch. des Hrn. Verf.) 

W. Raabe, meklenburgiſche Vaterlandskunde. Wis— 
mar 1856 f. Lief. 1 bis 5. 5 

Dr. A. Meier, Unſere Schulgemeinde II. Eine Jubel⸗ 
ſchrift. Lübeck 1856. (Geſch. d. Hrn. Verf.) 

Sitzungsber. der K. K. Akademie in Wien Bd. XVIII. 
XIX. XX. XXI. XXII. und XXIII. 1. (Ausget.) 

Tageblatt der 32. Verſammlung deutſcher Natur— 
forſcher und Aerzte 1856. (Von der K. K. Akademie.) 

Almanach der K. K. Akademie in Wien. Jahrg. 
VI. 1856. (Geſch. der. Akademie.) 

Jahrbuch der K. K. geol. Reichsanſtalt in Wien VI. 
3. 4. VII. 1. 2. 3. (ausgetauſcht.) 

Abhandlungen der K. K. geol. Reichsanſtalt in Wien 
Bd. 3. (Geſch. der K. K. geol. R. A.) 

Verhandlungen des Rheiniſchen Vereins XIII. 2. 3. 
4 und XIV. 1. (ausgetauſcht.) 


21 


Ehrenberg, das unſichtbar wirkende organische Leben. 
Leipzig 1842. 

Dove, die Witterungsverhältniſſe von Berlin. Ber⸗ 
lin 1842. 

v. Homeyer, die Vögel Pommerns, Anclam. 1837. 
Nachtrag dazu 1841. 

v. Moranville, die Vögel Europas, Wien 1844. 

v. Berg, Biologie der Zwiebelgewächſe. Neubran⸗ 
denburg 1837. 

Hornſchuch, über RR der Pflanzen, Regeus⸗ 
burg 1848. 

33. Jahresber. d. Schleſiſchen Geſell. f. vaterländ 
Cultur. (1855. ausget.) 

Rümker, meteorological observations ende at the 
observatory to Hamburg (1853—56.) Hamburg 1856. 
Ato. (Geſch. des Hrn. Dr. Rümker.) 

d’Orbigny Pal. francaise liv. 102 — 107. 

Aragos Werke Bd. 13. 6. 

Link, dissertationes botanicae. Suerin 1795. Ato. 
(Geſch. des Hrn. O. M. R. Brückner in Ludwigsluſt.) 

Bericht des naturwiſſ. Vereines des Harzes 1845 —47. 
(Geſch. des Hrn. O. M. R. Brückner.) 

Spengler, Dr. L. über die Kumiß⸗Kur. Wetzlar 
1856. Sto. (Geſch. des Hrn. Verf.) er 

Meterol. Beobachtungen der Stationen im Großh. M. 
Schwerin 1852 und 53. (Geſch. des Statiſt. Bureaus 
in Schwerin.) 

Württembergiſche naturwiſſ. Jahresheft⸗ VIII. 3. X., 
3. XII., 3. XIII, 1. 2. (ausget.) | 


22 


Neueſte Schriften der naturf. Geſell, in Danzig. 55 
V. H. 4. 1856. (ausget.) 

Bulletin de la S. N. de Neuchatel T. IV., I. 1856. 

Fr. v. Hagenow, Monographie der Kreideverſteine⸗ 
rungen Neuvorpommerns und Rügens. (Sep. Abdr. aus 
Leonhard und Bronns Journal 1839. 40 und 42.) Sto. 

Spengler, Dr., Balueologiſche Ztung. Bd. 3. 1856. 
Sto. (Geſch. des Hrn. Herausgebers.) | 

Zeitſchr. der deut. geol, Geſellſchaft. VIII., 3. h IX. 1. 

Zeitſchr. für Entomologie im Auftr. d. ſchleſiſchen 
Vereins u. f. w. 9. Jahrg. 1855. (ausget.) 

Ueber das Beſtehen und Wirken der naturf. Biel. 
in Bamberg. Bd. 3. 1856. (ausget.) 

Jahrb. d. Ver. f. Naturkunde im ae en 

H. II. 1856. (ausget.) 

Wrede, geol. Reſultate aus Beobachtungen äbere einen 
Theil der ſuͤdbaltiſchen Länder. Halle 1794. Sto. 

Schmidt, Hamburg in naturhiſtor. und medieiniſcher 
Beziehung. Hamburg 1831. Sto. 

Philippi R. A., Orthoptera Berolinensia. Berol. 
1830. 4to. 

Berghaus, Dr. H., Was man von der Erde weiß. 
Berlin 1856 f. Sto. Lief. 1 bis 16. 

Halle, J. S., Magie, oder die Zauberkräfte der 
Natur. Berlin 1784. Sto. Bd. 2. 

Barchewitz, E. C., Oſtindianiſche RifebefgreiSung. 
ed. 3. Erfurt 1756, Sto. | 

Staunton, Reiſe der brittiſchen Geſandſchaft nach 
China. Halle 1798. Sto. 2 Th. in 1 Bd. (Die z letzten 
Werke Geſch, des Hrn. Lehrer Jacoby in Neubrandenburg.) 


23 


Freimüthiges Abendblatt. Schwerin 1818—49. 4to. 
(Es fehlen die Jahrgänge 1825. 27 und 28.) 

Okens Iſis J. 1819 —32, oder Bd. IV. bis XXV. 

(Von Bd. IV. fehlen H. 6 und 7.) 7 des 

om O. M. R. Dr. Brückner. 

Angelin Palaeontologia Scandinavica 5. I. fase, 
1. 2. Lipsiae 1854. 4to. 

Quenſtedt, Deutſchlands Cephalopoden. rs J. Tü⸗ 
bingen 1846. 4to. 

Tenth annual report of the Smithsonian Institution. 
Washington 1856. Sto. 

List of foreign correspondents of he S. J. 1856; Sto 
Juones investigations, chemical and physiological, 
relative to certain American vertebrata. ee 
1856. 4to, | | 
Publications of learned societies and periodicale 
in the library of the S. J; P. 1. 2. 4to. (Die ia letzten 
Schriften ausgetauſcht.) 


2. Zur Nenntniß der gaſteropaden des nord⸗ 
albingiſchen glimmerthons 
von Joh. O. Semper in Altona. !- 

Die Unterſuchung und Erforſchung des nordalbingiſchen 
Glimmerthons ſcheint uns von ganz beſonderer Wichtigkeit. 
Es giebt nämlich unter allen in unſerem Lande vorhandenen 
Schichten keine, die in ſo hohem Grade alle Eigenſchaften, 


— 22—ũ3 


1. Diefe Abhandlung iſt zwar ſchon in Nr 13 der Kieler 
Schulzeitung abgedruckt, wurde mir aber von dem Hrn. Verf. 


* noch zur Veröffentlichung in unserem Archive mitgetheilt. 
E. B. 


24 


erforderlich für eine Schicht, auf der als Grundlage die 
Geologie eines ganzen Landes zu conſtruiren iſt, bejäße,- 
wie der Glimmerthon, der weit über die Grenzen unſeres 
engeren Vaterlandes ſich erſtreckend, in der Tertiärforma⸗ 
tion ganz Norddeutſchlands einen conſtanten geologiſchen 
Horizont einnimmt und da er den Typus der Miocen⸗ 
formation in Norddeutſchland darſtellt, mehr wie andere 
Tertiärſchichten dieſes Landes ſich zur Vergleichung mit den 
aequivalenten Schichten anderer Länder eignet. Seine mine⸗ 
ralogiſchen Kennzeichen ſcheiden dieſen Glimmerthon, der an 
allen Fundorten Nordalbingiens ſehr gleichartig auftritt 
und nur an einer Stelle, bei Reinbeck, theilweiſe von Sand⸗ 
ſchichten vertreten wird, ſehr deutlich von allen übrigen 
Schichten, weßhalb derſelbe ſchon deßhalb ein ziemlich ſicheres 
Moment zur geologifchen Altersbeſtimmung vorgefundener 
Schichten bildet, rechnet man noch die reichliche Anzahl der 
in vielen und faſt ſtets gut erhaltenen Exemplaren auftre⸗ 
tenden Conchylienſpecies hinzu, unter welchen mehrere leicht 
kenntliche Formen ſich als wahre Leitmuſcheln zeigen, indem 
ſie an keinem Fundort vermißt werden, ſo wird man uns 
gewiß darin beiſtimmen, wenn wir den Glimmerthon für 
die in jeder Beziehung am beſten charakteriſirte und am 
leichteften kennbare Schicht unſeres Landes erklärend, die 
genaue Erforſchung deſſelben in geologiſch-paläontologiſcher 
Beziehung als erſte Grundlage eines jeden Werkes anſehen, 
das die Kenntniß der Geologie unſeres Landes zu erweitern 
und dieſe ſelbſt endgültig feſtzuſtellen beſtimmt iſt. Die 
ſecundären Schichten wenigſtens vermögen in keiner Be⸗ 
ziehung eine Pergleichung mit dem Glimmerthon auszuhalten 
und die ältere tertiäre Schicht, das „Holſteiner Geſtein,“ 


25 


kommt nur als Gerölle im Dilusium vor, bietet daher bis 
weiter keinen Anhalt, um die Aufeinanderfolge der Schichten 
genau beobachten zu können. Es findet ſich der Glimmer⸗ 
thon hauptſächlich im ganzen Weſten der Herzogthümer 
und wenn auch der alluviale Boden der Marſch und die 
verſchiedenen Schichten des Diluviums ihn faſt überall be> 
decken, derſelbe daher nur an einzelnen ſeltenen Punkten 
zu Tage tritt, ſo iſt doch an dem Zuſammenhang dieſer 
Punkte unter ſich und unter der verhüllenden Decke jüngerer 
Schichten um ſo weniger zu zweifeln, als vielmehr die 
ununterbrochene Fortſetzung deſſelben ſüdöſtlich bis in die 
Priegnitz und weſtlich bis an die belgiſch-holländiſche Grenze 
klar erwieſen ſcheint, in welcher Beziehung wir vor allem 
auf Beyrich's Arbeiten verweiſen. Die Grenzen der Glim— 
merihunformation können wir in Nordalbingien nur nach 
einer einzigen Seite hin ziehen, nach Oſten nämlich, während 
im Weſten theils das Alluvium theils das Meer unſeren 
Forſchungen darnach Halt gebieten und im Süden bei dem 
bereits erwähnten Fortſetzen unſerer Formation nach Nord— 
deutſchland hinein keine andere als eine politiſche Grenze 
zu ſetzen iſt, die wir auch wohl allein für den Norden an— 
nehmen dürfen. Es bleibt ſonach nur die öſtliche Grenze 
gegen das von Beyrich ſo benannte „Holſteiner Geſtein“ 
feſtzuſtellen, welches auf Beyrich's Karte des norddeutſchen 
Tertiärgebirges den ganzen Oſten der Herzogthümer ein— 
nimmt. Dieſe Grenze iſt es aber auch, die wir auf dieſer 
Karte als falſch gezogen bezeichnen müffen. Ehe wir dies 
näher erläutern, müſſen wir jedoch zur Orientirung ber 
merken, daß Beyrich in den ſeiner Karte beigegebenen Er— 
läuterungen hervorhebt, wie er für diejenigen Formationen, 


26 


deren Geſteine ſich nicht auf urſprüunglicher Lagerſtätte, 
ſondern nur als Geſchiebe im Diluvium finden, die weſt⸗ 
lichſten Punkte, bis zu denen dieſe Geſchiebe vorgedrungen, 
als weſtlichſte Grenze der durch ſie gebildeten Formation 
angenommen habe, welche Grenzen er als nicht abweichend 
von den urſprünglich zwiſchen den Formationen beſtanden 
habenden anſieht, indem er den Beweis für die Richtigkeit 
ſeiner Anſicht in dem hervorgehobenen Umſtande findet, 
daß zwiſchen den Geſchieben des Holſteiner Geſteines in 
Weſt⸗Mekleuburg und denen des Sternberger Geſteines im 
Oſten des genannten Landes eine ſolche die Formationen 
ſcheidende Grenze ſich ſcharf ziehen laſſe, jenſeits welcher 
in weſtlicher Richtung keine dem Sternberger Geſtein zuge⸗ 
hörenden Geſchiebe mehr zu finden ſeien, während öſtlich 
von derſelben das Holſteiner Geſtein nicht mehr aufträte. 
Nun bezweifeln wir allerdings nicht im Entfernteſten dieſe 
ſich auf das Sternberger Geſtein beziehende Angabe, wenn 
wir auch noch keine Gelegenheit hatten, uns durch betref⸗ 
fende Unterſuchungen in Meklenburg von dem Thatbeſtande 
zu überzeugen; iſt es aber ſchon an ſich eine nicht leichte 
Sache die Grenzen eines Geſteines das nirgends auf ur— 
ſprünglicher Lagerſtätte, ſondern überall nur als Geſchiebe 
erſcheint, deſſen erſter Ausgangspunkt daher nur annäherungs⸗ 
weiſe zu beſtimmen iſt, wenn man auch aus verſchiedenen 
Gründen eine Verbreitung deſſelben in weſtlicher und füd⸗ 
weſtlicher Erſtreckung als erwieſen annehmen kann, zu be⸗ 
ſtimmen, ſo iſt es gar in einem Lande, wie dem unſrigen, 
wo es an hier einſchlägigen Unterſuchungen noch ſo ſehr 
mangelt, um ſo weniger möglich, aus den weſtlichen Grenzen 
einer ſolchen nur in Geſchieben auftretenden Formation die 


27 


öſtliche der daran im Weſten ſich anlehnenden Formation 
zu conſtruiren, ſelbſt wenn wie im vorliegenden Falle letz— 
tere die jüngere iſt. Mit dem bloßen Coloriren einer Land- 
karte iſt es aber hier nicht abgethan, was im Gegentheil 
nur zur weiteren Verbreitung von Irrthümern führen kann. 
Auf der erwähnten Karte findet ſich mitten durch die Herzog— 
thümer von Nord nach Süd ein Strich gezogen und der 
Weſten des Landes dem Glimmerthon, der Oſten deſſelben 
dem Holſteiner Geſtein zugetheilt, wahrſcheinlich weil zwiſchen 
Spandetgaard im Norden von Schleswig und Reinbeck, 
als den Fundorten des Glimmerthons, dem Verfaſſer andere 
Punkte fehlten, um die Richtung der Grenzlinie darnach 
zu beſtimmen, obgleich eine Unterſuchung der diluvialen 
Schichten unferes Landes, wie ſie uns bereits feit längerer 
Zeit in den Werken der Herrn Dr. Meyn und Profeifor 
Forchhammer vorliegt, ſefort die Unrichtigkeit der ſo ge— 
zogenen Grenze gezeigt haben würde. Kein Grund iſt 
nämlich vorhanden anzunehmen, daß die in irgend einer 
Schicht des Diluviums als Geſchiebe ſich findenden tertiären 
Geſteine und Petrefacten in dieſer Schicht ſelbſt gewiſſer⸗ 
maßen zwei verfchiedene Formationen ſollten bilden können, 
ſo zwar, daß z. B. in einer und derſelben diluvialen Schicht 
in Oſtholſtein nur tertiäre Geſteine einer älteren, in Weſt⸗ 
holſtein nur einer jüngeren Formation ſich finden ſollten, welche 
Annahme, wie fie ſchon theoretiſch nicht gut möglich iſt,“ 
5 Behauptung kann ich dem Hrn. Verf. nicht 
beiſtimmen, da (wie ich ſchon vielfältig nachgewieſen habe,) wenig— 
ſtens hier in Meklenburg die im Diluvium vorkommenden Gerolle 
ihren Formationen nach ganz beſtimmt begränzte Verbrei⸗ 
tungskreiſe haben; allgemein durch das diluviale Gebiet ver: 


ſtreuet ſind nur die ſiluriſchen und die 5 
Beer 3 Boll. 


28 


ſo auch durch Unterſuchung des wirklich vorhandenen leicht 
widerlegt wird. So gut wie devoniſche (2) und ſiluriſche Ge- 
ſteine in dem Diluvium unſeres ganzen Landes verbreitet 
ſind, ſind es auch die Geſchiebe unſeres Holſteiner Geſteines; 
am Elbſtrande ſich findende tertiäre Sandſteine find die- 
ſelben und führen dieſelben Conchylien, wie die Geſteine 
von Kiel oder dem Brodtener Ufer bei Travemünde, nie 
aber die dem Glimmerthon eigenthümlichen Conchhlien. 
Ob von den unter dem Namen des Holſteiner Geſteins dem 
Systeme Bolderien zugezählten Geſteinen nicht einige viel- 
leicht noch einer oligocenen Formation angehören, wollen 
wir hier nicht weiter erörtern. Aus dem Bemerkten er⸗ 
giebt ſich, daß die weſtliche Grenze der jetzigen Erſtreckung 
des Holſteiner Geſteines daher theils von der Elbe, ſo 
weit nämlich das Diluvium bis an dieſelbe reicht, theils 
von der Marſch gebildet wird und zwiſchen dieſen beiden 
daher hätte Beyrich dieſe Grenze ziehen müſſen, die dann 
ſtets dem weſtlichen Geeſtrande folgend, zuletzt in Holſtein 
von Itzehoe nach Schulau an der Elbe und dort über die⸗ 
ſelbe geführt haben würde nach Hannover hinein, wo wir 
dieſelbe nicht weiter verfolgen können. Dieſe Linie ſtellt 
aber, wir müſſen es wiederholen, für das Holſteiner Ge- 
ſtein nur die Grenze ſeines jetzigen Vorkommens im Dilu⸗ 
vium dar und ſtimmt durchaus nicht überein mit der wahren 
Formationsgrenze, wie ſie zur Zeit der eintretenden Ablage— 
rung des Glimmerthons zwiſchen beiden Formationen ſich 
darſtellte. Es iſt nämlich dieſe ſo gezogene weſtliche Grenze 
der älteren Schicht nicht zugleich die öſtliche der im Weſten 
ſich an das ältere Holſteiner Geſtein anlagernden jüngeren 
Glimmerthonformation da die in weſtlicher und ſüdweſtlicher 


29 


Richtung fortgeſchwemmten Diluvialmaſſen mit ihren Ge- 
ſchieben des Holſteiner Geſteines auf weite Strecken hin 
die Glimmerthonformation überlagern mußten. Aus der— 
ſelben Urſache daher, die heute das Gebiet des Holſteiner 
Geſteins in weſtlicher und ſüdweſtlicher Richtung größer 
erſcheinen läßt, als es zur Zeit der eintretenden Ablagerung 
des Glimmerthons geweſen, iſt die wirkliche öſtliche Grenze 
des Glimmerthons noch im Oſten derjenigen Punkte zu 
ſuchen, die jetzt als die öſtlichſten Fundorte deſſelben bekannt 
find. So finden wir bereits auf der geognoſtiſchen Karte 
der Herzogthümer Schleswig und Holſtein (herausgegeben 
als Anhang zur Feſtgabe für die Mitglieder der XI. Ver⸗ 
ſammlung deutſcher Land- und Forſtwirthe) den Glimmer⸗ 
thon angegeben bei der Stadt Schleswig, alſo weit im 
Oſten der von Beyrich angegebenen Grenze, und während 
im Diluvium bei Schulau an der Elbe das Holſteiner 
Geſtein erſcheint, tritt mehrere Meilen weiter öſtlich bei 
Lieth der Glimmerthon auf, wie wir dies an einem andern 
Orte nachgewieſen haben. Es folgt daraus, daß man ſich 
zur Beſtimmung der Formationsgrenze nicht der Geſchiebe 
des Holſteiner Geſteins bedienen darf, deren Feſtellung 
vielmehr einzig aus der Beobachtung der Glimmerthonab— 
lagerungen hervorgehen kann. 

Wie weit die Geſchiebe des Holſteiner Geſteins ſich 
in Nordſchleswig verbreiten, haben wir bisher nicht genauer 
unterſuchen können; ſie ſcheinen unter andern auf Sylt, 
deſſen Diluvium reich an Geſchieben der Uebergangs- und 
Kreideformation ift, ganz zu fehlen, doch liegen keine ganz 
zuverläſſigen Unterſuchungen darüber vor. Es iſt dies ein 
Verhältniß, deſſen wir in dieſer Arbeit nur beiläufig erwähnen 


30 


— 


können, um auf die Wichtigkeit deſſelben aufmerkſam zu 
machen und zu genauen Unterſuchungen darüber aufzufordern. 

Uebergehend nun zu den Conchylien unſerer Formation, 
geben wir zunächſt eine Tabelle der bisher aus ihr bekannt 
gewordenen Artenzahl, mit welcher die einzelnen Gaſtero⸗ 
podengattungen ſich darin entwickelten. Zur Erläuterung 
derſelben bemerken wir noch, daß in der erſten Columne 
linker Hand die aus dieſen Gattungen in unſerer Samm⸗ 
lung befindlichen Species, in der zweiten dagegen die 
außerdem von Beyrich aufgeführten, in unſerer Sammlung 
bisher nicht befindlichen Species, aufgezählt ſind. Zum 
Verſtändniß der rechts von den Gattungsnamen ſtehenden 
Columnen haben wir nur zu bemerken, daß die erſte die 
Zahl aller von Beyrich von den ſämmtlichen Fundorten 
der norddeutſchen Glimmerthonformation beſchriebenen Spe- 
cies enthält, während in der zweiten ſich ſämmtliche Spe⸗ 
cies des Wiener Beckens aufgezählt finden, da nach den 
Unterſuchungen von Hörnes die von Beyrich aufgeſtellte Ver⸗ 
gleichung des Holſteiner Geſteins mit dem Sande von Grund 
des Glimmerthons dagegen mit dem Tegel, mit welchem 
letzteren allein im Falle der Richtigkeit dieſer Anſicht wir 
daher den Glimmerthon zu vergleichen hätten, nicht richtig 
iſt. Die folgenden Columnen enthalten die Aufzählung der 
aus dem Systeme Bolderien Dumont nach Nyſt für Bel- 
gien, nach Beyrich für Oſtholſtein, und aus dem engliſchen 
Crag nach S. Wood bekannt gewordenen Artenzahl. Es 
wird der Erwähnung wohl kaum bedürfen, daß wir in 
dieſe Tabelle nur die bisher von Beyrich bearbeiteten Gat⸗ 
tungen aufnehmen konnten, da bei den folgenden die Ver⸗ 
gleichung mit ihrem Auftreten im übrigen Norddeutſchland 


u 


wegfallen müßte. Die Oligocenformation zur Vergleichung 
heranzuziehen, erſchien nicht nöthig, da die Zahl der ge— 
meinſamen Species höchſt unbedeutend iſt, welchen Gegen- 
ſtand wir weiter unten ausführlicher erläutern werden. Da 
der Fundort Reinbeck ſeit mehreren Jahren nicht mehr aus- 
gebeutet wird, konnten wir uns nur eine kleine Zahl der 
dort vorkommenden Arten verſchaffen, aus welchem Um— 
ſtande der größere Theil der Lücken, die unſere Sammlung 
in den beiden folgenden Tabellen zeigt, zu erklären iſt. 


Zahl der Species, Zahl der Species, sehe im: 
vorkommend im nord« a s engli« 
albing. Glimmerthon Aus den 5 Wiener u a L ſchen 

I in „ D. in „ 
nach unfe- | ferner Gattungen. En Becken holſtein gien Crag 
rer Samm- nach thon nach nach nach nach nach 

lung. Se. Beyrich Hörnes | Beyrih | Nyſt S. Wood 
P D — 1 — 
en . Pa 1 1 
1 Ancillaria | 12 3 1 1 — 
Cypræ a — 10 — — 5 
Ora — 1 — — 1 
e — 1 — — 2 
| Marginella .. | — 1 — — — 
1 Ringiculnaa 1 2 1 — 2 
1 Vol uta U 4 1 — 1 
1 Mitra 1 13 — — U 
2 1 | Columbella . 3 9 — 1 1 
1 | Terebra. 4 1.8 2 2 2 
10 Buccinum . 5 22 2 — 12 
Dolium == 1 — — — 
Da ya dp 3 — — 2 
Oniscia — 1 — — — 
2 S 3 5 1 — — 
1 Cassidaria .. 1 1 — — 1 
Strombus 5 2 — — — 
Rostellaria .. | — 1 — — 12 
1 1 |Chenopus... 2 1 111 — 1 
Triton 1 0 2 — 1 
Ranella, ... ae! 5 — — — 
I Maren 5 43 731 — 2 
Ip 2 4 2 — — 
3 PyrulaSpirille) 2 7 ‚4 — 1 
7 4.727 Dasası sa re | = 19 1 — 14 


32 


Es erhellt aus dieſer Tabelle zunächſt der ungemeine 
Reichthum unſeres Vaterlandes im Vergleiche mit den 
übrigen norddeutſchen Ländern, denn während der Glimmer⸗ 
thon ganz Norddeutſchlands im ganzen nur 50 Species 
zeigt, kommen auf Nordalbingien allein 40, woraus man 
leicht ermeſſen kann, wie wichtig und nothwendig die Er⸗ 
forſchung der uns beſchäftigenden Schicht ſei, deren genaue 
Kenntniß allein die richtige Würdigung aller norddeutſchen 
Miocenſchichten in ihrem Verhältniß zu ähnlichen Ablage⸗ 
rungen in anderen Ländern gewähren kann. Sodann er- 
giebt ſich daraus die große Uebereinſtimmung der Fauna 
des nordalbingiſchen Glimmerthons mit derjenigen des 
norddeutſchen im allgemeinen, der nur in den drei Gattun⸗ 
gen Terebra, Murex und Fusus eine überwiegende Arten⸗ 
zahl zeigt, was bei der letzten zum Theil ſeinen Grund 
darin haben mag, daß mehrere der von Beyrich getrennt 
beſchriebenen Arten ſich wohl ſchließlich als zuſammengehörig 
herausſtellen dürften, wodurch die Geſammtzahl verringert 
würde. Im übrigen glauben wir, daß bei eifrigem Nach» 
forſchen noch mehrere theils aus dem übrigen Norddeutſchland, 
theils anderswoher bereits bekannte, tbeils vielleicht auch 
ganz neue Arten aufgefunden werden dürften, wir ſelbſt 
kennen bereits zwei Species, die nur deßhalb in die Tabelle 
nicht aufgenommen werden konnten, weil ſie ſich nicht in 
unſerer Sammlung befinden, und den mitaufgeführten F. 
erispus Borson waren wir ſelbſt diefen Sommer fo glück. 
lich bei Teufelsbrücke aufzufinden. Die Zahl der von 
Beyrich angeführten 16 Species hat ſich daher bereits um 
3 vermehrt, von Murex und Terebra konnten wir aber 
bisher nicht einmal die von Beyrich beſchriebenen Species 


33 


auffinden, die wir daher mit Recht zu den feltenften Vor— 
kommniſſen unſeres Landes rechnen dürfen. Nur in Be— 
ziehung auf dieſe beiden Gattungen daher zeigen die ſüd— 
licheren Fundorte in dem Charakter ihrer Fauna ein anderes 
Verhalten, als die nördlicheren, unſerem Lande angehörigen 
und trefflich ſtimmt es mit der ſchwachen Entwickelung 
zweier für wärmere Meere ſo bezeichnenden Gattungen 
überein, daß gerade in dem Glimmerthon unſeres Landes 
diejenigen Species häufiger und entwickelter auftreten, die 
am meiſten an die Fermen des Crag erinnern oder gar 
mit ihnen übereinſtimmen. — Andere Verſchiedenheiten 
zeigt die Fauna des Glimmerthons im Vergleich mit der— 
jenigen des Holſteiner Geſteins, das von Beyrich dem 
Systeme Bolderien Dumont gleichgeſtellt wird, wozu den» 
ſelben die aus letzterem bekannt gewordenen Conchhlien 
ohne Zweifel berechtigen, doch laſſen einige Verhältniſſe 
es uns als wahrſcheinlich erſcheinen, daß man bei genauerer 
Kenntniß des Holſteiner Geſteins daſſelbe den oberoligocenen 
Schichten näher verwandt erkennen wird, als es bisher 
erſchien. Von den für den nordalbingiſchen Glimmerthon 
neu nachgewieſenen Arten des nächſtfolgenden Verzeichniſſes 
kommt nur eine, Ancillaria obso’eta, auch im Holſteiner 
Geſtein vor, welche Species ſelbſt in Italien hauptſächlich 
auf die älteſtmiocenen Fundorte beſchräukt bleibt. Die 
Unterſchiede der Glimmerthonfauna von derjenigen des 
Systeme Bolderien beſtehen zum Theil darin, daß die 
für dieſes charakteriſtiſche Oliva Dufresnei Bast., wie über- 
haupt jede Oliva, jenem fehlt, während andererſeits die 
Gattung Mitra durchaus nicht im Systeme Bolderien 


vorkommt, dagegen aber wohl im Holſteiner Geſtein, aus 
i 3 


34 


dem Beprih allerdings fie nicht kannte. Die darin be- 
obachtete Art ſteht der Mitra Borsoni Bell., dieſer charak⸗ 
teriſtiſchen Species des Glimmerthons, ferne und ſchließt ſich 
nahe an die oligocene Mitra Philippii Beyr. an. Das 
Fehlen der O. Dufresnei im Glimmerthon und das ausſchließ⸗ 
liche Vorkommen der M. Borsoni in demſelben ſind nun 
eben Verhältniſſe, die in unſerem Lande am leichteſten ſich 
entſcheiden laſſen, weil in demſelben beide Formationen ent- 
wickelter und neben einander auftreten, auf die wir daher 
die Aufmerkſamkeit aller Sammler beſonders lenken möchten. 
Von höchſtem Intereſſe ſind ferner Unterſuchungen über die 
nördliche Grenze des Verbreitungsbezirks der einzelnen Arten, 
um dadurch Daten zur Beſtimmung der Temperatur des 
Glimmerthonmeeres zu gewinnen, ſo wie zur Unterſuchung 
der Frage, ob allein aus einer Temperaturveränderung das 
Verſchwinden der Tertiärfaunen zu erklären ſei. Noch 
müſſen wir beſonders hinweiſen auf die ſo ſehr verſchiedene 
Entwickelung der Gattungen Buccinum und Fusus, die 
beide im Systeme Bolderien zuſammen nur mit in füd- 
licheren Tertiärformationen nicht vorkommenden Arten auf⸗ 
treten. Vielleicht iſt hierin der Grund zu ſuchen, warum 
unter der großen Specieszahl von bezüglich 11 und 17, 
mit der dieſe Gattungen im jüngeren Glimmerthone auf- 
treten, nur zwei auch im Wiener Becken und in Italien 
vorkommende Arten ſind. Es ſcheint, als ſeien dieſe beiden 
Gattungen, nachdem ſie einmal im Meere des Holſteiner 
Geſteins ſo gut wie erloſchen waren, in der Periode des 
Glimmerthons mit einer neuen Reihe von Formen aufge- 
treten, unabhängig und nicht übereinſtimmend mit den 
gleichzeitig in ſüdlicheren Meeren entſtandenen. 


Hauptſächlich bei Betrachtung der Columnen, in denen 
die Specieszahl des Wiener Beckens und des Crag auf— 
geführt iſt, zeigt ſich uns ferner, daß genaue Unterſuchun⸗ 
gen über das Vorkommen oder Fehlen von Conus, An- 
cillaria, Cypræa, die bisher allen nordeuropäiſchen Miocen— 
bildungen fern geblieben, Ringicula, Voluta, Terebra, 
Purpura, Triton, Murex die Kenntuiß unſerer vaterländi— 
ſchen Tertiärſchichten beſonders erweitern würden, auf fie 
daher vor allem Gewicht zu legen ſei. Es muß noch er⸗ 
wähnt werden, daß es ſehr intereſſant wäre, Erato lævis 
Don. aufzufinden, hauptſächlich wegen des Beziehungsver— 
hältniſſes unſerer Formation zum Crag, auf welches ſchon 
oben hingewieſen iſt. Es läßt ſich durchaus nicht verkennen, 
daß in der Fauna des Glimmerthons bereits manche An⸗ 
klänge an diejenige des Crag ſich zeigen, ſo tritt unter 
anderm in erſterem die der Voluta Lamberti Sow. ſo nahe 
ſtehende Voluta Siemssenii Boll erſt in ihrer vollen Ente 
wickelung auf, ſo erinnert Fusus ventrosus von Sylt an 
die ähnlichen Arten des Crag und des jetzigen nordiſchen 
Meeres, und iſt beiden Formationen das Buceinum labio— 
sum Sow. gemeinſam. 

Nachdem wir ſo im Vorhergehenden auf einige allge- 
wieinere Verhältniſſe die Aufmerkſamkeit zu lenken verſucht 
haben, gehen wir jetzt zur Beſprechung der einzelnen Arten 
über, von denen zunächſt eiue Tabelle erfolgt. Ju derſelben 
iſt die Anordnung der Columnen dieſelbe geblieben, wie 
in der erſten Tabelle, doch iſt die für den Crag beſtimmte 
weggelaſſen, da für denſelben die Zahl der wirklich gemein⸗ 
ſamen Species, die in den Umfang dieſer Tabelle fallen, 
ſehr gering iſt. Es find: Ringieula auriculata, Buccinum 
prismaticum, Buccinum labiosum, Chenopus pes pele- 


cani, Pyrula reticulata. 
R L f 3* 


Vorkommend im 
nordalbingiſchen 


Glimmerthon 


nach 
unſerer 


Sammlung Beyrich. 


* 


* „ “ * * “ 


” „ * 0 


nach 


* + * * . 


38 Fusus abruptus Beyr. . 


36 


Namen der Species: 


1 Conus antediluvianus Brug. 
2 Conus (antediluvianus var.?) 
3 Conus Dujardini Desh. 
4 Ancillaria obsoleta Brocchi. 
5 Ringicula auriculata Men, 
(buceinea Desh. )))) 
6 Voluta Siemssenii Boll 
7 Mitra Borsoni Bellardi .„. 
8 Columbella scripta J. 
9 Columbella attenuata Beyr. 
(subulata Bell.) 
10Columbella nassoidesGrat.sp. 
11 TerebraForchhammeriBeyr. 
12 Buceinum prismaticum Br. 
13 SPY SU SL ne 


n 
14 „ bocholtense Beyr. 
15 „ (bocholtense Beyr. var?) 
16 „ holsaticum Beyr. 
17 „ deeipiens Semp. ..« 
18 „ syltense Beyr, .... 
11 „ sp mliense Beyr.var,?) 
20 „ labiosum Sow. .. ++ 


21 bulbulus Semp. x» « 
22 var Rondeletii Bast. 
23 Cassis bicoronata Beyr. 
24 Cassis saburon Brugg 
25 Cassidaria echinophora L. sp. 
26 Chenopus speciosus Schloth. 
27 Chenopus alatus Eichw. (pes 

pelecani Phil.7 
28 Murex inornatus Beyr. 
29 Tiphys pungens Sol. sp. 

(horridus Br. ))) 
30 Pyrula simplex Beyr. 
31 Pyrula reticulata Lk. (con- 

TCC 
32 Pyrula soyzp pp 
33 Fusus ventrosus Beyr., . 
34 Fusus eximius Beyr. 
35 Fusus semiglaber Beyr, . 
36 Fusus Puggaardii Beyr. . 
37 Fusus distinetus Beyr. , . 


39 Fusus erispus Borson . 
40 Fusus contiguus Beyr. . 


E 
S = 
— — 
— 2 
2 S 
2 
2 
a 
* D 


VBorkommend im: 
Systeme 
Bolderien 


Wiener Beden. 


+ — 
3 
* * — — —— 
„ 
+ . — — 
. — * — 
+ = — — 
— — — 
® — — 
* 5 * 
— — — — 
— 4 — — 
e 

— — — 

ne — TE — 
F 
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—— — — — 
* = — — 
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® 5 * — — 
5 — — — 
+ — — — 
. — — 

— — — — 
— — 

— —— — — 

* — — — 

— — * — 
* + 

— — — — 
— — —— — 
— — — 

— — — — 

— — — — 

* — — — 
> — — — 
— — 

— — 


u 


Wir brechen hier dieſe Tabelle ab, da das Beyrich'ſche 
Werk nicht weiter als bis zur Gattung Fusus vorgeſchritten 
iſt, und eine Fortſetzung derſelben, ohne darauf Bezug 
nehmen zu können, wenig zum Hauptzweck dieſer Zeilen 
paſſen würde. Auch im Folgenden wollen wir nun wieder 
vorzüglich verſuchen, auf Verhältniſſe und Vorkommniſſe 
aufmerkſam zu machen, deren Unterſuchung und Feſtſtellung 
unſerer Anſicht nach die genauere Kenntniß unſerer vater— 
ländiſchen Tertiärſchichten beſonders begründen würde; und 
nur wo reicheres Material Beobachtungen geſtattete, die 
Beyrich nicht machen konnte, werden wir dieſelben mitzu— 
theilen uns erlauben. In dem bekannten Werke dieſes 
Gelehrten findet ſich alles bisher bekannt gewordene Mate— 
rial vollſtändig erſchöpft, es konnte daher für dieſe ganze 
Arbeit ſowohl wie beſonders für die folgenden Bemerkun— 
gen von dem Verzeichniß der Conchylien des Glimmerthons, 
das Herr Dr. L. Meyn auf verſchiedenen Seiten ſeiner 
„Geognoſtiſchen Beobachtungen ꝛc.“ veröffentlicht hat, um 
ſo mehr abgeſehen werden, als gerade die ganze Samm— 
lung dieſes letzteren Herrn von Behrich bei der Ausar⸗ 
beitung ſeines Werkes benutzt wurde. | 

Was nun 'zuerft die Gattung Conus anbetrifft, jo 
erſcheint uns Spandetgaard vor allen Fundorten geeignet 
zu Unterſuchungen über die Artenzahl, mit der dieſe Gat— 
tung im Glimmerthon auftritt, wie über die Größenentwick— 
lung der Individuen, da die Häufigkeit und bedeutende 
Größe, die der C. antediluvianus Brug. daſelbſt erreicht, 
dieſen Punkt im einſtigen Tertiärmeere als für die Ent⸗ 
wicklung der Conen beſonders günſtig erſcheinen läßt. Doch 
müſſen wir erwähnen, daß der zweifelhaft als beſondere 


Be 

Species aufgeführte Conus auf Sylt vorgekommen iſt, wo 
ſich von C. antediluvianus nur ſeltene und ſtets kleinere 
Exemplare gefunden haben. Das erwähnte Exemplar unter 
ſcheidet ſich dadurch von C. antediluvianus, daß die Leiſten 
auf dem Rande der Umgänge faſt gar nicht vorhanden 
find, was ſelbſt bei viel größeren Individuen von Span- 
detgaard noch nicht einmal auf der Schlußwindung ſtatt⸗ 
findet, und daß der Gewindewinkel ein viel ſtumpferer iſt. 
Der letztere Umſtand vorzüglich bewegt uns, beide vor- 
läufig noch getrennt zu halten, doch ſollen nach einer Mit: 
theilung von Hörnes ähnliche Varietäten des C. antedi- 
luvianus im Wiener Becken vorkommen. Zur genaueren 
Vergleichung der ſchleswigſchen mit den holſteiniſchen Fund- 
orten iſt der genaue Nachweis höchſt wünſchenswerth, ob 
C. Dujardini in der That erſteren fehlt. — Das Vor- 
kommen der Ancillaria obsoleta, von der wir ein ſehr 
gut erhaltenes Eremplar von Teufelsbrücke beſitzen, deſſen 
bereits in einem früheren Aufſatze erwähnt ward, iſt eine 
höchſt intereſſante Erſcheinung, da dieſe Species in Nord- 
deutſchland unzweifelhaft bisher nur in den Geſteinen des 
Systeme Bolderien beobachtet ward. Dieſe Species ge 
hört ſelbſt in Italien altmiocenen Ablagerungen hauptſäch⸗ 
lich an, ihr Auftreten im nordalbingiſchen Glimmerthon 
iſt deshalb um ſo bemerkenswerther. 

Voluta Siemssenii Boll, hinſichtlich deren Trennung 
von der V. Lamberti des Crag wir Beyrich vollkammen 
beipflichten, ſcheint auf Sylt noch größer vorzukommen, 
als dieſer Autor erwähnt, wir beſitzen unter andern ein 
Bruchſtück das in der Schlußwindung 70 Mm. breit iſt. 

Nach Veröffentlichung unſerer Mittheilung über die bei 


39 


Teufelsbrücke und am Elbſtrande ſich findenden Miocen⸗ 
conchylien, erhielten wir von einem Freunde, Herrn E. Lübbes, 
ein bis auf eine Verletzung am rechten Mundrande voll— 
ſtändig erhaltenes Exemplar der Mitra Borsoni, das dieſer 
eifrige Sammler an der genannten Localität gefunden hatte. 
Dies Exemplar iſt 19 Mm. lang, 5 Mm. breit und ent⸗ 
ſpricht in allem der Beſchreibung, die Beyrich von dem 
bei Gühlitz gefundenen Stückes giebt, eine Vergleichung mit 
Exemplaren der Mitra Borsoni von Tortona, die wir von 
Herrn Profeſſor Bellardi in Turin ſelbſt erhielten, ließ 
uns die norddeutſche Form als etwas ſchlanker, in allem 
übrigen jedoch vollſtändig übereinſtimmend erkennen. Ueber 
die Wichtigkeit des Vorkommens dieſer Species haben wir 
uns bereits im Vorhergehenden ausgeſprochen. 

Eine Thatſache, die Hörnes an vielen mit Formen der 
Subapenninformation identiſchen Species des Wiener Beckens 
beobachtete, daß nämlich wie er dies auch mehrfach in ſeinem 
großen Werke erwähnt, die Wiener Form häufig viel kleiner 
ſei, als die gleiche in Italien, zeigt ſich uns bei Betrach— 
tung der Columbellen des Glimmerthons, von denen 
seripta und nassoides nie die Größe italieniſcher Exem⸗ 
plare erreichen, wenngleich der Unterſchied bei ihnen nicht 
jo bedeutend iſt, als unter andern bei den Cancellarien, 
Turritellen und Naticen. Die dritte Art, attenuata Beyr., 
kann in dieſer Beziehung nicht verglichen werden, da ſie 
in italieniſchen Schichten nicht vorkommt; es wird bei 
künftigen Unterſuchungen darauf zu achten ſein, ob die 
wahre C. subulata Bell., die man bisher weder aus dem 
Wiener Becken, noch aus Norddeutſchland kennt, in der 
That der Miocenformation des letzteren fremd geblieben iſt. 


40 


— 


Die größeren Formen der Gattung Buceinum, ſo 
häufig in ſüdlichen Tertiärbildungen, fehlen dem Glim- 
merthon faſt gänzlich, als große Seltenheit haben wir auf 
der Inſel Sylt ein Exemplar gefunden, das von unſerm 
hochverehrten Freunde, Herrn Dr. Moritz Hörnes, als 
Buccinum prismaticum Br. erkannt und deßhalb von uns 
unter dieſem Namen in der Tabelle aufgeführt ward. 
Vielleicht gehört hierher auch das bei Lieth gefundene unter 
13 aufgeführte Eremplar, welchem leider die Schluß- 
windung fehlt. Dem erhaltenen Theile nach zu urtheilen, 
ſcheint daſſelbe weniger ſchlank als das wahre B. prisma- 
ticum zu ſein, auch die Längsrippen und Querſtreifen 
enger zu ſtehen, weßhalb wir es vorläufig noch getrennt 
aufführen. 

Es möchte hier nicht am unrechten Orte ſein, einen 
Druckfehler zu verbeſſern, der ſich in das Schlußverzeichniß 
des Hörnes'ſchen Werkes eingeſchlichen hat und aus wel— 
chem in Folge einer bei der betreffenden Species vorge— 
nommenen Namensänderung ein doppelter Fehler geworden 
iſt. In dieſem Verzeichniß findet ſich nämlich Bucsinum 
reticulatum L. unter den Gaſteropoden von Sylt aufge- 
führt, ſo daß, nachdem inzwiſchen das Nichtvorkommen des 
B. reticulatum im Wiener Becken entſchieden und die 
früher dafür gehaltene Form unter dem richtigen Namen 
B. coloratum Eichw. eingetragen iſt, jetzt dieſe letztere 
Species als im Sylter Glimmerthon vorkommend erſcheint. 
Es bedarf wohl nicht erſt der Verſicherung, da es ſchon 
aus Beyrich's Werk erhellt, daß B. coloratum Eichw. ſo 
wenig auf Sylt als überhaupt in ganz Norddeutſchland 
vorkommt, aber auch B. reticulatum fehlt wie in der 


41 


ganzen Miocenformation Norddeutſchlands, ſo auch auf 
Sylt, auf welcher Inſel es dagegen eine in den Quartär— 
ſchichten ſehr häufig vorkommende Species iſt. Wir glau— 
ben dies erwähnen zu müſſen, um im Voraus der irrigen 
Anſicht vorzubeugen, als ſei B. reticulatum eine auf Sylt 
gleichzeitig miocen und quartär vorkommende Art. 

Fehlen dem Glimmerthon auch die größeren Buccinum⸗ 
arten, ſo iſt er dagegen nicht arm an kleinen Species aus 
der Untergattung Nassa, unter denen wir zunächſt das 
Buceinum bocholtense Beyr. erwähnen, das ohne Zweifel 
von B. turbinellus Br. zu trennen iſt, wenn uns auch 
das von Behrich angegebene Unterſcheidungskennzeichen, 
die Zuſpitzung der Längsrippen bei letzterem nämlich, nicht 
genügend erſcheint, da es bei vorliegenden Exemplaren von 
Siena nicht conſtant entwickelt auftritt. Beſſere Kennzeichen 
zur Unterſcheidung beider Species ſcheinen in dem verſchiede— 
nen Verhalten der Furchen gegen die Längsrippen zu liegen, 
die von erſteren bei B. bocholtense viel früher und viel 
tiefer durchſchnitten werden, als bei B. turbinellus. Sehr 
nahe ſteht erſterem ein kleines Buceinum, das wir nicht 
ganz ſelten bei Siena fanden, an dem die Längsrippen auch 
nur gekörnt, nicht ſcharf zugeſpitzt ſind, das verſchiedene 
Verhalten der Querſculptur verhindert aber, es mit B. 
bocholtense zu vereinigen. 

Das unter M 15 aufgeführte Eremplar von Span— 
detgaard iſt 10 Mm. lang und 5 Mm. dick, es unter 
ſcheidet ſich von B. hocholtense nur durch die Ausbildung 
einer Mundwulſt und das Fehlen der Leiſten auf der 
Spindelplatte. Sollten dieſe Kennzeichen bei häufigerem 
Vorkommen ſich conſtant zeigen, ſo müßte dieſe Form von 


42 


—— 


B. bocholtense getrennt und als ſelbſtſtändige Species 
aufgeführt werden. 

Unter einer größeren Anzahl kleiner Buccinum-&rem- 
plare von der Inſel Sylt fanden ſich mehrere, deren 
Kennzeichen genügende Verſchiedenheiten darzubieten ſchienen, 
um dieſelben als beſondere Species aufführen zu können. 
Die erſte derſelben iſt 
Buccinum decipiens Semp. Von Morsum Kliff auf 
Sylt. Zwei vollfommen ansgewachſene Exemplare geben uns 
Veranlaſſung zur Aufftellung dieſer Species, deren Jugend- 
eremplare von ſtark gerippten kleinen Stücken des B. syl- 
tense Beyr. zu trennen, bei den ungemein ſchwankenden 
Skulpturverhältniſſen dieſer letzteren Species bisher noch 
nicht gelungen iſt, was uns veranlaßte, den dieſer Species 
gegebenen Namen zu wählen. Die beobachteten Exemplare 
ſind beide 9,50 Mm. lang und 4,50 Mm. breit, die 
Länge der Muͤndung verhält ſich zu der des Gewindes 
wie 4 zu 5,50. Dieſe Art hat ein glattes, ſchwach ge⸗ 
wölbtes Embryonalende von 21, Windungen, ganz ähnlich 
dem des B. syltense, und 4 Mittelwindungen, die etwas 
weniger gewölbt ſind, als beim B. Syltense. Dieſelben 
ſind von ziemlich tiefen Querfurchen beſetzt, deren man 9 
am Anfang der erſten Mittelwindung, 10 am Schluß der 
letzten und 31 auf der Schlußwindung bis zum Kamm 
hinab zählt. Die Längsrippen entwickeln ſich etwas ſpäter 
als die Querfurcheu, werden von denſelben durchſchnitten, 
ſind oben nicht rundlich wie bei B. syltense, ſondern platt 
und auf der Schlußwindung etwas zugeſchärft, laufen in 
faſt gleicher Stärke von Nath zu Nath und regelmäßig 
über alle Windungen bis zum Mundrande hin, 21 ſtehen 


43 


auf der letzten Mittelwindung und auf der Schlußwindung 
verlieren ſie ſich allmählig gegen den Kamm hinab. Kamm 
und Spindelplatte ſind eben ſo gebildet, wie bei B. syl- 
tense, der rechte Mundrand iſt außen ziemlich ſtark ver— 
dickt und trägt innen 13 Zähne, von denen je 5 und 5 
und 3 zuſammenſtehen. | 

Dieſe Art nähert ſich dem B. holsaticum Beyr. hin: 
ſichtlich der Sculptur, allein die Form des Embryonalendes 
und die ſehr verſchiedenen Windungsverhältniſſe trennen 
beide Species hinlänglich. Von der typiſchen Form des 
B. syltense unterſcheidet es ſich durch folgende Kennzeichen: 
die Querſculptur wird von tieferen Furchen, nicht von feinen 
Linien gebildet, die Längsrippen ſind an den unteren 
Näthen nur unbemerkbar ſchwächer als an den oberen, 
und bedecken in regelmäßiger Folge alle Umgänge, während 
fie bei B. syltense faſt immer auf einer der Mittelwin⸗ 
dungen verſchwinden, um ſelten, aber meiſtens gar nicht, 
auf der Schlußwindung wieder aufzutreten. Ferner beträgt 
die Zahl der Umgänge bei B. syltense ſtets nur 3, bei 
unſerer Species 4 und bei erſterem iſt die Länge der Mün⸗ 
dung gleich der des Gewindes, bei B. decipiens dagegen, 
wie ſchon erwähnt 4 Mm. zu 5,50 Mm. 

Zur Charakteriſtik des B. syltense Beyr. haben wir 
nur wenig hinzuzufügen. Bei der typiſchen Form deſſelben 
iſt das Glattwerden der unteren Mittelwindung und der 
Schlußwindung Regel, doch kommen nicht ſelten Varietäten 
mit ſtärker entwickelten Längsrippen vor, die dann dem 
B. decipiens ſehr ähnlich werden, Die jungen Exemplare 
zeigen in den Verhältniſſen der Länge zur Breite auffal⸗ 
lende Verſchiedenheiten. In ihrem Auftreten beſchränkt ſich 


44 


dieſe Art auf Sylt, iſt daſelbſt aber nicht ſo ſelten, wie 
Beyrich angiebt. 

Buceinum sp. (syltense Beyr. var.?) von Morsum 
Kliff auf Sylt. 

Zwei Exemplare ſind beobachtet, das größte von 8 Mm. 
Länge und 3,50 Mm. Breite, die Länge der Mündung 
verhält ſich zu der des Gewindes wie 8: 5. Dies Ver- 
hältniß können wir jedoch bei dieſem Stücke nicht gut als 
unterſcheidendes Kennzeichen benntzen, da daffelbe bei der 
letzten Mittelwindung in ſeinem Wachsthum geſtört zu ſein 
f ſcheint. In der Querſculptur ähnelt dieſe Art dem B. 
deeipiens, von dem es ſich jedoch durch gewölbtere Um- 
gänge und ſchwächere Längsrippen unterſcheidet. Am näch- 
ſten ſteht ſie dem B. syltense, von deſſen ſtarkgerippter 
Varietät es ſich durch folgende Kennzeichen unterſcheidet: 
die Spindelplatte iſt weniger ſtark entwickelt, und dünner 
als bei halb jo großen Exemplaren des B. syltense, 
und am inneren rechten Mundrand befinden ſich keine 
Zähne, ſondern eine Längsleiſte, der äußeren Anſchwellung 
des Mundrandes entſprechend. Sollten dieſe Charaktere 
bei häufigerem Vorkommen ſich conſtant zeigen, ſo würden 
fie wohl die Aufſtellung einer neuen Art rechtfertigen. 

Von dem bereits mehrfach erwähnten Buceinum la- 
biosum Sow., das Beyrich nur von Reinbeck kannte, 
haben wir auf Sylt außer mehreren kleinen, ein großes 
Eremplar aufgefunden, dem leider daß äußerſte Stück des 
rechten Mundrandes und die oberen Windungen fehlen. 
Daſſelbe iſt 9 Mm. breit und muß nach den von Nyſt und 
Beyrich angegebenen Größenverhältniſſen, 17—20 Mm. 
lang geweſeu fein, ebenſo lang wie dieſe Art im belgiſchen 


— 


45 


Crag vorkommt und bedeutend größer als die Exemplare 
von Reinbeck. Zähne ſind am inneren rechten Mundrand 
nicht zu beobachten. Dieſe Species iſt bisher nur bei 
Reinbeck und auf Sylt beobachtet worden, ſie gehört zu 
den intereſſanteſten Vorkommniſſen des Glimmerthons. 

Buccinum bulbulus Semp: von Morsum Kliff auf 
Sylt. Wir hielten dieſe Form Anfangs theils für einen 
Jugendzuſtand, theils für eine Varietät des B. labiosum 
Sow., deſſen kleineren Eremplaren es ungemein ähnlich iſt, 
bis eine etwas größere Anzahl aufgefundener Stücke, 
worunter mehrere ſehr gut erhaltene, uns von der Selbſt— 
ſtändigkeit der Form überzeugte, deren unterſcheidende Kenn- 
zeichen wir darauf auch an den übrigen Exemplaren aufs 
fanden. Dieſe Art zeigt wie erwähnt, auf den erſten 
Anblick große Aehnlichkeit mit B. jabiosum, wird aber 
nur 4,50 Mm. lang, wenigſtens konnten wir bisher kein 
größeres Exemplar auffinden, alle übrigen ſind noch kleiner; 
auch kann die Species auf keinen Fall viel größer gewor— 
den ſein, da ſchon Exemplare von 3 Mm. Länge ganz 
ausgebildete Mundränder zeigen. Die Breite des größten 
Stückes iſt 2,75 Mm., die Länge der Mündung verhält 
ſich zu der des Gewindes, wie 2 zu 2,50. Das platte Em- 
bryonalende beſteht aus 2 ſchwachgewölbten Windungen 
und ift dem des B. syltense, aber nicht dem des B. la- 
biosum ähnlich. Die 2 Mittelwindungen ſind ebenmäßig 
gewölbt und mit zahlreichen, platten Querſtreifen bedeckt, 
die breiter ſind als die dazwiſchen liegenden Furchen. Die 
Zahl dieſer Streifen beträgt am Anfange der erſten Mit— 
telwindung 9, am Schluß der letzten 10 und auf der 
Schlußwindung zählt man 18 bis 20 von der Nath bis 


46 


zum Kamm hinab. Von den Querfurchen iſt die erſte 
unterhalb der Nath gelegene ſtets etwas breiter und tiefer 
als die übrigen, auf der Schlußwindung werden dieſelben 
breiter, doch bleiben fie immer noch ſchmäler als die Streifen; 
man zählt 8 Furchen auf der erſten, 9 am Schluße der 
letzten Mittelwindung, und 18 ſtehen auf der Schluß⸗ 
windung bis zum Kamme hinab. Längsrippen, wie jede 
Art von Längsſculptur, fehlen gänzlich. Der rechte Munde 
rand iſt außen ziemlich verdickt, ſo daß eine Mundwulſt 
entſteht, am inneren rechten Mundrande waren 9— 10 Zähne 


r 


an einem kleineren Exemplare zu beobachten. Bei den 


größeren Stücken ſind die inneren Kennzeichen der Mün— 
dung nicht zu unterſuchen, da dieſelbe mit Geſtein erfüllt 
iſt. Der Kamm iſt ſchwach abgeſetzt, ohne durch eine ſcharfe 
Kante getrennt zu werden und wie gleichfalls die Spindel— 
platte, ebenſo wie bei B. syltense gebildet. Auf der Spin⸗ 
del find keine Leiſten zu ſehen. | 

Mit Ausnahme des jo bedeutend größeren B. labiosum 
ift dies die einzige Species der norddeutſchen Mivcenfor- 
mation, der jede Längsſculptur fehlt, ſie iſt daher auch 
allein mit erſterer näher zu vergleichen, von deren Jugend⸗ 
formen fie ſich im allgemeinen ſchon durch ihre etwas bauchi⸗ 


gere Form unterſcheidet. Die beſonderen unterſcheidenden 5 


Artkennzeichen ſind folgende: B. labiosum wird auf Sylt 
bis 18 Mm. (bei Reinbeck nach Beyrich 12 Mm., in 
Belgien nach Nyſt 18 Mm.) lang, hat ein kegelförmiges 
Embryonalende, 4-5 flach gewölbte Mittelwindungen, 
höchſtens 5—7 Querfurchen auf jeder, keine Mundwulſt 
und einen durch eine ſcharfe Kante begrenzten Kamm; B. 
bulbulus wird bis 4,50 Mm. lang, hat ein mehr ſtumpfes 


n * 


47 


Embryonalende, 2 gewölbte Mittelwindungen, mindeſtens 
8 Querfurchen auf jeder, eine Mundwulſt und einen ſchwach 
abgeſetzten Kamm ohne trennende Kante, 

Es iſt wahrſcheinlich, daß man bei größerer Aufmerk— 
ſamkeit auf dieſe kleinen Species deren noch eine weit 
größere Anzahl auffinden wird, was am leichteſten durch 
Einrichtung des Schlämmproceſſes zu erreichen iſt, der zur 
Unterſuchung einer Thon- ader Sandſchicht auf ſolche 
Minutioſa nicht genug zu empfehlen iſt. 

Beyrich's Unterſuchungen über Cassis Rondeletii und 
saburon wüßten wir nichts hinzuzufügen: von letzterer 
beſitzen wir mehrere Exemplare mit Farbenreften. Formen 
mit verdicktem Außenrande und ſtark erweiterter Spindel— 
platte, wie ſie Hörnes a. a. O. Taf. 15 Fig. 2 abbildet, 
kommen bei uns und in ganz Norddeutſchland nicht vor, 
ein nicht unwichtiges Verhältniß, wenn dieſe Formen in 
der That einer anderen Species angehören ſollten, wofür 
einer der gründlichſten Kenner der europäiſchen Tertiärfor— 
mation, Herr Prof. Doderlein in Modena, ſie zu halten 
geneigt iſt. Das Vorkommen der C. bicoronala Beyr, 
auf Sylt iſt ſehr fraglich, ein einziges kleines Bruchſtück, 
das wir am Morſum Kliff fanden, zeigt große Aehnlich⸗ 
keit mit der Abbildung dieſer Species bei Beyrich, von 
der wir bisher leider keine Exemplare von Reinbeck zur 
näheren Vergleichung beſitzen. 

Von Cassidaria echinophora finden ſich, wenn auch 
ſelten, auf Sylt trotz Beyrich's entgegenſtehender Bemer— 
kung, Exemplare mit zwei Knotengürteln auf der Schluß— 
windung, deren uns zwei vorliegen. Gleichfalls ſind uns 
von Sylt Exemplare mit erhaltenen Mundrädern vorge— 


48 


kommen, die in ihren Charakteren ganz den Stücken von 
Castell' Arquato gleichen, von welchen ein ſehr ſchönes 
zur Vergleichung vorliegt. 

An ſämmtlichen Exemplaren der Aporrhais (Chenopus) 
alata, die unzweifelhaft aus dem Glimmerthon herrühren, 
fanden wir die von Beyrich an dieſer Species gemachten 
Beobachtungen beſtätigt, der dieſelbe von der lebenden 
Ap. pes pelecani getrennt wiſſen will, geſtützt hauptſäch- 
lich auf die Verſchiedenheit in der Ausbildung des obern 
Flügelfingers, der bei der lebenden Art ſich weit vom Ge— 
winde entfernt, während er bei der miocenen Species dem- 
ſelben anliegt. Ob dieſe Trennung berechtigt ſei, was unter 
andern von Hörnes geleugnet wird, das zu entſcheiden, 
bietet das von den verſchiedenen nordalbingiſchen Fund— 
orten uns vorliegende Material keine genügende Anhalts- 
punkte. Alle in miocenen Schichten gefundenen Exemplare 
zeigten charakteriſtiſch den oberen Flügelfinger am Gewinde 
feſtgewachſen, aber auch zwei Stücke aus den Quartär— 
ſchichten von Sylt zeigten daſſelbe Verhalten, da jedoch aus 
dieſen Schichten bisher gar keine Exemplare mit getrenntem 
Flügelfinger vorliegen, ſo könnten die beiden erwähnten 
vielleicht nur aus dem Glimmerthon ausgeſpült ſein. Es 
ſoll nach Beyrich dieſe Species leitend für die Unterſcheidung 
miocener von pliocenen Schichten ſein, weßhalb es von 
größtem Intereſſe iſt, zu unterſuchen, ob in den quartären 
Ablagerungen unſeres Vaterlandes ſich nur die lebende 
Ap. pes pelecani mit vom Gewinde entferntem oberen 
Flügelfinger findet, oder ob in der That die miocene Art 
mit am Gewinde feſtgewachſenen oberen Flügelfinger auch 
in ihnen vorkommt. Aeußerſt wichtig für die Entſcheidung 


— . rr 


49 


dieſer ganzen Frage wäre eine erneute Unterſuchung der 
Exemplare aus dem Limonitſandſtein, die Meyn a. a. O. 
pag. 30. zur Anführung der lebenden Art in genannter 
Schicht Veranlaſſung gaben, eine Unterſuchung die noch 
außerdem den Vortheil haben würde, die Frage wegen der 
Stellung des Limonitſandſteins um ein bedeutendes ihrer 
Entſcheidung näher zu bringen. | 

Obgleich bereits oben der Gattung Murex im AU- 
gemeinen Erwähnung geſchah, wollen wir hier doch noch 
beſonders anführen, daß die Auffindung des Murex spi- 
nicosta Bronn, der bei ſeiner bedeutendeu Verbreitung mit 
zu den Leitconchylien zu zählen iſt, bisher aber ſich nicht 
nördlicher als Lüneburg gefunden hat, ein viel größeres 
Intereſſe darbieten würde, als etwa die des Murex inornatus 
Beyr., deſſen Vorkommen ſich vorläufig nur auf zwei 
Fundorte in Norddeutſchland beſchränkt. 

Die Tiphysarten gehören zu den ſeltenſten Conchy⸗ 
lien unſerer Schicht, in welcher ſich T. pungens bisher nur 
auf Sylt, doch auch nur ſehr ſelten, gefunden hat. T. fistus 
losus Brocchi dagegen iſt Nordalbingien bisher ganz fremd 
geblieben und wäre es wünſchenswerth nachzuweiſen, ob 
dieſe Art in der That weder im Holſteiner Geſtein noch 
im Glimmerton vorkommt. 

Wir kommen jetzt zu den Phrulaſpecies, von denen 
Beyrich zwei, aber nur von Reinbeck beſchreibt; von den 
ſchleswigſchen Fundorten des Glimmerthons ſind ſie ihm 
unbekannt geblieben, obgleich fie auf Sylt nicht zu den 
Seltenheiten gehören. Von Pyrula simplex Beyr. liegen 
3 Exemplare vor, von denen leider keines ganz erhalten 
iſt, doch muß das größte derſelben, nach den Verhältniſſen 

4 


50 


des überlieferten Stückes zu urtheilen, beinahe jo groß 
als das bei Beyrich Taf. 15 Fig. 3 abgebildete geweſen 
ſein. Zur Charakteriſtik der Art haben wir nichts hinzu⸗ 
zufügen, jo wenig wie bei der P. reticulata, deren größtes 
porliegendes Exemplar jedoch nur 25 Mm. lang iſt, alſo 
nicht ſo groß, wie die größten Formen des Holſteiner 
Geſteins. Es ſcheinen dieſe Species ſonach auf Sylt 
keinenfalls größer geworden zu fein, als Behrich fie aus 
dem Holſteiner Geſtein und von Reinbeck beſchreibt, ein 
Grund mehr, um J 32 Pyrula sp. vorläufig als be⸗ 
ſondere Art getrennt aufzuführen. Das einzige vorhandene 
Exemplar, an dem ein großes Stück der unteren Schale 
fehlt, mißt trotzdem noch immer 40 Mm. und muß, den Ver⸗ 
hältniſſen nach zu ſchließen, mindeſtens 55 bis 60 Mm. 
lang geweſen ſein. Es gleicht der P. simplex ſehr in der 
Sculptur, die aus breiten, oben platten Querleiſten be⸗ 
ſteht, mit ſchmäleren Furchen dazwiſchen. Längsſtreifen 
fehlen ganz, eine Kalkablagerung bedeckt das Embryonal⸗ 
ende, die Mittelwindungen und hört erſt auf der Schluß⸗ 
windung etwas unterhalb der Nath auf. Der rechte 
Mundrand nebſt dem größten Theil der unteren Schluß⸗ 
windung iſt weggebrochen, am linken Mundrand ſcheint 
ſich die ſtark verdickte Spindelplatte nach unten zu blatt⸗ 
artig abgelöſt zu haben. Im Allgemeinen ſcheint die 
ganze Form dieſer Species ſchlanker und vor allem die 
oberen Windungen erhabener geweſen zu ſein, als bei P. 
simplex. Es iſt dies aus norddeutſchen Miocenbildungen 
die größte bisher bekaunt gewordene Form der Gattung 
Pyrula, deren Species in Nordalbingien bisher ſich nur 
auf Sylt und bei Reinbeck gefunden haben, an beiden 


4 
nt er et ee 


51 


Orten leider nur im Geſtein, was die genaue Unterſuchung 
der Stücke ſehr erſchwert. | | 
Bei dem großen Intereſſe, daß ſich an die im Hol⸗ 
ſteiner Geſtein auftretende Varietät der Spirilla (Pyrula) 
rusticula Bast. knüpft, bedarf es der eingehendſten Unter⸗ 
ſuchung ob dieſe bezeichnende Species in der That, wie 
es bisher den Anſchein hat, den Glimmerthonablagerungen 
fern geblieben iſt. Die Varietät, in der man dieſelbe 
finden würde, wäre beſonders geeignet, auf die Verbindung 
des Glimmerthonmeeres mit anderen Tertiärmeeren einiges 
Licht zu werfen. 

Unter den SFuſusarten unſeres Glinmerthons ſind 
es hauptſächlich zwei, F. distinctus und eximius Beyr., 
die in Folge ihres großen Verbreitungsbezirkes als wahre 
Leitmuſcheln anzuſehen find; in Nordalbingeu dürften die⸗ 
ſelben an allen Fundorten und zwar erſterer zum Theil 
wie auf Sylt, ſehr häufig vorkommen. Unter den vielen 
Exemplaren dieſer Species, die uns von 5 Fundorten 
vorliegen, hat ſich auch nicht ein einziges gefunden, das 
man als einen Uebergang zu Fusus gregarius Phil. bil⸗ 
dend anſehen könnte, wir müſſen deßhalb Beyrich, der 
beide Formen mit großer Geſchicklichkeit trennte, in der 
Unterſcheidung dieſer beiden Species vollkommen beiſtimmen. 
An den ſchleswigſchen Fundorten kommt F. gregarius 
durchaus nicht vor, was wir von den in der Nähe der 
Elbe gelegenen holſteiniſchen Fundorten nicht geradezu bes 
haupten wollen, da dieſelben einestheils noch nicht genügend 
ausgebeutet worden find, anderntheild an ihnen, wie wir 
dies in einem früheren Aufſatze über die bei Teufelsbrücke 


und am Elbſtrande ſich findenden Miocenconchylien bereits 
4 * 


92 


erwähnten, eine Anzahl wohl bei Lirneburg, nicht aber an 
den nördlicheren Fundorten Nordalbingiens vorkommender 
Arten auftreten, was vermuthen läßt, daß man bei ferne⸗ 
rem Nachforſchen deren noch mehrere finden wird. Nur 
die Beobachtung der an dieſen Fundorten vorkommenden 
Formen wird daher über die Berechtigung dieſer Species 
endgültig entſcheiden, wie auch über die Trennung des F. 
eximius Beyr. vom F. lüneburgensis Phil., die uns mit 
weniger Recht vorgenommen ſcheint. F. eximius iſt nach 
Beyrich ſelbſt großen Schwankungen und Veränderungen 
der Sculptur unterworfen, die uns häufig viel bedentender 
erſchienen ſind, als diejenigen, die die Trennung beider 
Species veranlaßten; doch wollen wir hierüber kein Urtheil 
fällen, da uns die holſteiniſchen Fundorte bisher keine ganz 
erhaltenen Exemplare geliefert haben. Die übrigen von 
Beyrich beſchriebenen Arten geben zu keinen weiteren Be⸗ 
merkungen Veranlaſſung, hinſtchtlich des F. crispus Bor- 
son, beziehen wir uns auf unſere frühere betreffende Mit- 
theilung a. a. O. Es bedarf der ſorgfältigſten Unter⸗ 
ſuchungen, ob außer dieſer Species ſich in der That in der 
ganzen norddeutſchen Miocenformation keine andere dieſer 
und dem Wiener Becken gemeinſchaftliche Art findet, zur 
Aufklärung über die eigenthümliche Stellung, die hinſichtlich 
der Entwicklung der Gattung Fusus der Glimmerthon 
gegenüber den ſüdeuropäiſchen Tertiärbildungen einnimmt. 

Hier ergiebt fich nun aus dem ausgeſprochenen Zwecke 
dieſes Aufſatzes die Grenze für unſere Unterſuchungen, ehe 
wir jedoch zum Schluſſe das einfache Namensverzeichniß 
der aus den von Beyrich noch nicht bearbeiteten Gaſtero⸗ 
podengattungen in unſerer Sammlung befindlichen Species 


53 


geben, möge noch eine oben angedeutete Bemerkung, das 
Verhältniß unſerer Schicht zu der Oligocenformation Nord⸗ 
deutſchlands betreffend, hier ihren Platz finden. Wenn 
man zu den in der erſten Tabelle aufgezählten 50 Species 
des norddeutſchen Glimmerthons noch die 9 hinzufügt, die 
in der zweiten Tabelle als in unſerer Sammlung befindlich, 
von Beyrich nicht beſchrieben, anfgeführt ſind, ſo ergiebt 
ſich 59 als Geſammtzahl aller, aus den Gattungen Conus 
bis Fusus, letztere mit eingeſchloſſen, bekannt gewordenen 
Arten des norddeutſchen Glimmerthons. Von dieſen 59 
Species kommen nur 6, nämlich: Voluta Siemssenii 
Boll,, Cassis Rondeletii Bast., Chenopus speciosus 
Schloth., Tiphys pungens Sol., Tiphys fistulosus Br., 
Pyrula reticulata Lk., auch in oligocenen Schichten Nord⸗ 
deutſchlands vor. Iſt nun dieſe Zahl der gemeinſchaftlichen 
Species allerdings an und für ſich nicht ganz unbedeutend, 
ſo wird ſie es indeß, wenn man bedenkt, daß von dieſen 
6 Species 4 unendlich weit verbreitete ſind, die auch in 
anderen Ländern durch mehrere Syſteme hindurchgehen, 
deren gleiches Verhalten in Norddeutſchland alſo weder 
an ſich etwas auffallendes, noch beſonders für dies Land 
charakteriſtiſches hat; wenn man ferner erwägt, daß die 
von uns neu nachgewieſenen 9 Species nur die Zahl der 
dem Glimmerthon eigenthümlichen Arten vermehrt, neue 
Unterſuchungen alſo die Fauna des Glimmerthons nur 
noch mehr von der der oligocenen Schichten entfernt haben, 
und daß von den angeführten 6 gemeinſchaftlichen Species 
nur eine einzige nur aus den oberoligocenen Schichten 
in den Glimmerthon übergeht. Aber auch dieſe einzige 
Pyrula reticulata ift keine für Norddeutſchland charakteri⸗ 


54 
ſtiſche Art. Die aus den älteren oligocenen Schichten 
in die jüngere Miocenſchicht, den Glimmerthon, über- 
gehenden Arten ſind daher unr über weite Strecken ver⸗ 
breitete, auch in anderen Ländern in mehreren Syſtemen 
vorkommende Arten, die daher irgend einer Fauna durch 
ihr Auftreten durchaus keinen localen Charakter verleihen, 
oder ſchon in den älteſten oligocenen Schichten auftretende. 
Auf Norddeutſchland beſchränkte und für die Entwickelung 
ſeiner tertiären Faunen charakteriſtiſche Species giebt es 
gar keine, die aus den oberoligocenen Schichten in den 
Glimmerthon übergehen. Man ſieht, wie ſcharf beide 
Faunen geſchieden ſind, wie ſehr die Bedingungen, denen 
die oligocene Fauna ihre eigenthümliche Entwickelung ver⸗ 
dankt hatte, ſich zur Zeit der eintretenden Ablagerung des 
Glimmerthons bereits verändert haben mußten. Wie an⸗ 
deres dagegen, wenn wir die Fauna des Holſteiner Geſteins 
mit den oligocenen Faunen vergleichen. Nach Beyrich ſind 
nämlich 13 Species: Oliva Dufresnéi Bast., Ringicula 
striata Phil., Voluta Siemssenii Boll,, Terebra plica- 
tula Lk., Terebra cincta Schloth., Buccinum Schlot- 
heimi Beyr., Cassis Rondeletii Bast., Chenopus spe- 
ciosus Schloth., Murex capito Phil., Tiphys pungens 
Sol., Tiphys Schlotheimi Beyr. Pyrula coneinna Beyr., 
Pyrula reticulata Lk. beiden gemeinſam, wozu noch Buc- 
cinum Bolli Beyr. kommt, das wir im Holfteiner Geftein 
gefunden haben. Daſſelbe hat alſo 14 Species, von denen 
ein Theil nur auf Norddeutſchland beſchränkte locale For⸗ 
men ſind, mit oligocenen Schichten gemeinſam, während 
die Geſammtzahl aller daraus bekannten Species nur 20 
beträgt, ſo daß die Zahl der beiden gemeinſchaftlichen Arten 


a 5 — 


70 p&t, beträgt von der Geſammtzahl aller im Holſteiner 
Geſtein vorkommenden Arten. Der Glimmerthon hat da- 
gegen nur 10 pCt. mit oligocenen Schichten und 12 pCt. 
gemeinjam mit dem Holſteiner Geſtein. Bei dem von 
Beyrich hervorgehobenen Umſtande, daß die verſchiedenen 
Formationen nur an ihren Grenzen durch eine größere Zahl 
gemeinſchaftlicher Species verbunden ſeien, geben die dar⸗ 
gelegten Verhältniſſe der Vermuthung Raum, ein Theil 
der bisher zum Holſteiner Geſtein gezählten Geſteine könne 
noch einer oberoligocenen Schicht angehören, deren Fehlen 
in Oſtholſtein uns durchaus nicht ſo erwieſen i wie 
es Beyrich annimmt. 

Sämmtliche Gaſteropoden des nordalbingiſchen Glim⸗ 
merthons gehören marinen Ablagerungen an; Süßwajjer- 
bildungen in dieſer Formation ſcheinen in den Herzog— 
thümern überall nicht vorzukommen, wenigſtens haben wir 
noch in keiner Sammlung deren Vorhandenſein andeutende 
Conchylien geſehen. Von den aufgezählten 97 Species 
ſtimmen, die zweifelhaften mitgerechnet, 54 oder 56 pCt. 
mit Formen des Wiener Beckens und 58 oder 60 pCt. 
mit Formen der Subapenninformation überein. 

41 Cancellaria lyrata Broce. 

42 5 varicosa Broce. 

43 3 mitræſormis Broce.? 
44 5 Bellardii Michel.? 
45 = Sp. 

46 Pleurotoma intorta Broce. 

47 75 calaphracta Broce. 
48 € colon Sow. 

49 5 turricula Broce. 


56 


50 Pleufotoma monilis Brocc. 


51 
52 
53 
54 
55 
56 


77 
78 
79 


52 


rotata Broce. _ 

dimidiata Brocc. 

obtusangula Broce. 

sp. 

modiola Jan. 1 

obeliscus Des Moulins. 

harpula Brocc.? 

sp. 

nov. sp. 

nov. sp. mit P. strombillus verwandt. 


Turritella Archimedis Brong. 


bicarinata Eichw. 
tricarinata Brocc. 
Semperi Hörnes, 

sp. 

communis Risso. 
marginalis Brocc. var. 
subangulata Broce. 
Sp. 

turris Bast, ? 


Adeorbis Woodi Hörnes. 
Xenophora crispa König. 


27 


testigera Bronn. 


Trochus sp. 


Odontostoma plicata Mig. 
Turbonilla costellata Grat.? 


77 


77 


72 


gracilis Brocc. 
subumbilicata Grat. 
plicatula Broce.? 


37 


80 Actæon semistriatus Ferussac. 
81 Natica millepunctata Lk, 

82 „ helicina Brocc. 

83 „ castanea Lk. 

84 Chemnitzia Reussi Hörnes. 
8⁵ 77 Sp. 

86 75 Sp. 

87 Eulima subulata Don. 

88 Bulla lignaria L. 

89 „ urtricula Brocc. 

90 „ elongata Bronn. 

91 „ convoluta Brocc. 

92 Calyptræa chinensis L. 

93 Dentalium badense Partsch. 
94 397 sp. 4 | 
95 135 mutabile Doderlein? 
96 2 sp · 

97 15 incurvum Renieri. 


58 


3. Beitrag zur Nenntniß der ſiluriſchen Cepha⸗ 
(opoden im norddeutſchen Diluvium und den an⸗ 
ſtehenden Lagern Schwedens, 

von a 
Ernſt Boll. 
4 (Taf. I bis IXa 0 le 

Cephalopodenreſte gehören zwar zu den häufigſten 
Einſchlüſſen gewiſſer Arten unſerer ſiluriſchen Gerölle, und 
namentlich die gekammerten, oft anſehnlich großen Ortho⸗ 
ceratiten (von Laien auch wohl „verſteinerte Schlangen“ 
genannt,) find jedem Sammler bekannt: dennoch iſt die 
wiſſenſchaftliche Kenntniß dieſer Conchylien und die Arten⸗ 
beſtimmung derſelben bis jetzt bei uns ſehr mangelhaft ge⸗ 
blieben. Es iſt mir dies um ſo fühlbarer geworden, je 
größer die Zahl der Arten wurde, die mir nach und nach 
aus Meklenburg zu Händen kamen, und ich entſchloß mich 
daher die Familie unſerer ſiluriſchen Cephalopoden einmal 
etwas ernſtlicher vorzunehmen, um die vielen mir noch un— 
bekannten Arten mit Hülfe derjenigen Werke, aus denen 
ich Aufſchluß über dieſelben zu finden hoffen durfte, zu 
enträthſeln. Da fand ich denn aber bald, daß nicht allein 
viele unſerer Arten anderweitig noch gar nicht gekannt 
waren, ſondern auch manche ſchon längſt gekannte von den 
Petrefactologen vielfach mit ähnlichen verwandten Arten 
verwechſelt worden ſeien. 

Von den fremden literariſchen Hülfsquellen im Stiche 
gelaſſen, nahm ich nun ſelbſt eine neue Bearbeitung dieſer 
Familie vor. Anfänglich wollte ich nur die meflenburgi- 


59 


ſchen Arten abhandeln, für welche mir außer meiner eige- 
nen Sammlung die Sammlungen des Hrn. Dr. L. Brückner 
in Neubrandenburg und des Hrn. Baumeiſter F. Koch 
in Dömitz ſchöne Materialien darboten; als aber Hr. Dr. 
v. Hagenow in Greifswald die Güte hatte, mir von allen 
ſeinen in Schweden geſammelten Orthoceratiten einige 
Exemplare zur Vergleichung mit unſeren meklenburgiſchen 
mitzutheilen, entſchloß ich mich auch dieſe bei der vorlie— 
genden Arbeit mit zu erörtern, da auch die Keuntniß dieſer 
ſchwediſchen Arten bisher eine ſehr mangelhafte geweſen 
iſt, und auch wohl noch längere Zeit verfließen wird, bis 
uns Angelin Auskunft über dieſelben ertheilt. 

An literariſchen Hülfsmitteln habe ich benutzt: 

Breynii dissert; de Polythalamiis, Gedani 1732. to. 

Bronn Lethaea geognostica ed. 3 (deren zweiter Band, worin 
die ſiluriſche Formation, von F. Römer bearbeitet iſt.)) 

Hisinger Lethaea Suecica, Holmiae 1837—41. 4to. 

Klein de tubulis marinis. Gedani 1731. 4to. 

Murchison the silurian system. vol. 2. London 1839. 4to. 
Quenſtedt N ber Petrefactenkunde. en 
1852. Sto. 
Que nftest die ad Deutſchlands. Tübingen 1846 ff. 
Sämann über die Nautiliden, — in Dunkers und v. Meyers 


Beitr. zur Naturgeſch. der Vorwelt, Bd. 3 S. 121 ff. Caſſel 
1854. 4to. 


Leider ſind mir die literariſchen Quellen über die 
ſiluriſchen Verſteinerungen der rufſiſchen Oſtſeeprovinzen, 
welche nächſt den ſchwediſchen den unſrigen am meiſten 
verwandt find, unzugänglich geblieben. Mein Unvermögen, 
dieſelben herbeizuſchaffen, mag es daher entſchuldigen, wenn 
vielleicht Arten, die ich als neu W aus Rußland 
ſchon bekannt ſein ſollten. | 


60 


Von farumtlihen auf den folgenden Blättern beſchrie⸗ 
benen Arten habe ich auch Abbildungen gegeben. Ich 
habe fie ſelbſt gezeichnet, und zwar — um die charakteriſti⸗ 
ſchen Merkmale möglichſt getreu wieder zu geben, — dabei 
den ſo nützlichen Hagenowſchen Dicatopter zu Hülfe ge⸗ 
nommen. Die Lithographien ſind hier in Neubrandenburg 
gemacht; zwar ſind ſie nicht ſo elegant, als die in den 
auf derartige Arbeiten geübteren größeren lithographiſchen 
Anftalten gefertigten, ich hatte hier aber den Vortheil, den 
Lithographen bei jeder Abbildung ſelbſt mündlich genau 
inſtruiren zu können, und ich glaube, daß ſie in Bezug 
auf getreue Darſtellung allen billigen Anforderungen ge⸗ 
nügen werden. Leider haben manche der Namen unten 
am Rande der Tafeln bei der Ausarbeitung des Textes 
noch geändert werden müſſen, worüber indeß der Text 
weiteren Aufſchluß giebt. 2 


Orthoceras. 


Die zahlreichen Arten diefer Gattung, welche die ge⸗ 
rade geſtreckten, kegelförmigen Conchhlien umfaßt, deren 
Scheidewände von einem Sipho durchbrochen ſind, ſind ſich 
zum Theil ſo ähnlich, daß, wenn man nicht alle ihre cha⸗ 
racteriſtiſchen Merkmale in ihrer Geſammtheit berückſichtigt, 
ſehr leicht Verkennungen ſtattfinden können. Daher iſt es 
denn auch geſchehen, daß von den Petrefactologen manchen 
Arten viel weitere horizontale und verticale Verbreitungs⸗ 
bezirke zugeſchrieben werden, als ihnen in der That zu⸗ 
kommen. Namentlich bei den diluvialen Exemplaren ſind 
Irrthümer leicht möglich, da die Stücke oft in jo ſchlechtem 
Erhaltungszuſtande gefunden werden, daß einzelne wichtige 


61 


Kennzeichen, wie z. B. die Seulptur der oberen Schale, 
gänzlich verloren gegangen ſind. 

Die wichtigen Kennzeichen, welche ſergfelige Berück⸗ 
ſichtigung verdienen ſind: 

Die Dimenſionen des Kegels, den die Conchylie 
bildet, und welche man an leichteſten aus dem Verhältniß 
des Durchmeſſers der Kegelbaſis zur Kegelhöhe erhält, 
Maße, die ſich an den Exemplaren der Orthoceratiten 
leicht nehmen laſſen. Es läßt ſich nun zwar für die ein⸗ 
zelnen Arten keine mathematiſch ſcharfe Beſtimmung dieſer 
Dimenfionen geben, da fie hierin nicht ganz conſtant find: 
allein die Schwankungen finden nur innerhalb ſehr enger 
Gränzen ſtatt und man wird keine Art nachweiſen können, 
bei welcher dieſelben ſo groß wären, daß wenn z. B. bei 
einzelnen Exemplaren der Durchmeſſer der Baſis ſich zur 
Höhe = 1:5 verhielte, bei anderen Eremplaren derſelben 
Art dies Verhältniß — 1: 10 wäre. Die Kegeldimen⸗ 
ſionen, cum grano salis angewendet, bieten daher immer- 
hin ein brauchbares Merkmal zur Unterſcheidung der Arten, 
wie dies ſchon Breyn vor mehr als hundert Jahren richtig 
erkannte, indem er dies Merkmal in die Diagnoſe ſeiner 
Arten mit aufnahm. Auch ich werde von dieſem Merk: 
male Gebrauch machen und zwar in der Weiſe, daß ich 
jene Proportion in Form eines Bruches ausdrücke, in 
welchem der Zähler die Größe des Baſtisdurchmeſſers, 
der Nenner aber die Kegelhöhe bezeichnet; der Ausdruck 
Kegel ½ bezeichnet alſo, daß die Höhe desſelben den 
Durchmeſſer der Baſis fünfmal übertrifft. 

Größe, Lage und Geſtalt des Sipho bieter ein 
zweites wichtiges Merkmal dar. In manchen Fällen iſt 


62 


der Sipho ſo weit, daß das Verhältniß, in welchem fein 
Durchmeſſer zu dem der von ihm durchbrochenen Scheide⸗ 
wand ſteht, ſich mit Leichtigkeit meſſen läßt. Auf dieſe 
Proportion muß Rückſicht genommen werden, da ſie bei 
Exemplaren einer und derſelben Art ziemlich conſtant iſt; 
doch iſt dabei zu beachten, daß dies Größenverhältniß 
bei einem und demſelben Exemplare etwas variirt, je nach⸗ 
dem man die Maaße an dem jugendlichen Theile der 
Conchylie, in der Nähe der Spitze, nimmt, oder weiter 
nach oben: in erſterem Falle pflegt der Sipho einen ver⸗ 
hältnißmäßig etwas größeren Durchmeſſer zu haben. Bei 
Siphonen, deren Durchmeſſer weniger als Y des Durch⸗ 
meſſers der Scheidewand beträgt, iſt das Meſſen ſehr 
unſicher und daher von mir unterlaſſen; derartige Siphonen 
find ſchlechtweg als „klein“ bezeichnet. — Der Sipho liegt 
gewöhnlich entweder in der Mitte des Gehäuſes (central), 
oder hart am Rande deſſelben * (lateral); es kommen aber 
auch Fälle vor, wo er nicht genau in der Mitte, ſondern 
etwas excentriſch, oder ſogar intermedial, d. h. in der 
Mitte zwiſchen dem Centrum und der Bauchſeite, liegt. 
Die kleinen Siphonen ſind central und excentriſch, die 
größeren lateral und intermedial. — Während die kleinen 
Siphonen die Kammerſcheidewände durchbrechen, pflegen 
die großen lateralen von den ſich dutenförmig herabbiegen⸗ 
den Rändern der Scheidewände ganz und gar umhüllt zu 
ſein, (daher auch vaginata genannt), weßhalb man auch 
von dieſen in jenen Duten als in Scheiden ſteckenden 
Siphonen vollſtändige Steinkerne antrifft. Die großen 


1. Die Seite, an welcher der Sipho liegt, oder welcher er 
ſich nähert, nenne ich mit Sämann die Bauchſeite. 


63 


intermedialen Siphonen pflegen in den Wohnkaummern Fugel- 
artig angeſchwollen zu ſein (cochleata), wodurch derartige 
als Steinkerne ohne das äußere Gehäuſe gefundene - 
nen ein perlſchnurartiges Anſehen beſitzen. 

Ein drittes Merkmal, worin ſich die einzelnen Arten 
unterſcheiden, find die Dimenſtonen ihrer Kammern, die 
ſich aus dem Verhältniß ergeben, in welchem Höhe und 
Durchmeſſer derſelben zu einander ſtehen; doch iſt hierbei 
der Umſtand zu berückſichtigen, daß von der unterſten zur 
oberſten Wohnkammer hinauf die Höhe der Kammern im 
Verhältniß zu ihrem Durchmeſſer etwas geringer zu werden 
pflegt: 

Viertens zeigt die 98 Geſtalt der ganzen 
Conchylie mannigfache Abänderungen. Sie ſtellt ent⸗ 
weder einen ganz einfachen Kegel (bei kleineren Bruchſtücken 
nur einen Cylinder) dar, deſſen Mantel, außer etwa vor- 
handenen Längs⸗ oder Ringſtreifen, keine weiteren Ver⸗ 
zierungen zeigt, oder er iſt entweder mit ringförmigen 
Wulſten geziert, oder prismatiſch abgekantet, oder Beides 
vereinigt ſich ſogar bei einer und derſelben Art. 

Ein ſehr wichtiges Kennzeichen zur Unterſcheidung 
der Arten bietet aber fünftens die Schale dar, und ge⸗ 
rade dies Merkmal iſt bis jetzt am wenigſten berückſichtigt 
worden, indem man nicht beachtet hat, daß das Gehäuſe 
aller unſerer Orthoceratiten aus einer doppelten Schalen— 
lage beſteht, welche beide in ihrer Sculptur ſehr von einander 
abweichen. So iſt z. B. bei O0. regulare die punctirte . 

1. Die Punctirung der unteren Schale tritt bei dieſer und 


anderen Arten mitunter erſt dann deutlich hervor, wenn man ſie 
etwas anfeuchtet. 


64 


Schale, die man als characteriſtiſches Kennzeichen dieſer Art 
angiebt (Quenſtedt, Römer) nur die untere Schale, — die 
obere iſt ganz unbeachtet geblieben! Wie wichtig es ſei, 
dieſe beiden Schalen zu kennen, wird daraus erhellen, daß 
mitunter bei zwei Arten die Sculptur der oberen Schale 
faſt ganz gleich ſein kann, während die der unteren bei 
beiden gänzlich verſchieden iſt. Leider werden wir von 
dieſem Kennzeichen nur oft im Stiche gelaſſen, weil un- 
ſeren diluvialen Exemplaren häufig die obere Schale durch 
Abreibung entweder ganz verloren gegangen, oder doch ſo 
zerſtört iſt, daß die Sculptur nicht mehr erkannt werden kann. 
Wir bringen unſere ſämmtlichen Orthoceratiten in 
vier ziemlich natürlich ſich abgränzende Unterabtheilungen, 
die vielleicht beſſer zu eben ſo vielen getrennten Gattungen 
erhoben würden. 
a. vaginata. 
Sipho groß, lateral, alle Arten, bis auf 0. Bein- 
hardi, unterſiluriſch, Angelins regio C. angehörig. 
1. O. vaginatum v. Schl. Taf. I., 1 
(O. trochleare His. IX. 7; Klein VI. 1 bis 7.) 
Schwach coniſch, in Bruchſtücken von 2“ Länge noch chlin⸗ 
deriſch erſcheinend; mit ringförmigen Wulſten, die ſich nach der 
Bauchſeite etwas ſenken (bei 8-9“ Durchmeſſer kommen 
6 bis 7 Wulſte auf 1“ Länge); Sipho lateral, groß (% des 
Durchmeſſers des ganzen Gehäuſes), Kammern niedrig (nur 
ungefähr / des Durchmeſſers), ihre Scheidewände den Sipho 
völlig umfaſſend; obere Schale mit feinen Ringſtreifen geziert 
(ſtärkere auf dem Rücken der Wulſte, ſchwächere, aber zahl⸗ 
reichere, in den Einſenkungen); untere Schale? — In dem 
unterſiluriſchen Kalke Schwedens (Hiſinger, Klein); im 


Br. 


norddeutſchen Diluvium in rothen und grauen Kalkſtein⸗ 
blöcken (Koch, Dr. Brückner). 

Anm. 1. Bei der von Hiſinger gegebenen Abbil⸗ 
dung ſind die Wulſte zu weit aus einandergerückt, — 
wenigſtens habe ich ſie ſo bei keinem der vorliegenden 
Exemplare gefunden: die Abbildungen bei Klein geben ein 
viel treueres Bild unſerer Art. 

Anm. 2. Durch Herrn v. Hagenow erhielt ich ein 
Ex. von Brhyum auf Oeland, von welchem das untere 
Ende auf unſerer Taf. I, 1. a. und b. abgebildet iſt, 
welches einige auffallende Abweichungen zeigt; es iſt viel 
ſtärker coniſch (der Kegel o. ), 5“ 10° lang, Durch⸗ 
meſſer ½ “, Anzahl der Wulſte 46; die Achſe des Ge— 
häuſes iſt vom etwa 25. Wulſte an etwas nach der Bauch» 
ſeite zu gebogen; die Dicke des Siphos beträgt unten %, 
oben nur / des Durchmeſſers des ganzen Gehäuſes: 
letzterer Umſtand vernichtet den wichtigſten ſpecifiſchen 
Unterſchied, den man zwiſchen O. vaginalum und tro- 
chleare hat auffinden wollen (nämlich die bei beiden ver- 
ſchiedene Größe des Siphos). Das Taf. I. 1. c. u. d. 
dargeftellte Eremplar aus Dr. Brückners Sammlung zeigt 
eine merkwürdige Mißbildung, indem von zwei benachbarten 
Ringen der eine nach der Bauchſeite trichotomirt, der ans 
dere aber nach der Dorſalſeite dichotomiſch geſpalten iſt. 
Die Ringſtreifen ſind hier durch Abreibung ſehr undeut⸗ 
lich geworden. 

2. O. duplex Wahlb. I, 2. 
Hising. IX, I.; Quenst. Handb. 26, 1. und Cephal. 1, 2.; Bar- 

rande in Leonhard und Bronn Jahrb. 1855. III. II. 


Kegel ſehr hoch (mindeſtens ½s), jo daß Bruchſtücke 
5 


66 


von mehreren Zoll Länge faft chlinderiſch erſcheinen. 
Sipho randſtändig, ſehr groß (faſt die Hälfte des Kammer⸗ 
durchmeſſers erreichend) und von Duten, welche durch die 
Kammer⸗Scheidewände gebildet werden, völlig um chloſſen; 
unten iſt er ganz mit Kalkſpath erfullt, (was, wie Bar⸗ 
rande gezeigt hat, ſchon durch das lebende Thier geſchehen 
if), weiter hinauf iſt aber dieſe Ausfüllung nicht mehr 
vollſtändig geweſen, ſondern nach der Wohnkammer hin 
hat ſie allmählig abgenommen und endlich ganz aufgehört, 
ſo daß für den Sipho des lebenden Thieres eine in den 
hohlen Kalkſpathkegel hineinreichende kegelförmige Höh⸗ 
lung übrig geblieben iſt, welche bei dem Verſteinerungs⸗ 
proceß nun mit dem Muttergeſtein erfüllt worden. if, 
Daher zeigt der verſteinerte Sipho, je nachdem er aus ver⸗ 
ſchiedenen Höhen genommen iſt, ein ganz verſchiedenes 
Ausſehen: in der Nähe der Wohnkammer und in der 
Nähe der Spitze erſcheint er einfach, in erſterem Falle mit 
grauem Kalk, in letzterem aber mit Kalkſpath erfüllt; 
doppelt dagegen erſcheint er in den mittleren Stücken und 
zwar als ein kleiner Cylinder von grauem 5 der mit 
einer Hülle von Kalkſpath umſchloſſen if. !“ Kammern 
5“ hoch (und zwar ſowohl bei dünneren als bei dickeren 
Ex., weßhalb ſie in erſterem Falle relativ viel höher er⸗ 
ſcheinen). Obere Schale glatt, untere mit dichtgedrängten, 
grubig punctirten, haarfeinen Queerlinien. — Dieſe Art 
erreicht rieſenhafte Dimenſionen: ein vorliegendes ſchwedi⸗ 
ſches Er. hat einen Durchmeſſer von 2“ 8 (was auf 
eine Kegelhöhe von mehr als 5“ ſchließen läßt) in Dr. 


1. Aehnliche Siphonalbildung hat man auch bei anderen 
Orthoceratiten mit weitem Sipho Gelegenheit zu bemerken. 


67 


L. Brückners Sammlung befindet ſich ein loſer, in Meflen- 
burg gefundener Sipho von 2“ Durchmeſſer, was auf 
einen Schalendurchmeſſer von 4“ und auf eine Kegelhöhe 
von mehr als 8“ hindeuten würde. — In unterſtluriſchen 
Schichten Weſtgothlands (bei Kinnekulle nach Hiſinger) und 
Oelands (bei Bryum nach v. Hagenow); häufig in nord⸗ 
deutſchen Diluvialgeröllen. 
3. O. commune Hising. (9, 2) Taf. II., 4. 

Ziemlich ſtark coniſch (etwa Y5), aber nicht drehrund, 
ſondern an der Bauchſeite etwas abgeflacht (was in Fig. 
4, b. durch den Lithographen nicht ganz richtig dargeſtellt, 
iſt!), ſo daß die beiden Durchmeſſer eines 5½ “ langen Er. 
oben 15 und 14“ betragen (unten . 11 und 10%); 
Sipho randſtändig, ſehr groß (6 alfo 34), Kammern 
niedrig (8 K., deren oberſte 11““ im Durchmeſſer hat, 
find. zuſammen 20. hoch, alſo jede 274 “, oder etwas 
mehr als / des Kammerdurchmeſſers). Schale an wohl- 
erhaltenen Er. durch die Anwachsſtreifen obſolet geringelt, 
an ſchlechteren ſo vergangen, daß ihre Sculptur kaum zu 
erkennen iſt; untere Schale glatt. — In den unterſiluri⸗ 
ſchen Schichten Schwedens gemein; Dr. v. Hagenow 
theilte mir Ex. aus dem rothen Vaginatenkalk von Bryum 
und Wedby auf Oeland mit. — Häufig in den nord- 
deutſchen Geſchieben deſſelben Geſteins. 

Anm. Bei der von Hifinger gegebenen Abbildung 
iſt der Sipho viel zu klein gezeichnet, — Ob O. commune 
Barrande in Leonhard und Bronns Journ. 1855 S. 265 
(T. 3, 12) hierher gehört, darüber bin ich in Zweifel, weil 
die Kammern niedriger (nur 2“) ſind, als bei unſerer 
Art. Ob bei dieſer (wie Barrande für ſein O. commune 

x * 


68 


als characteriſtiſch hervorhebt,) die Scheidewaͤnde der Kam⸗ 
mern den Sipho nicht völlig umfaſſen, ſondern auf der 
Bauchſeite unvollſtändig bleiben, indem ſie ſich bogenförmig 
an ihm herabbiegen, habe ich an den vorliegenden Exem⸗ 
plaren, an denen die Bauchſeite noch mit der Schale be⸗ 
kleidet iſt, nicht entdecken können. — Ich beſitze übrigens 
ein meklb. Ex., welches der Abbildung, die Barrande ges 
geben hat, völlig entſprecht. 
4. O. Reinhardi Boll II, 5. 

Dieſe Art ſcheint ziemlich ſtark coniſch zu ſein, was ſich 
aber bei dem fragmentariſchen Zuſtande nicht ſicher beſtim⸗ 
men läßt. Sie erreicht einen Durchmeſſer von 2“ 8 %, 
Sipho ſehr groß (bei einem Ex. von 2“ Durchmeſſer, iſt 
er 9“ dick), aber ſelten erhalten; Kammern ſehr hoch (bei 
dem eben erwähnten Er. 10““ hoch), ſtark gewoͤlbt; obere 
Schale wahrſcheinlich glatt, untere mit dichtgedrängten, 
haarfeinen runzeligen Queerlinien bedeckt. — Trotz dieſer 
mangelhaften Diagnoſe durch ſein Vorkommen und Größe 
leicht kenntlich, indem dieſe Art ſich ausſchließlich (freilich 
meiſt nur als faſt armsdicker cylindriſcher 2 bis 4“ langer 
Steinkern) in den Geröllen des norddeutſchen Graptolithen- 
geſteins (alſo aus mittelſilur. Lagern ſtammend,) findet. 

An m. Dieſer Art habe ich den Namen des im J. 
1783 verſtorbenen Strelitzers A. F. v. Reinhard beigelegt, 
welcher der erſte war, der (ungefähr um die Mitte des 
vorigen Jahrhunderts) über die meklenburgiſchen Ortho⸗ 
ceratiten geſchrieben hat. 

b. regularia. 

Sipho klein, central oder excentriſch, Gehäuſe einen 

Kegel mit ſehr langer Achſe bildend. Schale glatt, oder 


69 


mit Ringſtreifen (nicht mit ringförmigen Wulſten) geziert. 
Alle Arten, bis auf columnare und conicum, gehören 
Augelins unterſiluriſcher Region C. an. 

5. O. Nilssoni Boll III, 6. 

Sehr ſchlank, Durchmeſſer des vorliegenden Erem— 
plars bei 31,” Länge nur 7½ und 6“, der Sipho 1 * 
dick und etwas ercentrifch, die Kammern ſehr hoch (5“ alſo 
beinahe des ganzen Durchmeſſers des Gehäuſes); obere 
Schale mit weitläuftigen Ringſtreifen geziert, deren etwa 
4 auf den Raum einer Linie kommen, untere Schale mit 
haarfeinen aber ſcharfen und unregelmäßigen Dueer- 
linien geziert (etwa 18 auf 1“). — Fundort: Meklen⸗ 
burg, in einem Gerölle des unterſiluriſchen rothen Va⸗ 
ginatenkalkes (m. Sammlung). 

6. O. regulare v. Schl. III, 7. 
2 (centrale Hising 9, 4.) 

Unter dieſem Namen ſcheinen viele gar verſchie⸗ 
dene Arten begriffen zu werden; ich verſtehe darunter 
diejenige welche Breyn de polythalamiis im J. 1732 
auf Taf. 3 ſehr gut abgebildet hat und deren Merk- 
male folgende ſind: | 

Gehäuſe faſt cylindriſch Breyn bildet ein Ex. von 
5“ 3 Länge ab, deſſen Durchmeſſer 13 und 10“ betragen, 
der Kegel alſo . ½); Sipho central, Kammern hoch 
(aber nicht ſo hoch, als bei Nilssoni,), etwas höher als 
die Hälfte des Kammerdurchmeſſers (bei 9““ Durchmeſſer 
5“ hoch); obere Schale mit Ringſtreifen (etwa 7 bis 8 auf 
1%) geziert, wie auch Breyn in der Beſchreibung dieſer 
Art ausdrücklich hervorhebt, und in Fig. 5 auch darſtellt; 
untere Schale ſtark punctirt, die Puncte in unregel⸗ 


70 


mäßigen, hin und her gebogenen Queerlinien geordnet. 
An 2 Ex. meiner Sammlung hat die Wohnkammer (etwa 
in der Mitte) eine merkwürdige ziemlich ſtarke, ringförmige, 
etwas unregelmäßige Einſchnürung erlitten. — In Fig. 
7, a iſt die ringförmige Sculptur in der Mitte des Ge⸗ 
häuſes etwas verzeichnet, die Streifen müſſen olle parallel 
laufen; Fig. 7, b ſtellt einen Steinkern ohne Schale dar. 

In den unterſiluriſchen Geröllen des norddeutſchen 
Diluviums weit verbreitet; auch im rothen Vaginatenkalk 
von Wedby auf Oeland (v. Hagenows Sammlung). 

Anm. In Hiſingers Abbildung des O. centrale 
(welche ich zu unſerer Art rechne,) iſt die Vergüngung des 
Kegels etwas zu ſtark, ſogar noch ſtärker, als bei der fol⸗ 
genden Art, zu welcher ſie aber, der ſtarken Ringſtreifen 
wegen, nicht gezogen werden kann. Auch iſt O. regulare, 
die einzige in dieſe Gruppe gehörige Art, welche Herr 
Dr. v. Hagenow aus Schweden mitgebracht hat. 

7. O. Wahlenbergii Boll III, 8. 

Stärker coniſch als die beiden vorhergehenden Arten 
(Kegel ungefähr ½¼:), in der Regel nur klein (6“ im Durch⸗ 
meſſer), aber auch beträchtlichere Dimenſtonen erreichend 
(mir liegt ein Er. von 1“ 2“ Durchmeſſer vor). Sipho 
central, Kammern hoch (I) obere Schale mit ſehr feinen, 
aber ſcharfen und dichtgedrängten Ringſtreifen (15 bis 16 
auf 1“) geziert, untere Schale punctirt, die Puncte 
in dichten Queerreihen (bis 30 auf 1“) geordnet. — In 
unterſiluriſchem grauen Kalk des norddeutſchen Diluviums 
(Koch, Boll). | | 


1. Bei dem kleineren Ex. Fig. 8, c. konnten die haarfeinen 
Ringſtreifen durch die Zeichnung nicht wieder gegeben werden. 


71 


An m. Zur leichteren Unterſcheidung habe ich auf 
Taf. III ein Stückchen Schale der drei voraufgehenden 
verwandten Arten von 1’ Länge in 8 maliger Vergröße- 
rung durch den Dicatopter dargeſtellt, woraus der verſchie⸗ 
dene Abſtand ihrer Ringſtreifen ſogleich zu erkennen iſt. 


* 8. O. columnare Markl.“ sec. v. Hag. I, 3. 
(Steinkern!) 

Schwach coniſch (Kegel Y,,), Sipho excentriſch, Kam⸗ 
mern niedrig (bei einem Er. von 1“ 9“ Länge und 
1%853““ Dicke nur 4“ hoch); obere Schale ſchwach geringelt, 
untere mit dicht gedrängten, ſchwachen, grubigen Puncten 
bedeckt; Steinkern fein und unregelmäßig längs geſtrichelt. — 
Fundort: oberſilur. Kalk (regio E.) bei Norr Uedden 
emot Faroe auf Gottland (v. Hag. Sammlung). 


9, O. laevigatum Boll III, 9. 
(Wahrſcheinlich regulare Hising. 9, 3.) 

Sehr ſchwach coniſch Kammern flach gewölbt, 
niedrig (kaum ½). Durch die letzteren beiden Kenn— 
zeichen, ſo wie durch die glatte Schale, unterſcheidet ſich 
dieſe Art hinreichend von O0. regulare v. Schl. mit 
welcher Hiſinger ſie verwechſelt zu haben ſcheint. — Aus 
Schweden habe ich fie noch nicht geſehen, wenn nicht etwa 
ein undeutliches Ex. in v. Hagenows Sammlung von 
Wedby auf Oeland hierher gehört. Hr. Koch fand ein 
3” 2 langes und 81, und 7“ im Durchmeſſer halten- 
des Ex. unweit Doberan in einem Gerölle von rothem 
Vaginatenkalk. 


1. Die mit einem Stern bezeichneten Arten ſind ſchwediſche, 
die ich aus Norddeutſchland noch nicht geſehen habe. 


72 


10. O. conicum (Sow?) Hising. 0, "N 
Unfere Taf. IV, 12. 

Dieſe Art ſteht der vorigen zwar nahe, unter 
ſcheidet ſich aber durch ihre ſchnellere Vergüngung (der 
Kegel iſt nur ½) und die ſtärker gewölbten Kammern 
ſehr characteriſtiſch von ihr. Auf der Schale find die An⸗ 
wachsſtreifen als unregelmäßige Ringſtreifen ſchwach zu 
erkennen. — In Schweden kommt dieſe Art in den unter⸗ 
ſiluriſchen Schichten (auf Oeland und in Dalekarlien) vor; 
ich habe ſie von dort noch nicht geſehen und daher auf 
Taf. IV. in Fig. 12, a. Hiſingers Abbildung copirt. — 
In Meklenburg fand Herr Koch ſie gleichfalls einmal in 
einem unterſiluriſchen Gerölle (2“ lang, Durchmeſſer 
13 und 9½ “), ſehr häufig aber kommt ſie in unſeren 
mittel⸗ſiluriſchen Graptolithengeſteinen vor, zu deren cha⸗ 
racteriſtiſchen organiſchen Einſchlüſſen fie gehört; fie zeigt 
ſich hier aber nur als glänzend glatter, ganz aus Kalf- 
ſpatheryſtallen beſtehender Steinkern, bei dem jede Spur 
von Schale, Scheidewänden und Sipho verſchwunden zu 
ſein pflegt (Fig. 12, b. und c. ſind kleinere meklenbur⸗ 
giſche Exemplare). 

Anm. In demſelben Geſtein finden ſich ebenſo häu⸗ 
fig ſehr kleine Orthoceratiten, (ſelten über einen halben 
Zoll lang und nur 2½ und 1%, ““ im Durchmeſſer ) 
welche ganz dieſelbe Geſtalt zeigen, aber beſſer erhalten zu 
ſein pflegen. Ein Ex. in Dr. L. Brückner Sammlung 
zeigt folgende Merkmale: obere Schale glatt nur mit un⸗ 
deutlichen und unregelmäßigen Anwachsſtreifen, untere 
Schale mit haarfeinen, unregelmäßig gebogenen und etwas 
grubig punktirten, dicht gedrängten Queerſtreifen; auf der 


73 


Bauchſeite läuft eine etwas hervortretende, mit bloßen Augen 
ſichtbare Linie herab. — Ich bin in Zweifel, ob dies Er. 
zu conicum gehört, oder ob es eine neue Species bildet. 


c. annulata. 
Jede Kammer mit einem wulſtigen Ringe umgeben, 


Sipho fein, central oder mehr oder weniger ercentriſch. Die 
erſten drei Arten oberſiluriſch (regio E.), die letzten aus den 
mittelſiluriſchen Schichten. | 

11. O. Hisingeri Boll V, 13. 1. 


(annulatum Hising 9, 8, nicht Sow!) 

Das vorliegende Ek., von welchem nur die Wohn⸗ 
kammer erhalten: ift, erſcheint oben durch Zuſammendrückung 
ſogar dünner als unten, — gerade ſo, wie auch die citirte 
Abbildung bei Hiſinger zeigt, die auch nur eine Wohn— 
kammer darſtellt. Länge 2“ 2“ (vom erſten bis zum 
letzten Wulſte); Durchmeſſer des unterſten Wulſtes faſt 
10“, Anzahl der Wulſte 12; die Höhe der Kammern 
würde alſo, da die Anzahl derſelben bei allen annulatis 
der Zahl der Wulſte entſpricht, auf etwa 2“, oder 14 des 
Durchmeſſers, zu berechnen ſein; Kammern ſtark gewölbt; 
die dicken wulſtigen Ringe ſtehen horizontal, und die Ein- 
ſenkungen zwiſchen ihnen erſcheinen auf den Steinkernen 
als glatte ſattelförmig vertiefte Rinnen, Sipho mittel- 
ſtändig, ſehr fein; Schale mit feinen Ringſtreifen geziert, 
die Steinkerne mit dichtgedrängten, haarfeinen, nur durch 
die Loupe erkennbaren Queerlinien geſtrichelt. — Fundort: 
grauer oberſiluriſcher Kalk bei Katthammarsvik auf Gott⸗ 
land (v. Hag. Sammlg.); an der rügianiſchen Küſte fand 

1. Die Abbildungen dieſer und der folgenden Art ſind durch 


unrichtige Einſtellung des Dicatopters etwas zu groß geworden; 
die Linien 13. b. und 14. b. bezeichnen die wahren Dimenfionen. 


74 


ich ein von den Wellen ſtark abgeriebenes Ex., ales 
ich zu dieſer Species rechnen möchte. 


Anm. Schade, daß der Name O. annulatum ſchen 
anderweitig verwendet iſt, da er dieſe Art ſehr gut cha— 
racteriſiren würde. Mit O0. Jbex Murch. Silur. 5, 30, 
mit welcher man unſere Art hat vereinigen wollen, hat 
fie nichts zu ſchaffen. O. Pes iſt ſeitlich etwas compri⸗ 
mirt, ſeine Wulſte ſtehen ſchräge und etwas PORN zu⸗ 
ſammen gerückt. i 


* 12. O. gottlandicum Boll 72 14. 


Faſt cylindriſch bei einer Länge von 1“ 7“ find die 
Durchmeſſer ¼ 4° 7 Wulſte, die nicht als Ringe mit 
gerundetem Rücken ſcharf hervortreten und durch eine weite, 
gleichmäßig ausgekehlte Rinne (wie bei der vorigen Art) 
getrennt ſind, ſondern mehr den kielartigen Windungen 
einer hölzernen Schraube gleichen, indem die Seiten der 
Wulſte ſich gerade abdachen und die Abdachungen der be- 
nachbarten Wulſte in der Mitte der Einſenkung durch die 
vertieften Linien, welche auf den Steinkernen durch die 
Kammerſcheidewände gebildet werden, deutlich abgegränzt 
ſind; die Wulſte ſtehen etwas weiter auseinander, als bei 
O. Hisingeri (auf 1“ 4% Länge 6, dort 7%); Sipho 
central; Kammern 23), % hoch. Die Schale iſt an 
dem vorliegenden aus Kalkſpath beſtehenden, glänzend 
glatten Steinkerne nicht vorhanden; auf der unteren Ab- 
dachung der Wulſte bemerkt man eine feine unregelmäßige 
Queerſtreifung durch eingedrückte Linien. Fundort: ober⸗ 
ſiluriſcher Kalk bei Gragarn auf Narbe Gottland (v. Hag. 
Sammlung). 


75 


* 13. O. verticillatum v. Hag. V, 15. 

Faſt cylindriſch, mit dichtſtehenden ringförmigen, oben 
abgerundeten Wulſten bedeckt, deren größte Höhe nicht in 
der Mitte der Kammern liegt, ſondern etwas tiefer; auf 
eine Länge von 2“ (Durchmeſſer 6“) kommen 24 Wulſte; 
Sipho etwas excentriſch, Kammern 1” hoch; Schale mit 
zarten, hervortretenden Ringſtreifen geziert, von denen 10 
bis 12 auf den Raum einer Linie kommen. — Fundort: 
oberſtluriſcher Kalk bei an. auf en (von 
Hag. Sammlung). | 

Anm. Sollte O. vert. vielleicht nur der untere, ge⸗ 
Ane Theil von 0. Hisingeri fein? Zahlreichere und 
vollſtändigere Ex. mögen darüber entſcheiden. 8 

14. O. ornatum Boll V. 16. 

Der vorigen Art nahe ſtehend, aber ſtärker coniſch 
(Kegel *r bis ½), die ringförmigen Wulſte ſtehen viel 
dichter und ſchräge, indem ſie ſich nach der Dorſalſeite zu 
etwas erheben; Sipho ſtark exceutriſch; bei einem Er. von 
8“, Länge und 3½“ Durchmeſſer zählt man 18 Wulſte: 
Höhe der Kammern unbekannt, da von dem vorliegen— 
den Exemplare nur die Wohnkammer erhalten iſt; Schale 
mit ſcharfen hervortretenden Ringſtreifen geziert, deren etwa 
15 auf 1“ kommen. — Fundort: im Graptolithengeftein 
des meklenburgiſchen Diluviums Ki und Dr. L. Brück⸗ 
ners Sammlung). | 

d. cochleata. | 
Sipho intermedial, in den Kammern mehr oder we- 
niger ſtark angeſchwollen, Schale (mit vielleicht einer Aus⸗ 
nahme, — nämlich O. imbrieatum,) längs geſtreift oder 
gerippt; alle Arten oberſiluriſch (regio E.) Eine ſehr 


76 


characteriſtiſche Gruppe, welche am paßlichſten 88 gene⸗ 
riſch von Orthoceras getrennt würde. 

* 15. O. cochleatum v. Schl. V, 17. In 
(crassiventre Wahlb, His, X., 3. Breyn VI. 1. 2.) 
Stark coniſch (Kegel c. /); Sipho ſehr groß, in den 

Kammern zu großen (bis zu 2“ im Durchmeſſer haltenden) 
platt gedrückten Kugeln angeſchwollen, welche mit durch— 
ſcheinenden Kalkſpatheryſtallen erfüllt find, und etwa % der 
Kammern ausfüllen; Kammern niedrig, (bei 18““ Durd- 
meſſer nur 3½““ hoch), nach der Bauchſeite etwas geneigt; 
Schale (von welcher an dem vorliegenden Ex. nur Spuren 
vorhanden ſind,) auf der ſelten erhaltenen Oberfläche (nach 
F. Römer) mit feinen unregelmäßig gebogenen Längslinien 
bedeckt. Dimenſionen des von Hiſinger abgebildeten 
Exemplars: Länge 3“, Durchmeſſer i Kammern 7. 
— Fundort: oberſilur. Kalk der Inſel Gottland (v. Hag. 
Sammlung); im norddeutſchen Diluvium iſt weder von 
mir noch auch durch v. Hagenow je eine Spur dieſer Art 
gefunden worden. 

* 16. O. imbricatum Wahlb. VI, 18. 

Hising. IX., 9. 

Stark coniſch (etwa ½), Achſe des Kegels ſchief, 
Sipho groß, 1½ ““ vom Rande entfernt; Kammern ſehr 
niedrig, bei einem Ex. von 3“ Länge, deſſen Durchmeſſer 
%% “ betragen, 32 Kammern, und zwar ſind die unteren 
etwas höher (1½ “)) als die oberen (1%, nicht horizon⸗ 
tal, ſondern nach der Bauchſeite geneigt und an dieſer 
plötzlich noch ſtärker deprimirt, ſo daß die Kammernäthe 
auf der Bauchſeite einen Sinus bilden, gerade ſo, wie die 
Abbildung bei Hiſinger dies zeigt. Die Schale, von 


77 


welcher nur Spuren vorhanden, ſcheint glatt gewefen zu 
ſein, ich moͤchte aber aus der Analogie der verwandten 
Arten ſchließen, daß ſie in wohlerhaltenem Zuſtande 
dennoch fein geſtreift geweſen ſei. Fundort: oberſilur. 
Kalk bei Katthammarsvik auf der Inſel Gottland (Dr. v. 
Hag. Sammlung.) 


17. 0. Hagenowii Boll VI, 19. 


Der vorigen Art naheſtehend, aber durch folgende cha- 
racteriſtiſche Merkmale beſtimmt von ihr geſchieden: Der 
Sipho iſt (wo er die Kammerſcheidewände durchbricht, 
kaum ½ jo groß wie bei imbricatum und ſteht auch viel 
weiter vom Bauchrande entfernt, nämlich bei einem Ex. 
von 13“ Durchmeſſer 3, “; die Kegelachſe ſteht faſt 
gerade auf der Baſis, iſt aber kaum merklich nach der 
Rückenſeite zu gekrümmt; die unteren Kammern ſenken ſich 
vom Rücken nach der Bauchſeite anfänglich ſehr ſtark, die 
ſpäteren ſchwächer, die mittleren ſtehen faſt horizontal, die 
oberen bleiben entweder gleichfalls ſo, oder neigen ſich 
wieder etwas zur Bauchſeite: die Kammernäthe bilden aber 
auf der Bauchſeite niemals einen Sinus, ſondern ver⸗— 
laufen dort ganz horizontal. Schale ſehr fein längs ge- 
ſtreift, was nur durch die Loupe ſichtbar wird; auch die 
Steinkerne zeigen auf der Bauch- und Rückenſeite (beſon⸗ 
ders auf erſterer) einige ſchwache, entfernt ſtehende Längs⸗ 
ſtreifen. — Fundort: mit dem vorigen und auch a. a. O. 
auf der Inſel Gottland (Fig. 19, a. b. c. ein gottl. Ex. 
aus v. Hagenows Sammlung); abgeriebene Ex., durch 
ihre ſehr niedrigen faſt horizontalen oberen Kammern (nur 
Yı bis % des Durchmeſſers hoch, — bei 11“ Durch⸗ 


78 


meſſer nur 1“) leicht kenntlich (Fig. 19, d. aus Pom⸗ 
mern), finden ſich im norddeutſchen Diluvium (v. Hag., 
Koch), und zwar mit Beyrichia tuberculata Klöd. sp. ver- 
N | 


18. O. striatulum Boll VI, 20. 


Dem O. bullatum Murch. Silur. 5, 29 ſehr ühn⸗ 
lich, aber der Sipho iſt bei unſerer Art intermedial, wäh⸗ 
rend er bei der engliſchen central iſt. Länge des vor— 
liegenden Ex. 1“ 6%, oberer Durchmeſſer 1“ 7%, 
Sipho 5““ von dem Bauchrande entfernt, 2“ Did; 
Kammern ſtark gewölbt, aber nur 1½ “ hoch; die Schale 
iſt mit ſcharfen, hervorragenden und ſchon mit bloßen Au⸗ 
gen erkennbaren Längsſtreifen geziert, deren durchſchnittlich 
6 bis 8 auf die Breite von 1 kommen. Das vorlie⸗ 
gende Ex. iſt an beiden Seiten zwar ſtark abgerieben, 
ſcheint aber auch im unverletzten Zuſtande nicht drehrund, 
ſondern von elliptiſchem Durchſchnitte geweſen zu ſein; 
von O. Hagenowii außerdem auch durch die viel ſtärkere 
Längsſtreifung unterſchieden. — Fundort: oberſilur. Ger 
ſtein des meklenburgiſchen Diluviums (m. Sammlung). 

Anm. O. bullatum Murch. gehört auch in dieſe 
Abtheilung der cochleata; ob auch O. lineatum Hising. 
9, 6 (aus unterſiluriſchen Schichten Schwedens), habe 
ich nicht ermitteln können, da ich es nie geſehen habe 
(auch v. Hagenow fand es nicht in Schweden); es unter- 
ſcheidet ſich durch einen centralen Sipho von allen Arten, 
die ich in dieſer Gruppe vereinigt habe, und während dieſe 
alle den oberſiluriſchen Schichten angehören, ſoll lineatum 
geognoſtiſch tiefer ſtehen. 


— 


* 19. O. angulatum Wahlb. VII, 21. 
His. X, 1. Breyn VI, 3 bis 5. 
Kegel etwa %, mit etwas gebogener Achſe, Sipho 
bei einem Kammerdurchmeſſer von 14” ungefähr 2“ 
dick und 2“ vom Bauchrande entfernt; ein Er. von 2“ 
Länge (Durchmeſſer 22), hat Kammern, jede alſo 3““ 


17 2 1 
hoch. Bloße Steinkerne, welche von dieſer Art gewöhnlich 
gefunden werden, ſind der Länge nach prismatiſch abge⸗ 
kantet, mit 20 bis 30 Seitenflächen; wo die obere Schale 
aber erhalten iſ, läuft auf jeder Kante eine vorſpringende 
Leiſte herab, in deren Zwiſchenräumen ſich noch 2 bis 3 ſchwaͤ⸗ 
chere Leiſten einſchieben. — Fundort: oberſiluriſche Schichten 
der Inſel Gottland (v. Hag. Sammlung). 
nn e Das ähuliche O0. canaliculatum Murch. 13, 
26 aus England hat eine gerade Achſe, centralen Sipho 
und niedrigere Kammern (2 %; O. virgatum ibid 9, 4 
hat 40 ungleiche, durch vorſpringende K Kanten gebildete 
Längsfurchen und nur halb ſo hohe Kammern. 

20. O. costatum Boll VII, 22. 

(in 2½ maliger Vergrößerung). 

Etwas ſchwächer coniſch als angulatum, Sipho bei 
einem Kammerdurchmeſſer von 5½ ““ vom Bauchrande 
1½ ““ entfernt und 1 dick; Kammern niedrig, nur 1“ 
hoch; Steinkern prismatiſch abgekantet, aber mit nur 13 
Seitenflächen; die obere Schale trägt auf jeder Kante eine 
vorſpringende Längsleiſte, Zwiſchenleiſten fehlen; untere 
Schale ohne Leiſten, mit ſtarken, grubigen Punkten bedeckt, 
die in unregelmäßigen Längsſtreifen geordnet und in dieſer 
Richtung durch vertiefte Linien unregelmäßig verbunden 


80 


find. — Fundort: in oberſilur. Gerölle in der Ukermark 
(m. n 
5 e. decussata. 

Mit ringwulſtiger Sculptur, die durch eine ſenk⸗ 
rechte durchkreuzt iſt; Sipho central. Arten oberſiluriſch 
(regio E). 

* 21. O. annulatum Sow. VII. 23. 
Murch. Silur, 9, 5. (annulatum His. 10, 2.) 

Kegel etwa 14,, Kammern bei einem Durchmeſſer 
von 9“ beinahe 3 hoch; Gehäuſe bei 21,” Länge 
mit 11 mehr oder weniger hervortretenden ringförmigen 
Wulſten umgeben, die von c. 39 undeutlichen Längsfurchen 
durchſchnitten werden; die Schale iſt mit zahlreichen la⸗ 
mellenartig hervortreten, undulirend gebogenen Ringſtreifen 
umgeben (die Wellenberge liegen auf den erhabenen Thei⸗ 
len des Gehäuſes, die Thäler in den Längsfurchen, was 
leider in der Abbildung nicht überall richtig dargeſtellt ift!) 
— Fundort: in den oberſtlur. Lagern zu Diupvik auf 
Gottland (v. Hag. Sammlung), in England vom lower 
Ludlow bis zum Caradoc sandstone. * 

Anm. Die undulirenden Lamellen ſcheinen bei den 
ſchwediſchen Ex. weitläuftiger geſtellt zu ſein, als bei den 
engl. dies gewöhnlich der Fall iſt. Bei dem vorliegenden 
ſchwediſchen Ex. ſtehen fie Y“ weit auseinander, doch 
kommen auch in England Ex. vor, wo der Abſtand zwi⸗ 
ſchen ihnen ſogar 1“ beträgt. Die Längsfurchen des vor⸗ 
liegenden Ex. ſind weit zahlreicher (39) als die Abbildungen 
bei Hiſinger (c. 26) und Murchiſon (c. 18) zeigen. 

Das verwandte O. fimbriatum Murch. 23,20 aus 
dem engl. lower Ludlow und Wenlock limestone hat 


81 


keine ringförmigen Wulſte, aber zahlreichere(c.66)Längsfurchen, 
in denen die Wellenberge der undulirenden Streifen liegen, 
während die Thäler den erhabenen Zwiſchenräumen zufallen. 
22. O. annulato-costatum Boll VII, 24. 

Das vorliegende Er. iſt 2“ 2° lang, Durchmeſſer 
2 (es fehlt an der Spitze ein Stück von c. 10“, fo daß 
das vollſtändige Ex. etwa 3“ lang geweſen wäre). Kegel 
%, die Achſe deſſelben ein wenig gebogen; Sipho klein, 
central, oberſte Wohnkammer 10 hoch, dann folgen durch 
ringförmige, mehr oder weniger deutlich hervortretende Ein— 
ſchnürungen abgegränzte und daher mehr oder weniger wulſtig 
hervortretende Kammern; am unteren Ende ſind die Wulſte am 
markirteſten und! nehmen allmählig nach der Wohnkammer 
zu an Deutlichkeit ab; ein Stück vom unteren Ende von 
4“ Länge und 2½““ Durchmeſſer hat 5 Wulſte oder 
Kammern. Außerdem iſt aber das Gehäuſe bis zur 
Wohnkammer hinauf auch noch mit 15 ſchmalen, leiſten⸗ 
artig hervortretenden Längslinien geziert, ganz ähnlich, wie 
bei dem viel größeren böhmiſchen O. pseudo- calamites 
Barr. (Quenſtedt Handb. 26, 8); auf der Wohnkammer 
ſetzen dieſe Leiſten zwar nicht fort, aber die Kammer iſt 
in der Richtung derſelben noch etwas kantig. — Fundort: 
ober (2)⸗ſiluriſche Gerölle des mecklenburgiſchen Diluviums 
(Dr, L. Brückners u. m. Sammlung). 

Cyrtoceras. 

Gehäuſe vielkammerig, in einer Ebene nicht ſpiral, 

ſondern nur ſichelförmig gekrümmt, nie einen vollen Um⸗ 


gang bildend; die Biegung iſt entweder endogaſtriſch oder 


exogaſtriſch, je nachdem der Sipho entweder mittelſtändig, 
oder am inneren oder am äußeren Rande der Curve ge— 
6 


N 


legen iſt; die Scheidewände find queer, ſchief, mit einfachen 
Rändern, die Mündung gewöhnlich ole von vorn u 
hinten zuſammengedrückt. 
Die Arten dieſer Gattung zerfallen, wie Baraybe; in nn 
hards u. Bronns Journ. 1854 ©.I gezeigt hat, in drei aner 
a. mit centralem Sipho, 
b. mit einem am inneren Rande der Curve gelegenen 
Sipho, — nach Säemann alſo endogaſtriſch gebogen, und 
e. mit einem am äußeren Rande der Curve gelegenen 
Sipho — alſo exogaſtriſch gebogen. 1 * 
Im Diluvium ſind mir nur erſt zwei dieſer Bat 
angehörige Arten vorgekommen, nämlich ’ 
0 23. C. Brückneri Boll VIII, 26. 
Länge der gebogenen Achſe 5“, Queerſchnitt kreis · 
rund, Sipho mittelſtändig, Biegung etwa ½ der Peri⸗ 


e king Bo Scheidewände einander ſehr e 


re entfernt); j die Wa in es Mitte etwas 
angeſchwollen, nach der Mündung zu ſich ziemlich ſtark ver⸗ 
engernd, dann aber ſich im Mündungsrande wieder aus⸗ 


breitend; Spuren der Schale zeigen, daß das Gehäuſe mit 
ſtarken, etwas ſchräge geſtellten Ringſtreifen bedeckt war, 


die oben etwa 1“, nach unten zu aber nur etwa von 
einander entfernt ſtehen. — In Dr. L. Brückners Samm⸗ 
lung in einem Geſteine (grauem Kalk), welches allem An⸗ 


ſcheine nach der unter⸗ſiluriſchen Formation, und zwar einem 


dem engliſchen Caradoc Sandſtein ähnlichen Geſtein angehört. 
24. Cyrtoceras hospes Boll N, 29. 
(Als Lituites falcatus). 


 Bopfamm und Spitze fehlen, auch Scheldewände 


83 


find an dem vorhandenen Steinkerne nicht mehr zu unter⸗ 
ſcheiden; der Sipho ſcheint am inneren Rande der Curve 
gelegen zu haben, dieſelbe wäre alſo eine endogaſtriſche; 
Queerſchnitt des Gehäuſes etwas vierfeitig- oval (was in 
Fig. 29, b. nicht gut ausgedrückt iſt); Schale mit feinen 
dichtſtehenden etwas unregelmäßigen (ſoweit die Spuren 
derſelben dies noch erkennen laſſen,) Queerſtreifen bedeckt 
die ſich vom Bauche nach dem Rücken zu ſehr ſtark ſenken 
und auf letzterem einen weiten Sinus bilden. Die Bere 
güngung des Gehäuſes nach unten iſt ſehr geringe. — 
Nur in einem einzigen Ex. in Dr. v. Hagenows Samm- 
lung vorhanden; es wurde in einem neuvorpommerſchen 
Gerölle gefunden, welches dem, worin die vorige Art vor⸗ 
kommt, ganz gleich iſt. 

An m. Obgleich ich an der generiſchen Stellung die- 
ſer Art einigen Zweifel hege, jo reihet fie ſich ihrem Ha⸗ 
bitus nach doch ſo gut an die vorige an, daß ich ſie 
nicht von derſelben trennen mochte. Lituites faleatus v. 
Schl. Quenst. Ceph. l, 15 ſcheint von ihr ſpecifiſch (ob 
Wach generiſch?) verſchieden zu ſein. 

ser Lituites. 

„Das Gehäuſe anfangs Eendogaſtriſch u 8 
ſtriſch) ſpiral aufgerollt, ſpäter gerade geſtreckt. Die im 
Queerſchnitte rundlichen oder ſubquadratiſchen Umgänge 
des ſpiralen Theils berühren ſich entweder, oder ſind ge⸗ 
trennt. Der gerade geſtreckte Theil wird nicht durch die 
Wohnkammer allein gebildet, ſondern enthält in dem un⸗ 
‚teren Ende noch Kammerwände. Letztere ſind meiſtens 
ſehr genähert. Ihre Nähte find ſanft gekrümmt und laſſen 
auf der Seite, meiſtens auch auf dem Rücken, eine flache 

6 


54 


Einſenkung wahrnehmen. Der eine cylindrifche Röhre von 
mäßiger Dicke bildende Sipho durchbricht die Kammer⸗ 
wände in der Mitte oder deren Nähe. Die Oberfläche 
des Gehäuſes iſt mit ſcharfen Queerſtreifen oder Queer⸗ 
rippen bedeckt, welche auf dem Rücken einen deutlichen 
Sinus bilden.“ (F. Römer in der Lethäa a. a. O. S. 
492.) 


25. Lituites cornu arietis Sow? vm, 27. 
Vergl. Murchison XX, 20. * 


J. Sowerby characteriſirt dieſe Art bei Murchiſon 
folgendermaßen: „Scheibenförmig, gegen 4 aneinander 
ſchließende Umgänge, umgeben von zahlreichen, ſcharfen 
und etwas erhobenen Rippen (costae), zwiſchen welche 
ſich Anwachslinien miſchen; Durchmeſſer beinahe 2 Zoll 
engl. Exogaſtriſch eingerollt? — Nur mit Zweifel rechne 
ich unſere Art hierher, da ſie einige Abweichungen von dem 
engliſchen Exemplar zeigt, die ſich beſonders in der Schalen 
ſculptur bemerklich machen. Unſer Ex. bat nämlich keine 
Rippen, ſondern nur in gleicher Richtung liegende noch 
viel feinere ſcharfe Queerſtreifen; doch ſcheinen auch die 
engliſchen Ex. in der Sculptur nicht ganz beſtändig zu 
ſein, indem bei Murchiſon XXII, 18 hernach eine Varietät 
mit noch ſtärkeren, regelmäßigeren und von einander ent⸗ 
fernteren Rippen abgebildet wird. Unſer Ex. könnte dem⸗ 
nach eine in entgegengeſetzter Richtung fortgebildete Varie⸗ 
tät der Stammart ſein, bei welcher die ſchrägen Rippen in 
bloße Rippenſtreifen umgewandelt wären. Zu Gunſten 
dieſer Anſicht ſcheint mir auch der Umſtand zu ſprechen, 
daß unſere meklenburgiſche Art in einem Geſteine vor⸗ 
kommt, welches dem entſpricht, worin die engliſche gefunden 


85 


wird, nämlich dem unterſiluriſchen Carad oc Sandftein, 
von welchem unverkennbare Proben zwiſchen unſeren Ge— 
roͤllen vorkommen, der aber auf der ſcandinaviſchen Halb. 
inſel noch nicht als anſtehend nachgewieſen iſt. — Das 
abgebildete, etwas verdrückte Exemplar befindet ſich in 
meiner Sammlung. | 

26. Lituites convolvens v. Schl. IX, 88. 

Das Gehäuſe hat in ſeinem ſpiralen Theile 3 / au- 
einanderſchließende, im Queerſchnitt ſubquadratiſche Um. 
gänge. Die Kammerwände ſind ſehr genähert, Lage des 
Sipho iſt nicht zu erkennen. Schräge Queerſtreifen (von 
denen Fig. 28, a nur auf der zweiten Windung noch 
Spuren zu bemerken find,) bedecken die Oberfläche. — L. 
convolvens, wie F. Römer ihn in der Lethäa characteri— 
ſirt (S convolvens Hising. 8, 6. und lamellosus His. 8, 
7; imperfectus Quenst. Ceph. 2, 17), ſoll im Queerſchnitt 
ovale oder rundliche Umgänge haben, exogaſtriſch gekrümmt 
und nur mit ſehr feinen Anwachslinien bedeckt ſein; wegen 
dieſer Abweichung ziehe ich unſere Art nur mit einigem 
Zweifel hierher. L. convolvens findet ſich im unterſilu⸗ 
riſchen Kalke Schwedens und Livlands; das abgebildete 
meklenburgiſche Ex. befindet ſich in Herrn Kochs Sammlung. 

27. Lituites perfectus Wahlb. IX. 30 

und 31 a bis e! (sinuatus del!) 

Bronn leth, p. 494. L. lituus Hising. 8, 6 (ſchlecht). 

Dieſe ſchöne Art, von deren Steinkerne Breyn ſchon 
im J. 1732 auf Taf. 2 Fig. 11 die erſte, und zwar eine 
recht gute Abbildung gegeben hat, iſt vielfach verkannt 
worden, indem Schlotheim den gerade geſtreckten Theil der 
Conchylie ſogar zu einem Orthoceratiten (O. undulatus v. 


86 


Schl. Ouenst. Ceph. I, 24) machte. — Der ſpirale Theil 
des endogaſtriſch gebogenen Gehäuſes iſt ſeitlich etwas zu- 
ſammengedrückt, ſo daß das Gehäuſe im Queerſchnitt dort 
oval (31, b und e, — nicht drehrund, wie F. Römer an- 
giebt,) erſcheint; die Umgänge berühren ſich nicht. Wenn 
das Gehäuſe die Spirale verläßt, macht es anfänglich noch 
eine leichte Biegung nach außen (31, d.) und wird end- 
lich an Dicke und Rundung beträchtlich zunehmend, 
ganz gerade (30). Die Scheidewände ſtehen ſich nicht ſehr 
nahe (31, d), und der Sipho durchbricht ſie faſt interme⸗ 
dial (34, b. und ez bei 31, a bezeichnet die punctirte Linie 
die Lage des Sipho). Die Oberfläche des Gehäuſes iſt 
mit ringförmigen Wulſten bedeckt, die ſich etwas wellen- 
förmig biegen und namentlich auf dem Rücken einen tiefe⸗ 
ren Sinus bilden (30), der nach der Spitze des Gehäuſes 
hin (wo nämlich die Biegung und hernach die Einrollung 
deffelben beginnt,) noch viel tiefer wird (31, c bei vier- 
maliger Vergrößerung). Außer dieſen Ringwulſten zeigt 
die Schale noch ähnlich verlaufende, ſehr dicht geſtellte 
Ringſtreifen (30, oben links und 31. a), gegen welche auf 
dem ſpiralen Theile des Gehäuſes die Wulſte 5 ganz 
zurücktreten. 

52 striatus IX, 34, f. — Ob Varietät, oder eigene 
Art? Die Ringwulſte ſcheinen hier ganz zu fehlen und die 
Windungen der Spirale berühren ſich. (In Dr. L. Brück⸗ 
ners Sammlung, zuſammen mit dem 5 31, d. . 
ſtellten Exemplare.) > 

Die Stammart findet ſich in dem grauen untesſtllbi⸗ 
ſchen Kalk bei Wedby auf Deland (v. Hagenow) und in 
Dalekarlien, ſowie in den norddeutſchen (Meklenburg, 


87 


Pommern, Rügen, Mark Brandenburg, Schleften) Ges 
röllen des Vaginatenkalks, auf Rügen z. B. zuſammen 
mit Euomphalus Gualteriatus v. Schl. sp., Orthoceras 
duplex Wahlb. und regulare v. Schl. Cheirurus exsul 
Beyr., Reſten von Asaphus und anderen Trilobiten (alſo 
Angelins regio C. angehörig,) — von den drei erſteren 
Fundorten in meiner und Dr. L. Brückners Sammlung. 

An m. Lange glaubte ich in den Fig. 31 dargeſtell⸗ 
ten Exemplaren eine eigene von perkectus getrennte Art 
vor mir zu haben, weil jene im Queerſchuitt oval, Fig: 
30 aber drehrund iſt; ein Gerölle, welches ich vor wenigen 
Tagen am Strande von Jasmund fand, und worin beide 
(wenn. auch getrennt) doch neben einander und unverkenn⸗ 
bar zu einander gehörend vorkamen, belehrte mich eines 
Beſſeren. Von allen bisherigen Abbildungen derſelben, 
die mir zu Geſichte gekommen ſind, giebt die älteſte, von 
Breyn, die Geſtalt der Conchylie, Größe derſelben und 
Lage des Sipho am beſten wieder. 

28. Lituites undulatus Boll, Taf. VIII, 25. 
f (Als Ancistroceras undulatum.) 

Dieſe Art, für welche ich anfänglich eine neue Gat⸗ 
tung Ancistroceras (Haken-Horn, gebildet von zo 
&yzıorgov und xEgws) aufſtellen wollte, ſehe ich mich nach 
reiflicher Ueberlegung, wegen der großen Verwandſchaft, 
die fie mit der voraufgehenden Art zeigt, genöthigt gleich⸗ 
falls der Gattung Lituites zuzuzählen. Die Sculptur der 
Schale (undulirende Ringwulſte und Ringſtreifen, ein nach 
der Spitze hin an Tiefe zunehmender Rückenſinus 25, c.) und 
Lage des Sipho ſind faſt ganz gleich. L. undulatus unterſcheidet 
ſich aber als Art wieder weſentlich von perkectus durch die 


88 


ſchnelle Erweiterung des gerade geſtreckten Theiles des 
Gehäuſes, wodurch derſelbe eine ſtark kegelförmige Geſtalt, 
erhält (der Kegel etwa 2.50 wogegen Bruchſtücke des ge— 
ſtreckten Theiles von L. perfectus cylindriſch erſcheinen; 
ferner durch die viel kleinere Spirale, welche das aufgerollte 
Stück des Gehäuſes erſichtlich nur gebildet haben kann, 
und endlich noch durch die verhältnißmäßig viel dichter ges 
ſtellten Scheidewände. — Ich fand 2 Ex. dieſer Art in 
einem Gerölle unterſiluriſchen Vaginatenkalkes (regio C.) 
bei Uſadel unweit Neubrandenburg; das größere, nicht ab⸗ 
gebildete, hat einen oberen Durchmeſſer von 2 ½ Zoll. 


29. Lituites Breynii Boll, Taf. IV, 10. 
(Als Orthoceras hospes Boll.) ” 
O. laeve Quenst. Ceph. I, 12, 


Auch dieſe Art ift von Breyn IV, 1. 2 ſchon recht 
gut dargeſtellt, weßhalb ich ihr den Namen dieſes ver- 
dienten Mannes beilege. Sie ſchließt ſich ſo eng an die 
voraufgehende Art an, daß ſie in Bezug auf ihre generiſche 
Stellung deren Schickſale theilen muß. Zwar find mir noch nie= 
mals vollſtändig erhaltene Exemplare mit eingerollter Spitze 
vorgekommen, dennoch kann ich nicht daran zweifeln, daß 
dieſelbe eine (wenn auch nur ſehr kleine) Spirale gebildet 
habe, und daß demnach die von Quenſtedt gegebene Fi— 
gur, deren zarte Spitze eine ganz gerade geſtreckte iſt, nur 
eine ideelle, von ihm an den allein erhaltenen oberen und 
mittleren Theil des Gehäuſes heran conſtruirte ſei. Eine 
ſolche Weiterführung des Gehäuſes lag allerdings nahe, 
und wäre die Spitze meines L. undulatus auch nur um 
einen halben Zoll weiter abgebrochen, als dies jetzt der 


89 


Fall iſt, würde ich ſie gleichfalls durch eine gerade geſtreckte 
ergänzt gedacht haben. — Dieſe Art ſteht in ihrem ganzen 
Habitus der vorigen ſehr nahe, unterſcheidet ſich aber von 
ihr dadurch, daß fie etwas weniger ſtark coniſch iſt (der Kegel 
etwa 3), daß ihr die Ringwulſte (aber nicht die undu⸗ 
lirenden Ringſtreifen,) fehlen und daß die Scheidewände 
etwas weiter auseinandergerückt find. Der anjehnliche 
Sipho liegt excentriſch, die untere Schale iſt glatt. — Auch 
dieſe Art erreicht anſehnliche Dimenſtonen; mir liegt ein 
eben ſo großes Exemplar vor „als das von Breyn abge- 
bildete, nämlich mit einem oberen Durchmeſſer von 1“ 
9 %. Sie ift weit verbreitet in unterſiluriſchen Kalkgeröllen 
des norddeutſchen Diluviums (meine und Kochs Samm- 
lung); in Schweden ſcheint ſie noch nicht gefunden zu ſein. 

Anm. O0. laeve Flemm., deſſen Namen Quenſtedt 
dieſer Art beilegt, gehört gar nicht einmal der ſiluriſchen 
Formation an. | | 

30. Lituites Angelini Boll IV, 11. 
(Als Orthöceras,) 

Dieſe Art reihet ſich der vorigen an, welcher er ſehr 
nahe ſteht, ſich aber durch einen höheren Kegel (¼0, cen— 
tralen Sipho und weniger gebogene Ringſtreifen (ſie ſenken 
ſich nur auf der Bauchſeite zu einem ſchwachen, auf dem 
Rücken zu einem etwas ſtärkeren Sinus) von ihr unter- 
ſcheidet. Ex. mit erhaltener eingerollter Spitze habe ich 
auch von dieſer Art noch nicht geſehen, aber bei einem 
ſchwediſchen Ex., welches Fig. 11, b. dargeſtellt iſt, bemerkt 
man eine leichte Krümmung der Achſe, welche an die 
Achſenbiegung des L. perfectus (Taf. IX, 31. d) erinnert. 
— Dieſe Art erreicht noch größere Dimenſionen als L. 


m 
Breynii: ein vorliegendes meklenburgiſches Er. hat einen 
oberen Durchmeſſer von 3“. Sie findet ſich im rothen 
unterſtluriſchen Kalk bei Bryum und Wedby auf Oeland 
(v. Hagenows Sammlung), und in dem gleichen Geſteine 
des meklenburgiſchen Dilnviums (m. e | 


Werfen wir nun zum Schluß noch einen Blick auf 
die Oränzen der verticalen Verbreitung der ein⸗ 
zelnen Arten, ſo werden wir finden, daß dieſelben ziemlich 
eng geſteckt find. Denn nicht allein reicht keine Art über 
die Gränzen der ſiluriſchen Formation hinaus und ſetzt ſich 
noch in der nächſtfolgenden devoniſchen fort, wie man früher 
von manchen Arten (namentlich von dem ſo viel verfannten 
Orthoceras regulare) annahm, — ſondern ſogar innerhalb 
der ſiluriſchen Formation ſelbſt ift die verticale Verbreitung 
der Arten ſo ſehr eingeengt, daß jeder Unterabthei- 
lung derſelben ihre eigenthümlichen Arten zu⸗ 
gewieſen ſind, welche ſich auf fie allein beſchränken. 
Dies Geſetz iſt in Bezug auf die von uns abgehandelten 
dreißig Arten jo ſtrenge durchgeführt, daß nur eine ein⸗ 
zige (Orthoceras conicum) zwei benachbarten Schichten 
gemeinſam zu ſein ſcheint. Daß ein gleiches Geſetz auch 
in Bezug auf die petrificirten Reſte anderer Thierclaſſen in 
der ſiluriſchen Formation ftattfinde, haben Barrande.umd 
Angelin namentlich hinſichtlich der Trilobiten ſchon nach⸗ 
gewiefen. 


So weit ich gegenwärtig die in re ver⸗ 
breiteten ſiluriſchen Gerö lle kenne, laſſen ſich dieſelben 
(von den tiefſten zu den höchſten ee 8 
folgendermaßen claſſificiren: 


1. 


2 


91 


J. Protozoiſche Geſteine. 


Fucoiden⸗Sandſtein Cſehe Wege ee 
regio I. | 

Schwarzer Alaunſchiefer, IN u, dunfelbraus 
ner Kalk, häufig mit Anthraconit, faſt ausſchließlich 


Trilobitenreſte aus den Gattungen Agnostus, Ole- 
nus, Ellipsocephalus u. a. enthaltend (ſchon etwas 


häufiger vorkommend), — Angelins regio II. a 


und III (B.) umfaſſend. 


II. en Geſteine. 


Pr. 


14 


Vaginatenkkalk (von! den in ihm faſt ansſchließlich 


vorkommenden Orthoceratiten aus der Abtheilung 


der Vaginaten ſo benannt, — die Ruſſen nennen 
ihn pleta), nicht fehr feſter rother und grauer Kalk 


(ſehr gemein), — Augelins regio V. (C.) 
Caradoc⸗Sandſtein, ein ſandiges Geſtein mit 


kalkigem und thonigen Bindemittel, in dem die Con- 


chylienſchalen ſelten erhalten find und worin faſt nur 


Steinkerne und Abdrücke vorkommen. Dies in Eng⸗ 


land, aber auf der ſcandinaviſchen Halbinſel noch nicht 


anſtehend gefundene Geſtein kommt unverkennbar un⸗ 


ter unferen Geröllen, wenn auch nicht häufig, vor. Ob 


es dem Vaginatenkalk parallel, oder über oder unter 
demſelben ſteht, ſcheint noch nicht ermittelt zu ſein. 


III. MWisteiſiluriſches Graptolithengeſte bi, 
faſt ausſchließlich ſchwarze, ſägeuförmige Graptolithen 
und einige Orthoceratiten enthaltend, neben denen hin 
und wieder noch Trilobitenreſte (Acidaspis, Conoce- 
phalus) vorkommen (nicht ſehr häufig), — wahrſchein⸗ 


lich Angelins regio VI. (D.) 


92 


IV. Oberſiluriſches Geſtein in großer Menge und 
vielen Abänderungen, Angelins regio VII. (D. E.), 
und VIII. (E.) eutſprechend 
Von dieſen Geſteinen find die älteſten, die protozoi— 

ſchen, bei uns, wie auch in Böhmen und Scandinavien 

(hier mit einer Ausnahme, „) durchaus ohne alle Cepha⸗— 

lopodenreſte. Sehr maſſenhaft aber treten dieſe ſogleich in 


den Vaginatenkalken auf. Dieſelben enthalten an 


Orthoceras Arten aus der Abtheilung der vaginata: va- 


ginatum, duplex, commune; der regularia: regulare 


Nilssoni, Wahlenbergii, laevigalum, conicum; an Li- 


tuites Arten: convolvens, perfectus, undulatus, Breynii, 


Angelini. N 
Für den Caradoc-Sandſtein beanſpruche ich Cyr- 

toceras Brückneri und hospes, Lituites cornu arietis. 
In den Graptholithengeſteinen kommen vor: 

Orthoceras Reinhardi, conicum und ornatum. 

Die oberſiluriſchen Geſteine enthalten in un- 
ſeren Geröllen nur Orthoceratiten, und zwar keine einzige 
Art aus der Abtheilung der vaginata, nur eine aus der 
der regularia, nämlich columnare; aber drei von den an- 
nulatis: Hisingeri, gottlandicum und verticillatum, 
ſämmtliche cochleata: cochleatum, imbricatum, Hageno- 
wii, striatulum, angulatum und costatum, ſowie auch die 
beiden decussata: annulatum und annulato-costatum. 

Bei den Orthoceratiten zeigt ſich demnach hinſichtlich 
der Schalenbildung innerhalb dieſer Formation eine ent⸗ 


4. Nach Angelin findet ſich in der regio B. bei Andrarum ein 


Orthoceratit (ob O. tenue Wahlb. Hising. 37, 47). Barrande 


Parallele etc. p. 43. 


N 


BR... BR 
ſchiedene Fortbildung von den einfacheren zu den com- 
plicirteren Geſtalten, indem die vaginata und regularia 
(mit nur einer einzigen Ausnahme) den unteren und mitt⸗ 
leren Schichten angehören, während die annulata, coch- 
leata und decussata den oberen zufallen. 


Tabelle 
zur leichteren U eberſicht und Beſtimmung 
der Gattungen und Arten. 
Gehäuſe gerade geſtreckt, ſtärker oder ſchwächer kegelförmig, 
in Bruchſtücken ſelbſt cylindriſch erſcheinend Orthoceras 
(Bilden bei geradegeſtreckten 
Bruchſtücken die Ringwulſte oder 
Br: Ringſtreifen auf dem Rücken ei⸗ 
nen beträchtlichen Sinus, fo ge⸗ 
hören ſie zu Lituites.) 5 

Gehäuse ſichelförmig gebogen .. Cyrloceras 
Gehäuſe anfangs ſpiral eingerollt, dann ge⸗ 

TT 2a. „ . .  .  Litules. 
Orthoceras. 

Sipho groß, lateral (vaginata) 
SchalemitRingwulftenu. Ringſtreifen vaginatum 1. 
Schale, die obere, glatt £ 

untere Schale gleichfalls glatte... commune 3, 
untere Schale mit feinen, dicht gedrängten 


Queerlinien 
Queerlinien etwas punctirt (nur im Vaginatenkalk) duplex 2 
Queerlinien runzelig (nur im Graptolithengeflein) . Reinhardi 4. 


Sipho klein, central oder ercentriſch 
Gehäuſe mit ſtarken Ringwulſten, 
aber ohne Längsſculptur (annulata) 


Gehäufe groß, mit entfernteren Wulſten 


Wiulſte auf dem Rüden gerundet 25 50 8 » Hisingeri 11 
Wulſte auf dem Rüden kantig „ gottlandicum 12 


94 


Gehaͤuſe klein, mit dicht Auer FR 
Wulſte horizontal. 5 
Wulſte ſchräge x 1 
Gehäuſe mit undeutliche Wulſten uns 
mit Längsſculptur (decussata) 


die Wulſte von c. 39 undeutlichen Längsfurchen 


durchſchnittenz zahlreiche undulirendeRingſtreifen 
die Wulſte mit 15 leiſtenartigen Längslinien 
%% AAA T > 
Gehäuſe ohne Ringwulſte (regularia) 
mit Ringſtreifen 
untere Schale mit haarfeinen Queerlinien. . 
untere Schale fein punctirt 
Ringſtreifen der oberen weitläuftig (7—9 auf 1% 
Ringſtr. d. oberen ſebr gedrängt (15—16 auf 1% 


untere Schale mit gedrängten, ſchwachen, gru⸗ 

bigen Puncten, Steinkern unregelmäßig längs 

geſtrichelt inen 
glatt 

ſchwach coniſch een Bruchstr. cylindr.) Kam⸗ 

mern ſchwach gewölbte 


deutlich coniſch (ſelbſt in Bruchſt.) K. ſtark 


gewölbt + * + * 0 . * * * 0 + . 


Sipho intermedial, ziemlich groß, in den Kolk 


mern angeſchwollen, Gehäuſe längs geſtreift, 


oder gerippt (cochleata). 

Steinkern der Conchylie nicht längs 

gekantet, ſondern gerundet 
Sipho in den K. zu großen (bis 2”) platt 
gedrückten Kugeln anſchwellend, Schale durch 
Zerſtörung der Sculptur meift glatt 
Sipho aus kleineren Kugeln (nicht 17 beſtehend 
Gehäuſe im Queerſchnitt kreisrund; Längs⸗ 


ſtreifung nur durch die Loupe erkennbar. 
.»"imbrieatum 16. 


Kammerſcheidewände am Bauche ſtark deprimirk 
Kammerſcheidewände am Bauche nicht deprimirt 


verttellatum 18 
ornatum 14 


i 
annulatum 21, 


annulato- 
eostatum 22. 


Nilssoni 5. 


regulare 6. 
Wahlenbergii 7. 


columnare 8. 


laevigatum 9. 


conicum 10, 


eochleatum 15. 


Yr 


28 


Häzenowii 17. 


— p —«—«* 


95 


Gehaͤuſe im Queerſchnitt elliptiſch; Streifung 
Rat - . . . „„ aalen 18. 
Steinkern längs gepgnsgt ö 
20 bis 30 Kanten, denen eben fo viele ſtarke 
Längsleiſten auf der Schale entſprechen, 
zwiſchen denen noch je 2 bis 3 ſchwächere 
,, - .. . . ..:, „angulatum 19. 
13 Kanten und eben fo. viele Längsleiſten auf 
der Schale, ohne Zwiſchenleiſten „ costatum 20, 
ro rA. 
Sehäufe im Queerſchnitt kreisrund . Brückneri 23. 
| etwas vierſeitig⸗ oval hospes 24. 


ieee. 
(In der Regel findet man nur entweder das ſpiralför⸗ 
mig eingerollte, oder das gerade 5 Stück des 
Gehäuſes allein.) 
Spitze eee te 
Gehaͤuſe im Queerſchnitt rund. . ... cornu arietis 25. 
ſubquadratiſch .. „convolvens 26. 
Spitze endogaſtriſch eingerollt | 
der geſtreckte Theil faſt eylindriſchz 
Gehäuſemit undulirenden Ringwul⸗ 
ſten und mit Streifen, die auf dem 
Rücken einen ſtarken Sinus bilden . perfectus 27. 
der geſtreckte Theil ſtark coniſch 


Sipho exeentriſch f 
Gehäuſe mit undulirenden Ringwulſten und Streifen, ſtarkemSinus 


und ſehr kleiner Spirale 8 F . “ 5 . undulatus 28. 
Gehänſe mit undul. Ringſtreifen, ſtarkem Sinus und fehr 
kleiner Spirale 2 8 3 m „rennt: 29. 


Sipho central, Kegel ſich lang amer 1 
Kingftreifen weniger undulirend Angelini 30, 


96 


4. Aeberſicht der Käfer Mecklenburgs | 


von 
F. W. Clafen. 


(Dritte Abtheilung.) 


Fam. Cerambices. 
Spondylis Fabr. 

8. buprestoides Fabr. — C. R. Der Käfer erſcheint 
im Juli und Auguſt, findet ſich in Kieferſtöcken eben nicht 
ſelten, ſchwärmt weit umher, ſo daß man ihn an Orten 
findet, wo man ihn am wenigſten ſuchen würde. 

Ergates Serv. 

E. faber Linn. — C. R. Tiefer landeinwärts iſt 
der Käfer in Kieferwaldungen ſo ſelten nicht, in unſerer 
nördlichen Gegend, namentlich bei Roſtock und in der 
Roſtocker Haide, haben wir ihn noch nicht gefunden. 

Prionus Geoff. 
P. coriarius Fabr. — C. R. Iſt hier ein ziemlich ſeltener 


Käfer, obgleich er im Innern des Landes an manchen Stellen 


gar nicht ſelten vorkommt. Im Juli und Auguſt. 


Hammatochaerus Serv. 


H. heros Fabr. — C. R. Der Käfer ſcheint nur 
dem ſüdlichen Theile des Landes anzugehören und hält ſich 
an alten Eichen auf. Die Stücke unſerer Sammlungen 
ſind bei Ludwigsluſt und Pinnow gefunden; in der Roſtocker 
Gegend und Haide ſcheint er nicht vorzukommen. 

H. cerdo Fabr. — C. R. Sit ſehr verbreitet in 
Meklenburg, häufiger als der Vorige und findet ſich in der 


97 


Roſtocker Haide auch mitunter, wo ich ihn auf Schirm⸗ 
blumen angetroffen habe. | 
| Rosalia Serv. 

R. alpina Linn. — C. Es iſt mir nicht bekannt, 
daß dieſer ſchöne und fſelten vorkommende Käfer anderswo 
als am Walle bei Parchim in alten Buchen vorgekommen 
iſt, und auch daſelbſt hat ſich durch Abräumung der alten 
Bäume die Lokalität ſo verändert, daß eine Entwickelung, 
dieſes Thieres wohl nicht mehr möglich iſt, wodurch der 
Käfer in Mekleuburg vielleicht ausgerottet iſt. | 

Aromia Serv. 

A. moschata Linn. — C. R. In der Regel iſt das 
Männchen viel kleiner, als das Weibchen. Den Käfer 
findet man im Juli und Auguſt häufig an Weiden, wo 
er in heißen Sommertagen einen von weitem bemerkbaren 
Geruch verbreitet. ae | 

Criocephalus Muls. 

C. rusticus Linn. — C. R. Am häufigſten findet 
man zwar den Käfer hinter der Rinde alter Kieferſtöcke, 
aber mitunter auch hinter der Rinde anderer Bäume z. B. 
der Pappeln. In der Roſtocker Hande an einigen Stellen 
eben nicht ſelten. 2 25 | | 

Criomorphus Muls 

C. castaneus — Linn. C. R. Von dieſem in Größe, 
Färbung u. ſ. w. ſehr verſchiedenen Käfer findet man auch hier die 
kleinere Var. mit kaſtanienbraunen Flügeldecken (C. castaneus), 
die mit glänzendem, fein und ſparſam punktirten Hals⸗ 
ſchilde (C. luridus) und noch andere mit rothen Schenkeln 
(C. fulcratus). In Fichtenſtöcken nicht ſelten. 

7 


3 
Asemum Eschs ch. 
A. striatum Linn. — C. R. Sehr verſchieden in Größe 
und Farbe. Die kleinen Stücke ſind in der Regel ganz 
hellbraun und wahrſcheinlich nicht vollſtändig entwickelt. 
findet ſich in Kieferſtämmen ziemlich häufig. 
Hylotrupes Serv. 

H. bajulus Linn. — C.-R. Auch von dieſem Käfer 
findet man häufig kleinere und hellbraun gefärbte Stücke. 
Der Käfer ſcheint ſehr umher zu ſchwärmen, man trifft 
ihn häufig im Fluge und überall an Wänden und Mauern 
ruhen, und obwohl er vorzugsweiſe ſeine Heimath im 
Tannenholze hat, ſo findet man ihn doch auch nicht ſelten 
in alten Häuſern ꝛc. 

Calidium Fabr. 

C. violaceum Linn. — C. R. Nicht ſehr häufig. 

C. sanguineum Linn. — C. R. Wenn auch die Larve 
meiſtens nur in Eichen vorkommen mag, ſo ſchwärmt doch 
der im Ganzen nur ſeltene Käfer weit umher, denn man 
ſindet ihn meiſtens an Stellen, wo man ihn am wenig⸗ 
ſten ſuchen würde, auch zuweilen auf Blumen. 

C. variabile Linn. — C. R. Die Veränderlichkeit in 
Größe und Färbung dieſes häufig vorkommenden Käfers 
iſt ſehr bedeutend. Verſchiedene Abarten findet man auch 
hier, namentlich: Phymatodes nigrinus Muls, Ph. fenni- 
cus Fabr., Ph. praeustus Fabr., Ph. testaceus L., und 
alle gleich häufig. 

C. clavipes Fabr. — C. R. In der Größe ſehr ver: 
ſchieden. Im Spätſommer häufig an alten aus Weiden 
geflochtenen Zäunen. 

C. femoratum Linn. — C. Sehr ſelten. 


\ 


99 


Clytus Fabr. 

C. arcuatus Linn. — C. R. Man findet den Käfer 
auch in Häuſern, wo ſeine Larve wahrſcheinlich in altem 
Holze lebt; kommt aber nicht häufig vor. 

C. mysticus Linn. — C. R. In der Roſtocker Ges 
gend iſt der Käfer noch nicht gefunden, auch iſt mir nicht 
bekannt, daß er anderswo gefunden iſt, als von Raddatz 
bei Bützow und bei Sülz, von wo aus ich ihn durch 
meinen Freund, den Salinenbeamten Koch, erhalten habe. 
Im Juni. 

C. arietis Linn. — C. R. In der Mitte des Som⸗ 
mers überall nicht ſelten. 

Gracilia Serv. 

G. pygmaea Fabr. — C. R. Am alten Holze, an 
Häuſern 20.5 aber ſelten. 

Obrium Latr. > 

O. brunneum Fabr. — C. Hier ſehr jelten. 

| Molorchus Fabr. 

M. minor Linn, — C. R. Hier haben wir den Kä⸗ 
fer in trockenen Fichtenzweigen gefunden. 

An m. M. major Linn. und M. umbellatarum Linn, 
ſollen nach Bach faſt überall vorkommen. In der Roſtocker 
Gegend haben wir dieſe Käfer nicht gefunden, ſie ſcheinen 
auch im Lande zu fehlen. 

Ast ynomus Dez. 

A. aedilis Linn. — C. R. Larve und Käfer finden 

ſich faſt überall unter der Rinde trockener Tannenarten. 
Leiopus Serv. 

L. nebulosus Linn. — C. R. ei ſelten, fe 

ders in Eichenwäldern. 


7 * 


100 


Pogonocherus Muls. 

P. hispidus Fabr. — C. Sehr ſelten in Kieferwäldern. 
f P. pilosus Fabr. — C. R. Der Käfer ſcheint weit 
umher zu ſchwärmen, weil man ihn im Juli und Auguſt 
überall an Häuſern und Mauern findet. Die Larve lebt 
hier meiſtens in Kiefern. 

P. fascicularis Panz. — C. R. Mitunter häufig in 
den jungen trockenen Kiefern, aus deren Stämmen wir den 
Käfer in Menge gezogen haben. 

P. ovalis Gyll. — C. In der Mitte des Sa 
einigemal in Kieferwäldern geſchöpft. Die Larve lebt 
wahrſcheinlich auch in Kiefern. 

Monohammus Muls. 

M. sutor Linn. — C. R. Von dieſem ſeltenen Kä⸗ 
fer iſt ein Exemplar am Roſtocker Strande gefunden, und 
ein anderes in einem Hauſe an Brettern. Wahrſcheinlich 
find beide Stücke mit Brettern aus Schweden hierher ge. 
kommen. 

Lamia Fabr. 

L. textor Linn. — C. R. Man findet den Käfer 
überall einzeln; am häufigſten habe ich ihn im Auguſt 
unter den jungen Loden dicht an der Erde alter Weiden⸗ 
ſtämme gefunden. | 

Mesosa Serv. 
VM. nubila Ol. — C. R. Zu verſchiedenen Zeiten im 
Sommer an alten Weidenzäunen gefunden, worin auch die 
Larve lebt. Bei Roſtock und Remplin, ſelten. 
5 Anm. Von der Gattung Dorcadion iſt uns in Me⸗ 
klenburg noch keine See vorgekommen. 


101 


Anaesthetus Muls. 11115 

A. testaceus Fabr. — C. R. Dieſer Käfer ſoll ein 
nächtliches Thier ſein, das ſich am Tage verborgen hält. 
Wir haben ihn in der Mitte des Sommers, oft am hellen 
Tage, ſowohl bei Roſtock, als bei Schwaan an nicht alten 
Weidenzäunen in ziemlicher Anzahl gefunden. 

l Saperda Fabr. 

S. carcharias Linn. — C. R. Häufig an Pappeln. 

S. scalaris Linn. — C. R. Einigemal hinter der 
Rinde alter Eichenpfähle und an Birken gefunden. 

S. populnea Linn. — C. R. Häufig auf Espen; 
aber auch aus Anſchwellungen von Dornzweigen gezogen. 

| Tetrops Kirby. | 

T. praeusta Linn. — C. R. Der Käfer iſt BR vers 
breitet, und obgleich die Larve in Birken und Birnbäumen 
leben ſoll, jo findet man den Käfer doch oft auf den ver- 
ſchiedenſten Bäumen z. B. auf Weiden ır. 
| Oberea Muls. 

O. oculata Linn. — C. R. Den Aufenthalt hat 
dieſer Käfer mit Lam. textor L. gemein, iſt aber in hie⸗ 
ſiger Gegend etwas häufiger. 

O. linearis Linn. — C. R. Dieſer Käfer iſt ee 
in einem Garten bei Roſtock in ziemlicher Menge, angeb— 
lich auf einem Jasminſtrauch, gefunden. 

Phytoecia Muls. 
Ph. cylindrica Linn, — C. Nur einigemal gefunden. 
Ph. nigricornis Fabr. — C. Hier ſehr ſelten. 
Agapanthia Serv. 
A. cardui Fabr. — C. Hier iſt dieſer ſeltene Käfer 


102 


einigemal auf verſchiedenen krautartigen et in der 
Mitte des Sommers gefunden, a 

A. angusticollis Schoenh. — R. Im Juni bei Bützow 
gefunden. 

P. violacea Fabr. — C. Ich verdanke dieſen Käfer 
der Freundlichkeit des Herrn Stellner, der ihn in Wismar 
in einem Hauſe am Fenſter gefangen hat; hier iſt der Käfer 
mir noch nicht vorgekommen. 
| RhamnusiumLatr 

Rh. salicis Fabr. — C. In hieſiger Gegend nur 
einigemal gefunden. 

Rhagium Fabr. 

R. bifasciatum Fabr. — C. R. In Fichten⸗ und 
Kieferſtöcken bei Teſſin, Bützow u. ſ. w.; bei Roſtock und in 
der Roſtocker Haide iſt der Käfer noch nicht gefunden; er 
ſcheint, wie manche andere Thiere, die Seeluft zu meiden. 

Rh. mordax Fabr. — C. R. An Eichenſtöcken überall 
häufig. 

Rh. inquisitor Linn. — C. R. Unter der Rinde 
verſchiedener Bäume, beſonders der Eichen und Buchen, 
häufig. 

Rh. indigator Fabr. — C. R. Unter Kiefernrinde häufig. 

Toxotus Serv. 

T. cursor Linn. — C. Einigemal in der Roſtocker 
Haide und bei Ludwigsluſt gefunden. 

T. meridianus. Gyll. — C. R. Aus Ludwigsluſt 
von Herrn Stellner erhalten. 

Pachyla Serv. 

P. octomaculata Linn. — C. Von Herrn Stellner 

aus Ludwigsluſt erhalten. 


103 


P. collaris Linn. — C. R. Auf Jasminblüthen und 

auch auf Erlen gefunden. 
Strangalia Ser v. 

st. armata Herbst. — €. Iſt in der Rostocker Ge⸗ 
gend noch nicht gefunden; die Exemplare meiner Samm⸗ 
lung habe ich aus Ludwigsluſt erhalten. 

St. quadrifasciata Linn, — C. R. Nicht ſelten, auch 
auf Blüthen. 

St. atra Fabr. — C. R. Nicht ſelten auf verſchiedenen 
Pflanzen und Blüthen, 

St. revestita Linn. — C. Sehr ſelten und nur 
einigemal in der Roſtocker Haide auf Pflanzen gefunden. 

St. nigra Linn. — C. R. Nicht ſelten auf Pflanzen. 

St melanura Linn. — C. R. Ueberall häufig auf 
Blüthen, beſonders häufig auf Scabioſen und Jaſtonen. 

St. bifasciata Müll. — C. R. Nicht jo häufig, als 
die vorige und auch auf Pflanzen. 

Leptura Linn. 

L. testacea Linn. — C. R. Auf alten Kieferſocen 
häufig. 

L. scutellata Fabr. — C. Hier nur einmal gefangen. 

L. eincta Fabr. — C. R. Da L. eineta nach Red» 
tenbacher nur in Gebirgsgegenden und nach Bach bei Glatz, 
Regensburg und Freiburg, alſo auch n Gebirgsgegenden, 
vorkommen ſoll, da ferner Lept. sanguinolenta Fabr. nach 
Bach ziemlich uberall vorkommt, bei uns aber äußerſt ſeltenzu 
fein ſcheint; jo hatten wir bei unſerem aber hier nicht fels 
ten vorkommenden Käfer anfangs einige Zweifel gegen die 
Richtigkeit unſerer Beſtimmung; allein die vollkommen 
übereinſtimmende Beſchreibung von Redtenbacher's Lept. 


104 


eincta mit unſerem Käfer und auch das Vorhandenſein 
deſſelben nach Gyllenhal in Schweden haben unſere an⸗ 
fänglichen Zweifel beſeitigt. | 
IL. sanguinolenta Fabr. — C. Bis jetzt nur ein 
Männchen gefunden. Mg 
| Grammaptera Serv. 

G. livida Fabr. — C. R. Im Juli und Anguft 
häufig auf Blumen. 

G. ruficornis Fabr. — C. R. Mit dem 2 aber 
ſeltener. 

6. quadriguttata Fabr. — 7 R. Obgleich 9 Käfer 
im ler jelten vorkommt, jo haben wir doch alle von 
Bach aufgeführten Abarten theils hier, E bei a 
und Ludwigsluſt gefunden. 

G. lurida Fabr. — C. R. In der Ro ſtocker Haide, 
doch nicht häufig. 1 

G. laevis Fabr. — C. R. Ziemlich häufig. 

Fam. Donaeiae. 
Donacia Fabr. a! 

D. crassipes Fabr. — C. R. Auf Npaplae-Atten 
nicht ſehr häufig. 

D. eincta Germ. — C. R. Auf Pötamugetuß na- 
tans am häufigſten. 

D. dentata Hoppe. — C. R. Auf e 
Waſſerpflanzen nicht ſelten. 

D. sparganii Ahr. — C. Dieſe Species iſt von er 
vorigen nicht allemal Leicht zu unterscheiden, wenn nicht 
beide neben einander vorliegen, und auch dann würde es 
nicht immer leicht ſein, ſie mit Sicherheit zu unterſcheiden, weil 
beide Arten in der Farbe ſowohl, als in der Form ſehr 


105 


veränderlich find und eben jo die Eindrücke auf den Flügel⸗ 
decken. Die ſicherſten Unterſchiede ſind folgende: bei D. 
sparg. iſt die Unterſeite, in gewiſſen Richtungen betrachtet, 
ſchön goldgelb, bei der vorigen Art aber weißlich; der 
Quereindruck auf der Stirn iſt ſtark, wodurch hinter jedem 
Fühler deutlich ein Höcker entſteht, bei der vorigen Art 
nicht deutlich. Von dem Hinterende der weniger ſcharf be— 
grenzten Linie des Halsſchildes laufen die Runzeln ſtrahlen⸗ 
förmig aus, bei der vorigen Art nicht. Die Schenkel ſind 
bei dieſer Art am obern Ende und an der Unterſeite dunkel 
und mit den übrigen Theilen der Beine gleich gefärbt, 
mithin auch die Schienen; bei der vorigen Art mit Eine 
ſchluß der Schienen aber ſtets hell röthlich. Bei dem 
Weibchen iſt der zweite Zahn an den Hinterſchenkeln oft 
nur ſehr klein, und dies mag auch wohl der Grund ſein, 
weshalb Ahrens dieſe Species in die Abtheilung der ein— 
zähnigen Donacien ſetzt. Andere Abweichungen beider 
Species find nicht conftant genug, um die Unterſchiede 
beider Arten außer Zweifel zu ſtellen, obgleich D. sparg. 
im Allgemeinen ſchlanker und auch kleiner iſt. Auf Sagil- 
taria im Juli. | | 

D. dentipes Fabr. — C.R. Obgleich der Käfer gar 
nicht jo ſelten vorkommt, ſo findet man ihn doch immer 
nur einzeln auf ſehr verſchiedenen Pflanzen und beſonders 
in Wäldern. 

D. lemnae Fabr. — C. R. In Größe, Form und 
Farbe ſehr verſchieden. Sehr häufig auf verſchiedenen 
Waſſerpflanzen, hauptſächlich auf Sparganjum-Arten. 

D. sagittariae Fabr. — C. R. Die Abart mit blauem 
Kopfe haben wir hier noch nicht gefunden, dagegen aber 


106 


einige Exemplare von überall grünlich blauer Farbe. Hier 
iſt der Käfer aber nicht ſo ſelten, meiſtens auf Waſſer⸗ 
pflanzen, aber auch in Wäldern auf anderen Pflanzen. 

D. thalassina Germ — C. R. In hieſiger Gegend 
ſehr ſelten und einigemal bei Schwaan gefunden. 


D. brevicornis Ahr. — C. R. Iſt hier ebenfalls 


ſehr ſelten. 

D. sericea Linn. — C. R. Ju der Sculptur find 
die Thiere dieſer Species eben nicht ſehr verſchieden, deſto 
mehr aber in der Farbe und zum Theil in der Beſchaffen— 
heit der Oberfläche. Von den vielen vorkommenden Ab- 
arten haben wir hier gefunden: 

D. violacea Hoppe. Violet röthlich ſchimmernd. 
D. violacea Gyll. Mit faſt glatten Flügeldecken. 
D. proteus Kunze var. b. Blaugrün. 
D. aenea Hoppe. Glänzend bronzefarbig. 
Man findet den Käfer ſtets einzeln auf verſchiedenen 
Pflanzen, im Ganzen aber doch ſelten. 

D. nigra Fabr. — C. R. Hier kommt eine Abart 
vor mit ſchwarzen Fühlern und Beinen und bei ſolchen 
Exemplaren iſt dann auch der Bauch dunkler. Auf Arundo- 
Arten und eben nicht häufig. 

D. discolor Hoppe — C. R. Bei dem Männchen 
iſt die Oberſeite verſchieden gefärbt. Sehr häufig. 

D. affinis Kunze — C. R. Von den verſchiedenen 
Abarten kommen hier vor: 

D. rustica Schüpp. 
D. affinis Kunze. 
D. pallipes Sturm. und alle gleich häufig 


r 


107 


D. menyanthidis Fabr. C. R. Auf verſchiedenen 

Waſſerpflanzen häufig. N 

D. semicuprea Panz. (D. simplex III.) — 0. R. 
Mit dem Vorigen. 


D. simplex Fabr. (D. Iinearis Hoppe) — C. R. 
Nicht häufig auf Waſſerpflanzen. 

D. typhae Brahm. — C. R. Mit dem vorigen, aber 
ſelten. Der purpurrothe Streifen fehlt bei mauchen 
Exemplaren ganz. 

D. hydrocharidis Fabr. — C. R. In hieſiger Gegend 
gar nicht ſelten auf Typha- und Sparganium - Arten im 
Juni und Juli. 

D. tomentosa Ahr. — C. Die Grundfarbe des 
Käfers iſt faſt ſchwarz. Die Bedeckung aber iſt ganz 
eigenthümlich und erinnert an manche beſchuppte Polydru- 
sus- und Phyllobius-Arten. Der Filz der Oberfläche iſt 
zum Theil ſchuppenähnlich und ſo dicht, daß manche Stücke 
hell oder trübe meſſinggelb erſcheinen, oft aber abgerieben 
iſt, wodurch die eigentliche Farbe des Körpers zum Vor⸗ 
ſchein kommt. Bei Schwaan auf Waſſerpflanzen. 

Haemonia Lacordaire. 

H. equiseti Fabr. — R. Von dem Herru Präpoſitus 
Schenck zu Pinnow gefunden. 

Fam. Chrysomelae. 
Zeugophora Kunze. 

Z. subspinosa Fabr. — C. R. Auf Zitterpappeln 
nicht ſelten. 

Z. flavicollis Mrsch. — C. R. Mit dem en 

Lema Fabr. 


L. rugicollis Suffr. — C. KR. Häufig auf fangen 
am Waſſer. 


L. cyanella Linn. — C. R. Mit * Er und 
häufig. 

L. Erichsonii Suffr. — C. R. r bäuſtg 

L. melanopa Linn. C. R. — Häufig auf RER: 
nen Pflanzen. 

Crioceris Geoffr. ö 

C. merdigera Linn. — C. R. Dieſer, den Lilia⸗ 
ceen ſchädliche Käfer fand ſich früher in Gärten auf Li- 
lien häufig, iſt aber in den letzten f a ar nicht 
mehr gefunden. 

C. brunnea Fabr. — C. R. Die Abart mit rothen 
Schienen u. ſ. w. hier noch nicht gefunden. Auf Conval⸗ 
larien, jedoch nicht häufig. 

C. duodesim-punctata Linn. — C. R. Auf Spargel 

nitunter häufig. 

C. asparagi Linn. — C. R. Auf Stage häufig. 

Hispa Linn. 

H. atra Linn. — C. R. Dieſen originellen Käfer 
haben wir bis jetzt nirgends anders, als auf dem Roſtocker 
Walle gefunden, wo er in der Mitte des Sommers ge- 
wöhnlich auf den Spitzen der Grasblätter ruht. 

Cassida Linn. 

C. equestris Fabr. — C. R. Auf Mentha- und 
Galeopsis-Arten häufig. 

C. hemisphaerica Herbst. — C. R. u einigemal 


geſchöpft. 

C. murraea Linn. — C. R. Auf Inula salicina in 
der R oſtocker Haide im Juli. 

C. sanguinosa Creutz. — C. R. Selten. 


C. rubiginosa III. — C. R. Auf Diſteln nicht ſelten. 


109 


C. vibex Linn. — C. Eben nicht ſehr häufig. 

C sanguinolenta Müll. — C. R. Selten. 

CL. chloris Suffr. — C. R. Man findet den Käfer 
nicht ſelten im Frühling in Gräben auf ſandigem Boden. 

C. stigmata Suffr. — C. R. Nicht häufig. 

C. denticollis Suffr. — C. R. Selten. 

C margaritacea Schall. — C. Durchſcheinend, und 
gleich dem herrlichen, grünlichen Farbenſpiel eines ſchönen 
Opals bei auffallendem Lichte; leider verliert ſich der Glanz 
und das Farbenſpiel beim Trocknen des Käfers und es 
bleibt eine grünliche oder gelbe trübe Farbe zurück. Sehr 
ſelten in unſerer Gegend, a ein Stück bei Schwaan 
geſchöpft. 

C. oblonga III. — C. R. Ueberall nicht fetten 

C. nobilis Linn. — C. R. Ziemlich häufig. 
berolinensis Suffr. — C. Sehr ſelten. 
obsoleta Illg. — C. R. Ueberall häufig. 
linola Creutz. — C. Sehr ſelten. 
. ferruginea Fabr. — C. R. Ueberall nicht ſelten. 
nebulosa Linn. — C. R. Ebenfalls nicht 1 
Chrysomela Linn. 

C. sanguinolenta Linn. — C. R. Auf trockenem 
Boden ſtets einzeln, auf einer ihr eigenthümlichen Pflanze 
haben wir ſie noch nicht gefunden. 

C. marginalis Duft. — C. R. Nicht häufig. 

C. limbata Fabr. — C. R. Ziemlich häufig auf 
trockenem Boden. ak | | | 

C. graminis Linn. — C. R. Eben nicht ſelten. 

Cr cerealis Linn. — C. R. Aendert zwar man⸗ 
nigfach ab, doch bleiben die farbigen Streifen der Flügel: 


e 


m... AM 


decken ſtets ſichtbar. Obgleich wohl alle Chryſomelen von 
Pflanzenſtoffen leben, fo findet man doch ſelten, ſowohl 
dieſe, als die vorhergehenden und auch noch manche der 
folgenden Arten auf Pflanzen, ſondern meiſtens auf trocke⸗ 
nem Boden, auf dem Sande oder unter Steinen. Selten. 

C. fastnosa Linn. — C. R. Hier häufig auf Ga- 
leopsis Tetrahit. 

C. staphylea Linn. — C. R. Auf verschiedenen Wald⸗ 
pflanzen, im Winter auch im Raſen am Stamme der 
Weiden und Pappeln ziemlich häufig. 

C. polita Linn. — C. R, Sehr häufig auf N 
pflanzen an ſumpfigen Stellen. 

C. violacea PZ. — C. Ein Exemplar bei Ludwigs⸗ 
luſt gefunden; in der Roſtocker Gegend iſt der Käfer noch 
nicht geſehen. 

C. menthastri Suffr. — C. Suffrian's Beſchreibung 
von C. menthastri paßt ſonſt gut auf unſern Käfer, nur 
iſt derſelbe größer, mehr feurig rotch goldglänzend und 
das Schildchen hat einzelne Punkte. Von C. graminis 
Linn. oder C. fulgida Redt. unterſcheidet ſich unſer Käfer 
auf den erſten Blick; er iſt größer, glatter, folglich glän- 
zender, weniger dicht, aber feiner punktirt. Die vier 
Stücke meiner Sammlung habe ich auf Mentha-Arten 
zwiſchen hohem Rohr am Mühlbach zu Viereggenhof bei 
Wismar im Juli und Auguſt gefunden. 

C. varians Fabr. — C. R. Die verſchiedenen Ab⸗ 
arten mit blauen, grünen, bronze⸗ oder kupferfarbigen 
Flügeldecken kommen hier häufig und neben einander auf 
Hypericum-Arten vor. 


111 


C. göttingensis Linn. — C. R. Selten auf ver⸗ 
ſchiedenen Waldpflanzen. 

€. haemoptera Fabr. — C. B. Ueberall häufig, bes 
ſonders im Frühling unter Steinen auf ſandigem Boden. 

C. carnifex Fabr. — C. R. Nicht ſelten auf Wald» 
pflanzen. 

C. marginata Linn. — C. R. Nicht häufig auf 
Waldpflanzen. | 

C. analis Linn. — C. R. Die Abarten mit braunen, 
metalliſch ſchimmernden, ſo wie die mit veilchenblauen Flügel⸗ 
decken kommen auch hier vor. Findet ſich immer nur ein⸗ 
zeln und im Ganzen ſelten. 

C. lurida Linn. — R. Sehr ſelten. 

C. lamina Fabr. — C. R. Nicht ſehr häufig auf 
Sumpfpflanzen. 

C. fucata Fabr. — C. Sehr ſelten 

C. duplicata Zk. — C. Nur einigemal auf Wald⸗ 
pflanzen gefunden. 

C. geminata Pz. — C. R. Sehr ſelten. 

Lina Redt. 

L. collaris Linn. — C. R. Eine ſehr veränderliche 
Art. Die größten Stücke ſind mehr, als doppelt größer, 
als die kleinſten; die Farbe der Oberſeite geht vom Schwarz⸗ 
blau durch Veilchenblau ins Grünlicherzfarbige über; das 
Gelb iſt theils ganz hell, — theils dunkelrothgelb; die 
Beine ſind bald ganz ſchwarz, bald gelbbunt, oder bis auf 
die Knie und Fußglieder ganz gelb. Die Oberfläche iſt 
ebenfalls verſchieden, manche Stücke haben faſt deutlich ge 
rippte Flügeldecken. Im Lande ſehr ſparſam, aber zwiſchen 
den Dünen bei Warnemünde auf Salix-Arten häufig. 


112 


L. populi Linn. — C. R. In Laubwäldern, eo 
auf Espen nicht ſelten. 

L. tremula Fabr. — C. R. Mit dem vorigen. 

L. longicollis Suffr. — C. R. * dem en . 
aber ſelten. 

L. aenea Linn. — C. R. Auf Erlen in der Ah uch 
Haide, ſonſt ſelten. 

8 Re dt. 

G. ruſipes De Geer. — C. R. Im Juli und Auguſt 
in der Roſtocker Haide auf Weidengebüſch nicht ſelten. 

G. viminalis Linn. Mit dem vorigen zuſammen. 

G. litura Fabr. — C. R. Im Juli und Auguſt auf 
Spartium häufig. 

G. 5-punctata Fabr. — C. R. Hier ſehr ſelten. 

Gastrophysa Che v. 

G. polygoni Linn. — C. R. Auf Polygonum und 

anderen Pflanzen den ganzen Sommer häufig. 
8 Plagiodera Redt. 
P. armoraciae Linn. — C. R. Auf Weiden häufig. 
Phaedon Redt. 

P. orbicularis Suffr. — C. R. Selten. 

P. betulae Linn. — C. R. Auf Waſſerpflanzen häufig. 

P. cochleariae Fabr. — C. R. Häufig. 

P. hederae Il. — R. Selten. 

P. concinna Steph. — C. R. Nicht häufig. 

Phratora Redt. 

P. vulgatissima Linn. — C. R. Auf Weidengebüſch 
häufig. 

. ritellinas Linn. — C. R. Auf Weiden und Espen 
gemein. 


113 
Helodes Payk. 

H. aucta Fabr. — C. R. Auf Waſſerpflanzen häufig. 

H. marginella Linn. — C. R. Ebenfalls häufig. 

H. hannoverana Fabr. — C. R. Nicht häufig auf 
Caltha palustris. 

H. phellandrii Linn. — C. R. Sehr häufig auf 
Waſſerpflanzen. 

H. beccabungae III. — C. R. Auf Veronica-Arten 
an Bächen nicht ſelten. 

Colaphus Megl. 

C. sophiae Fabr. — C. R. Im Sommer auf ſan⸗ 

digem Boden, doch ſtets nur einzeln. 
Labidostomis Dei. 

L. tibialis Lac. — C. Von meinem Rn F. Koch 
aus Sülz erhalten. 

L. longimana Linn. — C. R. Ein Stück in hiefi- 
ger Gegend auf Weidengebüſch im Juni gefunden und ein. 
anderes aus dem ſüdlichen Theil des Landes erhalten. 

La chnaea Lac. 

L. longipes Fabr. — C. Zwei Exemplare aus dem 

ſuͤdlichen Meklenburg erhalten. 
Clyihra Lai ch. 

C. 4-punctata Linn. — C. R. Auf Weidengebüſch 
in der Roſtocker Haide im Juni und Juli nicht ſelten. 

C. 4-signata Mkl. — C. Mit dem vorigen, aber 
ſelten. 

C. laeviuscula Ratzb. — C. R. Unſere Stücke 
ſtammen aus dem ſüdlichen Theile des Landes. 

Gynandrophthalma Lac. 

G. cyanea Fabr. — C. In den Diedrichshäger 

Bergen im Juni nur einmal ein Exemplar gefunden. 
8 


114 


Coptocephala Chevr. 

C. scopolina Linn. — C. R. In Laubwäldern auf 
Gebüſch eben nicht häufig. | 

C. 4-maculata Linn. — C. R. Mit dem vorigen, 
auch auf Schirmpflanzen ziemlich häufig. 

Eumolpus Fabr. 

E. obscurus Linn. — C. R. In hieſiger Gegend 

auf Epilobium angustifolium, aber ſelten. 
Cryptocephalus Geoffr. 

C. coryli Linn. — C. Wir haben nur einigemal 
die Stammart mit ganz rothen Flügeldecken auf Hafel- 
ſträuchen gefunden. 

C. distingnendus Schneid. — C. Einmal ein Stück 
geſchöpft. 

Anm. Es iſt auffallend, daß C. cordiger Linn., 
ein ſonſt nicht ſeltener und ſehr verbreiteter Käfer, in Me⸗ 
klenburg noch nicht gefunden iſt; er kommt vor in Finn⸗ 


land, Rußland, in der Türkei und in den verſchiedenſten 


Theilen Deutſchlands, und iſt auch am ſüdlichen Rande der 
Oſtſee z. B. bei Königsberg, Danzig und Stettin gefunden. 

C. 6-punctatus Linn. — C. R. Wir haben bis 
daher nur die Varietät mit dem ankerförmigen rothen 
Mittelfleck auf dem Halsſchilde gefunden. 

C. pini Linn. — C. R. Im Auguſt auf Kiefern in 
manchen Jahren nicht ſelten. 

C. sericeus Linn. — C. R. Die goldgrüne Abände⸗ 
rung iſt in unſerer Gegend bei weitem die häufigere; we⸗ 
niger häufig die blaue, am ſelteſten die blaugrün geſcheckte. 
Häufig auf Scabioſen und Syngeneſtiſten. 

Anm. Da nach Suffrian C. aureolus Suffr. nur 


r 


115 


im ſüdlichen Europa vorkommt, fo dürfen wir wenig Hoff- 
nung hegen, dieſen Käfer bei uns zu finden, wenn auch 
manche Stücke von unſerem C. sericeus in ihrer mannig- 
fachen Abänderung im Bau und Beſchaffenheit der Ober— 
fläche ſehr ſtark an die Identität mit C. aureolus erinnern. 

C. hypochoeridis Linn. — C. K. Wir haben bis 
jetzt nur die goldgrüne Abänderung gefunden. 

C. flavipes Fabr. — C. R. Von der Abänderung 
8 und 7 haben wir hier noch keine Stücke gefunden; auch 
iſt die eigentliche Art hier eben nicht häufig. Auf Erlen, 
Birken, auch auf Schlehdorn im Mai gefunden. 

C. nitens Linn. — C. R. Nicht ſehr n in 
Wäldern auf Birken, Haſeln ıc. 

C. pallifrons Gyll. — C. R. Sehr ſelten. 

C. fulcratus Germ. C. R. — Auf Erlen, ſelten. 

C. flavilabris Payk. — C. R. Nicht häufig. 

C. gracilis Fabr. — C. K. In Laubwäldern, aber 
nicht häufig. 

C. Hübneri Fabr. — R. Im Mai auf Prunus spi- 
nosa mit C. flavipes zuſammen. 

C. Moraei Linn. — C. R. Der Käfer variirt in 
der Größe ſehr; der gelbe Vorderrand des Halsſchildes 
fehlt oft, die Schienen, beſonders an den Hinterbeinen, 
ſind auch an manchen Eremplaren braun bis ſchwarz. 
Häufig auf Spartium- und Hypericum-Arten. 

C. 4-pustulatus Gyll. — C. Sehr ſelten. 

C. labiatus Linn. — C. R. Auf verſchiedenen Laub⸗ 
hölzern nicht ſelten. 

C. geminus Gyll. — C. R. Nicht ſehr häufig. 

C. bis-tripunctatus Creutz. — C. R. Sehr ſelten. 

8 


116 


— — 


C. bipunctatus Linn. — C. R. Von den vielen 
Varietäten haben wir hier gefunden: 
d. mit einem rundlichen ſchwarzen Punkt an 0 
Schulter. 
8. mit einem langen ſchwarzen Flecken auf der 
Mitte der Flügeldecken. 
. wo der längliche Flecken den größten Theil 
der Flügeldecken einnimmt, C. lineola Fabr. 
8. ſchwarze Flügeldecken, an der Spitze ein gelber 
Punkt, C. bipustulatus Fabr. 
Alle Abänderungen ſind häufig auf verſchiedenen Bäumen. 
C. vittalus Fabr. — C. R. In hieſiger Gegend 
nicht häufig. 
C. bilineatus Linn. — C. R. Sonſt nicht häufig, 
aber auf den Dünenpflanzen bei Warnemünde nicht ſelten. 
C. 10-punctatus Linn. — C. R. In der Größe 
ſehr verſchieden. In der Farbe in der Art veränderlich, 
daß Stücke vorkommen mit gelben und ſchwarz punktirten, 
und andere mit ganz ſchwarzen Flügeldecken; doch ſind 
dieſe Farbenunterſchiede, nicht zugleich Geſchlechtsunterſchiede, 
denn man findet gelb und ſchwarze und ganz ſchwarze Stücke 
in copula. Häufig auf jungem Weidengebüſch. 

L. minutus Fabr. — C. R. Die von Bach aufgeführten 
Abänderungen finden wir auch hier, und noch andere mit ganz 
ſchwarzen Flügeldecken, woran nur die äußerſte Spitze gelb iſt. 
Auf Pappeln, Weiden und anderen Bäumen nicht ſelten. 

Pa ch ybrachys Chevr. 
P. hieroglyphicus Fabr. — C. Sehr ſelten. 
P. histrio Oliv. — C. Sehr ſelten. 
In den nördlichen Gegenden des Landes haben wir 


PPP 


117 


dieſe Gattung noch nicht beobachtet, denn die Stücke meiner 
Sammlung ſtammen aus den füdlihen Theilen von Me: 


klenburg. 
Ademon ia Lai ch. 


A. rustica Fabr. — C. R. Ueberall nicht ſelten. 

A. interrupta Geoffr. — C. R. Wir haben den 
Käfer im Spätſommer in friſch aufgeworfenen Gräben auf 
ſandigem Boden, aber an etwas feuchten Stellen, gefunden; 
iſt aber doch ſelten. 

A. tanaceli Linn. — C. R. Ueberall häufig. 

A. haematidea Germ. — C. Sehr ſelten. 

A. sanguinea Fabr. — C. Im Juni auf blühendem 
Weißdorn, aber doch ſelten. 

A. capreae Linn. — C. R. Auf Weiden überall 


häufig. | 
Galeruca Geoffr. 

G. viburni Payk. — C. R. Nach Gyllenhal ſoll 
der Käfer im Frühling und Herbſte auf den Blättern von 
Viburnum Opulus vorkommen, wir haben ihn auf dieſer 
Pflanze noch nicht gefunden, dagegen aber im Spätſommer 
in Gräben auf Waſſerpflanzen, jedoch nur ſelten. 

G. crataegi Forst. — C. Sehr ſelten. 

G. lineola Fabr. — C. R. Nicht ſelten. 

G. nympheae Linn. — C. R. Auf den großen 
Blättern der Nymphea-Arten nicht ſelten. 

G. sagittariae Gyll. — C. R. Nicht ſehr häufig. 

G. calmariensis Linn. — C. R. Nicht ſelten. 

G. tenella Linn. — C. R. Auf verſchiedenen Pflan⸗ 


zen häufig. 
Agelastica Re dt. 


A. alni Linn. — C. R. Auf Erlen, aber nicht häufig. 


118 


A. halensis Linn, — C. R. In der Roſtocker Ge⸗ 
gend nicht häufig, und faſt ausſchließlich am Roſtocker 
Walle. 

Phyllobrotica Redt. 

P. A-maculata Linn. — C. R. In Laubwäldern, 
doch nicht häufig. 

Luperus Ge offr. 

L. rufipes Fabr. — C. R. In Laubwäldern, be⸗ 
ſonders auf Birken nicht ſelten. 

L. flavipes Linn. — C. R. Im ſüudlichen Meklen⸗ 
burg, bei Roſtock nicht gefunden. 

Erſte Abtheilung 997 Species 
Nachtrag 
Erſte Fortſetzunng 3 = 
Zweite Fortſetzungg ; en 
Summa 1667 Species. 


119 


5. Die Mollusken der Amgegend von Anoien. 
Bon; 
C. Arndt. 


In der Umgegend Gnohens, welche im Laufe die— 
ſes Jahres von mir ſelbſt und einigen meiner Schüler, 
unter denen ſich durch Eifer beſonders Fr. Bruhn aus— 
zeichnete, in conchyliologiſcher Beziehung ziemlich genau 
durchforſcht iſt, wurde manches Intereſſante an Couchhlien 
aufgefunden und erlaube ich mir, dem Archiv einige Mit- 
theilungen darüber zu machen. 


Von den 84 bis jetzt in Meklenburg eutdeckten Ga⸗ 
ſteropoden find bei Gnoyen 68 gefunden; es fehlen von 
den meklenburgiſchen Arten bis jetzt daſelbſt noch folgende: 
Arion subfuscus; Limax variegatus; Helix carthusiana, 
lapicida; Bulimus tridens; Pupa edentula, minutissima; 
Clausilia ventricosa, biplicata, rugosa, plicata; Lim- 
naeus elongatus; Planorbis complanalus Drap.; Valvata 
contorta, depressa, Paludina similis. — Es möge mir 
geſtattet fein, von meinen Beobachtungen über die aufge⸗ 
fundenen Arten einiges anzufügen. 


Limax cinereus habe ich in den Waldungen nicht 
auffinden können: aber aus einem Kartoffelkeller wurden 
mir im Frühling mehrere beim Ausräumen der Kartoffeln 
gefundene Exemplare gebracht. Sie zeichneten ſich alle 
durch ein ſehr bleiches Anſehen aus, hatten eine ſehr dünne 
Kalkplatte und gehörten zu Scholtz's Varietät e.“ 

Die kleinen Helix-Arten flava, aculeata, crystallina, 


120 
pura, pygmaea wurden durch meine Schüler in großer 
Menge geſammelt. | 

Helix strigella auf einem mit Geſtrüpp bewachſenen 
Ackerrain ziemlich häufig. 

Helix nemoralis mit Hel. Pomatia im Park zu Dölitz. 

Helix hortensis wurde in einer intereſſanten Farben⸗ 
Varietät gefunden. Die Farbe iſt ein Gelbgrün, welches 
wie aufgetragen erſcheint, da die Binden durch die Farbe 
nur durchſcheinen. Doch rührt die Färbung nicht, wie ich 
auf den erſten Blick glaubte, von einem Schmutzüberzuge her. 
Bei einem Exemplar iſt die Färbung ſo dunkel, daß ſie 
faſt ſchwarz erſcheint. Leider waren ſämmtliche Eremplare 
abgeſtorben und konnten lebende nicht aufgefunden werden. 

Ueber Helix lapicida, obgleich dieſelbe bei Gnoyen 
nicht vorkommt, zwei Bemerkungen. — Ich fand bei Neus 
Brandenburg im Nemerower und Brodaer Holz, welchen 
letzten Fundort Archiv Heft V. noch nicht mit aufführt, 
obgleich ſie daſelbſt ſtellenweiſe ſehr häufig iſt, zu mehreren 
Malen Exemplare von Helix lapicida, welche abgeftorbene 
Schneckengehäuſe (Hel. hortensis und lapieida) benagten 
und ſchon große Löcher hineingefreſſen hatten. Daß die— 
ſelben wirklich eingefreſſen und nicht etwa Stücke ausge⸗ 
brochen ſind, erhellt deutlich daraus, daß ſich an den Rändern 
ſtufenförmige Abſätze zeigen, wie man fie auch wohl an 
dickeren von Raupen augefreſſenen Blättern findet. — In 
Bezug auf den Liebespfeil erwähne ich, daß nur ein Exem— 
plar vorgekommen iſt, welches deren zwei bei ſich hatte; 
von ihnen ſteckte aber nur der eine im Pfeilſack, der an— 
dere dagegen lag frei zwiſchen den Begattungsorgauen und 
unterſchied ſich von allen aus dem Pfeilſack herausgenom— 


27 
menen Liebespfeilen der Helix lapicida dadurch, daß der 
Spitze die ſcharfen Ecken fehlten. Er wird demnach bei 
einem Begattungsverſuche von dem anderen Thiere ausge— 
ſtoßen und von dieſem beim Zurückziehen der Geſchlechts— 
theile mit eingezogen ſein. 

Bulimus obscurus findet ſich, obwohl ſehr ſelten, in 
Geſellſchaft von Clausilia laminata, nigricans und pli- 
catula in Gärten an dem ſteilen Ufer des Mühlbachs nahe 
unterhalb der Mühle, wo daſſelbe mit Sambucus nigra, 
Syringa vulgaris und Hedera Helix bewachſen iſt. 

Achatina acicula wurde von einem meiner Schüler 
im Frühling in dem Auswurf eines Wieſengrabens in 
zwei Exemplaren gefunden. Späterhin entdeckte ich ſie, 
aufmerkſam gemacht durch ein Exemplar, welches ich auf 
einem mit Erde aus dem Rector-Garten gefüllten Blumen— 
topfe fand, in dieſem Garten. Da nun der Garten des 
Herrn Paſter Huth, wie der des Rectors, früher Wall— 
graben geweſen war, vermuthete und fand ich ſie auch 
dort. Zu unſerer großen Freude ſammelten Herr Paſtor 
Huth und ich daſelbſt am 15. Juli c. aber auch lebende 
Exemplare und zwar gar nicht ſo ſehr tief in der Erde, 
wie ſonſt gewöhnlich angegeben wird. Das erſte Erem— 
plar fanden wir an einem Blumenſtabe, etwa 6“ tief, 
dann aber ſammelten wir an noch nicht vergangenem Dün— 
ger, der nur etwa 3“ tief in der Erde lag, mehr als ein 
Dutzend lebender Eremplare. Am nächſten Morgen ſuchte 
ich uach einem ſanften Regen in dem Garten des Rectors 
und hatte die Ueberraſchung, mehrere lebende Exemplare 
auf der Erde, wo ſie durch aufliegende Pflanzen (Reseda 
odorata) bedeckt war, ganz munter herumkriechend zu finden, 


und unter denſelben Pflanzen ſammelte ich in den folgen⸗ 
den Tagen, wenn es etwas geregnet oder ſtark gethauet 
hatte, immer wieder lebende Exemplare. Auch in Herrn 
Paſtor Huths Garten, wo beiläufig bemerkt etwa 120 
Dutzend Exemplare geſammelt ſind, fanden ſich auf der 
Erdoberfläche lebende Exemplare. — Es möchte vielleicht 
nicht ganz überflüſſig ſein, eine Beſchreibung dieſer, ſo viel 
mir bekannt, bis jetzt ſelten lebend beobachteten Schnecke 
folgen zu laſſen. Das Gehäuſe iſt glatt, lebhaft glänzend, 
waſſerhell und ſo durchſichtig, daß man die Bewegungen 
der inneren Organe des Thieres durch die Schale hindurch 
wahrnehmen kann. Glanz und Durchſichtigkeit verlieren 
ſich, wenn das Thier nach dem Tode den atmoſphäriſchen 
Einflüſſen ausgeſetzt iſt, ſchon in wenig Tagen. Das 
Thier hat einen keilförmigen Fuß, der nach hinten ganz 
ſpitz ausläuft. Die Länge des Thieres beträgt bei meinen 
größten Exemplaren 13/4 ““ bei einer Breite von 14 . 
Die Farbe iſt an den hervorſtreckbaren Theilen, ſo wie an 
denen, welche zunächſt der Mündung liegen, ſchwach milch 
weißlich, die Fühler ſind faſt waſſerhell. Im Innern des 
Gehäuſes iſt das Thier von der Spitze bis zum dritten 
oder vierten Umgange matt ſchwefelgelb oder bräunlich— 
gelb gefärbt, welche Farbe ſich beim Liegen an der freien 
Luft bald nach dem Tode verliert. Die obern Fühler 
haben eine Länge von ½““ und ungefähr die Dicke eines 
ſtarken Menſchenhaares und find, wenn vollſtändig ausge⸗ 
ſtreckt, in der Mitte ein wenig eingezogen, ſo daß die 
Spitze dann etwas, aber nur unbedeutend, verdickt er- 
ſcheint. Sind ſie nicht vollſtändig ausgeſtreckt, ſo haben 
ſie überall gleiche Dicke. Sie tragen keine Augen. Die 


untern Fühler find ſehr kurz, ihre Länge übertrifft den 
Durchmeſſer der oberen Fühler nur wenig, ſo daß ſie nur 
wie kleine Knötchen erſcheinen. — Auch die Begattung 
der Thiere zu beobachten, begünſtigte mich der Zufall. 
Von den lebenden Exemplaren hatte ich ſchon ſeit dem 
16. Juli mehrere in einem Glashafen, der etwa zur Hälfte 
mit Erde, worin etwas vermodertes Stroh, angefüllt war. 
Am Vormittage des 22. Juli hatte ich die Erde etwas 
angefeuchtet und den zugedeckten Hafen vor das Fenſter 
geſtellt, ſo daß durch die von Zeit zu Zeit ſcheinende 
Sonne eine feuchtwarme Luft darin erzeugt werden mußte. 
Am Nachmittage beobachtete ich zwei Paare in der Degat- 
tung und zwar das eine vom Beginn derſelben an. Die 
beiden Gehäuſe berührten ſich von vorne ſo, daß ſie faſt 
in einer geraden Linie lagen. Das eine Thier hatte ſich 
etwa bis zum Beginn des letzten Umganges in das Ge— 
häuſe zurückgezogen, während das andere, ſich weit aus— 
ſtreckend, den vordern Theil des Körpers in das Gehäufe 
des erſteren hereinſteckte, woſelbſt das gegenſeitige Auf— 
nehmen der Begattungsorgane ſehr ſchnell erfolgte. Dann 
kam auch das erſtere Thier weiter nach vorn, indeß 
ſich das zweite in demſelben Maaße zurückzog, ſo daß nun 
beide ihr Gehäuſe grade ausfüllten. Bei der großen 
Durchſichtigkeit ſowohl der Schale als auch des Thieres 
konnte man eine abwechſelnde Erweiterung und Verengung, 
Verlängerung und Verkürzung, ein Pulſiren in den Ge- 
ſchlechtstheilen deutlich durch eine Loupe wahrnehmen. Leider 
konnte ich bei der Unzulänglichkeit meines Mikroſkops keine 
genauern Beobachtungen darüber anſtellen. Die ganze 
Begattung dauerte etwa / Stunden. Nach der Tren⸗ 


2214 

nung blieb das erſtere Thierchen des beſprochenen Paares 
und auch das eine des zweiten ganz ruhig liegen, während 
die beiden andern Thierchen mit großer Lebhaftigkeit her— 
umkrochen, was auch noch am folgenden Tage bis zum 
Nachmittag währte; an dem ſie mit großer Leichtigkeit in 
die Erde hineinkrochen. Die erſteren beiden Thierchen 
waren dagegen am Morgen dieſes Tages ſchon geſtorben, 
und ihre Gehäuſe ganz mit Milben angefüllt. Es will 
mir nach dem Angeführten ſcheinen, als ob die Thiere zur 
Zeit der Begattung auf die Erdoberfläche kommen und 
ſich hernach wieder in dieſelbe zurückziehen, worüber ich im 
nächſten Jahre weitere Beobachtungen anſtellen werde. 

Clauſilien fand ich in den Waldungen um Gnohen 
gar nicht, was wohl daher kommt, daß dieſelben, bis vor 
Kurzem behütet, des Unterholzes faſt ganz entbehren. 
Clausilia plicatula findet ſich außer der oben bei Bul. obse. 
angeführten Localität an einigen Stellen eines mit Ge— 
büſch bewachſenen Kegelgrabens. 

Succinea. Am Ufer der Trebel fand ich am 25. 
Juni, alſo in der Zeit, wo wir eine lange anhaltende 
Dürre hatten, an Seirpus lacustris, Succinea putris und 
Pfeifferi vergeſellſchaftet, wie ſich bei einer Unterſuchung 
der Kiefern herausſtellte, welche aber außerdem noch zeigte, 
daß auch zwiſchen dieſen Arten ein Uebergang ſtattfindet, 
indem ein Exemplar einen Kiefer hatte, der im Ganzen 
zwar dem von Succ. Pfeifferi ähnelt, aber doch einiges 
mit Succ. putris gemein hat. Während nämlich bei Suec, 
Pfeifferi der zahnartige Fortſatz ſehr unbedeutend iſt und 
die hufeiſenförmigen Anhänge neben jenem Zahne keine 
Spur von Fortſätzen zeigen, iſt der zahnartige Fortſatz 


425 

hier viel größer und kommt dem von Succ. putris an 
Größe faſt gleich, und an den Schenkeln des Hufeiſens 
treten genau an der Stelle, wo Succ. putris neben jenem 
Mittelzahn noch je einen zahnartigen Fortſatz hat, auch 
derartige Nebenzähne auf, faſt jo groß, wie bei Suce. 
putris. Die Kieferplatte, welche bei Succ. Pfeifferi faſt 
quadratiſch iſt, erſcheint hier an den untern Ecken ein we— 
nig mehr abgerundet, ohne die rundliche, mehr gewölbte 
Form der von Succ. putris anzunehmen, behält im Gegen— 
theil die quadratiſche, flache Form vom Succ. Pfeifferi im 
Ganzen bei. Weſentlich unterſchieden von dem Kiefer der 
Succ. putris iſt der in Rede ſtehende dadurch, daß die 
nach hinten gehende, in der Kieferplatte liegende Verlän— 
gerung des Mittelzahns fehlt; von dem der Suce. feifferi 
aber durch den größern Mittelzahn und das Auftreten der 
Seitenzähne, ſo daß man ſagen könnte, er ſei aus dem 
hufeiſenförmigen Anhang von Suce. putris und der Kiefer— 
platte von Succ. Pfeifferi zuſammengeſetzt, obgleich das 
nicht ganz zutreffend iſt. — Auf einer ſpätern Excurſion 
nach der Trebel ſammelte ich einige Dutzend Succineen, 
deren Kiefer faſt ſämmtlich einen Uebergang zwiſchen 
Succ. putris und Pfeifferi bilden, von einander aber wie— 
der in Kleinigkeiten abweichen. Unter allen fand ſich kein 
Exemplar von Succ. putris, die ſich, da es inzwiſchen 
vielfach geregnet, weiter vom Ufer eutfernt hatte, dagegen 
einige wenige mit dem reinen Kiefer der Succ. Pfeifferi. 
Ueber die Form des Gehäuſes etwas anzuführen, halte 
ich um ſo mehr für überflüſſig, als ich ſelbſt bei Exem— 
plaren mit den rein ausgebildeten Kiefern beider Species 
die vollſtändigſte Uebereinſtimmung in Geſtalt und Fär- 


126 


bung der Gehäuſe fand, und ſomit nur dem beiſtimmen 
kann, was Herr Archidiakonus Schmidt bei Scholtz im 
Anhange ſagt, daß die Gehäuſe-Merkmale zur Beſtimmung 
von Suec. putris und Pfeifferi nicht überall ausreichen. 
— Sollte hier wohl eine Baſtardbildung ſtattfinden? Es 
möchte darauf das gemiſchte Vorkommen beider Arten hin⸗ 
deuten. — Wie fi) Succ. putris bei der anhaltenden 
Dürre dieſes Jahres näher an das Waſſer begeben, mag 
es öfters vorkommen, und da die Begattungszeit der 
Succineen nicht auf kurze Dauer beſchränkt iſt, wären 
Baſtardbildungen bei ſo nahe verwandten Arten nr 
nicht unmöglich. | 

An m. Nachdem ich inzwischen eine Menge Exem⸗ 
plare von Suce. Pfeifferi von der Tollenſe (dem See) 
unterſucht habe, deren Kiefer ſämmtlich ohne erhebliche 
Abweichungen ſind, iſt es mir zur Gewißheit geworden, 
daß jene Succineen von der Trebel Baſtarde ſein müſſeu. 

Physa fontinalis in einem mit vielen Waſſerpflanzen 
bewachſenen Graben in großer Menge; doch auch an an⸗ 
dern Orten. t 

Physa hypnorum an einer moorigen Stelle des Finken⸗ 
thaler Holzes in großer Menge, aber die Eremplare nicht 
groß; in einem kleinen Graben zwiſchen Gärten bedeutend 
größer und recht zahlreich. 

Amphipeplea glutinosa im obern Bi: ſehr häufig 
und von ausgezeichneter Größe. 

Planorbis imbricatus in einem Waſſerloch auf Gnoyen⸗ 
ſchem Felde an Callitriche-Arten ſehr häufig und zwar 
mit der Varietät Planorbis eristatus untermiſcht. | 

Planorbis spirorbis und ß leucostoma in kleinen 


3 


Abzugsgräben des Finkenthaler Holzes und bei dem Gär⸗ 
berhofe ſehr häufig. 

Valvata cristata häufig an Phryganäenröhren und 
lebend an feinblättrigen Waſſerpflanzen in Gräben. 

Paludina fasciata in der Trebel bei Gr. Methling. 
(Ferner habe ich fie vom Herrn Senator Danneel in Te— 
terow aus dem dortigen See erhalten, und bei Malchin in 
der Peene gefunden.) 

Ancyelus fluviatilis in einem abgeleiteten Arme des 
Gnohenſchen Baches, welcher ziemlich ſchnell fließt; daſelbſt 
aber mehr an Waſſerpflanzen als an Steinen. Die Exem⸗ 
plare kommen den Ludwigsluſtern aus dem Kanal an 
Größe gleich. 
| Von den bis jetzt in Meklenburg aufgefundenen 21 
Acephalen haben wir bei Gnohen 14 Arten und zwar: 
Anodonta cellensis, piscinalis, intermedia, ventricosa. 
anatina. Unio batavus, pictorum, tumidus. Congeria 
Chemnitzii, Cyclas cornea, lacustris, calyculata. Pisi- 
dium obliquum und fontinale. Es würden uns alſo 
fehlen: Anodonta ponderosa, rostrata, complanata. 
Unio Mülleri, crassus, ater. Cyclas rivicola. 

Anodonta cellensis in einem kleinen Teich auf der Dö⸗ 
litzer Feldmark in großer Menge und bis zu einer Größe 
von 8“ rhein. Dariiet ſtark: es kommen ſehr aufgetrie⸗ 
bene Exemplare vor und ſo flache, daß ich dieſelben zuerſt 
für Anod. complanata hielt. 

Anm. Vielleicht ſtecken unter den hier zuſammen⸗ 
gefaßten Exemplaren 2 verſchiedene Arten: wenigſtens er- 
klärt Dr. Scholtz in Breslau die größten für A. cygnea, 
womit E. Boll aber nicht übereinſtimmen will. 


1 

Anodonta piscinalis in demſelben Teiche, aber we: 
niger häufig als Anod. cellensis. Das größte Exemplar 
etwas über 5“ groß. 

Anodonta ventricosa nach Vergleichung mit einem 
Exemplar, welches Herr Paſtor Huth von Wüſtnei als 
Anod. ventricosa erhielt, in einem abgelaſſenen Teich auf 
Dölitzer Feldmark. 

Anodonta intermedia fand Herr Paſtor Huth im 
Gnoienſchen Bache. | 

Unio batavus in der Recknitz bei Teſſin und in dem 
Gnohenſchen Bache ſtellenweiſe ſo zahlreich, daß man mit 
einem Griff wohl ein halbes Dutzend auf einmal heraus- 
holt. Variirt in der Geſtalt ſehr ſtark, alle Exemplare 
aber haben eine bläulich weiße Perlmutter, während er dei 
den Exemplaren aus der Recknitz bei Teſſin, die überhaupt 
viel lebhafter gefärbt ſind, ſchön röthlich iſt. 

Unio pictorum. Es finden ſich im Gnohenſchen Bach, 
obwohl ſelten, Exemplare, bei denen der Unterrand ſtark 
einwärts gebogen iſt. 

Unio tumidus. Aus der Recknitz, woſelbſt er ſehr 
häufig und in ziemlicher Größe vorkommt, erhielt ich 
Exemplare — ſie waren lebend geſammelt —, welche im 
Innern der Schalen eine ſchmutzig-gelbliche Kalkablagerung 
haben, die durchweg rauh, nach dem Rande hin höckerig 
und warzig iſt. (Aehnliches fand ich auch, obwohl nicht 
in jo ſtarkem Grade und felten bei Unio pietorum.) Eben⸗ 
falls aus der Recknitz beſitze ich ein Exemplar von Unio 
tumidus, das ganz ſchief iſt. Die linke Schale iſt nicht 
jo bauchig als die rechte, und beide Schalen find am hin- 
tern Ende vom Ligament ab bedeutend nach links hinüber⸗ 


129 


gebogen. Wo ich ſonſt Verkrüppelungen an Bivalven ge 
ſehen, lag die Veranlaſſung dazu in einer äußern Verletzung; 
eine ſolche iſt hier aber nicht wahrzunehmen. 

Congeria Chemnitzii in der Trebel bis zu 13%, “ 
lang. | 

Cyclas cornea und lacustris halte ich nicht für ver— 
ſchieden, da ſie durch die unmerklichſten Abſtufungen in 
einander übergehen. Wenn aber Stein die bauchigen mit 
aufgetriebenem Wirbel verſehenen Exemplare für die männ⸗ 
lichen hält, weil er in ihnen nie Junge fand, ſo muß ich 
dagegen bemerken, daß ich ein ſehr ſtark aufgetriebenes 
Eremplar Junge bekommen ſah. — Cyclas cornea ver— 
mag vermöge ihres verhältnißmäßig großen Fußes an den 
Wänden von Glasgefäßen hinaufzukriechen, wie ich mehr⸗ 
mals zu beobachten Gelegenheit hatte. Auch kann ſie 
lange Zeit bei geſchloſſener Muſchel auf der Oberfläche 
von ganz ruhigem Waſſer liegen, ſinkt aber bei der ge— 
ringſten Bewegung des Waſſers hinab. 

Pisidium fontinale in einem Wieſengraben mit flie- 
ßendem Waſſer ziemlich häufig. 8 

Es ſind alſo im Ganzen von den 106 meklenburgi— 
ſchen Conchylien bei Gnoyen 82 aufgefunden. 


6. Die Reptilien Mektendurgs. 

Herr Seminariſt Struck in Ludwigsluſt theilte mir 
ein Verzeichniß der von ihm in Meklenburg beobachteten 
Reptilien mit, welches ich mit einigen Abänderungen und 
Zuſätzen hier zu veröffentlichen mir erlaube. 

1. Emys europaea Schneid., die Teichſchildkröte, 
9 


130 > 
iſt wenigſtens im öſtlichen Meklenburg gar nicht felten, 
wird aber, weil ſie nur des Nachts zum Vorſchein zu 
kommen pflegt, wenig beachtet. Als ſpecielle Fundorte 
nennt Struck den Wentower See bei Fiſcherwall, Gran- 
zow und Burow unweit Fürſtenberg und den See bei 
Mirow; ich kann dieſen noch folgende hinzufügen: Neu— 
ſtrelitz, Peutſch, Neubrandenburg, Dewitz, Roga, Waren 
und Malchin. Schon in J. Sturms deutſcher Fauna 
(Abtheilung III., Nürnberg 1828) iſt ein meklenburgiſches 
Exemplar, welches Sturm durch Karſten in Neuwerder er— 
hielt, abgebildet worden, und auch ſchon auf den Aber— 
glauben der meklenburgiſchen Landleute aufmerkſam ge= 
macht, nach welchem das Halten der Schildkröten in Trank— 
tonnen dem Gedeihen der aus dieſen gefütterten Schweine 
beſonders förderlich ſein ſolle. N 

2. Lacerta agilis L. Die gemeine Eidechſe, häufig 
in Wäldern und unter Geſtrüpp und Hecken. — Herr 
Struck meint auch die L. viridis bei Malchin geſehen zu 
haben, iſt ſeiner Sache aber nicht gewiß. Ich bezweifle 
ihr Vorkommen, wenigſtens iſt das, was man bei flüchti— 
ger Betrachtung gewöhnlich dafür zu halten pflegt, nur 
eine Varietät (oder nach Sturm das Männchen) der L. 
agilis. Die von Sturm abgebildete L. viridis habe ich 
noch niemals in Meklenburg geſehen und auch in der 
Mark Brandenburg iſt ſie ſo ſelten, daß man dort nur 
einen einzigen Fundort (die Rüdersdorfer Kalkberge) kennt; 
doch kommt ſie vielleicht auch auf Rügen vor, da Grümbfe 
von dort eine „grüne Eidechſe“ von ziemlicher Größe auf- 
führt. Sollte ſie etwa beſonders kalkhaltige Gegenden 
lieben? 


131 


3. Anguis fragilis L., die Blindſchleiche, überall ge- 
mein in Wäldern. 

4. Tropidonotus Natrix L. sp., die Ringelnatter, 
desgleichen. An einzelnen Orten findet ſie ſich in ſehr 
großer Anzahl, wie ſie z. B. zu Pleetz unweit Friedland 
in der Nähe des Backhauſes, wo auch zugleich die Flachs- 
brache vorgenommen wird und um welches herum große 
Maſſen halbvermoderten Flachs⸗Abfalls liegen, in die fie 
ihre Eier legt, zu Hunderten angetroffen wird. Daß die 
Ringelnatter ſehr gut ſchwimmt, habe ich in der Tollenſe 
einige Mal zu ſehen Gelegenheit gehabt. 

An m. Wahrſcheinlich kommt auch in Meklenburg 
der in Pommern lebende Tr. laevis Merr. (Coluber au- 
striacus Gmel.) vor, von welchem ich im Greifswalder 
Muſeum ein pommerſches Exemplar geſehen habe. 

5. Vipera Berus auctor., die Kreuzotter, Kupfer 
natter (ſehr giftig!), vereinzelt durch ganz Meklenburg. 
(3. B. bei Doberan, in der Roſtocker und Noſſentiner 
Haide, bei Neubrandenburg, Schönbeck unweit Friedland), 
häufiger in der Haideebene, wo im Ludwigsluſter Phyſi⸗ 
catskreiſe nicht eben ſelten Leute von ihr gebiſſen werden; 
in ſehr großer Menge ſoll fie endlich in der Lewitz vor 
kommen, wie ſchon im Archiv 5, 199 f. erwähnt if, — 
Sie findet ſich übrigens in allen drei Varietäten, die frü— 
her als Arten unterſchieden wurden, nämlich V. Berus, 
Chersea und Prester. G. Brückner ſah in Schwechow 
ein durch Herrn v. Laffert erlegtes Exemplar, welches dicht 
vor dem Schwanze gegen fünf Finger dick war. 

6. Bufo cinereus Schn., die gemeine Kröte, überall 


häufig. 


9 * 


132 


7. Bufo Calamita Schinz, die Haus-Unke, ſeltener, 
z. B. bei Wismar, Neubrandenburg, am Wentower See. 

8. Bufo variabilis Merrem., die grüne Kröte, kommt 
nach Herrn Struck bei Malchin im Kaldenſchen Holz vor. 
Mir iſt ſie noch nicht zu Geſichte gekommen, daß ſie aber 
in Meklenburg gefunden wird iſt unzweifelhaft, da Sturm 
a. a. O. ein hieſiges Exemplar abbildet. 

Anm. Pelobates fuscus Wagl., die Knoblauchskröte, 
kommt wahrſcheinlich in Meklenburg vor, da man ſie in 
Holſtein, der Mark Brandenburg und in Oſtpreußen ge— 
funden hat. 

9. Bombinator igneus Laur., die Feuerkröte, Unke, 
ſehr gemein in Meklenburg. 

10. Rana temporaria L., der Grasfroſch, desgleichen. 

11. Rana esculenta L., der grüne Jäger, desgleichen. 
Er iſt eßbar, wird aber in Meklenburg nur ſelten zu dieſem 
Zwecke benutzt. 

12. Hyla arborea L. sp., der Laubfroſch, ſeltner, 
— aber vereinzelt durch ganz Meklenburg (ob auch in 
der Haideebene?) vorkommend. Dieſe Art wird hin und 
wieder als Wetterprophet in den Zimmern gehalten. 

13. Salamandra atra Laur., der ſchwarze Erdſala⸗ 
mander, kommt nach Struck in den Buchen bei der Ankers— 
häger Mühle vor; ich habe ihn noch nicht geſehen. 

14. Triton cristatus Cuv., der große Waſſermolch, 
gemein z. B. bei Pleetz unweit Friedland, Malchin, Pin⸗ 
now unweit Schwerin. 

15. Triton taeniatus Schneid., der kleine Waſſer⸗ 
ſalamander, desgleichen. | 

Anm. Auf Tr. igneus Laur. möchte gleichfalls zu 


ae. 


achten fein, da er in der benachbarten Mark (wie wohl 
nicht häufig) vorkommt und in Oſtpreußen ſogar noch 
weiter nördlich geht. 

Im nördlichen deutſchen Flachlande ſind demnach bis 
jetzt 19 Reptilien gefunden worden, von denen 15 auch 
ſchon in Meklenburg beobachtet ſind. 


Neubrandenburg, den 12. Juli. E. Boll. 


7. Zuſätze und Werbefferungen zur 
Lübecker Kora. 
R Von 
R. Häcker (in Lübeck.) 
Avena flavescens L. Am Wall bei der Wipperbrücke. 
Poa fertilis Host. In Wäldern, Padelügge, Weſſeloe. 
Bromus racemosus L. Auf Wieſen, Hamberge. 
Galium boreale L. In Gebüſchen, Treidelſtieg. 
Potamogeton fluitans Roth. In der Trave bei 
Hamberge⸗ 
Potamogeton praelongus Wulf. In Landſeen, Trems. 
Potamogeton pusillus L. In der Trave, Gothmund. 
Potamogeton filiformis Pers. In Landſeen, Seekrug. 
Ruppia rostellata Koch. In Waſſerlöchern auf dem 
Priwall bei Travemünde. 
Helosciadium inundatum Koch. In Waſſergräben 
auf der Grönauer Haide. 
Sambucus Ebulus L. Vor dem Huͤrterthor, ver⸗ 
wildert. 
Juncus filiformis L. Auf feuchten Wieſen, an der 
Trave bei Schlutup. 


134 


Polygonum Bistorta L. Auf Wieſen, an der Trave 
bei der Schneiderfähre. | 

* Polygonum tataricum IL. Hin und wieder, mit 
Pol. fagopyrum angebaut. 

Elatine Hydropiper L. Am 1 der Trave, Her⸗ 
renfähre gegenüber. 

Stellaria crassifolia Ehrh. Auf Torfwieſen, bei 
Beidendorf. 

Rubus afünis W. & N. In Hecken beim Schellbruch. 
Rubus Sprengelii W. & N. In den Tannen bei 
Schlutup. | | 

Rubus discolor W. & N. In den Weſſeloer Tannen. 

Rubus thyrsiflorus W. & N. Ebendaſelbſt. 

Rubus glandulosus Bell. In den Tannen bei 
Schlutup. | 

Rubus Radula W. & N. Ju Hecken bei Buntekuh. 

Rubus nemorosus W. & N. Im Lauerholz. 

Rubus Schlechtendalii W. & N. Im Holz bei 
Blankenſee. 

Thalictrum flexuosum Rchb. Auf Feldrändern am 
Steinrader Wege, bei Hamberge. 

Galeopsis pubescens Bess. In Hecken vor dem 
Mühlenthor. a 

Linaria Elatine Mils. Auf kalkhaltigen Feldern, bei 
Sorau. 

Euphrasia verna Bell. Auf Wieſen am Priwall. 

Barbarea stricta Andr. Im Schellbruch, an der 
Trave u. a. O. 

Lotus tenuifolius Poll. Auf Salzwieſen, am Priwall. 

Sonehus asper Vill. An Feldern hin und wieder. 


135 


Chondrilla juncea L. Auf Ackerrändern, bei Schlutup. 

Hieracium vulgatum Fries. In Gebüſchen und 
Wäldern. 

Cirsium palustre Scop. Auf ſumpfigen Wieſen. 

Gnaphalium luteo- album L. Am Oſtſeeufer bei 
Klein⸗Timmendorf. 

Aster salignus Willd. An der Trave, am Treidel⸗ 
fteig. | 

Aristo’ochia Clematitis L. In Hecken, bei Mölln 
häufig. 

Littorella lacustris L. An Landſeen, bei Blankenſee. 

S. 29.1. Panicum sanguinale Poll, (Pan. glabrum 
Gaud.) nicht Pan. sanguinale L. 

S. 125 Z. 10 von unt. l. Blumen, welche purpur- 
roth mit gewürfelten Flecken gezeichnet (F. Mel. serotina 
Pers.) oder ganz weiß (F. M. praecox P.) ſind. 


Merkwürdige Päume in Meßlenburg. 

Zwei Beiſpiele eigenthümlicher Baumvegetation ſind 
ſchon früher in unſerem Archiv V. S. 221 (die Weißbuche 
bei Burg⸗Schlitz) und VII. S. 272 (eine Eſche bei Sülz) 
mitgetheilt worden. Einige andere habe ich kürzlich auf 
einer Ercurſion nach Ivenack kennen gelernt. Der Com- 
municationsweg von Zwiedorf nach Ivenack iſt zu beiden 
Seiten mit Kropp-Weiden, " einem für die nord— 

1. So, und nicht Kropf-Weiden, iſt der Name dieſes Bau— 
mes zu ſchreiben; denn mit einem Kropf hat der Baum nichts 
zu ſchaffen, wohl aber mit dem plattdeutſchen Zeitwort „kröp— 


pen“ (im Engliſchen to erop), welches bedeutet: „die Spitzen 
von etwas abſchneiden oder abhauen“. 


ER. 


deutſchen Wege characteriſtiſchen Baume, bepflanzt. Auf 
den dicken Köpfen mancher dieſer Bäume hatten Birken, 
Quitſchenbäume (engl. quick-beam, hochdeutſch Ebereſchen) 
und Johannisbeerſträucher » Wurzel gefaßt, und dort jo 
gutes Gedeihen gehabt, daß wenigſtens die erſteren beiden 
mitunter die Weiden ſelbſt an Höhe übertrafen. Ganz 
beſonders aber fiel mir unter dieſen Weiden eine etwa 8“ 
hohe auf, welche eine etwa 20“ hohe Hänge birke auf 
ihrem Gipfel trug. Letztere hatte anfänglich auf dem 
dicken Weidekopfe gewurzelt und ſich dann in zwei Haupt- 
äſte getheilt, von denen jeder jetzt etwa 8“ im Durch— 
meſſer hatte; die Pfahlwurzel war in der Mitte des 
Weidenkopfes eingedrungen und in der im Inneren ver— 
olmten * Weide allmählig immer tiefer hinabgegangen, 
bis fie endlich den Erdboden erreicht hatte und auch in 
dieſen eingedrungen war. Dieſe Pfahlwurzel hatte, wie 
ſie allmählig dicker geworden war, den ſie umhüllenden 
Cylinder des Weidenſtammes zerſprengt, jo daß nur ein⸗ 
zelne Streifen deſſelben, in welche ſie einige Seitenwurzeln 
hineingetrieben hatte, ſtehen geblieben waren, die ſehr feſt 
mit der Pfahlwurzel verwachſen erſcheinen. Letztere hatte 
ſich an den Stellen, wo ſie von dem umhüllenden Weiden⸗ 
ſtamme frei geworden war, mit weißer Rinde überkleidet, 


1. Auch das ſchöne Weidenröschen (Epilobium angustifolium) 
habe ich in einer anderen Gegend Meklenburgs ſehr üppig auf 
dem Gipfel der Kropp-Weiden gedeihen ſehen. 

2. Ein Begriff, für welchen uns ein entſprechendes einfaches 
hochdeutſches Wort fehlt! Es bezeichnet die Trocken-Fäule, welcher 
gerade dieſe Weiden ſo ſehr ausgeſetzt ſind, daß ſie im Innern 
gänzlich hohl werden und nur die Rinde und etwas Splint (und 
auch dieſe nicht einmal vollftändig!) übrig bleiben, durch welche 
dann allein der Vegetatiensproceß vor ſich geht. 


137 
fo daß fie dort einem Birken ſtamme völlig gleich war. 
So war alſo dieſer Baum doppelt bewurzelt, ſowohl in 
der Erde, als auch in und auf dem Weidenſtamme; die 
oberen Wurzeln glichen kurzen Klammern, die ihn an dem 
Kopfe der Weide feſthielten. Letztere hatte trotz dieſes 
großen Paraſiten ihre Lebenskraft behalten, denn ihre 
Krone war gerade im Ausgrünen begriffen. 

In dem ſchönen Ivenacker Thiergarten hatte ich dar— 
auf Gelegenheit mehrfach ein ſeitliches Verwachſen von 
Eichen und Rothbuchen zu bemerken. In einem Falle 
fand daſſelbe ſchon dicht über der Wurzel ſtatt und war 
hier ſo innig, daß beide anſehnlichen Bäume aus einem 
und demſelben Stamme zu entſpringen ſchienen. In den 
anderen Fällen trat das Verwachſen erſt in größerer Höhe 
bei ſehr naheſtehenden Bäumen ein, und zwar immer in 
der Weiſe, daß dann die Eiche an der Berührungsſtelle 
die Buche mit ihrer Rinde etwas überwellt hatte, nirgends 
aber bemerkte ich ein Ueberwellen der Eiche durch die 
Buche; mitunter fand ſogar ein mehrmaliges Verwachſen 
derſelben beiden Bäume ſtatt. 

Die ſchönſten Zierden jenes Thiergarteus aber ſind 
die ſieben prachtvollen Eichen, welche zu Anfange des— 
ſelben auf einem freien Platze ſtehen, — die ſchönſten 
und ſtärkſten, welche ich bis jetzt nicht allein in Meklen— 
burg, ſondern in ganz Deutſchland geſehen habe. Die 
drei ſtärkſten maßen 22, 27“ und 31° 6” im Umfangez 
das Maaß (in Pariſer Fuß) wurde etwa 4 Fuß über dem 
Boden genommen, an Stellen, wo die Wurzelanſchwellung 
des Stammes aufgehört hatte, — alſo an der dünnſten 


| 
Stelle des Hauptſtammes, der ſich oberhalb derſelben noch 
wieder etwas verdickte. Die Hauptzweige ſind ſo ſtark, 
wie ſonſt anſehnliche Eichenſtämme, und die Wurzeln 
ſchienen den Zweigen an Stärke nichts nachzugeben. Die 
meiſten Stämme waren im Inneren ſchon mehr oder we— 
niger hohl geworden, nur der ſtärkſte von 10“ 6“ Durch- 
meſſer, war bis auf ein kleines Loch dicht über dem Boden 
ganz unverſehrt und zeichnete ſich zugleich auch durch ſein 
ſchönes kräftiges Laub noch vor den übrigen aus. Welch 
ein Studium für den Landſchaftszeichner bieten dieſe male- 
riſchen und majeſtätiſchen Bäume dar, und was würden 
ſie dem Hiſtoriker nicht zu berichten wiſſen, wenn ſie 
gleich den heiligen Eichen zu Dodona mit der Gabe der 
Sprache ausgerüſtet wären! Denn ich glaube nicht zu 
irren, wenn ich ihre Jugendperiode weit in die Zeiten des 
ſlaviſchen Meklenburg zurückverſetze, und ſicherlich waren 
es ſchon anſehnliche Bäume, als das bald nach der Mitte 
des 16. Jahrhunderts ſäculariſirte Ciſtercienſer Nonnen⸗ 
kloſter Ivenack im J. 1252 geſtiftet wurde. 

An Stärke übertroffen werden dieſe Eichen in Me⸗ 
klenburg nur noch durch einige Linden, die nächſt jenen 
zu den älteſten lebenden Bewohnern unſeres Landes ge— 
hören. So befindet ſich z. B. auf dem Kirchhofe zu 
Kirch-Kogel (im Amte Lübz) eine Linde, deren Umfang 
jetzt 35“ beträgt und die der Tradition nach ſchon zu den 
Zeiten des 30jährigen Krieges von bewundernswerther 
Dicke geweſen ſein ſoll. Eine andere auf dem Kirchhofe 
zu Polchow unweit Lage mißt über 40“ im Umfange, 
und eine dritte auf dem Kirchhofe zu Zurow bei Wismar 


1 
ſoll gar 56’ im Umfange haben.“ Diefe Linden werden 
etwa von gleichem Alter mit den Ivenacker Eichen ſein, 
denn wenn ſie die letzteren auch an Stärke noch übertreffen, 
ſo möchte ich doch glauben, daß dies durch größere Dicke der 
Jahresringe der Linden wieder ausgeglichen würde; ich 
habe zwar keine Vergleichungen darüber anſtellen können, 
wie ſich bei gleichem Alter die Jahresringe der Linden zu 
denen der Eichen verhalten, es liegt aber die Vermuthung 
nahe, daß erſtere, wegen des ſo weichen Holzes der Linde, 
durchſchnittlich ſtärker werden, als letztere. Unter beſonders 
günſtigen Umſtänden ſetzen jedoch auch die Eichen ſehr 
ſtarke Jahresringe an. Als ſolchen ausnahmsweiſen Fall 
betrachte ich folgenden: Georg Adolf v. Winterfeld auf 
Stieten, ein wiſſenſchaftlich gebildeter, in der claſſiſchen 
Literatur und in den Naturwiſſenſchaften bewanderter 
Gutsbefitzer, veröffentlichte in der Monatsſchrift von und 
für Meklenburg 1791 S. 405 ff. folgende Beobachtungen, 
die er über das Wachsthum eines auf ſeinem Gute ge— 
fällten Eichbaums gemacht habe. Der Baum wurde un— 
mittelbar über der Wurzel durchſchnitten, auf der Durch- 
ſchnittsfläche wurden vom Mittelpunkte des Stammes nach 
der Peripherie 6 Radien gezogen, und an dieſen die 
Jahresringe ganz genau ausgemeſſen. Das mittlere Re— 
ſultat aus dieſen 6 Meſſungen war folgendes: 


1. Auch in Neuvorpommern giebt es noch ſehr dicke Linden, 
wie z. B. auf den Kirchhöfen zu Stoltenhagen (zwiſchen Grimme 
und Stralſund) und zu Reinberg (zwiſchen Greifswald und 

tralſund). 


140 


— EEE EEE. OR REINER: 
Flächeninhalt der Stärke 


Durchmeſſer des Raums. 
ee N des Paums. 


Jahres⸗ | 1Ojährliche ganzer duns. 10jährliche | ganzer 


Alter des Zunahme des | meffer des Zunahme des Flächenin— 
Baums Durchmeſſers Baums Flächeninhalts halt 
ede 1 b ich tk 2 e 15⁰ 150 
20. d N e 104 119 
30 4 6583 4 4 | 483 2272 
40. 3% 5 2% 0 e 449 
50. 5 9 29 8 248 697 
60. 6 4 36 2 333 1030 
70. 6˙ 4 42 6 395 1424 
80. 6 (6 49 2 479 1903 
9o. 8 0 0%. eee 2 |ver6 | 2579 
e Buch | 

| 


ER | 2579 


105 hierbei angewendete Maaß war rheinländiſches 
a Fuß 12“; der Zoll aber war in 10 Linien getheilt. — 
In der Berechnung der beiden letzten Columnen, welche 
nach älteren, nicht ganz genauen Tafeln entworfen worden 
find, ſteckt übrigens ein kleiner Fehler, welcher aber jo un— 
bedeutend iſt, daß er für die letzte und größte Zahl 2579 
[Zoll nicht mehr als ungefähr 9 Zoll ausmacht, um 
welche Winterfelds Zahl zu groß angegeben iſt. — Die 
Jahresringe wären dieſen Angaben nach im erſten Decen— 
nium durchſchnittlich O0 /e, im letzten aber ſogar 0% 
ſtark geweſen. Für das gewöhnliche Wachsthum der Eichen 
iſt dies aber jedenfalls zu ſtark, denn in vier Fällen, in 


Een .; 


welchen ich ſelbſt die Dicke der Jahresringe an verſchiede— 
nen Stämmen gemeſſen habe, fand ich nur durchſchnittlich 
0%, 0/696, O’'oss, und 00s. 

Ueber die Dicke der Jahresringe der Linden habe ich 
ſelbſt noch keine Meſſungen anſtellen können, und auch von 
anderer Seite her ſind mir keine ſolchen bekannt geworden; 
ſollte eins der Vereinsmitglieder Beobachtungen darüber ge- 
macht haben, würde eine Mittheilung derſelben mir ſehr 
angenehm ſein. 

Auch das von Humboldt angeführte Beiſpiel * von 
einer in Litthauen gefällten Linde, deren Umfang 82“ be= 
tragen habe und an der 815 Jahresringe gezählt ſeien, 
kann uns zur Beſtimmung der durchſchnittlichen Dicke der 
Jahresringe nichts nützen; denn aus jenen Zahlenelementen 
würde eine durchſchnittliche Dicke von faſt 2½ ““ hervor: 
gehen, welche, wenn wir dieſelbe auch für die Linde zu 
Kirch⸗Kogel als normirend annehmen wollten, für dieſe 
ein Alter von nur 345 Jahren ergeben würde, was aber 
mit der oben angedeuteten Tradition im Widerſpruch ſteht. 
Denn nach der Ueberlieferung ſoll die Linde ſchon zur Zeit 
des 30jährigen Krieges ſo groß geweſen ſein, daß der 
dortige Prediger, als die Kirche im Kriege faſt in einem 
Steinhaufen verwandelt worden war, in dem hohlen 
Lindenſtamme ſtehend, der unter dem Laubdache des Bau— 
mes verſammelten Gemeinde gepredigt habe: ja, er ſoll 
ſogar in dieſer Höhlung noch einen kleinen Tiſch gehabt 
haben, an welchem er die Sacramente adminiftrirte. * Wäre 
aber die Linde, wie die vorhin dargelegte Rechnung er— 


1. Anſichten der Natur ed. 3. II. S. 113. 
2. Monatsſchrift von und für Meklenburg 1792 S. 131 ff. 


0 _ 

giebt, damals erſt etwa 100 Jahre alt geweſen, jo würde 
das eben Erzählte ſchwerlich dort habe ſtattfinden können. 
Wahrſcheinlich war auch jene litthauiſche Linde ſchon hohl 
und beträchtlich älter als 815 Jahre, ſo daß dieſe Zahl, 
welche auf den allein nur noch zählbaren Jahresringen 
beruht, nur das Minimum des Alters angiebt, indem die 
ſchon zerſtörten Jahresringe nicht mehr in Rechnung ge— 
bracht werden konnten. N 

So anſehnlich nun auch das Alter unſerer vorſtehend 
erwähnten drei Linden und der Ivenacker Eichen an und 
für ſich iſt, erſcheint es doch nur als ein jugendliches zu 
betrachten, wenn wir es mit der Lebensdauer mancher an 
anderen Orten vorkommenden Bäume vergleichen. Hum⸗ 
boldt erwähnt a. a. O. eine Eiche bei Saintes in Frank⸗ 
reich, deren Alter auf 2000 Jahre geſchätzt werde, welche 
alſo ſchon ein beträchtlicher Baum geweſen ſei, als Cäſar 
ſeine Legionen gegen die Gallier führte; ein 3000 Jahre 
alter Taxusſtamm in der engliſchen Grafſchaft Kent reicht 
mit ſeiner Jugend in die Zeit zwiſchen dem trojaniſchen 
Kriege und dem Argonautenzuge zurück. Noch älter mögen 
die Stämme der ſchönen Wellingtonia gigantea in der 
Sierra Nevada Kaliforniens ſein, welche einen Umfang 
von 94—96 (engl?) Fuß und eine Höhe von 450 er- 
reichen. Die älteſten lebenden Bewohner unſeres Planeten 
ſind aber wohl (falls man ihr Alter nicht zu hoch geſchätzt 
hat,) die afrikaniſchen Adanſonien, denen zum Theil ein 
Alter von 6000 Jahren zugeſchrieben wird: iſt dieſe 
Schätzung richtig, ſo find fie älter als die ägyptiſchen Py⸗ 
ramiden, und reichen ſogar noch um 300 Jahre über das 
älteſte einigermaßen geſicherte Datum der Geſchichte des 


u. 
menſchlichen Geſchlechtes (die Regierungszeit des ae 
Menes) hinaus. 

Hier in Meklenburg iſt überhaupt alles, was die 
phyſiſchen Verhältniſſe betrifft, relativ ſehr neuen Ur— 
ſprungs, — nicht bloß die Vegetation, ſondern auch 
die Bevölkerung und ſelbſt der Boden. Denn während 
andere Gegenden Deutſchlands ſchon länger als 2000 Jahre 
von germaniſchen Stämmen bewohnt find, iſt Meflen- 
burg nur erſt ſeit etwa 650 Jahren in germaniſchem Be— 
ſitz, und während der Boden des mittleren und ſüdlichen 
Deutſchlands älteren geologiſchen Kataſtrophen ſeine Ge— 
ſtaltung verdankt, iſt der Boden, welchen wir bewohnen, 
erſt bei der jüngſten, der Diluvial-Kataſtrophe, gebildet 
worden, alſo vielleicht Hunderttauſende von Jahren ſpäter, 
als jener. Möchte mit dieſer Neuheit unferer phyſiſchen 
Zuſtände doch auch eine jugend liche Geiſtesfriſche 
der Bevölkerung Hand in Hand gehen! 


Neubrandenburg, den 15. Juni 1857. E. Boll. 


9. Peiträge zur gewitterkunde. 

In Folge meiner im Archiv X S. 85 ausgeſproche— 
nen Bitte die meklenburgiſchen Gewitterſchäden betreffend, 
hatte der Herr Dr. Rümker, Director der Hamburger 
Sternwarte, die Güte mir brieflich (d. d. 2. Jan.) einige 
allgemeinere Notizen über Gewitter aus dem Kreiſe ſeiner 
eigenen Erfahrungen mitzutheilen. Die meiſten derſelben 
beziehen ſich nicht auf Meklenburg, ſondern auf andere uns 
ferne Gegenden, und von dieſen letzteren Notizen erlaube 
ich mir hier folgende zu veröffentlichen: 


BR 

„Während eines vierjährigen Aufenthalts (um das 
Jahr 1816) im füdlichen Theile des mittelländiſchen 
Meeres, namentlich in Sicilien und Malta, wie auch 
längs der Nordküſte von Africa, erinnere ich mich nur 
Gewitter im Winter erlebt zu haben; wenigſtens ſind 
dort die Gewitter im Sommer verhältnißmäßig ſo ſelten, 
wie fie bei uns im Winter find, Ich wundere mich dar- 
über, daß dieſe Thatſache der Aufmerkſamkeit der Meteoro- 
logen bis jetzt entgangen zu fein ſcheint. In dieſen Ge- 
genden iſt der Donner kurz und unbedeutend, vom Rollen 
und Echo hört man wenig. Eines Abends ſpät fuhr der 
Blitz auf dem engliſchen Admiralſchiff Albion längs des 
großen Maſtes herunter und ſtreckte zwei in deſſen Näbe 
ſtehende Matroſen zu Boden. Der eine erholte ſich als— 
bald wieder unbeſchädigt, der andere, welcher gelähmt ins 
Hospital geſchafft werden mußte, wurde auch in wenigen 
Tagen wieder hergeſtellt. Von den in der Nähe des 
Maſtes befindlichen Ammunitions- und Proviſtonsfäſſern 
wurden bis ſpät in die Nacht ſo viel wie möglich aus 
dem Schiffsraum heraufgeſchafft, bis man ſich für über- 
zeugt hielt, daß der Blitz nicht gezündet habe.“ 

Dieſe Beobachtung Rümkers, daß im Mittelmeere 
Wintergewitter die Regel, Sommergewitter aber die Aus- 
nahme ſind, iſt in der That dem ſcharfſichtigen Arago, 
dem wir die ausführlichſte Geſchichte des Gewitters ver— 
danken,“ gänzlich entgangen. Er weiſet zwar nach, daß 
im Winter eine größere Anzahl von Schiffen vom Blitze 
getroffen würden, als im Sommer, und entlehnt viele 


1. Aragos Werke herausgegeben von Hankel Bd. 4. S. 1 
bis 231. 


145 


ſeiner Beiſpiele hierfür aus dem Mittelmeere, +: zieht aber 
nur den allgemeinen Schluß daraus, daß wenigſtens auf 
dem Meere die Gewitter in der kalten und gemäßigten 
Jahreszeit gefährlicher ſind, als in den heißen Monaten 
(. a. O. S. 170). Wenn nun dieſer Schluß auch, wenig- 
ſtens was das Mittelmeer betrifft, auf unrichtigen Vor— 


ausſetzungen beruhet, ſo ſcheint er doch für unſere kältere 


gemäßigte Zone Gültigkeit zu haben, indem, ſo weit 
meine eigenen Beobachtungen reichen, auch auf dem Lande 
die ſeltenen, kurzen, aber heftigen Wintergewitter ver— 
hältnißmäßig mehr Schaden ſtiften als die Sommergewitter. 

Aus Herrn Rümkers Beobachtungen gewinnt aber 
auch noch eine dunkele altteſtamentliche Stelle Licht, 
und zeigt zugleich, daß auch an der öſtlichen Küſte des 
Mittelmeeres, wenigſtens in Paläſtina, ein gleiches Ver— 
hältuiß hinſichtlich der Gewitter ſtattfindet. Als nämlich 
Samuel ſein Richteramt niederlegt, ermahnt er das Volk 
zum Gehorſam gegen Jehovah und tadelt ſie zugleich, daß 
fie die theokratiſche Regierungsform verlaſſend, ſich einen 


König gewählt hätten. „Tretet nun her (ſo fährt er fort, 


1 Samuelis 12, 16 ff.), und ſehet das große Ding, das 
der Herr vor euern Augen thun wird. Iſt nicht jetzt die 
Weizenerndte? Ich will aber den Herrn anrufen, daß er 
ſoll donnern und regnen laſſen, daß ihr innen werdet und 
ſehen ſollt das große Uebel, das ihr vor des Herrn Augen 
gethan habt, daß ihr euch einen König gebeten habt. — 
Und da Samuel den Herrn anrief, ließ der Herr donnern 
und regnen deſſelben Tages. Da fürchtete das ganze 


1. Das Beiſpiel des „Albion“ fehlt bei Arago. 
10 


146 


Volk ſehr den Herrn und Samuel u. ſ. w.“ Ein Ge⸗ 
witter zur Zeit der Weizenernte, welche dort in den Mai 
fällt, konnte aber doch wohl nur dann als ein Wunder 
betrachtet werden, wenn auch in Paläſtina die gewöhnliche 
Gewitterzeit auf die kalten Monate fiel. — Nach den von 
Arago mitgetheilten Gewittertabellen (S. 162) findet ein 
Gleiches auch in Aegypten ſtatt, denn nach den zwei⸗ 
jährigen Beobachtungen des Dr. Deſtouches zu Kairo (in 
d. J. 1835 und 1836) gab es dort nur in den Monaten 
November bis April einige Gewitter, während die 6 wär⸗ 
meren und heißen Monate, Mai bis October, gänzlich ges 
witterfrei waren; am 1. Mai 1852 aber hatte man auch 
dort einmal ein Gewitter, „das erſte ſeit dene 
in jener Jahreszeit.“ „ 

„In Neuholland (ich ſpreche hier ment von 
der Umgegend von Sidney,“ — ſo fährt Herr Dr. R. 
fort, welcher ſich dort Behufs aſtronomiſcher Beobachtungen, 
6 Jahre lang 11822 — 1828] aufhielt,) „wo die Gewitter 
viel heftiger ſind und die Blitze einander Schlag auf 
Schlag folgen, gleicht der Donner dem Knall eines Flinten⸗ 
ſchuſſes, und iſt öfters nur momentan, oder auch während 
des Regens unbemerkbar. Das Einſchlagen aber kommt 
ſehr häufig vor, namentlich trifft man überall Spuren da⸗ 
von in den Waldungen. Ein auf einem mir gehörigen 
Grundſtücke ſtehender großer Baum ward dergeſtalt vom 
Blitze zerſplittert, daß die um ihn herumſtehenden kleineren 
Bäume noch in ziemlicher Entfernung von den zerſtobenen 
Aeſten mit niedergeriſſen wurden. Am Ufer des Paramatta⸗ 
Fluſſes hatte man auf einer Anhöhe, welche nach dem Bei⸗ 

1. Württemb. naturwiſſ. Jahreshefte VIII. S. 268. 


SR _ 

ſpiele in Greenwich „on tree hill“ genannt wurde, einen 
ſehr großen, ſchönen Baum zur Zierde ſtehen laſſen; in 
einer Nacht blieb nur der Stamm übrig, — die Aeſte 
lagen weit weg um ihn herum. — Aber die Gewitter 
hatten auch noch traurigere Folgen. Am Bau einer Kirche 
in der „Liverpool“ benannten Stadt arbeiteten 7 depor⸗ 
tirte Verbrecher in Feſſeln und ſuchten während eines über 
fie hinziehenden Gewitters Schutz gegen den Regen im 
Thurme. Fünf derſelben wurden auf der Stelle erſchlagen, 
zwei (glaube ich), kamen mit geringerer Beſchädigung da⸗— 
von. Auf dem in der Nähe von Paramatta gelegenen 
Gute des Herrn Wenthworth, Sohn des Lord Fitz Williams, 
wurde von einer Anzahl Kühe, welche auf einer Wieſe 
weideten und ſich während eines Gewitters unter einer 
Gruppe von Bäumen zurückzogen, etwa ſieben erſchlagen. 
Ein auf halben Sold lebender Regimentsarzt, Dr. Harris, 
wurde auf einer Excurſion im Innern von Neuholland 
vom Blitze getroffen, und blieb in Folge daran lahm, wie 
ich ihn gekannt habe.“ 

„Ein ſeltſames in Ham burg vorgefalleues Ereig- 
niß habe ich aus dem Munde eines ſehr reſpectablen, 
glaubwürdigen, noch lebenden, über 70 Jahre alten Man⸗ 
nes, welcher in Gegenwart mehrerer Zeugen erzählte, daß 
er als Knabe von der Schule heimkehrend in der Mühlen— 
ſtraße vom Blitze getroffen wurde, der die Haare ſeines 
Vorkopfes verſengte, ihm übrigens keinen Schaden weiter 
that, außer daß die Stelle, wo die Haare verſengt wurden, 
jeitdem immer kahl geblieben ſei“. — Dies iR ein 
ähnlicher Fall, wie die beiden, welche Arago a. a. O. 
S. 310 mitgetheilt hat. | 

10* 


148 


„Vor etwa 4 Monaten enthielten die Hamburger 
Nachrichten die Beſchreibung eines vom Altonaer Capitän 
Lütkens auf der See erlebten Gewitters, welches mit dem 
St. Elmsfeuer angefangen und mit dem Einſchlagen in 
den Maſt geendet hatte.“ 

Ein anderes für die Gewitterkunde ſehr merkwürdiges 
Factum theilte mir Herr Hofrath Bahlke in Neuſtrelitz 
mit. Er ſchreibt darüber Folgendes: „In dem Grü— 
no wer Forſtreviere zeichnet ſich die Forſt zwiſchen den 
ſüdweſtlich vom Dorfe Grünow belegenen Wahlsbergen 
und der weſtlich und ſüdlich von Grünow liegenden Stein- 
und Goldenbaumer Mühle durch ganz beſonders ſchönen, 
ſchieren und hohen Wuchs der Eichen und Buchen aus. 
Die Wahlsberge und die nordweſtlich davon belegenen 
Berge bei der Steinmühle haben im Weſentlichen eine von 
NO. nach SW. gelegene Richtung, und ebenſo die da⸗ 
zwiſchen liegenden, damit meiſt eee ee ſchönen 
Schluchten. 

Südlich, und unmittelbar an die Wahlsberge an- 
ſtoßend, findet ſich das Revier „die Steinkaveln“, jo be- 
nannt, weil ein großer Theil deſſelben ſich durch zahlreiche, 
große erratiſche Blöcke auszeichnet, welche mit Moos über⸗ 
wachſen, auf der Bodenoberfläche umherliegen. In dieſem 
Reviere, beſonders an drei verſchiedenen Stellen, ſchlägt 
ſeit Menſchengedenken faſt jedes Gewitter ein, 
beſonders diejenigen, welche von der ſüdlichen Seite auf 
das Grünower Forſtrevier und die Wahlsberge herauf 
ziehen. In dem letzten Jahre (1856) hat es dort wenigſtens 5 
bis 10 Mal eingefchlagen, ſoweit der Unterförſter Lenzkow 
dies an den dort ſtehenden Kiefern beobachtet zu haben 


149 


glaubt. Der Blitz ſteckt die Bäume nicht in Brand, ſon⸗ 
dern fährt gewöhnlich an mehr oder minder ſtarken Kie— 
fern, an denen die Spuren in der meiſt in gerader Rich— 
tung von oben nach unten etwa zwei fingerbreit abge- 
ſchälten Rinde ſichtbar ſind, — manchmal aber auch an 
ganz jungem Aufſchlag in die Erde. Sobald ſich ein Ge— 
witter ſpüren läßt, entweicht das Wild aus dem Reviere 
und der Förſter nebſt den Holzſchlägern ebenfalls. Die 
Bäume ſind regelmäßig unmittelbar durch den Schlag ge— 
tödtet, denn gleich darnach fallen die Nadeln verdorrt ab, 
und es wird der getroffene Baum zu Fadenholz um⸗ 
und aufgehauen, wobei ſich dann zeigt, daß das Holz bis 
in den innerſten Kern hinein blau und ertödtet iſt.“ 
Warum die Blitze in der Steinkavel (falls die dar- 
auf bezüglichen Thatſachen von den Leuten, die dem Herrn 
Hofrath B. darüber referirten, nicht etwas übertrieben ſind) 
ſo ſehr häufig einſchlagen, iſt mir räthſelhaft. Doch ſteht 
dieſer Fall nicht vereinzeit da, indem Arago S. 140. f. 
über zwei ähnliche berichtet; der erſte betrifft ein von den 
Blitzen ſehr heimgeſuchtes Eiſenlager im Genueſiſchen, das 
andere die Umgegend von Bialyſtock in Lithauen. An 
Erzlager haben wir hier bei Grünow, wo diluviale Lager 
die Bodendecke bilden, unter denen tertiäre Schichten zu 
folgen ſcheinen, ſchwerlich zu denken; welche locale Urſachen 
hier die Anziehungskraft auf den Blitz ausüben, darüber 
könnten nur ſehr genaue Nachforſchungen an Ort und 
Stelle Auskunft geben. Möchte doch zunächſt die That⸗ 
ſache ſelbſt möglichſt ſicher feſtgeſtellt werden. | 
| E. Boll. 


— — 


150 


— 


10. Misc elfen. 

1. Luftſpiegelung. — Am 20. Juli d. J. 
befand ich mich auf den zwiſchen hier und dem Dorfe 
Dierhagen belegenen ebenen Wieſen hart am Binnenſeeufer. 
Die Luft war warm, klar und heiter, nur am Horizonte 
ſtanden einige leichte Wölkchen. Der Wind kam aus SW. 
und wehte ſchwach. Gegen 11 Uhr Vormittags bedeckten 
ſich die Wieſen gegen die Dünen der Oſtſee zu von S. S. W. 
bis W. N. W. auf eine Strecke von circa / Meile mit 
einem Luftſpiegel, ſo daß die ganze Landfläche unter einem 
ruhigen Waſſer zu ſtehen ſchien. Da es gerade in der 
Zeit der Heuwerbung war und an vielen Stellen Heu⸗ 
haufen ſich befanden, auch ſchon einiges Heu eingefahren 
wurde, jo fehlte es nicht an Gegenſtänden, welche ſich ab- 
bilden konnten. Der Luftſpiegel lag ſchätzungsweiſe 3 Fuß 
über der Landebene, und bis zu dieſer Höhe ſah man von 
allen dort vorhandenen Gegenſtänden gar nichts. Die 
Heuſchober ſchienen faſt bis an den Gipfel in blankem 
Waſſer zu ſtehen und die beladenen Wagen im Waſſer zu 
fahren. Alles was ſich aber von Heuhaufen, Menſchen, 
Wagen und Thieren über den Spiegel erhob, bildete ſich 
mit ſolcher Klarheit abwärts und natürlich über Kopf fte- 
hend ab, daß man in dem Luftſpiegel das Nicken der 
Pferde, die Bewegung des Fuhrmannes und die oberen 
Theile der ſich fortbewegenden Heuwagen ſehr deutlich ſah. 
Es zeigte ſich hier alſo daſſelbe Phänomen, welches der 
Reiſende Bernatz im ſüdlichen Theile von Abbyſſinien im 
Thale Dullul beobachtete. . 

Wuſtrow auf Fiſchland, den 9. Aug. 1857. 
C. J. F. Peters. 


1. Ein anderes ſchönes Beiſpiel von Luftſpiegelung beobachtete 
Herr Juſtizrath Schröder in Treptow vor wenigen Wochen; er 
ſah nämlich auf dem Wege von Jarmen nach Treptow das Luft- 
bild eines Bauergehöftes, zu welchem er einige Tage darauf das 
Original in einem Bauerhofe bei Demmin gefunden a Haben 

‚. B. 


meint. 


151 


2. Heuſchrecken. (vergl. Archiv X, 84.) — Im Jahre 
1733 wurden die Mark Brandenburg und die angränzenden 
Gegenden von den Heuſchrecken verheert. Sie zogen über Ber- 
lin wie eine die Sonne verdunkelnde Wolke hinweg. Wo ſie 
ſich niederließen, zernagten fie unten die Halme des Ges 
treides und dann die grünen Aehren und machten in we⸗ 
nigen Stunden einen ganzen Landſtrich kahl, worauf fie 
ſich erhoben und nach einem andern Orte begaben. Sie 
waren etwas anders geſtaltet, als die gewöhnlichen großen, 
grünen Heuſchrecken: etwas kleiner, bräunlich, mit einem 
dicken Kopfe. Man machte verſchiedene Gegenanſtalten 
wider dieſelben, warf lange Gräben auf, trieb ſie in dieſe 
haufenweiſe hinein und beſchüttete ſie mit Erde; auch 
mußten die Bauern eine gewiſſe Anzahl von Metzen an 
Heuſchreckeneiern liefern, doch half dies fo wenig, daß fie 
bis in das dritte Jahr in der Mark verblieben. 

Ob Pommern im J. 1542 von den Heuſchrecken 
verheert worden, wie die Demminer Chronik S. 673 be⸗ 
richtet, iſt wohl mehr als zweifelhaft, da der gleichzeitige 
Stralſunder Chroniſt Berckmann ſolches nur von Polen, 
Böhmen und Mähren erzählt (S. 81 und LXIII.). 

a | E. Boll. 

3. Leuchtkäfer. — Aus Hamburg wird im 
Jauli durch die Zeitungen berichte: Im dunkeln Raume 
eines dieſer Tage von Bahia hier angekommeuen Schiffes 
zeigten ſich kürzlich zwiſchen Zuckerkiſten helle Lichtpunkte; 
man forſchte nach und fand einen jener Leuchtkäfer 
(Pyrophorus noctilucus L.), die am Amazouenſtrom Fo 
häufig find, daß fie die Umriſſe der umſchwärmten Ge— 
büſche bei Nacht ſichtbar machen. Derſelbe lebt noch, 


152 


nimmt Nahrung und ſtrahlt im Dunkeln an zwei eiför⸗ 
migen Stellen des Bruſtſchildes und an einem Punkte 
unter dem Hinterkörper, beſonders wenn er ſich bewegt, 
ein helles grünliches Licht aus. Dieſer Käfer iſt lebendig 
in Europa eine Seltenheit. Man hat ihn einigemal in 
London lebend gehabt; 1766 erregte einer, der wahrſchein⸗ 
lich mit amerikaniſchem Holz nach Paris gekommen war, 
in der Vorſtadt St. Antoine, wo man ihn hatte umher⸗ 
fliegen ſehen, nicht geringes Aufſehen. 
4. Deilephila Nerii. — Herr O. L. Kade in 
Meſeritz ſchreibt mir: „In dieſem trockenen Sommer hat 
ſich die Raupe der D. N. hier auf einem Oleanderſtrauche 
in 10 Ex. gefunden, von denen ſich bereits 9 Stück bei 
mir verpuppt haben. An einem anderen Oleander haben 
fih auch Raupen dieſer Art gezeigt, welche aber als Zer— 
ſtörer der ſchönen Pflanze von dem Beſitzer ſogleich ges 
tödtet worden ſind. Sollte ſich vielleicht die Thatſache 
berausſtellen, daß dieſer Schwärmer mit der großen Ver⸗ 
breitung des Oleanders jetzt in dieſen nördlicheren Ge— 
genden häufiger geworden ſei, oder iſt ihm nur dies Jahr 
grade beſonders günſtig geweſen?“ Auch bei Berlin iſt (wie 
mir Herr F. Schmidt aus Wismar mittheilt) die Raupe vor 
mehreren Jahren mehrfach vorgekommen, und vor drei Jahren 
wurde der Schmetterling auch bei Schwerin gefangen. E. Boll. 
5. Rennthiergeweih. — Durch Herrn Stud. 
jur. Richard Schröder in Treptow wurde mir für den 
Verein ein Geweih übergeben, welches bei Ganſchendorf 
unweit Demmin in einem Moderloche zuſammen mit Zäh— 
nen des Elenn und einigen Knochen gefunden wurde. So 
weit meine Ermittelungen über daſſelbe reichen, kann es 


153 


nichts anderes als ein Rennthiergeweih ſein, und ich ſehe 
darin wieder einen neuen Beweis für die poſtdilnviale 
Exiſtenz dieſes Thieres im nördlichen Deutſchland (vergl. 
Archiv V, 119). E. Boll. 

6. Hymnus an Flora von C. von der Lühe. — 
Wildenow gebraucht in dem 1. Theil ſeiner Species 
plantarum eine Stelle aus einer Hymne an Flora als 
Motto, welche er fälſchlich Herder zuſchreibt. Der Ver— 
faſſer derſelben iſt der im J. 1755 zu Holdorf unweit 
Schwerin geborne und am 9. März 1801 in Wien als 
K. K. Kämme rer und Regierungsrath geſtorbene Carl von 
der Lühe, welcher dieſen Hymnus im J. 1790 in nur 50 
Exemplaren zur Vertheilung unter ſeine Freunde drucken 
ließ. Eine zweite vermehrte Ausgabe beſorgte im J. 1797 
der K. K. Kammerpräſident Graf v. Saurau und auch 
Herder ließ ſie in ſeinen Briefen zur Beförderung der Hu— 
manität (Samml. 3. S. 46) abdrucken, woraus Wildenow 
jenes Motto entlehnte, ſich aber hinſichtlich des Verfaſſers 
irrte. (Vergl. Wehnert e Prov.⸗Blätter Bd. 1. [1801] 
S. 240.) E. Boll. 

7. Geognoſtiſches aus dem Fürſtenthume 
Lübeck. — Aus Eutin wird der „Reform“ im April ge— 
ſchrieben: „Vor Allem ꝛc. iſt es das Vorkommen des Kalk— 
tuffs (Tuffſteins) in der Gegend von Sielbeck, an der 
großen und kleinen Kalkhütte, worauf die Aufmerkſamkeit 
und Betriebſamkeit hingelenkt werden müßte. Aus dem 
Tuffſtein bereitet man bekanntlich durch Vermahlen des- 
ſelben den zu Waſſerbauten unumgänglich nothwendigen 
Traß (hier unrichtiger Weiſe Terraß genannt), der haupt— 
ſächlich aus dem Brohlthale (nördlich von Andernach am 


Rn. 


Rhein) bezogen wird und dem Roman- und Portland: 
Cement ähnlich iſt. Man trifft dieſen Kalktuff au jenen 
Stellen, dem Oſtufer des Keller-See's, zu Tage liegend 
ſehr häufig an, und wenn er auch an der Oberfläche allzu 
reichlich mit Eiſenoryd verſetzt iſt, ſo tritt er nach Ausſage 
dortiger Bewohner in der Tiefe als ſchönſter, derber, 
grauer Tuffſtein auf, wie man es beim Graben von 
Brunnen aufgefunden haben will. Ein ausgezeichneter 
Phyſiker, Eutiner von Geburt, hat, darauf aufmerkſam 
gemacht, eine Quantität dieſes Tuffſteins nach Oeſterreich 
mitgenommen, um denſelben von der geologiſchen Reichs- 
geſellſchaft zu Wien unterſuchen zu laſſen. Hier dagegen 
bekümmert ſich Niemand darum, obgleich der Stein bekannt 
ſein muß, da zwei Denkmale, eines am Ukleiſee und das 
andere im hieſigen Schloßgarten, aus dieſem Materiale er- 
baut worden ſind. Während man mit großen Koften den 
Traß vom Rheine und von England her bezieht, und z. 
B. der Altonaer Kaufmann, Herr Lange, für ſeine 
Waſſermühle zu Reinbeck den Bedarf im Betrage von 
1000 Mk. Cour. dem Auslande entnehmen mußte, wäre 
höchſt wahrſcheinlich der höchſt bedeutende Couſum der 
hieſigen Gegenden und der Herzogthümer betcächtlich bil— 
liger hier zu gewinnen, da von einem Tiefbau gar nicht 
die Rede iſt, ſondern der Tuff meiſt zu Tage ſtehend vor— 
kommt und alſo mit den geringſten Koſten gefördert wer- 
den kann. Ein Rheinländer, der die Gebirgsformation 
um die Seen in unſerer Nähe als ſehr ähnlich mit jener 
um den Laacher und niedern Eifler See erkannte, machte 
auf die Gewinnung des Kalktuffs behufs Anwendung zum 
Waſſerbau aufmerkſam, aber — kein Meuſch bekümmert 


ſich weiter darum, obgleich die Verſuche zur Anwendung ſehr 
leicht ſind und im Falle ſich dieſelben bewähren, die Exploitation 
eine reiche Segensquelle für unſer Land werden müßte. 
Eine andere Quelle, und zwar eine wirkliche Quelle, 
möchte für unſer Land ebenfalls leicht zu erſchließen ſein. 
Auf einer Koppel in der Nähe von Gothendorf, das zum 
hieſigen Kirchſpiele gehört, vernahm man, wie ältern Leuten 
noch genau erinnerlich iſt, vor etwa funfzig Jahren ein ſtarkes 
unterirdiſches Geräuſch, worauf dem Boden warmer Waſſer— 
dampf und eine Menge Luftblaſen entſtrömten. Daſſelbe 
Phänomen zeigte zſich im vergangenen Herbſte und die 
Kunde davon machte die Runde in den Zeitungen der 
Herzogthümer und angränzenden Länder. Da der Vorfall 
mit großer Wahrſcheinlichkeit auf eine daſelbſt in der Tiefe 
vorkommende warme, vielleicht Kohlenfäure enthaltende 
Quelle ſchließen läßt, ſo war von einem Bohrverſuche au 
Ort und Stelle Gewißheit und damit ein herrlich lohnen— 
des Reſultat zu erwarten, das ſelbſt für die Wiſſenſchaft 
von dem höchſten Intereſſe ſein würde. Aber die Indo— 
lenz war ſo groß, daß man nur ein paar Fuß tief grub 
und der Beſitzer der Koppel, ein Bauer aus Gothendorf, 
ſich mißbilligend darüber äußerte, daß jene Stelle durch 
das Betreten für den Ackerbau an Werth verlieren müſſe! 
Bedenkt man, von welchem Einfluſſe die Erſchließung einer 
warmen Quelle für unſere an Naturſchöaheiten ſo reiche 
Gegend wäre, wie ſegensreich ein dort anzulegendes Bad 
und die Verſendung von Mineralwaſſer zu billigen Preiſen 
für unſer Land und die weitern Nachbargebiete werden 
könnte, fo vermag man den Aerger über die Gleichgültig⸗ 
keit und Ignoranz, die nicht einmal eine vollſtändige 


156 


— 


Unterſuchung haben mochte, nicht zurück zu halten. In 
neuerer Zeit ſoll jedoch von Seiten der Regierung die 
Vornahme eines Bohrverſuches eingeleitet und wohl auch 
angeordnet fein, wofür den Anregern der aufrichtigſte Dank 
gebührt und von deſſen Ausfall wir zu berichten gedenken. 
Wir machen hier nur darauf aufmerkſam, daß die Bohr: 
verſuche mit der Umſicht und Ausdauer vorzunehmen wä— 
ren, wie man ſie in Glückſtadt durchgeführt hat, damit 
neben der praktiſchen Ausbeute auch die Wiſſenſchaft Ge- 
winn davon erlange und es würde neben unferm tüchtigen 
Bauconducteur, Herrn Bruhns, wohl auch ein ſo aus— 
gezeichueter Geologe, wie Herr Dr. Meyn zu Ueterſen, 
zuzuziehen ſein. 

Endlich machen wir noch auf einen Irrthum auf⸗ 
merkſam, der auch durch ſo viele Zeitungen gelaufen iſt, 
ohne, wunderbarer Weiſe, bis jetzt irgendwo berichtigt 
worden zu ſein. Es war im vorigen Herbſte davon die 
Rede, daß in unſerm Fürſtenthume Steinkohlen aufgefunden 
worden ſeien und man freute ſich ſchon ſehr, den ſtets 
ſteigenden Holzpreiſen, die niemals auf der Höhe ſtanden, 
wie im verfloſſenen Winter, endlich eine Concurrenz eröff— 
nen zu können. Dieſer Fund beſtand indeß leider aus 
Braunkohlenſchiefer, der in den Herzogthümern ſehr häu— 
fig vorkommt. Wir erinnern nur an die Lagen bei Blan- 
keneſe, an der Eiſenbahn bei Reinbeck, bei Heide ꝛc. Je- 
doch wenn auch die ſchiefrige Braunkohle weder durch 
Qualität, noch durch genügende Mächtigkeit zur Ausbeute 
ſich eignet, ſo iſt faſt mit Beſtimmtheit anzunehmen, daß 
durch andere Schichten getrennt in größerer Tiefe wirklich 
mächtigere und an Heizkraft reiche Braunkohlenſchichten 


157 


vorkommen und ſich mit Vortheil erſchließen laſſen, wor— 
über die Anwendung des Bohrgeſtänges an der betreffen» 
den Stelle und in deren Nähe die raſcheſte und zuver— 
läſſigſte Auskunft geben würde. Hoffen wir, daß auch in 
dieſer Beziehung die Indolenz ſchwinden wird, und wenn das 
Volk denn durchaus bevormundet ſein will, von Seiten 
der Behörden die Initiative ergriffen werde, um die 
Quellen des unterirdiſchen Reichthums auch in unſerer 
Gegend zugänglich zu machen. 

(Mitgetheilt vou Herrn Dr. A. Meier in Lübeck.) 

8. Die Torfinſel im Cleveetzer oder 
Beeler See (vergl. Archiv VII. S. 92) iſt am 15. Aug. 
1853 abermals zum Vorſchein gekommen, und zwar in 
einer Weiſe, welche an der Identität dieſer Erſcheinung 
mit der im Ilſingſee beobachteten gar nicht mehr zweifeln 
läßt. Herr J. Schmidt berichtet nämlich in der Zeitſchrift 
d. deut. geol. Geſ. Bd. VIII. S. 495: „Der Torf wird 
in aufgeblähetem Zuſtande, in Backofengeſtalt von bedeu— 
tender Dimenſion, aus der Tiefe des Sees gehoben, platzt 
oben in der Mitte, fo daß die ringsum aufftrebenden 
Stücke einen Kegelmantel bilden, der ſich nach und nach 
wieder ſenkt, indem die über Waſſer liegenden Ecken vom 
Wellenſchlage abgeriſſen werden, der Reſt aber nach einiger 
Zeit wieder nahezu in das ehemalige Niveau des 
Seebodens zurücktritt. An vulkaniſche Hergänge darf 
man hierbei gar nicht denken. In der Nähe von Beel 
zeigen ſich im Torfmoore zuweilen die Gruben, welche 
man Abends ausgeſtochen hatte, am anderen Tage wieder 
von unten her durch neue Torfmaſſen ausgefüllt.“ 

BR E. Boll. 


158 


— 


9. Rauchende Berge. — „Auch hier (nämlich 
in Krampas auf der rügianiſchen Halbinſel Jasmund,) 
habe ich in dicſem Jahre nach Gewitterregen das ſchon 
ſo viel beſprochene Phänomen der rauchenden Berge, oder 
vielmehr der Bergſchluchten (denn nur dieſe ſind es, welche 
dampfen,) zu ſehen Gelegenheit gehabt. Man hat darin 
einen chemiſchen Prozeß erblicken wollen, indem man die 
Dampfentwickelung einer durch das Regenwaſſer bewirkten 
Löſchung des im Erdboden ſteckenden Kalkes zugeſchrieben 
und nun daraus weiter den Schluß gezogen hat, daß dies 
Dampfen zur Eutdeckung verborgener Kalklager hinführen 
müſſe. Wie aber ein ſolcher Löſchungsproceß mit dem 
natürlichen Kalke vorgehen könne, iſt nicht erklärt worden, — 
und kann auch ſchwerlich erklärt werden. — Denn wenn 
auch das Auftreten dieſes auch in Meklenburg! nicht ſelte⸗ 
nen Phänomens auf dem kreidereichen Jasmund auf den 
erſten Blick für jene Hypotheſe zu ſprechen ſcheinen könnte, 
ſo verhält es ſich doch bei genauerer Betrachtung ganz 
anders damit, und ſtatt der Beſtätigung finden wir hier 
eine Widerlegung. Denn von den bewaldeten Kuppen 
der Stubnitz, die von Krampas aus ſichtbar find und wecche 
aus Kreide beſtehen, die nur von ſehr ſchwachen Schichten 
diluvialer Lager überdeckt iſt, und ſtellenweiſe ſogar nackt 
zu Tage tritt, rauchte keine einzige. Es thaten dies 
vielmehr nur die Waldſchluchten, und zwar auch nur 
die tieferen und feuchteren derſelben, am ſtärkſten eine 
Schlucht dicht bei Krampas, die auf ihrem Grunde ein 
| ae en: find dergleichen z. B. der Schmooks⸗ 
berg bei Lüningshof unweit Teterow, mehrere Berge bei Malchin 


und am weſtlichen Ufer der Tolenſe, die S. 148 genannten 
Wahlsberge bei Grünow u. m a. 


159 


kleines Bruch mit einer aus demſelben zum Dorfe ab- 
fließenden Quelle enthält. Dies zeigt, daß wir es hier 
mit einem ganz einfachen meteorologiſchen Vorgange 
zu thun haben, nämlich mit einer Nebelbildung, indem 
der Waſſerdunſt, mit dem die Atmoſphäre der Schlucht 
ſchon geſättigt war, durch den die warme Luft abkühlenden 
Gewitterregen gezwungen wird, ſich au Rauhen Dunſt⸗ 
bläschen zu verdichten.“ 

(Aus den nächſteus erſcheinenden „Erinnerungen an 
Rügen“ von E. Boll.) N 
10. Neue Funde. — Hr. Dr. v. Hagenow 
kaufte einen ſehr ſchönen Zahn des Elephas primi- 
genius der in einer Kiesgrube bei dem vorpommerſchen 
Städtchen Barth gefunden war. — Hr. F. Schmidt in 
Wismar erhielt einen für die mekleuburgiſche Ornithologie 
neuen Vogel, nämlich Phalaropus rufus; desgleichen 
20 Arten für Meklenburg neuer Lepidopteren, wodurch 
unſere Lepidopteren Fauna jetzt ſchon auf 1474 Arten an- 
ſteigt. — Lobaria pulmonaria Hoffm. wurde von 
den Hrn. E. Huth und C. Arndt ſehr reich fructificirend 
im Finkenthaler Holz bei Gnoien, an Buchen, etwa 8 bis 
10 Fuß von der Erde, geſammelt. — Ich ſelbſt fand im 
Auguſt d. Jahres bei Saßnitz auf der rügianiſchen Halt- 
inſel Jasmund an dem ſteilen Meeresufer, woran der Weg 
nach dem Herrenbade entlang führt, ſehr häufig Inula 
Conyza D. C. (Conyza squarrosa .), — eine Pflanze, 
die bis jetzt im ganzen Gebiete der pommerſchen und me— 
klenburgiſchen Flora noch nicht geſehen worden iſt. 

Neubrandenburg den 13. October. 

| | E. Bohl. 


160 


11. Sammler und Sammlungen. — Die 
Abſicht, eine möglichſt vollſtändige Ueberſicht der im DBe- 
reiche des Vereins befindlichen Naturalien-Sammler und 
Sammlungen zu erlangen, hat ſich leider nicht erreichen 
laſſen. Denn von den 160 Zetteln, welche im vorigen 
Jahre mit Archiv X. an die Vereinsmitglieder ausgegeben 
und um deren Ausfüllung und Rückſendung an den Unter⸗ 
zeichneten fie erſucht wurden, find nur 16 wieder an den- 
ſelben gelangt! Die Rückſender waren die Herren: 
Drewes in Güſtrow, Dr. Flemming in Lübz, Hein⸗ 
roth in Stavenhagen, Huth (und Arndt) in Gnoien, 
F. Koch in Sülz (über alle dortigen Sammlungen), 
v. Lützow auf Boddin, Dr. Meier in Lübeck (auch über 
andere dortige Sammlungen berihtend), Müller in 
Güſtrow, v. Preen in Schwerin, Rubien in Klütz, 
Schmidt in Wismar, Stelluer in Güſtrow, Struck 
in Ludwigsluſt, Vermehren in Güſtrow, Wille: 
brand in Kladow, Wüſtnei in Schwerin (über alle 
dortigen Sammlungen berichtend). — Da ein Abdruck ſo 
unvollſtändiger Materialien nichts nutzen würde, habe ich 
dieſelben bis auf Weiteres zurückgelegt. 

Neubrandenburg, den 14. Oct. 1857. 
E. Boll. 


— ie — 


Druck von H. Gentz in Neubrandenburg. 


Meleorologiſche Peobachtungen 


angeſtellt im Jahre 1856 auf der Navigationsſchule zu Lübeck und veröffentlicht durch den Verein für Lübeckiſche Statiſtik. 


e S 


Druck von H. G. Rahtgens in Lubeck, 


= 9 4 Ko fitter, ae N a Anzahl — 
Auf 0 * Temperatur redu⸗ Thermometerſtände Die mittleren Temperaturen und die Tempe⸗ Se Höhe 3 Mittlere Richtung und Dauer E 
cirte Barometerſtände nachſin Reaumur-Graden nach ratur-Ertreme in Reaumur-Graden aus den SS : des f = 5 
den täglichen Beobachtungen den täglichen Beobachtungen täglichen Marimis und Minimis des Ther- Ser Nieder- . 85 2 & = = 8 = 
um 12 Uhr Mittags. um 12 Uhr Mittags. mometrographen. PER ſchlags. S, B 8 25 8 38 8 5 2 
i ö i i Wa älte-Ey Bes 28 12215 | se 20. O.] 0. so. 5 
| mittlerer. höchſter. tiefſter. i 7 85 ee eee S Pariſer 8 8 SE S Ei 5 8 = E N O. |SO.| S. a! 5 
Yarifer Linien. med. max. min. A max. min. max. min. S Linien. 8 o S e = 2 Ta ge. 
333,01 | 343,97 | 325,08 |+ 057 + 5°4| — 505 — 0010) + 5°7 + 208| — 408 1205| 94,5 41,472 5 4 213 11 — 5 7119 1 
d. 13ten d. sten d. 25ſten d. 13ten d. 2iſten d. 20ſten d. 13ten d. 12ten 
336,80 | 341,99 | 331,83 + 1085| + 709 — 3% f 0087) + 81 + 408 — 30% — 90 90,6 31,622 7 10 4 2 2 
d. 28ſten d. 7ten d. ten d. Aten d. Sten d. sten d. Aten d. Aten 
339,04 | 344,07 | 334,39 + 3044 + 608 — 05 2002 + 806 + 206 + 004 — 405 83,5 3,3980 5 3 5 16 3 
d. 14ten d. 28ſten I eee e d. 20ſten d. 22ſten d. 7ten d. 27ſten 
334,75 | 339,71 | 330,81 |+ 9061| 7173 + 308 7027| +1703|+ 609 + 600 — 206 72,0 47,059 3 11 N 2 
d. iſten d. 27ſten d. 27ſten d. 16ten d. 27ſten | d. aten d. 30ſten | d. iſten 
334,49 338,10 | 330,77 41067 +1603| + 4°3|+ 8067| +17°4|+ 902 503 + 004| 71,8) 45,649 2 6 210 5 
d. Yen d. 16ten en d. 5ten d. 14ten d. 29ſten d. sten d. 2ten 
336,57 339,24 | 332,66 71609 +21%7 + 10% 713066 +22°5 | +13°2| 41209 | + 509 65,8 75,802 1 8 — 6 
d. 16ten d. 14ten d. 14ten d. Sten d. 4511 d. 13ten d. 30ften | d. sten 
336,06 | 339,80 | 331,11 |+15052] 7215 + 90341273 +2300|+1305 | +1103 | + 5% 69,9 89,762 — 0 = 
d. 3iſten [d. sten d. 24ften | d, iſten d. 25ſten d. 25ften | d. ıflen d 11590 
335,30 339,61 329,25 1578 +21% +1101+13040 +722 0 +130 71204 + 602 70,3 133,397 4 3 4 9 
d. iſten d. 19ten d. zten d. 19ten d. zten d. 4ten d. 19tem d. Zuften | 
334,91 | 340,01 | 328,43 12,77 16% +10%10¼ C1041 +16°8 | +10°6 | +10%6)+ 30 71,9| 60,162 5 6 9 2 
d. aten d. 25ſten | d. sten d. 17ten d. igten d. igten d. 17ten d. 21ſten 
339,38 | 342,34 | 335,44 1058 +1502 + 58 8043 15% + 909 + 608, + 06 82,9 35,021 14 7 1 
d. 20ſten d. 2ten d. 5ten d. 31ſten d. 6ten d. ßten d. 31ſten d. 31ſten 
335,19 342,53 | 327,93 |+ 2042 + 7% — 509 / 1009 + 7% / 505 — 405 —1000 88,1 44,352 9 4 4 2 
d. 6ten d. 24ften d. Sten d. 27ſten d. 24ften d. 24ſten d. 27ſten d. 27ſten 
332,89 343,74 323,91 |+ 2995 +11°0 | — 7°0|+ 2?00 +11%2 / + 82 — 107| —1107 90,8 57,357 2 11 3 5 2 2 
d. 16ten d. 2ölten d. 7ten d. Aten d. Sten d. Sten d. 2ten d. Aten 
Für's Jahr .. 335,70 343,97 | 323,91 |+ 80 52 721 — 7°0|+ 6070 +2300 | +1305 — 408 — 1205 — 665,053 25 77 79 40 
d. 13. Jan. d. 26. Der, en. d. 4. Der, d. 25. Juli d. 25. Juliſd. 13. Jan. d. 12. Jan. 
* wurden beobachtet am 10ten März. 
— — — 


Neberficht der aus den meteorologiſchen Beobachtungen zu Hinrichshagen im Jahre 1856 gefundenen Mittel. (9. Jahr.) 


Jan. 18506. Februar. uguſt. September. Detober. November. Winter. Frühling. Sommer, Herbſt. Jahr. 
arome⸗ ans 26” 10.34 | 27“ 4.10 | 27° 5.58 27“ 2.048 27“ 6.455 27“ 4.76 27“ 1.20 | 27” 3.21 27% 7461 | 26” 11.77 | 26” 10,034 | 272,748 | 27% 1,720 | 36” 11,007 20710777 
N 2 8 2 — 20. — au — a > 2 — — . n. 49. Auguſſl. 24. November. | 8. Zanuar. 
terftand en 28 7.41 28 476 | 38241 25 588 | 800 27 132 25 0% | 80m | 210 | 00 5 375 2374 | 28 5.88 28 100 28 3.82 28 741 
auf 0° R. SE 8 19. Bay, 28. 14. in 1: 9. 7. ll N ER VER I ren 19, Desember. | 4. Min 4. Auguſt | 1. November. 19, ame 
reducirt. Tritte ga Mane 27 0.24 27 7.57 27 9.63 27 9,36 27 8.44 27 8.30 25 0.51 27 8.28 27 9.02 27 9.13 | 7965 27 9.02 
| 
6 uhr Morgens. — 5.043 — 1.565 — 0.083 — 1.073 3.052 6.916 10.040 10,009 10.023 7.052 3.063 — 0.094 — 2.068 2.064 10.024 4,009 3.095 
een FE —— m 2 5 
Tempe- 2 uhr Nachmittags. — 3.25 — 6 1.28 ö 2.57 9.82 10.65 15.56 14,64 14,85 12.63 10.44 1.34 — 0.76 7.65 15.01 8.16 7.54 
10 uhr Abends. — 4.45 — 1.44 — 0.15 — 0.80 4.88 | 6.77 10.50 10.37 10.43 8.37 6.41 — 0.31 — 2.62 3.60 10.43 4.63 4.17 
ratur Mittel derſelben. . 
Mittel Minima. 
der der —— 
R Maxima. 
täglichen 
£uft Halbe Summa berf. 
Unterſchied derſelben. 4.52 2.76 331 5.20 7.84 6.93 8.55 7.31 6.79 | 6.30 5.80 3.62 3.53 6.64 7.54 3.24 5.74 
nach er 170 68 94 34 02 3.6 43 5.8 2.6 — 12 a mn — 94 10,07 8 = 70 
Be Er 2 nn 77 are 62 77 2 ee 5. 25 | 27. | 21. Deaenber. 7. März 27. November, | 21. December, 
Abſolutes 18 3.6 66 78 16.3 175 23.4 227 ! 146 6.7 6.6 17.3 182 23.4 
B. 1 — Eee 9.13. 20. 25. 12. e re ” 2. 18, Bebruar 413, Mai. h 9. Seplember. 25. Juli. 
unterſchied derſelben. 206 20.9 113.4 17.2 19.7 17.7 19.1 16.9 15.6 15.8 17.3 23.6 26.9 10.8 28.8 40.4 
155 0.%ù | 0.22 0.75 0,68 1.29 1.7% 2.0 2,87 2.54 1.267 0.55 0.15 0.768 2 7 9.755 0.15 
Dunft- eee = ty IE 1 ur 17. 15. 4. 23. tl. 5. 24. 28. 19, December. 17. Mötz. 23. Juni 28. November. 19. December, 
fpannung 1 222 3.03 32 2.62 4.61 4.83 6.14 0.96 614 5.12 35 2 183 0.05 3.52 | 6% 
in pariſer ar Kin —ı 2 28. 25. 12 —— —.— n 5. 2 . Feber. 16. Mai 25. gell 27. Nevenber. 25. Bull. 
EINIG BER er Ze ri 1.56 1.54 2.62 3.23 4.28 437 4.47 ; 3.48 1.51 1.57 2,19 1.43 3.03 2.85 
x — — — — — — — — „„„„„„FFPP—T—T—T0 s TTT 8 
Mini 36 5¹ 60 25 32 4l 33 44 42 47 40 60 36 25 3 40 35 
Dunfige- a u 19. 12. E 17. 18. | 13. 25. 31. 6. 24. 24. 28. 19. December. 47. März. 28. Juni 24. October. 17. Matz. 
2 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 | 100 100 100 100 100 
hatt nach = — 2 Tage, 6 Tage 5 Tage. 5 Tage aa Loge. 2 Tage, 180g 5 Tage 18. Tage. 8 Tage Is Zuge. 9 Tage. 8 Tage. 32 Tage. 62 age. 
Procenten. W 1 drei 82 90 87 76 76 81 76 81 82 
Mini 65 | 3.6 26 1.2 3.7 3.9 8.0 6.8 93 0 0 3.5 l — 3.3 
| a 14 18. 20 mM oe. 3. 30. 1. 24. 28 22. —̃ — N 21. Selene, zu 27. Rovember. | 21. Detenber. 
: 5 3. 50 5 5 1353.0 19.0 5.6 17.4 11.0 4.0 60 190 13.8 19.0 
0 Maximum, = = 115 20 un | 13, 150 95 5 1. 1—3 13. Februar. 13. Mai 13. Zuni. 9. September, 13. Zuni. 
| mine au | _ 4.09 — 0.28 123 1.07 251 | 89 12.78 11.60 12.94 10.83 8.58 0h? — 088 581 12.4 6816.19 
ö 1 - : 2 —.— = e — EEE ———n — — 
Tempe- I 33 25 02 02 0.8 4.0 8.3 8.8 9.7 7.3 3 Me — 3.3 0.2 8.3 0 — 33 
Minimum, 115 A . 05 L 1 05 125 5 31 22. | 20. 21. December 1. 18. Mötz. 8, Juni. 29. November 21. December. 
v Maxi 0.6 — 0.1 3.0 1.8 87 9.5 14.3 14.0 15.2 12.2 | 4.6 3.0 9.5 15.2 G 15.2 
— Re 2090 11 42. Mer 20. | 11 Bi I er 6. | 1 | 4, Behr, 30. Mai. „ Augufl 9. September. | . Mag 
I | > * 1 2 
ratur en ee e 0.63 0.67 5.27 730 | 12 11.29 9217 947 ̃ ⁶,fj.788ʃ 231 — 0.15 1.10 11,72 6.65 5.67 
— — == — = 3 % 05 =705 
75 0.2 0 Ä 4; s2 5 10.2 7.5 6.5 | —05 — 0.2 0.6 8.2 . 
Minimum, 4.—3. 2 15 1 1. 5 4 29.—31 a0. 27 | 29. 15.—17. Januar. 1. Mär. 1. Zuni. 29. November, 29. November, 
„ 5 ST | r s 7 11.0 13.3 
5 Erd⸗ 01 22 1.5 6.9 8.7 11.7 2.5 13.3 11.0 | 9.6 | 61 2.2 8.7 133 a 
des Erd⸗ 2˙ i eee Mur? 1115 ! 117 = | 19 N na 9555 PN | 8 | 5 En 20. Ml. 3. 4. August. 10. September. 3. 4 ag. 
ml 0 0.99 0.99 450 | 606 10.50 10.7 11 83 958 700 | 38 0.67 4.05 11.02 6.93 508 
7 2 7 3.3 0.7 
5 BA 8 07 1.0 1.2 48 7.8 10.7 7.2 3.3 0.7 1.2 7.8 
bodens, — 2 1 23, 1.—0 1. 15.—21. 1 7 a a 30, ai | 30. 20. 23. Januar. 1.15.—2k Min 4. Zunt 29. November. 23. Januar. 
23.28. 23 5 15.—2 Bee: ee 8. . — h 3 2 0 n n om = 
| > 7 ; 10.9 12.7 
80 g 1 2.3 7 5. 7.8 5 2 12.7 9.3 0 | 2.9 78 12.7 8 
3 Maximum, ax 1 ef 55 | 0 | Ai In} 10 5 1 | 2 1 1. December 31. Mai 5. Auguſt. 10. September 5. Auguſt. 
E a RT — 2 | — — 9 1 8 5 > > 
fief: e all 1.01 1.54 10 aı | 60 9.94 10.02 1181 9.97 8.35 4.75 15 3.97 [10.80 7.70 6.91 
; 5 2.9 2 9 2.5 3 55 0 2.2 2.3 | 4.8 2.2 
Minimum. 95 1 125 1 . = 1 e 2, 30 2551 . 22. Jun —6. tbr. 15. — ff. Mär. | 1. Sl. | 27.—80. Neeb. 22. San. Fehr 
0 22.31. —5. | — Ach B 1 | : 
a, = En | 5 a 3 7 5 7.5 11.7 7.9 11.7 
1 4.6 2.9 3.0 25 5.7 | 7.5 10.2 11.0) 11.7 10.6 9.5 7.9 4.6 1.5 3 x 
4’ — % 1255 155 1 205 | FR 400500 110 65 | 9 2 | 1 te 31. Mal 6. uuguſl. 1. November. 6. Augufl, 
| | | ; ; 8.32 55 
i 250 25 | 10 680 9.14 10.49 132 | 102 | 80 6004 3.01 131 10.33 83 650 
| | | | | ! I ) 


Bemer- 


kungen. 


Die Temperatur 


Luft ſant unter o 


im Tage 
Decbr. 1855 27. 
Ian. 18586 109. 
Behr, 17. 
Matz 25. 
April 5. 
Mai 1. 
Srtober 4. 
November 21. 
Jahr 118. 


der 
or. 


icq über 200R. 


im 
Juni 
Juli 


Auguſl 


Jaht. 


8 


Ueberſicht der aus den meteorologiſchen Beobachtungen zu Hinrichshagen im Jahre 1856 gefundenen Mittel und Summen. 


Jan. 1856. 


Tebruar. Uuguft. September.“ Setober. November. 


Winter. Frühling. Sommer. Herbſt. | Jahr. 


Bemer ⸗ 


Völlig heiter. 


Himmels⸗ Heiter. 


| Ziemlich heiter. 


Wolkig. 


anſicht. 223 
Trübe. 
Bedeckt. 
Tage. 


Mittel davon in Procen⸗ 
ten d. völligen Bedeckung. 


Der lezte Grüß. 
jabrsſchnee fiel am 
23 März, der erſle 
Winlerſchnee am 4. 
Noobe. Der letzte 
Geühjahrsfroft trat 
ein am 19. April, 
der erfle Winter frost 
| 8 | 2 4 4 am 22. October. 
N 16 28 27 ] 33 | 18 25 38 48 29 m Die geößte Menge 
Regen fiel am 23. 
| | & | 2 — . Auguſt bei SD. und 
NW. 10 5 16 16 6 382 9 4 | 2 5 Betrug 180 K. 
Ta e. 1 = \ — m 18% Höpe, 
9 Wind überhaupt. 2¹ 23 27 29 20 25 26 25 25 a 
—ůͤ 3 a ar r . K 
Windſtille. 10 8 5 10 6 4 6 6 9 
Thau. 0 | 0 0 0 | 10 11 | 18 12 | 13 18 
Währige. Reif. Er 1 8 9 | "© 0 0 
0 1 2 — | 8 
Nebel. 7 | 11 7 4 | 2 1 2 0 1 7 
Nieder- Regen. 1 6 12 5 15 13 16 8 15 13 
| — | ä 2 
Regen und Schnee. 0 | 0 0 1 0 1 0 0 | 0 0 
| er | | 
1 I} 
ä Schnee. 11 5 0 6 0 0 | 0 0 0 0 
ſchläge. | | } 
Sraupeln. 0 | 0 0 | 1 0 0 0 0 0 0 
| 
Tage Hagel. | 0 | 0 0 0 0 0 0 1 1 0 
Niederſchlage überhaupt. 18 | 20 | 18 19 22 24 | 29 27 24 29 20 2] | 56 | 65 | 80 | 79 80 
cn 2 — — — — — — Ze — — — = — — — — —— — — 1 — + 
Betrag Regen. 6 46 117 8 143 252 332 373 721 111 80 72 [ 109 403 1426 272 2270 
Kub.⸗Zoll. > | | | | | 
der Schnee. 11 38 33 | 48 0 0 0 0 0 0 0 | 40 222 48 | 0 | 40 310 
| | | 
= — = —— — — — — — ¼—õ¼ — x — uu— — — 
Nieder⸗ Höhe. | Regen, 0.50 3.83 9.75 0.67 11.775 21.700 27.007 31.08 60.08 9.25 7% | 6.400 14.08 33.742 118.783 | 22.67 189.00 | 
| | = } & | - 
fehfüge | rin. Schnee. 1258 3.17 2.75 4.0 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 3.33 | 1850 4.00 0.00 333 235.83 | 
von Zuſammen Kub.⸗Zoll. 187 84 150 56 143 252 332 373 721 111 II 301 41 11426 312 225380 
| | | | 
Zuſammen Höhe. 13/8 7.00 12.50 4.467 11,475 21.70 27.67 31.08 008 9.25 nu | 9.383 32.58 7.42 118.83 26.00 214.83 
Electriſche Gewitter. 0 0 0 0 0 1 1 3 1 2 0 0 0 C 
Erfchei | | | | | 
hel⸗ e und 0 0 0 0 | 0 3 0 8 3 | 3 | 0 0 | 0 3 | 11 | 3 17 
nungen. = | 
Cage Wetterleuchten. 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 9 0 0 0 0 0 | 0 
h | | | 


r 


v Hol. 2.0 duplex Wahlb. 3.0. columnare Hari 


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Z Orthoceras 


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5 


3 0 Reinhardi Boll 


His. 


# Orlloceras commune 


IL 
6 Orthoceras Nüssoni Boll. % O.regulare. 80 Wahlenbergü Boll. 9 0 laenigetum Boll 


In a a 


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itlandicum Boll. Il 0. vertieillatum ug. 


Bol. 14.0 go 
16.0 qmm Boll 1£ 0. cochleatum u Soil. 


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| EN | 
| N T 
RER: S 
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1 5 RN 5 \ 1 8 eat 2 
PS N RUN mp eee = 


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nn 


——ů— 


eue \ 


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ee 


18. Orthoceras imbricatum’ Wahlb, 19 0. Hagenomii Boll. 


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ulatumWahlb 28.0 costutum Boll. 
costatum Boll. 


0 annulato 


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20 Orthoceras striatalum Bol. U 8 


42 0. annalatum Som 


Boll. 


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2% Litnites cornu - arietis Som 


N Ancıstroceras undulatam Holl. 26 


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IL. penſculus Wahlb. 


vo. Schl,.30. 
Boll. 


Sil. 


29 L.falcatus 


Schl. 
HL. 


28 Litnites convolvens v