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Archiv
des
Vereins der Freunde der Naturgeſchichte
in
Meklenburg.
II. Jahr.
Herausgegeben
von
Ernſt Soll.
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Neubrandenburg,
in Commiſſion bei C. Brünslow.
I N 185 7.
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J. Bericht über die 11. Verſammlung des Vereins am 3. Juni
1857 zu Schwerin von Wüſt nei I
Anlage I. Namensliſte der Vereinsmitglieder a
2 II. Einnahme und Ausgabe. 19
III. Erwerbungen der Bibliothek... 20
2. Zur Kenntniß der Gaſteropoden des nordalbingiſchen 8
Glimmerthons, von J. O. Semper in Altona. 23
3. Beitrag zur Kenntniß der ſiluriſchen Cephalopoden im
norddeutſchen Diluvium und in a ee 9 Taf.),
von E. Boll . 0 58
4. Ueberſicht der Käfer Bretinbunge, von 8. W. Elafen.
3. Abth. 3 96
(I. Abth. eo VI. 100 ff. 2. Abth. IX. 116 f.)
5. Die Mollusken der Umgegend von Gnoien, von C. Arndt 119
6. Die Reptilien Meklenburgs (von Struck u. E. Boll . 129
7. Zuſätze und Verbeſſerungen zur Lübecker Flora, von R.
min Lübbe” - . . . 8 „133
8. Merkwürdige Bäume in Meklenburg von €. Boll 135
9. Beiträge zur Gewitterkunde . 5 8
10. Ba RR 8 150
Lüftſpiegelung, von 1 Peters 3 . 150
4 Heuſchreckenzug im J. 1733, von E. Bolt. . 151
3. Amerikaniſcher Leuchtkäfer bei Hamburg. 151
4. Deilephila Nerii bei Meſeritz, von Kade 152
5. Rennthiergeweih bei Ganſchendorf, von E. Boll 152
6. Hymnus an Flora von C. v. d. Lühe . 153
7. Geognoſtiſches aus dem Fürſtenthume Lübeck . 153.
8. Die Torfinſel im Cleveetzer See.. „157
9. Rauchende Berge, von E. Boll. 158
10. Einige neue Funde (Elephas primigenius, Pha.
laropus rufus, Lepidopteren, Lobaria pulmonaria,
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11. Sammler und 555 Bar A
Inhalt.
il, Meteorologiſche Beobachtungen zu Hinrichshagen
12.
(9. Jahr) von Prozell, die 1. Tabelle.
Meteorologiſche Beobachtungen angeſtellt im J. 1856
auf der Navigationsſchule in Lübeck, die 2. Tabelle.
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J. Bericht
über die
il. Verfammfung des Vereins am 3. Juni 1857
zu Schwerin.
Die diesjährige Verfammlung fand am 3. Juni 10 Uhr
Morgens in Schwerin wiederum im Großherzoglichen An⸗
tiquarium ſtatt, wie ſchon im Jahre 1853, und nahmen
an derſelben Theil die Herren: Dr. Fiedler und Bau-
meiſter Koch aus Dömitz, Lehrer Brockmüller und Dr.
Kloß aus Grabow, Organiſt Rubien aus Klütz, Paſtor
Willebrand aus Kladow, Rector Pr. Wittmütz aus
Schönberg, Lehrer Lau aus Vietz, Lehrer Rättig und
Kreiswundarzt Schmidt aus Wismar, Lehrer Lindemann
aus Wittenburg, Dr. med. Blanck, Pharmazeut Brath,
Dr. med. Brückner, Dr. Dippe, Geh. Medicinalrath
Flemming, Dr. Hartwig, Hofgärtner Lehmeyer,
Archivrath Liſch, Dr. zur Nedden, Pr. Lieutenant von
Preen, Baumeiſter Ruge, Dr. Schiller, Segnitz,
Poſtſchreiber Selkes und Lehrer W üſtnei aus Schwerin,
Fromm aus Parkentin. |
Von den Mitgliedern des Vorſtandes waren gegen-
wärtig Herr Archivrath Liſch und Lehrer Wüſtnei, und
eröffnete und leitete der Erſtere die Verſammlung, während
dem Letzteren die Führung des Protokolls übertragen wurde.
1
Es wurde zunächſt folgender Jahresbericht verleſen,
welcher von dem Secretair des Vereins, Herrn E. Boll, der
leider verhindert war, an der Verſammlung Theil zu
nehmen, abgefaßt und eingeſandt war.
„Was zunächſt die äußeren Angelegenheiten unſeres
Vereines betrifft, ſo ſind dieſelben in dem verfloſſenen
Jahre ganz in ihrem gewöhnlichen Geleiſe geblieben. Die
Anzahl der Mitglieder hat ſich einerſeits zwar um
6 vermindert, indem die Herrn Schmidt, Plantagendirector
in Ludwigsluſt, v. Boddin, Schlöpke und Gerdes in Schwerin,
Dr. B. Meyer in Berlin und Ohnſorg in Hamburg aus
unſerem Vereine ausgetreten ſind; andererſeits aber hat
derſelbe einen Zuwachs von 17 Mitgliedern erhalten durch
die Herrn
Ahrens, Stadtſecretär in Schwerin,
Bahlcke, Hofrath, Regierungsſecretär in Neuſtrelitz,
Blanck Dr. med., Aſſiſtenzarzt in Schwerin,
Brath, Pharmaceut in Schwerin,
Flemming Dr. med., Geh. Medicinalrath in Schwerin,
Fromm L., in Parkentin,
Gottſchalk, Apotheker in Lübeck,
Hartwig Dr. phil., Ob.-Lehrer in Schwerin,
Meyer Dr. med. Aſſiſtenzarzt in Schwerin,
Zur Nedden Dr. phil., Kammeringenieur in Schwerin,
Reinhardt, Poſtmeiſter in Boizenburg,
Schiller Dr. phil., Ob.⸗Lehrer in Schwerin,
Selkes, Poſtſchreiber in Schwerin,
Semper J. O., in Altona,
Stellner J., Lehrer a. d. Realſchule in Güſtrow,
Walther Dr. med. in Neubrandenburg,
3
Wellmann Cand. d. Theol. in Leyerhof bei Grimmen in
Neuvorpommern,
ſo daß ſich gegenwärtig die Anzahl unſerer ordentlichen
Vereinsmitglieder (S. Anlage D ſchon auf 179 beläuft.
Von den correspondirenden Mitgliedern iſt uns eins durch
den Tod entriſſen worden, nämlich der Hr. Präceptor
Holzbaur zu Bopfingen in Württemberg. Unſer aus-
wärtiger Verkehr hat ſich durch Verbindungen erweitert,
welche mit dem im vorigen Jahre in Kiel conſtituirten
holſteinſchen naturwiſſenſchaftlichen Vereine und mit dem
Veereine für mecklenburgiſche Geſchichte und Alterthumskunde,
welcher bekanntlich in Schwerin ſeinen Mittelpunkt hat,
angeknüpft worden ſind.
Die finanziellen Verhältniſſe haben ſich wieder
günſtiger geſtaltet, indem das bei dem vorigjährigen Rech⸗
nungsabſchluſſe verbliebene Deficit gedeckt worden iſt. Näheren
Nachweis über dieſelben giebt die Anlage II.
Die Bibliothek iſt eifrig benutzt worden, und hat
ſich um diejenigen Werke vermehrt, welche in der Anlage
III. verzeichnet ſind.
Auch über die innere Thätigkeit des Vereins kann
ich faſt nur Erfreuliches berichten. Der Druck des von
Hrn. J. Ritter gearbeiteten Inhaltsverzeichniſſes zu den
ſämmtlichen Jahrgängen unſeres Archivs iſt bereits vollendet;
daſſelbe füllt mit compreſſem Drucke 3 ½ Bogen und wird
mit dem 11ten Jahrgange unſerer Vereinsſchrift ausgegeben
werden. Für letzteren ſtehen (ſo viel bis jetzt zu meiner
Kunde gelangt iſt,) in Ausſicht die Fortſetzungen der von
Hrn. Claſen in Roſtock und Hrn. Dr. Fiedler in Dömitz
begonnenen Arbeiten, eine von Hrn. Semper in Altona
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BR
eingefendete Abhandlung über die Gaſteropoden des nord-
albingiſchen Glimmerthons, von mir felbft die erſte Ab—
theilung einer Arbeit über die ſiluriſchen Verſteinerungen
unſeres Diluviums, fo wie noch mehrere kürzere Mitthei-
lungen, welche mir ſchon von verſchiedenen Mitgliedern
übergeben worden ſind. Für die nächſten Hefte bearbeitet
Hr. Füldner in Neuſtrelitz die einheimiſchen Neuropteren
und Hr. Koch in Dömitz die anſtehenden und diluvialen
Tertiärverſteinerungen.
Während ſo die Thätigkeit der einzelnen Vereinsmit⸗
glieder in den Fächern, die fie ſich zu ihrem Lieblings-
ſtudium erwählt haben, rüſtig vorwärts ſchreitet, läßt
doch die Geſammtthätigkeit des Vereins, wo es näm—
lich auf gemeinſchaftliches Handeln aller Mitglieder ankommt,
leider noch immer manches zu wünſchen übrig, wie ſich
dies in Betreff der Beiden im 10. Hefte des Archivs ane
geregten Angelegenheiten, zu denen eine Mitwirkung des
ganzen Vereins erforderlich war, deutlich gezeigt hat: von
allen den gedruckten Schematis, welche an ſämmtliche
Vereinsmitglieder verſendet wurden, mit der Bitte dieſelben
auszufüllen und an mich zurückzuſchicken, damit dem Au⸗
trage des Hru. Dr. Meier in Lübeck gemäß daraus eine
Ueberſicht unſerer Naturalienſammler und Sammlungen
zuſammengeſtellt werden könne, ſind mir bis jetzt nur erſt
drei wieder zu Händen gekommen. Ein ähnliches Schickſal
hat meine Bitte um Mittheilungen von Notizen über die
Gewitterſchäden gehabt. Nichtsdeſtoweniger (bin ich über—
zeugt,) dürfen wir in Bezug auf. unſeren Verein mit Be⸗
friedigung auf den ganzen Zeitabſchnitt, welcher jetzt
hinter uns liegt, zurückblicken. Es ſind nämlich jetzt
5
zehn Jahre verfloſſen ſeit unſer Verein am 26. Mai
1847 in Malchin von nur 14 Mitgliedern begründet wurde,
und es möchte daher nicht unpaſſend ſein, wenn wir jetzt
einmal einen Rückblick auf dieſen ganzen Zeitabſchnitt rich
teten, und uns die Fragen beantworteten, was wir mit
unſerem Vereine gewollt, und was wir durch ihn erreicht
haben.
Die Aufgabe, welche wir uns an dem Stiftungs-
tage in dem erſten Paragraphen unſerer Statuten ſtellten,
lautete: „Zweck des Vereins iſt, die Naturgeſchichte Me—
klenburgs und der angränzenden Länder nach allen Be⸗
ziehungen hier zu erforſchen, und eine engere Verbindung
zwiſchen den Freunden derſelben zu vermitteln.“ — Was
die Löſung dieſer Aufgabe betrifft, ſo glaube ich, daß wir
berechtigt ſind, unſer darauf gerichtetes Beſtreben als kein
verfehltes zu bezeichnen.
Die jährlichen Verſammlungen des Vereins, wenn
auch nicht ſo ſtark beſucht, als man es der ſtets wachſenden
Anzahl der Mitglieder nach hätte erwarten ſollen, haben
ihrem Zwecke entſprochen, indem ſie nicht allein die per⸗
ſönliche Bekanntſchaft der Vereinsmitglieder vermittelt,
ſondern ſogar in vielen Fällen einen freundſchaftlichen Ver-
kehr unter Männern herbeigeführt haben, die ſich früher
kaum dem Namen nach kannten, und die bereitwillige
Unterſtützung, welche ſich die Fachgenoſſen in Folge dieſer
gegenſeitigen Annäherung in ihren wiſſenſchaftlichen For-
ſchungen gewährt haben, hat es möglich gemacht uns auch
der Löſung des anderen und wichtigſten Theiles unſerer
Aufgabe ſchon um manchen Schritt näher zu führen.
Während früher faſt ausſchließlich die vaterländiſche Flora
6
die Thätigkeit der einheimiſchen Naturfreunde beſchäftigte,
hat ſich nun im Kreiſe unſeres Vereins auch auf anderen
Gebieten der Naturkunde ſchon eine rege Thätigkeit ent⸗
wickelt, wovon die Beweiſe in den 10 erſten Jahrgängen
unſeres Archivs vorliegen. Es iſt darin eine Grundlage
für die vaterländiſche Zoologie gelegt worden, und der
Kreis unſerer botaniſchen, geognoſtiſchen, petrefactologiſchen,
meteorologiſchen und hydrographiſchen Kenntniß unſeres
Vaterlandes iſt um ein Beträchtliches erweitert worden.
Wenn dabei unſere hauptſächlichſte Thätigkeit immer auf
Meklenburg gerichtet geweſen iſt und die verwandten Nach-
barländer bis jetzt weniger berüͤckſichtigt find, fo liegt dies
in der Natur der Sache, indem die bei weitem überwiegende
Anzahl der Vereinsmitglieder Meklenburg angehört. Dem
Vereine eine excluſiv meklenburgiſche Färbung zu verleihen,
lag aber, wie die oben mitgetheilte Formulirung unſerer
Aufgabe zeigt, keineswegs in der Abſicht ſeiner Begründer,
und es iſt daher erfreulich, daß nach und nach auch ſchon
immer mehr Männer aus dem benachbarten Gebiete, aus
Holſtein, Hamburg, Lübeck und Pommern unſerem Bunde
ſich anſchließen, ſo daß wir hoffen dürfen, in der Zukunft
auch dieſen Theil unſerer Aufgabe genügender gelöſet zu
ſehen, als dies bis jetzt hat geſchehen können.
Wie viele Theilnahme unſere wiſſenſchaftlichen Be⸗
ſtrebungen und Leiſtungen in Meklenburg ſelbſt gefunden
haben, beweiſet der Umſtand am beſten, daß der Verein,
welcher vor 10 Jahren mit nur 14 Mitgliedern ins Leben
trat, jetzt deren ſchon 179 zählt, die correspondirenden und
Ehrenmitglieder ungerechnet. Außerhalb der Gränzen unſeres
Landes iſt er nicht allein von anderen Vereinen ähnlicher
7
Tendenz als ein ebenbürtiger anerkannt worden, ſondern
wir haben von dort her auch noch manche andere ſpecielleren
Beweiſe eines Intereſſes an unſerem Thun und Treiben
erhalten.
Laſſen Sie uns daher auf dem betretenen Wege rüſtig
vorwärts ſchreiten, laſſen Sie uns dabei Geiſtesfriſche und
Geiſtesfreiheit bewahren, hüten wir uns aber ebenſo
wohl vor einem Mißbrauche der letzteren, welcher uns auf
das Gebiet ſpeculativer Träumereien hinleiten, als vor
einer Verkümmerung der wiſſenſchaftlichen Freiheit, die uns
dem geiſtigen Tode in die Arme führen würde. Gelingt
es dem Vereine glücklich zwiſchen dieſen beiden Klippen
hindurch zu ſchiffen, ſo werden deſſen Mitglieder nach dem
Verlaufe anderer Jahrzehnte nicht minder ungetrübte Nüd-
blicke auf ihre Vergangenheit thun können, als dies mit
uns heute der Fall iſt. Vor allen Dingen aber möge auch
Einigkeit und reine Liebe zur Wiſſeuſchaft in
unſerem Kreiſe walten, — dies find die beſten Wünſche
die ich dem Vereine beim Beginne ſeines zweiten Decenniums
mit auf den Weg geben kann!
Schließlich habe ich noch zu erwähnen, daß die auf
der vorigjährigen Verſammlung beantragte Aufnahme des
Vereins in dem M. Schwerinſchen Staatscalender ſich
nicht hat bewerkſtelligen laſſen, und daß von der Commiſion
zur Errichtung einer Statue für Geoffroy Saint-Hilaire
in Etampes eine Aufforderung zur Betheiligung an den
Verein gelangt iſt.“
Neubrandenburg, den 23. Mai 1857.
E. Boll.
*
8
Nach Verleſung des Jahresberichtes wurde auf be⸗
ſonderen Wunſch Herrn Boll's zum Verſammlungsort für
das nächſte Jahr Neu-Brandenburg und als locale
Vorſtandsmitglieder die Herren Dr. L. Brückner und
Dr. Siemerling daſelbſt in Vorſchlag gebracht und an-
genommen. Zugleich wurde der Wunſch ausgeſprochen,
daß die Einladungen zu den allgemeinen Verſammlungen
wiederum brieflich an alle einzelnen Mitglieder erlaſſen
werden, und daß diejenigen Mitglieder, welche die Ver⸗
ſammlung beſuchen wollen, jedesmal vorher die Anzeige
davon an ein Vorſtandsmitglied machen möchten.
Herr Archivrath Liſch wandte ſich hierauf wegen
feiner im vorigen Jahre getroffenen Wahl in den Vor-
ſtand an die Verſammlung, und erklärt, daß er dieſe Wahl
zwar vorläufig nur auf ein Jahr angenommen habe, daß
er aber bereit ſei, dieſelbe auch fernerhin beizuhalten, und
ward dies von der Verſammlung mit Dank angenommen. —
Von demſelben wird ferner mitgetheilt, daß dem verdienten
franzöſiſchen Naturforſcher Geoffroy Saint- Hilaire eine
Statue geſetzt werden ſolle, und daß von der zu dieſem
Zweck eingeſetzten Commiſſion an unſeren Verein die Auf-
forderung ergangen ſei, ſich dabei zu betheiligen. — Im
Namen des ſtatiſtiſchen Bureaus ſpricht hierauf Herr
Dr. Dippe den Wunſch aus, daß ſich an den Pflanzen⸗
beobachtungen für das Bureau noch mehr Vereinsmitglieder
betheiligen möchten. Bekanntlich iſt bereits im 7. Hefte
des Archivs die Aufforderung dazu ergangen und ein hierauf
bezüglihed Schema mit dem Archivhefte vertheilt worden.
Herr Dr. Dippe erklärt ſich zur ferneren Mittheilung
*
3
folder Schemata bereit.“ — Herr Archivrath Liſch
machte ſodann die Verſammlung aufmerkſam auf eine
merkwürdige kraterähnliche Vertiefung, welche in der Nähe
der Eiſenbahn bei der Anhaltsſtelle Ventſchow gefunden
werde, und bemerken hierzu die Herren Baumeiſter Ruge
und Dr. Brückner, daß auch in anderen Gegenden, z. B.
bei Sternberg ähnliche Vertiefungen vorkommen. Noch
legte Herr Archivrath Liſch einige intereſſante Thierüber—
reſte vor, die in neueren Zeiten in Meklenburg gefunden
wurden; ſo das Gerippe eines koloſſalen Bos primigenius
von Toddin, mehrere foſſile Pferdezähne, einen überaus
wohlerhaltenen, 1845 beim Bau der Eiſenbahn an der War⸗
now aufgefundenen Biberſchädel, einen foſſilen Hirſchſchädel
u. ſ. w. Darauf beſuchten die Mitglieder verſchiedene
Ausſtellungen und Privatſammlungen, namentlich
die ausgezeichnete ornithologiſche Sammlung des Herrn
Lieutenants v. Preen.
Mittags 2 Uhr vereinigten ſich 21 Mitglieder beim
Herrn Conditor Bruſch zu einem Mittagsmahl, wo
neben wiſſenſchaftlichem Sinn in Reden und Geſprächen
die ungetrübteſte Heiterkeit und Herzlichkeit herrſchte. Um
4 Uhr begaben ſich von da ſämmtliche Mitglieder in das
Großherzogliche Schloß, indem Se. Königl. Hoheit
der Großherzog geruht hatte, den Vereinsmitgliedern
die Beſichtigung nicht allein des reizend gelegenen und
angelegten pflanzenreichen Burggartens, ſondern auch des
ganzen ſchönen Schloſſes Allergnädigſt zu geſtatten, und
1. Die Vereinsmitglieder, welche dazu geneigt ſind, werden
daher erſucht, ſich wegen dieſer Schemata direct an Herrn Dr.
Dippe in Schwerin zu wenden. E. B.
10
hatte dieſer Genuß einen um fo größern Werth, als Se.
Königliche Hoheit hier die Verſammlung huldvoll zu
begrüßen die Gnade hatte, auch Alles unter der kundigen
Führung des Herrn Archivraths Liſch beſichtigt werden
konnte. Endlich wurden noch die Anlagen und Gewächs—
häuſer der Schloß- und Küchengärten unter der
Führung des Herrn Hofgärtner Lehmeher beſucht und
der Abend im wiſſenſchaftlichen Vereine im Pavillion des
Schloßgartens zugebracht. |
Am Tage darauf den 4. Juni, vereinigten fih 13 Mit-
glieder“ zu einer Ercurſion nach Friedrichsthal und
deſſen Umgegend. Es wurden einige ſeltnere Pflanzen
gefunden und die in geognoſtiſcher Hinſicht nicht un—
intereſſante Localität näher in Augenſchein genommen.
Am nordweſtlichen Ende des Neumühler Sees erhebt
ſich allerdings der Boden ſtark und ſcheint hier eine
Waſſerſcheide zu bilden, doch beginnt nicht weit hinter
dieſer Erhebung, gleichſam als eine Fortſetzung des langen
Thales, in welchem der Neumühler, der Oſtorfer und der
Schweriner See liegen, ein zweites Thal, in welchem gleich zu
Anfange die bekanntlich nach entgegengeſetzter Richtung hin in
den Daſſower Binnenſee mündende Stepnitz entſpringt, die
auf allen älteren Karten und ſelbſt noch auf der erſten
Engelſchen Karte irriger Weiſe als aus dem Neumühler
See kommend dargeſtellt wird. Vor einigen Jahren be⸗
richtigte der verſtorbene Schulrath Meyer dieſen Irr-
. Es waren dies die Herren: Stadtſecretair Ahrens,
Pharmazeut Brath, Lehrer Brockmüller, Geh. Medicinalrath
Flemming, Dr. Kloß, Baumeiſter Koch, Hofgärtner Leh—
meyer, Dr. zur Nedden, Segnitz, Paſtor Willebrand
und Lehrer Wüſtnei.
11
thum im „Abendblatte“ und iſt in Folge davon die
Engelſche Karte geändert worden. Bemerkenswerth iſt,
wie in dieſer Gegend noch der Glaube herrſcht, daß die
Stepnitz früher aus dem Neumühler See gekommen ſei.
Nachmittags kehrte man von dieſer Excurſion, die vom
ſchönſten Wetter begünſtigt wurde, nach Schwerin zurück.
Hoffentlich werden die auswärtigen Vereinsmitglieder,
welche die Verſammlung mit ihrem Beſuche erfreuten, von
dieſen anregenden und frohen Tagen befriedigt heimgekehrt
ſein und ihnen ein freundliches Andenken bewahren.
Schwerin, 10. Juni. Wüſtnei.
Anlage 1.
Namensliſte der Vereinsmitglieder
im J. 1857.
1. Ehrenmitglieder:
Beyrich E., Dr. Profeſſor in Berlin.
v. Hagenow F., Dr. Gutsbeſitzer in Greifswald.
Haidinger W., Dr. Sectionsrath in Wien.
Bronn H., Dr. Profeſſor in Heidelberg.
Göppert, Dr. Profeſſor in Breslau.
v. Humboldt A., in Berlin.
Nolte, Dr. Profeſſor in Kiel.
Reichenbach L., Dr. Hofrath in Dresden.
Glocker, Dr. Profeſſor in Görlitz.
Rümcker C., Dr. Director der Sternwarte in Hamburg.
Stöckhardt, Hofrath, Profeſſor in Tharand.
Reuß A, Dr. Profeſſor in Prag.
d 2. Correspond irende Mitglieder:
Emmrich, Dr. Profeſſor in Meiningen.
12
Häcker, Proviſor in Lübeck.
Kade, Oberlehrer in Meſeritz.
Karſten G., Dr. Profeſſor in Kiel.
Karſch, Dr. Profeſſor in Münſter.
Kelch, Oberlehrer in Ratibor.
Knochenhauer, Director der Realſchule in Meiningen.
Löw, Dr. Director der Realſchule in Meſeritz.
Meyn, Dr. auf der Sägemühle bei Uetterſen in Holſtein.
Ritter J., in Friedrichshöhe bei Roſtock.
Sandberger F., Dr. Prof. in Karlsruhe.
Schultz, Dr. C. H. in Deidesheim.
Schultz, Dr. F. W. in Weißenburg.
Spengler, Dr. Hofrath, Badearzt in Ems.
3. Ordentliche Mitglieder:
In Altona: Semper J. O.
Barkow bei Plau: Haupt, Erbpächter.
B Lütjohann, Erbpächter.
„ » Zander, Prediger.
Berlin: v. Sydow, Commandeur des 8. Nane
» Blankenhof: Pogge, Gutsbeſitzer.
Boddin: v. Lützow, Staatsminiſter a. D.
Boizenburg: Bölte, Forſtcandidat.
>» Börkow bei Grevismühlen: Owſtien, Prediger.
= Brunn: v. Oertzen, Gutsbeſitzer.
„Bützow: v. Grävenitz, Forſtmeiſter.
. s Genzke, Dr. med.
Dargun: Engel, Apotheker.
Daſſow: Griewank C., Prediger.
Demern bei Rehna: Maſch, Prediger.
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4
13
In Doberan: Kortüm, Dr. Medizinalrath.
„Dobertin: v. Maltzan J., auf Kl. Luckow, Kloſterhptm.
- . Sponholz, Dr. med.
Dömitz: Fiedler B., Dr. med.
„Koch F., Baumeiſter.
. . Reinhardt, Poſtmeiſter.
Friedland: Unger, Prof., Director des Gymnaſiums.
» Giewis, Gr.: Brückner W., Präpoſitus.
Gnoien: Arndt C., Privatlehrer.
s „ Huth, Prediger.
5 . v. Kardorf-Remlin, Gutsbeſitzer.
Grabow: Brockmüller, Lehrer.
. . Kloß, Dr. med.
IE»: Madauß, Zahnarzt.
Güſtrow: Breem, Lehrer.
s , Drewes, Lehrer.
5 Hahn, Lehrer.
- . Holland, Apotheker.
5 . Langfeld, Architect.
. 5 Müller, Apotheker.
- . Prahl, Lehrer.
. . Seitz, Senator.
. . Stellner J., Lehrer a. d. Realſchule.
- . Türd, Prediger,
. . Vermehren Al., Lehrer.
- Vermehren Ad, Lehrer.
Guthendorf (Neu) b. Marlow: v. Vogelſang, Haupt⸗
mann, Gutsbeſttzer.
„Hamburg: Krogmann, Dr. med.
. - Romberg, Kaufmann.
14
In Hamburg Timm E., Pharmaceut
Hinrichshagen bei Woldeck: Müller, Oberförſter.
. s Prozell, Prediger. |
„Kladow bei Crivitz: Willebrand, Prediger.
Klütz: Rubien, Organiſt.
Leyerhof bei Grimmen (Vorpommern): Wellmann,
Cand. d. Theol.
Ludwigsluſt: Behn, Hotelbeſitzer.
u
*
» s Beißner, Intendant.
‚ N Brückner C., Dr. med.
s - Brückner G., Dr. Obermedicinalrath.
- 5 Knieſtädt, Hofgärtner.
a x Struck, Seminariſt.
- > Volger, Hofapotheker.
Lübeck: Ahrens, Lehrer.
: „Arnold, Lehrer.
5 Brehmer, Dr. Advokat.
5 „ Froh, Lehrer.
> Heßycke, Kaufmann.
E „Gottſchalk, Apotheker.
- „Kräuter, Lehrer.
Meyer A., Dr. Lehrer.
„Reuter, Ob. ⸗Lehrer.
„ Sartori, Lehr
Schliemann, Apotheker.
. Versmann, Dr. Apotheker.
Wilde, Lehrer.
Bei Lübeck: Haug, Oberförſter in Waldhauſen.
In Lübtheen: Becker, Dr. med.
„Lübz: Flemming, Dr. phil. Thierarzt.
»
15
In Lüſſow bei Güſtrow: Hermes, Prediger.
Malchin: Timm F., Apotheker. |
= Materfen: Claſen, Oeconom.
Neubrandenburg: Ahlers, Landſyndicus.
> 3 Boll, E.
5 . Brückner F., stud. med.
. = Brückner L., Dr. med.
> „ Brünslow, Buchhändler.
- 2 Jacoby, Lehrer.
. . Krull W., Buchhändler.
. . Kurtze, Dr. Oberlehrer.
- . Löper, Dr. med. Rath.
5 - Paul, Lehrer,
- = Schrader, Dr.
. . Siemerling, Dr. Apotheker.
„Neukloſter: Dabelſtein, Prediger.
Parkentin b. Roſtock: Fromm L.
Pentzlin: Betcke, Dr. med.
„Pinnow bei Schwerin: Schenck, Dr. Präpoſitus.
Quitzenow bei Gnoien: v. Blücher, Gutsbeſitzer.
Rehna: Gagzow, Boftpracticant.
Roſtock: Brinckmann, Handelsgärtner.
s „ Claſen F., Lehrer.
„ PDieethleff, Lithograph.
- Karſten, Gerichtsrath.
- . Kühl, Dr. Rathsapotheker.
. Raddatz, Lehrer.
. - Riefkohl, Lehrer.
: = Scheven, Dr. med.
- Rothipalf b. Teterow: v. Möller-Lilienftern, Gtsbſ.
16
In Schönberg: Hempel, Lehrer.
Schwaan:
Schwerin:
Kindler, Advokat.
Langbein, Lehrer.
Rickmann, Baumeiſter.
Saß, Apotheker.
Wittmütz, Dr. Rector.
Daniel, Advocat.
Daniel, Bürgermeifter,
Claſen, Conrector.
Ahrens, Stadtſecretär.
Beyer F., Ingenieur.
Blanck Dr. med. Aſſtiſtenzarzt.
Brath, Pharmaceut.
Brückner A., Dr. med.
Dippe, Dr. Oberlehrer.
Flemming Dr. med., Geh. Medicinalrath.
Flügge, Poſtinſpector.
Gäfke, Lehrer.
Glöckler, Archivregiſtrator.
Hartwig Dr. phil., Ob.⸗Lehrer.
Kaiſer, Dr. Redacteur.
Kirchſtein, Dr. Lehrer.
Knaudt, Dr. Geh. Reg.⸗Rath a. D.
Knebuſch, Advocat.
Lehmeyer, Hofgärtner.
Meyer Dr. med. Aſſiſtenzarzt.
Zur Nedden, Dr. phil. Kammeringenieur.
Liſch, Dr. Archivrath.
v. d. Oſten⸗Sacken, Graf.
Paſchen, Minifterial-Secretair.
17
In Schwerin: v. Preen, Lieutenant.
. Ruge, Baumeiſter.
* Sarnow, Apotheker.
. Schäfer, Redacteur.
Schiller, Dr. phil. Ob.⸗Lehrer.
„ Segnitz, Lehrer.
. Selkes, Poſtſchreiber.
a Wendt, Dr. méd.
4 Wüſtnei, Lehrer.
„Stargard: Blanck, Cantor.
„Sternberg: v. Muller, Forftmeifter:
Stavenhagen: Griſchow, Dr. Apotheker.
: Heinroth, Schornſteinfegermeiſter.
. Krogmann, Thierarzt.
. u (Neu): Bahlde; Hofrath, Regierungsſecretär.
. Beuthe, Bauſchreiber.
. v. Conring, Lieutenant.
> Füldner, Lehrer.
s Gentzen, Bibliothekar.
> Gentzmer, Rath.
> Görner, Theater-Director.
5 Ladewig, Profeſſor.
. Langmann, Lehrer.
5 Meſſing, Cantor,
s Roloff, Dr. Lehrer.
z: Böhmer, Senator.
Cordna, Privatgelehrter.
Koch A., Geh. Amtsrath.
Koch F., Salinenbeamter.
en Pendant.
15%)
18
In Sülz: Virck, Baumeiſter.
Teterow: Cordeß, Lehrer.
. » Danneel, Senator.
Treptow: Schröder, Juſtizrath.
Vietz bei Hagenow: Lau, Lehrer.
Warnekenhagen: Muller, Gutsbeſitzer.
Wismar: Böhmer, Lehrer.
> . Engelbrecht, Lehrer.
. - Rettig, Lehrer.
- - Schlotterbeck, Lehrer.
Schmidt, Kreiswundarzt.
- 5 Stahmer, Dr. Phyfifus.
- ia Thormann, Baumeiſter.
. - Walther, Dr. Lehrer.
Wittenburg: Lindemann, Lehrer.
„ Wuſtrow (Fiſchland): Peters, Navigationslehrer
Ehrenmitgliede . 11
Correſp. Mitglieder .. 14
Ordentliche Mitglieder . . 179
Die geehrten Vereinsmitglieder werden von E. Boll
dringend erſucht, ihn von einem etwanigen Wechſel ihres
Wohnortes in Kenntniß zu ſetzen.
Den Vorſtand des Vereins bilden gegenwärtig die
Herren: E. Boll und Dr. L. Brückner in Neubranden-
burg, Archivrath Dr. Liſch in Schwerin, Apotheker Müller
in Güſtrow und Dr. Siemerling in Neubrandenburg. —
Die Aufficht über die Vereins-Sammlung führt Herr
Lehrer Vermehren in Güſtrow, an welchen daher alle für
dieſelbe beſtimmten Gegenſtände einzuſenden ſind. Sendungen
für die Bibliothek ſind an E. Boll zu adreſſiren.
19
Anlage II.
1. Einnahme.
139 Mitglieder a1 Thlr. 139
4 eie in Ludwigslust a 1 Thlr. 2 st. 4
2 Lübeck & 1 Thlr. 8 fl. lubw. 212
1
] „ à 1 Thlr. 12 Sgr.
3
*
* * w
* *
Grabow (H. H. Brock⸗
müller, Dr. Kloß, Krogmann) und I M. in 8
Güſtrow (Hr. Prahl) à 1 Thlr. 10 Sgr. 5
5 | 10
12 Mitglieder & 1 Thlr. 15 Sgr. (die Hrrn. |
1
F. Timm⸗Malchin, A. und F. Koch, Virck⸗
Sülz, Müller, Hollandt, Türck, Drewes und
Vermehren⸗ Güſtrow, Prozell-Hinrichshagen,
F. Koch und Dr. Fiedler⸗Dömitzt zz 18
6 Mitglieder à 2 Thlr. (die H. H. Seitz⸗
Güſtrow, Schröder-Treptom, v. Luͤtzow⸗Bod⸗
din, Dr Meier, Haug und e a
a 33 12
1 Mitglied à 2 ht 15 Sgr. (Or. O. M.
R. Dr. Brückner) f 2 1
(Demnach find von 168 Mitgliedern gezahlt |
184 Thlr. 24 Sgr., von denen 15 Thlr 24 Sgr.
durch freiwillige Beiträge aufgekommen ſind.)
Der Verkauf des Archis brachte 22 7
Durch Herrn Brünslow 16 Thlr. 17 Sgr.
(durch E. Boll 5 Thlr. 20 Sgr.)
R 2. Ausgabe.
Deckung des vorjährigen Rückſtandes
An die Güſtrower Kaſſe an Ir
Porto und Fracht
Zur Herſtellung des Archiv H. X. 1. ber 2
Buchbinder arbeit s
Sur die Biblfoth ek
Diverſe Ausgaben
Summa 204 | 1,47
2*
20
3. Die geſammte Einnahme im erſten Decennium
hat betragen 1476 Rthlr. 4 Sgr., wovon 1207 Rthlr
14 Sgr. 6 Pf. durch Beiträge der Vereinsmitglieder,
268 Rthlr. 19 Sgr. 6 Pf. durch den ra des Arche
aufgebracht worden ſind.
Neubrandenburg den 22. Mai. |
E. Bait
Anlage III.
Erwerbungen der Vereinsbibliothek
ſeit October 1856.
F. E. Koch, die anſtehenden Formationen der Gegend
von Dömitz. Berlin 1856. Sto. (Sep. Abdr. aus der
Zeitſchr. d. deut. geol. Geſ. — Geſch. des Hrn. Verf.)
W. Raabe, meklenburgiſche Vaterlandskunde. Wis—
mar 1856 f. Lief. 1 bis 5. 5
Dr. A. Meier, Unſere Schulgemeinde II. Eine Jubel⸗
ſchrift. Lübeck 1856. (Geſch. d. Hrn. Verf.)
Sitzungsber. der K. K. Akademie in Wien Bd. XVIII.
XIX. XX. XXI. XXII. und XXIII. 1. (Ausget.)
Tageblatt der 32. Verſammlung deutſcher Natur—
forſcher und Aerzte 1856. (Von der K. K. Akademie.)
Almanach der K. K. Akademie in Wien. Jahrg.
VI. 1856. (Geſch. der. Akademie.)
Jahrbuch der K. K. geol. Reichsanſtalt in Wien VI.
3. 4. VII. 1. 2. 3. (ausgetauſcht.)
Abhandlungen der K. K. geol. Reichsanſtalt in Wien
Bd. 3. (Geſch. der K. K. geol. R. A.)
Verhandlungen des Rheiniſchen Vereins XIII. 2. 3.
4 und XIV. 1. (ausgetauſcht.)
21
Ehrenberg, das unſichtbar wirkende organische Leben.
Leipzig 1842.
Dove, die Witterungsverhältniſſe von Berlin. Ber⸗
lin 1842.
v. Homeyer, die Vögel Pommerns, Anclam. 1837.
Nachtrag dazu 1841.
v. Moranville, die Vögel Europas, Wien 1844.
v. Berg, Biologie der Zwiebelgewächſe. Neubran⸗
denburg 1837.
Hornſchuch, über RR der Pflanzen, Regeus⸗
burg 1848.
33. Jahresber. d. Schleſiſchen Geſell. f. vaterländ
Cultur. (1855. ausget.)
Rümker, meteorological observations ende at the
observatory to Hamburg (1853—56.) Hamburg 1856.
Ato. (Geſch. des Hrn. Dr. Rümker.)
d’Orbigny Pal. francaise liv. 102 — 107.
Aragos Werke Bd. 13. 6.
Link, dissertationes botanicae. Suerin 1795. Ato.
(Geſch. des Hrn. O. M. R. Brückner in Ludwigsluſt.)
Bericht des naturwiſſ. Vereines des Harzes 1845 —47.
(Geſch. des Hrn. O. M. R. Brückner.)
Spengler, Dr. L. über die Kumiß⸗Kur. Wetzlar
1856. Sto. (Geſch. des Hrn. Verf.) er
Meterol. Beobachtungen der Stationen im Großh. M.
Schwerin 1852 und 53. (Geſch. des Statiſt. Bureaus
in Schwerin.)
Württembergiſche naturwiſſ. Jahresheft⸗ VIII. 3. X.,
3. XII., 3. XIII, 1. 2. (ausget.) |
22
Neueſte Schriften der naturf. Geſell, in Danzig. 55
V. H. 4. 1856. (ausget.)
Bulletin de la S. N. de Neuchatel T. IV., I. 1856.
Fr. v. Hagenow, Monographie der Kreideverſteine⸗
rungen Neuvorpommerns und Rügens. (Sep. Abdr. aus
Leonhard und Bronns Journal 1839. 40 und 42.) Sto.
Spengler, Dr., Balueologiſche Ztung. Bd. 3. 1856.
Sto. (Geſch. des Hrn. Herausgebers.) |
Zeitſchr. der deut. geol, Geſellſchaft. VIII., 3. h IX. 1.
Zeitſchr. für Entomologie im Auftr. d. ſchleſiſchen
Vereins u. f. w. 9. Jahrg. 1855. (ausget.)
Ueber das Beſtehen und Wirken der naturf. Biel.
in Bamberg. Bd. 3. 1856. (ausget.)
Jahrb. d. Ver. f. Naturkunde im ae en
H. II. 1856. (ausget.)
Wrede, geol. Reſultate aus Beobachtungen äbere einen
Theil der ſuͤdbaltiſchen Länder. Halle 1794. Sto.
Schmidt, Hamburg in naturhiſtor. und medieiniſcher
Beziehung. Hamburg 1831. Sto.
Philippi R. A., Orthoptera Berolinensia. Berol.
1830. 4to.
Berghaus, Dr. H., Was man von der Erde weiß.
Berlin 1856 f. Sto. Lief. 1 bis 16.
Halle, J. S., Magie, oder die Zauberkräfte der
Natur. Berlin 1784. Sto. Bd. 2.
Barchewitz, E. C., Oſtindianiſche RifebefgreiSung.
ed. 3. Erfurt 1756, Sto. |
Staunton, Reiſe der brittiſchen Geſandſchaft nach
China. Halle 1798. Sto. 2 Th. in 1 Bd. (Die z letzten
Werke Geſch, des Hrn. Lehrer Jacoby in Neubrandenburg.)
23
Freimüthiges Abendblatt. Schwerin 1818—49. 4to.
(Es fehlen die Jahrgänge 1825. 27 und 28.)
Okens Iſis J. 1819 —32, oder Bd. IV. bis XXV.
(Von Bd. IV. fehlen H. 6 und 7.) 7 des
om O. M. R. Dr. Brückner.
Angelin Palaeontologia Scandinavica 5. I. fase,
1. 2. Lipsiae 1854. 4to.
Quenſtedt, Deutſchlands Cephalopoden. rs J. Tü⸗
bingen 1846. 4to.
Tenth annual report of the Smithsonian Institution.
Washington 1856. Sto.
List of foreign correspondents of he S. J. 1856; Sto
Juones investigations, chemical and physiological,
relative to certain American vertebrata. ee
1856. 4to, | |
Publications of learned societies and periodicale
in the library of the S. J; P. 1. 2. 4to. (Die ia letzten
Schriften ausgetauſcht.)
2. Zur Nenntniß der gaſteropaden des nord⸗
albingiſchen glimmerthons
von Joh. O. Semper in Altona. !-
Die Unterſuchung und Erforſchung des nordalbingiſchen
Glimmerthons ſcheint uns von ganz beſonderer Wichtigkeit.
Es giebt nämlich unter allen in unſerem Lande vorhandenen
Schichten keine, die in ſo hohem Grade alle Eigenſchaften,
— 22—ũ3
1. Diefe Abhandlung iſt zwar ſchon in Nr 13 der Kieler
Schulzeitung abgedruckt, wurde mir aber von dem Hrn. Verf.
* noch zur Veröffentlichung in unserem Archive mitgetheilt.
E. B.
24
erforderlich für eine Schicht, auf der als Grundlage die
Geologie eines ganzen Landes zu conſtruiren iſt, bejäße,-
wie der Glimmerthon, der weit über die Grenzen unſeres
engeren Vaterlandes ſich erſtreckend, in der Tertiärforma⸗
tion ganz Norddeutſchlands einen conſtanten geologiſchen
Horizont einnimmt und da er den Typus der Miocen⸗
formation in Norddeutſchland darſtellt, mehr wie andere
Tertiärſchichten dieſes Landes ſich zur Vergleichung mit den
aequivalenten Schichten anderer Länder eignet. Seine mine⸗
ralogiſchen Kennzeichen ſcheiden dieſen Glimmerthon, der an
allen Fundorten Nordalbingiens ſehr gleichartig auftritt
und nur an einer Stelle, bei Reinbeck, theilweiſe von Sand⸗
ſchichten vertreten wird, ſehr deutlich von allen übrigen
Schichten, weßhalb derſelbe ſchon deßhalb ein ziemlich ſicheres
Moment zur geologifchen Altersbeſtimmung vorgefundener
Schichten bildet, rechnet man noch die reichliche Anzahl der
in vielen und faſt ſtets gut erhaltenen Exemplaren auftre⸗
tenden Conchylienſpecies hinzu, unter welchen mehrere leicht
kenntliche Formen ſich als wahre Leitmuſcheln zeigen, indem
ſie an keinem Fundort vermißt werden, ſo wird man uns
gewiß darin beiſtimmen, wenn wir den Glimmerthon für
die in jeder Beziehung am beſten charakteriſirte und am
leichteften kennbare Schicht unſeres Landes erklärend, die
genaue Erforſchung deſſelben in geologiſch-paläontologiſcher
Beziehung als erſte Grundlage eines jeden Werkes anſehen,
das die Kenntniß der Geologie unſeres Landes zu erweitern
und dieſe ſelbſt endgültig feſtzuſtellen beſtimmt iſt. Die
ſecundären Schichten wenigſtens vermögen in keiner Be⸗
ziehung eine Pergleichung mit dem Glimmerthon auszuhalten
und die ältere tertiäre Schicht, das „Holſteiner Geſtein,“
25
kommt nur als Gerölle im Dilusium vor, bietet daher bis
weiter keinen Anhalt, um die Aufeinanderfolge der Schichten
genau beobachten zu können. Es findet ſich der Glimmer⸗
thon hauptſächlich im ganzen Weſten der Herzogthümer
und wenn auch der alluviale Boden der Marſch und die
verſchiedenen Schichten des Diluviums ihn faſt überall be>
decken, derſelbe daher nur an einzelnen ſeltenen Punkten
zu Tage tritt, ſo iſt doch an dem Zuſammenhang dieſer
Punkte unter ſich und unter der verhüllenden Decke jüngerer
Schichten um ſo weniger zu zweifeln, als vielmehr die
ununterbrochene Fortſetzung deſſelben ſüdöſtlich bis in die
Priegnitz und weſtlich bis an die belgiſch-holländiſche Grenze
klar erwieſen ſcheint, in welcher Beziehung wir vor allem
auf Beyrich's Arbeiten verweiſen. Die Grenzen der Glim—
merihunformation können wir in Nordalbingien nur nach
einer einzigen Seite hin ziehen, nach Oſten nämlich, während
im Weſten theils das Alluvium theils das Meer unſeren
Forſchungen darnach Halt gebieten und im Süden bei dem
bereits erwähnten Fortſetzen unſerer Formation nach Nord—
deutſchland hinein keine andere als eine politiſche Grenze
zu ſetzen iſt, die wir auch wohl allein für den Norden an—
nehmen dürfen. Es bleibt ſonach nur die öſtliche Grenze
gegen das von Beyrich ſo benannte „Holſteiner Geſtein“
feſtzuſtellen, welches auf Beyrich's Karte des norddeutſchen
Tertiärgebirges den ganzen Oſten der Herzogthümer ein—
nimmt. Dieſe Grenze iſt es aber auch, die wir auf dieſer
Karte als falſch gezogen bezeichnen müffen. Ehe wir dies
näher erläutern, müſſen wir jedoch zur Orientirung ber
merken, daß Beyrich in den ſeiner Karte beigegebenen Er—
läuterungen hervorhebt, wie er für diejenigen Formationen,
26
deren Geſteine ſich nicht auf urſprüunglicher Lagerſtätte,
ſondern nur als Geſchiebe im Diluvium finden, die weſt⸗
lichſten Punkte, bis zu denen dieſe Geſchiebe vorgedrungen,
als weſtlichſte Grenze der durch ſie gebildeten Formation
angenommen habe, welche Grenzen er als nicht abweichend
von den urſprünglich zwiſchen den Formationen beſtanden
habenden anſieht, indem er den Beweis für die Richtigkeit
ſeiner Anſicht in dem hervorgehobenen Umſtande findet,
daß zwiſchen den Geſchieben des Holſteiner Geſteines in
Weſt⸗Mekleuburg und denen des Sternberger Geſteines im
Oſten des genannten Landes eine ſolche die Formationen
ſcheidende Grenze ſich ſcharf ziehen laſſe, jenſeits welcher
in weſtlicher Richtung keine dem Sternberger Geſtein zuge⸗
hörenden Geſchiebe mehr zu finden ſeien, während öſtlich
von derſelben das Holſteiner Geſtein nicht mehr aufträte.
Nun bezweifeln wir allerdings nicht im Entfernteſten dieſe
ſich auf das Sternberger Geſtein beziehende Angabe, wenn
wir auch noch keine Gelegenheit hatten, uns durch betref⸗
fende Unterſuchungen in Meklenburg von dem Thatbeſtande
zu überzeugen; iſt es aber ſchon an ſich eine nicht leichte
Sache die Grenzen eines Geſteines das nirgends auf ur—
ſprünglicher Lagerſtätte, ſondern überall nur als Geſchiebe
erſcheint, deſſen erſter Ausgangspunkt daher nur annäherungs⸗
weiſe zu beſtimmen iſt, wenn man auch aus verſchiedenen
Gründen eine Verbreitung deſſelben in weſtlicher und füd⸗
weſtlicher Erſtreckung als erwieſen annehmen kann, zu be⸗
ſtimmen, ſo iſt es gar in einem Lande, wie dem unſrigen,
wo es an hier einſchlägigen Unterſuchungen noch ſo ſehr
mangelt, um ſo weniger möglich, aus den weſtlichen Grenzen
einer ſolchen nur in Geſchieben auftretenden Formation die
27
öſtliche der daran im Weſten ſich anlehnenden Formation
zu conſtruiren, ſelbſt wenn wie im vorliegenden Falle letz—
tere die jüngere iſt. Mit dem bloßen Coloriren einer Land-
karte iſt es aber hier nicht abgethan, was im Gegentheil
nur zur weiteren Verbreitung von Irrthümern führen kann.
Auf der erwähnten Karte findet ſich mitten durch die Herzog—
thümer von Nord nach Süd ein Strich gezogen und der
Weſten des Landes dem Glimmerthon, der Oſten deſſelben
dem Holſteiner Geſtein zugetheilt, wahrſcheinlich weil zwiſchen
Spandetgaard im Norden von Schleswig und Reinbeck,
als den Fundorten des Glimmerthons, dem Verfaſſer andere
Punkte fehlten, um die Richtung der Grenzlinie darnach
zu beſtimmen, obgleich eine Unterſuchung der diluvialen
Schichten unferes Landes, wie ſie uns bereits feit längerer
Zeit in den Werken der Herrn Dr. Meyn und Profeifor
Forchhammer vorliegt, ſefort die Unrichtigkeit der ſo ge—
zogenen Grenze gezeigt haben würde. Kein Grund iſt
nämlich vorhanden anzunehmen, daß die in irgend einer
Schicht des Diluviums als Geſchiebe ſich findenden tertiären
Geſteine und Petrefacten in dieſer Schicht ſelbſt gewiſſer⸗
maßen zwei verfchiedene Formationen ſollten bilden können,
ſo zwar, daß z. B. in einer und derſelben diluvialen Schicht
in Oſtholſtein nur tertiäre Geſteine einer älteren, in Weſt⸗
holſtein nur einer jüngeren Formation ſich finden ſollten, welche
Annahme, wie fie ſchon theoretiſch nicht gut möglich iſt,“
5 Behauptung kann ich dem Hrn. Verf. nicht
beiſtimmen, da (wie ich ſchon vielfältig nachgewieſen habe,) wenig—
ſtens hier in Meklenburg die im Diluvium vorkommenden Gerolle
ihren Formationen nach ganz beſtimmt begränzte Verbrei⸗
tungskreiſe haben; allgemein durch das diluviale Gebiet ver:
ſtreuet ſind nur die ſiluriſchen und die 5
Beer 3 Boll.
28
ſo auch durch Unterſuchung des wirklich vorhandenen leicht
widerlegt wird. So gut wie devoniſche (2) und ſiluriſche Ge-
ſteine in dem Diluvium unſeres ganzen Landes verbreitet
ſind, ſind es auch die Geſchiebe unſeres Holſteiner Geſteines;
am Elbſtrande ſich findende tertiäre Sandſteine find die-
ſelben und führen dieſelben Conchylien, wie die Geſteine
von Kiel oder dem Brodtener Ufer bei Travemünde, nie
aber die dem Glimmerthon eigenthümlichen Conchhlien.
Ob von den unter dem Namen des Holſteiner Geſteins dem
Systeme Bolderien zugezählten Geſteinen nicht einige viel-
leicht noch einer oligocenen Formation angehören, wollen
wir hier nicht weiter erörtern. Aus dem Bemerkten er⸗
giebt ſich, daß die weſtliche Grenze der jetzigen Erſtreckung
des Holſteiner Geſteines daher theils von der Elbe, ſo
weit nämlich das Diluvium bis an dieſelbe reicht, theils
von der Marſch gebildet wird und zwiſchen dieſen beiden
daher hätte Beyrich dieſe Grenze ziehen müſſen, die dann
ſtets dem weſtlichen Geeſtrande folgend, zuletzt in Holſtein
von Itzehoe nach Schulau an der Elbe und dort über die⸗
ſelbe geführt haben würde nach Hannover hinein, wo wir
dieſelbe nicht weiter verfolgen können. Dieſe Linie ſtellt
aber, wir müſſen es wiederholen, für das Holſteiner Ge-
ſtein nur die Grenze ſeines jetzigen Vorkommens im Dilu⸗
vium dar und ſtimmt durchaus nicht überein mit der wahren
Formationsgrenze, wie ſie zur Zeit der eintretenden Ablage—
rung des Glimmerthons zwiſchen beiden Formationen ſich
darſtellte. Es iſt nämlich dieſe ſo gezogene weſtliche Grenze
der älteren Schicht nicht zugleich die öſtliche der im Weſten
ſich an das ältere Holſteiner Geſtein anlagernden jüngeren
Glimmerthonformation da die in weſtlicher und ſüdweſtlicher
29
Richtung fortgeſchwemmten Diluvialmaſſen mit ihren Ge-
ſchieben des Holſteiner Geſteines auf weite Strecken hin
die Glimmerthonformation überlagern mußten. Aus der—
ſelben Urſache daher, die heute das Gebiet des Holſteiner
Geſteins in weſtlicher und ſüdweſtlicher Richtung größer
erſcheinen läßt, als es zur Zeit der eintretenden Ablagerung
des Glimmerthons geweſen, iſt die wirkliche öſtliche Grenze
des Glimmerthons noch im Oſten derjenigen Punkte zu
ſuchen, die jetzt als die öſtlichſten Fundorte deſſelben bekannt
find. So finden wir bereits auf der geognoſtiſchen Karte
der Herzogthümer Schleswig und Holſtein (herausgegeben
als Anhang zur Feſtgabe für die Mitglieder der XI. Ver⸗
ſammlung deutſcher Land- und Forſtwirthe) den Glimmer⸗
thon angegeben bei der Stadt Schleswig, alſo weit im
Oſten der von Beyrich angegebenen Grenze, und während
im Diluvium bei Schulau an der Elbe das Holſteiner
Geſtein erſcheint, tritt mehrere Meilen weiter öſtlich bei
Lieth der Glimmerthon auf, wie wir dies an einem andern
Orte nachgewieſen haben. Es folgt daraus, daß man ſich
zur Beſtimmung der Formationsgrenze nicht der Geſchiebe
des Holſteiner Geſteins bedienen darf, deren Feſtellung
vielmehr einzig aus der Beobachtung der Glimmerthonab—
lagerungen hervorgehen kann.
Wie weit die Geſchiebe des Holſteiner Geſteins ſich
in Nordſchleswig verbreiten, haben wir bisher nicht genauer
unterſuchen können; ſie ſcheinen unter andern auf Sylt,
deſſen Diluvium reich an Geſchieben der Uebergangs- und
Kreideformation ift, ganz zu fehlen, doch liegen keine ganz
zuverläſſigen Unterſuchungen darüber vor. Es iſt dies ein
Verhältniß, deſſen wir in dieſer Arbeit nur beiläufig erwähnen
30
—
können, um auf die Wichtigkeit deſſelben aufmerkſam zu
machen und zu genauen Unterſuchungen darüber aufzufordern.
Uebergehend nun zu den Conchylien unſerer Formation,
geben wir zunächſt eine Tabelle der bisher aus ihr bekannt
gewordenen Artenzahl, mit welcher die einzelnen Gaſtero⸗
podengattungen ſich darin entwickelten. Zur Erläuterung
derſelben bemerken wir noch, daß in der erſten Columne
linker Hand die aus dieſen Gattungen in unſerer Samm⸗
lung befindlichen Species, in der zweiten dagegen die
außerdem von Beyrich aufgeführten, in unſerer Sammlung
bisher nicht befindlichen Species, aufgezählt ſind. Zum
Verſtändniß der rechts von den Gattungsnamen ſtehenden
Columnen haben wir nur zu bemerken, daß die erſte die
Zahl aller von Beyrich von den ſämmtlichen Fundorten
der norddeutſchen Glimmerthonformation beſchriebenen Spe-
cies enthält, während in der zweiten ſich ſämmtliche Spe⸗
cies des Wiener Beckens aufgezählt finden, da nach den
Unterſuchungen von Hörnes die von Beyrich aufgeſtellte Ver⸗
gleichung des Holſteiner Geſteins mit dem Sande von Grund
des Glimmerthons dagegen mit dem Tegel, mit welchem
letzteren allein im Falle der Richtigkeit dieſer Anſicht wir
daher den Glimmerthon zu vergleichen hätten, nicht richtig
iſt. Die folgenden Columnen enthalten die Aufzählung der
aus dem Systeme Bolderien Dumont nach Nyſt für Bel-
gien, nach Beyrich für Oſtholſtein, und aus dem engliſchen
Crag nach S. Wood bekannt gewordenen Artenzahl. Es
wird der Erwähnung wohl kaum bedürfen, daß wir in
dieſe Tabelle nur die bisher von Beyrich bearbeiteten Gat⸗
tungen aufnehmen konnten, da bei den folgenden die Ver⸗
gleichung mit ihrem Auftreten im übrigen Norddeutſchland
u
wegfallen müßte. Die Oligocenformation zur Vergleichung
heranzuziehen, erſchien nicht nöthig, da die Zahl der ge—
meinſamen Species höchſt unbedeutend iſt, welchen Gegen-
ſtand wir weiter unten ausführlicher erläutern werden. Da
der Fundort Reinbeck ſeit mehreren Jahren nicht mehr aus-
gebeutet wird, konnten wir uns nur eine kleine Zahl der
dort vorkommenden Arten verſchaffen, aus welchem Um—
ſtande der größere Theil der Lücken, die unſere Sammlung
in den beiden folgenden Tabellen zeigt, zu erklären iſt.
Zahl der Species, Zahl der Species, sehe im:
vorkommend im nord« a s engli«
albing. Glimmerthon Aus den 5 Wiener u a L ſchen
I in „ D. in „
nach unfe- | ferner Gattungen. En Becken holſtein gien Crag
rer Samm- nach thon nach nach nach nach nach
lung. Se. Beyrich Hörnes | Beyrih | Nyſt S. Wood
P D — 1 —
en . Pa 1 1
1 Ancillaria | 12 3 1 1 —
Cypræ a — 10 — — 5
Ora — 1 — — 1
e — 1 — — 2
| Marginella .. | — 1 — — —
1 Ringiculnaa 1 2 1 — 2
1 Vol uta U 4 1 — 1
1 Mitra 1 13 — — U
2 1 | Columbella . 3 9 — 1 1
1 | Terebra. 4 1.8 2 2 2
10 Buccinum . 5 22 2 — 12
Dolium == 1 — — —
Da ya dp 3 — — 2
Oniscia — 1 — — —
2 S 3 5 1 — —
1 Cassidaria .. 1 1 — — 1
Strombus 5 2 — — —
Rostellaria .. | — 1 — — 12
1 1 |Chenopus... 2 1 111 — 1
Triton 1 0 2 — 1
Ranella, ... ae! 5 — — —
I Maren 5 43 731 — 2
Ip 2 4 2 — —
3 PyrulaSpirille) 2 7 ‚4 — 1
7 4.727 Dasası sa re | = 19 1 — 14
32
Es erhellt aus dieſer Tabelle zunächſt der ungemeine
Reichthum unſeres Vaterlandes im Vergleiche mit den
übrigen norddeutſchen Ländern, denn während der Glimmer⸗
thon ganz Norddeutſchlands im ganzen nur 50 Species
zeigt, kommen auf Nordalbingien allein 40, woraus man
leicht ermeſſen kann, wie wichtig und nothwendig die Er⸗
forſchung der uns beſchäftigenden Schicht ſei, deren genaue
Kenntniß allein die richtige Würdigung aller norddeutſchen
Miocenſchichten in ihrem Verhältniß zu ähnlichen Ablage⸗
rungen in anderen Ländern gewähren kann. Sodann er-
giebt ſich daraus die große Uebereinſtimmung der Fauna
des nordalbingiſchen Glimmerthons mit derjenigen des
norddeutſchen im allgemeinen, der nur in den drei Gattun⸗
gen Terebra, Murex und Fusus eine überwiegende Arten⸗
zahl zeigt, was bei der letzten zum Theil ſeinen Grund
darin haben mag, daß mehrere der von Beyrich getrennt
beſchriebenen Arten ſich wohl ſchließlich als zuſammengehörig
herausſtellen dürften, wodurch die Geſammtzahl verringert
würde. Im übrigen glauben wir, daß bei eifrigem Nach»
forſchen noch mehrere theils aus dem übrigen Norddeutſchland,
theils anderswoher bereits bekannte, tbeils vielleicht auch
ganz neue Arten aufgefunden werden dürften, wir ſelbſt
kennen bereits zwei Species, die nur deßhalb in die Tabelle
nicht aufgenommen werden konnten, weil ſie ſich nicht in
unſerer Sammlung befinden, und den mitaufgeführten F.
erispus Borson waren wir ſelbſt diefen Sommer fo glück.
lich bei Teufelsbrücke aufzufinden. Die Zahl der von
Beyrich angeführten 16 Species hat ſich daher bereits um
3 vermehrt, von Murex und Terebra konnten wir aber
bisher nicht einmal die von Beyrich beſchriebenen Species
33
auffinden, die wir daher mit Recht zu den feltenften Vor—
kommniſſen unſeres Landes rechnen dürfen. Nur in Be—
ziehung auf dieſe beiden Gattungen daher zeigen die ſüd—
licheren Fundorte in dem Charakter ihrer Fauna ein anderes
Verhalten, als die nördlicheren, unſerem Lande angehörigen
und trefflich ſtimmt es mit der ſchwachen Entwickelung
zweier für wärmere Meere ſo bezeichnenden Gattungen
überein, daß gerade in dem Glimmerthon unſeres Landes
diejenigen Species häufiger und entwickelter auftreten, die
am meiſten an die Fermen des Crag erinnern oder gar
mit ihnen übereinſtimmen. — Andere Verſchiedenheiten
zeigt die Fauna des Glimmerthons im Vergleich mit der—
jenigen des Holſteiner Geſteins, das von Beyrich dem
Systeme Bolderien Dumont gleichgeſtellt wird, wozu den»
ſelben die aus letzterem bekannt gewordenen Conchhlien
ohne Zweifel berechtigen, doch laſſen einige Verhältniſſe
es uns als wahrſcheinlich erſcheinen, daß man bei genauerer
Kenntniß des Holſteiner Geſteins daſſelbe den oberoligocenen
Schichten näher verwandt erkennen wird, als es bisher
erſchien. Von den für den nordalbingiſchen Glimmerthon
neu nachgewieſenen Arten des nächſtfolgenden Verzeichniſſes
kommt nur eine, Ancillaria obso’eta, auch im Holſteiner
Geſtein vor, welche Species ſelbſt in Italien hauptſächlich
auf die älteſtmiocenen Fundorte beſchräukt bleibt. Die
Unterſchiede der Glimmerthonfauna von derjenigen des
Systeme Bolderien beſtehen zum Theil darin, daß die
für dieſes charakteriſtiſche Oliva Dufresnei Bast., wie über-
haupt jede Oliva, jenem fehlt, während andererſeits die
Gattung Mitra durchaus nicht im Systeme Bolderien
vorkommt, dagegen aber wohl im Holſteiner Geſtein, aus
i 3
34
dem Beprih allerdings fie nicht kannte. Die darin be-
obachtete Art ſteht der Mitra Borsoni Bell., dieſer charak⸗
teriſtiſchen Species des Glimmerthons, ferne und ſchließt ſich
nahe an die oligocene Mitra Philippii Beyr. an. Das
Fehlen der O. Dufresnei im Glimmerthon und das ausſchließ⸗
liche Vorkommen der M. Borsoni in demſelben ſind nun
eben Verhältniſſe, die in unſerem Lande am leichteſten ſich
entſcheiden laſſen, weil in demſelben beide Formationen ent-
wickelter und neben einander auftreten, auf die wir daher
die Aufmerkſamkeit aller Sammler beſonders lenken möchten.
Von höchſtem Intereſſe ſind ferner Unterſuchungen über die
nördliche Grenze des Verbreitungsbezirks der einzelnen Arten,
um dadurch Daten zur Beſtimmung der Temperatur des
Glimmerthonmeeres zu gewinnen, ſo wie zur Unterſuchung
der Frage, ob allein aus einer Temperaturveränderung das
Verſchwinden der Tertiärfaunen zu erklären ſei. Noch
müſſen wir beſonders hinweiſen auf die ſo ſehr verſchiedene
Entwickelung der Gattungen Buccinum und Fusus, die
beide im Systeme Bolderien zuſammen nur mit in füd-
licheren Tertiärformationen nicht vorkommenden Arten auf⸗
treten. Vielleicht iſt hierin der Grund zu ſuchen, warum
unter der großen Specieszahl von bezüglich 11 und 17,
mit der dieſe Gattungen im jüngeren Glimmerthone auf-
treten, nur zwei auch im Wiener Becken und in Italien
vorkommende Arten ſind. Es ſcheint, als ſeien dieſe beiden
Gattungen, nachdem ſie einmal im Meere des Holſteiner
Geſteins ſo gut wie erloſchen waren, in der Periode des
Glimmerthons mit einer neuen Reihe von Formen aufge-
treten, unabhängig und nicht übereinſtimmend mit den
gleichzeitig in ſüdlicheren Meeren entſtandenen.
Hauptſächlich bei Betrachtung der Columnen, in denen
die Specieszahl des Wiener Beckens und des Crag auf—
geführt iſt, zeigt ſich uns ferner, daß genaue Unterſuchun⸗
gen über das Vorkommen oder Fehlen von Conus, An-
cillaria, Cypræa, die bisher allen nordeuropäiſchen Miocen—
bildungen fern geblieben, Ringicula, Voluta, Terebra,
Purpura, Triton, Murex die Kenntuiß unſerer vaterländi—
ſchen Tertiärſchichten beſonders erweitern würden, auf fie
daher vor allem Gewicht zu legen ſei. Es muß noch er⸗
wähnt werden, daß es ſehr intereſſant wäre, Erato lævis
Don. aufzufinden, hauptſächlich wegen des Beziehungsver—
hältniſſes unſerer Formation zum Crag, auf welches ſchon
oben hingewieſen iſt. Es läßt ſich durchaus nicht verkennen,
daß in der Fauna des Glimmerthons bereits manche An⸗
klänge an diejenige des Crag ſich zeigen, ſo tritt unter
anderm in erſterem die der Voluta Lamberti Sow. ſo nahe
ſtehende Voluta Siemssenii Boll erſt in ihrer vollen Ente
wickelung auf, ſo erinnert Fusus ventrosus von Sylt an
die ähnlichen Arten des Crag und des jetzigen nordiſchen
Meeres, und iſt beiden Formationen das Buceinum labio—
sum Sow. gemeinſam.
Nachdem wir ſo im Vorhergehenden auf einige allge-
wieinere Verhältniſſe die Aufmerkſamkeit zu lenken verſucht
haben, gehen wir jetzt zur Beſprechung der einzelnen Arten
über, von denen zunächſt eiue Tabelle erfolgt. Ju derſelben
iſt die Anordnung der Columnen dieſelbe geblieben, wie
in der erſten Tabelle, doch iſt die für den Crag beſtimmte
weggelaſſen, da für denſelben die Zahl der wirklich gemein⸗
ſamen Species, die in den Umfang dieſer Tabelle fallen,
ſehr gering iſt. Es find: Ringieula auriculata, Buccinum
prismaticum, Buccinum labiosum, Chenopus pes pele-
cani, Pyrula reticulata.
R L f 3*
Vorkommend im
nordalbingiſchen
Glimmerthon
nach
unſerer
Sammlung Beyrich.
*
* „ “ * * “
” „ * 0
nach
* + * * .
38 Fusus abruptus Beyr. .
36
Namen der Species:
1 Conus antediluvianus Brug.
2 Conus (antediluvianus var.?)
3 Conus Dujardini Desh.
4 Ancillaria obsoleta Brocchi.
5 Ringicula auriculata Men,
(buceinea Desh. ))))
6 Voluta Siemssenii Boll
7 Mitra Borsoni Bellardi .„.
8 Columbella scripta J.
9 Columbella attenuata Beyr.
(subulata Bell.)
10Columbella nassoidesGrat.sp.
11 TerebraForchhammeriBeyr.
12 Buceinum prismaticum Br.
13 SPY SU SL ne
n
14 „ bocholtense Beyr.
15 „ (bocholtense Beyr. var?)
16 „ holsaticum Beyr.
17 „ deeipiens Semp. ..«
18 „ syltense Beyr, ....
11 „ sp mliense Beyr.var,?)
20 „ labiosum Sow. .. ++
21 bulbulus Semp. x» «
22 var Rondeletii Bast.
23 Cassis bicoronata Beyr.
24 Cassis saburon Brugg
25 Cassidaria echinophora L. sp.
26 Chenopus speciosus Schloth.
27 Chenopus alatus Eichw. (pes
pelecani Phil.7
28 Murex inornatus Beyr.
29 Tiphys pungens Sol. sp.
(horridus Br. )))
30 Pyrula simplex Beyr.
31 Pyrula reticulata Lk. (con-
TCC
32 Pyrula soyzp pp
33 Fusus ventrosus Beyr., .
34 Fusus eximius Beyr.
35 Fusus semiglaber Beyr, .
36 Fusus Puggaardii Beyr. .
37 Fusus distinetus Beyr. , .
39 Fusus erispus Borson .
40 Fusus contiguus Beyr. .
E
S =
— —
— 2
2 S
2
2
a
* D
VBorkommend im:
Systeme
Bolderien
Wiener Beden.
+ —
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— —
u
Wir brechen hier dieſe Tabelle ab, da das Beyrich'ſche
Werk nicht weiter als bis zur Gattung Fusus vorgeſchritten
iſt, und eine Fortſetzung derſelben, ohne darauf Bezug
nehmen zu können, wenig zum Hauptzweck dieſer Zeilen
paſſen würde. Auch im Folgenden wollen wir nun wieder
vorzüglich verſuchen, auf Verhältniſſe und Vorkommniſſe
aufmerkſam zu machen, deren Unterſuchung und Feſtſtellung
unſerer Anſicht nach die genauere Kenntniß unſerer vater—
ländiſchen Tertiärſchichten beſonders begründen würde; und
nur wo reicheres Material Beobachtungen geſtattete, die
Beyrich nicht machen konnte, werden wir dieſelben mitzu—
theilen uns erlauben. In dem bekannten Werke dieſes
Gelehrten findet ſich alles bisher bekannt gewordene Mate—
rial vollſtändig erſchöpft, es konnte daher für dieſe ganze
Arbeit ſowohl wie beſonders für die folgenden Bemerkun—
gen von dem Verzeichniß der Conchylien des Glimmerthons,
das Herr Dr. L. Meyn auf verſchiedenen Seiten ſeiner
„Geognoſtiſchen Beobachtungen ꝛc.“ veröffentlicht hat, um
ſo mehr abgeſehen werden, als gerade die ganze Samm—
lung dieſes letzteren Herrn von Behrich bei der Ausar⸗
beitung ſeines Werkes benutzt wurde. |
Was nun 'zuerft die Gattung Conus anbetrifft, jo
erſcheint uns Spandetgaard vor allen Fundorten geeignet
zu Unterſuchungen über die Artenzahl, mit der dieſe Gat—
tung im Glimmerthon auftritt, wie über die Größenentwick—
lung der Individuen, da die Häufigkeit und bedeutende
Größe, die der C. antediluvianus Brug. daſelbſt erreicht,
dieſen Punkt im einſtigen Tertiärmeere als für die Ent⸗
wicklung der Conen beſonders günſtig erſcheinen läßt. Doch
müſſen wir erwähnen, daß der zweifelhaft als beſondere
Be
Species aufgeführte Conus auf Sylt vorgekommen iſt, wo
ſich von C. antediluvianus nur ſeltene und ſtets kleinere
Exemplare gefunden haben. Das erwähnte Exemplar unter
ſcheidet ſich dadurch von C. antediluvianus, daß die Leiſten
auf dem Rande der Umgänge faſt gar nicht vorhanden
find, was ſelbſt bei viel größeren Individuen von Span-
detgaard noch nicht einmal auf der Schlußwindung ſtatt⸗
findet, und daß der Gewindewinkel ein viel ſtumpferer iſt.
Der letztere Umſtand vorzüglich bewegt uns, beide vor-
läufig noch getrennt zu halten, doch ſollen nach einer Mit:
theilung von Hörnes ähnliche Varietäten des C. antedi-
luvianus im Wiener Becken vorkommen. Zur genaueren
Vergleichung der ſchleswigſchen mit den holſteiniſchen Fund-
orten iſt der genaue Nachweis höchſt wünſchenswerth, ob
C. Dujardini in der That erſteren fehlt. — Das Vor-
kommen der Ancillaria obsoleta, von der wir ein ſehr
gut erhaltenes Eremplar von Teufelsbrücke beſitzen, deſſen
bereits in einem früheren Aufſatze erwähnt ward, iſt eine
höchſt intereſſante Erſcheinung, da dieſe Species in Nord-
deutſchland unzweifelhaft bisher nur in den Geſteinen des
Systeme Bolderien beobachtet ward. Dieſe Species ge
hört ſelbſt in Italien altmiocenen Ablagerungen hauptſäch⸗
lich an, ihr Auftreten im nordalbingiſchen Glimmerthon
iſt deshalb um ſo bemerkenswerther.
Voluta Siemssenii Boll, hinſichtlich deren Trennung
von der V. Lamberti des Crag wir Beyrich vollkammen
beipflichten, ſcheint auf Sylt noch größer vorzukommen,
als dieſer Autor erwähnt, wir beſitzen unter andern ein
Bruchſtück das in der Schlußwindung 70 Mm. breit iſt.
Nach Veröffentlichung unſerer Mittheilung über die bei
39
Teufelsbrücke und am Elbſtrande ſich findenden Miocen⸗
conchylien, erhielten wir von einem Freunde, Herrn E. Lübbes,
ein bis auf eine Verletzung am rechten Mundrande voll—
ſtändig erhaltenes Exemplar der Mitra Borsoni, das dieſer
eifrige Sammler an der genannten Localität gefunden hatte.
Dies Exemplar iſt 19 Mm. lang, 5 Mm. breit und ent⸗
ſpricht in allem der Beſchreibung, die Beyrich von dem
bei Gühlitz gefundenen Stückes giebt, eine Vergleichung mit
Exemplaren der Mitra Borsoni von Tortona, die wir von
Herrn Profeſſor Bellardi in Turin ſelbſt erhielten, ließ
uns die norddeutſche Form als etwas ſchlanker, in allem
übrigen jedoch vollſtändig übereinſtimmend erkennen. Ueber
die Wichtigkeit des Vorkommens dieſer Species haben wir
uns bereits im Vorhergehenden ausgeſprochen.
Eine Thatſache, die Hörnes an vielen mit Formen der
Subapenninformation identiſchen Species des Wiener Beckens
beobachtete, daß nämlich wie er dies auch mehrfach in ſeinem
großen Werke erwähnt, die Wiener Form häufig viel kleiner
ſei, als die gleiche in Italien, zeigt ſich uns bei Betrach—
tung der Columbellen des Glimmerthons, von denen
seripta und nassoides nie die Größe italieniſcher Exem⸗
plare erreichen, wenngleich der Unterſchied bei ihnen nicht
jo bedeutend iſt, als unter andern bei den Cancellarien,
Turritellen und Naticen. Die dritte Art, attenuata Beyr.,
kann in dieſer Beziehung nicht verglichen werden, da ſie
in italieniſchen Schichten nicht vorkommt; es wird bei
künftigen Unterſuchungen darauf zu achten ſein, ob die
wahre C. subulata Bell., die man bisher weder aus dem
Wiener Becken, noch aus Norddeutſchland kennt, in der
That der Miocenformation des letzteren fremd geblieben iſt.
40
—
Die größeren Formen der Gattung Buceinum, ſo
häufig in ſüdlichen Tertiärbildungen, fehlen dem Glim-
merthon faſt gänzlich, als große Seltenheit haben wir auf
der Inſel Sylt ein Exemplar gefunden, das von unſerm
hochverehrten Freunde, Herrn Dr. Moritz Hörnes, als
Buccinum prismaticum Br. erkannt und deßhalb von uns
unter dieſem Namen in der Tabelle aufgeführt ward.
Vielleicht gehört hierher auch das bei Lieth gefundene unter
13 aufgeführte Eremplar, welchem leider die Schluß-
windung fehlt. Dem erhaltenen Theile nach zu urtheilen,
ſcheint daſſelbe weniger ſchlank als das wahre B. prisma-
ticum zu ſein, auch die Längsrippen und Querſtreifen
enger zu ſtehen, weßhalb wir es vorläufig noch getrennt
aufführen.
Es möchte hier nicht am unrechten Orte ſein, einen
Druckfehler zu verbeſſern, der ſich in das Schlußverzeichniß
des Hörnes'ſchen Werkes eingeſchlichen hat und aus wel—
chem in Folge einer bei der betreffenden Species vorge—
nommenen Namensänderung ein doppelter Fehler geworden
iſt. In dieſem Verzeichniß findet ſich nämlich Bucsinum
reticulatum L. unter den Gaſteropoden von Sylt aufge-
führt, ſo daß, nachdem inzwiſchen das Nichtvorkommen des
B. reticulatum im Wiener Becken entſchieden und die
früher dafür gehaltene Form unter dem richtigen Namen
B. coloratum Eichw. eingetragen iſt, jetzt dieſe letztere
Species als im Sylter Glimmerthon vorkommend erſcheint.
Es bedarf wohl nicht erſt der Verſicherung, da es ſchon
aus Beyrich's Werk erhellt, daß B. coloratum Eichw. ſo
wenig auf Sylt als überhaupt in ganz Norddeutſchland
vorkommt, aber auch B. reticulatum fehlt wie in der
41
ganzen Miocenformation Norddeutſchlands, ſo auch auf
Sylt, auf welcher Inſel es dagegen eine in den Quartär—
ſchichten ſehr häufig vorkommende Species iſt. Wir glau—
ben dies erwähnen zu müſſen, um im Voraus der irrigen
Anſicht vorzubeugen, als ſei B. reticulatum eine auf Sylt
gleichzeitig miocen und quartär vorkommende Art.
Fehlen dem Glimmerthon auch die größeren Buccinum⸗
arten, ſo iſt er dagegen nicht arm an kleinen Species aus
der Untergattung Nassa, unter denen wir zunächſt das
Buceinum bocholtense Beyr. erwähnen, das ohne Zweifel
von B. turbinellus Br. zu trennen iſt, wenn uns auch
das von Behrich angegebene Unterſcheidungskennzeichen,
die Zuſpitzung der Längsrippen bei letzterem nämlich, nicht
genügend erſcheint, da es bei vorliegenden Exemplaren von
Siena nicht conſtant entwickelt auftritt. Beſſere Kennzeichen
zur Unterſcheidung beider Species ſcheinen in dem verſchiede—
nen Verhalten der Furchen gegen die Längsrippen zu liegen,
die von erſteren bei B. bocholtense viel früher und viel
tiefer durchſchnitten werden, als bei B. turbinellus. Sehr
nahe ſteht erſterem ein kleines Buceinum, das wir nicht
ganz ſelten bei Siena fanden, an dem die Längsrippen auch
nur gekörnt, nicht ſcharf zugeſpitzt ſind, das verſchiedene
Verhalten der Querſculptur verhindert aber, es mit B.
bocholtense zu vereinigen.
Das unter M 15 aufgeführte Eremplar von Span—
detgaard iſt 10 Mm. lang und 5 Mm. dick, es unter
ſcheidet ſich von B. hocholtense nur durch die Ausbildung
einer Mundwulſt und das Fehlen der Leiſten auf der
Spindelplatte. Sollten dieſe Kennzeichen bei häufigerem
Vorkommen ſich conſtant zeigen, ſo müßte dieſe Form von
42
——
B. bocholtense getrennt und als ſelbſtſtändige Species
aufgeführt werden.
Unter einer größeren Anzahl kleiner Buccinum-&rem-
plare von der Inſel Sylt fanden ſich mehrere, deren
Kennzeichen genügende Verſchiedenheiten darzubieten ſchienen,
um dieſelben als beſondere Species aufführen zu können.
Die erſte derſelben iſt
Buccinum decipiens Semp. Von Morsum Kliff auf
Sylt. Zwei vollfommen ansgewachſene Exemplare geben uns
Veranlaſſung zur Aufftellung dieſer Species, deren Jugend-
eremplare von ſtark gerippten kleinen Stücken des B. syl-
tense Beyr. zu trennen, bei den ungemein ſchwankenden
Skulpturverhältniſſen dieſer letzteren Species bisher noch
nicht gelungen iſt, was uns veranlaßte, den dieſer Species
gegebenen Namen zu wählen. Die beobachteten Exemplare
ſind beide 9,50 Mm. lang und 4,50 Mm. breit, die
Länge der Muͤndung verhält ſich zu der des Gewindes
wie 4 zu 5,50. Dieſe Art hat ein glattes, ſchwach ge⸗
wölbtes Embryonalende von 21, Windungen, ganz ähnlich
dem des B. syltense, und 4 Mittelwindungen, die etwas
weniger gewölbt ſind, als beim B. Syltense. Dieſelben
ſind von ziemlich tiefen Querfurchen beſetzt, deren man 9
am Anfang der erſten Mittelwindung, 10 am Schluß der
letzten und 31 auf der Schlußwindung bis zum Kamm
hinab zählt. Die Längsrippen entwickeln ſich etwas ſpäter
als die Querfurcheu, werden von denſelben durchſchnitten,
ſind oben nicht rundlich wie bei B. syltense, ſondern platt
und auf der Schlußwindung etwas zugeſchärft, laufen in
faſt gleicher Stärke von Nath zu Nath und regelmäßig
über alle Windungen bis zum Mundrande hin, 21 ſtehen
43
auf der letzten Mittelwindung und auf der Schlußwindung
verlieren ſie ſich allmählig gegen den Kamm hinab. Kamm
und Spindelplatte ſind eben ſo gebildet, wie bei B. syl-
tense, der rechte Mundrand iſt außen ziemlich ſtark ver—
dickt und trägt innen 13 Zähne, von denen je 5 und 5
und 3 zuſammenſtehen. |
Dieſe Art nähert ſich dem B. holsaticum Beyr. hin:
ſichtlich der Sculptur, allein die Form des Embryonalendes
und die ſehr verſchiedenen Windungsverhältniſſe trennen
beide Species hinlänglich. Von der typiſchen Form des
B. syltense unterſcheidet es ſich durch folgende Kennzeichen:
die Querſculptur wird von tieferen Furchen, nicht von feinen
Linien gebildet, die Längsrippen ſind an den unteren
Näthen nur unbemerkbar ſchwächer als an den oberen,
und bedecken in regelmäßiger Folge alle Umgänge, während
fie bei B. syltense faſt immer auf einer der Mittelwin⸗
dungen verſchwinden, um ſelten, aber meiſtens gar nicht,
auf der Schlußwindung wieder aufzutreten. Ferner beträgt
die Zahl der Umgänge bei B. syltense ſtets nur 3, bei
unſerer Species 4 und bei erſterem iſt die Länge der Mün⸗
dung gleich der des Gewindes, bei B. decipiens dagegen,
wie ſchon erwähnt 4 Mm. zu 5,50 Mm.
Zur Charakteriſtik des B. syltense Beyr. haben wir
nur wenig hinzuzufügen. Bei der typiſchen Form deſſelben
iſt das Glattwerden der unteren Mittelwindung und der
Schlußwindung Regel, doch kommen nicht ſelten Varietäten
mit ſtärker entwickelten Längsrippen vor, die dann dem
B. decipiens ſehr ähnlich werden, Die jungen Exemplare
zeigen in den Verhältniſſen der Länge zur Breite auffal⸗
lende Verſchiedenheiten. In ihrem Auftreten beſchränkt ſich
44
dieſe Art auf Sylt, iſt daſelbſt aber nicht ſo ſelten, wie
Beyrich angiebt.
Buceinum sp. (syltense Beyr. var.?) von Morsum
Kliff auf Sylt.
Zwei Exemplare ſind beobachtet, das größte von 8 Mm.
Länge und 3,50 Mm. Breite, die Länge der Mündung
verhält ſich zu der des Gewindes wie 8: 5. Dies Ver-
hältniß können wir jedoch bei dieſem Stücke nicht gut als
unterſcheidendes Kennzeichen benntzen, da daffelbe bei der
letzten Mittelwindung in ſeinem Wachsthum geſtört zu ſein
f ſcheint. In der Querſculptur ähnelt dieſe Art dem B.
deeipiens, von dem es ſich jedoch durch gewölbtere Um-
gänge und ſchwächere Längsrippen unterſcheidet. Am näch-
ſten ſteht ſie dem B. syltense, von deſſen ſtarkgerippter
Varietät es ſich durch folgende Kennzeichen unterſcheidet:
die Spindelplatte iſt weniger ſtark entwickelt, und dünner
als bei halb jo großen Exemplaren des B. syltense,
und am inneren rechten Mundrand befinden ſich keine
Zähne, ſondern eine Längsleiſte, der äußeren Anſchwellung
des Mundrandes entſprechend. Sollten dieſe Charaktere
bei häufigerem Vorkommen ſich conſtant zeigen, ſo würden
fie wohl die Aufſtellung einer neuen Art rechtfertigen.
Von dem bereits mehrfach erwähnten Buceinum la-
biosum Sow., das Beyrich nur von Reinbeck kannte,
haben wir auf Sylt außer mehreren kleinen, ein großes
Eremplar aufgefunden, dem leider daß äußerſte Stück des
rechten Mundrandes und die oberen Windungen fehlen.
Daſſelbe iſt 9 Mm. breit und muß nach den von Nyſt und
Beyrich angegebenen Größenverhältniſſen, 17—20 Mm.
lang geweſeu fein, ebenſo lang wie dieſe Art im belgiſchen
—
45
Crag vorkommt und bedeutend größer als die Exemplare
von Reinbeck. Zähne ſind am inneren rechten Mundrand
nicht zu beobachten. Dieſe Species iſt bisher nur bei
Reinbeck und auf Sylt beobachtet worden, ſie gehört zu
den intereſſanteſten Vorkommniſſen des Glimmerthons.
Buccinum bulbulus Semp: von Morsum Kliff auf
Sylt. Wir hielten dieſe Form Anfangs theils für einen
Jugendzuſtand, theils für eine Varietät des B. labiosum
Sow., deſſen kleineren Eremplaren es ungemein ähnlich iſt,
bis eine etwas größere Anzahl aufgefundener Stücke,
worunter mehrere ſehr gut erhaltene, uns von der Selbſt—
ſtändigkeit der Form überzeugte, deren unterſcheidende Kenn-
zeichen wir darauf auch an den übrigen Exemplaren aufs
fanden. Dieſe Art zeigt wie erwähnt, auf den erſten
Anblick große Aehnlichkeit mit B. jabiosum, wird aber
nur 4,50 Mm. lang, wenigſtens konnten wir bisher kein
größeres Exemplar auffinden, alle übrigen ſind noch kleiner;
auch kann die Species auf keinen Fall viel größer gewor—
den ſein, da ſchon Exemplare von 3 Mm. Länge ganz
ausgebildete Mundränder zeigen. Die Breite des größten
Stückes iſt 2,75 Mm., die Länge der Mündung verhält
ſich zu der des Gewindes, wie 2 zu 2,50. Das platte Em-
bryonalende beſteht aus 2 ſchwachgewölbten Windungen
und ift dem des B. syltense, aber nicht dem des B. la-
biosum ähnlich. Die 2 Mittelwindungen ſind ebenmäßig
gewölbt und mit zahlreichen, platten Querſtreifen bedeckt,
die breiter ſind als die dazwiſchen liegenden Furchen. Die
Zahl dieſer Streifen beträgt am Anfange der erſten Mit—
telwindung 9, am Schluß der letzten 10 und auf der
Schlußwindung zählt man 18 bis 20 von der Nath bis
46
zum Kamm hinab. Von den Querfurchen iſt die erſte
unterhalb der Nath gelegene ſtets etwas breiter und tiefer
als die übrigen, auf der Schlußwindung werden dieſelben
breiter, doch bleiben fie immer noch ſchmäler als die Streifen;
man zählt 8 Furchen auf der erſten, 9 am Schluße der
letzten Mittelwindung, und 18 ſtehen auf der Schluß⸗
windung bis zum Kamme hinab. Längsrippen, wie jede
Art von Längsſculptur, fehlen gänzlich. Der rechte Munde
rand iſt außen ziemlich verdickt, ſo daß eine Mundwulſt
entſteht, am inneren rechten Mundrande waren 9— 10 Zähne
r
an einem kleineren Exemplare zu beobachten. Bei den
größeren Stücken ſind die inneren Kennzeichen der Mün—
dung nicht zu unterſuchen, da dieſelbe mit Geſtein erfüllt
iſt. Der Kamm iſt ſchwach abgeſetzt, ohne durch eine ſcharfe
Kante getrennt zu werden und wie gleichfalls die Spindel—
platte, ebenſo wie bei B. syltense gebildet. Auf der Spin⸗
del find keine Leiſten zu ſehen. |
Mit Ausnahme des jo bedeutend größeren B. labiosum
ift dies die einzige Species der norddeutſchen Mivcenfor-
mation, der jede Längsſculptur fehlt, ſie iſt daher auch
allein mit erſterer näher zu vergleichen, von deren Jugend⸗
formen fie ſich im allgemeinen ſchon durch ihre etwas bauchi⸗
gere Form unterſcheidet. Die beſonderen unterſcheidenden 5
Artkennzeichen ſind folgende: B. labiosum wird auf Sylt
bis 18 Mm. (bei Reinbeck nach Beyrich 12 Mm., in
Belgien nach Nyſt 18 Mm.) lang, hat ein kegelförmiges
Embryonalende, 4-5 flach gewölbte Mittelwindungen,
höchſtens 5—7 Querfurchen auf jeder, keine Mundwulſt
und einen durch eine ſcharfe Kante begrenzten Kamm; B.
bulbulus wird bis 4,50 Mm. lang, hat ein mehr ſtumpfes
n *
47
Embryonalende, 2 gewölbte Mittelwindungen, mindeſtens
8 Querfurchen auf jeder, eine Mundwulſt und einen ſchwach
abgeſetzten Kamm ohne trennende Kante,
Es iſt wahrſcheinlich, daß man bei größerer Aufmerk—
ſamkeit auf dieſe kleinen Species deren noch eine weit
größere Anzahl auffinden wird, was am leichteſten durch
Einrichtung des Schlämmproceſſes zu erreichen iſt, der zur
Unterſuchung einer Thon- ader Sandſchicht auf ſolche
Minutioſa nicht genug zu empfehlen iſt.
Beyrich's Unterſuchungen über Cassis Rondeletii und
saburon wüßten wir nichts hinzuzufügen: von letzterer
beſitzen wir mehrere Exemplare mit Farbenreften. Formen
mit verdicktem Außenrande und ſtark erweiterter Spindel—
platte, wie ſie Hörnes a. a. O. Taf. 15 Fig. 2 abbildet,
kommen bei uns und in ganz Norddeutſchland nicht vor,
ein nicht unwichtiges Verhältniß, wenn dieſe Formen in
der That einer anderen Species angehören ſollten, wofür
einer der gründlichſten Kenner der europäiſchen Tertiärfor—
mation, Herr Prof. Doderlein in Modena, ſie zu halten
geneigt iſt. Das Vorkommen der C. bicoronala Beyr,
auf Sylt iſt ſehr fraglich, ein einziges kleines Bruchſtück,
das wir am Morſum Kliff fanden, zeigt große Aehnlich⸗
keit mit der Abbildung dieſer Species bei Beyrich, von
der wir bisher leider keine Exemplare von Reinbeck zur
näheren Vergleichung beſitzen.
Von Cassidaria echinophora finden ſich, wenn auch
ſelten, auf Sylt trotz Beyrich's entgegenſtehender Bemer—
kung, Exemplare mit zwei Knotengürteln auf der Schluß—
windung, deren uns zwei vorliegen. Gleichfalls ſind uns
von Sylt Exemplare mit erhaltenen Mundrädern vorge—
48
kommen, die in ihren Charakteren ganz den Stücken von
Castell' Arquato gleichen, von welchen ein ſehr ſchönes
zur Vergleichung vorliegt.
An ſämmtlichen Exemplaren der Aporrhais (Chenopus)
alata, die unzweifelhaft aus dem Glimmerthon herrühren,
fanden wir die von Beyrich an dieſer Species gemachten
Beobachtungen beſtätigt, der dieſelbe von der lebenden
Ap. pes pelecani getrennt wiſſen will, geſtützt hauptſäch-
lich auf die Verſchiedenheit in der Ausbildung des obern
Flügelfingers, der bei der lebenden Art ſich weit vom Ge—
winde entfernt, während er bei der miocenen Species dem-
ſelben anliegt. Ob dieſe Trennung berechtigt ſei, was unter
andern von Hörnes geleugnet wird, das zu entſcheiden,
bietet das von den verſchiedenen nordalbingiſchen Fund—
orten uns vorliegende Material keine genügende Anhalts-
punkte. Alle in miocenen Schichten gefundenen Exemplare
zeigten charakteriſtiſch den oberen Flügelfinger am Gewinde
feſtgewachſen, aber auch zwei Stücke aus den Quartär—
ſchichten von Sylt zeigten daſſelbe Verhalten, da jedoch aus
dieſen Schichten bisher gar keine Exemplare mit getrenntem
Flügelfinger vorliegen, ſo könnten die beiden erwähnten
vielleicht nur aus dem Glimmerthon ausgeſpült ſein. Es
ſoll nach Beyrich dieſe Species leitend für die Unterſcheidung
miocener von pliocenen Schichten ſein, weßhalb es von
größtem Intereſſe iſt, zu unterſuchen, ob in den quartären
Ablagerungen unſeres Vaterlandes ſich nur die lebende
Ap. pes pelecani mit vom Gewinde entferntem oberen
Flügelfinger findet, oder ob in der That die miocene Art
mit am Gewinde feſtgewachſenen oberen Flügelfinger auch
in ihnen vorkommt. Aeußerſt wichtig für die Entſcheidung
— . rr
49
dieſer ganzen Frage wäre eine erneute Unterſuchung der
Exemplare aus dem Limonitſandſtein, die Meyn a. a. O.
pag. 30. zur Anführung der lebenden Art in genannter
Schicht Veranlaſſung gaben, eine Unterſuchung die noch
außerdem den Vortheil haben würde, die Frage wegen der
Stellung des Limonitſandſteins um ein bedeutendes ihrer
Entſcheidung näher zu bringen. |
Obgleich bereits oben der Gattung Murex im AU-
gemeinen Erwähnung geſchah, wollen wir hier doch noch
beſonders anführen, daß die Auffindung des Murex spi-
nicosta Bronn, der bei ſeiner bedeutendeu Verbreitung mit
zu den Leitconchylien zu zählen iſt, bisher aber ſich nicht
nördlicher als Lüneburg gefunden hat, ein viel größeres
Intereſſe darbieten würde, als etwa die des Murex inornatus
Beyr., deſſen Vorkommen ſich vorläufig nur auf zwei
Fundorte in Norddeutſchland beſchränkt.
Die Tiphysarten gehören zu den ſeltenſten Conchy⸗
lien unſerer Schicht, in welcher ſich T. pungens bisher nur
auf Sylt, doch auch nur ſehr ſelten, gefunden hat. T. fistus
losus Brocchi dagegen iſt Nordalbingien bisher ganz fremd
geblieben und wäre es wünſchenswerth nachzuweiſen, ob
dieſe Art in der That weder im Holſteiner Geſtein noch
im Glimmerton vorkommt.
Wir kommen jetzt zu den Phrulaſpecies, von denen
Beyrich zwei, aber nur von Reinbeck beſchreibt; von den
ſchleswigſchen Fundorten des Glimmerthons ſind ſie ihm
unbekannt geblieben, obgleich fie auf Sylt nicht zu den
Seltenheiten gehören. Von Pyrula simplex Beyr. liegen
3 Exemplare vor, von denen leider keines ganz erhalten
iſt, doch muß das größte derſelben, nach den Verhältniſſen
4
50
des überlieferten Stückes zu urtheilen, beinahe jo groß
als das bei Beyrich Taf. 15 Fig. 3 abgebildete geweſen
ſein. Zur Charakteriſtik der Art haben wir nichts hinzu⸗
zufügen, jo wenig wie bei der P. reticulata, deren größtes
porliegendes Exemplar jedoch nur 25 Mm. lang iſt, alſo
nicht ſo groß, wie die größten Formen des Holſteiner
Geſteins. Es ſcheinen dieſe Species ſonach auf Sylt
keinenfalls größer geworden zu fein, als Behrich fie aus
dem Holſteiner Geſtein und von Reinbeck beſchreibt, ein
Grund mehr, um J 32 Pyrula sp. vorläufig als be⸗
ſondere Art getrennt aufzuführen. Das einzige vorhandene
Exemplar, an dem ein großes Stück der unteren Schale
fehlt, mißt trotzdem noch immer 40 Mm. und muß, den Ver⸗
hältniſſen nach zu ſchließen, mindeſtens 55 bis 60 Mm.
lang geweſen ſein. Es gleicht der P. simplex ſehr in der
Sculptur, die aus breiten, oben platten Querleiſten be⸗
ſteht, mit ſchmäleren Furchen dazwiſchen. Längsſtreifen
fehlen ganz, eine Kalkablagerung bedeckt das Embryonal⸗
ende, die Mittelwindungen und hört erſt auf der Schluß⸗
windung etwas unterhalb der Nath auf. Der rechte
Mundrand nebſt dem größten Theil der unteren Schluß⸗
windung iſt weggebrochen, am linken Mundrand ſcheint
ſich die ſtark verdickte Spindelplatte nach unten zu blatt⸗
artig abgelöſt zu haben. Im Allgemeinen ſcheint die
ganze Form dieſer Species ſchlanker und vor allem die
oberen Windungen erhabener geweſen zu ſein, als bei P.
simplex. Es iſt dies aus norddeutſchen Miocenbildungen
die größte bisher bekaunt gewordene Form der Gattung
Pyrula, deren Species in Nordalbingien bisher ſich nur
auf Sylt und bei Reinbeck gefunden haben, an beiden
4
nt er et ee
51
Orten leider nur im Geſtein, was die genaue Unterſuchung
der Stücke ſehr erſchwert. | |
Bei dem großen Intereſſe, daß ſich an die im Hol⸗
ſteiner Geſtein auftretende Varietät der Spirilla (Pyrula)
rusticula Bast. knüpft, bedarf es der eingehendſten Unter⸗
ſuchung ob dieſe bezeichnende Species in der That, wie
es bisher den Anſchein hat, den Glimmerthonablagerungen
fern geblieben iſt. Die Varietät, in der man dieſelbe
finden würde, wäre beſonders geeignet, auf die Verbindung
des Glimmerthonmeeres mit anderen Tertiärmeeren einiges
Licht zu werfen.
Unter den SFuſusarten unſeres Glinmerthons ſind
es hauptſächlich zwei, F. distinctus und eximius Beyr.,
die in Folge ihres großen Verbreitungsbezirkes als wahre
Leitmuſcheln anzuſehen find; in Nordalbingeu dürften die⸗
ſelben an allen Fundorten und zwar erſterer zum Theil
wie auf Sylt, ſehr häufig vorkommen. Unter den vielen
Exemplaren dieſer Species, die uns von 5 Fundorten
vorliegen, hat ſich auch nicht ein einziges gefunden, das
man als einen Uebergang zu Fusus gregarius Phil. bil⸗
dend anſehen könnte, wir müſſen deßhalb Beyrich, der
beide Formen mit großer Geſchicklichkeit trennte, in der
Unterſcheidung dieſer beiden Species vollkommen beiſtimmen.
An den ſchleswigſchen Fundorten kommt F. gregarius
durchaus nicht vor, was wir von den in der Nähe der
Elbe gelegenen holſteiniſchen Fundorten nicht geradezu bes
haupten wollen, da dieſelben einestheils noch nicht genügend
ausgebeutet worden find, anderntheild an ihnen, wie wir
dies in einem früheren Aufſatze über die bei Teufelsbrücke
und am Elbſtrande ſich findenden Miocenconchylien bereits
4 *
92
erwähnten, eine Anzahl wohl bei Lirneburg, nicht aber an
den nördlicheren Fundorten Nordalbingiens vorkommender
Arten auftreten, was vermuthen läßt, daß man bei ferne⸗
rem Nachforſchen deren noch mehrere finden wird. Nur
die Beobachtung der an dieſen Fundorten vorkommenden
Formen wird daher über die Berechtigung dieſer Species
endgültig entſcheiden, wie auch über die Trennung des F.
eximius Beyr. vom F. lüneburgensis Phil., die uns mit
weniger Recht vorgenommen ſcheint. F. eximius iſt nach
Beyrich ſelbſt großen Schwankungen und Veränderungen
der Sculptur unterworfen, die uns häufig viel bedentender
erſchienen ſind, als diejenigen, die die Trennung beider
Species veranlaßten; doch wollen wir hierüber kein Urtheil
fällen, da uns die holſteiniſchen Fundorte bisher keine ganz
erhaltenen Exemplare geliefert haben. Die übrigen von
Beyrich beſchriebenen Arten geben zu keinen weiteren Be⸗
merkungen Veranlaſſung, hinſtchtlich des F. crispus Bor-
son, beziehen wir uns auf unſere frühere betreffende Mit-
theilung a. a. O. Es bedarf der ſorgfältigſten Unter⸗
ſuchungen, ob außer dieſer Species ſich in der That in der
ganzen norddeutſchen Miocenformation keine andere dieſer
und dem Wiener Becken gemeinſchaftliche Art findet, zur
Aufklärung über die eigenthümliche Stellung, die hinſichtlich
der Entwicklung der Gattung Fusus der Glimmerthon
gegenüber den ſüdeuropäiſchen Tertiärbildungen einnimmt.
Hier ergiebt fich nun aus dem ausgeſprochenen Zwecke
dieſes Aufſatzes die Grenze für unſere Unterſuchungen, ehe
wir jedoch zum Schluſſe das einfache Namensverzeichniß
der aus den von Beyrich noch nicht bearbeiteten Gaſtero⸗
podengattungen in unſerer Sammlung befindlichen Species
53
geben, möge noch eine oben angedeutete Bemerkung, das
Verhältniß unſerer Schicht zu der Oligocenformation Nord⸗
deutſchlands betreffend, hier ihren Platz finden. Wenn
man zu den in der erſten Tabelle aufgezählten 50 Species
des norddeutſchen Glimmerthons noch die 9 hinzufügt, die
in der zweiten Tabelle als in unſerer Sammlung befindlich,
von Beyrich nicht beſchrieben, anfgeführt ſind, ſo ergiebt
ſich 59 als Geſammtzahl aller, aus den Gattungen Conus
bis Fusus, letztere mit eingeſchloſſen, bekannt gewordenen
Arten des norddeutſchen Glimmerthons. Von dieſen 59
Species kommen nur 6, nämlich: Voluta Siemssenii
Boll,, Cassis Rondeletii Bast., Chenopus speciosus
Schloth., Tiphys pungens Sol., Tiphys fistulosus Br.,
Pyrula reticulata Lk., auch in oligocenen Schichten Nord⸗
deutſchlands vor. Iſt nun dieſe Zahl der gemeinſchaftlichen
Species allerdings an und für ſich nicht ganz unbedeutend,
ſo wird ſie es indeß, wenn man bedenkt, daß von dieſen
6 Species 4 unendlich weit verbreitete ſind, die auch in
anderen Ländern durch mehrere Syſteme hindurchgehen,
deren gleiches Verhalten in Norddeutſchland alſo weder
an ſich etwas auffallendes, noch beſonders für dies Land
charakteriſtiſches hat; wenn man ferner erwägt, daß die
von uns neu nachgewieſenen 9 Species nur die Zahl der
dem Glimmerthon eigenthümlichen Arten vermehrt, neue
Unterſuchungen alſo die Fauna des Glimmerthons nur
noch mehr von der der oligocenen Schichten entfernt haben,
und daß von den angeführten 6 gemeinſchaftlichen Species
nur eine einzige nur aus den oberoligocenen Schichten
in den Glimmerthon übergeht. Aber auch dieſe einzige
Pyrula reticulata ift keine für Norddeutſchland charakteri⸗
54
ſtiſche Art. Die aus den älteren oligocenen Schichten
in die jüngere Miocenſchicht, den Glimmerthon, über-
gehenden Arten ſind daher unr über weite Strecken ver⸗
breitete, auch in anderen Ländern in mehreren Syſtemen
vorkommende Arten, die daher irgend einer Fauna durch
ihr Auftreten durchaus keinen localen Charakter verleihen,
oder ſchon in den älteſten oligocenen Schichten auftretende.
Auf Norddeutſchland beſchränkte und für die Entwickelung
ſeiner tertiären Faunen charakteriſtiſche Species giebt es
gar keine, die aus den oberoligocenen Schichten in den
Glimmerthon übergehen. Man ſieht, wie ſcharf beide
Faunen geſchieden ſind, wie ſehr die Bedingungen, denen
die oligocene Fauna ihre eigenthümliche Entwickelung ver⸗
dankt hatte, ſich zur Zeit der eintretenden Ablagerung des
Glimmerthons bereits verändert haben mußten. Wie an⸗
deres dagegen, wenn wir die Fauna des Holſteiner Geſteins
mit den oligocenen Faunen vergleichen. Nach Beyrich ſind
nämlich 13 Species: Oliva Dufresnéi Bast., Ringicula
striata Phil., Voluta Siemssenii Boll,, Terebra plica-
tula Lk., Terebra cincta Schloth., Buccinum Schlot-
heimi Beyr., Cassis Rondeletii Bast., Chenopus spe-
ciosus Schloth., Murex capito Phil., Tiphys pungens
Sol., Tiphys Schlotheimi Beyr. Pyrula coneinna Beyr.,
Pyrula reticulata Lk. beiden gemeinſam, wozu noch Buc-
cinum Bolli Beyr. kommt, das wir im Holfteiner Geftein
gefunden haben. Daſſelbe hat alſo 14 Species, von denen
ein Theil nur auf Norddeutſchland beſchränkte locale For⸗
men ſind, mit oligocenen Schichten gemeinſam, während
die Geſammtzahl aller daraus bekannten Species nur 20
beträgt, ſo daß die Zahl der beiden gemeinſchaftlichen Arten
a 5 —
70 p&t, beträgt von der Geſammtzahl aller im Holſteiner
Geſtein vorkommenden Arten. Der Glimmerthon hat da-
gegen nur 10 pCt. mit oligocenen Schichten und 12 pCt.
gemeinjam mit dem Holſteiner Geſtein. Bei dem von
Beyrich hervorgehobenen Umſtande, daß die verſchiedenen
Formationen nur an ihren Grenzen durch eine größere Zahl
gemeinſchaftlicher Species verbunden ſeien, geben die dar⸗
gelegten Verhältniſſe der Vermuthung Raum, ein Theil
der bisher zum Holſteiner Geſtein gezählten Geſteine könne
noch einer oberoligocenen Schicht angehören, deren Fehlen
in Oſtholſtein uns durchaus nicht ſo erwieſen i wie
es Beyrich annimmt.
Sämmtliche Gaſteropoden des nordalbingiſchen Glim⸗
merthons gehören marinen Ablagerungen an; Süßwajjer-
bildungen in dieſer Formation ſcheinen in den Herzog—
thümern überall nicht vorzukommen, wenigſtens haben wir
noch in keiner Sammlung deren Vorhandenſein andeutende
Conchylien geſehen. Von den aufgezählten 97 Species
ſtimmen, die zweifelhaften mitgerechnet, 54 oder 56 pCt.
mit Formen des Wiener Beckens und 58 oder 60 pCt.
mit Formen der Subapenninformation überein.
41 Cancellaria lyrata Broce.
42 5 varicosa Broce.
43 3 mitræſormis Broce.?
44 5 Bellardii Michel.?
45 = Sp.
46 Pleurotoma intorta Broce.
47 75 calaphracta Broce.
48 € colon Sow.
49 5 turricula Broce.
56
50 Pleufotoma monilis Brocc.
51
52
53
54
55
56
77
78
79
52
rotata Broce. _
dimidiata Brocc.
obtusangula Broce.
sp.
modiola Jan. 1
obeliscus Des Moulins.
harpula Brocc.?
sp.
nov. sp.
nov. sp. mit P. strombillus verwandt.
Turritella Archimedis Brong.
bicarinata Eichw.
tricarinata Brocc.
Semperi Hörnes,
sp.
communis Risso.
marginalis Brocc. var.
subangulata Broce.
Sp.
turris Bast, ?
Adeorbis Woodi Hörnes.
Xenophora crispa König.
27
testigera Bronn.
Trochus sp.
Odontostoma plicata Mig.
Turbonilla costellata Grat.?
77
77
72
gracilis Brocc.
subumbilicata Grat.
plicatula Broce.?
37
80 Actæon semistriatus Ferussac.
81 Natica millepunctata Lk,
82 „ helicina Brocc.
83 „ castanea Lk.
84 Chemnitzia Reussi Hörnes.
8⁵ 77 Sp.
86 75 Sp.
87 Eulima subulata Don.
88 Bulla lignaria L.
89 „ urtricula Brocc.
90 „ elongata Bronn.
91 „ convoluta Brocc.
92 Calyptræa chinensis L.
93 Dentalium badense Partsch.
94 397 sp. 4 |
95 135 mutabile Doderlein?
96 2 sp ·
97 15 incurvum Renieri.
58
3. Beitrag zur Nenntniß der ſiluriſchen Cepha⸗
(opoden im norddeutſchen Diluvium und den an⸗
ſtehenden Lagern Schwedens,
von a
Ernſt Boll.
4 (Taf. I bis IXa 0 le
Cephalopodenreſte gehören zwar zu den häufigſten
Einſchlüſſen gewiſſer Arten unſerer ſiluriſchen Gerölle, und
namentlich die gekammerten, oft anſehnlich großen Ortho⸗
ceratiten (von Laien auch wohl „verſteinerte Schlangen“
genannt,) find jedem Sammler bekannt: dennoch iſt die
wiſſenſchaftliche Kenntniß dieſer Conchylien und die Arten⸗
beſtimmung derſelben bis jetzt bei uns ſehr mangelhaft ge⸗
blieben. Es iſt mir dies um ſo fühlbarer geworden, je
größer die Zahl der Arten wurde, die mir nach und nach
aus Meklenburg zu Händen kamen, und ich entſchloß mich
daher die Familie unſerer ſiluriſchen Cephalopoden einmal
etwas ernſtlicher vorzunehmen, um die vielen mir noch un—
bekannten Arten mit Hülfe derjenigen Werke, aus denen
ich Aufſchluß über dieſelben zu finden hoffen durfte, zu
enträthſeln. Da fand ich denn aber bald, daß nicht allein
viele unſerer Arten anderweitig noch gar nicht gekannt
waren, ſondern auch manche ſchon längſt gekannte von den
Petrefactologen vielfach mit ähnlichen verwandten Arten
verwechſelt worden ſeien.
Von den fremden literariſchen Hülfsquellen im Stiche
gelaſſen, nahm ich nun ſelbſt eine neue Bearbeitung dieſer
Familie vor. Anfänglich wollte ich nur die meflenburgi-
59
ſchen Arten abhandeln, für welche mir außer meiner eige-
nen Sammlung die Sammlungen des Hrn. Dr. L. Brückner
in Neubrandenburg und des Hrn. Baumeiſter F. Koch
in Dömitz ſchöne Materialien darboten; als aber Hr. Dr.
v. Hagenow in Greifswald die Güte hatte, mir von allen
ſeinen in Schweden geſammelten Orthoceratiten einige
Exemplare zur Vergleichung mit unſeren meklenburgiſchen
mitzutheilen, entſchloß ich mich auch dieſe bei der vorlie—
genden Arbeit mit zu erörtern, da auch die Keuntniß dieſer
ſchwediſchen Arten bisher eine ſehr mangelhafte geweſen
iſt, und auch wohl noch längere Zeit verfließen wird, bis
uns Angelin Auskunft über dieſelben ertheilt.
An literariſchen Hülfsmitteln habe ich benutzt:
Breynii dissert; de Polythalamiis, Gedani 1732. to.
Bronn Lethaea geognostica ed. 3 (deren zweiter Band, worin
die ſiluriſche Formation, von F. Römer bearbeitet iſt.))
Hisinger Lethaea Suecica, Holmiae 1837—41. 4to.
Klein de tubulis marinis. Gedani 1731. 4to.
Murchison the silurian system. vol. 2. London 1839. 4to.
Quenſtedt N ber Petrefactenkunde. en
1852. Sto.
Que nftest die ad Deutſchlands. Tübingen 1846 ff.
Sämann über die Nautiliden, — in Dunkers und v. Meyers
Beitr. zur Naturgeſch. der Vorwelt, Bd. 3 S. 121 ff. Caſſel
1854. 4to.
Leider ſind mir die literariſchen Quellen über die
ſiluriſchen Verſteinerungen der rufſiſchen Oſtſeeprovinzen,
welche nächſt den ſchwediſchen den unſrigen am meiſten
verwandt find, unzugänglich geblieben. Mein Unvermögen,
dieſelben herbeizuſchaffen, mag es daher entſchuldigen, wenn
vielleicht Arten, die ich als neu W aus Rußland
ſchon bekannt ſein ſollten. |
60
Von farumtlihen auf den folgenden Blättern beſchrie⸗
benen Arten habe ich auch Abbildungen gegeben. Ich
habe fie ſelbſt gezeichnet, und zwar — um die charakteriſti⸗
ſchen Merkmale möglichſt getreu wieder zu geben, — dabei
den ſo nützlichen Hagenowſchen Dicatopter zu Hülfe ge⸗
nommen. Die Lithographien ſind hier in Neubrandenburg
gemacht; zwar ſind ſie nicht ſo elegant, als die in den
auf derartige Arbeiten geübteren größeren lithographiſchen
Anftalten gefertigten, ich hatte hier aber den Vortheil, den
Lithographen bei jeder Abbildung ſelbſt mündlich genau
inſtruiren zu können, und ich glaube, daß ſie in Bezug
auf getreue Darſtellung allen billigen Anforderungen ge⸗
nügen werden. Leider haben manche der Namen unten
am Rande der Tafeln bei der Ausarbeitung des Textes
noch geändert werden müſſen, worüber indeß der Text
weiteren Aufſchluß giebt. 2
Orthoceras.
Die zahlreichen Arten diefer Gattung, welche die ge⸗
rade geſtreckten, kegelförmigen Conchhlien umfaßt, deren
Scheidewände von einem Sipho durchbrochen ſind, ſind ſich
zum Theil ſo ähnlich, daß, wenn man nicht alle ihre cha⸗
racteriſtiſchen Merkmale in ihrer Geſammtheit berückſichtigt,
ſehr leicht Verkennungen ſtattfinden können. Daher iſt es
denn auch geſchehen, daß von den Petrefactologen manchen
Arten viel weitere horizontale und verticale Verbreitungs⸗
bezirke zugeſchrieben werden, als ihnen in der That zu⸗
kommen. Namentlich bei den diluvialen Exemplaren ſind
Irrthümer leicht möglich, da die Stücke oft in jo ſchlechtem
Erhaltungszuſtande gefunden werden, daß einzelne wichtige
61
Kennzeichen, wie z. B. die Seulptur der oberen Schale,
gänzlich verloren gegangen ſind.
Die wichtigen Kennzeichen, welche ſergfelige Berück⸗
ſichtigung verdienen ſind:
Die Dimenſionen des Kegels, den die Conchylie
bildet, und welche man an leichteſten aus dem Verhältniß
des Durchmeſſers der Kegelbaſis zur Kegelhöhe erhält,
Maße, die ſich an den Exemplaren der Orthoceratiten
leicht nehmen laſſen. Es läßt ſich nun zwar für die ein⸗
zelnen Arten keine mathematiſch ſcharfe Beſtimmung dieſer
Dimenfionen geben, da fie hierin nicht ganz conſtant find:
allein die Schwankungen finden nur innerhalb ſehr enger
Gränzen ſtatt und man wird keine Art nachweiſen können,
bei welcher dieſelben ſo groß wären, daß wenn z. B. bei
einzelnen Exemplaren der Durchmeſſer der Baſis ſich zur
Höhe = 1:5 verhielte, bei anderen Eremplaren derſelben
Art dies Verhältniß — 1: 10 wäre. Die Kegeldimen⸗
ſionen, cum grano salis angewendet, bieten daher immer-
hin ein brauchbares Merkmal zur Unterſcheidung der Arten,
wie dies ſchon Breyn vor mehr als hundert Jahren richtig
erkannte, indem er dies Merkmal in die Diagnoſe ſeiner
Arten mit aufnahm. Auch ich werde von dieſem Merk:
male Gebrauch machen und zwar in der Weiſe, daß ich
jene Proportion in Form eines Bruches ausdrücke, in
welchem der Zähler die Größe des Baſtisdurchmeſſers,
der Nenner aber die Kegelhöhe bezeichnet; der Ausdruck
Kegel ½ bezeichnet alſo, daß die Höhe desſelben den
Durchmeſſer der Baſis fünfmal übertrifft.
Größe, Lage und Geſtalt des Sipho bieter ein
zweites wichtiges Merkmal dar. In manchen Fällen iſt
62
der Sipho ſo weit, daß das Verhältniß, in welchem fein
Durchmeſſer zu dem der von ihm durchbrochenen Scheide⸗
wand ſteht, ſich mit Leichtigkeit meſſen läßt. Auf dieſe
Proportion muß Rückſicht genommen werden, da ſie bei
Exemplaren einer und derſelben Art ziemlich conſtant iſt;
doch iſt dabei zu beachten, daß dies Größenverhältniß
bei einem und demſelben Exemplare etwas variirt, je nach⸗
dem man die Maaße an dem jugendlichen Theile der
Conchylie, in der Nähe der Spitze, nimmt, oder weiter
nach oben: in erſterem Falle pflegt der Sipho einen ver⸗
hältnißmäßig etwas größeren Durchmeſſer zu haben. Bei
Siphonen, deren Durchmeſſer weniger als Y des Durch⸗
meſſers der Scheidewand beträgt, iſt das Meſſen ſehr
unſicher und daher von mir unterlaſſen; derartige Siphonen
find ſchlechtweg als „klein“ bezeichnet. — Der Sipho liegt
gewöhnlich entweder in der Mitte des Gehäuſes (central),
oder hart am Rande deſſelben * (lateral); es kommen aber
auch Fälle vor, wo er nicht genau in der Mitte, ſondern
etwas excentriſch, oder ſogar intermedial, d. h. in der
Mitte zwiſchen dem Centrum und der Bauchſeite, liegt.
Die kleinen Siphonen ſind central und excentriſch, die
größeren lateral und intermedial. — Während die kleinen
Siphonen die Kammerſcheidewände durchbrechen, pflegen
die großen lateralen von den ſich dutenförmig herabbiegen⸗
den Rändern der Scheidewände ganz und gar umhüllt zu
ſein, (daher auch vaginata genannt), weßhalb man auch
von dieſen in jenen Duten als in Scheiden ſteckenden
Siphonen vollſtändige Steinkerne antrifft. Die großen
1. Die Seite, an welcher der Sipho liegt, oder welcher er
ſich nähert, nenne ich mit Sämann die Bauchſeite.
63
intermedialen Siphonen pflegen in den Wohnkaummern Fugel-
artig angeſchwollen zu ſein (cochleata), wodurch derartige
als Steinkerne ohne das äußere Gehäuſe gefundene -
nen ein perlſchnurartiges Anſehen beſitzen.
Ein drittes Merkmal, worin ſich die einzelnen Arten
unterſcheiden, find die Dimenſtonen ihrer Kammern, die
ſich aus dem Verhältniß ergeben, in welchem Höhe und
Durchmeſſer derſelben zu einander ſtehen; doch iſt hierbei
der Umſtand zu berückſichtigen, daß von der unterſten zur
oberſten Wohnkammer hinauf die Höhe der Kammern im
Verhältniß zu ihrem Durchmeſſer etwas geringer zu werden
pflegt:
Viertens zeigt die 98 Geſtalt der ganzen
Conchylie mannigfache Abänderungen. Sie ſtellt ent⸗
weder einen ganz einfachen Kegel (bei kleineren Bruchſtücken
nur einen Cylinder) dar, deſſen Mantel, außer etwa vor-
handenen Längs⸗ oder Ringſtreifen, keine weiteren Ver⸗
zierungen zeigt, oder er iſt entweder mit ringförmigen
Wulſten geziert, oder prismatiſch abgekantet, oder Beides
vereinigt ſich ſogar bei einer und derſelben Art.
Ein ſehr wichtiges Kennzeichen zur Unterſcheidung
der Arten bietet aber fünftens die Schale dar, und ge⸗
rade dies Merkmal iſt bis jetzt am wenigſten berückſichtigt
worden, indem man nicht beachtet hat, daß das Gehäuſe
aller unſerer Orthoceratiten aus einer doppelten Schalen—
lage beſteht, welche beide in ihrer Sculptur ſehr von einander
abweichen. So iſt z. B. bei O0. regulare die punctirte .
1. Die Punctirung der unteren Schale tritt bei dieſer und
anderen Arten mitunter erſt dann deutlich hervor, wenn man ſie
etwas anfeuchtet.
64
Schale, die man als characteriſtiſches Kennzeichen dieſer Art
angiebt (Quenſtedt, Römer) nur die untere Schale, — die
obere iſt ganz unbeachtet geblieben! Wie wichtig es ſei,
dieſe beiden Schalen zu kennen, wird daraus erhellen, daß
mitunter bei zwei Arten die Sculptur der oberen Schale
faſt ganz gleich ſein kann, während die der unteren bei
beiden gänzlich verſchieden iſt. Leider werden wir von
dieſem Kennzeichen nur oft im Stiche gelaſſen, weil un-
ſeren diluvialen Exemplaren häufig die obere Schale durch
Abreibung entweder ganz verloren gegangen, oder doch ſo
zerſtört iſt, daß die Sculptur nicht mehr erkannt werden kann.
Wir bringen unſere ſämmtlichen Orthoceratiten in
vier ziemlich natürlich ſich abgränzende Unterabtheilungen,
die vielleicht beſſer zu eben ſo vielen getrennten Gattungen
erhoben würden.
a. vaginata.
Sipho groß, lateral, alle Arten, bis auf 0. Bein-
hardi, unterſiluriſch, Angelins regio C. angehörig.
1. O. vaginatum v. Schl. Taf. I., 1
(O. trochleare His. IX. 7; Klein VI. 1 bis 7.)
Schwach coniſch, in Bruchſtücken von 2“ Länge noch chlin⸗
deriſch erſcheinend; mit ringförmigen Wulſten, die ſich nach der
Bauchſeite etwas ſenken (bei 8-9“ Durchmeſſer kommen
6 bis 7 Wulſte auf 1“ Länge); Sipho lateral, groß (% des
Durchmeſſers des ganzen Gehäuſes), Kammern niedrig (nur
ungefähr / des Durchmeſſers), ihre Scheidewände den Sipho
völlig umfaſſend; obere Schale mit feinen Ringſtreifen geziert
(ſtärkere auf dem Rücken der Wulſte, ſchwächere, aber zahl⸗
reichere, in den Einſenkungen); untere Schale? — In dem
unterſiluriſchen Kalke Schwedens (Hiſinger, Klein); im
Br.
norddeutſchen Diluvium in rothen und grauen Kalkſtein⸗
blöcken (Koch, Dr. Brückner).
Anm. 1. Bei der von Hiſinger gegebenen Abbil⸗
dung ſind die Wulſte zu weit aus einandergerückt, —
wenigſtens habe ich ſie ſo bei keinem der vorliegenden
Exemplare gefunden: die Abbildungen bei Klein geben ein
viel treueres Bild unſerer Art.
Anm. 2. Durch Herrn v. Hagenow erhielt ich ein
Ex. von Brhyum auf Oeland, von welchem das untere
Ende auf unſerer Taf. I, 1. a. und b. abgebildet iſt,
welches einige auffallende Abweichungen zeigt; es iſt viel
ſtärker coniſch (der Kegel o. ), 5“ 10° lang, Durch⸗
meſſer ½ “, Anzahl der Wulſte 46; die Achſe des Ge—
häuſes iſt vom etwa 25. Wulſte an etwas nach der Bauch»
ſeite zu gebogen; die Dicke des Siphos beträgt unten %,
oben nur / des Durchmeſſers des ganzen Gehäuſes:
letzterer Umſtand vernichtet den wichtigſten ſpecifiſchen
Unterſchied, den man zwiſchen O. vaginalum und tro-
chleare hat auffinden wollen (nämlich die bei beiden ver-
ſchiedene Größe des Siphos). Das Taf. I. 1. c. u. d.
dargeftellte Eremplar aus Dr. Brückners Sammlung zeigt
eine merkwürdige Mißbildung, indem von zwei benachbarten
Ringen der eine nach der Bauchſeite trichotomirt, der ans
dere aber nach der Dorſalſeite dichotomiſch geſpalten iſt.
Die Ringſtreifen ſind hier durch Abreibung ſehr undeut⸗
lich geworden.
2. O. duplex Wahlb. I, 2.
Hising. IX, I.; Quenst. Handb. 26, 1. und Cephal. 1, 2.; Bar-
rande in Leonhard und Bronn Jahrb. 1855. III. II.
Kegel ſehr hoch (mindeſtens ½s), jo daß Bruchſtücke
5
66
von mehreren Zoll Länge faft chlinderiſch erſcheinen.
Sipho randſtändig, ſehr groß (faſt die Hälfte des Kammer⸗
durchmeſſers erreichend) und von Duten, welche durch die
Kammer⸗Scheidewände gebildet werden, völlig um chloſſen;
unten iſt er ganz mit Kalkſpath erfullt, (was, wie Bar⸗
rande gezeigt hat, ſchon durch das lebende Thier geſchehen
if), weiter hinauf iſt aber dieſe Ausfüllung nicht mehr
vollſtändig geweſen, ſondern nach der Wohnkammer hin
hat ſie allmählig abgenommen und endlich ganz aufgehört,
ſo daß für den Sipho des lebenden Thieres eine in den
hohlen Kalkſpathkegel hineinreichende kegelförmige Höh⸗
lung übrig geblieben iſt, welche bei dem Verſteinerungs⸗
proceß nun mit dem Muttergeſtein erfüllt worden. if,
Daher zeigt der verſteinerte Sipho, je nachdem er aus ver⸗
ſchiedenen Höhen genommen iſt, ein ganz verſchiedenes
Ausſehen: in der Nähe der Wohnkammer und in der
Nähe der Spitze erſcheint er einfach, in erſterem Falle mit
grauem Kalk, in letzterem aber mit Kalkſpath erfüllt;
doppelt dagegen erſcheint er in den mittleren Stücken und
zwar als ein kleiner Cylinder von grauem 5 der mit
einer Hülle von Kalkſpath umſchloſſen if. !“ Kammern
5“ hoch (und zwar ſowohl bei dünneren als bei dickeren
Ex., weßhalb ſie in erſterem Falle relativ viel höher er⸗
ſcheinen). Obere Schale glatt, untere mit dichtgedrängten,
grubig punctirten, haarfeinen Queerlinien. — Dieſe Art
erreicht rieſenhafte Dimenſionen: ein vorliegendes ſchwedi⸗
ſches Er. hat einen Durchmeſſer von 2“ 8 (was auf
eine Kegelhöhe von mehr als 5“ ſchließen läßt) in Dr.
1. Aehnliche Siphonalbildung hat man auch bei anderen
Orthoceratiten mit weitem Sipho Gelegenheit zu bemerken.
67
L. Brückners Sammlung befindet ſich ein loſer, in Meflen-
burg gefundener Sipho von 2“ Durchmeſſer, was auf
einen Schalendurchmeſſer von 4“ und auf eine Kegelhöhe
von mehr als 8“ hindeuten würde. — In unterſtluriſchen
Schichten Weſtgothlands (bei Kinnekulle nach Hiſinger) und
Oelands (bei Bryum nach v. Hagenow); häufig in nord⸗
deutſchen Diluvialgeröllen.
3. O. commune Hising. (9, 2) Taf. II., 4.
Ziemlich ſtark coniſch (etwa Y5), aber nicht drehrund,
ſondern an der Bauchſeite etwas abgeflacht (was in Fig.
4, b. durch den Lithographen nicht ganz richtig dargeſtellt,
iſt!), ſo daß die beiden Durchmeſſer eines 5½ “ langen Er.
oben 15 und 14“ betragen (unten . 11 und 10%);
Sipho randſtändig, ſehr groß (6 alfo 34), Kammern
niedrig (8 K., deren oberſte 11““ im Durchmeſſer hat,
find. zuſammen 20. hoch, alſo jede 274 “, oder etwas
mehr als / des Kammerdurchmeſſers). Schale an wohl-
erhaltenen Er. durch die Anwachsſtreifen obſolet geringelt,
an ſchlechteren ſo vergangen, daß ihre Sculptur kaum zu
erkennen iſt; untere Schale glatt. — In den unterſiluri⸗
ſchen Schichten Schwedens gemein; Dr. v. Hagenow
theilte mir Ex. aus dem rothen Vaginatenkalk von Bryum
und Wedby auf Oeland mit. — Häufig in den nord-
deutſchen Geſchieben deſſelben Geſteins.
Anm. Bei der von Hifinger gegebenen Abbildung
iſt der Sipho viel zu klein gezeichnet, — Ob O. commune
Barrande in Leonhard und Bronns Journ. 1855 S. 265
(T. 3, 12) hierher gehört, darüber bin ich in Zweifel, weil
die Kammern niedriger (nur 2“) ſind, als bei unſerer
Art. Ob bei dieſer (wie Barrande für ſein O. commune
x *
68
als characteriſtiſch hervorhebt,) die Scheidewaͤnde der Kam⸗
mern den Sipho nicht völlig umfaſſen, ſondern auf der
Bauchſeite unvollſtändig bleiben, indem ſie ſich bogenförmig
an ihm herabbiegen, habe ich an den vorliegenden Exem⸗
plaren, an denen die Bauchſeite noch mit der Schale be⸗
kleidet iſt, nicht entdecken können. — Ich beſitze übrigens
ein meklb. Ex., welches der Abbildung, die Barrande ges
geben hat, völlig entſprecht.
4. O. Reinhardi Boll II, 5.
Dieſe Art ſcheint ziemlich ſtark coniſch zu ſein, was ſich
aber bei dem fragmentariſchen Zuſtande nicht ſicher beſtim⸗
men läßt. Sie erreicht einen Durchmeſſer von 2“ 8 %,
Sipho ſehr groß (bei einem Ex. von 2“ Durchmeſſer, iſt
er 9“ dick), aber ſelten erhalten; Kammern ſehr hoch (bei
dem eben erwähnten Er. 10““ hoch), ſtark gewoͤlbt; obere
Schale wahrſcheinlich glatt, untere mit dichtgedrängten,
haarfeinen runzeligen Queerlinien bedeckt. — Trotz dieſer
mangelhaften Diagnoſe durch ſein Vorkommen und Größe
leicht kenntlich, indem dieſe Art ſich ausſchließlich (freilich
meiſt nur als faſt armsdicker cylindriſcher 2 bis 4“ langer
Steinkern) in den Geröllen des norddeutſchen Graptolithen-
geſteins (alſo aus mittelſilur. Lagern ſtammend,) findet.
An m. Dieſer Art habe ich den Namen des im J.
1783 verſtorbenen Strelitzers A. F. v. Reinhard beigelegt,
welcher der erſte war, der (ungefähr um die Mitte des
vorigen Jahrhunderts) über die meklenburgiſchen Ortho⸗
ceratiten geſchrieben hat.
b. regularia.
Sipho klein, central oder excentriſch, Gehäuſe einen
Kegel mit ſehr langer Achſe bildend. Schale glatt, oder
69
mit Ringſtreifen (nicht mit ringförmigen Wulſten) geziert.
Alle Arten, bis auf columnare und conicum, gehören
Augelins unterſiluriſcher Region C. an.
5. O. Nilssoni Boll III, 6.
Sehr ſchlank, Durchmeſſer des vorliegenden Erem—
plars bei 31,” Länge nur 7½ und 6“, der Sipho 1 *
dick und etwas ercentrifch, die Kammern ſehr hoch (5“ alſo
beinahe des ganzen Durchmeſſers des Gehäuſes); obere
Schale mit weitläuftigen Ringſtreifen geziert, deren etwa
4 auf den Raum einer Linie kommen, untere Schale mit
haarfeinen aber ſcharfen und unregelmäßigen Dueer-
linien geziert (etwa 18 auf 1“). — Fundort: Meklen⸗
burg, in einem Gerölle des unterſiluriſchen rothen Va⸗
ginatenkalkes (m. Sammlung).
6. O. regulare v. Schl. III, 7.
2 (centrale Hising 9, 4.)
Unter dieſem Namen ſcheinen viele gar verſchie⸗
dene Arten begriffen zu werden; ich verſtehe darunter
diejenige welche Breyn de polythalamiis im J. 1732
auf Taf. 3 ſehr gut abgebildet hat und deren Merk-
male folgende ſind: |
Gehäuſe faſt cylindriſch Breyn bildet ein Ex. von
5“ 3 Länge ab, deſſen Durchmeſſer 13 und 10“ betragen,
der Kegel alſo . ½); Sipho central, Kammern hoch
(aber nicht ſo hoch, als bei Nilssoni,), etwas höher als
die Hälfte des Kammerdurchmeſſers (bei 9““ Durchmeſſer
5“ hoch); obere Schale mit Ringſtreifen (etwa 7 bis 8 auf
1%) geziert, wie auch Breyn in der Beſchreibung dieſer
Art ausdrücklich hervorhebt, und in Fig. 5 auch darſtellt;
untere Schale ſtark punctirt, die Puncte in unregel⸗
70
mäßigen, hin und her gebogenen Queerlinien geordnet.
An 2 Ex. meiner Sammlung hat die Wohnkammer (etwa
in der Mitte) eine merkwürdige ziemlich ſtarke, ringförmige,
etwas unregelmäßige Einſchnürung erlitten. — In Fig.
7, a iſt die ringförmige Sculptur in der Mitte des Ge⸗
häuſes etwas verzeichnet, die Streifen müſſen olle parallel
laufen; Fig. 7, b ſtellt einen Steinkern ohne Schale dar.
In den unterſiluriſchen Geröllen des norddeutſchen
Diluviums weit verbreitet; auch im rothen Vaginatenkalk
von Wedby auf Oeland (v. Hagenows Sammlung).
Anm. In Hiſingers Abbildung des O. centrale
(welche ich zu unſerer Art rechne,) iſt die Vergüngung des
Kegels etwas zu ſtark, ſogar noch ſtärker, als bei der fol⸗
genden Art, zu welcher ſie aber, der ſtarken Ringſtreifen
wegen, nicht gezogen werden kann. Auch iſt O. regulare,
die einzige in dieſe Gruppe gehörige Art, welche Herr
Dr. v. Hagenow aus Schweden mitgebracht hat.
7. O. Wahlenbergii Boll III, 8.
Stärker coniſch als die beiden vorhergehenden Arten
(Kegel ungefähr ½¼:), in der Regel nur klein (6“ im Durch⸗
meſſer), aber auch beträchtlichere Dimenſtonen erreichend
(mir liegt ein Er. von 1“ 2“ Durchmeſſer vor). Sipho
central, Kammern hoch (I) obere Schale mit ſehr feinen,
aber ſcharfen und dichtgedrängten Ringſtreifen (15 bis 16
auf 1“) geziert, untere Schale punctirt, die Puncte
in dichten Queerreihen (bis 30 auf 1“) geordnet. — In
unterſiluriſchem grauen Kalk des norddeutſchen Diluviums
(Koch, Boll). | |
1. Bei dem kleineren Ex. Fig. 8, c. konnten die haarfeinen
Ringſtreifen durch die Zeichnung nicht wieder gegeben werden.
71
An m. Zur leichteren Unterſcheidung habe ich auf
Taf. III ein Stückchen Schale der drei voraufgehenden
verwandten Arten von 1’ Länge in 8 maliger Vergröße-
rung durch den Dicatopter dargeſtellt, woraus der verſchie⸗
dene Abſtand ihrer Ringſtreifen ſogleich zu erkennen iſt.
* 8. O. columnare Markl.“ sec. v. Hag. I, 3.
(Steinkern!)
Schwach coniſch (Kegel Y,,), Sipho excentriſch, Kam⸗
mern niedrig (bei einem Er. von 1“ 9“ Länge und
1%853““ Dicke nur 4“ hoch); obere Schale ſchwach geringelt,
untere mit dicht gedrängten, ſchwachen, grubigen Puncten
bedeckt; Steinkern fein und unregelmäßig längs geſtrichelt. —
Fundort: oberſilur. Kalk (regio E.) bei Norr Uedden
emot Faroe auf Gottland (v. Hag. Sammlung).
9, O. laevigatum Boll III, 9.
(Wahrſcheinlich regulare Hising. 9, 3.)
Sehr ſchwach coniſch Kammern flach gewölbt,
niedrig (kaum ½). Durch die letzteren beiden Kenn—
zeichen, ſo wie durch die glatte Schale, unterſcheidet ſich
dieſe Art hinreichend von O0. regulare v. Schl. mit
welcher Hiſinger ſie verwechſelt zu haben ſcheint. — Aus
Schweden habe ich fie noch nicht geſehen, wenn nicht etwa
ein undeutliches Ex. in v. Hagenows Sammlung von
Wedby auf Oeland hierher gehört. Hr. Koch fand ein
3” 2 langes und 81, und 7“ im Durchmeſſer halten-
des Ex. unweit Doberan in einem Gerölle von rothem
Vaginatenkalk.
1. Die mit einem Stern bezeichneten Arten ſind ſchwediſche,
die ich aus Norddeutſchland noch nicht geſehen habe.
72
10. O. conicum (Sow?) Hising. 0, "N
Unfere Taf. IV, 12.
Dieſe Art ſteht der vorigen zwar nahe, unter
ſcheidet ſich aber durch ihre ſchnellere Vergüngung (der
Kegel iſt nur ½) und die ſtärker gewölbten Kammern
ſehr characteriſtiſch von ihr. Auf der Schale find die An⸗
wachsſtreifen als unregelmäßige Ringſtreifen ſchwach zu
erkennen. — In Schweden kommt dieſe Art in den unter⸗
ſiluriſchen Schichten (auf Oeland und in Dalekarlien) vor;
ich habe ſie von dort noch nicht geſehen und daher auf
Taf. IV. in Fig. 12, a. Hiſingers Abbildung copirt. —
In Meklenburg fand Herr Koch ſie gleichfalls einmal in
einem unterſiluriſchen Gerölle (2“ lang, Durchmeſſer
13 und 9½ “), ſehr häufig aber kommt ſie in unſeren
mittel⸗ſiluriſchen Graptolithengeſteinen vor, zu deren cha⸗
racteriſtiſchen organiſchen Einſchlüſſen fie gehört; fie zeigt
ſich hier aber nur als glänzend glatter, ganz aus Kalf-
ſpatheryſtallen beſtehender Steinkern, bei dem jede Spur
von Schale, Scheidewänden und Sipho verſchwunden zu
ſein pflegt (Fig. 12, b. und c. ſind kleinere meklenbur⸗
giſche Exemplare).
Anm. In demſelben Geſtein finden ſich ebenſo häu⸗
fig ſehr kleine Orthoceratiten, (ſelten über einen halben
Zoll lang und nur 2½ und 1%, ““ im Durchmeſſer )
welche ganz dieſelbe Geſtalt zeigen, aber beſſer erhalten zu
ſein pflegen. Ein Ex. in Dr. L. Brückner Sammlung
zeigt folgende Merkmale: obere Schale glatt nur mit un⸗
deutlichen und unregelmäßigen Anwachsſtreifen, untere
Schale mit haarfeinen, unregelmäßig gebogenen und etwas
grubig punktirten, dicht gedrängten Queerſtreifen; auf der
73
Bauchſeite läuft eine etwas hervortretende, mit bloßen Augen
ſichtbare Linie herab. — Ich bin in Zweifel, ob dies Er.
zu conicum gehört, oder ob es eine neue Species bildet.
c. annulata.
Jede Kammer mit einem wulſtigen Ringe umgeben,
Sipho fein, central oder mehr oder weniger ercentriſch. Die
erſten drei Arten oberſiluriſch (regio E.), die letzten aus den
mittelſiluriſchen Schichten. |
11. O. Hisingeri Boll V, 13. 1.
(annulatum Hising 9, 8, nicht Sow!)
Das vorliegende Ek., von welchem nur die Wohn⸗
kammer erhalten: ift, erſcheint oben durch Zuſammendrückung
ſogar dünner als unten, — gerade ſo, wie auch die citirte
Abbildung bei Hiſinger zeigt, die auch nur eine Wohn—
kammer darſtellt. Länge 2“ 2“ (vom erſten bis zum
letzten Wulſte); Durchmeſſer des unterſten Wulſtes faſt
10“, Anzahl der Wulſte 12; die Höhe der Kammern
würde alſo, da die Anzahl derſelben bei allen annulatis
der Zahl der Wulſte entſpricht, auf etwa 2“, oder 14 des
Durchmeſſers, zu berechnen ſein; Kammern ſtark gewölbt;
die dicken wulſtigen Ringe ſtehen horizontal, und die Ein-
ſenkungen zwiſchen ihnen erſcheinen auf den Steinkernen
als glatte ſattelförmig vertiefte Rinnen, Sipho mittel-
ſtändig, ſehr fein; Schale mit feinen Ringſtreifen geziert,
die Steinkerne mit dichtgedrängten, haarfeinen, nur durch
die Loupe erkennbaren Queerlinien geſtrichelt. — Fundort:
grauer oberſiluriſcher Kalk bei Katthammarsvik auf Gott⸗
land (v. Hag. Sammlg.); an der rügianiſchen Küſte fand
1. Die Abbildungen dieſer und der folgenden Art ſind durch
unrichtige Einſtellung des Dicatopters etwas zu groß geworden;
die Linien 13. b. und 14. b. bezeichnen die wahren Dimenfionen.
74
ich ein von den Wellen ſtark abgeriebenes Ex., ales
ich zu dieſer Species rechnen möchte.
Anm. Schade, daß der Name O. annulatum ſchen
anderweitig verwendet iſt, da er dieſe Art ſehr gut cha—
racteriſiren würde. Mit O0. Jbex Murch. Silur. 5, 30,
mit welcher man unſere Art hat vereinigen wollen, hat
fie nichts zu ſchaffen. O. Pes iſt ſeitlich etwas compri⸗
mirt, ſeine Wulſte ſtehen ſchräge und etwas PORN zu⸗
ſammen gerückt. i
* 12. O. gottlandicum Boll 72 14.
Faſt cylindriſch bei einer Länge von 1“ 7“ find die
Durchmeſſer ¼ 4° 7 Wulſte, die nicht als Ringe mit
gerundetem Rücken ſcharf hervortreten und durch eine weite,
gleichmäßig ausgekehlte Rinne (wie bei der vorigen Art)
getrennt ſind, ſondern mehr den kielartigen Windungen
einer hölzernen Schraube gleichen, indem die Seiten der
Wulſte ſich gerade abdachen und die Abdachungen der be-
nachbarten Wulſte in der Mitte der Einſenkung durch die
vertieften Linien, welche auf den Steinkernen durch die
Kammerſcheidewände gebildet werden, deutlich abgegränzt
ſind; die Wulſte ſtehen etwas weiter auseinander, als bei
O. Hisingeri (auf 1“ 4% Länge 6, dort 7%); Sipho
central; Kammern 23), % hoch. Die Schale iſt an
dem vorliegenden aus Kalkſpath beſtehenden, glänzend
glatten Steinkerne nicht vorhanden; auf der unteren Ab-
dachung der Wulſte bemerkt man eine feine unregelmäßige
Queerſtreifung durch eingedrückte Linien. Fundort: ober⸗
ſiluriſcher Kalk bei Gragarn auf Narbe Gottland (v. Hag.
Sammlung).
75
* 13. O. verticillatum v. Hag. V, 15.
Faſt cylindriſch, mit dichtſtehenden ringförmigen, oben
abgerundeten Wulſten bedeckt, deren größte Höhe nicht in
der Mitte der Kammern liegt, ſondern etwas tiefer; auf
eine Länge von 2“ (Durchmeſſer 6“) kommen 24 Wulſte;
Sipho etwas excentriſch, Kammern 1” hoch; Schale mit
zarten, hervortretenden Ringſtreifen geziert, von denen 10
bis 12 auf den Raum einer Linie kommen. — Fundort:
oberſtluriſcher Kalk bei an. auf en (von
Hag. Sammlung). |
Anm. Sollte O. vert. vielleicht nur der untere, ge⸗
Ane Theil von 0. Hisingeri fein? Zahlreichere und
vollſtändigere Ex. mögen darüber entſcheiden. 8
14. O. ornatum Boll V. 16.
Der vorigen Art nahe ſtehend, aber ſtärker coniſch
(Kegel *r bis ½), die ringförmigen Wulſte ſtehen viel
dichter und ſchräge, indem ſie ſich nach der Dorſalſeite zu
etwas erheben; Sipho ſtark exceutriſch; bei einem Er. von
8“, Länge und 3½“ Durchmeſſer zählt man 18 Wulſte:
Höhe der Kammern unbekannt, da von dem vorliegen—
den Exemplare nur die Wohnkammer erhalten iſt; Schale
mit ſcharfen hervortretenden Ringſtreifen geziert, deren etwa
15 auf 1“ kommen. — Fundort: im Graptolithengeftein
des meklenburgiſchen Diluviums Ki und Dr. L. Brück⸗
ners Sammlung). |
d. cochleata. |
Sipho intermedial, in den Kammern mehr oder we-
niger ſtark angeſchwollen, Schale (mit vielleicht einer Aus⸗
nahme, — nämlich O. imbrieatum,) längs geſtreift oder
gerippt; alle Arten oberſiluriſch (regio E.) Eine ſehr
76
characteriſtiſche Gruppe, welche am paßlichſten 88 gene⸗
riſch von Orthoceras getrennt würde.
* 15. O. cochleatum v. Schl. V, 17. In
(crassiventre Wahlb, His, X., 3. Breyn VI. 1. 2.)
Stark coniſch (Kegel c. /); Sipho ſehr groß, in den
Kammern zu großen (bis zu 2“ im Durchmeſſer haltenden)
platt gedrückten Kugeln angeſchwollen, welche mit durch—
ſcheinenden Kalkſpatheryſtallen erfüllt find, und etwa % der
Kammern ausfüllen; Kammern niedrig, (bei 18““ Durd-
meſſer nur 3½““ hoch), nach der Bauchſeite etwas geneigt;
Schale (von welcher an dem vorliegenden Ex. nur Spuren
vorhanden ſind,) auf der ſelten erhaltenen Oberfläche (nach
F. Römer) mit feinen unregelmäßig gebogenen Längslinien
bedeckt. Dimenſionen des von Hiſinger abgebildeten
Exemplars: Länge 3“, Durchmeſſer i Kammern 7.
— Fundort: oberſilur. Kalk der Inſel Gottland (v. Hag.
Sammlung); im norddeutſchen Diluvium iſt weder von
mir noch auch durch v. Hagenow je eine Spur dieſer Art
gefunden worden.
* 16. O. imbricatum Wahlb. VI, 18.
Hising. IX., 9.
Stark coniſch (etwa ½), Achſe des Kegels ſchief,
Sipho groß, 1½ ““ vom Rande entfernt; Kammern ſehr
niedrig, bei einem Ex. von 3“ Länge, deſſen Durchmeſſer
%% “ betragen, 32 Kammern, und zwar ſind die unteren
etwas höher (1½ “)) als die oberen (1%, nicht horizon⸗
tal, ſondern nach der Bauchſeite geneigt und an dieſer
plötzlich noch ſtärker deprimirt, ſo daß die Kammernäthe
auf der Bauchſeite einen Sinus bilden, gerade ſo, wie die
Abbildung bei Hiſinger dies zeigt. Die Schale, von
77
welcher nur Spuren vorhanden, ſcheint glatt gewefen zu
ſein, ich moͤchte aber aus der Analogie der verwandten
Arten ſchließen, daß ſie in wohlerhaltenem Zuſtande
dennoch fein geſtreift geweſen ſei. Fundort: oberſilur.
Kalk bei Katthammarsvik auf der Inſel Gottland (Dr. v.
Hag. Sammlung.)
17. 0. Hagenowii Boll VI, 19.
Der vorigen Art naheſtehend, aber durch folgende cha-
racteriſtiſche Merkmale beſtimmt von ihr geſchieden: Der
Sipho iſt (wo er die Kammerſcheidewände durchbricht,
kaum ½ jo groß wie bei imbricatum und ſteht auch viel
weiter vom Bauchrande entfernt, nämlich bei einem Ex.
von 13“ Durchmeſſer 3, “; die Kegelachſe ſteht faſt
gerade auf der Baſis, iſt aber kaum merklich nach der
Rückenſeite zu gekrümmt; die unteren Kammern ſenken ſich
vom Rücken nach der Bauchſeite anfänglich ſehr ſtark, die
ſpäteren ſchwächer, die mittleren ſtehen faſt horizontal, die
oberen bleiben entweder gleichfalls ſo, oder neigen ſich
wieder etwas zur Bauchſeite: die Kammernäthe bilden aber
auf der Bauchſeite niemals einen Sinus, ſondern ver⸗—
laufen dort ganz horizontal. Schale ſehr fein längs ge-
ſtreift, was nur durch die Loupe ſichtbar wird; auch die
Steinkerne zeigen auf der Bauch- und Rückenſeite (beſon⸗
ders auf erſterer) einige ſchwache, entfernt ſtehende Längs⸗
ſtreifen. — Fundort: mit dem vorigen und auch a. a. O.
auf der Inſel Gottland (Fig. 19, a. b. c. ein gottl. Ex.
aus v. Hagenows Sammlung); abgeriebene Ex., durch
ihre ſehr niedrigen faſt horizontalen oberen Kammern (nur
Yı bis % des Durchmeſſers hoch, — bei 11“ Durch⸗
78
meſſer nur 1“) leicht kenntlich (Fig. 19, d. aus Pom⸗
mern), finden ſich im norddeutſchen Diluvium (v. Hag.,
Koch), und zwar mit Beyrichia tuberculata Klöd. sp. ver-
N |
18. O. striatulum Boll VI, 20.
Dem O. bullatum Murch. Silur. 5, 29 ſehr ühn⸗
lich, aber der Sipho iſt bei unſerer Art intermedial, wäh⸗
rend er bei der engliſchen central iſt. Länge des vor—
liegenden Ex. 1“ 6%, oberer Durchmeſſer 1“ 7%,
Sipho 5““ von dem Bauchrande entfernt, 2“ Did;
Kammern ſtark gewölbt, aber nur 1½ “ hoch; die Schale
iſt mit ſcharfen, hervorragenden und ſchon mit bloßen Au⸗
gen erkennbaren Längsſtreifen geziert, deren durchſchnittlich
6 bis 8 auf die Breite von 1 kommen. Das vorlie⸗
gende Ex. iſt an beiden Seiten zwar ſtark abgerieben,
ſcheint aber auch im unverletzten Zuſtande nicht drehrund,
ſondern von elliptiſchem Durchſchnitte geweſen zu ſein;
von O. Hagenowii außerdem auch durch die viel ſtärkere
Längsſtreifung unterſchieden. — Fundort: oberſilur. Ger
ſtein des meklenburgiſchen Diluviums (m. Sammlung).
Anm. O. bullatum Murch. gehört auch in dieſe
Abtheilung der cochleata; ob auch O. lineatum Hising.
9, 6 (aus unterſiluriſchen Schichten Schwedens), habe
ich nicht ermitteln können, da ich es nie geſehen habe
(auch v. Hagenow fand es nicht in Schweden); es unter-
ſcheidet ſich durch einen centralen Sipho von allen Arten,
die ich in dieſer Gruppe vereinigt habe, und während dieſe
alle den oberſiluriſchen Schichten angehören, ſoll lineatum
geognoſtiſch tiefer ſtehen.
—
* 19. O. angulatum Wahlb. VII, 21.
His. X, 1. Breyn VI, 3 bis 5.
Kegel etwa %, mit etwas gebogener Achſe, Sipho
bei einem Kammerdurchmeſſer von 14” ungefähr 2“
dick und 2“ vom Bauchrande entfernt; ein Er. von 2“
Länge (Durchmeſſer 22), hat Kammern, jede alſo 3““
17 2 1
hoch. Bloße Steinkerne, welche von dieſer Art gewöhnlich
gefunden werden, ſind der Länge nach prismatiſch abge⸗
kantet, mit 20 bis 30 Seitenflächen; wo die obere Schale
aber erhalten iſ, läuft auf jeder Kante eine vorſpringende
Leiſte herab, in deren Zwiſchenräumen ſich noch 2 bis 3 ſchwaͤ⸗
chere Leiſten einſchieben. — Fundort: oberſiluriſche Schichten
der Inſel Gottland (v. Hag. Sammlung).
nn e Das ähuliche O0. canaliculatum Murch. 13,
26 aus England hat eine gerade Achſe, centralen Sipho
und niedrigere Kammern (2 %; O. virgatum ibid 9, 4
hat 40 ungleiche, durch vorſpringende K Kanten gebildete
Längsfurchen und nur halb ſo hohe Kammern.
20. O. costatum Boll VII, 22.
(in 2½ maliger Vergrößerung).
Etwas ſchwächer coniſch als angulatum, Sipho bei
einem Kammerdurchmeſſer von 5½ ““ vom Bauchrande
1½ ““ entfernt und 1 dick; Kammern niedrig, nur 1“
hoch; Steinkern prismatiſch abgekantet, aber mit nur 13
Seitenflächen; die obere Schale trägt auf jeder Kante eine
vorſpringende Längsleiſte, Zwiſchenleiſten fehlen; untere
Schale ohne Leiſten, mit ſtarken, grubigen Punkten bedeckt,
die in unregelmäßigen Längsſtreifen geordnet und in dieſer
Richtung durch vertiefte Linien unregelmäßig verbunden
80
find. — Fundort: in oberſilur. Gerölle in der Ukermark
(m. n
5 e. decussata.
Mit ringwulſtiger Sculptur, die durch eine ſenk⸗
rechte durchkreuzt iſt; Sipho central. Arten oberſiluriſch
(regio E).
* 21. O. annulatum Sow. VII. 23.
Murch. Silur, 9, 5. (annulatum His. 10, 2.)
Kegel etwa 14,, Kammern bei einem Durchmeſſer
von 9“ beinahe 3 hoch; Gehäuſe bei 21,” Länge
mit 11 mehr oder weniger hervortretenden ringförmigen
Wulſten umgeben, die von c. 39 undeutlichen Längsfurchen
durchſchnitten werden; die Schale iſt mit zahlreichen la⸗
mellenartig hervortreten, undulirend gebogenen Ringſtreifen
umgeben (die Wellenberge liegen auf den erhabenen Thei⸗
len des Gehäuſes, die Thäler in den Längsfurchen, was
leider in der Abbildung nicht überall richtig dargeſtellt ift!)
— Fundort: in den oberſtlur. Lagern zu Diupvik auf
Gottland (v. Hag. Sammlung), in England vom lower
Ludlow bis zum Caradoc sandstone. *
Anm. Die undulirenden Lamellen ſcheinen bei den
ſchwediſchen Ex. weitläuftiger geſtellt zu ſein, als bei den
engl. dies gewöhnlich der Fall iſt. Bei dem vorliegenden
ſchwediſchen Ex. ſtehen fie Y“ weit auseinander, doch
kommen auch in England Ex. vor, wo der Abſtand zwi⸗
ſchen ihnen ſogar 1“ beträgt. Die Längsfurchen des vor⸗
liegenden Ex. ſind weit zahlreicher (39) als die Abbildungen
bei Hiſinger (c. 26) und Murchiſon (c. 18) zeigen.
Das verwandte O. fimbriatum Murch. 23,20 aus
dem engl. lower Ludlow und Wenlock limestone hat
81
keine ringförmigen Wulſte, aber zahlreichere(c.66)Längsfurchen,
in denen die Wellenberge der undulirenden Streifen liegen,
während die Thäler den erhabenen Zwiſchenräumen zufallen.
22. O. annulato-costatum Boll VII, 24.
Das vorliegende Er. iſt 2“ 2° lang, Durchmeſſer
2 (es fehlt an der Spitze ein Stück von c. 10“, fo daß
das vollſtändige Ex. etwa 3“ lang geweſen wäre). Kegel
%, die Achſe deſſelben ein wenig gebogen; Sipho klein,
central, oberſte Wohnkammer 10 hoch, dann folgen durch
ringförmige, mehr oder weniger deutlich hervortretende Ein—
ſchnürungen abgegränzte und daher mehr oder weniger wulſtig
hervortretende Kammern; am unteren Ende ſind die Wulſte am
markirteſten und! nehmen allmählig nach der Wohnkammer
zu an Deutlichkeit ab; ein Stück vom unteren Ende von
4“ Länge und 2½““ Durchmeſſer hat 5 Wulſte oder
Kammern. Außerdem iſt aber das Gehäuſe bis zur
Wohnkammer hinauf auch noch mit 15 ſchmalen, leiſten⸗
artig hervortretenden Längslinien geziert, ganz ähnlich, wie
bei dem viel größeren böhmiſchen O. pseudo- calamites
Barr. (Quenſtedt Handb. 26, 8); auf der Wohnkammer
ſetzen dieſe Leiſten zwar nicht fort, aber die Kammer iſt
in der Richtung derſelben noch etwas kantig. — Fundort:
ober (2)⸗ſiluriſche Gerölle des mecklenburgiſchen Diluviums
(Dr, L. Brückners u. m. Sammlung).
Cyrtoceras.
Gehäuſe vielkammerig, in einer Ebene nicht ſpiral,
ſondern nur ſichelförmig gekrümmt, nie einen vollen Um⸗
gang bildend; die Biegung iſt entweder endogaſtriſch oder
exogaſtriſch, je nachdem der Sipho entweder mittelſtändig,
oder am inneren oder am äußeren Rande der Curve ge—
6
N
legen iſt; die Scheidewände find queer, ſchief, mit einfachen
Rändern, die Mündung gewöhnlich ole von vorn u
hinten zuſammengedrückt.
Die Arten dieſer Gattung zerfallen, wie Baraybe; in nn
hards u. Bronns Journ. 1854 ©.I gezeigt hat, in drei aner
a. mit centralem Sipho,
b. mit einem am inneren Rande der Curve gelegenen
Sipho, — nach Säemann alſo endogaſtriſch gebogen, und
e. mit einem am äußeren Rande der Curve gelegenen
Sipho — alſo exogaſtriſch gebogen. 1 *
Im Diluvium ſind mir nur erſt zwei dieſer Bat
angehörige Arten vorgekommen, nämlich ’
0 23. C. Brückneri Boll VIII, 26.
Länge der gebogenen Achſe 5“, Queerſchnitt kreis ·
rund, Sipho mittelſtändig, Biegung etwa ½ der Peri⸗
e king Bo Scheidewände einander ſehr e
re entfernt); j die Wa in es Mitte etwas
angeſchwollen, nach der Mündung zu ſich ziemlich ſtark ver⸗
engernd, dann aber ſich im Mündungsrande wieder aus⸗
breitend; Spuren der Schale zeigen, daß das Gehäuſe mit
ſtarken, etwas ſchräge geſtellten Ringſtreifen bedeckt war,
die oben etwa 1“, nach unten zu aber nur etwa von
einander entfernt ſtehen. — In Dr. L. Brückners Samm⸗
lung in einem Geſteine (grauem Kalk), welches allem An⸗
ſcheine nach der unter⸗ſiluriſchen Formation, und zwar einem
dem engliſchen Caradoc Sandſtein ähnlichen Geſtein angehört.
24. Cyrtoceras hospes Boll N, 29.
(Als Lituites falcatus).
Bopfamm und Spitze fehlen, auch Scheldewände
83
find an dem vorhandenen Steinkerne nicht mehr zu unter⸗
ſcheiden; der Sipho ſcheint am inneren Rande der Curve
gelegen zu haben, dieſelbe wäre alſo eine endogaſtriſche;
Queerſchnitt des Gehäuſes etwas vierfeitig- oval (was in
Fig. 29, b. nicht gut ausgedrückt iſt); Schale mit feinen
dichtſtehenden etwas unregelmäßigen (ſoweit die Spuren
derſelben dies noch erkennen laſſen,) Queerſtreifen bedeckt
die ſich vom Bauche nach dem Rücken zu ſehr ſtark ſenken
und auf letzterem einen weiten Sinus bilden. Die Bere
güngung des Gehäuſes nach unten iſt ſehr geringe. —
Nur in einem einzigen Ex. in Dr. v. Hagenows Samm-
lung vorhanden; es wurde in einem neuvorpommerſchen
Gerölle gefunden, welches dem, worin die vorige Art vor⸗
kommt, ganz gleich iſt.
An m. Obgleich ich an der generiſchen Stellung die-
ſer Art einigen Zweifel hege, jo reihet fie ſich ihrem Ha⸗
bitus nach doch ſo gut an die vorige an, daß ich ſie
nicht von derſelben trennen mochte. Lituites faleatus v.
Schl. Quenst. Ceph. l, 15 ſcheint von ihr ſpecifiſch (ob
Wach generiſch?) verſchieden zu ſein.
ser Lituites.
„Das Gehäuſe anfangs Eendogaſtriſch u 8
ſtriſch) ſpiral aufgerollt, ſpäter gerade geſtreckt. Die im
Queerſchnitte rundlichen oder ſubquadratiſchen Umgänge
des ſpiralen Theils berühren ſich entweder, oder ſind ge⸗
trennt. Der gerade geſtreckte Theil wird nicht durch die
Wohnkammer allein gebildet, ſondern enthält in dem un⸗
‚teren Ende noch Kammerwände. Letztere ſind meiſtens
ſehr genähert. Ihre Nähte find ſanft gekrümmt und laſſen
auf der Seite, meiſtens auch auf dem Rücken, eine flache
6
54
Einſenkung wahrnehmen. Der eine cylindrifche Röhre von
mäßiger Dicke bildende Sipho durchbricht die Kammer⸗
wände in der Mitte oder deren Nähe. Die Oberfläche
des Gehäuſes iſt mit ſcharfen Queerſtreifen oder Queer⸗
rippen bedeckt, welche auf dem Rücken einen deutlichen
Sinus bilden.“ (F. Römer in der Lethäa a. a. O. S.
492.)
25. Lituites cornu arietis Sow? vm, 27.
Vergl. Murchison XX, 20. *
J. Sowerby characteriſirt dieſe Art bei Murchiſon
folgendermaßen: „Scheibenförmig, gegen 4 aneinander
ſchließende Umgänge, umgeben von zahlreichen, ſcharfen
und etwas erhobenen Rippen (costae), zwiſchen welche
ſich Anwachslinien miſchen; Durchmeſſer beinahe 2 Zoll
engl. Exogaſtriſch eingerollt? — Nur mit Zweifel rechne
ich unſere Art hierher, da ſie einige Abweichungen von dem
engliſchen Exemplar zeigt, die ſich beſonders in der Schalen
ſculptur bemerklich machen. Unſer Ex. bat nämlich keine
Rippen, ſondern nur in gleicher Richtung liegende noch
viel feinere ſcharfe Queerſtreifen; doch ſcheinen auch die
engliſchen Ex. in der Sculptur nicht ganz beſtändig zu
ſein, indem bei Murchiſon XXII, 18 hernach eine Varietät
mit noch ſtärkeren, regelmäßigeren und von einander ent⸗
fernteren Rippen abgebildet wird. Unſer Ex. könnte dem⸗
nach eine in entgegengeſetzter Richtung fortgebildete Varie⸗
tät der Stammart ſein, bei welcher die ſchrägen Rippen in
bloße Rippenſtreifen umgewandelt wären. Zu Gunſten
dieſer Anſicht ſcheint mir auch der Umſtand zu ſprechen,
daß unſere meklenburgiſche Art in einem Geſteine vor⸗
kommt, welches dem entſpricht, worin die engliſche gefunden
85
wird, nämlich dem unterſiluriſchen Carad oc Sandftein,
von welchem unverkennbare Proben zwiſchen unſeren Ge—
roͤllen vorkommen, der aber auf der ſcandinaviſchen Halb.
inſel noch nicht als anſtehend nachgewieſen iſt. — Das
abgebildete, etwas verdrückte Exemplar befindet ſich in
meiner Sammlung. |
26. Lituites convolvens v. Schl. IX, 88.
Das Gehäuſe hat in ſeinem ſpiralen Theile 3 / au-
einanderſchließende, im Queerſchnitt ſubquadratiſche Um.
gänge. Die Kammerwände ſind ſehr genähert, Lage des
Sipho iſt nicht zu erkennen. Schräge Queerſtreifen (von
denen Fig. 28, a nur auf der zweiten Windung noch
Spuren zu bemerken find,) bedecken die Oberfläche. — L.
convolvens, wie F. Römer ihn in der Lethäa characteri—
ſirt (S convolvens Hising. 8, 6. und lamellosus His. 8,
7; imperfectus Quenst. Ceph. 2, 17), ſoll im Queerſchnitt
ovale oder rundliche Umgänge haben, exogaſtriſch gekrümmt
und nur mit ſehr feinen Anwachslinien bedeckt ſein; wegen
dieſer Abweichung ziehe ich unſere Art nur mit einigem
Zweifel hierher. L. convolvens findet ſich im unterſilu⸗
riſchen Kalke Schwedens und Livlands; das abgebildete
meklenburgiſche Ex. befindet ſich in Herrn Kochs Sammlung.
27. Lituites perfectus Wahlb. IX. 30
und 31 a bis e! (sinuatus del!)
Bronn leth, p. 494. L. lituus Hising. 8, 6 (ſchlecht).
Dieſe ſchöne Art, von deren Steinkerne Breyn ſchon
im J. 1732 auf Taf. 2 Fig. 11 die erſte, und zwar eine
recht gute Abbildung gegeben hat, iſt vielfach verkannt
worden, indem Schlotheim den gerade geſtreckten Theil der
Conchylie ſogar zu einem Orthoceratiten (O. undulatus v.
86
Schl. Ouenst. Ceph. I, 24) machte. — Der ſpirale Theil
des endogaſtriſch gebogenen Gehäuſes iſt ſeitlich etwas zu-
ſammengedrückt, ſo daß das Gehäuſe im Queerſchnitt dort
oval (31, b und e, — nicht drehrund, wie F. Römer an-
giebt,) erſcheint; die Umgänge berühren ſich nicht. Wenn
das Gehäuſe die Spirale verläßt, macht es anfänglich noch
eine leichte Biegung nach außen (31, d.) und wird end-
lich an Dicke und Rundung beträchtlich zunehmend,
ganz gerade (30). Die Scheidewände ſtehen ſich nicht ſehr
nahe (31, d), und der Sipho durchbricht ſie faſt interme⸗
dial (34, b. und ez bei 31, a bezeichnet die punctirte Linie
die Lage des Sipho). Die Oberfläche des Gehäuſes iſt
mit ringförmigen Wulſten bedeckt, die ſich etwas wellen-
förmig biegen und namentlich auf dem Rücken einen tiefe⸗
ren Sinus bilden (30), der nach der Spitze des Gehäuſes
hin (wo nämlich die Biegung und hernach die Einrollung
deffelben beginnt,) noch viel tiefer wird (31, c bei vier-
maliger Vergrößerung). Außer dieſen Ringwulſten zeigt
die Schale noch ähnlich verlaufende, ſehr dicht geſtellte
Ringſtreifen (30, oben links und 31. a), gegen welche auf
dem ſpiralen Theile des Gehäuſes die Wulſte 5 ganz
zurücktreten.
52 striatus IX, 34, f. — Ob Varietät, oder eigene
Art? Die Ringwulſte ſcheinen hier ganz zu fehlen und die
Windungen der Spirale berühren ſich. (In Dr. L. Brück⸗
ners Sammlung, zuſammen mit dem 5 31, d. .
ſtellten Exemplare.) >
Die Stammart findet ſich in dem grauen untesſtllbi⸗
ſchen Kalk bei Wedby auf Deland (v. Hagenow) und in
Dalekarlien, ſowie in den norddeutſchen (Meklenburg,
87
Pommern, Rügen, Mark Brandenburg, Schleften) Ges
röllen des Vaginatenkalks, auf Rügen z. B. zuſammen
mit Euomphalus Gualteriatus v. Schl. sp., Orthoceras
duplex Wahlb. und regulare v. Schl. Cheirurus exsul
Beyr., Reſten von Asaphus und anderen Trilobiten (alſo
Angelins regio C. angehörig,) — von den drei erſteren
Fundorten in meiner und Dr. L. Brückners Sammlung.
An m. Lange glaubte ich in den Fig. 31 dargeſtell⸗
ten Exemplaren eine eigene von perkectus getrennte Art
vor mir zu haben, weil jene im Queerſchuitt oval, Fig:
30 aber drehrund iſt; ein Gerölle, welches ich vor wenigen
Tagen am Strande von Jasmund fand, und worin beide
(wenn. auch getrennt) doch neben einander und unverkenn⸗
bar zu einander gehörend vorkamen, belehrte mich eines
Beſſeren. Von allen bisherigen Abbildungen derſelben,
die mir zu Geſichte gekommen ſind, giebt die älteſte, von
Breyn, die Geſtalt der Conchylie, Größe derſelben und
Lage des Sipho am beſten wieder.
28. Lituites undulatus Boll, Taf. VIII, 25.
f (Als Ancistroceras undulatum.)
Dieſe Art, für welche ich anfänglich eine neue Gat⸗
tung Ancistroceras (Haken-Horn, gebildet von zo
&yzıorgov und xEgws) aufſtellen wollte, ſehe ich mich nach
reiflicher Ueberlegung, wegen der großen Verwandſchaft,
die fie mit der voraufgehenden Art zeigt, genöthigt gleich⸗
falls der Gattung Lituites zuzuzählen. Die Sculptur der
Schale (undulirende Ringwulſte und Ringſtreifen, ein nach
der Spitze hin an Tiefe zunehmender Rückenſinus 25, c.) und
Lage des Sipho ſind faſt ganz gleich. L. undulatus unterſcheidet
ſich aber als Art wieder weſentlich von perkectus durch die
88
ſchnelle Erweiterung des gerade geſtreckten Theiles des
Gehäuſes, wodurch derſelbe eine ſtark kegelförmige Geſtalt,
erhält (der Kegel etwa 2.50 wogegen Bruchſtücke des ge—
ſtreckten Theiles von L. perfectus cylindriſch erſcheinen;
ferner durch die viel kleinere Spirale, welche das aufgerollte
Stück des Gehäuſes erſichtlich nur gebildet haben kann,
und endlich noch durch die verhältnißmäßig viel dichter ges
ſtellten Scheidewände. — Ich fand 2 Ex. dieſer Art in
einem Gerölle unterſiluriſchen Vaginatenkalkes (regio C.)
bei Uſadel unweit Neubrandenburg; das größere, nicht ab⸗
gebildete, hat einen oberen Durchmeſſer von 2 ½ Zoll.
29. Lituites Breynii Boll, Taf. IV, 10.
(Als Orthoceras hospes Boll.) ”
O. laeve Quenst. Ceph. I, 12,
Auch dieſe Art ift von Breyn IV, 1. 2 ſchon recht
gut dargeſtellt, weßhalb ich ihr den Namen dieſes ver-
dienten Mannes beilege. Sie ſchließt ſich ſo eng an die
voraufgehende Art an, daß ſie in Bezug auf ihre generiſche
Stellung deren Schickſale theilen muß. Zwar find mir noch nie=
mals vollſtändig erhaltene Exemplare mit eingerollter Spitze
vorgekommen, dennoch kann ich nicht daran zweifeln, daß
dieſelbe eine (wenn auch nur ſehr kleine) Spirale gebildet
habe, und daß demnach die von Quenſtedt gegebene Fi—
gur, deren zarte Spitze eine ganz gerade geſtreckte iſt, nur
eine ideelle, von ihm an den allein erhaltenen oberen und
mittleren Theil des Gehäuſes heran conſtruirte ſei. Eine
ſolche Weiterführung des Gehäuſes lag allerdings nahe,
und wäre die Spitze meines L. undulatus auch nur um
einen halben Zoll weiter abgebrochen, als dies jetzt der
89
Fall iſt, würde ich ſie gleichfalls durch eine gerade geſtreckte
ergänzt gedacht haben. — Dieſe Art ſteht in ihrem ganzen
Habitus der vorigen ſehr nahe, unterſcheidet ſich aber von
ihr dadurch, daß fie etwas weniger ſtark coniſch iſt (der Kegel
etwa 3), daß ihr die Ringwulſte (aber nicht die undu⸗
lirenden Ringſtreifen,) fehlen und daß die Scheidewände
etwas weiter auseinandergerückt find. Der anjehnliche
Sipho liegt excentriſch, die untere Schale iſt glatt. — Auch
dieſe Art erreicht anſehnliche Dimenſtonen; mir liegt ein
eben ſo großes Exemplar vor „als das von Breyn abge-
bildete, nämlich mit einem oberen Durchmeſſer von 1“
9 %. Sie ift weit verbreitet in unterſiluriſchen Kalkgeröllen
des norddeutſchen Diluviums (meine und Kochs Samm-
lung); in Schweden ſcheint ſie noch nicht gefunden zu ſein.
Anm. O0. laeve Flemm., deſſen Namen Quenſtedt
dieſer Art beilegt, gehört gar nicht einmal der ſiluriſchen
Formation an. | |
30. Lituites Angelini Boll IV, 11.
(Als Orthöceras,)
Dieſe Art reihet ſich der vorigen an, welcher er ſehr
nahe ſteht, ſich aber durch einen höheren Kegel (¼0, cen—
tralen Sipho und weniger gebogene Ringſtreifen (ſie ſenken
ſich nur auf der Bauchſeite zu einem ſchwachen, auf dem
Rücken zu einem etwas ſtärkeren Sinus) von ihr unter-
ſcheidet. Ex. mit erhaltener eingerollter Spitze habe ich
auch von dieſer Art noch nicht geſehen, aber bei einem
ſchwediſchen Ex., welches Fig. 11, b. dargeſtellt iſt, bemerkt
man eine leichte Krümmung der Achſe, welche an die
Achſenbiegung des L. perfectus (Taf. IX, 31. d) erinnert.
— Dieſe Art erreicht noch größere Dimenſionen als L.
m
Breynii: ein vorliegendes meklenburgiſches Er. hat einen
oberen Durchmeſſer von 3“. Sie findet ſich im rothen
unterſtluriſchen Kalk bei Bryum und Wedby auf Oeland
(v. Hagenows Sammlung), und in dem gleichen Geſteine
des meklenburgiſchen Dilnviums (m. e |
Werfen wir nun zum Schluß noch einen Blick auf
die Oränzen der verticalen Verbreitung der ein⸗
zelnen Arten, ſo werden wir finden, daß dieſelben ziemlich
eng geſteckt find. Denn nicht allein reicht keine Art über
die Gränzen der ſiluriſchen Formation hinaus und ſetzt ſich
noch in der nächſtfolgenden devoniſchen fort, wie man früher
von manchen Arten (namentlich von dem ſo viel verfannten
Orthoceras regulare) annahm, — ſondern ſogar innerhalb
der ſiluriſchen Formation ſelbſt ift die verticale Verbreitung
der Arten ſo ſehr eingeengt, daß jeder Unterabthei-
lung derſelben ihre eigenthümlichen Arten zu⸗
gewieſen ſind, welche ſich auf fie allein beſchränken.
Dies Geſetz iſt in Bezug auf die von uns abgehandelten
dreißig Arten jo ſtrenge durchgeführt, daß nur eine ein⸗
zige (Orthoceras conicum) zwei benachbarten Schichten
gemeinſam zu ſein ſcheint. Daß ein gleiches Geſetz auch
in Bezug auf die petrificirten Reſte anderer Thierclaſſen in
der ſiluriſchen Formation ftattfinde, haben Barrande.umd
Angelin namentlich hinſichtlich der Trilobiten ſchon nach⸗
gewiefen.
So weit ich gegenwärtig die in re ver⸗
breiteten ſiluriſchen Gerö lle kenne, laſſen ſich dieſelben
(von den tiefſten zu den höchſten ee 8
folgendermaßen claſſificiren:
1.
2
91
J. Protozoiſche Geſteine.
Fucoiden⸗Sandſtein Cſehe Wege ee
regio I. |
Schwarzer Alaunſchiefer, IN u, dunfelbraus
ner Kalk, häufig mit Anthraconit, faſt ausſchließlich
Trilobitenreſte aus den Gattungen Agnostus, Ole-
nus, Ellipsocephalus u. a. enthaltend (ſchon etwas
häufiger vorkommend), — Angelins regio II. a
und III (B.) umfaſſend.
II. en Geſteine.
Pr.
14
Vaginatenkkalk (von! den in ihm faſt ansſchließlich
vorkommenden Orthoceratiten aus der Abtheilung
der Vaginaten ſo benannt, — die Ruſſen nennen
ihn pleta), nicht fehr feſter rother und grauer Kalk
(ſehr gemein), — Augelins regio V. (C.)
Caradoc⸗Sandſtein, ein ſandiges Geſtein mit
kalkigem und thonigen Bindemittel, in dem die Con-
chylienſchalen ſelten erhalten find und worin faſt nur
Steinkerne und Abdrücke vorkommen. Dies in Eng⸗
land, aber auf der ſcandinaviſchen Halbinſel noch nicht
anſtehend gefundene Geſtein kommt unverkennbar un⸗
ter unferen Geröllen, wenn auch nicht häufig, vor. Ob
es dem Vaginatenkalk parallel, oder über oder unter
demſelben ſteht, ſcheint noch nicht ermittelt zu ſein.
III. MWisteiſiluriſches Graptolithengeſte bi,
faſt ausſchließlich ſchwarze, ſägeuförmige Graptolithen
und einige Orthoceratiten enthaltend, neben denen hin
und wieder noch Trilobitenreſte (Acidaspis, Conoce-
phalus) vorkommen (nicht ſehr häufig), — wahrſchein⸗
lich Angelins regio VI. (D.)
92
IV. Oberſiluriſches Geſtein in großer Menge und
vielen Abänderungen, Angelins regio VII. (D. E.),
und VIII. (E.) eutſprechend
Von dieſen Geſteinen find die älteſten, die protozoi—
ſchen, bei uns, wie auch in Böhmen und Scandinavien
(hier mit einer Ausnahme, „) durchaus ohne alle Cepha⸗—
lopodenreſte. Sehr maſſenhaft aber treten dieſe ſogleich in
den Vaginatenkalken auf. Dieſelben enthalten an
Orthoceras Arten aus der Abtheilung der vaginata: va-
ginatum, duplex, commune; der regularia: regulare
Nilssoni, Wahlenbergii, laevigalum, conicum; an Li-
tuites Arten: convolvens, perfectus, undulatus, Breynii,
Angelini. N
Für den Caradoc-Sandſtein beanſpruche ich Cyr-
toceras Brückneri und hospes, Lituites cornu arietis.
In den Graptholithengeſteinen kommen vor:
Orthoceras Reinhardi, conicum und ornatum.
Die oberſiluriſchen Geſteine enthalten in un-
ſeren Geröllen nur Orthoceratiten, und zwar keine einzige
Art aus der Abtheilung der vaginata, nur eine aus der
der regularia, nämlich columnare; aber drei von den an-
nulatis: Hisingeri, gottlandicum und verticillatum,
ſämmtliche cochleata: cochleatum, imbricatum, Hageno-
wii, striatulum, angulatum und costatum, ſowie auch die
beiden decussata: annulatum und annulato-costatum.
Bei den Orthoceratiten zeigt ſich demnach hinſichtlich
der Schalenbildung innerhalb dieſer Formation eine ent⸗
4. Nach Angelin findet ſich in der regio B. bei Andrarum ein
Orthoceratit (ob O. tenue Wahlb. Hising. 37, 47). Barrande
Parallele etc. p. 43.
N
BR... BR
ſchiedene Fortbildung von den einfacheren zu den com-
plicirteren Geſtalten, indem die vaginata und regularia
(mit nur einer einzigen Ausnahme) den unteren und mitt⸗
leren Schichten angehören, während die annulata, coch-
leata und decussata den oberen zufallen.
Tabelle
zur leichteren U eberſicht und Beſtimmung
der Gattungen und Arten.
Gehäuſe gerade geſtreckt, ſtärker oder ſchwächer kegelförmig,
in Bruchſtücken ſelbſt cylindriſch erſcheinend Orthoceras
(Bilden bei geradegeſtreckten
Bruchſtücken die Ringwulſte oder
Br: Ringſtreifen auf dem Rücken ei⸗
nen beträchtlichen Sinus, fo ge⸗
hören ſie zu Lituites.) 5
Gehäuse ſichelförmig gebogen .. Cyrloceras
Gehäuſe anfangs ſpiral eingerollt, dann ge⸗
TT 2a. „ . . . Litules.
Orthoceras.
Sipho groß, lateral (vaginata)
SchalemitRingwulftenu. Ringſtreifen vaginatum 1.
Schale, die obere, glatt £
untere Schale gleichfalls glatte... commune 3,
untere Schale mit feinen, dicht gedrängten
Queerlinien
Queerlinien etwas punctirt (nur im Vaginatenkalk) duplex 2
Queerlinien runzelig (nur im Graptolithengeflein) . Reinhardi 4.
Sipho klein, central oder ercentriſch
Gehäuſe mit ſtarken Ringwulſten,
aber ohne Längsſculptur (annulata)
Gehäufe groß, mit entfernteren Wulſten
Wiulſte auf dem Rüden gerundet 25 50 8 » Hisingeri 11
Wulſte auf dem Rüden kantig „ gottlandicum 12
94
Gehaͤuſe klein, mit dicht Auer FR
Wulſte horizontal. 5
Wulſte ſchräge x 1
Gehäuſe mit undeutliche Wulſten uns
mit Längsſculptur (decussata)
die Wulſte von c. 39 undeutlichen Längsfurchen
durchſchnittenz zahlreiche undulirendeRingſtreifen
die Wulſte mit 15 leiſtenartigen Längslinien
%% AAA T >
Gehäuſe ohne Ringwulſte (regularia)
mit Ringſtreifen
untere Schale mit haarfeinen Queerlinien. .
untere Schale fein punctirt
Ringſtreifen der oberen weitläuftig (7—9 auf 1%
Ringſtr. d. oberen ſebr gedrängt (15—16 auf 1%
untere Schale mit gedrängten, ſchwachen, gru⸗
bigen Puncten, Steinkern unregelmäßig längs
geſtrichelt inen
glatt
ſchwach coniſch een Bruchstr. cylindr.) Kam⸗
mern ſchwach gewölbte
deutlich coniſch (ſelbſt in Bruchſt.) K. ſtark
gewölbt + * + * 0 . * * * 0 + .
Sipho intermedial, ziemlich groß, in den Kolk
mern angeſchwollen, Gehäuſe längs geſtreift,
oder gerippt (cochleata).
Steinkern der Conchylie nicht längs
gekantet, ſondern gerundet
Sipho in den K. zu großen (bis 2”) platt
gedrückten Kugeln anſchwellend, Schale durch
Zerſtörung der Sculptur meift glatt
Sipho aus kleineren Kugeln (nicht 17 beſtehend
Gehäuſe im Queerſchnitt kreisrund; Längs⸗
ſtreifung nur durch die Loupe erkennbar.
.»"imbrieatum 16.
Kammerſcheidewände am Bauche ſtark deprimirk
Kammerſcheidewände am Bauche nicht deprimirt
verttellatum 18
ornatum 14
i
annulatum 21,
annulato-
eostatum 22.
Nilssoni 5.
regulare 6.
Wahlenbergii 7.
columnare 8.
laevigatum 9.
conicum 10,
eochleatum 15.
Yr
28
Häzenowii 17.
— p —«—«*
95
Gehaͤuſe im Queerſchnitt elliptiſch; Streifung
Rat - . . . „„ aalen 18.
Steinkern längs gepgnsgt ö
20 bis 30 Kanten, denen eben fo viele ſtarke
Längsleiſten auf der Schale entſprechen,
zwiſchen denen noch je 2 bis 3 ſchwächere
,, - .. . . ..:, „angulatum 19.
13 Kanten und eben fo. viele Längsleiſten auf
der Schale, ohne Zwiſchenleiſten „ costatum 20,
ro rA.
Sehäufe im Queerſchnitt kreisrund . Brückneri 23.
| etwas vierſeitig⸗ oval hospes 24.
ieee.
(In der Regel findet man nur entweder das ſpiralför⸗
mig eingerollte, oder das gerade 5 Stück des
Gehäuſes allein.)
Spitze eee te
Gehaͤuſe im Queerſchnitt rund. . ... cornu arietis 25.
ſubquadratiſch .. „convolvens 26.
Spitze endogaſtriſch eingerollt |
der geſtreckte Theil faſt eylindriſchz
Gehäuſemit undulirenden Ringwul⸗
ſten und mit Streifen, die auf dem
Rücken einen ſtarken Sinus bilden . perfectus 27.
der geſtreckte Theil ſtark coniſch
Sipho exeentriſch f
Gehäuſe mit undulirenden Ringwulſten und Streifen, ſtarkemSinus
und ſehr kleiner Spirale 8 F . “ 5 . undulatus 28.
Gehänſe mit undul. Ringſtreifen, ſtarkem Sinus und fehr
kleiner Spirale 2 8 3 m „rennt: 29.
Sipho central, Kegel ſich lang amer 1
Kingftreifen weniger undulirend Angelini 30,
96
4. Aeberſicht der Käfer Mecklenburgs |
von
F. W. Clafen.
(Dritte Abtheilung.)
Fam. Cerambices.
Spondylis Fabr.
8. buprestoides Fabr. — C. R. Der Käfer erſcheint
im Juli und Auguſt, findet ſich in Kieferſtöcken eben nicht
ſelten, ſchwärmt weit umher, ſo daß man ihn an Orten
findet, wo man ihn am wenigſten ſuchen würde.
Ergates Serv.
E. faber Linn. — C. R. Tiefer landeinwärts iſt
der Käfer in Kieferwaldungen ſo ſelten nicht, in unſerer
nördlichen Gegend, namentlich bei Roſtock und in der
Roſtocker Haide, haben wir ihn noch nicht gefunden.
Prionus Geoff.
P. coriarius Fabr. — C. R. Iſt hier ein ziemlich ſeltener
Käfer, obgleich er im Innern des Landes an manchen Stellen
gar nicht ſelten vorkommt. Im Juli und Auguſt.
Hammatochaerus Serv.
H. heros Fabr. — C. R. Der Käfer ſcheint nur
dem ſüdlichen Theile des Landes anzugehören und hält ſich
an alten Eichen auf. Die Stücke unſerer Sammlungen
ſind bei Ludwigsluſt und Pinnow gefunden; in der Roſtocker
Gegend und Haide ſcheint er nicht vorzukommen.
H. cerdo Fabr. — C. R. Sit ſehr verbreitet in
Meklenburg, häufiger als der Vorige und findet ſich in der
97
Roſtocker Haide auch mitunter, wo ich ihn auf Schirm⸗
blumen angetroffen habe. |
| Rosalia Serv.
R. alpina Linn. — C. Es iſt mir nicht bekannt,
daß dieſer ſchöne und fſelten vorkommende Käfer anderswo
als am Walle bei Parchim in alten Buchen vorgekommen
iſt, und auch daſelbſt hat ſich durch Abräumung der alten
Bäume die Lokalität ſo verändert, daß eine Entwickelung,
dieſes Thieres wohl nicht mehr möglich iſt, wodurch der
Käfer in Mekleuburg vielleicht ausgerottet iſt. |
Aromia Serv.
A. moschata Linn. — C. R. In der Regel iſt das
Männchen viel kleiner, als das Weibchen. Den Käfer
findet man im Juli und Auguſt häufig an Weiden, wo
er in heißen Sommertagen einen von weitem bemerkbaren
Geruch verbreitet. ae |
Criocephalus Muls.
C. rusticus Linn. — C. R. Am häufigſten findet
man zwar den Käfer hinter der Rinde alter Kieferſtöcke,
aber mitunter auch hinter der Rinde anderer Bäume z. B.
der Pappeln. In der Roſtocker Hande an einigen Stellen
eben nicht ſelten. 2 25 | |
Criomorphus Muls
C. castaneus — Linn. C. R. Von dieſem in Größe,
Färbung u. ſ. w. ſehr verſchiedenen Käfer findet man auch hier die
kleinere Var. mit kaſtanienbraunen Flügeldecken (C. castaneus),
die mit glänzendem, fein und ſparſam punktirten Hals⸗
ſchilde (C. luridus) und noch andere mit rothen Schenkeln
(C. fulcratus). In Fichtenſtöcken nicht ſelten.
7
3
Asemum Eschs ch.
A. striatum Linn. — C. R. Sehr verſchieden in Größe
und Farbe. Die kleinen Stücke ſind in der Regel ganz
hellbraun und wahrſcheinlich nicht vollſtändig entwickelt.
findet ſich in Kieferſtämmen ziemlich häufig.
Hylotrupes Serv.
H. bajulus Linn. — C.-R. Auch von dieſem Käfer
findet man häufig kleinere und hellbraun gefärbte Stücke.
Der Käfer ſcheint ſehr umher zu ſchwärmen, man trifft
ihn häufig im Fluge und überall an Wänden und Mauern
ruhen, und obwohl er vorzugsweiſe ſeine Heimath im
Tannenholze hat, ſo findet man ihn doch auch nicht ſelten
in alten Häuſern ꝛc.
Calidium Fabr.
C. violaceum Linn. — C. R. Nicht ſehr häufig.
C. sanguineum Linn. — C. R. Wenn auch die Larve
meiſtens nur in Eichen vorkommen mag, ſo ſchwärmt doch
der im Ganzen nur ſeltene Käfer weit umher, denn man
ſindet ihn meiſtens an Stellen, wo man ihn am wenig⸗
ſten ſuchen würde, auch zuweilen auf Blumen.
C. variabile Linn. — C. R. Die Veränderlichkeit in
Größe und Färbung dieſes häufig vorkommenden Käfers
iſt ſehr bedeutend. Verſchiedene Abarten findet man auch
hier, namentlich: Phymatodes nigrinus Muls, Ph. fenni-
cus Fabr., Ph. praeustus Fabr., Ph. testaceus L., und
alle gleich häufig.
C. clavipes Fabr. — C. R. In der Größe ſehr ver:
ſchieden. Im Spätſommer häufig an alten aus Weiden
geflochtenen Zäunen.
C. femoratum Linn. — C. Sehr ſelten.
\
99
Clytus Fabr.
C. arcuatus Linn. — C. R. Man findet den Käfer
auch in Häuſern, wo ſeine Larve wahrſcheinlich in altem
Holze lebt; kommt aber nicht häufig vor.
C. mysticus Linn. — C. R. In der Roſtocker Ges
gend iſt der Käfer noch nicht gefunden, auch iſt mir nicht
bekannt, daß er anderswo gefunden iſt, als von Raddatz
bei Bützow und bei Sülz, von wo aus ich ihn durch
meinen Freund, den Salinenbeamten Koch, erhalten habe.
Im Juni.
C. arietis Linn. — C. R. In der Mitte des Som⸗
mers überall nicht ſelten.
Gracilia Serv.
G. pygmaea Fabr. — C. R. Am alten Holze, an
Häuſern 20.5 aber ſelten.
Obrium Latr. >
O. brunneum Fabr. — C. Hier ſehr jelten.
| Molorchus Fabr.
M. minor Linn, — C. R. Hier haben wir den Kä⸗
fer in trockenen Fichtenzweigen gefunden.
An m. M. major Linn. und M. umbellatarum Linn,
ſollen nach Bach faſt überall vorkommen. In der Roſtocker
Gegend haben wir dieſe Käfer nicht gefunden, ſie ſcheinen
auch im Lande zu fehlen.
Ast ynomus Dez.
A. aedilis Linn. — C. R. Larve und Käfer finden
ſich faſt überall unter der Rinde trockener Tannenarten.
Leiopus Serv.
L. nebulosus Linn. — C. R. ei ſelten, fe
ders in Eichenwäldern.
7 *
100
Pogonocherus Muls.
P. hispidus Fabr. — C. Sehr ſelten in Kieferwäldern.
f P. pilosus Fabr. — C. R. Der Käfer ſcheint weit
umher zu ſchwärmen, weil man ihn im Juli und Auguſt
überall an Häuſern und Mauern findet. Die Larve lebt
hier meiſtens in Kiefern.
P. fascicularis Panz. — C. R. Mitunter häufig in
den jungen trockenen Kiefern, aus deren Stämmen wir den
Käfer in Menge gezogen haben.
P. ovalis Gyll. — C. In der Mitte des Sa
einigemal in Kieferwäldern geſchöpft. Die Larve lebt
wahrſcheinlich auch in Kiefern.
Monohammus Muls.
M. sutor Linn. — C. R. Von dieſem ſeltenen Kä⸗
fer iſt ein Exemplar am Roſtocker Strande gefunden, und
ein anderes in einem Hauſe an Brettern. Wahrſcheinlich
find beide Stücke mit Brettern aus Schweden hierher ge.
kommen.
Lamia Fabr.
L. textor Linn. — C. R. Man findet den Käfer
überall einzeln; am häufigſten habe ich ihn im Auguſt
unter den jungen Loden dicht an der Erde alter Weiden⸗
ſtämme gefunden. |
Mesosa Serv.
VM. nubila Ol. — C. R. Zu verſchiedenen Zeiten im
Sommer an alten Weidenzäunen gefunden, worin auch die
Larve lebt. Bei Roſtock und Remplin, ſelten.
5 Anm. Von der Gattung Dorcadion iſt uns in Me⸗
klenburg noch keine See vorgekommen.
101
Anaesthetus Muls. 11115
A. testaceus Fabr. — C. R. Dieſer Käfer ſoll ein
nächtliches Thier ſein, das ſich am Tage verborgen hält.
Wir haben ihn in der Mitte des Sommers, oft am hellen
Tage, ſowohl bei Roſtock, als bei Schwaan an nicht alten
Weidenzäunen in ziemlicher Anzahl gefunden.
l Saperda Fabr.
S. carcharias Linn. — C. R. Häufig an Pappeln.
S. scalaris Linn. — C. R. Einigemal hinter der
Rinde alter Eichenpfähle und an Birken gefunden.
S. populnea Linn. — C. R. Häufig auf Espen;
aber auch aus Anſchwellungen von Dornzweigen gezogen.
| Tetrops Kirby. |
T. praeusta Linn. — C. R. Der Käfer iſt BR vers
breitet, und obgleich die Larve in Birken und Birnbäumen
leben ſoll, jo findet man den Käfer doch oft auf den ver-
ſchiedenſten Bäumen z. B. auf Weiden ır.
| Oberea Muls.
O. oculata Linn. — C. R. Den Aufenthalt hat
dieſer Käfer mit Lam. textor L. gemein, iſt aber in hie⸗
ſiger Gegend etwas häufiger.
O. linearis Linn. — C. R. Dieſer Käfer iſt ee
in einem Garten bei Roſtock in ziemlicher Menge, angeb—
lich auf einem Jasminſtrauch, gefunden.
Phytoecia Muls.
Ph. cylindrica Linn, — C. Nur einigemal gefunden.
Ph. nigricornis Fabr. — C. Hier ſehr ſelten.
Agapanthia Serv.
A. cardui Fabr. — C. Hier iſt dieſer ſeltene Käfer
102
einigemal auf verſchiedenen krautartigen et in der
Mitte des Sommers gefunden, a
A. angusticollis Schoenh. — R. Im Juni bei Bützow
gefunden.
P. violacea Fabr. — C. Ich verdanke dieſen Käfer
der Freundlichkeit des Herrn Stellner, der ihn in Wismar
in einem Hauſe am Fenſter gefangen hat; hier iſt der Käfer
mir noch nicht vorgekommen.
| RhamnusiumLatr
Rh. salicis Fabr. — C. In hieſiger Gegend nur
einigemal gefunden.
Rhagium Fabr.
R. bifasciatum Fabr. — C. R. In Fichten⸗ und
Kieferſtöcken bei Teſſin, Bützow u. ſ. w.; bei Roſtock und in
der Roſtocker Haide iſt der Käfer noch nicht gefunden; er
ſcheint, wie manche andere Thiere, die Seeluft zu meiden.
Rh. mordax Fabr. — C. R. An Eichenſtöcken überall
häufig.
Rh. inquisitor Linn. — C. R. Unter der Rinde
verſchiedener Bäume, beſonders der Eichen und Buchen,
häufig.
Rh. indigator Fabr. — C. R. Unter Kiefernrinde häufig.
Toxotus Serv.
T. cursor Linn. — C. Einigemal in der Roſtocker
Haide und bei Ludwigsluſt gefunden.
T. meridianus. Gyll. — C. R. Aus Ludwigsluſt
von Herrn Stellner erhalten.
Pachyla Serv.
P. octomaculata Linn. — C. Von Herrn Stellner
aus Ludwigsluſt erhalten.
103
P. collaris Linn. — C. R. Auf Jasminblüthen und
auch auf Erlen gefunden.
Strangalia Ser v.
st. armata Herbst. — €. Iſt in der Rostocker Ge⸗
gend noch nicht gefunden; die Exemplare meiner Samm⸗
lung habe ich aus Ludwigsluſt erhalten.
St. quadrifasciata Linn, — C. R. Nicht ſelten, auch
auf Blüthen.
St. atra Fabr. — C. R. Nicht ſelten auf verſchiedenen
Pflanzen und Blüthen,
St. revestita Linn. — C. Sehr ſelten und nur
einigemal in der Roſtocker Haide auf Pflanzen gefunden.
St. nigra Linn. — C. R. Nicht ſelten auf Pflanzen.
St melanura Linn. — C. R. Ueberall häufig auf
Blüthen, beſonders häufig auf Scabioſen und Jaſtonen.
St. bifasciata Müll. — C. R. Nicht jo häufig, als
die vorige und auch auf Pflanzen.
Leptura Linn.
L. testacea Linn. — C. R. Auf alten Kieferſocen
häufig.
L. scutellata Fabr. — C. Hier nur einmal gefangen.
L. eincta Fabr. — C. R. Da L. eineta nach Red»
tenbacher nur in Gebirgsgegenden und nach Bach bei Glatz,
Regensburg und Freiburg, alſo auch n Gebirgsgegenden,
vorkommen ſoll, da ferner Lept. sanguinolenta Fabr. nach
Bach ziemlich uberall vorkommt, bei uns aber äußerſt ſeltenzu
fein ſcheint; jo hatten wir bei unſerem aber hier nicht fels
ten vorkommenden Käfer anfangs einige Zweifel gegen die
Richtigkeit unſerer Beſtimmung; allein die vollkommen
übereinſtimmende Beſchreibung von Redtenbacher's Lept.
104
eincta mit unſerem Käfer und auch das Vorhandenſein
deſſelben nach Gyllenhal in Schweden haben unſere an⸗
fänglichen Zweifel beſeitigt. |
IL. sanguinolenta Fabr. — C. Bis jetzt nur ein
Männchen gefunden. Mg
| Grammaptera Serv.
G. livida Fabr. — C. R. Im Juli und Anguft
häufig auf Blumen.
G. ruficornis Fabr. — C. R. Mit dem 2 aber
ſeltener.
6. quadriguttata Fabr. — 7 R. Obgleich 9 Käfer
im ler jelten vorkommt, jo haben wir doch alle von
Bach aufgeführten Abarten theils hier, E bei a
und Ludwigsluſt gefunden.
G. lurida Fabr. — C. R. In der Ro ſtocker Haide,
doch nicht häufig. 1
G. laevis Fabr. — C. R. Ziemlich häufig.
Fam. Donaeiae.
Donacia Fabr. a!
D. crassipes Fabr. — C. R. Auf Npaplae-Atten
nicht ſehr häufig.
D. eincta Germ. — C. R. Auf Pötamugetuß na-
tans am häufigſten.
D. dentata Hoppe. — C. R. Auf e
Waſſerpflanzen nicht ſelten.
D. sparganii Ahr. — C. Dieſe Species iſt von er
vorigen nicht allemal Leicht zu unterscheiden, wenn nicht
beide neben einander vorliegen, und auch dann würde es
nicht immer leicht ſein, ſie mit Sicherheit zu unterſcheiden, weil
beide Arten in der Farbe ſowohl, als in der Form ſehr
105
veränderlich find und eben jo die Eindrücke auf den Flügel⸗
decken. Die ſicherſten Unterſchiede ſind folgende: bei D.
sparg. iſt die Unterſeite, in gewiſſen Richtungen betrachtet,
ſchön goldgelb, bei der vorigen Art aber weißlich; der
Quereindruck auf der Stirn iſt ſtark, wodurch hinter jedem
Fühler deutlich ein Höcker entſteht, bei der vorigen Art
nicht deutlich. Von dem Hinterende der weniger ſcharf be—
grenzten Linie des Halsſchildes laufen die Runzeln ſtrahlen⸗
förmig aus, bei der vorigen Art nicht. Die Schenkel ſind
bei dieſer Art am obern Ende und an der Unterſeite dunkel
und mit den übrigen Theilen der Beine gleich gefärbt,
mithin auch die Schienen; bei der vorigen Art mit Eine
ſchluß der Schienen aber ſtets hell röthlich. Bei dem
Weibchen iſt der zweite Zahn an den Hinterſchenkeln oft
nur ſehr klein, und dies mag auch wohl der Grund ſein,
weshalb Ahrens dieſe Species in die Abtheilung der ein—
zähnigen Donacien ſetzt. Andere Abweichungen beider
Species find nicht conftant genug, um die Unterſchiede
beider Arten außer Zweifel zu ſtellen, obgleich D. sparg.
im Allgemeinen ſchlanker und auch kleiner iſt. Auf Sagil-
taria im Juli. | |
D. dentipes Fabr. — C.R. Obgleich der Käfer gar
nicht jo ſelten vorkommt, ſo findet man ihn doch immer
nur einzeln auf ſehr verſchiedenen Pflanzen und beſonders
in Wäldern.
D. lemnae Fabr. — C. R. In Größe, Form und
Farbe ſehr verſchieden. Sehr häufig auf verſchiedenen
Waſſerpflanzen, hauptſächlich auf Sparganjum-Arten.
D. sagittariae Fabr. — C. R. Die Abart mit blauem
Kopfe haben wir hier noch nicht gefunden, dagegen aber
106
einige Exemplare von überall grünlich blauer Farbe. Hier
iſt der Käfer aber nicht ſo ſelten, meiſtens auf Waſſer⸗
pflanzen, aber auch in Wäldern auf anderen Pflanzen.
D. thalassina Germ — C. R. In hieſiger Gegend
ſehr ſelten und einigemal bei Schwaan gefunden.
D. brevicornis Ahr. — C. R. Iſt hier ebenfalls
ſehr ſelten.
D. sericea Linn. — C. R. Ju der Sculptur find
die Thiere dieſer Species eben nicht ſehr verſchieden, deſto
mehr aber in der Farbe und zum Theil in der Beſchaffen—
heit der Oberfläche. Von den vielen vorkommenden Ab-
arten haben wir hier gefunden:
D. violacea Hoppe. Violet röthlich ſchimmernd.
D. violacea Gyll. Mit faſt glatten Flügeldecken.
D. proteus Kunze var. b. Blaugrün.
D. aenea Hoppe. Glänzend bronzefarbig.
Man findet den Käfer ſtets einzeln auf verſchiedenen
Pflanzen, im Ganzen aber doch ſelten.
D. nigra Fabr. — C. R. Hier kommt eine Abart
vor mit ſchwarzen Fühlern und Beinen und bei ſolchen
Exemplaren iſt dann auch der Bauch dunkler. Auf Arundo-
Arten und eben nicht häufig.
D. discolor Hoppe — C. R. Bei dem Männchen
iſt die Oberſeite verſchieden gefärbt. Sehr häufig.
D. affinis Kunze — C. R. Von den verſchiedenen
Abarten kommen hier vor:
D. rustica Schüpp.
D. affinis Kunze.
D. pallipes Sturm. und alle gleich häufig
r
107
D. menyanthidis Fabr. C. R. Auf verſchiedenen
Waſſerpflanzen häufig. N
D. semicuprea Panz. (D. simplex III.) — 0. R.
Mit dem Vorigen.
D. simplex Fabr. (D. Iinearis Hoppe) — C. R.
Nicht häufig auf Waſſerpflanzen.
D. typhae Brahm. — C. R. Mit dem vorigen, aber
ſelten. Der purpurrothe Streifen fehlt bei mauchen
Exemplaren ganz.
D. hydrocharidis Fabr. — C. R. In hieſiger Gegend
gar nicht ſelten auf Typha- und Sparganium - Arten im
Juni und Juli.
D. tomentosa Ahr. — C. Die Grundfarbe des
Käfers iſt faſt ſchwarz. Die Bedeckung aber iſt ganz
eigenthümlich und erinnert an manche beſchuppte Polydru-
sus- und Phyllobius-Arten. Der Filz der Oberfläche iſt
zum Theil ſchuppenähnlich und ſo dicht, daß manche Stücke
hell oder trübe meſſinggelb erſcheinen, oft aber abgerieben
iſt, wodurch die eigentliche Farbe des Körpers zum Vor⸗
ſchein kommt. Bei Schwaan auf Waſſerpflanzen.
Haemonia Lacordaire.
H. equiseti Fabr. — R. Von dem Herru Präpoſitus
Schenck zu Pinnow gefunden.
Fam. Chrysomelae.
Zeugophora Kunze.
Z. subspinosa Fabr. — C. R. Auf Zitterpappeln
nicht ſelten.
Z. flavicollis Mrsch. — C. R. Mit dem en
Lema Fabr.
L. rugicollis Suffr. — C. KR. Häufig auf fangen
am Waſſer.
L. cyanella Linn. — C. R. Mit * Er und
häufig.
L. Erichsonii Suffr. — C. R. r bäuſtg
L. melanopa Linn. C. R. — Häufig auf RER:
nen Pflanzen.
Crioceris Geoffr. ö
C. merdigera Linn. — C. R. Dieſer, den Lilia⸗
ceen ſchädliche Käfer fand ſich früher in Gärten auf Li-
lien häufig, iſt aber in den letzten f a ar nicht
mehr gefunden.
C. brunnea Fabr. — C. R. Die Abart mit rothen
Schienen u. ſ. w. hier noch nicht gefunden. Auf Conval⸗
larien, jedoch nicht häufig.
C. duodesim-punctata Linn. — C. R. Auf Spargel
nitunter häufig.
C. asparagi Linn. — C. R. Auf Stage häufig.
Hispa Linn.
H. atra Linn. — C. R. Dieſen originellen Käfer
haben wir bis jetzt nirgends anders, als auf dem Roſtocker
Walle gefunden, wo er in der Mitte des Sommers ge-
wöhnlich auf den Spitzen der Grasblätter ruht.
Cassida Linn.
C. equestris Fabr. — C. R. Auf Mentha- und
Galeopsis-Arten häufig.
C. hemisphaerica Herbst. — C. R. u einigemal
geſchöpft.
C. murraea Linn. — C. R. Auf Inula salicina in
der R oſtocker Haide im Juli.
C. sanguinosa Creutz. — C. R. Selten.
C. rubiginosa III. — C. R. Auf Diſteln nicht ſelten.
109
C. vibex Linn. — C. Eben nicht ſehr häufig.
C sanguinolenta Müll. — C. R. Selten.
CL. chloris Suffr. — C. R. Man findet den Käfer
nicht ſelten im Frühling in Gräben auf ſandigem Boden.
C. stigmata Suffr. — C. R. Nicht häufig.
C. denticollis Suffr. — C. R. Selten.
C margaritacea Schall. — C. Durchſcheinend, und
gleich dem herrlichen, grünlichen Farbenſpiel eines ſchönen
Opals bei auffallendem Lichte; leider verliert ſich der Glanz
und das Farbenſpiel beim Trocknen des Käfers und es
bleibt eine grünliche oder gelbe trübe Farbe zurück. Sehr
ſelten in unſerer Gegend, a ein Stück bei Schwaan
geſchöpft.
C. oblonga III. — C. R. Ueberall nicht fetten
C. nobilis Linn. — C. R. Ziemlich häufig.
berolinensis Suffr. — C. Sehr ſelten.
obsoleta Illg. — C. R. Ueberall häufig.
linola Creutz. — C. Sehr ſelten.
. ferruginea Fabr. — C. R. Ueberall nicht ſelten.
nebulosa Linn. — C. R. Ebenfalls nicht 1
Chrysomela Linn.
C. sanguinolenta Linn. — C. R. Auf trockenem
Boden ſtets einzeln, auf einer ihr eigenthümlichen Pflanze
haben wir ſie noch nicht gefunden.
C. marginalis Duft. — C. R. Nicht häufig.
C. limbata Fabr. — C. R. Ziemlich häufig auf
trockenem Boden. ak | | |
C. graminis Linn. — C. R. Eben nicht ſelten.
Cr cerealis Linn. — C. R. Aendert zwar man⸗
nigfach ab, doch bleiben die farbigen Streifen der Flügel:
e
m... AM
decken ſtets ſichtbar. Obgleich wohl alle Chryſomelen von
Pflanzenſtoffen leben, fo findet man doch ſelten, ſowohl
dieſe, als die vorhergehenden und auch noch manche der
folgenden Arten auf Pflanzen, ſondern meiſtens auf trocke⸗
nem Boden, auf dem Sande oder unter Steinen. Selten.
C. fastnosa Linn. — C. R. Hier häufig auf Ga-
leopsis Tetrahit.
C. staphylea Linn. — C. R. Auf verschiedenen Wald⸗
pflanzen, im Winter auch im Raſen am Stamme der
Weiden und Pappeln ziemlich häufig.
C. polita Linn. — C. R, Sehr häufig auf N
pflanzen an ſumpfigen Stellen.
C. violacea PZ. — C. Ein Exemplar bei Ludwigs⸗
luſt gefunden; in der Roſtocker Gegend iſt der Käfer noch
nicht geſehen.
C. menthastri Suffr. — C. Suffrian's Beſchreibung
von C. menthastri paßt ſonſt gut auf unſern Käfer, nur
iſt derſelbe größer, mehr feurig rotch goldglänzend und
das Schildchen hat einzelne Punkte. Von C. graminis
Linn. oder C. fulgida Redt. unterſcheidet ſich unſer Käfer
auf den erſten Blick; er iſt größer, glatter, folglich glän-
zender, weniger dicht, aber feiner punktirt. Die vier
Stücke meiner Sammlung habe ich auf Mentha-Arten
zwiſchen hohem Rohr am Mühlbach zu Viereggenhof bei
Wismar im Juli und Auguſt gefunden.
C. varians Fabr. — C. R. Die verſchiedenen Ab⸗
arten mit blauen, grünen, bronze⸗ oder kupferfarbigen
Flügeldecken kommen hier häufig und neben einander auf
Hypericum-Arten vor.
111
C. göttingensis Linn. — C. R. Selten auf ver⸗
ſchiedenen Waldpflanzen.
€. haemoptera Fabr. — C. B. Ueberall häufig, bes
ſonders im Frühling unter Steinen auf ſandigem Boden.
C. carnifex Fabr. — C. R. Nicht ſelten auf Wald»
pflanzen.
C. marginata Linn. — C. R. Nicht häufig auf
Waldpflanzen. |
C. analis Linn. — C. R. Die Abarten mit braunen,
metalliſch ſchimmernden, ſo wie die mit veilchenblauen Flügel⸗
decken kommen auch hier vor. Findet ſich immer nur ein⸗
zeln und im Ganzen ſelten.
C. lurida Linn. — R. Sehr ſelten.
C. lamina Fabr. — C. R. Nicht ſehr häufig auf
Sumpfpflanzen.
C. fucata Fabr. — C. Sehr ſelten
C. duplicata Zk. — C. Nur einigemal auf Wald⸗
pflanzen gefunden.
C. geminata Pz. — C. R. Sehr ſelten.
Lina Redt.
L. collaris Linn. — C. R. Eine ſehr veränderliche
Art. Die größten Stücke ſind mehr, als doppelt größer,
als die kleinſten; die Farbe der Oberſeite geht vom Schwarz⸗
blau durch Veilchenblau ins Grünlicherzfarbige über; das
Gelb iſt theils ganz hell, — theils dunkelrothgelb; die
Beine ſind bald ganz ſchwarz, bald gelbbunt, oder bis auf
die Knie und Fußglieder ganz gelb. Die Oberfläche iſt
ebenfalls verſchieden, manche Stücke haben faſt deutlich ge
rippte Flügeldecken. Im Lande ſehr ſparſam, aber zwiſchen
den Dünen bei Warnemünde auf Salix-Arten häufig.
112
L. populi Linn. — C. R. In Laubwäldern, eo
auf Espen nicht ſelten.
L. tremula Fabr. — C. R. Mit dem vorigen.
L. longicollis Suffr. — C. R. * dem en .
aber ſelten.
L. aenea Linn. — C. R. Auf Erlen in der Ah uch
Haide, ſonſt ſelten.
8 Re dt.
G. ruſipes De Geer. — C. R. Im Juli und Auguſt
in der Roſtocker Haide auf Weidengebüſch nicht ſelten.
G. viminalis Linn. Mit dem vorigen zuſammen.
G. litura Fabr. — C. R. Im Juli und Auguſt auf
Spartium häufig.
G. 5-punctata Fabr. — C. R. Hier ſehr ſelten.
Gastrophysa Che v.
G. polygoni Linn. — C. R. Auf Polygonum und
anderen Pflanzen den ganzen Sommer häufig.
8 Plagiodera Redt.
P. armoraciae Linn. — C. R. Auf Weiden häufig.
Phaedon Redt.
P. orbicularis Suffr. — C. R. Selten.
P. betulae Linn. — C. R. Auf Waſſerpflanzen häufig.
P. cochleariae Fabr. — C. R. Häufig.
P. hederae Il. — R. Selten.
P. concinna Steph. — C. R. Nicht häufig.
Phratora Redt.
P. vulgatissima Linn. — C. R. Auf Weidengebüſch
häufig.
. ritellinas Linn. — C. R. Auf Weiden und Espen
gemein.
113
Helodes Payk.
H. aucta Fabr. — C. R. Auf Waſſerpflanzen häufig.
H. marginella Linn. — C. R. Ebenfalls häufig.
H. hannoverana Fabr. — C. R. Nicht häufig auf
Caltha palustris.
H. phellandrii Linn. — C. R. Sehr häufig auf
Waſſerpflanzen.
H. beccabungae III. — C. R. Auf Veronica-Arten
an Bächen nicht ſelten.
Colaphus Megl.
C. sophiae Fabr. — C. R. Im Sommer auf ſan⸗
digem Boden, doch ſtets nur einzeln.
Labidostomis Dei.
L. tibialis Lac. — C. Von meinem Rn F. Koch
aus Sülz erhalten.
L. longimana Linn. — C. R. Ein Stück in hiefi-
ger Gegend auf Weidengebüſch im Juni gefunden und ein.
anderes aus dem ſüdlichen Theil des Landes erhalten.
La chnaea Lac.
L. longipes Fabr. — C. Zwei Exemplare aus dem
ſuͤdlichen Meklenburg erhalten.
Clyihra Lai ch.
C. 4-punctata Linn. — C. R. Auf Weidengebüſch
in der Roſtocker Haide im Juni und Juli nicht ſelten.
C. 4-signata Mkl. — C. Mit dem vorigen, aber
ſelten.
C. laeviuscula Ratzb. — C. R. Unſere Stücke
ſtammen aus dem ſüdlichen Theile des Landes.
Gynandrophthalma Lac.
G. cyanea Fabr. — C. In den Diedrichshäger
Bergen im Juni nur einmal ein Exemplar gefunden.
8
114
Coptocephala Chevr.
C. scopolina Linn. — C. R. In Laubwäldern auf
Gebüſch eben nicht häufig. |
C. 4-maculata Linn. — C. R. Mit dem vorigen,
auch auf Schirmpflanzen ziemlich häufig.
Eumolpus Fabr.
E. obscurus Linn. — C. R. In hieſiger Gegend
auf Epilobium angustifolium, aber ſelten.
Cryptocephalus Geoffr.
C. coryli Linn. — C. Wir haben nur einigemal
die Stammart mit ganz rothen Flügeldecken auf Hafel-
ſträuchen gefunden.
C. distingnendus Schneid. — C. Einmal ein Stück
geſchöpft.
Anm. Es iſt auffallend, daß C. cordiger Linn.,
ein ſonſt nicht ſeltener und ſehr verbreiteter Käfer, in Me⸗
klenburg noch nicht gefunden iſt; er kommt vor in Finn⸗
land, Rußland, in der Türkei und in den verſchiedenſten
Theilen Deutſchlands, und iſt auch am ſüdlichen Rande der
Oſtſee z. B. bei Königsberg, Danzig und Stettin gefunden.
C. 6-punctatus Linn. — C. R. Wir haben bis
daher nur die Varietät mit dem ankerförmigen rothen
Mittelfleck auf dem Halsſchilde gefunden.
C. pini Linn. — C. R. Im Auguſt auf Kiefern in
manchen Jahren nicht ſelten.
C. sericeus Linn. — C. R. Die goldgrüne Abände⸗
rung iſt in unſerer Gegend bei weitem die häufigere; we⸗
niger häufig die blaue, am ſelteſten die blaugrün geſcheckte.
Häufig auf Scabioſen und Syngeneſtiſten.
Anm. Da nach Suffrian C. aureolus Suffr. nur
r
115
im ſüdlichen Europa vorkommt, fo dürfen wir wenig Hoff-
nung hegen, dieſen Käfer bei uns zu finden, wenn auch
manche Stücke von unſerem C. sericeus in ihrer mannig-
fachen Abänderung im Bau und Beſchaffenheit der Ober—
fläche ſehr ſtark an die Identität mit C. aureolus erinnern.
C. hypochoeridis Linn. — C. K. Wir haben bis
jetzt nur die goldgrüne Abänderung gefunden.
C. flavipes Fabr. — C. R. Von der Abänderung
8 und 7 haben wir hier noch keine Stücke gefunden; auch
iſt die eigentliche Art hier eben nicht häufig. Auf Erlen,
Birken, auch auf Schlehdorn im Mai gefunden.
C. nitens Linn. — C. R. Nicht ſehr n in
Wäldern auf Birken, Haſeln ıc.
C. pallifrons Gyll. — C. R. Sehr ſelten.
C. fulcratus Germ. C. R. — Auf Erlen, ſelten.
C. flavilabris Payk. — C. R. Nicht häufig.
C. gracilis Fabr. — C. K. In Laubwäldern, aber
nicht häufig.
C. Hübneri Fabr. — R. Im Mai auf Prunus spi-
nosa mit C. flavipes zuſammen.
C. Moraei Linn. — C. R. Der Käfer variirt in
der Größe ſehr; der gelbe Vorderrand des Halsſchildes
fehlt oft, die Schienen, beſonders an den Hinterbeinen,
ſind auch an manchen Eremplaren braun bis ſchwarz.
Häufig auf Spartium- und Hypericum-Arten.
C. 4-pustulatus Gyll. — C. Sehr ſelten.
C. labiatus Linn. — C. R. Auf verſchiedenen Laub⸗
hölzern nicht ſelten.
C. geminus Gyll. — C. R. Nicht ſehr häufig.
C. bis-tripunctatus Creutz. — C. R. Sehr ſelten.
8
116
— —
C. bipunctatus Linn. — C. R. Von den vielen
Varietäten haben wir hier gefunden:
d. mit einem rundlichen ſchwarzen Punkt an 0
Schulter.
8. mit einem langen ſchwarzen Flecken auf der
Mitte der Flügeldecken.
. wo der längliche Flecken den größten Theil
der Flügeldecken einnimmt, C. lineola Fabr.
8. ſchwarze Flügeldecken, an der Spitze ein gelber
Punkt, C. bipustulatus Fabr.
Alle Abänderungen ſind häufig auf verſchiedenen Bäumen.
C. vittalus Fabr. — C. R. In hieſiger Gegend
nicht häufig.
C. bilineatus Linn. — C. R. Sonſt nicht häufig,
aber auf den Dünenpflanzen bei Warnemünde nicht ſelten.
C. 10-punctatus Linn. — C. R. In der Größe
ſehr verſchieden. In der Farbe in der Art veränderlich,
daß Stücke vorkommen mit gelben und ſchwarz punktirten,
und andere mit ganz ſchwarzen Flügeldecken; doch ſind
dieſe Farbenunterſchiede, nicht zugleich Geſchlechtsunterſchiede,
denn man findet gelb und ſchwarze und ganz ſchwarze Stücke
in copula. Häufig auf jungem Weidengebüſch.
L. minutus Fabr. — C. R. Die von Bach aufgeführten
Abänderungen finden wir auch hier, und noch andere mit ganz
ſchwarzen Flügeldecken, woran nur die äußerſte Spitze gelb iſt.
Auf Pappeln, Weiden und anderen Bäumen nicht ſelten.
Pa ch ybrachys Chevr.
P. hieroglyphicus Fabr. — C. Sehr ſelten.
P. histrio Oliv. — C. Sehr ſelten.
In den nördlichen Gegenden des Landes haben wir
PPP
117
dieſe Gattung noch nicht beobachtet, denn die Stücke meiner
Sammlung ſtammen aus den füdlihen Theilen von Me:
klenburg.
Ademon ia Lai ch.
A. rustica Fabr. — C. R. Ueberall nicht ſelten.
A. interrupta Geoffr. — C. R. Wir haben den
Käfer im Spätſommer in friſch aufgeworfenen Gräben auf
ſandigem Boden, aber an etwas feuchten Stellen, gefunden;
iſt aber doch ſelten.
A. tanaceli Linn. — C. R. Ueberall häufig.
A. haematidea Germ. — C. Sehr ſelten.
A. sanguinea Fabr. — C. Im Juni auf blühendem
Weißdorn, aber doch ſelten.
A. capreae Linn. — C. R. Auf Weiden überall
häufig. |
Galeruca Geoffr.
G. viburni Payk. — C. R. Nach Gyllenhal ſoll
der Käfer im Frühling und Herbſte auf den Blättern von
Viburnum Opulus vorkommen, wir haben ihn auf dieſer
Pflanze noch nicht gefunden, dagegen aber im Spätſommer
in Gräben auf Waſſerpflanzen, jedoch nur ſelten.
G. crataegi Forst. — C. Sehr ſelten.
G. lineola Fabr. — C. R. Nicht ſelten.
G. nympheae Linn. — C. R. Auf den großen
Blättern der Nymphea-Arten nicht ſelten.
G. sagittariae Gyll. — C. R. Nicht ſehr häufig.
G. calmariensis Linn. — C. R. Nicht ſelten.
G. tenella Linn. — C. R. Auf verſchiedenen Pflan⸗
zen häufig.
Agelastica Re dt.
A. alni Linn. — C. R. Auf Erlen, aber nicht häufig.
118
A. halensis Linn, — C. R. In der Roſtocker Ge⸗
gend nicht häufig, und faſt ausſchließlich am Roſtocker
Walle.
Phyllobrotica Redt.
P. A-maculata Linn. — C. R. In Laubwäldern,
doch nicht häufig.
Luperus Ge offr.
L. rufipes Fabr. — C. R. In Laubwäldern, be⸗
ſonders auf Birken nicht ſelten.
L. flavipes Linn. — C. R. Im ſüudlichen Meklen⸗
burg, bei Roſtock nicht gefunden.
Erſte Abtheilung 997 Species
Nachtrag
Erſte Fortſetzunng 3 =
Zweite Fortſetzungg ; en
Summa 1667 Species.
119
5. Die Mollusken der Amgegend von Anoien.
Bon;
C. Arndt.
In der Umgegend Gnohens, welche im Laufe die—
ſes Jahres von mir ſelbſt und einigen meiner Schüler,
unter denen ſich durch Eifer beſonders Fr. Bruhn aus—
zeichnete, in conchyliologiſcher Beziehung ziemlich genau
durchforſcht iſt, wurde manches Intereſſante an Couchhlien
aufgefunden und erlaube ich mir, dem Archiv einige Mit-
theilungen darüber zu machen.
Von den 84 bis jetzt in Meklenburg eutdeckten Ga⸗
ſteropoden find bei Gnoyen 68 gefunden; es fehlen von
den meklenburgiſchen Arten bis jetzt daſelbſt noch folgende:
Arion subfuscus; Limax variegatus; Helix carthusiana,
lapicida; Bulimus tridens; Pupa edentula, minutissima;
Clausilia ventricosa, biplicata, rugosa, plicata; Lim-
naeus elongatus; Planorbis complanalus Drap.; Valvata
contorta, depressa, Paludina similis. — Es möge mir
geſtattet fein, von meinen Beobachtungen über die aufge⸗
fundenen Arten einiges anzufügen.
Limax cinereus habe ich in den Waldungen nicht
auffinden können: aber aus einem Kartoffelkeller wurden
mir im Frühling mehrere beim Ausräumen der Kartoffeln
gefundene Exemplare gebracht. Sie zeichneten ſich alle
durch ein ſehr bleiches Anſehen aus, hatten eine ſehr dünne
Kalkplatte und gehörten zu Scholtz's Varietät e.“
Die kleinen Helix-Arten flava, aculeata, crystallina,
120
pura, pygmaea wurden durch meine Schüler in großer
Menge geſammelt. |
Helix strigella auf einem mit Geſtrüpp bewachſenen
Ackerrain ziemlich häufig.
Helix nemoralis mit Hel. Pomatia im Park zu Dölitz.
Helix hortensis wurde in einer intereſſanten Farben⸗
Varietät gefunden. Die Farbe iſt ein Gelbgrün, welches
wie aufgetragen erſcheint, da die Binden durch die Farbe
nur durchſcheinen. Doch rührt die Färbung nicht, wie ich
auf den erſten Blick glaubte, von einem Schmutzüberzuge her.
Bei einem Exemplar iſt die Färbung ſo dunkel, daß ſie
faſt ſchwarz erſcheint. Leider waren ſämmtliche Eremplare
abgeſtorben und konnten lebende nicht aufgefunden werden.
Ueber Helix lapicida, obgleich dieſelbe bei Gnoyen
nicht vorkommt, zwei Bemerkungen. — Ich fand bei Neus
Brandenburg im Nemerower und Brodaer Holz, welchen
letzten Fundort Archiv Heft V. noch nicht mit aufführt,
obgleich ſie daſelbſt ſtellenweiſe ſehr häufig iſt, zu mehreren
Malen Exemplare von Helix lapicida, welche abgeftorbene
Schneckengehäuſe (Hel. hortensis und lapieida) benagten
und ſchon große Löcher hineingefreſſen hatten. Daß die—
ſelben wirklich eingefreſſen und nicht etwa Stücke ausge⸗
brochen ſind, erhellt deutlich daraus, daß ſich an den Rändern
ſtufenförmige Abſätze zeigen, wie man fie auch wohl an
dickeren von Raupen augefreſſenen Blättern findet. — In
Bezug auf den Liebespfeil erwähne ich, daß nur ein Exem—
plar vorgekommen iſt, welches deren zwei bei ſich hatte;
von ihnen ſteckte aber nur der eine im Pfeilſack, der an—
dere dagegen lag frei zwiſchen den Begattungsorgauen und
unterſchied ſich von allen aus dem Pfeilſack herausgenom—
27
menen Liebespfeilen der Helix lapicida dadurch, daß der
Spitze die ſcharfen Ecken fehlten. Er wird demnach bei
einem Begattungsverſuche von dem anderen Thiere ausge—
ſtoßen und von dieſem beim Zurückziehen der Geſchlechts—
theile mit eingezogen ſein.
Bulimus obscurus findet ſich, obwohl ſehr ſelten, in
Geſellſchaft von Clausilia laminata, nigricans und pli-
catula in Gärten an dem ſteilen Ufer des Mühlbachs nahe
unterhalb der Mühle, wo daſſelbe mit Sambucus nigra,
Syringa vulgaris und Hedera Helix bewachſen iſt.
Achatina acicula wurde von einem meiner Schüler
im Frühling in dem Auswurf eines Wieſengrabens in
zwei Exemplaren gefunden. Späterhin entdeckte ich ſie,
aufmerkſam gemacht durch ein Exemplar, welches ich auf
einem mit Erde aus dem Rector-Garten gefüllten Blumen—
topfe fand, in dieſem Garten. Da nun der Garten des
Herrn Paſter Huth, wie der des Rectors, früher Wall—
graben geweſen war, vermuthete und fand ich ſie auch
dort. Zu unſerer großen Freude ſammelten Herr Paſtor
Huth und ich daſelbſt am 15. Juli c. aber auch lebende
Exemplare und zwar gar nicht ſo ſehr tief in der Erde,
wie ſonſt gewöhnlich angegeben wird. Das erſte Erem—
plar fanden wir an einem Blumenſtabe, etwa 6“ tief,
dann aber ſammelten wir an noch nicht vergangenem Dün—
ger, der nur etwa 3“ tief in der Erde lag, mehr als ein
Dutzend lebender Eremplare. Am nächſten Morgen ſuchte
ich uach einem ſanften Regen in dem Garten des Rectors
und hatte die Ueberraſchung, mehrere lebende Exemplare
auf der Erde, wo ſie durch aufliegende Pflanzen (Reseda
odorata) bedeckt war, ganz munter herumkriechend zu finden,
und unter denſelben Pflanzen ſammelte ich in den folgen⸗
den Tagen, wenn es etwas geregnet oder ſtark gethauet
hatte, immer wieder lebende Exemplare. Auch in Herrn
Paſtor Huths Garten, wo beiläufig bemerkt etwa 120
Dutzend Exemplare geſammelt ſind, fanden ſich auf der
Erdoberfläche lebende Exemplare. — Es möchte vielleicht
nicht ganz überflüſſig ſein, eine Beſchreibung dieſer, ſo viel
mir bekannt, bis jetzt ſelten lebend beobachteten Schnecke
folgen zu laſſen. Das Gehäuſe iſt glatt, lebhaft glänzend,
waſſerhell und ſo durchſichtig, daß man die Bewegungen
der inneren Organe des Thieres durch die Schale hindurch
wahrnehmen kann. Glanz und Durchſichtigkeit verlieren
ſich, wenn das Thier nach dem Tode den atmoſphäriſchen
Einflüſſen ausgeſetzt iſt, ſchon in wenig Tagen. Das
Thier hat einen keilförmigen Fuß, der nach hinten ganz
ſpitz ausläuft. Die Länge des Thieres beträgt bei meinen
größten Exemplaren 13/4 ““ bei einer Breite von 14 .
Die Farbe iſt an den hervorſtreckbaren Theilen, ſo wie an
denen, welche zunächſt der Mündung liegen, ſchwach milch
weißlich, die Fühler ſind faſt waſſerhell. Im Innern des
Gehäuſes iſt das Thier von der Spitze bis zum dritten
oder vierten Umgange matt ſchwefelgelb oder bräunlich—
gelb gefärbt, welche Farbe ſich beim Liegen an der freien
Luft bald nach dem Tode verliert. Die obern Fühler
haben eine Länge von ½““ und ungefähr die Dicke eines
ſtarken Menſchenhaares und find, wenn vollſtändig ausge⸗
ſtreckt, in der Mitte ein wenig eingezogen, ſo daß die
Spitze dann etwas, aber nur unbedeutend, verdickt er-
ſcheint. Sind ſie nicht vollſtändig ausgeſtreckt, ſo haben
ſie überall gleiche Dicke. Sie tragen keine Augen. Die
untern Fühler find ſehr kurz, ihre Länge übertrifft den
Durchmeſſer der oberen Fühler nur wenig, ſo daß ſie nur
wie kleine Knötchen erſcheinen. — Auch die Begattung
der Thiere zu beobachten, begünſtigte mich der Zufall.
Von den lebenden Exemplaren hatte ich ſchon ſeit dem
16. Juli mehrere in einem Glashafen, der etwa zur Hälfte
mit Erde, worin etwas vermodertes Stroh, angefüllt war.
Am Vormittage des 22. Juli hatte ich die Erde etwas
angefeuchtet und den zugedeckten Hafen vor das Fenſter
geſtellt, ſo daß durch die von Zeit zu Zeit ſcheinende
Sonne eine feuchtwarme Luft darin erzeugt werden mußte.
Am Nachmittage beobachtete ich zwei Paare in der Degat-
tung und zwar das eine vom Beginn derſelben an. Die
beiden Gehäuſe berührten ſich von vorne ſo, daß ſie faſt
in einer geraden Linie lagen. Das eine Thier hatte ſich
etwa bis zum Beginn des letzten Umganges in das Ge—
häuſe zurückgezogen, während das andere, ſich weit aus—
ſtreckend, den vordern Theil des Körpers in das Gehäufe
des erſteren hereinſteckte, woſelbſt das gegenſeitige Auf—
nehmen der Begattungsorgane ſehr ſchnell erfolgte. Dann
kam auch das erſtere Thier weiter nach vorn, indeß
ſich das zweite in demſelben Maaße zurückzog, ſo daß nun
beide ihr Gehäuſe grade ausfüllten. Bei der großen
Durchſichtigkeit ſowohl der Schale als auch des Thieres
konnte man eine abwechſelnde Erweiterung und Verengung,
Verlängerung und Verkürzung, ein Pulſiren in den Ge-
ſchlechtstheilen deutlich durch eine Loupe wahrnehmen. Leider
konnte ich bei der Unzulänglichkeit meines Mikroſkops keine
genauern Beobachtungen darüber anſtellen. Die ganze
Begattung dauerte etwa / Stunden. Nach der Tren⸗
2214
nung blieb das erſtere Thierchen des beſprochenen Paares
und auch das eine des zweiten ganz ruhig liegen, während
die beiden andern Thierchen mit großer Lebhaftigkeit her—
umkrochen, was auch noch am folgenden Tage bis zum
Nachmittag währte; an dem ſie mit großer Leichtigkeit in
die Erde hineinkrochen. Die erſteren beiden Thierchen
waren dagegen am Morgen dieſes Tages ſchon geſtorben,
und ihre Gehäuſe ganz mit Milben angefüllt. Es will
mir nach dem Angeführten ſcheinen, als ob die Thiere zur
Zeit der Begattung auf die Erdoberfläche kommen und
ſich hernach wieder in dieſelbe zurückziehen, worüber ich im
nächſten Jahre weitere Beobachtungen anſtellen werde.
Clauſilien fand ich in den Waldungen um Gnohen
gar nicht, was wohl daher kommt, daß dieſelben, bis vor
Kurzem behütet, des Unterholzes faſt ganz entbehren.
Clausilia plicatula findet ſich außer der oben bei Bul. obse.
angeführten Localität an einigen Stellen eines mit Ge—
büſch bewachſenen Kegelgrabens.
Succinea. Am Ufer der Trebel fand ich am 25.
Juni, alſo in der Zeit, wo wir eine lange anhaltende
Dürre hatten, an Seirpus lacustris, Succinea putris und
Pfeifferi vergeſellſchaftet, wie ſich bei einer Unterſuchung
der Kiefern herausſtellte, welche aber außerdem noch zeigte,
daß auch zwiſchen dieſen Arten ein Uebergang ſtattfindet,
indem ein Exemplar einen Kiefer hatte, der im Ganzen
zwar dem von Succ. Pfeifferi ähnelt, aber doch einiges
mit Succ. putris gemein hat. Während nämlich bei Suec,
Pfeifferi der zahnartige Fortſatz ſehr unbedeutend iſt und
die hufeiſenförmigen Anhänge neben jenem Zahne keine
Spur von Fortſätzen zeigen, iſt der zahnartige Fortſatz
425
hier viel größer und kommt dem von Succ. putris an
Größe faſt gleich, und an den Schenkeln des Hufeiſens
treten genau an der Stelle, wo Succ. putris neben jenem
Mittelzahn noch je einen zahnartigen Fortſatz hat, auch
derartige Nebenzähne auf, faſt jo groß, wie bei Suce.
putris. Die Kieferplatte, welche bei Succ. Pfeifferi faſt
quadratiſch iſt, erſcheint hier an den untern Ecken ein we—
nig mehr abgerundet, ohne die rundliche, mehr gewölbte
Form der von Succ. putris anzunehmen, behält im Gegen—
theil die quadratiſche, flache Form vom Succ. Pfeifferi im
Ganzen bei. Weſentlich unterſchieden von dem Kiefer der
Succ. putris iſt der in Rede ſtehende dadurch, daß die
nach hinten gehende, in der Kieferplatte liegende Verlän—
gerung des Mittelzahns fehlt; von dem der Suce. feifferi
aber durch den größern Mittelzahn und das Auftreten der
Seitenzähne, ſo daß man ſagen könnte, er ſei aus dem
hufeiſenförmigen Anhang von Suce. putris und der Kiefer—
platte von Succ. Pfeifferi zuſammengeſetzt, obgleich das
nicht ganz zutreffend iſt. — Auf einer ſpätern Excurſion
nach der Trebel ſammelte ich einige Dutzend Succineen,
deren Kiefer faſt ſämmtlich einen Uebergang zwiſchen
Succ. putris und Pfeifferi bilden, von einander aber wie—
der in Kleinigkeiten abweichen. Unter allen fand ſich kein
Exemplar von Succ. putris, die ſich, da es inzwiſchen
vielfach geregnet, weiter vom Ufer eutfernt hatte, dagegen
einige wenige mit dem reinen Kiefer der Succ. Pfeifferi.
Ueber die Form des Gehäuſes etwas anzuführen, halte
ich um ſo mehr für überflüſſig, als ich ſelbſt bei Exem—
plaren mit den rein ausgebildeten Kiefern beider Species
die vollſtändigſte Uebereinſtimmung in Geſtalt und Fär-
126
bung der Gehäuſe fand, und ſomit nur dem beiſtimmen
kann, was Herr Archidiakonus Schmidt bei Scholtz im
Anhange ſagt, daß die Gehäuſe-Merkmale zur Beſtimmung
von Suec. putris und Pfeifferi nicht überall ausreichen.
— Sollte hier wohl eine Baſtardbildung ſtattfinden? Es
möchte darauf das gemiſchte Vorkommen beider Arten hin⸗
deuten. — Wie fi) Succ. putris bei der anhaltenden
Dürre dieſes Jahres näher an das Waſſer begeben, mag
es öfters vorkommen, und da die Begattungszeit der
Succineen nicht auf kurze Dauer beſchränkt iſt, wären
Baſtardbildungen bei ſo nahe verwandten Arten nr
nicht unmöglich. |
An m. Nachdem ich inzwischen eine Menge Exem⸗
plare von Suce. Pfeifferi von der Tollenſe (dem See)
unterſucht habe, deren Kiefer ſämmtlich ohne erhebliche
Abweichungen ſind, iſt es mir zur Gewißheit geworden,
daß jene Succineen von der Trebel Baſtarde ſein müſſeu.
Physa fontinalis in einem mit vielen Waſſerpflanzen
bewachſenen Graben in großer Menge; doch auch an an⸗
dern Orten. t
Physa hypnorum an einer moorigen Stelle des Finken⸗
thaler Holzes in großer Menge, aber die Eremplare nicht
groß; in einem kleinen Graben zwiſchen Gärten bedeutend
größer und recht zahlreich.
Amphipeplea glutinosa im obern Bi: ſehr häufig
und von ausgezeichneter Größe.
Planorbis imbricatus in einem Waſſerloch auf Gnoyen⸗
ſchem Felde an Callitriche-Arten ſehr häufig und zwar
mit der Varietät Planorbis eristatus untermiſcht. |
Planorbis spirorbis und ß leucostoma in kleinen
3
Abzugsgräben des Finkenthaler Holzes und bei dem Gär⸗
berhofe ſehr häufig.
Valvata cristata häufig an Phryganäenröhren und
lebend an feinblättrigen Waſſerpflanzen in Gräben.
Paludina fasciata in der Trebel bei Gr. Methling.
(Ferner habe ich fie vom Herrn Senator Danneel in Te—
terow aus dem dortigen See erhalten, und bei Malchin in
der Peene gefunden.)
Ancyelus fluviatilis in einem abgeleiteten Arme des
Gnohenſchen Baches, welcher ziemlich ſchnell fließt; daſelbſt
aber mehr an Waſſerpflanzen als an Steinen. Die Exem⸗
plare kommen den Ludwigsluſtern aus dem Kanal an
Größe gleich.
| Von den bis jetzt in Meklenburg aufgefundenen 21
Acephalen haben wir bei Gnohen 14 Arten und zwar:
Anodonta cellensis, piscinalis, intermedia, ventricosa.
anatina. Unio batavus, pictorum, tumidus. Congeria
Chemnitzii, Cyclas cornea, lacustris, calyculata. Pisi-
dium obliquum und fontinale. Es würden uns alſo
fehlen: Anodonta ponderosa, rostrata, complanata.
Unio Mülleri, crassus, ater. Cyclas rivicola.
Anodonta cellensis in einem kleinen Teich auf der Dö⸗
litzer Feldmark in großer Menge und bis zu einer Größe
von 8“ rhein. Dariiet ſtark: es kommen ſehr aufgetrie⸗
bene Exemplare vor und ſo flache, daß ich dieſelben zuerſt
für Anod. complanata hielt.
Anm. Vielleicht ſtecken unter den hier zuſammen⸗
gefaßten Exemplaren 2 verſchiedene Arten: wenigſtens er-
klärt Dr. Scholtz in Breslau die größten für A. cygnea,
womit E. Boll aber nicht übereinſtimmen will.
1
Anodonta piscinalis in demſelben Teiche, aber we:
niger häufig als Anod. cellensis. Das größte Exemplar
etwas über 5“ groß.
Anodonta ventricosa nach Vergleichung mit einem
Exemplar, welches Herr Paſtor Huth von Wüſtnei als
Anod. ventricosa erhielt, in einem abgelaſſenen Teich auf
Dölitzer Feldmark.
Anodonta intermedia fand Herr Paſtor Huth im
Gnoienſchen Bache. |
Unio batavus in der Recknitz bei Teſſin und in dem
Gnohenſchen Bache ſtellenweiſe ſo zahlreich, daß man mit
einem Griff wohl ein halbes Dutzend auf einmal heraus-
holt. Variirt in der Geſtalt ſehr ſtark, alle Exemplare
aber haben eine bläulich weiße Perlmutter, während er dei
den Exemplaren aus der Recknitz bei Teſſin, die überhaupt
viel lebhafter gefärbt ſind, ſchön röthlich iſt.
Unio pictorum. Es finden ſich im Gnohenſchen Bach,
obwohl ſelten, Exemplare, bei denen der Unterrand ſtark
einwärts gebogen iſt.
Unio tumidus. Aus der Recknitz, woſelbſt er ſehr
häufig und in ziemlicher Größe vorkommt, erhielt ich
Exemplare — ſie waren lebend geſammelt —, welche im
Innern der Schalen eine ſchmutzig-gelbliche Kalkablagerung
haben, die durchweg rauh, nach dem Rande hin höckerig
und warzig iſt. (Aehnliches fand ich auch, obwohl nicht
in jo ſtarkem Grade und felten bei Unio pietorum.) Eben⸗
falls aus der Recknitz beſitze ich ein Exemplar von Unio
tumidus, das ganz ſchief iſt. Die linke Schale iſt nicht
jo bauchig als die rechte, und beide Schalen find am hin-
tern Ende vom Ligament ab bedeutend nach links hinüber⸗
129
gebogen. Wo ich ſonſt Verkrüppelungen an Bivalven ge
ſehen, lag die Veranlaſſung dazu in einer äußern Verletzung;
eine ſolche iſt hier aber nicht wahrzunehmen.
Congeria Chemnitzii in der Trebel bis zu 13%, “
lang. |
Cyclas cornea und lacustris halte ich nicht für ver—
ſchieden, da ſie durch die unmerklichſten Abſtufungen in
einander übergehen. Wenn aber Stein die bauchigen mit
aufgetriebenem Wirbel verſehenen Exemplare für die männ⸗
lichen hält, weil er in ihnen nie Junge fand, ſo muß ich
dagegen bemerken, daß ich ein ſehr ſtark aufgetriebenes
Eremplar Junge bekommen ſah. — Cyclas cornea ver—
mag vermöge ihres verhältnißmäßig großen Fußes an den
Wänden von Glasgefäßen hinaufzukriechen, wie ich mehr⸗
mals zu beobachten Gelegenheit hatte. Auch kann ſie
lange Zeit bei geſchloſſener Muſchel auf der Oberfläche
von ganz ruhigem Waſſer liegen, ſinkt aber bei der ge—
ringſten Bewegung des Waſſers hinab.
Pisidium fontinale in einem Wieſengraben mit flie-
ßendem Waſſer ziemlich häufig. 8
Es ſind alſo im Ganzen von den 106 meklenburgi—
ſchen Conchylien bei Gnoyen 82 aufgefunden.
6. Die Reptilien Mektendurgs.
Herr Seminariſt Struck in Ludwigsluſt theilte mir
ein Verzeichniß der von ihm in Meklenburg beobachteten
Reptilien mit, welches ich mit einigen Abänderungen und
Zuſätzen hier zu veröffentlichen mir erlaube.
1. Emys europaea Schneid., die Teichſchildkröte,
9
130 >
iſt wenigſtens im öſtlichen Meklenburg gar nicht felten,
wird aber, weil ſie nur des Nachts zum Vorſchein zu
kommen pflegt, wenig beachtet. Als ſpecielle Fundorte
nennt Struck den Wentower See bei Fiſcherwall, Gran-
zow und Burow unweit Fürſtenberg und den See bei
Mirow; ich kann dieſen noch folgende hinzufügen: Neu—
ſtrelitz, Peutſch, Neubrandenburg, Dewitz, Roga, Waren
und Malchin. Schon in J. Sturms deutſcher Fauna
(Abtheilung III., Nürnberg 1828) iſt ein meklenburgiſches
Exemplar, welches Sturm durch Karſten in Neuwerder er—
hielt, abgebildet worden, und auch ſchon auf den Aber—
glauben der meklenburgiſchen Landleute aufmerkſam ge=
macht, nach welchem das Halten der Schildkröten in Trank—
tonnen dem Gedeihen der aus dieſen gefütterten Schweine
beſonders förderlich ſein ſolle. N
2. Lacerta agilis L. Die gemeine Eidechſe, häufig
in Wäldern und unter Geſtrüpp und Hecken. — Herr
Struck meint auch die L. viridis bei Malchin geſehen zu
haben, iſt ſeiner Sache aber nicht gewiß. Ich bezweifle
ihr Vorkommen, wenigſtens iſt das, was man bei flüchti—
ger Betrachtung gewöhnlich dafür zu halten pflegt, nur
eine Varietät (oder nach Sturm das Männchen) der L.
agilis. Die von Sturm abgebildete L. viridis habe ich
noch niemals in Meklenburg geſehen und auch in der
Mark Brandenburg iſt ſie ſo ſelten, daß man dort nur
einen einzigen Fundort (die Rüdersdorfer Kalkberge) kennt;
doch kommt ſie vielleicht auch auf Rügen vor, da Grümbfe
von dort eine „grüne Eidechſe“ von ziemlicher Größe auf-
führt. Sollte ſie etwa beſonders kalkhaltige Gegenden
lieben?
131
3. Anguis fragilis L., die Blindſchleiche, überall ge-
mein in Wäldern.
4. Tropidonotus Natrix L. sp., die Ringelnatter,
desgleichen. An einzelnen Orten findet ſie ſich in ſehr
großer Anzahl, wie ſie z. B. zu Pleetz unweit Friedland
in der Nähe des Backhauſes, wo auch zugleich die Flachs-
brache vorgenommen wird und um welches herum große
Maſſen halbvermoderten Flachs⸗Abfalls liegen, in die fie
ihre Eier legt, zu Hunderten angetroffen wird. Daß die
Ringelnatter ſehr gut ſchwimmt, habe ich in der Tollenſe
einige Mal zu ſehen Gelegenheit gehabt.
An m. Wahrſcheinlich kommt auch in Meklenburg
der in Pommern lebende Tr. laevis Merr. (Coluber au-
striacus Gmel.) vor, von welchem ich im Greifswalder
Muſeum ein pommerſches Exemplar geſehen habe.
5. Vipera Berus auctor., die Kreuzotter, Kupfer
natter (ſehr giftig!), vereinzelt durch ganz Meklenburg.
(3. B. bei Doberan, in der Roſtocker und Noſſentiner
Haide, bei Neubrandenburg, Schönbeck unweit Friedland),
häufiger in der Haideebene, wo im Ludwigsluſter Phyſi⸗
catskreiſe nicht eben ſelten Leute von ihr gebiſſen werden;
in ſehr großer Menge ſoll fie endlich in der Lewitz vor
kommen, wie ſchon im Archiv 5, 199 f. erwähnt if, —
Sie findet ſich übrigens in allen drei Varietäten, die frü—
her als Arten unterſchieden wurden, nämlich V. Berus,
Chersea und Prester. G. Brückner ſah in Schwechow
ein durch Herrn v. Laffert erlegtes Exemplar, welches dicht
vor dem Schwanze gegen fünf Finger dick war.
6. Bufo cinereus Schn., die gemeine Kröte, überall
häufig.
9 *
132
7. Bufo Calamita Schinz, die Haus-Unke, ſeltener,
z. B. bei Wismar, Neubrandenburg, am Wentower See.
8. Bufo variabilis Merrem., die grüne Kröte, kommt
nach Herrn Struck bei Malchin im Kaldenſchen Holz vor.
Mir iſt ſie noch nicht zu Geſichte gekommen, daß ſie aber
in Meklenburg gefunden wird iſt unzweifelhaft, da Sturm
a. a. O. ein hieſiges Exemplar abbildet.
Anm. Pelobates fuscus Wagl., die Knoblauchskröte,
kommt wahrſcheinlich in Meklenburg vor, da man ſie in
Holſtein, der Mark Brandenburg und in Oſtpreußen ge—
funden hat.
9. Bombinator igneus Laur., die Feuerkröte, Unke,
ſehr gemein in Meklenburg.
10. Rana temporaria L., der Grasfroſch, desgleichen.
11. Rana esculenta L., der grüne Jäger, desgleichen.
Er iſt eßbar, wird aber in Meklenburg nur ſelten zu dieſem
Zwecke benutzt.
12. Hyla arborea L. sp., der Laubfroſch, ſeltner,
— aber vereinzelt durch ganz Meklenburg (ob auch in
der Haideebene?) vorkommend. Dieſe Art wird hin und
wieder als Wetterprophet in den Zimmern gehalten.
13. Salamandra atra Laur., der ſchwarze Erdſala⸗
mander, kommt nach Struck in den Buchen bei der Ankers—
häger Mühle vor; ich habe ihn noch nicht geſehen.
14. Triton cristatus Cuv., der große Waſſermolch,
gemein z. B. bei Pleetz unweit Friedland, Malchin, Pin⸗
now unweit Schwerin.
15. Triton taeniatus Schneid., der kleine Waſſer⸗
ſalamander, desgleichen. |
Anm. Auf Tr. igneus Laur. möchte gleichfalls zu
ae.
achten fein, da er in der benachbarten Mark (wie wohl
nicht häufig) vorkommt und in Oſtpreußen ſogar noch
weiter nördlich geht.
Im nördlichen deutſchen Flachlande ſind demnach bis
jetzt 19 Reptilien gefunden worden, von denen 15 auch
ſchon in Meklenburg beobachtet ſind.
Neubrandenburg, den 12. Juli. E. Boll.
7. Zuſätze und Werbefferungen zur
Lübecker Kora.
R Von
R. Häcker (in Lübeck.)
Avena flavescens L. Am Wall bei der Wipperbrücke.
Poa fertilis Host. In Wäldern, Padelügge, Weſſeloe.
Bromus racemosus L. Auf Wieſen, Hamberge.
Galium boreale L. In Gebüſchen, Treidelſtieg.
Potamogeton fluitans Roth. In der Trave bei
Hamberge⸗
Potamogeton praelongus Wulf. In Landſeen, Trems.
Potamogeton pusillus L. In der Trave, Gothmund.
Potamogeton filiformis Pers. In Landſeen, Seekrug.
Ruppia rostellata Koch. In Waſſerlöchern auf dem
Priwall bei Travemünde.
Helosciadium inundatum Koch. In Waſſergräben
auf der Grönauer Haide.
Sambucus Ebulus L. Vor dem Huͤrterthor, ver⸗
wildert.
Juncus filiformis L. Auf feuchten Wieſen, an der
Trave bei Schlutup.
134
Polygonum Bistorta L. Auf Wieſen, an der Trave
bei der Schneiderfähre. |
* Polygonum tataricum IL. Hin und wieder, mit
Pol. fagopyrum angebaut.
Elatine Hydropiper L. Am 1 der Trave, Her⸗
renfähre gegenüber.
Stellaria crassifolia Ehrh. Auf Torfwieſen, bei
Beidendorf.
Rubus afünis W. & N. In Hecken beim Schellbruch.
Rubus Sprengelii W. & N. In den Tannen bei
Schlutup. | |
Rubus discolor W. & N. In den Weſſeloer Tannen.
Rubus thyrsiflorus W. & N. Ebendaſelbſt.
Rubus glandulosus Bell. In den Tannen bei
Schlutup. |
Rubus Radula W. & N. Ju Hecken bei Buntekuh.
Rubus nemorosus W. & N. Im Lauerholz.
Rubus Schlechtendalii W. & N. Im Holz bei
Blankenſee.
Thalictrum flexuosum Rchb. Auf Feldrändern am
Steinrader Wege, bei Hamberge.
Galeopsis pubescens Bess. In Hecken vor dem
Mühlenthor. a
Linaria Elatine Mils. Auf kalkhaltigen Feldern, bei
Sorau.
Euphrasia verna Bell. Auf Wieſen am Priwall.
Barbarea stricta Andr. Im Schellbruch, an der
Trave u. a. O.
Lotus tenuifolius Poll. Auf Salzwieſen, am Priwall.
Sonehus asper Vill. An Feldern hin und wieder.
135
Chondrilla juncea L. Auf Ackerrändern, bei Schlutup.
Hieracium vulgatum Fries. In Gebüſchen und
Wäldern.
Cirsium palustre Scop. Auf ſumpfigen Wieſen.
Gnaphalium luteo- album L. Am Oſtſeeufer bei
Klein⸗Timmendorf.
Aster salignus Willd. An der Trave, am Treidel⸗
fteig. |
Aristo’ochia Clematitis L. In Hecken, bei Mölln
häufig.
Littorella lacustris L. An Landſeen, bei Blankenſee.
S. 29.1. Panicum sanguinale Poll, (Pan. glabrum
Gaud.) nicht Pan. sanguinale L.
S. 125 Z. 10 von unt. l. Blumen, welche purpur-
roth mit gewürfelten Flecken gezeichnet (F. Mel. serotina
Pers.) oder ganz weiß (F. M. praecox P.) ſind.
Merkwürdige Päume in Meßlenburg.
Zwei Beiſpiele eigenthümlicher Baumvegetation ſind
ſchon früher in unſerem Archiv V. S. 221 (die Weißbuche
bei Burg⸗Schlitz) und VII. S. 272 (eine Eſche bei Sülz)
mitgetheilt worden. Einige andere habe ich kürzlich auf
einer Ercurſion nach Ivenack kennen gelernt. Der Com-
municationsweg von Zwiedorf nach Ivenack iſt zu beiden
Seiten mit Kropp-Weiden, " einem für die nord—
1. So, und nicht Kropf-Weiden, iſt der Name dieſes Bau—
mes zu ſchreiben; denn mit einem Kropf hat der Baum nichts
zu ſchaffen, wohl aber mit dem plattdeutſchen Zeitwort „kröp—
pen“ (im Engliſchen to erop), welches bedeutet: „die Spitzen
von etwas abſchneiden oder abhauen“.
ER.
deutſchen Wege characteriſtiſchen Baume, bepflanzt. Auf
den dicken Köpfen mancher dieſer Bäume hatten Birken,
Quitſchenbäume (engl. quick-beam, hochdeutſch Ebereſchen)
und Johannisbeerſträucher » Wurzel gefaßt, und dort jo
gutes Gedeihen gehabt, daß wenigſtens die erſteren beiden
mitunter die Weiden ſelbſt an Höhe übertrafen. Ganz
beſonders aber fiel mir unter dieſen Weiden eine etwa 8“
hohe auf, welche eine etwa 20“ hohe Hänge birke auf
ihrem Gipfel trug. Letztere hatte anfänglich auf dem
dicken Weidekopfe gewurzelt und ſich dann in zwei Haupt-
äſte getheilt, von denen jeder jetzt etwa 8“ im Durch—
meſſer hatte; die Pfahlwurzel war in der Mitte des
Weidenkopfes eingedrungen und in der im Inneren ver—
olmten * Weide allmählig immer tiefer hinabgegangen,
bis fie endlich den Erdboden erreicht hatte und auch in
dieſen eingedrungen war. Dieſe Pfahlwurzel hatte, wie
ſie allmählig dicker geworden war, den ſie umhüllenden
Cylinder des Weidenſtammes zerſprengt, jo daß nur ein⸗
zelne Streifen deſſelben, in welche ſie einige Seitenwurzeln
hineingetrieben hatte, ſtehen geblieben waren, die ſehr feſt
mit der Pfahlwurzel verwachſen erſcheinen. Letztere hatte
ſich an den Stellen, wo ſie von dem umhüllenden Weiden⸗
ſtamme frei geworden war, mit weißer Rinde überkleidet,
1. Auch das ſchöne Weidenröschen (Epilobium angustifolium)
habe ich in einer anderen Gegend Meklenburgs ſehr üppig auf
dem Gipfel der Kropp-Weiden gedeihen ſehen.
2. Ein Begriff, für welchen uns ein entſprechendes einfaches
hochdeutſches Wort fehlt! Es bezeichnet die Trocken-Fäule, welcher
gerade dieſe Weiden ſo ſehr ausgeſetzt ſind, daß ſie im Innern
gänzlich hohl werden und nur die Rinde und etwas Splint (und
auch dieſe nicht einmal vollftändig!) übrig bleiben, durch welche
dann allein der Vegetatiensproceß vor ſich geht.
137
fo daß fie dort einem Birken ſtamme völlig gleich war.
So war alſo dieſer Baum doppelt bewurzelt, ſowohl in
der Erde, als auch in und auf dem Weidenſtamme; die
oberen Wurzeln glichen kurzen Klammern, die ihn an dem
Kopfe der Weide feſthielten. Letztere hatte trotz dieſes
großen Paraſiten ihre Lebenskraft behalten, denn ihre
Krone war gerade im Ausgrünen begriffen.
In dem ſchönen Ivenacker Thiergarten hatte ich dar—
auf Gelegenheit mehrfach ein ſeitliches Verwachſen von
Eichen und Rothbuchen zu bemerken. In einem Falle
fand daſſelbe ſchon dicht über der Wurzel ſtatt und war
hier ſo innig, daß beide anſehnlichen Bäume aus einem
und demſelben Stamme zu entſpringen ſchienen. In den
anderen Fällen trat das Verwachſen erſt in größerer Höhe
bei ſehr naheſtehenden Bäumen ein, und zwar immer in
der Weiſe, daß dann die Eiche an der Berührungsſtelle
die Buche mit ihrer Rinde etwas überwellt hatte, nirgends
aber bemerkte ich ein Ueberwellen der Eiche durch die
Buche; mitunter fand ſogar ein mehrmaliges Verwachſen
derſelben beiden Bäume ſtatt.
Die ſchönſten Zierden jenes Thiergarteus aber ſind
die ſieben prachtvollen Eichen, welche zu Anfange des—
ſelben auf einem freien Platze ſtehen, — die ſchönſten
und ſtärkſten, welche ich bis jetzt nicht allein in Meklen—
burg, ſondern in ganz Deutſchland geſehen habe. Die
drei ſtärkſten maßen 22, 27“ und 31° 6” im Umfangez
das Maaß (in Pariſer Fuß) wurde etwa 4 Fuß über dem
Boden genommen, an Stellen, wo die Wurzelanſchwellung
des Stammes aufgehört hatte, — alſo an der dünnſten
|
Stelle des Hauptſtammes, der ſich oberhalb derſelben noch
wieder etwas verdickte. Die Hauptzweige ſind ſo ſtark,
wie ſonſt anſehnliche Eichenſtämme, und die Wurzeln
ſchienen den Zweigen an Stärke nichts nachzugeben. Die
meiſten Stämme waren im Inneren ſchon mehr oder we—
niger hohl geworden, nur der ſtärkſte von 10“ 6“ Durch-
meſſer, war bis auf ein kleines Loch dicht über dem Boden
ganz unverſehrt und zeichnete ſich zugleich auch durch ſein
ſchönes kräftiges Laub noch vor den übrigen aus. Welch
ein Studium für den Landſchaftszeichner bieten dieſe male-
riſchen und majeſtätiſchen Bäume dar, und was würden
ſie dem Hiſtoriker nicht zu berichten wiſſen, wenn ſie
gleich den heiligen Eichen zu Dodona mit der Gabe der
Sprache ausgerüſtet wären! Denn ich glaube nicht zu
irren, wenn ich ihre Jugendperiode weit in die Zeiten des
ſlaviſchen Meklenburg zurückverſetze, und ſicherlich waren
es ſchon anſehnliche Bäume, als das bald nach der Mitte
des 16. Jahrhunderts ſäculariſirte Ciſtercienſer Nonnen⸗
kloſter Ivenack im J. 1252 geſtiftet wurde.
An Stärke übertroffen werden dieſe Eichen in Me⸗
klenburg nur noch durch einige Linden, die nächſt jenen
zu den älteſten lebenden Bewohnern unſeres Landes ge—
hören. So befindet ſich z. B. auf dem Kirchhofe zu
Kirch-Kogel (im Amte Lübz) eine Linde, deren Umfang
jetzt 35“ beträgt und die der Tradition nach ſchon zu den
Zeiten des 30jährigen Krieges von bewundernswerther
Dicke geweſen ſein ſoll. Eine andere auf dem Kirchhofe
zu Polchow unweit Lage mißt über 40“ im Umfange,
und eine dritte auf dem Kirchhofe zu Zurow bei Wismar
1
ſoll gar 56’ im Umfange haben.“ Diefe Linden werden
etwa von gleichem Alter mit den Ivenacker Eichen ſein,
denn wenn ſie die letzteren auch an Stärke noch übertreffen,
ſo möchte ich doch glauben, daß dies durch größere Dicke der
Jahresringe der Linden wieder ausgeglichen würde; ich
habe zwar keine Vergleichungen darüber anſtellen können,
wie ſich bei gleichem Alter die Jahresringe der Linden zu
denen der Eichen verhalten, es liegt aber die Vermuthung
nahe, daß erſtere, wegen des ſo weichen Holzes der Linde,
durchſchnittlich ſtärker werden, als letztere. Unter beſonders
günſtigen Umſtänden ſetzen jedoch auch die Eichen ſehr
ſtarke Jahresringe an. Als ſolchen ausnahmsweiſen Fall
betrachte ich folgenden: Georg Adolf v. Winterfeld auf
Stieten, ein wiſſenſchaftlich gebildeter, in der claſſiſchen
Literatur und in den Naturwiſſenſchaften bewanderter
Gutsbefitzer, veröffentlichte in der Monatsſchrift von und
für Meklenburg 1791 S. 405 ff. folgende Beobachtungen,
die er über das Wachsthum eines auf ſeinem Gute ge—
fällten Eichbaums gemacht habe. Der Baum wurde un—
mittelbar über der Wurzel durchſchnitten, auf der Durch-
ſchnittsfläche wurden vom Mittelpunkte des Stammes nach
der Peripherie 6 Radien gezogen, und an dieſen die
Jahresringe ganz genau ausgemeſſen. Das mittlere Re—
ſultat aus dieſen 6 Meſſungen war folgendes:
1. Auch in Neuvorpommern giebt es noch ſehr dicke Linden,
wie z. B. auf den Kirchhöfen zu Stoltenhagen (zwiſchen Grimme
und Stralſund) und zu Reinberg (zwiſchen Greifswald und
tralſund).
140
— EEE EEE. OR REINER:
Flächeninhalt der Stärke
Durchmeſſer des Raums.
ee N des Paums.
Jahres⸗ | 1Ojährliche ganzer duns. 10jährliche | ganzer
Alter des Zunahme des | meffer des Zunahme des Flächenin—
Baums Durchmeſſers Baums Flächeninhalts halt
ede 1 b ich tk 2 e 15⁰ 150
20. d N e 104 119
30 4 6583 4 4 | 483 2272
40. 3% 5 2% 0 e 449
50. 5 9 29 8 248 697
60. 6 4 36 2 333 1030
70. 6˙ 4 42 6 395 1424
80. 6 (6 49 2 479 1903
9o. 8 0 0%. eee 2 |ver6 | 2579
e Buch |
|
ER | 2579
105 hierbei angewendete Maaß war rheinländiſches
a Fuß 12“; der Zoll aber war in 10 Linien getheilt. —
In der Berechnung der beiden letzten Columnen, welche
nach älteren, nicht ganz genauen Tafeln entworfen worden
find, ſteckt übrigens ein kleiner Fehler, welcher aber jo un—
bedeutend iſt, daß er für die letzte und größte Zahl 2579
[Zoll nicht mehr als ungefähr 9 Zoll ausmacht, um
welche Winterfelds Zahl zu groß angegeben iſt. — Die
Jahresringe wären dieſen Angaben nach im erſten Decen—
nium durchſchnittlich O0 /e, im letzten aber ſogar 0%
ſtark geweſen. Für das gewöhnliche Wachsthum der Eichen
iſt dies aber jedenfalls zu ſtark, denn in vier Fällen, in
Een .;
welchen ich ſelbſt die Dicke der Jahresringe an verſchiede—
nen Stämmen gemeſſen habe, fand ich nur durchſchnittlich
0%, 0/696, O’'oss, und 00s.
Ueber die Dicke der Jahresringe der Linden habe ich
ſelbſt noch keine Meſſungen anſtellen können, und auch von
anderer Seite her ſind mir keine ſolchen bekannt geworden;
ſollte eins der Vereinsmitglieder Beobachtungen darüber ge-
macht haben, würde eine Mittheilung derſelben mir ſehr
angenehm ſein.
Auch das von Humboldt angeführte Beiſpiel * von
einer in Litthauen gefällten Linde, deren Umfang 82“ be=
tragen habe und an der 815 Jahresringe gezählt ſeien,
kann uns zur Beſtimmung der durchſchnittlichen Dicke der
Jahresringe nichts nützen; denn aus jenen Zahlenelementen
würde eine durchſchnittliche Dicke von faſt 2½ ““ hervor:
gehen, welche, wenn wir dieſelbe auch für die Linde zu
Kirch⸗Kogel als normirend annehmen wollten, für dieſe
ein Alter von nur 345 Jahren ergeben würde, was aber
mit der oben angedeuteten Tradition im Widerſpruch ſteht.
Denn nach der Ueberlieferung ſoll die Linde ſchon zur Zeit
des 30jährigen Krieges ſo groß geweſen ſein, daß der
dortige Prediger, als die Kirche im Kriege faſt in einem
Steinhaufen verwandelt worden war, in dem hohlen
Lindenſtamme ſtehend, der unter dem Laubdache des Bau—
mes verſammelten Gemeinde gepredigt habe: ja, er ſoll
ſogar in dieſer Höhlung noch einen kleinen Tiſch gehabt
haben, an welchem er die Sacramente adminiftrirte. * Wäre
aber die Linde, wie die vorhin dargelegte Rechnung er—
1. Anſichten der Natur ed. 3. II. S. 113.
2. Monatsſchrift von und für Meklenburg 1792 S. 131 ff.
0 _
giebt, damals erſt etwa 100 Jahre alt geweſen, jo würde
das eben Erzählte ſchwerlich dort habe ſtattfinden können.
Wahrſcheinlich war auch jene litthauiſche Linde ſchon hohl
und beträchtlich älter als 815 Jahre, ſo daß dieſe Zahl,
welche auf den allein nur noch zählbaren Jahresringen
beruht, nur das Minimum des Alters angiebt, indem die
ſchon zerſtörten Jahresringe nicht mehr in Rechnung ge—
bracht werden konnten. N
So anſehnlich nun auch das Alter unſerer vorſtehend
erwähnten drei Linden und der Ivenacker Eichen an und
für ſich iſt, erſcheint es doch nur als ein jugendliches zu
betrachten, wenn wir es mit der Lebensdauer mancher an
anderen Orten vorkommenden Bäume vergleichen. Hum⸗
boldt erwähnt a. a. O. eine Eiche bei Saintes in Frank⸗
reich, deren Alter auf 2000 Jahre geſchätzt werde, welche
alſo ſchon ein beträchtlicher Baum geweſen ſei, als Cäſar
ſeine Legionen gegen die Gallier führte; ein 3000 Jahre
alter Taxusſtamm in der engliſchen Grafſchaft Kent reicht
mit ſeiner Jugend in die Zeit zwiſchen dem trojaniſchen
Kriege und dem Argonautenzuge zurück. Noch älter mögen
die Stämme der ſchönen Wellingtonia gigantea in der
Sierra Nevada Kaliforniens ſein, welche einen Umfang
von 94—96 (engl?) Fuß und eine Höhe von 450 er-
reichen. Die älteſten lebenden Bewohner unſeres Planeten
ſind aber wohl (falls man ihr Alter nicht zu hoch geſchätzt
hat,) die afrikaniſchen Adanſonien, denen zum Theil ein
Alter von 6000 Jahren zugeſchrieben wird: iſt dieſe
Schätzung richtig, ſo find fie älter als die ägyptiſchen Py⸗
ramiden, und reichen ſogar noch um 300 Jahre über das
älteſte einigermaßen geſicherte Datum der Geſchichte des
u.
menſchlichen Geſchlechtes (die Regierungszeit des ae
Menes) hinaus.
Hier in Meklenburg iſt überhaupt alles, was die
phyſiſchen Verhältniſſe betrifft, relativ ſehr neuen Ur—
ſprungs, — nicht bloß die Vegetation, ſondern auch
die Bevölkerung und ſelbſt der Boden. Denn während
andere Gegenden Deutſchlands ſchon länger als 2000 Jahre
von germaniſchen Stämmen bewohnt find, iſt Meflen-
burg nur erſt ſeit etwa 650 Jahren in germaniſchem Be—
ſitz, und während der Boden des mittleren und ſüdlichen
Deutſchlands älteren geologiſchen Kataſtrophen ſeine Ge—
ſtaltung verdankt, iſt der Boden, welchen wir bewohnen,
erſt bei der jüngſten, der Diluvial-Kataſtrophe, gebildet
worden, alſo vielleicht Hunderttauſende von Jahren ſpäter,
als jener. Möchte mit dieſer Neuheit unferer phyſiſchen
Zuſtände doch auch eine jugend liche Geiſtesfriſche
der Bevölkerung Hand in Hand gehen!
Neubrandenburg, den 15. Juni 1857. E. Boll.
9. Peiträge zur gewitterkunde.
In Folge meiner im Archiv X S. 85 ausgeſproche—
nen Bitte die meklenburgiſchen Gewitterſchäden betreffend,
hatte der Herr Dr. Rümker, Director der Hamburger
Sternwarte, die Güte mir brieflich (d. d. 2. Jan.) einige
allgemeinere Notizen über Gewitter aus dem Kreiſe ſeiner
eigenen Erfahrungen mitzutheilen. Die meiſten derſelben
beziehen ſich nicht auf Meklenburg, ſondern auf andere uns
ferne Gegenden, und von dieſen letzteren Notizen erlaube
ich mir hier folgende zu veröffentlichen:
BR
„Während eines vierjährigen Aufenthalts (um das
Jahr 1816) im füdlichen Theile des mittelländiſchen
Meeres, namentlich in Sicilien und Malta, wie auch
längs der Nordküſte von Africa, erinnere ich mich nur
Gewitter im Winter erlebt zu haben; wenigſtens ſind
dort die Gewitter im Sommer verhältnißmäßig ſo ſelten,
wie fie bei uns im Winter find, Ich wundere mich dar-
über, daß dieſe Thatſache der Aufmerkſamkeit der Meteoro-
logen bis jetzt entgangen zu fein ſcheint. In dieſen Ge-
genden iſt der Donner kurz und unbedeutend, vom Rollen
und Echo hört man wenig. Eines Abends ſpät fuhr der
Blitz auf dem engliſchen Admiralſchiff Albion längs des
großen Maſtes herunter und ſtreckte zwei in deſſen Näbe
ſtehende Matroſen zu Boden. Der eine erholte ſich als—
bald wieder unbeſchädigt, der andere, welcher gelähmt ins
Hospital geſchafft werden mußte, wurde auch in wenigen
Tagen wieder hergeſtellt. Von den in der Nähe des
Maſtes befindlichen Ammunitions- und Proviſtonsfäſſern
wurden bis ſpät in die Nacht ſo viel wie möglich aus
dem Schiffsraum heraufgeſchafft, bis man ſich für über-
zeugt hielt, daß der Blitz nicht gezündet habe.“
Dieſe Beobachtung Rümkers, daß im Mittelmeere
Wintergewitter die Regel, Sommergewitter aber die Aus-
nahme ſind, iſt in der That dem ſcharfſichtigen Arago,
dem wir die ausführlichſte Geſchichte des Gewitters ver—
danken,“ gänzlich entgangen. Er weiſet zwar nach, daß
im Winter eine größere Anzahl von Schiffen vom Blitze
getroffen würden, als im Sommer, und entlehnt viele
1. Aragos Werke herausgegeben von Hankel Bd. 4. S. 1
bis 231.
145
ſeiner Beiſpiele hierfür aus dem Mittelmeere, +: zieht aber
nur den allgemeinen Schluß daraus, daß wenigſtens auf
dem Meere die Gewitter in der kalten und gemäßigten
Jahreszeit gefährlicher ſind, als in den heißen Monaten
(. a. O. S. 170). Wenn nun dieſer Schluß auch, wenig-
ſtens was das Mittelmeer betrifft, auf unrichtigen Vor—
ausſetzungen beruhet, ſo ſcheint er doch für unſere kältere
gemäßigte Zone Gültigkeit zu haben, indem, ſo weit
meine eigenen Beobachtungen reichen, auch auf dem Lande
die ſeltenen, kurzen, aber heftigen Wintergewitter ver—
hältnißmäßig mehr Schaden ſtiften als die Sommergewitter.
Aus Herrn Rümkers Beobachtungen gewinnt aber
auch noch eine dunkele altteſtamentliche Stelle Licht,
und zeigt zugleich, daß auch an der öſtlichen Küſte des
Mittelmeeres, wenigſtens in Paläſtina, ein gleiches Ver—
hältuiß hinſichtlich der Gewitter ſtattfindet. Als nämlich
Samuel ſein Richteramt niederlegt, ermahnt er das Volk
zum Gehorſam gegen Jehovah und tadelt ſie zugleich, daß
fie die theokratiſche Regierungsform verlaſſend, ſich einen
König gewählt hätten. „Tretet nun her (ſo fährt er fort,
1 Samuelis 12, 16 ff.), und ſehet das große Ding, das
der Herr vor euern Augen thun wird. Iſt nicht jetzt die
Weizenerndte? Ich will aber den Herrn anrufen, daß er
ſoll donnern und regnen laſſen, daß ihr innen werdet und
ſehen ſollt das große Uebel, das ihr vor des Herrn Augen
gethan habt, daß ihr euch einen König gebeten habt. —
Und da Samuel den Herrn anrief, ließ der Herr donnern
und regnen deſſelben Tages. Da fürchtete das ganze
1. Das Beiſpiel des „Albion“ fehlt bei Arago.
10
146
Volk ſehr den Herrn und Samuel u. ſ. w.“ Ein Ge⸗
witter zur Zeit der Weizenernte, welche dort in den Mai
fällt, konnte aber doch wohl nur dann als ein Wunder
betrachtet werden, wenn auch in Paläſtina die gewöhnliche
Gewitterzeit auf die kalten Monate fiel. — Nach den von
Arago mitgetheilten Gewittertabellen (S. 162) findet ein
Gleiches auch in Aegypten ſtatt, denn nach den zwei⸗
jährigen Beobachtungen des Dr. Deſtouches zu Kairo (in
d. J. 1835 und 1836) gab es dort nur in den Monaten
November bis April einige Gewitter, während die 6 wär⸗
meren und heißen Monate, Mai bis October, gänzlich ges
witterfrei waren; am 1. Mai 1852 aber hatte man auch
dort einmal ein Gewitter, „das erſte ſeit dene
in jener Jahreszeit.“ „
„In Neuholland (ich ſpreche hier ment von
der Umgegend von Sidney,“ — ſo fährt Herr Dr. R.
fort, welcher ſich dort Behufs aſtronomiſcher Beobachtungen,
6 Jahre lang 11822 — 1828] aufhielt,) „wo die Gewitter
viel heftiger ſind und die Blitze einander Schlag auf
Schlag folgen, gleicht der Donner dem Knall eines Flinten⸗
ſchuſſes, und iſt öfters nur momentan, oder auch während
des Regens unbemerkbar. Das Einſchlagen aber kommt
ſehr häufig vor, namentlich trifft man überall Spuren da⸗
von in den Waldungen. Ein auf einem mir gehörigen
Grundſtücke ſtehender großer Baum ward dergeſtalt vom
Blitze zerſplittert, daß die um ihn herumſtehenden kleineren
Bäume noch in ziemlicher Entfernung von den zerſtobenen
Aeſten mit niedergeriſſen wurden. Am Ufer des Paramatta⸗
Fluſſes hatte man auf einer Anhöhe, welche nach dem Bei⸗
1. Württemb. naturwiſſ. Jahreshefte VIII. S. 268.
SR _
ſpiele in Greenwich „on tree hill“ genannt wurde, einen
ſehr großen, ſchönen Baum zur Zierde ſtehen laſſen; in
einer Nacht blieb nur der Stamm übrig, — die Aeſte
lagen weit weg um ihn herum. — Aber die Gewitter
hatten auch noch traurigere Folgen. Am Bau einer Kirche
in der „Liverpool“ benannten Stadt arbeiteten 7 depor⸗
tirte Verbrecher in Feſſeln und ſuchten während eines über
fie hinziehenden Gewitters Schutz gegen den Regen im
Thurme. Fünf derſelben wurden auf der Stelle erſchlagen,
zwei (glaube ich), kamen mit geringerer Beſchädigung da⸗—
von. Auf dem in der Nähe von Paramatta gelegenen
Gute des Herrn Wenthworth, Sohn des Lord Fitz Williams,
wurde von einer Anzahl Kühe, welche auf einer Wieſe
weideten und ſich während eines Gewitters unter einer
Gruppe von Bäumen zurückzogen, etwa ſieben erſchlagen.
Ein auf halben Sold lebender Regimentsarzt, Dr. Harris,
wurde auf einer Excurſion im Innern von Neuholland
vom Blitze getroffen, und blieb in Folge daran lahm, wie
ich ihn gekannt habe.“
„Ein ſeltſames in Ham burg vorgefalleues Ereig-
niß habe ich aus dem Munde eines ſehr reſpectablen,
glaubwürdigen, noch lebenden, über 70 Jahre alten Man⸗
nes, welcher in Gegenwart mehrerer Zeugen erzählte, daß
er als Knabe von der Schule heimkehrend in der Mühlen—
ſtraße vom Blitze getroffen wurde, der die Haare ſeines
Vorkopfes verſengte, ihm übrigens keinen Schaden weiter
that, außer daß die Stelle, wo die Haare verſengt wurden,
jeitdem immer kahl geblieben ſei“. — Dies iR ein
ähnlicher Fall, wie die beiden, welche Arago a. a. O.
S. 310 mitgetheilt hat. |
10*
148
„Vor etwa 4 Monaten enthielten die Hamburger
Nachrichten die Beſchreibung eines vom Altonaer Capitän
Lütkens auf der See erlebten Gewitters, welches mit dem
St. Elmsfeuer angefangen und mit dem Einſchlagen in
den Maſt geendet hatte.“
Ein anderes für die Gewitterkunde ſehr merkwürdiges
Factum theilte mir Herr Hofrath Bahlke in Neuſtrelitz
mit. Er ſchreibt darüber Folgendes: „In dem Grü—
no wer Forſtreviere zeichnet ſich die Forſt zwiſchen den
ſüdweſtlich vom Dorfe Grünow belegenen Wahlsbergen
und der weſtlich und ſüdlich von Grünow liegenden Stein-
und Goldenbaumer Mühle durch ganz beſonders ſchönen,
ſchieren und hohen Wuchs der Eichen und Buchen aus.
Die Wahlsberge und die nordweſtlich davon belegenen
Berge bei der Steinmühle haben im Weſentlichen eine von
NO. nach SW. gelegene Richtung, und ebenſo die da⸗
zwiſchen liegenden, damit meiſt eee ee ſchönen
Schluchten.
Südlich, und unmittelbar an die Wahlsberge an-
ſtoßend, findet ſich das Revier „die Steinkaveln“, jo be-
nannt, weil ein großer Theil deſſelben ſich durch zahlreiche,
große erratiſche Blöcke auszeichnet, welche mit Moos über⸗
wachſen, auf der Bodenoberfläche umherliegen. In dieſem
Reviere, beſonders an drei verſchiedenen Stellen, ſchlägt
ſeit Menſchengedenken faſt jedes Gewitter ein,
beſonders diejenigen, welche von der ſüdlichen Seite auf
das Grünower Forſtrevier und die Wahlsberge herauf
ziehen. In dem letzten Jahre (1856) hat es dort wenigſtens 5
bis 10 Mal eingefchlagen, ſoweit der Unterförſter Lenzkow
dies an den dort ſtehenden Kiefern beobachtet zu haben
149
glaubt. Der Blitz ſteckt die Bäume nicht in Brand, ſon⸗
dern fährt gewöhnlich an mehr oder minder ſtarken Kie—
fern, an denen die Spuren in der meiſt in gerader Rich—
tung von oben nach unten etwa zwei fingerbreit abge-
ſchälten Rinde ſichtbar ſind, — manchmal aber auch an
ganz jungem Aufſchlag in die Erde. Sobald ſich ein Ge—
witter ſpüren läßt, entweicht das Wild aus dem Reviere
und der Förſter nebſt den Holzſchlägern ebenfalls. Die
Bäume ſind regelmäßig unmittelbar durch den Schlag ge—
tödtet, denn gleich darnach fallen die Nadeln verdorrt ab,
und es wird der getroffene Baum zu Fadenholz um⸗
und aufgehauen, wobei ſich dann zeigt, daß das Holz bis
in den innerſten Kern hinein blau und ertödtet iſt.“
Warum die Blitze in der Steinkavel (falls die dar-
auf bezüglichen Thatſachen von den Leuten, die dem Herrn
Hofrath B. darüber referirten, nicht etwas übertrieben ſind)
ſo ſehr häufig einſchlagen, iſt mir räthſelhaft. Doch ſteht
dieſer Fall nicht vereinzeit da, indem Arago S. 140. f.
über zwei ähnliche berichtet; der erſte betrifft ein von den
Blitzen ſehr heimgeſuchtes Eiſenlager im Genueſiſchen, das
andere die Umgegend von Bialyſtock in Lithauen. An
Erzlager haben wir hier bei Grünow, wo diluviale Lager
die Bodendecke bilden, unter denen tertiäre Schichten zu
folgen ſcheinen, ſchwerlich zu denken; welche locale Urſachen
hier die Anziehungskraft auf den Blitz ausüben, darüber
könnten nur ſehr genaue Nachforſchungen an Ort und
Stelle Auskunft geben. Möchte doch zunächſt die That⸗
ſache ſelbſt möglichſt ſicher feſtgeſtellt werden. |
| E. Boll.
— —
150
—
10. Misc elfen.
1. Luftſpiegelung. — Am 20. Juli d. J.
befand ich mich auf den zwiſchen hier und dem Dorfe
Dierhagen belegenen ebenen Wieſen hart am Binnenſeeufer.
Die Luft war warm, klar und heiter, nur am Horizonte
ſtanden einige leichte Wölkchen. Der Wind kam aus SW.
und wehte ſchwach. Gegen 11 Uhr Vormittags bedeckten
ſich die Wieſen gegen die Dünen der Oſtſee zu von S. S. W.
bis W. N. W. auf eine Strecke von circa / Meile mit
einem Luftſpiegel, ſo daß die ganze Landfläche unter einem
ruhigen Waſſer zu ſtehen ſchien. Da es gerade in der
Zeit der Heuwerbung war und an vielen Stellen Heu⸗
haufen ſich befanden, auch ſchon einiges Heu eingefahren
wurde, jo fehlte es nicht an Gegenſtänden, welche ſich ab-
bilden konnten. Der Luftſpiegel lag ſchätzungsweiſe 3 Fuß
über der Landebene, und bis zu dieſer Höhe ſah man von
allen dort vorhandenen Gegenſtänden gar nichts. Die
Heuſchober ſchienen faſt bis an den Gipfel in blankem
Waſſer zu ſtehen und die beladenen Wagen im Waſſer zu
fahren. Alles was ſich aber von Heuhaufen, Menſchen,
Wagen und Thieren über den Spiegel erhob, bildete ſich
mit ſolcher Klarheit abwärts und natürlich über Kopf fte-
hend ab, daß man in dem Luftſpiegel das Nicken der
Pferde, die Bewegung des Fuhrmannes und die oberen
Theile der ſich fortbewegenden Heuwagen ſehr deutlich ſah.
Es zeigte ſich hier alſo daſſelbe Phänomen, welches der
Reiſende Bernatz im ſüdlichen Theile von Abbyſſinien im
Thale Dullul beobachtete. .
Wuſtrow auf Fiſchland, den 9. Aug. 1857.
C. J. F. Peters.
1. Ein anderes ſchönes Beiſpiel von Luftſpiegelung beobachtete
Herr Juſtizrath Schröder in Treptow vor wenigen Wochen; er
ſah nämlich auf dem Wege von Jarmen nach Treptow das Luft-
bild eines Bauergehöftes, zu welchem er einige Tage darauf das
Original in einem Bauerhofe bei Demmin gefunden a Haben
‚. B.
meint.
151
2. Heuſchrecken. (vergl. Archiv X, 84.) — Im Jahre
1733 wurden die Mark Brandenburg und die angränzenden
Gegenden von den Heuſchrecken verheert. Sie zogen über Ber-
lin wie eine die Sonne verdunkelnde Wolke hinweg. Wo ſie
ſich niederließen, zernagten fie unten die Halme des Ges
treides und dann die grünen Aehren und machten in we⸗
nigen Stunden einen ganzen Landſtrich kahl, worauf fie
ſich erhoben und nach einem andern Orte begaben. Sie
waren etwas anders geſtaltet, als die gewöhnlichen großen,
grünen Heuſchrecken: etwas kleiner, bräunlich, mit einem
dicken Kopfe. Man machte verſchiedene Gegenanſtalten
wider dieſelben, warf lange Gräben auf, trieb ſie in dieſe
haufenweiſe hinein und beſchüttete ſie mit Erde; auch
mußten die Bauern eine gewiſſe Anzahl von Metzen an
Heuſchreckeneiern liefern, doch half dies fo wenig, daß fie
bis in das dritte Jahr in der Mark verblieben.
Ob Pommern im J. 1542 von den Heuſchrecken
verheert worden, wie die Demminer Chronik S. 673 be⸗
richtet, iſt wohl mehr als zweifelhaft, da der gleichzeitige
Stralſunder Chroniſt Berckmann ſolches nur von Polen,
Böhmen und Mähren erzählt (S. 81 und LXIII.).
a | E. Boll.
3. Leuchtkäfer. — Aus Hamburg wird im
Jauli durch die Zeitungen berichte: Im dunkeln Raume
eines dieſer Tage von Bahia hier angekommeuen Schiffes
zeigten ſich kürzlich zwiſchen Zuckerkiſten helle Lichtpunkte;
man forſchte nach und fand einen jener Leuchtkäfer
(Pyrophorus noctilucus L.), die am Amazouenſtrom Fo
häufig find, daß fie die Umriſſe der umſchwärmten Ge—
büſche bei Nacht ſichtbar machen. Derſelbe lebt noch,
152
nimmt Nahrung und ſtrahlt im Dunkeln an zwei eiför⸗
migen Stellen des Bruſtſchildes und an einem Punkte
unter dem Hinterkörper, beſonders wenn er ſich bewegt,
ein helles grünliches Licht aus. Dieſer Käfer iſt lebendig
in Europa eine Seltenheit. Man hat ihn einigemal in
London lebend gehabt; 1766 erregte einer, der wahrſchein⸗
lich mit amerikaniſchem Holz nach Paris gekommen war,
in der Vorſtadt St. Antoine, wo man ihn hatte umher⸗
fliegen ſehen, nicht geringes Aufſehen.
4. Deilephila Nerii. — Herr O. L. Kade in
Meſeritz ſchreibt mir: „In dieſem trockenen Sommer hat
ſich die Raupe der D. N. hier auf einem Oleanderſtrauche
in 10 Ex. gefunden, von denen ſich bereits 9 Stück bei
mir verpuppt haben. An einem anderen Oleander haben
fih auch Raupen dieſer Art gezeigt, welche aber als Zer—
ſtörer der ſchönen Pflanze von dem Beſitzer ſogleich ges
tödtet worden ſind. Sollte ſich vielleicht die Thatſache
berausſtellen, daß dieſer Schwärmer mit der großen Ver⸗
breitung des Oleanders jetzt in dieſen nördlicheren Ge—
genden häufiger geworden ſei, oder iſt ihm nur dies Jahr
grade beſonders günſtig geweſen?“ Auch bei Berlin iſt (wie
mir Herr F. Schmidt aus Wismar mittheilt) die Raupe vor
mehreren Jahren mehrfach vorgekommen, und vor drei Jahren
wurde der Schmetterling auch bei Schwerin gefangen. E. Boll.
5. Rennthiergeweih. — Durch Herrn Stud.
jur. Richard Schröder in Treptow wurde mir für den
Verein ein Geweih übergeben, welches bei Ganſchendorf
unweit Demmin in einem Moderloche zuſammen mit Zäh—
nen des Elenn und einigen Knochen gefunden wurde. So
weit meine Ermittelungen über daſſelbe reichen, kann es
153
nichts anderes als ein Rennthiergeweih ſein, und ich ſehe
darin wieder einen neuen Beweis für die poſtdilnviale
Exiſtenz dieſes Thieres im nördlichen Deutſchland (vergl.
Archiv V, 119). E. Boll.
6. Hymnus an Flora von C. von der Lühe. —
Wildenow gebraucht in dem 1. Theil ſeiner Species
plantarum eine Stelle aus einer Hymne an Flora als
Motto, welche er fälſchlich Herder zuſchreibt. Der Ver—
faſſer derſelben iſt der im J. 1755 zu Holdorf unweit
Schwerin geborne und am 9. März 1801 in Wien als
K. K. Kämme rer und Regierungsrath geſtorbene Carl von
der Lühe, welcher dieſen Hymnus im J. 1790 in nur 50
Exemplaren zur Vertheilung unter ſeine Freunde drucken
ließ. Eine zweite vermehrte Ausgabe beſorgte im J. 1797
der K. K. Kammerpräſident Graf v. Saurau und auch
Herder ließ ſie in ſeinen Briefen zur Beförderung der Hu—
manität (Samml. 3. S. 46) abdrucken, woraus Wildenow
jenes Motto entlehnte, ſich aber hinſichtlich des Verfaſſers
irrte. (Vergl. Wehnert e Prov.⸗Blätter Bd. 1. [1801]
S. 240.) E. Boll.
7. Geognoſtiſches aus dem Fürſtenthume
Lübeck. — Aus Eutin wird der „Reform“ im April ge—
ſchrieben: „Vor Allem ꝛc. iſt es das Vorkommen des Kalk—
tuffs (Tuffſteins) in der Gegend von Sielbeck, an der
großen und kleinen Kalkhütte, worauf die Aufmerkſamkeit
und Betriebſamkeit hingelenkt werden müßte. Aus dem
Tuffſtein bereitet man bekanntlich durch Vermahlen des-
ſelben den zu Waſſerbauten unumgänglich nothwendigen
Traß (hier unrichtiger Weiſe Terraß genannt), der haupt—
ſächlich aus dem Brohlthale (nördlich von Andernach am
Rn.
Rhein) bezogen wird und dem Roman- und Portland:
Cement ähnlich iſt. Man trifft dieſen Kalktuff au jenen
Stellen, dem Oſtufer des Keller-See's, zu Tage liegend
ſehr häufig an, und wenn er auch an der Oberfläche allzu
reichlich mit Eiſenoryd verſetzt iſt, ſo tritt er nach Ausſage
dortiger Bewohner in der Tiefe als ſchönſter, derber,
grauer Tuffſtein auf, wie man es beim Graben von
Brunnen aufgefunden haben will. Ein ausgezeichneter
Phyſiker, Eutiner von Geburt, hat, darauf aufmerkſam
gemacht, eine Quantität dieſes Tuffſteins nach Oeſterreich
mitgenommen, um denſelben von der geologiſchen Reichs-
geſellſchaft zu Wien unterſuchen zu laſſen. Hier dagegen
bekümmert ſich Niemand darum, obgleich der Stein bekannt
ſein muß, da zwei Denkmale, eines am Ukleiſee und das
andere im hieſigen Schloßgarten, aus dieſem Materiale er-
baut worden ſind. Während man mit großen Koften den
Traß vom Rheine und von England her bezieht, und z.
B. der Altonaer Kaufmann, Herr Lange, für ſeine
Waſſermühle zu Reinbeck den Bedarf im Betrage von
1000 Mk. Cour. dem Auslande entnehmen mußte, wäre
höchſt wahrſcheinlich der höchſt bedeutende Couſum der
hieſigen Gegenden und der Herzogthümer betcächtlich bil—
liger hier zu gewinnen, da von einem Tiefbau gar nicht
die Rede iſt, ſondern der Tuff meiſt zu Tage ſtehend vor—
kommt und alſo mit den geringſten Koſten gefördert wer-
den kann. Ein Rheinländer, der die Gebirgsformation
um die Seen in unſerer Nähe als ſehr ähnlich mit jener
um den Laacher und niedern Eifler See erkannte, machte
auf die Gewinnung des Kalktuffs behufs Anwendung zum
Waſſerbau aufmerkſam, aber — kein Meuſch bekümmert
ſich weiter darum, obgleich die Verſuche zur Anwendung ſehr
leicht ſind und im Falle ſich dieſelben bewähren, die Exploitation
eine reiche Segensquelle für unſer Land werden müßte.
Eine andere Quelle, und zwar eine wirkliche Quelle,
möchte für unſer Land ebenfalls leicht zu erſchließen ſein.
Auf einer Koppel in der Nähe von Gothendorf, das zum
hieſigen Kirchſpiele gehört, vernahm man, wie ältern Leuten
noch genau erinnerlich iſt, vor etwa funfzig Jahren ein ſtarkes
unterirdiſches Geräuſch, worauf dem Boden warmer Waſſer—
dampf und eine Menge Luftblaſen entſtrömten. Daſſelbe
Phänomen zeigte zſich im vergangenen Herbſte und die
Kunde davon machte die Runde in den Zeitungen der
Herzogthümer und angränzenden Länder. Da der Vorfall
mit großer Wahrſcheinlichkeit auf eine daſelbſt in der Tiefe
vorkommende warme, vielleicht Kohlenfäure enthaltende
Quelle ſchließen läßt, ſo war von einem Bohrverſuche au
Ort und Stelle Gewißheit und damit ein herrlich lohnen—
des Reſultat zu erwarten, das ſelbſt für die Wiſſenſchaft
von dem höchſten Intereſſe ſein würde. Aber die Indo—
lenz war ſo groß, daß man nur ein paar Fuß tief grub
und der Beſitzer der Koppel, ein Bauer aus Gothendorf,
ſich mißbilligend darüber äußerte, daß jene Stelle durch
das Betreten für den Ackerbau an Werth verlieren müſſe!
Bedenkt man, von welchem Einfluſſe die Erſchließung einer
warmen Quelle für unſere an Naturſchöaheiten ſo reiche
Gegend wäre, wie ſegensreich ein dort anzulegendes Bad
und die Verſendung von Mineralwaſſer zu billigen Preiſen
für unſer Land und die weitern Nachbargebiete werden
könnte, fo vermag man den Aerger über die Gleichgültig⸗
keit und Ignoranz, die nicht einmal eine vollſtändige
156
—
Unterſuchung haben mochte, nicht zurück zu halten. In
neuerer Zeit ſoll jedoch von Seiten der Regierung die
Vornahme eines Bohrverſuches eingeleitet und wohl auch
angeordnet fein, wofür den Anregern der aufrichtigſte Dank
gebührt und von deſſen Ausfall wir zu berichten gedenken.
Wir machen hier nur darauf aufmerkſam, daß die Bohr:
verſuche mit der Umſicht und Ausdauer vorzunehmen wä—
ren, wie man ſie in Glückſtadt durchgeführt hat, damit
neben der praktiſchen Ausbeute auch die Wiſſenſchaft Ge-
winn davon erlange und es würde neben unferm tüchtigen
Bauconducteur, Herrn Bruhns, wohl auch ein ſo aus—
gezeichueter Geologe, wie Herr Dr. Meyn zu Ueterſen,
zuzuziehen ſein.
Endlich machen wir noch auf einen Irrthum auf⸗
merkſam, der auch durch ſo viele Zeitungen gelaufen iſt,
ohne, wunderbarer Weiſe, bis jetzt irgendwo berichtigt
worden zu ſein. Es war im vorigen Herbſte davon die
Rede, daß in unſerm Fürſtenthume Steinkohlen aufgefunden
worden ſeien und man freute ſich ſchon ſehr, den ſtets
ſteigenden Holzpreiſen, die niemals auf der Höhe ſtanden,
wie im verfloſſenen Winter, endlich eine Concurrenz eröff—
nen zu können. Dieſer Fund beſtand indeß leider aus
Braunkohlenſchiefer, der in den Herzogthümern ſehr häu—
fig vorkommt. Wir erinnern nur an die Lagen bei Blan-
keneſe, an der Eiſenbahn bei Reinbeck, bei Heide ꝛc. Je-
doch wenn auch die ſchiefrige Braunkohle weder durch
Qualität, noch durch genügende Mächtigkeit zur Ausbeute
ſich eignet, ſo iſt faſt mit Beſtimmtheit anzunehmen, daß
durch andere Schichten getrennt in größerer Tiefe wirklich
mächtigere und an Heizkraft reiche Braunkohlenſchichten
157
vorkommen und ſich mit Vortheil erſchließen laſſen, wor—
über die Anwendung des Bohrgeſtänges an der betreffen»
den Stelle und in deren Nähe die raſcheſte und zuver—
läſſigſte Auskunft geben würde. Hoffen wir, daß auch in
dieſer Beziehung die Indolenz ſchwinden wird, und wenn das
Volk denn durchaus bevormundet ſein will, von Seiten
der Behörden die Initiative ergriffen werde, um die
Quellen des unterirdiſchen Reichthums auch in unſerer
Gegend zugänglich zu machen.
(Mitgetheilt vou Herrn Dr. A. Meier in Lübeck.)
8. Die Torfinſel im Cleveetzer oder
Beeler See (vergl. Archiv VII. S. 92) iſt am 15. Aug.
1853 abermals zum Vorſchein gekommen, und zwar in
einer Weiſe, welche an der Identität dieſer Erſcheinung
mit der im Ilſingſee beobachteten gar nicht mehr zweifeln
läßt. Herr J. Schmidt berichtet nämlich in der Zeitſchrift
d. deut. geol. Geſ. Bd. VIII. S. 495: „Der Torf wird
in aufgeblähetem Zuſtande, in Backofengeſtalt von bedeu—
tender Dimenſion, aus der Tiefe des Sees gehoben, platzt
oben in der Mitte, fo daß die ringsum aufftrebenden
Stücke einen Kegelmantel bilden, der ſich nach und nach
wieder ſenkt, indem die über Waſſer liegenden Ecken vom
Wellenſchlage abgeriſſen werden, der Reſt aber nach einiger
Zeit wieder nahezu in das ehemalige Niveau des
Seebodens zurücktritt. An vulkaniſche Hergänge darf
man hierbei gar nicht denken. In der Nähe von Beel
zeigen ſich im Torfmoore zuweilen die Gruben, welche
man Abends ausgeſtochen hatte, am anderen Tage wieder
von unten her durch neue Torfmaſſen ausgefüllt.“
BR E. Boll.
158
—
9. Rauchende Berge. — „Auch hier (nämlich
in Krampas auf der rügianiſchen Halbinſel Jasmund,)
habe ich in dicſem Jahre nach Gewitterregen das ſchon
ſo viel beſprochene Phänomen der rauchenden Berge, oder
vielmehr der Bergſchluchten (denn nur dieſe ſind es, welche
dampfen,) zu ſehen Gelegenheit gehabt. Man hat darin
einen chemiſchen Prozeß erblicken wollen, indem man die
Dampfentwickelung einer durch das Regenwaſſer bewirkten
Löſchung des im Erdboden ſteckenden Kalkes zugeſchrieben
und nun daraus weiter den Schluß gezogen hat, daß dies
Dampfen zur Eutdeckung verborgener Kalklager hinführen
müſſe. Wie aber ein ſolcher Löſchungsproceß mit dem
natürlichen Kalke vorgehen könne, iſt nicht erklärt worden, —
und kann auch ſchwerlich erklärt werden. — Denn wenn
auch das Auftreten dieſes auch in Meklenburg! nicht ſelte⸗
nen Phänomens auf dem kreidereichen Jasmund auf den
erſten Blick für jene Hypotheſe zu ſprechen ſcheinen könnte,
ſo verhält es ſich doch bei genauerer Betrachtung ganz
anders damit, und ſtatt der Beſtätigung finden wir hier
eine Widerlegung. Denn von den bewaldeten Kuppen
der Stubnitz, die von Krampas aus ſichtbar find und wecche
aus Kreide beſtehen, die nur von ſehr ſchwachen Schichten
diluvialer Lager überdeckt iſt, und ſtellenweiſe ſogar nackt
zu Tage tritt, rauchte keine einzige. Es thaten dies
vielmehr nur die Waldſchluchten, und zwar auch nur
die tieferen und feuchteren derſelben, am ſtärkſten eine
Schlucht dicht bei Krampas, die auf ihrem Grunde ein
| ae en: find dergleichen z. B. der Schmooks⸗
berg bei Lüningshof unweit Teterow, mehrere Berge bei Malchin
und am weſtlichen Ufer der Tolenſe, die S. 148 genannten
Wahlsberge bei Grünow u. m a.
159
kleines Bruch mit einer aus demſelben zum Dorfe ab-
fließenden Quelle enthält. Dies zeigt, daß wir es hier
mit einem ganz einfachen meteorologiſchen Vorgange
zu thun haben, nämlich mit einer Nebelbildung, indem
der Waſſerdunſt, mit dem die Atmoſphäre der Schlucht
ſchon geſättigt war, durch den die warme Luft abkühlenden
Gewitterregen gezwungen wird, ſich au Rauhen Dunſt⸗
bläschen zu verdichten.“
(Aus den nächſteus erſcheinenden „Erinnerungen an
Rügen“ von E. Boll.) N
10. Neue Funde. — Hr. Dr. v. Hagenow
kaufte einen ſehr ſchönen Zahn des Elephas primi-
genius der in einer Kiesgrube bei dem vorpommerſchen
Städtchen Barth gefunden war. — Hr. F. Schmidt in
Wismar erhielt einen für die mekleuburgiſche Ornithologie
neuen Vogel, nämlich Phalaropus rufus; desgleichen
20 Arten für Meklenburg neuer Lepidopteren, wodurch
unſere Lepidopteren Fauna jetzt ſchon auf 1474 Arten an-
ſteigt. — Lobaria pulmonaria Hoffm. wurde von
den Hrn. E. Huth und C. Arndt ſehr reich fructificirend
im Finkenthaler Holz bei Gnoien, an Buchen, etwa 8 bis
10 Fuß von der Erde, geſammelt. — Ich ſelbſt fand im
Auguſt d. Jahres bei Saßnitz auf der rügianiſchen Halt-
inſel Jasmund an dem ſteilen Meeresufer, woran der Weg
nach dem Herrenbade entlang führt, ſehr häufig Inula
Conyza D. C. (Conyza squarrosa .), — eine Pflanze,
die bis jetzt im ganzen Gebiete der pommerſchen und me—
klenburgiſchen Flora noch nicht geſehen worden iſt.
Neubrandenburg den 13. October.
| | E. Bohl.
160
11. Sammler und Sammlungen. — Die
Abſicht, eine möglichſt vollſtändige Ueberſicht der im DBe-
reiche des Vereins befindlichen Naturalien-Sammler und
Sammlungen zu erlangen, hat ſich leider nicht erreichen
laſſen. Denn von den 160 Zetteln, welche im vorigen
Jahre mit Archiv X. an die Vereinsmitglieder ausgegeben
und um deren Ausfüllung und Rückſendung an den Unter⸗
zeichneten fie erſucht wurden, find nur 16 wieder an den-
ſelben gelangt! Die Rückſender waren die Herren:
Drewes in Güſtrow, Dr. Flemming in Lübz, Hein⸗
roth in Stavenhagen, Huth (und Arndt) in Gnoien,
F. Koch in Sülz (über alle dortigen Sammlungen),
v. Lützow auf Boddin, Dr. Meier in Lübeck (auch über
andere dortige Sammlungen berihtend), Müller in
Güſtrow, v. Preen in Schwerin, Rubien in Klütz,
Schmidt in Wismar, Stelluer in Güſtrow, Struck
in Ludwigsluſt, Vermehren in Güſtrow, Wille:
brand in Kladow, Wüſtnei in Schwerin (über alle
dortigen Sammlungen berichtend). — Da ein Abdruck ſo
unvollſtändiger Materialien nichts nutzen würde, habe ich
dieſelben bis auf Weiteres zurückgelegt.
Neubrandenburg, den 14. Oct. 1857.
E. Boll.
— ie —
Druck von H. Gentz in Neubrandenburg.
Meleorologiſche Peobachtungen
angeſtellt im Jahre 1856 auf der Navigationsſchule zu Lübeck und veröffentlicht durch den Verein für Lübeckiſche Statiſtik.
e S
Druck von H. G. Rahtgens in Lubeck,
= 9 4 Ko fitter, ae N a Anzahl —
Auf 0 * Temperatur redu⸗ Thermometerſtände Die mittleren Temperaturen und die Tempe⸗ Se Höhe 3 Mittlere Richtung und Dauer E
cirte Barometerſtände nachſin Reaumur-Graden nach ratur-Ertreme in Reaumur-Graden aus den SS : des f = 5
den täglichen Beobachtungen den täglichen Beobachtungen täglichen Marimis und Minimis des Ther- Ser Nieder- . 85 2 & = = 8 =
um 12 Uhr Mittags. um 12 Uhr Mittags. mometrographen. PER ſchlags. S, B 8 25 8 38 8 5 2
i ö i i Wa älte-Ey Bes 28 12215 | se 20. O.] 0. so. 5
| mittlerer. höchſter. tiefſter. i 7 85 ee eee S Pariſer 8 8 SE S Ei 5 8 = E N O. |SO.| S. a! 5
Yarifer Linien. med. max. min. A max. min. max. min. S Linien. 8 o S e = 2 Ta ge.
333,01 | 343,97 | 325,08 |+ 057 + 5°4| — 505 — 0010) + 5°7 + 208| — 408 1205| 94,5 41,472 5 4 213 11 — 5 7119 1
d. 13ten d. sten d. 25ſten d. 13ten d. 2iſten d. 20ſten d. 13ten d. 12ten
336,80 | 341,99 | 331,83 + 1085| + 709 — 3% f 0087) + 81 + 408 — 30% — 90 90,6 31,622 7 10 4 2 2
d. 28ſten d. 7ten d. ten d. Aten d. Sten d. sten d. Aten d. Aten
339,04 | 344,07 | 334,39 + 3044 + 608 — 05 2002 + 806 + 206 + 004 — 405 83,5 3,3980 5 3 5 16 3
d. 14ten d. 28ſten I eee e d. 20ſten d. 22ſten d. 7ten d. 27ſten
334,75 | 339,71 | 330,81 |+ 9061| 7173 + 308 7027| +1703|+ 609 + 600 — 206 72,0 47,059 3 11 N 2
d. iſten d. 27ſten d. 27ſten d. 16ten d. 27ſten | d. aten d. 30ſten | d. iſten
334,49 338,10 | 330,77 41067 +1603| + 4°3|+ 8067| +17°4|+ 902 503 + 004| 71,8) 45,649 2 6 210 5
d. Yen d. 16ten en d. 5ten d. 14ten d. 29ſten d. sten d. 2ten
336,57 339,24 | 332,66 71609 +21%7 + 10% 713066 +22°5 | +13°2| 41209 | + 509 65,8 75,802 1 8 — 6
d. 16ten d. 14ten d. 14ten d. Sten d. 4511 d. 13ten d. 30ften | d. sten
336,06 | 339,80 | 331,11 |+15052] 7215 + 90341273 +2300|+1305 | +1103 | + 5% 69,9 89,762 — 0 =
d. 3iſten [d. sten d. 24ften | d, iſten d. 25ſten d. 25ften | d. ıflen d 11590
335,30 339,61 329,25 1578 +21% +1101+13040 +722 0 +130 71204 + 602 70,3 133,397 4 3 4 9
d. iſten d. 19ten d. zten d. 19ten d. zten d. 4ten d. 19tem d. Zuften |
334,91 | 340,01 | 328,43 12,77 16% +10%10¼ C1041 +16°8 | +10°6 | +10%6)+ 30 71,9| 60,162 5 6 9 2
d. aten d. 25ſten | d. sten d. 17ten d. igten d. igten d. 17ten d. 21ſten
339,38 | 342,34 | 335,44 1058 +1502 + 58 8043 15% + 909 + 608, + 06 82,9 35,021 14 7 1
d. 20ſten d. 2ten d. 5ten d. 31ſten d. 6ten d. ßten d. 31ſten d. 31ſten
335,19 342,53 | 327,93 |+ 2042 + 7% — 509 / 1009 + 7% / 505 — 405 —1000 88,1 44,352 9 4 4 2
d. 6ten d. 24ften d. Sten d. 27ſten d. 24ften d. 24ſten d. 27ſten d. 27ſten
332,89 343,74 323,91 |+ 2995 +11°0 | — 7°0|+ 2?00 +11%2 / + 82 — 107| —1107 90,8 57,357 2 11 3 5 2 2
d. 16ten d. 2ölten d. 7ten d. Aten d. Sten d. Sten d. 2ten d. Aten
Für's Jahr .. 335,70 343,97 | 323,91 |+ 80 52 721 — 7°0|+ 6070 +2300 | +1305 — 408 — 1205 — 665,053 25 77 79 40
d. 13. Jan. d. 26. Der, en. d. 4. Der, d. 25. Juli d. 25. Juliſd. 13. Jan. d. 12. Jan.
* wurden beobachtet am 10ten März.
— — —
Neberficht der aus den meteorologiſchen Beobachtungen zu Hinrichshagen im Jahre 1856 gefundenen Mittel. (9. Jahr.)
Jan. 18506. Februar. uguſt. September. Detober. November. Winter. Frühling. Sommer, Herbſt. Jahr.
arome⸗ ans 26” 10.34 | 27“ 4.10 | 27° 5.58 27“ 2.048 27“ 6.455 27“ 4.76 27“ 1.20 | 27” 3.21 27% 7461 | 26” 11.77 | 26” 10,034 | 272,748 | 27% 1,720 | 36” 11,007 20710777
N 2 8 2 — 20. — au — a > 2 — — . n. 49. Auguſſl. 24. November. | 8. Zanuar.
terftand en 28 7.41 28 476 | 38241 25 588 | 800 27 132 25 0% | 80m | 210 | 00 5 375 2374 | 28 5.88 28 100 28 3.82 28 741
auf 0° R. SE 8 19. Bay, 28. 14. in 1: 9. 7. ll N ER VER I ren 19, Desember. | 4. Min 4. Auguſt | 1. November. 19, ame
reducirt. Tritte ga Mane 27 0.24 27 7.57 27 9.63 27 9,36 27 8.44 27 8.30 25 0.51 27 8.28 27 9.02 27 9.13 | 7965 27 9.02
|
6 uhr Morgens. — 5.043 — 1.565 — 0.083 — 1.073 3.052 6.916 10.040 10,009 10.023 7.052 3.063 — 0.094 — 2.068 2.064 10.024 4,009 3.095
een FE —— m 2 5
Tempe- 2 uhr Nachmittags. — 3.25 — 6 1.28 ö 2.57 9.82 10.65 15.56 14,64 14,85 12.63 10.44 1.34 — 0.76 7.65 15.01 8.16 7.54
10 uhr Abends. — 4.45 — 1.44 — 0.15 — 0.80 4.88 | 6.77 10.50 10.37 10.43 8.37 6.41 — 0.31 — 2.62 3.60 10.43 4.63 4.17
ratur Mittel derſelben. .
Mittel Minima.
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R Maxima.
täglichen
£uft Halbe Summa berf.
Unterſchied derſelben. 4.52 2.76 331 5.20 7.84 6.93 8.55 7.31 6.79 | 6.30 5.80 3.62 3.53 6.64 7.54 3.24 5.74
nach er 170 68 94 34 02 3.6 43 5.8 2.6 — 12 a mn — 94 10,07 8 = 70
Be Er 2 nn 77 are 62 77 2 ee 5. 25 | 27. | 21. Deaenber. 7. März 27. November, | 21. December,
Abſolutes 18 3.6 66 78 16.3 175 23.4 227 ! 146 6.7 6.6 17.3 182 23.4
B. 1 — Eee 9.13. 20. 25. 12. e re ” 2. 18, Bebruar 413, Mai. h 9. Seplember. 25. Juli.
unterſchied derſelben. 206 20.9 113.4 17.2 19.7 17.7 19.1 16.9 15.6 15.8 17.3 23.6 26.9 10.8 28.8 40.4
155 0.%ù | 0.22 0.75 0,68 1.29 1.7% 2.0 2,87 2.54 1.267 0.55 0.15 0.768 2 7 9.755 0.15
Dunft- eee = ty IE 1 ur 17. 15. 4. 23. tl. 5. 24. 28. 19, December. 17. Mötz. 23. Juni 28. November. 19. December,
fpannung 1 222 3.03 32 2.62 4.61 4.83 6.14 0.96 614 5.12 35 2 183 0.05 3.52 | 6%
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EINIG BER er Ze ri 1.56 1.54 2.62 3.23 4.28 437 4.47 ; 3.48 1.51 1.57 2,19 1.43 3.03 2.85
x — — — — — — — — „„„„„„FFPP—T—T—T0 s TTT 8
Mini 36 5¹ 60 25 32 4l 33 44 42 47 40 60 36 25 3 40 35
Dunfige- a u 19. 12. E 17. 18. | 13. 25. 31. 6. 24. 24. 28. 19. December. 47. März. 28. Juni 24. October. 17. Matz.
2 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 | 100 100 100 100 100
hatt nach = — 2 Tage, 6 Tage 5 Tage. 5 Tage aa Loge. 2 Tage, 180g 5 Tage 18. Tage. 8 Tage Is Zuge. 9 Tage. 8 Tage. 32 Tage. 62 age.
Procenten. W 1 drei 82 90 87 76 76 81 76 81 82
Mini 65 | 3.6 26 1.2 3.7 3.9 8.0 6.8 93 0 0 3.5 l — 3.3
| a 14 18. 20 mM oe. 3. 30. 1. 24. 28 22. —̃ — N 21. Selene, zu 27. Rovember. | 21. Detenber.
: 5 3. 50 5 5 1353.0 19.0 5.6 17.4 11.0 4.0 60 190 13.8 19.0
0 Maximum, = = 115 20 un | 13, 150 95 5 1. 1—3 13. Februar. 13. Mai 13. Zuni. 9. September, 13. Zuni.
| mine au | _ 4.09 — 0.28 123 1.07 251 | 89 12.78 11.60 12.94 10.83 8.58 0h? — 088 581 12.4 6816.19
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Minimum, 115 A . 05 L 1 05 125 5 31 22. | 20. 21. December 1. 18. Mötz. 8, Juni. 29. November 21. December.
v Maxi 0.6 — 0.1 3.0 1.8 87 9.5 14.3 14.0 15.2 12.2 | 4.6 3.0 9.5 15.2 G 15.2
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Minimum, 4.—3. 2 15 1 1. 5 4 29.—31 a0. 27 | 29. 15.—17. Januar. 1. Mär. 1. Zuni. 29. November, 29. November,
„ 5 ST | r s 7 11.0 13.3
5 Erd⸗ 01 22 1.5 6.9 8.7 11.7 2.5 13.3 11.0 | 9.6 | 61 2.2 8.7 133 a
des Erd⸗ 2˙ i eee Mur? 1115 ! 117 = | 19 N na 9555 PN | 8 | 5 En 20. Ml. 3. 4. August. 10. September. 3. 4 ag.
ml 0 0.99 0.99 450 | 606 10.50 10.7 11 83 958 700 | 38 0.67 4.05 11.02 6.93 508
7 2 7 3.3 0.7
5 BA 8 07 1.0 1.2 48 7.8 10.7 7.2 3.3 0.7 1.2 7.8
bodens, — 2 1 23, 1.—0 1. 15.—21. 1 7 a a 30, ai | 30. 20. 23. Januar. 1.15.—2k Min 4. Zunt 29. November. 23. Januar.
23.28. 23 5 15.—2 Bee: ee 8. . — h 3 2 0 n n om =
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| | | ; ; 8.32 55
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| | | | | ! I )
Bemer-
kungen.
Die Temperatur
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Decbr. 1855 27.
Ian. 18586 109.
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Matz 25.
April 5.
Mai 1.
Srtober 4.
November 21.
Jahr 118.
der
or.
icq über 200R.
im
Juni
Juli
Auguſl
Jaht.
8
Ueberſicht der aus den meteorologiſchen Beobachtungen zu Hinrichshagen im Jahre 1856 gefundenen Mittel und Summen.
Jan. 1856.
Tebruar. Uuguft. September.“ Setober. November.
Winter. Frühling. Sommer. Herbſt. | Jahr.
Bemer ⸗
Völlig heiter.
Himmels⸗ Heiter.
| Ziemlich heiter.
Wolkig.
anſicht. 223
Trübe.
Bedeckt.
Tage.
Mittel davon in Procen⸗
ten d. völligen Bedeckung.
Der lezte Grüß.
jabrsſchnee fiel am
23 März, der erſle
Winlerſchnee am 4.
Noobe. Der letzte
Geühjahrsfroft trat
ein am 19. April,
der erfle Winter frost
| 8 | 2 4 4 am 22. October.
N 16 28 27 ] 33 | 18 25 38 48 29 m Die geößte Menge
Regen fiel am 23.
| | & | 2 — . Auguſt bei SD. und
NW. 10 5 16 16 6 382 9 4 | 2 5 Betrug 180 K.
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9 Wind überhaupt. 2¹ 23 27 29 20 25 26 25 25 a
—ůͤ 3 a ar r . K
Windſtille. 10 8 5 10 6 4 6 6 9
Thau. 0 | 0 0 0 | 10 11 | 18 12 | 13 18
Währige. Reif. Er 1 8 9 | "© 0 0
0 1 2 — | 8
Nebel. 7 | 11 7 4 | 2 1 2 0 1 7
Nieder- Regen. 1 6 12 5 15 13 16 8 15 13
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Regen und Schnee. 0 | 0 0 1 0 1 0 0 | 0 0
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|
Tage Hagel. | 0 | 0 0 0 0 0 0 1 1 0
Niederſchlage überhaupt. 18 | 20 | 18 19 22 24 | 29 27 24 29 20 2] | 56 | 65 | 80 | 79 80
cn 2 — — — — — — Ze — — — = — — — — —— — — 1 — +
Betrag Regen. 6 46 117 8 143 252 332 373 721 111 80 72 [ 109 403 1426 272 2270
Kub.⸗Zoll. > | | | | |
der Schnee. 11 38 33 | 48 0 0 0 0 0 0 0 | 40 222 48 | 0 | 40 310
| | |
= — = —— — — — — — ¼—õ¼ — x — uu— — —
Nieder⸗ Höhe. | Regen, 0.50 3.83 9.75 0.67 11.775 21.700 27.007 31.08 60.08 9.25 7% | 6.400 14.08 33.742 118.783 | 22.67 189.00 |
| | = } & | -
fehfüge | rin. Schnee. 1258 3.17 2.75 4.0 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 3.33 | 1850 4.00 0.00 333 235.83 |
von Zuſammen Kub.⸗Zoll. 187 84 150 56 143 252 332 373 721 111 II 301 41 11426 312 225380
| | | |
Zuſammen Höhe. 13/8 7.00 12.50 4.467 11,475 21.70 27.67 31.08 008 9.25 nu | 9.383 32.58 7.42 118.83 26.00 214.83
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