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Full text of "Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg.."

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Archiv 


des 


Vereins der Freunde der Naturgeschichte 


Mecklenburs, 
3Dd. Jahr. 
(1876.) 


Da Se Nt+D Datteln «FTD 


Herauszeceben 


von 


©. Arndt-Bützow. 


Neubrandenburg. 


In Commission bei Ö, Brünslow, 


u 1876, 


Ferimt, Er 


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N 


Inhalts-Verzeichniss. 


Beitrag zur Kenntniss der HE Us Gerölle. 
Von Ü. Brath-Zarrentin. 5 3 

Die Säugethiere Mecklenburgs mit Berücksichtigung 
ausgestorbener Arten. Von Ü, Struck- Waren, 
Hierzu T. 1 

Beiträge zur Kenntniss der Triglochinblüthe. Von P., 
Horn-Waren. ER ae RNIT ERT BEN STE WERE 

Hierzu Taf. II. 
Katalog der fossilen Einschlüsse des oberoligocaenen 


Sternberger Gesteins in Mecklenburg. Von F. E, 


Koch-Güstrow. (1. Hälfte.) . .. .» & 2 

Die Faltenwespen mit Berücksichtigung der in Nord- 
deutschland vorkommenden Arten. Von Dr. Ferd, 
Tirdew-Perlebere, u. nn eye 

Hierzu Taf. III, 

Ueber Puceinia Malvacearum Mont. u, deren ae 
Von H. Brockmüller-Schwerin. . . . » 

Die Schildkröte in Mecklenburg. Von neiben, 

Oedipoda migratoria, Wanderheuschrecke in Mecklenburg. 
Von CE. Struck-Waren und H. Brockmüller-Schwerin. 

Zoologische Mittheilungen. Von Franz Schmidt-Wismar. 

Conchologisches,. Von Fr. W. Konow-Schönberg. 

Ergänzende Bemerkungen zu seiner Vegetations-Skizze 
von Neustrelitz, Von Dr. 0. Kraepelin-Leipzig. 

Botanische Notizen zur Flora von Mecklenburg. Von 
Dr. W, Petzold-Neubrandenburg. 

Seeadler und Brachsen. VonH. Bi ckenllär Schwer‘. 

Bergsturz in Mecklenburg. Von C. Arndt-Bützow. . . 

Noch einmal: Helix nemoralis und hortensis, 
E. Koch-Güstrow. f 

Vorläufige Mittheiluzg über eine Ttofhohring an Salz. 
Von demselben. N arte ‚a0. 


Von F 


Seite. 


1—22, 


23-19. 


120— 136. 


137— 187. 


188— 238. 


239— 249. 


250—263. 


264—266. 
267 —282. 


285 —237. 


237 — 289. 
289 — 291. 
291 — 29. 


294— 29. 


29. 


Seite, 
Literarische Notiz. Von demselben. „ . . 2... ...296—297. 
Dr. Zander. Nekrelog von Dr. med. A. Blanck-Schwerin. 298—302., 
Vereins-Angelegenheiten.. . . \ 303 — 352. 


Die Bibliothek des Vereins. Von F. E, Koch-Güstrow. 305—329. 
Bericht über die Generalversammlung zu Ludwigslust 

und die Excursion nach Malliss, Vom Secretair, 330-343, 
Keehnungsablage Aaittiiorsnrtealh-zetinee er 344, 
Mitglieder-Veerzeichniss, . . 4... =. eu 2. 2a 8 
Button Dr. Tienz-Tübeck, 1. 2. 2 ara 353. 
Bitte’von Dr, Martin-Wismar. . . . .). „ . „oe 
Berichtigungen. . a a EE 354, 


Er, 
E 


Beitrag 
zur Kenntniss der mecklenburgischen 
Gerölle. 
Von ©. Brath - Zarrentin. 


N aıscnz nur wenige Mitglieder unsers 
Vereins beschäftigen sich mit dem Sammeln und Be- 
stimmen mecklenburgischer Mineralien und Felsarten; 
es ist um so mehr zu bewundern, als das Sammeln und 
Aufbewahren derselben weniger Schwierigkeiten bietet, 
als das anderer Naturgegenstände. Die Haufen zer- 
schlagener Gesteine an unseren Öhausseen bieten hin- 
läneliches und gutes Material zur Anlegung von ziemlich 
vollständigen Felssammlungen und es ist sehr zu be- 
klagen, dass die zum Theil ausgezeichneten und seltenen 
Felsstücke keinem andern Zwecke dienen, als dem, von 
Wagenrädern zermalmt zu werden. 

Zu bestimmen, welcher Formation ein Geröll an- 
gehört, ist nicht immer möglich, da ein Hauptunter- 
scheidungsmerkmal, die geologische Lagerung, bei dem 
Vorkommen als Geröll nicht beobachtet werden kann 
und nicht jedes Stück die mineralischen oder organischen 
Einschlüsse enthält, durch welche eine bestimmte For- 
mation characterisirt wird. Es gilt dies besonders 
von den Kalksteinen und Sandsteinen, jedoch giebt bei 
letzteren in manchen Fällen die Farbe und das Binde- 
mittel Aufschluss. 

Beobachtet habe ich unter den mecklenburgischen 
Geröllen bisher folgende Arten und Varietäten von Fels- 
massen und einfachen Mineralien: 

Archiv XXX. 1 


2 


Cipollin, 

Das Gestein ist nur undeutlich schiefrig und besteht 
aus einem weissen kleinkörnig-crystallinischen Kalkstein, 
dem zahlreiche grössere und kleinere gelbliche Glimmer- 
blätter eingemengt sind. Es scheint in Mecklenburg 
selten zu sein; ich fand es nur einmal an der Goldbere- 
Dobbertiner Chaussce. 


Ophicaleit. 

Ein Gemenge von bläulichweissem körnig-erystall- 
linischem Kalkspath und durchscheinendem, lauchgrünem, 
nicht faserigem Serpentin. Das Gestein, bei Goldberg 
gefunden, hat wie Braunspath nach aussen durch Ver- 
witterung eine gelblichbraune Farbe. 

Ein Stück dieser Felsmasse wurde mit concentrirter 
Salzsäure übergossen; es entstand sogleich eine leb- 
hafte Kohlensäure-Entwickelung und ohne Anwendung 
von Wärme wurde aller Kalkspath gelöst; es waren die 
grünen Serpentintheilchen zurückgeblieben, aber doch 
von der Säure angegriffen, indem sie heller geworden 
waren und sich kleine Mengen abgeschiedener Kieselsäure 
in der Lösung fanden. Dieselbe gab ausserdem als Haupt- 
bestandtheil Kalk zu erkennen, dann Magnesia, aus dem 
Serpentin gelöst, und kleine Mengen Eisenoxydul und 
Eisenoxyd; Thonerde war nicht vorhanden. Die zurück- 
gebliebenen Serpentintheilchen wurden wiederholt mit 
destillirttem Wasser gewaschen, scharf getrocknet und 
gepulvert. Das Pulver gab im Glaskolben erhitzt 
Wasser und nahm eine hellziegelrothe Farbe an; durch 
kochende Salzsäure wurde es leicht zersetzt unter Ab- 
scheidung von Kieselsäure; die erhaltene Lösung war 
völlig frei von Kalk und Thonerde, enthielt aber 
reichlich Magnesia. mit sehr kleinen Mengen Eisenoxydul 
und Eisenoxyd. 

Dolomit, 

Ein weisses, durchscheinendes, grobkörnig-erystal- 
linisches Gestein mit glänzenden Crystalllächen wurde 
bei Goldberg gefunden. 


Einige Stücken des Minerals zeigten beim Betupfen 
mit Salzsäure kein Aufbrausen, andre ein schwaches; im 
gepulverten Zustande löste es sich mit Anwendung von 
Wärme unter Kohlensäure-Entwickelung auf; die Lösung 
enthielt Kalk und Magnesia, ungefähr in gleicher Menge, 
dazu nicht unbedeutend Eisenoxydul; einige Quarzkörner 
blieben zurück. 


Bringt man einen Tropfen concentrirter Salzsäure 
auf ein Stück magnesiafreien Kalksteins, so zeigt sich 
eine so lebhafte Kohlensäure-Entwickelung, dass der 
Säuretropfen nicht auseinander fliessen kann, sondern 
eine halbkugelige Form und ein dem Milchschaum ähn- 
liches Ansehen annimmt; mit der Zunahme des Magnesia- 
gehaltes zeigt der Säuretropfen eine entsprechend 
grössere Ausbreitung und hat durch das geringere Auf- 
brausen das Ansehen von kochendem Wasser; normaler 
Dolomit braust als Stück mit Säure nicht mehr auf. 


Faserkalk, 


Häufiges Gestein, gelblich oder röthlich; alle 
Stücke habe ich frei von Magnesia gefunden; Eisen- 
oxydul und Eisenoxyd enthalten die gelben Stücke in 
ziemlicher Menge, die rothen dagegen nur in eben nach- 
weisbaren Spuren. 


Bituminöser Kalk. 


Dunkelrauchgrau, z. Thl. von blättrig-stängliger, 
z. Thl. von körnig-erystallinischer Absonderung, z. Thl. 
auch dicht; gerieben von unangenehmem Geruch. Gold- 
berg. Penzlin. 


Eisenkalkstein. 


Dicht, kastanienbraun, mit braunem Strichpulver, 
von Adern aus schwefelgelbem (nicht faserigem) Kalk- 
spath vielfach durchzogen. Goldberg. | 

Ein Stück, im Kolben erhitzt, gab Wasser, wurde 
dunkelbraun und magnetisch. In Salzsäure unter leb- 
hafter Kohlensäureentwickelung löslich, bis auf ein wenig 

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Thon. Als Bestandtheile ergaben sich: kohlensaurer 
Kalk, kohlensaures Eisenoxydul, Eisenoxydhydrat und 
kleine Mengen kohlensaurer Magnesia. 

Vielleicht gehört das Gestein zu den Septarien. 


Gyps. 
In einer Thongrube bei Goldberg findet sich sehr 
häufig Gyps in losen, schief-säulenförmigen Crystallen; 
anstehend:; bei Lübtheen. 


Kreide. 


Ein reinweisses Kreidegeröll mit Coeloptychium 
agaricoides Goldf., von mir bei Laage gefunden. 


Zechsteindolomit (Rauchwacke), 


Ein dichtes bräunlichgraues Gestein mit überaus 
zahlreichen Blasenräumen und zwar von verschiedener 
Grösse, die kleineren von rundlicher, die grösseren 
von länglicher und die grössten von unbestimmter Form. 
Ein Stück des Gesteins, mit einem Tropfen Salzsäure 
betupft, zeigte nur einige Kohlensäurebläschen, liess 
also einen bedeutenden Magnesiagehalt vermuthen, den 
die Analyse auch bestätigte; ferner enthielt das Gestein 
ausser Kalk noch etwas Thon, der beim Auflösen in 
Salzsäure zurückblieb. Beim Reiben des Gesteins liess 
sich noch deutlich ein bituminöser Geruch wahrnehmen, 
wesshalb ich glaube, dass das Stück aus der oberen 
Schicht der Rauchwacke stammt, die an vielen Orten 
unmittelbar vom Stinkstein überlagert wird und bei der 
Ablagerung des letzteren auch bituminös werden musste. 
Fundort: Goldberg. 


Ludus Helmontii. 


Ein gelblichgrauer, dichter, thonreicher Kalkstein 
(Mergel), von zahlreichen Spalten durchzogen, die mit 
gelbem Faserkalk gefüllt sind. Die Anordnung dieser 
Spalten zeigt eine gewisse Symmetrie, indem durch die- 
selben vorzugsweise unregelmässig vier- bis fünfseitige 
Felder eingeschlossen werden. Fundort: Laage. 


5 


Kalktuff 


Ein weisses poröses Stück bei Remplin gefunden 
wird dem in dortiger Gegend lagerndem Kalktuff ent- 
stammen; vergl. Archiv 1861. Seite 218. Ausserdem 
fand ich in mehren Sandgruben bei Goldberg, Zar- 
rentin u. a. O. Kalktuffröhren von verschiedener Grösse, 
z. Thl. Holzsubstanz umschliessend. 


Stylolithenkalk. 


Ein braunrothes, kleinkörnig-crystallinisches Gestein 
mit zahlreichen Stylolithen, die mit denen des Rüders- 
dorfer dichten Kalksteins ganz übereinstimmen. Gut be- 
schrieben und abgebildet finden sich diese eigenthüm- 
lichen Bildungen in Klöden’s Versteinerungen der Mark 
Brandenburg. Fundort: Zarrentin. 


Silurischer Kalkstein. 


Zu demselben gehören z. B. folgende Funde: 

1) ein dichter grauer, thonhaltiger Kalkstein mit über- 
aus zahlreichen schwarzen sägeförmigen Grapto- 
lithen. Sülten bei Stavenhagen. 

2) ein dichter grauer Kalkstein mit Orthoceras duplex 
Wahl. von Laage. 

3) ein grauer, körnig-crystallinischer Kalkstein mit 
Sphaeronites aurantium His. von Laage. 

4) einfarbig bräunlichrothe, auch braunroth und 
srünlichgrau gefleckte Kalksteine mit verschie- 
denen Orthoceratiten. Laage. Zarrentin. 

5) ein verkieselter Kalkstein; derselbe ist gelblich- 
grau, porösund hat durch den Verkieselungsprocess 
die Kohlensäure ganz oder doch zum grössten Theil 
verloren, so dass er mit Säuren nicht oder nur 
wenig aufbraust; er enthält zahlreiche Petrefacten, 
darunter Trilobiten. Ein Stück, bei Zarrentin ge- 
funden, hat ganz die Form eines Mauersteins (Back- 
steins) und enthält einen etwa 5 Cm. im Durch- 
messer haltenden Kern unveränderten dichten 


grauen Kalksteins, der mit Säuren lebhaft braust; 
hieraus scheint hervorzugehen, dass die Verkieselung 
des Gesteins nicht an seiner ursprünglichen Lager- 
stätte, sondern erst im Geröllzustand stattfand. 


Obersenonischer Kalkstein. 

Graulichweiss, kieselreich, kleine schwarze Körner 
und Bruchstücke von Bivalven und Belemniten ent- 
haltend; ein Stück mit Salzsäure übergossen, braust 
einige Zeit lebhaft, zerfällt aber nicht. Laut Mittheilung 
des Herrn Landbaumeisters Koch soll das Gestein nach 
Herrn Professor Angelin’s Aussage auch in Schweden 
vorkommen und zwar nur als Geschiebe. 

Fundort: Heiligendamm bei Doberan. 


Aragonit, 

In einem silurischen Kalkstein von Laage finden 
sich eine Menge schöner Aragonit - Crystalldrusen als 
Auskleidung der inneren Räume von Sphaeronites auran- 
tium H. Auch in einem bei Rostock gefundenen, fein- 
körnigen, braunrothen Sandstein, stellenweise Glimmer 
enthaltend, finden sich Spalten, von denen die schmäleren 
von gelblichkem Aragonit ganz ausgefüllt, die weiteren 
dagegen nur an den Wandungen damit ausgekleidet 
sind und ausserdem wasserhelle Kalkspatherystalie ent- 
halten. Der Aragonit zerspringt, in Glaskolben erhitzt, 
zu grobem Pulver. 


Rogenstein, 
Ein schönes weisses Geschiebe bei Stavenhagen 
gefunden, dem weissen Jura angehörend, erhielt ich als 
Geschenk von Herrn Landbaumeister Koch. 


Jurakalkgerölle, 

Im östlichen Mecklenburg, wo diese Gerölle nicht . 
selten sind, habe ich noch nicht gesammelt; zwei Stücke, 
die ich bei Lübz und Goldberg fand, sind aussen gelb- 
. braun, innen grau und enthalten ausser Quarzkörnern 
eine grosse Menge brauner glänzender Körner; die 


Petrefacten kenne ich zur Zeit noch nicht. Bei Schwerin 
und Zarrentin habe ich diese Gesteine bisher nicht 
gefunden. 


Caradoc-Sandstein. 

Ein höchst feinkörniger Sandstein von schmutzig 
gelblichgrauer Farbe mit thonigem Bindemittel, bei 
Goldberg gefunden, enthält ein Exemplar von Zatuites 
Cornu AÄrietis. 


Vogesensandstein. 

Das Gestein hat eine lebhaft ziegelrothe Farbe 
und thoniges Bindemittel; die Quarzkörner sind eckig 
erystallinisch; es gleicht dem Vogesensandstein von 
Neustadt in Rheinbaiern vollständig. Fdt.: Schwerin. 


Buntsandstein. 

Ein fester Sandstein mit thonigem Bindemittel, 
häufig verschiedenfarbig bandartig gestreift, doch auch 
einfarbig, gelblichweiss, gelb, rotl, braun, grau oder 
grünlich, ferner mit hellen meist rundlichen Flecken, 
die durch Fehlen des Pigments entstehen; die grob- 
körnigen Stücke enthalten öfter Feldspaththeilchen und 
sind durch zahlreich beigemengte grössere Quarzkörner 
ungleichkörnig; in den feinkörnigen Stücken ist ziemlich 
viel Glimmer, der indess ungleich vertheilt ist; auch 
kommen Quarzfels ähnliche Stücke vor, die den untersten 
Lagen der Formation angehören. Ueberall häufig. 


Oberer Keupersandstein, 
Crystallsandstein. 

Das Gestein hat mergeliges Bindemittel, welches 
stellenweise in so geringer Menge vorhanden ist, dass 
das Gestein bei der Berührung zerfällt; es ist grob- 
körnig, von schwarzgrauer Farbe und besteht aus 
schwarzer elänzender Pechkohle und eckigen wasser- 
hellen Quarztheilen mit glänzenden Crystallflächen. 
Erhitzt man ein etwa erbsengrosses Stück zum Roth- 
elühen und erhält einige Minuten darin, so ist alle 


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Pechkohle verbrannt und die Quarzkörner haben ihre 
Durchsichtigkeit verloren. Gefunden ist dieser Sandstein 
in der Umgegend von Grevesmühlen durch Herrn Lehrer 
Wildhagen in Welzin. 


Quadersandstein. 


Die Stücke meiner Sammlung, die ich sicher als 
Quadersandstein erkenne, haben sämmtlich thoniges 
Bindemittel, sind fein- bis grobkörnig, aber von gleich- 
mässigem Korn und frei von Feldspath. Die meisten 
Stücke haben nur wenig Bindemittel und sind daher 
locker, so dass schon beim Anfassen Körner abfallen; 
die grobkörnigen Stücke enthalten neben den runden 
und ovalen Quarzkörnern auch eckig-erystallinische. 
Die häufigste Farbe ist gelblichweiss, ausserdem kommen 
oft gefleckte Stücke vor und zwar auf rein weissem oder 
gelblichgrauem Grunde mit gewöhnlich tropfenförmigen 
schwarzbraunen Flecken, die sich stellenweise auch zu 
grösseren Flecken vereinigen; man hat diese Varietät, 
die z. Thl. auch viele grüne Körner enthält, Tiger- 
sandstein genannt. Erwärmt man ein solches schwarz- 
braun geflecktes Stück im Reagensglase mit concentrirter 
Salzsäure, so wird der Farbeüberzug leicht gelöst und 
die Quarzkörner erscheinen rein weiss; in der salzsauren 
Lösung habe ich nur Eisenoxyd gefunden. Fdt.: Zarrentin. 
Schwerin. 


Grünsandstein. 


Grünes Gestein aus dünnen Platten zusammen- 
gesetzt und aus weissen Quarzkörnern, etwas Glimmer 
und grünen Glaukonitkörnern bestehend; Bindemittel 
thonig, mergelig oder kalkig. Fdt.: Schwerin, Zarrentin. 


Obersenonischer Sandstein, 


In einer Kiesgrube bei Moidentin in der Nähe von 
Wismar ist ein grösseres Geschiebe gefunden; es ist 
schmutzigweiss, hart, porös, höchst feinkörnige mit kal- 
kigem sehr reichlichem Bindemittel, so dass es einem 


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Kalkstein ähnlich ist; an Petrefacten finden sich darin 
Belemnitella subventricosa Wahlenb., Exogyra haliotoidea 
Sow. und Coprolithen. Nach eiuer Mittheilung des Herrn 
Professor Angelin in Stockholm an Herrn Ldbmstr. Koch 
ist das Gestein im nördlichen Schonen anstehend. 


Arkose. 


Einige bei Goldberg gefundene Stücke gleichen 
einem würtembergischen Stücke meiner Sammlung voll- 
ständig; sie sind grob- bis kleinkörnig, haben ein rothes 
eisenschüssiges Bindemittel und enthalten ausser (Quarz 
eine grosse Menge zu weissem Pulver zersetzten Feld- 
spathes. Ein anderes Stück, bei Zarrentin gefunden, 
hat nicht das rothe Bindemittel, ist im Ganzen von 
srünlichgrauer Farbe und enthält ebenfalls eine grosse 
Menge Feldspath, z. Thl. zersetzt, z. Thl. von frischem 
Ansehen. 


Tertiärsandstein. 
Hierzu gehören folgende Funde: 

1) ein graulichweisser, zerreiblicher, höchst feinkörniger 

elimmerhaltiger Sandstein mit kalkigem Bindemittel 

von Zarrentin. 

ein gelblichgerauer, nicht sehr fester, höchst fein- 

körniger glimmerhaltiger Sandstein mit mergeligem 

Bindemittel und viele Holzstücke einschliessend 

von Schwerin. 

3) in der Umgegend von Sternberg und Brüel ge- 
sammelte unter dem Namen der Sternberger Kuchen 
bekannte flache Gerölle mit wohlerhaltenen zahl- 
reichen Conchylienarten, unter denen die Gattungen 
Natica, Pleurotoma und Dentalvum die häufigsten sind. 

4) in der Umgegend von Schwerin und namentlich 
bei Consrade gesammelte, durch Eisenoxydhydrat 
braun gefärbte, löcherige, flache Sandsteingerölle, 
aus denen die Schalen der Conchylien verschwunden 
und nur deren Abdrücke geblieben sind; sie sind 
eine Varietät des Sternberger Gesteins. 


2 


Su 


10 


5) ein bei Zarrentin gefundenes höchst lockeres Stück 
von grauer Farbe vorwaltend mit Turritellen; nach 
Herrn Ldbmstr. Koch’s Mittheilung einer beson- 
deren Schicht des Sternberger Gesteins angehörend. 


Bernstein. 

Kommt in vereinzelten Stücken nicht sehr selten 
in Mecklenburg vor, z. B. bei Laage, Lübz, Schwerin; in 
grösserer Menge trifft man denselben zuweilen an der 
Ostseeküste, besonders nordöstlich von Wismar; Hirten- 
knaben haben in dortiger Gegend im Laufe eines Som- 
mers mehre Pfunde Bernstein in Stücken von der Grösse 
einer Wallnuss und darüber gesammelt und mir zu Kauf 
angeboten; das grösste Stück, das mir zu Händen ge- 
kommen, wurde bei Lübz gefunden und wog etwas über 
800 Grammen. 


Braunkohle. 


Dieselbe kommt in Mecklenburg nicht nur als an- 
stehendes Lager, sondern auch als Geröll vor; ein Stück 
von Benz bei Lübtheen ist braun und hat z. Thl. erdigen 
Bruch, z. Thl. noch Holzstructur; zwei Stücke von 
Kressin bei Goldberg und Teschow bei Laage sind 
schwarz, etwas glänzend und geben ein braunes Strich- 
pulver. 


Kupterkies. 

Als Einsprengung kommt dieses Mineral öfter vor, 
als Geröll habe ich es in Mecklenburg noch nicht selbst 
gefunden; das einzige Stück meiner Sammluug wurde 
von Herrn Pastor Vortisch zu Satow in dortiger Gegend 
gesammelt und mir von demselben überlassen; es ist 
derb, messinggelb im Bruch, goldgelb an der Oberfläche 
und giebt ein grünlichschwarzes Strichpulver. Von 
concentrirter Salpetersäure wird es langsam angegriffen, 
dagegen von Königswasser beim Erhitzen bald gelöst; 
die Lösung giebt, mit Aetzammon im Ueberschuss ver- 
setzt, einen braunen Niederschlag von Eisenoxydhydrat 
und eine darüberstehende schön blaue Kupferlösung. 


11 


Schwefelkies. 


Als Einsprengung häufig; ausserdem kommen kuge- 
lige, ovale oder abgerundet platte, mit einer braunen 
Rinde überzogene Stücke kleinkörnig-erystallinischen 
bis fast dichten Schwefelkieses vor, z.B. bei Laage und 
Goldberg. 


'Strahlkies. 


Aus dem Teschower See bei Laage und aus der 
Goldberger Gegend besitze ich mehre kugelig-knollige 
Stücke dieses Minerals von strahlig-faserigem Gefüge, 
. von denen einige bereits in Zersetzung begriffen und 
zwar unter Bildung der beiden folgenden Mineralien. 


Eisenvitriol,, 


Denselben fand ich in kleinen weisslichen Crystallen 
als Neubildung auf zerfallenden Strahlkies von Laage, 
sowie in den Rissen cines Stückes Braunkohle von 
Kressin; durch Analyse bestätigt. 


Misy. 


Mit dem auf dem Strahlkies und der Braunkohle 
vorkommenden Eisenvitriol findet sich ein feinkörniges, 
meist in kleinen Häufchen abgelagertes, eitrongelbes 
Mineral, aus Eisenoxyd, Schwefelsäure und Wasser be- 
stehend; dasselbe wird beim Erhitzen in destillirtem 
Wasser verändert unter Bildung eines röthlichgelben 
Pulvers, welches Verhalten nach Hausmann dem Misy 
eigen ist; in Salzsäure ist es ohne Anwendung von 
Wärme leicht löslich, wodurch es sich besonders von 
dem ähnlichen Gelveisenerz unterscheidet. 


Rotheisenerz, 


Ein bei Schwerin gefundener Gneiss mit dunklem 
Glimmer enthält dichtes und ochriges Rotheisenerz ein- 
gesprengt; auch in einem Granit von Zarrentin findet 
sich dichtes Rotheisenerz. 


12 


Eisenglimmer, 

In einem Stücke dichten weissen Quarzes findet 
sich eine mehrfach verzweigte Ader von Eisenglimmer; 
derselbe ist blättrig, metallglänzend, stahlfarben, z. Thl. 
roth durchscheinend, von rothem Strichpulver und im 
gepulverten Zustande in kochender Salzsäure löslich. 
Fdt.: Laage. 


Magneteisenerz. 

Am Goldberger See ist ein bunter Sand, Magnet- 
eisensand, in ziemlicher Menge vorhanden, aus dem man 
mittelst eines Magneten die schwarzen Körner von 
Magneteisen sehr leicht herausziehen kann; dieselben 
enthalten kein Titan, sondern bestehen nur aus Eisen- 
oxyduloxyd; sie lösen sich gepulvert in kochender con- 
centrirter Salzsäure ohne gleichzeitige Abscheidung von 
Titansäure; die Lösung mit metallischem Zinn gekocht, 
wird entfärbt, aber nicht violet, wie bei Gegenwart von 
Titan; das Pulver mit concentrirter Schwefelsäure 
gekocht, färbt dieselbe nicht blau, wodurch ebenfalls 
die Abwesenheit des Titans erwiesen wird. Im Archiv- 
heft von 1848 ist Titaneisensand vom Goldberger See 
aufgeführt, jedoch keine Analyse davon gegeben; ich 
halte es für möglich, dass das Magneteisen mit Titan- 
eisen verwechselt ist. — Als Einsprengung z. B. in 
Syenit ist das Magneteisenerz nicht selten. 

Vivianit, 

Beim Umlegen eines Strassendammes in Goldberg 
fand sich ein gelblichweisses mürbes Stück Sandstein, 
dessen Risse smalteblauen erdigen Vivianit in Menge 
enthalten. Im Archivhefte von 1868 p. 107 ist der Vivianit 
von Boll irrthümlicher Weise als natürliches Berlinerblau 
bezeichnet. 


Brauneisenerz, 
In einem grauen, dichten, thonhaltigen Kalkstein, 
den ich für silurisch halte, befinden sich zahlreiche ab- 
gerundete Stücke von dichtem und z. Thl. ochrigem 


13 


Brauneisenerz, die ich als Pseudomorphosen aus Eisen- 
kies betrachte. Zarrentin. Als pulverförmiger Nieder- 
schlag findet sich das ochrige Brauneisenerz an einer 
Quelle zu Goldberg noch fortwährend in Bildung. 

Auch als Versteinerungsmittel kommt das Braun- 
eisenerz vor; ein Stück dadurch petreficirten Holzes 
wurde bei Güstrow gefunden. 


Schaliger Brauneisenstein, 

auch Thoneisenstein und Eisenniere genannt; dieses in 
Mecklenburg häufige Gestein kommt kugelig, eiförmig, 
knollig und plattenförmig vor; es besteht aus einem 
Kerne, der von einer oder mehren Schalen umgeben ist; 
die gelblichbraunen bis braunen Schalen bestehen aus 
Quarzkörnern, Eisenoxydhydrat und Thon und gleichen 
manchem eisenschüssigen Sandstein völlig. Als Kerne 
kommen darin vor: 1) fast reines Eisenoxydhydrat von 
lebhaft ockergelber Farbe, leicht zerreiblich und ab- 
färbend; 2) Eisenoxydhydrat mit Thon oder Quarzkörnern 
gemengt, von gelblichbrauner Farbe; 3) ein dichtes Ge- 
menge von Eisenocker mit Thon, gelbliehgrau oder 
srünlichgrau von flachmuscheligem Bruch; 4) ein fester, 
srünlichgrauer, glänzender Sandstein. 


Schaliger Rotheisenstein, 

Weit seltener als das vorige Gestein, von dem es 
sich auch nur in sofern unterscheidet, als das Risenoxyd- 
hydrat hier durch reines Eisenoxyd ganz oder theilweise 
vertreten ist und das Gestein in Folge dessen statt 
der gelblichbraunen rothe Farbentöne zeigt. Fdt. 
Laage. Zarrentin. 


Raseneisenerz, 
auch Wieserz, Sumpferz, Moorerz, Limonit, in Mecklen- 
burg Eisenklump oder Klump und wenn zerreiblich Ur 
genannt. Es gehört indess nicht Alles, was Eisenklump 
genannt wird, zum Raseneisenerz; es finden sich z. B. 
auf verschiedenen Feldmarken der Umgegend von Zar- 
rentin ziemlich häufig grosse, bis 30 Kilogramın schwere 


14 


Stücke, die jedenfalls einer Schmelzung unterworfen 

gewesen; sie enthalten zwar Holzstücke, wie solche im 

Raseneisenerz ebenfalls vorkommen, doch werden diese 

von Baumwurzeln herrühren, welche durch die oft sehr 

durchlöcherten Massen gewachsen sind, da sie, wenn 
ursprünglich vorhanden, beim Schmelzprocess hätten 

‚ zerstört werden müssen. Die Oberfläche dieser Massen 

ist meist tropfsteinähnlich, grünlichgrau bis eisenschwarz, 

stellenweise braun; auf dem Bruche von denselben 

Farben, auch bunt angelaufen, z. Thl. sehr porös, dem 

verschlackten Basalt ähnlich, z. Thl. dicht, in dünnen 

Splittern gelblich durchscheinend, von erystallinischem 

Gefüge, mit einzelnen Hohlräumen, die mit Drusen von 

kleinen gelblichen bis braungelben durchscheinenden 

Crystallen ausgekleidet sind; diese sowohl als die Grund- 

masse haben ein spec. Gew. von 3,8, sind durch Quarz 

ritzbar, geben ein grünlich graues bis schwärzlich graues 

Pulver, das im Kolben erhitzt, kein Wasser abgiebt 

und in concentrirter Salzsäure unter Abscheidung von 

weissem Kieselsäurepulver löslich ist; die Lösung giebt 
mit Aetzammon einen grünen Niederschlag, an der Luft 
braun werdend, und enthält nur Eisenoxydul; es sind 
diese Schlacken also wasserfreies Eisenoxydulsilicat. 

Wirkliches Raseneisenerz hat ein gelblichbraunes Strich- 

pulver und giebt im Kolben erhitzt Wasser ab; die 

Lösung desselben in Salzsäure giebt mit Ammoniak 

einen braunen Niederschlag. An Varietäten besitze ich: 

1) ein gelblichbraunes bis braunes, ziemlich festes 
Gestein, wenig durchlöchert; auf dem Bruche ist es 
matt, uneben und lässt eingemengte Sandkörner, 
auch Holztheile erkennen. Ludwigslust. 

2) ein knolliges, gelblichbraunes bis braunes, zerreib- 
liches und abfärbendes Gestein, gebildet aus 
Sandkörnern oder grösseren Gesteinsstücken ver- 
schiedener Art, durch pulverigen, braunen Eisen- 
ocher verkittet. Ludwigslust. Schwerin. 

3) die unter No. 2 beschriebene Gesteinsmasse in 
Form von Kegeln mit warziger Oberfläche; diese 


2 


Kegel sind bis zu 8 Cm. lang, an einem Ende 
2 bis 3, am andern 1!/s bis 2 Cm. dick und zeigen 
auf dem Querbruche mehr oder weniger deutlich 
concentrische Ringe; ich vermuthe, dass diese 
Bildungen durch Umhüllungen von Pflanzenwurzeln 
entstanden sind. Schwerin. Zarrentin. 


4) Eisensandstein jüngster Bildung; die Entstehung 
desselben beobachtete ich am Ufer des Schweriner 
Sees unweit Zippendorf; das Gestein ist locker, 
vollkommen geschichtet und aus Quarzkörnern 
mit braunem eisenschüssigem Bindemittel be- 
stehend. — Ein loser gelblichbrauner Sand findet 
sich bei Loosen unweit Lübtheen in Menge; er- 
wärmt man denselben mit Salzsäure, so wird der 
braune Ueberzug schnell gelöst und die Quarz- 
körner erscheiuen reinweiss. 


Quarzfels, 
Sowohl dicht, als festfeinkörnig, durchsichtig bis 
durchscheinend, wasserhell, reinweiss, grau, gelblich 
und röthlich vorkommend. Sehr häufig. 


Quarzschiefer, 


Graulichweisser, festfeinkörniger, schiefriger Quarz- 
fels, nur accessorisch in der Schieferricehtung einige 
Glimmerblättchen enthaltend. Fdt. Goldberg. 


Talkiger Quarzschiefer. 

Unstreitig das schönste Gestein unter den mecklen- 
burgischen Geröllen; schiefrig, nicht biegsam, gleich- 
mässig gemengt aus Talk und körnigem Quarz; der 
Talk ist farblos, durchsichtig, von starkem Perlmutter- 
glanz; der Quarz in einigen Stücken schneeweiss, in 
anderen rosenroth, auch in’s gelbliche und graue 
neigend; Einmengungen sind nicht häufig, nur ein Stück 
enthält Glanzeisenerz in der Form des Eisenglimmers 
eingesprengt. 

Fdt. Schwerin Zarrentin. 


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.16 


Quarziger Glimmerschiefer. 

Weisser cerystallinisch-körniger Quarz, durch ein- 
gemengten gelben Glimmer schiefrig; die Quarzkörner 
bedeutend vorherrschend und nicht sehr fest mit ein- 
ander verbunden. Fdt.: Zarrentin. 


Talkiger Glimmerschiefer, 

Das Gestein besteht aus weissem bis graulich- 
weissem stark durchscheinendem Quarz, graubraunem 
Glimmer und weissem Talk und ist durch die ungleich- 
mässige Vertheilung des Talkes stellenweise fettig 
anzufühlen. Fdt.: Laage. 


Talkschiefer, 

Weich, fettig anzufühlen, graulich-weiss mit einigen 
rothen Flecken; dem Gestein ist stellenweise gelblich- 
weisser stark durchscheinender Talkspath in ziemlicher 
Menge eingelagert, auch enthält es, jedoch unsichtbar, 
kleine Mengen von Kalkspath. 

Concentrirte Salzsäure, auf ein Stück des Gesteins 
gegossen, löste den Kalkspath leicht und ohne Anwen- 


dung von Wärme, den Talkspath jedoch nur durch an- 


dauerndes Erhitzen; der Talkschiefer blieb unverändert. 
Aus der salzsauren Lösung wurde durch kaustisches 
und kohlensaures Ammon der Kalk gefällt, so dass 
im Filtrat weder oxalsaures Ammon noch schwefel- 
saures Kali einen Niederschlag gab, dagegen durch 
Aetzammon mit phosphorsaurem Natron der bekannte 
Magnesianiederschlag in reichlicher Menge entstand, 
Fdt. Schwerin. 


Graphitschiefer. 


Aus abwechselnden Lagen von Graphit und Quarz 
bestehend; die Quarzlagen erscheinen im Querbruch 
etwas dicker, als die Graphitlagen und enthalten stellen- 
weise einige Glimmerblättehen. Das Gestein färbt blei- 
grau ab, jedoch nicht so leicht als reiner Graphit; ge- 
funden wurde es bei Rostock durch Herrn Lehrer 
Jahnke, z. Z. in Bantin. 


17 


Thonglimmerschiefer, 
(Grauwackenschiefer,) 

Schiefrig, blaugrau, glimmerreich, überhaupt mit 
dem Grauwackenschiefer von Jlsenburg am Harz völlig 
übereinstimmend. Einige erst in neuester Zeit gefundene 
Stücke sind grünlichgrau z. Thl. grade, z. Thl. wellig 
schiefrig, auch etwas dichter, so dass sie sich schon dem 
Thonschiefer nähern. Fdt. Zarrentin. 


Chloritischer Glimmerschiefer, 

Ein sehr feinkörnig - schiefriger, gelblichgrauer 
Glimmerschiefer, durch beigemengten ungleich vertheilten 
Chlorit grün marmorirt; der Chlorit bildet schwärzlich- 
grüne Blätter, ist mit dem Fingernagel leicht ritzbar, 
fühlt sich etwas fettig an und ist z. Thl. mit einem 
hellgrünen erdigen Ueberzuge versehen. 

Von Herrn Lehrer Jahnke zu Bantin bei Zarrentin 
gefunden. 


Gemeiner Glimmerschiefer., 
Körnig-erystallinisches Gemenge von Quarz und 
Glimmer, durch abwechselnde Lagen beider Bestand- 
theile schiefrig; der Quarz graulichweiss, oft wenig er- 
kennbar, der Glimmer in verschiedenen Farben vor- 
kommend und oft sehr vorherrschend. Ueberall in 
Mecklenburg. 


Granat-Glimmerschiefer. 

Gemeiner Glimmerschiefer, dem oft sehr zahlreiche 
Crystalle von rothem Granat in verschiedener Grösse 
eingemengt sind. 

Fdt. Goldberg. Schwerin. 


Oligoklas-Gneiss mit Granaten, 
Graulichweisser Quarz, gelblichweisser Oligoklas 
mit der bekannten Parallelstreifung und dunkler Glimmer 
als körnig-schiefriges Gemenge mit sehr zahlreichen 
Crystallen von rothem Granat. Fdt. Laage. Schwerin. 
Zarrentin. 
Archiv XXX. 2 


18 


Gemeiner Gneiss. 

Feldspath, Quarz und Glimmer, als schiefriges, 
erystallinisch-körniges Gemenge, nicht selten porphyr- 
artig durch grössere Orthoklasstücke; die Bestandtheile 
variren in Bezug der Art, der Farbe und der Menge, 
so dass sich mehrere Varietäten des Gesteins erkennen 
lassen. 

1) Gneiss mit rothem Orthoklas und dunklem Glimmer. 

2) Gneiss mit rothem Orthoklas, röthlichem Oligoklas 
und dunklem Glimmer. 

3) Gneiss mit graulichweissem Orthoklas und dunklem 
Glimmer. 

4) Gneiss mit graulichweissem Oligoklas, viel weissem 
und wenig dunklem Glimmer. 

5) Gneiss mit graulichweissem Oligoklas und dunklem 
Glimmer. 

6) Gneiss, in welchem der Quarz ganz vorherrscht, 
der Feldspath und Glimmer gleichsam nur acces- 
sorisch auftreten, so dass ein solches Gestein dem 
Quarzschiefer nahe kommt. 

Alle genannten Varietäten ziemlich häufig. 


Syenitgneiss, 

Gemeiner Gneiss, dem gemeine schwarze Horn- 
blende beigemenst ist. Grobkörnige Stücke von Zar- 
rentin und Goldberg haben dunklen Glimmer, röthlichen 
oder gelblichen Orthoklas mit gleichfarbigem Oligoklas; 
auch kleinkörnige Stücke mit weissem Feldspath und 
dunklem Glimmer bei Warnemünde gefunden. 


Hornblendeschiefer. 

Kommt schwarz und auch grün vor; feinkörnig, 
grobkörnig-blättrig, auch faserig durch parallele Anord- 
nung schwarzer Hornblendestängelchen. Einmengungen 
sind besonders Schwefelkies, Kupferkies, Glimmer, Feld- 
spath und Quarz, so dass dadurch auch Uebergänge 
in Syenitgneiss und Dioritschiefer entstehen. Zarrentin. 
Schwerin. 


19 


Hornblendefels. 


Der Hauptbestandtheil dieses Gesteins ist gemeine 


Hornblende, entweder dunkelgrün oder schwarz, z. Thl. 
mit Glasglanz, z. Thl. mit geringerem Glanz, von blätt- 
riger Structur und grob- bis feinkörniger oder stengliger 
Absonderung. An Beimengungen habe ich beobachtet: 
rothen Orthoklas, weissen bis gelblichweissen Oligoklas, 
rothen Granat, Eisenkies und dunklen Glimmer. Fdt.: 
Zarrentin. Schwerin. 


1) 


B) 


Si 


4) 


5) 


Uebergänge in Diorit und Syenit nicht selten. 
'Syenit. 


Derselbe tritt in mehren Abänderungen auf. 
Normaler Syenit, grobkörnig, aus rothem Orthoklas 
und schwarzer gemeiner Hornblende bestehend. 
Goldberg, Schwerin. 
Syenit mit schwarzer gemeiner Hornblende und 
weissem Feldspath als kleinkörnig-crystallinisches 
Gemenge; an einigen, aber nur wenigen Täfelchen 
des Feldspathes ist eine deutliche Parallelstreifung 
zu erkennen, was auf eine Beimischung von Oligo- 
klas schliessen lässt; ausserdem enthält das Ge- 
stein ein Carbonat jedoch unsichtbar und in ge- 
ringer Menge beigemengt; es zeigt, wie auch in 
Cotta’s Gesteinslehre angegeben, mit Salzsäure be- 
tupft, unter der Loupe ein schwaches, aber deut- 
liches Aufbrausen. Schwerin. Zarrentin. 
Feinkörniger Syenit, bestehend aus rothem Feld- 
spath und lauchgrüner durchscheinender Horn- 
blende; das Gestein enthält gelblichgrünen körnigen 
Pistazit in überaus zahlreichen Adern und zeigt 
grosse Neigung zum Verwittern. Fdt. Goldberg. 
Grobkörniger Syenit mit rothem Orthoklas und 
gemeiner schwarzer Hornblende, die zum grossen 
Theil in körnigen und auch stengligen Pistazit 
verwandelt ist. Zarrentin. 
Porphyrartiger Syenit, kleinkörnig, mit gemeiner 
schwarzer Hornblende und weissem Orthoklas, 
2*+ 


20 


porphyrartig durch grosse, gleichmässig vertheilte 
Hornblende-Individuen; durch Verwitterung, an 
einem Stück ber bemerkbar, zu Grus zer- 
fallend Zarrentin. 

6) Syenitschiefer. Ein kleinkörniges Stück, bei 
Schwerin gefunden, besteht aus schwarzer ge- 
meiner Hornblende, parallel geordnet, und rothem 
Orthoklas; andere bei Zarrentin gefundene klein- 
körnige Stücke sind ungefähr 1 Cm. dicke Platten 
mit weissem Orthoklas und schwarzer Hornblende. 


Syenit-Granit, 

Ein Quarz und Glimmer enthaltender Syenit; dieses 
ziemlich häufige Gestein bildet ein Mittelglied zwischen 
Syenit und Granit; seine Zusammensetzung schwankt 
in quantitativer Hinsicht sehr; es kommen hornblende- 
reiche Stücke vor, aber auch solche mit sehr geringem 
Hornblendgehalt, so dass die Extreme einerseits als 
Syenit, andrerseits als Granit zu betrachten sind. Dem 
Feldspath ist oft Oligoklas beigemengt, in einigen 
Stücken sogar in beträchtlicher Menge, so dass dieselben 
Uebergänge in Diorit bilden, welche jedoch z. Thl durch 
das grobe Korn und die röthlichgelbe Farbe des Oligo- 
klases den syenitischen Habitus behalten. 


Gemeiner Granit 

Ein grob- bis kleinkörnig-erystallinisches Gemenge 
von Feldspath, Quarz und Glimmer; der Quarz weisslich 
in verschiedenen Nuancen, der Feldspath weiss, gelblich 
oder roth, in der Regel nur Orthoklas, zuweilen mit 
etwas Oligoklas, der Glimmer meist schwarz, auch 
dunkelgrün oder weiss.“ Ueberall häufig; in einem Stück 
von Goldberg hat der Quarz körniges Gefüge; ein Stück 
von Grevesmühlen enthält einen Granaterystall von 6 Cm. 
Durchmesser. 


Gneiss-Granit, 
Durch annähernd parallele Lagerung des Glimmers 
etwas schiefrig; ebenfalls häufig. 


21 


Riesengranit, 
Bei Laage gefunden, mit weissen Orthoklas-In- 
dividuen von 4 Cm. Durchmesser und weissen Glimmer- 
platten bis zu 6 Om. Länge. 


Porphyrartiger Granit, 
Kleinkörnige Granitgrundmasse, durch grössere 
Feldspatherystalle porphyrartig; ein Stück von Goldberg 
enthält schwarzen und weissen Glimmer. 


Schriftgranit, 

Der Feldspath weiss oder roth und sehr vor- 
herrschend, der Glimmer fast fehlend, der Quarz in 
linearen, oft recht- oder stumpfwinkeligen Stücken und 
dadurch auf dem Querbruch des Gesteins Schriftzeichen 
ähnlich. Laage und Zarrentin. 


Beresit, 

Ein Granit von mittlerem Korn, bestehend aus 
gelblichweissem Orthoklas, graulichweissem Quarz, wenig 
dunklem Glimmer und sehr reichlichem, gleichmässig 
vertheiltem Eisenkies. Fdt. Zarrentin. 


Granulit, 

Von Zarrentin, Schwerin und Goldberg in charac- 
teristischen Stücken; mehr oder weniger deutlich 
schiefrig mit feinkörnigem Feldspath, weiss, gelblich 
oder röthlich, sehr wenig Quarz und Glimmer, z. Thl. 
mit vielem Granat, z. Thl. auch ohne Granat; ein Stück 
enthält auch Hornblende eingemengt. 


Felsitfels (Petrosilex). 

Ein dichtes, am Stahle funkendes Gestein, roth, 
selb, grau, auch blassgrün, zuweilen mit feinen Quarz- 
adern, z. Thl. von muschligem, z. Thl. von schiefrigem 
Bruche. Schwerin. Zarrentin. 


Kieselschiefer, 


Ein Stück, bei Zarrentin gefunden, ist plattenförmig 
mit graden glatten Flächen, undurchsichtig, von schwarzer 


22 


Farbe, flachmuscheligem mattem Bruche und am Stahle 
etwas schwierig funkend. 


Felsitporphyr (Quarzporphyr). 

Das Gestein ist ein Felsitfels mit ausgeschiedenem 
erystallinischem Feldspath und Quarzkörnern; die fel- 
sitische Grundmasse ist roth oder grau in verschiedenen 
Nuancen, in einem Stück von Zarrentin roth und grün 
marmorirt. Die Feldspatherystalle sind roth von ver- 
schiedenem Ton oder weisslich, fast immer Orthoklas, 
nur mitunter ist etwas Oligoklas vorhanden; an Ein- 
mengungen kommen Eisenkies in kleinen Crystallen und 
ein grünlich-graues weiches Mineral vor, das ich für 
Pinit halte. Nach der Beschaffenheit der Grundmasse 
unterscheidet man: 

1) Hornsteinporphyr, mit unzersetzter dem Hornstein 
ähnlicher Grundmasse von glattem Bruch; häufig. 

2) Feldspathporphyr, mit einer höchst feinkörnig- 
erystallinischen Grundmasse von mattem Bruch in 
Folge beginnender Zersetzung; häufig. 

3) Thonsteinporphyr (Thonporphyr) mit zersetzter 
Grundmasse von erdigem Ansehen. Zarrentin. 
Goldberg. 

4) Bandporphyr, schiefrig, aus Lagen von verschiedener 
Färbung bestehend. Goldberg. 


Granitporphyr, 

Eine Grundmasse von Felsitfels, meist röthlich, 
mitunter blassgrün gefleckt, mit ausgeschiedenen cry- 
stallinischen T'heilen von Feldspath, Quarz und dunklem- 
- Glimmer, letzteren in sehr kleinen Blättehen. Zarrentin. 


Glimmerporphyrit, 

Die felsitische Grundmasse ist roth und zeigt keine 
Quarzausscheidungen, dagegen gelbe Oligoklascrystalle 
und dunklen Glimmer in meist hexagonalen Tafeln. 
Zarrentin. 

(Fortsetzung folgt.) 


Die Säugethiere Mecklenburgs 


mit Berücksichtigung ausgestorbener Arten. 
Von Carl Struck. 


Die Fauna unseres Landes ist auf verschiedenen 
Gebieten mit grossem Fleisse durchforscht worden, 
allein die Säugethiere haben noch lange nicht die 
Berücksichtigung erfahren, die sie mit vollem Recht 
verdienen, und eine vollständige Aufzählung derselben 
fehlte bisher. Der erste, wenn auch schwache Versuch, 
wurde in den „Bützowschen Ruhestunden“ im Jahre 1764 
von dem Professor Mantzel gemacht, indem er als 
heimische Vierfüsser: „Luchse, Wölfe, Hirsche (Hirsch 
und Dam- oder Tannen-Wild), Rehe, wilde und zahme 
Schweine, Schafe, Ziegen, Hasen, Dachse, Gräfinge, 
Hamster (wären zweifelhaft), Maulwürfe, Rindvieh, 
Pferde, Esel, Füchse, Marder, Iltisse, Wiesel (zweierlei 
Arten, nach deren Farben, grau und weiss), Eichhörner, 
Katzen, Mäuse, Schweinigel, Ottern und Hunde“ aufführt. 
Rechnen wir immerhin, dass er beide Wiesel-Arten ge- 
kannt habe, was nicht genau ersichtlich ist, so sind doch 
die „Gräfinge“, die nichts weiter bedeuten als Dachse, 
zu streichen. Da nun ferner das Vorkommen des 
Hamsters nach ihm zweifelhaft ist, so bietet seine Auf- 
zählung nur 27 Arten. Fünfzehn Jahre später machte 
Leibmedicus Dr. Graumann den Anfang, die einheimischen 
Säuger in wissenschaftlicher Weise zu beschreiben. Die 
„Gelehrten Beiträge zu den Mecklenburg-Schwerinschen 
Nachrichten vom Jahre 1779 und 1780‘ brachten sein 
Faunae Mecklenburgicae Specimen. Er beschreibt darin 
für die damalige Zeit in ausgezeichneter Weise: Talpa 


24 


europaea, Crossopus fodiens, Orocidura Araneus, Plecotus 
auritus, Vespertilio murinus, Ursus Arctos, Meles Taxus, 
Erinaceus europaeus, Sus Serofa und Sus domesticus. 
Wieder fünfzehn Jahre später lieferte Dr. A. Siemssen 
in dem von ihm herausgegebenen „Magazin für die 
Naturkunde und Oekonomie Mecklenburgs,“ Schwerin und 
Leipzig, 1795, II. Bnd. p. 311, Nachträge dazu, nämlich: 
Vesperugo Noctula, Vesperugo Pipistrellus, Phoca vitulina 
mit var. botnica, Mustela Foina, Foetorius Erminea, Lutra 
vulgaris, ('astor Fiber, Mus sylvaticus, Mus agrarius, Ar- 
vicola arvalis und Myoxus quercinus. Zu Anfang unseres 
Jahrhunderts finden sich wohl hin und wieder im „frei- 
müthigen Abendblatte“ Nachrichten über einzelne Säuge- 
thiere, allein erst der um die vaterländische Natur- 
geschichte hochverdiente Dr. Ernst Boll beschrieb im 
„Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte 
in Mecklenburg“, II. Heft, 1848, die Säugethiere der 
deutschen Ostseeländer Holstein, Mecklenburg, Pommern 
und Rügen. In diesem Verzeichniss werden für unser 
Land mit den ausgestorbenen 42 Species aufgeführt, 
ohne Aufzählung der Säugethiere der Ostsee. Zählt man 
die im I. Archivhefte in der Schilderung der Ostsee auf- 
geführten 4 Arten aus den Ordnungen der Pinnipeden 
und Cetaceen dazu, so sind von ihm 46 Species namhaft 
gemacht Da dieses Archivheft aber schon seit Jahren 
im Buchhandel fehlt, da ferner manche Notizen, die jenes 
Verzeichniss vervollständigen, in den späteren Archiv- 
heften, sowie in den „Jahrbüchern des Vereins für 
mecklenburgische Geschichte und Alterthumskunde“ ent- 
halten sind, und da eigene Nachforschungen über unsere 
Flatter- und Nagethiere, welche ich besonders in den 
Jahren 1859—63 anstellte, einige bis dahin noch nicht 
bei uns beobachtete Arten ermittelten, mag es vielleicht 
selbst dem Forscher gegenüber gerechtfertigt erscheinen, 
wenn ich hiermit ein Verzeichniss unserer Säuger bringe. 

In der Anordnung und Nomenclatur bin ich der 
mustergültigen „Naturgeschichte der Säugethiere von 
Blasius“ (Braunschweig, b. Vieweg und Sohn, 1857) ge- 


25 


folgt. Nach demselben Werke theile ich das Ent- 
deckungsjahr, die ersten Beschreiber und bei den 
kleineren, weniger bekannten Arten, die Familien- und 
Gattungscharakteristik, sowie die Synonymik, als auch 
andere kurze Bemerkungen wörtlich mit, ohne weitere 
Anführung. Wer sich überhaupt eingehender mit den 
Säugern zu beschäftigen gedenkt, dem wird dies Buch 
durchaus unentbehrlich und ein sicherer Führer sein. 
Bei den Chiroptern habe ich die Beschreibung der 
Gaumenfalten und die mikroskopische Untersuchung der 
Haare aus den classischen Monographien „die Gaumen- 
falten und Nebenzungen der Chiroptern“ und „Mono- 
graphie der europäischen Chiroptern‘“ des Prof. Dr. F. 
A. Kolenati entnommen, ebenso sind die beigegebenen 
Zeichnungen der Gaumenfalten daraus entlehnt. 

Die ausgestorbenen Thiere sind mit einem Kreuz, 
die Hausthiere mit einem Stern gekennzeichnet. 

Den Herren Oberlehrer Arndt in Bützow, Rath 
Dr. Brückner in Neubrandenburg, Landbaumeister Koch 
in Güstrow, Conservator Lehrer Lenz in Lübeck, Geh. 
Archivrath Dr. Lisch in Schwerin, Freiherrn H. von 
Maltzan auf Federow und Professor Dr. Röper in 
Rostock spreche ich hier meinen besten Dank aus für 
ihre gütige Unterstützung. 

Ein durchaus vollständiges Bild der Säugethiere 
unseres Landes wird auch dies Verzeichniss schwerlich 
bringen, da sicherlich noch einige Flatter- und Nage- 
thiere bei uns vorkommen, welche sich den bisherigen 
Beobachtungen entzogen haben, und die bereits in den 
Nachbarländern aufgefunden sind; auch für die ausge- 
storbenen Arten kann es keinen Anspruch auf Voll- 
ständigkeit machen, da für diese erst in den letzten 
Jahren grösseres Interesse sich zeigte. Grosse Ver- 
dienste hat sich nach dieser Seite hin besonders der 
Herr Geh. Archivrath Dr. Lisch erworben. Die etwaigen 
Lücken können nur ausgefüllt werden, wenn namentlich 
unsere Forstmänner und Landleute sich mit regerem 
Eifer als bisher den Beobachtungen auf dem Gebiete 


26 


der Zoologie zuwenden. Im Interesse der Wissenschaft 
sei hier noch der Wunsch ausgesprochen: auf Thier- 
schädel, Gehörn, Knochen und Zähne, mögen sie im Torf 
und Moder eingebettet oder im Mergel und Sand ein- 
geschlossen sein, ein wachsames Auge zu haben, da sie 
oft zu wichtigen Folgerungen und Schlüssen, besonders 
über unsere prähistorische Thierwelt, Anlass geben, *) 


I. Ordnung. Fledermäuse. Chiroptera. 


Familie. Blattnasen. Phyllostoma. 


Der untere Theil des Ohrs ist durch einen tiefen 
Einschnitt am Aussenrande abgetrennt. Im Ohr ist kein 
vorspringender Ohrdeckel. Der Zwischenkiefer ist vorn 
in der Gaumenfläche befestigt, nicht mit den Oberkiefer- 
ästen verwachsen. 


Gattung. Rhinolophus G@eofroy. 


4. ee EA 
RE ER hr zE „4 — 32 Zähne. 


Rings um die trichterförmige Vertiefung auf dem 
Schnauzenrücken, in welcher die Nasenlöcher sich öffnen, 
ein hufeisenförmiger Hautrand. Auf der Mitte des Nasen- 
rückens steht ein fleischiger Längskamm, und hinter 
diesem eine querstehende lanzettförmige Haut. 


1. R. Hipposideros. Die kleine Hufeisennase. 
Noctilio Hipposideros Bechst. 
Rhinolophus bihastatus Geofr. 
Rhinolophus Hippocrepis Herm. 
Vespertilio minutus Montagu. 
Hipposideros bihastatus Caut. 
Ober- und Unterlippe einfach gespalten. Acht 
Gaumenfalten, davon die ersten zwei undurchbrochen 
und flach doppelbogig, die folgenden drei doppelbogig 


*) Auf Wunsch ist diese Zusammenstellung, die dem diesjährigen Oster- 
programm des Gymnasiums zu Waren beigegeben war, mit wenig Veränderungen 
wiedergegeben. 


27 


und durchbrochen, die letzten drei quer und durch- 
brochen. Das 0,01 Meter lange Haar zählt 719 Um- 
gänge, von denen 269 charakteristisch sind. An der 
Spitze des Haares sind 5 in die Länge gezogene deut- 
liche Umgänge, hierauf werden sie gedrängter und von 
100 angefangen, wo sich das Haar bedeutend verdickt, 
immer undeutlicher; seine grösste Breite erreicht das 
Haar um den 350 Umgang herum, zählt man von der 
Spitze. Erst nach abermaliger Verschmälerung des 
Haares fangen im 450. Umfange die charakteristischen 
Merkmale an, welche bis zur Haarwurzel bei allmähliger 
steter Verschmälerung des Haares fortgehen. Die kleine 
Hufeisennase wurde zuerst 1759 von Daubenton unter 
dem Namen: Petit fer & cheval beschrieben. Sie kommt 
wohl überall vor, zeigt sich schon im April bei ein- 
brechender Dämmerung und flattert ziemlich unbeholfen. 
Das v. Maltzan’sche Museum besitzt ein Ex. von Neu- 
brandenburg. 


2, R. ferrum equinum. Die grosse Hufeisennase. 
Vespertilio ferrum equinum Schreb. 
Rhinolophus unihastatus Geoffr. 


Nur die Unterlippe gespalten. Acht Gaumenfalten, 
welche alle, mit Ausnahme der letzten, durchbrochen 
sind. Die ersten fünf doppelbogig, die folgenden zwei 
quer, die letzte winkelig nach hinten vorstehend. Das 
0,012 Meter lange Haar mit 1144 Umgängen, von denen 
6 an der Haarwurzel im Zickzack geknittert und rissig; 
330 Umg. sehr charakteristisch. Die grosse Hufeisen- 
nase, zuerst von Daubenton 1759 unter dem Namen: 
Fer & cheval beschrieben, habe ich erst einmal unter 
Händen gehabt. Das Exemplar war in einer Scheune 
zu Dannenwalde bei Fürstenberg gefangen. Sie ist, 
wenn auch viel seltener als die vorige, vielleicht hie 
und da anzutreffen. lch vermuthe sie z. B. bei Teterow, 
Woldegk, Marnitz, und dankenswerth wäre es, wenn 
Vereinsmitglider aus jenen Gegenden ein wachsames 
Auge auf dieses Flatterthier haben und beim Fang 


28 


desselben des von Maltzan’schen Museums gedenken 
möchten. 


Familie. Glattnasen., Vespertiliones, 

Nase und Nasenrücken glatt, ohne häutigen Auf- 
satz. Im Inneren des Ohres erhebt sich ein vorsprin- 
gendes häutiges Ohrläppchen. Der Zwischenkiefer ist 
durch eine tiefe Einbucht in zwei Aeste getrennt, 

welche jederseits mit dem Oberkiefer jverwachsen sind. 
A 


Gattung. Plecotus, Geofroy — 


— 356 Zähne. 

Der Aussenrand des Ohrs endet hinter dem Mund- 
winkel, in gleicher Höhe mit der Munudspalte; über der 
Basis des Innenrandes ein zungenförmiger Vorsprung. 
Das Spornbein am Hinterfuss trägt keinen seitlichen 
Hautlappen. 


3. P, auritus, Die langöhrige Fledermaus, 
Vespertilio auritus Lin. 
Vespertilio cornutus Faber. 
Vespertilio Otus Boie. 
Vespertilio brevimanus Jenyns. 
Plecotus Peronüi Geofroy. 
Plecotus Megalotis Rafınesgq. 

Sieben Gaumenfalten; die ersten zwei undurch- 
brochen, die übrigen durchbrochen, die erste bogig, 
die zweite flachdoppelbogig, die folgenden gegen die 
Durchbruchslinie nach hinten vorgezogen doppelbogig; 
zwischen der ersten und zweiten stehen oft vier Hügel- 
wärzchen. Das 0,008 Meter lange Haar hat 516 Um- 
gänge, von denen 172 charakteristisch vortreten; an 
der Uebergangsstelle von schwarz zu lichtbraun wird 
das Haar dünner. Die langöhrige Fledermaus, schon 
von Linne beschrieben, ist sehr häufig, fliegt am späten 
Abend und in der Nacht, krümmt beim Fliegen die lan- 
sen Ohren widderhornartig und überwintert in Häusern 
und Thürmen. Das v. Maltzan’sche Museum besitzt ein 
Ex. aus Rodenwalde. 


ar 
1 


29 


Gattung. Synotus Keyserling & Blasius 
4. F..2. E.%4 N 
ar 7° 5 Tr ra = 34 Zähne, 

Der Aussenrand des Ohres zieht sich über den 
Mundwinkel hinaus nach vorne vor und endet über und 
vor dem Mundwinkel; der Innenrand ziemlich gleich- 
mässig gebogen, ohne zungenförmigen Vorsprung. Das 
Spornbein am Hinterfuss trägt einen seitlichen Haut- 
lappen. 


4, 8, Barbastellus, Die breitöhrige Fledermaus, 
Vespertilio Barbastellus Schreb. 
Barbastellus communis Bonop. 
Barbastellus Daubentonit Bell. 

Sieben Gaumenfalten; die ersten zwei und die 
letzte undurchbrochen; die erste quer gerade, die zweite 
und dritte doppelbogig, die folgenden drei hoch doppel- 
bogig, in der Höhe der Bögen etwas winkelig, die 
letzte nach hinten winkelig vorstehend. Das 0,008 Meter 
lange Haar mit 800 gleichförmig von der Wurzel bis 
zur Spitze entwickelten niedrigen doppelrissigen und 
wenig vorstehend spitzwinkeligen Umgängen, wird an 
drei Stellen, wo es die Farbe wechselt, dünner; von 
den Umgängen sind besonders 266 charakteristisch. 
Die breitöhrige Fledermaus, von Daubenton 1759 unter 
dem Namen Darbastelle beschrieben, fliegt mit grosser 
Fertigkeit, selbst bei Regenwetter und Wind. In Obst- 
gärten streicht sie in kurzen Wendungen durch die 
Bäume, auch sieht man sie Abends vielfach an Wald- 
blössen und Waldwegen. Sie nistet in hohlen Bäumen, 
oft sehr niedrig. Im Glasower Holz bei Dargun habe 
ich sie früher wiederholt gefunden. 


Gattung. Vesperugo Keyserling & Blasüus. 


Ant Hle aan en: 14 x 
Br, Ei vH 4 — 34 Zähne. 
Der Aussenrand des Ohres endet vor dem Ohr- 
deckel, in der Nähe des Mundwinkels; der Innenrand 
an der Basis abgerundet. Das Ohrläppchen, längs dem 


Innenrande eingebogen, concav, wendet sich mit dem 


30 


abgerundeten Ende nach vorne oder innen. Das Sporn- 
bein am Hinterfuss trägt einen seitlichen Hautlappen. 


5. V, Noctula. Die frühfliegende Fledermaus. 

Vespertilio Noctula Schreb. 

Vespertilio lasiopterus Schreb. 

Vespertilio serotinus Geoffr. 

Vespertilio macuanus Peters. 

Vespertilio proterus Kuhl. 

Vespertilio ferrugineus Brehm. 

Panugo noctula Kolenati. 

Sieben Gaumenfalten; die erste undurchbrochen, 
unbedeutend flach doppelbogig, die anderen durch- 
brochen, doppelbogig, die zweite in ihrer Bogenhöhe 
etwas gerade. Das 0,0076 Meter lange, gänzlich un- 
gestaute Haar hat 573 bis zur Spitze gleichförmig 
charakteristische schraubenförmige, in der Mitte etwas 
winkelrissige Spiralumgänge. Die frühfliegende Fleder- 
maus, ebenfalls zuerst von Daubenton 1759 unter dem 
Namen Noctule beschrieben, kommt von unsern Fleder- 
mäusen am frühesten zum Vorschein. Sie ist sehr 
häufige und an allen Waldrändern, sowie in grösseren 
Gärten mit Baumgruppen am Abend zu sehen. Bei 
Dargun habe ich sie wiederholt während des Winters 
in hohlen Bäumen schlafend angetroffen. Das v. Mal- 
tzan’sche Museum hat ein Ex aus Schwerin, woselbst 
sie im Schlossgarten häufig anzutreffen ist 

Ob die rauharmige Fledermaus — V. Leisleri — 
von Leisler entdeckt und unterschieden und von Kuhl 
1817 zuerst unter dem Namen V. Leisleri beschrieben, 
bei uns vorkommt, vermag ich nicht zu sagen. Blasius 
sagt, dass sie von Frankreich und England an durch 
das ganze mittlere Europa bis Sibirien verbreitet zu 
sein scheint. 


6. V, Nathusiil, Die rauhhäutige Fledermaus, 


Nannugo Nathusüi Kolenatı. 


% 


Sieben Gaumenfalten; die erste quer gerade un- 
durchbrochen, die zweite sehr flachbogig undurch- 


31 


brochen, die anderen durchbrochen, davon die vierte 
nach aussen umgebogen, die letzte quer gerade. Das 
0,0042 Meter lange Haar hat 538 Umgänge, von denen 
290 charakteristisch sind; an der Basis ist das Haar 
etwas verengt, eylinderisch und mit 8 Querrissen ver- 
sehen, hierauf kommen die 290 charakteristischen ein- 
seits schnabelförmig aufwärts gezogenen, andererseits 
abgerundet winkelig verzogenen Umgänge, welche bei 
231 besonders charakteristisch werden; sehr oft sind 
eingeschobene halbe Umgänge, bei 300 werden die Um- 
gänge kürzer, bei 375 das Haar schmäler, bei 394 
wieder breiter, verschmälert sich aber von 474 ange- 
fangen bis zur stumpfen kurzen Spitze. Die rauhhäutige 
Fledermaus erhielt Blasius zuerst im Jahre 1839 von 
Halle und Berlin, später mehrfach lebendig in Braun- 
schweig. Er nimmt an, dass sie von Norddeutschland 
bis zum mittelländischen Meere verbreitet ist. Sie 
wurde mir vom verstorbenen Geh. Amtsrath Koch, der 
sie in Sülz gefangen hatte, 1860 zur Bestimmung zuge- 
schiekt, sonst habe ich sie aus Mecklenburg noch nicht 
gesehen. Von R. Effeldt wurde sie häufig in grossen 
Gesellschaften im Thiergarten bei Berlin, sowie im 
Schlossgarten zu Schönhausen in hohlen Bäumen ge- 
funden. Sie fliegt schon während der Abenddämmerung 
in Baumgärten, Parks etc. umher. 


7. V, Pipistrellus, Die Zwergfledermaus, 


Vespertilio Pipistrellus Schreb. 
Vespertilio pygmaeus Leach. 


Vespertilio brachyotus Baill. 
Vespertilio nigricans Urepson. 


Nannugo pipistrellus Kolenati. 

Sieben Gaumenfalten; die erste quer gerade, die 
zweite undurchbrochen doppelbogig, alle andern durch- 
brochen abnehmend doppelbogig. Das 0,0055 Meter 
lange Haar hat 595 Umgänge, von denen 231 charak- 
teristisch sind. An der Wurzel sind 20 Umgänge kurz und 
sehr breit, hierauf kommen die 231 charakteristischen, 


32 


welche in vertikalem Aufriss einerseits abstehend spitz 
vorgezogen mit fast gerader Seitenwand, auf der andern 
Seite anliegend abgerundet vorgezogen mit bauchiger 
Seitenwand und an der Basis verengert erscheinen. 
Zwischen den beiden Winkeln ist ein fast rechtwinkeliger 
jedoch abgerundeter Ausschnitt. Endlich kommen dicht- 
gedrängte 362 Umgänge im verdickten oberen Haar- 
theile, welche beiderseits spitz vortreten. Die Zwerg- 
fledermaus, von Daubenton zuerst 1759 unter dem 
Namen Pipistrelle beschrieben, ist unsere kleinste Art 
und in Städten und Dörfern nicht selten. In Dargun 
habe ich sie während des Winters in Kellern, Sarcander 
hat sie bei Fürstenberg gefunden.*) Das v. Maltzan’- 
sche Museum hat 1 Ex., das in Waren gefangen ist. 

Vielleicht lassen sich bei uns noch V. Ndsson« 
und discolor **) auffinden. Erstere erreicht nach Blasius 
im Harzgebirge die Südgrenze ihrer Verbreitung; 
letztere ist aus verschiedenen Gegenden Deutschlands 
bekannt. Beide haben, wie die nachfolgende Art, im 
Oberkiefer an jeder Seite einen Backenzahn weniger, 
also nur 32 Zähne. 

Obgleich Sarcander zu Menow bei Fürstenberg 
V. discolor gesehen haben will, ohne es verbürgen zu 
können, nehme ich Anstand, sie unter die Zahl der 
Meckl. Chiroptern aufzuführen. Wer den Flug nicht 
ganz genau kennt, kann leicht irre geführt werden. 
Uebrigens zweifle ich keinen Augenblick, dass sie in 
bergigen Gegenden unseres Landes, z. B. bei Teterow, 
Kalen, Neubrandenburg, Schlemmin und Marnitz immer- 
hin noch aufzufinden sein wird. R. Effeldt-Berlin hat 
sie zweimal gefunden, und bei Neustadt-Eberswalde 
kommt sie sogar nach Altum ziemlich häufig vor. Sie 
wählt ihren Aufenthalt nie in hohlen Bäumen, sondern 
in hohen Thürmen, altem Gemäuer und Höhlen. 
Während des Hibernirens hängt sie sich, wie Kolenati 


*) Archiv, XIX. p. 20. 
**) Will Sarcander bei Menow gesehen haben. Archiv, XIX. 


p. 20 


33 


mittheilt, nicht an, sondern klemmt sich in Felsspalten 
oder Ritzen ein. Sie fliegt hoch und schnell. 


8. V, serotinus, Die spätfliegende Fledermaus, 


Vespertilio serotinus Schreb. 
Vespertilio Noctula Geoffr. 
Vespertilio murinus Pall. 
Vespertilio turcomanus Eversm. 
Scotophilus serotinus Gray. 
Vespertilio Okent 
» »  Wiedi 


» in ... rufescens 


Brehm Isıs. 5 2 und 
Jugendzustand. 


CÖateorus serotinus Kolenatı. 


Sieben Gaumenfalten; die erste, zweite und siebente 
ungetheilt, die erste und letzte gerade, die zweite dreimal 
winkelig gebrochen. Das 0,0125 Meter lange Haar hat 
980 Umgänge; an der Wurzel 10 dichtgedrängte, hier- 
auf 400 charakteristische Umgänge mit sehr dichtge- 
drängten flechtartig rissigen Doppelspiralen und unbe- 
deutend vorstehenden Spiralrändern, höher hinauf wird 
nun das Haar durch 100 Umgänge dicker, die Umgänge 
sind dagegen niedriger und undeutlich, endlich kommen 
70 ziemlich deutliche Umgänge, in denen das Haar zur 
Spitze immer schmäler wird, an der Spitze sind 4 sehr 
deutliche und hohe Umgänge sichtbar. Die spätfliegende 
Fledermaus wurde zuerst von Daubenton 1759 unter 
dem Namen Serotine beschrieben. Kopf und Körper ist 
etwas länger, als der der frühfliegenden Fledermaus. 
In der Klosterallee und am Holzrande bei Dargun zeigte 
sie sich stets während des Sommers, wenn auch erst 
spät, an warmen, stillen Abenden, nie bei Wind und 
Regen. Sie findet sich nur in Gebäuden, nie in Bäumen. 
Auf dem Boden der Schlosskirche zu Dargun ist sie 
häufig anzutreffen. Das v. Maltzan’sche Museum hat 


ein Ex. von Neubrandenburg. 
Archiv XXX. 3 


34 


3 2 RE 

Gattung. Vespertilio L, m = 7" 54 — 38 Zähne. 

Der Aussenrand des Ohres endet unter dem Ohr- 
läppchen; der Innenrand springt an der Basis winkelig 
vor. Das Ohrläppchen längs dem Innenrande gerade 
oder auswärts gebogen, convex, wendet sich mit dem 
verschmälerten, zugespitzten Ende gerade nach oben 
oder hinten. Das Spornbein am Hinterfuss ohne seit- 
lichen Hautlappen. 


9, V, murinus, Die gemeine Fledermaus, 


Vespertilio myotis Bechst. 
Vespertilio submurinus Brehm. 


Myotıs murinus 
J Gray. 


Scotophilus murinus 
Myotus murinus Kolenatı. 


Sieben Gaumenfalten; die erste -undurchbrochen, 
bogig, die zweite und dritte undurchbrochen, doppel- 
bogig, die folgenden drei durchbrochen, doppelbogig, 
die letzte nach hinten winkelig verbunden. Das 0,008 
Meter lange Haar mit 577 Umgängen, von denen 190 
charakteristisch sind und bei einer Ganghöhe von 
0,0000139 Metern im Vertikalaufrisse vorstehende 
stumpfe und andererseits vorgezogene abgerundete 
spitze Winkel zeigen; die Wände und die Basis sind 
etwas geschweift. Die gemeine Fledermaus wurde von 
Schreber und Hermann unter dem Namen Vespertilio 
murinus aufgeführt und beschrieben, obwohl Linne diesen 
Namen sicher für eine andere Art angewandt hatte. 
Da aus der Diagnose von Linne eine bestimmte 
Deutung des Thieres, welches derselbe im Auge gehabt, 
nieht zu entnehmen ist, so kann man den Namen als 
vacant ansehen und die feststehende Bezeichnung von 
Schreber für die vorliegende Art anwenden. Sie kommt 
überall vor, wo alte Gebäude sich finden, ist unsere 
grösste Art, schwirrt vor Mitternacht, im August auch 


a 


vor Sonnenaufgang und lebt meistens von Nacht- 
schmetterlingen. Das v. Maltzan’sche Museum hat 
1 Ex. von Federow. 


10. V, Bechsteinii, Die grossöhrige Fledermaus, 
Myotis Bechsteinii Gray. 
Myotis Bechsteinii Kolenat:. 


Acht Gaumenfalten; die erste an der Gaumenkrone, 
quergerade, in der Mitte etwas verdickt, die zweite 
etwas bogig, sehr dick und nach hinten in der Mitte 
mit einer undeutlichen Längsleiste, jederseits mit 3—4 
Zähnen; die dritte kaum doppelbogig, in der Mitte nach 
hinten mit einem längeren und jederseits mit 5—6 ab- 
gerundeten Zähnen, die vierte bis siebente durchbrochen 
und doppelbogig, die vierte sehr hoch doppelbogig, 
jederseits mit 4 Zähnen, die fünfte hoch, nach aussen 
seschweift doppelbogig, die folgenden zwei flach doppel- 
bogig, die letzte sehr flach doppelbogig, in der Mitte 
stumpfwinkelig vereint. Das 0,0088 Meter lange Haar 
mit 916 Umgängen, an der Spitze 2—3 lange schmale. 
Das Haar verdickt sich 3mal, an der Wurzel 70 Um- 
gänge charakteristisch, etwas ziekzackartig und knotig 
mit jederseits stumpfrandigen hochgewundenen Spiralen, 
deren vertikaler Aufriss auf der einen Seite mehr als 
auf der andern ausgebauchte Umgangswände zeigt, deren 
Ränder aber wellig sind, hierauf 210 weniger knotige, doch 
immer noch charakteristische, endlich 246 gedrängtere 
im diekern Haartheile, dann 327 jederseits rissige sehr 
schief dutenförmige, endlich 60 gedrängte nicht rissige. 
Die grossöhrige Fledermaus, von Leisler zuerst unter- 
schieden und in Kuhl’s Monographie der deutschen 
Fledermäuse 1817 unter dem Namen V. Bechsteinii 
beschrieben, mag bei uns so selten nicht sein. Ich 
habe sie bei dem verstorbenen Geh. Amtsrath Koch- 
Sülz gesehen, der sie in einem hohlen Baume des dor- 
tigen Amtsgartens gefangen hatte, sonst ist sie mir 
aus Mecklenburg nicht bekannt. R. Effeldt hat sie 
einmal in einer hohlen Pappel bei Tegel in Gesellschaft 

3* 


36 


der V. Nattereri gefunden, das andere Mal todt im 
 Thiergarten bei Berlin. Sie findet sich nur in Wäldern, 
Parks, grossen Obstgärten, hibernirt in hohlen Bäumen 
und zeigt sich erst spät im Frühjahr. 


11. V., Nattereri. Die gefransete Fledermaus, 


Vespertilio emarginatus Geoffr.? 

Myotis Nattererü Gray. 

Isotus Nattererii Kolenati. | 

Acht Gaumenfalten; die erste und zweite undurch- 

brochen, bogig, die dritte undurchbrochen, bogig, in 
der Mitte mit einer Einbeuge, die folgenden vier durch- 
brochen, geschweift doppelbogig, die letzte quer gerade 
und durchbrochen. Das 0,008 Meter lange Haar hat 
635 Umgänge, von denen 235 charakteristische mit 
einem etwas hervorgehobenen stumpfen’ und einem vor- 
gezogenen etwas zgerundeten spitzen Aufrisswinkel, 
einem zwischen diesen zwei Winkeln gegen den stumpfen 
Winkel näher gelegenen Ausschnitte, hierauf kommen 
200 an Deutlichkeit abnehmende, endlich ganz undeut- 
liche im breitesten Haartheile, welches um den 150. von 
diesen 200 undeutlichen am breitesten wird. An dem 
sich verschmälernden Spitzentheile sind noch 50 Umgänge 
bemerkbar. Die gefransete Fledermaus wurde von Kuhl 
entdeckt und in seiner Monographie der deutschen 
Fledermäuse 1817 zuerst unter dem Namen V. Nattereri- 
beschrieben. Sie ist mir lebend nur aus Mecklenburg- 
Strelitz bekannt und war bei Dannenwalde unweit 
Fürstenberg zwischen Klafterholz in einem Lager von 
Moos gefunden. Sie kommt erst spät Abends zum 
Vorschein und schwirrt langsam und nicht hoch über 
Waldblössen und Wegen, sowie über Alleen. Das 
v. Maltzan’sche Museum besitzt ein Ex. von Neustrelitz. 


12, V. mystacinus, Die Bartfledermaus, 
Vespertilio emarginatus Mac-Gilivray. 
Vespertilio humeralis Baillon. 

Vespertilio collaris Meissner. 


37 


Vespertilio Brandtü Eversmann. 
Brachyotus mystacinus Kolenati. 

Sieben Gaumenfalten; die ersten drei undurch- 
brochen, die anderen durchbrochen, die ersten zwei 
einfach bogig, die dritte ungleich geschweift doppel- 
bogig, ebenso die vierte, die fünfte und sechste flach 
seschweift doppelbogig, die letzte fast quer gerade. 
Das 0,008 Meter lange Haar hat 519 Umgänge, von 
denen 225 charakteristisch sind und nach der einen 
Seite vorgezogen spitz-, nach der andern stumpf-winkelig 
erscheinen und unterhalb des vorgezogenen spitzen 
Winkels eine etwas erhabene Spiralwulst tragen; hier- 
auf folgen 146 weniger deutliche Umgänge, dann wird 
das Haar durch 108 Umgänge breiter und durch 40 
Umgänge wieder schmäler. Die Haarspitze trägt 4 
lange und deutliche Umgänge. Die Bartfledermaus, 
von Leisler entdeckt und in Kuhl’s Monographie 1817 
beschrieben, wurde mir in Dargun 1860 von einem 
Schüler gebracht, dessen Hund sie am Ufer des Kloster- 
sees im Rohr aufgestöbert und arg zerbissen hatte. 
Ich vermuthe, dass sie an einzelnen Orten unseres 
Landes so sehr selten nicht ist. Sie fliegt am späten 
Abend und bei Nacht in der Nähe von Gebäuden, 
Alleen und Gartenrändern, besonders wenn diese an 
Seen etc. grenzen. Altum hat diese kleine Art ziemlich 
häufig bei Neustadt-Eberswalde gefunden. Das v. 
Maltzan’sche Museum besitzt 1 Ex. von Neustrelitz. 


13, V. Daubentonil, Die Wasserfledermaus. 


Vespertilio emarginatus Jenyns. 
Vespertilio aedilis Jenyns. 
Vespertilio volgensis Eversmann. 
Vespertilio Schinzii Michachelles. 
Brachyotus Daubentonüi Kolenati. 

Sieben Gaumenfalten; die erste flachbogig, undurch- 
brochen und der Gaumenkrone sehr nahe, die zweite 
undurchbrochen flachdoppelbogig, die dritte und vierte 
durchbrochen hochdoppelbogig, die fünfte und sechste 


38 


durchbrochen flachdoppelbogig, die siebente undurch- 
brochen, fast quer. Das 0,006 Meter lange Haar hat 
656 Umgänge, von denen an der Wurzel 50 sehr ge- 
drängte, rissige und 218 charakteristische, welche von 
jenen der vorigen Art dadurch im charakteristischen Haar- 
drittel abweichen, dass unterhalb des stumpfen Winkels 
eine bedeutende Spiralwulst sichtbar ist, während unter- 
halb des spitzen Winkels gar keine Wulst erscheint. 
Die Wasserfledermaus wurde zuerst von Leisler ent- 
deckt und in Kuhl’s Monographie der deutschen 
Fledermäuse 1817 beschrieben. Man sieht sie im 
Sommer nach Sonnenuntergang niedrig über Seen fliegen, 
um Nahrung zu erhaschen. Bei Waren ist sie häufig. 


14, V, dasycneme, Die Teichfledermans. 


Vespertilio mystacinus Boie. 
Vespertilio limnophilus Temm. 
Brachyotus dasycnemus Kolenatt. 


Acht Gaumenfalten; die erste bogig, undurch- 
brochen, von der Gaumenkrone entfernt, an den Enden 
nach vorne winkelig umgebogen, die zweite undurch- 
brochen, bogig, in der Mitte mit einer angedeuteten 
Einbeuge, die dritte undurchbrochen, flach doppelbogig, 
die vierte und fünfte durchbrochen und flach doppel- 
bogig, die sechste und siebente durchbrochen, geschweift 
doppelbogig, die achte undurchbrochen, sehr flach 
doppelbogig. Das 0,008 Meter lange Haar hat 580 Um- 
sänge, von denen 275 charakteristisch sind. Von der 
Spitze gezählt, erscheinen 5 Umgänge sehr gedehnt, 
hierauf kommen im immer breiter werdenden Haartheile 
305 undeutliche Umgänge, welche so wenig mit den 
Rändern hervortreten, dass die Haarcontur bei 350facher 
Vergrösserung noch fast eine gerade Linie bildet, 
endlich kommen die bis an die Haarwurzel reichenden 
275 charakteristischen Umgänge, welche im vertikalen 
Aufrisse den spitzen, noch mehr aber den stumpfen 
Winkel abgerundet haben und unterhalb des stumpfen 


39 


Winkels eine Ausbauchung, somit eine starke Wulst an 
der Seitenwand zeigen. Die Teichfledermaus wurde 
zuerst von Boie entdeckt, 1823 als V. mystacinus, 1825 
als neue Art unter dem Namen Vespertilio dasycneme 
beschrieben und von Temminck als Vespertilio limnophilus 
aufgeführt Obgleich ich sie aus Mecklenburg noch 
nicht in Händen hatte, und sie zu den seltensten Fleder- 
mäusen gehört, nehme ich doch keinen Anstand, sie 
als bei uns vorkommend aufzuführen. Es ist mir 
nämlich aufgefallen, dass hier um Waren, z. B. am 
Tiefwaren und an der Müritz, des Abends sich eine Fleder- 
maus zeigt, die ebenfalls niedrig über der Wasserfläche 
ihrer Nahrung nachfliegt, bedeutend grösser ist, als die 
Wasserfledermaus und weit später zum Vorschein kommt. 
Professor Altum hat sie bei Neustadt - Eberswalde 
ziemlich häufig gefunden. 

Es ist sehr wahrscheinlich, dass unser Land 
noch eine oder die andere Art von Fledermäusen 
aufzuweisen hat, die bis jetzt übersehen ist, oder 
dass solche Species, die nur höchst selten beobachtet 
sind, sich häufiger finden, wenn in verschiedenen Ge- 
senden unseres Landes darnach gesucht wird Als 
eine sehr geeignete Zeit der Auffindung ist der Winter 
zu bezeichnen, wo die Chiroptern sich im lethargischen 
Zustand befinden Auf Kirchen- und Dachböden, in 
altem Gemäuer, in alten Gebäuden und Speichern, unter 
Dachsparren, Holzverschalungen und Holzstössen, hinter 
Läden und Luken, in Baumspalten, Baumlöchern, hohlen 
Bäumen, in Kellern, alten Brunnen, Mauerlöchern, 
Schornsteinen, Kaminen und Gewölben würde man mit 
Glück Nachforschungen anstellen. Es ist dann aber 
auch zu wünschen, dass die Ergebnisse solcher Nach- 
forschungen dem v. Maltzan’schen Museum durch Zu- 
sendungen von guten Exemplaren mitgetheilt werden. 

Die Fledermäuse (Flerermüs’) fressen niemals 
Speck, wie irrthümlich noch vielfach behauptet wird, 
sondern nur Insekten, weshalb sie volle Schonung 
verdienen. 


40 


II. Ordnung. Insektenfresser. Insectivora. 


Familie. Maulwürfe. Talpina. 
ER a I = 
Gattung. Talpa L. 72° 75a = 44 Zähne. 
15. T, europaea. Der gemeine Maulwurf, 
(Wöhler, Wennworp, Mulworp, Mullworm.) 

Der Maulwurf, überall bei uns, ändert mitunter 
seine Farbe. Ich habe bereits dreimal Exemplare 
gesehen, welche oben graugelblich waren, aus der 
Mark Brandenburg 1 Exemplar, das sogar weiss 
gescheckt war. Er vertilgt eine ungeheure Menge von 
Larven, Würmern etc. und verdient daher weit mehr 
Schonung, als ihm zu theil wird. So berichtet Boll*), 
dass vor einigen Jahren zu Faulenrost durch herum- 
reisende Maulwurfsfänger binnen acht Tagen deren 
1200 Stück gefangen wurden, ohne dass der dortige 
Vorrath erschöpft gewesen wäre; denn nur der Kosten 
wegen gab man den weiteren, übrigens sehr unzweck- 
mässigen Fang auf. Wohl schadet er dadurch, dass er, 
wo er aufwirft, die Pflanzenwurzeln lockert, allein diesen 
Nachtheil vergütet er überreichlich durch die Vertilgung 
schädlicher Thiere. 


Familie. Spitzmäuse, Soricina, 

Der Körper weich behaart. Die Vorderfüsse 
schlank, mit schlanken Nägeln, von gleicher Stärke mit 
den Hinterfüssen. Die beiden mittleren Vorderzähne 
oben und unten weit länger als die folgenden Zähne. 
Augen und Ohren deutlich hervortretend. 


4 5 4 . 2, 4 Ei gr D| 
Gattung. Crossopus Wagler 5 2'525 =30 Zähne. 


Die Zahnspitzen sind dunkelbraun gefärbt. Der 
Schwanz ist auf der Oberseite gleichmässig kurz be- 
haart, auf der Unterseite längs der Mitte mit einem 
Kiel von langen, steifen Borstenhaaren besetzt. Füsse 


*) Boll, Abriss der Landeskunde. Wismar und Ludwigslust, 
1861. 


41 


und Zehen an den Seiten ringsum mit steifen Borsten- 
haaren gewimpert. 


16. 0, fodiens, Die Wasserspitzmaus. 
Sorex fodiens Pall. Sorex Hydrophilus Pall, 
Sorex Daubentonü Erzxl. Sorex carinatus Herm. 
Sorex constrictus Herm. Sorex fluviatilis Bechst. 
Sorex remifer Geoffr. Sorex lineatus Geoffr. 
Sorex ciliatus Sow. Sorexe bicolor Shaw. 
Sorex nigripes Melchior. Sorex rivalıs Brehm. 
Sorex amphibüus, natans, stagnatilis Brehm. 
Orossopus fodiens, stagnatilis, Musculus psilurus Wegl. 
Amphisorex Pennanti, Linneanus Grey. 

Die Wasserspitzmaus wurde von Pallas 1755 bei 
Berlin beobachtet und auf einer Kupferplatte unter dem 
Namen Sorex fodiens abgebildet. Daubenton beschrieb 
sie zuerst im Jahre 1756 unter dem Namen Musaraigne 
d’eau in der Hist. de ! Acad. p. 203. In Folge dessen 
führte sie Erxleben 1777 als Soree Daubentoni auf, 
während Pennant und Schreber den Namen $. fodiens 
beibehielten. Sie ist bei uns nicht selten. Die vom 
Pastor Rudolphi bei Friedland gefundene Spitzmaus *) 
scheint nach der gegebenen Beschreibung — leider ist 
der Zähne nicht gedacht — nur eine Varietät von 
0. fodiens zu sein. 

4 2 4 u, 
Gattung. Sorex Z. 5° 5° 2" 5 = 32 Zähne. 

Schwanz gleichmässig mit gleichlangem Haar be- 
setzt. Füsse und Zehen ringsum an den Seiten von 
kurzem und weichem Haar umgeben. 


17. 9, vulgaris, Die Waldspitzmaus. 


Sorex vulgarıs L. Sorex Araneus L. 
Sorex tetragonurus Herm. Sorex fodiens Bechst. 
Sorex Eremita Bechst. Sorex Cunicularia Bechst. 


Sorex concinnus, rhinolophus, melanodon Wagl. 
Sorex castaneus, labiosus Jenyns. 


*) Archiv, XVIII. p. 187. 


42 


Die Waldspitzmaus hat ebenfalls rothbraune Zahn- 
spitzen; Schwanz kürzer als der Rumpf, Augen mitten 
zwischen Ohröffnung und Nasenspitze. Linne hat diese 
Art zuerst in der Fauna suecica 1746 unter dem Namen 
Sorex, dann 1754 in Mus. Adolph Frid. als 8. vulgaris, 
und in der späteren Ausgabe seiner Fauna suecica 1761 
als S. Araneus beschrieben. Sie ist gemein. 


18. 8. pygmaeus. Die Feldspitzmaus. 

Sorex pygmaeus Pall. Sorex minutus L. 

Sorex exilis L. Sorex minutissimus Herm. 

Sorex minimus Geoffr. Sorex pumilio Wagl. 

Sorex rusticus, hibernicus Jenyns. 

Sorex pumilis Nuss. 

Die Zwergspitzmaus, deren Zahnspitzen rothbraun 
sind, wurde zuerst von Laxmann in seinen Sibirischen 
Briefen p. 72 als „Sorex pygmaeus rostro longissimo, 
cauda nulla“ bezeichnet, nach einem verstümmelten, 
schwanzlosen Exemplare. Das niedliche Thierchen 
scheint nicht überall häufig zu sein. Sein Schwanz ist 
so lang als der Rumpf, Augen hinter der Mitte zwischen 
Ohröffnung und Nasenspitze. Am Waldrande bei Dargun 
ist es nicht selten, auch von Neu-Gaarz bei Waren habe 
ich Exemplare zur Untersuchung gehabt. 


5 2. 2 =28Zähne. 

Zwischen den gleichmässig geordneten kurzen 
Schwanzhaaren stehen längere Borstenhaare. Füsse 
und Zehen ringsum an den Seiten von kurzem und 
weichem Haar umgeben. 


Gattung. Crocidura Wagler = = 


19. C. leucodon. Die Feldspitzmaus. 


Sorex leucodon Herm. 
Orocidura leucodon Wadgler. 

Die Feldspitzmaus wurde 1780 von Hermann in 
Zimmermanns Geogr. Geschichte II. p. 382 zuerst be- 
schrieben, im Jahre 1781 in Schreber’s Säugethieren ll. 
tab. 159. d. abgebildet. Ihre Berechtigung als Art ist 
vielfach angezweifelt, und sie ist mit der folgenden für 


45 


identisch gehalten worden, allein, wie Blasius nachweist, 
mit Unrecht. Die Zahnspitzen sind weiss, wie die 
übrige Zahnoberfläche. Schwanz kürzer als die halbe 
Körperlänge. 13 Rippen. In Gräben, die um Miethen 
gezogen sind, fängt sie sich in manchen Jahren oft. 


20. C, Araneus, Die Hausspitzmaus. 

Sorex Araneus Schreb. Sorex russulus Herm. 

Sorex fimbriatus Wagler. Sorex pachyurus Küster. 

Crocidura moschata, major, rufa, poliogastra Wadgl. 

Crocidura musaranea Bonap. Ürocidura thoracıca Savı. 

Die Hausspitzmaus wurde 1756 von Daubenton in 

der Est. de’ Acad. 203 als Musaraigne de terre beschrieben 
und von Schreber 1780 in den Säugethieren Ill. p. 373 
als Sorex Araneus aufgeführt. Die Zahnspitzen sind 
ebenfalls weiss. Schwanz länger als die halbe Körper- 
länge. 14 Rippen. Ich habe sie auf Scheuntennen 
wiederholt todt gefunden. 

Der Glaube, dass die Spitzmäuse giftig seien, 
stand bei den Alten ganz fest. Aristoteles Zfst. 
anim., VI. 23, 3 sagt: „Der Biss der Spitzmaus 
ist dem Vieh schädlich und bewirkt Blasen auf 
der Haut. Brechen diese auf, so kann das Vieh 
genesen, wo nicht, so muss es sterben.“ Bis in 
die Jetztzeit hat sich derselbe Aberglaube bei 
unserm Volk erhalten, selbst das Fleisch dieser 
Thiere hält man für giftig. Als Grund führt man 
an, dass sie von Katzen wohl getödtet, aber nicht 
gefressen werden. Dies mag daher kommen, dass 
ihr Fleisch einen bisamartigen Geruch hat, den 
Katzen nicht zu lieben scheinen. 


Familie. Igel, Erinacei. 


Gattung. Erinaceus Z. 1 or 2 —= 36 Zähne. 


21. E, europaeus. Der Igel. 
Der Igel (Schwynegel), überall gemein, gehört zu 
den nützlichsten Thieren, da er Mäuse, Insekten etc. in 


44 


Menge verzehrt. Selbst der Kreuzotter geht er zu 
Leibe, ohne Schaden davon zu nehmen. Alfred Brehm 
sagt in seinen Reiseskizzen aus Nord-Afrika: „Die 
dortigen Scorpione werden 5—6 Zoll lang, Kinder 
sterben regelmässig an ihrem Stich, Hunde und Affen 
ergreifen vor ihnen die Flucht, aber der Igel naht sich 
ihnen unerschrocken und verzehrt sie mit grosser 
Gemüthsruhe.“ Obschon er alle Schonung verdient, 
wird er so vielfach noch muthwilliger Weise getödtet. 


III. Ordnung. Raubthiere. Carnivora. 
Familie. Katzen, Felina, 
Era 1 er R 
Gattung. Felis Z. ea De 
(normaler Zustand). 


722. F, Catus. Die europäische oder gemeine 
Wildkatze. 


Felis sylvestris Briss. 
Catus ferus A. Brehm. 


Die wilde Katze, früher wohl nicht selten, ist bei 
uns ausgestorben. Herzog Adolph Friedrich verzeichnet 
in seinem Tagebuche, dass er am 5. November 1639 
eine bei Konsrade gefangen habe.*) Auf dem Gute 
Lüsewitz soll 1820 oder 21 und in den 40ger Jahren 
1 Ex. bei Rothspalk unweit Teterow erlegt sein, welches 
an das Museum nach Kiel gekommen sein soll. **) In 
Betreff der beiden letzten Fälle kann ich mich eines 
leisen Zweifels nicht erwehren, glaube vielmehr, dass- 
es nur verwilderte gewesen sind. 


*) Fromm, Chronik der Haupt- und Residenzstadt Schwerin 
p. 210. 

**) Archiv II, p. 18. — Da über die Katzen, welche im 
Kieler Museum stehen, keine schriftlichen Notizen vorhanden sind, 
so ist eine sichere Feststellung über die Katze von Rothspalk 
unmöglich, 


45 


* 23. F, domestica, Die Hauskatze, 
Catus domesticus A. Brehm. 

Ob die Hauskatze (Katt, Kater) von F. maculata 
Rüpp. abstammt, wie man geneigt ist anzunehmen, 
oder von F. Catus, scheint noch immer nicht ganz aus- 
gemacht zu sein. 


+ 24. F. Lynx, Der Luchs, 
Felis lupulinus Thunberg. Felis Lyncula Nülss. 
Felis Oervarıa Temm. Felis virgata Nilss. 
Lyns vulgarıs A. Brehm. 

Der Luchs ist schon von Alters her bekannt. Bei 
uns ist er erst im vorigen Jahrhundert gänzlich aus- 
serottet worden In einer Forstordnung vom Jahre 1706 
wurde ein Preis von 2 Thalern auf seinen Kopf gesetzt; 
er wird also damals noch ziemlich häufig gewesen sein. 


Familie. Hunde, Canina, 


® . T. 3 i 1 o ER 7 AR 
Gattung. Canis Z. = —- — —- —- % 2° —42 Zähne. 
ae are ar are 


7 25. C. lupus. Der Wolf, 
Canis Lycaon Schreb. Lupus vulgaris Brisson. 


Der Wolf war sicherlich früher eine grosse Plage 
für unsere Landbewohner, die stets um ihr weidendes 
Vieh dem Wolfe gegenüber besorgt sein mussten. Nach 
dem 30jähr. Kriege nahmen die Wölfe so überhand, 
dass sie in starken Rudeln bis an die Thore der Städte 
kamen. So sind sie z. B. bis an die Wallgräben der 
Stadt Waren gekommen und haben die unbeerdigten 
Leichen gefressen. Deshalb erliess 1662 Herzog Gustav 
nachstehende Verordnuug: 

Von Gottes Gnaden, Wir Gustaff Adolph Herzog 
zu Mecklenburg u. s. w.. 
demnach jedermänniglichen gnugsam bekand, was Ge- 
stalt in Unserm Herzosthumb und Lande die Wölfe 
etliche Jahr hero sehr häuffig gewesen, und sich noch 
immer mehr und mehr vermehren, und dahero den Ein- 
wohnern und Landleuten an ihrem Viehe und sonsten 


46 


srosser Schaden zugefügt wird, auch derselbe, dafern 
bei Zeiten keine Mittel an die Hand genommen, ins 
künftige grösser zu befürchten. Wann wir dann unter 
andern Unsern Landesfürstlichen Sorgen auch billig 
dahin bedacht seynd, wie diese schädliche Thier, so 
viel müglich mögen ausgerottet, und dass Land davon 
gereinigt werden, und solches wohl zu erreichen steht, 
wann denselben, gleich wie in anderen Landen, wo die 
Wölffe so häufig sind, geschiehet, allenthalben und auf 
allerley Art und Weise, bevoraus aber, weil die Jagten 
zu kostbar, durch Krans-Augen *) und Wolffs-Gruben 
(bey welchen Gruben doch eine Behutsamkeit von 
nöthen, dass sie nicht an Wegen, oder wo die Leute 
zu gehen pflegen, gelegt werden, und niemand unver- 
sehens hinein fallen möge) fleissig nachgestellet wird, 
Als ordnen und setzen Wir hiemit, dass an allen und 
jeden Orten Unseres Landes, diese beiden Mittel vor- 
nehmlich, beständig, insonderheit die Krans-Augen, bey 
diesem guten Winter gebrauchet, und aller Möglichkeit 
nach ein jeglicher Unserer Unterthanen, der dazu Zeit 
und Gelegenheit hat den Wölffen nachtrachten sol, und 
damit jedermänniglich negst dem allgemeinen und 
sonderbaren Nutzen durch ein recompens hiezu desto 
mehr angefrischet werde, Als verordnen Wir Kraft 
dieses, dass einem jeden wes condition oder Standes 
der auch sey, welcher einen Wolff gefangen, und den 
Kopf in Unser Cammer, oder auf Unser Amt-Hauss 
Stargard, oder an Unsern Zoll-Einnehmer zu Boitzen- 
burg (welche drey Oerter der situation nach, hierzu 
verordnet seyen) einlieffern wird, dafür ein Reichsthaler 
ungesäumbt soll ausgezahlet werden, darüber er dann 
noch den Wolfisbalg zu geniessen hat. Wann auch im 
Sommer einer die jungen Wolffe suchen, aussnehmen 
und an einer der vorbesagten Oerter bringen wird, soll 
ihm vor jeden jungen Wolff ein halber Reichsthaler un- 
weigerlich gegeben werden 


*) nux vomica. 


47 


Und haben wir dieses zu männiglichen Nachricht, 
auch das ein solch nützlich, und dem ganzen Lande 
hoch angelegenes Werk mit desto grösserem Nachdruck 
und Würklichkeit vorgenommen werde, in offenen Druck 
publiciren lassen, und dabenebenst allen Unsern Haupt- 
leuthen, Amtsverwaltern, auch denen von der Ritter- 
schafft, Bürgermeistern, Richtern und Räthen in den 
Städten, Pfandinhabern und Pensionarien, Bürgern und 
Bauern gnädigst anbefohlen wollen. dass sie respective 
ihre Unterhabende und Unterthanen fleissig halten und 
antreiben, auch es selbsten verrichten, und dass diese 
Unsere gute Intention erreicht werde, cooperiren sollen. 
Wornach sich ein jeder zu achteu. Datum Güstrow den 
16. Decembris Anno 1662. 

(L. S.) 

Allein es vergingen viele Jahre, ehe man der 
Wölfe Herr wurde, da sie noch 1720 in der Umgegend 
von Güstrow sehr häufig waren.*) 1787, am 21. April, 
wurde bei Plate durch den Hofrath Livonius ein Wolf 
erlest, der das Land von Pommern her durchstreift 
hatte und den Landleuten beträchtlichen Schaden zu- 
füste. Der letzte Wolf wurde wohl 1800 in der Sukower 
Forst erlegt.**) Zwischen Mecklenburg und Vorpom- 
mern wechselten sie früher in derselben Weise, wie 
zwischen Hinterpommern, Polen und der Neumark. 
Von Mecklenburg-Schwerin zogen sie besonders nach 
dem Loitzer und Demminer Wald, von Mecklenburg- 
Strelitz gingen sie zwischen Friedland und dem Galen- 
beck’schen See nach dem südlichen Theile des jetzigen 
Anklamer Kreises, nach der grossen Torgelow-Uecker- 
münder Heide. Von Vorpommern diesseits und jenseits 
der Peene kam auf den angegebenen Strichen derselbe 
Uebergang nach Mecklenburg vor. ***) Ein klares Bild 


*) Siemssen, Magazin, Bnd. I. p. 69. 

**) Archiv für Landeskunde 1866. p. 237. 

*%*) Th. Schmidt, Jubelschrift zur vierhundertjährigen 
Stiftungsfeier der Universität Greifswald. Stettin. 1856. 


48 


von dem Auftreten der Wölfe und dem durch sie an- 
gerichteten Schaden kann nur eine Prüfung der darauf 
bezüglichen Acten, die sich gewiss noch hie und da 
bei unsern Aemtern finden, geben. Damit man aber 
einige Schlüsse machen kann, will ich nur anführen, 
dass in Hinterpommern in den Jahren von 1739-45 
den Wölfen zur Beute fielen: 1057 Pferde, 514 Füllen, 
202 Ochsen, 267 Rinder, 339 Kühe, 4294 Schafe, 1858 
Schweine, 2343 Gänse und 125 Ziegen. Erlegt wurden 
während dieser sieben Jahre 625 Wölfe, nämlich 146 
alte, 98 Mittelwölfe und 381 Nestwölfe. *) 

Der mecklenburgische Geschichtsschreiber David 
Frank, der von 1705—7 Hauslehrer zu Stresow in Pom- 
mern war, hatte das Unglück, daselbst in eine Wolts- 
grube zu fallen, in welcher sich ein lebendiger Wolf 
befand. Beim Fallen riss sich so viel von der Bedeckung 
der Grube mit ab, dass zwischen ihm und dem Wolf 
eine trennende Decke entstand, dieser ihm also nichts 
anhaben konnte; so ward er glücklich gerettet. **) 
Wölfe werden, wenn auch nicht oft, so doch mitunter 
von der Tollwuth befallen. Geh. Archivrath Dr. Lisch 
bringt***) eine Mittheilung aus einem Zeugenverhör 
vom Dec. 1563 von einem tollen Wolfe: „Zeugin habe 
von den alten gehort, dass vff dem Nienhauer Felde 
(zu Tützen gehörig) ein hauehoff gestanden, welcher 
den Moltken gehort habe, darauf eine Erbjungfraw 
Beate Moltken geheissen einen mit Namen Tarleuitz 
soll gefreihet haben, die Fraw sey von einem tollen 
Wolfe gebissen, dass sie daran gestorben.“ Ein 
zweites Beispiel bringt Pastor Ragotzky zu Triglitz bei 
Putlitz (1 Meile von der Meckl. Grenze) aus dem 
Register seines Kirchenbuches}): „1655, d. 3. April. 
Jürgen Maierhan, Ackerknecht aus dem Lande Lüneburg, 


*) ebendas, 

**) Archiv, II, p. 17. 

***) Jahrbücher u, Jahresbericht des Vereins für meckl. 
Geschichte ete, XXVI, p. 81. 

+) Jahrbücher, XXXIL p. 157. 


49 


der bei David Borchart vom tollen Wolf versehret 
im Frühjahr, darüber von Sinnen kommen, und endlich 
des Todes sein müssen. Den 21. October. Andreas 
Däbel, Schäferknecht bei David Borchart, ist Montags 
in der Nacht krank worden, Donnerstag früh gestorben 
vom Wolfsbisse im Frühjahr. Versuchte Aderlasse, 
nahm auch des Herrn Pomelii Rath an, der Kxtr. Enziani 
adhibiren, konnte es aber nicht haben, war nebst mir 
einen ganzen Tag bei ihm. Er hatte teuflich Angst, 
wollte immer fliehen weg, wollte auch nichts von 
Getränke zu sich nehmen, wo er nicht dazu gehalten. 
Fordert ihm vorzubeten und zu helfen, musste auch die 
Ueberreichung des h. Abendmahls wegen seiner Flüchtig- 
keit unterlassen, liess seinen Vater fordern, aber 
Menschenhülfe war aus.“ 

Verschiedene Ortsnamen lassen sich auf den Namen 
dieses Thieres zurückführen, so Wolkow, Wolfsberg und 
Wolfshagen. 

Die Sagen in unserm Lande von Wärwölfen — 
Verwandlungen von Menschen in Wölfe und wieder in 
Menschen — finden sich ähnlich in England, Frankreich, 
Italien, auch den Alten waren sie bekannt, wie aus 
Plinius VIII, 22, 34, Pausanias VIII, 2, Virg. Eelog. 
VII, 96 und Propertius IV, 5 hervorgeht. 


* 26. C, familiarıs, Der Hund. 


Der Haushund (Köter, Töhl, Täw, Tiff, Zül, Wölps) 
in vielen Varietäten. Die kurze Diagnose von Linne: 
„C. Cauda sinistrorsum recurvata“ unterscheidet ihn als 
Art am besten von den übrigen Wölfen. In den 50ger 
Jahren waren ein Paar Schlächterhunde verwildert und 
hatten sich auf einer Halbinsel beim Dorfe Gahrden 
(Klosteramt Dobbertin) in einer Höhle angesiedelt. Sie 
lebten vom Raube gestohlener Schafe, bis der Förster 
Pflugradt zu Lähnwitz sie erschoss.*) Schädel und 
Knochen von Hunden, die in dem Pfahlbau von Wismar 


*) Archiv, XVII. p. 294. 
Archiv XXX. 4 


een 


aufgefunden sind*), stellen fest, dass der sogenannte 
„Torfhund,“ den man aber lieber mit Rütimeyer „Pfahl- 
hund“ nennen sollte, auch bei uns in vorhistorischer 
Zeit gelebt hat. Ein daselbst aufgefundener linker Unter- 
kiefer stimmt ganz zu dem Hunde der schweizerischen 
Pfahlbauten des Steimalters. Ueber zwei Schädel von 
dort schreibt Rütimeyer an Lisch: „Beide Schädel ge- 
hören unbedingt zu der Form des Pfahlhundes des 
schweizerischen Steinalters und sind von demselben 
Typus; jedoch sind sie grösser und stärker und über- 
treffen die Mittelgrösse des Schweizerhundes um %s. 
Im Steinalter der Schweiz habe ich nie Hundeschädel 
von dieser Grösse und Kräftigkeit gefunden, wohl aber 
im Bronzealter.‘ Völlig gleich mit diesen Schädeln ist, 
wie Lisch schreibt, ein im Sühring-Moor bei Bützow 
gsefundener. Ein dritter bei Wismar gefundener Schädel 
scheint von gleicher Race, aber etwas kürzer und 
im Nasenbein ein wenig mehr nach unten gesenkt zu 
sein. Ueber einen vierten Schädel von Wismar schreibt 
Rütimeyer *): „Dieser Schädel unterscheidet sich von 
den übrigen sehr auffällig durch die kürzere, höhere, 
gewölbtere Stirnkapsel, schwächere Muskelkanten, 
schwächern Jochbogen, fehlenden Hinterhauptkamm, 
alles evidente Merkmale einer schon weit vorgeschrittenen 
Cultur. Indessen vermag ich, namentlich da der Ge- 
sichtsschädel fehlt, nicht zu sagen, welcher heutigen 
Form des Haushundes diese Schädelform am meisten 
entspricht; nur so viel darf ich sagen, dass das Aeussere 
dieser Bildung sich beim Pudel zeigt. Immer liegt hier 
ein unzweifelhafter Fall von Anwesenheit zweier Hunde- 
racen in einem und demselben Pfahlbau vor, was mir 
in der Schweiz in ächten Pfahlbauten noch nicht vor- 
sekommen ist, und es scheint mir alles dafür zu sprechen, 
dass diese zweite Form lediglich als eine Culturform, 
aus der ersten hervorgegangen, zu betrachten ist, was 
wir in der Schweiz grade nicht haben. Spaltung des 


*) Jahrbücher, XXX. p. 70. u. XXXII. p. 194. 


51 


Haushundes in verschiedene Racen, das liegt hier in 
Wismar vor.“ Die besprochenen Schädel befinden sich 
im Grossherzoglichen Antiquarium zu Schwerin. Das 
Museum in Neubrandenburg besitzt Hundeschädel, die 
identisch sind mit dem Hunde des Bronzealters der 
schweizerischen Pfahlbauten. Der eine ist im Moder 
bei Hinrichshagen, der andere im Moder am Galgen- 
berge bei Neubrandenburg und der dritte zu Küssow 
im Torf gefunden. 


27. GC, Vulpes, Der Fuchs, 
Canis Alopex L. Vulpes vulgaris Briss. 
Vulpes erucigera Driss. Canis melanogaster Bbonap. 


Der Fuchs (Voss, de Rode) ist häufig, und Boll 
greift sicherlich nicht zu hoch, wenn er annimmt, dass 
Jährlich bei uns gegen 1000 Stück erlegt werden. Von 
der List und Dreistigkeit Meister Reineckes liesse sich 
manches Stückchen erzählen. Ich habe gesehen, wie er 
einmal am hellen Tage von dem Hofe zu Neu-Gaarz 
bei Waren ein Huhn holte, obgleich drei Windhunde 
und ein Hühnerhund in geringer Entfernung davon 
standen und lagen, auch mehrere Menschen in der Nähe 
beschäftigt waren. Sein räuberischer Einfall in die 
Hühnerschaar geschah mit solcher Schnelligkeit, dass 
er im nahen Weizenfelde mit einem Huhn verschwunden 
war, ehe die Hunde, aufmerksam gemacht durch das 
Gegacker der Hühner, an eine Verfolgung denken 
konnten. Eckström, Pastor bei Stockholm, hat gesehen, 
wie er vom Ufer aus Netze, die sich von da in’s Wasser 
erstreckten, mit den Zähnen herauszog und die darin 
befindlichen Fische verzehrte. Nach den Beobachtungen 
alter Forstleute ist an eine Monogamie der Füchse 
nicht zu denken; nach der Ranzzeit leben beide Ge- 
schlechter getrennt, und die Ernährung und Erziehung 
der Jungen fällt ausschliesslich der Füchsin zu. In dem 
Pfahlbau von Wismar sind zwei Unterkiefer*) vom 


*) Jahrbücher, XXXII. p. 19. 
4* 


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52 


Fuchs aufgefunden; sein Fleisch wurde nach Rütimeyer’s 
Annahme von den Pfahlbauern gegessen. 


Familie. Bären, Ursina 


ß Be 
ne ut. an 


— 40 Zähne. 


+28. U, Arctos. Der Bär, 
 Ursus fuscus Albert. Magn. ÜUrsus niger Albert. Magn. 
Ursus norvegicus Fr. Ow.  ÜUrsus pyrenaicus Fr. Cuv. 
Ursus falciger Rehb. Ursus collaris Fr. Ouv. 


Ursus cadaverinus Eversm. ÜUrsus Formicarius Ewersm. 


Der Landbär wird von Plinius, Ast. 8, 35, mit dem 
Namen Ursus, von Aristoteles, Arst. an. 2, 5, mit Arctos 
bezeichnet. Er ist in alter Zeit sicherlich auch hier zu 
Lande nicht selten gewesen, da wiederholt Knochen 
von ihm aufgefunden sind; im Jahre 1824 noch ein 
grosser Schädel im Torfmoore bei Neu-Kalen. Wurde 
auch noch 1624 ein Bär bei Schwerin gehetzt, so darf 
man, gestützt auf Boll’s Annahme, ihn vor dem 30jähr. 
Kriege als ausgerottet ansehen. Der letzte Bär soll 
nach Siemssen um die Mitte des vorigen Jahrhunderts 
auf einem der von Schuckmann’schen Güter erlegt sein, 
allein es fehlen darüber, so viel ich weiss, sichere 
Quellen. Im Herbste 1730 schoss nach einer Meldung 
des Kreis-Einnehmers Fischer in Anklam an die Kammer 
in Stettin der Obrist von Borck(en) zu Altwigshagen, 
im jetzigen Anklamer Kreise, an der Mecklenburg-Stre- 
litzer Grenze, einen alten und zwei junge Bären. *) 
Nach Fraas soll der Landbär ein Abkömmling der So- 
genannten Ursus tarandinus sein 


7 29. U, spelaeus, Der Höhlenbär, 
Ursus spelaeus Blumenbach. 


Ein sehr schöner Zahn des Höhlenbären, der Ab- 
bildung bei Bronn 45, 4. g. ganz entsprechend, gefunden 


*) Th. Schmidt, Jubelschrift zur 400jähr. Stiftungsfeier der 
Universität Greifswald. p. 17. 


53 


in einer Mergelgrube bei Kneese im Amte Gadebusch, 
wird in dem Antiquarium zu Schwerin aufbewahrt.*) 
In dem Urboden unter dem Burgberge von Parchim 
wurde beim Graben eines Brunnens ein grosser Eckzahn 
eines Bären entdeckt, der höchst wahrscheinlich einem 
Höhlenbären angehörte. **) 

Es ist immerhin möglich, dass auch noch Ueber- 
reste von U. priscus Goldfuss, von dem der Grislybär 
Amerikas stammt, bei uns aufgefunden werden, welcher 
unter allen Bären durch ausgeprästesten Raubthier- 
charakter, wie Ratzel anführt, dem Eisbären des Nordens 
am nächsten steht, während vom Höhlenbären, der viel 
weniger fürchterlich als priscus war, kein Abkömmling 
in die heutige Thierwelt übergegangen ist. 


Familie. Marder, Mustelina. 


a 2E | 
Gattung. Meles Briss. 1. 1. 8. a 
Dan Ra BR ee N 
30. M. Taxus, Der Dachs. 
Ursus Taxus Schreb. Ursus Meles L. 
Tasxus vulgaris Tiedem. Meles europaeus Desmar. 


Taxıdea leucurus Hodgs. Meles vulgaris A. Brehm. 


Der Dachs (Gräwing, Gräfing, Hunndachs, Swin- 
dachs), von Plinius, Akst. nat. 8, ce. 38, unter dem Namen 
Melis, von Albertus Magnus, de anım. ib. 22, fol. 126 
als Daxus aufgeführt, ist stellenweise, besonders im SO. 
des Landes, noch häufig. In Folge der vielen Nach- 
stellungen wird er aber immer seltener, was zu beklagen 
ist, da er wegen Vertilgung von Mäusen, Insekten etc. 
durchaus alle Schonung verdient. Sein Fleisch wurde 
früher gegessen und soll ganz schmackhaft sein, das 
Fett wird von unserer Landbevölkerung als Heilmittel 
für alle Wunden sehr geschätzt. Im Alterthum mag es 
ähnliche Verwendung gefunden haben, da Serenus Sam- 
monicus anführt, „dass das Fett, welches von dem Thiere 


7 022 


*%) Geognosie der deutschen Ostseeländer v. Boll. p. 157. 
**, Jahrbücher, XXIX, p. 284. 


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kommt, das man Dachs nennt, nicht zu verachten ist.“ 
Das v. Maltzan’sche Museum hieselbst hat zwei weisse 
Dachse, die, bei Bützow erlegt, der von Grävenitz’schen 
Samilung entstammen. Leucismen kommen auch bei 
den Mustelen, bei Ottern etc. vor. 


1 aa Et Er SEE x 
Gattung. Mustela 2.” 4° 5° 7° 27, 38Zähne. 


31. M. Martes, Der Baummarder. 


Viverra Martes Shaw. Martarus Abietum Albert. Magn. 
Martes Abietum Ray. Mustela Martes var. Abietum L. 


Der Edel- oder Baummarder (Bommoart), zuerst 
von Albertus Magnus, de anim. lb. 22, fol. 182, unter 
dem Namen Martarus Abietum beschrieben und vom Stein- 
marder unterschieden, kommt, obschon ihm seines ganz 
vortrefflichen Pelzes wegen sehr nachgestellt wird, in 
unsern Wäldern noch ziemlich häufig vor. 


32. M, Foina. Der Steinmarder. 


Viverra Foima Shaw. Martarus Fagorum Albert. Magn. 
Martes Fagorum Ray. Mustela Martes var. Fagorum L. 
Martes Foina A. Brehm. 


Der Stein- auch Hausmarder (Husmoart, Moart), 
zuerst von Albertns Magnus, de anım. lb. 22, fol. 182, 
unter dem Namen Martarus Fagorum beschrieben, ist hie 
und da sehr häufig. Sein Pelzwerk, wenn auch geschätzt, 
steht dem des Edelmarders an Güte nach. 


Gattung. Foetorius Keys.& Blasüus“ 1 
— 34 Zähne. 


33. F. Putorius, Der Iltis. 


Mustela Putorius L._ Vierra Putorius Shaw. 

Mustela Eversmanni Lesson. 

Der gemeine Iltis (llk, Hönerköter), schon von 
Albertus Magnus, de anım. lb. 22, fol. 182, unter dem 
Namen Putorius aufgeführt, ist sehr häufig, ebwohl ihm 
wegen des Schadens, den er anrichtet, und des Pelzes 


ı 


wegen eifrig nachgestellt wird. Das von Maltzan’sche 


Museum hat die helle, fahlgelbe Varietät, bei Schwandt 
unweit Penzlin gefangen, die, aus dem südöstlichen 
Russland und der Steppe bekannt, von Lesson als 
Mustela Eversmanni von dem Illtis getrennt wurde. 
Das Frettchen — Mustelo Furo L. —, das in 
Europa nur im Kakerlakenzustande vorkommt, ist 
wohl nie .bei uns gehalten worden. 


34 F, Erminea. Das Hermelin. 

Mustela Erminea L. Viverra Erminea Shaw. 

Mustela candıda Ra). 

Das grosse Wiesel (grot Wäsel) oder Hermelin, 
von Albertus Magnus, de anim. lib. 22, fol. 180, zuerst 
unter dem Namen Eriminium aufgeführt, ist nicht selten. 
Obeleich es identisch ist mit dem in Sibirien vorkom- 
menden, hält sein Pelzwerk mit diesem keinen Vergleich 
aus. Es gilt hier ebenfalls die Regel: je höher nach 
Norden, desto dichter und feiner die Wollhaare der 
Pelzthiere. Sein Sommerbalg ist oben braun mit 


schwarzer Schwanzspitze, sein Winterbalg weiss, mit 


schwarzer Schwanzspitze, und zwar je strenger der 
Winter, desto weisser. 


35. F, vulgaris, Das Wiesel, 

Mustela vulgaris Briss. Viverra vulgaris Shaw. 

Mustela nivalıs L. Mustela Gale Pall. 

Das kleine Wiesel (lütt Wäselken), von Plinius, 
Hist. nat. 29, ec. 4, unter dem Namen Mustela aufgeführt, 
kommt schon bei den Griechen als y«@47, «i4ovgos, ixug 
vor. Obgleich sehr häufig, zeigt es sich im Winter doch 
seltener in ganz weisser Färbung. Die Bälge solcher 
„witt Wäselken“ werden von manchen Landleuten noch 
immer als kräftiges Heilmittel aufbewahrt und Stücke 
davon besonders erkrankten Pferden eingegeben. 


36. F, Lutreola. Der Nörz, 


Lutra Vison Shaw. Lutra minor Erzad. 


Mustela Lutreola L. Lutra Lutreola Shaw. 


ERERTENT ES ee ne 4 5 > F 
RER SEE 


er 


56 


Viverra Lutreola L. Mustela Vison Briss. 
Vison Lutreola A. Brehm. 

Die Färbung oben und unten gleichmässig. Zehen 
mit kleiner Schwimmhaut; oben und unten gleichmässig 
dunkelbraun. Beide Lippen weiss. 

Der Nörz (Mänk, Ottermänk) wird zuerst von 
Agricola, An. subt. p. 39, unter dem Namen Noerza er- 
wähnt. Erzeigt sich am Tage nur selten, gehört über- 
haupt zu unsern rarsten Raubsäugethieren. Indessen ist 
die Furcht vor seinem Aussterben ganz ungerechtfertigt, 
so lange die rohr-, sumpf- und bruchartigen Umgebungen 
unserer vielen Seen, Flüsse und Bäche nicht schwinden. 
Rechnet man seine grosse Scheuheit dazu, so lässt sich 
mit Sicherheit annehmen, dass er noch lange ein Glied 
unserer Fauna bleiben wird. Er wird, wie schon er- 
wähnt, bei uns „Ottermänk“, auch wohl schlechtweg 
„Mänk‘“ senannt, Namen, die bestimmt sehr alt sind, 
und „kleiner Otter‘ bedeuten. Früher nannten nämlich 
unsere Landbewohner die Zwerge oder Unterirdischen, 
die in unsern Sagen eine namhafte Rolle spielen, Mänken, 
Ja man bezeichnete damit auch wohl spöttischer Weise 
kleine oder unbedeutende Personen. Da nun der Nörz 
in seiner Lebensweise viel Gemeinsames mit dem Fisch- 
otter hat, so liegt seine Benennung „Ottermänk“, d. h. 
kleine Otter sehr nahe. Sein Balg wird von unsern 
Kürschnern nicht sehr hoch geschätzt, da die Grannen- 
haare zu steif sind, die Wollhaare aber keinen Vergleich 
mit denen der in Russland gefangenen aushalten. Da 
bis jetzt nur wenig über seine Lebensweise bekannt ist, 
wiederhole ich, was ich im Archiv XXVIIL veröffent- 
lichte und bemerke, dass die Notizen, welche ich der 
Güte des Herrn Realschullehrers C. Arndt-Bützow ver- 
danke, mit den meinigen in fast allen Punkten überein- 
stimmten. Sein Bau findet sich immer am Ufer eines 
Baches, Flusses oder Sees und hat in der Regel zwei 
Ausgangsröhren, davon die eine mit ihrer Mündung am 
Wasser liegt und zwar in gleicher Höhe mit dem Wasser- 
spiegel. Der Kessel ist kreisrund und mit Gras oder 


57 


Moos ausgefüttert. Gewöhnlich, besonders im Winter, 
findet man an den Ausgangsröhren frisch ausgeschälte 
Krebsschalen und Fischgräten. An der Mündung einer 
solchen Röhre fand ich einmal einen Brachsen, der wohl 
1!/ Pfund schwer gewesen sein mochte, ohne Kopf, 
Eingeweide und Rückenfleisch Im Winter findet man 
seine Spuren nur selten weit vom Baue landeinwärts, 
auf dem Eise lassen sie sich dagegen oft bis zu ent- 
fernten Löchern, die von Fischern in das Eis gehauen 
sind, verfolgen. Wahrscheinlich benutzt er diese, um 
in’s Wasser zu kommen Iltisfallen auf dem Lande, die 
mit Fleisch geködert sind, scheint er zu vermeiden, 
doch theilte Herr ©. Arndt mir mit, dass ein Nörz ein- 
mal bei Vietzen auf einem Eisen gefangen ist, das am 
Orte seines Aussteigens etwa 2 Zoll unter dem Wasser 
aufgestellt war. Soll er ausgegraben werden, so ist es 
nöthig, die nach dem Wasser führende Röhre zu ver- 
stopfen, da er sonst durch diese entflieht und Jägern 
und Hunden das Nachsehen lässt. Er zeigt lange nicht 
den Muth des Iltis, der oft auf die Hunde eindringt, 
vielmehr zieht er sich feige zurück, und nur in äusserster 
Noth macht er von seinen Zähnen Gebrauch. Bei jeder 
Verfolgung trachtet er dem Wasser zu, denn hier ist er 
in seinem Elemente, hier fast immer aller Gefahr ent- 
ronnen. Er vermag sehr lange unter Wasser zu bleiben; 
so ist sicher beobachtet, dass er im Winter hundert 
Schritte unter dem Eise fortschwamm. Sein Schwimmen 
geschieht stossweise, taucht er unter, so ist jede weitere 
Beobachtung vergeblich. Seine Rollzeit soll im April 
sein; über fünf Junge dürfte er wohl nicht werfen. 
Während der beiden Male, wo ich ihn auf dem Lande 
beobachtete, schien er nach Fröschen zu schnappen; mir 
fiel dabei sein behender Gang mit gekrümmtem Rücken 
auf. Gefangen ist er bei Schwerin, Plau, Korleputt, 
Waren, Ankershagen, Schwanbeck, Bützow, am Wentow- 
see, in der Gegend des Schaalsees, an einem Bache des 
Gutes Vietzen (hier. allein in den letzten sechs Jahren 
acht Stück), zu Kluss, Hohen Viecheln, Greese und in 


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58 


der Lewitz. Gesehen wurde er an der Müritz und bei 
Ludwigslust. Im Januar d. J. fing noch ein Jagdhund 
auf dem Schelfwerder bei Schwerin einen Nörz. Hieraus 
erhellt zur Genüge, dass er sich durch ganz Mecklen- 
burg bis nach Lübeck, Pommern und der Mark Branden- 
burg findet, bald häufiger, bald seltener, je nach den 
Localitäten. Genaue Nachforschungen, besonders zur 
Winterzeit, werden noch mehr Fundörter bekannt machen. 
Ein sehr schönes Nörzpärchen, gefangen in einem Torf- 
moore am Nordende des Schweriner Sees, besitzt das 
von Maltzan’sche Museum. 


Gattung. Lutra Ray. f - ss ee 2 n r _ 36 Zähne. 


37. L. vulgaris. Der Fischotter, 
Mustela Lutra L. Vierra Lutra L. 
Lutra Roensis Ogilby. 


Zehen nicht verwachsen, aber mit Schwimmhäuten; 
Schwanz am Ende flach; Ohren kurz, durch eine Klappe 
verschliessbar. 

Der Fischotter (Odder), von Aristoteles erwähnt 
unter dem Namen Enydris, Hist. anim. I, c. 2. 8, be- 
schrieben von Albertus Magnus, de anim. lib. 22, fol. 181, 
unter dem Namen Zuter oder Luther, von Gessner, Quadr. 
p. (75 als Zutra, mit dem auch Linne ihn in seiner Gat- 
tung Mustela aufführt, ist bei uns hie und da noch ziemlich 
häufig. Seines vortrefflichen Felles wegen wird er in 
Fallen verschiedener Construction gefangen, vermeidet 
diese aber oft in höchst schlauer Weise. Während der 
Nacht unternimmt er Wanderungen von einem See zum 
andern und bereitet der Fischerei grossen Schaden. 
Von der Tollense kommt er fast alljährlich durch den 
Mühlenbach bis nach Federow und an die Müritz, fischt 
unterwegs Seen und Teiche ab und gebraucht zu solcher 
Reise zwei bis drei Wochen. Im Januar d. J. wurde 
auf dem Schelfwerder bei Schwerin ein Fischotter ge- 
schossen, der 6!/ı Fuss lang war. Vor Jahren erlegte man 
zu Speck bei Waren ein Thier, das ganz hellgefleckt war. 


59 


IV. Ordnung. Robben. Pinnipedia. 


Familie. Robben. Phocina. 
Gattung, Phoca 2. 2 1. —&. 1. 3 — 34 Zähne, 
BE wa En 
Backenzähne kegelförmig, mit mehrfacher Zahn- 
wurzel. Nasenlöcher nach oben geöffnet, halbmondförmig, 
nach hinten divergirend. 


38. P, vitulina. Der Seehund, 
Phoca canına Pall. Phoca variegata Nuss. 
'Phoca littorea T’hienem. Phoca scopulicola T'hienem. 
Calocephalus vitulinus Fr. Ouv. 
Gelblichgrau, mehr oder weniger schwarzbraun ge- 
fleckt und gewellt. | 


Der Seehund (Sal, Salhund *), von Gessner, Aquat. 
p. 822, und Aldrovandi, Pisc. p. 722, unter dem Namen 
Phoca s. vitulus maris oceani aufgeführt und abgebildet, 
kam früher an unserer Ostseeküste häufig vor. Vor drei 
Decennien war er an der Nordküste der Insel Poel eben 
nicht selten, soll sich jedoch jetzt nur spärlich dort zeigen. 


39. P. foetida. Der geringelte Seehund. 
Phoca annellata Nülss. Calocephalus discolor Fr. Cuwv. 
Phoca equestris Pall. 

Schwarzbraun mit weissgelblichen Ringelflecken. 

Die Ringelrobbe kommt nach Boll an unsern Küsten 
vor. Im Jahre 1857 soll eine bei der Halbinsel Wustrow 
erlegt sein. Prof. Dr. Münter-Greifswald, als gründlicher 
Kenner unserer Fauna bekannt, glaubt nicht recht an 
das Vorkommen dieser Species, meint vielmehr, dass 
höchst wahrscheinlich eine der Varietäten von Halichoerus 
Grypus dafür angesehen worden sei. 
Gattung. Halichoerus Niss. >- 4 a z > —=34 Zähne. 

Backenzähne kegelförmig mit einfacher Zahnwurzel, 
sonst w. b. Phoca. 


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*) Sal von salen-wälzen, suhlen im Wasser. 


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40. H. Grypus. Der graue Seehund, 
Phoca Grypus Fabr. Phoca hispida Schreb. 


‚Halichoerus griseus Nüss. 


Rücken weissgrau, ins grünlichblaue, mit starkem 
Silberschiller und vielen, unregelmässigen, grössern und 
kleinern, mehr oder weniger in einander fliessenden 
schwarzen Flecken. 

Der graue Seehund kommt ebenfalls an unserm 
Ostseegestade vor. 1860 wurde auf dem Cummerower- 
See unweit der Aalbude von dem dortigeu Fischer ein 
nicht ganz ausgewachsenes Exemplar erlegt, das durch 
die Peene dahin gelangt war. In dem Pfahlbau von 
Wismar ist nach Lisch ein Knochen vom grauen See- 
hund aufgefunden. 

Sichere Nachrichten über den Fang von Pinnipeden 
an unserer Küste sind, was die Angabe der Species be- 
trifft, äusserst dürftig, obgleich fast jeder Ostseefischer 
von gesehenen und auch wohl erlegten Seehunden zu 
erzählen weiss. Im „Freimüthigen Abendblatt“, 1818, 
No. 35 u. 41, finden sich Mittheilungen über einen um 
die Mitte des vorigen Jahrhunderts auf dem Schweriner 
See erlegten Seehund. Um dorthin zu gelangen, hatte 
er den weiten Weg durch die Elbe, Elde und Stör 
machen müssen. Der verstorbene Geh. Amtsrath A. Koch 
erzählt die Irrfahrten zweier Seehunde folgendermassen: 
„Im Frühlinge des Jahres 1838 hatten sich zwei See- 
hunde verschiedenen Geschlechts und noch sehr jung, 
in die Binnensee bei Ribnitz und aus dieser in die 
Recknitz verirrt. Sie waren stromaufwärts gegangen, 
hatten bei Sülz, wo der Strom auf der Saline durch eine 
Stauschleuse gesperrt ist, einen kurzen Weg über Land 
genommen, waren dann in den Prahmkanal gelangt, der 
etwa eine Meile lang, die beiden Flüsse Recknitz und 
Trebel verbindet, und hatten die Trebel gewonnen, nach- 
dem sie auch auf dem Langsdorfer Felde wieder eine 
kurze Landreise hatten antreten müssen, indem hier der 
Kanal durch eine Kastenschleuse gesperrt ist, um die 


61 


Verbindung beider Flüsse zu bewirken. Die fremden 
Gäste waren hier an mehreren Stellen gespürt, und es 
wurden die Jagdlustigen nicht wenig dadurch aufgeregt, 
aber vergebens. Beide Thiere waren aus der Trebel in 
die Peene gelangt, und hier bemerkte der Demminer 
Prahmer Jlow den männlichen Seehund morgens dicht 
an seinem Fahrzeug gelagert. Bei der Weiterfahrt ist 
er immer in der Nähe des Prahms geblieben, hat öfters 
vor demselben aufgetaucht, um Luft zu schöpfen, ist auch 
an mehreren Stellen auf die überschwemmten Wiesen 
gegangen, um sich zu wälzen; die Leute meinten, weil 
er so viel gefressen hätte, wahrscheinlicher aber, weil 
ihm das moorige Wasser nicht zugesagt, und er sich 
darin unbehaglich gefühlt hat. Endlich auf der Feldmark 
des einem Herrn Pogge gehörigen Guts Wolkow ohnweit 
Demmin angelangt, haben zwei Jäger, von den Prahm- 
führern benachrichtigt, Jagd auf das Thier gemacht. 
Der Gutsjäger Panther, jetzt in grossherzoglichen Diensten 
als Holzvoigt zu Nütschow, Amts Sülz, hat nach einer 
mühsamen Folge den Seehund durch einen Büchsen- 
schuss erlegt, und befindet er sich ausgestopft ohne 
Zweifel noch jetzt im Besitze des Herrn Pogge. Nach 
Panthers Aussage hat das Thier 185 Pfund gewogen 
und davon sind 80 Pfund Fett gewesen. Es hat zwei 
starke Wassereimer voll Fische der verschiedensten Art 
bei sich gehabt. Nachdem es den Schuss. erhalten, ist 
es sofort untergetaucht, wo es Wasser wit Blut vermengt 
in einem starken Strom von sich geblasen. Dies hat sich 
mehrfach wiederholt, bis das Thier endlich mit einem 
mächtigen Aufsprung sich über den Kopf in das Wasser 
und in den Schlamm gestürzt hat. Seiner habhaft zu 
werden, hat nun noch viele Mühe gemacht, da es mit 
dem Kopfe im Moder, den biegsamen Schwanz nach 
oben gerichtet, gestanden hat, und Netze, Taue, Boots- 
haken etc. an dem glatten Körper abgeglitten sind“. *) 
Der weibliche Seehund soll später im Haff zu Trantow 


*) Archiv, X. p. TI. 


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62 


erlegt sein. Im Jahre 1861 wurde im Cummerower-See 
auf Mecklenburger Seite ein Seehund erlegt, dessen Fett 
eirca 35 Pfund Thran gegeben haben soll. Nach münd- 
licher Mittheilung des Herrn Oberstabsarztes Dr. Böhme 
zu Kiel erlegte 1872 Herr Otto Lobeck zwei Seehunde 
in der Peene bei Wolkow. 


V. Ordnung. Nagethiere. Glires. 
Familie Eichhörnchen. Seiurina, 


Gattung, Seiurus L. ne 3 > — 22 Zähne. 
41. 8, vulgaris, Das Eichhörnchen. 
Sciurus alpinus Fr. Cuv. 

Sciurus italicus Bonap. 

Das Eichhörnchen (Katteker, Katteiker), wird schon 
von Oppian, CÖyneg. Il. 586, unter dem Namen Skiuros 
aufgeführt. Es ist in allen Wäldern gemein, dringt mit- 
unter sogar in die Stadtgärten. 

Familie. Schläfer, Myoxina. 
Gattung. Myoxus Zimmerm. = = : — 20 Zähne, 

Die Schmelzfalten durchlaufen mit ziemlich parallelen 
Wänden den Zahn der Breite nach. Der Schwanz un- 
gefähr von Körperlänge, oben abgerundet behaart. An 
den Vorderfüssen ein kurzer Daumenstummel ohne Nagel. 


42. M. quereinus, Der Gartenschläfer. 


Mus quercinus L. Myozus Nitela Schreb. 
Seiurus quercinus Erxl. Eliomys Nitela A. Brehm. 


Röthlichbraun, unten weiss; der schwarze Augen- 
kreis setzt sich unter dem Ohr hinaus fort; Schwanz 
dicht anliegend behaart. Der Gartenschläfer, grosse 
Haselmaus, Eichelmaus, von Gessner, Quadr. p. 833, 
unter dem Namen Mus avellanarum aufgeführt, scheint 
selten zu sein, möglich auch, dass er sich als nächtliches 
Thier den Beobachtungen nur zu sehr entzieht. Das 


63 


von Maltzan’sche Museum besitzt ein Exemplar, welches 
aus der Gegend von Teterow stammt. 


43. M. Glis, Der Siebenschläfer, 


Seturus Glis L. Mus Glis Albert. Magn. 
Glis esculentus Blumenb. Glis vulgaris A. Brehm. 


Hellgrau, unten weiss; Augenkreis schwarzbraun. 

Der Siebenschläfer, von Plinius, Arst. nat. VIL. ce. 
58, Glis genannt, von Oppian, Öyneg. Il. 574, Myoxos, 
kommt bei weitem häufiger vor, als man gewöhnlich an- 
nimmt. Er wurde bei Madsow und Poppendorf in 
Dohnen, ferner bei Puhlstorf und Teterow gefangen. *) 
Weiter findet er sich bei Kleinen, Gallentin, Moltow, 
Maslow, Schimm, Tarzow, Qualitz, Rühn, Neubranden- 
burg, Schwinkendorf, Gross-Giewitz, Doberan, Marnitz 
und Sülz. Sicherlich wird er bei gehöriger Nachfor- 
schung noch an vielen Orten auftauchen. Herr Kreis- 
Wundarzt Schmidt in Wismar schickte am 2. Oct. v. J. 
dem von Maltzan’schen Museum ein Exemplar, das in 
den Dohnen zu Zarnekow bei Wismar gefangen war. 
Derselbe berichtet, **) dass in dem herrschaftlichen 
Hause des Gutes Gallentin Siebenschläfer gefangen 
wurden, die in der Vorrathskammer Obst, besonders 
aber Speck stark angefressen hatten. Der verstorbene 
Pastor Vortisch schreibt über ihn: „Wie ich vor 23 
Jahren als Hauslehrer mich zu Miekenhagen — bei 
Kröplin — befand, erregte es unter anderm meine 
Aufmerksamkeit, die Gartensteige zeitweilig an jedem 
Morgen mit frisch angefressenem Kernobst in auf- 
fallendem Masse bestreut zu finden. Der Gärtner, 
welchen ich darüber befragte, bezeichnete als Veran- 
lassung zu dieser Erscheinung ein Thier, welches von 
den Leuten niemand kenne, obgleich es von vielen zur 
Nachtzeit wahrgenommen sei, in der Ferne übrigens 
Aehnlichkeit mit dem Eichhörnchen habe, jedoch grau 


*) Archiv, II, p. 19. 
**) Archiv, XXVIII. p. 130. 


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64 


von Farbe sei und hin und wieder einen eigenthümlichen 
Laut hören lasse. Meine Neugierde wurde durch diese 
Erzählung geweckt und ich bat nun den Gärtner drin- 
gend, mich sogleich davon in Kenntniss zu setzen, wenn 
er dieses Thieres wieder einmal ansichtig würde. Fast 
ein Jahr war verstrichen, als der Gärtner eines Abends 
sehr spät zu mir kam, um mir die Anzeige zu machen, 
dass das fragliche Thier sich jetzt in einem Herzkirschen- 
baum wahrnehmen lasse Ich griff sogleich zur Flinte 
und begab mich an Ort und Stelle, konnte aber des 
Thieres durchaus nicht ansichtig werden, obgleich der 
Mond sehr helle schien, weil es immer solche Stellung 
einnahm, wo es unserm Anblick durch Zweige und 
Blätter entzogen war. Endlich des langen Wartens 
überdrüssig, beschloss ich aufs Gerathewohl zu schiessen. 
Ich wartete zu dem Zwecke, bis das Thier aufs neue 
über die Zweige hinschlüpfte und schoss dann dahin, 
wo die Bewegung des Laubes ein Ende nahm. Das 
Thier fiel herab, und ich war sehr erstaunt, den Myoxus 
glis darin zu erkennen. Ich fütterte darauf in einem 
flachen Kasten ein entsprechendes Tellereisen mit Erde 
ein, befestigte einen Zweig mit Kirschen darüber und 
setzte diesen Fangapparat in denselben Baum, nachdem 
die Kirschen von ihın abgenommen waren. Am andern 
Morgen hatte ich ein lebendes Exemplar auf dem Eisen. 
Die nähern Nachforschungen, welche ich seitdem an- 
stellte, ergaben nun, dass der Siebenschläfer in Mieken- 
hagen vorzugsweise sich in einem kleinen Buchengehölze 
nahe am Gartenholze, in der sogenannten Ochsen- 
koppel, aufhalte. Hier wohnt er in hohlen Buchen und 
Eichen. Aus einer solchen Buche habe ich wohl zur 
Zeit 5 oder 6 derselben herausgejagt, und noch vor 
wenigen Jahren liess ich für einen Freund aus einer 
hohlen Eiche ein Nest ausnehmen, worin zwei alte und 
drei junge sich befanden. Im Bruch der Ochsenkoppel 
fängt er sich sehr häufig in den Dohnen, und es ist 
sogar der Fall vorgekommen, wo der Myozus glis sich 
im herrschaftlichen Hause des benannten Guts hat 


65 


sehen lassen und dort eingefangen ist. Aus Nach- 
fragen, welche ich seit vielen Jahren darnach gehalten, 
scheint übrigens mit ziemlicher Gewissheit hervorzugehen, 
dass der Siebenschläfer in dieser Gegend, die bergig 
und reich an Wäldern von Buchen und Eichen ist, 
überall angetroffen wird.“*) Am 3. October 1849 
schickte Vortisch an Boll ein Exemplar, das im Eis- 
keller zu Miekenhagen im ersten Stadium des Winter- 
schlafes angetroffen wurde; im Herbste 1871 theilte mir 
derselbe mit, dass das Thier dort noch immer vorkomme., 
Das v. Maltzan’sche Museum besitzt ausser dem oben 
erwähnten Ex. noch drei andere, die bei Güstrow, 
Bützow und Sülz gefangen sind. 


44. M. avellanarius. Die Haselmaus, 
Mus avellanarius L. Myozus muscardinus Schreb. 
Mus corilinum Albert. Mag. Myoxus speciosus Dehne. 
Muscardinus avellanarius A. Brehm. 

Einfarbig gelbroth, unten etwas heller. Die Hasel- 
maus, von Aldrovandi, Digit. p. 439, f. p. 440, unter 
dem Namen Mus avellanarum minor erwähnt, scheint 
ebenfalls selten zu sein. Nach C. Arndt **) ist sie in 
der Rühner Forst vor 6—7 Jahren in einer Dohne ge- 
fangen. Das Exemplar, welches ich vor Jahren sah, 
war unweit Malchin im Januar schlafend in einer hohlen 
Eiche gefunden; es war im Besitz des verstorbenen 
Wundarztes Müller in Malchin. 

Von den Bilchen ist der Siebenschläfer am grössten, 
die Haselmaus am kleinsten. 


Familie. Mäuse, Murina, 
Gattung. Üricetus Pall. = = ° — 16 Zähne. 


3 
Schnauze zugespitzt. Mit Backentaschen. Der 
Schwanz sehr kurz, wenig hervortretend und dicht 


behaart. 


*) Archiv, IIL p. 221. 
**) Archiv, XXVIII, p. 132. 
Archiv XXX. 5 


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45. 0G, frumentarius. Der Hamster, 


Porcellus frumentarius Schwenkfeld. Mus Üricetus L. 
Cricetus vulgaris Desm. 


Rothgelb, unten schwarz, 3 blassgelbe Flecken an 
den Seiten des Halses. 

Der Hamster, zuerst von Agricola, Subterr. p. 486, 
und von Gessner Quadr. p. 836, unter dem Namen 
Oricetus aufgeführt, ist zum Glück ein seltenes Thier, 
das sich bisher nur im östlichen Theile unseres Landes 
zeigte. In Weitin bei Neubrandenburg soll er einige 
Male erlegt sein *), wie Boll anführt. Herr Oberförster 
Müller in Hinrichshagen aber war der Erste, der das 
Vorkommen desselben in unserm Lande feststellte, da 
er in Besitz eines bei Golm unweit Friedland erlegten 
Hamsters gelangte und ihn für eine Sammlung in Neu- 
strelitz ausstopfte. **) Der hier wohnende Herr Rentier 
Zander, der Hamster kennt, theilte mir mit, dass 1854 - 55 


. zu Weitin bei Neubrandenburg von einem Knechte des 


Pastors Präfke ein Hamster erschlagen sei, wodurch 
die von Boll gemachte Mittheilung an Gewissheit ge- 
winnt. Nach derselben Quelle zeigt er sich auch auf 
dem Gute Zirzow bei Neubrandenburg, wenn gleich nur 
sporadisch Auch zu Rittermannshagen — 1'/ Meile : 
südlich von Malchin — soll er sich zeigen. Um Gewiss- 
heit zu erhalten, wandte ich mich an den Herrn Pastor 
Werner daselbst, welcher die Güte hatte mir zu schreiben, 
dass noch im vorigen Jahre auf der dortigen Feldmark 
ein Thier erschlagen sei, welches nach eingezogener Er- 
kundigung grosse Aehnlichkeit mit einem Hamster hatte. 
Es war von hellgrauer Farbe und der Grösse einer 
Ratte, hatte einen dieken Kopf, kurzen Schwanz und 
kurze Beine. Die Häker sind auch zuweilen beim Pflügen 
auf ein Hamsterloch gestossen, in welchem sich etwa 
eine Metze Korn vorfand. Was aber dagegen spricht, 
ist der Umstand, dass der vermeintliche Hamster, wenn 


*) Archiv, II. p. 20. 
**) Archiv, VI. p. 118, 


67 


er angetroffen und angegriffen wurde, allemal furchtsam 
davon lief. So lange also das Thier nicht einem Kenner 
vorliegt, ist dieser Fundort zweifelhaft 1860-61 kam 
er um Demmin häufig vor, allein ich habe mich damals 


vergeblich bemüht, auf Mecklenburgischem Gebiete, das 


nur durch die Peene von Pommern getrennt ist, einen 
aufzufinden. Nach einem Briefe des Herrn Altmüller- 
Demmin trifft man ihn jetzt auf den Feldern bei den 
Sandbergstannen wohl noch hin und wieder an, jedoch 
nur selten. 


Inzwischen klärt sich die Hamsterfrage dahin, dass 


zu Rittershagen keine vorkommen. Herr Pastor Werner 
sandte mir 2 Ex. von Arvicola amphibius, die ja aller- 
dings keinen kurzen Schwanz haben, wie mir mitgetheilt 
wurde, dennoch aber von den Leuten dort Hamster 
genannt werden. Auch bei der Stadt Hagenow sollten 
im verflossenen Jahre Hamster gefangen sein; auf meine 
briefliche Bitte dahin um Auskunft, war die Antwort so, 
dass ich gleichfalls nur an die Wasserratte denken 
konnte. Betrachte ich endlich das Vorkommen des 
Thieres bei Demmin, so muss ich ebenfalls gerechte 
Zweifel laut werden lassen, zumal ich auf Mecklenburger 
Grund und Boden, hart an der Grenze, trotz vielen 
Suchens keinen Hamster auffinden konnte. Wenn ich 
nun dazu halte, was Herr Prof. Dr. Münter-Greifswald 
mir schreibt, nämlich „dass man in unserer baltischen 
Ebene auf dem Lande den Hamster in der Regel nicht 
kennt, ihn vielmehr mit Arweola amphibius verwechselt“, 
so scheint meine Ansicht — richtig zu sein. Prof. 
Münter theilt mir ferner mit, dass er bei Schwedt 
a./d Oder wirklich heimisch ist. Nach Herrn Rath 
Dr. Brückner kommt er bei Hinrichshagen vor, da 
Herr Oberförster Müller daselbst mehrere gesehen 
haben will. Dagegen scheint mir der Fundort Lapitz 
bei Penzlin, wo sich auch welche zeigen sollten, der 
Bestätigung zu bedürfen. Sichere Bürgschaft geben 
bis jetzt demnach nur die Fundorte durch Oberförster 
Müller und wahrscheinlich die von Weitin und ZIrzow. 
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Gattung, Mus Z. —- = — = 16 Zähne. 


Backenzähne mit deutlich gesonderten Wurzeln 
und auf der Kaufläche eines jeden drei bogige Quer- 


wülste. Der Schwanz erreicht ungefähr die Länge des 


Körpers und ist sparsam behaart. 


46. M, decumanus, Die Wanderratte, 
Mus hibernicus Thompson. Mus silvestris Briss. 
Mus aquaticus Gessner. Glis norwagicus Klein. 


Röthlichgrau, unten abgesetzt grauweiss; zwischen 
den kurzen Haaren stehen einzelne noch einmal so lange, 
borstenartige, schwarze Haare, welche dem Pelze ein 
rauhes Aussehen verleihen. Die Ohren erreichen ange- 
drückt das Auge nicht. Der Schwanz ist kürzer als 
der Körper. 

Die Wanderratte (Rott) ist nach dem Berichte 
von Pallas im Herbste 1727, nach einem Erdbeben, 
zuerst in grossen Haufen bei Astrachan über die Wolga 
schwimmend, in Europa eingerückt. Da sie noch 1750 
in Ostpreussen — nach Bujak — unbekannt war, so 
darf man folgern, dass sie nach Mecklenburg wohl erst 
zu Ende des vorigen Jahrhunderts gekommen ist. Sie 
scheint aber schon früher als Pallas berichtet im süd- 
lichen Europa aufgetreten zu sein. So berichten die 
württembergischen Jahrbücher für Statistik und Landes- 
kunde, herausgegeben vom Königl. statistisch - topo- 
graphischen Bureau, Jahrgang 1866, aus Burkhard Nikels 
Tagbuch seiner Kriegs- und anderen Verrichtungen etc. 
von 1566-98 bei Gelegenheit eines Winterlagers, bei 
Neapel im Jahre 1573 bezogen: „Als wir nun ein Tag 


_ zween im Port gelegen, und es gar kalt uff den Galeren 


gewest, seindt die Knecht abgestigen, Stroh und Holtz 
gehollt, und anhoben zu bawn, auch zum Theil zu graben, 
haben sie schönst Wasser mehr gehabt und (nachdem) 
die Früchte abgeschnitten worden, hat sich das Un- 
geziefer von Ratzen die grösser denn die unsrigen und 
braun, haufenweis vom Feld und alle Groten in diese 


69 


Löcher, die wir ussgraben und darinnen gewohnt haben, 
gethan etc.“ Hierzu bemerkt der Revierförster Nickel 


in Creglingen *): „Diese kurze Notiz des schwäbischen 


Landsknechtanführers über Ratten, welche grösser denn 
die unsrigen und braun sind, dürfte entschieden auf die 


Wanderratte gegenüber der Hausratte hinweisen, so x 


dass also das erste Auftreten der Wanderratte in Europa 
nicht erst im Jahre 1727 durch Pallas, sondern schon 


1!/, Jahrh. früher im südlichen Jtalien, wohin sie wahr- 


scheinlich durch Levantische Schiffe überführt worden 
sein dürfte, beobachtet wäre. Auch das Einziehen der 
Ratten in die Wasserlöcher stimmt mit den Gewohn- 
heiten der Weanderratte gegenüber der Hausratte.‘“ 
. Jetzt ist sie mehr denn zu häufig und hat die schwarze 
Ratte bei uns fast gänzlich verdrängt. Es ist aber nicht 
unmöglich, dass sie sammt der Hausratte schon den 
Alten bekannt gewesen, da man annimmt, dass Mus 
Caspius des Aelian, Anim. 47, hierher zu ziehen sei. 
Höchst lesenswerth ist die Arbeit von dem Herrn Ober- 
lehrer W. Passow in Stralsund über „Beiträge zur Ver- 
breitung der Hausratte‘“.**) Es wird darin nachgewiesen, 
wie die Wanderratte in Stralsund einen Stadttheil nach 
dem andern sich erobert und die Hausratte immer mehr 
zusammen- und schliesslich ganz verdrängt. Die innere 
Stadt hat ihm im Ganzen von 33 Stellen Ratten geliefert, 
darunter 23 Hausratten und 10 Wanderratten, während 
die Vorstadthäuser schon ausschliesslich von der Wander- 
ratte eingenommen sind. 


47. M. Rattus. Die schwarze oder Hausratte, 

Dunkel schwarzbraun, unten allmählig grauweiss. 
Die Ohren erreichen angedrückt das Auge. Der Schwanz 
ist länger als der Körper. Die längern Borstenhaare 
zwischen den übrigen kürzern geben ihr ebenfalls ein 
rauhes Ansehen. 


*) Noll, der Zoologische Garten, Jahrgang XV, (1874), p. 15%. 


**) Mittheilungen aus dem naturwissenschaftlichen Vereine 
von Neu-Vorpommern und Rügen. IV, Jahrgang. 


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70 


Die Hausratte (Rott) ist durch die Wanderratte 
fast gänzlich verdrängt. Vor acht Jahren wurde mir 
hier noch eine gebracht, lie auf dem Boden eines alten 
Hauses gefangen war, später habe ich keine mehr er- 
halten können. In Wismar kommt sie noch hie und da 
vor. Der um die Kenntniss unserer ausgestorbenen 
Säugethiere hochverdiente Herr Geh. Archivrath Dr. 
Lisch hat in dem Pfahlbau von Wismar Beinknochen 
von einer Hausratte gefunden, nämlich drei Schenkel- 
 knochen (femur u. tebia), verkohlt, glänzend schwarz 

von Farbe und spröde, also durch den Brand der Pfahl- 
wohnung untergegangen, da die Pfahlbauten von Wismar 
durch Feuer zerstört sind, wie die Verkohlung der 
Pfahlköpfe, die Anbrennung der knöchernen und hör- 
nernen Geräthe u Anderes beweisen. *) Prof. Dr Rüti- 
_  meyer zu Basel, dem die Knochen vorlagen, schreibt 
darüber: „Bei uns, wo alle Pfahlbauten durch Feuer 
untergegangen sind, würde die offenbare Anbrennung 
dieser Knöchelchen unbedingt als Beleg für das Dasein 
des Thieres bei der Zerstörung der Pfahlbauten gelten 
müssen. Interessant ist es aber, hier zum ersten Male 
die Ratte in Pfahlbauten vertreten zu sehen, und 
zwar nicht die Wanderratte, sondern die schwarze Haus- 
ratte, welche nach allem, was wir wissen, aus Asien 
nach Europa eingedrungen sein soll, und in Deutsch- 
land nicht vor dem 13. Jahrhundert (von Albertus 
Magnus) erwähnt wird.“ Prof. Dr. Blasius zu Braun- 
schweig, der die Knochen ebenfalls prüfte, kommt zu 
‚demselben Resultat. Aus seinem Berichte theilt Lisch 
nachstehendes mit: „Die kleinen Knochen aus dem 
Pfahlbau von Wismar haben das grösste zoologische 
Interesse. Zwei dieser Bruchstücke fügen sich zu einem 
vollständigen linken Oberschenkel (femur), die andern 
bis auf einen rudimentären Gelenkkopf bilden ein ent- 
sprechendes Unterschenkelbein (idea). — — Die beiden 
Pfahlbauknochen charakterisiren sich durch ihre ge- 


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*) Jahrbücher, XXX, p. 72. 


71 


sammte Ausbildung, durch die Schärfe und Bestimmtheit 
aller Kanten, Flügel und Muskelansätze unzweifelhaft 
als Knochen eines erwachsenen, alten Thiers. — 
— — Es kann kein Zweifel bestehen, dass beide 
Knochen nach Gestalt und Grösse einer Ratte an- 
gehören. — — — Die Knochen des Wismar’schen Pfahl- 
baues stimmen am genauesten mit denen der Hausratte 
(Mus Rattus L.) überein. Die Knochen der Wander- 
ratte sind länger, breiter und im ganzen plumper, als 
die beiden vorliegenden. Auch an eine junge Wander- 
ratte von der diesen Knochen entsprechenden Grösse 
kann man nicht denken, da die bestimmte Gliederung 
der beiden Pfahlbauknochen nur auf ein erwachsenes 
Thier hindeuten. Mit den entsprechenden Knochen der 
Hausratte stimmen die beiden Pfahlbauknochen so voll- 
kommen überein, dass die photographischen Bilder beider 
nicht die geringste Abweichung der Form zeigen würden. 
Ich muss demnach aus zoologischen Gesichtspunkten 
die beiden Knochen für den linken Oberschenkel und 
den Unterschenkel der Hausratte erklären.“ 

„Dieses Resultat ist nun zoologisch für diese Thier- 
art von dem grössten Interesse. Es ist bekannt, dass 
in den Schriften des Alterthums nur eine einzige Stelle 
vorkommt, die man auf eine Ratte deuten kaun Die 
Mures Caspü bei Aelianus Hist. anim., XV, cap. 17, 
sind wohl nur auf die Wanderratte zu beziehen. Weder 
Aristoteles, noch Plinius, noch irgend ein Schriftsteller 
' des Alterthums kennt eine Ratte in Europa. Deshalb 
ist der Ursprung, die ursprüngliche Heimath der Ratten, 
von denen augenblicklich drei Arten nicht allein durch 
Europa, sondern durch alle Erdtheile verbreitet sind, 
von besonderm zoologischen Interesse. — — — 

Die Wanderratte (Mus decumanus. Pall.) ist am 13. 
u. 14. Oct. 1727, ‚wenige Tage nach einem Erdbeben, 
in grossen Schaaren bei Astrachan über die Wolga 
schwimmend, in Europa eingewandert. Mit diesem Ur- 
sprunge stimmt die Angabe Aelians sehr wohl überein. 
In England, wahrscheinlich durch Schifffahrt eingeführt, 


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wurde sie zuerst im Jahre 1730 beobachtet. Es würde 
sehr auffallend gewesen sein, wenn man Knochen der- 
selben in mecklenburgischen Pfahlbauten der Stein- 
periode gefunden hätte. 

Die Hausratte wird mit Bestimmtheit gegen die 
Mitte des 13. Jahrhunderts von Albertus Magnus, 
de anım. lib. 22, fol. 182, unter dem Namen Mus rattus 
erwähnt. Da die Schriftsteller des Alterthums ein Thier, 
das sich dem Menschen in so hohem Masse aufdrängt, 
nicht kannten, so konnte man mit Bestimmtheit annehmen, 
dass es sich auch in den griechischen und römischen 
Naturhistorikern bekannten Gegenden Europas nicht 
vorgefunden hat. Es bleibt aber unsicher, ob es 
damals in den übrigen Theilen Europas vorhanden 
war, oder erst später enwanderte. Nach Analogie mit 
der ägyptischen und der Wanderratte musste man die 
Einwanderung nicht unwahrscheinlich finden. Das Vor- 
kommen in den mecklenburgischen Pfahlbauten 
liefert nun den Beweis, dass die Hausratte in ur- 
alter Zeit schon einheimisch war. Damit ist nun eine 
alte Heimath der Hausratte nachgewiesen und die Idee 
einer spätern Einwanderung beseitigt. — — —“ 

Dieser gründlichen Beweisführung fügt Lisch noch 
die Resultate der deutschen Sprachforschung hinzu, 
wenn er sagt*): „Es wird, und zwar mit Recht, 
Gewicht darauf gelegt, dass das Thier in Deutschland 
erst im 13. Jahrhundert erwähnt wird. Aber der Name 
der Ratte kommt schon viel früher in den Glossaren 
vor, in einer Sanct Galler Handschrift aus dem 9. Jahr- 
hundert, ebenso in der angelsächsischen und altnordischen 
Sprache.“ Und schliesst mit den Worten: „Man dürfte 
also wohl annehmen können, dass wenn der Name, auch 
das Thier bekannt war. Es ist möglich, dass in alter 
Zeit das Thier im südlichen Europa und auch in der 
Schweiz nicht lebte; dass es aber in den nördlichen 
Ländern vorhanden war, scheint unzweifelhaft zu sein.“ 


*) Jahrbücher, XXX. p. 74. 


73 


Bei nochmaligem Durchsehen der ‚Jahrbücher 
des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Alter- 
thumskunde“ finde ich leider im XXXIl. Jahrgang, der 
mir früher nicht zu Händen war, pag. 209, von Lisch 
folgende Erklärung: „Die in Jahrb. XXX, T. 71 be- 
schriebenen, als in dem Pfahlbau gefundenen, ganz ver- 
kohlten Knochen einer Hausratte sind nach ihrer Be- 
schaffenheit aus innern Gründen falsch. Im Sommer 
1866 sind aber, erweislich im Torf, die beiden Unter- 
kiefer einer Ratte gefunden, welche grösser sind, als die 
früher gefundenen verkohlten Unterkiefer der Hausratte, 
also wahrscheinlich von einer Wanderratte stammend. 
Aber diese zuletzt gefundenen Unterkiefer sind schnee- 
weiss ausgebleicht und wahrscheinlich in jüngern Zeiten 
von einem Raubthiere verschleppt worden. — Es ist also 
das Vorkommen der Ratte im Pfahlbau nicht erwiesen.“ 

Der Knochenfund der Hausratte ist also gefälscht 
und untergeschoben, und ich würde die darauf bezüg- 
liche Auseinandersetzung nicht wieder zum Abdruck 
gebracht haben, wenn das ohne ein Wort der Erklärung 
geboten gewesen wäre. Da aber auch Passow u. A, 
die Auffindung von Knochen der Hausratte aus dem 
Pfahlbau von Wismar nach der Mittheilung d. Jahrb. 
XXX aufgenommen haben, ist es um so nöthiger der 
Fälschung, die von dem berüchtigten Büsch herrührt, zu 
sedenken und den Fund zu nullificiren. 


43. M, Musculus. Die Hausmaus, 
Mus Islandicus Thienem. Mus domesticus Albert. Mag. 
Gaumfalten in der Mitte getheilt. Grauschwarz, 
unten heller. Schwanz etwa von Körperlänge. Ohren 
ragen angedrückt bis zum Auge vor. Sohlen ganz nackt. 
Die Hausmaus (Mus), schon von den ältesten 
Zeiten her in Europa bekaunt, findet sich überall. 
49. M. sylvatieus, Die Waldmaus. 
Musculus dichrurus Rafinesque. 
Gaumfalten in der Mitte getheilt. Bräunlichgrau, 
unten stark abgesetzt weiss. Schwanz etwas kürzer als 


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74 


der Körper. Ohren wie vorher. Grösser und stärker 
als die Hausmaus, wesshalb auch diese, wenn die Wald- 
maus sich in Gebäuden zeigt, das Feld räumt. 

Die Waldmaus, von Gessner, Quadr. p. 830 unter 
dem Namen Mus agrestis major aufgeführt, ist nach Boll 
häufig. Das erste Exemplar, das ich sah, erhielt ich 
1862 vom verstorbenen Geh. Amtsrath Koch zur Be- 
stimmung zugeschickt. Es war im Amtshause zu Sülz 
in einer Falle gefangen. Später habe ich Waldmäuse 
wohl wiederholt gefangen, jedoch nie häufig. Unter 
einigen 30 Mäusen, die Herr Lütjohann-Barkow bei einer 
Miethe 1872 gefangen hatte und mir zur Determinirung 
schickte, befanden sich nur zwei Exemplare. 


50. M. agrarius. Die Brandmaus, 
Mus rubeus Schwenkfeld. 

Gaumfalten in der Mitte getheilt. Im Sommer rost- 
braun, im Winter graubraun, meistens mit schwarzem 
Rückenstreifen; Bauch weiss. Schwanz etwa °/ı der 
Körperlänge. Ohren wie vorher. 

Die Brandmaus (Ackemus), zuerst von Schwenkfeld 
erwähnt und von Pallas unter dem Namen Mus agrarius 


‚genau beschrieben, ist sehr häufig. 


51. M. minutus, Die Zwergmaus. 


Mus pendulinus Herm. Mus soricinus Herm. 

Mus parvulus Herm. Mus campestris Fr. Cu. 

Mus messorius Shaw. Mus pratensis Ockskay. 

Micromys agilis Dehne. 

Gaumfalten in der Mitte getheilt. Gelbröthlichgrau, 
unten abgesetzt weiss. Schwanz von °/a der Körper- 
länge. Ohren wie vorher; kleinste Art. 

Die Zwergmaus (Lütt Mus), von Pallas genau be- 
schrieben und abgebildet, ist sicherlich häufig und vielfach 
übersehen. Ich habe sie an Wiesengärten zu Dargun 
und auf dem Gute Neu-Gaarz bei Waren gefunden, auch 
mehrmals ihr niedliches, kugelrundes Nest durch Schüler 
erhalten. 


75 


Gattung. Arvicola Lacepöde. Gebiss 16 Zähne. 
Die Backenzähne haben keine vom Zahnkörper 
scharf gesonderte Wurzeln, und eine glatt abgeschliffene 
Kaufläche. Aussen- und Innenfläche des Zahns durch 
offene Schmel:sfalten, die bis zur entgegengesetzten 
Schmelzwand verlaufen, tief und regelmässig einge- 
buchtet, daher der Zahnkörper wie aus gleichlaufenden 
Prismen zusammengesetzt. Schnauze stumpf Schwanz 
von mässiger Länge und ziemlich dicht behaart. 


52. A, glareolus, Die Waldwühl- oder Röthelmaus, 


Mus glareolus Schreb. Mus rutilus var. Pall. 
Arvicola fulvus Mille. Arvicula riparia Yarrell. 
Arvicola pratensis Baill. Lemmus rubidus Baill. 


Hypudaeus hercynicus Mehlis. Arvicola rufescens De Selys. 
Hypudaeus Nageri Schinz. 

Erster Unterkieferzahn mit 7 Prismen und mit 4 
äussern und 5 innern Kanten. Braunroth, unten ab- 
gesetzt weiss. Ohren aus dem Pelz hervorstehend. 
Schwanz oben schwärzlich, unten gelblichweiss, durch 
stärkere Behaarung an der Spitze vor allen andern 
ausgezeichnet. | 

Die Waldwühlmaus ist zuerst von Pallas bei Göt- 
tingen und Leipzig beobachtet und in den Nov. Spec. 
Glir. p. 217 als langschwänzige Varietät von Mus rutılus 
aufgeführt. Ich habe sie 1857 in Rantzau’s Koppel bei 
Ludwigslust und später häufig bei Dargun am Waldrande 
nach Finkenthal zu erlegt. Am Rande von Laubwäldern 
wird sie sich überall finden. 


53. A, amphibius. Die Wasserratte, Reut-, Schärr- 
oder Scherrmaus. 


Mus amphibüus L. Mus paludosus L. 

Mus aquatilis Agrie. Mus aquaticus Delon. 
Arvicola Pertinax Savı. Arvicola ater Maegillivray. 
Arvicola destructor Savi. Arvicola Musignanit De Selys. 
Mus terrestris L. Arvicola argentoratensis Desm. 


Lemmus Schermaus Fr. Cwv. Mus Scherman Shaw 
Arvicola monticola De Selys. 


76 


Erster Unterkieferzahn mit 7 Prismen und mit 4 
äussern und 5 innern Kanten. Graubraun, zuweilen 
(jung immer) schwarz, unten grau. Das Ohr ist im 
Pelze versteckt und durch einen Deckel ganz ver- 
schliessbar. Führt ein unterirdisches Leben. Varürt 
nicht nur in Grösse und Färbung, sondern selbst in. 
osteologischer Hinsicht, namentlich in Hinsicht der 
Schwanzwirbel so bedeutend, dass man 4 verschiedene 
Arten daraus gemacht hat. Linne scheidet eine Erd- 
ratte (terrestris) ab, Savi eine verheerende Wasserratte 
(destructor), Selys Longcehamps eine Bergratte (monticola). 
Blasius hält alle für eine und dieselbe Art. Die Form 
terrestris, die auch bei uns vorkommt, ist um '/s kleiner, 
der Schwanz oben braun, unten blasser, etwas länger 
als !/; des Körpers. An Färbung gleicht sie der Wasser- 
ratte, doch ist der Grund der Haare nicht grau, sondern 
schwarz. Es kommen aber Uebergänge in der Färbung, 
Schwanzlänge und der Schädelbiläung vor. Die Wasser- 
ratte (Wölmus, Wölrott, Hamster), von Agricola als 
Mus aquatilis, von Belon als Mus aquaticus ganz kenntlich 
bezeichnet, ist sehr häufig. Sie richtet oft grosse Ver- 
wüstungen an und ist daher überall auszurotten. Boll 
berichtet, *) dass in einigen Gärten zu Ludwigslust in 
Streifen von 2-6 Fuss Breite Pflanzen, Sträucher und 
Junge Obstbäume umfielen, weil die Wurzeln durch diese 
Thiere abgenagt waren. Die Zwiebeln von Hyacinthen, 
Tulpen, wie auch Knollen von Ranunkeln und Anemonen 
verzehren sie ebenfalls gern. Dass sie vielfach mit dem 
Hamster verwechselt wird, ist schon erwähnt. 


54. A, agrestis. Die Erdmaus. 


Mus agrestis L. Mus gregarius L. 

Lemmus insularis Nuss. Arvicola Baillonü De Selys. 

Arvicola neglecta Thoms. Jenyns. Arvicola britanieus De Selys. 
Erster Unterkieferzahn mit 9 Prismen und 5 äussern 

und 6 innern Kanten. Erdbraun, rostfarbig gemischt, 


*) Archiv, VI, p. 118, 


77 


unten grau. Ohr tritt aus dem Pelze heraus. Schwanz 
!/s der Körperlänge, oben dunkelbraun, unten grauweiss, 
äusserste Spitze nur wenig länger behaart. 

Die Erdmaus, von Linne ziewlich bestimmt in der 
zweiten Ausgabe der Fauna suecica als Mus agrestis be- 
zeichnet, ist mir aus Mecklenburg bisher nur von Barkow 
bei Plau bekannt. Zwischen einer Sendung von Mäusen, 
die, wie schon erwähnt, Herr Lütjohann mir machte, 
befand sich ein einziges Exemplar; in einer zweiten, um 
die ich dieserhalb bat, fand ich leider keine vor. Es 
steht aber zu erwarten, dass sie sich bei aufmerksamer 
Beobachtung in verschiedenen Gegenden unseres Landes 
auffinden wird. 


55. A, arvalis, Die gemeine Feldmaus, 


Mus arvalis Pall. Arvicola vulgarıs Desm. 

Arvicola fulvus De Selys. Arvicola arenicola De Selys. 

Hypudaeus rufescente-fuscus Schinz. 

Hypudaeus rufo-fuscus Schinz. Arvicola Baillonii De Selys. 
Arvicola duodecim-costatus De Selys. 


Erster Unterkieferzahn mit 9 Prismen und 5 äussern 
und 6 innern Kanten. Gelbgrau, unten weisslichgrau; 
Aftergegend weiss. Ohr nur zum Theil verschliessbar, 
aus dem Pelze hervortretend. Füsse weissgrau. Schwanz 
1/3; der Körperlänge, einfarbig. 

Die Feldmaus (Ackemus), zuerst von Pallas unter 
dem Namen Mus arvalıs beschrieben, kommt in manchen 
Jahren in so ungeheurer Menge vor, dass sie zur wahren 
Landplage wird. Um sie von Kornmiethen abzuhalten, 
zieht man wohl Gräben mit senkrechten Wänden um 
dieselben, damit sie sich darin fangen. So ist mir mit- 
getheilt, dass auf einem Gute in einem solchen Graben 
in einer Woche gegen 1000 Stück gefangen wurden. 
Das Vergiften der Feldmäuse halte ich in sofern für 
schädlich, als dabei manche Raubthiere, die den Mäusen 
nachstellen, ihren Tod finden. 


78 


Am Bache bei Dargun, in der Nähe des Kirch- 
steiges nach Glasow, fing ich im Jahre 1360 eine 
Maus, die ich als kurzöhrige Erdmaus — Arvicola 
subterraneus — bezeichnen musste. Da ich jedoch 
meiner Sache nicht gewiss bin, und das Thier mir 
verdarb, so kann ich es nicht mit aufführen, wohl 
aber die Zoologen unseres Landes hierdurch ver- 
anlassen, auf dasselbe zu fahnden. 


Familie. Biber, Castorina. 


Gattung. Castor Z. n 2. g — 20 Zähne. 


+ 56. C, Fiber. Der Biber. 


Castor communis L. 


[>] 


Der Biber, schon von den ältesten Zeiten her be- 
kannt, war früher sicherlich nicht selten, wie manche 
Knochenfunde beweisen. Nach Siemssen *) brachte 1765 
ein Beamter einen bei Dömitz in der Elbe gefangenen 
Biber der grossen Seltenheit wegen nach Ludwigslust; 
ein anderer wurde 1770 bei Wasdow unweit Gnoien auf 
der Trebel erlegt. Die beiden letzten Biber sind aber 
in der Elbe bei Dömitz gefangen. Geisenhayner schreibt 
darüber **): „Zu Anfang des Advents 1789 fing der hier 
kürzlich zu Vielank verstorbene Förster Drews, der 
damals noch hier war, mit dem Fährmann Wolf in einem 
Fischottereisen einen Biber, 39 Pfund schwer. Schon 
geraume Zeit hatten sie Spuren davon gehabt, da aber 
Biber überaus selten hier erscheinen, so hatte niemand 
gerade an Biber gedacht, denn seit 12—16 Jahren war 
dies der erste. Der Fährmann hörte des Morgens das 
grosse Geräusch und Schlagen mit dem Schwanze, eilte 
hinzu voller Erwartung, eine recht grosse Fischotter 
gefangen zu haben und findet — den Biber, der sich 
schon beinahe den Fuss abgefressen hat, um zu ent- 


*) Magazin, Bnd. 2. p. 315. 
**) Monatsschrift, Jahrg, IV. 10. Stück. October 1791. 


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19 


wischen, ruft seine Leute und schlägt ihn todt, weil 
ihm sonst nicht beizukommen gewesen. Er hatte sich 
alle Zähne abgebissen, doch sah man an den Ueber- 
bleibseln noch die schöne bräunliche Glasur, sein Haar 
war vortrefflich und alle Merkmale so, wie sie in jedem 
Lehrbuch der Naturgeschichte verzeichnet stehen. Nur 
eins fiel mir auf, nämlich: es war ein ganz kompletes 
Exemplar. Viele Schriftsteller haben es einander nach- 
geschrieben, dass der Schwanz aussehe, als wenn etwas 
abgebissen wäre*) — allein dies war hier nicht der 
Fall. Der Schwanz war ganz und unbeschädigt, völlig 
zugerundet und nicht die geringste Spur einer Ver- 
letzung zu finden. Es kann dies freilich sehr oft sein, 
da sie den Schwanz gewöhnlich in’s Wasser hängen, 
dass eine Fischotter oder sonst ein Feind ihnen ein 
Stück abbeisst. Aber es sollte doch nicht ein Irrthum 
fortgepflanzt oder sogar als Grundsatz in Lehrbücher 
für Kinder aufgenommen werden. — In dem darauf fol- 
senden Winter ist auch das Männchen gefangen worden, 
welches ich aber nicht gesehen habe.“ Ein Schädel mit 
Unterkiefern ist im Pfahlbau von Wismar aufgefunden. **) 
Ausser diesem besitzt das Grossherzogliche Antiquarium 
in Schwerin noch eine Anzahl von Schädeln und Knochen, 
welche in verschiedenen Gegenden unseres Landes, 
(z. B. Schwan, Fresenbrügge bei Grabow, Biendorf bei 
Neu-Bukow), das Neubrandenburger Museum diverse 
Wirbelknochen und andere Skelettheile, die im Torf 
aus der Umgegend von Brandenburg aufgefuuden sind. 
Da die Biber-Jagd zu den Regalien gehörte, wird er bei 
Schenkungen in den Urkunden immer besonders genannt, 
So bekam z. B. das Kloster Stolpe in Hinterpommern 
4 Dörfer zwischen der Tradaune und Stolpe im Jahre 
1209 cum .castoribus ete. geschenkt. 


*) Dieser Irrthum findet sich z. B. in Raff’s Naturgeschichte 
für Kinder. Göttingen 1781, auch in der verbesserten Auflage 
v. J. 1785. 


**) Jahrbücher, XXX. p. 71. 


80 


Familie. Hasen. Leporina, 


2 
2.5 


Gattung, Lepus 2. =. 5 °— — 28 Zähne, 


= 
2 
57. L. timidus, Der Hase, 


Lepus vulgaris L. Lepus europaeus Pall. 

Lepus campicola Schimp. Lepus caspicus Ehrenb. 

Lepus aquilonius BI. Lepus medius Nüss. 

Lepus medierraneus Wagn. Lepus meridionalis Gene. 
Lepus granatensis Schimp. 


Der Hase (De Gris, Musch Gris, Lamp, Marten, 
Matten) ist sehr häufig. Die schmalen Steige, die durch 
Getreide, Buchweizen, Serradella etc. führen und von 
der Landbevölkerung „Hexenstieg“ genannt werden, 
macht der Hase, indem er die Pflanzen abschrotet, ab- 
nagt. In No. 428 des „Freimüthigen Abendblattes“ 
vom Jahre 1827 berichtet A. ©. Siemssen über einen bei 
Wesenberg gefangenen gehörnten Hasen folgendes: „Zu 
Anfang des sechszehnten Jahrhunderts, und zwar noch vor 
dem Jahre 1519, ward beim Schlosse Wesenberg in Meckl. 
Strelitz von Herrn v. Bischwang ein gehörnter Hase 
gefangen und an dem herzoglichen Hofe als eine uner- 
hörte Merkwürdigkeit bewundert. Mit dieser natur- 
historischen Seltenheit beschenkte der regierende Herzog 
Heinrich den deutschen Kaiser Maximilian I, welchen 
der Fürst persönlich zu Cöln als einen Kenner der Jagd- 
wissenschaft, der bekanntlich mehrere Bücher in diesem 
Fache geschrieben, kennen gelernt hatte. Nach dem 
Ableben des Kaisers bekam der Markgraf von Branden- 
burg Georg zu Onolzbach dies Hasengeweih (Hasen- 
gehurnn) von der verwittweten Kaiserin Marie zum 
Geschenke, das auch von dem markgräflichen Silber- 
Kämmerer Körnberg, nebst andern Seltenheiten, in Ver- 
wahrung genommen wurde. Als im Jahre 1536 einige 
fremde Herren am Fürstenhofe zu Onolzbach dies seltene 
Gehörn mit einigem Bedenken in Augenschein nahmen, 
bestätigte der gerade daselbst anwesende mecklen- 


8 


burgische Edelmann, der auch in der Landesgeschichte 
nicht unbekannte Herr Achim v. Lützow von Eikhof, 
in Gegenwart des Markgrafen, die wahre Abkunft dieser 
Hasenhörner aus seinem Vaterlande, unter Anführung 
einzelner interessanter Nebenumstände. Ueber dies 
höchst seltene Naturprodukt ist ein besonderes Doku- 
ment in dem geheimen Archive zu Plassenburg bei 
Culmbach niedergelegt worden, welches der dortige 
Geheime Archivar, der Regierungsrath Spiess, in seinen 
archivischen Nebenarbeiten (Halle, 1783, 4. Thl., 
I. p. 51) mit der Ueberschrift: „Ain seltzam Hasen- 
gehurnn belangendt“ hat abdrucken lassen. 

Boll nimmt an *), dass dies Hasengeweih nicht bei 
der 1554 erfolgten Schleifung der Plassenburg — wo 
es wahrscheinlich mit den bekannten vier kostbaren Ein- 
hörnern aufbewahrt wurde — verloren ging. Er hält 
dies vielmehr für dasselbe, welches in der Sammlung 
des vormaligen markgräflichen Leibarztes, des Hofraths 
Berends zu Schwedt, viele Jahre als grosses Natur- 
wunder gezeigt wurde. Hier prüfte dies Gehörn 1782 
der berühmte Naturforscher Graf v. Melliv — ohne zu 
erfahren, woher es stamme — und erkannte die derben 
knöchernen Stirnhörner für ein unbezweifelt echtes 
Hasengeweih. Er zeichnete es, und schickte die 
Zeichnung dem Präsidenten von Schreber in Erlangen, 
der sie durch Nussbiegel in Kupfer stechen liess. In 
seinem grossartigen Werke **) findet es sich im IV. Bnd. 
auf Taf. 233. B. Diese Abbildung zeigt ein kleines, 
monströses Rehgeweih, doch gilt mir „der geringe Um- 
fang der Hirnschale‘“, wie Graf v. Mellin schreibt, nicht 
als Beweis, dass es wirklich vom Hasen stammt. Ich 
will der Tüchtigkeit und Zuverlässigkeit dieses Forschers 
in keiner Weise zu nahe treten, allein mir fehlt der 
Glaube an die Möglichkeit gehörnter Hasen. 


*) Archiv, X, p. 76, 

**) Naturgeschichte der Säugethiere, fortgesetzt von Goldfuss 
und A. Wagner. 7. Th. u. 4 Suppl, Mit 737 col. Kpftflin. Erlangen 
1775— 1858. 

Archiv XXX. 6 


82 


In dem Pfahlbau von Wismar sind Knochen von 
Hasen nicht aufgefunden, in den Dänischen Kjökken- 
möddinger fehlen sie ebenfalls, selbst in den Schweizer 
Pfahlbauten gehören sie zu den grössten Seltenheiten. 
Vielleicht hat das Fehlen seinen Grund, wie Lubbock 
annimmt, in der Abneigung, welche manche Völker- 
schaften der Vergangenheit und Gegenwart gegen das 
Fleisch dieser Thiere hegen. Nie assen es die alten 
Britten; der Lappe verschmäht es noch heutigen Tages. 
Unter den alten Chinesen herrschte ein V orurtheil gegen 
dasselbe; bei den Hottentotten ist der Genuss desselben 
den Männern verboten, und die Grönländer verzehren 
in der Noth eher Fuchs- als Hasenfleisch, ja die Araber 
aus dem Lande der Somäli berühren es nicht einmal. 
Nach 5. Moses, 14, v. 7 gehört der Hase zu den unreinen 
Thieren, durfte also nicht genossen werden. Es ist 
daher immerhin möglich, dass mit dieser Antipathie der 
Aberglaube in unserm Volke zusammenhängt, nach 
welchem man umkehren soll, wenn ein Hase über den 
Weg läuft. 

In Granzin bei Greifswald züchtet man, nach 
einer Mittheilung von Prof. Münter, im Hasen- 
garten Lepus variabihs. 


* 58. L. Cuniculus, Das Kaninchen, 

Das Kaninchen (Karnickel), von Plinius unter dem 
Namen Ouniculus aufgeführt, ist nicht erst in neuerer 
Zeit bei uns heimisch geworden, wie vielfach angenommen 
wird, vielmehr wurde es von hohen Herren unseres 
Landes früher in Kaninchengärten, worin man kleine 
Hügel aufschütten liess, gehalten, und die Unterhaltung 
und Pflege dieser Thiere gewährte ihnen grosses Ver- 
gnügen. Nach Lisch*) hat der Kaninchenwerder, eine 
kleine, schöne Insel im Schweriner See bei Schwerin, 
solchen Zwecken gedient, wie aus einem Theilungs- 
vertrage zwischen den Herzogen König Albrecht von 
Schweden und Johann am Mittwoch nach Lätare (9. März) 


*%) Archiv, XX. p. 34. 


‚83 


1407 hervorgeht. Es heisst darin: „Dyt is de andere 
syde, de myn here de koning Albrecht gesat hefft: — — 
— — — Den papendyk scholen se tosamende theen 
laten vnd delen de vysche lyke, dat wadehus halff mit 
deme haluen hove to deme see wart vnd dat kanyneken- 
werder, den groten Zwerinschen see den scholen beyde 
heren tosamende hebben.“ Derselbe theilte mir weiter 
brieflich mit, dass auf dem Kaninchenwerder „noch jetzt 
wilde Kaninchen vereinzelt leben, mehr noch auf dem 
Festlande der Insel gegenüber bei Zippendorf auf dem 
sogenannten Halse (einem hohen Felde), welcher mit 
diesem Namen auch 1407 genannt wird.“ Gegen Ende 
des vorigen Jahrhunderts war auf einer Insel des Sees 
zu Neezka bei Woldegk ein gut bevölkerter Kaninchen- 
berg, welcher aber nach einigen Jahren bei strenger 
Winterkälte durch Füchse zerstört wurde.*) Auch in 
den Dünen bei Warnemünde waren vor 1795 Kaninchen, 
mussten aber ausgerottet werden, da ihr Graben sich 
für dieselben nachtheilig erwies. In neuester Zeit sind 
sie hie und da ausgesetzt, so z. B. bei Doberan am 
Buchenberge, zu Ankershagen und Zahren bei Penzlin. 
Zahme Kaninchen werden vielfach zum Vergnügen der 
Kinder gehalten. Mehr und mehr schwindet bei uns 
die Abneigung gegen den Genuss des Kaninchenfleisches, 
und die Lapinzüchtung gewinnt immer mehr Freunde. 
In Schweden, England, Holland, Belgien, Frankreich 
und Spanien steht sie bereits in hoher Blüthe. In Frank- 
reich züchtet man z. B. jährlich über 70 Millionen, die 
einen Werth von 200 Millionen Franks repräsentiren 
und 350 Millionen Pfund Fleischnahrung geben. 
Leporiden — Hasenkaninchen — werden mehrfach bei 
uns in Hasengärten gehalten, sollen aber in der Freiheit 
- leieht Raubthieren zur Beute fallen. Ob aus der Kreuzung. 
von Hasen und Kaninchen fruchtbare Bastarde hervor- 
gehen — Leporiden genannt —, ist noch immer nicht 
ausgemacht. Dietrich aus dem Winkell sagt in seinem 


*) Magazin, II. Bnd. p. 316, 
6* 


84 


1821 erschienenen Handbuch: „Sonderbar ist's, dass 
trotz der Uebereinstimmung mehrerer äusserer und 
inneren Theile, nie eine fruchtbare Vermischung 
zwischen Hasen und Kaninchen stattfindet Selbst 
ganz Junge beider Arten, mit einander zahm erzogen, 
wurden desto bitterere Feinde, je mehr sie heranwuchsen. 
Bei der ausserordentlichen Gleichheit dieser Creaturen 
liessen es zwar, wenn Kaninchenrammler mit Häsinnen 
oder umgekehrt Hasenrammler mit Kaninchenweibchen 
zusammengesperrt wurden, erstere an häufigen Versuchen, 
letztere zu ihrem Willen zu zwingen, nicht fehlen; aber 
entweder büsste unter diesen Umständen das Weibchen 
durch die beständige Anstrengung, sich den Zudringlich- 
keiten des Männchens anderer Art zu widersetzen, das 
Leben ein, oder letzteres ging durch den immer ge- 
reizten, nie befriedigten Gattungstrieb verloren. Brachte 
man einen Hasenrammler und einen Kaninchenbock zu 
einem Weibchen einer oder der anderen Art, so büsste 
gewöhnlich der erstere im Kampfe für seine wahren 
oder eingebildeten Gattenrechte das Leben ein.“ Aber 
auch Prof. Zürn muss gehört werden, der sich in der 
Zeitschrift „der zoologische Garten“ v. Dr. F. C. Noll, 
Jahrgang 1874, No. 7, also vernehmen lässt: „Obschon 
ich zugebe, dass die aus Frankreich bezogenen soge- 
nannten Leporiden keine echten Bastarde von Lepus 
timidus und Lepus cuniculus sind, so ist es doch längst 
festgestellt, dass es echte Leporiden giebt, und ich muss 
mich namentlich wundern, dass meine Arbeit über 
Leporiden, welche in meinen zoopathologischen und 
zoophysiologischen Untersuchungen niedergelegt ist, 
noch so wenig bekannt ist. Dort habe ich mitgetheilt, 
dass echte Leporiden bis zur sechsten Generation be- 
dingungslos (d. h. ohne zur Anpaarung Zuflucht zu neh- 
men) von mir gezogen sind, und habe ich auch daselbst 
nachzuweisen versucht, dass der Name Lepus Darwint, 
wie ich den echten Leporiden nenne, seinem Skelet 
und sonstigen Eigenthümlichkeiten nach mitten zwischen 
Feldhasen und Kaninchen steht. — Dass echte Bastarde 


85 


N 
vom Feldhasen und Kaninchen schon längst beobachtet 
wurden, hat uns insbesondere der englische Zoologe 
Owen bewiesen. Meine Bemühungen hatten nur den 
Zweck, die bedingungslose Fruchtbarkeit der echten 
Leporiden nachzuweisen, sowie dass diese Bastarde 
specifische Eigenthümlichkeiten des Feldhasen und des 
Kaninchens vereint besitzen.“ H. von Nathusius-Hundis- 
burg aber (Ueber die sogenannten Leporiden. Berlin 
1876, Wiegandt, Hempel und Parey), der in „Bezug 
auf die wissenschaftliche Erkenntniss unserer Hausthier- 
rassen nicht viele ebenbürtige Concurrenten neben sich 
hat“, kommt zu dem Resultat, dass die Fragen: Giebt 
es Bastarde zwischen Hasen und Kaninchen und welches 
sind ihre Eigenschaften; sind diese Bastarde unter sich 
fortpflanzungsfähig; ist es bis jetzt gelungen, eine neue 
Art aus den Bastarden zu erziehen, welche in Bezug 
auf Konstanz gleichwerthig ist mit ihren Stammeltern, 
und welches sind die konstanten Eigenthümlichkeiten 
dieser neuen Thierart? keineswegs bis heute gelöst sind. 


VI. Ordnung. Wiederkäuer, Ruminantia. 


Familie. Hirsche, Üervina, 


Gattung. Alces Sm. - a - — 32 Zähne, 


3 


+59. A, palmatus, Das Elen. Elch, EIk, 
Cervus palmatus Alce Klein. Alces jubata A. Brehm. 
Öervus Alces L. 

Das Elen, von Plinius unter dem Namen Alce auf- 
geführt, scheint nach Albertus Magnus schon vor dem 
12. Jahrhundert in dem grössten Theile Deutschlands 
nicht mehr vorhanden gewesen zu sein. Knochen, Schädel 
und Geweihschaufeln von diesem Thier finden sich nicht 
selten im Moder und in Torfstichen, seltener im Diluvium. 
Das Grossherzogliche Antiquarium zu Schwerin besitzt 
- Sehaufeln, die bei Malchin, zu Möllenbeck bei Neustrelitz, 
bei Neu-Kalen, zu Grapen-Stieten bei Wismar, zu Klee- 
feld bei Schwerin, zu Ankershagen bei Penzlin, zu Kalten- 


86 


hof a./d. Elbe, und Schädel, die zu Müsselmow bei Brüel, 
zu Güstrow gefunden sind. Das Museum in Neubranden- 
burg hat Schaufeln von Malchin, Neubrandenburg, . Gross- 
Milzow bei Woldegk, Gädebehn bei Neubrandenburg, 
Gevezin bei Penzlin, Cammin bei Stargard etc. Im 
v. Maltzan’schen Museum zu Waren befindet sich u. A. 
eine Schaufel, die, gefunden zu Hungerstorf (b. Staven- 
hagen) in der Peene, wegen ihrer schönen Erhaltung ge- 
nannt zu werden verdient. Eine durch ihre Grösse aus- 
gezeichnete Schaufel wurde noch im November v. J. auf 
dem Gute Niekrenz bei Tessin beim Ausmodern eines 
Wasserloches gefunden. Nach einem Bericht der „Mecklen- 
burgischen Anzeigen“ v. 29. Nov. 75. hat dieselbe 11 
Enden und misst von der Rose bis zur Spitze 105 cm.; 
die grösste Breite beträgt 68 cm. Eine ausserordentlich 
wichtige Mittheilung über das Vorkommen des Elenthieres 
in neuern Zeiten im nordöstlichen Deutschland bringt 
Lisch:*) „Am 24. März 1682 schrieb der Kurfürst 
Friedrich Wilhelm von Brandenburg an die Herzoge 
Gustav Adolph und Christian Louis von Mecklenburg- 
Güstrow und Schwerin, dass er „jüngsthin, 1681, einige 
Elends-Hirsche und Thiere mit grossen Kosten aus dem 
Herzogthum Preussen in die Mark-Brandenburg habe 
bringen und bis dahin in den Thiergärten verwahrlich 
halten, jetzt aber in die freie Wildniss laufen lassen, 
in der Meinung, dass sie ins Land fortgesetzt werden 
und sich mehren sollten“, und bat die Herzoge, allen 
ihren Unterthanen zu befehlen, dass falls diese Elen- 
Hirsche und Thiere über die Grenze in die Mecklen- 
burgischen Lande treten sollten, dieselben zu schonen. 
Die Herzoge erliessen auch die gewünschten Befehle 
zur Schonung. Am 12. März 1685 schrieb der Kurfürst 
wieder an die Herzoge, dass dieses Wildpret sich ge- 
mehrt habe, und bat um einen nochmaligen Befehl zur 
Schonung, mit dem Hinzufügen, dass für den Fall der 
Schonung er wohl noch einige Stück aus Preussen holen 


*) Jahrbücher, XXXV. p. 223, 


37 


lassen werde. Die Herzoge gingen auch auf diesen 
Wunsch ein und erliessen am 7. April 1685, jeder für 
sich, eine gedruckte Patent- Verordnung über die 
Schonung der Elen-Hirsche und Thiere, welche von dem 
Herzoge Christian Louis von Mecklenburg-Schwerin an 
die südlichen mecklenburgischen Aemter Neustadt, Lübz, 
Marnitz, Crivitz, Dömitz, Eldera, Mirow und die Stadt 
Parchim verschickt ward.“ Es wäre hiernach nicht un- 
möglich, dass dieser oder jener an der südlichen und 
südöstlichen Grenze unseres Landes gemachter Elen- 
fund aus dem 17. Jahrhundert stammt. Boll nimmt an, 
‘dass manche alte Ortsnamen auf die frühere Verbreitung 
des Elenthieres in unseren Gegenden hinweisen, sO 
stammt z. B. der Name des Dorfes Losen bei Lübtheen 
von dem slavischen Worte los-Elen. 


Gattung, Cervus Z. Mitunter im Oberkiefer jederseits 
ein Eckzahn, sonst wie bei Alces. 


+ 60. C, megaceros Hart. Der Riesenhirsch. 


Öervus- euryceros Aldr. Cervus fossils. 
Cervus giganteus Blbch. Üervus hibernieus. 
Megaceros hibernicus Owen. 


Reste des Riesenhirsches finden sich in Deutsch- 
land, Ober- und Mittelitalien, in Grossbritanien, am 
häufigsten in Irland im Kalktuff, in Knochenhöhlen 
und im Torf. Das Thier selbst war nicht grösser 
als das Rennthier, neigte sich aber durch sein flaches, 
schaufelartiges, am Rande zackiges Geweih, mehr zum 
. Elen, ‘von welchem es sich jedoch durch seine Grösse, 
durch geringere Anzahl der Geweihzacken (nicht über 
10, während bei dem Elen bis 15 vorhanden sind,) unter- 
scheidet. Eine Schaufel seines imposanten Geweihes 
erreichte oftmals eine Länge von 1,383 m. (6 Fuss), mit 
einer Spannweite des Geweihes von 3—4 m. Wenn 
man nun auch annimmt, dass die grössere und üppigere 
Entwicklung der einzelnen Bäume unserer Urwälder 
eine grössere Entfernung derselben von einander be- 
dingten, so wird der Riesenhirsch doch wohl mehr ein 


88 


Bewohner der Brüche und Moore als der Wälder ge- 
wesen sein. Bei uns finden sich Knochenreste von ihm 
bis jetzt höchst selten. Die Alterthumssammlung zu 
Neustrelitz besitzt einen Schädel, der im Strelitz’schen, 
das von Maltzan’sche Museum zu Waren eine Unterkinn- 
lade, die tief in einem Torfmoore bei Neubrandenburg 
gefunden ist. Nach einer Mittheilung des Raths Dr. 
Brückner an Oberlehrer Arndt ist das Museum zu Neu- 
brandenburg im Besitz eines Unterkiefers, in welchem 
die Milchzähne im Durchbrechen begriffen sind, der 
näher dem Ü©. megaceros als Alces palmatus steht, also 
immerhin einem jungen Riesenhirsch angehört haben 
mag. In der geologischen Section auf der Naturforscher- 
Versammlung zu Rostock (1871) legte Dr. Zimmermann 
aus Hamburg eine unweit Hamburg gefundene subfossile 
Kinnlade des irischen Riesenhirsches vor. ImNiebelungen- 
lied wird ein unbekanntes Thier als der „grimme Scheleh“ 
erwähnt, das Goldfuss und Andere mit diesem Thier 
identificiren. Ob er übrigens in Deutschland bis in das 
10. Jahrhundert existirt hat, wie Stricker im „zoologischen 
Garten“, Jahr. 9. p. 64., anführt, scheint doch wohl 
keineswegs als ausgemacht zu gelten. Mit dem Elch 
ist er oftmals verwechselt, so heisst es z. B. in einer 
Urkunde von Otto I. aus dem Jahre 945: Nemo sine 
venia Balderici ..... in pago forestensi, quae teutonica 
lingua Elo aut Schelo appellantur, venari praesumat. 

Da mir Bronn’s Lethaea geognostica nicht zugänglich 
ist, habe ich die aufgeführten Synonymen nicht alle mit 
Angabe der Autoren versehen können. 


+61. C, tarandus,. Das Rennthier, 

Tarandus rangifer. Cervus Guettardi Kaup.? 

Das Rennthier war schon den Alten - bekannt. 
Wann es bei uns lebte, ob die Ursachen seines Rück- 
zuges nach Norden in der vordringenden Cultur liegen 
oder in einem etwaigen Klimawechsel, das sind Fragen, 
die unbeantwortet bleiben werden. Dass es aber bei 
uns lebte, davon zeugen die Funde von vielen Renn- 


i 
: 
; 


89 


thierstangen — und manche sind gewiss unbeachtet 
seblieben —, die in den verschiedensten Gegenden 
unseres Landes, theils im Moor oder Moder, theils unter 
Moder und Wiesenkalk, aufgefunden sind. Die meisten 
Stangen befinden sich im Antiquarium zu Schwerin. 
Zu nennen sind: 3 Stangen von Dämelow bei Ventschow, 
1 Stng. von Oettelin bei Bützow im Lehm gefunden, 1 
Stng. von Wiek bei Schwan tief im Moor gef., 1 Stne. 
von Möllenbeck bei Neustrelitz, 1 Stng. von Stuer am 
Plauer See, 1 Stng. von Blüssen bei Schönberg, 1 Stng. 
von Grabow, 1 Stng. von Vietschow bei Laage, 1 Stng. 
von Dölitz bei Gnoien, 3 Stng. von Boddin bei Gnoien, 
1 Stng. von Bützow, 1 Stng. von Güstrow, 1 Stng. von 
Gerdshagen bei Güstrow, 1 Stng. von Karlow bei Ratze- 
burg, 1 Stng. von Kölpin bei Neubrandenburg, 3 Stng. 
von Bützow, 1 Stng. von Mallin bei Penzlin und ein 
Gehörn mit oberm Schädelstück bis an die Nasenbeine 
von Grapen-Stieten bei Wismar. Das Gymnasium zu 
Wismar besitzt eine Stange von Lutterstorf bei Wismar. 
Das von Maltzan’sche Museum zu Waren besitzt eine 
Stange mit Hirnschalfragment, die 1838 oder 39 in einer 
Wiesenkalkschichte bei Waren gefunden wurde, 1 Kilog. 
270 gr. schwer ist und 94 cm. Länge hat. Das Neu- 
brandenburger Museum hat Funde von Gr. Milzow bei 
Woldegk, Badresch bei Woldegk, Neubrandenburg, 
Gädebehn bei Stavenhagen, Polchow ete. Morlet meint, 
dass die in Mitteleuropa gefundenen Ueberreste von 
Rennthieren vielleicht aus der Eisperiode stammen, 
also älter sein könnten, als das Erscheinen der Menschen 
in Europa, allein die Fundstätten in Mecklenburg, sowie 
das Auffinden von Geweihstücken, welche durch Menschen- 
hände bearbeitet sind, zeugen gegen diese Hypothese. 
Die Annahme von Lisch, *) dass Rennthiere in der jetzigen 
Schöpfungsperiode in Mecklenburg gelebt haben, wohl 
aber früh ausgestorben sind, wird die einzig richtige sein. 
O. Guettardi Kaup. wird wohl mit ©. tarandus identisch sein. 


*) Jahrbücher, XXVI. p. 301. 


90 


62. GC, Dama. Der Damhirsch. 


Cervus platyceros Ra} Dama vulgaris Gessner. 


Üervus mauricus Fr. Cuv. 


Der Damhirsch, von Albertus Magnus unter dem 
Namen Damma aufgeführt, ist jetzt häufiger als der 
Edelhirsch. Canestrini weis’t in den Terramarenresten 
Modena’s Knochen von ihm nach, dokumentirt damit 
also die Annahme, dass seine ursprüngliche Heimath in 
den Ländern des Mittelmeeres zu suchen ist. Bei uns 
ist er erst um die Mitte des vorigen Jahrhunderts ein- 
geführt, denn in dem Landesgrundgesetzlichen Erb- 
vergleich vom 18. April 1755 heisst es $ 306: „Wegen 
das, nur vor kurzer Zeit erst in Unsere Lande zu 
Unseren Gehegen gebrachten Tannen-Wildes, ist hiemit 
vestgesetzet und versichert, dass man von nun an, inner- 
halb Sechs Jahren, sothanes Tannen-Wild, wenn es etwa 
aus- und auf Ritter- und Landschaftliche Felder treten 
mögte, von niemanden geschossen werden, nach Verlauf 
solcher Jahre aber, einem jedweden, welcher die Jagd- 
Gerechtigkeit nach hohem Wilde, Innhalts des XIXten 
Articuls der Reversalen vom Jahr 1612 hergebracht, 
und in Besitz hat, das Jagen und Schiessen nach Tannen- 
Wild, unverwehret und erlaubt seyn soll.‘ Der Jasnitzer 
Wildpark beherbergte an Damwild: 10 starke Schaufler, 
20 geringere, 70 Altthiere ete. nach dem Bericht d. 
Vereins Meckl. Forstwirthe pro 1875. 


63. C, Elaphus, Der Edelhirsch, 


Cervus vulgaris L. ÜCervus nobilis Klein. 
Cervus germanicus Brisson. Üervus corsicanus Bonap. 


Der Edelhirsch (Hartsbull, Hitzbull), schon im 
Alterthum bekannt, findet sich in allen grösseren Wal- 
dungen, doch gehören 16 Ender bereits zu den Selten- 
heiten. Rudel von 300-400 Stück konnte man früher 
in der Lewitz (Lewitz vom slavischen lowi-jagen) häufig 
sehen, jedoch nur in den Sommermonaten. In den 30ger 


Jahren schätzte man die während der Sommerzeit in 


i 


91 


der Lewitz befindlichen Hirsche auf 3000 Stück. *) 
Seit der grösseren Zugänglichkeit des Gebietes hat das 
Rothwild so bedeutend abgenommen, dass man jetzt 
nur kleine Rudel antrifft. Der grösste Rothwildstand 
in unserm Lande ist wohl zu Jasnitz — 1'/s Meil. nord- 
östlich von Ludwigslust —, wo eingehegt, nach dem 
Bericht über die dritte Versammlung des Vereins 
Meckl. Forstwirthe (1875) 30 jagdbare Hirsche, 100 ge- 
ringe Hirsche, 400 Altthiere, Spiesser, Schmalthiere und 
Kälber gehalten werden. Die Geweihsammlung im 
Grossherzl. Schlosse zu Schwerin enthält wahre Pracht- 
stücke von Hirschgeweihen, und das Antiquarium da- 
selbst besitzt manche Stange, selbst fossile, die im Torf, 
Moder etc. aufgefunden sind. Es ist aber anzunehmen, 
dass viele Geweihfunde, die man beim Torfstechen, 
Ausmodern, Mergeln etc. machte, wieder verloren gingen, 
weil man mit so morschem Gehörn nichts anzufangen 
wusste und sie deshalb bei Seite warf. Das ist um so 
mehr zu beklagen, da Geweihe v. 0. priscus Kaup. u. 
CO. primigenius Kaup. auch bei uns sich finden können. 
Das Geweih von CO. priscus zeigt unter der Krone 4 
Sprossen — das vom Edelhirsch nur 3 —, ist bis zur 
letzten Sprosse von oben nach unten zusammengedrückt 
und sein unteres Dritttheil auf der obern Hälfte flach, 
auf der unteren gerundet und vorn etwas schmäler als 
hinten. Das Geweih von Ü. primigenius unterscheidet 
sich nach Kaup dadurch von dem des Edelhirsches, dass 
es unter der Krone bis zur dritten Sprosse stark zu- 
sammengedrückt ist: Auch ist die dritte Sprosse um !/s 
höher gestellt, als es beim Edelhirsch der Fall ist. Im 
Pfahlbau von Wismar sind Knochen und Gehörn vom 
Hirsch aufgefunden. **) Fossile Geweihreste von ver- 
schiedenen Fundorten haben das v. Maltzan’sche und das 
Neubrandenburger Museum. Aus dem Bericht über die 
öte Versammlung der Meckl. Forstwirthe zu Ludwigslust 


*%) Archiv für Landeskunde, Jahrg. 1866, p. 134. 
**) Jahrbücher, XXX. p. 68, 


92 


(1875) führe ich noch an: „Förster Tackert erlegte 
am 14. November 1874 beim Pürschfahren im Quaster 
Forste einen Achtender. Bei näherer Untersuchung 
ergab sich, dass dieser Hirsch ein Zwitter war. Der- 
selbe hatte weder Brunstruthe, noch Kurzwildpret, viel- 
mehr ein Feigenblatt und unter demselben einen etwa 
4 cm. langen, vollständig geschlossenen, walzenförmigen, 
fleischigen Auswuchs. Da in der Scheide eine Clitoris 
nicht vorhanden war, dürfte der walzenförmige Auswuchs 
als solche anzusprechen sein. Das G€säuge fehlte. Der 
Hirsch hatte wenig Kragen, aber in seinem ganzen 
Habitus mehr vom Hirsche, wie vom Thiere, wog auf- 
gebrochen 80 Kgr. und war sehr feist. Das Geweih, 
ein grader Achter, war sehr regelmässig und gut ver- 
eckt; es zeigt an jeder Stange Augensprossen, Eis- 
sprossen und 2 gabelförmige Enden. Die Stangen sind 
‘ von der Rose an 64 cm. lang und haben über der Rose 
15 cm. Umfang. Der Hirsch hatte noch nicht völlig ge- 
fegt, der Bast hing in einigen langen Streifen noch 
am Geweihe.“ 


64. C, Capreolus, Das Reh. 

Oervus Pygargus Pall. Cervus Capreolus var. ß. Pygargus Pall. 

Das Reh, von Albertus Magnus unter dem Namen 
Capreolus aufgeführt, ist häufig, und ich greife sicherlich 
nicht zu hoch, wenn ich die Zahl der in unserm Lande 
jährlich erlegten auf 1000 Stück veranschlage. Seine 
Blattzeit ist Ende Juli bis Ende August. Rehhörner 
und Knochen sind im Pfahlbau von Wismar aufgefunden. 
Fossile Geweihreste besitzt das Museum zu Neubranden- 
burg von verschiedenen Fundorten. 


Familie, Hornthiere, Cavicornia. 
Gattung, Ovis Z. 3 2.2 — 32 Zähne. 


iss, 


* 65. 0. Ariess, Das Hausschaf. 
Das Hausschaf kommt in vielen Varietäten vor. 
Schon zu Ende des vorigen Jahrhunderts suchte man 


95 


durch Einführung spanischer Böcke und Schafe unsere 
Schafzucht zu heben, allein unrichtige Behandlung, 
Seuchen und der Napoleonische Krieg liessen keinen 
günstigen Erfolg aufkommen. Selbst die Electoral- 
Schäfereien waren nur von kurzem Bestande. In neuerer 
Zeit züchtet man besonders Tuchwoll-Schafe — Negretti 
— und Kammwoll-Schafe — Negretti und Infantado, 
aus Spanien nach Frankreich in die grosse Schäferei 
von Rambouillet verpflanzt —. Es finden sich aber 
auch noch viele Mestizen d. h. Kreuzungen der alten 
Landschafe, Electoralen, Negretti und Rambouillets, 
und zur Gewinnung derber Strumpfwolle die alten Land- 
schafe, besonders in den Städten. *) Sehr bedeutende 
Stamm-Schäfereien sind zu Boldebuck (hat in manchen 
Jahren, wenn ich nicht irre, für Böcke zwischen 90 bis 
120,000 M. eingenommen), Gerdshagen bei Kröpelin, 
Medow, Passow, Weisin, Badresch etc. etc. Nach 
siebenjährigem Durchschnitt (1852—58) wurden in Meck- 
lenburg-Schwerin jährlich an Wolle eingeführt 1925 Cntr., 
ausgeführt 28,831 Cntr., also eine Mehr-Ausfuhr von 
26,906 Cntr. Auf die beiden Grossherzogthümer — 
Schwerin allein 1,099,430 -— kommen circa 1! Millionen 
Schafe, wovon jährlich etwa 50—65,000 Stück an andere 
Staaten, selbst bis nach Amerika und Australien, ab- 
gegeben werden. 

In dem Pfahlbau von Wismar ist ein Schädel von 
einem kleinen gehörnten Schaf, sowie das Hinter- 
haupt von einem gleich grossen Thiere gefunden, ferner 
2 Unterkiefer, 3 Beinknochen und 3 Beinknochen, die 
nach Rütimeyer auch auf Thiere von grösserer Statur 
passen. Ueber den Schädel von Wismar schreibt der 
oben genannte ausgezeichnete Forscher u. A. an Lisch**): 
„Ich kann über dieses Stück nichts besseres sagen, als 
dass es auf das vollkommenste identisch ist mit unserm 
heutigen Graubündner Schaf, in solchem Masse, dass 

*) Balk, domaniale Verhältnisse in Mecklenburg-Schwerin, 


I. Bnd. p. 257, 
**) Jahrbücher, XXXI. p. 189, 


94 


wenn das Wismarsche Stück nicht die ächte Farbe der 
Torfknochen trüge, eine Unterschiebung von unserer 
alpinen Thierrace möglich wäre.“ Auch zu Woosten 
am Goldberger-See wurde im Moder — 10 Fuss tief — 
ein gehörnter Schädel aufgefunden, der vom Torfwasser 
erweicht, mumienartig zusammengeschrumpft und ganz 


schwarz gefärbtist. Derselbe hat nach Rütimeyer eben- 


falls den Typus des Graubündner Schafes, aber mit voll- 
kommen cylindrischen Hörnern.*) Nach Lisch stammen 
diese Ueberreste von der ältesten Race des zahmen 
Schafes. Ein Zahn und Extremitätenknochen aus dem 
Neubrandenburger Torfmoor befinden sich im Museum 
zu Neubrandenburg. 


Gattung. Capra Z. Zähne w. b. Ovis. 


* 66. (. Hircus. Die Hausziege. 

Die Hausziege (Zäg, Zick) stammt von der Bezoar- 
ziege — Ü. Aegagrus — und wird ganz besonders in 
den Städten von Leuten gehalten, die zur Kuhhaltung 
unvermögend sind. 


Gattung. Bos Z. Gebiss ebenfalls 32 Zähne. 


+67. B, primigenius, Der Ur-Stier. 
Bos primigenius Cuv. u. Bojanus. 
Bos taurus priscus vel fossilis Cwv. früher. 
Bos urus priscus Schloth. 

Die zahlreichen Schädel, Gehörne, Zähne und 
Knochen, die in unsern Torfmooren und Moderlöchern 
von der Gattung Bos aufgefunden sind und von denen 
manche im Antiquarium zu Schwerin aufbewahrt werden, 
stammen nach Lisch vom Ur-Stier, der sich durch seine 
flache und verhältnissmässig schmale Stirn von dem noch 
im Bialowieser Walde lebenden Auerochsen unterscheidet. 
Lisch sagt über denselben: „Unser Ur-Stier ist gewiss 
das Thier, welches in der deutschen mittelalterlichen 
Poesie unter dem Namen Ur und Wisent (dison) neben 


IL EP: IN. 


95 


dem Elch als Thier in der hohen Jagd häufig vorkommt. 
‚In Mecklenburg, wie überhaupt in den slavischen Ländern, 
hiess er, wie noch jetzt in Polen’ und Masovien, Tur; 
daher kommt in Mecklenburg der Name des Landstriches 
Ture und der öfter vorkommende Name Turow. Seit 
der Germanisirung scheint er in Mecklenburg Büffel 
genannt zu sein, da die Bezeichnung des Meckl. Wappens . 
mit dem Namen Büffelskopf ganz volksthümlich ist und 
schon in Urkunden des Mittelalters vorkommt.“ Der 
Kopf dieses Thieres ist nach Lisch „unzweifelhaft das 
Wappenbild der Herrschaft Mecklenburg, während der 
Kopf des jetzt lebenden Rindes das Wappenbild der 
Herrschaft Werle ist.“ 


= 68. B, Taurus. Der Hausochse. 
Bos domesticus Jonst. 


Der Hausochse (Bull, Ko, Kau, Kalf, Os), jetzt 
nur im gezähmten Zustande bekannt, hat in früheren 
Zeiten im mittleren Europa im Freien gelebt, wie die 
vielen Schädel- und Knochenfunde aus den Torfmooren, 
Moderlöchern und alluvialen Sandbildungen zur Genüge 
darthun. G. Cuvier nimmt an, dass die Stammform des 
Hausochsen noch bis in’s 16. Jahrhundert im wilden 
Zustande sich in den Wäldern Polens neben dem Auer- 
ochsen erhalten habe. Nach Blasius sind die fossilen 
Schädel und Skelette, welche Bojanus mit dem Namen 
Bos primigenius benannte, nicht als Art vom Hausrinde 
zu trennen. Lisch dagegen (s. B. primigenius) meint, 
dass unser Hausochse vom Ur-Stier abstamme; derselben 
Meinung ist M. de Quatrefages, während Lubbock er- 
wähnt, dass Darwin den B. longifrons und B. frontosus 
als die modernen Repräsentanten der wilden Vorfahren 
ansieht, die sich vom D. primigenius specifisch unter- 
scheiden, und daraus folgert: unser zahmes Rind müsse 
von mehr als einer wilden Species herrühren. Herr 
Prof. Rütimeyer schreibt mir: Bos longifrons Owen ist 
eine vorhistorisch weit verbreitete, aber nur als zahmes 
Thier bekannte Rindart, deren wilden Stamm man nicht 


96 


kennt. Es ist diese Form noch heute in vielen Schlägen, 
namentlich der gebirgigen Theile Europas erhalten. 
Bos frontosus ist nur eine Culturform und höchst wahr- 
scheinlich grösstentheils von Schlägen der Primigenzus- *) 
Form herrührend. Es sind also, wohlverstanden in 
Europa, einstweilen nur zwei Quellen unseres 
zahmen Rindes bekannt: 1. Dos primigenius, den 
wir wild fossil kennen und Bosdrachyceros oder 
longifrons, von dem wir noch keine wilde Ur- 
form kennen.“ 

Das Antiquarium zu Schwerin hat aus dem Pfahl- 
bau von Wismar Schädel und Knochen, die der Primi- 
genius-, Longifrons- oder Brachyceros-, sowie Ueberreste, 
die der Frontosus-Race angehören **); das Neubranden- 
burger Museum besitzt Schädel und Knochenreste von 
Bos Taurus var. Brachyceros aus der Boll’schen Samm- 
lung, von Küssow, Neubrandenburg, Lapitz und Brunn. 

Die Rindviehzucht stand früher in Mecklenburg 
auf niedriger Stufe und nahm erst zu Anfang dieses 
Jahrhunderts einen Aufschwung. Die 1816 bei uns ein- 
geführten Tyroler- und Schweizerkühe bewährten sich 
indessen nicht, besser die Jütischen und Angelnschen 
Kühe. Die besten Heerden entstammen aber einer 
Kreuzung der Angeln-Kühe mit den seit 1840 aus Schott- 
land eingeführten Ayrshire-Bullen. Daneben findet man 
die Breitenburger-Holsteiner-, Ostfriesische-, Algäuer-, 
Voigtländer-, Oldenburger-, Shorthorn- und Alderney- 
Race. ***) Nach der Zählung vom 10. Januar 1873 be- 
trägt die Gesammtzahl des Rindviehes in Mecklenburg- 
Schwerin 272,795 Stück, davon sind 206,394 über zwei 
Jahre alt. 1858 wurden an Rindvieh ausgeführt 4,468, 
eingeführt 124 Stück. Butter wurde nach siebenjährigem 


. *) Professor Rütimeyer glaubt in dem berühmten wilden Ochsen 
von Tankerville eine, wenn auch zwerghafte, so doch unzweifelhaft 
von dem B. primigenius abstammende Art zu erkennen. (Lubbock, 
vorgeschichtliche Zeit, deutsch v. Passow. 1. Bnd., p. 202.) 

**) Jahrbücher, XXXII. p. 187. u. £. 
”**) Balk, domaniale Verhältnisse, I. Bnd, p. 254. 


97 


_ Durchschnitt (1852—1858) jährlich ausgeführt 47,387, 
eingeführt 678 Centner, es betrug also die Mehr-Ausfuhr 
46,709 Centner. 


7 69. B, Bison. Der Auerochse, 


Bos Bonasus L. Bos Urus auct. 
Bison europaeus Ow. 


Nach Bolls Verzeichniss finden sich Schädel und 
Hörner dieses Thieres häufig, da aber in demselben 
der Ur-Stier fehlt, so scheint eine Verwechselung vor- 
zuliegen, wenigstens sind Knochenfunde vom Auer selten. 
Vor Jahren sah ich einen bei Fürstenberg in einem 
Torfmoor gefundenen Rind-Schädel, der sich durch eine 
breite, gewölbte Stirn und röhrenförmig hervorstehende 
Augenhöhlen auszeichnete, also nur vom Auerochsen 
herstammen konnte. Erinnere ich mich dessen noch 
genau, so wurde derselbe von einem Steuer-Einnehmer 
acquirirt und nach Potsdam geschickt. Lisch theilt 
mit *) „Am 8. Mai 1689 meldete der Kurfürst Friedrich II. 
(s. u. Alces palmatus), dass auch er nicht allein noch 
einige Elen-Hirsche und Thiere, sondern auch einige 
„Auren‘“, welche niemals in diese Länder gekommen, 
mit grossen Kosten aus Preussen nach der Mark habe 
bringen lassen, und bat den Herzog Christian Louis 
wieder um einen Befehl zur Schonung, welcher denn 
auch am 27. Juni 1689 in gedruckter Patentform er- 
lassen und an die südlichen Meckl. Aemter Neustadt, 
Lübz, Marnitz, Crivitz, Dömitz, Eldena und die Stadt 
Parchim verschickt ward.“ Was ich beim Elenthier an- 
führte, mag hier wiederholt werden: nämlich die Möglich- 
keit, dass Knochen vom Auer, die in den Landestheilen, 
welche an die Mark grenzen, aufgefunden werden, nicht 
immer ein hohes Alter zu häben brauchen, vielmehr eben 
so gut aus dem XVII. Jahrhundert stammen können, 
wenn die Lagerungsverhältnisse nicht entschieden da- 
gegen zeugen. 


*) Jahrbücher, XXXV, p. 422. 
Archiv XXX. 7 


98 


VII. Ordnung. Einhufer. Solidungula. 
Familie. Pferde. Equina. 


Gattung, Equus Z. —- — m = — 40 Zähne. 


1 


* 70. E. Caballus, Das Pferd. 


Das Pferd (Pird, Mär, Stöt, Tät, Hingst, Wallach) 
ist nur noch im zahmen Zustand bekannt, da alle An- 
gaben von wilden Pferden in Russland und Asien auf 
Verwechselung beruhen sollen. Wild kennt man in 
Russland und Asien nur Thiere, die dem Esel näher als 
dem Pferde stehen, obgleich die Tartaren und Kosaken 
hehaupten, dass der Trapan als das wilde Pferd an- 
zusehen sei. Die Schädel und Knochen von Pferden, 
welche man bei uns in den Gräbern der Stein-, Bronce- 
und Eisenperiode gefunden hat, und von denen viele 
im Antiquarium zu Schwerin aufbewahrt werden, stam- 
men alle von einer kleinen Race her. Das Museum 
zu Neubrandenburg besitzt freilich aus Alluviallagern 
Zähne, die auf ein grosses Pferd hindeuten und durch 
ihre schwarze Färbung und Auffindung in tieferen Torf- 
lagern scheinbar ein hohes Alter bekunden; ebendaselbst 
befinden sich zwei Zähne, die bei einem Durchstich der 
Nordbahn am Klüschenberge bei Stargard gefunden 
sind, also dem Diluvium entstammen, und ebenfalls auf 
eine grosse Race hinweisen. Trotz alle dem möchte 
ich aber dennoch die Vermuthung aussprechen, dass sie 
aus der geschichtlichen Zeit stammen. Zeigen doch 
auch die Funde aus dem Torf bei Neubrandenburg und 
Brunn, aus einem Moderloche am Galgenberge genannter 
Stadt und vom Fischerwerder bei Lapitz, die dasselbe 
Museum aufbewahrt, Reste eines kleinen Pferdes, über 
die Rütimeyer schreibt: „Sowohl die Ueberreste aus 
Erde, wie die aus Torf, deuten auf ein auffallend kleines 
Thier, obwohl sie von vollständig erwachsenen Thieren 
herrühren, die kaum grösser als Esel gewesen sind.“ 
Die später sehr gesuchte mecklenburgische Pferderace 


99 


ist also künstlich erzeugt worden. Mit dem 13. Jahr- 
hundert wurden bereits edlere Pferde in unser Land 
eingeführt, kaufte doch schon im Jahre 1283 der Ritter 
Gerhard von Metzeke von dem Kloster Broda ein ge- 
rüstetes Ross für die damals grosse Summe von 60 
Mark oder den Einkünften von zwei Bauerhufen *); es 
wird dieses Ross also sicherlich edlen Blutes gewesen 
sein. Zu Anfang des 14. Jahrhunderts legten die Landes- 
herren Gestüte an, worin edle Pferde gezogen wurden. 
Der Fürst Heinrich der Löwe von Mecklenburg hatte 
schon 1324 ein Gestüt zu Dierhagen bei Ribnitz. Zu 
derselben Zeit hatten auch die Fürsten von Werle in 
der Nähe ihrer Hauptresidenz Güstrow auf der Feld- 
mark des Dorfes Rosin ein Gestüt, Pustekow oder 
Pustow genannt, **) in denen mit orientalischen, anda- 
lusischen, normannischen und friesischen Pferden ge- 
züchtet wurde. ***) Der Herzog Johann Albrecht |. 
(1547 7 1576) ist aber als der eigentliche Begründer 
der berühmten mecklenburgischen Pferderace anzusehen, 
Um die Mitte des 16. Säculum hielt er in seinen Ge- 
stüten zu Cobande, Schwerin, Neustadt, Ribnitz, Crivitz, 
Tempzin, -Häven, Gadebusch, Doberan, Dömitz, Medow 
etc. die erwähnten Racen, dazu noch dänische, schwe- 
dische, ungarsche und italienische. 7) Und grossartig 
müssen die Anlagen für die damalige Zeit gewesen 
sein, denn nach einem Verzeichnisse der herzoglich 
schwerinischen Gestüt- und Baupferde vom Jahre 1563 
betrug die Summe ‚aller pferde in der Stadt und auf 
den Embtern 253 Stück,“ darunter ungefähr 230 Gestüt- 
pferde. Unter der Regierung seines Sohnes, des Her- 
zoges Johann (1585 T 1592), blieben wohl die vom 
. Vater gemachten Einrichtungen, für die Erhaltung der- 
selben geschah aber nichts. Alljährlich jagte man wohl 


*) Jahrbücher, VI. p. 203. 
**) Jahrbücher, XII. p. 9. 
”“*) Balk, doman. Verhältnisse, I. Bnd. p. 245. 


1) Balk, doman. Verhältnisse. I. Bnd. p. 245. 


100 


noch viele „Wilden“ *) in die Lewitz und Hengste 
wurden ‚zur Stut“ in die Aemter geschickt, allein der 
Verfall war ersichtlich. Es mag noch angeführt wer- 
den, dass nach Lisch um diese Zeit die Hengste von 
ihren früheren Besitzern erhielten, z. B. der Flotow, 
der Reventlow, der Putlitz, der Peccatel, der Anhalter, 
der Lauenburger. Später wirkte der unheilvolle 30jährige 
Krieg höchst nachtheilig auf diese Schöpfungen. So 
lange Wallenstein Herzog von Mecklenburg war, findet 
dies keine Anwendung, da derselbe jeden Zweig der 
Landes-Verwaltung gebührende Aufmerksamkeit schenkte, 
auch mit Nachdruck für das Gedeihen der Gestüte sorgte, 
allein er nahm auch keinen Anstand im Sommer 1629 
die „sehr guten‘ 16 Stuten und den türkischen Hengst, 
die zu Schwerin standen, nach seinem Gute Smekowitz 
in der Herrschaft Sagan zu schicken. Am ärgsten 
wüthete dieser Krieg erst bei uns, nachdem die Herzoge 
1631 wieder zurückgekehrt waren und kein Jahr gleicht 
dem Jahre 1638, wo Pest, Hungersnoth und Brand in 
entsetzlichster Weise wütheten. Am meisten litten die 
süd- und östlichen Gegenden unseres Landes, war doch 
im ganzen Amte Plau kein einziges Pferd übrig ge- 
blieben. Von allen fürstlichen Pferden des Amtes 
Doberan waren nur 6 Füllen, die in Rostock gestanden 
hatten, übrig, die man 1639 nach Schwerin nahm. Um 
die entstandenen Verluste zu decken, wirkte der Herzog 
Gustav Adolph (1654 7 1695) mit rastlosem Eifer für 
die Wiederaufrichtung der Gestüte und weitere Ver- 


*) Wenn Rudloff in seiner mecklenb. Geschichte, III, 165, 
erzählt, dass zu Anfang des 17. Jahrhunderts in der Lewitz wilde 
Pferde gehegt wurden, so darf man dabei nicht an eigentlich wilde 
Pferde denken. Johann Leonhard Frisch sagt darüber in seinem 
Teutsch-Lateinischen Wörterbuche, 1741: „Wilde sind Studt-Pferde, 
die man zur Zucht auf die Weide treibt“, und ‚die Bauersleute 
haben auch ihre Wilden, da sie neben den alten junge Pferde auf- 
ziehen, dass sie keine kaufen dürfen; die wilden spannen sie nicht 
mit ein.“ Wenn also in Urkunden etc, wilde Pferde erwähnt werden, 
haben wir nie an ursprünglich wilde zu denken. 


101 


edlung der mecklenburgischen Race. Wozu also 
Herzog ‚Johann Albrecht I. (seit 1560 bis 1576) den 
Grund legte, das vollendete - Herzog Gustav Adolph 
(seit 1660 bis 1676). Mit dem Ende des vorigen Jahr- 
hunderts entstanden auch zu Ivenack durch Graf Plessen, 
zu Basedow durch Graf Hahn, zu Prebberede durch 
Graf Bassewitz und zu Zierow durch Baron Biel berühmte 
Gestüte. Allein durch die Kreuzungen mit englischem 
Vollblut ist das leistungsfähige mecklenburgische Arbeits- 
pferd ausgestorben, obgleich die Jetztzeit eifrig bemüht 
ist, dasselbe wieder zu erziehen. In erster Linie sorgt 
dafür unser Landgestüt. Nach der Viehzählung vom 
10. Januar 1873 befinden sich im Grossherzogthum 
Mecklenburg-Schwerin 83,626 Pferde, darunter 71,984, 
welche über drei Jahre alt sind. Die Pferde-Ausfuhr 
belief sich im Jahre 1858 auf 2,145, die Einfuhr auf 
1,724 Stück. Der prächtige Schimmelhengst „Herodot“, 
den Napoleon I. bei Belle Alliance ritt, stammte aus 
Ivenack, wo ihn die Herrn Franzosen ohne Kaufgeld 
erworben hatten. Blücher liess ihn indessen später nach 
dem Wahlspruch „suum cuique“ wieder nach Ivenack 
zurückbefördern, woselbst dieses berühmte Schlachtenross 
noch jahrelang als geschätzter Deckhengst thätig war. 


* 71. E. Asinus. Der Esel. 


Der Esel stammt, wie allgemein angenommen wird, 
von dem Onager der Alten ab und wird nur sehr wenig 
gehalten. 


VIH. Ordnung. Vielhufer. Multungula. 


Familie. Rüsselthiere, Proboscidea, 
Gattung. Elephas Z. Statt der gewöhnlichen Schneide- 
zähne 2 Stosszähne im Oberkiefer, also n 
Backenzähne an Zahl in den verschiedenen Altersstufen 


verschieden: — bis r 


102 


+ 72. E, primigenius. Das Mammuth. 
Elephas mammonteus Ouv. 

Ueberreste dieses Thieres sind hin und wieder in 
den Diluviallagern unseres Landes aufgefunden. Einen 
Rückenwirbel bei der Kummer’schen Ziegelei unweit 
Ludwigslust gefunden, besitzt Herr Benque in Lübeck *) 
Ein 5 Zoll langer, 4 Zoll breiter und 2 Zoll dicker 
Backenzahn, der zu Liepen bei Malchow in einer Mergel- 


grube gefunden wurde und sich im Grossherzoglichen 


Antiquarium in Schwerin befindet, **) mag von B. primi- 
genius, im Falle aber die Schmelzleisten des Zahnes 
rautenförmige Bildung zeigen, von E. priscus Goldf. 
stammen. In der Tiefe einer Grube zu Bartelshagen bei 
Rostock wurde ein Bruchstück von einem zerfallenen 
antediluvianischen Elephantenzahn gefunden. ***) Vor 


einigen Jahren fanden Arbeiter bei Güstrow in der 


Kiesgrube am Schmiedenberge unweit der Nebel, beim 
Kiesgraben, etwa 30 Fuss tief, einen Stosszahn von 
4—5 Fuss Länge, den sie aber leider zerschlugen. Ein 
Bruchstück davon gelangte durch die Güte des Herrn 
Landbaumeisters Koch-Güstrow nach Waren an das 
von Maltzan’sche Museum. 

Es ist nicht unmöglich, dass bei uns auch noch 
Ueberreste vom Nashorn aufgefunden werden; führt doch 
Lisch an, dass zu Harlingen bei Dannenberg Knochen 
vom Kohlen-Rhinoceros (Zhinoceros anthracius) zu Tage 
gefördert sind. 


Familie. Schweine. Setigera. 


BI u er ea, A = 
Gattung. Sus Z. 5 — 2° 7° T' 2,5 >= 44 Zähne, 


73. 8. Serofa, Das gemeine oder wilde Schwein, 
Sus aper Briss. 
Das Wildschwein (will Swin) war früher in unseren 
Waldungen zum Nachtheil der Landwirthschaft sehr 


*) Boll, Geognosie der deutschen Ostseeländer. p. 157. 
**) Jahrbücher, VIII. p. 89. 
***) Jahrbücher, XXXIII. p. 205. 


} 
h 


103 


häufig. Im Jasnitzer Wildpark werden jetzt circa 300 
Stück Schwarzwild gehalten, in den Waldungen des 
Klosters Dobbertin sollen nur noch 100 und in der 
Gelbensander Forst bei Ribnitz etwa 60 Stück vor- 
kommen. Im September 1856 erlegte der verstorbene 
Förster Schildein im Cramoner Holze bei Malchow 
einen siebenjährigen Keiler, der durch seine Grösse 
selbst bei alten Waidmännern Bewunderung erregte. 
Seine Ober-Gewehre waren von solcher Länge, dass sie 
in das Nasenfleisch hineingewachsen waren. Sie sollen 
nach der Grossherzoglichen Geweihsammlung zu Schwerin 
gekommen sein. 


= 74. 8. domesticus. Das Hausschwein, 
Sus europaeus Pall. 


Das Hausschwein (Swin, Bir, Borg, Sie). Von 
dem wilden und dem indischen Schwein ($. indicus) 
stammen die vielen Racen unseres Hausschweines ab. 
Die Schweinezucht ist in unserm Lande sehr bedeutend. 
Nach der Viehzählung vom 10. Januar 1873 hat Mecklen- 
burg-Schwerin allein 192,334 Stück; rechnet man auf 
Mecklenburg-Strelitz 40,000, so kommen auf beide Gross- 
herzogthümer 232,334, von denen jährlich gegen 50,000 
Fettschweine hauptsächlich nach Hamburg und Berlin 
ausgeführt werden. 


+ 75. 8. palustris. Das Torf- oder Pfahlbauschwein, 

Sus scrofa palustris aut Sus scrofa ferus aut. 

In dem Pfahlbau von Wismar ist ein rechter oberer 
Eckzahn eines sehr alten Thieres aufgefunden. „Die 
schwache Krümmung, die geringe Grösse, die starke 
Compression“ sind nach Lisch Beweise, dass er sicherlich 
vom Torfschwein stammt. *) Das Museum zu Neubranden- 
burg besitzt einen vollständigen Schädel aus der Wiese 
zu Küssow, Knochen und Unterkiefer aus der Torfwiese 
von Neubrandenburg, Knochen und Zähne vom Fischer- 
werder bei Lapitz und Knochen aus einem Torfmoor 


*) Jahrbücher, XXX. p. 67. 


104 


von Brunn. Ein Fragment vom Unterkiefer, gefunden 
in einem neu angelegten Torfmoor bei Bützow, verdankt 
das v. Maltzan’sche Museum zu Waren der Güte des 
Herrn Oberlehrer C. Arndt. Nach der Bestimmung von 
Rütimeyer sind diese Funde identisch mit der Race der 
Schweizer Pfahlbauten. Das Torfschwein, ein Thier, 
das nur als Hausthier bekannt ist, kommt im nördl. 
Europa in Pfahlbauten so häufig vor als im südlichen. 


IX. Ordnung. Woallfische. Cetacea. 
Familie. Delphine. Delphinodea, 


Bleibende kegelförmige Zähne in beiden oder in 
einem Kiefer. Der Schädel ist seitlich durch eine tiefe 
Bucht vom Oberkiefer abgesetzt. Die Nasenlöcher 
münden in einem einzigen Spritzloch. 


Gattung. Delphinus 2. 


Die Kiefer sind dem grössten Theil der Länge 
nach gleichmässig mit zahlreichen Zähnen besetzt, un- 
gefähr dreimal so lang als der Kopf, schmal, schnabel- 
förmig, von der Stirn abgesetzt. Spritzloch halbmond- 
förmig. 


76. Delphinus Delphis, Der Delphin, 


Der Delphin hat jederseits im Ober- und Unter- 
kiefer 42—45 kleine, runde, nach innen gekrümmte, in 
gleichen Abständen vertheilte Zähne. In den 20ger 
Jahren wurden bei Wismar mehrmals Delphine erlegt. 
Vor zwanzig Jahren soll bei Fischland ein Delphin ge- 
fangen sein, genaue Angaben habe ich jedoch nicht 
ermitteln können. 


Gattung. Phocaena Cuv. 


Die Kiefer dem grössten Theil der Länge nach 
gleichmässig mit zahlreichen Zähnen besetzt, ungefähr 
von Kopfeslänge, breit, nicht von der runden Stirn ab- 
gesetzt. Spritzloch halbmondförmig. 


105 


77. Phocaena communis, Der Tümnler, 
Delphinus Phocaena L. 

Der Tümmler hat jederseits im Ober- und Unter- 
kiefer 23—25 gerade, von aussen nach innen zusammen- 
gedrückte, an der Spitze etwas breiter werdende Zähne 
in gleichmässiger Vertheilung. Er kommt mitunter an 
unserer Küste vor, wird aber nur selten erlegt. Nach 
einem Berichte des „Rostocker Tagesblattes“ zeigten 
sich am 22. November v. J. bei Dömitz in der Elbe drei 
dieser Thiere. Sie schwammen mehrere Tage stromauf 
und ab, waren von 14 bis 16 Fuss Länge und wurden 
von Fahrzeugen aus mit Büchsenkugeln beschossen. 
Nach einer spätern Mittheilung soll eins dieser Thiere 
getödtet sein. Bei Wismar ward er in den Jahren 1812 
und 1819, 1829 beim Fischlande gefangen. *) 


Gattung. Hyperoodon Zacep. 

Die Kiefer anfangs mit versteckten hinfälligen, 
später höchstens vorn im Unterkiefer mit etlichen 
bleibenden Zähnen besetzt, vorn stark eingeengt und 
dadurch schnabelförmig vom Kopf abgesetzt. Das 
Spritzloch halbmondförmig. Zwei Paar Keblfurchen. 
Hornhöckerchen inwendig auf der Mundhaut. 


78. Hyperoodon rostratus. Der Dögling,. 
Balaena rostrata Pontoppidan. Delphinus bidens Schreb. 
Delphinus bidentatus Desm. Delphinus diodon Gerard. 
Delphinus Hunteri Desm. Delphinus COhemnitzianus Desm. 
Hyperoodon Butzkopf Lacep. Heterodon Hyperoodon Lesson. 
Anarnac groenlandicus Lacep. Delphinus Anarnacus Desm. 

Monodon spurius Fabr. 

Der Dögling hat vorn im Unterkiefer jederseits 
zwei bleibende Zähne; im Oberkiefer noch jederseits 
gegen 13, hinten im Unterkiefer gegen 11 kleine, hin- 
fällige, ganz oder grösstentheils im Zahnfleisch ver- 
steckte Zähne. Noch im Januar 1863 strandete bei 
Rosenhagen unweit Dassow ein solches Thier. Nach 


*) Freimütniges Abendblatt, No. 93—95 u. 539. 


106 


einem Vortrag, den Herr Conservator Lehrer Lenz- 
Lübeck auf der vorigjährigen Pfingstversammlung der 
„Freunde der Naturgeschichte‘“ in Bützow hielt, hatte 
Herr Rettig auf Rosenhagen denselben dem Lübecker 
Museum versprochen, nachdem ein Arbeiter durch Aus- 
stellen desselben sich einigen Erwerb verschafft haben 
würde. Dieser Mann soll mit dem Thiere durch’s Land 
gezogen, schliesslich, weil das Thier in Verwesung über- 
ging, mit der Polizei in Conflict gerathen sein und sich 
allen Nachforschungen entzogen haben. Nach einer 
Nachricht ist der Mann bis Böhmen gekommen, nach 
anderen Berichten wäre er zuletzt mit seinem Thiere in 
Neustrelitz gesehen worden und hätte dasselbe dann 
gewiss irgendwo eingegraben. *) 


r 79. Balaena spec.? Wallfisch. 

Der bei Herzberg in den Marnitzer Bergen, südlich 
von Plau, in einer Mergelgrube aufgefundene Wirbel- 
knochen, den Boll**) als von Elephas primigenius 
Blumb. stammend aufführte, von mir im diesjährigen 
Programm des Gymnasiums zu Waren p. 30 aufgezählt, 
Jetzt im Besitz des Neubrandenburger Museums, ist nach 
Rütimeyer ein Schwanzwirbel von Balaena, nicht Balae- 
noptera. Ob wir hier die fossilen Ueberreste von B. 
Mrysticetus L. vor uns haben, wird wohl eine nicht sicher 
zu lösende Frage bleiben. 

Cetaceen sind in früheren Zeiten öfter an der 
Ostseeküste gesehen, gestrandet und erlegt, wie alte 
Chronisten melden. Es erregten diese riesenhaften Gäste 
dann gewöhnlich Staunen und Schrecken, da man an- 
nahm, „dass solche Gäste an ungewöhnlichen Oertern 
böse Zeichen seien.“ Wie Boll mittheilt, ***) „predigte 
man über diese furchterregenden Thiere, schrieb theolo- 
gische Abhandlungen über sie, vertheilte ihre Knochen 
weit und breit an Kirchen und Kapellen, um sie dort 


*) Archiv, XXIX.p. 212. 
**) Boll, Geognosie der deutschen Ostseeländer, p. 156. 
**) Archiv, XIX. p. 258. 


107 


als ein sichtbares Zeichen des herannahenden göttlichen 
Strafgerichtes den Andächtigen zur Schau auszustellen.“ 
Im Seitenschiff der St. Nikolai-Kirche zu Wismar sah 
ich noch vor 25 Jahren Rippen von einem Wallfisch. 
Bei Wismar sind wiederholt Cetaceen erlegt worden. 
Dieterich Schrödern theilt in seiner „Kurzen Beschreibung 
der Stadt und Herrschaft Wismar“ (Wismar 1743) mit: 
„1487 des Sonnabends nach Jakobi ist im Wismarischen 
Hafen ein Wallfisch gefangen, dessen Gemählde im 
Rathhause, der, welcher in der Grau-München Kirche 
zu sehen, ist zur andern Zeit ertappet.‘“ Und „1665 
hat man ohnfern Wismar bey Poel den dritten Wall- 
fisch bekommen, wovon man nachstehende Nachricht 
erhalten: An einem Montage den 3. Jul. 1665 des 
Morgens im neblichten und Regen-Wetter, ist bey der 
Insel Poel, von 3 zum Fischen ausgewesenen Knechten, 
nahe gegen den Schloss über, an einem Orthe der Birn- 
baum genannt, ein kleiner Wallfisch, etwa 24 Fuss lang 
wahrgenommen worden, weshalb sie einander zugerufien 
und sich vereiniget, denselben mit ihren Riehmen — 
Rudern — aus ihren Böthen von Seiten zu verfolgen 
und zu beängstigen, solches auch, wiewoll nicht ohne 
Furcht, weil er hart um sich und viel Wasser ihnen in 
die Böthe geschlagen, dermassen bewerkstelliget, dass 
sie ihn für sich hergetrieben, biss er an gedachten Orthe 
in eine Hucke aufs truckene gerathen. Wie solches 
einer aus Seedorff, so unweit davon gepflüget, gesehen, 
hat selbiger dem Fische ein Seil um den Schwantz feste 
gsemachet, und durch 4 Pferde lebendig ans Land ge- 
schleppet, in willens, selbigen darauf nach seinem Hause 
zu bringen, weil er aber nicht sterben wollen biss er 
ihn mit einer grossen Axt in Stücken gehauen, hat er 
nur die besten Stücke zu Hause gefahren, und selbige 
dermassen kochen lassen, dass der Kessel ein Loch, er 
aber dennoch keinen Trahn aus dem Fisch bekommen, 
wäre also das übrige von Hunden und Vögeln gefressen 
worden.“ Dieser Fang muss aber Aufsehen gemacht 
haben, da die Frankfurter Mess-Relationen (Kelationes 


108 


historicae*) etc. Frankfurt am Main bei Latomi, Stein- 
deckern und Engelhard sel. Erben, 1639) vom Jahre 
1665, 54. Rel., p. 77 u. 88, ihn folgendermassen erzählen: 
„Aus Wissmar wird von 13. Julii berichtet, vor wenig 
Tagen habe sich in der See für Pöhl, eine Meile Wegs 
von danner, ein Wallfisch sehen lassen, der seye von 
Denen, eben auff dem Wasser sich befundenen Fischern 
ans Land getriben, durch die Bauern aber, so sich in- 
zwischen herbey gemacht, mit Aexten und Beilen zu 
Tod geschlagen worden: Seine Länge sey gewesen 
zwantzig Werkschuhe, an Dicke aber einem Ochsen 
gleich.“ Die Angaben sind leider zu dürftig, um daraus 
Schlüsse auf die Species zu machen. 1755 wurde ein 
Wallfisch bei Fischland gefangen. 

In der Kirche zu Wittenburg sollen auch noch Wall- 
fischrippen aufbewahrt werden. Die beiden gewaltigen 
Unterkieferknochen von einem Wallfische, welche am 
Gartenportale des Ludwigsluster Schlosses liegen, sollen 
das Geschenk eines Schiffscapitains sein und von einem 
Thier stammen, das nicht in der Ostsee erlegt ist. 

Es ist wahrscheinlich, dass auch noch in einigen 
andern Kirchen unseres Landes sich Walthier- Knochen 
befinden, von denen man vielleicht nachweisen könnte, 
woher sie stammen und welcher Art sie angehören. 
Eine Zusammenstellung derselben, wie die „Mittheilungen 
aus dem naturwissenschaftlichen Vereine von Neu-Vor- 
pommern und Rügen (1873 u. 74)“ sie bringen, **) wäre 
eine sehr verdienstvolle Arbeit. 

Am Schlusse nun sei es mir vergönnt, darauf hin- 
zuweisen, dass wir von Ueberresten ausgestorbener 
Säugethiere ein viel grösseres Material hätten zusammen- 
bringen können, wenn das Interesse dafür, besonders 
auf dem Lande, reger gewesen wäre. So erfuhr ich 


*) Als Verfasser der ersten 86 Relationen ist zu nennen 
Johann Georg Schedler von Regensburg. 

**) Ueber diverse in Pommerns Kirchen und Schlössern con- 
servirte Walthier-Knochen,. Von Professor Dr. J. Münter in 
Greifswald. 


109 


z. B., dass vor Jahren in der Gegend von Röbel auf 
einem Gute beim Ausmodern eine Menge verschiedener 
Schädel zerschlagen wurden. Derartige Fälle könnte 
ich noch manche anführen, wenn es sein müsste. 
Manches Brauchbare ist wohl aufbewahrt, allein doch 
so gut wie nicht vorhanden, da es sich in Händen von 
Privaten befindet, die theilweise nicht einmal die Hörner-, 
Geweih-, Schädelreste etc. sorgfältig genug aufbewahren. 
Wo es aber dennoch geschieht, hört es gewöhnlich mit 
dem Tode des Besitzers auf: die Stücke kommen auf 
die Rumpelkammer, um als lästiger Ballast verspielt zu 
werden oder auf den Dunghaufen zu wandern, glück- 
lichsten Falles gelangen sie in alle vier Winde ohne 
Kenntniss des Fundortes. Da weiter einzelne Stücke im 
Besitz von Privatleuten mit seltenen Ausnahmen todt 
für die Wissenschaft sind, wäre es wünschenswerth und 
geboten, wenn dieselben unseren Museen überantwortet 
würden und zwar mit genauer Angabe der Auffindungs- 
verhältnisse. In diesem Falle plaidire ich selbstver- 
ständlich für das von Maltzan’sche naturhistorische 
Museum für Mecklenburg zu Waren. In erster Linie 
werden mit mir dafür — so hoffe ich — die Mitglieder 
des Vereins der Naturgesichte in Mecklenburg, dann 
aber auch Alle wirken, welche die Bedeutung dieses 
Museums anerkennen. | 


Berichtigungen, 


Seite 40 muss die 5. Zeile von oben hinter „Maulwurf“ (Zeile 
6 v. ob.) eingeschaltet werden. 

Seite 41 Zeile 11 von oben muss zwischen Musculus und 
psilurus ein Komma stehen. 

Seite 41 Zeile 12 von oben statt Grey lies Gray. 

Seite 42 Zeile8 von ob, statt Feldspitzmaus lies Zwergspitzmaus, 

Seite 50 in der 2, Zeile von oben muss hinter „Torfhund“ 
(Canis palustris) stehen, 

Seite 79 ist Zeile 13 von oben hinter „werden“ noch zu lesen: 
Herr Oberstabsarzt Dr. Paschen-Ludwigslust erzählte mir am 5, Sept. 
d. J., dass zu Anfang der 40ger Jahre von einer auf der Elbe bei 
Dömitz treibenden Eisscholle ein Biber erlegt sei, der höchst wahr- 
scheinlich aus der Magdeburger Gegend sich dahin verirrt hatte, 


—— 


Be Eee ne] 


. . 
nn nn, un nn 


Tabellarische Uebersicht 


der 


aufgeführten Säugethiere. 


Rhinolophus Hipposideros 
? ferrum equinum 


Plecotus auritus . 
Synotus Barbastellus 
Vesperugo Noctula . 


a Nathusii 

s Pipistrellus 

in serotinus 
Vespertilio murinus. 

& Bechsteiniü 

F Nattereri . 

3 mystacinus 

e Daubentonüi . 

= dasycneme. 


Talpa europaea . 
Crossopus fodiens 
Sorex vulgaris 
„  Pygmaeus . 
Crocidura leucodon . 
h Araneus . 
Erinaceus europaeus 
Felis Oatus 
„  domestica . 
Lynx. 


s| 3 
5|2| 
Ale 
1218 
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111 


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2|7|% 
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25. | Canis Lupus . . . a 
26. „  familiaris et v. palustris, = 1 
27, =: Nülpes; , SE 


29, „.. spelaeus 
30. | Meles Taxus . NE IN SER RSERR FE 
Bee Mustela Maries =... Ba 


| 


332, ö Kona ya Ae, ee Ban 
7." Roetorius Putorius...-. „ucnarmun.d— — 
34. 2 Brmimea Sad — 
35. 5 wulgaris. u. ar _ 


36. 5 Iutreola „N. 2. 0A 
ze Eumeatwulgaris..:.,.. est 
erEhoca: viulna hier 2 ae 
39, aloehilan. an a A 
m ıtlaliehoerus &rypus’ 0.0... Sa ne 
Zr Semrus vulsanıs...... 0.nKmaen ii gone 
Myoxus -queranus. anne negne 

RA EN LEO RAT, 

e „  wwellanarius . 0... 


Bene Eraus Arelosl! 2... ar ar ic 
1 


Erieetss Fumentarius... als 
22, Mus decumanus 2... Sanur 
ee aus ac u 
parMasenlus, 1. nn 

SI HU STIBAERS SC ne Ba 
RN IE N RR 

Es ARE N a a N 
52. | Arvicola glareolus . . . . a 
53. RN amphibius et v. terrestris ur 
54. 2 STE N ae N Ne 
55. 2 ENale N er vll. ae 


ee a a a a 


Ines u en A a a Sl 


112 
M / 

ale |ı® 

2/=2|£ 

s|2|2 

21818 

36.1 Castor Fiber‘. „22... N See 
57. | Lepus timidus rer en an eine 
58. >.» Öunicahus ;.V... 22 ee 
89. | Alces palmatus ee 
60. | Cervus megaceros . . ... 2... 0.111) 
61. „ ‚tarandns'. 1... 2.2.2.0. 22ER 
62. =.» Dama om... 5 ur 2 
63. >. „‚Blaphus u... SWS 
64. Capreolus. .. .... 2.20: 28 
65. | Ovis Aries . Fe ER 1 
66. | Capra Hircus . ee \ 
BR Dos primirenius.. u.a ER ee Er 
68. | „ Taurus rn N 
Be 5 BISON "Se ea N 
10.4 /Eguus Baballus. 2.3.20. „a 
AR „ Asinus. N —,. 
72. ı Blephas primigenwus. .... .. 2.2 reise = = 
73. | Sus Scrofa . Dee... 
74. | „ domesticus . er er N ee 
75.| „ palustris . 11 — 
76.  Delphinus Delphis — 1— 
77.  Phocaena communis — 1 
78. | Hyperoodon rostratus . —!'1|— 
79. | Balaena sp. ? : 11—|— 
Summa |14|57| 9 


Hierzu Tafel ].: 
Die Gaumenfalten der mecklenb, Chiropteren. 


Die Gaumenfalten | _Tafell. 
der mecklenburgischen Chiropteren . 


| sa 


> 
TESENIEFEEN ZINSEN 
R nn GENF TES 
VO FN en 
—— ZZ er er 
umge | 


| | 
| 


‘ 


Rhinolophus Hıpposideros, | Rhinolophus ferrum eguumum 
| | 


TEN ZEN 


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u: | << 
| on —— N 
ee 1.233 en 
u RR |. 38 
| E a Se 
| Plecotus aurilus. SynotusBbarbastellus. | Vesperugoe Noctula. | 
| (} Se 
NS x Ze 
En — I 
Sm | = a 
ID | —_ | a5 
== | a | ar 


Vesperugo Prptstrellus. 


Vesperugo serotinus. 


r > 


espertilie Bechsteinii. | Vespertilio Aattereri. 


| | 
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ZEN N EN Fan 
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> 


/ : | ER 
Ba IB | = | 
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| 


| 
| 
| 
| 


lespertiliomystacinns. | Vespertiho Dauberutonii. | Vaperhlio dasycıeme. 


- 


BE EDIT ee 


Keoister 


Die Synonymen und Provinzialismen sind mit kleinerer Schrift 


gedruckt. 
— Seite. |} Seite. 
Nlees (jubata. A. Brehm. 85: 1) Bär: nn SIR TErHR 


Alces palmatus. . . .. 8. 
De DE Se EP N LT © 
Ackemus. . . {ge 
Amphisorex ee Gr ni 41. 
Amphisorex Pennati Gray. 41. 


Anarnac sroenlandicus 
Lacep. . 109. 
Arvicola agrestiss . . . . 76. 
Arvicola amphibius . . . 7. 
Arvicolaarenicola DeSelys. 77. 
Arvicola argentoratensis 
Desm.s „ Kumayın ao uB ERESTE: 
Arvicola arvalis . . . 18. 


. Arvicola ater Macgillivray 7. 
Arvicola Baillonii De Selys. 76. 77. 
Arvicol.britanicus DeSelys 76. 


Arvicola duodeeim-eostatus 


Dei,selys >... TE: 
Arvicola fulvus De Selys, 75. TE 
Arvicola glareolus . . . 7. 


Arvicola gregarius L.. . 76. 


Arvicola Musignanii De 


Selys...a or: 20: 
Arvicola monticola De Balve, 75. 


Arvicola neglecta Thoms, 


Jenyna. WIEN LH. I 
Arvicola Pertinax Savi. . 75. 
Arvicola pratensis Baill. . 75, 
Arvicola riparia Yarrell . 75. 
Arvicol, rufescens De Selys. 75. 


Arvicola vulgaris Desm. . 77. 
BUFERERSE 0.017. nl a 
Archiv XXX. 


: Baummardler 2.522770 a 
 Balaena speec.?. 
Balaena rostrata Pontopp. 105. 
Barbastellus communis Bonap. 29. 
Barbastellus Daubentonii Bell. 29, 


Bartfledermaus . » . . . 36. 
Biber. wre, NE en 
Bir Ä ... 103: 
Bison europaeus Ow.. . . 97. 
ı Bommoart 2.1, NEE 
ı Borg . 103. 


508 Bonasas LI He 
‚ Bos Bison. . . . A 


| Bos domesticus Tonek BERN, 5%, 
| Bos primigenius. . . . . 9. 
Bos Taurus . . . . 35: 


Bos taurus priscus vel ee 


Guy Kom A a 
Dos Drus anet 2/3 1297 


Bos urus prisceus Schloth. . 94. 


Brachyotus dasyenemus Ko- 


lenatr Sal A) 
Brachyotus Bee Ko- 

tenatt. 750% au 
Brachyot. mystacinns Kolssalı a7. 
Brandmaus PR ENEN © 
Balken: aan. SEID 
Oalocephalus discolor Fr. 


Te ar 5 


Calocephalus Halle Fr. 


Gun AA EAN 
Banis’Alopex EB. 2..." 92 51, 


‚106: 


Canis familiaris. 
GCanis Lupus . . . ... 
Canis Lycaon Schreb. . 


Canis melanogaster Bonap. 


Canis palustris . h 
Canis Vulpes. . . .. 
Capra Hircus .. 
Castor communis L. . 
Castor Fiber . 


Cateorus serotinus Kolenati 
Catus domesticus A, Brehm. 


Catus ferus A, Brehm. . 
Cervus Alces L. 
Cervus Capreolus 


+ 


Cervus Capreolus var, Pf. 


Pyargus Pall.. 


Cervus corsicanus Bonap. . 


Cervus Dama 

Cervus Elaphus , 

Cervus euryceros Aldr.. 
Cervus fossilis . 


Oervus germanicus Briss, . 


Cervus giganteus Blbch. 


Cervus Guettardi Kaup.? . 


Cervus hibernicus . 


Cervus mauricus Fr. Cuv. 


Cervus megaceros . 
CGervus nobilis Klein, 


Cervus palmatus Alce Klein. 


Cervus platyceros Raj. 
Cervus Pygargus Pall. . 
Cervus tarandus 

Cervus vulgaris L, 
Cricetus frumentarius 
Cricetus vulgaris Desm. 


Crocidura Araneus. . .. 


Crocidura leucodon 
Croeidura major Wagl. , 
Crocidura moschata Wagl. 


Crociduramusaranea Bonap. 
Crocidura poliogastra Wagl], 


Crocidura rufa Wagl. 
Crocidura thoracica Savi, 
Crossopus fodiens . 


’ 


90, 


a’: 
us; Uhl), LanrtrLkT) Gr nn nano rennen 


Seite. 
Crossopus Musculus Wagl. 41. 
Crossopus psilurus Wagl, . 41. 
Crossopus stagnalis Wagl.. 41. 


Dachs. =... „nee 
Dama vulgaris Gessn. . . 88. 
Damhirsch ...:.. EL 8: 
Delphin’... So ae 
Delphinus Anarnacus Desm. 105. 
Delphinus bidens Schreb. 105. 
Delphinus bidentatus Desm. 105. 
Delph. Chemnitzianus Desm, 105. 
Delphinus Delphis . . . . 104. 
Delphinus diodon Gerard, . 105, 
Delphinus Hunteri Desm. . 105. 
Delphinus PhocaenaL. „. „ 105. 
Dögling.. »..,:.,.:.: San 


Edelhirsch. 2. 220% 90, 
Eidelmarder '. „2.2. 058 
Eichhörnchen. . . . . . 62. 
Blech... 207g ae 
Elan 77. Si: 85. 
Elephas primigenius see . 108, 
Elephas mammonteus Cuv. 102, 
EIK. „0.0.20 2 
Eliomys Nitela A, Brehm, . 62, 
Equus Asinus . . . . .101 
Equus Caballus. . . .. 98. 
Erdmaus 3... me de 
Erinaceus europaeus . .. 43. 
Esel... .. . So 


Feldmaus, gemeine. . . . 7. 
Feldspitzmauss . . . .„. . 42 
Felis Catus . : . 2... 4. 
Felis Cervaria Temm. . . 4. 
Felis domestica.. .. . . 4. 
Felis lupulinus a 45. 
Felis Lyvx. . ... . 44, 
Felis Lyncula Nilss,. . . . 45. 
Felis sylvestris Briss, . . 44, 
Felis virgata Nils, . . . 45, 
Fischotter. . ..... Seseras 


115 


Seite. 
Fledermaus, breitöhrige . 29. 
Fledermaus, frühfliegende 30. 
Fledermaus, gefransete . 36. 
Fledermaus, gemeine . 34. 
Fledermaus, grossöhrige . 35- 
Fledermaus, langönrige . 38. 
Fledermaus, rauharmige . 30. 
Fledermaus, rauhhäutige . 30. 
Fledermaus, spätfliegende 33- 
Foetorius Erminea . 55. 
Foetorius Lutreola. . . 55. 
Foetorius Putorius. 54. 
Foetorius vulgaris. . . . 55. 
Fuchs 51. 
Gartenschläfer 69, 
Glis esculentus umenki 63. 
Glis norwagicus Klein. . 68. 
Glis vulgaris A. Brehm. 63. 


Gräling. . . » 53 
- Gräwing 53. 
Gris, de so. 
Halichoerus griseus Nilss. 60. 
Halichoerus Grypus 60. 
Hamster so Re 7077766 
Errtsbull 224 742. 20. 
Haselmaus 65. 
Hase. re 30. 
Hauskatze . 45, 
Hausmarder . 54. 
Hausmaus . . . .. 73. 
Hausochse . 95. 
Hausratte . EI 69. 
Hausschaf. . . . .. 9% 
Hausschwein . . 103. 
Hausspitzmaus . 43. 
Hausziege . 94. 
Hermelin . . . 55. 


Heterodon Hyperoodon Less. 105. 
Hingst . a} 98. 


Hipposideros bihastatus Caut. 26. 


Hitzbull SATERTE 90. 
Höhlenbär . 52, 


. 
a a I IE 


Seite. 
Hönerköter ? 54, 
Hufeisennase, grosse . 2a. 
Hufeisennase, kleine . 26. 
FRE 49, 
Hunndachs 53. 
Husmoart . 54. 


Hyperoodon Eutzkopfl.acep. 105. 
Hyperoodon rostratus. . 105. 
Hypudaeus herceynicus Mehl, 


Schreb. 75: 
Hypudaeus Nageri Se 75. 
1 43, 
Ilk In 
Its . es te H4e 
Isotus Nattererii Rolenatı 36. 
Kalf. Were 
Kaninchen . RO 
Karnikel‘\ .. ';°, 82. 
Kater En N OA 
Katbk era SL ae 
Rabteiker. ran tan 62. 
Katteker!s ..,:, 62. 
Kau. ENG SB. 
ET RE EEE EN Se 3. 
Röter .. 2%:5, We. 3; 
Kamp or 80. 
Lemmus insularis Nilss. 76. 
Lemmus rubidus Baill.. „ D. 
Lemmus Schermaus Fr. Cuv, 75. 
Lepus aquilonius Bl.. 80. 
Lepus campicola Schimp,. . 80. 
Lepus caspieus Ehrenb, 80. 
Lepus Cuniculus 82. 
Lepus europaeus Pall, . s0. 
Lepus granatensis Schimp. 80, 
Lepus mediterraneus Wagl. 80. 
Lepus medius Nilss. . s0. 
Lepus meridionalis Gene. . 80. 
Lepus timidus RT LE 
Lepus vulgaris L.. 80. 
Luchs 45. 


Be 


Lepus vulgaris Brisson. 
Lutra Lutreola Shaw. 
Lutra minor Erxl.. 
Lutra Roensis Ogilby 
Lutra Vison Shaw. 
Lutra vulgaris 

Lynx vulgaris A. Be 


Mammuth . 

Mänk 

Mär. 

Marten. 

Matten . 

Maulwurf . 

Martarus INT Albert 
Mami ur 

Mart. Fagorum Albert. Macn. 

Martes Abietum Ray. 

Martes Fagorum Ray. 

Martes Foina A. Brehm. 


Megaceros hibernicus Owen, 
Meles europaeus Desmar,. . 


Meles Taxus . } 
Meles vulgaris Desmar. 
Mieromys agilis Dehne . 
Moart i : 
Monodon spurius Fabr. 
Mulworp . 

Mullworm . 

Mus. 

Mus agrarius. 

Mus agrestis L, 

Mus agrestis major Gessn. 
Mus amphibius L.. 

Mus aquaticus Gessn. 

;“ = Belon. 
Mus aquatilis Agrie. . 
Mus aryalis Pall. 

Mus avellanarius L. 


Mus campestris Fr. Ouv. . 
Mus corilinum Albr. Magn. 


Mus Cricetus L, 
Mus decumanus . 


54, 
54. 
54. 
54, 
94. 
87. 
59. 
53. 
53. 
74, 
54. 


.. 105. 


40. 
40. 
73. 
74. 
76. 
714. 
75, 
68. 
75. 


7. 
Zr 


63. 
74. 
65. 
66. 
68, 


Musdomesticus Albert, Mason. 73. 


Mus glareolus Schreb. . 


Mus Glis Albert. Magn, 


Mus gregarius L,. . 


.. 


Mus hibernicus Thompson. 
Mus Islandicus Thienem. . 


Mus messorius Shaw. 
Mus minutus . . 

Mus Musculus 

Mus paludosus L,. 
Mus parvulus Herm, 
Mus pendulinus Herm, 


ıı Mus pratensis Ockskay, 
'ı Mus quereinus L, . 


Mus Rattus 


Mus rubeus Schweuikfäld 


Mus rutilus var, Pall. 
Mus Scherman Shaw. 
Mus sylvestris Briss. 
Mus sorieinus Herm., 
Mus sylvaticus . . . 
Mus terrestris L, . 


* 


Muscardinus avellanarius 


Ar Brehm 25% 


Seite. 


75. 
63. 
76. 
68. 
73. 
74. 
74, 
78. 
75. 
74, 


Muscul, diehrurus Rafinesque, 73. 


Mustela candida Ra). . 
Mustela Erminea L. 


Mustela Eversmanni Lesson. 


Musteia Foina 

Mustela Gale Pall. 
Mustela Lutra L, . 
Mustela Lutreola L, . 
Musteia Martes . 


Must. Martes var. Ähiehnmitt 


Must. Martes var. FagorumL, 


Mustela nivalis L, . 
Mustela Putorius L. . 
Mustela Vison Briss, 


Mustela vulgaris Briss . 
Myotis Bechsteinii Gray. & 


Kolenati . 


Myotis imurinus et & 


Kolenati 
Myotis Nattererii N 
Myoxus avellanaria 


+ 


117 


Seite. 


Myoxus &lis . . . 2.2.0602. 
Myoxus muscardinusSchreb. 65. 
‚Myoxus Nitela Schreb. 62. 
Myoxus quercinus . 62. 
Myoxus speciosus Dehne. . 65. 
'Nannugo Nathusii Kolenati. 30. 
Nannugo pipistrellus Kolen. 31. 
Noctilio HipposiderosBechst,. 26. 
Nörz E 3 9. 
Odder 58. 
Be: 
'Ottermänk _. 56. 
Ovis Aries . .» 92. 
Panügo noctula Kolenati, . 30. 
rt RR ER 98. 
‚Pfahlbauschwein . 108. 
‚Phoca annellata Nilss,. 59. 
Phoca canina Pall. 59. 
Phoca equestris Pall. 59. 
‚Phoca foetida 99. 
Phoca Grypus Fabr. 60. 
Phoca hispida Schreb. 60. 
Phoca littorea Thienem. 59. 
Phoca scopulicola Thienem. 59, 
Phoca variegata Nilss. 59, 
‚Phoca vitulina . 59. 
Phocaena communis . 108. 
Pird. ; 98. 
Plecotus auritus : 28. 
Plecotus Megalotis Be 28. 
Plecotus Peronii Geoffroy. 28. 
‚Porcellus frumentarius 
Schwenkf. . 66. 
Ratte, schwarze 69. 
Beim rin 22. 
Rennthier . 88, 
Reutmaus . - 75. 
Rhinolophus ee Bear 26. 
Rhinolophus equinum . . . 27. 


Rhinoloph. Hippocrepis Herm. 26, 


| 


Seite. 
Rhinolophus Hippesideros 26. 
Rhinoloph. unihastatus Geofir. 27. 


Riesenhirsch . 87. 
Rinselrvbbe: „run a 59. 
ı Rode, de 51. 
Rott. : 13: 
Röthelmaus . » 15. 
Sal. 59. 
Salhund 59, 
Sig. .. 108. 
Schärrmaus 75. 


Schwein, gemeines od. wildes 102. 


Schwynegel . . . 43, 
Seiurus alpinus Fr, Ouv. 62. 
DEIUTUS ‚Glis 2 -Darı% 69. 
Sciurus italicus Bonap. . 62. 
Sciurus quereinus Erxl. 62. 
ı Seiurus vuigaris i 62. 
Scotophilus serotinus u. 33. 
Scotophilus murinus Gray. 34. 
Seehund PaN“E 59. 
Seehund, geringelter . 59. 
Seehund, grauer 60. 
Siebenschläfer . . i 63. 
Sorex amphibius Brehm. 41. 
Sorex AraneusL.. 41. 
Sorex Araneus Schreb, 43. 
Sorex bicolor Shaw. . 41. 
Sorex carinatus Herm. . 41. 
Sorex castaneus Jenyns. 41. 
Sorex ciliatus Sow, 41. 
Sorex coneinnus Wagl. 41. 
Sorex constrietus Herm. 41. 
Sorex Uunicularia Bechst. 41. 
Sorex Daubentonü Erxl. 41, 
Sorex Eremita Bechst, . 41. 
Sorex exilis L. . $ 42. 
Sorex fimbriatus Wagler. . 48. 
Sorex fluviatilis Bechst. 41. 
Sorex fodiens Bechst. 41. 
Sorex fodiens Pall. 41. 
| Sorex hibernieus Jenyus. . 42, 


118 


Seite. 
Sorex Hydrophilus Pall. 41. 
Sorex labiosus Jenyns. . 41. 
Sorex leucodon Herm. . 42 
Sorex lineatus Geoffr. 41. 
Sorex melanodon Wagl. 41. 
Sorex minimus Geoff. 42. 
Sorex minutissimus Herm. 42, 
Sorex minutus L, . 42, 
Sorex natans Brehm. 41, 
Sorex nigripes Melchior. 41. 
Sorex pachyurus Küster 43. 
Sorex pumilio Wagl,. 42, 
Sorex pumilis Nilss, . , 49. 
Sorex pygmaeus Pall. . 42. 
Sorex remifer Geoffr. AR 
Sorex rhinolophus Wagl. . 41. 
Sorex rivalis Brehm, 41. 
Sorex russulus Herm,. Zimm. 43, 
Sorex rusticus Jenyns, . 42. 
Sorex stagnalis Brehm. 41, 
Sorex tetragonurus Herm, 41. 
Sorex vulgaris . . . 41. 
Steinmarder . 54. 
ee 98. 
Sus.aper Briss, . .'. . 102. 
Sus domestius . . . . 108. 
Sus europaeus Pall.. . . 19. 
Sus palustrs . . . . ..10%. 
Sus Scrofa 3 102. 
Sus scrofa ferus auct, 103. 
Sus scrofa palustris auct. . 103. 
Se er [127 
Bsandachs:. 2.0, 3% 53. 
Bw 1 DE 
Synotus Barbastellus . 29. 
Talpa europaea 40. 
Tarandus rangifer . 08. 
Taxidea leucurus Hodgs. . 53. 
Taxus vulgaris Tiedem. 53. 
ER SR 
Et 49 
Teichfledermaus . SER: 
u ee 2 


Seite. 
Torfhüund „7 ers ar zEn 
Torfschwein . . . 103. 
Tohl;. San a: 
Tämmler . Sa. 
Ur-Stier  , =. man 
Ursus Arctos : . "U 


Ursus 
Ursus 
Ursus 
Ursus 
Ursus 
Ursus 
Ursus 


cadaverinus Eversm. 52, 
collaris Fr. Cuv. .„ 52, 
faleiger Rehb, . . 52. 
formicarius Everm, 52. 
fuscus Albert. Magn. 52. 
Meles I... 7% 

niger Albert. Mazn, 
Ursus norvegicus Fr. Cuv. 
Ursus pyrenaicus Fr, Cuv. 
Ursus spelaeus. . .. 
Ursus Taxus Schreb. . . 


Vespertilio aedilis Jenyns. 
Vespertilio auritus Lin. . 28. 
Vespertil. Barbast. Schreb. 29. 
Vespertilio Bechsteini . . 35. 
Vespertil. brevimanus Jenyns. 28, 


Vespertilio brachyotusBaill. 31. 
VespertiliolBrandtii Eversm. 37. 
Vespertilio collaris Meissn. 36, 
Vespertilio cornutus Fabr. 28. 
Vespertilio dasyeneme . . 3% 
Vespertilio Daubentonii 37. 
Vespertil, emarginatus Mac- 
Gillivray., Geoffr.? 36. 
Jenyn8. Hp aezat, 
Vespertil. ferrugineusBrehm, 30. 


Vespert. ferrum equin, Schreb, 27. 
Vespertil. humeralis Baillon. 36. 
Vespert. lasiopterus Schreb. 30. 
Vespertilio limnophilus Temm, 38. 
VespertiliomacuanusPeters. 30. 
Vespertilio minutus Montagu, 26, 
Vespertilio murinus . . 34 
Pall.; 2, 24 9mye 
Vespertilio myotis Bechst. 34. 
Vespertilio mystacinus . 36. 
Böiezı Rz 38° 


u ET 


Vespertilio Nattereri 


Vespertilio nigricans Örepson. 31. 


Vespertilio Noctula Schreb, 

.  Geofifr. 
Vespertilio Okeni Brehm, . 
Vespertilio Otus Boie. . 
VespertiliopygmaeusLeach. 
Vespertil, Pipistrell. Schreb. 
Vespertilio proterus Kuhl. 
Vespertilio rufescensBrehm. 
Vespert. Schinzii Michachel. 
Vespertilio serotinus Geoffr. 

Schreb. . 


Vespertil. submurinus Brehm. 
Vespert.turcomanusEversm. 


Vespert. volgensis Eversm. 
Vespertilio Wiedi Brehm. . 
Vesperugo Leisleri Kuhl, . 
Vesperugo Nathusii 
Vesperugo Noctula . . » 
Vesperugo Pipistrellus . . 
Vison Lutreola A. Brehm, . 
Viverra Erminea Shaw. 
Viverra Foina Shaw. . 
Viverra Lutra L. . . . 
Viverra Lutreola L. . . 
Viverra Martes Shaw. . 
Viverra Putorius Shaw, 


119 

Seite. 

DER MOSES. a ER 
Vulpes crucigera Briss, 

30. || Vulpes vulgaris Briss. . 
33. 
33. || Waldmaus - FR 
28. || Waldspitzmaus . .» 
31. || Waldwühlmaus 
aba Wallach... 2% 
30. || Wallisch . » 
38. ıı Wanderratte . - » 
37. | Wasserfledermaus . 
30. || Wasserratie . » » 
33. || Wasserspitzmans . » 
34. || Wäsel, gr0t . . . 
33. || Wäselken, lütt FEaBR 
31.21: Wennworpi,.... ie. % 
33. || Wiesel, kleines, . . 
30. |! Wiesel, grosses . . 
30. | Wildkatze . . » 
30, || Wildschwein . . . 
alien Wohler „Sy... 0a 
96. 11..Wolpsi 2.27 
54, 
54, || Zäg 5 Rabe 
DSH ick re 
IH. Zu Ne 
54. || Zwergfledermans . 
54, | Zwergmaus. . x. 
55. || Zwergspitzmaus . . 


Viverra vulgaris Shaw, 


. 106. 


44, 
102. 


49, 


94, 


Destrage 
zur Kenntniss der Triglochinblüthe. 


Von Paul Horn-Waren. 


Der Typus der monocotylen Blüthe "zeigt 5 mit 
einander alternirende dreigliedrige Quirle, von denen 2 
auf das Perigon, 2 auf das Androeceum und einer auf 
‚das Gynäceum fällt. Von diesem Typus weichen ver- 
hältnissmässig wenige Familien ab, theils durch das 
Fehlschlagen einzelner Glieder, theils aber auch durch 
später eintretende Verschmelzungen oder durch Dedou- 
blement namentlich in den Staminalkreisen. Bei einigen 
Familien finden wir aber auch das Gynäceum vermehrt 
oder aber sehen einen oder mehrere dreigliedrige Quirle 
zu dem typischen hinzutreten. Diesen letzteren reiht 
sich auch die kleine in Deutschland durch 2 Genera 
vertretene Familie der Juncagineen an. In Sachs Lehr- 
buch der Botanik von 1875 pag. 600 wird in Fig. 452 
das Diagramm der Triglochinblüthe mitgetheilt. Das- 
selbe zeigt in regelrechter Alternation 2 Perigonwirtel, 
2 Staminalwirtel und 2 Carpidenwirtel. Kochs Synopsis 
Florae Germaniae giebt von der Gattung Triglochin L. 
folgende Diagnose: Perigonium 6 phyllum. Stamina 6, 
antheris subsessilibus. Ovaria 3—6 uniovulata. Stylus 
nullus. Stigmata plumosa. Capsulae 3—6 azxi anguları 
afixae, basi denique solutae et angulo interiore longitudı- 
naliter dehiscentes. — Flores virescentes“ Hiernach 
könnte es nun scheinen, als ob die Blüthe so einfach 
und regelrecht gebaut wäre, dass dieselbe einer näheren 
Erklärung nicht weiter bedürfte. Sehen wir uns dieselbe 
aber näher an, so finden wir zuerst einen Perigonwirtel, 


121 


dem der äussere Staminalwirtel anteponirt ist, diesem 
folgt ein 2ter Perigonwirtel, aber höher an der Achse 
stehend als der äussere Staminalwirtel mit anteponirtem 
ten Staminalwirtel und diesem folgen in regelrechter 
Alternation 2 Karpidenwirtel, von denen bei Triglochin 
palustre der äussere nicht zur Ausbildung gelangt, son- 
dern nur in Form trennender Gewebsplatten vorhanden 
ist. Das Diagramm in Sachs Lehrbuch passt also nicht 
zu dem factischen Befund, sondern muss als ein 
theoretisches betrachtet werden. Eichler in seinem 
werthvollem Buch „Blüthendiagramme“ pag. 101, Fig. 
46 A. giebt das Diagramm von Triglochin mariimum und 
deutet das auffällige Stellungsverhältniss dadurch an, 
dass der 2te Perigonwirtel mit dem äussern Staminal- 
wirtel in einer Linie liegt. In der Natur ist diese eigen- 
thümliche Stellung nur noch etwas stärker ausgeprägt, 
was man namentlich klar auf Blüthenquerschnitten sieht, 
die den Grund des 2ten Petal- und Staminalwirtels treffen. 
An denselben sieht man nämlich, dass die Perigonblätter 
des inneren Kreises die Staubbeutel eng umfassen und 
vor diesen Blättern stehen die Staubgefässe des äussern 


-Wirtels. Untersucht man einen Blüthenstand während 


des Aufblühens genauer, so findet man, dass die untersten 
Blüthen bereits Frucht ansetzen während die oberen 
noch geschlossen sind. An den untersten Blüthen sieht 
man die Blätter des äusseren Kreises mit den antepo- 
nirten Staminibus zugleich abfallen und wenn man 
während des Verstäubens ein Perigonblatt abnimmt, so 
entfernt man mit diesem zugleich das anteponirte Staub- 
gefäss. Der Grund dieses Verhaltens liegt in einem 
Verwachsensein des Staminal- und Perigonblattgrundes. 
Längsschnitte zeigen dies Verhältniss sehr deutlich und 
lassen es theilweise so erscheinen, als ob das Perigon- 
blatt dem Grunde des Filaments aufsässe. Diese Ver- 
wachsung ist eine nicht grade sehr auffallende, wird 
aber nichts destoweniger doch z. B. von der Flora 
Deutschlands von D. F. L. v. Schlechtendahl, Ch. E. 


'Langethat und Dr. Ernst Schenk nicht nur im Text er- 


122 


wähnt, sondern auch auf der Triglochin palustre dar- 
stellenden Tafel abgebildet, wenn auch in etwas sehr 
schematischer Form. Diese Verwachsung des Stamens 
mit dem Grunde des Perigonblattes findet sich bei der 
verwandten Scheuchzeria palustris ebenfalls, jedoch er- 
scheint es bei Längsschnitten umgekehrt als bei Tri- 
glochin, nämlich als wenn der Staubfaden dem Perigon- 
blatt aufsässe. Diese auffällige Störung der Alternation 
in den 4 ersten Blüthenkreisen ist in der Literatur, 
soweit mir dieselbe bekannt geworden ist, bis jetzt 
wenig erwähnt. Eichler in seinen Blüthendiagrammen 
berührt dieselbe zwar, ohne ihr jedoch ein wesentliches 
Gewicht beizulegen. Cordemoy in der Adansonia III, 
pag. 12—14 „Organogenie des Triglochin“ hebt die auf- 
fällige Thatsache an mehreren Stellen ausdrücklich her- 
vor und sucht dieselbe auf entwicklungsgeschichtlichem 
Wege durch eine Verschiebung zu erklären. Gelegentlich 
wird dies auffällige Stellungsverhältniss dann noch von 
Celakovsky in der interessanten Arbeit „über den ein- 
geschalteten epipetalen Staubgefässkreis“ Flora 1875, 
pag. 502 erwähnt, als ein Beispiel eclatanter, nachweis- 
barer Verschiebung und zwar auf Grund der ent- 
wicklungsgeschichtlichen Untersuchungen Cordemoys. 
Die genauere Betrachtung der Blüthe zeigt also, 
dass sich dieselbe nicht wie es dem Sachs’schen Diagramm 
und den Beschreibungen der Floristen nach scheinen 
könnte, dem gewöhnlichen Typus der monocotylen 
Blüthe unterordnet und es handelt sich darum, eine Er- 
klärung der gestörten Alternation zu geben. Es sind 
meiner Meinung nach zwei Möglichkeiten vorhanden, 
entweder hat eine Verschiebung des innern Perigon- 
wirtels und des äussern Staminalwirtels stattgehabt, 
oder aber wir haben anstatt der vier ersten Blüthen- 
kreise nur zwei anzunehmen, so dass also die Triglochin- 
blüthe nur ein simulirtes Perigon besässe, Perigonblatt 
und anteponirtes Staubgefäss demgemäss nur einem 
Phyllom entsprächen. Die Blüthenformel würde also 
im ersten Fall zu schreiben sein P.3+3. A353 +3. 


123 


G. 3 + 3, dagegen im zweiten Fall P.0O + 0. A. 3 
3.0343 


Die erste Deutung hat Cordemoy in der oben 
eitirten Arbeit entwicklungsgeschichtlich zu begründen 
gesucht. Ich habe die Entwicklungsgeschichte der 
Triglochinblüthe an unsern beiden Arten ebenfalls 
studirt, bin aber zu etwas von Cordemoy abweichenden 
Resultaten gelangt. Cordemoy behandelt die Ent- 
wicklungsgeschichte des Blüthenstandes, des Perianths, 
des Androeceums und der Carpidenwirtel in gesonderten 
Abschnitten und zwar für Triglochin palustre. 


Die Inflorescenz ist nach demselben eine einfache, 
vielblumige Aehre und erscheint gegen den Monat Juli 
am Grunde der Pflanze in den Achseln der Blätter. 
Die Blumen erscheinen auf einer gradlinigen Achse, an- 
fangs sitzend, später gestielt ohne Mutter- und Vor- 
blätter. Das Perianth entsteht in aufsteigender Folge, 
zuerst erscheint das vordere, in der Knospenlage die 
andern beiden deckende, darauf nacheinander die beiden 
folgenden und zwar das von den beiden ersten in der 
Knospenlage vollständig gedeckte zuletzt, dann treten 
in absteigender Folge die drei Blätter des innern 
Perianths in Form abgeplatteter Wärzchen hervor. 
Nachdem das Perianth angelegt ist, erscheinen die drei 
äusseren Stamina in Form abgerundeter Hügelchen, 
ein wenig höher als die Blätter des innern 
Perianths. Sie platten sich ab und während dieser 
‚Zeit „ereignet sich eine ausserordentliche Erscheinung“, 
die Staubgefässanlagen biegen sich ein wenig nach aus- 
wärts, während zu derselben Zeit die Blätter des innern 
Wirtels sich nach dem Centrum der Blüthe zu krümmen. 
In Folge dieser doppelten Bewegung gehen die An- 
theren über die Blätter des äusseren Wirtels hinaus 
nach aussen, der Art, dass im erwachsenen Zustand 
die Staubgefässe einen äusseren Wirtel vor den Petalen 
zu formiren scheinen. Die Staubgefässe des zweiten 
Wirtels erscheinen nach denen des ersten, sie sind und 


124 


bleiben den Abtheilungen des innern Perianths super- 
‚ponirt. Soweit Cordemoy. 

Nach meinen Untersuchungen liegt die Sache nun 
so. Die Aehrchen schliessen die Achse ab. In der 
Achsel des letzten den Blüthenstandsstiel umfassenden 
Blattes entsteht, wie das bereits Irmisch ‚Zur Mor- 
phologie der monocotylen Knollen und Zwiebelgewächse“ 
pag. 175 und 176 bemerkt, eine Knospe, welche wieder 
mit einem Blüthenstand abschliesst Die Aehre entsteht 
‘als kleines kegelförmiges Höckerchen, von dem Scheiden- 
theil des letzten Blattes der Achse umfasst. An diesem 
Vegetationskegel entstehen die Blüthenanlagen in spira- 
liger Folge als kleine rundliche Erhebungen von unten 
nach oben hin fortschreitend. Der Blüthenstand ist 
ebenso häufig unbegrenzt, als durch eine Endblüthe ab- 
geschlossen, eine Thatsache, welche bereits Hoffmeister 
„Allgemeine Morphologie der Gewächse‘“ pag. 437 für 
Triglochin palustre mittheilt. Triglochin maritimum verhält 
sich meinen Beobachtungen nach durchaus ebenso. 
Tragblätter oder Vorblätter werden in keinem Ent- 
wicklungsstadium gefunden. Die Anlage des ersten 
Blüthenhüllkreises erfolgt in aufsteigender Folge und 
zwar in der Art, dass sich der Vegetationskegel am 
Grunde etwas abflacht und dreieckig wird. Aus dieser 
flacheren Parthie treten die einzelnen Blattorgane nun 
in aufsteigender Folge hervor. Das in der Präfloration 
die beiden andern bedeckende nach vorn liegende Blatt 
erscheint zuerst und dann in schneller Folge die beiden 
anderen. Der unmittelbare Anschein gewährt fast den 
Eindruck, als ob die Blattanlagen simultan entständen; 
indess gelingt es bei ausdauerndem Suchen an aus- 
- reichendem Material doch Zustände zu finden, welche 
das Entstehen nach einander beweisen. Bevor nun die 
Blätter des zweiten Wirtels erscheinen, sieht man am 
Grunde der einzelnen Primordien eine noch wenig 
scharf umschriebene wulstförmige Erhebung, die erste 
Andeutung der Stamina. Klarer hervor treten dieselben 
aber erst, wenn die Primordien des zweiten Wirtels in 


“a a 


125 


absteigender Folge nach einander erscheinen. Ich habe 
öfter Präparate vor mir gehabt, an welchen die Staminal- 
anlagen des äusseren Wirtels bereits deutlich erkennbar 
waren, während das letzte Blatt des innern Perigon- 
wirtels noch nicht angelegt war. Während sonst vor 
Anlage eines neuen Wirtels die Vegetationszone eine 
dreieckige Gestalt annimmt, wird man das hier nicht 
gewahr, weil diese beiden Kreise aus derselben Zone 
und fast zu gleicher Zeit hervortreten, so dass man bei 
oberflächlicher Untersuchung vermeinen könnte, beide 
Kreise entständen durchaus zu gleicher Zeit. Die 
Staminalanlagen des ersten Wirtels und die Primordien 
des zweiten Perigonwirtels liegen, sobald sie vollständig 
klar zu erkennen sind, durchaus auf gleicher Höhe. 
Die Staubgefässe des zweiten Kreises erscheinen bald 
nach Anlage der anteponirten Perigontheile. Nach 
Cordemoy sollen die Stamina simultan entstehen; das 
ist nach meinen Beobachtungen nicht der Fall, sondern 
sie folgen in der Weise nach einander wie die ihnen 
anteponirten Perigonblätter. Da die Entstehung der 


einzelnen Primordien des Perigonkreises nur durch sehr 


kurze Zeitintervalle getrennt ist, so entsteht auch für 
diese Kreise leicht der Anschein, als ob sie simultan 
angelegt würden. In dem successiven Entstehen der 
Staminalwirtel glaube ich auch einen Grund für die 
spätere Verstäubungsfolge zu finden; das vordere Staub- 
gefäss ist stets das zuerst stäubende. Unzweifelhaft ge- 
währen den Eindruck simultanen Entstehens aber die bei- 
den nun folgenden Oarpidenwirtel. Dieselben erscheinen 
zuerst als kleine halbkuglige Protuberanzen. Wenn 
die Carpiden des 2! Wirtels bei Triglochin maritimum 
erscheinen, zeigen die des äusseren Wirtels bereits eine 
kleine halbmondförmige Einsenkung. Bei Triglochin 
palustre bleiben dieselben im Höckerstadium und ent- 
wickeln sich nur in Form trennender Lamellen. In 
dieser Einsenkung entsteht das einzige Samenknöspchen 
als kleiner konischer Höcker und geht die Bildung der 
Eihäute und das Umbiegen der Samenknospe, um einen 


126 


anatropen Samen herzustellen, in gewöhnlicher Weise 
vor sich. Die Entwicklungsweise der beiden Triglochin- 
arten ist bis zu dem Punkt, wo die Bildung der Samen- 
knospen in dem äussern Carpidenwirtel beginnt, durch- 
aus übereinstimmend. | 

Aus diesen Untersuchungen erhellt nun, dass eine 
Verschiebung, wie sie von Cordemoy geschildert wird, 
nicht statt hat, wenigstens ist dieselbe entwick- 
lungsgeschichtlich nicht nachweisbar. Nach 
meinen Untersuchungen entstehen die äusseren Stamina 
überhaupt nicht höher als die Blätter des 2!e Perigon- 
‚wirtels, sondern auf gleicher Höhe. Die Entstehungs- 
weise der Perigonblätter mit den anteponirten Staub- 
gefässen setzt der zweiten oben angedeuteten Erklärungs- 
weise kein Hinderniss entgegen, im Gegentheil dieselbe 
kann durch die Beobachtung des succedanen Entstehens 
der Staubgefässe nur eine Stütze erhalten, wenn nicht 
anderweitige gewichtige Gründe für eine congenitale 
Verwachsung der sonst selbständigen Kreise sprechen. 
Wenden wir uns also zu der zweiten Möglichkeit, dass 
die Perigonblätter und die anteponirten Staubblätter 
nur einem Blattkreise entsprechen und prüfen dieselbe 
etwas genauer. 

Der Fall eines solchen simulirten Perigons liegt 
in der den Juncagineen verwandten Familie der Pota- 
mogetoneen vor. Potamogeton besitzt oberflächlich be- 
trachtet ein recht ausgesprochenes 2 + 2gliedriges 
Perigon, welches allerdings schon lange von ver- 
schiedenen Botanikern als ein unächtes betrachtet ist, 
weil eine genauere Untersuchung zeigt, dass die schein- 
baren Perigonblätter nur blattartige Auswüchse des 
Connectivs darstellen. Dieser Auffassung schloss sich 
unter anderen auch Sachs in seiner ersten Auflage des 
Lehrbuchs der Botanik an, woselbst die Blüthenformel 
für Potamogeton pag. 479 mitgetheilt ist K.0. C 0. A.2. 
+2.G. x 4? oder K.0. 0.0. A.4. G.4? Die vor- 
züglichen entwicklungsgeschichtlichen Untersuchungen 
Hegelmaiers über die Potamogetonblüthe lassen es aller- 


127 


/ 


dings zweifelhaft erscheinen, ob man nicht doch mit 
Recht ein Perigon anzunehmen hat, indess die von 
Eichler, Blüthendiagramme pag. 90 und 91, vorgebrachten 
Gegengründe scheinen mir so überzeugend, dass ich das 
Perigon Hegelmaiers mit Eichler entschieden für 
Connectivschuppen halten muss. Nach Hegelmaier ist 
die Entwicklung nämlich folgende: zuerst erscheinen die 
transversalen, bald darauf die diagonalen Connectiv- 
schuppen und erst dann treten in etwas rascherer Folge 
die Stamina auf. Weil nun die Connectivschuppen des 
1ste2 und 2te® Wirtels bereits angelegt sind, bevor die 
Antherenanlagen sichtbar werden, glaubt er die Con- 
nectivschuppen für 2 alternirende, selbstständige Wirtel 
halten zu müssen und den sonderbaren Zusammenhang 
der Wirtel mit den anteponirten staminibus auf spätere 
Verwachsungserscheinungen zurück führen zu müssen. 
Eichler erkennt an, dass die Verwachsung der ante- 
ponirten Kreise an und für sich allerdings nicht beweise, 
dass Perigonblatt und Staubgefäss nur ein Phyllom 
repräsentiren, da aber bei der nächstverwandten Ruppia 
die Blüthe entschieden apetal ist und hier Schüppchen, 
die unzweifelhaft Connectivbildungen sind, vorkommen, 
so glaubt er sie auch bei Potamogeton dafür ansprechen 
zu müssen. In Betreff der Entwicklungsweise macht er 
geltend, dass auch in vielen anderen Fällen, wie 
namentlich bei den sogenannten diplostemonischen 
Blüthen die Antheren früher auftreten als die hinter 
ihnen befindlichen Kronentheile, von denen sie doch 
innere Abschnitte sind; auch hat es nichts befremdliches, 
dass innere Theile eines und desselben Organs später 
sichtbar werden, als die äusseren. Ein Hauptgrund 
Eichlers aber ist das von Magnus beobachtete Vor- 
kommen 3 und 2zähliger Blüthen, bei denen die Stellung 
nicht in eine alternirende verwandelt wird, wie es sein 
müsste, wenn die Hegelmaiersche Auffassung richtig 
wäre. Diese ausnahmsweise vorkommenden dreigliedrigen 
Potamogetonblüthen leiten uns nun zu den 3gliedrigen 
Triglochinblüthen über, ebenso wie die von mir mehr- 


123 


fach beobachteten 2gliedrigen Triglochinblüthen die 
Brücke zu der Potamogetonblüthe schlagen. 

Schon im Archiv 1875 „Beiträge zur Kenntniss des 
Blüthenbaues von Scheuchzeria palustris“ pag. 166 theilte 
ich mit, dass ich mehrfach jüngere Stadien 2gliedriger 
Triglochinblüthen an Triglochin maritimum beobachtete. 
In den meisten Fällen zeigten dieselben ein 2 + 2glie- 
driges Perigon, 2 + 2 Staubgefässe und 2 + 2 Carpiden. 
In diesem Jahr fand ich solche Blüthen vollständig ent- 
wickelt auch an Triglochin palustre und war hier an der 
Insertion nichts geändert. Die Staubgefässe des äussern 
Kreises standen ebenfalls wie in den 3gliedrigen Blüthen 
tiefer als die Tepala des 2% Kreises. Ich beobachtete bei 
Triglochin marit. jüngere Stadien, in denen die Perigon- 
blätter und das Andröceum angelegt waren und solche, 
bei denen bereits der 1° Carpidenwirtel in Form kleiner 
Höcker sichtbar war, dem äussern Perigonwirtel ante- 
ponirt. Eine durchaus dimere Blüthe zeigte aber 6 Car- 
piden, von denen 4 dem 1°", 2 dem 21% Wirtel angehörten. 
Diese Verdoppelung im Gynaeceum scheint mir deshalb 
von grossem Interesse, weil dieselbe vielleicht dazu 
dienen kann, den 4gliedrigen Carpiden- Wirtel der 
Potamogetonarten zu erklären. Dies würde um so mehr 
der Fall sein, wenn eine von mir beobachtete 4gliedrige 
Triglochinblüthe eine 2gliedrige darstellte. Die Anlage 
derselben zeigte 4 ziemlich gleich weit entwickelte 
Perigonblätter mit den anteponirten Staubgefässen; mit 
diesen alternirend folgten 4 Höcker, die ich anfangs 
für die Carpiden ansah. Dann würde hier also dieselbe 
Stellung des Carpidenwirtels eingetreten sein, wie bei 
Potamogeton, wenn man den voraufgehenden Kreis als 
aus 2 Wirteln bestehend dächte.e. Diese Deutung 
schienen mir aber zwei kleine blattartige Organe unter- 
halb der vier alternirenden Höcker zu hindern. Die- 
selben scheinen mir eben zu beweisen, dass wir es mit 
Staminalanlagen zu thun haben. Dazu kommt noch, 
dass die Höcker in ihrem Aussehen mehr den Staminal- 
höckern als den Carpidenanlagen entsprechen. Letztere 


“2 


129 


zeigen nämlich von Anfang an eine mehr runde Form. 
Diese letztere Deutung zu Grunde gelegt, sehen wir 
hier ähnliches, wie es bei Scheuchzeria öfter zu beob- 
achten ist. Diese 2gliedrigen Blüthen erinnern sehr 
lebhaft an die sich entwickelnde Potamogetonblüthe, 
wenngleich schon in der Entwicklung dadurch ein wesent- 
licher Unterschied hervortritt, dass sich die Perigon- 
blattanlagen von vornherein mehr von den Staminal- 
anlagen abheben durch ihre flache Lage, als dies bei 
Potamogeton der Fall ist. 

Es lässt sich ja überhaupt nicht verkennen, dass 
bei Potamogeton der Zusammenhang des Pseudoperigons 
mit den anteponirten szaminibus ein viel engerer ist als 
bei Triglochin, da er hier nur am Grunde statt hat und 
jedenfalls nicht auffallen würde, wenn nicht die sonder- 
baren Stellungsverhältnisse und die eigenthümliche That- 


‘sache, dass das äussere Perigon stets mit den antepo- 


nirten staminibus vor dem innern Perigonwirtel abfiele, 
darauf besonders hinführten. Dass aber ein Zusammen- 
hang der betreffenden Theile statt hat, lässt sich nicht 
läugnen und dass dieser Zusammenhang durch das eigen- 
thümliche Stellungsverhältniss eine grössere Bedeutung 
sewinnt, als ihm an und für sich zukommen könnte, ist 
ebenfalls unzweifelhaft, ja dies Stellungsverhältniss pro- 
vocirt sogar diese Deutung, welche ebenso wie bei 
Potamogeton, das Perigon als selbstständigen Blattkreis 
nicht gelten lässt. Dass das Perigon hier aber keine 
Connectiveffiguration sein kann, lehrt schon der Augen- 
schein. Warum sollte dasselbe aber nicht eine blatt- 
artige Verbreiterung des Filaments sein? Dergleichen 
morphologisch nichtssagende Anhängsel kommen ja öfter 
vor, z. B. die Basilarschuppen vor Vellosia graminea, 
von Zygophyllum fabago, foetidum etc. Man könnte hier- 
gegen ja allerdings geltend machen, dass die Entwick- 
lungsweise dann eine andere sein müsste, da das Perigon- 
blatt doch vor dem Staubgefäss erscheine, so müsse 
es auch ein selbstständiges Organ sein, indess glaube 
ich nur auf Eichlers Einwände gegen die Beweisführung 
Archiv XXX. 9 


130 


Hegelmaiers, das Potamogetonperigon betreffend, hin- 
weisen zu dürfen. Für diese Deutung dürfte ferner 
noch der Umstand sprechen, dass nach Seuberts Dia- 
gramm von Triglochin montevidense stets der innere 
Perigon- und Staminalwirtel fehl schlägt (Eichler, 
Blüthendiagramme pag. 101, Fig. 46C.) Nach Buchenau 
stellt sich die Sache dieser Deutung allerdings un- 
günstiger. Derselbe schreibt im Index criticus Buto- 
macearum, Alismacearum Juncaginarumque, Separat-Ab- 
druck pag. 58: „Die Blüthen beider Arten (nämlich 
montevidense et decipiens) zeigen eine grosse Neigung 
zum Verkümmern einzelner Theile, namentlich der innern 
Staubgefässe, oft aber auch noch eines oder zwei der 
äussern, so dass die Blüthe manchmal nur ein ent- 
wickeltes Staubgefäss hat.“ Wenn nun aber das Stamen 
verkümmert und das der vorstehenden Theorie nach 
mit dem Stamen identificirte Perigonblatt bleibt, so 
scheint das entschieden gegen diese Auffassung zu 
sprechen. In diesem Jahr richtete ich nun mein Augen- 
merk bei Untersuchung einer grossen Anzahl Pflanzen 
von Trigloch. palustre auf ähnliche Vorkommnisse. Sehr 
oft waren mir schon früher verkümmerte Blüthen am 
Grunde der Aehre aufgefallen, die oft nur aus einem 
Staubgefäss in der Achsel eines Perigonblattes bestanden 
und hoffte ich mit ziemlicher Gewissheit darauf, auch 
Zwischenstufen der Verkümmerung zu finden. Ich fand 
wirklich mehrfach solche Blüthen, bei denen haupt- 
sächlich im inneren Kreise einzelne Staubgefässe ver- 
kümmert waren, aber stets fand ich noch An- 
deutungen der Stamina in Form drüsenartiger An- 
schwellungen oder kleiner Fortsätze am Grunde dieser 
Perigonblätter; meistentheils waren diese selbst 
ebenfalls bedeutend kleiner, als die übrigen Perigon- 
blätter. Soviel ich beobachten konnte, blieben diese 
Verkümmerungen der Staubgefässe fast nur auf den 
zweiten Wirtel beschränkt. Das interessanteste Vor- 
kommen bot eine 2gliedrige Blüthe von Triglochin palustre 
dar. Die Staubgefässe des äussern Wirtels waren voll- 


131 


ständig entwickelt, das eine Perigonblatt des innern 
Wirtels zeigte eine etwas abweichende Form und am 
Grunde eine drüsenartige Anschwellung, die ich genauer 
untersuchte. Es war hier an der einen Seite des 
Perigonblatts ein Antherenfach ausgebildet. Es fanden 
sich dieselben spiralförmig verdickten Wandzellen, wie 
bei den gewöhnlichen Antheren, auch gut entwickelte 
Pollenkörner waren vorhanden. In dem 2 + 2gliedrigen 
Fruchtwirtel war das eine nach vorn fallende Carpid 
verkümmert, während das nach hinten fallende auffällig 
stark entwickelt war. Die beiden Carpiden des innern 
Kreises zeigten nichts auffallendes. Dies Vorkommen 
nun scheint mir den vorhin berührten Einwurf der totalen 
Verkümmerung des Staubgefässes beim Vorhandensein 
des Perigonblattes bedeutend abzuschwächen. Ich fand 
erstens, dass stets Andeutungen der geschwundenen 
Stamina vorhanden waren, zweitens dass die betreffenden 
Perigonblätter stets kleiner waren, wenn die anteponirten 
Staubgefässe geschwunden waren, und drittens endlich 
sah ich in dem letzten Fall, dass das Pseudoperigonblatt 
selbst einseitig zum Staubgefäss wurde. Wenn nun auch 
diese Beobachtungen nicht direct beweisen, dass das 
Perigonblatt mit dem Staubgefäss zu identificiren ist, 
so muss man doch jedenfalls zugeben, dass das successive 
Schwinden des Staubgefässes und die Uebertragung der 
Function auf das anteponirte Perigonblatt auf einen 
innigeren Zusammenhang hinweist, eine Beziehung, die 
sich auch noch bei Scheuchzeria in dem fast stets Hand 
in Hand gehendem Dedoublement des Stamens und des 
anteponirten Perigonblattes documentirt, obgleich hier 
bereits die Stellung durchaus keinen Anhalt mehr für 
diese Deutung bietet. Und wenn man von diesem Allem 
absieht, so muss man doch zugestehen, dass ebensowohl 
der äussere als der innere Theil eines Organs ver- 
kümmern kann; es ist doch sehr gut denkbar, dass das 
Staubgefäss als solches schwindet oder rudimentär wird, 
während der blattartig entwickelte Grund des Filaments 


übrig bleibt. Eine durchaus überführende Kraft kann 
9* 


132 


Eu 


ich demgemäss diesem Einwand nicht zugestehen. Viel 
gewichtiger scheint mir aber die nahe Verwandtschaft 
mit Scheuchzeria gegen meine Deutung zu sprechen. 
Scheuchzeria hat ein sehr ausgesprochenes Perigon, das 
wohl so leicht nicht in Zweifel gezogen werden kann. 
Dasselbe ist am Grunde etwas verschmolzen und fällt 
nicht, wie das der von mir untersuchten Triglochinarten 
nach der Bestäubung mit den staminibus ab, sondern ist 
während des Reifens der Frucht noch lange Zeit vor- 
handen. Erst wenn die Früchte vollständig entwickelt 
sind, verwelkt es, so dass es unkenntlich wird. Wenn 
nun auch, wie ich bereits oben andeutete, eine engere 
Beziehung zwischen den Staubgefässen und anteponirten 
Perigonkreisen besteht, die sich auch durch leichte Ver- 
wachsung des Grundes der Filamente mit den anteponirten 
Perigonblättern documentirt, so wird man auf diese 
Beziehungen hin doch nicht in der Lage sein, der 
Scheuchzeriablüthe das Perigon abzusprechen. Wenn 
wir nun in einer Familie 2 Gattungen haben, die un- 
zweifelhaft derselben angehören, die beide dem Augen- 
schein nach ein wohlausgesprochenes Perigon besitzen, 
von denen das eine allerdings auffällige Eigenthümlich- 
keiten hinsichts der Stellung und mancher anderer Ver- 
hältnisse zeigt, die es unter Umständen wohl zulässig 
erscheinen lassen könnten, dasselbe nur als appendiculäre 
Bildung aufzufassen, so müssen wir mit dieser Deutung 
jedenfalls sehr vorsichtig sein und dürfen dieselbe nur 
dann für zulässig halten, wenn durchaus zwingende, 
nicht anders zu deutende Thatsachen vorhanden 
sind. Sollte nun freilich Zalaea H. u. B., welche ent- 
schieden apetal ist, zu den Juncagineen gehören, was von 
Buchenau ‚‚Index critic. Butomacearum etc. pag. 50 Separat- 
abdruck bezweifelt wird, so würde sich ein gewichtiges 
Moment für die Apetalie der Triglochinblüthe ergeben. 
Da indess die Zugehörigkeit dieser Pflanze jedenfalls 
sehr zweifelhaft ist, so glaube ich vorläufig davon ab- 
sehen zu müssen. 


rn 


133 


Vergegenwärtigen wir uns kurz noch einmal die 
für die Apetalie sprechenden Momente, so sind das 1. 
die Stellung, 2. der Zusammenhang der Staubgefässe 
mit den anteponirten Blättern, der vor allem klar nach 
dem Verstäuben erkannt wird, 3. der Umstand, dass 
die Entwicklungsgeschichte diese Deutung wohl zulässt, 
4. dass im Verwandtschaftskreise der Familie ähnliche 
Verhältnisse vorliegen. Die Hauptgründe für diese 
Deutung liegen schliesslich immer in dem ersten und 
zweiten Punkt. Eine zwingende Nothwendigkeit zu der- 
selben schliessen dieselben nur in dem Falle ein, wenn 
eine Verschiebung der Kreise ablosut ausgeschlossen 
wäre, Hiermit kommen wir zu dem 3. Punkt. Die Ent- 
wicklungsgeschichte lässt ohne Zwang die Auffassung 
der Staubgefässe mit den anteponirten Perigonblättern 
als ein Phyllom zu, zwingt indess nicht dazu. Aller- 
dings ist es mir nicht gelungen eine Verschiebung, 
welche Cordemoy nachgewiesen zu haben glaubt, eben- 
falls nachzuweisen, im Gegentheil, die Entwicklungs- 
geschichte lässt von derselben nichts erkennen. Nichts 
desto weniger ist eine solche Verschiebung ja auch 
denkbar, ohne dass dieselbe entwicklungsgeschichtlich 
noch nachweisbar wäre. Wie ich oben gezeigt habe 
entstehen die Kelchstaubfäden mit den Petalen ziemlich 
zu gleicher Zeit und auf gleicher Höhe. Es ist mir 
nicht gelungen, Entwicklungsstadien aufzufinden, die nur 


‘ die Anlage des Perigons zeigten, wohl aber, wenn 


auch selten, solche, in denen bereits die Kelchstaubfäden 
angelegt waren und erst 2 Phyllome des Petalwirtels, 
woraus ich glaube, den Schluss ziehen zu dürfen, dass 
die Kelchstamina vor den Kronblättern erscheinen. 
Wenn nun auch ein Hervorgehen der betreffenden Theile 
aus dem gleichen Primordium nicht stattfindet, so ist 
die ganze Art des Erscheinens dem bei Potamogeton 
ähnlich und würde es hiernach wohl zulässig sein, diese 
Kreise morphologisch nur für einen einfachen anzu- 
sprechen. Wenn man nun aber bedenkt, dass bei 7ri- 
glochin montevidense der Petalkreis öfter schwindet, theil- 


134 


weise auch bei Triglochin palustre, so könnte sehr wohl 
durch diese Neigung zum Schwinden eine Retardation 
in der Anlage begründet sein und grade dieser Punkt 
bestimmt mich, der Art der Entwicklung ein grosses 
Gewicht für die Deutung dieser Blüthe nicht zuzuer- 
kennen. Da bei den Monocotylen auch anderweitig 
eine ähnliche Verschiebung vorkommt, z. B. bei Asphodelus 
nach Payer, so stehe ich um so weniger an, die hier 
nicht zu beobachtende Verschiebung dennoch anzn- 
nehmen. Ein weiteres Moment für die Verschiebung 
dürfte sich vielleicht auch in der Verwachsung der 
Staubgefässe mit den opponirten Phyllomen des Perigons 
finden lassen und ferner darin, dass die Staminal-An- 
lagen ebenso wie die Petalanlagen nicht simultan, son- 
dern nacheinander entstehen. Dieser Umstand scheint 
entschieden für die Zusammengehkörigkeit der beiden 
Kreise zu sprechen, lässt sich indess aber auch aus 
einer congenitalen Verwachsung erklären, welche con- 
genitale Verwachsung wiederum zur Erklärung der Re- 
tardation des 2. Wirtels benutzt werden kann. Es er- 
hellt hieraus, dass die Entwicklungsgeschichte keine 
zwingenden Thatsachen für die Apetalie der Triglochin- 
blüthe einschliesst, sondern dass diese Thatsachen sich 
auch ebensogut der anderen Deutung anpassen lassen. 
Wenden wir uns nun zu dem 4, Punkt, die Verwandt- 
schaftsverhältnisse betreffend. Dass die Juncagineen 
einerseits durch Scheuchzeria mit den Alismaceen, andrer- 
seits durch Triglochin mit den Potamogetoneen verwandt 
sind, zeigt sich in mancherlei Weise. Zuerst also bei 
Scheuchzeria namentlich in der Neigung zum Dedoublement 
im Petalwirtel und in der Neigung die Carpidenzahl zu 
erhöhen. In diesem Jahr fand ich bei Scheuchzeria den 
2ten Carpiden-Wirtel nicht nur stets entwickelt, sondern 
konnte mitunter eine weit stärkere Entwicklung des 
innern Kreises constatiren *) und fand den äusseren 


*) Anmerk, Vergleiche Beiträge zur Kenntniss des Blüthen- 
baus von Scheuchzeria palustr. 


135 


sogar theilweise im Schwinden begriffen, dafür aber oft 
einen dritten Wirtel, der über dem ersten stand, voll- 
ständig entwickelt. Die Carpiden dieses oberen Wirtels 
waren mitunter derartig in die des untersten hinein- 
gewachsen, dass ich in einem Fall rechts und links von 
dem Carpid des 3: Wirtels in dem untersten von ihm 
getheilten die beiden Samenknospen fand. In einzelnen 
Fällen sah ich ferner noch ein Carpid eines 4, dem 
zweiten superponirten Wirtels ausgebildet. Auch bei 
einigen 4gliedrigen Blüthen fanden sich 9 Carpiden, 
von denen das 9° wieder über einem der untersten stand. 
Diese Neigung 4gliedrige Wirtel zu entwickeln führt 
nun schon zu den Potamogetoneen. Noch viel näher stehen 
diesen allerdings die Triglochinarten mit ihren häufig 
2gliedrigen Wirteln, wie auch darin, dass die Carpiden 
stets nur 1 Samenknospe erzeugen, während bei Scheuch- 
zeria stets 2 erscheinen, wodurch letztere an die mehr- 
samigen Carpiden der Butomoideen erinnert. Diese 
nähere Verwandtschaft von’ Triglochin mit Potamogeton 
zeigt sich auch noch darin, dass bei beiden keine Mutter- 
und Vorblätter der Blüthen entwickelt werden, während 
Scheuchzeria wenigstens Bracteen entwickelt. Dass aber 
die Alismoideen den Juncagineen verwandtschaftlich näher 
stehen, als die Potamogetoneen ist nicht zu bezweifeln. 
Dafür spricht die grössere Uebereinstimmung des Blüthen- 
baues, der regelrecht stets 3gliedrig mit doppeltem 
Carpidenwirtel ist, und um dieser näheren Verwandtschaft 
willen glaube ich den für die Apetalie der Triglochinblüthe 
sprechenden Momenten keine durchschlagende Bedeutung 
zuerkennen zu dürfen. Die auffälligen Stellungsverhält- 
nisse glaube ich durch eine entwicklungsgeschichtlich 
nicht mehr nachweisbare Verschiebung hinlänglich er- 
klärt, so dass demnach das für Trzglochin mitgetheilte 
Diagramm in Sachs Lehrbuch das wirkliche Diagramm 
der Triglochinblüthe darstellt. 


Waren, den 138. August 1876. 


———e AS —————— 


Figuren-Erklärung 
zu Tafel II. 


Fig. I. Diagramm der Triglochinblüthe nach Sachs, copirt nach 
Fig. 452 Sachs Lehrbuch der Botanik, 4te Auflage. 

Fig. 2. Diagramm von Triglochin meritimum nach Eichlers Blüthen- 
diagrammen Fig. 46 A, 

Fig. 3. Diagramm der Fruchtwirtel von Triglochin palustre ebendaher 
Fig. 46 B. R 

Fig. 4. Diagramm von Triglochin Montevidense nach Seubert 
(Blüthendiagramme Fig. 46 C.). 


Fig. 5. Diagramm von Triglochin maritimum. Dasselbe lässt das 
bei Eichler angedeutete Stellungsverhältniss der 
4 ersten Blüthenkreise etwas klarer hervortreten, in 
demselben ist ferner die Verwachsung des Staminal- 
und Perigonblattgrundes angedeutet, 

Fig. 6. Eine eben aufblühende Blüthe von Triglochin palustre, von 
der Seite gesehen, 


Fig. 7 u. 8. Längsschnitte durch Perigonblätter und anteponirte 
Staubgefässe, um die Verwachsung beider Organe zu 
zeigen. 

Fig. 9, Längsschnitt durch eine Scheuchzeriablüthe, um die auch 
hier bestehende Verwachsung zu zeigen, 

Fig. IO u. Il, Perigonblätter mit den angewachsenen Staubgefässen, 
Bei 10 die Staubbeutel schon verstäubt, bei 11 von 
einer eben sich öffnenden Blüthe entnommen. 

Fig. I2. Perigonblatt,. dessen anteponirtes Staubgefäss fehlgeschlagen 
war und das selbst einseitig zum Staubgefäss wurde, 


Tafelll. 


4 be . A a % ER: 
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Gata.lbo® 
der fossilen Einschlüsse des oberoligocaenen 
Sternberger (Gresteins in 
Mecklenburg. 
Vo. E. Koch. 


Nachdem die Vollendung der vom Herrn Dr. Wiech- 
mann und mir begonnenen monographischen Beschreibung 
der Mollusken des Sternberger Gesteins eine bedauerliche 
mehrjährige Unterbrechung erlitten hat, gebe ich der 
wiederholten Aufforderung verschiedener Freunde nach: 
eine Uebersicht über die sämmtlichen fossilen Reste, die 
dies Gestein einschliesst, zu liefern; eine Arbeit, die vor- 
zugsweise den Zweck hat, den Sammlern einen Anhalt 
für die Bestimmung und Ordnung dieser Einschlüsse 
zu geben. — 

Diesem Zweck entsprechend, führe ich Synonyma 
nur in so weit an, wie dies für die Feststellung der Art 
unumgänglich nothwendig ist, und beschränke mich auch 
rücksichtlich der Litteraturnachweise meist nur auf die 
bekannteren Autoren, deren Werke jedem Sammler leicht 
zugänglich, und speciell für die Mitglieder unsers Vereins 
aus der Bibliothek desselben zu beziehen sind. — 

Ich bemerke ausdrücklich, dass ich nicht die Ab- 
sicht habe, die Vollendung der monographischen Be- 
arbeitung der Mollusken des Sternberger Gesteins durch 
den vorliegenden Catalog überflüssig zu machen; ich 
hoffe vielmehr, dass mein verehrter bisheriger Mitarbeiter 
sich bereit finden lassen wird, die Weiterarbeit mit mir 
wieder aufzunehmen! — 

Mit Rücksicht hierauf sind in vorliegender Arbeit 
diejenigen Mollusken-Species, die durch unsere bisherige 
semeinschaftliche Arbeit schon als neue Arten festge- 
stellt und selbst z. Th. schon benannt sind, ohne diesen 
Namen und ohne specielle Beschreibung aufgeführt, und 


138 


nur diejenigen Arten, die bisher von mir allein unter- 
sucht und festgestellt worden sind, habe ich benannt 
‚und theilweise beschrieben, jedoch ohne für jetzt eine 
Abbildung zu geben, indem ich diese, wie ausführliche 
Beschreibung für die Fortsetzung der „Molluskenfauna* 
reserviren wollte. — 

Wie sehr an der Zeit es übrigens ist, dass einmal 
ein neuer Catalog der Sternberger Petrefacten aufgestellt 
wird, das dürfte eine Vergleichung der vorliegenden 
Arbeit mit den früheren Verzeichnissen zur Genüge 
nachweisen. — Diese älteren Cataloge sind zum Theil 
durch die neueren Forschungen vollständig antiquirt und 
fast werthlos geworden, zum Theil durch neue Funde so 
unvollständig, dass sie nicht mehr genügen, ein Bild der 
reichen Fauna dieses vaterländischen Gesteins zu geben. 

In letzterer Beziehung kann ich nicht unterlassen, 
mit besonderer Anerkennung der Thätigkeit zu gedenken, 
die der Herr Baron von Nettelbladt hieselbst während 
der letzten Jahre auf die Erforschung der Fauna des 
Sternberger Gesteins verwandt hat! — Derselbe hat 
in wenigen Jahren eine Spezialsammlung von Sternberger 
Petrefacten zusammengebracht, die an Vollständigkeit 
und Schönheit der Exemplare nichts zu wünschen übrig 
lässt. Wir verdanken demselben eine grosse Anzahl 
neuer Funde und selbst neuer Arten, wovon der a 
stehende Catalog Zeugniss ablegen wird. — 

Was nun die systematische Anordnung der Mollusken 
betrifft, so fehlt in dieser Beziehung bedauerlich eine 
übereinstimmende Ansicht zwischen den Palaeontologen. 
— Ich habe mir daher für die Ordnung meiner Samm- 
lung selbst ein System zurechtgelegt, theils Weinkauff’s, 
theils Woodward’s Arbeiten zu Grunde legend, und 
dieser Ordnung entsprechend habe ich sowohl Genera 
wie Spezies in vorliegendem Catalog auf einander folgen 
lassen. — 

Für die Citate habe ich mich der folgenden Ab- 
kürzungen bedient. — 


139 


K. u. W. soll heissen: Koch u. Wiechmann, Molluskenfauna des 
Sternberger Gesteins in Mecklenburg im Archiv der 
Freunde der Naturgeschichte Jahrg. 25 (I. Abthlg. 
m. 3. T.), auch als Separatabdruck erschienen bei 
C, Brünslow in Neubrandenburg, 1872. — 

Beyr. = Dr.E. Beyrich, Conchylien des Norddeutschen Tertiaer- 
gebirgs. Berlin, bei Hertz 1854; auch in der Zeitschr. 
der Deutschen Geol. Gesellsch, Jahrg. 5—8 erschienen. 
Leider nicht fortgesetzt! — 

v. K. M. ol. = Dr. A, v. Koenen, das marine Mitteloligocaen 
Norddeutschlands und seine Molluskenfauna. Üassel, 
bei Fischer 1867. — Sep.-Abdr. aus Palaeontographica 

Bd. 16. — 

Nyst = Nyst, Description des coquilles et des polypiers foss. 
des terrains tertiaires de la Belgique, Brüssel, 1843. 

Phil. = Philippi, Beiträge zur Kenntniss der Tertiaer - Ver- 
steinerungen d,. Nordwestl. Deutschlands, Cassel, 1848. 

Speyer, Cass. — Dr. 0. Speyer, Die Conchylien der Casseler 
Tertiaerbildungen. Cassel, bei Fischer 1870. (Bis jetzt 
nur die Gastropoden erschienen.) — 

Archiv = Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte 

in Mecklenburg, 

Hörnes = Dr. M. Hörnes, die foss, Mollusken des Tertiaer- 
Beckens von Wien in den Abhandlungen der k.k, 
Geol. Reichs-Anstalt. Bd. 3 u. 4— 1856 — 1870. 

Goldt. = A, Goldfuss, Petrefacta Germaniae, 3 Bde, Düssel- 
dorf, 1826 — 44, — 

Sandberger (Sandb.) = Dr. Fr. Sandberger, die Conchylien 
des Mainzer Tertiaerbeckens. Wiesbaden, 1863. — 

Böttger Beitr. = 0. Böttger, Beitrag zur Kenntniss der 
Tertiaer-Formation in Hessen. Offenbach, 1869. — 

K. u. W. Oberolig.-Fauna = Koch u. Wiechmann, 
Oberolig.- Fauna des Sternb, Gesteins in Zeitschr. der 
Deutschen Geol. Gesellsch. B. XX. — 

Karst. Verz. —= Dr. H. Karsten, Verzeichniss der Versteine- 
rungen aus dem Sternb. Gestein. Rostock, 1849, — 

Speyer Söll. = Dr. 0. Speyer, Tertiaerfauna von Söllingen. 
Cassel, 1864, 


140 


Il. Gasteropoda. 


1. WMurex brevicauda Hebert. — 
K. u. W. No. 1. — Beyr. p. 200, t. 13, f. 2. — 

2. M. pereger Beyrich. — 
K. u. W. No. 3. — Beyr. p. 212, t.14, f.1. — 
v.RE Mo Noaas ed Fr 
Dem Eifer des Herrn Baron von Nettelbladt 
ist es gelungen, von beiden Arten eine hübsche 
Anzahl Stücke in den verschiedenen Alters- 
zuständen aufzufinden. 

3. M. Kochi Beyrich. — 
K. u: W.25N0.4, 2:1, 2: — Bas p 22 — 
Zur Vervollständigung der Beschreibung dieses 
bis jetzt nur aus dem Sternberger Gestein in 
etwa 20 Exemplaren bekannten Murex bemerke 
ich, dass 2 Stücke mit freier Mündung in der 
Sammlung des Herrn Baron von Nettelbladt 
nachweisen, dass die Aussenlippe in der Mün- 
dung (der Gaumen) mit 6 starken rundlichen 
Zähnen besetzt ist, von denen der oberste 
nur rudimentair, der unterste aber besonders 
stark entwickelt ist. — Dagegen zeigt ein 
grösseres, stark mit Schmelz belegtes Stück 
diese Zähnchen nicht. — 

4. M. Deshayesii Du Chastel. — 
K. u. W. N0.2. — Nyst, p. 5435, t. 41, f.13. = 
M. capito Phil. p. 60, t. 4. f. 19, 20. — 

5. M. globosus Koch & Wiechmann. — 
K. %..W. - No. 3, £: 14:8. — 

6. Tiphys pungens Solander. — 
K.u. W. No.6. — DBeyr.p. 214 ex parte, t. 14, 
F. 5 (non f. 4). — Speyer, Cass. p. 75, t. 9, f. 3, 
4. = T. horridus (Broce.) Boll, Archiv 6, p. 74. — 

7. T. euniculosus Du Chastel. — 
K.u. W. No.7. — Beyr. p. 220, t. 14, f. 6. — 
Speyer, Cass. p. TT, t. 9, f. 5—8. = Murex 
simplex Phil. p. 26, t. 4, f. 22. — 


13. 


12. 


13. 


14. 


141 


. T, Schlotheimi Beyrich. — 


K.u. W. No.8. — Beyr. p. 218, t. 14, f. 7. — 
Speyer Cass. p. 18, 1.9, f9—11l. =T. se- 
junctus Semper. Archiv 15, p- 282. — = Typhis 
Jistulatus (v. Schl) Boll Archw 6, p. 74. — 


. Pisanella semiplicata Nyst (Voluta). — 


K.u. W. No. 16. — Nyst p. 59, t. 44, f. 10.— 
Speyer Cass. p. 291, t. 35, f.8. = Voluta sub- 
granulata v. Schlotheim. Beyr. p. 76, t.4, f. 7. — 


. Tritonium flandricum de Koninck. — 


K. u. W. No.23.— Beyr. p. 182, t. 12, f. 3—5. 
— Speyer Cass. p. 66, £. 7, f.6—-12. — = T. 
nodularium (Lam.), Boll Archw 3, p. 211. 
Stenomphalus Wiechmanni v. Koenen. — 
v. Koen. Mioc. N.- Deutschlands No. 55, t. 1, 
J: au. 10. 
Ficula (Pyrula) concinna Beyrich. — 
K.u. W. No. 24. — Beyr. p. 228, t. 15, f. 7,8. — 
Speyer Cass. p. 80, t. 9, f. 15. — = Pyrula 
clathrata (Lam.), Boll Archiv 3, p.210 u. 6, 9.75. — 
F, condita Bronginart. — 
z u. W. No. 25. — Hörnes Wien. Beck. I, 


. 270, 8. 28, f. 4-6. — = Pyrula reticulaia 
en a} Var. canaliculata Beyr. p. 231, t. 15, 
0 


Fusus scrobiculatus Boll. — 
K. u. W. No. 10. — Boll in Archiv 6, p. 75. — 
Beyr. p. 251, t. 23, f. 3. — Speyer, Cass. p 
93, t. 10, f. 11. — = Fus. mitraeformis Boll, 
non Brocc. in Archiw 3, p. 208. — 


. F, elegantulus Philippi. — 


K. u. W. No. 12. — Phi. p. 59, t. 4, f. 16. — 
— Fus. aequistriatus Speyer, Cass. p. 88, t. 10, 


f. 5. — 
152» Var, cancellata Boll. = Fusus cancellatus 
Boll in Archiv 3, p. 209. 
156: Var. tricarinata Koch & Wiechmann confer. 
E. u. W. sub No. 12. — 


142 ® 


16. F, Waelii Nyst. — 
K. u. :W. No. 15. — Beyr. ». 271, E 2, 
J. 1-3. — u. RK. M. ol. No. 26, t. 1, f. 2. — 

16% Var, subcostata Koch & Wiechmann confer. 
K. u. W. sub No. 13. 
16 Var. tenuis Koch & Wiechmann. — ibid. — 

17. F. elongatus Nyst. — 
K. u. W. No. 14. — Nyst, p. 493, t. 38, f. 25. 
— Beyr. p.285, t. 24, f. 3—6. — Speyer Cass. 
p. 89, 1. 10, f. 7,8. — 
Jugendstücke werden häufig mit der vorigen 
Art verwechselt, unterscheiden sich aber leicht 
durch die sehr characteristische und ver- 
schiedene Sculptur des Embryonalendes — 

18. F, nov. spec, — 
Ein sehr hübscher, dem F\. multisulcatus Nyst 
einigermassen ähnlicher Fusus, den Wiech- 
mann und ich in der Mollusken-Fauna des 
Sternberger Gesteins noch nicht publicirt 
haben, da bis dahin nur ein unvollständiges 
Stück davon in meiner Sammlung vorlag. 
Nachdem es nun aber der eifrigen Forschung 
des Herrn Baron von Nettelbladt gelungen 
ist, noch einige Stücke im Sternberger Gestein 
aufzufinden, so wird diese Art in den Nach- 
trägen zu unserer Arbeit beschrieben und 
abgebildet werden. — 

19. F, Feldhausi Beyrich. — 
E. u. W. No. 9. — Beyr. p. 243, t. 16, f. 9. 
— Speyer, Cass. p. 92, t. 10, f. 9, 1. ——=F. 
Brückneri Beyr. p. 288, t. 21, f. 4. — 
Eine Reihefolge guter Stücke findet sich in 
der Sammlung des Herrn v. Nettelbl. — 

20. F, singularis Beyrich. — 
K.u. W. No. 11. — Beyr. p. 254, 1.23, f. 9. — 
Beide sehr seltene Arten besitze ich nicht 
aus dem Sternb. Gestein, wohl aber sind sie 


Fan 


21. 


22. 


23. 


24. 


145 


seit Publication unserer Arbeit einigemal 
vom Herrn v Nettelbl. gefunden. — Hiezu 
ist zu bemerken, dass das l. c. von K. u. W. 
erwähnte Jugendstück sich später als nicht 
hieher gehörig, sondern als ein Embryo von 
F. scrobiculatus Boll herausstellte, dass aber 
Herr v. Nettelbl. jetzt im Besitz mehrer 
Jugendstücke des F. singularıs ist, die sich 
vom scrobiculatus gut unterscheiden lassen 
durch eine canalartige Einschnürung der Um- 
gänge nahe unter der oberen Naht, während 
das knopfförmige Embryonal-Ende bei beiden 
Arten gleich gebildet ist. — 


F, elatior Beyrich. — 
K.u. W. No. 15. — Beyr. p.2%, t. 22, f.7.— 
21% Var. acuticostata Speyer. — 
E. u. W. sub No. 15. Speyer, Söllingen 
No. 22. — Zeitschr. d. deutsch. Geol. Ges. 
Bd. 12, p. 482, 2.11, 23,3. — 
Buceinopsis rara Beyrich spec. — 
K. u. W. No. 17, t. 1, f£.6.— = Fusus rarus 
Beyr. p. 250, t. 17, f. 6. — 
Buccinum Bolli Beyrich. — 
K. u. W. No. 18. — Beyr. p. 126, t. 7, F: 
3, 4. — Speyer, Cass. p. 31, 1.3, f. 16—19. — 
= DB. bullatum (Phil) Boll, Archiv 3, p. 212. 
Einige Stücke mit freier Mündung in Herrn 
v. Nettelbladt’s Sammlung zeigen tief in die 
Mündung hineinreichende scharfe Gaumen- 
falten. — 


Nassa pygmaea Schlotheim. — 
K.u. W. No. 19. — Beyr. p.129, t. 7, f. 6. — 
242 Var. bispiralis Koch & Wiechmann. — 
KR. u. W. No. 19%, .1,5.5 — 
Diese Form hält sich bei weiteren Beob- 
achtungen so constant in ihren Charac- 


144 


teren, dass ich sehr geneigt bin, sie als 
selbstständige gute Art anzusehen. — 
24b. Var. convexa Beyrich. — 
K. u. W. No. 19* — == Nassa convexa 
Beyr. p. 132, 1.7, f. 10. — 
35. N; Schlotheimi Beyrieh.' & 
K. u. W. No. 20. — Beyr. p. 134, t. 7, f.T—9. 
= BDuccoinum serratum (Broce.) Boll Archiv 3, 
p. 215. — 
26. Terehbra Beyrichi Semper. — 
K. u. W. No. 21. — Semper in Archw 15, 
pP. 280. — Speyer, Cass. p. 34, t. 3, f. 11. — 
= T. plicatula (Lam.) Beyr. p. 112, t. 6, f. 
9, 10. — 
26° Var. flexuosa Beyr. p. 113, Var. d., t. 6, 
f. 11. = T. ventricosa Speyer, Cass. p. 35, 
ti. 3. f. 14. — 
Ein Stück in v. N-s. Sammlung misst 
30 Mm. in der Höhe. 
26%. Var. cingulata Speyer, Cass. Var. 3, p. 35, 
t..3,.F- 18. 
27. T., cineta Schlotheim spec. — 
K.u. W. No. 22.— Beyr. p. 114, £. 6, f.12. — 
283. Cassis megapolitana Beyrich. — 
K. u. «W:' Nr..26: —..Beyr. psIa2z a0: 
1,8. — 
29. Cassidaria nodosa Solander. — 
Var. Buchii Boll. — 
K. u. W. No. 217. = (assidaria Buch 
Boll Archiv 5, p. 190. — Beyr. p. 162, 
t. 9, f. 2, 3. — Speyer, Cass.p.'58, t. 6, 
F. 1-9. — 
va flammulata Lamarck, — 
38 u. W. No. 28. — Hörnes 1, p. 46, t. 6, 
F. 1 2. — = Oliva Dusfresnei (Bast.) Beyr. 
p. 31, t. 12, Hear 


30. ® 


31. 


32. 


39. 


34. 


3D. 


36. 


37. 


38. 


39. 


145 


Aneillaria indivisa Koch & Wiechmann. — 
K. w W. No. 29, 4. 2,f.1. — 
Es existirt jetzt ein zweites Stück aus dem 


Sternb. Gest. welches, Herr v. Nettelbl. ge- 
funden hat. | 


A. Karsteni Beyrich. — 
K. u. W. No. 30. — Beyr. p. 31, t. 2, 2. — 
Speyer, Oass. p. 8, t.1, f. 7,8. — = A. obsoleta 
(Brocc. Nyst.) Boll, Archiw 6, p. 76. — = A. 
subulata (Lam.) Karsten Verz. 
Mitra semimarginata Beyrich. — 
K. u. W. No. 32. — Beyr. p. %, t.5, f. 7. 
— = M. semisculpta Beyr. p. 91, t. 5, f. 3. — 
M. Söllingensis Speyer. — 
Speyer, Tertiaer-Fauna v. ei a a = 
J„1— 
Diese Art ist vom Herrn v. Nettelbl. im Sternb. 
Gest. in einem schönen Exemplar entdeckt 
worden. — 
M. approximata Koch & Wiechmann. — 
K. u. W. No. 31, 4.2, f. 4. — 
M, hastata Karsten. — 
K. uw. W. No. 33. — Karst. Verz. p. 32. — 
M. Philippii Beyrich. — 
K. uw. W. No. 34. — Beyr. p. 101, t. 5, f. 12. 
— Speyer, Cass. p. 30, t. 3, f. 7. — = Mitra 
Strucki; Koch Archiv 16, p. 110, die wohl nur 
als Var. mit besonders kräftig entwickelter 
Queersculptur beim Zurücktreten der Längs- 
rippung anzusehen ist. — 
Woluta decora Beyrich. — 
K. u. W. No. 35. — Beyr. p. 73,1.4,f.5.— 
V, nodosa Sowerby. — 
v. Koenen, Fauna v. Helmstädt No. 67. = V. 
devexa Beyr. p. 61, t. 3, f. 6-8. — 


Archiv XXX. 10 


146 


Diese Voluta ist in einem sicher bestimmbaren 
Stücke von Herrn v. Nettelbl. im Sternk. 
Gest. gefunden worden. — 


40. Scapha Siemssenii Boll. Archw 5, p. 19. 
(Voluta). — Beyr. p. 81 (ex parte) t. 5, f. 2-5 
(excl. f. 3.) = Voluta fusus Philippi K. u. W. 
No. 36. — 
Boll’s Name bleibt bei Bestand, da der sonst 
ältere Name bereits früher an eine lebende 
Art vergeben worden ist. Im übrigen ist auch 
sowohl Beschreibung Philippi’s wie dessen Ab- 
bildung (Phil. Beitr. t. 4, f. 14) völlig un- 
zureichend. — 

41. Erato laevis Donovan. — 
Speyer, Cass. p. 14, t. 1, f. 16. — 
Auch diese, im Oligocaen sonst nur von Cassel 
bekannte Art fand Herr v. Nettelbl. im Sternb. 
Gest. in 2 Stücken. — | 


42. Conus Semperi Speyer. — 

K. u. W. No. 37. — Speyer, Cass. p. 4, t. 1, 
f. 1-5. — = (0. Allioni (Micht.) Beyr. p. 24 
(ex p.) t. 1, f- 4, 5. (non f. 6.) = 0. antedilı- 
vianus (Drug) Doll, Archiv 6, p. 76. — 

Die Conus des Sternberger Gesteins varliren 
ausserordentlich, indem es Stücke giebt, die 
nur die von Speyer erwähnte Spiralsculptur 
zeigen, während andere wieder neben der 
Spiralsculptur eine deutlich ausgesprochene 
Höckerbildung auf der Kante der Windungen 
zeigen. — Wahrscheinlich haben wir es hier 
mit 2 verschiedenen Spezies zu thun. — 


43. Pleurotoma Koninckii Nyst. — 
K. u. W.. No. 39.’ — Nyst, p. DE rs 
—\ Speyer, -Cass. p. 106, 2.1, 719 — 
— Pl. Waterkeynü Nyst. = Pl. dorsata v. Münst. 
Goldf. t. 171, f. 11, ein Name, dem vielleicht 
die Priorität zukommt. 


147 


44. Pl, turbida Solander. — 
K. u. W. No. 38. — Beyr. t. 29, f. 1-11 
(Beschreibung ist nicht mehr erschienen). — 
Speyer, Cass. p. 104, t. 14, f. 8-11. — 

45. Pl, laticlavia Beyrich. — 
K. u. W. No. 41. — Beyr. Karstens Archiv 
1848, p. 22. — Speyer, Cass. p. 107 (ex Pp.) 
1. 1A, f. 3. — 

46. Pl, denticula Basterot. — 
K. u. W. No. 40. — Bast M&m. geol. sur les 
environs de Bordeaux, p. 63, t. 3, J. 12. — 
Bellardi, Pleurot. foss. p. 48, t. 3, f. 3, eine 
Abbildung, die unsere Sternberger Art am 
besten darstellt, während sowohl Abbildung 
wie Beschreibung Basterot’s völlig ungenügend 
sind, um die Art sicher festzustellen, was um 
so mehr zu bedauern ist, als Pl. denticula 
jedenfalls eine kritische Art ist. — 

Ich bin nämlich sehr zweifelhaft, ob nicht 
die ‚Pl. laticlavia Beyr. eigentlich die typische 
denticula Bast. ist. Denn nachdem ich schon 
früher in Herrn Dr. Wiechmanns Sammlung 
Stücke von Bordeaux unter letzterem Namen 
sah, die aber völlig der Jaticlavia Beyr. 
gleichen, fand ich 1873 im KK. Hofmineralien- 
cabinet zu Wien ebenfalls beide Formen so- 
wohl aus den Schichten des Wiener Beckens, 
wie von Bordeaux und Saubriges unter dem 
Namen denticula Bast. vereint. Auch unter 
den als coronata Münster bestimmten Pleurotomen 
fand ich Stücke, die nach der Auffassung der 
deutschen Autoren theils zu laticlavia Beyr., 
theils zu denticula Bast. gehören, so dass hier 
einige Verwirrung in Bezug auf die Art- 
bestimmung nicht zu verkennen ist. — 

47. Pl, subdenticulata von Münster. — 
Goldf. III, p. 21, &. 171, f. 10. — Speyer, Cass. 
i. 14, f. Lu. 6 (Pl. laticlavie). — K. u. MW. 
10* 


148 


No. 42, (Pl. coronata v. Münst. Var. trifasciata 
Hörn.). — 

Nachdem Bellardi in den Verhandlungen der 
K.K. Geologischen Reichsanstalt in Wien, 
Jahrg. 1874, No. 7 erklärt hat, dass die Pl. 
coronata v. M. des Wiener Beckens ident sei 
mit der Pl. scalaris Bell et Micht. (Gaster. 
foss. d. Piemonte p. 98, t. 1, f. 5.) und dass 
die Pl. trifasciata Hörn. (Wien. Becken I, p. 
354, t. 38, /. 17.) nicht als Varietät, sondern 
als selbstständige Art aufzufassen sei, welcher 
letzteren Ansicht ich mich stets zugeneigt 
habe, würde der sub No. 42 in der Sternb. 
Fauna von K. u. W. aufgeführten Schnecke 
der Name P?. trifasciata Hörn. beikommen. — 
Da aber nach den dort gemachten Mit- 
theilungen und im Beihalt der Abbildungen 
bei Goldfuss nicht wohl daran zu zweifeln ist, 
dass der Graf v. Münster der in Rede stehenden 
Sternberger Form den Namen suddenticulata 
beilegte, so sehe ich mich genöthigt, dem 
Rechte der Priorität folgend, diesen Namen 
wieder einzuführen. — Ob demgemäss der 
Name Pl. trifasciata Hörn. unter die Synonymen 
gestellt werden muss, oder ob derselbe der 
der Sternberger allerdings sehr nahe stehenden 
Form des Wiener Beckens verbleiben kann, 
— das kritisch zu untersuchen würde hier 
zu weit führen, wo es sich nur darum handelt, 
ein Verzeichniss der dem Sternberger Gestein 
eigenthümlichen Mollusken zu geben. — 

48. Pl, Selysi de Koninck. — 

K. u. W. No. 43. — Speyer, Cass. ». 109, {. 15, 
f. 1-5. — 

Es liegen aus dem Sternberger Gestein Stücke 
bis zu 45 Mm. Grösse vor. — Ein Jugendstück 
in v. N.-s Sammlung hat 3!/a glatte Embryonal- 
windungen, dann eine Zwischensculptur von !/a 


149 


Umgang, bestehend aus feinen geschwungenen 

Längslinien, worauf die bekannte Sculptur 

eintritt, — | 
49. Pl, flexuosa v. Münster. — 

E. u. W. No. 44. — Speyer, Cass. p. 111, t. 15, 

f. 6—13. — = Pl. Duchastelü Nyst. — | 
50. Pl, Speyeri Koch & Wiechmann. — 

Ru WNO. 10.2, 22. 


L. c. ist schon hervorgehoben, dass diese 
hübsche Art sich anschliesst an die PZ. helizoides 
Edw. und trreineta Edw. — Auch die pliocaene 
Pl. crispata Jan. steht ihr nahe, wie auch ins 


besondere die lebende Pl. polytropis d’Orb. 
von St. Thomas, die mir aus der Sammlung 
des Freiherrn von Maltzan vorliegt, und die 
fast dieselbe Spiralsculptur besitzt; jedoch 
durch eine grössere und nicht so schlanke 
Form, sowie dadurch sich unterscheidet, dass 
der Sinus nicht über, sondern genau in der 
Hauptspirale liegt. Das blasige Embryonal- 
ende ist bei beiden Arten völlig gleich. — 

51. Pl, terebralis Lamark. — 
K. u. W. No. 45. — = Pl. Volgeri Phi. 
Palaeontogr. I. p. 69, t. X%, f. 2. — Speyer 
Cass. p. 113, t. 14, f. 12. — Boll, Archiw 5, 
P-201. u 0, 19 

52. Pl, regularis de Koninck. — 


KR. u. W. No. 47. — Speyer Cass. p. 114 
t. 12, 1-14. — = Pl. belgica v. Mstr. Goldf. 
2. 181, f. 2. — = Pl. Hausmanni Phil. p. 57, 
BA I. — 


53. Pl, obeliscus des Moulins. — 
K. u. W. No. 49. — Hörn. I, p. 311, 4.39, 
Ff. 19. — = Pl. acuminata (Sow.) Boll, Archiv 3 
p. 207 und Arch. 6, p. 13. — 

54. Pl, intorta Brocchi (Murex). -- 
K. u. W. No. 48. — = Pl, Morreni de Kon. 
Speyer Cass. p. 116, . 16, . 4. — = Al, 


150 


scabra Phil. Palaeontogr. I., p. 68, t. 10, f. 4. — 
= Boll, Archiv 3, p. 206. — 

55. Pl, peracuta von Koenen. — 
K. u. W. No. 50. — v. Koen. Tertiaersch. v. 
Helmstaedt, No. 63, t. 1, f. 10. — = Pl. Hörnesi 
(Bosgq.) Speyer, Böllingen p. 30, t. 1, f. 3. — 

56. Pl, obliquinodosa Sandberger. — 
K. u. W. No. 51. — Sandb. p. 240, t. 16, 
J-6. — Speyer Cass. p. 118, t. 17, f. 8-11. — 
—= Pl. uniphcata Speyer, Söllingen p. 31, t. 1, 
J. 4: — = Borsonia decussata Beyr. — v.K. 
M.olig. No. 59, 1, f. 11. — 

57. Pl. Koeneni Speyer. — 
K. u. W. No. 52. — Speyer Cass. p. 123, 
i. 17, f. 6,7. — 

58. Mangelia obtusangula Brocchi (Murex). — 
RK. uw. W. No. 54. — DBroc. Conch. foss. II. 
p. 422, 1.8, f. 19. — = M. Pfefferi v. Koen. 
M.ol. ad No. 55, &. 1, f. 8. — 

59. M. Roemeri Philippi. — 
K. u. W. No. 53. — v. K. M.ol. No. 55, &.1, 
J- 9. — Speyer Cass. p. 122, 1.1, f. BuzIT, 
Ff. 1-5. — 

60. Weframein Rappardi v. Koenen. — 
K. u. W.: N0..53, 2.2, 7.13... 20 RS 100L 
No. 54, 2.1, f. 12. — Speyer, Cass. p. 121, 
. 20, f. 1. — 

61. D, vagans Koch & Wiechmann. — 
K. u. W. sub No. 56 von Waldboeckelheim 
aufgeführt, hat sich inzwischen auch im Sternb. 
Gestein gefunden, und wird in den Nachträgen 
zur Molluskenfauna abgebildet werden. 

62. D, Naumanni Speyer. — 
K.u. W. No. 56. — Speyer Cass. p. 120, t. 16, 
Ff. 93-12. — 


63. 


64. 


66. 


67. 


68. 


69. 


151 


D, nov., spec. Koch & Wiechmann. 


E. u. W. sub No.55, t. 2, f. 3% — Diese schöne 
Defrancia, die 1. e. als grosse Varietät der 
Defr. (Mangelia) Rappardi p. 69 beschrieben 
und abgebildet wurde, ist inzwischen als De- 
Frameia nov. spec. erkannt worden und soll in 
den Nachträgen zu jener Fauna näher erörtert 
werden. 


Borsonia laevigata v. Koenen. 


C. 


C. 


% 


0, 


Diese für das Sternb. Gestein neue Art wird 
oleichfalls in den Nachträgen zur Mollusken- 
fauna von K. u. W. beschrieben werden. — 


Sie steht der Mangelia maitreja Semper (v. Koenen 


Mioc. Norddeutschl. No. 130, t. 3, f. 6.) rück- 
sichtlich ihres ganzen Habitus sehr nahe. 


. Caneellaria granulata Nyst. — 


K. u. W. No. 62. — Beyr. p. 317, t. 26, 
f. 7-9. — Speyer Oass. p. 99, t. 11, f. 6—8. — 


evulsa Solander. — 


Eu No 60: ;Beyr. p. 306, E Bon 
2--5. — Speyer Cass. p. 97, ı. 11, f. 14. — 


multistriata Beyrich. — 


K. u. W. No. 61. — Beyr. p. 317, t. 26, f. 6. — 
Speyer Cass. p. 98, t. 11, f.5. — Zu K.u.W. 
„Sternb. Fauna“ bemerke ich, dass seit der 
Publieation noch eine Anzahl hierher gehöriger 
guter Stücke gefunden worden ist. — 


subangulosa S. Wood. — 


K.u. W. No. 63, £.1, f. 4. — (Die Abbildung 
stellt eine eigenthünliche Varietät dar!) — 


Speyer Gasp, 0% 1, 10 ie C. 
pusilla Phil. (Fasciolaria) Beyr. p. 323, t. 27, 
f.9 ut. 28, f.1,2.— = 0. mimuta (Nyst?) 


A. Braun, Sandb. Mainz. Beck. p.259, t. IH, Im 


occulta Beyrich. — 


Beyr.. 2. 386, 2.23, EL. 4. W. sub 
No. 63. — Wenn gleich in der Fauna von 


152 


Sternb. Wiechmann und ich diese Art als 
Varietät zu der vorigen Art gezogen haben, 
so bin ich doch, nachdem mir durch die 
Forschungen des Herrn v. Nettelbladt seitdem 
eine grosse Anzahl dieser Form durch die 
Hände gegangen ist, sehr geneigt, die Be- 
rechtigung als selbstständige Art anzuerkennen, 
indem trotz nahestehender Uebergangsformen 
doch die typischen Stücke beider Arten so 
weit auseinandergehen, dass eine Trennung 
gerechtfertigt sein dürfte. Die ©. occulta 
scheint überall nur sehr local aufzutreten; 
im Sternb. Gestein ist sie nicht so überaus 
selten. — 

70. C, Semperi Speyer. — 

K. u W. No. 64. — Speyer Cass. p. 101, t. 11, 
f- 9. — Eine sehr seltene Erscheinung, aber 
durchaus charakteristisch. — 

71. Mathilda bicarinata Koch & Wiechmann. — 
K. u. W. No. 81, .2, 5. — Seit der 
Publication dieser schönen Art hat Herr v. 
Nettelbladt noch eine Anzahl guter Stücke 
gefunden, bis zu 18 Mm. hoch. — 

72. Cerithium trilineatum Philippi. — 

K. u. W. No. 89. — Hörnes ]., p. 413, t. 42, 
f. 19. — Speyer Cass. p. 131, t. 18, f. 9 u. £. 19, 
f. 1: — Ein Fragment in v. Nettelbladt’s 
Sammlung könnte zu dem nahe verwandten, 
aber jedenfalls verschiedenen Üer. Sandbergert 
Desh. gehören, was aber ohne die Anfangs- 
windungen und Embryonalende nicht festzu- 
stellen ist (confer. Böttger, Beitr. p. 6 und 
Wiechmann in Archiv 24 p. 56). — 

73. 0,2? acuticosta Böttger, Beitr. p. 5, 2.1, f.4. — 
Ein Fragment in v. Nettelbladt’s Sammlung 
könnte dieser Art angehören; doch sind nur 
zwei Umgänge, und auch diese nur zur Hälfte 


155 


vorhanden, die eine sichere Bestimmung nicht 
gestatten. — 

. Triforis perversa Linne — 

K. u. W. No. 90. — Hörnes I., p. 414, t. 42, 
f.20. — Speyer Cass. p. 139, t. 20, f. T. — 

. Chenopus Margerini de Koninck (Rostellaria). 
K. u. W. No. 92. — = KRostellaria speciosa 
v. Schloth. var. Margerini Beyr. p. 110, t. 11, 


f.1,2u.6. — = Aporrhais speciosa (v. Schloth.) 
Beyrich (ex parte) Speyer Cass. p. 62. t. T, 
Eu9—9. — 


75.a. Var. bicarinata Boll. — 

K u. W. sub No. 92. — Koch in Archiv 15, 

p. 208. — Beyr. t. 11, f-3. — 
. Ch. speciosus v. Schlotheim (Strombites). — 
K. u. W. No. 91. — = Aporrhais speciosa 
v. Schloth. Var. megapolitana Beyr. p. 110 u. 
6,0. 1,74 — 
. Ch, tenuis Boll. 
K. u. W. No. 9, t. 1, f.1. — = 4porrhais 
speciosa (v. Schloth.) Beyr. (ex parte) t. 11, f.d. — 
Jugendstücke mit dem Embryonalende be- 
stätieen die Verschiedenheit von der vorigen 
Art, indem die letztere ein sehr stumpfes 
Embryonalende hat, das des zenus aber 
wesentlich spitzer und feiner ist. — 
. Natica labellata Lamarck. — 
K. u. W. sub No. 57. — = N. glaucinoides 
Sow. fide v. Koenen: Fauna v. Helmstädt. — 
Wiechmann und ich haben |. c. einer Natica 
mit rinnenartig vertieften Näthen Erwähnung 
gethan, die sich im Sternb. Gestein findet. — 
Ich habe eine Anzahl Stücke dieser Art vor- 
läufig unter obigem Namen in meiner Samm- 
lung eingereiht , da typische Stücke von 
Highyate in keiner Weise sich unterscheiden 
lassen. — 


154 


79. N. dilatata Philippi. — 

K. u. W. No. 58. — v. K. M. ol. No. 64, &.1, 
f. 11. —_ Speyer:Cass. p. 213,6. 28 feld 
— N. hemiclausa (Sow. Nyst) Boll in Archiv 6, 
I 

80. N, helicina Brocchi. — 

K.u. W. No. 57. — Speyer Cass. p. 212, t. 28, 
Ff. 1—6 (N. Nystü d’Orb) = N. glaucinoides 
(Nyst) Boll, Archiv 6, p. 14. — 
a. typus. — Brocchi Conch. foss. subap. II., p. 297, 
i. 1, f. 10 (Neria). = N. Nystü d’Orb. 
Var. conomphalus Sandb. Mainz. Beck. 
2:,.4164, 4.:18,.7. 3,5 
Ein Stück in v. Nettelbladt’s Sammlung 
misst 36 Mm. in der Höhe bei einem 
Durchmesser von 3l Mm. 
b. Var. elevata Wood = N. Nystü d’Orb. var. 
micromphalus Sandb. I. c. t. 13, f. 2. — 
c. Var. angulosa Boll. — 
K. u. W. sub No. 57. — 

81. Sigaretus Philippii Speyer. — 

K.u. W. No. 59. — Speyer, C’ass. p. 215, t. 27, 
f. 12. — = Üryptostoma elegans Phil. p. 20, 
t. 3, f. 24. = 8. canaliculatus (Sow. Nyst) Boll, 
Arch 6, p. 14. — 

2. Baulinia acuta Sandberger. — 

K. u. W. No. 68. — = Tornatella laevisuleata 
Sandb. Mainz. Beck. p. 266 u. 397, t. 14, f. 10. 
— Speyer, Cass. p. 266, t. 33, f. 4. (Aetaeon). — 
Durchaus typische Stücke sind vom Herrn 
v. N. gefunden. — 

83. Odontostoma acutiusculum Al. Braun. — 
K. u. W. No. 66. — Sandb. Mainz. Beck. p. 
I, 

84. Od, Bollanum Semper. — 

K. u. W. No. 61, &. 3, f. 2 — Nemp,, a 
15, p. 346. — 


85. 


86. 


87. 


88. 


89. 


0. 


155 


Od. nov. spec. eine schlanke, fein queergestreifte 
Form, die in mehren Exemplaren vorliegt, soll 
in den Nachträgen zu K. u. W. Mollusken- 
fauna beschrieben und abgebildet werden, 
ebenso wie eine weitere gleichfalls neue kleine 
Art, die Herr v. N. entdeckt hat. — 


Od. conoideum Brocchi (Turbo). — 
K. u. W. No. 65, t. 3, f. 1. — = Od. fraternum 
Semper, Archiv 15, p. 347. — = Od. plicatum 
(Montg.) Speyer, Cass. p. 185, t. 25, f. 2—A. 
In zahlreichen Stücken vom Herrn v.N. ge- 
funden, von denen mehre die Streifung im 
Gaumen deutlich zeigen. — 


Turbonmilla laevissima Bosquet. — 
Rech. pal£ont. p. 18, 1.2, f.3.— K.u. W. N0.69, 
t. 3, f. 3. — = Menestho ceryptostyla Semper, 
Archiv 15, p. 351. — 

T. Sandbergeri Bosquet. — 
Rech. paleont. p. 16, £.2,f.3. — K.u. W. No. 71. 
— Semp., Archiv 15, p. 358. — Speyer, Cass. 
p: 191, 2.25,,f.18, 14 


T. conulus Koch & Wiechmann. — 
K. u. W. No. 12. t. 3, f. 5. — Speyer, Cass. 
p. 194, t:25, 1.21, 2: — 


T, subulata Merian. — 
Ru» W. NOoNIO, 2 3.7. dee 

a. typus. — = T. turriculata Bosg. Rech. paleont. 
p. 11, £. 2, f. 4 — Findet sich auch im 
Sternb. Gestein. — 

d. Van L = T. subeylindrica Phil. Beitr. p. 73, 
i. 9, f. 11 (Aurieula). — K. u. W. t. 3, 
SE A2- Pe 

c. Var. 2 = T. Speyeri Semper, Archiv 15, p. 358. 
A a A en 


d. Var. 3, = T. Ino Semper, Archiv 15, p. 360. — 


R. u W.t.3,f. 4% — 


RR 
ee 
I a us 


156 


91. T. Bolli Semper, Archiv 15, p. 362. — K. u. W. 
No. 73, 3. f.4. — 
Diese charakteristische Art liegt jetzt, Dank 
den Forschungen des Herrn v. Nettelbl. in 
zahlreicheren Exemplaren vor. — 


92. T, Speyeri Koch u. Wiechmann. — 


K. u. W. sub No. 70, in fine. — = T. Ino 
Speyer, non Semp. Speyer Cass. p. 192, t. 25. 
7. 15,16: — 


Diese hübsche Art, die Herr Dr. Speyer zuerst 
bei Cassel gefunden hat, aber versehentlich 
mit der T. Ino Semp. (confer. No. 90, var. 5) 
identifizirte, und die früher aus dem Sternb. 
Gestein nicht bekannt war, ist jetzt mehrfach 
darin gleichfalls von Herrn v. Nettelbl. ge- 
funden worden. — Speyer’s gute Beschreibung 
passt vollkommen auf die Sternberger Form; 
auch habe ich das Original, welches mir Herr 
Dr. Speyer freundlichst mittheilte, verglichen, 
so dass die Identität völlig festgestellt ist. — 


93. T, Euterpe Semper, Archiv 15, p. 365. — K.u. W. 
No.74, t.3, f.6. — Speyer Cass. p. 199, t. 26, 
7-11. — 

94. Tı variculosa Semper, Archiv 15, p. 363. — K. 
u. W. N0.75, t. 3, f. 8. — Speyer Cass. p. 196, 
t. 26, f. 2. — 

Diese Art ist wahrscheinlich identisch mit der 
Turbonilla (Pyrgiscus) Kochü Phü. Beitr. p. 53, 
£. 3, f. 7 (mala), deren Namen Wiechmann und 
ich sub No. 79 der Molluskenfauna wohl 
fälschlich, bei dem geringen Anhalt, den 
Philippi’s mangelhafte Abbildung bietet, auf 
eine andere Form des Sternb. Gesteins bezogen 
haben. — Zu diesem Urtheil werde ich ver- 
anlasst durch eine Sendung des Herrn Roemer- 
Hildesheim, in der sich eine Turbonilla von 
Freden mit einer von der Hand des Prof. 


157 


Leunis geschriebenen Etiquette befindet, die 
die Bezeichnung „Prygiscus Kochü Phil.“ ent- 
hält, während aber diese Turbonilla als eine 
typische variculosa Semper von mir erkannt 
wurde. Bei den Beziehungen von Leunis zu 
Philippi wird man dieser Bezeichnunz eine 
gewisse Autorität nicht absprechen können; 
und wenn sie auch nicht berechtigt, den von 
einer guten Beschreibung begleiteten Namen 
Semper’s zu streichen, um so mehr als dessen 
Originalexemplar in meiner Sammlung sich 
befindet, so werden Wiechmann und ich doch 
nicht umhin können, den Namen „7. Koch 
Phil.“ aus unserm Verzeichnisse zu streichen, 
und derjenigen Art, die wir allerdings schon 
mit Zweifel so benannten, einen andern Namen 
beizulegen. — 
95. Tı nov. spec, = T. Kochii (Philippi). — 

K.u. W. No.79. — confer. die vorstehenden 
Bemerkungen. — 


96. T, Helena Semper, Archiv 15, p. 364. — 
K. u. W. N0.77. — Von Herrn v. Nettelbl. 
sind noch verschiedene gute Stücke dieser 
kleinen hübschen Art freigelegt worden. — 
97. T, costellata Grateloup. — 
K. u. W. No. 76. — Hörnes I., p. 498, t. 43, 
F.27.— =T. acuticostata Speyer Cass. p. 197, 
.26,f.6.— 
98. T, Jeffreysi Koch & Wiechmann. — 
K. u. W. No. 78, &. 3, f. 9Jazb. — 


99. T, Wiechmanni Speyer. — 
K. u. W. No. 80, t. 3, f. 10. — Speyer Cass. 
p. 195, 2.26, f. 1. — 
Dem Eifer des Herrn v. Nettelbl. ist es ge- 
lungen, noch eine Anzahl dieser TZurbonilla 
aus dem Sternb. Gestein zu Tage zu fördern, 
unter denen auch Stücke mit mehr gewölbten 


100. 


101. 


102. 


103. 


104. 


105. 


106. 


107. 


108. 


158 


Umgängen,, der Abbildung Speyer’s ent- 
sprechend, sich finden. — 
Eulimella eustyla Semper, Archiv 15, p.351.— 
K. u. W. No. 82. — confer. Speyer Cass. t. 26, 
f. 13, die nicht die Eulima Naumanni v. Koen., 
sondern die Eulimella eustyla Semper darstellt. 
E, incrassata v. Koenen. — 
K. u. W. No. 83. — v. Koen, M. ol. No. 70, £. 2, 
f. 1- — Ein seltener Einschluss des Sternb. 
Gesteins. — 
Nisoe minor Philippi. — 
K. u. W. No. 88. — Phil. Beür. p. 53, t. 5, 
J. 6. — Speyer Cass. p. 206, t. 27, f. 9, 10. — 
— N. terebellum (Phil.) Boll, Archiv 6, p. TA. — 
Eulima Hebe Semper, Archiv 15, p. 337. — 
K. uw. W. No. 84, t. 3, f. 11. — Speyer Cass. 
P::2Da ee AN 
E. Kochi Semper, Archiv 15, p. 340. — 
K. u. W. No. 86, 3, f. 12. — w. K. M. ol. 
1.2, f. 2. — Speyer Cass. pP. 202, 2.27, f.1. — 
E., Naumanni v. Koenen. — 
K. u. W. No. 87. — v. K.M. ol. No. 73, t. 2, 
f. 19. — Speyer C’ass. p. 202 (ex p.) t. 26, f. 12 
(non 13). — 
E. subula d’Orbieny. — 
K.u. W. No. 85. — Semper, Archiv 15, p. 339. — 
Speyer (ass. p. 204, £. 27, f. 6-8. — 
Wermetus spec. — Es liegen zwei verschiedene 
Formen aus dem Sternb. Gestein vor, deren 
specielle Bestimmung noch vorbehalten werden 
muss. — 
gunrwitelia Geynitzi Speyer, Oberolig. Fauna 
v. Detmoldt p. 22, t.2, f. 1-5. — Speyer Cass. 
p. 145, £. 20, f. 8-12. — = T. communıs 
(Risso) Boll, Archw 6, p. 74. — Die von 
Boll ebendaselbst aufgeführte 7. guadricarinata 


159 


Broce. dürfte wohl auf einer Verwechselung 
beruhen. — 

109. Eglisia Sandbergeri Koch. — 
Eglisia impar Speyer, von Deshages, Speyer, 
Fauna v. Böllingen No. 40, £. 1, f. 6. — Tur- 
rütella turris v. Koenen, non Basterot, v. K., 
M. ol. No. 79. — 
Diese äusserst zierliche kleine Schnecke, die 
ich in vorzüglichen Exemplaren, Dank der 
Freundlichkeit des Herrn Cammerrath Gro- 
trian von Söllingen besitze, ist jetzt von 
Herın v. N. auch im Sternb. Gestein in 2 
Stücken gefunden. — Herr von Koenen hat H; 
nachgewiesen, dass dieselbe nicht ident ist 
mit der übrigens sehr nahe verwandten Zgl. 
impar. Desh., ist aber zu dem auffallenden 
Resultat gekommen, sie mit der Turritella Br 
turris Bast. zu identificiren! Ich kann nun an- . 
nehmen, dass diesem geehrten Forscher sehr | 
mangelhafte Stücke vorgelegen haben, da ein- 
mal das kleine kugelförmige Embryonalende, 
dann aber auch die zierliche Längssculptur, 
die in zahlreichen haarfeinen Leistehen be- 
steht, die nicht nur die Zwischenräume der 
Kiele erfüllen, sondern auch ganz schwach 
über diese hinwegsetzen, diese Art weit von 
Turrit. turrıs Bast. entfernen. — 

Im Uebrigen verweise ich auf die Be- 
schreibung von Speyer, und bemerke nur 
noch, dass ich Eglisia als ein Subgenus von 
Turritella, nicht von Scalaria auffasse, und 
Bedenken trage, unsere Schnecke bei ersterem 
Genus unmittelbar einzureihen, weil die Mün- 
dung abweicht; der Aussenrand ist ziemlich 
gerade gestreckt, wodurch die Mündung in 
die Länge gezogen erscheint; die Ränder 
bilden oben einen schwachen Winkel und 
erweitern sich unten nach der Spindel zu aus- 


160 


gussartig. — Ausserdem habe ich unter dem 
reichen Material der von Maltzan’schen Samm- 
lung keine lebende Turritella finden können, 
die ein kugelförmiges Embryonalende zeigt. 
— Ein völlig übereinstimmendes Stück erhielt 
ich durch Herrn Roemer-Hildesheim aus den 
oberolig. Schichten von Freden unter dem 
Namen Turrit. terebra Broc. 
Ich erlaube mir, diese hübsche Art, der 

ein neuer Name gegeben werden musste, dem 
Herrn Professor Sandberger zu dedieciren, 
der die Gefälligkeit gehabt hat, meine Be- 
stimmung zu prüfen, und sich einverstanden 
erklärte mit der Einreihung unter Eglsia. — 

110. Mesalia (Scalaria) quadristriata Philippi 
(Eulima). — Phil. Tert. Verst. p. 19, t. 3, 
J. 9. — Speyer Cass. p. 181, t. 24, f.9. — 
Semper, Archiv 15, p. 368 (Stylopsis). Selten. — 

111. Pyrgiscus (Scalaria) Leunisii Philippi 
(Eulima). — Phil. Tert. Verst. p. 53, t. 3, f. 8.— 
Speyer Cass p. 180, i. 24, f. 10—12. — Nicht 
ganz selten. — Diese beiden letzten Arten 
werden unter dem Namen „Melanie“ in dem 
Verzeichniss von Boll, Archiv 6, p. 74, auf- 
geführt sein. — Aechte Melanien giebt es 
im Sternb. Gestein nicht. — 

112. Sealaria pusilla Philippi. — 
Tert. Verst. p. 54. t. 3, f. 29. — Speyer Cass. 
por. 24, 7.4, 2, | 

113. Sc, rudis Philippi. — | 
Tert. Verst. p. 21, t. 3, f. 27. — Speyer Cass. 
p. 178, 2. 24, f.3. — Selten, jedoch häufiger 
wie die vorige Art. — 

114. Sc, amoena Philippi. — 
Beitr. p. 54, t. 3, f. 23. — Hörnes I, p. 419, 
1.46, f. 11. — 
Ist nur in einem, aber sicher bestimmbaren 
Fragment vom Herrn v. Nettelbl., dem wir 


161 


so viele Vervollständigungen der Sternb. 
Fauna verdanken, gefunden worden. — 

115. Sc, insignis Leunis. — 

| Elıl.B.. DA. 6:0, f:21.. 
Ein hübsches Fragment ist von Herrn v.N. 
gefunden. — Ob Sec. insignis Leun. mit Se. 
lamellosa Broc. zu vereinigen ist, das wage 
ich nach dem unzureichenden mir zu Gebote 
stehenden Material nicht zu entscheiden. 


116. Sc. nov. spec, Wiechmann. 
Eine schöne neue, vom Herrn Dr. Wiechmann 
gefundene Scalarıa wird von diesem selbst 
demnächst publizirt werden. — 


117. Litiopa Maltzani Koch. — 
Die specielle Beschreibung und Abbildung 
wird in der Fortsetzung von ,„K. u. W. Stern- 
berger Fauna‘ gegeben werden. 

Die Stücke des Sternb. Gesteins haben 
dem Herrn Prof. Dr. Sandberger vorgelegen, 
der sich einverstanden mit der Einreihung 
in das Genus ZLitiopa Rang erklärt hat. Das 
Auftreten dieses lebend nur in wenigen Arten 
in den südlicheren Theilen des Atlant. Oceans 
bekannten Genus im Sternb. Gestein verdient 
um so mehr Beachtung, als dasselbe bisher 
fossil nur durch eine Art im Crag Englands, 
so viel ich weiss, vertreten ist, die L. paprllosa 
8. Wood, Crag Moll. p. 88, t. 9, f. 1. — 

118. MRissoa punctata Karsten. — 
Karst. Verz. p. 15. — nicht selten. — 


119. R, (Alvania) multicostata Speyer, Söll. No. 55, 
i: 2, f: 3-9: — 

120. R, (Alv.) Semperi Schwartz v. Mohrenstern. — 
Wiechmann, Archiv 24, p. 58. — 
Es ist dies diejenige Art, deren von Koenen 


| Mittelolig. sub No. 92 als verschieden von 
Ätchiv XXX. 11 


\ 


162 


R. multicostata Speyer, der sie übrigens sehr 
nahe steht, erwähnt, — 

21. R, (Alv.) Duboisii Nyst. — 
Sandb. p. 131, t. 10, f. 10. — v. Koen. M.ol. 
No. 91. — = R. biangulata Desh. Speyer, 
Söll. No. 54. 
Herr v. N. hat das Verdienst, zum erstenmal 
diese Art in oberolig. Schichten gefunden zu 
haben, wodurch das Auftreten derselben in 
allen drei Etagen des Oligocaen constatirt 
wird. — 

122. R. (Cingula) dissoluta Wiechmann. — 
Kobelt, Jahrb. d. deutsch. Malakoz. Gesellsch. 
Jahrg. I, p. 203. — Die dort angezogene Ab- 
bildung ist bisher bedauerlich noch nicht er- 
schienen; jedoch hat Herr Dr. Wiechmann 
mir die Mittheilung gemacht, dass die Stern- 
berger Schnecke, die seit Jahren als Oingula 
nov. spec. in meiner Sammlung liegt, und der 
wir bereits einen andern Namen gegeben 
hatten, ident sei mit der 1. c. von ihm publi- 
eirten R. dissoluta. — 

123. Paludina Nettelbladti Koch. — 
Der glücklichen Hahd des Herrn Baron von 
Nettelbladt verdanken wir die Entdeckung 
der ersten Brackwasserform im Sternberger 
Gestein, welches bisher nur reine Meeres- 
conchylien ergab. — 
Es liegen zwei Stücke vor, die, verschieden 
von Grösse, auch sonst einige Verschiedenheiten 
bieten, die wohl genügen könnten beim Auf- 
finden mehrer Exemplare, zwei Arten daraus 
zu machen für den Fall, dass diese Abweichungen 
als constant sich ergeben sollten. — 
Für jetzt trage ich Bedenken, dieselben zu 
trennen, und indem ich die Abbildung und 


specielle Beschreibung für später vorbehalte, 
” 


163 


bemerke ich nur, dass beiden Stücken das 
äusserste Embryonalende fehlt, dass aber das 
grössere, ergänzt, etwa 22 Mm., das kleinere 
17 Mm. hoch gewesen ist. — 

Beide Stücke haben dem gründlichen Kenner 
dieses Genus, dem Herrn Prof. Sandberger 
vorgelegen, der siefürunzweifelhaftePaludinen 
aus der Gruppe der shanghinensis Mörch nd 
für nov. spec. erklärt. — 4 
Die P. loxostoma Sandb. (= coneinna Hörn. 
non Sow., confer. Sandb. Land- d Süsswass.- 
Conch. IT, p. 691, t. 31, f. 21), die ich von 
Moosbrunn besitze, zeigt manche Analogie, 
unterscheidet sich aber durch die vorwaltende 
Grösse der Schlusswindung und die Einsenkung 
auf der oberen Hälfte dieses Umgangs. — 


124. Lacuna subeffusa Sandberger. —. 
Sandb. p. 125, £. 12, f. 7. 
Wiederum ist es Herrn v. N, dem wir die 
Entdeckung dieser bisher nur mittelol. be- 
kannten Schnecke im Sternb. Gest. verdanken. 


125. Fossarus Beyrichi Koch. — 

Ein schönes Stück, vom Herrn v. N. gefunden, 
bietet um so grösseres Interesse, als dies 
Genus bisher aus oligocaenen Schichten noch 
nicht bekannt ist. — Das Stück steht dem. 
F. costatus Broc., der mir aus dem Mittelmeer 
und fossil von Steinabrunn vorliegt, sehr nahe, 
unterscheidet sich aber so wesentlich, dass 
die Aufstellung einer neuen Art gerechtfertigt 
ist, deren Beschreibung und Abbildung später 
erfolgen wird. — 


126. Discospira nov. spec, — 
Semper stellte im Meckl. Archiv 15, p. 385 
(im Sep.-Abdr. als: Palaeontol. Untersuchungen 
erschienen) für den Orbis foliaceus Phil. (Phil. 
Enumeratio II, p. 147, t. 24, f. 26) ein neues 
11* 


164 


Genus: Discospira, auf unter ausführlicher Dar- 
- legung seiner Gründe. — Zu dieser Gattung 
rechne ich eine Anzahl sehr kleiner Fragmente 
und Abdrücke im Sternb. Gest., nachdem 
Herr v. N. ein vollständiges Exemplar frei 
gelegt hat. Dasselbe sitzt zwar mit der einen 
Seite im Gestein fest, und darf man bei der 
grossen Zerbrechlichkeit dieser minutiösen 
Schalen nicht wagen, es weiter frei zu legen; 
doch ist glücklicher Weise so viel von der 
Mündung zu beobachten, um zu constatiren, 
dass die völlig in der Ebene liegende äusserst 
flache Mündung an der äusseren Peripherie 
gerundet ist. — Von der Discospira foliacea 
Phil. unterscheidet sich unsere Art durch Er- 
weiterung des letzten Umgangs. Sichelförmig 
geschwungene Anwachslinien bedecken die 
letzten Umgänge und begränzen stellenweise 
kleine knotenförmige Erhebungen. — 
Eine Abbildung dieser interessanten Form 
bleibt vorbehalten. — 
127. Adeorbhis carinatus Philippi spec. — 
Phi. p. 21, t. 3, f. 26 (Delphinula) Speyer, 
Cass. a: 199, 2. 28, f 109=12.-— 
Findet sich in sehr schönen Stücken im Sternb. 
Gestein. — 
128. Kenophora scrutaria Philippi. — 
Phil. p. 22, t. 3, f. 31. — Speyer, Cass, p. 170, 
t. 23, f. 58. — = Jen. Lyellana Bosg. 
Sandb. p. 134, t. 12, f. 10. — 
129. Phasianella ovulum Philippi. — 
Phi. ». 51, t. 3, f. 12. (Rissoa). — v. Koen. 
M.ol. No. 94. — Speyer, Cass. p. 141, t. 21, 
f. 1-3. — 
Diese kleine Schnecke, die von Philippi 
ursprünglich zu Rissoa, dann von Speyer 
(Söll. p. 36) zu Lacuna, gestellt wurde, be- 


130. 


131. 


132. 


133. 


134. 


165 


zeichne ich nach dem Vorgange von Koenen’s 
als Phasianella, obgleich sie noch nicht zur 
Ruhe gebracht ist, indem neuerdings Böttger 
(Oyrenenmergel im Mainz. Becken p. 21), nach 


dem Vorgange von Duncker sie zu Hydrobia 


zieht, eine Bestimmung, mit der ich mich nicht 
befreunden kann. — Sie ist nicht häufig im 
Sternb. Gestein. — 

Ph. multieingulata Sandberger. — 
Sandb. p. 141, £. 11, f. 5. 
Liegt in hübschen Exemplaren vor. Sie steht 
der lebenden Ph. speciosa Mühlf. aus dem 
Mittelmeer rücksichtlich des ganzen Habitus 
sehr nahe. — 

Zizyphinus (Trochus) elegantulus Philippi. 
Phil. p. 22, t. 3, f. 35. — Speyer, Cass. p. 154, 
i. 21, f. 9, 10. — 

Margarita (Trochus) Kickxii Nyst. — 
Nyst, p. 381, t. 38, f. 2. — Speyer Cass. p. 155, 
1.22, f. 4,5. — = Tr. margaritula Merian, Sandb. 
p. 149, {. 11, f. 10. — 

Mectura Megapolitana Wiechmann. — 
K. u. W. Oberolig.-Fauna No. 21, 2.12. f. 11. — 
(Patella.) 
Im Einverständniss mit Herrn Dr. Wiechmann, 
der die Art benannt hat, stelle ich dieselbe 
Jetzt zu Tectura. — 

Patella compressiuscula Karsten. — 


K.u. W. Oberolig.-Fauna No. 22, t. 12, f. 12. — Bi 


Karst. Verz. p. 12. — 


. P, papyracea Sandberger. 


Mainz. Beck. p. 181. — Böttger, Beitr. p. 9. — 
Ein kleines Exemplar, auf einer Turritella 
aufsitzend, wurde vom Herrn v. Nettelbladt 
freigelegt und von mir nach Vergleich mit 
Stücken vom Gienberg bestimmt. — 


136. 


137 


138 


139 


140 


166 


?Chiton spec — 


Herr v. Nettelbl. hat einen Steinkern frei- 
gelegt, der nur auf Ohiton bezogen werden 


. kann. Die Artbestimmung ist aber nach diesem 


Fragment nicht möglich. — 


. Pileopsis elegantula Speyer. — 


K. u. W. Oberolig.-Fauna No. 20. — Speyer Söll. 
p. 46, t. 2, f. 1. (Capulus). — v. Koen M. ol. 
N0.103, t. 2, f. 12. — Speyer, (ass. p. 272, t. 34, 
f. 4. (Capulus). — 

Ist seit unserer oben citirten Publication mehr- 
fach im Sternb. Gest. gefunden und liest in 
sehr schönen Exemplaren vor. — 


. Calyptraea Chinensis Linne. — (Patella). — 


— (al. striatella (Nyst),. K. u. W. Oberolig.- 


Fauna No. 19. — Speyer Cass. p.268, 1.34, f.3.— 


Ob die kleinen Abweichungen rücksichtlich 
der mehr oder minder gerundeten Form, so- 
wie des Wirbels, die sich auch bei Sternberger 
Stücken finden. Veranlassung sein können zur 
Abtrennung der Ü©. depressa Lam., wie Speyer 
annimmt, will ich dahin gestellt sein lassen. — 


. Ringicula striata Philippi. — 


Phil: p. 28, 1.4, f. 23. —  Beyr:. p. 59, ı. 2, 
f. 12. — Koch, Beitr. im Archiv 15, p. 200. — 
K. u. W. Oberol.-Fauna, No. 1, t 12, f.4. — 
Speyer, Cass. p. 17, t.1, f. 17. — | 


. R, auriculata Menard. — 


Beyr. p. 58, t. 2, f. 13. — = R. buccinea Desh. 
Hörnes I, p. 86, £. 9, f. 3,4. — = R. Grateloupi 
d’Orb. Koch Beitr. im Archiv 15, p. 200. — K. 
u. W. Oberolig.-Fauna No. 2, t. 12, f.9. 2R. 
auriculata Men. Speyer Cass. p. 18, t. 1, f. 18. — 
Ich kann es nur aufrichtig bedauern, dass 
Herr Dr. Speyer durch mir nicht bekannt ge- 
wordene Mittheilungen veranlasst worden ist, 
p. 285 f. seines Werkes über die Casseler 


167 


Tertiaerbildungen als eine von mir mitver- 
tretene Ansicht die Zusammenziehung von 
nicht weniger als 7 Ringicula-Species zu pro- 
clamiren. Ich sehe mich dadurch genöthigt, 
hier ausdrücklich zu erklären, dass ich nie- 
mals mit dieser umfänglichen Zusammen- 
ziehung mich einverstanden erklärt 
habe, und bin dadurch gezwungen, hier 
etwas ausführlicher auf diese Verhältnisse 
zurückzugehen, die, wie Herr Speyer ganz 
richtig sagt, der Gegenstand der sorgfältigsten 
Untersuchungen und Vergleiche an der Hand 
eines massenhaften Materials meinerseits ge- 
wesen sind. — | 

Diese haben mich zu der Ueberzeugung geführt, 
dass R. striata Phil. als gute Art aufrecht er- 
halten werden muss, ebenso wie ER. gracilis 
Sand. von Latdorff, die ungeachtet aller 
Aehnlichkeit in Betreff der äusseren Form 
schon der Zähnelung des Gaumens wegen sich 
weit von sitriata entfernt, und dagegen in nahe 
Verwandtschaft mit der eocaenen R. ringens 
tritt; dass aber wahrscheinlich, ungeachtet 
kleiner Abweichungen, die R. acuta Sandb. 
des Mainzer Beckens zu siriata Phil. zu ziehen 
ist. — 

Im Einverständniss mit allen Forschern 
halte ich ferner die R. auriculata Men. für 
eine gute selbstständige Art, und wenngleich 
ich es nicht für unmöglich halte, dass weitere 
Forschungen dahin führen werden, die eine 
oder die andere der jedenfalls nahe ver- 
wandten Formen: der R. Grateloupi d’Orb. — 
ventricosa Sow. — subventricosa d’Orb. — sowie 
marginata Desh. — für eine selbstständige Art 
zu erklären — eine Ansicht, die ich bei den 
Wiener Palaeontologen vertreten fand — so 
füge ich mich doch für jetzt der bei der 


168 


grösseren Anzahl. der deutschen Forscher 
augenbicklich geltenden Annahme, dass diese 
letzt genannten Arten mit R. auriculata zu 
vereinigen, und als Localformen, Varietäten 
ete. anzusehen sind. — 

Was endlich die R. Semperi Koch betrifft, 
so wolle man gefälligst berücksichtigen, 
es bisher wunderbarer Weise noch ns ge- 
lungen ist, so viel mir bekannt, überall weitere 
Fingieula-Arten aus dem Septarienthon bloss 
zu legen, dass R. Semperi mithin als Unicum 
dasteht, und” es daher bei der ganz eigen- 
thümlich von allen andern fossilen Arten ab- 
weichenden Form gewagt erscheint, ein de- 
finitives Urtheil über diese Art abzugeben! — 
Ich selbst besitze allerdings unter den leben- 
den Kingicula des Mittelmeers Formen, die 
der AR. Semperi sehr nahe stehen, und es ist 
nicht unmöglich, dass diese die Urform der 
R. auriculata bildet, die im Mitteloligocaen 
sich von AR. striata abgetrennt, als R. Grate- 
Dupi ir Oberoligocaen sich weiter umgebildet, 
und endlich im Miocaen als R. auriculata ihre 
volle Entwickelung erlangt hat, während, wie 
ich sofort zeigen werde, R. siriata mit dem 
Oberoligocaen abschliesst! — 

Nach der vorstehenden Darlegung finden 
wir also im oberolig. Sternb. Gestein die beiden 
Arten: R. striata Phil. und R. aurieulata Men., 
von denen die erstere eine der gewöhnlichsten 
Vorkommnisse bildet, wärend die letztere 
wesentlich seltener, im ausgewachsenen Zu- 
stande mindestens, sich findet. — Jugend- 
zustände der auriculata nämlich stecken viel- 
fach zwischen den typischen Formen der 
striata und der Umstand grade, dass diese 
von den meisten Forschern nicht scharf genug 
getrennt werden, dürfte Veranlassung gewesen 


169 


sein zu der Confusion die in der Litteratur 
über die Feststellung der Arten herrscht! — 

Hat doch selbst Beyrich pag. 57 die von 
Hörnes t. 9, f. 4 abgebildete Form der R. 
auriculata als zu striata gehörig betrachtet, 
und auch sonstige miocaene Vorkommnisse 
damit identifizirt, während in der That weder 
zu Segeberg, noch zu Travemünde, noch zu 
Bordeaux oder im Wiener Becken die typische 
striata, wohl aber die schlanke jener sehr 
ähnliche Form der auriculata vorkommt! — 

Und wenn schon Hörnes mit seinem 
scharfen Blick hervorhebt, dass man sich 
wohl hüten müsse, die kleine gestreifte Form 
der auriculata, wie sie sowohl fossil wie lebend 
zwischen typischen Stücken vorkommt, mit 
der siriata Phil. zu verwechseln, und wenn 
dieser Forscher schon einige Merkmale an- 
giebt für die Unterscheidung beider Arten, 
so glaube ich ausserdem ein sehr zuverlässiges 
Kennzeichen in der Entwickelung und dem 
Verlauf der Verdickung der Mundränder ge- 
funden zu haben! — 

Wie nämlich an typischen Stücken der 
auriculata die kräftig entwickelte Anschwellung 
der Spindelplatte sich in der Form eines 
breiten Bandes um den unteren kamn- 
artigen Ausschnitt der Mündung, also 
über den Rücken der Schale, herumzicht, 
und an das untere Ende des verdickten 
Aussenrandes der Mündung anlegt, so findet 
dasselbe Verhältniss statt bei einer Anzahl 
von Stücken, die man bei flüchtiger Beob- 
achtung unter die typischen Exemplare der 
striata einreiht, die ich aber für Jugend- 
zustände der auriculata halte, um so mehr als 
man finden wird, dass diese Stücke nur 4—4!/g 
Umgänge zeigen, während ausgewachsene 


170 


Individuen beider Arten mindestens 5 Um- 
gänge besitzen. — Selbst da, wo durch Ab- 
reibung dies Verhältniss nicht so scharf in 
die Augen fällt, erkennt man das Band mittels 
der Loupe gleichmässig an lebenden wie an 
fossilen Individuen, während ein solches 
Band niemals bei der ächten R. striata Vvor- 
handen ist, vielmehr bei dieser der, stets 
nur schwach entwickelte verdickte 
Mundrand selbst als schwacher Wulst 
sich um den Ausschnitt der Mündung herum- 
zieht, bei der untersten Spindelfalte ausläuft 
und gleichsam in dieselbe übergeht. — Eine 
Spindelplatte selbst aber ist bei der striata 
überall nicht, oder doch nur im rudimentairen 
Zustande vorhanden. — 

Sehr gut zeigt die f. 4b-, t.9. bei Hörnes 
dies Band, allerdings in seiner schwächsten 
Entwickelung; und wenn schon dies Merkmal 
einen guten Anhalt bietet für die Feststellung 
der zu auriculata zu ziehenden Formen, so 
erlangt ausserdem die typische s/riata nie- 
mals die breite Gestalt jener, so dass, 
wenn man beide nebeneinander, die Mündung 
nach unten gekehrt, hinlegt, die aufmerksame 
Beobachtung durch eine schwache Loupe ge- 
nügt, schon an der äusseren Form die Arten 
auseinander zu halten. — 

Man möchte sagen: R. striata und auriculata 
stehen zu einander in demselben Verhältnisse, 
wie Ühenopus speciosus Schloth. zu Ch. Margerini 
de Kon. — 

Ganz besonders für das Studium der 
R. auriculata und ihrer Varietäten geeignet 
ist das reiche Material dieser Art, welches mir 
durch die Gefälligkeit des Herrn Gymnasial- 
lehrer W. Fack in Kiel aus dem Holsteiner 
Gestein vorliegt, indem ich daraus sowohl 


ti 


% 


durchaus typische Stücke gleichwie die sämmt- 
lichen Varietäten von der schlanken, der 
striata sich nähernden Form bis zur marginata 
Desh. hinauf ausgeschieden habe. — 

14i. Actacon simulatus Solander. — 

Speyer, (ass. p. 261, t. 23, f. 193. — = 
Tornatella Nysti Desh. — Sandb. p. 263, t. 14, 
8. — 

Herr Speyer schon 1. c. p. 262 mittheilt, 
liegen in den Meckl. Sammlungen seit längerer 
Zeit Jugendstücke, die wir fraglich als zu 
A. simulatus gehörig betrachtet haben. — 
Nachdem nun auch hier wieder Herr v. N. 
das Glück gehabt hat, zwei grössere Stücke zu 
finden, die ungeachtet ihres fragmentarischen 
Zustandes wohl unzweifelhaft zur genannten 
Art gestellt werden müssen, dürfen wir nicht 

länger anstehen, dieselbe in dem Catalog der 
Sternb. Conchylien mit aufzunehmen. — 


142. Act, Philippii Koch. — 

K.u. W. ÖOberolig.-Fauna, No. 4. t.1, f. 3. — 
Speyer, Cass. p. 264, t. 34, f. 1—3. 

Diese im Sternberger Gestein häufige Art 
scheint typisch für das ganze Oberoligocaen 
zu sein, indem ich sie jetzt auch vom Doberg, 
von Freden, Hohenkirchen, Niederkaufungen 
und Crefeld besitze. Dieselbe scheint nicht 
in das Mitteloligocaen, wohl aber in das 
Miocaen hinüberzugehen, indem ich typische 
Exemplare aus dem Holsteiner Gestein von 
Stolpe (Fack) besitze. — Die Stücke von 
Orefeld zeigen zum Theil eine Crenulirung 
des Gaumens und weiter nach innen eine 
callöse Verdickung. — 


143. Act, punctato-sulcatus Philippi. — 
Phil. p. 20, 1.3. f. 22. — Speyer, Cass. p. 262, 
t. 33, f. 6-16. — K. u. W. Oberolig.-Fauna 


172 


No. 3, 1.12, f.1. — = Tornatella inflata (Ferr.) 
Desh. K. u. W. ibid. No.5, 12,3, — =T. 
lymneiformis Sandb. p. 265, t. 14, f.9. — =T. 
semtstriata (Ferr.) K. u. W. ibid. No.7. — 
Wie Herr Dr. Speyer 1. c. mittheilt, haben 
weitere Forschungen festgestellt, dass die 
vom Herrn Dr. Wiechmann und mir 1. c. unter 
den Namen T'. inflata Ferr und T. semistriata 
Ferr. aufgeführten Formen des Sternberger 
Gesteins zu Philippi’s Art zu ziehen sind. — 

Mit der unter dem Namen Tornatella in- 
fata Ferr. bekannten Barton- Art haben wir 
eine im Sternb. Gest. mehrfach auftretende 
Form ganz richtig identifizirt; Deshayes aber 
hat (Suppl. II, p. 594) nachgewiesen, dass T. 
inflata Ferr. eine miocaene Art ist, mit der 
die des Barton-Thon’s nichts zu thun hat, 
und nennt dieselbe 7. Perrussaci, ein Name, 
der jedoch unter die Synonymen zu Act. 
Punctato - sulcatus Phil. gestellt werden muss, 
wie dies ausführlicher in der Fortsetzung der 
Mollusken-Fauna von K. u. W. nachgewiesen 
werden soll, wie ausserdem noch verschiedene 
der von Deshayes aufgestellten Arten einzu- 
ziehen sind. — Act. semistriatus Ferr. aber 
ist eine miocaene Art, die von der ober- 
oligocaenen, damit identifizirten, zu trennen 
ist. Die letztere von K. u. W. sub No. 7 l.c. 
aufgeführte Form ist als Varietät zu Philippi’s 
Art zu ziehen! 

Ich bemerke hier nur noch, dass gut er- 
haltene Stücke auch das kleine links gewundene 
Embryonalende zeigen, welches Deshayes als 
characteristisches Kennzeichen für seinen Ac- 
taeon Ferrussaci aufführt. — 

144. Tornatina (?) elongata Sow, (spec). — 
K. u. W. Oberolig.-Fauna No. 8. — v. Koen. 
M.ol. No. 111., &. 2, f. 17. — Speyer, Cass. 


173 


2. 257, t. 32, f. 9, 10. — = Aetaeon elongatus 
Sow. — = Bulla terebelloides Phi. p. 18, t. 3, 
F- 3. — 


Ich beziehe mich auf das von K.u. W.1lc. 
und von Speyer 1. c. über diese hübsche 
Schnecke Gesagte und kann nur wiederholt 
mich dafür aussprechen, dass ich die Unter- 
bringung unter das Genus Tornatina nicht für 
richtig halte, indem das Gewinde der Tornatina- 
Arten nicht so hoch ist, und da die Spindel 
völlig faltenlos ist. — Ich muss wiederholt 
auf die feinen, aber scharfen Kerben, die der 
Spindelumschlag zeigt, aufmerksam machen, 
die ich gleichfalls bei englischen Stücken 
finde, und kann der Ansicht Speyer’s, dass 
dieselben als Fortsetzung der Spiralen der 
Schale aufzufassen sind, durchaus nicht bei- 
pflichten, halte diese Kerben vielmehr für ein 
characteristisches Merkmal zur Begründung 
eines Subgenus von Aciaeon. — Wie schon 
früher gesagt, würde Actaeon burdigalensis 
d’Orb., der die gleichen Kerben zeigt, in das- 
selbe Subgenus zu versetzen sein; Herr von 
Koenen hat ein paar gute Stücke dieser Art 
von Reinbeck aus meiner Sammlung schon 
seit Jahren in Händen, und hoffe ich, dass 
derselbe in seiner sehnlichst erwarteten Fort- 
setzung des „Miocaen von Norddeutschland“ 
den beiden Arten ihren Platz anweisen wird. 

Herr Lischeke, dem ich die Sternberger 
Art mittheilte, glaubt dieselbe nach einer ober- 
flächlichen Beurtheilung keinem der lebenden 
Genera zutheilen zu können; eine gründlichere 
Untersuchung erlaubte bedauerlich der Ge- 
sundseitszustand des verehrten Herrn nicht. — 

Ich vermuthe, dass diese Art es ist, die 
Herr Karsten (Verz.) als Bullina Lajonkairiana 
Bast. aufführt. Eine der wirklichen B. Zajon- 


174 


kaireana ähnliche Form wurde bisher nicht im 
Sternb. Gestein gefunden. 


145. Utriculus tumidus Koch. — 

Eine kleine stark aufgeblähte Schale, 
2,3 Mm. hoch, 2,2 Mm. dick, ist oben stumpf 
abgeschnitten und zeigt hier 21/ gerundete 
Umgänge, die vollständig in einer Ebene 
liegen, und die in ein verhältnissmässig sehr 
starkes knopfförmiges Embryonalende über- 
gehen, welches in ähnlicher Weise sich markirt, 
wie bei OD. mamillatus Phil. Die Schale zeigt 
feine Anwuchslinien und eine ganz schwache 
Andeutung von Spiralsculptur, ist im Uebrigen 
glatt und glänzend. — Die Spindel wendet 
sich stark nach rechts, der Mündung zu, und 
bildet mit dem rechten Mundrande einen 
ziemlich spitzen Winkel, der sich wieder aus- 
gussartig nach aussen wendet. — 

Eine ähnliche Form von Utriculus ist mir 
nicht bekannt. Wir verdanken wiederum dem 
Herrn v. Nettelbladt diese interessante Be- 
reicherung der Tertiaerfauna. Eine Abbildung 
soll später erfolgen. — 

146. Volovla acuminata Bruguiere. — 
K. u. W. Oberolig.-Fauna No. 16. (Bulla), — 
Speyer, Cass. p. 254, t. 32, f. 11—14. — 

147. Cylichna Sowerbyi Nyst. — 
Nyst, p. 456. t. 39, f. 8. — (Bulla). —= Bulla 
acuminata Bow. non Brug. — 
Zwei vom Herrn von Nettelbladt entdeckte 
Schalen, die auf den ersten Blick grosse 
Aehnlichkeit haben mit der nächstfolgenden 
Species, des subperforata Boll, unterscheiden 
sich von dieser durch eine stumpfe Abrundung 
des oberen Endes und den viel kleineren 
Nabel daselbst, ferner durch eine noch 
schlankere Form und noch feinere Spiral- 


175 


sculptur, so dass ich nicht fehl zu greifen 
glaube, wenn ich sie mit Nyst’s Art identifizire, 
die im englischen Obereocaen und belgischen 
Unteroligocaen zu Hause ist. — 


148. G, subperforata Boll. — 

K. u. W. Oberolig.-Fauna No. 12, t. 12, f.9. — 
— Bulla convoluta Speyer non Brocc. — Speyer, 
Detmold No. 352. — B,. teretiuscula (Phil) K. 
u. W. Oberolig. Fauna No. 14. — 

Eine von der vorigen, wie nachgewiesen wurde, 
gut unterschiedene Art, die ich auch von Det- 
mold besitze. (confer. Speyer, Cass. p. 248 in 
fine. —) Was von K. u. W. 1 ce abs 2. 
teretiuscula Phil. aufgeführt ist, hat sich später 
als zu sudperforata gehörige Jugendstücke 
ergeben. — | 


149. C. saıı Philippi. — 
_K. u. W. ÖOberolig. Fauna No. 11. — Ph. Beitr. 
p. 18, t. 3, f. 2. — Speyer, Cass. p. 249, t. 31, 
Ff. 13: — 

150. C, Laurenti Bosquet. — 

K. u. W. Oberolig. Fauna No. 10. — Speyer, 

Cass. p. 247, t. 31, f, 10.— = Bulla conosdea 
(Desh.) Sandb., p. 270, t. 14, f. 14. — 

51. G, minima Sandberger. — 
Sandb., p. 270. — Speyer, Cass. p. 248, t. 31, 
f. 11. — = Bulla convoluta (Brocc,) — K.u. W. 
Oberolig. Fauna No. 15. — 
Die 1. ec. als B. convoluta Brocce. aufgeführte 
Art hat sich bei weiteren Untersuchungen als 
minima Sandb. herausgestellt. — Die Unter- 
schiede zwischen beiden hebt Speyer zur 
Genüge hervor. — 

152. 0, angulata Koch. — 
Herr v. N. fand eine Anzahl kleiner Schalen, 
die sich durchaus von allen mir bekannten 
Bulla-Arten entfernen, und die ich für nov. 


176 


spec. halte. — Die äussere Form ist eine sehr 
unregelmässige, indem der letzte Umgang 
oben sich schwach einsenkt, dann rasch sich 
hebt und eine Art Buckel bildet, der die 
Schale fast in der Mitte umgürtet und unter 
dem wieder eine schwache Einsenkung beob- 
achtet wird. — Der obere Nabel ist ziemlich 
weit; der Aussenrand der Mündung tritt etwas 
nach oben hervor. — Unten bildet der Aussen- 
rand mit der Spindel einen ziemlich spitzen 
Winkel. Die Sculptur besteht aus feinen 
Spiralen, die jedoch auf der Mitte innerhalb 
des Buckels vollständig verschwinden, nach 
unten zu aber immer schärfer werden, und 
hier durch die Uebersetzung der Anwachslinien 
crenulirt erscheinen. Im übrigen ist die Schale 
sehr glänzend. — 

Eine Abbildung dieser zierlichen Art soll 
später gegeben werden. — 

153. 0, cancellata Grateloup. — 
Speyer, Cass. p. 251, t. 32, f. 2. 
Eine ausgewachsene Schale und ein Jugend- 
stück von dieser äusserst zierlichen Bulla sind 
vom Herrn v. N. gefunden. 

Dem Vorgange Speyer’s folgend identifizire 
ich sie mit der Form von Dax, die mir nicht 
zugänglich ist. — 

154. Bulla intermedia Philippi. — 
Phil. p. 18, t. 3, f. 4. — Speyer, Cass. p. 252, 
ol, fe lee 
Diese früher aus dem Sternb. Gest. nicht be- 
kannte Bulla hat sich inzwischen auch, wie- 
wohl selten, gefunden. — 

155. B, utricula Brocchi. — 
K. u. W. Oberolig. Fauna No. 13. — Speyer, 
Dass. 7.298,4.235, 1.90. 
Ich vermag bei wiederholten Vergleichen 
keinen Unterschied von den miocaenen und 


177 


lebenden Vorkommnissen dieser Art aufzu- 
finden. — 


155% Var, erecta, — 


Ich bezeichne so die längliche Form dieser 
Art, deren K. u. W. l. c. erwähnen. — 


156. Atys nov., spec. — 


Bulla turgidula (Desh.) K.u. W. Oberolig. Fauna 
N0,9,.2.12,5.9. = 

Nach Vergleichung der Sternberger Art, die 
von K. u. W. 1. c. als B. turgidula Desh. auf- 
geführt worden ist, mit ächten Stücken der 
letzteren ist jene durchaus verschieden. — 
Die von Speyer, Cass. p. 251 beschriebene 
und £. 32, f. 3, 4. abgebildete Schnecke weicht 
wesentlich von der Sternberger Form ab, 
und könnte eher zu der typischen turgidula 
gehören. Die von Sandberger, p. 269, t. 14, 
f. 13, beschriebene Mainzer Art scheint aber 
von allen hier erwähnten Formen wesentlich 
verschieden zu sein. — Sowohl die französische 
wie die Sternberger Art dürften dem Subgenus 
‚Atys Montf. angehören. — 

Weiteres über diese Conchylie muss ich 
für die Fortsetzung der Molluskenfauna von 
K. u. W. vorbehalten, da schon gemeinschaft- 
liche Studien darüber gemacht worden sind. — 


157. Seaphander distinetus Koch — 


Bulla lignaria (Linn.) K. u. W. Oberolig.-Fauna 
No. 17..— 

Wie 1. ce. hervorgehoben wurde, war schon 
Hörnes der Ansicht, dass das oberolig. Vor- 
kommen von der Wiener und lebenden Form 
getrennt werden müsse. Wiederholte Ver- 
gleiche haben diese Ansicht bestätigt. — Ab- 
gesehen von der viel geringeren Grösse hat 
die lebende Art eine mehr birnförmige, die 
Sternberger eine mehr gestreckt ovale Gestalt; 


Archiv XXX. 12 


178 


die innere Seite der Mündung, gebildet durch 
die Einrollung der Umgänge ist bei Se. 
lignarius kurz Sförmig, bei distinetus lang 
Sförmig geschwungen; dabei erhält erstere 
Art eine schiefere Gestalt durch eine Aus- 
wärtsbiegung des rechten Mundrandes nach 
unten zu, während der letztere bei destinctus 
einen regelmässigeren nach unten sich wieder 
mehr der Axe nähernden Bogen bildet. Eine 
Folge davon ist, dass die grösste Breite der 
Schale bei letzterer Art ziemlich in der Mitte, 
bei ersterer ungefähr auf !/; der Höhe von 
unten liegt, und dass die untere Erweiterung 
der Mündung bei ZAgnarius mehr kreisrund, 
bei distinetus mehr oval ist. — 

Auch die Sculptur bietet Verschiedenheiten 
dar, die aber an und für sich kaum genügen 
dürften, eine neue Art zu gründen; die Queer- 
sculptur ist bei distinctus im Allgemeinen 
kräftiger und regelmässiger wie bei der leben- 
den Art; die Furchen sind breiter und tiefer 
grubig punctirt, und in der Regel findet ein 
Wechsel statt zwischen kräftigeren und 
schwächeren Spiralen. — 

Der Scaph. Üibrarius Lov. von der Nor- 
wegischen Küste unterscheidet sich von beiden 
besprochenen Arten durch eine breiter ovale 
Form, und durch einen Pleurotoma - ähnlichen 
Sinus, der den Aussenrand der Mündung von 
den früheren Windungen trennt und dessen 
Umschlag eine breite spirale Furche bildet, 
die den Scheitel der Schnecke bedeckt, und 
in der die Form des Sinus durch kräftige 
Anwachslinien sich markirt. — Die Scalptur des 
librarius nähert sich mehr der des Zgnarius. 

Bei dieser wie der Sternberger Art geht 
der äussere Mundrand ziemlich hoch über das 
Gewinde hinaus, und biegt sich zu demselben 


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zurück, so dass ein Wulst gebildet wird, der, 
auch durch einen kurzen Sinus vom Gewinde 
getrennt, spiral in die Mündung hinein ver- 
läuft, und einen flach vertieften Nabel bildet, 
welcher die Windungen bedeckt. 

Der Scaph. patens Böttger (Bericht XIII 
des Offenbacher Vereins 1873, pag. 69) scheint 
von unserer Art verschieden zu sein, was 
aber ohne Abbildung oder Vergleichung des 
Originals nicht sicher festzustellen ist. Ebenso- 
wenig vermag ich über das Verhältniss des 
Seaph. puncto-striatus Migh. u. Ad. (Gould, 
Invertebr. of. Massachusetts f. 505) zu urtheilen. 
— Der Abbildung nach nähert derselbe sich 
der Sternb. Art, die aber schlanker ist und 
nicht so breite Mündung hat, — 

Das von Speyer, Cass. p. 246 erwähnte 
Vorkommen aus dem Casseler Becken bietet 
keinen Anhalt für eine Vergleichung. — Se. 
distinetus ist keine ganz seltene Erscheinung 
im Sternberger Gestein, und tritt zum Theil 
in sehr guten vollständigen Stücken auf. — 

Eine Abbildung soll später gegeben 
werden. — 


158. Philine nov. spec. = Bulla (? Philine) spec. — 


K. u. W. Oberolig.-Fauna No. 18, t. 1, f. 10. — 


Diese 1. c. aufgeführte Philine hat sich bei 
näherer Vergleichung als nov. spec. ergeben, 
und haben sich inzwischen zahlreichere Exem- 
plare gefunden. — Die speciellere Beschreibung 
wird in der Fortsetzung der Fauna von K u. 
W. erfolgen. — 

Auch im miocaenen Holsteiner Gestein 
hat Herr Fack in Kiel mehrfach eine Philine 
gefunden, die von der Sternberger Art nicht 


zu unterscheiden ist. — 
12* 


180 


159. Dentalium Kickxii Nyst. — 
Speyer, Cass. p. 275, 2. 34, f. 8-1. — =D. 
geminatum Goldf. III., p. 4, t. 166, f. 13. — 
Speyer, Tertiärgeb. v. Detmold, p. 29, t. 2, 
f. 93-11. — 

160. D, seminudum Deshayes. — 
Speyer, Cass. p. 276, t. 34, f. 14,15. — 

161. D, fissura Lamarck. — 


Speyer, Oass. p. 277, 1.34, 5.12,1.— =D. 
acuminatum Desk. — = D. Sandbergeri Bosgq. 
Rech. pal. p. 20, 1.2, f. 1. — Sandb. p. 183, 
t. 15, f.5. — 


162. D, (?) nov, spec — 

Eine Anzahl sehr kleiner fadenförmig dünner, 
schwach gebogener Röhrchen, die Herr von 
Nettelbladt blosgelegt hat, rechne ich nicht 
ganz ohne Zweifel zu Dentalum. Die Stücke 
sind schwach gebogen, glatt und glänzend 
und nähern sich rücksichtlich ihres Habitus 
dem D. filum Sow. Reeve Monogr. t. 5, f. 32. 
Das spitze, hintere Ende ist schwach knopf- 
förmig verdickt, sehr fein durchbohrt, und zeigt 
die Andeutung einer kurzen Fissur. Die Schale 
zeigt bei starker Vergrösserung sehr schwache 
Einschnürungen und Anwachslinien. 


11. Pteropoda. 


163. Vaginella önraben Daudin, — 
Basterot, Mem. Geolog. p. 19, t. 4, f. 16. — 
Semper im Meckl. Archiv 15, p. 214. — Speyer, 
Oass. p. 282. — 
Speyer’s Abbildungen eitire ich nicht, da sie 
nur Steinkerne darstellen. — Die Abbildung 
bei Basterot giebt unsere Art gut und deutlich 


181 


wieder, die sich nicht sehr häufig im Sternk. 
Gestein findet. Ein Stück in v. Nettelbladt’s 
Sammlung zeigt ein deutliches Tröpfchen an 
der Spitze; auch einige Stücke meiner Samm- 
lung zeigen einen Ansatz zu solcher Bildung, 
die also wohl für diese Art characteristisch, 
aber bei der Feinheit der Spitze in der Regel 
abgebrochen sein wird. — 


164. V, tenuistriata Boll in litt. — 

Semper im Meckl. Archiv 15, p. 272. — 
Eine ausserordentlich häufig vorkommende 
Art, die vom Autor selbst nicht publieirt, aber 
von Semper 1. c. so ausführlich beschrieben 
ist, dass der Boll’sche Name dadurch sanc- 
tionirt wird. — | 

Es ist dies eine der eigenthümlichsten Er- 
scheinungen des Sternberger Gesteins; häufig 
sind Stücke desselben vollständig erfüllt von 
diesen zierlichen Formen oder den vertieften 
Abdrücken ihrer Schalen, und auffallend ist 
es, dass diese Vaginella bisher von keiner 
anderen Localität bekannt ist, so dass sie 
recht eigentlich als eine Leitmuschel dieses 
Gesteins anzusehen ist. — 


165. Limacina hospes Rolle — 

Sitzungsber. d. K. Akad. zu Wien 1861, p. 205, 
t. 1, f. 2.%) — = ? Spirialis valvatina Reuss. 
Süzungsber. 1867, p. 146, £.6, f. 11.**) — 

Herr Rolle beschreibt unter obigem Namen 
l. e. ein Vorkommen des Sternb. Gesteins, 
von dem eine Anzahl von Exemplaren auch 
in den Meckl. Sammlungen vorhanden ist. 
Die kleine niedliche Pteropode scheint nicht 
so ganz selten vorzukommen, und entzieht 


*) Dr. Fr. Rolle: über Molluskenarten aus Tertiaer-Ab« 
lagerungen m, 2 T. 


**) Dr. A,E, Reuss: Die fossile Fauna v. Wieliczka m. ST. 


182 


sich wohl nur ihrer Kleinheit wegen der Beob- 
achtung, wird auch vielleicht stellenweise mit 
Embryonen von Natica verwechselt, von denen 
sie jedoch leicht durch das links gewundene 
Gehäuse unterschieden wird. — 
Herr Dr. Reuss beschreibt 1. c. eine 
 Spirialis valvatina aus dem Salzgebirge von 
Wieliczka, und glaubt diese mit der Valvatına 
umbilicata Bornem.*) und der Limacina hospes 
Rolle identificiren zu können. — Gegen diese 
Ansicht spricht sich Herr Dr. v. Koenen 
(v. Koenen: Mittelolig. p. 77, 78) aus, und gebe 
ich demselben in Bezug auf die V. umbelicata, 
die ich von Malliss und Hermsdorf besitze, 
vollkommen Recht. Nicht aber in Bezug auf 
die Spirialis valvatina Reuss, die ich mit Reuss 
vollkommen ident mit der Limacina hospes 
halte. Ja — die Abbildung die Herr Reuss 
von seiner Art giebt, stimmt sogar besser zu 
den mir vorliegenden Stücken der Sternberger 
Art als diejenige des Herrn Rolle, so dass 
eine Vergleichung der Abbildungen mit unserm 
Vorkommen mich veranlassen würde, dem- 
selben den von Reuss gegebenen Namen bei- 
zulegen, wenn nicht Herr Rolle seine Art 
speciell für das Sternberger Vorkommen auf- 
gestellt hätte. — Der Name des letzteren hat 
Jedenfalls die Priorität. — 


(Die Fortsetzung dieses Catalogs wird im nächsten Archiv-Heft 
erfolgen, —) 


*) Bornemann: Die Microse. Fauna des Septarienthons 
v, Hermsdorf m. 10 T. Zeitschr. d. Deutsch. Geol, Ges. Bd. VII. 
1855. p. 319. 


Register. 


Actaeon Montfort., 
(elongatus)*) .» 
Philippi. » F 
punctato-sulcatus . 
simulatus 
Adeorbis S. Wood. 
Larinatns 1.50% 
Alvania Risso. 
Duboisu. "0% 
multicostata 
SEIMDERD/ A. ie 
Ancillaria Lamarck, 
indivisa 


Karsten, a... 
(obsoleia) . » 
(subulata) 

Aporrhais da Üosta. 
(speciosa) 
(megapolitana 


Atys Montfort. 
nov. spec. . 
Borsonia Edwards, 
(decussata) 
laevigata 
Buceinopsis Jeffreys, 
BAT NER EL 
Buccinum Linne, 
Bol  Soo  , 
(dbullatum) . 


143. 
143. 


Bulla Linng, 
(acuminata) . 
(conoidea) 
(convoluta) 
intermedia . 
(teretiuscula) 
(turgidula) 
utrieula, 1 N 
(confer. Cylichna, Sca- 
phander, Volvula & 
Utrieulus). 


Calyptraea Lamarck. 
chinensis, .%, nrie 
(depresa) .. » 
(striatella) 


Cancellaria Lamarck. 

evulsa . 
eranulata 

(minuta) . 
multistriata N 
occulta. 

(pusilla) . 
Semperi .; » 
subangulosa . 


Capulus Montfort. 
elegantulus. 


Cassidaria Lamarck. 
(Buchü) . . 
nodosa , 


Seite. 


174. 
175. 
173: 
176. 
175, 
177. 
176, 


166. 
166. 
166. 


151. 
151. 
151. 
151. 
151. 
151. 
152. 
151, 


166. 


144. 
144, 


*) Die in Cursivschrift gedruckten Namen bezeichnen Arten, die nicht im 
Sternberger Gestein vorkommen, sondern nur als Synonyma oder der Vergleichung 


wegen aufgeführt sind. — 


184 


Seite, 
Cassis Bruguiere. 
megapolitana 144, 
Cerithium Bruguiere, 
acuticosta . . . 12. 
(Sandbergeri) 152. 
trilineatum . 152. 
Chenopus Philippi. 
Margerini 153. 
Var. bicarinata . 153. 
speciosus 153. 
tenuis . 153. 
Chiton Linne, 
PBDER.NEEN Eur 166. 
Cingula Flemming. 
dissoluta 162. 
Conus Linng, 
(Allion:) . 146, 
(antediluvianus) . 146. 
Semperi . .». 146. 
Cryptostoma Blainville. 
(elegans). . 154. 
Cylichna,„Loven. 
angulata 175. 
cancellata . 176. 
Laurenti . . » 19. 
lineata . 175. 
minima , . 17. 
Sowerbyi 174. 
subperforata . 175. 
Defrancia Millet, 
Naumanni , . 150. 
HONFSPee. “RT IL, 
Bappardi ; :. 150. 
vagans. 150. 
Dentalium Linne. 
(acuminatum) . 180. 
fissura . , 180. 
(geminatum) . 180. 
Kickxiü . . 18%, 
nov. spec. . . . 180. 
(Sandbergeri) 180. 
seminudum . 180, 


| 
| 
| 


$ E Seite. 
Discospira Semper. 

noVv. spec, . . 16. 
Eglisia Gray. 

(impar) . . . 159. 

Sandbergeri 159. 
Erato Risso, 

laevis:. 3 oe 146, 
Eulima Risso, 

Hebe 158. 

Kochi 158. 

Naumanni . 158. 

subula . 158. 


Eulimella Forb,. & Hanl. 


eustyla . . 158. 
incrassata . . 158, 
Ficula Swainson. 
coneinna . . 141- 
condita . 141. 
Fossarus Philippi. 
Beyrichi 169. 
Fusus Lamarck, 
(aequistriatus) 141. 
(Brückner:) . 142. 
(cancellatus) . 141. 
elatior = war 
Var, acuticosta 143. 
elegantulus. .„. . 14l. 
Var. cancellata 141. 
Var, tricarinata 141. 
elongatus 142, 
Feldhausi 142, 
(mitraeformis) 141. 
nov. Spec, . 142. 
(rarus) . » 143, 
singularis . 142. 
scrobieulatus . . 141. 
Waeli . R 142, 
Var. subcostata 142. 
Var. tenuis . 142, 


Lacuna Turton. 
subeflusa -. ..... 


163. 


Limacina ÜCuvier, 
hospes . „ 
Litiopa Rang. 
Maltzani . . 
Margarita Leach. 
Kick. 00.2. 
Mangelia Risso. 
(maitreja) 
obtusangulla . . 
(Pfefer:) i 
Kappardi. 7 27, 
Raemern „2%, 
Mathilda Semper, 
bicarinata . . » 


Menestho Möller, 
(eryptostyla) . 
Mesalia Gray. 
quadristriata 


Mitra Lamarck. 
approximata .„ » 
hastata.. . . 
Phtlippii . ,° 
semimarginata . 

(semisculpta) . 
Söllingensis 
(Sirucki) . 

Murex Linng, 

brevicauda ; 
(capio). . . 

Deshayesii . 

globosus 

Kochi 2 

pereger: Hm," 7, 
(simple) . . 

Nassa Lamarck. 
pygmaea . 

Var. bispiralis , 
Var. convexa . 
Schlotheimi 


Natica Lamarck, 
dilatata 
(glaueinoides) 


185 


Seite. 


181, 


161. 


165. 


151. 


Natica, 

helieina 

Var, angulosa , 

Var. elevata 
(hemiclausa) . 

labellata ' ." .  . 
(Nuss)... 
(Var. conomphalus 
( Var, micromphalus) 


Niso Risso, 
minor » 
(terebellum) 


Odontostoma Flemming. 
acutiusculum 
Bollaaum . . 
conoideum . 

(fraternum) . 
nov. spec. . 
(plicatum) 
Oliva Bruguiere. 
(Dusfresnei) . 
flammulata . 

Paludina Lamarck. 
Nettelbladi . » 

Patella Linn£. 
compressiuscula 
(megapolitana) . « 
papyracea . 

Philine Ascanias. 
nov. spec, . 

Phasianella Lamarck. 
multieingulata . 
ovulum . 

Pileopsis Lamarck. 
elegantula . . 

Pisanella v. Koenen. 
semiplicata. 


Pleurotoma Lamarck. 
(acuminata) . -» 
(belgica) . 
(coronata) 
(erispata) 


Seite. 


154. 
154. 
154. 
154. 
153. 
154. 
154. 
154, 


158. 
158. 


154. 
154. 
155. 
155. 
155. 
155. 


144. 
144. 


162. 
169. 
165. 
165. 
179, 


165. 
164, 


166. 
141. 


149. 
149. 
148. 
149. 


Pleurotoma. 
dentieula 
(dorsata) . 
(Duchastelli) . 
flexuosa 
(Hausmanni). 
(helizoides) 
(.Hörzesi) 
intorta . 
Koeneni 
Konincki . 
laticlavia 
(Morrent) 
obeliscus 
obliquinodosa . 
peracuta . 
(polytropis) 
regularis 
(scabra) . 
(scalaris) 
Selysi 
Speyeri.. > 
subdenticulata . 
terebralis 
(trieincta) 
(trifasciata) . 
turbida . 
(uniplicata) . 
( Volger:) 
( Waterkeynii) 
Pyrgiscus Deshayes, 
(Kochü) . » 
Leunisii 
Pyrula Lamarck. 
(clathrata) 
(reticulata) 
Raulinia Sandberger. 
acuta 


Ringicula Deshayes, 
(acuta) 
auriculata . 
(buccinea) 
(gracilis) . 


Seite. 


147. 


. 146. 


149. 
149. 


149. 


149. 
150. 
149, 
150. 


146, 


147. 
149, 


149. 


150, 


150. 


149. 
149. 
150. 
148. 


148, 


149. 
147, 
149. 
149. 
148. 


147. 
150. 
149, 
146. 


156. 
160, 


141. | 
141. 


154. 


166, 


186 


166. 
167. 


Seite. 
Ringicula,, \ 
(Grateloupi) . 166. 
(marginata) . 167. 
(ringens) 167, 
(Semperi) 168. 
striata . » 166. 
(subventricosa) 167. 
(ventricosa) . 167, 
Rissoa Fremenville. 
(biangulata) . 162. 
dissoluta 162. 
Duboisii 162. 
multicostata 161. 
punctata 161. 
Semperi ER ar 
Rostellaria Lamarck, 
(speciosa) 153. 
Scalaria Lamarck. 
amoena . 160. 
insignis 161. 
(lamellosa) 161. 
nov. spec. . 161. 
pusilla. Was 160, 
rudis , 160. 
Scapha Gray. 
Siemssenüi . 2 246, 
Scaphander Montfort. 
distinetus 177. 
(librarius) 178, 
(lignarius) 178. 
(patens) . 179: 
(puncto-striatus) . 179. 
Sigaretus Lamarck. 
(canaliculatus) 154. 
Philippü . 154. 
Stenomphalus Sandberger, 
Wiechmanni 141. 
Spirialis Eyd, et Soul. 
(valvatina) . 181. 
| Stylopsis A. Adams, 
(quadristriata) 160, 
Tectura Cuvier, 
megapolitana 165. 


187 


acuminata . . 174, 


Xenophora F. v. Waldheim. 
(Lyellana) . . 164. 
serutaria . . . 164. 


Belr. 2 2.00... 1506, 
conulus a 5 
eostellata 2. 212.715 
Euterpe „. .  . 156. 
Helena. N..207.5,.2..2.152 
‚effreyer 5.07% ,,.21319% 

Druckfehler. 


Seite 174 No. 146 lies: Volvula, statt: Volovla. Seite 174 Zeile 6 v. u. lies: 
der subperforata, statt: des subperforata. 


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Seite. } Seite. 
Terebra Lamarck, Turbonilla, 
Beyrichih . .„ . 144. wa)... 2 ee 
Var. eingulata. . 144. Mr (Kol); . ... „108 
Var. flexuosa „. . 144. laevissima . . . 15. 
eincta een ee N BROV..SPee. . ia. 12..u197. 
(plicatula) . . 144, Sandbergeri . . 15. 
(ventricosa) . . 144, Speyeri K.& W. . 156. 
Tiphys Montfort. (Speyeri Semp.) . 150. 
eunieulosus . . 140. (subeylindrica) . 155. 
(fstulatws) . . 1a. subulata 3... 10M 
(horridus) . . 140. (turriculata) . . 15. 
pungns . . . 140. varieulosa . . .„ 156. 
Schlothemi . . ML. Wiechmani . . 157. 
(sejundus) . . 141. || Turritella Lamarck. 
Tornatella Lamarck. (communis) ... 108 
(Ferrussaci) . . 172. Geyniti . . . 158 
(mfata). . . 172 | Utriculus Brown, 
(laevisulcata) . 194. (mamillatu) . . 174. 
(lymneiformis) . 172. tumidusoi ui, 00) 00 108 
(Nysti) . . . 1. || Vaginella Daudin, 
(semistriata) - ey} depressa 5 2 SETS 
(confer. Actaeon). tenuistriata. . . 18l. 
Eee Valvatina Bornemann, 
ee ey 10m: es 
Triforis Deshayes, Vermetus Tamarek. 
Be a 158. Bpee. ea ce, Ver Fer 
Beau Ouvier, Volstatine 
flandricum EN LE 141, deeora N a. SE 
(nodularium) . 141. (dedema) a a De 
Trochus Linng, ey a 
an nodosa Bl ng: 145 
a RN: n (Siemssenä) . . 146. 
Marga 177 . . 
Turbonilla Risso argremdaR) 
(acuticosta) . . 1857. V olvula Adams, 


Zizyphinus Gray. 
| elegantullus . . 16. 


Die Faltenwespen, 
mit Berücksichtigung der in Norddeutschland 


vorkommenden Arten. 


Von Dr. Ferd. RBudow. 
Hierzu Taf. III. 

Die Faltenwespen, gewöhnlich schlechthin Wespen 
genannt, sind zu den HAymenopteren oder Hautflüglern 
gehörig und zwar bilden sie eine Unterabtheilung der 
Aculeata, d. h. derjenigen Hautflügler, welche am Hinter- 
leibe einen Wehrstachel besitzen, mit Hilfe dessen sie 
eine scharfe Säure in die Wunde ihrer Feinde träufeln. 
Wenn schon die Wespen von Verwandten leicht durch 
ihre fast immer schwarz und gelben Zeichnungen unter- 
schieden werden können, so besitzen sie ausserdem in 
ihren Flügeln ein sehr charakteristisches Merkmal. Es 
lassen sich nämlich die Vorderflügel der Länge nach 
zusammenfalten und werden in der Ruhe stets auf diese 
Weise getragen, woher die Wespen ihren Namen erhalten 
haben. In ihrer äusseren Gestalt gleichen die Falten- 
wespen vielen andern Bienenarten, ihre Fühler sind 
meist deutlich gebrochen und nickend, mit verschieden 
gestalteter, fädlicher, keuliger oder hakiger Geisel, die 
Augen nierenförmig, nach innen gewöhnlich stark aus- 
geschnitten, die Ocellen stets deutlich und im gleich- 
seitigen Dreieck auf dem Scheitel stehend. 

Die Oberkiefer sind bei allen verhältnissmässig 
lang und stark zum Zerbeissen eingerichtet und deshalb 
mit mehreren scharfen Zähnen am Vorderrande versehen. 
Die Zunge theilt sich in mehrere Theile, von denen der 
mittlere breitere Theil wiederum gespalten und wie die 
Seitentheile unten mit einer kleinen drüsigen Verdickung 
versehen ist. Die Zunge dient wie bei den Blumen- 
bienen dazu die flüssigen Nahrungsmittel aus Pflanzen- 
oder Thierstoffen aufzuschlürfen. 


Pie 


Die Faltenwespen finden sich das ganze Jahr hin- 
durch überall vor und sind am besten, oft schon im 
April an warmen Tagen, an sonnigen Mauern oder Holz- 
wänden zu fangen, an denen sie ihre Nester anlegen, 
während andere sich den Erdboden, hohle Bäume oder 
freistehende Hausbalken, Dachwinkel oder Baumäste 
zur Baustelle ihrer Nester erwählen.. Im Sommer 
schwärmen sie auf Blumen umher, vorzüglich auf Um- 
bellaten, deren Saft sie saugen, und dringen im Herbst 
oft in die Wohnungen ein, wo sie irgendwo Süssigkeiten 
vorfinden. Man unterscheidet von ihnen zwei grössere 
_ Gruppen, die gesellig nach Art der Bienen lebenden 
Vespae sociales und die einsam nur paarweise zusammen- 
hausenden Vespae solitariae. 

Die sociales bilden grössere Colonien mit gemein- 
samen Nestern und trennen sich wie die Honigbienen 
in drei Geschlechter, die Weibchen, Männchen und 
Arbeiter, während die soltariae nur in weiblichen und 
männlichen Formen vorkommen. Eine dritte Gruppe, 
die schmarotzenden Faltenwespen, ist nur aus einem 
Genus in Deutschland bestehend und dürfte wohl kaum 
in unsern nördlichen Gegenden gefunden werden. 

Die geselligen Wespen umfassen mit geringen Aus- 
nahmen die grössten Thiere der Familie, sämmtlich von 
schwarzer, gelber oder brauner Farbe, deren einzelne 
Geschlechter sich in die Arbeiten der Colonie theilen. 
Die Entstehung einer solchen geschieht folgendermassen: 
Abweichend von den Honigbienen und übereinstimmend 
mit den Hummeln und andern sterben im Herbst, wenn 
Nahrungsmangel eintritt, alle Bewohner eines Nestes 
mit Ausnahme der befruchteten Weibchen, welche sich 
unter Moos, Laub oder in hohle Bäume verkriechen und 
hier in einem lethargischen Zustande ohne Nahrung den 
Winter zubringen, bis sie im März oder April durch die 
Wärme geweckt werden und sich der Oberfläche nähern, 
um bei anhaltend gutem Wetter auszufliegen und sofort 
an das Nesterbauen zu gehen. Man kann schon in dem 
Monate Februar oft solche Wespen unter der Moosdecke 


1% 


auffinden, wo sie unbeweglich liegen und erst durch die 
Handwärme belebt werden. Ein solches Weibchen fliegt 
nun sofort umher und sucht einen passenden Nistplatz 
aus, worauf es Material zum Nestbau anschleppt, das 
nach der Art der Wespen verschieden ist, um vorerst 
ein Nest mit wenigen Zellen anzulegen, in die es die 
ersten Eier legt, aus denen nur Arbeiter hervorgehen, 
welche allein von dem Weibchen im Larvenzustande mit 
Nahrung versorgt werden. Sowie die Arbeiter aus den 
Zellen ausgeflogen sind, vergrössern sie das Nest, bauen 
mehr Zellen, in die dann das Weibchen wiederum Eier 
legt, die von den Arbeitern gepflegt werden, während 
das Weibchen vorläufig weniger das Nest verlässt. Im 
Laufe des. Sommers werden dann noch mehre Male 
Arbeiter entwickelt, bis die letzte Generation aus 
Männchen und Weibchen besteht, welche sich in den 
letzten Sommertagen befruchten, damit der Kreislauf 
von neuem beginnen kann. 

Die einsam lebenden Wespen entwickeln sich im 
Ganzen den ersten ähnlich, nur dass manchmal befruchtete 
Eier überwintern, aus denen im Frühling die Thiere aus- 
kriechen, welche ihrerseits auch sofort an den Nestbau 
gehen. Im übrigen bauen überwinternde Weibchen allein 
ihr Nest, in welches sie wenige Eier, manchmal nur ein 
einziges legen, zu dem geeignetes Futter, wie Raupen 
und andere Thiere, eingetragen werden, damit die aus- 
kriechenden Larven sofort Nahrung vorfinden. Die ge- 
fangenen Thiere bewegen sich im Neste nicht, weil sie 
von den Wespen durch das Gift ihres Stachels betäubt 
werden. Bereits die erste Generation besteht aus 
Weibchen und Männchen, die entweder in mehrkam- 
merigen Nestern oder auch in einfachen Bauten ent- 
wickelt werden. Sie schreiten ihrerseits: sogleich zum 
Nesterbau, bei welchen beide Geschlechter thätig sind, 
wie ich mehrfach beobachtete, bringen aber nur in 
warmen Herbsten noch einmal Junge zur Vollendung, 
während ich die meisten Nester mit unentwickelten 
Eiern oder Larven noch im Spätherbste vorgefunden 


191 


habe. Die Schmarotzerwespen weichen in ihrer Lebens- 
weise nicht von andern Schmarotzerinsecten ab. 

Der Nahrung nach sind die Wespen entweder Raub- 
inseeten, indem die grössern von ihnen sich vielfach 
von lebenden Insecten aller Art ernähren oder auch 
Fleisch und Fruchtsäfte geniessen, wodurch sie oft recht 
lästig werden können. Die kleineren von ihnen sorgen 
eigentlich nur für die Nahrung ihrer Larven, denen sie 
ebenfalls Raupen und andere kleinere Kerbthiere zu- 
tragen, während sie selbst im vollendeten Zustande 
wenig Nahrung und diese meist nur aus Blumenhonig 
bestehend zu sich nehmen. 

In manchen Jahren finden sich die Wespen in 
grossen Scharen vor, in andern dagegen kommen sie 
nur vereinzelt zum Vorschein, je nachdem die Witterung 
mehr oder weniger günstig ist, um die Jungen zur Ent- 
wickelung zu bringen. 

Beim Einsammeln der Thiere sind einige Vorsichts- 
massregeln zu beobachten, weil die meisten empfindlich 
stechen. Die Haut wird aber im Laufe der Zeit gegen 
die Ameisensäure des Stachels abgehärtet, wie ich an 
mir erfahren habe, da ich jetzt ohne irgend welches 
Schmerzgefühl selbst von Hornissen gestochen werden 
kann und deshalb auch ohne Bedenken alle Wespen 
sofort anfasse. 


Am besten fängt man die Wespen an Blumen oder 
vor ihren Nestern mit dem Netze oder darübergestülpten 
Glasröhren, kleinere kann man erziehen, indem man ihre 
geschlossenen Nester einsammelt, aus denen sich dann 
die Thiere entwickeln. Ich töde die Wespen durch 
Chloroform oder Essigätherdampf; wählt man Cyankalium, 
dann darf ıran die Thiere nicht zu lange der Einwirkung 
des Dampfes aussetzen, weil sonst die gelben Farben 
sich leicht in Rot umwandeln. Von der Aufbewahrung 
in Alkohol rate ich entschieden ab, da durch diesen die 
feinen Häärchen zusammenkleben und die Flügel erhärten, 
so dass sie schwer zu entfalten sind. 


192 


Als Hauptmerkmal zur systematischen Eintheilung 
dient wie bei allen Hymenopteren der Vorderflügel, 
dessen Zellen deshalb in erster Linie betrachtet werden 
müssen. Jeder Wespenflügel hat drei Zellenreihen; die 
oberste Reihe, Randzellen, besteht bei dieser Familie 
nur aus einer, meist dreieckigen Zelle, die zweite Reihe, 
Cubitalzellen, umfasst höchstens drei neben einander 
liegende Zellen, deren hintere die grösste ist, die mittlere 
meist am oberen Rande schmaler als am unteren, wird 
unten von einem oder zwei für die Systematik wichtigen 
Nerven berührt, den sogenannten Discoidalnerven oder 
Discoidalqueradern, weil sie die dritte Zellenreihe, die 
Discoidalzellen, bilden, die für unsere Zwecke aber völlig 
gleichgiltig sind. Besagte Nerven führen auch noch den 
Namen rücklaufende und münden entweder beide in die 
zweite Cubitalzelle selbst oder die vordere in die Grenz- 
nerven dieser Zelle. Die dritte Oubitalzelle hat eine 
mehr oder weniger trapezförmige Gestalt, kommt aber 
als solche auch wenig in Betracht. 

Neben der Flügelbildung ist der Kopf ins Auge zu 
fassen, weil dessen verschiedene Bildung ein Kennzeichen 
zur Unterscheidung der Arten abgibt. Den vorderen 
Theil des Kopfes nimmt eine meist glatte, von den Augen 
und Fresswerkzeugen scharf abgegrenzte Fläche ein, das 
Kopfschild, dessen verschiedene Farbe, gelb oder schwarz, 
sowie auch verschiedene Gestaltung des unteren Theils 
berücksichtigt werden muss. An der oberen Grenze des 
Kopfschildes lenken sich die Fühler ein, deren erstes 
verlängertes Glied der Fühlerstiel genannt wird, während 
der winklig abgezweigte vielgliedrige Theil die Geisel 
heisst. Bei den Weibchen haben die Fühler 12 Glieder, 
bei den Männchen 13 und sind hier sehr verschieden 
gestaltet, indem die 2 bis 5 letzten Glieder verdünnt, 
hackig, gerollt oder gekerbt sein können und wichtige 
Anhaltepunkte bei der Bestimmung der Arten abgeben. 

Auch die Stellung und Grösse der Augen dient bei 
einem Genus als Bestimmungsmittel, je nachdern sie bis 
an die Basis der Kiefer reichen, oder einen Zwischen- 


195 


raum freilassen, während im ganzen Unterschiede kaum 
bemerkbar sind. 

Auch die Bildung der Füsse !zeigt keine Ver- 
schiedenheit, kein Glied ist absonderlich gestaltet, ver- 
breitert oder verdickt wie bei den Grabwespen und 
Blumenbienen; die Beine sind vollkommen haarlos oder 
doch nur sehr schwach behaart, weil die Wespen keinen 
Blumenstaub einsammeln und deshalb auch keine haarigen 
Leibestheile zur Aufbewahrung desselben nöthig haben. 
Nur bei einer Unterabtheilung kommen an den Schenkeln 
der Mittelbeine einige Abweichungen vor, indem diese 
mit einigen deutlichen Zähnen bewaffnet sind, jedoch 
fehlt diese Verzierung den Weibchen vollständig. 

Das Abdomen bietet dagegen eine grössere Mannig- 
faltigkeit der Formen dar, als man bei der wenig zahl- 
reichen Familie vermuten sollte. Bei den grossen Wespen 
ist der Hinterleib gewöhnlich gedrungen kegelförmig, 
am ersten Segmente fast gerade abgestutzt und mit 
einem kurzen dünnen Stiele an den Brustkasten an- 
seheftet; bei den kleineren Arten stimmt entweder die 
Gestalt mit der erwähnten überein, oder das erste 
Segment ist schmaler als die übrigen, vorn gerade ab- 
gestutzt oder allmälig abgerundet, oder auch stielartig 
stark verlängert, während der hintere Theil wie eine 


Keule an dem Stiele befestigt ist. Das erste Segment 


hat ferner vorn manchmal eine scharfe Kante, auf seiner 
Oberfläche eine Rinne, ist aber immer nur durch ein 
dünnes Stielchen mit dem Brustkasten verbunden. Die 
Weibchen haben nebst den Arbeitern nur 6 Hinterleibs- 
ringe und am letzten den scharfen Wehrstachel, die 
Männchen sind waffenlos und mit 7 Hinterleibsringen 
versehen, meist auch schlanker gebaut als die Weibchen. 
Am Brustkasten ist die Bildung des Prothorax zu 
beachten, der bei einigen Species an den Schultern 
sezähnt ist, ebenso kommen beim Metathorax an den 
Seiten dergleichen Zähne vor, oder die Seiten sind 
scharfkantig oder abgerundet. Der Anfang des Meta- 
thorax ist meist nur wenig bei den Wespen erhaben; 
Archiv XXX. 15 


194 


diese Erhabenheit, Schildchen oder Scutellum, gewöhnlich 
in die Breite ausgedehnt, hat gewöhnlich abweichende 
Farben, gelb oder weiss, ist aber doch im ganzen wenig 
charakteristisch gebildet, um als Unterscheidungsmerkmal 
dienen zu können. 

In der Nomenclatur bin ich Schenck, deutsche 
Vesparien, Nassauische Jahrbücher XVI, gefolgt; die 
Beschreibung geschah nach natürlichen Exemplaren in 
meinem Besitze. In der Aufstellung der analytischen 
_ Tabellen habe ich die unveränderlichsten Körpertheile 
am meisten berücksichtigt, da die Farbe zu sehr wechselnd 
ist; bei zweifelhaften Fällen verweise ich auf die stets 
ausführliche Beschreibung. Es ist rätlich, die Bestimmung 
nicht mit einzelnen Thieren vorzunehmen, sondern eine 
möglichst grosse Menge zur Vergleichung zu benutzen, 
weil in diesem Falle die charakteristischen Unterschiede 
am besten in die Augen fallen. 


Systematische Eintheilung der Genera. 


I. Drei Cubitalzellen, Fühler deutlich gebrochen, 
Geisel schwach verdickt nach dem Ende zu. 1. 


II. Zwei Cubitalzellen, Fühler deutlich keulenförmig 
geköpft. 2. 

1. * Mittelschienen mit 2 Endstacheln, Prothorax 

an der Vorderseite allmälig verschmälert, ab- 

gerundet, mitnursehr schwacher Randwulst. A. 


** Mittelschienen mit einem Endstachel, Pro 
thorax an der Vorderseite gerade abgestutzt, 
am Rande scharf oder gezähnt. B. 

A. Abdomen gedrungen kegelförmig, erstes 
Segment vorn gerade abgestutzt mit 
scharfem Rande. Fühler bei beiden Ge- 
schlechtern gleichmässig gebildet, die der 


Männchen etwas länger. 
J. Vespa. 


195 


Abdomen vorn nicht abgestutzt, ganz all- 
mälig nach vorn verschmälert, Fühler der 
Männchen am Ende umgerollt. 

II. Polistes. 


B. Segment 1 sehr schmal und lang, die 
andern eine Keule bildend. a. 

Segment 1 nicht viel schmäler als die 

übrigen, Hinterleib nicht keulenförmig. b. 

a. * Thorax nicht viel länger als breit, 

Segment 1 nach dem Stiele zu sich 

ganz allmälig verdünnend, Oberkiefer 

lang und schmal mit kleinen Zähnen. 

Fühler der Männchen mit hakenförmig 

umgebogenem letztem Gliede, Farbe 

schwarz mit vielen gelben Flecken. 

III. Eumenes. 


** Thorax viel länger als breit, Segment 
1 stark gewölbt, nach dem Stiele zu 
sich plötzlich verdünnend, Oberkiefer 
kurz, deutlich langgezähnt. An den 
Fühlern der Männchen die zwei 
letzten Glieder sehr kurz und dünn 
hakig zurückgebogen. Farbe vor- 
herrschend gelb. 

IV. Discoelius. 


b. * Discoidalqueradern beide in die 
zweite Cubitalzelle mündend. 
V. Odymerus. 


** Discoidalqueradern so in die zweite 
Cubitalzelle mündend, dass die zweite 
entweder in das Ende der Zelle, oder 
in die dritte Cubitalzelle trifft. 

VI. Pterocheilus. 
2. Einzige, aber nur süddeutsche Art, die nicht 
zu verwechseln ist. 
VIT, Celonites. 


13* 


Tabelle zur Bestimmung der Species. 


SAnıanannn 


I. Vespa. 
Grundfarbe des Hinterleibs braungelb, des Kopfes 
und Thorax braunrot, die grösste Art. Crabro 1. 


Grundfarbe des ganzen Körpers rein gelb. — 

Zwischen den Augen und der Einlenkung der Ober- 
kiefer ein deutlicher freier Raum, Fühlergeisel schwarz 
und braungelb. 1. 

Zwischen den Augen und den Oberkiefern kein 
freier Raum. Fühlergeissel stets schwarz. U. 


1; 

a. Kopfschilid mit schwarzem Längsstreifen oder 
Flecken. Fühlergeisel unten ganz braungelb oder 
schwarz gefleckt. 

* Segment ] oder 1 und 2 schwarz, rot und gelb 
gefleckt, Fühlergeisel der Weibchen und Arbeiter 
schwarz und rotgelb gefleckt, der Männchen ganz 


schwarz. norwegica 2. 
**= Alle Segmente nur schwarz und gelb gefleckt, 
Fühlergeisel ganz rotbraun unten. saxonica 3. 


b. Kopfschild ganz gelb. 
Fühlergeisel der Weibchen und Arbeiter unten 
- braungelb, der Männchen schwarz. holsatica 4. 
II. 
a. Segment 1 oder 1 uud 2 schwarz, rot und gelb 
gefleckt. rufa 3. 
b. Segmente alle nur schwarz und gelb gefleckt. 
‘= Die gelben Binden der Segmente nicht gezackt, 
fast geradlinig, höchstens in der Mitte ein wenig 
gebuchtet, Körper stark behaart. austriaca 6. 


Tr 


197 


Die gelben Binden der Segmente deutlich gezackt. 


Kopfschild mit 3 schwarzen Flecken, beim Männchen 
manchmal weniger deutlich. germanica 7. 


Kopfschild mit schwarzen Streifen. vulgaris 8. 


I]. Polistes. 


Nur eine deutsche Species gallıca, mit Varietät 
diadema, nach der Farbe der Fühler unterschieden. 


III. Eumenes. 


I. Kopfschild unten ausgerandet mit deutlich vor- 


i 


springenden Ecken, Behaarung deutlich abstehend, 
Körper punktirt. 

pomiformis 1. mit Var. coarctatus 2. 
Kopfschild unten nur bogenförmig abgerundet, 
stark nach unten vorstehend, Behaarung meist 
glatt anliegend, Punktirung nur am vorderen Körper 
deutlich. dimidiatus 3. 


IV, Diseoelius. 


Nur eine deutsche Art. zonalis. 


V, Odynerus, 


Erstes Segment senkrecht oder fast senkrecht nach 
vorne zu abgestutzt, am Vorderrande mit scharfer 
Wulst. 1. 


Erstes Segment nach vorn zu ganz allmälig abge- 
rundet und sich verschmälernd, ohne Wulst. II. 


Stielchen zwischen Brustkasten und Hinterleib ganz 
kurz, wenig bemerkbar, Metathorax am Seitenrande 
mit scharfem Zahne, Fühler der Männchen mit 
kurzem vorletztem und hakig umgebogenem letztem 
Gliede. Erstes Hinterleibssegment von oben ge- 
sehen so breit als das 2te. A. Aucistrocerus. 


Stielchen äzwischen Brustkasten und’ Hinterleib 
deutlich bemerkbar.) Metathorax am Seitenrande un- 


198 


merklich gezähnt. Fühler bei beiden Geschlechtern 
gleich gestaltet. Erstes Hinterleihsglied von oben 
gesehen viel schmaler als das 2e, mit einer Längs- 
rinne auf der Oberseite. B. Symmorphus. 


. Fühler der Männchen mit kurzem vorletztem und 
hakig umbogenem letztem Gliede, Metathorax am 
Seitenrande manchmal scharfkantie. 

C. Leionotus. 


Fühler der Männchen mit verkürzten, verdünnten 
und eingerollten fünf letzten Gliedern. 
D. Hoplopus. 


A. Aucistrocerüus. 


Punktirung überall sehr stark, so dass der ganze 
Körper matt und rauh -erscheint, Schulterbeulen 
sehr gross, Abdomen mit 5 Binden, deren erste an 
der Seite stark erweitert ist. 18—20 M M. 
renimacula 1. 


Punktirung weniger stark, Körper glänzend und 
glatt. 


Binde 1 des Hinterleibes an der Seite stark er- 
weitert, so dass ein drei- oder viereckiger Aus- 
schnitt entsteht A. 


Binde I des Hinterleibes fast gleich breit, oder 
nur sehr wenig erweitert. B. 


. Thorax nur wenig länger als breit, Kopfschild 
schwarz oder gelb gefleckt. Thorax an der Seite 
entweder ganz schwarz oder mit gelben Flecken, 
ebenso Schildchen, Prothorax meist mit kleinen 
Zähnchen. 4—5 gelbe Binden. 18 M. M 

. parietum 2, 


Thorax fast doppelt so lang als breit, Färbung 
fast wie vorige, Kopfschild veränderlich schwarz, 
gelb oder gelbgefleckt. trifasciatus 3. 


199 


B. a. Mit 5 oder 6 gelben Binden am Hinterleibe, oder 


Segment 6 nur gefleckt. 


* Segment 1 sehr kurz, viel breiter als lang, Seg- 
ment 2 gegen das erste merklich vorspringend, 
Schildchen deutlich vorragend kantig, Schenkel 
gelb, rotgelb mit wenig schwarz, Schienen gelb, 
5—6 gelbe Hinterleibsbinden. oviventris 4. 


**= Wie vorige, aber Segment 2 nicht vorspringend, 


Schildchen 2 buckelig, Schenkel fast schwarz, 
Schienen rotgelb. pietus 5. 


##* Seoment 1 nicht auffallend kurz, Hinterleib lang- 


gestreckt, manchmal Binde 5 verwaschen, so dass 
nur Segment 1—4 gebändert erscheint, Kopfschild 
schwarz oder mit 2 kleinen gelben Flecken, 
grösste Art 20—21 M. M. antılope 6. 


b. Mit 3 Binden am Hinterleibe, die 2!e auch am 


Bauche sichtbar, die 3!e oft abgekürzt, Farbe 
des Kopfschildes und der Beine veränderlich. 
10—12 M.M. trimarginatus 7. 


B, Symmorphus, 


4 bis 6 gelbe Hinterleibsbinden 1. 
2 bis 3 gelbe Hinterleibsbinden 1. 


I. Prothorax vorn glatt. A. 


Prothorax an den Schultern mit deutlichen Zähnen. B. 


A. Binde 2 am breitesten, die vordern in der Mitte 


ein wenig ausgebogen, Längsrinne des ersten 
Segments im ganzen Verlaufe deutlich, Schildchen 
gelb gefleckt. 13—15 M. M. crassicornis 1. 


Binden alle gleich breit, Längsrinne des ersten 
Segments hinten undeutlich, Schildehen schwarz, 
13—15 M. M. murarius 2. 


Prothorax mit 2 grossen gelben Flecken, Binden 
regelmässig, Männchen mit fast schwarzem Thorax 


200 


und oft 6 Binden, Segment 2 manchmal mit gelbem 
Fleck; nur 11—12 M.M. Herrichianus 3. 


B. Prothorax mit 2 grossen gelben Flecken, die den 
Vorderrand einnehmen, Binde auf Segment 1 und 
meist auch 2 breit, Binde 1 ausgebuchtet. 

elegans 4. 


II. Prothorax vorn glatt, höchstens mit einem kleinen 
Wulste. A. 
Prothorax an den Schultern mit Zähnchen. B. 


A. Abdomen mit 2 schmalen Binden auf Segment 1 
und 2, Rand des Metathorax deutlich mit vor- 
springenden Ecken. allobrogus 5. 


B. Binden des Hinterleibs weisslich. fuscipes 6. 
Binden des Hinterleibs gelb. 


a. Prothorax und Schildchen mit 2 gelben Flecken, 
Segment 1, 2, 4 mit gelber Binde, die erste in 
der Mitte gebuchtet, Längsfurche auf Segment 1 
schmal aber deutlich. sinuatus 7. 


b. Prothorax und Schildchen ungefleckt, schwarz. 


* Thorax viel länger als breit, Prothorax mit sehr 
kleinen Zähnen, Furche des Segment 1 breit 
aber undeutlich, Kopfschild meist gelb. 


bifasciatus 8. 


Thorax nicht viel länger als breit, Prothorax 
mit langen Zähnen, Furche des Segment 1 breit 
und deutlich, Kopfschild mit dunkler Farbe vor- 
herrschend. debilitatus 9. 


0, Leionotus. 
Metathorax an den Seiten mit scharfem Rande I. 
Metathorax an den Seiten abgerundet II. 


I. Hinterleib mit 4-6 Binden. A. 
Hinterleib mit 2 Binden. B. 


201 


. Am innern Augenrande ein gelber Streifen. Rand 
des Metathorax ohne Zahn. a. 


Am innern Augenrande kein gelber Streifen. Rand 
des Metathorax mit Zahn. b. 


. Schildchen jederseits am Ende mit einem auf- 
rechten spitzen Zahne. parvulus Lep. 1. 


Schildehen ohne Zahn. Dantiei 2. 


. Beine mit viel gelb, keine Hinterleibsbinde am 
Bauche sichtbar, Binde 1 an den Seiten nur etwas 
breiter als in der Mitte. simplex 3. 


Beine mit wenig gelb, fast schwarz, Binde 2 am 
Bauche sichtbar, Binde 1 meist sehr breit, in der 
Mitte gebuchtet, Segment 2 manchmal mit gelben 
Flecken. nigripes 4. 


. Binden des Hinterleibs weiss, a. 
Binden des Hinterleibs gelb, b. 
. Schildchen schwarz, kantig, Binde auf dem Segment 


2 mehr in der Mitte, am Bauche nicht sichtbar. 
alpestris 5. 


Schildchen weisslich, glatt, Binde auf Segment 2 
am Hinterrande, am Bauche sichtbar. minutus 6. 


. Schienen fast schwarz, Hinterleibsbinden schmal, 
Prothorax glatt. germanicus T. 


II. Punktirung des Hinterleibs grob, Kopfschild unten 


fast gerade. escilis 8. 


Punktirung des Hinterleibs fein, Kopfschild unten 
zweizähnig, Stirn gefurcht, Schildchen mit 2 weissen 
Punkten. helvetius 9. 


D. Hoplopus. 


. Zeichnungen weisslich, 4 Binden, beim Männchen nur 


manchmal hellgelb, Mittelschenkel des Männchens 


202 


mit 3 Zähnen, der erste und 2te spitz, der erste 
am längsten, der dritte schiefgebogen. 
melanocephalus 1. 


Il. Zeichnungen gelb. 
a. Kopfschild unten gezahnt. 

* Zähne nur schwach,.Prothorax mit gelber Binde, 
Schildchen gelb gezeichnet, 4—5 unregelmässig 
gestaltete Binden, Schenkel des Männchens un- 
gezahnt, nur die Mittelhüfte mit langem Zahne. 

reniformis 2. 

** Zähne des Kopfschilds lang und scharf, 5 regel- 
mässige Hinterleibsbinden, Mittelhüfte und 
Schenkel des Männchens ohne Zähne. 

laevipes 3. 


b. Kopfschild unten an den Seiten abgerundet, 5 
gelbe unregelmässige Hinterleibsbinden, die 2te 
am Bauche sichtbar, Schildchen ganz schwarz. 
Mittelschenkel des Männchens mit 3 Zähnen, der 
erste scharf, die beiden andern stumpf. 

spinipes 4. 


VL Pterocheilus. 


Nur mit einer Art. phaleratus. 


VII Gelonites. 


Mit einer Art. abbrevvatus. 


Beschreibungen der Arten. 


errrrrrn 


1. Vespa crabro L. Hornisse. 


Die Farbe schwarz und braunrot am Kopf und 
Thorax, gelb am Ende des Hinterleibs. Fühler 9 braunrot, 
an der Spitze schwarz, 5 braungelb, oder auch aussen 
schwarz. Gesicht zum grossen Theile hellbraun, Hinter- 
kopf, Vorderbrust, Schultern, Hinterbrust und Schildchen 
braunrot, Mittelbrust oft braun gestreift. Flügel gelblich 
mit braunen Adern. Erstes Abdominalsegment vorn 
braunrot, Mitte dunkelbraun, Endrand gelb, 2tes mit 
3zackiger breiter brauner Binde, 3ts mit 3 Vorderrand- 
flecken, jedes folgende mit 2, Ende ganz gelb. Füsse 
wechselnd braun und gelb. Grösse: 25—36 M. M. 

Südeuropäische Arten haben eine viel hellere Farbe, 
fast ohne schwarz, auch verschwinden bei diesen auf den 
Abdominalsegmenten oft die Flecken und sind die braunen 
Binden gerade. Diese grösste deutsche Wespe findet 
sich überall, baut ihre Nester aus einer grobrunzligen, 
wellig gezeichneten Papiermasse, aus Baumrinden, bis 
zu Kopfgrösse in hohle Bäume, Mauerlöcher, Backöfen 
und Ställe, die Colonien sind manchmal zahlreich bewohnt. 


Pappeln, Weiden, Erlen und andere weiche Holz- 
arten werden oft von der Hornisse breit entrindet und 
verdorren deshalb die Aeste, auch ist ihr Schaden durch 
Zernagen von Obst und Fleisch anderweitig nicht gering. 
Die Thiere finden sich vom April bis zum October vor, 
am 16. September habe ich sie noch am Neste bauend 
gefunden. Sie sticht bei der geringsten Beleidigung 


204 


sehr schmerzhaft, Ammoniac ist wie bei allen Wespen- 
stichen das wirksamste Gegenmittel. Die Nester schwefelt 
man am besten aus, oder vertreibt die Thiere durch 
Petroleumdunst oder Rauch. 

Aehnlich der Hornisse ist die süddeutsche Art V. 
media de Geer. = Geerü Lep. Etwas kleiner als jene, 
färbt sich das Weibchen folgendermassen: Kopfschild 
gelb, mit mehr oder weniger deutlichem Mittelstreifen, 
Augenränder braunrot, Fühler fast schwarz. Schultern 
breit, braun, hellgesäumt, Mittelbrust und Rücken schwarz, 
Hinterbrustkasten braun, veränderlich, Schulterbeulen 
braun, Flügel gelblich mit braunen Adern. Abdomen 
schwarz mit schmaler gelber Binde auf Segment 1 und 
2, Hinterrand schwarz, Segment 3, 4, 5 mit gezackter 
schwarzer Binde, Ende gelb. Beine braun mit schwarzen 
Schenkeln. Behaarung stark. Grösse: 22—25 M. M. 

Arbeiter dem Weibchen ähnlich, Schultern aber 
nur schmal linienförmig gelb gezeichnet, Hinterleibsbinden 
schmaler. Männchen nur mit gelben Flecken am Pro- 
thorax und durchgängig gezackten und gefleckten Hinter- 
leibsbinden. 


es. norwegica @G. — britannica Leach. 


Weibchen: Kopfschild gelb mit unten erweitertem 
schwarzem Mittelstreifen, zwischen den Fühlern ein gelber 
Fleck, Fühler mit verschieden schwarz und gelber Zeich- 
nung. Hinterer Augenrand gelb zur Hälfte des Auges, 
Vorderbrust breit, gelb, längsgestreift an der Seite, 
Schildehen mit 2 grossen gelben Flecken. Abdomen mit 
gerader gelber Endbinde auf Segment 1, Binde auf Seg- 
ment 2 und 3 mit 2 schwarzen Flecken auf der Scheibe, 
welche mit dem schwarzen Vorderrande zusammenhängen, 
Seiten breit, rot. Binde 4 und 5 mit je 2 schwarzen 
freien Flecken. After gelb. Beine gelb, Schenkel am 
Grunde schwarz. Grösse: 18—20 M. M. Arbeiter fast 
ebenso gefärbt. 

Männchen mit kleineren dreieckigen Schildflecken, 
srellerem rot auf Segment 1 und 2 und vordern geraden, 


205 


hinteren nur wenig gezackten Binden. Alle vorn schwarz, 
hinten gelb lang behaart. Grösse: 20 M. M. 

Die Nester werden an Zweige von älteren Bäumen, 
weniger an niedere Büsche fast kopfgross mit einem 
Stiele befestigt und hängen herunter. Die Wespen finden 
sich nicht sehr häufig im Sommer an honigreichen Blüten, 
im Herbste an Obstbäumen und Eichen. Sie sind wenig 
bösartig und scheu und lassen sich verhältnissmässig 
leicht fangen. Im Norden häufiger als nach Süden zu 
anzutreffen. Aus einem Neste, an einer Eiche hängend, 
erzog ich als Schmarotzer Uhrysis austriaca, und mehrere 
kleinere /chneumoniden. 


3. V. saxonica For. 


Der vorigen ähnlich, aber nie rot gezeichnet, Kopf- 
schild gelb, Streif in der Mitte abgekürzt, kreuzförmig, 
aber ganz von gelb eingeschlossen, Augenrand aussen 
gelb. Prothorax mit breiter gelber, vorn zusammen- 
hängender Seitenlinie, Flügelschuppen braun, Brust dar- 
unter mit gelbem Fleck. Schildchen mit gelber unter- 
brochener Linie, hinten mit 2 gelben Flecken. Abdomen 
am lie Segment mit schwarzer, in der Mitte stumpf- 
winkelig vorspringender Binde, manchmal gerade, Binde 
2 an der Seite schmaler als in der Mitte, in der Mitte 
spitz vorragend, an jeder Seite mit einem schwarzen 
nicht freien Flecken, welche an den Hinterbinden 
öfter getrennt sind. Bauch ebenso gefleckt. Beine ver- 
schieden schwarz, braun und gelb gefleckt mit dunklem 
Schenkelgrunde. Behaarung lang. Grösse: 13—20 M.M. 


Arbeiter wenig abweichend. Männchen am Hinter- 
leibe wenig behaart, glänzend, die schwarzen Flecken 
der Binden wenig spitz vorragend, nicht getrennt, Binden 
manchmal auch ganz gerade, Schildehen gewöhnlich nur 
mit schmalen selben Binden. 

Nester von grauer Farbe werden an Balken von 
Häusern oder unter Dachvorsprünge an Mauern gebaut. 
Bei uns ist die Wespe nicht sehr selten. | 


206 


4. V. holsatica Fbr. = silvestris Christ. 


Kopfschild ganz gelb mit schwarzem Punkte, hinterer 
Augenrand über die Hälfte gelb gefärbt, Prothorax nur 
an der Seite breit gelb, Schildchen vorn mit 2 grossen 
gelben Flecken, hinten ganz schwarz oder selten mit 
gelber Linie. Abdomen mit wenig gebuchteten Binden, 
1 stumpfwinklig, 2 mit stumpfem Winkel am Ende in der 
Mitte und kleinen Seitenflecken, 3, 4, 5 ohne Seiten- 
flecken, Behaarung goldgelb. Grösse: 20—22 M. M. 

Männchen wenig abweichend, Schildchen hinten 
stets schwarz, Abdomen mit abwechselnder Zeichnung 
der Binden, 1, 2, 3 nur unmerklich gebuchtet, 4 und 5 

an der Seite mit geringen Vorragungen. 

Die Wespe ist in Mitteldeutschland sehr gemein, 
sie baut faustgrosse Nester von hellgrauer Farbe in 
Hecken und Sträuchern, die Colonien wenig zahlreich. 
Im Herbste 1873 waren in Thüringen die Männchen 
dieser Art ungeheuer zahlreich an Umbellaten zu finden, 
später kamen sie in die Häuser, bis sie beim ersten 
Frost verschwanden. Aus einem Neste erzog ich ('ryptus 
minatorius Gr. 


5. V. rufa L. 


Von V. norwegica ausser den angegebenen Merk- 
malen unterschieden durch das Vorherrschen der roten 
Farbe auf dem vorderen Theile des Abdomen. Kopf- 
‚schild gelb mit breiter schwarzer unten erweiterter Mittel- 
linie. Zeichnungen des Kopfes und Thorax wie ge- 
wöhnlich. Schildchen mit zwei grossen gelben Flecken, 
hinten nur sehr selten mit schmalen gelben Linien. Am 
Abdomen ist Segment 1 verschiedenartig schwarz, rot 
und gelb gefleckt, Segment 2 mit breiter schwarzer Basal- 
binde, die in der Mitte stumpfwinklig, dreieckig oder 
rhombisch vorragt, daneben mit oder ohne schwarze 
freie oder zusammenhängende Flecken, die übrigen 
Segmente sehr verschieden, entweder 2 oder 2 und 3 
wie 1, oder nur mit wellenförmig schwarzer Zeichnung. 


207 


Haare schwarz, lang, aber wenig dicht. Grösse: 
18 —20 M. M. 

Das Männchen im ganzen ebenso gezeichnet, nur 
sind die Zeichnungen auf Segment 2 stets undeutlicher, 
die andern Segmente gleichmässig gebändert, Behaarung 
weniger dicht. 

Die Wespe ist nicht selten während des Sommers 
vorzüglich an süssen Früchten zu finden, sie baut ihr 
Nest unterirdisch, unter Wurzeln oder in selbstgegrabene 
flache Höhlen mit engem Flugloch meist an sonnigen 
Stellen; die Colonien sind nur klein, selten mehr wie 
30 Individuen stark. 


6. V. austriaca Pz. H. Sch. 

Kopf und Thorax wie bei voriger, aber die Farbe 
rein schwefelgelb, Schildchen mit zwei grossen Flecken, 
hinten meist mit zwei Punkten, Abdomen mit fast gerader 
Endbinde auf Segment 1, die übrigen Segmente ganz 
regelmässig schwach wellenförmig gebändert, nur auf den 
letzten Segmenten ragen die schwarzen Endflecken ein 
wenig mehr hervor. Grösse: 16—18 M. M. 

Männchen stets mit 2 Flecken am Hinterschildchen, 
Fühlergeisel vorn gelb, Binden des Abdomen wie beim 
Weibchen, Behaarung aber stärker. 

Eine Abart ist V. sexeincta Pz., Schildchen mit 
zwei kleinen Flecken, Binden des Hinterleibs alle fast 
gerade ohne merkliche Ausbuchtung. Im nördlichen 
Deutschland nur selten, häufiger in Thüringen, baut 


das Nest wie vorige. Die Wespen stechen angegriffen 
nur sehr wenig. 


7. V. germanica Fbr. 

Fühier gewöhnlich ganz schwarz, hinterer Augen- 
rand der ganzen Länge nach breit gelb gezeichnet, Pro- 
thorax und Schultern breit gelb, Flügelschuppen hellgelb, 
Schildchen vorn und hinten mit zwei grossen gelben 
Flecken. Am Abdomen Segment 1 vorn schwarz, in der 
Mitte ragt ein rhombischer Fleck vor, seitlich ein abge- 
rundeter, Segment 2 mit zungenförmig vorstehendem 


208 


mittleren Flecke und 2 grossen ;Punkten, Segment 3 und 
4 ebenso, 5 nur mit 2 Punkten und gerader Basallinie., 
Grösse: 13—23 M. M. 

Männchen fast ebenso gezeichnet, der Metathorax 
am Ende manchmal mit breiten gelben Flecken, die 
schwarze Vorragung auf Segment 2 meist auch noch 
rhombisch, die übrigen spitz dreieckig. 

Baut in die Erde grosse Nester, sehr gemein überall. 


8. V. vulgaris L. 


Im ganzen der vorigen sehr ähnlich. Hinterer 
Augenrand in der Mitte mit schwarzem Flecke. Thorax 
oft mit 2 gelben Streifen, Metathorax hinter dem Schildehen 
manchmal noch mit 2 gelben Flecken. Abdomen mit 
schwarzem Vordertheil des ersten Segments. Mitte breit 
stumpfwinklig vorgezogen ohne Seitenflecken. Segment 
2 mit breit dreieckiger schwarzer Grundbinde und 2 
entweder freien oder verwachsenen Flecken, ebenso die 
übrigen Segmente, Schienen innen mit schwarzem Fleck, 

Behaarung schwach, aber lang. Grösse 13—23 M.M. 

Männchen wie das Weibchen und die Arbeiter, 
Segment 1 mit spitz vortretender Binde oder auch mit 
einigen Flecken. Die folgenden Segmente mit dreizackiger 
Binde, unterer Theil des Metathorax meist ganz gelb 
gefärbt. 

Baut wie die vorige unter Baumwurzeln oder in 
Erdlöcher und ist mit ihr die gemeinste deutsche Art. 


Sie kann durch Anfressen von Obst und Zucker oder 


andern Esswaaren bedenklichen Schaden anrichten. Beim 
geringsten Angriff wird sie sehr wüthend und trägt Be- 
leidigungen mehrere Tage lang nach. Ihre stark be- 
völkerten Nester schwefelt man am besten aus, da sie 
in Gärten ein unangenehmer Nachbar für den Menschen 
ist. An Schmarotzern findet man in den Nestern einige 
Stahpyliniden, wie Quadius dilatatus und einen Laufkäfer, 
Dromius linearis. Im Sommer 1873 fanden sich die beiden 
letzten Wespenarten in Thüringen in grosser Menge, so 
dass ich auf einem Wege von einer halben Stunde im 


209 


Walde gegen 15 Nester zählte. Die Thiere kamen 
massenhaft in die Wohnräume, fielen über alle Süssig- 
keiten her und stachen wüthend um sich, wenn sie ver- 
scheucht werden sollten. Am liebsten leckten sie an 
süssem Branntwein und sassen nachher ganz still an den 
Wänden, wo sie sich leicht vertilgen liessen. An einem 
Fleischerladen wurden in derselben Zeit binnen einer 
Stunde mehrere Pfunde des schönsten Rindfleisches weg- 
gefressen und fortgetragen, ehe der Besitzer den Schaden 
bemerkte. 

In Deutschland sollen noch vorkommen V. arborea 
Sauss. und tripunctata Schk., die mir aber nicht eu 
geworden sind. 


Il. Polistes, 
1. P. gallica L. = pectoralis H. Sch. italica H. Sch. 


Kopfschild ganz gelb oder mit schwarzen Fleck. 
Fühler fast ganz rotgelb, nur die drei ersten Glieder 
der Geisel oben und der Stiel hinten schwarz. Hinter- 
rand der Augen gelb, Prothorax vorn breit, Schultern 
schmal gelb, Flügelschuppen gelb, manchmal mit braunem 
Punkte, Thorax oben mit 2 gelben Streifen, an der Seite 
mit grossem gelben Flecke. Schildchen vorn und hinten, 
abschüssiger Theil des Metathorax mit 2 grossen Flecken, 
von denen das eine oder andere Paar zusammenhängen 
können. Am Abdomen Segment 1 mit gelbem Endrande, 
sonst schwarz, oder vorn mit gelben Flecken, ebenso 
Segment 2, oder dieses fast ganz gelb mit schwarzen 
Flecken, die andern Segmente mit geraden oder ge- 
zackten Binden. After gelb. Die Geschlechter nur in der 
Grösse von einander verschieden. Grösse: 18—20 M.M. 

Davon ist Varietät; 


2. V. diadema Str. = V. biglumis Pz. —= diadema 
Lep. = Geoffroyi Lep. 

Kopfschild schwarz, oben und unten mit gelber 
Querbinde, oder mit einer Binde und gelben Mittel- oder 
Seitenflecken oder mehreren Punkten, überhaupt sehr 

Archiv XXX. 14 


210 


veränderlich. Fühler oben schwarz, unten gelblich. 
Die Zeichnungen des Thorax wie bei voriger, meist aber 
weniger gelb, so dass das Hinterschildchen auch schwarz 
sein kann, wie der abschüssige Theil des Thorax, oder 
nur mit zwei kleinen gelben Punkten gezeichnet. Auch 
das Abdomen färbt sich weniger gelb, ändert aber in 
seinen Zeichnungen ebenso sehr wie vorige ab. Die 
Wespe ist sehr gutmüthig, sie sticht nur, wenn sie beim 
Nestbauen oder bei der Pflege der Brut gestört wird, 
dann aber wenig bemerklich Sie fliegt während des 
ganzen Sommers in manchen Gegenden sehr häufig an 
Centaureen und Scabtosen und ist leicht zu fangen Das 
Nest hat die Grösse von höchstens einer halben Hand, 
ist oben an einem dünnen Zweige befestigt, unten offen 
und ohne jede Hülle, nur mit einer Zellenlage über- 
einander. Die Nester habe ich in der Umgegend von Neu- 
stadt-Eberswalde oft gefunden, eins an einem Oleander- 
baume, der auf der Hausflur stand, wo die Thiere un- 
gescheut aus- und einfiogen, andere an Hecken und 
unter Dachvorsprüngex. Schmarotzer habe ich erzogen: 
Mesostonus gladiator, Ephialtes esxtensor in sehr kleinen 
Exemplaren, sonst lebt noch darin Trichodes alvearius 
und Orypturus Argiolus. 

Polites beider Varietäten kommen in einem Neste 
zusammen vor, so dass wohl die Einheit der Art nicht 
angezweifelt werden kann. Sie fliegen bei jeder Witte- 
rung und habe ich noch im November lebende Thiere 
an Diesteln gefunden. 


III Eumenes 

1. E. pomiformis Rossi. 

Punktirung des ganzen Körpers dicht und grob, so 
dass dieser nur sehr wenig glänzend erscheint. 

Kopfschild beim 2 ganz gelb oder ganz schwarz 
oder mit wechselnden Flecken, ebenso auch die Fühler 
verschieden gelb und schwarz gezeichnet. Prothorax 
vorn schmal oder breit gelb, geradlinig oder ausge- 
buchtet gezeichnet, Seiten des Mittel- und Hinterthorax 


211 


mit verschieden gestalteten Flecken, Schildchen gefleckt 
oder gelblinig, überhaupt sehr veränderlich in der Zeich- 
nung. Ebenso der Hinterleib. Stiel beim @ gedrungen, 
ganz schwarz, mit gelbem Hinterrande, geradliniger oder 
gebuchteter Binde, oder auch mit runden oder länglichen 
Flecken. Die andern Segmente mit schmalen, breiten, 
gleichmässigen oder ausgeschweiften Hinterrandbinden. 
Beine sehr veränderlich gezeichnet, Schenkel und Schienen 
gelb, schwarz oder gefleckt oder auch rötlich gefärbt. 
Grösse: 14—23 M. M. 

Die Männchen mit gelbem Kopfschilde, der Fühler- 
haken gelblich, die gelben Zeichnungen weniger ausge- 
dehnt am Thorax und am Abdomen gewöhnlich nur 
schmale gleichbreite Hinterränder gelb. 

Je nach der Farbenverschiedenheit sind mehrere 
Varietäten aufgestellt, die früher als Arten galten, wie 
pedunculata Pz., dumetorum Pz., coronata Pz., arbustorum 
P2., Frivaldzkyi Pz. Wegen der verschiedenen Punktirung 
und Behaarung wird oft noch E. coaretatus L. für eine 
besondere Art betrachtet, aber mit Unrecht, denn 2 und 
5 beider Varietäten paaren sich miteinander und lassen 
auch viele Uebergänge zwischen einander zu. 

E. coarctatus L. Hinterleib mit stärkerem Glanze, 
Punktirung feiner, Behaarung schwächer als bei pomz- 
formis, die Farbe ist meist weniger gelb. Es ist über- 
haupt schwer 2 ganz gleiche Exemplare dieser Species 
zu finden. Nester von der Grösse einer Haseinuss, fast 
ganz rund mit kleinem Halse versehen, der zum Aus- 
schlüpfen der Thiere dient, nicht selten an dünnen 
Zweigen. Die Thiere erscheinen im Juli und sind leicht 
zu ziehen, an Schmarotzern erhielt ich: Ohrysis ignita 
und Hedychrum roseum nebst purpurascens. Die Wespen 
schwärmen bei heissem Wetter an Symphoricarpus, Um- 
bellaten und andern Blüten umher. 


2. E. dimidiatus Brul€E = Amedei Ley. 


Ausser dem anders »estalteten Kopfschilde von 
voriger verschieden durch folgende Abweichungen: 
14* 


212 


Thorax verhältnissmässig länger, Abdomen mit gedrun- 
genem Stiel, dieser oben mit breiter tiefer Furche, 
Punktirung sehr fein, und Behaarung gelblich anliegend. 
In der Zeichnung kann ich an den hier gefangenen 
Exemplaren keinen durchgreifenden Unterschied finden 
und sind die Flecken und Binden ebenso wechselnd ge- 
färbt wie bei pomiformis, so dass selten eine Ueberein- 
stimmung zwischen zwei Thieren stattfindet. Bei zwei 
Exemplaren aus Rüdersdorf bei Berlin sind die Fühler 
vollständig schwarz gefärbt, bei andern schwarz und 
gelb wechselnd gefleckt. Grösse: 14—20 M.M. 

Nest noch nicht von mir aufgefunden, da die Wespen 
überhaupt ziemlich selten sind. 


IV, Discoelius. 

1. D. zonalıs. 

Farbe sehr veränderlich. Kopfschild unten abge- 
rundet ohne Zähne, Prothorax an den Schultern mit 
kleinen Zähnen. Kopfschild schwarz oben oder unten 
mit gelben Flecken, Fühler schwarz, Thorax meist ganz 
schwarz, Segment 1 und 2 des Abdomen mit schmaler 
gelber Binde. 

Varietäten haben: Kopfschild ganz schwarz, zwischen 
den Fühlern ein gelber Punkt, Prothorax an den Schul- 
tern gelb gefleckt, Fühlerstiel vorn gelb gestreift. 
Schildchen schwarz oder gelb gefleckt. Abdomen mit 
3 bis 5 Binden, die erste ausgebuchtet, die 2! und 3te 
wenig in der Mitte eingeschnitten. Beine sehr ver- 
änderlich gelb, schwarz oder braunrot gefärbt. Grösse: 


12 M.M. 
Die Thiere ändern ausserdem noch in der Punkti- 


rung ab, indem die Punkte feiner oder gröber, manchmal 
sogar zu feinen Runzeln werden. 

Im ganzen selten zu finden, bei Neustadt-Ebers- 
walde nur ein Exemplar gefunden, was sich durch 
wenig gelbe Zeichnung kenntlich macht, sonst nirgends. 
Die Aehnlichkeit mit vielen Odynerusarten ist zwar bei 
oberflächlicher Betrachtung gross, aber die Bildung des 
Hinterleibes ist hinreichendes Unterscheidungsmerkmal. 


213 


V, Odynerus 


A. Aucistrocerus. 
1. A. renimacula Lep. 


Weibchen: Kopfschild schwarz, oben mit unter- 
brochener gelber Binde, zwischen den Fühlerstielen ein 
rundlicher Fleck, von dem nach den Augen zu schmale 
kurze Striche gehen. Hinterer Augenrand zu ein Drittel 
gelb gestreift. Thorax vorn mit breit dreieckigen Flecken, 
die sich in ihren Spitzen fasst vereinigen, Flügelschuppen 
gross mit braunem Fleck in der Mitte, Thorax darunter 
mit dickem Flecke. Metathorax mit grossen ausge- 
randeten Seitenflecken, grössern oder kleineren Punkten 
am Schildchen. Der Thorax ist manchmal noch in der 
Mitte mit kurzer Linie gezeichnet. Abdomen dick und 
gedrungen mit 5 Binden. Binde 1 an den Seiten stark 
erweitert, so dass ein rundlicher oder viereckiger Aus- 
schnitt entsteht, die andern Binden schmal und einfach. 

Männchen im ganzen ebenso gezeichnet, schlanker, 
Kopfschild ganz gelb, Fleck zwischen den Fühlern spitz 
dreieckig. Schildchen hinten gelb linüirt. Beine gelb 
mit schwarz und rotbraunen Schenkeln. 

Diese Wespe wird oft verwechselt mit der folgenden, 
weil sie wahrscheinlich selten zur Vergleichung vorliegt. 
Man beachte aber folgende Merkmale: Kopf und Thorax 
ganz grob punktirt, so dass er rauh und glanzlos er- 
scheint, Abdomen feiner punktirt aber matt. Gestalt 
gedrungen, vorzüglich der Thorax. Grösse 183—20 M.M. 

Nur einmal habe ich das Nest gefunden, am Fusse 
einer Windmühle, wo in der kalkigen Wand Löcher ein- 
gebohrt waren, die nach aussen zu mit abwärts ge- 
richteten Lehmröhren überdeckt waren. Die Larven- 
nahrung bestand theils in Raupen, theils in grossen 
Fliegen. Als Schmarotzer erhielt ich Ohrysis micans, als 
sie eben aus dem Flugloche kam. Die Wespen fing ich 
am Neste vom 12. bis 22. Juli. Eine am 17. August an 
Oentaurea gefangene hat einen grossen gelben Seiten- 
fleck am 2t® Abdominalsegmente. 


214 


2. 4. parietum L. —= V. parietina I, quadrata Fbr., 
aucta Fbr., affınis H. Sch. 


Kopf und Thorax deutlich gelb behaart, Punktirung 
. fein, der ganze Körper schwach glänzend, Farbe und 
. Zeichnung sehr veränderlich. 

| Weibchen: Kopfschild schwarz mit gelbem Mittel- 
‚Heck und gelben Seitenrändern oder gelb mit ganz ein- 
geschlossenem schwarzem Mittelflecke. Zwischen den 
. Fühlern ein gelber Punkt, Fühlerschaft vorn gelb, hinterer 
' Augenrand nur selten mit einem kurzen gelben Striche. 
- Prothorax meist mit Schulterzähnchen, vorn veränderlich 
‚gelb. Flügelschuppen hellgelb, verhältnissmässig klein 
mit verloschenem braunen Fleck in der Mitte, Thorax 
an der Seite gelb punktirt, 1 oder 2 Fleckchen, Schild- 
chen mit 2 gelben Flecken, die oft sehr klein werden, 
hinten selten mit gelber Linie. Abdomen glänzend mit 
5 oder 6 Binden Binde 1 an den Seiten erweitert, so 
dass ein viereckiger oder runder Ausschnitt entsteht, 
überhaupt schr verschieden. Binde 2 schwach ausge- 
randet oder gleichvreit wie die übrigen, Beine gelb mit 
fast ganz schwarzen Schenkeln. 

Männchen schlanker und kleiner, nur verschieden 
durch das ganz gelbe, selten schwarzpunktige Kopfschild 
und die an der Spitze gelben Fühler. Die erste Binde ist 
manchmal nur schwach verbreitert. Grösse: 12—18 M.M. 

Nester nicht selten an Lehmwänden ziemlich tief 
eindringend mit gewölbten Eingängen, oder an Steinen 
gleich den Schwa!bennestern angeklebt An Schmarotzern 
fand ich Chrysis ignita, fulgida und cyanea, Hedyehrum 
lucidulum. Gefangen ist die Wespe vom 23. Mai bis 
16. August. 


3. A. trifasciatus Fbr. == quadricinctus F. tricinctus 


H. Sch. = Gazella Pe. 


Thorax viel länger als breit, Abdomen fast ceylin- 
drisch, nur am Ende ein wenig zugespitzt Weibchen: 
Kopfschild schwarz, oder mit einigen kleinen Flecken, 


215 


Fühlerschaft verschieden gelblich gefärbt, Geisel schwarz. 
Prothorax vorn gelb, der Streifen zusammenhängend 
und an den Schultern breit, oder unterbrochen und 
schmal, Schildchen gelbgefleckt, öfter auch schwarz. 
Abdomen mit 3 oder 4 gelben Binden, die 4!* immer nur 
auf dem Rücken deutlich, an den Seiten verschwindend. 
Binde !l mit breitem viereckigen Ausschnitte, Binde 2 
schmal, am Bauche sichtbar, dritte ebeuso, aber am 
Bauche weniger deutlich. Schenkel mit gelben Knien, 
Schienen an der Hinterseite schwarz gefleckt. Länge: 
M0—13 M. M. 

Männchen, welche ich mit den Weibchen zusammen 
fllegend gefangen habe, sind folgerdermassen gefärbt 
und gestaltet. Form des Thorax und Hinterleibes wie 
oben, Kopf und Abdomen stark glänzend. Kopfschild 
ganz gelb, unten geradlinig abgestutzt. Oberlippe gelb, 
sehr spitz und lang, stark ausgehöhlt, Oberkiefer gelb. 
Prothorax an den Schultern mit deutlichen Zähnchen 
und sehr schmaler, kurzer, gelber Linie, im übrigen 
schwarz. Abdomen immer mit 4 Binden, die erste gleich- 
mässig schmal, die zweite am breitesten, dritte schmal- 
4te nur kurz, manchmal auf Segment 5 ein gelber Strich, 
Bauch wie oben. Beine von den Knien ab gelb. Nester 
eiförmig, sehr einzeln an Wänden, mit kurzem Eingangs- 
rohr. Flugzeit der Wespe vom 6. Juni bis 15. Juli an 
Doldenpflanzen. 


4. 4. oviventris Wsm. 


Kenntlich an der gedrungenen Gestalt, Thorax vorn 
sehr breit, an den Seiten fast den Kopf überragend, 
Schildchen hinten erhaben, in der Mitte ein wenig ein- 
gekerbt. Segment I des Hinterleibes fast dreimal so 
breit als lang. Weibchen: Kopfschild gelb mit schwarzem 
Flecke, oder fast kreuzförmiger Zeichuung, unten stark 
ausgerandet. Fühler ganz schwarz, nur der Schaft oben 
mit einem gelben Flecken. Prothorax vorn mit stumpfer 
Ecke und gelber, an den Schultern erweiterter Binde. 
Flügelschuppen hellgelb braun getupft, Linie unter den 


216 


Flügeln, Fleck der Thoraxseiten und Schildchen gelb. 
Abdomen mit 5 regelmässigen Binden, von denen die 
erste seitlich wenig erweitert ist, die 2te, dritte und 
vierte auch am Bauche sichtbar sind; manchmal Segment 
6 noch gelb gefleckt. Beine gelb, die Schenkel zur 
Hälfte schwarz. Länge: 12-15 M. M. 


Männchen vom Weibchen wenig verschieden, nur 
die Fühlergeisel am Ende gelblich. Selten im Juni. 
Nest mir unbekannt. 


5. A. pietus Ourt. 


Weibchen: Kopfschild ganz schwarz, ebenso Fühler, 
über dem Fühlergrunde ein gelber Fleck. Thorax matt, 
runzlig, vorn gelb gefleckt, Seiten mit gelbem länglichem 
Fleck, Flügelschuppen gelb mit grossem, braunem Höcker, 
Schildchen schwarz- oder gelbgefleckt, hinten 2höckerig. 
Abdomen mit 5 bis 6 ganz regelmässigen Binden, 6 meist 
sehr verkürzt. Schenkel schwarz, Tibien und Tarsen 
dunkelrotbraun. Grösse: 10-11 M. M. 


Männchen mit gelbem Kopfschild, Oberkiefer und 
Fühlerschaft, Geisel oben rostrot. Nur ein Weibchen 
gefangen am 20 Mai. 


6. A. antılope Pz. 


Die grösste einheimische Odynerusart. Weibchen: 
Kopfschild schwarz, oben mit breiter gelber Bogenlinie, 
die in der Mitte schmal unterbrochen ist. Zwischen den 
Fühlern ein kleiner spitzdreieckiger gelber Fleck. Fühler 
schwarz, an der Innenseite bräunlich gestreift. Kopf 
rauh punktirt, hinter den Augen mit einem kleinen gelben 
Flecken. Thorax vorn stark gewulstet mit breit drei- 
eckigen, hinten abgestutzten gelben Schulterflecken. 
Flügelschuppen gross gelb mit braunem Mittelfleck, 
unter den Flügeln mit kleinem Flecke. Thorax ganz 
schwarz, in der Mitte matt längsrunzlig, Schildchen seicht 
punktirt, abgerundet. Metathorax hinten dicht behaart, 
an den Seiten mit stark vorspringender Ecke. Abdomen 


217 


mit kurzem ersten Segmente, 5 regelmässigen Binden, 
die mittleren am Bauche sichtbar. Segment 5 und 
manchmal 6 auch nur gelbgefleckt. Beine mit schwarzen 
Schenkeln, Tibienspitzen schwarz, erstes Tarsenglied in 
der Mitte, letztes ganz gelb. Mitteltibien aussen auch 
schwarz gestreift. Grösse: 18—21 M. M. 


Männchen: Kopfschild und Fühlerschaft gelb, sonst 
wie Weibchen. 

Nur 2 Exemplare an einer Lehmwand schwärmend 
gefangen Mitte Mai. 


- 


7. 4. trimarginatus Zett. 


Sehr ähnlich dem trifasciatus. 


Weibchen: Kopfschild schwarz, nur zwischen den 
Fühlern mit gelbem Fleckchen. Fühlerschaft vorn schmal 
gelb. Prothorax vorn eckig, schwarz oder schmaler oder 
breiter gelb gestreift oder mit gelben Schulterflecken. 
Thorax matt, behaart, Schildchen schwarz, bei einem 
Exemplare mit kleinen gelben Seitenpunkten. Flügel- 
schuppen dunkelbraun, manchmal schmal gelb gesäumt. 
Flügel stark angeraucht. Metathorax mit stumpfer Hinter- 
ecke einzeln behaart. Abdomen mit drei Binden, die 
erste schmal, die 2te an der Seite manchmal schwach er- 
weitert und wenig gebuchtet. Beine sehr verschieden 
gelb und schwarz gezeichnet, nur Schenkel und Tarsen 
fast immer schwarz. Grösse: 10—12 M. M. 


Das dazu gehörige Männchen ist schlanker, Kopf- 
schild zum grossen Theile oben gelb, Fühler oben bräun- 
lich. Prothorax mit schärferen Ecken und schmaler gelber 
Mittellinie. Beine ausser den Schenkeln gelb. Sonst wie 
das Weibchen gezeichnet, nur Segement 4 meist mit 
gelbem Punkte. Ein Exemplar hat am hintern Augen- 
rand ein gelbes Pünktchen. 


Weibchen nicht selten mit Nro. 3, Männchen nicht 
häufig. 


218 


B. Symmorphus. 
1. 8. crassicornis Pz. 


Weibehen: Kopfschild halb gelb und schwarz, oder 
schwarz, oben mit gelber Bogenlinie, die sich manchmal 
sehr weit nach unten ausdehnt. Unten verschmälert, stark 
ausgerandet mit scharf vorstehenden Zähnen. Fühler- 
schaft vorn gelb gestreift, zwischen den Fühlern 2 gelbe 
Punkte oder eine gelbe Linie. Hinterer Augenrand mit 
gelbem Punkte. Kopf hinten abgerundet im Umriss fast 
kreisförmig. Thorax langgestreckt, vorn mit grossen drei- 
eckigen Seitenflecken, Seiten mit nierenförmigen Flecken 
unter den Flügeln. Flügelschuppen gross braunglänzend, 
gelb gerandet. Schildchen mit zwei grossen gelben 
Flecken, hinten schwarz linienförmig erhaben. Thorax- 
rücken vorn feinpunktirt glänzend, hinten matt grob- 
punktirt fast runzelig. Erstes Hinterleibssegment mit 
selber Hinterrandbinde, an der Seite schwach erweitert, 
in der Mitte stark verbreitert, entweder bogig, oder in 
zwei spitzen Dreiecken nach vorn vorragend, oder fast 
geradlinig mit deutlichem Einschnitt in der Mitte. Binde 
zwei breit, stark bogig ausgerandet, die übrigen drei 
ähnlich gestaltet. Binde 2 oder auch 3 am Bauche 
schmal sichtbar. Beine gelb von den Knien ab, Schenkel 
schwarz. Grösse: 13—15 M. M. 

Männchen wie das Weibehen gezeichnet, Schildchen 
oft ganz schwarz, Kopfschild meist mehr gelb, Binde 1 
des Abdomen nur weniger ausgerandet. 

In ganz Norddeutschland nicht selten und von mir 
während des Juli oft gefangen, wo die Wespen an alten 
Lehmwänden und morschen Balken oder starkriechenden 
Doldenpflanzen herumfliegen. Die Nester habe ich oft 
gefunden. Die Wespe baut in selbst gegrabene Löcher, 
indem sie sowol Lehm als auch weiches Holz abbeisst 
und mit ihren Hinterbeinen von Zeit zu Zeit aus dem 
vergrösserten Loche heraus befördert. Der Bau ist oft 
in einigen Tagen beendet und fingerlang, in mehrere 
Kammern getheilt, deren jede nach Anfüllung mit Larven- 


219 


futter völlig mit Lehm verklebt wird, die Wände werden 
durch einen zähen Leim geglättet und dicht gemacht. 
Der Eingang ist nicht besonders gekennzeichnet, sondern 
nur aus einem durch Lehm verklebten Loche bestehend. 
Diese Wespe wird nebst O. murarius und Auc. parietum 
wegen ihrer Häufigkeit am meisten von schmarotzenden 
Ohrysiden heimgesucht, von denen ich am Neste: Chr. 
ignita, fulgida, bidentata, nitidula, violacea gelangen habe. 
Ich habe öfter das Gebahren beobachtet, welches die 
Schmarotzer zeigen, sie laufen in der glühendsten Sonnen- 
hitze an den Wänden umher, untersuchen die Löcher, 
indem sie mit den immer beweglichen Fühlern tasten. 
Finden sie einen Bau zeitweilig von der Besitzerin ver- 
lassen, dann schlüpfen sie hinein und legen ihr Kukuksei 
in das Wespennest. Manchmal überrascht die heim- 
kehrende Wespe die COhryside und greift sie wütend an, 
worauf sich diese sofort zusammenkugelt, indem sie nichts 
als die Flügel und den harthäutigen Leib den Bissen dar- 
bietet, und bei günstiger Gelegenheit aus dem schiefge- 
srabenen Neste herauskollert. Oft wird sie aber auch 
der Flügel von der Feindin beraubt, lässt aber trotzdem 
nicht nach bei einer nächsten Gelegenheit wiederum ihr 
Ei unterzubringen. Im Harz hatte ich zweimal Nester 
an eigenthümlichen Stellen gefunden: Das Laboratorium 
der Schule befand sich in einem Hause von Fachwerk 
mit Bretterverschalung, die, wie auch die hölzernen 
Fensterwände sehr alt war, so dass sie vielfach von In- 
sekten durchlöchert waren. In einem dieser Löcher 
ziemlich an der Decke hatte sich eine Wespe angesiedelt, 
und machte sich dadurch bemerklich, dass sie im Vor- 
sommer Holzmehl aus dem Baue herausschafite. Da 
das Fenster nie geschlossen wurde, konnte sie ungehindert 
bauen und Eier legen, so dass ich zu gelegener Zeit 
8 Stück Wespen fangen konnte, Während der grossen 
Ferien lag in demselben Raume ein Buch mit losem Ein- 
bande auf einem Schranke unberührt, als ich dieses nach 
Beendigung der Ferien wieder gebrauchen wollte, war 
die Höhlung am Buchrüeken völlig mit Lehm verklebt 


220 


und es zeigte sich beim Oeffnen die ganze Höhlung als 
Wespennest mit 13 Kammern für Larven. Die vorderen 
waren bereits leer, die andern beherbergten aber noch 
Larven und Wespen in den verschiedensten Entwickelungs- 
stadien, die aber durch die unbeabsichtigte Zerstörung 
der Nester zu Grunde gingen. 


2. 5. murarius L. 


Der vorigen ähnlich aber durch folgende Kennzeichen 
unterschieden: Kopf hinter den Augen breit, so dass ein 
mehr eiförmiger Umriss entsteht, Kopfschild unten breiter, 
flach ausgerandet, mit kurzen dicken Seitenzähnen. 

Weibchen: Kopfschild schwarz mit schmaler gelber 
Bogenlinie. Flecken zwischen den Fühlern sehr klein, 
Thorax vorn mit rundlichen Seitenflecken, welche nur 
sehr selten in der Mitte des Vorderrandes einander in 
feiner Spitze sich nähern, meist nur an den Schultern 
stehen. Thorax, Rücken und Schildchen ganz schwarz, 
Seiten nur selten mit kleinem Fleckchen. Metathorax 
hinten stark gerunzelt, die Mitte grob gestreift. Am Ab- 
domen ist nur die 2! Binde wenig breiter als die übrigen 
und ausgebuchtet, die andern gleichmässig schmal und 
gerade. Segment 1 deutlich längsstreifig mit fehlender 
Mittelrinne im vorderen Theile. Grösse: 13—16 M.M. 

Männchen: Kopfschild in grosser Ausdehnung gelb, 
Fühler lang, ganz schwarz, Flecken des Prothorax klein, 
Binden des Hinterleibs noch gleichartiger als beim 
Weibchen. Grösse: 13—15 M. M. 

Nest wie bei voriger, mit der sie fliegt. Schwärm- 
zeit im Juni und Juli. Ueberall nicht selten. 


3. 8. Herrichianus Sauss. 


Von mir noch nicht aufgefunden, aber als in Deutsch- 
land lebend angeführt. 

Kopfschild schwarz, oben mit gelbem Querflecken, 
Fühler schwarz mit gelbem Punkte an der Basis. Thorax 
ganz schwarz vorn abgerundet, Flügelschuppen ganz 
dunkel, Metathorax mit scharfem Rande. Abdomen mit 


221 


schmalen Binden, die dritte meist in der Mitte unter- 
brochen. 


4. 8. elegans H. Sch. 


Eine kleine crassicornis. 

Weibchen: Kopfschild schwarz, oben mit kleinem 
Querflecken oder Punkte, Fühlerschaft vorn gelb, Geisel 
schwarz. Prothorax vorn verengt wit deutlichen Schulter- 
zähnen, Schulterflecken dreieckig, in der Mitte fast zu- 
sammenstossend. Flügelschuppen braun mit breiterem 
gelben Saume. seiten des Thorax unter den Flügeln 
mit kleinem viereckigen Flecke. Schildchen mit feiner 
gelber Linie oder 2 feinen Flecken, oder Punkten. Pro- 
thoraxrücken glänzend, Metathorax matt, dicht schwarz 
behaart. Abdomen mit 4 bis 5 Binden, 1 breit, in der 
Mitte eingeschnitten, an den Seiten gebuchtet, 2 ebenso 
aber weniger tief, die übrigen gleichmässig schmal, 
Grösse: 10—11 M. M. 

Männchen schlank, Kopfschild gelb, Schildehen ganz 
schwarz, sonst wie oben. 

Im Juni in wenig Exemplaren auf Umbellaten gefangen. 


5. ©. allobrogus Sauss. 


Weibchen: Kopfschild schwarz, nach unten stark 
verschmälert, schwach ausgerandet mit ziemlich stumpfen 
Seitenzähnchen. Fühler und Kopf schwarz, hinterer 
Augenrand mit kleinen gelben Flecken. Thorax ganz 
schwarz, deutlich punktirt, vorn mit deutlichem Wulste, 
Flügelschuppen und Schildchen etwas glänzend. Meta- 
thorax mit scharfem runzligem Rande. Abdomen mit 
2 Binden, Segment 1 länger als breit mit breiter seichter 
Mittelrinne, glänzend, Binde in der Mitte deutlich ein- 
geschnitten. Segment 2 am Anfange schwach längs- 
rissig, übrigens glänzend, Binde wenig gebuchtet. Beine 
schwarz, Vorderschienen gelb, mittlere an der Basis und 
die ersten Tarsenglieder rötlich. Länge: 10—13 M.M. 

Männchen: Kopfschild ganz gelb, oder gelb mit 
schwarzer Bogenlinie, unten tiefer gerandet als Weibchen. 


222 


Thorax an den Schultern mit einer stumpfen Ecke, sonst 


wie das Weibchen. 
Nur in 2 Exemplaren im Juni auf Scabiosen gefangen. 


6. 8. fuscipes H. Sch. 


Wegen der weissen Farbe der Binden mit nahe- 
stehenden Arten nicht zu verwechseln. Weibchen: Kopf- 
schild schwarz mit schmaler Bogenlinie oder kleinem 
Punkte oben, unten stark verschmälert mit spitzen Seiten- 
zähnchen, Fühler schwarz. Thorax langgestreckt, oben 
mässig glänzend, im übrigen matt, Schulterzähne spitz, 
Metathorax scharf gerandet, unten mit deutlicher Ecke. 
Farbe ganz schwarz. Abdomen mit 3 Binden, deren 
vordere zwei in der Mitte eingeschnitten sind, die Beine 
sind meist ganz schwarz, höchstens die Tarsen bräunlich. 
Segment 1 deutlich länger als breit. Grösse: 11—13M.M. 

Männchen: Kopfschild ganz hellgelb, Schienen vorn 
gelb gestreift, erstes Tarsenglied gelb. 

Sehr selten im Juli. 


7. 8. sinuatus Fbr. —= bifas-iatus H. Sch. 


Weibchen: Kopfschild schwarz aber meist mit gelbem 
Flecken oben, unten stark verengt, nicht ausgerandet, 
sondern in zwei starke Zähne unmittelbar verlängert. 
Hinter den Augen mit kleinem gelben Punkte. Kopf und 
Thorax tiefund grob punktirt, matt, Prothorax mit starken, 
seitlich abstehenden Schulterzähnchen, und gelben Schulter- 
flecken, Flügelschuppen schwarz, Thoraxseiten darunter 
gelb gefleckt, Schildehen mit fast zusammenhängenden 
Flecken. 

Am Abdomen ist Segment 1 grob punktirt, länger 
als breit, mit breiter, tiefer Mittelrinne und gelber Binde, 
diese in der Mitte eingeschnitten, an den Seiten ausge- 
randet oder braunfleckig, Binde 2 breiter ausgebogen, 
am Bauche sichtbar, 3 sehr schmal. Beine schwarz, 
Vorder- und Mittelbeine mit vorn gelben Schienen, hintere 
nur mit gelbem Ringe an den Schienen, erstes Tarsen- 
glied aller gelb. Grösse: 9—10 M. M. 


223 


Männchen abweichend: Kopf länger als breit, Kopf- 
schild ganz gelb, Thorax der von mir gefangenen ganz 
schwarz, Binden des Hinterleibs schmäler. Vom 20. bis 
29. August aus Distelstengeln gezogen, welche nahe an 
der Erde ausgehöhlt und zu Wohnungen verwandt waren. 
Die länglichen Fluglöcher mit zerkauter Pflanzenmasse 
verklebt. Schmarotzer Hedychrum minutum. 


8. ©. bifasciatus L. 


Der vorigen sehr ähnlich. Weibchen: Kopfshild in 
srösserer Ausdehnung gelb, mit gelber Bogenlinie oder 
gelben Flecken oben. Unten Hachbogig mit stumpfen 
Seitenzähnen. Stirn zwischen den Fühlern mit gelbem 
Punkte. Fühler ganz schwarz, Kopf im Umriss fast regel- 
mässig rund, nebst dem Thorax fein punktirt und deutlich 
glänzend. Schulterzähne klein aber spitz. Thorax viel 
länger als breit, ganz schwarz. Ein Exemplar zeigt sehr 
kleine dunkelgelbe Flecken unter den Flügeln und auf 
dem Schildchen. 

Abdomen mit stark punktirtem 1m Segmente, 
dieses glänzend wie das ganze Abdomen, Segment 1 nicht 
viel länger als breit mit nur am Ende deutlicher Mittel- 
furche. Die 2 Binden wenig gebuchtet, 2 nur wenig 
breiter als 1 fast gerade, am Bauche schmal sichtbar. 
Segment drei öfter wit ganz feiner gelber Randlinie., 
Die Beine mit schwarzen Schenkeln, Schienbeine oben 
bis zur Hälfte gelb, Tarsen oben schwarz am Ende 
bräunlich. Grösse: 8-9 M. M. 

Beim Männchen kann ich ausser der schlankeren 
Gestalt und der immer deutlichen Zeichnung des dritten 
Segments keinen Unterschied finden. 

Flugzeit im Juli. Gezogen habe ich die Wespe in 
Gemeinsehaft mit Ellampus aeneus aus Brombeerstengeln, 
die ich mit Gallen von Diastrophus rubi eintrug. 


9. 8. debilttatus Sauss. 


Wiederum den beiden letzten Arten sehr ähnlich, 
aber schon nach der Tabelle leicht zu erkennen. 


224 


Weibchen: Kopfschild schwarz mit sehr wechselndem 
gelb, unten breit, buchtig ausgerandet, mit breiten, langn 
Zähnen. Kopf schwarz, runzlig punktirt, matt. Thorax 
ganz schwarz, kaum !/aınal länger als breit, mit scharfen, 
stark abstehenden, langen Schulterzähnen. Rücken mit 
unregelmässigen Punkten und glatten Längslinien zwischen 
der Punktirung. Manchmal findet sich unter den Flügeln 
ein kleiner gelber Punkt. Abdomen meist schwach 
glänzend, Segment 1 im vorderen Theile matt, Binden 
ganz schmal, wenig eingeschnitten, meist nur 2 vorhanden, 
auf Segment 1 und 2, seltner noch eine schmale auf 4. 
Beine schwarz mit gelber Basis vorn an den Schienbeinen, 
während hinten die schwarze Farbe vorwaltet. Grösse: 
8-9 M.M. 

Der einzige Unterschied beim Männchen besteht in 
stärkerer Ausdehnung der gelben Farbe des Kopfschildes 
und in den gelben Kinnbacken. Häufig im Juli an morschen 
Balken, in Lehmwänden und an Doldenpflanzen. 


C. Leionotus, 
1. L. parvulus Lep. = orbitalis H. Sch. 


Weibchen: Kopfschild unten schwachbogig ausgerandet 
mit zwei spitzen Zähnen, schwarz, oben mit gelber ganzer 
oder unterbrochener Bogenlinie. Fühler schwarz mit vorn 
gelbem Schafte, Augen am Ausschnitte mit kleinem gelben 
Flecken. Prothorax vorn mit breiter gelber, in der Mitte 
stark verschmälerter Binde, Schildchen schwarz, oder 
gelbstreifig oder punklirt, Metathorax ganz schwarz mit 
deutlicher Ecke an der Seite oder auch mit gelben 
Flecken. Am Abdomen Segment 1 ganz allmälig gerundet, 
Segment zwei bedeutend breiter als 1, mit 5 gelben Binden, 
die erste an der Seite erweitert mit rundlichem oder 
eckigem Ausschnitte, die zweite sehr stark erweitert, 
am Bauche schmal sichtbar mit zwei gelben Flecken, 
die übrigen Binden schmal, am Bauche als kleine Flecken 
sichtbar, manchmal auch ist der Bauch ganz schwarz, 
Beine gelb, Schenkel zur Hälfte schwarz. Grösse: 
6-7 M.M. 


s 


225 


Männchen mit stärkeren Zähnen am Kopfschilde 
und dem Schildehen sowie mit 6 Hinterleibsbinden. 
Sehr selten im Gebiete auf Achrillea im Juli. 


2. L. Dantici Rossi = postscutellatus Lep. 


Weibchen: Kopfschild schwarz, oben mit gelber 
Bogenlinie, oder auch nur einem gelben Punkte, unten 
gelblich, fast gerade abgestutzt ohne deutliche Zähne. 
Zwischen den Fühlern, vor den Augen und im Ausschnitte 
ein gelber Punkt, Fühler schwarz, Stiel vorn gelb ge- 
streift. Prothorax vorn mit breiter gelber, in der Mitte 
unterbrochenen Binde, unter den Flügeln ein gelber 
Punkt. Schildchen mit zwei länglichen gelben Punkten, 
hinten stark leistenartig vorragend mit gekerbtem Rande. 
Flügelschuppen bräunlich mit gelber Einfassung. Meta- 
thorax stark gerandet, am Seitenrande mit deutlichem 
Zahne und grossen gelben Flecken. Abdomen der Kegel- 
forın genähert, das erste Segment am Grunde fast gerade 
abgestutzt, mit fünf Binden, die erste stark an den Seiten 
erweitert, in der Mitte einen schmalen rundlichen oder 
fünfeckigen schwarzen Raum lassend, die zweite fast 
ganz gelb, nur am Vorderrande und in der Mitte mehr 
oder weniger schwarz, die andern Binden breit aber 
gerade. Beine gelb, Schenkel fast zwei Drittel schwarz, 
Tarsen bräunlich. Grösse: 10 M.M. 


Männchen: Kopfschild unten schmaler, deutlich aus- 
serandet und mit Seitenzähnen, Binden weniger breit. 
Selten im Juli, Nest mir unbekannt. 


3. L. simplex Fbr. = trifasciatus Spin., Linden Lep., 
quadrifasciatus H. Sch. 


Weibchen: Kopfschild schwarz, gelbpunktig oder mit 
Bogenlinie oben, unten ziemlich verengt und mit breiten 


Seitenzähnen, Fühler ganz schwarz. Prothorax vorn 
entweder mit 2 gelben schmalen länglichen Seitenflecken, 


oder auch ganz schwarz, Schultern mässig abgerundet, 

Metathorax an dem untern Seitenrande mit starkem 

Zahne, wie die übrigen Theile schwarz und matt fein 
Archiv XXX. 15 


226 


gerunzelt. Schildchen schwarz oder mit2 gelben Flecken 
oder ganz schwarz, Hinterschildchen lineal vorragend 
mit gekerbtem Rande. Abdomen mit 4 Binden, nur die 
vordere ist in der Mitte spitzwinklig eingeschnitten, an 
der Seite erweitert oder gebuchtet, die andern aber 
gleichmässig schmal. Der Bauch ganz schwarz. Grösse: 
10 M. M. 


Männchen: Kopfschild gelb, manchmal mit zwei 
kleinen schwarzen Punkten, unten stark verschmälert, 
mit spitzzährigem Rande. Fühlerschaft vorn mit 
schmalem gelben Streif, Geisel ganz schwarz, Schildchen 
oft ganz schwarz, die Flecken immer kleiner als beim 
Weibchen. Binde des Hinterleibes fast ganz gleich 
breit, die erste nur wenig verbreitert, die 4° meist nur 
auf dem Rücken deutlich, an den Seiten abgekürzt. Am 
Bauche haben öfter Segment 2 oder 3 an der Seite 
zwei kleine rundliche oder .dreieckige Flecken. Beine 
ganz wechselnd gezeichnet, die Schienen sind meist vorn 
ganz gelb, hinten mehr oder weniger schwarz gefleckt. 
Grösse: 10 M. M. 


Ich fing die wenigen Exemplare, die mir vorge- 
kommen sind, im Juli auf Heracleum, konnte aber das 
Nest nicht entdecken. 


4. L. nigripes H. Sch. = maculatus Lep. 


Weibchen: In der Farbe des Kopfes simplex 
gleichend, das Kopfschild ist aber unten stets etwas 
breiter, Prothorax an den Schultern abgerundet, die 
Binde vorn in der Mitte fast zusammenhängend, Schildchen 
und Metathorax wie bei simplex, die Punktirung des 
ganzen Thorax tiefer, so dass die ganze Oberfläche rauh 
erscheint. Binden des Hinterleibes sehr veränderlich, 
die im Gebiete gefangenen Exemplare haben Binde 1 
an den Seiten wenig erweitert, in der Mitte stumpf- 
winklig eingeschnitten, Binde 2 am breitesten, vorn ge- 
buchtet, 3 und 4 gleich schmal, doch können die seit- 
lichen Erweiterungen, sowie die Ausbuchtungen alle 


2 


227 


möglichen Formen annehmen. Binde 2 ist ausserdem 
manchmal am Bauche sichtbar. Beine fast immer ganz 


schwarz, oder höchstens die Schienen vorn ein wenig 


gelb gestreift. Grösse: 10—12 M. M. 

Männchen: Mit simplex übereinstimmend, aber der 
Hinterleib hat oft 5 bis 6 Binden von sehr wechselnder 
Bildung, die 2!e oder die 3t* über den Bauch fortge- 
setzt, oder der Bauch auch manchmal mit 2 kleinen 
Seitenflecken, Beine schwarz, Kniee und Schienen vorn 
gelblich. Grösse: 11 M. M. 

Im Juni aus trocknen Umbellatenstengeln gezogen, 
die ich wegen einer kleinen Verdickung eingetragen 
hatte. Das innere war in mehrere längliche Kammern 
eingetheilt, die mit einer losen Haut bekleidet waren, 
das Flugloch mit zerkauten Pflanzentheilen täuschend 
wie mit Rinde verklebt. 


5. L. alpestriss Sauss. = minutus H. Sch. 


Die zwei Exemplare, welche ich gefunden habe, 
stammen von der Elbe und passen zu keiner andern 
Beschreibung. Weibchen: Kopfschild schwarz, oben mit 
gelben Flecken, Kopf sonst ganz schwarz, Fühlerschaft 
am Grunde mit kleinem gelben Flecken. Fühler kurz 
und dick. Prothorax vorn ziemlich schmal, ohne Zähne, 
seidenartig glänzend, Schultern mit weisslichen Flecken, 
Schildchen schwarz mit scharfem Rande, Metathorax mit 
deutlichem Seitenrande. Abdomen mit zwei weisslichen 
Binden, von denen die zweite vom hinteren Rande ent- 
fernt ist. Bauch ganz schwarz. Beine gelbrot. Schenkel 
am ersten Drittel schwarz. Grösse: 8 M. M. 


Männchen nach Schenck: Kopfschild und Fühler- 
schaft vorn weiss, Geisel braungelb unten, Kopfschild 
unten sehr verschmälert mit schwachen Seitenzähnchen. 
Schildehen hinten mit scharfer Kante, Metathorax stark 
ausgebuchtet mit starkem Seitenrande, Segment 1 kurz, 
stark gewölbt, am Endrande stark gewulstet. 

2 Weibchen Anfangs Juli an Umbellaten gefangen. 

15* 


228 


6. L. minutus Fabr. = pictus H. Sch. 


Weibchen: Kopfschild ganz schwarz, unten stark 
verschmälert mit spitzer Einbuchtung und langen scharfen 
Zähnen. Zwischen den Fühlern ein gelblichweisser runder 
Fleck, Fühler und Kopf ganz schwarz, nur am obern 
Augenrande am Hinterkopfe ein weisser Punkt. Thorax 
dicht fein punktirt, vorn nicht sehr verschmälert, mit 
dreieckigen oder rundlichen weissen Flecken mehr in 
der Mitte. Flügelschuppen bräunlich mit gelbem Rande, 
an den Seiten des Thorax darunter ein grösserer und 
ein kleinerer weisser Punkt. Schildchen glatt, hinten 
mit breiter weisslicher Linie. Metathorax in der Mitte 
stark ausgehöhlt, seitlich mit breitem runzligem Rande 
und unten mit stumpfer Ecke. Am Abdomen auf Seg- 
ment 1 und 2 gelbe Binden, 1 schmal, 2 seitlich ver- 
breitert, am Bauche schmal sichtbar, in der Mitte aber 
unterbrochen. Beine braunrot, Hüften und Schenkelringe, 
sowie letztes Tarsenglied schwarz. Grösse: 7 M. M. 

Männchen mit gelbem Kopfschilde, Fühlerschaft 
vorn gelblich, Geisel oben an der Aussenseite bräunlich 
gelb. Beine haben statt der braunroten Farbe eine gelbe. 

Am 2. Juli zog ich weibliche Exemplare aus den 
untern Theilen eines trockenen Oentaureastengels, die 
Männchen fing ich auf blühenden Scabiosen Ende August. 


7. L. germanicus Sauss. 


Kopfschild schwarz, unten breit schwach ausge- 
randet mit spitzen abstehenden Seitenzähnchen. Ober- 
kiefer am Grunde mit gelbem Pünktchen. Fühlerschaft 
vorn gelb gestreift, zwischen den Fühlern und am hintern 
Augenrande ein kleiner gelber Fleck. Prothorax an den 
Schultern gelb gefleckt. Flügelschuppen einfarbig braun. 
Schildechen schwarz, hinten gelb gefleckt, Metathorax 
hinter dem Schildchen bedeutend verlängert und schlank. 
Abdomen fast cylindrisch, sehr schlank, mit 2 schmalen 
regelmässig verlaufenden Binden, deren 2!° am Bauche 
sichtbar ist. Beine gelb, Schenkel und Tarsen schwarz. 
Grösse: 10 M. M. 


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229 


Nur ein einziges Weibchen erbeutet, das Männchen 
scheint überhaupt.noch zweifelhaft zu sein. 


8. L. exilis H. Sch. 


. Weibchen: Kopfschild gelb, unten breit, fast ab- 
serundet im Umriss, mit schwacher Ausbuchtung und 
kurzen Zähnchen. Fühler schwarz, in einer deutlichen 
Grube in der Mitte des Kopfes sitzend, stark keulen- 
förmig verdickt. Prothorax vorn stark verengt, abge- 
rundet, so dass er fast einen Hals bildet. Schultern 
mit zwei kleinen weisslichen Flecken. Flügelschuppen 
schwarz mit schmalem weissen Hinterrande. Thorax 
schlank, ganz schwarz, matt punktirt, Rand des Meta- 
thorax abgerundet. Abdomen mit 2 Binden, beide 
schmal, die 2, auf Segment 2 den Hinterrand nicht 
berührend, am Bauche schmal sichtbar, in der Mitte 
aber unterbrochen. Segment 1 grob punktirt matt, 
Segment 2 schwach glänzend. Beine schwarz, Knie, und 
vorderer Theil der Schienen oben gelblich. Grösse; 
8M.M. 

Männchen: Kopfschild weiss, unten schmaler mit 
deutlichen Zähnchen, Fühlerschaft vorn weissgestreift, 


‚Geisel oben an der innern Seite weisslich gefleckt. 


Beine ausgedehnter gelblich gefärbt. 

In wenigen Exemplaren am 5. Juli aus einem 
Stengel von Achillea millefolium nahe an der Erde aus- 
kriechend gefangen; ein Nest konnte ich aber im Stengel 
selbst noch nicht auffinden. 


9. L. helwetius Sauss. = parvulus H. Sch. 


Weibchen: Kopfschild gelblich, unten schmal mit 
tiefer Einbuchtung und deutlichen spitzen Zähnchen, 
Stirn mit deutlicher Längsfurche. Fühler wie bei voriger. 
Prothorax schmal, matt punktirt, vorn aber fast so breit 
als der Kopf, Schultern fast rechtwinkelig mit weissen 
Flecken. Flügelschuppen braun mit fast ganz um- 
schliessendem weisslichem Rande, Thorax an der Seite 
darunter mit weissem Pünktchen. Schildchen weiss ge- 


230 


‚fleckt, Rand des Metathorax stumpf, abgerundet. Ab- 
domen schlank, sehr fein punktirt, glänzend, Segment 1 
viel schmaler als 2, 2 Binden auf Segment 1 und 2, bei 
letzterem an den Bauchseiten sichtbar. Beine schwarz, 
vordere Schienen und Tarsen mehr oder weniger wech- 
selnd gelblich. Grösse: 7—8 M. M. 


Männchen: Kopfschild weisslich, Fühlerschaft vorn 
weisslich, Geisel oben bräunlcih, Beine mehr gelb ge- 
zeichnet. 


Mit voriger zusammen, auf Achilles saugend. 
10. L. Herrichii Sauss. = variegatus H. Sch. 


Eine weibliche Wespe, welche mit der Beschreibung 
dieser Species bis auf gewisse Abweichungen überein- 
stimmt, fing ich im August d. J. auf Scabiosen sitzend; 
ich lasse ihre Beschreibung unter obigem Namen folgen: 


Kopfschild schwarz unten stark verlängert, schnabel- 
artig schinal mit 2 breiten Zähnen, die eng an einander 
stehen, zwischen den ganz schwarzen dünnen Fühlern 
‚oben ein grosser dreieckiger gelber Fleck, hinterer 
Augenrand wulstig mit länglichem gelben Flecken. Kopf 
stark punktirt, matt. Thorax rauh, tief punktirt, ge- 
drungen, vorn breit, mit ganzer gelber Binde und 
stumpfen Schulterecken. Flügelschuppen gelb, gross, 
-vorn mit kleinem braunen Fleck, Thoraxseiten unter den 
Schuppen mit grossem runden, Rücken mit kleinem 
länglichen Fleck. Schildehen mit breiter gelber Binde. 
Metathorax hinten gelb an den Seiten, Rand abgerundet 
ohne Ecke, bei Herrichii soll die Ecke deutlich sein, 
Flügel braun. Abdomen weitläufig punktirt, seideglänzend 
mit drei Binden, Binde 1 seitlich mit runden braunroten 
zusammenhängenden Flecken, Binde 2 mit zungenförmigen 
gegen einander convergirenden rötlichen Flecken an 
der Seite, in der Mitte ein wenig verbreitert und am 
Bauche sichtbar, Binde 3 schmal. Segment 1 auffallend 
kurz. Beine gelb mit zur Hälfte schwarzen Schenkeln. 

-Grösse: 13 M. M. 


2 


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231 


Die noch in Deutschland vorkommenden L. zan- 
thomelas, Dufourianus nugdunensis Sauss., timidus Sauss. 
habe ich bisher im Gebiete noch nicht angetroffen, son- 
dern nur aus Südeuropa erhalten. 


D, Hoplopus. 


1. H. melanocephalus L. = dentipes H. Sch. 


Weibehen: Kopfschild ganz schwarz, unten breit, 
fast gerade ahgestutzt mit nur sehr kleinen Zähnchen 
an der Seite. Zwischen den Fühlern eirvc gelbe Quer- 
linie, Fühlerschaft vorn gelb, Geisel oben rötlich. Hinter- 
kopf am oberen Augenrande mit gelben Fleckchen. 
Kopf und Thorax mit kleinen, behaarten Höckerchen. 
Prothorax mit länglichen Schulterflecken, sonst ganz 
schwarz, Flügelschuppen schwarz mit bräunlicher Ein- 
fassung. Abdomen mit 4—5 gelbweissen Binden, die 
2te jn der Mitte meist unterbrochen, an den Seiten ver- 
breitert, Bauch schwarz, an der Seite mit mehreren 
Fleckchen. Beine gelbrot, Schenkel zur Hälfte schwarz. 
Grösse: 10—12 M M. 

Männchen: Nur unterschieden durch den stärker 
ausgerandeten Kopfschild, die gezähnten Mittelschenkel, 
vorherrschend gelb gefärbten Beine. Abdomen mit 6 
Binden, Segment 2 am Bauche mit 3 Höckern, die 
manchmal sehr klein sein können. 

Nicht selten schon im Mai an Lamium, später im 


Juli erscheinen die Männchen häufiger an Scabiosen 


und Echium. Das Nest fand ich am Grunde einer 
Mühle nahe an der Erde, wo zwischen den Steinen in 
den Mörtel die Bingangslöcher gebohrt waren. 


2. H.reniformis L. = cozxalis H. Sch., velox. Sauss., 
Reaumuriüi Duf., Dufourü Lep. 

Weibchen: Kopfschild schwarz oben mit gelber 
Bogenbinde, unten sehr verschieden fast gerade, mehr 
oder weniger ausgerandet mit kurzen oder langen Zähnen. 
Zwischen den Fühlern und hinter den Augen ein gelber 
Fleck. Fühlerschaft vorn gelb, Geisel an den ersten 


232 


Gliedern bräunlich. Prothorax vorn gelb, Schildchen 
vorn mit zwei gelben Punkten, hinten gelb liniirt, Thorax 
oben schwarz, nur neben den Flügeln bis zum Schildchen 
mit schmaler gelber Linie. Metathorax an den Seiten mit 
grossem nierenförmigen Flecke, oder der Thorax ohne 
Flecke (Reaumurü), Flügelschuppen braun mit gelbem 
Rande. Abdomen mit 5 gelben Binden, oder 4 (Reaumurii) 
die 2te, oder 1*e und 2te ausgebuchtet, seitlich ver- 
breitert, überhaupt sehr verschieden gestaltet, die 2te 
und 3!e am Bauche sichtbar. Beine gelb, nur die Schenkel 
kaum zur Hälfte schwarz. Grösse: 10—12 M. M. 


Männchen: Wie das Weibchen, nur Fühlergeisel 
unten bräunlich, am Ende aber schwarz. Prothorax 
vorn gelb, Schildchen hinten gelb, Metathorax schwarz. 
Mittelhüften mit deutlicher, nach unten gerichteter gelber 
Spitze. Sehr selten, bisher nur 2 Stück im Juli d. J. 
an Echium gefangen. 


3. H. laevipes Shuck. = simplicipes H. Sch., cognatus 
Duf., rubicola Saund., reniformis Lep. 


Weibchen: Kopfschild schwarz, oben mit gelber 
Bogenbinde, unten nicht sehr breit, tief ausgerandet 
mit langen Seitenzähnen, zwischen den Fühlern ein läng- 
licher Fleck, Fühler ganz schwarz, hinterer Augenrand 
oben mit gelbem Punkte. Kopf rauh mit behaarten 
Höckerchen. Prothorax vorn mit gelber Binde, welche 
in der Mitte nicht zusammenhängt , Schultern mit 
stumpfen Ecken. Flügelschuppen braun mit gelbem 
Rande, darunter ein gelber Fleck. Schildehen mit 
breiter, seitlich erweiterter gelber Linie, hinten mit 
schmalem ganzen oder unterbrochenen Fleck. Thorax 
dicht punktirt, seideglänzend.. Abdomen mit 4 Binden, 
manchmal die 5te auf der Mitte des Segments noch 
schmal sichtbar. Alle Binden schmal und gleichmässig, 
die 2!e kaum seitlich erweitert, am Bauche allein sichtbar. 
Beine gelbrot, Schenkel an der oberen Hälfte schwarz, 
letztes Tarsenglied braun. Grösse: 11—13 M. M. 


233 


Männchen: Wenig vom Weibchen verschieden, nur 
die Fühler mit gelblichen vorletzten Gliedern, der letzte 
Haken aber schwarz, Schildchen öfter ohne Binden, 
Beine heller gelb. 


Nur ein Päärchen im August auf Umbellaten im 
Gebiete gefangen, südeuropäische Exemplare sind nur 
in der Grösse davon verschieden. 


4. H. spinipes H. Sch. = muraria Ohr., quinque- 
fesciata For. 


Weibchen: Kopfschild ganz schwarz, unten seicht 
gerandet mit abstehenden stumpfen Seitenzähnen, Fühler 
ganz schwarz, nur der Schaft vorn fein gelb gestreift. 
Zwischen den Fühlern zwei längliche Flecken, die auch 
zu einer Linie vereinigt sein können. Vorderer Augen- 
rand im Ausschnitte mit gelbem Fleck, oft aber ganz 
schwarz, hinterer Augenrand oben mit gelber Linie. 
Kopf nebst Thorax runzelig, lang schwarz behaart. 
Prothorax vorn mit zusammenhängender, seitlich ver- 
breiterter Binde, Schildchen mit zwei länglichen Flecken, 
die auch fehlen können, Flügelschuppen braunrot mit 
breiter gelber Einfassung, Thorax im übrigen ganz 
schwarz, Flügel mit deutlich breitem braunem Rande. 
Am Abdomen ist Segment 1 kurz, stark gewölbt, fein 
punktirt, lang behaart, Segment 2 auffallend breit und 
wie die folgenden glänzend, 5 regelinässige gelbe Binden 
alle gleich breit, am Bauche ist die 2te schmal oder gar 
nicht sichtbar. Beine von den Knien ab rotgelb, letztes 
Tarsenglied bräunlich. Grösse: 10—12 M. M. 

Männchen: Fühlerschaft vorn gelb, Geisel vor dem 
Ende unten braungelb, Kopfschild manchmal oben gelb 
gestreift. 6 Hinterleibsbinden, die letzten an der Seite 
abgekürzt, die 2te gewöhnlich am Bauche sichtbar. 
Beine mit mehr gelb und erweiterten Mittelschienen, 
Mittelhüften dreizähnig. Abdomen schlanker. 


Von Mitte Mai bis August überall häufig, Nester 
in alten Balken, 


234 


Im Juli d. J. fing ich an blühenden Scabiosen zwei 
Hoplopusmännchen, welche ich nach den bekannten 
Beschreibungen nirgends unterbringen kann, welche aber 
sehr charakteristisch gebildet sind. 


5. H. rugulosus n. sp. 


Kopfschild ganz gelb, unten tief bogenförmig aus- 
gerandet mit spitzen Seitenzähnen, Fühlerschaft vorn 
breit gelb, Geisel vor dem Ende unten gelbrot, End- 
haken aber schwarz. Zwischen den Fühlern ein läng- 
licher Fleck, innerer Augenrand am unteren Ausschnitte 
mit gelber Einfassung, hinterer Augenrand mit gelber 
Linie. Kopf und Thorax stark rauh höckrig, kurz be- 
haart. Prothorax vorn breit gelb, Schildchen vorn mit 
2 grossen, hinten 2 kleineren Flecken. Flügelschuppen 
gelb mit kleinem braunen Flecken, Brustseiten darunter 
mit dreieckiger Zeichnung, Metathorax hinten tief aus- 
gehöhlt, glänzend, seitlich dicht behaart Abdomen matt 
mit 6 Binden, die erste in der Mitte eingebuchtet, die 2te 
seitlich erweitert, ebenso die 3te, 4 und 5 gebuchtet, 6 
seitlich abgekürzt. Am Bauche 2, 3 und 4 sichtbar, 2 
in der Mitte gebuchtet, breit. Beine gelbrot mit am 
Anfange nur in geringer Ausdehnung schwarzen Schen- 
keln und Hüften. Grösse: 16 M. M. 


6. H. ruficornis n. sp. 


Kopfschild gelb, unten stark ausgebuchtet mit grossen 
Zähnen, Oberkiefer gelb mit schwärzlichen Spitzen, innerer 
Augenrand in der Nähe des Kopfschildes mit gelber Linie, 
Fühler an der ganzen Innenseite und in der letzten Hälfte 
völlig gelbrot gefärbt, am hinteren Augenrande ein gelber 
Strich, zwischen den Fühlern eine gekerbte Linie. Kopf 
und Thorax stark rauhrunzlig, tief punktirt, behaart, ohne 
allen Glanz. Prothorax vorn mit gelber Zeichnung, deren 
Hinterrand ausgerundet ist. Flügelschuppen schwarz mit 
äusserem rotem Rande. Schildchen mit zwei sehr entfernt 
stehenden gelben Flecken. Abdomen schwach glänzend, 
sehr dicht runzelig punktirt, mit 5 gelben Binden, deren 


235 


2te ein wenig breiter und gebuchtet, deren 5te seitlich 


abgekürzt und schmal ist Bauch schwarz. Schenkel 


zu zwei Drittel schwarz, Kniee und Schienen oben gelb. 
Schienenende und Tarsen rotgelb. Mittelhüften mit drei 
Zähnen, der erste breit stumpf, schiefstehend, der mittlere 
kurz stumpf mit breiter Basis, gerade, der dritte dick, 
kurz, mit kleiner nach innen gerichteter Ecke. Grösse: 
10 M.M 


VI Pterocheilus. 

Einzige Art: phaleratus Latr. = interruptus Klg., 
Klugü H. Sch. 

Die zweite Discoidalquerader mündet entweder in 
die 2te Oubitalader oder ein wenig hinter dieselbe bei 
den 4 hier gefundenen, bei einer süddeutschen aber fast 
in die Mitte der ?ten Cubitalzelle. 

Weibchen: Kopfschild schwarz grob punktirt, unten 
breit mit seichter Ausrandung und unmerklichen Seiten- 
zähnchen, in der Mitte oder oben gelb gefleckt in ver- 
schiedener Zeichnung. Fühler ganz schwarz, zwischen 
den Fühlern ein breiter gelber länglicher Fleck. Augen 
an der untern Ausbuchtung und am obern Hinterrande 
gelb gezeichnet. Prothorax mit dreieckigen Schulter- 
flecken, Flügelschuppen rotbraun mit blassgelbem Vorder- 
rande, Thorax darunter gelbfleckig, Schildehen vorn ganz 
schwarz oder schmal gelb gestreift, hinten mit zwei feinen 
Flecken, Metathorax an der Seite am Rande mit kurzer 
gelber Zeichnung, Thorax weitläufig punktirt, Flügel 
bräunlich Abdomen mit 5 Binden, 1 und 2 gebuchtet, 
die andern schmal, in der Mitte ganz oder fein unter- 
brochen, 5 nur kurz, 2 am Bauche seitlich in zwei Flecken 
sichtbar. Beine mit halb schwarzen Schenkeln, sonst 


‚gelbrot, die vorderen Schenkel vorherrschend gelbrot. 


Grösse: 11 M.M 

Männchen: Zeichnungen weisslich, Schildchen meist 
ganz schwarz, von den Hinterleibsbinden sind oft nur 3 
deutlich, die andern verschwindend schmal und alle in 
der Mitte stark unterbrochen. 


236 


Mitte Juni und Anfangs Juli am Grunde einer 
Schwarzpappel gefangen, wo sie im Verein mit der Grab- 
wespe Stizus tridens in ein Loch am Grunde des Stammes 
aus und einkrochen, andere an Umbellaten und blühenden 
Scabiosen, im ganzen nicht häufig. 


VIL Celonites 


Einzige Art: CO. abbreviatus Villers. = Masaris 
apıformis Pz., Celonites apiformis Str. 

In Norddeutschland nicht angetroffen, nur in Süd- 
europa vorkommend habe ich das hübsche Thierchen 
nur der Vollständigkeit wegen mit angeführt, es ist 
durch seine charakteristischen Fühler und die 2 Cubital- 
zellen hinlänglich gekennzeichnet. Sie ist die einzige 
Schmarotzerwespe, legt ihre Eier in andere Hymenopteren- 
nester und soll in ihrer Lebensweise von den Chrysiden 
nicht abweichen. 


Wie bei meiner Uebersicht der Gallinsecten im 
vorigen Hefte, habe ich auch bei dieser Arbeit eine 
Abgrenzung eines bestimmten beschränkten Faunen- 
gebietes nicht für zweckmässig erachtet. Es wird ge- 
wiss jeder erfahrene Beobachter darin mit mir überein- 
stimmen, dass es unmöglich ist eine genaue Grenze zu 
ziehen, da die beflügelten Thiere sich niemals an ganz 
bestimmte Orte binden Es kann somit vorkommen, 
dass man Insecten in einem Jahre plötzlich in Menge 
findet, die man vorher niemals antraf und dass diese 
Funde ebenso spurlos in andern Jahren verschwunden 
sind, sodass dann Meinungsverschiedenheiten zwischen 
den Sammlern entstehen. Bei der Bearbeitung der 
Vespiden bin ich mit wenigen Ausnahmen auf meine 
eigne Sammlung angewiesen gewesen, glaube aber kaum, 
dass ich bei dem reichhaltigen’ eignem Materiale von 
anders woher etwas neues erhalten hätte. Es kam mir 
darauf an genaue Beschreibungen nach natürlichen 


Bi 
Re 
Le 


237 


Exemplaren zu liefern und war mir dies möglich durch 
Vergleichung von mehreren hundert Thieren, soweit 
überhaupt bei der grossen Uebereinstimmung der ein- 
zelnen Species dies geschehen konnte. 
Von den im Gebiete einheimischen Insecten sind 
bis jetzt bearbeitet worden: 
Die Käfer, aber leider noch sehr unvollständig 
von Raddatz und Brinkmann. 
Die Schmetterlinge von Boll, Odonaten von Füldner. 
Die Blatt- und Holzwespen und ein Theil der Fliegen 
von Raddatz. 
Die Gallinseeten von mir, alles im Archiv. 
Die Hemipteren und Cicaden von Raddatz ebenda. 


Eine Uebersicht der Orthopteren ist von mir ge- 
geben in der Zeitschrift für ges. Naturw., wobei vor 
allem die Mecklenb. Fauna berücksichtigt worden ist, 
es bleiben somit noch eine Menge Familien zu bearbeiten 
übrig. Ich hoffte manches im Verein mit Hrn. Dir. 
Raddatz zu untersuchen, leider schweigt dieser seit 
mehreren Jahren in rebus entomologicis aber völlig. 


Die hinter den Wespen angeführten Autornamen 
nebst ihren Schriften sind folgende: 


Panzer, Fauna insect. Germ. initia. 

Herrich Schaeffer ebenda und Nomenclator 
entomologicus. 

Klug, vermischte Schriften, Entom. Monographien. 

Latreille, Hist. nat. des insectes etc. 

Lepelletier de St. Fargeau. Hist. nat. des 
Hymenopteres etc. 

Saussure, Monogr. des Guepes solitaires. + 

Schenck, Nassauische Jahrbücher XVI. 

Shuckard, verschiedene Schriften. 


Perleberg, Westpriegnitz, October 1876. 


Erklärung der Abbildungen. 


Fig. 1. 
Schema des Wespenflügels. 
a. Rand- oder Radialzelle. 
bl b2 b3 Oubitalzellen, 
c! c2 Discoidalqueradern, 
Fig. Il. 
Flügel von Polistes. 


Fig. 11. 

a. Hinterleib 

b. männl, a von Eumenes. 
Fig. IV. 

a. Hinterleib 

b. männl. Fühler 
Fig. V. 

. Hinterleib von oben 


von Discoelius. 


A v, Auci 
b. ON d, Seite San, 
b. männl. Fühler 
Fig. VI. 
a. Hinterleib von oben] y, Sym- 
b. 5 v..d. Seite | morphus. 
Fig. VI. 


a. Hinterleib 
b. männl, Fühler 


Fig. VII. 
Männl. Fühler von Zeionotus, 


von Hoplopus. 


Fig. IX. 


Flügel von Pterocheilus. 
b! b2 Cubitalzellen 2 u. 3. 
ce! ec? charakteristische Dis- 
coidalqueradern. 


Fig. X. 


a. Flügel 


b. Fühler von Celonites, 


Fig. Xl. 
Kopf einer Vespide. 
a. Auge, 
b. Kopfschild, 
c. Kinnladen, 
d. Fühler. 
e. Nebenaugen, 


Fig. XI. 


Brustkasten, 

a. Prothoraxzähne. 

b. Prothoraxrand, 

c. Flügelschuppen. b 

d. Mittelbrustkasten, Meso- 
thorax, 

e. Schildehen und Hinter- 
schildehen. 

f. Hinterbrustkasten, Meta- 
thorax, 

g. Zähne des Hinterbrust- 
kastens, 


N.d. Natur gez.v. Dr. Rudon. 


Ueber 
Pueeinia Malvacearum Mont. 


und deren Wanderung. 


Nach seinem Vortrage auf der Generalversammlung des 
Vereins zu Ludwigslust am 7. Juni 1876 
bearbeitet 
von H. Brockmiüller. 


Am 8. Juli 1874 wohnte ich einer Beerdigung auf 
der Irrenheilanstalt Sachsenberg unweit Schwerin bei 
und bemerkte, dass die auf den Rabatten längs des 


Hauptsteiges des Gartens in grosser Zahl angepflanzten 


Stockrosen in ihrer Belaubung meistens ein kränkelndes 
Aussehen zeigten, welches, soweit ich vom Leichen- 
gefolge aus zu unterscheiden vermochte, durch einen 
Pilz verursacht wurde, der die Pflanzen in starkem 
Masse befallen hatte. Ich dachte einstweilen an Depazea 
vagans Fr. und Septoria heterochroa Dmz., welche ich auf 
Althaea rosea nicht selten angetroffen und deren letztere 
ich in dieser Form auch in meinen Fascikeln mecklen- 
burgischer Kryptogamen unter No. 76 ausgegeben habe, 
. nahm mir jedoch vor, den Sachsenberger Garten mög- 
lichst bald wieder zu besuchen und genauere Forschungen 
anzustellen. Durch mancherlei Umstände an der Aus- 
führung meines Vornehmens gehindert, kam mir die Sache 
aus dem Sinn. Als ich aber Ende Juni v. J. eine Pilz- 
kollektion vom Herrn Professor Körnicke in Bonn er- 
hielt und darunter die Puceinia Malvacearum Mont. fand, 
von ihm am 25. Okt. 1874 auf Malva silvestris bei Neu- 
wied gesammelt, und fast zu gleicher Zeit in einer an- 


240 


dern Sendung von Hrn. Dr. Paul Magnus in Berlin den- 
selben Pilz erhielt in Exemplaren, die Hr. Senator Dr. 
Brehmer in Lübeck am 17. Juli 1874 auf Althaea rosea 
gesammelt, kamen mir wieder die Stockrosen des 
Sachsenberger Gartens ins Gedächtniss, und es wurde 
mir plötzlich klar, dass ich auf denselben am 8. Juli 
1874 ebenfalls die Puceinia Malvacearum gesehen hätte, 
nicht aber die Septoria heterochroa oder ein ähnliches 
Gebilde. Sobald meine Zeit es erlaubte, machte ich eine 
Exeursion nach dem Sachsenberge hinaus und fand (am 
5. Aug. 1875) fast sämmtliche Stockrosen, mit denen 
wieder der Hauptsteig eingerahmt war, von der Pucc. 
Malv. in starkem Grade befallen. Nur wenige Stöcke 
waren noch verschont geblieben. Ein Vergleich mit 
diesen zeigte recht augenfällig den Schaden, den der 
Pilz an den von ihm befallenen Pflanzen anrichtet. 
Blätter mit älteren Pilzrasen hingen bereits welk, dem 
Vertrocknen nahe, an den Stöcken und gaben denselben 
ein krankhaftes, leidendes Aussehen, das sich namentlich 
auch in der geringeren Zahl der Blüten und der minder 
üppigen Entfaltung der vorhandenen dokumentirte. 

Bei uns, wo die Althaea rosea bloss als Zierpflanze 
gezogen wird, ist mit dem Auftreten des Pilzes gerade 
kein wirthschaftlicher Schaden verbunden; anders aber 
gestaltet sich die Sache in den Gegenden, wo diese 
Pflanze wegen des Farbestoffes ihrer Blüthen im Grossen 
gebaut wird, wie im südlichen Deutschland. So ist es 
erklärlich, dass das Auftreten des Pilzes in der Erlanger 
und Nürnberger Gegend vor zwei Jahren (im Juni 1874) 
wirklich besorgnisserregend wirkte. Schon am 13. Juli 
1874 berichtete Prof. Rees darüber in der physikalisch- 
medicinischen Societät zu Erlangen: „Der in unserer 
Gegend geradezu charakteristisch im Grossen betriebene 
Anbau der Althaea rosea begünstigt die Ansiedelung 
des eingewanderten Rostpilzes in dem Grade, dass seit 
der ersten Entdekung fast Tag für Tag neue ausgiebige 
Fundorte der Puceinia gemeldet werden. Vermöge der 
Dichtigkeit und täglich steigenden Ueppigkeit seines 


241 


Auftretens ist jetzt der Malvenrostpilz für unsere 
Gegend ein beachtenswerther Feind einer ihres Blüthen- 
farbstoffs halber wirthschaftlich hochgeschätzten Nutz- 
 pflanze geworden.‘ — Auch ein englischer Gärtner 
klagt in Gardener’s Chronicle 1874, dass eine der 
grössten und schönsten Sammlungen von Pappelrosen, 
die 11 Jahre lang von ihm gepflegt worden, zu Grunde 
ging, indem Beet auf Beet von der Puccinia befallen 
wurde. Zu Charleville im Ardennendepartement zeigte 
sich der verderbliche Einfluss des Pilzes durch eine 
alsbaldige Preissteigerung der Malvenblüthen. In der 
Belgique horticole 1874 p. 232 wird bemerkt, dass der 
Pilz jetzt die Baumwollenpflanzen bedrohe; doch habe 
ich anderswo noch nirgends eine Mittheilung gefunden, 
dass er bisher auf Gossypium beobachtet worden ist. 

Wo die Puccinia Malvacearum vorhanden ist, 
entgeht sie wegen ihrer auffälligen Erscheinung so 
leicht keinem Botaniker, einem Mykologen sicherlich 
nicht. Es darf daher bestimmt angenommen werden, 
dass sie bei uns, wie in Europa überhaupt, ursprünglich 
nicht heimisch, sondern erst in den letzten Jahren 
eingewandert ist und zwar aus Chile, wo sie Brotero 
zuerst auf der dort angepflanzten Althaea officinalis 
entdeckte und an Montagne schickte, der sie in der 
Flora chil. VIII. p. 43 beschrieb. Corda brachte in 
seinen Icones Fungorum VI. t. I. f. 12 eine Abbildung 
des Pilzes. 

In Europa wurde die Puccinia zuerst 1869 in 
Spanien bei dem Orte Castelseras auf verschiedenen 
Malven-Species von Hrn. Loscos beobachtet, der sie in 
Rabenhorst Fungi Europaei unter no. 1774 herausgab. 
Es ist jedenfalls die Annahme gerechtfertigt, dass bei 
den vielfachen Handelsbeziehungen Spaniens mit Süd- 
amerika der Pilz nach Spanien verschleppt worden ist, 
auf welche Weise, lässt sich schwerlich nachweisen. 

Von Spanien aus hat die Puceinia sich über das 
südliche Frankreich ausgebreitet. Mitte April 1873 
wurde sie auf einem Hügel bei Gaulac unweit Bordeaux 

Archiv XXX. 16 


242 


von einer Dame auf Malva silvestris bemerkt. Hr. Durieu 
de Maisonneuve hatte die betreffende Oertlichkeit viel- 
fach besucht, ohne den Pilz vorher je beobachtet zu 
haben, woher er mit Sicherheit behaupten zu können 
meint, dass derselbe überhaupt noch nicht da war. Er 
untersuchte von dem Tage an die Malva. silvestris im 
botanischen Garten von Bordeaux täglich auf das Vor- 
handensein des Pilzes, fand aber erst zu Anfang August 
die ersten Spuren desselben. Von da ab aber verbreitete 
sich der Pilz sehr schnell über die betreffenden Pflanzen 
des bot. Gartens und der ganzen Umgegend von Bor- 
deaux. Aber nur die Malveen im engeren Sinne wurden 
von dem Pilze befallen, die Sida- und Hibiscus-Arten 
zeigten sich vollkommen intakt. Durieu nennt ausser 
Malva silvestris noch M. nicaeensis, arborea und rotundı- 
folia, Lavatera Olbia und mauritanica, Althaea rosea. Auf 
Althaea officinalis aber, derjenigen Pflanze, auf welcher 
sie in Chile zuerst entdeckt worden war, fand er die 
Puccinia nicht. Durieu machte die ersten ausführlichen 
Mittheilungen über den Pilz in den Actes de Societee 
Linneenne ä Bordeaux T. XXIX, 2. livr. 1873 unter der 
Ueberschrift: Apparition subite et invasion rapide d’une 
puceinie exotique dans le departement de la Gironde. 
In demselben Jahre wurde die Puccinia noch an 
vielen andern Orten Frankreichs beobachtet, so bei 
Montpellier, Paris, Toulouse, Saint-Gaudens, Bagneres- 
de-Bigorre, Lourdes, Peyrchorade, Nantes. Hr. C. 
Roumegnere hielt sie für eine neue, noch unbeschriebene 
Art und versandte sie an seine botanischen Freunde 
unter dem Namen Puccinia Alceae. Bei St. Armand im 
Marne-Departement soll nach Mittheilung des Hrn. Roze 
Hr. Dr. Richon sie schon im J. 1872 gefunden haben. 
Im Aug. 1874 beobachtete Hr. Paul Petit das Auftreten 
der Puccinia auf Althaea officinalis bei Charleville in 
den Ardennen. 
/ Auch in England zog der Pilz schon im Juni und 
Juli 1873 die Aufmerksamkeit der Botaniker auf sich, 
zu welcher Zeit er bei Salisbury (von Hrn. J. Hussey), 


Chichester und Essex entdeckt wurde; im Nov. fand ihn 
Hr. Plowright bei Lynn in Norfolk. Wenn es für das 
südliche Frankreich auch am wahrscheinlichsten bleibt, 
dass die Einwanderung des Pilzes daselbst von Spanien 


. aus geschehen sei, so ist für England doch die Annahme, 


dass die Importation durch eine amerikanische Malvacee 
direet bewirkt sein könne, gleich berechtigt. Vielleicht 
kam er auch von Australien, wo Üooke (Grevillea 
1874, p. 137.) ihn sogar für ursprünglich heimisch hält, 
wie in Chile, während man in la Belg. hort. 1874. S. 232 
die Bemerkung findet, der Pilz habe seinen Weg von 
Ehile über Australien nach Europa genommen. Der 
positive Beweis für die eine oder die andere Annahme 
ist schwer zu erbringen. Aber einmal nach England 
übergeführt, siedelte er alsbald auf einheimische Mal- 
vaceen-Arten über, von denen namentlich Malva silvestris 
und Althaea rosea genannt werden, und fasste festen Fuss, 
1874 wurde er von Hrn. White noch zu Newbury und 
Ealing gefunden. 

Von Frankreich trat die Puccinia nach Belgien, 
den Niederlanden und Deutschland über. Schon 
zu Anfange des J. 1874 machte die Belgique horticole 
S. 41 darauf aufmerksam, dass die Puec. Malv. wahr- 
scheinlich auch in Belgien auftreten würde, und bald 
darauf auch wurde sie in der Umgegend von Herol bei 
Lüttich (auf Roses-Trömieres und wilden Malven), sowie 
in den Gärten von Antwerpen gefunden. 

In den Niederlanden wurde sie nach Prof. 
Oudemans (Bot. Ztg. 1874, p. 742.) im Laufe des Jahres 
1874 „in den verschiedensten Lokalitäten, vom Norden 
bis zum Süden und vom Osten bis zum Westen“ beob- 
achtet, am meisten auf Althaea rosea und Malva sivestris, 
weniger auf Malva neglecta, gar nicht auf Althaea offieinalis. 

In Deutschland zeigte sich die Pucc. Malv. schon 
im Herbste 1373 bei Strassburg i. E. (nach Mittheilung 
des Hrn. Dr. Stahl), ebenso bei Rastatt, wo Hr. Ober- 
stabsarzt Dr. Schröter sie vom Okt. bis in den Dee, 
hinein auf Malva silwestris und neglecta und auf einjährigen 

16* 


244 


Pflanzen der. Althaea rosea. in sehr grosser Ausbreitung 
fand; von Malva silvestris war zuletzt in der ganzen 
Umgegend Rastatt’s kaum ein gesunder Stock mehr 
zu finden, 

| Im Jahre 1874 wurde das weitere Vordringen 
dieses Pilzes gegen Osten an vielen Orten konstatirt. 
Es lassen sich in Deutschland ziemlich zusammenhängend 
zwei Routen verfolgen, die der Pilz, zum Theil in spon- 
taner Ausbreitung, oft aber auch sprungweise, wie der 
Verkehr solches mit sich bringt, gewandert ist, nämlich 
eine südliche und eine nördliche. Die südliche ist jeden- 
falls vom Elsass ausgegangen. Bei Stuttgart, Cann» 
statt und Beuron im Donauthale sammelte ihn Hr. 
Prof. Dr. Ahles Ende Juli 1874, bei Erlangen und 
Nürnberg Hr. Stud. Kellermann schon Anfangs Juni 
und zwar ausser auf Althaea roseas und Malva rotundifolia 
auch auf Althaea officinalis (um Kraftshof bei Nürnberg), 
auf welcher, wie schon oben erwähnt, er zuerst von 
Brotero in Chile entdeckt wurde. Wenn bisher vielleicht 
noch an der Identität des chilenischen und europäischen 
Pilzes gezweifelt werden konnte, da man glauben durfte, 
unser Pilz vermeide die Althaea officinalis, so waren 
solche Zweifel mit diesem Funde und dem Auftreten auf 
derselben Pflanze bei Charleville nun vollends beseitigt. 
Diese Identität ist ausserdem aufs bestimmteste durch 
Hrn. Cornu nachgewiesen, der die in Europa auftretende 
Puccinia mit der. chilenischen P, Malvacearum Mont. ver- 
glichen und ganz gleich gefunden hat. (M. Cornu, Note 
sur la propagation du Puccinia Malvacearum in Bull. de 
la Soc. bot. de France 1874, p. 292—294.) 

In ee ist die Puccinia nach der 
Ansicht des Hrn. Dr. Paul Magnus, der die Wanderungen 
derselben aufmerksanı verfolgt und in den Sitzungen 
des bot. V. der Prov. Brandenburg und der naturf. 
Gesellsch. zu Berlin verschiedene Male Mitiheilungen 
darüber gemacht hat, von Frankreich oder England aus 
auf dem Seewege eingewandert, wie sie auf ebensolche 
Weise auch nach Holland und Dänemark, wo sie im 


ER a Ze 


a, 
Aug. 1874 Hr. Rostrup auf der Insel Fünen fand, ge- 
kommen sein mag. Am 8. Juli 1874 sah ich sie zuerst 
im Sachsenberger Garten bei Schwerin auf Althaea 
rosea, am 17. Juli fand sie Hr. Senator Dr. Brehmer 


‘auf derselben Pflanze in einem Garten zu Lübeck. 


Am 30. Juli 1875 berichtete Hr. Dr. Magnus, dass die 
Puecinia auch vom Hrn. Dr. Eichelbaum in Hildesheim 
an’ den Ufern der Innerste entdeckt sei; im Aug. 1875 
fand sie Hr Dr. Wittmack bei Erfurt. Letztere beiden 
Fundorte sind jedenfalls mit dem Vordringen des Pilzes 
von Norden her in Verbindung zu setzen, und steht zu 
erwarten, dass beide Routen in ihren Abweichungen sich 
nächstens berühren werden. 


Auch in Italien ist die Puce. Malv. schon beob- 


‚achtet worden: von Anfang Januar 1874 an fand Hr. 
-V. Beltrani-Pisani sie nahe der Villa Borghese biRom. 
auf Malva silvestris und im April auch im Kloster 8. 


Lorenzo zu Panisperma. Dorthin ist sie wahrscheinlich 
von Frankreich aus durch das Dep. du Var gekommen, 
wenn sie nicht vielleicht von Spanien aus eingewandert ist. 


Im vorigen Jahre ist die Puccinia im Süden bis 


Neapel, im Osten bis Baireuth vorgedrungen; im 


Norden ist sie auch bei Altona beobachtet worden. 


Die vorstehenden Angaben über das Auffinden der 
Puce. Malv., die ich möglichst erschöpfend gesammelt habe, 
rechtfertigen gewiss das Interesse, das der Botaniker 
an ihrer ferneren Wanderung, namentlich gegen Osten 


und Norden, wo sie endlich den Punkt, an welchem 


klimatische Verhältnisse ihr ein kategorisches Halt ge- 
bieten. werden, erreichen wird, und ihrer Entdeckung auf 


vielen bisher noch übersehenen Zwischenstationen nimmt. 


Wenn die nordeuropäische Flora auch nur äusserst arm 
an Malvaceen ist und z. B. unsere häufigen Malva silvestris 
und neglecta im südlichen Schweden und Norwegen nur 
sanz sporadisch vorkommen, so ist doch die bei uns 
ziemlich seltene Malva rotundifolia L. (M. borealis Wallm.) 
über ganz Schweden, Norwegen und Finnland verbreitet, 


DER. as 


und es bleibt interessant, zu beobachten, wie weit gegen 
Norden die Puce. Malv. ihr folgen wird. 

Von einer so rapiden Ausbreitung, wie Durieu von 
Bordeaux, Schröter von Rastatt, Kellermann von Erlangen 
und Andere anderswoher berichten, kann ich, was ihr 
Auftreten um Schwerin betrifft, nicht sprechen. Das 
Klima ist dabei vielleicht nicht ohne Einfluss. Ich habe 
im vorigen Sommer jede Malve, die ich auf meinen 
Excursionen antraf, (wobei ich allerdings die Bemerkung 
nicht zurückhalten will, dass die Flora um Schwerin 
ziemlich arm daran ist,) auf das Vorhandensein dieses 
exotischen Eindringlings untersucht, sowie die Stock- 
rosen unserer Gärten; aber ausser im Sachsenberger 
Garten auf Althaea rosea habe ich ihn nirgends an- 
getroffen, dort jedoch verhältnissmässig recht viel, und 
der Gärtner Hr. Panther bestätigte mir, dass er im J. 
1874 schon ebenso reichlich vorhanden gewesen sei und 
ihm eine Menge Pflanzen verdorben habe; er befürchte, 
dass er die Stockrosenkultur werde ganz einstellen müssen. 
Bei einem späteren Besuche des Gartens, am 9. Sept. 
1875, fand ich den Pilz nur noch vereinzelt, bei einem 
abermaligen Besuche am 22. Mai d. J. habe ich auf den 
wenigen vorhandenen Stöcken noch keine Spur desselben 
entdecken können, wie er mir in diesem Jahre auch 
anderswo um Schwerin herum nicht vorgekommen ist, 
obgleich ich nicht unterlassen habe, stets scharf auf ihn 
zu vigiliren. Es wollte mir scheinen, dass die wenigen, 
unregelmässig auf den Rabatten stehenden Stockrosen- 
pflanzen des Sachsenberger Gartens diejenigen seien, auf 
denen ich im vorigen Jahre den Pilz nicht entdeckt 
habe, und dass wahrscheinlich sämmtliche im vorigen Jahre 
von der Puccinia befallenen Pflanzen abgestorben sind. 

Soweit die Entwickelungsgeschichte des Malven- 
rostpilzes erforscht ist, namentlich durch Durieu (l. c.), 
Schröter (Hedwigia 1873 p. 183 ff.), Magnus (Bot. Ztg. 
1874 p. 330), Kellermann (daselbst p. 700), Oudemans 
(daselbst p. 742) und Andere, gehört er zu den autöcischen 
Arten, und nicht nur, dass er auf derselben Pflanze seine 


347 


Entwickelung durchmacht, sondern es findet auch kein 
Generationswechsel statt, denn es ist bisher nur eine Art 
vegetativer Vermehrungsorgane wahrgenommen worden, 
sogenannte Teleutosporen. Er gehört also zu der Ab- 
theilung der Gattung Puccinia, welche Schröter ZDepto- 
puccinia nennt. | 

Wenn man eine Pilzpustel untersucht, findet man 
in den Intercellularräumen des Parenchyms und Collen- 
chyms ein reichverzweigtes, bräunliches Mycelium, das 
die Zellen selbst einengt oder auch durch Haustorien 
ausfüllt. Jede Pustel aber ist für sich ein selbstständiges 
Ganze; eine Verbindung der verschiedenen Pusteln, das 
Hervorgehen eines Myceliums aus dem andern, mit an- 
dern Worten: eine Fortwucherung des Pilzes in der Nähr- 
pflanze, wie solches bei ähnlichen Pilzen theilweise der 
Fall ist, findet bei der Pucc. Malv. nicht statt. Nur ein 
Zusammenfliessen der peripherischen Fäden der einzelnen 
Mycelien kommt stellenweise vor, namentlich an den 
Stengeln und Blattstielen, wodurch sich an diesen Stengeln 
mehr oder weniger ausgebreitete Pilzrasen bilden. 

Hieraus darf man bezüglich der Ueberwinterung des 
Pilzes den Schluss ziehen, dass solche nicht im unter- 
irdischen Theilen des Substrates vor sich gehe, von wo 
aus im nächsten Frühjahre eine Wanderung des Pilzes 
in die oberirdischen Theile stattfinde, sondern es bleibt 
nur die Annahme, dass einzelne Sporenlager keimfähig 
bleiben, den Winter überdauern und im nächsten Frühling 
auskeimen, wie denn auch Schröter solches wirklich beob- 
achtet hat. Im Zimmer gehaltene Nährpflanzen producirten 
den ganzen Winter hindurch stets neue Sporenlager. 

M. Cornu legte ein mit der Puccinia besetztes Blatt 
auf eine junge Althaea-Pflanze und sah nach 20 Tagen 
an der infieirten Stelle junge Pilzpusteln auftreten; 
Aecidium oder Uredo ging nicht voran. Aber Beltrani- 
Pisani hat einzelne Fälle beobachtet, wo sich das Promycel 
in mehre von einander sich trennende Glieder theilte, 
die wie Sporidien auskeimten, und sieht darin eine zweite 
Art der Keimung. 


248 


Kellermann fand schon 20 Stunden nach dem Auf 
legen von mit Promycel bedeckten Pilzpusteln auf gesunde 
Blätter Sporidienkeime, die an Länge das Sporidium 6—9 
mal übertrafen. Er beobachtete, was wir durch unsere 
Untersuchungen bestätigen können, dass der zu einer 
dünnen Spitze ausgezogene Keimschlauch des Sporidiums 
fortwächst, bis er auf die Gränzwand zweier Epidermis- 
zellen trifft, wo er, die Zellenmembran spaltend, eindringt. 
„Unter die Epidermis gelangt, schwillt er wieder an und 
wächst intercellular weiter.* Durch die Spaltöffnungen 
haben wir keine Sporidienkeime eindringen sehen, 

Die reifen Sporenlager verstreuen Milliarden von 
Samenkörnern, die durch den leisesten Lufthauch den 
nahen und entfernteren Pflanzen zugeführt werden, auf 
denen sie an feuchten Tagen sofort zur Keimung kommen. 
Auch Insekten und Schnecken tragen zur Verbreitung 
des Pilzes bei. Wenn man zu Anfang des Frühjahrs auf 
das erste Auftreten des Pilzes sorgfältig achtet und die 
befallenen Theile sofort entfernt und vernichtet, wird man 
der Ausbreitung desselben in etwas wenigstens entgegen- 
zutreten vermögen. 


Schwerin, den 18. Juni 1876. 


Nachtrag. Am 10. Juli d. J., als wir einige 
Tage vorher starken Regen gehabt hatten, sah ich auf 
den Stockrosen des Sachsenberger Gartens wieder die 
Puccinia Malvacearum in üppigster Entwickelung. Des- 
gleichen fand ich sie am 20. Juli ebenfalls auf Stock- 
rosen im Garten des Stadtkrankenhauses in der Werder- 
strasse und in einem gegenüberliegenden Privatgarten 
auf Malva silvestris. Am 20. Aug. sah ich die Stock- 
rosen im Grosshersogl. Grünhausgarten von dem Pilze 
befallen; wenige Tage vorher hatte ich ihn auf denselben 
noch nicht wahrgenommen. Ich habe demnach in diesem 
Jahre Gelegenheit gehabt, hinreichendes Material für 
weitere Untersuchungen des Pilzes einzusammeln, die mir 
die gewonnenen Resultate früherer Beobachter bestätigt 


u ee DEE N m 
E . ET euer BER 


249 


haben, ohne jedoch wesentlich Neues zu bieten. Interessant 
ist es, auf dem Objektträger die rasche Entwickelung 
des Keimschlauches aus der Sporenzelle, sowie die Ab- 
schnürung und Keimung der kurz-ovalen Sporidien zu 
beobachten. Die Grössenverhältnisse der letzteren fand 
ich nach Messung mit dem Hartnack’schen Okular-Mikro- 
meter mit den Angaben Oudemans (0,014 mm. für den 
längeren, 0,009 mm. für den kürzeren Durchmesser) im 
Allgemeinen übereinstimmend. 


Schwerin, den 22. August 1876. 


%. Nachtrag. Puccinia Malvacearum Mont. 
scheint hier grössere Ausbreitung zu erlangen. Von 
der kultivirten Althaea rosea, auf der sie mit Ausnahme 
des ganz vereinzelten (im Nachtrag erwähnten) Vor- 
kommens auf einer neben der Althaea rosea wachsenden 
Malva silvestris im Garten des Schriftsetzers Herrn Senst 
in der Werderstrasse ausschliesslich beobachtet wurde, 
ist sie nun auch auf unsere spontanen Malvaceen über- 
gesiedeli. Am 17. d. M. fand ich sie auf Malva neglecta 
in der Fritz-Reuterstrasse, heute auf Malva sılvestris bei 
der Paulskirche. — Ob sie an anderen Orten Mecklen- 
burgs schon entdeckt worden, habe ich trotz meiner 
Bitte um betreffende Mittheilungen sowohl bei meinem 
Vortrage in der Versammlung als persönlich an be- 
freundete Botaniker bisher nicht erfahren. 


Schwerin, den 22. October 1876. 


Die Schildkröte in Mecklenburg. 
Nach seinem Vortrage auf der Generalversammlung des 
Vereins zu Ludwigslust am 7. Juni 1876 bearbeitet 
von H. Brockmüller. 


Wenn die Schildkröten (Testudinata) ihrer grösseren 
Zahl nach auch den wärmeren Gegenden, namentlich 
der heissen Zone, angehören, so sind doch auch einige 
Species in Europa heimisch, vorzugsweise jedoch in den 
Mediterranländern. Man findet dort 2 Spec. Landschild- 
kröten (Ohersinae), 3 Spec. Süsswasserschildkröten (Zmydae) 
und 2 Speec. Seeschildkröten (Chelonae) (im mittelländischen 
Meere), im Ganzen also 7 verschiedene Arten. Unter 
diesen geht die zur Familie der Süsswasserschildkröten 
gehörende Emys orbicularis (L.), E. europaea Schneid., 
die Fluss- oder Teichschildkröte, am weitesten gegen 
Norden. Ihr Verbreitungsbezirk ist von der Türkei durch 
Ungarn und das südliche Russland, Polen, Preussen bis 
in die Mark und Mecklenburg hinein zu verfolgen; weiter 
nördlich oder westlich wurde sie bisher noch nicht an- 
getroffen. | | 

Linne (Systema naturae) hatte für sämmtliche Schild 
kröten nur das Genus Testudo und nennt die Teichschild- 
kröte T. orbicularis; Schweiger (Prod. monogr. cheloni- 
arum) stellte das Genus Emys auf, in welchem Schneider 
(Allg. Naturgesch. der Schildkröten) unsere Art als 
E. europaea unterbrachte. 

Schon in Jakob Sturm’s deutscher Fauna, Nürnberg 
1828, ist ein mecklenburgisches Exemplar der Teichschild- 
kröte, welches Sturm durch Karsten in Neuwerder (bei 
Rostock?) erhalten hatte, abgebildet worden, und wird 
daselbst auch schon auf den Aberglauben der mecklen- 
burgischen Landleute aufmerksam gemacht, nach welchem 
das Halten der Schildkröten in Tranktonnen dem Gedeihen 
der aus diesen gefütterten Schweine besonders förderlich 


251 


sein solle. Ob ihres Vorkommens bei uns schon früher 
in der Literatur Erwähnung geschehen, weiss ich nicht 
nachzuweisen, später aber tritt uns in der vaterländischen 
Presse, namentlich in dem Archiv des Vereins der 
Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg, der Name 
dieser Schildkröte zum öfteren vor die Augen, indem 
immer neue Funde derselben bekannt gemacht werden, 
insonderheit durch den verstorbenen Dr. Ernst Boll in 
Neubrandenburg und den Gymnasiallehrer Struck in 
Waren, welche sich vorzugsweise die Erforschung unserer 
Reptilienfauna haben angelegen sein lassen. 

Am häufigsten findet man die Teichschildkröte bei 
uns in den Seen, Flüssen und Teichen des südöstlichen 
Mecklenburg, besonders im südlichen Theile von Mecklen- 
burg-Strelitz. In der Fürstenberger Gegend sind viele 
specielle Fundorte konstatirt: die Havel bei Steinförde 
und anderswo, der Wentower See bei Ringsleben, 
Fischerwall, Gramzow und Burow; ferner kommt sie vor 
im See bei Mirow, bei Neustrelitz, Peutsch, Neubranden- 
burg, Dewitz, Roga, Laerz, Krümmel, Waren, Malchin. 
Bei Dargun hat Struck freilich kein Exemplar gefangen, 
oder auch nur gesehen, aber er will daselbst am Abende 
wiederholt die eigenthümlichen Zischlaute der Teich- 
schildkröte gehört haben, und da diese sich nicht leicht 
mit einer sonstigen Thierstimme verwechseln lassen, ist 
er von ihrem Vorkommen im Darguner und Cummerower 
See überzeugt. Da sie sich gemeiniglich des Tages ver- 
borgen hält und nur des Nachts zum Vorschein zu 
kommen pflegt, wird sie nur selten beobachtet. In den 
südlichen strelitzschen Dörfern fand Sarcander häufig 
die Schalen der Teichschildkröte bei den Dorfbewohnern, 
und Boll erzählt, dass in dem neumärkischen Dorfe Babin 
die Knechte sich des muldenartigen Rückenschildes der- 
selben zum Aufschaufeln des Getreides bedienen, — 
jedenfalls Beweise für die Häufigkeit des Vorkommens 
dieses Thieres in dortiger Gegend. In der Ost-Priegnitz 
fand sie u. a. Hr. Kandidat Lehmeyer sehr zahlreich 
in einem Teiche bei Schmolde unweit Meyenburg. In 


253 


der West-Priegnitz habe ich während eines drittehalb- 
jährigen Aufenthaltes zu Striegleben (zwischen Perleberg 
und Puttlitz) von ihrem Vorkommen nicht gehört. 

Aber auch im westlichen Mecklenburg soll die Teich- 
schildkröte an verschiedenen Orten gefunden sein, so 
u. a. bei Wismar (nach Struck im Archiv 13 (1859) S. 
152), und nach einer Notiz des verstorbenen Geh. 
Amtsrathes Koch im Archiv 20 (1866) S. 78 auch im 
Schweriner See. 

Die letztere Angabe hat für mich gewisse Bedenken 
gehabt, da eingezogene Erkundigungen mich glauben 
liessen, dass hier Irrthümer zu Grunde liegen möchten. 
Das von Koch erwähnte Exemplar nämlich wurde von 
einem Arbeitsmanne nicht „am Ufer des Schweriner Sees 
gegriffen“, sondern mitten in der Stadt, an der Dossirung 
am Pfaffenteiche, gefunden und war in der einen Ecke 
des Rückenschildes mit einem Bohrloche versehen, woraus 
man schliessen durfte, dass es irgendwo der Haft ent- 
sprungen oder entlassen sei. ‘Auch muss ich nach der 
Beschreibung, die Hr. Hoflieferant Schlichteisen, welcher 
das Thier von dem Finder kaufte, mir gemacht hat, ur- 
theilen, dass es nicht Emys eurapaea, sondern vielmehr 
eine Landschildkröte und zwar die Testudo graeca L. war. 
Diese ist in Südeuropa. die gemeinste Art und wird bei 
uns nicht bloss zu Markte gebracht und zur beliebten 
Schildkrötensuppe verwendet, sondern auch mitunter 
gleich der Emys orbicularis in Gärten gehalten, wo sie 
sich durch Vertilgung des Ungeziefers nützlich macht. 
Sie unterscheidet sich (wie alle Landschildkröten) von 
der -Emys orbicularis (und allen übrigen Süsswasserschild- 
kröten) durch einen höher gewölbten Rückenschild, unter 
welchen Kopf und Beine vollständig zurückziehbar sind, 
und durch unbewegliche, bis an die stumpfen Nägel ver- 
wachsene Zehen. Bei der Teichschildkröte sind letztere 
beweglich und mit längeren, spitzen Nägeln, sowie mit 
deutlichen Schwimmhäuten versehen, und Kopf und Beine 
sind nicht (oder doch nur wenig) zurückziehbar. Auch 
ist die vollständig ausgewachsene Teichschildkröte nicht 


B 
| 


255 


ganz So gross, als jene griechische Landschildkröte, — 
(ich sah nicht über 8 Zoll lange Exemplare, doch soll 
sie bis 10: Zoll lang werden, Testudo graeca aber bis 
1 Fuss) — und hat im Allgemeinen eine etwas dunklere 
Färbung, wesshalb sie auch wohl die schwarze Schild- 
kröte genannt wird. Der Rückenschild ist nämlich 
schwärzlich mit gelben, strahlenförmig gestellten Punkten, 
bei Testudo graeca aber gelb mit schwarzen Flecken; 
der Brustschild der Emys orbieularıs ist gelblich. 

‘ Was nun die weitere Angabe Koch’s: „Hr. Schlicht- 
eisen versichert, dass ihm fünf Fälle bekannt wären, dass 
Emys europaea bei Schwerin gefangen und in den Besitz 
verschiedener Personen gelangt sei‘ anbetrifit, so habe 
ich auf Grund umfangreicher Recherchen auch gen 
einige Bemerkungen zu machen. 

Unter dem hochseligen Grossherzoge Paul Friedrich, 
K. H., sollen in dem sogenannten Karpfenteiche Be 
dem Marstalle, auf der früheren Wadewiese, eine Menge 
Schildkröten gehalten und gepflegt worden sein, jeden- 
falls (oder doch höchst wahrscheinlich) der hier be- 
sprochenen Species angehörend. Später ist das schad- 
haft gewordene Gitter vor dem Kanal, durch welchen 
der Teich mit dem grossen See in Verbindung steht, 
fortsenommen worden, und die Bewohner des Teiches, 
an die .Niemand gedacht, haben natürlich das Weite 
gesucht, und hat denn auch bald darauf einmal unweit 
des Ortes der Seepächter Hr. Oberländer sieben Schild- 
kröten in der Wade gehabt, späterhin bei einem Fisch- 
zuge zwischen der Schwaneninsel und dem Celtenberge 
abermals eine, sowie auch an der nahen Schlossinsel 
einmal eine E. sein soll. 

Diese Angaben scheinen. mir begründet zu sein, 
alle weiteren habe ich für unsicher halten müssen, was 
sich z. Th. sehr bestimmt nachweisen lässt. So z. B. 
stammte die Schildkröte, welche Frl. Buchheim, Kustodin 
des Antiquarıums, vor Jahren pflegte, nicht aus den 
hiesigen Gewässern, sondern wurde von der hochseligen 
Grossherzogin Auguste, K. H., die sie zum Präsent für 


BBER iS 


den Erbgrossherzog aus jWaren erhalten hatte, jener 
Dame in Pflege gegeben, weil der junge Erbgrossherzog 
einen entschiedenen Widerwillen gegen das Reptil hatte. 
Zudem war dieselbe, wie ich aus den aufbewahrten und 
in meine Hände gekommenen Schildern ersehe, nicht 
einmal unsere heimische Species, sondern vielmehr die 
schon besprochene Zestudo graeca. Wenn sie, wie ver- 
muthet werden darf, bei Waren gefangen wurde, so ist 
sie daselbst auf irgend eine unaufgeklärte Weise hin- 
gekommen, sie wurde ausgesetzt oder hat selbst ihre 
Freiheit gesucht. Ich halte diese Art überhaupt bei uns 
für akklimatisirbar. In den fünfziger Jahren war ein 
Exemplar derselben in einem Garten zu Grabow, in 
welchem das Thier während des Sommers seine volle 
Freiheit genoss, im Herbste, als es wieder eingefangen 
werden sollte, zum grossen Leidwesen der Besitzerin 
nicht zu finden. Der folgende Winter war ziemlich 
strenge. Nichts destoweniger kam „Hans“ im nächsten 
Frühjahre ganz wohlgemuth wieder zum Vorscheine. 
Wäre statt des einzelnen Individuums ein Pärchen dort 
gewesen, und man hätte die Akklimatisirungsversuche 
fortgesetzt, so hätte man vielleicht auf eine Descendenz 
hoffen können. 

Vereinzelt sind hier und da im Lande von Lieb- 
habern immer schon Schildkröten gehalten worden. 
Wenn dieselben starben, hat man die Schilder bei den 
Drechslern zu verwerthen gesucht, und dahin sind die 
Angaben zurückzuführen, wenn von Brüel, Grevesmühlen 
und andern Orten gesagt wird, dass die Schildkröte 
daselbst vorkäme. Ich habe wenigstens Niemanden er- 
mitteln können, der dort eine lebende Schildkröte in 
der Freiheit beobachtet oder eingefangen hätte, sondern 
nur gehört, dass einem oder dem andern Drechsler da- 
selbst einmal eine Schale zum Verkaufe angeboten sei. 

Als in den dreissiger Jahren der Blutegelhandel 
im grössten Flor stand und namentlich in der Boizenburger 
Gegend sehr lebhaft betrieben wurde, brachten die 
Händler sehr häufig Schildkröten mit aus Polen, Galizien, 


255 


Ungarn und Südrussland, und in den Wächterhütten an 
den Blutegelteichen im Bahler Bülten, in der Bahler 
und Gülzer Gamm, auf dem Bahler und Gothmanner 
Stipper traf man bei den Wächtern nicht selten eine 
Schildkröte, die ihnen, wie ich aus meiner Kindheit 
noch sehr wohl weiss, oftmals fortgekrochen war; sie 
wurde dann meistens bei einer neuen Blutegelsendung 
durch eine andere ersetzt. Die Schildkröte hat daselbst 
aber keine Heimath gefunden; denn ich habe in 
späteren Jahren, als ich an den betreffenden Orten 
botanisirte und die ehemaligen Blutegelteiche, nun 
freilich versumpft oder völlig zugewachsen, wieder 
besuchte, keine Spur der Schildkröte entdeckt, auch 
von den dortigen Landleuten nicht gehört, dass sie 
jemals eine wieder angetroffen. Und doch darf man 
wohl annehmen, dass unter den dort echappirten 
Schildkröten beide Geschlechter werden vertreten 
gewesen sein; auch ist dass Terrain durchaus kein 
ungünstiges, denn in dem Bahler Bülten und in der 
Gamm z. B. liegen die versumpften Torf- und 
Blutegeilöcher ausserhalb des Rayons der Elbüber- 
schwemmungen und halten nebst den grossen Zuggräben 
das ganze Jahr hindurch Wasser. Der Zufall hat es 
wohl nicht gefügt, dass sich ein Pärchen in der Freiheit 
zusammenfand. 

Auch eine andere Schildkröte, welche um diese 
Zeit (zwischen 1824 und 1836) in der Sude bei Redefin 
gefangen und an das Rostocker Museum geschickt 
wurde, wird auf dieselbe Weise nach Mecklenburg 
gekommen sein. Ich weiss zuverlässig, dass gerade 
dort, wie an vielen andern Orten, die Blutegelhändler 


'anzuhalten pflegten, um den Blutegeln frisches Wasser 


zu geben, was oft ziemlich lange Zeit in Anspruch nahm. 
Bei einer solehen Gelegenheit wird jedenfalls die be- 
treffende Schildkröte vom Wagen ins Wasser gekommen 
sein, freiwillig oder unfreiwillig. Wäre die Schildkröte 
bei Redefin wirklich spontan, so würde ihr Auffinden 
sich nicht auf ein einzelnes Individuum beschränken. 


256 


Von der Lewitz wird allgemein geglaubt, dass dort 
die Schildkröte wirklich heimisch sei. Diese Annahme 
ist auf ein Fürstenwort zurückzuführen. Als nämlich 
einmal der hochselige Grossherzog Friedrich Franz 1., 
K. H., zur Zeit der Herbstjagden sein Hoflager in 
Friedrichsmoor aufgeschlagen hatte, äusserte eines 
Abends bei der Heimkehr von der Jagd ein Officier 
des Gefolges, der früher sich in Ungarn aufgehalten 
hatte: ‚Wenn ich augenblicklich in Ungarn wäre und 
nicht in Mecklenburg, so würde ich sagen, ich hätte 
soeben das Pfeifen einer Schildkröte gehört“, worauf 
Serenissimus erwiderte: „Sie mögen sich nicht getäuscht 
haben; denn in der Lewitz gibt es allerdings Schild- 
kröten.“ Der Oberjägermeister v. d. Lühe zu Jasnitz, 
der solche Worte seines Fürsten hörte, nahm daraus 
Veranlassung dem Vorkommen der Schildkröten in der 
Lewitz eifrigst nachzuforschen, musste aber am Abend 
seiner Tage bekennen, dass ihm auf seinen vielen 
Jagden und Streifereien in der Lewitz nie eine 
vorgekommen, er auch nie gehört habe, dass sonst 
Jemand daselbst eine angetroffen. Sein Hauslehrer 
(von 1843—46), Hr. Willebrand, jetzt Pastor zu Zapel 
bei Crivitz, setzte diese Nachforschungen fort, wozu 
ihm sein dauernder Aufenthalt in der Nähe der Lewitz, 
zuerst in Jasnitz, dann in Kladow, jetzt in Zapel, 
vielfach Gelegenheit bot; aber auch dieser gesteht, dass 
weder er selbst, noch Alle, die er darum befragt, je 
eine Schildkröte in der Lewitz gesehen. Nur einmal, 
vor etwa 20 Jahren, habe er von seinem Bruder, der 
sich damals als Hülfsprediger zu Jamel am Rande der 
Lewitz aufhielt, gehört, dass der Schullehrer zu Mirow 
vor längerer Zeit Jahre lang eine lebende Schildkröte 
besessen habe, welche er gegriffen, als dieselbe eines 
Morgens über den Weg vor seinem Hause kroch. 
Meine Frau, welche 1857 in Jamel die Wirthschaft 
erlernte, glaubt sich auch dieser Thatsache zu erinnern. 
Nehmen wir dieses Faktum als unbestritten an, so steht 
es ebenso vereinzelt da, wie der Redefiner Fall, 


5 


Vielleicht hatte auch hier ein unaufgeklärter Zufall die 
Hand im Spiel; war die Schildkröte aber wirklich in der 
Lewitz beheimathet, so war sie jedenfalls ausgewandert, 
um ihre Eier an geeigneter Stelle abzusetzen. Hr. Pastor 
Willebrand theilt mir mit: ‚Aus meiner jetzigen Gemeinde 
(Zapel), deren Bewohner doch auch am Rande der Lewitz 
wohnen und vielfältig als Heuer, Rieseler und Holz- 
arbeiter in derselben beschäftigt sind, habe ich in dieser 
Beziehung nie etwas erfahren können. Auch die Förster 
zu Rusch, Bahlenhüschen, Friedrichsmoor und Suckow 
haben mir nichts hierauf Bezügliches mittheilen können.“ 
Ich selbst habe die Lewitz verschiedentlich durchstreift 
und mich Tage lang bei dem nun verstorbenen Förster 
Ahrens in Rusch aufgehalten, aber von der Schildkröte 
ebenfalls nichts gesehen, nichts gehört. Dem Förster 
Ahrens war die Schildkröte aus seiner Schülerzeit von 
Neubrandenburg her sehr wohl bekannt, in der Lewitz 
jedoch war ihm keine Spur derselben vorgekommen. 
Es geht allerdings die Rede unter den Leuten, Kahn- 
fahrer auf dem Störkanal sollen hin und wieder eine 
Schildkröte angetroffen haben; doch kann kein Finder 
namhaft gemacht werden. So wird auch vom Neustädter 
See erzählt, dass in demselben die Schildkröte vorkomme; 
ich selbst aber habe mehrmals in demselben gebadet 
und vielfach in ihm herumgewatet, um ihn nach Wasser- 
pflanzen zu untersuchen, namentlich um den Potamogeton 
nitens massenhaft für das Dr. Schultz’sche Herbier normal 
einzulegen, sowie ich auch geborene Neustädter mehr- 
fach desswegen befragt habe, weiss aber nur negativ 
darüber zu berichten. 

Ende der fünfziger Jahre fand der Fischer Lude 
in Weberin (zwischen Crivitz und Brüel) im sog. Frauen- 
see einmal eine Schildkröte in einem seiner Fischkörbe; 
dieselbe, nach der Beschreibung Lude’s zu urtheilen, 
vollständig ausgewachsen, hing mit den Füssen nach 
oben angeklammert in dem Korbe, war aber todt. Lude 
hat die Schildkröte vom Buchbinder Kaphengst in 
Crivitz ausstopfen lassen und viele Jahre aufbewahrt, 

Archiv XXX, 17 


2 DR 
dann aber, ich glaube an den Förster Mecklenburg in 
Spornitz, verkauft. 

Nicht weit davon, zu Holzendorf, hat im vorigen 
Sommer der Knecht des Pastors Simonis eine Schild- 
kröte des Morgens früh auf dessen Hofe angetroffen; 
als er das ihm unbekannte Thier anfassen wollte und 
dieses ihm entgegenzischte, meinte er, es wolle ihn 
beissen, und schlug auf dasselbe los, bis es todt war. 

Nach einem on dit soll auch einmal auf den Rade- 
gastwiesen bei Rehna eine Schildkröte unter einem Heu- 
haufen gefunden worden sein, sowie auch die Löcknitz 
bei Stresendorf als Fundort genannt wird. Beide An- 
gaben sind mir an Ort und Stelle nicht bestätigt worden. 
Doch erinnert sich in Bezug auf die letztgenannte Fund- 
stätte Frau Hofgärtner Lehmeyer in Schwerin, in ihrer 
Jugend, die sie in dem nahegelegenen Herzfeld verlebte, 
Schildkröten gesehen zu haben, die dort gegriffen sein 
sollten. 

Alle diese vereinzelten Vorkommnisse, deren jeden- 
falls noch mehre namhaft zu machen wären, vermögen, 
selbst wenn sie sich über ein blosses Gerede erheben 
und als wirkliche Fakta bewahrheiten, mich nicht zu 
überzeugen, dass die Schildkröte an den betreffenden 
Orten gewiss spontan vorkomme. Analog anderen, 
unzweifelhaft konstatirten Fällen muss ich vielmehr 
glauben, dass es durchweg domesticirte Exemplare 
waren, die durch irgend einen unaufgeklärten Zufall 
ihre Freiheit wieder erlangten. Ich führe für meine 
Ansicht eine mir bekannte Thatsache an. 

Als im J. 1842 der frühere Besitzer des Hötels 
„zur Sonne“ in Rostock, Hr. Paetow, im preussischen 
Polen eine grössere Begüterung ankaufte, schickte er 
von dort eine grosse Sendung Schildkröten (natürlich 
die Emys orbicularis) an seine Verwandten nach Rostock. 
Diese Schildkröten wurden unter die Paetow’sche Fa- 
milie, die zahlreich im Lande verbreitet ist, und an ver- 
schiedene Liebhaber dieser Thiere vertheilt, und manche 
derselben ist, als die Freude an ihrem Besitze sich ab- 


259 


geschwächt hatte, oder sie in der Gefangenschaft die 
Fresslust verlor und zu kränkeln begann, an geeigneten 
Lokalitäten ausgesetzt worden, andere haben selbst ihre 
Freiheit gesucht. 

Herrn Kälke, jetzigem Bankbeamten in Schwerin, 
echappirte im Herbste 1847 eine Schildkröte zu Wismar, 
die im nächsten Jahre in einem Kartoffelacker in einem 
verschlammten früheren Festungsgraben wieder gefunden 
wurde. Später ist sie ihm abermals abhanden gekommen, 
und er hat sie nicht wiedererhalten. Inzwischen nach 
Schwerin übergesiedelt, weiss er nicht, ob sie späterhin 
in Jemandes Hände gefallen ist. Ich bin geneigt, die 
Angabe Struck’s von dem Vorkommen der Schildkröte 
bei Wismar auf diese Thatsache zu beziehen. Da übrigens 
die Schildkröten in Wismar keineswegs selten sind, in- 
dem hier wie in Rostock*) und anderen Hafenplätzen 
die Seefahrer von jeher oft solche mitzubringen pflegen, 
die sie verschenken oder um ein Billiges verkaufen, so- 
wohl tropische Arten aus Amerika und Afrika, die 
meistens nur kurze Zeit ihr Leben fristen, als auch 
namentlich die schwarze Schildkröte von der Sulina- 
mündung, so mögen auch andere ähnliche Fälle dort 
nachgewiesen werden können. 

Wenn auch in den Jahren 1865 und 66 in dem 
Pfahlbau von Wismar die Schalen zweier Schildkröten, 
die im hiesigen Grossh. Antiquarium aufbewahrt werden 
und der Emys orbicularıs angehören, aufgefunden wurden 
und bei dem Gute Russow bei Neu-Buckow in zwei 
kleinen Torfmooren, welche nach dem Urtheile des 
Hrn. Geh. Archivraths Dr. Lisch in den ältesten Zeiten 
Seen gewesen und wahrscheinlich mit Pfahlbauten be- 
setzt gewesen sind, ebenfalls zwei gefunden sein sollen, 
die den Wismar’schen an Bau, Grösse und Farbe völlig 
gleich sind, so ist nach meinem Dafürhalten, ohne dabei 


*) Vor drei Jahren wurde in der Warnow bei Kessin ober- 
halb Rostock eine Schildkröte gefangen, welche zugleich mit einem 
jungen Wels in die Hände des Gymnasiasten Fisch kam, aber bald 


starb. 
IT: 


260 


an mögliche Büsch’sche Imitationen oder Fälschungen 
zu denken, damit noch nicht der Gegenbeweis geliefert. 
Die alten Pfahlbautenbewohner an der Ostsee können 
sehr wohl von ihren feindlichen oder auch freundschaft- 
lichen Zügen in das südöstliche Mecklenburg oder die 
Mark die Schildkröte mitgebracht haben, sei es zum 
Verspeisen, sei es zum Spielzeug für ihre Kinder, und 
das vereinzelte Auffinden von Schalen in den Rudimenten 
ihrer einstigen Wohnungen zeugt keineswegs so unum- 
stösslich für die Spontaneität der Schildkröte in dortiger 
Gegend. Nach meinem Urtheile war sie weder früher, 
noch ist sie jetzt daselbst wirklich heimisch: ihr verein- 
zeltes Vorkommen muss, wie anderswo, so auch hier, 
blossen Zufälligkeiten zugeschrieben werden. 

Der Zufall spielt überhaupt oft wunderbarer, als 
man es sich je zu denken vermag. Ein zehnjähriger 
Knabe von hier, Heinrich Ahrens, verreiste in den dies- 
jährigen Hundstagsferien nach Bahlenhüschen in der 
Lewitz. Obgleich er nur bis Zietlitz Gelegenheit hatte 
zu fahren und die übrige Meile Weges zu Fusse zurück- 
legen musste, nahm er ausser seinem Gepäcke doch auch 
seine geliebte Schildkröte in einem Cigarrenkästchen mit, 
einmal um auch während der Ferien sie bei sich zu 
haben, dann aber auch aus Besorgniss, sie könne wäh- 
rend seiner Abwesenheit vernachlässigt werden. Er ist 
mit derselben glücklich wieder heimgekehrt. Wäre ihm 
das Thier aber unterwegs oder in Bahlenhüschen ver- 
loren gegangen, was sehr wohl passiren konnte, und es 
wäre späterhin von Jemandem, der um diesen Vorgang 
nicht wusste, wieder eingefangen worden, so würde 
dieser gewiss nicht gezweifelt haben, dass er ein gutes 
vaterländisches Produkt erwischt. Und doch ist dieses 
Thierchen eine Testudo graeca, die dem Knaben von 
seinem Vetter Hagenbeck in Hamburg geschenkt wor- 
den, der sie, wer weiss woher? importirt hat. 

Dass der Mensch selbst durch seine Liebhabereien 
und wissenschaftlichen Bestrebungen das wichtigste 
Agensist, die Ursprünglichkeit der Natur seiner nächsten 


261 


Umgebung gewissermassen zu fälschen, wissentlich oder 
unwissentlich, absichtlich oder unabsichtlich und zufällig, 
ist eine längst erkannte Wahrheit. Wenn schon früher, 
wie bereits oben erwähnt, die Schildkröte von Lieb- 
habern dieser Thiere vielfach gehalten wurde, so ist 
diese Passion seit Einrichtung der Aquarien und Ter- 
rarien noch bedeutend mehr in Aufnahme gekommen. 
Welcher Besitzer eines Zimmer-Aquariums ist nicht be- 
strebt, in demselben Alles anzusammeln, was irgend 
kulturfähig ist! Da darf natürlich auch die Schildkröte 
nicht fehlen. Als ich vor einigen Jahren eines Morgens 
zufällig über den hiesigen Markt ging, traf ich daselbst 
einen Slowaken, der wohl fünfzig junge Schildkröten 
feil bot. Nach nur oberflächlichem, flüchtigem Ansehen 
urtheilte ich, dass ausser Emys orbicularis, die den 
grösseren Bestand bildete, auch Emys lutaria (L.), Tes- 
tudo graeca L und Ülemmys caspica Gm. darunter waren. 
Wie ich später hörte, hat der Mann sämmtliche Thierchen 
hier im Orte verkauft. Dergleichen soll öfter geschehen. 
Ausserdem weiss ich von Bekannten, dass sie für ihre 
Aquarien junge Schildkröten aus der Naturalienhandlung 
von Hagenbeck in Hamburg haben kommen lassen. 
Aber nur, so lange sie die Grösse eines Markstückes, 
höchstens eines Thalers haben, hat der Aquarienbesitzer 
wirklich Freude an ihnen; wenn sie nicht bereits jung 
starben (was leider nur allzu häufig geschieht), sondern 
wirklich zu einem grösseren Körperumfange kommen, 
richten sie in den zierlichen Grotten und Felspartien 
so viel Unordnung und Zerstörungen an, dass ihr Herr 
vor lauter Verdruss und Aerger sich ihrer bald möglichst 
zu entledigen sucht: kann er sie nicht verschenken, so 
setzt er sie in den See und giebt ihnen grossmüthig die 
Freiheit. Dieser sind sie aber meistens so entfremdet, 
dass sie dieselbe nicht zu wahren wissen. Als ein 
Bekannter von mir vor drei Jahren eine Schildkröte in 
den sog. Beutel beim Marstalle gesetzt hatte, zog dicht 
dabei, am Reuterhorn, zwei Tage darauf ein Fischer 
eine solche (wahrscheinlich dieselbe) aus einer Reuse 


262 


heraus, und es hiess wieder einmal, es sei eine Schild- 
kröte im See gefangen. Eine andere wurde ziemlich 
zu gleicher Zeit im Burgsee gefischt, ohne dass ich zu 
sagen weiss, wer sie möglicherweise dort ausgesetzt hat. 
Dieselbe kam in den Besitz des Primaners Seidel und 
befindet sich noch sehr wohl. Mit ihr in demselben 
Gefässe lebt höchst einträchtiglich eine Ktnosternon- 
Species aus Nordamerika (K. clausum Spix?), welche 
gewöhnlich im Wasser herumhantirt, während die Emys 
orbicularis meistens ausserhalb desselben auf einem Steine 
verweilt. Mein Freund Kälke hat die Schildkrötenkultur 
in seinem Aquarium gänzlich aufgegeben: die letzte hat 
er vor etwa acht Jahren in den Faulen-See gesetzt; 
doch habe ich bisher keine Kenntniss erhalten, ob auch 
diese schon wieder eingefangen ist. 

Auf solche Weise haben viele dieser meistens aus 
weiter Ferne eingeführten Geschöpfe auf längere oder 
kürzere Zeit Domicil in unsern Gewässern gefunden, bis 
ein unglückliches Ungefähr sie wieder ihrer Freiheit be- 
raubte, und die glücklichen Finder dann nicht zweitelten, 
einen guten zünftigen Bürger der heimischen Fauna ein- 
gefangen zu haben, ohne dass einem derselben jemals 
der Gedanke gekommen zu sein scheint, wie es doch 
eigentlich zugehe, dass immer nur in unmittelbarer Nähe 
der Stadt, niemals aber an entfernteren Stellen des 
grossen Sees solche Fänge gemacht werden. Andere, 
an einsameren Orten sicherer geborgen, führten ein be- 
schauliches, anachoretisches Leben, ausschliesslich auf 
die Gesellschaft der Unken, grünen Jäger und anderer 
unebenbürtiger Batrachier angewiesen, bis sie alt und 
lebenssatt einen geeigneten Zufluchtsort suchten, um in 
Ruhe daselbst der Natur ihren Tribut zu zahlen, wie 
die Schildkröte von Weberin, oder sie hauchten, wie die 
von Holzendorf, vor der Zeit als Märtyrer unter dem 
Knittel eines unwissenden Pfarrknechtes ihr Lebenslicht 
aus. Dass übrigens manches dieser Thierchen einen 
sichern Schlupfwinkel gefunden haben mag, wo der 
Zufall wohl gar die verschiedenen Geschlechter zu- 


263 


sammenführen kann, und somit eine Vermehrung dieser 
interessanten und in mancher Beziehung nützlichen 
Geschöpfe in nahe Aussicht genommen werden darf, 
gebe ich gerne zu. Ich möchte sogar wünschen, dass 
irgend eine hülfreiche Hand dem Zufall unter die Arme 
griffe und durch Aussetzung einer erklecklichen Anzahl 
Junger, oder noch besser alter Schildkröten an geeigneten 
Oertlichkeiten, die auf längere Zeit unter polizeilichen 
Schutz gestellt werden müssten, ihre baldige Ausbreitung 
bei uns förderte. Wir würden dieses harmlose, nützliche 
Reptil dann in nicht ferner Zeit hier gewiss ebenso 
zahlreich haben, wie es in den Havelseen bei Potsdam 
vorkommt. Zur Zeit aber müssen wir der Schildkröte 
das Indigenat für den Schweriner See und das ganze west- 
libhe Mecklenburg noch ganz entschieden absprechen, 
wie wir es für die Lewitz und ihre nächsten Umgrän- 
zungen wenigstens stark in Zweifel ziehen, diese Ge- 
senden aber in dieser Beziehung den Naturfreunden 
unseres Landes zu eifrigster Forschung empfehlen 
möchten, damit die Wahrheit endlich einmal sicher fest- 
gestellt würde. Wirklich spontan kommt nach unserer 
Ansicht die Schildkröte in Mecklenburg bis jetzt nur 
in dem südöstlichen Theile des Landes vor, wo ihr 
Verbreitungsbezirk überhaupt seine nordwestliche Gränze 
erreicht. 


Schwerin, den 22. Aug. 1876. 


Oedipoda migratoria (Acridium migratorium, 
Gryllus migratorius), Wanderheuschrecke 
in Mecklenburg. 

Von ©. Struck - Waren. 


Die Tagespresse brachte im Juli und August d. J. 
vielfach Berichte über das Auftreten der Wanderschrecke 
im SO. unseres Landes, die theilweise der Volksmund 
so vergrösserte, dass es vielleicht nicht ganz ungerecht- 
fertigt erscheint, wenn ich für unser Archiv einige Notizen 
über das Vorkommen derselben bringe. Es ist bekannt, 
dass die Wanderheuschrecke, ein Schrecken unserer 
Landwirthe, sich vereinzelt alle Jahre zeigt. Seit 1847 
habe ich diese Thiere in den verschiedensten Gegenden 
z.B. bei Wismar, Malchin, Ludwigslust, Dargun, Fürsten- 
berg u. s. w. wenn auch nicht häufig, gefunden, die 
grössten zwischen Kartoffeln bei Wismar. Jedoch erst 
in diesem Jahre treten sie in grösserer Menge bei uns 
auf, begünstigt durch den ausserordentlich trockenen und 
warmen Sommer, der dem Gedeihen der jungen Brut 
günstig zu sein scheint. Vom Teltower Kreis sollen sie 
sich im verflossenen Jahre auf den Nieder-Barnimer und 
Ruppiner Kreis ausgebreitet haben und von letzterem 
sind sie entschieden über die Mecklenburgische Grenze 
vorgeschritten, jedenfalls aber nicht erst in diesem, son- 
dern schon im verflossenen Jahre, da mir in diesem 
Sommer Ex. in verschiedenen Entwicklungsstadien zu 
Gesicht gekommen sind, und von einigen 40 Stück aus- 
gewachsenen Thieren, die mir vorlagen, waren die Flügel 
durchaus unverletzt, was sicherlich nicht vorkommen 
dürfte, wollte man nur eine Einwanderung annehmen. Die 
Feldmark des unweit Mirow gelegenen preussischen 
Dorfes Zempzow soll von ihnen in diesem Jahre sehr 
heimgesucht sein. Ob sie aber grossen Schaden zu 
Mönkhof, Kiewe, Buchholz, Krümmel, Buschhof, Schwarz 


265 


und Diemitz verursachten, habe ich nicht in Erfahrung 
bringen können. Zu Viezen, belegen an einem Busen 
der Müritz, zwischen dem Sumpf- und Triepkensee, soll, 
wie mir ein Schüler vor wenigen Tagen erzählte, mit 
dem Auftreten der Wanderheuschrecke sich ein Vogel 
mit rother Brust und staarartigem Habitus, den die Be- 
wohner des Ortes sonst nie gesehen, gezeigt haben. 
Bewahrheitet sich dies — genaue Auskunft wäre ja 
wünschenswerth —, so kann der fragliche Vogel nur 
Pastor roseus sein, welcher ja wie Turdus gryllivorus den 
Heuschreckenschwärmen nachfolgt. Weiter habe ich 
Wanderheuschrecken von Twietfort bei Plau, Röbel, 
Waren, Federow, Speck bei Waren und Malkwitz bei 
Malchow erhalten, wo sie sich jedoch nur vereinzelt 
zeigten. Bei Priepert, 1'/ı Meile nordwestlich von Fürsten- 
berg, sowie in den Enclaven Netzeband und Rossow 
fanden sie sich in gefahrdrohender Menge. Zu Dambeck 
bei Granzin sind sie ebenfalls in bedeutender Anzahl 
aufgetreten. Der Besitzer dieses Gutes, Herr Otto, an 
den ich mich dieserhalb um Auskunft wandte, war so 
gütig mir eine Sendung dieser Thiere zu übermitteln, 
weit werthvoller aber waren die derselben beigefügten 
Mittheilungen. Derselbe schrieb nämlich: „Im vorigen 
Jahre (1875) fanden wir einzelne Exemplare an meiner 
Grenze auf dem Ulrichshöfer Revier — gehört zu Ankers- 
hagen — und zwar auf einem Ackerstück, welches mit 
Tannen besäet war. In diesem Sommer hatte ich auf 
der entgegengesetzten Seite meiner Feldmark, an der 
Strelitzer Grenze, einen ziemlich grossen Roggenschlag. 
Kurz vor der Ernte bemerkte ich, dass der Boden mit 
Aehren wie besäet war. Bei näherer Untersuchung fand 
ich, dass dieselben abgefressen waren, und eine Menge 
von Heuschrecken im Roggen. Dieselben krochen an 
den Halmen in die Höhe und frassen dieselben kurz 
unter der Aehre ab. Beim Mähen schwirrten stets 
tausende vor den Mähmaschinen und vor den Sensen 
auf. Nach dem Abernten des Schlages sind diese 
Thiere ziemlich von dem Acker verschwunden, fanden 


266 


sich jedoch viel in‘ den angrenzenden Tannen.* — 
Immerhin darf man sich der Befürchtung nicht ver- 
schliessen, dass das nächste Jahr, wenn die Witterung 
nicht zerstörend auf die Eier einwirkt, diese Thiere 
massenhafter bringen wird. Es gilt daher alle Mittel zur 
Vertilgung dieser schädlichen Orthopteren anzuwenden. 


Waren, den 26. August 1876. C. Struck. 


Die Wanderheuschrecke ist im letzten Sommer 
auch in der Nähe von Schwerin aufgetreten und zwar 
bei den südlich gelegenen Dörfern Lehmkuhlen und 
Holthusen. Wenn auch nicht in so grossen Massen, 
wie anderswo, so war sie doch so zahlreich, dass sie 
die Aufmerksamkeit der Landleute erregte, die eine 
Anzahl derselben einfingen und auf dem Amt ablieferten. 
Dort wurden mir die Thiere zur wissenschaftlichen 
Untersuchung vorgelest und ich konnte constatiren, 
dass es wirklich das gefürchtete Acridium migratorium sei. 


Schwerin, den 16. November 1876. 
H. Brockmüller. 


Zoologische Mittheilungen 
von 
Franz Schmidt. 


Des Aales Naturgeschichte ist schon seit den 
ältesten Zeiten Gegenstand sorgfältiger Beobachtungen und 
Untersuchungen der bedeutendsten Naturforscher gewesen, 
aber dennoch wussten wir bis vor wenig Decennien nicht 
einmal, ob derselbe sich durch Eier fortpflanze, oder ob 
er lebendige Junge zur Welt bringe. Dann erst wurden 
durch Rathke die sehr kleinen, nur mikroskopisch sicht- 
baren Eier in zwei manschettenartig gefalteten, an den 
Seiten des Darms liegenden Organen vei den weiblichen 
Aalen aufgefunden und es bedurfte zur Bestätigung dieser 
Entdeckung und zum Auffinden der männlichen Geschlechts- 
theile wiederum vieler und sorgfältiger Untersuchungen. 
Erst vor etwa 2 Jahren wurden letzter» von Dr. Syrske 
in Triest entdeckt und wie Dr. R. Meyer in O. Ule und 
C. Müller’s „Die Natur“ Nr. 11. J. 1876. S. 106 berichtet, 
in den Bulletins der Adriatischen Gesellschaft für Natur- 
kunde beschrieben. Diese wichtige Entdeckung scheint 
durch die neuesten Untersuchungen anderer Naturforscher 
bestätigt zu werden. Wenn es hierdurch nun auch so 
gut als festgestellt ist, dass der Aal getrennten Ge- 
schlechtes ist, sich wie andere Fische durch Eier fort- 
pflanzt und manche andere Beobachtungen über ihn ge- 
macht sind, so bleiben doch immer noch mehrere Lücken 
in seiner Naturgeschichte auszufüllen. Meines Wissens 
ist z. B. zur Zeit noch nichts Näheres über den Hergang 
des Laichens, die Zeit, in welcher es statt findet und 
den Ort, wo die Eier abgesetzt werden, bekannt*). Auch 


Anm, des Herausgebers. Nachdem das Manuscript der 
obigen Mittheilungen schon an die Druckerei abgesandt war, erhielt 
unser Verein den 52, Jahresbericht der Schlesischen Gesellschaft 
für vaterländische Oultur, worin auf pag 52—54 über einen Vortrag, 


268 


wird selbst die allgemeine Annahme, dass der Aal zur 
Nachtzeit Strecken über Land wandere, auch in die 
jungen Erbsen und Saaten gehe, von mehreren Natur- 
forschern in neuerer Zeit angezweifelt, da ganz zuver- 
lässige Thatsachen hierüber nicht vorliegen. Daher denke 
ich, dass die nachstehenden, hierauf bezüglichen Mit- 
theilungen nicht ohne Interesse sein werden und in der 
einen oder anderen Hinsicht von Nutzen sein können. 
Der gemeine Aal (Muraena Anguilla L.) ist hier 
sowohl in der Ostsee als in den süssen Gewässern einer 
unserer häufigsten Fische und eine sehr gesuchte Speise. 
Sein Fang, seine Zubereitung und Versand beschäftigt 
und ernährt eine Anzahl Menschen. Von diesen und 
vielen anderen Leuten hört man auch hier häufig als 
feststehende Thatsache aussprechen, dass der Aal in 


den Herr Staatsrath Professor Dr. Grube in der Sitzung der Gesell- 
schaft am 13. Mai 1874 über die Lebensweise und Fortpflanzung 
des Aales gehalten, referirt wird. Daselbst heisst es, dass alle 
Beobachtungen darauf hinweisen, dass das Legen der Eier und 
ihre Befruchtung im Meere vor sich gehe, da die erwachsenen 
Aale vom October bis December demselben zueilen, ein Zug, auf 
den die Fischer an den in das Adriatische Meer mündenden Flüssen 
ihre Fangmethode bauen, indem sie den Aalen diesen Weg ab- 
schneiden. Dagegen sehe man niemals erwachsene Aale wieder 
von der Mündung stromaufwärts ziehen, sondern nur ganz junge 
Thiere von 2 bis 3 Zoll Länge und dunkelbrauner Farbe und zwar 
im Frühjahr. Doch sei merkwürdiger Weise diese in Norditalien 
sehr bekannte, auch in England, Skandinavien und Dänemark wahr- 
genommene Erscheinung in Deutschland erst einmal und zwar an 
der Elbe beobachtet. 

Da Herr Franz Schmidt späterhin das Wandern der jungen 
Aale aus dem Meere in die süssen Gewässer als ein bei Wismar 
alljährlich beobachtetes anführt, so wäre es von grösstem Interesse, 
auch über die Herbstwanderungen der geschlechtsreifen Aale zum 
Meere Beobachtungen anzustellen und dieselben zu veröffentlichen, 

Ein anderer Punkt noch, der in dem eitirten Vortrage zur 
Bestätigung des Wanderns der Aale ins Meer und des Laichens 
daselbst angeführt wird, dass nemlich in Landseen, die mit dem 
Meere in keiner Verbindung stehen, die Aale sich durchaus nicht 
fortpflanzen sollen, dürfte auch bei uns der Erforschung empfohlen 
werden. 


269 


Sommernächten auf das Land und namentlich, dass er in 
die jungen Erbsen gehe, um davon zu fressen. Einzelne 
wollen hier auch Aale selbst gesehen haben, doch habe 
ich nicht erfahren, dass irgendjemand einen solchen dort 
ergriffen habe. Die Aale seien alsdann zu scheu, ver- 
schwinden zu rasch unter den Kräutern und wären mit 
der blossen Hand auch gar nicht festzuhalten. Dass es 
Aale gewesen, hätten ihnen am anderen Morgen die zu 
dem nahen Wasser führenden Gänge in den Kräutern 
und besonders der an denselben haften gebliebene Aal- 
schleim angezeigt. Dagegen sind mir manche ganz un- 
zweifelhafte Thatsachen bekannt, dass grössere und aus- 
gewachsene Aale auch am Tage ausserhalb des Wassers, 
wenn auch stets in der Nähe desselben und meistens 
versteckt, gefunden sind: z. B. in Höhlungen, Spalten, 
Löchern u. s. w. an Grabenufern, Teichen und anderen 
Gewässern, oft an höher als das Wasser gelegenen 
Orten, im nassen Grase am Wasser versteckt. In den 
kleinen langen, vierkantigen Röhren (Prullen), die zur 
Verbindung der einzelnen kleinen Gräben auf Wiesen 
zu deren Rieselungen dienen, wurden sie oft, auch wenn 
durch sie kein Wasser mehr floss, in Mehrzahl ange- 
troffen und erbeutet; auch in den Drainröhren traf man 
sie. Ferner wurden Aale, wenn auch öfter todt, nicht 
nur in unserer inmitten der Stadt auf dem Markte ge- 
legenen Wasserkunst getroffen, die ihr Wasser theils 
aus unserem Mühlenteiche, theils aus einem ziemlich 
entfernten Brunnen empfängt, sondern es kamen auch 
einzelne aus verschiedenen Wasserpfosten, zu denen das 
Wasser durch Röhren aus der Wasserkunst geleitet 
wird, zum Vorscheine Ich selbst sah einmal, einem 
dieser Wasserpfosten vorbeigehend, durch das Aufschreien 
und Jauchsen der Wasser holenden Mädchen aufmerksam 
semacht, einen ziemlich grossen Aal im Eimer, der in 
dem Augenblicke aus dem Pfosten hervorgekommen war. 
Auch sind hier Wasserpumpen durch Aale verstopft ge- 
funden worden. Diese müssen also einen sehr weiten 
Weg in unterirdischen Röhren zurückgelegt haben, erst 


270 


vom Mühlenteiche zur Wasserkunst, dann von dort zum 
Wasserpfosten und mussten den grössten Theil dieses 
Weges gewiss unfreiwillig machen. In meiner Jünglings- 
zeit habe ich einmal in einer Sommernacht auf dem An- 
stande auf Hasen in der ersten Morgendämmerung einen 
des Weges kommenden Fuchs geschossen, der 3 ziemlich 
grosse Aale im Maule hatte. Soviel ich erinnere, waren 
dieselben zwar todt, aber doch frisch, interessirten mich 
damals aber nicht weiter. Esist doch nicht anzunehmen, 
dass der Fuchs die Aale aus dem Wasser geholt, viel 
wahrscheinlicher, dass er dielben auf dem Lande irgendwo 
ergriffen und todt gebissen habe. Die einzige andere 
Möglichkeit ist nur noch, dass er sie todt am Strande 
gefunden habe. Dagegen spricht aber, dass nur selten 
ein todter Aal am Strande gesehen wird uud dann immer 
erst, wenn er bereits in Fäulniss übergegangen ist. Noch 
in diesem Frühlinge (Mai) wurde hier landeinwärts, wo 
nur süsse Gewässer in der Nähe sind, ein Fuchs aus- 
gegraben. In seiner Höhle fanden sich ausser Knochen, 
Federn, der Haut eines Igels auch Rudera von grossen 
Aalen, die theils frisch, theils älteren Datums waren, so 
dass sie ersichtlich zu verschiedenen Zeiten erbeutet 
waren und von verschiedenen Exemplaren herstammten, 

Ein sehr merkwürdiger Fall aber, wo Aale ausser 
Wasser an einem ganz besonderen Orte — nämlich in 
einem hohlen Baumstamme — gefunden wurden, kam 
hier auf dem benachbarten Gute Zierow vor und dieser 
ist die eigentliche Veranlassung dieser Mittheilungen, 
Daselbst wurden am 16. Febr. d. J. 3 grosse Pyramiden- 
pappeln gefällt, von denen die eine unten im Stamme 
eine grosse Höhlung hatte. Als dieselbe niederfällt, 
kommen am Grunde der Höhle, wie die Leute meinen, 
aus dem feuchten zerfallenen Holze (Mull) 3 grosse Aale 
zum Vorscheine, die von den Arbeitern sofort erschlagen 
und nach Hause gesandt werden. Als ich am Tage 
darauf in Zierow anwesend war, erfuhr ich diesen 
interessanten Fund, begab mich deshalb an den Fund- 
ort, um diesen selbst in Augenschein zu nehmen; zugleich 


271 


erkundigte ich mich bei allen dabei betheiligten und 
davon unterrichteten Leuten so genau als möglich nach 
dem Sachverhalt. Später bin ich noch öfter am Fund- 
orte gewesen, habe noch nachträglich möglichst zuver- 
lässige Erkundigungen eingezogen und kann daher 
darüber speziell noch folgendcs berichten. 

Durch eine wenig über dem Meere erhabene, lang- 
gestreckte, ebene Wiesenfläche, die ohne Zweifel einst 
ein Flussbett bildete, dessen Quellen zur Zeit nur noch 
einen Bach speisen, führt ein einige Fuss erhöhter Fahr- 
weg, der zu jeder Seite einen kleinen und flachen Graben 
mit Wiesengrund hat, die aber nur nach starkem Regen 
oder zur nassen Winterzeit etwas Wasser enthalten. 
An der dem Meere entgegengesetzten Seite des Weges 
standen bisher die 3 grossen Pyramidenpappeln, die 
wahrscheinlich durch die Einwirkung des Meerwassers, 
mit welchem die grosse Sturmfluth vom Jahre 1872 auch 
diese Gegend überschwemmte und durch welche viele 
Bäume, namentlich Pyramidenpappeln, Kastanien und 
Sauerkirschbhäume auch an anderen Orten zu Grunde 
singen, gelitten hatten und allmälig abgestorben waren. 
Deswegen wurden sie entfernt. Die Pappeln standen 
am Rande des etwa 5 Fuss schräge aufsteigenden 
Grabenufers zur Seite des Weges. Nur die eine, worin 
die Aale gefunden wurden, hatte eine Höhle im Stamme, 
zu welcher von aussen auf dem Erdboden einige Oeff- 
nungen führten. Aber auch in und unter den grösseren 
Baumwurzeln, die an dem Grabenufer in der oberen 
Hälfte desselben theilweise zu Tage lagen, zeigten sich 
mehrere Höhlungen und Gänge, so dass die Aale, wenn 
sie einmal hier in dem Graben waren, nur 2 bis 5 Fuss 
an dessen Ufer frei aufzusteigen nöthig hatten, die 
andere Hälfte desselben schon durch die zum Theil 
unterirdischen Gänge passiren und so in die Baumhöhle 
gelangen konnten. Der kleine Graben neben der Pappel 
führt von hier in einer Entfernung von etwa 80 Schritten 
in einen anderen, viel grösseren, tiefer gelegenen und 
stets Wasser führenden, dieser bald wieder in einen 


272 


noch grösseren, der nach einer Entfernung von ca. 15 
Minuten in die Ostsee mündet. In diesen grösseren 
Gräben sind schon öfter Aale beobachtet und gefangen 
worden und so hat es gar nichts Auffälliges bei der 
Neigung dieser Thiere zu Zeiten auch die entlegensten 
und kleinsten Ecken und Winkel der Gewässer zu be- 
suchen, dass sie nicht auch einmal in diesen kleinen 
Graben gingen. Was nun aber diese Aale veranlasste, 
das Grabenufer zu ersteigen und in die Baumhöhle zu 
gehen, ob sie dieses freiwillig und dann zu welchem 
Zwecke sie es thaten, oder ob sie durch Noth dazu ge- 
zwungen, Schutz suchten und hier ein Asyl fanden; ob 
sie alle 3 zu gleicher Zeit, oder ob sie einzeln und zu 
verschiedenen Zeiten hierher gelangten und wie lange 
sie hier wohl verweilt hatten: diese und andere Fragen 
drängen sich unwillkürlich auf. Nun hatten wir hier 
vom 1. Novemb. an bis wenige Tage vor dem Auffinden 
dieser Aale Frostwetter, wenn auch nur meistens ge- 
lindes, gehabt, das nur einmal in der Weihnachtszeit 
eine kurze Unterbrechung erlitt. Als ich am 17. Febr., 
am Tage nach dem Funde, an Ort und Stelle war, lag 
der Schnee noch in den Niederungen, die Gräben und 
Gewässer daselbst waren noch alle mit Eis bedeckt, in 
dem kleinen neben dem Wege hinlaufenden Graben, der 
hier besonders in Betracht kommt, war das wenige 
Wasser noch bis auf den Grnnd gefroren und zeigte 
jetzt eine etwa 1 Fuss breite und 1/2 Fuss dicke Eislage. 
Waren nun die Aale in den letzten 3 bis 4 Tagen des 
Thauwetters nach dem Baume gekommen, so mussten 
sie grosse Strecken über Eis und Schnee gewandert 
sein, ebenso wenn man annehmen wollte, sie seien zu 
einer Zeit des Frostwetters dort hingelangt, was beides 
unmöglich erscheint. Es bleibt also nur übrig anzu- 
nehmen, dass die Thiere schon vom Herbste her oder 
doch seit der Thauwetterperiode um die Weihnachts- 
zeit, in welcher das Eis fast fortging, hier zugebracht 
hatten. Dann entstehen aber wieder die Fragen, wovon 
die Aale hier so lange gelebt, ob sie hier einige Nahrung 


273 


gefunden, ob dieselben überhaupt auf dem Lande fressen, 
wie lange sie etwa aller Nahrung entbehren können, ob 
sie, sich selbst überlassen, wohl den Rückweg ins Meer 
gefunden hätten, warum sie nicht erfroren sind u. s. w. 
Zu letzterem sei bemerkt, dass Aale gegen Kälte ebenso 
empfindlich sind wie andere Fische, dass sie bei einer 
Temperatur unter dem Gefrierpunkte namentlich leicht 
steif frieren und sterben. Hatten die Aale in der Baum- 
höhle nun auch einigen Schutz und hatten sie vielleicht 
auch nicht so direkt von der Kälte zu leiden, indem sie 
tiefer in die Erdhöhlungen sich verkrochen, so ist doch 
die Erhaltung derselben schwer erklärlich, da die Kälte 
lange anhielt und in einzelnen Nächten auf 10 bis 12° R. 
stieg. Diese und andere Räthsel werden schwerlich zu 
lösen sein. Die genaue Untersuchung des Magens dieser 
Thiere auf ihren Inhalt, des Zustandes der Geschlechts- 
organe und anderer Theile möchte einige Aufklärung 
oder doch Winke an die Hand gegeben haben. Leider 
war dies aber nicht mehr möglich, da dieselben bereits 
für den Tisch zubereitet und die Eingeweide weggeworfen 
waren, als ich den Vorfall erfuhr. Nur die Haut des 
einen Aales fand sich noch und diese ist noch in meinem 
Besitz. Ich würde die Thiere wegen der höchst interes- 
santen Verhältnisse, unter welchen sie gefunden, am 
liebsten ganz und lebend, oder doch Theile derselben 
an den Hrn. Prof. von Siebold in München gesandt 
haben, der sich zur Zeit mit der Untersuchung des Aales 
beschäftist und zu diesem Zwecke im vergangenen 
Sommer hier ein paar Wochen sich aufhielt. Nach Aus- 
sage der Leute, die die Aale gefunden und lebendig ge- 
sehen haben, sollen dieselben ganz kräftig umher ge- 
sprungen haben und 2 derselben 1' Zoll, der andere 
einen Zoll dick gewesen sein. Die Haut des einen, 
welche ich besitze, misst in der Mitte 3'/; Centimeter. 

Noch in vielen anderen Fällen wurden Aale an 
sanz besonderen Orten auch ausserhalb Wassers ge- 
troffen. Es zeigt dies alles deutlich, wie gross der Trieb 
dieses Fisches ist, sich unter noch zu erforschenden Um- 

Archiv XXX. 18 


274 


ständen aus seinem Elemente, dem Wasser, sei es der 
Fortpflanzung, eines Wandertriebes, der Nahrung wegen, 
oder noch aus anderen Ursachen, an ganz absonderliche 
Orte und auf das Land zu begeben und dieses scheint 

er nur in aller Stille freiwillig und, wenn möglich, ver- 
steckt und geschützt zu thun. Bei den Fortbewegungen 
des Aales auf dem Lande scheint aber immer Bedingung 
zu sein, dass der Boden daselbst schlüpfrig, nass, wenig- 
stens feucht sei. Legt man einen lebendigen Aal auf 
feuchten Grasboden, so bewegt er sich recht rasch auf 
demselben fort, auf trockner Erde kommt er schlängelnd 
nur langsam vorwärts, im trocknen Sande kaum von der 
Stelle und stirbt hier meistens bald. Das Steige- und 
Klettervermögen ist wenigstens bei den ganz kleinen 
Thieren sehr bedeutend entwickelt. Die kleinen finger- 
langen und kaum strohhalmendicken Aale kommen hier 
alljährlich, oft in ungeheurer Zahl — zu Millionen — 
im Juni, auch noch Juli an unsere Mühlenschützen, um 
von ihrem Geburtsorte — dem Meere — in die süssen 
Gewässer zu gelangen und suchen dieses mit allen ihnen 
zu Gebote stehenden Mitteln auszuführen. Dabei klettern 
sie nicht nur an mehrere Fuss hohen, senkrechten Wän- 
den empor, auch seit- und abwärts an denselben ziemlich 
rasch vorwärts, sondern sie schlängeln sich sogar um 
oben vorstehende wagerechte Ränder hinweg, nur müssen 
diese nass, oder noch besser, schlüpfrig und mit Algen 
oder Moos überzogen sein. Kommen sie auf eine trockne 
Stelle, so können sie nicht weiter, werden einzelne von 
ihren vielen Kameraden dorthin gedrängt, so fallen sie 
sogleich nieder; will man sie hier ergreifen, so lassen 
sie sich fallen und suchen zu entfliehen und zeigen da- 
durch schon das scheue Wesen ihrer Art überhaupt auch 
ausser Wasser an. Bringt man solche Thierchen in eine 
mit Wasser halb gefüllte Flasche, oder in einen Glas- 
hafen, so steigen sie alsbald an der Seite des Gefässes 
aus dem Wasser in die Höhe, mit Leichtigkeit über die 
fast wagerechte Einbiegung der Flasche hinweg und aus 
derselben auf den Tisch, wo sie sich, wenn dieser nass 


275 


gemacht wird, sehr schnell, sonst viel langsamer fort- 
bewegen und, wenn beunruhigt, fortschnellen. Der 
Klettertrieb ist alsdann bei diesen Thierchen ausser- 
ordentlich rege, die Unruhe gross. In den Aquarien 
sind sie daher kaum zu halten; auch wenn man glaubte 
diese sorgfältig verdeckt zu haben, so waren sie dennoch 
meistens bald verschwunden, Selbst durch die langen 
Gummischläuche, die man zur Erneuerung des Wassers 
benutzte und nicht verstopft hatte, waren sie entwischt. 
Das Steigen geschieht mittelst schlängelnder Bewegungen 
und ohne Zweifel durch Adhäsion und den klebrigen 
Schleim, den gesunde Aale stets auf der ganzen Haut 
absondern. 

Dieses zur Bestätigung der Thatsachen, dass der 
Aal einen grossen Wandertrieb habe, zu Zeiten sich aus 
dem Wasser auf das Land begebe, und dass ihm die 
Fähigkeit vollständig inne wohnt, sich unter gewissen 
Verhältnissen Strecken über Land fortbewegen und da- 
bei manche Hindernisse überwinden zu können. Ob 
derselbe aber auch in anderer Absicht als um etwa von 
einem Gewässer in das andere zu gelangen, dieses frei- 
willig thue und insbesondere, ob er um zu fressen in 
die jungen Erbsen, Saaten u. dgl. gehe, darüber kann 
auch ich Positives nicht beibringen. 


Obgleich die gemeine Fischotter (Lutra vul- 
garis) hier keineswegs eine Seltenheit ist, da fast all- 
jährlich einzelne derselben an unseren süssen Gewässern 
sefangen oder geschossen werden, so ist es doch immer- 
hin ein ganz besonderer Zufall, dass deren Lager mit 
Jungen gefunden wird, und dass man Gelegenheit hat 
das Benehmen der Alten unter solchen Umständen am 
Tage zu beobachten. Ein solcher Fall ereignete sich 
hier in unmittelbarer Nähe der Stadt am 7, Juni d. J, 
An einem Seitenarme des vom Mühlenteiche zur Stadt- 
mühle fliessenden Oanals, unmittelbar hinter und neben 


der Raulf’schen Maschinenbauanstalt, wo dieses Gewässer 
18* 


276 


etwa 30 Schritte breit, recht tief, moddig und nur an 
den Seiten mit etwas Rohr und Schilf bestanden ist, 
lag unmittelbar am Rande des Wassers und theils im 
Schilfe ein Haufe Reisig vom Winter her. Unter diesem 
entdeckte der in der Nähe beschäftigte Gärtner Krull 
durch von dort her vernommene Laute, die an das 
Gequieke junger Ratzen erinnerten, aufmerksam gemacht, 
ein Lager mit 3 jungen Fischottern. Nachdem noch ein 
paar Leute hinzugekommen, wurden die Thierchen von 
unten aus dem Lager hervorgeholt, besichtigt und es 
wird beratlien, was damit anzufangen sei. Von Mutter- 
liebe zum Aeussersten getrieben, zeigt sich nun auch 
die alte Otter, theils im Wasser, theils auf dem Lande 
und scheint zähnefletschend einen förmlichen Angriff auf 
die Menschen im Schilde zu führen, verschwindet aber 
jedes Mal ebenso rasch, wenn diese eine schreckende 
Bewegung mit den Armen oder Füssen machen. Es 
wird nun beschlossen sich von mir Rath zu erholen und 
bis dahin werden die jungen Ottern wieder in das Lager 
gelegt. Nachdem ich hiervon Nachricht erhalten, begab 
ich mich sogleich an Ort und Stelle, um diesen interes- 
santen Fund in Augenschein zu nehmen. Obgleich bis 
zu meiner Ankunft kaum eine Viertelstunde verstrichen 
war, so hatte doch inzwischen die alte Otter 2 Junge 
bereits fortgeholt. Denn als wir anfingen, das Strauch- 
werk vom Lager abzuräumen, um dieses genauer be- 
sichtigen zu können, wurde von einem von seitwärts und 
unten in das Lager blickenden Anwesenden nur ein 
Junges in demselben noch gesehen. In diesem Moment 
wurde ich vom Hrn. Krull darauf aufmerksam gemacht, 
dass die Alte wieder ankomme. Ich sah mitten in dem 
Gewässer von weitem her einen Streifen grösserer und 
kleinerer Luftblasen fortwährend an die Oberfläche des 
Wassers aufsteigen, mit rapider Schnelligkeit vorwärts 
schiessen, vor uns im rechten Winkel abbiegen und 
diesen gerade auf das Lager und uns zukommen. 
Aeusserst gespannt und mit dem grössten Interesse er- 
wartete ich nun, von den Umstehenden ruhiges Ver- 


277 


halten erbittend, das Thier aus dem Wasser und in das 
Lager treten zu sehen. Aber wir Alle hörten und sahen 
nun nichts, ich sah nicht einmal eine Wasserpflanze sich 
bewegen, was ich für unumgänglich nothwendig hielt, 
wenn die Otter in das Lager wollte. Dagegen zeigte 
alsbald ein abwärts gehender Streifen Luftblasen den 
Rückgang der alten Otter auf demselben Wege an, auf 
welchem sie gekommen war, nachdem sie nur etliche 
Sekunden vorher an das Lager heran gekommen war. 
Dennoch hatte in diesem Augenblicke dies kluge, vor- 
sichtige, gewandte und sonst so scheue Thier uns das 
letzte Junge vor den Füssen weggenommen, ohne dass 
einer von den Umstehenden, die kaum 3 Schritte vom 
Lager entfernt waren, davon etwas bemerkt hatte. Denn 
als wir nun den Reisig wegräumten, der von oben her 
nur eine mangelhafte Einsicht in das Lager gestattete, 
und dasselbe genauer untersuchten, war das Junge aus 
demselben fort. Das Lager hatte bei genauer Besichtigung 
2 Zugänge, von denen der eine direkt ins Schilf und 
Wasser, der andere erst eine Strecke unter dem Reisig 
seitwärts fortlief und erst dann durch das Schilf ins 
freie Wasser führte. Auf letzterem Wege musste die 
Otter ins Lager gekommen sein und äusserst leise und 
schnell beim Wegholen des Jungen zu Werke gegangen 
sein, um unbemerkt zu bleiben. Wir forschten nun in 
der Richtung, die die Alte genommen, nach dem Ver- 
bleib derselben mit den Jungen und vernahm Hr. Krull 
zuerst wieder das Gequieke derselben an einem etwa 150 
Schritte vom ersten Lager entfernten Orte auf der an- 
deren Seite des Wassers im Schilfe. Mittelst eines 
herbeigeholten Kahnes wurde nun gesucht, aber nur das 
eine Junge dort am Lande gefunden; die Nachforschungen 
nach den anderen und der Alten blieben erfolglos. 
Hatte nun die Mutter, um wenigstens etwas von ihren 
Jungen zu retten, dieselben absichtlich nach verschie- 
denen Stellen gebracht, oder dies nur in der Noth oder 
zufällig gethan? Jedenfalls hatte sie bei diesem ganzen 
Vorgange einen ausserordentlichen Scharfsinn entwickelt. 


278 


Diese junge Fischotter wurde nun wieder in das Geburts- 
lager gelegt und wartete ich dabei noch eine lange Zeit 
in der Hoffnung, dass die Alte noch einmal an dasselbe 
zurückkehren würde und ich das hübsche Schauspiel 
noch einmal sehen und weitere Beobachtungen machen 
könnte. Aber sie liess sich nicht wieder blicken, wahr- 
scheinlich weil sie wusste, von diesem gefahrvollen Orte 
ihre Jungen alle entfernt zu haben. 

Die junge niedliche Otter war noch keine Spanne 
lang, vollständig blind, höchstens ein paar Tage alt 
und wahrscheinlich sehr hungrig, da sie sogleich auf den 
ihr in den Mund gehaltenen Finger zu saugen begann. 
Sie schien ganz gesund zu sein und hatte den ziemlich 
weiten Transport vom Lager nach dem anderen Orte 
durch die Mutter unter Wasser zweifellos ohne den ge- 
ringsten Nachtheil ertragen. Auf meinen Rath wurde 
dies Thierchen einer säugenden Hündin untergelegt, der 
am Tage vorher ihre Jungen genommen waren, und von 
derselben auch angenommen und gesäugt: Anfangs 
schien Alles gut zu gehen, doch nach etlichen Tagen 
wurde die junge Otter schwach, krank und starb. 

Bei dem ganzen Vorgange am ÖOtternlager musste 
ich am meisten die ausserordentliche List und Vorsicht, 
den Muth und die überraschende Schnelligkeit der Be- 
wegungen der alten Otter im Wasser bewundern. Wenn 
das Thier zu seinen Fähigkeiten noch mit menschlichem 
Verstande ausgerüstet gewesen wäre, so hätte es in 
diesem Falle seine Sache nicht klüger machen, für seine 
und seiner Nachkommen Erhaltung nicht besser sorgen 
können. Die Otter hielt sich stets tief unter Wasser 
und ihre Anwesenheit verrieth sich nur durch die auf- 
steigenden Blasen und eine schwache Bewegung des 
Wassers an der Oberfläche desselben. Dazu schien sie 
unter Wasser ebenso gut orientirt zu sein, als wenn sie 
oben auf schwimme. Wir wären daher auch nicht im 
Stande gewesen, sie zu schiessen, wenn wir diese Absicht 
auch gehabt hätten, obgleich sie uns sehr nahe kam. 
Ihre Schnelligkeit im Wasser ist so gross, dass sie sicher 


I 


darin die meisten Fische leicht überholt und es wird sich 
daher wohl nur in dem Moment des Ergreifens darum 
handeln, ob die Otter den verfolgten Fisch sogleich er- 
hascht, oder ob dieser durch eine oder mehrere glückliche 
Wendungen nicht noch das eine oder andere Mal gut 
davon kommt, ähnlich wie es in der Luft bei der Jagd 
eines Falken auf einen anderen Vogel hergeht. Bei der 
grossen Gefrässigkeit und Mordlust dieses Raubthiers 
erklärt es sich daher leicht, warum die Otter den Fisch- 
teichen so sehr schädlich ist und kleinere in kurzer Zeit 
von Fischen ganz entleert. 


Die Hausratte (Mus Rattus L.) ist nach allen 
mir bekannten Nachrichten aus den meisten Gegenden 
Deutschlands und Europas überhaupt bereits von: der 
Wanderratte verdrängt worden und jetzt dem gänzlichen 
Aussterben nahe. Daher sei hier bemerkt, dass dieselbe 
zur Zeit noch in Wismar ganz häufig, wenn auch lange 
nicht so zahlreich wie die Wanderratte vorkommt. Sie 
wird hier öfter gefangen und ich sah dieselbe auch oft 
in verschiedenen Gegenden der Stadt todt auf der Strasse 
liegen und fing sie in meinem Hause selbst mehrere Male, 
Dagegen sprechen alle meine Nachforschungen dafür, 
dass sie auf den benachbarten Gütern und Dörfern 
nirgends mehr vorhanden ist, während die Wanderratte 
dort oft zur Plage wird. Die Erklärung hiervon liegt 
nahe, dass nämlich die Hausratte bei den unablässigen 
Verfolgungen, die sie von der stärkeren Wanderratte zu 
erleiden hat, in der Stadt immer noch einen Zufluchts- 
ort findet, der ihr auf dem Lande wohl selten zu Gebote 
steht. 

Ob die Hausratte noch an anderen Orten Mecklen- 
burg’s vorkommt, ist mir nicht bekannt. In Stralsund ist 
sie gleichfalls vorhanden. 


280 


Der Siebenschläfer ist auch in dem zum Gute 
Zarnekow gehörenden Laubwalde schon früher mehrere 
Male und im letzten Herbste wiederum in 3 Exp. in 
Dohnen gefangen worden. Auch wurde vor ein paar 
Jahren daselbst ein solches Thier in einer im Winter 
gefällten hohlen Eiche gefunden, das in die warme Stube 
gebracht, aus seinem Winterschlaf erwachte und umher 
lief. Eingezogenen Erkundigungen zufolge ist das Thier 
auch in den nach Tatow und Gamehl gehörenden Wäl- 
dern gefangen worden, in welchem sein Vorhandensein 
schon deswegen sehr wahrscheinlich ist, weil diese Wälder 
fast mit dem Zarnekow’er Holz zusammen hängen und 
letzteres wieder dem Madsow-Ilow’schen Walde, einem 
schon bekannten Fundorte des Siebenschläfers sehr nahe 
liegt. Auch in dem zum nahen Gute Steinhausen ge- 
hörenden Walde ist der Siebenschläfer vor einigen Jahren 
in Dohnen gefangen. 


Das in dortiger Gegend schon lange bekannte 
Thierchen wird hier fälschlich Haselmaus genannt. 


Eine singende Maus ist immerhin eine seltene, 
noch keineswegs aufgeklärte, daher interessante Erschei- 
nung. Eine solche hat sich kürzlich in meinem Hause 
an mehreren Tagen nach einander zu verschiedenen 
Zeiten nnd an verschiedenen Orten hören lassen. Die 
erste Kunde von ihrem Vorhandensein erhielt ich durch 
meine Frau, indem diese mich aufforderte einmal in ihre 
Wohnstube zu kommen, um ihr Aufklärung über dort 
hinter der Tapete hörbare Töne zu geben, die sie an 
den Tagen vorher in der Küche und Speisekammer eben- 
falls wahrgenommen habe. Es war in der Abenddäm- 
merung des 23, d. und ich vernahm dort ganz sonderbare 
nie gehörte, gesangartige Laute, die nach ein paar 
Minuten aufhörten. Als Quelle derselben vermuthete ich 
sogleich Mäuse, da ich mich erinnerte von singenden 
Mäusen gelesen zu haben. Ich war also sehr überrascht 
und erfrent über diese Entdeckung und dieses um so 


281 


mehr, als ich die Berichte über jene nur flüchtig und mit 
einem gewissen Misstrauen gelesen, nun aber Gelegenheit 
hatte mich selbst nicht nur von ihrer Richtigkeit zu über- 
zeugcn, sondern vielleicht noch neue Beobachtungen hin- 
zufügen zu können. Ich beauftragte daher meine Haus- 
genossen mich sogleich davon zu benachrichtigen, wenn 
‘ die Maus sich irgendwo wieder vernehmen lasse. Am 
Nachmittage des folgenden Tages wurde mir mitgetheilt, 
dass dieselbe jetzt in der Küche singe. Mit erhöhetem 
Interesse näherte ich mich mit einiger Vorsicht der Stelle, 
von wo dieselben Töne, die ich Abends vorher hinter 
der Stubentapete vernommen hatte, mir entgegenklangen. 
Sie kamen hinter einem an der Wand stehenden Kasten 
mit Brennholz hervor. Ich neigte mich mit dem Ober- 
körper nieder und hörte eine Zeit lang aus unmittelbarer 
Nähe zu. Um die gute Gelegenheit dazu benutzen und 
um mich vollständig davon überzeugen zu können, dass 
eine Maus diese Laute hervorbringe, bat ich meine Frau 
mit aufzupassen und nahm den Kasten fort. In demselben 
Moment hörte der Gesang auf und sahen wir beide die 
Maus hervorspringen und unter einen Schrank laufen. 
Mir war sie nur klein, meiner Frau aber gross erschienen, 
Nun stellte ich eine Falle auf, um das besondere Thier- 
chen lebend zu fangen, so erhalten und weiter beob- 
achten zu können. Es hatte zwar am nächsten Abend 
in der Speisekammer sich wiederum lange Zeit und be- 
sonders schön hören lassen wie mir meine Hausgenossen 
bei meiner Nachhausekunft berichteten, war aber nicht 
in die Falle gegangen. Am folgenden Tage hat sich die 
Maus leider nur noch auf kurze Zeit einmal hören lassen, 
um dann bis jetzt — 8 Tage darnach — ganz zu ver- 
stummen. Ob sie aus irgend einem Grnnde nicht mehr 
singt, ob sie ausgewandert oder gestorben ist, muss ich 
dahin gestellt sein lassen und hoffe wohl vergeblich auf 
ihr Wiedererscheinen, da die einzelnen Mäuse, die sich 
in letzter Zeit in meiner Wohnung bemerkbar gemacht 
hatten, mit der Singmaus ganz verschwunden zu sein 
scheinen. Bemerkt sei noch, dass einige Tage früher 


282 


als die Mäusemusik in meinem Hause überhaupt gehört 
wurde, in der Speisekammer eine halberwachsene Maus 
gefangen und getödtet worden war, dass möglicher Weise 
nur 2 Mäuse hier vorhanden gewesen sind, dass somit 
die nachgebliebene vielleicht in der Absicht sang, um 
Gesellschaft herbei zu locken, vielleicht aber auch um 
dem unbehaglichen Gefühle von Einsamkeit und Ver- 
lassenheit Ausdruck zu geben. 

Der Gesang an sich — denn als einen solchen muss 
ich das von dieser Maus Gehörte doch bezeichnen — 
war ganz eigenthümlicher Art, bestand aus sehr mannig- 
faltigen Tönen, war sehr lieblich und angenehm und 
hatte etwas Klagendes, Melancholisches; manchmal klang 
er wie zwei- und mehrstimmig; er war zwar leise, doch 
in der Nähe ganz deutlich vernehmbar. Denselben genau 
zu beschreiben halte ich für sehr schwer, und um die 
bereits veröffentlichten Beschreibungen darüber vervoll- 
ständigen oder verbessern zu können, hatte ich nicht 
Gelegenheit lange und oft genug den Mäusegesang zu 
hören. Ich verweise daher auf den Bericht darüber in 
diesem Archiv J. 1871, S. 65. besonders auf den des 
Lehrers Steinvorth in Lüneburg, dessen Beschreibung des 
Mäusegesanges im Ganzen mit meinen Beobachtungen 
übereinstimmt, sowie auf das von Brehm in seinem „Il. 
Thierleben“ erste Aufl. 2. B. S. 133 Mitgetheilte. 


Wismar, Ende Aug. 1876. 


Conchologisches. 


Im Archiv vom Jahre 1873 spricht der Herr Frei- 
herr v. Maltzan-Federow in den Vorbemerkungen zu 
seinem dankenswerten Verzeichnis der mecklenburgischen 
Binnenmolusken die Vermutung aus, dass Pupa umbilicata 
Drap. noch in Mecklenburg zu finden sein dürfte, eine 
Vermutung, die sich bald genug bestätigen sollte, denn 
schon im Sommer desselben Jahres fand ich bei Schwerin 
am Pinnower See eine kleine Pupa, die ich damals nicht 
zu bestimmen wusste, und die mir der Herr Freiherr 
v. Maltzan auf der Jahres-Versammlung unsers Vereins 
in Wismar 1874 auf den ersten Blick als Pupa umbilicata 
Drap. bezeichnete. Das Thierchen kommt aufbeschränktem 
Raume aber an der Fundstelle in grosser Menge vor. 
Es findet sich etwa in der Mitte des bewaldeten Seerandes 
auf in das hohe Ufer einschneidenden sumpfigen Quell- 
orten fast das ganze Jahr hindurch zusammen mit Olausilia 
ventricosa Drap., plicatula Drap., pumila Ziegel., nigricans 
Pult. Oless. sowie Oarychium minimum Müll, u. s. w. an 
der Unterseite abgefallener Blätter, an faulenden Zweigen, 
an Steinen und an niedrigen Pflanzen. An Baumstämmen 
habe ich sie nie bemerkt. 


Was einige andere seltenere Mollusken betrifft, so 
habe ich Vertigo edentula Drap. und pusilla Müll. nicht 
nur bei Schwerin, sondern auch bei Tessin und an ver- 
schiedenen Orten hier im Fürstentum Ratzeburg in 
grosser Menge gefunden. Beide kommen fast immer 
gemeinschaftlich vor, aber nur in Wäldern, und finden 
sich bei feuchtem Wetter besonders an den schlanken 
glatten Stämmen der Eschen (Fraxinus excelsior L.), auch 
an Erlen sowie an der Unterseite von Hopfenblättern, 
an Farnwedeln und auch an niedrigeren Pflanzen. Wahr- 
scheinlich werden beide Arten durch ganz Mecklenburg 
häufig gefunden werden können, 


284 


Vertigo substriata. Jefr. kommt hier bei Schönberg 
in einem kleinen Walde an der Ratzeburger Chaussee 
vor zwischen Moosrasen, aber selten. 

Buliminus tridens Müll. fand ich im Sommer 1874 
ausser bei Neubrandenburg auch in der Nähe von Feld- 
berg am nordöstlichsten Ende des Luzin-Sees beim s; g. 
Rotenhause an dem steil zum See abfallenden Abhange. 
Leider ist der Abhang seitdem grossentheils beackert 
und dadurch die seltene Schnecke auf kleine Stellen be- 
schränkt worden. Doch fand ich noch in diesem Sommer 
trotz der grossen Hitze eine ziemliche Anzahl lebender 
Exemplare zwischen Moos und in Erdlöchern versteckt. 

Balea perversa L. finde ich hier bei Schönberg in 
einem kleinen an der Maurinewiese gelegenen Walde an 
Hagebuchen (Carpinus Betulus L.) oft zahlreich. 

Amphipeplea glutinosa Müll. findet sich bei Schön- 
berg im Oberteiche; und am Mechower See bei Ratze- 
burg fand ich am 11. Juni d. J. bei nicht sehr starkem 
Westwinde am nördlichen Ufer hunderte von wolerhal- 
tenen leeren Schalen, die wahrscheinlich erst vor kurzem 
angetrieben waren, denn Stücke, die augenscheinlich län- 
gere Zeit gelegen hatten, waren meist zerbrochen. 

Limnaea glabra Müll. ist hier bei Schönberg an ver- 
schiedenen Orten zahlreich zu finden. Bei Feldberg fand 
ich 1874 mehrere Stücke in einem kleinen jetzt leider 
völlig ausgetrockneten Bach, der in das östliche Ende 
des in zoologischer, besonders entomologischer Hinsicht 
ebenso wie in botanischer Hinsicht interessanten Sprock- 
witz mündet. 


Schönberg, im August 1876. 
Fr. W, Konow. 


Ergänzende Bemerkungen 
zu seiner Vegetations- Skizze von Neustrelitz. 


Vom Oberlehrer Dr. ©. Krzepelin 
in Leipzig. 


Nicht ohne Freude habe ich nach langjähriger 
Unterbrechung unsere herrliche Moor- und Wasserflora 
einer erneuten Inspection unterworfen, und es war mir 
besonders interessant, Pflanzen, deren Vorkommen an 
einem scheinbar isolirten und eircumscripten Standpunkt 
schon seit lange constatirt war, auch an anderen, gleiche 
Verhältnisse darbietenden Lokalitäten aufzufinden. In 
dieser Beziehung war ich gradezu erstaunt über die 
kolossale Verbreitung, welche ich für die so charak- 
teristische Flora der Serrahnschen Seen (siehe Vege- 
tationsskizze Arch. 1871) nachweisen konnte. Nicht 
allein die zahlreichen Seen und Sümpfe des Wildparks, 
sondern auch die südlich und südwestlich von Neustrelitz 
selegenen Wasserbecken bei Düsternförde, Priepert, 
Menow etc. hatten theils grössere, theils kleinere Bruch- 
theile der serrahnschen Charakterpflanzen aufzuweisen. 
Es wäre vergebene Mühe, aufzuzählen, wie oft ich an 
diesen Waldseen und -sümpfen Zäynchospora alba, 
Eriophorum alpinum, Juncus alpinus, Oladium, Calla, 
Sturmia, Malaxis, Drosera rotundifolia, anglica und 
intermedia, Lycopodium Selago und annotinum, sowie 
Utrieularia vulgaris, minor und intermedia beobachtet 
habe. Daneben zeigten sich seltener Juncus squarrosus 
(bei Düsternförde) und als neue Bürger der strelitzer 
Flora*): Heppuris vulgaris (im Wanzkaer See), Potamogeton 
trichoides (im Wildpark) und /soetes lacustris (in einem 
Waldsee zwischen Düsternförde und Priepert). Najas 


*) Anm. Unter „strelitzer Flora* und „unsere Flora“ ist 
selbstverständlich die Flora der Umgegend von Neustrelitz zu 
verstehen. oA, 


2836 


major konnte ich in 3 verschiedenen Seen nachweisen, 
von denen der Krebssee bei Weisdin dem Tollense- 
gebiete angehört. 

Eine ziemlich lohnende Ausbeute bot ferner eine 
Exceursion nach den Labusseen zwischen Neustrelitz und 
Wesenberg. Schon am Bürgersee in unmittelbarer Nähe 
von Neustrelitz stand das bisher von mir übersehene 
Gnaphalium luteo-album in grosser Menge. Bei Userin 
war der Acker besäet mit Riesen-Exemplaren von 
Polycnemum arvense. Die Labusseen lieferten als neue 
Beiträge unserer Flora: Helosciadium repens, Cyperus 
‚flavescens und fuscus. — 

In unseren Tannenforsten hatte ich vor mehreren 
Jahren ein Exemplar von Arbutus uva ursi gefunden. 
Dasselbe stand mitten in einem vom Wilde getretenen 
Fusspfade und documentirte hierdurch die Art seiner 
Verschleppung. Leider habe ich diese in Mecklenburg- 
Strelitz sonst fehlende Pflanze in dem von der Nord- 
bahn stark veränderten Terrain nicht wieder entdecken 
können; dagegen lieferte der Wald zwischen Düstern- 
förde und Priepert einen für mich höchst interessanten 
Fund. Es war das Zycopodium Chamaecyparissus. A. Br. 
Zwar geben schon Reinke (Arch. 1866 p. 37) und ich 
selbst (Arch. 1871 p. 6) Lycopodium Chamaecyparissus als 
Bewohner der Strelitzer Waldungen an, jedoch war ich 
für mein Theil schon lange zu der Ueberzeugung ge- 
kommen, dass die von mir Arch. 1871 angeführte Pflanze 
nichts als eine Abänderung des hier sehr verbreiteten 
Lycopodium complanatum L. sei und aus Ihrer Notiz in 
Arch. 1875 ist ersichtlich, dass auch Reinke diese nicht 
seltene Abart vor sich gehabt. Das in dem Walde 
zwischen Düsternförde und Priepert jetzt von mir auf- 
gefundene Lycopodium ist nun das von Al. Braun früher 
als Art aufgestellte Zyc. Ohamaecyparissus, welches sich 
durch die dunkelblaugrüne Farbe und den dichtgedrängten 
Wuchs, der durch den Braun’schen Namen äusserst 
prägnant bezeichnet wird, von dem Linne’schen Zye, 
complanatum, mit dem es hier ohne Uebergangsformen bunt 


287 


durcheinander wuchs, schon auf mindestens 20 Schritte 
deutlich unterscheiden liess, 

Schliesslich noch die Bemerkung, dass eine Ex- 
kursion nach Feldberg mich auch — und zwar ganz 
zufällig — an den von Reinke im Archiv XXVI be- 
schriebenen Sprockwitz führte. Die enorme Fülle sel- 
tener Pflanzen, welche hier auf kleinem Raum zusammen- 
gedrängt sind, ist in der That überraschend und ich 
kann die Angaben Reinkes — mit Ausnahme leider von 
Öarex eyperoides und Callitriche autumnalis — fast inihrem 
vollen Umfange bestätigen. Ja noch einige neue Funde 
hatte ich zu registriren, wie BDotrychitum Lunaria, Heleo- 
charis acicularıs, Ervum monanthos, Potamogeton compressus, 
obtusifolius, lucens, erispus, Juncus Tenageia, und in kolos- 
salen Mengen — KElatine Alsinastrum. — Im Walde bei 
Schlicht unweit Feldberg bemerkte ich Veronica montana, 
Vicia silvatica, Lathyrus silvester, Equisetum umbrosum 
u. a. Am Dorfe selbst blühte Zactuca Scariola, eine, 
wie es scheint, in Mecklenburg sonst nicht weit ver- 
breitete Pflanze. 

Nach brieflichen Mittheilungen. 


Botanische Notizen 


Zur 


Flora von Mecklenburg. 


Auf botanischen Exkursionen, welche ich im Laufe 
der vergangenen beiden Jahre in der näheren und 
weiteren Umgebung von Neubrandenburg unternahm, 
fand ich eine Anzahl von Pflanzen, deren nähere Stand- 
ortsangabe für die Specialflora von Mecklenburg nicht 
ganz ohne Interesse sein dürfte: Es sind dies: 

Agutlegia vulgaris L. Boll (cf. dessen Flora 
Mecklenb. S. 81) kannte als einzigen Standort bei Neu- 
brandenburg nur das Nemerower Holz. Im Mühlenhola 


288 


fand ich in diesem Jahre eine Anzahl üppig entwickelter, 
zum Theil blühender Exemplare dieser Pflanze an einem 
Bergabhang auf dem rechten Ufer der Linde in der 
Nähe der Papiermühle. 

Astragalus Oicer L. An Chausseeabhängen 
zwischen Neubrandenburg und Weitin, sowie zwischen 
Tannenkrug und Usadel. 

Sorbus torminalis Orntz. beschränkt sich nicht 
auf die beiden von Boll angegebenen Standorte am 
hohen Ufer und bei Meiershof, sondern findet sich, wenn 
auch nur vereinzelt, noch an vielen andren Orten, z. B. 
im Brodaer Holz am See, in der Nähe von Belvedere; 
im Nemerower Holz öfters auf dem Abhang von Krüger’s 
Höhe bis nach Klein-Nemerow hin; im Mühlenholze auf 
beiden Ufern der Linde bei der Papiermühle. 


Galinsogaea parviflora OCav. An Wegen bei 
der Haidmühle und zwischen den Gärten vor der Stadt. 

Rudbeckia lacinieta L. Im Stargarder Bruch. 
Ohne Zweifel verdankt sie hier ihr Dasein einem un- 
mittelbar neben dem Bruch befindlichen Garten. 

Crepis foetida EL. Diese bisher in Mecklen- 
burg noch nicht beobachtete Pflanze sammelte ich auf 
einer Exkursion im Oktober dieses Jahres in der Nähe 
von Basedow am Malchiner See. Sie fand sich hier in 
mehreren Exemplaren am Rande eines Brachfelds un- 
mittelbar am Wege, der von den (wenige Minuten ent- 
fernten) Scheunen neben dem Teiche zu einer Kiesgrube 
führt. Ein getrocknetes Exemplar hiervon ist dem 
hiesigen Museum übergeßen. 

Ilex Aguifolium 2. Im DBuchenwalde bei 
Heiligendamm. 

Pyrola rotundifolia L. Nicht nur im Brüder- 
bruch bei Neubrandenburg, wie Boll angiebt, sondern 
auch im Brodaer Holze an dem Wege, der von Belvedere 
nach Neuendorf führt. 

Vinca minor L. An der Tollense hinter dem 
hohen Ufer noch in ziemlich grosser Menge vorhanden 


289 


(cf. Boll, S. 271), vereinzelt auch auf dem Hahnenberge 
bei Broda. 

Asperugo procumbens L. Gemein am Stadtwalle 
von Neubrandenburg. 

Datura Stramonium L. fand sich während der 
beiden vergangenen Jahre in grosser Anzahl in Gärten 
und an Wegen zu Broda. 

Linaria minor Desf. In sehr grosser Menge bei 
Feldberg zwischen dem Haussee und breiten Lucin. 

Lamium maculatum L. fehlt um Neubrandenburg 
vollständig. 

Galanthus nivalis L. sehr zerstreut im Brüder- 
bruch. Der von Boll angegebene Standort an der 
Tollense ist durch die Anlegung eines Weges von dem 
Badehause nach dem Nemerower Holz fast völlig ver- 
nichtet worden; nur vereinzelte Exemplare finden sich 
noch beiderseits desselben. 

Ornithogalum umbellatum L. Am Neubranden- 
burger Stadtwalle in reicher Menge; ziemlich häufig auch 
auf Feldern in der Nähe des Nemerower Holzes ober- 
halb der Vogelstange, sowie an den Gräben der Chaus- 
seen von Neubrandenburg nach Neustrelitz und Treptow. 


Neubrandenburg, den 28. November 1876. 
Dr. W, Petzold. 


Fischadler und Brachsen. 


In der letzten Woche des Oktober beobachtete 
der Oekonom Herr Hübener zu Lübsdorf eine Erschei- 
nung auf dem Schweriner See, die der Aufzeichnung 
werth ist. Hr. Hübener bemerkte in der Gegend der 
Lips, in weiter Entfernung vom Ufer, einen dunklen 
Gegenstand sich auf dem See bewegen, der von Zeit 
zu Zeit grössere Dimensionen zeigte. Da der Wind 
landwärts stand, näherte die Erscheinung sich dem 
Ufer, und Hr. Hübener erkannte in derselben einen 

Archiv XXX. 19 


2% 


Vogel, den er seines dunkeln Gefieders wegen aber nicht 
für einen Schwan halten durfte Als die Entfernung 
sich noch mehr verringerte, gewahrte Hr. Hübener, 
dass es ein Fischadler sei. Derselbe musste an irgend 
einem Gegenstande festsitzen, denn er versuchte von 
Zeit zu Zeit sich mit mattem Flügelschlage zu erheben, 
was ihm jedoch nicht gelang. Herrn Hübener kam der 
Gedanke, dass der Vogel seine Fänge vielleicht in einen 
grossen Fisch hineingeschlagen habe, den er so wenig 
zu heben, wie seine Fänge wieder frei zu machen ver- 
möge. Als der Vogel ihm auf Schussweite nahe ge- 
kommen war, erlegte Hr. H. ihn durch einen wohl- 
gezielten Schuss, und als der Wind ihn dann an das 
Ufer trieb, fand Hr. H. seine Vermuthung bestätigt. 
Es war ein ausgewachsener Fischadler, Pandion haliaetos 
(L.) Sav., ein wahres Prachtexemplar, der mit seinen 
Fängen in einem 10 Pfd. schweren Brachsen festsass. 
Der Vogel hatte dem Brachsen den Kopf zerhackt, und 
der Fisch war bereits gestorben; aber denselben zu heben, 
hatte der Adler nicht die Kraft gehabt. Wäre der Fisch 
noch grösser gewesen, möchte es dem Vogel ergangen 
sein, wie jenem Fischadler, von welchem Ekström („die 
Fische in den Scheeren von Mörkö“) erzählt, dass er 
sein Skelett auf dem Rücken eines Hechtes fand, der 
ihn unter das Wasser gezogen und erstickt hatte. Wie 
Dr. Creplin erzählt, sind auch in Pommern schon Hechte 
mit den Klauen eines Seeadlers im Rücken gefangen 
worden. — Hr. H. lieferte den Raubvogel an die Forst- 
behörde ab, die ihn zum Ausstopfen hierher schickte, 
bei welcher Gelegenheit sich zeigte, dass sein Magen 
vollständig leer war. Hieraus, sowie aus dem zeitweiligen 
matten, fast krankhaften Erheben der Flügel, wie Hr. 
H. solches beobachtete, darf man schliessen, dass der 
Adler sich schon längere Zeit, vielleicht schon Tagelang, 
in der für ihn schrecklichen Lage befunden haben muss. 

Der Fischadler ist um Schwerin nicht selten. Es 
werden jährlich mehre Exemplare erlegt. In diesem Herbst 
wurden allein bei Rabensteinfeld vier Stück geschossen. 


291 


Aın östlichen Seeufer soll er an mehren Stellen nisten, 
u. a. bei Ahrensbök. Im Lübsdorfer Holz sah ich in den 
Hundstagen 1875 einen Raubvogelhorst, welchen ich 
ebenfalls für den des Fischadlers angesprochen habe; 
nahe der Stelle fand ich auch zwei Schwungfedern 
dieses Raubvogels. 

Schwerin, den 16. November 1876. 


H. Brockmüller, 


Bergsturz in Mecklenburg. 


Im Westen des Haussees, an dem der Flecken 
Feldberg auf einer tief einspringenden Halbinsel gelegen 
ist, erhebt sich ein Plateau, dessen meistens steile Ab- 
fälle zum Theil die Ufer des Sees bilden, zum Theil 
aber auch, namentlich weiter nach Norden, mehr zurück- 
weichen. Diese Abhänge gewähren herrliche Aussichten 
auf den buchtenreichen See mit seinen Inselchen, auf 
das am jenseitigen Ufer gelegene Feldberg mit seiner 
schönen hochgelegenen neuen Kirche und darüber hin- 
aus bis ins Preussische hinein. Die schönste dieser 
Aussichten, wie in Mecklenburg, das doch so reich an 
schönen Punkten ist, keine schönere gefunden wird, 
geniesst man von den Reiherbergen, die im Schlichter 
Holz an der Kante der Schlichter Feldmark einen steilen: 
Abfall nach dem See zu bilden. — Geht man von hier 
an dem Saume des Waldes weiter nach Norden, so 
findet man an mehreren Stellen kolossale Haufen er- 
ratischer Blöcke, die, um den Acker von ihnen: zu’ 
reinigen, hier abgelagert wurden. (Es sei hier nebenbei: 
erwähnt, dass die ganze Gegend um Feldberg sehr reich 
an solchen Findlings»löcken ist und man daher auf den 
Feldern sehr häufig derartige grosse Steinhaufen sieht). 
— Nach einer Wanderung von etwa !5 Miuuten gelangt 
man an eine tiefe Einsattelung, die auf der Reimann'schen 


Specialkarte von Miiteleuropa Section Pasewalk durch 
13; 


292 


2 südlich vom Dorfe Schlicht befindliche Hügelketten 
angedeutet ist. Diese Senke, in der ein Fahrweg von 
Schlicht zum Walde führt, verengert sich im Walde zu 
einer Schlucht, an deren südlichem Rande der erwähnte 
Fahrweg weiter geht. Hier an der Waldkante erfolgte 
im Winter 187%; eine Auswaschung der Schlucht, die 
so bedeutende Dimensionen angenommen hat, dass ich 
sie oben als Bergsturz bezeichnet habe. 

Wie an dem Durchbruch zu erkennen ist, besteht 
der Untergrund aus lehmigen Schichten, denen feinerer 
und gröberer Sand und Gerölle von verschiedenster 
Grösse schichtenweise aufgelagert sind. Durch das aus 
der Schlucht herabgeführte Thauwasser wurde der Lehm 
erweicht und allmählig ausgewaschen, so dass die auf- 
lagernden Schichten nachstürzen mussten und durch die 
nachfolgenden Wassermassen hinweggeschwemmt wurden. 
Auf diese Weise entstand in der schon vorhandenen 
Schlucht ein Spalt von beträchtlichem Umfange, der bei 
seinem Beginn einen 2,60 M. tiefen, senkrechten Abbruch 
bildet, dessen Breite kaum 1 M. beträgt. Bald aber 
erweitert sich der Spalt, wird 6—9 M. tief und an 16 M. 
breit. Einen ausserordentlich wüsten Anblick gewähren 
die wirr übereinander gelagerten Massen von Felsblöcken 
und herabgestürzten Bäumen und daher hat der Spalt 
bei den Umwohnern den Namen „Wolfsschlucht“ er- 
halten. Die Geschiebe sind nach ihrer Grösse mehr 
oder weniger weit durch die Gewalt des andringenden 
Wassers fortgeführt und je mehr sich die alte Schlucht 
erweitert, um so mehr verbreitert sich auch der fort- 
geschwemmte Schutt. Er füllt zunächst die Schlucht 
ihrer ganzen Breite nach aus und gelangt endlich in 
ein ziemlich weites Waldthal, wo er eine Breite von ce. 
80 M. erreicht, hier nur noch aus lehmigem Sand be- 
stehend, während weiter nach oben, wie schon erwähnt, 
die Gerölle an Grösse mehr und mehr zunehmen. Zu- 
nächst dem Sande lagert eine etliche Fuss starke Schicht 
von faust- bis kopfgrossen abgerundeten Steinen, denen 
jedoch auch noch — 12—16 M. von der Durchbruchs- 


293 


stelle entfernt — Blöcke von der Grösse eines Cubik- 
fusses beigemischt sind. Noch weiter nach oben liegen 
dann erratische Blöcke von bedeutender Grösse, aus 
den verschiedensten Felsarten bestehend, meistens Gra- 
nite, Syenite, ältere Kalksteine und plattenförmige Sand- 
steine, die entschieden jüngeren Ursprungs sind und 
sich an Ort und Stelle aus den vorhandenen Sand- 
schichten und kohlensaurem Kalk, der aus den oberen 
kalkhaltisgen Schichten durch die Tagewasser gelöst 
worden, als Bindemittel gebildet haben. Da an den 
Stellen, wo die am weitesten fortgeführten grösseren 
Gerölle abgesetzt sind, von einem Abbruch des Ufers 
keine Spur mehr vorhanden ist, so müssen dieselben 
durch das Wasser herabgeschwemmt sein, und ich 
schliesse daraus auf eine bedeutende plötzlich andrin- 
scnde Wassermasse. Doch soll damit keineswegs be- 
hauptet werden, dass nicht nach dem Hauptdurchbruch 
noch weiteres Erdreich nachgestürzt und durch neue 
Wassermassen fortgeschwemmt sei. Ja es müssen schon 
in früheren Zeiten solche Fälle sich hier wiederholt 
haben, denn an dem südlichen weniger steil abfallenden 
Ufer der Schlucht zieht sich eine zwar bedeutend ge- 
ringere, aber doch deutlich erkennbare Seitenschlucht 
herab, deren Grund gleichfalls mit Felsblöcken bedeckt 
ist. Und sicherlich ist die ganze Schlucht im Laufe der 
Zeit durch das aus der Thalmulde abfliessende Wasser 
gebildet. Derartige Auswaschungen kommen in unserem 
Flachlande mit seiner aus lockeren Schichten bestehendeu 
Oberfläche öfters vor. Ein Beispiel führt E. Boll in 
seiner Geognosie der deutschen Ostseeländer: (1846) 
nach einem Bericht des Professor K. F. R. Hoffmann 
an G. Brückner auf p. 24 an, welcher gleichfalls in der 
Gegend von Feldberg und zwar an dem zwischen 50 
bis SO Fuss hohen sehr steilen Ufer des südöstlich von 
Feldberg gelegenen schmalen Lucin eine Thalbildung 
beobachtete. Eine auf der Neuhöfer Feldmark befind- 
liche, im Jahre 1814 etwa 3 Fuss breite, 6—8 Fuss 
lange und bis 1 Fuss tiefe Spalte erweiterte sich binnen 


294 


.4 Jahren zu einem Riss, der bei einer Länge von etwa 
300 Fuss, 60-80 Fuss breit und mehr als 20 Fuss tief 
war. Viele tausend Fuder Sand und Steine waren in 
den sehr tiefen See geschwemmt und hatten hier ein 
seichtes Vorland gebildet, während die grösseren Steine 
sich in der unteren Rille gesammelt hatten. — Die von 
Hoffmann beschriebene Thalbildung ist also in Bezug 
auf die Dimensionen noch etwas bedeutender als das 
‚von ınir erwähnte Ereigniss, es ist mir aber aus unserem 
Lande kein Beispiel bekannt, wo in der kurzen Zeit 
eines Winters eine so bedeutende Auswaschung erfolgt 
ist, und desshalb schien es mir gerechtfertigt, darüber 
zu berichten. 


Bützow. GC. Arndt, 


Noch einmal: Helix nemoralis und 
hortensis. 


In dem vorigjährigen Archivhefte erwähnte ich des 
getrennten Vorkommens beider Arten bei Güstrow, und 
kann nicht unterlassen, hieza noch eine interessante 
Beobachtung hinzuzufügen, die ich Ende September d. J. 
in Gemeinschaft mit Herrn Struck aus Waren machte. 
— lch überzeugte denselben von der Richtigkeit meiner 
Behauptung, dass in dem an der Südwestseite von 
Güstrow gelegenen sog. Wallgarten ausschliesslich Z. 
hortensis vorkomme, während in dem etwa 100 Schritte 
davon entfernten, und nur durch eine Häuserreihe ge- 
trennten Logengarten ebenso ausschliesslich nur 4. 
nemoralis zu finden sei. — Sehr überrascht aber waren 
wir beide, als wir, durch das Logenhaus aus dem hinter 
demselben gelegenen Garten uns entfernend, in dem 
kleinen vor diesem Gebäude am Domplatz befindlichen 
Gärtchen nicht nur H.nemoralis, sondern auch H. hortensis, 
und mit ihnen alle Uebergänge von der einen zur andern 
Art, bei dem günstigen Wetter in grossen Mengen an 


295 


den Gesträuchen hängend, fanden! — Dies Gärtchen 
liegt mitten zwischen den beiden erst erwähnten Loca- 
litäten, von beiden nur durch Gebäude geschieden, und 
hier, gleichsam auf neutralem Gebiet, vermischten sich 
beide Formen, während es mir bei mehrfach wiederholtem 
Suchen nicht gelungen ist, weder im Wallgarten die 
H. nemoralis, noch im Logengarten die H. hortensis 
zu finden. — 


Güstrow. F, E, Koch. 


Vorläufige Mittheilung über eine Tief- 
bohrung auf Salz. 


Im Archiv 7 im Jahre 1853, pag. 56. berichtete 
der Unterzeichnete über die Beobachtung einer Sool- 
quelle im Gypsbruche zu Lübtheen, welche einen 
Tewperaturgrad von 17° R. zeigte, und sprach sich 
schon damals in einem otfiziellen Bericht darüber aus, 
dass es von hoher Wichtigkeit sein würde, eine Tief- 
bohrung auf Salz an dieser Stelle vorzunehmen. — 
Es ist sehr zu bedauern, dass damals nicht auf ein 
solches Unternehmen eingegangen wurde, indem Mecklen- 
burg dann schon seit 20 Jahren die Vortheile genossen 
haben würde, mit denen inzwisehen so viele andere Orte 
des Norddeutschen Tieflandes vorweg gegangen sind. — 

Im Frühjahr 1874 endlich wurden vom Staate die 
Mittel zu einer Tiefbohrung bewilligt und die Arbeit 
dem Herrn Bohr-Ingenieur Stoz zu Stuttgart übertragen. 
Im Mai 1876 war das Bohrloch 242 M tief im Gyps 
niedergebracht und man förderte eine Soole von 3 °/ 
Salzgehalt. — Im November war man bis zu einer Tiefe 
von etwa 260 M gelangt, und zeigt die Soole bereits 
einen Gehalt von 32 °%%, so dass gegründete Hoffnung 
vorhanden ist, bald das Steinsalzlager selbst anzubohren, 
worüber vielleicht schon im nächsten Archivhefte be- 
richtet werden kann. 

F, E, Koch. 


296 


Literarische Notiz, 


Die Schriften der diesjährigen Versammlung Deutscher 


Naturforscher in Hamburg bringen folgende für unsere 
Verhältnisse wichtige Mittheilungen: 


a 


Cı 


Das Beiblatt zum Tagesblatt: 

Senft: über den Einfluss der Torfbrüche auf 
Lösung und Zersetzung von Mineralien. 
Griepenkerl: über die obere Kreide von Königs- 

lutter. 
Dunker: Ermittelung der Wärme des Erd-Innern. 
Möhl: über Norwegische Eruptivgesteine. *) 
Senft: über Arragonit- und Caleit-Bildungen. 
Breitenlohner: über Verkieselung des Bodens. 
Gottsche: über das Kreidevorkommen von Laeger- 
dorf bei Itzehoe. 
Jentzsch: über Glacialfauna. 
Wahnschaff: seltnere Laubmoose bei Hamburg. 
Mayer: über den Tonapparat der Cicaden. 
— Entwickelung der Dekapoden. — 
Die Festgabe des Naturwiss, Vereins: 
Kirchenpauer: über die Hydroiden - Familie 
Plumularidae Mit ST. 
Bolau und Pansch: Die menschenähnlichen Affen 
des Hamburger Museums. Mit 2T. — 


Hamburg in naturhist, und medicin. Beziehung, 
eine Festgabe, Mit Charten und Profilen. 


Dr. Wibel und Ü. Gottsche: 
Beiträge zur Geognosie Hamburgs und seiner 
Umgebung: 


*) Der durch seine microscopischen Studien an Dünnschliffen 


von Eruptivgesteinen bekannte Herr Prof. Dr. Möhl in Cassel wird 
im Anschluss an das Studium der Norwegischen Eruptivgesteine 
nunmehr eine Untersuchung der im Norddeutschen Diluvium vor- 
kommenden Geschiebe eruptiven Ursprungs vornehmen, und erbittet 
dazu Zusendungen kleiner Stücke dieser Findlinge. — 


297 


. Diluvialgeschiebe. 

. Gliederung des Diluviums. 

c. Anstehende Tertiaerschichten mit Petre- 
facten - Verzeichnissen des Holsteinschen 
Glimmerthons und der Miocaenschichten 
von Reinbeck. 

d. Tiefbohrungen bei Hamburg. — 


Flora von Hamburg: 
Dr. Sonder: Ueberblick. — Timm u. Wahn- 
schaff: Gefässkryptogamen. — Dr. Gottsche: 
Lebermoose. — Timm u. Wahnschaff: 
Laub- u. Torf-Moose. — Timm: Flechten. — 
Kirchenpauer: Strandpflanzen u. Meeres- 
algen. — 

Dr. Richters Fauna. -— 


o' 9 


-F, E Koch. 


Nekroloe. 


Innnnnnn 


Aus der kleinen Zahl der mecklenburgischen 
Geistlichen, die sich durch hervorragende. literarische 
Leistungen auf dem Gebiete der Naturgeschichte einen 
ehrenvollen Namen gemacht haben, ist nunmehr auch der 
Pastor Dr. Zander, zuletzt Seelsorger der Gemeinde zu 
Barkow bei Plau, durch den Tod geschieden. Er war 
nicht allein Mitbegründer und eifriges Mitglied des 
Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg, 
sowie Mitbegründer der deutschen Ornithologen - Gesell- 
schaft, sondern auch fleissiger Forscher auf dem Felde 
der Ornithologie seines Heimathlandes, und seine Ver- 
dienste um die Wissenschaft motiviren es, dass wir dem 
Andenken des Dahingeschiedenen in diesen Blättern, 
deren fleissiger Mitarbeiter er war, einige Zeilen widmen. 

Heinrich David Friedrich Zander wurde am 2. Dee. 
1800 zu Lohmen bei Dobbertin geboren als zweiter Sohn 
des dortigen Predigers Detlof Hartwich Dietrich Zander, 
aus dessen zweiter Ehe mit Augustine Friederike Georgine 
Elisabeth Müller, geb. zu Alt-Rhese, welche am 5. Juli 
1829 starb. Sein Vater, ein Sohn des Syndicus des 
Klosters Dobvertin Advocat Dr. jur. Johann Peter Zander 
zu Güstrow, bekleidete seit 1783 das Pfarramt zu Alt 
Schwerin, ward 1796 in gleicher Eigenschaft nach Lohmen 
vocirt, wo er am 7. Septbr. 1838 sein 50jähriges Jubiläum 
feierte, bei dieser Gelegenheit vom hochseligen Gross- 
herzog Paul Friedrich „in gnädigster Anerkennung sein r 
treuen Amtsführung* den Charakter eines Kirchenraths 
erhielt, bald darauf aber am 29, Septbr. 1838 sein Pfarr- 


299 


amt niederlegte, nach Badendiek bei Güstrow übersiedelte 
und dort am 23. April 1845 im 82. Lebensjahre starb. 


Nachdem Heinrich Zander zu Lohmen unter An- 
leitung seines Vaters die erste Grundlage seiner wissen- 
schaftlichen Bildung erhalten, besuchte er von 1814 bis 
1820 die Domschule zu Güstrow, welche sich unter dem 
Rectorate des Professors Dr. Joh. Fr. Besser eines wohl- 
begründeten Rufes erfreute. Nach Vollendung seiner 
Gymnasialbildung studirte er Theologie zunächst in 
Rostock von Michaelis 1820 bis Ostern 1822 und darauf 
von Ostern 1822 bis zum Herbst 1823 in Berlin, wohin 
ihn der Ruf Schleiermacher’s und Neander’s gezogen. 
Nach Beendigung seiner akademischen Studien übernahm 
er eine Hauslehrerstelle bei dem Amtmann Grantze in 
Grabow, bestand am 30. Novbr. 1825 die theologische 
Prüfung und unterhielt dort mehrere Jahre eine kleine 
Privatschule *), wobei er sich die Liebe und Anerkennung 
der Eltern seiner Schüler in hohem Grade erwarb. Von 
dort kam er Neujahr 1830 als Rector und Hülfsprediger 
nach Lübz und Ostern 1843 wurde er zum Prediger in 
Barkow bei Plau befördert, welches Amt er bis Ostern 
1875 ununterbrochen verwaltete. Um im Kreise naher 
Verwandten seinen Lebensabend zu verbringen, trat er 
von seinem Amte zurück und ging von Barkow nach 
Grabow, wo er nach kurzer Krankheit am 22. Mai 1876 
starb. Seine Ehe mit Henriette Madauss, Tochter des 
verstorbenen Hofgoldarbeiters Madauss in Grabow, ist 
kinderlos geblieben. 


*) In Grabow schrieb er eine Flora Mecklenburgs nach Art 
der Flora Deutschlands von Mertens und Koch, deren Herausgabe 
unterblieb; das Manuscript jedoch ist noch vorhanden. — Vor 
seinem Abgange von Grabow verkaufte Zander einen Theil der 
daselbst gesammelten, von ihm selbst ausgestopften Vögel, die sich 
einzeln in verklebten Glaskasten befanden, an die Schule zu Lud- 
wigslust. Dieselben sind noch im Besitz der dortigen Realschule, 


Mittheilung von dem Schwager des Verstorbenen, 
Herrn Zahnarzt Madauss. 


300 


Dass Zander schon als Knabe eine ganz entschiedene 
Neigung zu der gefiederten Welt und grosse Freude an 
der Natur hatte und jede Mussestunde benutzte, die 
Vögel, ihr Leben und Treiben zu beobachten, wird uns 
glaubhaft berichte. Auch erfahren wir, dass er bei 
seinem Abgange von Güstrow grosse Lust hatte, sich 
dem Studium der Naturwissenschaften zu widmen, jedoch 
auf den Wunsch seines Vaters davon abstand. Ohne 
Zweifel wurde seine Neigung für Naturgeschichte durch 
seinen Vater angeregt, der eine grosse Sammlung aus- 
gestopfter Vögel besass und solche auch selber aus- 
stopfte. Erst später, während seimes Aufenthalts in 
Grabow, beschäftigte er sich mit dem Sammeln der 
Vögei, und hier fasste er auch den Entschluss, da 
Mecklenburg in ornithologischer Hinsicht bis dahin wenig 
durchforscht war, sorgfältige Untersuchungen in dieser 
Richtung anzustellen. Zugleich forderte er zu Anfang 
des Jahres 1829 die Forstmänner, Jagdliebhaber und 
alle sich sonst für diese Sache interessirenden Männer 
auf, ihn bei seinem Unternehmen dadurch zu unterstützen, 
dass sie ihm entweder ihre Beobachtungen und Erfah- 
rungen mittheilen oder seltene und nicht hinlänglich be- 
kannte Vögel, Nester und Eier übersenden möchten. 
Besonders machte er auf die an unserer Seeküste vor- 
kommenden Vögel aufmerksam. Die über einen Vogel 
anzustellende Beobachtung wünschte er auf die Fort- 
pflanzung, Lebensweise und den gewöhnlichen Aufenthalt 
desselben gerichtet zu sehen, ferner auch darauf, ob der- 
selbe das ganze Jahr hindurch bei uns sich aufhält, oder 
wenn dies nicht der Fall, zu welcher Zeit er bei uns an- 
kommt und uns wieder verlässt, ob er bei uns brütet 
oder nur durchzieht und etwa in unsere Gegend sich 
nur verirrt hat. 


Als das Ergebniss seiner sehr sorgfältigen For- 
schungen erschien im Jahre 1837 zu Wismar die erste 
Lieferung der „Naturgeschichte der Vögel Meklenburgs“, 
der bis zum Jahre 1849 noch weitere 7 Lieferungen ge- 


301 


folgt sind. Leider ist dies vortreffliche Werk (640 Seiten. 
8.) unvollendet geblieben. 


Der von ihm in der ersten Versammlung des Vereins 
der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg am 26. 
Mai 1847 zu Malchin gehaltene Vortrag: „Ueber eine 
von ihm in Mecklenburg entdeckte neue Vogel-Species, 
Calamoherpe pinetorum Brehm., Kiefernrohrsänger*“ ist 
publieirt im Archiv des Vereins, Jahrg. I. 1847. Ferner 
veröffentlichte er in derselben Zeitschrift, Jahrg. XV. 
1861: „Systematische Uebersicht der Vögel Meklenburgs“, 
sodann in der Naumannia: „Einiges über die Abänderungen 
der Motacilla alba, und des Budytes flavus Cuv.“‘, Jahrg. 
1851, „Ueber die europäischen Piper“, Jahrg. 1854, endlich 
„Die zweifelhaften Arten der europäischen Motacillen“, 
Jahrg. 1859. 


Zander war im Besitz einer sehr werthvollen Samm- 
lung europäischer Vögel von circa 2000 Exemplaren. 
Dieselbe wurde von den Mitgliedern der ornithologischen 
Section unseres Vereins, welche am 1. und 2. October 
1861 in Plau tagte, mit grossem Interesse besichtigt, 
wobei die Besucher den Wunsch aussprachen, dass es 
allen bald wieder vergönnt sein möge, diesen angenehmen 
Tag in Barkow, welcher durch die Erklärungen des 
Besitzers die vielseitigste Belehrung und einen reichen . 
Genuss gewährte, bald wiederzuerleben. 


Wegen seiner grossen Verdienste um die vater- 
ländische Ornithologie*) ernannte ihn die philosophische 
Facultät der Landesuniversität Rostock am 30. Januar 
1858 zum Dr. phil. und artium liberalium Magister 
honoris causa. In dem bezüglichen Diplom bezeichnete 
sie ihn als „de historia naturali universa patriae optime 
meritum ornithologiae Megapolitanae cultorem diligen- 
tissimum felicissimum acutissimum.“ 


*) Schon am 15. Juli 1835 wurde Zander zum correspon- 
direnden Mitgliede der naturforschenden Gesellschaft zu Rostock 


ernannt, 
Nachträgliche Mittheilung des Verf. 


302 


Alle, welche Zander kannten, stimmen darin überein, 
dass er auch als Mensch nicht weniger hoch stand, wie 
als Gelehrter. 


Schwerin, im Juli 1876. 


Dr. med. A. Blanck, 


V EREINS- ANGELEGENHEITEN. 


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Die Bibliothek des Vereins. 


Das nachfolgende Verzeichniss weiset wiederum 
einen nicht unerheblichen Zuwachs zu der Bibliothek 
nach. — Wie in den Vorjahren sind auch diejenigen 
Gesellschaften und Institute, von denen im Laufe des 
Jahres noch keine Schriften eingegangen sind, mit auf- 
geführt, um zugleich eine Uebersicht zu geben über die 
sämmtlichen gelehrten Körperschaften, mit denen unser 
Verein im Schriftenaustausch steht — 

Mit besonderem Dancke hat der Verein es anzu- 
erkennen, dass verschiedene Gesellschaften der Bitte 
des Bibliothekars im vorigen Archivhefte um Ausfüllung 
einzelner Lücken durch Nachsendungen in freundlicher 
Weise nachgekommen sind. — Auch in diesem Jahre 
finden sich wieder solche Lücken, und wiederholt der 
Bibliothekar die vorigjährige Bitte: gefälligst die des- 
fallsigen Bemerkungen beachten und berücksichtigen 
zu wollen! — 

Für die Mitglieder des Vereins bemerkt der Unter- 
zeichnete noch, dass bei dem alljährlichen so bedeutenden 
Zuwachs der in seinem Hause der Bibliothek zugewiesene 
Raum theilweise zu eng zu werden begann, dass aber 
dieser Uebelstand jetzt für eine Reihe von Jahren da- 
durch beseitigt worden ist, dass der Unterzeichnete 
den dem Verein gehörigen grossen Schrank, welcher 
früher die vor einigen Jahren aufgelöste Naturalien- 
sammlung beherbergte, in seinem Hause aufstellen und 
zum Bibliothek-Schrank einrichten liess. — 


Archiv XXX. 230 


306 


A. Periodische Zeitschriften. 
Zusendungen von Akademien und Gesellschaften. 
I. Deutschland. 
1. Berlin: Deutsche Geologische Gesellschaft. 
Zeitschrift Bd. 27. H. 2--4. 1875. 
Roth: über Vulkanismus. — R. Hörnes: 
Gliederung d. Oestreichschen Neogen- Ablagerungen. 
— Neumayr: die Ammoniten der Kreide. 
Bd-28 8, 2,1876 — 
Zittel: Fossile Radiolarien d Kreide in Nord- 
deutschland m. 1 T. — Credner: Küsten- 
facies d. Diluviums d. Lausitz. — Platz: Bil 
dung des Schwarzwald’s u. d. Vogesen. — 
112. 
Meyn: Bernstein d. Nordd. Ebene. — Ders.: 
Verkieseltes Holz d. Nordd. Diuviums. — 
Kierulf (Gurlt.): Islands Vulkanlınien m. Ch. 
— Steenstrup(Rammelsberg): Eisen v. Grön- 
land. — Roemer: fossile Käfer bei Hildesheim. 
— Rosenbusch: über Granitische Gesteine. — 
2. Berlin: Gesellsch. Naturforsch. Freunde. 
Sitzungsberichte Jahrg. 1875. 
Brefeld: Biologie d. Hefe. — Ders.: über 
Untersuchung d. Pilze. — Ders.: Fäulniss d. 
Früchte. — Fritsch: Centralorgan bei Fischen. 
Gerstaecker: (oloradokäfer. — Ders.: 
Wander - Heuschrecke. — Hartmann: äber 
Oyanea capillata. — Neumayr: Die Deutsche 
Seewarte. — 
(Jahrgang 1874 ist noch nicht eingegangen.) 
3. Berlin: Botanischer Verein für d. Mark 
Brandenburg. 
Verhandlungen. Jahrg. 17. 1875. 
Berichte über Botanische Esckursionen. — Floren- 
Verzeichnisse. — Sützungsberichte. — 
4. Bremen: Naturwissensch. Verein. 
a. Abhandlungen. Bd. 4, H. 4. — 


307 


Focke: Bodenverhältnisse des Niedersächs. 
Schwemmlandes. — Martin: @eschiebe v. Jever. 
— Häpke: Bernstein im Nordwestl. Deutsch- 


land. — Buchenau: Juncaceen vom Cap m. 7 

T. — Ders.: Vorkommen Stlurisch. Geschiebe. 
B@a.5. H.1.— 

Focke: ein neues Infusorium. — Häpke: 


Ichthyologische Notizen. — 
b. Beilage No. 5. — 
Grundwasserstand. — Witterungstabellen. — 
5. Lüneburg: Naturwissensch. Verein. 
Jahresheft VI. 1872 u. 73. — 
Nöllner: über Lüneburg. — Steinvorth: 
kleinere Mittheilungen. (Hausratte u. Wanderratte, 
Heuschrecken, Heerwurm, Blitzröhren etc) 
6. Würtemberg: Verein für Vaterländ. Natur- 
kunde. 
Jahrg. 32. H. 1-3. 
Jaeger: Function d. Kiemenspalten. — Koenig- 
Warthausen: Unterscheidung v. Vogel-Eiern. 
— Weinland: Weichthier-Fauna d. Schwähb. 
Alp. m. 1 T. — Probst: Havfisch-Reste d. 
Meeres - Molasse. — Franck: Pfahlbau bei 
Schussenried mit 2 T.— Fraas: @eolog. Profil 
d. Schwarzwaldbahn m. 1 T. — Hahn: über 
Eozoon canadense. — Wepfer: Einfluss d. 
Abkühlung d. Erde auf Gebirgsbildung. — 
v. Zeller: Kieselhaltige Algen. — 
7. Wiesbaden: Nassauischer Verein für Natur- 
kunde. 
(Forts. noch nicht eingegangen). 
8. Schwerin: Verein für Geschichte u. Alter- 
thumskunde. 
Jahrg. 40. 1875. — 
9. Halle: Zeitschr. für d. gesammten Natur- 
wissensch. 
Bd. 12. 1875. 
90* 


308 


Brauns: d. senonen Mergel d. Salzberges bei 
Quedlinburg m. 4 T. — Zoolog. Ergebnisse d. 
Nordsee-Untersuchung 1872—13. — Fr. Ru- 
dow: über Gallenbildung. — Thomas: die 
durch Psylloden erzeugten Üecidien an Pflanzen. 

10. Frankfurt ’M.: Der Zoolog. Garten. 


(Forts. noch nicht eingegangen. —) 


11. Hannover: Naturhistorische Gesellschaft. 


(Forts. noch nicht eingegangen.) 
12. Bonn: Naturhist. Verein von Rheinland- 
Westphalen. 

Jahrg 31. H. 2. — 
Schlüter: d. Emscher Mergel. — v. Dechen: 
über d. Ziele d. Geologie. — Sützungsberichte. — 
Gurlt: über d. geologische Eiszeit v. Geikie. — 
Ders.: Geologie d. nördl. Finnland. — v. Rath: 
über Norwegische Gesteine. — Schlüter: @eo- 
logische Mittheil. — v. Dechen: Granitgeschiebe 
im Rheingeröll. — Botan. Mittheil.— Troschel: 
d. Gebiss v. Aporrhais occidentalis. — 

Jahrg. 32. H. 1. — 


Mallet: über vulkanische Kraft. — Sützungs- 
berichte. — 

13 Hamburg: Verein für naturw. Unterhaltung. 

Verhandlungen Bd. Il. 1875. 

OÖ. Semper, Uebersetzung von A. Garrett: 
über d. Verbreitung d. Thiere in d. Südsee, und 
d’Alberti: über Neu-Guinea. — Tetens: Fang 
d. Noctuen an Weidenblüthen. — O. Semper: 
über Glyphostoma — Neritopsis — Oychdia — 
Conopleura Hinds. — Beuthin: Orthopteren 
der Niederelbe — Käfer — Hymenopteren. — 
G. Semper: Macrolepidopteren. — Patze u. 
Winter: Galleria mellonella. — Richters: 
Caligus lacustris. — O0. Semper: Olaustlien 
und einige Mollusken bei Hamburg. — Clessin: 
Molluskenfauna Holstein. — Strebel: Mor- 
phologie d. Conchylien m. 2 T. — O. Semper: 


309 


Süsswasserablagerung. — C. Gottsche: Mio- 
caener Glimmerthon. — 
14. Hamburg: Naturwiss. Verein. 


(Forts. noch nicht eingegangen.) 
15. Königsberg: Physik. Oecon. Gesellschaft. 
Schriften. Jahrg. 14. 1873 
Berendt: Gräberfunde bei Natangen m. 8 T. 
— Ders.: über Bernsteinbergbau. — Bericht 
über Geognost. Untersuchungen d. Prov. Preussen. 
Zaddach: Athmungsorgane d. Fische. — 
Jahrg. 15. 1874. 
Dorn: Tiefen-Temperaturmessungen d. Erde. — 
Berendt: Marine Diluvialfauna in Ostpreussen 
m. 1T. — Samuel: Bacterien. — Tischler: 
Erdbeben in Mittel-Deutschl. — Caspary: die 
Krummfichte m. 3 T. — Zaddach: F innfisch 
bei Danzig. — 
Jahrg. 16 1875. 
Dorn: Erdtemperaturen. — Brischke und 
Zaddach: Blatt- u. Holz- Wespen. — Berendt: 
Wasserläufe der Dilwvialzeit. — Jentzsch: D, 
Schwanken des festen Landes. — Ders.: über 
frühere Existenz d. Menschen in Europa. — 
(Es wird die Annahme Rütimeyer’s widerlegt, 
der aus dem Auffinden zugespitzter Hölzer in 
praeglacialen Schichten auf die Existenz des 
Menschen schliesst, und wird solche Zuspitzung 
auf das Schleifen durch Wasser zurückgeführt.) 
16. Kiel: Schriften d. Universität. 
Bd. 22. — 1876. 
Medieinische Abhandhıngen. — 
17. Emden: Naturforschende Gesellschaft. 
Jahresbericht 61. — 1875. 
18. Danzig: Naturforschende Gesellschaft 
Schriften N. F. Bd. I. 
H. 3. ist noch nicht eingegangen. 
H. 4. 
v. Kasiski: Alterthümer bei Neu- Stettin. — 
Menge: Skelett des breitköpfigen Finnwals, 


19. 


20. 
21. 
22. 
23. 


24. 


310 


Pterobalaena laticps m. 4 T. — Oblert: 
Entstehung d. Planetensystem. — Kayser: 
Akustische Studien m. 1 T. — Menge: Preuss. 
Spinnen m. 5 T. (Forts) — Kleinere Mittheilungen. 
Frankfurt &/M.: Senekenbergische Naturf. 
Gesellschaft. 
Bericht 1874—75. 
Kobelt: Geograph. Vertheilung d. Mollusken. — 


Kinkelin: UÜeber die Eiszeit. — Röll: 
Thüringer Laubmoose. — Kinkelin: über 
Stoffwechsel. — 


Halle: Naturforschende Gesellschaft. 
(Forts, noch nicht eingegangen.) 

Osnabrück: Naturwiss. Verein. 
(Forts. noch nicht eingegangen.) 

Halle: Landwirthschaftl. Institut. 


(Forts. noch nicht eingegangen.) 
Landshut: Botanischer Verein. 
Bericht V. 1874, 75. — | 
v. Thümen: @Generationswechsel d. Pilze. — 
Priem: Lebermoose. — Schmuckermair: 
d. Kohlenstoff. — 
Donaueschingen: Verein für Geschichte und 
Naturgeschichte. 


(Forts. noch nicht eingegangen.) 


. Heidelberg: Naturhist. mediecin. Verein. 


Neue Folge Bd. I, H. 2,3. — 
Kossmann: Reise in d. Küstengebiete d. Rothen 
Meers. — Pfitzer: Geschwindigkeit d. Wasser- 
bewegung in d. Pflanze. — 
4. 


Lossen: Eigenschaften der Atome. — Fehr: 
ein Bild d. Lyssa. — Kossmann & Räuber: 
Fische d. Rothen Meeres m. 1 T. — Koch: 
Crassulaceen. — 


26. Dresden: Naturwiss. Gesellschaft Isis. 


Jahrg. 1375. 


Vetter: über die Zoologische Station in Neapel, 
Jahrg. 1876, 1. Hälfte, — 


27. 
28. 


29. 


30. 


5) 8 


32. 


39. 


311 


Meyer: über anthropoide Affen. — Schneider: 


Reise in Transkaukasien. — Kiesenwetter: 
Seelenleben der Insecten. — Judeich: über d. 
Borkenkäfer. — 


Dresden: Gesellsch. für Natur- u. Heilkunde. 


(Forts. noch nicht eingegangen.) 
Giessen: Oberhessische Gesellschaft für 
Naturkunde. 


(Forts. noch nicht eingegangen.) 


Breslau: Verein für Schles. Insectenkunde. 
(Jahresbericht No. 51 ist noch nicht eingegangen.) 
Bericht No. 52. 1874. 
Feistmantel: Silurische Diluwvialgeschiebe. — 
Cohn: Microsc. Organismen in der Luft. — 


Grube: Lebensweise des Aal’s. — Ders.: über 
Phyllopoden. — Schneider: zur Schlesischen 
Piüzflora. — Koerber: Flechtentheorie. — 
Göppert: Einwirkung des Frostes auf die 
Gewächse. — Entomologische Mittheilungen. — 


Obst- und Gartenbau. — 
Bamberg: Naturforsch. Gesellschaft. 
Bericht 10. 1871 — 74. — 
Posner: Verbreitung irdischer Stoffe im Welt- 
raum. — Gredler: Thiere d. Rebstock's. — 
Küster: Malakozoologische Notizen. — Ders.: 
Binnen-Üonchylien Dalmatiens (Olausilia). — 
Kiel: Naturwiss. Verein für Schleswig- 
Holstein. 
Ba. I. H. 1. — 
Prahl: Botanische Excursion durch Schleswig. — 
Ders.: Zaubmoose. — v. Fischer-Benzon: 
Flora Schleswig. — Rohweder: Ornithologie 
m. 1 T. — Sitzungsberichte. — 
Annaberg-Buchholzer Verein für Natur- 
kunde. 


(Forts. noch nicht eingegangen.) 
Breslau: Schlesische Gesellschaft für vater- 
ländische Cultur. 

(Jahresbericht 51 u. 52 sind noch nicht eingegangen.) 


312 


Bericht 53. 1875. 
v. Lasaulx: Einheit d. Geolog. Kräfte. — 
Gabriel: Gregarinen. — Grube: Aphroditeen. 
— Botan. Entomol. Medizin. Mittheilungen. Obst- 
und Gartenbau. — 
34. Regensburg: Zoolog. Mineralog. Verein. 
a. Correspondenzbatt Jahre. 28. — 1874. 
Clessin: Molluskenfauna d. Bayerschen Seen. 
— Rittel: Käfer Bayerns. — Kriechbaumer: 
Neue Arten: Blattwespe — Biene — Ichneumon. 
— Müller: Mytilus polymorphus. — Bitt- 
sema:d. Arten d. Gatt. Pulex. -— 
b. Abhandlungen: H. 10 — 
v. Ammon: d. Juraablagerungen zwischen 
Jtegensburg und Passau m. 4 T. — 
35. Nürnberg: Naturhist. Gesellschaft. 


(Schriften noch nicht eingegangen.) 
36. Würzburg: Physik. Oeconom. Gesellschaft. 
Verhandlungen N. F. Bd. IX. H. 1-4. 
Prantl: Verwandtschaftsverhältnisse der Gefäss- 
cryptogamen u. Ursprung d. Phanerogamen. — 
Kölliker: Entwickelung d. Säugethiere im Em- 
bryo. — C. Semper: Identität im Typus d. 
Gliederwürmer u. Gliederthiere. — 
Le a Ep E A a 
Spengel: Segmentalorgane d. Amphibien. — 
Sachs: Schwärmsporen im Wasser. — Mediein, 
Abhandlungen. 
37. Görlitz: Naturforschende @esellschaft. 


(Forts. noch nicht eingegangen.) 
38. Mannheim: Verein für Naturkunde. 
Jahresberichte 36—40. — 1870-76. 
Weber: Schlangenfauna. — 
39. Offenbach: Verein für Naturkunde. 


(Forts. noch nicht eingegangen.) 
40. Gassel: Verein für Naturkunde. 
(Niehts eingegangen.) 
41. Fulda: Verein für Naturkunde. 
Bericht IV, 1876. 


43. 


44. 


46. 


47. 


48. 


313 


‚ Greifswald: Naturw. Verein für Neu-Vor- 


pommern u. Rügen. 
Jahrg. 7. | 
Plötz: über Imsestenpuppen. — Budge: über 
d. Harnreservoir d. Wirbelthiere m. 3 T. — 
Wittstock: Verein d. Naturfreunde d. 
Prignitz. 
(Forts. nicht eingegangen.) 
Zwiekau: Verein für Naturkunde. 
Jahresbericht 1875. 
Kessner — v Schlechtendal — Artzt 
— Wünsche — Botan. Abhandl. und Mid- 
theilungen. — v. Schlechtendal: Fauna v. 
Zwickau. — 


. Chemnitz: Naturwissensch. Gesellschaft. 


Bericht 5. — 1873—174. 
Sterzel: d. foss. Pflanzen des Rothliegenden v. 
Ohemnitz. — 
Magdeburg: Naturwissensch. Verein. 
a. Jahresbericht 6, mit Sitzungsbcrichten für 1375. 
b. Abhandlungen H. 7. Ä 
Schreiber: Bodenverhältnisse Magdeburg’s. 
Blath: Wolkenbildung über d. Norddeutschen 
Ebene. — Ebeling: Botan. Mitheilungen. — 
Hanau: Wetterauische Gesellsch. für d. 


gsesammte Naturkunde. 
(Forts. nicht eingegangen.) 


Dresden: K. Leopold. Caroling. Deutsche 

Akademie der Naturforscher. (Neue Ver- 

bindung.) 

Leopoldina Heft 10. 1874. 

Besnard: über Zirkel’s Microscop. Bearbeitung 
d. Mineralien. — Ders.: über Rosenbusch’ 
Mieroscop. Physiographie d. Mineralien. — 
v. Martens: Arbeiten über Mollusken etc. im 
J. 1874. — v. Dechen: Die Mitarbeiter d. 
Deutsch. Geolog. Landesanstalt. — Bericht über 
Naturforscher- Versammlungen. — 


314 


49. Passau: Naturhist. Verein. (Neue Verbindung.) 
Bericht 10. 1871—74. — 

Molendo: Bayern’s Laubmoose — Mayen- 

berg: Gefässpflanzen d. Gegend v. Passau. -- 


1I. Oestreich. 


50. Wien: K.K. Akademie d. Wissenschaften. 
Sitzungsberichte, Abtheile. 1. 
Jahrg. 1874. 
Ba. 70. H. 3—5. 
Steindachner: Jchthyologische Beiträge m. 
T. — Fitzinger: Künstliche Fischzucht. — 
Tschermack: über Meteoriten. — 
Jahrg. 1875. 
Ba. 71. H. 1-5. 
Fuchs: Gliederung d. Tertiaerbildungen d. 


Apenninen. — Fuchs u. Bittner: Pliocaen- 
Bildungen v. Syrakus etc. — Boue: über d. 
Eiszeit. — v. Zepharowich: Mineralog. 


Mittheil. — Boue: palaeo-geolog. Geographie. 
— Steindachner: Ichthyolog. Beitr. — 
Böhm: Gährungsgase d. Sumpf- u. Wasser- 
pflanzen. — Höfer u. Körber: Lichenen 
Spüzbergens. — Toula: Kohlenk.- Fauna d. 
Barents-Inseln m. 6 T.— Heller: Orustaceen. 
— Boehm: ARespiration d. Wasserpflanzen. 


Sitzungsberichte, Abtheilege. Il, 
Jahrg. 1874. 
Bd. 70, H. 3—5. 
Chemische, Physik. — Astronom. Abhandl. — 


— Volekmer: Wasseruntersuchungen. — 
Bd. 71, H. 1—5. | 


v. Littrow: Wärmeleitungsfähigkeit verschied. 
Bodenarten. — v. Oppolzer: Venus-Durch- 
gang 1874. — Weiss: Venus- Durchgang. 
— Rosicky: Bewegungserscheinungen im 
Spectrum. — Tschermack; über Meteoriten. 


315 


51. Wien: Verein zur Verbreitung Natur- 
wissensch. Kenntnisse. 
Schriften: Bd. XIV (nachträglich zu vielem Dank 
eingegangen.) 
Kletzinsky: Chemie d. Gesteine. — Engel- 
hard: Entstehung d. Steinkohlen. — Klet- 
zinsky: Die Luft in ihrer Beziehung zur 
Vegetatin. — Engelhard: Petroleum. — 
Kletzinsky: Spectralanalyse. — Engelhard: 
D. natürliche Heitzung Europa’s. — Falb: D. 
Mond. — Hammerschmied: Stirocco, Föhn etc. 
(Bd. XII. ist noch nicht eingegangen.) 
52. Wien: Geologische Reichsanstalt. 
a. Verhandlungen. 
Jahrg. 1874, No. 14 u. 15, und Jahrg. 1875, 
No. 8 sind nachträglich zu vielem Dank ein- 
gegangen. — Ferner als Fortsetzung: 
Jahrg. 1875, No. 11—18. — 
Th. Fuchs: Bildung d. terra rossa. — Ders.: 
über secund. Infiltration v. kohlens. Kalk in 
loses Gestein. — R. Hörnes: Fauna d. 
Schlier’s. — 
Jahrg. 1876, No. 1—10. — 
v. Hauer: Jahresbericht. — Th. Fuchs: 
über Melanopsis. — R. Hörnes: über Dolomit- 
bildung. — Ders.: Die Formengruppe d. 
Buccinum duplicatum Sow. — 
b. Jahrbuch. 
Bd..252 ,H.8, 4: 
R. Hörnes: Fauna d. Schlier’s von Ottnang 
m. 6 T. — Herbich u. Neumayr: Fossile 
Binnenfauna m. 2 T. — Mineralog. Mittheil. — 
Bd.26...H..l,.2. 
Fuchs: Vulkan. Ereignisse im Jahr 1875. — 
: Mineralog. Mittheil. — 
53. Wien: Zoolog. Botanische Gesellschaft. 
Verhandlungen Bd. 25. 1873. 
a. Sitzungsberichte, 


316 


b. Abhandlungen. 
Grzegorzck: Peilzmücken. — Löw: (ecido- 
myiden. — Brauer: Phryganiden u. Oestriden 
m. 1. T. — Ausserer: Arachniden m. 3 T. 
— Marenzeller: Adriatische Seesterne. — 
v. Vogl: Isopoden m. 2 T. — Jeitteles: 
Kurzohrige Wühlmäuse. — Löw: Melbengallen. 
— Bergh: Aeolidiaden m. 3 T, — Ders.: 
Phyllidiaden. m. 1. T, — Mayr: Encyrtiden. 
— Haimhoffen: Blattgalle auf Vitis vinifera. 
m. Holzsch. — Floren-Verzeichnisse. — 
54. Wien: Geographische Gesellschaft. 
Mittheilungen. N. F. Bd. VII. 1875. 
Stache: proj. Verbindung des Mittelmeers mit 
d. Algerischen Chottgebiet. — Le Monnier: 
Schiffbarkeit des Eismeers. — Weyprecht: 
_Polar- Regionen. -— Chavanne: Nordenskjöld’s 
Enntdeckungs- Fahrt. — Toula: Tiefsee- Unter- 


suchungen. — Hann: Spec. Gewicht d. Eis- 
meer-Wassers. — Ders.: Unregelmässigkeiten 
des Meeres - Niveaus. — Geograph. Abhandl. 


u. Notizen aus d. versch. Erdtheilen. — 
55. Gratz: Verein d. Aerzte in Steyermark. 
Mittheilungen, Jahrg. 12. 1874— 75. 


56. Hermannstadt: Siebenbürgener Verein für 


Naturwissensch. 
Verhandlungen und Mittheilungen. Jahrg. 26. 
Schuster: über die Eiszet. — Moritz: 
Üometen. — 


57. Brünn: Naturforsch. Verein. 

Verhandlungen, Bd XII. 
Edmund: D. Gatt. Trogosita Oliv. — Ders.: 
über die mit Epuraea verwandten Gattungen, m. 
1 T. — Ders.: Nitidulida. — Makowsky: 
Pterocera gigantea, nov. spec. m. 1T.— Weise: 
über Lixus sangwineus Rossi. — 

58, Gratz: Akademischer Leseverein, 

Jahresber. 8. — 


317 


59. Gratz: Natnrwiss. Verein für Steyermark. 
Jahrg. 1875. — 
Hanf: Fortpflanzung des Kukuks. — von 
Wüllerstorf-Urbair: Veränderungen in d. 
Vertheilung d. Materie auf d. Erde. — 
60. Pressburg: Verein für Naturkunde, 


(Schriften nicht eingegangen.) 


61. Reichenberg: Verein der Naturfreunde, 


(Sehriften nicht eingegangen.) 


III. Die Schweiz. 


62. Bern: Naturforsch. Gesellschaft. 
Mittheilungen, Jahrg. 1874. — 
Aeby: Pfahlbau im Bieler See. — Bachmann: 


Riesentöpfe bei Bern. — v. Niederhäusern: 
Reudemilben. — Ott: Das Petroleum. — 
Rothenbach: @Geolog. Studien im Trümmleten- 
Thal. — Studer: Aargletscher, m. Oh. — 
Mittheil. über Pfahlbauten. — 

Jahrg. 1875. — 
Ott: über Lichtdruck. — Fankhauser: 


Generationswechsel im Thierreich. — 


63. Schweizer Naturforsch. Gesellschaft. 

Jahresber. 1873—74 der 57. Versammlung in Chur. 
Planta-Reichenau: Bienen. — Desor: 
Verhältn. d. Eiszeit d. Alpen zur plioc. Format. 
von Italien. — Forel: Faune profonde du 
Lac Leman (Contin.. — Rütimeyer: über 
pleistoc. u. quart. Säugethierfauna. — 

Jahresber. 1874—75 der 58. Vers. in Andermatt. 
Stapff: Der Gotthardt- Tunnel. — 


64. St, Gallen: Naturwissensch. Gesellschaft. 
Bericht.d. I. 1873-174. 


Jaeger: Gen. u. spec. muscorum (Contin). — 
Spitzenberger: Index Lichenum. — Gutz- 
willer: Erratische Blöcke. — Bertsch: 
Gotthardt- Tunnel. 


65. 


66. 


67. 


68. 


69. 


318 


Graubünden: Naturforsch. Gesellschaft. 
Jahresbericht 1874— 75. Jahrg. 18. — 


(Jahrg. 16 ist noch nicht eingegangen.) 
Neuchatel: Societ. d. Sciences Naturelles. 
Bulletin, tfome X. H. 2. — 


(Heft 1 ist noch nicht eingegangen.) 


IV. Luxemburg. 


Luxembourg: Institut Royal, Grand-Ducal. Sect. 
d. Sciences Natur. et Mathem. 
Publications T. XV. — 
Koltz: Dendrologie luxemborgoise, Catal. — 
Notices sur le Cossus ligniperda Fabr. — De 
Waha: Lecon d’electrieite. — 1d.: La flamme 
dans lacoustique. — 
Luxembourg: Societe de Botanique (Neue 
Verbindung). 

Recueil des m&moires et des travaux. No. 1. 1874. 
Koltz: Plantes phanerogames. — Ascheron: 
Hhymenophyllum. — Rosbach: Saxifraga ? nov. 
spec. — Koltz: Catal. d. plantes vasculaires. 


V. Belgien. 


Bruxelles: Soc. Malacologique d.1 Belgique. 
a. Proces verbaux des sciences. 
FT. LV201875. 
b. Annales T. IX. 1874. 
1. Memoires Bogen 1—12. 
Vincent: faune Laekenienne m. 1 T. — 
(3 nov. spec: Calyptraea sulcata, Voluta rugosa 
u. Littorina lamellosa). — Rutot: sur la de- 
cowverte de Spongiaires de letage Bruselien. 


mit 1 T. — Matthew: les mollusques post- 
plioc. de P_Acadie, trad. par A. Thielens. m. 
1 T. — Cogels: observations geolog. et 


palaeontol. ü Anvers. — 


2. Bulletin des seances. — 
(Bedauerlich fehlen uns: a. Procös verb. t. IH, 1874: März — Juli, 
September und October. — b. Annales Tome VII u. VII. —) 


319 


vI Holland. 


70. Amsterdam: K. Akademie van Weten- 
 schappen. 
a. Jarboeck 1874. 
b. Processen-Verbal 1874-—75. 
c. Verslagen en Mededeelingen. 
2. Folge Bd. IX. 
M. Gillavry: de Snijtanden v. Mus decumanus 
m. 1T. — 
d. Verhandelingen, 
Bi: XV. 1875; 
Harting: la tete Neerlandaise masculine 
m.6 T. — 
71. Harlem: Musee Teyler. 


Archives Vol. IV. fasc. 1. — 
Winkler: Restes de poissons d. syst. Heersien. 
m. 1 T. — Ders: Dents de poissons foss. d. 
terr. bruxelien m. 1 T. — Ders.: le genre 
Mystriosaurus, 2 ex. now. m. 3 T. 


VII. Schweden und Norwegen. 


72. Stockholm: K. Vetenskaps-Akademie. 

a. Förhandlingar. 
Bbe,283 11971. m 28 7, — 
Berggren: Alger fr. Grönlands Inlandsis. — 
Gumaelius: erratiske bildningar. — Heer: 
Nordgrönlands Krit- Flora. — Kindberg: 
mossor. — Lilljeborg: Leucaspius delineatus 
und Limnadia gigas. — Linnarson: siluriska 
aflagringar. — Reuter: Acanthüder. — Sars: 
Cumaceer. — Smitt: Skandin. Hafsbryozoer 
(Forts). — Thorell: Arachnider. — Tollberg: 
Podurider. — 

Bd. 29. 1872. "Mit 15% — 
Eisen: arktiska oligochaeter. — Holmgren: 
Insecter fra N.-Grönland. — Karsten: fungi 
in Ins. Spetsbergen pp. — Nordstedt: Des- 


320 


midiaceae ex Ins. Spetsbergen. — Stal: Genera 
Pentatomidarum Europ. — 

Bd. 30. 1873. Mit 19T. — 
Eisen: Skandinav. Lumbricider. — Heer: 
Mioe. växter fr. Grönland. — Lindström 
Anthozoa. — 1d.: undersilur. Koraller. — 
Mos&en: Moss-Studier. — Nathorst: arktiska 
vegetat. under istiden. — Scheutz: om slägtet 
Rosa. — Stal: Orthopteraa — Torell: 
istiden. — Wallengren: Pyrulider. — 

Bd. 31. 1874. m. 12 T. — 
Kleen: hafs-alger. — Leche: om de lösa jord- 
lagren vid Travemünde. — Lundgren: om 
Comaster & Aptychus Ü Skäne — Reuter; 
Svenska Capsider. — Stäl: Genera Tingi- 
tidarum Europ. — 

Bd” 321 1878. 
Helland: Moraener og Terrasser m. 1 T. — 
Stuxberg: N. Amerika’s Oniscider et Lithobier. 
— Neumann: @ottland’s spindlar og vatten- 


qualster. — Gumaelius: om malmlagrens 
äldersföljd. — Stuxberg: Gen. et spec. Litho- 
bioidarum. — Hartmann: om dryologisca 


forskningar i. Nerike. — Hellbom: Lappmarks 
lafflora. — Lilljeborg: Spetsbergen’s hafs- 
Entomostraceer. — Linnarson: Nerikes öfver- 
gangs bildningar. m. 2 T. — Nordstedt: 
Desmidieae arctoae m. 3 T.— Reuter: Capsinae 
ex America boreali. 
b. Bihang til K. Sv. Vetensk. Handlingar. 
Bd’1. 
Wittstock: @otlands Sötvattens-ÄAlger m. 4 
T. — Sundström: Zoolog. anteckningar fr. 
Södermanland. — Hulke: on fossil vertebrate 
remanis to Spitzbergen. — Stäl: sur le systöme 
des Mantides. -- Törnebohm: Geognosie 
d. Schwed. Hochgebirge. — Cleve: Diatoms 


321 


fr. the arctic Sea. m. 4 T. — Lagerstedt: 
Sötvattens Diatomaceer fr. Spetsbergen etc. m. 
ll — 

Bd. 2. Wallengren: Index spec. noctuarum 
et geometr. Skandinav. — Topsoe: Krystallo- 
graphie d. Salze d. sog. seltenen Erdmetalle 


m. 8 T. — Gumaelius: Sveriges glacial, 
bildningar. m. 3. T. — Humm el: Rullstens- 
bildningar. — Stäl: systeme des Blattaires. 


-- Id: des Phasmides. — 

Bd. 3. Reuter: Gen. Cimicidarum Europ. 
— Hummel: om Sveriges Lagrade Urberg. 
m. 1 Oh. — Wallengren: Spec. Tortricum 
et Tinearum Skandinaviae — Theel: Les 
Gephyriens inermes m. 4 T. — 

c. Lefnandsteckningar. 
Ba. 1. H3. — 
d Handlingar. 

N. F. Bd. 9. — 1870. 
Lindström: Anthozoa perforata of Gotland. 
m. 1 T. — Linnarson: Eophytonsandsten 
i Gotland m. 5 T. — Wallengren: 
Skandinav. Neuroptera Abthlg. 1. — Sars: 
Cumaceer m. 20 T. — 

Bd. 10.: 1871 
Stäl: enumeratio Hemiptorum. — Agardh: 
Grönlands Laminaricer de Fucacer. — 
Tullberg: Sveriges Podurider m. 12 T. — 

Bd: MHassE8T2: 
Stäl: Znum. Hemiptorum (Contin). — Sars: 
Cumaceer fra Nordishafvet..m. 4 T. — Loven. 
Etudes sur les Echinoidees m. Atlas v. 53 T. 

Ba. 12 187: — 
Stäl: Eaum. He:niptorum (Coxtin.) — Heer: 
Beiträge zur Steinkohlenflora d. arctischen 
Zone m. 6 T. — Heer: Kreideflora d. arct. 
Zone m. 38 T., — 

Archiv XXX. 21 


73. 
74. 


76. 


71: 
78. 


719. 


30. 


322 


Christiania: K. Norske Frederiks-Univers. 
(Schriften noch nicht wieder eingegangen.) 
Christiania: Archiv for Mathematik og 
Naturvidenskap, udgivet af Lie, Müller & Sars 
(Tauschsendung der Verlagsbuchhandlung des Herrn 
Alb. Cammermeyer in Christiania.) 
Ba. 1. H. 1. und 2. — 
Sexe: gamle Strandlinier m. Ch. — Helland: 
de isfyldte Fjorde etc. i Nordgrönland m. Ch. —- 


VIII Russland. 


. Moskau: Societe Imp. des Naturalistes- 


Bulletin: 
Bd. 49. 1875. No. 1—4 — 
Becker: Reise nach d. Magi Dagh pp. — 


Chaudoir: Cymindide. — Lindemann: 
Borkenkäfer Russlands. — Ders.: Deren Be- 
gattungsglied m. 5 T. — Nuesch: über Ne- 


krobiose in morphol. Beziehung m. Holzschn. — 
Trautschold: Briefe aus d. Ural. — Fischer 
v. Waldheim: Biographie m. Portrait. — 
Jahrg 1876. No 1. 
Odessa: Soc. d. Naturalistes d. l. nouv 


Russie. 
(Forts. nicht eingegangen.) 


Dorpat: Naturforscher-Gesellschaft. 


(Schriften noch nicht eingegangen.) 


Riga: Naturforscher-Verein. 


Correspondenzblatt. 
Jahrg. 21. 1875. — 
Berg: Lepidopterenfauna.. — Buhse: 


Fischereiordnung. — Bertels: D. Naphta- 
District im Kaukasus. — 
Mitau:Kurländische Gesellsch. f. Litteratur 
u. Kunst. 
Sitzungsberichte 1875. 


IX. England. 
Manchester: Literary & Philosoph Society. 


(Schriften noch nicht wieder eingegangen.) 


ARTE 


393 
X. Frankreich. 
81. Amiens: Soc. Linneenne du Nord dl 


France. 
Bulletin mensuel Ann. V. 1376. 
No. 39-51. — 


(Jahrg. III haben wir unvollständig u. Jahrg. IV gar nicht 
erhalten ; und von Jahrg. V fehlen No. 1—38. —) 


XI. Italien. 


82. Rom: Reale Comit. Geolog. 
Bolletino 1875. No. 5—12. — 


(No. 1—4 sind noch nicht eingegangen.) 
Seguenza: Studi sulla formatione plioc. — 
Fuchs & Bittner: Le formation plioc. di 
Siracusa. — 
83. Florenz: Soc. Entomologica Italiana. 
Bolletino. 
Jahre; 7.7820.  Trım. HE 


(I. und IV. sind noch nicht eingegangen.) 


Jahrg. 8. 1876. Trim. III. 
(I. und II. sind noch nicht eingegangen.) 
84. Mailand: Reale Istit. Lomb. di Sceienze 
e Lettere. 
a. Bendieconti Vol: VIL, :fase.. 1720 — 
Vol. VIIL, fasc. 1—20. 
Trevisan: Syrphus pyrastri. — Garovaglio 
& Cattaneo: due funghi parasiti m. 1 T. — 
Garovaglio & Pirotta: sulla ruggine del 
grano (Puccinia maydis) m. 1T. — Zoja & 
Giovanni: bacterj et vibrion.. — 


b. Memorie. Vol XIU., fase..2., — 


8. Mailand: Societa Ital. d. Scienze naturali, 
Atti, Vol. XVIL, fasc. 4. 
Strobel: Helix cingulata.. — Spreafico: 
Oonchiglio marine di Fino. — 
Vol, KV, fase.:1,-2. 
Montovani: Argille scagliose e Ammoniti, 


m. 1 T. — Maggi: Formica fuliginosa. — 
21* 


324 
Pavesi: Note Araneologiche. — Stoppani: 
del terreno glaciale. — Üornalia: nov. gen. 
di crostacei parasiti, m. 1 T. — Pauceri: 


Anellidi e Turbellarie d’Italia. — 
86. Venedig: Reale Istit. Venet. d. Seienze, 
Lettere & Arti. 
Memorie, Vol. XVII. P. 3. 1875. 
de Zingo: Annotazioni palaeontol., m. 5 T. — 
de Visiani: pignte fossii, m. 8 T. — 
87. Genua: Societa di Letture. 
Effemeridi, 1875. fasc. 3— 6. 


XII Aegypten. 
88. Alexandrien: Societe Khediviale de Geo- 
graphie 
(Schriften noch nicht eingegangen.) 
XIII. Amerika. 
89. Washington: Departement of Agriculture. 
a. Report of the Commissioner. 
Jahrg. 1872, 73 
Mieroscopie Investigations. — Fisheulture. — 
b. Monthly Reports. 1873, 74. -— 
90. Washington: Smithsonia Institution. 
a. Contributions to Knowledge 
nicht eingegangen. 
b. Annual Report 
1873. 
Schumacher: Remarks on the Kjökken- 
Möddings of Amerika. — 
1874, 
Morin: Warming & Ventilation. m. Abbild. 
— Schumacher: Ancient Graves & Shell- 
Heeps of California. m. Abbild. — Pratt: 
Antiquities of Illinois. m. Abbild. — 
c. Miscellaneons Oollections. 
nicht eingegangen. — 
91. Washington: Nation Academy ofSciences. 
92. New-York: Lyceum of Natur. History. 


(Von beiden Stellen nichts eingegangen.) 


325 


93. Boston: Akademy of Arts & Sciences. 
Proceedings. 

Neue F. Vol. I (Vol IX) 1874. | 

Farlow: the Prothallus of Pteris serrulata m. 
Abbild. — 
NR. Vol H (V+ DNS 

Gray: Contrib. to the Botany of N. Amerika. 
— Scudder: Hist. Sketch of the Gen. Names, 
‚prop. for Butterflies (Schmetterlinge), a Contrib. 
to system. Nomenclature. — Watson: new 
plante. — Farlow: Marine Algae of the 
Unit. States. — 

94. Boston: Soc. of Natural History. 
Nachträglich sind zu verbindlichstem Dank ein- 
gegangen: 

a Proceedings. 

Vol. XIV, Boren,1o - Ende. 
Morse: the early Stages of an Ascidian 
(Cynthia pyriformis Rathke) m. 1 T. — 
Emerton: the developpement of Pholcus 
m. 1 T.— Hyatt: embryologie & developp. 
of. the Ammonoids & Nautiloids. — 

Neo Rave ee Lo. 
Hyatt: the Liparoceratidae d Dactylordae. 
— Stearns: news Marine Mollusks fr. the 
Coast of Florida. — Perry: the post- 
tertiary History of New-England. — 

b. Memoirs Vol 11, P. II, No. 2 u. 3. 
Dwieht: Deser. on the Whale: Balae- 
noptera musculus, wüh Remarks on the 
Olassifie. on Fin- Whales m. 2 T. — 
Scudder: Carboniferous Myriapods. — 

95. Cambridge: Museum of comparat. Zoologie. 
Annual-Report 1875. 

96. Salem: Essex-Institute. 

(Nichts eingegangen.) 

57. Philadelphia: Akademy of Natur. Sciences. 
Proceedings 1874. H. 1-2. 


326 


Conrad: the tertiary Clay of the opper Amazon 
wüh new Shells. m. 1 T. — Biuney: Anatomy 
& lingual dentition of Ariolimax etc. m. 93T. — 
Bransford: Reptües. — Leidy: fresh-water- 
Rhizopods. — Cones: Synopsis of the Muricidae 
of N. America. — 


(Proceedings 1872 sind noch nicht eingegangen.) 
98. St. Louis: Academy of Sciences. 
Transactions. Vol. III. No. 2. 
Rilley: Butterflie. — Marcou: on the Tere- 
bratula Mormonü. — 
90. Chicago: Academy of Sciences. 
(nichts eingegangen.) 
100. New-Haven: Connectic Akademy of Arts 
& Sciences — 
Transactions Vol. II, p. 2. 1875. 
Eaton: Marine Algae — Smith: the early 
Stages of the Homarus americanus Edw. m. 5T. 
101. Rio de Janeiro: Archivos do Museu Nacional. 
(Neue Verbindung.) 
Vol. I. 1876. 


B. Einzel- Werke, Abhandlungen ete. 
a. Geschenke, 


1. C. Struck: Die Säugethiere Mecklenburg. Waren 
1876. (Osterprogr. d. Gymnas.) v. Verf. 

2. Dr. E. Coues: Study of the Gen. Geomys & T’homo- 
mys. Washington 1875 (v. Dep. of Interior). 

3. Dr. Karsch: Flora d. Prov. Westphalen. Münster 
1875 (v. Verf.) 

4. A. Thielens: Kleinere Botan. Mittheilungen. 

5. Idem: Notes sur les Mollusques de la format. post- 
plioc. de !’ Acadie par Matthew, trad. par A. Thielens, 
m. 1 T. Brüssel 1874. (4 und 5 v. Verf.) 

6. Dr. T. C. Winkler: über foss. Fischreste, vorzugsw- 
d. Sternb. Gest. m. 2 T. Sep.-Abdr., | 


14. 


18. 


19. 


20. 


21. 


22. 


327 


A. Thielens: Voyage en Italie et en France. 1874. 
v. Verf. 

E. Wunschmann: Die Gatt. Nepenthes, Inaug. Dissert. 
Berlin 1872. (v. Herrn A. Treichel.) 

Dr. F. Ratter: Zntomolog. Nachrichten. Jahrg. 1. 
Putbus 1875. v. Verf. 

H. C. Weinkauff: über eine kritische Gruppe d. 
Gen. Pleurotoma, m. 1 T. 


. Ders.: Beiträge zur Olassification der Pleurotomen. — 


2 Sep.-Abdr. v. Verf. 

H. ©. Printz: Blüthezeit im Kirchspiel West - Shidre. 
Christiania 1875. Gesch. d. Univers. zu Christiania. 
F. Cramer: Phanerogamen-Flora von Chemnitz. 1875. 
Gesch. d. Naturw. Gesellsch. daselbst. 

Dr. ©. O. Sars: Forms of animal life fr. gr. deeps 
of the Norw. Coast II.: the gen. Brisinga (nov. spec. 
Br. coronata Sars), m. 7 T. Christiania 1875. 

J. W. Müller: Transfusion und Plethora , eine 
Physiolog. Studie. Christiania 1875. 


. H. Siebke: Enumeratio Insectorum Norvegie. fasc. 1.: 


Hemiptera et Orthoptera. Christiania 1874. fasc. 1.: 
Coleoptera. Christiania 1875. 

(14—16 Gesch. d. Univers. zu Christiania.) 
Jahresber. 1871 d. k. Commis.: zur Unters. deutscher 
Meere in Kiel, m. 1 Ch. w. 1 T. Berlin 1875. 
Ergebnisse d. Beobacht. über d. physik. Eigenschaften 
d. Ost- u. Nordsee. 

Jahrg. 1874 u. 75 und Jahrg. 1876 H. 1 bis 4. 

(17 und 18 von der k. Commission.) 

A. Müller: Auftreten der Wanderheuschrecke am 
Bieler See. v. Verf. 

Dr. Killias: D. Eisensäuerlinge von Val Sinestra. 
(Unter Engadin.) Chur 1876. — v. d. Naturforsch. 
Gesellsch. Graubündens. 

Dr. T. C. Winkler: une nouwv. espece de Lepidotus, 
m. 1 T. Sep.-Abdr. 

Ders.: Catal. system. d.l. Collect. paleontol. du Musee 
Teyler. Harlem 1876, 


36. 


328 


. Ders.: Etude sur le genre Mystriosaurus, 2 ex nouv., 


m. 3 T. Harlem 1876. 
(21—23 Gesch. d. Verf.) 


. Catalogo d Coll. di Imsetti Italiani d. R. Museo d. 


Firenze 1876 (1. Caleotteri). 


. Dr. ©. Boettger: Reptilien v. Griechenland. v. Verf. 
. H. Brockmüller: über Dasylirion longifohum Zuce. 


v. Verf. 


. Kawall: Zur Biologie d. Schwalben. v. Verf. 


b. Durch Ankauf erworben. 


. Chenu, Dr.: Manuel de Conchyliologie. 2 Bde., mit 


1236 Abbild. Paris 1859. 

Körner, Prof.: Die Erde, ihr Bau u. Organ- Leben. 
2 Bde. Jena 1876. 

Sandberger, Prof: Land- u. Süsswasser -Öonchylien 
der Vorwelt. Schlussheft. 

(Das Werk liegt jetzt vollst. vor, mit 36 T. Abbild. 


. Rütimeyer: Veränderungen d. Thierwelt. Basel 1375. 
. Griesebach: Vegetation d. Erde. 2 Bde. Leipzig 1872. 


Bronn: Lethaea geognostica. 3 Bde., mit 124 Taf. 
Abbild. Stuttgart 1853 — 56. 
Zittel, Dr.: Aus d. Urzeit, m. Holzschn. München 1875. 


. Davidson: Ölassification d. Brachiopoden, bearb. v. 


E. Suess, m. 5 T. u. 61 Holzschn. Wien 1856. Antig. 
Schloenbach: Beitr. zur Palaeontologie der Jura- u. 
Kreide- Formation des Nordw- Deutschl. — a. Jura- 
Ammoniten, m. 6 T. b. Kreide-Brachiopoden, m. 3 T. 


Derselbe Band enthält noch: 


da. 


c. F. A. Roemer: Die Quadratenkreide des Sudmer- 
berges bei Goslar, m. 1 T. 


Güstrow im November 1876. 
Der Bibliothekar F. E. Koch. 


Während des Druckes gingen noch ein: 


Jahrbuch 4l des Vereins für Meckl. Geschichte etc. 


b. Verhandl. des Naturh Medic. Vereins zu Heidel- 


bere; NP. Ba.T H3,As — 


ee Den. ne 


329 


c. Verhandlungen d K. K. Geolog. Reichsanstalt 
in Wien. 1876, No. 11—13. 


d. Jahrbuch derselben Bd. 26, No. 3. 


e. Catalog der Ausstellungsgegenstände der K. K. 
Geol. Reichsanstalt bei der Weltausstellung 1873. 

f. Bulletin mens. de la soc. Linn. d. Nord d. |. 
France. 1876, No. 52—54. 

g. Memorie d. R. Istit. Veneto d. Scienze, Lettere 
& Arti, Vol. XIX, P. 1-3. — 


deren Inhalt im nächsten Archivhefte mitgetheilt werden 
soll. — 


Bericht 
über 
die Generalversammlung des Vereins zu Ludwigslust 
am 7. Juni 1876 


und die damit am folgenden Tage verbundene Exkursion 
nach Malliss. 


Zur Abhaltung der diesjährigen Generalversamm- 
lung war uns die Aula der Ludwigsluster Realschule 
freundlichst bewilligt worden. Um 1 Uhr wurde die 
über Erwarten zahlreich besuchte Versammlung eröffnet; 
zu derselben hatten sich nach Ausweis der Präsenzliste 
eingefunden folgende Herrn: aus Brütz bei Goldberg: 
Major von Preen; aus Conow: Cantor Kliefoth; aus 
Eichhof: Förster Schmidt; aus Grabow: Realschullehrer 
Bader, Kaufmann Fritz, Dr. med. Klooss, Director Dr. 
Schubarth; aus Ludwigslust: Sanitätsrath Dr. ©. Brückner, 
Kaufmann S. Josephy, Kaufmann C. Kahl, Advokat 
Kurztisch, Amtsmitarbeiter Prehn, Rentier Sparkuhl; 
aus Parchim: Lehrer Lübstorf; aus Schwerin: Oberlehrer 
Dr. Adam, Lehrer A. Beyer als Gast, H. Brockmüller, 
Secretair Fromm, Oberlehrer Dr. Lindig, Lehrer Pechel, 
Lehrer Dr. H. Planeth, Lehrer Dr. E. Voss; aus Zapel: 
Pastor Willebrand und vom Vorstande: der Präsident, 
Freiherr von Maltzan auf Federow, Oberlehrer Dr. Auf- 
farth und Hofapotheker Schiemann aus Ludwigslust und 
der Secretair. 

Nachdem die Anwesenden von dem Herrn Prä- 
sidenten begrüsst waren, bewillkommnete der Herr Ober- 


331 


lehrer Dr. Auffarth als Lokalvorstandsmitglied die Ver- 
sammlung mit herzlichen Worten und dann gab der 
Secretair den 


Jahresbericht 


über 


das Vereinsjahr 1875/76, 


der mit einigen Weglassungen also lautete: 

Was den Personenstand unseres Vereins anbetrifft, 
so sind seit vorigem Pfingsten, wo die Mitgliederzahl 
sich auf 269 belief, 21 ausgeschieden und zwar durch 
ordnungsmässige Kündigung 12; bei 5 andern war der 
Aufenthaltsort nicht zu ermitteln und ein Mitglied hat 
die Annahme des Heftes ohne Angabe von Gründen 
verweigert. Letztere 6 sind daher aus der Matrikel 
gestrichen. Leider hat auch der Tod wieder schmerz- 
liche Lücken in die Reihen der Vereinsmitglieder ge- 
rissen. Es starben der Schulrath Eggert aus Neustrelitz, 
Mitglied seit 1858, ferner der Hofgärtner Brinkmann 
zu Rostock, der dem Verein seit 1850 angehörte und 
sich lebhaft für die Erforschung der heimischen Flora 
und somit für die Bestrebungen unseres Vereins interes- 
sirte. Noch an der vorigen Generalversammlung zu 
Bützow nahm er, der hochbetagte Mann, Antheil; ja er 
versprach mir daselbst noch eine Abhandlung über die 
in Rostocks Umgegend gefundenen Laubmoose fürs 
Archiv, an deren Vollendung er leider durch den Tod 
verhindert worden ist Endlich starb noch vor wenig 
Wochen einer der Mitbegründer des Vereins, der Pastor 
emer..Dr. Zander, der ja bekanntlich als Ornithologe 
sich nicht bloss um unsere heimische Vogelkunde grosse 
Verdienste erworben hat, sondern dessen Name weit- 
hin ein geachteter unter den Ornithologen ist. Seine 
Arbeiten fanden allgemeine Anerkennung, die sich unter 
anderem darin aussprach, dass er schon 1858 von der 
Universität Rostock zum Doctor phil. honoris causa er- 


332 


nannt wurde. — Ich ersuche Sie, m. H, das Andenken 
der Dahingeschiedenen durch Erheben von den Sitzen 
zu ehren. 

Trotz so zahlreicher Ausscheidungen hat sich die 
Mitgliederzahl des Vereins um 21 vermehrt, da 42 neue 
Mitglieder beigetreten sind, so dass der Verein jetzt 
290 ordentliche Mitglieder zählt. Dazu kommen dann 
noch 29 correspondirende und 4 Ehrenmitglieder, unter 
denen als jüngstes S. K. H. der Erbgrossherzog Friedrich 
Franz von Mecklenburg Schwerin. 

Von den 29 correspondirenden Mitgliedern haben 
doch wenigstens einige ein Lebenszeichen von sich ge- 
geben: Herr Pastor Kawall zu Pussen in Kurland, der 
sich anerkennend über die Bestrebungen unseres Vereins 
ausspricht und namentlich darin einen Vorzug desselben 
erkennt, dass er sich vor allem mit Erforschung des 
eigenen Landes beschäftigt. Derselbe hat uns auch 
mehrfach mit Zusendung seiner literarischen Arbeiten 
erfreut. Professor Dr. Karsch zu Münster wünscht den 
Bestrebungen des Vereins besten Erfolg und übersendet 
ein Exemplar der dritten Auflage seiner Flora der 
Provinz Westfalen. Herr Professor Dr. Moebius in 
Kiel dankt für Empfang des Archivs, von dessen reichem 
Inhalt er mit grossem Interesse Kenntniss genommen. 
Herr Dr. Senoner in Wien hat wie alljährlich so auch 
in diesem Jahre seine Theilnahme für unsern Verein 
von neuem an den Tag gelegt, indem er dafür gesorgt 
hat, dass die aus den Verhandlungen der k. k. geolo- 
gischen Reichsanstalt uns fehlenden Nummern nachge- 
liefert sind. Herr A. Thielens in Tirlemont, Herr Dr. 
Winkler in Haarlem, Herr H. C. Weinkauf in Kreuznach 
beehrten uns mit Ueberreichung ihrer Arbeiten, (wie das 
Bibliotheksverzeichniss nachweisst). 

Ich komme jetzt zu der Finanzlage unseres Vereins. 
Die Baareinnahme — das belegte Kapital ist also nicht 
mitgerechnet — beläuft sich auf M 956,41, die Ausgabe 
auf RL 794,41; es verbleibt also ein Ueberschuss von 
RY 162,00. Es dürfte Wunder nehmen, dass der Ueber- 


339 


schuss in diesem Jahre trotz der vergrösserten Mit- 
eliederzahl hinter dem des Vorjahres so bedeutend — 
etwa um 100 RI — zurückgeblieben ist. Die Erklärung 
liegt darin, dass das letzte Archivheft, welches um 4 
Bogen stärker ist, als das vorhergehende, dem ausser- 
dem 3 lithographische Tafeln beigegeben sind, um 120 RX 
theurer zu stehen gekommen ist als das für 1874. Dazu 
kommt, dass für die Bibliothek sehr werthvolle Erwer- 
bungen gemacht sind, wie Sie aus dem letzten Bibliotheks- 
verzeichniss haben ersehen können. — Die betreffende 
Abrechnung mit den Belegen und der Kasse lege ich 
vor und bitte um Bestellung von Revisoren und dem- 
nächst um Ertheilung der Decharge. — 

Dass von dem vorjährigen Ueberschuss im Betrage 
von Al 259,16 nach Beschluss der vorigen Generalver- 
sammlung 250 RY belegt sind und das kapitalisirte Ver- 
mögen des Vereins sich jetzt auf 400 RX beläuft, werden 
Sie aus denı gleichfalls vorgelegten Sparkassenbuche 
ersehen. Ich erlaube mir bei dieser Gelegenheit beson- 
ders darauf aufmerksam zu machen, dass in der dies- 
Jährigen Einnahme zum ersten Male Zinsen aufge- 
führt sind, die allerdings sich nicht hoch belaufen — 
es sind nur 5 RR —; und doch, ich will es Ihnen offen 
gestehen, hat mich dieser Einnahmeposten mit grosser 
Freude erfüllt, da ich den Grund zu diesem Vermögen 
gelegt habe, welches aus dem diesjährigen Ueberschuss 
um 100 RY zu vermehren und dadurch das belegte Kapital 
auf 500 Ri zu bringen, ich Ihnen, m. H., zur statuten- 
mässigen Beschliessung vorschlage. Es würde ein Rest 
von 62 RX auf die nächstjährige Rechnung zu übertragen 
sein, was mir sehr willkommen sein würde, da das 
nächste Archivheft, wofür mir schon mehrere wichtige 
und umfängliche Arbeiten zugesagt sind, voraussichtlich 
stärker werden wird als das letzte. (Wird genehmigt.) 

Anknüpfend an diese Erwähnung des Kapital- 
vermögens habe ich Ihnen noch eine allerdings nicht 
sehr erfreuliche Mittheilung zu machen. Auf der vorigen 
Generalversammlung sind bekanntlich Statuten über das 


334 


Vereinsvermögen entworfen, in deren letztem Para- 
graphen festgesetzt war, dass die Rechte einer juristischen 
Person für den Verein erworben werden sollten. Von 
Seiten des Vorstandes sind die nöthigen Schritte 
gethan. Herr Advokat Huldr. Rennecke zu Bützow, 
Mitglied unseres Vereins, hatte die Freundlichkeit, eine 
motivirte Eingabe an das Ministerium, welche von dem 
Vorstande mit geringen Abänderungen gebilligt wurde, 
abzufassen. Es war in derselben dargelegt, wesshalb 
es für den Verein wünschenswerth sei, die Rechte 
einer juristischen Person zu erwerben und dabei auf 
das in der Bibliothek steckende, ziemlich bedeutende 
Vermögensobject und auf die dann mögliche Ansammlung 
eines grösseren Baarvermögens durch etwaige Schenkungen 
oder Vermächtnisse hingewiesen. Leider aber erfolgte, 
da nach dem Wortlaut des Rescripts „abgesehen von 
„anderen Gründen bei dem gegenwärtigen Vermögens- 
„bestande ein Bedürfniss für die Verleihung der Rechte 
„einer juristischen Person nicht vorliegt“, ein Abschlag 
des Gesuches. Ueber den weiteren Verlauf der Ver- 
handlungen wird Ihnen der Herr Präsident ausführlicher 


berichten.*) 


Dem Wunsch des Secretairs entsprechend, wählte 
man demnächst die Rehnungsrevisoren und zwar die 
Herren Secretair Fromm-Schwerin und Pastor Willebrand- 
Zapel. Beide Herren übernahmen die Durchsicht der 
Rechnungsablage und da sie dieselbe moniturfrei 
befanden, wurde dem Secretair für die Rechnungs- 
führung des vergangenen Jahres Decharge ertheilt. 
Inzwischen berichtete der Herr Präsident über 
seine Verhandlungen wegen Verleihung der Rechte 
einer juristischen Person an unsern Verein und sprach 
die begründete Hoffnung aus, dass wiederholte Schritte 


*) Anm. Den Bericht über die fürs Archiv angemeldeten 
Arbeiten glaube ich weglassen zu dürfen, da dieselben sämmtlich 
zum Abdruck gebracht sind. 


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sa 


in dieser Beziehung doch noch zum gewünschten Ziele 
führen würden. 

Ueber den Ort der nächstjährigen Generalver- 
sammlung wurde demnächst verhandelt. In Vorschlag 
wurden gebracht Rostock, Schwerin und Waren. Die 
Wahl des letzterwähnten Ortes befürwortet besonders 
der Herr Präsident und hob hervor, dass er bei der 
Gelegenheit das von ihm in Waren gegründete natur- 
historische Museum feierlich einzuweihen gedenke; auch 
stellte er für den Fall, dass Waren erwählt werden 
sollte, Fahrgelegenheit vom nächsten Bahnhofe in be- 
stimmte Aussicht. Nach kurzer Debatte wurde denn 
auch Waren als Ort für die Generalversammlung des 
nächsten Jahres festgesetzt und zu Lokalvorstandsmit- 
gliedern daselbst erwählt die Herrn Brauereibesitzer 
Birkenstädt und Apotheker Horn.*) 


Dann wurde auf Vorschlag des Secretairs Herr 
Dr. T. ©. Winkler in Haarlem wegen der grossen Ver- 
dienste, die er sich durch Bestimmung unserer tertiären 
Fischreste um die Naturgeschichte unseres Landes und 
insbesondere um unsern Verein erworben, zum correspon- 
direnden Mitgliede ernannt. 


Es folgte hierauf dem Programm gemäss die Ver- 
handlung über das vom Herrn Laudbaumeister Koch- 
Güstrow, der durch den Secretair der Versammlung sein 
Bedauern darüber aussprechen liess, dass er durch un- 
aufschiebliche amtliche Geschäfte am Erscheinen ver- 
hindert sei, gestellte Projekt zu einer innigeren Ver- 
einigung der nordwestdeutschen naturwissenschaftlichen 
Vereine. Da nur gegen eine solche Vereinigung ge- 
sprochen wurde, auch schriftliche, ausführlich motivirte 
Erklärungen gegen dieselbe von zahlreichen Vereins- 
mitgliedern aus Malchin, Malchow, Schwerin, Teterow, 
Waren eingelaufen waren, so wurde, weil man fürchtete, 
dass die Interessen unseres Vereins durch solche Zer- 


*) Anm. Beide Herrn haben die auf sie gefallene Wahl an- 
genommen, 


336 


splitterung leiden möchten, einstimmig beschlossen, dass 
an dem Verein keine Veränderung en = wer- 
den solle. 

Somit war die Tagesordnung erledigt und die 
Generalversammlung wurde geschlossen. Es folgten nun 
noch Vorträge, Vorzeigen von Naturalien und Experi- 
mente. Herr Brockmüller berichtete über das Vor- 
kommen von Emys europaea, wozu die Herrn Pastor 
Willebrand-Zapel, Oberlehrer Dr. Lindig-Schwerin und 
Herr Lehrer Lübstorf-Parchim einige Bemerkungen hin- 
zufügten, die Herr Brockmüller in die S. 250 ff. zum Ab- 
druck gebrachte Abhandlung aufgenommen hat. — Der- 
selbe hielt dann einen Vortrag über einen neuerlich bei 
uns aus Peru eingewanderten Pilz, die Puceinia Malva- 
cearum, der gleichfalls — S. 239 ff. — gedruckt ist. — 

Ferner legte der Unterzeichnete zwei bei Bützow 
in der Darnow von dem Secundaner Herm. Appel in 
diesem Frühjahr gefundene Exemplare von FPrimula 
officinalis Jacg. vor, bei denen der Kelch, wie es bei 
der in Gärten cultivirten Primula elatior Jacg. sich so 
häufig findet, in eine Blumenkrone übergegangen war 
und fragte an, ob einer der anwesenden Botaniker diese 
Form schon gefunden, was von allen verneint wurde. 
Er fügte dann hinzu, dass er in keiner der ihm zugän- 
gigen Floren, deren er mehr als 20 nachgesehen, auch 
wenn sie von Primula elatior Jacg. die Form calycantha 
anführten, dieselbe bei Primula officinalis erwähnt ge- 
funden habe, er also zu der Annahme berechtigt zu sein 
glaube, dass sie früher noch nicht gefunden, also auch 
nicht benannt sei. Er nenne sie daher Primula offieinalis 
Jacg. 8. calycantha — 

Herr Förster Schmidt aus Eichhof zeigte darauf 
ein prachtvoll entwickeltes Exemplar von Viscum album 
vor, das auf einem etwa armsdicken Birkenzweige 
schmarozte und führte an, dass er diese Pflanze ausser- 
dem auf der Pappel, der Fichte und Eiche gefunden 
habe; andere erwähnten als Bäume, auf denen sie die 
Mistel beobachtet, Pirus Malus, Pinus silvestris, Robinia 


331 


Pseudacacia, Populus nigra, Alnus glutinosa, und eine Nord- 
amerikanische Quereus-Art im Ludwigsluster Schloss- 
garten. | , 
Hierauf begab man sich in das physikalische Kabinet 
der Realschule, wo Herr Oberlehrer Dr. Auffarth die 
dankenswerthe Freundlichkeit hatte, mit neueren und 
neuesten physikalischen Apparaten sehr gelungene Ex- 
perimente, denen er die nöthigen Erklärungen hinzufügte, 
anzustellen, wobei die noch übrige Zeit so schnell ver- 
ging, dass allen das Signal zum Aufbruch zu früh kam. 
An dem Mittagsmahl, zu dem der Societätssaal 
freundlichst eingeräumt war, nahmen ausser den zur 
Versammlung erschienenen Herrn noch mehrere andere 
Theil. Bei vorzüglicher Bewirthung herrschte allgemeine 
Heiterkeit und erst zu später Stunde wurde die Tafel 
aufgehoben und noch ein Rundgang durch den nahe 
gelegenen schönen Schlossgarten unternommen. 


An der folgenden Tages unternommenen Exkursion 
nach Malliss betheiligten sich folgende 15 Herrn: Dr. 
Adam, C. Arndt, Dr. Auffarth, Fromm mit Sohn, Hin- 
storff, Kliefoth, Kurztisch, Freiherr v. Maltzan, Mecklen- 
burg, Pechel, Prehn, Schiemann, Sparkuhl, Willebrand, 
die um 8!/;, Uhr in 3 Wagen von Ludwigslust abfuhren. 
Leider wurde die Hinfahrt durch regnerisches Wetter 
etwas beeinträchtigt; jedoch bald nach unserer Ankunft 
in dem 2! Kilometer von Ludwigslust entfernten Malliss, 
noch während wir uns in dem an der ÖOhaussee im 
Schweizerstil erbauten stattlichen Gasthofe durch einen 
kräftigen Imbiss für unsere Wanderung stärkten, hörte 
der Regen auf und trockenes Wetter, welches den 
ganzen Tag über anhielt, begünstigte uns bei der Be- 
sichtigung der so ausserordentlich interessanten Gegend, 
die sowohl in Bezug auf ihre geognostische Beschaffen- 
heit wie auch durch die neuerlich ins Leben gerufenen 
industriellen Anlagen einzig in Mecklenburg dasteht. 
In der Haideebene, deren Oberfläche aus schwarzem, 

Archiv XXX. 22 


398 


saurem Sandboden besteht, während die tieferen Schichten 
aus weissem, mit Glimmerblättchen durchsetzten Quarz- 
sande, dem Feldspathkörnchen nur in geringer Menge 
beigemischt sind, gebildet werden, erhebt sich die Hügel- 
kette, auf welcher Malliss, Karenz, Conow und Bockup 
gelegen sind. Dieselbe führt den Namen Wanzeberg, 
welcher nach Dr. E. Boll’s Vermuthung von dem sla- 
vischen Worte wanzki schmal abstammt und sich auf 
die langgestreckte Gestalt des Höhenzuges bezieht. 
Schon in ihrer Oberflächenbildung unterscheidet sich 
diese Hügelkette von der angrenzenden Haideebene, 
indem sie aus grobem Sande, Lehm und erratischen 
Blöcken, also Diluvialschichten zusammengesetzt ist, 
während der Kern durch anstehende Schichten der 
Tertiär- und Kreideformation gebildet ist, und diese 
grade sind es, welche der Gegend ihre grosse industrielle 
Wichtigkeit a, 

Schon im 16. Jahrhundert wurde in dieser Gegend, 
südlich von Malliss, die dort zu Tage tretende Alaun- 
erde zur Alaungewinhäung benutzt; zu Anfang des 18. 
Jahrhunderts jedoch wurde der Betrieb eingestellt, und 


erst nach mehr denn 100 Jahren, seit 1317 wurden hier 


Bohrversuche auf Braunkohlen angestellt, die zu einem 
günstigen Resultate führten. Es wurde ein Braunkohlen- 
bergwerk angelegt und auf Kosten der Grossherzoglichen 
Kammer betrieben; da aber dieKohlen zu wenig Absatz 
fanden, wurde dasselbe 1838 aufgegeben und erst 1851 
übernahm eine Actiengesellschaft den Betrieb von neuem, 
welche ihren Besitz 1862 an eine Commanditgesellschaft 
übertrug. Diese verkaufte 1373 an die Mallisser Gewerk- 
schaft, welche den Grundbesitz vergrösserte und den 
Betrieb, begünstigt durch die geognostische Gestaltung 
der Gegend, bedeutend erweiterte. Es steht nemlich 
etwa 1700 Meter südöstlich von Malliss an dem mit der 
neuen Elde fast parallel sich erstreckenden Südabhange 
der Hügelkette ein Lager von tertiärem Thon an, welches 


das Material zu einer grossartig betriebenen Ziegelei 


liefert. Da das über dem Thon lagernde „Deckgebirge“ 


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359 


nur von geringer Mächtigkeit ist, so wird der Thon zu 
Tage abgebaut. Derselbe ist weiter nach unten von 
grosser Reinheit, während in den oberen Schichten sich 
häufig Septarien — Kalkconcretionen mit Kieselsäure 
und Thonerde — von sehr wechselnder Grösse finden; 
manche derselben haben die Grösse eines Kopfes, andere 
sind mehrere Kubikfuss gross, alle aber sind mit Rissen 
durchzogen, die gewöhnlich mit weisslichem oder gelb- 
lichem, häufig erystallisirtem Bitterkalk ausgekleidet sind. 
Diese Septarien werden gesammelt und zu ÜCement, 
Jedoch nur für den eigenen Gebrauch, verarbeitet. — 
In dem zur Ziegelfabrikation verwandten Thon, der bei 
Malliss über 100 M. tief steht und auf Sand lagert, 
fanden wir mit Hülfe der zuvorkommenden Beamten 
' Krystalle von Gyps, kleine Schwefelkiesnieren und in 
den oberen Schichten einige wenige Petrefacten, die 
leider gar sehr zersetzt und daher für die Aufbewahrung 
wenig geeignet waren. Nachdem wir diese Besichtigung 
während der Mittagspause der Fabrikarbeiter vorge- 
nommen hatten, wandten wir jetzt, nachdem die Arbeit 
wieder aufgenommen war, unsere Aufmerksamkeit dem 
Fabrikbetriebe zu. Unmittelbar am Thonlager sind die 
weitläuftigen Fabrikgebäude errichtet, so dass der Thon 
sofort aus dem Lager durch eine Dampfmaschine von 
90 Pferdekraft, welche auch die sonstigen Maschinen 
in Gang setzt, in kleinen Kippwagen zu den Knet- 
maschinen befördert wird. Von da wird die fertige 
Masse zu den Pressen gebracht, aus denen der Thon 
als endloses Band vom Querschnitt der verlangten Steine 
heraustritt. Von diesem Bande schneidet ein Arbeiter 
Stücke von betreffender Länge ab — bis zu 20,000 an 
Einem Tage —, welche dann von Knaben auf Bretter 
gelegt und auf Handkarren in die Trockenräume ge- 
bracht werden. Es werden während der Sommermonate 
so viel Steine fabrieirt, dass auch im Winter das Brennen 
fortgesetzt werden kann. Das Brennen geschieht in 3 
Ringöfen, deren jeder 16 Kammern enthält, die mit je 


14,000 Steinen beschickt werden. Jeden Tag wird in 
22" 


En EEE a 


340 


jedem Ofen Eine Kammer gefüllt und Eine entleert, 
so .dass jährlich 13—15 Millionen Mauersteine produeirt 
werden, von denen allein 5 Millionen nach Hamburg 
geliefert werden, während der grösste Theil nach dem 
Inneren Mecklenburgs abgesetzt wird. Dies Fabrikat 
ist von so vorzüglicher Güte, dass es schor auf mehrere 
Jahre im voraus verkauft ist. Der Transport ist natürlich 
nur zu Wasser rentabel, und um einen solchen zu er- 
möglichen und um die sämmtlichen Fabrikbetriebe unter 
sich in Verbindung zu setzen, ist von der neuen Elde 
aus ein Kanalsystem angelegt, von dem ein Arm un- 
mittelbar bis an die Ziegelei führt, so’ dass die fertigen 
Steine sofort aus den Oefen in die Schiffe verladen wer- 
den können. Zur Zeit unserer Anwesenheit waren 7 Elb- 
kähne dort, die Ladung einnahmen oder darauf warteten, 

Nachdem wir diesen grossartigen Betrieb einer 
eingehenden Besichtigung unterzogen hatten, begaben 
wir uns zu dem von hier 1600 Meter entfernten Braun- 
kohlenwerk, welches gleichfalls am Südabhange der 
Hügelkette weiter nach Westen gelegen ist. Unterwegs 
kamen wir über den Alaunberg, so genannt wegen 
der Fabrication von Alaun, der, wie schon oben erwähnt, 
hier in früheren Jahrhunderten aus der Alaunerde ge- 
wonnen wurde, einem innigen Gemenge von Thon, 
Braunkohle und Schwefelkies; dieser zersetzt sich, da 
er sich in höchst fein vertheiltem Zustande befindet, an 
der Luft durch Aufnahme von Sauerstoff zu Eisenvitriol 
und freier Schwefelsäure, die sich mit der Thonerde und 
den geringen Mengen Kali verbindet, so dass also um 


Alaun in solcher Menge zu gewinnen, wie die schwefel- 


saure Thonerde zu liefern vermag, noch kalihaltige Stoffe 
hinzugesetzt werden müssen. Durch die Verarbeitung 
der Alaunerde ist eine Schlucht entstanden, welche rings 
mit den noch deutlich erkennbaren Halden des ver- 
arbeiteten Gesteins umgeben ist. Neuerlich hat man hier 
einen Thon entdeckt, der sich zur Herstellung feuer- 
fester Steine eignet und wohl einen neuen Fabrikbetrieb 
ins Leben rufen wird. 


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31 


Auf dem Alaunberge tritt auch eine reichere 
Vegetation auf, als sie sonst in der Gegend herrscht. 
Die Höhen sind, während sonst die Kiefer der vor- 
herrschende Waldbaum ist, hier mit Eichen und Buchen 
bestanden, unter denen sich manche seltnere Pflanzen 
finden. Unter der dankenswerthen Führung des orts- 
kundigen Herrn Kliefoth aus dem benachbarten Conow 
sammelten die anwesenden Botaniker mehrere bei uns 
nicht häufige Farne, so Blechnum Spicant, Polypodium 
Phegopteris und Dryopteris ausser den gewöhnlicheren 
Polystichum spinulosum und Filix mas, Polypodium vulgare, 
Asplenium Filix femina, Pteris aquilina, für einen so be- 
schränkten Raum gewiss eine recht beträchtliche Anzahl 
von Farnkräutern. 


Vom Alaunberge gelangten wir dann in wenig. 


Minuten zu dem Braunkohlenbergwerk und gingen 
durch den nach unserer Allerdurchlauchtigsten Frau 
Grossherzogin seit ihrem Besuche im Jahre 1874 be- 
nannten Marienstollen in das Innere. Hier verzweigt 
sich der Stollen in mehrere Arme, die alle wegen des 
20 bis 30 Meter starken, aus Thon, Sandstein und Sand 
bestehenden Deckgebirges ausgezimmert sind. Auf ver- 
schiedenen dieser Arme gelangte unsere Gesellschaft 
abtheilungsweise, mit Lampen versehen und von Steigern 
geführt, an die Oerter, wo die Kohlen, die auf dem jetzt 
bearbeiteten Flöz etwa 1!/g Meter anstehen, gebrochen 
werden. Durch denselben Stollen geschieht auch :die 
Entwässerung des Bergwerks, während bei dem früheren 
Betriebe, wo die Kohlen aus Schachten gewonnen und 
durch Menschenkraft zu Tage gefördert wurden, durch 
ein Pumpwerk das Lager wasserfrei an wel 
musste. 

Die Kohle ist meistens die erdige Brannlohle ‚die 
Erdkohle, von licht- bis schwarzbrauner Farbe; daneben 
findet a auch nicht selten die Faserkohle, bituminöses 


Holz, von deutlichem Holzgefüge, zuweilen in Pechkohle 


chen. Ja man findet hin und wieder ganze Stämme 
von 4-6 Meter Länge, die in der Richtung von Ost- 


342 


nordost nach Westsüdwest gelagert sind. Auch Retinit, 
ein dem Bernstein ähnliches Mineral, ist in geringen 
Mengeu, meist in Form kleiner Pünktchen eingesprengt, 
gefunden worden.*) 

Am Eingang des Marienstollens ende ein Arm 
des oben erwähnten Kanalnetzes, so dass die Kohlen 
auf dem Wasserwege versandt werden können. Dieselben 
haben sich denn jetzt auch schon ein ziemliches Absatz- 
gebiet verschafft; sie werden nicht bloss in die Um- 
gegend, sondern die Elde aufwärts bis Malchow und 
auch nach den kleineren Elbstationen hauptsächlich an 
Fabrikbesitzer, jedoch auch als Ofenfeuerung in ziemlich 
beträchtlicher Menge verkauft Dass die hier gewonnenen 
Kohlen den gesammten Feuerungsbedarf für die Ziegelei 


liefern, versteht sich von selbst; desgleichen für die un- 


mittelbar an der Elde gelegene und mit dem Braun- 
kohlenwerk gleichfalls durch einen Kanal verbundene 
Dampfsägerei, welche zu besuchen wir durch Mangel an 
Zeit verhindert wurden. Wir kehrten daher vom Marien- 
stollen zum Gasthofe zurück, wo inzwischen das Mittags- 
mahl für uns bereitet war, bei dem die fröhliche Stim- 
mung uns länger festhielt, als eigentlich beabsichtigt 
war. Erst um 7 Uhr brachen wir auf mit herzlichem 
Dank gegen die freundlichen Führer. Es hatten nemlich 
Herr Rentier Sparkuhl, früher Besitzer des jetzt von 
der Gewerkschaft erworbenen Bockup, Herr Ober- 
inspector Tamım und einer der Gewerkschafter, Herr 
Fleischel aus Hamburg, der zufällig in Malliss anwesend 
war, die Güte gehabt uns zu führen und überall die 
gewünschten Aufklärungen zu geben. Letzterer stellte 
ausserdem noch mit grosser Liberalität den Theilnehrıern 
lithographirte Situationspläne von Malliss zur Verfügung 
und verehrte dem von Maltzan’schen Museum zu Waren 


*) Anm. Ueber einen versteinerten Baumstamm, der in 
dem tertiären Glimmersande in der Nähe des Mallisser Wohnhauses 
gefunden, berichtet unser corresp. Mitglied, Herr Dr. Meyn in 
Uetersen, in der Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft, 
Bd, XXVIII, Heft 2, p. 199 fi. 


343 


einen in dem Thonlager gefundenen tertiären Fischzahn, 
Ich: bin überzeuet im Sinne aller Theilnchmer an der 
Exkursion zu handeln, wenn ich den genannten Herrn 
für ihre Freundlichkeit und Belehrung hier nochmals 
den herzlichsten Dank ausspreche. 

Auf dem Rückwege machten wir noch einen kurzen 
Aufenthalt in Eldena, um die Beschädigungen, die einige 
Wochen zuvor ein Blitz am Thurm und in der Kirche 
angerichtet hatte, zu besichtigen und gelangten gegen 
10 Uhr in Ludwigslust wieder an, alle höchst befriedigt 
von den Erlebnissen des Tages. 


Bützow. GC. Arndt. 


344 


Rechnungsablage 
zur das Vereinsjahr.1Toya/ie 


a — 
Einnahme von Pfingsten 1875 bis dahin 1876, 
Vom vorjährigen Ueberschuss zur Kasse. . .. .. AM 916 
Zinsen von 150 M. Johannis 1875 . . . : . 2... 5,00 
Zwei aus früheren Jahren restirende Beiträge. . . . 6,00 
Beiträge von 270 Mitgliedern je 3 M . . . . 810.00 


von Hrn. Domänenrath Knebusch - Schwerin 4,00 
von Hrn. Pastor Sellin-Dassow. . . ), 

von Hrn. Mediecinalr. Dr. Griewank - Bützow 6,00 
von Hrn. Dr. med. Lüttmann daselbst . . 6,00 
von OÖ, Arndt daselbst . ea 6,00 
von Hrn. Oberstlieutenant v. Tiele- Winckler 10,00 
von Hrn. Forstmeister Mecklenburg-Wabel. 12,00 


von Hrn. von Klinggraeff-- Chemnitz . . . 15,00 

von Hrn. Freiherr von Maltzan-Federow . 15.00 

1 Beitrag praen. pro 1876/7 . ..... 3,00 
MN. 893,00 

Ertrag der durch Herrn Buchhändler Brünslow ver- 
kauften Schriften . . RG 28,20 
Für durch Unterzeichneten verkaufte Archivhette Ei: 14,25 
BEtebeB POTLO; Cyan ER 0.80 


Re: Her Eirhahride AM. 956,41 


Ausgabe von Pfingsten 1875 bis zum 31, Mai 1876. 


Kosten für die Generalversammlung zu Bützow . . . A 8,60 
Druckkosten für Archivheft 29 und Tafel . . ... 433,00 
Kosten für Tafel IL. und II. . . 50,60 
Buchbinder Boll-Neubrandenburg für Heften des Arch, 29 86,25 
Auslagen an Hrn. Landbmst. Koch für die Bibliothek 139,76 
Copialien für Eingabe ans Ministerium . . . 3 1,25 
Archivhefte gekauft. REN TR A 7 1,50 
Sehreib- und Packmaterial . . . 2... 2 2 2 2 2. 3,06 
Porto und Fracht . . RAR REN © 59,89 
Druckkosten für die Einladungen . Sr ö 10,50 
Summa De ArScapER MH. 794,41 

Summa der Einnahmen: 956,41 

Ueberschuss: #. 162,00 

Dazu an belestem Kapital . . . . a 400,00 


Baares we nr Al. 562,00 


Bützow, am 31. Mai 1876. 
O. Arndt. 


Die vorstehende Berechnung ist bei der Revision monitur- 
frei gefunden. 
Ludwigslust, am 7. Juni 1376. 


L. Fromm, Secretair. Willebrand p. 


345 


Mitglieder-Verzeichniss. 
I. Allerhöchste Protectoren: 


Ihre Königlichen Hoheiten die regierenden Grossherzoge von 
Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz. 


I. Ehrenmitglieder: 
Se. K. H. der Erbgrossherzog Friedrich Franz von 


Mecklenburg-Schwerin. 5. Dec. 1869. 
Beyrich, Dr., Professor-Berlin. 14. Juni 1848. 
Reichenbach, Dr., Hofrath-Dresden. 4 Juni 1852. 
Stöckhard, Dr., Hofrath-Tharand. S. Juni 1854. 

It. Correspondirende Mitglieder: 
Emmerich, Dr., Hofrath, Direetor-Meiningen, 4. Juni 1832. 
Karsch, Dr., Professor-Münster, 4. Juni 1852. 
Sandberger, Dr., Professor-Würzburg. 4. Juni 1852. 
Karsten, Dr., Professor-Kiel. 18 Mai 1853. 


Ritter, Past. emer., Friedrichshöhe bei Rostock. S. Juni 1854. 
Meyn, Dr., Uettersener Sägemühle in Holstein. 30. Mai 185352 773 
Renard, Dr., Staatsrath-Moskau. 15. Juni 1859, 95 


Sandberger, Lehrer-Wiesbaden. 15 Juli 1859. & 
Schmidt, Mag., Privatdocent-Dorpart. 15. Juni 1859 3 
Senoner, Dr, Wien 15. Juni 1859. 
de Zigno, Freiherr, Padua, 15 Juni 1859 
Müller, Dr., Medicinalrath-Berlin. 24. Mai 1861. 
Rabenhorst, Dr., Dresden. 24 Mai 1861. 
v. Könen, Dr., Professor-Marburg. 3. Juni 1868. 
Sonder, Dr., Apotheker-Hamburg. 3 Juni 1868 
Brehm, Dr, Wien. 20. Mai 1869. 
Fuchs, OustosamK.K. Hofmineralien-Cabinet-Wien. 20. Mai 1869. u 
Speyer, Dr., K. preuss, Landesgeolog-Berlin. 20. Mai 1869. 7 
Kawall, Pastor-Pussen in Kurland. 8. Juni 1870. 
v. Martens, Dr., Professor-Berlin, 8. Juni 1870, 
Moebius, Dr., Professor-Kiel. 8. Juni 1870, Sr 
Weinkauf, H. OÖ, Kreuznach, 8. Juni 1870. x 
Jeffreys, Gwyn, Esq., London, 22. Mai 1872. ER, 
Möhl, Dr,, Professor-Cassel. 22. Mai 1872. 
Ascherson, P., Dr.,, Professor-Berlin. 27. Mai 1874. 
Müller, Karl, Dr., Halle a. S, 27. Mai. 1874. 


Prozell, Kirchenrath, Friedland, 27. Mai 1874, 


346 


Schulze, F. E., Dr., Professor-Graz. 27. Mai 1874, 
Verkrüzen, T. A., Schwanheim b. Frankfurt a,/M. 27. Mai 1874. 


Winkler, T. G,, Dr., Haarlem, 7. Juni 1876, 


Y. Ordentliche Mitglieder: 


Die Specialfächer der Mitglieder sind, soweit sie dem Secretair bekannt 
geworden, durch folgende Abkürzungen bezeichnet: A. — Anatomie, B. — Botanik, 


€. — Chemie, Co — Üonchyliologie, E — Entomologie, G. = Geognosie, Gl. — 
Geologie, M. — Meteorologie, Mi. — Mineralogie, ©. — Ornithologie, P. — Petre- 
factologie, Ph. = Physik, Z. — Zoologie. 
Altona: Semper, I. 0. — 0.@P., 1857. 
1amm. BT, ZuB; 1575. 
Aurich: Draeger, Dr., Gymnasial-Director, — 2. 1862. 
Barkow bei Plau: Lütjohann, Gutsbesitzer, — Z, 1852. 
Basedow: Bünger, Castellan. — B. 1876. 
Blankenhof: Pogge, Gutsbesitzer. 1854, 
Blücher bei Malchow: Sieber, Administrator. 1873, 


Bobbin b. Gnoien: von Blücher, Jagdjunker u, Forstauditor. 1873. 
Boddin bei Wittenburg: von der Mülbe, Kammerherr. 1873. 


'Börtzow bei Grevismühlen: Owstien, Pastor, 1852. 
Breesen, Kl., bei Güstrow: Karsten, Gutsbesitzer. 1855. 
Brunn b. Neubrandenburg: von Oertzen, Kammerherr. — EZ. 1849, 
Brütz bei Goldberg: Bassewitz, Pastor. — O. 1373. 
von Preen, Major. — O, 1853. 
Bülow hei Teterow: Erich, Pastor. 1861. 
Bützow: Ackermann, Dr., Realschullehrer, 1876, 
0. Arndt, Oberlehrer, Secretair d. Vereins. — B. Co, 1853, 

von Bülow: Üriminaldirector. 1873. 
Büreer, Postbeamter., 1875. 
Ebeling, Postseeretair. 1874, 
Genzke, Dr. med. - E 1851. 
Giffenig, Criminalrath. 1873. 
Griewank, Dr.,, Medieinalrath. — B, E 1869. 

Haase, Gastwirth. 1873. 
Happel, Pastor. 1873. 

Hohn, Realschullehrer. 1873, 
Kirchner, K., Pferdehändler. 1573, 

König, Realschullehrer. i 1875. 
Lüttmann, Dr, med. 1875. 
«Michels, Rentier. — Pflauzenphysiologie. 1875. 
Paschen, Friedr., Advokat, 1876. 
Reinnoldt, Kaufmann. 1573. 
Rennecke, Advokat. 1873. 
Schmidt, Hofapotheker. 1872. 


von Schöpffer, Criminalrath. 1873. 


347 


Spiegel, Religionslehrer, 1874. 
Stein, Rentier. 1873. 
Stötzer, Dr., Oberlehrer. 1873. 
Vick, Rentier, 1873. 
Winckler, Dr., Realschuldirector. 1873. 
Witte, Apotheker. 1876. 
Chemnitz b. Neubrandenburg: von Klinggraeff, Gutsbes. 1871. 
Conow bei Malliss: Kliefoth, Lehrer. — 2. 1576. 
Dargun: Chrestien, Amtsmitarbeiter. 1873. 
Linsen: Dr. med. 1560. 
Dassow: Sellin, Pastor, — E. 1875. 
Deezbüll in Schleswig-Holstein: Demmin, Lehrer. 1875. 

Demern bei Rehna: Masch, Pastor, Senior, Kirchenrath, 
Archivrath. 1851. 
Deven bei Kl. Plasten: Voss, Gutsbesitzer. 1875. 
Dewitz bei Stargard: Willebrand, Amtsrath. 1858. 
Dobbertin: Garthe, Forstinspector. 1864- 
Doberan: Kortüm: Dr., Medicinalrath, 1851. 
Dratow, Gr., bei Kl. Plasten: Lemcke, Gutsbesitzer. 1875. 
Eichhof bei Hagenow: Schmidt, Förster. — 2. 1860, 

Federow bei Waren: Freiherr von Maltzan, Präsident des 
Vereins, — Co, 1861. 
Feldberg: von Oertzen, Kammerherr und Landdrost. 1865. 
Friedland: Dühr, Dr., Professor, 1874. 
Golchen bei Brüel: von Kolhans, Gutsbesitzer, 1873. 
Goldberg: Meyer, Bürgermeister. 1875. 
Göttingen: Reinke, Dr, Professor, — B. 1864. 
Grabow: Bader, Realschullehrer. 1876. 
Fritz, Kaufmann. 1876. 
Kloss, Dr. med. — 2. 1855. 
Madauss, Zahnarzt*). — B, 1847. 
Schubarth, Dr., Realschuldireetor. 1876. 
Greifswald: Marsson, Dr. — B. 1858. 
Wiese, Forstmeister, 1861. 
Gresenhorst: Seboldt, Stationsjäger. — O. 1873. 
Grevismühlen: Bauer, Apotheker. 1863. 
Hesse, Landbaumeister, 1871. 
Güstrow: Becker, Rentier. 1873. 
Ernst Burmeister, Justizrath. 1874. 
Förster, Dr., Gymnasiallehrer. — PA. 1859. 

Koch, Landbaumeister, Bibliothekar des Vereins, 
—G.P. 1849. 


*) Anm. Die Namen der noch lebenden Gründer des Vereins, die dem- 
selben noch angehören, sind durch fette Schrift hervorgehoben. 


348 


Marcus, Cand. phil. 1875. 
von Monroy, Dr., Canzleidirector. 1869. 
Müller, Apotheker. — B. C. Mi. Ph. Z. 1849. 
von Nettelbladt, Freiherr, Major. — P. 1862. 
Raspe, Dr., Gymnasialdirector. 1868. 
Seeger, Realschuldirecetor. — C, Ph. 1867. 
Seitz, Bürgermeister. 1854- 
Simonis, Realschullehrer, — B. 1862. 
Vermehren, Öberlehrer. — C. Ph. 1849. 
Vogel, Dr. med. 1S71. 
Gutendorf, Neu-, bei Marlow: von Vogelsang, Hauptmann, 
Gutsbesitzer. — ©. 1849 
Hamburg: Beuthin, Dr., Lehrer. — Co, E. Mi. 1867. 
Forst. 0. J. F., Kaufmann. 1870. 
Krogmann, Dr. med, — Z, 1852, 
Worlee, Ferd., — B. Mı. P. Z, 1864. 
Hamm in Westphalen: von der Mark, Apotheker. 1858. 
Herrnburg, Fürstenth. Ratzeburg: Langmann, Pastor. — Bo. 1871. 
Jamel bei Grevismühlen: Regenstein, Förster. 1868 
Jördensdorf bei Teterow: Steinmann, Pastor. 1876 
Kaebelich bei Woldegk: Reinke, Pastor. 1855. 
Kargow bei Waren: Neumann, Gutsbesitzer. 1875. 
Karin, Alt-, bei Gerdshagen: Graf von Bernstorff, Gutsbes, 1862. 
Katelbogen bei Bützow: von Jasmund, Gutsbesitzer. 1873. 
Kiel: Dr. Heincke, Gymnasiallehrer. 1875. 
Kröpelin: Kühm, Postmeister. 1876 
Küssow bei Neubrandenburg: Kirchstein. Domänenpächter, 1858. 
Leipzig: Kraepelin, Dr., Oberlehrer. — B. Z. 1870. 
Levekendorf be! Laage: Schulz, Domänenpächter. 1874. 
Ludwigslust: Auffarth, Dr., Oberlehrer. 1875. 
Brückner, Dr., Sanitätsrath, 1556. 
Hinstorff, Buchhändler. 1876. 
Josephy, Kaufmann. 1875. 
Kahl, Kaufmann. 1875. 
Kurztisch, Advokat, 1875. 
Maynz, Dr., Oberlehrer. 1876. 
Minter, Schuldirector, 1863. 
Peters, Oberrossarzt, 1875. 
Schiemann, Hofapotheker. 1875, 
Sparkuhl, Rentier. 1876. 
Vesper, Kaufmann. 1875. 
Lübeck: Arnold, Lehrer. — B. Co. E Mi. 1862, 
Boeckmann, Auctionator, — E. 1870. 
Brehmer, Dr., Senator. — B P. 1852, 


Brock, Rentier, 1870. 


349 


Groth, Lehrer, 1871. 
Klug. Dr. jur. 18370. 
Lasson, Ivar, Kaufmann. 1870. 


Lenz, Dr., Conservator am Naturhist. Museum zu 
Lübeck. — B. (Algen.) Z. (spec. wirbellose 


Thiere der Ostsee.) 1867. 
Lignau, Oberpostdirector., 1870, 
Müller, Dr. jur. 1870, 
Pfaff, Apotheker, — 0. 1864, 
Scherling, Professor. 1870, 
Schliemann, Rentier. 1852. 
Sörens, Lehrer. 1870. 
Warncke, Matth,, Rentier, — Z. 1865. 
Wilde, Lehrer. — B, Co. E. Mı. 1851. 
Lübtheen: Becker, Dr., Sanitätsrath, 1852. 
Lüschow bei Buckow: Fischer, Gutsbesitzer, 1866’ 
Lüssow bei Güstrow: Hermes, Pastor. 1855. 
Schubart, Gutsbesitzer, 1870. 
Luckow, Kl,, M. von Maltzan, Freiherr — 2,0, 1862. 
Malchin: Krefft, Telegrapheninspector. 1873. 
Mozer, Dr. med, 1873. 
Scheven, Helm., Dr., Medicinalrath. 1857. 
Schmidt, Superintendent, 1873. 
Timm, Rentier, 1847. 
Malchow: Müller, Apotheker. 1869. 
Malliss: Tamm, Oberinspector. 1876. 
Schloss Miechowitz in Schlesien: von Tiele- Winckler, 
Öberstlieutenant, 1873. 
München: Gottsche, Stud, der Naturwissenschaften. 1873. 
Neubrandenburg: Ahlers, Bürgermeister, 1872. 
Ahlers, Rath, Landsyndicus, 1853. 
Ahrendt, Hofbuchdrucker. 1873. 
Bachmann, Advokat. 1873, 
Brückner, Dr. med. 1872. 
Brünslow, Buchhändler. 1849. 
Fröhlich, Praep. emer. 1858. 
Greve, Buchdrucker. — O. 1867. 
Kummer, Rentier, 1873. 
Müller, Oberförster. — Z. | 1849. 
Schlosser, Apotheker. 1872. 
Siemerling, Dr. phil. 1847, 
Siemerling, Rentier. 1872, 
Neukloster: Wulff, Inspeetor der Blinden-Anstalt. — B. EZ, 1858. 
Parchim: Evers, Senator. 1860. 


Heussi, Dr., Conrector. — PA. 1874. 


300 


Lübstorf, Lehrer, — B, C. 
Penzlin: Krüger, Dr. med, 
Freiherr von Maltzan, Erblandmarschall. 
Perleberg: Rudow, Dr., Oberlehrer. — Z. 
Rehse, Alt-, bei Neubrandenburg: Mercker, Gutsbesitzer. 
Reinstorf bei Bützow: Schnappauff, Gutspächter, 
Ritzerow bei Stavenhagen: von Rieben, Forstmeister. — Z, 
Rönkendorf bei Triebsees: von Gadow, Gutsbesitzer, 
Rövershagen bei Rostock: Garthe, Forstinspector. 
Rosenhagen bei Dassow: Rettich, M., Gutsbesitzer. 
Rostock: Aubert, Dr., Professor. — Z. 
Berger, Organist. 
Clasen, Dr, Lehrer. — E. Mı. 
Grenacher, Dr., Professor. 
Groschopff, Dr., Chemiker. — (., 
Karsten, Rentier, 
Karsten, Dr. Professor. — Mi. Ph. 
Krause, Director der grossen Stadtschule. 
Kühl, Dr., Medieinal-Assessor. 
Lange, Dr. Kunstgärtnereibesitzer. — B, Mi. 
Langfeldt, Baumeister. 
Raddatz, Director der höheren Bürgerschule. — Z 
Rennecke, Past. emer. 
Biefkohl, Privatlehrer. — O. 
Röper, Dr., Professor. — B. 
Rusch, Adv. Raths-Secretair. 
Scheven, Dr., Medicinalrath. 
Sprenger, Lehrer. 
Steenbock, Conservator. — 0, 
Wiechmann, Dr. phil. — 0. @. P. 
von Zehender, Dr., Professor. 
Rothenmoor: Freiherr von Maltzan, Gutsbesitzer. 
Schlemmin: Senske, Förster. 
Schlön bei Waren: Brückner, Präpositus, 
Schönberg: Konow, Cand. theol.,, Realschull. — 2. Co. E. 
Riehmann, Baumeister. 
Schwan: Clasen, Oonrector. — E. 
Schwasdorf bei Kl. Plasten: Saurkohl, Gutsbesitzer. 
Schwerin: Adam, Dr,, Oberlehrer. — (, Ph. 
Bärensprung, Dr., Hofbuchdrucker. 
Blanck, Dr., Oberstabsarzt. — B. Z. @l. 
Brandt, Gymnasiallehrer. 
Brauns, Gymnasiallehrer. — E. 
Brockmäüller, Heinr. — B. Oryptogamen 
Brückner, Dr., Sanitätsrath. — 2. 


1869. 
1873. 
1873. 


1873, 
1857. 
1874. 
1860. 
1873. 
1857. 
1873. 
1868. 
1864. 
1850. 
1875. 
1862. 
1860. 
1868 

1868. 
1851. 
1868, 
1554, 
1850. 
1860, 
1861. 
1868. 
1873. 
1851. 
1871. 
1861. 
1865. 
1860. 
1873. 
1375. 
1860, 
1874. 
1851. 
1853. 
1875. 
1866. 
1862. 
1857, 
1875. 
1868. 
1848, 
1847. 


351 


Brunnengräber, Hofseifenfabrikant. 
Clement, Professor, 

Dippe, Dr, Ministerialrath. — 3%. 
Facklam, Wittwenkassenkassier, 
Flemming, Dr. Geh. Medicinalrath. 
Francke, Apotheker. — 5. C. 


Fromm, Secretair des Statist. Bureaus. — G@l. Co. 


Hartwig, Dr., Schulrath. — Ph 

Heise, Dr. med. 

Kaeleke, Buchhalter. 

Klett, Grossherzogl. Obergärtner. 

Knebusch, Domänenrath. 

Lehmeyer, Hofgärtner. — 2. 

Lindig, Dr., Oberlehrer. — €. Ph. 

Lisch, Dr., Geh. Archivrath. — @l. 

Lübbert, Sparkassenschreiber. — O. 

Keyer, Dr. Oberstabsarzt. 

von Monroy, Üanzleirath. 

Pechel, Lehrer. 

Planeth, Dr, Lehrer. — Co. 

Rennecke, Advokat. 

Ruge, Baumeister, — Gl. 

Vollbrecht, Heinr., Dr. med. 

Voss, Dr., Realschullehrer. 

Wehner, Landbaumeister. 

Wöhler, Grossherzogl. Obergärtner. 
Seesen am Harz: Rademann, Stud. pharm. — 2. 
Selpin bei Tessin: MöÖnnich, Gutsbesitzer, 
Spornitz bei Parchim: Mecklenburg, Förster. 
Stargard: von Fabrice, Kammerherr und Landdrost, 


Stavenhagen: Heinroth, Schornsteinfegermeister. — P. 


Sternberg: Hundt, Apotheker. 
von Müller, Oberforstmeister. 
Schlettwein, Dr. med. 
Steinohrt, Dr. med. — O. 

Strelitz, Neu-: Barnewitz, Hofbuchhändler. 
Collin, Professor. 
Fischer, Dr. phil. 
Götz, Dr., Obermedieinalrath. 
Müller, Dr., Realschuldireetor. 
Peters, Dr., Obermedicinalrath. — EZ. 
Roloff, Dr, Professor. — B. O0. Mi. Ph. Z. 
Twachtmann, Rath, 

Subsin bei Laage: Busch, Domänenpächter. 

Tessin: Michaelsen, Advokat. 


1869. 
1876. 
1852. 
1875. 
1857. 
1868. 
1851. 
1897. 
1869. 
1869. 
1875. 
1847, 
1848, 
1875. 
1847. 
1861. 
1857. 
1869 
1876. 
1874. 
1869. 
1833. 
1869. 
1876, 
1871. 
1876. 
1873, 
1876. 
1866. 
1865. 
1848. 
1876. 
1847, 
1876. 
1873. 
1866. 
1857. 
1372. 
1860. 
1866. 
1866. 
1852. 
1866. 
1871. 
1876. 


Teterow: 


392 


Schröder, Dr. med. 

Bolzendahl, Schuldirigent, — B. Z. 
Cordes, Lehrer. — ©. 

Danneel, Senator, 

Kaysel, Senator. 

Koch, Stadtrichter, 

Scheven, Herm,, Dr. phil. 
Schmidt, Rector. 


Twietfort bei Plau: Radel, Förster. 


Varchow 
Viecheln 


bei Kl. Plasten: Fleischmann, Pächter, 
bei Gnoien: Blohm, W., Gutsbesitzer, 


Vietz bei Hagenow: Lau, Lehrer. — O. 


Wabel bei Neustadt: Mecklenburg, Forstmeister. 


Waren: Birkenstädt, Brauereibesitzer. 


Elvers, Dr., Sanitätsrath. 

Horn, Apotheker. — B, 

Krull, Apotheker. 

Lembeke, Postdirector. 

Paschen, Heinr., Adv., Stadtrichter, 
Räthjen, Advokat. 

Struck, Gymnasiallehrer. — B. Co. Z, 


Wismar: Friedrichsen, Üonsul. 


Mann, C., Rentier. 

Martin, Dr., Gymnasiallehrer. — P. 
Massmann, Musikdirector, 

Meese, Stuhlmachermeister. — Z. 
zur Nedden, Amtmann. 

Rättig, Lehrer. — B. 


Schmidt, Franz, Kreiswundarzt. — 2. 0. 
Schmidt, Heinrich, Dr., Oberlehrer. — B, Co, E. 


Stahmer, Dr., Medicinalrath. 


Wittstock: Meyer, Rector. 
Zapel bei Crivitz: Willebrand, Pastor. — 2. 


Zarchlin bei Plau: Schumacher, Domänenpächter. 


Zarrentin: Brath, Apotheker. — @. P. 
Abgeschlossen: d 30. Nov. 1876. 


C. Arndt. 


1876, 
1873, 
1850, 
1850. 
1861. 
1875. 
1870. 
1873. 
1873, 
1875, 
1865, 
1852, 
1875. 
1875, 
1875. 
1869. 
1858. 
1869. 
1873, 

1875. 

1851. 
1871. 

1874, 
1876. 
1874. 
1874. 
1374. 

1855. 
1850. 
1859. 
1851. 
1865. 
1847. 
1873. 
1857, 


betne 

Seit längerer Zeit sammle ich das sehr zerstreute 
Material über die bis jetzt bekannt gewordenen Fälle 
vom Erscheinen von Cetaceen in der innern Öst- 
see, Ich beabsichtige die Resultate im nächsten Archiv- 
heft zu veröffentlichen. Wenn mir nun auch schon eine 
nicht unbeträchtliche Zahl von Fällen bekannt geworden 
sind, so fehlt an einer Vollständigkeit doch sicher noch 
viel. Ich erlaube mir daher an die geehrten Mitglieder 
die Bitte zu richten mich durch bezügliche Mittheilungen 
über diesen Gegenstand, namentlich auch durch Ueber- 
sendung von Notizen aus Zeit- und Vereinsschriften, 
Tageblättern und andern nicht speciellen Fachzeit- 
schriften oder localen Blättern gütigst unterstützen zu 
wollen. Speziell möchte ich darum bitten, sich nicht 
durch den Gedanken von Zusendungen abhalten zu lassen, 
dass dem Unterzeichneten dieser oder jener Fall schon 
bekannt sein könne. Nochmals auf einen bereits be- 
kannten Fall aufmerksam gemacht zu werden, schadet 
nie, während andererseits eine unterlassene Mittheilung 
leicht eine Lücke zur Folge haben kann. 

Ich werde nicht verfehlen, in der Arbeit selbst die 
mir gütigst gemachten Anzeigen zu verzeichnen. Im 
Voraus verbindlichsten Dank! 


Lübeck, Naturhistor. Museum, den 15. Nov. 1876. 
Dr. H, Lenz. 


Bitte 


mn 


Unterzeichneter wünscht, die Echinodermen der 
silurischen Geschiebe einer eingehenden Revision zu 


x 


— 
\ 


en en a 


Vu 
EEE ERBEN LEERE LLORET 


354 


unterwerfen und bittet daher alle diejenigen, welche sich | 


iin Besitz von Objecten befinden, freundlichst um zeit- 
weilige Ueberlassung derselben. 


Wismar, im November 1876. 


Dr. K, Martin. 


Berichtigungen. 


Im vorigen Heft (Archiv 1875, Jahr 29) hat sich leider ein 
sehr unangenehmer Druckfehler eingeschlichen, indem in der Be- 
schreibung der tertiären Fischreste der Name des hochgeehrten 
Herrn Verfassers durchgehends mit ck statt mit k geschrieben ist. 
Der Name des Autors ist 


Dr. T. C. Winkler, 


worauf wir mit der dringenden Bitte um nachträgliche Verbesserung 
aufmerksam zu machen nicht verfehlen. 


In diesem Heft ist zu ändern: 

S. 88. Z. 16 v. o.: Nibelungen statt Niebelungen. 

S. 100. Z. 4 v. o.: statt Hengste von ist zu lesen Hengste 
Namen nach. 

S. 109. Z. 17 v. u.: Naturgeschichte st. Naturgesichte. 

S. 289. Z. 10 v. u.: Seeadler st. Fischadler, 

S. 290. Z. 15 v. o.: Seeadler, Aguila albicilla L, st. Fisch- 
adler, Pandion haliaötos. In Bezug hierauf wird der Herr Ver- 
fasser im nächsten Heft genauer berichten, — Im Inhalts- 
verzeichniss ist schon Seeadler gesetzt, 


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