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3
Archiv
des
Vereins der Freunde der Naturgeschichte
Mecklenburs,
3Dd. Jahr.
(1876.)
Da Se Nt+D Datteln «FTD
Herauszeceben
von
©. Arndt-Bützow.
Neubrandenburg.
In Commission bei Ö, Brünslow,
u 1876,
Ferimt, Er
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N
Inhalts-Verzeichniss.
Beitrag zur Kenntniss der HE Us Gerölle.
Von Ü. Brath-Zarrentin. 5 3
Die Säugethiere Mecklenburgs mit Berücksichtigung
ausgestorbener Arten. Von Ü, Struck- Waren,
Hierzu T. 1
Beiträge zur Kenntniss der Triglochinblüthe. Von P.,
Horn-Waren. ER ae RNIT ERT BEN STE WERE
Hierzu Taf. II.
Katalog der fossilen Einschlüsse des oberoligocaenen
Sternberger Gesteins in Mecklenburg. Von F. E,
Koch-Güstrow. (1. Hälfte.) . .. .» & 2
Die Faltenwespen mit Berücksichtigung der in Nord-
deutschland vorkommenden Arten. Von Dr. Ferd,
Tirdew-Perlebere, u. nn eye
Hierzu Taf. III,
Ueber Puceinia Malvacearum Mont. u, deren ae
Von H. Brockmüller-Schwerin. . . . »
Die Schildkröte in Mecklenburg. Von neiben,
Oedipoda migratoria, Wanderheuschrecke in Mecklenburg.
Von CE. Struck-Waren und H. Brockmüller-Schwerin.
Zoologische Mittheilungen. Von Franz Schmidt-Wismar.
Conchologisches,. Von Fr. W. Konow-Schönberg.
Ergänzende Bemerkungen zu seiner Vegetations-Skizze
von Neustrelitz, Von Dr. 0. Kraepelin-Leipzig.
Botanische Notizen zur Flora von Mecklenburg. Von
Dr. W, Petzold-Neubrandenburg.
Seeadler und Brachsen. VonH. Bi ckenllär Schwer‘.
Bergsturz in Mecklenburg. Von C. Arndt-Bützow. . .
Noch einmal: Helix nemoralis und hortensis,
E. Koch-Güstrow. f
Vorläufige Mittheiluzg über eine Ttofhohring an Salz.
Von demselben. N arte ‚a0.
Von F
Seite.
1—22,
23-19.
120— 136.
137— 187.
188— 238.
239— 249.
250—263.
264—266.
267 —282.
285 —237.
237 — 289.
289 — 291.
291 — 29.
294— 29.
29.
Seite,
Literarische Notiz. Von demselben. „ . . 2... ...296—297.
Dr. Zander. Nekrelog von Dr. med. A. Blanck-Schwerin. 298—302.,
Vereins-Angelegenheiten.. . . \ 303 — 352.
Die Bibliothek des Vereins. Von F. E, Koch-Güstrow. 305—329.
Bericht über die Generalversammlung zu Ludwigslust
und die Excursion nach Malliss, Vom Secretair, 330-343,
Keehnungsablage Aaittiiorsnrtealh-zetinee er 344,
Mitglieder-Veerzeichniss, . . 4... =. eu 2. 2a 8
Button Dr. Tienz-Tübeck, 1. 2. 2 ara 353.
Bitte’von Dr, Martin-Wismar. . . . .). „ . „oe
Berichtigungen. . a a EE 354,
Er,
E
Beitrag
zur Kenntniss der mecklenburgischen
Gerölle.
Von ©. Brath - Zarrentin.
N aıscnz nur wenige Mitglieder unsers
Vereins beschäftigen sich mit dem Sammeln und Be-
stimmen mecklenburgischer Mineralien und Felsarten;
es ist um so mehr zu bewundern, als das Sammeln und
Aufbewahren derselben weniger Schwierigkeiten bietet,
als das anderer Naturgegenstände. Die Haufen zer-
schlagener Gesteine an unseren Öhausseen bieten hin-
läneliches und gutes Material zur Anlegung von ziemlich
vollständigen Felssammlungen und es ist sehr zu be-
klagen, dass die zum Theil ausgezeichneten und seltenen
Felsstücke keinem andern Zwecke dienen, als dem, von
Wagenrädern zermalmt zu werden.
Zu bestimmen, welcher Formation ein Geröll an-
gehört, ist nicht immer möglich, da ein Hauptunter-
scheidungsmerkmal, die geologische Lagerung, bei dem
Vorkommen als Geröll nicht beobachtet werden kann
und nicht jedes Stück die mineralischen oder organischen
Einschlüsse enthält, durch welche eine bestimmte For-
mation characterisirt wird. Es gilt dies besonders
von den Kalksteinen und Sandsteinen, jedoch giebt bei
letzteren in manchen Fällen die Farbe und das Binde-
mittel Aufschluss.
Beobachtet habe ich unter den mecklenburgischen
Geröllen bisher folgende Arten und Varietäten von Fels-
massen und einfachen Mineralien:
Archiv XXX. 1
2
Cipollin,
Das Gestein ist nur undeutlich schiefrig und besteht
aus einem weissen kleinkörnig-crystallinischen Kalkstein,
dem zahlreiche grössere und kleinere gelbliche Glimmer-
blätter eingemengt sind. Es scheint in Mecklenburg
selten zu sein; ich fand es nur einmal an der Goldbere-
Dobbertiner Chaussce.
Ophicaleit.
Ein Gemenge von bläulichweissem körnig-erystall-
linischem Kalkspath und durchscheinendem, lauchgrünem,
nicht faserigem Serpentin. Das Gestein, bei Goldberg
gefunden, hat wie Braunspath nach aussen durch Ver-
witterung eine gelblichbraune Farbe.
Ein Stück dieser Felsmasse wurde mit concentrirter
Salzsäure übergossen; es entstand sogleich eine leb-
hafte Kohlensäure-Entwickelung und ohne Anwendung
von Wärme wurde aller Kalkspath gelöst; es waren die
grünen Serpentintheilchen zurückgeblieben, aber doch
von der Säure angegriffen, indem sie heller geworden
waren und sich kleine Mengen abgeschiedener Kieselsäure
in der Lösung fanden. Dieselbe gab ausserdem als Haupt-
bestandtheil Kalk zu erkennen, dann Magnesia, aus dem
Serpentin gelöst, und kleine Mengen Eisenoxydul und
Eisenoxyd; Thonerde war nicht vorhanden. Die zurück-
gebliebenen Serpentintheilchen wurden wiederholt mit
destillirttem Wasser gewaschen, scharf getrocknet und
gepulvert. Das Pulver gab im Glaskolben erhitzt
Wasser und nahm eine hellziegelrothe Farbe an; durch
kochende Salzsäure wurde es leicht zersetzt unter Ab-
scheidung von Kieselsäure; die erhaltene Lösung war
völlig frei von Kalk und Thonerde, enthielt aber
reichlich Magnesia. mit sehr kleinen Mengen Eisenoxydul
und Eisenoxyd.
Dolomit,
Ein weisses, durchscheinendes, grobkörnig-erystal-
linisches Gestein mit glänzenden Crystalllächen wurde
bei Goldberg gefunden.
Einige Stücken des Minerals zeigten beim Betupfen
mit Salzsäure kein Aufbrausen, andre ein schwaches; im
gepulverten Zustande löste es sich mit Anwendung von
Wärme unter Kohlensäure-Entwickelung auf; die Lösung
enthielt Kalk und Magnesia, ungefähr in gleicher Menge,
dazu nicht unbedeutend Eisenoxydul; einige Quarzkörner
blieben zurück.
Bringt man einen Tropfen concentrirter Salzsäure
auf ein Stück magnesiafreien Kalksteins, so zeigt sich
eine so lebhafte Kohlensäure-Entwickelung, dass der
Säuretropfen nicht auseinander fliessen kann, sondern
eine halbkugelige Form und ein dem Milchschaum ähn-
liches Ansehen annimmt; mit der Zunahme des Magnesia-
gehaltes zeigt der Säuretropfen eine entsprechend
grössere Ausbreitung und hat durch das geringere Auf-
brausen das Ansehen von kochendem Wasser; normaler
Dolomit braust als Stück mit Säure nicht mehr auf.
Faserkalk,
Häufiges Gestein, gelblich oder röthlich; alle
Stücke habe ich frei von Magnesia gefunden; Eisen-
oxydul und Eisenoxyd enthalten die gelben Stücke in
ziemlicher Menge, die rothen dagegen nur in eben nach-
weisbaren Spuren.
Bituminöser Kalk.
Dunkelrauchgrau, z. Thl. von blättrig-stängliger,
z. Thl. von körnig-erystallinischer Absonderung, z. Thl.
auch dicht; gerieben von unangenehmem Geruch. Gold-
berg. Penzlin.
Eisenkalkstein.
Dicht, kastanienbraun, mit braunem Strichpulver,
von Adern aus schwefelgelbem (nicht faserigem) Kalk-
spath vielfach durchzogen. Goldberg. |
Ein Stück, im Kolben erhitzt, gab Wasser, wurde
dunkelbraun und magnetisch. In Salzsäure unter leb-
hafter Kohlensäureentwickelung löslich, bis auf ein wenig
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4
Thon. Als Bestandtheile ergaben sich: kohlensaurer
Kalk, kohlensaures Eisenoxydul, Eisenoxydhydrat und
kleine Mengen kohlensaurer Magnesia.
Vielleicht gehört das Gestein zu den Septarien.
Gyps.
In einer Thongrube bei Goldberg findet sich sehr
häufig Gyps in losen, schief-säulenförmigen Crystallen;
anstehend:; bei Lübtheen.
Kreide.
Ein reinweisses Kreidegeröll mit Coeloptychium
agaricoides Goldf., von mir bei Laage gefunden.
Zechsteindolomit (Rauchwacke),
Ein dichtes bräunlichgraues Gestein mit überaus
zahlreichen Blasenräumen und zwar von verschiedener
Grösse, die kleineren von rundlicher, die grösseren
von länglicher und die grössten von unbestimmter Form.
Ein Stück des Gesteins, mit einem Tropfen Salzsäure
betupft, zeigte nur einige Kohlensäurebläschen, liess
also einen bedeutenden Magnesiagehalt vermuthen, den
die Analyse auch bestätigte; ferner enthielt das Gestein
ausser Kalk noch etwas Thon, der beim Auflösen in
Salzsäure zurückblieb. Beim Reiben des Gesteins liess
sich noch deutlich ein bituminöser Geruch wahrnehmen,
wesshalb ich glaube, dass das Stück aus der oberen
Schicht der Rauchwacke stammt, die an vielen Orten
unmittelbar vom Stinkstein überlagert wird und bei der
Ablagerung des letzteren auch bituminös werden musste.
Fundort: Goldberg.
Ludus Helmontii.
Ein gelblichgrauer, dichter, thonreicher Kalkstein
(Mergel), von zahlreichen Spalten durchzogen, die mit
gelbem Faserkalk gefüllt sind. Die Anordnung dieser
Spalten zeigt eine gewisse Symmetrie, indem durch die-
selben vorzugsweise unregelmässig vier- bis fünfseitige
Felder eingeschlossen werden. Fundort: Laage.
5
Kalktuff
Ein weisses poröses Stück bei Remplin gefunden
wird dem in dortiger Gegend lagerndem Kalktuff ent-
stammen; vergl. Archiv 1861. Seite 218. Ausserdem
fand ich in mehren Sandgruben bei Goldberg, Zar-
rentin u. a. O. Kalktuffröhren von verschiedener Grösse,
z. Thl. Holzsubstanz umschliessend.
Stylolithenkalk.
Ein braunrothes, kleinkörnig-crystallinisches Gestein
mit zahlreichen Stylolithen, die mit denen des Rüders-
dorfer dichten Kalksteins ganz übereinstimmen. Gut be-
schrieben und abgebildet finden sich diese eigenthüm-
lichen Bildungen in Klöden’s Versteinerungen der Mark
Brandenburg. Fundort: Zarrentin.
Silurischer Kalkstein.
Zu demselben gehören z. B. folgende Funde:
1) ein dichter grauer, thonhaltiger Kalkstein mit über-
aus zahlreichen schwarzen sägeförmigen Grapto-
lithen. Sülten bei Stavenhagen.
2) ein dichter grauer Kalkstein mit Orthoceras duplex
Wahl. von Laage.
3) ein grauer, körnig-crystallinischer Kalkstein mit
Sphaeronites aurantium His. von Laage.
4) einfarbig bräunlichrothe, auch braunroth und
srünlichgrau gefleckte Kalksteine mit verschie-
denen Orthoceratiten. Laage. Zarrentin.
5) ein verkieselter Kalkstein; derselbe ist gelblich-
grau, porösund hat durch den Verkieselungsprocess
die Kohlensäure ganz oder doch zum grössten Theil
verloren, so dass er mit Säuren nicht oder nur
wenig aufbraust; er enthält zahlreiche Petrefacten,
darunter Trilobiten. Ein Stück, bei Zarrentin ge-
funden, hat ganz die Form eines Mauersteins (Back-
steins) und enthält einen etwa 5 Cm. im Durch-
messer haltenden Kern unveränderten dichten
grauen Kalksteins, der mit Säuren lebhaft braust;
hieraus scheint hervorzugehen, dass die Verkieselung
des Gesteins nicht an seiner ursprünglichen Lager-
stätte, sondern erst im Geröllzustand stattfand.
Obersenonischer Kalkstein.
Graulichweiss, kieselreich, kleine schwarze Körner
und Bruchstücke von Bivalven und Belemniten ent-
haltend; ein Stück mit Salzsäure übergossen, braust
einige Zeit lebhaft, zerfällt aber nicht. Laut Mittheilung
des Herrn Landbaumeisters Koch soll das Gestein nach
Herrn Professor Angelin’s Aussage auch in Schweden
vorkommen und zwar nur als Geschiebe.
Fundort: Heiligendamm bei Doberan.
Aragonit,
In einem silurischen Kalkstein von Laage finden
sich eine Menge schöner Aragonit - Crystalldrusen als
Auskleidung der inneren Räume von Sphaeronites auran-
tium H. Auch in einem bei Rostock gefundenen, fein-
körnigen, braunrothen Sandstein, stellenweise Glimmer
enthaltend, finden sich Spalten, von denen die schmäleren
von gelblichkem Aragonit ganz ausgefüllt, die weiteren
dagegen nur an den Wandungen damit ausgekleidet
sind und ausserdem wasserhelle Kalkspatherystalie ent-
halten. Der Aragonit zerspringt, in Glaskolben erhitzt,
zu grobem Pulver.
Rogenstein,
Ein schönes weisses Geschiebe bei Stavenhagen
gefunden, dem weissen Jura angehörend, erhielt ich als
Geschenk von Herrn Landbaumeister Koch.
Jurakalkgerölle,
Im östlichen Mecklenburg, wo diese Gerölle nicht .
selten sind, habe ich noch nicht gesammelt; zwei Stücke,
die ich bei Lübz und Goldberg fand, sind aussen gelb-
. braun, innen grau und enthalten ausser Quarzkörnern
eine grosse Menge brauner glänzender Körner; die
Petrefacten kenne ich zur Zeit noch nicht. Bei Schwerin
und Zarrentin habe ich diese Gesteine bisher nicht
gefunden.
Caradoc-Sandstein.
Ein höchst feinkörniger Sandstein von schmutzig
gelblichgrauer Farbe mit thonigem Bindemittel, bei
Goldberg gefunden, enthält ein Exemplar von Zatuites
Cornu AÄrietis.
Vogesensandstein.
Das Gestein hat eine lebhaft ziegelrothe Farbe
und thoniges Bindemittel; die Quarzkörner sind eckig
erystallinisch; es gleicht dem Vogesensandstein von
Neustadt in Rheinbaiern vollständig. Fdt.: Schwerin.
Buntsandstein.
Ein fester Sandstein mit thonigem Bindemittel,
häufig verschiedenfarbig bandartig gestreift, doch auch
einfarbig, gelblichweiss, gelb, rotl, braun, grau oder
grünlich, ferner mit hellen meist rundlichen Flecken,
die durch Fehlen des Pigments entstehen; die grob-
körnigen Stücke enthalten öfter Feldspaththeilchen und
sind durch zahlreich beigemengte grössere Quarzkörner
ungleichkörnig; in den feinkörnigen Stücken ist ziemlich
viel Glimmer, der indess ungleich vertheilt ist; auch
kommen Quarzfels ähnliche Stücke vor, die den untersten
Lagen der Formation angehören. Ueberall häufig.
Oberer Keupersandstein,
Crystallsandstein.
Das Gestein hat mergeliges Bindemittel, welches
stellenweise in so geringer Menge vorhanden ist, dass
das Gestein bei der Berührung zerfällt; es ist grob-
körnig, von schwarzgrauer Farbe und besteht aus
schwarzer elänzender Pechkohle und eckigen wasser-
hellen Quarztheilen mit glänzenden Crystallflächen.
Erhitzt man ein etwa erbsengrosses Stück zum Roth-
elühen und erhält einige Minuten darin, so ist alle
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Pechkohle verbrannt und die Quarzkörner haben ihre
Durchsichtigkeit verloren. Gefunden ist dieser Sandstein
in der Umgegend von Grevesmühlen durch Herrn Lehrer
Wildhagen in Welzin.
Quadersandstein.
Die Stücke meiner Sammlung, die ich sicher als
Quadersandstein erkenne, haben sämmtlich thoniges
Bindemittel, sind fein- bis grobkörnig, aber von gleich-
mässigem Korn und frei von Feldspath. Die meisten
Stücke haben nur wenig Bindemittel und sind daher
locker, so dass schon beim Anfassen Körner abfallen;
die grobkörnigen Stücke enthalten neben den runden
und ovalen Quarzkörnern auch eckig-erystallinische.
Die häufigste Farbe ist gelblichweiss, ausserdem kommen
oft gefleckte Stücke vor und zwar auf rein weissem oder
gelblichgrauem Grunde mit gewöhnlich tropfenförmigen
schwarzbraunen Flecken, die sich stellenweise auch zu
grösseren Flecken vereinigen; man hat diese Varietät,
die z. Thl. auch viele grüne Körner enthält, Tiger-
sandstein genannt. Erwärmt man ein solches schwarz-
braun geflecktes Stück im Reagensglase mit concentrirter
Salzsäure, so wird der Farbeüberzug leicht gelöst und
die Quarzkörner erscheinen rein weiss; in der salzsauren
Lösung habe ich nur Eisenoxyd gefunden. Fdt.: Zarrentin.
Schwerin.
Grünsandstein.
Grünes Gestein aus dünnen Platten zusammen-
gesetzt und aus weissen Quarzkörnern, etwas Glimmer
und grünen Glaukonitkörnern bestehend; Bindemittel
thonig, mergelig oder kalkig. Fdt.: Schwerin, Zarrentin.
Obersenonischer Sandstein,
In einer Kiesgrube bei Moidentin in der Nähe von
Wismar ist ein grösseres Geschiebe gefunden; es ist
schmutzigweiss, hart, porös, höchst feinkörnige mit kal-
kigem sehr reichlichem Bindemittel, so dass es einem
‘
Kalkstein ähnlich ist; an Petrefacten finden sich darin
Belemnitella subventricosa Wahlenb., Exogyra haliotoidea
Sow. und Coprolithen. Nach eiuer Mittheilung des Herrn
Professor Angelin in Stockholm an Herrn Ldbmstr. Koch
ist das Gestein im nördlichen Schonen anstehend.
Arkose.
Einige bei Goldberg gefundene Stücke gleichen
einem würtembergischen Stücke meiner Sammlung voll-
ständig; sie sind grob- bis kleinkörnig, haben ein rothes
eisenschüssiges Bindemittel und enthalten ausser (Quarz
eine grosse Menge zu weissem Pulver zersetzten Feld-
spathes. Ein anderes Stück, bei Zarrentin gefunden,
hat nicht das rothe Bindemittel, ist im Ganzen von
srünlichgrauer Farbe und enthält ebenfalls eine grosse
Menge Feldspath, z. Thl. zersetzt, z. Thl. von frischem
Ansehen.
Tertiärsandstein.
Hierzu gehören folgende Funde:
1) ein graulichweisser, zerreiblicher, höchst feinkörniger
elimmerhaltiger Sandstein mit kalkigem Bindemittel
von Zarrentin.
ein gelblichgerauer, nicht sehr fester, höchst fein-
körniger glimmerhaltiger Sandstein mit mergeligem
Bindemittel und viele Holzstücke einschliessend
von Schwerin.
3) in der Umgegend von Sternberg und Brüel ge-
sammelte unter dem Namen der Sternberger Kuchen
bekannte flache Gerölle mit wohlerhaltenen zahl-
reichen Conchylienarten, unter denen die Gattungen
Natica, Pleurotoma und Dentalvum die häufigsten sind.
4) in der Umgegend von Schwerin und namentlich
bei Consrade gesammelte, durch Eisenoxydhydrat
braun gefärbte, löcherige, flache Sandsteingerölle,
aus denen die Schalen der Conchylien verschwunden
und nur deren Abdrücke geblieben sind; sie sind
eine Varietät des Sternberger Gesteins.
2
Su
10
5) ein bei Zarrentin gefundenes höchst lockeres Stück
von grauer Farbe vorwaltend mit Turritellen; nach
Herrn Ldbmstr. Koch’s Mittheilung einer beson-
deren Schicht des Sternberger Gesteins angehörend.
Bernstein.
Kommt in vereinzelten Stücken nicht sehr selten
in Mecklenburg vor, z. B. bei Laage, Lübz, Schwerin; in
grösserer Menge trifft man denselben zuweilen an der
Ostseeküste, besonders nordöstlich von Wismar; Hirten-
knaben haben in dortiger Gegend im Laufe eines Som-
mers mehre Pfunde Bernstein in Stücken von der Grösse
einer Wallnuss und darüber gesammelt und mir zu Kauf
angeboten; das grösste Stück, das mir zu Händen ge-
kommen, wurde bei Lübz gefunden und wog etwas über
800 Grammen.
Braunkohle.
Dieselbe kommt in Mecklenburg nicht nur als an-
stehendes Lager, sondern auch als Geröll vor; ein Stück
von Benz bei Lübtheen ist braun und hat z. Thl. erdigen
Bruch, z. Thl. noch Holzstructur; zwei Stücke von
Kressin bei Goldberg und Teschow bei Laage sind
schwarz, etwas glänzend und geben ein braunes Strich-
pulver.
Kupterkies.
Als Einsprengung kommt dieses Mineral öfter vor,
als Geröll habe ich es in Mecklenburg noch nicht selbst
gefunden; das einzige Stück meiner Sammluug wurde
von Herrn Pastor Vortisch zu Satow in dortiger Gegend
gesammelt und mir von demselben überlassen; es ist
derb, messinggelb im Bruch, goldgelb an der Oberfläche
und giebt ein grünlichschwarzes Strichpulver. Von
concentrirter Salpetersäure wird es langsam angegriffen,
dagegen von Königswasser beim Erhitzen bald gelöst;
die Lösung giebt, mit Aetzammon im Ueberschuss ver-
setzt, einen braunen Niederschlag von Eisenoxydhydrat
und eine darüberstehende schön blaue Kupferlösung.
11
Schwefelkies.
Als Einsprengung häufig; ausserdem kommen kuge-
lige, ovale oder abgerundet platte, mit einer braunen
Rinde überzogene Stücke kleinkörnig-erystallinischen
bis fast dichten Schwefelkieses vor, z.B. bei Laage und
Goldberg.
'Strahlkies.
Aus dem Teschower See bei Laage und aus der
Goldberger Gegend besitze ich mehre kugelig-knollige
Stücke dieses Minerals von strahlig-faserigem Gefüge,
. von denen einige bereits in Zersetzung begriffen und
zwar unter Bildung der beiden folgenden Mineralien.
Eisenvitriol,,
Denselben fand ich in kleinen weisslichen Crystallen
als Neubildung auf zerfallenden Strahlkies von Laage,
sowie in den Rissen cines Stückes Braunkohle von
Kressin; durch Analyse bestätigt.
Misy.
Mit dem auf dem Strahlkies und der Braunkohle
vorkommenden Eisenvitriol findet sich ein feinkörniges,
meist in kleinen Häufchen abgelagertes, eitrongelbes
Mineral, aus Eisenoxyd, Schwefelsäure und Wasser be-
stehend; dasselbe wird beim Erhitzen in destillirtem
Wasser verändert unter Bildung eines röthlichgelben
Pulvers, welches Verhalten nach Hausmann dem Misy
eigen ist; in Salzsäure ist es ohne Anwendung von
Wärme leicht löslich, wodurch es sich besonders von
dem ähnlichen Gelveisenerz unterscheidet.
Rotheisenerz,
Ein bei Schwerin gefundener Gneiss mit dunklem
Glimmer enthält dichtes und ochriges Rotheisenerz ein-
gesprengt; auch in einem Granit von Zarrentin findet
sich dichtes Rotheisenerz.
12
Eisenglimmer,
In einem Stücke dichten weissen Quarzes findet
sich eine mehrfach verzweigte Ader von Eisenglimmer;
derselbe ist blättrig, metallglänzend, stahlfarben, z. Thl.
roth durchscheinend, von rothem Strichpulver und im
gepulverten Zustande in kochender Salzsäure löslich.
Fdt.: Laage.
Magneteisenerz.
Am Goldberger See ist ein bunter Sand, Magnet-
eisensand, in ziemlicher Menge vorhanden, aus dem man
mittelst eines Magneten die schwarzen Körner von
Magneteisen sehr leicht herausziehen kann; dieselben
enthalten kein Titan, sondern bestehen nur aus Eisen-
oxyduloxyd; sie lösen sich gepulvert in kochender con-
centrirter Salzsäure ohne gleichzeitige Abscheidung von
Titansäure; die Lösung mit metallischem Zinn gekocht,
wird entfärbt, aber nicht violet, wie bei Gegenwart von
Titan; das Pulver mit concentrirter Schwefelsäure
gekocht, färbt dieselbe nicht blau, wodurch ebenfalls
die Abwesenheit des Titans erwiesen wird. Im Archiv-
heft von 1848 ist Titaneisensand vom Goldberger See
aufgeführt, jedoch keine Analyse davon gegeben; ich
halte es für möglich, dass das Magneteisen mit Titan-
eisen verwechselt ist. — Als Einsprengung z. B. in
Syenit ist das Magneteisenerz nicht selten.
Vivianit,
Beim Umlegen eines Strassendammes in Goldberg
fand sich ein gelblichweisses mürbes Stück Sandstein,
dessen Risse smalteblauen erdigen Vivianit in Menge
enthalten. Im Archivhefte von 1868 p. 107 ist der Vivianit
von Boll irrthümlicher Weise als natürliches Berlinerblau
bezeichnet.
Brauneisenerz,
In einem grauen, dichten, thonhaltigen Kalkstein,
den ich für silurisch halte, befinden sich zahlreiche ab-
gerundete Stücke von dichtem und z. Thl. ochrigem
13
Brauneisenerz, die ich als Pseudomorphosen aus Eisen-
kies betrachte. Zarrentin. Als pulverförmiger Nieder-
schlag findet sich das ochrige Brauneisenerz an einer
Quelle zu Goldberg noch fortwährend in Bildung.
Auch als Versteinerungsmittel kommt das Braun-
eisenerz vor; ein Stück dadurch petreficirten Holzes
wurde bei Güstrow gefunden.
Schaliger Brauneisenstein,
auch Thoneisenstein und Eisenniere genannt; dieses in
Mecklenburg häufige Gestein kommt kugelig, eiförmig,
knollig und plattenförmig vor; es besteht aus einem
Kerne, der von einer oder mehren Schalen umgeben ist;
die gelblichbraunen bis braunen Schalen bestehen aus
Quarzkörnern, Eisenoxydhydrat und Thon und gleichen
manchem eisenschüssigen Sandstein völlig. Als Kerne
kommen darin vor: 1) fast reines Eisenoxydhydrat von
lebhaft ockergelber Farbe, leicht zerreiblich und ab-
färbend; 2) Eisenoxydhydrat mit Thon oder Quarzkörnern
gemengt, von gelblichbrauner Farbe; 3) ein dichtes Ge-
menge von Eisenocker mit Thon, gelbliehgrau oder
srünlichgrau von flachmuscheligem Bruch; 4) ein fester,
srünlichgrauer, glänzender Sandstein.
Schaliger Rotheisenstein,
Weit seltener als das vorige Gestein, von dem es
sich auch nur in sofern unterscheidet, als das Risenoxyd-
hydrat hier durch reines Eisenoxyd ganz oder theilweise
vertreten ist und das Gestein in Folge dessen statt
der gelblichbraunen rothe Farbentöne zeigt. Fdt.
Laage. Zarrentin.
Raseneisenerz,
auch Wieserz, Sumpferz, Moorerz, Limonit, in Mecklen-
burg Eisenklump oder Klump und wenn zerreiblich Ur
genannt. Es gehört indess nicht Alles, was Eisenklump
genannt wird, zum Raseneisenerz; es finden sich z. B.
auf verschiedenen Feldmarken der Umgegend von Zar-
rentin ziemlich häufig grosse, bis 30 Kilogramın schwere
14
Stücke, die jedenfalls einer Schmelzung unterworfen
gewesen; sie enthalten zwar Holzstücke, wie solche im
Raseneisenerz ebenfalls vorkommen, doch werden diese
von Baumwurzeln herrühren, welche durch die oft sehr
durchlöcherten Massen gewachsen sind, da sie, wenn
ursprünglich vorhanden, beim Schmelzprocess hätten
‚ zerstört werden müssen. Die Oberfläche dieser Massen
ist meist tropfsteinähnlich, grünlichgrau bis eisenschwarz,
stellenweise braun; auf dem Bruche von denselben
Farben, auch bunt angelaufen, z. Thl. sehr porös, dem
verschlackten Basalt ähnlich, z. Thl. dicht, in dünnen
Splittern gelblich durchscheinend, von erystallinischem
Gefüge, mit einzelnen Hohlräumen, die mit Drusen von
kleinen gelblichen bis braungelben durchscheinenden
Crystallen ausgekleidet sind; diese sowohl als die Grund-
masse haben ein spec. Gew. von 3,8, sind durch Quarz
ritzbar, geben ein grünlich graues bis schwärzlich graues
Pulver, das im Kolben erhitzt, kein Wasser abgiebt
und in concentrirter Salzsäure unter Abscheidung von
weissem Kieselsäurepulver löslich ist; die Lösung giebt
mit Aetzammon einen grünen Niederschlag, an der Luft
braun werdend, und enthält nur Eisenoxydul; es sind
diese Schlacken also wasserfreies Eisenoxydulsilicat.
Wirkliches Raseneisenerz hat ein gelblichbraunes Strich-
pulver und giebt im Kolben erhitzt Wasser ab; die
Lösung desselben in Salzsäure giebt mit Ammoniak
einen braunen Niederschlag. An Varietäten besitze ich:
1) ein gelblichbraunes bis braunes, ziemlich festes
Gestein, wenig durchlöchert; auf dem Bruche ist es
matt, uneben und lässt eingemengte Sandkörner,
auch Holztheile erkennen. Ludwigslust.
2) ein knolliges, gelblichbraunes bis braunes, zerreib-
liches und abfärbendes Gestein, gebildet aus
Sandkörnern oder grösseren Gesteinsstücken ver-
schiedener Art, durch pulverigen, braunen Eisen-
ocher verkittet. Ludwigslust. Schwerin.
3) die unter No. 2 beschriebene Gesteinsmasse in
Form von Kegeln mit warziger Oberfläche; diese
2
Kegel sind bis zu 8 Cm. lang, an einem Ende
2 bis 3, am andern 1!/s bis 2 Cm. dick und zeigen
auf dem Querbruche mehr oder weniger deutlich
concentrische Ringe; ich vermuthe, dass diese
Bildungen durch Umhüllungen von Pflanzenwurzeln
entstanden sind. Schwerin. Zarrentin.
4) Eisensandstein jüngster Bildung; die Entstehung
desselben beobachtete ich am Ufer des Schweriner
Sees unweit Zippendorf; das Gestein ist locker,
vollkommen geschichtet und aus Quarzkörnern
mit braunem eisenschüssigem Bindemittel be-
stehend. — Ein loser gelblichbrauner Sand findet
sich bei Loosen unweit Lübtheen in Menge; er-
wärmt man denselben mit Salzsäure, so wird der
braune Ueberzug schnell gelöst und die Quarz-
körner erscheiuen reinweiss.
Quarzfels,
Sowohl dicht, als festfeinkörnig, durchsichtig bis
durchscheinend, wasserhell, reinweiss, grau, gelblich
und röthlich vorkommend. Sehr häufig.
Quarzschiefer,
Graulichweisser, festfeinkörniger, schiefriger Quarz-
fels, nur accessorisch in der Schieferricehtung einige
Glimmerblättchen enthaltend. Fdt. Goldberg.
Talkiger Quarzschiefer.
Unstreitig das schönste Gestein unter den mecklen-
burgischen Geröllen; schiefrig, nicht biegsam, gleich-
mässig gemengt aus Talk und körnigem Quarz; der
Talk ist farblos, durchsichtig, von starkem Perlmutter-
glanz; der Quarz in einigen Stücken schneeweiss, in
anderen rosenroth, auch in’s gelbliche und graue
neigend; Einmengungen sind nicht häufig, nur ein Stück
enthält Glanzeisenerz in der Form des Eisenglimmers
eingesprengt.
Fdt. Schwerin Zarrentin.
) Dies . I et Er Ei a
ve) SR !
. 5 N
.16
Quarziger Glimmerschiefer.
Weisser cerystallinisch-körniger Quarz, durch ein-
gemengten gelben Glimmer schiefrig; die Quarzkörner
bedeutend vorherrschend und nicht sehr fest mit ein-
ander verbunden. Fdt.: Zarrentin.
Talkiger Glimmerschiefer,
Das Gestein besteht aus weissem bis graulich-
weissem stark durchscheinendem Quarz, graubraunem
Glimmer und weissem Talk und ist durch die ungleich-
mässige Vertheilung des Talkes stellenweise fettig
anzufühlen. Fdt.: Laage.
Talkschiefer,
Weich, fettig anzufühlen, graulich-weiss mit einigen
rothen Flecken; dem Gestein ist stellenweise gelblich-
weisser stark durchscheinender Talkspath in ziemlicher
Menge eingelagert, auch enthält es, jedoch unsichtbar,
kleine Mengen von Kalkspath.
Concentrirte Salzsäure, auf ein Stück des Gesteins
gegossen, löste den Kalkspath leicht und ohne Anwen-
dung von Wärme, den Talkspath jedoch nur durch an-
dauerndes Erhitzen; der Talkschiefer blieb unverändert.
Aus der salzsauren Lösung wurde durch kaustisches
und kohlensaures Ammon der Kalk gefällt, so dass
im Filtrat weder oxalsaures Ammon noch schwefel-
saures Kali einen Niederschlag gab, dagegen durch
Aetzammon mit phosphorsaurem Natron der bekannte
Magnesianiederschlag in reichlicher Menge entstand,
Fdt. Schwerin.
Graphitschiefer.
Aus abwechselnden Lagen von Graphit und Quarz
bestehend; die Quarzlagen erscheinen im Querbruch
etwas dicker, als die Graphitlagen und enthalten stellen-
weise einige Glimmerblättehen. Das Gestein färbt blei-
grau ab, jedoch nicht so leicht als reiner Graphit; ge-
funden wurde es bei Rostock durch Herrn Lehrer
Jahnke, z. Z. in Bantin.
17
Thonglimmerschiefer,
(Grauwackenschiefer,)
Schiefrig, blaugrau, glimmerreich, überhaupt mit
dem Grauwackenschiefer von Jlsenburg am Harz völlig
übereinstimmend. Einige erst in neuester Zeit gefundene
Stücke sind grünlichgrau z. Thl. grade, z. Thl. wellig
schiefrig, auch etwas dichter, so dass sie sich schon dem
Thonschiefer nähern. Fdt. Zarrentin.
Chloritischer Glimmerschiefer,
Ein sehr feinkörnig - schiefriger, gelblichgrauer
Glimmerschiefer, durch beigemengten ungleich vertheilten
Chlorit grün marmorirt; der Chlorit bildet schwärzlich-
grüne Blätter, ist mit dem Fingernagel leicht ritzbar,
fühlt sich etwas fettig an und ist z. Thl. mit einem
hellgrünen erdigen Ueberzuge versehen.
Von Herrn Lehrer Jahnke zu Bantin bei Zarrentin
gefunden.
Gemeiner Glimmerschiefer.,
Körnig-erystallinisches Gemenge von Quarz und
Glimmer, durch abwechselnde Lagen beider Bestand-
theile schiefrig; der Quarz graulichweiss, oft wenig er-
kennbar, der Glimmer in verschiedenen Farben vor-
kommend und oft sehr vorherrschend. Ueberall in
Mecklenburg.
Granat-Glimmerschiefer.
Gemeiner Glimmerschiefer, dem oft sehr zahlreiche
Crystalle von rothem Granat in verschiedener Grösse
eingemengt sind.
Fdt. Goldberg. Schwerin.
Oligoklas-Gneiss mit Granaten,
Graulichweisser Quarz, gelblichweisser Oligoklas
mit der bekannten Parallelstreifung und dunkler Glimmer
als körnig-schiefriges Gemenge mit sehr zahlreichen
Crystallen von rothem Granat. Fdt. Laage. Schwerin.
Zarrentin.
Archiv XXX. 2
18
Gemeiner Gneiss.
Feldspath, Quarz und Glimmer, als schiefriges,
erystallinisch-körniges Gemenge, nicht selten porphyr-
artig durch grössere Orthoklasstücke; die Bestandtheile
variren in Bezug der Art, der Farbe und der Menge,
so dass sich mehrere Varietäten des Gesteins erkennen
lassen.
1) Gneiss mit rothem Orthoklas und dunklem Glimmer.
2) Gneiss mit rothem Orthoklas, röthlichem Oligoklas
und dunklem Glimmer.
3) Gneiss mit graulichweissem Orthoklas und dunklem
Glimmer.
4) Gneiss mit graulichweissem Oligoklas, viel weissem
und wenig dunklem Glimmer.
5) Gneiss mit graulichweissem Oligoklas und dunklem
Glimmer.
6) Gneiss, in welchem der Quarz ganz vorherrscht,
der Feldspath und Glimmer gleichsam nur acces-
sorisch auftreten, so dass ein solches Gestein dem
Quarzschiefer nahe kommt.
Alle genannten Varietäten ziemlich häufig.
Syenitgneiss,
Gemeiner Gneiss, dem gemeine schwarze Horn-
blende beigemenst ist. Grobkörnige Stücke von Zar-
rentin und Goldberg haben dunklen Glimmer, röthlichen
oder gelblichen Orthoklas mit gleichfarbigem Oligoklas;
auch kleinkörnige Stücke mit weissem Feldspath und
dunklem Glimmer bei Warnemünde gefunden.
Hornblendeschiefer.
Kommt schwarz und auch grün vor; feinkörnig,
grobkörnig-blättrig, auch faserig durch parallele Anord-
nung schwarzer Hornblendestängelchen. Einmengungen
sind besonders Schwefelkies, Kupferkies, Glimmer, Feld-
spath und Quarz, so dass dadurch auch Uebergänge
in Syenitgneiss und Dioritschiefer entstehen. Zarrentin.
Schwerin.
19
Hornblendefels.
Der Hauptbestandtheil dieses Gesteins ist gemeine
Hornblende, entweder dunkelgrün oder schwarz, z. Thl.
mit Glasglanz, z. Thl. mit geringerem Glanz, von blätt-
riger Structur und grob- bis feinkörniger oder stengliger
Absonderung. An Beimengungen habe ich beobachtet:
rothen Orthoklas, weissen bis gelblichweissen Oligoklas,
rothen Granat, Eisenkies und dunklen Glimmer. Fdt.:
Zarrentin. Schwerin.
1)
B)
Si
4)
5)
Uebergänge in Diorit und Syenit nicht selten.
'Syenit.
Derselbe tritt in mehren Abänderungen auf.
Normaler Syenit, grobkörnig, aus rothem Orthoklas
und schwarzer gemeiner Hornblende bestehend.
Goldberg, Schwerin.
Syenit mit schwarzer gemeiner Hornblende und
weissem Feldspath als kleinkörnig-crystallinisches
Gemenge; an einigen, aber nur wenigen Täfelchen
des Feldspathes ist eine deutliche Parallelstreifung
zu erkennen, was auf eine Beimischung von Oligo-
klas schliessen lässt; ausserdem enthält das Ge-
stein ein Carbonat jedoch unsichtbar und in ge-
ringer Menge beigemengt; es zeigt, wie auch in
Cotta’s Gesteinslehre angegeben, mit Salzsäure be-
tupft, unter der Loupe ein schwaches, aber deut-
liches Aufbrausen. Schwerin. Zarrentin.
Feinkörniger Syenit, bestehend aus rothem Feld-
spath und lauchgrüner durchscheinender Horn-
blende; das Gestein enthält gelblichgrünen körnigen
Pistazit in überaus zahlreichen Adern und zeigt
grosse Neigung zum Verwittern. Fdt. Goldberg.
Grobkörniger Syenit mit rothem Orthoklas und
gemeiner schwarzer Hornblende, die zum grossen
Theil in körnigen und auch stengligen Pistazit
verwandelt ist. Zarrentin.
Porphyrartiger Syenit, kleinkörnig, mit gemeiner
schwarzer Hornblende und weissem Orthoklas,
2*+
20
porphyrartig durch grosse, gleichmässig vertheilte
Hornblende-Individuen; durch Verwitterung, an
einem Stück ber bemerkbar, zu Grus zer-
fallend Zarrentin.
6) Syenitschiefer. Ein kleinkörniges Stück, bei
Schwerin gefunden, besteht aus schwarzer ge-
meiner Hornblende, parallel geordnet, und rothem
Orthoklas; andere bei Zarrentin gefundene klein-
körnige Stücke sind ungefähr 1 Cm. dicke Platten
mit weissem Orthoklas und schwarzer Hornblende.
Syenit-Granit,
Ein Quarz und Glimmer enthaltender Syenit; dieses
ziemlich häufige Gestein bildet ein Mittelglied zwischen
Syenit und Granit; seine Zusammensetzung schwankt
in quantitativer Hinsicht sehr; es kommen hornblende-
reiche Stücke vor, aber auch solche mit sehr geringem
Hornblendgehalt, so dass die Extreme einerseits als
Syenit, andrerseits als Granit zu betrachten sind. Dem
Feldspath ist oft Oligoklas beigemengt, in einigen
Stücken sogar in beträchtlicher Menge, so dass dieselben
Uebergänge in Diorit bilden, welche jedoch z. Thl durch
das grobe Korn und die röthlichgelbe Farbe des Oligo-
klases den syenitischen Habitus behalten.
Gemeiner Granit
Ein grob- bis kleinkörnig-erystallinisches Gemenge
von Feldspath, Quarz und Glimmer; der Quarz weisslich
in verschiedenen Nuancen, der Feldspath weiss, gelblich
oder roth, in der Regel nur Orthoklas, zuweilen mit
etwas Oligoklas, der Glimmer meist schwarz, auch
dunkelgrün oder weiss.“ Ueberall häufig; in einem Stück
von Goldberg hat der Quarz körniges Gefüge; ein Stück
von Grevesmühlen enthält einen Granaterystall von 6 Cm.
Durchmesser.
Gneiss-Granit,
Durch annähernd parallele Lagerung des Glimmers
etwas schiefrig; ebenfalls häufig.
21
Riesengranit,
Bei Laage gefunden, mit weissen Orthoklas-In-
dividuen von 4 Cm. Durchmesser und weissen Glimmer-
platten bis zu 6 Om. Länge.
Porphyrartiger Granit,
Kleinkörnige Granitgrundmasse, durch grössere
Feldspatherystalle porphyrartig; ein Stück von Goldberg
enthält schwarzen und weissen Glimmer.
Schriftgranit,
Der Feldspath weiss oder roth und sehr vor-
herrschend, der Glimmer fast fehlend, der Quarz in
linearen, oft recht- oder stumpfwinkeligen Stücken und
dadurch auf dem Querbruch des Gesteins Schriftzeichen
ähnlich. Laage und Zarrentin.
Beresit,
Ein Granit von mittlerem Korn, bestehend aus
gelblichweissem Orthoklas, graulichweissem Quarz, wenig
dunklem Glimmer und sehr reichlichem, gleichmässig
vertheiltem Eisenkies. Fdt. Zarrentin.
Granulit,
Von Zarrentin, Schwerin und Goldberg in charac-
teristischen Stücken; mehr oder weniger deutlich
schiefrig mit feinkörnigem Feldspath, weiss, gelblich
oder röthlich, sehr wenig Quarz und Glimmer, z. Thl.
mit vielem Granat, z. Thl. auch ohne Granat; ein Stück
enthält auch Hornblende eingemengt.
Felsitfels (Petrosilex).
Ein dichtes, am Stahle funkendes Gestein, roth,
selb, grau, auch blassgrün, zuweilen mit feinen Quarz-
adern, z. Thl. von muschligem, z. Thl. von schiefrigem
Bruche. Schwerin. Zarrentin.
Kieselschiefer,
Ein Stück, bei Zarrentin gefunden, ist plattenförmig
mit graden glatten Flächen, undurchsichtig, von schwarzer
22
Farbe, flachmuscheligem mattem Bruche und am Stahle
etwas schwierig funkend.
Felsitporphyr (Quarzporphyr).
Das Gestein ist ein Felsitfels mit ausgeschiedenem
erystallinischem Feldspath und Quarzkörnern; die fel-
sitische Grundmasse ist roth oder grau in verschiedenen
Nuancen, in einem Stück von Zarrentin roth und grün
marmorirt. Die Feldspatherystalle sind roth von ver-
schiedenem Ton oder weisslich, fast immer Orthoklas,
nur mitunter ist etwas Oligoklas vorhanden; an Ein-
mengungen kommen Eisenkies in kleinen Crystallen und
ein grünlich-graues weiches Mineral vor, das ich für
Pinit halte. Nach der Beschaffenheit der Grundmasse
unterscheidet man:
1) Hornsteinporphyr, mit unzersetzter dem Hornstein
ähnlicher Grundmasse von glattem Bruch; häufig.
2) Feldspathporphyr, mit einer höchst feinkörnig-
erystallinischen Grundmasse von mattem Bruch in
Folge beginnender Zersetzung; häufig.
3) Thonsteinporphyr (Thonporphyr) mit zersetzter
Grundmasse von erdigem Ansehen. Zarrentin.
Goldberg.
4) Bandporphyr, schiefrig, aus Lagen von verschiedener
Färbung bestehend. Goldberg.
Granitporphyr,
Eine Grundmasse von Felsitfels, meist röthlich,
mitunter blassgrün gefleckt, mit ausgeschiedenen cry-
stallinischen T'heilen von Feldspath, Quarz und dunklem-
- Glimmer, letzteren in sehr kleinen Blättehen. Zarrentin.
Glimmerporphyrit,
Die felsitische Grundmasse ist roth und zeigt keine
Quarzausscheidungen, dagegen gelbe Oligoklascrystalle
und dunklen Glimmer in meist hexagonalen Tafeln.
Zarrentin.
(Fortsetzung folgt.)
Die Säugethiere Mecklenburgs
mit Berücksichtigung ausgestorbener Arten.
Von Carl Struck.
Die Fauna unseres Landes ist auf verschiedenen
Gebieten mit grossem Fleisse durchforscht worden,
allein die Säugethiere haben noch lange nicht die
Berücksichtigung erfahren, die sie mit vollem Recht
verdienen, und eine vollständige Aufzählung derselben
fehlte bisher. Der erste, wenn auch schwache Versuch,
wurde in den „Bützowschen Ruhestunden“ im Jahre 1764
von dem Professor Mantzel gemacht, indem er als
heimische Vierfüsser: „Luchse, Wölfe, Hirsche (Hirsch
und Dam- oder Tannen-Wild), Rehe, wilde und zahme
Schweine, Schafe, Ziegen, Hasen, Dachse, Gräfinge,
Hamster (wären zweifelhaft), Maulwürfe, Rindvieh,
Pferde, Esel, Füchse, Marder, Iltisse, Wiesel (zweierlei
Arten, nach deren Farben, grau und weiss), Eichhörner,
Katzen, Mäuse, Schweinigel, Ottern und Hunde“ aufführt.
Rechnen wir immerhin, dass er beide Wiesel-Arten ge-
kannt habe, was nicht genau ersichtlich ist, so sind doch
die „Gräfinge“, die nichts weiter bedeuten als Dachse,
zu streichen. Da nun ferner das Vorkommen des
Hamsters nach ihm zweifelhaft ist, so bietet seine Auf-
zählung nur 27 Arten. Fünfzehn Jahre später machte
Leibmedicus Dr. Graumann den Anfang, die einheimischen
Säuger in wissenschaftlicher Weise zu beschreiben. Die
„Gelehrten Beiträge zu den Mecklenburg-Schwerinschen
Nachrichten vom Jahre 1779 und 1780‘ brachten sein
Faunae Mecklenburgicae Specimen. Er beschreibt darin
für die damalige Zeit in ausgezeichneter Weise: Talpa
24
europaea, Crossopus fodiens, Orocidura Araneus, Plecotus
auritus, Vespertilio murinus, Ursus Arctos, Meles Taxus,
Erinaceus europaeus, Sus Serofa und Sus domesticus.
Wieder fünfzehn Jahre später lieferte Dr. A. Siemssen
in dem von ihm herausgegebenen „Magazin für die
Naturkunde und Oekonomie Mecklenburgs,“ Schwerin und
Leipzig, 1795, II. Bnd. p. 311, Nachträge dazu, nämlich:
Vesperugo Noctula, Vesperugo Pipistrellus, Phoca vitulina
mit var. botnica, Mustela Foina, Foetorius Erminea, Lutra
vulgaris, ('astor Fiber, Mus sylvaticus, Mus agrarius, Ar-
vicola arvalis und Myoxus quercinus. Zu Anfang unseres
Jahrhunderts finden sich wohl hin und wieder im „frei-
müthigen Abendblatte“ Nachrichten über einzelne Säuge-
thiere, allein erst der um die vaterländische Natur-
geschichte hochverdiente Dr. Ernst Boll beschrieb im
„Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte
in Mecklenburg“, II. Heft, 1848, die Säugethiere der
deutschen Ostseeländer Holstein, Mecklenburg, Pommern
und Rügen. In diesem Verzeichniss werden für unser
Land mit den ausgestorbenen 42 Species aufgeführt,
ohne Aufzählung der Säugethiere der Ostsee. Zählt man
die im I. Archivhefte in der Schilderung der Ostsee auf-
geführten 4 Arten aus den Ordnungen der Pinnipeden
und Cetaceen dazu, so sind von ihm 46 Species namhaft
gemacht Da dieses Archivheft aber schon seit Jahren
im Buchhandel fehlt, da ferner manche Notizen, die jenes
Verzeichniss vervollständigen, in den späteren Archiv-
heften, sowie in den „Jahrbüchern des Vereins für
mecklenburgische Geschichte und Alterthumskunde“ ent-
halten sind, und da eigene Nachforschungen über unsere
Flatter- und Nagethiere, welche ich besonders in den
Jahren 1859—63 anstellte, einige bis dahin noch nicht
bei uns beobachtete Arten ermittelten, mag es vielleicht
selbst dem Forscher gegenüber gerechtfertigt erscheinen,
wenn ich hiermit ein Verzeichniss unserer Säuger bringe.
In der Anordnung und Nomenclatur bin ich der
mustergültigen „Naturgeschichte der Säugethiere von
Blasius“ (Braunschweig, b. Vieweg und Sohn, 1857) ge-
25
folgt. Nach demselben Werke theile ich das Ent-
deckungsjahr, die ersten Beschreiber und bei den
kleineren, weniger bekannten Arten, die Familien- und
Gattungscharakteristik, sowie die Synonymik, als auch
andere kurze Bemerkungen wörtlich mit, ohne weitere
Anführung. Wer sich überhaupt eingehender mit den
Säugern zu beschäftigen gedenkt, dem wird dies Buch
durchaus unentbehrlich und ein sicherer Führer sein.
Bei den Chiroptern habe ich die Beschreibung der
Gaumenfalten und die mikroskopische Untersuchung der
Haare aus den classischen Monographien „die Gaumen-
falten und Nebenzungen der Chiroptern“ und „Mono-
graphie der europäischen Chiroptern‘“ des Prof. Dr. F.
A. Kolenati entnommen, ebenso sind die beigegebenen
Zeichnungen der Gaumenfalten daraus entlehnt.
Die ausgestorbenen Thiere sind mit einem Kreuz,
die Hausthiere mit einem Stern gekennzeichnet.
Den Herren Oberlehrer Arndt in Bützow, Rath
Dr. Brückner in Neubrandenburg, Landbaumeister Koch
in Güstrow, Conservator Lehrer Lenz in Lübeck, Geh.
Archivrath Dr. Lisch in Schwerin, Freiherrn H. von
Maltzan auf Federow und Professor Dr. Röper in
Rostock spreche ich hier meinen besten Dank aus für
ihre gütige Unterstützung.
Ein durchaus vollständiges Bild der Säugethiere
unseres Landes wird auch dies Verzeichniss schwerlich
bringen, da sicherlich noch einige Flatter- und Nage-
thiere bei uns vorkommen, welche sich den bisherigen
Beobachtungen entzogen haben, und die bereits in den
Nachbarländern aufgefunden sind; auch für die ausge-
storbenen Arten kann es keinen Anspruch auf Voll-
ständigkeit machen, da für diese erst in den letzten
Jahren grösseres Interesse sich zeigte. Grosse Ver-
dienste hat sich nach dieser Seite hin besonders der
Herr Geh. Archivrath Dr. Lisch erworben. Die etwaigen
Lücken können nur ausgefüllt werden, wenn namentlich
unsere Forstmänner und Landleute sich mit regerem
Eifer als bisher den Beobachtungen auf dem Gebiete
26
der Zoologie zuwenden. Im Interesse der Wissenschaft
sei hier noch der Wunsch ausgesprochen: auf Thier-
schädel, Gehörn, Knochen und Zähne, mögen sie im Torf
und Moder eingebettet oder im Mergel und Sand ein-
geschlossen sein, ein wachsames Auge zu haben, da sie
oft zu wichtigen Folgerungen und Schlüssen, besonders
über unsere prähistorische Thierwelt, Anlass geben, *)
I. Ordnung. Fledermäuse. Chiroptera.
Familie. Blattnasen. Phyllostoma.
Der untere Theil des Ohrs ist durch einen tiefen
Einschnitt am Aussenrande abgetrennt. Im Ohr ist kein
vorspringender Ohrdeckel. Der Zwischenkiefer ist vorn
in der Gaumenfläche befestigt, nicht mit den Oberkiefer-
ästen verwachsen.
Gattung. Rhinolophus G@eofroy.
4. ee EA
RE ER hr zE „4 — 32 Zähne.
Rings um die trichterförmige Vertiefung auf dem
Schnauzenrücken, in welcher die Nasenlöcher sich öffnen,
ein hufeisenförmiger Hautrand. Auf der Mitte des Nasen-
rückens steht ein fleischiger Längskamm, und hinter
diesem eine querstehende lanzettförmige Haut.
1. R. Hipposideros. Die kleine Hufeisennase.
Noctilio Hipposideros Bechst.
Rhinolophus bihastatus Geofr.
Rhinolophus Hippocrepis Herm.
Vespertilio minutus Montagu.
Hipposideros bihastatus Caut.
Ober- und Unterlippe einfach gespalten. Acht
Gaumenfalten, davon die ersten zwei undurchbrochen
und flach doppelbogig, die folgenden drei doppelbogig
*) Auf Wunsch ist diese Zusammenstellung, die dem diesjährigen Oster-
programm des Gymnasiums zu Waren beigegeben war, mit wenig Veränderungen
wiedergegeben.
27
und durchbrochen, die letzten drei quer und durch-
brochen. Das 0,01 Meter lange Haar zählt 719 Um-
gänge, von denen 269 charakteristisch sind. An der
Spitze des Haares sind 5 in die Länge gezogene deut-
liche Umgänge, hierauf werden sie gedrängter und von
100 angefangen, wo sich das Haar bedeutend verdickt,
immer undeutlicher; seine grösste Breite erreicht das
Haar um den 350 Umgang herum, zählt man von der
Spitze. Erst nach abermaliger Verschmälerung des
Haares fangen im 450. Umfange die charakteristischen
Merkmale an, welche bis zur Haarwurzel bei allmähliger
steter Verschmälerung des Haares fortgehen. Die kleine
Hufeisennase wurde zuerst 1759 von Daubenton unter
dem Namen: Petit fer & cheval beschrieben. Sie kommt
wohl überall vor, zeigt sich schon im April bei ein-
brechender Dämmerung und flattert ziemlich unbeholfen.
Das v. Maltzan’sche Museum besitzt ein Ex. von Neu-
brandenburg.
2, R. ferrum equinum. Die grosse Hufeisennase.
Vespertilio ferrum equinum Schreb.
Rhinolophus unihastatus Geoffr.
Nur die Unterlippe gespalten. Acht Gaumenfalten,
welche alle, mit Ausnahme der letzten, durchbrochen
sind. Die ersten fünf doppelbogig, die folgenden zwei
quer, die letzte winkelig nach hinten vorstehend. Das
0,012 Meter lange Haar mit 1144 Umgängen, von denen
6 an der Haarwurzel im Zickzack geknittert und rissig;
330 Umg. sehr charakteristisch. Die grosse Hufeisen-
nase, zuerst von Daubenton 1759 unter dem Namen:
Fer & cheval beschrieben, habe ich erst einmal unter
Händen gehabt. Das Exemplar war in einer Scheune
zu Dannenwalde bei Fürstenberg gefangen. Sie ist,
wenn auch viel seltener als die vorige, vielleicht hie
und da anzutreffen. lch vermuthe sie z. B. bei Teterow,
Woldegk, Marnitz, und dankenswerth wäre es, wenn
Vereinsmitglider aus jenen Gegenden ein wachsames
Auge auf dieses Flatterthier haben und beim Fang
28
desselben des von Maltzan’schen Museums gedenken
möchten.
Familie. Glattnasen., Vespertiliones,
Nase und Nasenrücken glatt, ohne häutigen Auf-
satz. Im Inneren des Ohres erhebt sich ein vorsprin-
gendes häutiges Ohrläppchen. Der Zwischenkiefer ist
durch eine tiefe Einbucht in zwei Aeste getrennt,
welche jederseits mit dem Oberkiefer jverwachsen sind.
A
Gattung. Plecotus, Geofroy —
— 356 Zähne.
Der Aussenrand des Ohrs endet hinter dem Mund-
winkel, in gleicher Höhe mit der Munudspalte; über der
Basis des Innenrandes ein zungenförmiger Vorsprung.
Das Spornbein am Hinterfuss trägt keinen seitlichen
Hautlappen.
3. P, auritus, Die langöhrige Fledermaus,
Vespertilio auritus Lin.
Vespertilio cornutus Faber.
Vespertilio Otus Boie.
Vespertilio brevimanus Jenyns.
Plecotus Peronüi Geofroy.
Plecotus Megalotis Rafınesgq.
Sieben Gaumenfalten; die ersten zwei undurch-
brochen, die übrigen durchbrochen, die erste bogig,
die zweite flachdoppelbogig, die folgenden gegen die
Durchbruchslinie nach hinten vorgezogen doppelbogig;
zwischen der ersten und zweiten stehen oft vier Hügel-
wärzchen. Das 0,008 Meter lange Haar hat 516 Um-
gänge, von denen 172 charakteristisch vortreten; an
der Uebergangsstelle von schwarz zu lichtbraun wird
das Haar dünner. Die langöhrige Fledermaus, schon
von Linne beschrieben, ist sehr häufig, fliegt am späten
Abend und in der Nacht, krümmt beim Fliegen die lan-
sen Ohren widderhornartig und überwintert in Häusern
und Thürmen. Das v. Maltzan’sche Museum besitzt ein
Ex. aus Rodenwalde.
ar
1
29
Gattung. Synotus Keyserling & Blasius
4. F..2. E.%4 N
ar 7° 5 Tr ra = 34 Zähne,
Der Aussenrand des Ohres zieht sich über den
Mundwinkel hinaus nach vorne vor und endet über und
vor dem Mundwinkel; der Innenrand ziemlich gleich-
mässig gebogen, ohne zungenförmigen Vorsprung. Das
Spornbein am Hinterfuss trägt einen seitlichen Haut-
lappen.
4, 8, Barbastellus, Die breitöhrige Fledermaus,
Vespertilio Barbastellus Schreb.
Barbastellus communis Bonop.
Barbastellus Daubentonit Bell.
Sieben Gaumenfalten; die ersten zwei und die
letzte undurchbrochen; die erste quer gerade, die zweite
und dritte doppelbogig, die folgenden drei hoch doppel-
bogig, in der Höhe der Bögen etwas winkelig, die
letzte nach hinten winkelig vorstehend. Das 0,008 Meter
lange Haar mit 800 gleichförmig von der Wurzel bis
zur Spitze entwickelten niedrigen doppelrissigen und
wenig vorstehend spitzwinkeligen Umgängen, wird an
drei Stellen, wo es die Farbe wechselt, dünner; von
den Umgängen sind besonders 266 charakteristisch.
Die breitöhrige Fledermaus, von Daubenton 1759 unter
dem Namen Darbastelle beschrieben, fliegt mit grosser
Fertigkeit, selbst bei Regenwetter und Wind. In Obst-
gärten streicht sie in kurzen Wendungen durch die
Bäume, auch sieht man sie Abends vielfach an Wald-
blössen und Waldwegen. Sie nistet in hohlen Bäumen,
oft sehr niedrig. Im Glasower Holz bei Dargun habe
ich sie früher wiederholt gefunden.
Gattung. Vesperugo Keyserling & Blasüus.
Ant Hle aan en: 14 x
Br, Ei vH 4 — 34 Zähne.
Der Aussenrand des Ohres endet vor dem Ohr-
deckel, in der Nähe des Mundwinkels; der Innenrand
an der Basis abgerundet. Das Ohrläppchen, längs dem
Innenrande eingebogen, concav, wendet sich mit dem
30
abgerundeten Ende nach vorne oder innen. Das Sporn-
bein am Hinterfuss trägt einen seitlichen Hautlappen.
5. V, Noctula. Die frühfliegende Fledermaus.
Vespertilio Noctula Schreb.
Vespertilio lasiopterus Schreb.
Vespertilio serotinus Geoffr.
Vespertilio macuanus Peters.
Vespertilio proterus Kuhl.
Vespertilio ferrugineus Brehm.
Panugo noctula Kolenati.
Sieben Gaumenfalten; die erste undurchbrochen,
unbedeutend flach doppelbogig, die anderen durch-
brochen, doppelbogig, die zweite in ihrer Bogenhöhe
etwas gerade. Das 0,0076 Meter lange, gänzlich un-
gestaute Haar hat 573 bis zur Spitze gleichförmig
charakteristische schraubenförmige, in der Mitte etwas
winkelrissige Spiralumgänge. Die frühfliegende Fleder-
maus, ebenfalls zuerst von Daubenton 1759 unter dem
Namen Noctule beschrieben, kommt von unsern Fleder-
mäusen am frühesten zum Vorschein. Sie ist sehr
häufige und an allen Waldrändern, sowie in grösseren
Gärten mit Baumgruppen am Abend zu sehen. Bei
Dargun habe ich sie wiederholt während des Winters
in hohlen Bäumen schlafend angetroffen. Das v. Mal-
tzan’sche Museum hat ein Ex aus Schwerin, woselbst
sie im Schlossgarten häufig anzutreffen ist
Ob die rauharmige Fledermaus — V. Leisleri —
von Leisler entdeckt und unterschieden und von Kuhl
1817 zuerst unter dem Namen V. Leisleri beschrieben,
bei uns vorkommt, vermag ich nicht zu sagen. Blasius
sagt, dass sie von Frankreich und England an durch
das ganze mittlere Europa bis Sibirien verbreitet zu
sein scheint.
6. V, Nathusiil, Die rauhhäutige Fledermaus,
Nannugo Nathusüi Kolenatı.
%
Sieben Gaumenfalten; die erste quer gerade un-
durchbrochen, die zweite sehr flachbogig undurch-
31
brochen, die anderen durchbrochen, davon die vierte
nach aussen umgebogen, die letzte quer gerade. Das
0,0042 Meter lange Haar hat 538 Umgänge, von denen
290 charakteristisch sind; an der Basis ist das Haar
etwas verengt, eylinderisch und mit 8 Querrissen ver-
sehen, hierauf kommen die 290 charakteristischen ein-
seits schnabelförmig aufwärts gezogenen, andererseits
abgerundet winkelig verzogenen Umgänge, welche bei
231 besonders charakteristisch werden; sehr oft sind
eingeschobene halbe Umgänge, bei 300 werden die Um-
gänge kürzer, bei 375 das Haar schmäler, bei 394
wieder breiter, verschmälert sich aber von 474 ange-
fangen bis zur stumpfen kurzen Spitze. Die rauhhäutige
Fledermaus erhielt Blasius zuerst im Jahre 1839 von
Halle und Berlin, später mehrfach lebendig in Braun-
schweig. Er nimmt an, dass sie von Norddeutschland
bis zum mittelländischen Meere verbreitet ist. Sie
wurde mir vom verstorbenen Geh. Amtsrath Koch, der
sie in Sülz gefangen hatte, 1860 zur Bestimmung zuge-
schiekt, sonst habe ich sie aus Mecklenburg noch nicht
gesehen. Von R. Effeldt wurde sie häufig in grossen
Gesellschaften im Thiergarten bei Berlin, sowie im
Schlossgarten zu Schönhausen in hohlen Bäumen ge-
funden. Sie fliegt schon während der Abenddämmerung
in Baumgärten, Parks etc. umher.
7. V, Pipistrellus, Die Zwergfledermaus,
Vespertilio Pipistrellus Schreb.
Vespertilio pygmaeus Leach.
Vespertilio brachyotus Baill.
Vespertilio nigricans Urepson.
Nannugo pipistrellus Kolenati.
Sieben Gaumenfalten; die erste quer gerade, die
zweite undurchbrochen doppelbogig, alle andern durch-
brochen abnehmend doppelbogig. Das 0,0055 Meter
lange Haar hat 595 Umgänge, von denen 231 charak-
teristisch sind. An der Wurzel sind 20 Umgänge kurz und
sehr breit, hierauf kommen die 231 charakteristischen,
32
welche in vertikalem Aufriss einerseits abstehend spitz
vorgezogen mit fast gerader Seitenwand, auf der andern
Seite anliegend abgerundet vorgezogen mit bauchiger
Seitenwand und an der Basis verengert erscheinen.
Zwischen den beiden Winkeln ist ein fast rechtwinkeliger
jedoch abgerundeter Ausschnitt. Endlich kommen dicht-
gedrängte 362 Umgänge im verdickten oberen Haar-
theile, welche beiderseits spitz vortreten. Die Zwerg-
fledermaus, von Daubenton zuerst 1759 unter dem
Namen Pipistrelle beschrieben, ist unsere kleinste Art
und in Städten und Dörfern nicht selten. In Dargun
habe ich sie während des Winters in Kellern, Sarcander
hat sie bei Fürstenberg gefunden.*) Das v. Maltzan’-
sche Museum hat 1 Ex., das in Waren gefangen ist.
Vielleicht lassen sich bei uns noch V. Ndsson«
und discolor **) auffinden. Erstere erreicht nach Blasius
im Harzgebirge die Südgrenze ihrer Verbreitung;
letztere ist aus verschiedenen Gegenden Deutschlands
bekannt. Beide haben, wie die nachfolgende Art, im
Oberkiefer an jeder Seite einen Backenzahn weniger,
also nur 32 Zähne.
Obgleich Sarcander zu Menow bei Fürstenberg
V. discolor gesehen haben will, ohne es verbürgen zu
können, nehme ich Anstand, sie unter die Zahl der
Meckl. Chiroptern aufzuführen. Wer den Flug nicht
ganz genau kennt, kann leicht irre geführt werden.
Uebrigens zweifle ich keinen Augenblick, dass sie in
bergigen Gegenden unseres Landes, z. B. bei Teterow,
Kalen, Neubrandenburg, Schlemmin und Marnitz immer-
hin noch aufzufinden sein wird. R. Effeldt-Berlin hat
sie zweimal gefunden, und bei Neustadt-Eberswalde
kommt sie sogar nach Altum ziemlich häufig vor. Sie
wählt ihren Aufenthalt nie in hohlen Bäumen, sondern
in hohen Thürmen, altem Gemäuer und Höhlen.
Während des Hibernirens hängt sie sich, wie Kolenati
*) Archiv, XIX. p. 20.
**) Will Sarcander bei Menow gesehen haben. Archiv, XIX.
p. 20
33
mittheilt, nicht an, sondern klemmt sich in Felsspalten
oder Ritzen ein. Sie fliegt hoch und schnell.
8. V, serotinus, Die spätfliegende Fledermaus,
Vespertilio serotinus Schreb.
Vespertilio Noctula Geoffr.
Vespertilio murinus Pall.
Vespertilio turcomanus Eversm.
Scotophilus serotinus Gray.
Vespertilio Okent
» » Wiedi
» in ... rufescens
Brehm Isıs. 5 2 und
Jugendzustand.
CÖateorus serotinus Kolenatı.
Sieben Gaumenfalten; die erste, zweite und siebente
ungetheilt, die erste und letzte gerade, die zweite dreimal
winkelig gebrochen. Das 0,0125 Meter lange Haar hat
980 Umgänge; an der Wurzel 10 dichtgedrängte, hier-
auf 400 charakteristische Umgänge mit sehr dichtge-
drängten flechtartig rissigen Doppelspiralen und unbe-
deutend vorstehenden Spiralrändern, höher hinauf wird
nun das Haar durch 100 Umgänge dicker, die Umgänge
sind dagegen niedriger und undeutlich, endlich kommen
70 ziemlich deutliche Umgänge, in denen das Haar zur
Spitze immer schmäler wird, an der Spitze sind 4 sehr
deutliche und hohe Umgänge sichtbar. Die spätfliegende
Fledermaus wurde zuerst von Daubenton 1759 unter
dem Namen Serotine beschrieben. Kopf und Körper ist
etwas länger, als der der frühfliegenden Fledermaus.
In der Klosterallee und am Holzrande bei Dargun zeigte
sie sich stets während des Sommers, wenn auch erst
spät, an warmen, stillen Abenden, nie bei Wind und
Regen. Sie findet sich nur in Gebäuden, nie in Bäumen.
Auf dem Boden der Schlosskirche zu Dargun ist sie
häufig anzutreffen. Das v. Maltzan’sche Museum hat
ein Ex. von Neubrandenburg.
Archiv XXX. 3
34
3 2 RE
Gattung. Vespertilio L, m = 7" 54 — 38 Zähne.
Der Aussenrand des Ohres endet unter dem Ohr-
läppchen; der Innenrand springt an der Basis winkelig
vor. Das Ohrläppchen längs dem Innenrande gerade
oder auswärts gebogen, convex, wendet sich mit dem
verschmälerten, zugespitzten Ende gerade nach oben
oder hinten. Das Spornbein am Hinterfuss ohne seit-
lichen Hautlappen.
9, V, murinus, Die gemeine Fledermaus,
Vespertilio myotis Bechst.
Vespertilio submurinus Brehm.
Myotıs murinus
J Gray.
Scotophilus murinus
Myotus murinus Kolenatı.
Sieben Gaumenfalten; die erste -undurchbrochen,
bogig, die zweite und dritte undurchbrochen, doppel-
bogig, die folgenden drei durchbrochen, doppelbogig,
die letzte nach hinten winkelig verbunden. Das 0,008
Meter lange Haar mit 577 Umgängen, von denen 190
charakteristisch sind und bei einer Ganghöhe von
0,0000139 Metern im Vertikalaufrisse vorstehende
stumpfe und andererseits vorgezogene abgerundete
spitze Winkel zeigen; die Wände und die Basis sind
etwas geschweift. Die gemeine Fledermaus wurde von
Schreber und Hermann unter dem Namen Vespertilio
murinus aufgeführt und beschrieben, obwohl Linne diesen
Namen sicher für eine andere Art angewandt hatte.
Da aus der Diagnose von Linne eine bestimmte
Deutung des Thieres, welches derselbe im Auge gehabt,
nieht zu entnehmen ist, so kann man den Namen als
vacant ansehen und die feststehende Bezeichnung von
Schreber für die vorliegende Art anwenden. Sie kommt
überall vor, wo alte Gebäude sich finden, ist unsere
grösste Art, schwirrt vor Mitternacht, im August auch
a
vor Sonnenaufgang und lebt meistens von Nacht-
schmetterlingen. Das v. Maltzan’sche Museum hat
1 Ex. von Federow.
10. V, Bechsteinii, Die grossöhrige Fledermaus,
Myotis Bechsteinii Gray.
Myotis Bechsteinii Kolenat:.
Acht Gaumenfalten; die erste an der Gaumenkrone,
quergerade, in der Mitte etwas verdickt, die zweite
etwas bogig, sehr dick und nach hinten in der Mitte
mit einer undeutlichen Längsleiste, jederseits mit 3—4
Zähnen; die dritte kaum doppelbogig, in der Mitte nach
hinten mit einem längeren und jederseits mit 5—6 ab-
gerundeten Zähnen, die vierte bis siebente durchbrochen
und doppelbogig, die vierte sehr hoch doppelbogig,
jederseits mit 4 Zähnen, die fünfte hoch, nach aussen
seschweift doppelbogig, die folgenden zwei flach doppel-
bogig, die letzte sehr flach doppelbogig, in der Mitte
stumpfwinkelig vereint. Das 0,0088 Meter lange Haar
mit 916 Umgängen, an der Spitze 2—3 lange schmale.
Das Haar verdickt sich 3mal, an der Wurzel 70 Um-
gänge charakteristisch, etwas ziekzackartig und knotig
mit jederseits stumpfrandigen hochgewundenen Spiralen,
deren vertikaler Aufriss auf der einen Seite mehr als
auf der andern ausgebauchte Umgangswände zeigt, deren
Ränder aber wellig sind, hierauf 210 weniger knotige, doch
immer noch charakteristische, endlich 246 gedrängtere
im diekern Haartheile, dann 327 jederseits rissige sehr
schief dutenförmige, endlich 60 gedrängte nicht rissige.
Die grossöhrige Fledermaus, von Leisler zuerst unter-
schieden und in Kuhl’s Monographie der deutschen
Fledermäuse 1817 unter dem Namen V. Bechsteinii
beschrieben, mag bei uns so selten nicht sein. Ich
habe sie bei dem verstorbenen Geh. Amtsrath Koch-
Sülz gesehen, der sie in einem hohlen Baume des dor-
tigen Amtsgartens gefangen hatte, sonst ist sie mir
aus Mecklenburg nicht bekannt. R. Effeldt hat sie
einmal in einer hohlen Pappel bei Tegel in Gesellschaft
3*
36
der V. Nattereri gefunden, das andere Mal todt im
Thiergarten bei Berlin. Sie findet sich nur in Wäldern,
Parks, grossen Obstgärten, hibernirt in hohlen Bäumen
und zeigt sich erst spät im Frühjahr.
11. V., Nattereri. Die gefransete Fledermaus,
Vespertilio emarginatus Geoffr.?
Myotis Nattererü Gray.
Isotus Nattererii Kolenati. |
Acht Gaumenfalten; die erste und zweite undurch-
brochen, bogig, die dritte undurchbrochen, bogig, in
der Mitte mit einer Einbeuge, die folgenden vier durch-
brochen, geschweift doppelbogig, die letzte quer gerade
und durchbrochen. Das 0,008 Meter lange Haar hat
635 Umgänge, von denen 235 charakteristische mit
einem etwas hervorgehobenen stumpfen’ und einem vor-
gezogenen etwas zgerundeten spitzen Aufrisswinkel,
einem zwischen diesen zwei Winkeln gegen den stumpfen
Winkel näher gelegenen Ausschnitte, hierauf kommen
200 an Deutlichkeit abnehmende, endlich ganz undeut-
liche im breitesten Haartheile, welches um den 150. von
diesen 200 undeutlichen am breitesten wird. An dem
sich verschmälernden Spitzentheile sind noch 50 Umgänge
bemerkbar. Die gefransete Fledermaus wurde von Kuhl
entdeckt und in seiner Monographie der deutschen
Fledermäuse 1817 zuerst unter dem Namen V. Nattereri-
beschrieben. Sie ist mir lebend nur aus Mecklenburg-
Strelitz bekannt und war bei Dannenwalde unweit
Fürstenberg zwischen Klafterholz in einem Lager von
Moos gefunden. Sie kommt erst spät Abends zum
Vorschein und schwirrt langsam und nicht hoch über
Waldblössen und Wegen, sowie über Alleen. Das
v. Maltzan’sche Museum besitzt ein Ex. von Neustrelitz.
12, V. mystacinus, Die Bartfledermaus,
Vespertilio emarginatus Mac-Gilivray.
Vespertilio humeralis Baillon.
Vespertilio collaris Meissner.
37
Vespertilio Brandtü Eversmann.
Brachyotus mystacinus Kolenati.
Sieben Gaumenfalten; die ersten drei undurch-
brochen, die anderen durchbrochen, die ersten zwei
einfach bogig, die dritte ungleich geschweift doppel-
bogig, ebenso die vierte, die fünfte und sechste flach
seschweift doppelbogig, die letzte fast quer gerade.
Das 0,008 Meter lange Haar hat 519 Umgänge, von
denen 225 charakteristisch sind und nach der einen
Seite vorgezogen spitz-, nach der andern stumpf-winkelig
erscheinen und unterhalb des vorgezogenen spitzen
Winkels eine etwas erhabene Spiralwulst tragen; hier-
auf folgen 146 weniger deutliche Umgänge, dann wird
das Haar durch 108 Umgänge breiter und durch 40
Umgänge wieder schmäler. Die Haarspitze trägt 4
lange und deutliche Umgänge. Die Bartfledermaus,
von Leisler entdeckt und in Kuhl’s Monographie 1817
beschrieben, wurde mir in Dargun 1860 von einem
Schüler gebracht, dessen Hund sie am Ufer des Kloster-
sees im Rohr aufgestöbert und arg zerbissen hatte.
Ich vermuthe, dass sie an einzelnen Orten unseres
Landes so sehr selten nicht ist. Sie fliegt am späten
Abend und bei Nacht in der Nähe von Gebäuden,
Alleen und Gartenrändern, besonders wenn diese an
Seen etc. grenzen. Altum hat diese kleine Art ziemlich
häufig bei Neustadt-Eberswalde gefunden. Das v.
Maltzan’sche Museum besitzt 1 Ex. von Neustrelitz.
13, V. Daubentonil, Die Wasserfledermaus.
Vespertilio emarginatus Jenyns.
Vespertilio aedilis Jenyns.
Vespertilio volgensis Eversmann.
Vespertilio Schinzii Michachelles.
Brachyotus Daubentonüi Kolenati.
Sieben Gaumenfalten; die erste flachbogig, undurch-
brochen und der Gaumenkrone sehr nahe, die zweite
undurchbrochen flachdoppelbogig, die dritte und vierte
durchbrochen hochdoppelbogig, die fünfte und sechste
38
durchbrochen flachdoppelbogig, die siebente undurch-
brochen, fast quer. Das 0,006 Meter lange Haar hat
656 Umgänge, von denen an der Wurzel 50 sehr ge-
drängte, rissige und 218 charakteristische, welche von
jenen der vorigen Art dadurch im charakteristischen Haar-
drittel abweichen, dass unterhalb des stumpfen Winkels
eine bedeutende Spiralwulst sichtbar ist, während unter-
halb des spitzen Winkels gar keine Wulst erscheint.
Die Wasserfledermaus wurde zuerst von Leisler ent-
deckt und in Kuhl’s Monographie der deutschen
Fledermäuse 1817 beschrieben. Man sieht sie im
Sommer nach Sonnenuntergang niedrig über Seen fliegen,
um Nahrung zu erhaschen. Bei Waren ist sie häufig.
14, V, dasycneme, Die Teichfledermans.
Vespertilio mystacinus Boie.
Vespertilio limnophilus Temm.
Brachyotus dasycnemus Kolenatt.
Acht Gaumenfalten; die erste bogig, undurch-
brochen, von der Gaumenkrone entfernt, an den Enden
nach vorne winkelig umgebogen, die zweite undurch-
brochen, bogig, in der Mitte mit einer angedeuteten
Einbeuge, die dritte undurchbrochen, flach doppelbogig,
die vierte und fünfte durchbrochen und flach doppel-
bogig, die sechste und siebente durchbrochen, geschweift
doppelbogig, die achte undurchbrochen, sehr flach
doppelbogig. Das 0,008 Meter lange Haar hat 580 Um-
sänge, von denen 275 charakteristisch sind. Von der
Spitze gezählt, erscheinen 5 Umgänge sehr gedehnt,
hierauf kommen im immer breiter werdenden Haartheile
305 undeutliche Umgänge, welche so wenig mit den
Rändern hervortreten, dass die Haarcontur bei 350facher
Vergrösserung noch fast eine gerade Linie bildet,
endlich kommen die bis an die Haarwurzel reichenden
275 charakteristischen Umgänge, welche im vertikalen
Aufrisse den spitzen, noch mehr aber den stumpfen
Winkel abgerundet haben und unterhalb des stumpfen
39
Winkels eine Ausbauchung, somit eine starke Wulst an
der Seitenwand zeigen. Die Teichfledermaus wurde
zuerst von Boie entdeckt, 1823 als V. mystacinus, 1825
als neue Art unter dem Namen Vespertilio dasycneme
beschrieben und von Temminck als Vespertilio limnophilus
aufgeführt Obgleich ich sie aus Mecklenburg noch
nicht in Händen hatte, und sie zu den seltensten Fleder-
mäusen gehört, nehme ich doch keinen Anstand, sie
als bei uns vorkommend aufzuführen. Es ist mir
nämlich aufgefallen, dass hier um Waren, z. B. am
Tiefwaren und an der Müritz, des Abends sich eine Fleder-
maus zeigt, die ebenfalls niedrig über der Wasserfläche
ihrer Nahrung nachfliegt, bedeutend grösser ist, als die
Wasserfledermaus und weit später zum Vorschein kommt.
Professor Altum hat sie bei Neustadt - Eberswalde
ziemlich häufig gefunden.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass unser Land
noch eine oder die andere Art von Fledermäusen
aufzuweisen hat, die bis jetzt übersehen ist, oder
dass solche Species, die nur höchst selten beobachtet
sind, sich häufiger finden, wenn in verschiedenen Ge-
senden unseres Landes darnach gesucht wird Als
eine sehr geeignete Zeit der Auffindung ist der Winter
zu bezeichnen, wo die Chiroptern sich im lethargischen
Zustand befinden Auf Kirchen- und Dachböden, in
altem Gemäuer, in alten Gebäuden und Speichern, unter
Dachsparren, Holzverschalungen und Holzstössen, hinter
Läden und Luken, in Baumspalten, Baumlöchern, hohlen
Bäumen, in Kellern, alten Brunnen, Mauerlöchern,
Schornsteinen, Kaminen und Gewölben würde man mit
Glück Nachforschungen anstellen. Es ist dann aber
auch zu wünschen, dass die Ergebnisse solcher Nach-
forschungen dem v. Maltzan’schen Museum durch Zu-
sendungen von guten Exemplaren mitgetheilt werden.
Die Fledermäuse (Flerermüs’) fressen niemals
Speck, wie irrthümlich noch vielfach behauptet wird,
sondern nur Insekten, weshalb sie volle Schonung
verdienen.
40
II. Ordnung. Insektenfresser. Insectivora.
Familie. Maulwürfe. Talpina.
ER a I =
Gattung. Talpa L. 72° 75a = 44 Zähne.
15. T, europaea. Der gemeine Maulwurf,
(Wöhler, Wennworp, Mulworp, Mullworm.)
Der Maulwurf, überall bei uns, ändert mitunter
seine Farbe. Ich habe bereits dreimal Exemplare
gesehen, welche oben graugelblich waren, aus der
Mark Brandenburg 1 Exemplar, das sogar weiss
gescheckt war. Er vertilgt eine ungeheure Menge von
Larven, Würmern etc. und verdient daher weit mehr
Schonung, als ihm zu theil wird. So berichtet Boll*),
dass vor einigen Jahren zu Faulenrost durch herum-
reisende Maulwurfsfänger binnen acht Tagen deren
1200 Stück gefangen wurden, ohne dass der dortige
Vorrath erschöpft gewesen wäre; denn nur der Kosten
wegen gab man den weiteren, übrigens sehr unzweck-
mässigen Fang auf. Wohl schadet er dadurch, dass er,
wo er aufwirft, die Pflanzenwurzeln lockert, allein diesen
Nachtheil vergütet er überreichlich durch die Vertilgung
schädlicher Thiere.
Familie. Spitzmäuse, Soricina,
Der Körper weich behaart. Die Vorderfüsse
schlank, mit schlanken Nägeln, von gleicher Stärke mit
den Hinterfüssen. Die beiden mittleren Vorderzähne
oben und unten weit länger als die folgenden Zähne.
Augen und Ohren deutlich hervortretend.
4 5 4 . 2, 4 Ei gr D|
Gattung. Crossopus Wagler 5 2'525 =30 Zähne.
Die Zahnspitzen sind dunkelbraun gefärbt. Der
Schwanz ist auf der Oberseite gleichmässig kurz be-
haart, auf der Unterseite längs der Mitte mit einem
Kiel von langen, steifen Borstenhaaren besetzt. Füsse
*) Boll, Abriss der Landeskunde. Wismar und Ludwigslust,
1861.
41
und Zehen an den Seiten ringsum mit steifen Borsten-
haaren gewimpert.
16. 0, fodiens, Die Wasserspitzmaus.
Sorex fodiens Pall. Sorex Hydrophilus Pall,
Sorex Daubentonü Erzxl. Sorex carinatus Herm.
Sorex constrictus Herm. Sorex fluviatilis Bechst.
Sorex remifer Geoffr. Sorex lineatus Geoffr.
Sorex ciliatus Sow. Sorexe bicolor Shaw.
Sorex nigripes Melchior. Sorex rivalıs Brehm.
Sorex amphibüus, natans, stagnatilis Brehm.
Orossopus fodiens, stagnatilis, Musculus psilurus Wegl.
Amphisorex Pennanti, Linneanus Grey.
Die Wasserspitzmaus wurde von Pallas 1755 bei
Berlin beobachtet und auf einer Kupferplatte unter dem
Namen Sorex fodiens abgebildet. Daubenton beschrieb
sie zuerst im Jahre 1756 unter dem Namen Musaraigne
d’eau in der Hist. de ! Acad. p. 203. In Folge dessen
führte sie Erxleben 1777 als Soree Daubentoni auf,
während Pennant und Schreber den Namen $. fodiens
beibehielten. Sie ist bei uns nicht selten. Die vom
Pastor Rudolphi bei Friedland gefundene Spitzmaus *)
scheint nach der gegebenen Beschreibung — leider ist
der Zähne nicht gedacht — nur eine Varietät von
0. fodiens zu sein.
4 2 4 u,
Gattung. Sorex Z. 5° 5° 2" 5 = 32 Zähne.
Schwanz gleichmässig mit gleichlangem Haar be-
setzt. Füsse und Zehen ringsum an den Seiten von
kurzem und weichem Haar umgeben.
17. 9, vulgaris, Die Waldspitzmaus.
Sorex vulgarıs L. Sorex Araneus L.
Sorex tetragonurus Herm. Sorex fodiens Bechst.
Sorex Eremita Bechst. Sorex Cunicularia Bechst.
Sorex concinnus, rhinolophus, melanodon Wagl.
Sorex castaneus, labiosus Jenyns.
*) Archiv, XVIII. p. 187.
42
Die Waldspitzmaus hat ebenfalls rothbraune Zahn-
spitzen; Schwanz kürzer als der Rumpf, Augen mitten
zwischen Ohröffnung und Nasenspitze. Linne hat diese
Art zuerst in der Fauna suecica 1746 unter dem Namen
Sorex, dann 1754 in Mus. Adolph Frid. als 8. vulgaris,
und in der späteren Ausgabe seiner Fauna suecica 1761
als S. Araneus beschrieben. Sie ist gemein.
18. 8. pygmaeus. Die Feldspitzmaus.
Sorex pygmaeus Pall. Sorex minutus L.
Sorex exilis L. Sorex minutissimus Herm.
Sorex minimus Geoffr. Sorex pumilio Wagl.
Sorex rusticus, hibernicus Jenyns.
Sorex pumilis Nuss.
Die Zwergspitzmaus, deren Zahnspitzen rothbraun
sind, wurde zuerst von Laxmann in seinen Sibirischen
Briefen p. 72 als „Sorex pygmaeus rostro longissimo,
cauda nulla“ bezeichnet, nach einem verstümmelten,
schwanzlosen Exemplare. Das niedliche Thierchen
scheint nicht überall häufig zu sein. Sein Schwanz ist
so lang als der Rumpf, Augen hinter der Mitte zwischen
Ohröffnung und Nasenspitze. Am Waldrande bei Dargun
ist es nicht selten, auch von Neu-Gaarz bei Waren habe
ich Exemplare zur Untersuchung gehabt.
5 2. 2 =28Zähne.
Zwischen den gleichmässig geordneten kurzen
Schwanzhaaren stehen längere Borstenhaare. Füsse
und Zehen ringsum an den Seiten von kurzem und
weichem Haar umgeben.
Gattung. Crocidura Wagler = =
19. C. leucodon. Die Feldspitzmaus.
Sorex leucodon Herm.
Orocidura leucodon Wadgler.
Die Feldspitzmaus wurde 1780 von Hermann in
Zimmermanns Geogr. Geschichte II. p. 382 zuerst be-
schrieben, im Jahre 1781 in Schreber’s Säugethieren ll.
tab. 159. d. abgebildet. Ihre Berechtigung als Art ist
vielfach angezweifelt, und sie ist mit der folgenden für
45
identisch gehalten worden, allein, wie Blasius nachweist,
mit Unrecht. Die Zahnspitzen sind weiss, wie die
übrige Zahnoberfläche. Schwanz kürzer als die halbe
Körperlänge. 13 Rippen. In Gräben, die um Miethen
gezogen sind, fängt sie sich in manchen Jahren oft.
20. C, Araneus, Die Hausspitzmaus.
Sorex Araneus Schreb. Sorex russulus Herm.
Sorex fimbriatus Wagler. Sorex pachyurus Küster.
Crocidura moschata, major, rufa, poliogastra Wadgl.
Crocidura musaranea Bonap. Ürocidura thoracıca Savı.
Die Hausspitzmaus wurde 1756 von Daubenton in
der Est. de’ Acad. 203 als Musaraigne de terre beschrieben
und von Schreber 1780 in den Säugethieren Ill. p. 373
als Sorex Araneus aufgeführt. Die Zahnspitzen sind
ebenfalls weiss. Schwanz länger als die halbe Körper-
länge. 14 Rippen. Ich habe sie auf Scheuntennen
wiederholt todt gefunden.
Der Glaube, dass die Spitzmäuse giftig seien,
stand bei den Alten ganz fest. Aristoteles Zfst.
anim., VI. 23, 3 sagt: „Der Biss der Spitzmaus
ist dem Vieh schädlich und bewirkt Blasen auf
der Haut. Brechen diese auf, so kann das Vieh
genesen, wo nicht, so muss es sterben.“ Bis in
die Jetztzeit hat sich derselbe Aberglaube bei
unserm Volk erhalten, selbst das Fleisch dieser
Thiere hält man für giftig. Als Grund führt man
an, dass sie von Katzen wohl getödtet, aber nicht
gefressen werden. Dies mag daher kommen, dass
ihr Fleisch einen bisamartigen Geruch hat, den
Katzen nicht zu lieben scheinen.
Familie. Igel, Erinacei.
Gattung. Erinaceus Z. 1 or 2 —= 36 Zähne.
21. E, europaeus. Der Igel.
Der Igel (Schwynegel), überall gemein, gehört zu
den nützlichsten Thieren, da er Mäuse, Insekten etc. in
44
Menge verzehrt. Selbst der Kreuzotter geht er zu
Leibe, ohne Schaden davon zu nehmen. Alfred Brehm
sagt in seinen Reiseskizzen aus Nord-Afrika: „Die
dortigen Scorpione werden 5—6 Zoll lang, Kinder
sterben regelmässig an ihrem Stich, Hunde und Affen
ergreifen vor ihnen die Flucht, aber der Igel naht sich
ihnen unerschrocken und verzehrt sie mit grosser
Gemüthsruhe.“ Obschon er alle Schonung verdient,
wird er so vielfach noch muthwilliger Weise getödtet.
III. Ordnung. Raubthiere. Carnivora.
Familie. Katzen, Felina,
Era 1 er R
Gattung. Felis Z. ea De
(normaler Zustand).
722. F, Catus. Die europäische oder gemeine
Wildkatze.
Felis sylvestris Briss.
Catus ferus A. Brehm.
Die wilde Katze, früher wohl nicht selten, ist bei
uns ausgestorben. Herzog Adolph Friedrich verzeichnet
in seinem Tagebuche, dass er am 5. November 1639
eine bei Konsrade gefangen habe.*) Auf dem Gute
Lüsewitz soll 1820 oder 21 und in den 40ger Jahren
1 Ex. bei Rothspalk unweit Teterow erlegt sein, welches
an das Museum nach Kiel gekommen sein soll. **) In
Betreff der beiden letzten Fälle kann ich mich eines
leisen Zweifels nicht erwehren, glaube vielmehr, dass-
es nur verwilderte gewesen sind.
*) Fromm, Chronik der Haupt- und Residenzstadt Schwerin
p. 210.
**) Archiv II, p. 18. — Da über die Katzen, welche im
Kieler Museum stehen, keine schriftlichen Notizen vorhanden sind,
so ist eine sichere Feststellung über die Katze von Rothspalk
unmöglich,
45
* 23. F, domestica, Die Hauskatze,
Catus domesticus A. Brehm.
Ob die Hauskatze (Katt, Kater) von F. maculata
Rüpp. abstammt, wie man geneigt ist anzunehmen,
oder von F. Catus, scheint noch immer nicht ganz aus-
gemacht zu sein.
+ 24. F. Lynx, Der Luchs,
Felis lupulinus Thunberg. Felis Lyncula Nülss.
Felis Oervarıa Temm. Felis virgata Nilss.
Lyns vulgarıs A. Brehm.
Der Luchs ist schon von Alters her bekannt. Bei
uns ist er erst im vorigen Jahrhundert gänzlich aus-
serottet worden In einer Forstordnung vom Jahre 1706
wurde ein Preis von 2 Thalern auf seinen Kopf gesetzt;
er wird also damals noch ziemlich häufig gewesen sein.
Familie. Hunde, Canina,
® . T. 3 i 1 o ER 7 AR
Gattung. Canis Z. = —- — —- —- % 2° —42 Zähne.
ae are ar are
7 25. C. lupus. Der Wolf,
Canis Lycaon Schreb. Lupus vulgaris Brisson.
Der Wolf war sicherlich früher eine grosse Plage
für unsere Landbewohner, die stets um ihr weidendes
Vieh dem Wolfe gegenüber besorgt sein mussten. Nach
dem 30jähr. Kriege nahmen die Wölfe so überhand,
dass sie in starken Rudeln bis an die Thore der Städte
kamen. So sind sie z. B. bis an die Wallgräben der
Stadt Waren gekommen und haben die unbeerdigten
Leichen gefressen. Deshalb erliess 1662 Herzog Gustav
nachstehende Verordnuug:
Von Gottes Gnaden, Wir Gustaff Adolph Herzog
zu Mecklenburg u. s. w..
demnach jedermänniglichen gnugsam bekand, was Ge-
stalt in Unserm Herzosthumb und Lande die Wölfe
etliche Jahr hero sehr häuffig gewesen, und sich noch
immer mehr und mehr vermehren, und dahero den Ein-
wohnern und Landleuten an ihrem Viehe und sonsten
46
srosser Schaden zugefügt wird, auch derselbe, dafern
bei Zeiten keine Mittel an die Hand genommen, ins
künftige grösser zu befürchten. Wann wir dann unter
andern Unsern Landesfürstlichen Sorgen auch billig
dahin bedacht seynd, wie diese schädliche Thier, so
viel müglich mögen ausgerottet, und dass Land davon
gereinigt werden, und solches wohl zu erreichen steht,
wann denselben, gleich wie in anderen Landen, wo die
Wölffe so häufig sind, geschiehet, allenthalben und auf
allerley Art und Weise, bevoraus aber, weil die Jagten
zu kostbar, durch Krans-Augen *) und Wolffs-Gruben
(bey welchen Gruben doch eine Behutsamkeit von
nöthen, dass sie nicht an Wegen, oder wo die Leute
zu gehen pflegen, gelegt werden, und niemand unver-
sehens hinein fallen möge) fleissig nachgestellet wird,
Als ordnen und setzen Wir hiemit, dass an allen und
jeden Orten Unseres Landes, diese beiden Mittel vor-
nehmlich, beständig, insonderheit die Krans-Augen, bey
diesem guten Winter gebrauchet, und aller Möglichkeit
nach ein jeglicher Unserer Unterthanen, der dazu Zeit
und Gelegenheit hat den Wölffen nachtrachten sol, und
damit jedermänniglich negst dem allgemeinen und
sonderbaren Nutzen durch ein recompens hiezu desto
mehr angefrischet werde, Als verordnen Wir Kraft
dieses, dass einem jeden wes condition oder Standes
der auch sey, welcher einen Wolff gefangen, und den
Kopf in Unser Cammer, oder auf Unser Amt-Hauss
Stargard, oder an Unsern Zoll-Einnehmer zu Boitzen-
burg (welche drey Oerter der situation nach, hierzu
verordnet seyen) einlieffern wird, dafür ein Reichsthaler
ungesäumbt soll ausgezahlet werden, darüber er dann
noch den Wolfisbalg zu geniessen hat. Wann auch im
Sommer einer die jungen Wolffe suchen, aussnehmen
und an einer der vorbesagten Oerter bringen wird, soll
ihm vor jeden jungen Wolff ein halber Reichsthaler un-
weigerlich gegeben werden
*) nux vomica.
47
Und haben wir dieses zu männiglichen Nachricht,
auch das ein solch nützlich, und dem ganzen Lande
hoch angelegenes Werk mit desto grösserem Nachdruck
und Würklichkeit vorgenommen werde, in offenen Druck
publiciren lassen, und dabenebenst allen Unsern Haupt-
leuthen, Amtsverwaltern, auch denen von der Ritter-
schafft, Bürgermeistern, Richtern und Räthen in den
Städten, Pfandinhabern und Pensionarien, Bürgern und
Bauern gnädigst anbefohlen wollen. dass sie respective
ihre Unterhabende und Unterthanen fleissig halten und
antreiben, auch es selbsten verrichten, und dass diese
Unsere gute Intention erreicht werde, cooperiren sollen.
Wornach sich ein jeder zu achteu. Datum Güstrow den
16. Decembris Anno 1662.
(L. S.)
Allein es vergingen viele Jahre, ehe man der
Wölfe Herr wurde, da sie noch 1720 in der Umgegend
von Güstrow sehr häufig waren.*) 1787, am 21. April,
wurde bei Plate durch den Hofrath Livonius ein Wolf
erlest, der das Land von Pommern her durchstreift
hatte und den Landleuten beträchtlichen Schaden zu-
füste. Der letzte Wolf wurde wohl 1800 in der Sukower
Forst erlegt.**) Zwischen Mecklenburg und Vorpom-
mern wechselten sie früher in derselben Weise, wie
zwischen Hinterpommern, Polen und der Neumark.
Von Mecklenburg-Schwerin zogen sie besonders nach
dem Loitzer und Demminer Wald, von Mecklenburg-
Strelitz gingen sie zwischen Friedland und dem Galen-
beck’schen See nach dem südlichen Theile des jetzigen
Anklamer Kreises, nach der grossen Torgelow-Uecker-
münder Heide. Von Vorpommern diesseits und jenseits
der Peene kam auf den angegebenen Strichen derselbe
Uebergang nach Mecklenburg vor. ***) Ein klares Bild
*) Siemssen, Magazin, Bnd. I. p. 69.
**) Archiv für Landeskunde 1866. p. 237.
*%*) Th. Schmidt, Jubelschrift zur vierhundertjährigen
Stiftungsfeier der Universität Greifswald. Stettin. 1856.
48
von dem Auftreten der Wölfe und dem durch sie an-
gerichteten Schaden kann nur eine Prüfung der darauf
bezüglichen Acten, die sich gewiss noch hie und da
bei unsern Aemtern finden, geben. Damit man aber
einige Schlüsse machen kann, will ich nur anführen,
dass in Hinterpommern in den Jahren von 1739-45
den Wölfen zur Beute fielen: 1057 Pferde, 514 Füllen,
202 Ochsen, 267 Rinder, 339 Kühe, 4294 Schafe, 1858
Schweine, 2343 Gänse und 125 Ziegen. Erlegt wurden
während dieser sieben Jahre 625 Wölfe, nämlich 146
alte, 98 Mittelwölfe und 381 Nestwölfe. *)
Der mecklenburgische Geschichtsschreiber David
Frank, der von 1705—7 Hauslehrer zu Stresow in Pom-
mern war, hatte das Unglück, daselbst in eine Wolts-
grube zu fallen, in welcher sich ein lebendiger Wolf
befand. Beim Fallen riss sich so viel von der Bedeckung
der Grube mit ab, dass zwischen ihm und dem Wolf
eine trennende Decke entstand, dieser ihm also nichts
anhaben konnte; so ward er glücklich gerettet. **)
Wölfe werden, wenn auch nicht oft, so doch mitunter
von der Tollwuth befallen. Geh. Archivrath Dr. Lisch
bringt***) eine Mittheilung aus einem Zeugenverhör
vom Dec. 1563 von einem tollen Wolfe: „Zeugin habe
von den alten gehort, dass vff dem Nienhauer Felde
(zu Tützen gehörig) ein hauehoff gestanden, welcher
den Moltken gehort habe, darauf eine Erbjungfraw
Beate Moltken geheissen einen mit Namen Tarleuitz
soll gefreihet haben, die Fraw sey von einem tollen
Wolfe gebissen, dass sie daran gestorben.“ Ein
zweites Beispiel bringt Pastor Ragotzky zu Triglitz bei
Putlitz (1 Meile von der Meckl. Grenze) aus dem
Register seines Kirchenbuches}): „1655, d. 3. April.
Jürgen Maierhan, Ackerknecht aus dem Lande Lüneburg,
*) ebendas,
**) Archiv, II, p. 17.
***) Jahrbücher u, Jahresbericht des Vereins für meckl.
Geschichte ete, XXVI, p. 81.
+) Jahrbücher, XXXIL p. 157.
49
der bei David Borchart vom tollen Wolf versehret
im Frühjahr, darüber von Sinnen kommen, und endlich
des Todes sein müssen. Den 21. October. Andreas
Däbel, Schäferknecht bei David Borchart, ist Montags
in der Nacht krank worden, Donnerstag früh gestorben
vom Wolfsbisse im Frühjahr. Versuchte Aderlasse,
nahm auch des Herrn Pomelii Rath an, der Kxtr. Enziani
adhibiren, konnte es aber nicht haben, war nebst mir
einen ganzen Tag bei ihm. Er hatte teuflich Angst,
wollte immer fliehen weg, wollte auch nichts von
Getränke zu sich nehmen, wo er nicht dazu gehalten.
Fordert ihm vorzubeten und zu helfen, musste auch die
Ueberreichung des h. Abendmahls wegen seiner Flüchtig-
keit unterlassen, liess seinen Vater fordern, aber
Menschenhülfe war aus.“
Verschiedene Ortsnamen lassen sich auf den Namen
dieses Thieres zurückführen, so Wolkow, Wolfsberg und
Wolfshagen.
Die Sagen in unserm Lande von Wärwölfen —
Verwandlungen von Menschen in Wölfe und wieder in
Menschen — finden sich ähnlich in England, Frankreich,
Italien, auch den Alten waren sie bekannt, wie aus
Plinius VIII, 22, 34, Pausanias VIII, 2, Virg. Eelog.
VII, 96 und Propertius IV, 5 hervorgeht.
* 26. C, familiarıs, Der Hund.
Der Haushund (Köter, Töhl, Täw, Tiff, Zül, Wölps)
in vielen Varietäten. Die kurze Diagnose von Linne:
„C. Cauda sinistrorsum recurvata“ unterscheidet ihn als
Art am besten von den übrigen Wölfen. In den 50ger
Jahren waren ein Paar Schlächterhunde verwildert und
hatten sich auf einer Halbinsel beim Dorfe Gahrden
(Klosteramt Dobbertin) in einer Höhle angesiedelt. Sie
lebten vom Raube gestohlener Schafe, bis der Förster
Pflugradt zu Lähnwitz sie erschoss.*) Schädel und
Knochen von Hunden, die in dem Pfahlbau von Wismar
*) Archiv, XVII. p. 294.
Archiv XXX. 4
een
aufgefunden sind*), stellen fest, dass der sogenannte
„Torfhund,“ den man aber lieber mit Rütimeyer „Pfahl-
hund“ nennen sollte, auch bei uns in vorhistorischer
Zeit gelebt hat. Ein daselbst aufgefundener linker Unter-
kiefer stimmt ganz zu dem Hunde der schweizerischen
Pfahlbauten des Steimalters. Ueber zwei Schädel von
dort schreibt Rütimeyer an Lisch: „Beide Schädel ge-
hören unbedingt zu der Form des Pfahlhundes des
schweizerischen Steinalters und sind von demselben
Typus; jedoch sind sie grösser und stärker und über-
treffen die Mittelgrösse des Schweizerhundes um %s.
Im Steinalter der Schweiz habe ich nie Hundeschädel
von dieser Grösse und Kräftigkeit gefunden, wohl aber
im Bronzealter.‘ Völlig gleich mit diesen Schädeln ist,
wie Lisch schreibt, ein im Sühring-Moor bei Bützow
gsefundener. Ein dritter bei Wismar gefundener Schädel
scheint von gleicher Race, aber etwas kürzer und
im Nasenbein ein wenig mehr nach unten gesenkt zu
sein. Ueber einen vierten Schädel von Wismar schreibt
Rütimeyer *): „Dieser Schädel unterscheidet sich von
den übrigen sehr auffällig durch die kürzere, höhere,
gewölbtere Stirnkapsel, schwächere Muskelkanten,
schwächern Jochbogen, fehlenden Hinterhauptkamm,
alles evidente Merkmale einer schon weit vorgeschrittenen
Cultur. Indessen vermag ich, namentlich da der Ge-
sichtsschädel fehlt, nicht zu sagen, welcher heutigen
Form des Haushundes diese Schädelform am meisten
entspricht; nur so viel darf ich sagen, dass das Aeussere
dieser Bildung sich beim Pudel zeigt. Immer liegt hier
ein unzweifelhafter Fall von Anwesenheit zweier Hunde-
racen in einem und demselben Pfahlbau vor, was mir
in der Schweiz in ächten Pfahlbauten noch nicht vor-
sekommen ist, und es scheint mir alles dafür zu sprechen,
dass diese zweite Form lediglich als eine Culturform,
aus der ersten hervorgegangen, zu betrachten ist, was
wir in der Schweiz grade nicht haben. Spaltung des
*) Jahrbücher, XXX. p. 70. u. XXXII. p. 194.
51
Haushundes in verschiedene Racen, das liegt hier in
Wismar vor.“ Die besprochenen Schädel befinden sich
im Grossherzoglichen Antiquarium zu Schwerin. Das
Museum in Neubrandenburg besitzt Hundeschädel, die
identisch sind mit dem Hunde des Bronzealters der
schweizerischen Pfahlbauten. Der eine ist im Moder
bei Hinrichshagen, der andere im Moder am Galgen-
berge bei Neubrandenburg und der dritte zu Küssow
im Torf gefunden.
27. GC, Vulpes, Der Fuchs,
Canis Alopex L. Vulpes vulgaris Briss.
Vulpes erucigera Driss. Canis melanogaster Bbonap.
Der Fuchs (Voss, de Rode) ist häufig, und Boll
greift sicherlich nicht zu hoch, wenn er annimmt, dass
Jährlich bei uns gegen 1000 Stück erlegt werden. Von
der List und Dreistigkeit Meister Reineckes liesse sich
manches Stückchen erzählen. Ich habe gesehen, wie er
einmal am hellen Tage von dem Hofe zu Neu-Gaarz
bei Waren ein Huhn holte, obgleich drei Windhunde
und ein Hühnerhund in geringer Entfernung davon
standen und lagen, auch mehrere Menschen in der Nähe
beschäftigt waren. Sein räuberischer Einfall in die
Hühnerschaar geschah mit solcher Schnelligkeit, dass
er im nahen Weizenfelde mit einem Huhn verschwunden
war, ehe die Hunde, aufmerksam gemacht durch das
Gegacker der Hühner, an eine Verfolgung denken
konnten. Eckström, Pastor bei Stockholm, hat gesehen,
wie er vom Ufer aus Netze, die sich von da in’s Wasser
erstreckten, mit den Zähnen herauszog und die darin
befindlichen Fische verzehrte. Nach den Beobachtungen
alter Forstleute ist an eine Monogamie der Füchse
nicht zu denken; nach der Ranzzeit leben beide Ge-
schlechter getrennt, und die Ernährung und Erziehung
der Jungen fällt ausschliesslich der Füchsin zu. In dem
Pfahlbau von Wismar sind zwei Unterkiefer*) vom
*) Jahrbücher, XXXII. p. 19.
4*
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52
Fuchs aufgefunden; sein Fleisch wurde nach Rütimeyer’s
Annahme von den Pfahlbauern gegessen.
Familie. Bären, Ursina
ß Be
ne ut. an
— 40 Zähne.
+28. U, Arctos. Der Bär,
Ursus fuscus Albert. Magn. ÜUrsus niger Albert. Magn.
Ursus norvegicus Fr. Ow. ÜUrsus pyrenaicus Fr. Cuv.
Ursus falciger Rehb. Ursus collaris Fr. Ouv.
Ursus cadaverinus Eversm. ÜUrsus Formicarius Ewersm.
Der Landbär wird von Plinius, Ast. 8, 35, mit dem
Namen Ursus, von Aristoteles, Arst. an. 2, 5, mit Arctos
bezeichnet. Er ist in alter Zeit sicherlich auch hier zu
Lande nicht selten gewesen, da wiederholt Knochen
von ihm aufgefunden sind; im Jahre 1824 noch ein
grosser Schädel im Torfmoore bei Neu-Kalen. Wurde
auch noch 1624 ein Bär bei Schwerin gehetzt, so darf
man, gestützt auf Boll’s Annahme, ihn vor dem 30jähr.
Kriege als ausgerottet ansehen. Der letzte Bär soll
nach Siemssen um die Mitte des vorigen Jahrhunderts
auf einem der von Schuckmann’schen Güter erlegt sein,
allein es fehlen darüber, so viel ich weiss, sichere
Quellen. Im Herbste 1730 schoss nach einer Meldung
des Kreis-Einnehmers Fischer in Anklam an die Kammer
in Stettin der Obrist von Borck(en) zu Altwigshagen,
im jetzigen Anklamer Kreise, an der Mecklenburg-Stre-
litzer Grenze, einen alten und zwei junge Bären. *)
Nach Fraas soll der Landbär ein Abkömmling der So-
genannten Ursus tarandinus sein
7 29. U, spelaeus, Der Höhlenbär,
Ursus spelaeus Blumenbach.
Ein sehr schöner Zahn des Höhlenbären, der Ab-
bildung bei Bronn 45, 4. g. ganz entsprechend, gefunden
*) Th. Schmidt, Jubelschrift zur 400jähr. Stiftungsfeier der
Universität Greifswald. p. 17.
53
in einer Mergelgrube bei Kneese im Amte Gadebusch,
wird in dem Antiquarium zu Schwerin aufbewahrt.*)
In dem Urboden unter dem Burgberge von Parchim
wurde beim Graben eines Brunnens ein grosser Eckzahn
eines Bären entdeckt, der höchst wahrscheinlich einem
Höhlenbären angehörte. **)
Es ist immerhin möglich, dass auch noch Ueber-
reste von U. priscus Goldfuss, von dem der Grislybär
Amerikas stammt, bei uns aufgefunden werden, welcher
unter allen Bären durch ausgeprästesten Raubthier-
charakter, wie Ratzel anführt, dem Eisbären des Nordens
am nächsten steht, während vom Höhlenbären, der viel
weniger fürchterlich als priscus war, kein Abkömmling
in die heutige Thierwelt übergegangen ist.
Familie. Marder, Mustelina.
a 2E |
Gattung. Meles Briss. 1. 1. 8. a
Dan Ra BR ee N
30. M. Taxus, Der Dachs.
Ursus Taxus Schreb. Ursus Meles L.
Tasxus vulgaris Tiedem. Meles europaeus Desmar.
Taxıdea leucurus Hodgs. Meles vulgaris A. Brehm.
Der Dachs (Gräwing, Gräfing, Hunndachs, Swin-
dachs), von Plinius, Akst. nat. 8, ce. 38, unter dem Namen
Melis, von Albertus Magnus, de anım. ib. 22, fol. 126
als Daxus aufgeführt, ist stellenweise, besonders im SO.
des Landes, noch häufig. In Folge der vielen Nach-
stellungen wird er aber immer seltener, was zu beklagen
ist, da er wegen Vertilgung von Mäusen, Insekten etc.
durchaus alle Schonung verdient. Sein Fleisch wurde
früher gegessen und soll ganz schmackhaft sein, das
Fett wird von unserer Landbevölkerung als Heilmittel
für alle Wunden sehr geschätzt. Im Alterthum mag es
ähnliche Verwendung gefunden haben, da Serenus Sam-
monicus anführt, „dass das Fett, welches von dem Thiere
7 022
*%) Geognosie der deutschen Ostseeländer v. Boll. p. 157.
**, Jahrbücher, XXIX, p. 284.
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Be Et
Eee Ara kn ha a Se ae a
>4
kommt, das man Dachs nennt, nicht zu verachten ist.“
Das v. Maltzan’sche Museum hieselbst hat zwei weisse
Dachse, die, bei Bützow erlegt, der von Grävenitz’schen
Samilung entstammen. Leucismen kommen auch bei
den Mustelen, bei Ottern etc. vor.
1 aa Et Er SEE x
Gattung. Mustela 2.” 4° 5° 7° 27, 38Zähne.
31. M. Martes, Der Baummarder.
Viverra Martes Shaw. Martarus Abietum Albert. Magn.
Martes Abietum Ray. Mustela Martes var. Abietum L.
Der Edel- oder Baummarder (Bommoart), zuerst
von Albertus Magnus, de anim. lb. 22, fol. 182, unter
dem Namen Martarus Abietum beschrieben und vom Stein-
marder unterschieden, kommt, obschon ihm seines ganz
vortrefflichen Pelzes wegen sehr nachgestellt wird, in
unsern Wäldern noch ziemlich häufig vor.
32. M, Foina. Der Steinmarder.
Viverra Foima Shaw. Martarus Fagorum Albert. Magn.
Martes Fagorum Ray. Mustela Martes var. Fagorum L.
Martes Foina A. Brehm.
Der Stein- auch Hausmarder (Husmoart, Moart),
zuerst von Albertns Magnus, de anım. lb. 22, fol. 182,
unter dem Namen Martarus Fagorum beschrieben, ist hie
und da sehr häufig. Sein Pelzwerk, wenn auch geschätzt,
steht dem des Edelmarders an Güte nach.
Gattung. Foetorius Keys.& Blasüus“ 1
— 34 Zähne.
33. F. Putorius, Der Iltis.
Mustela Putorius L._ Vierra Putorius Shaw.
Mustela Eversmanni Lesson.
Der gemeine Iltis (llk, Hönerköter), schon von
Albertus Magnus, de anım. lb. 22, fol. 182, unter dem
Namen Putorius aufgeführt, ist sehr häufig, ebwohl ihm
wegen des Schadens, den er anrichtet, und des Pelzes
ı
wegen eifrig nachgestellt wird. Das von Maltzan’sche
Museum hat die helle, fahlgelbe Varietät, bei Schwandt
unweit Penzlin gefangen, die, aus dem südöstlichen
Russland und der Steppe bekannt, von Lesson als
Mustela Eversmanni von dem Illtis getrennt wurde.
Das Frettchen — Mustelo Furo L. —, das in
Europa nur im Kakerlakenzustande vorkommt, ist
wohl nie .bei uns gehalten worden.
34 F, Erminea. Das Hermelin.
Mustela Erminea L. Viverra Erminea Shaw.
Mustela candıda Ra).
Das grosse Wiesel (grot Wäsel) oder Hermelin,
von Albertus Magnus, de anim. lib. 22, fol. 180, zuerst
unter dem Namen Eriminium aufgeführt, ist nicht selten.
Obeleich es identisch ist mit dem in Sibirien vorkom-
menden, hält sein Pelzwerk mit diesem keinen Vergleich
aus. Es gilt hier ebenfalls die Regel: je höher nach
Norden, desto dichter und feiner die Wollhaare der
Pelzthiere. Sein Sommerbalg ist oben braun mit
schwarzer Schwanzspitze, sein Winterbalg weiss, mit
schwarzer Schwanzspitze, und zwar je strenger der
Winter, desto weisser.
35. F, vulgaris, Das Wiesel,
Mustela vulgaris Briss. Viverra vulgaris Shaw.
Mustela nivalıs L. Mustela Gale Pall.
Das kleine Wiesel (lütt Wäselken), von Plinius,
Hist. nat. 29, ec. 4, unter dem Namen Mustela aufgeführt,
kommt schon bei den Griechen als y«@47, «i4ovgos, ixug
vor. Obgleich sehr häufig, zeigt es sich im Winter doch
seltener in ganz weisser Färbung. Die Bälge solcher
„witt Wäselken“ werden von manchen Landleuten noch
immer als kräftiges Heilmittel aufbewahrt und Stücke
davon besonders erkrankten Pferden eingegeben.
36. F, Lutreola. Der Nörz,
Lutra Vison Shaw. Lutra minor Erzad.
Mustela Lutreola L. Lutra Lutreola Shaw.
ERERTENT ES ee ne 4 5 > F
RER SEE
er
56
Viverra Lutreola L. Mustela Vison Briss.
Vison Lutreola A. Brehm.
Die Färbung oben und unten gleichmässig. Zehen
mit kleiner Schwimmhaut; oben und unten gleichmässig
dunkelbraun. Beide Lippen weiss.
Der Nörz (Mänk, Ottermänk) wird zuerst von
Agricola, An. subt. p. 39, unter dem Namen Noerza er-
wähnt. Erzeigt sich am Tage nur selten, gehört über-
haupt zu unsern rarsten Raubsäugethieren. Indessen ist
die Furcht vor seinem Aussterben ganz ungerechtfertigt,
so lange die rohr-, sumpf- und bruchartigen Umgebungen
unserer vielen Seen, Flüsse und Bäche nicht schwinden.
Rechnet man seine grosse Scheuheit dazu, so lässt sich
mit Sicherheit annehmen, dass er noch lange ein Glied
unserer Fauna bleiben wird. Er wird, wie schon er-
wähnt, bei uns „Ottermänk“, auch wohl schlechtweg
„Mänk‘“ senannt, Namen, die bestimmt sehr alt sind,
und „kleiner Otter‘ bedeuten. Früher nannten nämlich
unsere Landbewohner die Zwerge oder Unterirdischen,
die in unsern Sagen eine namhafte Rolle spielen, Mänken,
Ja man bezeichnete damit auch wohl spöttischer Weise
kleine oder unbedeutende Personen. Da nun der Nörz
in seiner Lebensweise viel Gemeinsames mit dem Fisch-
otter hat, so liegt seine Benennung „Ottermänk“, d. h.
kleine Otter sehr nahe. Sein Balg wird von unsern
Kürschnern nicht sehr hoch geschätzt, da die Grannen-
haare zu steif sind, die Wollhaare aber keinen Vergleich
mit denen der in Russland gefangenen aushalten. Da
bis jetzt nur wenig über seine Lebensweise bekannt ist,
wiederhole ich, was ich im Archiv XXVIIL veröffent-
lichte und bemerke, dass die Notizen, welche ich der
Güte des Herrn Realschullehrers C. Arndt-Bützow ver-
danke, mit den meinigen in fast allen Punkten überein-
stimmten. Sein Bau findet sich immer am Ufer eines
Baches, Flusses oder Sees und hat in der Regel zwei
Ausgangsröhren, davon die eine mit ihrer Mündung am
Wasser liegt und zwar in gleicher Höhe mit dem Wasser-
spiegel. Der Kessel ist kreisrund und mit Gras oder
57
Moos ausgefüttert. Gewöhnlich, besonders im Winter,
findet man an den Ausgangsröhren frisch ausgeschälte
Krebsschalen und Fischgräten. An der Mündung einer
solchen Röhre fand ich einmal einen Brachsen, der wohl
1!/ Pfund schwer gewesen sein mochte, ohne Kopf,
Eingeweide und Rückenfleisch Im Winter findet man
seine Spuren nur selten weit vom Baue landeinwärts,
auf dem Eise lassen sie sich dagegen oft bis zu ent-
fernten Löchern, die von Fischern in das Eis gehauen
sind, verfolgen. Wahrscheinlich benutzt er diese, um
in’s Wasser zu kommen Iltisfallen auf dem Lande, die
mit Fleisch geködert sind, scheint er zu vermeiden,
doch theilte Herr ©. Arndt mir mit, dass ein Nörz ein-
mal bei Vietzen auf einem Eisen gefangen ist, das am
Orte seines Aussteigens etwa 2 Zoll unter dem Wasser
aufgestellt war. Soll er ausgegraben werden, so ist es
nöthig, die nach dem Wasser führende Röhre zu ver-
stopfen, da er sonst durch diese entflieht und Jägern
und Hunden das Nachsehen lässt. Er zeigt lange nicht
den Muth des Iltis, der oft auf die Hunde eindringt,
vielmehr zieht er sich feige zurück, und nur in äusserster
Noth macht er von seinen Zähnen Gebrauch. Bei jeder
Verfolgung trachtet er dem Wasser zu, denn hier ist er
in seinem Elemente, hier fast immer aller Gefahr ent-
ronnen. Er vermag sehr lange unter Wasser zu bleiben;
so ist sicher beobachtet, dass er im Winter hundert
Schritte unter dem Eise fortschwamm. Sein Schwimmen
geschieht stossweise, taucht er unter, so ist jede weitere
Beobachtung vergeblich. Seine Rollzeit soll im April
sein; über fünf Junge dürfte er wohl nicht werfen.
Während der beiden Male, wo ich ihn auf dem Lande
beobachtete, schien er nach Fröschen zu schnappen; mir
fiel dabei sein behender Gang mit gekrümmtem Rücken
auf. Gefangen ist er bei Schwerin, Plau, Korleputt,
Waren, Ankershagen, Schwanbeck, Bützow, am Wentow-
see, in der Gegend des Schaalsees, an einem Bache des
Gutes Vietzen (hier. allein in den letzten sechs Jahren
acht Stück), zu Kluss, Hohen Viecheln, Greese und in
i
h;
ee a Se
58
der Lewitz. Gesehen wurde er an der Müritz und bei
Ludwigslust. Im Januar d. J. fing noch ein Jagdhund
auf dem Schelfwerder bei Schwerin einen Nörz. Hieraus
erhellt zur Genüge, dass er sich durch ganz Mecklen-
burg bis nach Lübeck, Pommern und der Mark Branden-
burg findet, bald häufiger, bald seltener, je nach den
Localitäten. Genaue Nachforschungen, besonders zur
Winterzeit, werden noch mehr Fundörter bekannt machen.
Ein sehr schönes Nörzpärchen, gefangen in einem Torf-
moore am Nordende des Schweriner Sees, besitzt das
von Maltzan’sche Museum.
Gattung. Lutra Ray. f - ss ee 2 n r _ 36 Zähne.
37. L. vulgaris. Der Fischotter,
Mustela Lutra L. Vierra Lutra L.
Lutra Roensis Ogilby.
Zehen nicht verwachsen, aber mit Schwimmhäuten;
Schwanz am Ende flach; Ohren kurz, durch eine Klappe
verschliessbar.
Der Fischotter (Odder), von Aristoteles erwähnt
unter dem Namen Enydris, Hist. anim. I, c. 2. 8, be-
schrieben von Albertus Magnus, de anim. lib. 22, fol. 181,
unter dem Namen Zuter oder Luther, von Gessner, Quadr.
p. (75 als Zutra, mit dem auch Linne ihn in seiner Gat-
tung Mustela aufführt, ist bei uns hie und da noch ziemlich
häufig. Seines vortrefflichen Felles wegen wird er in
Fallen verschiedener Construction gefangen, vermeidet
diese aber oft in höchst schlauer Weise. Während der
Nacht unternimmt er Wanderungen von einem See zum
andern und bereitet der Fischerei grossen Schaden.
Von der Tollense kommt er fast alljährlich durch den
Mühlenbach bis nach Federow und an die Müritz, fischt
unterwegs Seen und Teiche ab und gebraucht zu solcher
Reise zwei bis drei Wochen. Im Januar d. J. wurde
auf dem Schelfwerder bei Schwerin ein Fischotter ge-
schossen, der 6!/ı Fuss lang war. Vor Jahren erlegte man
zu Speck bei Waren ein Thier, das ganz hellgefleckt war.
59
IV. Ordnung. Robben. Pinnipedia.
Familie. Robben. Phocina.
Gattung, Phoca 2. 2 1. —&. 1. 3 — 34 Zähne,
BE wa En
Backenzähne kegelförmig, mit mehrfacher Zahn-
wurzel. Nasenlöcher nach oben geöffnet, halbmondförmig,
nach hinten divergirend.
38. P, vitulina. Der Seehund,
Phoca canına Pall. Phoca variegata Nuss.
'Phoca littorea T’hienem. Phoca scopulicola T'hienem.
Calocephalus vitulinus Fr. Ouv.
Gelblichgrau, mehr oder weniger schwarzbraun ge-
fleckt und gewellt. |
Der Seehund (Sal, Salhund *), von Gessner, Aquat.
p. 822, und Aldrovandi, Pisc. p. 722, unter dem Namen
Phoca s. vitulus maris oceani aufgeführt und abgebildet,
kam früher an unserer Ostseeküste häufig vor. Vor drei
Decennien war er an der Nordküste der Insel Poel eben
nicht selten, soll sich jedoch jetzt nur spärlich dort zeigen.
39. P. foetida. Der geringelte Seehund.
Phoca annellata Nülss. Calocephalus discolor Fr. Cuwv.
Phoca equestris Pall.
Schwarzbraun mit weissgelblichen Ringelflecken.
Die Ringelrobbe kommt nach Boll an unsern Küsten
vor. Im Jahre 1857 soll eine bei der Halbinsel Wustrow
erlegt sein. Prof. Dr. Münter-Greifswald, als gründlicher
Kenner unserer Fauna bekannt, glaubt nicht recht an
das Vorkommen dieser Species, meint vielmehr, dass
höchst wahrscheinlich eine der Varietäten von Halichoerus
Grypus dafür angesehen worden sei.
Gattung. Halichoerus Niss. >- 4 a z > —=34 Zähne.
Backenzähne kegelförmig mit einfacher Zahnwurzel,
sonst w. b. Phoca.
() 0
*) Sal von salen-wälzen, suhlen im Wasser.
® 60 | B
40. H. Grypus. Der graue Seehund,
Phoca Grypus Fabr. Phoca hispida Schreb.
‚Halichoerus griseus Nüss.
Rücken weissgrau, ins grünlichblaue, mit starkem
Silberschiller und vielen, unregelmässigen, grössern und
kleinern, mehr oder weniger in einander fliessenden
schwarzen Flecken.
Der graue Seehund kommt ebenfalls an unserm
Ostseegestade vor. 1860 wurde auf dem Cummerower-
See unweit der Aalbude von dem dortigeu Fischer ein
nicht ganz ausgewachsenes Exemplar erlegt, das durch
die Peene dahin gelangt war. In dem Pfahlbau von
Wismar ist nach Lisch ein Knochen vom grauen See-
hund aufgefunden.
Sichere Nachrichten über den Fang von Pinnipeden
an unserer Küste sind, was die Angabe der Species be-
trifft, äusserst dürftig, obgleich fast jeder Ostseefischer
von gesehenen und auch wohl erlegten Seehunden zu
erzählen weiss. Im „Freimüthigen Abendblatt“, 1818,
No. 35 u. 41, finden sich Mittheilungen über einen um
die Mitte des vorigen Jahrhunderts auf dem Schweriner
See erlegten Seehund. Um dorthin zu gelangen, hatte
er den weiten Weg durch die Elbe, Elde und Stör
machen müssen. Der verstorbene Geh. Amtsrath A. Koch
erzählt die Irrfahrten zweier Seehunde folgendermassen:
„Im Frühlinge des Jahres 1838 hatten sich zwei See-
hunde verschiedenen Geschlechts und noch sehr jung,
in die Binnensee bei Ribnitz und aus dieser in die
Recknitz verirrt. Sie waren stromaufwärts gegangen,
hatten bei Sülz, wo der Strom auf der Saline durch eine
Stauschleuse gesperrt ist, einen kurzen Weg über Land
genommen, waren dann in den Prahmkanal gelangt, der
etwa eine Meile lang, die beiden Flüsse Recknitz und
Trebel verbindet, und hatten die Trebel gewonnen, nach-
dem sie auch auf dem Langsdorfer Felde wieder eine
kurze Landreise hatten antreten müssen, indem hier der
Kanal durch eine Kastenschleuse gesperrt ist, um die
61
Verbindung beider Flüsse zu bewirken. Die fremden
Gäste waren hier an mehreren Stellen gespürt, und es
wurden die Jagdlustigen nicht wenig dadurch aufgeregt,
aber vergebens. Beide Thiere waren aus der Trebel in
die Peene gelangt, und hier bemerkte der Demminer
Prahmer Jlow den männlichen Seehund morgens dicht
an seinem Fahrzeug gelagert. Bei der Weiterfahrt ist
er immer in der Nähe des Prahms geblieben, hat öfters
vor demselben aufgetaucht, um Luft zu schöpfen, ist auch
an mehreren Stellen auf die überschwemmten Wiesen
gegangen, um sich zu wälzen; die Leute meinten, weil
er so viel gefressen hätte, wahrscheinlicher aber, weil
ihm das moorige Wasser nicht zugesagt, und er sich
darin unbehaglich gefühlt hat. Endlich auf der Feldmark
des einem Herrn Pogge gehörigen Guts Wolkow ohnweit
Demmin angelangt, haben zwei Jäger, von den Prahm-
führern benachrichtigt, Jagd auf das Thier gemacht.
Der Gutsjäger Panther, jetzt in grossherzoglichen Diensten
als Holzvoigt zu Nütschow, Amts Sülz, hat nach einer
mühsamen Folge den Seehund durch einen Büchsen-
schuss erlegt, und befindet er sich ausgestopft ohne
Zweifel noch jetzt im Besitze des Herrn Pogge. Nach
Panthers Aussage hat das Thier 185 Pfund gewogen
und davon sind 80 Pfund Fett gewesen. Es hat zwei
starke Wassereimer voll Fische der verschiedensten Art
bei sich gehabt. Nachdem es den Schuss. erhalten, ist
es sofort untergetaucht, wo es Wasser wit Blut vermengt
in einem starken Strom von sich geblasen. Dies hat sich
mehrfach wiederholt, bis das Thier endlich mit einem
mächtigen Aufsprung sich über den Kopf in das Wasser
und in den Schlamm gestürzt hat. Seiner habhaft zu
werden, hat nun noch viele Mühe gemacht, da es mit
dem Kopfe im Moder, den biegsamen Schwanz nach
oben gerichtet, gestanden hat, und Netze, Taue, Boots-
haken etc. an dem glatten Körper abgeglitten sind“. *)
Der weibliche Seehund soll später im Haff zu Trantow
*) Archiv, X. p. TI.
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62
erlegt sein. Im Jahre 1861 wurde im Cummerower-See
auf Mecklenburger Seite ein Seehund erlegt, dessen Fett
eirca 35 Pfund Thran gegeben haben soll. Nach münd-
licher Mittheilung des Herrn Oberstabsarztes Dr. Böhme
zu Kiel erlegte 1872 Herr Otto Lobeck zwei Seehunde
in der Peene bei Wolkow.
V. Ordnung. Nagethiere. Glires.
Familie Eichhörnchen. Seiurina,
Gattung, Seiurus L. ne 3 > — 22 Zähne.
41. 8, vulgaris, Das Eichhörnchen.
Sciurus alpinus Fr. Cuv.
Sciurus italicus Bonap.
Das Eichhörnchen (Katteker, Katteiker), wird schon
von Oppian, CÖyneg. Il. 586, unter dem Namen Skiuros
aufgeführt. Es ist in allen Wäldern gemein, dringt mit-
unter sogar in die Stadtgärten.
Familie. Schläfer, Myoxina.
Gattung. Myoxus Zimmerm. = = : — 20 Zähne,
Die Schmelzfalten durchlaufen mit ziemlich parallelen
Wänden den Zahn der Breite nach. Der Schwanz un-
gefähr von Körperlänge, oben abgerundet behaart. An
den Vorderfüssen ein kurzer Daumenstummel ohne Nagel.
42. M. quereinus, Der Gartenschläfer.
Mus quercinus L. Myozus Nitela Schreb.
Seiurus quercinus Erxl. Eliomys Nitela A. Brehm.
Röthlichbraun, unten weiss; der schwarze Augen-
kreis setzt sich unter dem Ohr hinaus fort; Schwanz
dicht anliegend behaart. Der Gartenschläfer, grosse
Haselmaus, Eichelmaus, von Gessner, Quadr. p. 833,
unter dem Namen Mus avellanarum aufgeführt, scheint
selten zu sein, möglich auch, dass er sich als nächtliches
Thier den Beobachtungen nur zu sehr entzieht. Das
63
von Maltzan’sche Museum besitzt ein Exemplar, welches
aus der Gegend von Teterow stammt.
43. M. Glis, Der Siebenschläfer,
Seturus Glis L. Mus Glis Albert. Magn.
Glis esculentus Blumenb. Glis vulgaris A. Brehm.
Hellgrau, unten weiss; Augenkreis schwarzbraun.
Der Siebenschläfer, von Plinius, Arst. nat. VIL. ce.
58, Glis genannt, von Oppian, Öyneg. Il. 574, Myoxos,
kommt bei weitem häufiger vor, als man gewöhnlich an-
nimmt. Er wurde bei Madsow und Poppendorf in
Dohnen, ferner bei Puhlstorf und Teterow gefangen. *)
Weiter findet er sich bei Kleinen, Gallentin, Moltow,
Maslow, Schimm, Tarzow, Qualitz, Rühn, Neubranden-
burg, Schwinkendorf, Gross-Giewitz, Doberan, Marnitz
und Sülz. Sicherlich wird er bei gehöriger Nachfor-
schung noch an vielen Orten auftauchen. Herr Kreis-
Wundarzt Schmidt in Wismar schickte am 2. Oct. v. J.
dem von Maltzan’schen Museum ein Exemplar, das in
den Dohnen zu Zarnekow bei Wismar gefangen war.
Derselbe berichtet, **) dass in dem herrschaftlichen
Hause des Gutes Gallentin Siebenschläfer gefangen
wurden, die in der Vorrathskammer Obst, besonders
aber Speck stark angefressen hatten. Der verstorbene
Pastor Vortisch schreibt über ihn: „Wie ich vor 23
Jahren als Hauslehrer mich zu Miekenhagen — bei
Kröplin — befand, erregte es unter anderm meine
Aufmerksamkeit, die Gartensteige zeitweilig an jedem
Morgen mit frisch angefressenem Kernobst in auf-
fallendem Masse bestreut zu finden. Der Gärtner,
welchen ich darüber befragte, bezeichnete als Veran-
lassung zu dieser Erscheinung ein Thier, welches von
den Leuten niemand kenne, obgleich es von vielen zur
Nachtzeit wahrgenommen sei, in der Ferne übrigens
Aehnlichkeit mit dem Eichhörnchen habe, jedoch grau
*) Archiv, II, p. 19.
**) Archiv, XXVIII. p. 130.
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64
von Farbe sei und hin und wieder einen eigenthümlichen
Laut hören lasse. Meine Neugierde wurde durch diese
Erzählung geweckt und ich bat nun den Gärtner drin-
gend, mich sogleich davon in Kenntniss zu setzen, wenn
er dieses Thieres wieder einmal ansichtig würde. Fast
ein Jahr war verstrichen, als der Gärtner eines Abends
sehr spät zu mir kam, um mir die Anzeige zu machen,
dass das fragliche Thier sich jetzt in einem Herzkirschen-
baum wahrnehmen lasse Ich griff sogleich zur Flinte
und begab mich an Ort und Stelle, konnte aber des
Thieres durchaus nicht ansichtig werden, obgleich der
Mond sehr helle schien, weil es immer solche Stellung
einnahm, wo es unserm Anblick durch Zweige und
Blätter entzogen war. Endlich des langen Wartens
überdrüssig, beschloss ich aufs Gerathewohl zu schiessen.
Ich wartete zu dem Zwecke, bis das Thier aufs neue
über die Zweige hinschlüpfte und schoss dann dahin,
wo die Bewegung des Laubes ein Ende nahm. Das
Thier fiel herab, und ich war sehr erstaunt, den Myoxus
glis darin zu erkennen. Ich fütterte darauf in einem
flachen Kasten ein entsprechendes Tellereisen mit Erde
ein, befestigte einen Zweig mit Kirschen darüber und
setzte diesen Fangapparat in denselben Baum, nachdem
die Kirschen von ihın abgenommen waren. Am andern
Morgen hatte ich ein lebendes Exemplar auf dem Eisen.
Die nähern Nachforschungen, welche ich seitdem an-
stellte, ergaben nun, dass der Siebenschläfer in Mieken-
hagen vorzugsweise sich in einem kleinen Buchengehölze
nahe am Gartenholze, in der sogenannten Ochsen-
koppel, aufhalte. Hier wohnt er in hohlen Buchen und
Eichen. Aus einer solchen Buche habe ich wohl zur
Zeit 5 oder 6 derselben herausgejagt, und noch vor
wenigen Jahren liess ich für einen Freund aus einer
hohlen Eiche ein Nest ausnehmen, worin zwei alte und
drei junge sich befanden. Im Bruch der Ochsenkoppel
fängt er sich sehr häufig in den Dohnen, und es ist
sogar der Fall vorgekommen, wo der Myozus glis sich
im herrschaftlichen Hause des benannten Guts hat
65
sehen lassen und dort eingefangen ist. Aus Nach-
fragen, welche ich seit vielen Jahren darnach gehalten,
scheint übrigens mit ziemlicher Gewissheit hervorzugehen,
dass der Siebenschläfer in dieser Gegend, die bergig
und reich an Wäldern von Buchen und Eichen ist,
überall angetroffen wird.“*) Am 3. October 1849
schickte Vortisch an Boll ein Exemplar, das im Eis-
keller zu Miekenhagen im ersten Stadium des Winter-
schlafes angetroffen wurde; im Herbste 1871 theilte mir
derselbe mit, dass das Thier dort noch immer vorkomme.,
Das v. Maltzan’sche Museum besitzt ausser dem oben
erwähnten Ex. noch drei andere, die bei Güstrow,
Bützow und Sülz gefangen sind.
44. M. avellanarius. Die Haselmaus,
Mus avellanarius L. Myozus muscardinus Schreb.
Mus corilinum Albert. Mag. Myoxus speciosus Dehne.
Muscardinus avellanarius A. Brehm.
Einfarbig gelbroth, unten etwas heller. Die Hasel-
maus, von Aldrovandi, Digit. p. 439, f. p. 440, unter
dem Namen Mus avellanarum minor erwähnt, scheint
ebenfalls selten zu sein. Nach C. Arndt **) ist sie in
der Rühner Forst vor 6—7 Jahren in einer Dohne ge-
fangen. Das Exemplar, welches ich vor Jahren sah,
war unweit Malchin im Januar schlafend in einer hohlen
Eiche gefunden; es war im Besitz des verstorbenen
Wundarztes Müller in Malchin.
Von den Bilchen ist der Siebenschläfer am grössten,
die Haselmaus am kleinsten.
Familie. Mäuse, Murina,
Gattung. Üricetus Pall. = = ° — 16 Zähne.
3
Schnauze zugespitzt. Mit Backentaschen. Der
Schwanz sehr kurz, wenig hervortretend und dicht
behaart.
*) Archiv, IIL p. 221.
**) Archiv, XXVIII, p. 132.
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45. 0G, frumentarius. Der Hamster,
Porcellus frumentarius Schwenkfeld. Mus Üricetus L.
Cricetus vulgaris Desm.
Rothgelb, unten schwarz, 3 blassgelbe Flecken an
den Seiten des Halses.
Der Hamster, zuerst von Agricola, Subterr. p. 486,
und von Gessner Quadr. p. 836, unter dem Namen
Oricetus aufgeführt, ist zum Glück ein seltenes Thier,
das sich bisher nur im östlichen Theile unseres Landes
zeigte. In Weitin bei Neubrandenburg soll er einige
Male erlegt sein *), wie Boll anführt. Herr Oberförster
Müller in Hinrichshagen aber war der Erste, der das
Vorkommen desselben in unserm Lande feststellte, da
er in Besitz eines bei Golm unweit Friedland erlegten
Hamsters gelangte und ihn für eine Sammlung in Neu-
strelitz ausstopfte. **) Der hier wohnende Herr Rentier
Zander, der Hamster kennt, theilte mir mit, dass 1854 - 55
. zu Weitin bei Neubrandenburg von einem Knechte des
Pastors Präfke ein Hamster erschlagen sei, wodurch
die von Boll gemachte Mittheilung an Gewissheit ge-
winnt. Nach derselben Quelle zeigt er sich auch auf
dem Gute Zirzow bei Neubrandenburg, wenn gleich nur
sporadisch Auch zu Rittermannshagen — 1'/ Meile :
südlich von Malchin — soll er sich zeigen. Um Gewiss-
heit zu erhalten, wandte ich mich an den Herrn Pastor
Werner daselbst, welcher die Güte hatte mir zu schreiben,
dass noch im vorigen Jahre auf der dortigen Feldmark
ein Thier erschlagen sei, welches nach eingezogener Er-
kundigung grosse Aehnlichkeit mit einem Hamster hatte.
Es war von hellgrauer Farbe und der Grösse einer
Ratte, hatte einen dieken Kopf, kurzen Schwanz und
kurze Beine. Die Häker sind auch zuweilen beim Pflügen
auf ein Hamsterloch gestossen, in welchem sich etwa
eine Metze Korn vorfand. Was aber dagegen spricht,
ist der Umstand, dass der vermeintliche Hamster, wenn
*) Archiv, II. p. 20.
**) Archiv, VI. p. 118,
67
er angetroffen und angegriffen wurde, allemal furchtsam
davon lief. So lange also das Thier nicht einem Kenner
vorliegt, ist dieser Fundort zweifelhaft 1860-61 kam
er um Demmin häufig vor, allein ich habe mich damals
vergeblich bemüht, auf Mecklenburgischem Gebiete, das
nur durch die Peene von Pommern getrennt ist, einen
aufzufinden. Nach einem Briefe des Herrn Altmüller-
Demmin trifft man ihn jetzt auf den Feldern bei den
Sandbergstannen wohl noch hin und wieder an, jedoch
nur selten.
Inzwischen klärt sich die Hamsterfrage dahin, dass
zu Rittershagen keine vorkommen. Herr Pastor Werner
sandte mir 2 Ex. von Arvicola amphibius, die ja aller-
dings keinen kurzen Schwanz haben, wie mir mitgetheilt
wurde, dennoch aber von den Leuten dort Hamster
genannt werden. Auch bei der Stadt Hagenow sollten
im verflossenen Jahre Hamster gefangen sein; auf meine
briefliche Bitte dahin um Auskunft, war die Antwort so,
dass ich gleichfalls nur an die Wasserratte denken
konnte. Betrachte ich endlich das Vorkommen des
Thieres bei Demmin, so muss ich ebenfalls gerechte
Zweifel laut werden lassen, zumal ich auf Mecklenburger
Grund und Boden, hart an der Grenze, trotz vielen
Suchens keinen Hamster auffinden konnte. Wenn ich
nun dazu halte, was Herr Prof. Dr. Münter-Greifswald
mir schreibt, nämlich „dass man in unserer baltischen
Ebene auf dem Lande den Hamster in der Regel nicht
kennt, ihn vielmehr mit Arweola amphibius verwechselt“,
so scheint meine Ansicht — richtig zu sein. Prof.
Münter theilt mir ferner mit, dass er bei Schwedt
a./d Oder wirklich heimisch ist. Nach Herrn Rath
Dr. Brückner kommt er bei Hinrichshagen vor, da
Herr Oberförster Müller daselbst mehrere gesehen
haben will. Dagegen scheint mir der Fundort Lapitz
bei Penzlin, wo sich auch welche zeigen sollten, der
Bestätigung zu bedürfen. Sichere Bürgschaft geben
bis jetzt demnach nur die Fundorte durch Oberförster
Müller und wahrscheinlich die von Weitin und ZIrzow.
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Gattung, Mus Z. —- = — = 16 Zähne.
Backenzähne mit deutlich gesonderten Wurzeln
und auf der Kaufläche eines jeden drei bogige Quer-
wülste. Der Schwanz erreicht ungefähr die Länge des
Körpers und ist sparsam behaart.
46. M, decumanus, Die Wanderratte,
Mus hibernicus Thompson. Mus silvestris Briss.
Mus aquaticus Gessner. Glis norwagicus Klein.
Röthlichgrau, unten abgesetzt grauweiss; zwischen
den kurzen Haaren stehen einzelne noch einmal so lange,
borstenartige, schwarze Haare, welche dem Pelze ein
rauhes Aussehen verleihen. Die Ohren erreichen ange-
drückt das Auge nicht. Der Schwanz ist kürzer als
der Körper.
Die Wanderratte (Rott) ist nach dem Berichte
von Pallas im Herbste 1727, nach einem Erdbeben,
zuerst in grossen Haufen bei Astrachan über die Wolga
schwimmend, in Europa eingerückt. Da sie noch 1750
in Ostpreussen — nach Bujak — unbekannt war, so
darf man folgern, dass sie nach Mecklenburg wohl erst
zu Ende des vorigen Jahrhunderts gekommen ist. Sie
scheint aber schon früher als Pallas berichtet im süd-
lichen Europa aufgetreten zu sein. So berichten die
württembergischen Jahrbücher für Statistik und Landes-
kunde, herausgegeben vom Königl. statistisch - topo-
graphischen Bureau, Jahrgang 1866, aus Burkhard Nikels
Tagbuch seiner Kriegs- und anderen Verrichtungen etc.
von 1566-98 bei Gelegenheit eines Winterlagers, bei
Neapel im Jahre 1573 bezogen: „Als wir nun ein Tag
_ zween im Port gelegen, und es gar kalt uff den Galeren
gewest, seindt die Knecht abgestigen, Stroh und Holtz
gehollt, und anhoben zu bawn, auch zum Theil zu graben,
haben sie schönst Wasser mehr gehabt und (nachdem)
die Früchte abgeschnitten worden, hat sich das Un-
geziefer von Ratzen die grösser denn die unsrigen und
braun, haufenweis vom Feld und alle Groten in diese
69
Löcher, die wir ussgraben und darinnen gewohnt haben,
gethan etc.“ Hierzu bemerkt der Revierförster Nickel
in Creglingen *): „Diese kurze Notiz des schwäbischen
Landsknechtanführers über Ratten, welche grösser denn
die unsrigen und braun sind, dürfte entschieden auf die
Wanderratte gegenüber der Hausratte hinweisen, so x
dass also das erste Auftreten der Wanderratte in Europa
nicht erst im Jahre 1727 durch Pallas, sondern schon
1!/, Jahrh. früher im südlichen Jtalien, wohin sie wahr-
scheinlich durch Levantische Schiffe überführt worden
sein dürfte, beobachtet wäre. Auch das Einziehen der
Ratten in die Wasserlöcher stimmt mit den Gewohn-
heiten der Weanderratte gegenüber der Hausratte.‘“
. Jetzt ist sie mehr denn zu häufig und hat die schwarze
Ratte bei uns fast gänzlich verdrängt. Es ist aber nicht
unmöglich, dass sie sammt der Hausratte schon den
Alten bekannt gewesen, da man annimmt, dass Mus
Caspius des Aelian, Anim. 47, hierher zu ziehen sei.
Höchst lesenswerth ist die Arbeit von dem Herrn Ober-
lehrer W. Passow in Stralsund über „Beiträge zur Ver-
breitung der Hausratte‘“.**) Es wird darin nachgewiesen,
wie die Wanderratte in Stralsund einen Stadttheil nach
dem andern sich erobert und die Hausratte immer mehr
zusammen- und schliesslich ganz verdrängt. Die innere
Stadt hat ihm im Ganzen von 33 Stellen Ratten geliefert,
darunter 23 Hausratten und 10 Wanderratten, während
die Vorstadthäuser schon ausschliesslich von der Wander-
ratte eingenommen sind.
47. M. Rattus. Die schwarze oder Hausratte,
Dunkel schwarzbraun, unten allmählig grauweiss.
Die Ohren erreichen angedrückt das Auge. Der Schwanz
ist länger als der Körper. Die längern Borstenhaare
zwischen den übrigen kürzern geben ihr ebenfalls ein
rauhes Ansehen.
*) Noll, der Zoologische Garten, Jahrgang XV, (1874), p. 15%.
**) Mittheilungen aus dem naturwissenschaftlichen Vereine
von Neu-Vorpommern und Rügen. IV, Jahrgang.
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70
Die Hausratte (Rott) ist durch die Wanderratte
fast gänzlich verdrängt. Vor acht Jahren wurde mir
hier noch eine gebracht, lie auf dem Boden eines alten
Hauses gefangen war, später habe ich keine mehr er-
halten können. In Wismar kommt sie noch hie und da
vor. Der um die Kenntniss unserer ausgestorbenen
Säugethiere hochverdiente Herr Geh. Archivrath Dr.
Lisch hat in dem Pfahlbau von Wismar Beinknochen
von einer Hausratte gefunden, nämlich drei Schenkel-
knochen (femur u. tebia), verkohlt, glänzend schwarz
von Farbe und spröde, also durch den Brand der Pfahl-
wohnung untergegangen, da die Pfahlbauten von Wismar
durch Feuer zerstört sind, wie die Verkohlung der
Pfahlköpfe, die Anbrennung der knöchernen und hör-
nernen Geräthe u Anderes beweisen. *) Prof. Dr Rüti-
_ meyer zu Basel, dem die Knochen vorlagen, schreibt
darüber: „Bei uns, wo alle Pfahlbauten durch Feuer
untergegangen sind, würde die offenbare Anbrennung
dieser Knöchelchen unbedingt als Beleg für das Dasein
des Thieres bei der Zerstörung der Pfahlbauten gelten
müssen. Interessant ist es aber, hier zum ersten Male
die Ratte in Pfahlbauten vertreten zu sehen, und
zwar nicht die Wanderratte, sondern die schwarze Haus-
ratte, welche nach allem, was wir wissen, aus Asien
nach Europa eingedrungen sein soll, und in Deutsch-
land nicht vor dem 13. Jahrhundert (von Albertus
Magnus) erwähnt wird.“ Prof. Dr. Blasius zu Braun-
schweig, der die Knochen ebenfalls prüfte, kommt zu
‚demselben Resultat. Aus seinem Berichte theilt Lisch
nachstehendes mit: „Die kleinen Knochen aus dem
Pfahlbau von Wismar haben das grösste zoologische
Interesse. Zwei dieser Bruchstücke fügen sich zu einem
vollständigen linken Oberschenkel (femur), die andern
bis auf einen rudimentären Gelenkkopf bilden ein ent-
sprechendes Unterschenkelbein (idea). — — Die beiden
Pfahlbauknochen charakterisiren sich durch ihre ge-
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*) Jahrbücher, XXX, p. 72.
71
sammte Ausbildung, durch die Schärfe und Bestimmtheit
aller Kanten, Flügel und Muskelansätze unzweifelhaft
als Knochen eines erwachsenen, alten Thiers. —
— — Es kann kein Zweifel bestehen, dass beide
Knochen nach Gestalt und Grösse einer Ratte an-
gehören. — — — Die Knochen des Wismar’schen Pfahl-
baues stimmen am genauesten mit denen der Hausratte
(Mus Rattus L.) überein. Die Knochen der Wander-
ratte sind länger, breiter und im ganzen plumper, als
die beiden vorliegenden. Auch an eine junge Wander-
ratte von der diesen Knochen entsprechenden Grösse
kann man nicht denken, da die bestimmte Gliederung
der beiden Pfahlbauknochen nur auf ein erwachsenes
Thier hindeuten. Mit den entsprechenden Knochen der
Hausratte stimmen die beiden Pfahlbauknochen so voll-
kommen überein, dass die photographischen Bilder beider
nicht die geringste Abweichung der Form zeigen würden.
Ich muss demnach aus zoologischen Gesichtspunkten
die beiden Knochen für den linken Oberschenkel und
den Unterschenkel der Hausratte erklären.“
„Dieses Resultat ist nun zoologisch für diese Thier-
art von dem grössten Interesse. Es ist bekannt, dass
in den Schriften des Alterthums nur eine einzige Stelle
vorkommt, die man auf eine Ratte deuten kaun Die
Mures Caspü bei Aelianus Hist. anim., XV, cap. 17,
sind wohl nur auf die Wanderratte zu beziehen. Weder
Aristoteles, noch Plinius, noch irgend ein Schriftsteller
' des Alterthums kennt eine Ratte in Europa. Deshalb
ist der Ursprung, die ursprüngliche Heimath der Ratten,
von denen augenblicklich drei Arten nicht allein durch
Europa, sondern durch alle Erdtheile verbreitet sind,
von besonderm zoologischen Interesse. — — —
Die Wanderratte (Mus decumanus. Pall.) ist am 13.
u. 14. Oct. 1727, ‚wenige Tage nach einem Erdbeben,
in grossen Schaaren bei Astrachan über die Wolga
schwimmend, in Europa eingewandert. Mit diesem Ur-
sprunge stimmt die Angabe Aelians sehr wohl überein.
In England, wahrscheinlich durch Schifffahrt eingeführt,
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wurde sie zuerst im Jahre 1730 beobachtet. Es würde
sehr auffallend gewesen sein, wenn man Knochen der-
selben in mecklenburgischen Pfahlbauten der Stein-
periode gefunden hätte.
Die Hausratte wird mit Bestimmtheit gegen die
Mitte des 13. Jahrhunderts von Albertus Magnus,
de anım. lib. 22, fol. 182, unter dem Namen Mus rattus
erwähnt. Da die Schriftsteller des Alterthums ein Thier,
das sich dem Menschen in so hohem Masse aufdrängt,
nicht kannten, so konnte man mit Bestimmtheit annehmen,
dass es sich auch in den griechischen und römischen
Naturhistorikern bekannten Gegenden Europas nicht
vorgefunden hat. Es bleibt aber unsicher, ob es
damals in den übrigen Theilen Europas vorhanden
war, oder erst später enwanderte. Nach Analogie mit
der ägyptischen und der Wanderratte musste man die
Einwanderung nicht unwahrscheinlich finden. Das Vor-
kommen in den mecklenburgischen Pfahlbauten
liefert nun den Beweis, dass die Hausratte in ur-
alter Zeit schon einheimisch war. Damit ist nun eine
alte Heimath der Hausratte nachgewiesen und die Idee
einer spätern Einwanderung beseitigt. — — —“
Dieser gründlichen Beweisführung fügt Lisch noch
die Resultate der deutschen Sprachforschung hinzu,
wenn er sagt*): „Es wird, und zwar mit Recht,
Gewicht darauf gelegt, dass das Thier in Deutschland
erst im 13. Jahrhundert erwähnt wird. Aber der Name
der Ratte kommt schon viel früher in den Glossaren
vor, in einer Sanct Galler Handschrift aus dem 9. Jahr-
hundert, ebenso in der angelsächsischen und altnordischen
Sprache.“ Und schliesst mit den Worten: „Man dürfte
also wohl annehmen können, dass wenn der Name, auch
das Thier bekannt war. Es ist möglich, dass in alter
Zeit das Thier im südlichen Europa und auch in der
Schweiz nicht lebte; dass es aber in den nördlichen
Ländern vorhanden war, scheint unzweifelhaft zu sein.“
*) Jahrbücher, XXX. p. 74.
73
Bei nochmaligem Durchsehen der ‚Jahrbücher
des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Alter-
thumskunde“ finde ich leider im XXXIl. Jahrgang, der
mir früher nicht zu Händen war, pag. 209, von Lisch
folgende Erklärung: „Die in Jahrb. XXX, T. 71 be-
schriebenen, als in dem Pfahlbau gefundenen, ganz ver-
kohlten Knochen einer Hausratte sind nach ihrer Be-
schaffenheit aus innern Gründen falsch. Im Sommer
1866 sind aber, erweislich im Torf, die beiden Unter-
kiefer einer Ratte gefunden, welche grösser sind, als die
früher gefundenen verkohlten Unterkiefer der Hausratte,
also wahrscheinlich von einer Wanderratte stammend.
Aber diese zuletzt gefundenen Unterkiefer sind schnee-
weiss ausgebleicht und wahrscheinlich in jüngern Zeiten
von einem Raubthiere verschleppt worden. — Es ist also
das Vorkommen der Ratte im Pfahlbau nicht erwiesen.“
Der Knochenfund der Hausratte ist also gefälscht
und untergeschoben, und ich würde die darauf bezüg-
liche Auseinandersetzung nicht wieder zum Abdruck
gebracht haben, wenn das ohne ein Wort der Erklärung
geboten gewesen wäre. Da aber auch Passow u. A,
die Auffindung von Knochen der Hausratte aus dem
Pfahlbau von Wismar nach der Mittheilung d. Jahrb.
XXX aufgenommen haben, ist es um so nöthiger der
Fälschung, die von dem berüchtigten Büsch herrührt, zu
sedenken und den Fund zu nullificiren.
43. M, Musculus. Die Hausmaus,
Mus Islandicus Thienem. Mus domesticus Albert. Mag.
Gaumfalten in der Mitte getheilt. Grauschwarz,
unten heller. Schwanz etwa von Körperlänge. Ohren
ragen angedrückt bis zum Auge vor. Sohlen ganz nackt.
Die Hausmaus (Mus), schon von den ältesten
Zeiten her in Europa bekaunt, findet sich überall.
49. M. sylvatieus, Die Waldmaus.
Musculus dichrurus Rafinesque.
Gaumfalten in der Mitte getheilt. Bräunlichgrau,
unten stark abgesetzt weiss. Schwanz etwas kürzer als
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der Körper. Ohren wie vorher. Grösser und stärker
als die Hausmaus, wesshalb auch diese, wenn die Wald-
maus sich in Gebäuden zeigt, das Feld räumt.
Die Waldmaus, von Gessner, Quadr. p. 830 unter
dem Namen Mus agrestis major aufgeführt, ist nach Boll
häufig. Das erste Exemplar, das ich sah, erhielt ich
1862 vom verstorbenen Geh. Amtsrath Koch zur Be-
stimmung zugeschickt. Es war im Amtshause zu Sülz
in einer Falle gefangen. Später habe ich Waldmäuse
wohl wiederholt gefangen, jedoch nie häufig. Unter
einigen 30 Mäusen, die Herr Lütjohann-Barkow bei einer
Miethe 1872 gefangen hatte und mir zur Determinirung
schickte, befanden sich nur zwei Exemplare.
50. M. agrarius. Die Brandmaus,
Mus rubeus Schwenkfeld.
Gaumfalten in der Mitte getheilt. Im Sommer rost-
braun, im Winter graubraun, meistens mit schwarzem
Rückenstreifen; Bauch weiss. Schwanz etwa °/ı der
Körperlänge. Ohren wie vorher.
Die Brandmaus (Ackemus), zuerst von Schwenkfeld
erwähnt und von Pallas unter dem Namen Mus agrarius
‚genau beschrieben, ist sehr häufig.
51. M. minutus, Die Zwergmaus.
Mus pendulinus Herm. Mus soricinus Herm.
Mus parvulus Herm. Mus campestris Fr. Cu.
Mus messorius Shaw. Mus pratensis Ockskay.
Micromys agilis Dehne.
Gaumfalten in der Mitte getheilt. Gelbröthlichgrau,
unten abgesetzt weiss. Schwanz von °/a der Körper-
länge. Ohren wie vorher; kleinste Art.
Die Zwergmaus (Lütt Mus), von Pallas genau be-
schrieben und abgebildet, ist sicherlich häufig und vielfach
übersehen. Ich habe sie an Wiesengärten zu Dargun
und auf dem Gute Neu-Gaarz bei Waren gefunden, auch
mehrmals ihr niedliches, kugelrundes Nest durch Schüler
erhalten.
75
Gattung. Arvicola Lacepöde. Gebiss 16 Zähne.
Die Backenzähne haben keine vom Zahnkörper
scharf gesonderte Wurzeln, und eine glatt abgeschliffene
Kaufläche. Aussen- und Innenfläche des Zahns durch
offene Schmel:sfalten, die bis zur entgegengesetzten
Schmelzwand verlaufen, tief und regelmässig einge-
buchtet, daher der Zahnkörper wie aus gleichlaufenden
Prismen zusammengesetzt. Schnauze stumpf Schwanz
von mässiger Länge und ziemlich dicht behaart.
52. A, glareolus, Die Waldwühl- oder Röthelmaus,
Mus glareolus Schreb. Mus rutilus var. Pall.
Arvicola fulvus Mille. Arvicula riparia Yarrell.
Arvicola pratensis Baill. Lemmus rubidus Baill.
Hypudaeus hercynicus Mehlis. Arvicola rufescens De Selys.
Hypudaeus Nageri Schinz.
Erster Unterkieferzahn mit 7 Prismen und mit 4
äussern und 5 innern Kanten. Braunroth, unten ab-
gesetzt weiss. Ohren aus dem Pelz hervorstehend.
Schwanz oben schwärzlich, unten gelblichweiss, durch
stärkere Behaarung an der Spitze vor allen andern
ausgezeichnet. |
Die Waldwühlmaus ist zuerst von Pallas bei Göt-
tingen und Leipzig beobachtet und in den Nov. Spec.
Glir. p. 217 als langschwänzige Varietät von Mus rutılus
aufgeführt. Ich habe sie 1857 in Rantzau’s Koppel bei
Ludwigslust und später häufig bei Dargun am Waldrande
nach Finkenthal zu erlegt. Am Rande von Laubwäldern
wird sie sich überall finden.
53. A, amphibius. Die Wasserratte, Reut-, Schärr-
oder Scherrmaus.
Mus amphibüus L. Mus paludosus L.
Mus aquatilis Agrie. Mus aquaticus Delon.
Arvicola Pertinax Savı. Arvicola ater Maegillivray.
Arvicola destructor Savi. Arvicola Musignanit De Selys.
Mus terrestris L. Arvicola argentoratensis Desm.
Lemmus Schermaus Fr. Cwv. Mus Scherman Shaw
Arvicola monticola De Selys.
76
Erster Unterkieferzahn mit 7 Prismen und mit 4
äussern und 5 innern Kanten. Graubraun, zuweilen
(jung immer) schwarz, unten grau. Das Ohr ist im
Pelze versteckt und durch einen Deckel ganz ver-
schliessbar. Führt ein unterirdisches Leben. Varürt
nicht nur in Grösse und Färbung, sondern selbst in.
osteologischer Hinsicht, namentlich in Hinsicht der
Schwanzwirbel so bedeutend, dass man 4 verschiedene
Arten daraus gemacht hat. Linne scheidet eine Erd-
ratte (terrestris) ab, Savi eine verheerende Wasserratte
(destructor), Selys Longcehamps eine Bergratte (monticola).
Blasius hält alle für eine und dieselbe Art. Die Form
terrestris, die auch bei uns vorkommt, ist um '/s kleiner,
der Schwanz oben braun, unten blasser, etwas länger
als !/; des Körpers. An Färbung gleicht sie der Wasser-
ratte, doch ist der Grund der Haare nicht grau, sondern
schwarz. Es kommen aber Uebergänge in der Färbung,
Schwanzlänge und der Schädelbiläung vor. Die Wasser-
ratte (Wölmus, Wölrott, Hamster), von Agricola als
Mus aquatilis, von Belon als Mus aquaticus ganz kenntlich
bezeichnet, ist sehr häufig. Sie richtet oft grosse Ver-
wüstungen an und ist daher überall auszurotten. Boll
berichtet, *) dass in einigen Gärten zu Ludwigslust in
Streifen von 2-6 Fuss Breite Pflanzen, Sträucher und
Junge Obstbäume umfielen, weil die Wurzeln durch diese
Thiere abgenagt waren. Die Zwiebeln von Hyacinthen,
Tulpen, wie auch Knollen von Ranunkeln und Anemonen
verzehren sie ebenfalls gern. Dass sie vielfach mit dem
Hamster verwechselt wird, ist schon erwähnt.
54. A, agrestis. Die Erdmaus.
Mus agrestis L. Mus gregarius L.
Lemmus insularis Nuss. Arvicola Baillonü De Selys.
Arvicola neglecta Thoms. Jenyns. Arvicola britanieus De Selys.
Erster Unterkieferzahn mit 9 Prismen und 5 äussern
und 6 innern Kanten. Erdbraun, rostfarbig gemischt,
*) Archiv, VI, p. 118,
77
unten grau. Ohr tritt aus dem Pelze heraus. Schwanz
!/s der Körperlänge, oben dunkelbraun, unten grauweiss,
äusserste Spitze nur wenig länger behaart.
Die Erdmaus, von Linne ziewlich bestimmt in der
zweiten Ausgabe der Fauna suecica als Mus agrestis be-
zeichnet, ist mir aus Mecklenburg bisher nur von Barkow
bei Plau bekannt. Zwischen einer Sendung von Mäusen,
die, wie schon erwähnt, Herr Lütjohann mir machte,
befand sich ein einziges Exemplar; in einer zweiten, um
die ich dieserhalb bat, fand ich leider keine vor. Es
steht aber zu erwarten, dass sie sich bei aufmerksamer
Beobachtung in verschiedenen Gegenden unseres Landes
auffinden wird.
55. A, arvalis, Die gemeine Feldmaus,
Mus arvalis Pall. Arvicola vulgarıs Desm.
Arvicola fulvus De Selys. Arvicola arenicola De Selys.
Hypudaeus rufescente-fuscus Schinz.
Hypudaeus rufo-fuscus Schinz. Arvicola Baillonii De Selys.
Arvicola duodecim-costatus De Selys.
Erster Unterkieferzahn mit 9 Prismen und 5 äussern
und 6 innern Kanten. Gelbgrau, unten weisslichgrau;
Aftergegend weiss. Ohr nur zum Theil verschliessbar,
aus dem Pelze hervortretend. Füsse weissgrau. Schwanz
1/3; der Körperlänge, einfarbig.
Die Feldmaus (Ackemus), zuerst von Pallas unter
dem Namen Mus arvalıs beschrieben, kommt in manchen
Jahren in so ungeheurer Menge vor, dass sie zur wahren
Landplage wird. Um sie von Kornmiethen abzuhalten,
zieht man wohl Gräben mit senkrechten Wänden um
dieselben, damit sie sich darin fangen. So ist mir mit-
getheilt, dass auf einem Gute in einem solchen Graben
in einer Woche gegen 1000 Stück gefangen wurden.
Das Vergiften der Feldmäuse halte ich in sofern für
schädlich, als dabei manche Raubthiere, die den Mäusen
nachstellen, ihren Tod finden.
78
Am Bache bei Dargun, in der Nähe des Kirch-
steiges nach Glasow, fing ich im Jahre 1360 eine
Maus, die ich als kurzöhrige Erdmaus — Arvicola
subterraneus — bezeichnen musste. Da ich jedoch
meiner Sache nicht gewiss bin, und das Thier mir
verdarb, so kann ich es nicht mit aufführen, wohl
aber die Zoologen unseres Landes hierdurch ver-
anlassen, auf dasselbe zu fahnden.
Familie. Biber, Castorina.
Gattung. Castor Z. n 2. g — 20 Zähne.
+ 56. C, Fiber. Der Biber.
Castor communis L.
[>]
Der Biber, schon von den ältesten Zeiten her be-
kannt, war früher sicherlich nicht selten, wie manche
Knochenfunde beweisen. Nach Siemssen *) brachte 1765
ein Beamter einen bei Dömitz in der Elbe gefangenen
Biber der grossen Seltenheit wegen nach Ludwigslust;
ein anderer wurde 1770 bei Wasdow unweit Gnoien auf
der Trebel erlegt. Die beiden letzten Biber sind aber
in der Elbe bei Dömitz gefangen. Geisenhayner schreibt
darüber **): „Zu Anfang des Advents 1789 fing der hier
kürzlich zu Vielank verstorbene Förster Drews, der
damals noch hier war, mit dem Fährmann Wolf in einem
Fischottereisen einen Biber, 39 Pfund schwer. Schon
geraume Zeit hatten sie Spuren davon gehabt, da aber
Biber überaus selten hier erscheinen, so hatte niemand
gerade an Biber gedacht, denn seit 12—16 Jahren war
dies der erste. Der Fährmann hörte des Morgens das
grosse Geräusch und Schlagen mit dem Schwanze, eilte
hinzu voller Erwartung, eine recht grosse Fischotter
gefangen zu haben und findet — den Biber, der sich
schon beinahe den Fuss abgefressen hat, um zu ent-
*) Magazin, Bnd. 2. p. 315.
**) Monatsschrift, Jahrg, IV. 10. Stück. October 1791.
r -
I, -
19
wischen, ruft seine Leute und schlägt ihn todt, weil
ihm sonst nicht beizukommen gewesen. Er hatte sich
alle Zähne abgebissen, doch sah man an den Ueber-
bleibseln noch die schöne bräunliche Glasur, sein Haar
war vortrefflich und alle Merkmale so, wie sie in jedem
Lehrbuch der Naturgeschichte verzeichnet stehen. Nur
eins fiel mir auf, nämlich: es war ein ganz kompletes
Exemplar. Viele Schriftsteller haben es einander nach-
geschrieben, dass der Schwanz aussehe, als wenn etwas
abgebissen wäre*) — allein dies war hier nicht der
Fall. Der Schwanz war ganz und unbeschädigt, völlig
zugerundet und nicht die geringste Spur einer Ver-
letzung zu finden. Es kann dies freilich sehr oft sein,
da sie den Schwanz gewöhnlich in’s Wasser hängen,
dass eine Fischotter oder sonst ein Feind ihnen ein
Stück abbeisst. Aber es sollte doch nicht ein Irrthum
fortgepflanzt oder sogar als Grundsatz in Lehrbücher
für Kinder aufgenommen werden. — In dem darauf fol-
senden Winter ist auch das Männchen gefangen worden,
welches ich aber nicht gesehen habe.“ Ein Schädel mit
Unterkiefern ist im Pfahlbau von Wismar aufgefunden. **)
Ausser diesem besitzt das Grossherzogliche Antiquarium
in Schwerin noch eine Anzahl von Schädeln und Knochen,
welche in verschiedenen Gegenden unseres Landes,
(z. B. Schwan, Fresenbrügge bei Grabow, Biendorf bei
Neu-Bukow), das Neubrandenburger Museum diverse
Wirbelknochen und andere Skelettheile, die im Torf
aus der Umgegend von Brandenburg aufgefuuden sind.
Da die Biber-Jagd zu den Regalien gehörte, wird er bei
Schenkungen in den Urkunden immer besonders genannt,
So bekam z. B. das Kloster Stolpe in Hinterpommern
4 Dörfer zwischen der Tradaune und Stolpe im Jahre
1209 cum .castoribus ete. geschenkt.
*) Dieser Irrthum findet sich z. B. in Raff’s Naturgeschichte
für Kinder. Göttingen 1781, auch in der verbesserten Auflage
v. J. 1785.
**) Jahrbücher, XXX. p. 71.
80
Familie. Hasen. Leporina,
2
2.5
Gattung, Lepus 2. =. 5 °— — 28 Zähne,
=
2
57. L. timidus, Der Hase,
Lepus vulgaris L. Lepus europaeus Pall.
Lepus campicola Schimp. Lepus caspicus Ehrenb.
Lepus aquilonius BI. Lepus medius Nüss.
Lepus medierraneus Wagn. Lepus meridionalis Gene.
Lepus granatensis Schimp.
Der Hase (De Gris, Musch Gris, Lamp, Marten,
Matten) ist sehr häufig. Die schmalen Steige, die durch
Getreide, Buchweizen, Serradella etc. führen und von
der Landbevölkerung „Hexenstieg“ genannt werden,
macht der Hase, indem er die Pflanzen abschrotet, ab-
nagt. In No. 428 des „Freimüthigen Abendblattes“
vom Jahre 1827 berichtet A. ©. Siemssen über einen bei
Wesenberg gefangenen gehörnten Hasen folgendes: „Zu
Anfang des sechszehnten Jahrhunderts, und zwar noch vor
dem Jahre 1519, ward beim Schlosse Wesenberg in Meckl.
Strelitz von Herrn v. Bischwang ein gehörnter Hase
gefangen und an dem herzoglichen Hofe als eine uner-
hörte Merkwürdigkeit bewundert. Mit dieser natur-
historischen Seltenheit beschenkte der regierende Herzog
Heinrich den deutschen Kaiser Maximilian I, welchen
der Fürst persönlich zu Cöln als einen Kenner der Jagd-
wissenschaft, der bekanntlich mehrere Bücher in diesem
Fache geschrieben, kennen gelernt hatte. Nach dem
Ableben des Kaisers bekam der Markgraf von Branden-
burg Georg zu Onolzbach dies Hasengeweih (Hasen-
gehurnn) von der verwittweten Kaiserin Marie zum
Geschenke, das auch von dem markgräflichen Silber-
Kämmerer Körnberg, nebst andern Seltenheiten, in Ver-
wahrung genommen wurde. Als im Jahre 1536 einige
fremde Herren am Fürstenhofe zu Onolzbach dies seltene
Gehörn mit einigem Bedenken in Augenschein nahmen,
bestätigte der gerade daselbst anwesende mecklen-
8
burgische Edelmann, der auch in der Landesgeschichte
nicht unbekannte Herr Achim v. Lützow von Eikhof,
in Gegenwart des Markgrafen, die wahre Abkunft dieser
Hasenhörner aus seinem Vaterlande, unter Anführung
einzelner interessanter Nebenumstände. Ueber dies
höchst seltene Naturprodukt ist ein besonderes Doku-
ment in dem geheimen Archive zu Plassenburg bei
Culmbach niedergelegt worden, welches der dortige
Geheime Archivar, der Regierungsrath Spiess, in seinen
archivischen Nebenarbeiten (Halle, 1783, 4. Thl.,
I. p. 51) mit der Ueberschrift: „Ain seltzam Hasen-
gehurnn belangendt“ hat abdrucken lassen.
Boll nimmt an *), dass dies Hasengeweih nicht bei
der 1554 erfolgten Schleifung der Plassenburg — wo
es wahrscheinlich mit den bekannten vier kostbaren Ein-
hörnern aufbewahrt wurde — verloren ging. Er hält
dies vielmehr für dasselbe, welches in der Sammlung
des vormaligen markgräflichen Leibarztes, des Hofraths
Berends zu Schwedt, viele Jahre als grosses Natur-
wunder gezeigt wurde. Hier prüfte dies Gehörn 1782
der berühmte Naturforscher Graf v. Melliv — ohne zu
erfahren, woher es stamme — und erkannte die derben
knöchernen Stirnhörner für ein unbezweifelt echtes
Hasengeweih. Er zeichnete es, und schickte die
Zeichnung dem Präsidenten von Schreber in Erlangen,
der sie durch Nussbiegel in Kupfer stechen liess. In
seinem grossartigen Werke **) findet es sich im IV. Bnd.
auf Taf. 233. B. Diese Abbildung zeigt ein kleines,
monströses Rehgeweih, doch gilt mir „der geringe Um-
fang der Hirnschale‘“, wie Graf v. Mellin schreibt, nicht
als Beweis, dass es wirklich vom Hasen stammt. Ich
will der Tüchtigkeit und Zuverlässigkeit dieses Forschers
in keiner Weise zu nahe treten, allein mir fehlt der
Glaube an die Möglichkeit gehörnter Hasen.
*) Archiv, X, p. 76,
**) Naturgeschichte der Säugethiere, fortgesetzt von Goldfuss
und A. Wagner. 7. Th. u. 4 Suppl, Mit 737 col. Kpftflin. Erlangen
1775— 1858.
Archiv XXX. 6
82
In dem Pfahlbau von Wismar sind Knochen von
Hasen nicht aufgefunden, in den Dänischen Kjökken-
möddinger fehlen sie ebenfalls, selbst in den Schweizer
Pfahlbauten gehören sie zu den grössten Seltenheiten.
Vielleicht hat das Fehlen seinen Grund, wie Lubbock
annimmt, in der Abneigung, welche manche Völker-
schaften der Vergangenheit und Gegenwart gegen das
Fleisch dieser Thiere hegen. Nie assen es die alten
Britten; der Lappe verschmäht es noch heutigen Tages.
Unter den alten Chinesen herrschte ein V orurtheil gegen
dasselbe; bei den Hottentotten ist der Genuss desselben
den Männern verboten, und die Grönländer verzehren
in der Noth eher Fuchs- als Hasenfleisch, ja die Araber
aus dem Lande der Somäli berühren es nicht einmal.
Nach 5. Moses, 14, v. 7 gehört der Hase zu den unreinen
Thieren, durfte also nicht genossen werden. Es ist
daher immerhin möglich, dass mit dieser Antipathie der
Aberglaube in unserm Volke zusammenhängt, nach
welchem man umkehren soll, wenn ein Hase über den
Weg läuft.
In Granzin bei Greifswald züchtet man, nach
einer Mittheilung von Prof. Münter, im Hasen-
garten Lepus variabihs.
* 58. L. Cuniculus, Das Kaninchen,
Das Kaninchen (Karnickel), von Plinius unter dem
Namen Ouniculus aufgeführt, ist nicht erst in neuerer
Zeit bei uns heimisch geworden, wie vielfach angenommen
wird, vielmehr wurde es von hohen Herren unseres
Landes früher in Kaninchengärten, worin man kleine
Hügel aufschütten liess, gehalten, und die Unterhaltung
und Pflege dieser Thiere gewährte ihnen grosses Ver-
gnügen. Nach Lisch*) hat der Kaninchenwerder, eine
kleine, schöne Insel im Schweriner See bei Schwerin,
solchen Zwecken gedient, wie aus einem Theilungs-
vertrage zwischen den Herzogen König Albrecht von
Schweden und Johann am Mittwoch nach Lätare (9. März)
*%) Archiv, XX. p. 34.
‚83
1407 hervorgeht. Es heisst darin: „Dyt is de andere
syde, de myn here de koning Albrecht gesat hefft: — —
— — — Den papendyk scholen se tosamende theen
laten vnd delen de vysche lyke, dat wadehus halff mit
deme haluen hove to deme see wart vnd dat kanyneken-
werder, den groten Zwerinschen see den scholen beyde
heren tosamende hebben.“ Derselbe theilte mir weiter
brieflich mit, dass auf dem Kaninchenwerder „noch jetzt
wilde Kaninchen vereinzelt leben, mehr noch auf dem
Festlande der Insel gegenüber bei Zippendorf auf dem
sogenannten Halse (einem hohen Felde), welcher mit
diesem Namen auch 1407 genannt wird.“ Gegen Ende
des vorigen Jahrhunderts war auf einer Insel des Sees
zu Neezka bei Woldegk ein gut bevölkerter Kaninchen-
berg, welcher aber nach einigen Jahren bei strenger
Winterkälte durch Füchse zerstört wurde.*) Auch in
den Dünen bei Warnemünde waren vor 1795 Kaninchen,
mussten aber ausgerottet werden, da ihr Graben sich
für dieselben nachtheilig erwies. In neuester Zeit sind
sie hie und da ausgesetzt, so z. B. bei Doberan am
Buchenberge, zu Ankershagen und Zahren bei Penzlin.
Zahme Kaninchen werden vielfach zum Vergnügen der
Kinder gehalten. Mehr und mehr schwindet bei uns
die Abneigung gegen den Genuss des Kaninchenfleisches,
und die Lapinzüchtung gewinnt immer mehr Freunde.
In Schweden, England, Holland, Belgien, Frankreich
und Spanien steht sie bereits in hoher Blüthe. In Frank-
reich züchtet man z. B. jährlich über 70 Millionen, die
einen Werth von 200 Millionen Franks repräsentiren
und 350 Millionen Pfund Fleischnahrung geben.
Leporiden — Hasenkaninchen — werden mehrfach bei
uns in Hasengärten gehalten, sollen aber in der Freiheit
- leieht Raubthieren zur Beute fallen. Ob aus der Kreuzung.
von Hasen und Kaninchen fruchtbare Bastarde hervor-
gehen — Leporiden genannt —, ist noch immer nicht
ausgemacht. Dietrich aus dem Winkell sagt in seinem
*) Magazin, II. Bnd. p. 316,
6*
84
1821 erschienenen Handbuch: „Sonderbar ist's, dass
trotz der Uebereinstimmung mehrerer äusserer und
inneren Theile, nie eine fruchtbare Vermischung
zwischen Hasen und Kaninchen stattfindet Selbst
ganz Junge beider Arten, mit einander zahm erzogen,
wurden desto bitterere Feinde, je mehr sie heranwuchsen.
Bei der ausserordentlichen Gleichheit dieser Creaturen
liessen es zwar, wenn Kaninchenrammler mit Häsinnen
oder umgekehrt Hasenrammler mit Kaninchenweibchen
zusammengesperrt wurden, erstere an häufigen Versuchen,
letztere zu ihrem Willen zu zwingen, nicht fehlen; aber
entweder büsste unter diesen Umständen das Weibchen
durch die beständige Anstrengung, sich den Zudringlich-
keiten des Männchens anderer Art zu widersetzen, das
Leben ein, oder letzteres ging durch den immer ge-
reizten, nie befriedigten Gattungstrieb verloren. Brachte
man einen Hasenrammler und einen Kaninchenbock zu
einem Weibchen einer oder der anderen Art, so büsste
gewöhnlich der erstere im Kampfe für seine wahren
oder eingebildeten Gattenrechte das Leben ein.“ Aber
auch Prof. Zürn muss gehört werden, der sich in der
Zeitschrift „der zoologische Garten“ v. Dr. F. C. Noll,
Jahrgang 1874, No. 7, also vernehmen lässt: „Obschon
ich zugebe, dass die aus Frankreich bezogenen soge-
nannten Leporiden keine echten Bastarde von Lepus
timidus und Lepus cuniculus sind, so ist es doch längst
festgestellt, dass es echte Leporiden giebt, und ich muss
mich namentlich wundern, dass meine Arbeit über
Leporiden, welche in meinen zoopathologischen und
zoophysiologischen Untersuchungen niedergelegt ist,
noch so wenig bekannt ist. Dort habe ich mitgetheilt,
dass echte Leporiden bis zur sechsten Generation be-
dingungslos (d. h. ohne zur Anpaarung Zuflucht zu neh-
men) von mir gezogen sind, und habe ich auch daselbst
nachzuweisen versucht, dass der Name Lepus Darwint,
wie ich den echten Leporiden nenne, seinem Skelet
und sonstigen Eigenthümlichkeiten nach mitten zwischen
Feldhasen und Kaninchen steht. — Dass echte Bastarde
85
N
vom Feldhasen und Kaninchen schon längst beobachtet
wurden, hat uns insbesondere der englische Zoologe
Owen bewiesen. Meine Bemühungen hatten nur den
Zweck, die bedingungslose Fruchtbarkeit der echten
Leporiden nachzuweisen, sowie dass diese Bastarde
specifische Eigenthümlichkeiten des Feldhasen und des
Kaninchens vereint besitzen.“ H. von Nathusius-Hundis-
burg aber (Ueber die sogenannten Leporiden. Berlin
1876, Wiegandt, Hempel und Parey), der in „Bezug
auf die wissenschaftliche Erkenntniss unserer Hausthier-
rassen nicht viele ebenbürtige Concurrenten neben sich
hat“, kommt zu dem Resultat, dass die Fragen: Giebt
es Bastarde zwischen Hasen und Kaninchen und welches
sind ihre Eigenschaften; sind diese Bastarde unter sich
fortpflanzungsfähig; ist es bis jetzt gelungen, eine neue
Art aus den Bastarden zu erziehen, welche in Bezug
auf Konstanz gleichwerthig ist mit ihren Stammeltern,
und welches sind die konstanten Eigenthümlichkeiten
dieser neuen Thierart? keineswegs bis heute gelöst sind.
VI. Ordnung. Wiederkäuer, Ruminantia.
Familie. Hirsche, Üervina,
Gattung. Alces Sm. - a - — 32 Zähne,
3
+59. A, palmatus, Das Elen. Elch, EIk,
Cervus palmatus Alce Klein. Alces jubata A. Brehm.
Öervus Alces L.
Das Elen, von Plinius unter dem Namen Alce auf-
geführt, scheint nach Albertus Magnus schon vor dem
12. Jahrhundert in dem grössten Theile Deutschlands
nicht mehr vorhanden gewesen zu sein. Knochen, Schädel
und Geweihschaufeln von diesem Thier finden sich nicht
selten im Moder und in Torfstichen, seltener im Diluvium.
Das Grossherzogliche Antiquarium zu Schwerin besitzt
- Sehaufeln, die bei Malchin, zu Möllenbeck bei Neustrelitz,
bei Neu-Kalen, zu Grapen-Stieten bei Wismar, zu Klee-
feld bei Schwerin, zu Ankershagen bei Penzlin, zu Kalten-
86
hof a./d. Elbe, und Schädel, die zu Müsselmow bei Brüel,
zu Güstrow gefunden sind. Das Museum in Neubranden-
burg hat Schaufeln von Malchin, Neubrandenburg, . Gross-
Milzow bei Woldegk, Gädebehn bei Neubrandenburg,
Gevezin bei Penzlin, Cammin bei Stargard etc. Im
v. Maltzan’schen Museum zu Waren befindet sich u. A.
eine Schaufel, die, gefunden zu Hungerstorf (b. Staven-
hagen) in der Peene, wegen ihrer schönen Erhaltung ge-
nannt zu werden verdient. Eine durch ihre Grösse aus-
gezeichnete Schaufel wurde noch im November v. J. auf
dem Gute Niekrenz bei Tessin beim Ausmodern eines
Wasserloches gefunden. Nach einem Bericht der „Mecklen-
burgischen Anzeigen“ v. 29. Nov. 75. hat dieselbe 11
Enden und misst von der Rose bis zur Spitze 105 cm.;
die grösste Breite beträgt 68 cm. Eine ausserordentlich
wichtige Mittheilung über das Vorkommen des Elenthieres
in neuern Zeiten im nordöstlichen Deutschland bringt
Lisch:*) „Am 24. März 1682 schrieb der Kurfürst
Friedrich Wilhelm von Brandenburg an die Herzoge
Gustav Adolph und Christian Louis von Mecklenburg-
Güstrow und Schwerin, dass er „jüngsthin, 1681, einige
Elends-Hirsche und Thiere mit grossen Kosten aus dem
Herzogthum Preussen in die Mark-Brandenburg habe
bringen und bis dahin in den Thiergärten verwahrlich
halten, jetzt aber in die freie Wildniss laufen lassen,
in der Meinung, dass sie ins Land fortgesetzt werden
und sich mehren sollten“, und bat die Herzoge, allen
ihren Unterthanen zu befehlen, dass falls diese Elen-
Hirsche und Thiere über die Grenze in die Mecklen-
burgischen Lande treten sollten, dieselben zu schonen.
Die Herzoge erliessen auch die gewünschten Befehle
zur Schonung. Am 12. März 1685 schrieb der Kurfürst
wieder an die Herzoge, dass dieses Wildpret sich ge-
mehrt habe, und bat um einen nochmaligen Befehl zur
Schonung, mit dem Hinzufügen, dass für den Fall der
Schonung er wohl noch einige Stück aus Preussen holen
*) Jahrbücher, XXXV. p. 223,
37
lassen werde. Die Herzoge gingen auch auf diesen
Wunsch ein und erliessen am 7. April 1685, jeder für
sich, eine gedruckte Patent- Verordnung über die
Schonung der Elen-Hirsche und Thiere, welche von dem
Herzoge Christian Louis von Mecklenburg-Schwerin an
die südlichen mecklenburgischen Aemter Neustadt, Lübz,
Marnitz, Crivitz, Dömitz, Eldera, Mirow und die Stadt
Parchim verschickt ward.“ Es wäre hiernach nicht un-
möglich, dass dieser oder jener an der südlichen und
südöstlichen Grenze unseres Landes gemachter Elen-
fund aus dem 17. Jahrhundert stammt. Boll nimmt an,
‘dass manche alte Ortsnamen auf die frühere Verbreitung
des Elenthieres in unseren Gegenden hinweisen, sO
stammt z. B. der Name des Dorfes Losen bei Lübtheen
von dem slavischen Worte los-Elen.
Gattung, Cervus Z. Mitunter im Oberkiefer jederseits
ein Eckzahn, sonst wie bei Alces.
+ 60. C, megaceros Hart. Der Riesenhirsch.
Öervus- euryceros Aldr. Cervus fossils.
Cervus giganteus Blbch. Üervus hibernieus.
Megaceros hibernicus Owen.
Reste des Riesenhirsches finden sich in Deutsch-
land, Ober- und Mittelitalien, in Grossbritanien, am
häufigsten in Irland im Kalktuff, in Knochenhöhlen
und im Torf. Das Thier selbst war nicht grösser
als das Rennthier, neigte sich aber durch sein flaches,
schaufelartiges, am Rande zackiges Geweih, mehr zum
. Elen, ‘von welchem es sich jedoch durch seine Grösse,
durch geringere Anzahl der Geweihzacken (nicht über
10, während bei dem Elen bis 15 vorhanden sind,) unter-
scheidet. Eine Schaufel seines imposanten Geweihes
erreichte oftmals eine Länge von 1,383 m. (6 Fuss), mit
einer Spannweite des Geweihes von 3—4 m. Wenn
man nun auch annimmt, dass die grössere und üppigere
Entwicklung der einzelnen Bäume unserer Urwälder
eine grössere Entfernung derselben von einander be-
dingten, so wird der Riesenhirsch doch wohl mehr ein
88
Bewohner der Brüche und Moore als der Wälder ge-
wesen sein. Bei uns finden sich Knochenreste von ihm
bis jetzt höchst selten. Die Alterthumssammlung zu
Neustrelitz besitzt einen Schädel, der im Strelitz’schen,
das von Maltzan’sche Museum zu Waren eine Unterkinn-
lade, die tief in einem Torfmoore bei Neubrandenburg
gefunden ist. Nach einer Mittheilung des Raths Dr.
Brückner an Oberlehrer Arndt ist das Museum zu Neu-
brandenburg im Besitz eines Unterkiefers, in welchem
die Milchzähne im Durchbrechen begriffen sind, der
näher dem Ü©. megaceros als Alces palmatus steht, also
immerhin einem jungen Riesenhirsch angehört haben
mag. In der geologischen Section auf der Naturforscher-
Versammlung zu Rostock (1871) legte Dr. Zimmermann
aus Hamburg eine unweit Hamburg gefundene subfossile
Kinnlade des irischen Riesenhirsches vor. ImNiebelungen-
lied wird ein unbekanntes Thier als der „grimme Scheleh“
erwähnt, das Goldfuss und Andere mit diesem Thier
identificiren. Ob er übrigens in Deutschland bis in das
10. Jahrhundert existirt hat, wie Stricker im „zoologischen
Garten“, Jahr. 9. p. 64., anführt, scheint doch wohl
keineswegs als ausgemacht zu gelten. Mit dem Elch
ist er oftmals verwechselt, so heisst es z. B. in einer
Urkunde von Otto I. aus dem Jahre 945: Nemo sine
venia Balderici ..... in pago forestensi, quae teutonica
lingua Elo aut Schelo appellantur, venari praesumat.
Da mir Bronn’s Lethaea geognostica nicht zugänglich
ist, habe ich die aufgeführten Synonymen nicht alle mit
Angabe der Autoren versehen können.
+61. C, tarandus,. Das Rennthier,
Tarandus rangifer. Cervus Guettardi Kaup.?
Das Rennthier war schon den Alten - bekannt.
Wann es bei uns lebte, ob die Ursachen seines Rück-
zuges nach Norden in der vordringenden Cultur liegen
oder in einem etwaigen Klimawechsel, das sind Fragen,
die unbeantwortet bleiben werden. Dass es aber bei
uns lebte, davon zeugen die Funde von vielen Renn-
i
:
;
89
thierstangen — und manche sind gewiss unbeachtet
seblieben —, die in den verschiedensten Gegenden
unseres Landes, theils im Moor oder Moder, theils unter
Moder und Wiesenkalk, aufgefunden sind. Die meisten
Stangen befinden sich im Antiquarium zu Schwerin.
Zu nennen sind: 3 Stangen von Dämelow bei Ventschow,
1 Stng. von Oettelin bei Bützow im Lehm gefunden, 1
Stng. von Wiek bei Schwan tief im Moor gef., 1 Stne.
von Möllenbeck bei Neustrelitz, 1 Stng. von Stuer am
Plauer See, 1 Stng. von Blüssen bei Schönberg, 1 Stng.
von Grabow, 1 Stng. von Vietschow bei Laage, 1 Stng.
von Dölitz bei Gnoien, 3 Stng. von Boddin bei Gnoien,
1 Stng. von Bützow, 1 Stng. von Güstrow, 1 Stng. von
Gerdshagen bei Güstrow, 1 Stng. von Karlow bei Ratze-
burg, 1 Stng. von Kölpin bei Neubrandenburg, 3 Stng.
von Bützow, 1 Stng. von Mallin bei Penzlin und ein
Gehörn mit oberm Schädelstück bis an die Nasenbeine
von Grapen-Stieten bei Wismar. Das Gymnasium zu
Wismar besitzt eine Stange von Lutterstorf bei Wismar.
Das von Maltzan’sche Museum zu Waren besitzt eine
Stange mit Hirnschalfragment, die 1838 oder 39 in einer
Wiesenkalkschichte bei Waren gefunden wurde, 1 Kilog.
270 gr. schwer ist und 94 cm. Länge hat. Das Neu-
brandenburger Museum hat Funde von Gr. Milzow bei
Woldegk, Badresch bei Woldegk, Neubrandenburg,
Gädebehn bei Stavenhagen, Polchow ete. Morlet meint,
dass die in Mitteleuropa gefundenen Ueberreste von
Rennthieren vielleicht aus der Eisperiode stammen,
also älter sein könnten, als das Erscheinen der Menschen
in Europa, allein die Fundstätten in Mecklenburg, sowie
das Auffinden von Geweihstücken, welche durch Menschen-
hände bearbeitet sind, zeugen gegen diese Hypothese.
Die Annahme von Lisch, *) dass Rennthiere in der jetzigen
Schöpfungsperiode in Mecklenburg gelebt haben, wohl
aber früh ausgestorben sind, wird die einzig richtige sein.
O. Guettardi Kaup. wird wohl mit ©. tarandus identisch sein.
*) Jahrbücher, XXVI. p. 301.
90
62. GC, Dama. Der Damhirsch.
Cervus platyceros Ra} Dama vulgaris Gessner.
Üervus mauricus Fr. Cuv.
Der Damhirsch, von Albertus Magnus unter dem
Namen Damma aufgeführt, ist jetzt häufiger als der
Edelhirsch. Canestrini weis’t in den Terramarenresten
Modena’s Knochen von ihm nach, dokumentirt damit
also die Annahme, dass seine ursprüngliche Heimath in
den Ländern des Mittelmeeres zu suchen ist. Bei uns
ist er erst um die Mitte des vorigen Jahrhunderts ein-
geführt, denn in dem Landesgrundgesetzlichen Erb-
vergleich vom 18. April 1755 heisst es $ 306: „Wegen
das, nur vor kurzer Zeit erst in Unsere Lande zu
Unseren Gehegen gebrachten Tannen-Wildes, ist hiemit
vestgesetzet und versichert, dass man von nun an, inner-
halb Sechs Jahren, sothanes Tannen-Wild, wenn es etwa
aus- und auf Ritter- und Landschaftliche Felder treten
mögte, von niemanden geschossen werden, nach Verlauf
solcher Jahre aber, einem jedweden, welcher die Jagd-
Gerechtigkeit nach hohem Wilde, Innhalts des XIXten
Articuls der Reversalen vom Jahr 1612 hergebracht,
und in Besitz hat, das Jagen und Schiessen nach Tannen-
Wild, unverwehret und erlaubt seyn soll.‘ Der Jasnitzer
Wildpark beherbergte an Damwild: 10 starke Schaufler,
20 geringere, 70 Altthiere ete. nach dem Bericht d.
Vereins Meckl. Forstwirthe pro 1875.
63. C, Elaphus, Der Edelhirsch,
Cervus vulgaris L. ÜCervus nobilis Klein.
Cervus germanicus Brisson. Üervus corsicanus Bonap.
Der Edelhirsch (Hartsbull, Hitzbull), schon im
Alterthum bekannt, findet sich in allen grösseren Wal-
dungen, doch gehören 16 Ender bereits zu den Selten-
heiten. Rudel von 300-400 Stück konnte man früher
in der Lewitz (Lewitz vom slavischen lowi-jagen) häufig
sehen, jedoch nur in den Sommermonaten. In den 30ger
Jahren schätzte man die während der Sommerzeit in
i
91
der Lewitz befindlichen Hirsche auf 3000 Stück. *)
Seit der grösseren Zugänglichkeit des Gebietes hat das
Rothwild so bedeutend abgenommen, dass man jetzt
nur kleine Rudel antrifft. Der grösste Rothwildstand
in unserm Lande ist wohl zu Jasnitz — 1'/s Meil. nord-
östlich von Ludwigslust —, wo eingehegt, nach dem
Bericht über die dritte Versammlung des Vereins
Meckl. Forstwirthe (1875) 30 jagdbare Hirsche, 100 ge-
ringe Hirsche, 400 Altthiere, Spiesser, Schmalthiere und
Kälber gehalten werden. Die Geweihsammlung im
Grossherzl. Schlosse zu Schwerin enthält wahre Pracht-
stücke von Hirschgeweihen, und das Antiquarium da-
selbst besitzt manche Stange, selbst fossile, die im Torf,
Moder etc. aufgefunden sind. Es ist aber anzunehmen,
dass viele Geweihfunde, die man beim Torfstechen,
Ausmodern, Mergeln etc. machte, wieder verloren gingen,
weil man mit so morschem Gehörn nichts anzufangen
wusste und sie deshalb bei Seite warf. Das ist um so
mehr zu beklagen, da Geweihe v. 0. priscus Kaup. u.
CO. primigenius Kaup. auch bei uns sich finden können.
Das Geweih von CO. priscus zeigt unter der Krone 4
Sprossen — das vom Edelhirsch nur 3 —, ist bis zur
letzten Sprosse von oben nach unten zusammengedrückt
und sein unteres Dritttheil auf der obern Hälfte flach,
auf der unteren gerundet und vorn etwas schmäler als
hinten. Das Geweih von Ü. primigenius unterscheidet
sich nach Kaup dadurch von dem des Edelhirsches, dass
es unter der Krone bis zur dritten Sprosse stark zu-
sammengedrückt ist: Auch ist die dritte Sprosse um !/s
höher gestellt, als es beim Edelhirsch der Fall ist. Im
Pfahlbau von Wismar sind Knochen und Gehörn vom
Hirsch aufgefunden. **) Fossile Geweihreste von ver-
schiedenen Fundorten haben das v. Maltzan’sche und das
Neubrandenburger Museum. Aus dem Bericht über die
öte Versammlung der Meckl. Forstwirthe zu Ludwigslust
*%) Archiv für Landeskunde, Jahrg. 1866, p. 134.
**) Jahrbücher, XXX. p. 68,
92
(1875) führe ich noch an: „Förster Tackert erlegte
am 14. November 1874 beim Pürschfahren im Quaster
Forste einen Achtender. Bei näherer Untersuchung
ergab sich, dass dieser Hirsch ein Zwitter war. Der-
selbe hatte weder Brunstruthe, noch Kurzwildpret, viel-
mehr ein Feigenblatt und unter demselben einen etwa
4 cm. langen, vollständig geschlossenen, walzenförmigen,
fleischigen Auswuchs. Da in der Scheide eine Clitoris
nicht vorhanden war, dürfte der walzenförmige Auswuchs
als solche anzusprechen sein. Das G€säuge fehlte. Der
Hirsch hatte wenig Kragen, aber in seinem ganzen
Habitus mehr vom Hirsche, wie vom Thiere, wog auf-
gebrochen 80 Kgr. und war sehr feist. Das Geweih,
ein grader Achter, war sehr regelmässig und gut ver-
eckt; es zeigt an jeder Stange Augensprossen, Eis-
sprossen und 2 gabelförmige Enden. Die Stangen sind
‘ von der Rose an 64 cm. lang und haben über der Rose
15 cm. Umfang. Der Hirsch hatte noch nicht völlig ge-
fegt, der Bast hing in einigen langen Streifen noch
am Geweihe.“
64. C, Capreolus, Das Reh.
Oervus Pygargus Pall. Cervus Capreolus var. ß. Pygargus Pall.
Das Reh, von Albertus Magnus unter dem Namen
Capreolus aufgeführt, ist häufig, und ich greife sicherlich
nicht zu hoch, wenn ich die Zahl der in unserm Lande
jährlich erlegten auf 1000 Stück veranschlage. Seine
Blattzeit ist Ende Juli bis Ende August. Rehhörner
und Knochen sind im Pfahlbau von Wismar aufgefunden.
Fossile Geweihreste besitzt das Museum zu Neubranden-
burg von verschiedenen Fundorten.
Familie, Hornthiere, Cavicornia.
Gattung, Ovis Z. 3 2.2 — 32 Zähne.
iss,
* 65. 0. Ariess, Das Hausschaf.
Das Hausschaf kommt in vielen Varietäten vor.
Schon zu Ende des vorigen Jahrhunderts suchte man
95
durch Einführung spanischer Böcke und Schafe unsere
Schafzucht zu heben, allein unrichtige Behandlung,
Seuchen und der Napoleonische Krieg liessen keinen
günstigen Erfolg aufkommen. Selbst die Electoral-
Schäfereien waren nur von kurzem Bestande. In neuerer
Zeit züchtet man besonders Tuchwoll-Schafe — Negretti
— und Kammwoll-Schafe — Negretti und Infantado,
aus Spanien nach Frankreich in die grosse Schäferei
von Rambouillet verpflanzt —. Es finden sich aber
auch noch viele Mestizen d. h. Kreuzungen der alten
Landschafe, Electoralen, Negretti und Rambouillets,
und zur Gewinnung derber Strumpfwolle die alten Land-
schafe, besonders in den Städten. *) Sehr bedeutende
Stamm-Schäfereien sind zu Boldebuck (hat in manchen
Jahren, wenn ich nicht irre, für Böcke zwischen 90 bis
120,000 M. eingenommen), Gerdshagen bei Kröpelin,
Medow, Passow, Weisin, Badresch etc. etc. Nach
siebenjährigem Durchschnitt (1852—58) wurden in Meck-
lenburg-Schwerin jährlich an Wolle eingeführt 1925 Cntr.,
ausgeführt 28,831 Cntr., also eine Mehr-Ausfuhr von
26,906 Cntr. Auf die beiden Grossherzogthümer —
Schwerin allein 1,099,430 -— kommen circa 1! Millionen
Schafe, wovon jährlich etwa 50—65,000 Stück an andere
Staaten, selbst bis nach Amerika und Australien, ab-
gegeben werden.
In dem Pfahlbau von Wismar ist ein Schädel von
einem kleinen gehörnten Schaf, sowie das Hinter-
haupt von einem gleich grossen Thiere gefunden, ferner
2 Unterkiefer, 3 Beinknochen und 3 Beinknochen, die
nach Rütimeyer auch auf Thiere von grösserer Statur
passen. Ueber den Schädel von Wismar schreibt der
oben genannte ausgezeichnete Forscher u. A. an Lisch**):
„Ich kann über dieses Stück nichts besseres sagen, als
dass es auf das vollkommenste identisch ist mit unserm
heutigen Graubündner Schaf, in solchem Masse, dass
*) Balk, domaniale Verhältnisse in Mecklenburg-Schwerin,
I. Bnd. p. 257,
**) Jahrbücher, XXXI. p. 189,
94
wenn das Wismarsche Stück nicht die ächte Farbe der
Torfknochen trüge, eine Unterschiebung von unserer
alpinen Thierrace möglich wäre.“ Auch zu Woosten
am Goldberger-See wurde im Moder — 10 Fuss tief —
ein gehörnter Schädel aufgefunden, der vom Torfwasser
erweicht, mumienartig zusammengeschrumpft und ganz
schwarz gefärbtist. Derselbe hat nach Rütimeyer eben-
falls den Typus des Graubündner Schafes, aber mit voll-
kommen cylindrischen Hörnern.*) Nach Lisch stammen
diese Ueberreste von der ältesten Race des zahmen
Schafes. Ein Zahn und Extremitätenknochen aus dem
Neubrandenburger Torfmoor befinden sich im Museum
zu Neubrandenburg.
Gattung. Capra Z. Zähne w. b. Ovis.
* 66. (. Hircus. Die Hausziege.
Die Hausziege (Zäg, Zick) stammt von der Bezoar-
ziege — Ü. Aegagrus — und wird ganz besonders in
den Städten von Leuten gehalten, die zur Kuhhaltung
unvermögend sind.
Gattung. Bos Z. Gebiss ebenfalls 32 Zähne.
+67. B, primigenius, Der Ur-Stier.
Bos primigenius Cuv. u. Bojanus.
Bos taurus priscus vel fossilis Cwv. früher.
Bos urus priscus Schloth.
Die zahlreichen Schädel, Gehörne, Zähne und
Knochen, die in unsern Torfmooren und Moderlöchern
von der Gattung Bos aufgefunden sind und von denen
manche im Antiquarium zu Schwerin aufbewahrt werden,
stammen nach Lisch vom Ur-Stier, der sich durch seine
flache und verhältnissmässig schmale Stirn von dem noch
im Bialowieser Walde lebenden Auerochsen unterscheidet.
Lisch sagt über denselben: „Unser Ur-Stier ist gewiss
das Thier, welches in der deutschen mittelalterlichen
Poesie unter dem Namen Ur und Wisent (dison) neben
IL EP: IN.
95
dem Elch als Thier in der hohen Jagd häufig vorkommt.
‚In Mecklenburg, wie überhaupt in den slavischen Ländern,
hiess er, wie noch jetzt in Polen’ und Masovien, Tur;
daher kommt in Mecklenburg der Name des Landstriches
Ture und der öfter vorkommende Name Turow. Seit
der Germanisirung scheint er in Mecklenburg Büffel
genannt zu sein, da die Bezeichnung des Meckl. Wappens .
mit dem Namen Büffelskopf ganz volksthümlich ist und
schon in Urkunden des Mittelalters vorkommt.“ Der
Kopf dieses Thieres ist nach Lisch „unzweifelhaft das
Wappenbild der Herrschaft Mecklenburg, während der
Kopf des jetzt lebenden Rindes das Wappenbild der
Herrschaft Werle ist.“
= 68. B, Taurus. Der Hausochse.
Bos domesticus Jonst.
Der Hausochse (Bull, Ko, Kau, Kalf, Os), jetzt
nur im gezähmten Zustande bekannt, hat in früheren
Zeiten im mittleren Europa im Freien gelebt, wie die
vielen Schädel- und Knochenfunde aus den Torfmooren,
Moderlöchern und alluvialen Sandbildungen zur Genüge
darthun. G. Cuvier nimmt an, dass die Stammform des
Hausochsen noch bis in’s 16. Jahrhundert im wilden
Zustande sich in den Wäldern Polens neben dem Auer-
ochsen erhalten habe. Nach Blasius sind die fossilen
Schädel und Skelette, welche Bojanus mit dem Namen
Bos primigenius benannte, nicht als Art vom Hausrinde
zu trennen. Lisch dagegen (s. B. primigenius) meint,
dass unser Hausochse vom Ur-Stier abstamme; derselben
Meinung ist M. de Quatrefages, während Lubbock er-
wähnt, dass Darwin den B. longifrons und B. frontosus
als die modernen Repräsentanten der wilden Vorfahren
ansieht, die sich vom D. primigenius specifisch unter-
scheiden, und daraus folgert: unser zahmes Rind müsse
von mehr als einer wilden Species herrühren. Herr
Prof. Rütimeyer schreibt mir: Bos longifrons Owen ist
eine vorhistorisch weit verbreitete, aber nur als zahmes
Thier bekannte Rindart, deren wilden Stamm man nicht
96
kennt. Es ist diese Form noch heute in vielen Schlägen,
namentlich der gebirgigen Theile Europas erhalten.
Bos frontosus ist nur eine Culturform und höchst wahr-
scheinlich grösstentheils von Schlägen der Primigenzus- *)
Form herrührend. Es sind also, wohlverstanden in
Europa, einstweilen nur zwei Quellen unseres
zahmen Rindes bekannt: 1. Dos primigenius, den
wir wild fossil kennen und Bosdrachyceros oder
longifrons, von dem wir noch keine wilde Ur-
form kennen.“
Das Antiquarium zu Schwerin hat aus dem Pfahl-
bau von Wismar Schädel und Knochen, die der Primi-
genius-, Longifrons- oder Brachyceros-, sowie Ueberreste,
die der Frontosus-Race angehören **); das Neubranden-
burger Museum besitzt Schädel und Knochenreste von
Bos Taurus var. Brachyceros aus der Boll’schen Samm-
lung, von Küssow, Neubrandenburg, Lapitz und Brunn.
Die Rindviehzucht stand früher in Mecklenburg
auf niedriger Stufe und nahm erst zu Anfang dieses
Jahrhunderts einen Aufschwung. Die 1816 bei uns ein-
geführten Tyroler- und Schweizerkühe bewährten sich
indessen nicht, besser die Jütischen und Angelnschen
Kühe. Die besten Heerden entstammen aber einer
Kreuzung der Angeln-Kühe mit den seit 1840 aus Schott-
land eingeführten Ayrshire-Bullen. Daneben findet man
die Breitenburger-Holsteiner-, Ostfriesische-, Algäuer-,
Voigtländer-, Oldenburger-, Shorthorn- und Alderney-
Race. ***) Nach der Zählung vom 10. Januar 1873 be-
trägt die Gesammtzahl des Rindviehes in Mecklenburg-
Schwerin 272,795 Stück, davon sind 206,394 über zwei
Jahre alt. 1858 wurden an Rindvieh ausgeführt 4,468,
eingeführt 124 Stück. Butter wurde nach siebenjährigem
. *) Professor Rütimeyer glaubt in dem berühmten wilden Ochsen
von Tankerville eine, wenn auch zwerghafte, so doch unzweifelhaft
von dem B. primigenius abstammende Art zu erkennen. (Lubbock,
vorgeschichtliche Zeit, deutsch v. Passow. 1. Bnd., p. 202.)
**) Jahrbücher, XXXII. p. 187. u. £.
”**) Balk, domaniale Verhältnisse, I. Bnd, p. 254.
97
_ Durchschnitt (1852—1858) jährlich ausgeführt 47,387,
eingeführt 678 Centner, es betrug also die Mehr-Ausfuhr
46,709 Centner.
7 69. B, Bison. Der Auerochse,
Bos Bonasus L. Bos Urus auct.
Bison europaeus Ow.
Nach Bolls Verzeichniss finden sich Schädel und
Hörner dieses Thieres häufig, da aber in demselben
der Ur-Stier fehlt, so scheint eine Verwechselung vor-
zuliegen, wenigstens sind Knochenfunde vom Auer selten.
Vor Jahren sah ich einen bei Fürstenberg in einem
Torfmoor gefundenen Rind-Schädel, der sich durch eine
breite, gewölbte Stirn und röhrenförmig hervorstehende
Augenhöhlen auszeichnete, also nur vom Auerochsen
herstammen konnte. Erinnere ich mich dessen noch
genau, so wurde derselbe von einem Steuer-Einnehmer
acquirirt und nach Potsdam geschickt. Lisch theilt
mit *) „Am 8. Mai 1689 meldete der Kurfürst Friedrich II.
(s. u. Alces palmatus), dass auch er nicht allein noch
einige Elen-Hirsche und Thiere, sondern auch einige
„Auren‘“, welche niemals in diese Länder gekommen,
mit grossen Kosten aus Preussen nach der Mark habe
bringen lassen, und bat den Herzog Christian Louis
wieder um einen Befehl zur Schonung, welcher denn
auch am 27. Juni 1689 in gedruckter Patentform er-
lassen und an die südlichen Meckl. Aemter Neustadt,
Lübz, Marnitz, Crivitz, Dömitz, Eldena und die Stadt
Parchim verschickt ward.“ Was ich beim Elenthier an-
führte, mag hier wiederholt werden: nämlich die Möglich-
keit, dass Knochen vom Auer, die in den Landestheilen,
welche an die Mark grenzen, aufgefunden werden, nicht
immer ein hohes Alter zu häben brauchen, vielmehr eben
so gut aus dem XVII. Jahrhundert stammen können,
wenn die Lagerungsverhältnisse nicht entschieden da-
gegen zeugen.
*) Jahrbücher, XXXV, p. 422.
Archiv XXX. 7
98
VII. Ordnung. Einhufer. Solidungula.
Familie. Pferde. Equina.
Gattung, Equus Z. —- — m = — 40 Zähne.
1
* 70. E. Caballus, Das Pferd.
Das Pferd (Pird, Mär, Stöt, Tät, Hingst, Wallach)
ist nur noch im zahmen Zustand bekannt, da alle An-
gaben von wilden Pferden in Russland und Asien auf
Verwechselung beruhen sollen. Wild kennt man in
Russland und Asien nur Thiere, die dem Esel näher als
dem Pferde stehen, obgleich die Tartaren und Kosaken
hehaupten, dass der Trapan als das wilde Pferd an-
zusehen sei. Die Schädel und Knochen von Pferden,
welche man bei uns in den Gräbern der Stein-, Bronce-
und Eisenperiode gefunden hat, und von denen viele
im Antiquarium zu Schwerin aufbewahrt werden, stam-
men alle von einer kleinen Race her. Das Museum
zu Neubrandenburg besitzt freilich aus Alluviallagern
Zähne, die auf ein grosses Pferd hindeuten und durch
ihre schwarze Färbung und Auffindung in tieferen Torf-
lagern scheinbar ein hohes Alter bekunden; ebendaselbst
befinden sich zwei Zähne, die bei einem Durchstich der
Nordbahn am Klüschenberge bei Stargard gefunden
sind, also dem Diluvium entstammen, und ebenfalls auf
eine grosse Race hinweisen. Trotz alle dem möchte
ich aber dennoch die Vermuthung aussprechen, dass sie
aus der geschichtlichen Zeit stammen. Zeigen doch
auch die Funde aus dem Torf bei Neubrandenburg und
Brunn, aus einem Moderloche am Galgenberge genannter
Stadt und vom Fischerwerder bei Lapitz, die dasselbe
Museum aufbewahrt, Reste eines kleinen Pferdes, über
die Rütimeyer schreibt: „Sowohl die Ueberreste aus
Erde, wie die aus Torf, deuten auf ein auffallend kleines
Thier, obwohl sie von vollständig erwachsenen Thieren
herrühren, die kaum grösser als Esel gewesen sind.“
Die später sehr gesuchte mecklenburgische Pferderace
99
ist also künstlich erzeugt worden. Mit dem 13. Jahr-
hundert wurden bereits edlere Pferde in unser Land
eingeführt, kaufte doch schon im Jahre 1283 der Ritter
Gerhard von Metzeke von dem Kloster Broda ein ge-
rüstetes Ross für die damals grosse Summe von 60
Mark oder den Einkünften von zwei Bauerhufen *); es
wird dieses Ross also sicherlich edlen Blutes gewesen
sein. Zu Anfang des 14. Jahrhunderts legten die Landes-
herren Gestüte an, worin edle Pferde gezogen wurden.
Der Fürst Heinrich der Löwe von Mecklenburg hatte
schon 1324 ein Gestüt zu Dierhagen bei Ribnitz. Zu
derselben Zeit hatten auch die Fürsten von Werle in
der Nähe ihrer Hauptresidenz Güstrow auf der Feld-
mark des Dorfes Rosin ein Gestüt, Pustekow oder
Pustow genannt, **) in denen mit orientalischen, anda-
lusischen, normannischen und friesischen Pferden ge-
züchtet wurde. ***) Der Herzog Johann Albrecht |.
(1547 7 1576) ist aber als der eigentliche Begründer
der berühmten mecklenburgischen Pferderace anzusehen,
Um die Mitte des 16. Säculum hielt er in seinen Ge-
stüten zu Cobande, Schwerin, Neustadt, Ribnitz, Crivitz,
Tempzin, -Häven, Gadebusch, Doberan, Dömitz, Medow
etc. die erwähnten Racen, dazu noch dänische, schwe-
dische, ungarsche und italienische. 7) Und grossartig
müssen die Anlagen für die damalige Zeit gewesen
sein, denn nach einem Verzeichnisse der herzoglich
schwerinischen Gestüt- und Baupferde vom Jahre 1563
betrug die Summe ‚aller pferde in der Stadt und auf
den Embtern 253 Stück,“ darunter ungefähr 230 Gestüt-
pferde. Unter der Regierung seines Sohnes, des Her-
zoges Johann (1585 T 1592), blieben wohl die vom
. Vater gemachten Einrichtungen, für die Erhaltung der-
selben geschah aber nichts. Alljährlich jagte man wohl
*) Jahrbücher, VI. p. 203.
**) Jahrbücher, XII. p. 9.
”“*) Balk, doman. Verhältnisse, I. Bnd. p. 245.
1) Balk, doman. Verhältnisse. I. Bnd. p. 245.
100
noch viele „Wilden“ *) in die Lewitz und Hengste
wurden ‚zur Stut“ in die Aemter geschickt, allein der
Verfall war ersichtlich. Es mag noch angeführt wer-
den, dass nach Lisch um diese Zeit die Hengste von
ihren früheren Besitzern erhielten, z. B. der Flotow,
der Reventlow, der Putlitz, der Peccatel, der Anhalter,
der Lauenburger. Später wirkte der unheilvolle 30jährige
Krieg höchst nachtheilig auf diese Schöpfungen. So
lange Wallenstein Herzog von Mecklenburg war, findet
dies keine Anwendung, da derselbe jeden Zweig der
Landes-Verwaltung gebührende Aufmerksamkeit schenkte,
auch mit Nachdruck für das Gedeihen der Gestüte sorgte,
allein er nahm auch keinen Anstand im Sommer 1629
die „sehr guten‘ 16 Stuten und den türkischen Hengst,
die zu Schwerin standen, nach seinem Gute Smekowitz
in der Herrschaft Sagan zu schicken. Am ärgsten
wüthete dieser Krieg erst bei uns, nachdem die Herzoge
1631 wieder zurückgekehrt waren und kein Jahr gleicht
dem Jahre 1638, wo Pest, Hungersnoth und Brand in
entsetzlichster Weise wütheten. Am meisten litten die
süd- und östlichen Gegenden unseres Landes, war doch
im ganzen Amte Plau kein einziges Pferd übrig ge-
blieben. Von allen fürstlichen Pferden des Amtes
Doberan waren nur 6 Füllen, die in Rostock gestanden
hatten, übrig, die man 1639 nach Schwerin nahm. Um
die entstandenen Verluste zu decken, wirkte der Herzog
Gustav Adolph (1654 7 1695) mit rastlosem Eifer für
die Wiederaufrichtung der Gestüte und weitere Ver-
*) Wenn Rudloff in seiner mecklenb. Geschichte, III, 165,
erzählt, dass zu Anfang des 17. Jahrhunderts in der Lewitz wilde
Pferde gehegt wurden, so darf man dabei nicht an eigentlich wilde
Pferde denken. Johann Leonhard Frisch sagt darüber in seinem
Teutsch-Lateinischen Wörterbuche, 1741: „Wilde sind Studt-Pferde,
die man zur Zucht auf die Weide treibt“, und ‚die Bauersleute
haben auch ihre Wilden, da sie neben den alten junge Pferde auf-
ziehen, dass sie keine kaufen dürfen; die wilden spannen sie nicht
mit ein.“ Wenn also in Urkunden etc, wilde Pferde erwähnt werden,
haben wir nie an ursprünglich wilde zu denken.
101
edlung der mecklenburgischen Race. Wozu also
Herzog ‚Johann Albrecht I. (seit 1560 bis 1576) den
Grund legte, das vollendete - Herzog Gustav Adolph
(seit 1660 bis 1676). Mit dem Ende des vorigen Jahr-
hunderts entstanden auch zu Ivenack durch Graf Plessen,
zu Basedow durch Graf Hahn, zu Prebberede durch
Graf Bassewitz und zu Zierow durch Baron Biel berühmte
Gestüte. Allein durch die Kreuzungen mit englischem
Vollblut ist das leistungsfähige mecklenburgische Arbeits-
pferd ausgestorben, obgleich die Jetztzeit eifrig bemüht
ist, dasselbe wieder zu erziehen. In erster Linie sorgt
dafür unser Landgestüt. Nach der Viehzählung vom
10. Januar 1873 befinden sich im Grossherzogthum
Mecklenburg-Schwerin 83,626 Pferde, darunter 71,984,
welche über drei Jahre alt sind. Die Pferde-Ausfuhr
belief sich im Jahre 1858 auf 2,145, die Einfuhr auf
1,724 Stück. Der prächtige Schimmelhengst „Herodot“,
den Napoleon I. bei Belle Alliance ritt, stammte aus
Ivenack, wo ihn die Herrn Franzosen ohne Kaufgeld
erworben hatten. Blücher liess ihn indessen später nach
dem Wahlspruch „suum cuique“ wieder nach Ivenack
zurückbefördern, woselbst dieses berühmte Schlachtenross
noch jahrelang als geschätzter Deckhengst thätig war.
* 71. E. Asinus. Der Esel.
Der Esel stammt, wie allgemein angenommen wird,
von dem Onager der Alten ab und wird nur sehr wenig
gehalten.
VIH. Ordnung. Vielhufer. Multungula.
Familie. Rüsselthiere, Proboscidea,
Gattung. Elephas Z. Statt der gewöhnlichen Schneide-
zähne 2 Stosszähne im Oberkiefer, also n
Backenzähne an Zahl in den verschiedenen Altersstufen
verschieden: — bis r
102
+ 72. E, primigenius. Das Mammuth.
Elephas mammonteus Ouv.
Ueberreste dieses Thieres sind hin und wieder in
den Diluviallagern unseres Landes aufgefunden. Einen
Rückenwirbel bei der Kummer’schen Ziegelei unweit
Ludwigslust gefunden, besitzt Herr Benque in Lübeck *)
Ein 5 Zoll langer, 4 Zoll breiter und 2 Zoll dicker
Backenzahn, der zu Liepen bei Malchow in einer Mergel-
grube gefunden wurde und sich im Grossherzoglichen
Antiquarium in Schwerin befindet, **) mag von B. primi-
genius, im Falle aber die Schmelzleisten des Zahnes
rautenförmige Bildung zeigen, von E. priscus Goldf.
stammen. In der Tiefe einer Grube zu Bartelshagen bei
Rostock wurde ein Bruchstück von einem zerfallenen
antediluvianischen Elephantenzahn gefunden. ***) Vor
einigen Jahren fanden Arbeiter bei Güstrow in der
Kiesgrube am Schmiedenberge unweit der Nebel, beim
Kiesgraben, etwa 30 Fuss tief, einen Stosszahn von
4—5 Fuss Länge, den sie aber leider zerschlugen. Ein
Bruchstück davon gelangte durch die Güte des Herrn
Landbaumeisters Koch-Güstrow nach Waren an das
von Maltzan’sche Museum.
Es ist nicht unmöglich, dass bei uns auch noch
Ueberreste vom Nashorn aufgefunden werden; führt doch
Lisch an, dass zu Harlingen bei Dannenberg Knochen
vom Kohlen-Rhinoceros (Zhinoceros anthracius) zu Tage
gefördert sind.
Familie. Schweine. Setigera.
BI u er ea, A =
Gattung. Sus Z. 5 — 2° 7° T' 2,5 >= 44 Zähne,
73. 8. Serofa, Das gemeine oder wilde Schwein,
Sus aper Briss.
Das Wildschwein (will Swin) war früher in unseren
Waldungen zum Nachtheil der Landwirthschaft sehr
*) Boll, Geognosie der deutschen Ostseeländer. p. 157.
**) Jahrbücher, VIII. p. 89.
***) Jahrbücher, XXXIII. p. 205.
}
h
103
häufig. Im Jasnitzer Wildpark werden jetzt circa 300
Stück Schwarzwild gehalten, in den Waldungen des
Klosters Dobbertin sollen nur noch 100 und in der
Gelbensander Forst bei Ribnitz etwa 60 Stück vor-
kommen. Im September 1856 erlegte der verstorbene
Förster Schildein im Cramoner Holze bei Malchow
einen siebenjährigen Keiler, der durch seine Grösse
selbst bei alten Waidmännern Bewunderung erregte.
Seine Ober-Gewehre waren von solcher Länge, dass sie
in das Nasenfleisch hineingewachsen waren. Sie sollen
nach der Grossherzoglichen Geweihsammlung zu Schwerin
gekommen sein.
= 74. 8. domesticus. Das Hausschwein,
Sus europaeus Pall.
Das Hausschwein (Swin, Bir, Borg, Sie). Von
dem wilden und dem indischen Schwein ($. indicus)
stammen die vielen Racen unseres Hausschweines ab.
Die Schweinezucht ist in unserm Lande sehr bedeutend.
Nach der Viehzählung vom 10. Januar 1873 hat Mecklen-
burg-Schwerin allein 192,334 Stück; rechnet man auf
Mecklenburg-Strelitz 40,000, so kommen auf beide Gross-
herzogthümer 232,334, von denen jährlich gegen 50,000
Fettschweine hauptsächlich nach Hamburg und Berlin
ausgeführt werden.
+ 75. 8. palustris. Das Torf- oder Pfahlbauschwein,
Sus scrofa palustris aut Sus scrofa ferus aut.
In dem Pfahlbau von Wismar ist ein rechter oberer
Eckzahn eines sehr alten Thieres aufgefunden. „Die
schwache Krümmung, die geringe Grösse, die starke
Compression“ sind nach Lisch Beweise, dass er sicherlich
vom Torfschwein stammt. *) Das Museum zu Neubranden-
burg besitzt einen vollständigen Schädel aus der Wiese
zu Küssow, Knochen und Unterkiefer aus der Torfwiese
von Neubrandenburg, Knochen und Zähne vom Fischer-
werder bei Lapitz und Knochen aus einem Torfmoor
*) Jahrbücher, XXX. p. 67.
104
von Brunn. Ein Fragment vom Unterkiefer, gefunden
in einem neu angelegten Torfmoor bei Bützow, verdankt
das v. Maltzan’sche Museum zu Waren der Güte des
Herrn Oberlehrer C. Arndt. Nach der Bestimmung von
Rütimeyer sind diese Funde identisch mit der Race der
Schweizer Pfahlbauten. Das Torfschwein, ein Thier,
das nur als Hausthier bekannt ist, kommt im nördl.
Europa in Pfahlbauten so häufig vor als im südlichen.
IX. Ordnung. Woallfische. Cetacea.
Familie. Delphine. Delphinodea,
Bleibende kegelförmige Zähne in beiden oder in
einem Kiefer. Der Schädel ist seitlich durch eine tiefe
Bucht vom Oberkiefer abgesetzt. Die Nasenlöcher
münden in einem einzigen Spritzloch.
Gattung. Delphinus 2.
Die Kiefer sind dem grössten Theil der Länge
nach gleichmässig mit zahlreichen Zähnen besetzt, un-
gefähr dreimal so lang als der Kopf, schmal, schnabel-
förmig, von der Stirn abgesetzt. Spritzloch halbmond-
förmig.
76. Delphinus Delphis, Der Delphin,
Der Delphin hat jederseits im Ober- und Unter-
kiefer 42—45 kleine, runde, nach innen gekrümmte, in
gleichen Abständen vertheilte Zähne. In den 20ger
Jahren wurden bei Wismar mehrmals Delphine erlegt.
Vor zwanzig Jahren soll bei Fischland ein Delphin ge-
fangen sein, genaue Angaben habe ich jedoch nicht
ermitteln können.
Gattung. Phocaena Cuv.
Die Kiefer dem grössten Theil der Länge nach
gleichmässig mit zahlreichen Zähnen besetzt, ungefähr
von Kopfeslänge, breit, nicht von der runden Stirn ab-
gesetzt. Spritzloch halbmondförmig.
105
77. Phocaena communis, Der Tümnler,
Delphinus Phocaena L.
Der Tümmler hat jederseits im Ober- und Unter-
kiefer 23—25 gerade, von aussen nach innen zusammen-
gedrückte, an der Spitze etwas breiter werdende Zähne
in gleichmässiger Vertheilung. Er kommt mitunter an
unserer Küste vor, wird aber nur selten erlegt. Nach
einem Berichte des „Rostocker Tagesblattes“ zeigten
sich am 22. November v. J. bei Dömitz in der Elbe drei
dieser Thiere. Sie schwammen mehrere Tage stromauf
und ab, waren von 14 bis 16 Fuss Länge und wurden
von Fahrzeugen aus mit Büchsenkugeln beschossen.
Nach einer spätern Mittheilung soll eins dieser Thiere
getödtet sein. Bei Wismar ward er in den Jahren 1812
und 1819, 1829 beim Fischlande gefangen. *)
Gattung. Hyperoodon Zacep.
Die Kiefer anfangs mit versteckten hinfälligen,
später höchstens vorn im Unterkiefer mit etlichen
bleibenden Zähnen besetzt, vorn stark eingeengt und
dadurch schnabelförmig vom Kopf abgesetzt. Das
Spritzloch halbmondförmig. Zwei Paar Keblfurchen.
Hornhöckerchen inwendig auf der Mundhaut.
78. Hyperoodon rostratus. Der Dögling,.
Balaena rostrata Pontoppidan. Delphinus bidens Schreb.
Delphinus bidentatus Desm. Delphinus diodon Gerard.
Delphinus Hunteri Desm. Delphinus COhemnitzianus Desm.
Hyperoodon Butzkopf Lacep. Heterodon Hyperoodon Lesson.
Anarnac groenlandicus Lacep. Delphinus Anarnacus Desm.
Monodon spurius Fabr.
Der Dögling hat vorn im Unterkiefer jederseits
zwei bleibende Zähne; im Oberkiefer noch jederseits
gegen 13, hinten im Unterkiefer gegen 11 kleine, hin-
fällige, ganz oder grösstentheils im Zahnfleisch ver-
steckte Zähne. Noch im Januar 1863 strandete bei
Rosenhagen unweit Dassow ein solches Thier. Nach
*) Freimütniges Abendblatt, No. 93—95 u. 539.
106
einem Vortrag, den Herr Conservator Lehrer Lenz-
Lübeck auf der vorigjährigen Pfingstversammlung der
„Freunde der Naturgeschichte‘“ in Bützow hielt, hatte
Herr Rettig auf Rosenhagen denselben dem Lübecker
Museum versprochen, nachdem ein Arbeiter durch Aus-
stellen desselben sich einigen Erwerb verschafft haben
würde. Dieser Mann soll mit dem Thiere durch’s Land
gezogen, schliesslich, weil das Thier in Verwesung über-
ging, mit der Polizei in Conflict gerathen sein und sich
allen Nachforschungen entzogen haben. Nach einer
Nachricht ist der Mann bis Böhmen gekommen, nach
anderen Berichten wäre er zuletzt mit seinem Thiere in
Neustrelitz gesehen worden und hätte dasselbe dann
gewiss irgendwo eingegraben. *)
r 79. Balaena spec.? Wallfisch.
Der bei Herzberg in den Marnitzer Bergen, südlich
von Plau, in einer Mergelgrube aufgefundene Wirbel-
knochen, den Boll**) als von Elephas primigenius
Blumb. stammend aufführte, von mir im diesjährigen
Programm des Gymnasiums zu Waren p. 30 aufgezählt,
Jetzt im Besitz des Neubrandenburger Museums, ist nach
Rütimeyer ein Schwanzwirbel von Balaena, nicht Balae-
noptera. Ob wir hier die fossilen Ueberreste von B.
Mrysticetus L. vor uns haben, wird wohl eine nicht sicher
zu lösende Frage bleiben.
Cetaceen sind in früheren Zeiten öfter an der
Ostseeküste gesehen, gestrandet und erlegt, wie alte
Chronisten melden. Es erregten diese riesenhaften Gäste
dann gewöhnlich Staunen und Schrecken, da man an-
nahm, „dass solche Gäste an ungewöhnlichen Oertern
böse Zeichen seien.“ Wie Boll mittheilt, ***) „predigte
man über diese furchterregenden Thiere, schrieb theolo-
gische Abhandlungen über sie, vertheilte ihre Knochen
weit und breit an Kirchen und Kapellen, um sie dort
*) Archiv, XXIX.p. 212.
**) Boll, Geognosie der deutschen Ostseeländer, p. 156.
**) Archiv, XIX. p. 258.
107
als ein sichtbares Zeichen des herannahenden göttlichen
Strafgerichtes den Andächtigen zur Schau auszustellen.“
Im Seitenschiff der St. Nikolai-Kirche zu Wismar sah
ich noch vor 25 Jahren Rippen von einem Wallfisch.
Bei Wismar sind wiederholt Cetaceen erlegt worden.
Dieterich Schrödern theilt in seiner „Kurzen Beschreibung
der Stadt und Herrschaft Wismar“ (Wismar 1743) mit:
„1487 des Sonnabends nach Jakobi ist im Wismarischen
Hafen ein Wallfisch gefangen, dessen Gemählde im
Rathhause, der, welcher in der Grau-München Kirche
zu sehen, ist zur andern Zeit ertappet.‘“ Und „1665
hat man ohnfern Wismar bey Poel den dritten Wall-
fisch bekommen, wovon man nachstehende Nachricht
erhalten: An einem Montage den 3. Jul. 1665 des
Morgens im neblichten und Regen-Wetter, ist bey der
Insel Poel, von 3 zum Fischen ausgewesenen Knechten,
nahe gegen den Schloss über, an einem Orthe der Birn-
baum genannt, ein kleiner Wallfisch, etwa 24 Fuss lang
wahrgenommen worden, weshalb sie einander zugerufien
und sich vereiniget, denselben mit ihren Riehmen —
Rudern — aus ihren Böthen von Seiten zu verfolgen
und zu beängstigen, solches auch, wiewoll nicht ohne
Furcht, weil er hart um sich und viel Wasser ihnen in
die Böthe geschlagen, dermassen bewerkstelliget, dass
sie ihn für sich hergetrieben, biss er an gedachten Orthe
in eine Hucke aufs truckene gerathen. Wie solches
einer aus Seedorff, so unweit davon gepflüget, gesehen,
hat selbiger dem Fische ein Seil um den Schwantz feste
gsemachet, und durch 4 Pferde lebendig ans Land ge-
schleppet, in willens, selbigen darauf nach seinem Hause
zu bringen, weil er aber nicht sterben wollen biss er
ihn mit einer grossen Axt in Stücken gehauen, hat er
nur die besten Stücke zu Hause gefahren, und selbige
dermassen kochen lassen, dass der Kessel ein Loch, er
aber dennoch keinen Trahn aus dem Fisch bekommen,
wäre also das übrige von Hunden und Vögeln gefressen
worden.“ Dieser Fang muss aber Aufsehen gemacht
haben, da die Frankfurter Mess-Relationen (Kelationes
108
historicae*) etc. Frankfurt am Main bei Latomi, Stein-
deckern und Engelhard sel. Erben, 1639) vom Jahre
1665, 54. Rel., p. 77 u. 88, ihn folgendermassen erzählen:
„Aus Wissmar wird von 13. Julii berichtet, vor wenig
Tagen habe sich in der See für Pöhl, eine Meile Wegs
von danner, ein Wallfisch sehen lassen, der seye von
Denen, eben auff dem Wasser sich befundenen Fischern
ans Land getriben, durch die Bauern aber, so sich in-
zwischen herbey gemacht, mit Aexten und Beilen zu
Tod geschlagen worden: Seine Länge sey gewesen
zwantzig Werkschuhe, an Dicke aber einem Ochsen
gleich.“ Die Angaben sind leider zu dürftig, um daraus
Schlüsse auf die Species zu machen. 1755 wurde ein
Wallfisch bei Fischland gefangen.
In der Kirche zu Wittenburg sollen auch noch Wall-
fischrippen aufbewahrt werden. Die beiden gewaltigen
Unterkieferknochen von einem Wallfische, welche am
Gartenportale des Ludwigsluster Schlosses liegen, sollen
das Geschenk eines Schiffscapitains sein und von einem
Thier stammen, das nicht in der Ostsee erlegt ist.
Es ist wahrscheinlich, dass auch noch in einigen
andern Kirchen unseres Landes sich Walthier- Knochen
befinden, von denen man vielleicht nachweisen könnte,
woher sie stammen und welcher Art sie angehören.
Eine Zusammenstellung derselben, wie die „Mittheilungen
aus dem naturwissenschaftlichen Vereine von Neu-Vor-
pommern und Rügen (1873 u. 74)“ sie bringen, **) wäre
eine sehr verdienstvolle Arbeit.
Am Schlusse nun sei es mir vergönnt, darauf hin-
zuweisen, dass wir von Ueberresten ausgestorbener
Säugethiere ein viel grösseres Material hätten zusammen-
bringen können, wenn das Interesse dafür, besonders
auf dem Lande, reger gewesen wäre. So erfuhr ich
*) Als Verfasser der ersten 86 Relationen ist zu nennen
Johann Georg Schedler von Regensburg.
**) Ueber diverse in Pommerns Kirchen und Schlössern con-
servirte Walthier-Knochen,. Von Professor Dr. J. Münter in
Greifswald.
109
z. B., dass vor Jahren in der Gegend von Röbel auf
einem Gute beim Ausmodern eine Menge verschiedener
Schädel zerschlagen wurden. Derartige Fälle könnte
ich noch manche anführen, wenn es sein müsste.
Manches Brauchbare ist wohl aufbewahrt, allein doch
so gut wie nicht vorhanden, da es sich in Händen von
Privaten befindet, die theilweise nicht einmal die Hörner-,
Geweih-, Schädelreste etc. sorgfältig genug aufbewahren.
Wo es aber dennoch geschieht, hört es gewöhnlich mit
dem Tode des Besitzers auf: die Stücke kommen auf
die Rumpelkammer, um als lästiger Ballast verspielt zu
werden oder auf den Dunghaufen zu wandern, glück-
lichsten Falles gelangen sie in alle vier Winde ohne
Kenntniss des Fundortes. Da weiter einzelne Stücke im
Besitz von Privatleuten mit seltenen Ausnahmen todt
für die Wissenschaft sind, wäre es wünschenswerth und
geboten, wenn dieselben unseren Museen überantwortet
würden und zwar mit genauer Angabe der Auffindungs-
verhältnisse. In diesem Falle plaidire ich selbstver-
ständlich für das von Maltzan’sche naturhistorische
Museum für Mecklenburg zu Waren. In erster Linie
werden mit mir dafür — so hoffe ich — die Mitglieder
des Vereins der Naturgesichte in Mecklenburg, dann
aber auch Alle wirken, welche die Bedeutung dieses
Museums anerkennen. |
Berichtigungen,
Seite 40 muss die 5. Zeile von oben hinter „Maulwurf“ (Zeile
6 v. ob.) eingeschaltet werden.
Seite 41 Zeile 11 von oben muss zwischen Musculus und
psilurus ein Komma stehen.
Seite 41 Zeile 12 von oben statt Grey lies Gray.
Seite 42 Zeile8 von ob, statt Feldspitzmaus lies Zwergspitzmaus,
Seite 50 in der 2, Zeile von oben muss hinter „Torfhund“
(Canis palustris) stehen,
Seite 79 ist Zeile 13 von oben hinter „werden“ noch zu lesen:
Herr Oberstabsarzt Dr. Paschen-Ludwigslust erzählte mir am 5, Sept.
d. J., dass zu Anfang der 40ger Jahre von einer auf der Elbe bei
Dömitz treibenden Eisscholle ein Biber erlegt sei, der höchst wahr-
scheinlich aus der Magdeburger Gegend sich dahin verirrt hatte,
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Tabellarische Uebersicht
der
aufgeführten Säugethiere.
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Arvicola amphibius . . . 7.
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Arvicola arvalis . . . 18.
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Arvicola Baillonii De Selys. 76. 77.
Arvicol.britanicus DeSelys 76.
Arvicola duodeeim-eostatus
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Arvicola fulvus De Selys, 75. TE
Arvicola glareolus . . . 7.
Arvicola gregarius L.. . 76.
Arvicola Musignanii De
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Arvicola monticola De Balve, 75.
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Arvicola Pertinax Savi. . 75.
Arvicola pratensis Baill. . 75,
Arvicola riparia Yarrell . 75.
Arvicol, rufescens De Selys. 75.
Arvicola vulgaris Desm. . 77.
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Catus domesticus A, Brehm.
Catus ferus A, Brehm. .
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Cervus corsicanus Bonap. .
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Cervus Elaphus ,
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Oervus germanicus Briss, .
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Cervus Guettardi Kaup.? .
Cervus hibernicus .
Cervus mauricus Fr. Cuv.
Cervus megaceros .
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Cervus palmatus Alce Klein.
Cervus platyceros Raj.
Cervus Pygargus Pall. .
Cervus tarandus
Cervus vulgaris L,
Cricetus frumentarius
Cricetus vulgaris Desm.
Crocidura Araneus. . ..
Crocidura leucodon
Croeidura major Wagl. ,
Crocidura moschata Wagl.
Crociduramusaranea Bonap.
Crocidura poliogastra Wagl],
Crocidura rufa Wagl.
Crocidura thoracica Savi,
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Crossopus stagnalis Wagl.. 41.
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Delphinus Anarnacus Desm. 105.
Delphinus bidens Schreb. 105.
Delphinus bidentatus Desm. 105.
Delph. Chemnitzianus Desm, 105.
Delphinus Delphis . . . . 104.
Delphinus diodon Gerard, . 105,
Delphinus Hunteri Desm. . 105.
Delphinus PhocaenaL. „. „ 105.
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Elephas mammonteus Cuv. 102,
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Felis Lyncula Nilss,. . . . 45.
Felis sylvestris Briss, . . 44,
Felis virgata Nils, . . . 45,
Fischotter. . ..... Seseras
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Seite.
Fledermaus, breitöhrige . 29.
Fledermaus, frühfliegende 30.
Fledermaus, gefransete . 36.
Fledermaus, gemeine . 34.
Fledermaus, grossöhrige . 35-
Fledermaus, langönrige . 38.
Fledermaus, rauharmige . 30.
Fledermaus, rauhhäutige . 30.
Fledermaus, spätfliegende 33-
Foetorius Erminea . 55.
Foetorius Lutreola. . . 55.
Foetorius Putorius. 54.
Foetorius vulgaris. . . . 55.
Fuchs 51.
Gartenschläfer 69,
Glis esculentus umenki 63.
Glis norwagicus Klein. . 68.
Glis vulgaris A. Brehm. 63.
Gräling. . . » 53
- Gräwing 53.
Gris, de so.
Halichoerus griseus Nilss. 60.
Halichoerus Grypus 60.
Hamster so Re 7077766
Errtsbull 224 742. 20.
Haselmaus 65.
Hase. re 30.
Hauskatze . 45,
Hausmarder . 54.
Hausmaus . . . .. 73.
Hausochse . 95.
Hausratte . EI 69.
Hausschaf. . . . .. 9%
Hausschwein . . 103.
Hausspitzmaus . 43.
Hausziege . 94.
Hermelin . . . 55.
Heterodon Hyperoodon Less. 105.
Hingst . a} 98.
Hipposideros bihastatus Caut. 26.
Hitzbull SATERTE 90.
Höhlenbär . 52,
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Hönerköter ? 54,
Hufeisennase, grosse . 2a.
Hufeisennase, kleine . 26.
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Hunndachs 53.
Husmoart . 54.
Hyperoodon Eutzkopfl.acep. 105.
Hyperoodon rostratus. . 105.
Hypudaeus herceynicus Mehl,
Schreb. 75:
Hypudaeus Nageri Se 75.
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Isotus Nattererii Rolenatı 36.
Kalf. Were
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Lemmus insularis Nilss. 76.
Lemmus rubidus Baill.. „ D.
Lemmus Schermaus Fr. Cuv, 75.
Lepus aquilonius Bl.. 80.
Lepus campicola Schimp,. . 80.
Lepus caspieus Ehrenb, 80.
Lepus Cuniculus 82.
Lepus europaeus Pall, . s0.
Lepus granatensis Schimp. 80,
Lepus mediterraneus Wagl. 80.
Lepus medius Nilss. . s0.
Lepus meridionalis Gene. . 80.
Lepus timidus RT LE
Lepus vulgaris L.. 80.
Luchs 45.
Be
Lepus vulgaris Brisson.
Lutra Lutreola Shaw.
Lutra minor Erxl..
Lutra Roensis Ogilby
Lutra Vison Shaw.
Lutra vulgaris
Lynx vulgaris A. Be
Mammuth .
Mänk
Mär.
Marten.
Matten .
Maulwurf .
Martarus INT Albert
Mami ur
Mart. Fagorum Albert. Macn.
Martes Abietum Ray.
Martes Fagorum Ray.
Martes Foina A. Brehm.
Megaceros hibernicus Owen,
Meles europaeus Desmar,. .
Meles Taxus . }
Meles vulgaris Desmar.
Mieromys agilis Dehne .
Moart i :
Monodon spurius Fabr.
Mulworp .
Mullworm .
Mus.
Mus agrarius.
Mus agrestis L,
Mus agrestis major Gessn.
Mus amphibius L..
Mus aquaticus Gessn.
;“ = Belon.
Mus aquatilis Agrie. .
Mus aryalis Pall.
Mus avellanarius L.
Mus campestris Fr. Ouv. .
Mus corilinum Albr. Magn.
Mus Cricetus L,
Mus decumanus .
54,
54.
54.
54,
94.
87.
59.
53.
53.
74,
54.
.. 105.
40.
40.
73.
74.
76.
714.
75,
68.
75.
7.
Zr
63.
74.
65.
66.
68,
Musdomesticus Albert, Mason. 73.
Mus glareolus Schreb. .
Mus Glis Albert. Magn,
Mus gregarius L,. .
..
Mus hibernicus Thompson.
Mus Islandicus Thienem. .
Mus messorius Shaw.
Mus minutus . .
Mus Musculus
Mus paludosus L,.
Mus parvulus Herm,
Mus pendulinus Herm,
ıı Mus pratensis Ockskay,
'ı Mus quereinus L, .
Mus Rattus
Mus rubeus Schweuikfäld
Mus rutilus var, Pall.
Mus Scherman Shaw.
Mus sylvestris Briss.
Mus sorieinus Herm.,
Mus sylvaticus . . .
Mus terrestris L, .
*
Muscardinus avellanarius
Ar Brehm 25%
Seite.
75.
63.
76.
68.
73.
74.
74,
78.
75.
74,
Muscul, diehrurus Rafinesque, 73.
Mustela candida Ra). .
Mustela Erminea L.
Mustela Eversmanni Lesson.
Musteia Foina
Mustela Gale Pall.
Mustela Lutra L, .
Mustela Lutreola L, .
Musteia Martes .
Must. Martes var. Ähiehnmitt
Must. Martes var. FagorumL,
Mustela nivalis L, .
Mustela Putorius L. .
Mustela Vison Briss,
Mustela vulgaris Briss .
Myotis Bechsteinii Gray. &
Kolenati .
Myotis imurinus et &
Kolenati
Myotis Nattererii N
Myoxus avellanaria
+
117
Seite.
Myoxus &lis . . . 2.2.0602.
Myoxus muscardinusSchreb. 65.
‚Myoxus Nitela Schreb. 62.
Myoxus quercinus . 62.
Myoxus speciosus Dehne. . 65.
'Nannugo Nathusii Kolenati. 30.
Nannugo pipistrellus Kolen. 31.
Noctilio HipposiderosBechst,. 26.
Nörz E 3 9.
Odder 58.
Be:
'Ottermänk _. 56.
Ovis Aries . .» 92.
Panügo noctula Kolenati, . 30.
rt RR ER 98.
‚Pfahlbauschwein . 108.
‚Phoca annellata Nilss,. 59.
Phoca canina Pall. 59.
Phoca equestris Pall. 59.
‚Phoca foetida 99.
Phoca Grypus Fabr. 60.
Phoca hispida Schreb. 60.
Phoca littorea Thienem. 59.
Phoca scopulicola Thienem. 59,
Phoca variegata Nilss. 59,
‚Phoca vitulina . 59.
Phocaena communis . 108.
Pird. ; 98.
Plecotus auritus : 28.
Plecotus Megalotis Be 28.
Plecotus Peronii Geoffroy. 28.
‚Porcellus frumentarius
Schwenkf. . 66.
Ratte, schwarze 69.
Beim rin 22.
Rennthier . 88,
Reutmaus . - 75.
Rhinolophus ee Bear 26.
Rhinolophus equinum . . . 27.
Rhinoloph. Hippocrepis Herm. 26,
|
Seite.
Rhinolophus Hippesideros 26.
Rhinoloph. unihastatus Geofir. 27.
Riesenhirsch . 87.
Rinselrvbbe: „run a 59.
ı Rode, de 51.
Rott. : 13:
Röthelmaus . » 15.
Sal. 59.
Salhund 59,
Sig. .. 108.
Schärrmaus 75.
Schwein, gemeines od. wildes 102.
Schwynegel . . . 43,
Seiurus alpinus Fr, Ouv. 62.
DEIUTUS ‚Glis 2 -Darı% 69.
Sciurus italicus Bonap. . 62.
Sciurus quereinus Erxl. 62.
ı Seiurus vuigaris i 62.
Scotophilus serotinus u. 33.
Scotophilus murinus Gray. 34.
Seehund PaN“E 59.
Seehund, geringelter . 59.
Seehund, grauer 60.
Siebenschläfer . . i 63.
Sorex amphibius Brehm. 41.
Sorex AraneusL.. 41.
Sorex Araneus Schreb, 43.
Sorex bicolor Shaw. . 41.
Sorex carinatus Herm. . 41.
Sorex castaneus Jenyns. 41.
Sorex ciliatus Sow, 41.
Sorex coneinnus Wagl. 41.
Sorex constrietus Herm. 41.
Sorex Uunicularia Bechst. 41.
Sorex Daubentonü Erxl. 41,
Sorex Eremita Bechst, . 41.
Sorex exilis L. . $ 42.
Sorex fimbriatus Wagler. . 48.
Sorex fluviatilis Bechst. 41.
Sorex fodiens Bechst. 41.
Sorex fodiens Pall. 41.
| Sorex hibernieus Jenyus. . 42,
118
Seite.
Sorex Hydrophilus Pall. 41.
Sorex labiosus Jenyns. . 41.
Sorex leucodon Herm. . 42
Sorex lineatus Geoffr. 41.
Sorex melanodon Wagl. 41.
Sorex minimus Geoff. 42.
Sorex minutissimus Herm. 42,
Sorex minutus L, . 42,
Sorex natans Brehm. 41,
Sorex nigripes Melchior. 41.
Sorex pachyurus Küster 43.
Sorex pumilio Wagl,. 42,
Sorex pumilis Nilss, . , 49.
Sorex pygmaeus Pall. . 42.
Sorex remifer Geoffr. AR
Sorex rhinolophus Wagl. . 41.
Sorex rivalis Brehm, 41.
Sorex russulus Herm,. Zimm. 43,
Sorex rusticus Jenyns, . 42.
Sorex stagnalis Brehm. 41,
Sorex tetragonurus Herm, 41.
Sorex vulgaris . . . 41.
Steinmarder . 54.
ee 98.
Sus.aper Briss, . .'. . 102.
Sus domestius . . . . 108.
Sus europaeus Pall.. . . 19.
Sus palustrs . . . . ..10%.
Sus Scrofa 3 102.
Sus scrofa ferus auct, 103.
Sus scrofa palustris auct. . 103.
Se er [127
Bsandachs:. 2.0, 3% 53.
Bw 1 DE
Synotus Barbastellus . 29.
Talpa europaea 40.
Tarandus rangifer . 08.
Taxidea leucurus Hodgs. . 53.
Taxus vulgaris Tiedem. 53.
ER SR
Et 49
Teichfledermaus . SER:
u ee 2
Seite.
Torfhüund „7 ers ar zEn
Torfschwein . . . 103.
Tohl;. San a:
Tämmler . Sa.
Ur-Stier , =. man
Ursus Arctos : . "U
Ursus
Ursus
Ursus
Ursus
Ursus
Ursus
Ursus
cadaverinus Eversm. 52,
collaris Fr. Cuv. .„ 52,
faleiger Rehb, . . 52.
formicarius Everm, 52.
fuscus Albert. Magn. 52.
Meles I... 7%
niger Albert. Mazn,
Ursus norvegicus Fr. Cuv.
Ursus pyrenaicus Fr, Cuv.
Ursus spelaeus. . ..
Ursus Taxus Schreb. . .
Vespertilio aedilis Jenyns.
Vespertilio auritus Lin. . 28.
Vespertil. Barbast. Schreb. 29.
Vespertilio Bechsteini . . 35.
Vespertil. brevimanus Jenyns. 28,
Vespertilio brachyotusBaill. 31.
VespertiliolBrandtii Eversm. 37.
Vespertilio collaris Meissn. 36,
Vespertilio cornutus Fabr. 28.
Vespertilio dasyeneme . . 3%
Vespertilio Daubentonii 37.
Vespertil, emarginatus Mac-
Gillivray., Geoffr.? 36.
Jenyn8. Hp aezat,
Vespertil. ferrugineusBrehm, 30.
Vespert. ferrum equin, Schreb, 27.
Vespertil. humeralis Baillon. 36.
Vespert. lasiopterus Schreb. 30.
Vespertilio limnophilus Temm, 38.
VespertiliomacuanusPeters. 30.
Vespertilio minutus Montagu, 26,
Vespertilio murinus . . 34
Pall.; 2, 24 9mye
Vespertilio myotis Bechst. 34.
Vespertilio mystacinus . 36.
Böiezı Rz 38°
u ET
Vespertilio Nattereri
Vespertilio nigricans Örepson. 31.
Vespertilio Noctula Schreb,
. Geofifr.
Vespertilio Okeni Brehm, .
Vespertilio Otus Boie. .
VespertiliopygmaeusLeach.
Vespertil, Pipistrell. Schreb.
Vespertilio proterus Kuhl.
Vespertilio rufescensBrehm.
Vespert. Schinzii Michachel.
Vespertilio serotinus Geoffr.
Schreb. .
Vespertil. submurinus Brehm.
Vespert.turcomanusEversm.
Vespert. volgensis Eversm.
Vespertilio Wiedi Brehm. .
Vesperugo Leisleri Kuhl, .
Vesperugo Nathusii
Vesperugo Noctula . . »
Vesperugo Pipistrellus . .
Vison Lutreola A. Brehm, .
Viverra Erminea Shaw.
Viverra Foina Shaw. .
Viverra Lutra L. . . .
Viverra Lutreola L. . .
Viverra Martes Shaw. .
Viverra Putorius Shaw,
119
Seite.
DER MOSES. a ER
Vulpes crucigera Briss,
30. || Vulpes vulgaris Briss. .
33.
33. || Waldmaus - FR
28. || Waldspitzmaus . .»
31. || Waldwühlmaus
aba Wallach... 2%
30. || Wallisch . »
38. ıı Wanderratte . - »
37. | Wasserfledermaus .
30. || Wasserratie . » »
33. || Wasserspitzmans . »
34. || Wäsel, gr0t . . .
33. || Wäselken, lütt FEaBR
31.21: Wennworpi,.... ie. %
33. || Wiesel, kleines, . .
30. |! Wiesel, grosses . .
30. | Wildkatze . . »
30, || Wildschwein . . .
alien Wohler „Sy... 0a
96. 11..Wolpsi 2.27
54,
54, || Zäg 5 Rabe
DSH ick re
IH. Zu Ne
54. || Zwergfledermans .
54, | Zwergmaus. . x.
55. || Zwergspitzmaus . .
Viverra vulgaris Shaw,
. 106.
44,
102.
49,
94,
Destrage
zur Kenntniss der Triglochinblüthe.
Von Paul Horn-Waren.
Der Typus der monocotylen Blüthe "zeigt 5 mit
einander alternirende dreigliedrige Quirle, von denen 2
auf das Perigon, 2 auf das Androeceum und einer auf
‚das Gynäceum fällt. Von diesem Typus weichen ver-
hältnissmässig wenige Familien ab, theils durch das
Fehlschlagen einzelner Glieder, theils aber auch durch
später eintretende Verschmelzungen oder durch Dedou-
blement namentlich in den Staminalkreisen. Bei einigen
Familien finden wir aber auch das Gynäceum vermehrt
oder aber sehen einen oder mehrere dreigliedrige Quirle
zu dem typischen hinzutreten. Diesen letzteren reiht
sich auch die kleine in Deutschland durch 2 Genera
vertretene Familie der Juncagineen an. In Sachs Lehr-
buch der Botanik von 1875 pag. 600 wird in Fig. 452
das Diagramm der Triglochinblüthe mitgetheilt. Das-
selbe zeigt in regelrechter Alternation 2 Perigonwirtel,
2 Staminalwirtel und 2 Carpidenwirtel. Kochs Synopsis
Florae Germaniae giebt von der Gattung Triglochin L.
folgende Diagnose: Perigonium 6 phyllum. Stamina 6,
antheris subsessilibus. Ovaria 3—6 uniovulata. Stylus
nullus. Stigmata plumosa. Capsulae 3—6 azxi anguları
afixae, basi denique solutae et angulo interiore longitudı-
naliter dehiscentes. — Flores virescentes“ Hiernach
könnte es nun scheinen, als ob die Blüthe so einfach
und regelrecht gebaut wäre, dass dieselbe einer näheren
Erklärung nicht weiter bedürfte. Sehen wir uns dieselbe
aber näher an, so finden wir zuerst einen Perigonwirtel,
121
dem der äussere Staminalwirtel anteponirt ist, diesem
folgt ein 2ter Perigonwirtel, aber höher an der Achse
stehend als der äussere Staminalwirtel mit anteponirtem
ten Staminalwirtel und diesem folgen in regelrechter
Alternation 2 Karpidenwirtel, von denen bei Triglochin
palustre der äussere nicht zur Ausbildung gelangt, son-
dern nur in Form trennender Gewebsplatten vorhanden
ist. Das Diagramm in Sachs Lehrbuch passt also nicht
zu dem factischen Befund, sondern muss als ein
theoretisches betrachtet werden. Eichler in seinem
werthvollem Buch „Blüthendiagramme“ pag. 101, Fig.
46 A. giebt das Diagramm von Triglochin mariimum und
deutet das auffällige Stellungsverhältniss dadurch an,
dass der 2te Perigonwirtel mit dem äussern Staminal-
wirtel in einer Linie liegt. In der Natur ist diese eigen-
thümliche Stellung nur noch etwas stärker ausgeprägt,
was man namentlich klar auf Blüthenquerschnitten sieht,
die den Grund des 2ten Petal- und Staminalwirtels treffen.
An denselben sieht man nämlich, dass die Perigonblätter
des inneren Kreises die Staubbeutel eng umfassen und
vor diesen Blättern stehen die Staubgefässe des äussern
-Wirtels. Untersucht man einen Blüthenstand während
des Aufblühens genauer, so findet man, dass die untersten
Blüthen bereits Frucht ansetzen während die oberen
noch geschlossen sind. An den untersten Blüthen sieht
man die Blätter des äusseren Kreises mit den antepo-
nirten Staminibus zugleich abfallen und wenn man
während des Verstäubens ein Perigonblatt abnimmt, so
entfernt man mit diesem zugleich das anteponirte Staub-
gefäss. Der Grund dieses Verhaltens liegt in einem
Verwachsensein des Staminal- und Perigonblattgrundes.
Längsschnitte zeigen dies Verhältniss sehr deutlich und
lassen es theilweise so erscheinen, als ob das Perigon-
blatt dem Grunde des Filaments aufsässe. Diese Ver-
wachsung ist eine nicht grade sehr auffallende, wird
aber nichts destoweniger doch z. B. von der Flora
Deutschlands von D. F. L. v. Schlechtendahl, Ch. E.
'Langethat und Dr. Ernst Schenk nicht nur im Text er-
122
wähnt, sondern auch auf der Triglochin palustre dar-
stellenden Tafel abgebildet, wenn auch in etwas sehr
schematischer Form. Diese Verwachsung des Stamens
mit dem Grunde des Perigonblattes findet sich bei der
verwandten Scheuchzeria palustris ebenfalls, jedoch er-
scheint es bei Längsschnitten umgekehrt als bei Tri-
glochin, nämlich als wenn der Staubfaden dem Perigon-
blatt aufsässe. Diese auffällige Störung der Alternation
in den 4 ersten Blüthenkreisen ist in der Literatur,
soweit mir dieselbe bekannt geworden ist, bis jetzt
wenig erwähnt. Eichler in seinen Blüthendiagrammen
berührt dieselbe zwar, ohne ihr jedoch ein wesentliches
Gewicht beizulegen. Cordemoy in der Adansonia III,
pag. 12—14 „Organogenie des Triglochin“ hebt die auf-
fällige Thatsache an mehreren Stellen ausdrücklich her-
vor und sucht dieselbe auf entwicklungsgeschichtlichem
Wege durch eine Verschiebung zu erklären. Gelegentlich
wird dies auffällige Stellungsverhältniss dann noch von
Celakovsky in der interessanten Arbeit „über den ein-
geschalteten epipetalen Staubgefässkreis“ Flora 1875,
pag. 502 erwähnt, als ein Beispiel eclatanter, nachweis-
barer Verschiebung und zwar auf Grund der ent-
wicklungsgeschichtlichen Untersuchungen Cordemoys.
Die genauere Betrachtung der Blüthe zeigt also,
dass sich dieselbe nicht wie es dem Sachs’schen Diagramm
und den Beschreibungen der Floristen nach scheinen
könnte, dem gewöhnlichen Typus der monocotylen
Blüthe unterordnet und es handelt sich darum, eine Er-
klärung der gestörten Alternation zu geben. Es sind
meiner Meinung nach zwei Möglichkeiten vorhanden,
entweder hat eine Verschiebung des innern Perigon-
wirtels und des äussern Staminalwirtels stattgehabt,
oder aber wir haben anstatt der vier ersten Blüthen-
kreise nur zwei anzunehmen, so dass also die Triglochin-
blüthe nur ein simulirtes Perigon besässe, Perigonblatt
und anteponirtes Staubgefäss demgemäss nur einem
Phyllom entsprächen. Die Blüthenformel würde also
im ersten Fall zu schreiben sein P.3+3. A353 +3.
123
G. 3 + 3, dagegen im zweiten Fall P.0O + 0. A. 3
3.0343
Die erste Deutung hat Cordemoy in der oben
eitirten Arbeit entwicklungsgeschichtlich zu begründen
gesucht. Ich habe die Entwicklungsgeschichte der
Triglochinblüthe an unsern beiden Arten ebenfalls
studirt, bin aber zu etwas von Cordemoy abweichenden
Resultaten gelangt. Cordemoy behandelt die Ent-
wicklungsgeschichte des Blüthenstandes, des Perianths,
des Androeceums und der Carpidenwirtel in gesonderten
Abschnitten und zwar für Triglochin palustre.
Die Inflorescenz ist nach demselben eine einfache,
vielblumige Aehre und erscheint gegen den Monat Juli
am Grunde der Pflanze in den Achseln der Blätter.
Die Blumen erscheinen auf einer gradlinigen Achse, an-
fangs sitzend, später gestielt ohne Mutter- und Vor-
blätter. Das Perianth entsteht in aufsteigender Folge,
zuerst erscheint das vordere, in der Knospenlage die
andern beiden deckende, darauf nacheinander die beiden
folgenden und zwar das von den beiden ersten in der
Knospenlage vollständig gedeckte zuletzt, dann treten
in absteigender Folge die drei Blätter des innern
Perianths in Form abgeplatteter Wärzchen hervor.
Nachdem das Perianth angelegt ist, erscheinen die drei
äusseren Stamina in Form abgerundeter Hügelchen,
ein wenig höher als die Blätter des innern
Perianths. Sie platten sich ab und während dieser
‚Zeit „ereignet sich eine ausserordentliche Erscheinung“,
die Staubgefässanlagen biegen sich ein wenig nach aus-
wärts, während zu derselben Zeit die Blätter des innern
Wirtels sich nach dem Centrum der Blüthe zu krümmen.
In Folge dieser doppelten Bewegung gehen die An-
theren über die Blätter des äusseren Wirtels hinaus
nach aussen, der Art, dass im erwachsenen Zustand
die Staubgefässe einen äusseren Wirtel vor den Petalen
zu formiren scheinen. Die Staubgefässe des zweiten
Wirtels erscheinen nach denen des ersten, sie sind und
124
bleiben den Abtheilungen des innern Perianths super-
‚ponirt. Soweit Cordemoy.
Nach meinen Untersuchungen liegt die Sache nun
so. Die Aehrchen schliessen die Achse ab. In der
Achsel des letzten den Blüthenstandsstiel umfassenden
Blattes entsteht, wie das bereits Irmisch ‚Zur Mor-
phologie der monocotylen Knollen und Zwiebelgewächse“
pag. 175 und 176 bemerkt, eine Knospe, welche wieder
mit einem Blüthenstand abschliesst Die Aehre entsteht
‘als kleines kegelförmiges Höckerchen, von dem Scheiden-
theil des letzten Blattes der Achse umfasst. An diesem
Vegetationskegel entstehen die Blüthenanlagen in spira-
liger Folge als kleine rundliche Erhebungen von unten
nach oben hin fortschreitend. Der Blüthenstand ist
ebenso häufig unbegrenzt, als durch eine Endblüthe ab-
geschlossen, eine Thatsache, welche bereits Hoffmeister
„Allgemeine Morphologie der Gewächse‘“ pag. 437 für
Triglochin palustre mittheilt. Triglochin maritimum verhält
sich meinen Beobachtungen nach durchaus ebenso.
Tragblätter oder Vorblätter werden in keinem Ent-
wicklungsstadium gefunden. Die Anlage des ersten
Blüthenhüllkreises erfolgt in aufsteigender Folge und
zwar in der Art, dass sich der Vegetationskegel am
Grunde etwas abflacht und dreieckig wird. Aus dieser
flacheren Parthie treten die einzelnen Blattorgane nun
in aufsteigender Folge hervor. Das in der Präfloration
die beiden andern bedeckende nach vorn liegende Blatt
erscheint zuerst und dann in schneller Folge die beiden
anderen. Der unmittelbare Anschein gewährt fast den
Eindruck, als ob die Blattanlagen simultan entständen;
indess gelingt es bei ausdauerndem Suchen an aus-
- reichendem Material doch Zustände zu finden, welche
das Entstehen nach einander beweisen. Bevor nun die
Blätter des zweiten Wirtels erscheinen, sieht man am
Grunde der einzelnen Primordien eine noch wenig
scharf umschriebene wulstförmige Erhebung, die erste
Andeutung der Stamina. Klarer hervor treten dieselben
aber erst, wenn die Primordien des zweiten Wirtels in
“a a
125
absteigender Folge nach einander erscheinen. Ich habe
öfter Präparate vor mir gehabt, an welchen die Staminal-
anlagen des äusseren Wirtels bereits deutlich erkennbar
waren, während das letzte Blatt des innern Perigon-
wirtels noch nicht angelegt war. Während sonst vor
Anlage eines neuen Wirtels die Vegetationszone eine
dreieckige Gestalt annimmt, wird man das hier nicht
gewahr, weil diese beiden Kreise aus derselben Zone
und fast zu gleicher Zeit hervortreten, so dass man bei
oberflächlicher Untersuchung vermeinen könnte, beide
Kreise entständen durchaus zu gleicher Zeit. Die
Staminalanlagen des ersten Wirtels und die Primordien
des zweiten Perigonwirtels liegen, sobald sie vollständig
klar zu erkennen sind, durchaus auf gleicher Höhe.
Die Staubgefässe des zweiten Kreises erscheinen bald
nach Anlage der anteponirten Perigontheile. Nach
Cordemoy sollen die Stamina simultan entstehen; das
ist nach meinen Beobachtungen nicht der Fall, sondern
sie folgen in der Weise nach einander wie die ihnen
anteponirten Perigonblätter. Da die Entstehung der
einzelnen Primordien des Perigonkreises nur durch sehr
kurze Zeitintervalle getrennt ist, so entsteht auch für
diese Kreise leicht der Anschein, als ob sie simultan
angelegt würden. In dem successiven Entstehen der
Staminalwirtel glaube ich auch einen Grund für die
spätere Verstäubungsfolge zu finden; das vordere Staub-
gefäss ist stets das zuerst stäubende. Unzweifelhaft ge-
währen den Eindruck simultanen Entstehens aber die bei-
den nun folgenden Oarpidenwirtel. Dieselben erscheinen
zuerst als kleine halbkuglige Protuberanzen. Wenn
die Carpiden des 2! Wirtels bei Triglochin maritimum
erscheinen, zeigen die des äusseren Wirtels bereits eine
kleine halbmondförmige Einsenkung. Bei Triglochin
palustre bleiben dieselben im Höckerstadium und ent-
wickeln sich nur in Form trennender Lamellen. In
dieser Einsenkung entsteht das einzige Samenknöspchen
als kleiner konischer Höcker und geht die Bildung der
Eihäute und das Umbiegen der Samenknospe, um einen
126
anatropen Samen herzustellen, in gewöhnlicher Weise
vor sich. Die Entwicklungsweise der beiden Triglochin-
arten ist bis zu dem Punkt, wo die Bildung der Samen-
knospen in dem äussern Carpidenwirtel beginnt, durch-
aus übereinstimmend. |
Aus diesen Untersuchungen erhellt nun, dass eine
Verschiebung, wie sie von Cordemoy geschildert wird,
nicht statt hat, wenigstens ist dieselbe entwick-
lungsgeschichtlich nicht nachweisbar. Nach
meinen Untersuchungen entstehen die äusseren Stamina
überhaupt nicht höher als die Blätter des 2!e Perigon-
‚wirtels, sondern auf gleicher Höhe. Die Entstehungs-
weise der Perigonblätter mit den anteponirten Staub-
gefässen setzt der zweiten oben angedeuteten Erklärungs-
weise kein Hinderniss entgegen, im Gegentheil dieselbe
kann durch die Beobachtung des succedanen Entstehens
der Staubgefässe nur eine Stütze erhalten, wenn nicht
anderweitige gewichtige Gründe für eine congenitale
Verwachsung der sonst selbständigen Kreise sprechen.
Wenden wir uns also zu der zweiten Möglichkeit, dass
die Perigonblätter und die anteponirten Staubblätter
nur einem Blattkreise entsprechen und prüfen dieselbe
etwas genauer.
Der Fall eines solchen simulirten Perigons liegt
in der den Juncagineen verwandten Familie der Pota-
mogetoneen vor. Potamogeton besitzt oberflächlich be-
trachtet ein recht ausgesprochenes 2 + 2gliedriges
Perigon, welches allerdings schon lange von ver-
schiedenen Botanikern als ein unächtes betrachtet ist,
weil eine genauere Untersuchung zeigt, dass die schein-
baren Perigonblätter nur blattartige Auswüchse des
Connectivs darstellen. Dieser Auffassung schloss sich
unter anderen auch Sachs in seiner ersten Auflage des
Lehrbuchs der Botanik an, woselbst die Blüthenformel
für Potamogeton pag. 479 mitgetheilt ist K.0. C 0. A.2.
+2.G. x 4? oder K.0. 0.0. A.4. G.4? Die vor-
züglichen entwicklungsgeschichtlichen Untersuchungen
Hegelmaiers über die Potamogetonblüthe lassen es aller-
127
/
dings zweifelhaft erscheinen, ob man nicht doch mit
Recht ein Perigon anzunehmen hat, indess die von
Eichler, Blüthendiagramme pag. 90 und 91, vorgebrachten
Gegengründe scheinen mir so überzeugend, dass ich das
Perigon Hegelmaiers mit Eichler entschieden für
Connectivschuppen halten muss. Nach Hegelmaier ist
die Entwicklung nämlich folgende: zuerst erscheinen die
transversalen, bald darauf die diagonalen Connectiv-
schuppen und erst dann treten in etwas rascherer Folge
die Stamina auf. Weil nun die Connectivschuppen des
1ste2 und 2te® Wirtels bereits angelegt sind, bevor die
Antherenanlagen sichtbar werden, glaubt er die Con-
nectivschuppen für 2 alternirende, selbstständige Wirtel
halten zu müssen und den sonderbaren Zusammenhang
der Wirtel mit den anteponirten staminibus auf spätere
Verwachsungserscheinungen zurück führen zu müssen.
Eichler erkennt an, dass die Verwachsung der ante-
ponirten Kreise an und für sich allerdings nicht beweise,
dass Perigonblatt und Staubgefäss nur ein Phyllom
repräsentiren, da aber bei der nächstverwandten Ruppia
die Blüthe entschieden apetal ist und hier Schüppchen,
die unzweifelhaft Connectivbildungen sind, vorkommen,
so glaubt er sie auch bei Potamogeton dafür ansprechen
zu müssen. In Betreff der Entwicklungsweise macht er
geltend, dass auch in vielen anderen Fällen, wie
namentlich bei den sogenannten diplostemonischen
Blüthen die Antheren früher auftreten als die hinter
ihnen befindlichen Kronentheile, von denen sie doch
innere Abschnitte sind; auch hat es nichts befremdliches,
dass innere Theile eines und desselben Organs später
sichtbar werden, als die äusseren. Ein Hauptgrund
Eichlers aber ist das von Magnus beobachtete Vor-
kommen 3 und 2zähliger Blüthen, bei denen die Stellung
nicht in eine alternirende verwandelt wird, wie es sein
müsste, wenn die Hegelmaiersche Auffassung richtig
wäre. Diese ausnahmsweise vorkommenden dreigliedrigen
Potamogetonblüthen leiten uns nun zu den 3gliedrigen
Triglochinblüthen über, ebenso wie die von mir mehr-
123
fach beobachteten 2gliedrigen Triglochinblüthen die
Brücke zu der Potamogetonblüthe schlagen.
Schon im Archiv 1875 „Beiträge zur Kenntniss des
Blüthenbaues von Scheuchzeria palustris“ pag. 166 theilte
ich mit, dass ich mehrfach jüngere Stadien 2gliedriger
Triglochinblüthen an Triglochin maritimum beobachtete.
In den meisten Fällen zeigten dieselben ein 2 + 2glie-
driges Perigon, 2 + 2 Staubgefässe und 2 + 2 Carpiden.
In diesem Jahr fand ich solche Blüthen vollständig ent-
wickelt auch an Triglochin palustre und war hier an der
Insertion nichts geändert. Die Staubgefässe des äussern
Kreises standen ebenfalls wie in den 3gliedrigen Blüthen
tiefer als die Tepala des 2% Kreises. Ich beobachtete bei
Triglochin marit. jüngere Stadien, in denen die Perigon-
blätter und das Andröceum angelegt waren und solche,
bei denen bereits der 1° Carpidenwirtel in Form kleiner
Höcker sichtbar war, dem äussern Perigonwirtel ante-
ponirt. Eine durchaus dimere Blüthe zeigte aber 6 Car-
piden, von denen 4 dem 1°", 2 dem 21% Wirtel angehörten.
Diese Verdoppelung im Gynaeceum scheint mir deshalb
von grossem Interesse, weil dieselbe vielleicht dazu
dienen kann, den 4gliedrigen Carpiden- Wirtel der
Potamogetonarten zu erklären. Dies würde um so mehr
der Fall sein, wenn eine von mir beobachtete 4gliedrige
Triglochinblüthe eine 2gliedrige darstellte. Die Anlage
derselben zeigte 4 ziemlich gleich weit entwickelte
Perigonblätter mit den anteponirten Staubgefässen; mit
diesen alternirend folgten 4 Höcker, die ich anfangs
für die Carpiden ansah. Dann würde hier also dieselbe
Stellung des Carpidenwirtels eingetreten sein, wie bei
Potamogeton, wenn man den voraufgehenden Kreis als
aus 2 Wirteln bestehend dächte.e. Diese Deutung
schienen mir aber zwei kleine blattartige Organe unter-
halb der vier alternirenden Höcker zu hindern. Die-
selben scheinen mir eben zu beweisen, dass wir es mit
Staminalanlagen zu thun haben. Dazu kommt noch,
dass die Höcker in ihrem Aussehen mehr den Staminal-
höckern als den Carpidenanlagen entsprechen. Letztere
“2
129
zeigen nämlich von Anfang an eine mehr runde Form.
Diese letztere Deutung zu Grunde gelegt, sehen wir
hier ähnliches, wie es bei Scheuchzeria öfter zu beob-
achten ist. Diese 2gliedrigen Blüthen erinnern sehr
lebhaft an die sich entwickelnde Potamogetonblüthe,
wenngleich schon in der Entwicklung dadurch ein wesent-
licher Unterschied hervortritt, dass sich die Perigon-
blattanlagen von vornherein mehr von den Staminal-
anlagen abheben durch ihre flache Lage, als dies bei
Potamogeton der Fall ist.
Es lässt sich ja überhaupt nicht verkennen, dass
bei Potamogeton der Zusammenhang des Pseudoperigons
mit den anteponirten szaminibus ein viel engerer ist als
bei Triglochin, da er hier nur am Grunde statt hat und
jedenfalls nicht auffallen würde, wenn nicht die sonder-
baren Stellungsverhältnisse und die eigenthümliche That-
‘sache, dass das äussere Perigon stets mit den antepo-
nirten staminibus vor dem innern Perigonwirtel abfiele,
darauf besonders hinführten. Dass aber ein Zusammen-
hang der betreffenden Theile statt hat, lässt sich nicht
läugnen und dass dieser Zusammenhang durch das eigen-
thümliche Stellungsverhältniss eine grössere Bedeutung
sewinnt, als ihm an und für sich zukommen könnte, ist
ebenfalls unzweifelhaft, ja dies Stellungsverhältniss pro-
vocirt sogar diese Deutung, welche ebenso wie bei
Potamogeton, das Perigon als selbstständigen Blattkreis
nicht gelten lässt. Dass das Perigon hier aber keine
Connectiveffiguration sein kann, lehrt schon der Augen-
schein. Warum sollte dasselbe aber nicht eine blatt-
artige Verbreiterung des Filaments sein? Dergleichen
morphologisch nichtssagende Anhängsel kommen ja öfter
vor, z. B. die Basilarschuppen vor Vellosia graminea,
von Zygophyllum fabago, foetidum etc. Man könnte hier-
gegen ja allerdings geltend machen, dass die Entwick-
lungsweise dann eine andere sein müsste, da das Perigon-
blatt doch vor dem Staubgefäss erscheine, so müsse
es auch ein selbstständiges Organ sein, indess glaube
ich nur auf Eichlers Einwände gegen die Beweisführung
Archiv XXX. 9
130
Hegelmaiers, das Potamogetonperigon betreffend, hin-
weisen zu dürfen. Für diese Deutung dürfte ferner
noch der Umstand sprechen, dass nach Seuberts Dia-
gramm von Triglochin montevidense stets der innere
Perigon- und Staminalwirtel fehl schlägt (Eichler,
Blüthendiagramme pag. 101, Fig. 46C.) Nach Buchenau
stellt sich die Sache dieser Deutung allerdings un-
günstiger. Derselbe schreibt im Index criticus Buto-
macearum, Alismacearum Juncaginarumque, Separat-Ab-
druck pag. 58: „Die Blüthen beider Arten (nämlich
montevidense et decipiens) zeigen eine grosse Neigung
zum Verkümmern einzelner Theile, namentlich der innern
Staubgefässe, oft aber auch noch eines oder zwei der
äussern, so dass die Blüthe manchmal nur ein ent-
wickeltes Staubgefäss hat.“ Wenn nun aber das Stamen
verkümmert und das der vorstehenden Theorie nach
mit dem Stamen identificirte Perigonblatt bleibt, so
scheint das entschieden gegen diese Auffassung zu
sprechen. In diesem Jahr richtete ich nun mein Augen-
merk bei Untersuchung einer grossen Anzahl Pflanzen
von Trigloch. palustre auf ähnliche Vorkommnisse. Sehr
oft waren mir schon früher verkümmerte Blüthen am
Grunde der Aehre aufgefallen, die oft nur aus einem
Staubgefäss in der Achsel eines Perigonblattes bestanden
und hoffte ich mit ziemlicher Gewissheit darauf, auch
Zwischenstufen der Verkümmerung zu finden. Ich fand
wirklich mehrfach solche Blüthen, bei denen haupt-
sächlich im inneren Kreise einzelne Staubgefässe ver-
kümmert waren, aber stets fand ich noch An-
deutungen der Stamina in Form drüsenartiger An-
schwellungen oder kleiner Fortsätze am Grunde dieser
Perigonblätter; meistentheils waren diese selbst
ebenfalls bedeutend kleiner, als die übrigen Perigon-
blätter. Soviel ich beobachten konnte, blieben diese
Verkümmerungen der Staubgefässe fast nur auf den
zweiten Wirtel beschränkt. Das interessanteste Vor-
kommen bot eine 2gliedrige Blüthe von Triglochin palustre
dar. Die Staubgefässe des äussern Wirtels waren voll-
131
ständig entwickelt, das eine Perigonblatt des innern
Wirtels zeigte eine etwas abweichende Form und am
Grunde eine drüsenartige Anschwellung, die ich genauer
untersuchte. Es war hier an der einen Seite des
Perigonblatts ein Antherenfach ausgebildet. Es fanden
sich dieselben spiralförmig verdickten Wandzellen, wie
bei den gewöhnlichen Antheren, auch gut entwickelte
Pollenkörner waren vorhanden. In dem 2 + 2gliedrigen
Fruchtwirtel war das eine nach vorn fallende Carpid
verkümmert, während das nach hinten fallende auffällig
stark entwickelt war. Die beiden Carpiden des innern
Kreises zeigten nichts auffallendes. Dies Vorkommen
nun scheint mir den vorhin berührten Einwurf der totalen
Verkümmerung des Staubgefässes beim Vorhandensein
des Perigonblattes bedeutend abzuschwächen. Ich fand
erstens, dass stets Andeutungen der geschwundenen
Stamina vorhanden waren, zweitens dass die betreffenden
Perigonblätter stets kleiner waren, wenn die anteponirten
Staubgefässe geschwunden waren, und drittens endlich
sah ich in dem letzten Fall, dass das Pseudoperigonblatt
selbst einseitig zum Staubgefäss wurde. Wenn nun auch
diese Beobachtungen nicht direct beweisen, dass das
Perigonblatt mit dem Staubgefäss zu identificiren ist,
so muss man doch jedenfalls zugeben, dass das successive
Schwinden des Staubgefässes und die Uebertragung der
Function auf das anteponirte Perigonblatt auf einen
innigeren Zusammenhang hinweist, eine Beziehung, die
sich auch noch bei Scheuchzeria in dem fast stets Hand
in Hand gehendem Dedoublement des Stamens und des
anteponirten Perigonblattes documentirt, obgleich hier
bereits die Stellung durchaus keinen Anhalt mehr für
diese Deutung bietet. Und wenn man von diesem Allem
absieht, so muss man doch zugestehen, dass ebensowohl
der äussere als der innere Theil eines Organs ver-
kümmern kann; es ist doch sehr gut denkbar, dass das
Staubgefäss als solches schwindet oder rudimentär wird,
während der blattartig entwickelte Grund des Filaments
übrig bleibt. Eine durchaus überführende Kraft kann
9*
132
Eu
ich demgemäss diesem Einwand nicht zugestehen. Viel
gewichtiger scheint mir aber die nahe Verwandtschaft
mit Scheuchzeria gegen meine Deutung zu sprechen.
Scheuchzeria hat ein sehr ausgesprochenes Perigon, das
wohl so leicht nicht in Zweifel gezogen werden kann.
Dasselbe ist am Grunde etwas verschmolzen und fällt
nicht, wie das der von mir untersuchten Triglochinarten
nach der Bestäubung mit den staminibus ab, sondern ist
während des Reifens der Frucht noch lange Zeit vor-
handen. Erst wenn die Früchte vollständig entwickelt
sind, verwelkt es, so dass es unkenntlich wird. Wenn
nun auch, wie ich bereits oben andeutete, eine engere
Beziehung zwischen den Staubgefässen und anteponirten
Perigonkreisen besteht, die sich auch durch leichte Ver-
wachsung des Grundes der Filamente mit den anteponirten
Perigonblättern documentirt, so wird man auf diese
Beziehungen hin doch nicht in der Lage sein, der
Scheuchzeriablüthe das Perigon abzusprechen. Wenn
wir nun in einer Familie 2 Gattungen haben, die un-
zweifelhaft derselben angehören, die beide dem Augen-
schein nach ein wohlausgesprochenes Perigon besitzen,
von denen das eine allerdings auffällige Eigenthümlich-
keiten hinsichts der Stellung und mancher anderer Ver-
hältnisse zeigt, die es unter Umständen wohl zulässig
erscheinen lassen könnten, dasselbe nur als appendiculäre
Bildung aufzufassen, so müssen wir mit dieser Deutung
jedenfalls sehr vorsichtig sein und dürfen dieselbe nur
dann für zulässig halten, wenn durchaus zwingende,
nicht anders zu deutende Thatsachen vorhanden
sind. Sollte nun freilich Zalaea H. u. B., welche ent-
schieden apetal ist, zu den Juncagineen gehören, was von
Buchenau ‚‚Index critic. Butomacearum etc. pag. 50 Separat-
abdruck bezweifelt wird, so würde sich ein gewichtiges
Moment für die Apetalie der Triglochinblüthe ergeben.
Da indess die Zugehörigkeit dieser Pflanze jedenfalls
sehr zweifelhaft ist, so glaube ich vorläufig davon ab-
sehen zu müssen.
rn
133
Vergegenwärtigen wir uns kurz noch einmal die
für die Apetalie sprechenden Momente, so sind das 1.
die Stellung, 2. der Zusammenhang der Staubgefässe
mit den anteponirten Blättern, der vor allem klar nach
dem Verstäuben erkannt wird, 3. der Umstand, dass
die Entwicklungsgeschichte diese Deutung wohl zulässt,
4. dass im Verwandtschaftskreise der Familie ähnliche
Verhältnisse vorliegen. Die Hauptgründe für diese
Deutung liegen schliesslich immer in dem ersten und
zweiten Punkt. Eine zwingende Nothwendigkeit zu der-
selben schliessen dieselben nur in dem Falle ein, wenn
eine Verschiebung der Kreise ablosut ausgeschlossen
wäre, Hiermit kommen wir zu dem 3. Punkt. Die Ent-
wicklungsgeschichte lässt ohne Zwang die Auffassung
der Staubgefässe mit den anteponirten Perigonblättern
als ein Phyllom zu, zwingt indess nicht dazu. Aller-
dings ist es mir nicht gelungen eine Verschiebung,
welche Cordemoy nachgewiesen zu haben glaubt, eben-
falls nachzuweisen, im Gegentheil, die Entwicklungs-
geschichte lässt von derselben nichts erkennen. Nichts
desto weniger ist eine solche Verschiebung ja auch
denkbar, ohne dass dieselbe entwicklungsgeschichtlich
noch nachweisbar wäre. Wie ich oben gezeigt habe
entstehen die Kelchstaubfäden mit den Petalen ziemlich
zu gleicher Zeit und auf gleicher Höhe. Es ist mir
nicht gelungen, Entwicklungsstadien aufzufinden, die nur
‘ die Anlage des Perigons zeigten, wohl aber, wenn
auch selten, solche, in denen bereits die Kelchstaubfäden
angelegt waren und erst 2 Phyllome des Petalwirtels,
woraus ich glaube, den Schluss ziehen zu dürfen, dass
die Kelchstamina vor den Kronblättern erscheinen.
Wenn nun auch ein Hervorgehen der betreffenden Theile
aus dem gleichen Primordium nicht stattfindet, so ist
die ganze Art des Erscheinens dem bei Potamogeton
ähnlich und würde es hiernach wohl zulässig sein, diese
Kreise morphologisch nur für einen einfachen anzu-
sprechen. Wenn man nun aber bedenkt, dass bei 7ri-
glochin montevidense der Petalkreis öfter schwindet, theil-
134
weise auch bei Triglochin palustre, so könnte sehr wohl
durch diese Neigung zum Schwinden eine Retardation
in der Anlage begründet sein und grade dieser Punkt
bestimmt mich, der Art der Entwicklung ein grosses
Gewicht für die Deutung dieser Blüthe nicht zuzuer-
kennen. Da bei den Monocotylen auch anderweitig
eine ähnliche Verschiebung vorkommt, z. B. bei Asphodelus
nach Payer, so stehe ich um so weniger an, die hier
nicht zu beobachtende Verschiebung dennoch anzn-
nehmen. Ein weiteres Moment für die Verschiebung
dürfte sich vielleicht auch in der Verwachsung der
Staubgefässe mit den opponirten Phyllomen des Perigons
finden lassen und ferner darin, dass die Staminal-An-
lagen ebenso wie die Petalanlagen nicht simultan, son-
dern nacheinander entstehen. Dieser Umstand scheint
entschieden für die Zusammengehkörigkeit der beiden
Kreise zu sprechen, lässt sich indess aber auch aus
einer congenitalen Verwachsung erklären, welche con-
genitale Verwachsung wiederum zur Erklärung der Re-
tardation des 2. Wirtels benutzt werden kann. Es er-
hellt hieraus, dass die Entwicklungsgeschichte keine
zwingenden Thatsachen für die Apetalie der Triglochin-
blüthe einschliesst, sondern dass diese Thatsachen sich
auch ebensogut der anderen Deutung anpassen lassen.
Wenden wir uns nun zu dem 4, Punkt, die Verwandt-
schaftsverhältnisse betreffend. Dass die Juncagineen
einerseits durch Scheuchzeria mit den Alismaceen, andrer-
seits durch Triglochin mit den Potamogetoneen verwandt
sind, zeigt sich in mancherlei Weise. Zuerst also bei
Scheuchzeria namentlich in der Neigung zum Dedoublement
im Petalwirtel und in der Neigung die Carpidenzahl zu
erhöhen. In diesem Jahr fand ich bei Scheuchzeria den
2ten Carpiden-Wirtel nicht nur stets entwickelt, sondern
konnte mitunter eine weit stärkere Entwicklung des
innern Kreises constatiren *) und fand den äusseren
*) Anmerk, Vergleiche Beiträge zur Kenntniss des Blüthen-
baus von Scheuchzeria palustr.
135
sogar theilweise im Schwinden begriffen, dafür aber oft
einen dritten Wirtel, der über dem ersten stand, voll-
ständig entwickelt. Die Carpiden dieses oberen Wirtels
waren mitunter derartig in die des untersten hinein-
gewachsen, dass ich in einem Fall rechts und links von
dem Carpid des 3: Wirtels in dem untersten von ihm
getheilten die beiden Samenknospen fand. In einzelnen
Fällen sah ich ferner noch ein Carpid eines 4, dem
zweiten superponirten Wirtels ausgebildet. Auch bei
einigen 4gliedrigen Blüthen fanden sich 9 Carpiden,
von denen das 9° wieder über einem der untersten stand.
Diese Neigung 4gliedrige Wirtel zu entwickeln führt
nun schon zu den Potamogetoneen. Noch viel näher stehen
diesen allerdings die Triglochinarten mit ihren häufig
2gliedrigen Wirteln, wie auch darin, dass die Carpiden
stets nur 1 Samenknospe erzeugen, während bei Scheuch-
zeria stets 2 erscheinen, wodurch letztere an die mehr-
samigen Carpiden der Butomoideen erinnert. Diese
nähere Verwandtschaft von’ Triglochin mit Potamogeton
zeigt sich auch noch darin, dass bei beiden keine Mutter-
und Vorblätter der Blüthen entwickelt werden, während
Scheuchzeria wenigstens Bracteen entwickelt. Dass aber
die Alismoideen den Juncagineen verwandtschaftlich näher
stehen, als die Potamogetoneen ist nicht zu bezweifeln.
Dafür spricht die grössere Uebereinstimmung des Blüthen-
baues, der regelrecht stets 3gliedrig mit doppeltem
Carpidenwirtel ist, und um dieser näheren Verwandtschaft
willen glaube ich den für die Apetalie der Triglochinblüthe
sprechenden Momenten keine durchschlagende Bedeutung
zuerkennen zu dürfen. Die auffälligen Stellungsverhält-
nisse glaube ich durch eine entwicklungsgeschichtlich
nicht mehr nachweisbare Verschiebung hinlänglich er-
klärt, so dass demnach das für Trzglochin mitgetheilte
Diagramm in Sachs Lehrbuch das wirkliche Diagramm
der Triglochinblüthe darstellt.
Waren, den 138. August 1876.
———e AS ——————
Figuren-Erklärung
zu Tafel II.
Fig. I. Diagramm der Triglochinblüthe nach Sachs, copirt nach
Fig. 452 Sachs Lehrbuch der Botanik, 4te Auflage.
Fig. 2. Diagramm von Triglochin meritimum nach Eichlers Blüthen-
diagrammen Fig. 46 A,
Fig. 3. Diagramm der Fruchtwirtel von Triglochin palustre ebendaher
Fig. 46 B. R
Fig. 4. Diagramm von Triglochin Montevidense nach Seubert
(Blüthendiagramme Fig. 46 C.).
Fig. 5. Diagramm von Triglochin maritimum. Dasselbe lässt das
bei Eichler angedeutete Stellungsverhältniss der
4 ersten Blüthenkreise etwas klarer hervortreten, in
demselben ist ferner die Verwachsung des Staminal-
und Perigonblattgrundes angedeutet,
Fig. 6. Eine eben aufblühende Blüthe von Triglochin palustre, von
der Seite gesehen,
Fig. 7 u. 8. Längsschnitte durch Perigonblätter und anteponirte
Staubgefässe, um die Verwachsung beider Organe zu
zeigen.
Fig. 9, Längsschnitt durch eine Scheuchzeriablüthe, um die auch
hier bestehende Verwachsung zu zeigen,
Fig. IO u. Il, Perigonblätter mit den angewachsenen Staubgefässen,
Bei 10 die Staubbeutel schon verstäubt, bei 11 von
einer eben sich öffnenden Blüthe entnommen.
Fig. I2. Perigonblatt,. dessen anteponirtes Staubgefäss fehlgeschlagen
war und das selbst einseitig zum Staubgefäss wurde,
Tafelll.
4 be . A a % ER:
7 Da UN
Dan he: re
N Ne a" ve Ad
" hr 4 ur,
Gata.lbo®
der fossilen Einschlüsse des oberoligocaenen
Sternberger (Gresteins in
Mecklenburg.
Vo. E. Koch.
Nachdem die Vollendung der vom Herrn Dr. Wiech-
mann und mir begonnenen monographischen Beschreibung
der Mollusken des Sternberger Gesteins eine bedauerliche
mehrjährige Unterbrechung erlitten hat, gebe ich der
wiederholten Aufforderung verschiedener Freunde nach:
eine Uebersicht über die sämmtlichen fossilen Reste, die
dies Gestein einschliesst, zu liefern; eine Arbeit, die vor-
zugsweise den Zweck hat, den Sammlern einen Anhalt
für die Bestimmung und Ordnung dieser Einschlüsse
zu geben. —
Diesem Zweck entsprechend, führe ich Synonyma
nur in so weit an, wie dies für die Feststellung der Art
unumgänglich nothwendig ist, und beschränke mich auch
rücksichtlich der Litteraturnachweise meist nur auf die
bekannteren Autoren, deren Werke jedem Sammler leicht
zugänglich, und speciell für die Mitglieder unsers Vereins
aus der Bibliothek desselben zu beziehen sind. —
Ich bemerke ausdrücklich, dass ich nicht die Ab-
sicht habe, die Vollendung der monographischen Be-
arbeitung der Mollusken des Sternberger Gesteins durch
den vorliegenden Catalog überflüssig zu machen; ich
hoffe vielmehr, dass mein verehrter bisheriger Mitarbeiter
sich bereit finden lassen wird, die Weiterarbeit mit mir
wieder aufzunehmen! —
Mit Rücksicht hierauf sind in vorliegender Arbeit
diejenigen Mollusken-Species, die durch unsere bisherige
semeinschaftliche Arbeit schon als neue Arten festge-
stellt und selbst z. Th. schon benannt sind, ohne diesen
Namen und ohne specielle Beschreibung aufgeführt, und
138
nur diejenigen Arten, die bisher von mir allein unter-
sucht und festgestellt worden sind, habe ich benannt
‚und theilweise beschrieben, jedoch ohne für jetzt eine
Abbildung zu geben, indem ich diese, wie ausführliche
Beschreibung für die Fortsetzung der „Molluskenfauna*
reserviren wollte. —
Wie sehr an der Zeit es übrigens ist, dass einmal
ein neuer Catalog der Sternberger Petrefacten aufgestellt
wird, das dürfte eine Vergleichung der vorliegenden
Arbeit mit den früheren Verzeichnissen zur Genüge
nachweisen. — Diese älteren Cataloge sind zum Theil
durch die neueren Forschungen vollständig antiquirt und
fast werthlos geworden, zum Theil durch neue Funde so
unvollständig, dass sie nicht mehr genügen, ein Bild der
reichen Fauna dieses vaterländischen Gesteins zu geben.
In letzterer Beziehung kann ich nicht unterlassen,
mit besonderer Anerkennung der Thätigkeit zu gedenken,
die der Herr Baron von Nettelbladt hieselbst während
der letzten Jahre auf die Erforschung der Fauna des
Sternberger Gesteins verwandt hat! — Derselbe hat
in wenigen Jahren eine Spezialsammlung von Sternberger
Petrefacten zusammengebracht, die an Vollständigkeit
und Schönheit der Exemplare nichts zu wünschen übrig
lässt. Wir verdanken demselben eine grosse Anzahl
neuer Funde und selbst neuer Arten, wovon der a
stehende Catalog Zeugniss ablegen wird. —
Was nun die systematische Anordnung der Mollusken
betrifft, so fehlt in dieser Beziehung bedauerlich eine
übereinstimmende Ansicht zwischen den Palaeontologen.
— Ich habe mir daher für die Ordnung meiner Samm-
lung selbst ein System zurechtgelegt, theils Weinkauff’s,
theils Woodward’s Arbeiten zu Grunde legend, und
dieser Ordnung entsprechend habe ich sowohl Genera
wie Spezies in vorliegendem Catalog auf einander folgen
lassen. —
Für die Citate habe ich mich der folgenden Ab-
kürzungen bedient. —
139
K. u. W. soll heissen: Koch u. Wiechmann, Molluskenfauna des
Sternberger Gesteins in Mecklenburg im Archiv der
Freunde der Naturgeschichte Jahrg. 25 (I. Abthlg.
m. 3. T.), auch als Separatabdruck erschienen bei
C, Brünslow in Neubrandenburg, 1872. —
Beyr. = Dr.E. Beyrich, Conchylien des Norddeutschen Tertiaer-
gebirgs. Berlin, bei Hertz 1854; auch in der Zeitschr.
der Deutschen Geol. Gesellsch, Jahrg. 5—8 erschienen.
Leider nicht fortgesetzt! —
v. K. M. ol. = Dr. A, v. Koenen, das marine Mitteloligocaen
Norddeutschlands und seine Molluskenfauna. Üassel,
bei Fischer 1867. — Sep.-Abdr. aus Palaeontographica
Bd. 16. —
Nyst = Nyst, Description des coquilles et des polypiers foss.
des terrains tertiaires de la Belgique, Brüssel, 1843.
Phil. = Philippi, Beiträge zur Kenntniss der Tertiaer - Ver-
steinerungen d,. Nordwestl. Deutschlands, Cassel, 1848.
Speyer, Cass. — Dr. 0. Speyer, Die Conchylien der Casseler
Tertiaerbildungen. Cassel, bei Fischer 1870. (Bis jetzt
nur die Gastropoden erschienen.) —
Archiv = Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte
in Mecklenburg,
Hörnes = Dr. M. Hörnes, die foss, Mollusken des Tertiaer-
Beckens von Wien in den Abhandlungen der k.k,
Geol. Reichs-Anstalt. Bd. 3 u. 4— 1856 — 1870.
Goldt. = A, Goldfuss, Petrefacta Germaniae, 3 Bde, Düssel-
dorf, 1826 — 44, —
Sandberger (Sandb.) = Dr. Fr. Sandberger, die Conchylien
des Mainzer Tertiaerbeckens. Wiesbaden, 1863. —
Böttger Beitr. = 0. Böttger, Beitrag zur Kenntniss der
Tertiaer-Formation in Hessen. Offenbach, 1869. —
K. u. W. Oberolig.-Fauna = Koch u. Wiechmann,
Oberolig.- Fauna des Sternb, Gesteins in Zeitschr. der
Deutschen Geol. Gesellsch. B. XX. —
Karst. Verz. —= Dr. H. Karsten, Verzeichniss der Versteine-
rungen aus dem Sternb. Gestein. Rostock, 1849, —
Speyer Söll. = Dr. 0. Speyer, Tertiaerfauna von Söllingen.
Cassel, 1864,
140
Il. Gasteropoda.
1. WMurex brevicauda Hebert. —
K. u. W. No. 1. — Beyr. p. 200, t. 13, f. 2. —
2. M. pereger Beyrich. —
K. u. W. No. 3. — Beyr. p. 212, t.14, f.1. —
v.RE Mo Noaas ed Fr
Dem Eifer des Herrn Baron von Nettelbladt
ist es gelungen, von beiden Arten eine hübsche
Anzahl Stücke in den verschiedenen Alters-
zuständen aufzufinden.
3. M. Kochi Beyrich. —
K. u: W.25N0.4, 2:1, 2: — Bas p 22 —
Zur Vervollständigung der Beschreibung dieses
bis jetzt nur aus dem Sternberger Gestein in
etwa 20 Exemplaren bekannten Murex bemerke
ich, dass 2 Stücke mit freier Mündung in der
Sammlung des Herrn Baron von Nettelbladt
nachweisen, dass die Aussenlippe in der Mün-
dung (der Gaumen) mit 6 starken rundlichen
Zähnen besetzt ist, von denen der oberste
nur rudimentair, der unterste aber besonders
stark entwickelt ist. — Dagegen zeigt ein
grösseres, stark mit Schmelz belegtes Stück
diese Zähnchen nicht. —
4. M. Deshayesii Du Chastel. —
K. u. W. N0.2. — Nyst, p. 5435, t. 41, f.13. =
M. capito Phil. p. 60, t. 4. f. 19, 20. —
5. M. globosus Koch & Wiechmann. —
K. %..W. - No. 3, £: 14:8. —
6. Tiphys pungens Solander. —
K.u. W. No.6. — DBeyr.p. 214 ex parte, t. 14,
F. 5 (non f. 4). — Speyer, Cass. p. 75, t. 9, f. 3,
4. = T. horridus (Broce.) Boll, Archiv 6, p. 74. —
7. T. euniculosus Du Chastel. —
K.u. W. No.7. — Beyr. p. 220, t. 14, f. 6. —
Speyer, Cass. p. TT, t. 9, f. 5—8. = Murex
simplex Phil. p. 26, t. 4, f. 22. —
13.
12.
13.
14.
141
. T, Schlotheimi Beyrich. —
K.u. W. No.8. — Beyr. p. 218, t. 14, f. 7. —
Speyer Cass. p. 18, 1.9, f9—11l. =T. se-
junctus Semper. Archiv 15, p- 282. — = Typhis
Jistulatus (v. Schl) Boll Archw 6, p. 74. —
. Pisanella semiplicata Nyst (Voluta). —
K.u. W. No. 16. — Nyst p. 59, t. 44, f. 10.—
Speyer Cass. p. 291, t. 35, f.8. = Voluta sub-
granulata v. Schlotheim. Beyr. p. 76, t.4, f. 7. —
. Tritonium flandricum de Koninck. —
K. u. W. No.23.— Beyr. p. 182, t. 12, f. 3—5.
— Speyer Cass. p. 66, £. 7, f.6—-12. — = T.
nodularium (Lam.), Boll Archw 3, p. 211.
Stenomphalus Wiechmanni v. Koenen. —
v. Koen. Mioc. N.- Deutschlands No. 55, t. 1,
J: au. 10.
Ficula (Pyrula) concinna Beyrich. —
K.u. W. No. 24. — Beyr. p. 228, t. 15, f. 7,8. —
Speyer Cass. p. 80, t. 9, f. 15. — = Pyrula
clathrata (Lam.), Boll Archiv 3, p.210 u. 6, 9.75. —
F, condita Bronginart. —
z u. W. No. 25. — Hörnes Wien. Beck. I,
. 270, 8. 28, f. 4-6. — = Pyrula reticulaia
en a} Var. canaliculata Beyr. p. 231, t. 15,
0
Fusus scrobiculatus Boll. —
K. u. W. No. 10. — Boll in Archiv 6, p. 75. —
Beyr. p. 251, t. 23, f. 3. — Speyer, Cass. p
93, t. 10, f. 11. — = Fus. mitraeformis Boll,
non Brocc. in Archiw 3, p. 208. —
. F, elegantulus Philippi. —
K. u. W. No. 12. — Phi. p. 59, t. 4, f. 16. —
— Fus. aequistriatus Speyer, Cass. p. 88, t. 10,
f. 5. —
152» Var, cancellata Boll. = Fusus cancellatus
Boll in Archiv 3, p. 209.
156: Var. tricarinata Koch & Wiechmann confer.
E. u. W. sub No. 12. —
142 ®
16. F, Waelii Nyst. —
K. u. :W. No. 15. — Beyr. ». 271, E 2,
J. 1-3. — u. RK. M. ol. No. 26, t. 1, f. 2. —
16% Var, subcostata Koch & Wiechmann confer.
K. u. W. sub No. 13.
16 Var. tenuis Koch & Wiechmann. — ibid. —
17. F. elongatus Nyst. —
K. u. W. No. 14. — Nyst, p. 493, t. 38, f. 25.
— Beyr. p.285, t. 24, f. 3—6. — Speyer Cass.
p. 89, 1. 10, f. 7,8. —
Jugendstücke werden häufig mit der vorigen
Art verwechselt, unterscheiden sich aber leicht
durch die sehr characteristische und ver-
schiedene Sculptur des Embryonalendes —
18. F, nov. spec, —
Ein sehr hübscher, dem F\. multisulcatus Nyst
einigermassen ähnlicher Fusus, den Wiech-
mann und ich in der Mollusken-Fauna des
Sternberger Gesteins noch nicht publicirt
haben, da bis dahin nur ein unvollständiges
Stück davon in meiner Sammlung vorlag.
Nachdem es nun aber der eifrigen Forschung
des Herrn Baron von Nettelbladt gelungen
ist, noch einige Stücke im Sternberger Gestein
aufzufinden, so wird diese Art in den Nach-
trägen zu unserer Arbeit beschrieben und
abgebildet werden. —
19. F, Feldhausi Beyrich. —
E. u. W. No. 9. — Beyr. p. 243, t. 16, f. 9.
— Speyer, Cass. p. 92, t. 10, f. 9, 1. ——=F.
Brückneri Beyr. p. 288, t. 21, f. 4. —
Eine Reihefolge guter Stücke findet sich in
der Sammlung des Herrn v. Nettelbl. —
20. F, singularis Beyrich. —
K.u. W. No. 11. — Beyr. p. 254, 1.23, f. 9. —
Beide sehr seltene Arten besitze ich nicht
aus dem Sternb. Gestein, wohl aber sind sie
Fan
21.
22.
23.
24.
145
seit Publication unserer Arbeit einigemal
vom Herrn v Nettelbl. gefunden. — Hiezu
ist zu bemerken, dass das l. c. von K. u. W.
erwähnte Jugendstück sich später als nicht
hieher gehörig, sondern als ein Embryo von
F. scrobiculatus Boll herausstellte, dass aber
Herr v. Nettelbl. jetzt im Besitz mehrer
Jugendstücke des F. singularıs ist, die sich
vom scrobiculatus gut unterscheiden lassen
durch eine canalartige Einschnürung der Um-
gänge nahe unter der oberen Naht, während
das knopfförmige Embryonal-Ende bei beiden
Arten gleich gebildet ist. —
F, elatior Beyrich. —
K.u. W. No. 15. — Beyr. p.2%, t. 22, f.7.—
21% Var. acuticostata Speyer. —
E. u. W. sub No. 15. Speyer, Söllingen
No. 22. — Zeitschr. d. deutsch. Geol. Ges.
Bd. 12, p. 482, 2.11, 23,3. —
Buceinopsis rara Beyrich spec. —
K. u. W. No. 17, t. 1, f£.6.— = Fusus rarus
Beyr. p. 250, t. 17, f. 6. —
Buccinum Bolli Beyrich. —
K. u. W. No. 18. — Beyr. p. 126, t. 7, F:
3, 4. — Speyer, Cass. p. 31, 1.3, f. 16—19. —
= DB. bullatum (Phil) Boll, Archiv 3, p. 212.
Einige Stücke mit freier Mündung in Herrn
v. Nettelbladt’s Sammlung zeigen tief in die
Mündung hineinreichende scharfe Gaumen-
falten. —
Nassa pygmaea Schlotheim. —
K.u. W. No. 19. — Beyr. p.129, t. 7, f. 6. —
242 Var. bispiralis Koch & Wiechmann. —
KR. u. W. No. 19%, .1,5.5 —
Diese Form hält sich bei weiteren Beob-
achtungen so constant in ihren Charac-
144
teren, dass ich sehr geneigt bin, sie als
selbstständige gute Art anzusehen. —
24b. Var. convexa Beyrich. —
K. u. W. No. 19* — == Nassa convexa
Beyr. p. 132, 1.7, f. 10. —
35. N; Schlotheimi Beyrieh.' &
K. u. W. No. 20. — Beyr. p. 134, t. 7, f.T—9.
= BDuccoinum serratum (Broce.) Boll Archiv 3,
p. 215. —
26. Terehbra Beyrichi Semper. —
K. u. W. No. 21. — Semper in Archw 15,
pP. 280. — Speyer, Cass. p. 34, t. 3, f. 11. —
= T. plicatula (Lam.) Beyr. p. 112, t. 6, f.
9, 10. —
26° Var. flexuosa Beyr. p. 113, Var. d., t. 6,
f. 11. = T. ventricosa Speyer, Cass. p. 35,
ti. 3. f. 14. —
Ein Stück in v. N-s. Sammlung misst
30 Mm. in der Höhe.
26%. Var. cingulata Speyer, Cass. Var. 3, p. 35,
t..3,.F- 18.
27. T., cineta Schlotheim spec. —
K.u. W. No. 22.— Beyr. p. 114, £. 6, f.12. —
283. Cassis megapolitana Beyrich. —
K. u. «W:' Nr..26: —..Beyr. psIa2z a0:
1,8. —
29. Cassidaria nodosa Solander. —
Var. Buchii Boll. —
K. u. W. No. 217. = (assidaria Buch
Boll Archiv 5, p. 190. — Beyr. p. 162,
t. 9, f. 2, 3. — Speyer, Cass.p.'58, t. 6,
F. 1-9. —
va flammulata Lamarck, —
38 u. W. No. 28. — Hörnes 1, p. 46, t. 6,
F. 1 2. — = Oliva Dusfresnei (Bast.) Beyr.
p. 31, t. 12, Hear
30. ®
31.
32.
39.
34.
3D.
36.
37.
38.
39.
145
Aneillaria indivisa Koch & Wiechmann. —
K. w W. No. 29, 4. 2,f.1. —
Es existirt jetzt ein zweites Stück aus dem
Sternb. Gest. welches, Herr v. Nettelbl. ge-
funden hat. |
A. Karsteni Beyrich. —
K. u. W. No. 30. — Beyr. p. 31, t. 2, 2. —
Speyer, Oass. p. 8, t.1, f. 7,8. — = A. obsoleta
(Brocc. Nyst.) Boll, Archiw 6, p. 76. — = A.
subulata (Lam.) Karsten Verz.
Mitra semimarginata Beyrich. —
K. u. W. No. 32. — Beyr. p. %, t.5, f. 7.
— = M. semisculpta Beyr. p. 91, t. 5, f. 3. —
M. Söllingensis Speyer. —
Speyer, Tertiaer-Fauna v. ei a a =
J„1—
Diese Art ist vom Herrn v. Nettelbl. im Sternb.
Gest. in einem schönen Exemplar entdeckt
worden. —
M. approximata Koch & Wiechmann. —
K. u. W. No. 31, 4.2, f. 4. —
M, hastata Karsten. —
K. uw. W. No. 33. — Karst. Verz. p. 32. —
M. Philippii Beyrich. —
K. uw. W. No. 34. — Beyr. p. 101, t. 5, f. 12.
— Speyer, Cass. p. 30, t. 3, f. 7. — = Mitra
Strucki; Koch Archiv 16, p. 110, die wohl nur
als Var. mit besonders kräftig entwickelter
Queersculptur beim Zurücktreten der Längs-
rippung anzusehen ist. —
Woluta decora Beyrich. —
K. u. W. No. 35. — Beyr. p. 73,1.4,f.5.—
V, nodosa Sowerby. —
v. Koenen, Fauna v. Helmstädt No. 67. = V.
devexa Beyr. p. 61, t. 3, f. 6-8. —
Archiv XXX. 10
146
Diese Voluta ist in einem sicher bestimmbaren
Stücke von Herrn v. Nettelbl. im Sternk.
Gest. gefunden worden. —
40. Scapha Siemssenii Boll. Archw 5, p. 19.
(Voluta). — Beyr. p. 81 (ex parte) t. 5, f. 2-5
(excl. f. 3.) = Voluta fusus Philippi K. u. W.
No. 36. —
Boll’s Name bleibt bei Bestand, da der sonst
ältere Name bereits früher an eine lebende
Art vergeben worden ist. Im übrigen ist auch
sowohl Beschreibung Philippi’s wie dessen Ab-
bildung (Phil. Beitr. t. 4, f. 14) völlig un-
zureichend. —
41. Erato laevis Donovan. —
Speyer, Cass. p. 14, t. 1, f. 16. —
Auch diese, im Oligocaen sonst nur von Cassel
bekannte Art fand Herr v. Nettelbl. im Sternb.
Gest. in 2 Stücken. — |
42. Conus Semperi Speyer. —
K. u. W. No. 37. — Speyer, Cass. p. 4, t. 1,
f. 1-5. — = (0. Allioni (Micht.) Beyr. p. 24
(ex p.) t. 1, f- 4, 5. (non f. 6.) = 0. antedilı-
vianus (Drug) Doll, Archiv 6, p. 76. —
Die Conus des Sternberger Gesteins varliren
ausserordentlich, indem es Stücke giebt, die
nur die von Speyer erwähnte Spiralsculptur
zeigen, während andere wieder neben der
Spiralsculptur eine deutlich ausgesprochene
Höckerbildung auf der Kante der Windungen
zeigen. — Wahrscheinlich haben wir es hier
mit 2 verschiedenen Spezies zu thun. —
43. Pleurotoma Koninckii Nyst. —
K. u. W.. No. 39.’ — Nyst, p. DE rs
—\ Speyer, -Cass. p. 106, 2.1, 719 —
— Pl. Waterkeynü Nyst. = Pl. dorsata v. Münst.
Goldf. t. 171, f. 11, ein Name, dem vielleicht
die Priorität zukommt.
147
44. Pl, turbida Solander. —
K. u. W. No. 38. — Beyr. t. 29, f. 1-11
(Beschreibung ist nicht mehr erschienen). —
Speyer, Cass. p. 104, t. 14, f. 8-11. —
45. Pl, laticlavia Beyrich. —
K. u. W. No. 41. — Beyr. Karstens Archiv
1848, p. 22. — Speyer, Cass. p. 107 (ex Pp.)
1. 1A, f. 3. —
46. Pl, denticula Basterot. —
K. u. W. No. 40. — Bast M&m. geol. sur les
environs de Bordeaux, p. 63, t. 3, J. 12. —
Bellardi, Pleurot. foss. p. 48, t. 3, f. 3, eine
Abbildung, die unsere Sternberger Art am
besten darstellt, während sowohl Abbildung
wie Beschreibung Basterot’s völlig ungenügend
sind, um die Art sicher festzustellen, was um
so mehr zu bedauern ist, als Pl. denticula
jedenfalls eine kritische Art ist. —
Ich bin nämlich sehr zweifelhaft, ob nicht
die ‚Pl. laticlavia Beyr. eigentlich die typische
denticula Bast. ist. Denn nachdem ich schon
früher in Herrn Dr. Wiechmanns Sammlung
Stücke von Bordeaux unter letzterem Namen
sah, die aber völlig der Jaticlavia Beyr.
gleichen, fand ich 1873 im KK. Hofmineralien-
cabinet zu Wien ebenfalls beide Formen so-
wohl aus den Schichten des Wiener Beckens,
wie von Bordeaux und Saubriges unter dem
Namen denticula Bast. vereint. Auch unter
den als coronata Münster bestimmten Pleurotomen
fand ich Stücke, die nach der Auffassung der
deutschen Autoren theils zu laticlavia Beyr.,
theils zu denticula Bast. gehören, so dass hier
einige Verwirrung in Bezug auf die Art-
bestimmung nicht zu verkennen ist. —
47. Pl, subdenticulata von Münster. —
Goldf. III, p. 21, &. 171, f. 10. — Speyer, Cass.
i. 14, f. Lu. 6 (Pl. laticlavie). — K. u. MW.
10*
148
No. 42, (Pl. coronata v. Münst. Var. trifasciata
Hörn.). —
Nachdem Bellardi in den Verhandlungen der
K.K. Geologischen Reichsanstalt in Wien,
Jahrg. 1874, No. 7 erklärt hat, dass die Pl.
coronata v. M. des Wiener Beckens ident sei
mit der Pl. scalaris Bell et Micht. (Gaster.
foss. d. Piemonte p. 98, t. 1, f. 5.) und dass
die Pl. trifasciata Hörn. (Wien. Becken I, p.
354, t. 38, /. 17.) nicht als Varietät, sondern
als selbstständige Art aufzufassen sei, welcher
letzteren Ansicht ich mich stets zugeneigt
habe, würde der sub No. 42 in der Sternb.
Fauna von K. u. W. aufgeführten Schnecke
der Name P?. trifasciata Hörn. beikommen. —
Da aber nach den dort gemachten Mit-
theilungen und im Beihalt der Abbildungen
bei Goldfuss nicht wohl daran zu zweifeln ist,
dass der Graf v. Münster der in Rede stehenden
Sternberger Form den Namen suddenticulata
beilegte, so sehe ich mich genöthigt, dem
Rechte der Priorität folgend, diesen Namen
wieder einzuführen. — Ob demgemäss der
Name Pl. trifasciata Hörn. unter die Synonymen
gestellt werden muss, oder ob derselbe der
der Sternberger allerdings sehr nahe stehenden
Form des Wiener Beckens verbleiben kann,
— das kritisch zu untersuchen würde hier
zu weit führen, wo es sich nur darum handelt,
ein Verzeichniss der dem Sternberger Gestein
eigenthümlichen Mollusken zu geben. —
48. Pl, Selysi de Koninck. —
K. u. W. No. 43. — Speyer, Cass. ». 109, {. 15,
f. 1-5. —
Es liegen aus dem Sternberger Gestein Stücke
bis zu 45 Mm. Grösse vor. — Ein Jugendstück
in v. N.-s Sammlung hat 3!/a glatte Embryonal-
windungen, dann eine Zwischensculptur von !/a
149
Umgang, bestehend aus feinen geschwungenen
Längslinien, worauf die bekannte Sculptur
eintritt, — |
49. Pl, flexuosa v. Münster. —
E. u. W. No. 44. — Speyer, Cass. p. 111, t. 15,
f. 6—13. — = Pl. Duchastelü Nyst. — |
50. Pl, Speyeri Koch & Wiechmann. —
Ru WNO. 10.2, 22.
L. c. ist schon hervorgehoben, dass diese
hübsche Art sich anschliesst an die PZ. helizoides
Edw. und trreineta Edw. — Auch die pliocaene
Pl. crispata Jan. steht ihr nahe, wie auch ins
besondere die lebende Pl. polytropis d’Orb.
von St. Thomas, die mir aus der Sammlung
des Freiherrn von Maltzan vorliegt, und die
fast dieselbe Spiralsculptur besitzt; jedoch
durch eine grössere und nicht so schlanke
Form, sowie dadurch sich unterscheidet, dass
der Sinus nicht über, sondern genau in der
Hauptspirale liegt. Das blasige Embryonal-
ende ist bei beiden Arten völlig gleich. —
51. Pl, terebralis Lamark. —
K. u. W. No. 45. — = Pl. Volgeri Phi.
Palaeontogr. I. p. 69, t. X%, f. 2. — Speyer
Cass. p. 113, t. 14, f. 12. — Boll, Archiw 5,
P-201. u 0, 19
52. Pl, regularis de Koninck. —
KR. u. W. No. 47. — Speyer Cass. p. 114
t. 12, 1-14. — = Pl. belgica v. Mstr. Goldf.
2. 181, f. 2. — = Pl. Hausmanni Phil. p. 57,
BA I. —
53. Pl, obeliscus des Moulins. —
K. u. W. No. 49. — Hörn. I, p. 311, 4.39,
Ff. 19. — = Pl. acuminata (Sow.) Boll, Archiv 3
p. 207 und Arch. 6, p. 13. —
54. Pl, intorta Brocchi (Murex). --
K. u. W. No. 48. — = Pl, Morreni de Kon.
Speyer Cass. p. 116, . 16, . 4. — = Al,
150
scabra Phil. Palaeontogr. I., p. 68, t. 10, f. 4. —
= Boll, Archiv 3, p. 206. —
55. Pl, peracuta von Koenen. —
K. u. W. No. 50. — v. Koen. Tertiaersch. v.
Helmstaedt, No. 63, t. 1, f. 10. — = Pl. Hörnesi
(Bosgq.) Speyer, Böllingen p. 30, t. 1, f. 3. —
56. Pl, obliquinodosa Sandberger. —
K. u. W. No. 51. — Sandb. p. 240, t. 16,
J-6. — Speyer Cass. p. 118, t. 17, f. 8-11. —
—= Pl. uniphcata Speyer, Söllingen p. 31, t. 1,
J. 4: — = Borsonia decussata Beyr. — v.K.
M.olig. No. 59, 1, f. 11. —
57. Pl. Koeneni Speyer. —
K. u. W. No. 52. — Speyer Cass. p. 123,
i. 17, f. 6,7. —
58. Mangelia obtusangula Brocchi (Murex). —
RK. uw. W. No. 54. — DBroc. Conch. foss. II.
p. 422, 1.8, f. 19. — = M. Pfefferi v. Koen.
M.ol. ad No. 55, &. 1, f. 8. —
59. M. Roemeri Philippi. —
K. u. W. No. 53. — v. K. M.ol. No. 55, &.1,
J- 9. — Speyer Cass. p. 122, 1.1, f. BuzIT,
Ff. 1-5. —
60. Weframein Rappardi v. Koenen. —
K. u. W.: N0..53, 2.2, 7.13... 20 RS 100L
No. 54, 2.1, f. 12. — Speyer, Cass. p. 121,
. 20, f. 1. —
61. D, vagans Koch & Wiechmann. —
K. u. W. sub No. 56 von Waldboeckelheim
aufgeführt, hat sich inzwischen auch im Sternb.
Gestein gefunden, und wird in den Nachträgen
zur Molluskenfauna abgebildet werden.
62. D, Naumanni Speyer. —
K.u. W. No. 56. — Speyer Cass. p. 120, t. 16,
Ff. 93-12. —
63.
64.
66.
67.
68.
69.
151
D, nov., spec. Koch & Wiechmann.
E. u. W. sub No.55, t. 2, f. 3% — Diese schöne
Defrancia, die 1. e. als grosse Varietät der
Defr. (Mangelia) Rappardi p. 69 beschrieben
und abgebildet wurde, ist inzwischen als De-
Frameia nov. spec. erkannt worden und soll in
den Nachträgen zu jener Fauna näher erörtert
werden.
Borsonia laevigata v. Koenen.
C.
C.
%
0,
Diese für das Sternb. Gestein neue Art wird
oleichfalls in den Nachträgen zur Mollusken-
fauna von K. u. W. beschrieben werden. —
Sie steht der Mangelia maitreja Semper (v. Koenen
Mioc. Norddeutschl. No. 130, t. 3, f. 6.) rück-
sichtlich ihres ganzen Habitus sehr nahe.
. Caneellaria granulata Nyst. —
K. u. W. No. 62. — Beyr. p. 317, t. 26,
f. 7-9. — Speyer Oass. p. 99, t. 11, f. 6—8. —
evulsa Solander. —
Eu No 60: ;Beyr. p. 306, E Bon
2--5. — Speyer Cass. p. 97, ı. 11, f. 14. —
multistriata Beyrich. —
K. u. W. No. 61. — Beyr. p. 317, t. 26, f. 6. —
Speyer Cass. p. 98, t. 11, f.5. — Zu K.u.W.
„Sternb. Fauna“ bemerke ich, dass seit der
Publieation noch eine Anzahl hierher gehöriger
guter Stücke gefunden worden ist. —
subangulosa S. Wood. —
K.u. W. No. 63, £.1, f. 4. — (Die Abbildung
stellt eine eigenthünliche Varietät dar!) —
Speyer Gasp, 0% 1, 10 ie C.
pusilla Phil. (Fasciolaria) Beyr. p. 323, t. 27,
f.9 ut. 28, f.1,2.— = 0. mimuta (Nyst?)
A. Braun, Sandb. Mainz. Beck. p.259, t. IH, Im
occulta Beyrich. —
Beyr.. 2. 386, 2.23, EL. 4. W. sub
No. 63. — Wenn gleich in der Fauna von
152
Sternb. Wiechmann und ich diese Art als
Varietät zu der vorigen Art gezogen haben,
so bin ich doch, nachdem mir durch die
Forschungen des Herrn v. Nettelbladt seitdem
eine grosse Anzahl dieser Form durch die
Hände gegangen ist, sehr geneigt, die Be-
rechtigung als selbstständige Art anzuerkennen,
indem trotz nahestehender Uebergangsformen
doch die typischen Stücke beider Arten so
weit auseinandergehen, dass eine Trennung
gerechtfertigt sein dürfte. Die ©. occulta
scheint überall nur sehr local aufzutreten;
im Sternb. Gestein ist sie nicht so überaus
selten. —
70. C, Semperi Speyer. —
K. u W. No. 64. — Speyer Cass. p. 101, t. 11,
f- 9. — Eine sehr seltene Erscheinung, aber
durchaus charakteristisch. —
71. Mathilda bicarinata Koch & Wiechmann. —
K. u. W. No. 81, .2, 5. — Seit der
Publication dieser schönen Art hat Herr v.
Nettelbladt noch eine Anzahl guter Stücke
gefunden, bis zu 18 Mm. hoch. —
72. Cerithium trilineatum Philippi. —
K. u. W. No. 89. — Hörnes ]., p. 413, t. 42,
f. 19. — Speyer Cass. p. 131, t. 18, f. 9 u. £. 19,
f. 1: — Ein Fragment in v. Nettelbladt’s
Sammlung könnte zu dem nahe verwandten,
aber jedenfalls verschiedenen Üer. Sandbergert
Desh. gehören, was aber ohne die Anfangs-
windungen und Embryonalende nicht festzu-
stellen ist (confer. Böttger, Beitr. p. 6 und
Wiechmann in Archiv 24 p. 56). —
73. 0,2? acuticosta Böttger, Beitr. p. 5, 2.1, f.4. —
Ein Fragment in v. Nettelbladt’s Sammlung
könnte dieser Art angehören; doch sind nur
zwei Umgänge, und auch diese nur zur Hälfte
155
vorhanden, die eine sichere Bestimmung nicht
gestatten. —
. Triforis perversa Linne —
K. u. W. No. 90. — Hörnes I., p. 414, t. 42,
f.20. — Speyer Cass. p. 139, t. 20, f. T. —
. Chenopus Margerini de Koninck (Rostellaria).
K. u. W. No. 92. — = KRostellaria speciosa
v. Schloth. var. Margerini Beyr. p. 110, t. 11,
f.1,2u.6. — = Aporrhais speciosa (v. Schloth.)
Beyrich (ex parte) Speyer Cass. p. 62. t. T,
Eu9—9. —
75.a. Var. bicarinata Boll. —
K u. W. sub No. 92. — Koch in Archiv 15,
p. 208. — Beyr. t. 11, f-3. —
. Ch. speciosus v. Schlotheim (Strombites). —
K. u. W. No. 91. — = Aporrhais speciosa
v. Schloth. Var. megapolitana Beyr. p. 110 u.
6,0. 1,74 —
. Ch, tenuis Boll.
K. u. W. No. 9, t. 1, f.1. — = 4porrhais
speciosa (v. Schloth.) Beyr. (ex parte) t. 11, f.d. —
Jugendstücke mit dem Embryonalende be-
stätieen die Verschiedenheit von der vorigen
Art, indem die letztere ein sehr stumpfes
Embryonalende hat, das des zenus aber
wesentlich spitzer und feiner ist. —
. Natica labellata Lamarck. —
K. u. W. sub No. 57. — = N. glaucinoides
Sow. fide v. Koenen: Fauna v. Helmstädt. —
Wiechmann und ich haben |. c. einer Natica
mit rinnenartig vertieften Näthen Erwähnung
gethan, die sich im Sternb. Gestein findet. —
Ich habe eine Anzahl Stücke dieser Art vor-
läufig unter obigem Namen in meiner Samm-
lung eingereiht , da typische Stücke von
Highyate in keiner Weise sich unterscheiden
lassen. —
154
79. N. dilatata Philippi. —
K. u. W. No. 58. — v. K. M. ol. No. 64, &.1,
f. 11. —_ Speyer:Cass. p. 213,6. 28 feld
— N. hemiclausa (Sow. Nyst) Boll in Archiv 6,
I
80. N, helicina Brocchi. —
K.u. W. No. 57. — Speyer Cass. p. 212, t. 28,
Ff. 1—6 (N. Nystü d’Orb) = N. glaucinoides
(Nyst) Boll, Archiv 6, p. 14. —
a. typus. — Brocchi Conch. foss. subap. II., p. 297,
i. 1, f. 10 (Neria). = N. Nystü d’Orb.
Var. conomphalus Sandb. Mainz. Beck.
2:,.4164, 4.:18,.7. 3,5
Ein Stück in v. Nettelbladt’s Sammlung
misst 36 Mm. in der Höhe bei einem
Durchmesser von 3l Mm.
b. Var. elevata Wood = N. Nystü d’Orb. var.
micromphalus Sandb. I. c. t. 13, f. 2. —
c. Var. angulosa Boll. —
K. u. W. sub No. 57. —
81. Sigaretus Philippii Speyer. —
K.u. W. No. 59. — Speyer, C’ass. p. 215, t. 27,
f. 12. — = Üryptostoma elegans Phil. p. 20,
t. 3, f. 24. = 8. canaliculatus (Sow. Nyst) Boll,
Arch 6, p. 14. —
2. Baulinia acuta Sandberger. —
K. u. W. No. 68. — = Tornatella laevisuleata
Sandb. Mainz. Beck. p. 266 u. 397, t. 14, f. 10.
— Speyer, Cass. p. 266, t. 33, f. 4. (Aetaeon). —
Durchaus typische Stücke sind vom Herrn
v. N. gefunden. —
83. Odontostoma acutiusculum Al. Braun. —
K. u. W. No. 66. — Sandb. Mainz. Beck. p.
I,
84. Od, Bollanum Semper. —
K. u. W. No. 61, &. 3, f. 2 — Nemp,, a
15, p. 346. —
85.
86.
87.
88.
89.
0.
155
Od. nov. spec. eine schlanke, fein queergestreifte
Form, die in mehren Exemplaren vorliegt, soll
in den Nachträgen zu K. u. W. Mollusken-
fauna beschrieben und abgebildet werden,
ebenso wie eine weitere gleichfalls neue kleine
Art, die Herr v. N. entdeckt hat. —
Od. conoideum Brocchi (Turbo). —
K. u. W. No. 65, t. 3, f. 1. — = Od. fraternum
Semper, Archiv 15, p. 347. — = Od. plicatum
(Montg.) Speyer, Cass. p. 185, t. 25, f. 2—A.
In zahlreichen Stücken vom Herrn v.N. ge-
funden, von denen mehre die Streifung im
Gaumen deutlich zeigen. —
Turbonmilla laevissima Bosquet. —
Rech. pal£ont. p. 18, 1.2, f.3.— K.u. W. N0.69,
t. 3, f. 3. — = Menestho ceryptostyla Semper,
Archiv 15, p. 351. —
T. Sandbergeri Bosquet. —
Rech. paleont. p. 16, £.2,f.3. — K.u. W. No. 71.
— Semp., Archiv 15, p. 358. — Speyer, Cass.
p: 191, 2.25,,f.18, 14
T. conulus Koch & Wiechmann. —
K. u. W. No. 12. t. 3, f. 5. — Speyer, Cass.
p. 194, t:25, 1.21, 2: —
T, subulata Merian. —
Ru» W. NOoNIO, 2 3.7. dee
a. typus. — = T. turriculata Bosg. Rech. paleont.
p. 11, £. 2, f. 4 — Findet sich auch im
Sternb. Gestein. —
d. Van L = T. subeylindrica Phil. Beitr. p. 73,
i. 9, f. 11 (Aurieula). — K. u. W. t. 3,
SE A2- Pe
c. Var. 2 = T. Speyeri Semper, Archiv 15, p. 358.
A a A en
d. Var. 3, = T. Ino Semper, Archiv 15, p. 360. —
R. u W.t.3,f. 4% —
RR
ee
I a us
156
91. T. Bolli Semper, Archiv 15, p. 362. — K. u. W.
No. 73, 3. f.4. —
Diese charakteristische Art liegt jetzt, Dank
den Forschungen des Herrn v. Nettelbl. in
zahlreicheren Exemplaren vor. —
92. T, Speyeri Koch u. Wiechmann. —
K. u. W. sub No. 70, in fine. — = T. Ino
Speyer, non Semp. Speyer Cass. p. 192, t. 25.
7. 15,16: —
Diese hübsche Art, die Herr Dr. Speyer zuerst
bei Cassel gefunden hat, aber versehentlich
mit der T. Ino Semp. (confer. No. 90, var. 5)
identifizirte, und die früher aus dem Sternb.
Gestein nicht bekannt war, ist jetzt mehrfach
darin gleichfalls von Herrn v. Nettelbl. ge-
funden worden. — Speyer’s gute Beschreibung
passt vollkommen auf die Sternberger Form;
auch habe ich das Original, welches mir Herr
Dr. Speyer freundlichst mittheilte, verglichen,
so dass die Identität völlig festgestellt ist. —
93. T, Euterpe Semper, Archiv 15, p. 365. — K.u. W.
No.74, t.3, f.6. — Speyer Cass. p. 199, t. 26,
7-11. —
94. Tı variculosa Semper, Archiv 15, p. 363. — K.
u. W. N0.75, t. 3, f. 8. — Speyer Cass. p. 196,
t. 26, f. 2. —
Diese Art ist wahrscheinlich identisch mit der
Turbonilla (Pyrgiscus) Kochü Phü. Beitr. p. 53,
£. 3, f. 7 (mala), deren Namen Wiechmann und
ich sub No. 79 der Molluskenfauna wohl
fälschlich, bei dem geringen Anhalt, den
Philippi’s mangelhafte Abbildung bietet, auf
eine andere Form des Sternb. Gesteins bezogen
haben. — Zu diesem Urtheil werde ich ver-
anlasst durch eine Sendung des Herrn Roemer-
Hildesheim, in der sich eine Turbonilla von
Freden mit einer von der Hand des Prof.
157
Leunis geschriebenen Etiquette befindet, die
die Bezeichnung „Prygiscus Kochü Phil.“ ent-
hält, während aber diese Turbonilla als eine
typische variculosa Semper von mir erkannt
wurde. Bei den Beziehungen von Leunis zu
Philippi wird man dieser Bezeichnunz eine
gewisse Autorität nicht absprechen können;
und wenn sie auch nicht berechtigt, den von
einer guten Beschreibung begleiteten Namen
Semper’s zu streichen, um so mehr als dessen
Originalexemplar in meiner Sammlung sich
befindet, so werden Wiechmann und ich doch
nicht umhin können, den Namen „7. Koch
Phil.“ aus unserm Verzeichnisse zu streichen,
und derjenigen Art, die wir allerdings schon
mit Zweifel so benannten, einen andern Namen
beizulegen. —
95. Tı nov. spec, = T. Kochii (Philippi). —
K.u. W. No.79. — confer. die vorstehenden
Bemerkungen. —
96. T, Helena Semper, Archiv 15, p. 364. —
K. u. W. N0.77. — Von Herrn v. Nettelbl.
sind noch verschiedene gute Stücke dieser
kleinen hübschen Art freigelegt worden. —
97. T, costellata Grateloup. —
K. u. W. No. 76. — Hörnes I., p. 498, t. 43,
F.27.— =T. acuticostata Speyer Cass. p. 197,
.26,f.6.—
98. T, Jeffreysi Koch & Wiechmann. —
K. u. W. No. 78, &. 3, f. 9Jazb. —
99. T, Wiechmanni Speyer. —
K. u. W. No. 80, t. 3, f. 10. — Speyer Cass.
p. 195, 2.26, f. 1. —
Dem Eifer des Herrn v. Nettelbl. ist es ge-
lungen, noch eine Anzahl dieser TZurbonilla
aus dem Sternb. Gestein zu Tage zu fördern,
unter denen auch Stücke mit mehr gewölbten
100.
101.
102.
103.
104.
105.
106.
107.
108.
158
Umgängen,, der Abbildung Speyer’s ent-
sprechend, sich finden. —
Eulimella eustyla Semper, Archiv 15, p.351.—
K. u. W. No. 82. — confer. Speyer Cass. t. 26,
f. 13, die nicht die Eulima Naumanni v. Koen.,
sondern die Eulimella eustyla Semper darstellt.
E, incrassata v. Koenen. —
K. u. W. No. 83. — v. Koen, M. ol. No. 70, £. 2,
f. 1- — Ein seltener Einschluss des Sternb.
Gesteins. —
Nisoe minor Philippi. —
K. u. W. No. 88. — Phil. Beür. p. 53, t. 5,
J. 6. — Speyer Cass. p. 206, t. 27, f. 9, 10. —
— N. terebellum (Phil.) Boll, Archiv 6, p. TA. —
Eulima Hebe Semper, Archiv 15, p. 337. —
K. uw. W. No. 84, t. 3, f. 11. — Speyer Cass.
P::2Da ee AN
E. Kochi Semper, Archiv 15, p. 340. —
K. u. W. No. 86, 3, f. 12. — w. K. M. ol.
1.2, f. 2. — Speyer Cass. pP. 202, 2.27, f.1. —
E., Naumanni v. Koenen. —
K. u. W. No. 87. — v. K.M. ol. No. 73, t. 2,
f. 19. — Speyer C’ass. p. 202 (ex p.) t. 26, f. 12
(non 13). —
E. subula d’Orbieny. —
K.u. W. No. 85. — Semper, Archiv 15, p. 339. —
Speyer (ass. p. 204, £. 27, f. 6-8. —
Wermetus spec. — Es liegen zwei verschiedene
Formen aus dem Sternb. Gestein vor, deren
specielle Bestimmung noch vorbehalten werden
muss. —
gunrwitelia Geynitzi Speyer, Oberolig. Fauna
v. Detmoldt p. 22, t.2, f. 1-5. — Speyer Cass.
p. 145, £. 20, f. 8-12. — = T. communıs
(Risso) Boll, Archw 6, p. 74. — Die von
Boll ebendaselbst aufgeführte 7. guadricarinata
159
Broce. dürfte wohl auf einer Verwechselung
beruhen. —
109. Eglisia Sandbergeri Koch. —
Eglisia impar Speyer, von Deshages, Speyer,
Fauna v. Böllingen No. 40, £. 1, f. 6. — Tur-
rütella turris v. Koenen, non Basterot, v. K.,
M. ol. No. 79. —
Diese äusserst zierliche kleine Schnecke, die
ich in vorzüglichen Exemplaren, Dank der
Freundlichkeit des Herrn Cammerrath Gro-
trian von Söllingen besitze, ist jetzt von
Herın v. N. auch im Sternb. Gestein in 2
Stücken gefunden. — Herr von Koenen hat H;
nachgewiesen, dass dieselbe nicht ident ist
mit der übrigens sehr nahe verwandten Zgl.
impar. Desh., ist aber zu dem auffallenden
Resultat gekommen, sie mit der Turritella Br
turris Bast. zu identificiren! Ich kann nun an- .
nehmen, dass diesem geehrten Forscher sehr |
mangelhafte Stücke vorgelegen haben, da ein-
mal das kleine kugelförmige Embryonalende,
dann aber auch die zierliche Längssculptur,
die in zahlreichen haarfeinen Leistehen be-
steht, die nicht nur die Zwischenräume der
Kiele erfüllen, sondern auch ganz schwach
über diese hinwegsetzen, diese Art weit von
Turrit. turrıs Bast. entfernen. —
Im Uebrigen verweise ich auf die Be-
schreibung von Speyer, und bemerke nur
noch, dass ich Eglisia als ein Subgenus von
Turritella, nicht von Scalaria auffasse, und
Bedenken trage, unsere Schnecke bei ersterem
Genus unmittelbar einzureihen, weil die Mün-
dung abweicht; der Aussenrand ist ziemlich
gerade gestreckt, wodurch die Mündung in
die Länge gezogen erscheint; die Ränder
bilden oben einen schwachen Winkel und
erweitern sich unten nach der Spindel zu aus-
160
gussartig. — Ausserdem habe ich unter dem
reichen Material der von Maltzan’schen Samm-
lung keine lebende Turritella finden können,
die ein kugelförmiges Embryonalende zeigt.
— Ein völlig übereinstimmendes Stück erhielt
ich durch Herrn Roemer-Hildesheim aus den
oberolig. Schichten von Freden unter dem
Namen Turrit. terebra Broc.
Ich erlaube mir, diese hübsche Art, der
ein neuer Name gegeben werden musste, dem
Herrn Professor Sandberger zu dedieciren,
der die Gefälligkeit gehabt hat, meine Be-
stimmung zu prüfen, und sich einverstanden
erklärte mit der Einreihung unter Eglsia. —
110. Mesalia (Scalaria) quadristriata Philippi
(Eulima). — Phil. Tert. Verst. p. 19, t. 3,
J. 9. — Speyer Cass. p. 181, t. 24, f.9. —
Semper, Archiv 15, p. 368 (Stylopsis). Selten. —
111. Pyrgiscus (Scalaria) Leunisii Philippi
(Eulima). — Phil. Tert. Verst. p. 53, t. 3, f. 8.—
Speyer Cass p. 180, i. 24, f. 10—12. — Nicht
ganz selten. — Diese beiden letzten Arten
werden unter dem Namen „Melanie“ in dem
Verzeichniss von Boll, Archiv 6, p. 74, auf-
geführt sein. — Aechte Melanien giebt es
im Sternb. Gestein nicht. —
112. Sealaria pusilla Philippi. —
Tert. Verst. p. 54. t. 3, f. 29. — Speyer Cass.
por. 24, 7.4, 2, |
113. Sc, rudis Philippi. — |
Tert. Verst. p. 21, t. 3, f. 27. — Speyer Cass.
p. 178, 2. 24, f.3. — Selten, jedoch häufiger
wie die vorige Art. —
114. Sc, amoena Philippi. —
Beitr. p. 54, t. 3, f. 23. — Hörnes I, p. 419,
1.46, f. 11. —
Ist nur in einem, aber sicher bestimmbaren
Fragment vom Herrn v. Nettelbl., dem wir
161
so viele Vervollständigungen der Sternb.
Fauna verdanken, gefunden worden. —
115. Sc, insignis Leunis. —
| Elıl.B.. DA. 6:0, f:21..
Ein hübsches Fragment ist von Herrn v.N.
gefunden. — Ob Sec. insignis Leun. mit Se.
lamellosa Broc. zu vereinigen ist, das wage
ich nach dem unzureichenden mir zu Gebote
stehenden Material nicht zu entscheiden.
116. Sc. nov. spec, Wiechmann.
Eine schöne neue, vom Herrn Dr. Wiechmann
gefundene Scalarıa wird von diesem selbst
demnächst publizirt werden. —
117. Litiopa Maltzani Koch. —
Die specielle Beschreibung und Abbildung
wird in der Fortsetzung von ,„K. u. W. Stern-
berger Fauna‘ gegeben werden.
Die Stücke des Sternb. Gesteins haben
dem Herrn Prof. Dr. Sandberger vorgelegen,
der sich einverstanden mit der Einreihung
in das Genus ZLitiopa Rang erklärt hat. Das
Auftreten dieses lebend nur in wenigen Arten
in den südlicheren Theilen des Atlant. Oceans
bekannten Genus im Sternb. Gestein verdient
um so mehr Beachtung, als dasselbe bisher
fossil nur durch eine Art im Crag Englands,
so viel ich weiss, vertreten ist, die L. paprllosa
8. Wood, Crag Moll. p. 88, t. 9, f. 1. —
118. MRissoa punctata Karsten. —
Karst. Verz. p. 15. — nicht selten. —
119. R, (Alvania) multicostata Speyer, Söll. No. 55,
i: 2, f: 3-9: —
120. R, (Alv.) Semperi Schwartz v. Mohrenstern. —
Wiechmann, Archiv 24, p. 58. —
Es ist dies diejenige Art, deren von Koenen
| Mittelolig. sub No. 92 als verschieden von
Ätchiv XXX. 11
\
162
R. multicostata Speyer, der sie übrigens sehr
nahe steht, erwähnt, —
21. R, (Alv.) Duboisii Nyst. —
Sandb. p. 131, t. 10, f. 10. — v. Koen. M.ol.
No. 91. — = R. biangulata Desh. Speyer,
Söll. No. 54.
Herr v. N. hat das Verdienst, zum erstenmal
diese Art in oberolig. Schichten gefunden zu
haben, wodurch das Auftreten derselben in
allen drei Etagen des Oligocaen constatirt
wird. —
122. R. (Cingula) dissoluta Wiechmann. —
Kobelt, Jahrb. d. deutsch. Malakoz. Gesellsch.
Jahrg. I, p. 203. — Die dort angezogene Ab-
bildung ist bisher bedauerlich noch nicht er-
schienen; jedoch hat Herr Dr. Wiechmann
mir die Mittheilung gemacht, dass die Stern-
berger Schnecke, die seit Jahren als Oingula
nov. spec. in meiner Sammlung liegt, und der
wir bereits einen andern Namen gegeben
hatten, ident sei mit der 1. c. von ihm publi-
eirten R. dissoluta. —
123. Paludina Nettelbladti Koch. —
Der glücklichen Hahd des Herrn Baron von
Nettelbladt verdanken wir die Entdeckung
der ersten Brackwasserform im Sternberger
Gestein, welches bisher nur reine Meeres-
conchylien ergab. —
Es liegen zwei Stücke vor, die, verschieden
von Grösse, auch sonst einige Verschiedenheiten
bieten, die wohl genügen könnten beim Auf-
finden mehrer Exemplare, zwei Arten daraus
zu machen für den Fall, dass diese Abweichungen
als constant sich ergeben sollten. —
Für jetzt trage ich Bedenken, dieselben zu
trennen, und indem ich die Abbildung und
specielle Beschreibung für später vorbehalte,
”
163
bemerke ich nur, dass beiden Stücken das
äusserste Embryonalende fehlt, dass aber das
grössere, ergänzt, etwa 22 Mm., das kleinere
17 Mm. hoch gewesen ist. —
Beide Stücke haben dem gründlichen Kenner
dieses Genus, dem Herrn Prof. Sandberger
vorgelegen, der siefürunzweifelhaftePaludinen
aus der Gruppe der shanghinensis Mörch nd
für nov. spec. erklärt. — 4
Die P. loxostoma Sandb. (= coneinna Hörn.
non Sow., confer. Sandb. Land- d Süsswass.-
Conch. IT, p. 691, t. 31, f. 21), die ich von
Moosbrunn besitze, zeigt manche Analogie,
unterscheidet sich aber durch die vorwaltende
Grösse der Schlusswindung und die Einsenkung
auf der oberen Hälfte dieses Umgangs. —
124. Lacuna subeffusa Sandberger. —.
Sandb. p. 125, £. 12, f. 7.
Wiederum ist es Herrn v. N, dem wir die
Entdeckung dieser bisher nur mittelol. be-
kannten Schnecke im Sternb. Gest. verdanken.
125. Fossarus Beyrichi Koch. —
Ein schönes Stück, vom Herrn v. N. gefunden,
bietet um so grösseres Interesse, als dies
Genus bisher aus oligocaenen Schichten noch
nicht bekannt ist. — Das Stück steht dem.
F. costatus Broc., der mir aus dem Mittelmeer
und fossil von Steinabrunn vorliegt, sehr nahe,
unterscheidet sich aber so wesentlich, dass
die Aufstellung einer neuen Art gerechtfertigt
ist, deren Beschreibung und Abbildung später
erfolgen wird. —
126. Discospira nov. spec, —
Semper stellte im Meckl. Archiv 15, p. 385
(im Sep.-Abdr. als: Palaeontol. Untersuchungen
erschienen) für den Orbis foliaceus Phil. (Phil.
Enumeratio II, p. 147, t. 24, f. 26) ein neues
11*
164
Genus: Discospira, auf unter ausführlicher Dar-
- legung seiner Gründe. — Zu dieser Gattung
rechne ich eine Anzahl sehr kleiner Fragmente
und Abdrücke im Sternb. Gest., nachdem
Herr v. N. ein vollständiges Exemplar frei
gelegt hat. Dasselbe sitzt zwar mit der einen
Seite im Gestein fest, und darf man bei der
grossen Zerbrechlichkeit dieser minutiösen
Schalen nicht wagen, es weiter frei zu legen;
doch ist glücklicher Weise so viel von der
Mündung zu beobachten, um zu constatiren,
dass die völlig in der Ebene liegende äusserst
flache Mündung an der äusseren Peripherie
gerundet ist. — Von der Discospira foliacea
Phil. unterscheidet sich unsere Art durch Er-
weiterung des letzten Umgangs. Sichelförmig
geschwungene Anwachslinien bedecken die
letzten Umgänge und begränzen stellenweise
kleine knotenförmige Erhebungen. —
Eine Abbildung dieser interessanten Form
bleibt vorbehalten. —
127. Adeorbhis carinatus Philippi spec. —
Phi. p. 21, t. 3, f. 26 (Delphinula) Speyer,
Cass. a: 199, 2. 28, f 109=12.-—
Findet sich in sehr schönen Stücken im Sternb.
Gestein. —
128. Kenophora scrutaria Philippi. —
Phil. p. 22, t. 3, f. 31. — Speyer, Cass, p. 170,
t. 23, f. 58. — = Jen. Lyellana Bosg.
Sandb. p. 134, t. 12, f. 10. —
129. Phasianella ovulum Philippi. —
Phi. ». 51, t. 3, f. 12. (Rissoa). — v. Koen.
M.ol. No. 94. — Speyer, Cass. p. 141, t. 21,
f. 1-3. —
Diese kleine Schnecke, die von Philippi
ursprünglich zu Rissoa, dann von Speyer
(Söll. p. 36) zu Lacuna, gestellt wurde, be-
130.
131.
132.
133.
134.
165
zeichne ich nach dem Vorgange von Koenen’s
als Phasianella, obgleich sie noch nicht zur
Ruhe gebracht ist, indem neuerdings Böttger
(Oyrenenmergel im Mainz. Becken p. 21), nach
dem Vorgange von Duncker sie zu Hydrobia
zieht, eine Bestimmung, mit der ich mich nicht
befreunden kann. — Sie ist nicht häufig im
Sternb. Gestein. —
Ph. multieingulata Sandberger. —
Sandb. p. 141, £. 11, f. 5.
Liegt in hübschen Exemplaren vor. Sie steht
der lebenden Ph. speciosa Mühlf. aus dem
Mittelmeer rücksichtlich des ganzen Habitus
sehr nahe. —
Zizyphinus (Trochus) elegantulus Philippi.
Phil. p. 22, t. 3, f. 35. — Speyer, Cass. p. 154,
i. 21, f. 9, 10. —
Margarita (Trochus) Kickxii Nyst. —
Nyst, p. 381, t. 38, f. 2. — Speyer Cass. p. 155,
1.22, f. 4,5. — = Tr. margaritula Merian, Sandb.
p. 149, {. 11, f. 10. —
Mectura Megapolitana Wiechmann. —
K. u. W. Oberolig.-Fauna No. 21, 2.12. f. 11. —
(Patella.)
Im Einverständniss mit Herrn Dr. Wiechmann,
der die Art benannt hat, stelle ich dieselbe
Jetzt zu Tectura. —
Patella compressiuscula Karsten. —
K.u. W. Oberolig.-Fauna No. 22, t. 12, f. 12. — Bi
Karst. Verz. p. 12. —
. P, papyracea Sandberger.
Mainz. Beck. p. 181. — Böttger, Beitr. p. 9. —
Ein kleines Exemplar, auf einer Turritella
aufsitzend, wurde vom Herrn v. Nettelbladt
freigelegt und von mir nach Vergleich mit
Stücken vom Gienberg bestimmt. —
136.
137
138
139
140
166
?Chiton spec —
Herr v. Nettelbl. hat einen Steinkern frei-
gelegt, der nur auf Ohiton bezogen werden
. kann. Die Artbestimmung ist aber nach diesem
Fragment nicht möglich. —
. Pileopsis elegantula Speyer. —
K. u. W. Oberolig.-Fauna No. 20. — Speyer Söll.
p. 46, t. 2, f. 1. (Capulus). — v. Koen M. ol.
N0.103, t. 2, f. 12. — Speyer, (ass. p. 272, t. 34,
f. 4. (Capulus). —
Ist seit unserer oben citirten Publication mehr-
fach im Sternb. Gest. gefunden und liest in
sehr schönen Exemplaren vor. —
. Calyptraea Chinensis Linne. — (Patella). —
— (al. striatella (Nyst),. K. u. W. Oberolig.-
Fauna No. 19. — Speyer Cass. p.268, 1.34, f.3.—
Ob die kleinen Abweichungen rücksichtlich
der mehr oder minder gerundeten Form, so-
wie des Wirbels, die sich auch bei Sternberger
Stücken finden. Veranlassung sein können zur
Abtrennung der Ü©. depressa Lam., wie Speyer
annimmt, will ich dahin gestellt sein lassen. —
. Ringicula striata Philippi. —
Phil: p. 28, 1.4, f. 23. — Beyr:. p. 59, ı. 2,
f. 12. — Koch, Beitr. im Archiv 15, p. 200. —
K. u. W. Oberol.-Fauna, No. 1, t 12, f.4. —
Speyer, Cass. p. 17, t.1, f. 17. — |
. R, auriculata Menard. —
Beyr. p. 58, t. 2, f. 13. — = R. buccinea Desh.
Hörnes I, p. 86, £. 9, f. 3,4. — = R. Grateloupi
d’Orb. Koch Beitr. im Archiv 15, p. 200. — K.
u. W. Oberolig.-Fauna No. 2, t. 12, f.9. 2R.
auriculata Men. Speyer Cass. p. 18, t. 1, f. 18. —
Ich kann es nur aufrichtig bedauern, dass
Herr Dr. Speyer durch mir nicht bekannt ge-
wordene Mittheilungen veranlasst worden ist,
p. 285 f. seines Werkes über die Casseler
167
Tertiaerbildungen als eine von mir mitver-
tretene Ansicht die Zusammenziehung von
nicht weniger als 7 Ringicula-Species zu pro-
clamiren. Ich sehe mich dadurch genöthigt,
hier ausdrücklich zu erklären, dass ich nie-
mals mit dieser umfänglichen Zusammen-
ziehung mich einverstanden erklärt
habe, und bin dadurch gezwungen, hier
etwas ausführlicher auf diese Verhältnisse
zurückzugehen, die, wie Herr Speyer ganz
richtig sagt, der Gegenstand der sorgfältigsten
Untersuchungen und Vergleiche an der Hand
eines massenhaften Materials meinerseits ge-
wesen sind. — |
Diese haben mich zu der Ueberzeugung geführt,
dass R. striata Phil. als gute Art aufrecht er-
halten werden muss, ebenso wie ER. gracilis
Sand. von Latdorff, die ungeachtet aller
Aehnlichkeit in Betreff der äusseren Form
schon der Zähnelung des Gaumens wegen sich
weit von sitriata entfernt, und dagegen in nahe
Verwandtschaft mit der eocaenen R. ringens
tritt; dass aber wahrscheinlich, ungeachtet
kleiner Abweichungen, die R. acuta Sandb.
des Mainzer Beckens zu siriata Phil. zu ziehen
ist. —
Im Einverständniss mit allen Forschern
halte ich ferner die R. auriculata Men. für
eine gute selbstständige Art, und wenngleich
ich es nicht für unmöglich halte, dass weitere
Forschungen dahin führen werden, die eine
oder die andere der jedenfalls nahe ver-
wandten Formen: der R. Grateloupi d’Orb. —
ventricosa Sow. — subventricosa d’Orb. — sowie
marginata Desh. — für eine selbstständige Art
zu erklären — eine Ansicht, die ich bei den
Wiener Palaeontologen vertreten fand — so
füge ich mich doch für jetzt der bei der
168
grösseren Anzahl. der deutschen Forscher
augenbicklich geltenden Annahme, dass diese
letzt genannten Arten mit R. auriculata zu
vereinigen, und als Localformen, Varietäten
ete. anzusehen sind. —
Was endlich die R. Semperi Koch betrifft,
so wolle man gefälligst berücksichtigen,
es bisher wunderbarer Weise noch ns ge-
lungen ist, so viel mir bekannt, überall weitere
Fingieula-Arten aus dem Septarienthon bloss
zu legen, dass R. Semperi mithin als Unicum
dasteht, und” es daher bei der ganz eigen-
thümlich von allen andern fossilen Arten ab-
weichenden Form gewagt erscheint, ein de-
finitives Urtheil über diese Art abzugeben! —
Ich selbst besitze allerdings unter den leben-
den Kingicula des Mittelmeers Formen, die
der AR. Semperi sehr nahe stehen, und es ist
nicht unmöglich, dass diese die Urform der
R. auriculata bildet, die im Mitteloligocaen
sich von AR. striata abgetrennt, als R. Grate-
Dupi ir Oberoligocaen sich weiter umgebildet,
und endlich im Miocaen als R. auriculata ihre
volle Entwickelung erlangt hat, während, wie
ich sofort zeigen werde, R. siriata mit dem
Oberoligocaen abschliesst! —
Nach der vorstehenden Darlegung finden
wir also im oberolig. Sternb. Gestein die beiden
Arten: R. striata Phil. und R. aurieulata Men.,
von denen die erstere eine der gewöhnlichsten
Vorkommnisse bildet, wärend die letztere
wesentlich seltener, im ausgewachsenen Zu-
stande mindestens, sich findet. — Jugend-
zustände der auriculata nämlich stecken viel-
fach zwischen den typischen Formen der
striata und der Umstand grade, dass diese
von den meisten Forschern nicht scharf genug
getrennt werden, dürfte Veranlassung gewesen
169
sein zu der Confusion die in der Litteratur
über die Feststellung der Arten herrscht! —
Hat doch selbst Beyrich pag. 57 die von
Hörnes t. 9, f. 4 abgebildete Form der R.
auriculata als zu striata gehörig betrachtet,
und auch sonstige miocaene Vorkommnisse
damit identifizirt, während in der That weder
zu Segeberg, noch zu Travemünde, noch zu
Bordeaux oder im Wiener Becken die typische
striata, wohl aber die schlanke jener sehr
ähnliche Form der auriculata vorkommt! —
Und wenn schon Hörnes mit seinem
scharfen Blick hervorhebt, dass man sich
wohl hüten müsse, die kleine gestreifte Form
der auriculata, wie sie sowohl fossil wie lebend
zwischen typischen Stücken vorkommt, mit
der siriata Phil. zu verwechseln, und wenn
dieser Forscher schon einige Merkmale an-
giebt für die Unterscheidung beider Arten,
so glaube ich ausserdem ein sehr zuverlässiges
Kennzeichen in der Entwickelung und dem
Verlauf der Verdickung der Mundränder ge-
funden zu haben! —
Wie nämlich an typischen Stücken der
auriculata die kräftig entwickelte Anschwellung
der Spindelplatte sich in der Form eines
breiten Bandes um den unteren kamn-
artigen Ausschnitt der Mündung, also
über den Rücken der Schale, herumzicht,
und an das untere Ende des verdickten
Aussenrandes der Mündung anlegt, so findet
dasselbe Verhältniss statt bei einer Anzahl
von Stücken, die man bei flüchtiger Beob-
achtung unter die typischen Exemplare der
striata einreiht, die ich aber für Jugend-
zustände der auriculata halte, um so mehr als
man finden wird, dass diese Stücke nur 4—4!/g
Umgänge zeigen, während ausgewachsene
170
Individuen beider Arten mindestens 5 Um-
gänge besitzen. — Selbst da, wo durch Ab-
reibung dies Verhältniss nicht so scharf in
die Augen fällt, erkennt man das Band mittels
der Loupe gleichmässig an lebenden wie an
fossilen Individuen, während ein solches
Band niemals bei der ächten R. striata Vvor-
handen ist, vielmehr bei dieser der, stets
nur schwach entwickelte verdickte
Mundrand selbst als schwacher Wulst
sich um den Ausschnitt der Mündung herum-
zieht, bei der untersten Spindelfalte ausläuft
und gleichsam in dieselbe übergeht. — Eine
Spindelplatte selbst aber ist bei der striata
überall nicht, oder doch nur im rudimentairen
Zustande vorhanden. —
Sehr gut zeigt die f. 4b-, t.9. bei Hörnes
dies Band, allerdings in seiner schwächsten
Entwickelung; und wenn schon dies Merkmal
einen guten Anhalt bietet für die Feststellung
der zu auriculata zu ziehenden Formen, so
erlangt ausserdem die typische s/riata nie-
mals die breite Gestalt jener, so dass,
wenn man beide nebeneinander, die Mündung
nach unten gekehrt, hinlegt, die aufmerksame
Beobachtung durch eine schwache Loupe ge-
nügt, schon an der äusseren Form die Arten
auseinander zu halten. —
Man möchte sagen: R. striata und auriculata
stehen zu einander in demselben Verhältnisse,
wie Ühenopus speciosus Schloth. zu Ch. Margerini
de Kon. —
Ganz besonders für das Studium der
R. auriculata und ihrer Varietäten geeignet
ist das reiche Material dieser Art, welches mir
durch die Gefälligkeit des Herrn Gymnasial-
lehrer W. Fack in Kiel aus dem Holsteiner
Gestein vorliegt, indem ich daraus sowohl
ti
%
durchaus typische Stücke gleichwie die sämmt-
lichen Varietäten von der schlanken, der
striata sich nähernden Form bis zur marginata
Desh. hinauf ausgeschieden habe. —
14i. Actacon simulatus Solander. —
Speyer, (ass. p. 261, t. 23, f. 193. — =
Tornatella Nysti Desh. — Sandb. p. 263, t. 14,
8. —
Herr Speyer schon 1. c. p. 262 mittheilt,
liegen in den Meckl. Sammlungen seit längerer
Zeit Jugendstücke, die wir fraglich als zu
A. simulatus gehörig betrachtet haben. —
Nachdem nun auch hier wieder Herr v. N.
das Glück gehabt hat, zwei grössere Stücke zu
finden, die ungeachtet ihres fragmentarischen
Zustandes wohl unzweifelhaft zur genannten
Art gestellt werden müssen, dürfen wir nicht
länger anstehen, dieselbe in dem Catalog der
Sternb. Conchylien mit aufzunehmen. —
142. Act, Philippii Koch. —
K.u. W. ÖOberolig.-Fauna, No. 4. t.1, f. 3. —
Speyer, Cass. p. 264, t. 34, f. 1—3.
Diese im Sternberger Gestein häufige Art
scheint typisch für das ganze Oberoligocaen
zu sein, indem ich sie jetzt auch vom Doberg,
von Freden, Hohenkirchen, Niederkaufungen
und Crefeld besitze. Dieselbe scheint nicht
in das Mitteloligocaen, wohl aber in das
Miocaen hinüberzugehen, indem ich typische
Exemplare aus dem Holsteiner Gestein von
Stolpe (Fack) besitze. — Die Stücke von
Orefeld zeigen zum Theil eine Crenulirung
des Gaumens und weiter nach innen eine
callöse Verdickung. —
143. Act, punctato-sulcatus Philippi. —
Phil. p. 20, 1.3. f. 22. — Speyer, Cass. p. 262,
t. 33, f. 6-16. — K. u. W. Oberolig.-Fauna
172
No. 3, 1.12, f.1. — = Tornatella inflata (Ferr.)
Desh. K. u. W. ibid. No.5, 12,3, — =T.
lymneiformis Sandb. p. 265, t. 14, f.9. — =T.
semtstriata (Ferr.) K. u. W. ibid. No.7. —
Wie Herr Dr. Speyer 1. c. mittheilt, haben
weitere Forschungen festgestellt, dass die
vom Herrn Dr. Wiechmann und mir 1. c. unter
den Namen T'. inflata Ferr und T. semistriata
Ferr. aufgeführten Formen des Sternberger
Gesteins zu Philippi’s Art zu ziehen sind. —
Mit der unter dem Namen Tornatella in-
fata Ferr. bekannten Barton- Art haben wir
eine im Sternb. Gest. mehrfach auftretende
Form ganz richtig identifizirt; Deshayes aber
hat (Suppl. II, p. 594) nachgewiesen, dass T.
inflata Ferr. eine miocaene Art ist, mit der
die des Barton-Thon’s nichts zu thun hat,
und nennt dieselbe 7. Perrussaci, ein Name,
der jedoch unter die Synonymen zu Act.
Punctato - sulcatus Phil. gestellt werden muss,
wie dies ausführlicher in der Fortsetzung der
Mollusken-Fauna von K. u. W. nachgewiesen
werden soll, wie ausserdem noch verschiedene
der von Deshayes aufgestellten Arten einzu-
ziehen sind. — Act. semistriatus Ferr. aber
ist eine miocaene Art, die von der ober-
oligocaenen, damit identifizirten, zu trennen
ist. Die letztere von K. u. W. sub No. 7 l.c.
aufgeführte Form ist als Varietät zu Philippi’s
Art zu ziehen!
Ich bemerke hier nur noch, dass gut er-
haltene Stücke auch das kleine links gewundene
Embryonalende zeigen, welches Deshayes als
characteristisches Kennzeichen für seinen Ac-
taeon Ferrussaci aufführt. —
144. Tornatina (?) elongata Sow, (spec). —
K. u. W. Oberolig.-Fauna No. 8. — v. Koen.
M.ol. No. 111., &. 2, f. 17. — Speyer, Cass.
173
2. 257, t. 32, f. 9, 10. — = Aetaeon elongatus
Sow. — = Bulla terebelloides Phi. p. 18, t. 3,
F- 3. —
Ich beziehe mich auf das von K.u. W.1lc.
und von Speyer 1. c. über diese hübsche
Schnecke Gesagte und kann nur wiederholt
mich dafür aussprechen, dass ich die Unter-
bringung unter das Genus Tornatina nicht für
richtig halte, indem das Gewinde der Tornatina-
Arten nicht so hoch ist, und da die Spindel
völlig faltenlos ist. — Ich muss wiederholt
auf die feinen, aber scharfen Kerben, die der
Spindelumschlag zeigt, aufmerksam machen,
die ich gleichfalls bei englischen Stücken
finde, und kann der Ansicht Speyer’s, dass
dieselben als Fortsetzung der Spiralen der
Schale aufzufassen sind, durchaus nicht bei-
pflichten, halte diese Kerben vielmehr für ein
characteristisches Merkmal zur Begründung
eines Subgenus von Aciaeon. — Wie schon
früher gesagt, würde Actaeon burdigalensis
d’Orb., der die gleichen Kerben zeigt, in das-
selbe Subgenus zu versetzen sein; Herr von
Koenen hat ein paar gute Stücke dieser Art
von Reinbeck aus meiner Sammlung schon
seit Jahren in Händen, und hoffe ich, dass
derselbe in seiner sehnlichst erwarteten Fort-
setzung des „Miocaen von Norddeutschland“
den beiden Arten ihren Platz anweisen wird.
Herr Lischeke, dem ich die Sternberger
Art mittheilte, glaubt dieselbe nach einer ober-
flächlichen Beurtheilung keinem der lebenden
Genera zutheilen zu können; eine gründlichere
Untersuchung erlaubte bedauerlich der Ge-
sundseitszustand des verehrten Herrn nicht. —
Ich vermuthe, dass diese Art es ist, die
Herr Karsten (Verz.) als Bullina Lajonkairiana
Bast. aufführt. Eine der wirklichen B. Zajon-
174
kaireana ähnliche Form wurde bisher nicht im
Sternb. Gestein gefunden.
145. Utriculus tumidus Koch. —
Eine kleine stark aufgeblähte Schale,
2,3 Mm. hoch, 2,2 Mm. dick, ist oben stumpf
abgeschnitten und zeigt hier 21/ gerundete
Umgänge, die vollständig in einer Ebene
liegen, und die in ein verhältnissmässig sehr
starkes knopfförmiges Embryonalende über-
gehen, welches in ähnlicher Weise sich markirt,
wie bei OD. mamillatus Phil. Die Schale zeigt
feine Anwuchslinien und eine ganz schwache
Andeutung von Spiralsculptur, ist im Uebrigen
glatt und glänzend. — Die Spindel wendet
sich stark nach rechts, der Mündung zu, und
bildet mit dem rechten Mundrande einen
ziemlich spitzen Winkel, der sich wieder aus-
gussartig nach aussen wendet. —
Eine ähnliche Form von Utriculus ist mir
nicht bekannt. Wir verdanken wiederum dem
Herrn v. Nettelbladt diese interessante Be-
reicherung der Tertiaerfauna. Eine Abbildung
soll später erfolgen. —
146. Volovla acuminata Bruguiere. —
K. u. W. Oberolig.-Fauna No. 16. (Bulla), —
Speyer, Cass. p. 254, t. 32, f. 11—14. —
147. Cylichna Sowerbyi Nyst. —
Nyst, p. 456. t. 39, f. 8. — (Bulla). —= Bulla
acuminata Bow. non Brug. —
Zwei vom Herrn von Nettelbladt entdeckte
Schalen, die auf den ersten Blick grosse
Aehnlichkeit haben mit der nächstfolgenden
Species, des subperforata Boll, unterscheiden
sich von dieser durch eine stumpfe Abrundung
des oberen Endes und den viel kleineren
Nabel daselbst, ferner durch eine noch
schlankere Form und noch feinere Spiral-
175
sculptur, so dass ich nicht fehl zu greifen
glaube, wenn ich sie mit Nyst’s Art identifizire,
die im englischen Obereocaen und belgischen
Unteroligocaen zu Hause ist. —
148. G, subperforata Boll. —
K. u. W. Oberolig.-Fauna No. 12, t. 12, f.9. —
— Bulla convoluta Speyer non Brocc. — Speyer,
Detmold No. 352. — B,. teretiuscula (Phil) K.
u. W. Oberolig. Fauna No. 14. —
Eine von der vorigen, wie nachgewiesen wurde,
gut unterschiedene Art, die ich auch von Det-
mold besitze. (confer. Speyer, Cass. p. 248 in
fine. —) Was von K. u. W. 1 ce abs 2.
teretiuscula Phil. aufgeführt ist, hat sich später
als zu sudperforata gehörige Jugendstücke
ergeben. — |
149. C. saıı Philippi. —
_K. u. W. ÖOberolig. Fauna No. 11. — Ph. Beitr.
p. 18, t. 3, f. 2. — Speyer, Cass. p. 249, t. 31,
Ff. 13: —
150. C, Laurenti Bosquet. —
K. u. W. Oberolig. Fauna No. 10. — Speyer,
Cass. p. 247, t. 31, f, 10.— = Bulla conosdea
(Desh.) Sandb., p. 270, t. 14, f. 14. —
51. G, minima Sandberger. —
Sandb., p. 270. — Speyer, Cass. p. 248, t. 31,
f. 11. — = Bulla convoluta (Brocc,) — K.u. W.
Oberolig. Fauna No. 15. —
Die 1. ec. als B. convoluta Brocce. aufgeführte
Art hat sich bei weiteren Untersuchungen als
minima Sandb. herausgestellt. — Die Unter-
schiede zwischen beiden hebt Speyer zur
Genüge hervor. —
152. 0, angulata Koch. —
Herr v. N. fand eine Anzahl kleiner Schalen,
die sich durchaus von allen mir bekannten
Bulla-Arten entfernen, und die ich für nov.
176
spec. halte. — Die äussere Form ist eine sehr
unregelmässige, indem der letzte Umgang
oben sich schwach einsenkt, dann rasch sich
hebt und eine Art Buckel bildet, der die
Schale fast in der Mitte umgürtet und unter
dem wieder eine schwache Einsenkung beob-
achtet wird. — Der obere Nabel ist ziemlich
weit; der Aussenrand der Mündung tritt etwas
nach oben hervor. — Unten bildet der Aussen-
rand mit der Spindel einen ziemlich spitzen
Winkel. Die Sculptur besteht aus feinen
Spiralen, die jedoch auf der Mitte innerhalb
des Buckels vollständig verschwinden, nach
unten zu aber immer schärfer werden, und
hier durch die Uebersetzung der Anwachslinien
crenulirt erscheinen. Im übrigen ist die Schale
sehr glänzend. —
Eine Abbildung dieser zierlichen Art soll
später gegeben werden. —
153. 0, cancellata Grateloup. —
Speyer, Cass. p. 251, t. 32, f. 2.
Eine ausgewachsene Schale und ein Jugend-
stück von dieser äusserst zierlichen Bulla sind
vom Herrn v. N. gefunden.
Dem Vorgange Speyer’s folgend identifizire
ich sie mit der Form von Dax, die mir nicht
zugänglich ist. —
154. Bulla intermedia Philippi. —
Phil. p. 18, t. 3, f. 4. — Speyer, Cass. p. 252,
ol, fe lee
Diese früher aus dem Sternb. Gest. nicht be-
kannte Bulla hat sich inzwischen auch, wie-
wohl selten, gefunden. —
155. B, utricula Brocchi. —
K. u. W. Oberolig. Fauna No. 13. — Speyer,
Dass. 7.298,4.235, 1.90.
Ich vermag bei wiederholten Vergleichen
keinen Unterschied von den miocaenen und
177
lebenden Vorkommnissen dieser Art aufzu-
finden. —
155% Var, erecta, —
Ich bezeichne so die längliche Form dieser
Art, deren K. u. W. l. c. erwähnen. —
156. Atys nov., spec. —
Bulla turgidula (Desh.) K.u. W. Oberolig. Fauna
N0,9,.2.12,5.9. =
Nach Vergleichung der Sternberger Art, die
von K. u. W. 1. c. als B. turgidula Desh. auf-
geführt worden ist, mit ächten Stücken der
letzteren ist jene durchaus verschieden. —
Die von Speyer, Cass. p. 251 beschriebene
und £. 32, f. 3, 4. abgebildete Schnecke weicht
wesentlich von der Sternberger Form ab,
und könnte eher zu der typischen turgidula
gehören. Die von Sandberger, p. 269, t. 14,
f. 13, beschriebene Mainzer Art scheint aber
von allen hier erwähnten Formen wesentlich
verschieden zu sein. — Sowohl die französische
wie die Sternberger Art dürften dem Subgenus
‚Atys Montf. angehören. —
Weiteres über diese Conchylie muss ich
für die Fortsetzung der Molluskenfauna von
K. u. W. vorbehalten, da schon gemeinschaft-
liche Studien darüber gemacht worden sind. —
157. Seaphander distinetus Koch —
Bulla lignaria (Linn.) K. u. W. Oberolig.-Fauna
No. 17..—
Wie 1. ce. hervorgehoben wurde, war schon
Hörnes der Ansicht, dass das oberolig. Vor-
kommen von der Wiener und lebenden Form
getrennt werden müsse. Wiederholte Ver-
gleiche haben diese Ansicht bestätigt. — Ab-
gesehen von der viel geringeren Grösse hat
die lebende Art eine mehr birnförmige, die
Sternberger eine mehr gestreckt ovale Gestalt;
Archiv XXX. 12
178
die innere Seite der Mündung, gebildet durch
die Einrollung der Umgänge ist bei Se.
lignarius kurz Sförmig, bei distinetus lang
Sförmig geschwungen; dabei erhält erstere
Art eine schiefere Gestalt durch eine Aus-
wärtsbiegung des rechten Mundrandes nach
unten zu, während der letztere bei destinctus
einen regelmässigeren nach unten sich wieder
mehr der Axe nähernden Bogen bildet. Eine
Folge davon ist, dass die grösste Breite der
Schale bei letzterer Art ziemlich in der Mitte,
bei ersterer ungefähr auf !/; der Höhe von
unten liegt, und dass die untere Erweiterung
der Mündung bei ZAgnarius mehr kreisrund,
bei distinetus mehr oval ist. —
Auch die Sculptur bietet Verschiedenheiten
dar, die aber an und für sich kaum genügen
dürften, eine neue Art zu gründen; die Queer-
sculptur ist bei distinctus im Allgemeinen
kräftiger und regelmässiger wie bei der leben-
den Art; die Furchen sind breiter und tiefer
grubig punctirt, und in der Regel findet ein
Wechsel statt zwischen kräftigeren und
schwächeren Spiralen. —
Der Scaph. Üibrarius Lov. von der Nor-
wegischen Küste unterscheidet sich von beiden
besprochenen Arten durch eine breiter ovale
Form, und durch einen Pleurotoma - ähnlichen
Sinus, der den Aussenrand der Mündung von
den früheren Windungen trennt und dessen
Umschlag eine breite spirale Furche bildet,
die den Scheitel der Schnecke bedeckt, und
in der die Form des Sinus durch kräftige
Anwachslinien sich markirt. — Die Scalptur des
librarius nähert sich mehr der des Zgnarius.
Bei dieser wie der Sternberger Art geht
der äussere Mundrand ziemlich hoch über das
Gewinde hinaus, und biegt sich zu demselben
en 4; ;
Fi EnE FT
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r Y
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zurück, so dass ein Wulst gebildet wird, der,
auch durch einen kurzen Sinus vom Gewinde
getrennt, spiral in die Mündung hinein ver-
läuft, und einen flach vertieften Nabel bildet,
welcher die Windungen bedeckt.
Der Scaph. patens Böttger (Bericht XIII
des Offenbacher Vereins 1873, pag. 69) scheint
von unserer Art verschieden zu sein, was
aber ohne Abbildung oder Vergleichung des
Originals nicht sicher festzustellen ist. Ebenso-
wenig vermag ich über das Verhältniss des
Seaph. puncto-striatus Migh. u. Ad. (Gould,
Invertebr. of. Massachusetts f. 505) zu urtheilen.
— Der Abbildung nach nähert derselbe sich
der Sternb. Art, die aber schlanker ist und
nicht so breite Mündung hat, —
Das von Speyer, Cass. p. 246 erwähnte
Vorkommen aus dem Casseler Becken bietet
keinen Anhalt für eine Vergleichung. — Se.
distinetus ist keine ganz seltene Erscheinung
im Sternberger Gestein, und tritt zum Theil
in sehr guten vollständigen Stücken auf. —
Eine Abbildung soll später gegeben
werden. —
158. Philine nov. spec. = Bulla (? Philine) spec. —
K. u. W. Oberolig.-Fauna No. 18, t. 1, f. 10. —
Diese 1. c. aufgeführte Philine hat sich bei
näherer Vergleichung als nov. spec. ergeben,
und haben sich inzwischen zahlreichere Exem-
plare gefunden. — Die speciellere Beschreibung
wird in der Fortsetzung der Fauna von K u.
W. erfolgen. —
Auch im miocaenen Holsteiner Gestein
hat Herr Fack in Kiel mehrfach eine Philine
gefunden, die von der Sternberger Art nicht
zu unterscheiden ist. —
12*
180
159. Dentalium Kickxii Nyst. —
Speyer, Cass. p. 275, 2. 34, f. 8-1. — =D.
geminatum Goldf. III., p. 4, t. 166, f. 13. —
Speyer, Tertiärgeb. v. Detmold, p. 29, t. 2,
f. 93-11. —
160. D, seminudum Deshayes. —
Speyer, Cass. p. 276, t. 34, f. 14,15. —
161. D, fissura Lamarck. —
Speyer, Oass. p. 277, 1.34, 5.12,1.— =D.
acuminatum Desk. — = D. Sandbergeri Bosgq.
Rech. pal. p. 20, 1.2, f. 1. — Sandb. p. 183,
t. 15, f.5. —
162. D, (?) nov, spec —
Eine Anzahl sehr kleiner fadenförmig dünner,
schwach gebogener Röhrchen, die Herr von
Nettelbladt blosgelegt hat, rechne ich nicht
ganz ohne Zweifel zu Dentalum. Die Stücke
sind schwach gebogen, glatt und glänzend
und nähern sich rücksichtlich ihres Habitus
dem D. filum Sow. Reeve Monogr. t. 5, f. 32.
Das spitze, hintere Ende ist schwach knopf-
förmig verdickt, sehr fein durchbohrt, und zeigt
die Andeutung einer kurzen Fissur. Die Schale
zeigt bei starker Vergrösserung sehr schwache
Einschnürungen und Anwachslinien.
11. Pteropoda.
163. Vaginella önraben Daudin, —
Basterot, Mem. Geolog. p. 19, t. 4, f. 16. —
Semper im Meckl. Archiv 15, p. 214. — Speyer,
Oass. p. 282. —
Speyer’s Abbildungen eitire ich nicht, da sie
nur Steinkerne darstellen. — Die Abbildung
bei Basterot giebt unsere Art gut und deutlich
181
wieder, die sich nicht sehr häufig im Sternk.
Gestein findet. Ein Stück in v. Nettelbladt’s
Sammlung zeigt ein deutliches Tröpfchen an
der Spitze; auch einige Stücke meiner Samm-
lung zeigen einen Ansatz zu solcher Bildung,
die also wohl für diese Art characteristisch,
aber bei der Feinheit der Spitze in der Regel
abgebrochen sein wird. —
164. V, tenuistriata Boll in litt. —
Semper im Meckl. Archiv 15, p. 272. —
Eine ausserordentlich häufig vorkommende
Art, die vom Autor selbst nicht publieirt, aber
von Semper 1. c. so ausführlich beschrieben
ist, dass der Boll’sche Name dadurch sanc-
tionirt wird. — |
Es ist dies eine der eigenthümlichsten Er-
scheinungen des Sternberger Gesteins; häufig
sind Stücke desselben vollständig erfüllt von
diesen zierlichen Formen oder den vertieften
Abdrücken ihrer Schalen, und auffallend ist
es, dass diese Vaginella bisher von keiner
anderen Localität bekannt ist, so dass sie
recht eigentlich als eine Leitmuschel dieses
Gesteins anzusehen ist. —
165. Limacina hospes Rolle —
Sitzungsber. d. K. Akad. zu Wien 1861, p. 205,
t. 1, f. 2.%) — = ? Spirialis valvatina Reuss.
Süzungsber. 1867, p. 146, £.6, f. 11.**) —
Herr Rolle beschreibt unter obigem Namen
l. e. ein Vorkommen des Sternb. Gesteins,
von dem eine Anzahl von Exemplaren auch
in den Meckl. Sammlungen vorhanden ist.
Die kleine niedliche Pteropode scheint nicht
so ganz selten vorzukommen, und entzieht
*) Dr. Fr. Rolle: über Molluskenarten aus Tertiaer-Ab«
lagerungen m, 2 T.
**) Dr. A,E, Reuss: Die fossile Fauna v. Wieliczka m. ST.
182
sich wohl nur ihrer Kleinheit wegen der Beob-
achtung, wird auch vielleicht stellenweise mit
Embryonen von Natica verwechselt, von denen
sie jedoch leicht durch das links gewundene
Gehäuse unterschieden wird. —
Herr Dr. Reuss beschreibt 1. c. eine
Spirialis valvatina aus dem Salzgebirge von
Wieliczka, und glaubt diese mit der Valvatına
umbilicata Bornem.*) und der Limacina hospes
Rolle identificiren zu können. — Gegen diese
Ansicht spricht sich Herr Dr. v. Koenen
(v. Koenen: Mittelolig. p. 77, 78) aus, und gebe
ich demselben in Bezug auf die V. umbelicata,
die ich von Malliss und Hermsdorf besitze,
vollkommen Recht. Nicht aber in Bezug auf
die Spirialis valvatina Reuss, die ich mit Reuss
vollkommen ident mit der Limacina hospes
halte. Ja — die Abbildung die Herr Reuss
von seiner Art giebt, stimmt sogar besser zu
den mir vorliegenden Stücken der Sternberger
Art als diejenige des Herrn Rolle, so dass
eine Vergleichung der Abbildungen mit unserm
Vorkommen mich veranlassen würde, dem-
selben den von Reuss gegebenen Namen bei-
zulegen, wenn nicht Herr Rolle seine Art
speciell für das Sternberger Vorkommen auf-
gestellt hätte. — Der Name des letzteren hat
Jedenfalls die Priorität. —
(Die Fortsetzung dieses Catalogs wird im nächsten Archiv-Heft
erfolgen, —)
*) Bornemann: Die Microse. Fauna des Septarienthons
v, Hermsdorf m. 10 T. Zeitschr. d. Deutsch. Geol, Ges. Bd. VII.
1855. p. 319.
Register.
Actaeon Montfort.,
(elongatus)*) .»
Philippi. » F
punctato-sulcatus .
simulatus
Adeorbis S. Wood.
Larinatns 1.50%
Alvania Risso.
Duboisu. "0%
multicostata
SEIMDERD/ A. ie
Ancillaria Lamarck,
indivisa
Karsten, a...
(obsoleia) . »
(subulata)
Aporrhais da Üosta.
(speciosa)
(megapolitana
Atys Montfort.
nov. spec. .
Borsonia Edwards,
(decussata)
laevigata
Buceinopsis Jeffreys,
BAT NER EL
Buccinum Linne,
Bol Soo ,
(dbullatum) .
143.
143.
Bulla Linng,
(acuminata) .
(conoidea)
(convoluta)
intermedia .
(teretiuscula)
(turgidula)
utrieula, 1 N
(confer. Cylichna, Sca-
phander, Volvula &
Utrieulus).
Calyptraea Lamarck.
chinensis, .%, nrie
(depresa) .. »
(striatella)
Cancellaria Lamarck.
evulsa .
eranulata
(minuta) .
multistriata N
occulta.
(pusilla) .
Semperi .; »
subangulosa .
Capulus Montfort.
elegantulus.
Cassidaria Lamarck.
(Buchü) . .
nodosa ,
Seite.
174.
175.
173:
176.
175,
177.
176,
166.
166.
166.
151.
151.
151.
151.
151.
151.
152.
151,
166.
144.
144,
*) Die in Cursivschrift gedruckten Namen bezeichnen Arten, die nicht im
Sternberger Gestein vorkommen, sondern nur als Synonyma oder der Vergleichung
wegen aufgeführt sind. —
184
Seite,
Cassis Bruguiere.
megapolitana 144,
Cerithium Bruguiere,
acuticosta . . . 12.
(Sandbergeri) 152.
trilineatum . 152.
Chenopus Philippi.
Margerini 153.
Var. bicarinata . 153.
speciosus 153.
tenuis . 153.
Chiton Linne,
PBDER.NEEN Eur 166.
Cingula Flemming.
dissoluta 162.
Conus Linng,
(Allion:) . 146,
(antediluvianus) . 146.
Semperi . .». 146.
Cryptostoma Blainville.
(elegans). . 154.
Cylichna,„Loven.
angulata 175.
cancellata . 176.
Laurenti . . » 19.
lineata . 175.
minima , . 17.
Sowerbyi 174.
subperforata . 175.
Defrancia Millet,
Naumanni , . 150.
HONFSPee. “RT IL,
Bappardi ; :. 150.
vagans. 150.
Dentalium Linne.
(acuminatum) . 180.
fissura . , 180.
(geminatum) . 180.
Kickxiü . . 18%,
nov. spec. . . . 180.
(Sandbergeri) 180.
seminudum . 180,
|
|
|
$ E Seite.
Discospira Semper.
noVv. spec, . . 16.
Eglisia Gray.
(impar) . . . 159.
Sandbergeri 159.
Erato Risso,
laevis:. 3 oe 146,
Eulima Risso,
Hebe 158.
Kochi 158.
Naumanni . 158.
subula . 158.
Eulimella Forb,. & Hanl.
eustyla . . 158.
incrassata . . 158,
Ficula Swainson.
coneinna . . 141-
condita . 141.
Fossarus Philippi.
Beyrichi 169.
Fusus Lamarck,
(aequistriatus) 141.
(Brückner:) . 142.
(cancellatus) . 141.
elatior = war
Var, acuticosta 143.
elegantulus. .„. . 14l.
Var. cancellata 141.
Var, tricarinata 141.
elongatus 142,
Feldhausi 142,
(mitraeformis) 141.
nov. Spec, . 142.
(rarus) . » 143,
singularis . 142.
scrobieulatus . . 141.
Waeli . R 142,
Var. subcostata 142.
Var. tenuis . 142,
Lacuna Turton.
subeflusa -. .....
163.
Limacina ÜCuvier,
hospes . „
Litiopa Rang.
Maltzani . .
Margarita Leach.
Kick. 00.2.
Mangelia Risso.
(maitreja)
obtusangulla . .
(Pfefer:) i
Kappardi. 7 27,
Raemern „2%,
Mathilda Semper,
bicarinata . . »
Menestho Möller,
(eryptostyla) .
Mesalia Gray.
quadristriata
Mitra Lamarck.
approximata .„ »
hastata.. . .
Phtlippii . ,°
semimarginata .
(semisculpta) .
Söllingensis
(Sirucki) .
Murex Linng,
brevicauda ;
(capio). . .
Deshayesii .
globosus
Kochi 2
pereger: Hm," 7,
(simple) . .
Nassa Lamarck.
pygmaea .
Var. bispiralis ,
Var. convexa .
Schlotheimi
Natica Lamarck,
dilatata
(glaueinoides)
185
Seite.
181,
161.
165.
151.
Natica,
helieina
Var, angulosa ,
Var. elevata
(hemiclausa) .
labellata ' ." . .
(Nuss)...
(Var. conomphalus
( Var, micromphalus)
Niso Risso,
minor »
(terebellum)
Odontostoma Flemming.
acutiusculum
Bollaaum . .
conoideum .
(fraternum) .
nov. spec. .
(plicatum)
Oliva Bruguiere.
(Dusfresnei) .
flammulata .
Paludina Lamarck.
Nettelbladi . »
Patella Linn£.
compressiuscula
(megapolitana) . «
papyracea .
Philine Ascanias.
nov. spec, .
Phasianella Lamarck.
multieingulata .
ovulum .
Pileopsis Lamarck.
elegantula . .
Pisanella v. Koenen.
semiplicata.
Pleurotoma Lamarck.
(acuminata) . -»
(belgica) .
(coronata)
(erispata)
Seite.
154.
154.
154.
154.
153.
154.
154.
154,
158.
158.
154.
154.
155.
155.
155.
155.
144.
144.
162.
169.
165.
165.
179,
165.
164,
166.
141.
149.
149.
148.
149.
Pleurotoma.
dentieula
(dorsata) .
(Duchastelli) .
flexuosa
(Hausmanni).
(helizoides)
(.Hörzesi)
intorta .
Koeneni
Konincki .
laticlavia
(Morrent)
obeliscus
obliquinodosa .
peracuta .
(polytropis)
regularis
(scabra) .
(scalaris)
Selysi
Speyeri.. >
subdenticulata .
terebralis
(trieincta)
(trifasciata) .
turbida .
(uniplicata) .
( Volger:)
( Waterkeynii)
Pyrgiscus Deshayes,
(Kochü) . »
Leunisii
Pyrula Lamarck.
(clathrata)
(reticulata)
Raulinia Sandberger.
acuta
Ringicula Deshayes,
(acuta)
auriculata .
(buccinea)
(gracilis) .
Seite.
147.
. 146.
149.
149.
149.
149.
150.
149,
150.
146,
147.
149,
149.
150,
150.
149.
149.
150.
148.
148,
149.
147,
149.
149.
148.
147.
150.
149,
146.
156.
160,
141. |
141.
154.
166,
186
166.
167.
Seite.
Ringicula,, \
(Grateloupi) . 166.
(marginata) . 167.
(ringens) 167,
(Semperi) 168.
striata . » 166.
(subventricosa) 167.
(ventricosa) . 167,
Rissoa Fremenville.
(biangulata) . 162.
dissoluta 162.
Duboisii 162.
multicostata 161.
punctata 161.
Semperi ER ar
Rostellaria Lamarck,
(speciosa) 153.
Scalaria Lamarck.
amoena . 160.
insignis 161.
(lamellosa) 161.
nov. spec. . 161.
pusilla. Was 160,
rudis , 160.
Scapha Gray.
Siemssenüi . 2 246,
Scaphander Montfort.
distinetus 177.
(librarius) 178,
(lignarius) 178.
(patens) . 179:
(puncto-striatus) . 179.
Sigaretus Lamarck.
(canaliculatus) 154.
Philippü . 154.
Stenomphalus Sandberger,
Wiechmanni 141.
Spirialis Eyd, et Soul.
(valvatina) . 181.
| Stylopsis A. Adams,
(quadristriata) 160,
Tectura Cuvier,
megapolitana 165.
187
acuminata . . 174,
Xenophora F. v. Waldheim.
(Lyellana) . . 164.
serutaria . . . 164.
Belr. 2 2.00... 1506,
conulus a 5
eostellata 2. 212.715
Euterpe „. . . 156.
Helena. N..207.5,.2..2.152
‚effreyer 5.07% ,,.21319%
Druckfehler.
Seite 174 No. 146 lies: Volvula, statt: Volovla. Seite 174 Zeile 6 v. u. lies:
der subperforata, statt: des subperforata.
—-
Seite. } Seite.
Terebra Lamarck, Turbonilla,
Beyrichih . .„ . 144. wa)... 2 ee
Var. eingulata. . 144. Mr (Kol); . ... „108
Var. flexuosa „. . 144. laevissima . . . 15.
eincta een ee N BROV..SPee. . ia. 12..u197.
(plicatula) . . 144, Sandbergeri . . 15.
(ventricosa) . . 144, Speyeri K.& W. . 156.
Tiphys Montfort. (Speyeri Semp.) . 150.
eunieulosus . . 140. (subeylindrica) . 155.
(fstulatws) . . 1a. subulata 3... 10M
(horridus) . . 140. (turriculata) . . 15.
pungns . . . 140. varieulosa . . .„ 156.
Schlothemi . . ML. Wiechmani . . 157.
(sejundus) . . 141. || Turritella Lamarck.
Tornatella Lamarck. (communis) ... 108
(Ferrussaci) . . 172. Geyniti . . . 158
(mfata). . . 172 | Utriculus Brown,
(laevisulcata) . 194. (mamillatu) . . 174.
(lymneiformis) . 172. tumidusoi ui, 00) 00 108
(Nysti) . . . 1. || Vaginella Daudin,
(semistriata) - ey} depressa 5 2 SETS
(confer. Actaeon). tenuistriata. . . 18l.
Eee Valvatina Bornemann,
ee ey 10m: es
Triforis Deshayes, Vermetus Tamarek.
Be a 158. Bpee. ea ce, Ver Fer
Beau Ouvier, Volstatine
flandricum EN LE 141, deeora N a. SE
(nodularium) . 141. (dedema) a a De
Trochus Linng, ey a
an nodosa Bl ng: 145
a RN: n (Siemssenä) . . 146.
Marga 177 . .
Turbonilla Risso argremdaR)
(acuticosta) . . 1857. V olvula Adams,
Zizyphinus Gray.
| elegantullus . . 16.
Die Faltenwespen,
mit Berücksichtigung der in Norddeutschland
vorkommenden Arten.
Von Dr. Ferd. RBudow.
Hierzu Taf. III.
Die Faltenwespen, gewöhnlich schlechthin Wespen
genannt, sind zu den HAymenopteren oder Hautflüglern
gehörig und zwar bilden sie eine Unterabtheilung der
Aculeata, d. h. derjenigen Hautflügler, welche am Hinter-
leibe einen Wehrstachel besitzen, mit Hilfe dessen sie
eine scharfe Säure in die Wunde ihrer Feinde träufeln.
Wenn schon die Wespen von Verwandten leicht durch
ihre fast immer schwarz und gelben Zeichnungen unter-
schieden werden können, so besitzen sie ausserdem in
ihren Flügeln ein sehr charakteristisches Merkmal. Es
lassen sich nämlich die Vorderflügel der Länge nach
zusammenfalten und werden in der Ruhe stets auf diese
Weise getragen, woher die Wespen ihren Namen erhalten
haben. In ihrer äusseren Gestalt gleichen die Falten-
wespen vielen andern Bienenarten, ihre Fühler sind
meist deutlich gebrochen und nickend, mit verschieden
gestalteter, fädlicher, keuliger oder hakiger Geisel, die
Augen nierenförmig, nach innen gewöhnlich stark aus-
geschnitten, die Ocellen stets deutlich und im gleich-
seitigen Dreieck auf dem Scheitel stehend.
Die Oberkiefer sind bei allen verhältnissmässig
lang und stark zum Zerbeissen eingerichtet und deshalb
mit mehreren scharfen Zähnen am Vorderrande versehen.
Die Zunge theilt sich in mehrere Theile, von denen der
mittlere breitere Theil wiederum gespalten und wie die
Seitentheile unten mit einer kleinen drüsigen Verdickung
versehen ist. Die Zunge dient wie bei den Blumen-
bienen dazu die flüssigen Nahrungsmittel aus Pflanzen-
oder Thierstoffen aufzuschlürfen.
Pie
Die Faltenwespen finden sich das ganze Jahr hin-
durch überall vor und sind am besten, oft schon im
April an warmen Tagen, an sonnigen Mauern oder Holz-
wänden zu fangen, an denen sie ihre Nester anlegen,
während andere sich den Erdboden, hohle Bäume oder
freistehende Hausbalken, Dachwinkel oder Baumäste
zur Baustelle ihrer Nester erwählen.. Im Sommer
schwärmen sie auf Blumen umher, vorzüglich auf Um-
bellaten, deren Saft sie saugen, und dringen im Herbst
oft in die Wohnungen ein, wo sie irgendwo Süssigkeiten
vorfinden. Man unterscheidet von ihnen zwei grössere
_ Gruppen, die gesellig nach Art der Bienen lebenden
Vespae sociales und die einsam nur paarweise zusammen-
hausenden Vespae solitariae.
Die sociales bilden grössere Colonien mit gemein-
samen Nestern und trennen sich wie die Honigbienen
in drei Geschlechter, die Weibchen, Männchen und
Arbeiter, während die soltariae nur in weiblichen und
männlichen Formen vorkommen. Eine dritte Gruppe,
die schmarotzenden Faltenwespen, ist nur aus einem
Genus in Deutschland bestehend und dürfte wohl kaum
in unsern nördlichen Gegenden gefunden werden.
Die geselligen Wespen umfassen mit geringen Aus-
nahmen die grössten Thiere der Familie, sämmtlich von
schwarzer, gelber oder brauner Farbe, deren einzelne
Geschlechter sich in die Arbeiten der Colonie theilen.
Die Entstehung einer solchen geschieht folgendermassen:
Abweichend von den Honigbienen und übereinstimmend
mit den Hummeln und andern sterben im Herbst, wenn
Nahrungsmangel eintritt, alle Bewohner eines Nestes
mit Ausnahme der befruchteten Weibchen, welche sich
unter Moos, Laub oder in hohle Bäume verkriechen und
hier in einem lethargischen Zustande ohne Nahrung den
Winter zubringen, bis sie im März oder April durch die
Wärme geweckt werden und sich der Oberfläche nähern,
um bei anhaltend gutem Wetter auszufliegen und sofort
an das Nesterbauen zu gehen. Man kann schon in dem
Monate Februar oft solche Wespen unter der Moosdecke
1%
auffinden, wo sie unbeweglich liegen und erst durch die
Handwärme belebt werden. Ein solches Weibchen fliegt
nun sofort umher und sucht einen passenden Nistplatz
aus, worauf es Material zum Nestbau anschleppt, das
nach der Art der Wespen verschieden ist, um vorerst
ein Nest mit wenigen Zellen anzulegen, in die es die
ersten Eier legt, aus denen nur Arbeiter hervorgehen,
welche allein von dem Weibchen im Larvenzustande mit
Nahrung versorgt werden. Sowie die Arbeiter aus den
Zellen ausgeflogen sind, vergrössern sie das Nest, bauen
mehr Zellen, in die dann das Weibchen wiederum Eier
legt, die von den Arbeitern gepflegt werden, während
das Weibchen vorläufig weniger das Nest verlässt. Im
Laufe des. Sommers werden dann noch mehre Male
Arbeiter entwickelt, bis die letzte Generation aus
Männchen und Weibchen besteht, welche sich in den
letzten Sommertagen befruchten, damit der Kreislauf
von neuem beginnen kann.
Die einsam lebenden Wespen entwickeln sich im
Ganzen den ersten ähnlich, nur dass manchmal befruchtete
Eier überwintern, aus denen im Frühling die Thiere aus-
kriechen, welche ihrerseits auch sofort an den Nestbau
gehen. Im übrigen bauen überwinternde Weibchen allein
ihr Nest, in welches sie wenige Eier, manchmal nur ein
einziges legen, zu dem geeignetes Futter, wie Raupen
und andere Thiere, eingetragen werden, damit die aus-
kriechenden Larven sofort Nahrung vorfinden. Die ge-
fangenen Thiere bewegen sich im Neste nicht, weil sie
von den Wespen durch das Gift ihres Stachels betäubt
werden. Bereits die erste Generation besteht aus
Weibchen und Männchen, die entweder in mehrkam-
merigen Nestern oder auch in einfachen Bauten ent-
wickelt werden. Sie schreiten ihrerseits: sogleich zum
Nesterbau, bei welchen beide Geschlechter thätig sind,
wie ich mehrfach beobachtete, bringen aber nur in
warmen Herbsten noch einmal Junge zur Vollendung,
während ich die meisten Nester mit unentwickelten
Eiern oder Larven noch im Spätherbste vorgefunden
191
habe. Die Schmarotzerwespen weichen in ihrer Lebens-
weise nicht von andern Schmarotzerinsecten ab.
Der Nahrung nach sind die Wespen entweder Raub-
inseeten, indem die grössern von ihnen sich vielfach
von lebenden Insecten aller Art ernähren oder auch
Fleisch und Fruchtsäfte geniessen, wodurch sie oft recht
lästig werden können. Die kleineren von ihnen sorgen
eigentlich nur für die Nahrung ihrer Larven, denen sie
ebenfalls Raupen und andere kleinere Kerbthiere zu-
tragen, während sie selbst im vollendeten Zustande
wenig Nahrung und diese meist nur aus Blumenhonig
bestehend zu sich nehmen.
In manchen Jahren finden sich die Wespen in
grossen Scharen vor, in andern dagegen kommen sie
nur vereinzelt zum Vorschein, je nachdem die Witterung
mehr oder weniger günstig ist, um die Jungen zur Ent-
wickelung zu bringen.
Beim Einsammeln der Thiere sind einige Vorsichts-
massregeln zu beobachten, weil die meisten empfindlich
stechen. Die Haut wird aber im Laufe der Zeit gegen
die Ameisensäure des Stachels abgehärtet, wie ich an
mir erfahren habe, da ich jetzt ohne irgend welches
Schmerzgefühl selbst von Hornissen gestochen werden
kann und deshalb auch ohne Bedenken alle Wespen
sofort anfasse.
Am besten fängt man die Wespen an Blumen oder
vor ihren Nestern mit dem Netze oder darübergestülpten
Glasröhren, kleinere kann man erziehen, indem man ihre
geschlossenen Nester einsammelt, aus denen sich dann
die Thiere entwickeln. Ich töde die Wespen durch
Chloroform oder Essigätherdampf; wählt man Cyankalium,
dann darf ıran die Thiere nicht zu lange der Einwirkung
des Dampfes aussetzen, weil sonst die gelben Farben
sich leicht in Rot umwandeln. Von der Aufbewahrung
in Alkohol rate ich entschieden ab, da durch diesen die
feinen Häärchen zusammenkleben und die Flügel erhärten,
so dass sie schwer zu entfalten sind.
192
Als Hauptmerkmal zur systematischen Eintheilung
dient wie bei allen Hymenopteren der Vorderflügel,
dessen Zellen deshalb in erster Linie betrachtet werden
müssen. Jeder Wespenflügel hat drei Zellenreihen; die
oberste Reihe, Randzellen, besteht bei dieser Familie
nur aus einer, meist dreieckigen Zelle, die zweite Reihe,
Cubitalzellen, umfasst höchstens drei neben einander
liegende Zellen, deren hintere die grösste ist, die mittlere
meist am oberen Rande schmaler als am unteren, wird
unten von einem oder zwei für die Systematik wichtigen
Nerven berührt, den sogenannten Discoidalnerven oder
Discoidalqueradern, weil sie die dritte Zellenreihe, die
Discoidalzellen, bilden, die für unsere Zwecke aber völlig
gleichgiltig sind. Besagte Nerven führen auch noch den
Namen rücklaufende und münden entweder beide in die
zweite Cubitalzelle selbst oder die vordere in die Grenz-
nerven dieser Zelle. Die dritte Oubitalzelle hat eine
mehr oder weniger trapezförmige Gestalt, kommt aber
als solche auch wenig in Betracht.
Neben der Flügelbildung ist der Kopf ins Auge zu
fassen, weil dessen verschiedene Bildung ein Kennzeichen
zur Unterscheidung der Arten abgibt. Den vorderen
Theil des Kopfes nimmt eine meist glatte, von den Augen
und Fresswerkzeugen scharf abgegrenzte Fläche ein, das
Kopfschild, dessen verschiedene Farbe, gelb oder schwarz,
sowie auch verschiedene Gestaltung des unteren Theils
berücksichtigt werden muss. An der oberen Grenze des
Kopfschildes lenken sich die Fühler ein, deren erstes
verlängertes Glied der Fühlerstiel genannt wird, während
der winklig abgezweigte vielgliedrige Theil die Geisel
heisst. Bei den Weibchen haben die Fühler 12 Glieder,
bei den Männchen 13 und sind hier sehr verschieden
gestaltet, indem die 2 bis 5 letzten Glieder verdünnt,
hackig, gerollt oder gekerbt sein können und wichtige
Anhaltepunkte bei der Bestimmung der Arten abgeben.
Auch die Stellung und Grösse der Augen dient bei
einem Genus als Bestimmungsmittel, je nachdern sie bis
an die Basis der Kiefer reichen, oder einen Zwischen-
195
raum freilassen, während im ganzen Unterschiede kaum
bemerkbar sind.
Auch die Bildung der Füsse !zeigt keine Ver-
schiedenheit, kein Glied ist absonderlich gestaltet, ver-
breitert oder verdickt wie bei den Grabwespen und
Blumenbienen; die Beine sind vollkommen haarlos oder
doch nur sehr schwach behaart, weil die Wespen keinen
Blumenstaub einsammeln und deshalb auch keine haarigen
Leibestheile zur Aufbewahrung desselben nöthig haben.
Nur bei einer Unterabtheilung kommen an den Schenkeln
der Mittelbeine einige Abweichungen vor, indem diese
mit einigen deutlichen Zähnen bewaffnet sind, jedoch
fehlt diese Verzierung den Weibchen vollständig.
Das Abdomen bietet dagegen eine grössere Mannig-
faltigkeit der Formen dar, als man bei der wenig zahl-
reichen Familie vermuten sollte. Bei den grossen Wespen
ist der Hinterleib gewöhnlich gedrungen kegelförmig,
am ersten Segmente fast gerade abgestutzt und mit
einem kurzen dünnen Stiele an den Brustkasten an-
seheftet; bei den kleineren Arten stimmt entweder die
Gestalt mit der erwähnten überein, oder das erste
Segment ist schmaler als die übrigen, vorn gerade ab-
gestutzt oder allmälig abgerundet, oder auch stielartig
stark verlängert, während der hintere Theil wie eine
Keule an dem Stiele befestigt ist. Das erste Segment
hat ferner vorn manchmal eine scharfe Kante, auf seiner
Oberfläche eine Rinne, ist aber immer nur durch ein
dünnes Stielchen mit dem Brustkasten verbunden. Die
Weibchen haben nebst den Arbeitern nur 6 Hinterleibs-
ringe und am letzten den scharfen Wehrstachel, die
Männchen sind waffenlos und mit 7 Hinterleibsringen
versehen, meist auch schlanker gebaut als die Weibchen.
Am Brustkasten ist die Bildung des Prothorax zu
beachten, der bei einigen Species an den Schultern
sezähnt ist, ebenso kommen beim Metathorax an den
Seiten dergleichen Zähne vor, oder die Seiten sind
scharfkantig oder abgerundet. Der Anfang des Meta-
thorax ist meist nur wenig bei den Wespen erhaben;
Archiv XXX. 15
194
diese Erhabenheit, Schildchen oder Scutellum, gewöhnlich
in die Breite ausgedehnt, hat gewöhnlich abweichende
Farben, gelb oder weiss, ist aber doch im ganzen wenig
charakteristisch gebildet, um als Unterscheidungsmerkmal
dienen zu können.
In der Nomenclatur bin ich Schenck, deutsche
Vesparien, Nassauische Jahrbücher XVI, gefolgt; die
Beschreibung geschah nach natürlichen Exemplaren in
meinem Besitze. In der Aufstellung der analytischen
_ Tabellen habe ich die unveränderlichsten Körpertheile
am meisten berücksichtigt, da die Farbe zu sehr wechselnd
ist; bei zweifelhaften Fällen verweise ich auf die stets
ausführliche Beschreibung. Es ist rätlich, die Bestimmung
nicht mit einzelnen Thieren vorzunehmen, sondern eine
möglichst grosse Menge zur Vergleichung zu benutzen,
weil in diesem Falle die charakteristischen Unterschiede
am besten in die Augen fallen.
Systematische Eintheilung der Genera.
I. Drei Cubitalzellen, Fühler deutlich gebrochen,
Geisel schwach verdickt nach dem Ende zu. 1.
II. Zwei Cubitalzellen, Fühler deutlich keulenförmig
geköpft. 2.
1. * Mittelschienen mit 2 Endstacheln, Prothorax
an der Vorderseite allmälig verschmälert, ab-
gerundet, mitnursehr schwacher Randwulst. A.
** Mittelschienen mit einem Endstachel, Pro
thorax an der Vorderseite gerade abgestutzt,
am Rande scharf oder gezähnt. B.
A. Abdomen gedrungen kegelförmig, erstes
Segment vorn gerade abgestutzt mit
scharfem Rande. Fühler bei beiden Ge-
schlechtern gleichmässig gebildet, die der
Männchen etwas länger.
J. Vespa.
195
Abdomen vorn nicht abgestutzt, ganz all-
mälig nach vorn verschmälert, Fühler der
Männchen am Ende umgerollt.
II. Polistes.
B. Segment 1 sehr schmal und lang, die
andern eine Keule bildend. a.
Segment 1 nicht viel schmäler als die
übrigen, Hinterleib nicht keulenförmig. b.
a. * Thorax nicht viel länger als breit,
Segment 1 nach dem Stiele zu sich
ganz allmälig verdünnend, Oberkiefer
lang und schmal mit kleinen Zähnen.
Fühler der Männchen mit hakenförmig
umgebogenem letztem Gliede, Farbe
schwarz mit vielen gelben Flecken.
III. Eumenes.
** Thorax viel länger als breit, Segment
1 stark gewölbt, nach dem Stiele zu
sich plötzlich verdünnend, Oberkiefer
kurz, deutlich langgezähnt. An den
Fühlern der Männchen die zwei
letzten Glieder sehr kurz und dünn
hakig zurückgebogen. Farbe vor-
herrschend gelb.
IV. Discoelius.
b. * Discoidalqueradern beide in die
zweite Cubitalzelle mündend.
V. Odymerus.
** Discoidalqueradern so in die zweite
Cubitalzelle mündend, dass die zweite
entweder in das Ende der Zelle, oder
in die dritte Cubitalzelle trifft.
VI. Pterocheilus.
2. Einzige, aber nur süddeutsche Art, die nicht
zu verwechseln ist.
VIT, Celonites.
13*
Tabelle zur Bestimmung der Species.
SAnıanannn
I. Vespa.
Grundfarbe des Hinterleibs braungelb, des Kopfes
und Thorax braunrot, die grösste Art. Crabro 1.
Grundfarbe des ganzen Körpers rein gelb. —
Zwischen den Augen und der Einlenkung der Ober-
kiefer ein deutlicher freier Raum, Fühlergeisel schwarz
und braungelb. 1.
Zwischen den Augen und den Oberkiefern kein
freier Raum. Fühlergeissel stets schwarz. U.
1;
a. Kopfschilid mit schwarzem Längsstreifen oder
Flecken. Fühlergeisel unten ganz braungelb oder
schwarz gefleckt.
* Segment ] oder 1 und 2 schwarz, rot und gelb
gefleckt, Fühlergeisel der Weibchen und Arbeiter
schwarz und rotgelb gefleckt, der Männchen ganz
schwarz. norwegica 2.
**= Alle Segmente nur schwarz und gelb gefleckt,
Fühlergeisel ganz rotbraun unten. saxonica 3.
b. Kopfschild ganz gelb.
Fühlergeisel der Weibchen und Arbeiter unten
- braungelb, der Männchen schwarz. holsatica 4.
II.
a. Segment 1 oder 1 uud 2 schwarz, rot und gelb
gefleckt. rufa 3.
b. Segmente alle nur schwarz und gelb gefleckt.
‘= Die gelben Binden der Segmente nicht gezackt,
fast geradlinig, höchstens in der Mitte ein wenig
gebuchtet, Körper stark behaart. austriaca 6.
Tr
197
Die gelben Binden der Segmente deutlich gezackt.
Kopfschild mit 3 schwarzen Flecken, beim Männchen
manchmal weniger deutlich. germanica 7.
Kopfschild mit schwarzen Streifen. vulgaris 8.
I]. Polistes.
Nur eine deutsche Species gallıca, mit Varietät
diadema, nach der Farbe der Fühler unterschieden.
III. Eumenes.
I. Kopfschild unten ausgerandet mit deutlich vor-
i
springenden Ecken, Behaarung deutlich abstehend,
Körper punktirt.
pomiformis 1. mit Var. coarctatus 2.
Kopfschild unten nur bogenförmig abgerundet,
stark nach unten vorstehend, Behaarung meist
glatt anliegend, Punktirung nur am vorderen Körper
deutlich. dimidiatus 3.
IV, Diseoelius.
Nur eine deutsche Art. zonalis.
V, Odynerus,
Erstes Segment senkrecht oder fast senkrecht nach
vorne zu abgestutzt, am Vorderrande mit scharfer
Wulst. 1.
Erstes Segment nach vorn zu ganz allmälig abge-
rundet und sich verschmälernd, ohne Wulst. II.
Stielchen zwischen Brustkasten und Hinterleib ganz
kurz, wenig bemerkbar, Metathorax am Seitenrande
mit scharfem Zahne, Fühler der Männchen mit
kurzem vorletztem und hakig umgebogenem letztem
Gliede. Erstes Hinterleibssegment von oben ge-
sehen so breit als das 2te. A. Aucistrocerus.
Stielchen äzwischen Brustkasten und’ Hinterleib
deutlich bemerkbar.) Metathorax am Seitenrande un-
198
merklich gezähnt. Fühler bei beiden Geschlechtern
gleich gestaltet. Erstes Hinterleihsglied von oben
gesehen viel schmaler als das 2e, mit einer Längs-
rinne auf der Oberseite. B. Symmorphus.
. Fühler der Männchen mit kurzem vorletztem und
hakig umbogenem letztem Gliede, Metathorax am
Seitenrande manchmal scharfkantie.
C. Leionotus.
Fühler der Männchen mit verkürzten, verdünnten
und eingerollten fünf letzten Gliedern.
D. Hoplopus.
A. Aucistrocerüus.
Punktirung überall sehr stark, so dass der ganze
Körper matt und rauh -erscheint, Schulterbeulen
sehr gross, Abdomen mit 5 Binden, deren erste an
der Seite stark erweitert ist. 18—20 M M.
renimacula 1.
Punktirung weniger stark, Körper glänzend und
glatt.
Binde 1 des Hinterleibes an der Seite stark er-
weitert, so dass ein drei- oder viereckiger Aus-
schnitt entsteht A.
Binde I des Hinterleibes fast gleich breit, oder
nur sehr wenig erweitert. B.
. Thorax nur wenig länger als breit, Kopfschild
schwarz oder gelb gefleckt. Thorax an der Seite
entweder ganz schwarz oder mit gelben Flecken,
ebenso Schildchen, Prothorax meist mit kleinen
Zähnchen. 4—5 gelbe Binden. 18 M. M
. parietum 2,
Thorax fast doppelt so lang als breit, Färbung
fast wie vorige, Kopfschild veränderlich schwarz,
gelb oder gelbgefleckt. trifasciatus 3.
199
B. a. Mit 5 oder 6 gelben Binden am Hinterleibe, oder
Segment 6 nur gefleckt.
* Segment 1 sehr kurz, viel breiter als lang, Seg-
ment 2 gegen das erste merklich vorspringend,
Schildchen deutlich vorragend kantig, Schenkel
gelb, rotgelb mit wenig schwarz, Schienen gelb,
5—6 gelbe Hinterleibsbinden. oviventris 4.
**= Wie vorige, aber Segment 2 nicht vorspringend,
Schildchen 2 buckelig, Schenkel fast schwarz,
Schienen rotgelb. pietus 5.
##* Seoment 1 nicht auffallend kurz, Hinterleib lang-
gestreckt, manchmal Binde 5 verwaschen, so dass
nur Segment 1—4 gebändert erscheint, Kopfschild
schwarz oder mit 2 kleinen gelben Flecken,
grösste Art 20—21 M. M. antılope 6.
b. Mit 3 Binden am Hinterleibe, die 2!e auch am
Bauche sichtbar, die 3!e oft abgekürzt, Farbe
des Kopfschildes und der Beine veränderlich.
10—12 M.M. trimarginatus 7.
B, Symmorphus,
4 bis 6 gelbe Hinterleibsbinden 1.
2 bis 3 gelbe Hinterleibsbinden 1.
I. Prothorax vorn glatt. A.
Prothorax an den Schultern mit deutlichen Zähnen. B.
A. Binde 2 am breitesten, die vordern in der Mitte
ein wenig ausgebogen, Längsrinne des ersten
Segments im ganzen Verlaufe deutlich, Schildchen
gelb gefleckt. 13—15 M. M. crassicornis 1.
Binden alle gleich breit, Längsrinne des ersten
Segments hinten undeutlich, Schildehen schwarz,
13—15 M. M. murarius 2.
Prothorax mit 2 grossen gelben Flecken, Binden
regelmässig, Männchen mit fast schwarzem Thorax
200
und oft 6 Binden, Segment 2 manchmal mit gelbem
Fleck; nur 11—12 M.M. Herrichianus 3.
B. Prothorax mit 2 grossen gelben Flecken, die den
Vorderrand einnehmen, Binde auf Segment 1 und
meist auch 2 breit, Binde 1 ausgebuchtet.
elegans 4.
II. Prothorax vorn glatt, höchstens mit einem kleinen
Wulste. A.
Prothorax an den Schultern mit Zähnchen. B.
A. Abdomen mit 2 schmalen Binden auf Segment 1
und 2, Rand des Metathorax deutlich mit vor-
springenden Ecken. allobrogus 5.
B. Binden des Hinterleibs weisslich. fuscipes 6.
Binden des Hinterleibs gelb.
a. Prothorax und Schildchen mit 2 gelben Flecken,
Segment 1, 2, 4 mit gelber Binde, die erste in
der Mitte gebuchtet, Längsfurche auf Segment 1
schmal aber deutlich. sinuatus 7.
b. Prothorax und Schildchen ungefleckt, schwarz.
* Thorax viel länger als breit, Prothorax mit sehr
kleinen Zähnen, Furche des Segment 1 breit
aber undeutlich, Kopfschild meist gelb.
bifasciatus 8.
Thorax nicht viel länger als breit, Prothorax
mit langen Zähnen, Furche des Segment 1 breit
und deutlich, Kopfschild mit dunkler Farbe vor-
herrschend. debilitatus 9.
0, Leionotus.
Metathorax an den Seiten mit scharfem Rande I.
Metathorax an den Seiten abgerundet II.
I. Hinterleib mit 4-6 Binden. A.
Hinterleib mit 2 Binden. B.
201
. Am innern Augenrande ein gelber Streifen. Rand
des Metathorax ohne Zahn. a.
Am innern Augenrande kein gelber Streifen. Rand
des Metathorax mit Zahn. b.
. Schildchen jederseits am Ende mit einem auf-
rechten spitzen Zahne. parvulus Lep. 1.
Schildehen ohne Zahn. Dantiei 2.
. Beine mit viel gelb, keine Hinterleibsbinde am
Bauche sichtbar, Binde 1 an den Seiten nur etwas
breiter als in der Mitte. simplex 3.
Beine mit wenig gelb, fast schwarz, Binde 2 am
Bauche sichtbar, Binde 1 meist sehr breit, in der
Mitte gebuchtet, Segment 2 manchmal mit gelben
Flecken. nigripes 4.
. Binden des Hinterleibs weiss, a.
Binden des Hinterleibs gelb, b.
. Schildchen schwarz, kantig, Binde auf dem Segment
2 mehr in der Mitte, am Bauche nicht sichtbar.
alpestris 5.
Schildchen weisslich, glatt, Binde auf Segment 2
am Hinterrande, am Bauche sichtbar. minutus 6.
. Schienen fast schwarz, Hinterleibsbinden schmal,
Prothorax glatt. germanicus T.
II. Punktirung des Hinterleibs grob, Kopfschild unten
fast gerade. escilis 8.
Punktirung des Hinterleibs fein, Kopfschild unten
zweizähnig, Stirn gefurcht, Schildchen mit 2 weissen
Punkten. helvetius 9.
D. Hoplopus.
. Zeichnungen weisslich, 4 Binden, beim Männchen nur
manchmal hellgelb, Mittelschenkel des Männchens
202
mit 3 Zähnen, der erste und 2te spitz, der erste
am längsten, der dritte schiefgebogen.
melanocephalus 1.
Il. Zeichnungen gelb.
a. Kopfschild unten gezahnt.
* Zähne nur schwach,.Prothorax mit gelber Binde,
Schildchen gelb gezeichnet, 4—5 unregelmässig
gestaltete Binden, Schenkel des Männchens un-
gezahnt, nur die Mittelhüfte mit langem Zahne.
reniformis 2.
** Zähne des Kopfschilds lang und scharf, 5 regel-
mässige Hinterleibsbinden, Mittelhüfte und
Schenkel des Männchens ohne Zähne.
laevipes 3.
b. Kopfschild unten an den Seiten abgerundet, 5
gelbe unregelmässige Hinterleibsbinden, die 2te
am Bauche sichtbar, Schildchen ganz schwarz.
Mittelschenkel des Männchens mit 3 Zähnen, der
erste scharf, die beiden andern stumpf.
spinipes 4.
VL Pterocheilus.
Nur mit einer Art. phaleratus.
VII Gelonites.
Mit einer Art. abbrevvatus.
Beschreibungen der Arten.
errrrrrn
1. Vespa crabro L. Hornisse.
Die Farbe schwarz und braunrot am Kopf und
Thorax, gelb am Ende des Hinterleibs. Fühler 9 braunrot,
an der Spitze schwarz, 5 braungelb, oder auch aussen
schwarz. Gesicht zum grossen Theile hellbraun, Hinter-
kopf, Vorderbrust, Schultern, Hinterbrust und Schildchen
braunrot, Mittelbrust oft braun gestreift. Flügel gelblich
mit braunen Adern. Erstes Abdominalsegment vorn
braunrot, Mitte dunkelbraun, Endrand gelb, 2tes mit
3zackiger breiter brauner Binde, 3ts mit 3 Vorderrand-
flecken, jedes folgende mit 2, Ende ganz gelb. Füsse
wechselnd braun und gelb. Grösse: 25—36 M. M.
Südeuropäische Arten haben eine viel hellere Farbe,
fast ohne schwarz, auch verschwinden bei diesen auf den
Abdominalsegmenten oft die Flecken und sind die braunen
Binden gerade. Diese grösste deutsche Wespe findet
sich überall, baut ihre Nester aus einer grobrunzligen,
wellig gezeichneten Papiermasse, aus Baumrinden, bis
zu Kopfgrösse in hohle Bäume, Mauerlöcher, Backöfen
und Ställe, die Colonien sind manchmal zahlreich bewohnt.
Pappeln, Weiden, Erlen und andere weiche Holz-
arten werden oft von der Hornisse breit entrindet und
verdorren deshalb die Aeste, auch ist ihr Schaden durch
Zernagen von Obst und Fleisch anderweitig nicht gering.
Die Thiere finden sich vom April bis zum October vor,
am 16. September habe ich sie noch am Neste bauend
gefunden. Sie sticht bei der geringsten Beleidigung
204
sehr schmerzhaft, Ammoniac ist wie bei allen Wespen-
stichen das wirksamste Gegenmittel. Die Nester schwefelt
man am besten aus, oder vertreibt die Thiere durch
Petroleumdunst oder Rauch.
Aehnlich der Hornisse ist die süddeutsche Art V.
media de Geer. = Geerü Lep. Etwas kleiner als jene,
färbt sich das Weibchen folgendermassen: Kopfschild
gelb, mit mehr oder weniger deutlichem Mittelstreifen,
Augenränder braunrot, Fühler fast schwarz. Schultern
breit, braun, hellgesäumt, Mittelbrust und Rücken schwarz,
Hinterbrustkasten braun, veränderlich, Schulterbeulen
braun, Flügel gelblich mit braunen Adern. Abdomen
schwarz mit schmaler gelber Binde auf Segment 1 und
2, Hinterrand schwarz, Segment 3, 4, 5 mit gezackter
schwarzer Binde, Ende gelb. Beine braun mit schwarzen
Schenkeln. Behaarung stark. Grösse: 22—25 M. M.
Arbeiter dem Weibchen ähnlich, Schultern aber
nur schmal linienförmig gelb gezeichnet, Hinterleibsbinden
schmaler. Männchen nur mit gelben Flecken am Pro-
thorax und durchgängig gezackten und gefleckten Hinter-
leibsbinden.
es. norwegica @G. — britannica Leach.
Weibchen: Kopfschild gelb mit unten erweitertem
schwarzem Mittelstreifen, zwischen den Fühlern ein gelber
Fleck, Fühler mit verschieden schwarz und gelber Zeich-
nung. Hinterer Augenrand gelb zur Hälfte des Auges,
Vorderbrust breit, gelb, längsgestreift an der Seite,
Schildehen mit 2 grossen gelben Flecken. Abdomen mit
gerader gelber Endbinde auf Segment 1, Binde auf Seg-
ment 2 und 3 mit 2 schwarzen Flecken auf der Scheibe,
welche mit dem schwarzen Vorderrande zusammenhängen,
Seiten breit, rot. Binde 4 und 5 mit je 2 schwarzen
freien Flecken. After gelb. Beine gelb, Schenkel am
Grunde schwarz. Grösse: 18—20 M. M. Arbeiter fast
ebenso gefärbt.
Männchen mit kleineren dreieckigen Schildflecken,
srellerem rot auf Segment 1 und 2 und vordern geraden,
205
hinteren nur wenig gezackten Binden. Alle vorn schwarz,
hinten gelb lang behaart. Grösse: 20 M. M.
Die Nester werden an Zweige von älteren Bäumen,
weniger an niedere Büsche fast kopfgross mit einem
Stiele befestigt und hängen herunter. Die Wespen finden
sich nicht sehr häufig im Sommer an honigreichen Blüten,
im Herbste an Obstbäumen und Eichen. Sie sind wenig
bösartig und scheu und lassen sich verhältnissmässig
leicht fangen. Im Norden häufiger als nach Süden zu
anzutreffen. Aus einem Neste, an einer Eiche hängend,
erzog ich als Schmarotzer Uhrysis austriaca, und mehrere
kleinere /chneumoniden.
3. V. saxonica For.
Der vorigen ähnlich, aber nie rot gezeichnet, Kopf-
schild gelb, Streif in der Mitte abgekürzt, kreuzförmig,
aber ganz von gelb eingeschlossen, Augenrand aussen
gelb. Prothorax mit breiter gelber, vorn zusammen-
hängender Seitenlinie, Flügelschuppen braun, Brust dar-
unter mit gelbem Fleck. Schildchen mit gelber unter-
brochener Linie, hinten mit 2 gelben Flecken. Abdomen
am lie Segment mit schwarzer, in der Mitte stumpf-
winkelig vorspringender Binde, manchmal gerade, Binde
2 an der Seite schmaler als in der Mitte, in der Mitte
spitz vorragend, an jeder Seite mit einem schwarzen
nicht freien Flecken, welche an den Hinterbinden
öfter getrennt sind. Bauch ebenso gefleckt. Beine ver-
schieden schwarz, braun und gelb gefleckt mit dunklem
Schenkelgrunde. Behaarung lang. Grösse: 13—20 M.M.
Arbeiter wenig abweichend. Männchen am Hinter-
leibe wenig behaart, glänzend, die schwarzen Flecken
der Binden wenig spitz vorragend, nicht getrennt, Binden
manchmal auch ganz gerade, Schildehen gewöhnlich nur
mit schmalen selben Binden.
Nester von grauer Farbe werden an Balken von
Häusern oder unter Dachvorsprünge an Mauern gebaut.
Bei uns ist die Wespe nicht sehr selten. |
206
4. V. holsatica Fbr. = silvestris Christ.
Kopfschild ganz gelb mit schwarzem Punkte, hinterer
Augenrand über die Hälfte gelb gefärbt, Prothorax nur
an der Seite breit gelb, Schildchen vorn mit 2 grossen
gelben Flecken, hinten ganz schwarz oder selten mit
gelber Linie. Abdomen mit wenig gebuchteten Binden,
1 stumpfwinklig, 2 mit stumpfem Winkel am Ende in der
Mitte und kleinen Seitenflecken, 3, 4, 5 ohne Seiten-
flecken, Behaarung goldgelb. Grösse: 20—22 M. M.
Männchen wenig abweichend, Schildchen hinten
stets schwarz, Abdomen mit abwechselnder Zeichnung
der Binden, 1, 2, 3 nur unmerklich gebuchtet, 4 und 5
an der Seite mit geringen Vorragungen.
Die Wespe ist in Mitteldeutschland sehr gemein,
sie baut faustgrosse Nester von hellgrauer Farbe in
Hecken und Sträuchern, die Colonien wenig zahlreich.
Im Herbste 1873 waren in Thüringen die Männchen
dieser Art ungeheuer zahlreich an Umbellaten zu finden,
später kamen sie in die Häuser, bis sie beim ersten
Frost verschwanden. Aus einem Neste erzog ich ('ryptus
minatorius Gr.
5. V. rufa L.
Von V. norwegica ausser den angegebenen Merk-
malen unterschieden durch das Vorherrschen der roten
Farbe auf dem vorderen Theile des Abdomen. Kopf-
‚schild gelb mit breiter schwarzer unten erweiterter Mittel-
linie. Zeichnungen des Kopfes und Thorax wie ge-
wöhnlich. Schildchen mit zwei grossen gelben Flecken,
hinten nur sehr selten mit schmalen gelben Linien. Am
Abdomen ist Segment 1 verschiedenartig schwarz, rot
und gelb gefleckt, Segment 2 mit breiter schwarzer Basal-
binde, die in der Mitte stumpfwinklig, dreieckig oder
rhombisch vorragt, daneben mit oder ohne schwarze
freie oder zusammenhängende Flecken, die übrigen
Segmente sehr verschieden, entweder 2 oder 2 und 3
wie 1, oder nur mit wellenförmig schwarzer Zeichnung.
207
Haare schwarz, lang, aber wenig dicht. Grösse:
18 —20 M. M.
Das Männchen im ganzen ebenso gezeichnet, nur
sind die Zeichnungen auf Segment 2 stets undeutlicher,
die andern Segmente gleichmässig gebändert, Behaarung
weniger dicht.
Die Wespe ist nicht selten während des Sommers
vorzüglich an süssen Früchten zu finden, sie baut ihr
Nest unterirdisch, unter Wurzeln oder in selbstgegrabene
flache Höhlen mit engem Flugloch meist an sonnigen
Stellen; die Colonien sind nur klein, selten mehr wie
30 Individuen stark.
6. V. austriaca Pz. H. Sch.
Kopf und Thorax wie bei voriger, aber die Farbe
rein schwefelgelb, Schildchen mit zwei grossen Flecken,
hinten meist mit zwei Punkten, Abdomen mit fast gerader
Endbinde auf Segment 1, die übrigen Segmente ganz
regelmässig schwach wellenförmig gebändert, nur auf den
letzten Segmenten ragen die schwarzen Endflecken ein
wenig mehr hervor. Grösse: 16—18 M. M.
Männchen stets mit 2 Flecken am Hinterschildchen,
Fühlergeisel vorn gelb, Binden des Abdomen wie beim
Weibchen, Behaarung aber stärker.
Eine Abart ist V. sexeincta Pz., Schildchen mit
zwei kleinen Flecken, Binden des Hinterleibs alle fast
gerade ohne merkliche Ausbuchtung. Im nördlichen
Deutschland nur selten, häufiger in Thüringen, baut
das Nest wie vorige. Die Wespen stechen angegriffen
nur sehr wenig.
7. V. germanica Fbr.
Fühier gewöhnlich ganz schwarz, hinterer Augen-
rand der ganzen Länge nach breit gelb gezeichnet, Pro-
thorax und Schultern breit gelb, Flügelschuppen hellgelb,
Schildchen vorn und hinten mit zwei grossen gelben
Flecken. Am Abdomen Segment 1 vorn schwarz, in der
Mitte ragt ein rhombischer Fleck vor, seitlich ein abge-
rundeter, Segment 2 mit zungenförmig vorstehendem
208
mittleren Flecke und 2 grossen ;Punkten, Segment 3 und
4 ebenso, 5 nur mit 2 Punkten und gerader Basallinie.,
Grösse: 13—23 M. M.
Männchen fast ebenso gezeichnet, der Metathorax
am Ende manchmal mit breiten gelben Flecken, die
schwarze Vorragung auf Segment 2 meist auch noch
rhombisch, die übrigen spitz dreieckig.
Baut in die Erde grosse Nester, sehr gemein überall.
8. V. vulgaris L.
Im ganzen der vorigen sehr ähnlich. Hinterer
Augenrand in der Mitte mit schwarzem Flecke. Thorax
oft mit 2 gelben Streifen, Metathorax hinter dem Schildehen
manchmal noch mit 2 gelben Flecken. Abdomen mit
schwarzem Vordertheil des ersten Segments. Mitte breit
stumpfwinklig vorgezogen ohne Seitenflecken. Segment
2 mit breit dreieckiger schwarzer Grundbinde und 2
entweder freien oder verwachsenen Flecken, ebenso die
übrigen Segmente, Schienen innen mit schwarzem Fleck,
Behaarung schwach, aber lang. Grösse 13—23 M.M.
Männchen wie das Weibchen und die Arbeiter,
Segment 1 mit spitz vortretender Binde oder auch mit
einigen Flecken. Die folgenden Segmente mit dreizackiger
Binde, unterer Theil des Metathorax meist ganz gelb
gefärbt.
Baut wie die vorige unter Baumwurzeln oder in
Erdlöcher und ist mit ihr die gemeinste deutsche Art.
Sie kann durch Anfressen von Obst und Zucker oder
andern Esswaaren bedenklichen Schaden anrichten. Beim
geringsten Angriff wird sie sehr wüthend und trägt Be-
leidigungen mehrere Tage lang nach. Ihre stark be-
völkerten Nester schwefelt man am besten aus, da sie
in Gärten ein unangenehmer Nachbar für den Menschen
ist. An Schmarotzern findet man in den Nestern einige
Stahpyliniden, wie Quadius dilatatus und einen Laufkäfer,
Dromius linearis. Im Sommer 1873 fanden sich die beiden
letzten Wespenarten in Thüringen in grosser Menge, so
dass ich auf einem Wege von einer halben Stunde im
209
Walde gegen 15 Nester zählte. Die Thiere kamen
massenhaft in die Wohnräume, fielen über alle Süssig-
keiten her und stachen wüthend um sich, wenn sie ver-
scheucht werden sollten. Am liebsten leckten sie an
süssem Branntwein und sassen nachher ganz still an den
Wänden, wo sie sich leicht vertilgen liessen. An einem
Fleischerladen wurden in derselben Zeit binnen einer
Stunde mehrere Pfunde des schönsten Rindfleisches weg-
gefressen und fortgetragen, ehe der Besitzer den Schaden
bemerkte.
In Deutschland sollen noch vorkommen V. arborea
Sauss. und tripunctata Schk., die mir aber nicht eu
geworden sind.
Il. Polistes,
1. P. gallica L. = pectoralis H. Sch. italica H. Sch.
Kopfschild ganz gelb oder mit schwarzen Fleck.
Fühler fast ganz rotgelb, nur die drei ersten Glieder
der Geisel oben und der Stiel hinten schwarz. Hinter-
rand der Augen gelb, Prothorax vorn breit, Schultern
schmal gelb, Flügelschuppen gelb, manchmal mit braunem
Punkte, Thorax oben mit 2 gelben Streifen, an der Seite
mit grossem gelben Flecke. Schildchen vorn und hinten,
abschüssiger Theil des Metathorax mit 2 grossen Flecken,
von denen das eine oder andere Paar zusammenhängen
können. Am Abdomen Segment 1 mit gelbem Endrande,
sonst schwarz, oder vorn mit gelben Flecken, ebenso
Segment 2, oder dieses fast ganz gelb mit schwarzen
Flecken, die andern Segmente mit geraden oder ge-
zackten Binden. After gelb. Die Geschlechter nur in der
Grösse von einander verschieden. Grösse: 18—20 M.M.
Davon ist Varietät;
2. V. diadema Str. = V. biglumis Pz. —= diadema
Lep. = Geoffroyi Lep.
Kopfschild schwarz, oben und unten mit gelber
Querbinde, oder mit einer Binde und gelben Mittel- oder
Seitenflecken oder mehreren Punkten, überhaupt sehr
Archiv XXX. 14
210
veränderlich. Fühler oben schwarz, unten gelblich.
Die Zeichnungen des Thorax wie bei voriger, meist aber
weniger gelb, so dass das Hinterschildchen auch schwarz
sein kann, wie der abschüssige Theil des Thorax, oder
nur mit zwei kleinen gelben Punkten gezeichnet. Auch
das Abdomen färbt sich weniger gelb, ändert aber in
seinen Zeichnungen ebenso sehr wie vorige ab. Die
Wespe ist sehr gutmüthig, sie sticht nur, wenn sie beim
Nestbauen oder bei der Pflege der Brut gestört wird,
dann aber wenig bemerklich Sie fliegt während des
ganzen Sommers in manchen Gegenden sehr häufig an
Centaureen und Scabtosen und ist leicht zu fangen Das
Nest hat die Grösse von höchstens einer halben Hand,
ist oben an einem dünnen Zweige befestigt, unten offen
und ohne jede Hülle, nur mit einer Zellenlage über-
einander. Die Nester habe ich in der Umgegend von Neu-
stadt-Eberswalde oft gefunden, eins an einem Oleander-
baume, der auf der Hausflur stand, wo die Thiere un-
gescheut aus- und einfiogen, andere an Hecken und
unter Dachvorsprüngex. Schmarotzer habe ich erzogen:
Mesostonus gladiator, Ephialtes esxtensor in sehr kleinen
Exemplaren, sonst lebt noch darin Trichodes alvearius
und Orypturus Argiolus.
Polites beider Varietäten kommen in einem Neste
zusammen vor, so dass wohl die Einheit der Art nicht
angezweifelt werden kann. Sie fliegen bei jeder Witte-
rung und habe ich noch im November lebende Thiere
an Diesteln gefunden.
III Eumenes
1. E. pomiformis Rossi.
Punktirung des ganzen Körpers dicht und grob, so
dass dieser nur sehr wenig glänzend erscheint.
Kopfschild beim 2 ganz gelb oder ganz schwarz
oder mit wechselnden Flecken, ebenso auch die Fühler
verschieden gelb und schwarz gezeichnet. Prothorax
vorn schmal oder breit gelb, geradlinig oder ausge-
buchtet gezeichnet, Seiten des Mittel- und Hinterthorax
211
mit verschieden gestalteten Flecken, Schildchen gefleckt
oder gelblinig, überhaupt sehr veränderlich in der Zeich-
nung. Ebenso der Hinterleib. Stiel beim @ gedrungen,
ganz schwarz, mit gelbem Hinterrande, geradliniger oder
gebuchteter Binde, oder auch mit runden oder länglichen
Flecken. Die andern Segmente mit schmalen, breiten,
gleichmässigen oder ausgeschweiften Hinterrandbinden.
Beine sehr veränderlich gezeichnet, Schenkel und Schienen
gelb, schwarz oder gefleckt oder auch rötlich gefärbt.
Grösse: 14—23 M. M.
Die Männchen mit gelbem Kopfschilde, der Fühler-
haken gelblich, die gelben Zeichnungen weniger ausge-
dehnt am Thorax und am Abdomen gewöhnlich nur
schmale gleichbreite Hinterränder gelb.
Je nach der Farbenverschiedenheit sind mehrere
Varietäten aufgestellt, die früher als Arten galten, wie
pedunculata Pz., dumetorum Pz., coronata Pz., arbustorum
P2., Frivaldzkyi Pz. Wegen der verschiedenen Punktirung
und Behaarung wird oft noch E. coaretatus L. für eine
besondere Art betrachtet, aber mit Unrecht, denn 2 und
5 beider Varietäten paaren sich miteinander und lassen
auch viele Uebergänge zwischen einander zu.
E. coarctatus L. Hinterleib mit stärkerem Glanze,
Punktirung feiner, Behaarung schwächer als bei pomz-
formis, die Farbe ist meist weniger gelb. Es ist über-
haupt schwer 2 ganz gleiche Exemplare dieser Species
zu finden. Nester von der Grösse einer Haseinuss, fast
ganz rund mit kleinem Halse versehen, der zum Aus-
schlüpfen der Thiere dient, nicht selten an dünnen
Zweigen. Die Thiere erscheinen im Juli und sind leicht
zu ziehen, an Schmarotzern erhielt ich: Ohrysis ignita
und Hedychrum roseum nebst purpurascens. Die Wespen
schwärmen bei heissem Wetter an Symphoricarpus, Um-
bellaten und andern Blüten umher.
2. E. dimidiatus Brul€E = Amedei Ley.
Ausser dem anders »estalteten Kopfschilde von
voriger verschieden durch folgende Abweichungen:
14*
212
Thorax verhältnissmässig länger, Abdomen mit gedrun-
genem Stiel, dieser oben mit breiter tiefer Furche,
Punktirung sehr fein, und Behaarung gelblich anliegend.
In der Zeichnung kann ich an den hier gefangenen
Exemplaren keinen durchgreifenden Unterschied finden
und sind die Flecken und Binden ebenso wechselnd ge-
färbt wie bei pomiformis, so dass selten eine Ueberein-
stimmung zwischen zwei Thieren stattfindet. Bei zwei
Exemplaren aus Rüdersdorf bei Berlin sind die Fühler
vollständig schwarz gefärbt, bei andern schwarz und
gelb wechselnd gefleckt. Grösse: 14—20 M.M.
Nest noch nicht von mir aufgefunden, da die Wespen
überhaupt ziemlich selten sind.
IV, Discoelius.
1. D. zonalıs.
Farbe sehr veränderlich. Kopfschild unten abge-
rundet ohne Zähne, Prothorax an den Schultern mit
kleinen Zähnen. Kopfschild schwarz oben oder unten
mit gelben Flecken, Fühler schwarz, Thorax meist ganz
schwarz, Segment 1 und 2 des Abdomen mit schmaler
gelber Binde.
Varietäten haben: Kopfschild ganz schwarz, zwischen
den Fühlern ein gelber Punkt, Prothorax an den Schul-
tern gelb gefleckt, Fühlerstiel vorn gelb gestreift.
Schildchen schwarz oder gelb gefleckt. Abdomen mit
3 bis 5 Binden, die erste ausgebuchtet, die 2! und 3te
wenig in der Mitte eingeschnitten. Beine sehr ver-
änderlich gelb, schwarz oder braunrot gefärbt. Grösse:
12 M.M.
Die Thiere ändern ausserdem noch in der Punkti-
rung ab, indem die Punkte feiner oder gröber, manchmal
sogar zu feinen Runzeln werden.
Im ganzen selten zu finden, bei Neustadt-Ebers-
walde nur ein Exemplar gefunden, was sich durch
wenig gelbe Zeichnung kenntlich macht, sonst nirgends.
Die Aehnlichkeit mit vielen Odynerusarten ist zwar bei
oberflächlicher Betrachtung gross, aber die Bildung des
Hinterleibes ist hinreichendes Unterscheidungsmerkmal.
213
V, Odynerus
A. Aucistrocerus.
1. A. renimacula Lep.
Weibchen: Kopfschild schwarz, oben mit unter-
brochener gelber Binde, zwischen den Fühlerstielen ein
rundlicher Fleck, von dem nach den Augen zu schmale
kurze Striche gehen. Hinterer Augenrand zu ein Drittel
gelb gestreift. Thorax vorn mit breit dreieckigen Flecken,
die sich in ihren Spitzen fasst vereinigen, Flügelschuppen
gross mit braunem Fleck in der Mitte, Thorax darunter
mit dickem Flecke. Metathorax mit grossen ausge-
randeten Seitenflecken, grössern oder kleineren Punkten
am Schildchen. Der Thorax ist manchmal noch in der
Mitte mit kurzer Linie gezeichnet. Abdomen dick und
gedrungen mit 5 Binden. Binde 1 an den Seiten stark
erweitert, so dass ein rundlicher oder viereckiger Aus-
schnitt entsteht, die andern Binden schmal und einfach.
Männchen im ganzen ebenso gezeichnet, schlanker,
Kopfschild ganz gelb, Fleck zwischen den Fühlern spitz
dreieckig. Schildchen hinten gelb linüirt. Beine gelb
mit schwarz und rotbraunen Schenkeln.
Diese Wespe wird oft verwechselt mit der folgenden,
weil sie wahrscheinlich selten zur Vergleichung vorliegt.
Man beachte aber folgende Merkmale: Kopf und Thorax
ganz grob punktirt, so dass er rauh und glanzlos er-
scheint, Abdomen feiner punktirt aber matt. Gestalt
gedrungen, vorzüglich der Thorax. Grösse 183—20 M.M.
Nur einmal habe ich das Nest gefunden, am Fusse
einer Windmühle, wo in der kalkigen Wand Löcher ein-
gebohrt waren, die nach aussen zu mit abwärts ge-
richteten Lehmröhren überdeckt waren. Die Larven-
nahrung bestand theils in Raupen, theils in grossen
Fliegen. Als Schmarotzer erhielt ich Ohrysis micans, als
sie eben aus dem Flugloche kam. Die Wespen fing ich
am Neste vom 12. bis 22. Juli. Eine am 17. August an
Oentaurea gefangene hat einen grossen gelben Seiten-
fleck am 2t® Abdominalsegmente.
214
2. 4. parietum L. —= V. parietina I, quadrata Fbr.,
aucta Fbr., affınis H. Sch.
Kopf und Thorax deutlich gelb behaart, Punktirung
. fein, der ganze Körper schwach glänzend, Farbe und
. Zeichnung sehr veränderlich.
| Weibchen: Kopfschild schwarz mit gelbem Mittel-
‚Heck und gelben Seitenrändern oder gelb mit ganz ein-
geschlossenem schwarzem Mittelflecke. Zwischen den
. Fühlern ein gelber Punkt, Fühlerschaft vorn gelb, hinterer
' Augenrand nur selten mit einem kurzen gelben Striche.
- Prothorax meist mit Schulterzähnchen, vorn veränderlich
‚gelb. Flügelschuppen hellgelb, verhältnissmässig klein
mit verloschenem braunen Fleck in der Mitte, Thorax
an der Seite gelb punktirt, 1 oder 2 Fleckchen, Schild-
chen mit 2 gelben Flecken, die oft sehr klein werden,
hinten selten mit gelber Linie. Abdomen glänzend mit
5 oder 6 Binden Binde 1 an den Seiten erweitert, so
dass ein viereckiger oder runder Ausschnitt entsteht,
überhaupt schr verschieden. Binde 2 schwach ausge-
randet oder gleichvreit wie die übrigen, Beine gelb mit
fast ganz schwarzen Schenkeln.
Männchen schlanker und kleiner, nur verschieden
durch das ganz gelbe, selten schwarzpunktige Kopfschild
und die an der Spitze gelben Fühler. Die erste Binde ist
manchmal nur schwach verbreitert. Grösse: 12—18 M.M.
Nester nicht selten an Lehmwänden ziemlich tief
eindringend mit gewölbten Eingängen, oder an Steinen
gleich den Schwa!bennestern angeklebt An Schmarotzern
fand ich Chrysis ignita, fulgida und cyanea, Hedyehrum
lucidulum. Gefangen ist die Wespe vom 23. Mai bis
16. August.
3. A. trifasciatus Fbr. == quadricinctus F. tricinctus
H. Sch. = Gazella Pe.
Thorax viel länger als breit, Abdomen fast ceylin-
drisch, nur am Ende ein wenig zugespitzt Weibchen:
Kopfschild schwarz, oder mit einigen kleinen Flecken,
215
Fühlerschaft verschieden gelblich gefärbt, Geisel schwarz.
Prothorax vorn gelb, der Streifen zusammenhängend
und an den Schultern breit, oder unterbrochen und
schmal, Schildchen gelbgefleckt, öfter auch schwarz.
Abdomen mit 3 oder 4 gelben Binden, die 4!* immer nur
auf dem Rücken deutlich, an den Seiten verschwindend.
Binde !l mit breitem viereckigen Ausschnitte, Binde 2
schmal, am Bauche sichtbar, dritte ebeuso, aber am
Bauche weniger deutlich. Schenkel mit gelben Knien,
Schienen an der Hinterseite schwarz gefleckt. Länge:
M0—13 M. M.
Männchen, welche ich mit den Weibchen zusammen
fllegend gefangen habe, sind folgerdermassen gefärbt
und gestaltet. Form des Thorax und Hinterleibes wie
oben, Kopf und Abdomen stark glänzend. Kopfschild
ganz gelb, unten geradlinig abgestutzt. Oberlippe gelb,
sehr spitz und lang, stark ausgehöhlt, Oberkiefer gelb.
Prothorax an den Schultern mit deutlichen Zähnchen
und sehr schmaler, kurzer, gelber Linie, im übrigen
schwarz. Abdomen immer mit 4 Binden, die erste gleich-
mässig schmal, die zweite am breitesten, dritte schmal-
4te nur kurz, manchmal auf Segment 5 ein gelber Strich,
Bauch wie oben. Beine von den Knien ab gelb. Nester
eiförmig, sehr einzeln an Wänden, mit kurzem Eingangs-
rohr. Flugzeit der Wespe vom 6. Juni bis 15. Juli an
Doldenpflanzen.
4. 4. oviventris Wsm.
Kenntlich an der gedrungenen Gestalt, Thorax vorn
sehr breit, an den Seiten fast den Kopf überragend,
Schildchen hinten erhaben, in der Mitte ein wenig ein-
gekerbt. Segment I des Hinterleibes fast dreimal so
breit als lang. Weibchen: Kopfschild gelb mit schwarzem
Flecke, oder fast kreuzförmiger Zeichuung, unten stark
ausgerandet. Fühler ganz schwarz, nur der Schaft oben
mit einem gelben Flecken. Prothorax vorn mit stumpfer
Ecke und gelber, an den Schultern erweiterter Binde.
Flügelschuppen hellgelb braun getupft, Linie unter den
216
Flügeln, Fleck der Thoraxseiten und Schildchen gelb.
Abdomen mit 5 regelmässigen Binden, von denen die
erste seitlich wenig erweitert ist, die 2te, dritte und
vierte auch am Bauche sichtbar sind; manchmal Segment
6 noch gelb gefleckt. Beine gelb, die Schenkel zur
Hälfte schwarz. Länge: 12-15 M. M.
Männchen vom Weibchen wenig verschieden, nur
die Fühlergeisel am Ende gelblich. Selten im Juni.
Nest mir unbekannt.
5. A. pietus Ourt.
Weibchen: Kopfschild ganz schwarz, ebenso Fühler,
über dem Fühlergrunde ein gelber Fleck. Thorax matt,
runzlig, vorn gelb gefleckt, Seiten mit gelbem länglichem
Fleck, Flügelschuppen gelb mit grossem, braunem Höcker,
Schildchen schwarz- oder gelbgefleckt, hinten 2höckerig.
Abdomen mit 5 bis 6 ganz regelmässigen Binden, 6 meist
sehr verkürzt. Schenkel schwarz, Tibien und Tarsen
dunkelrotbraun. Grösse: 10-11 M. M.
Männchen mit gelbem Kopfschild, Oberkiefer und
Fühlerschaft, Geisel oben rostrot. Nur ein Weibchen
gefangen am 20 Mai.
6. A. antılope Pz.
Die grösste einheimische Odynerusart. Weibchen:
Kopfschild schwarz, oben mit breiter gelber Bogenlinie,
die in der Mitte schmal unterbrochen ist. Zwischen den
Fühlern ein kleiner spitzdreieckiger gelber Fleck. Fühler
schwarz, an der Innenseite bräunlich gestreift. Kopf
rauh punktirt, hinter den Augen mit einem kleinen gelben
Flecken. Thorax vorn stark gewulstet mit breit drei-
eckigen, hinten abgestutzten gelben Schulterflecken.
Flügelschuppen gross gelb mit braunem Mittelfleck,
unter den Flügeln mit kleinem Flecke. Thorax ganz
schwarz, in der Mitte matt längsrunzlig, Schildchen seicht
punktirt, abgerundet. Metathorax hinten dicht behaart,
an den Seiten mit stark vorspringender Ecke. Abdomen
217
mit kurzem ersten Segmente, 5 regelmässigen Binden,
die mittleren am Bauche sichtbar. Segment 5 und
manchmal 6 auch nur gelbgefleckt. Beine mit schwarzen
Schenkeln, Tibienspitzen schwarz, erstes Tarsenglied in
der Mitte, letztes ganz gelb. Mitteltibien aussen auch
schwarz gestreift. Grösse: 18—21 M. M.
Männchen: Kopfschild und Fühlerschaft gelb, sonst
wie Weibchen.
Nur 2 Exemplare an einer Lehmwand schwärmend
gefangen Mitte Mai.
-
7. 4. trimarginatus Zett.
Sehr ähnlich dem trifasciatus.
Weibchen: Kopfschild schwarz, nur zwischen den
Fühlern mit gelbem Fleckchen. Fühlerschaft vorn schmal
gelb. Prothorax vorn eckig, schwarz oder schmaler oder
breiter gelb gestreift oder mit gelben Schulterflecken.
Thorax matt, behaart, Schildchen schwarz, bei einem
Exemplare mit kleinen gelben Seitenpunkten. Flügel-
schuppen dunkelbraun, manchmal schmal gelb gesäumt.
Flügel stark angeraucht. Metathorax mit stumpfer Hinter-
ecke einzeln behaart. Abdomen mit drei Binden, die
erste schmal, die 2te an der Seite manchmal schwach er-
weitert und wenig gebuchtet. Beine sehr verschieden
gelb und schwarz gezeichnet, nur Schenkel und Tarsen
fast immer schwarz. Grösse: 10—12 M. M.
Das dazu gehörige Männchen ist schlanker, Kopf-
schild zum grossen Theile oben gelb, Fühler oben bräun-
lich. Prothorax mit schärferen Ecken und schmaler gelber
Mittellinie. Beine ausser den Schenkeln gelb. Sonst wie
das Weibchen gezeichnet, nur Segement 4 meist mit
gelbem Punkte. Ein Exemplar hat am hintern Augen-
rand ein gelbes Pünktchen.
Weibchen nicht selten mit Nro. 3, Männchen nicht
häufig.
218
B. Symmorphus.
1. 8. crassicornis Pz.
Weibehen: Kopfschild halb gelb und schwarz, oder
schwarz, oben mit gelber Bogenlinie, die sich manchmal
sehr weit nach unten ausdehnt. Unten verschmälert, stark
ausgerandet mit scharf vorstehenden Zähnen. Fühler-
schaft vorn gelb gestreift, zwischen den Fühlern 2 gelbe
Punkte oder eine gelbe Linie. Hinterer Augenrand mit
gelbem Punkte. Kopf hinten abgerundet im Umriss fast
kreisförmig. Thorax langgestreckt, vorn mit grossen drei-
eckigen Seitenflecken, Seiten mit nierenförmigen Flecken
unter den Flügeln. Flügelschuppen gross braunglänzend,
gelb gerandet. Schildchen mit zwei grossen gelben
Flecken, hinten schwarz linienförmig erhaben. Thorax-
rücken vorn feinpunktirt glänzend, hinten matt grob-
punktirt fast runzelig. Erstes Hinterleibssegment mit
selber Hinterrandbinde, an der Seite schwach erweitert,
in der Mitte stark verbreitert, entweder bogig, oder in
zwei spitzen Dreiecken nach vorn vorragend, oder fast
geradlinig mit deutlichem Einschnitt in der Mitte. Binde
zwei breit, stark bogig ausgerandet, die übrigen drei
ähnlich gestaltet. Binde 2 oder auch 3 am Bauche
schmal sichtbar. Beine gelb von den Knien ab, Schenkel
schwarz. Grösse: 13—15 M. M.
Männchen wie das Weibehen gezeichnet, Schildchen
oft ganz schwarz, Kopfschild meist mehr gelb, Binde 1
des Abdomen nur weniger ausgerandet.
In ganz Norddeutschland nicht selten und von mir
während des Juli oft gefangen, wo die Wespen an alten
Lehmwänden und morschen Balken oder starkriechenden
Doldenpflanzen herumfliegen. Die Nester habe ich oft
gefunden. Die Wespe baut in selbst gegrabene Löcher,
indem sie sowol Lehm als auch weiches Holz abbeisst
und mit ihren Hinterbeinen von Zeit zu Zeit aus dem
vergrösserten Loche heraus befördert. Der Bau ist oft
in einigen Tagen beendet und fingerlang, in mehrere
Kammern getheilt, deren jede nach Anfüllung mit Larven-
219
futter völlig mit Lehm verklebt wird, die Wände werden
durch einen zähen Leim geglättet und dicht gemacht.
Der Eingang ist nicht besonders gekennzeichnet, sondern
nur aus einem durch Lehm verklebten Loche bestehend.
Diese Wespe wird nebst O. murarius und Auc. parietum
wegen ihrer Häufigkeit am meisten von schmarotzenden
Ohrysiden heimgesucht, von denen ich am Neste: Chr.
ignita, fulgida, bidentata, nitidula, violacea gelangen habe.
Ich habe öfter das Gebahren beobachtet, welches die
Schmarotzer zeigen, sie laufen in der glühendsten Sonnen-
hitze an den Wänden umher, untersuchen die Löcher,
indem sie mit den immer beweglichen Fühlern tasten.
Finden sie einen Bau zeitweilig von der Besitzerin ver-
lassen, dann schlüpfen sie hinein und legen ihr Kukuksei
in das Wespennest. Manchmal überrascht die heim-
kehrende Wespe die COhryside und greift sie wütend an,
worauf sich diese sofort zusammenkugelt, indem sie nichts
als die Flügel und den harthäutigen Leib den Bissen dar-
bietet, und bei günstiger Gelegenheit aus dem schiefge-
srabenen Neste herauskollert. Oft wird sie aber auch
der Flügel von der Feindin beraubt, lässt aber trotzdem
nicht nach bei einer nächsten Gelegenheit wiederum ihr
Ei unterzubringen. Im Harz hatte ich zweimal Nester
an eigenthümlichen Stellen gefunden: Das Laboratorium
der Schule befand sich in einem Hause von Fachwerk
mit Bretterverschalung, die, wie auch die hölzernen
Fensterwände sehr alt war, so dass sie vielfach von In-
sekten durchlöchert waren. In einem dieser Löcher
ziemlich an der Decke hatte sich eine Wespe angesiedelt,
und machte sich dadurch bemerklich, dass sie im Vor-
sommer Holzmehl aus dem Baue herausschafite. Da
das Fenster nie geschlossen wurde, konnte sie ungehindert
bauen und Eier legen, so dass ich zu gelegener Zeit
8 Stück Wespen fangen konnte, Während der grossen
Ferien lag in demselben Raume ein Buch mit losem Ein-
bande auf einem Schranke unberührt, als ich dieses nach
Beendigung der Ferien wieder gebrauchen wollte, war
die Höhlung am Buchrüeken völlig mit Lehm verklebt
220
und es zeigte sich beim Oeffnen die ganze Höhlung als
Wespennest mit 13 Kammern für Larven. Die vorderen
waren bereits leer, die andern beherbergten aber noch
Larven und Wespen in den verschiedensten Entwickelungs-
stadien, die aber durch die unbeabsichtigte Zerstörung
der Nester zu Grunde gingen.
2. 5. murarius L.
Der vorigen ähnlich aber durch folgende Kennzeichen
unterschieden: Kopf hinter den Augen breit, so dass ein
mehr eiförmiger Umriss entsteht, Kopfschild unten breiter,
flach ausgerandet, mit kurzen dicken Seitenzähnen.
Weibchen: Kopfschild schwarz mit schmaler gelber
Bogenlinie. Flecken zwischen den Fühlern sehr klein,
Thorax vorn mit rundlichen Seitenflecken, welche nur
sehr selten in der Mitte des Vorderrandes einander in
feiner Spitze sich nähern, meist nur an den Schultern
stehen. Thorax, Rücken und Schildchen ganz schwarz,
Seiten nur selten mit kleinem Fleckchen. Metathorax
hinten stark gerunzelt, die Mitte grob gestreift. Am Ab-
domen ist nur die 2! Binde wenig breiter als die übrigen
und ausgebuchtet, die andern gleichmässig schmal und
gerade. Segment 1 deutlich längsstreifig mit fehlender
Mittelrinne im vorderen Theile. Grösse: 13—16 M.M.
Männchen: Kopfschild in grosser Ausdehnung gelb,
Fühler lang, ganz schwarz, Flecken des Prothorax klein,
Binden des Hinterleibs noch gleichartiger als beim
Weibchen. Grösse: 13—15 M. M.
Nest wie bei voriger, mit der sie fliegt. Schwärm-
zeit im Juni und Juli. Ueberall nicht selten.
3. 8. Herrichianus Sauss.
Von mir noch nicht aufgefunden, aber als in Deutsch-
land lebend angeführt.
Kopfschild schwarz, oben mit gelbem Querflecken,
Fühler schwarz mit gelbem Punkte an der Basis. Thorax
ganz schwarz vorn abgerundet, Flügelschuppen ganz
dunkel, Metathorax mit scharfem Rande. Abdomen mit
221
schmalen Binden, die dritte meist in der Mitte unter-
brochen.
4. 8. elegans H. Sch.
Eine kleine crassicornis.
Weibchen: Kopfschild schwarz, oben mit kleinem
Querflecken oder Punkte, Fühlerschaft vorn gelb, Geisel
schwarz. Prothorax vorn verengt wit deutlichen Schulter-
zähnen, Schulterflecken dreieckig, in der Mitte fast zu-
sammenstossend. Flügelschuppen braun mit breiterem
gelben Saume. seiten des Thorax unter den Flügeln
mit kleinem viereckigen Flecke. Schildchen mit feiner
gelber Linie oder 2 feinen Flecken, oder Punkten. Pro-
thoraxrücken glänzend, Metathorax matt, dicht schwarz
behaart. Abdomen mit 4 bis 5 Binden, 1 breit, in der
Mitte eingeschnitten, an den Seiten gebuchtet, 2 ebenso
aber weniger tief, die übrigen gleichmässig schmal,
Grösse: 10—11 M. M.
Männchen schlank, Kopfschild gelb, Schildehen ganz
schwarz, sonst wie oben.
Im Juni in wenig Exemplaren auf Umbellaten gefangen.
5. ©. allobrogus Sauss.
Weibchen: Kopfschild schwarz, nach unten stark
verschmälert, schwach ausgerandet mit ziemlich stumpfen
Seitenzähnchen. Fühler und Kopf schwarz, hinterer
Augenrand mit kleinen gelben Flecken. Thorax ganz
schwarz, deutlich punktirt, vorn mit deutlichem Wulste,
Flügelschuppen und Schildchen etwas glänzend. Meta-
thorax mit scharfem runzligem Rande. Abdomen mit
2 Binden, Segment 1 länger als breit mit breiter seichter
Mittelrinne, glänzend, Binde in der Mitte deutlich ein-
geschnitten. Segment 2 am Anfange schwach längs-
rissig, übrigens glänzend, Binde wenig gebuchtet. Beine
schwarz, Vorderschienen gelb, mittlere an der Basis und
die ersten Tarsenglieder rötlich. Länge: 10—13 M.M.
Männchen: Kopfschild ganz gelb, oder gelb mit
schwarzer Bogenlinie, unten tiefer gerandet als Weibchen.
222
Thorax an den Schultern mit einer stumpfen Ecke, sonst
wie das Weibchen.
Nur in 2 Exemplaren im Juni auf Scabiosen gefangen.
6. 8. fuscipes H. Sch.
Wegen der weissen Farbe der Binden mit nahe-
stehenden Arten nicht zu verwechseln. Weibchen: Kopf-
schild schwarz mit schmaler Bogenlinie oder kleinem
Punkte oben, unten stark verschmälert mit spitzen Seiten-
zähnchen, Fühler schwarz. Thorax langgestreckt, oben
mässig glänzend, im übrigen matt, Schulterzähne spitz,
Metathorax scharf gerandet, unten mit deutlicher Ecke.
Farbe ganz schwarz. Abdomen mit 3 Binden, deren
vordere zwei in der Mitte eingeschnitten sind, die Beine
sind meist ganz schwarz, höchstens die Tarsen bräunlich.
Segment 1 deutlich länger als breit. Grösse: 11—13M.M.
Männchen: Kopfschild ganz hellgelb, Schienen vorn
gelb gestreift, erstes Tarsenglied gelb.
Sehr selten im Juli.
7. 8. sinuatus Fbr. —= bifas-iatus H. Sch.
Weibchen: Kopfschild schwarz aber meist mit gelbem
Flecken oben, unten stark verengt, nicht ausgerandet,
sondern in zwei starke Zähne unmittelbar verlängert.
Hinter den Augen mit kleinem gelben Punkte. Kopf und
Thorax tiefund grob punktirt, matt, Prothorax mit starken,
seitlich abstehenden Schulterzähnchen, und gelben Schulter-
flecken, Flügelschuppen schwarz, Thoraxseiten darunter
gelb gefleckt, Schildehen mit fast zusammenhängenden
Flecken.
Am Abdomen ist Segment 1 grob punktirt, länger
als breit, mit breiter, tiefer Mittelrinne und gelber Binde,
diese in der Mitte eingeschnitten, an den Seiten ausge-
randet oder braunfleckig, Binde 2 breiter ausgebogen,
am Bauche sichtbar, 3 sehr schmal. Beine schwarz,
Vorder- und Mittelbeine mit vorn gelben Schienen, hintere
nur mit gelbem Ringe an den Schienen, erstes Tarsen-
glied aller gelb. Grösse: 9—10 M. M.
223
Männchen abweichend: Kopf länger als breit, Kopf-
schild ganz gelb, Thorax der von mir gefangenen ganz
schwarz, Binden des Hinterleibs schmäler. Vom 20. bis
29. August aus Distelstengeln gezogen, welche nahe an
der Erde ausgehöhlt und zu Wohnungen verwandt waren.
Die länglichen Fluglöcher mit zerkauter Pflanzenmasse
verklebt. Schmarotzer Hedychrum minutum.
8. ©. bifasciatus L.
Der vorigen sehr ähnlich. Weibchen: Kopfshild in
srösserer Ausdehnung gelb, mit gelber Bogenlinie oder
gelben Flecken oben. Unten Hachbogig mit stumpfen
Seitenzähnen. Stirn zwischen den Fühlern mit gelbem
Punkte. Fühler ganz schwarz, Kopf im Umriss fast regel-
mässig rund, nebst dem Thorax fein punktirt und deutlich
glänzend. Schulterzähne klein aber spitz. Thorax viel
länger als breit, ganz schwarz. Ein Exemplar zeigt sehr
kleine dunkelgelbe Flecken unter den Flügeln und auf
dem Schildchen.
Abdomen mit stark punktirtem 1m Segmente,
dieses glänzend wie das ganze Abdomen, Segment 1 nicht
viel länger als breit mit nur am Ende deutlicher Mittel-
furche. Die 2 Binden wenig gebuchtet, 2 nur wenig
breiter als 1 fast gerade, am Bauche schmal sichtbar.
Segment drei öfter wit ganz feiner gelber Randlinie.,
Die Beine mit schwarzen Schenkeln, Schienbeine oben
bis zur Hälfte gelb, Tarsen oben schwarz am Ende
bräunlich. Grösse: 8-9 M. M.
Beim Männchen kann ich ausser der schlankeren
Gestalt und der immer deutlichen Zeichnung des dritten
Segments keinen Unterschied finden.
Flugzeit im Juli. Gezogen habe ich die Wespe in
Gemeinsehaft mit Ellampus aeneus aus Brombeerstengeln,
die ich mit Gallen von Diastrophus rubi eintrug.
9. 8. debilttatus Sauss.
Wiederum den beiden letzten Arten sehr ähnlich,
aber schon nach der Tabelle leicht zu erkennen.
224
Weibchen: Kopfschild schwarz mit sehr wechselndem
gelb, unten breit, buchtig ausgerandet, mit breiten, langn
Zähnen. Kopf schwarz, runzlig punktirt, matt. Thorax
ganz schwarz, kaum !/aınal länger als breit, mit scharfen,
stark abstehenden, langen Schulterzähnen. Rücken mit
unregelmässigen Punkten und glatten Längslinien zwischen
der Punktirung. Manchmal findet sich unter den Flügeln
ein kleiner gelber Punkt. Abdomen meist schwach
glänzend, Segment 1 im vorderen Theile matt, Binden
ganz schmal, wenig eingeschnitten, meist nur 2 vorhanden,
auf Segment 1 und 2, seltner noch eine schmale auf 4.
Beine schwarz mit gelber Basis vorn an den Schienbeinen,
während hinten die schwarze Farbe vorwaltet. Grösse:
8-9 M.M.
Der einzige Unterschied beim Männchen besteht in
stärkerer Ausdehnung der gelben Farbe des Kopfschildes
und in den gelben Kinnbacken. Häufig im Juli an morschen
Balken, in Lehmwänden und an Doldenpflanzen.
C. Leionotus,
1. L. parvulus Lep. = orbitalis H. Sch.
Weibchen: Kopfschild unten schwachbogig ausgerandet
mit zwei spitzen Zähnen, schwarz, oben mit gelber ganzer
oder unterbrochener Bogenlinie. Fühler schwarz mit vorn
gelbem Schafte, Augen am Ausschnitte mit kleinem gelben
Flecken. Prothorax vorn mit breiter gelber, in der Mitte
stark verschmälerter Binde, Schildchen schwarz, oder
gelbstreifig oder punklirt, Metathorax ganz schwarz mit
deutlicher Ecke an der Seite oder auch mit gelben
Flecken. Am Abdomen Segment 1 ganz allmälig gerundet,
Segment zwei bedeutend breiter als 1, mit 5 gelben Binden,
die erste an der Seite erweitert mit rundlichem oder
eckigem Ausschnitte, die zweite sehr stark erweitert,
am Bauche schmal sichtbar mit zwei gelben Flecken,
die übrigen Binden schmal, am Bauche als kleine Flecken
sichtbar, manchmal auch ist der Bauch ganz schwarz,
Beine gelb, Schenkel zur Hälfte schwarz. Grösse:
6-7 M.M.
s
225
Männchen mit stärkeren Zähnen am Kopfschilde
und dem Schildehen sowie mit 6 Hinterleibsbinden.
Sehr selten im Gebiete auf Achrillea im Juli.
2. L. Dantici Rossi = postscutellatus Lep.
Weibchen: Kopfschild schwarz, oben mit gelber
Bogenlinie, oder auch nur einem gelben Punkte, unten
gelblich, fast gerade abgestutzt ohne deutliche Zähne.
Zwischen den Fühlern, vor den Augen und im Ausschnitte
ein gelber Punkt, Fühler schwarz, Stiel vorn gelb ge-
streift. Prothorax vorn mit breiter gelber, in der Mitte
unterbrochenen Binde, unter den Flügeln ein gelber
Punkt. Schildchen mit zwei länglichen gelben Punkten,
hinten stark leistenartig vorragend mit gekerbtem Rande.
Flügelschuppen bräunlich mit gelber Einfassung. Meta-
thorax stark gerandet, am Seitenrande mit deutlichem
Zahne und grossen gelben Flecken. Abdomen der Kegel-
forın genähert, das erste Segment am Grunde fast gerade
abgestutzt, mit fünf Binden, die erste stark an den Seiten
erweitert, in der Mitte einen schmalen rundlichen oder
fünfeckigen schwarzen Raum lassend, die zweite fast
ganz gelb, nur am Vorderrande und in der Mitte mehr
oder weniger schwarz, die andern Binden breit aber
gerade. Beine gelb, Schenkel fast zwei Drittel schwarz,
Tarsen bräunlich. Grösse: 10 M.M.
Männchen: Kopfschild unten schmaler, deutlich aus-
serandet und mit Seitenzähnen, Binden weniger breit.
Selten im Juli, Nest mir unbekannt.
3. L. simplex Fbr. = trifasciatus Spin., Linden Lep.,
quadrifasciatus H. Sch.
Weibchen: Kopfschild schwarz, gelbpunktig oder mit
Bogenlinie oben, unten ziemlich verengt und mit breiten
Seitenzähnen, Fühler ganz schwarz. Prothorax vorn
entweder mit 2 gelben schmalen länglichen Seitenflecken,
oder auch ganz schwarz, Schultern mässig abgerundet,
Metathorax an dem untern Seitenrande mit starkem
Zahne, wie die übrigen Theile schwarz und matt fein
Archiv XXX. 15
226
gerunzelt. Schildchen schwarz oder mit2 gelben Flecken
oder ganz schwarz, Hinterschildchen lineal vorragend
mit gekerbtem Rande. Abdomen mit 4 Binden, nur die
vordere ist in der Mitte spitzwinklig eingeschnitten, an
der Seite erweitert oder gebuchtet, die andern aber
gleichmässig schmal. Der Bauch ganz schwarz. Grösse:
10 M. M.
Männchen: Kopfschild gelb, manchmal mit zwei
kleinen schwarzen Punkten, unten stark verschmälert,
mit spitzzährigem Rande. Fühlerschaft vorn mit
schmalem gelben Streif, Geisel ganz schwarz, Schildchen
oft ganz schwarz, die Flecken immer kleiner als beim
Weibchen. Binde des Hinterleibes fast ganz gleich
breit, die erste nur wenig verbreitert, die 4° meist nur
auf dem Rücken deutlich, an den Seiten abgekürzt. Am
Bauche haben öfter Segment 2 oder 3 an der Seite
zwei kleine rundliche oder .dreieckige Flecken. Beine
ganz wechselnd gezeichnet, die Schienen sind meist vorn
ganz gelb, hinten mehr oder weniger schwarz gefleckt.
Grösse: 10 M. M.
Ich fing die wenigen Exemplare, die mir vorge-
kommen sind, im Juli auf Heracleum, konnte aber das
Nest nicht entdecken.
4. L. nigripes H. Sch. = maculatus Lep.
Weibchen: In der Farbe des Kopfes simplex
gleichend, das Kopfschild ist aber unten stets etwas
breiter, Prothorax an den Schultern abgerundet, die
Binde vorn in der Mitte fast zusammenhängend, Schildchen
und Metathorax wie bei simplex, die Punktirung des
ganzen Thorax tiefer, so dass die ganze Oberfläche rauh
erscheint. Binden des Hinterleibes sehr veränderlich,
die im Gebiete gefangenen Exemplare haben Binde 1
an den Seiten wenig erweitert, in der Mitte stumpf-
winklig eingeschnitten, Binde 2 am breitesten, vorn ge-
buchtet, 3 und 4 gleich schmal, doch können die seit-
lichen Erweiterungen, sowie die Ausbuchtungen alle
2
227
möglichen Formen annehmen. Binde 2 ist ausserdem
manchmal am Bauche sichtbar. Beine fast immer ganz
schwarz, oder höchstens die Schienen vorn ein wenig
gelb gestreift. Grösse: 10—12 M. M.
Männchen: Mit simplex übereinstimmend, aber der
Hinterleib hat oft 5 bis 6 Binden von sehr wechselnder
Bildung, die 2!e oder die 3t* über den Bauch fortge-
setzt, oder der Bauch auch manchmal mit 2 kleinen
Seitenflecken, Beine schwarz, Kniee und Schienen vorn
gelblich. Grösse: 11 M. M.
Im Juni aus trocknen Umbellatenstengeln gezogen,
die ich wegen einer kleinen Verdickung eingetragen
hatte. Das innere war in mehrere längliche Kammern
eingetheilt, die mit einer losen Haut bekleidet waren,
das Flugloch mit zerkauten Pflanzentheilen täuschend
wie mit Rinde verklebt.
5. L. alpestriss Sauss. = minutus H. Sch.
Die zwei Exemplare, welche ich gefunden habe,
stammen von der Elbe und passen zu keiner andern
Beschreibung. Weibchen: Kopfschild schwarz, oben mit
gelben Flecken, Kopf sonst ganz schwarz, Fühlerschaft
am Grunde mit kleinem gelben Flecken. Fühler kurz
und dick. Prothorax vorn ziemlich schmal, ohne Zähne,
seidenartig glänzend, Schultern mit weisslichen Flecken,
Schildchen schwarz mit scharfem Rande, Metathorax mit
deutlichem Seitenrande. Abdomen mit zwei weisslichen
Binden, von denen die zweite vom hinteren Rande ent-
fernt ist. Bauch ganz schwarz. Beine gelbrot. Schenkel
am ersten Drittel schwarz. Grösse: 8 M. M.
Männchen nach Schenck: Kopfschild und Fühler-
schaft vorn weiss, Geisel braungelb unten, Kopfschild
unten sehr verschmälert mit schwachen Seitenzähnchen.
Schildehen hinten mit scharfer Kante, Metathorax stark
ausgebuchtet mit starkem Seitenrande, Segment 1 kurz,
stark gewölbt, am Endrande stark gewulstet.
2 Weibchen Anfangs Juli an Umbellaten gefangen.
15*
228
6. L. minutus Fabr. = pictus H. Sch.
Weibchen: Kopfschild ganz schwarz, unten stark
verschmälert mit spitzer Einbuchtung und langen scharfen
Zähnen. Zwischen den Fühlern ein gelblichweisser runder
Fleck, Fühler und Kopf ganz schwarz, nur am obern
Augenrande am Hinterkopfe ein weisser Punkt. Thorax
dicht fein punktirt, vorn nicht sehr verschmälert, mit
dreieckigen oder rundlichen weissen Flecken mehr in
der Mitte. Flügelschuppen bräunlich mit gelbem Rande,
an den Seiten des Thorax darunter ein grösserer und
ein kleinerer weisser Punkt. Schildchen glatt, hinten
mit breiter weisslicher Linie. Metathorax in der Mitte
stark ausgehöhlt, seitlich mit breitem runzligem Rande
und unten mit stumpfer Ecke. Am Abdomen auf Seg-
ment 1 und 2 gelbe Binden, 1 schmal, 2 seitlich ver-
breitert, am Bauche schmal sichtbar, in der Mitte aber
unterbrochen. Beine braunrot, Hüften und Schenkelringe,
sowie letztes Tarsenglied schwarz. Grösse: 7 M. M.
Männchen mit gelbem Kopfschilde, Fühlerschaft
vorn gelblich, Geisel oben an der Aussenseite bräunlich
gelb. Beine haben statt der braunroten Farbe eine gelbe.
Am 2. Juli zog ich weibliche Exemplare aus den
untern Theilen eines trockenen Oentaureastengels, die
Männchen fing ich auf blühenden Scabiosen Ende August.
7. L. germanicus Sauss.
Kopfschild schwarz, unten breit schwach ausge-
randet mit spitzen abstehenden Seitenzähnchen. Ober-
kiefer am Grunde mit gelbem Pünktchen. Fühlerschaft
vorn gelb gestreift, zwischen den Fühlern und am hintern
Augenrande ein kleiner gelber Fleck. Prothorax an den
Schultern gelb gefleckt. Flügelschuppen einfarbig braun.
Schildechen schwarz, hinten gelb gefleckt, Metathorax
hinter dem Schildchen bedeutend verlängert und schlank.
Abdomen fast cylindrisch, sehr schlank, mit 2 schmalen
regelmässig verlaufenden Binden, deren 2!° am Bauche
sichtbar ist. Beine gelb, Schenkel und Tarsen schwarz.
Grösse: 10 M. M.
er:
E
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a
i
R
{u
-
229
Nur ein einziges Weibchen erbeutet, das Männchen
scheint überhaupt.noch zweifelhaft zu sein.
8. L. exilis H. Sch.
. Weibchen: Kopfschild gelb, unten breit, fast ab-
serundet im Umriss, mit schwacher Ausbuchtung und
kurzen Zähnchen. Fühler schwarz, in einer deutlichen
Grube in der Mitte des Kopfes sitzend, stark keulen-
förmig verdickt. Prothorax vorn stark verengt, abge-
rundet, so dass er fast einen Hals bildet. Schultern
mit zwei kleinen weisslichen Flecken. Flügelschuppen
schwarz mit schmalem weissen Hinterrande. Thorax
schlank, ganz schwarz, matt punktirt, Rand des Meta-
thorax abgerundet. Abdomen mit 2 Binden, beide
schmal, die 2, auf Segment 2 den Hinterrand nicht
berührend, am Bauche schmal sichtbar, in der Mitte
aber unterbrochen. Segment 1 grob punktirt matt,
Segment 2 schwach glänzend. Beine schwarz, Knie, und
vorderer Theil der Schienen oben gelblich. Grösse;
8M.M.
Männchen: Kopfschild weiss, unten schmaler mit
deutlichen Zähnchen, Fühlerschaft vorn weissgestreift,
‚Geisel oben an der innern Seite weisslich gefleckt.
Beine ausgedehnter gelblich gefärbt.
In wenigen Exemplaren am 5. Juli aus einem
Stengel von Achillea millefolium nahe an der Erde aus-
kriechend gefangen; ein Nest konnte ich aber im Stengel
selbst noch nicht auffinden.
9. L. helwetius Sauss. = parvulus H. Sch.
Weibchen: Kopfschild gelblich, unten schmal mit
tiefer Einbuchtung und deutlichen spitzen Zähnchen,
Stirn mit deutlicher Längsfurche. Fühler wie bei voriger.
Prothorax schmal, matt punktirt, vorn aber fast so breit
als der Kopf, Schultern fast rechtwinkelig mit weissen
Flecken. Flügelschuppen braun mit fast ganz um-
schliessendem weisslichem Rande, Thorax an der Seite
darunter mit weissem Pünktchen. Schildchen weiss ge-
230
‚fleckt, Rand des Metathorax stumpf, abgerundet. Ab-
domen schlank, sehr fein punktirt, glänzend, Segment 1
viel schmaler als 2, 2 Binden auf Segment 1 und 2, bei
letzterem an den Bauchseiten sichtbar. Beine schwarz,
vordere Schienen und Tarsen mehr oder weniger wech-
selnd gelblich. Grösse: 7—8 M. M.
Männchen: Kopfschild weisslich, Fühlerschaft vorn
weisslich, Geisel oben bräunlcih, Beine mehr gelb ge-
zeichnet.
Mit voriger zusammen, auf Achilles saugend.
10. L. Herrichii Sauss. = variegatus H. Sch.
Eine weibliche Wespe, welche mit der Beschreibung
dieser Species bis auf gewisse Abweichungen überein-
stimmt, fing ich im August d. J. auf Scabiosen sitzend;
ich lasse ihre Beschreibung unter obigem Namen folgen:
Kopfschild schwarz unten stark verlängert, schnabel-
artig schinal mit 2 breiten Zähnen, die eng an einander
stehen, zwischen den ganz schwarzen dünnen Fühlern
‚oben ein grosser dreieckiger gelber Fleck, hinterer
Augenrand wulstig mit länglichem gelben Flecken. Kopf
stark punktirt, matt. Thorax rauh, tief punktirt, ge-
drungen, vorn breit, mit ganzer gelber Binde und
stumpfen Schulterecken. Flügelschuppen gelb, gross,
-vorn mit kleinem braunen Fleck, Thoraxseiten unter den
Schuppen mit grossem runden, Rücken mit kleinem
länglichen Fleck. Schildehen mit breiter gelber Binde.
Metathorax hinten gelb an den Seiten, Rand abgerundet
ohne Ecke, bei Herrichii soll die Ecke deutlich sein,
Flügel braun. Abdomen weitläufig punktirt, seideglänzend
mit drei Binden, Binde 1 seitlich mit runden braunroten
zusammenhängenden Flecken, Binde 2 mit zungenförmigen
gegen einander convergirenden rötlichen Flecken an
der Seite, in der Mitte ein wenig verbreitert und am
Bauche sichtbar, Binde 3 schmal. Segment 1 auffallend
kurz. Beine gelb mit zur Hälfte schwarzen Schenkeln.
-Grösse: 13 M. M.
2
I PER DE WE
Ts
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x Ri z I
231
Die noch in Deutschland vorkommenden L. zan-
thomelas, Dufourianus nugdunensis Sauss., timidus Sauss.
habe ich bisher im Gebiete noch nicht angetroffen, son-
dern nur aus Südeuropa erhalten.
D, Hoplopus.
1. H. melanocephalus L. = dentipes H. Sch.
Weibehen: Kopfschild ganz schwarz, unten breit,
fast gerade ahgestutzt mit nur sehr kleinen Zähnchen
an der Seite. Zwischen den Fühlern eirvc gelbe Quer-
linie, Fühlerschaft vorn gelb, Geisel oben rötlich. Hinter-
kopf am oberen Augenrande mit gelben Fleckchen.
Kopf und Thorax mit kleinen, behaarten Höckerchen.
Prothorax mit länglichen Schulterflecken, sonst ganz
schwarz, Flügelschuppen schwarz mit bräunlicher Ein-
fassung. Abdomen mit 4—5 gelbweissen Binden, die
2te jn der Mitte meist unterbrochen, an den Seiten ver-
breitert, Bauch schwarz, an der Seite mit mehreren
Fleckchen. Beine gelbrot, Schenkel zur Hälfte schwarz.
Grösse: 10—12 M M.
Männchen: Nur unterschieden durch den stärker
ausgerandeten Kopfschild, die gezähnten Mittelschenkel,
vorherrschend gelb gefärbten Beine. Abdomen mit 6
Binden, Segment 2 am Bauche mit 3 Höckern, die
manchmal sehr klein sein können.
Nicht selten schon im Mai an Lamium, später im
Juli erscheinen die Männchen häufiger an Scabiosen
und Echium. Das Nest fand ich am Grunde einer
Mühle nahe an der Erde, wo zwischen den Steinen in
den Mörtel die Bingangslöcher gebohrt waren.
2. H.reniformis L. = cozxalis H. Sch., velox. Sauss.,
Reaumuriüi Duf., Dufourü Lep.
Weibchen: Kopfschild schwarz oben mit gelber
Bogenbinde, unten sehr verschieden fast gerade, mehr
oder weniger ausgerandet mit kurzen oder langen Zähnen.
Zwischen den Fühlern und hinter den Augen ein gelber
Fleck. Fühlerschaft vorn gelb, Geisel an den ersten
232
Gliedern bräunlich. Prothorax vorn gelb, Schildchen
vorn mit zwei gelben Punkten, hinten gelb liniirt, Thorax
oben schwarz, nur neben den Flügeln bis zum Schildchen
mit schmaler gelber Linie. Metathorax an den Seiten mit
grossem nierenförmigen Flecke, oder der Thorax ohne
Flecke (Reaumurü), Flügelschuppen braun mit gelbem
Rande. Abdomen mit 5 gelben Binden, oder 4 (Reaumurii)
die 2te, oder 1*e und 2te ausgebuchtet, seitlich ver-
breitert, überhaupt sehr verschieden gestaltet, die 2te
und 3!e am Bauche sichtbar. Beine gelb, nur die Schenkel
kaum zur Hälfte schwarz. Grösse: 10—12 M. M.
Männchen: Wie das Weibchen, nur Fühlergeisel
unten bräunlich, am Ende aber schwarz. Prothorax
vorn gelb, Schildchen hinten gelb, Metathorax schwarz.
Mittelhüften mit deutlicher, nach unten gerichteter gelber
Spitze. Sehr selten, bisher nur 2 Stück im Juli d. J.
an Echium gefangen.
3. H. laevipes Shuck. = simplicipes H. Sch., cognatus
Duf., rubicola Saund., reniformis Lep.
Weibchen: Kopfschild schwarz, oben mit gelber
Bogenbinde, unten nicht sehr breit, tief ausgerandet
mit langen Seitenzähnen, zwischen den Fühlern ein läng-
licher Fleck, Fühler ganz schwarz, hinterer Augenrand
oben mit gelbem Punkte. Kopf rauh mit behaarten
Höckerchen. Prothorax vorn mit gelber Binde, welche
in der Mitte nicht zusammenhängt , Schultern mit
stumpfen Ecken. Flügelschuppen braun mit gelbem
Rande, darunter ein gelber Fleck. Schildehen mit
breiter, seitlich erweiterter gelber Linie, hinten mit
schmalem ganzen oder unterbrochenen Fleck. Thorax
dicht punktirt, seideglänzend.. Abdomen mit 4 Binden,
manchmal die 5te auf der Mitte des Segments noch
schmal sichtbar. Alle Binden schmal und gleichmässig,
die 2!e kaum seitlich erweitert, am Bauche allein sichtbar.
Beine gelbrot, Schenkel an der oberen Hälfte schwarz,
letztes Tarsenglied braun. Grösse: 11—13 M. M.
233
Männchen: Wenig vom Weibchen verschieden, nur
die Fühler mit gelblichen vorletzten Gliedern, der letzte
Haken aber schwarz, Schildchen öfter ohne Binden,
Beine heller gelb.
Nur ein Päärchen im August auf Umbellaten im
Gebiete gefangen, südeuropäische Exemplare sind nur
in der Grösse davon verschieden.
4. H. spinipes H. Sch. = muraria Ohr., quinque-
fesciata For.
Weibchen: Kopfschild ganz schwarz, unten seicht
gerandet mit abstehenden stumpfen Seitenzähnen, Fühler
ganz schwarz, nur der Schaft vorn fein gelb gestreift.
Zwischen den Fühlern zwei längliche Flecken, die auch
zu einer Linie vereinigt sein können. Vorderer Augen-
rand im Ausschnitte mit gelbem Fleck, oft aber ganz
schwarz, hinterer Augenrand oben mit gelber Linie.
Kopf nebst Thorax runzelig, lang schwarz behaart.
Prothorax vorn mit zusammenhängender, seitlich ver-
breiterter Binde, Schildchen mit zwei länglichen Flecken,
die auch fehlen können, Flügelschuppen braunrot mit
breiter gelber Einfassung, Thorax im übrigen ganz
schwarz, Flügel mit deutlich breitem braunem Rande.
Am Abdomen ist Segment 1 kurz, stark gewölbt, fein
punktirt, lang behaart, Segment 2 auffallend breit und
wie die folgenden glänzend, 5 regelinässige gelbe Binden
alle gleich breit, am Bauche ist die 2te schmal oder gar
nicht sichtbar. Beine von den Knien ab rotgelb, letztes
Tarsenglied bräunlich. Grösse: 10—12 M. M.
Männchen: Fühlerschaft vorn gelb, Geisel vor dem
Ende unten braungelb, Kopfschild manchmal oben gelb
gestreift. 6 Hinterleibsbinden, die letzten an der Seite
abgekürzt, die 2te gewöhnlich am Bauche sichtbar.
Beine mit mehr gelb und erweiterten Mittelschienen,
Mittelhüften dreizähnig. Abdomen schlanker.
Von Mitte Mai bis August überall häufig, Nester
in alten Balken,
234
Im Juli d. J. fing ich an blühenden Scabiosen zwei
Hoplopusmännchen, welche ich nach den bekannten
Beschreibungen nirgends unterbringen kann, welche aber
sehr charakteristisch gebildet sind.
5. H. rugulosus n. sp.
Kopfschild ganz gelb, unten tief bogenförmig aus-
gerandet mit spitzen Seitenzähnen, Fühlerschaft vorn
breit gelb, Geisel vor dem Ende unten gelbrot, End-
haken aber schwarz. Zwischen den Fühlern ein läng-
licher Fleck, innerer Augenrand am unteren Ausschnitte
mit gelber Einfassung, hinterer Augenrand mit gelber
Linie. Kopf und Thorax stark rauh höckrig, kurz be-
haart. Prothorax vorn breit gelb, Schildchen vorn mit
2 grossen, hinten 2 kleineren Flecken. Flügelschuppen
gelb mit kleinem braunen Flecken, Brustseiten darunter
mit dreieckiger Zeichnung, Metathorax hinten tief aus-
gehöhlt, glänzend, seitlich dicht behaart Abdomen matt
mit 6 Binden, die erste in der Mitte eingebuchtet, die 2te
seitlich erweitert, ebenso die 3te, 4 und 5 gebuchtet, 6
seitlich abgekürzt. Am Bauche 2, 3 und 4 sichtbar, 2
in der Mitte gebuchtet, breit. Beine gelbrot mit am
Anfange nur in geringer Ausdehnung schwarzen Schen-
keln und Hüften. Grösse: 16 M. M.
6. H. ruficornis n. sp.
Kopfschild gelb, unten stark ausgebuchtet mit grossen
Zähnen, Oberkiefer gelb mit schwärzlichen Spitzen, innerer
Augenrand in der Nähe des Kopfschildes mit gelber Linie,
Fühler an der ganzen Innenseite und in der letzten Hälfte
völlig gelbrot gefärbt, am hinteren Augenrande ein gelber
Strich, zwischen den Fühlern eine gekerbte Linie. Kopf
und Thorax stark rauhrunzlig, tief punktirt, behaart, ohne
allen Glanz. Prothorax vorn mit gelber Zeichnung, deren
Hinterrand ausgerundet ist. Flügelschuppen schwarz mit
äusserem rotem Rande. Schildchen mit zwei sehr entfernt
stehenden gelben Flecken. Abdomen schwach glänzend,
sehr dicht runzelig punktirt, mit 5 gelben Binden, deren
235
2te ein wenig breiter und gebuchtet, deren 5te seitlich
abgekürzt und schmal ist Bauch schwarz. Schenkel
zu zwei Drittel schwarz, Kniee und Schienen oben gelb.
Schienenende und Tarsen rotgelb. Mittelhüften mit drei
Zähnen, der erste breit stumpf, schiefstehend, der mittlere
kurz stumpf mit breiter Basis, gerade, der dritte dick,
kurz, mit kleiner nach innen gerichteter Ecke. Grösse:
10 M.M
VI Pterocheilus.
Einzige Art: phaleratus Latr. = interruptus Klg.,
Klugü H. Sch.
Die zweite Discoidalquerader mündet entweder in
die 2te Oubitalader oder ein wenig hinter dieselbe bei
den 4 hier gefundenen, bei einer süddeutschen aber fast
in die Mitte der ?ten Cubitalzelle.
Weibchen: Kopfschild schwarz grob punktirt, unten
breit mit seichter Ausrandung und unmerklichen Seiten-
zähnchen, in der Mitte oder oben gelb gefleckt in ver-
schiedener Zeichnung. Fühler ganz schwarz, zwischen
den Fühlern ein breiter gelber länglicher Fleck. Augen
an der untern Ausbuchtung und am obern Hinterrande
gelb gezeichnet. Prothorax mit dreieckigen Schulter-
flecken, Flügelschuppen rotbraun mit blassgelbem Vorder-
rande, Thorax darunter gelbfleckig, Schildehen vorn ganz
schwarz oder schmal gelb gestreift, hinten mit zwei feinen
Flecken, Metathorax an der Seite am Rande mit kurzer
gelber Zeichnung, Thorax weitläufig punktirt, Flügel
bräunlich Abdomen mit 5 Binden, 1 und 2 gebuchtet,
die andern schmal, in der Mitte ganz oder fein unter-
brochen, 5 nur kurz, 2 am Bauche seitlich in zwei Flecken
sichtbar. Beine mit halb schwarzen Schenkeln, sonst
‚gelbrot, die vorderen Schenkel vorherrschend gelbrot.
Grösse: 11 M.M
Männchen: Zeichnungen weisslich, Schildchen meist
ganz schwarz, von den Hinterleibsbinden sind oft nur 3
deutlich, die andern verschwindend schmal und alle in
der Mitte stark unterbrochen.
236
Mitte Juni und Anfangs Juli am Grunde einer
Schwarzpappel gefangen, wo sie im Verein mit der Grab-
wespe Stizus tridens in ein Loch am Grunde des Stammes
aus und einkrochen, andere an Umbellaten und blühenden
Scabiosen, im ganzen nicht häufig.
VIL Celonites
Einzige Art: CO. abbreviatus Villers. = Masaris
apıformis Pz., Celonites apiformis Str.
In Norddeutschland nicht angetroffen, nur in Süd-
europa vorkommend habe ich das hübsche Thierchen
nur der Vollständigkeit wegen mit angeführt, es ist
durch seine charakteristischen Fühler und die 2 Cubital-
zellen hinlänglich gekennzeichnet. Sie ist die einzige
Schmarotzerwespe, legt ihre Eier in andere Hymenopteren-
nester und soll in ihrer Lebensweise von den Chrysiden
nicht abweichen.
Wie bei meiner Uebersicht der Gallinsecten im
vorigen Hefte, habe ich auch bei dieser Arbeit eine
Abgrenzung eines bestimmten beschränkten Faunen-
gebietes nicht für zweckmässig erachtet. Es wird ge-
wiss jeder erfahrene Beobachter darin mit mir überein-
stimmen, dass es unmöglich ist eine genaue Grenze zu
ziehen, da die beflügelten Thiere sich niemals an ganz
bestimmte Orte binden Es kann somit vorkommen,
dass man Insecten in einem Jahre plötzlich in Menge
findet, die man vorher niemals antraf und dass diese
Funde ebenso spurlos in andern Jahren verschwunden
sind, sodass dann Meinungsverschiedenheiten zwischen
den Sammlern entstehen. Bei der Bearbeitung der
Vespiden bin ich mit wenigen Ausnahmen auf meine
eigne Sammlung angewiesen gewesen, glaube aber kaum,
dass ich bei dem reichhaltigen’ eignem Materiale von
anders woher etwas neues erhalten hätte. Es kam mir
darauf an genaue Beschreibungen nach natürlichen
Bi
Re
Le
237
Exemplaren zu liefern und war mir dies möglich durch
Vergleichung von mehreren hundert Thieren, soweit
überhaupt bei der grossen Uebereinstimmung der ein-
zelnen Species dies geschehen konnte.
Von den im Gebiete einheimischen Insecten sind
bis jetzt bearbeitet worden:
Die Käfer, aber leider noch sehr unvollständig
von Raddatz und Brinkmann.
Die Schmetterlinge von Boll, Odonaten von Füldner.
Die Blatt- und Holzwespen und ein Theil der Fliegen
von Raddatz.
Die Gallinseeten von mir, alles im Archiv.
Die Hemipteren und Cicaden von Raddatz ebenda.
Eine Uebersicht der Orthopteren ist von mir ge-
geben in der Zeitschrift für ges. Naturw., wobei vor
allem die Mecklenb. Fauna berücksichtigt worden ist,
es bleiben somit noch eine Menge Familien zu bearbeiten
übrig. Ich hoffte manches im Verein mit Hrn. Dir.
Raddatz zu untersuchen, leider schweigt dieser seit
mehreren Jahren in rebus entomologicis aber völlig.
Die hinter den Wespen angeführten Autornamen
nebst ihren Schriften sind folgende:
Panzer, Fauna insect. Germ. initia.
Herrich Schaeffer ebenda und Nomenclator
entomologicus.
Klug, vermischte Schriften, Entom. Monographien.
Latreille, Hist. nat. des insectes etc.
Lepelletier de St. Fargeau. Hist. nat. des
Hymenopteres etc.
Saussure, Monogr. des Guepes solitaires. +
Schenck, Nassauische Jahrbücher XVI.
Shuckard, verschiedene Schriften.
Perleberg, Westpriegnitz, October 1876.
Erklärung der Abbildungen.
Fig. 1.
Schema des Wespenflügels.
a. Rand- oder Radialzelle.
bl b2 b3 Oubitalzellen,
c! c2 Discoidalqueradern,
Fig. Il.
Flügel von Polistes.
Fig. 11.
a. Hinterleib
b. männl, a von Eumenes.
Fig. IV.
a. Hinterleib
b. männl. Fühler
Fig. V.
. Hinterleib von oben
von Discoelius.
A v, Auci
b. ON d, Seite San,
b. männl. Fühler
Fig. VI.
a. Hinterleib von oben] y, Sym-
b. 5 v..d. Seite | morphus.
Fig. VI.
a. Hinterleib
b. männl, Fühler
Fig. VII.
Männl. Fühler von Zeionotus,
von Hoplopus.
Fig. IX.
Flügel von Pterocheilus.
b! b2 Cubitalzellen 2 u. 3.
ce! ec? charakteristische Dis-
coidalqueradern.
Fig. X.
a. Flügel
b. Fühler von Celonites,
Fig. Xl.
Kopf einer Vespide.
a. Auge,
b. Kopfschild,
c. Kinnladen,
d. Fühler.
e. Nebenaugen,
Fig. XI.
Brustkasten,
a. Prothoraxzähne.
b. Prothoraxrand,
c. Flügelschuppen. b
d. Mittelbrustkasten, Meso-
thorax,
e. Schildehen und Hinter-
schildehen.
f. Hinterbrustkasten, Meta-
thorax,
g. Zähne des Hinterbrust-
kastens,
N.d. Natur gez.v. Dr. Rudon.
Ueber
Pueeinia Malvacearum Mont.
und deren Wanderung.
Nach seinem Vortrage auf der Generalversammlung des
Vereins zu Ludwigslust am 7. Juni 1876
bearbeitet
von H. Brockmiüller.
Am 8. Juli 1874 wohnte ich einer Beerdigung auf
der Irrenheilanstalt Sachsenberg unweit Schwerin bei
und bemerkte, dass die auf den Rabatten längs des
Hauptsteiges des Gartens in grosser Zahl angepflanzten
Stockrosen in ihrer Belaubung meistens ein kränkelndes
Aussehen zeigten, welches, soweit ich vom Leichen-
gefolge aus zu unterscheiden vermochte, durch einen
Pilz verursacht wurde, der die Pflanzen in starkem
Masse befallen hatte. Ich dachte einstweilen an Depazea
vagans Fr. und Septoria heterochroa Dmz., welche ich auf
Althaea rosea nicht selten angetroffen und deren letztere
ich in dieser Form auch in meinen Fascikeln mecklen-
burgischer Kryptogamen unter No. 76 ausgegeben habe,
. nahm mir jedoch vor, den Sachsenberger Garten mög-
lichst bald wieder zu besuchen und genauere Forschungen
anzustellen. Durch mancherlei Umstände an der Aus-
führung meines Vornehmens gehindert, kam mir die Sache
aus dem Sinn. Als ich aber Ende Juni v. J. eine Pilz-
kollektion vom Herrn Professor Körnicke in Bonn er-
hielt und darunter die Puceinia Malvacearum Mont. fand,
von ihm am 25. Okt. 1874 auf Malva silvestris bei Neu-
wied gesammelt, und fast zu gleicher Zeit in einer an-
240
dern Sendung von Hrn. Dr. Paul Magnus in Berlin den-
selben Pilz erhielt in Exemplaren, die Hr. Senator Dr.
Brehmer in Lübeck am 17. Juli 1874 auf Althaea rosea
gesammelt, kamen mir wieder die Stockrosen des
Sachsenberger Gartens ins Gedächtniss, und es wurde
mir plötzlich klar, dass ich auf denselben am 8. Juli
1874 ebenfalls die Puceinia Malvacearum gesehen hätte,
nicht aber die Septoria heterochroa oder ein ähnliches
Gebilde. Sobald meine Zeit es erlaubte, machte ich eine
Exeursion nach dem Sachsenberge hinaus und fand (am
5. Aug. 1875) fast sämmtliche Stockrosen, mit denen
wieder der Hauptsteig eingerahmt war, von der Pucc.
Malv. in starkem Grade befallen. Nur wenige Stöcke
waren noch verschont geblieben. Ein Vergleich mit
diesen zeigte recht augenfällig den Schaden, den der
Pilz an den von ihm befallenen Pflanzen anrichtet.
Blätter mit älteren Pilzrasen hingen bereits welk, dem
Vertrocknen nahe, an den Stöcken und gaben denselben
ein krankhaftes, leidendes Aussehen, das sich namentlich
auch in der geringeren Zahl der Blüten und der minder
üppigen Entfaltung der vorhandenen dokumentirte.
Bei uns, wo die Althaea rosea bloss als Zierpflanze
gezogen wird, ist mit dem Auftreten des Pilzes gerade
kein wirthschaftlicher Schaden verbunden; anders aber
gestaltet sich die Sache in den Gegenden, wo diese
Pflanze wegen des Farbestoffes ihrer Blüthen im Grossen
gebaut wird, wie im südlichen Deutschland. So ist es
erklärlich, dass das Auftreten des Pilzes in der Erlanger
und Nürnberger Gegend vor zwei Jahren (im Juni 1874)
wirklich besorgnisserregend wirkte. Schon am 13. Juli
1874 berichtete Prof. Rees darüber in der physikalisch-
medicinischen Societät zu Erlangen: „Der in unserer
Gegend geradezu charakteristisch im Grossen betriebene
Anbau der Althaea rosea begünstigt die Ansiedelung
des eingewanderten Rostpilzes in dem Grade, dass seit
der ersten Entdekung fast Tag für Tag neue ausgiebige
Fundorte der Puceinia gemeldet werden. Vermöge der
Dichtigkeit und täglich steigenden Ueppigkeit seines
241
Auftretens ist jetzt der Malvenrostpilz für unsere
Gegend ein beachtenswerther Feind einer ihres Blüthen-
farbstoffs halber wirthschaftlich hochgeschätzten Nutz-
pflanze geworden.‘ — Auch ein englischer Gärtner
klagt in Gardener’s Chronicle 1874, dass eine der
grössten und schönsten Sammlungen von Pappelrosen,
die 11 Jahre lang von ihm gepflegt worden, zu Grunde
ging, indem Beet auf Beet von der Puccinia befallen
wurde. Zu Charleville im Ardennendepartement zeigte
sich der verderbliche Einfluss des Pilzes durch eine
alsbaldige Preissteigerung der Malvenblüthen. In der
Belgique horticole 1874 p. 232 wird bemerkt, dass der
Pilz jetzt die Baumwollenpflanzen bedrohe; doch habe
ich anderswo noch nirgends eine Mittheilung gefunden,
dass er bisher auf Gossypium beobachtet worden ist.
Wo die Puccinia Malvacearum vorhanden ist,
entgeht sie wegen ihrer auffälligen Erscheinung so
leicht keinem Botaniker, einem Mykologen sicherlich
nicht. Es darf daher bestimmt angenommen werden,
dass sie bei uns, wie in Europa überhaupt, ursprünglich
nicht heimisch, sondern erst in den letzten Jahren
eingewandert ist und zwar aus Chile, wo sie Brotero
zuerst auf der dort angepflanzten Althaea officinalis
entdeckte und an Montagne schickte, der sie in der
Flora chil. VIII. p. 43 beschrieb. Corda brachte in
seinen Icones Fungorum VI. t. I. f. 12 eine Abbildung
des Pilzes.
In Europa wurde die Puccinia zuerst 1869 in
Spanien bei dem Orte Castelseras auf verschiedenen
Malven-Species von Hrn. Loscos beobachtet, der sie in
Rabenhorst Fungi Europaei unter no. 1774 herausgab.
Es ist jedenfalls die Annahme gerechtfertigt, dass bei
den vielfachen Handelsbeziehungen Spaniens mit Süd-
amerika der Pilz nach Spanien verschleppt worden ist,
auf welche Weise, lässt sich schwerlich nachweisen.
Von Spanien aus hat die Puceinia sich über das
südliche Frankreich ausgebreitet. Mitte April 1873
wurde sie auf einem Hügel bei Gaulac unweit Bordeaux
Archiv XXX. 16
242
von einer Dame auf Malva silvestris bemerkt. Hr. Durieu
de Maisonneuve hatte die betreffende Oertlichkeit viel-
fach besucht, ohne den Pilz vorher je beobachtet zu
haben, woher er mit Sicherheit behaupten zu können
meint, dass derselbe überhaupt noch nicht da war. Er
untersuchte von dem Tage an die Malva. silvestris im
botanischen Garten von Bordeaux täglich auf das Vor-
handensein des Pilzes, fand aber erst zu Anfang August
die ersten Spuren desselben. Von da ab aber verbreitete
sich der Pilz sehr schnell über die betreffenden Pflanzen
des bot. Gartens und der ganzen Umgegend von Bor-
deaux. Aber nur die Malveen im engeren Sinne wurden
von dem Pilze befallen, die Sida- und Hibiscus-Arten
zeigten sich vollkommen intakt. Durieu nennt ausser
Malva silvestris noch M. nicaeensis, arborea und rotundı-
folia, Lavatera Olbia und mauritanica, Althaea rosea. Auf
Althaea officinalis aber, derjenigen Pflanze, auf welcher
sie in Chile zuerst entdeckt worden war, fand er die
Puccinia nicht. Durieu machte die ersten ausführlichen
Mittheilungen über den Pilz in den Actes de Societee
Linneenne ä Bordeaux T. XXIX, 2. livr. 1873 unter der
Ueberschrift: Apparition subite et invasion rapide d’une
puceinie exotique dans le departement de la Gironde.
In demselben Jahre wurde die Puccinia noch an
vielen andern Orten Frankreichs beobachtet, so bei
Montpellier, Paris, Toulouse, Saint-Gaudens, Bagneres-
de-Bigorre, Lourdes, Peyrchorade, Nantes. Hr. C.
Roumegnere hielt sie für eine neue, noch unbeschriebene
Art und versandte sie an seine botanischen Freunde
unter dem Namen Puccinia Alceae. Bei St. Armand im
Marne-Departement soll nach Mittheilung des Hrn. Roze
Hr. Dr. Richon sie schon im J. 1872 gefunden haben.
Im Aug. 1874 beobachtete Hr. Paul Petit das Auftreten
der Puccinia auf Althaea officinalis bei Charleville in
den Ardennen.
/ Auch in England zog der Pilz schon im Juni und
Juli 1873 die Aufmerksamkeit der Botaniker auf sich,
zu welcher Zeit er bei Salisbury (von Hrn. J. Hussey),
Chichester und Essex entdeckt wurde; im Nov. fand ihn
Hr. Plowright bei Lynn in Norfolk. Wenn es für das
südliche Frankreich auch am wahrscheinlichsten bleibt,
dass die Einwanderung des Pilzes daselbst von Spanien
. aus geschehen sei, so ist für England doch die Annahme,
dass die Importation durch eine amerikanische Malvacee
direet bewirkt sein könne, gleich berechtigt. Vielleicht
kam er auch von Australien, wo Üooke (Grevillea
1874, p. 137.) ihn sogar für ursprünglich heimisch hält,
wie in Chile, während man in la Belg. hort. 1874. S. 232
die Bemerkung findet, der Pilz habe seinen Weg von
Ehile über Australien nach Europa genommen. Der
positive Beweis für die eine oder die andere Annahme
ist schwer zu erbringen. Aber einmal nach England
übergeführt, siedelte er alsbald auf einheimische Mal-
vaceen-Arten über, von denen namentlich Malva silvestris
und Althaea rosea genannt werden, und fasste festen Fuss,
1874 wurde er von Hrn. White noch zu Newbury und
Ealing gefunden.
Von Frankreich trat die Puccinia nach Belgien,
den Niederlanden und Deutschland über. Schon
zu Anfange des J. 1874 machte die Belgique horticole
S. 41 darauf aufmerksam, dass die Puec. Malv. wahr-
scheinlich auch in Belgien auftreten würde, und bald
darauf auch wurde sie in der Umgegend von Herol bei
Lüttich (auf Roses-Trömieres und wilden Malven), sowie
in den Gärten von Antwerpen gefunden.
In den Niederlanden wurde sie nach Prof.
Oudemans (Bot. Ztg. 1874, p. 742.) im Laufe des Jahres
1874 „in den verschiedensten Lokalitäten, vom Norden
bis zum Süden und vom Osten bis zum Westen“ beob-
achtet, am meisten auf Althaea rosea und Malva sivestris,
weniger auf Malva neglecta, gar nicht auf Althaea offieinalis.
In Deutschland zeigte sich die Pucc. Malv. schon
im Herbste 1373 bei Strassburg i. E. (nach Mittheilung
des Hrn. Dr. Stahl), ebenso bei Rastatt, wo Hr. Ober-
stabsarzt Dr. Schröter sie vom Okt. bis in den Dee,
hinein auf Malva silwestris und neglecta und auf einjährigen
16*
244
Pflanzen der. Althaea rosea. in sehr grosser Ausbreitung
fand; von Malva silvestris war zuletzt in der ganzen
Umgegend Rastatt’s kaum ein gesunder Stock mehr
zu finden,
| Im Jahre 1874 wurde das weitere Vordringen
dieses Pilzes gegen Osten an vielen Orten konstatirt.
Es lassen sich in Deutschland ziemlich zusammenhängend
zwei Routen verfolgen, die der Pilz, zum Theil in spon-
taner Ausbreitung, oft aber auch sprungweise, wie der
Verkehr solches mit sich bringt, gewandert ist, nämlich
eine südliche und eine nördliche. Die südliche ist jeden-
falls vom Elsass ausgegangen. Bei Stuttgart, Cann»
statt und Beuron im Donauthale sammelte ihn Hr.
Prof. Dr. Ahles Ende Juli 1874, bei Erlangen und
Nürnberg Hr. Stud. Kellermann schon Anfangs Juni
und zwar ausser auf Althaea roseas und Malva rotundifolia
auch auf Althaea officinalis (um Kraftshof bei Nürnberg),
auf welcher, wie schon oben erwähnt, er zuerst von
Brotero in Chile entdeckt wurde. Wenn bisher vielleicht
noch an der Identität des chilenischen und europäischen
Pilzes gezweifelt werden konnte, da man glauben durfte,
unser Pilz vermeide die Althaea officinalis, so waren
solche Zweifel mit diesem Funde und dem Auftreten auf
derselben Pflanze bei Charleville nun vollends beseitigt.
Diese Identität ist ausserdem aufs bestimmteste durch
Hrn. Cornu nachgewiesen, der die in Europa auftretende
Puccinia mit der. chilenischen P, Malvacearum Mont. ver-
glichen und ganz gleich gefunden hat. (M. Cornu, Note
sur la propagation du Puccinia Malvacearum in Bull. de
la Soc. bot. de France 1874, p. 292—294.)
In ee ist die Puccinia nach der
Ansicht des Hrn. Dr. Paul Magnus, der die Wanderungen
derselben aufmerksanı verfolgt und in den Sitzungen
des bot. V. der Prov. Brandenburg und der naturf.
Gesellsch. zu Berlin verschiedene Male Mitiheilungen
darüber gemacht hat, von Frankreich oder England aus
auf dem Seewege eingewandert, wie sie auf ebensolche
Weise auch nach Holland und Dänemark, wo sie im
ER a Ze
a,
Aug. 1874 Hr. Rostrup auf der Insel Fünen fand, ge-
kommen sein mag. Am 8. Juli 1874 sah ich sie zuerst
im Sachsenberger Garten bei Schwerin auf Althaea
rosea, am 17. Juli fand sie Hr. Senator Dr. Brehmer
‘auf derselben Pflanze in einem Garten zu Lübeck.
Am 30. Juli 1875 berichtete Hr. Dr. Magnus, dass die
Puecinia auch vom Hrn. Dr. Eichelbaum in Hildesheim
an’ den Ufern der Innerste entdeckt sei; im Aug. 1875
fand sie Hr Dr. Wittmack bei Erfurt. Letztere beiden
Fundorte sind jedenfalls mit dem Vordringen des Pilzes
von Norden her in Verbindung zu setzen, und steht zu
erwarten, dass beide Routen in ihren Abweichungen sich
nächstens berühren werden.
Auch in Italien ist die Puce. Malv. schon beob-
‚achtet worden: von Anfang Januar 1874 an fand Hr.
-V. Beltrani-Pisani sie nahe der Villa Borghese biRom.
auf Malva silvestris und im April auch im Kloster 8.
Lorenzo zu Panisperma. Dorthin ist sie wahrscheinlich
von Frankreich aus durch das Dep. du Var gekommen,
wenn sie nicht vielleicht von Spanien aus eingewandert ist.
Im vorigen Jahre ist die Puccinia im Süden bis
Neapel, im Osten bis Baireuth vorgedrungen; im
Norden ist sie auch bei Altona beobachtet worden.
Die vorstehenden Angaben über das Auffinden der
Puce. Malv., die ich möglichst erschöpfend gesammelt habe,
rechtfertigen gewiss das Interesse, das der Botaniker
an ihrer ferneren Wanderung, namentlich gegen Osten
und Norden, wo sie endlich den Punkt, an welchem
klimatische Verhältnisse ihr ein kategorisches Halt ge-
bieten. werden, erreichen wird, und ihrer Entdeckung auf
vielen bisher noch übersehenen Zwischenstationen nimmt.
Wenn die nordeuropäische Flora auch nur äusserst arm
an Malvaceen ist und z. B. unsere häufigen Malva silvestris
und neglecta im südlichen Schweden und Norwegen nur
sanz sporadisch vorkommen, so ist doch die bei uns
ziemlich seltene Malva rotundifolia L. (M. borealis Wallm.)
über ganz Schweden, Norwegen und Finnland verbreitet,
DER. as
und es bleibt interessant, zu beobachten, wie weit gegen
Norden die Puce. Malv. ihr folgen wird.
Von einer so rapiden Ausbreitung, wie Durieu von
Bordeaux, Schröter von Rastatt, Kellermann von Erlangen
und Andere anderswoher berichten, kann ich, was ihr
Auftreten um Schwerin betrifft, nicht sprechen. Das
Klima ist dabei vielleicht nicht ohne Einfluss. Ich habe
im vorigen Sommer jede Malve, die ich auf meinen
Excursionen antraf, (wobei ich allerdings die Bemerkung
nicht zurückhalten will, dass die Flora um Schwerin
ziemlich arm daran ist,) auf das Vorhandensein dieses
exotischen Eindringlings untersucht, sowie die Stock-
rosen unserer Gärten; aber ausser im Sachsenberger
Garten auf Althaea rosea habe ich ihn nirgends an-
getroffen, dort jedoch verhältnissmässig recht viel, und
der Gärtner Hr. Panther bestätigte mir, dass er im J.
1874 schon ebenso reichlich vorhanden gewesen sei und
ihm eine Menge Pflanzen verdorben habe; er befürchte,
dass er die Stockrosenkultur werde ganz einstellen müssen.
Bei einem späteren Besuche des Gartens, am 9. Sept.
1875, fand ich den Pilz nur noch vereinzelt, bei einem
abermaligen Besuche am 22. Mai d. J. habe ich auf den
wenigen vorhandenen Stöcken noch keine Spur desselben
entdecken können, wie er mir in diesem Jahre auch
anderswo um Schwerin herum nicht vorgekommen ist,
obgleich ich nicht unterlassen habe, stets scharf auf ihn
zu vigiliren. Es wollte mir scheinen, dass die wenigen,
unregelmässig auf den Rabatten stehenden Stockrosen-
pflanzen des Sachsenberger Gartens diejenigen seien, auf
denen ich im vorigen Jahre den Pilz nicht entdeckt
habe, und dass wahrscheinlich sämmtliche im vorigen Jahre
von der Puccinia befallenen Pflanzen abgestorben sind.
Soweit die Entwickelungsgeschichte des Malven-
rostpilzes erforscht ist, namentlich durch Durieu (l. c.),
Schröter (Hedwigia 1873 p. 183 ff.), Magnus (Bot. Ztg.
1874 p. 330), Kellermann (daselbst p. 700), Oudemans
(daselbst p. 742) und Andere, gehört er zu den autöcischen
Arten, und nicht nur, dass er auf derselben Pflanze seine
347
Entwickelung durchmacht, sondern es findet auch kein
Generationswechsel statt, denn es ist bisher nur eine Art
vegetativer Vermehrungsorgane wahrgenommen worden,
sogenannte Teleutosporen. Er gehört also zu der Ab-
theilung der Gattung Puccinia, welche Schröter ZDepto-
puccinia nennt. |
Wenn man eine Pilzpustel untersucht, findet man
in den Intercellularräumen des Parenchyms und Collen-
chyms ein reichverzweigtes, bräunliches Mycelium, das
die Zellen selbst einengt oder auch durch Haustorien
ausfüllt. Jede Pustel aber ist für sich ein selbstständiges
Ganze; eine Verbindung der verschiedenen Pusteln, das
Hervorgehen eines Myceliums aus dem andern, mit an-
dern Worten: eine Fortwucherung des Pilzes in der Nähr-
pflanze, wie solches bei ähnlichen Pilzen theilweise der
Fall ist, findet bei der Pucc. Malv. nicht statt. Nur ein
Zusammenfliessen der peripherischen Fäden der einzelnen
Mycelien kommt stellenweise vor, namentlich an den
Stengeln und Blattstielen, wodurch sich an diesen Stengeln
mehr oder weniger ausgebreitete Pilzrasen bilden.
Hieraus darf man bezüglich der Ueberwinterung des
Pilzes den Schluss ziehen, dass solche nicht im unter-
irdischen Theilen des Substrates vor sich gehe, von wo
aus im nächsten Frühjahre eine Wanderung des Pilzes
in die oberirdischen Theile stattfinde, sondern es bleibt
nur die Annahme, dass einzelne Sporenlager keimfähig
bleiben, den Winter überdauern und im nächsten Frühling
auskeimen, wie denn auch Schröter solches wirklich beob-
achtet hat. Im Zimmer gehaltene Nährpflanzen producirten
den ganzen Winter hindurch stets neue Sporenlager.
M. Cornu legte ein mit der Puccinia besetztes Blatt
auf eine junge Althaea-Pflanze und sah nach 20 Tagen
an der infieirten Stelle junge Pilzpusteln auftreten;
Aecidium oder Uredo ging nicht voran. Aber Beltrani-
Pisani hat einzelne Fälle beobachtet, wo sich das Promycel
in mehre von einander sich trennende Glieder theilte,
die wie Sporidien auskeimten, und sieht darin eine zweite
Art der Keimung.
248
Kellermann fand schon 20 Stunden nach dem Auf
legen von mit Promycel bedeckten Pilzpusteln auf gesunde
Blätter Sporidienkeime, die an Länge das Sporidium 6—9
mal übertrafen. Er beobachtete, was wir durch unsere
Untersuchungen bestätigen können, dass der zu einer
dünnen Spitze ausgezogene Keimschlauch des Sporidiums
fortwächst, bis er auf die Gränzwand zweier Epidermis-
zellen trifft, wo er, die Zellenmembran spaltend, eindringt.
„Unter die Epidermis gelangt, schwillt er wieder an und
wächst intercellular weiter.* Durch die Spaltöffnungen
haben wir keine Sporidienkeime eindringen sehen,
Die reifen Sporenlager verstreuen Milliarden von
Samenkörnern, die durch den leisesten Lufthauch den
nahen und entfernteren Pflanzen zugeführt werden, auf
denen sie an feuchten Tagen sofort zur Keimung kommen.
Auch Insekten und Schnecken tragen zur Verbreitung
des Pilzes bei. Wenn man zu Anfang des Frühjahrs auf
das erste Auftreten des Pilzes sorgfältig achtet und die
befallenen Theile sofort entfernt und vernichtet, wird man
der Ausbreitung desselben in etwas wenigstens entgegen-
zutreten vermögen.
Schwerin, den 18. Juni 1876.
Nachtrag. Am 10. Juli d. J., als wir einige
Tage vorher starken Regen gehabt hatten, sah ich auf
den Stockrosen des Sachsenberger Gartens wieder die
Puccinia Malvacearum in üppigster Entwickelung. Des-
gleichen fand ich sie am 20. Juli ebenfalls auf Stock-
rosen im Garten des Stadtkrankenhauses in der Werder-
strasse und in einem gegenüberliegenden Privatgarten
auf Malva silvestris. Am 20. Aug. sah ich die Stock-
rosen im Grosshersogl. Grünhausgarten von dem Pilze
befallen; wenige Tage vorher hatte ich ihn auf denselben
noch nicht wahrgenommen. Ich habe demnach in diesem
Jahre Gelegenheit gehabt, hinreichendes Material für
weitere Untersuchungen des Pilzes einzusammeln, die mir
die gewonnenen Resultate früherer Beobachter bestätigt
u ee DEE N m
E . ET euer BER
249
haben, ohne jedoch wesentlich Neues zu bieten. Interessant
ist es, auf dem Objektträger die rasche Entwickelung
des Keimschlauches aus der Sporenzelle, sowie die Ab-
schnürung und Keimung der kurz-ovalen Sporidien zu
beobachten. Die Grössenverhältnisse der letzteren fand
ich nach Messung mit dem Hartnack’schen Okular-Mikro-
meter mit den Angaben Oudemans (0,014 mm. für den
längeren, 0,009 mm. für den kürzeren Durchmesser) im
Allgemeinen übereinstimmend.
Schwerin, den 22. August 1876.
%. Nachtrag. Puccinia Malvacearum Mont.
scheint hier grössere Ausbreitung zu erlangen. Von
der kultivirten Althaea rosea, auf der sie mit Ausnahme
des ganz vereinzelten (im Nachtrag erwähnten) Vor-
kommens auf einer neben der Althaea rosea wachsenden
Malva silvestris im Garten des Schriftsetzers Herrn Senst
in der Werderstrasse ausschliesslich beobachtet wurde,
ist sie nun auch auf unsere spontanen Malvaceen über-
gesiedeli. Am 17. d. M. fand ich sie auf Malva neglecta
in der Fritz-Reuterstrasse, heute auf Malva sılvestris bei
der Paulskirche. — Ob sie an anderen Orten Mecklen-
burgs schon entdeckt worden, habe ich trotz meiner
Bitte um betreffende Mittheilungen sowohl bei meinem
Vortrage in der Versammlung als persönlich an be-
freundete Botaniker bisher nicht erfahren.
Schwerin, den 22. October 1876.
Die Schildkröte in Mecklenburg.
Nach seinem Vortrage auf der Generalversammlung des
Vereins zu Ludwigslust am 7. Juni 1876 bearbeitet
von H. Brockmüller.
Wenn die Schildkröten (Testudinata) ihrer grösseren
Zahl nach auch den wärmeren Gegenden, namentlich
der heissen Zone, angehören, so sind doch auch einige
Species in Europa heimisch, vorzugsweise jedoch in den
Mediterranländern. Man findet dort 2 Spec. Landschild-
kröten (Ohersinae), 3 Spec. Süsswasserschildkröten (Zmydae)
und 2 Speec. Seeschildkröten (Chelonae) (im mittelländischen
Meere), im Ganzen also 7 verschiedene Arten. Unter
diesen geht die zur Familie der Süsswasserschildkröten
gehörende Emys orbicularis (L.), E. europaea Schneid.,
die Fluss- oder Teichschildkröte, am weitesten gegen
Norden. Ihr Verbreitungsbezirk ist von der Türkei durch
Ungarn und das südliche Russland, Polen, Preussen bis
in die Mark und Mecklenburg hinein zu verfolgen; weiter
nördlich oder westlich wurde sie bisher noch nicht an-
getroffen. | |
Linne (Systema naturae) hatte für sämmtliche Schild
kröten nur das Genus Testudo und nennt die Teichschild-
kröte T. orbicularis; Schweiger (Prod. monogr. cheloni-
arum) stellte das Genus Emys auf, in welchem Schneider
(Allg. Naturgesch. der Schildkröten) unsere Art als
E. europaea unterbrachte.
Schon in Jakob Sturm’s deutscher Fauna, Nürnberg
1828, ist ein mecklenburgisches Exemplar der Teichschild-
kröte, welches Sturm durch Karsten in Neuwerder (bei
Rostock?) erhalten hatte, abgebildet worden, und wird
daselbst auch schon auf den Aberglauben der mecklen-
burgischen Landleute aufmerksam gemacht, nach welchem
das Halten der Schildkröten in Tranktonnen dem Gedeihen
der aus diesen gefütterten Schweine besonders förderlich
251
sein solle. Ob ihres Vorkommens bei uns schon früher
in der Literatur Erwähnung geschehen, weiss ich nicht
nachzuweisen, später aber tritt uns in der vaterländischen
Presse, namentlich in dem Archiv des Vereins der
Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg, der Name
dieser Schildkröte zum öfteren vor die Augen, indem
immer neue Funde derselben bekannt gemacht werden,
insonderheit durch den verstorbenen Dr. Ernst Boll in
Neubrandenburg und den Gymnasiallehrer Struck in
Waren, welche sich vorzugsweise die Erforschung unserer
Reptilienfauna haben angelegen sein lassen.
Am häufigsten findet man die Teichschildkröte bei
uns in den Seen, Flüssen und Teichen des südöstlichen
Mecklenburg, besonders im südlichen Theile von Mecklen-
burg-Strelitz. In der Fürstenberger Gegend sind viele
specielle Fundorte konstatirt: die Havel bei Steinförde
und anderswo, der Wentower See bei Ringsleben,
Fischerwall, Gramzow und Burow; ferner kommt sie vor
im See bei Mirow, bei Neustrelitz, Peutsch, Neubranden-
burg, Dewitz, Roga, Laerz, Krümmel, Waren, Malchin.
Bei Dargun hat Struck freilich kein Exemplar gefangen,
oder auch nur gesehen, aber er will daselbst am Abende
wiederholt die eigenthümlichen Zischlaute der Teich-
schildkröte gehört haben, und da diese sich nicht leicht
mit einer sonstigen Thierstimme verwechseln lassen, ist
er von ihrem Vorkommen im Darguner und Cummerower
See überzeugt. Da sie sich gemeiniglich des Tages ver-
borgen hält und nur des Nachts zum Vorschein zu
kommen pflegt, wird sie nur selten beobachtet. In den
südlichen strelitzschen Dörfern fand Sarcander häufig
die Schalen der Teichschildkröte bei den Dorfbewohnern,
und Boll erzählt, dass in dem neumärkischen Dorfe Babin
die Knechte sich des muldenartigen Rückenschildes der-
selben zum Aufschaufeln des Getreides bedienen, —
jedenfalls Beweise für die Häufigkeit des Vorkommens
dieses Thieres in dortiger Gegend. In der Ost-Priegnitz
fand sie u. a. Hr. Kandidat Lehmeyer sehr zahlreich
in einem Teiche bei Schmolde unweit Meyenburg. In
253
der West-Priegnitz habe ich während eines drittehalb-
jährigen Aufenthaltes zu Striegleben (zwischen Perleberg
und Puttlitz) von ihrem Vorkommen nicht gehört.
Aber auch im westlichen Mecklenburg soll die Teich-
schildkröte an verschiedenen Orten gefunden sein, so
u. a. bei Wismar (nach Struck im Archiv 13 (1859) S.
152), und nach einer Notiz des verstorbenen Geh.
Amtsrathes Koch im Archiv 20 (1866) S. 78 auch im
Schweriner See.
Die letztere Angabe hat für mich gewisse Bedenken
gehabt, da eingezogene Erkundigungen mich glauben
liessen, dass hier Irrthümer zu Grunde liegen möchten.
Das von Koch erwähnte Exemplar nämlich wurde von
einem Arbeitsmanne nicht „am Ufer des Schweriner Sees
gegriffen“, sondern mitten in der Stadt, an der Dossirung
am Pfaffenteiche, gefunden und war in der einen Ecke
des Rückenschildes mit einem Bohrloche versehen, woraus
man schliessen durfte, dass es irgendwo der Haft ent-
sprungen oder entlassen sei. ‘Auch muss ich nach der
Beschreibung, die Hr. Hoflieferant Schlichteisen, welcher
das Thier von dem Finder kaufte, mir gemacht hat, ur-
theilen, dass es nicht Emys eurapaea, sondern vielmehr
eine Landschildkröte und zwar die Testudo graeca L. war.
Diese ist in Südeuropa. die gemeinste Art und wird bei
uns nicht bloss zu Markte gebracht und zur beliebten
Schildkrötensuppe verwendet, sondern auch mitunter
gleich der Emys orbicularis in Gärten gehalten, wo sie
sich durch Vertilgung des Ungeziefers nützlich macht.
Sie unterscheidet sich (wie alle Landschildkröten) von
der -Emys orbicularis (und allen übrigen Süsswasserschild-
kröten) durch einen höher gewölbten Rückenschild, unter
welchen Kopf und Beine vollständig zurückziehbar sind,
und durch unbewegliche, bis an die stumpfen Nägel ver-
wachsene Zehen. Bei der Teichschildkröte sind letztere
beweglich und mit längeren, spitzen Nägeln, sowie mit
deutlichen Schwimmhäuten versehen, und Kopf und Beine
sind nicht (oder doch nur wenig) zurückziehbar. Auch
ist die vollständig ausgewachsene Teichschildkröte nicht
B
|
255
ganz So gross, als jene griechische Landschildkröte, —
(ich sah nicht über 8 Zoll lange Exemplare, doch soll
sie bis 10: Zoll lang werden, Testudo graeca aber bis
1 Fuss) — und hat im Allgemeinen eine etwas dunklere
Färbung, wesshalb sie auch wohl die schwarze Schild-
kröte genannt wird. Der Rückenschild ist nämlich
schwärzlich mit gelben, strahlenförmig gestellten Punkten,
bei Testudo graeca aber gelb mit schwarzen Flecken;
der Brustschild der Emys orbieularıs ist gelblich.
‘ Was nun die weitere Angabe Koch’s: „Hr. Schlicht-
eisen versichert, dass ihm fünf Fälle bekannt wären, dass
Emys europaea bei Schwerin gefangen und in den Besitz
verschiedener Personen gelangt sei‘ anbetrifit, so habe
ich auf Grund umfangreicher Recherchen auch gen
einige Bemerkungen zu machen.
Unter dem hochseligen Grossherzoge Paul Friedrich,
K. H., sollen in dem sogenannten Karpfenteiche Be
dem Marstalle, auf der früheren Wadewiese, eine Menge
Schildkröten gehalten und gepflegt worden sein, jeden-
falls (oder doch höchst wahrscheinlich) der hier be-
sprochenen Species angehörend. Später ist das schad-
haft gewordene Gitter vor dem Kanal, durch welchen
der Teich mit dem grossen See in Verbindung steht,
fortsenommen worden, und die Bewohner des Teiches,
an die .Niemand gedacht, haben natürlich das Weite
gesucht, und hat denn auch bald darauf einmal unweit
des Ortes der Seepächter Hr. Oberländer sieben Schild-
kröten in der Wade gehabt, späterhin bei einem Fisch-
zuge zwischen der Schwaneninsel und dem Celtenberge
abermals eine, sowie auch an der nahen Schlossinsel
einmal eine E. sein soll.
Diese Angaben scheinen. mir begründet zu sein,
alle weiteren habe ich für unsicher halten müssen, was
sich z. Th. sehr bestimmt nachweisen lässt. So z. B.
stammte die Schildkröte, welche Frl. Buchheim, Kustodin
des Antiquarıums, vor Jahren pflegte, nicht aus den
hiesigen Gewässern, sondern wurde von der hochseligen
Grossherzogin Auguste, K. H., die sie zum Präsent für
BBER iS
den Erbgrossherzog aus jWaren erhalten hatte, jener
Dame in Pflege gegeben, weil der junge Erbgrossherzog
einen entschiedenen Widerwillen gegen das Reptil hatte.
Zudem war dieselbe, wie ich aus den aufbewahrten und
in meine Hände gekommenen Schildern ersehe, nicht
einmal unsere heimische Species, sondern vielmehr die
schon besprochene Zestudo graeca. Wenn sie, wie ver-
muthet werden darf, bei Waren gefangen wurde, so ist
sie daselbst auf irgend eine unaufgeklärte Weise hin-
gekommen, sie wurde ausgesetzt oder hat selbst ihre
Freiheit gesucht. Ich halte diese Art überhaupt bei uns
für akklimatisirbar. In den fünfziger Jahren war ein
Exemplar derselben in einem Garten zu Grabow, in
welchem das Thier während des Sommers seine volle
Freiheit genoss, im Herbste, als es wieder eingefangen
werden sollte, zum grossen Leidwesen der Besitzerin
nicht zu finden. Der folgende Winter war ziemlich
strenge. Nichts destoweniger kam „Hans“ im nächsten
Frühjahre ganz wohlgemuth wieder zum Vorscheine.
Wäre statt des einzelnen Individuums ein Pärchen dort
gewesen, und man hätte die Akklimatisirungsversuche
fortgesetzt, so hätte man vielleicht auf eine Descendenz
hoffen können.
Vereinzelt sind hier und da im Lande von Lieb-
habern immer schon Schildkröten gehalten worden.
Wenn dieselben starben, hat man die Schilder bei den
Drechslern zu verwerthen gesucht, und dahin sind die
Angaben zurückzuführen, wenn von Brüel, Grevesmühlen
und andern Orten gesagt wird, dass die Schildkröte
daselbst vorkäme. Ich habe wenigstens Niemanden er-
mitteln können, der dort eine lebende Schildkröte in
der Freiheit beobachtet oder eingefangen hätte, sondern
nur gehört, dass einem oder dem andern Drechsler da-
selbst einmal eine Schale zum Verkaufe angeboten sei.
Als in den dreissiger Jahren der Blutegelhandel
im grössten Flor stand und namentlich in der Boizenburger
Gegend sehr lebhaft betrieben wurde, brachten die
Händler sehr häufig Schildkröten mit aus Polen, Galizien,
255
Ungarn und Südrussland, und in den Wächterhütten an
den Blutegelteichen im Bahler Bülten, in der Bahler
und Gülzer Gamm, auf dem Bahler und Gothmanner
Stipper traf man bei den Wächtern nicht selten eine
Schildkröte, die ihnen, wie ich aus meiner Kindheit
noch sehr wohl weiss, oftmals fortgekrochen war; sie
wurde dann meistens bei einer neuen Blutegelsendung
durch eine andere ersetzt. Die Schildkröte hat daselbst
aber keine Heimath gefunden; denn ich habe in
späteren Jahren, als ich an den betreffenden Orten
botanisirte und die ehemaligen Blutegelteiche, nun
freilich versumpft oder völlig zugewachsen, wieder
besuchte, keine Spur der Schildkröte entdeckt, auch
von den dortigen Landleuten nicht gehört, dass sie
jemals eine wieder angetroffen. Und doch darf man
wohl annehmen, dass unter den dort echappirten
Schildkröten beide Geschlechter werden vertreten
gewesen sein; auch ist dass Terrain durchaus kein
ungünstiges, denn in dem Bahler Bülten und in der
Gamm z. B. liegen die versumpften Torf- und
Blutegeilöcher ausserhalb des Rayons der Elbüber-
schwemmungen und halten nebst den grossen Zuggräben
das ganze Jahr hindurch Wasser. Der Zufall hat es
wohl nicht gefügt, dass sich ein Pärchen in der Freiheit
zusammenfand.
Auch eine andere Schildkröte, welche um diese
Zeit (zwischen 1824 und 1836) in der Sude bei Redefin
gefangen und an das Rostocker Museum geschickt
wurde, wird auf dieselbe Weise nach Mecklenburg
gekommen sein. Ich weiss zuverlässig, dass gerade
dort, wie an vielen andern Orten, die Blutegelhändler
'anzuhalten pflegten, um den Blutegeln frisches Wasser
zu geben, was oft ziemlich lange Zeit in Anspruch nahm.
Bei einer solehen Gelegenheit wird jedenfalls die be-
treffende Schildkröte vom Wagen ins Wasser gekommen
sein, freiwillig oder unfreiwillig. Wäre die Schildkröte
bei Redefin wirklich spontan, so würde ihr Auffinden
sich nicht auf ein einzelnes Individuum beschränken.
256
Von der Lewitz wird allgemein geglaubt, dass dort
die Schildkröte wirklich heimisch sei. Diese Annahme
ist auf ein Fürstenwort zurückzuführen. Als nämlich
einmal der hochselige Grossherzog Friedrich Franz 1.,
K. H., zur Zeit der Herbstjagden sein Hoflager in
Friedrichsmoor aufgeschlagen hatte, äusserte eines
Abends bei der Heimkehr von der Jagd ein Officier
des Gefolges, der früher sich in Ungarn aufgehalten
hatte: ‚Wenn ich augenblicklich in Ungarn wäre und
nicht in Mecklenburg, so würde ich sagen, ich hätte
soeben das Pfeifen einer Schildkröte gehört“, worauf
Serenissimus erwiderte: „Sie mögen sich nicht getäuscht
haben; denn in der Lewitz gibt es allerdings Schild-
kröten.“ Der Oberjägermeister v. d. Lühe zu Jasnitz,
der solche Worte seines Fürsten hörte, nahm daraus
Veranlassung dem Vorkommen der Schildkröten in der
Lewitz eifrigst nachzuforschen, musste aber am Abend
seiner Tage bekennen, dass ihm auf seinen vielen
Jagden und Streifereien in der Lewitz nie eine
vorgekommen, er auch nie gehört habe, dass sonst
Jemand daselbst eine angetroffen. Sein Hauslehrer
(von 1843—46), Hr. Willebrand, jetzt Pastor zu Zapel
bei Crivitz, setzte diese Nachforschungen fort, wozu
ihm sein dauernder Aufenthalt in der Nähe der Lewitz,
zuerst in Jasnitz, dann in Kladow, jetzt in Zapel,
vielfach Gelegenheit bot; aber auch dieser gesteht, dass
weder er selbst, noch Alle, die er darum befragt, je
eine Schildkröte in der Lewitz gesehen. Nur einmal,
vor etwa 20 Jahren, habe er von seinem Bruder, der
sich damals als Hülfsprediger zu Jamel am Rande der
Lewitz aufhielt, gehört, dass der Schullehrer zu Mirow
vor längerer Zeit Jahre lang eine lebende Schildkröte
besessen habe, welche er gegriffen, als dieselbe eines
Morgens über den Weg vor seinem Hause kroch.
Meine Frau, welche 1857 in Jamel die Wirthschaft
erlernte, glaubt sich auch dieser Thatsache zu erinnern.
Nehmen wir dieses Faktum als unbestritten an, so steht
es ebenso vereinzelt da, wie der Redefiner Fall,
5
Vielleicht hatte auch hier ein unaufgeklärter Zufall die
Hand im Spiel; war die Schildkröte aber wirklich in der
Lewitz beheimathet, so war sie jedenfalls ausgewandert,
um ihre Eier an geeigneter Stelle abzusetzen. Hr. Pastor
Willebrand theilt mir mit: ‚Aus meiner jetzigen Gemeinde
(Zapel), deren Bewohner doch auch am Rande der Lewitz
wohnen und vielfältig als Heuer, Rieseler und Holz-
arbeiter in derselben beschäftigt sind, habe ich in dieser
Beziehung nie etwas erfahren können. Auch die Förster
zu Rusch, Bahlenhüschen, Friedrichsmoor und Suckow
haben mir nichts hierauf Bezügliches mittheilen können.“
Ich selbst habe die Lewitz verschiedentlich durchstreift
und mich Tage lang bei dem nun verstorbenen Förster
Ahrens in Rusch aufgehalten, aber von der Schildkröte
ebenfalls nichts gesehen, nichts gehört. Dem Förster
Ahrens war die Schildkröte aus seiner Schülerzeit von
Neubrandenburg her sehr wohl bekannt, in der Lewitz
jedoch war ihm keine Spur derselben vorgekommen.
Es geht allerdings die Rede unter den Leuten, Kahn-
fahrer auf dem Störkanal sollen hin und wieder eine
Schildkröte angetroffen haben; doch kann kein Finder
namhaft gemacht werden. So wird auch vom Neustädter
See erzählt, dass in demselben die Schildkröte vorkomme;
ich selbst aber habe mehrmals in demselben gebadet
und vielfach in ihm herumgewatet, um ihn nach Wasser-
pflanzen zu untersuchen, namentlich um den Potamogeton
nitens massenhaft für das Dr. Schultz’sche Herbier normal
einzulegen, sowie ich auch geborene Neustädter mehr-
fach desswegen befragt habe, weiss aber nur negativ
darüber zu berichten.
Ende der fünfziger Jahre fand der Fischer Lude
in Weberin (zwischen Crivitz und Brüel) im sog. Frauen-
see einmal eine Schildkröte in einem seiner Fischkörbe;
dieselbe, nach der Beschreibung Lude’s zu urtheilen,
vollständig ausgewachsen, hing mit den Füssen nach
oben angeklammert in dem Korbe, war aber todt. Lude
hat die Schildkröte vom Buchbinder Kaphengst in
Crivitz ausstopfen lassen und viele Jahre aufbewahrt,
Archiv XXX, 17
2 DR
dann aber, ich glaube an den Förster Mecklenburg in
Spornitz, verkauft.
Nicht weit davon, zu Holzendorf, hat im vorigen
Sommer der Knecht des Pastors Simonis eine Schild-
kröte des Morgens früh auf dessen Hofe angetroffen;
als er das ihm unbekannte Thier anfassen wollte und
dieses ihm entgegenzischte, meinte er, es wolle ihn
beissen, und schlug auf dasselbe los, bis es todt war.
Nach einem on dit soll auch einmal auf den Rade-
gastwiesen bei Rehna eine Schildkröte unter einem Heu-
haufen gefunden worden sein, sowie auch die Löcknitz
bei Stresendorf als Fundort genannt wird. Beide An-
gaben sind mir an Ort und Stelle nicht bestätigt worden.
Doch erinnert sich in Bezug auf die letztgenannte Fund-
stätte Frau Hofgärtner Lehmeyer in Schwerin, in ihrer
Jugend, die sie in dem nahegelegenen Herzfeld verlebte,
Schildkröten gesehen zu haben, die dort gegriffen sein
sollten.
Alle diese vereinzelten Vorkommnisse, deren jeden-
falls noch mehre namhaft zu machen wären, vermögen,
selbst wenn sie sich über ein blosses Gerede erheben
und als wirkliche Fakta bewahrheiten, mich nicht zu
überzeugen, dass die Schildkröte an den betreffenden
Orten gewiss spontan vorkomme. Analog anderen,
unzweifelhaft konstatirten Fällen muss ich vielmehr
glauben, dass es durchweg domesticirte Exemplare
waren, die durch irgend einen unaufgeklärten Zufall
ihre Freiheit wieder erlangten. Ich führe für meine
Ansicht eine mir bekannte Thatsache an.
Als im J. 1842 der frühere Besitzer des Hötels
„zur Sonne“ in Rostock, Hr. Paetow, im preussischen
Polen eine grössere Begüterung ankaufte, schickte er
von dort eine grosse Sendung Schildkröten (natürlich
die Emys orbicularis) an seine Verwandten nach Rostock.
Diese Schildkröten wurden unter die Paetow’sche Fa-
milie, die zahlreich im Lande verbreitet ist, und an ver-
schiedene Liebhaber dieser Thiere vertheilt, und manche
derselben ist, als die Freude an ihrem Besitze sich ab-
259
geschwächt hatte, oder sie in der Gefangenschaft die
Fresslust verlor und zu kränkeln begann, an geeigneten
Lokalitäten ausgesetzt worden, andere haben selbst ihre
Freiheit gesucht.
Herrn Kälke, jetzigem Bankbeamten in Schwerin,
echappirte im Herbste 1847 eine Schildkröte zu Wismar,
die im nächsten Jahre in einem Kartoffelacker in einem
verschlammten früheren Festungsgraben wieder gefunden
wurde. Später ist sie ihm abermals abhanden gekommen,
und er hat sie nicht wiedererhalten. Inzwischen nach
Schwerin übergesiedelt, weiss er nicht, ob sie späterhin
in Jemandes Hände gefallen ist. Ich bin geneigt, die
Angabe Struck’s von dem Vorkommen der Schildkröte
bei Wismar auf diese Thatsache zu beziehen. Da übrigens
die Schildkröten in Wismar keineswegs selten sind, in-
dem hier wie in Rostock*) und anderen Hafenplätzen
die Seefahrer von jeher oft solche mitzubringen pflegen,
die sie verschenken oder um ein Billiges verkaufen, so-
wohl tropische Arten aus Amerika und Afrika, die
meistens nur kurze Zeit ihr Leben fristen, als auch
namentlich die schwarze Schildkröte von der Sulina-
mündung, so mögen auch andere ähnliche Fälle dort
nachgewiesen werden können.
Wenn auch in den Jahren 1865 und 66 in dem
Pfahlbau von Wismar die Schalen zweier Schildkröten,
die im hiesigen Grossh. Antiquarium aufbewahrt werden
und der Emys orbicularıs angehören, aufgefunden wurden
und bei dem Gute Russow bei Neu-Buckow in zwei
kleinen Torfmooren, welche nach dem Urtheile des
Hrn. Geh. Archivraths Dr. Lisch in den ältesten Zeiten
Seen gewesen und wahrscheinlich mit Pfahlbauten be-
setzt gewesen sind, ebenfalls zwei gefunden sein sollen,
die den Wismar’schen an Bau, Grösse und Farbe völlig
gleich sind, so ist nach meinem Dafürhalten, ohne dabei
*) Vor drei Jahren wurde in der Warnow bei Kessin ober-
halb Rostock eine Schildkröte gefangen, welche zugleich mit einem
jungen Wels in die Hände des Gymnasiasten Fisch kam, aber bald
starb.
IT:
260
an mögliche Büsch’sche Imitationen oder Fälschungen
zu denken, damit noch nicht der Gegenbeweis geliefert.
Die alten Pfahlbautenbewohner an der Ostsee können
sehr wohl von ihren feindlichen oder auch freundschaft-
lichen Zügen in das südöstliche Mecklenburg oder die
Mark die Schildkröte mitgebracht haben, sei es zum
Verspeisen, sei es zum Spielzeug für ihre Kinder, und
das vereinzelte Auffinden von Schalen in den Rudimenten
ihrer einstigen Wohnungen zeugt keineswegs so unum-
stösslich für die Spontaneität der Schildkröte in dortiger
Gegend. Nach meinem Urtheile war sie weder früher,
noch ist sie jetzt daselbst wirklich heimisch: ihr verein-
zeltes Vorkommen muss, wie anderswo, so auch hier,
blossen Zufälligkeiten zugeschrieben werden.
Der Zufall spielt überhaupt oft wunderbarer, als
man es sich je zu denken vermag. Ein zehnjähriger
Knabe von hier, Heinrich Ahrens, verreiste in den dies-
jährigen Hundstagsferien nach Bahlenhüschen in der
Lewitz. Obgleich er nur bis Zietlitz Gelegenheit hatte
zu fahren und die übrige Meile Weges zu Fusse zurück-
legen musste, nahm er ausser seinem Gepäcke doch auch
seine geliebte Schildkröte in einem Cigarrenkästchen mit,
einmal um auch während der Ferien sie bei sich zu
haben, dann aber auch aus Besorgniss, sie könne wäh-
rend seiner Abwesenheit vernachlässigt werden. Er ist
mit derselben glücklich wieder heimgekehrt. Wäre ihm
das Thier aber unterwegs oder in Bahlenhüschen ver-
loren gegangen, was sehr wohl passiren konnte, und es
wäre späterhin von Jemandem, der um diesen Vorgang
nicht wusste, wieder eingefangen worden, so würde
dieser gewiss nicht gezweifelt haben, dass er ein gutes
vaterländisches Produkt erwischt. Und doch ist dieses
Thierchen eine Testudo graeca, die dem Knaben von
seinem Vetter Hagenbeck in Hamburg geschenkt wor-
den, der sie, wer weiss woher? importirt hat.
Dass der Mensch selbst durch seine Liebhabereien
und wissenschaftlichen Bestrebungen das wichtigste
Agensist, die Ursprünglichkeit der Natur seiner nächsten
261
Umgebung gewissermassen zu fälschen, wissentlich oder
unwissentlich, absichtlich oder unabsichtlich und zufällig,
ist eine längst erkannte Wahrheit. Wenn schon früher,
wie bereits oben erwähnt, die Schildkröte von Lieb-
habern dieser Thiere vielfach gehalten wurde, so ist
diese Passion seit Einrichtung der Aquarien und Ter-
rarien noch bedeutend mehr in Aufnahme gekommen.
Welcher Besitzer eines Zimmer-Aquariums ist nicht be-
strebt, in demselben Alles anzusammeln, was irgend
kulturfähig ist! Da darf natürlich auch die Schildkröte
nicht fehlen. Als ich vor einigen Jahren eines Morgens
zufällig über den hiesigen Markt ging, traf ich daselbst
einen Slowaken, der wohl fünfzig junge Schildkröten
feil bot. Nach nur oberflächlichem, flüchtigem Ansehen
urtheilte ich, dass ausser Emys orbicularis, die den
grösseren Bestand bildete, auch Emys lutaria (L.), Tes-
tudo graeca L und Ülemmys caspica Gm. darunter waren.
Wie ich später hörte, hat der Mann sämmtliche Thierchen
hier im Orte verkauft. Dergleichen soll öfter geschehen.
Ausserdem weiss ich von Bekannten, dass sie für ihre
Aquarien junge Schildkröten aus der Naturalienhandlung
von Hagenbeck in Hamburg haben kommen lassen.
Aber nur, so lange sie die Grösse eines Markstückes,
höchstens eines Thalers haben, hat der Aquarienbesitzer
wirklich Freude an ihnen; wenn sie nicht bereits jung
starben (was leider nur allzu häufig geschieht), sondern
wirklich zu einem grösseren Körperumfange kommen,
richten sie in den zierlichen Grotten und Felspartien
so viel Unordnung und Zerstörungen an, dass ihr Herr
vor lauter Verdruss und Aerger sich ihrer bald möglichst
zu entledigen sucht: kann er sie nicht verschenken, so
setzt er sie in den See und giebt ihnen grossmüthig die
Freiheit. Dieser sind sie aber meistens so entfremdet,
dass sie dieselbe nicht zu wahren wissen. Als ein
Bekannter von mir vor drei Jahren eine Schildkröte in
den sog. Beutel beim Marstalle gesetzt hatte, zog dicht
dabei, am Reuterhorn, zwei Tage darauf ein Fischer
eine solche (wahrscheinlich dieselbe) aus einer Reuse
262
heraus, und es hiess wieder einmal, es sei eine Schild-
kröte im See gefangen. Eine andere wurde ziemlich
zu gleicher Zeit im Burgsee gefischt, ohne dass ich zu
sagen weiss, wer sie möglicherweise dort ausgesetzt hat.
Dieselbe kam in den Besitz des Primaners Seidel und
befindet sich noch sehr wohl. Mit ihr in demselben
Gefässe lebt höchst einträchtiglich eine Ktnosternon-
Species aus Nordamerika (K. clausum Spix?), welche
gewöhnlich im Wasser herumhantirt, während die Emys
orbicularis meistens ausserhalb desselben auf einem Steine
verweilt. Mein Freund Kälke hat die Schildkrötenkultur
in seinem Aquarium gänzlich aufgegeben: die letzte hat
er vor etwa acht Jahren in den Faulen-See gesetzt;
doch habe ich bisher keine Kenntniss erhalten, ob auch
diese schon wieder eingefangen ist.
Auf solche Weise haben viele dieser meistens aus
weiter Ferne eingeführten Geschöpfe auf längere oder
kürzere Zeit Domicil in unsern Gewässern gefunden, bis
ein unglückliches Ungefähr sie wieder ihrer Freiheit be-
raubte, und die glücklichen Finder dann nicht zweitelten,
einen guten zünftigen Bürger der heimischen Fauna ein-
gefangen zu haben, ohne dass einem derselben jemals
der Gedanke gekommen zu sein scheint, wie es doch
eigentlich zugehe, dass immer nur in unmittelbarer Nähe
der Stadt, niemals aber an entfernteren Stellen des
grossen Sees solche Fänge gemacht werden. Andere,
an einsameren Orten sicherer geborgen, führten ein be-
schauliches, anachoretisches Leben, ausschliesslich auf
die Gesellschaft der Unken, grünen Jäger und anderer
unebenbürtiger Batrachier angewiesen, bis sie alt und
lebenssatt einen geeigneten Zufluchtsort suchten, um in
Ruhe daselbst der Natur ihren Tribut zu zahlen, wie
die Schildkröte von Weberin, oder sie hauchten, wie die
von Holzendorf, vor der Zeit als Märtyrer unter dem
Knittel eines unwissenden Pfarrknechtes ihr Lebenslicht
aus. Dass übrigens manches dieser Thierchen einen
sichern Schlupfwinkel gefunden haben mag, wo der
Zufall wohl gar die verschiedenen Geschlechter zu-
263
sammenführen kann, und somit eine Vermehrung dieser
interessanten und in mancher Beziehung nützlichen
Geschöpfe in nahe Aussicht genommen werden darf,
gebe ich gerne zu. Ich möchte sogar wünschen, dass
irgend eine hülfreiche Hand dem Zufall unter die Arme
griffe und durch Aussetzung einer erklecklichen Anzahl
Junger, oder noch besser alter Schildkröten an geeigneten
Oertlichkeiten, die auf längere Zeit unter polizeilichen
Schutz gestellt werden müssten, ihre baldige Ausbreitung
bei uns förderte. Wir würden dieses harmlose, nützliche
Reptil dann in nicht ferner Zeit hier gewiss ebenso
zahlreich haben, wie es in den Havelseen bei Potsdam
vorkommt. Zur Zeit aber müssen wir der Schildkröte
das Indigenat für den Schweriner See und das ganze west-
libhe Mecklenburg noch ganz entschieden absprechen,
wie wir es für die Lewitz und ihre nächsten Umgrän-
zungen wenigstens stark in Zweifel ziehen, diese Ge-
senden aber in dieser Beziehung den Naturfreunden
unseres Landes zu eifrigster Forschung empfehlen
möchten, damit die Wahrheit endlich einmal sicher fest-
gestellt würde. Wirklich spontan kommt nach unserer
Ansicht die Schildkröte in Mecklenburg bis jetzt nur
in dem südöstlichen Theile des Landes vor, wo ihr
Verbreitungsbezirk überhaupt seine nordwestliche Gränze
erreicht.
Schwerin, den 22. Aug. 1876.
Oedipoda migratoria (Acridium migratorium,
Gryllus migratorius), Wanderheuschrecke
in Mecklenburg.
Von ©. Struck - Waren.
Die Tagespresse brachte im Juli und August d. J.
vielfach Berichte über das Auftreten der Wanderschrecke
im SO. unseres Landes, die theilweise der Volksmund
so vergrösserte, dass es vielleicht nicht ganz ungerecht-
fertigt erscheint, wenn ich für unser Archiv einige Notizen
über das Vorkommen derselben bringe. Es ist bekannt,
dass die Wanderheuschrecke, ein Schrecken unserer
Landwirthe, sich vereinzelt alle Jahre zeigt. Seit 1847
habe ich diese Thiere in den verschiedensten Gegenden
z.B. bei Wismar, Malchin, Ludwigslust, Dargun, Fürsten-
berg u. s. w. wenn auch nicht häufig, gefunden, die
grössten zwischen Kartoffeln bei Wismar. Jedoch erst
in diesem Jahre treten sie in grösserer Menge bei uns
auf, begünstigt durch den ausserordentlich trockenen und
warmen Sommer, der dem Gedeihen der jungen Brut
günstig zu sein scheint. Vom Teltower Kreis sollen sie
sich im verflossenen Jahre auf den Nieder-Barnimer und
Ruppiner Kreis ausgebreitet haben und von letzterem
sind sie entschieden über die Mecklenburgische Grenze
vorgeschritten, jedenfalls aber nicht erst in diesem, son-
dern schon im verflossenen Jahre, da mir in diesem
Sommer Ex. in verschiedenen Entwicklungsstadien zu
Gesicht gekommen sind, und von einigen 40 Stück aus-
gewachsenen Thieren, die mir vorlagen, waren die Flügel
durchaus unverletzt, was sicherlich nicht vorkommen
dürfte, wollte man nur eine Einwanderung annehmen. Die
Feldmark des unweit Mirow gelegenen preussischen
Dorfes Zempzow soll von ihnen in diesem Jahre sehr
heimgesucht sein. Ob sie aber grossen Schaden zu
Mönkhof, Kiewe, Buchholz, Krümmel, Buschhof, Schwarz
265
und Diemitz verursachten, habe ich nicht in Erfahrung
bringen können. Zu Viezen, belegen an einem Busen
der Müritz, zwischen dem Sumpf- und Triepkensee, soll,
wie mir ein Schüler vor wenigen Tagen erzählte, mit
dem Auftreten der Wanderheuschrecke sich ein Vogel
mit rother Brust und staarartigem Habitus, den die Be-
wohner des Ortes sonst nie gesehen, gezeigt haben.
Bewahrheitet sich dies — genaue Auskunft wäre ja
wünschenswerth —, so kann der fragliche Vogel nur
Pastor roseus sein, welcher ja wie Turdus gryllivorus den
Heuschreckenschwärmen nachfolgt. Weiter habe ich
Wanderheuschrecken von Twietfort bei Plau, Röbel,
Waren, Federow, Speck bei Waren und Malkwitz bei
Malchow erhalten, wo sie sich jedoch nur vereinzelt
zeigten. Bei Priepert, 1'/ı Meile nordwestlich von Fürsten-
berg, sowie in den Enclaven Netzeband und Rossow
fanden sie sich in gefahrdrohender Menge. Zu Dambeck
bei Granzin sind sie ebenfalls in bedeutender Anzahl
aufgetreten. Der Besitzer dieses Gutes, Herr Otto, an
den ich mich dieserhalb um Auskunft wandte, war so
gütig mir eine Sendung dieser Thiere zu übermitteln,
weit werthvoller aber waren die derselben beigefügten
Mittheilungen. Derselbe schrieb nämlich: „Im vorigen
Jahre (1875) fanden wir einzelne Exemplare an meiner
Grenze auf dem Ulrichshöfer Revier — gehört zu Ankers-
hagen — und zwar auf einem Ackerstück, welches mit
Tannen besäet war. In diesem Sommer hatte ich auf
der entgegengesetzten Seite meiner Feldmark, an der
Strelitzer Grenze, einen ziemlich grossen Roggenschlag.
Kurz vor der Ernte bemerkte ich, dass der Boden mit
Aehren wie besäet war. Bei näherer Untersuchung fand
ich, dass dieselben abgefressen waren, und eine Menge
von Heuschrecken im Roggen. Dieselben krochen an
den Halmen in die Höhe und frassen dieselben kurz
unter der Aehre ab. Beim Mähen schwirrten stets
tausende vor den Mähmaschinen und vor den Sensen
auf. Nach dem Abernten des Schlages sind diese
Thiere ziemlich von dem Acker verschwunden, fanden
266
sich jedoch viel in‘ den angrenzenden Tannen.* —
Immerhin darf man sich der Befürchtung nicht ver-
schliessen, dass das nächste Jahr, wenn die Witterung
nicht zerstörend auf die Eier einwirkt, diese Thiere
massenhafter bringen wird. Es gilt daher alle Mittel zur
Vertilgung dieser schädlichen Orthopteren anzuwenden.
Waren, den 26. August 1876. C. Struck.
Die Wanderheuschrecke ist im letzten Sommer
auch in der Nähe von Schwerin aufgetreten und zwar
bei den südlich gelegenen Dörfern Lehmkuhlen und
Holthusen. Wenn auch nicht in so grossen Massen,
wie anderswo, so war sie doch so zahlreich, dass sie
die Aufmerksamkeit der Landleute erregte, die eine
Anzahl derselben einfingen und auf dem Amt ablieferten.
Dort wurden mir die Thiere zur wissenschaftlichen
Untersuchung vorgelest und ich konnte constatiren,
dass es wirklich das gefürchtete Acridium migratorium sei.
Schwerin, den 16. November 1876.
H. Brockmüller.
Zoologische Mittheilungen
von
Franz Schmidt.
Des Aales Naturgeschichte ist schon seit den
ältesten Zeiten Gegenstand sorgfältiger Beobachtungen und
Untersuchungen der bedeutendsten Naturforscher gewesen,
aber dennoch wussten wir bis vor wenig Decennien nicht
einmal, ob derselbe sich durch Eier fortpflanze, oder ob
er lebendige Junge zur Welt bringe. Dann erst wurden
durch Rathke die sehr kleinen, nur mikroskopisch sicht-
baren Eier in zwei manschettenartig gefalteten, an den
Seiten des Darms liegenden Organen vei den weiblichen
Aalen aufgefunden und es bedurfte zur Bestätigung dieser
Entdeckung und zum Auffinden der männlichen Geschlechts-
theile wiederum vieler und sorgfältiger Untersuchungen.
Erst vor etwa 2 Jahren wurden letzter» von Dr. Syrske
in Triest entdeckt und wie Dr. R. Meyer in O. Ule und
C. Müller’s „Die Natur“ Nr. 11. J. 1876. S. 106 berichtet,
in den Bulletins der Adriatischen Gesellschaft für Natur-
kunde beschrieben. Diese wichtige Entdeckung scheint
durch die neuesten Untersuchungen anderer Naturforscher
bestätigt zu werden. Wenn es hierdurch nun auch so
gut als festgestellt ist, dass der Aal getrennten Ge-
schlechtes ist, sich wie andere Fische durch Eier fort-
pflanzt und manche andere Beobachtungen über ihn ge-
macht sind, so bleiben doch immer noch mehrere Lücken
in seiner Naturgeschichte auszufüllen. Meines Wissens
ist z. B. zur Zeit noch nichts Näheres über den Hergang
des Laichens, die Zeit, in welcher es statt findet und
den Ort, wo die Eier abgesetzt werden, bekannt*). Auch
Anm, des Herausgebers. Nachdem das Manuscript der
obigen Mittheilungen schon an die Druckerei abgesandt war, erhielt
unser Verein den 52, Jahresbericht der Schlesischen Gesellschaft
für vaterländische Oultur, worin auf pag 52—54 über einen Vortrag,
268
wird selbst die allgemeine Annahme, dass der Aal zur
Nachtzeit Strecken über Land wandere, auch in die
jungen Erbsen und Saaten gehe, von mehreren Natur-
forschern in neuerer Zeit angezweifelt, da ganz zuver-
lässige Thatsachen hierüber nicht vorliegen. Daher denke
ich, dass die nachstehenden, hierauf bezüglichen Mit-
theilungen nicht ohne Interesse sein werden und in der
einen oder anderen Hinsicht von Nutzen sein können.
Der gemeine Aal (Muraena Anguilla L.) ist hier
sowohl in der Ostsee als in den süssen Gewässern einer
unserer häufigsten Fische und eine sehr gesuchte Speise.
Sein Fang, seine Zubereitung und Versand beschäftigt
und ernährt eine Anzahl Menschen. Von diesen und
vielen anderen Leuten hört man auch hier häufig als
feststehende Thatsache aussprechen, dass der Aal in
den Herr Staatsrath Professor Dr. Grube in der Sitzung der Gesell-
schaft am 13. Mai 1874 über die Lebensweise und Fortpflanzung
des Aales gehalten, referirt wird. Daselbst heisst es, dass alle
Beobachtungen darauf hinweisen, dass das Legen der Eier und
ihre Befruchtung im Meere vor sich gehe, da die erwachsenen
Aale vom October bis December demselben zueilen, ein Zug, auf
den die Fischer an den in das Adriatische Meer mündenden Flüssen
ihre Fangmethode bauen, indem sie den Aalen diesen Weg ab-
schneiden. Dagegen sehe man niemals erwachsene Aale wieder
von der Mündung stromaufwärts ziehen, sondern nur ganz junge
Thiere von 2 bis 3 Zoll Länge und dunkelbrauner Farbe und zwar
im Frühjahr. Doch sei merkwürdiger Weise diese in Norditalien
sehr bekannte, auch in England, Skandinavien und Dänemark wahr-
genommene Erscheinung in Deutschland erst einmal und zwar an
der Elbe beobachtet.
Da Herr Franz Schmidt späterhin das Wandern der jungen
Aale aus dem Meere in die süssen Gewässer als ein bei Wismar
alljährlich beobachtetes anführt, so wäre es von grösstem Interesse,
auch über die Herbstwanderungen der geschlechtsreifen Aale zum
Meere Beobachtungen anzustellen und dieselben zu veröffentlichen,
Ein anderer Punkt noch, der in dem eitirten Vortrage zur
Bestätigung des Wanderns der Aale ins Meer und des Laichens
daselbst angeführt wird, dass nemlich in Landseen, die mit dem
Meere in keiner Verbindung stehen, die Aale sich durchaus nicht
fortpflanzen sollen, dürfte auch bei uns der Erforschung empfohlen
werden.
269
Sommernächten auf das Land und namentlich, dass er in
die jungen Erbsen gehe, um davon zu fressen. Einzelne
wollen hier auch Aale selbst gesehen haben, doch habe
ich nicht erfahren, dass irgendjemand einen solchen dort
ergriffen habe. Die Aale seien alsdann zu scheu, ver-
schwinden zu rasch unter den Kräutern und wären mit
der blossen Hand auch gar nicht festzuhalten. Dass es
Aale gewesen, hätten ihnen am anderen Morgen die zu
dem nahen Wasser führenden Gänge in den Kräutern
und besonders der an denselben haften gebliebene Aal-
schleim angezeigt. Dagegen sind mir manche ganz un-
zweifelhafte Thatsachen bekannt, dass grössere und aus-
gewachsene Aale auch am Tage ausserhalb des Wassers,
wenn auch stets in der Nähe desselben und meistens
versteckt, gefunden sind: z. B. in Höhlungen, Spalten,
Löchern u. s. w. an Grabenufern, Teichen und anderen
Gewässern, oft an höher als das Wasser gelegenen
Orten, im nassen Grase am Wasser versteckt. In den
kleinen langen, vierkantigen Röhren (Prullen), die zur
Verbindung der einzelnen kleinen Gräben auf Wiesen
zu deren Rieselungen dienen, wurden sie oft, auch wenn
durch sie kein Wasser mehr floss, in Mehrzahl ange-
troffen und erbeutet; auch in den Drainröhren traf man
sie. Ferner wurden Aale, wenn auch öfter todt, nicht
nur in unserer inmitten der Stadt auf dem Markte ge-
legenen Wasserkunst getroffen, die ihr Wasser theils
aus unserem Mühlenteiche, theils aus einem ziemlich
entfernten Brunnen empfängt, sondern es kamen auch
einzelne aus verschiedenen Wasserpfosten, zu denen das
Wasser durch Röhren aus der Wasserkunst geleitet
wird, zum Vorscheine Ich selbst sah einmal, einem
dieser Wasserpfosten vorbeigehend, durch das Aufschreien
und Jauchsen der Wasser holenden Mädchen aufmerksam
semacht, einen ziemlich grossen Aal im Eimer, der in
dem Augenblicke aus dem Pfosten hervorgekommen war.
Auch sind hier Wasserpumpen durch Aale verstopft ge-
funden worden. Diese müssen also einen sehr weiten
Weg in unterirdischen Röhren zurückgelegt haben, erst
270
vom Mühlenteiche zur Wasserkunst, dann von dort zum
Wasserpfosten und mussten den grössten Theil dieses
Weges gewiss unfreiwillig machen. In meiner Jünglings-
zeit habe ich einmal in einer Sommernacht auf dem An-
stande auf Hasen in der ersten Morgendämmerung einen
des Weges kommenden Fuchs geschossen, der 3 ziemlich
grosse Aale im Maule hatte. Soviel ich erinnere, waren
dieselben zwar todt, aber doch frisch, interessirten mich
damals aber nicht weiter. Esist doch nicht anzunehmen,
dass der Fuchs die Aale aus dem Wasser geholt, viel
wahrscheinlicher, dass er dielben auf dem Lande irgendwo
ergriffen und todt gebissen habe. Die einzige andere
Möglichkeit ist nur noch, dass er sie todt am Strande
gefunden habe. Dagegen spricht aber, dass nur selten
ein todter Aal am Strande gesehen wird uud dann immer
erst, wenn er bereits in Fäulniss übergegangen ist. Noch
in diesem Frühlinge (Mai) wurde hier landeinwärts, wo
nur süsse Gewässer in der Nähe sind, ein Fuchs aus-
gegraben. In seiner Höhle fanden sich ausser Knochen,
Federn, der Haut eines Igels auch Rudera von grossen
Aalen, die theils frisch, theils älteren Datums waren, so
dass sie ersichtlich zu verschiedenen Zeiten erbeutet
waren und von verschiedenen Exemplaren herstammten,
Ein sehr merkwürdiger Fall aber, wo Aale ausser
Wasser an einem ganz besonderen Orte — nämlich in
einem hohlen Baumstamme — gefunden wurden, kam
hier auf dem benachbarten Gute Zierow vor und dieser
ist die eigentliche Veranlassung dieser Mittheilungen,
Daselbst wurden am 16. Febr. d. J. 3 grosse Pyramiden-
pappeln gefällt, von denen die eine unten im Stamme
eine grosse Höhlung hatte. Als dieselbe niederfällt,
kommen am Grunde der Höhle, wie die Leute meinen,
aus dem feuchten zerfallenen Holze (Mull) 3 grosse Aale
zum Vorscheine, die von den Arbeitern sofort erschlagen
und nach Hause gesandt werden. Als ich am Tage
darauf in Zierow anwesend war, erfuhr ich diesen
interessanten Fund, begab mich deshalb an den Fund-
ort, um diesen selbst in Augenschein zu nehmen; zugleich
271
erkundigte ich mich bei allen dabei betheiligten und
davon unterrichteten Leuten so genau als möglich nach
dem Sachverhalt. Später bin ich noch öfter am Fund-
orte gewesen, habe noch nachträglich möglichst zuver-
lässige Erkundigungen eingezogen und kann daher
darüber speziell noch folgendcs berichten.
Durch eine wenig über dem Meere erhabene, lang-
gestreckte, ebene Wiesenfläche, die ohne Zweifel einst
ein Flussbett bildete, dessen Quellen zur Zeit nur noch
einen Bach speisen, führt ein einige Fuss erhöhter Fahr-
weg, der zu jeder Seite einen kleinen und flachen Graben
mit Wiesengrund hat, die aber nur nach starkem Regen
oder zur nassen Winterzeit etwas Wasser enthalten.
An der dem Meere entgegengesetzten Seite des Weges
standen bisher die 3 grossen Pyramidenpappeln, die
wahrscheinlich durch die Einwirkung des Meerwassers,
mit welchem die grosse Sturmfluth vom Jahre 1872 auch
diese Gegend überschwemmte und durch welche viele
Bäume, namentlich Pyramidenpappeln, Kastanien und
Sauerkirschbhäume auch an anderen Orten zu Grunde
singen, gelitten hatten und allmälig abgestorben waren.
Deswegen wurden sie entfernt. Die Pappeln standen
am Rande des etwa 5 Fuss schräge aufsteigenden
Grabenufers zur Seite des Weges. Nur die eine, worin
die Aale gefunden wurden, hatte eine Höhle im Stamme,
zu welcher von aussen auf dem Erdboden einige Oeff-
nungen führten. Aber auch in und unter den grösseren
Baumwurzeln, die an dem Grabenufer in der oberen
Hälfte desselben theilweise zu Tage lagen, zeigten sich
mehrere Höhlungen und Gänge, so dass die Aale, wenn
sie einmal hier in dem Graben waren, nur 2 bis 5 Fuss
an dessen Ufer frei aufzusteigen nöthig hatten, die
andere Hälfte desselben schon durch die zum Theil
unterirdischen Gänge passiren und so in die Baumhöhle
gelangen konnten. Der kleine Graben neben der Pappel
führt von hier in einer Entfernung von etwa 80 Schritten
in einen anderen, viel grösseren, tiefer gelegenen und
stets Wasser führenden, dieser bald wieder in einen
272
noch grösseren, der nach einer Entfernung von ca. 15
Minuten in die Ostsee mündet. In diesen grösseren
Gräben sind schon öfter Aale beobachtet und gefangen
worden und so hat es gar nichts Auffälliges bei der
Neigung dieser Thiere zu Zeiten auch die entlegensten
und kleinsten Ecken und Winkel der Gewässer zu be-
suchen, dass sie nicht auch einmal in diesen kleinen
Graben gingen. Was nun aber diese Aale veranlasste,
das Grabenufer zu ersteigen und in die Baumhöhle zu
gehen, ob sie dieses freiwillig und dann zu welchem
Zwecke sie es thaten, oder ob sie durch Noth dazu ge-
zwungen, Schutz suchten und hier ein Asyl fanden; ob
sie alle 3 zu gleicher Zeit, oder ob sie einzeln und zu
verschiedenen Zeiten hierher gelangten und wie lange
sie hier wohl verweilt hatten: diese und andere Fragen
drängen sich unwillkürlich auf. Nun hatten wir hier
vom 1. Novemb. an bis wenige Tage vor dem Auffinden
dieser Aale Frostwetter, wenn auch nur meistens ge-
lindes, gehabt, das nur einmal in der Weihnachtszeit
eine kurze Unterbrechung erlitt. Als ich am 17. Febr.,
am Tage nach dem Funde, an Ort und Stelle war, lag
der Schnee noch in den Niederungen, die Gräben und
Gewässer daselbst waren noch alle mit Eis bedeckt, in
dem kleinen neben dem Wege hinlaufenden Graben, der
hier besonders in Betracht kommt, war das wenige
Wasser noch bis auf den Grnnd gefroren und zeigte
jetzt eine etwa 1 Fuss breite und 1/2 Fuss dicke Eislage.
Waren nun die Aale in den letzten 3 bis 4 Tagen des
Thauwetters nach dem Baume gekommen, so mussten
sie grosse Strecken über Eis und Schnee gewandert
sein, ebenso wenn man annehmen wollte, sie seien zu
einer Zeit des Frostwetters dort hingelangt, was beides
unmöglich erscheint. Es bleibt also nur übrig anzu-
nehmen, dass die Thiere schon vom Herbste her oder
doch seit der Thauwetterperiode um die Weihnachts-
zeit, in welcher das Eis fast fortging, hier zugebracht
hatten. Dann entstehen aber wieder die Fragen, wovon
die Aale hier so lange gelebt, ob sie hier einige Nahrung
273
gefunden, ob dieselben überhaupt auf dem Lande fressen,
wie lange sie etwa aller Nahrung entbehren können, ob
sie, sich selbst überlassen, wohl den Rückweg ins Meer
gefunden hätten, warum sie nicht erfroren sind u. s. w.
Zu letzterem sei bemerkt, dass Aale gegen Kälte ebenso
empfindlich sind wie andere Fische, dass sie bei einer
Temperatur unter dem Gefrierpunkte namentlich leicht
steif frieren und sterben. Hatten die Aale in der Baum-
höhle nun auch einigen Schutz und hatten sie vielleicht
auch nicht so direkt von der Kälte zu leiden, indem sie
tiefer in die Erdhöhlungen sich verkrochen, so ist doch
die Erhaltung derselben schwer erklärlich, da die Kälte
lange anhielt und in einzelnen Nächten auf 10 bis 12° R.
stieg. Diese und andere Räthsel werden schwerlich zu
lösen sein. Die genaue Untersuchung des Magens dieser
Thiere auf ihren Inhalt, des Zustandes der Geschlechts-
organe und anderer Theile möchte einige Aufklärung
oder doch Winke an die Hand gegeben haben. Leider
war dies aber nicht mehr möglich, da dieselben bereits
für den Tisch zubereitet und die Eingeweide weggeworfen
waren, als ich den Vorfall erfuhr. Nur die Haut des
einen Aales fand sich noch und diese ist noch in meinem
Besitz. Ich würde die Thiere wegen der höchst interes-
santen Verhältnisse, unter welchen sie gefunden, am
liebsten ganz und lebend, oder doch Theile derselben
an den Hrn. Prof. von Siebold in München gesandt
haben, der sich zur Zeit mit der Untersuchung des Aales
beschäftist und zu diesem Zwecke im vergangenen
Sommer hier ein paar Wochen sich aufhielt. Nach Aus-
sage der Leute, die die Aale gefunden und lebendig ge-
sehen haben, sollen dieselben ganz kräftig umher ge-
sprungen haben und 2 derselben 1' Zoll, der andere
einen Zoll dick gewesen sein. Die Haut des einen,
welche ich besitze, misst in der Mitte 3'/; Centimeter.
Noch in vielen anderen Fällen wurden Aale an
sanz besonderen Orten auch ausserhalb Wassers ge-
troffen. Es zeigt dies alles deutlich, wie gross der Trieb
dieses Fisches ist, sich unter noch zu erforschenden Um-
Archiv XXX. 18
274
ständen aus seinem Elemente, dem Wasser, sei es der
Fortpflanzung, eines Wandertriebes, der Nahrung wegen,
oder noch aus anderen Ursachen, an ganz absonderliche
Orte und auf das Land zu begeben und dieses scheint
er nur in aller Stille freiwillig und, wenn möglich, ver-
steckt und geschützt zu thun. Bei den Fortbewegungen
des Aales auf dem Lande scheint aber immer Bedingung
zu sein, dass der Boden daselbst schlüpfrig, nass, wenig-
stens feucht sei. Legt man einen lebendigen Aal auf
feuchten Grasboden, so bewegt er sich recht rasch auf
demselben fort, auf trockner Erde kommt er schlängelnd
nur langsam vorwärts, im trocknen Sande kaum von der
Stelle und stirbt hier meistens bald. Das Steige- und
Klettervermögen ist wenigstens bei den ganz kleinen
Thieren sehr bedeutend entwickelt. Die kleinen finger-
langen und kaum strohhalmendicken Aale kommen hier
alljährlich, oft in ungeheurer Zahl — zu Millionen —
im Juni, auch noch Juli an unsere Mühlenschützen, um
von ihrem Geburtsorte — dem Meere — in die süssen
Gewässer zu gelangen und suchen dieses mit allen ihnen
zu Gebote stehenden Mitteln auszuführen. Dabei klettern
sie nicht nur an mehrere Fuss hohen, senkrechten Wän-
den empor, auch seit- und abwärts an denselben ziemlich
rasch vorwärts, sondern sie schlängeln sich sogar um
oben vorstehende wagerechte Ränder hinweg, nur müssen
diese nass, oder noch besser, schlüpfrig und mit Algen
oder Moos überzogen sein. Kommen sie auf eine trockne
Stelle, so können sie nicht weiter, werden einzelne von
ihren vielen Kameraden dorthin gedrängt, so fallen sie
sogleich nieder; will man sie hier ergreifen, so lassen
sie sich fallen und suchen zu entfliehen und zeigen da-
durch schon das scheue Wesen ihrer Art überhaupt auch
ausser Wasser an. Bringt man solche Thierchen in eine
mit Wasser halb gefüllte Flasche, oder in einen Glas-
hafen, so steigen sie alsbald an der Seite des Gefässes
aus dem Wasser in die Höhe, mit Leichtigkeit über die
fast wagerechte Einbiegung der Flasche hinweg und aus
derselben auf den Tisch, wo sie sich, wenn dieser nass
275
gemacht wird, sehr schnell, sonst viel langsamer fort-
bewegen und, wenn beunruhigt, fortschnellen. Der
Klettertrieb ist alsdann bei diesen Thierchen ausser-
ordentlich rege, die Unruhe gross. In den Aquarien
sind sie daher kaum zu halten; auch wenn man glaubte
diese sorgfältig verdeckt zu haben, so waren sie dennoch
meistens bald verschwunden, Selbst durch die langen
Gummischläuche, die man zur Erneuerung des Wassers
benutzte und nicht verstopft hatte, waren sie entwischt.
Das Steigen geschieht mittelst schlängelnder Bewegungen
und ohne Zweifel durch Adhäsion und den klebrigen
Schleim, den gesunde Aale stets auf der ganzen Haut
absondern.
Dieses zur Bestätigung der Thatsachen, dass der
Aal einen grossen Wandertrieb habe, zu Zeiten sich aus
dem Wasser auf das Land begebe, und dass ihm die
Fähigkeit vollständig inne wohnt, sich unter gewissen
Verhältnissen Strecken über Land fortbewegen und da-
bei manche Hindernisse überwinden zu können. Ob
derselbe aber auch in anderer Absicht als um etwa von
einem Gewässer in das andere zu gelangen, dieses frei-
willig thue und insbesondere, ob er um zu fressen in
die jungen Erbsen, Saaten u. dgl. gehe, darüber kann
auch ich Positives nicht beibringen.
Obgleich die gemeine Fischotter (Lutra vul-
garis) hier keineswegs eine Seltenheit ist, da fast all-
jährlich einzelne derselben an unseren süssen Gewässern
sefangen oder geschossen werden, so ist es doch immer-
hin ein ganz besonderer Zufall, dass deren Lager mit
Jungen gefunden wird, und dass man Gelegenheit hat
das Benehmen der Alten unter solchen Umständen am
Tage zu beobachten. Ein solcher Fall ereignete sich
hier in unmittelbarer Nähe der Stadt am 7, Juni d. J,
An einem Seitenarme des vom Mühlenteiche zur Stadt-
mühle fliessenden Oanals, unmittelbar hinter und neben
der Raulf’schen Maschinenbauanstalt, wo dieses Gewässer
18*
276
etwa 30 Schritte breit, recht tief, moddig und nur an
den Seiten mit etwas Rohr und Schilf bestanden ist,
lag unmittelbar am Rande des Wassers und theils im
Schilfe ein Haufe Reisig vom Winter her. Unter diesem
entdeckte der in der Nähe beschäftigte Gärtner Krull
durch von dort her vernommene Laute, die an das
Gequieke junger Ratzen erinnerten, aufmerksam gemacht,
ein Lager mit 3 jungen Fischottern. Nachdem noch ein
paar Leute hinzugekommen, wurden die Thierchen von
unten aus dem Lager hervorgeholt, besichtigt und es
wird beratlien, was damit anzufangen sei. Von Mutter-
liebe zum Aeussersten getrieben, zeigt sich nun auch
die alte Otter, theils im Wasser, theils auf dem Lande
und scheint zähnefletschend einen förmlichen Angriff auf
die Menschen im Schilde zu führen, verschwindet aber
jedes Mal ebenso rasch, wenn diese eine schreckende
Bewegung mit den Armen oder Füssen machen. Es
wird nun beschlossen sich von mir Rath zu erholen und
bis dahin werden die jungen Ottern wieder in das Lager
gelegt. Nachdem ich hiervon Nachricht erhalten, begab
ich mich sogleich an Ort und Stelle, um diesen interes-
santen Fund in Augenschein zu nehmen. Obgleich bis
zu meiner Ankunft kaum eine Viertelstunde verstrichen
war, so hatte doch inzwischen die alte Otter 2 Junge
bereits fortgeholt. Denn als wir anfingen, das Strauch-
werk vom Lager abzuräumen, um dieses genauer be-
sichtigen zu können, wurde von einem von seitwärts und
unten in das Lager blickenden Anwesenden nur ein
Junges in demselben noch gesehen. In diesem Moment
wurde ich vom Hrn. Krull darauf aufmerksam gemacht,
dass die Alte wieder ankomme. Ich sah mitten in dem
Gewässer von weitem her einen Streifen grösserer und
kleinerer Luftblasen fortwährend an die Oberfläche des
Wassers aufsteigen, mit rapider Schnelligkeit vorwärts
schiessen, vor uns im rechten Winkel abbiegen und
diesen gerade auf das Lager und uns zukommen.
Aeusserst gespannt und mit dem grössten Interesse er-
wartete ich nun, von den Umstehenden ruhiges Ver-
277
halten erbittend, das Thier aus dem Wasser und in das
Lager treten zu sehen. Aber wir Alle hörten und sahen
nun nichts, ich sah nicht einmal eine Wasserpflanze sich
bewegen, was ich für unumgänglich nothwendig hielt,
wenn die Otter in das Lager wollte. Dagegen zeigte
alsbald ein abwärts gehender Streifen Luftblasen den
Rückgang der alten Otter auf demselben Wege an, auf
welchem sie gekommen war, nachdem sie nur etliche
Sekunden vorher an das Lager heran gekommen war.
Dennoch hatte in diesem Augenblicke dies kluge, vor-
sichtige, gewandte und sonst so scheue Thier uns das
letzte Junge vor den Füssen weggenommen, ohne dass
einer von den Umstehenden, die kaum 3 Schritte vom
Lager entfernt waren, davon etwas bemerkt hatte. Denn
als wir nun den Reisig wegräumten, der von oben her
nur eine mangelhafte Einsicht in das Lager gestattete,
und dasselbe genauer untersuchten, war das Junge aus
demselben fort. Das Lager hatte bei genauer Besichtigung
2 Zugänge, von denen der eine direkt ins Schilf und
Wasser, der andere erst eine Strecke unter dem Reisig
seitwärts fortlief und erst dann durch das Schilf ins
freie Wasser führte. Auf letzterem Wege musste die
Otter ins Lager gekommen sein und äusserst leise und
schnell beim Wegholen des Jungen zu Werke gegangen
sein, um unbemerkt zu bleiben. Wir forschten nun in
der Richtung, die die Alte genommen, nach dem Ver-
bleib derselben mit den Jungen und vernahm Hr. Krull
zuerst wieder das Gequieke derselben an einem etwa 150
Schritte vom ersten Lager entfernten Orte auf der an-
deren Seite des Wassers im Schilfe. Mittelst eines
herbeigeholten Kahnes wurde nun gesucht, aber nur das
eine Junge dort am Lande gefunden; die Nachforschungen
nach den anderen und der Alten blieben erfolglos.
Hatte nun die Mutter, um wenigstens etwas von ihren
Jungen zu retten, dieselben absichtlich nach verschie-
denen Stellen gebracht, oder dies nur in der Noth oder
zufällig gethan? Jedenfalls hatte sie bei diesem ganzen
Vorgange einen ausserordentlichen Scharfsinn entwickelt.
278
Diese junge Fischotter wurde nun wieder in das Geburts-
lager gelegt und wartete ich dabei noch eine lange Zeit
in der Hoffnung, dass die Alte noch einmal an dasselbe
zurückkehren würde und ich das hübsche Schauspiel
noch einmal sehen und weitere Beobachtungen machen
könnte. Aber sie liess sich nicht wieder blicken, wahr-
scheinlich weil sie wusste, von diesem gefahrvollen Orte
ihre Jungen alle entfernt zu haben.
Die junge niedliche Otter war noch keine Spanne
lang, vollständig blind, höchstens ein paar Tage alt
und wahrscheinlich sehr hungrig, da sie sogleich auf den
ihr in den Mund gehaltenen Finger zu saugen begann.
Sie schien ganz gesund zu sein und hatte den ziemlich
weiten Transport vom Lager nach dem anderen Orte
durch die Mutter unter Wasser zweifellos ohne den ge-
ringsten Nachtheil ertragen. Auf meinen Rath wurde
dies Thierchen einer säugenden Hündin untergelegt, der
am Tage vorher ihre Jungen genommen waren, und von
derselben auch angenommen und gesäugt: Anfangs
schien Alles gut zu gehen, doch nach etlichen Tagen
wurde die junge Otter schwach, krank und starb.
Bei dem ganzen Vorgange am ÖOtternlager musste
ich am meisten die ausserordentliche List und Vorsicht,
den Muth und die überraschende Schnelligkeit der Be-
wegungen der alten Otter im Wasser bewundern. Wenn
das Thier zu seinen Fähigkeiten noch mit menschlichem
Verstande ausgerüstet gewesen wäre, so hätte es in
diesem Falle seine Sache nicht klüger machen, für seine
und seiner Nachkommen Erhaltung nicht besser sorgen
können. Die Otter hielt sich stets tief unter Wasser
und ihre Anwesenheit verrieth sich nur durch die auf-
steigenden Blasen und eine schwache Bewegung des
Wassers an der Oberfläche desselben. Dazu schien sie
unter Wasser ebenso gut orientirt zu sein, als wenn sie
oben auf schwimme. Wir wären daher auch nicht im
Stande gewesen, sie zu schiessen, wenn wir diese Absicht
auch gehabt hätten, obgleich sie uns sehr nahe kam.
Ihre Schnelligkeit im Wasser ist so gross, dass sie sicher
I
darin die meisten Fische leicht überholt und es wird sich
daher wohl nur in dem Moment des Ergreifens darum
handeln, ob die Otter den verfolgten Fisch sogleich er-
hascht, oder ob dieser durch eine oder mehrere glückliche
Wendungen nicht noch das eine oder andere Mal gut
davon kommt, ähnlich wie es in der Luft bei der Jagd
eines Falken auf einen anderen Vogel hergeht. Bei der
grossen Gefrässigkeit und Mordlust dieses Raubthiers
erklärt es sich daher leicht, warum die Otter den Fisch-
teichen so sehr schädlich ist und kleinere in kurzer Zeit
von Fischen ganz entleert.
Die Hausratte (Mus Rattus L.) ist nach allen
mir bekannten Nachrichten aus den meisten Gegenden
Deutschlands und Europas überhaupt bereits von: der
Wanderratte verdrängt worden und jetzt dem gänzlichen
Aussterben nahe. Daher sei hier bemerkt, dass dieselbe
zur Zeit noch in Wismar ganz häufig, wenn auch lange
nicht so zahlreich wie die Wanderratte vorkommt. Sie
wird hier öfter gefangen und ich sah dieselbe auch oft
in verschiedenen Gegenden der Stadt todt auf der Strasse
liegen und fing sie in meinem Hause selbst mehrere Male,
Dagegen sprechen alle meine Nachforschungen dafür,
dass sie auf den benachbarten Gütern und Dörfern
nirgends mehr vorhanden ist, während die Wanderratte
dort oft zur Plage wird. Die Erklärung hiervon liegt
nahe, dass nämlich die Hausratte bei den unablässigen
Verfolgungen, die sie von der stärkeren Wanderratte zu
erleiden hat, in der Stadt immer noch einen Zufluchts-
ort findet, der ihr auf dem Lande wohl selten zu Gebote
steht.
Ob die Hausratte noch an anderen Orten Mecklen-
burg’s vorkommt, ist mir nicht bekannt. In Stralsund ist
sie gleichfalls vorhanden.
280
Der Siebenschläfer ist auch in dem zum Gute
Zarnekow gehörenden Laubwalde schon früher mehrere
Male und im letzten Herbste wiederum in 3 Exp. in
Dohnen gefangen worden. Auch wurde vor ein paar
Jahren daselbst ein solches Thier in einer im Winter
gefällten hohlen Eiche gefunden, das in die warme Stube
gebracht, aus seinem Winterschlaf erwachte und umher
lief. Eingezogenen Erkundigungen zufolge ist das Thier
auch in den nach Tatow und Gamehl gehörenden Wäl-
dern gefangen worden, in welchem sein Vorhandensein
schon deswegen sehr wahrscheinlich ist, weil diese Wälder
fast mit dem Zarnekow’er Holz zusammen hängen und
letzteres wieder dem Madsow-Ilow’schen Walde, einem
schon bekannten Fundorte des Siebenschläfers sehr nahe
liegt. Auch in dem zum nahen Gute Steinhausen ge-
hörenden Walde ist der Siebenschläfer vor einigen Jahren
in Dohnen gefangen.
Das in dortiger Gegend schon lange bekannte
Thierchen wird hier fälschlich Haselmaus genannt.
Eine singende Maus ist immerhin eine seltene,
noch keineswegs aufgeklärte, daher interessante Erschei-
nung. Eine solche hat sich kürzlich in meinem Hause
an mehreren Tagen nach einander zu verschiedenen
Zeiten nnd an verschiedenen Orten hören lassen. Die
erste Kunde von ihrem Vorhandensein erhielt ich durch
meine Frau, indem diese mich aufforderte einmal in ihre
Wohnstube zu kommen, um ihr Aufklärung über dort
hinter der Tapete hörbare Töne zu geben, die sie an
den Tagen vorher in der Küche und Speisekammer eben-
falls wahrgenommen habe. Es war in der Abenddäm-
merung des 23, d. und ich vernahm dort ganz sonderbare
nie gehörte, gesangartige Laute, die nach ein paar
Minuten aufhörten. Als Quelle derselben vermuthete ich
sogleich Mäuse, da ich mich erinnerte von singenden
Mäusen gelesen zu haben. Ich war also sehr überrascht
und erfrent über diese Entdeckung und dieses um so
281
mehr, als ich die Berichte über jene nur flüchtig und mit
einem gewissen Misstrauen gelesen, nun aber Gelegenheit
hatte mich selbst nicht nur von ihrer Richtigkeit zu über-
zeugcn, sondern vielleicht noch neue Beobachtungen hin-
zufügen zu können. Ich beauftragte daher meine Haus-
genossen mich sogleich davon zu benachrichtigen, wenn
‘ die Maus sich irgendwo wieder vernehmen lasse. Am
Nachmittage des folgenden Tages wurde mir mitgetheilt,
dass dieselbe jetzt in der Küche singe. Mit erhöhetem
Interesse näherte ich mich mit einiger Vorsicht der Stelle,
von wo dieselben Töne, die ich Abends vorher hinter
der Stubentapete vernommen hatte, mir entgegenklangen.
Sie kamen hinter einem an der Wand stehenden Kasten
mit Brennholz hervor. Ich neigte mich mit dem Ober-
körper nieder und hörte eine Zeit lang aus unmittelbarer
Nähe zu. Um die gute Gelegenheit dazu benutzen und
um mich vollständig davon überzeugen zu können, dass
eine Maus diese Laute hervorbringe, bat ich meine Frau
mit aufzupassen und nahm den Kasten fort. In demselben
Moment hörte der Gesang auf und sahen wir beide die
Maus hervorspringen und unter einen Schrank laufen.
Mir war sie nur klein, meiner Frau aber gross erschienen,
Nun stellte ich eine Falle auf, um das besondere Thier-
chen lebend zu fangen, so erhalten und weiter beob-
achten zu können. Es hatte zwar am nächsten Abend
in der Speisekammer sich wiederum lange Zeit und be-
sonders schön hören lassen wie mir meine Hausgenossen
bei meiner Nachhausekunft berichteten, war aber nicht
in die Falle gegangen. Am folgenden Tage hat sich die
Maus leider nur noch auf kurze Zeit einmal hören lassen,
um dann bis jetzt — 8 Tage darnach — ganz zu ver-
stummen. Ob sie aus irgend einem Grnnde nicht mehr
singt, ob sie ausgewandert oder gestorben ist, muss ich
dahin gestellt sein lassen und hoffe wohl vergeblich auf
ihr Wiedererscheinen, da die einzelnen Mäuse, die sich
in letzter Zeit in meiner Wohnung bemerkbar gemacht
hatten, mit der Singmaus ganz verschwunden zu sein
scheinen. Bemerkt sei noch, dass einige Tage früher
282
als die Mäusemusik in meinem Hause überhaupt gehört
wurde, in der Speisekammer eine halberwachsene Maus
gefangen und getödtet worden war, dass möglicher Weise
nur 2 Mäuse hier vorhanden gewesen sind, dass somit
die nachgebliebene vielleicht in der Absicht sang, um
Gesellschaft herbei zu locken, vielleicht aber auch um
dem unbehaglichen Gefühle von Einsamkeit und Ver-
lassenheit Ausdruck zu geben.
Der Gesang an sich — denn als einen solchen muss
ich das von dieser Maus Gehörte doch bezeichnen —
war ganz eigenthümlicher Art, bestand aus sehr mannig-
faltigen Tönen, war sehr lieblich und angenehm und
hatte etwas Klagendes, Melancholisches; manchmal klang
er wie zwei- und mehrstimmig; er war zwar leise, doch
in der Nähe ganz deutlich vernehmbar. Denselben genau
zu beschreiben halte ich für sehr schwer, und um die
bereits veröffentlichten Beschreibungen darüber vervoll-
ständigen oder verbessern zu können, hatte ich nicht
Gelegenheit lange und oft genug den Mäusegesang zu
hören. Ich verweise daher auf den Bericht darüber in
diesem Archiv J. 1871, S. 65. besonders auf den des
Lehrers Steinvorth in Lüneburg, dessen Beschreibung des
Mäusegesanges im Ganzen mit meinen Beobachtungen
übereinstimmt, sowie auf das von Brehm in seinem „Il.
Thierleben“ erste Aufl. 2. B. S. 133 Mitgetheilte.
Wismar, Ende Aug. 1876.
Conchologisches.
Im Archiv vom Jahre 1873 spricht der Herr Frei-
herr v. Maltzan-Federow in den Vorbemerkungen zu
seinem dankenswerten Verzeichnis der mecklenburgischen
Binnenmolusken die Vermutung aus, dass Pupa umbilicata
Drap. noch in Mecklenburg zu finden sein dürfte, eine
Vermutung, die sich bald genug bestätigen sollte, denn
schon im Sommer desselben Jahres fand ich bei Schwerin
am Pinnower See eine kleine Pupa, die ich damals nicht
zu bestimmen wusste, und die mir der Herr Freiherr
v. Maltzan auf der Jahres-Versammlung unsers Vereins
in Wismar 1874 auf den ersten Blick als Pupa umbilicata
Drap. bezeichnete. Das Thierchen kommt aufbeschränktem
Raume aber an der Fundstelle in grosser Menge vor.
Es findet sich etwa in der Mitte des bewaldeten Seerandes
auf in das hohe Ufer einschneidenden sumpfigen Quell-
orten fast das ganze Jahr hindurch zusammen mit Olausilia
ventricosa Drap., plicatula Drap., pumila Ziegel., nigricans
Pult. Oless. sowie Oarychium minimum Müll, u. s. w. an
der Unterseite abgefallener Blätter, an faulenden Zweigen,
an Steinen und an niedrigen Pflanzen. An Baumstämmen
habe ich sie nie bemerkt.
Was einige andere seltenere Mollusken betrifft, so
habe ich Vertigo edentula Drap. und pusilla Müll. nicht
nur bei Schwerin, sondern auch bei Tessin und an ver-
schiedenen Orten hier im Fürstentum Ratzeburg in
grosser Menge gefunden. Beide kommen fast immer
gemeinschaftlich vor, aber nur in Wäldern, und finden
sich bei feuchtem Wetter besonders an den schlanken
glatten Stämmen der Eschen (Fraxinus excelsior L.), auch
an Erlen sowie an der Unterseite von Hopfenblättern,
an Farnwedeln und auch an niedrigeren Pflanzen. Wahr-
scheinlich werden beide Arten durch ganz Mecklenburg
häufig gefunden werden können,
284
Vertigo substriata. Jefr. kommt hier bei Schönberg
in einem kleinen Walde an der Ratzeburger Chaussee
vor zwischen Moosrasen, aber selten.
Buliminus tridens Müll. fand ich im Sommer 1874
ausser bei Neubrandenburg auch in der Nähe von Feld-
berg am nordöstlichsten Ende des Luzin-Sees beim s; g.
Rotenhause an dem steil zum See abfallenden Abhange.
Leider ist der Abhang seitdem grossentheils beackert
und dadurch die seltene Schnecke auf kleine Stellen be-
schränkt worden. Doch fand ich noch in diesem Sommer
trotz der grossen Hitze eine ziemliche Anzahl lebender
Exemplare zwischen Moos und in Erdlöchern versteckt.
Balea perversa L. finde ich hier bei Schönberg in
einem kleinen an der Maurinewiese gelegenen Walde an
Hagebuchen (Carpinus Betulus L.) oft zahlreich.
Amphipeplea glutinosa Müll. findet sich bei Schön-
berg im Oberteiche; und am Mechower See bei Ratze-
burg fand ich am 11. Juni d. J. bei nicht sehr starkem
Westwinde am nördlichen Ufer hunderte von wolerhal-
tenen leeren Schalen, die wahrscheinlich erst vor kurzem
angetrieben waren, denn Stücke, die augenscheinlich län-
gere Zeit gelegen hatten, waren meist zerbrochen.
Limnaea glabra Müll. ist hier bei Schönberg an ver-
schiedenen Orten zahlreich zu finden. Bei Feldberg fand
ich 1874 mehrere Stücke in einem kleinen jetzt leider
völlig ausgetrockneten Bach, der in das östliche Ende
des in zoologischer, besonders entomologischer Hinsicht
ebenso wie in botanischer Hinsicht interessanten Sprock-
witz mündet.
Schönberg, im August 1876.
Fr. W, Konow.
Ergänzende Bemerkungen
zu seiner Vegetations- Skizze von Neustrelitz.
Vom Oberlehrer Dr. ©. Krzepelin
in Leipzig.
Nicht ohne Freude habe ich nach langjähriger
Unterbrechung unsere herrliche Moor- und Wasserflora
einer erneuten Inspection unterworfen, und es war mir
besonders interessant, Pflanzen, deren Vorkommen an
einem scheinbar isolirten und eircumscripten Standpunkt
schon seit lange constatirt war, auch an anderen, gleiche
Verhältnisse darbietenden Lokalitäten aufzufinden. In
dieser Beziehung war ich gradezu erstaunt über die
kolossale Verbreitung, welche ich für die so charak-
teristische Flora der Serrahnschen Seen (siehe Vege-
tationsskizze Arch. 1871) nachweisen konnte. Nicht
allein die zahlreichen Seen und Sümpfe des Wildparks,
sondern auch die südlich und südwestlich von Neustrelitz
selegenen Wasserbecken bei Düsternförde, Priepert,
Menow etc. hatten theils grössere, theils kleinere Bruch-
theile der serrahnschen Charakterpflanzen aufzuweisen.
Es wäre vergebene Mühe, aufzuzählen, wie oft ich an
diesen Waldseen und -sümpfen Zäynchospora alba,
Eriophorum alpinum, Juncus alpinus, Oladium, Calla,
Sturmia, Malaxis, Drosera rotundifolia, anglica und
intermedia, Lycopodium Selago und annotinum, sowie
Utrieularia vulgaris, minor und intermedia beobachtet
habe. Daneben zeigten sich seltener Juncus squarrosus
(bei Düsternförde) und als neue Bürger der strelitzer
Flora*): Heppuris vulgaris (im Wanzkaer See), Potamogeton
trichoides (im Wildpark) und /soetes lacustris (in einem
Waldsee zwischen Düsternförde und Priepert). Najas
*) Anm. Unter „strelitzer Flora* und „unsere Flora“ ist
selbstverständlich die Flora der Umgegend von Neustrelitz zu
verstehen. oA,
2836
major konnte ich in 3 verschiedenen Seen nachweisen,
von denen der Krebssee bei Weisdin dem Tollense-
gebiete angehört.
Eine ziemlich lohnende Ausbeute bot ferner eine
Exceursion nach den Labusseen zwischen Neustrelitz und
Wesenberg. Schon am Bürgersee in unmittelbarer Nähe
von Neustrelitz stand das bisher von mir übersehene
Gnaphalium luteo-album in grosser Menge. Bei Userin
war der Acker besäet mit Riesen-Exemplaren von
Polycnemum arvense. Die Labusseen lieferten als neue
Beiträge unserer Flora: Helosciadium repens, Cyperus
‚flavescens und fuscus. —
In unseren Tannenforsten hatte ich vor mehreren
Jahren ein Exemplar von Arbutus uva ursi gefunden.
Dasselbe stand mitten in einem vom Wilde getretenen
Fusspfade und documentirte hierdurch die Art seiner
Verschleppung. Leider habe ich diese in Mecklenburg-
Strelitz sonst fehlende Pflanze in dem von der Nord-
bahn stark veränderten Terrain nicht wieder entdecken
können; dagegen lieferte der Wald zwischen Düstern-
förde und Priepert einen für mich höchst interessanten
Fund. Es war das Zycopodium Chamaecyparissus. A. Br.
Zwar geben schon Reinke (Arch. 1866 p. 37) und ich
selbst (Arch. 1871 p. 6) Lycopodium Chamaecyparissus als
Bewohner der Strelitzer Waldungen an, jedoch war ich
für mein Theil schon lange zu der Ueberzeugung ge-
kommen, dass die von mir Arch. 1871 angeführte Pflanze
nichts als eine Abänderung des hier sehr verbreiteten
Lycopodium complanatum L. sei und aus Ihrer Notiz in
Arch. 1875 ist ersichtlich, dass auch Reinke diese nicht
seltene Abart vor sich gehabt. Das in dem Walde
zwischen Düsternförde und Priepert jetzt von mir auf-
gefundene Lycopodium ist nun das von Al. Braun früher
als Art aufgestellte Zyc. Ohamaecyparissus, welches sich
durch die dunkelblaugrüne Farbe und den dichtgedrängten
Wuchs, der durch den Braun’schen Namen äusserst
prägnant bezeichnet wird, von dem Linne’schen Zye,
complanatum, mit dem es hier ohne Uebergangsformen bunt
287
durcheinander wuchs, schon auf mindestens 20 Schritte
deutlich unterscheiden liess,
Schliesslich noch die Bemerkung, dass eine Ex-
kursion nach Feldberg mich auch — und zwar ganz
zufällig — an den von Reinke im Archiv XXVI be-
schriebenen Sprockwitz führte. Die enorme Fülle sel-
tener Pflanzen, welche hier auf kleinem Raum zusammen-
gedrängt sind, ist in der That überraschend und ich
kann die Angaben Reinkes — mit Ausnahme leider von
Öarex eyperoides und Callitriche autumnalis — fast inihrem
vollen Umfange bestätigen. Ja noch einige neue Funde
hatte ich zu registriren, wie BDotrychitum Lunaria, Heleo-
charis acicularıs, Ervum monanthos, Potamogeton compressus,
obtusifolius, lucens, erispus, Juncus Tenageia, und in kolos-
salen Mengen — KElatine Alsinastrum. — Im Walde bei
Schlicht unweit Feldberg bemerkte ich Veronica montana,
Vicia silvatica, Lathyrus silvester, Equisetum umbrosum
u. a. Am Dorfe selbst blühte Zactuca Scariola, eine,
wie es scheint, in Mecklenburg sonst nicht weit ver-
breitete Pflanze.
Nach brieflichen Mittheilungen.
Botanische Notizen
Zur
Flora von Mecklenburg.
Auf botanischen Exkursionen, welche ich im Laufe
der vergangenen beiden Jahre in der näheren und
weiteren Umgebung von Neubrandenburg unternahm,
fand ich eine Anzahl von Pflanzen, deren nähere Stand-
ortsangabe für die Specialflora von Mecklenburg nicht
ganz ohne Interesse sein dürfte: Es sind dies:
Agutlegia vulgaris L. Boll (cf. dessen Flora
Mecklenb. S. 81) kannte als einzigen Standort bei Neu-
brandenburg nur das Nemerower Holz. Im Mühlenhola
288
fand ich in diesem Jahre eine Anzahl üppig entwickelter,
zum Theil blühender Exemplare dieser Pflanze an einem
Bergabhang auf dem rechten Ufer der Linde in der
Nähe der Papiermühle.
Astragalus Oicer L. An Chausseeabhängen
zwischen Neubrandenburg und Weitin, sowie zwischen
Tannenkrug und Usadel.
Sorbus torminalis Orntz. beschränkt sich nicht
auf die beiden von Boll angegebenen Standorte am
hohen Ufer und bei Meiershof, sondern findet sich, wenn
auch nur vereinzelt, noch an vielen andren Orten, z. B.
im Brodaer Holz am See, in der Nähe von Belvedere;
im Nemerower Holz öfters auf dem Abhang von Krüger’s
Höhe bis nach Klein-Nemerow hin; im Mühlenholze auf
beiden Ufern der Linde bei der Papiermühle.
Galinsogaea parviflora OCav. An Wegen bei
der Haidmühle und zwischen den Gärten vor der Stadt.
Rudbeckia lacinieta L. Im Stargarder Bruch.
Ohne Zweifel verdankt sie hier ihr Dasein einem un-
mittelbar neben dem Bruch befindlichen Garten.
Crepis foetida EL. Diese bisher in Mecklen-
burg noch nicht beobachtete Pflanze sammelte ich auf
einer Exkursion im Oktober dieses Jahres in der Nähe
von Basedow am Malchiner See. Sie fand sich hier in
mehreren Exemplaren am Rande eines Brachfelds un-
mittelbar am Wege, der von den (wenige Minuten ent-
fernten) Scheunen neben dem Teiche zu einer Kiesgrube
führt. Ein getrocknetes Exemplar hiervon ist dem
hiesigen Museum übergeßen.
Ilex Aguifolium 2. Im DBuchenwalde bei
Heiligendamm.
Pyrola rotundifolia L. Nicht nur im Brüder-
bruch bei Neubrandenburg, wie Boll angiebt, sondern
auch im Brodaer Holze an dem Wege, der von Belvedere
nach Neuendorf führt.
Vinca minor L. An der Tollense hinter dem
hohen Ufer noch in ziemlich grosser Menge vorhanden
289
(cf. Boll, S. 271), vereinzelt auch auf dem Hahnenberge
bei Broda.
Asperugo procumbens L. Gemein am Stadtwalle
von Neubrandenburg.
Datura Stramonium L. fand sich während der
beiden vergangenen Jahre in grosser Anzahl in Gärten
und an Wegen zu Broda.
Linaria minor Desf. In sehr grosser Menge bei
Feldberg zwischen dem Haussee und breiten Lucin.
Lamium maculatum L. fehlt um Neubrandenburg
vollständig.
Galanthus nivalis L. sehr zerstreut im Brüder-
bruch. Der von Boll angegebene Standort an der
Tollense ist durch die Anlegung eines Weges von dem
Badehause nach dem Nemerower Holz fast völlig ver-
nichtet worden; nur vereinzelte Exemplare finden sich
noch beiderseits desselben.
Ornithogalum umbellatum L. Am Neubranden-
burger Stadtwalle in reicher Menge; ziemlich häufig auch
auf Feldern in der Nähe des Nemerower Holzes ober-
halb der Vogelstange, sowie an den Gräben der Chaus-
seen von Neubrandenburg nach Neustrelitz und Treptow.
Neubrandenburg, den 28. November 1876.
Dr. W, Petzold.
Fischadler und Brachsen.
In der letzten Woche des Oktober beobachtete
der Oekonom Herr Hübener zu Lübsdorf eine Erschei-
nung auf dem Schweriner See, die der Aufzeichnung
werth ist. Hr. Hübener bemerkte in der Gegend der
Lips, in weiter Entfernung vom Ufer, einen dunklen
Gegenstand sich auf dem See bewegen, der von Zeit
zu Zeit grössere Dimensionen zeigte. Da der Wind
landwärts stand, näherte die Erscheinung sich dem
Ufer, und Hr. Hübener erkannte in derselben einen
Archiv XXX. 19
2%
Vogel, den er seines dunkeln Gefieders wegen aber nicht
für einen Schwan halten durfte Als die Entfernung
sich noch mehr verringerte, gewahrte Hr. Hübener,
dass es ein Fischadler sei. Derselbe musste an irgend
einem Gegenstande festsitzen, denn er versuchte von
Zeit zu Zeit sich mit mattem Flügelschlage zu erheben,
was ihm jedoch nicht gelang. Herrn Hübener kam der
Gedanke, dass der Vogel seine Fänge vielleicht in einen
grossen Fisch hineingeschlagen habe, den er so wenig
zu heben, wie seine Fänge wieder frei zu machen ver-
möge. Als der Vogel ihm auf Schussweite nahe ge-
kommen war, erlegte Hr. H. ihn durch einen wohl-
gezielten Schuss, und als der Wind ihn dann an das
Ufer trieb, fand Hr. H. seine Vermuthung bestätigt.
Es war ein ausgewachsener Fischadler, Pandion haliaetos
(L.) Sav., ein wahres Prachtexemplar, der mit seinen
Fängen in einem 10 Pfd. schweren Brachsen festsass.
Der Vogel hatte dem Brachsen den Kopf zerhackt, und
der Fisch war bereits gestorben; aber denselben zu heben,
hatte der Adler nicht die Kraft gehabt. Wäre der Fisch
noch grösser gewesen, möchte es dem Vogel ergangen
sein, wie jenem Fischadler, von welchem Ekström („die
Fische in den Scheeren von Mörkö“) erzählt, dass er
sein Skelett auf dem Rücken eines Hechtes fand, der
ihn unter das Wasser gezogen und erstickt hatte. Wie
Dr. Creplin erzählt, sind auch in Pommern schon Hechte
mit den Klauen eines Seeadlers im Rücken gefangen
worden. — Hr. H. lieferte den Raubvogel an die Forst-
behörde ab, die ihn zum Ausstopfen hierher schickte,
bei welcher Gelegenheit sich zeigte, dass sein Magen
vollständig leer war. Hieraus, sowie aus dem zeitweiligen
matten, fast krankhaften Erheben der Flügel, wie Hr.
H. solches beobachtete, darf man schliessen, dass der
Adler sich schon längere Zeit, vielleicht schon Tagelang,
in der für ihn schrecklichen Lage befunden haben muss.
Der Fischadler ist um Schwerin nicht selten. Es
werden jährlich mehre Exemplare erlegt. In diesem Herbst
wurden allein bei Rabensteinfeld vier Stück geschossen.
291
Aın östlichen Seeufer soll er an mehren Stellen nisten,
u. a. bei Ahrensbök. Im Lübsdorfer Holz sah ich in den
Hundstagen 1875 einen Raubvogelhorst, welchen ich
ebenfalls für den des Fischadlers angesprochen habe;
nahe der Stelle fand ich auch zwei Schwungfedern
dieses Raubvogels.
Schwerin, den 16. November 1876.
H. Brockmüller,
Bergsturz in Mecklenburg.
Im Westen des Haussees, an dem der Flecken
Feldberg auf einer tief einspringenden Halbinsel gelegen
ist, erhebt sich ein Plateau, dessen meistens steile Ab-
fälle zum Theil die Ufer des Sees bilden, zum Theil
aber auch, namentlich weiter nach Norden, mehr zurück-
weichen. Diese Abhänge gewähren herrliche Aussichten
auf den buchtenreichen See mit seinen Inselchen, auf
das am jenseitigen Ufer gelegene Feldberg mit seiner
schönen hochgelegenen neuen Kirche und darüber hin-
aus bis ins Preussische hinein. Die schönste dieser
Aussichten, wie in Mecklenburg, das doch so reich an
schönen Punkten ist, keine schönere gefunden wird,
geniesst man von den Reiherbergen, die im Schlichter
Holz an der Kante der Schlichter Feldmark einen steilen:
Abfall nach dem See zu bilden. — Geht man von hier
an dem Saume des Waldes weiter nach Norden, so
findet man an mehreren Stellen kolossale Haufen er-
ratischer Blöcke, die, um den Acker von ihnen: zu’
reinigen, hier abgelagert wurden. (Es sei hier nebenbei:
erwähnt, dass die ganze Gegend um Feldberg sehr reich
an solchen Findlings»löcken ist und man daher auf den
Feldern sehr häufig derartige grosse Steinhaufen sieht).
— Nach einer Wanderung von etwa !5 Miuuten gelangt
man an eine tiefe Einsattelung, die auf der Reimann'schen
Specialkarte von Miiteleuropa Section Pasewalk durch
13;
292
2 südlich vom Dorfe Schlicht befindliche Hügelketten
angedeutet ist. Diese Senke, in der ein Fahrweg von
Schlicht zum Walde führt, verengert sich im Walde zu
einer Schlucht, an deren südlichem Rande der erwähnte
Fahrweg weiter geht. Hier an der Waldkante erfolgte
im Winter 187%; eine Auswaschung der Schlucht, die
so bedeutende Dimensionen angenommen hat, dass ich
sie oben als Bergsturz bezeichnet habe.
Wie an dem Durchbruch zu erkennen ist, besteht
der Untergrund aus lehmigen Schichten, denen feinerer
und gröberer Sand und Gerölle von verschiedenster
Grösse schichtenweise aufgelagert sind. Durch das aus
der Schlucht herabgeführte Thauwasser wurde der Lehm
erweicht und allmählig ausgewaschen, so dass die auf-
lagernden Schichten nachstürzen mussten und durch die
nachfolgenden Wassermassen hinweggeschwemmt wurden.
Auf diese Weise entstand in der schon vorhandenen
Schlucht ein Spalt von beträchtlichem Umfange, der bei
seinem Beginn einen 2,60 M. tiefen, senkrechten Abbruch
bildet, dessen Breite kaum 1 M. beträgt. Bald aber
erweitert sich der Spalt, wird 6—9 M. tief und an 16 M.
breit. Einen ausserordentlich wüsten Anblick gewähren
die wirr übereinander gelagerten Massen von Felsblöcken
und herabgestürzten Bäumen und daher hat der Spalt
bei den Umwohnern den Namen „Wolfsschlucht“ er-
halten. Die Geschiebe sind nach ihrer Grösse mehr
oder weniger weit durch die Gewalt des andringenden
Wassers fortgeführt und je mehr sich die alte Schlucht
erweitert, um so mehr verbreitert sich auch der fort-
geschwemmte Schutt. Er füllt zunächst die Schlucht
ihrer ganzen Breite nach aus und gelangt endlich in
ein ziemlich weites Waldthal, wo er eine Breite von ce.
80 M. erreicht, hier nur noch aus lehmigem Sand be-
stehend, während weiter nach oben, wie schon erwähnt,
die Gerölle an Grösse mehr und mehr zunehmen. Zu-
nächst dem Sande lagert eine etliche Fuss starke Schicht
von faust- bis kopfgrossen abgerundeten Steinen, denen
jedoch auch noch — 12—16 M. von der Durchbruchs-
293
stelle entfernt — Blöcke von der Grösse eines Cubik-
fusses beigemischt sind. Noch weiter nach oben liegen
dann erratische Blöcke von bedeutender Grösse, aus
den verschiedensten Felsarten bestehend, meistens Gra-
nite, Syenite, ältere Kalksteine und plattenförmige Sand-
steine, die entschieden jüngeren Ursprungs sind und
sich an Ort und Stelle aus den vorhandenen Sand-
schichten und kohlensaurem Kalk, der aus den oberen
kalkhaltisgen Schichten durch die Tagewasser gelöst
worden, als Bindemittel gebildet haben. Da an den
Stellen, wo die am weitesten fortgeführten grösseren
Gerölle abgesetzt sind, von einem Abbruch des Ufers
keine Spur mehr vorhanden ist, so müssen dieselben
durch das Wasser herabgeschwemmt sein, und ich
schliesse daraus auf eine bedeutende plötzlich andrin-
scnde Wassermasse. Doch soll damit keineswegs be-
hauptet werden, dass nicht nach dem Hauptdurchbruch
noch weiteres Erdreich nachgestürzt und durch neue
Wassermassen fortgeschwemmt sei. Ja es müssen schon
in früheren Zeiten solche Fälle sich hier wiederholt
haben, denn an dem südlichen weniger steil abfallenden
Ufer der Schlucht zieht sich eine zwar bedeutend ge-
ringere, aber doch deutlich erkennbare Seitenschlucht
herab, deren Grund gleichfalls mit Felsblöcken bedeckt
ist. Und sicherlich ist die ganze Schlucht im Laufe der
Zeit durch das aus der Thalmulde abfliessende Wasser
gebildet. Derartige Auswaschungen kommen in unserem
Flachlande mit seiner aus lockeren Schichten bestehendeu
Oberfläche öfters vor. Ein Beispiel führt E. Boll in
seiner Geognosie der deutschen Ostseeländer: (1846)
nach einem Bericht des Professor K. F. R. Hoffmann
an G. Brückner auf p. 24 an, welcher gleichfalls in der
Gegend von Feldberg und zwar an dem zwischen 50
bis SO Fuss hohen sehr steilen Ufer des südöstlich von
Feldberg gelegenen schmalen Lucin eine Thalbildung
beobachtete. Eine auf der Neuhöfer Feldmark befind-
liche, im Jahre 1814 etwa 3 Fuss breite, 6—8 Fuss
lange und bis 1 Fuss tiefe Spalte erweiterte sich binnen
294
.4 Jahren zu einem Riss, der bei einer Länge von etwa
300 Fuss, 60-80 Fuss breit und mehr als 20 Fuss tief
war. Viele tausend Fuder Sand und Steine waren in
den sehr tiefen See geschwemmt und hatten hier ein
seichtes Vorland gebildet, während die grösseren Steine
sich in der unteren Rille gesammelt hatten. — Die von
Hoffmann beschriebene Thalbildung ist also in Bezug
auf die Dimensionen noch etwas bedeutender als das
‚von ınir erwähnte Ereigniss, es ist mir aber aus unserem
Lande kein Beispiel bekannt, wo in der kurzen Zeit
eines Winters eine so bedeutende Auswaschung erfolgt
ist, und desshalb schien es mir gerechtfertigt, darüber
zu berichten.
Bützow. GC. Arndt,
Noch einmal: Helix nemoralis und
hortensis.
In dem vorigjährigen Archivhefte erwähnte ich des
getrennten Vorkommens beider Arten bei Güstrow, und
kann nicht unterlassen, hieza noch eine interessante
Beobachtung hinzuzufügen, die ich Ende September d. J.
in Gemeinschaft mit Herrn Struck aus Waren machte.
— lch überzeugte denselben von der Richtigkeit meiner
Behauptung, dass in dem an der Südwestseite von
Güstrow gelegenen sog. Wallgarten ausschliesslich Z.
hortensis vorkomme, während in dem etwa 100 Schritte
davon entfernten, und nur durch eine Häuserreihe ge-
trennten Logengarten ebenso ausschliesslich nur 4.
nemoralis zu finden sei. — Sehr überrascht aber waren
wir beide, als wir, durch das Logenhaus aus dem hinter
demselben gelegenen Garten uns entfernend, in dem
kleinen vor diesem Gebäude am Domplatz befindlichen
Gärtchen nicht nur H.nemoralis, sondern auch H. hortensis,
und mit ihnen alle Uebergänge von der einen zur andern
Art, bei dem günstigen Wetter in grossen Mengen an
295
den Gesträuchen hängend, fanden! — Dies Gärtchen
liegt mitten zwischen den beiden erst erwähnten Loca-
litäten, von beiden nur durch Gebäude geschieden, und
hier, gleichsam auf neutralem Gebiet, vermischten sich
beide Formen, während es mir bei mehrfach wiederholtem
Suchen nicht gelungen ist, weder im Wallgarten die
H. nemoralis, noch im Logengarten die H. hortensis
zu finden. —
Güstrow. F, E, Koch.
Vorläufige Mittheilung über eine Tief-
bohrung auf Salz.
Im Archiv 7 im Jahre 1853, pag. 56. berichtete
der Unterzeichnete über die Beobachtung einer Sool-
quelle im Gypsbruche zu Lübtheen, welche einen
Tewperaturgrad von 17° R. zeigte, und sprach sich
schon damals in einem otfiziellen Bericht darüber aus,
dass es von hoher Wichtigkeit sein würde, eine Tief-
bohrung auf Salz an dieser Stelle vorzunehmen. —
Es ist sehr zu bedauern, dass damals nicht auf ein
solches Unternehmen eingegangen wurde, indem Mecklen-
burg dann schon seit 20 Jahren die Vortheile genossen
haben würde, mit denen inzwisehen so viele andere Orte
des Norddeutschen Tieflandes vorweg gegangen sind. —
Im Frühjahr 1874 endlich wurden vom Staate die
Mittel zu einer Tiefbohrung bewilligt und die Arbeit
dem Herrn Bohr-Ingenieur Stoz zu Stuttgart übertragen.
Im Mai 1876 war das Bohrloch 242 M tief im Gyps
niedergebracht und man förderte eine Soole von 3 °/
Salzgehalt. — Im November war man bis zu einer Tiefe
von etwa 260 M gelangt, und zeigt die Soole bereits
einen Gehalt von 32 °%%, so dass gegründete Hoffnung
vorhanden ist, bald das Steinsalzlager selbst anzubohren,
worüber vielleicht schon im nächsten Archivhefte be-
richtet werden kann.
F, E, Koch.
296
Literarische Notiz,
Die Schriften der diesjährigen Versammlung Deutscher
Naturforscher in Hamburg bringen folgende für unsere
Verhältnisse wichtige Mittheilungen:
a
Cı
Das Beiblatt zum Tagesblatt:
Senft: über den Einfluss der Torfbrüche auf
Lösung und Zersetzung von Mineralien.
Griepenkerl: über die obere Kreide von Königs-
lutter.
Dunker: Ermittelung der Wärme des Erd-Innern.
Möhl: über Norwegische Eruptivgesteine. *)
Senft: über Arragonit- und Caleit-Bildungen.
Breitenlohner: über Verkieselung des Bodens.
Gottsche: über das Kreidevorkommen von Laeger-
dorf bei Itzehoe.
Jentzsch: über Glacialfauna.
Wahnschaff: seltnere Laubmoose bei Hamburg.
Mayer: über den Tonapparat der Cicaden.
— Entwickelung der Dekapoden. —
Die Festgabe des Naturwiss, Vereins:
Kirchenpauer: über die Hydroiden - Familie
Plumularidae Mit ST.
Bolau und Pansch: Die menschenähnlichen Affen
des Hamburger Museums. Mit 2T. —
Hamburg in naturhist, und medicin. Beziehung,
eine Festgabe, Mit Charten und Profilen.
Dr. Wibel und Ü. Gottsche:
Beiträge zur Geognosie Hamburgs und seiner
Umgebung:
*) Der durch seine microscopischen Studien an Dünnschliffen
von Eruptivgesteinen bekannte Herr Prof. Dr. Möhl in Cassel wird
im Anschluss an das Studium der Norwegischen Eruptivgesteine
nunmehr eine Untersuchung der im Norddeutschen Diluvium vor-
kommenden Geschiebe eruptiven Ursprungs vornehmen, und erbittet
dazu Zusendungen kleiner Stücke dieser Findlinge. —
297
. Diluvialgeschiebe.
. Gliederung des Diluviums.
c. Anstehende Tertiaerschichten mit Petre-
facten - Verzeichnissen des Holsteinschen
Glimmerthons und der Miocaenschichten
von Reinbeck.
d. Tiefbohrungen bei Hamburg. —
Flora von Hamburg:
Dr. Sonder: Ueberblick. — Timm u. Wahn-
schaff: Gefässkryptogamen. — Dr. Gottsche:
Lebermoose. — Timm u. Wahnschaff:
Laub- u. Torf-Moose. — Timm: Flechten. —
Kirchenpauer: Strandpflanzen u. Meeres-
algen. —
Dr. Richters Fauna. -—
o' 9
-F, E Koch.
Nekroloe.
Innnnnnn
Aus der kleinen Zahl der mecklenburgischen
Geistlichen, die sich durch hervorragende. literarische
Leistungen auf dem Gebiete der Naturgeschichte einen
ehrenvollen Namen gemacht haben, ist nunmehr auch der
Pastor Dr. Zander, zuletzt Seelsorger der Gemeinde zu
Barkow bei Plau, durch den Tod geschieden. Er war
nicht allein Mitbegründer und eifriges Mitglied des
Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg,
sowie Mitbegründer der deutschen Ornithologen - Gesell-
schaft, sondern auch fleissiger Forscher auf dem Felde
der Ornithologie seines Heimathlandes, und seine Ver-
dienste um die Wissenschaft motiviren es, dass wir dem
Andenken des Dahingeschiedenen in diesen Blättern,
deren fleissiger Mitarbeiter er war, einige Zeilen widmen.
Heinrich David Friedrich Zander wurde am 2. Dee.
1800 zu Lohmen bei Dobbertin geboren als zweiter Sohn
des dortigen Predigers Detlof Hartwich Dietrich Zander,
aus dessen zweiter Ehe mit Augustine Friederike Georgine
Elisabeth Müller, geb. zu Alt-Rhese, welche am 5. Juli
1829 starb. Sein Vater, ein Sohn des Syndicus des
Klosters Dobvertin Advocat Dr. jur. Johann Peter Zander
zu Güstrow, bekleidete seit 1783 das Pfarramt zu Alt
Schwerin, ward 1796 in gleicher Eigenschaft nach Lohmen
vocirt, wo er am 7. Septbr. 1838 sein 50jähriges Jubiläum
feierte, bei dieser Gelegenheit vom hochseligen Gross-
herzog Paul Friedrich „in gnädigster Anerkennung sein r
treuen Amtsführung* den Charakter eines Kirchenraths
erhielt, bald darauf aber am 29, Septbr. 1838 sein Pfarr-
299
amt niederlegte, nach Badendiek bei Güstrow übersiedelte
und dort am 23. April 1845 im 82. Lebensjahre starb.
Nachdem Heinrich Zander zu Lohmen unter An-
leitung seines Vaters die erste Grundlage seiner wissen-
schaftlichen Bildung erhalten, besuchte er von 1814 bis
1820 die Domschule zu Güstrow, welche sich unter dem
Rectorate des Professors Dr. Joh. Fr. Besser eines wohl-
begründeten Rufes erfreute. Nach Vollendung seiner
Gymnasialbildung studirte er Theologie zunächst in
Rostock von Michaelis 1820 bis Ostern 1822 und darauf
von Ostern 1822 bis zum Herbst 1823 in Berlin, wohin
ihn der Ruf Schleiermacher’s und Neander’s gezogen.
Nach Beendigung seiner akademischen Studien übernahm
er eine Hauslehrerstelle bei dem Amtmann Grantze in
Grabow, bestand am 30. Novbr. 1825 die theologische
Prüfung und unterhielt dort mehrere Jahre eine kleine
Privatschule *), wobei er sich die Liebe und Anerkennung
der Eltern seiner Schüler in hohem Grade erwarb. Von
dort kam er Neujahr 1830 als Rector und Hülfsprediger
nach Lübz und Ostern 1843 wurde er zum Prediger in
Barkow bei Plau befördert, welches Amt er bis Ostern
1875 ununterbrochen verwaltete. Um im Kreise naher
Verwandten seinen Lebensabend zu verbringen, trat er
von seinem Amte zurück und ging von Barkow nach
Grabow, wo er nach kurzer Krankheit am 22. Mai 1876
starb. Seine Ehe mit Henriette Madauss, Tochter des
verstorbenen Hofgoldarbeiters Madauss in Grabow, ist
kinderlos geblieben.
*) In Grabow schrieb er eine Flora Mecklenburgs nach Art
der Flora Deutschlands von Mertens und Koch, deren Herausgabe
unterblieb; das Manuscript jedoch ist noch vorhanden. — Vor
seinem Abgange von Grabow verkaufte Zander einen Theil der
daselbst gesammelten, von ihm selbst ausgestopften Vögel, die sich
einzeln in verklebten Glaskasten befanden, an die Schule zu Lud-
wigslust. Dieselben sind noch im Besitz der dortigen Realschule,
Mittheilung von dem Schwager des Verstorbenen,
Herrn Zahnarzt Madauss.
300
Dass Zander schon als Knabe eine ganz entschiedene
Neigung zu der gefiederten Welt und grosse Freude an
der Natur hatte und jede Mussestunde benutzte, die
Vögel, ihr Leben und Treiben zu beobachten, wird uns
glaubhaft berichte. Auch erfahren wir, dass er bei
seinem Abgange von Güstrow grosse Lust hatte, sich
dem Studium der Naturwissenschaften zu widmen, jedoch
auf den Wunsch seines Vaters davon abstand. Ohne
Zweifel wurde seine Neigung für Naturgeschichte durch
seinen Vater angeregt, der eine grosse Sammlung aus-
gestopfter Vögel besass und solche auch selber aus-
stopfte. Erst später, während seimes Aufenthalts in
Grabow, beschäftigte er sich mit dem Sammeln der
Vögei, und hier fasste er auch den Entschluss, da
Mecklenburg in ornithologischer Hinsicht bis dahin wenig
durchforscht war, sorgfältige Untersuchungen in dieser
Richtung anzustellen. Zugleich forderte er zu Anfang
des Jahres 1829 die Forstmänner, Jagdliebhaber und
alle sich sonst für diese Sache interessirenden Männer
auf, ihn bei seinem Unternehmen dadurch zu unterstützen,
dass sie ihm entweder ihre Beobachtungen und Erfah-
rungen mittheilen oder seltene und nicht hinlänglich be-
kannte Vögel, Nester und Eier übersenden möchten.
Besonders machte er auf die an unserer Seeküste vor-
kommenden Vögel aufmerksam. Die über einen Vogel
anzustellende Beobachtung wünschte er auf die Fort-
pflanzung, Lebensweise und den gewöhnlichen Aufenthalt
desselben gerichtet zu sehen, ferner auch darauf, ob der-
selbe das ganze Jahr hindurch bei uns sich aufhält, oder
wenn dies nicht der Fall, zu welcher Zeit er bei uns an-
kommt und uns wieder verlässt, ob er bei uns brütet
oder nur durchzieht und etwa in unsere Gegend sich
nur verirrt hat.
Als das Ergebniss seiner sehr sorgfältigen For-
schungen erschien im Jahre 1837 zu Wismar die erste
Lieferung der „Naturgeschichte der Vögel Meklenburgs“,
der bis zum Jahre 1849 noch weitere 7 Lieferungen ge-
301
folgt sind. Leider ist dies vortreffliche Werk (640 Seiten.
8.) unvollendet geblieben.
Der von ihm in der ersten Versammlung des Vereins
der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg am 26.
Mai 1847 zu Malchin gehaltene Vortrag: „Ueber eine
von ihm in Mecklenburg entdeckte neue Vogel-Species,
Calamoherpe pinetorum Brehm., Kiefernrohrsänger*“ ist
publieirt im Archiv des Vereins, Jahrg. I. 1847. Ferner
veröffentlichte er in derselben Zeitschrift, Jahrg. XV.
1861: „Systematische Uebersicht der Vögel Meklenburgs“,
sodann in der Naumannia: „Einiges über die Abänderungen
der Motacilla alba, und des Budytes flavus Cuv.“‘, Jahrg.
1851, „Ueber die europäischen Piper“, Jahrg. 1854, endlich
„Die zweifelhaften Arten der europäischen Motacillen“,
Jahrg. 1859.
Zander war im Besitz einer sehr werthvollen Samm-
lung europäischer Vögel von circa 2000 Exemplaren.
Dieselbe wurde von den Mitgliedern der ornithologischen
Section unseres Vereins, welche am 1. und 2. October
1861 in Plau tagte, mit grossem Interesse besichtigt,
wobei die Besucher den Wunsch aussprachen, dass es
allen bald wieder vergönnt sein möge, diesen angenehmen
Tag in Barkow, welcher durch die Erklärungen des
Besitzers die vielseitigste Belehrung und einen reichen .
Genuss gewährte, bald wiederzuerleben.
Wegen seiner grossen Verdienste um die vater-
ländische Ornithologie*) ernannte ihn die philosophische
Facultät der Landesuniversität Rostock am 30. Januar
1858 zum Dr. phil. und artium liberalium Magister
honoris causa. In dem bezüglichen Diplom bezeichnete
sie ihn als „de historia naturali universa patriae optime
meritum ornithologiae Megapolitanae cultorem diligen-
tissimum felicissimum acutissimum.“
*) Schon am 15. Juli 1835 wurde Zander zum correspon-
direnden Mitgliede der naturforschenden Gesellschaft zu Rostock
ernannt,
Nachträgliche Mittheilung des Verf.
302
Alle, welche Zander kannten, stimmen darin überein,
dass er auch als Mensch nicht weniger hoch stand, wie
als Gelehrter.
Schwerin, im Juli 1876.
Dr. med. A. Blanck,
V EREINS- ANGELEGENHEITEN.
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Die Bibliothek des Vereins.
Das nachfolgende Verzeichniss weiset wiederum
einen nicht unerheblichen Zuwachs zu der Bibliothek
nach. — Wie in den Vorjahren sind auch diejenigen
Gesellschaften und Institute, von denen im Laufe des
Jahres noch keine Schriften eingegangen sind, mit auf-
geführt, um zugleich eine Uebersicht zu geben über die
sämmtlichen gelehrten Körperschaften, mit denen unser
Verein im Schriftenaustausch steht —
Mit besonderem Dancke hat der Verein es anzu-
erkennen, dass verschiedene Gesellschaften der Bitte
des Bibliothekars im vorigen Archivhefte um Ausfüllung
einzelner Lücken durch Nachsendungen in freundlicher
Weise nachgekommen sind. — Auch in diesem Jahre
finden sich wieder solche Lücken, und wiederholt der
Bibliothekar die vorigjährige Bitte: gefälligst die des-
fallsigen Bemerkungen beachten und berücksichtigen
zu wollen! —
Für die Mitglieder des Vereins bemerkt der Unter-
zeichnete noch, dass bei dem alljährlichen so bedeutenden
Zuwachs der in seinem Hause der Bibliothek zugewiesene
Raum theilweise zu eng zu werden begann, dass aber
dieser Uebelstand jetzt für eine Reihe von Jahren da-
durch beseitigt worden ist, dass der Unterzeichnete
den dem Verein gehörigen grossen Schrank, welcher
früher die vor einigen Jahren aufgelöste Naturalien-
sammlung beherbergte, in seinem Hause aufstellen und
zum Bibliothek-Schrank einrichten liess. —
Archiv XXX. 230
306
A. Periodische Zeitschriften.
Zusendungen von Akademien und Gesellschaften.
I. Deutschland.
1. Berlin: Deutsche Geologische Gesellschaft.
Zeitschrift Bd. 27. H. 2--4. 1875.
Roth: über Vulkanismus. — R. Hörnes:
Gliederung d. Oestreichschen Neogen- Ablagerungen.
— Neumayr: die Ammoniten der Kreide.
Bd-28 8, 2,1876 —
Zittel: Fossile Radiolarien d Kreide in Nord-
deutschland m. 1 T. — Credner: Küsten-
facies d. Diluviums d. Lausitz. — Platz: Bil
dung des Schwarzwald’s u. d. Vogesen. —
112.
Meyn: Bernstein d. Nordd. Ebene. — Ders.:
Verkieseltes Holz d. Nordd. Diuviums. —
Kierulf (Gurlt.): Islands Vulkanlınien m. Ch.
— Steenstrup(Rammelsberg): Eisen v. Grön-
land. — Roemer: fossile Käfer bei Hildesheim.
— Rosenbusch: über Granitische Gesteine. —
2. Berlin: Gesellsch. Naturforsch. Freunde.
Sitzungsberichte Jahrg. 1875.
Brefeld: Biologie d. Hefe. — Ders.: über
Untersuchung d. Pilze. — Ders.: Fäulniss d.
Früchte. — Fritsch: Centralorgan bei Fischen.
Gerstaecker: (oloradokäfer. — Ders.:
Wander - Heuschrecke. — Hartmann: äber
Oyanea capillata. — Neumayr: Die Deutsche
Seewarte. —
(Jahrgang 1874 ist noch nicht eingegangen.)
3. Berlin: Botanischer Verein für d. Mark
Brandenburg.
Verhandlungen. Jahrg. 17. 1875.
Berichte über Botanische Esckursionen. — Floren-
Verzeichnisse. — Sützungsberichte. —
4. Bremen: Naturwissensch. Verein.
a. Abhandlungen. Bd. 4, H. 4. —
307
Focke: Bodenverhältnisse des Niedersächs.
Schwemmlandes. — Martin: @eschiebe v. Jever.
— Häpke: Bernstein im Nordwestl. Deutsch-
land. — Buchenau: Juncaceen vom Cap m. 7
T. — Ders.: Vorkommen Stlurisch. Geschiebe.
B@a.5. H.1.—
Focke: ein neues Infusorium. — Häpke:
Ichthyologische Notizen. —
b. Beilage No. 5. —
Grundwasserstand. — Witterungstabellen. —
5. Lüneburg: Naturwissensch. Verein.
Jahresheft VI. 1872 u. 73. —
Nöllner: über Lüneburg. — Steinvorth:
kleinere Mittheilungen. (Hausratte u. Wanderratte,
Heuschrecken, Heerwurm, Blitzröhren etc)
6. Würtemberg: Verein für Vaterländ. Natur-
kunde.
Jahrg. 32. H. 1-3.
Jaeger: Function d. Kiemenspalten. — Koenig-
Warthausen: Unterscheidung v. Vogel-Eiern.
— Weinland: Weichthier-Fauna d. Schwähb.
Alp. m. 1 T. — Probst: Havfisch-Reste d.
Meeres - Molasse. — Franck: Pfahlbau bei
Schussenried mit 2 T.— Fraas: @eolog. Profil
d. Schwarzwaldbahn m. 1 T. — Hahn: über
Eozoon canadense. — Wepfer: Einfluss d.
Abkühlung d. Erde auf Gebirgsbildung. —
v. Zeller: Kieselhaltige Algen. —
7. Wiesbaden: Nassauischer Verein für Natur-
kunde.
(Forts. noch nicht eingegangen).
8. Schwerin: Verein für Geschichte u. Alter-
thumskunde.
Jahrg. 40. 1875. —
9. Halle: Zeitschr. für d. gesammten Natur-
wissensch.
Bd. 12. 1875.
90*
308
Brauns: d. senonen Mergel d. Salzberges bei
Quedlinburg m. 4 T. — Zoolog. Ergebnisse d.
Nordsee-Untersuchung 1872—13. — Fr. Ru-
dow: über Gallenbildung. — Thomas: die
durch Psylloden erzeugten Üecidien an Pflanzen.
10. Frankfurt ’M.: Der Zoolog. Garten.
(Forts. noch nicht eingegangen. —)
11. Hannover: Naturhistorische Gesellschaft.
(Forts. noch nicht eingegangen.)
12. Bonn: Naturhist. Verein von Rheinland-
Westphalen.
Jahrg 31. H. 2. —
Schlüter: d. Emscher Mergel. — v. Dechen:
über d. Ziele d. Geologie. — Sützungsberichte. —
Gurlt: über d. geologische Eiszeit v. Geikie. —
Ders.: Geologie d. nördl. Finnland. — v. Rath:
über Norwegische Gesteine. — Schlüter: @eo-
logische Mittheil. — v. Dechen: Granitgeschiebe
im Rheingeröll. — Botan. Mittheil.— Troschel:
d. Gebiss v. Aporrhais occidentalis. —
Jahrg. 32. H. 1. —
Mallet: über vulkanische Kraft. — Sützungs-
berichte. —
13 Hamburg: Verein für naturw. Unterhaltung.
Verhandlungen Bd. Il. 1875.
OÖ. Semper, Uebersetzung von A. Garrett:
über d. Verbreitung d. Thiere in d. Südsee, und
d’Alberti: über Neu-Guinea. — Tetens: Fang
d. Noctuen an Weidenblüthen. — O. Semper:
über Glyphostoma — Neritopsis — Oychdia —
Conopleura Hinds. — Beuthin: Orthopteren
der Niederelbe — Käfer — Hymenopteren. —
G. Semper: Macrolepidopteren. — Patze u.
Winter: Galleria mellonella. — Richters:
Caligus lacustris. — O0. Semper: Olaustlien
und einige Mollusken bei Hamburg. — Clessin:
Molluskenfauna Holstein. — Strebel: Mor-
phologie d. Conchylien m. 2 T. — O. Semper:
309
Süsswasserablagerung. — C. Gottsche: Mio-
caener Glimmerthon. —
14. Hamburg: Naturwiss. Verein.
(Forts. noch nicht eingegangen.)
15. Königsberg: Physik. Oecon. Gesellschaft.
Schriften. Jahrg. 14. 1873
Berendt: Gräberfunde bei Natangen m. 8 T.
— Ders.: über Bernsteinbergbau. — Bericht
über Geognost. Untersuchungen d. Prov. Preussen.
Zaddach: Athmungsorgane d. Fische. —
Jahrg. 15. 1874.
Dorn: Tiefen-Temperaturmessungen d. Erde. —
Berendt: Marine Diluvialfauna in Ostpreussen
m. 1T. — Samuel: Bacterien. — Tischler:
Erdbeben in Mittel-Deutschl. — Caspary: die
Krummfichte m. 3 T. — Zaddach: F innfisch
bei Danzig. —
Jahrg. 16 1875.
Dorn: Erdtemperaturen. — Brischke und
Zaddach: Blatt- u. Holz- Wespen. — Berendt:
Wasserläufe der Dilwvialzeit. — Jentzsch: D,
Schwanken des festen Landes. — Ders.: über
frühere Existenz d. Menschen in Europa. —
(Es wird die Annahme Rütimeyer’s widerlegt,
der aus dem Auffinden zugespitzter Hölzer in
praeglacialen Schichten auf die Existenz des
Menschen schliesst, und wird solche Zuspitzung
auf das Schleifen durch Wasser zurückgeführt.)
16. Kiel: Schriften d. Universität.
Bd. 22. — 1876.
Medieinische Abhandhıngen. —
17. Emden: Naturforschende Gesellschaft.
Jahresbericht 61. — 1875.
18. Danzig: Naturforschende Gesellschaft
Schriften N. F. Bd. I.
H. 3. ist noch nicht eingegangen.
H. 4.
v. Kasiski: Alterthümer bei Neu- Stettin. —
Menge: Skelett des breitköpfigen Finnwals,
19.
20.
21.
22.
23.
24.
310
Pterobalaena laticps m. 4 T. — Oblert:
Entstehung d. Planetensystem. — Kayser:
Akustische Studien m. 1 T. — Menge: Preuss.
Spinnen m. 5 T. (Forts) — Kleinere Mittheilungen.
Frankfurt &/M.: Senekenbergische Naturf.
Gesellschaft.
Bericht 1874—75.
Kobelt: Geograph. Vertheilung d. Mollusken. —
Kinkelin: UÜeber die Eiszeit. — Röll:
Thüringer Laubmoose. — Kinkelin: über
Stoffwechsel. —
Halle: Naturforschende Gesellschaft.
(Forts, noch nicht eingegangen.)
Osnabrück: Naturwiss. Verein.
(Forts. noch nicht eingegangen.)
Halle: Landwirthschaftl. Institut.
(Forts. noch nicht eingegangen.)
Landshut: Botanischer Verein.
Bericht V. 1874, 75. — |
v. Thümen: @Generationswechsel d. Pilze. —
Priem: Lebermoose. — Schmuckermair:
d. Kohlenstoff. —
Donaueschingen: Verein für Geschichte und
Naturgeschichte.
(Forts. noch nicht eingegangen.)
. Heidelberg: Naturhist. mediecin. Verein.
Neue Folge Bd. I, H. 2,3. —
Kossmann: Reise in d. Küstengebiete d. Rothen
Meers. — Pfitzer: Geschwindigkeit d. Wasser-
bewegung in d. Pflanze. —
4.
Lossen: Eigenschaften der Atome. — Fehr:
ein Bild d. Lyssa. — Kossmann & Räuber:
Fische d. Rothen Meeres m. 1 T. — Koch:
Crassulaceen. —
26. Dresden: Naturwiss. Gesellschaft Isis.
Jahrg. 1375.
Vetter: über die Zoologische Station in Neapel,
Jahrg. 1876, 1. Hälfte, —
27.
28.
29.
30.
5) 8
32.
39.
311
Meyer: über anthropoide Affen. — Schneider:
Reise in Transkaukasien. — Kiesenwetter:
Seelenleben der Insecten. — Judeich: über d.
Borkenkäfer. —
Dresden: Gesellsch. für Natur- u. Heilkunde.
(Forts. noch nicht eingegangen.)
Giessen: Oberhessische Gesellschaft für
Naturkunde.
(Forts. noch nicht eingegangen.)
Breslau: Verein für Schles. Insectenkunde.
(Jahresbericht No. 51 ist noch nicht eingegangen.)
Bericht No. 52. 1874.
Feistmantel: Silurische Diluwvialgeschiebe. —
Cohn: Microsc. Organismen in der Luft. —
Grube: Lebensweise des Aal’s. — Ders.: über
Phyllopoden. — Schneider: zur Schlesischen
Piüzflora. — Koerber: Flechtentheorie. —
Göppert: Einwirkung des Frostes auf die
Gewächse. — Entomologische Mittheilungen. —
Obst- und Gartenbau. —
Bamberg: Naturforsch. Gesellschaft.
Bericht 10. 1871 — 74. —
Posner: Verbreitung irdischer Stoffe im Welt-
raum. — Gredler: Thiere d. Rebstock's. —
Küster: Malakozoologische Notizen. — Ders.:
Binnen-Üonchylien Dalmatiens (Olausilia). —
Kiel: Naturwiss. Verein für Schleswig-
Holstein.
Ba. I. H. 1. —
Prahl: Botanische Excursion durch Schleswig. —
Ders.: Zaubmoose. — v. Fischer-Benzon:
Flora Schleswig. — Rohweder: Ornithologie
m. 1 T. — Sitzungsberichte. —
Annaberg-Buchholzer Verein für Natur-
kunde.
(Forts. noch nicht eingegangen.)
Breslau: Schlesische Gesellschaft für vater-
ländische Cultur.
(Jahresbericht 51 u. 52 sind noch nicht eingegangen.)
312
Bericht 53. 1875.
v. Lasaulx: Einheit d. Geolog. Kräfte. —
Gabriel: Gregarinen. — Grube: Aphroditeen.
— Botan. Entomol. Medizin. Mittheilungen. Obst-
und Gartenbau. —
34. Regensburg: Zoolog. Mineralog. Verein.
a. Correspondenzbatt Jahre. 28. — 1874.
Clessin: Molluskenfauna d. Bayerschen Seen.
— Rittel: Käfer Bayerns. — Kriechbaumer:
Neue Arten: Blattwespe — Biene — Ichneumon.
— Müller: Mytilus polymorphus. — Bitt-
sema:d. Arten d. Gatt. Pulex. -—
b. Abhandlungen: H. 10 —
v. Ammon: d. Juraablagerungen zwischen
Jtegensburg und Passau m. 4 T. —
35. Nürnberg: Naturhist. Gesellschaft.
(Schriften noch nicht eingegangen.)
36. Würzburg: Physik. Oeconom. Gesellschaft.
Verhandlungen N. F. Bd. IX. H. 1-4.
Prantl: Verwandtschaftsverhältnisse der Gefäss-
cryptogamen u. Ursprung d. Phanerogamen. —
Kölliker: Entwickelung d. Säugethiere im Em-
bryo. — C. Semper: Identität im Typus d.
Gliederwürmer u. Gliederthiere. —
Le a Ep E A a
Spengel: Segmentalorgane d. Amphibien. —
Sachs: Schwärmsporen im Wasser. — Mediein,
Abhandlungen.
37. Görlitz: Naturforschende @esellschaft.
(Forts. noch nicht eingegangen.)
38. Mannheim: Verein für Naturkunde.
Jahresberichte 36—40. — 1870-76.
Weber: Schlangenfauna. —
39. Offenbach: Verein für Naturkunde.
(Forts. noch nicht eingegangen.)
40. Gassel: Verein für Naturkunde.
(Niehts eingegangen.)
41. Fulda: Verein für Naturkunde.
Bericht IV, 1876.
43.
44.
46.
47.
48.
313
‚ Greifswald: Naturw. Verein für Neu-Vor-
pommern u. Rügen.
Jahrg. 7. |
Plötz: über Imsestenpuppen. — Budge: über
d. Harnreservoir d. Wirbelthiere m. 3 T. —
Wittstock: Verein d. Naturfreunde d.
Prignitz.
(Forts. nicht eingegangen.)
Zwiekau: Verein für Naturkunde.
Jahresbericht 1875.
Kessner — v Schlechtendal — Artzt
— Wünsche — Botan. Abhandl. und Mid-
theilungen. — v. Schlechtendal: Fauna v.
Zwickau. —
. Chemnitz: Naturwissensch. Gesellschaft.
Bericht 5. — 1873—174.
Sterzel: d. foss. Pflanzen des Rothliegenden v.
Ohemnitz. —
Magdeburg: Naturwissensch. Verein.
a. Jahresbericht 6, mit Sitzungsbcrichten für 1375.
b. Abhandlungen H. 7. Ä
Schreiber: Bodenverhältnisse Magdeburg’s.
Blath: Wolkenbildung über d. Norddeutschen
Ebene. — Ebeling: Botan. Mitheilungen. —
Hanau: Wetterauische Gesellsch. für d.
gsesammte Naturkunde.
(Forts. nicht eingegangen.)
Dresden: K. Leopold. Caroling. Deutsche
Akademie der Naturforscher. (Neue Ver-
bindung.)
Leopoldina Heft 10. 1874.
Besnard: über Zirkel’s Microscop. Bearbeitung
d. Mineralien. — Ders.: über Rosenbusch’
Mieroscop. Physiographie d. Mineralien. —
v. Martens: Arbeiten über Mollusken etc. im
J. 1874. — v. Dechen: Die Mitarbeiter d.
Deutsch. Geolog. Landesanstalt. — Bericht über
Naturforscher- Versammlungen. —
314
49. Passau: Naturhist. Verein. (Neue Verbindung.)
Bericht 10. 1871—74. —
Molendo: Bayern’s Laubmoose — Mayen-
berg: Gefässpflanzen d. Gegend v. Passau. --
1I. Oestreich.
50. Wien: K.K. Akademie d. Wissenschaften.
Sitzungsberichte, Abtheile. 1.
Jahrg. 1874.
Ba. 70. H. 3—5.
Steindachner: Jchthyologische Beiträge m.
T. — Fitzinger: Künstliche Fischzucht. —
Tschermack: über Meteoriten. —
Jahrg. 1875.
Ba. 71. H. 1-5.
Fuchs: Gliederung d. Tertiaerbildungen d.
Apenninen. — Fuchs u. Bittner: Pliocaen-
Bildungen v. Syrakus etc. — Boue: über d.
Eiszeit. — v. Zepharowich: Mineralog.
Mittheil. — Boue: palaeo-geolog. Geographie.
— Steindachner: Ichthyolog. Beitr. —
Böhm: Gährungsgase d. Sumpf- u. Wasser-
pflanzen. — Höfer u. Körber: Lichenen
Spüzbergens. — Toula: Kohlenk.- Fauna d.
Barents-Inseln m. 6 T.— Heller: Orustaceen.
— Boehm: ARespiration d. Wasserpflanzen.
Sitzungsberichte, Abtheilege. Il,
Jahrg. 1874.
Bd. 70, H. 3—5.
Chemische, Physik. — Astronom. Abhandl. —
— Volekmer: Wasseruntersuchungen. —
Bd. 71, H. 1—5. |
v. Littrow: Wärmeleitungsfähigkeit verschied.
Bodenarten. — v. Oppolzer: Venus-Durch-
gang 1874. — Weiss: Venus- Durchgang.
— Rosicky: Bewegungserscheinungen im
Spectrum. — Tschermack; über Meteoriten.
315
51. Wien: Verein zur Verbreitung Natur-
wissensch. Kenntnisse.
Schriften: Bd. XIV (nachträglich zu vielem Dank
eingegangen.)
Kletzinsky: Chemie d. Gesteine. — Engel-
hard: Entstehung d. Steinkohlen. — Klet-
zinsky: Die Luft in ihrer Beziehung zur
Vegetatin. — Engelhard: Petroleum. —
Kletzinsky: Spectralanalyse. — Engelhard:
D. natürliche Heitzung Europa’s. — Falb: D.
Mond. — Hammerschmied: Stirocco, Föhn etc.
(Bd. XII. ist noch nicht eingegangen.)
52. Wien: Geologische Reichsanstalt.
a. Verhandlungen.
Jahrg. 1874, No. 14 u. 15, und Jahrg. 1875,
No. 8 sind nachträglich zu vielem Dank ein-
gegangen. — Ferner als Fortsetzung:
Jahrg. 1875, No. 11—18. —
Th. Fuchs: Bildung d. terra rossa. — Ders.:
über secund. Infiltration v. kohlens. Kalk in
loses Gestein. — R. Hörnes: Fauna d.
Schlier’s. —
Jahrg. 1876, No. 1—10. —
v. Hauer: Jahresbericht. — Th. Fuchs:
über Melanopsis. — R. Hörnes: über Dolomit-
bildung. — Ders.: Die Formengruppe d.
Buccinum duplicatum Sow. —
b. Jahrbuch.
Bd..252 ,H.8, 4:
R. Hörnes: Fauna d. Schlier’s von Ottnang
m. 6 T. — Herbich u. Neumayr: Fossile
Binnenfauna m. 2 T. — Mineralog. Mittheil. —
Bd.26...H..l,.2.
Fuchs: Vulkan. Ereignisse im Jahr 1875. —
: Mineralog. Mittheil. —
53. Wien: Zoolog. Botanische Gesellschaft.
Verhandlungen Bd. 25. 1873.
a. Sitzungsberichte,
316
b. Abhandlungen.
Grzegorzck: Peilzmücken. — Löw: (ecido-
myiden. — Brauer: Phryganiden u. Oestriden
m. 1. T. — Ausserer: Arachniden m. 3 T.
— Marenzeller: Adriatische Seesterne. —
v. Vogl: Isopoden m. 2 T. — Jeitteles:
Kurzohrige Wühlmäuse. — Löw: Melbengallen.
— Bergh: Aeolidiaden m. 3 T, — Ders.:
Phyllidiaden. m. 1. T, — Mayr: Encyrtiden.
— Haimhoffen: Blattgalle auf Vitis vinifera.
m. Holzsch. — Floren-Verzeichnisse. —
54. Wien: Geographische Gesellschaft.
Mittheilungen. N. F. Bd. VII. 1875.
Stache: proj. Verbindung des Mittelmeers mit
d. Algerischen Chottgebiet. — Le Monnier:
Schiffbarkeit des Eismeers. — Weyprecht:
_Polar- Regionen. -— Chavanne: Nordenskjöld’s
Enntdeckungs- Fahrt. — Toula: Tiefsee- Unter-
suchungen. — Hann: Spec. Gewicht d. Eis-
meer-Wassers. — Ders.: Unregelmässigkeiten
des Meeres - Niveaus. — Geograph. Abhandl.
u. Notizen aus d. versch. Erdtheilen. —
55. Gratz: Verein d. Aerzte in Steyermark.
Mittheilungen, Jahrg. 12. 1874— 75.
56. Hermannstadt: Siebenbürgener Verein für
Naturwissensch.
Verhandlungen und Mittheilungen. Jahrg. 26.
Schuster: über die Eiszet. — Moritz:
Üometen. —
57. Brünn: Naturforsch. Verein.
Verhandlungen, Bd XII.
Edmund: D. Gatt. Trogosita Oliv. — Ders.:
über die mit Epuraea verwandten Gattungen, m.
1 T. — Ders.: Nitidulida. — Makowsky:
Pterocera gigantea, nov. spec. m. 1T.— Weise:
über Lixus sangwineus Rossi. —
58, Gratz: Akademischer Leseverein,
Jahresber. 8. —
317
59. Gratz: Natnrwiss. Verein für Steyermark.
Jahrg. 1875. —
Hanf: Fortpflanzung des Kukuks. — von
Wüllerstorf-Urbair: Veränderungen in d.
Vertheilung d. Materie auf d. Erde. —
60. Pressburg: Verein für Naturkunde,
(Schriften nicht eingegangen.)
61. Reichenberg: Verein der Naturfreunde,
(Sehriften nicht eingegangen.)
III. Die Schweiz.
62. Bern: Naturforsch. Gesellschaft.
Mittheilungen, Jahrg. 1874. —
Aeby: Pfahlbau im Bieler See. — Bachmann:
Riesentöpfe bei Bern. — v. Niederhäusern:
Reudemilben. — Ott: Das Petroleum. —
Rothenbach: @Geolog. Studien im Trümmleten-
Thal. — Studer: Aargletscher, m. Oh. —
Mittheil. über Pfahlbauten. —
Jahrg. 1875. —
Ott: über Lichtdruck. — Fankhauser:
Generationswechsel im Thierreich. —
63. Schweizer Naturforsch. Gesellschaft.
Jahresber. 1873—74 der 57. Versammlung in Chur.
Planta-Reichenau: Bienen. — Desor:
Verhältn. d. Eiszeit d. Alpen zur plioc. Format.
von Italien. — Forel: Faune profonde du
Lac Leman (Contin.. — Rütimeyer: über
pleistoc. u. quart. Säugethierfauna. —
Jahresber. 1874—75 der 58. Vers. in Andermatt.
Stapff: Der Gotthardt- Tunnel. —
64. St, Gallen: Naturwissensch. Gesellschaft.
Bericht.d. I. 1873-174.
Jaeger: Gen. u. spec. muscorum (Contin). —
Spitzenberger: Index Lichenum. — Gutz-
willer: Erratische Blöcke. — Bertsch:
Gotthardt- Tunnel.
65.
66.
67.
68.
69.
318
Graubünden: Naturforsch. Gesellschaft.
Jahresbericht 1874— 75. Jahrg. 18. —
(Jahrg. 16 ist noch nicht eingegangen.)
Neuchatel: Societ. d. Sciences Naturelles.
Bulletin, tfome X. H. 2. —
(Heft 1 ist noch nicht eingegangen.)
IV. Luxemburg.
Luxembourg: Institut Royal, Grand-Ducal. Sect.
d. Sciences Natur. et Mathem.
Publications T. XV. —
Koltz: Dendrologie luxemborgoise, Catal. —
Notices sur le Cossus ligniperda Fabr. — De
Waha: Lecon d’electrieite. — 1d.: La flamme
dans lacoustique. —
Luxembourg: Societe de Botanique (Neue
Verbindung).
Recueil des m&moires et des travaux. No. 1. 1874.
Koltz: Plantes phanerogames. — Ascheron:
Hhymenophyllum. — Rosbach: Saxifraga ? nov.
spec. — Koltz: Catal. d. plantes vasculaires.
V. Belgien.
Bruxelles: Soc. Malacologique d.1 Belgique.
a. Proces verbaux des sciences.
FT. LV201875.
b. Annales T. IX. 1874.
1. Memoires Bogen 1—12.
Vincent: faune Laekenienne m. 1 T. —
(3 nov. spec: Calyptraea sulcata, Voluta rugosa
u. Littorina lamellosa). — Rutot: sur la de-
cowverte de Spongiaires de letage Bruselien.
mit 1 T. — Matthew: les mollusques post-
plioc. de P_Acadie, trad. par A. Thielens. m.
1 T. — Cogels: observations geolog. et
palaeontol. ü Anvers. —
2. Bulletin des seances. —
(Bedauerlich fehlen uns: a. Procös verb. t. IH, 1874: März — Juli,
September und October. — b. Annales Tome VII u. VII. —)
319
vI Holland.
70. Amsterdam: K. Akademie van Weten-
schappen.
a. Jarboeck 1874.
b. Processen-Verbal 1874-—75.
c. Verslagen en Mededeelingen.
2. Folge Bd. IX.
M. Gillavry: de Snijtanden v. Mus decumanus
m. 1T. —
d. Verhandelingen,
Bi: XV. 1875;
Harting: la tete Neerlandaise masculine
m.6 T. —
71. Harlem: Musee Teyler.
Archives Vol. IV. fasc. 1. —
Winkler: Restes de poissons d. syst. Heersien.
m. 1 T. — Ders: Dents de poissons foss. d.
terr. bruxelien m. 1 T. — Ders.: le genre
Mystriosaurus, 2 ex. now. m. 3 T.
VII. Schweden und Norwegen.
72. Stockholm: K. Vetenskaps-Akademie.
a. Förhandlingar.
Bbe,283 11971. m 28 7, —
Berggren: Alger fr. Grönlands Inlandsis. —
Gumaelius: erratiske bildningar. — Heer:
Nordgrönlands Krit- Flora. — Kindberg:
mossor. — Lilljeborg: Leucaspius delineatus
und Limnadia gigas. — Linnarson: siluriska
aflagringar. — Reuter: Acanthüder. — Sars:
Cumaceer. — Smitt: Skandin. Hafsbryozoer
(Forts). — Thorell: Arachnider. — Tollberg:
Podurider. —
Bd. 29. 1872. "Mit 15% —
Eisen: arktiska oligochaeter. — Holmgren:
Insecter fra N.-Grönland. — Karsten: fungi
in Ins. Spetsbergen pp. — Nordstedt: Des-
320
midiaceae ex Ins. Spetsbergen. — Stal: Genera
Pentatomidarum Europ. —
Bd. 30. 1873. Mit 19T. —
Eisen: Skandinav. Lumbricider. — Heer:
Mioe. växter fr. Grönland. — Lindström
Anthozoa. — 1d.: undersilur. Koraller. —
Mos&en: Moss-Studier. — Nathorst: arktiska
vegetat. under istiden. — Scheutz: om slägtet
Rosa. — Stal: Orthopteraa — Torell:
istiden. — Wallengren: Pyrulider. —
Bd. 31. 1874. m. 12 T. —
Kleen: hafs-alger. — Leche: om de lösa jord-
lagren vid Travemünde. — Lundgren: om
Comaster & Aptychus Ü Skäne — Reuter;
Svenska Capsider. — Stäl: Genera Tingi-
tidarum Europ. —
Bd” 321 1878.
Helland: Moraener og Terrasser m. 1 T. —
Stuxberg: N. Amerika’s Oniscider et Lithobier.
— Neumann: @ottland’s spindlar og vatten-
qualster. — Gumaelius: om malmlagrens
äldersföljd. — Stuxberg: Gen. et spec. Litho-
bioidarum. — Hartmann: om dryologisca
forskningar i. Nerike. — Hellbom: Lappmarks
lafflora. — Lilljeborg: Spetsbergen’s hafs-
Entomostraceer. — Linnarson: Nerikes öfver-
gangs bildningar. m. 2 T. — Nordstedt:
Desmidieae arctoae m. 3 T.— Reuter: Capsinae
ex America boreali.
b. Bihang til K. Sv. Vetensk. Handlingar.
Bd’1.
Wittstock: @otlands Sötvattens-ÄAlger m. 4
T. — Sundström: Zoolog. anteckningar fr.
Södermanland. — Hulke: on fossil vertebrate
remanis to Spitzbergen. — Stäl: sur le systöme
des Mantides. -- Törnebohm: Geognosie
d. Schwed. Hochgebirge. — Cleve: Diatoms
321
fr. the arctic Sea. m. 4 T. — Lagerstedt:
Sötvattens Diatomaceer fr. Spetsbergen etc. m.
ll —
Bd. 2. Wallengren: Index spec. noctuarum
et geometr. Skandinav. — Topsoe: Krystallo-
graphie d. Salze d. sog. seltenen Erdmetalle
m. 8 T. — Gumaelius: Sveriges glacial,
bildningar. m. 3. T. — Humm el: Rullstens-
bildningar. — Stäl: systeme des Blattaires.
-- Id: des Phasmides. —
Bd. 3. Reuter: Gen. Cimicidarum Europ.
— Hummel: om Sveriges Lagrade Urberg.
m. 1 Oh. — Wallengren: Spec. Tortricum
et Tinearum Skandinaviae — Theel: Les
Gephyriens inermes m. 4 T. —
c. Lefnandsteckningar.
Ba. 1. H3. —
d Handlingar.
N. F. Bd. 9. — 1870.
Lindström: Anthozoa perforata of Gotland.
m. 1 T. — Linnarson: Eophytonsandsten
i Gotland m. 5 T. — Wallengren:
Skandinav. Neuroptera Abthlg. 1. — Sars:
Cumaceer m. 20 T. —
Bd. 10.: 1871
Stäl: enumeratio Hemiptorum. — Agardh:
Grönlands Laminaricer de Fucacer. —
Tullberg: Sveriges Podurider m. 12 T. —
Bd: MHassE8T2:
Stäl: Znum. Hemiptorum (Contin). — Sars:
Cumaceer fra Nordishafvet..m. 4 T. — Loven.
Etudes sur les Echinoidees m. Atlas v. 53 T.
Ba. 12 187: —
Stäl: Eaum. He:niptorum (Coxtin.) — Heer:
Beiträge zur Steinkohlenflora d. arctischen
Zone m. 6 T. — Heer: Kreideflora d. arct.
Zone m. 38 T., —
Archiv XXX. 21
73.
74.
76.
71:
78.
719.
30.
322
Christiania: K. Norske Frederiks-Univers.
(Schriften noch nicht wieder eingegangen.)
Christiania: Archiv for Mathematik og
Naturvidenskap, udgivet af Lie, Müller & Sars
(Tauschsendung der Verlagsbuchhandlung des Herrn
Alb. Cammermeyer in Christiania.)
Ba. 1. H. 1. und 2. —
Sexe: gamle Strandlinier m. Ch. — Helland:
de isfyldte Fjorde etc. i Nordgrönland m. Ch. —-
VIII Russland.
. Moskau: Societe Imp. des Naturalistes-
Bulletin:
Bd. 49. 1875. No. 1—4 —
Becker: Reise nach d. Magi Dagh pp. —
Chaudoir: Cymindide. — Lindemann:
Borkenkäfer Russlands. — Ders.: Deren Be-
gattungsglied m. 5 T. — Nuesch: über Ne-
krobiose in morphol. Beziehung m. Holzschn. —
Trautschold: Briefe aus d. Ural. — Fischer
v. Waldheim: Biographie m. Portrait. —
Jahrg 1876. No 1.
Odessa: Soc. d. Naturalistes d. l. nouv
Russie.
(Forts. nicht eingegangen.)
Dorpat: Naturforscher-Gesellschaft.
(Schriften noch nicht eingegangen.)
Riga: Naturforscher-Verein.
Correspondenzblatt.
Jahrg. 21. 1875. —
Berg: Lepidopterenfauna.. — Buhse:
Fischereiordnung. — Bertels: D. Naphta-
District im Kaukasus. —
Mitau:Kurländische Gesellsch. f. Litteratur
u. Kunst.
Sitzungsberichte 1875.
IX. England.
Manchester: Literary & Philosoph Society.
(Schriften noch nicht wieder eingegangen.)
ARTE
393
X. Frankreich.
81. Amiens: Soc. Linneenne du Nord dl
France.
Bulletin mensuel Ann. V. 1376.
No. 39-51. —
(Jahrg. III haben wir unvollständig u. Jahrg. IV gar nicht
erhalten ; und von Jahrg. V fehlen No. 1—38. —)
XI. Italien.
82. Rom: Reale Comit. Geolog.
Bolletino 1875. No. 5—12. —
(No. 1—4 sind noch nicht eingegangen.)
Seguenza: Studi sulla formatione plioc. —
Fuchs & Bittner: Le formation plioc. di
Siracusa. —
83. Florenz: Soc. Entomologica Italiana.
Bolletino.
Jahre; 7.7820. Trım. HE
(I. und IV. sind noch nicht eingegangen.)
Jahrg. 8. 1876. Trim. III.
(I. und II. sind noch nicht eingegangen.)
84. Mailand: Reale Istit. Lomb. di Sceienze
e Lettere.
a. Bendieconti Vol: VIL, :fase.. 1720 —
Vol. VIIL, fasc. 1—20.
Trevisan: Syrphus pyrastri. — Garovaglio
& Cattaneo: due funghi parasiti m. 1 T. —
Garovaglio & Pirotta: sulla ruggine del
grano (Puccinia maydis) m. 1T. — Zoja &
Giovanni: bacterj et vibrion.. —
b. Memorie. Vol XIU., fase..2., —
8. Mailand: Societa Ital. d. Scienze naturali,
Atti, Vol. XVIL, fasc. 4.
Strobel: Helix cingulata.. — Spreafico:
Oonchiglio marine di Fino. —
Vol, KV, fase.:1,-2.
Montovani: Argille scagliose e Ammoniti,
m. 1 T. — Maggi: Formica fuliginosa. —
21*
324
Pavesi: Note Araneologiche. — Stoppani:
del terreno glaciale. — Üornalia: nov. gen.
di crostacei parasiti, m. 1 T. — Pauceri:
Anellidi e Turbellarie d’Italia. —
86. Venedig: Reale Istit. Venet. d. Seienze,
Lettere & Arti.
Memorie, Vol. XVII. P. 3. 1875.
de Zingo: Annotazioni palaeontol., m. 5 T. —
de Visiani: pignte fossii, m. 8 T. —
87. Genua: Societa di Letture.
Effemeridi, 1875. fasc. 3— 6.
XII Aegypten.
88. Alexandrien: Societe Khediviale de Geo-
graphie
(Schriften noch nicht eingegangen.)
XIII. Amerika.
89. Washington: Departement of Agriculture.
a. Report of the Commissioner.
Jahrg. 1872, 73
Mieroscopie Investigations. — Fisheulture. —
b. Monthly Reports. 1873, 74. -—
90. Washington: Smithsonia Institution.
a. Contributions to Knowledge
nicht eingegangen.
b. Annual Report
1873.
Schumacher: Remarks on the Kjökken-
Möddings of Amerika. —
1874,
Morin: Warming & Ventilation. m. Abbild.
— Schumacher: Ancient Graves & Shell-
Heeps of California. m. Abbild. — Pratt:
Antiquities of Illinois. m. Abbild. —
c. Miscellaneons Oollections.
nicht eingegangen. —
91. Washington: Nation Academy ofSciences.
92. New-York: Lyceum of Natur. History.
(Von beiden Stellen nichts eingegangen.)
325
93. Boston: Akademy of Arts & Sciences.
Proceedings.
Neue F. Vol. I (Vol IX) 1874. |
Farlow: the Prothallus of Pteris serrulata m.
Abbild. —
NR. Vol H (V+ DNS
Gray: Contrib. to the Botany of N. Amerika.
— Scudder: Hist. Sketch of the Gen. Names,
‚prop. for Butterflies (Schmetterlinge), a Contrib.
to system. Nomenclature. — Watson: new
plante. — Farlow: Marine Algae of the
Unit. States. —
94. Boston: Soc. of Natural History.
Nachträglich sind zu verbindlichstem Dank ein-
gegangen:
a Proceedings.
Vol. XIV, Boren,1o - Ende.
Morse: the early Stages of an Ascidian
(Cynthia pyriformis Rathke) m. 1 T. —
Emerton: the developpement of Pholcus
m. 1 T.— Hyatt: embryologie & developp.
of. the Ammonoids & Nautiloids. —
Neo Rave ee Lo.
Hyatt: the Liparoceratidae d Dactylordae.
— Stearns: news Marine Mollusks fr. the
Coast of Florida. — Perry: the post-
tertiary History of New-England. —
b. Memoirs Vol 11, P. II, No. 2 u. 3.
Dwieht: Deser. on the Whale: Balae-
noptera musculus, wüh Remarks on the
Olassifie. on Fin- Whales m. 2 T. —
Scudder: Carboniferous Myriapods. —
95. Cambridge: Museum of comparat. Zoologie.
Annual-Report 1875.
96. Salem: Essex-Institute.
(Nichts eingegangen.)
57. Philadelphia: Akademy of Natur. Sciences.
Proceedings 1874. H. 1-2.
326
Conrad: the tertiary Clay of the opper Amazon
wüh new Shells. m. 1 T. — Biuney: Anatomy
& lingual dentition of Ariolimax etc. m. 93T. —
Bransford: Reptües. — Leidy: fresh-water-
Rhizopods. — Cones: Synopsis of the Muricidae
of N. America. —
(Proceedings 1872 sind noch nicht eingegangen.)
98. St. Louis: Academy of Sciences.
Transactions. Vol. III. No. 2.
Rilley: Butterflie. — Marcou: on the Tere-
bratula Mormonü. —
90. Chicago: Academy of Sciences.
(nichts eingegangen.)
100. New-Haven: Connectic Akademy of Arts
& Sciences —
Transactions Vol. II, p. 2. 1875.
Eaton: Marine Algae — Smith: the early
Stages of the Homarus americanus Edw. m. 5T.
101. Rio de Janeiro: Archivos do Museu Nacional.
(Neue Verbindung.)
Vol. I. 1876.
B. Einzel- Werke, Abhandlungen ete.
a. Geschenke,
1. C. Struck: Die Säugethiere Mecklenburg. Waren
1876. (Osterprogr. d. Gymnas.) v. Verf.
2. Dr. E. Coues: Study of the Gen. Geomys & T’homo-
mys. Washington 1875 (v. Dep. of Interior).
3. Dr. Karsch: Flora d. Prov. Westphalen. Münster
1875 (v. Verf.)
4. A. Thielens: Kleinere Botan. Mittheilungen.
5. Idem: Notes sur les Mollusques de la format. post-
plioc. de !’ Acadie par Matthew, trad. par A. Thielens,
m. 1 T. Brüssel 1874. (4 und 5 v. Verf.)
6. Dr. T. C. Winkler: über foss. Fischreste, vorzugsw-
d. Sternb. Gest. m. 2 T. Sep.-Abdr., |
14.
18.
19.
20.
21.
22.
327
A. Thielens: Voyage en Italie et en France. 1874.
v. Verf.
E. Wunschmann: Die Gatt. Nepenthes, Inaug. Dissert.
Berlin 1872. (v. Herrn A. Treichel.)
Dr. F. Ratter: Zntomolog. Nachrichten. Jahrg. 1.
Putbus 1875. v. Verf.
H. C. Weinkauff: über eine kritische Gruppe d.
Gen. Pleurotoma, m. 1 T.
. Ders.: Beiträge zur Olassification der Pleurotomen. —
2 Sep.-Abdr. v. Verf.
H. ©. Printz: Blüthezeit im Kirchspiel West - Shidre.
Christiania 1875. Gesch. d. Univers. zu Christiania.
F. Cramer: Phanerogamen-Flora von Chemnitz. 1875.
Gesch. d. Naturw. Gesellsch. daselbst.
Dr. ©. O. Sars: Forms of animal life fr. gr. deeps
of the Norw. Coast II.: the gen. Brisinga (nov. spec.
Br. coronata Sars), m. 7 T. Christiania 1875.
J. W. Müller: Transfusion und Plethora , eine
Physiolog. Studie. Christiania 1875.
. H. Siebke: Enumeratio Insectorum Norvegie. fasc. 1.:
Hemiptera et Orthoptera. Christiania 1874. fasc. 1.:
Coleoptera. Christiania 1875.
(14—16 Gesch. d. Univers. zu Christiania.)
Jahresber. 1871 d. k. Commis.: zur Unters. deutscher
Meere in Kiel, m. 1 Ch. w. 1 T. Berlin 1875.
Ergebnisse d. Beobacht. über d. physik. Eigenschaften
d. Ost- u. Nordsee.
Jahrg. 1874 u. 75 und Jahrg. 1876 H. 1 bis 4.
(17 und 18 von der k. Commission.)
A. Müller: Auftreten der Wanderheuschrecke am
Bieler See. v. Verf.
Dr. Killias: D. Eisensäuerlinge von Val Sinestra.
(Unter Engadin.) Chur 1876. — v. d. Naturforsch.
Gesellsch. Graubündens.
Dr. T. C. Winkler: une nouwv. espece de Lepidotus,
m. 1 T. Sep.-Abdr.
Ders.: Catal. system. d.l. Collect. paleontol. du Musee
Teyler. Harlem 1876,
36.
328
. Ders.: Etude sur le genre Mystriosaurus, 2 ex nouv.,
m. 3 T. Harlem 1876.
(21—23 Gesch. d. Verf.)
. Catalogo d Coll. di Imsetti Italiani d. R. Museo d.
Firenze 1876 (1. Caleotteri).
. Dr. ©. Boettger: Reptilien v. Griechenland. v. Verf.
. H. Brockmüller: über Dasylirion longifohum Zuce.
v. Verf.
. Kawall: Zur Biologie d. Schwalben. v. Verf.
b. Durch Ankauf erworben.
. Chenu, Dr.: Manuel de Conchyliologie. 2 Bde., mit
1236 Abbild. Paris 1859.
Körner, Prof.: Die Erde, ihr Bau u. Organ- Leben.
2 Bde. Jena 1876.
Sandberger, Prof: Land- u. Süsswasser -Öonchylien
der Vorwelt. Schlussheft.
(Das Werk liegt jetzt vollst. vor, mit 36 T. Abbild.
. Rütimeyer: Veränderungen d. Thierwelt. Basel 1375.
. Griesebach: Vegetation d. Erde. 2 Bde. Leipzig 1872.
Bronn: Lethaea geognostica. 3 Bde., mit 124 Taf.
Abbild. Stuttgart 1853 — 56.
Zittel, Dr.: Aus d. Urzeit, m. Holzschn. München 1875.
. Davidson: Ölassification d. Brachiopoden, bearb. v.
E. Suess, m. 5 T. u. 61 Holzschn. Wien 1856. Antig.
Schloenbach: Beitr. zur Palaeontologie der Jura- u.
Kreide- Formation des Nordw- Deutschl. — a. Jura-
Ammoniten, m. 6 T. b. Kreide-Brachiopoden, m. 3 T.
Derselbe Band enthält noch:
da.
c. F. A. Roemer: Die Quadratenkreide des Sudmer-
berges bei Goslar, m. 1 T.
Güstrow im November 1876.
Der Bibliothekar F. E. Koch.
Während des Druckes gingen noch ein:
Jahrbuch 4l des Vereins für Meckl. Geschichte etc.
b. Verhandl. des Naturh Medic. Vereins zu Heidel-
bere; NP. Ba.T H3,As —
ee Den. ne
329
c. Verhandlungen d K. K. Geolog. Reichsanstalt
in Wien. 1876, No. 11—13.
d. Jahrbuch derselben Bd. 26, No. 3.
e. Catalog der Ausstellungsgegenstände der K. K.
Geol. Reichsanstalt bei der Weltausstellung 1873.
f. Bulletin mens. de la soc. Linn. d. Nord d. |.
France. 1876, No. 52—54.
g. Memorie d. R. Istit. Veneto d. Scienze, Lettere
& Arti, Vol. XIX, P. 1-3. —
deren Inhalt im nächsten Archivhefte mitgetheilt werden
soll. —
Bericht
über
die Generalversammlung des Vereins zu Ludwigslust
am 7. Juni 1876
und die damit am folgenden Tage verbundene Exkursion
nach Malliss.
Zur Abhaltung der diesjährigen Generalversamm-
lung war uns die Aula der Ludwigsluster Realschule
freundlichst bewilligt worden. Um 1 Uhr wurde die
über Erwarten zahlreich besuchte Versammlung eröffnet;
zu derselben hatten sich nach Ausweis der Präsenzliste
eingefunden folgende Herrn: aus Brütz bei Goldberg:
Major von Preen; aus Conow: Cantor Kliefoth; aus
Eichhof: Förster Schmidt; aus Grabow: Realschullehrer
Bader, Kaufmann Fritz, Dr. med. Klooss, Director Dr.
Schubarth; aus Ludwigslust: Sanitätsrath Dr. ©. Brückner,
Kaufmann S. Josephy, Kaufmann C. Kahl, Advokat
Kurztisch, Amtsmitarbeiter Prehn, Rentier Sparkuhl;
aus Parchim: Lehrer Lübstorf; aus Schwerin: Oberlehrer
Dr. Adam, Lehrer A. Beyer als Gast, H. Brockmüller,
Secretair Fromm, Oberlehrer Dr. Lindig, Lehrer Pechel,
Lehrer Dr. H. Planeth, Lehrer Dr. E. Voss; aus Zapel:
Pastor Willebrand und vom Vorstande: der Präsident,
Freiherr von Maltzan auf Federow, Oberlehrer Dr. Auf-
farth und Hofapotheker Schiemann aus Ludwigslust und
der Secretair.
Nachdem die Anwesenden von dem Herrn Prä-
sidenten begrüsst waren, bewillkommnete der Herr Ober-
331
lehrer Dr. Auffarth als Lokalvorstandsmitglied die Ver-
sammlung mit herzlichen Worten und dann gab der
Secretair den
Jahresbericht
über
das Vereinsjahr 1875/76,
der mit einigen Weglassungen also lautete:
Was den Personenstand unseres Vereins anbetrifft,
so sind seit vorigem Pfingsten, wo die Mitgliederzahl
sich auf 269 belief, 21 ausgeschieden und zwar durch
ordnungsmässige Kündigung 12; bei 5 andern war der
Aufenthaltsort nicht zu ermitteln und ein Mitglied hat
die Annahme des Heftes ohne Angabe von Gründen
verweigert. Letztere 6 sind daher aus der Matrikel
gestrichen. Leider hat auch der Tod wieder schmerz-
liche Lücken in die Reihen der Vereinsmitglieder ge-
rissen. Es starben der Schulrath Eggert aus Neustrelitz,
Mitglied seit 1858, ferner der Hofgärtner Brinkmann
zu Rostock, der dem Verein seit 1850 angehörte und
sich lebhaft für die Erforschung der heimischen Flora
und somit für die Bestrebungen unseres Vereins interes-
sirte. Noch an der vorigen Generalversammlung zu
Bützow nahm er, der hochbetagte Mann, Antheil; ja er
versprach mir daselbst noch eine Abhandlung über die
in Rostocks Umgegend gefundenen Laubmoose fürs
Archiv, an deren Vollendung er leider durch den Tod
verhindert worden ist Endlich starb noch vor wenig
Wochen einer der Mitbegründer des Vereins, der Pastor
emer..Dr. Zander, der ja bekanntlich als Ornithologe
sich nicht bloss um unsere heimische Vogelkunde grosse
Verdienste erworben hat, sondern dessen Name weit-
hin ein geachteter unter den Ornithologen ist. Seine
Arbeiten fanden allgemeine Anerkennung, die sich unter
anderem darin aussprach, dass er schon 1858 von der
Universität Rostock zum Doctor phil. honoris causa er-
332
nannt wurde. — Ich ersuche Sie, m. H, das Andenken
der Dahingeschiedenen durch Erheben von den Sitzen
zu ehren.
Trotz so zahlreicher Ausscheidungen hat sich die
Mitgliederzahl des Vereins um 21 vermehrt, da 42 neue
Mitglieder beigetreten sind, so dass der Verein jetzt
290 ordentliche Mitglieder zählt. Dazu kommen dann
noch 29 correspondirende und 4 Ehrenmitglieder, unter
denen als jüngstes S. K. H. der Erbgrossherzog Friedrich
Franz von Mecklenburg Schwerin.
Von den 29 correspondirenden Mitgliedern haben
doch wenigstens einige ein Lebenszeichen von sich ge-
geben: Herr Pastor Kawall zu Pussen in Kurland, der
sich anerkennend über die Bestrebungen unseres Vereins
ausspricht und namentlich darin einen Vorzug desselben
erkennt, dass er sich vor allem mit Erforschung des
eigenen Landes beschäftigt. Derselbe hat uns auch
mehrfach mit Zusendung seiner literarischen Arbeiten
erfreut. Professor Dr. Karsch zu Münster wünscht den
Bestrebungen des Vereins besten Erfolg und übersendet
ein Exemplar der dritten Auflage seiner Flora der
Provinz Westfalen. Herr Professor Dr. Moebius in
Kiel dankt für Empfang des Archivs, von dessen reichem
Inhalt er mit grossem Interesse Kenntniss genommen.
Herr Dr. Senoner in Wien hat wie alljährlich so auch
in diesem Jahre seine Theilnahme für unsern Verein
von neuem an den Tag gelegt, indem er dafür gesorgt
hat, dass die aus den Verhandlungen der k. k. geolo-
gischen Reichsanstalt uns fehlenden Nummern nachge-
liefert sind. Herr A. Thielens in Tirlemont, Herr Dr.
Winkler in Haarlem, Herr H. C. Weinkauf in Kreuznach
beehrten uns mit Ueberreichung ihrer Arbeiten, (wie das
Bibliotheksverzeichniss nachweisst).
Ich komme jetzt zu der Finanzlage unseres Vereins.
Die Baareinnahme — das belegte Kapital ist also nicht
mitgerechnet — beläuft sich auf M 956,41, die Ausgabe
auf RL 794,41; es verbleibt also ein Ueberschuss von
RY 162,00. Es dürfte Wunder nehmen, dass der Ueber-
339
schuss in diesem Jahre trotz der vergrösserten Mit-
eliederzahl hinter dem des Vorjahres so bedeutend —
etwa um 100 RI — zurückgeblieben ist. Die Erklärung
liegt darin, dass das letzte Archivheft, welches um 4
Bogen stärker ist, als das vorhergehende, dem ausser-
dem 3 lithographische Tafeln beigegeben sind, um 120 RX
theurer zu stehen gekommen ist als das für 1874. Dazu
kommt, dass für die Bibliothek sehr werthvolle Erwer-
bungen gemacht sind, wie Sie aus dem letzten Bibliotheks-
verzeichniss haben ersehen können. — Die betreffende
Abrechnung mit den Belegen und der Kasse lege ich
vor und bitte um Bestellung von Revisoren und dem-
nächst um Ertheilung der Decharge. —
Dass von dem vorjährigen Ueberschuss im Betrage
von Al 259,16 nach Beschluss der vorigen Generalver-
sammlung 250 RY belegt sind und das kapitalisirte Ver-
mögen des Vereins sich jetzt auf 400 RX beläuft, werden
Sie aus denı gleichfalls vorgelegten Sparkassenbuche
ersehen. Ich erlaube mir bei dieser Gelegenheit beson-
ders darauf aufmerksam zu machen, dass in der dies-
Jährigen Einnahme zum ersten Male Zinsen aufge-
führt sind, die allerdings sich nicht hoch belaufen —
es sind nur 5 RR —; und doch, ich will es Ihnen offen
gestehen, hat mich dieser Einnahmeposten mit grosser
Freude erfüllt, da ich den Grund zu diesem Vermögen
gelegt habe, welches aus dem diesjährigen Ueberschuss
um 100 RY zu vermehren und dadurch das belegte Kapital
auf 500 Ri zu bringen, ich Ihnen, m. H., zur statuten-
mässigen Beschliessung vorschlage. Es würde ein Rest
von 62 RX auf die nächstjährige Rechnung zu übertragen
sein, was mir sehr willkommen sein würde, da das
nächste Archivheft, wofür mir schon mehrere wichtige
und umfängliche Arbeiten zugesagt sind, voraussichtlich
stärker werden wird als das letzte. (Wird genehmigt.)
Anknüpfend an diese Erwähnung des Kapital-
vermögens habe ich Ihnen noch eine allerdings nicht
sehr erfreuliche Mittheilung zu machen. Auf der vorigen
Generalversammlung sind bekanntlich Statuten über das
334
Vereinsvermögen entworfen, in deren letztem Para-
graphen festgesetzt war, dass die Rechte einer juristischen
Person für den Verein erworben werden sollten. Von
Seiten des Vorstandes sind die nöthigen Schritte
gethan. Herr Advokat Huldr. Rennecke zu Bützow,
Mitglied unseres Vereins, hatte die Freundlichkeit, eine
motivirte Eingabe an das Ministerium, welche von dem
Vorstande mit geringen Abänderungen gebilligt wurde,
abzufassen. Es war in derselben dargelegt, wesshalb
es für den Verein wünschenswerth sei, die Rechte
einer juristischen Person zu erwerben und dabei auf
das in der Bibliothek steckende, ziemlich bedeutende
Vermögensobject und auf die dann mögliche Ansammlung
eines grösseren Baarvermögens durch etwaige Schenkungen
oder Vermächtnisse hingewiesen. Leider aber erfolgte,
da nach dem Wortlaut des Rescripts „abgesehen von
„anderen Gründen bei dem gegenwärtigen Vermögens-
„bestande ein Bedürfniss für die Verleihung der Rechte
„einer juristischen Person nicht vorliegt“, ein Abschlag
des Gesuches. Ueber den weiteren Verlauf der Ver-
handlungen wird Ihnen der Herr Präsident ausführlicher
berichten.*)
Dem Wunsch des Secretairs entsprechend, wählte
man demnächst die Rehnungsrevisoren und zwar die
Herren Secretair Fromm-Schwerin und Pastor Willebrand-
Zapel. Beide Herren übernahmen die Durchsicht der
Rechnungsablage und da sie dieselbe moniturfrei
befanden, wurde dem Secretair für die Rechnungs-
führung des vergangenen Jahres Decharge ertheilt.
Inzwischen berichtete der Herr Präsident über
seine Verhandlungen wegen Verleihung der Rechte
einer juristischen Person an unsern Verein und sprach
die begründete Hoffnung aus, dass wiederholte Schritte
*) Anm. Den Bericht über die fürs Archiv angemeldeten
Arbeiten glaube ich weglassen zu dürfen, da dieselben sämmtlich
zum Abdruck gebracht sind.
ee
sa
in dieser Beziehung doch noch zum gewünschten Ziele
führen würden.
Ueber den Ort der nächstjährigen Generalver-
sammlung wurde demnächst verhandelt. In Vorschlag
wurden gebracht Rostock, Schwerin und Waren. Die
Wahl des letzterwähnten Ortes befürwortet besonders
der Herr Präsident und hob hervor, dass er bei der
Gelegenheit das von ihm in Waren gegründete natur-
historische Museum feierlich einzuweihen gedenke; auch
stellte er für den Fall, dass Waren erwählt werden
sollte, Fahrgelegenheit vom nächsten Bahnhofe in be-
stimmte Aussicht. Nach kurzer Debatte wurde denn
auch Waren als Ort für die Generalversammlung des
nächsten Jahres festgesetzt und zu Lokalvorstandsmit-
gliedern daselbst erwählt die Herrn Brauereibesitzer
Birkenstädt und Apotheker Horn.*)
Dann wurde auf Vorschlag des Secretairs Herr
Dr. T. ©. Winkler in Haarlem wegen der grossen Ver-
dienste, die er sich durch Bestimmung unserer tertiären
Fischreste um die Naturgeschichte unseres Landes und
insbesondere um unsern Verein erworben, zum correspon-
direnden Mitgliede ernannt.
Es folgte hierauf dem Programm gemäss die Ver-
handlung über das vom Herrn Laudbaumeister Koch-
Güstrow, der durch den Secretair der Versammlung sein
Bedauern darüber aussprechen liess, dass er durch un-
aufschiebliche amtliche Geschäfte am Erscheinen ver-
hindert sei, gestellte Projekt zu einer innigeren Ver-
einigung der nordwestdeutschen naturwissenschaftlichen
Vereine. Da nur gegen eine solche Vereinigung ge-
sprochen wurde, auch schriftliche, ausführlich motivirte
Erklärungen gegen dieselbe von zahlreichen Vereins-
mitgliedern aus Malchin, Malchow, Schwerin, Teterow,
Waren eingelaufen waren, so wurde, weil man fürchtete,
dass die Interessen unseres Vereins durch solche Zer-
*) Anm. Beide Herrn haben die auf sie gefallene Wahl an-
genommen,
336
splitterung leiden möchten, einstimmig beschlossen, dass
an dem Verein keine Veränderung en = wer-
den solle.
Somit war die Tagesordnung erledigt und die
Generalversammlung wurde geschlossen. Es folgten nun
noch Vorträge, Vorzeigen von Naturalien und Experi-
mente. Herr Brockmüller berichtete über das Vor-
kommen von Emys europaea, wozu die Herrn Pastor
Willebrand-Zapel, Oberlehrer Dr. Lindig-Schwerin und
Herr Lehrer Lübstorf-Parchim einige Bemerkungen hin-
zufügten, die Herr Brockmüller in die S. 250 ff. zum Ab-
druck gebrachte Abhandlung aufgenommen hat. — Der-
selbe hielt dann einen Vortrag über einen neuerlich bei
uns aus Peru eingewanderten Pilz, die Puceinia Malva-
cearum, der gleichfalls — S. 239 ff. — gedruckt ist. —
Ferner legte der Unterzeichnete zwei bei Bützow
in der Darnow von dem Secundaner Herm. Appel in
diesem Frühjahr gefundene Exemplare von FPrimula
officinalis Jacg. vor, bei denen der Kelch, wie es bei
der in Gärten cultivirten Primula elatior Jacg. sich so
häufig findet, in eine Blumenkrone übergegangen war
und fragte an, ob einer der anwesenden Botaniker diese
Form schon gefunden, was von allen verneint wurde.
Er fügte dann hinzu, dass er in keiner der ihm zugän-
gigen Floren, deren er mehr als 20 nachgesehen, auch
wenn sie von Primula elatior Jacg. die Form calycantha
anführten, dieselbe bei Primula officinalis erwähnt ge-
funden habe, er also zu der Annahme berechtigt zu sein
glaube, dass sie früher noch nicht gefunden, also auch
nicht benannt sei. Er nenne sie daher Primula offieinalis
Jacg. 8. calycantha —
Herr Förster Schmidt aus Eichhof zeigte darauf
ein prachtvoll entwickeltes Exemplar von Viscum album
vor, das auf einem etwa armsdicken Birkenzweige
schmarozte und führte an, dass er diese Pflanze ausser-
dem auf der Pappel, der Fichte und Eiche gefunden
habe; andere erwähnten als Bäume, auf denen sie die
Mistel beobachtet, Pirus Malus, Pinus silvestris, Robinia
331
Pseudacacia, Populus nigra, Alnus glutinosa, und eine Nord-
amerikanische Quereus-Art im Ludwigsluster Schloss-
garten. | ,
Hierauf begab man sich in das physikalische Kabinet
der Realschule, wo Herr Oberlehrer Dr. Auffarth die
dankenswerthe Freundlichkeit hatte, mit neueren und
neuesten physikalischen Apparaten sehr gelungene Ex-
perimente, denen er die nöthigen Erklärungen hinzufügte,
anzustellen, wobei die noch übrige Zeit so schnell ver-
ging, dass allen das Signal zum Aufbruch zu früh kam.
An dem Mittagsmahl, zu dem der Societätssaal
freundlichst eingeräumt war, nahmen ausser den zur
Versammlung erschienenen Herrn noch mehrere andere
Theil. Bei vorzüglicher Bewirthung herrschte allgemeine
Heiterkeit und erst zu später Stunde wurde die Tafel
aufgehoben und noch ein Rundgang durch den nahe
gelegenen schönen Schlossgarten unternommen.
An der folgenden Tages unternommenen Exkursion
nach Malliss betheiligten sich folgende 15 Herrn: Dr.
Adam, C. Arndt, Dr. Auffarth, Fromm mit Sohn, Hin-
storff, Kliefoth, Kurztisch, Freiherr v. Maltzan, Mecklen-
burg, Pechel, Prehn, Schiemann, Sparkuhl, Willebrand,
die um 8!/;, Uhr in 3 Wagen von Ludwigslust abfuhren.
Leider wurde die Hinfahrt durch regnerisches Wetter
etwas beeinträchtigt; jedoch bald nach unserer Ankunft
in dem 2! Kilometer von Ludwigslust entfernten Malliss,
noch während wir uns in dem an der ÖOhaussee im
Schweizerstil erbauten stattlichen Gasthofe durch einen
kräftigen Imbiss für unsere Wanderung stärkten, hörte
der Regen auf und trockenes Wetter, welches den
ganzen Tag über anhielt, begünstigte uns bei der Be-
sichtigung der so ausserordentlich interessanten Gegend,
die sowohl in Bezug auf ihre geognostische Beschaffen-
heit wie auch durch die neuerlich ins Leben gerufenen
industriellen Anlagen einzig in Mecklenburg dasteht.
In der Haideebene, deren Oberfläche aus schwarzem,
Archiv XXX. 22
398
saurem Sandboden besteht, während die tieferen Schichten
aus weissem, mit Glimmerblättchen durchsetzten Quarz-
sande, dem Feldspathkörnchen nur in geringer Menge
beigemischt sind, gebildet werden, erhebt sich die Hügel-
kette, auf welcher Malliss, Karenz, Conow und Bockup
gelegen sind. Dieselbe führt den Namen Wanzeberg,
welcher nach Dr. E. Boll’s Vermuthung von dem sla-
vischen Worte wanzki schmal abstammt und sich auf
die langgestreckte Gestalt des Höhenzuges bezieht.
Schon in ihrer Oberflächenbildung unterscheidet sich
diese Hügelkette von der angrenzenden Haideebene,
indem sie aus grobem Sande, Lehm und erratischen
Blöcken, also Diluvialschichten zusammengesetzt ist,
während der Kern durch anstehende Schichten der
Tertiär- und Kreideformation gebildet ist, und diese
grade sind es, welche der Gegend ihre grosse industrielle
Wichtigkeit a,
Schon im 16. Jahrhundert wurde in dieser Gegend,
südlich von Malliss, die dort zu Tage tretende Alaun-
erde zur Alaungewinhäung benutzt; zu Anfang des 18.
Jahrhunderts jedoch wurde der Betrieb eingestellt, und
erst nach mehr denn 100 Jahren, seit 1317 wurden hier
Bohrversuche auf Braunkohlen angestellt, die zu einem
günstigen Resultate führten. Es wurde ein Braunkohlen-
bergwerk angelegt und auf Kosten der Grossherzoglichen
Kammer betrieben; da aber dieKohlen zu wenig Absatz
fanden, wurde dasselbe 1838 aufgegeben und erst 1851
übernahm eine Actiengesellschaft den Betrieb von neuem,
welche ihren Besitz 1862 an eine Commanditgesellschaft
übertrug. Diese verkaufte 1373 an die Mallisser Gewerk-
schaft, welche den Grundbesitz vergrösserte und den
Betrieb, begünstigt durch die geognostische Gestaltung
der Gegend, bedeutend erweiterte. Es steht nemlich
etwa 1700 Meter südöstlich von Malliss an dem mit der
neuen Elde fast parallel sich erstreckenden Südabhange
der Hügelkette ein Lager von tertiärem Thon an, welches
das Material zu einer grossartig betriebenen Ziegelei
liefert. Da das über dem Thon lagernde „Deckgebirge“
2 % , E
Bar F 1 es 2 8 Eu 5
a re al nn & Be serie
359
nur von geringer Mächtigkeit ist, so wird der Thon zu
Tage abgebaut. Derselbe ist weiter nach unten von
grosser Reinheit, während in den oberen Schichten sich
häufig Septarien — Kalkconcretionen mit Kieselsäure
und Thonerde — von sehr wechselnder Grösse finden;
manche derselben haben die Grösse eines Kopfes, andere
sind mehrere Kubikfuss gross, alle aber sind mit Rissen
durchzogen, die gewöhnlich mit weisslichem oder gelb-
lichem, häufig erystallisirtem Bitterkalk ausgekleidet sind.
Diese Septarien werden gesammelt und zu ÜCement,
Jedoch nur für den eigenen Gebrauch, verarbeitet. —
In dem zur Ziegelfabrikation verwandten Thon, der bei
Malliss über 100 M. tief steht und auf Sand lagert,
fanden wir mit Hülfe der zuvorkommenden Beamten
' Krystalle von Gyps, kleine Schwefelkiesnieren und in
den oberen Schichten einige wenige Petrefacten, die
leider gar sehr zersetzt und daher für die Aufbewahrung
wenig geeignet waren. Nachdem wir diese Besichtigung
während der Mittagspause der Fabrikarbeiter vorge-
nommen hatten, wandten wir jetzt, nachdem die Arbeit
wieder aufgenommen war, unsere Aufmerksamkeit dem
Fabrikbetriebe zu. Unmittelbar am Thonlager sind die
weitläuftigen Fabrikgebäude errichtet, so dass der Thon
sofort aus dem Lager durch eine Dampfmaschine von
90 Pferdekraft, welche auch die sonstigen Maschinen
in Gang setzt, in kleinen Kippwagen zu den Knet-
maschinen befördert wird. Von da wird die fertige
Masse zu den Pressen gebracht, aus denen der Thon
als endloses Band vom Querschnitt der verlangten Steine
heraustritt. Von diesem Bande schneidet ein Arbeiter
Stücke von betreffender Länge ab — bis zu 20,000 an
Einem Tage —, welche dann von Knaben auf Bretter
gelegt und auf Handkarren in die Trockenräume ge-
bracht werden. Es werden während der Sommermonate
so viel Steine fabrieirt, dass auch im Winter das Brennen
fortgesetzt werden kann. Das Brennen geschieht in 3
Ringöfen, deren jeder 16 Kammern enthält, die mit je
14,000 Steinen beschickt werden. Jeden Tag wird in
22"
En EEE a
340
jedem Ofen Eine Kammer gefüllt und Eine entleert,
so .dass jährlich 13—15 Millionen Mauersteine produeirt
werden, von denen allein 5 Millionen nach Hamburg
geliefert werden, während der grösste Theil nach dem
Inneren Mecklenburgs abgesetzt wird. Dies Fabrikat
ist von so vorzüglicher Güte, dass es schor auf mehrere
Jahre im voraus verkauft ist. Der Transport ist natürlich
nur zu Wasser rentabel, und um einen solchen zu er-
möglichen und um die sämmtlichen Fabrikbetriebe unter
sich in Verbindung zu setzen, ist von der neuen Elde
aus ein Kanalsystem angelegt, von dem ein Arm un-
mittelbar bis an die Ziegelei führt, so’ dass die fertigen
Steine sofort aus den Oefen in die Schiffe verladen wer-
den können. Zur Zeit unserer Anwesenheit waren 7 Elb-
kähne dort, die Ladung einnahmen oder darauf warteten,
Nachdem wir diesen grossartigen Betrieb einer
eingehenden Besichtigung unterzogen hatten, begaben
wir uns zu dem von hier 1600 Meter entfernten Braun-
kohlenwerk, welches gleichfalls am Südabhange der
Hügelkette weiter nach Westen gelegen ist. Unterwegs
kamen wir über den Alaunberg, so genannt wegen
der Fabrication von Alaun, der, wie schon oben erwähnt,
hier in früheren Jahrhunderten aus der Alaunerde ge-
wonnen wurde, einem innigen Gemenge von Thon,
Braunkohle und Schwefelkies; dieser zersetzt sich, da
er sich in höchst fein vertheiltem Zustande befindet, an
der Luft durch Aufnahme von Sauerstoff zu Eisenvitriol
und freier Schwefelsäure, die sich mit der Thonerde und
den geringen Mengen Kali verbindet, so dass also um
Alaun in solcher Menge zu gewinnen, wie die schwefel-
saure Thonerde zu liefern vermag, noch kalihaltige Stoffe
hinzugesetzt werden müssen. Durch die Verarbeitung
der Alaunerde ist eine Schlucht entstanden, welche rings
mit den noch deutlich erkennbaren Halden des ver-
arbeiteten Gesteins umgeben ist. Neuerlich hat man hier
einen Thon entdeckt, der sich zur Herstellung feuer-
fester Steine eignet und wohl einen neuen Fabrikbetrieb
ins Leben rufen wird.
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31
Auf dem Alaunberge tritt auch eine reichere
Vegetation auf, als sie sonst in der Gegend herrscht.
Die Höhen sind, während sonst die Kiefer der vor-
herrschende Waldbaum ist, hier mit Eichen und Buchen
bestanden, unter denen sich manche seltnere Pflanzen
finden. Unter der dankenswerthen Führung des orts-
kundigen Herrn Kliefoth aus dem benachbarten Conow
sammelten die anwesenden Botaniker mehrere bei uns
nicht häufige Farne, so Blechnum Spicant, Polypodium
Phegopteris und Dryopteris ausser den gewöhnlicheren
Polystichum spinulosum und Filix mas, Polypodium vulgare,
Asplenium Filix femina, Pteris aquilina, für einen so be-
schränkten Raum gewiss eine recht beträchtliche Anzahl
von Farnkräutern.
Vom Alaunberge gelangten wir dann in wenig.
Minuten zu dem Braunkohlenbergwerk und gingen
durch den nach unserer Allerdurchlauchtigsten Frau
Grossherzogin seit ihrem Besuche im Jahre 1874 be-
nannten Marienstollen in das Innere. Hier verzweigt
sich der Stollen in mehrere Arme, die alle wegen des
20 bis 30 Meter starken, aus Thon, Sandstein und Sand
bestehenden Deckgebirges ausgezimmert sind. Auf ver-
schiedenen dieser Arme gelangte unsere Gesellschaft
abtheilungsweise, mit Lampen versehen und von Steigern
geführt, an die Oerter, wo die Kohlen, die auf dem jetzt
bearbeiteten Flöz etwa 1!/g Meter anstehen, gebrochen
werden. Durch denselben Stollen geschieht auch :die
Entwässerung des Bergwerks, während bei dem früheren
Betriebe, wo die Kohlen aus Schachten gewonnen und
durch Menschenkraft zu Tage gefördert wurden, durch
ein Pumpwerk das Lager wasserfrei an wel
musste.
Die Kohle ist meistens die erdige Brannlohle ‚die
Erdkohle, von licht- bis schwarzbrauner Farbe; daneben
findet a auch nicht selten die Faserkohle, bituminöses
Holz, von deutlichem Holzgefüge, zuweilen in Pechkohle
chen. Ja man findet hin und wieder ganze Stämme
von 4-6 Meter Länge, die in der Richtung von Ost-
342
nordost nach Westsüdwest gelagert sind. Auch Retinit,
ein dem Bernstein ähnliches Mineral, ist in geringen
Mengeu, meist in Form kleiner Pünktchen eingesprengt,
gefunden worden.*)
Am Eingang des Marienstollens ende ein Arm
des oben erwähnten Kanalnetzes, so dass die Kohlen
auf dem Wasserwege versandt werden können. Dieselben
haben sich denn jetzt auch schon ein ziemliches Absatz-
gebiet verschafft; sie werden nicht bloss in die Um-
gegend, sondern die Elde aufwärts bis Malchow und
auch nach den kleineren Elbstationen hauptsächlich an
Fabrikbesitzer, jedoch auch als Ofenfeuerung in ziemlich
beträchtlicher Menge verkauft Dass die hier gewonnenen
Kohlen den gesammten Feuerungsbedarf für die Ziegelei
liefern, versteht sich von selbst; desgleichen für die un-
mittelbar an der Elde gelegene und mit dem Braun-
kohlenwerk gleichfalls durch einen Kanal verbundene
Dampfsägerei, welche zu besuchen wir durch Mangel an
Zeit verhindert wurden. Wir kehrten daher vom Marien-
stollen zum Gasthofe zurück, wo inzwischen das Mittags-
mahl für uns bereitet war, bei dem die fröhliche Stim-
mung uns länger festhielt, als eigentlich beabsichtigt
war. Erst um 7 Uhr brachen wir auf mit herzlichem
Dank gegen die freundlichen Führer. Es hatten nemlich
Herr Rentier Sparkuhl, früher Besitzer des jetzt von
der Gewerkschaft erworbenen Bockup, Herr Ober-
inspector Tamım und einer der Gewerkschafter, Herr
Fleischel aus Hamburg, der zufällig in Malliss anwesend
war, die Güte gehabt uns zu führen und überall die
gewünschten Aufklärungen zu geben. Letzterer stellte
ausserdem noch mit grosser Liberalität den Theilnehrıern
lithographirte Situationspläne von Malliss zur Verfügung
und verehrte dem von Maltzan’schen Museum zu Waren
*) Anm. Ueber einen versteinerten Baumstamm, der in
dem tertiären Glimmersande in der Nähe des Mallisser Wohnhauses
gefunden, berichtet unser corresp. Mitglied, Herr Dr. Meyn in
Uetersen, in der Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft,
Bd, XXVIII, Heft 2, p. 199 fi.
343
einen in dem Thonlager gefundenen tertiären Fischzahn,
Ich: bin überzeuet im Sinne aller Theilnchmer an der
Exkursion zu handeln, wenn ich den genannten Herrn
für ihre Freundlichkeit und Belehrung hier nochmals
den herzlichsten Dank ausspreche.
Auf dem Rückwege machten wir noch einen kurzen
Aufenthalt in Eldena, um die Beschädigungen, die einige
Wochen zuvor ein Blitz am Thurm und in der Kirche
angerichtet hatte, zu besichtigen und gelangten gegen
10 Uhr in Ludwigslust wieder an, alle höchst befriedigt
von den Erlebnissen des Tages.
Bützow. GC. Arndt.
344
Rechnungsablage
zur das Vereinsjahr.1Toya/ie
a —
Einnahme von Pfingsten 1875 bis dahin 1876,
Vom vorjährigen Ueberschuss zur Kasse. . .. .. AM 916
Zinsen von 150 M. Johannis 1875 . . . : . 2... 5,00
Zwei aus früheren Jahren restirende Beiträge. . . . 6,00
Beiträge von 270 Mitgliedern je 3 M . . . . 810.00
von Hrn. Domänenrath Knebusch - Schwerin 4,00
von Hrn. Pastor Sellin-Dassow. . . ),
von Hrn. Mediecinalr. Dr. Griewank - Bützow 6,00
von Hrn. Dr. med. Lüttmann daselbst . . 6,00
von OÖ, Arndt daselbst . ea 6,00
von Hrn. Oberstlieutenant v. Tiele- Winckler 10,00
von Hrn. Forstmeister Mecklenburg-Wabel. 12,00
von Hrn. von Klinggraeff-- Chemnitz . . . 15,00
von Hrn. Freiherr von Maltzan-Federow . 15.00
1 Beitrag praen. pro 1876/7 . ..... 3,00
MN. 893,00
Ertrag der durch Herrn Buchhändler Brünslow ver-
kauften Schriften . . RG 28,20
Für durch Unterzeichneten verkaufte Archivhette Ei: 14,25
BEtebeB POTLO; Cyan ER 0.80
Re: Her Eirhahride AM. 956,41
Ausgabe von Pfingsten 1875 bis zum 31, Mai 1876.
Kosten für die Generalversammlung zu Bützow . . . A 8,60
Druckkosten für Archivheft 29 und Tafel . . ... 433,00
Kosten für Tafel IL. und II. . . 50,60
Buchbinder Boll-Neubrandenburg für Heften des Arch, 29 86,25
Auslagen an Hrn. Landbmst. Koch für die Bibliothek 139,76
Copialien für Eingabe ans Ministerium . . . 3 1,25
Archivhefte gekauft. REN TR A 7 1,50
Sehreib- und Packmaterial . . . 2... 2 2 2 2 2. 3,06
Porto und Fracht . . RAR REN © 59,89
Druckkosten für die Einladungen . Sr ö 10,50
Summa De ArScapER MH. 794,41
Summa der Einnahmen: 956,41
Ueberschuss: #. 162,00
Dazu an belestem Kapital . . . . a 400,00
Baares we nr Al. 562,00
Bützow, am 31. Mai 1876.
O. Arndt.
Die vorstehende Berechnung ist bei der Revision monitur-
frei gefunden.
Ludwigslust, am 7. Juni 1376.
L. Fromm, Secretair. Willebrand p.
345
Mitglieder-Verzeichniss.
I. Allerhöchste Protectoren:
Ihre Königlichen Hoheiten die regierenden Grossherzoge von
Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz.
I. Ehrenmitglieder:
Se. K. H. der Erbgrossherzog Friedrich Franz von
Mecklenburg-Schwerin. 5. Dec. 1869.
Beyrich, Dr., Professor-Berlin. 14. Juni 1848.
Reichenbach, Dr., Hofrath-Dresden. 4 Juni 1852.
Stöckhard, Dr., Hofrath-Tharand. S. Juni 1854.
It. Correspondirende Mitglieder:
Emmerich, Dr., Hofrath, Direetor-Meiningen, 4. Juni 1832.
Karsch, Dr., Professor-Münster, 4. Juni 1852.
Sandberger, Dr., Professor-Würzburg. 4. Juni 1852.
Karsten, Dr., Professor-Kiel. 18 Mai 1853.
Ritter, Past. emer., Friedrichshöhe bei Rostock. S. Juni 1854.
Meyn, Dr., Uettersener Sägemühle in Holstein. 30. Mai 185352 773
Renard, Dr., Staatsrath-Moskau. 15. Juni 1859, 95
Sandberger, Lehrer-Wiesbaden. 15 Juli 1859. &
Schmidt, Mag., Privatdocent-Dorpart. 15. Juni 1859 3
Senoner, Dr, Wien 15. Juni 1859.
de Zigno, Freiherr, Padua, 15 Juni 1859
Müller, Dr., Medicinalrath-Berlin. 24. Mai 1861.
Rabenhorst, Dr., Dresden. 24 Mai 1861.
v. Könen, Dr., Professor-Marburg. 3. Juni 1868.
Sonder, Dr., Apotheker-Hamburg. 3 Juni 1868
Brehm, Dr, Wien. 20. Mai 1869.
Fuchs, OustosamK.K. Hofmineralien-Cabinet-Wien. 20. Mai 1869. u
Speyer, Dr., K. preuss, Landesgeolog-Berlin. 20. Mai 1869. 7
Kawall, Pastor-Pussen in Kurland. 8. Juni 1870.
v. Martens, Dr., Professor-Berlin, 8. Juni 1870,
Moebius, Dr., Professor-Kiel. 8. Juni 1870, Sr
Weinkauf, H. OÖ, Kreuznach, 8. Juni 1870. x
Jeffreys, Gwyn, Esq., London, 22. Mai 1872. ER,
Möhl, Dr,, Professor-Cassel. 22. Mai 1872.
Ascherson, P., Dr.,, Professor-Berlin. 27. Mai 1874.
Müller, Karl, Dr., Halle a. S, 27. Mai. 1874.
Prozell, Kirchenrath, Friedland, 27. Mai 1874,
346
Schulze, F. E., Dr., Professor-Graz. 27. Mai 1874,
Verkrüzen, T. A., Schwanheim b. Frankfurt a,/M. 27. Mai 1874.
Winkler, T. G,, Dr., Haarlem, 7. Juni 1876,
Y. Ordentliche Mitglieder:
Die Specialfächer der Mitglieder sind, soweit sie dem Secretair bekannt
geworden, durch folgende Abkürzungen bezeichnet: A. — Anatomie, B. — Botanik,
€. — Chemie, Co — Üonchyliologie, E — Entomologie, G. = Geognosie, Gl. —
Geologie, M. — Meteorologie, Mi. — Mineralogie, ©. — Ornithologie, P. — Petre-
factologie, Ph. = Physik, Z. — Zoologie.
Altona: Semper, I. 0. — 0.@P., 1857.
1amm. BT, ZuB; 1575.
Aurich: Draeger, Dr., Gymnasial-Director, — 2. 1862.
Barkow bei Plau: Lütjohann, Gutsbesitzer, — Z, 1852.
Basedow: Bünger, Castellan. — B. 1876.
Blankenhof: Pogge, Gutsbesitzer. 1854,
Blücher bei Malchow: Sieber, Administrator. 1873,
Bobbin b. Gnoien: von Blücher, Jagdjunker u, Forstauditor. 1873.
Boddin bei Wittenburg: von der Mülbe, Kammerherr. 1873.
'Börtzow bei Grevismühlen: Owstien, Pastor, 1852.
Breesen, Kl., bei Güstrow: Karsten, Gutsbesitzer. 1855.
Brunn b. Neubrandenburg: von Oertzen, Kammerherr. — EZ. 1849,
Brütz bei Goldberg: Bassewitz, Pastor. — O. 1373.
von Preen, Major. — O, 1853.
Bülow hei Teterow: Erich, Pastor. 1861.
Bützow: Ackermann, Dr., Realschullehrer, 1876,
0. Arndt, Oberlehrer, Secretair d. Vereins. — B. Co, 1853,
von Bülow: Üriminaldirector. 1873.
Büreer, Postbeamter., 1875.
Ebeling, Postseeretair. 1874,
Genzke, Dr. med. - E 1851.
Giffenig, Criminalrath. 1873.
Griewank, Dr.,, Medieinalrath. — B, E 1869.
Haase, Gastwirth. 1873.
Happel, Pastor. 1873.
Hohn, Realschullehrer. 1873,
Kirchner, K., Pferdehändler. 1573,
König, Realschullehrer. i 1875.
Lüttmann, Dr, med. 1875.
«Michels, Rentier. — Pflauzenphysiologie. 1875.
Paschen, Friedr., Advokat, 1876.
Reinnoldt, Kaufmann. 1573.
Rennecke, Advokat. 1873.
Schmidt, Hofapotheker. 1872.
von Schöpffer, Criminalrath. 1873.
347
Spiegel, Religionslehrer, 1874.
Stein, Rentier. 1873.
Stötzer, Dr., Oberlehrer. 1873.
Vick, Rentier, 1873.
Winckler, Dr., Realschuldirector. 1873.
Witte, Apotheker. 1876.
Chemnitz b. Neubrandenburg: von Klinggraeff, Gutsbes. 1871.
Conow bei Malliss: Kliefoth, Lehrer. — 2. 1576.
Dargun: Chrestien, Amtsmitarbeiter. 1873.
Linsen: Dr. med. 1560.
Dassow: Sellin, Pastor, — E. 1875.
Deezbüll in Schleswig-Holstein: Demmin, Lehrer. 1875.
Demern bei Rehna: Masch, Pastor, Senior, Kirchenrath,
Archivrath. 1851.
Deven bei Kl. Plasten: Voss, Gutsbesitzer. 1875.
Dewitz bei Stargard: Willebrand, Amtsrath. 1858.
Dobbertin: Garthe, Forstinspector. 1864-
Doberan: Kortüm: Dr., Medicinalrath, 1851.
Dratow, Gr., bei Kl. Plasten: Lemcke, Gutsbesitzer. 1875.
Eichhof bei Hagenow: Schmidt, Förster. — 2. 1860,
Federow bei Waren: Freiherr von Maltzan, Präsident des
Vereins, — Co, 1861.
Feldberg: von Oertzen, Kammerherr und Landdrost. 1865.
Friedland: Dühr, Dr., Professor, 1874.
Golchen bei Brüel: von Kolhans, Gutsbesitzer, 1873.
Goldberg: Meyer, Bürgermeister. 1875.
Göttingen: Reinke, Dr, Professor, — B. 1864.
Grabow: Bader, Realschullehrer. 1876.
Fritz, Kaufmann. 1876.
Kloss, Dr. med. — 2. 1855.
Madauss, Zahnarzt*). — B, 1847.
Schubarth, Dr., Realschuldireetor. 1876.
Greifswald: Marsson, Dr. — B. 1858.
Wiese, Forstmeister, 1861.
Gresenhorst: Seboldt, Stationsjäger. — O. 1873.
Grevismühlen: Bauer, Apotheker. 1863.
Hesse, Landbaumeister, 1871.
Güstrow: Becker, Rentier. 1873.
Ernst Burmeister, Justizrath. 1874.
Förster, Dr., Gymnasiallehrer. — PA. 1859.
Koch, Landbaumeister, Bibliothekar des Vereins,
—G.P. 1849.
*) Anm. Die Namen der noch lebenden Gründer des Vereins, die dem-
selben noch angehören, sind durch fette Schrift hervorgehoben.
348
Marcus, Cand. phil. 1875.
von Monroy, Dr., Canzleidirector. 1869.
Müller, Apotheker. — B. C. Mi. Ph. Z. 1849.
von Nettelbladt, Freiherr, Major. — P. 1862.
Raspe, Dr., Gymnasialdirector. 1868.
Seeger, Realschuldirecetor. — C, Ph. 1867.
Seitz, Bürgermeister. 1854-
Simonis, Realschullehrer, — B. 1862.
Vermehren, Öberlehrer. — C. Ph. 1849.
Vogel, Dr. med. 1S71.
Gutendorf, Neu-, bei Marlow: von Vogelsang, Hauptmann,
Gutsbesitzer. — ©. 1849
Hamburg: Beuthin, Dr., Lehrer. — Co, E. Mi. 1867.
Forst. 0. J. F., Kaufmann. 1870.
Krogmann, Dr. med, — Z, 1852,
Worlee, Ferd., — B. Mı. P. Z, 1864.
Hamm in Westphalen: von der Mark, Apotheker. 1858.
Herrnburg, Fürstenth. Ratzeburg: Langmann, Pastor. — Bo. 1871.
Jamel bei Grevismühlen: Regenstein, Förster. 1868
Jördensdorf bei Teterow: Steinmann, Pastor. 1876
Kaebelich bei Woldegk: Reinke, Pastor. 1855.
Kargow bei Waren: Neumann, Gutsbesitzer. 1875.
Karin, Alt-, bei Gerdshagen: Graf von Bernstorff, Gutsbes, 1862.
Katelbogen bei Bützow: von Jasmund, Gutsbesitzer. 1873.
Kiel: Dr. Heincke, Gymnasiallehrer. 1875.
Kröpelin: Kühm, Postmeister. 1876
Küssow bei Neubrandenburg: Kirchstein. Domänenpächter, 1858.
Leipzig: Kraepelin, Dr., Oberlehrer. — B. Z. 1870.
Levekendorf be! Laage: Schulz, Domänenpächter. 1874.
Ludwigslust: Auffarth, Dr., Oberlehrer. 1875.
Brückner, Dr., Sanitätsrath, 1556.
Hinstorff, Buchhändler. 1876.
Josephy, Kaufmann. 1875.
Kahl, Kaufmann. 1875.
Kurztisch, Advokat, 1875.
Maynz, Dr., Oberlehrer. 1876.
Minter, Schuldirector, 1863.
Peters, Oberrossarzt, 1875.
Schiemann, Hofapotheker. 1875,
Sparkuhl, Rentier. 1876.
Vesper, Kaufmann. 1875.
Lübeck: Arnold, Lehrer. — B. Co. E Mi. 1862,
Boeckmann, Auctionator, — E. 1870.
Brehmer, Dr., Senator. — B P. 1852,
Brock, Rentier, 1870.
349
Groth, Lehrer, 1871.
Klug. Dr. jur. 18370.
Lasson, Ivar, Kaufmann. 1870.
Lenz, Dr., Conservator am Naturhist. Museum zu
Lübeck. — B. (Algen.) Z. (spec. wirbellose
Thiere der Ostsee.) 1867.
Lignau, Oberpostdirector., 1870,
Müller, Dr. jur. 1870,
Pfaff, Apotheker, — 0. 1864,
Scherling, Professor. 1870,
Schliemann, Rentier. 1852.
Sörens, Lehrer. 1870.
Warncke, Matth,, Rentier, — Z. 1865.
Wilde, Lehrer. — B, Co. E. Mı. 1851.
Lübtheen: Becker, Dr., Sanitätsrath, 1852.
Lüschow bei Buckow: Fischer, Gutsbesitzer, 1866’
Lüssow bei Güstrow: Hermes, Pastor. 1855.
Schubart, Gutsbesitzer, 1870.
Luckow, Kl,, M. von Maltzan, Freiherr — 2,0, 1862.
Malchin: Krefft, Telegrapheninspector. 1873.
Mozer, Dr. med, 1873.
Scheven, Helm., Dr., Medicinalrath. 1857.
Schmidt, Superintendent, 1873.
Timm, Rentier, 1847.
Malchow: Müller, Apotheker. 1869.
Malliss: Tamm, Oberinspector. 1876.
Schloss Miechowitz in Schlesien: von Tiele- Winckler,
Öberstlieutenant, 1873.
München: Gottsche, Stud, der Naturwissenschaften. 1873.
Neubrandenburg: Ahlers, Bürgermeister, 1872.
Ahlers, Rath, Landsyndicus, 1853.
Ahrendt, Hofbuchdrucker. 1873.
Bachmann, Advokat. 1873,
Brückner, Dr. med. 1872.
Brünslow, Buchhändler. 1849.
Fröhlich, Praep. emer. 1858.
Greve, Buchdrucker. — O. 1867.
Kummer, Rentier, 1873.
Müller, Oberförster. — Z. | 1849.
Schlosser, Apotheker. 1872.
Siemerling, Dr. phil. 1847,
Siemerling, Rentier. 1872,
Neukloster: Wulff, Inspeetor der Blinden-Anstalt. — B. EZ, 1858.
Parchim: Evers, Senator. 1860.
Heussi, Dr., Conrector. — PA. 1874.
300
Lübstorf, Lehrer, — B, C.
Penzlin: Krüger, Dr. med,
Freiherr von Maltzan, Erblandmarschall.
Perleberg: Rudow, Dr., Oberlehrer. — Z.
Rehse, Alt-, bei Neubrandenburg: Mercker, Gutsbesitzer.
Reinstorf bei Bützow: Schnappauff, Gutspächter,
Ritzerow bei Stavenhagen: von Rieben, Forstmeister. — Z,
Rönkendorf bei Triebsees: von Gadow, Gutsbesitzer,
Rövershagen bei Rostock: Garthe, Forstinspector.
Rosenhagen bei Dassow: Rettich, M., Gutsbesitzer.
Rostock: Aubert, Dr., Professor. — Z.
Berger, Organist.
Clasen, Dr, Lehrer. — E. Mı.
Grenacher, Dr., Professor.
Groschopff, Dr., Chemiker. — (.,
Karsten, Rentier,
Karsten, Dr. Professor. — Mi. Ph.
Krause, Director der grossen Stadtschule.
Kühl, Dr., Medieinal-Assessor.
Lange, Dr. Kunstgärtnereibesitzer. — B, Mi.
Langfeldt, Baumeister.
Raddatz, Director der höheren Bürgerschule. — Z
Rennecke, Past. emer.
Biefkohl, Privatlehrer. — O.
Röper, Dr., Professor. — B.
Rusch, Adv. Raths-Secretair.
Scheven, Dr., Medicinalrath.
Sprenger, Lehrer.
Steenbock, Conservator. — 0,
Wiechmann, Dr. phil. — 0. @. P.
von Zehender, Dr., Professor.
Rothenmoor: Freiherr von Maltzan, Gutsbesitzer.
Schlemmin: Senske, Förster.
Schlön bei Waren: Brückner, Präpositus,
Schönberg: Konow, Cand. theol.,, Realschull. — 2. Co. E.
Riehmann, Baumeister.
Schwan: Clasen, Oonrector. — E.
Schwasdorf bei Kl. Plasten: Saurkohl, Gutsbesitzer.
Schwerin: Adam, Dr,, Oberlehrer. — (, Ph.
Bärensprung, Dr., Hofbuchdrucker.
Blanck, Dr., Oberstabsarzt. — B. Z. @l.
Brandt, Gymnasiallehrer.
Brauns, Gymnasiallehrer. — E.
Brockmäüller, Heinr. — B. Oryptogamen
Brückner, Dr., Sanitätsrath. — 2.
1869.
1873.
1873.
1873,
1857.
1874.
1860.
1873.
1857.
1873.
1868.
1864.
1850.
1875.
1862.
1860.
1868
1868.
1851.
1868,
1554,
1850.
1860,
1861.
1868.
1873.
1851.
1871.
1861.
1865.
1860.
1873.
1375.
1860,
1874.
1851.
1853.
1875.
1866.
1862.
1857,
1875.
1868.
1848,
1847.
351
Brunnengräber, Hofseifenfabrikant.
Clement, Professor,
Dippe, Dr, Ministerialrath. — 3%.
Facklam, Wittwenkassenkassier,
Flemming, Dr. Geh. Medicinalrath.
Francke, Apotheker. — 5. C.
Fromm, Secretair des Statist. Bureaus. — G@l. Co.
Hartwig, Dr., Schulrath. — Ph
Heise, Dr. med.
Kaeleke, Buchhalter.
Klett, Grossherzogl. Obergärtner.
Knebusch, Domänenrath.
Lehmeyer, Hofgärtner. — 2.
Lindig, Dr., Oberlehrer. — €. Ph.
Lisch, Dr., Geh. Archivrath. — @l.
Lübbert, Sparkassenschreiber. — O.
Keyer, Dr. Oberstabsarzt.
von Monroy, Üanzleirath.
Pechel, Lehrer.
Planeth, Dr, Lehrer. — Co.
Rennecke, Advokat.
Ruge, Baumeister, — Gl.
Vollbrecht, Heinr., Dr. med.
Voss, Dr., Realschullehrer.
Wehner, Landbaumeister.
Wöhler, Grossherzogl. Obergärtner.
Seesen am Harz: Rademann, Stud. pharm. — 2.
Selpin bei Tessin: MöÖnnich, Gutsbesitzer,
Spornitz bei Parchim: Mecklenburg, Förster.
Stargard: von Fabrice, Kammerherr und Landdrost,
Stavenhagen: Heinroth, Schornsteinfegermeister. — P.
Sternberg: Hundt, Apotheker.
von Müller, Oberforstmeister.
Schlettwein, Dr. med.
Steinohrt, Dr. med. — O.
Strelitz, Neu-: Barnewitz, Hofbuchhändler.
Collin, Professor.
Fischer, Dr. phil.
Götz, Dr., Obermedieinalrath.
Müller, Dr., Realschuldireetor.
Peters, Dr., Obermedicinalrath. — EZ.
Roloff, Dr, Professor. — B. O0. Mi. Ph. Z.
Twachtmann, Rath,
Subsin bei Laage: Busch, Domänenpächter.
Tessin: Michaelsen, Advokat.
1869.
1876.
1852.
1875.
1857.
1868.
1851.
1897.
1869.
1869.
1875.
1847,
1848,
1875.
1847.
1861.
1857.
1869
1876.
1874.
1869.
1833.
1869.
1876,
1871.
1876.
1873,
1876.
1866.
1865.
1848.
1876.
1847,
1876.
1873.
1866.
1857.
1372.
1860.
1866.
1866.
1852.
1866.
1871.
1876.
Teterow:
392
Schröder, Dr. med.
Bolzendahl, Schuldirigent, — B. Z.
Cordes, Lehrer. — ©.
Danneel, Senator,
Kaysel, Senator.
Koch, Stadtrichter,
Scheven, Herm,, Dr. phil.
Schmidt, Rector.
Twietfort bei Plau: Radel, Förster.
Varchow
Viecheln
bei Kl. Plasten: Fleischmann, Pächter,
bei Gnoien: Blohm, W., Gutsbesitzer,
Vietz bei Hagenow: Lau, Lehrer. — O.
Wabel bei Neustadt: Mecklenburg, Forstmeister.
Waren: Birkenstädt, Brauereibesitzer.
Elvers, Dr., Sanitätsrath.
Horn, Apotheker. — B,
Krull, Apotheker.
Lembeke, Postdirector.
Paschen, Heinr., Adv., Stadtrichter,
Räthjen, Advokat.
Struck, Gymnasiallehrer. — B. Co. Z,
Wismar: Friedrichsen, Üonsul.
Mann, C., Rentier.
Martin, Dr., Gymnasiallehrer. — P.
Massmann, Musikdirector,
Meese, Stuhlmachermeister. — Z.
zur Nedden, Amtmann.
Rättig, Lehrer. — B.
Schmidt, Franz, Kreiswundarzt. — 2. 0.
Schmidt, Heinrich, Dr., Oberlehrer. — B, Co, E.
Stahmer, Dr., Medicinalrath.
Wittstock: Meyer, Rector.
Zapel bei Crivitz: Willebrand, Pastor. — 2.
Zarchlin bei Plau: Schumacher, Domänenpächter.
Zarrentin: Brath, Apotheker. — @. P.
Abgeschlossen: d 30. Nov. 1876.
C. Arndt.
1876,
1873,
1850,
1850.
1861.
1875.
1870.
1873.
1873,
1875,
1865,
1852,
1875.
1875,
1875.
1869.
1858.
1869.
1873,
1875.
1851.
1871.
1874,
1876.
1874.
1874.
1374.
1855.
1850.
1859.
1851.
1865.
1847.
1873.
1857,
betne
Seit längerer Zeit sammle ich das sehr zerstreute
Material über die bis jetzt bekannt gewordenen Fälle
vom Erscheinen von Cetaceen in der innern Öst-
see, Ich beabsichtige die Resultate im nächsten Archiv-
heft zu veröffentlichen. Wenn mir nun auch schon eine
nicht unbeträchtliche Zahl von Fällen bekannt geworden
sind, so fehlt an einer Vollständigkeit doch sicher noch
viel. Ich erlaube mir daher an die geehrten Mitglieder
die Bitte zu richten mich durch bezügliche Mittheilungen
über diesen Gegenstand, namentlich auch durch Ueber-
sendung von Notizen aus Zeit- und Vereinsschriften,
Tageblättern und andern nicht speciellen Fachzeit-
schriften oder localen Blättern gütigst unterstützen zu
wollen. Speziell möchte ich darum bitten, sich nicht
durch den Gedanken von Zusendungen abhalten zu lassen,
dass dem Unterzeichneten dieser oder jener Fall schon
bekannt sein könne. Nochmals auf einen bereits be-
kannten Fall aufmerksam gemacht zu werden, schadet
nie, während andererseits eine unterlassene Mittheilung
leicht eine Lücke zur Folge haben kann.
Ich werde nicht verfehlen, in der Arbeit selbst die
mir gütigst gemachten Anzeigen zu verzeichnen. Im
Voraus verbindlichsten Dank!
Lübeck, Naturhistor. Museum, den 15. Nov. 1876.
Dr. H, Lenz.
Bitte
mn
Unterzeichneter wünscht, die Echinodermen der
silurischen Geschiebe einer eingehenden Revision zu
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—
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en en a
Vu
EEE ERBEN LEERE LLORET
354
unterwerfen und bittet daher alle diejenigen, welche sich |
iin Besitz von Objecten befinden, freundlichst um zeit-
weilige Ueberlassung derselben.
Wismar, im November 1876.
Dr. K, Martin.
Berichtigungen.
Im vorigen Heft (Archiv 1875, Jahr 29) hat sich leider ein
sehr unangenehmer Druckfehler eingeschlichen, indem in der Be-
schreibung der tertiären Fischreste der Name des hochgeehrten
Herrn Verfassers durchgehends mit ck statt mit k geschrieben ist.
Der Name des Autors ist
Dr. T. C. Winkler,
worauf wir mit der dringenden Bitte um nachträgliche Verbesserung
aufmerksam zu machen nicht verfehlen.
In diesem Heft ist zu ändern:
S. 88. Z. 16 v. o.: Nibelungen statt Niebelungen.
S. 100. Z. 4 v. o.: statt Hengste von ist zu lesen Hengste
Namen nach.
S. 109. Z. 17 v. u.: Naturgeschichte st. Naturgesichte.
S. 289. Z. 10 v. u.: Seeadler st. Fischadler,
S. 290. Z. 15 v. o.: Seeadler, Aguila albicilla L, st. Fisch-
adler, Pandion haliaötos. In Bezug hierauf wird der Herr Ver-
fasser im nächsten Heft genauer berichten, — Im Inhalts-
verzeichniss ist schon Seeadler gesetzt,
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