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rhiloi j«^ i
t
I
HARVARD
COLLEGE
LIBRARY
i
Archiv für das Studium
der Neueren Sprachen
HARVARD
üNlVERSjT^r
49. Band
1872
ARCHIV
FÜR DAS
STUDIUM DER NEUEREN SPRACHEN
UND LITERATUREN.
HEBAUSGEGEBEN
TOM
LUDWIC HERRIC.
XXVn. JAHRGANG, 49. BAND.
BBAÜNSCHWEIG,
DKOOK UND VBRLAO VON OEOROB WE8TBRMANN
1872.
Reprinted with pennission of Georg Westermann Verlag
WNSON REPRINT CORPORATION JOHNSON REPRINT COMPANY LTD.
1 Fifth Avenue, New York, N.Y. 10003 Berkeley Square House, London, W.l
Reprinted from a copy in the collections of
The New York Public Library
Astor, Lenox and Tilden Foundations
First reprinting, 1967, Johnson Reprint Corporation
Printed in the United States of America
Inhalts- Yerzeichniss des XLIX. Bandes.
Abhandlungen. sait«
Nene Beitrage snr englischen Lexikographie. Von Dr. A. Hoppe * • . I
Die provensalieche Liederbendachrift Cod. 42 der Lattrenslanifchen Bibliothek
in Florenz nach der von Dr. Edm. Stengel im Auftrage der Berliner
Gceellaehaft f. d. Stndittm der neueren Sprachen genommem^n Abflchrift.
(Schlnas) 53, 283
in. lieber die griecfaiache Novelle. Von Dr. C Härtung 89
Camoens als Dichter und Krieger. Von Dr. J. J. 8« May 121
Die sprichwörtlichen Formeln der deutschen Sprache. Von Carl Schulze 139
Versuch fiber die syntaktischen Archaismen bei Montaigne. Von Friedrich
Glauning 163, 825 415
Uebcr Bufwer^s Uebenelenngen Sdiiller'scher Qedichte im Vergleich mit den
Originalen. Von Dr. K. Böddeker 241
Ueber die Ausbildung der deutschen Sprache in der Neuaeit. Von F. ▼. Sal-
pins ....*.* 369
Die Legenden des Ms. Land 108. Von Dr. Horstmann 895
GeEufige fehler gegen den deutschen stil. Von K. G. Andresen . . . 445
Beurtheilungen und kurze Anseigen.
Geechichtc des Kirchenliedes und Kirchengesanges der christlichen« insbeson-
dere der dcuti«hen evangelischen Kirche. Von Ed. Emil Koch. (T.) . 193
Das deutsche Kriegslicd. Eine literar-historischo Studie von Karl Jnnickc.
(Buchsenschüts.) 196
W. Shakespeare^s dramatische Werke. Für die deutsche Bühne bearbeitet
von W. Oechelbäuser. (Hans Herrig) 198
Auswahl aus den kleineren Schriften von Jakob Grimm. (Dr. Anton
Schoenbach.) 199
Ernst Götxinger, Literatarbeitrüge aus St. Gallen. (Dr. Anton Schoen-
bach.) 200
Pürachgang im Dickicht der Jagd- und Foretgeschichte. Von C. IL Edmund
Freiherm von Berg, Dr. phil. (Frank.) 201
Dr. Rudolf Sonnenburg, Grammatik der englischen Sprache nebst metho-
dischem Uebungsbuche. (Dr. Bothenbücher.) 212
Wider die Fremdwörter. Von Dr. Th. Mertens. (Dr. Anton Schoen-
bach.) 216
Fremdworterbach von Daniel Sanders. (Dr. Sachse.) * 217
Begeln und Wörterverseichniss für die deutsdie Ortiio^pbie, cum Schnl-
gebrauche herausgegeben von dem Verein der Berliner Gymnasinl- und
BealschuUebrer. (Dr. G. Schnlse.) 221
DieUoonaire d'^tymolo|^ daoo-romane(.) iftldments latins comparft avec les
antres langnes romanes par A. de Cihac (Ameis.) 225
Seite
F. W. Culmann, Zar Etymologia der Worte gehen and stehen. (Dr. Anton
Schocnbach.) 857
Sprichwörter der germaniachen and romanischen Sprachen vergleichend sa-
sammeugestellt von Ida v. Diiringsfeld und Otto Freiherm v. Beineberg^
Düringsfeld. (H.) S58
Ostfriedand wie es denkt and npricht. Eine Sanunlong der gangbarsten
ostfriesischen Sprichwörter nnd Redensarten. Erklärt and hera' .«gegeben
von W. G. Kern nnd W. WiUms. Mit einem Vorworte von Dr. W. J.
Jütting. (Dr. Anton Schocnbach.) S60
Lcs jardins du Boman de la rose compar6t avec ceax des Romains et ceux
da moyen Age, ornd d'un plan et d'nne vne perspective des jardins des
rois de Navarre au XV* si^le par Gdnac Moncant. (Dr. Albert
Stimming.) SGI
Fr. Kreyssig, Vorlesungen über den deutschen Roman der Gegenwart.
(Dr. Anton Schoenbach.) 451
Dr. Uerm. Dunger, Ueber Dialect und Volkdiod des Vogtlandes. (Dr. Ant
S<:hoenbach.) 453
Dr. Wilhelm Deecke, Die deutschen Verwandtschaftsnamen. Eine sprach-
wisdenschaftlicho Untersuchung nebst vergloichendea Anmerkungen.
(Dr. Anton Schoenbach.) 453
Dr. Ladwig Steub, Die oberdeutschen Familiennamen. (Dr. Ant. Schoen-
bach.) 454
Geschichte der Literatur des Rhätoromanischen Volkes mit dnem Blick auf
Sprache und Charakter desselben. Von Dr. Friedlieb Rausch. (Dr. A 1 -
bert Stimming.) 454
Dr. Julius ZupitzB, Einführung in das Studium des Mittelhochdeutschen.
(Dr. Ant. Schoenbach.) . . . . .^ 458
Internationale — französlsch-engliscli-spanisch-italienische — Grammatik f&r
Deutsche etc. von Buhse. (Th. Am eis.) 459
Lehrbuch der englischen Sprache von Dr. Immanuel Schmidt. 1. Theil
«Elemcntarbuch.* p. XII u. Sil. 2. Tbeil «Grammatik der englischen
Sprache.« p. XII u. 682. (Dr. Wüllcnweber.) 465
Lettre a M. Paul Meyer, professour k Tdoolo des chartes sur Tanteur de la
chanson de la croisade albigpoise cn particulier et sur oertains procdd^
de critique en gcn^ral par G<$aac Moncaut, correspondant du mijiist^re
de rinstruction publique. (Dr. Albert Stimming.) 467
Miscellen.
Seite 280—238. 868—866. 470—478.
Bibliographischer Anzeiger.
Seite 239-240. 367—868. 479—480.
Neue Beiträge zur englischen Lexikographie.
Yoa
Dr. A« Hoppe in Berlin.
Bei Sammlung und Erklärung der hier folgenden Wörter sind
dieselben Grundsätze befolgt worden wie bei den früher in dieser
Zeitschrift veröffentlichten „Beiträgen zur englischen Lexikographie^
(Artikel I, Bd. 28, p. 385—416; Art. VIII, Bd. 36, p. 358— .872);
d. h. sie sind bestimmt, das Englisch-Deutsche Lexikon zu vervollstän-
digen und zu verbessern ; dabei ist durchweg das Lexikon von New-
ton IvorjLucas (Bremen, 1856, Schünemann's Verlag) zu Grunde
gelegt, und Alles als neu angenommen worden, was in diesem Buche
nicht steht. — Die Wörter sind fast ausnahmslos aus der LectOre ge-
nommen; die Erklärungen aus Webster's Dictionarj bj Ghauncey
A. Goodrich and Noah Porter (die Vorrede datirt New Haven, July
1864) — hier mit Wb. bezeichnet — Jamieson's Di ct. of the
Scottish Language, New Edition byJohn Longmuir; Edinb. 1867
— hier J. — und P. L. Simmonds' Commercial Dictionary,
London 1807 — hier S. — andere auch aus den Schriftstellern selbst
oder aus mündlicher Belehrung. Wo nach Seiten citirt ist, ist über-
all die Tauchnitz^sche Ausgabe gemeint, ausser bei W. Scott, wo die
in Klammer stehende Zahl auf die Schlesinger'sche, und bei Jeaffreson,
Live it down, wo sie auf die Ausgabe von 1863 (London, Hurst and
Blackett) weist. — Mit 8. L. wird Bezug genommen auf das Anfangs
dieses Jahres erschienene Englisch-Deutsche- Supplement-
Lexikon von Dr. A. Hoppe (Berlin, G. Langenscheidt's Verlags-
bachhandlung), um das dort Gegebene zu vervollständigen oder durch
Archiv f. n. Sprachen. XLIX. 1
2 Neae Beiträge zur englischen Lexikographie.
Beweise zu belegen. — Was die schottischen Wörter betrifft, so lässt
sich weder bei Lucas noch bei Webster oder Worcester ein Princip er-
kennen, nach dem die Auswahl getroffen wäre. Da nun das drin-
gendste Bedörfniss das ist, wenigstens W. Scott mit Hilfe unseres
Lexikons lesen zu können , so ist mit der Durcharbeitung einiger Ro-
mane dieses Schriftstellers hier der Anfang gemacht worden.
A . . . Prä6x (verstümmelte Präposition), zur Bildung von Ad-
verbien und prädicativen Adjectiven:
AFOAM, schäumend. Wb.: in a foaming State; as, the sea is all
afoam. — C Bell, Shirley, IL p. 305: Mac Turk, being summoned,
came with steed afoam. (So können diese Wörter, der Form nach
nicht prädicativ, hinter das Substantiv treten; the black porter, like the
rest of the world, astir at an early hour ; Btüwer, — a man a little
agoggled in bis eyes; Leighton, — behold the hill-tops all aglow with
silver and with amethyst ; LongfeUow, — the muscles all a-ripple on
bis back; Farrar» Vgl. S. L. unter diesen Wörtern).
AOLOw. C, Bell, Shirley, I, p. 192: But if Bnar-chapel seemed
alive, so also did Briarmains: though certainly the mansion appeared
to enjoy a quieter phase of existence than the temple; some of its
Windows too were a-glow. Vgl. S. L.
AGRiN, lachend, ashine, glänzend. C, Bell, Shirley, J, p. 45 : bis
hard features were revealed all agrin and ashine with glee. Vgl. S. L.
A-HORSR, zu Pferde. W, Russell, My Diary in India, II, p. 120 :
ladies and gentlemen who were flirting and phiiandering, a-horse and
a-foot, on the road below me.
A-HORSEBACK, ZU Pferde. Tkackeray, the Virginians, 11. p. 241:
he loved any game that was a-foot or a-horseback ; scherzhaft wie :
„Das im Gange oder im Ritte war.^
A-HUNGERED, hungemd. C Beü, Shirley I, p. 235: To this ez-
tenuated spectre, perhaps, a crumb is not thrown once a year; but
when a-hungered and athirst to famine . . . Divine Mercy remembers
the mourner etc. — ib. II, p. 277 : I saw many originally low, and
to whom lack of education left scarcely anything but animal wants,
disappointed in those wants; ahungered, athirst, and desperate as fam-
ished animals.
A-Low, in Flamme, brennend. W, Scott, Heart of M. L,, c. 45
(in, p. 175): The Captain's a queer band, and to speak to bim about
Neae Beitrüge rar englischen Lexikographie.* 8
that or ony thing eise that crosses the maggot, wad be to set the kiln
a-low.
A-FDRP08B, absichtliofa. D. Jerrold, St Oiles etc. I, p. 21 : „Pooh !
women can love no end o' babies,'^ said Jem. f^They 're made a pur-
pose for it.^
ABBRDAVAT, 8. W. RuBsell^ My DioTy in India^ II, p. 102: These
(trees) are fuH ofbirds. Thelittle aberdavats flit about like bees from
branch to branch. Wol derselbe Vogel wie aberdevine bei L. n. Wb.
ABORiGEN, s. irrthQmlich gebildeter Singular zu aborigines. W»
Buisell, My Diary etc. 11, p. ] 74 : And thus, with an able-bodied abo-
rigen holding on by my tunic-tails behind ... I parachated down —
dowo etc.
ABOUT, 1 . praep. a man abont town, ein Lebemann. W. Scotts
Sl RonarCa TF., c. 33 (III, p. 11): a bnck of the old school) one
of Congreve's men of wit and pleasure about town ... 2. adv, turn
about oder tum and tum abont, abwechselnd, einer um den andern.
W. Scotts Kmüworth^ c 15 : and despite all thy boasted art and am-
bition, Devonshire will see thee shine a trae younger brother, fit to
Sit low at the board, carve tum about with the chaplain, look that the
honnds be fed eto. — week about, nach Wochen abwechselnd. W.
ScoU, the Pirate^ c. 34 (III, p. 100, Schi.): it will neyer do to have
two captains in the same day. I think week about might suit better
— and let Cleveland take the first tum. id, Heart of Äiid, L, c, 16
(L^ p. 259): time about 's fair play. Zu Beiden vgl. S. L.
ABSOLViTOR. s. W. Scott^ St. Bonati's W. c. 8. (I, p. 110): and
nnless ye get your thumb-nail on them in the very nick o* time, ye
may dine on a dish of prescription, and sup upon an absolvitor. — J. :
A forensic term, used in two different ways: — 1. Äbsolvitur ab in'
staniia. ^One is said to be absolved from the instance, when there is
some defect or informality in the proceedings ; for thereby that instance
is ended until new dtation." Spottiswoode^a Law DicU M. S. -—
2. AbsoUritur from cUtm. ^When a person is freed by sentence of a
jndge from any debt or demand, he is said to have obtained abaolvitur
from the pursuer's claimJ^ — Ibid.
ABUKB, prp. schottisch = aboon, above. W.Scott, theÄntiguary,
c 7 (I, p. 80, Schi.) : See, yonder's the Ratton's Skerry — he aye
held bis neb abune the water in my day — but he 's aneath it now.
— id, Heart of Mid.*L. c. 12 (I, 188): as long as our heads ai*e
4 Neue Beitriige cur eogliichen Lexikographie.
abnne the gnind. — ib. c. 26 (II, p. 134): sae abone a' that thece'a
a gude fire.
AOCKFT, ▼. the aooeptedy der Verlobte, wie ea acheint Amerikania-
mua. B. B. KimbaUj Was He succeasfid ? p. 209 : To cot the atory
ahort, the whole matter was pleaaantlj aettled, and Hiram established
aa the aocepted of Miss Tenant. — ib. p. 259: Emma, alaa! waa
awaj, far awaj, elae he would go and appeal to her — not to rein-
State him as her acoepted, bat — to aid him to get right with Dr.
CheUis.
ACCOMODATiOK, 8« Unterkommen, Quartier für die Nacht* W,
CoUinfy After Darky p. 208 : What is the name of the neareat town
where jou coald get good acoommodation for the night?
▲COLTTB, s. L. giebt nnr die kirchliche Bedeutung («,Akolnth^).
Doch oft allgemeiner: ein Begleiter, Helfer, Neuling u. dgl. W. Scotts
Kenüworth^ c. 32 : In the course of the passage from the hall of the
reception to the banqueting^room, and espedallj in the courtyard, the
new-roade knights were assailed bj the heralds, pnrsnivants, minstrela
dsc., with the usual cry o( Largeesey largesse^ Chevaliers tres hardis! an
ancient invocation, intended to awaken the bounty of the aoolytes of
chivalry towards those whose business it was to register their armorial
bearings etc. — ÄrU. TroUope^ Barchester TotoerSf c. 11: This waa
Said exactlj in the tone that a joung Admiraltj derk might use in
asking the same question of a brother acolyte at the Treasuiy.
AGBOss, l.adv* breit, bei Dimensionsangaben. TT. i2iM<eU, MyDiary
etc. II, p. 347 : The stream of the Gogra is 350 yards across or more,
and the current runs swidly. The breadth of the bed is 1500 or 1600
yards, and in the height of its overflow it is three miles across. 2. prp.
across country, stehende Phrase vom Reiten bei der Hetzjagd. Jeaf--
freson^ Live it doum^ 11, p. 99 : I always respect a man who, besidea
going across country with pluck, rides with judgement. — ib. p. 244:
So the young Squire rode his ill-favonred hackney across country, in
the highest possible humour with her bad qualities etc. — Vgl. S. L.
ACUTE as a needle, mit der bei stehenden Phrasen häufigen Ver-
wechslung der eigentlichen und figürlichen Bedeutung (to sleep like a
top ; dose as wax; piain as Salisbury u. dgl.). W. iScott^ Su Bon.
TT. c. 25 (11, p. 170): simple as a child in all that ooncemed the
World and its ways, acute as a needle in every point of knowledge etc.
ADAMAMT, s. Nach Vorgang des Griechischen und Lateinischen:
Keae Bettnge zur englischen Lesdkographie.
audi: härtester Stahl. Ant. Tralhpe, the Worden^ c. 10: He was as
R man bonnd with iron, fettered with adamant: he web in no respeet
a free agent. Vgl. S. L. unter diamond«
ADjouRKAL, Y. In Schottland die amtliche Einregistrimng eines
Erkenntnisses. W, Scotts Heart of M. L.^ c. 1 (I, p. 27): I read
(novels) from habit and indolence, not from real interest . . . Bnt
not so in the real records of human vagaries — not so in the State
Trials, or in the Books of Adjoumal. — ib. c 28 (11, p. 81): The
deelaration of Effie Deans was altered on other principles, and the fol-
lowing is a sketch of its contents, gi^en in tlv» judicial form, in which
they maj still be found in the Books of Adjoumal. — J. : The desig«
nation given to the record of a sentence passed in a criminal cause,
and kept in what are called the Booka of Adjoumal.
ABMDviCLB, 8. L. : ^Hülfe, ünterstfltzung.^ In der schottischen 6 e»
richtssprache ^ein Nebenbeweis, den Beweis unterstützender umstand.^
W. Scatty BeaH of M. L. c. 23 (II, p. 80) : It is true that these de-
darations are not produced as being in themselyes evidence properlj
so called, but onlj as adminicles of testimony, tending to corroborate
what is considered as legal and proper evidence. — J.: Collateral
proof. — Dazu :
ADWiNicxTLATB, V. ein Zenguiss unterstützen. TT. Scotts ib. (II,
p. 97) : It (extrajudicial confession) was totallj inept, and void of all
Btrengtb and effect from the beginning; incapable, therefore, of being
bolstered up or supported, or, according to the lawphrase, adminicula-
ted, bj other presumptive circumstances. — Fehlt auch bei J.
ADMINISTRATOR, s. JeaffresoTi, Live it doum^ III, p. 71 : the sum
of tweWe thousand pounds of lawfnl British money, to be paid to the
mä B.« or to bis certain attomey, executora^ adminiatratora^ or cuaigna
etc. Letztere drei Worte stehen zur Bezeichnung derjenigen, die einen
Rechtsanspruch auf Eigenthum durch einen andern haben. Vgl. S. L.
ADVowsoN, s. Der Inhabar eines solchen kann, so lange der die
Pfrfinde bekleidende Geistliche lebt, sein Recht der Besetzung nach
dem Tode desselben verkaufen. W. Scotts St. Ron. TF., c. 16 (II, p« 42):
Eis lordsbip had privately porchased from the Mowbraj family the
patronage or advowson of the living of St. Ronam's, then held bj a
Tery old incumbent, who died shortlj afterwards. Ygl. S. L. unter
presentation.
6 Neue Beiträge zor englischen Lexikographie.
AETAT. = at the age of . . ., eigentlich in Kirchenbuchern. «/m/-
freson^ Live it dourn, I, p. € : Such . . . was John B.^ merchant and
ex-attomej-at-law, »tat. 60 (or thereabouts) • . . — ib. p. 256 : a
fearfuUy designing and worldlj-minded fellow was Mr. T. ; «tat. 22. —
ib. U, p. 135: Miss T. conferred flattering attentions on the children
— asking Teddy (setat. seven) when he would be old enough to ferry
folks across the water? — telling little Bessie (sstat eight) that she
had heard etc. VgL S. L.
AFRrrs, s. W. Scottf Kenüworthy c. 26: Not at the command of
the lord of some Eastem talisman did ever Afrite change bis horrid
frown into a look of smooth Submission, more suddenly than etc. —
W. ScoUj Ouy Mann.y c. 19 (I, p. 154): he rnbbed bis huge hands
together, and hurst into a portentous sort of chuckle, like that of the
Afrite in the tale of CaÜph Yatheck. — Wb.: An evil genius in the
Mahommedan mythology.
AFTER-NAME, s. Vatersnamen. W. Scotts Ouy Mannering^ c. 26
(II, p. 36): «And what's bis name, pray?" "Gabriel.** "But Ga-
briel what?" ''Ob, Lord kens that; we dinna mind folks' aftemames
muckle here, they run sae much into clans."
AOAiN, adv. Dient bloss die Intensität zu bezeichnen; s. S. L.
W. Scotty Bob Royy c. 31 (III, p. 64): she set up a shriek that made
the rocks ring again. — ib. c. 34 (III, p. 110): The intelligence ex-
cited such shouts of jubilation that the very hüls rung again.
AGAiNST als Conjunction. W, Scotty Kenüworthy c. 20: and take
off two gowns of that russet cloth for Dorcas and Alison, Janet, to
keep the old wretches warm against winter comes. — ib. c. 23: and
agaiost we meet again, reform me, Janet, that precise rnff of thine for
an open rabatine etc. — id. Heart of M. L.y c. 83 (II, p. 244): I will
. . . make you a cup of tea . . . against you come down. (Vgl. S. L.)
AGE, 8. the age of the moon, die Phase des Mondes, die Angabe,
wie weit der Mondwechsel vorgeschritten ist. W. Scotty St, Ron, W,<y
c. 8 (I, p. 120): '^Whatare you Consulting your Souvenir for withsuch
attention, my dear Lady Binks ?" ''Only for the age of the moon,"
Said her ladyship, putting the . . . calendar into her reticule.
AGENT, V. Sachwalter sein, eine Sache führen ; wohl nur schottisch.
W. Scotty Heart of M, L.y c. 13 (I, p. 210): TU employ my ain man
of business, Michel Novit • . • to agent Effie's plea.
AHiNT, prp. W, Scotty the Antiquaryy c. 26 (II, p. 148): and
Neue Beitiüge zur eDgliscben Ijexikograpbie. 7
sits doDn wi' his pipe and bis giU-stoup akint the iogle. — J. : behind,
in respect of place. (L. hat es nur als adv.)
AiBUNs, andre Schreibart für ablins, oft bei tScoU, z. B. Antiqtiary
c. 21 (II, p. 73): ane o* them torned Saint (or aiblins wad hae had
folk think sae). — ib. (p. 74) : it*s ütting that thae wha hae led a
light and evil life, and abused charity when they were young, sald
aiblins come to lack it ^'hen they are auld — und oft sonst.
AID AND ABET, häufige Alliteration, vgl. S. L. W, Scotts Waoet'
ley^ c. 51 (II, p. 148): I knew nothing, you must recollect, of the
cbarge broaght against yon of aiding and abetting high treason. — id.
Rob RoT/y c. 18 (II, p. 55): were the whole host that feil with Lncifer
to retarn to aid and abet them. — Jeaffreaon^ Live it down, II, p. 52:
of conrse he strennously aided and abetted Dr. and Mrs. M. in their
endeavoars to fill the theatre.
AiB, s. W. ScoU, the Pirate^ c. 19 (II, p. 93):
The power thon dost covet
O'er tempest and wave,
Shall be thine, thou proud maiden,
By beach and by cave, —
By Stack and by skerry, by noup, and by voe,
By air and by wick, and by helyer and gio.
Anm. zu air: an open sea beach. — J.: A sand-bank. Orkney.
Shetland.
AiK, adv. (schottisch) frühe. W. Scotts Heart of M. L.^ c. 27
(II, p. 152): what brings you out to Libberton sae air in the moming?
— J.: 1. before, formerly. 2. early.
AiRiFiED, a. grossthaerisch, affectirt (vgl. dandified, countrified,
frencbified). Jeaffreson^ Live it donm, I, p. 114: ^Don't look at me,
cbild, for encouragement in your airiiled goings on," responded that
aged woman, shaking her cap with severity.
AiRT, V. leiten, anhalten zu (schottisch). W, Scotts Heart ofM.L»^
c 19 (II, p. 40): our vile affections • . . ding too heavily to me in
this honr of trying sorrow to permit me to keep sight of my ain duty,
or to airt you to yours. — J. : to direct, to mark out a certain course;
Qsed with respect to the wind, as blowing from a particular quarter.
ATT, s. schottisch fQr oat, oaten (J.). Häufig bei W> Scotts z. B.
Äntiquary^ c. 21 (II, p. 72): I wad trail mysel here wi' a pickle ait-
meal. (vergl. baittle.)
8 Nene Beitrüge sor englischen Lezikographie.
ALcnvA, n. W. Scotts Waverley^ c. 9 (I, p. 68): The soene,
thongh pleasing, was not quite equal to the gardens of Alcina; yet it
wanted not the '^dae donzelette garrale" of that enchanted paradise. —
Wb.: A fairj in Bojardo's ^Orlando Innamorato'^ where ehe is re-
presented as carrying off Astolfo. She re-appean in great splendor
in Ariosto's ^Orlando Fnrioso."
alfred's, n. Ein Club älteren Styls in London, s. Boodle*s.
ALL büt; fast ganz, vgl. S. L. Ant. Troüope^ Barchester Towerg^
€.24: Mr. Harding has all bnt a positive right to the place.
ALOE8, ist Plural in der medic. Bd. ^ Aloesaft, ^ theilt aber die Eigen-
heit von odds, news, means (Maetcner, I, p. 2 81), insofern 8ich der
unbestimmte Artikel damit verbindet. W, Scotts Guy Mann.^ c 12
(I, p. 100): Tet all this availeth me nothing — I told jon I had
that upon mj mind which I shonld carry to mj grave with me, a per-
petual aloes in the draugbt of existence.
AMBRICA, n. Thackeray, Üie Virgtniana^ I, p. 169: bis Majestj
wonld send a great force from kome to recover the tamished glorj of
the British arms, and to drive the French ont of the Americas. Wol
veraltete Bezeichnung der amerikanischen Besitzungen.
AMORET, n. W, Scotts Kenüworth^ c 14: What has become of the
lovelj Indamira that was to match mj Amoret for truth and beanty.
— Wb. : The name of a lady married to Sir Scudamore, in Spenser's
'^FaSry Queen." She ezpresses the affectionate devotedness of a loving
and tender wife.
AKD, conj. there are women and women, zwischen Frau und
Frau ist ein Unterschied. (S. L.) Vgl. Jeafreaon^ Live et doton, III,
p. 296: for even among the luckless d wellers in Blackmore and its
vicinity, there were grades and grades; an aristocracy . . . ., and a
commonalty.
AMDAMAN, u. the Audamau Islands, die Andamanen. W. RtiS"
sely My Diary etc,^ I, p. 133: He has just retumed from an interesting
excursion on the Andaman Islands.
A19E8 (anis, anys, ains), adv. = once (Ausspr. wie ainze). J. —
W. Scott y the Äntiquary^ c. 12 (I, p. 134): I downa take mickle sil-
ier at anes, it's against our rule. — ib. c. 21 (11, p. 74): it*s not the
same to him as to the like o' us that can sleep ony gate an anes our
wames are fu'. — ib. (p. 76) : This secret passage anes gaed round
great part o* the bigging.
Nene Beiträge zur englischen Ijezikoginpliie. 9
ANKEXATiONisT, 8. jemand, der das Prindp hat (Land) so annec-
tiren. W, RusUtt^ My Diary etc.^ II, p. 251: Seeing these things,
one ia tempted to regard with saspicion and dislike the polic7 of the
aniMxationists.
ANSAH, 8. W. Scott, Heart of M. JD., c. 15 (I, p. 239), in Be-
siehnng auf leibhafte Erscheinungen des Teafels : David Deans believed
this, and many other such ghostlj encounters and victories, on the faith
of the Ansars, or auziliaries of the prophets. — J. citirt, ohne eine
Bedeutung zu geben, nur diese Stelle, und schreibt bei „alt franz. anseor,
jnge, arbitre" — was nichts sagen wilL Das W. ist arabisch und be-
deutet „Helfer,^ ist auch Ehrenname der Bewohner Medina's (San-
ders, Fremdwörterbuch), weil sie Muhamroed's erste Anhänger und
Helfer waren.
AMTicoNKüBiAL, a. was wider die Ehe ist. Dickens, Sketches, p.
485: Mr. Watkins Tottle was ratheran uncommon Compound ofstrong
uzorious inclinations, and an unparalleled degree of anticonnubial ti-
miditj.
AQUARIUM, s. Ein Aquarium. Thackeray, the Virginians, III,
p. 238: Some of mj amiable readers no doubt are in the custom of
Tisiting that famous garden in the Regent's Park, in which so many
of onr finned, feathered, fourfooted fellow-creatures are acoommodated
with board and lodging . . .; and there ... I found mjself, whilst
looking at some fish in the aquarium, still actuallj thinking of etc. —
Wb.: a globe or tankofglass for keeping alive aquatic animals, usoally
in connexion with aquatic plants, rook-work, and Shells.
AFPiuzER, s. W. Scoü, Guy Mann., c. 2 (I, p. 11): The apprizer,
therefore (as the holder of a mortgage was thon called), entered upon
possession etc.
ABBORiFEBOus, a. baumtragond, Baume hervorbringend. W, Bus-
sel, My Diary etc., I, p. 159: The bright bot sun lent no joyousness
or pleasant life to those arboriferous wastes.
ABcmLOWE, s. W, Scotts Rob Roy, c. 29 (III, p. 15): I propose
that this gentleman . . . shall send for a tass o' brandy, and I'll pay
for another, by way of Archilowe. — J. : The retum which one who
ha« been treated in an inn or tavern, sometimes reckons himself bound
in honour to make to the Company. When he calls for bis bottle, he
ia Said to giye thero bis archilagh,
ARCHXMAGB, s. W. Scott, Rol Roy, c 12 (I, p. 164): ^Isuppose,
10 Neue Beitrage mr engüscheo Lexikographie.
I must in discretion bring the conrtier, Ceremony, in my Company, and
knock when I approach the door of the library?^ ^No, no, Rashleigh,"
Said Miss Vernon, ^disroiss from yoor Company the false archimage
Dissimulation, and it will better insure yonr free access to oar classical
consnltations." In den Lexicis archimagtis, L.: 9,0berroagier;^ Wb. :
the high priest of the Persian Magi, or worshipers of fire.
ARM-BEST, 8. Seitenlehne eines Lehnstuhls. Jeaffreson^ Live it
down^ I, p. 225 : the Squire put bis band on the arm-rest of bis chair,
and leaning forward made tbis answer etc.
ART, s. W. Scotts Rob Rot/, c. 8 (I, p. 101): the gentleman whom
yon Charge with being art and part of felonj. — J.: ort and pari:
accessory to, or abetting, a forensic phrase, used in a bad sense. Art
denotes the instigation or advice, Part the share that one has in the
oommission of a crime . . . Borrowed from the Latin phrase, Ärtem et
partem habuit. S. L.
ARTHUR, n. 1) arthur's ; einer der Clubs älteren Styls in London ;
vgl. Boodle's. Thackeray^ the Virginians, III, p. 130: The Macaronis
and fine gentlemen at White's and Arthur's continued to show poor
Harry W. such a very cold Shoulder etc. — 2) arthur's seat; 700
Fuss hoher, zu Edinburgh geh()riger Berg; so genannt, weil König
Artus als Heerfurst der Briten gegen die Sachsen vor dem Kampf mit
letzteren von hier aus das Land überschaut haben soll. Zwischen ihm
und Calton Hill liegt das Schloss Holyrood. W* tScottf Waverley^ c.
44 (H. p. 178): the King's Park, or the hollow between the mountain
of Arthur*s Seat, and the rising grounds on which the southern part
of Edinburgh is now built, lay beneath him.
ARTIST, s. In älterer Sprache ^one who cultivated not the fine,
but the liberal arts," ein Gelehrter (s. S. L.). So W, Scotts Kenü-
worthf c. 16: It is well known that I have approached more nearly to
projection than any hermetic artist (Chemiker) who now lives; beson-
ders aber der „Arzt,^ artista; denn so nannten sich im Mittelalter
die philosophi et physici (od. medici); so stehend im Kenilworth vom
Wayland Smith, der, nicht gelehrter Doctor, mancherlei Kenntniss der
Heilkunde besitzt; z. B. c. 13: The artist made brief answer in a
language of which Tressilian oould not understand a word. — ib. :
Wayland aught to have paid the man for bis drug, whatever it was.
^I pay him?" said the artist etc. Doch auch bei Scott, wo von mo-
dernerer Zeit die Rede ist, z. B. the Firate, c. 28 (HI, p. 9): heappeared
Neoe BeHriige zur englischen Lexikographie. U
to wait tbe eyent with the oomposure of one, who, oonfiding in the
skill of a medical artiet, eees him preparing to enter upon some im-
portant and painful Operation. — Jetzt ist ^the artist" der Maler; ,8.
S. L. W. Seotty St. Eonan'8 TT., c 5 (I, p. 69): The president's
trembling hand stole the sketch back to the portfolio, afraid doubtless
it might be claimed in form, or eise oompensation expected by the
artist.
A89 oonj. fOr that nach so und thus (s. S. L.)* Jetzt vulgfir mit
ansgelaasnem so. Dickens^ Bleak Housey IV, p. 183: when a young
lady is as she's game, and as garoe as she is mild, it's all I ask. Pleo-
nastisch steht for as in Stellen wie Scott, Heart of M, L. c. 5 (I, p.
80) : and, for as frail as Mr. W. is, he may live as lang as yoa (=
frail as he is). — ib. c. 16 (I, p. 258): and he has been a play-actor,
aad I watna what he has been or hasna been, for as yonng as he is.
A8K, V. Änt. TroUope, Barchester Towers^ c. 15: I would advise
you to marry her. I dare say she is to be had for the asking. — ib.
c 32: if Sir Nicholas chose to exert himself, the promise of such a
piece of preferroent would be had for the asking for — ohne alle Be-
mühung zu haben. ~ ask wird auch mit at verbunden, im Sinne von:
„eine Frage an Jemand richten.^ W. Scotts Heart 0/ M. L. c 4t (I,
p. 59) : ^Would they venture to defraud public justice ?" was the ques-
tion which men began anxiously to ask at each other. ^ ib. c. 23 (II,
p« 80) : He is not compelled to answer any of the questions asked at
him, but may remain silent if he sees it bis interest to do so.
AfiSAT-FiECE^ 8. ProbestQck. W, Scott , Bob Boy, c. 13 (I, p.
165) : Your characterimproves upon ns, sir — I could not have thought
tiiat it was in you. — Yesterday mtght be considered as your assay-
pieoe, to prove yourself entitled to bee free of the corporation of Os-
baldistone Hall.
AS8EMBLT, 8. Subscriptionsball in Provinzialstädten, S.S.L. Jeaffre»
WHj Uve ü dowriy I, p. 14: D. told me the yonng man played whist
at the Assembly Rooms. — ib. p. 18: she never comes now-a-days
to tbe Assemblies. — ib. p. 35 : a gentleman who . . . played whist
witb the best sets in the Assembly Booms. — ib. p. 36: ladies of such
condition that they were privileged to attend the Assembly-balls , und
oft ib.
ABBIST, ▼• W. SeoUj St. Banan'a TT., c. 28 (III, p. 16): he was
at length, and not withont some effort, enabied to assist him out of
12 Nene ßeitrige rar engliscben Lexikographie.
the Channel of the rivalet. — ib. (p. 19): he aseisted the old gentle-
man into the kitchen (herans-, hineinhelfen).
A68IZS-BALL, 8. Ball dcf gegeben wird, wenn die Assisen in der
Stadt abgehalten werden und viele junge Anwälte gegenwärtig sind.
Jeaffre8<m^ Live ü down^ ü, p. 81. In hononr of these distinguished
gnests, the Assize Ball had for generations been held. — assizb-
SERMON, Predigt zur Eröffnung der Assisen, ib. I, p. 287: the Mer-
ton-Piggott chnrch, where . . . Hhe qualitj' ofthe region round about,
on such occasions as Assize sermons, or Bishop's confinnations . . .
would see their monuments, and think gentlj of the dnst beneath them.
Siehe S. L.
A8SIZSB9 s. In Schottland einer der Geschworenen. W. Scott,
Heartof M. L,, c. 24 (II, p. 101): Theforeman . . . usnally the man
of best rank and estimation among the assizers, stepped forward. —
Wb. schreibt assizor.
ATTA, 8. ostindischer Name einer Feldfrucht; bei Russd, My
Diary etc. oft, gewöhnlich mit Reis zusammen, erwähnt; z. B. II, p.
202 : In the evening the Bana's dolly, or ofiering, was broaght in, oon-
sisting of fruit, of atta, rice, grain, etc — ib. p. 206 : each man with
bis viaticum of atta in skin-bags over bis hips. — ib. p. SSI : our loot
consists of some atta and rioe, and artides of dothing.
ATTACHMENT, 8. Bei L. nur in der Bed. Verhaftnehmung, Be-
schlag (= distress). Wb. giebt daneben: Attachments are issued
at common law and in Chancery, against persons for contempt of court.
In England, attachment is emplojed in some cases where capicu is
with us; as against a witness who falls to appear to summons. — So
von Geschwomen, die über Nacht aus der Clansur gebrochen. Jeaf"
freson, Live it down, m, p. 268: The Jurors, having been gnilty of a
misdemeanour, are also punishable bjindictment; which, if any coorse
were to be taken against them, would be more constituüonal than the
process by attachment.
ATTiTUDiNizE, V. theatralische Stellungen einnehmen, (s. S. L.)
Thackeray, the Virginians^ III, p. 274: I wish some little Dayid would
topple over that swelling giant. His thoughts and bis language are
always attitudinizing.
ATWSEL, ady. (schottisch), sicherlich. W, Scott, the Antiquary,
c. 89 (ni, p. 111): But the fishing comes on no that iU, thongh the
gudeman hasna had the beert to gang to sea himself — Atweel I wad
Nene Beitrüge rar englischen Lexikographie. IS
fain teil him it wad do him gud to pit band to work. — id, Ouy Mann*^
c S6 (II, p, 130): Atweel, I am a simple bodj, that's true, hinny,
bat I am no come to steal ony o' his skeel for naething. — J.: Tmly;
asanredly; from / toat toed; ihat is, I wot well. It is eometimes
abbrev. to ^TtoeeL
AüQHT (schottisch), pr€t. of Aw. 1. possessed. 2. owed. — «.
Possession, property. (J.) W. Scott, St, Ronan's W., c. 2 (I,p.27):
where a' the bits of vinegar crnets are pnt awa' into an awmry, as
they teil me, and ilk ane wi' the bit dribblcs of syndings in it, and a
paper abont the neck o' 't to show which of the customers is aught it.
— ib. (p. 32): he feu'd the bonnie holro beside the Well . . • that
was like the best land in his aught. — id. Heart of M. L,y c, 16 (I>
p. 263): I am as weel worth looking at as ony book in your aught.
AX7LDFARRAN, a. (schottlsch) SUCh AULDFARRAND, J. : SagacioUS.
W. ScoUy Bob Roy^ c. 26 (II, p. 159): And then he's sie an auld-
fanran long-headed chield as never took up the trade o* cateran in our
time. — ib. c. 82 (m, p. 79) : Rob Roy, though a kittle neighbour
to the Low Country, and particularly obnoxious to his Graoe, and
though he may be carried the catheran trade farther than ony man o'
his day, was an auld-farrand carle, and there might be some means
found of making him hear reason.
AULTOUN, s. (schottisch) Altstadt. W. Scott, SL Ron. TT., c. 4
(I, p. 50): the gentleman that lives at the woman's . . • at the Clee-
kum of Aultoun yonder« — ib. c. 5 (I, p. 64) weaver • . . in the
Aoltoon of St. Ronan*s. Vgl. ib. (p. 59): the gentleman lodged at
the Ciotkum Inn, Old Town of St. Ronan's.
AVA, adv. (schott) J. : At all. Corr. from af or of, and alL W.
Scott, Heart of M. L., c 5 (!> p. 82) : will her life be in danger, when
they are na able to prove that ever there was a baim ava? — ib. e.
16 (I, p. 258): your decent sort of men . . . that are put into the like
o' sie trusty can do nae gude ava.
ATAiLABLES« s. nützliche, verwendbare Gegenstände oder Personen.
W. RusseUj My Diary etc.j I, p. 88: And had we not a great and
grand dinner? All tho availables of Her Mtgesty's 50th, and £ngi*
neers, and oongenials of the passengers. Wol kaum in allgemeinerem
Gebrauch.
AWAT, adv. Die Worte 'and away' bedeuten, dass man mit der
Suche sich schnell abgefunden hat, nichts mehr mit ihr zu thun haben
U Neue Beiträge cur englischen Lexikographie.
will, wie bei Dickens^ Our Mutual Friendy II, p. 58 : lest Boots and
Brewer should have instant occasion to mount (the cab), and away.
(s. S. L.) In der Phrase onoe in a waj (Ani, TroUopey Doetor Thome,
I, p. 311 : well, it may be verj well once in a way; bnt I think that
on the whole Dr. T. is right) ist dies nur verderbt; vgl. W> Scatty
the Antiquary^ c. 36 (III, p. 75): Gadso! these great roen .use one's
honse and their time as if it were their own property. Well, it's once
and away (ähnlich wie „einmal und nicht wieder**). IdL Roh. Roy^ c.
21 (n, p. 87): he has a gloaming sight o'what's reasonable — that
is anes and awa* — a glisk and nae mair. Vollständiger SU Ronan*8
W,y c. 36 (III, p. 154): (unless Mr. T. will permit the horses to oome
back early next moming) ^Not I, indeed," said T. ; ^safe bind safe
find — it may be once away and aye away** — d. h. also: wenn sie
einmal fort sind, konnten sie vielleicht fortbleiben.
AWE, V. schottisch für owe. W. Scott, Bob Roy^ c. 22 (H, p.
109): yoar house are awin certain sums to Messrs Mac Vittie and
Mac Fin. — ib. Weel, sir, your house awes them this silier. Vgl.
aught.
AWEEL, ado, J.: well. W. Scotts Guy Mann, c. 36 (II, p. 130):
Aweel, my doo, the cat's no a prin the waur — und oft sonst.
AWMOUS, 8. W. Scotty the Pirate, c. 25 (11, p. 184): When their
boats were in extreme peril, it was common amongst them (fishermen
in Shetland) to propose to vow an awmouSf as they termed it, that
is, an alms, to Saint Ringan. — id, Ouy Mann,, c. 6 (I, p. 48): the
seif- applause which she had feit while distributing the aiwmouB (alms).
AWMRY, s. (schottisch), J. : A large press or cnpboard, where
food and Utensils for house keeping are laid up. Eine Stelle s. u.
aught. W. Scott, Heart of M, L. c % (I, p. 146): observing the east-
country awmrie dragged out of its nook.
AWN, 8. L.: awns, «. pl, die Grannen an den Aehren des (Getrei-
des u. 8. w. — So auch J.: awns, «. pl. The beards of com. Der
Singular bei W, Scott, the Pirate, c. 15 (II, p. 18): Bear, my dearest
friend, bear is all they have, and wonderroent it is to me that they
ever see an awn of it.
AW80ME, a. (schottisch) furchtbar. W. Scott, the Äntiquary, c. 7
(I, p. 81): It would have been utterly impossible for Sir Arthur War-
dour, or his daughter, to have found their way along these shelves
without the guidance and encouragement of the beggar, who had been
Neue Beiträge zur englischen Lexikographie. 15
there before in high tides, thoiigh never, he acknowledged, in sae
awsome a night as this. — J. : AppaUing ; awful ; caueing terror.
Baby, n. J. : Abbrev. of the name Barbara. — W. ScoUy the
Pirate^ c. 4 (I, p. 53): Mrs. Y. bore a daughter, named after herseif
Barbara . . .; and as her childhood, the readiness with which she seized,
and the tenacity wherewith she detained, the playthings of Triptole-
mas • . . were all considered . . . as proofs that Miss Babj would
prove ^her mother over again" . . • &c.
BABY, s. L. : ,,10 look babies in a person's eyes, Einem zu tief in
die Augen gucken.^ Dies ist nur eine ähnliche Redensart Den
eigentlichen Sinn giebt Wb. : Babies in the eyes^ the minute refiection
which one sees of himself in the eyes of another. The old poets make
it an employment of lovers to look for them in each other's eyes.
She düng about bis neck, gave him ten kisses,
Toyed with bis locks, looked babies in bis eyes. Heywood.
W. Scott, Kenilworth, c. 7 : You then begin to think what hopes you
have fallen from, and what insignifiance you have embraced — and
all that you might look babies in the eyes of your fair wife oftener
than once a fortnight. — baby-house, ein Wetterhäuschen in W. Scotts
the Antiquarr/j c. 43 (III, p. 155): I see now there is some use in
having two attornies in one firm. Their movements resemble those
of the man and woman in a Dutch baby-house. When it is fair weather
with the dient, out comes the gentleman-partner to fawn like a Spaniel ;
when it is foul, forth bolts the operative brother to pin like a buU-dog.
BABOO, 8. Bussellj My Diary etc. I, p. 135: A white- washed,
high-roofed, one-storied building in front, was indicated as the dak bun-
galow and posting Station. The baboo informed me all the gharrys
were gone etc. — S. : a titte of respect given to a merchant, head-
derk, or superior person in India.
BACK, 8. 1) Ant. ToUope^ Barchester Towers y c. 27: I hope you
don't mean to say that you keep all the trash I write to you. Half
my time I don't know what I write, and when I do, I know it is only
fit for the back of the fire — ganz hinten in's Kaminfeuer geworfen
zu werden — steht wohl vereinzelt. — 2) back and belly, stehend,
wo von Kleidung und Kost gesprochen wird. W. Scotts Kenäworthj
c. 9 : It is not for such doings I feed your belly and dothe your back,
I Warrant you (vgl. S. L.). — W. Scott, Eeart of M. L., c. 43 (HI,
16 Neue Beitrüge zor eogluchen Lenkographie.
p. 1 39) : a cheating and starving the soals of a whole parish , for the
parpose of clothiDg the back and Alling the belly of the incumbent. —
back and b. heisst dann y^ganz und gar.^ — ib. c. 89 (Uly p. 91):
not to go to their worship, whilk is an ill mumbled masBy as it was
weel termed bj James the Sext, though he afterwards, with bis un-
happ7 8on, strove to bring it ower back and belly into bis native
kingdom.
BACK, T. to back out of . • ., sich von etwas lossagen, davon zu-
rückziehen. Änt. Troüope^ the Warden^ c. 15: He had done enough
to make his fricnd the warden miserable for life, and had then backed
out just when the success of his project was sufficient to make the
question one of real interest. Vgl. S. L.
BACKBONE, s. to the backboue , durch und durch « s. S. L. W.
Scotts Su RonarCs W.^ c. 13 (I, p. 170): and I can promise you he
is mettle to the backbone.
BACK-HAND, 8. Der Spieler, der es mit einem andern hält, ihn
deckt (nach to back := to support, to maintain; to back a horse). W.
Scott, St. Ronan*8 W,, c. 19, (ü, p. 82): as if I had picked you out
of the whole St. James's coffee-house to hold my back-hand for your
sake, forsooth etc. — ib. c. 26 (II, p. 172): these considerations . . .
induced me to hold Frank*s back-hand, during the perilous game he
proposed to play. — ib. (p. 185): Come thou, therefore, without delay,
and hold my back-hand.
BACKHOLD, 8. Griff beim Ringkampf. R. B. KimbaUy Was he
successful, p. 18: racing with the boys, pitching quoits , wrestling at
^arm's-end" and "backhold/' or playing base-ball and goal.
BACK-scEKT, 8. rOckwärts (entgegen dem Lauf, den das Wild ge-
nommen) verfolgte Spur. Scott, St. Ronan^s W., c. 25 (II, p. 164):
The first lies like the fox's scent when on his last legs , increasing
every moment, the other is a backscent, growing colder the longer you
follow it.
BACKSEY, 8. Scott, the Antiquory, cl5 (I, p. 163): He's a shabby
body the laird o' Monkbarns ; he*ll make as muckle about buying a
fore-quarter o' lamb in August as about a bacluey of beef. — J. : the
sirloin of beef.
BACXSPAULD, 8. Scott, the Pirote, c. 7 (I, p. 120): I did feel a
rheumatize in my back - spauld yestreen. — J. : the hinder part of the
Shoulder.
Neae BeitrSge cor englischen Lexikographie. 17
BAG, 8. bedeutet die Jagdbeute , weil dieselbe in der Jagdlaeche
•
davon getragen wird. Ruudlj My Diary etCj I., p. 848: To-day'a
work has not been verj sncoessfiil in cansing lois to the enemy, It is
evident most of them [haye eaeaped. The philanthropiata who were
cheeiing each other with the thought that there was eure ^to be a
good bag at Lucknow/' will be disappointed.
BAQ-wio, s. Perrücke mit Haarbeutel. Jeaffrßwnj lAoe ü dcwn^
I, p. 257: bis Nivernois hats and bag-wigs were held to be modele of
oorrect taste, (vgl. S. L.)
BA60AKBT, 8. ScoUj c. 42 (II, p. 155): And will the colonel ven-
ture on the bagganets himsell? Corruption fDr bajonet.
BAHADOOR, V. Eussdl^ My Diary^ I, p. 272 : Never was there such
a rapid cfaange as came over those gallant cavaliers. They had been
eurvetting, prancing, and bahadooring with their swords in the air,
tili the first bullet • . . knoeked np a light puff of dust. •— ib. II, p.
99 : This daj twelvemonth I was bahadooring down Dawson Street,
on poor Toosey WUliams' charger, on my waj to the Review etc.
BAiLUE, s. L.: „Eine Magistratsperson." Oenauer W* ScoUj
BeaH of M. Z., c 18 (U, p. 10): the gentleman who occupied the
chair of office on this occasion (for the baillies, Ängiice aldermen, take
it by rotation) etc. — J.: A magistrate seoond in rank, in a royal
borongh, an alderman.
BATTTLB, a. W. ScoU^ the PiraUy c. 85 (III, p. 1 19) : We tura pastnre
to tülage, and barley into aits, and heather into greensward, and the
poor yarpha^ as the benighfed creatures here call their peat-bogs, into
baittle grass-land. — J.: Denoting that sort of pasture where the grass
is Short, dose, and rieh.
BAXXAKT, s. W. Scottf Su RcnotCs TT., c. 7 (I, p. 84) : to gie good
lawfnl coin for ballants and picture-books. — ib. c 15 (I^ p* 21):
No content wi' turning the tawpies' heads wi' ballants. — J. : A bal-
lad: the vulgär pronnnciation throughout Scottland.
BALL*FBAcnsB, s. Scheibenschiesscn. W. Scott^ the PiraU^ c^ (1^
p* 184): the piece, which was a beautiful Spanish barrel gun, inlaid
with gold, small in the bore, and of unusual length, such as is duefly
used for shooting sea-fowl, and for ball-practice.
BAHD, s. U.V. schottisch = bond. W. Seott^ St, Ron. W.^ c 14 (11,
p. 8): Ony of your banded debtors failed? — J.: bond, Obligation.
BAin>BAU, s. Stirnband, Art Diadem. AnU TroUope, BarcKuter
Anhlr f. n. Spraehra. XLDC, 2
18 Neae Beitrüge zur englbdien Lexikographie.
Taioers, p. 858: a commission to put up an elaborate tombstone over a
prebendar/s widove, a dead lady with a Grecian dobo, a bandeao,
and an intricate laoe-reil. — Wb.: A narrow band or fillet; a head-diess.
BANS, 8. schottisch für bone. J. — W. Scotts the Anüquary^ c. 27 (II, p.
159): Fll gie je somethiog better than that beef bane, man — oft sonst.
BANG, y. Zwischen „schlagen^ und „die Pferde • . . pldtslich . . •
zum Stillstehen bringen'' liegt eine Beihe von slangartigen Bedeutun-
gen, die, an „schlagen'' anschliessend, eine plötzliche heftige Bewegung
ausdrücken; daher banging = great or thumping (Slang -Dict.) —
Scott j the Äntiquaryj c. 9 (I, p. 104): Bab TuU keepit a Highland
heart, and bang'd out o' bed, and tili some o' his readiest daee.
BANOHY, s. Stang3 der Sänftenträger (indisch). Ruaseüy MyDiary^
II, p. 88: Some of them (ooolies) were banghy - bedars, and carried
onr properties in odd, Square boxes, slung over thoir Shoulders from
long bamboos. — Auch bhangy. — ib. p. 293: he isinvariablj gifted
with the largest and latest Information respecting the bhangy-bedars,
and the mess doolj etc. — Simmondsy Camm. Dict.: a bamboo pole
carried over the Shoulder bj an Indian porter, for sUnging baskets or
boxes on. — banghy-wallah, an Indian porter who carries the baggage
of a dawk or palankin traveller ; he is usuallj the bearer of two light
boxes swung on a pole bome over the Shoulder.
BANGLB, s. orientalisches Arm- oder Enöchel*Band (s. S. L.).
Thoßkeray^ the VirginioMy II, p. 35 : Suppose our ladies took to wear-
ing of bangles and nose-rings? I dare say we should laugh at the
Ornaments, and not dislike them etc.
BANGSTER, 8. schottisch: Gewinner, Sieger. W.ScoU^St.Ronan*8 W.y
c. 28 (II, p. 144): If you are so certain of being the bangster — so
very oertain, I mean, of sweeping stakes, whut härm will Miss Clara
come to by your having the use of her silier? — J. : bakgeister,
BAHGiBTKR, BANGSTER, 8. 1. A violeut and disordeHy person, who re«
gards no law bnt his own will. 2. A victor. 8. A braggart; a
bully. 4. A loose woman.
BANK, V. (at, with . . .) sein Geld bei einem Banquier stehen
haben, s. S. L. — Jeqffreeon^ Live ü dowriy 11, p. 171: 'the quality' who
banked at Stephen Dowse's bank etc.
BANNOCS-FLUXB, 8. W,Scott^ thc Afitiquory^ c. 9 (I, p. 128): ''What
are ye for the day, yourhonour?" she said or rather screamed, "caller
haddies and whitings — a bannock-fluke and a cock-padle?" — J«;
Nene Beitrttge war engüidieii Lexikograpbie. 19
the xuone given to the genuine torbot, from its flat form resembling
a cake.
BAHOAiVjS. W.ScoUyKenäworA^c.i9 : ^I oare not a groat for Maa-
ter Treeailian,'' he seid ; ^I have done more than bargain bj him, and
I have bronght hia errant-damocel within bis reach^ etc. Habe mehr
getban als ausgemacht, als meine Pflicht war.
BAROHAi8T,8. (sonst bargae8t)e]n Kobold. W. Scoä, Roh Ray, c 14
(U, p. 15): he needed not to care ^ibr ghaist or bargbaist, devil or
dobbie." — J. nach Gross : A ghost all in white, with large sancer
ejes, appearing near gates or Stiles; in York called bars.
BABK, s. W. Scotts ihe Anüqvary^ c 22 (II, p. 95) : <«Monkbams s
bark," said Miss 6., in oonfldential interoonrse with Miss B., ^is
mnekle wanr than bis bite."' — Busmü^ My Diary etc., I, p. 358: Don't
mind the 6oYemor*Oeneral ; his hark is worse than bis bite. — Sein
Reden ist schlimmer als sein Than ; 7g1. S. L. — ihe babk, die China-
rinde. Jeafresorij Live ä daum^ m, p. 16: to fight her agae with
powdered bark. — ib. p. 8:. the ponnds of coarse bark^powder whidi
she had swallowed at the bidding of an . . . apothecary. — ib. II,
p. 159 : a newly disooyered agent, which, before many jears haFS
pasaed, will drive bark-powder and bark-decoctions ont of the apotJLe-
caiy's Shop. Vgl. S. L.
BABBXN,v. W. ScoUj Heort of M. L^ o. 5 (I^p. 77) : Effie nsed to
help me to tumble the bundles- o' barkened leather np and down. — ib.
c. 10 (I, p. 160): it was an ankward thing to a woman-body to be
Standing among bundles o' barkened leather her lane. — ib. c. 12 (I,
p. 205): we are out unconscionable sums just for barkened hides and
leather. — J. babkien, f.: To dot, to become hard. Used with respect
to any snbstance that has been in a liquid State , as blood or mire.
Oflfimbar nicht passend ; wol aber was unter babx, v. 2 gegeben wird :
to tan leather.
babxbbs, s. Pistolen (Slang). Bvlwer^ Night and M^ p,'172:
Here a loud holla was heard dose bj the horses' heads. — • ^Oood
heavens, if that is a footpadi" said Mr. Spencer, shaking violently. —
^Lord, Sir, I have my barkers with me." — W. Scotts Ouy Mann*, c 32
(EL, p« 97): ''Had he no arms?" asked the Justice. '^Ayt-aj, thej
are never without barkers and slashers."
BABON,s. W. Scotts Heart of M. L.y c. 27 (IT, p. 158): At length
the leamed burgess recoUected that there was a Baron Court to be
2*
20 Neae Beiträge zar englischen Lexikographie.
held at Loanhead, that day, and thongh it was hardlj worth while,
^he might as weel go to see if there "was ony thing doing, as he was
acquainted with the baron-baülie, who watf a deoent man, aod would
be glad of a word of legal advice." — „Frfiher beetajild ein solches Ge-
richt in jedem Herrenhaose des Reichs und urteilte ober Bagatellsachen
bis 2 2. und Silagen der Copyholders in Besng auf ihre Güter. ^ (S.
L.) Die Jury dabei bildeten die Pächter. Die Baron Courts waren
Patrimonialgerichte ; der Baron baillie war der Bichter (in England
Steward of the manor). — J. unter baillie: 2. The Baron's deputy in
a burgh of barony.
BASOKETnB, 0. Frau eines baronet ; nur scherzhaft ÄrU, TroHope,
Barchester Towere^ c. 85 : She had a countess comiog, an Honourable
John and an Honourable George, and a whole bevy of Ladies Amelia,
Rosina, Margarette &c. ; she had a leash of baronets with their baronettes.
BABBEL, s. Rumpf des Pferdes im Gegensatz zu den Extremitäten ;
s. S. L. — W.ScfM^ the PiraU^ c. 26 (11, p. 199): On they went . . .,
the Udaller bestriding a streng, sqnare-made, well-barrelled palfrey,
of Norwegian breed, somewhat taller, and yet as stout, as the ordi-
naiy ponies of the country.
BARBiCANT,8. TT. ScoUj Roh Roy^ c. 2 (I,p. 20): Brandies — BarQs
and barricants, also tonneaux. — Franz.: barriquant, ein Stückfass.
BABBiNO, (bes. bei Wetten) ausgenommen, abgesehen von; s. S.
L. TT. Scott, Su Ronan's W., c. 80 (III, p. 58): but yet, so far as be-
tween the Altoun and the Well, I think I could walk for your sum,
barring running — all heel and toe — equal weight etc.
BABBOW-TRAM, s. Staugc odcr Arm einer Tragbahre, und davon
Übertragen. W. Scotts OuyMann,, c46 (III, p. 65): sit donn there, and
gather your wind and your senses, ye black barrow-tram o' the kirk
that ye are. — J. : 1) The limb of a hand-barrow. 2) Applied, jocn-
larly, to a raw-boned, awkward-looking person.
BABTizAK, 8. Nach W. Und Wb. Eckthürmchen an burgartigen
Gebäuden; bei Scott oft eine vorspringende Gallerie oder ein Balkon,
der solche Thürmchen verbindet; s. S. L.; Waioerley, c. 9 (I, p. 64):
the roof had some non-descript kind of projections called bartizans,
and displayed at each frequent angle a small turret, rather resembling
a pepper-box than a Gothic watch-tower. -^ Old MortaUty^ c. 11 (I,
p. 140): Upon the bartizan of the turret, towhich they ascended by many
a winding passage and uncouth staircase, they found Edith (. • • reading).
Nene Beitrfige sar engliflchen Lexikographie. 21
BABTizAMED,a. mit ZiDneo versehen. W. Scotts Heart of M. L.^ c.
26 (11, p. 126): a half-ärcular iurret, battlemented, or, to ose the
appropriate phrase, bartizan'd on the top, aerved as a case for a nar-
roir tornpike-etair.
BAsnjLEOLATEB, 8. KöDjgsanbeter. Suasel, My Diary^ 11, p. 172:
Do we not all feel the greatest enthusiasm for Her most Gracious
Majestj, wheD, at the sigbt of the royal presence, we cry ^Grod eave
the Queen I" and do we not glare rather angrily at the apathic (breigner
who, Gompressed in the eztatic crowd, seems onlj anxioas to keep
bis hat on his head as the great pageantry of the Hoase of England
passea through Parliament*street ? And do we not feel profound con-
tempt for the enthnsiastic demonstrations of the samesort ofindividual,
as he, with nnoovered head and lively gestioolation, shouts out his
"Vive rEmpcreorl" or «Eljen Franz," or «Viva ü Bef' in the streets
of some foreign capital, where we — the only true Citizens of the
World, — walk with unsympathiaing superiority amid the masses of
those benighted basilileolaters ?
BATH-CHAm, s. Rollstuhl, Personen, namentlich Kranke, darin zu
fahren, s. S. L. Ant. TroUope, Barcheater Towers^ c. 22 : If you enter
Ullathorne at all, you must do so, fair reader, on foot, or at least in
a bath-chair* No vehicle drawn by horses ever oomes within that
iron gate.
BATHEB, V. TT. Scotts EeoH of M. Z., c. 28 (11, p. 87) : What signi-
fied his bringing a woman here to snotter and snivel, and bather their
Lordships? — J.: To fatigue by ceaseless prating, or by impertinent
remonstrances. Syn. botheb.
BATOK, 8. aach : Taktstock, s. S. L. Jeaffreson^ Live it down^ I,
p. 81: taking a quill from the desk • . . and swaying it slowly to and
fro, as though it were a baten.
batoned, a« mit dem (Constabler-) Stab ausgerüstet (s. baton in
S. L.) RuBseU, My JDiary, II, p. 858: I think that those who advocate
the eroployment of a disarmed police, or batoned constables , afler the
manner of the metropolis, know little of Oude etc.
battbk, V. to hatten down, eig. auf dem Schiffe mit Holzpfl5cken,
(Schalms) die heruntergelassenen Luken festmachen. Vom Fenster
eines Hauses EusseU^ My Diary^ U, p. 120: Closed all doors tight,
battened down the Windows, and made all snug for the day.
battert, 6. Vorrath von Gewehren, die Jemand besitzt; Gewehr-^
88 Nene Beiträge zur engliachen Lexikographie.
schrank. RuaadL^ My Diary, I, p. 866: He had upwards of one
hondred rifles of the veiy best English roakers in hia battery.
SATTLE ROYAL (stets In diesof Stellung), alter scherzhaft nodi oft
gebrauchter Ausdruck für einen grossen schweren Kampf (s. S. L.).
Thackeray^ the Virginian»^ III, p. 219: the British Lion, or anj other
lion, cannot alwajs have a worthy enemy to combat, or a battle royal
to deliver. — ib. IV, p. 80: What passed during that interview in
which the battle royal between her and her niece occurred, she never
revealed.
BAULD, a. schottisch für hold, s. u. messan.
BAüsoK, a. (bawsand). W. Scotts Heart of M, L.yC,2B (II, p. 164) :
ye might try it on the bauson-faced year-auld quey. — J. : having b
white Spot on the forehead or &oe ; a term applied to a horse, cow, &c.
BAWBBB (babie), 8. Kupfcrmfinze im Werih eines englischen
halfpenny. W< Scotts the AnUquary^ c.S7 (III, p. 91): It wadna be cred-
itable for me, that am the King's beadsman, and entitled to heg by
Word of mouth, to be fishing for bawbees out at the jail window wi'
the fit o' a stocking and a atring. — id. St, Ron, W,^ c. 2 (I, p. 29):
the bankrupt body, Sandie Lawson, hasna paid them a bawbee of
four terms' rent. — ib. c. 9 (p. 181): my bill to«morrow! And what
for no wait tili Saturday, when it may be cleared atween us, plack
iand bawbee, as it was on Saturday last? — id. Heart of M. L,y c. 10
(I, p. 158): carried frae door to door, like auld BessieBowie, begging
bawbees. — J. giebt unter babie folgende historische Notiz, die auf
einer Tradition in Fife beruht: ^When one of the Infant kings of Scot-
land, of great ezpectation, was shown to the public, for the preservation
of Order the price of admission was in proportion to the rank of the
visitant. The eyes of the superior dasses being feasted, their retainers
and the mobility were admitted at the rate of six pennies each. Hence
tdis piece of money being the price of seeing the royal Babiej it receiv-
ed the name of Babie^^ (6 d. schottisch = % d, englisch).
BATSS, n. eitler, kriechender Bühnendichter in der Farce „the
Rehearealf^ einer Satire des Herzogs von Buckingham auf Dryden. -^
Vgl. S. L. — TT. ScoUy Kenilworih^ c 89 : those hobby-horsee, as they
are called, which anciently formed the chief delight of a morrice-dance,
and which still are ezhiblted on the stage, in the grand battle fougbfc
at the condnsion of Mr. Bayes's tragedy. — id, the Pirate, c. 86 (III,
p. 135): ^that pause would have told well on the stage — it would
Neae Beitrage zar englischen Le»kogri^hie. SS
have bronght down pit, boz, and gallery, egad, as Bajes has it." —
'*! will hear notbing of Baye«," said H. • . . ''it is an impudent satire
on glorious John ; but he tickled Buckingbam off for il" etc. ... —
'^Hold yonr peaoe/' said B. . . ., ^the Rehareal is the best faroe ever
was wrilten" &c
BB . . . Nach Analogie des Deutschen werden viele partioipia-
lische Adjektiven mit dieser Vorsylbe gebildet^ meist nur bei Neueren,
and sehr gewagt, wie das S. L. be-bailt und be-peopled (^Mrs, Marsh)^
bejewelled, to beladle (Thadeeray)^ beknighted (TA. Hook), belaud (Mr.
Gare)j be-little (schon bei W. und Wb.), be-muddle (King8ley\ be-
ringed (Mayhew)^ bewigged (Disraeli) anflQhrt. Jeafreaoriy Live ü
dount, I, p. 110: And now, as he stood (great>coated and be-sfkngbbbd)!
nnder the Sazon Turret — mit einem Spencer bekleidet. — ib. p.
273: he was a small elderlj gentleman, bb-frillei) and bs-fiotailbd
-^ mit Jabot und Zopf. — ib. p. 284 : an old-world manor-house,
lofty, liberally BE-wi2n>owBD — mit Fenstern versehen. — Ant Trol"
bpej Barchester Tcwere^ c 41 : In being thus bb-birened, Mr. A. be-
haved himself very differently from Mr. S. (durch Sirenengesang be«
zaubert).
BE, V. S. L. : „lawyers were lawyers then, damals gab es noch
tüchtige Juristen; laws were laws in the year ten, Gesetze waren da-
mals streng." Bussdl^ My Diary etc.y I, p. 293 : I asked, "Well, how
are the rockets doing to-day?" "Well! you know rockets are rockets.
— If the enemy are only half as much afraid of them as we who fire
thera, they are doing good Service" — Raketen sind geiUhrliche 6e»
schösse. — W. Scotts Heart of M, X., c. 4 (I, p. 70) : But Scotland was
Scotland in these days. — id. Guy ''Mann. ^ c. 28 (11, p. 50): Men were
men then, and fought other in the open field.
BEABY, a. b. eyes, kleine runde, hervortretende Augen, s. S. L.
Jeaffrescn^ Live ü dovm^ I, p. 27: She had bright black, beady eyes;
but apart from them, her face was remarkable only for its smallness.
BEAN8 A2n> BAOON, gewöhnliches Gericht des englischen Land*
mannes, s. S. L. W. Scott, the Pirole^ c. 4 (I, p. 49) : cousins who not
onlj acknowledged their kinswoman Babie after her marriage with
Tellowley, but even condescended to eat beans and bacon (though the
latter was then the abomination of the Scots as much as of the Jews)
with her husband.
BEAB, s. nach Wb. das hordeitm hezastichon ; nach J. : barley»
24 Neae Beitrüge zar eDglischen Lexikographie.
haviDg foor rows of grains; Hordeum Tulgare, Linn.; und bbab^sebd,
barleyor big. — W. Scotts the PiraU^ c. 6 (I, p. 87) : I was onlj wsnting
to look at the bear-braid, wbich mast be sair laid wi' thiB tempest. —
ib. 0. 5 (p. 66): bere is a pure daj for the bear-seed. — ib. c. 30
(Uly p. 36): I wanted the stane to knock bear upon. — Doch ib. c.
15 (II, p. 18) wird bear dem barley grade entgegengesetzt, wo es von
den alten norwegischen Bewohnern der Shetlands-Inseln heisst: ^The
cleverer fellows they, if they made ale withoat barley." '^Barlej! —
alack-a-day," replied the more accarate agriculturist, ^who ever heard
of barley in these parts ? Bear, my dearest friend, bear is all they
have, and wonderment it is to me that they erer see an awn of it.''
BEAR, V. Wb. 9 : to show or exhibit ; to relate ; to bring forward.
— L.: this Word does not bear that sense, dies Wort hat nicht jene
Bedeutung. Daher: the letter bears • • . Der Brief hat den Inhalt.
W. ScoUj the PiraUf o. 42 (III, p. 217): <<you need not fear," the letter
bore, '^either that you lay yourself under Obligation to me, or" etc. —
to bear out, die Aussage Jemandes bestätigen (S. L.). Russell^ My
Dxary ete^^ I, p. 888: a very intelligent, smart, gentlemanly man, and
in look and manner quite bearing out the reputation he has gained for
dedsion, dash etc. — ib. II, p. 373: he appealed to his frionds to
bear him out in his assertion that '^procrastination had always been
his bane."
BEAST, 8. „In der regelmässigen guten Sprache jetzt: ein vier-
füssiges wildes Thier. Die Bibel braucht es auch fflr Hausthiere.
Das Volk hält den Gebrauch fest.** S. L. Landleute nennen ihr Vieh,
namentlich Rinder und Pferde, beasts. W. ScoU^ Ileart of M. L., c. 28
(II, p. 164): She was a kind woman, andseemed skeely about homed
beasts. — id, Guy Mann.j c. 11 (I, p. 98): he was riding on a haick
they ca'd Souple Sam — it was a blood-bay beast very ill o* the spavin
— I hae Seen the beast baith before and since. — ib. c. 55 (III, p.
1 57) : the happy owner was directing one lad to ^gae doun for the
new saddle;" another ^just to rin the beast ower wi' a dry wisp
o' strae" etc. — ib. c. 22 (U, p. 7): It's a grcat pity that — beast or body
(Thier oder Mensch), edncation should aye be minded.
BEDROOM-CAia>LB, s.' Nachtlcuchter (für gewöhnlich mit Henkel
und Teller unten ; sonst auch flat candlestick, s. S. L.). W* Scotts the
Äntiquary^ c. 9 (I, p. 106): So saying, the Antiquary took up a bed-
room candlestick, of massive silver and antique form.
Keue Beiträge zur engiii eben Lezikognpbie. Sj^
BSDBAi. (aach bethral, betherel). Maemälan's Mag. Sept. 1860,
p. 375: hia dignitiee of bellmanD, bethral, aextoOy and cborch-ofBcer.
W. Scott, Heart of M. L.^ c. 45 (III, p. 178) : I wad gar the bedral eat
the bell-ropei if he took 007 sie freedom. — uf., the Äntiquary^ c 2S
(II, p. 111): ^It's travelled earth that/' said Edie, <«it houks sae eithly
I ken it weel, for ance I wrought a Bimmer wi' auld Will Winoeft» the
bedral, and howkit mair graves than ane in my day. — id. St. B. W.
c. 32 (in, p. 89): If the bedral hadna gien me a drap of usqae-
bangh, I might e'en hae dicd of jour ladyship's liquor. — J. : bbdbal,
0« a beadle; a aeston. — betherel, bethbal, s. An inferior kirk-
ofBcer who waits on the pastor in bis official work, attends the Session
when thej meet, sammons delinquents, etc*
beetle, Y.W. Scott j Guy JUann.^ c« 24: (the sheets) were washed
wi'ihe fairy-well water, and bleached on the bonnie white gowans, and
beetled by Nelly and herselL — J. : to beat with a heavy mallet,
before, prp. before the mast ; auf Kriegsschiffen der Theil des
Schiffes, auf dem die gemeinen Matrosen zu bleiben haben ; Tgl. S. L.
W. Scott f the Äntiquan/y c. 20 (II, p. 63): speaking of my relationp, I
roay be said to have come myself from before the mast etc.
begaree, 8. (indisch) Zwangsarbeit. Bussell, My Diary etc. II,
p. 160: The coolies have amortal aversion to go beyond the boundaries
of their own district, and as begaree, or forced lubour, is, to a great
extent« abolishcd, we are obliged to make requisition at nearly every
halt for fresh coolies.
bkhave, V. to behave one's seif, sich gut, gesittet betragen (b. S.
L.). Thackeray^ Virginians^ III, p. 146: And the general wonld
scarcely behave himself from henceforth to the end of the Performance.
BEHAYiouR, s. „during good behaviour*^ werden viele Beamte
angestellt. (S. L.) Daher scherzhafte Uebertragungen wie W. Scott^ Guy
Mann.^ c. 18 (I, p. 143) : I could have been more angry than ever I
was in my life; but I must be on good bcliaviour, and my walk» are
now limited within bis farm precincts.
BEiLD, s. s. bicld.
BELL, V. L. hat die sonderbare Notiz (unter cat): „to bell the
cat, der Katze die Schelle umhängen (um Mäuse zu vertreiben.)**
Nach der bekannten Fabel kam es, nachdem der geistreiche Bath ge-
geben war, zur Sicherheit der Mäuse der Katze die Glocke umzuhän-
gen, darauf an, wer dieselbe der überlegenen Feindin beibringen soUq,
26 Nene Beitrüge cur engliscben Lexikographie.
Daher beisdt die Phrase ^mit einem überlegenen Feinde anbinden.^
Th. Hooh^ FcUhers and Sansy eh. 21 : they oonsidered that anj attempt
to ^bell tbe cat" would be attended with both danger and difficulty. —
W. ScoUj the Bride of Zr., c 25 (II, p. 107): bot I assnre you, a con-
nection with her fhther will neither be ueefal nor omamental, beyond
that part of yoar father's spoil wbich he may be prevailed apon to
diegorge by way of todier-good — and take my word for it, yon will
get more if yoa have spirit to bell the cat with him in the Scots Par-
liament. — id. the Piratt^ c 11 (I, p. 176): How mony a time bare
I heard you bell the cat with aold Edle Happer, the mfller at Grindle-
born, and wi' bis \%tj knave too, about in*town and oat-town multures
&c. — id. Guy Mann,, c. S6 (11, p. 131): he' 11 no gang far or he' 11
get somebody to bell ta cat wi' him. — J.: To oontend with one, es-
pecially if of superior rank or power; to stand with him, either by
words or actione. — Weniger gut Wb. unter bell, s.: To pnt a bell
on ; to enconnter and cripple one of a greatly superior foroe, &c
BKLON6ING8, 8. 1) Personon, die zu Jemand gehören (Verwandte,
Bekannte). Ant, TroUope^ Barchester Totoers^ c. 10: Mr. S. was down
siairs giving the last ordere about the wine. He well understood that
cnrates and oountry vicars with their belongings did not require so gen-
erous an article as the dignitaries of the dose. — 2) Sachen die zu
etwas gehören, z. 6. Theile eines Anzuges, ib. c. 9 : Madeline aflected
all manner of rieh and quaint devices in the gamiture of her room,
her person, and her feminine belongings. — ib. c. 11: holding up both
bis hands to show that he was not touching her belongings, but still
remaining on his knees. Vgl. S. L.
BELT, s. runder (meist von Bäumen) eingeschlossener Platz. Rus^
seil, My Diary efc., II. p. 366 : About 10 o*clock the fogcleared away,
and soon afterwards we came in sight of a belt of jungle, spread like
a greeu wall across the horizon. Vgl. S. L.
BELTED, a. mit dem belt geschmückt. Wb. belt« 6; (Her,^ A
token or badge of knightly rank. W. Scotts Kenüworth^ c 39 : She ia
as surely Countess of Leioeeter as I am belted Earl.
BELTEKEBROB. n. W. ScotU St. Ron. W^., c 16 (II, p. 44): Do not
let my fair readers do Josiah more than justice, or suppose that, like
Beltencbros in the desert, he remained for years the victim of an an-
fortanate and misplaced passion. — Wb. : A name assamed by Amadia
Neoe Beitriige cur engHscheD Lexikographi«. S7
de Gaul on retiring io a hermitage, after raoetving a orael leUer from
bis mistress Oriana.
BXK,8. (schott.) Berg. TT. ScoU^ Eob Ray, c. 28 (II» p. 114): It
wad be sair newa to the auld wife below the Ban of StuckavrallacbaD*
BEK,adv.u.prp. (schott.) innen (vom Hause). W. Soattf Heart of
M. L.y c 12 (ly p. 201): It was the exahed tone in whicb he spoke
that . . . brooght them both ^ben the hoose," to use the langoage of
the oonntrj. — id. Guy Mann., c. 23 (II, p. 19): thedoor opened, and
a half-dreaaed ewe-milker, who had done that good oflfice, shut it in
their faces, in Order that ehe might rnn bm the hausBy to crj '^Mistreaa,
miatressy it'a the maater etc.'' — J. : Towards the inner apartment of a
hoose . . . Gae ben the house^ 6o into the inner apartment.
BENCH, 8. Die Bischöfe im Oberhause, s. S. L. Jtajfreecn^ Live
U downy Ij p. 155: the son, after bearing awaj all the best honoars
of Cambridge, was ordained, and in dne course advanced to the bench,
where he became a leader amongst the prelates. — ib. p. 270: to see
the loyal gentrj • • . displajing regret for the loss of an estimable
prelate from the Episcopal bench.
6EKD-LEATHER, s. Sohllcder. C. Beüy Shirley^ I^p. 155: her parents
woiild bare quite approved the match: to them bis fiftj-five jears, bis
bend-Ieather heart, conid have presented no obstacles. — W. Scott^ Heart
of M, L. c. 5 (I, p. 74): I ken naething we wad hae gotten bj the
wight Wallace, nnless, as I hae heard the auld folk teil, thej fonght
in thae dajs wi' bend-leather guns. — ib. c. 17 (I, p. 284): Mac*
keachan'e elshin that ran throngh sax plies of bend-leather. — Wb.: the
best qualitj of sole-leather.
BJENOBTH, adv. (schott.) nordwärts. W. Scotts Bob Roy, c« 4 (I, p.
43): it's e'en because your Euglish gaugers and Supervisors that yon
have sent down benorth the Tweed, have &c — J. : To the northward of.
BENT, 8. to take the b», durch einen Umweg aus dem Wege
gehen. W. Scotts St. R. W.y c. 15 (II, p. 28): The lad had just taen
the bent, rather than face Sir B. — J.: To gcie to the bentj to provide
for one's aafety, to flee from danger, by leaving the haunts of men. —
To take the bent is used in the same sense; although not always im-
plying that one Icaves the conntry.
BEPOiocEL, V. knufien» schlagen. Thacheray^ VirginianSf III, p. 2 :
I have known a hanuless, good old soal of eighty, still bepommeled
28 Neue Beitrüge zur englischen Lezikographie.
and stoned by irreproachable ladies cf the atraighteet seot of the Pba-
risees. (vgl. be.)
berlin(o), 0. J.: a kind of galley. — W* Scotts Ouy Mann.^ c. 5 (I,
p. 40) : the fights of the Mac-Dinawayee wi' the Irish, and wi' the High-
landersy thut came here in their berlings from Ilaj and Cantire. — ib.
0. 40 (III, p. 11): There's a place where their berlins and gallicp,
as they ca'd them nsed to lie in lang syne.
BEBOAMOT, 8. CitTonenmlnze. (?. EUiotj Säas Mamer^ p. 226:
A little bit of rosemary and bergamot and thyme. — Treaaurtf of Bot--
cmyi B., noentha citrata or odorata. — Smmondt^ Conim. Dict.: an
esBential oil obtained by destillation from Mentha citrata etc. —
BEBflEBXAB,8. Berserker. W. Scotts the Pirate.^ c. 2 (I, p.24): the
Berserkars were Champions who lived before the blessed days of Saint
Olave. — ib. Now, my father never likes to think of bis passion after
it is overi and is so much of a Berserkar, that, let him be desperate
as he will to-day, he will not care aboat it to-morrow.
BKBTH, s. to give a Wide berth, weit aus dem Wege gehen; vgl.
S. L. (eig. vom Schifi*: to keep at a distance from . • . Wb.). Thacke^
raify Virginians, IV, p. 116: I took my place on the stage, whence I
oould See the actors of my poor piece, and a portion of the andienoe
who condemned me. I suppose the performers gave me a wide berth,
out of pity for me.
BESTiAL, 8. TT. ScoU^ Heort of M. Z., c. 9 (I, p. 134) : after exhaust-
ing the sobjcct of bestial, of ploughs, and of harrows. — ib. c. 89 (III,
p. 79): he is • • . skeely enow in bestial, whereof he has promised to
gi'e me twa Devonshire kye. — ib* c. 43 (III, p. 144): by his skill
in bestial, he coald render the most importent Services to . . . — J. :
A term used to denote all the cattle, horses, sheep &c., on a farro.
BHANOY, s. 8. banghy.
BiDE, V. a. to bide oue's time, den passenden, geeigneten Moment
abwarten; s. S. L. ÄnU Troüope, Barchester Towers^ c 32: and the
very servants perceiving the change transferred a little of their rever-
ence from their mistress to their master. All which the master per-
oeived; and so also did the mistress. But Mrs. Proadie bided her time.
BiELD, 8. (beild), J. : A shelter. — W, Scotts the Äntiqiuxry^ a 4 (I,
p 42): and twa or three herds maybe, just set to wark, and boilt this
bit thing here that ye ca' the — the Praetorian, and a' just for a bield at
Huld Aiken Drom's bridal etc. — t<^. Ouy Mann., c 8 (I, p. 63):
Nene fidtfSge zur engiMoheo Lezikograpliie. S9
there'8 thirty • . . that je have turaed oot o' their bits of bieldi. — ieL
Hob Bcy^ c. 25 (11, p. 148): to tak the heather-bash for a beild. —
ib. c. 26 (11, p. 157): and saw neither hauld nor hope — neither
befld nor Bbdter.
BiEN,a« W. Scotts Heart of M. JD., c 89 (III, p. 81): sbe has a
braw house bere, and lives bien and warm. — J. : bxhx, wealtby, well
provided.
to BIG, bauen; part, bigoino, Gebände. W* Scotts Ovy jlf ann., c. 47
(m, p. 76): I can do what wonld freeze the blood of tbem that is
bred in biggit wa*8 (Geb&ude, Häuser). — id. Old Morial.^ c 19 (11,
p. 61): the time has been that I wonld have liked ill to have Bäte in
biggit wa's ... — id» the Äntiquary^ c 4 (I, p. 42): ^What were
70a speaking about ? " ^About this bit bonrock, yoar hononr/' an-
8wered the nndaunted Edie; ^I mind the bigging o't" — ib. c. 8 (I,
p. 93): Aweel, Binoe 8ae it is, and I can only Bleep in ae bam at
ance, 111 gae down wi' SannderB Mucklebackit — he hae aye a Bonp
o' Bomething oomfortable about bis bigging. •^- ib. c 21 (II, p. 76):
this Beeret paBBage aneB gaed round great part o' the bigging. — L.
giebt nur die Form biggin. — J. : A buiiding; a houBe; properly of
a larger size, aB opposed to a cottage.
BIG60NET, B. W. Scotty Heart of M. £r., c. 24 (II, p. 109): the
qaeen tore her biggonete for perfect anger. — J.: bioonbt, 8. a linen
cap or coif.
Bnx, 8. L. : „billB of mortality, daB Weichbild einer Stadt^ May*
hew, London Labour etc. III, p. 359: they (hackney-coachee) had the
8o]e right of conreyance within the billB of mortality. — ib. p. 860 :
And no stage-carriage could then take np or Bit down on the BtoneB,
not within the billB, aB it waB called — that^B the bille of mortality,
three miUs round the Royal Exchange^ if I remember right.
BiLLiB, 8. (BchottiBch) L. : „Hersensbruder;^ vielmehr: A oompan-
ion, a comrade. TT. Scotts Ouy Mann, c 25 (II, p. 28) : And there I
met wi' Tarn o' Todshaw, and a whin o^ the reet o' the biDiee on the
water side.
BIND, Y. to bind out, in Neu-England der Anedruck fQr das Ent-
lassen eineB unversorgten Unmündigen aus der Fürsorge und Aufriebt
der Stadt->Armenbeh9rde. R. B, Kimbaü^ Was he euccessftdf p. 44:
Yoa will find, as you travel through the country, but few very poor
people in New England. Rarely are the ^Belectmen" called to act
60 M«ae BettrKge zur englifchen Lexikographie.
either on applicaitions for admiasion as ono of the ^'town'a poor," or to
'^bind out'' a boj or girl tili one-and-twentj. — ib. p. 47 : . . . aaking
wbat was to be done with the boy. ^What do yon think best to do
with him?'' aaid Mr. B. ^Well, I suppose there ie room in the town-
hoaee; . • • and we ean probably bind him ont next apring." — ib.:
**! will cat thia matter short. I will take the lad myaelf. Ton ahall
bind him out to me in the regnlar way.**
BIND, 8. J. : dimeneion, aise • • • A barrel of a oertain bind* —
Metaph. to denote abilitj. — So wie „mein Maaaa" beim Trinken.
W. Scotts St, Ron, TF., c. 1 (I, p. 15) : A set of honest decent men they
were; had their sang and their joke . . • Their bind waa jaat a Soota
pint over-head, and a tappit-hen to the bill etc.
BiNOy ▼. L. giebt es nach Groae = to go (Canf); transitiv (anf-
lanem) bei W. Scott, St, RonaxCs TT., c 81 (III, p. 62): I promise you
the old luck was armed, aa if he meant to bing folks on the low toby.
BiNK, 8. (schottisch) J. : 1. A bench, a s^-at. 2. A wooden frame,
fixed to the wall of a house, for holding plates, bowls, spoons. 3. The
long seat beside the fire in a coantry house. — Zu 2, vgl. TT. Scotts
Bride of Lam,^ c. 12 (I| p. 255) : she contemplated a very handsome ...
face in a broken mirror, raised npon the hink (the sheWea on which
the plates are disposed). — id. St, Ron, W.y c. 2 (I, p. 20): Meg . . •
was making the nnpleasing discoveiy, that trenchers had been
broken or cracked, pots and saucepans not accnrately aooured . . .; so
that while she disarranged and arranged the bink, she maondered etc.
BiNNA, Schott. =i8 not, be not. W.Scott, Heart of M.L.,c26 (II,
p. 135): I can seldom be at the plague, an' it binna when my bluid'a op.
BxNocüLAB, s. Doppelperspectiv, Opernglas. (Bei L* nnr ala a.)
Russeäj My Diary etc. H, p. 828 : the grave, concentrated manner in
which he examines a position throagh bis binocolar • • • (ia) yery re-
markable.
BiBD, 8. a little bird has told me, wie bei ans „mein kleiner
Finger hat mir gesagt^ (s. S. L.) Thackeray, the Virgimane, II, p.
130: Ton shonld have heard her Standing np for you t'other day,
when somebody — a little burd — bronght us another story aboat yon.
— ib. IV, p. 213: I have had the worst character of yon from home.
Little birda whisper to me that yon are a man of the most dangerona
principlea«
Nene Beitriige tor eDgUschea Lexikographie. 81
BiBKT, •• (echottiech). J. : A llyely yonng fellow, a penon of
mettle. — W. Scotts Heart o/M. L.^ e. 12 (I, p. 204): I ken how to gar
the birkies tak ehort fees. — ib. e. 17 (I, p. 274): be tbougbt he
kiiew somethiiig of the featnres of the birkie that spoke to him« — id.
Beb Roy^ c. 23 (II, p. 116): And this joung birkie here • . • will
bis • • . poetriea help bim here?
BiBL, ▼. (schottisch) Gctiüok geben; trinken; (Geld) zam Trin-
ken beitragen. J.: ^^I'U birle my bawbie/' I will contribate mj share
of tbe expense. — W. Scott y Ouy Mann.y c. 39 (11, p. 169) : tbej got me
down to Clerihugh's, and there we eat biriing tili I had a fair tappit
hen nnder my belt — id. Rob Roy^ c. 14 (11^ p. 9) : he had fund
twa looDS that did the deed birliog and drinking wi* hiui. — ib. c 28
(m, p. 15): and then we'll birl oar bawbees a' round about, like
bretbren.
BiBLiEHAN,8. (scbottisch) W. Scott^ WaverUy^ c, 42 (ü, p. 159):
Jamie Howie, wha' s no fit to be a birlieman, let be a baiUie* — J.:
One who assesses damages; a parish arbiter; a referee. — Im Glosaar
zum Antiquary : the petty officer of a borgh or baronj.
BiRTH, s. a man of birth, von angesehener Familie, aus gutem
Hanse, s. S. L.— W. Scott, WaverUy^ c. 71 (III, p. 188): However it
may please yon to derogate from the honour of your burgonet, which
IS doubtless your humour, as I have seen in other gentlemen of birth
and honour in your country.
BiBSB,8. (schott.) W. Scott, the Antiquary^ c. 21 (11, p. 87): Now,
if he was taking it up in this way, he wad set up the tother's birse,
and may be do mair iU nor good. — J.: A bristle; ^a sow's birse,*
the bristle of a sow • • • Metaph. for the indication of rage or displeas-
are. ^To set up one's birse,** to put one in a rage« The birse is
alfio Said to rise, when one's temper becomes wanui in allusion to
animals fenced with bristles, that defend themselves, or ezpress their
rage in this way.
BI8HOP, y. bei L. nach Wb. nur transitiv ; in der intransitiven Be-
deutung ^Bischof sein, den Bischof machen,^ Ant. TroUope^ Barchester
Towers, c 5: The archdeacon knew bis subject, and really understood
tbe bnsiness of bishoping, which the others did not; and this was bis
strong ground.
BxsüAB, s. nordschottisoher Name für die Schnell- oder Balken-
wage. W. Scott, thePirate, c. 9 (I, p. 142): That crack-brained carle.
82 Neno Beiträge rar engUschen Lexikograplye.
the new factor, is for making a change in the bismars and the Uspunds^
wozu in Anmkg. nicht genan : These are weight8 of Norwegian origin,
still nsed in Zetland, Vgl. J. bismars, btsmer, s. A steeljard, or in-
strameDt for weighing resembling it; sometimes bissimar. — Smmonds^
Comm. Dict. : a Danish name for the steeljard, und : Bi8MER-Pouia>, the
weight nsaally attached to the steel-jard in Norway and Denmarki
and weighing about 12^1 Ibs. avoirdupois.
BIT, V. a. L. hat nur die Bed. „aufzäumen.^ Bei Scott öfters
„zureiten,^ ähnlich to break; Äntiquary^ c. 2 (I, p. 20): bis maiden
sister and bis orphan niece, whom he had trained to consider him as
the greatest man upon earth, and whom he used to boast of as the
only women he had ever seen who were well broke in and bitted to
obedience. — WaverUy^ c. 89 (II, p. 130): Their horses were not
trained to the regulär paoe so necessarj to execute simultaneous and
combined movements and formations; nor did they seem hitted (as it
is technically expressed) for the nse of the sword. — id. Roh Roy^
c. 7 (I, p. 83) : Thy father sent thee here to me to be bitted, and I
donbt I must ride thee on the curb.
Brr, s. Thackerayj Virginians^ III, p. 203: No wonder the Abbess-
Prinoess • . • has a dislike to the low-bom heretic who lords it in her
content, and teils C. a bit of her mind, as the phrase is — seine Mei-
nung ordentlich sagen ; s. S. L.
Brrx, y. Wb. scheint mit „to Mte the dust^ to fall in the agonies
of death,^ zu weit zu gehen ; da die Phrase nur auf den aus dem Sat-
tel gehobenen Ritter, also tiefe Demüthigung geht. Troüope^ Barchester
Totoers, c. 26 : The bishop still remained silent. He was anxiously
desirous of making bis old enemy bite the dust beneath bis feet. —
ib. c. 47 : that College friend of whom he had boasted so loudly, that
ecclesiastical knight before whose lance Mr. S. was to fall and bite the
dust.
smocK, s. (schottisch) ein Endchen, Stückchen. Scott scherzt oft
über die Grösse eines solchen „^ndchens.^ W. Scotts Heart of 3f. L.,
c. 87 (HI, p. 62): "How far can you walk in a day?** «Five and
twenty miles and a bittock." ^'And a what?" said the Queen, looking
towards the Duke of Argyle. "And about five miles more," replied
the Duke. — id. Old Mortality, c. 10 (I, p. 181): It's sax miles an'a
bittock doun the water. — ib. (p. 185): having completed a walk of
ten miles (for the bittock, as usnal, amounted to four).
Nene Beitrilge mr eoglischen Lezikogn^liie. SS
BLACK, a« Wm Scatt^ Bob Roy^ c. 7 (I, p. 85) : for the milier swon
bimself as black as night • • . mit dem häufigen Spiel swifcfaen siDn*
lieber and figfirlicher Bedeatang; Tgl. to sleep as fast as a top; plaia
as Salisbnry etc. — blackdsath, der schwarze Tod. Wb.: the bladc
plague of the fourteenth centnry. W* Seottj the PiraU^ c. 29 (III, p.
23): and well 70a wot, that the well of Kildlngnie and the dtdse of
Goi jdin will care all maladies save Black Death ; in Anmkg. : So at
least says an Orkney proverb. — black fibheb, Fischdieb, black
RBBiKO, Fischdieberei (s.S. L.). W.ScoU^ Su Bon. TT., c 5 (I,p* 64):
John Pirner, professed weaver and practical black-fisher in the Altoun
of St. Bonan's, who nsuallj attended Tjrrel, to shew bim the casts
of the river, carry bis bag, and so forth. — id. Ouy Mann,j c. 6 (I,
p. 47): He detected poachers, black-fishers, orchard^breakers, and pigeon*
shootera. — ib. c 2 (I, p. 13): He was even a kiud of favoorite
with them, and upon the division of a common, or the holding of a
black-fisbing, or poaching court, or any similar occasion, • • • they
were in the habit of saying to each other etc. — id. Waoerley^ c. 64
(lU, p. 128): And so ae moming siocan a fright as I gotl twa nn*
lacky redooats were np for black-fishing, or some siccan play etc. —
J«: black-fisher, s* One who fishes iliegally at night — black*
FI8HINO9 s- Fishing for salmon, ander night, by means of torches. So
termed, perhaps, because the fish are Blach^ or foul, when they com«
np the streams to deposit their spawn in the gravelly shadows , and
are there speared by the Black-fisher. — black*shebp, ein maarais
sujet (s. S. L.). W. ScoUj St. Ron. W.y c 36 (III, p. 150): the lad
Jekyl, who is not snch a black sheep neither but what there are some
white bairs abont him. — black mail, L.: „an einen Schirmyogt f&r
Schnts gegen Räuber geleistete Abgabe.^ Bei Scott sehr oft eine Ab-
findangssumme, die man dem Räuber selbst xahlte, damit er das Q^
hoft verschonte; s. bes. Bob. Boy^ c. 26 (II, p. 158): and sae Rob
h&d soon a gallant band, and as it grieved him (he said) to see sie
herähipy and waste, and depredation to the soath o' the Hieland line,
why, if ony heritor or farmer wad pay him four pnnds Scots out of each
hnndred pnnds of valaed rent, . • . Rob engaged to keep them scaithless — »
let them send to him if they lost sae mnckle as a Single doot by thiev«
ing etc. — Rob Roy kann man kaum einen „Schirmvogt^ nennen.
bladieb, s. Scott, Waoerley^ c. 16 (I, p. 184, bei Aufzählung
der Würdenträger eines Clanhänptlings): then his bhaird^ or poet; then
ArehiT f. n. 8|mehiQ. XLIZ. 3
S4 Neue B«iirä^ zut öngUschen Lezikograplue.
bis bladier^ or orator, to moke haranguea to the great folks whom he
yiaito; theo hU gilHe-morej or armoar-bearer etc.
BLAND, 8« (schotL) TT« Scott, the Firatey c. 5 (I, p. 24): may be
the lad would drink some blandj or sicklike. — ib. c. 6 (p. 92): she
filled a small wooden qaaigh from an earthen pitcher, whicfa oontained
bland, a sabacid liqaor made out of (he seroas pari of the milk. — ib.
(p. 95): he took a long pull at the jag of bland. — J.: A very agreeable
add beyerage nsed in the Shetland Islands, made of buttermilk.
BLANK, s. ein durch ein Zeichen, z. B. einen Strich, ersetzter
Name (s. S. L.). W. Scotts Waverley, c 43 (II, p. 165): If, my dear
reader, thou hast eyer happened to take post-horses at , or at
, (one at least of which blanks, or more probably both, jon will
be able to fill up from an inn near jour own residenoe) you must have
observed etc. — Daher dann soviel wie „Nichts.'* — id. Heart of if .
L.j c. 1 (I, p. Sd): his debts amount to blank — bis losses to blank
— his funds to blank — leaving a balance of blank in his favour.
BLATTER, s. (schott.) schuelles Sprechen, Schwatzen. — W. Scotts
the Anäquary^ c. 11 (I, p. 104): Aweel, in this strait, he bethought
him of the twa or three words o' Latin that he used in making out
the town's deeds, and he had nae sooner trled the spirit wi' that, than
out cam sie a blatter of Latin about his lugs , that poor Rab Tüll,
wha was nae great scholar, was clean overwhelmed. — J.: 1. A rattl-
ing noise. 2. Language uttered with violence and rapiditj.
BLAW, y. schottisch für to blow; flbertragen =: das grosse Wort
führen, prahlen. W. SeoUy St. B<m. W., c. 28 (UI, p. 26): What
for shouldna the honest man say a blessing afiter his drap punch ? • . .
it was better, I ween, than blasting, and blawing, and swearing, as
if folks shouldna be thankful for the creature - comforts. — Auch:
schmeicheln, daher blaw-in-mt-lug , s. J. : 1. flattery, wheedling. —
2. A flatterer; one who blows vanity in at the ear. (Ohrenbläser)«
W. iSoottf ib. c. 2 (I, p. 22): ye are a fine blaw-in-my-lug, to think
to cuitle me off sae deyerly.
BLAW0RT9 s. Schmeissfliege. W* Scott, St. Bon. TT., c. 20 (H,
p. 95): Can it be for the pnir body M'Durk's health to gang about
like a tobacoonist's sign in a frosty morning, with his poor wizened
boughs as blue as a blawort? -^ J.: theblue bettle, Centanrea cyanuB,
Linn.
BLKEZE, V. schottisch für to blase; öbertr« W» Scottp the Pirate^
Neue BeiMge cur eDgliachen Leskogrsphie. 85
e. 5 (I, p. 74) : Ye had mair need to gire the yoang man Bome dry
dothes, and to see about getting something fbr him to eat, than to ait
there bleezing awaj with yonr lang taleF. — J.: 1. To blase. 2. To
make a great sbow, or an ostentations outcry, on anj sabject — to
BLBBZB otot^, to gasoonade; to brag; to talk ostentationsly.
BLBTHER, Y. (schottisch) undeatlich reden, fueln. TT. Seott^ Bob
Ro^fj c 27 (II, p. 177): ye blethering fooL — J«: to speak indietinctlj.
— to talk nonsense. — to prattle.
BLOTD HABBTy in Schottland = blindman's bnff (J.). TT. ScoUj
Guy Mann^ c 58 (III, p. 178): O, the cnrly-headed varletsi I mast
oome to play at Blind Harry and Hy Spy with them.
BLI8TER, T. a. Nach Shakesp, ^If I prove honey-mooth'd, let my
tongne blister' — ist ^roy tongne is blistered' ähnlich unserem „idi
habe mir die Zonge verbrannt ;'' so Jeajyeson^ Live ü down, I, p. 302
(In Besng aaf ein 'pions fib') : So next time Bicker comes you may
jast make yonr confession, Martha, — and teil him yonr tongae is
blistered, and ask him how mach Cayenne pepper you are to pnt npon
it by way of penance.
BLOCK, 8, TT. Scottf the PircUe^ c. ö (I, p. 67): Were I no to take
better care of the wood than yon, brother, there would soon be no
more wood about the town than the barber^e block that's on your own
Shoulders — sonst audi hairdresser's block, der Stutzblock oder Pup*
penkopf, auf dem der Friseur seine PerÖcken zur Schau stellt; jetzt
dnmmy; hier malicids einer Person beigelegt, also gleich der Anrede
«bloc^head/
BLOOD, im ältren Slang = dandy, a fast man (s. S. L). Thackeray^
Virgmians Tu, p. 99 : My brother lives with horse*jockeys and trainers,
and the wildest bloods of the town. — moix blood, im alten Cant :
Der Galgen. W. Scotts Heart of M. Z., c. 20 (11» p. 54): . . • when
three words of your mouth would give the girl the chance to nick Moll
Blood etc. — BLoon-RAW, so wem'g gebraten, dass das Fleisch noch
blntig ist. W* Scoüj the Anüquary^ c. 6 (I, p. 63) : There was the relishing
Solan goose, whose smell is so powerful that he is never cooked within
doors. Blood-raw he proved to be on this occasion, so that Oldbuck
half-threatened to throw the greasy sea-fowl at the head of the negli-
gent housekeeper.
B]x>w, T. 1) Öffentlich bekannt machen. W* Scotts St. Ron. TF., c*
22 (II, p. 132): <«But I will blow her," he said, »I wiU blow her
3*
$6 Neae Beitrüge mr engÜBehea Lexikographie.
ladyship'e oondnct in theboBinesa." — 2) to blow bot and oold, bdt
und warm ans einem Monde blasen ; wankelmöthig, zweisfingig sein,
Jeaffr$8<my Live ü down^ I, p. 293 : yonng Tarrett is a man who may
be trasted. He '11 waii — witbout blowing bot one siz montbo, and
cold tbe next. — 3) blow me ! entstellt für bless me I statt damn.
Jeaffrtam^ Live ü dawrij UI, p. 249: (Cries of 'Chair, cbair/ and
^Order, order.') **Order be blowedl" exclatmed the infariated Mr. H.
(Tgl. S. L.) — Nach to blow out, dickfUttem, ist a blow-out = a
feast (Slang Dict.) W.ScoU, St. Ran. W.j c 33 (III, p. 111): «"All
I meant to say was, that jon and Lady Pen were not used to be on
such a good footing." — ^Well, she sent me a card for her blow-ont,
and $0 I am resolved to go."
BLXTDR o. BLuiD, scfaottisch = blood, B. z. B. XX. binna u. scart«
BLux, a. BLüE LIQHT8 (eig. Leachtkogeln , vgl. S.: a kind of
firework or night-signal which throws out a vivid light yisible at a
great distance.) In Amerika ein von den Episkopalen den Presbjrte-
rianem gegebener Spitzname. KimbaUy Was he Successfulf p. 177:
Mr. Bennett, with bis family, went to an Episcopal chnrch. He took
the liberty, one day, of flatly advising bis cousin to cut Presbyterianism,
and go with bim» ^The fact is, Hiram, I can't stand the blue-lights;
they make a hypocrite of you ... As to the Episcopalians, they give
US good music, good prayers, and short sermons." — ib. p. 178: Toa
won't find moch 'pastoral* work here, eren among the bloe-ligbts.
They confine themselves to preadiing brimstono sermons from the pal-
pit etc. — ib. p. 180: They are the pillars of Chellis's church; good
man and trae, if they are blue ligbts. Besides, there are lots of pretty
girls — tight little Presbyterian saints, with plenty of cash. — rlxsk,
luBAND, Band des Hosenbandordens, Inhaber desselben (s. S. L.).
Thackeray^ Virginians^ U, p. 98 : See, there comes another blue-riband,
as I live. My Lord Bamboroagb.
BLtf2ncBR,s. (schottisch) Eattundmcker. W.ScoUf Ouy Männer. ^ c«
3 (I, p. 21) : Danbog is nae mair a gentleman than the blunker tbat's
biggit the bonnie house down in the howm.
BoBADiL, n. prahlerischer Abenteurer in Ben Jönsan^s nEvery Man
In bis Humour.'* Thackeray^ Virgin. III, p. 201: To be on terms of
intimacy with an author or an actor has been an object of delight to
many a young man; actually to hob and nob with Bobadil, or Henry
tbe Fifth, or Alexander the Great ... are privileges which would de*>
Neae Beiträge zar engüseben Lexikographie. 87
li^l moei jonog roen of a poetic turn.
BODKiK, 8. to ride bodkin, auf einem Sitz, der eigentlich 2 Per-
sonen bestimmt ist, als Dritter in der Mitte sich Fiats suchen. W. Scotts
tkeAntiquartfjly c. 17 (II, p. 16): Between the stately fignres of Monk-
bams and the dergyman was Stack, hj waj of bodkin, the sHro form
of Mary Mintyre. (Vgl. S. L.)
BODLB^s. W* Scott f the Antiq.^ c. 1 (I, p. 8) : it will no be a bodle
cheaper than I teil ye. — ib. c. 4 (I, p. 45): yon other time about
tbe bodle that ye thonght was an old coin . . • und sehr oft sonst bei
Scott. L. sagt, diese EapfermQnze habe den Werth von '/« Pfennig;
Wb. giebt ihn = Y^ penny, so auch W.; das Glossar zum Antiquary
Yj eines engl, penny; J. aber: A copper coin, of the yalue of two
penniea Soots, or the third part of an English halfpenny.
BOG, V. a. Wb. : to whelm or plunge , as in mud and mire. — W*
Scotij Ouy Mann.j c. 8 (I, p. 59) : once he feil into the brook crossing
at the stepping-stones, and another time was bogged up to the middle
in the slongh of Lochend.
BOG-BLCTTKR, s. W. Scott, GuyMonn.j c. I (T, p. 5) : hitherto nothing
had broken the silence around him, bnt the deep cry of the bog-blitter,
or bnll-of-the-bog, alarge species of bittern. — J. schreibt bog- bluter,
nnd setzt zu : denominated from its thmsting its bill into marshy places,
and making a noise by bubbling through the water.
BOLE, s. Eine mit einem Holzladen verschlossene Fensteröffnung
in schottischen HQtten. W. Scotts the Äntiq.^ c. 82 (III, p. 31): ^Open
the hole,'* that I may see if this be the right Lord Geraldin. — J. :
BOAL, 8. 1. A Square aperture in the wall of a house, for holding
small articles; a small press generally without a door. This is most
common in cottages. 2. A Perforation through the wall of a house,
for occasionally giving air or light; usually with a wooden shutter in-
stead of a pane of glass, to be opened and shut at pleasure , often de-
nominated WindoW'bole.
B0LL,s. TT« Scott, theAntiq,^ c. 4 (I,p. 37): ...only that the lands
of Lochard and Cringlecut still pay a fine of six boUs of barley annually.
— ib. c 11 (I, p. 27): he teils us that honest John could make five
firlots, or quarters, as you would say, out of the boll, instead of four.
L. sagt: ein Maass von 6 bashels; doch Wb.: for wheat and bean»
it contained four Winchester busheis; for oats, barley and potatoes,
six busheis. — S.: In the flonr measure at present in use the boll or half
88 Neoe Beitrüge znr' englischen Lexikographie.
sack is" considered equal to 140 Iba. avoirdupoiB, and la divided into
10 stonea or pecks. The boll of peaac and beana weigha 280 Ib.; of
oata 264 Ib.; of barley aboot 820 Ibs.; of oatmeal 140 Iba.
BOLT, a. (vulg.) gerade (s. S. L.). Jeaffreaon^ Live it doum, lU,
p. 203 : Mr. Alec Barber'a horae and gig came tearing np the road at
fall gallop, and went holt up against Mr. Dowae'a cbaise.
BONALLT,8. W, Scott^ the PiroUy c. 4 (I, p. 45): "Here is your bo-
nally, mj lad." And so saying, he quaffed a mmmer glaaa of brandy
. • . J. : BOKALAI8, BONAiLiE, BOMXAiLLiE, A drink takcn with a friend»
when one ia about to part with him ; as ezpreasing of one's wishing
him a proaperoua journey.
BONEY, n. spöttische Bezeichnung Napoleons (s. S. L.). Jeaffre^
son^ Live it doum^ I, p. 64: Besides believing that Frenchmen lived
on frogs, that Boney had sold himself to the devil . . .
BoM6RACK,s. W.Scottj Ouy Manti^ c. 8 (I, p. 20): an old-faahioned
bonnet, called a bongrace. (J.: 1. A large bonnet, wom by females.)
ui HeaH of M. Z., c 28 (II, p. 162) : The want of the screen, which
was drawn o^er the head like a veil, she supplied by a bon^grace, aa
she called it; a large straw bonnet, like those worn by the English
maidens when labouring in the fields. ^But I thoaght unco ahame
o' mysell," she said, ^the first time I put on a married woman'a bon-
grace^ and me a single maiden." — J. 2 : A coarse straw-hat, of their
own manufacture, worn by the female peasantry.
BONNET- (bannet) laird, s. J.: A yeoman, a pettyproprietor;
one who farms his own land. — W» Scotty the Äntiq,^ c. 4 (I, p. 39) : it
(the ground) belonged to old Johnnie Howie, a bonnet-laird here hard
by. — id. St, Ran. TT., c. 1 (I, p. 10): Meg Dods . . . had the hon-
our of refusing three topping farroers, two bonnet-lairds, and a horse-
conper, who successively made proposals to her. — ib. c. 16 (II, p.
35): sometimes he will Hing in ... a bit of leaming that our fannera
and bannet-lairds canna sae weel follow.
BONNYDiE, s. W» Scottj the Antiq.f c 21 (II, p. 73): and the bita
o' weans wad up . . . and toddle to the door, to pu'in the auld Blue-
gown that minds a' their bonnydies. — J.: 1. A toy, a trinket. — 2.
Applied to money, as having the influence of a gewgaw on the eye.
BooBY-FOBM, s. Die Bank in der Schale, auf der (durch Certiren)
die Faulsten und Schwächsten sitzen. W. ScoUy Heart of M, Z., c. 4
Neae Beiträge zur eDglischen Lexikographie. 89
(I, p. 69): there is not a hoj on the boobj-form bnt shonld have
been Bconrged for such a solecisin in grammar.
boodle's, n. Ehemals fashionabler politischer Clab in S(. James*
Street. (S. L.) Jeafreson^ Lme ü dovm. J, p« 215: The oid dub-
lifo of Dr. Jobnson's era still existed in füll vigour, whereas the dub-
homse System was still in its infancy. The Tories, indeed, had for
nearlj eighty years held their quarters at White's, and the Whigs bad
been established for half-a-centuiy at Brooks's ; Boodle's also numbered
more than fifty years, while the ^Alfred' and the ^Goards' and ^Arthnr's'
were at the opening of their careers ; but the 'Athenseum' and the 'Ox-
ford and Cambridge', the 'Carlton' and the 'Reform' and the nnmerous
other magnificent abodes in which gentlemen now congregate (of whom,
at leasty two-thirds would, in former generations, have remained year
in, year ont, in qaiet conntry homes) were not as yet even thonght
of. It IS tme that the vidnity of St. James's Palace contained certain
establishroents in which the leading personages of the land enjoyed the
privilege of mining themselves with splendid rapidity; but vast as was
the misery ereated by them, their aristocratic sopporters were still
coroparadvely few in number. Die hier besprochene Zeit ist etwa
1815« Die letzten Sätze beziehen sich auf die damab üorirenden
Spiel-Gnbs. Einzelne, wie White's, haben alle Phasen, vom einfachen
Chokoladen-Hause an, durchgemacht, und das Wappen des letztren,
von Horace Walpole und George Selwyn componirt, besteht aus lauter
Attributen des Karten- und Würfelspiels mit der Devise 'Cogit amor
numroi.'
BOOK, 8. W. Scott, WaverUyj c. 36 (II, p. 109): This set Gilfillan
opon the book of sports and the Covenant etc. — B. of Sp., eine
▼on Jakob I. erlassene Verordnung, welche die puritanische Strenge
der Sonntagsfeier fiir staatsgefährlich erklärte. Der Name wegen
des Verzeichnisses der Spiele, die fdr das Volk nützlich seien.
(«. S. L.)
BOBDER, V. n. Wb«: to approach, to come near to. Daher dann
^mit jemandem anbinden, sich in ein Gespräch einlassen,^ wol nur
provinziell. Jeaffresoriy Live it down, II, p. 148: The course of the
day would, in all probability, bring them another packman, who would
^border with them', prating of the town he had last quitted etc.
BOBDER, s. speciell die Gränze zwischen Schottland und England.
W. Scott, Heart of M. L., c2d(II,p. 80): In case tbese Tales should
40 Neae Beitrüge zur englischen Lexikographie.
ever find their way across the Border (d. h. nach England), it maj be
proper to apprize the southom reader etc.
BORROW, 8. L. der Borg, das Erborgte. Doch auch „das Pfand, ^
vonWb. als *Eare' bezeichnet. TT. Scotts WcmerUy^ c. 13 (I, p. 128):
the lawless thieves of the Highlands . . . made prisoners, ransonicd
them, or concussed them into giving borrows (pledges) to enter into
captivitj again.
BOTTLBy V. to bottle up, von nnterdrOckten Gefilhlen, namentlich
Zorn, 8. S. L. — Thackerayy Virgin., I, p. 64: Mr. Ward kept his
temper — to comprefiis, bottle np, cork down, and prevent jour anger
from present fnrious explosion, is called keeping yonr temper.
BOTTLEHOLDER, s. Sccundant des Faustkämpfers, der die Flasche
zur Stärkung desselben führt, (s. S. L.) üebertragen W. Scotts the An»
tiquary^ c. 89 (III, p. 108): Petrie, in his Essay on Good-breeding
. . . recomroends . . . this attitude to all led captains, tntors, dependants,
and bottleholders of every description.
BOTTLE-suDER, s. Ein Untersatz unter der Weinflasche, mit
einer Unterlage versehen, damit dieselbe beim Cirkuliren (sf. S. L. u.
bottle) keine Schrammen auf dem Tisch mache. W, Scott, Guy Mann.^
c. 36 (II» p. 133): his Scratch wig on one side, his head crowned
with a bottleslider, his eye leering with an expression betwizt fun and
the eifects of wine.
BoüKiNOWASHiNQ, 8. Die gTossc Wäsche (schottisch). TF. ScctU
Heart of M. Z., c. 17 (I, p. 279): I'll cry up Ailie Muschat, and she
and I will hae a grand bouking-washing, and bleach our claise in the
beams of the bonny Lady Moon. — J.: bouk, s. A lie made of cow's
düng and stale urine or soapy water, in which foul linen is steeped,
in Order to its being deansed or whitened. — bouxino-washino, the
great annual purification of the family linen by means of this lie.
BouNTiFUL, n. Nach Farquhar's 'Beauz* Stratagem' eine Dame,
die sehr viel mit mildthätigen Werken sich befasst; s. S. L. — Jea/-
freson^ Live it doum^ HI, p. 321 : Fanny Magnum, having fbnnd abid-
ing peace in this world, and long lived the Lady Bountiful of Merton-
Piggott, went to iittle Fan' in heaven.
BOUNTTTH (bouuteth), B. Douccur, Trinkgeld. W.Scott, Heart o/M. L.,
c. 8 (I, p. 124): my curse . . . go wi* ye, if ye gi'e them either fee or
bountith or so muckle aa a black pair o' cheverons. — ib. c. 10 fp. 160) :
In this proposal there was much that pleased old David — there was
Ncae Beitrüge im engtiadieii Lexikographie. 41
bed, board« and boanteth — it was a deoent siiaatioo« — id. Gvy
Mann^ c. 89 (11, p. 172): I served for little fee aad bountith. — J.:
1. Something given as a reward for service or good offices. — 2. It
now generally signifies what w given to servants, in addition to tbeir
wages.
BouROCK, e. J. 8. : A shepberd^s hat — W. ScoU^ Bob R<nf^ c. 80
(HI, p. 89): The miserable little bonrocks, as the Baillie termed
them, of which aboot a dozen formed the village . . ., were composed
of loose Btones. — id. 1h$ Antiquary^ c. 4 (I, p< 42): ^What were jou
»peaking about?" "About this bit bourock, your honoor," answered
the nndaunted Edie j ^I mind the bigging o't.*' — ib. : ^if joo howk
Dp the bourock . . . je'll find . . • a stane/' — J. 5: A confused
heap of any kind, — W. Scott, Heart of M. Z., c 40 (II, p. 210):
And ehe pat it away in below the bit bonrock of torf jonder.
B0DRTKEE,8. Holunder. W. Scott, Guy Mann,, c. 58 (in,p. 141):
I was behind that bonrfreebnsh at the verj moment. — J.: the com-
mon eider.
Bow,s. schottisch für boU. W. Scott, Heart of M. L,, c. 9 (I, p.
139): there was not a bow left in the meal-ark ^ nnd oft sonst.
Bow, y. Dnrch Verbeugung etwas ausdrücken. Jeafreson, Live
it down^ II, p. 214: bowing bis thanks for this gvaceful attention,
B. took the miniature. — to bow out, Jemand unter Verbeugong hin-
aus begleiten. Ant. TroUope, the Warden, c. 2: Mr. C. said it was
oold for June, and bowed him out. (vgl. S. L.)
bowub, s. (schottisch). J.: A small barrel or cask, open at one
end ... It also sometimes signifies a milk-pail. — W. Scott, Heart of
M. 2/., c. 14 (I, p. 281): the brown four-yoar-auld's milk is not seilcd
jetf nor the bowies put up on the hink.
BowK,8. schottisch =:bulk. W.Scott, theAntiq. c. 25 (11, p. 132):
we sboold hae had baith ends o' the pockmankj filled bj this time. —
I hope it 's bowk aneogh to band a' the gear.
BowL, ▼. n. u. s. Vom bowling-Spiel worden Übertragungen herge-
nommen, wie das sprichwörtliche W. Scott, Rob, Roy, c. 26 (II, p.
150): I trust bowls will row right, though thcy are awee ajee e'onow
— es wird Alles noch glatt gehen. — id. theAntiq,, c. 21 (11, p. 75) :
dinna be cast down — bowls roaj a' row right yet. Dann c. 45 (IIT,
p. 181): Old Edie • . • bowls away easily from one friend's honse to
another.
42 Neoe Beititge cor eDglisehen Lexikographie.
Bow-sTREKTy D. W. Scott^ St, Ron, W.^ c. 3 (I, p. 45) : He was
calied the Man of Peace, on tbe same principle whicb aasigns to con-
atables, bow-strertruknerb , and auch like, who are perpetaallj and
oflficiallj employed in aoenes of riot, the title of peace-ofBcers. — ib.
c 86 (Iir, p. 149): Mr. S... wonld have been conitigned to the cns-
todj of a Bow-STREETOFFICRR. Vor der Reorganisation durch Sir R.
Peel Bezeichnung der Sicherheitupolisisten, weil in Bow-street das
Centralbureao ist. (s. S. L.)
Box-BED, s. In Schottland ein Bett, welches nicht, wie die eng-
liischen, mit Vorhängen, sondern mit hölzernen Läden geschlossen ist.
W. Scotts the Pirate c. 38 (III, p. 161): At length tlieir long course
ended, bj Noma drawing aside a sliding panel, which, opening behind
a wooden, or boz*bed, as it is calied in Scotland, admitted them into
an . . • apartment. — J.: 1. A bed having the sides and top of wood,
with two sliding panels for doors. 2. It also denotes a bed in the
form of a scrutoire, or ehest of drawers, in which the bedclothes, etc.
are folded np dnring the day ; calied also a Bureau-bed*
BRACELET, v. Armbänder anlegen. W. Scotts Kenüw.y c. 16: I'U
bracelet him with iron both on wrist and ankle.
BRADSHAW, B. Herausgeber des überall in England verbreiteten
Coiirsbuches. Ant. Trollope^ the Worden^ c. 16: He was at breakfast
at nine, and for the twentieth time consulted his '^Bradshaw" to see
at what earliest hoor Dr. 6. could arrive from Bi^rchester.
BRAiD, a. schottich = broad. W. Scotts St Ron. TT. c. 20 (II,
p. 104): I daur say the like o 't was ne'er seen in braid Scotland.
BRAMAH, n. Erfinder und Verfertiger berühmter diebessichrer
Schlösser. avie-la];.lemant, d. deutsche Gaunert h. 11, p. 176 : (Chubb
und Bramah) haben ganz vorzüglich die Kunst auf die Bewegung dea
Riegels verwandt, wobei der Schlüssel in höchst einfacher Construction
erscheint. — ib. p. 178: Das von Bramah erfundne Schloss ist der
Kleinheit wegen besonders zu Schreibtischchen, Kästchen, Portefeuilles,
Vorhängeschlössern u. s. w. geeignet, und hat eine ganz eigenthOm-
liehe Riegelbewegnng und Zuhaltung, auf welcher letzteren die grossen
Vorzüge des ganzen Schlosses wesentlich beruhen. — Vgl. S. L. —
W. Scotty St. Ron. W. c. 33 (III, p. 101): Lord E. had, as is usual,
one key to the box which held his letters, his oonfidential servant being
Neae BdtrSge tat eogliichen Lexikographie. 43
enirasted with the other ; to that, nnder the protection of a patent lock,
hi3 dispatches eecaped all risk of being tampered with . • • ^By yonr
eave, Mr. Bramah/* said the Earl, ae he applied the kej. — Äni,
Trdlope^ the Worden c« 8: At the same time he partly opened the
pmall drawer . . . depoBited the paper on the volame of Babelaia • • •
Ah ! vain man ! he could fasten ap his Rabelais, and other things Be-
eret, with all the skill of Bramah or of Chubb; but where conld he
fasten np the key which solved these mechanical mysteriea.
BRAKD, 8. Die ganze auf einmal ezportirte und daher mit glei-
chem Handlungszeichen (brand) Tersehene Sendung eines Products«
Daher fast = Qualität, s. S. L. — Tkackeray^ Virginians I, p. 5:
There 's no sweeter tobacco comes from Virginia, and no better brand
than the Three Castles.
BBAMDXR, V. auf dem Bost braten. W. Scotts SU Bon, W* e, 28
(in, p. 22) : yon will sup with me, when I come back. — Mrs. D.
will toss up something — a brandered fowl will be best. — J.: To
broil on a gridiron, to grill.
BRANK-NBW, a. schottlsch, Wie englisch brand-new. W. ScoU, tSt.
Ron, TF. c. 2 (I, p. 34) : The tight lads of yeomen with the brank
new blues and buckskins. — J.: quite new, having the new gloss.
Das W. schliesst sich also an prangen, prunken; brank, v. to raise
and toss the head; applied to horses; branken, gay, lively; brankie,
gaudy : brankin, roaking a great show (bei J.) ; während bei brand new
wol weniger an den strahlenden Feuerbrand (Wb.), als an das frisch
aus der Schmiede kommende und glänzende Eisen zu denken ist (wie
in funkel-nagel-neu).
BRAW, a. gut, schön, tüchtig (schottisch). W. Scotts SL Bon, W,
c. 20 (II, 104): There are braw shawls made at Paisley. — ib. c. 87
(II, p. 16): your braw hunting knife. — id, Guy Manner, c. 44 (III)
p. 41): G.'s braw new carriage. — id,^Eeart of M, L, c. S7 (III, p.
47): his braw star and gart er. — ib. c. 9 (I, p. 149): it 's a braw
day out bye. — id, Äntiq, c. 1 5 (I, p. 1 64) : we'Jl try your braw veal
sweetbread. — ib. c. 27 (U, p. 153): Thore was never sie a braw
propine as this sent to a yerl. Mehr vom innern Werth St, Bon» W,
c 15 (11, p. 20) : if a gold-laced waistcoat has an enipty pouch, the
piain swanVdown will be the brawer of thp two. — brawlt, na-
mentlich in der Yerbdg. ye ken brawly, wie id, Bob, Boy c. 9 (I, p.
44 Neae Beitrüge rar engliflohen LezikographiP.
109); Antiq. o« 25 (II, p. 182); c 87 (IH, p. 88). Auch baawuns
u. BRAWLiES, td. Eeari of M. L* c. 29 (II, p. 189): we mann a' dee,
je ken, Jeanie — You CameronianB ken (hat brawlins. Daher
BRAWS, 8. beste Kleider, Staat« W. Scotts the Antiq. c. 26 (II,
p. 142): I see ye hae gotten a' jour braws od. — ib. c 29 (II, p.
179): I think having seen a' the braws jonder and finding oat anc
maj be happier withoat them, haa made me proud o' mj ain lot —
id. Heart of M. L. o. IS (I, p. 262): je* re dressed out in your
brawe.
BREAD^ 8. Jtqffreaon^ Live ü down^ I, p. 106 : I don't speak of
ehilh'ngs given to old men, or Backs of coals given to panper beldames,
or bread cast upon the waters in order that it may coroe back to the
sower after many days in the shape of political influenoe. Sprichwört-
lich nach Eccles. XI, v. 1 : **cast thy bread npon the waters, for tboii
shalt find it after many days.^ S. S. L. unter cast, v.
BREAK, V. a. Ant. Troäopey Barchester Towers^ c 17: Frowns
cannot kill, nor can sharp words break any bones, — sprichwörtlich,
8. S. L. — 2. y. n. the voice breaks, die Stimme wechselt, rontirt.
Thackeroff^ Virginiane^ I, p. 78 : He learned the latest imported catches
and songs, and played them beantifuUy on bis yiolin, and wonld have
snng them too, bnt that bis voice broke at this time, and changed from
treble to bass.
BREAKBR, 8. 1) Abrichtcr von Thieren. W* Scotts the Antiq.j c.
30 (III, p. 7): I am trnly sorry that Juno has committed so mnch
disorder ; but Jack Muirhead, the breaker, was never able to bring her
under command. — ib. p. 8: But Juno — she is only thonghtless too,
I assure you — the breaker teils me, she has no vice or stnbbornnesa.
2) „Brandung, Wellenbruch.** L. Wenn ein solcher sich plötslich Tor
dem Schiffe seigt, so deutet dies auf eine verdeckte Klippe und anf
grösste Gefahr fflr das Schiff; daher ist ^breaker ahead!' wie 'rock
ahead!' (s. S. L.) Bezeichnung plötslich drohender grosser Gefahr.
W. S^ott^ Ouy Mann., c 84 (II, p. 117): ^She was at the Kaim of
Demclengh, at Vanbeest Brown's last wake, as they call it, the other
night, wifh two of my people, and some of her own blasted gypsies."
^That's another broaker ahead , Captain I Will she not sqneak,
think ye?»»
BRRASKrr, 8. W. ScoUj Reh Roy^ c. 83 (III, p. 92): Drive three
Keoe Beitrige' sar englbchen Lexikographie. 45
indies of canld aim iDto hie bteaskit. — J. : bbbkxt, bisket The
breast. It Is need obliqnely, and periiape ratfaer arbitrarily, for the
stomach«
BBBGHAM, B. (schottisch) Klimmet W. Scott j Heart of M. JD., c. 5
(I, p. 81): 6et op, Mr. S. — j^ have eet joareell down on the veiy
brediam that wants stitcfaing. — J. : The collar of a working
hone.
BBEEDiKG CAGB, 0. 6100 Vogelhecko. W. Scott^ Bob Rojfy 0. 10
(I, p. 180): joa neither see a ahepherd or shepherdeee wronght in
worsted . . .— or a staffed parrot, — or a breeding-cage, fall of canary
birds — or a honsewife-caae etc.
BBXKK8, 8. W. ScoU^ Rob Soy, c 27 (n, p. 169) : ^It will be
noDsenae fining me . . . that hasna a grey groat to pay a fine wi'-— it's
iU taking the breeks äff a Hielandman.*' — sprichwörtlich = Wo nichts
ist etc.— (Nebenform des W. id. Heart of M. L., c 51 (III, p. 276):
How 18 the lads to dimb the praes wi* thae tamned breekens on them?)
BBEsciA, 8. TT. Scotts Roh. Royy c 82 (III, p. 76) : Barricades
of limestone rock, intennized with huge masses of Brescia, or pebbles
imbedded in some softer snbstance which has hardened aronnd them
like mortar. — ib. c. 88 (III, p. 95) : the varions deep gnllies where
masses of the composite rode, or ^rescto, tnmbling in fragments from
ihe diffi, have rushed to the vallej.
BBiDBWELLy 8. Br. ist eigentlich das Armen- and Arbeitshans
der City von London (ygl. L.): seit der Erbaaang des Coirections-
hanses in HoUowaj nicht mehr gebraucht (eigentlich St Bride's oder
Bridget^s Well) ; ist dann Appellativ ffir „Correctionshaas'^ geworden.
W.Scatt^theAntiq.y c. 21 (II, p. 75): I gang by the bridewell as safe
as by the kirk on a Sabbath. — id, Guy Mann*, c. 6 (I, p. 48) : Jodk
• . . was remitted to the coanty bridewell. — ib. c. 84 (II, p. 114):
I wfll commit him to the Workhonse, or Bridewell, which yon know
18 beside the Cnstom-hoase. — ib. c 48 (III, p. 88) : sending him to
the Bridewell at Pontanferry, n. öfter.
BRIGG, 8. schottisch fdr bridge. W, Scotts Guy Mann^j c 11 (I,
p. 88): and the brigg ower Warroch bam is safe enoagh.
BBI88EL-COGK, s. Tmthahn. TT. SccUj Waoerley^ c 24 (II, p. 4):
da(&, drake, brissell*cock, pawnies etc. — J. : Apparently the tarkey-
cod^ — er schwankt zwischen Ableitang von bristley oder Brasil-c
46 Neue BeiCriige <ur englischdo Lexikographie.
BBOACR, y. to broach a enbject, von einer Saehe zuerst sa reden
anfangen (s. S. L.)« C. Bell^ Shirley, II, p. 231 : Be eeated, first.
The Bubject I would broach ie one of some moment: perhaps I have
hardly a right to approach it.
BROAD, a. Jeaff'reson^ Lm ü dountf I, p. 249 : The star of Gran-
Tille ie falling, that of Pelham is in the asoendant ; and the great coali-
tion on ^The Broad Bottom" is managing the affairs of the State. —
Wb. : BROAD BOTTOM BfiNisTRY. In EngUsh history, a name sometimes
given to an administration comprising nine dukes and a grand ooalition
of all parties, which was formed in Nov. 1744, and was dissolved by
the death of Mr. Pelham, March 6. 1755. — broai>-lbafbD| mit brei-
ter Krampe (s. S. L. u. leaf, leafcd). Thadkeray^ VirgtraanSy II, p.
263: And, taking bis broad-leafed hat, Mr. Chaplain walked ont of
the room.
brocard, s. W. Scott, WaverUyj c. 41 (U, p. 151): This is
something like the brocard expressed bj the learned Sanchez in hia
work Be jure jurando. — J. : The first Clements or maxims of the law ;
an old forensic terra.
BROCK, s. (schottisch) W. Scotty the Äntiq.^ c 21 (II, p. 75): I
keep the crown o* the causey, when I gae to the borougb, and mb
shouthers wi' a baillie wi' as little concern as an he were a brock. —
J. : BROK, s. 1. Fragments of any kind, especially of meat. 2. Trasb,
refuse.
BROCKiT, a. bunt (schott). W. Scotts Heart of M. X., c 39 (III,
p. 80): and I wad wnss ye, if Gowans, the brockit cow, has a quey,
that she snld suck her fiU of milk. — ib. c. 42 (in, p.l28): there 's
Gowans, and there 's your ain brockit cow. — J. : Yariegated ; having
a mixtnre of black and white. A cow is said to be brockit^ that haa
black spots or streaks, mingled with white, in her face.
BROO, T. (schott.) mit dem Pfriem stechen. PF. Seott^ Heart of
M. 2^., c. 5 (l^ p« 74) : D'ye think I was bom to sit here brogging an
elshin throngh bend-leather? — J.: to pierce, to strike with a sharp
instrument.
BROiL, ▼. broiled bone, Knochen von einem Braten, mit den daran
befindlichen Fleischresten sa einem frugaleren Mae auf dem Rost noch-
mals aufgebraten (s. S. L.). TF. Scottj Heart ofM.L., c 1 (I, p. 34):
The two young men ordered a broiled bone, Madeira negus and a pack
Üftne Beitrage sur ^taglisclien Leiikognpbie. 47
of Cards. — Thackeray^ Virginians^ II, p. 259: ^'I hare had enough
for to-night, my lord," says Harry, and riEea and goee away, and eats
a broiled bone in the coffee-room.
BBOO, 8. (ecbott) TT. ScoUj Eeart of M. X., c. 25 (U, p. 114):
I had never muckie broo o' my gudeman's gossips, and now I like them
wanr than ever. — ib. c. 39 (III, p. 89) s. n. Charge. — J.: ^I hae nae
hroo of them ava," I have no favourahle opütion of them.
brooke's, Club altern Styls in St. Jamea' Str., London; s.
Boodle's.
BBooM, V. W, Scotty the Pirole f c. 21 (II, p. 118): I saw them
ai North Bonaldsha, that had seen the good bark, the Olave of Ler-
wick, that our wcrthy patron has such a great share in that she may
be called his own in a manner, and they had broomed the bark, and . .
she answered them for seven fish. — in Note : There is estabb'shed
among whalers a sort of telegraphic signal, in which a certain number
of motions, made with a broom, express to any other vessel the num-
ber of fish which they have caught
BBOWir, a. W. JScoUj iSt. Ben. TT., c. 80 (III, p. 59) : his face,
as brown as a berry, was illomined hj a pair of eyes etc. stehender
Yergleich, s. S. L.
BROWNix, s. (schottisch) W. Scott y Roh Boy, c. 15 (11, p. 23):
Ye '11 no catch one o'the servants ganging up the stair, puir frightened
heathens that ihey are, for fear o' bogles and brownies. — id, Heart
0/ M. L.y c. 26 (n, p. 129): she . . . ejaculated, ^£h, sirs, the Brownie,
the Brownie P and fled, yelling as if she had seen the devil. To ex-
pUun her terror, it may be necessary to notice, that the old house . . .
had, according to report, been long haonted by a Brownie, one of those
&miliar spirits, who were believed in andent times to sapply the defi-
ciencies of the ordinary labourer —
*Wbirl the long mop» and ply the airy flail."
J. setzt noch dazu : Instead of doing any injury, he was believed to be
rery nsefol to the family, particularly to the servants, if they treated
bim well ; for whom, while they took their necessary refreshment in
sleep, he was wont to do many pieces of drudgery.
BBOWBT, s. das gesammte mit einem Male gebraute Bier. TT. Scotts
St. Bon. W.f c 28 (DI, p. 25) : Mr. Tirl can teil that, for mony a
48 Meae BeitrXge sur englbchen Lexikograptiie.
brpwüt of it hae I brewed lang »yne for him« — J. : As mach malt
liqaor ulb is brewed at a time.
BBUMSTAME, 8. scfaottisch für brimstone. W. Scotts Heart o/M, L.^
c« IS (Ily p. 14): Eeal catches fire at a slight spark as fiut as a bnim-
«tane match. — Die Stelle seigt, dasB L.'s ^Schwefelhols^ nicht paast.
Vgl. S.: bbustomb-matcb: slips of wood tipped with brimstoDe, for-
merly used, but now snperseded by lacifers; narrow Strips of linen or
ootton about eigfat inches long, dipped in melted snlphur and some aro-
matics made in Sfrasboarg and other plaoes, and used in snlphnring
wines. Sie gehörten zum Feuerzeug mit Stahl und Stein.
BBUSHy B. L. : „Anfall, Kampf. ** Daher W. Scott j Ouy Mann.y
c. 52 (III, p. 120): So you intend to give up this poor yonng fellow
at the first bmsh ? — wie wir: nach dem ersten Anlauf.
BBÜ88BLS, n. zweitbeste Sorte der in England Qblichen Teppiche
(s. S. L. u. Kidderminster). Btdwer^ Night a, M.^ p. 881: Wipe the
carpet, Jenny; — dirty feet! Mr. Morton, — it is a Brüssels I
BUCKiB, F. (schott.) W. Scott, the Pirate^ c 29 (III, p. 28): I
wonld eat corrupted sea-weed like a starling • . . or whilks, buckies,
and lampits . • . rather than break wheat bread and drink red wine in
a house whore it is begrudged me. — J. 1 : Any spiral shell, of what-
ever size. — id, Heart of 3/. £., c. 18 (II, p. 19): EhI see if there
isna our auld ne'er-do-weel deevil's buckie o' a mither. — J. 2 : A per-
verse or refractory person is denominated a ihraum buckie^ and some-
times, in still harsher language« a DeiPs buclde,
BucxiNa, s. C, Bell, Shirley, II, p. 884: His ideas are not dean;
they want sconring with soft soap and fuUer's earth. I think, if he
could add his imagination to the Contents of Mrs. GilFs bucking-basket,
and let her boil it in her copper, with rain-water and bleaching-powder
. • • it would do him incalculable good. — Der schmutzige Wäsche-
Korb. Wb. : BUCKmo, the act or process of soaking doth in lye for
bleaehing; also, the lye or liquor; a washing. Vgl. oben bouking-
washing*
BCGXLB, V. 1) verheirathen, scherzhaft TT. Scott, St. Ron. IT.,
0. 17 (II, p. 59): ^MarriedT' said the dergyman, ^it is impossible P'
^But where 's the impossibility, Mr. Cargill, when you see folk marry
every day, and buckle them yonrsdl into the bargain? — J«: to join
two persona in marriage, used in a low or ludicrous sense. — 2) TF.
Neue Beiträge nur engliicben Lexikographie. 49
SeM^ Htart of M. Z., c 85 (III, p. 85): **1 do not know that," re-
plied the Duke, ^ilka man buckles bis belt bis ain gate — you know
oor old Scots proverb?"
BÜCK8KINBD, a. iH Buckskin gekleidet. W. Scotts St. Ren. W.^
c. 13 (I, p. 179): to notice . . . tbe ''Dear me V and "«Oh laa 's" of the
tituppiog misses, and tbe oaths of tbe pantalooned or backskin'd
beaax.
BUDOKT of new8 , der Vorratb von Neuigkeiten, die Jemand za
erzählen bat, vgl. S. L. (Sack toU Neuigkeiten.) W. Scotts Antiq.^
c. 43 (III, p. 150): bere comes Edie with a whole budgct of good
news. — AnU Trollope^ the Warden^ c. 12: Eleanor feit tbat ... ehe
had now nothing further to do, but to add to the budget of news whicb
was prepared for her father, tbat John Bold was her accepted lover. —
tVL Barch. Towers^ c. 48: Mr. A. went over with bis budget of news
to the archdeacon. — ^of news" wird auch ganz fortgelassen« Thackeray^
the Virginians^ III, p. 129: Tbe real business of life, I fancj, can form
bat a little portion of tbe novelisi's budget.
Buiu), V. Zu builded setzt L.: Arch.^ nach Wb.: Tbe regulär
imp. and p. p. builded^ is antiquated. Vorsichtiger W. : huüded is little
naed, was Mätzner (I, 339) aufgenommen hat. Es findet sich noch
bei Scott, z. B. Pirate, c. 37 (III, p. 151): the loftj spire, whicb,
long since destroyed by accident, bas been rebuilded upon a dispropor-
tloned and truncated plan.
BCLL AND Hourn, ein viel genannter Gasthof in London, Hanpt-
stmtion ffir die stage-coaches. Thackeray^ the Vtrginians, IV, p. 118:
The Englisb governor (with a long beard), he called tbe ^Goat and
Boots," bis lieutenant (Barkes) whose face certainly was broad, the
••Bull and Mouth." — W. Scott, Heart of M. X., c. 1 (I, p. 13): the
highe5t bribe could onlj induce the coachman to promise to anticipate
bj half an bonr the usual time of bis arrival at the Bull and Mouth.
Die alten Gasthöfe wählten der besseren Unterscheidung wegen solche
Verbindungen sehr entlegener Dinge zu ihrer Bezeichnung.
BULLY, s. BULLY-HüFF, Prahler, Eisenfresser, wie sonst huff allein.
W. Scotts Quy Mann.^ c. 28 (II, p. 51): bere 's a cup of the right
fbr 70U, and never mind tbat bully-buff. — bully-boy, =: bully, W.
Scott, Bob Boy, c. 8 (I, p. 107) : And you, Mr. Frank Osbaldistone,
are not tbe first buUj-boy tbat bas said stand to a true man.
AicblT f. n. Bpnehen« XLIX. 4
50 Neue Beiträge cur englischen Lexikographie.
BUMB, 8. der dröhnende Ton (s. boom in S. L.)« W. ScoU^ Kenä-
fvorth, c. 10: You shall hear the bittern bumb, and the wild*drake
qaack. — J. : bum, a humming noise.
BUMBAZED, a. J. : stnpefied. — W. Scotts Roh Roy^ c. 23
(II, p. 118): Conscience! if I am na clean bumbaized. — Vgl. bam-
boozle.
BUMMOCK, 8. (schottisch) W, Scotts the Pirole^ c. 36 (III,p. 130):
the mickle bicker ... which was always ofiered to the Bishop of Ork-
ney brimfui of the best bummock, that ever was brewed. — J. 2 : A
brewing of a large qaantity of malt, for the purpose of being drunk at
once at a meriy roeeting.
BüNO, V. O, EUotj Adam Bede^ I, p. 221 : If yon get hold of
a cfaap that 's got no shame nor conscience to stop him, you must try
what you can do by bunging his eyes up — ihm in die Augen schla-
gen. Slang^DicU: to bung up, to close up. Fugilistic,
BUNKER, 8. W, Scotts HeaH of M* jL., c 9 (I, p. 147): Thcre
was no seat accomroodated him so well as the ^bunker" at Woodend. —
J. : LA bench, or sort of low ehest, serving for a seat. 2. A
seat for a window which also serves for a ehest, opening with a
hinged lid.
BUBNSiDE, 8. d. Land an einem Bach; side mit so schwacher Bed.
wie in roadside, oountryside u. dgl. W. Scott j Antiq,,, c. 37 (III, p.
86) : I can neither whistle nor sing for thinking o' the bonny burn-
sides and shaws that I should hae been dandering beside in weather
like this. — ib. c. 44 (III, p. 168): Is nae there the country to fight
for, and the burnsides that I gang danndering beside.
BUBR, 8. C Bell, Skirley, II, p. 158: I like your southern ao-
cent : it is so pnre, so soft. It has no rugged burr, no nasal twang,
such as almost every one*8 voice here in the north has. — ib. I, p. 64:
^A Yorkshire burr/' he affirmed, ^was as mach better than a Cock-
ney's lisp, as a buU's bellow than a ratton's squeak". — Wb. : burr :
A guttural pronunciation of the letter r, produced by trilling the ex-
tremity of the soft palate against the back of the tongue ; rotacism ; —
often called the NewcastU, Northumberland^ or Tweedside burr,
BUSINESS als Plural W. ScoU, St. Ron. W., c 36 (III, p. 151):
Nene Beitritge cor esgliichen Lexikographie. 61
joa will find mach more art aad deiterity neoessary in oondacUng theee
bnsinese to an issne, than etc.
BVBKnxKD, a. auf dem Cothnrn gehend. Bvdwer^ Night <u if., p.
212 : it never produced a knave more consammate in hie part, or carry-
ing it ofi* with more buskined dignity than William Gawtrej.
BOT, 8. W. sScoUy Bride of Lam.^ c. 12 (I, p. 15Ö) : from which
Position he conld reconnoitre the interior of the bnt, or kitchen apart-
ment of the mansion. — J. erklärt es als the outer apartement of a
honse (but, aussen ; niederdeutsch buten).
BunzB, V. schmeicheln (schottisch). W. Scotts Anüq.^ c. 87 (III,
p. 94) : Go with him, boy — keep him employed, man, for half an hour
or so — ^butter him with some warlike terms — ^praise his dress and ad-
dress. — J.: to flatter; to coax. A low word; from the idea of ren-
dering bread more palatable, by besmearing it with butter.
BUTTOCK, s. W. Scotts WaverUy^ c. 30 (II, p. 67) : What, d'ye
think the lads wi' the kilts will care for yere synods and yere pres-
byteriesy and yere buttock-mail, and yere stool of repentance? — J.:
Bi7TTOCK-iLA.lL, a ludicrous designation given to the fine exacted by an
eodesiastical court as a commutation for public satis&ction in cases of
fornication.
BUTTOKy s. to hold by the button, eine vulgäre Unsitte, Jemand
sum Anhören zu zwingen (s. S. L.). W, Scotts JRob Boy^ c 4 (I, p.
51): My companion made up to him, and, taking him by the button,
drew him aside into one of the Windows. Später: He then eztri-
cated his button, not very ceremoniously, from the hold which detained
bim etc.
BT, adv. J. : denoting approximation, or approach from some dis-
tance, nsed in the composition of varions adverbs . . . zn-bt, nearer to
any object. TT. Scotts Eeart of M. i., c. 26 (11, p. 135): Ye mann
never think of that— come in bye. — oüt-by, abroad, without. — ib.
c 9 (I, p. 149) : it's a braw day out bye.
BTE-PLAT, s. L. : „Zwischenspiel^; vielmehr „stummes SpieP.
Wb. : a scene which is carried on aside, and commonly in dumb show,
while the main action proceeds, with a view, ordinarily, to enhance the
aport W. ScoU, Ouy Mann.^ c. 52 (in, p. 124): When the several
bye-playsy as they may be termed, had taken place etc. — bys-talk,
4»
62 Neae Beitrüge cur englischen Lexikographie.
ein leise nebenbei geföhrtee GeBprftch. ib. c S (I, p. 21): ^What doea
ehe mean?" said M. to S. in «n under tone; und später: ^Oh troth,
Laird,'' continued Meg, during this bye-talk etc.
BTOONE, a. W. ScoUy Ouy Mann.^ c. 51 (111, p. 121): Let us
adopt a Scotch proverb the Dominie qnoted the other daj — 'Let bj-
gones be bygones.'
Die proTenzalische Liederhandschrift
Cod. 42 der Laurenzianischen Bibliothek in Florenz
nach der von Dr. Edm. Stengel im Auftrage der Berliner Gesellschaft f. d.
Stad. d. neueren Sprachen genommenen Abschrift.
MS. bibl. Lanrenzian». Plut. 41 N<' 42 in kl. fol. 92 Blätter
▼OD je 2 Spalten, von italiänischen Händen des beginnenden
14. Jahrhunderte geschrieben.
Der Einband der Handschrift im besten Zustand ist in
gepresstem Maroquin-Leder mit Messingbeschlägen» auf welche
das Wappen der Medici, 6 Punkte :) von Arabesken umgeben
und mit einer Krone darüber» gedrückt ist. Dasselbe Wappen
befindet sich auf den schmalen Schlieszbändern. Wie die Mehr-
zahl der laurenzianischen Hss. ist sie angekettet» was aber nicht
hindert, dasz sie sammt ihrer Fessel aus ihrer kalten Ruhestätte
in eine etwas wärmere Bibliothek zu Gunsten lesebegieriger
Forscher versetzt wird. (Die Laurenziana kennt nämlich nicht
einmal die urwüchsigste Erwärmungsweise» die mittelst der
Scaldina» deren Unvollkommenheit ich übrigens in der Maru-
celliana» wo ich meinen Studiensitz aufgeschlagen habe» hinläng-
lich zu erproben genügende Gelegenheit finde).
Nach einem Pergamentdeckblatt am Anfang der Hs. folgt ein
zwdtes von Papier» welches folgende nicht uninteressante Notiz
über den Inhalt der Hs. enthält: „Rime di diuersi Prouenzali
senza la fine» e terminano nella 123. Vite d'alcuni di questi
senza prindpio. Coble o frottole di ProvenzalL Trattato dell
54 Die provenzalische Liederhandschrift Cod. 42
Otto parti delPoratione o diacorso in Latino con letimologie dal-
cune uoci Prouenzali, e un Bimario delle medesime con altro
trattato grammatico in lingua Prouenzale tutto composto cred'io
da Pietro Berzoli d'Aggubbio. Frottola intitolata de bonitate et
malitia mulierum in Provenzale. Libro intitolato: U libro di
Seneca della moralitli traslatato di Latino in Bomanzo nella pre-
detta lingua. Un altro simile se ne uede nel pluteo n.
ma pare piü copioso di questo ed e con figure antiche.^ Diese
Notiz hat zum Verfasser Antonio Maria Salvini (geb. 1653,
gest. 1729)9 wie mir nach den Schriftzügen urtheilend Herr Ab.
Dott. Niecola Anziani bibliothecario alla Laurenziana gütigst
mittheilte. Die Zählung der Blätter rührt von demselben Sal-
vini her. Auf eine Widerlegung der Ungenauigkeiten» welche
obige Inhaltsangabe, die übrigens weder Grüzmacher noch
Bartsch erwähnt, bietet, glaube ich hier nicht eingehen zu brau-
chen, sie ergiebt sich aus dem folgenden Verzeichnisz :
1) f. 1 — 38 enthält die Sammlung von 123 provenzalischen
Liedern in abgesetzten Zeilen nebst der ersten Zeile des 124*^»
als Stichwort für die vormals folgende, aber schon zu Salvini's
Zeit fehlende Lage. Ein genaues Verzeichnisz der Liederanfange
nebst dem Druck von 11 bisher ungedruckten Liedern lieferte
Dr. Grüzmacher im Archiv 33 p. 299—310, nur hat er, wie
Prof. Bartsch im Jahrbuch XI, p. 5 £P. bemerkte, übersehen,
dasz die Lieder von 1—123 durchnumerirt sind, und dasz der
Anfang von 124 als Stichwort erhalten, die Sammlung demnach
unvollständig auf uns gekommen ist, was schon Salvini erwähnt.
Der Text der Sammlung wird nachstehend genau nach der
Handschrift vollständig zum Abdruck gebracht werden.
2) f. 39 v^ — 52 v^ c. 2. steht eine von Grüzmacher nur
kurz erwähnte Sammlung von Lebensbeschreibungen provenza-
lischer Dichter, auf deren Werth fiir Literaturgeschichte Prof.
Bartsch 1. c. aufmerksam gemacht hat. Der Anfang der Sanmüung
fehlt, und man könnte vermuthen, dasz er auf der verlornen
Lage (oder Lagen) stand, da f. 39 eine neue Lage beginnt,
wenn nicht die Hand, welche die Leben aufzeichnete, von der,
welche die Gedichte niederschrieb, verschieden wäre, weshalb
anzunehmen ist, dasz wir hier den Schlusz einer andern Hs.
vor uns haben. In die Lebensbeschreibungen sind einzelne
der LaurenziHxuschen Bibliothek in Florenz. 55
Strophen der betreffenden Dichter eingestreut und durch abge-
setzte Zeilen und rothe Schrift kenntlich gemacht« Auch dieser
Abschnitt der Handschrift wird nachstehend vollständig und ge-
treu zum Abdruck gebracht werden.
3) f. 53—54 sind leer mit Ausnahme folgender kurzer, aber
unleserlicher Notiz auf f. 54 v^ c. 2 ; Angiolo da pirossa figluolo
di mess. francescho da sannmatto (?) ch'estete (?) con piero di ser
lannoso (?) di Mugiello." Die Hand, welche vorstehende Worte
schrieb, gehört dem 15. Jhdt. an. Der Umstand, dasz gerade
hier diese Notiz sich findet, spricht für die eben ausgesprochene
Ansicht, dasz f. 39 — f. 54 den Schlusz einer andern Handschrift
bildete, und zwar bis wenigstens in das 15. Jhdt, während sie
bereits zur Zeit Salvinis oder vielmehr schon als die Handschrift
ihren gegenwärtigen Einband erhielt vom Anfang getrennt ihre
gegenwärtige Stelle erhielten, vielleicht um die ausgefallenen Blät-
ter zu ersetzen. Derartige Notizen wie die eben angeführte stehen
in der Regel auf den leergebliebenen Schlüszblättem von Hss.
Erwähnt werde noch, dasz f. 39 — 54 gerade 2 Lagen bilden und
dasz mit f. 55 die nämliche Hand beginnt, welche ff. 1 — 38
schrieb. Weder Grüzmacher noch Bartsch haben auf diesen
nicht unwichtigen Umstand aufmerksam gemacht.
4) f. 55 — 66 v^ c. 2 enthält eine Sammlung von Coblas
esparsas nebst mehreren vollständigen Gedichten, von welchen
letzteren GrQzmacher 1. c. p. 304 die Anfangsverse angiebt, so-
wie p. 310 — 312 den Text von 4 derselben abdruckt. Die
Sammlung beginnt mit einem grossen Initialen, ist also voll-
ständig. Die Schrift ist, wie bemerkt, dieselbe wie die von 1).
Die 12 Blätter bilden eine Lage und fol. 66 v^ ist unbeschrie-
ben. Auch dieser Theil der Handschrift folgt nachstehend.
5) f. 67 ro — 70 r« c. 1 steht ein lateinischer Tractat,
welcher beginnt : Octo partes orationis que inveniuntur in gram-
matica inveniuntur in uulgari provintiali aliquando pro maiori
parte, und schlieszt: et tertia coniugatione mutat hanc sillabam
at in ut. f. 70 r« c. 1 — 73 r» c. 3 (von f. 70 v» — 78 haben
die Seiten 3 Spalten) finden sich in alphabetischer Ordnung:
Li verbe de la prime coniugazo und : £n la secunda coniugazo.
provenzalisch und lateinisch, darauf folgt bis f. 73 v^ Fort-
setzung der Grammatik behandelnd Adverb, Particip und Con-
56 Die prorenzalische Liederhand Bchrift Cod. 42.
junction, aber hier ist der lateinische Text in rother Tinte von
einem provcnzalischen in schwarzer Tinte Zeile fiir Zeile be-
gleitet, f. 73 c. 3 — 77 yo c. 3 folgt ein Reimlezicon nach den
Endungen geordnet und bis f. 76 y^ c. 3 mit lateinischer Ueber-
setzung der Reimworte und erklärenden Noten in lateinischer
und provenzalischer Sprache versehen. Am Schlusz f. 77 y^
c 3 steht eine Abwehr gegen böswillige Kritiker in lateinischer
Sprache, der Raum für die provenz. Interlinearversion ist frei-
gelassen. — Diese 3 Abtheilungen bilden den von Guessard
veröffentlichten Donatus provincialis.
6) f. 78 r« c. 1 — f. 79 r® c. 2 enthalten ein alphabeti-
sches provenzalisches Glossar mit nebenstehender italienischer
Uebersetzung. Den Anfang davon theilt Bartsch mit.
7) f. 79 v<> c. 1 — 83 vo c. 1 steht des Raimon Vidal
grammatische Abhandlung, welche Guessard gedruckt hat. Lei-
der ist mir dessen Publikation gegenwärtig nicht zur Hand,
doch ersehe ich aus dem Eintragbuch, dasz er unsem Codex
eingesehen hat
Am Schlusz steht: Petrus Berzoli de Eugubio fecit hoc
opus. Deo gratias. Amen.
Offenbar haben wir hier den Namen des Schreibers, sowohl
der sämmtlichen grammatischen und lexicalischen Tractate unter
5) — 7), als auch der Lieder unter 1) und 4), da keine Verschie-
denheit der Hand erkennbar ist. Warum weder Griizmacher
noch Bartsch auf diesen Umstand aufmerksam machen, der doch
deutlich die ital. Herkunft unserer Handschrift erweist, ist mir
unklar. Hier endete unsere Handschrift eigentlich, doch hat
eine wenig spätere, aber undeutliche Hand die leeren 5 Spalten
der Lage ausgefüllt.
8) f. 83 vo c. 2 — 84 v« c. 2 enthalten ein afr. Gedicht :
Incipit tractatus de bonitate et malitia mulierum, welches P.
Hejse in seinen Romanische Inedita p. 63 ff. abgedruckt hat.
Heyse hat den arg entstellten Text durch manche gelungene,
aber auch durch manche allzu gewagte Conjectur lesbar zu
machen gesucht. Ich will mich hier auf eine Discussion der-
selben und auf eigene Emendationen nicht einlassen, sondern
nur kurz das Resultat meiner CoUation mittheilen : z. 8. n. sind
die Worte : „am Rande findet sich etc.^ falsch, sie sollten lauten :
der Lanrenzianischen Bibliothek in Florenz. 57
daa „a^ von doctera (nicht doetera wie H« angiebt) ist nebst
dem darüber geeetzten „r'^ von späterer Hand« 14. MS. „nes-
toilli^ nicht „nescoilli.^ 15. MS. ^fagerez^ nicht „sagerez. 18.
MS. «O ferne o f." nicht ^O f. de f.« 25. MS. „pro« nicht
»por.« 26. „per la molher« nicht „par la mollier.« 34. MS.
„manage« nicht „manage.« 38. „Tel f.« nicht „Gel f.« 53.
»Premiers« nicht „primiers.« 78. „detrentier« nicht „detrencier.«
79. MS. „lestormces« (= lestormees) nicht „lestormoes.« 82.
MS. „son« nicht „som.« 94. 96. 97. 100. 101. 103. 105. 107
und 173. MS. „p« (=par) nicht „por.« 101. MS. „luxurie« nicht
»luxure.« 107. „ratre« nicht „ratte.« 113. MS. „Fe. 8. ner qe
9 Unit« (= Feme est ner com est nuit). 121. MS. „anaux«
nicht „auaire.« 128. MS. „o (= qar) cheuaut« nicht „qi eh.«
131. MS. „qar« nicht „qi.« 137. MS. „croire« nicht „ctoire.«
138. „qert« nicht „quit.« 140. MS. „ne dira („r« ist wie auch
sonst übergeschrieben) ne 9 (= con) n.« 150. MS. „demain
e (= est) st{ge« (= streige, straige, Strange) nicht „demanie
sage.« 152. „et« oder ein Strich, welcher keine Bedeutung hat,
nicht „un.« 163. „nen len« nicht „ne 1.« 170. „qe« nicht „qui.«
184. MS. „Seunos aimes« nicht „Sennes a.« 188. „follie« nicht
„folie.« 190. „q« (= qe) nicht „qui.«
9) f. 85 — 92 enthalten: Icomincie le Hure de Moralitez
welches beginnt: Talan mest pris qe ie recontaisse lensegne-
ment des filosofes de cele deugie qil est apellee moralitez. qar
est es padue par plueors liures si qe ie posse mettre une partie
de lor bondiz en un liure breuement. Endementiers qe ie pensoie
a ceste cose en dele ore que len apelle le premier somme. II
maoint qe ie mendormi. etc. schlieszt: Gran mestier uos est
de sauoir se uos ne uos feignez. Car tuit uostre fez sont
deoant li oils au iuge connoissans totes choses. Darunter:
Ici fenist li liures de moralites. Extrahit de Latin en Romains
deo Gratias. Amen. Anno domini millesimo Trecentesimo X^
indict. VIII. Tempore domini clementis pape. V die XXVIII
mensis Martii.
Diese 8 Blätter haben mit unserm Codex eigentlich nichts
za thun, sie bilden eine selbständige Lage und sind von ver-
schiedner Hand geschrieben. Ich gehe daher nickt näher darauf
ein. Ein leeres Pergamentdeckblatt schlieszt die Handschrift.
58 Die proyenzaÜBche Liederhandschrift Cod. 42
Was die Schreibart des Petrus Berzoli da Eugubio anlangt,
so bemerke ich vor allen die Anwendung eines Interpunktions-
zeichens /, welches zwar nur auf den ersten 16 Blättern con-
sequent angewandt» aber auch später hier und da auftritt und
zwar auch in Ueberschriften» z. B. f. 65 y<> c 1: Cobla de
Marchabrun / per lo rei Adnard. e per lo rei A. Weder Grüz-
macher noch Bartsch haben dasselbe beachtet, doch hielt ich es
der treuen Wiedergabe der Handschrift und auch des eigen-
thümlichen Interesses halber, welches dasselbe für eine Unter-
suchung über mittelalterliche Interpunktion bietet, ftir angemes-
sen, dasselbe durchweg, wo die Handschrift es hat, beizubehalten.
Die paleographischen Schwierigkeiten, welche die Schrift bietet,
hat schon Grüzmacher richtig verzeichnet, eine andere Schwie-
rigkeit, die arge Inconsequenz in der Orthographie, hat er aber
nicht erwähnt. In diesen Dingen läszt sich nur mit gröszter
Sorgfalt die Handschrift genau reproduziren« Es wäre übrigens
nicht uninteressant, die Schwankimgen der Schreibung genauer
zu untersuchen, da zuweilen die, zuweilen jene vorwiegt. Die-
ser Umstand kann schwerlich von unserm Petrus Berzoli da
Eugubio herrühren, sondern beruht auf Verschiedenheiten der
Orthographie seiner Vorlage, oder kann man sagen seiner Vor-
lagen? Doch die weitere Untersuchung dieser Frage, welche
übrigens auch bei andern Handschriften aufgeworfen werden
kann, ftihrt hier zu weit. Ich wollte sie nur angedeutet haben.
Noch erwähnt werde das häufige Erscheinen eines No am Rande
mit Bezug auf einige Zeilen oder ganze Strophen der betreffen-
den Gedichte, welche der Schreiber misbilligte. Ich habe nicht
geglaubt diese No mittheilen zu sollen, schon wegen der mate-
riellen Schwierigkeit, sie im Druck anzubringen, dann aber we-
gen des geringen Interesses, welches diese Auslassungen des
Schreibers bieten. Als Probe gebe ich hier die Stellen der ersten
3 von Grüzmacher gedruckten Gedichte, welche mit einem No
versehen sind: p. 305 c. 1 z. 5 u. 6. 15 u. 16. 32 --34. c. 2
z. 9. 10- 19. 20. 40—51. p. 306 z. 5—20.
Was die obenerwähnten 15 ungedruckten Gedichte anlangt,
welche Grüzmacher veröffentlicht hat, so war Grüzmacher entgan-
gen, dasz 3 derselben, das 2., 4. und 5., schon in Crescembinis
Comentari intorno alla sua istoria della volgar Poesia von dem
der Lanrenzianischen Bibliothek io Floreiu.
59
eben&lls oben erwähnten A. M. Salvini, und zwar aus unserer
Handschrift abgedruckt waren (siehe ed. 1780 v. II part I, p.
228 — 230). Salvini giebt seine Quelle zwar nicht an, doch be-
weist die Lücke in Zeile i des letzten Verses des 2. Gedichtes
bei Grüzmachery welche sich ebenfalls in Salvini's Druck findet,
und durch Wegschneiden in der Hs. entstanden ist — die Zeile
ist am Rande nachgetragen — evidenti dasz unser Codex die
Quelle Salvini's war. Auch noch andere Gedichte unserer Us.
sind von Salvini bei Crescembini abgedruckt. Es sind Gedicht
1—4 (p. 242—46), Gedicht 70, 71 (p. 241), Gedicht 96 (p.
237). Eine Zusammenstellung der Fehler, welche in den übri-
gens ziemlich genau gedruckten Texten Salvinis vorkommen, kann
ich mir wohl fuglich ersparen.
F. 1 X» c. 1
Emblanchacet L
1) Bern plaz/ le gai tcmps depAf-
cbor
Qe fai foillas/ e flora nenir
£ nkz me/ cani aag la baiuor
DeU aosels/ que fan retendir
Lor cant/ per le boschaie
£ plas me can uei/ tobrels praa
Toidaa e pauilloDs / fermatx
£ plas me/ en mon coraie
Can vei per lo camps/ arengas
Canaliera/ en canala armaz.
2) £ plaz me/ ean li coredor
Fan las gena e lauer fugir
£ plaz me/ can me nei/ apres lor
Gran iens armatz/ ensems nenir
£ ai gran alegratie
Can nei fort/ castels asexatz
£ls batris/ rotz e esfrondatz
E oei Tost/ el ribatie
Qea clan de mur e/ de fosatz
Ablicaa de £on/ pala cunatz.
S) £ altretim platz/ de seignor
Qaat es pnmiers/ als esoasir
£n canal armatz/ ses tremor
Caisai fai los seos/ enardir
Ab ualenti/ nasalaüe
Can Festorm/ sera mescbatz
Cascons den esser/ aoesmatz
▲ aegrel dTagratie
Qoe nnl hom/ non es re prisatz
Troca maint colps/ pris e donnatz.
4) Mazas e brant/ e elm de color
Escutz traucar/ e deseamir
Veirem al entrar/ de Tester
E maint nasal/ ensems ferir
R don imn aratie
Cauals dels mortz/ e dels nauratz
(«. «0
E cant er/ en lestom intratz
Cascon hom/ de paratie
Ne pes mais dasciar/ caps e bratz
Gar mais nal mortz/ que uiure so*
bratz.
ft) Ben uos die/ que tan noma sabor
Manier ni beure/ ni dormir
Con cant ang/ cridar alor
Danbas las partz/ e au^ hantrair
Jos caoals/ per l'erbastie
E aag cridar/ aidaz aidaz
E uei cader/ per los fossatz
Paucs e grantz/ per lerbastie
E nei los mortz/ per los costatz
Ab tros de lanza/ segnalatz.
6) Pro contessa/ per la meillor
Qe bom puesca/ el mon cbausir
Vos ten hom/ per la iensor
Quanc mires/ ni mais se mir
Biatrix daut/ lignatie
Bona donna/ en ditz en fatz
Fon[t on s]*orz/ on totas beutatz
Bella ses/ maiestratie
Vostre fin pretz/ e tant puiatz
Qe sobre totz/ es en auzatz.
* In Rasur.
60
Die provenzaliBcbe Liederbandflchrifl Cod. 42
7) Donzella dant/ lignatie
Tal en cai es pretz/ e beatatz
Am fort/ e sun per leia amatz
£ donam tal/ coratie
Qae ia non caitz/ easer aobriatz
Per fola geloa/ outracuiatz.
8) Barona metez/ en gage
Caatela oillaa/ e daitatz
Abainz ctma/ quecz nog ne reciatz.
Emblancbacet II.
1) Si com cellui/ qa*a aemit aon
aegoor
Lonc tempa/ el pert per un paao
fallimen
Manen per ao/ qar ien am loialmen
Faz aon coman/ de mi don e d'amor
Ne ia del tot/ nom deoria cbaiaonar
Ni mal aoler/ ma donna ail plagea
Per o ben aai/ qan bom plna aauis ea
Adonc ai deu/ ploa de falir gardar.
2) Tan tem aon prez/ e aa fina
ualor
(▼•c. 1.)
£ tan ay cor/ de far tot aon talen
£ tan me fai/ lauaen^ier eapauen
Perqe non ans/ de lei faire clamor
Ki mon fin cor/ deacobrir ni moatrar
Maia mil aoapir/ li ren loiam/ per cea
£ nena lo tort/ de qea li am mea-
pres
Qar anc Ia anaei/tan finamen amar.
8) £ a'il plaguea/ ehern fezea tan
d'onor
Qa ienoillons/ aopleian bomelmen
Son bei oora gay/ sen formataainen
£11 daoz eagar/ e Ia fresca color
Me laiaaaa/ aospiran remirar
Ben crei iamaia/ nom fallira nnl bea
Qae tant fort/ ma aamor lagat e prea
Qe d'ala non pena/ nim paoac mamor
nirar.
4) pel parage non aoi/ nt del ricor
Qae iam tarn aea/ qae U fea damor
paraen
Maa cban bom/ aom mener acoill
gen
Dobla aon prez / e creia maia de
laazor
Per qe fora/ ma dompna ben eatar
Si cbalqe aemblan/ fairem aolgea
Qaen tot lo mon/ non ea maia nalla
rea
Qae ia aena li / mi pogaea ioy donar.
5) Ben aai a eaaien/ qea fai foUor
Qar ay en lei mea/ mon entendimen
Maa non puoao al/ cum plaa li oaa
faffen
Maia Ia deaair/ e dobla ma dollor
Qaiaao com aol/ non pot ablidar
£ aa prea cent mal traitz / an bea
a^
Ben fora rieb/ e aol challei non pea
Iray li toat/ deaan merce clamar.
C) Sa gran beotat/ aon gen cora
mi e car
Son prez aonor/ aal den el dig eortea
Qae rea de bea noy faill/ maa qan
mercea
Gab aol aitan/ non trobei nal par.
7) Cbanaon naime toat/ retrair e
oontar
Ad antra mar/ e dir al pro marqea
Meaer contar/ qen lai a tan de bea
Per qom lo dey/ aobre totz apellar.
£mblancbacet HL
1) Lonzament man trabaillat / e
mal irea
Sea nail repana amor en aon poder
Si qe del tat man aencnt e conqea
(c. a;
Maa el em* ten gai/ e en bon eaper
Qa moa oilz/ man monatrat Ia genaor
£z en mon cora/ enclaoaa Ia meillor
Perqe del tot/ gadainat ma mi oill
£1 tempa car/ moa cora plua qe non
aoill.
2) Mesnra e aena/ qea raziz de totz
bea
Jonens beltaz / conoiaaansa e aaber
Poisch en Ien dex/ can Ia nos tramea
£ aole qe foa per co/ qe aap ualer
Sa aallence/ plus nalens de oalor
£ aa honransa/ plua honrada de honor
Non cre per qea de loing/ de ley
em toill
Ni qaaltre ai aeatre/ ni deapoill.
8) Qel bei aemblantz/ el mot gay
e eortea
£1 dolz eagar/ biaa faiz el plaiser
Gab meanra diz/ e fay qaand laoch
ea
Le fay/ a toz blandir e car tener
Gom non ueaey com non diga laazor
Qa mi meteia/ fay doblar ma dollor
* Der erste Bachatabe ist ausgekratzt.
der LanrenzianMcfadD Bibliothek in Florens.
61
Qan ilor aag dir/ com parla ni acoill
£ plaz men plus lo mala/ oq pluB
men doilL
4) Anc non cuiz mais/ auenir po-
gues
A nuill hom/ nt ees nom sembla uer
Qe sa dolore/ i'abeÜis ni li plagues
...* Mas am plus/ com mais em**
ma dolor
Per so souen/ de lacremas em moill
Mon uis/ car non aus dir/ io be qil
uoill.
5) A mi meteis dich / lo plus bei
plech qe pes
£ faz cum sillen/ prech ao parer
Pois ab CO fait/ can ai mon consel
pres
Vein denan lej / qe il cuich mos
uoUer
£ can la oey/ non sai se sper amor
Oper temer/ oper teroer ricor
Tom ces parlar muz/ e non per or-
goill
Ainz mes/ dumel escoill.
6) Valenz Biatrix/ anc plus bella
flor
De nostre temps/ non trobep ni
mellor
Tan es bona/ com mais lanzar uos
uoill
Ades trob plus de ben/ qe non soill.
Emblanchacet IIIL
1) Per solatz/ reoeilhar
(f. 2 10 e. 1.)
Qe S6s trop/ endormitz
£t per prez/ ques fiiiditz
Acnilhir/ e donar
Mi cui^ei/ trebeilhar
Maa ar men sui/ geauitz
Per so men soi/ lailiiitz
Qaar non es/ dacabar
Com plus men ue/ uolontaz e talanz
Plus creis/ e sors lo dampnages el
dans.
2) Greu es/ de snfertar
Aaos ho die/ quo uitz
Com era iois/ grazitz
E tag li ben/ estar
Mas non podes/ nirar
* Lücke von 2 Zeilen.
^ l>er erste Buchstabe ist aus-
gekratzt
Qui goA/ de fust nouitz
Ni uiuins uielhs/ formiz
Estar grat/ caualcar
Laitz es Tafars / e fers e malestans
Don Lom pert dieu/ e rema malans.
S) Vos uis tomeis/ mandar
E segre als gen/ ffirnitz
E pueis dels mieilns/ feritz
Unna sazon/ parlar
Ares pretz/ de raubar
E des brancar/ berbitz
Caualiers si/ aunitz
Ques met/ en dompneiar
Pueis que toqua del mais/ montas
belans
Ni que rauba glieizas / ni uiandans.
4) On son gandit/ iocglar
Que uis gent/ acuilhitz
Qua tal/ a mestier/ guitz
Qe solia/ gniüar
E per so ses/ reptar
Naier tals/ escamitz
Pos fo bons pretz/ failhitz
Que solion, menar
Conpanbos/ e non sai cans
Gent en armes/ e bels e benestans.
5) Cui per cort/ anar
De iotgluretz/ petitz
Gen ciiusatz/ e uestitz
Sol per dompnas/ lauzar
(c. 2.)
Ar non auzan/ parlar
Tant es lo pretz/ delitz
Don es lo tortz/ issitz
De las mal/ razonar
Non sai de quäl dellas/ho dels amans
Uieu die damdos/ que pretz na trag
lengans.
6) Qaieu eisciu/ sol sonar
Totz proszom/ eissernirz
Que nom sai/ conseilhitz
Qen luec/ de solassar
Aui^ en las cortz/ los critz
Quai tan leu/ ses grazitz
De laus/ e de bramar
Lo cortetes entrelar
Com US bos/ dels ricx chans
A far e dels temps/ e dels ans.
7) Mas a cor/ afrancar
Qui ses trop/ endormitz
Non deu hom/ los oblitz
Nil uils faitz/ remenbrar
Qe mal es/ a laissar
Afiars pos es/ pleuitz
62
Die proTenzaliiehe Liederhandschrift Cod. 42
£1 mal don soi/ ^aritz
Nom cal ia/ metzmar
Mas uolf / e uir e balans
B prenhe lais/ e föne damps los paus.
8) Daitant/ mi puesc uanar
Canc mos/ ostals petitz
Non fo dels/ enuazitz
Qael cai aug/ totz daptar
Anc nom fes/ mas amar
Lo uolpilhs/ ni larditz
Doncs mos senher / chaazitz
Si doaria/ pensar
Que non \ub ges pretz / ui laos ni
bombans
Qui ea qem lau dels/ sia de lui cla-
mans.
9) £ras no mas/ per que non mo
demans
Car blasmera/ saissi reman mos chans
So del dalfi/ que conois lo bos chans.
Girant V.
1) Ges asci/ del tot non lais
Cantar ni deport/ ni rire
Qanc ara/no meislais
(V« c. 1.)
Mas car plus/ nom plaz
Deport/ ni solatz
Non nuoil en mi / sol despendre
Mos bos ditz / presatz
Anc qe / comentz
Leo zanz / auinenz
PuoB estregnon / las denz
Qar non laus / retraire
Qar non i uei/ güre
Cut plaza/ ^ais
Ni trob/ Qui m*en uei
Quant mallegre nim sbaudei.
2) E pero si mi/ noz mais
Mas qar non es/ ben a dire
Ma mala amiga/ quin trais
Per qem par/ foloHtz
Sarai doncx / sufTrentz
Ia m*en uengna/ lentz
Ben/ ni gauzimentz
Qar nuill fins/ amaire
No sap d'amors/ gaire
Qui leu/ sirais
£ mezei/ caroors dona lei
Com laltrni tort/ landa.
8) Vers es/ que samors mestrai
Ni non sen uol/ escondire
E puois Ia forza/ el platz pais
Que men ual/ uertatu
Miellz m*en/ forsatz
Chol cor iures/ ses atendre
Ves calocom/ latz
£ puois forza/ uenz
Nos es dreitz/ guirenz
£1 paoc/ iscienz
Qe mes/ qab dellaira
DompuA/ me ueiaire
Queu tem/ non bais
Se uas lei/ felnei
Qa poder qem sorz me/ sordei.
4) Mais ouim fos/ amics ueraia
£ de mon ben/ esgardare
Fin e franc/ e ses mals abs
Ab qem fos/ celatz
(c. «.)
Ia non fos/ preiatz
loi em pogra/ anquara rendre
Non so tan/ loignatz
Qel cor/ mescredens
Se combat/ el sens
£1 terz/ espauenz
Qanc mais/ temm laire
Dis null fort/ repaire
Sol non/ estais
Qel cor/ e tuit treis
Plus temut ues lei
Non desrei.
5) Ära soiomes/ en grais
Qar sap com me/ pot aucire
Quanc puois non fui lez ni gais
Des cun fol/ usatz
Qe ma dus/ en pecchatz
Ma fait/ e fetz entendre
Gran menzoigna/ el faitz
Non fos pois/ ^irenz
Plus que/ Tardimenz
£n que ma/ souenz
Ni a don/ doneiaire
Ser uns/ emperaire
Sei sobrier/ fais
No ner/ gen ley uei
Qamors non uol/ com segnorei.
6) Quan non fu/ qui leu safraia
Nis fe uencutz/ ni suffrire
Se tot ses/ en als e uais
Quanc non fos/ paiatz
Cun/ desmesuratz
Quis menaza/ descoiscendre
Perqe humilitat/ ual al conoisenz
Adoncx non a prenz
Que/ erguoU esmenz
Per qe/ sufertaire
Se non es / gabaire
Conquer/ cun bais
der Lanrenziftniichen Bibliothek in Florenz.
63
£ teng/ em anei
Mas ieu non die/ qae ben estei.
7) Quant ualor qu ail/ preg fois
Per nuiil/ agrazir a seire
(f.SiOc. 1.)
Ves bon estar/ non atraia
Ni ric ia/ malaatz
Di mal/ enseignamentz
Don ai degra/ en aat eatendre
Sem foa dreiz/ iuaz
E aai/ ai mentez
Hoc e doncz/ conaenz
Qe maluaaa/ genz
Saea uoa dompna/ atraire
Coind/ e de bonaire
Maat daicel/ nais
Lorx/ en que ioUei
Maia qui non penaa/ amor mei.
Girant de Borneilb VI.
1) De cbantar/ em fora entremea
Proi netz/ per cui ia deaolatz
Sien uia/ qe bon chant fos amatz
Per o a'aguea/ agiuda
De raiaon/ o de drada
Valen gea/ non defen
Qeo non cbantea/ anqera
Tant mea/ esqiaa e fera
La perda/ el dan
Car aiat ioia/ e can
£ prez/ e galobia
Quera/ appellom fuUia
Sem deport nim meagao/ nim cban
£ non fai zo/ qe li altii fan.
2) £ nom par/ com aia cortea
Qai tot ion/ uol easer sennatz
Mont magrada/ bella foudatz
Longnada/ o retengnda
Si com loca/ e tempa muda
Qel sen fai/ pairiaen
Qel en antz/ es eamera
Es iea qt i^hant/ leachera
Per ner/ «nan
Sien aanbea/ que loi foa afan
Ni trebail/ cortezia
Ia dea aoa/ pron noiacia
Qui laiaa ioi/ ni bei aemblan
Per maluastat/ ni per engan.
8) Oblldar nolgra/ ai pognea
(C. 2.)
Maia non puoiac/ don aoi iratz
Car nei a laa granz / poeatatz
Laisar aolaa/ e bruida
Cun ampla / recrcduda
Per pren/ qe toi iouen
El en causa/ el ea ferra
Ea ieu/ qui non cuiera
Que de milz anz/ fos tan
Baaaatz pretz/ ni boban
Queisa/ cauallaria
En ual mentz/ e drudaria
Poia gardes/ son pro/ ni son dan
Poag meater/ de nn aman.
4) Gea mudar non puoia / qe non
pea
Maia duna ren/ aui conortaz
Cun measagier/ ben enaegnatz
Me dis chunam / aaluda
Que ma ioia/ renduda
Qar preu/ e iauzimen
Mon chant/ qcu non cantera
Per autm/ ni crezera
Salutz/ ni man
Tan uuoill/ sa segnoria
Per 0/ sa lei plazia
Quem poin aos/ sol an pauc enan
AI noil qer/ ni plus noi deman.
5) Mi deu far/ ma bona fea
Qar anc/ non aui mal ueziaz
Que fin am/ e fin aui amaz
£ sia ben/ uenguda
Aital com lei/ uolguda
Plazen/ com da e rien
Lan tail/ colorera
Que ia ren/ non cangera
Qel pretz/ prezan
El cor adreitz/ e benestan
Dolz/ e de bella paria
Ma mes/ en sa baillia
Perqi eu lais/ e pren e aoan
Em enardia/ e uau dotan.
6) Preiar Ia aolgra/ ael plagues
Puoia per lieia sui/ en ioi tornaz
Que foa noatra/ bonamiatatz
(yfi c. 1.)
Per un amic/ aaupuda
Que plus ner/ car tenguda
Qar gen dira/ souen
Zo don no ma/ legrera
Mentres/ qe sol celera
Conors/ er gran
£ ioi/ qen troba fins aman
A cui solaa/ e ria
Qar qi non pot/ qui qe dia
Dir a sa miga/ son talan
Chonuen gaia/ per cui lai man.
64
Die provenzalifche liederbandschrift Cod. 42
Giraut de Borneilh VII.
1) Aissi col pres/ qi s'en cuia fugir
Quant efl estort/ e hompoilo repren
Ellen dobla/ Bon perillos tormen
Cugei ab geine/ de sa prison isir
D*amor que ma tan/duramen conqes
Qe per nuill geing/ estorcer noih
po8C ges
Anc mai/ non fu en tan mala preso
Qe Bens ongues / nom pogues tener
ges pro.
2) Gab aital geing/ m'en fes mon
sen pnrtir
De son pais / qeu non ui son cors
gen
Ca«chan oblit/ co com nom ue souen
Maa anc mon cors/ non pod tan
nfortir
Qem get dal (iol/ cella ge maconqes
Dun crei morir/ se no len pren mcrzes
Qe mon cors es mirails ae sa faison
Per qel fugirs no mes ren/ se mal
non.
8) Tan mes al cor/ qe can de leis
conbir
Gels qe parlon a mi/ ges nols enten
£ faz lor en al/ les gardar parucn
Gab semblan e ab oc/ e no dir
£ pos entrels tris/ ab fin ioi cortes
Pensan delleis/ com ueuzer la pogues
Qeu non ai ioi/ mais tant qan ab
leis so
Ni naos parlar/ tan en ten mal reso.
4) Als non fai fair/ mas lai on
posc auzir
Delleis pnrlar/ men tornarai coren
Qar fins amics per gran rctrabemen
Gant aussi dons/ lauzar ni enanzir
£n pari ab leis/ ab cui plaz toz sos
bes
Gar neguns hom/ tan en amics norres
Sella me tau/ qeu non uoilla son pro
(c. 2.^
Si uals aitan/ can aira sa razo.
6) Tiesta.t can deu/ a honor abelir
£ tot qan uei/ en uerai prez ualen
£ tot qan taing/ a ioi e a ionen
Y uei ades/ qand eu mais la remir
Gar noi ue a mos oillz/ so qe pes
Mor deziran/ qe straia dolors es
Que fug daico/ don li sauria bo
Lo consegres mais/ dautrare canc fo.
Girant de Borneilh VIH.
1) Pias qel paubres/ qan iai en ric
ostal
Qui nocas plaing/ si tot sa gran dolor
Gan tem qe torn/ ad enoy al seignor
Ko maus plaigner/ de ma dollor mor-
tal
Ben dei doler/ quand ellam fai or-
goillz
Qe sollamen/ als no dexir ni uoillz
Qe si ual res / non lans clamar merce
Tal paor ay/ qa des se noy de me.
2) Ma si com cel / qe garde el
uerial
QU senbla bels / contra la resplandor
Quant eu Tesgard/ nai al cor tal
dolzor
Qeu men oblit/ pley qeu vey e tal
Bon bat amors/ ab la uergaqeu coill
Gar una ues/ en son rial capdoill
lA'nblei un bos/ don era mi scue
Hai com mal uic/ qi zo cama no ue.
8) Si maiut deu/ pecat fui criminal
Ma bella dompna/ qar il nom secor
Ben sap qeu ley ai/ mon cor e ma-
nior
Si qeu nom pes/ de nuill autre ior-
nal
Donc perqem sona/ tan gen ni mal
acoill
Pos pro nom te/ de co don plus mi
doill
£ cuiaimi/ aissi loingnar de se
Ainz soffrerai/ co qai sofert anese.
4) Qe sofirir üung/ a seignor na-
tural'
Los tone eis dreiz/ el sen ella foUor
Qar greu pot hom/ de guerra auer
honor
Pois qeis se^gard/ faiditz de lo gal
Ben soi faidiiz/ si cle samor mi toill
No men torrai/ ainz lam mais qe
non soi 11
Tenram ia uil/ puos a mal mi rele
Non a deo far/ qar per amor maue.
5) Gaissi ma tot/ mi douen son
cabal
(f. 4 |0 c. 1.)
Qe si ma Ha/ non aura peior
Qel seus plazers/ ma tan dousa sabor
Qe ges del meu/ non remenbra nim
cal
der LftnrensianischeQ Bibliothek in Florenz.
65
Non es iorz qesamors/ el Icor nom
broiU
Per cay toi ioy/ qan la uezon mei
oill
Qa mos cor pensa/ de son grat be
Qel moa non aoill/ ni deadr antra re.
6) Sabez per qe/ il port amor tan
coral
Qar non m/ ton bella ni genaor
Ni tan bona/ don teing qay gran
ricor
Qar 8oi amicx/ de domjpna qe ton
ual
£ si ia ney/ qen sembs ab mi de
poill
Mielz me stara/ cbal scignor da 81
doUl
Qoi roanten prez/ qnand altre se recre
E non sai plus/ maa atan nai gaufre.
7) Als qatre rcia deapagna / eata
molt mal
Qar no uolon auer/ paz entre lor
Qunr altramen son ill / de gran ualor
Adreich e franc/ e cortes e lial
Sol qe de tan gen/ ceaao lor ea-
cuoill
Qe uircaou/ gaerra en altre fuoill
Conto le gen / qe nostra lei non cre
Tro qeapagna fos/ toto dona fe.
8) Bei caatiaz aeigner/ per uoa mi
duoill
Qar uoa oei la/ e car mi donz non ue.
Maniema/ cai am de bona fe.
Girant de Bornelh Villi.
1) Un aonet faz/ malaaz e bon
B non aai/ de qal razon
Ni de cai/ ni com/ ni perqe
Ni non aai re/ don mi aone
E farail poia/ nol aay far
E chant lo qi / nol aap cantar.
2) Mal ai / can bom ploa aana no
fon
E teing maloaz/ bom per pron
K don aaaz/ qnand non ai re
£ noill mal/ cellni qim nol be
Tant aui fina amica/ aea amar
Qanc aen perd/ qan nol gnadagnar.
S) Ab cellni uau/ qi nom so nom
Aqier/ qnand non a qe don
Per ben eator/ aoi abianfre
Qay ai aay far/ co qem coue
ArebiT f.n. Sprachen. XLDL.
(c. a.)
Qem lea/ qam mi decra colcar
E cbant daico/ don oei plorar.
4) De tort em nai/ e denuiron
Fondatz/ qe mais aai de caton
Deuer lo cuil/ nir lo fre
Sautre plaa fol/ no men rete
Qaitola aen/ me fi enaei^ar
AI prim/ qeram fai folleiar.
5) Drutz ai eatot/ nna aazon
Senea enian/ ab tracion
Ab orgoill/ ai clamat merce
AI altrui opa/ ai com per me
Qcatra mon grat/ cuig acobar
E qier zo/ qe nom uol donar.
6) Dompns aai/ non noill qen son
Ni aim fay mal/ qillom perdon
Sy noUia/ calgar ab me
Ab pauc/ non uoa iur/ per ma fe
Qe pro/ men faria preia
Maa nom de bom/ trop aoanar.
7) Si me fezca/ ben guizardon
Eu sai ben/ trobar ochaiaon
Per qe siTuicis/ sen recre
Mas CO da qeus/ dan crea aimple
Per maluiatat/ leuar
E mala uoller/ per aordeiar.
8) No sai de qe me fac cancbon
Ni qe si autre/ nom deapon
Qar tant fola/ la aaber maue
Re no conoBC/ qe perte
Cella ma fait/ ontracniar
Qe nom uol/ amic apellar.
9) Eu cuig/ causimen parlar
E die CO/ qem fai agitar.
10) Ellam pod/ en mon aen tomar
Sim deignaua/ tenir en car.
Giraut de Bornelb X
[siehe Archiv SS, p. 804. Fehler:
2) 7 cban pr chay; 8) 8 et pr e;
6) 6 folgt Car sil non foa no
menzeren playen: 7) 1 Mesagier
pr Meaaier.]
Giraut de Bornelh XI.
(f.4Y0c.l.)
l) Anch maia de ioi/ ne de cban
Ni de aolatz/ mantener
Non agiu al meu parer
(C. 2.)
Tan bon/ ni ton ferm talan
66
Die proTonzaliBche LiederhiindBolirift Cod. 42
Ni ancb mais/ non me plac tan
Com eran plaz/ damor sa mantene-
zba
Per qea la uoill/ mantener e honrar
En contra cela/ defendre e raisonar*
Qai fan damor alqes / per non 8a-
benzha.
2) E calfl qo sen an claman
Damor/ an pauch do saber
Qar segon/ razon e uer
Ea ucnzerai/ razonan
Gels qi aen uan/ rancuran
Camors non fai/ mal ni desconoia-
aenzha
Per qe naillz hom/ sen deia rancarar
Ni gea amor/ no pot apoderar
Negana rea/ aea grat d'autra ualenzha.
8) Ni fin amors/ cho noa man
Non ba/ ni no pot aner
Ab si forz ha/ ni poder
Ni naill conaeill/ panc ni gran
Si li (h11 el cor/ non li dan
Maa zbo cala oillz plaz/ e al cor
agenzfaa
Vol fin amors / qe noi pot coatrastar
Per zbo no dei/ amor ocaiaonar
Tan cum loa oillz/ el cor ama par-
uenzha.
4) Car li oill aon drogoman
Del cor/ eill oilk nan uezer
Zo cal corp plaz/ retener
E can ben aon^ acordan
E form toit trei/ dan senblan
Adoncaa pren/ uerai amors nascenzha
Da so/ qe li oill/ fan al cor agradar
Qiaters/ non pot naisaer ni comenz-
bar
Maia per lo grat dels treis/ naia e
comenzha.
5) Per lo grat/ e pel coman
Dels treis/ e per lor plazer
Nais amors/ qen bon eaper
Vai SOS amics/ confortan
Per qe tait/ li fin aman
Sapchan camors/ es fina ben ao-
lenzha
Qi nais del cor/ e dels oillz ses
doptar
Qeill oill/ la fan florir el cor granar
Amors qesfmiz / de lor uera se-
menzha.
6) Perqen a dai meroeian
(f. 6 fO c 1.)
Mea oillz/ el cor aes tener
Ec amor/ cab ferm aoler
Sen aan tres tait/ percazhian
De maa honor/ traire enan
E de mos bens/ ses geing e sea tc-
menzba
Perqea los dei/ grazir e merzeiar
Car il man fait/ de tat enamorar
Don sai pagatz/ ses plus al lenten-
denzba.
7) Canzhos aai dir/ en blancaz
enprohenzha.
Qel fai nalor aaler/ e prez prezar
Chom lai lauzan / non pot sobre lau-
aar
Tan es aalenz/ o fina sa naienzha.
Giraut de Bornclh XII.
(siehe Archiv 83, p. 805. Fehler:
1) 5. et pr e; 2) 7. non pr ni.)
Girant do Bornelh XIII.
(f. 6 |0 c «.)
1) Per miela cobrir lo mal/ traig
e lafan
Qem dona amors/ don ea nom posc
defendre
Farai chanso tal/ qer lea adapenrc
De motz cortes / ab aainer^ chan
E fnz esforz/ car ai cor ni talan
De far chaniso/ cadea plang e aoa-
pire
Car non aei lets/ don mon cor no
saire
Car tan mes laeg/ lair el doaz paia
On es cella/ aas cai en sai aclina
Percai perdat/ ioi el solatz e rire.
2) Alois mautrei/ ab fin cor ses
enian
Car toiz sai seas/ ses donar e aes
aendre
Leis cai saplei/ don lois mi aa tarsan
Que daatra aer/ ben faff ni bei
scenblah
Qinz en mon cor/ ma fa^ amora ea-
cnre
Später zugefügtes Wort.
Felilt eine 2«eile.
der Laurensianischen Biblioth<^k in Florenz.
67
Sa gran beatat/ don res Don es a
dire
E lon bei eors/ geni fag e ben
Per chea de li/ son oms fizels e fii
£ per samor/ a las autraa semire.
3) Dieus qan nerai lo iom/ nil
mes ni lan
Qi lam auelha del mal/ ffuazerdon
reodre
Qeo non laas dir/ mieas mazaria
rndre
^ , 801 denan
Mas assatz pot conoisser/ mon soen-
blan
Qil es la res del mon/ qeu plas de-
sire
C per samor sofricz/ tan greu mar-
tire
Qe la dolor roa ia/ tot conqis
£1 dezirers/ qui manra tost aazis
(y« c. 1.)
Et an gran tort/ mas ea nonllo aus
dire.
4) Et se merees ab leis/ mi ual-
gues tan
Qe lam nolge«/ lofr seus bei bras
estendre
Ja del tirar/ nom fera escoissendro
üe tost nenir/ hamilmen merceian
A leis qe ma del tot/ en son coman
Qem pot donar ioi/ e del tot aazire
Qfiu non ai gcs/ poder aillors me
uire
E sillz plagues/ qe pres de si mauziz
Ben tenc per sieas/ e mielz magra
conqis
£ fdram ric/ de gran ioia lauzirc.
5) AI pro marqes/ ca preiz ab ua-
lor gran
Mantcn/ e sap gen donar e des-
pendre
E SOS ric prete/ faitz los aatres des-
sendre
Uas monferrat/ chansoneta te man
Qel sei ric fag/ son dels aatres trian
Et al Dieillor lo pot om/ ben eslire
Qil es la flors de tot/ a cui querire
E de tos bes/ comensamens e fis
E sien fos com uoillz/ ni deuis
Corona daar/ si pot el cap assire.
Girant de Bornelh XIV -XVI.
(8. Arch. 83, p. 305—307. Fehler:
XIV. 5) 2. Eni pr Qni; 8. Ql pr
£1; XV. 1) 2. non pr no; 8) qeir
pr qerr; 4) 9. Tan fa pr Fan far.)
Girant de Bornelh XVII.
(f. 6 V» c. 1.)
1) Tant sent al cor an amoros
desir
Qei an mei oill nonellament assis
Quen non nol ^es esser en paradis
Per zo qe mais non pognes auenir
Lni on beltatz e ionenz segnoreia
Et tot azo qen amor plazer deia
Qel non es noillz homs tan mainatz
Lai non t4)me8 ioios e ben estanz.
2) Ben sap amors onrar e onrioir
Car anc degnet noler qen men ardis
Tan qeu penses qe ma don am sufris
Qeu les les gardes dreiz oil al de-
partir
Ben sai qe ia non aorai mais l'enueia
Mais sim consen sos amoros senbanz
Heil cttit mostrar cals es totz mos ta-
lanz.
S) Bes fai a dir chochnch car afor-
tir
No den ges pos amors la coqis
Car plus uencutz es cel qe safortis
Qui cel qui sap bumilment hobedir
Donc ben es fols / qi ab amor guer-
reia
Car saber pot se mcrce non plaideia
A sufrir 1er sols mab/ e sos afTanz
Tan qan uolra cel de cui es lo danz.
4) Ia sim uolgues rai dons del tot
auzir
Non cuig tan gen monrcs ni mac-
cuillis
Ni sei bei oil amoros plcns de ris
No maneran tan dolzamon ferir
Mon cor qes ren a leis toiz es au-
treia
O parla ab leis e solaz e doneia
(C. 2.)
Tol autresi cum seu lera denanz
E magues pres per amic en baisanz.
5) Dompna nostroms soi per far
e per dir
Tot can uolres par ma fe us o pleuis
£ sem prendeis per tat cum eu mofris
Ia deus nom don poder coillors me
uir
$♦
68
Die provenzalische Liederhandschrift Cod. 42
Hai doaza res cui adora e sopleia
Prez e uallors e tot qani es merceia
Voillate se ua plaz qea retraia mos
canz
Com ea uos sai e serai fins amanz.
6) A mon amic car fai mietz tot
candeia
De nul baron qe hom ara iueia
Ten ua chanzons e siaz ben menbraz
Qe mantas oez/ aals mais un iom
cas anz.
Girant de Bornelh XVIII.
(siehe Arcb. 88, 807. Fehler: 2)
1. ritat pr ritaz; 2. uassazlage pr
uassa-Uge; 5. di pr ai.)
Girant de Bornelh XVIIII.
(f. 7 ifl e. 1.)
1) Greu fera nuls hom fallenza
Se tant tenses son bon sen
Com lo blasme de la gen
Qe iuia desconoissenza
Qaieu faill car lais per temenza
De blasme desconoisen
Qencontra amor no men pren
Qe issamenz noz trop safirenza
Com lens cors ses retenenza.
2) Car en nostra mantenenza
Me mis amor franzamen
E forai mort neraimen
8i non fos ma conoiscenza
Don non aiaz mais pleuenza
Qi em nam si com sueill plaigncn
Nin moira mais tan soaen
E mas chanzons qen peruenza
N'auion menz de ualenza.
8) E ia merzes non uos nenza
Per qen non lai aten
Anz me stand bonamen
Se uos pos tant uos agensa
(c. 2.)
Francs de beUa captenensa
Si pnesc qen aisso menten
E Sil Buffron lur tormen
Qai fan per long atendenza
Anz del pecat penedenza.
4) £ sim degras dar guirenza
QJL miels gasangne plus gen
Qi dona qe sei qe pren
Cant prez na ni oenuolenza
Mas uout es en uilteiienza
Yostra fars e en nien
Com uos sol darar uos neu
Mais lais men qeu ai sabenza
De mal dir e estenza.
6) Mas ien auia pleuenza
Tant com amei follnmen
En aiso com uai dizen
Ben finis qil mal comenza
Don ien aui entendenza
Qi per proar mon talen
Mac aes comensamen
Mas conos aprezenza
Qe tostomps nagra temenza.
Girant de Bornelh XX.
1) Ia nos cug hom / qeu cange mas
chansos
Pos nos can^a/ mos cors ni ma rasoa
Qi sim iauBis danior/ ieu men laa-
zera
Mas qui en mentis/ non siria nula
pros
Catre sim ten/ com se soi en ba*
lanza
Desperaz alques/ desperanza
Pero non uol/ del tut laissar morir
Pe so qem puesca/ plus souen auzir.
2) Mas er esso/ canc non cugei
qe fos
Qeu soi tomaz/ de mi meseis gilos
Contra mi donz/ qeu non la cort
eiera
Mfls tot conseill/ cas amors si a bon
Ai assaiat/ e pos ren nomenanza
Tot li farai/ aesamar senblanza
Ailas cal dij;/ ian cuiai eu morir
E dunes oimais/ ia sap tot mon
arbir.
8) Dompne speranse/ paor ai de
uos
Ar men conort/ e ar en soi doptos
Mas un conort/ ai damor asazos
(▼« c. 1.)
Pcrol paors tem/ co o poderar
Cab tal poder/ mi mostra sa con-
dansa
Qi plus nom pot/ monstrar de mal-
enansa
E fai esfors/ qi pot ensems soffrir
Ire poder de cels/ qel uol delir.
4) £ si non fos/ qes granz meill-
orazos
Es de lort fag/ cant hom nes oblidor
der Laurcnziaoiscbea Bibliothek in Florenz.
69
lamais «mors/ a tal tort nom menera
Si ia Dogaes tomar/ desamoros
Pero leuB cors/ toi manta benenansa
Enueg failDr manz/ per qea nai
doptaza
QU faillimcn daairui/ taig com se mir
Fet so com gard/ se meseis de
faillir.
5) Dompna ben uei/ qe non ual
ocaissos
Camors non aol/ qeu ian si cngtgnos
Merce uos dam/ qe no men lais
anqera
Tant mos cors/ de nostramors coitos
Volc es sius plaz/ complir Ia deiü-
nansa
Co di qea ai/ daatramor benenanza
E qous pogucs/ cubertamenz iauzir
El bruiz uegues/ de lai don sol venir.
G) Na Ponza/ tal esfors faiz per
uos
Car cra cbant/ en ai nulla leffranza
Qil morz de mos seigner/ mi des-
cnanza
Qi uos sabez/ qcl solia zausir
Cui hom deoi honrar/ ni cnantir.
Folket de Marxella XXT.
1) Au mais noi conosc/ razon
Ab que nos/ nucscan cobrir
Si ia deu/ uolen seruir
Pos tant enqer/ nosire pron
Que sou dan/ en uolc sufirir
(^el sepulcre perdet/ primcramen
Et er sufire/ qe Spagnas uai perden
Per so car lai/ trobauan ocbaison
Massai si uals/ nom temem mar ni
uen
Ldis conos pot plus fort/ auer so mos
Si doncs / non fos tornaz morir per
rios.
2) Aoiaz en cal/ error son
La genz/ ni qe porra dir
Qil cors/ com non pot ganchir
De mort/ per auer qei don
Volquccs gardar/ e gandir
(c. a.)
E de lalma non a/ nul cspauen
Qe pot gardar/ de mort e de tür-
men
Pesquecs de cor/ si' ca die uertat e
non
E pueis aura dannar/ meillor talen
£ ia noi gard paubrera/ nul hom
pros
Sol qe comenz/ qe dieus es piatos.
S) Cor saluars/ pot nauer bon
Daitan porria/ se guarnir
Qi lals / pot dieus tot conplir
E nostre reis/ daragon
Qil non cre/ saubes faillir
A nuil home/ qe an ab cor ualen
Tan pauc uezem/ qe faill a lautra
gen
Kon dcu/ a deu gos far peiu razon
Qil lo conrara / siT seru honradamen
Coian sil uol/ ne coronatz saios
O sus en cel/ us noill faill daqucst
dos.
4) E ia non prez/ fol resson
Lo reis/ castellas ms uir
Per perdre/ canz deu grazir
A dieu ^ qel mostrel somon
Quen luis cuol/ emantir
E autre fors ses dieu/ tom en nien
Caissi uaira/ sos bos prez per un oen
Si acueill dieus/ oimais a conpaignon
Qil non uol ren/ mas reconois semen
Sol qe uas dieu/ non sia orgoillos
Mout es SOS pretz / honratz e en-
ueios.
5) Vida e pretz/ com uol de foUa
gen
On plus aut son/ cazon lauzeramen
Qastigam doncs/ en ferma penzazon
El pretz qes ten / qi cant lautre uan
cazen
Qe tot SOS prez / sos gantz e sos
laus fos
En pensar fort/ cant a dieus fatz
per nos.
6) Bell auuanz dieu/ uezem qe us
aten
Tan qe uos uol / gasagnar franzamen
Conrat uos ten/ tant qe ami sap bon
Non fasas douc/ camiar son bon talen
Anz camias nos/ qe mais ual per un
(los
Com safraing anz/ qel forsatz caia
ios.
Folket de Marsella XXIL
1) Merauil me com pot/ nuls hom
cantar
En com ieu cant/ per Ici qem fai
doler
70
Die provenzaliBcbe liederhanclachrift Cod. 42
itSifi e. 1.)
Qe ma chansonl/ non puosc apa-
reillar
Dos motz cal (en/ nom lata marriz
cazer
Car noD soi .lai/ en estai sos cors
genz
Douz/ e plazenz/ qe maaci deziran
£ nom pot far/ morir tan soi aman.
2) Car non puesc/ nulla ren tant
Ges salle plaz/ non den ma mort
nolcr
Canc pueis la oi/ non paoec dal re
penar
Mas com pogaes far/ e dir son pla-
zer
Et es ben dreuz/ cal laus del con-
castenz
Eis plus ualenz/ per qeu nim mais
Tafan
De lei seruir/ qe dautra uer ioi
gran.
8) Mas ien non lais/ mon messaie-
nuiar
Ni tant dardit non ai/ qeu lamuezer
E non 0 lais/ mas car uoil far cuiar
Als fals deuis / caillors ai mon esper
Perol dezirs/ mes ades plus plazenz
Eis pensamenz/ car ieu nol sui denan
Manz ioinz a dis/ per far tot son
coman.
4) Lo mal qieu trac/ nonpotdes-
couertar
Tant la fai prez/ sobre totas ualer
Ni negus hom/ non la pot trop lau-
zar
Dieu don quill uoill/ omilitat aner
Si con en Icis es proz/ e iouenz beutat
e senz
Cano dompna non nac/ tant dones
Qual tort nai/ si eu nuü antra non
blan.
5) Bella dompna/ tant uos tenc
car
Qe mantas nez/ lo iorn non poes
teuer
Caz una part/ non an tort sols plor
Si qieu non puesc/ duna pessa mouer
Tal paor ai/ nom uailla chausimenz
Car plus me uenz/ uostramor sos-
piran
Qieu non sai dir/ ni retraire en
cbantan.
6) Yien guirenz/ plus uos am/ aea
enian
Non fea ysont/ son bon amic Tristan.
Folket de Marsellha XXin.
1) En cbantan/ mauen a mebrar
So qeu cug/ cbantan oblidar
Per so cbant/ coblides la dolor
El mal damor
Et on plus chan/ plus me aoue
Ni ma Doccba/ en al re non aue
Mas en merce
(c. «.)
Per qes uertaiz e semblam be
Quinz el cor port/ dompna uoslra
faison-
Qim zastia/ qe non uir ma rozo.
2) E pos amor/ mi uol boorar
Tan quel cor/ uos mi fai portar
Per merze uos prec/ qe uus gardes
delaraor
Qe ien ai paor
De uos mol maior que de me
E pos mos cors/ dompna uos a dinz
se
Si mals non ne
Dompna pois dinz es/ soffrir loil
conue
E per so fais del cor/ so qe us er
bon
£ gardas lo/ si com uostra maiaon.
8) Qcl garda uns/ e ten tan car
Qil cors en fai/ nesci semblar
Qel sen i met/ Tengien e la ualor
Qinz en error
Lassal cors/ pel sen qen rete
Com me per la mantas uez ses deae
Qieu non sa qe
Em saluda/ qi eu non aug re
Per so nuls nom/ non michaizon
Sim saluda/ e ieu moz non li son.
4) E ial cors/ non si den damar
De ren qel cor/ 11 puesca far
Qe toma la/ al plus honrat seignor
E tout daillor
On trobauen/ ien e non fe
Mas drez toma/ son seignor ancse
Pero non cre
Qem deing/ si merces nom mante
Queil entrel cor tant/ qen loc dun
ric don
Dcing esooutar/ ma ueraia cban-
son.
der LaarenzianMchen Bibliothek in FlorenK.
71
5) £ silla dignaa/ es outar
Dompna merce/ porrai trobar
Pero ops mes/ coblides la ricor
E la/ umzor
Qe nai die/ e dira ia so
Maa aatre pro/ mos laozars non
capte
Com aoem/ mal me
La dolors/ mcn graissem reue
AI fiiec qail fai/ monen creis de
randon
£ com uol coc/ mor cn pauc de
sazon.
(f* c 1.)
[6] Morir poesc/ qieu nom clam
de re
Neis sim do Blanal/ mals daital
faisson
Con doblal ponz/ del tauliel per
razon.
Folket do Marsellha XXIIU.
1) A pauc de cantar/ nom recre
Per enoi de laaseniador
Mas forzas damor/ mon rete
Qe nom laissa/ oirar aillors
Tan son dels/ ben amanz la flors
Aiaim te amors/ pres el fre
Qe dal re/ nom soae
Mas de lei seruir a iornal
Caissim pcs/ co fal li solÜal.
2) £ doncs sea fas/ so qes conue
Ben men den/ eschiizer honors
Qar qi pot amar/ miels de be
Per dreg leu eszai/ la lauzors
£ sab ben mi donz/ e amors
Qco en re aas lei/ nom malme
Mas car li clsm/ merce
Qes des so/'qe mes plus corals
Pot esscr/ qes co teigna a mal.
3) £ qaant mi parla/ nim uo
Mi sail al cor/ la resplandors
Dels bels oilz/ e del dooiz ale
Mi nenem/ mesdamenz las sabors
Si qen la boccam/ nais dousors
Per qen conois/ e cre qel be
Qen die/ non ai de me
Anz mes/ desamor natural
Qem ma inz/ el cor pres pres ostal.
4) Dons son ben fols/ car nom
rere
Damar leis/ qe ben par follors
Pes autre/ bes nom esdeue
£ auei/ cades creis ma dolors
Qin mi solafarz/ tot son cors
Per ma fe/ mieiz naue
Qe per leis/ sufloirra ia se
Mon dan/ si tot a leis non cal
Cautraz aes samol per cabal.
5) E pos a le piel ioi/ me mante
Sim fczes aitant/ de socor
Qen degnes/ retener ab se
(c. 2.)
Gardatz/ si ea fora dels ausors
Qui SOS rics prez/ e sa ualors
Creis en me/ meillura e ue
Ab sol qil agues/ lo mille
De la dolor fer/ e mortal
Non agram partir/ per engal.
[6] Pero sil clamarai/ mero
Del dan qil me fai/ e del mal
Pois null autramor/ no mi ual.
Folket de Marseillba XXV.
1) Chantan uolgra/ mon ferm cor
descobrir
Lai on magrops/ qe fos sabutz mos
uers
Mas per dreig/ ax j^erdut mon sabers
Per cal paor / qe mm puisca nenir
Cuns nouels iois/ en cui ai mes
speransa
Vol qe mos cbanz/ sia per leis en-
ders
£ pois li plaz quieu/ ennanz sa ualor
£n mon cbantar/ dei nauer gran
lauzor
Car 808 prez/ uol mout* saui lau-
zador.
2) Per qe non par qieu/ pogues
deuezir
Don cortes prez/ car tant aut es
aders
Qe ren non duz/ qe nom semble
plasers
£ a en lei tant/ de tot ben a dir
Qe sofraita men fai/ trop da on-
dansa
Per qeu men lais/ qe sea nom sen-
bla uers
Qeu ia pogues/ retraire sa lausor
Car de bon prez/ ama lo meillor
£ dels amanz / lo plus fin ama-
dor.
72
Die prorenzaÜBcbe liedcrbaodBchrifl Cod. 42
S) Car anc nol dis/ tem nas lei
faiUir
Con 868 en lei ataraz/ mo8 aolers
Mas dar enao / nomo cal plus temers
Qeu sai qo focs/ sa bassa per cobrir
El üicus üamor/ ma naurat de tal
lanza
Don non tem pro soiomar ni iazcra
Qeu ai lassat/ *
4) E dons po6 ieu/ non ai mas lo
dezir
Non ai doncs/ pro moat es granz
mos podeis
Si uals daitan/ men a donat Iczers
£ doncs per qem uol/ de plus en-
aruir
Mas siei bei oill/ e sa gaia sen-
blansa
Don pois mos oillz/ tant magradal
vezers
(f. 9 I» 0. 1.)
Nais dun conort/ iid qe mou defallor
Cades mcs uis / qom uoilla dar samor
Can uo baras mi sos oillz ples de
doozor.
5) E doncs dompna/ pos mais non
puesc sofrir
Los mals qieu trac/ per uos maitin
e serz
Merze naiaz^ qeul mon non auers
Qe senes uos/ mi pogues cnriqir
£ can nous uei/ soucn ai gran dop-
tanza
Qui nous mi fass ' oblidar non calers
Mas ieu ai sen/ la pene la dolor
No US oblit ges/ ainz i tcng noeg o
ior
Los oillz del cor/ si qe nol uir ail-
lor.
Folket de Marselba XXVL
1) Taut mou de corteza/ razon
Mon cbantar/ qe noi pucsc faillir
Anznels/ i dem mielz auenir
Canc mais non fi/ e sabes con
Car Icmperariz/ mon scmon
£ plflgram fort/ quid men guiquis
Sil mo sofris
Mas car il es/ si uurais ensegnamen
Non sescbai/ oa son mandamen
Si a mos sabers/ flac ni lenz
Anz taingn/ qes deble mos engienz.
• Lücke von 2'/^ Zeile.
2) £ aanc per leis/ en ma chanson
De lausengiers/ cui dieua adir
Ar men uoil/ del tot siqoir
£ ia deus non/ calor perdon
Car arditz so/ cant uen non fon
Perqe selJa/ cui obezis
Me relinquis
E^ cuida/ caillorz ai assiz
Mon pensamen
Mner Den doncs/ per gran faillimen
Car per so qe am/ finamenz
Per so qe duz/ so qes nienz.
8) £ si merces/ no mi rcn pron
Qe farai / porraimen partir
Non ieu/ capres ai morir
De guiza/ qem sab/ sobre boii
Quinz el cor remir/ sa faisson
£rremiran/ e ieu languis
(c. 8.)
Car ellamdis
Qe non dara so/ qui eu laugois
'i'an longamen
£ ieu per aisso/ nom alen
Anz dobla ades/ mon pensamenz
£ muor aissi/ mescladamcnz.
4) E ges per tant/ non ma ban-
don
Qieu anc sompre/ ai suzit dir
Qe mensonnia/ no pot cobrir
Qe non morra/ cal qo sazon
E pos drez uenz/ falz ochaison
E car saubut/ e deuis
Qom iel/ soi fis
Caisil sui subietz/ e aclis
Do bon talen
Qen lei amnr/ ai pres conten
E qecs cuida amar/ plus fortmenz.
5) Amataila doncs/ a lairon
Pos ella non uol/ consentir
Qieu tan/ en mon cor la ilc^ir
Et er mafar/ uoilla ou non
El cor tem lo cor/ en preisen
Et al si destreg/ e conquis
Qe ri omes uis
Qcl des poder/ qe sen partis
Que naz/ aten
Que merces lam uenza/ sofircn
Car merces/ en lonc soffrir uenz
Lai on nom ual/ forza ni genz.
6) £ iam morrai/ mas mout mes
genz
Si eu muer per leis/ tan finamenz.
[7] Pos a morir/ mer eissamcnz
Mos ferm coraies/ e mos cenz.
der LaurenziimischeD Bibliotbek in Florenz.
73
Folkei de Marscllha XXVII.
1) Chaniar mi tom/ ad afTan
Chant mi sooe/ den Bairal
E po8 damor/ plus no nii cal
Non sai con/ ni de etil vhan
Mas qes demanda chanson
E nol cal/ de la rason
Catreai mes obs/ la fama
De nou/ con los moz el son
£ pos forlaz/ ses amors
(yfi c 1.)
Chan per deute de seignor
Pro er mos chanz/ caballos
8i non es aols/ ni bos.
2) Amailor Ion dan senblan
En ric cobe/ arretal
Cadoa/ ab dolor mortal
Merma a lor ioi/ on mais don
Qen loc/ de fenestra son
Qes merma/ som ia pon
On plus pren/ quocs so qe cassa
Pias ades e gra chaison
Per qieu tenc/ cell per mcillor
Qoe rei/ ni cmperaaor
Caiaelz malz/ aueniz smdos
Qai ncnson plus/ dels baros
Bon fora son prez/ es Um,
3) Dicns con si/ ni ben con mal
Mas soprez hom/ quc non ual
£ son pro ten hom/ a dan
Perqeu non aus/ uostre proa
J>ir chantan/ qe nom sap bon
AI segle ni grei/ (je plassa
Quo8 digna ren/ si mal non
Mas per o/ la dcshonor
Pose dir/ sil tort entre lor
Bon nencnt/ ni baissar ios
Pos tut uencnt/ uencon uos.
4) Ben nenson/ pos naill dcman
Non fan/ de lancra mortal
£ si nos/ fossan lial
Tomeranz/ ad honor gran
Cun cortes gienz '. de dicus fon
Quel ric/ trobfieson perdon
Qe son plus/ freol de classa
Som flestrein/ sais somon
Maa i'un queren/ ab lauzor
Na dieu ]>res/ en son labor
Maa aue ia confessios
Nol piagra/ sa co non fos.
5) Don nostrc baron / qe fan
Nil rt'is cngles/ cui üieu pal
Cnid suer fanz/ son iomal
Moat i aora/ larg engan
(0. a.)
6ia fag/ la mession
Et autre fai/ la prezion
Que Icmpersire/ percassa
Con dieus cobres/ sa ragion
Que primeis cre qe socor
8i dieus li rend/ sa honor
Ben tant es rics/ lo dos
Cai tals soal/ guiserdos.
6) Nat mant/ mout mi sap bon
E mont en prez/ mais nalor
Gab enbaraf/ mon seignor
Es moriz/ prez e meifsos
Aisi com sanc/ ren non fos.
Le plor den baral scigners de
Marsella Ic quäl fez folket
de Mnrselha [XXVIII].
1) Si com sei/ ques tan greuanz
Del mal/ qe non scnt dolor
Non sent ira/ ni trister
De tal guizam/ soi oblidaz
Car tan sobre/ pueial danz
Que nion cor/ nol not pcnsar
Ni nuls liom/ tro al proar
Non not saber/ con es granz
Den baral/ lo mieu scgnor
Perqe sui/ chan o ri o plor
No me pres plus/ qe fer enanz.
S) Qieu mi pes/ si sai enchantaiz
O si son calut/ en error
Quant non trop ' sa gran oalor
Caissi nos tenia/ honraiz
Qe issamen/ com lasimanz
Tira fer/ el fai louar
Faziel manz cors/ dressar
Vas prez forsaz/ e pensanz
E qi prez/ e gaug e riror
Cenz largncza/ astre honor
Nos a tout pauc/ nal nostrc nunz.
8) Aqant ni a' deserctatz
Qe tuit eron ric/ en samor
E canz/ en moriror ior
Qol fon moritz/ e soterraiz
(f. 10 i«c. 1.)
Que num sol non uist/ meuz tanz
Neus sels/ qe lauzon nomar
Nu tcndion/ en acaptar
Tsnt era/ sos prez prcsatz
Cnissi saup far/ son nom ausor
74
Die provenzaliscbe Liedcrbandscbrift Cod. 42
De pauc gran/ e de gran maior
Tro nol pot/ cn claure garanz.
4) Et ar can fose/ plus poiatz
Faillit/ a gaisa de flor
Qae qaant hom la ue ^Dsor
Adoncs il chai/ plas uiaiz
Mas diea nos/ mestrab semblunz
Que 8ol lai/ deuem amar
El caitiu segle/ azirar
On pasaam ton uiananz
Cautre prez torn/ en desenor
£ tut autre/ cen follor
Mas de cela/ que fan sos comanz.
5) Bei seigner/ dieal cui/ non plaiz
Mort/ de necun peccator
Anz paosire la lor
SfTrist uos/ la nostre en paiz
Faitz lo lai/ uiure ab loB sanz
Pos sai/ nol uolges laissar
£ ui deingnes/ le uos pregar
Verge que pregas/ per manz
Vostre nl/ per qel soccor
Que sperans/ an tuit li meillor
£1 uostres cars/ prccs merceianz.
6) Seigner/ merauellias granz
Es car de uos/ pueis cbantar
Ar quant mils/ degra piorar
Pero tant plor/ en pensaz
Per qen ben seu/ mant trobadors
Diran de uos/ mais de Jauzor
Que iea quen degra dir/ mil tanz.
Folket de Marsclha XXVIUI.
1) Tuit domandon/ ques deuengut
amor
E ieu a tuit/ dirat la uertat
Tot eissamenz/ com lo soleil d'ostat
Que par totz locs/ mostra sas splen-
dors
El ser sen uai colgar/ tot eissamen
O fai amors/ e cant a tot sercat
(c. 8.)
£ non troba ren/ que si a son grat
Toma sen lai/ don moc primeramen.
2) Car seuz preiz/ e larffueze e
uaTors
£ tuit bon aib/ ierun aiostat
Ab fin amor/ per far sa uoluntat
£t era iois/ dompneiars e bonors
Tot eissamen/ con lo falcs que dei-
sen
Vas son auzel/ quant la sobre montat
Deisendia ab douz/ humilitat
Amors ensels/ camauan lialmen.
8) Amors o fai/ si com lo bon
austors
Qui per talant/ nos mou ni nos des«
bat
Anzseis esta/ en tro com la gitat
Et adoncs pren son auzel/ quan la
sors
Et fln amors/ esgarde e aten
Una dompna/ ab entiera bentat
On tuit li ben/ del mon son ascnblat
£ non faill gens amors/ cant tal la
pron.
4) £ per aisso uoill/ soffrir las
dolors
Que per soffrir/ son mant ric ioi
donat
£ per soffrir/ münt orgoil abaissat
E per soffrir uenz hom/ lauzeniadors
Couidis dis/ es llbre qe non ment
Que a soffrir a hom/ damor son
£ soffrir fai mant/ amoros iausen.
5) £ pos dompna/ tant es granz aos-
tronors
Et en uos son tuit/ bon aib absen-
blat
Car noi mctes/ un pauc de pietat
Con si fez es / a mon maltrag socors
Caissi com sei/ qel fuc denfer espren
£ muer de set/ ses ioi e ses clartat
Autresim muer/ eten naias pechat
Si mauzirert/ pos nuil nous mi defen.
Folket de Marselha XXX.
1) Ben norria/ saber damor
Sella ue ni au ni enten
Qui tan lai/ requis franchamen
Mcrce/ e de ren no mi socor
Estiers non sai/ ues sas armas de-
fendre
Mas ab merce/ qe tant li soi adis
Qo non eis iois/ ni autre paradis
Per qui canges / Icsperar ni latondre.
2) Terra ten hom/ de seignor
(fO C 1.)
Cui send/ de bon cor franchamen
Cant locs/ maiz es lol consen
Den ben far/ a son semidor
£ fin amors/ den ben sei aprendre
Que gart ca dreg/ sion siel aon deuis
der Laurenzianischen Bibliothek in Fiorcns.
T5
Ni qui Her francs/ ne liala ne fis
Que negmiB bom/ aon sen pueaoa mefl-
predre.
S) Caissi uen bens/ apres honor
E apres gran mal/ iansimen
E gran ioi/ apres marrimen
E loncs repaiis/ apres dolor
E granz merces/ ab sofirir ses con-
tendre
Caissi sec hom/ damor los dreiz ca-
mis
E qoi estiers los sec il li eaudis
Cab tal engien pot hom/ Eon amor
prendre.
4) Si com latigrel mirador
Que per remirar/ son cors
Obliaa se/ e son toma men
Aissi cant w/ lei cui dor
Oblit mes mals/ e mas dolors es
mendre
E ia negns non sen fassa/ deois
Qiea nos dirai/ qoi ma asers con-
quis
Si o sabez. conoisser/ ni entendre.
5) Miels de dompna/ miels de
nalor
E miels de tot/ enscgnamen
E miels de beutat/ ab iouen
Meselat/ ab tan fresca color
Qae nuls archier/ tan dreit ne sap
estcndre
Qaella plas dreich/ nom aia el cor
assis
La douza mort/ don ieu uoill estre
aussis
Se per esgard damor/ nom uoil ioi
rendre.
6) Marme mon cors/ aolgra ben
qe saubis
E mos captenza/ quäl dolor lagais
Lials amanz/ qe non fai mais atendre.
(0.8.)
O denhan aissi/ uokr
£ n tot de uos grat/ non esper
ßens dei grazir/ lo ben el mal
Pos ilh ma manda/ qae tan ual.
2) Uumils/ e merceians
Mi ren/ a uos amors
Car mi/ forset errors
£ ilh leneua/ mal parlans
Qui eus tos/ contrarians
Ab dig mals/ dizedors
Es zieus dirai/ laozors
E de plazers/ seu ait-ans
Que non uos dis/ desplazpr
Qnergueilhs sai be/ que non mi pot
ualer
Per cuei mais/ de nemic mortal
Maures amic/ fin e leial.
8; Qui eus/ uenserai enans
Merce/ claman amors
Que sieu/ am braus senblaus
Vos era/ contrastans
Ni US dizia/ folors
Als fals dig/ reprendedors
E si mos/ leueiers talans
Mi fes erguielbos/ parer
Encontra uos/ ni dire non deucr
Ben dei far/ penitens aital
Com tang/ a forfag desleial.
4) Sabetz qe als/ mieus ans
Mer tostemps/ mais amors
Doussa ma/ greus dolors
E bes e pros/ mos dans
E seioms mos/ afans
E gaugz e ris/ mos plors
E mos loncs/ trebailh legors/
£ totz mos destric/ enans
E tug mei enuei/ plazer
E despendrai mon sen/ e mon saber
£n uos gen seruir/ a lomal
Com hom ser/ senhor natural.
Folket XXXI.
1) Sieu anc iom/ dis claman
Encontra/ uos amors
Ergueilb/ ni deszonors
Aram dei/ en mos chans
Humeliar/ dos tans
E lassar/ mas damors
Pueis ma dompna/ Elienors
La pros rayna/ prezans
Folket XXXU.
1) Car nom abdis/ solatz
Aitan/ com tleuria
(f.lliOcl.)
E uei qe chanz/ non cbantaria
£ can men soi/ totz laissatz
* Lücke von einer Zdle.
** Lücke von zwei 2^ilen.
**
76
Die proveozalische Llederbandschrifl Cod. 42
So mensenba/ amors
Qae cnansar/ uosiras laozors
De dompna/ en' chantan
Perque soaen/ di mon chan.
2) E tenc mi fort/ per pagatz
Sul soflTrir/ dcnhatz
Qi ea ben dizens/ aos sia
£ 81 ben/ me faziatz
Enquara/ maiors
Tai te/ querguilhs e folora
Es de querre/ tan
E noA pueso/ passar ses dan.
3) Mas de le/ per sai que fatz
Gran sobransaria
Qae a mi/ nom tanberia
Ricx iois/ taut honratz^
Pero quil dreg/ uignaria
Meilb men deu/ fin amistat
Valer/ qe ricors
Que nans den trobar secors
PaubrcB hom/ qQ e blan
Quel ricx derguilho/ senblaii.
4) Mas tant tem/ uostras rietatz
Que ren nous^ qeriii
Pero t-an/ arditz seria
Que sim/ dona uatz
Ses querre/ ben bo penria
E doolarias/ lo gratz
Que dorbla/ nalors
Es de far ben/ eszonors
Lai on mestier/ an
An» com quiera/ ni deman.
5) Bona dompna/ ben sapcbatz
Que sent tans/ ualria
Un dons/ cui hom fort uobria
Ser tost/ donatz
Que qui trop lo tarzaria
(c. 2.) .
Qua sei dona/ que uiatz
Fai 806 gratz/ meilhors
E quil don/ non fai de cors
Non les grazit/ tan
E pueis costaib/ autretan.
6) Mais ieu soi/ sei qe en patz
Grazirai tot/ dia
Latendre/ com si prendia
E per dons/ priuatz
Penria en grat/ la faidia
Ma uos er plus bei/ asatz
* Lücke von zwei Zeilen.
Sim fazcs/ secors
Anz qua forsam/ forsamors
Langnen/ e speetan
De sofirancbe/ de talan.
7) Namalric/ totz iors
Ses mera/ nostra ualors
Per quieu/ en chantan
Trac uostre bon pretz/ enan.
Gaubert XXXUL
1) Huna gran amors/ corals
Mi destrenh/ em te
Si que non pens ren/ als
Mai clamar/ merce
E pueis mi/ dals non soue
Senble fatz/ entre las gens
En par/ menres ma sal^sa
Don amors/ qem forssem nens
Degra uens er/ mas ciamors
Qe uensedors es/ honors
Que merces/ souensa.
2) A tor mi nen/ de uos mals
E non sai/ perque
Mas daitan/ amor siuals
Men ueniarai/ be
Qua sels qui non sa/ bon re
Com uos es/ des conoissens
Dirai uostra/ captenensa
Don uos seres/ meins ualens
E naures meins/ seruidor
Cui sera/ ma grans dolors
Resels/ e temensa.
8) Car nom ual/ car sui tals
(T« c 1.)
Com a drut/ conue
Sim faz ia/ desleials
Aurian/ ia be
Ben Ieu lai uire/ al fre
Mas non dei/ som di mos sena
Far per faillimen/ failhensa
Mais uuoilb soffrir/ los turmens
A los leials/ amadors
Cab los fals/ galeadors
Far dc'ioi/ paruensa.
4) Amor uostre noms/ es fals
Quar non amatz/ me
Quieu uos sui fis/ e leiab
E uos am/ anc se
E pueis aissi/ sesdeue
Qmeu uos sui/ obediens
Dsmor/ e de ben uolensa
£ uos mes/ male cozens
der Laurenzianigciien Bibliothek in TiorenZ.
77
Ses ben faig/ e ses secors
Per dreg/ seria hiea amors
£ ao8 malaolensa.
5) Vostrozages/ es aitab
Car oeliii/ qe uos cre
Merma de ioi/ sos captals
Qnar de 000/ non ne
Mas enian/ ses tota fe
£ mal senes/ iaazimens
£ senes ben fait/ cozenssa
Trop faita/ dautres failhimens
Mas lelar / me fai temors
Qaergnetlhs e/ e foUors
Qni ab plaa fort/ desentensa«
Gaubert XXXIIU.
1) Quar fui de dara/ cordansa
Vea uos/ ai comensamen
Tanh prendaz/ aeniamen
Ab mal respost/ ho ablansa
Cansqaieufl ames/mames aas ses enian
E tomer aas/ bona donen soan
Per tal qe ma trahit/ ses deffisanssa.
2) 8i CQS fai/ a la comensanssa
Fals/ arans am finamen
E sai quem dires/ soaen
(ci.)
Que finmchora/ dautramansa
Me fai uenir/ nes uos bumelian
E quieo aos oanc/ minten e galinn
Ni ges noas am/ en faitz mas en
senbiansa.
3) De gran forfag/ gran uentansa
So de dreitz/ par iusiamen
E merces di/ eissamen
De gran tort/ gran perdonanza
Am dui son/ en maint luec dun
senblan
Eszen maint luec/ nan se conlrarian
Car dreitz aussi/ e merces a pitansa.
4) Doncz si dreg/ ni uosfcronransa
Gardas nul mien/ failhimen
la no manres/ cbausimon
Cals mals dona/ dreit malanssa
Qael failhimen quie fis/ ues uos tan
gran
E lonramen quanes/ sobre mi tan
Creisson mamor/ e mermon me spe-
ransa.
&) Pucis conoissetz/ ses duptansa
Quica failh/ nessiamen
Mas del be/ aiatz menbransa
Si pro nom faitz/ sa uals nom fiisatz
dan
E del be fae/ si el uostre talan
Quieus atendrai/ senes dezesperansa.
6) Rei darago/ quil uostre gai
senblan
Ve pot ben dir de bon.
Naimeric de Pepugnan XXXV.
1) Per solatz dautrui/ chan souen
Mas pero cora/ quieu chantes
Ni per bon respieg/ malegres
Ära uei qe cban/ per nien
E son a mon dan ebaataire
Si com lauzels/ de bonaire
Que sap ques pres/ e pero non recre
Cades non chan/ autretai es de me.
2) En amor ai/ lo cor el sen
Fermat/ e meilhuram ades
Si pogues trobar/ qui mames
Tan be com hieu/ am finamen
Mais ieu am lieis/ ses cor uaire
Don sui desamstz/ amaire
Eszon hicu plas lam/ de cor e de fe
Adoncs creis plus lamors/ qem las-
sem te
(f. 12iOc. 1.)
9) No mes uis/ canc plus follamen
Nuilhs hom/ per amor lolleges
Qui eu am mai/ aue sautram baizes
De leis ses plus / lentendemen
Conors mes/ mas que pot faire
Ses empiri/ emperaire
Quem ual honors/ ni pretz don mal
mi ye
Si fai qel mals/ cui platz e pers
ael be.
4) Per soih soilh mal/ qui eu nai
plazen
Canc non ui dona/ luenh ni pres
Mielhs dieuisses/ ni mieihs repondcs
Ni tan/ amezuradamen
Per que cascuns/ nes lanzaire
Pueis es del mon/ la belaire
Canc natura/ non mes en lieis so cre
Ni plus ni mens/ mas aco quei conue.
5) Donna per merces/ solamen
Suffiretz/ cun pauo merceges
Merces e/ cun pauc afranqncs
Mercean/ uostre dur talen
78
Die provenzalische LiederhftndBchrifl Cod. 42
Vers mi/ qetu sui merceaire
Tostems/ e merce damaire
E merceian sui/ e cherai ia ce
Vostrom claman/ meroe merce.
Naimeric de Pepagnan XXXVI.
1) Daisso don hom/ aloniamen
Ben dig/ entrels conoissedors
Sin di paeis/ mal oilanamen
Es a tot Ip meins/ deszonors
Cais sei/ que se mezeus desmen
Del ben qua dig/ no mes paruen
Des qnes trobatz/ ben dizen fals
Qael deiam creire/ dizen mals.
2) Si dieisses/ al comensamen
Lo mals/ ans qucl ben dig fos sors
Dieisseron plus/ cubertamen
E senbla uer/ a pluzors
Mas pero/ ben aue souen
Caisso nom cre/ blasmar defen
Doncs non es dorne/ ques aitab
Lo bes digz bos/ ni mal dig mals.
3) Cun qaen dieis liei/.premcira-
mens
Que de bas nut/ poget amora
(C. 2.)
En ilis apres mal/ sotilmen
Per far scmbiar/ sos mals peiors
E per plus en^anar/ la gen
Ab prouerbis dauratz de sen
Eszap paraulas/ uenals
Vol rar creire/ del ben mals.
4) Non es bes/ qui fai dauinen
Segon lo mon/ so ques ualors
E qui sgarda/ de failhimen
On plus pot/ e creis sas lamors
Si es mas/ non pot fkr nien
Si nona/ laministramen
Damors ques mastre leials
Quensenha triar/ bens de mals.
5) Quel cor nais/ on amans sen
pron
Ensems/ ardimens e paors
Qnen sauieza/ lardimen
E uolpilha gen/ la folors
E pueis es arditz/ eissamen
De languesza/ e densenhamen
E uolpuhs/ de scarseza e dals
Que fos uilania/ ni mals.
6) Per som par qui ditz/ mal uil-
anaraen
Del maistre/ que donal sen
Com si om ualens/ e cabals
Ni com se pot/ gardar de mala.
7) Car aal plus/ e conois e sen
Na ioana dest/ eszenten
Vaeilh segon lo dreg/ iatge cala
Den hom dir damor/ bens o mals.
Naimeric XXXVIL
1) Si com larbres/ qe per sobre
cargar
Fraing se meteis/ e pert son fruit
e se
Ai en perdut/ ma bella donna e me
E mon enter se fraing/ per sobramar
Per o se tot me soi/ apoderatz
Anc iom non fi/ mon dan a escien
Enanz coit far tot zo/ quant fatz ab
sen
Mais ar conosc/ qe trop sobral fol-
daz.
2) E non es ben/ com aia tot ae-
natz
Qe a sazon non sega/ son talen
E se noia de chascun/ mesclamen
Non es bona/ sola luna mitatz
(fOc. 1.)
Car ben denen bom/ per sobra saber
Nesis enuai/ mantas uez foleian
Per qe sesdiai/ coman en loa mea-
dan
Scnz ab foldaz/ qio sab gen retener.
8) Las qea non ai/ mi meteis en
pode
Anz oau mon mal/ enqeren e cerqan
E aoill trop mais/ perdre e fiur mon
dan
Ab uos dompna/ aab antra conqerer
Car ea cait far/ ab aqest dan mon
pro
E qe sanis/ ab aquesta follor
Pero ald/ de fin fol amador
Manetz ades/ on piez mi fai plus
bon.
4) No sai nul oc/ per qeu des nostre
non
Pero sonen/ tomon mei ris en plor
Et eu com fol/ ai gang de ma dolor
E de ma mort/ qan mir uostra fai-
zon
Col baselesc/ qab ioi sanet a odr
Quant el miral/ se remiret es ui
der LaoreDziaawchen Bibliothek in Florenz.
79
Tot aatreai/ es noe miral a mi
Qne mauciez/ qan uos uei ne ob ro-
mir.
5) E noas en cal/ qan mi uedcz
morir
Abanz o fai/ de mi tot en Aiai
Com del eofant/ cab an maraboti
Faiom del plor/ laissar e dcpartir
£ pois qant es tomatz/ en aJegrcr
Et hom lestrai/ zo qel donet el toll
Et el adonc plora/ e fai maier doli.
Mil tant plus fort/ qe non fez de
primer.
6) Bei castelan/ ges uostre prez
non toi
De mellarar/ qoi aal pro mais qe
her.
Naimeric XXXVIII.
1) Aatresim pren/ com fa a1 iuga-
dor
Cal comensar/ ioga maistramen
AI petit iog/ pois seacalfa perdcn
Qel fa montar/ tan qes en la folor
Aiasim mia en/ paac a pauc en la
uia
Qeo cniana aroar/ a maistria
Si qem pogaes partir/ can mi uol-
guea
Or soi entratz/ tant qesir non puis
gies.
2) Antra aez sui/ en la prison da-
mor
Don escapei/ mais aoram reprcn
Ab an cortes engeing/ tan sotilmen
Qem fai plazer/ mon mal e ma do-
lor
(c. 2.)
Can laz me fez metral col/ ab qem
lia
Don per mon grat/ mais nom des-
lieria
E nulz aatrom/ qe fos liaz non es
Qil deslies/ qe ben no li plagues.
3) Anc mais naiz temps/ non trobei
liador
Qe tan ferm lies/ a tan pauc liamen
Qel liam fo cortz/ dan bratz sola-
men
Don non trob/ ehai qin desli ni ai-
Uor
En liamaz soi tan/ qe sim aolta
Desliamar/ ges far non o porria
Camor qe lai mo/ liament empres
Me liama sai plas fort/ per on tres.
4) A lei des fers / qe uai ses tira-
dor
Ves laziman/ qel tirauan si gen
Amor qem sap tirar/ ses tiramon
Mas tira ma si uals per la meillor
Qe se dautra meillarar/ me sabria
E am tant lo meill/ qe ben mclllar-
aria
Mas meillarar non cre/ qe mi poguos
Veos perqe/ ma per la meillor con-
qes.
5) Ha gcntil cors formst/ plus gen
de flor
Aiaz de mi/ cal aoo chausimcn
Qi eu mor per uos/ denuei e de
talen
E podetz lo proar/ a ma color
Cam ttos remir/ qe traso e chambia
Qe foralmosna/ e granz cortesia
Cumilitaa mercian/ noz preges
Daqest coiehos/ sofreichos de toz
bes.
6) Ben platz Guillera/ malaspina
marquos
Car conquer prez/ e prez a fi con-
qes
Diatris dest/ lo bcns qcn uos es
Fa meillorar las autras/ ab los bes.
Naimeric XXXVIIII.
l)En gren pantais/ ma tengnt long-
amen
Canc non laisset/ ni non retcnc amors
Et am saiat/ ab totas sas dolors
8i qe del tot/ ma fag obedien
E car me sa esforcni c soffren
Am si cargat?/ del amoros afan
Qel mellor cent/ non sofirion tan.
2) Amar me fai ster mon grat fin-
amen
Leis qe ma faig/ chausir per la
gensors
Et agram ops/ qem fes causir aillors
(f. 18 ifi c. 1.)
Cassatz aal mais/ gaz anhar cn ar^en
Qe perdir en aury segon mon csien
Maseu o fas a lei/ de fin aman
Qea fug mon pro/ e uau seguon mon
dan.
80
Die provenxalische Liederhandflchrift Cod. 42
8) Et 86a com fols sec mon dan
foUamen
A tot lo men/ mes la foudaz honora
Qeo ai uistas faire/ mantas folon
Qe torn aaon a saber e a sen
£ ai uist far/ manz faz sauiameii
Qe tornanon/ a folia trop gran
Perqeu cuit fair/ sen qan uai ifoleian.
4) E ao8 doropna eauez oalor aa-
len
Aiasi com ea meiller/ pars las mei-
llora
Menbreas merce/ e oblit aos ricora
Et noi gardaz raison/ mas chausimen
Car luns poia zo/ qel autre deiscen
Cho qe merce creia / raiaona uai mer-
man/
Seua pluz aucir me podez/ raiaonan.
5) Pauc aoa carra/ del mea ennana-
amen
Se aos aouen/ uostra aalenz ualora
Nil douz esgard/ ni ia fresca colora
Qen qcram son/ al cor uoatroill rien
El cortea diz/ amoroa e plazen
E qar eu plus aoaen/ noua aau do-
nan
A paac mi oilh/ estra mon grat noi
uan.
6) Reis daragon/ e flora denseign-
amen
Foilla de gauz frag de bona faga
donan
Vos ea de prez/ maiatrea aea enian
Cont cominge/ dncent mercea uoa
ren^
Qe sea donar/ maaez donat aitan
Qe laa honora/ nalon don riebe gran.
Naimeric XL.
1) Cil qe airaia/ ni gaerria ab
amora
Gea qe sauia/ non fa al meu aem-
blan
Car hom atrai/ pro cn goerra toat
dan
E gaerra Tai tornar mal en peior
Kn gaerra troff/ per qea no la aolria
Viltat de mal/ e de bcn carestia
E fin amor/ se tot me fai languir
Ai tan de ioi/ qe pot len eaiauzir.
2) Dona dompna de aoa teing/ e
damor
Sen e ffaber/ e cor moz e chan
E aea faz ren qe aia beneatan
(c. «.)
Deaez naner lo grat e la lanzor
Voa e amora/ qem donaz la maiatria
E ae ia plua de ben/ no men uenia
Pro nai daitan/ aegon lo meu aerair
Se plaa naguea/ ben aabria el plua
grazir.
•
3} Qelh plazer aon maia/ qel ennoi
damor
El ben qel mal/ el aoior qe lafan
El ioi qel dol/ lea fag ^el peaan
El pro qel dan/ aon mais el ria qel
plor
Non dien gea del tot/ qe mal non
aia
Qel mal com na/ plaz plus qe qan
gaerrili
Car cel cama de cor/ non uol guerir
Del mal damor/ tan ea dolz per aof-
frir.
4) Enqer aai ea maia/ de ben en
amor
Qel uil fai car/ el nesi ben parlan
El escartz larff/ e laial lo truan
£1 fol aaui/ elpec conosidor
Et lorgoillos domea/ gez hamilia
Et fai de doa cora an/ tan ferm lo-
lia
Per com non deu uaa/ amor contra-
dir
Poia tan gen aap e emendar e fenir.
5) Sen lai aeruiz/ pro nai canbia
damor
Ab qe ia plus non faza/ maa daitan
Qen mant loc man fag/ tan haut e
tan gran
Qe aea amor/ noi pogra auer nonor
£ maotaa uez/ me trai de uillania
Qe aea amor/ gardar no men porria
Et manz bon mot/ me fa penaar e
dir
Qe aea amor noi pogrea deuenür.
6) Chanaon ua ten de ma part e
damor
AI pro al larff/ al ualenz al prezan
A cui aeruon latin/ e aleman
El aopliom / com bon emperador
Solirea meillora/ a tan de mainria
Valor e aen/ largez e corteaia
Sen e aaber/ conoisaer e grazir
Naz de ricor/ fai fin prez enriqir.
der UiirenzianUcben Bibliothek in Plorent.
81
Rambaat de usqeras XLI.
l) Aram reqaer/ an costum e son
uis
Amor/ per qea plane/ e MMpir e
iieilh
Qa la genior/ del mon ai qist con-
seilh
Em di qi«'n am/ tant com paesquc*n
en 808
La meillor donna/ e mei en sa (u-
ansa
(v«c. 1.)
Conor e pre8 mer/ « proa e non
dans
£ qar ella e8 del mon la plus prez-
ans
Ai mes en leia/ mon cor e maa ea-
peranaa.
2) Anc non amet/ tan aat com hieu
negus
Ni tan pro donna/ e car noi trob
pareilh
Menten e lei clam/ al sieu conaeilh
Mas qe tibra/ non amet priamua
Qe ioia e pres/ aobre totaa lennanna
Qilhea al pros plazena / ez acordana
E als aaols/ ab ereuilnoa aenblana
Largnes dauer/ e de dura oordanaa.
S) Anc Peraeual/ cant el la cort
d'Artoa
Tole las armaa/ al caualier uermeilh
Non ac tai gaog/ com eu del aeu
oonaeilh
Em fai morir/ ai com moer dandalua
Caiaaom neda/ de qem dona ondanaa
Mi dons/ qea proa cortea e beneatans
Riqae gentiU/ iooea e gen parlana
£ de bon aen e de bella aenblanaa.
4) Bona dompna aitan arditi/ ha
ploa
Koi can uo qnia/ la ioia del qaabeilh
£ qem dasea/ de noatramor conaeilh
Kon fo del aant/ de tir emenadna
Maa amicx qai maia/ preaza donranaa
Qen dreg damor/ to lardim ena ploa
ffrana
Maa ben den far/ tan d^arair uoatra
mana
Momü per aoa/ ho naarai benenansa.
ft) A mon ergneilh/ nom blaame
ni encua
Sim loenli danrenga/ ni de monteilh
AichiT f. D. BpraelMa. XLIX.
Caiasim don diena/ del aen bei cora
conseilh
Qe ploa ualen/ nulba hom de licia
non uia
Qe aera reis/ danc la terso de Franaa
Tjonheramen/ per far lo aien comana
Qen liei» ai tot/ mon cor e mon ta-
lana
Kszea la rca/ on plua ai de fizanaa.
6) Bei caualier/ en noa ai mea
aperanaa
Qar U08 ea del mon/ la plnn preaans
ß la plus/ non mi easer daiit
Qar uoa nii dea conaeilh/ e fort ferm-
Ranbant XUI.
1) Ehsamen ai/ guerriat ab amor
Col fmnc uaasal/ guerreia mal aenhor
Qilh rol sa terra/ perqnel guerreia
(c. «.)
E can conoia queflh guerra/ pro
noilb te
Pel aien cobra/ uec pieia a iia merce
£azieu aitan ae ioi/ cobrar enueia
Quaz amora quier/ merce de aon
pecat
E mon ergueilh tom/ en humeiltat.
2) Gaug ai trobat/ merce de la
genaor
Qem restaura lo dan / quai pres ailhor
E samistat per plag/ damor mautreia
Ma bella donna/ e gent alsim rece
Em promet tan/ per quel reprochier
cre
Com di qui ben guerreia/ ben plai-
deia
Ab amor ai/ en chantan guerriat
Tan cab mi dons/ nai meilhor plag
trobat.
8) El mon non a rei/ ni emperador
Quen lieis amar non agues/ plag
donor
Quar sa beutet/ e son pretz aenho-
reia
Sobr totas las pros donnas/ com ue
E meilhs sennansa/ e plus gen si
capte
E meilh acueilh e meilh pari e dom-
pneia
E moatra ala proa/ aon aen e aa
beutat
Salnan aonor/ e reten de tot grat
6
82
Die proTenzaliicb« Liederhandschrift Cod. 42
4) Donna ben sai/ si mercea nom
secor
Qnien no uaiUi tant/ queua tan baa
amador
Qae tan nalena/ per qe mon cor
feuneia
Car non pneac far/ tan ricx fkic cona
conae
Das mi qaicua am/ mas per tan nom
recre
De ooa preiar/ qae uasaal poB des-
reia
Den ponher tant/ qe fasaa colp hon>
rat
Per quieua enquia/ pos magnea con-
aeilh dat.
5) Voatri bei hueilh/ plazen gali-
ador
Razon da qao/ don beu sospir e
plor
El iouenes cora/ cabea gens e con-
deia
Maasai aman al enaeira men ue
E ai eu ab uos/ non trob amor
e fe
la non trooarai ren/ cauia ni ueia
Nim fizarai/ en donna daut barnat
Ni uueilh qem do nuilh/ antra sa-
miatat.
Ranbaut XLIII.
1) Guerraa ni plag/ no son bo
Contramor/ en nuilh endreg
E sei sabregua/ lo fer freg
Qim uol ses dan/ far son pro
Canssim uol amors / ausire
(f. 14 ^ C. 1.)
Com ausi les sieius/ senher mals
Que sa guerra/ les mortals
E sa patz pietz/ de martire
£ sanc fo lom/ enemic
£ tibautz ab lo zoic
No ies plag/ ab tans plazers
Com hieu cam soi/ tom merces.
2) Que per es mende/ per do
Mas abrels/ amans elee
Ma dona/ on son tug bon dreg
Paozat/ en bella faisso
Don muer dire/ de dezire
Car no mistai/ comonals
Amors cap/ sospirs corals
Maussi/ ab bei senblan trabire
Per lieis cni am/ ses cor tric
Canc ioues grec/ en ric
£ nal sobre totz/ oalors
Som mos trauzira/ e uezera.
8) Can pens cala ea/ ni qui so
Bern aoi mes/ en deatreg
E sien quis mais/ qe non deg
Sa gran bentat/ nocbaizo
Quem forsem fai/ lergueilh dire
E sa colors/ naturals
Quades gense/ noimet als
Mas bei solas/ e gent rire
E poa tant amar/ sem gie
Fat lenana/ al mieu destric
Mas sil sien bels dig es uers
Tot restanral/ bona espers.
4) Si mestazes/ a razo
Bona donna/ eszadreg
la nom tengras/ tant destreg
En uostra/ onrada preiszo
Don non ai poder/ qem uire
Ans soi tant francs e leals
Vas uos que uas me soi fals
Eus am tan/ que me nazire
Et sieu non fauc/ tan ni die
E si eisathan al uostra/ mic
AI fag/ me sofranh/ poders
Eszal uostre laus/ sabers.
(CS)
5) En luec te fag/ dau baro
Vos a meus preg/ eus dompneg
El uostre gen cors/ adreg
Lau e gar/ a qui on sa
E can puec ben far/ nom mis
Quesser den/ lo uostramic t-ila
Que sia entrels pros/ cabals*
E qar suffres/ quieus dizire
Soi pars/ al plus ric
E cant dautra/ me fai die
Non mo fai far/ non calers
Mas uoatronratz/ capteners.
6) Dompnal boa oonseilh/ mer mals
Quem dones/ si nom das als
E quar noua soi/ contradire
Donna lonrat/ conseilhs ric
De Temperador/ frederic
Caisson tengra/ a mais de plazer
Com sai damans/ la plus uera.
Bernard del Uentedorn XLIItf.
1) Cbantars non pot/ gaire aaler
Si dins del cor/ non mon lo chana
^ Der Vers ist im MS. wiederbolt^
aber durchstrichen.
der LaoreiusiiiniBchen Bibliothek in Florenx.
83
Ni chans non pofc/ del cor mouer
Si non hi es/ nn amort ooraus
Per so es mos cantars/ cabalus
Quen ioi damor/ ai eszenten
La boqaels badlbs/ el cor el seo.
2) la dieas nom da/ aqael poder
Qiie damar/ nom prenda talans
Cath ia re/ non saDri aaer
Mas ehasnn iom/ men aengnes maus
Trostemps nanrai/ bon cor siuaus
E nai mot mais/ de ianzimen
Qua luii bon cor/ e mi aten.
S^ Amor blasmon/ per non saber
Folla gena/ mas lieis non es dans
Camors non pot ges/ decazer
Si non es amors/ comunaus
Aco non es amors/ aitans
Nona mas lo nom/ el paruen
Qae ren non ama/ si non pren.
4) Sien en nolgnes/ dir lo uer
(▼•c. 1.)
Hiea sai be de cui/ mou lenguans
Daqnellas camors/ per auer
£ 8on merG«ndas/ nenaus
Mensongiers/ fos hiea e faas
Vertat en die/ uUanamen
£ pesame/ car ieu non men.
5) En agradar/ eszen uoler
Es laraor/ de do:i fis amans
Naiiha res/ nni pot pron tener
Sflh nolontatz/ non es' engas
£ sei es ben fols/ naturaus
Qui daco qe uol/ la pren
£ ilh laoza/ so qe non las gen.
6) Molt ai ben mes/ mon boner
Cant ellam mostra/ bels senblans
Qaieu plus deszir e uuelh uezer
^ranque doasa/ fin e leiaas
En cui lo reis/ seria saus
Bella caenhda/ ab cor conainen
Ma fait ric hom/ de nien.
7^ Re mais non am/ ni sai temer
Ni la res/ nom seria afans
Sei mi dons/ nengoes a plazer
Caisel iom/ mi sembla nadaus
Gab aos bels hneilhs/ esperitaus
Mas garda/ mas so fai tan len
Cons fols dias/ me dura sen.
[8] Lo uers es 68/ e naturaus
E bona sei mj qai be lenten
E meilhers mi/ quel iol aten.
9) Bemartz de nentadom lenten
£1 ditz el fai el ioi aten.
Gauselm Faiditz XLV.
1) Si anc nuilh hom/ per uer fin
coratge
Ni per amur leialmen/ »eg falsura
Ni per sofrir francamen/ son damp-
natge
Ac de si dons/ nuilh honrada nen-
tim
Ben degray hieu auer
AIcun coumen/ plazer
Quel mal el ben/ calquieu naia
Sai sttfrir/ eszai saber
De far tot/ can mi dons/ plaia
Si qel cor non puosc mouer.
2) De finamor sai segrel/ dreg
uiatge
Si que tant am/ mi dons outra mes-
zura
Far pot de mi/ tot quant le dagra-
datee
Que noilh deman/ tan tem dir for-
faitura
Baiszar/ ni iazer
Fero si sai/ tant ualer
Azaps damar/ qui quem braia
Corrat ior/ e plazer
Ser e tot so/ qua drut seschaia
Auz dezIrar/ e ualer.
S) Si totlauoilh/ hieu non ai autre
g<ttge
Don ni autrei/ ni paraula segura
Mas ilh es tan Iranca/ e de bei
estaige
Part la uaior el pretz/ qen lieis sa-
tura
Cais som/ fai parer
Camors hi aia/ poder
Que lai on es/ ualors gaia
Deuria merces/ caber
Vec uos 80/ quem napaia
Em toi que nom/ deszesper.
4) Auzit ai dir ab sen/ eszap fo-
latge
Com hont mal selui/ don nona cura
E di queilh don/ dieus ioue senho-
ratge
Aquest orat sia tort/ o drechura
Ai hieu damor/ per uer
£ si lai/ non deszesper
0*
84
Die provcnealische Liederhandschrlft Cod. 42
Qoe de prot dompna uenia
Val mais/ com rio don egper
Cata don/ daaol aaia
Com no dea/ en grat toner.
5) Qaien sa hana/ qaes de tan franc
bozatge
Canc non gardet bonor/ sots la sen-
tara
Si ens e lo torts sien/ en die uilatge
Qne senes genh/ e senes cobertura
Fai a tote / uezer
Com pon Dens!/ decazer
Dona cap tan«/ seMaia
Nos cug/ qieu maier
Qne ia oe leis/ ben retrua
Ni uoilh qnen deia/ eecazer.
6) Na Maria dompna/ gaia
Vo0 non es/ daital saber
Qne non fkite ren/ qne desplaia
£xa plai a tote/ e den plazer.
(f.l6i»C.l)
Ganselm XLVI.
1) Si tot mai tanat/ non cban
Ki nai fag/ trop lonc estatge
Aras ai cor/ e talan
Qnen tom la perda/ el dampnatge
Qneilh bellam/ dreiMel uiatge
Em ditz qneilb/ monstren cbantan
Lo ioi/ e la ualor eran
Quem donet/ e la legratf^
Lo iom qem retenc/ baisan.
2) Adoncz lestei/ tant denan
Man« ionhtas/ de bon coratge
De genoilboa e ploran
Trompres^ en son senboratge
Mas al prmi/ li fon aaluatge
Qaar maaziei/ en ardir tan
Pneianit/ mon bumil aemblan
E retenc/ mon homenatge
Qnar mi oonoac/ aea engan.
8) Amicz can ai uol/ partir
De ai dona/ fai gran enntnaa
Si tot noiln uol/ acuilhir
Soa dite/ ala comenaanasa
Camora aabriue/ aennanaa
Ab honrar/ e aap aeruir
E ania uol/ de leia iauzir
Siauh de bella/ aenblanaa
£ aap chamar/ eaaufrir.
4) Mi dona am tant/ e dezir
Que quim metien/ e ganaa
£n tan cant bom/ pot cbanaiir
Non penria/ cordanaa
Qui eu ia mudea/ me aperanaa
Ni camgea/ mon dezir
Ni non uoilb/ eadenenir
Senea lieia/ aenber de Franaa
Gardaa ai eu uoilh/ qnilh mazir.
5) Biaintaa aazoä meadeue
Que pena tan fort/ e conaire
Non aug/ qui parla ab mi
NL fang/ maa tremblar e frire
E pena com dieua/ uolc aaaire
Maa quen/ una aola re
(c. «.)
La beutat/ quilh a en ae
El gent parlar/ el doua rire
Ab que malegra/ em reue.
6) Molt ai/ per ma bona fe
Conquis ao don/ aol iauzire
E prec mi dona/ per merce
Quel aieu cor/ del mieu nos uire
Que aoa bom/ e aos aeroire
Soi ai eatat;^ ancae
Eazadea pueia/ e ue
f^amor/ e doblal dezire
On oilb/ plua mi fai de be.
7} Linbaure/ lai uir manfre
Vaa mon aenhor/ cui dezire
E uoilb aonor/ e aon be.
Gauaelm XLVII.
1) A aemblan del rei/ tiea
Qnan lac uencut/ lemperaire
Eilb fea tirar/ qnanc lac prea
Sa carecta/ e aon amea
Don el chantaual/ mal traire
Vezen la roda/ uirar
E aer ploraual/ maniar
Hieu cnant/ on plua ai malanansa
Quan conair/ quen alegranaa
Me pot moa mal/ traite tomar
En plor/ quan uei ioi ni be
Ala autre/ e mi aoue
Quieu naic proar/ non ai re.
2) Quen aital/ trebailham te
Amora/ prea en greu la lanaa
Ere nom aap/ dire per que
Mas car aten/ aa merce
Veneute aea/ deazeaperanza
E car nom recre/ damar
Que dala nom pot/ encolpar
Tant aoi fia/ leiala amaire ^
De uoa cui/ non aua retraire
Ni deacubrir/ mon penaar
der Laurenziaaiacben Bibliothek in Florenz.
85
Pros dona/ ab gen« cor cortes
Tan tem lä pretz/ qaen aos es
E las laosors/ el bes.
3) Fero Dom/ deszesper gcs
(t« c. 1.)
Ni mes semblan/ ni uezaire
Qaen nos non sia/ merces
Quel nostre cors/ gen apres
Uumtl franc/ e dcbon aire
Vei ela uincn pretz/ car
El dous rire/ el gen parlar
loioB de bella/ semblansa
£ car non aoetz eoguansa
£1 mon/ ni de beutats par
Aissom te/ aissi e fre
Em toi lardir / em rete
Qal eo nous aus/ pregar de re.
4) Qae maintas sazos/ maue
CapHota faita/ cordansa
Donna ns eng/ clamar merce
£ poeis can mos/ cors uos ae
Mespert e non ai/ menbransa
Mas cant de uos/ esgardar
E no US aus/ ni sai pregar
Ni mamor nous puesc/ estraire
Ben ffran merce/ pogratz faire
Sim oasetz/ aes demanda
£1 mon non es/ tan pauea res
Qui en del uostre den/ agues
Qui en en gran/ no lam tengues.
5) Per o ans quel brui/ uengues
Ni fals laoszengier/ trichaire
l.«amor qui eus ai conoges
Ben est er a/ si us plagues
De conoisscr/ mon auure
Pos liieu/ nous aus pregar
Ben ric do/ mi pogratz dar
Senes totas/ malestansa
Si US plagues/ qua uostr onransa
Fosson fa^ tug/ mei chantar
Es plns lais/ car bes eoue
Pero hieo / no cug ni cre
Sieu len prec/ que mi malme.
6) Doncx pos en uostra merce
Soi eszen/ uostra fizanza
Eszun do Dom autreia
Asimon chan/ ni ma leial fe
Si uostra ualors/ mennansa
(c. 2.)
Honors nos es/ ses duptar
E uos sabes/ cos tnnb afar
Quie nous quier/ plus pauc ni gaire
Mas tant/ cumils merceiairc
Yos soi/ ab fin cor e dar
Esazimes/ ni sanbes
Que plus dir/ en degoes
Del plus mi for/ entremes.
7) Den uentadorn/ puies retraire
Que la donna/ non a par
De ualor/ al complitz oes
£ sin marac/ des saubes
So qui eu sai/ beil fora pres.
Gauselm XLVIII.
1) Tant ai sufibrt longamen/ en
greu afan
Que so stes m«iis/ qe nom aperceubes
Morir pogra tont/ e leu sim uolgues
Car la bella/ non preira ia dolors
En cai mala fos beutatz/ e ualors
Don regardan part/ forsatz mon co-
ratge
£ pos 11 plai/ segrai autre uiatge
Mas liois non cal/ ni non so ten a
dan
De perdre me/ nils bels ditz de mon
chan.
2) Pero tal re te hom uil/ que
prezan
Tal ren pretz/ que di quel nes pres
Que pueis li fai/ sofraitamen re bes
Mas de mi dons/ es tan grans sa
ualors
Que nou 1er dans/ sim pert nim uii
aulors
Doncx ben fenzi/ outracuiat folatgto
Can percasei ma mort/ ni mon
dampnat^e
Ab mon fol cor/ qem fes dir en
chan tan
Sa don degra/ gen cubrir mon talan.
S) £ pos mon cor/ e mei hueilh
trait man
£ ma mala donna/ e ma bona fes
Si que cascuns/ magra mort si po-
ffaes
Clamar men dei/ com de nuds baili-
dors
£ ia mos hueilh/ mensongiers trai«
dors
Non creirai mais/ ni fiszansa ses
gatge
Car sei es fols/ qe fai fol uassalatge
£ fol qui cre auer/ a son coman
Tot so que ue/ plazen ni benestan.
4) Merauilh pos en mi dons/ es tan
Prez e ualors plazers/ ab ditz cortes
86
Die proTenxalische Liederhandschrift Cod. 42.
(f. 161« 0.1.)
Com pol esser/ que noi sia merces
E merauil de lieis/ on es oalon
Sen e beutat/ que noi sia amors
Ben merauilh/ de dompna daut pa-
rat ge
Bella e genta/ e de mal segnoratge
Ni com pot far/ contra son ualor
tan
Que desmenta/ son fran bumil een-
blan.
5) De tot aiso/ ai merauilba gran
E poB noilh plai / qilh se cange de res
Nom tcnra mais/ afrenat sos mals
fres
Qnera men part/ si tot mes dezonors
Car obs magra/ qem fos uiratz ail-
lors
E pos aillors uauc/ niudar mon es-
tatge
Bon oncontrem/ don dieus e bon in-
tratge
Em Isis trebar/ donna ses cor truan
Cap mal senhor/ ai estat aquest an.
6) Ab tot aital mal braii/ e tirun
Volgrieu estarc/ uolontierc silh pla-
gues
Mais cab autra/ que mais de bem
fezes
E pos nom uol ' atal uauc per secors
De cui mi uen al cor/ plazens dou-
sors
Bell es ' e pros e franca e de bei
estatge
Que man mandat/ per un cortes
messatge
Cun pauc auzel/ en mon ponh qe
nonan
Am mais/ qua sei huna grua uolan.
7) Arai conquist gran sen/ de gran
folatge
E sai chausir damor/ lo pro el dan
E iamais nuilh tem/ no maussirai
pregan.
Gau sehn XLIX.
1) Mon cor c mi/ e mas bonas
chansos
E tot can sai/ dauinen dir ni far
Coiiosc quieu ten/ bona donna de
uos
A cui non aus dcscubrir ni mostrar
L'amor quteus ai/ don languisc e
sospire
Pos laroor nous aus / monstrar ni dir
Ni ben qui eus uailh/ greu mauzere
nardir
Sius uolgues mal/ de mon fin cor a
dire.
2)Alprimquieusui/ magra ops donna
qe fos
Per camors / nous mi fezes tant amar
Que non foses tant bella/ ni taut
Sros
wr
Qa doncx plasmei can uos ui/ dela
hueilhs rire
Duna doussor damor/ quen uenc
ferir
(c. 2.)
AI cor quem fes/ si tremblar e fre-
mir
Ca pauc denan/ nous mor de dezire.
8) Adoncx parti desteitz/ escen-
ueios
De uos donna/ cut dezir e tenc car
Si que anc pueis/ senher ni poderos
Non fui de mi/ mas de mon cor
selar
Aisso conoso/ camors mi uol anssire
Car autrumen non poiria murir
*
Tan bonamen/ ni ab tan bei martire.
4) Ai com me trag mon fin cor
amors
Canc mais non fo leuz/ az en amorar
E cant bieu uei donna/ luecx ni
sazos
Per nuilba re/ no aus dir mon pen-
6ar
Ni uos noD plai/ conoisser mon mar-
tire
PiTO saber podes/ leu lo dezir
Qui eu ai a« uos/ ab maint cortea
sospir
Quem uodcm fai/ can uos uei ne
remir.
5) Tot can ma cort/ en um mea
ho en dos
En quäl guisa/ uos pogues gen pre-
gar
Oblit can uei/ uostras beUa faiszos
Que no men pot/ souenir nimembrar.
* Lücke von einer Zeile.
der Laurenzmnischeii BibUothek io Florenz.
87
Tan qaan uos aei/ soi del aezer
ianzire
£ can me part/ remanc en tal oonsir
Quo ges la naeg/ non puesc el lieg
donnir
Ni 8ai als far/ mas plane e uoli em
uire.
6) Donna lafans/ el conairs mes
tant bofl
Can plus bi pens/ e maU hi aoilh
pensar
Eszai ab me maintas uea/ compan-
ho8
Qoi ea uulgra mais/ totz »oletz eatar
Caitan bon mes/ can rai pens ni
malbire
Vostra naior/ mas aqui eus mazir
£ maer car sai/ qoi eu no us aus
descobrir
So den lonc temps/ cre que serat
safrire.
7) Linhaure pro ai/ tostems que
sospire
Mai ara scn/ mon corages clarzir
Qoe ab nagout/ soi don nom piesc
partir
Don neguns hom/ non pot mala de
ben dire.
Bernard del uentadorn L.
1) Quant par la flors/ iostal uert
foilh
E uei lo temps/ dar e sere
El dolz cbanz des auseis/ per broilh
Ma dolza lo cor/ em reue
(t« c. 1.)
Pos lausei chanton a lor for
Eu qai tan de ioi en mon cor
Dei ben chantar car toz li miei ior-
nal
Son ioi e chant/ qeu non pes de
ren al.
2) Cela del mon qal eu plus uoill
£ mais lam de cor e de fe
Aa de ioi mos diz eis acoill
£ moa precz escolta e rete
E se om per ben amar mor
Eu en morrat qinz en mon cor
Li port amor tan fin e natural
Qe tait son fals/ ues mi li plus leial.
3) Ben sai la noich qan mi despuoll
En leich que non donnirai re
Lo dormir perd qar eu lom taoill
Per uos dompna don mi sone
Qe la on om a son treaor
Volom ades tenir son cor
Seu no uos uei dompna dun plus
mi cal
Negus uezers mon bei penser nom
ual.
4) Quam mi menbra com amar suoill
La falsa de mala merce
Sapcbatz qe tal ira macuoill
Per pauo uios de ioi nom recre
Dompna per cui chant e demor
Per la boccham feretz al cor
Dun dolz baisza de fin amor coral
Quem tom en ioi/ em get diramor-
taL
5} Talia qan mais dorguoilh
Quau gran lois ni fcmnz bens lor ue
Mas eu soi de meillor escuoill
E plus francs qan de us mi fai be
Cora qeu fos damor en lor
Er soi de lor uenguz al cor
Merce dompna non ai par ni engal
Res nom sofraing soi qe deus vos
mi sal.
6) Dompna se no us uezon mei
oiU
Ben sapcbatz qe mos cor uos ue
E nous doUaz plus qeu mi duoill
Ben sai com uos destreing per me
Mas sil gelos uos bat de for
Gardatz que no uos toz al cor
Si OS fai e noi/ e uos lui atretal
(c. 2.)
Qe ia ab uos no gadaing ren per
mal.
7) Mon bei uezer gard deus dir e
de mal
Sen soi de loing/ e de pres altretal.
Bernard LL
1) Quan uei la laude ta mouer
De ioi sas alas contral rai
Qui sobltdet laissa cazer
Per la dolchor qal cor lin uai
Hai com granz enueia menue
De cui qe ueia iauzion
Meraueillas mai qar de se
Lo cors de desirer non fon.
2) Halas cant cuiaua saber
Damor/ e quant petit en sai
88
Die provenzaliflche Liedorbaii'lscbnft Cod. 42 etc.
Qar ea damar non paoe tooer
Celei don ia pro non aurai
Tolt ma mon cor/ e tolt ma me
E si mezeis e toi lo mon
E qiiiint sim tolc nom laissa rc
Mas dcsircr e cor uolon.
8) De las dompnas me desesper
Jamais en lor nom fierai
Qaaissi com las suoill captener
Kn aissi las descaptenrai
Pois uei qe una pro nom tc
Ues lei qem destrui em confon
Totas las dopt e las mescre
Qe ben sai qaltretals se son.
4) Merces es perduda per uer
Et en non o sauoi anc mal
Qe eil qe plus en degrauer
Non agues e on la qucrrai
Ha com mal sembla qi la ue
Qai aqest caitiu desiron
Qe ia ses lei non aura be
Laisse morir qe uoill auon.
5) Pos a mi donz no pot ualcr
Dieus ni merces / nil drcicb quru ai
Ni a lei no uen a plaisrir
Queu lam iamais no lil dirai
Aissim pari da lei em recre
Mort ma/ e per mort li respon
Euao men seila nom rete
(f. 17 jfi 0. 1.)
Cbaitios en esil e non sai on.
6) Anc non agui de mi poder
Ni no fui mens des lor cn cbai
Qem laisset de mos oillz ueder
En un miraill qe molt mi pki
Miraill pos mirci in te
Man mort li sospir de prion
Qaissim perd cum perdet se
Lo bei Karcius en la fon.
7) Do cbo fai ben femna parer
Madonna per qeull lo retrai
Qe cbo com li deneda fai
Cauz soi en mala merce
Et ai ben fait con fols en pon
Ni no sai (>erche nie deoe
Mas car poiai trop contra mon.
8) Tristeza non aue de roe
E uaumen marriz non sai on
De cbantar me tuoill en recre
E de ioi e damor mescon.
(Schluss folgt.;
III.
Ueber die griechische Novelle,*
Bomantisch oder rom, d. anischi. welsch im Gegensatz zu
unserer deutschen Muttersprache, hiess jedes Product der roma-
nischen Sprachen, des Italienischen, Französischen, Spanischen;
ein Romant war nach der Benennung der älteren Franzosen
jedes Gedicht in einheimischer Volkesprache, im Gegensatz zu
den Gedichten der lateinischen Sprache, welche bekanntlich das
ganze Mittelalter hindurch ein Gegenstand der sorgfältigsten
Studien waren und bis in die Neuzeit herein an manchen Schu-
len geblieben sind. Im sechszehnten Jahrhundert wurde eins
dieser Gedichte, der Amadis, der abenteuerlich-phantastisch von
Liebesverhältnissen handelt, aus Frankreich herübergenommen
und mit ihm die Bezeichnung „Homan^ für dergleichen Er-
scheinungen überhaupt, so dass „Roman^ gleichbedeutend wurde
mit einer „Erzählung voll wunderbarer Begebenheiten.'^ Als
im Anfang des siebzehnten Jahrhunderts die deutsche Helden-
sage, das deutsche Heldenlied vollständig erloschen, trat diese
Literaturgattung ganz und gar an ihre Stelle; und da der Be-
griff des Fremdländischen allmählich in Vergessenheit gerieth,
schon deshalb, weil man nach Erschöpfung der alten Stoffe neue
selbst erfinden musste, so wurde nunmehr jede prosaische Er-
zählung mit erdichtetem Stoffe, welche irgend eine Seite des
* Für einen Abschnitt der Abhandlung int die wertvolle Schrift Nicolai's
•Ueber Entstehong und Wesen des griechischen Romans* vielfach benutzt;
auch verdanke ich Manches den Vorlesungen und Abhandlungen von 0. Jahn.
90 Ueber die griechische Novelle.
menschlichen Lebens sich zum Vorwurf nahm, ^Roman^ be-
nannt. Dagegen hiess „Novelle^ die aus den Ereignissen der
Gegenwart hergenommene, nicht auf altem epischem Hinter-
grunde fussendcy prosaische Erzählung, welche in Italien um
die Mitte des vierzehnten Jahrhunderts durch Boccaccio aus-
gebildet wurde.
Für „Roman'^ und „Novelle^ hatten die Griechen keinen
erschöpfenden Begriff; sie gebrauchten dafür taroQia und fiv&og^
obwol diese Worte in einem gewissen Gegensatz standen, in-
sofern erstercs die geschichtlich beglaubigte Erzählung, letzteres
die erdichtete Sage bezeichnet. Photius der Patriarch, der meh-
rere Romane in Auszügen überliefert hat, gebraucht Sgä^a, d. i.
Handlung. Die Kömer hatten dafür Fabula und Fabella, d. i.
eine kleine Erzählung; zwischen beiden Wörtern bestand nach
einem Verse des Phädrus (si nee Fabellae te iuvant nee Fa-
bulae) eigentlich der Unterschied, dass jenes „Erzählungen,^
dies „Thierfabeln" bedeutete. Die verschiedenen Benennungen
für eine und dieselbe Sache kommen daher, dass alle drei: unser
Roman, der Mythus und die Fabel das Wunderbare mit ein-
ander gemein haben; in Entstehung und Zweck uuterscheideo
sie sich.
So lange der Mythus, der Ausdruck der Naturanschauung
eines ganzen Volks, die Göttersage und die daran sich knüpfende
Dichtung herrschten, konnte die eigentliche Novelle, die der
Willkür des Einzelnen ihren Ursprung verdankt, nicht aufkom-
men; sie entstand erst dann, als die epische Poesie mit ihren
Götter- und Heldengestalten auch in der zweiten Periode ihrer
Entfaltung, in der alexandrinischen um 300 vor Chr. G., er-
loschen war. Vereinzelte romanhafte Erscheinungen jedoch, die
in den späteren Novellen verwertet sind, finden sich schon in
der Odyssee, deren Entstehungszeit wol ums Jahr 900, also
volle 600 Jahre vor das Auftreten der eigentlichen Novelle fallt.
Ein Theil derselben gehört sicherlich nicht dem Mythus an, so
die Schiiferniärchen und Erzählungen. Beide Teile lassen sich
leicht von einander sondern: die Heimkehr und die Rache fallen
ins Reich des Mythus; die Erzählungen von Odysseus langer,
gefahrvoller Reise gehören ins Gebiet der Novelle. Die einzel-
nen Abenteuer, die in Buch 9 — 12 aufgezählt werden, tragen
Ueber die griechische Novelle. 91
fast alle den Charakter solcher Schiffermärchen, wie sie sich zu
allen Zeiten bei seefahrenden Nationen ausgebildet haben. Merk-
würdig ist dabei» dass beinahe alle wesentlichen Züge doppelt
vorkommen, meist in einem anderen Gewände; die eine Fassung
ist dann gewöhnlich knapper als die andere. Um das Verschollen-
sein des Odysseus zu erkläreni findet sich die zweimalige Er-
zählung, dass halbgöttliche Frauen Circe und Kalypso denselben
zurückhalten. Die unberechenbarsten Zufälle können den Schiffer
auf dem Meere verfolgen; er kann ein Menschenalter lang um-
herschweifen, bevor er in seine Heimat zurückkehrt. (Robinson
Crusoe.) Um dieses Ausbleiben einigermaassen zu erklären,
fährt man es auf die Einwirkung einer Göttin zurück, in deren
Liebesarme der Irrfahrer gekettet ist. Kaljpso's Name schon
zeigt ihre Natur an; sie ist die Einhüllende, welche andere bei
sich verbirgt. Hermes muss erst kommen und ihr befehlen,
den Odysseus freizugeben. Denn
Nicht hier weiht ihn zu sterben, den Seinigen fern, das Verhängnis;
Nein, noch ward ihm geordnet, die Freunde za schaan, und zu kommen
In das erhabene Haus und die heimischen Fluren der Väter. —
Also entsend' ihn snitzt und scheue den Zorn des Kroniden,
Dass nicht jener hinfort dich mit eifernder Rache verfolge.
Dasselbe Verhältniss ist bei Circe; sie ist die reine Doppel-
gängerin der KalypsOy nur dass sie auch Zauberin ist.
Jene setzt' einführend sie rings auf Sessel und Throne,
Mengete dann des Käses und Mehls und gelblichen Honigs
Ihnen in pramnischen Wein und mischt' unheilsame Säfte
In das Gericht, dass gänzlich ihr Vaterland sie vergässen.
Aber nachdem sie gereicht und die trinkenden Freunde celeerct,
Schlug sie sofort mit dem Siab und sperrete AU* in die jKofen.
Denn gleich waren sie Schweinen an Haupt, an Stimm' und an Bildung,
BorstonvoU» nur der Geist war unzerrüttet, wie vormals.
Also wurden sie weinend hineingetrieben; doch Kirke
Schüttete Steineichfrucht, Eichmast und rothe Kornellen
Ihnen zum Frass, das Futter der erdaufwühlenden Schweine.
Wenn der Schiffer heimkehrt, so geschieht es durch besondere
Gunst der Götter, hier durch Aeolus; da er aber die Gabe des
Gottes infolge des Leichtsinns seiner Gefährten verscherzt, so
wird ihm dieselbe nicht wieder gewährt. Aeolus ruft aus:
Trolle dich flugs von der Insel hinweg, Schandbarster der Menschen!
Denn nicht mir ist erlaubt, dass ich herber^ oder entsende
Solchen Mann, den Rache der seligen Götter verfolget!
Trolle dich, weil du verfolgt von göttlichem Zorne daherkommst!
92 Uebcr die griccbiBche Novelle.
Oft hat der Schiffer der Heimat ganz vergessen und kehrt des-
halb gar nicht zurück; dahin gehört die Doppelsage der Loto-
phagen und der Sirenen. Der Lotus ist eine Pflanze, die alles
vergessen macht und den Fremden für immer fesselt; ich ver-
weise dabei auf Persephone, die, sowie sie einmal vom Granat-
apfel gekostet hat, der Unterwelt unwiderruflich verfallen ist.
Wer des Lotos Gewächs nnn kostete, süsser denn Honig,
Nicht an Verkündigung weiter gedachte der, noch an Zurückkunfl;
Sondern sie trachteten dort in der Lotophagen Gesellschaft
Lotos pflückend zu bleiben und abzusagen der Heimat.
Die Sirenen, die alles, was geschehen ist, erzählen und besingen,
verlocken die Schiffer durch ihren wunderbaren Gesang. Das
Anziehende des Wassers, der weiten See, wird ja von allen
Völkern aufgefasst als Vorstellung einer verlockenden Melodie,
die den Menschen in die Flut hinabzieht; von solchen Klippen
und Felsen, an denen sie weilen, weiss die Schiffersage überall
zu berichten. (Heine's Lorelei, Goethe's Fischer.)
Zu den Sirenen zuerst gelangest du, welche die Menschen
Zauberisch all' einnehmen, so jemand ihnen herankommt.
AVer nun törichtes Sinnes sich naht und der hellen Sirenen
Stimm anhört, nie wird ihn das Weib und die stammelnden Kinder
Als Heimkehrenden künftig mit Freud' ihn urostehn und begrüssen;
Nein, ihn bezaubern daselbst mit hellem Gesang die Sirenen,
Sitzend am grünen Gestad*, und umher sind viele Gebeine
Modern<Ier Männer geb'äuft, und es dorrt hinschwindende Haut rings.
Dazu kommen Vorstellungen von grossen Gefahren, die der
Schiffer auf dem Meere zu bestehen hat: irrende oder zusammen-
schlagende Felsen drohen das Schiff zu zerschmettern. Dahin
gehören Scylla und Charybdis.
Hier erheben sich Klippen mit zackigem Hang, und es brandet
Donnernd empor das Gewoge der blaulichen Amphitrite :
Diese benannt* Irrfelsen die Sprach* unsterblicher Götter.
Einmal nur kam glücklich vorbei ein wanderndes MeerschiflT;
Argo die weltberühmte, die heimwärts fuhr von Aetea. —
Dorthin sind zwccn Felsen. Der eine ragt an den Himmel.
Drinnen im Fels wohnt Scylla, das fürchterlich bellende Scheusal,
Deren Stimme so hell wie des neugeborenen Hündleins,
llerlönt; aber sie selbst ein entsetzliches Graun, dass schwerlich
Einer sich freut sie zu sehn, und ob auch ein Gott ihr begegnet.
Niemals rühmte tich noch ein Segeler, frei des Verderbens
Dort vorüberzustcuern ; sie trägt in jeglichem Rachen
Einen geraubeten Mnnn aus dem schwarzgeschnabelten Meerschiff. —
Doch weit niedriger schaust du den anderen Felsen, Otlysseus;
Unter ihm droht Charybdis und schluift das dunkle Gewässer.
Ueber die griechiaQhe Novelle. 93
Dreimal strudelt sie täglich hervor nnd schlurfet auch dreimal
Fürchterlich I O dasB nimmer da dort ankommst, wenn sie einschlurftl
Femer treten dazu noch eigentliche Abenteuer. Das einfachste
itfty dass der Seefahrer in unwirtliche, von Barbareu bewohnte
Gegenden verschlagen wird; als das äusserste Maass von der*
gleichen ^t die Menschenfresserei« Die Lästrygonen beschreibt
Homer nur mit wenigen Zügen, um nicht zwei gleiche Ge-
schichten zu bringen ; das Märchen von den Cyklopen ist weit-
laufiger ausgemalt.
Er (der Kyklop) streckt auffahrend die Hand' aus gegen die Freunde;
Deren &r zween anpackt' und wie HUndelein stracks auf den Boden
Schlnfff dass Blut und Gehirn ansspritzete, netzend den Boden.
Draiu zetbackt' er sie Glied vor Glied und bestellte die Nachtkost,
Fraas dann drein, wie ein Lföwe des Waldgebirffs, und er liess nicht
Eingeweide, noch Fleisch, noch selbst die markichten Knochen.
Bei den Lästrygonen berühren sich die Grenzen von Tag und
Nacht, was Nachklänge zu sein scheinen von Schiffersag^n des
höchsten Nordens.
Drauf am siebenten (Tag) kam ich zur lästrygonischen Veste,
Liamofl thürmender Stadt Telepylos: dort wo dem Hirten
Ruft eintreibend der Hirt, und der austreibend ihn höret,
Und wo ein Mann schlaflos zwiefiÜti^en Lohn sich erwürbe,
Dieaen als Rinderhirt, und den als Hüter des WolWiehs;
Denn nah ist zu des Tags und der nächtlichen Weide der Ausgang.
Die List, welche Odysseus bei Polyphem anwendet, dass er
sich ,,Niemand^ nennt, kehrt nach Grimm in vielen Märchen
wieder.
Auch Herodot's Geschichte enthält öfter solche romanhafte
ZOge, die von späteren Autoren benutzt wurden; ich erinnere
zunächst an die Geschichte des Gyges, der sich vom Leib-
wächter zum König Lydiens emporschwang. Die Veranlassung
dazu gibt der Leichtsinn des Königs Kandaules, der ihm seine
schöne Frau unbekleidet zeigte und so die Kache der letzteren
hervorrief. Bei Plato und den Späteren finden wir die Erzäh-
lung schon geändert: danach steigt der Rinderhirt Gyges in
einen Erdspalt, stösst auf ein ehernes Boss mit Thüren, öffnet,
findet eine gewaltige Leiche, an deren Finger ein goldener King
steckt, macht sich durch einen gewissen Grifft desselben unsicht-
bar und gewinnt so die Herrschaft über Lydien. Aehnliche Er-
zählungen sind der Traum der Mandane, die unfreiwillige Tod-
94 Ueber die griechische NoTelle.
tung des Atys durch Adrast, die ErsähluDg vom Schatzhause
des Königs Bhampsinit, von Sjloson's kostbarem Pupormantely
von Zopyros vor Babylon.
Etesiasi der dreiundzwansig Bücher persischer Geschichte
und eins über Indien geschriebe«! hat, seiner Stellung nach Arzt
am persischen Hofe, berichtet eine Menge solcher Erzählungen,
die zum Teil noch erhalten sind; ebenso Theopomp in seiner
ernsten Geschichte. Ein ethischer Tendenzroman waren die
Hören des Prodi cus, darin ,, Hercules am Scheidewege^; ein
philosophischer ist die Cyropädie Xenophon*s. Sie ist schein-
bar ein biographisches Werk über den älteren Cyrus; doch ist
der Mann, wie er geschildert wird, keineswegs historisch, son-
dern der Schriftsteller überträgt auf ihn das Ideal eines Feld-
herm und Königs. Er legt darin die sittlichen Anschauungen
nieder, die er im Verkehr mit Socrates gewonnen hat, und be-
nutzt seine in Persien gesammelten Erfahrungen, um ein ge-
wisses orientalisches Costüm und Colorit für seine Erzählungen
zu gewinnen.
Die ganze Richtung auf mysteriöse Erzählungen, auch von
fremden Völkern, gewann eine grössere Ausdehnung und leb-
haftere Färbung durch die Expedition Alexanders des Grossen,
welche die Kenntnis des Orientalischen sehr förderte. Die
Griechen wanderten jetzt massenhaft nach Asien, sahen die
prächtigen Bauten, sowie die eigentümliche Lebensweise der
Asiaten und fassten alles mit der ihnen eigenen Anschauungs-
weise auf. Jetzt traten die romanhaften Reisebeschreibungen auf,
in denen zwar auch wissenschaftliche Resultate geboten wurden,
doch mit Uebertreibungen und Märchen überladen. Reste der-
selben sind viele erhalten, man fasst sie zusammen unter dem
Namen: Alexandri Magni historiarum scriptores. Von dieser
Literatur erzählt Gellius, ein Rhetor und Grammatiker im zwei-
ten Jahrhundert nach Chr. G., Verfasser der noctes atticae,
folgendes: „Als wir in Brundisium landeten, sahen wir ganze
Stösse alter Bücher zum Verkauf aufgestellt, mit Staub bedeckt.
Es waren griechische Bücher, voll von Wundem und Fabeln,
von ziemlich bekannten Autoren; ich nenne nur Aristeas von
Proconnes, Isigonus aus Nicäa, Onesicritus, Polystephanus,
Hegesias. Ich fragte nach dem Preise der Bücher, und weil
lieber die griechische Novelle. 95
sie sehr wolfeil waren, kauAe ich sie und las dieselben in zwei
Nächten ganz durch; beim Lesen habe ich einiges Wunderbare
ezcerpirt. Da stand geschrieben: jene Scythen ganz oben im
Norden seien Menschenfresser^ auch gebe es dort Menschen mit
einem Auge mitten auf der Stirne, so Arimaspen genannt wür-
den (wir pennen sie Cyklopen), Auch seien dort Menschen
mit Füssen^ deren Vorderteil nach hinten gerückt sei, dabei mit
ungeheurer Schnelligkeit begabt; am Ende der Welt, in Alba-
nia, d. i. Schneeland, gebe es Menschen, die in der Jugend
schon weisse Haare hätten und bei Nacht besser sähen als bei
Tage u. s. w.^ Dazu fiigt er noch, was er Wunderbares im
siebenten Buche der Naturgeschichte des Plinius gelesen habe;
dieser hat aber, wie nachgewiesen ist, eben jene Autoren benutzt.
Alle diese wunderbaren Züge wurden in den folgenden No-
vellen gern benutzt, so dass sie das Fleisch, die Hülle bildeten ;
das Gerippe, den Kern des Ganzen gab eine Liebesgeschichte.
Zuerst treten uns bei den Griechen kürzere Erzählungen von
Liebesabenteuern entgegen, teils unglücklichen, teils glücklichen
Ausgangs, und zwar schon in der älteren Literatur. So Leonti-
kus und Khadine; ersterer verlor seine Braut an den Tyrannen
von Corinth, bei welchem dieselbe als Opfer ihrer treuen Liebe
den Tod fand. Ein andermal springt das liebende Mädchen vom
leukadischen Felsen ins Meer hinab; denn es galt der Glaube,
dass man durch diesen Sprung von der Liebe geheilt werde.
Dies erinnert an die altberühmte Sage von Sappho und Phaon.
Arsinoe auf Cypern verschmäht alle Liebesanträge eines Jünglings ;
dieser tödtet sich; wie sie nun vom Fenster aus seinem Leichen-
zuge ruhig und unbewegt zuschaut, wird sie versteinert. Einen
glücklichen Ausgang haben Akontios und Kydippe, deren Liebes-
geschichte der elegische Dichter Kallimachus mit aller Kunst
in den einzelnen Zügen ausgemalt hat; sein Werk bezeichnet
den Uebergang vom Epos zur eigentlichen Novelle. Der Inhalt
ist kurz folgender: „Akontios von Cea, berühmt durch seine
Schönheit, hatte bisher alle Mädchen verschmäht, so vieler Blicke
auch bewundernd ihm folgten. Einst reist er nach Delos, das
heilige Fest zu sehen, und erblickt dort die schöne Kydippe,
die mit ihrer Mutter und Amme zu gleichem Zwecke aus Athen
dahin gekommen war. Sofort fühlt er eine heftige Liebe zu ihr
96 Ueber die griecbisclie NoTelle.
und folgt ihr in den Tempel der Artemia, wagt aber, weil er von
geringerer Abkunft ist, nicht, um sie zu werben. Da gibt ihm
der erfinderische Eros einen glücklichen Gedanken ein, dessen
Originalität nicht zum mindesten den Erfolg dieser Geschichte
im Altertum hervorgerufen hat. Er wirft nämlich einen Quitten-
apfel zu den Füssen der Geliebten, in welchen die Worte ge-
ritzt waren: „Bei der Artemis, ich will des Akontios Frau wer-
den.^ Die Amme hebt den Apfel auf, und da sie des Lesens
unkundig ist, fragt sie die Kydippe nach dem Sinn der Inschrift.
Diese liest die Worte und bindet sich so durch den Schwur;
denn Artemis hört ihn. In seine Heimat zurückgekehrt, ver-
zehrt sich Akontios in Sehnsucht, magert ab und erbleicht; da
er sich in diesem Zustand vom Vater nicht sehen lassen will,
so geht er aufs Land, beschäftigt sich aber nicht mit dem Land-
bau, sondern klagt den Bäumen sein Ijcid, Dabei bekümmert
ihn der Gedanke, vielleicht gar dem geliebten Mädchen, wenn
sie verhindert werde, ihn zu heiraten, den Zorn der Artemis
zugezogen zu haben. Deshalb beschliesst er, nach Athen zu
reisen. Hier war inzwischen Kydippe durch die Eltern einem
andern Jüngling verlobt worden; aber Artemis verhindert stets
die Vollziehung der Ehe dadurch, dass sie die Jungfrau krank
werden lässt. Als der Hochzeitstag zum dritten Male infolge
der Krankheit Kydippe's verschoben werden muss, sendet der
betroffene Vater nach Delphi und erfahrt durch das apollinische
Orakel die Liebe des Akontios, den Trug mit dem Apfel, den
Eid der Kjdippe und den Willen der Artemis. Derselbe wird
aufgesucht, jetzt erst von der Kydippe gesehen und durch gott-
liche Einwirkung sogleich geliebt.^ — Es entstanden nun Samm-
lungen solcher Liebesgeschichten, die notwendig den Charakter
kleiner Novellen annehmen mussten, so die des Parthenius über
Liebesleiden, mit dem bestimmt ausgesprochenen Zweck gesam-
melt, dass der elegische Dichter Cornelius Gallus nur darin
nachzuschlagen brauchte, um einen Stoff für seine Elegien zu
finden.
Bedeutender als diese Liebeshändel ist für uns der Roman
des Euhemeros, UQa avayQagr/^ betitelt, der auch dadurch noch
das Interesse weckt, dass er ein Vorbild ftir Lucian geworden
ist. Der erste Teil seiner Schrift enthält eine Reisebeschreibung
Uebet die griechische l^ovellc. 97
uDd schildert, wie er von Arabien au8 zu einer wunderbaren
Insel gekommen sei, einem Paradies voll der kostbarsten Wol-
gerüche, einem wahren Schlaraffenlandes in dessen Einrichtungen
und Sitten der Idealstaat verwirklicht gewesen sei. Es bestand
dort eine Kasteneinrichtung, die in den Priestern gipfelte. Im
zweiten Teile führt er den Leser an der Hand seiner Reise-
beschreibung zu den Grabstätten der griechischen Götter und zeigt,
was jeder derselben eigentlich gewesen sei und auf welche Weise
er seinen Tod gefunden habe. Anfangs ,,Menschen,^ so sagt
er, seien sie später vergöttert worden. So wird Uranus zum
ersten Astronomen degradirt, Zeus zu einem grossen orientali-
schen Feldberrn; Europa wird zur durchgegangenen Flöten-
bläserin gemacht. In Kreta, sagt er, liege Zeus begraben, in
Delphi Dionysos. Diese Art, s&mmtliche Göttersagen in triviale
Erzählungen aufzulösen, erregte den grössten Unwillen, viele
SchriAsteller polemisirten gegen ihn als einen Gottesleugner;
aber sein System fand Nachahmer.
Ihm folgte Antiphanes von Perge, der in seinem komischen
Werke so tolles Zeug vorbrachte, dass „Pergäus^ hinfort der
Name fiir jeden „Lügner^ wurde ; man schied eben damals nicht
zwischen phantastischer Fiction und historischer Darstellung.
Nächst ihm ist zu nennen lambulos aus Syrien, dann Aristides.
Die Milesiaca des letzteren enthielten schlüpfrige Novellen in der
Art des Dccamerone von Boccaccio; sie bildeten im Feldzuge
des Crassus gegen die Parther die Lieblingslektüre der römi-
schen Offiziere. Sisenna, ein Bedner und Historiker, hatte es
kurz vorher unter dem Namen „Milesiae fabulae^ ins Latein
übersetzt ; Ovid citirt die „niedrigen Spässe des Sisenna." Das
Buch wurde so gelesen und verbreitet, dass Milesiaca der all-
gemeine Titel für „Novellen und Romane" überhaupt wurde;
so wird ein Werk des Apulejus, das über 200 Jahre später er-
schien, noch Milesiae Punicae bezeichnet, der Koman eines Pu-
niers, weil Apulejus aus Afrika stammte. Im zweiten Buche
der „Tristia" führt Ovid als eine Schrift ganz ähnlichen Inhalts
Sybaritis an (Sybaris in Unteritalien war eine wegen ihrer
Ueppigkeit verrufene Stadt) ; wir wissen von ihr gerade so wenig,
wie von den Rhodiaca, Koica und Thasiaca des Philippus aus
Amphipolis, den Babyloniaca und anderen obscönen Werken.
AreblT f. n. 8pneb«o. XUZa 7
9d üeber die griechische Novelle.
Nach diesen Producten trat in der Novellenliteratur ein
Stilletand ein; es schien, als ob keiner den andern mehr über-
bieten könnte. Da trat im zweiten Jahrhundert nach Chr. G.
ein Mann auf, auf welchen schon bei Erwähnung des Euheme-
ros hingewiesen wurde: Lucian, der Rhetor aus Samosafa,
zwischen^l20 — 200 lebend. ^Pi^xoQtg hiessen die Sprach- und Rede-
künstler, die aus der Beredtsamkeit ein Geschäft machten, Prunk-
reden über allerlei Gegenstände hielten und Lehrer der Rhetorik
wurden; ihr Haupt verdien st ist, dass sie die attische Sprache
ziemlich rein erhalten und fortgepflanzt haben« Lucian selbbt
sagt in seinem Dialoge „der doppelt Angeklagte^, die Rhetorik
habe ihm Ruhm und Vermögen eingebracht, und er habe sich
blos deshalb von ihr entfernt, weil sie in zunehmender Koket-
terie von der sittigen Einfachheit und dem edlen Anstände der
früheren Zeit sich entfernt, zu buhlerischen Toilettekünsten ihre
Zuflucht genommen und dem ersten Besten sich hingegeben habe.
Nächstdem Hess sich Lucian in Athen nieder und wandte sich
zur Philosophie; zuletzt aber setzte er seinen ganzen Fleiss in
die Vollendung der von ihm erfundenen neuen Kunstform: des
satirischen Dialogs, durch welchen er Plato und Aristophanea
vereinigen, den Ernst der Philosophie und den Scherz der Ko-
mödie verbinden wollte. In der Rhetorik sowohl als in den
übrigen Bestrebungen seiner Zeit durchschaute Lucian die herr-
schende Hohlheit, Verkehrtheit, Unwahrheit und Scheinheiligkeit;
mit vernichtender und ingrimmiger Satire tritt er deshalb auf,
um einen Abgott der Zeit nach dem andern um sich her zu
zertrümmern. Solcher Art sind auch die hierher gehörigen
SchriAen: die wahre Geschichte, Lukios oder der Esel, der
Lügenfreund. Die erste Schrift enthält einen AngriflP auf eine
früher genannte literarische Erscheinung, auf die mythischen
Erzählungen und Beschreibung wunderbarer Erlebnisse in fer-
nen Ländern, unter deren Verfassern er lambulos und Ktesias
namentlich nennt. Hierzu bedient sich Lucian nicht der kriti-
schen Form, sondern liefert vielmehr als Seitenstück zu diesen
märchenhaften Geschichten eine Reisebeschreibung, in welcher
er alles bis dahin auf diesem Felde Geleistete überbietet, so
dass wir das Werk als erstes Vorbild der Schriften it la Münch-
hausen bezeichnen können, (cf. Sommerbrodt, Einleitung zum
Ueber die griechiaciie MoveÜp. 99
ersten Bändchen.) Abgesehen vom Inhalt ist das Buch dadurch
von grossem Wert, dass es den Einfluss der orientalischen
Märchenwelt zum ersten Male in einem vollständig erhaltenen
Beispiele hervortreten lässt. In der naivsten Weise leitet er
seine Erzählung damit ein, dass in der ganzen Reisebeschrei-
bong nichts wahr sei, als das Geständnis, dass er aUes gedich-
tet habe.
Noch mehr tritt die orientalische Färbung in der zweiten
Schrift hervor, in welcher er den Aberglauben seiner Zeit ver-
spottet, dem es nicht schwer wurde, Menschen in Tiere und
Tiere in Menschen verwandelt sich vorzustellen. Lukios selbst
erzählt: „Ich reiste einst in die thessalische Stadt Hypata zu
einem gewissen Hipparch, an welchen ich Empfehlungsbriefe
hatte. Er nahm mich sehr freundlich auf und gab seiner Die-
nerin Palästra den Befehl, mich ins Bad zu fiihren; dann kehrte
ich ins Zimmer zurück, ass und trank. Am nächsten Morgen
fragte mich Hipparch, wohin ich reisen wolle. Ich sagte: nach
Larissa ; doch war dies blos ein Vorwand, mein Hauptbestreben
war, eine der thessalischen Zauberinnen ausfindig zu machen,
die in der Luft fliegen und andere Wunder tun. Als ich auf
der Strasse ohne Zweck wandelte, spricht mich plötzlich eine
junge Frau an, beklagt sich, dass ich nicht bei ihr, der Freun-
din meiner Mutter, eingekehrt sei, und warnt mich vor Hip-
parch'a Frau als einer Zauberin. Da hatte ich also, was ich
wollte, im Hause. Sofort machte ich mich an die Palästra, in
der Hoffnung, wenn ich sie Hebkoste, würde sie mir über ihre
Herrin etwas Näheres mitteilen. Sie zeigte sich willfährig, und
einst fragte ich sie während der Nacht, ob sie mir nicht ihre
Herrin einmal zeigen wolle, mit Zauberei beschäftigt. Sie ver-
hiess es. Einige* Tage daraufholte sie mich; ich sah durchs
Schlüsselloch, wie ihre Herrin sich auszog, aus einem Büchs-
chen salbte und plötzlich als Vogel davonflog. Sofort bat ich
Palästra, sie möchte mich auch zum Vogel machen; sie öffnete
das Zimmer, holte das mit Salbe gefüllte Büchschen und be-
strich mich. Da wurde ich nun freilich verwandelt, aber nicht
in einen Vogel, sondern -> o Schreck I — ein Schwanz wuchs
mir hinten an, ich bekam vier Füsse, lange Ohren und einen
langen Kopf. Als ich mich recht beschaute, fand ich mich als
100 Üeber die griechische Novelle.
Esel wieder und fuhr mit gewaltiger Eselsstimine die Magd an.
Diese aber, selbst erschreckt, rief: y,Ich Armey ich habe mich
vergriffen und dich so ssum Esel gemacht! Doch tröste dich
nur diese eine Nacht» dann werde ich Rosen holen; wenn du
diese frissest, wirst du deine menschliche Gesta.lt wiederbekom-
men.^ So war ich ein Esel, mit menschlichen Sinnen und Ge-
fühlen, nur die Sprache war tierisch. Ich ging nun in den Stall,
wo mein Pferd und mein wirklicher Esel standen. Wie sie mich
sahen, fürchteten sie in mir einen dritten Fresser und schlugen
mit den Hinterbeinen aus, so dass ich ihnen nicht nahen konnte.
Während der Nacht aber brachen Räuber ins Haus, raubten
und plünderten alle Kostbarkeiten und beluden uns damit; dann
ging es über Berg und Tal, wobei ich viele Schläge bekam.
Am folgenden Mittag kamen wir in ein Gehöft, wo die übrigen
Mitglieder der Räuberbande sich befanden. Während der gegen-
seitigen Begrüssung brach ich in den nahen Garten ein, fraes
daselbst alles Gemüse und stürzte zuletzt auf einige Rosen zu,
welche im Winkel standen. Leider aber waren es Rosen, die
am wilden Lorbeer wuchsen (Rhododaphne nennen es die Men-
schen), die mir also nichts halfen. Da bemerkte mich der Gärt-
ner, lief mit einem Holzscheit auf mich zu und walkte mich
tüchtig durch. Ich entlief in den Wald; aber da mir losgelas-
sene Hunde nachsetzten, so besann ich mich eines Besseren ;
eingedenk des Spruch worts: „Lieber rückwärts, als zum Un-
glück vorwärts,^ kehrte ich um zu meinem Stalle, wo ich aller-
dings solche Prügel bekam, dass ich vor Schmerz alles Gemüse
wieder von mir gab. Ich machte noch mehrere Abenteuer der
Räuber glücklich mit, wobei ich stets trotz Ermattung und
Ueberbürdung tüchtig lief, aus Furcht, man möchte mich sonst,
wie ich aus den Gesprächen wol merkte, abschlachten und ver-
speisen. Eines Abends merkte ich, dass ich schlecht angebun-
den war ; rasch riss ich mich los und wollte eben zum Tore hinaus-
stürmen, als der Teufel mir ein altes Weib in den Weg führte,
die mich am Schwanz packte. Zu derselben Zeit aber trat ein
junges Mädchen aus der Türe, welches die miuber gefangen
hatten ; sie schwang sich auf meinen Rücken, und ich trug sie
davon, nachdem ich der Alten einen Stoss nach hinten gegeben
battC; so dass sie sich niedersetzte. Nicht weit vom Gehöft
Ueber die griechieohe Novelle. 101
Stiels ich auf die vom Beutezug heimkehrenden Räuber; sie
nahmen mich sammt meiner Reiterin gefanocen, und nun harrte
meiner das Urteil, ich solle mit dem Mädchen zusammengenäht
und dann in den Abgrund geworfen werden. Da erschien als
Retter in der Not ein Haufe Soldaten, der zur Bekämpfung der
Räuber abgesandt war: ich wurde sammt dem Mädchen befreit,
und der Bräutigam desselben, der die Expedition geleitet hatte,
entliess mich zu seinen auf grüner Aue weidenden Rossheerden,
damit ich mich mit ihnen der Freiheit freute. Aber das tücki-
sche Schicksal wollte es anders; der Hirte überlieferte mich
seiner Frau, und ich musste derselben die Mühle drehen. Da-
mit nicht zufrieden, zwangen sie mich, das Holz aus dem Walde
zu holen; dabei beging der Hirtenbube die Büberei, mir Dor-
nen auf den Rücken zu hängen, deren Spitzen mich beständig
in die Weichen meiner Rückseite schlugen. Noch anderes er-
sann der tückische Bube: als ich einst mit Stroh und Heu be-
lastet war, steckte er ein brennendes Holz hinein : mitten auf
dem Wege spüre ich das Feuer, und wie toll renne ich vor-
wärts ; da liegt zum Glück eine Wasserlache neben dem Wege,
ich springe hinein und lösche den Brand. Zu Hause angelangt,
beschuldigt mich der Bube, ich hätte absichtlich meiner Last
mich entledigt; ausserdem hätte ich die Manie, beim Anblick
eines Mädchens auf dasselbe zuzuspringen und allerlei Ge-
schichten zu machen, so dass ich dem Herrn noch die schönsten
Händel bereiten könnte. Man beschloss also, mich zu schlach-
ten ; da riet einer der Anwesenden, man solle mich doch lieber
entmannen, dann würde ich zahm und fett werden und keine
Beschwerden mehr verursachen. Die Operation wurde auf den
dritten Tag festgesetzt, ich aber sann auf Selbstmord; denn
Eunuch zu werden, das war mir ausser dem Spass. In der
Nacht erhob sich (schon der zweite deus ex machina!) uner«
wartet ein Aufruhr der Sclaven ; ich fiel bei der Teilung einem
derselben zu und wurde von ihm mitgenommen. In der make-
donischen Stadt Berröa verkaufte mich derselbe an einen Prie-
ster der Cybele, deren Bild ich bei den der Göttin zu Ehren
stattfindenden Festen umhertragen musste. Nach mehreren
Abenteuern, zu denen ich nicht das wenigste beitrug, verkauften
sie mich an einen Bäcker; als ich in dessen Mühle wieder das
102 Ueber die griechische Novelle.
Rad drehen sollte, Btellte ich mich dumm, doch daa half nichta ;
einige Stockhiebe brachten mich dahin, dass ich mich wie ein
Kreisel drehte und zu der Erkenntnis kam, der Knecht müsse
stets mit Freuden tun, was der Herr befehle« Darauf kam ich
unter die Hände eines Gärtners, dem ich Gemüse zur Stadt
tragen musste. Unterwegs band derselbe einst mit einem Sol-
daten an, hieb ihn tüchtig durch und rettete sich dann nebst
mir auf einen Heuschober. Die übrigen Soldaten, denen der
Geschlagene sein Leid klagte, treten ins Haus und schreien
laut nach uns; der Hauswirt sagt, wir seien nicht da; da stecke
ich Unglücksvogel meinen Kopf durch die OefFnung, um zu
sehen, was da vorginge. Einer der Soldaten bemerkt mich, und
laut frohlockend nehmen sie mich und meinen Herrn gefangen.
Ein Soldat, dem ich zufiel, verkaufte mich an den Diener eines
reichen Mannes in Thessalonich. Derselbe hatte nebst seinem
Bruder die Aufgabe, jenem Brot und Backwerk zu besorgen.
Als ich mich einst allein in der Stube befand, machte ich mich
über die Süssigkeitcn her, ohne mich um die mir vorgesetzte
Gerste zu kümmern. Bald kamen die Brüder zurück; wie sie
den Verlust merkten, nannte einer den andern einen Dieb, auf
mich argwöhnte keiner. So hatte ich eine Zeitlang ein gutes
Leben, und wenn ich vorher zum reinen Skelett geworden war,
so legte ich mir jetzt ein ansehnliches Schmerbäuchlein zu. Da
kamen die Brüder auf den Gedanken, sich auf die Lauer zu
stellen. So wurde ich entlarvt und dem Herrn angezeigt. Doch
weit entfernt, mich zu bestrafen, freute sich dieser so sehr dar-
über, dass er mich ins Gastzimmer holte, mir einen besonderen
Tisch decken Hess und von jedem Gange und Getränk mir mit-
teilte. Darauf wurde ich zu allerlei Kunststückchen abgerichtet:
ich musste auf den Hinterfussen tanzen, nicken, schütteln und
dergleichen mehr. So diente ich zur Belustigung der Gäste
und hatte ein gutes Leben. '^ Der Schluss ist folgender: Nach-
dem der Herr noch mehr Eigenschaften am Esel entdeckt hat,
wird derselbe endlich gar dazu verurteilt, den Henkersknecht zu
spielen : er soll öffentlich im Theater einer zum Tode verurteil-
ten Frau den Garaus machen. Schon ist alles bereit, das
Theater gefüllt, der Esel und die Frau sind auf der Bühne ;
— da trägt jemand einen Korb voll Rosen vorbei; der Esel
Ueber die griechische Novelle. 108.
epriogt mit einem Satze nach denselben, frisst und wird wieder
Mensch. Wir wifisen, daas Lucian hierbei ein Buch ,, Verwand-
lun;;en^ vor sich gehabt und zwei Bücher desselben benutzt hat;
es ist also nur ein Bruchstück aus einem grossen Werke. —
Ueppig und zügellos war die Phantasie, welche uns hier ent-
gegentrat; doch darf man nicht vergessen, dass eben diese
Schrift gerade dadurch, dass sie alles bisher Dagewesene über*
bot, die ähnlichen Erscheinungen, welche zur Ergötznng des
Publikums dienten, lächerlich machen wollte. Der mit den ge-
meinsten Ausschweifungen verbundene Cultus der Cybele, durch
welchen ihre Priester das sinkende Heidentum aufzufrischen ge-
dachten ; der Glaube an übernatürliche Kräfte und geheime
Künste, der damals durch Einwirkung gewisser Wundertäter
stark im Schwange war; die üppigen Orgien, wie sie in dem
entnervten Römerrcich gäng und gäbe waren, — sie alle wer-
den ohne Hülle dargestellt und aufs härteste gebrandmarkt. Da-
neben wird die Seichtheit und Unbeholfenheit der damaligen
Schriftsteller verspottet, die immerzu Räubergeschichten auf-
tischen und die, damit ihr Held nicht vor der Zeit in der Ge-
fahr umkomme, zu den merkwürdigsten Mitteln ihre Zuflucht
nehmen. Wir sehen aber aus den folgenden Novellen, dass
Lucianos Bestreben wonig fruchtete; denn in denselben kehren
die hier gerügten Erscheinungen ganz ebenso wieder. Man er-
kennt daraus auch ohne das Zeugnis des Philostratus im Leben
des Apollonius von Tyana, wie grosses Gefallen die Zeitgenos-
sen an derartigen Märchen gefunden haben.
Auf ein anderes Gebiet des Aberglaubens versetzt uns der
^Lügen freund"*; wir finden hier den Glauben an Geister und
Gespenster, besonders bei den höheren Ständen. Da wird er-
zählt, wie die wandelnde Bildsäule des Corinthiers Pellichos in
der Nacht den diebischen Sclaven packt und nicht nur auf der
Stelle durchprügelt, sondern auch später, bis zu seinem Tode,
mit Schlägen reichlich heimsucht; wie der eherne Hippokrates
auf seinen nächtlichen Streifzügen alle Büchsen und Salben
durch einander wirft, weil man mit dem jährlichen Opfer säu-
mig war; wie Demänete nach ihrem Tode ihrem Manne mit
der Bitte erscheint, den hinter den Sehrank gefallenen zweiten
goldenen Pantoffel mit zu verbrennen, damit sie Buhe fände.
104 Ueber die griicliische Novelle.
Diese und ahnliche Dinge werden in einem Kreise von Philo-
sophen, unter denen Lucian der einzige Ungläubige ist, mit der
grössten Andacht erzählt und angehört.
Die folgenden Novellenschriftsteller im dritten bis fünften
Jahrhundert nach Christi Geburt, die man gewöhnlich unter
dem Namen „erotischer Schriftsteller^ zusammenfasst, unter-
scheiden sich von ihrem Vorganger hauptsächlich dadurch, dasa
kein satirischer Zug in ihnen hervortritt; sie haben es fast alle
nur auf die Unterhaltung, seltener auf die Belehrung der Leser
abgesehen. Zunächst sind zu nennen des Antonius Diogenes
„24 Bücher unglaublicher Dinge, die jenseit Thule sind,** und
des lamblichos Liebesgeschichte der Sinonis und des Rhodanes ;
beide Werke sind blos in Auszügen des Patriarchen Fhotios
erhalten. Ersterer widmete sein aus allen möglichen Autoren
zusammengetragenes Werk seiner lernbegierigen Schwester Isi-
dora; Hauptsache war ihm, seine Kenntnisse in Geographie
und Ethnographie zu zeigen. Denn er fuhrt uns durch die
Länder am Pontus und von dem Meere bei Kaspia und Hyr-
kania zu den Rhipäischen Gebirgen und der Mündung des
Tanais, dann durch gewaltige Eiszonen zum scythischen Ocean,
von da zum östlichen Weltmeere ; auch gelangt er auf die Insel
Thule, auf welcher er von seinen Irrfahrten etwas ausruht. Das
Werk ist also eine phantastische Rcisebeschreibung voll der
abenteuerlichsten Berichte, in welche jedoch zur gefälligeren
Ausstattung eine romanhafte Liebesfabel eingelegt ist. In der
Einleitung schreibt ein gewisser Balagros an seine Frau: „Als
Tyrus von Alexander dem Grossen eingenommen wurde, sei ein
Soldat zu demselben gekommen und habe gesagt, er wolle ihm
etwas Wunderbares zeigen. Der König sei in Begleitung des
Hephästio und Parmenio mitgegangen und habe zunächst an
dem bezeichneten Orte mehrere Särge mit Inschriften gefunden.
Daneben habe ein Kästchen aus .Cypressenholz gelegen, auf
welchem geschrieben stand: „O Fremdling, wer du auch seibt,
öffne, damit du Wunderbares erfahrest.'* Beim Oeffhen habe
man Tafeln, auf denen die Geschichte der Liebenden stand, ge-
funden.^ Man sieht daraus, dass schon damals die Reclame
bekannt war. — Tolle Abenteuer enthielt die zweite der oben-
genannten Novellen; sagt doch der Verfasser selbst von sich.
Ueber die griechische Novelle. 105
er habe zu Babylon die Zauberei erlernt, daneben freilich auch,
dies setzt er ausdrücklich hinzu, hellenische Bildung. Das Werk
beginnt in folgender Weise: „Sinonis und Rhodanes waren ein
schönes und glückliches Ehepaar. Da fasst plötzlich den König
Garuios von Babylon nach dem Tode seines Weibes heftiges
Verlangen nach der Sinonis; da sie des Königs Weib nicht
werden will, so wird sie ins Gefängnis geworfen, und Rhodanes
soll von den königlichen Eunuchen Damas und Sackas auf einen
Pfahl gespiesst werden. Auf Bitten der Sinonis wird ihm dies
erlassen, und beide entfliehen. Daftir werden den Eunuchen
Nase und Ohren abgeschnitten, und beide werden ausgesandt,
die Entflohenen einzufangen.*^ Die folgende Erzählung dreht
sich dann immerzu um den einen Gedanken: entweder sie ent-
wischen eben noch den Verfolgern, oder sie werden gefangen,
dann aber auf wunderbare Weise wieder befreit. Zuletzt wird
das Ehepaar wieder vereint, und Rhodanes besteigt sogar den
Thron von Babylon. Der Schauplatz der Handlung ist Baby«
Ion nebst Umgegend; Euphrat, Tigris und Mesopotamia treten
als Personen auf; auch das Wunderland Aegypten wird zur
Ausschmückung herbeigezogen. Wie unglücklich der gute Vater
Homer nachgeahmt wurde, geht aus dem Schlüsse hervor, wo
es heisst: „dass die Handlung diesen Ausgang nehmen würde,
Hess sich aus diesem Zeichen erkennen: Eine Schwalbe wurde
von einem Adler und einem Weih verfolgt; jenem entkam sie,
dieser aber fasste sie."
Ungefähr gleichzeitig lebte Xenophon aus Ephesus,
dessen Novelle über „Anthia und Habrokomas" 5 Bücher um-
f;is8t und 70 Octavseiten füllt. Die Fabel ist folgende: „Der
junge Ephesier Habrokomas, der Stolz nicht nur seiner Mit-
bürger, sondern der gesammtcn Asiaten, wurde auf seine Schön-
heit so eitel, dass er nichts neben sich anerkannte und die Macht
des Eros verspottete. Dieser, darüber erzürnt, lenkt bei einem
der Artemis zu Ehren vor der Stadt gefeierten Feste die Blicke
des schönen Jünglings auf die nicht minder schöne Anthia, die
im Costüm der Göttin den Zug der Jungfrauen führte. Sie
gewinnen sich lieb ; und, da der Liebeskummer ihnen die frühere
Frische raubt, schicken die besorgten Eltern zum Tempel des
kolophonischen Apollo; dieser empfiehlt die Vermählung, weis-
106 Ueher die griechische Novelle.
sagt aber zugleich vielfaches Unglück dem Paare. Sie heiraten
sich: doch damit ist Amors Groll noch nicht beschwichtigt.
Auf Veranlassung der Eltern macht das Paar, nachdem es we-
nige Tage vermählt ist, eine Hochzeitsreise nach Aegypten.
In der Nähe von Rhodos w^erden sie durch phönizische See-
räuber überfallen und nach Tjrus geschleppt. Verführungen,
welche dort an sie herantreten, widerstehen sie, weil sie auf
dem Schiffe einander den Schwur gegeben haben, sich treu zu
lieben bis in den Tod. Wie sie in Verzweiflung sich schon
tödten wollen, kauft sie der reiche Absyrtos. Da Uabrokomas
die Liebe der Tochter seines Herrn, ein zweiter Joseph, nicht
erhört, so gebraucht diese bei der Rückkehr des Vaters dieselbe
List wie Potiphar'd Weib; infolge dessen wird jener ins Ge-
fängnis geworfen, und Anthia wird der Tochter des Hausherrn,
Manto mit Namen, welche nun einen reichen Syrer heiratet, als
Sciavin nach Syrien mitgegeben. Nach mehreren widrigen
Schicksalen, wobei Anthia stets ihre £hre rettet, gelangt sie
nach Tarsos und fesselt den Präfecten Perilaos durch ihre
Schönheit so sehr, dass dieser ihr seine Hand anbietet. Da
inzwischen durch einen aufgefundenen Brief der Manto die Un-
schuld des Habrokomas ans Licht getreten iöt, so wird er ent-
lassen und macht sich sofort auf, sein Weib zu suchen. Unter-
wegs schliesst er sich dem Hippothoos an, dem Hauptmann der
Räuberschaar, die einst die Anthia in ihrer Gewalt gehabt hatte,
dann aber von den Soldaten des Perilaos vernichtet worden war.
In Mazakon, der reichen Hauptstadt Cappadociens, erzählen sie
einander ihre Lebensschicksale und finden dabei, Anthia sei
einst in den Händen des Hippothoos gewesen. Sofort eilen sie
nach Tarsos und kommen eben recht, um das klägliche Ende
der Anthia zu hören. Unfähig, den wiederholten Bewerbungen
des Perilaos zu widerstehen, und doch entschlossen, ihrem Gat-
ten die Treue zu bewahren, hat sie sich von einem Arzte Gift
verschafft und dies am Abend der Hochzeit genommen. Doch
der vorsichtige Arzt hat ihr nur einen Schlaftrunk gegeben ; im
Grabe erwacht sie. Räuber erbrechen ihre Gruft, rauben die
Kostbarkeiten und schleppen die Lebende fort. In Alexandria
wird sie an den indischen Fürsten Psammis verkauft: seiner
erwehrt sie sich durch das Vorgeben, sie sei ein Jahr lang der
lieber die griechische Novelle. 107
bis geweiht Die Räuberbande des HIppothoos ist unterdessen
über Syrien, Pelusiuni, Memphis nach Koptos in Aethiopien
vorgenickt und hat sich, 500 Mann stark, in den höhlenreichen
Grensgebirgen gelagert; denn hier führte die Handelsstrasse
von Indien nach Aegypten. Psammis, der in seine Heimat zu-
rückkehrt, wird überfallen, Anthia fällt wieder in die Hände
des Hippothoos, ohne dass sie aber einander erkennen. Später
von der Bande desselben getrennt, soll sie zuletzt nach Italien
als Sclavin verkauft werden. Ebendahin hat sich schon vorher
Habrokomas gewandt, nachdem er inzwischen auch mehrere
Abenteuer in Aegypten bestanden hat, und lebt jetzt bei Syra-
CU8 auf Sicilien in der Wohnung eines alten Fischers. Auch
Hippothoos hat nach mehreren Wechselfällen sein Handwerk
aufgegeben und in Tauromenion eich angesiedelt. Von dort
fährt er einst nach Tarent, sieht die Anthia, erkennt und kauft
sie ; im Hause erzählt sie ihm ihre Schicksale. Darauf fasst
Hippothoos den Entschluss, sie ihren Eltern in Ephesos zurück-
zubringen; unterwegs kehrt er in Rhodus ein. Ebendahin
kommt nach mannichfachen Schicksalen Habrokomas und findet
seine Anthia wieder bei ebendemselben Helios, dem sie zusam-
men vor vielen Jahren ihre Gelübde dargebracht hatten. Beide
überzeugen sich von ihrer gegenseitigen Treue, und ihr ganzes
ferneres Leben in Ephesus ist nur ein Fest.^ Einfach ist die
Sprache dieser Novelle, attisch der Stil; die klassischen Schrift-
steller sind von Xenophon gelesen und nicht ohne Geschick
nachgeahmt. Der Inhalt ist noch knapp, nicht zu weit aus-
gedehnt ; auch unterscheidet er sich von den späteren Novellen-
schriftsteilem zu seinen Gunsten dadurch, dass er mit seiner
Gelehrsamkeit und Belesenheit nicht prahlt ; nur bei Gelegenheit
der ägyptischen Götterlehre, beim Apis und bei der Isis, tritt
dies etwas hervor. Die Episoden, welche dann und wann vor-
kommen, sind im Zusammenhang mit der Haupthandlung und
so kurz, dass sie diese nicht stören. Wenn der Autor dem
Zwecke seiner Novelle zu Liebe eine Sache zweimal in verschie-
dener Weise erwähnt, wie z. B. den Brauch des Ffählens, so
rechtfertigt er sich durch eine besondere Anmerkung. Anziehend
ist die Treue, mit welcher die beiden Liebenden auch unter den
härtesten Prüfungen zu einander halten; nur nehmen die Ver-
108 Uebfir die griechische Novelle.
lockuDgen einen zu grossen Raum ein. Nicht zufrieden, daee
Anthia einmal ihre Ehre rettet, nötigt der Autor dieselbe, dies
wiederholt zu tun, und muss 80 natürlich die merkwürdigsten
Dinge ersinnen. Dem Hippothoos gegenüber nimmt sie ihre
Zuflucht zu dem Schwur, den sie einst dem Habrokomas ge-
leistet habe, und so wird die Erkennungsscene herbeigeiiihrt ;
aber natürlich ist es nicht, dass Anthia gerade in diesem
Falle auf diese Ausrede verfällt. Die Abenteuer häufen sich
zu sehr; See- und Landräuber sind hauptsächlich das Motiv,
durch welches die Handlung fortgeführt wird. So gerät Anthia
in Gefahr, im Walde getödtet zu werden, den Käubcm als
Opfer zu dienen, sie erleidet scheinbar den Tod, wird lebendig
begraben und stellt sich zuletzt besessen« Unwahrscheinlich ist,
dass Habrokomas und Anthia, von denen ganz Ephesus spricht,
erst bei dem Feste auf einander aufmerksam werden ; dass die
Eltern trotz der Drohung des Orakels das Pnar auf Reisen
schicken ; dass Hippothoos in Mazakus beim Essen und Trinken
plötzlich seufzt und weint und so die Veranlassung zur Erzäh-
lung seiner früheren F>lebnisse gibt; dass die „blonden Haare
und die lieblichen Augen^ in der Beschreibung des Hippothoos
für den Habrokomas genügen, seine Anthia zu erkennen; dass
sie im Grabe sofort sich sammelt beim Erwachen und mit Würde
und Ergebenheit zu sterben sich vornimmt ; dass den Habroko-
mas eine leise Hoffnung nach Aegypten fuhrt; endlich dass
derselbe trotz des Schwures, den er einst geleistet, sich nicht
tödtct, sondern unermüdet fortfahrt, die Leiche der Anthia zu
suchen. Sogar Wunder müssen helfen; den ins Wasser ge-
worfenen Habrokomas schonen die Fluten, schonen die Kroko-
dile; den Scheiterhaufen, auf dem er steht, löi^cht der hinan-
steigende Nil. Der rote Faden, welcher den losen Abenteuern
einen gewissen Zusammenhang gibt, ist der Umstand, dass die
Leiden des Paares als Folge der Selbstüberhebung des Jüng-
lings aufgefasst werden. Dass er auf seine Schönheit pocht
und den Eros neben sich verachtet, stürzt ihn und seine Anthia
in eine Reihe von Unfällen, die ihn zur Selbsterkenntnis fuhren,
so dass er zuletzt geläutert aus dem Kampfe hervorgeht und
würdig eines dauernden Glückes. Die Hauptpersonen hegen
eine edle, sittliche Gesinnung: das Paar beweist eine herrliche
Ueber die griediitche Novelle. 109
Liebe und einen felsenfesten Mut; der Räuber HippothooB iöt
im Grunde ein braver Mensch; die Diener sind ihrer Herrschaft
treu ergebin. Doch eines fehlt diesen Personen — ein fester
localer und gesellschaftlicher Untergrund; die Novelle ist so
allgemein gehalten, dass wir weder Zeit noch Umstände erken-
nen. Althistorische Namen, homerische Reminlscenzen, auf die
römische Herrschaft Bezügliches wird bunt durch einander ge-
mischt. An Homer erinnern die phtinieischen Seeräuber, das
Land Aegypten und die Erwähnung des Menelaus, der sich
einst dort aufhielt. Bei allen diesen Mängeln bietet die Novelle
doch einen grossen Reiz ftir den, welcher liebliche Malerei und
reizende Schilderung liebt. — Auffallend war mir beim Durch-
lesen, dass der Anfang der griechischen Novelle bis zum Ora-
kel hin denselben Gedankengang hat wie die Schrift des Apu-
lejus über Psyche und Cupido. Hier wie dort: Ausnehmende
Schönheit, göttliche Verehrung des menschlichen Wesens, Ver-
nachlässigung des Gottes, Zorn und Strafgericht und zum
Schluss ein dunkles Orakel des Apollo, hier des milesischen,
dort des kolophonischen. Da beide Schriftsteller ziemlich um
dieselbe Zeit lebten, so lässt es sich nicht leicht ausmachen,
welcher von den beiden den andern benutzt hat.
Die Reihenfolge der nächsten Novellenschriftsteller lässt
sich schwer feststellen; doch dürfte zunächst der Sophist Lon-
ga s zu nennen sein, welcher wahrscheinlich um die Mitte des
vierten Jahrhunderts lebte. Er beschreibt das Hirtenleben
des Daphnis und der Chloe in 4 Büchern und betritt also
einen anderen Boden als die vorhergehenden und nachfolgenden
Schriftsteller. Der Name ^Daphnis^ kommt in Theokrits Idyl-
len häufig vor; er war die typische Benennung für einen jugend-
lichen Schäfer. Daphnis wurde zugleich Erfinder, Sänger und
Gegenstand des Hirtenlieds. „ Chloe, ^ eigentlich „grünender
Pflanzentrieb, ^ war der Lieblingsname ftir Hirtenmädchen und
ein&che Jungfrauen; Horaz gebraucht es bekanntlich für die
jugendliche Schöne, welche vor dem um Liebe werbenden Manne
schüchtern flieht, in demLiede: vitas hinnuleo me similis Chloe.
Eben wegen der abweichenden Unterlage dieser Schrift werde
ich den Inhalt derselben hier übergehen und später einmal im
Yergleich zu den Gessner'schen Idjllen beurteilen. — Sein Nach-
110 Ueber die griechitche NoTelle.
folger iet Heliodor aus Emesa, einer Stadt CöleByrienA, berühmt
durch den prächtigen Sonnentempel, aus welchem der schwel-
gerische Oberpriester Heliogabalus einst abgeholt und nach Rom
als Imperator versetzt wurde; später wurde Heliodor Bischof
von Trikka in Thessalien. Sein Werk» Aethiopica in 10 Bü-
chern, schildert die Liebe des Theagenes und der Chariclea.
Zunächst ist der Ort der Handlung die herakleotische Nilmun-
dung. „Eine Rauberschaar findet mitten unter Leichen am
Ufer eine junge griechische Priesterin, die trostlos einen Ver-
wundeten zu verbinden sucht. Schon wollen sich die Räuber
der Beute bemächtigen, aIs ein anderer Trupp sie vertreibt.
Im Lager werden Chariklea und Theagenes der Aufsicht des
gefangenen Knemon übergeben, der ihnen in der Nacht seine
Lebensgeschichte erzählt. Seine Stiefmutter hat ihn mit Hülfe
ihrer Dienerin Thisbe sträflicher Absichten beschuldigt und die
Strafe des Exils gegen ihn ausgewirkt ; auf seiner Irrfahrt war
er den Räubern in die Hände gefallen. Am nächsten Morgen
werden mehrere kunstvolle Reden gehalten, dann wird Chariklea
dem Hauptmann als Beuteanteil zugesprochen. In diesem Augen-
blick erscheint die verjagte Räuberbande mit Verstärkungen
wieder ; die Gefangenen werden in eine Höhle gesperrt und der
Kampf beginnt. Da sich derselbe auf die Seite der Angreifer
neigt, eilt der Hauptmann Thyamis wutentbrannt in die Hohle,
um die Chariklea zu morden und ersticht statt ihrer in der
Dunkelheit die oben schon genannte, zufallig gleichfalls gefan-
gene Thisbe ; sie war mit dem ägyptischen Kaufmann Nausikles
ins Land gekommen. Die Gefangenen fliehen, Knemon gelangt
mit Hülfe eines Führers zu einem nahen Dorfe ins Haus des
reichen Nausikles und erfährt hier die früheren Schicksale des
Theagenes und der Chariklea. — Der alte Führer ist der Prie-
ster Calasiris aus Memphis; er kam einst zum Priester Chari-
kles in Delphi. Diesem war früher einmal in Aegypten ein
siebenjähriges Mädchen übergeben worden; ein Ring und eine
Binde lagen bei demselben. Das schöne Mädchen wollte Prie-
sterin der Artemis werden, d. i. das Gelübde der Keuschheit
ablegen« Da erscheint eine thessalische Gesandtschaft, an ihrer
Spitze Theagenes, ein Nachkomme Achills. Er verliebt sich in
Chariklea und entflieht mit ihr unter Beihülfe des Kalasiris.
lieber die griechische Modelle. 11 1
Dieser sielit aus den ErkennungszeicheDy sie sei die Tochter
der Persina und des Hjdaspes, des Mohrenkönigs, durch Zufall
weiss geboren und deshalb von der Mutter ausgesetzt. — Nun
werden Theagenes und Chariklea gesucht. Letztere wird bald
gefunden, ersterer belagert mit Thyamis, in dessen Hände er
wieder gefallen ist, die Stadt Memphis. Nachdem im Folgenden
Chariklea dem Giftbecher glücklich entgangen ist, nachdem die
Flammen des Scheiterhaufens von ihr zurückgewichen sind, ge-
rät sie endlich sammt Theagenes in die Hände des Hydaspes,
ihres Vaters. Dem Opfertode in der Priesterstadt Meroe ent-
gehen die Gefangenen nur dadurch, dass Chariklea die Erken-
nungszeichen vorweist; Persina erkennt ihre Tochter wieder,
und die Hochzeit wird gefeiert.^ — Diese Novelle wurde, wie
auch die anderen, im Mittelalter vielfach gelesen, weil sie am
kunstvollsten angelegt ist; dnss sie auch verwertet wurde, be-
weist Tasso's befreites Jerusalem, dessen Clorinde und Senapos
der Chariklea und dem Hjdaspes entsprechen. Sahen wir bei
Xenophon homerische Nachahmung, so erinnern uns mehrere
Motive des Heliodor an die von den Tragikern behandelten Sa-
gen: an Hippoljt und Phädra, an Agamemnon und Iphigenia.
Während dort der Gang der Novelle rein chronologisch war,
werden wir von Heliodor nach jenem bekannten horazischen Ge-
setze mitten in die Handlung versetzt; freilich entspringt daraus der
Uebelatand, dass der Autor frühere Ereignisse nachholen und
die Erzählungen in einander schachteln muss ; so wird z. B. das
frühere Geschick der Hauptpersonen erst spät enthüllt. Auch
sind die Nebensachen zu sehr ausgemalt und die Episoden be-
anspruchen einen zu grossen Raum. Bei Heliodor zeigt sich
der Fehler, dass er durch seine Belesenheit und Kunst glänzen
will. Im Uebrigen sind hier dieselben Abenteuer wie bei Xe-
Dophon, die gleichen Motive fördern die Handlung, das Lokal
ist auch Aegypten ; nur darin unterscheidet er sich von seinem
Vorgänger, dass er die altägyptischen Zustände besser kennt
und genauer beschreibt. So wie dort Anthia, entflammt hier
Chariklea stets die Leidenschaft ihrer Herren und muss ihre
Reize durch Vorsicht vor den Zumutungen anderer verwahren ;
auch sie ist ihrem Geliebten treu bis in den Tod, auch sie wird
durch Wunder gerettet; nur vermissen wir hier die sittliche
Il2 Ueber die griechische Novelle.
Idee, welche das Werk Xenophon's durchzog. Cbariklea's Cha-
rackter ist am besten gezeichnet, sie entwickelt eine männliche
Entschlossenheit. Nur eines ist merkwürdig: während zu den
Zeiten des trojanischen Krieges die Frau als selbständiges We-
sen und treue Beraterin dem Manne zur Seite stand, sank sie
später sowol bei den Griechen, wie namentlich auch bei den
orientalischen Völkern in der Achtung immer tiefer und wurde
zuletzt als reine Sclavin betrachtet, die zur Arbeit und zur Be-
friedigung sinnlicher Lust brauchbar sei. Erst das Christen-
tum hat die Frau wieder auf den Platz gehoben, äer ihr gebührt.
Nun finden wir, dass diese Erotiker das Weib in jenem alten
heroischen Sinne auffassen ; also muss entweder schon eine Ein-
wirkung des Christentumes stattgefunden haben, oder man suchte
wenigstens durch Schriften darauf hinzuwirken, dass die Frau
dem Manne gleichgestellt würde.
Der nächste Autor, dessen Schrift aus ganz denselben Ele-
menten zusammengesetzt ist, heisst Charito aus Aphrodisias,
welcher in 8 Büchern auf 155 Seiten die Liebe des Chäreas
und der Kallirrhoe geschrieben hat. Ist die Novelle schon ihrem
Umfang nach noch einmal so lang wie diejenigen der Vorgän-
ger, so sucht der Verfasser auch im Inhalt jene zu überbieten.
Zu Anfang sagt er: „Ich Charito, Schreiber des Rhetors Athe-
nagoras, will folgende in Sjracus vorgefallene Liebesgeschichte
erzählen.^ Nun beginnt er ganz in derselben Weise wie Xe-
nophon der Ephesier, den er überhaupt nachahmt ; «r beschreibt
die Schönheit der beiden Hauptpersonen, arrangirt dann ein
Fest der Aphrodite, bei welchem sie sich treffen u. s. w. Aber
nicht zufrieden mit einer Vergleichung, erhebt er die Schönheit
des Mädchens über die der Nereiden und Oreaden und läset
nur die Venus selbst neben ihr etwas gelten; Chäreas gleicht
dem Achilles, Nireus, Hippolyt und Alcibiades. Die Novelle
spielt anfangs in Syracus ; die Heldin derselben ist die Tochter
des Hermokratesi des bekannten sjrrakusanischen Feldherrn im
peloponnesischen Kriege. Man würde sich aber täuschen, wenn
man glaubte, der Verfasser wolle dadurch seiner Novelle einen
bestimmten historischen Hintergrund geben und auf diesem den
Liebeshandel sich abspinnen lassen, so dass etwa die beiden
Liebenden feindlichen Parteien angehörten und erst viele Kämpfe
Ueber die griechiicke Novelle. 118
vor ihrer endlichen Verbindung darchmachen müseten ; nein, sie
beiraten eich gleich auf der dritten Seite. Das erste Motiv der
Verwicklang ist Neid der früheren Freier nnd Eifersucht unter
den Liebenden selbst. Kallirrhoe wird als todt bestattet» aus
dem Grabe geraubt und nach Milet verkauft. Dann spielt die
Handlang su Babylon am persischen Hofe, später in Syrien
und Aegypten. Aegypten f^lt von Persien ab, und es kommt
zur Schlacht zwischen beiden, die ganz nach homerischer Weise
beschrieben wird. Auf der Seite der Abtrünnigen stehen Chä-
reas und Hermokrates, welche ausgezogen sind, die aus dem
Grabe Geraubte zu suchen. Nach siegreichem Kampfe erbeutet
Chäreas sein Weib wieder und zieht mit ihr nach Syracus zu-
rück. Neu ist die Schwangerschaft der Heldin und der Wett-
kampf um die Schönheit zwischen Kallirrhoe und Rhodogyne
zu Babylon, der öffentlich entschieden wird. Die Namen sind
historisch bekannt, wie z. B. Mithridates, Statira, Artazates;
aber sie sind bunt durch einander gemengt. Viel zierliche
Briefe und lange sophistische Reden halten die Handlung auf;
ganze homerische Verse sind vielfach in die Novelle verwebt.
Noch länger ist das Werk des nun folgenden Achilles
Tatios aus Alexandria, welcher unverkennbar den Heliodor
nachahmt. Seine Novelle behandelt auf 177 Seiten (der Text-
ausgabe von Plercher) in 8 Büchern die Liebesgeschichte des Kli-
tophon und der Leukippe ; letztere ist eine Copie der Chariklea.
Den Gang der Novelle zu verfolgen, würde überflüssig sein, da
sie sich aus ebendenselben Ereignissen und Motiven zusammen-
setzt, welche wir bei den früheren gefunden haben; auch die
Charaktere und Lokalitäten stimmen überein. Es handelt sich
blos darum, zu sehen, was etwa neues im Einzelnen vorhanden
ist. Tatios fangt nicht sogleich mit der Erzählung selbst an,
sondern sagt: „In der phönicischen Stadt Sidon betrachtete
einst jemand (jedenfalls ist dies der Autor selbst) ein Gemälde,
daa die Entführung Europa's durch den Stier Juppiter darstellte.
Bei der Betrachtung dieses Kunstwerks, das in seinen Einzel-
heiten sehr an die Beschreibung des Idyllendichters Moschos
erinnert, tut jener Mann einen Ausruf über die Macht des Eros.
Ihm pflichtet sofort ein Jüngling bei, der neben ihm steht, und
dentet auf Unbilden hin, die ihm Eros zugefiigt habe; sofort
ArcftlT f' n. Sprachen. XLIX. 8
114 Ueber die griechische Novelle.
zieht ihn der Beschaaer mit sich in einen nahen Platanenhain
ans kühle Wasser» und nun erzählt jener Jüngling, der natür-
lich Klitophon ist, seine Liebesabenteuer. Die Erzählung beginnt
mit 4^r Abstammung der beiden Liebenden und fuhrt das Leben
derselben, die diesmal mit einander verwandt sind, bis zur
glücklichen Vereinigung. Wol wissend, dass der Nachahmer
den Vorgänger überbieten müsse, häuft er die Abenteuer in un-
glaublicher Weise. Die arme Leukippe z. B. wird nicht nur
mehrmals geraubt, sondern muss sogar dreimal sterben. Zum
ersten Male soll sie von den ägyptischen Räubern geopfert
werden ; doch ein Freund, der zufällig mit dieser Handlung be-
traut wird und sie vor Aller Augen tief in Brust und Unterleib
sticht, bedient sich dazu eines Schauspielerdolches, dessen Klinge
bei dem Stosse in den Griff zurückweicht ; um den Zuschauern
Blut und Eingeweide zu zeigen, hat er solche Dinge vorher
einem Schafe entnommen. Beim zweiten Male wird ihr auf dem
Schiffsrande der Kopf abgeschlagen und ihre Leiche ins Meer
geschleudert, doch die Henker hatten rasch vorher eine andere
Frau in ihre Kleider gesteckt und dieser jenes Loos bereitet.
Und zuletzt wäre sie beinahe durch Gifit gestorben. Ordentlich
komisch ist die Scene, in welcher Klinias den Klitophon tröstet.
„Weh mir,^ ruft dieser, „Leukippe, wie oft bist du mir gestor-
ben? Soll ich nie aufhören zu klagen? Sollich immer trauern,
dass bei dir eine Todesart die andere jagt? Ich, der Schuldige,
lebe und du stirbst ?** Da tritt Klinias ein und tröstet ihn:
„Wer weiss denn, ob sie nicht wieder auflebt ? Ist sie nicht schon
oft gestorben und wieder zum Leben gekommen? Warum willst
du dich voreilig tödten? Dazu hast du immer noch Müsse ge-
nug, wenn du sicher ihren Tod erfahren hast.** — Die Sprache
ist auch bei ihm rein, doch gekünstelt; auffallend ist seine Vor-
liebe ftir allgemeine Sentenzen und philosophische Definitionen.
Dieselben beziehen sich meist auf das Weib, die Liebe und
sonstige Leidenschaften« Auch liebt er es, Citate anzuführen.
— Ein grosser Fehler ist, dass die Handitmg, namentlich der
5 ersten Bücher, durch Einmischung fremder Stoffe ungebühr-
lich aufgehalten wird. Wo es nur angeht, bringt der Verfasser
einen Excurs über irgend ein wissenschaftliches Gebiet an. Da
wird gehandelt über die Liebeshändel der griechischen Mytho-
Deber die griechische Novelle. 115
logie, über Arethosa und Alphens, Dionysos, Andromeda und
Perseus» Prometheus und Hercules» Philomele und Tereus,
Pan und Syrinx» Rhodopis, Pheme und Diabole; dann über
die Liebe des Magnetsteines zum Eisen, über den geschlecht-
lichen Umgang gewisser Schlangen, über einen Schiffssturm;
femer über den Vogel Phönix, das Nilpferd, den Elephant,
das Krokodil, über Nil und Nildelta, über die ^tadt Ale-
xandria und ägyptische Zauberkünste. Dass er Aegypten
so bevorzugt, ist natürlich, da er aus dem Lande stammt. Na-
türlich kann bei so vielen Zutaten die Anknüpfung nur eine
lockere sein; so fragt z. B. kurz nachdem über das Nilpferd
gehandelt ist, einer den andern: „Hast du schon einen Elephan-
ten gesehen?^ Da dieser verneint, so gibt jener eine Beschrei-
bung von dem Leben dieser Tiere. Weniger finden wir diese
Abschweifungen in den letzten Büchern, wo die Handlung
rascher und lebhafter sich entwickelt; nur die langen Process-
reden bieten eine unangenehme Unterbrechung. — Ferner zeigt
sich bei ihm ein etwas laxes Urteil über sittliche Verirrungen ; lässt
er doch selbst die Hauptperson Elitophon den sinnlichen Rei-
zungen der Melite unterliegen! Neu ist das Gottesurteil, das
in der Nähe von Ephesus abgehalten wird. Um zu beweisen,
dass sie noch Jungfrau sei, muss Leukippe im heiligen Gewände,
unbeschuht, in eine dem Pan geweihte Grotte eintreten, deren
Türe hinter ihr verschlossen wird. Da sie rein ist, so geht die
Türe nach einiger Zeit, während deren man eine wolklingende
Musik vernommen hat, auf, und im Eingang erscheint die Jung-
frau, mit einer Fichtenkrone bekränzt. Wäre sie schuldig ge-
wesen, so hätte man Wehklagen vernommen und das Mädchen
wäre nie wieder zum Vorschein gekommen. Für die Herrin
Melite bestimmt der Autor folgende Probe: Um zu beweisen,
dass sie „während der Abwesenheit^ ihres Mannes keinen
Umgang mit Klitophon gehabt habe, tritt sie in die heilige Styx-
quelle; doch das Wasser bleibt ruhig und unbewegt. Wäre sie
schuldig gewesen, so würde es emporgesprungen sein und die am
Halse hängende Tafel, auf welcher ihr Eid stand, bedeckt haben.
Ans diesem Zusätze „während der Abwesenheit^ sieht man so
recht die sophistische Arglist. — Für die Zeit der Novelle er-
gibt sich nicht der mindeste Anhaltspunkt.
116 üeber die gridchische Novelle.
Hiermit ist die Aufzählung der älteren griechischen No-
vellen beendet; die Erzählung von Apollonios dem Tyrier ist
absichtlich einstweilen übergangen.
Fassen wir nun, was im Einzelnen gelegentlich schon an-
gedeutet ist» noch einmal zusammen I Als Lokalität der
griechischen Novellen haben wir schon kennen gelernt den
Orient; die Zeit aber, in welcher jeder Verfasser die Hand-
lung spielen lässt« können wir durchaus nicht erkennen. Längst
untergegangene Städte werden den eben erst gegründeten an
die Seite gestellt; bald glaubt man sich in die Urzeit versetzt,
wo die Pharaonen in Aegypten ihre Bauten aufliihrten, bald wie-
der findet man das Land unter römischer Herrschaft. Also das
Interesse, welches die Kenntnis von Ort und Zeit der Handlung
im Leser erweckt, fehlt völlig. Eben weil eine historische Un-
terlage nicht vorhanden ist, weil Ort, Zeit und Personen, reine
Gebilde der Phantasie, gleichsam in der Luft schweben und
sich nicht greifen lassen ; weil femer die Fortschritte und Wende-
punkte der Handlung nicht aus dem inneren Gemüts- und See-
lenleben der Personen heraus, nicht aus ihren Charakteren sich
ergeben, sondern weil sie durch ganz willkürliche Erfindungen
des Autors wie durch einen deus ex machina hervorgerufen
werden; weil endlich die Erzählungen, wenn man allen über-
flüssigen Ballast wegnimmt, zu einer eng eingerahmten Liebes-
geschichte zusammenschrumpfen; — eben deshalb nenne ich
diese Erzählungen „Novellen^, nicht „Romane^.
Die Hauptpersonen sind dem Stande der Vornehmen
und Reichen entlehnt ; selbst Statthalter und Könige treten auf.
Doch fehlt bei ihnen Allen scharfe Zeichnung der Charaktere.
Fast in allen Fällen steht der Mann an Mut und Entschlossen-
heit hinter dem Weibe zurück.
Die Sprache ist rein attisch, fliessend und elegant gehal-
ten. Wenn auch manchmal Uebertreibungen und Schwülstig-
keit des Ausdrucks zu tadeln sind, so finden sich auf der andern
Seite auch wieder einfache und rührende Stellen. Dies ist bei
Achilles Tatios z. B. der Fall, da wo Leukippe dem Klitophon
schreibt: „Was ich deinethalben erlitten habe, weisst du; doch
muss ich dich jetzt daran erinnern. Deinethalben habe ich die
Mutter verlassen und die Irrfahrt angetreten; deinetwegen hab^
Ueber die griecbtsehe Novelle. 117
Ich Schiffbruch gelitten und bin den Räubern in die Hände ge-
fallen; deinethalben hat man mich opfern wollen und zweimal
fast verkauft, deinetwegen verkauft und gefesselt; deinetwegen
habe ich die Hacke getragen und die Erde gegraben und Schläge
erlitten; und das alles, damit ich etwa einem anderen Manne
das werde» was du einem anderen Weibe geworden bist? Das
sei ferne von mir! Doch ich habe unter solchen Drangsalen
ausgehalten, du aber heiratest eine andere ! Leb' wohl und ge-
niesse die neue Ehe! Ich aber schreibe dir dieses als Jung-
frau.^ Gleich darauf tritt wieder der Schwulst der Sprache
hervor in der Beschreibung der Stimmung Klitophon's: ,,Ich
glühte, erblasste, staunte, zweifelte, frohlockte, trauerte.^ Am
meisten zeigt sich die Kunst der Darsteller in Beschreibungen,
so z. B. der Anthia bei Xenophon, welche im Kostüm der Ar-
temis auftritt, und der darauf folgenden ßrautnacht.
Welchem Stande die Verfasser angehört haben, darüber
waltet kein Zweifel ; die Vernachlässigung des Inhalts, die Vor-
liebe für zierliche und wolgesetzte Phrasen, das Prunken mit
Gelehrsamkeit, die an Tropen und Figuren reiche Darstellung
deuten darauf hin, es seien Bbetores und Sophisten gewesen.
Dies zeigt auch ihre Belesenheit in den alten Autoren, welche
zum Unterricht der Jugend in den Schulen benutzt wurden ;
denn ihnen lag dieser Unterricht ob. Nicht nur einzelne Phra-
sen und ganze Verse oder Sätze, sondern auch kleinere Bilder
und Züge, ja sogar ganze Beschreibungen sind jenen Autoren
entlehnt. Die Epiker Homer und Apollonios Rhodios, die Tra-
giker Sophokles und in weit höherem Grade Euripides, Demo-
sthenes und Thucjdides, Thcokrit und Moschos, Anakreon und
der Psalter, — alle müssen zur Verschönerung und Auschmü-
ckung der Novellen beitragen. Bezeichnend iBt auch iur die
Verfasser das Anbringen von Gerichtssitzungen und Process*
reden, die Bestimmung der Geldbusse für den falschen Ankläger
und die Erwähnung der Sykophanten.
Natürlich ist, dass die Sophisten ein Liebesverhältnis zum
Hauptgegenstand ihrer Novelle machten. Nimmt das Liebes-
thema schon an und ftir sich als etwas allgemein Menschliches
und ewig Neues das Interesse in Anspruch, so wurde dies für
jene Autoren noch dadurch gesteigert, dass dasselbe gerade
118 lieber die griechische Novelle.
durch ihre Vorbilder schon vielfach behandelt war. In den
Schlachtge^ängen des Epos spielte freilich die Liebe eine sehr
untergeordnete Rolle; aber die Lyriker schon dichteten manches
nette Liedchen, das sich verwerten liess; unter den Tragikern
benutzt namentlich Euripides den Conflict der Liebe sehr häufig.
Und auch Sophokles, der grösste der Tragiker, hat in einem
Chorgesange der ,, Antigene^ die Gewalt des Eros besungen,
indem er sagt:
O Liebe, ObsiegVin im Kampf;
O Liebe, die Herzen befällt
Stürmisch, die in des Mädchens zart
Und hold blühenden Wangen liiuert!
Die schweift in Seefluten, im Forst
Haaser, im Hürdenschlag I
Kein unsterblicher Gott kann sich entzieh*n
Dir, kein sterblicher Tsgessohn;
Und wen du ergreifst, der schwärmet.
Du beugst den rechtschaffenen Sinn,
Verderbst ein unschuldiees Herz;
Du bist's, welche den Hader hier
Blutsvereineter Männer schürte!
Im Blick der hoMseligen Braut
Strahlet der Sehnsucht Reiz,
Und er sitzet zu Rat mit im Gebot
Hoher Pflichten: die Göttin treibt
Ihr Spiel, und es frommt kein Sträuben!
Auch der Philosoph Plato hat in seinem av/jinAaioy die Gewalt
des Eros geschildert. Da nun die Sophisten diese Autoren
leicht und gern verwerteten, und da sie, wie unter den römischen
Imperatoren ganz natürlich war, nach einem ungefährlichen,
nicht verletzenden und doch anziehenden Stoffe suchten, so war-
fen sie sich auf das Gebiet der Liebe und behandelten dasselbe,
indem sie durch philosophische Betrachtungen es würzten, nach
allen Bichtungen. Sie gingen sogar so weit, den Eros zu ihrem
Patron zu machen, weil er die Menschen reden lehre. So sagt
Achilles Tatios: „Eros ist ein selbsttätiger und aus dem Steg-
reif arbeitender Sophist"
Der sittliche Gehalt der Erzählungen ist nicht sehr
hoch anzuschlagen. Das einzige Motiv, das einen moralischen
Kern enthält, ist die unverbrüchliche Treue der Liebenden.
Nur sind, wie schon gesagt, die Frauen darin stärker als die
Männer; denn während jene das Gelübde trotz aller Versuchun-
Ueber die griecbiscbe Novelle. 119
geo und Qualen nie brechen , gibt Klitophon den Bitten der
Melite nach, und bei einem Anderen wurde es sehr bedenklich,
wenn nicht plötzlich etwas dazwischen gekommen wäre. Im
Uebrigen aber findet man wenig Moral ; das vierte Gebot z. B.
scheint der damaligen Welt unbekannt gewesen zu sein. Wenn
der Vereinigung der Liebenden etwas im Wege steht, so fliehen
sie einfach, ohne die mindesten Gewissensbisse zu empfinden;
erst dann, wenn sie in Unglück und Not geraten, empfinden sie
Reue. Auch viele andere Frevel werden verübt, ohne dass wir
eine moralische Entrüstung des Autors oder der Handelnden
merken. Wenn einmal eine Strafe für ein Verbrechen erfolgt,
so geschieht dies hauptsächlich im Interesse der Handlung,
wenn z. B. durch den Tod einer bestimmten Person ein Fort-
achritt in jener erreicht werden kann. Eine tragische xu&aQatg
im Sinne des Aristoteles lässt sich blos in der Novelle des Xe-
nophon erkennen.
Wie ganz anders der moderne Roman! In den besseren
Producten (und deren gibt es nicht wenige, da auch die bedeu-
tendsten Schriftsteller sich dieser Literaturgattung zugewandt
haben) treten uns scharf gezeichnete Charaktere entgegen; wir
werden in das reiche Familienleben mit seinen Freuden und
Leiden, seinen Kämpfen und Verwickelungen, seinem vielseiti-
Hen Seelenleben eingeführt; die Zustände des wirklichen
Lebens werden nach allen Seiten hin durchforscht, alle Verhält-
nisse der Gesellschaft, alle geistigen und religiösen Interessen
der verschiedenen Völker, alle Wechselfälle des irdischen Da-
leins werden dargestellt; alles Menschliche: Moral und Politik,
Kunst und Wissenschaft werden darin besprochen; kurz der
Roman umspannt das Leben im ganzen Reichtum seines Inhalts.
Femer wird an den heutigen Roman mit Recht das Ansinnen
gestellt, dass ein geschichtlicher oder socialer Hintergrund be-
stimmt sich erkennen lasse, der dem vorgeführten Bilde Lokal-
und Zeitfarbe gebe. Da nun bei uns die Romane der jeweilige
Spiegel der Zeitperioden sind, so haben sie ein grosses cultur«
historisches Interesse. So zeigt sich z. B. in den Erzählungen eines
Ulrich von Lichten stein, in den prosaischen Romanen von Tri-
stan und Isolt, vom Herzog Ernst u. s. w. der übertriebene
Frauenkultus, der abenteuerlichste Drang in die Ferne, eine phan-
120 Ueber die griechischo Novelle.
tastiBch gesteigerte Ritterlichkeit; in den Romanen, die nach
dem dreiseigjährigen Kriege bis in die Mitte des achtzehnten
Jahrhunderts erschienen, z. B. in der adriatischen Rosemund
Ritterhold's von Blauen, in Lohenstein's Arminias und Thus-
nelda und ähnlichen Werken, tritt hervor die Lust am Klein-
lichen, der verzopfte Geschmack, die unwahre Empfindung die-
ses Zeitalters. Wenn wir nun die Erscheinungen der griechi-
schen Literatur mit unseren Romanen vergleichen, so lernen
wir folgende Vorzüge der letzteren kennen : die Zeichnung von
Charakteren, die psychologische Seelenmalerei, das Vorhanden-
sein eines bedeutenden Hintergrundes, das culturhistorische
Moment.
Sprottau. Dr. C. Härtung.
Camoens als Dichter und Krieger.
Von
Dr. J. J. 8. Hay.
Camoens 9 in deseen Persönlichkeit sich gewissermaassen
die ganze portugiesische Literatur concentrirt, wurde 1524 zu
Lissabon geboren. Trotz der Mittellosigkeit seiner Eltern er«
hielt er eine gute Erziehung, die sich in Waffenübungen und
in wissenschaftliche Studien theilte. Einige Jahre scheint er
auf der damals gerade durch Johann IIL erneuerten Universi-
tät von Coimbra zugebracht zu haben. Wenigstens scheinen
dafür die vielen Stellen in seinen Werken zu sprechen, an denen
er des Mondego» an welchem bekanntlich Coimbra liegt, ent-
zückt gedenkt. Dass hier in Coimbra die Liebe zuerst des
Dichters Herz entzündet, dürfen wir aus verschiedenen Winken
entnehmen, vornehmlich aus dem Sonette, mit dem er der Stadt
seiner Bildung und ersten Liebe Lebewohl sagte:
Da, des Mondego süsse, klare Fluth,
Erinn'mii^ rauscht aus dir mit leisen Klagen;
Hier hat im Arm die Hoffnung mich getragen
Hier täuschte mich ein froher Jugendmutb.
Ich hab' an Dir zum letzten Mal geruht!
Doch der Erinn'rung will ich nicht entsagen,
Sie wächst in mir in allen Folgetagen,
Sie nehm' ich mit mir als mein höchstes Gut
Wohl kann sn fernen feindlichen Gestaden
Mich das Geschick vertreiben, kann mich zwingen
Der Stürme Spiel zu sein auf fremden Pfaden,
Doch wird es niemals seinem Hass gelingen,
Dass nicht in dir sich die Gredanken baden,
Die darch die Fem' auf leichten Flügeln dringen.
122 Camoens ah Dichter und Krieger.
Nach Vollendung seiner Studien nach Lissabon etwa im
20. Jahre zurückgekehrt, lebte er als Edelmann eines berühmten
Geschlechtes am Hofe, allein seine Liebe zu einem UofFräuIein
— Donna Catharina de Ataide war ihr Name — bewirkte bald
seine Verbannung. Catharina war mit den ersten Häusern des
Reiches verbunden, und war, wenn wir den Schilderungen des
Dichters glauben dürfen, mit allen Reizen einer bezaubernden
Schönheit geschmückt:
Wenn aus dem hoMen Lachein, der Geberde
Mein Auge trinkt ein volles, süsses Leben,
Führ ich den Geist so freudig sich erbeben,
Dass mir ein Paradies erscheint die Erde.
Wer nie das Glück gepflegt an seinem Herde,
Sieht jedes andre Gut wie Dufi versch weben,
Und wenig braucbt*8, wenn solch ein Loos gegeben,
Dass die Vernunft ihm fremd und treulos werde.
Ich werde nie mich müh^n, Dein Lob zu künden;
Wess Seele Deiner Anmut h Glanz erhellt,
Weiss, doss kein Mi^nscb vermag sie zu ergründen.
Du bist ein solches Wunder dieser Welt,
Wer Dich erschuf, ein Jeder glaubt es gerne,
Dass er den Himmel schuf und alle Sterne.
Wie diese Liebe ihm den grössten Theil seiner Dichtungen ein-
gab, so wurde sie die Quelle seines spätem Ungemachs. Ob-
schon auch Camoens von edler Geburt war, fehlten ihm doch
äussere Glücksgüter, deren Mangel die Familie Ataide bewogen
zu haben scheint, diese Verbindung nicht zu fördern, und die
in jener Zeit sehr strengen Gesetze gegen Liebesverhältnisse
am königlichen Hofe anzurufen. Camoens wurde nach Riiatajo
verbannt, und hier mag der grösstc Theil seiner lyrischen Ge-
dichte und seine Comödien entstanden sein. Bald sehen wir
ihn auf der kriegerischen Laufbahn und an dem Ruhme seiner
Landsleute theilhaben, den diese in fernen Ländern ernteten.
Zunächst scheint Camoens nach Afrika gegangen zu sein, wo er
unter dem Befehle des Pedro de Menezes in mehreren Schiach-
net mitfocht und zuletzt, wie dies aus der zweiten Elegie her-
vorgeht, in der Festung C^uta längere Zeit verweilte. In der
Enge von Gibraltar verlor er, neben seinem Vater, der eines der
Schiffe befthligte, kämpfend» durch den Schuss eines Mauren
Camoeas ab Dichier and Krieger. 128
das rechte Auge, worauf er aich in der elften Canzone bezieht.
1552 nach Lissabon zurückgekehrt, fanden seine Verdienste
nicht die geringste Anerkennung, lieber diesen Undank des
Vaterlandes und die Krankungen bei Hofe unwillig, beschloss
er dem Vaterland und allem Theuren Lebewohl zu sagen, und
in Indien es auch einmal mit dem Ruhme, den er sein eigen
nannte, zu versuchen. Im März 1553 ging unter dem Ober-
befehle des Admirals Fernandez Alvares Cabral ein Geschwa-
der Yon vier Schiffen in See, von denen nur Eines, das, auf
dem Camoens sich befand, einem furchtbaren Sturm entrann
und nach Goa im September gedachten Jahres gelangte. Nach
einmonatlichem Aufenthalte daselbst, schiffte sich der Dichter
mit dem VicekSnige Affbnso de Noronha auf einer mächtigen
Flotte ein, welche den indischen Fürsten von Cpchin und Pakah
Unterstützung gegen den König von Chembä bringen sollte,
der jenen einige Inseln abgenommen hatte. Noch auf diesem
Zuge begriffen, erhielt Camoens im September 1554 die Nach-
richt vom Tode seiner beiden Freunde, des Statthalters Pedro
de Menezes, der vor Cöuta fiel, und des Antonio de Noronha,
den die Mauren in Tetunn in jungen Jahren getödtet hatten.
Das Angedenken Beider feiert er wiederholt in seinen Gedich-
ten, vorzüglich schön das des ersten, der auch in Indien ruhm-
voll gekämpft hatte, im 88. Sonette:
GewaltVe Kraft, der gleich auch die Gedanken;
Ein Wille, der in Thiiten sich ergossen.
Nicht wirkungslos in bancer Brtist verschlossen,
Dem Seufzer gleich, den leere Lüfte tranken.
Ein Geist, der nie gekannt der Selbstsucht Schranken,
Schon desslialb werth des Ruhms, den er genossen;
Ein EiseuHrm, vor dessen Stablgeschossen
Der Malubarcn wilde Horden sanken;
VoUkomrone Anmuth scböngefornitcr Glieder;
Enthaltsamkeit und schamhaft edle Scheue: —
Gewiss ein edles, himmlisches Gebilde!
So grosse, seltne Tueend, werth der Lieder,
Werth, dass Homer den Heldensanf|[ erneue.
Liegt, Erd* und Staub, nun unter diesem Schiide.
Im Jahre 1555 sehen wir den Dichter bei der Flotte des
Idanoel Vasconcelles in der Meerenge von Mecca, im Kampfe
1S4 Camoens als Dichter and Krieger.
mit arabischen Corsaren. Auf Socotora überwinterte er und
schrieb die berühmte neunte Canzone, welche uns einen Blick
in die vom tiefsten Leid zerrissene Seele des Dichters thun
lässt. Er klagt darin , dass ihm dort das menschliche Mitleid
▼ersagt würde; dass selbst seine Freunde ihn schon beim ersten
Drohen des Unglücks treulos verliessen, und man ihm in spä-
tem traurigen Fällen sogar die Erde streitig gemacht, wo sein
Fuss wandelte, und die Luft, die er einathmete. Im October
1556 kehrte Camoens nach dreijähriger Abwesenheit nach Goa
zurück und fand daselbst in der Person des Francisco Barreto
einen neuen Vicekönig. Bei Gelegenheit der Festlichkeiten,
welche einige hochgestellte Personen zu Ehren des neuen Statt-
halters veranstalteten 9 veröffentlichte Camoens ein satyrisches
Gedicht: disparates na India (Thorheiten in Indien), in welchem
er die Sittenverderbniss des grössten Theiles der Bevölkerung
scharf geisselte, und auch keineswegs die Grossen unberührt
Hess. Zu gleicher Zeit erschien ein halb poetisches , halb pro-
saisches Flugblatt, das , obschon es durchaus keine Spur vom
Geiste des Camoens zeigt, doch demselben zur Last gelegt
wurde, und mit dem vorher genannten Gedichte die Ursache
der Verbannung des Dichters nach den Molukkischen Inseln
wurde. Ueber drei Jahre lebte der Dichter in Malakka, auf
den Molukken und in Macao zur Verbüssung seiner Strafe ein
kummervolles Leben, in das als einziger Lichtstrahl das Zauber-
bild der Geliebten in ferner Heimat hineinleuchtete. Nach dem
Regierungsantritte des Vicekönigs Constancio de Braganza
wurde das gegen Camoens erlassene Verbannungsdecret im
Jahre 1559 aufgehoben und demselben der Posten eines prove-
dor mor dos defuntos in Macao anvertraut , dass er zusehe,
wie er sich aus seiner Dürftigkeit reissen könne« Mit diesem
Amte war die Oberverwaltung des Nachlasses Verstorbener
verknüpft. Hier in Macao schuf Camoens seine Lusiaden, die
er in der noch heute vorhandenen sogenannten Camoens-Grotte,
jeden Tag einige Stunden dem Gedichte widmend, niederge-
schrieben haben soll. Die Lusiaden d. h. die Söhne des Lusus,
des mythischen Stammvaters der Portugiesen, sind die natio-
nalsten aller Epopöen, indem sie ein Bild des ganzen portugie-
sischen Ruhmes entrollen und die Verherrlichung des Vaterlan-
Camoens ab Dichter und Krieger. 185
des in den geschilderten Grosethaten seiner Söhne in drei Welt-
theilen zum Gegenstande haben. Indem der Dichter , an die
Wiege seines Volkes tretend, schildert, wie gering sein Anfang
war, wie die kleine Heldenschaar seiner erstgeborenen Sohne
der weiten Maurenherrschaft einen Landstrich nach dem andern
nnter heissen Kämpfen entreisst und auf der andern Seite Ca-
stiliens Uebermacht die Spitze bietet, seine Unabhängigkeit er-
ringt und immer muthvoU yertheidigt, im Innern unter tüchtigen
Königen sich befestigt, dann die ihm zu engen Grenzen über-
schreitend, jenseits des Meeres in einem andern Welttheil, in
Afrika sucht und erwirbt, was ihm in Europa versagt ist, dort
in Kämpfen mit den Mauren und in Versuchen auf einem neuen
Element die Kräfte stählt zu dem grossen Unternehmen, das
dem Heldengeist der Portugiesen in einem dritten Welttheil und
zu gleicher Zeit in der neuen Welt den Schauplatz glänzender
Thaten öffnet, — gelangt er zu der glorreichsten Epoche seines
Volkes und entrollt sofort das grossartige Gemälde der Ent-
deckung Indiens auf dem Wege um Afrika durch Vasco da
Gama, der Begründung der portugiesischen Herrschaft auf In-
diens Küsten und Meeren unter dem stolzen Almeidos und dem
grossen Albuquerque, das grosse Bild ausschmückend mit Allem,
was der Orient in seiner PrachtfUlle und in seinem Dufte von
Wohlgerüchen Bezauberndes ftir Sinn und Phantasie bietet, und
der Dichter mit der Frische eigener Anschauung und Empfin-
dung in sich aufnehmend in der wohlklingendsten Sprache wie-
dergiebt So erwuchs ein Nationalepos aus der National-
geschichte, aus dem Herrlichsten derselben, einem Stoffe, wie frei-
lich keine andre Nation der neuem Zeit in dieser Weise ihn
liefern konnte, aufgefasst mit einer poetischen Kraft, von einer
Vaterlandsliebe beseelt und mit einer Ursprünglichkeit der An-
schauung geschildert, wie die Geschichte der neuern Poesie ein
gleiches nicht aufzuweisen hat. Wohl konnte Camoens auf die
Vortheile und gewinnenden Schönheiten, welche ihm die epische
Darstellung einer einzelnen Heldengestalt gewährt hätte, ver-
zichten, indem er auf das Interesse zählen durfte, das an dem
grossen (ftir den Dichter freilich schwierigem) Nationalwerk sein
ganzes Volk nehmen werde, weil es selbst in seiner Geschichte
gleichsam dem Maler gesessen hatte und sich in dem Licht-
126 Camoena als Dichter and Krieger.
bilde verherrlicht sah. Camoena' Poesie , wie sie sich in den
Lusiaden vor uns aafthut» hat ihre Grösse in den Natnrscenen.
Wenn er dabei phantastisch wird, so ist dies doch nur der
glühend heisse Blick , womit sich eine südliche Seele in die
Wunder des Himmels und des Meeres einsaugt, hat nichts von
den Traumgebilden an sich, die eine müssige Phantasie aus
sich selbst erzeugt. Daher nimmt sich Camoens' Poesie gegen
die des Ariost oder Tasso aus» wie Wirklichkeit gegen Traum.
Seine Phantasie war dabei so voll von der Bilderwelt des Alter-
thumSy dass er ungeachtet seiner, auch im Gedicht an den Tag
gelegten Bechtgläubigkeit, die Götter der alten Mythologie mit
dem Christenthume durcheinandermengt. Dies macht zwar
einen barocken Eindruck, indess doch nicht in dem Grade, als
man erwarten sollte, indem wir bei der Lesung des Gedichtes
fiihlen, dass diese Mischung nicht ein blosser Einfall, sondern
etwas Empfundenes ist und sich auf Anschauungen gründet
Denn die Vorstellung, dass Bacchus als der Dämon des indischen
Fabelwesens, sein Reich vor den Einflüssen der neuen christ-
lichen Eindringlinge zu bewahren sucht, ist ein ebenso natür-
licher, als untadelhafler Gedanke. Dass aber Venus und Mars
die portugiesische Flotte beschützen, diese Idee ist vom Stolz
eingegeben. Denn beide Gottheiten, welche den Aeneas von
Troja nach Latium geleiteten und immer Schutzgottheiten der
Bömer blieben, stellen in dei* Phantasie des Dichters den römi-
schen Geist und das römische Kriegesglück vor, von welchen
beiden er glaubt, dass sie vom alten Rom auf sein Vaterland
wie durch eine Translation der Gottheiten übergegangen seien.
Auf diese Weise gleicht nun der griechische Olymp hier einem
Indrahimmel, welcher neben dem Brahmahimmel des Glaubens
seine ruhige, ungestörte Existenz hat. Obendrein hielt man
damals die wunderbare Machinerie in der Epopöe ftir unent-
behrlich, indem man den wesentlichen Unterschied zwischen
Homer und Virgil übersah , dass bei jenem das Miteingreifen
der Götter in die Handlung auf dem Volksglauben beruhte, bei
diesem aber absichtlich ersonnen ist, und daher frostig erschei-
nen muss. Störender, als die Einmischung der Mythologie der
Alten scheint das Auskramen antiquarischer Gelehrsamkeit.
Wenn der Dichter z. B. seinen Adamastor, in welchem er
Camoens ab Dichter nod Krieger. 12?
das Cap der guten Hoffnung personificirt, mit dem Coloss von
Rhodua vergleicht:
So eross an Gliedern war er traun 1 nnd ohne
Zu dichten, darf ich sagen, dass er leicht
Den rhodischen Colossus, diese Krone
Der sieben Wunder einat, an Höh* erreicht —
Bo liegt uns der Gegenstand der Vergleichung zu fern; und
haben wir nun wirklich erfahren, dass Chares von Lindos den
rhodischen Koloss 70 £llen hoch gebildet hat» so bleibt doch
dafi Gleichniss frostig und farblos. Um vieles treffender wusste
Dante die schauerliche Grosse seines Lucifer anzudeuten, wenn
er sagt:
Und wie ich eines Riesen Maass erreiche,
Erreicht' ein Kiese seines Armes Maass.
Doch dies sind kleine Flecken, die den Lusiaden des Camoens
anhaften, da seine Kunstansichten sonst durchweg zu loben
sind. Die Lusiaden sind, wie mehrfach treffend ausgesprochen
worden, das eigentlich maritime Epos. Die Grösse des oceani-
Bchen Meeres, die uns bei Homer, Ossian, in den Runots der
Kalewala, im Beowulf und der Gudrun obenhin angedeutet
wird, schauen wir hier zum ersten Male in ihrer ganzen Aus-
dehnung vor uns aufgedeckt. Unnachahmlich, sagt Humboldt,
sind in Camoens die Schilderungen des ewigen Verkehrs zwi-
schen Luft und Meer, zwischen der vielfach gestalteten Wol-
kendecke, ihren meteorologischen Processen und den verschie-
denen Zuständen der Oberfläche des Oceans. Er zeigt uns die
Oberfläche, bald wenn milde Winde sie kräuseln und die kur-
zen Wellen im Spiel des zurückgeworfenen Lichtstrahls funkelnd
leuchten, bald wenn Coelho's und Paul da Gama's Schiffe in
einem furchtbaren Sturme gegen die tief aufgeregten Elemente
ankämpfen. — Und in diesem Sinne ist Camoens allerdings der
grosste Seemaler aller Zeiten und eben der Schöpfer des mari-
timen Epos. Die eigentliche Handlung in den Lusiaden ist
daher nicht in einen Kampf der Portugisen und Inder, sondern
in den Kampi mit dem Weltmeer und in den Sieg über dessen
fnrchtbare Gewalt zu setzen, die vorzüglich durch den Biesen
Adamastor geschildert wird. Die Vermählung Gama's mit der
Thetis soll die Seeherrschaft der Portugiesen symbolisch be-
128 Camoens als Dichter and Krieger.
zeichnen, was Camoens theils dadurch ausspricht, dass Thetis
und die Nymphen die Ehre der Portugiesen bedeuten sollen,
theils dadurch, dass Thetis am Schluss dem Gama das ganze
Weltgebäude nach dem Ptolemätschen System erklärt und ihm
verkündet, dass die Portugiesen von jetzt ab durch keines der
andern europäischen Völker beherrscht werden würden. Ca-
moens kennt das Eis der südlichen Meere und wie Vespucci
nennt er die dem Südpol nächste Himmelsgegend stemenarm.
Er beobachtet das St. Elmsfeuer, jene glänzende Erscheinung,
die sich in Gestalt einer Flamme auf den Spitzen der Maate
und Rahen der Schiffe sehn lässt, und für eine Vorbedeutung
des nachlassenden Sturmes gilt:
Das Licht, das lebende, eewahrt' ich klärlich,
Das immerdar dem Seevoik heilig i^^ait,
Wenn Ungewitter dunkelt^ und gefährlich
Der Sturm sich aufmacht, und Gebeul erschallt.
Unmittelbar daran schliesst sich eine brillante Beschreibung der
Trombe, die — ohne bei aller Genauigkeit je undichterisch zu
werden — vier ganze Stanzen fiillt, und von den Worten ge-
folgt wird:
Wenn jene Späher in den Wunderreichen
Der Erde, die besucht so manches Land,
Gleich mir, die Din^e säh'n, die wundergleichen,
So manchem Wind ihr Segel zugewandt:
Welch* grosse SchriAen von der Stern* und Zeichen
Einflüssen hätten wir von ihrer Hand!
Seltsame Ding* in welcher hoben Klarheit,
Und Alles ohne Lüg' und lautre Wahrheit.
Den Sturm zur See, sowie einen Orkan, der durch einen
Wald zerstörend dahinbraust, schildert Camoens gleich treffend.
Mit grosster Anschaulichkeit beschreibt er eine indische Berg-
landschnft und skizzirt kurz die Formationen oceanischer Eilande.
Die Eigenthümlichkeit der tropischen Zone hat er durch die
Schilderung des Lichts, welches Helios dort in Fluthen ver-
schwenderisch ausgiesst, und des Würzgeruchs, der von den
sonnedurchkochten Pflanzen ausduftet, vortrefflich hervorgehoben.
Der Portugiese findet sich und seine schönsten Wünsche, sein
edelstes Streben in jedem Verse der Lusiaden wieder; und
Alles ist Wahrheit, nicht Fabel — Geschichte, nicht Erfindung.
Er liest, lernt, singt Camoens' Stanzen; das Hochgefühl, daa
Camoeds als Dichter und Krieger. 129
ao8 ihnen spricht, versetzt ihn in die glorreichen Tage der por-
tugiesischen Grösse, und in dem stolzen Traum vergisst er, dass
sie langst entschwunden. Sie waren es schon, als Camoens.
sein Auge schloss, und bald sollte durch die Vereinigung Por-
tugals mit Spanien selbst die Unabhän^gkeit des Vaterlandes
zu Grunde gehn. Camoens hat es verstanden, seine Sprache
zur Majestät des Heldengedichts zu adeln; seine Reime sind
volltonig, nicht selten bedeutsam und ein wahres Echo des In-
halts. — Unserm Dichter, der, wie schon bemerkt, die Lusiaden
in Macao nicht nur entwarf, sondern auch vollendete, ward end«
lieh die Erlaubniss, nach Goa zurUckkehren zu dürfen, woselbst
er am 3. Sept. 1564 wieder eintraf. Doch sollte, ehe er Goa
erreichte, ihn noch ein neuer Schicksalsschlag treffen: am Aus-
flusse des Mecom in Camboja litt er Schiffbruch, und rettete
ausser dem Leben nichts, als das von Seewasser durchnässte
Manuscript der Lusiaden, allerdings seinen köstlichsten Schatz.
Hier dichtete er eines seiner werthvoUsten Gedichte, auf das
wir noch ausführlicher zu sprechen kommen werden. Im X.
Gesänge der Lusiaden, wo^die Thetis dem Vasco da Gama den
Schauplatz der künftigen Eroberungen der Portugiesen zeigt, da
sagt sie, von Camboja's Küsten redend, mit deutlicher Be-
ziehung auf den Dichter selbst :
Noch wird er einst mit sanftem, lindem Arme
Aufnehmen die Gesang^ in seinen Schooss,
Die nass dem Schiffbruch, düsterm, trübem Harme,
Entronnen sind; der Klippen wililem Stoss,
Dem Hunger, den Gefahren, wann der Arme
Entfloh des Kerkers ungerechtem Loos,
Dem seiner Laute volles, helles Klingen
Mehr Ruhm dereinst, als Erdenglück wird bringen.
Unter dem Nachfolger des Constancio de Bragan^a, dem
Grafen von Bedondo, wurde Camoens von einer Zahl Uebel-
woUender der Veruntreuung von Geldern in der Provedoria zu
Macao angeklagt und musste sich einer längern Untersuchungs-
haft unterziehen. Es gelang ihm zwar, sich völlig zu recht-
fertigen; doch, als ihm die Kerkerthüre wieder geöf&et werden
sollte, liess sie ihm ein gewisser Miguel Coutinho, dem er
200 Cruzados schuldete, wieder verschliessen, aus welcher
neuen Verlegenheit ihn nur die Gunst des gerade in der Stadt
Archiv f. n. Spr.ichcn. XLIX. 9
ISO CamoetM als Dichter und Krieger.
anwesenden Vicekönigs befreite. Unter diesem , sowie dessen
Nachfolger Antao de Noronba betheiligte sich unser Dichter noch
bei verschiedenen kriegerischen Unternehmungen , und lebte
während des Winters den Studien und der Poesie. Während
sich sein Leben nun allmälig angenehm zu gestalten schien«
sollte ihn noch der härteste Schlag treffen : Catharina de Atayde
starb und mit ihr die letzte Hoffnung in der schmerzzerrissenen
Seele des Dichters:
Da meine Seele, die so früh geschieden
Aus diesem Leben, das dir nicht gefallen,
Jetzt ruhst du ewig in des Himmels Hallen,
Indess ich leb' in stetem Schmerz bienieden.
Lebt das Gedächtniss fort im Himmelsfrieden,
Wenn auf zu dir der Erde Klagen schallen,
Gedenk* der Liebe, dir geweiht vor Allen,
Die du in meinen Blicken nicht vermieden.
Und wenn das Leiden, das mich schwer bedrückt.
Für das ich keinen Trost hier finde, keinen,
Wenn dich des Herzens bange Sehnsucht rührt:
So bitte Gott, der dich so früh entrückt,
Mit dir so schnell mich wieder zu vereinen.
Wie er dich schnell dem trüben Blick entführt.
Den letzten Wunsch, das Vaterland wiederztiBchen, erfüllt
zu wissen, bot sich ihm dadurch Gelegenheit dar, dass der
zum Statthalter von Sofala ernannte Pedro Barreto ihn unter
grossen Versprechungen bewog, ihn dahin zu begleiten. Von
dort aus konnte Camoens Lissabon leichter erreichen. Doch
sah er sich in der Person des Barreto getäuscht, der, als Ca-
moens nicht die gewünschte Unterwürfigkeit an den Tag legte,
ohne Weiteres seine Hand von ihm abzog. Der Geschichts-
schreiber Diego de Coccto, der mit mehreren Freunden unsera
Dichters nach Mozambique kam, erzählt: Wir fanden ihn so
arm, dass er von Freunden lebte, und um seine Einschiffung
nach Portugal zu ermöglichen, sammelten wir Freunde Wäsche,
soviel er nöthig hatte, und es gab Keinen, der ihm nicht zu
essen gegeben hätte. Durch die Hülfe dieser Freunde , welche
dem Pedro Barreto die angeblich für Camoens während der
Ueberfahrt von Goa nach Mozambique verauslagte Summe wie-
dererstatten mussten, gelangte der Dichter im Jahre 1569 nach
Cunoens als Dichter und Krieger. ISl
sechzehnjähriger Abwesenheit wiedier in Lissabon an , um
Augenzeuge des raschen Verfalles portugiesischen Ruhmes zu
werden. Schon hatte Sebastian den Thron der Väter bestiegen,
und eine pestartige Seuche wüthete im Lande. Der Konig,
dem die Lusiaden, welche 1572 schnell hintereinander in zwei
Auflagen erschienen, in einem Prolog und Epilog zugeeignet
sind, belohnte den Dichter mit der Aussetzung einer Pension
Yon 15 Milreis (nach unserm Gelde etwa 25 Rthlr.), an welche
noch die besondere Bedingung für Camoens geknüpft war, dem
Hofe überall hin folgen zu müssen. Diese kärgliche Summe
reichte freilich nicht hin, den Dichter gegen Noth zu schützen;
auch ging sie, nachdem Sebastian seine afrikanische Expedition
angetreten, ihm wieder verloren. Die letzten sieben Jahre sei-
nes Lebens verbrachte er in grenzenlosem Elende, das so weit
ging, dass ein Javaner, Namens Antonio, den er aus Indien
mitgebracht hatte, Almosen für ihn bettelte. Den Becher des
Leids sollte er bis zu den Hefen leeren und des Truges der
Hofinung sich ganz bewusst werden:
Was beut die Welt, um noch danach za spähen?
Wo ist ein Glück, dem ich mich nicht entschwur?
Venirass nur kannt* ich, Argwohn kannt' ich nur,
Dich, Tod, zuletzt, was konnte mehr geschehen?
Dies Leben reizt nicht, Leben zu erflehen,
Dass Gram nicht tödte, weiss der, der*8 erfuhr:
Birgst da noch grössres Missgeschick, Natur,
Dann seh* ich's noch, denn Alles darf ich sehen 1
Der Unlust lange starb ich ab und Lust,
Selbst jenen Schmerz verschmerzt* ich, büsst* ich ein,
Der längst die Furcht gebannt mir ans der Brust.
Das Leben fohlt' ich als verliebte Pein,
Den Tod als unersetzlichen Verlust,
Trat ich nur darum in das kurze Sein?
Eines bewahrte sich unser Dichter auch im Drange des Unge-
machs; das war eine glühende Vaterlandsliebe, die noch aus
dem letzten Briefe seiner Hand, von dem wir Bruchstücke be-
sitzen, recht klar hervorleuchtet. „Endlich,^ schreibt er, „werde
ich das Leben enden und Alle werden sehen, wie ich meinem
Vaterlande so ergeben war, dass ich nicht allein zufrieden, in
ihm, sondern mehr noch, mit ihm zu sterben.^ Bei der Kunde
des Unglückstages von Acaster rief er aus: ao menos morro
iS2 CamöetiB als Dichter und Kriegei^.
com ella, „wenigstens sterbe ich mit dem Vaterlande.^ Und
das sollte sich ihm erfüllen. Längst hatte er gelernt, irdischer
Liebe sich abzukehren und sich einer unvergänglichen sehn-
süchtig zuzuwenden:
Vertraae nicht der trü^ichen Erscheinung,
Greborfft nur war, was Du (geliebt im Le^n,
Der Welt Gestalten wandelbar zerstiebten.
Du wandle auch Empfindung, Wunsch und Meinung,
und bleib* allein der Liebe treu ergeben,
Die unTergünglich ist mit dem Geliebten.
So vorbereitet fiir den ernsten Schritt, erlag er einer schwe-
ren Krankheit in einem Hospitale zu Lissabon vermuthlich im
Anfange des Jahres 1579. Wo seine Gebeine ruhen, weiss
Niemand. Camoens war von mittlerer Statur, mit vollem Ant-
litz, das nach der Stirn zu einen melancholischen Ausdruck
zeigte. £r hatte eine längliche, in der Mitte erhöhte und stark
abgestumpfte Adlernase. Sein Haar war hellblond, fast gelb.
In seiner ganzen Erscheinung war 6r höflich und anmuthig, be-
sonders in seiner Jugend, und bevor er sein rechtes Auge ver-
loren hatte. In seinem Umgange war er sehr gewandt, heiter
und scherzend bis zu jenen Tagen der letzten Jahre seines
Lebens, wo ihn ein allzu widerwärtiges Geschick mehr und
mehr zu trauerndem Trübsinn stimmte. „In Camoens,^ sagt
Braniss, „erscheint der erhabene Schmerz eines tiefen, begeister-
ten Gemüthes, das eine grosse, herrliche Zeit in das weite Grab
der Vergangenheit hinabsinken, und doch kein lebenskräftiges
Neues sich gestalten sieht, das in dem erfolglosen Unterneh-
men, darin der ritterliche Geist vor seinem Erlöschen noch ein-
mal aufflammt, seine letzte Hoffnung verliert und in sich zu-
sammenbricht.^ Auch in dem Drucke der äussersten Noth zeigt
sich Camoens frei, unabhängig und tugendgross; trotz aller
Kränkungen und Verfolgungen ergiebt er sich nie leidenschaft--
lichem Hasse gegen seine Feinde, und bei hoher Liebe zu
König und Vaterland bleibt er doch jedem Ausdruck der Schmei-
chelei fern. Mit edlem Freimuthe tadelt er die staatlichen Ver-
hältnisse des damaligen Portugal, und mahnt wiederholt den
König, sich mit treuen Käthen zu umgeben. Wie eine Ahnung
eigener Geschicke erscheint es, wenn Camoens den Undanl^
Camoens als Dichter und Krieger. 183
rügt, den der Held Pacheco erfuhr, die Armuth, worin er starb,
und dann hinzufiigt:
So handeln Kön*^e, <fie zu dürfen glauben
Mehr als Gerechtigkeit und Treu erlauben.
Mit allen Rittertugenden ausgestattet, einte unser Dichter
dem Muthe und der Tapferkeit die reinsten Geftihle einer edlen
Liebe, deren Intension in ihrer Dauer die Probe bestand, und
welche seine ganze Poesie wunderbar verklärt
Camoens war in der Bibel sehr bewandert, wie die häufige
Anziehung biblischer Bilder deutlich zeigt; auch liebt er es,
biblische Texte zu paraphrasiren. Unter seinen lyrischen Dich-
tungen sind die Canzonen von Seiten der Sprache die vollen-
detsten Producte des Dichters, und die Naturanschauungen sind
auch hier von hoher Wahrheit. Für die Kenntniss seiner per-
sönlichen Verhältnisse sind dem Literarhistoriker die Elegien
vielleicht die wichtigste Quelle, und sie scheinen zu seinen
frühesten Dichtungen zu gehören. Unter den Gedichten des
Camoens im Nationalstyl sind alle nur möglichen, in Spanien
und Portugal gebräuchlichen Formen zu finden, und romantisch-
galante Spiele des Witzes und der Phantasie wechseln mit
tfchwermüthigen und religiösen Liedern, die allzumal aus der
Tiefe des Herzens kommen, wie dieses:
Tief im Herzen trag' ich Pein,*
M1188 nach aussen stille sein.
Den geliebten Schmerz verhehle
Tief ich vor der Welt Gesicht ;
Und es fühlt ihn nur die Seele,
Denn der f^eib verdient ihn nicht.
Wie der Funke frei und licht
Sich verbirgt im Kieselstein,
Trag* ich innen tief die Pein.
Doch bei weitem das berühmteste seiner lyrischen Gedichte
sind jene 36 Decimen, die Lope de Vcga im Lauret de Apolo
so ungemein erhebt, und welche, wie schon erzählt, Camoens
nach seinem Schiffbruche am Ausflusse des Mecom, den 137.
Psalm „An den Wassern Babels sassen wir und weineten'^
* Dies Gedicht ist trefflich von E. Geibel übersetzt. Vcrgl. auch das
.Spanische Liederbuch," von Geibel und Heyse gerne! nschalUich übersetzt.
184
Cmnoens als Dichter und Krieger.
paraphraftirendy dichtete. Sie enthalten als Hauptgedanken die
Vergleichung der Gegenwart und Vergangenheit in der Lage
des Dichters mit einem bildlich gedachten Babylon und Zion.
Zu den schönsten Strophen gehören diejenigen, in denen der
Dichter über die Macht des Gesanges spricht und deren Gren-
zen bezeichnet. Doch ich will dem Urtheil des Lesers nicht
vorgreifen, wiewohl ich mich überzeugt halte, dass dieses herr-
liche, in Deutschland leider kaum genannte Gedicht auf jedes
ob religiös gestimmte oder höheren Einwirkungen verschlossene
Herz mit der vollen Gewalt der Poesie wirken muss.
An den Wassern ich mich fand,
Die durch Babvlonien gehen,
Sasfl and weint , als ich eesehnn
In Gedanken Zions Land,
Und was mir einst dort eeschehen.
Und aus meinen Augenhöhlen
DKuchte mir der Strom geronnen,
So ward alles aasgesponnen,
Babel als mein jetzig Quülen,
Zion als die alten AVonnen.
Angedenken seFger Stunden
Stellten sich im Herzen dar,
Und was fern dahin geschwunden.
Hatte neu sich eingefunden,
Als ob's nie geschieden war.
Doch indem ich auferwachte,
Meine Augen voller Zähren,
Von dem Traum, den ich mir dachte,
Sah ich, wie das hingebrachte
Glück, nur Kummer mag gebaren.
Sah, wie von dem Wandel stammt
Aller Schmerz, den wir erfahren.
Und der Wandel von den Jahren,
Sah, wie Hoffen insgesammt
Muss den Trug der Zeit gewahren.
Sab, wie. ach! so kurz verweilet
Unsrer Tage höchstes Glück,
Wie ihm nach das Uebel eilet,
tSsh, was dem für Trost ertheilet.
Welcher traute dem Geschick.
Sah, wie, was am meisten frommt.
Dann sich erst enthüllet klar^
Wann es fem geschieden war,
Wie nach Guteih Schlimmes kommt,
Nach dem Schlimmen Schlimmres gar.
Sah, wie man mit Noth und Müh*
Nichts erkaufen mag als Reue,
Sah gar nichts mehr, das erfreue.
Sah mich selber, wie ich hie
Klagen in den Wind verstreue.
Wol sind Ströme diese Thränen,
W ei die mir das Blatt benetzen,
Wol mag mich in Angst versetzen
Dieses tiefverwirrte Sehnen,
Babels Irrsal gleich zu schätzen. —
Wie ein Mann als Unterpfand,
Da9s ihn einst Gefahr bedrängte.
Nun den Sinn vom Krieg er lenkte.
An des Tempels heiFge Wand
Seine Waffenrüstung hängte: —
So, da selbst ich most* entscheiden,
Wie ich meines Lebens Lauf
Nur dem Denken an mein Leiden
Weihe, hangt* ich an die Weiden
Meiner Lieder Büstzeug auf,
Welches einstens so er&eulich
In den alten Tagen mir.
Bleib du, meine j^ust und Zier,
Sprach ich, der Erinnerung heilig,
In dem Weidenbusche hier.
Meine Flöte, die erschallend
Berge sich bewegen hie^s.
Berge, hin zu dir entwallend.
Und den Bächen, abwärts fallend,
Aufwärts neue Pfade wies!
Nicht mehr werden auf mein Blasen
Tieger milde näher kommen.
Nicht die Lämmer auf dem Rasen
Unterlassen mehr ihr Grasen,
Wenn sie deinen Ton vi*rnooimen.
Camoens als Dichter and
185
Nicht mehr werden, dich su ehren,
Disteln an des Baches Hügeln
Sich in Kosen hold Terkehren,
Keinen Strom mehr wirst da sügeln,
Minder meinen Strom der Zähren,
Keinen Wald mehr du bewegen,
Noch dass dir er eile nach.
Mehr den reinen Quell vermögen,
Konntest du doch nicht bewegen
Deine« Meisters Ungemach.
Doch ErinnVans jener Liebe,
Die mich da ^langen hielt,
Fragte mich mi re^en Triebe,
Wo ich mit den Liedern bliebe.
Die in Zion ich gespielt.
Wo er hin sei, &r Ge8an£[,
Den so laat die Völker pneaen.
Hat doch süsser Saitenklaog
Sich bei jedem Lebensdrang
Immer huldreich noch bewiesen.
Darum bleib der sichern Hut
Fama^a zum Geschenk gebracht,
Flöte, sonst mein höchstes Gut —
Schwindend aaf des Lebens Flnth,
Kommt das Glück ja ausser Acht.
Trifil die zarte Jueendzeit
Freuden, die ihr alles gelten,
Ist der Mann sofort bereit
Nur fiir Tand and Nichtigkeit
Jenes alte Glück zu schelten.
Fröhlich singt der Wandersmann
Auf dem mühevollen Wege
Durch das wilde Waldgebege,
Wann die dunkle Nacht b^ann,
Dass der Seele Furcht sich lege.
Jener hinter'm Eisengitter
Singt zu seiner Ketten Klange,
Frohen Muthes singt der Schnitter,
Und dem Fröhner minder bitter
Schmeckt die Arbeit beim Gesänge.
Heut stand mir ein Himmel offen.
Morgen floh sein Bild von mir.
So treibt Wandel für und für
Uns von Hoffen fort zu Hoffen,
Nach Besier uns zu B^ier.
Aber we&he Hoffnung kann
Sicher sein im armen Leben?
Menschenloos voll Trug und Wahn!
Wie die Stunden vorwärts streben,
Melden sie den Tod uns an.
Ich, der solches wohl empfand
In der Seele tiefem Sinnen,
Sprach, wie mag im fremden Land»
Wer sich fremd sich selber fand,
Nur ein frohes Lied beginnen?
Wer die Brust mit Thränen netzt,
Ist für den der Lieder Gabe?
Aber singt, dass Trost er habe.
Wer in solches Leid versetzt,
Ich, nur ich will keine Labe.
Doch wenn ich dem Dickicht schenke
Meiner Jugend Liederspiel,
Nicht die Nachwelt von mir denke,
Dass dahin Geschick mich lenke
Oder meiner Jahre Ziel.
Alter, Zeit und mein Verzagen,
Wie so nichts getreu mir blieb,
Liessen mich dem Lied entsagen,
Nor nicht das aus mir verjagen,
Was mich einst zu singen trieb.
Müsst* ich doch mich selbst bethören,
Handelnd voller Unverstand,
Liess ich, um mein Leid zu stören,
Die Ges&nge Zions hören
Hier im fremden Babelland,
Und zertrümmert meiner Leiden
Niederlastendes Gewicht
Diesen Leib, so will ich scheiden,
Aber — solch ein Ziel zu meiden —
Aber singen will ich nicht.
Nein, bei Schmerz und Jammerleben,
Nein, bei Lust und Glückserwerbe,
Sonn' und Schnee und Windesweben
Wird vor meinen Au^en schweben,
Sie, um die ich fröhlich sterbe.
Meiner Flöte süsses Pfand,
Wol mir theuer sonder Gleichen,
Wie ich hier die Weide fand,
Liess ich*s ihr als Siegeszeichen,
Ihr, die mich einst überwand.
Wenn das reineste Gefühl
Nur im Schmerz ist zu erwerben,
Werden Qualen mir ein Spiel;
Denn wo ist ein schöner Ziel,
Als am reinen Schmerze sterben:
Nimmer soll die Flöte klagen,
Was ich bin, und was geschieden.
Nimmer soll die Schrift es sagen;
Wird die Feder doch ermüden,
Und ich selbst nach Ruhe fragen.
186
Camoens als Dichter and Krieger.
Weit des Lebens kurze Zeit
Sich im fremden Land erweitert,
Wie ihr Liebe das gebeut.
Drum der Feder Mime scheitert
Aufzuzeichnen solches Leid;
Aber lass ich*8 jetzt und immer,
Hinzuftchreiben, was verschwiegen
Lang ich Hess im Herzen liegen,
Sei doch der Gr«danke nimmer
Lass, nach Zion hinzufliegen.
Jene Aagen, deren Licht
Irdische Flammen mächtig zündet,
Sind nur Fackeln, Sonne nicht.
Nur der Abglanz von dem Licht,
Das sich rein in Gott befindet,
Und was mich gefangen hält,
Sind die Triebe dieser Erden,
Die der Herzen mächtig werden,
Böse Leiter mir geseilt
Meiner Seelen Heil zu fährden.
Land des Glücks 1 Dein Angedenken,
Wenn es je aus .mir entwich,
Soll sich dieser Tage Kränken
In Verfressenheit versenken
Ohn* Erbarmen, ewiglich.
Von der bittem Trennungspein,
Die ich wünschte eingegraben
Wol in Erz und Marmelstein,
Soll man keine Kunde haben,
Dies soll meine Strafe sein.
Ihnen ist es wohl bewusst.
Wie sie mich in Schaden bringen.
Wollte doch ihr Wort mich zwingen
Von der eitlen Erdenlust
Statt von ewiger Lieb zu singen. —
Doch nachdem der heiPge Strahl
Reini^nd mein Herz berühret
Hier im trüben Jammerthal,
Wie be^nnt das Lied zumal,
Das allem dem Herrn gebühret.
Und wenn je mein armes Herz
Fürderhin mich sollte zwingen,
Dich Jerusalem zu singen
Hier in meinem Trennungsschmerz,
Soll sich mir kein Wort entringen,
Soli die Zung' am Gaumen kleben
Mir sofort, als ich begönne,
Falls in meinem Jammerleben
Eine Stund* es sollte geben,
Da ich dein vergessen könne.
Also stark sind ew'ge Gnaden,
Die dus Heil der Seelen schaffen,
DasH sie mich der Schuld entladen.
So dass selbst vermeinter Schaden
Mich zur Tugend muss entraffen,
L^nd cl.iss dieses Liebessehnen,
So den Sinn gefan^n hält.
Zu der Wahrheit drin^rt vom Wähnen,
Von dem Schönen dieser Welt
Himmelan zum Ewigschönen,
Aber Land der Herrlichkeit,
Schaut ich nie dein wahres Wesen,
Bliebst du doch mir ewig weit,
Nicht Erinn'run^ in der Zeit
Ist's, wodurch wir hier genesen.
Denn ein unbeschrieben Blatt
Ist die Seele, doch die Zeilen
Ew*ger Schrift den Schaden heilen,
Von des Leibes Ruhestatt
Will sie dann zur Heimath eilen.
Bleibe drum die Flöte hangen,
Die mir einst so angenehm.
Und zur I^ier sieh mich langen,
Heiliges Jerusalem,
Neue Lieder anzufangen;
Nicht von Fessellast umschlungen
Mehr an Babels Höllenstrand,
Meiner Sünden Macht entrungen
Und empor zu dir geschwungen,
Du mein wahres Vaterland.
Fürder ist nicht mehr zu schmachten
Um des Leibes Vaterland,
Himmelan nur sei gewandt
Nach der heil'gen Stadt mein Trachten,
Wo die Seel' ihr Leben fand,
Und das holde Menschenbild,
Das mich zwang, ihm hier zu fröhnen.
Nicht des Busens Sehnen stillt,
Ist ein Strahl nur jenes Schönen,
Dem die wahre Liebe gilt.
Und wenn grimme Schicksalsmacht
Fürderhin mich sollte bänd*gen,
Ihr mein Leben einzuhänd*gen ;
Sei getilgt, was ich vollbracht.
In dem Suche der Lebend*gen.
Goldne Leier, andrer Meinung
Nehm* ich dich mir jetzt zu eigen,
Drum soll die Verwirrung schweicren.
Und des Friedens Licht erscheinong
Sich im heirgen Liede zeigen.
CamoenB al« Dichter and Krieger.
1S7
Ilirt* und König soll mich hören,
Durch die Welt der Schall erklinge.
Und die Welt in Staunen bringe.
Denn liess einst ich mich bethören,
Nan den Widerruf ich singe.
Nor zu <Ur mein Sehnen dringt,
Herr, mein grosser Feldherr, du,
Auf zu Zions ew'ger Ruh,
Wohin nichts empor mich bringt.
Reichst du nicht die Uand mir zu.
An dem Tage dann, dem Crossen,
Wann der I^ier heir^er Muth
Prdset Zions ew*ge Hut,
Sei gedenk, Herr, zu zerstosscn
Edoms söndenvolle Brut,
Welch«, ihren Muth zu kühlen,
Durch des Sinnes Hoffahrt lilind,
In der Unschuld Herzen wiihloii, '
Lass, Temichtend, Herr, sie ftihlen,
Fühlen, dass sie Menschen sind.
Und der Trifbe Uebcrmacht,
Die dem Leibe sich verbünden.
Und mir SeeP und Geist entzünden,
Welche durch des Willens Wscht
Wusstcn schon den Weg zu finden.
Die mit wildem Feldgrschrei
Wider mich den Sturm nun richten,
Geister, die nur Böses dichten.
Als ob ihnen möglich sei,
Mich von Grund aus zu vernichten —
Wirf sie nieder, lass sie schier
Einsam, da ihr Trotz entwich.
Denn mit ihnen können wir
Nimmermehr empor zu dir.
Noch sie meiden ohne dich.
Meiner armen Krafl Vermögen
Stellt mich jedem Feinde bloss,
Lassest du dich nicht bewegen,
Heifger Feldherr, in mein Schloss
Selbst Besatzung einzulegen.
Und do Fleisch, das uns verführet,
Babels makelvolles Kind,
Welches nur auf Elend «innt,
Und mit dem, der es regieret.
Tausendmal den Kampf beginnt
Nar für den ist Seligkeit,
Welcher mit dir kämpfend sieget.
In der ew'gen Kraft Geleit,
Dir vergeltend aUes Leid,
Das du ihm einst zngefiiget
Nur für ihn, der strenge Zucht
An sich übt zu rielen Stunden,
Dessen Seele rein erfunden
Foltern an dem Leib versucht,
Die sie einst von ihm empfunden.
Der Gredanken, ihn berückend,
W*ie er sie gewahrt, ergreift.
Schon im Werden sie erstickend,
Dass sie nicht, herangereift.
Werden Sünden, schwer und drückend.
Der an heiFgen Eifers Stein
Sie zu schleudern nicht vergisst,
Und ganz ihrer los zu sein,
Sie zerschmettert an dem Stein,
Der zum Eckstein worden ist
;.
Der, wo noch ein Sinnen bleibe.
Das des Leibes Lust umfing,
SehHifet, wie er fort es treibe.
Hin zu jenem heiPeen Leibe,
Welcher einst am Kreuze hing.
Der von allen Eitelkeiten
Dieser armen Sinnenwelt,
Wie*s nur Menschen möglich fällt,
Will sofort binüberschreiten
Zu der ew'gen Geist erweit.
Wo zum Schau*n er wird geführet,
Welches rein ist und vollkommen.
Und den Sinn so hold berühret,
Dass man nimmer Mangel spüret
Und das Uebermaass benommen.
Dort wird sein gestärkter Blick
Also tiefe Wunder lesen,
Dass die Seele neu genesen,
Fühlt, der Krde höchstes Glück
Sei der höchste Tand gewesen.
Land, mit himmlischem Erquicken,
Du mein wahres Vaterland,
Wenn im Geist dich zu erblicken,
Setzt in solchen Wonnestand,
Wie erst wirst du selbst entzücken!
Selie, wer in Lieb' entglommen
Zu dir, Land der Herrlichkeit,
Mag so fromm und büssend kommen,
Dass er dorten aufgenommen,
Buhe find' in Ewigkeit.
188 Camoens aU Dichter und Krieger.
Und hat er sie gefunden? Umstrahlt ihn der rosige Schim-
mer vom Gipfel des Büssungsberges ? Schaut er nun von An-
gesicht au Angesicht? Wir sagen: ja! Denn liat er nicht jene
Grundbedingung für den Eintritt in die Pforten des Paradieses
erfüHt, die Goethe, trefFlich wie immer, den Hütern derselben
zuruft :
Lasflt ihn immer nar hinein!
Machet nicht viel Federlesen;
Denn er ist ein Mensch gewesen,
Und das heisst ein Kämpfer sein.
Die
sprichwörtlichen Formeln der deutschen Sprache.
Von
Carl BohulM.
II.
A. anreimende (alliter.) formein«
Vorbemerkung.
Die formeln sind in drei klassen getheilt: A. «nreimende, B. ausreimende,
C. reimlose, und folgen dieselben, ebenso wie die einzelnen Wörter einer
und derselben forme! unter sich, in alpbabetiscber Ordnung. Bei den am
meisten in ßebraoch gewesenen, in allen grösseren dicbtuneen des roittel-
alters wiederkehrenden, f^wöhnlich noch heute ^äng und ge\)en und darum
mit einem stern (*} bezeichneten formeln habe ich nur für die ersten iahr-
hunderte unserer literatur helagstelleu beibringen zu müssen ^glaubt, dieren
grössere anzahl zugleich die weite Verbreitung und allgemeine anwendunjg
der einzelnen forniel yeranscbaulichen solL Ein Kreuz (t) bezeichnet die
nmkefarung der fonnel, ein A. ca anreihung, d. i. Verbindung mehrerer
Wörter zu einer formel.
a) subatantiva.
angst u. arbeit lieders. 72, 836 diut. I, 466 u. 489. A. angst)
not a. arb. lieders. 198, 3. nach anklag n. n. antwort, fastnsp.
I, 234, 9.
im bach u. balzersmoor (nomen proprium), Rochholz s. 259.
bach o. brnch, durch br. n. manige boese b., livl. krön. 7246.
weder brunnen noch bach (== stehendes u. fliessendes'wasser),
Servat. 1376. fliesscn beche n. manic brunnelin, Eonr. troj. 1151.
bad n. bette mit jemandem theilen, volksro. vergL die redensart: sie
gehören in Ein bad, Grimm I, 1070. bischof oder bad er (=
aot Caesar, aut nihil), Bebel. Luther 4, 444b. wir wolten bischof wer-
den, so seind wir b. worden, Weidner 74. halb b. u. halb b. d. i. stfim-
mel und unteutsch teutsche, Stieler XYIII. heut b., morgen bader,
Henisch 169. es können nicht alle bischof werden, man mnss auch
140 Die sprichwörtliülien Formeln der deutschen Sprache.
bader haben, Simrock 1102. Plstor. I, 12. br'ak u. bafel, auch
bafel u. br., Lehm, florileg. = auschoBS, verlegene waare (brak v. bre-
chen = bmdi. bafel = pöbel. vgl. verbabelt). b6k u. bik voll haben,
(bök = bauch, b&k = rOcken, volksm.) wenn nich wör buk on bak»
so hedde man good gemak. osnabr. wenn nur der buckel auch war,
sagte der bauernbub auf der kirchweih, als er sich satt gegessen und
noch ein hirsebrei kam, fränk. spr. baisam u. bisem, fastnsp. 213,
15. 958, 23. ban endi bodskepi (= mandatum et praeoeptum),
Heljand. ban u. gebot, troj. kr. 119a. bcrgreien 89, 3. ban,
marke u. begriff (= gebiet), Grimm RA. 15. ben eda bani,
westgoth. Grimm RA. to br^ve and banne, frics. As. 280. 311.
bi hohen bennen u. pencn (strafen), Schilling eidg. krön. 14. hast
ok band, westgoth. Grimm RA. bank u. bette mit jemandem
theilen, volksm. (vgl. gibenkeo u. gibeddeo, cvangel. harmonie). harten
u. heile, Luther psalm 74, 6. (harten = breite heile.) schlägst du
mich mit der harte, so schlag ich dich mit dem beiU sprich w. wirfst du
mit der harte, so wirfil man dich mit dem beihol wider, Honisch 189.
bass, bnribass, Müllenhofs. 510. bauer u. bürger, pawer —
purgere, Ernst 1, 8. f Pusilj.244. gegenüberstehend in folgenden Sprich-
wörtern : ein verständiger bauer ist mehr werth als ein rathloser bürger,
Lehm, floril. II, 279, 62. bürger u. bauer scheidet nichts denn die
mauer, Agric. I, 244. die bürger auf den wall, die bauem hinter den
pflüg, Henisch 265. wenn die bürger zu rathhaus gehen, so gehet der
bauer vor, Agric. 244, u. andere bei Lehmann floril. 203, 41. 106, 8.
und in volksreimen: bürger, bauer, bettelmann. bäum u. berg, über
bäum n. berg sein = (gleich dem vogel) schnell davoneilen, boven
allen bergen u. bomen, Schönem, niederd. ged. 1730. von boumen
u. von bluete, Heinzel. I, 161. Amur 161. Altsw. m, 87, 10.
bäum u. borke, teuschen bork un böm stan (= zwischen thflr und
angel stecken), mecklenbg., Körte 466. in bausch u. bogen (bausch
= zusammengebogenes papier) = alles zusammengenommen, hecken
u. buhen, hiermit werden in einem markgräfl. badischen vehdebrief
V. j. 1450 (Wächter, beitr. z. deutschen gesch. Tübingen 1845. s. 57)
die leute des markgrafen bezeichnet (hecken = beckenschlägor ?). ihr
bedencken u. begehren, Grillenver. 484. mit dem bedencken
u. berathschlagen, ebend. 221. mit begerde u. bitte, Neo-
cor.I, 412. U, 50. bitt u. beger, fastnsp. 867, 24. Ehing. s. l6. be-
ginn u. bejag (= erwerb), sin begin u. s. bejac ist dort vor gote
Die spriobwöii lieben t'ormelii der deatschen Spraclie. 141
lobesvo], PassioDftl III, 140, 64. beichte u. bu8se (== geständnis
der sQnde u. bessemng), mit bihte u. buozze, bnch. Mos. 5606. predgt.
d. Xn. j. 7, 9. Berthold 24. 56. 127. 146. predgt. XIH. j. 71, 22.
bach d. rügen 925. leben kristi 357. Titar. 1852. Haupt 2. Y, 27.
gest roman. 31a (noch 8 mal). Haapt z. VI, 482. fundgr. I, 107.
dnrch b. u. b., leben Jesu 179, 15. 201, 12. Diemer 264, 7. 288, 11.
Lncif. n. Jes. (jahrb. d. berl. gefl. IX, XI, 359). blhten wir a. setzen
buz, Trimbg. wer recht beichtet, dem gibt man rechte buss, Sailer 232.
Franck II, 115. f ane buzze n. ane bthte, Wernh. Mar. 181. hartebok
III, 181. A. b. rew u. b., Suchenw. 40, 237. Ane reu u. b. q. b., ring
5d 40. boin u. bluot, swaz iender h&t bein unde bluot, Gottfr. y.
Str. lobgesg. 72, 11. beit noch borg, Ruff, Adam 5050. in berof
o. berade nemen, = in berufung u. berathang nehmen = etwas
fiberlegen, Schütze, holst. Idiot, über bühel u. berge, die sonne ist
schon über alle bühel u. b., volksm. iz si bvhil oder berc, Entekrist
(fundgr. II, 128). berge n, b„ Königshof. krdn. 201. Hagen krön, s,
1135. berg u. bnrg, daz wir den b. u. die bare sfilen Verliesen,
Parciv. 358, 4. den steten, bargen, bergen, Hesler (a. 1330). börde
D« beschweringe (bürde), Neocor« I, 324. besserung u. busse,
Taaler 185b. f buoze a. bezzerung, sachsensp. 2, 21. Minnes. 2, 288a.
troj. kr. 18094* gest. Rom. 59. mit bet (= bitte) a. mit biet,
Homeck 251a. ir bot a. bet, ebend. 299. mit boteschaft u. mit
bete, Gregor 734. gebaerde n. bete, beide g. a. b., Iwein 3821.
bete n. gebot (bete = petitio, rogatio), min bete n. min gebot, Iwein
238. 3086. 4781. avent. krön. 1766. Otnit 295. diät. II, 35. f mit
gebot u. oach m. b., schwanr. 617. Homeck 173b u. o. hier u. brot,
braanschw. krön. s. 374. auch in Sprichwörtern: hier n. brot macht
wangen roth, Sailer 374. Grimm I, 1822. — ist gut für hangersnoth,
Henisch 374. — macht manchen schalk gross, Henisch 524. — im
haas ist besser als gesottnes a. gebratnes draus, Sator 140. bild
n. btschaft, diut. IT, 30. f dint. II, 28. mit bilden u. mit bnch-
staben, diut. II, 18. blatt u. blute, bletter a. bluot, k. troj. 486.
1146. barg a. bleck (= befestigter ort) gewinnen, still, fehde (s.
258b). zu pulver u. blei begnadigen (eine moderne art der begna-
digang), volksm. Antwerp. liederb. 182, 5. vor blicken u. vor
brahte (= glänz u. pracht), Mart. 52, 88. büssen u. bliden, mit
q. a. b. he schot, holst, krön. Staph. 123. f Korner, krön. s. 207.
Pasilj. 74. Liliencr. volksl. I, 215. , mit bogen u. mit hassen,
142 Die flprichwörtlichttk Formeln der dentscben Sprache*
Körner, kr6n. s. 206. ba endi bodlos (= webnang o* haus), Heljd.
65, 22. bogen u. bölzelin, Pardv. 118, 4. bogen o. bolz, k.
troj. 109. bogen u. pfil, ebend. 968. böte n. br5ke (niederd. =
busse u. brüche) =r Schadenersatz, genagthaung, geldstrafe. in bu-
schen ende in brame (domstranch), altd. bl. I, 210. bromber n.
bresteling (schwäbisch = grosse gartenerdbeere), bOchl. ▼. g. speise
54. boten u. briefe, Diemer 200, 2. Schade g. g. 5, 42. Pusilj.
136. 148 u. o. t Neooor. I, 423. Pusilj. 313. briefe oder bot-
schaft, Mencke I, 1076. Brig u. Breg bringen die Donau su weg
(Brigach u. Brege), Simrock 1303. breven u. bullen, Eschenloer I,
307. n, 70. j* n, 16. brevier u. buch, deutsch, ord. stat. s. 47.
brot u. brunnen, se br<^te u. s. br., Diemer 848,23. von br^te u. ▼.
br., Hartm. Gregor 2740. brot u. butter (bread and butter) = butter-
brot. er ass sein br« u. b., Wieland, auch in vielen Sprichwörtern: Wan-
der, brot 133. 135. 153. 167. 173. över busk n. bröke, hexen-
Spruch in nordd. sag. v. Kuhn 320. in buchen u. bruchen, livl. kr.
3375. bungen u. pipen (b. = trommeln), Zeno 1038. penitence
u. busse, Mencke I, 1110.
ge daede ge dihtes, angels. lex Atheist. (= that — befehl).
dig u. vorder.f (= gedeihen u. nachtheil), Schönem, niederd. ged.
2756. dike (= deiche) u. dämme, Neocor. II, 276. distel u.
dorn, Anegenge 18, 83. mittelniederl. ostersp. 90. Tristan Fribg. 3574.
Mart. 117d. Suso pred. I. manckt disteln u. manckt dornen (1455),
Soltau, volksl. nr. 21. distel, gras u. dorn, fastnsp. 1187. besser in
distel u. d. baden, denn mit felschen zangen sein beladen, Henisch 719.
d. u. d. stechen sehr, fiilsche zungen noch viel mehr, Petri ü, 153.
druck u. drang, Schilling eidg. krön. 5. durch dorn u. durch ge-
drenge, Iwein 268. frau Dritt, frau Dreit, bergreien 160, 4.
keen duld nn dür hebben, 3= geduld u. ausdauer, holst, idiot.
dunst u. dampf, der d. u. d. ist eine rechte vergift dem menschen,
bQchsenmeysterey 7.
ecken u. enden, an allen e. u. e., volksm. eid u. ehre, ich
wtl daz hnete uf mtnen e. u. uf mine 6re nemen, k. troj. 2765. auch
umgekehrt, ecke u. ende sind gleichbedeutende ausdrücke in den volks-
thOml. Wendungen: „es ist eine ganze ecke hin, es ist ein hObsches
ende bis dahin, ^ = ein weiter weg. eiche u. erde, diewlle e. u. e.
stdt, schwabensp. eigen u. erbe, egan endi erbi, He\jd. 101, 22. in
eigan joh in erbi, Otfried II, 2, 43. umb erbe u. umb e. (dreimal),
Die sprichwörtlichen Fonneln der deutechen Sprache. 14d
Statut« dinkelsb. (Haupt z. VII, 1). an egen u. an erve, Sachsensp. 5 a
S 3. Haltaas 282. Gndenus 2, 897. Trimb. 2419. lieders. .128, 58.
alt. bl. I, 97. f im gegensatze zur Ehrenden habe, Strick. Karl 113 b.
Col. cod. 11, 562. to erve u. t. e., braunschw. krön. s. 385. passion.
III, 539, 12. Trimb. 2401. erb. u. eigen, k. Lud. tocht. (jahrb. d.
berl. ges. IX, XIH, 108). A. ich vertheile sein ei. e. u. lehen seinen
herren, (xrimm BA, 41. erste noch ende, föne Mst unz in ende,
Hattemer III, 403. weder ^rste noch zem ende, avent. kr6n. 1482.
fabelei u. Faselei, volksm. &n valsch u. & gefere (= auf-
richtig), Sachen w. 6, 59. flamm u. fank (des Schwertes), Homeck
151a. alle feug u. frficht (= feldfrQchte), Amberger (Schmellerl,
539). firlefanz, bergreien 107, 7. (firlei, naroe eines tanzes). f &r
u. fQr (= gefahr u. feucr) st&n, soest. fehd. s. 621. one furcht u.
one f&r (= angst), Fribg. 5437. Neocor. I, 868. form u. färbe,
lieders. 178, 742. yater u. freund, denn vater o. vriunde, Yrtd.
141, 4. wat vadder wat vriend, magdeb. volksm. vitte u. vatte,
MQUenhoff, sag. s. 292. mit faust u. ferse losschlagen, (Wieland),
Grimm III, 1545, 5. finger u. faust, so man in ein finger beut,
wil er die faust gar haben, zeytbuch 280b. mit fausten u. m. füssen,
Foix 1246. faxen u. f lausen (= facetiae u. vMsen = lügen, von
floaen = flüstern), volksm. zum fitz u. federle (fitz = eine art
pfeil), Uhland volksl. II, 284. 6ne fittig u. federn kau nieman
fliegen, Ulensp. 14. fest u. feier, festnsp. I, 380,. 29. feind u.
freund, vinde u. vrunde. Herb. troj. k. 5120. 16098. livl. kr. 8503.
lieders. 180, 246. Suchenw. 28, 248. fries. fiand and friund, Br. 2.
As. 36. auch in sprich W^rtern, Wander, feind: 5. 10. 24. 31. 40.49.
50. 62. 74. 77. 89. 106. 109. 127. 134. 177. 178. ect. f friunten
von fienten, Diemer I, 55, 2. Parciv. 339, 8. Wilh. d. h. 101. noch
vrunt noch vient, köln. krön. 5813. 6094. Lohgr. 71, 21. 135, 11.
Trimb. 5976. lieders. 62, 63. Schade g. ged. 9, 584. berner krön.
223. 228. feil u. fleisch, corium et camem, Reinard. 11, 926. fries.
fei and fiAsk, As. 88. es steckt mir zwischen feil u. fl. = es ist mir
unbehaglich zu muthe, ich bin zweifelhaft, zwischen feil u. futter,
besprechungsformel. Frischbier, hexenspr. 59. felsen u. flinsen,
mit velsen u. vi., k. troj. 5882. hi feo oppe at feorhe, angels. (=
gat — leben), vernoi n. verdriet, ende in vemoi (= ennuie) ende
in verdriet, Partonop. 112, 9. ze pferde u. auch ze fuoze, Uvl.
krön. 8984. verlust u. finden, sit vlust u. vinden an in was, Par-.
144 Die spricbwörUtcheii Fohneln der deutschen Sprache.
dv. 531, 27. vinden u. vlust, Wilh. (Wolfram) 11, 5. vrunde u.
▼erwaQteD, Neooor. I, 631. feuer a. finster, in fiar enti in finstri,
Mospili. 11. feaer n. flamme, ir flammen u. i. wildez fnr, Amur
227. rose (niederl.) 9031. f. n. fl. sein = begeistert, f. n. fl. speien
(jeter feu et flamme) = erbittert, zornig sein, yolium. Frischbier,
hexenspnich 109, mehrmals. Eichwald 592. feuer u. funken, er
speit vorn feuer u. scheist hinten funken, Fischart, geschichts. fnchs-
schwänzer u. finanzer, Schweinichen. fisch u. ferge (wasser-
baum), Walther 434. 463. «fisch u. fleisch, f häufiger fleisch n.
flsch (he is neither fish nor flesh), Ernst 2188. Alezdr. 75. Biterolf
8122. Otte 264. Vrtd. 95, 7. Warnung 2460. Alcxius, A. 54. col.
cod. 7, 155. Bari, fleisch mit d. fischen, Iwein 6217. Amis 600.
k. troj. 13657. Martina 30d 111. 170, 26. altd.beisp. 8, 17. ungen.
rock 1550. 3492. käs nach fleisch und nuss zu fischen, ring 27 b. 29.
und in vielen Sprichwörtern: halb fisch, halb fleisch, ist flsch noch
fleisch, gar flsch ist f., gar fl. Ist f., Sirorock 2476. Wander 84. 232.
263. 282. 283. Reinm. v. Zweier. Erasmus: dicunt et hodie „neque
caro, neque piscis,'^ de homine qui sibi vivit, nee ullarum est partium.
Rufl* Adam 5582 n. ö. vgl. altd. wäld. 11, l67. auch sprichw. bezeich-
nung von halbheit im volksmunde. fisch u. vogel, Walther 272.
in vielen Sprichwörtern : fischefangen u. vogelstelien veixlerbcn manchen
Junggesellen — fische u. vögel nemen manchem seinen bogen u. b. w.
flammen u. funken gap, passional III, 14, 41. friede u. flege
(= obhut), chron. luneburg. s. 197. flucht oder flehen, Trist.
18914. weder fliege noch floh, lieders. 235, 14. fliegen, flöh u.
neid bemQhen die menschen aHzeyt, HeniscH 1146. fliegen, flöhe, des
tiuvels nit, die mflent die liute zaller zit, Yrid. 146, ]. fliegen, flöhen,
fledermäuse, huren, hüben und filzläuse, wo die nemen überhand, Ter-
derben sie ein ganz land, Henisch 1146. ein geflitter u. e. pfnuat
wart da von den herren (= ein unterdrücktes lachen), Jerosch 15, 38.
mit volge u. mit vrage (= durch Urteilsspruch, Lohengr. 57, 18.
frage gibt folge u. recht, rechtsspr. Graf 415, 122. vordtgn« vor-
der f (gedeihen u. nachtheil), Schönem, niederd. ged. 3595. form
oder fug, fastnsp. 170, 12. fraiz u. furcht, durch foricht u. d. fraiz
(= schrecken), Homeck 38 b. den forsten n. frauen, Crane4, 121.
fride, freiheit u. recht, Grimm RA. 15. Aber fflrsten ende
frten, passional I, 151, 44. fremde n. freunde, die vremeden zno
d. fnund, Gudr. 46^ 2. 1520, 4. die vr. u. d. vrunde, passional I, 42,
Die sprichwörtlichen Formein der deatochea Sprache. 146
25. unter fmnden u« fr., Statut d. Stadt halle (14. j.)» Neooor. I, 143,
110. Pnsilj. 183. freude u. friuntschaft, Iwein 7765. volksm.
Wander 132. friede u. freude, Rumelant 2, 9. yriede ist uns u.
vreade gram, avent. krön. 18996. lieders. 178, 361. Snso leb. 87.
ew. weish. 9. fr. u. fr. u. gemach» Mencke U. (Lud. v. ThQr. § 17)
Soest, fehd. s. 663. Bäschg. buch d. lieb. 348. in Sprichwörtern: fried
ist der herzen freud (dänisch: fred er fryd), Lehmann 213, 26. Wander
85. in fried u. freud fahr ich dahin, kirchenlied. frledel u. freund,
min Triedel u. mSn vreund, marienleb. 1408. frunde u. friende
(taatoiog.) Clcsener, strassb. krön. 67. in friede u. freundschaft
mit einander leben, volksm. Korner, krön. s. 209. Neocor. I, 308.
freundschaft noch frommkeit hilft da, Busch, buch d. lieb. 45.
friede u. frommen, Eschenloer II, 90.
gäbe u. geld,Pusilj. 297. gäbe u. geschenk, Neooor. I, 142.
mit gab u. guter geheiz, Homeck 291b. gift u. gäbe, tautolo-
gisch, grote gifte u. gaue, holst, krön. (Staph. 119), die giften u.
gebin, Mono VII, 470 (j. 1379). Gerstenbg. krön. 299. Agricol. 527.
mit gift, mieth oder gaben, Fischart. giften u. gaven makt nichten u.
magen, Schottel 1133 a. ho nimmt nig gift noch gavn, hambg. volksm.
A. gift, gaben u. geschenk nemen, Mathesy 125 b. gäbe u. geniez,
daz heilige grab one geniez u. g. hat niempt gern in hüt, Homeck 110.
die goddes gave u. d. gefliet, Statut d. Stadt Halle, gnade n. gäbe,
Taaler 240b. Pusilj. 329. ir gäbe u. ir gebot. Teichner, Docen
misc n, 229 ff. vil goldes u. gabe,PezII, 1080. gäbe u. gruss,
mit gäbe n. m. gruoze gut, frau 2132. n& gunst u. gaif (gäbe),
Schade g. ged. 9, 452. sprichw. gäbe macht gunst, Henisch 1781.
giks noch gaks, weder giks noch gaks wissen, volksm. Kiselein238.
Langbein 2, 161. Schm eller I, 25. Sanders I, 529. auf kocken oder
auf galein (= galea, gaUre), Homeck 304. gift u. gallo in her*
zens gründe, Trimbg. 14091. gall u. unheilsame vergift, Belial
16 b. gift u. gallo speien = erbittert sein, volksm. Lessing I, 285.
Mayer 11, 217. er hat weder g. noch g. — er ist gleich g. n. g. —
Wanden gelfe u. gamen, mit gelfe u. gamen (= mit Übermut u.
routwillen). Herbort troj. 1575. gang u. gebaren, kiusch din ge-
baren u. din ganc, Gottfr. lobges. 28, 12. Gott u. garbe, wie es
Gott n. garbe giebt, volksm. (gast) gaste u. gesinde, die geste u.
d. gesinde, Lanzelot 7799. avent. kröne 17102. gesamt abent. 20, 18.
gesinde u.d. g. Ernst 2883. gaste n. künden (= bekannte u. frem*
Archiv f. u. Sprachen. }(LIX. 10
146 Die sprich wörtlichen Formeln der deatocben Sprache.
den), 80 zimst du wol bt k n. bt g., Zweter U, 199. die k. a« die g.,
Engelh. 32. Trinb. 18120. Laber 657, 5. Suchenw. 84, 86. 12, 82.
umk. Homeck 488a. gurre wie ganl, = eines so schlecht wie das
andere, fastnsp. 867, 22. gurr an gaol war ohomen, Hätcl. 240 a.
Jnsting. krön. s. 250. es ist gurre als gaul« Franck II, lOa. Tappius
116 a. Schiller III, 6 b. wie die gurr, so ist d. gaul, Lehm. 826, 20.
gebe u. gisel,*beide mit gisel u. m. g., Strick. Karl 24 b. Ruol. 55, 7.
gdrtel u. gebende, Syon s. 18. geberde u. gestalt, Suchenw.
42, 36. gebet u. gebot, Homeck 158b. (s. bete), umk. Lohgr.
58, 85. Otnit 1667. geberde u« gelÄze, Massm. denkm. L 10,
157. gelate u. gebaere, sasskr. 29. mit gesange u. gebete, Wernli.
Mar. I, 49. gebet u. gQte, walsch. gst. 12886. gebiet u. geleit,
und hiesche die nahm wieder (= forderte das genommene wieder),
die in seinem gelait n. gebiet geschehen war, limbg. krön. s. 65. gebo t
u. gewalt, dtng. u.g., £rec8298. Georg 2195. passional I, 216, 71.
des gewalt u. des gebot, passional III, 188, 28. 414, SO. 651, 50.
676, 96. Martin. 2c 68. 5d 98. (noch 5 m.) gebot u. gnade, dein
geb. u. d. gn., Stricker Karl 40 b. stn gnade n. s. g., Iwein 5352.
Georg 2189. von gnaden u. g.,* Haupt z. VI, 879. Gregor 2986. got
u. sine h. 10 gebot help mir, köln. krön. 5098. gebrauch u. ge-
wohnheit, gebruk, wise u. gew. (a. 1548), Grimm RA. 15. van
gebärd u. geslagt, sassenkr. 2, 80. gebürt noch gut, der geb.
noch des gutes, arm. Heinr. 45. Erec 8809. gedank u* getrehte
(= dichten u. trachten), st. Oswald 723. gedenken noch gedenken
(= danken), Trimb. 5788. gesin noch gedanke (vgl. gedanke),
kaiserkr. 250, 26. ^edinge u. gnade, bringen zu gnaden u. z.ged.,
Gr. Budolf 18, 22. gedinge u. glaube, ain geloube u. ain gedinge,
Ruol. 128, 14. von getret u. v. gedrank, Suchenw. 4, 185. ge-
trift u. gefährt (= spur), Suso b. HI, 1. graeben noch gefild,
Suchenw. 4, 206. gehelle (= Obereinstimmung) u. gnnst, mit wil-
len, gunst n. g. (a. 1871), Grimm RA. 16. gisel u. gelt, Mart.
122b. geisel u. gut (vgl. gäbe), die gisel u. daz guot, Strick. Karl
88b. 87a. 87b. geitikeit u. gleihsenheit, Trimb. 4981.4948.
dat gekunne u. geslagte, sassenkr. 8, 7. gel&ut u. gesaugt mit
gelinte u. m. g., Servat. 988. geld u. gold, Herb. troj. kr. 15985.
Schade satir. I, 188. Rnff Adam 8184. 88. 554. 990. 4012. 946.
5188. t Rocholz s. 52. Körner volksl. 14 (bis) gold u. geld regiert d.
ganze weit, sprichw. weder gunst noch geld, fastnsp. 897, 19,
Die sprichwörtlicben Formeln der deatscfaen Sprache. 147
drei g bringen viel weh in der weit: gnnet, gewalt u. gold, Wander I.
gelt macht gnnet, Petri 11, 880. geld o. gut, in aehr vielen Bprich-
wörtem: g. n. g. ist fahrende habe — ist wetterwendig — macht
Qbermat — mnss swei schelme haben — n. Wander 660 C Dietr. fl.
4154. Amis 2158. Hag. kronik 2189. Gerstenbg. krön. 248. fastnsp.
I, 155, 6. TheophiL 609. Ruff Adam 8118. 248.4426. Clans B. 727.
851. Pnsiy. 250. Lnther's katechismus IL a. ni. hauptst. was frag
ich viel nach g. a. g., lied. dat is jo man g. u. g., et is jo nig fleesch
D. bloot = das nnglflck geht nur an den geldbentel, holst, f mit guodu
endi geld, Heljd. 106, 23. gut u. d. leidige g., Schade satjr. 15, 240.
PasUj. 851. H&tsl. 276 b. A. nmb hab u. gut u. geld, MuscaC78, 24.
geld Q. gute Worte, fOr g. u. g. w. kann man alles haben, sprich w.
= mit scazsa ioh mit wortan, OtfriedlV, 87. 50. geleite a. geselle,
iwer g. u. iwer g. Parciv. 871, 6. gelf u. gibelin, den gwelphen
hetsen an den gibelin (j. 1816), buch d. rüg. (Haupt z. II, 10). Gibel
tt. 6&lfe, Lohgr. 88, 40. Gelf u. Gibling, Laber, anhg. 106, 7. Je-
rosch 50, 81. Suchenwirt 9, 192. 14, 90. Gibl. u. Gelf, Altsw. IV b,
168, 14. y, 227, 26. mit diesen Schimpfnamen bezeichneten sich auch
die französisch oder kaiserlich gesinnten schweizer, und am hause der
Bemer adelszunft zum distelzwang schrieb jemand an einen laden die
Worte: „Wir Gelfen werd uns der dukaten und krönen behelfen, so ir
Gibel kath und dreck essent uz dem kübel.^ gelig u. geschlap, sonn
g. Q. g«, mecklbg. volksm. geloopu. gerönn, sonn g. o. g., mecklbg.
volksm. gelöst u. gelange, g. u. g. der lidet vil ange, Trist. 17771.
geluat u. girde, ir girde u. ir g., avent. krön. 20227. gemach u. ge-
yflere, ze gevüere n. ze gem., Iwein 6589. gemach u. gereite (ge-
räth), an gereite n. a. g., Gregor 1044. gemach u. glück, gut gemach
n. darsuo gut gelucke, passion. I, 84, 76. f mecklbg. reimkr. s. 798.
gemach u. gnade, f gnade u. gem., Iwein 777. (= gnad. u. ruhe)
Homeck226a. guotes u. gemaches, Homeck 126a. gemach u.
gut, mit guote u. mit gem., arm. Heinr. 1447. michel guot u. gemach,
Gregor 488. altd. M. II, 84. golt u. gemaelde, Mart. 182c. ir ge-
niez u. ir gut, passion. III, 499, 82. geniste u. gesundheit (=
genesnng), gesnndheit u. gen., Pantal. 215. genügen u. gewalt, er-
hob sich herr Cuno von Falkenstein mit grossem genügen u. g., limbg.
krön. s. 65. gereizse u. gewerre, g. u. g. machen. Berthold 126.
gerten u. geisein, mit gerten, mit geisein u. mit swerten (j. 1190)
Haupt z. ly 158. geruhen u. gnade behalten, Pusi\j.220. geschick
10 •
148 Die Bpricbwörtlichen Formeln der deutschen Sprache.
n. glfick, mit g. n. g., Wais. 1886. gimme a. geschmlde, k. troj.
1165. geschmeide u. gold, das golt n. d. gesmtde, Engelh. 2722.
geschnack u. geklöter, sonn g. n. g., inedübg. yolksm. gestalt u.
gewant, Sachenw. 28, 340. glast (= glänz) n.gestein, Suchend.
3, 175. *gesteine u. gold, v. gest. noch von golde, Wigal. 13, 26
(u. noch 8 mal), Wolfr. Wilh. 24, 2. Luar. 483 u. ö. edeln gest. u.
g., wälflfch. gst. 1475. baz danne geeteine dem golde tuot, Walth. m,
92, 26. licht gest. u, röiez g., Parciv. 17, 18. passional I, öfter, k. tarn.
171, 1. Heinzel. 19, 19. f Raol. 118, 14. 150, 4. golt u. ge8t.,Cres-
cent. 92, 2 .(j. 1150), Wigal. 68, 18, 27. u. 5. Alexdr. 441 u. 1331.
von gold u. y. g., Luar. 351. Gregor 551. Ernst 2642. 2721. mit g.
u. m. g., kaiserkron. 36, 13. Salom. u. Morolf 35. Partonop. 5S, 16.
Wilh. d. h. 84 u. 5. Oottfr. lobges. '75, 10. Lanzel. 4137. Parciv.
335, 28. 222, 17. Strick. Karl 47a n. 5. Gerb. 5769. Wigam. 4955.
avent. krön. 22031 a. 5. Georg 1445. passional I, 234, 76 u. ö. k.
troj. 3862 u. ö. unser alter liebt gold u. stein, Matthisson A. 1, 181.
A. g. g. a. raben, Servat. 116. Silber, g. u. g., Lnar. 1264. getat u.
guot, keine mir geiichet weder an guot nid an get&t, Lanzel. 1003.
getiure u. gezierde, von g. u. v. g., avent. kr<)n. 3156. ein ge-
ziug n. gewer (gewährsmann), Mart. 182 d. gewalt u. gewähr,
in g. u. g., Hobonveb. Schwanr. 335. Oberlin: Aber gew. u. Ober ge-
währ. glQck n; gewalt, narrschf. 172, 54. gewalt n. gnade,
Schade g. ged. 4,391. gew. 4ne gn., Mone quell. I, 480. bei gewalt soll
gnade sein, Graf 397, 605. Eirchhofer 224. Rubin 1 5, 3. f gnade bS gew.,
Martin. 291b. dtn gn.u. dtn gew., Berthold 114. gewalt u. gunst, narr-
schf. 157,61. t ring 47b, 19. gewalt n. gut, mit siner gew., m. s. g.,
Marienl. 105, 22. gr6z gewalt u. irdisch g., Trimb. 6003. Doroth. paas«
156. godes gude inde sine gew., Marienl. 78, 8. die guot, gewalt u.
^re verwerfet, passion. UI, 637, 22. gewand u. gold, von golde u.
V. gew., Lanzel. 8901. gut u. gewin, Walther I, 20, 20. Homeck
221a. geznne u. gezimbere (vgl. zäun), g. u. g., Sachsenspieg.
kib u. gift, voll kib u. gift sein, volksm. (kib = keib = aas^.
* gimme n. gold, von g. u. v. g., troj. kr. ein gimm vflr allez golt,
^Isch. gst. 1367. mit gimmen u. mit g., k. troj. 14938. f auri gem-
marumqne insignia, Boswith. 50. goldes unde gimmon, Hattem. HI,
303. quis gemmis illiserit aurum, Walth. 462. tunicam gemmis auroqae
micantem, Ruodlb. 238. &ne g. u. A, g., kaiserkron. 464, 25. nzzer |^.
u. u. g., Buol. 57, 28. 268, 31. avent. kn^n. 3143. golt noch gimaie,
Die Bprichwöiilicben Formeln der deutschen Sprache. 149
gesamtabent. 20, 852. von g. u. v. g., k. troj. 11284. 14539. girde
u. gut (ygl. gelust), g. u. g., wälsch^ gst. 11988. giuuarahtes endi
giuuahsanes .-= facta et creta = künstl. u. natürl. körper, Heljd. 2, 5.
giuuisela endi giuaarahta = docta et facta, H6\jd. 2, 1. &n ge-
limpf u. An gewissen (=ohne anstand u. einsieht), Muscat. 81, 27.
gnade u. glimpf, Trimb. 5590. gling glang gloria, bergreicn
101, 7. Uhland 200. g locke n. klingel (oder klöppel), in vielen
Sprichwörtern, s. Wander. glück u. gnade, Hagen krön. 1134.
Schilling eidg. krön. 142. 332. zu gnaden u. guotem kam, Ehing.
8. 12. gott u. gliicki BQsch. buch d. lieb. 282. glück u. guot,
beide gelucke u. g., passion. III, 590, 3. gnade u. gunst, chron.
liineburg. s. 191. berner krön. 96. Agricol. II. 89. wenn gnad u. gunst
nicht will, schafft kunst u. witz nicht vil, Henisch 1781, 54. gnade
u. gute, Wemh. Maria 184. ze gnaden u. ze gute, altd. bl. 11,
34. gutes u. gnaden rieh, sieb, meistr. 206, 25. grind u. gnaz an
etwas reiben, Luther 6, 30b u. 5, 357 b (gnaz = genaz = genez =
nasse wunde), gürtel n. gold, Suchenw. 7, 174. gold u. gut,
Dietr. ff. 5095. avent. krön. 14760. zahle dann mit gold u.g., Platen
4, 276. t Muglin. gott u. mein glück. Diese worte führte Julius v*
Hrannschweig-Lflnebg. oft im munde; sie sind auch durch die buch-
staben g. v. m. g. auf seinen thalern bezeichnet. Madai 1102. Gott
wend das gluckrad umb, refrain in dem liede nr. 77 bei Soltau. gut
gliick u. Grottes segen, lieders. 20, 82. gotes huld u. gunst der
liute, Konr. v. W. 18, 1. gott u. gut, beide an gude u. ok an
gottes eren, Gandersh. krön. 8, 14. gott oder d. gryphe mich hin
drejd, Heinrich d. Löwe 25, 7. gott u. guten leuten, gote u. guo-
ten liuten klagen, Iwein 6322. graben u. graft, an dem graben u.
an der grafl. Herb. troj. kr. 6197. über gruben u. graben, Trimb.
13870. grub noch grab, Uhland volksl. II, 352. die gründ u. gra-
ben, Suchenw. 4, 440. gras u. grein, losung der freischöffen.
buchstaben der heiligen vehme: s. s. g. g. = ffieh über stock u. stein,
gras u. grein, (grein -=: gries == grobkörniger sand.) Wigand, fehme
265. 524 u. 25. als gries u. gras (eine schar), Gerstenbg. krön.
171. grat u. grund, so lange grund u. grat stet, Stalder idibt. I, 485
= thal u. berg (vgl. eich u. erde). Grimm, KA. (an. 1301 u. 1497)
appenzeller kaufbrief (Zellweg). gruss u. gunst, Homeck 15.
gGlte n. guot, ungewert des gudes u. der gülde min, Schwann 575.
guot,ere u. guft, Trimb. 4299. guot, ere u. gunst, Trimb. 16629.
150 Die sprich V örtlichen Formeln der deaticheii Sprache.
haar a. haube, min hoube u. min hir. Helmbr. 510 u. 1S91.
haar u. haupti h. a. houbit, Wilh. d. h. 81. beide etn hoabt u. e. h.,
col. ood. 8, 21. t houet inde bar, Tnndal. 519. diut. I, 875. fastnep.
I, 265, 18. hant u. haar, ad entern usque ad crinem, sehr alte
rechtsformel ; nach dem Sachsenspiegel richtet man so h. n. h. (als
höchstes strafmaass) fiber schwangere, Ober diebe, die weniger als 3
Schillinge oder bei tage stehlen, dem bauermeister wettet man ftlr h. u.
h. 8 Schillinge, wer h, n. h. abkauft ist rechtslos. Strafe bei h. n. h.
ist = geissein n. haarabschneiden, s. RA« Grimm 702. Schwabenspg.
91. 92 u. ö. 2. makkab. 7, 7. als formel bezeichnet dieser ausdrudc
sonst gewöhnlich den ganzen körper: Berthold 62. kaiserkron. 458, 38.
Reinh. 710. 914. 996. Otte 873. Eracl. 8438. Herb. troj. kr. 2906.
Eneit 13146. Iwein 1888. Helbling I, 1203. Walther. Wolkenst. 108,
3. 7. abegln hnt u. h&r, fundgr. II, 291. Enenk. 101a. Karaj. C. 506.
fastnsp. 610, 16. f nee pilus neque vellus lat. ged. auf Friedr. d. stauf.
Grimm s. 242. pellis et pilus. Im Iwein steht daftir auch h&r u. lieh,
haar u. haut, Herb. troj. 9785. 54. Titur. 5998. Amis 1704. hexen-
spnioh, Frischbier 5. was hilft flickens u. plätzens am pelz, da h. u. h.
nicht gut sind, Schottel 1119 a. auch in folgenden neueren redensarten:
es geht einen von h. u. h. nichts an, lud de m! mit hut u. h&r nicks
ang&Q, mecklbg. mit h. u. h. fressen (mit h. u. h. verteren, niederd.),
ik ken ero von h. u. h. nich (mecklbg.)i es ist mir von h. u. h. zu-
wider, er nimt das haar mit der haut, Hütten, wo haut u. h. nicht gut
sind, da gibt es keinen schönen pelz, Luther. Petri 11, 805. holz u
haar düngen sieben jähr — wachsen über nacht, sprich w. habe o.
hämisch menniges roannes, Körner, krön. s. 208. habe — hof,
Beinmar. 185. hub u. hab, rechtsformel im appenzell, kauf brief bei
Zellweg. h ab ich u. hättich, namentlich in Sprichwörtern: habich
ist ein guter, hättich ein böser vogel, Agric. besser ein h. als zehn h.,
Petri II, 35. Firmenich I, 348, 14. der h. war allzeit besser als der
h. ; — ein dürrer habich ist besser als ein fetter h.. Körte. Siinrock ;
h. is ein reicher mann, h. ein armer; — h. ist ein schöner vogel, h,
nur ein neetling; hefk is bäter as hark, sfiderdithmarschen ; haber ist
besser als hetter, schles. hafer u. heu, Grimm, RA. 7. heu geht^
haber u. häckeel trabt, aber huber läuft, Coler 349 b. haide u. gehag,
Suchenw. 7, 186. hagel u. beer, her u. h., Oberlin = alles nieder-
sdimettemde unglück (her = wilde jagd). bahn n. henne, weder
henne noch h. kräht, Spervog. 4, 1. dee henne noch d. h., MS. 2, 229a«
Die sprichwörtlichen Formehi der deutschen Sprache. 151
hinne end han, Reinaertl611. 2087. treten wie der b. die h.» Tolksm.
und in vielen Sprichwörtern, ein kinderspiel hat den namen ,,hahn u.
henne,^ der hahn, der hahn u. nicht die henne. habn n. huhn, dar-
nach krähet weder hahn noch hahn (fälschlich oft ,, weder hnnd noch
hahn**) =: darnach wird nicht weiter gefragt, das wird nicht bestraft.
bo krähte nicht hund noch hahn, Voss, antisymbolik 2, 105. dass weder
hund noch hahn za hören ist, Laabe, drei kÖnigsstädte 1, 238. hon ig
in der haide, Wendhag. baacrnrecht 203. band u. halfter, su h.
n. h. geben, dare ad manum creditoris. Der Schuldner, welcher weder
zahlen noch bdrgen stellen konnte, wurde deni gläubiger zu h. u. h.
gegeben, d. h. zu eigen, und masste so lange zu eigen bleiben, bis er
seine schuld mit der band oder mit seinem pferde (halfter) abgetragen
hatte, band u. halm, mit bände, halme u. git, munde Vrtd. Der
halm wurde zum zeichen feierlicher auflassung, entsagung oder kündi-
gung mit der band geworfen, gereicht, gegriffen, bald von den betbei-
ligten, bald von dem richter, namentlich bei auflassnng von grund-
Htficken durch geschenk, verkauf u. Verpfandung. Grimm RA. 121 ff.,
daher die formeln: mit band u. h. (1411. 1491), cum manu et festuca
(1024). Mone anz. 4, 151. mit halme n. m. munde (1366. 1442).
mit Diund, band u. halm (1324. 1357. 1399. 1406. 1410. 1447.
1467. 1509.), mit munde, worten u. halme (1498)^ Grimm 125.
halm u. houwe, after h. u. h. Oberlin. (= nach der ernte, nach dem
nbhalmen und abhauen der feldirücbte). (halm) holz, heu u. halm,
firbrennet magen werden also holz unde heuue unde halma, fundgr. I,
64. hals u. band, sachsensp. 3, 52. 78. h. u. bände, Horneck 112b.
hals u. haupt, hals u. hovet, Theophil. 345. dass das gericht zu
Limpurg vnser herr ist über hals v. b., limbg. krön. s. 80. RA. 7.
A. richter over hals, hawpt n. over haut, sachsensp. HI, 69 a. hals
n. haut, an heubt oder an h.. Berthold 103. es giltet hals u. böte,
kon. V. Frankr. 379. halsbergu. heim, halspeger noch helme, kai-
aerkron. 485, 4. halsp. u. euch h., Haupt z. V, 20. (v. j. 1190.)
t mit helmen n. mit halsperg, kaiserkron. 4, 23. beide den heim u. d.
h., Stricker Karl 111b. halsberge n. hosen, k. troj. 3997. heim,
h. u. hosen, Schwanr. 128. Hansels Hampels braut, bergreien
107, 7. bimp-hamp, westph. Woeste 85, 96. (=: verworrene, ver-
wickelte Sache = ausflfichte.) band u. haupt, mine hende u. m. h.,
Diemer 252, 21. evangelium, fusswaschung : „herr, nicht die füsse
allein, sondern auch die hende u. d. h.^ houbct u. haut, Hattem. UI,*
152 Die Sprichwort liehen Formeln der deutschen Sprache.
425. Dietr. fl. 9453. mit houbte u. m. h., kaiserkron. 280, 20. über
houbet u. hende, Erec 55. hebet iawer hoabet u. i« h., Diomer 273,
19. Florneck 436 a. fQr das haupt d. haiipt, fiir die band d. band,
rechtspr. Graf 336, 301. band u. baut, baut u. bände voll zu thun
haben (= sehr beBcbäftigt sein), Wfirzbg. Scbellb. 1797. handu.
herz, bende u. herze, Trist. 15682. Titur. 4241. hende, herze n. woi t,
passional I, 265, 59. mit herzen u. mit h., k. troj. 3948. 17756.
t Parciv. 569, 18. ich valde ir herze u. bände, Wlzense 2, 3. mit
herzen n. m. b., Titur. 939 = k. troj. 13229. 16946. Pantal. 1796.
von h. u. V. h., Titur. 4404. RabenschL 851, 8. Lichtenst. 404, 5.
bot herze u.h., Gregor 1654. Trimb. 9940. diut I, 464. A. mit her-
zen u. henden, Wilh. 90. so herz als mnnd u. bände (1477), Rochbolz
s. 201. mit herzen, mund u. bänden, kircbenlied. Heine wie Hau 9,
es ist H. wie H., volksro. boot u. bausch, h. u. b. verlieren (=
köpf u. kragen), holst, idiotik. barm u. harz, als ein b. u. e. h. (=i
so weiss u. so schwarz), avent. kr<^n. 24780. hose endi harmquidi
= schände u. schmach, Heljd. 161, 19. hose ge b., ebend. 57, 17.
108, 9. heti endi harmquidi = hass u. schmach, Heljd. 39, 22.
hämisch u. heim, soest. febd. 704. von hämisch u. bengsten,
Liliencr. volksl. I, an. 1400,1265. hase u. hirsch, volksm. hase u.
b. luuffen, wann hnnd hinter sie kommen, Lehm. 308, 52. wenn hirsche
nicht kommen, sind hasen auch gut, Jer. Gotthelf, Käthi I, 130. hase
u. hund, volksm. hasen n. hunde werden nie freunde; we de hasen
hebben will, de mot de hunde wogen, westph. Böbel 143. der ha^e
wGrde eher den hund fangen, zween basen mit Einem hunde fohen —
man muss hund oder h. sein — mit unwilligen hunden ist nicht gut
hasen fangen — n. in vielen anderen Sprichwörtern, hass u. hehl
(angels. ne for bete nor for bele, Atheist. 2^ app. 4.), sunder hei n. s.
b., Suchenw. hass n. huld, sin bulde dan stu gr<)zer haz, Parciv.
355, 4« hau u. holz, mit holte unde böi, Grimm RA. 44. baube
u. heim, durch beim u. d. h. sluoc, Lanzel. 4539. baube u. bemde,
^und sollten wir hemden u. hauben versetzen^ — , legende auf einer
WermuthWben medaille v. j. 1731 auf Cupido. Rudolphi 166. baube
u. bulle, diut. I, 365. baube u. hu t, der rihtaer v. d. schephenden
suln weder hüben noch bütelin noch but ufhaben, Schwabensp. 145.
ebenso sachsensp. III, 69 a § 1: noch but, noch hüdekin, noch huven
noch bantschun. hauer u. hespler (beim bergbau), Dbland, volk»»!.
I, 162. bergreien 86, 6. häufen u. beer, BQscbg. buch d.lieb. 356«
Die sprichwörtlichen Formeln der deutschen Sprache. 153
haapt o. heim, daz stieb von heim n. houbt, Alphart 240, 3. er
spielt im houbet u. h., Strick. Karl 66a. mit haupt a. hendevalten,
Sochenw. 40, 155. haupt u. herz, hovede u. herte, h. Martin. 257.
herze u. houbet er neigete, Servat. 2602. beide herze u. houbet, pas-
sional III, 108, 91. mit herze o. m. h. er neic, passion. III, 497, 65.
ein haupt, ein hertz, Petri II, 197. haupt u. hirn, Morolf 1068.
y\\ rede bricht das hirn u. d. h., Liliencr. volksl. I, (1437) 358. ein
haupt ohne hirn, volksm. haupt u. huf, er klagete weder houbt noch
hufy passional I, 298, 48. haupt u. hut, ein jeder hat sein h. u. h.,
Sejbold 518. arka haad pasat cgh (pnsst nicht) tu ean hut, fries. spr.
haus u. heerd, eigen h. u. h. ist goldcs wert, sprich w. weder h. noch
h. haben, volksm. haus u. heim, ags. h6s and hdm, altengl. house
and home, swer \Ar von h6s, der vär ouch mit mir h., Walth. I, 30,
26. weder haus u. h., Rochholz 56 n. 383. fastnsp. 893, 30. Stalder 2,
32. haus u. heimat, hAs noch heimot, buch. Mos. 1732. hecken
u. hürst, Heinr. d. Lowe 34, 3. haus n. hof, hös u. h., Wackem.
nr. 61. fries. Br. 51. As. 94. 99. 100 u. ö. Vrld. 94, 22. Parcival
152, 8. sachsensp. 1, 37. 2, 13. 28. 3, 3. 86. lehenrechtsb. 115.
149a. avent. krön. 23063. in h(^s, in hob, uberal, passion. I, 42, 18.
III, 198, 72 n. ö. Herbort troj. 17448. 15394. Börthold 894. noch
häuser noch höfe, Eschenloer II, 211. es ist weder h. n. h. zu finden,
Stcinhow. Ilhauptst. in Lufher's katechism. ihm ist h. u. h. im wein er-
trunken, Agricola u. in vielen Sprichwörtern u. reden sarten. f hobos
endi hiwiski, Heljd. 101. in curte vel in casa, Hattemerl, 352. Haupt
z. I, 290. Reinaert 1432. Alexius g. 185. Herb. troj. 4073. Lohgr.
36, 27. von hof zu hof, von hus zu h., Liliencr. volksl. I, an. 1400,
530. lieber im hof als im h , Bebel. A. hüs u. höf, wag u. pag, holst,
idiot. h., h., guot, Karaj. s. 107. z= deutsch, ord. stat. s. 149. h. u.
h., laub u. gras, man u. weib mit samt dem kind, er u. gut, ring 57 c,
31. weder hotten noch haus, fastnsp. 1109. heerde u. hirt,
böse hirten verderben die heerde — je besser hirt, je grösser heerde —
hirt u. heerde geht zu gründe, volksm. en hitt u. ^n hierd, mecklbg.
da ist hirt u. heerde; es wird ein hirt u. e. h. sein, biblisch, hehle u.
heimlichkeit, Grimm RA. 7. hehrste u. höchste, die höchsten 0.
d. barsten, Vrid. 76, 3. beide u. holz (vgl. wasser, wald, berg, feld),
nA holz, n6 h., Erec 3106. über holz u. u. h., ungen. rock. 2357. 2417.
3713. heil u. hilfe, beide helfe u. h., Erec 495. Lanzelot 1196.
heim u. hof, heirae u. zu hofo, Rothor 4916. beides einander gegen-
154 Die sprichwörtlichen Formeln der deutschen Sfiracbe.
flbergestellt aadi in predigtbruchst. bei W. Wackernagel, and bei Wal«
ther vdV. XXII, 3. Erec 5051 u. 54* herren u. helfer, Justing.
krön. 8. 128. heim n. hut, die helme u. auch die hfltelin, Lanzel.
6838. herkommen u. herrlich keit, nach altem herk., recht u.
herrl., Grimm RA. 15. hirn u. herz, Trimb. 8782. kleines him u.
grosses herz kann grosse dinge verrichten, sprich w. herz u. huld,
sin hulde ind stn hertze, Hag. krön. 3161. himmel u. hölle,
himil cndi h^lu, Wigal. 198, 3. Haupt z. 5» 22. (anno 1190) Wilhelm
75. 76. 91. wälscbe gst. 11227. Vrid. 18, 12 (heile u. himelrtche).
23, 26. 69, 19. Haupt z. 11, 403. Ebner, brief 53. fastnsp. 1119.
auch als interjections- und schwnrformel. den minschon sin will ist
sin himmel un hill, Mecklbg. ▼. himmel u. h. stürmen (= alle mittel
anwenden), — bewegen, mischen, was h. u. was h.! sprichw. hirsch
u. bind, Grimm RA. 7. was hirsch, was binde, gott ehr' die saw mit
ihrem kinde, froschmäusel. Vv IV. hirsch u. hund, der hirsch
reizt die hunde — da fängt der hirsch d. h. (cervus canes trahit) —
wer hirschköpfe- haben will, muss hundsköpfe daran setzen, sprichw.
noch hirten weder hund, ring 55c, 33. wie der hirt, so der h.,
sprichw. hirt u. hOter, ze huoter u. ze h., Martina 6c, 75. hörn
u. huf gebot ich dir; in einem pferdesegen bei Mone in, 287. vor
hom u. huf muss sich jeder selber hüten, recht sspr. Graf 295. mit
Jiorn u. bunt gienc er zu grünt, Hartm. Trist. 16662. hucke wie
hose = das ist sich gleich, thßring.
kiferkaete (keifende käthe), name einer Jungfrau, bergreien
107, 5. kaiser u. könig, ach keisers kint, ach küneges bam,
Gottfr. lobges. 85, 5. Trimb. 6152. bt den kcisern u. kn.. Schade g.
ged. 9, 389. 10, 32, 3. Suchenw. 40, 1134. Mone anz. 4, 332. der
kaiser ist herr über könige, Graf 28, 6. kaiser u. konige haben das
gemeine recht gemacht, ebend. 17, 203. wenn der kaiser stirbt, setzt
sich der könig in den sattel, Graf 486, 8. f kuninkrikeo kraft endi
kesurdomes, Helj. 88, 18. kein kunik noch k., Lohgr. 183, 40. vor
kungen u. vor keisir, Mart. 50, 7. Trimb. 6769. Suchenw. 3, 76. 40,
1134. Teichner, Schottky wien. jahrb. kalb n. kuh, in Sprichwör-
tern und redensarten: das kalb folgt d. kuh, rechtsspr. Graf 59, 251.
das kalb lernt von d. k. — ist wie die k. — is keine kuh u. s. w.
daz kalb muoz entgelten der kuo, lioders. ring. 9d, 32. das kalb mncz
mit der k., Agric Brant. k. u. k. verlieren, Rochholz s. 369. die
schonen nicht das k. in d. k., Megerle. Schiller Wallenst. Umk. kn a«
Die sprichwörtlichen Formeln der deutochen Sprache. 155
kelber hintreiben, fastnap. 610, 30. 3130. an handeln u. a. krü-
gen, ühlaod TolkBL II, 211, 2. 245, 3. kannen u. köppe, Neo-
cor. I, 145. kipp n. kant, auf k. a. k. «toben = unsicher stoben,
kapellen n. klöster, limbg. krön. 48. zu kapi.tel n. köre,
alt. w. II, 70 (204). kappen u. kolben, der k. u. des k. vit,
Brant. narr, kam u. klagCi ir klage n. ir k. (=:kar, traaer), Ser-
Yat. 245. k&rntben n. krain, Horneck 103a n. ö. kassen u.
klasen, da salt geWn zn k. n. zu kl., Wemh. v. N. 33, 3. kasteh
n. keller voll, Homeck 212 b, 489 a. Helblg. IV, 60. Trimb. 13557.
Ambras, licd. 133, 2. kamer u. kästen n. k., Pusilj. 264. kisten u.
kästen voll haben, Dähnert 229a. Trimb. 10697. 8892. Rochholz s.
301 (1356). he hett nich k. noch k. = er hat keine meubles, holst
Schlitze II, 260. f Trimb. 7897. A. kist, käst u. seckel. Schade, satir.
I, 5, 186. kisten, k. u. keller voll haben, Mathesj 70a. k. u. k., kü-
chen u. keller, höhnen n. boden voll haben, Chemnitius 567. kobold
u. katermann, Renner, kutz vom vogel, katz vom schmär
(kaute, eule, mit der man vögel fängt), fastnsp. 879, 24. kaufmann
noch kramer, Pusilj. 189. f Schade, satir. I, 5, 45. kind noch
kegel haben, volksro. Steinhöwel. (kegel = uneheliches kind), Haltaus
1078. „kindu. k. verkommt^ lautet ein Sprichwort, kugel u. kegel,
zwischen kugel u. k. kommen = in gefahr, vom kegelspiel entlehnt,
WOrzbg. volksm. mit dem kegel nach der k. werfen, sprichw. = etwas
verkehrt anfangen, kehle n. kinn, beide kinne u. kel, avent. krön.
8197. klotz u. keil, fastuBp. I, 243, 8. wie der klotz, so der k. —
auf einen groben klotz gehört ein grober k. — sprichw. Hillebrand 214.
kelch u. kirchen schätz, chelche u. chierchscaz. Diemer 286, 3.
kelle u. kreuel, kreuel u. k., aufersthg. Jesu p. 116. in keller n.
kamenaten, altd. beisp. 8, 2. keller u. küchen, fastnsp. I, 382,
34. narrschf. 224, 59. keller u. k. unter einander werfen, Sutor 925.
kellermeister u. koch« waidspruch, altd. wäld. IIT, nr. 174. koch
u. kellner, den keiner noch d. k, truc nieman haz, Titur. 597. keiner
a« k., gesamtab. 23, 197. der kellner u. d. k., waidspruch, altd. wäld.
m, 92. von dem koch u. v. d. kellaere,St. Osw. 1787. 1 897. Mencke 1,580.
sei koch oder k., £ib. schimpf!, com. es muss auch koch u. k. mitgehn,
Tappius 57 a. man weiss nicht, wer koch od. k. ist, volksm. und in
vielen Sprichwörtern, kisten u. kemenaten, lieders. 181, 55.
(kenle) mit knitteln u. mit knien slan, passion. ITI, 392, 25.
kolben u. keule, Altsw. IVb, 186, 31. Umk. V, 241, 5. kiele
156 Die fprichwört liehen Formeln der dcuf schon Sprache.
ü. kocken (vgl. galein), (kocken = kleine kriegsschiffe), Wilh. 82.
Altsw. IVb, 139, 11. 145, 28. V, 212, 30. Hätzl. 252a. f Gadr.
843, 4. Ludw. kreazf. 550. 3730. Lohgr. 147, 32. kind a. knabe,
Gottfr. lobges. 57, 11. kone u.kind (= ehegattin). Schade g. ged.
5, 2 IG. kind u. kdcken, weder k. noch k. haben =: weder ftlr fa-
milie noch für das haus zu sorgen brauchen, holst, idiot. kind n.
kCInne, din k. u. din k., Wolfr. Wilh. 1, 16. mit kochen u. mit
kindermachen, ring 21c, 88. kirchen u. klausen, livl. kr. 718.
Neocor. I, 450. 505. 510. fastnsp. 1134. Liliencr. volksl. I, an. 1430,
325. Soest, fehd. s. 692. upstandg. 1614. brannschw. krön. 294. und
die kirchen u. kloster u. klausen beschirmte, limbg. krön. 36. munster,
kirchen u. klus, passional I, 298, 25. kerken, klusen n. klostere,
braunschw. krön. 293. Fierrabr. 167. Agricol. I, 734. weder kirche
noch klerus, Pusilj. 140. kirchen u. kloster, gandersh. kr. 157.
lieders. 207, 19. fastnsp. 1041, 27. Teichner, Docen misc. II. f zo
kloster i. zo k., köln. krön. 5056. 5076. Neocor. I, 278. 316. in
kirchen — in kören, Hoffm. kirchl. 78. kiste u. koffer, Fierrabr.
253. klack u. klick (= klipp u. klapp), bi klick n. kl., Eichwald
1088. klage u. kummer, f grözen knmber u. klage, Iwein 7404.
avent krön. 3493. beide k. u. k.^ Mart. 280, 4. klinkerdieklank,
Schimpfname für kuster, Weimar, jahrb. I, 128. klinke u. klanke,
böttggesellred. altd. w. I, 110. harpfenklinkenklank, altd. w. II, 70
(244). klausen u. kloster, Tauler 289 b. f kloster u. klusen, de-
calog. Schilter. kl. u. kl., passional III, 198, 72. Suso pred. II. kloster
u. kl. machen nicht heilig, sprich w. kleid u. kleinod, kleinet a.
kleider, Lohgr. 44, 6. altd. bl. II, 221. in klenoden, kledern u. perf,
holst, krön. Staph. 129, 4. kleider u. kost, altd. w. 11, 49 (60).
gute kost u. schönes kleid erregen armer leute neid, sprich w. krqne
n. kleid, wartbgld. 1257. kränze u. kleinst, Suchenw. 4, 254.
knatt tt. kniff, formel beim krampfbesprechen der pferde, Kuhn u.
Schw., nordd. sag. 451. krospeln u. knodeh (= knorpeln an der
kehlt;), Miigl. b. I. der knorren muss den knubben ertragen,
Lessing, Nathan, koch u. küchenknecht, Trimbg. 663. Roller
u. kragen, schwanr. 1086. kröpel edder könig, Neocor. II, 213.
köpf u. kragen (colla caputque, Reinard. 825) (= hals) verliei'en,
volksm. körn u. kraut, ge that körn, ge that kraut, Heljd. 77,
24. kost ti. kunst, sassenkr. 149. kuckuck noch kr&he,
Liliencr. volksl. I, 1414. kraut u. kraft, Mone, anzeig. 4. kraft
Die sprichwörtlichen Formeln der deotachen Sprache. 157
n. kons t, kr. endi kosti, Heljd. 71, 17. ümk. Wigal. 77, 29. 196,
28. passiooal I, 135, 49. Iwein 1687. 7008. Parciv. 265, 7. 25, 12.
Berthold 449. w&Isch. gest. 9718. Martina 6d, 90. 286, 24. lieders.
231, 55. kresendes u. kriechendes, erichentez unde chresen-
tez, Diemer I, 12, 14. (krisen = kriechen), kränz n. kröne,
kröne, schapel n. krenze, Suchenw. i, 77. kraussen u. krOge,
bergreien 160,2. beide kreus n. kröne, ungen. rock 2888. 2912.
sprichw. : kein kreuz, keine kröne, kriege, knmber n. koste,
Grimm RA. 16. kröne u. quast, Suchenw. 3, 155. weder
krame noch kruste, nor crast, nor cmm = gar nichts, sprichw. :
wer behält weder kruste noch kr., bettelt endlich selbst dämm, Eise-
leio 599.
läge n. list. Trist. 16551. lago u. Iflge, Trist 14372.
14266. gelerte n. laien, Tundal. 85. lamm n. leu, Kriatas
ist lev n. larab, Wemb. Maria T, 8. er heizzit len, ein brunnc u.
liebart, are, kalp onde lamp, litanej 77. sprichw. : eher jagt das lamm
einen löwen, Megerle. das lamm darf sich nicht schämen, wenn es vor
dem lowen flieht, land u. leben, stn 1. u. s. 1., Ernst 1281. f k.
troj. 12791. land n. leib, 1. u. lip, Erec 3798. f^rec 4550. beide
Itp u. L, kaiserkr. 215, 10. Georg 5042. Iwein 8158. 4198. Pardval
45, 26, n. noch 6 mal. A. Iinte, lant n. Ifp, Parcival 223, 12. * land
n. leute (Iinte), therero lant liuto, Otfried. I, 15, 40. Heljd. 11, 6.
69,23. Notker: verluren 1. joh 1. — gewaltec landes oder liute, Engelh.
1367. disem lant n. d. Iinte, Flos 1727. lant u. 1., limbg. krön. 34 b.
u. ö. Soltau, Tolksl. 19, 7. 6. Crane IV, 487. von dem lantliute em-
pfangen, Flos 7785. Luther sagt: land u. leute betrügen. Sprichwörter:
„gut land, böse leut,^ fries. Fw. 145. 17.1. 277. besser land u. leute
verloren, als einen falschen eid geschworen — motto des landgrafen
Philipp V. Hessen — ander land, ander leute — gut land, feig leut^
S. Franck. I, n. s. w. f wohl die richtigere Stellung wegen des ab-
laute i — a. buoch Mos. 4144. kaiserkr. 13864. Rother 2926. Alexdr.
7221. Dietr. flucht 2719. Biterolf 1668 n. ö. Anegenge 7, 77. Lanzel.
1246. Ruolant 14, 6.» u. so in allen dichtungen des mittelalters. A.
lant, liute u. gelt, avent krön. 20424. lant, liute u. rotn, Georg 2034.
1. guot u. liute, Lohgr. 9, 26. liute, lant, guot u. lip, mage, friunde u.
wip u. aUe mine saolekeit, Engelh. 5383. in diente liute, guot u. L,
troj. 900. 5539. liute, guot, wip u. lant, ebend. 6444. lip, liute u. lant,
Mone IV, 314 ff. n. avent kr6n. 25602. ir liute, ir lant u. ir lip,
158 Die sprichwörtlichen Formeln der deatschen Sprache.
Parcival 223, 12. 1. a. 1., (re a. g., k. troj. 5576. lant, 1. u. leben
Verliesen, Oerstenhg. krön. 157. leib, leute, land, gut n. all mein ^re,
BüBch. bach der lieb. 46. land u. loft, davon erstanc das lant n.
der Inft, fnndgr. I, 77. lirum lamm (löffelstiel) = uneinn,
oder bezeichnnng einer leiernden, langsamen bewegong. 1. 1. 1., oarme
laite honn ni viel, Osten*, schles. Peter, 450. last n. last, keine last
sonder L, Luther, im regieren ist mehr last als lust, mehr beschwer
als ehr, kais. Heinrich IV. das ist keine lust, sondern eine last, volksm.
lästern, leid. Berthold 182. Partonop. 25, 17. Lanselot 7248.
Iwein 698. 1007. (ach lasters o. leides, Manesse.) Wigamnr 8595.
k. V. Frankr. 20. 449. Strick. Karl 110 b. gesamtabent 28, 175.
wälsch. gst. 11743. lieders. 26, 180. Umk. zu leide u. laster. Berthold
192. Konr. troj. 7182. lob u. laster — des esels, MOglin. an
Übe u. an gel&ze, schwanr. 281. *leib u. leben, vitam con-
cedet et artus, Waltharius 608. Itp u. leben = Salom. 2115. Ernst
1175. Alphart 48, 2 u. noch 12 mal. Laurin Nyer, 22. 65. St.Ulrich
100. St. Oswald 855. Gerhard 2784 u. 5., avent. kr^n. 20876. Amis
547, wiederholt bei Frauenlob, Konr. v. Wflrsbg. u. s. w. so mir lüff
inde so mir leuen, köln. krön. 3714. 4885. mit dem libe n. mit dem
lebende, k. troj. 8286. Frib. Trist. 52. leibs u. 1. niht sicher, Bozmit.
s. 173. 190. auch als formel im deutschen recht: Aber leib u. leben
der deutschen forsten richtet nur der könig, sachsensp. HI, 55. durch
jagen oder durch verletsung aus Unachtsamkeit kann 1. u. L nicht ver-
wirkt werden, ebend. III, 88. Verletzungen, die nicht an 1. u. 1. gehen,
ebend. HI, 87. Grimm RA. 44. bei leib u. leben nicht, Frisdibier 2,
2891. dat g^t up 11 v u. 1., D&hnert 278 b. — leib u. 1. in die schantse
schlahen, Franck zeytb. 280 b. wer leib u. leben wagen will, ist solU
frei, sprichw. Graf 510, 172. f ^«ben u. lfp = Otte 21. Barlaam 291,
6. Konr. Alex. 169. Wernh. Mar. 115. lebens u. llbes b4r, Engelh.
6319. Titur. 8461. troj. kr. 837. 16660. 18255. k.troj. 2655. 5067.
Heinzel. I, 179. Amur 179. A. llp, herze u. leben, Pantal. 870. Up,
guot, u. 1., frauendnst. 20, 7. min kerce, itp u. leben, ebend. 142, 9.
bId iip, s. sinne u. s. leben, Lichtenst. 627, 82. Itp, leben u. gemQete,
Wem. Ecke 264. herze, leib u. L, k. troj. 4450. 1. 1. guot, lieders. 54,
116. Philipp V. Hessen schrieb 1525 an Job. Friedr. v. Sadisen: er
wolle ee leib u. leben, land u. leut lassen, denn von Gottes wort
weichen, Mencke II, 642. leben u. lebetagen (a. 1420), Grimm
RA. 7. leben u. l^re was zu frumen, passional III, 4O69 20 u.
Die spricliwörtUchen Formeln der deuUchen Spradie. 159
Su8o leb. 85. mecklbg. reimkr. c 15. f lere u. leben III, 578, 67.
Trimb. 189. leben n. llder, ir leben u. ir lide, Pantol 95. leben
u. lob, god wel den geveo lof unde dat ewige leben, Faoet. 96 (Wig
gert, scherfL 11). lebendes u. liegendes, anegenge, Diemer 26,
10. S20, 25. t Diemer I, 12, 14. 89, 24. leber u. lange, bücb.
Mos. S13. t Nithart 18, 18. 88, 11. n. noch viermaL Titurel 8556.
passional III, 128, 59. Mart. 181 b. fstnsp. 1, 446, 81. ring 8d,
25. Hätzl. 2687. Buff, Adam 1089. 4558. boU langen, leberl
ebendaselbst 6268. ei so spei lang n. leber, Bebel. leber u. lange
kehren sich um. Geiler, vaidsprnob, altd. w. III, nr. 186. besonders
in sprichw. redensarten: das geht ihm darch 1. a. 1. — ei, so spei 1.
a. L — es kehrt sich 1. a. 1. am — sich in seine 1. a. 1. Schemen,
lebetag u. leib, f den 11p n. anch den lebtagen, Konr. troj. 11660.
12785. des libes a. des lebetagen« Pantal. 92.5. aaf ir leib a. lebtag,
monum. boic. lehre u. list, fastnsp. 1148. leib a. lider,yitam
ooncedet et artns, Waltharias 608. ir leben a. ir lide, Pantal. 95. lip
u. lider, Pantal. 402. ilp a. llt, passional I, 9, 18. 85, 61. 119, 74.
m, 345, 11. leich a. lieder, lied a. leicha, Hattem. III, 845
(Capella). *]eid u. lieb (auch adjectivisch), zia sint dir nu leide,
die dir er warin liebe, Notk. ps. 78, 1. leides ioh liebes, Boelh. Hattem.
n, 62. 199. 202. ez waere in leit oder liep, Diemer 88, 1. 64, 16.
65, 29. 261, 16., kaiserkron. 89c. 45d. Parciv. 23,27.38,30. Iwein
8115. Wigal. 59, 11. kinth. Jes. 88, 62. Alezdr. 2103 u. s. f. be-
sonders bei Hartm., u. bei allen dichtem des mittelalters bis aaf die nea-
zeit, und in vielen Sprichwörtern, niederd. : lejde or leve, Theoph. 644.
wie leit wie lief, Marienl. 79, 7. kamftiges liebes leid, passional III,
299, 26. t 18t häafiger: so lief, so led, Helj. 40, 5. 48, 24. Dietr.
flacht 5453. Lanzelot 4618 u. ö. St. Oswald 1475. Nibelg. 67 a. ö.
auch in prosa : Berthold 60, 85 : weder durch liebe noch durch leide,
die liebe n. die leide, Gregor 2905. lieb &ne leid mag niht gesin, Aist.
Heb ist leides n&chgeb6r, Trist, die lieben von den leiden, Wemh.
Maria 130. warnang8844. herzelieb mit herzeleide, Thürh. Trist. 1350.
im liebte ^r und frumheit^ schände u. laster was im leit, Lnarin 255.
siehe das dichterische spiel mit beiden Worten bei der Hätzlerin 10. 11.
ebenso niederdeutsch: lif ende lede, Reinaert 2781. lef edder leyt, Flos
914. Theophil. 66. leiff off leit, Weberschlacht 382. A. lieb, leit u.
gemach, Ulr. v. Lichtst. 227, 10. nu lieb, nu U, nu leben, nu tot, pas-
sional m, 104, 54. leid noch liden, Schade g. ged. 9, 57. na
160 Die sprichwörtlichen Formela der deutschen Sprache.
allem lede u. liden, Soest fehd. s. 658« leid u. linge (= glfick),
ez waz ie leid der linge bi, Tristan 50494. leid u. lob, Herb. troj.
51 42. Letten u. Liven, beide völkemamen in der livL reimkronik
526 und noch 15 mal. lacht noch licht gegunnet, Neocor. I, 12.
liebe n. lob, von liebe, v. 1., Pilat. 277. goddes leve u. sin lov, sas-
senkr. 50. liebe u. last, Fraaenlob 118, 18. 424, 5. 4SI, 10. a.o.
me liebe u. m^ gelust, passional III, 205, 2. Laber 228, 5. 276, 5.
Suchen w. 2, 14. f Neocor. I, 189, 180. mein lebenslauf ist lieb u.
lust u. lauter licdersang, volksl. auch im Sprichwort: last u. 1. zu
einem ding macht dir alle müh gering, Lehm. 498, 22. Zyro 27. iGge
noch list, bergreien 67, 12. lust u. list wachsen auf der weiber
mist, Megerle. lob u. lohn, Trimbg. 1967. weder 1. noch 1., 4769.
macht u. muge, v. j. 1845 bei Grimm RA. 7. (engl, mithand
main). macht u. mnth, ane muot u. äne mäht, Lanzelot 8695.
raagd u. mann, K. troj. 7971. *magd u. mutter, sprichwort-
liches epitheton der Jungfrau Maria. Otfrieds krist I, V, 42 : magada
scinenta (illustris), muater thiu dinra (carissima). Krolew 707. bt der
meide die muoter wart, Titur. 362. meit — muoter, Wernh.Mar. 122.
182. magit fine ende, muotter 4ne meil, ebend. 118. er wart von einer
magit geborn, die er zv mvter hat irkom. Mar. himif. 107. Walther
I, 4, 2. maidllche mutir, Jerosch. 1, 220. f häufiger: kaiserkr. 292«
22. unse wissagen habent alle gesaget, imse vrouwe heize muoter
unde maget, Jddel. 129, 5. gloub. 870, 85. kinih. Jes. 70, 68. litan.
370 ff. Marienl. 1, 11 und noch 12 mal. Wernher v. Nied. 54, 33.
Gerhard 426. 2248. muoter u. minnekliche magt, Frauenl. 20, 1. etc.
milte muoter, reine m., Sigenot 21, 7. Lohgr. 192, 22. der bischof v.
Basel bcgan diesen ruf heben an : st. Marej, mutcr u. maid, Homeck
149 b, Berner krön. 2. A. magd, mutter u. frawe, Suchen w. 8, 195.
* mage u. mann, Roth. 3420. Trist. 4199 (noch 7 mal). Gudr.
817, 2 u. 5. Heinr. 1464. Erec 2898. Ravenschl. 275, 4. 276, 2 u. ö.
Bieter. 418. Dietr. fl. 12 mal. Wilh. 17. 83. Alphart 408,4. sachsen-
spg. III, 78. Amis 817. 1010. Haupt z. II, 401. avent. krön. 854 u.
noch 4 mal. Bari. 207, 9 (noch 8 mal). | Alexdr. 8886. an mannen
u. an m., Ernst 985 u. ö. Parciv. 53, 20. 800, 28. Wilh. 9, 7. Titur
79, 2. 100, 2. Nibelg. 668 u. noch 21 mal. ir man u. Ire roagen,
Luarin 2906. A. vriunt, man u. m., Strick. Karl 78a. 94a. 124b.
maegand mundbora (= frcimd u. bcschOtzer), angels. lex Cn. 40.
mage u. mutter, ach vater, muoter unde m&e, Gottfr. lobg. 94, 9.
Die sprichwörtlichen Formela der deutschen Sprache. 161
ir mnoter u. ir magen, Servat. 2449. magenkraft u. muth, mod
endt niegincraft, Heljd. m&l u. makel, mAl u, m. 6ne, schweizer
bondsLy. j. 1248 (Rocholz). malz u. mehl, malzea n. mSles michele
macht, livL kr. 10990. Aut miles, aut monaens, aut Mälzen-
bräaer im Löbenicht (stadttheil in Königeberg), Frischbier 2, 2684
diese drei f&hren das beste leben), mann u. mans (vgl. gut o. lente),
mit m. u. m. untergehen, volksm. manheit u. milde, Titur. 1091.
1116. 4076. u. o. Iwein 1457. Lud w. kreuzf. 6672. f müd, m., triuw,
lieders. 180, 346. Suchen w. 10, 55. 12, 82. 7, 80. 13, 180. 28, 350.
manheit u. minne, Fribg. 1421. sasskr. 275. Suchenw. 6» 160. 7,
120. 8, 233. t Suchenw. 13, 152. 18, 252.284. manheit q. muot
(ellenthafter), Engelh. 4785. f Suchenw. 10, 116. 148. 18, 151.
marter u. mansheit nani an sich, Str. Karl 96a. manslaht n.
meinswnor (= roord u. meineid), altd. bl. I, 88, 347. mantuom
u. roenschheit, avent. kr6n. 19779. maerte wie mos, maerte =
brei, sinn: das ist einerlei, volksm. roasen u. meil (= flecken,
fehler), an m. u. an m., Georg 4135. kne mdze u. äne mez (tau-
tolog.), Mart. 257b. maus wie mAs (auch m6s wie mis), müs wie
maus = einerlei, volksm. maus wie mutter = einerlei, Luther
setzt hinzu: zwo hosen eines tnchs. mein u. mort. men endi mor-
tnnerk, Heljd. 82, 23. Otte 566. br. Ottobrt. 96 d. troj. kr. 12919.
12985. Mart. 91 d. 270, 28. Folz 1291. Suchenw. 35, 43. 21, 125.
32, 2. t mort u. mein, Fantal. 80. Frauenlob 17,6. Mart. 182 d. Folz
1319. meinen u. minne, Frib. TriHt. 300. 469. ein minne u. ein
gemeine, Gottfr. lobges. 37,8. minne u. meinung, Suso pred. IIL
merke noch melde, Titur. 2911. 4G21. stn merken u. s. melden,
R. V. Zweter 2, 139. merk n. melde wachsen beid im Felde: pflücke
merk, lass melde st^n, so magst mit allen leuten gen, Simrock 6998.
meftse n. metten, metten noch m., kaiserkr. 326, 22. man sanc in
d. metfin u. d. misse, kaiserkr. 200, 30. zuo metten u. z. m., Alexdr.
652. d. m. noch d. m., entekrist (fundgr.II, 116). milch u. mause
frisst die katze in einer sage bei Müllenhoff CIX. es kommt keine
milch von Höfen, es ist denn eine maus darin ersoflen, Simr. 7019.
minne u. muth, muot u. m., Trist. 14229. 16824. 19172. m6s
noch rouore (mAs = moor, sumpf; mnore ^ morast, also tauto-
k>gi8ch), weder m. noch muore siniv worte en mach getruben, Wernh.
Mar. I, 11. mflhe u. müsse, muozzecheit unt muo singent niht
eine wtse, altd. bl. I, 217. zwischen mus u. mund, Sprichwort
ArchlT f. n. Sprachen. XLIX. 11
Hi Die spridiwöriliclien Fonneln der deatschen Sprache.
lieh im Esopns (1555) 168b, mund a. mnth, unrahte was dir in
maote a. in m., Notk. pe. 51, 4.
nahe n. nnss, volksm. nacht n« nebel, nebel a. n^ (12.
jahrh;). Diemer I, 3; rttet er über veit bi der nacht a. in d; nebel,
Helblg. I, 188. bemer kr^n. 201. y. j. 1466, Grimm RA; 7i Bodman,
rheingan. altert. 670. 7li bt nachte u. neyel (a. 1558), Grimm 7. soest.
fehd; 0« 626. bei nacht u. n. fortgehen, volksm. nahrang u;ndt-
dnrft, Neocor. 1,140. Lather katech; 4. bitte; neffe n. niftel, neva
and nifta, fries. Br. 1 1 9. 121. Fw. 90. nifteb u. neven. Herb. troj. k. 5967.
10455. Berthold 841. — v. Seven. — Mariengrüsfle 91* gandersh.
krön. 15, 14. nichten ende neven (1890), Mone quell. I, 127, 54.
nns n. geniez, Horneck 464 a. naz u. niez, appenzeller kanfbrief
(Zellweg), nütze n. genüsee, Eschenloer U, 68. A. alle rente, nuz u.
g., ebend. II, 187. noth u. nntz, den nutz inde die not, marienl.
79, 18. to nüt u. to noet (a. 1894), Kindlinger 1, 68. in nutz u. n.
gewant (a. 1472), Grimm RA. 7.
Versuch über die syntaktischen Archaismen
bei Montaigne.
Ton
Friedrich Olauning.
Im neunten Essai des dritten Buches sagt Montaigne über die
Sprache seines Jahrhunderts folgendes : Selon la Variation continuelle,
qui a ankij le nostre (langage) iusques a cette heure, qui peut esperer
qne sa forme presente soit en usage, d'icj k cinquante aus ? II escoule
tous les iours de nos mains : et depuis que ie vis, s'est altere de moiti^.
Aber nicht erst zu seiner Zeit war die französische Sprache einem be-
ständigen Wechsel unterworfen; dies sieht man daraus, dass Marot
(geb. 1495), welcher die Werke Villons von neuem herausgab, sich
wegen der Altert hOmlichkeit der Sprache desselben veranlasst sab, die
för das Verständniss schwierigen Stellen durch Anmerkungen zu er-
läutern. Und doch liegt zwischen Villon und Marot nur ein Zeitraum
yon etwa einem halben Jahrhundert Auf der andern Seite dauert
jene Flüssigkeit der Sprache bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts,
also bis zum Beginn der klassischen Literaturperiode unter Ludwig XIV.
So spricht Mlle. de Gournaj, welche Montaigne's Werke i. J. 1685
iD Paris herausgab, in der Vorrede zu dieser Ausgabe von der „volu-
bilite de nostre vulgaire Fran^ois, continue iusques icy,^ indem sie zu-
gleich meint, das Ansehen des Buches würde zur Festhaltung des
beständigen Wandlungen unterworfenen Sprachgebrauches beitragen.
Allein sie war im Irrthum; Montaigne selber hatte Recht, wenn er
kurz vor der oben angefOhrten Stelle die Befürchtung ausspricht, er
164 Versuch Über die syntaktischen Archaismen bei Montaigne
schreibe sein Buch nur fdr wenige Jahre. Wenigstens wird in der
Vorrede zum Wörterbuch der Akademie (6. ed. p. IX) behauptet, dass
die Formen seiner Sprache 50 Jahre nach ihm nicht mehr gebrauch-
lich gewesen seien. Aber noch 1650 sagt Pellisson (Pref. Acad.p.VIII)
aosdrücklich: Nos aateurs les plos Elegants et les plus polis deviennent
barbares en peu d'anndes.
Wir haben also eine Periode von zwei Jahrhunderten vor uns, in
welcher der Entwickelungsprocess der französischen Sprache einen un-
gleich rascheren Verlauf nimmt, als dies vorher und nachher der Fall
ist. Und zwar ist nicht nur der Wortvorrath, sondern auch die Wort-
verbindung, nicht nur der Sprachstoff, sondern auch dessen Gestaltung
zum Satze diesem rascheren Verlaufe unterworfen. Und wir sehen
den Wechsel nicht nar bei einer Vergleichnng zwischen zwei verschie-
denen Schriftstellern, sondern schon bei der Betrachtung eines und
desselben. So steht die Syntax Montaigne*s so ziemlich in der Mitte
zwischen All- und Neufranzösisch ; sein Sprachgebrauch ist so schwan-
kend, dass er oft in ein uml demselben Satze hier dem altfranzösischen,
d^rt dem modernen Gebrauche folgt. Wenn nun die vorliegende Ab-
handlung versucht, das Archaistische in dem Sprachgebrauche Mon-
taigne's hervorzuheben, so wird sich daneben auch Gelegenheit finden,
die Uebereinstimmung seiner Sprache mit dem neueren Französisch zu
constatiren.*
Erster Abschnitt
Der Artikel.
Im Allgemeinen wird derselbe weniger häufig gesetzt als im Nfr.,
häufiger jedoch als im Afr.
1) Zunächst kommen hier einzelne Substantive in Betracht: natnre
u. fortune, bei welchen der bestimmte, homme, chose, lieu, temps,
part, partie, bei denen der unbestimmte Artikel sehr oft fehlt. Ueber
homme u. chose spricht Diez Grammat. III, p. 83 f. (2. Ausg.); sie
vertreten in der älteren Sprache die Stelle eines unbestimmten Prono-
mens und „bedeuten eine Person oder Sache auf der höchsten Stufe der
* Die Citate sind der von Mlle. Grournaj veranstalteten Ausgabe : Paria
16S5, entnommen. Bei den längeren Essais des zweiten Buches und im
dritten Buch durcbgehends ist die Seitenzahl angegeben.
Venoch über die synUkiischen Archaismen bei Montaigne. 165
ÜDbeBiimmtheit;^ und zwar vorsngsweiBe in negativen Sätaen, aber
auch in affirmativen* Es mögen hier einige Beispiele angeführt
werden.
I, 48 J'aj ven homme donner carriere k deox pieds snr la seile.
— ibid. On lit en Xenophon la loy deffendant de voyager a pied, k
homme qui eust cheaal. I, 25 et ne fus iamais sans homme, qui m'en
senilst. I, 27 si ie trouuoj homme digne de teile alliance. I, 41
Cjrus disoit, qu'il n*appartenoit pas de Commander k homme, qni ne
Taille mieux que ceux k qui il oommande. I, 26 Est-il homme en nostre
siede si impudent, qui pense leur estre comparable? III, 1. p. 617 de ne
s'embesoogner point, ä homme qui n*a nj charge, nj oommandement —
ic le trouue plus ezcusable. III» 2. p. 629 — si n'aj-ie mis la main
ny es biens, ny en la bourse dliomme Fran^ois. III, 5. p. 685 anx
Sarmates, qui n'ont loy de ooucher auec homme, que ct. m, 8. p.721.
III, 9. p. 769. m, 13. p. 834.
I, 7 die chose que ct. III, 8. p.639 nn desir fantastique, de chose
que ie ne puis recouurer. HI, 6. p. 710 — d'aller donner k un tiers
chose qui nVstoit pas sienne. Sehr häufig ist chose von attributiven
Bestimmungen begleitet, z. B. I, 7 & chose ei pressante; I, 9 qui est
chose comrae surpassant l'humaine condition; I, 24 c'est chose digne
de tres-grande consideration ; I, 9 c'est dire chose fausse, mais qu'on
a pris pour vraye ; I, 1 9 du pensement de chose si esloignee ; ibid. est«
ce raison de craindre si longtemps chose de si brief temps? III, 1.
p. 624 si nous auoos promis chose meschante; III, 5, p. 690 il ne
faut pas fier chose de soy si prccipiteuse k une ame qui ct.; III, 6.
p. 711 les peuplos, estonnez & transis de chose si estrange; cf. III, 9
p. 754; 12. p. 818.
Die Substantiva lieu u. temps in Verbindung mit der Präposition
en und durch einen attributiven Zusatz näher bestimmt, entbehren oft
des unbestimmten Artikels ; z. B. I, 12 en lieu ou ie ne le densse pas
atiendre; II, 11. p. 324 la beste vient en sursaut k se presenter, en
lieu DU k Taduenture nous l'esperions le moins; III, 2. p. 628 sa
capacite est en lieu d^oüi il Temprunte, & non en luy ; III, 5. p. 606
se renoontra nn iour en lieu, ou eile pounoit desrober aucun des dis-
cours; ib. p. 668. 687; III, 6. p. 702 flanquer en lieu chatouilleux ;
in, 7. p. 716; 9. p. 740.
m, 10. p. 786 qu'elle ne seroit venue en temps que Ten peusse
louyr.
166 Versuch über die syntaktischen Archaismen bei Montaigne.
Ohne den nnbealimmten Artikel stehen endlich die Subeiantive
part, partie und fihnliche, wenn sie tarn Ausdruck einer Menge in
allgemeinerem Sinne dienen. Ohne Zweifel dörfen diese AusdrGcko
auf eine Linie gestellt werden mit beauconp (= beau coup), dessen
beide Bestandtheile sich zu einem einsigen Worte verbanden« Beisp.
I, 6 fourrager bonne partie de la Tille ; I, 1 1 on a tonsiours lais«e bonne
part d'autorit^ au eort; III, 10. p. 788 La fortune vonlut part a ma
promotion; IT, 11. p. 822 ie ne s^ay s'il a escoule en moy partie de
ses humeurs; III, 8. p. 641 Vy ay pass^ partie de ma vie; III, 5. p.
685 II faut laisser bonne partie de Icur conduite k leur propre discre-
tion; ni, 8. p. 782 Bonne part des liures fameux sont de cette condi-
tion ; m, 9. p. 748 bonne part. Hierher gehören auch andere Quan-
titfitsbezeichnungen ; z. B. I, 24 il a gaign^ bonne somme d'argent;
Iir, 5. p. 682 il se void grand nombrc d'hommes ; IH, 10. p. 786
porter — grande quantite de richesse.
Daneben findet sich aber auch der unbestimmte Artikel vor sol-
chen Substantiven; so I, 24 un« bonne partie de la Toscane; 11, 6.
p. 179 une bonne partie de mon aage.
Ueber die Auslassung des bestimmten Artikels vor den Subst.
nature u.. fortune spricht Dies Gr. III, p. 24 f. Beide SubstantiTe
kommen mit und ohne Artikel vor; ohne den A.
I, 14 autant que fortune leur duro; I, 18 quelque beau visage
que fortune leur face ; I, 20 Taccez que fortune m'a donne ; I, 22
quelque facilite que leur preste fortune; III, 1. p. 516 Certes fortune
7 a la principalle part; III, 2. p. 684; 6. p. 707; 9. p. 786; 10.
p. 785.
I, 15 les reigles — que nature a enpreintes en nous; I, 22 forcer
les reigles de nature; ibid. c'est nature qui parle; I, 19 si nature ne
preste nn peu ; ibid. Nature mesme nous preste la main ; ibid. Mais
nature nous v foroe; III, 2. p. 681 ; 8. p. 638; 4. p. 650; 5. p. 656;
6. p. 709; 9. p. 788; 10. p. 782.
Mit dem A.
I, 18 que la fortune — gnette — Ie demier iour de nostre vie ;
I, 28 la fortune maintient tonsiours la possession des euenemens; II,
6. p. 178 les rigueurs de la fortune; III, 8. p. 641 qui se doit prin-
cipalement k la Nature; III, 5. p. 655 contre la Nature.
Wie schon ans dem Verhältniss der hier gegebenen Beispiele er-
Venocb über die iyntaktttcben Areh*iuiieo bei Montaigne. 167
sichtlich ist, dürften diejenigen Stellen, wo der Artikel fehlt, an Zahl
bedeutend überwiegen.
2) Die AbstrakU entbehren bei Rabelais oft des Artikels, (cf.
Schünermark, Osterprogranim der höheren TOchterschole su Breslau.
]861. p. 19.) Montaigne steht hier dem neueren Sprachgebrauch
▼iel n&her, denn in den meisten Fällen setst er den Artikel vor solche
SnbetantiTe. Einselne Fälle jedoch, wo der Artikel nicht gesetzt ist,
kommen auch bei ihm yor, insbesondere im Genitiv.
1, 26 Nons attribuons a simplesse db ignoranoe la facilite de croire
& de se laiBser persuader; lU, 5. p. 654 en ieunesse. Ebenso in, 6.
p. 702. — ni, 5. p. 672 Le deuoir de chastet^ a nne grande esten-
dnS. — in, 9. p. 751 Le neud qui me tient par la loy dlionnestetö ;
ibid. p. 752 selon que ie m'entends en la science du bien-fiuct et de
recognoissance; III, 13. p. 846 L'art de Mededne n'est pas si resoln
qtie ct. — m, 9. p. 774 Encore retient eile au tombeau des marques
& image d'Empire; m, 10. p. 784 Cette aspret^ & yiolence de desirs
empesdie plus qu'elle ne sert; III, 13. p. 887 ennemie capitale de
disdpline & de verite.
Der CoUectivbegriff „Christenheit^ steht ohne, aber auch mit dem
Artikel; vgl. II, 7 La forme & seule & essencieUe, de Noblesse en
France, c'est la vacation militaire ; m, 9. p. 747 En tous les grands
Estats, soit de Chrestiente, soit d'ailleurs; ibid. p. 774 Ponr estre des
princes de cet Estat (Rome), U ne faut qu'estre de Chrestient^ ; I, 9.
p. 23 tous les princes de Chrestient^. Dagegen I, 18 du plus grand
Roy de la Chrestient^.
3) Wenn nach Schönermark (a.a.0.p. 19) der Artikel vor Länder-
namen von Rabelais meist ausgelassen und nur selten gesetst wird, so ist
bei Montaigne gerade das Oegentheil der Fall. Dieser setst den Artikel
regelmässig, wie es der nft*. Gebrauch ist, und lässt ihn in denselben
Fällen ans, in welchen dies auch die spätere Sprache thut. Nur im
attributiven Genitiv ist noch ein Schwanken swischen Setsung und
Weglassung des Artikels wahrsunehmen, wie ja auch das Nfr. in die-
sem Falle keine absolut feste Regel aufstellt (Dies, Gr. III, p. 25).
Beisp. I, 15 les loix de Grece; I, 22 les sauuages d'Escosse
n'ont que faire de la Touraine; ibid. de persuader auz Indiens de lais-
ser leur fa^n & prendre Celle de Grece ; I, 24 les princes & la No-
blesse d'Italie; — I, 25 p. 112 le meilleur maistre ^Arts de France;
-— ibid. p. 115 le meilleur (oollege) de France; ibid. p. 117 le plus
168 Versuch Über die syntaktischen Archaismen bei Montaigne.
grand Principal de France; I, 30. p. 139 la largeur d'Afrique; gleich
darauf la longueur de l'£urope; ibid. p. 142 quelques autrea peuplea
d'Orient; p. 143 du coste de TOrient; I, 37. p. 163 rentreprinse de
la Grece (gegen Gr.); I, 40. p. 187 l'air de lltalie. — 11» 12. p.350
les corbeaux de Barbarie; p. 391 oelles (les deapouilles) de Mace-
doine; p. 391 des meilleures maisons de Ferse; p. 432 les prestres
d'Aegypte; p. 437 une robe k la mode de Ferse. — III, 10« p. 786
auz deserts d'Arabie; lU, 13. p. 842 Tun des plus s^auans hommes
de France. Vergl. II, 3. p. 271 — print resolution de s'en aller
plustost en Faradis.
4) „Wenn das Subaaintiv, sei es abstract oder concret, sich mit
dem Verbum zu einer Einheit des Begriffes verbindet, so kommt ihm
kein Artikel zu.^ (Diez, Gr. III, p. 29.) An solchen Wendungen
ist nun das Afr. ungleich reicher, als die neuere Sprache, welche durch
Voransetzung des Artikels den Begriff des Wortes näher zu bestimmen
liebt. Auch Montaigne bietet noch eine Fülle solcher Verbindungen,
die im Nfr. selten oder gar nicht mehr vorkommen dürften, wie z. B.
entreprendre guerre, faire pache, faire treue, faire composition, trouner
resistance; gaigner aduantage; gaigner nom et reputation, donner re-
putation, donner auantage; se donner loy, donner cause, donner loisir,
donner moyen; faire response, faire proflt, faire recit, faire bechee;
trouuer issue, souffrir mort, prendre voye, tourner teste u. a.
5) Wenn das Substantiv von einem Adjectiv oder einer anderen
attributiven Bestimmung begleitet ist, so verlangt das Neufranzosische
4n der Regel den unbestimmten Artikel, wenn es auch einzelne Fälle
gibt, wo derselbe fehlt, s. z. B. Herrig, Aroh. 44. Bd., p. 201. Bei
Montaigne hat dieser Gebrauch noch bei weitem nicht dieselbe Aus-
dehnung erlangt. Die Fälle, in welchen er den unbestimmten Artikel
vor einem mit Adjectiven verbundenen Substantivum weglässt, sind
ebenso zahlreich, wo nicht zahlreicher, als diejenigen, wo er ihn an-
wendet. Und zwar gilt dies für das prädikative, attributive und ad-
verbiale Satzveihältniss.
a) Beispiele für das prädikative Verhältniss. I, 6 et a touaioon
est^ conseil hasardeuz ct. ; I, 38 Vous & un compagnon estes assei
süffisant theatre Tun a Tautre; I, 51 et est outil qui ne s'employe
qu'aux estats malades; III, 2. p. 629 et nous est grand benefice qua
cette osiouyssance naturelle; III, 4. p. 648 le mourir Inj semble ac-
cident naturel & indifferent; m, 5. p. 657 La vertu est qualite plai-
VerBach über die syiiUktbcbeD Arcbalsmen bei Montaigne. 169
iBDte & gaye; III, 10. p. 782 L'occupation est a certaine maniere de
gento, marqoe de suffisanoe & de dignite; HI, 13. p. 834 L'indamnite
n'est pas mooDoye süffisante k un homme qai ct.
Selbst wenn daa Subjekt daa neutrale Demonstrativpronomen ce
ist, wo im Nfr. die Auslassung des unbestimmten Artikels vor einem
mit attributiven Zusätzen versehenen Substantiv nur auf einen nicht
sehr ausgedehnten Kreis stereotyper Verbindungen beschränkt ist, wie
z. B. c'est autre chose, c'est grand piti6 u. a., ist dieselbe bei Montaigne
noch viel häufiger anzutreffen, obwohl andrerseits in diesem Falle der
Artikel auch gesetzt wird. So z. B. ohne Artikel:
I, 19 fust-ce oeuvre d'une heure; I, 25 c'est tesmoignage de
crndite & indigestion; ibid. comme si ce fust marchandise malaizee que
jeprehensions & nouuelletez; I, 29 ce ne seroit plus receple salutaire;
III, 5. p. 684 Ce n'est paa süffisant tesmoignage d'affection; III, 9.
p. 740 c'est chose tendre que la vie.
Mit Artikel:
I, 26 C'est une hardiesse dangereuse & de consequenoe; I, 27
c'est un homme farouche, un meschant ou un sot; III, 5. p. 657 C est
une humeur bien ordonnee; ibid. p. 692 c'est un commerce qui ct.
Wie bein) Nominativ, so finden wir diese Auslassung des Artikels
häufig beim prädikativen Genitiv, z. B. :
ly 11 qu'elle est de beaucoup moindrc autorite; I, 27 Le pere &
le fils peuuent estre de complexion entiereroent eslognee; I, 29 Cette
descouuerte — semble de grande consideration ; III, 7. p. 716 — qui
sont de moins excellente naturc; III, 11. p. 810 Elle est de nature si
maligne & ruineuse ; III, 12. p. 823 Cette laideur superficielle est de
moindre preiudice; III, 13. p. 867 ce sont choses, que i^ay tousiours
veuSs de singulier accord: les opinions superCelestes, St les moeurs
sousterraines.
Ebenso häufig dörften indess Beispiele mit dem Artikel sein, z. B.
m, 13. p. 839 pour estre d'une condition moyenne.
b) Beispiele fQr das attributive Verhältniss (attributiver Genitiv) :
I, 11 Tages demidieu d'un visage enfantin, mais de senile pru-
dence; I, 16 qu'il quittoit la gloire d'un bon medecin pour acquerir
Celle de mauvais poete; 11, 6. p. 178 Canius lulius noble Romain, de
vertu & fermet^ singuliere; III, 3. p. 645 trois veuSs de riebe A libre
prospect; III, 4. p. 648 fille de beaute excellente & de merueilleuse
diapoeition; ibid. p. 650. 652; III, 5. p. 674 des exemples de lustre
170 Yerauch aber die »yntaktischen Archaismen bei Montaigne.
plus vulgaire; III, 6. p. 703 des autruohes de merüeilleuse grandeur;
m, 8. p. 723 c'eat chose de qualite k peu prea indifferente; III, 9.
p. 766 C'est nne rare fortune, maig de soulagement ineatimable, d'auoir
nn honneste homme d'entenderoent ferme — qui aime a tous suivre;
ibid. p. 772 des choses de diaerse couleur, de oontraire substance db
d'an cours rompn.
c) Beispiele för das adverbiale Verhältniss ; zunächst beim Akku-
sativ :
I, 16 a donner principale recommendation de soy; I, 20 ie suis
de ceux qui sentent tres-grand effbrt de Timagination ; I, 2 3 ponr auoir
pris oonseil tont contraire; I, 25 aller trouuer si bonne compagnie en
l'autre nionde ; I, 50 — se depouillent k Tentree & re^oivent de Tarne
nouuelle uesture ; I, 56 — s'ils auoient priu liege qni les exeniptast ;
I, 48 — d'auoir cheval a soy; III, 7. p. 716 — il en est peu, aus-
quelles en quelque fa9on nons n'ayons particulier interest ; III, 8. p.
732 La posterite retirera utilit^ singuliere de telles ooropositions ; III,
9. p. 752 ie trouue grande espargne a faire par iustioe, ce que ie
faisoy par afiection ; III, 1 1 . p. 804 ie n'en (Einwürfe) aj point sentj,
qui m'attachent & qui ne souffrent Solution tousiours plus vray-sem-
blable que leurs conclusions ; III, 13. p. 837 cet ancien fils de U terra,
qni reprenoit nouuelle fermete & se renforQoit par sa cheute; ibid. p.
839 il auroit plus aysee oommunication ä tonte sorte de gens.
Ferner beim Dativ:
III, 9. p. 746 — de venir k diuision legitime auec tous les autres
hommes de ce tas; HI, 10. p. 789 une ialousie — qui ne les emporta
pas a hayne fiirieuse & indiscrette. — Beim Genitiv :
in, 8. p. 730 a Ie suivre par espaulettes & de iugement expres
& tn6; III, 10. p. 783 Glorieux de si noble assistance; ibid. p. 788
ils s'en picquent de passion particuliere, und kurz vorher: eile leur
part d*ailleurs & de cause particuliere. (Dagegen p. 790 me ioindre
d'une estroitte amitie.) III, 13. p. 836 ils n'ont que faire de si su-
blime connoissance ; p. 847 mourir — de mort naturelle; p. 848 me
menassant tantost de grandes donleurs, lantost de mort prochaine; p.
851 — qui rend Ie corps susceptible de nouueau mal; p. 864 regarder
et la douleur et la volupt^ de veue pareillement reiglee.
Bei den eigentlichen Präpositionen:
III, 6. p. 712 Le Premier (monde) perit auec toutes les autrea
creatures, par universelle inondation d'eaux; III, 8. p. 731 Ce sont
Versoch. über die t/iitektifchea ArcbMsmen bei Montaigne. 1 7 1
•ppmitiseagefl, qui ont i eetre faicts aaant la maio, par longue Sb oon«
Btanta Institution ; III, 9. p, 739 d'j estre auee eqnippage non necea-
saire seDlement, naia auasi boqpeste; III, 10. p, 788 eile (la cbarge)
peut eetre continnee par eeoonde eelection; ibid. p. 787 par long neage;
in, 12. p. 825 — ie m'acbeminay k nn voyage, par paie eatrange-
Dient cbatonillenz; I, 16 en si grand' assemblee. Dagegen ibid. en
one 81 longoe estendue de doroination; III, 10. p. 785 Selon ce que ie
Tois par nuage ordinaire.
6) „In der Verneinung mit nunquam kann der verneinte Begriff,
wenn er in allgemeinem Sinn genommen wird, den unbestimmten Ar-
tikel missen.^ (Vergl. Mätsner, Synt. der neufranz. Spr. { 149» wo
Beisp. aus der afr. Spr. ftir diese Auslassung des Artikels angeflSbrt
sind.) In den frzs. Beispielen, welcbe Dies (Gr. III, p. 84) dieser
Regel beif&gf , ist das Subjekt jener verneinte Begriff, welcber des Ar-
tikels entbehrt. Bei Montaigne kommt jedoch die Auslassung desselben
auch bei anderen Satzgliedern, und zwar sehr bftuflg, vor, bei jamais,
wie bei der einfachen Negation ne. Häufig wird dann der verneinte
Begriff durch einen Relativsatz näher bestimmt, jedoch nicht immer.
Im Nfr. wird in diesem Fall der unbestimmte Artikel oder auch aucun
oder point gesetzt.
I, 1 1 ne se presentant occasion de toumer sa robe ; III, 6. p. 702
ne tronuant cheual capable de son poids ; I, 47 — en leur represen-
tant qn'il n'y a plus ordre de Tattendre de eeluj, qu*ils ont si fort on-
trage de qu'il ne resto remede que de la victoire ; I, 43 Piaton en ses
loix, n'estime'peste au monde plus dommageable k sa Cite que ct.;
III, 8. p. 7S2 il j a vingt ans que ie ne mis en Liure^ une heure de
suite; UI, 13. p. 857 — que mes-huy ie ne puisse en cela requerir
ny esperer de la destinee, faueur qu'illegitime ; ibid. p. 867 II n*j a
piece indigne de nostre soin, en ce present que Dien nous a faict.
I, 19 il n'est homme si decrepite, — qui ne pense auoir encore
vingt ans dans Ie corps; I, 26 II n'est si petit escolier qui ne Ie con-
uainque de mensonge; I, 27 II n'est action ou Imagination, ou ie ne
Ie trooue k dire, oomme si eust-il bien faict k moj; I, 19 Encore n'y
a-t-il chemin qni n'aye son issu§; I, 23 mais ie ne s^ay s'il y a traict
en sa vie qui ayt plus de formet^ ; I, 52 H se vantoit de n'auoir iamais
eo robbe qni enst couste plus de dix escus ; III, 2. p. 627 iamais
homme ne traicta suiect qu'il entendist ny cogneust mieuz; ibid. p.
628 II n'est pareillement bont6, qni ne resiouysse une nature bien n^;
172 Verflach üb«r die syntaktüohen Ardiaismen bei Montaigne.
ibid. p. 635 le ne s^auraj iamai« bon gre ä PimpuiflsaDoe, de bien
qu'elle me face; III, 5. p. 672 D'une femme ialoose — il nest action
qui ne sente Taigre & Timportun ; ibid. p. 685 ainsi oorame ainsi n'y
a il disoipline qui les 89eut brider de tootes parte.
7) Ganz besonders deutlich ist das Schwanken zwischen dem älte-
ren und neueren Sprachgebrauch bei der sogenannten Theüungsform.
Diese Form, welche äusserlich mit dem Genitiv zusammenfallt, trat
im Afr. bekanntlich spärlich auf, verbreitete sich aber im Laufe der
Entwicklung der franzosischen Sprache immer weiter, bis sie, im neu-
französischen Sprachgebrauch, zu einer fast ausschliesslichen Geltang
und Herrschaft gelangte. Die von den Grammatikern (Diez Gr. III,
p. 44; Mätzner, Synt. d. nfr. Spr. § 277) angeführten Beispiele, in
welchen das im unbestimmten Sinn genommene Substantiv ohne de und
den Artikel vorkommt, gehen bis zu Commines (bei Matzner) und
Marot (bei Diez). Indessen behauptet sich dieser ältere Gebrauch ge-
genQber der um sich greifenden Theüungsform noch bei Rabelais, wie
Schonermark in dem angeführten Programm* p. 18 nachweist, und
ebenso noch bei Montaigne in sehr zahlreichen Fällen, wie aus den
folgenden Beispielen hervorgeht. Das Substantivum kann dabei Sub-
jekt oder Prädikat oder Objekt, es kann ferner mit einer beliebigen
Präposition verbunden sein. Auch solche Beispiele finden sich, in
welchen das mit de verbundene Substantiv des Artikels entbehrt, und
endlich solche, wo der Artikel gesetzt wird, obwohl dem Substantiv
noch ein Adjectivum vorausgeht. Diese letzteren mögen allerdings
nach dem von Mätzner $ 277 aufgestellten Gesichtspunkt beurtheilt
werden.
Die Gleichberechtigung der älteren und neueren Ausdrucksweise
und ihre ünterschiedslosigkeit hinsichtlich der Bedeutung geht aber
am klarsten aus solchen, allerdings seltenen Fällen hervor, wo von
zwpi durch et coordinirten Substantiven das eine ohne, das andere mit.
de verbunden steht So I, 48 — les soldats ne boiuent qne de Teau
& ne mangent que riz & de la chair sal^e.
a) Das Substantiv ist Subjekt:
I, 20 nostre pensee ne se pouuant desmesler que mojens si es«
tranges ne viennent de quelque abstruse science; I, 26 il me venoit
compassion du pauure peuple; I, 40 Gens qui Tont veu. Tont eecrit
et me Tont iur^ ; I, 47 — qui par desespoir se rouenoient ietter aur
eux, oomme bestes furieuses ; III, 8. p. 780 ils manieront oette ma«
VerBuch über die synuktitfchen Arcfaaiimen bei Montaigne. )7d
niere, comme gens qai ont peur; III, 10. p. 790 d'oük nai*88ent ordi-
nairement niatieres d'alienation & dissociation«
b) das Substantiv ist Prädikat:
I, 25 Le silence & la modestie sont qnalitez tres coininodes k la
oonversation ; ibid. opiniastrer & contester sont qnalitez oommnnes;
ni, 1. p. 617 La colere & la hajne — sont passions seroans senle«
ment k oeux qui ct. ; III, 5. p. 686 Notis sommes quasi partout ini-
ques iuges de leurs actions; III, 6. p. 710 qn'ils estoient gens pai-
sibles; III, 9. p. 737 Les paroles que i'ezprime, sont paroUes de
despit.
Sehr häufig sind solche Fälle, wo das neutrale ce die Stelle des
Subjekts einnimmt:
I, 16 si oe sont personnes qui ct.; ibid. si ce sont Medecins; I,
20 ce sont pour moy mauvais respondans que magiciens; I, 24 Ce
sont natures helles & fortes ; I, 25 Ce sont abus ; I, 27 ce sont effets
inimaginables k qui n'en a goust^; III, 1. p. 623 Ce sont dangereuz
exemples, rares & maladifues ezceptions, k nos regles naturelles; III,
2. p. 630 ce sont actions esclatantes; ibid. p. 631. 634; III, 3. p.
643 Ce sont choses qui ct. ; III, 6. p. 703 Ce sont plaisirs qui ct. ;
in, 9. p. 737 Ce sont amusoires dequoy ct.
c) Das Substantiv steht im adverbialen Verhältniss, und xwar zu»
nächst im Akkusativ:
I, 25 l'artifice de composer syllogismes; I, 16 ses inventions k
bastir ponts & engins; I, 17 on n'y oyoit que cris & voix efirajees;
I, 87 — la lumiere du Soleil — nons elance si dru sans cesse nou-
ueaux rajons les uns sur les au tres; l, 40 Le danger estoit, que mal-
ays^ment peut-on establir bornes certaines k ce desir ; III, 10. p. 788 Tay
ven de mon temps merueilles ct.; I, 41 — ce lustre de Grandeur apporte
non legeres inoommoditez ; IH, 1. p. 617 & (ie) n'y attache longues suittes
& propositions ; ibid. p. 619 produire grands effets; III, 6. p. 705 &
n'en recoinent aydes (kurz vorher: ils ont fait du mal); III, 9. p. 766
— nous regardent comme gens de l'autre monde; III, 13. p. 835 tant
que ie trouneray terre, ou air ouuert ailleurs. — Im Dativ:
I, 25 i'ay ony tenir k gens d'entendement; I, 39 l'estiide qui de-
uoit estre employee k choses plus necessaires & utiles; III, 1. p. 615
Ce n'est pas grand roiracle a gens de sa profession ; ibid. p. 616 Re-
signons cette commission a gens plus obeissans; ibid. p. 618 qui —
se presentent k querelles si disproportionnees ; III, 2. p. 633 k ciroon-
174 Versuch Über die syntaktiachen ArchaiimeB bei MonUigae.
Btances {Mureilles, ie seroy tonsioors tel; in, 5. p. 692 — ne ae laisse
manier k mains si gourdes ; Und. p. 682 si tu ne t'obliges k noaaeaiix
ofBces; III, 10. p. 791 Panare vaiiaeaa, qae lea floto, les vents, el le
pilote tiniBsent k si contraireB desaeine; III, 11. p. 805 Bia fortiine ne
lea (mes opiniona) a paa dreaaeea k ai puiaaantea & ealaueea conditiona ;
in, 12. p. 819 exempt d'auoir plna affiurea k lugea iniqnea & cor-
rompua.
Nach PräpoaiUonen :
ly 26 — choaea peu Trajaemblablea, ieamoigneez par gena dignea
de foy; IIF, 2. p. 629 par coniectarea incertaioea; ibid. p. 631 par
nouueiles opiniona; ibid. p. 682 aatiafaire par bien-iaicta; III, 4. p.
647 par fortea & vinea raiaona ; ibid. p. 652 agiteea par vaina aod-
dena ; III, 5. p. 684 par aemicea iia yenlent obtenir ct. ; ibid. p. 693
par reoompenaea de nature diuerae; III, 6. p. 708 ae faire valloir &
paroiatre par deapenaea exoeaaiuea*
I, 25 eile n'a point aon viay uaage en maina vilea & baaaea;
in, 1. p. 620 aoua feintea parollea; III, 2. p. 630 — que ie n'eoaae
prina pour Adagea & apophtegmea tont ct.; III, 5. p. 665 Noua
aommea. alles, lear donner la continence peculierement en partage, As
aur peinea dernierea & extremea.
Daa mit de verbundene SnbatantiY ateht ohne den Artikel:
in, 5. p. 656 — de luy fournii* de ioüeta et d'amuaoirea;* ibid.
p. 670 De fillea un peu aoapectea, ellea tiennent le premier rang entre
lea damea dlionneur; III, 6. p. 711 ila ae mirent a en chercher de
nouueUea (Nachrichten, Angaben); m, 9. p. 736 par laquelle (ronte)
~ i'iray autant, qu'il y aura d'ancre & de papier au Monde; ibid. p.
757 Si le mary foumit de matiere, nature meame veut qu'ellea (lea
femmea) foumiaaent de forme; ibid. p. 836 Comme eile noua a fonmy
de pieda k marcher, ausai a eile de prudence k noua gnider en la vie;
in, 13. p. 849 Ten voia par tout d'affliges de meame natura de mal;
ibid. p. 851 cea excremena, qui foumiaaent de matiere k la graue;
* De ioiieta u. d'amoaoirefl kann man auch ala 6eniti¥obiekt auffftaaen;
dass foaroir mit dem Dativ der Peraon and dem GrenitiT der Sache coo-
stniirt werden kann, zeigen Stellen wie 1, 4 faut touaioura luv (k Tarne) fonmir,
d'obiect oü eile 8*abutte: I, 24 prests k lay foumir qui d'un dtscoora« qui
d'un vera d*Homere. — Daneben findet aich die Conatmktion foam. qc de
qch., z. B. II, 1. p. 258 Venua meame fournit de reaolution A de harrttiffaffft
la ieunease; u. foum. qch. k qc, z.B. IL 8. p. 297 de noua foumir le dooz
benefice dlnapperceoance ; II, 2. p. 259 Qae le vin eat eapable de foonur
k Tame de la ten^erance» au corpa de la aant4.
Venach über die syntaktischen Archaiimen bei Montaigne. 176
ibid. p. 861 chacun poor boj y foumit de graoe principale & de aa-
uenr, aelon la bonne trampe de corpa & d'ame, en qaoi lora ü se
troQue.
Dem durch ein yorangehendes Adjektir näher beatimmten Sob-
atantiy wird der Artikel Torgeaetst;
II, 22 Fentenda que lea Yalachi, conrriere du grand Seigneur,
fönt dea extremea diligenoea; lU, 2. p. 681 k dea extremea ^ aoa-
dainea esraotiona; III, 8. p. 724 II a'en faat &ict dea bona hommea
de meanage, bona marchana, bona artizana; III, 9. p. 750 ie renda
grace k dea honneatea hommea, qni ct.; ibid. p. 762 oeloy qai faiaoit
esgorger dea petita enfana; ibid. dea ieanea tendrons; III, 11. p. 804
Qoant aux oppoaitiona de argnmena, que dea honneatea hommea m'bnt
faict ; III, 1^. p. 850 entremeslant dea longuea paaaea de repoa.
Endlich iat noch ein Fall zu erwähnen, wo Montaigne abweichend
vom Nfr. und in üebereinatimmung mit dem Afr. den beatimmten Ar-
tikel anwendet; nemlich wenn das im Theilungasinn genommene Sub-
stantiv mit aaaez verbunden bt. Mätzner (Syntax § 277) führt aua
der älteren Sprache einige Beispiele dieaer Art an ; hier sollen mehrere
aua Montaigne folgen:
I, 56 — qu'en Baaqne & en Bretaigne il y ait dea Inges aaaez;
II, 11 dea coqs il se fait dea chappona assez; II, 12 p. 851 i'ay veu
dea gardoira aaaez ; ibid. p. 440 quelle hereaie n'y a trouue des fonde-
menta aaaez de tesmoignagea ? 11, 17. p. 515 Ie connoy dea hommea
aaaez, qui ct.; m, 8. p. 641 i'y voy des gena aaaez; III, 11. p. 805
dea opinions aaaez; lU, 8. p. 688 Nature luy a donn^ — assez de
matiere aienne, pour aon utilit^, de dea auiecta proprea aasez, oü in-
uenter & iuger. Diea letzte Beispiel zeigt deutlich den Unterachied :
geht aaaez voran, fiillt der Artikel weg ; wird aasez nachgesetzt, tritt
der Artikel hervor. Daa logische Gewicht des Artikels ist hier jeden-
falla auf ein Minimum redudrt; von gröaserer Bedeutung dürfte die
Betonung der Worte sein. Im ersten Fall wird aaaez ala daa regie-
rende, matiere ala daa regierte Wort gefühlt; diesea achlieaat aich jenem
gleidiaam in enklitiacher Weise an. Im zweiten Fall tritt aaaez ala
Appoaition zu dea suiets auf; der Ton vertheilt sich auf beide Begriffe
gleichmäaaig. Dort ist das Substantiv abhängig» hier selbständig;
dort hat es geringeren, hier stärkeren Nachdruck ; und ao steht dort
das tonloae de, hier de in Verbindung mit dem Artikel.
176 Veraucti über die Bjntaktiichen Arcliaismen bei Montaigne.
8) Der bestimmte Artikel ist im Nfr. beim Superlativ stehend
geworden; denn nnr durch ihn unterscheidet sich der Saperlatiir vom
Coraparativ, Der best. Artikel wird deshalb auch gesetzt, wenn der
Superlativ seinem Hauptworte nachfolgt, mag dieses einen Artikel
haben oder nicht; femer wird bei mehreren Superlativen der Artikel
vor jedem einzelnen gesetzt. Die conseqnente DurchfQhmng dieser
Regel ist aber nur dem Nfr. eigen ; im Afr. (und ebenso in andern
romanischen Sprachen) wird der Artikel sehr häufig ausgelassen. Vgl.
Mätzn. Synt. § 282 e. u. Diez Gr. m, p. 10, wo Beispiele aus dem
Afr. angeführt sind. Beispiele für Rabelais gibt SchOnermark Progr.
1866. p. 18. f. Montaigne schliesst sich in beiden Fällen dem afr.
Grebrauch sehr häufig an; Weglassung des Artikels vor dem seinem
Substantiv folgenden Superlativ, und Nichtwiederholung desselben bei
mehreren Superlativen kommt oft genug vor.
Beispiele :
a) I, 20 — qui seruent aux choses plus communes; I, 47 —
auec leurs iojanz & richess^s plus cheres. (Dagegen IT, 6. p. 718
des parties du corps les plus cheres.) II, 12. p. 429 — nous verifions
les choses plus vraj-semblables ; II, 17 coulpable des defiectuositez
plus basses & populaires; III, 1. p. 616 ie m'offre par mes opinions
les plus viues, & par la forme plus mienne; III, 2. p. 683 nos Opera-
tions plus innooeutes; ibid. p. 635 cn l'aage plus licentieuz; ibid. p.
686 sa beaut6 plus attrayante; III, 3. p. 645 le Heu plus inutile; III,
4. p. 647. — 5. p. 685. — 9. p. 744. 759. 771. — 11. p. 809.
b) I, 36 l'action la plus exoellenle & pure; II, 12. p. 340 atta-
chee A clonee k la pire, plus morte dt croupie partie de l'Univers ;
in, 2. p. 634 le plus facile Sa seur party; ibid. p. 636 la plus belle,
entiere & longue partie de ma vie; III, 3. p. 639 aux choses les plus
aysees & voysines; III, 5. p. 681 Le plus contemplatif So prudent
homme; ibid. p. 681 la plus noble, utile & plaisante de toutas ses
fonctions; III, 6. p. 709. — 8. p. 719. 723. 724. 729. — 9. p.
760. — 11. p. 808. — 13. p. 853.
9) Was die Verbindung des Artikels mit den Fiirwörtem betnfil,
so sind hier als solche, bei denen die Abweichung des neueren -Sprach-
gebrauches von der Ausdmcksweise Montaigne's am stärksten hervor-
tritt, folgende zu nennen :
a) das Possessivpronomen mien, tien, ct.;
b) die unbestimmten Fürwörter autre, tous; maint, chacun; on.
Venadi über die •yntaktitchen Arebusmen bei Montaigne. 177
Ausserdem mag noch bemerkt werden, dass der artikeUose Ge-
brauch von mkn^j tel n. pareil bei Montaigne noeh ausgedehnter ist,
als im Nfr,
a) In der alten Sprache wird die abgeleitete Form des pronom«
possess* gans gewöhnlich mit dem Artikel, dem bestimmten sowohl wie
mit dem nnbestimmten, verbunden* Die Verbindung des best. Artikels
mit diesem Pronomen findet sich nach Dies Gr. 111, p. 65 noch bei
Marot und Rabelais. Ebenso andi bei M. II, 12. p. 897 — k la
mienne volonte qn'aucans du surnom de Chrestiens ne le ¢ pas
encore« Häufig ist sie bei M. jedoch nicht. Sehr oft dagegen ver*
bindet Montaigne den bestimmton Artikel mit diesem Pronomen, wenn
dasselbe, ein vorausgegangenes Substantiv vertretend, ein Adjektiv zu
sich nimmt, s. B. I, 25 cette langue estoit lä mienne matemelle; I,
39 les qnalitez qui ne doiuent pas estre les siennes principales ; IT,
12. p. 403 les femmes employent des dents d'jvoire, oii les leurs na-
turelles lenr manqnent; ibid. p. 4S2 entrans au Palais prennoient
quelque vieille rohe deschiree sur la leur bonne. — ni, 5. p. 682 Tu
ne crains point d'ofiencer ses loix uninerselles db indubitables, db te pi-
ques anz tiennes partisanes db ikntastiques ; m, 18. p. 859 les petits
verres aont les miens fauoris. Ebenso Ul, 6. p. 701. — 8. p« 788.
Sehr gewöhnlich ist aber die Verbindung des unbestimmten Ar*
tikels mit dem Possessivpronomen, c. B.:
I, 19 un mien frere, ein Bruder von mir; I, 20 un sien oompa*
gnon; I, 24 un mien amy; I, 25 un mien pourtraict chauue ds gri-
sonnant; I, 46 Un gentilhomme mien voysin; I, 56 c'est un sien rare
privilege (nemlich de U nature) de nous faire durer iusque Ik. — Wie
der unbest Artikel, so kOnnen noch andere Bestimmungswörter, na-
mentlich das Demonstrativum, diesem Possessivpronomen vorangehen.
Diese Ausdrucksweise ist nun vom Nfr. nicht völlig ausgeschlossen,
dennoch aber sehr selten und gehört, wie M&txner (Synt § 288) be*
merkt, nur noch der naiven Poesie und der Sprache des gemeinen Le«
bens an.
b) Sowohl das substantivische, wie das adjektivische autre stehen
bei Montaigne oft ohne den unbestimmten Artikel, bedehnngsweise
ohne das partitive de. Die Fonnen autres und d'autres dQrften ein-
ander in Besug auf H&ufigkeit die Waage halten.
I, 6 — ceux qui en fiirent d^logez k foroe par nostre armee, et
aotres de leur party; 1, 15 il en oondamna d'antres; 1,46 plus ce crois-
Axefal? f. B. SpiMhmi. XLIK. 12
178 Venach über die Bjmtaktitchan Archaismen bei Monteigne.
ie que d'autrei; ibid. et aatres encore depuis; I, 16 du meetier d'an
antre; III, 18. p. 880 Ny Perrozet nj aatre, ne peat ri eoigneaee-
ment polir^ ct. Hier ist Montaigne in Üebereinstimmnng mit der
Sprache Babelais*, nnr dflrfte bei ersterem die Form d'autres sieb be-
reits häufiger vorfinden, cf. Schönermark Progr. 1866. p. 84. Das
adjektivische autre steht zwar auch im Nfr. ohne Artikel, man sehe
z. B. die Beispiele bei Aiätzner, Synt. § 298« 10. Bei Montaigne be*
gegnen wir aber dem artikellosen antre nicht nur in Wendungen wie
autre chose oder in Verbindungen, deren sprQch wörtlicher Charakter
grösstmögliche Kürze bedingt, wie autre temps, autres moeurs, sondern
in andern Fällen, wo das Nfr. den unbestimmten Artikel oder point
de erfordern würde. Häufig fehlt der Artikel nach Präpositionen ; so
I, 6 en autre siecle; I, 9. p. soubs autre visage; III, 5. p. 660 soubs
autre titre; HI, 9. 751 hors la protection des loiz & sous autre sauue-
garde que la leur; IH, 11. p. 809 mettre en autre vaisseau qu'en
nostre ame.
Ferner unter dem Einfluss der Negation, z. B. :
III, 1. p. 617 Ie ne pretens autre fruict en agissant, que d'agir;
IH, 5. p. 692 Ie n'ay point autre passion qui me tienne en haieine;
ibid. p. 694 ne puisse estre refus^ — du baiser ou autre faneur amou-
reuse; III, 6. p. 702 Ie ne me sens pas assez fort pour soustenir Ie
coup & l'impetuosit^ de cette passion de la penr nj d'autre vehemente;
IH, 8. p. 732 ie ne iuge la valeur d*autre oeuvre quelconque plus
obscurement que du mien; III, 18. p. 850 — n*en aduiendra autre
pire accident, que eeluj que ie sens.
Dann in verkürzten Nebensätzen der Vergleichnng, wo die All-
gemeinheit der Bedeutung (irgend ein anderer) den individualisirenden
Artikel ausschliesst, z. B. :
HI, 5. p. 689 i'ay en roon temps conduict ce marchö — aussi
conscientieusement qu'autre marche; HI, 9. p. 756 Et crains pour eile
(Paris) autant certes, que pour autre piece de cet Estat; HI, 18. p.
855 La presse des plats & des seruices me desplaist, autant qu'autre
presse.
Endlich auch in andern Fällen, wie:
III, 2. p. 685 — auoit autre opinion que la mienne; HI, 5. p.
655 — il faudroit autre remede, qu'en songe; IH, 10. p. 798 regarder
si yostre action ou vostre parole, peut auoir autre Interpretation ; IH,
18. p. 857 — si antre extraordinaire oocupation ne les en diuertissoit.
Venoch tiber die qrntaktifchen ArcJiaumen bei Montaigne. 179
Da88 namentlich der Plural toas im Afr. häufig ohne den jetzt
allgemein angewendeten bestimmten Artikel vorkam, seigt M&tzner
Synt. § 293, 8. Dass bei Rabelais diese Auslassung noch fortdauert,
bemerkt Schönermark (Progr. 1866, p. 87). Dass wir auch in der
Sprache Montaigne's die Auslassung des Artikels nach tous noch oft-
mals finden, zeigen die folgenden Beispiele:
L 8. p. 7 — desirable k tous bons Prinoes« Ibid. : Nous deuons
la Bubiection So obeissance k tous Rois. III. 5. p. 695 Piaton ap-
pelle indifferemment les uns & les autres k U sodet^ de tous estndes,
exerdoes, charges' & yacations. m, 6. p. 709 cette genereuse
obstination de soufirir toutes extremitez & difficultez. HI, 7. p. 718
Comme on leur cede tous auantages d'honneur. in, 8. p. 784
Texemple & deuoir de tous bons Historien s. Ibid. p. 735 Tous
iugemens en gros, sont lasches & imparfaicts. III, 9. p. 745 Toutes
grandes mutations esbranlent TEstat. III, 18. p. 832 — la fin com-
mune & demiere de tous estudes. Ibid. p. 836 une vie, que tous
aocidents humains regardent Ibid. p. 862 Elle se montre ^gallement
en tous estages. I, 17 tous autres acddents. III, 9. p. 741 toutes
autres opinions qui me sont incommodes. HI, 10. p. 783 Comme
nous Toyons en toutes autres religions. Ibid. p. 789 k toutes autres
oocasions. ETI, 10. p. 792 en tous autres deuoirs de la vie. UI, 18.
p. 841 tous autres hommes. (Dagegen III, 9. p. 746 tous les autres
hommes.)
Die Stelle I, 12, wo maint un vorkommt, erwähnt Diez Gr. III,
p. 87. Mit chacun wurde der unbestimmte Artikel bis ins 17. Jahr-
hundert verbunden (Mätasner Synt § 283) ; natürlich finden wir diese
Verbindung auch bei M. sehr oft, z. B. I, 25 une opinion re9eue d*un
chacun. HI, 5. p. 676 a la veOe d'un chacun.
Wenn im Afr. hinsichtlich der Anwendung des Artikels vor on
ziemliche WillkOr herrschte (Diez 6r. III. p. 292), so gilt das auch
von der Sprache Montaigne's, wie von der Rabelais' (Schönermark
p. 85)« Ohne sich auf die Fälle zu beschränken, in welchen sich die
Anwendung des Artikels im Nfr. noch erhalten hat, setzt Montaigne
denselben vor wie nach dem Verbum; nach dem Verbum besonders
gern, wenn dieses mit einem Vokal, stummen e oder a schliesst
Beispiele aus dem III. Buch:
8. p. 689 Et nous Tordonne Ion principalement. 4. p. 650 Voila
oomme Ion en faict. 5« p* 670 Que va Ion deuinant. 5. p« 686
12»
180 Versach über die syntaktisehen Arehufmen bei Montaigne.
— k qui Ion donne tant. Ibid. p. 698 roe dira Ion, 6. p. 703 Et a
Ion raison d'aocuser« 7* p. 718 — aassi oonforte Ion & auctorise ct.
8. p. 726 A TaaentDre les eatime Ion ct. Ibid. p. 727 et a Ion tort
9. p. 737 comme Ion dit« 13. p. 839 Et ne me fera Ion pas accroire.
Ibid. p. 848 et allongera Ion de quelqne henre vostre misere. (I. 22.
p. 69 & le laisse Ion et)
Endlich sei noch das afr. TaatTuy (fremdes Gut) erwähnt, das
auch bei Rabelais vorkommt (Scfaönermark p. 84). Ausser der von
Mätzner (Syntax § 281) angefahrten Stelle Montaigne's I, 41 können
hier noch zwei angeführt werden : I, 7 (med.) retenir de Tautmy. III, 11.
p. 808 on nous duict k nous seruir plus de Tantmy que du nöstre«
Zweiter Abschnitt
Pronomen.
1. Persönliches.
1) Das reflexive soy weist noch sehr häufig auf bestimmte Per-
sonen zurück, namentlich im Singular:
I. 18 Epaminondas interrogä lequel des trois il estimoit le plus,
ou Chabrias on Iphicrates ou'soy-mesme. I, 19 qu'il en face la re-
queste k soy-mesme. I, 23 Caesar — se fioit tant k soy et a sa
fortune. I, 25 Qu'il se contente de se corriger soy-mesme. H, 8.
p. 290 les bonnes esperances que .donne de soi M. d'Estissac vostre
fils. n, 12. p. 858 il y en auoit un entre autres — qui attiroit k soy
la veue de toute l'assistance. II, 12. p. 367 ceste Rome s^anante qui
se ruyna soy-mesme. II, 32 Agesilaus fut mulctä par les Ephores,
pour auoir attirö k soy seul, le coeur & la volonte de ses citoyens.
II, 33 (Spnrina) entra en farienx despit contre soy-mesmes. 11, 35
Paetus, n'ayant pas le coeur assez femie de soy-mesme, pour se donner
la mort. III, 1. p. 625 un soldat de Pompeius — se tua sur le
champ soy-mesme. III, 4. p. 647 le Sieur d'Himberoourt sauna &
soy & d'autres. III, 4. p. 652 Quintilian dit — de soy-mesme que ct.
III, 9. p. 752 combien ie suis tenu k Dien de ce — qu'il a retenn
particulierement k soy toute ma debte. III, 10. p. 785 Lequel maiatre
s'est ainsi peint soy-mesmes k moy.
Dagegen 1, 25 Yoyez Cimon^ voyez Themistodes & mille autres,
oombien üs ae sont disconuenus k eux«>mesmes. Femer mit Beziehung
auf Sachen: I, 28 oomme s'ii n'y anoit que leur art, qui ne se peaat
Venach über die «yataktischeii Archaismen bei Montaigne. 181
maintenir de luy-mesine. I, 29 lee choses qui d'eUefl-meames aont
belies & bonnee. I, 23 Plus eile est aiguS et viae, plus eile troaae en
soy de foiblesse et se deffie d'aütant plus d'elle-roesoie.
2) Das persönl. PronomeD wird, wenn es Subjekt ist,*ent8prechend
dem afr. Gebrauch, sehr häufig unterdrückt, besonders wenn et Tor-
ausgeht :
I, 9 et irais fadlement — sur les traces d'autruy. I, 11 fln.
— et en ay eu de pareillenient foibles ct. I, 22 Targent que luy ay
donne« I, 25 Le monde n'est que babil et ne vis iamais.honume qui ct.
III, 1. p. 617 A la verite, & ne crains point de l'aduoöer. III, 2,
p. 632 il n'y a rten d'extreme & d'estrange: & si ay des raviseniens
sains & vigoureuz. III, 3. p. 641, 644. — 13. p. 859. — I, 30: Et
voyons de grandes montjoies d'arenes mouuantes. UI, 10. p. 792
00 sont eux qui nous guident & emporlont, & auons k les suyufe.
Ganz besonders häufig ist die Unterdrückung des Pron. der dritten
Person bei unpersönlichen Ausdrücken, zum Theil im Nur. noch üblich.
(M&tzner, Syntax §. 14.)
I, 5 et n'est heure ct. I, 6 init. et ne se doit attendre fiance ct.
Ibid. et a tousiours est6 conseil hazardeux de fier ct. I, 8 et n'est
folie ny resverie. I, 9 ses biens furent confisquez, de ne tint k guere
qn'il n'en perdist la vie. I, 10 et luy en falloit promptement refaire
une autre. I, 12 et en y a maint un qtii ct. I, 14 et en aduient par
oes mesmes tenues que ct. I, 19 en tant qu'en nous est. III, 1.
p. 616 Je respondy, n'y a pas longtemps. Ib. p. 620 ils sont pleins
de deffiance, & est malaise de les surprendre. Ibid. p. 620 Sera Pom«
ponius Flaccus qui voudra, et en est assez qui le voiidront. Ibid. p. 621
Et ne sera pas nouueau — que celny mesme vous ruine qui toos aura
niis en besongne. HI, 5. p. 658 & ne me chaut. — I^ 18 et le
prennent de oe biab que ct. (ausgelassen ist hier ils in der Be-
deutung: man).
Von der Unterdrückung des Pronomens der zweiten Person dürfte
sidi kaum ein Beispiel finden.
3) Das Personalpronomen wird, abweichend vom nfr. Gebrauch,
auch dann zuweilen unterdrückt, wenn die nachdrückliche, aus dem
Akkusativ hervorgegangene Form des Pronomens, luy, moy ct. dem
Yerbum als Subjekt vorangeht; dies geschieht auch dann, wenn zw!-
fldien diesem Pronomen und dem Verbum ein Zwischensats ein-
geschaltet ist*
188 Verrach über die fTBiaktitcheii Arohftismeo bei IfonUigne,
m, 10. p. 787 E^t Inj (l'empereur) doit mjäiam loujr de 007
k part.
I, 22 Comme nous, qui Dons estttdiöns, aaons apris de faire«
I, 25 Nons,* qui cherchons icy aa contraire de Former non od Gram-
mairien oa Logiden, mais un gentiPbomme, laissona les abuser de lenr
loisir. II, 12. p. 419. III, 2. p. 629 Nous aotres principalemenf,
qai TiuoDa une vie priuee, qui n*eet en roontre qWk nous, deaons auoir
estably nn patran au dedans. Ilf, 4. p. 647 M07, qui ne deeirois
principalement que de ptper Tassistance, - qui auoit les yeux sur moj,
m'adoisay de plastrer le mal. Ibid. p^ 647 Luy, eentant le vent de la
premiere ondee de ces gens, qui venoient se roer ^n son logis, lischa
fioudain vers eux deux des habitants. Ibid. p. 649 — oomme I07 tout
desarm^, se defendoit obstinement. III, 6- p. 701 M07, qui y sais
fort soiect, s^ay bien. III, 8. p. 724 & luy, s'il enst recolc aar soy,
se fust troun^ non guere moins intemperanr. Ibid. p. 782 Noos aotres,
qni aoons peu de practiqne auec les Liores, sommea eo cette peine.
III, 9. p* 746 luy, personnage de grande authorite en la Tille de Ca-
pouS, troooa nn iour mo7en d'enferroer le Senat. III, 12« p. 814 si
mo7, qni — esperois estre des demiers, venois a estre des premier».
Die Entwicklung des Sprachgebrauchs in diesem Fall ist folgende :
Afr. das ans dem Nom. gebildete Pronom. Noch Marot konnte sagen^:
je qui suis ; je de ma part (Diez 6r. III. p. 48.) Mont setzt die
vollere Akknsativfonn ; das Nfr. dieselbe, jedoch mit Htnznfilgung der
schwachen Nominativform unmittelbar vor dem Verbum.
4) Von weit grösserer Ausdehnung als im Nfr. ist bei Mont,
vielleicht eine Folge der spanischen Nachbarschaft (vgl. Dies Gr. III.
p. 295 f.), der Gebrauch der 8. Fers. Plural, des Personalpronomens
in allgemeiner Bedeutung, s7non7m mit on.
I, 44 fin. — et disent que 'ce fut ponr estre si extremement ag-
grau6 de trauail. Ebenso ils disent I, 48. III, 4. p. 650. — 5. p. 680«
681. — 12. p. 822. — 18. p. 859. 868.
I, 27 richesses, presents, fapenr k l'anancement des dignitez: &
teile autre hasse marchandise qn'ils repronnent. — III, 1. p. 622 Ils
les (les traitres) fönt pendre auec la bonrae de lenr pa7emeDt an ool.
Ibid. p. 624. — III, 9. p. 749 IIa ont laiaae par eacrit de l'orateor
Corio que ct. m, 11« p. 800 Ils oommencent ordinairement ainai:
Comment est-ce que cela se fait? III, 18. p« 842 i'äUegne anaai vo*
lontiers — ce que i'a7 yen, que ce qn'ils ont eacrit« Ibid. p. 842 Ei
Venach über die •yntaktiicben Arcbaisinen bei Montttgne. 183
comme ils tienneni de la vertu, qu'elle n'est pas plus grande, pour
eetre plus losgue : restime de mesme et.
Nicht seltän wird auch vous in dieser allgem, Bdtg. gebraucht,
z. B. Ily 5. Plusieurs Nations — estiment honrible et cniel de tour-
menter & dearompre un homme, de la faute duquel vous estes encore
en doobte. IH, 8. p. 640 II faut se desmettre an train de ceux auec
qui vous esles.
5) Auf ein dem Verbum vorangehendes Objekt, sei es nun im
Akkus., Dativ oder Genitiv, weist das Personalpron. beziehungsweise
die Pronominaladverbien en u« y ausserordentlich oft in pleonastischer
Weise zurück.
I, 51 — que son roestier estoit, de choses petites les faire pa-
roistre A trouuer grandes. II, 13 — que d'un grand nombre ^'escus
nous en prenions pinstost Tun que Tautre — 1, 9 d'un defaut naturel,
on en fait un defaut de conscience. I, 16. p. 86 Et de cecy il semble
qu'U en creust quelques chose. I, 22. p. 75 les humeurs qu'elle vou-
loit pnrger en nous, eile les a eschauffees. I, 23 mais la nuict d'entre-
deux il la passa auec grande inquietude. Ibid. (ie V07) que la meiUeure
part de l'entreprise ils l'abandonnent k la fortune. I, 24 On enVioit
ceuz-1^ — ceux-cy on les desdaigne. II, 2. p. 258 Le port, il l'auoit
d'une grauit^ douce. III, 3. p. 681 — reforment les vices de Tap-
parence, ceux de Tessence, ils les laissent-la.
2. Possessives.
1) Die abgeleiteten Formen mien, fien, bien werden nodi sehr oft
adjektivisch mit dem Substantivum verbunden; es kann ihnen dann
der bestimmte, viel häufiger jedoch der unbestimmte Artikel (vgl. den
Abschnitt fiber den Art.), oder auch das demonstrative oder ein un-
bestimmtes FOrwort, wie quelque, aucun, autre beigegeben werden,
eine Verbindung, welche dem Nfr. fremd ist.
Beisp. Ober die Verbindung des Art. mit diesem Pronomen s. oben.
I, 19 cette nostre allegresse. Ibid. ce mien bastiment. I, 20
cette sienne suiection. I, 22 cette sienne glorieuse victoire. I, 28 cette
sienne demence. Ibid. ce sien hon dessein. I, 38 les douceurs de
cette vie nostre. I, 64 ce ressentiment leur & propre. I, 50 cette
mesme eondition nostre. I, 53 toute cette nostre contexture. III, 1.
p. 619 Tout ce mien proceder. III, 5. p. 671 Gelte nostre exas«
peralion.
184 Venach über die syntaktischen Arobaiimeo bei Montaigne.
I, 8 quelqne sienne devotion (von Dies 6r. IIL p. 66 angeführt).
HI, 1. p. 616 Sans aucun leur interest» IIL 5. p* 688 — qne d'autre
mienne faate*
2) Das absolute Possessivpron., ohne Artikel im pr&dikativen Ver*
haltniss, nach Diez Gr. p. 64 ^kaam mehr fibUch,** kommt noch bei
Rousseau (J. J.) vor, aus welchem Mätsner Gr. p. 168 zwei Beispiele
anführt, während diese FOgung von der Akademie fftr veraltet erklärt
wird. Bei Mont ist sie sehr häufig. Beisp.:
I, 24 et pensoit ce s^auoir estre sien. Ibid. Nous prenons en
garde les opinions & le s^avoir d'autruy, & puis c'est tout ; il les faut
faire nostres. I, 25 il l'a encore bien pris & bien faict sien. I, 27 ne
nous reseruant rien qiii nous fust propre, ny qui fnst ou sien ou mien.
I, 28 Je ne vous offre rien da mien, ou parcequ'il est desia vostre
ou ct. I, 88 — t'addonner ä Testude des Lettres, pour en tirer quel-
qne chose qui soit toute tienne. I, 89 — que oet onvrage soit leur,
sa beanti de son excellence le matntient asses.
8) Gesteigert oder verbunden mit dem Adverbium der Intensität
ist das Possessivpronomen in folg. Stellen:
n, 12. p. 419 les auantagps que vous donnent les qualites plus
vostres. III, 3. p. 648 eile est si leur, que la nostre.
4) Von dem im Afr. sehr verbreiteten pleonastischen Gebrauch
des Personale zur Verstärkung des Possessivs finden sich bei Mont.
noch Beispiele, wiewohl selten.
II, 85 — ce que ses gens d'clle firent sans son S9eu. Merk-
würdig wegen seiner ganz deutschen Wendung ist der Satz: III, 10.
p. 784 La prindpale Charge que nous ajons, c'est k chacun sa condüite
(jedem sein Betragen).*
8. Demonstratives.
1) Die substantivischen Formen dieses Fürwortes bei M. sind
cetuy f* oette; oeluy f. oelle; iceluy f. icelle; die adjektivischen cet f.
cette (u. cel f. celle). Zu beachten ist, dass das femininum v. oetuj
mit dem von cet der Form nach identisch ist ; wir haben also ein sub-
* Wohl dem Ausdruck Dien merci analog ist die Verbindung sa merey
II, 4. p. 276; wo es mit Beziehung auf Amyot^s Platarchübersetzung heisst:
sa mercy (grace k luy) nous osons k ceitlieure & parier Sc escrire. Vgl.
III, 8. p. 682 II se trouue k cette heure en sa vieillesse, riebe pour an
homme de sa condition, mercjr k cette trafique.
Venach über die sjmtaktiMhen Arcluutnieii bei Montaigne. 185
BtantiTisches and ein acyedivieches cette. Die syntaktische Scheidung
der mit iete ond ille gebildeten FQrwdrter, so dass erstere nur adjek-
tivisch, letztere nur substantivisch angewendet werden, ist bei M. noch
nicht durchgeführt. Denn die mit i^te gebildeten Formen cetuj und
cette (auch cestuj u. ceste) gelten als Substantiva sehr oft, während
das mit ille gebildete cel f. colle als Adjektiv auftritt, wiewohl nur
äusserst selten; z. B. III, 18. p. 865 A celle fin que le dormir mesme
ne m*echappast ainsi stupidement. Dieses Pronom. ist bei M. fast
völlig aufgegeben ; schon zu Rabelais' Zeit war es etwas veraltet, und
in Rab. Werken ist sein Vorkommen sehr spärlich. Vgl. Schönermark
Osterprogr. 1866.
Das substantivische cette in folgenden Beispielen : I, 9. J'aj toutes
mea autres parties viles & communes, mais en cette-14 ie pense estre
singnlier. Ibid. k mesure que cette-cj s'est affbiblie. I, 19 Plus ie
m'eslongneraj de celle-la & approcheray de cette-cy (vie-mort). I, 19
d*entrer en cette-cy (sc. vie). I, 56 D'on il aduient, que ie n'en ay
aussi bien en memoire, que cette-lji. II, 15 — tant de maisons gar-
dees se sont perdues, ou ceste-cy dnre. III, 5. p* 681 En Celles- li»
(actions) nous gardons nostre aduantage sur elles; cette-cy met toute
autre pensee soubs le ioug.
Aus diesen Beispielen geht auch hervor, dass zur Unterscheidimg
von Gegenständen, die dor Vorstellung näher und entfernter liegen,
Mont. die einfachen Formen oest u. cel, welches letztere noch dazu
äusserst selten vorkommt, nicht genflgen. Hiernach dürfte die hierauf
bezQgliche Bemerkung von Diez Gr. III, p. 78 eine Beschränkung
erfahren.
Die Formen cetiiy, celuy u. icelny werden von Rabelais nocli
ziemlich oft als Adjectiva gebraucht; auch noch später bftben sie diese
Geltung, obwohl nur im KanzJei^til und in der Nachahmung desselben.
S. Schönermark Progr. 1866, Mätzner Gr. p. 170. Bei M. dürften
sich jedoch von dieser Verwendung jener Formen keine oder nur
äusserst wenige Beispiele nachweisen lassen.
2) Dass das Pron. celuy hinter der Vergleichungspartikel in die
Bedeutung eines unbestimmten Pronomens Übergehen kann, wenn ein
Relativsatz nachfolgt, bemerkt Diez Gr. III, p. 74. (Diese Bedeutung
kommt dem celuy allein, ohne die Verbindung mit der Vergleichungs-
partikel, ebenfalls zu HI, IS. p. 867. Ebenso III, 3. p. 630.) Diese
Constrnktion, von welcher sich bei M. mehrere Beispiele finden, vertritt
186 Vemich über die syntsktbchen Arcbabmen bei Mootaigne.
die Stelle eines Cansalaatiea und ist analog der lateinischen mit ut oder
ut pote qui, auch darin, das^ das Subjekt des RelatiT8at/.es mit dem
des regierenden identisch ist.
I, 45 ils marchoient en desordre, oomme ceux qni cuidojent bien
estre hors de tout danger (da sie glaubten, ganz ausser Gefahr zu sein).
II, 10 Cicero s'informa qni il estoit k Tun de ses gens« qui luy dit son
nom: mais comme celuj qui songeoit ailleurs (da er an etwas* anderes
dachte) & qui oubiioit ce qu'on luy respondoit, il le luy redemanda.
II, 12. p. 425. — 17. p. 514. — 19. p. 624.
III, 2. p. 634 Comme celuy qui suis autant ialoux des droits de
mon repos, que des droits de mon auctorite, ie Tayme mieux ainsi.
Ilf, 3. p. 648 Comme celny qui ne demande point qu'on me tienne
pour meilleur que ie suis, ie diroy cecy des erreurs de ma ieunesse.
3) Wie bei Rabelais (Schönermark p. 29) ist auch bei M. das
neutrale Pronomen ce noch vielfach in solchen Stellen zu tretfen, wo
das Nfr. das vollere cela verlangt ; als Objekt, Subjekt und verbunden
mit Präpositionen.
I, 24 ce croy-ie. Ibid. ce dit-il. I, 27 i ce faire. I, 38 ce crois-
ie. Ebenso I, 46. III, 4 en ce faisant. III, 13 ce m*a il dit.
II, 18 ce leur est a presont vertu. III, 2 ce m'est plaisir. III, 8
oe m'est tout un. III, 9 ce m*est faueur.
I, 39 ce neantmoins. III, 6 outre ce. III, 12 ebenso.
Dieses neutrale ce in unmittelbarer Verbindung mit dem Verb etre
dient im Nfr. als grammat. Subjekt für Substantivsätze. (Mätzner,
Synt. § 383. 1. ß.) Im Afr. und noch bei Mont. ist diese Verbindung
nicUt immer unmittelbar, z. B. III, 5. p. 662 Ce qu'il s'en voit si peu
de bons, est signe de son prix. Dieselbe Funktion kommt aber bei
M. dem neutralen ce auch in Verbindung mit anderen Zeitwörtern zu,
z. B. II, 12. p. 422 Mais ce, qu'il ne se void aucune proposiiion, qui
ne soit dcbatluS et controuorse entre nous, ou qui ne lo puisse estre;
montre bien que ct. II, 15 Ce que taut de maisons gardees sc sont
perdues, ou oeste cy dure: me fait soup9onner que ct. IT, 31 Ce que
lors tout plong^ en la colere, il le faisoit si cruellement battre, desmen*
toit entierement ses Escrits. III. 13. p. 837 Ce que chacun y penae
estre sufS^amment entendu, signifie que chacun n'j eotend rien da
tout. — Als grammatisches Objekt steht oe in Sätzen wie III, 2. p. 685
Ce qu*elle refuse de m'enfoumer k ce plaisir, en consideration de l'in-
terest de ma sante oorporelle, eile ne le feroit non plus qu'autrefois.
Vemeh über die tjntoktisoheo ArohaifiMB M lioDtaigne. 187
pour la saat^ §pirituelle. m, 8* p. 645 Je ii'ftj rien itige de si rode
en rausterhe de rie, qae nos religieax affectent, que oe que ie voj en
qaelqu'one de lean oompagnies, aaoir pour regle iine perpetoelle so-
ciei^ de liem
4. Relativum und Relativsatx.
1) Die Scheidung in dem sjntaktischen Gebrauch der relativen
Formen qiii, quoi, leqtiel ist bei M. bei weitem noch nicht so streng
darchgefiihrt wie in der späteren Sprache. Die Beziehung auf Per-
sonen oder Sachen, der Ca^ns, in welchem das Belativum steht, die
Verbindung des Pronomens mit Prüpositionen sind noch nicht so all-
gemein massgebend für die Anwendung dieser oder joner Form. Jede
dieser drei Formen überschreitet noch sehr häufig das ihnen vom nfr.
Gebranche zugewiesene Gebiet.
Qui steht häufig statt lequel, auch wenn das mit einer Präposition
verbundene Relativum auf Sachen zurückweist, z. B. I, 19 une molle
tranquillite — sans qni toute autre vohipie est esteinte. Dies ist
jedoch auch im Nfr., trotz der Vorschriften der Grammatiker, nicht
ganz ausser Grebrauch. Beisp. bei Mätzn. Synt. §. 465« «• Ferner-
qui in neutraler Bedeutung für quoi: I, 20 a qui on a eBie une fois ca-
pabie, on n'est plus incnpable. Endlich vertritt qui die Stelle des nfr.
lequel, natürlich nicht immer, aber doch hin und wieder, wenn der
Genitiv des Pronomens von einem vorausgehenden Hauptwort abhängt.
So £. B. III, 9. p. 741 — un gendre — entre les mains de qui ie de-
posasse en toute souuerainete la conduite & usage de mes biens. Vgl.
Mätzn. Synt. § 281. 4.
Lequel (besonders häufig zur Anknüpfung eines Satzes an den
vorhergehenden gebraucht) wird mandimal auch dann gesetzt, wenn
das Relativ seinem Beziehungswort nnmiltelbar folgt. So z. B. III, 1.
p. 617 Fut-ce pas Atticus, lequel se tenant au iuste party — se sauua?
Femer vertritt lequel in den meisten Fallen das verhältnissmfissig
selten auftretende dont, welches erst später jene Form verdrängte, z. B.
I, 20 U y a des autheurs, desquels la fin, c'est dire les euenements.
I, 22 (la nature) de qui la voix est lors plus pure. Ibid. une belle
vertu & de laquelle l'utilite est asses connuä. I, 28 d'autres, desquels
les peies auoyent toosiours combatn auec moy. I, 24 Ceux, desquels
la aaffisance löge en lenrs somptneuses Librairies«
Weitaus am meisten überschreitet quoi die ihm vom Nfr. gesetzte
188 Verrach über die sjataktisdien Archaismen bei'']lfontoigiie.
Sphäfe seines Gebrauches, es vertritt die Stelle von leqnel sehr häufig,
-wenn das Beziehungswort des Belativnms ein Substantiv mit sächlicher
Bedeutung, namentlich ein Abstraktum ist, aber audi zuweilen von qiii,
wenn das Pronomen auf eine Person zurOckdeutet. Jener Gebrauch
war unter Ludwig XIV. allerdings noch sehr verbreitet und ist heute
noch nicht ganz erloschen, von diesem jedoch dOrften in der neueren
Periode der Sprache äusserst wenige Fälle vorkommen. (Diez Gr. III.
p. 852. Mätzn. Sjnt. § 465. /?.) Ein paar Beispiele mögen geniigen:
. I, 19 les mines et appareils effiroyables, dequoy nous Pentourons.
I, 20 cet estat florissant en quoi i'estojr lors« I, 28 cette contexture
dequoj eile fuit la dissolution. I, 25 ces snbtilitez espineuses de la
Dialectiqne dequoy nostre vie ne se peut amender.
Quoi mit Beziehung auf Personen :
n, 8. p. 300 mais cela ne toache aucuneroent les vieilles (sc.
femmes) dequoy nous parlons icy. Ibid. p. 802 Ce Labienus dequoy
ie parle. III, 5. p. €81 Les Esseniens, dequoj parle Pline.
2) Eine eigenthümliche Verwendung bekommt die Form de quoj
im Substantivsatz, wo sie oft statt de ce que, zuweilen statt des ein-
fachen qne angetrotfen wird, also, wie es scheint, das Relativ um (oder
das Fragewort?) statt der Conjunktion que; dieser Fall ist weder von
Diez noch von Mätzner in den angeführten grammatischen Werken
besprochen.
Eis verhält sich mit diesem de quoy wie mit dem provenz. quar,
welches folgende Bedeutungen entwickelt: 1) warum? — in einem Frage-
satz; 2) Veir, in einem begründenden Nebensatz; 8) 'dass' (wie lat.
quod) im substantivischen Nebensatz. — Die zweite und die dritte Be-
deutung ergibt auch de quoy in den folgenden Beispielen (vgl. Mätzner
Synt. § 866. Diez Gr. III. p. 824):
I, 19 l'un se pleint plus que de la mort, dequoy eile luy rompt
le train d'une belle victoire. I, 19 qiii se pleignoit incessament dequoy
sa destinee coupoit lo fil de l'histoire qn*il auoit en main. I, 22 Je
89ay bon gr^ a la fortnne, dequoy ce JTut un gentil-homme Gaacon.
I, 28 se pleignant dequoy il ne le luy auoit ose demander. I, 41 Sur-
tout Hieron faict cas, de quoy il se voit- priu6 de toute amitie ds so-
det^ mutuelle. II, 17 On me surprint ignorant dequoy le leuain seruoit
4 faire du pain. II, 19. p, 526. III, 2, p. 627. 635. — 5. p. 656.
657. — 18. p. 846.
Ii 89 Antisthenes print pour argument de peu de valeor en
Venoeb niMr die synliktüchea Ardiftiiineii bei Montoigiie. 186
Ismeniafl, dequoy on le vantoit d'estre ezoeli^tit ioaeur de flastes.
m, 8. p. 781 rien ne me despite tent en la sottise, qne, deqnoj eile se
piaist plo8 qu'aacune raieon ne ee peat raisoDiiableincDt plaire.
8) Yertretnng des Belativpronomens durch die Coi\juDktion qae
oder das BelatiTadverbiam ist im Nfr. nicht nngewöhnlich. Folgende
Sätze weichen aber doch vom gewöhnlichen nfr. Sprachgebrauch ab:
III, 6. p. 713 Ce qn'ils estiment de la maniere que ce dernier
Soleil perira, mon Autheur n'en a rien appris. Vgl. Miltsner Synt.
§ 473. ß. 1.
I, 23 II se void dans les histoii*es, foroe gens, — d'ou la plus-
part ont suiuy le chemin de conrir au deaant des ooninrations par.
In Beziehung auf räumliche Verhältnisse kann dont im Nfr. mit
dem völlig gleichbedeutenden d'oü vertauscht werden, sagt Mätzner
Sjnt. § 249. Ofienbar deshalb, weil bei d'oü die Anschauung eines
Raums und einer Bewegung im Räume noch viel lebendiger ist als bei
dont In dem angeführten Satze steht nun d'oü fär den partitiven
Genitiv, bei welchem, wenigstens fQr das moderne SprachgefQhl, die
räumliche Anschauung völlig verdunkelt ist. Dass diese aber zu S(.
Zeit noch etwas wirksam war, und überhaupt, wie der partitive Ge-
nitiv auf der Anschauung beruht, dass der Theil von dem Ganzen
herkommt, geht aus dieser Stelle recht deutlich hervor. Eine ent-
sprechende lateinische Stelle führt Mätzner a. a. O. an ; Cic Fin. 2, 17
Hereditatem, unde ne numum quidem attigisset
4) Die Relativformcn qui, quoi, lequel ohne folgende Conjunktion
que, aber mit folgendem Conjunktiv haben die Bedeutung: wer auch
immer, was auch immer. Im Nfr. steht in diesem Fall immer die
Conjunktion que nach dem Relativ; im Air. und noch bei Rebelais
(vgl. Schönermark Osterpr. 1866 p. 8) ist die Auslassung der Con-
junktion in solchen verallgemeinerten Relativsätzen mit concessiver
Bedeutung ziemlich häufig.
m, 9. p. 750 La loüange est tousiours plaisante, de quI & pour-
quoy eile vienne.
13. p. 846 — aux maladies, le parier m'esmeut & me nuit,
autant que desordre que ie face. 5. p. 662 Lequel des deux on face,
on s'en repentira. 9« p. 750 Antiochus auoit vigoureusement escript
en faaenr de PAcademie: ü print sur ces vieuz ans on aatre partj:
lequel des denz ie suTvisse, seroit ce pas tousiours suivre Antiochus?
190 Versach über die syntaktiachen ArobaiBmen bei MonUügne.
5) Das Belativum kann hn Nfr. statt der Conjunktion qoe, der
Relativsatz statt eines Consekutivsatzes stehen, wenn es auf ein Sub-
stantiv zurückweist, dem eine Maass- oder Gradbestimmung als Attribut
zur Seite tritt. In den Beispielen, welche Mätzner § 474. d. anführt,
ist der Hauptsatz negativer Art. Mit affirmativem Hauptsatz aber
findet sich diese Vertausch ung : III, 1. p. 623 quelqu'un de si tendre
Gonscience, k qui nuUe guarison ne seroblast digne d'un si poisant re-
mede. Ebenso nach tel: I, 88 que vous vous sojez rendu tel, deuant
qui vous n'osiez clocher.
Namentlich tritt diese Vertauschung nach digne und indigne ein,
wie im Lateinischen: I, 50 — il ne troüua pas les hommes dignes,
poiir lesquels on se mist ancunement en peino. Ibid. — seul il est
digne, poor qui on face. III, 1. p. 628 Aucune utilite priuee n'est
digne pour laquelle nous fa^ions cest effort k nostre conscience. III, 6.
p, 717 pour me trouner indigne oontre qui ils s'eflbr^assent.
6) Sehr häufig steht bei M. der Relativsatz mit dem substan-
tivischen qui, welches im Hauptsatz auf kein Beziehungswort zurfick-
deutet, statt eines hypothetischen Satzes, eine Ausdrucksweise, von der
sich im Nfr. nur wenige Reste erhalten haben. Zu dem von Diez Gr.
III. p. 868 gegebenen Beispiel mögen hier mehrere hinzugefögt werden:
I, 14 on se peut rendre a la temerit^ — qui n'en s^ait bien les
bomes. Ibid. II se faut garder qui peut I, 18 on desroberoit beau-
coup ä oeluy-14 (Epaminondas) qui le poiseroit saus Thonnenr & gran-
deur de sa fin. I, 25 Qui en veut faire un homme de bien, aans
doubte 11 ne le faut pas espargner en cette ieunesse. Ibid. mais si
pent-on y arriver qui en s^it l'adresse. 1. 47. p. 213. — 11, 12. p. 394
Qui en vondra croire Pline & Herodote, il 7 a des especes d'hommes
en cerlains endroits, qui ct. Ibid. p. 452 Si de fortune vous fichez
vostre pensee k vouloir prendre son estre, ce sera ny plus ny moins
que qui vondroit empoigner Feau. 11, 15. p* 481. — HI, 1. p. 620
qui me voudroit empioyer ä mentir, k trahir db ^ me pariurer — ie
diroy. III, 8. p. 728 (Le conseil des Roys) se doibt reuerer k credit
& en bloc, qui en veut nourrir la reputation. Vgl. III, 2. p. 630, 632.
— 5. p. 659, 666, 672. — 6. p. 709. — 9. p. 750, 772. — 13.
p. 839. 840.
Dem von Diez Gr. III. p. 869 angeföhrten itaL Beispiel, wo
das Relativpronomen im Dativ steht, entspricht die Stelle II, 17. p.
507 Ce seroit une grande simplesse a qui se laissoit amuser ny ao ui-
Versodi über die t^mtaktiiclien ArcbAismen bei MonUigoe. 191
sage DJ aux paroUes de.oeluj, qui fait estat d'estre tonsioun aotre au
dehors, qa'il n'est au dedans.
7) W&hrend im Nfr. die Besiehang des neutralen Reladvums auf
einen Torausgehenden Satz durch das demonetralive ce yermittelt wird,
die unTermittelte Beziehung hingegen sich auf gewisse formelhafte
Wendungen beschrftnkt, wie qui plus est, qui pis est, begegnet man bei
M. ebenso oft dem einfachen wie dem durch ce angeknüpften Pro-
nomen. Die unvermittelte Anknüpfung war auch im Afr. die gewöhn-
liche, s. Mätzner Synt § 469.
I, 25 et apprennent notre iugement k reoognoistre son imper*
fection & sa naturelle foiblesse; qui n'est pas un leger apprentissage.
I, 48. p. 222. — 55. p. 239. — ir, 6. p. 288 Quand ie vins k
reuiure & a reprendre mes forces, qui fut deux ou trois heures apres, ct.
Ily 10. p. Sil Si i'ay employe nne heure h le lire, qui est beaucoup
ponr moy. II, 12. p. 344 un enfant, qu'on auroit nourry en pleine
solitude, esloign^ de tont commerce, qui seroit un espay mal ais^ k
faire. Ibid. p. 422, 433, 440. II9 16 Mais nous sommes — doubles
en nous mesmes, qui fait que ce que nous croyons, nous ne le croyons
pas. Ibid. — que la vertu mesmes n'estoit desirable, que ponr l'faon*
neur qui se tenoit tousiours ä sasnite; Qui est un*opinion si fauce ct.
III, 9. p. 751 Comme les choses sont, ie vis plus qu'4 demy de la
faueor d'autruy: qui est une mde Obligation. III, 13. p. 888 C'est
par roon ezperience, que i'accuse Thumaine ignoranoe. Qui est, k mon
aduis, le plus seur party de Tescole du Monde. Vgl. II, 17. p. 509.
— 21. p. 582. — 83. p. 570. — IH, 11. p. 805.
8) Die Anknöpfung der Sätze durch lequel, im Nfr. von be-
schranktem Gebrauch, ist der älteren Sprache sehr geläufig. Besonders
bemerkenswerth ist aber die, im Lateinischen sehr übliche, Anknüpfung
des Belativs, wobei das Pronomen, nicht einen Satz, sondern eine
Satzverbindung einführend, zunächst mit einem, sei es nun conjunk-
tionalen, participialen, relativen oder infinitivischen Nebensatz gram-
matisch sich verbindet
I, 13 quelques formes penibles, lesquelles ponrveu qu'on oublie
par discretion, non par erreur, on n'en a pas rooins de grace. I, 24
«Ten cognoy un, k qui quand ie demande ce qu'il s^ait, il me demande
an Liure pour le monstrer. I, 26 Combien y a il de choses peu vray-
semblableSy tesmoignees par gens dignes de fby, desquelles si nous ne
pcunons estre persuadez, au moins les &ut-il laisser en suspens. I, 88
192 Venadi über die •Tntaktiicheii Archabmen ba Montaigne.
Souuienne youb de celoy, k qni oomme on demandast ct. — J'en aj
assez de peo^ respondit-il. II, 12. p. 351 — des hommes amenez par
mer de loingtain pays, desquels parceque noas n'eDtendione aucune*
ment le langage — qni de nous ne les estimoit sauuages & brattea?
Ibid. p. 402 oomme il se void au mouuement des planetes, aaquel
d^aatant que nostre esprit ne peut arriuer, — nons lear prestone du
nostre, des ressors materiels. II, 28 — respondre oomme oeloy a qui
quand on deroanda a quoi faire oes estudes ct. — respondit-il.
I, 14 La vaillance a ses limites, lesqoels franchis on se troave
dans le train du vice« I, 29 un Gallio; lequel ayant este envoye en
exil en Tisle de Lesbos, on fut aduerty k Borne qu'il s'y donnoit du
bon temps. I, 54 une ame forte & solide; contre laquelle les traicts
de la fortune venans k donner, il est faroe qu'ils reialissent«
I, 99 une legende de qualitez & titres, ponr ausquelles ne- broncher,
i'ay maintesfois laiss^ d'escrire. III, 1. p. 616 Desquelles qualitez qui
osteroit les semences en Tbomme, destruiroit les fondamentales con-
dilions de nostre vie. III, 18. p. 864.
9) Der Uebergang des Relativsatzes in einen demonstrativen, in-
dem, namentlich bei ausgedehnteren, einander gleichgeordneten Sätzen
statt der Wiederholung des relativen Fürwortes im gleichen oder in
einem verschiedenen Casus ein persönliches Fürwort (oder die Pro-
nominaladverbien en u. y) gesetzt werden, wird im Nfr. vermieden,
während er dem Afr. sehr gewöhnlich war. Mfttzner Synt. §. 476.
Bei M. ist er ebenfalls nicht selten.
I, 54 Je trouue bonne l'opinion de celuy, k qui on presenta un
homme, — & luy demanda Ion apres quelque present ct. I, 56 une
action — a laquelle on doit tousiours adiouster cette prefaoe de nostre
ofSce, sursnm oorda, et y apporter le corps mesme dispos^ en conte-
nance. II, 12. p. S44 car ii en a de particulieres ponr oet usage, les-
quelles il espargne & ne les employe aucunement ä ses autres semices.
Ibid. p. 347, 350, 359, 411. — UI, 13. p. 839 par lefons adio-
lastiques, que ie ne sfay point, & n'en vois naistre ancune vraye re-
formation.
(Forts, folgt)
Beurtheilungen und kurze Anzeigen.
Geschiebte des Kirchenliedes und Kirchengesangs der christ-
lichen, insbesondere der deutschen eyajiffelischen Kirche.
Von Ed. Emil Koch, Dekan, ord. Mitglied der historisch-
theologischen Gesellschaft zu Leipzig. JSrster Haupttheil:
Die Dichter und Sänger. Erster bis fünfter Band. Dritte
umgearbeitete, durchaus vermehrte Ausgabe. Stuttgart,
Chr. Belser, 1866-1868.
Man kann die Greschichte des IGrchenliedes von zwei Gesichtspunkten
ans behandeln, von dem der kritischen Forschung und von dem der erbau-
Kchen Theologie. Der Verf. will beiden gleichmässig gerecht werden, wie
er 1, VII sa^. Dass ihm der zweite Gesichtspunst der wiebtigere war,
zeigt sich dem aufmerksamen Leser bald. Schon die Art wie er a. a. O.
von der .erbaulichen Seite" spricht, «auf die Manche vom hohen Bosse der
Wissenschaft herab mit vomehmthuender Geringschätzung blicken,** schon
diese Art zeigt es deutlich an.
Der erste Haupttheil, der auch noch nicht ganz vollendet vorliegt, um-
fasst einen reichen, fleissig gesammelten StoflT. Der Verf. theilt ihn in vier
Perioden. Die erste (von der apostolischen Zeit bis zum Tode Karls des
Grossen 814) und die zweite (vom Tode Karls des Grossen bis zur Refor-
mation 814—1517) sind auf etwas mehr als 200 Seiten verhältnissm'assig
dürflig behandelt: die zweite auch darum etwas mangelhafl, weil dcmVenf
die nöthi^en Kenntnisse in der deutschen Philologie fehlen. So lesen wir
1, 168 wieder von dem deutschen „ Bardengesange,** der doch selbst in den
elementaren Literaturcompendien endlich verhallt zu sein scheint. Walther
von der Vogelweide, »wahrscheinlich ein Schweizer, von bürgerlicher Ab-
kunft* wie wir S. 181 erfahren, hat die Bescheidenheit Freidanks verfasst
und als eins seiner schönsten geistlichen Lieder wird ein Gedicht genannt,
«las die Kritik vor mehr als zehn Jahren rGermania 6, 201) ihm leider ab-
gesprochen hat. Heinrich, S. 1 76, »der nach der Mutter als Abt Eschenfried
(sie) in Göttweih starb/ hat ausser dem Gedicht von des Todes Gehügcde
auch eine Litanei zu Gott und den Heiligen verfasst Gottfried von Strast-
^org .war früher wahrscheinlich Mönch** — dies wird alle Gelehrten über-
raschen — : wie er sich bekehrt und satt „die üppige Liebesgeschicht« Tri-
stan und Isolde' zu vollenden, um 1230 einen .seur schönen* Lobgesang
auf Christus und die heilige Jungfrau dichtete, wird S. 181 erzählt. Ein
Archiv f. n. Sprnehcn. XL1X. 1 3
194 Beurtheilaagen aad kuraa Anzeigen.
Nachtrag 5, 651 berichtet allerdings über Watterichs Schrift: Gottfried von
Strafsburg, ein SKnger der Gottesminne, 1858 und Pfeiffers Widerlegung.
Doch über beide Schriften wird einfach refcrirt: dass Pfeiffer den Lob-
gesang mit den schlagendsten Gründen als ein Prodnct aus dem Ende des
18. Jahrhunderts erwiesen hat, scheint dem Verf. unbekannt geblieben
zu sein.
Dsfs S. 174 in den neun Noten zu dem althochdeutschen Bittgesang
an Petrus drei Fehler sind, dürfen wir nicht zu streng tadeln; denn wir
sind gewohnt, dergleichen leichtfertige Erklärungen des Altdeutschen auch
in andern Büchern zu finden, von deren Verfassern man mit weit grösserem
Recht ein bescheidenes Msass elementarer Sprachkenntnisse verlangen dürfle.
Die drei erwähnten Fehler sind: skerjan ^bescheren," trüt „Vertmuen*
und giuuerdo gin&den „würdige der Gnaden.** — Wir gehen nicht wei-
ter, da wir uns an die Vorrede S. VIII erinnern, wo der V«rf. glaubt sich
»Verschonung^ von solchen schulmi'isterlichen Correctionen erbitten zu dür-
fen, wie sie sich z. B. Herr Gymnasial-Professor, jetziger Prorinzalschulrath
(so geschrieben im Mai 1866) Mützell zu Berlin zu erlauben für gut
gefuniien hat" Wir müssen fürchten, dass er in unsem bisherigen Bemer-
kungen auch solche verbetene «schulmeisterliche Correctionen" findet. Wen-
den wir uns also lieber zu den evangelischen Liedern.
Mit Luther kommt eine andere, gründliche Forschung und Darstellung
in das Werk. Die dritte Periode (die I&formationszeit 1517 — 1648) und die 4.
(die Zeit des Gegensatzes zwischen äusserm Kirchenthum und lebendigem Ge-
rUhlschristenthum (1648 — 1756) nehmen die grössere Hälfte des 1. Bandes und
die 4 folgenden ein. Die Anordnung des reichen Materials ist übersichtlich. Die
8. Periode zerfaillt in 3 Abschnitte: 1) die Zeit der Reformatoren 1517 — 1560.
2) die Zeit der Lehrstreitigkeiten unter den Schülern der Reformatoren
1560 — 1618. 8) die Zeit des dreissigjährigen Kampfes um die evangelische
Sache 1618—1648. Im ersten Abschnitt finden wir: 1) die lutherische Kirche»
2) die reformirte, 3; die Brüder- Unität, 4) dieSektirer undSchwarmfreister;
als Anhang 2, 165—176 das katholische Kirchenlied. Analog ist die Ein-
theilung in den folgenden Abschnitten: wo grossere Gruppen von Dichtem
zu erwähnen sind, werden sie passend nnch ihrer Heimath geordnet.
In der vierten Periode treten unter den lutherischen Dichtem — von
den andern gestatten wir uns liier abzusehen — - der Gerhardt*sche Dichter-
kreis und die Nürnberger Dichter hervor. Harsdörffer, C\b\ und die übrigen
Poeten des pegnesischen Hirten- und Blumenordens haben bekanntlich eifrig
die geistliche Poesie gepflegt: der Verf. hui dafür den bezeichnenden Na-
men »das sentimentale Andachtslied im salomonischen Geschmack** im Gegen-
satz zu Gerhardt «dem andern Luther auf dem Gebiet des Kirchenliedes*
Er sagt 3, 469 : „Während seither noch, und vornehmlich auch in Gerhardt,
unter den Davidischen Nothzeiten der Davidi'sche Geist und Psalmenton
vorherrschte, so wandten sich nun die Pegnitzschafer unter den friedlich
gewordenen äusseren Verhältnissen zum Friedenskönig Salomo, und es zeigt
sich jetzt der Uebergang des Geschmacks von David zu Salamo, dabei das
Hohelied der Typus des geistlichen Lieds wurde.* Daran reihen sich die
iün^rn schlesischen Dichter, der Spener'sche und der pietiBtische Dichter-
kreis, die Herrnhuter und die kirchlichen Dichter. Unter den letzten be-
kannteren Namen ist auch Gottsched genannt: wir erfahren, dass von ihm
drei, von seiner Frau ein Lied Aufnahme in Gesangbücher fand.
Nachdem die einzelnen Richtungen in ihrer Eigentbümlicbkeit dargestellt
sind, folgen ausführliche Biographien der Dichter, mit genauer Angabe der
Quellen und der Bibliographie. Für den letzten Punkt war Phil. Wacker-
nagels überaus sorgfältiges Werk das beste Hilfsmittel. Den Fleiss des
Herrn Koch zeigt nicht nur die grosse, wie wir glauben, vollständige Zahl
der Dichter, sondern auch die genaue Behandlung im Einzelnen. Eine Ver-
gleichung der Angaben Kochs mit denen Gödekes im Grundriss zur Ge-
BearÜieiliiDgeQ und koize Ansdgeii. 195
schichte der deutschen Dichtnoff ergiebt manche Berichtigong zu dem letz-
teren Werke. Willkommen ist die Angabe der wicbtieeren Lieder bei jedem
Dichter; bei Luther und Grerhardt sind mit Recht alle aufgeführt
Den Biographien ist besondere Sorsfalt zugewandt. Nicht ohne grosse
Mühe war es möglich, ans alten und sätenen Werken, namentlich aus den
Leichenpredigten, die man im 16. und 17. Jabrhnndert im Druck erscheinen
zu lassen pflegte, alle Notizen zusammenzubringen. Nur für wenige der be-
deutenderen Dichter konnte der Verf. auf moderne Monographien verweisen.
Durch die sorgfaltige Benutzung des oben erwähnten Materials ist es dem
Verf. gelungen^ Yon den meisten Dichtem ein detaillirtes Lebensbild zu
entwerfen: nur bei wenigen hat ihn der Mangel an Nachrichten daran se-
hindert Wir erhalten so eine lebendige Darstellung von dem Leben der
protestantischen Geistlichen, denn das smd doch die meisten Liederdichter,
der alten Zeit Meist in Dürftigkeit und äusserer Bedrängniss lebten diese
Männer mit ihren Familien : manche still und friedlich, andere unruhig um-
hergeworfen in Kriegszeiten oder verwickelt in heftige theologische Streitig-
keiten. Von dem treuen Eifer und der unerschüttemchen Bekenntnisstreue
der Predig^er in den Verfolgungen des 16. Jahrhunderts und in den Greueln
des dreissieiäbrigen Krieges nat G. Freytag in seinen Bildern aus der
dentachen Vei^mj^enheit manchen rührenden Zug mitgetheilt: Kochs Buch
bietet natürlich viel reichlichere Zeugnisse dafür. Dass manche Biogra-
phien in ihrem ziemlich gleichförmigen Detail etwas Ermüdendes haben, ist
begreiflich. Auch der Std derselben veranlasst zu einer Bemerkung. Man
weiss, dass die protestantische Kirchenliederdichtuni; in den Zeiten des ge-
sunkenen Geschmackes nicht frei ist und frei sein kann von dem Schwülsti-
gen und Geschmacklosen, das sich in der weltlichen Poesie zeigt Der Verf.
bemerkt dies an mehreren Stellen, besonders bei Zinzendorf 5, 266. 297.
Desto mehr ist es zu verwundem, dass er selbst zuweilen in diesen Fehler
verfallt Nur ein paar Beispiele: »Nachdem er kaum drei Jahre zuvor von
seinen durch ihn an's erastlicbe Beten gewöhnten Studenten unter Gottes
besonderer Gnadenbülfe aus einer tödtlichen Krankheit herausgebetet
worden war." 5, S60. — «Die Bedrängniss und der Verfall der evan-
gelischen Kirche raarhte sie oft recht traurend um den Schaden Jo-
sephs.* 5, 218. ~ «Noch hatte er sein Predigtamt bei Uof, vor dem ihm
bange war, weil Johannes und Jesus selbst Wenige bei Hof gewonnen
haben, und das er nur angenommen hatte, damit er nicht der Menschen-
furcht bezüchtigt würde, nicht vier Jahre bekleidet, als er sich einsmals in
stfinem Gewissen verbunden sah, in einer Predigt gegen die bei den Ver-
nuiblungsfeierlichkeiten des Herzogs Carl, welcher im Jahre 1748 die Prin-
zessin Klisabethe, Sophie, Friedenke, Tochter des Markgrafen Friedrich von
ßrandenbnrg-CuImbach heimführte, veranstalteten Lustbarkeiten eines Car-
nevals, die manchen Anlass zur Sünde geben konnten und in dem strengen,
alt-protestantischen Stuttgart noch ganz neu waren, offenes Zeu^ss abzu-
legen, wie er auch in Y» ^ seines Lied: ,£s ist Etwas* gegen die WelÜust
gezeugt hat: Schau an die Welt u. s. w.** 5, 102.
Die Hymnologie, auch die evangelische, hat ihre Mythen: die bekann-
testen knüpfen sich an die Namen Neumark, Gerhar«lt, Dach. Nur die über
die romantische Entstehung des Gedichtes Aennchen von Tharan wird 8,
186 als Fabel abgewiesen. Die beiden andern Erzählungen werden zwar
nicht aufgenommen, aber wir meinen, in einer so ausführlichen Darstellung
hätten sie als unerwiesen angeführt werden müssen. Die Fabel über Grer-
hardts Lied: Befiehl du deine Wege, ist durch das Gedicht von Schmidt
Ton Lübeck noch allgemein bekannt: die Widerlegung ist ednfach, s. z. B.
Gödeke, elf Bücher deutscher Dichtung 1, 894. Bei Neumark liess sich
ans der auch von Koch angeführten Abhandlung Schades im Weimarischen
Jahrbuch nachweisen, dass Herdegen 1744 die Geschichte von der versetzten
Gambe aufgebracht hat
18*
196 B«ortlieilungen aod kurze Anzeigen.
Zu erti^nen ist noch, dass in jeder Periode in einem besondern Ab-
schnitt von der Musik eingehend gehandelt wird. Wenn wissenschaftliche
Erforscbune der lyrischen Poesie die Kenntnins der älteren Musik nicht
entbehren kann, so ist diese Kenntniss für die Gi;schichte des Kirchenliedes,
das den alten Zusammenhang mit der Musik nie verloren hat, dnrchaus un-
erlässilicli. Der Verf. beschränkt sich nicht auf die Choralmelodien, sondern
handelt von der geistlichen Musik in ihrem ganzen Umfang in dankens-
werter Weise. Damit hän^ es wol zusammen, dass er auch die ffeistlichfn
Umdichtungen weltlicher Lieder überall sorgsam verfolgt, die sicn vor der
Reformation nachweisen lassen, vorzüglich aber im 16. Jahrhundert beliebt
waren. J.
Das deutache Kriegslied. Eine literar-historische Studie von
Karl Janicke. Berlin 1871.
In dem vorliegenden Buche wird in fünf Abschnitten die Entwicklung
und Getttnltuog des deutschen Kricgsliedes von den ältesten Zeiten histori-
scher Kunde ois in die Gegenwart verfolgt. Für die Zeit bis zum sech-
zehnten Jahrhundert beschränkt sich der Verf. auf wenise kurze Bemerkun-
gen über die heidnischen Krie^sUeder und die später an ihre Stelle tretenden
mit christlichem Inhalt, die sich bis zum Ende des dreizehnten Jahrhunderts
verfolgen lassen. Die ritterliche Kunstpoeste des Mittelalters hat nichts
hierher gehöriges hervorgebracht; die bürgerliche Dichtung am Ausgange
des Mittelalters hat wohl das politische Volkslied in grossem Umfange aus-
gebildet, aber das eigentliche Kriegsliod nimmt seinen Ursprung im sech-
zehnten Jahrhundert, und zwar entweder aus der Mitte dt-r Soldrruppen,
oder aus dem Volke als Resultat einer grossen nationalen Bewegung. Für
das sechzehnte Jahrhundert selbst spielten auf diesem Gebiete die Haupt-
rolle die Lieder, welche aus den Kreisen der Landsknechte hervorgt^gangen
sind, die obwohl zunächst der Ausdruck der Stimmung dieser Soldaten, deren
Lebensberuf der Krieg ist, doch nicht des nationalen Selbstgefühles entbehren,
und daher nicht als blosse Soldatenlieder gelten dürfen. Bemerkenswerth
ist es, dass in den Liedern der zwanziger und dreissiger Jahre die kaiser-
liche Gesinnung vorherrscht, in denen der folgenden Zeit aber die deutsche
Gresinnui^ in den Vordergrund tiitt, deren Erweckung nicht zum geringsten
Theile ein Verdienst der Reformation ist. Mit der zweiten Hälile des
sechzehnten Jahrhunderts verstummt diese Dichtung zum grossen Theil, die
traurij^en politischen und wirthschaftlichen Zustände Deutschlanris während
des siebzennten JahrhundiTts machen sich auch hier fühlbar. Die histori-
schen Lieder dieser Zeit entbehren der Volksthümlichkeit; es sind gelehrte
Machwerke, die Kriegslieder sind fast ausschliesslich Soldatenlieder. Bis in
die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts hini'in giebt es Weniges von einiger
Bedeutung ; nur ein Lied hat dauernde Popularität gewonnen : das ist Pnnz
Kugenius der edle Ritter.
Mit dem Eintritt Friedrich's des Grossen in die Weltgeschichte vollzieht
sich auch auf diesem Gebiete ein gewaltiger Umschwung, die Thaten des
Königs und seiner Heere bieten der Dichtung einen dankbaren und anregen-
den Stoff. Von Bedeutung sind die Kriegsheder Gleims, die obwohl keines*
wegs volksthümlich und den Soldatenkreisen fremd geblieben, doch als Aas-
druck der Gesinnung der Gebildeten gelten müssen und nicht ohne Einfluss
auf die Öffentliche Meinung geblieben sind. Von diesen Liedern giebt der
Verf eine eineebendere Charakteristik. Unbedeutend ist, was sonst von
gleichzeitigen Dichtem auf diesem Felde bervoreebracht worden ist, da-
gegen hat die Volkspoesie in dieser Zeit recht bemerkenswerthe Blüthea
BeortheiluDgen and kurze Anzeigen. 197
getrieben. An einer Reihe von Proben giebt uns dorVerf. eine AnacbMang
Yon dem Geiste, der in den Soldatenliedern der schlesisrhen Kriege herrscht :
wirkHcbe DoetiBcbe Begeinterunff nnd Frische, daa Gefühl kriegerischen
Stolzes una der Verehrung für den grossen König, mit dem das Heer sich
eins rühlt; deutsches NiiUoiialgefuhl tritt nur spärlich und hauptsächlich im
Gegensatze zu den Franzosen hervor. Seit dem Tode Friedrichs geht es
mit dieser Dichtung wieder schnell abwärts, die wenigen Lieder aus dem
Ende des achtzehnten Jahrhunderts leben noch von den Erinnerungen der
grossen Zeit.
Die Erhebung des deutschen Volkes gegen die französische Herrschaft,
welche alle Kräfte bis zum höchsten Maiisse anspannte, musste auch hier
▼on gewaltigem Einflüsse sein. Wenn schon die Vorläufer der Freiheits-
krie^e, wie die Kämpfe der Tyroler, und namentlich die unglückliche Unter-
nehmung Schills die Volksdichtung wieder wach riefen, so haben die Frei-
heitskriege selbst die besten Früchte derselben gezeitigt. Die deutsche
Gesinnung im schärfsten Geffen^alze zum Fremden ist es, die hier zum
ersten Male zum kräftigsten Ausdruck eelangt in der Kunsitpoesie wie in
der Volksdichtung. Dal>ei ist es bemerkenswerth, dass im Gegensatz zu
den Lielern <lea aicbenjälirigen Krieges, die Volksdichtung an Werth der
Kunstpoesie erheblich nachsteht, und dass gerade die Schöpfungen <1er letz-
teren . für die Dauer in das Volk gedrungen siml. Die besseren Dichter
dieser Zeit sind bekannt genug, so dass ich über die Cbarakierisirung ihrer.
Lieder, welche der Verf. giebt, hinweggehen kann: von der eigentlichen
Volkspoesie Tcrmissen wir eine eingehende Betrachtung.
Der letztß Abschnitt des Buches behandelt die 2Seit seit 1815, die. bis
Tor weni<;en Jahnen nicht dazu angethan war, Kriegslieder hervorzurufen.
Bemerkenswerth ist es, dass zwei um 1840 entstandene Lieder erst in unseni
Tacen in das Volk gedrungen sind, nämlich Amdt*s „In Fi*ankreich hinein*
und «Die Wacht am Rhein." Einiges hat der Dän^nkriee 1848—1860, nur
Unbedeutendes die Kriege von 1864 und 1866 hervorgebracht. Dagesen
hat während des letzten Krieges die Begeisterung sich in einer überwäiti-
f enden Masse von dichterischen Produktionen geltend gemacht, die selbst
ie zahlietch vcran^t-ilteten Sammlungen nicht vollst ämÜg zu fassen ver«
mö<;en. Ein schönes Zeichen von dem, was in dem Herzen des Volkes lebt,
ist es, dass diese Lieder aus allen Gebenden, wo Deutsche leben, aus allen
Altersstufen^ aus allen Ständen, sus allen Parteien in gleichem Sinne hervor-
gegangen sind, und nur darin, nicht in dem, was der hanzelne geleistet, liegt
der Werth dieser Dichtungen, in denen oft zwischen Wollen und Können
ein starkes Missverbältniss besteht Von einer eingehenden Beurtheilung
dieser Dichtungen hat der Verf. Abstand genommen und sich damit begnügt,
dieselben nach ihrem Inhalte im Allgemeinen zu churakterisiren ; bezeichnend
genug ist es allerdings, dass die Zahl der volkstbümlich gewordenen Lieder
eme verschwindend kleine ist.
Die vorliegende Arbeit giebt so eine anziehende Uebersicht über die
Entwicklung eines speciellen Zweiges der deutschen Dichtung, eiue er-
schöpfende Behandlung des Gegenstandes ist wohl weder beabsichtizt wor-
den, noch bei den Schwierigkeiten, welche die Beschaffung und Sichtung
des Materials bieten, zu ermöglichen gewesen.
Dem letzteren Zwecke dienen drei mir vorliegende Sammlungen des als
Sammler von Volksliedern bekannten Freiherrn W. v. Ditfurtli, Fämmtlich
Berlin 1871 erschienen, nämlich: Die Historifichen N'otkslieder des sieben*
Uhrigen Krieges. ~ Die Mistorisclien Votkslieder der Freiheitskriege. —
Historische Volks- und volksthümliche Lieder des Krie^^es von 1870 — 1871.
in der ersten Sammlung sind 26 bisher nicht verÖfTHntlichte Lieder mit-
getheilt und mit 45 anderen, welche der Herausgeber schon früher in seinen
»Ejiihunf!ert Historis^-he Volkslieder des preussischen Heeres* verÖfTenilicht
hatte, und die hier meist nur im Auszuge erscheineni durch eine kurze Dar«
198 BeurUieiltmgen and kurze Anzeigen.
Btelltmg der KriegsereigniBse zn einem Grenzen vereinigt. Die hier nea ge-
gebenen Lieder bab.en nch gi^össtentbeils durch Bchrillliche Ueberlieferunfr,
einige mündlich, einige in gedruckten Blättern au8 jener Zeit erhalten. Die
zweite Sammlung enthält 80 Nummern, die ausser manchem schon früher
bekannt gemachten vieles Neue bieten» das der Herausgeber theils aus
mündlicher und schriAlicher Ueberlieferung, theils aus Drucken entnommen
hat; geschichtliche Notizen, wie bei der vorigen Sammlung, sind hier nicht
gegeben. Die Zusammenstellung könnte allerdings noch vermehrt werden,
ist aber immerhin dankenswerth. Die Sammlung der neuesten Lieder ent-
hält 124 StückCj darunter allerdings die bekanntesten, aber doch immerhin
nur eine, wie es scheint, willkürliche Auswahl aus dem überhaupt in die
Oeffentlichkeit gekommenen. Der Nachweis der Quellen, aus denen der
Herausgeher die einzelnen Stücke entnommen hat, ist zum Theil so unbe-
stimmt, dass der Gebrauch desselben für literarische Zwecke sehr erschwert ist.
Berlin. Büchsenschütz.
Shakespeare'fl dramatische Werke fiir die deutsche Bühne be-
arbeitet von W. Oechelhäuser. Bd. V— VIII. Berlin,
Asher 1871.
Der Herausgeber hat den neulich an dieser Stelle besprochenen vier
Dramen bereits vier wf^itere Bändchen folgen lassen. Der fünAe Band ent-
hält König Richard IL Es «ind bereits Zweifel ausgesprochen, dass es
jemals gelingen werde, dies Stück auf der deutschen Bühne heimisch zu
machen, trotzdem es, abgesehn von Richard IIL, bei WciTem den Vorzug
vor allen übrigen Histofien ver<lient. Dass man ihm natürlich die Bretter
weit lieber gönnt, als etwa Heinrich VI., ist selbstverständlich, denn be-
sonders die Figur Richard's selbst ist vom tiefsten psychologischen Interesse.
Da dies Drama eins der einftichst^'n und -am besten gebauten ist, so ist die
Arbeit des Herausgebers ziemlich leicht zu überschauen. Herr Oe. hat sich
seiner Aufgabe geschickt entledigt. Er beginnt sofort mit der grossen Tumier-
scene und 'hat die beiden ersten Auftritte des Originals fortgelassen, eine Aen-
derung, die man durchaus billigen kann. Ganzlich fortgefallen sind die Bollen
der Herzoginnen Gloster und Kent, sowie des Lord Berkley. Die Schluss-
scene des zweiten Actes ist zum dritten gezogen und es sind auch sonst
noch mehrere meist gerechtfertigte Striche untl Aenderungen vorgenommen.
Der Somniernachtstrauin, unzweifelhaft Shnkespeare^s grösste Leistung
auf dem Gebiete des Humors, ist eine der schwierigsten Aufgaben für
die scenische Darstellung. Diese lufli^e Welt gewinnt auf den Brettern
zumeist eine gewisse störende Aelmlichkeit mit jener plumpen RehliiäU die
ihr in den Rüpeln so genial entgegengesetzt ist. Diese neckischen Wesen
vertragen es nur sehr schwer, aus dem Muttcrschoosse der Phantasie ent-
lassen zu werden: die rauhe Luft der scenischen Wirklichkeit eiobt ihnen
den Todesstoss. Dazu kommt, dass für unsere Füblweise derg^chen fast
ohne Musik undenkbar ist. Allerdings hat Mendelssohn dem Sommernachts-
traum seine besten Compositionen gewidmet, und keine Bühne wird von
ihnen absehen dürfen ; allein grade in Folge jener musikalischen Zugabe tritt
oft die ungenügende Wiedergabe des phantastischen Elementes um so greller
zum Vorschein. Der Bearbeiter hat es hier übrigens leichter, als der eigent-
liche Regisseur; besitzt dieser nicht den zartesten poetischen Tact, wird er
von Yoruherein Alles verderben. Dass aber selbst dieser nicht genügt, wenn
nicht die kindlichste Kenntniss aller scenischen Mittel und theatralisober
Geschmack hinzukommt, der es versteht, durch jene dem Dichter gleichsam
nachzudichten, beweist das Beispiel Tieck*s, nach dessen Insccnirong z. B
BeariheilangeD nnd kane Anscigeo. 199
die Berliner BühDe den Semmernachtstranm TorAihrt. Wohl jeder artheils-
fähi|(e ZoMibaaer wird über die i^chmifcklose Absonderlichkeit, mit der die
mitäeren drei Acte abgespielt werden, erstaunt sein und gefunden haben,
dess er bei einer ausdruiksvoUen Vorlesung dieses Stückes weit mehr Gennss
hatte. Das liegt und kann aber nur an der Inscenirung liegen, denn ein so
eminent theatralischer Dichter, wie Shakenpeare, wird auf d«n Brettern stets
am kräftigsten wirken, wenn nur diese tüchtig genug gebaut sind, dass sie
nicht unter den Fusstritten des Riesen xosammenbrechen.
Ein Schauer vor der Grösse des Grenius ergreift uns, wenn wir bedenken,
dass der Dichter des Sommemachtstraumes auch den König Lear, die Tra-
gödie des Wahnsinns schrieb. In seinen jüngst aus dem Nachlasse heraus,
gegebenen S)iakespeare-8tudien führt Otto Ludwig den Gedanken aus, dass
^hakefipeare der Dichter der Leidenschaft sei und alle menschliche Leiden-
schaft zur erschöpfendsten Darstellung gebracht habe. Soweit der Wahn-
sinn überhaupt für die Pi)esie erreichbar, ist er die über sich selbst hinaus*
Seheiule Leiaenschaft, der die Grenzen der Vernunft nicht mehr genügen,
ie zum dunklen Sturme wird, welcher das Tageslicht des klaren Gedankens
verschlingt und Donner und Blitz an seine Stelle rückt Sliskespeare lässt
überall den Plan der Charakteristik dienen. £s scheint uns desaoalb etwas
Schnlüstbetik zu sein, wenn Herr Oe. die gewaltsame Schürzung des Kno-
tens im ersten Acte dramatisch rechtfertigen will, wenn er sosar von einer
Schuld der Cordelia mit Gervinus redet Der grause Kampf ums Dasein
fordert zahllo<(e Opfer, und so wenig wie die Gazelle, in deren Nacken der
blutdürstige Tieger seine Krallen schlägt, damit eine Schuld abbüsst, es
müsate denn die s«'in« von der Calderon singt: die Schuld „geboren zu sein,* —
ebenso wenig trifft das Schicksal stets die Schuldigen, und die Poesie würde
tauschen, wenn sie eine derartige Gerechtigkeit als hienieden waltend schil-
dt-m wollte. Ihre wunderbare Aufgabe ist es vielmehr, aus diesem Cbaos
trotzdem die Versöhnung zu entwiäeln und es so der Religion gleich zu
tbun, deren göttlicher Stifter spricht: «Selig sind, die da Leid tragen!"
Was die hauptsächlichste Aenderunff des Herrn Oe. betriffV, so ist es die,
dass er den Schln^s des ersten Actes vor den Zusnmmenstosf« zwischen
Lear und Goneril gelebt hat Wenn der zweite Act hierdurch bedeutend
verlängert wird, so möchte dies nach unseren Anforderungen an die Ein-
theilung in Acte doch wohlbegründet sein. Der Vorhang muss fallen, wenn
so zu sagen eine Periode im vorzuführenden Leben oder Lebensabschnitte
vorüber. Auch im dritten und vierten Acte sind wesentliche Aenderungen
vorgenommen und die so überaus zersplitterten Scenen des Originals zu-
sammengelegt. Vortrefflich sind wiederum die Bemerkungen über die ein-
zelnen Charaktere des Dramas; besonders, was über den Lear beigebracht
wird, verdient von jedem Schauspieler gelesen zu werden, der sich an diese
Rolle heranwagt.
Die Zähmung der Widerspenstiflren wird bis jetzt auf den mci5ten Büh-
nen nach der Demhardtstein'schen Verschlimmbesserung gegeben. Es wäre
zu wünschen, wenn diese neue. Bearbeitung, welche den achten Band der
Sammlung bildet, dazu beitrüge, Shakespeare wieder an Stelle jenes Künstler-
dramen-I^rikanten zu setzen.
Hans Herrig.
Auswahl au9 den kleineren Schriften yon Jacob Grimm.
Berlin, Dümmler 1871.
Weniffen Deutschen nur ist der Name Jacob Grimm fremd. Selbst in
jene Schienten unseres Volkes, welche Befriedigung ihres BildiingsbedÜrf*
niaaes aus den Tagesblättem schöpfen, ist mit dem Klange des Namens ver-
200 Beortheilungcn und kurze Anseigen.
eiot die etwas mythische VorsteUung Ton einem reinen Manne gedrungen,
der alles wisse, was Menschen über deutsche Sprache, Glaube und Recht
wissen könnten, und der sein Wissen in erossen, über die Maassen gelehr-
ten Büchern niedergt-l^gt habe. Wenn diese Vorstellung sich allroaliff su
einem klaren Bilde von dem verdichtet, was Jacob Gnmm als Gelehrter
für idle Zeilen, als ernster, rechtlicher Mann für eine Zeit schwankender
Begriffe von politischer Ehrlichkeit, als Bruder und Freund für engere Kreire
gewesen, so wird dem vorliegenden Buche sicher ein Anteil daran zuzu-
schrdben sein.
In einen schmnlen Octavband von nahe 400 Seiten ist die grosse fünf-
biindige Ausgabe der kleineren Schriften zusammengezogen worden. Mit
Umsicht und Sorgfalt ist ausgewählt worden, was nach den erwähnten Be-
ziehungen hin charakteristisch und lehrreicrh sein mochte. Den liauptleil
des Buches bilden die in der Berliner Akademie gelesenen Abhandlungen
allfi^emein verständlichen Inhalts, und in der Tbat bergen diese eine reiche
Fülle feiner Bemerkungen, scharfer BeobHchtungen (insbesondere ist der
Aufsatz ,, Italienische und scandinavische Eindrücke,* S. 61 ff., reich daran),
und legen Zeugois ab von des Mannes tiefpoetiscber Empfindungswetse.
Der Anhang: enthält eine kleine Zal von Aufsätien. meist Gelegenheits-
aibeiten. Das otüi'k „Ueber das Wesen der Thierfabel* aus dem ersten
Kapitel des Reinhart Fuchs abgedruckt, wäre besser weggeblieben. Zeigt
es Huch eine warm^eheete Ansicht Jacob Griinm*s auf. so scheint es doch
nicht wünschenswei-t, einer in ihren Giundzügen verfehlten Auffassung des
Thierepos unter dem Schutze des berühmten Namens Eingang in das grosse
Publikum zu verschaffen, dessen Urtc'il leicht bestochen, schwer aber wieder
frei gemacht wird Dsgegen hätte die Zugabe eines Aufsatzes, in welchem
Grimm sich als Forscher an t^eine Fachgenossen wendet — etwa ein Capitel
sus der « Geschichte der deutschen Sprache'* oder die Vorrede zum vierten
Bande der Grammatik — nicht fehlen sollen. Das Bild wäre voilständigir
geworden. Erfreulich ist, dass Jblerman Grimm's Zutaten, vornehmlich zu
der R^e auf Wilhelm Grimm, aus der grossen Ausgabe abgedruckt wurden.
Sie gewähren näheren Einblick in das rührend-schöne, durch Meinungs-
verschiedenheit nicht gestörte Verhältniss zwischen den Brüdern, deren Ar-
beiten die deutsche Nation nach so vielen Richtungen hin zu stetem Danke
verpflichtet ist.
Berlin. Dr. Anton Schoenbach.
Ernst Götzinger, Literaturbeiträge aus St. Gallen. St. Gallen,
Huber & Comp., 1870.
Der geschätzte Verfasser — in jüngster 2ieit durch seine treffliche
«Nuwe Zittung* in weiteren Kreisen bekannt geworden — , der als Heraus-
geber schweizerischer Chroniken um locale CuTturgeschichte erhebliche Ver-
ntenste sich erworben hat, bietet in dem vorliegenden Büchlein Beiträge zu
einer Geschichte des schweizerischen Kirchenliedes, sowie, und dieser Auf-
satz ist wol nur für Schweizer Leser von Interesse, eine Entwicklungs-
geschichte der Musik- und Gesangsgesellschaft zu St. GHllcn. Ein paar
Abdrücke aus dem St. Galler Cantional von 1588, sowie das Verzeichnit-s
von Liedern des St. Gallischen Gvsangbuchs von 1797 I. S. 59—72 mit
beigesetzten Verfassernamen sind nicht ganz ohne Wert Höchst ergötzlich
aber wirken die II. S. 41 fi. gedruckten und aus dem Bussenbüehlein von
1656— 1(>75 gezogenen Entschuldig^ungen »Weshalb die Herrn CoUegae die
exercitia Musica zu besuchen verhmdert gewesen.*
Berlin. Dr. Anton Schoenbach.
BeartbeilaiigeD and kune Aoieigen. 201
Purschgnng im Dickicht der Jasd- und Forstgenchichte. Von
C. H. Edmund Freiherrn von Berg, Dr. phil., Königl. Sachs.
Oberforstrath a. 1). Dresden. 6. Schönfeld's Buchhandlung
(C. A. Werner). 1869. XX u. 250 S. 8. 1«/$ Thlr.*
Der in zwei Abth«*ilungen zerlegte Inhalt des Ganzen begreiO-^ in der
ersteren grösseren Hälfte (8. 1 — 182 s und zwiir in 4 Unterabtheiliingen :
Jigerschreie, WaidgesoKreie, Waidsprüche, Lehrgedichte und Reimsprüche;
dann Zeichen vom Wetter, and in der zweiten (S. 183—250) in 2 Unter-
abthei1unf;en : Jäjser, Jagt)- und jNgthi«'re und Wald und M'ine Baume»
welch letzterer Theil wieder in Recbtaspricfa werter und Gemein-Sprich Wörter
gespalten itU
Wh8 die fprichttörtliche Abtheiinng, <)ie wir hier zunächst im Aujse
haben, betrifft, so giebt über deren Anlage und Umfang der Verfasser
an zwfi St»ll»n: Vorrefe S. IX und Trxt ö. 183 - 186 in folgen'len Worten
erschöpfendeLRe(h«'nschaft. An der ersteren sajit er: ^Es wurlen diejenigen
Sprichwörter zusamnicmrestellt, welche vom Jäger, der Jagd, den Jagd-
thieren, von Bäumen, Holz und Wald in den verschiedensten Richtungen
handeln, wie ich sie zerstreut in unsem vielen SprichwOrtersammlungen fand,
vermehrt mit manchen aus alten Jagd- und Forstbüchem und polciien, die
ich aus dem Afvnde der Forstleute und Jäger kennen lernte. Eine irgend
vollständige Zusammenstellung dieser forst- und waidin&nnischen Sprichwörter
besitzen wir nicht, ud'I doch liegt ein wahrer Schatz in denselben verborgen.
Auch bei diesen habe ich eine sachliche Anordnung gewählt und, wo not big,
Erläuterungen hinzugefügt** Und Seite 185 — 186: „Ueber die Auswahl
der dieser Sammlung einzuverleib«-n(]en Spriihwörter bin ich oft zweifelhaft
gewesen. Der Grundgedanke war. Alles aufzunehmen, was in Beziehung
zur Jagd, dem Jäger, den Jagdihieren, wie zum M^atde mit seinen Bäumen
und andern Waldprodukten, namentlich Mast und Weide, steht; allein es
kommen manche vor, wo das Bild von irgend einem Jagdthiere oder aus
dem Walde zwar gewählt, aber in solche Beziehune mit dem Getriebe der
Menschen gebracht wurden, dass sie speciell durchaus nieht sachlich sind
und ebenso gut in jeder andern für ein besonderes Fach, z. B. tür Greii^t-
liche oder Bergleute, veranstalteten Sanmdung einen Platz finden könnten,
als in einer fiir Jäger und Forstleute bestinmiten. Soll man diese sämmtlich
weglassen? Ich habe mich fiir deren Aufnahme, wenn aueh in beschränkter
Weise, entschieden, indem sie mir insofirn immer bea«'htenswerth erschienen,
weil aie zeigen, wie ßeissig das Volk im PVafde beobachtete und so aus
ihm oder von seinen wilden Bewohnern manche Anschauung ins Leben
übertrug.''
* Die Schrift erschien zwar bereits zu Ende des Jahres lf<69; eine
nschträgliche Anzeige derselben in dieser seit ibn^m Bi'stehen die Interessen
des deutschen Sprichworts mit Liebe pflegenden Zeitschrift seheint uns
iedoch in Betreff einer für die Literatur des Sprichworts nicht verdienst-
losen Arbeit auch jetzt noch als eine Pflicht, wie gejfen den Verfasser so
gegen das Buch selbst Ausserdem hat dieses bis jetzt nur für seine erste
Abtheilung, den* für Jäger und Jagdfreunde mehr ansprechenden Theil, eine
aber auch nach dieser Richtung allzu knappe \N'ürdigung in Zamke*s lite-
rarischem Centralbl. 1870 S. Slü gefunden, während die zweite, den Freunden
des Sprichworts wichtigere Abtheilung, bislang — unseres Wissens wenig-
stens — vergeblich einer Anzeige entgegen sah.
^ Von demselben Verfasser und m gleichem Verlage ist seitdem er-
schienen: Geschichte der deutschen Wälder bis zum Schlüsse des Mittel-
alters. Ein Beitrag zur Culturgescbichte. VIII a. 860 S. 1871, 8.
90S Beortheilangen ond kmxe Anzdgeo.
•Abt*r,* fahrt der Verfuaer fori, «es giebt ausser diesen eine grosse
Anzahl von Redensarten oder einzelner in verschiedt^ner Zosammensetzun^
gebrauchter Worte and Aus<lrürke, die, ohne gerade als Sfirichwörter aiif-
zutret«*n, «beiifalls ihn-n Ursprung von Jagdthieren oder aus dem Walde
haben, gleichfalls auf den Zunainmeitbang des Volkes mit jenen deuten und
daher eine ^wisse Beachtung verdienen. Dahin gehören z, B. Bärbeissig,
brummig wie ein Bär, Kttrenhäuter, Sauglück, Hundsglück, Hundstreue,
fressen wie ein Wolf, Wolfshunger, schlafen wie ein Dachs, fett wie ein
DhcIis, beissen wie ein Dachs, schlau wie ein Fuchs, Hasenpanier, Hasenfuss,
fruchtbar wie ein Kaninchen, geschwätzig wie eine Elster, hol* dich der Geyer,
geh* zum Kuckuk, er geht auf den Leim (wie die Vögel auf die Leimruthen
des Vogelstellers), baunu^tark, eichenfest, schlank wie eine Tanne, er zittert
wie E'^penlaub u. d<;l. mehr. Nur wenn diese Art Ausdrücke in der be-
stimmten Form von Sprichwörtern auftreten, wurden sie beachtet. Sehr
häufig findet man Sprichwörter, welche in verschiedenartigen Wendungen
einen und denselben Gedanken ausdrücken, meist wohl gleichzeitig ent-
standen in den Zonen unserer deutsclu'n Sprachformen. Wo die Form ni«*ht
wesentlich abweichend erscheint, habe ich solche weggelassen. **
Die Sprichwort lii'he Abthoilung, welche g«gen 600 — et quod excurrit
— Sprichwörter, sprichw. Redensarten. Anspielungen und Vergleichungen
enthalt, ist, so wie das ganze Burh eine sehr löbliche Arbeit Allerdings
niai'ht sie auf absolute Vollst ändigk»*it keinen Anspruch (S. 186), entl)ehrt
au( h in den weitaus mei^ten Fallen einer Quellenangabe, so wie sie, und sehr
mit Unrecht, die alterthnudichen Sprachformen der Originale verwischt oder
geradezu in modernistrtes Deutsch verwandelt hat. Jedoch hat sie anderer-
seits diese Mängel nicht nur <lurch Reichhaltigkeit des Stoffes und dessen
verständige Anordnung und Vcrtheilung« verbunden mit einer durchweg rich-
tigen und concisen Erklärung uml Erläutemng desselben, vergütet, sondern
auch durch t/as Bestreben Anerkennung sieh erworben, j<*nen zahlreichen
hierher gehörigen, aber noch iuuner nicht genug gewürdigten Bezügen un-
serer ält«Ten Literatur geret-ht zu wer«len, für deren wenn auch kleine
Sammlung und Erklärung der Verfasser, so weit ihm eben Quellen zu Ge-
bote standen, Fleiss wie Sinn und Verständniss bewiesen hat. Solche
Quellen waren ihm u a. die Thierfahell GoUfrietl von Strassburg*s IVistnn
un^l Isolde, Graff** Dluti^ea. der Sachsen- und Schwabcnspiegel, so wie für
das spätere Mittclalrer ganz voizüglieh die Weisthümer von J. Grimw^ und
als ErläutiTungsschriften : Vitdank*« Bescheidenheit, die Lex Snlica und Wi-
si^rothorum, die Leges Rotharis u. a. Wir führen ein paar diesen Quellen
enthobenen Rechtssprüchwörter mit dem vom Verf. ihnen beigegfbenen
kürzeren oder längeren Commentare beispielsweise und als Mu^tter der Be-
handlung an:
(S. 191) Um W\{^ nerwirkt Ülirman^ fcinm Jfrib.
Sachsenspiegel (1254). — Drückt offenbar aus, dass man das lebendige Be-
wuostsein d«>s Volkes von dem allgemeinen Jagdrechte achtend, ge«;en einen
Wihldieb nicht peinlich verfahren solle. Der Grundsatz fteht in einem acht-
baren Widerspruche mit den bturbarischen Strafen des Mittelalters, ja auch
der späteren Zeit, wo man häufig die Wilderer mit dem Tode bestrafte,^ wo
Augenausstechen, Abhauen der rechten Hand u. del. recht sehr ee wohnliche
Strafarten waren. Erzählt uns doch die Geschichte, dass in Württemberg
unter der Recrierung des Herzogs Christoph (1550 — 1565) mehr als tausend
Wilderer nach Urtheil und Recht bestraft worden,* wurde doch in Chor-
* Württemberg scheint mehrere Jahrhunderte hindurch das gelobte Land
der Jäger und ein Eldorado für Ja^freuden gewesen zu sein, und noch
heute prangt zur Erinnerung; in seinem Wappen ein Hirschgeweih. Wir
lesen, dass Herzog Karl dem Kaiser Paul von Russland ein Jagdfeat gab.
Baarthailangm und knise Annigeik 108
Sachten im Jsbre 1584 der Galgen für WildpretobeschXdiffer angedroht.
Aach anerfaört hohe Geldstrafen fanden atatt, z. B. in Meoklenbarff-8cbwerin
biisate nach der Wald- und «lagd-Ordnnng von 1706 der Wil&rer einen
llirMh mit 1000 Thalem, ein Stück \Sitd mit 500, ein Reh mit lOOr ein
Wildaehwein mit 200, einen U»m*n mit 4. ein Feldhuhn mit 2 Thalem u. a. f.
War aber die Geldstrafe nicht bettreibbar, so sollte «mit harter und will-
kührlicher I^eibesstrafe in Dönitser Karre...* ein offenbarer Wildilieb ge-
bührendermassen belegt werden.
(S. 226) Waftt iia» WttU ^olm wir vom |»im»tifd)(n Vattr 511 iebn.
Dem gewisaermassen widersprechend heisst Grimtn's Weislh. III, 488.
Wüftt un^ WttU ifk ^rf Aonifs;
doch wird das entschieden als c>in Mis>brauch der königlichen Gewalt an-
gesehen woriiem sein, und derartige Sätze kamen sicher erst mit Ausbildung
der Lehre von den Kegalien auf. Dass sie als Missbrauch angeaeben wurden,
ergiebt die Urkunde des Manifesta vom 5. Mai 1Ö2Ö von der Versammlung
der Gemeinden im Odenwalde und Neckarthaie« wo es im vierten Artikel
also lautet:
wo 6000 Hirsche und Säue von einer Anhöhe herab in einen See gesprengt
wurden und die JXger berumachifften» um daa Wild nach Belielien im Wasser
oder in der Luft zu achiessen. Und in einer noch spütpren Zeit antwor-
teten W^ürttemberger Bauern ihrem König Friedrich I. auf seine Amede:
,Habt ihr Nichts zu klagen?* — «Nein, Euer MHJestüt, wenn nur die Süue
und Sabstitnten nicht wären!« Aber auch die Fürsten fast aller andern
Länder wetteiferten mit einander in unmässiger Jagdlust und nicht blos in
früheren 2Seiten, sondern bis fast zum Ausgange des XIX. Jahrhunderts.
Noch 1666 sah man in der Wetterau Itirsche, worauf Wilderer fest-
gesohmiedet waren. Galeato Sforza, Herzog von Mai Und, zwang einen
Bauern, der einen Haaen geschossen hatte, solchen mit Haut und Haar auf-
zufireaaen, und der Gotteamann Erthvackof Michael zu Salzburg liess ]5ft7
einen Wilderer, in eine Uirachhaut genäht, auf den Salzburger Markt tragen
und von seinen Jaedhunden zerreissen. Philipp, Landgraf zu Hesi^cn, sah
das IVild gar für Kühe an und meinte, wenn er die Kühe seiner Bauern in
seinen Wäldem weiden lasse, so könnten sie wohl aucli die seinigen auf
ihren Korn- und Haferfeldem dulden. Koch kurz vor der ersten franzö-
sischen Revolution verboten in manchen deutschen Duoder-Staaten Gesetze
gab
Ktat des Serenissimi, wie z. B. des letzten pfnlz-zweibrückischen Herzogs
Karl August, f 1785, (vcrgl. Gogem, Mein Antheil an der Politik. I, 16.
ffäuMstry Geschichte der rhein. Pfalz. IL 998 und liemling^ Die Rhein pfalz
in der Revolutionazeit von 1792 — 98. I, 856) verlialtnissmässig mehr ko-
ptete, als der ganze Jagd-Etat grosser Monarchien, den Schaden* des Landes
nicht gerechnet.
Vergl. hiezu Cyriacu» Spangeftberg^ Der Jsg(euffel. Bericht/ wie fem
die Jagten rechtmessig vnd vnrccht sein. Anno 1. 5. 60. o. O. (Eisleben,
Vrban Gaubtsch). 98 Bl. 4. Mit einem Holzschn. auf der Kehrseite des
vierten BL, den Teufisl als Jäger darstellend. (Im Germ. Museum). Und:
Davidis Oeorgii Struberit Vindiciae Venandi Nobilitatis Germania. HildesisB
'^e^"^ l^iresaen/ Wenn einer der Vnkosten halben/ so an AT die Jaghunde
gehen/ in Armut kompt.* (BL 266.*J.
S04 Bewllieflmigeii oad korie Anzeigen.
Item. »Die Wa9Ber und Buche, so bisher verbannt ond bei Leibesstrafe
verboten gewesen sind znvor der geistlichen, sollen allermänniglicben »uf-
gothsn und frvi gemacht sein. Es wäre denn 8ach, dass man mit genug-
sarovm Grund beweisen und darthun möchte, dass l*s erkauft oder zinsbar
gemacht worden wäre. Bis auf gemeine Reformation.**
(S. 228) Wc^in brs jfrnn Wa$tn vor0r|yt, ^a^in mag ein Burgmann
nad)fa|rrn.
Schon in einem Wfisthum zu Schöneck in der £ifel vom Jahre 1415
(Gr. Wslh. II, 566) steht:
„llPottn brs l^errn magrn 90rgett 311 Buf4|R| ^a^tn mag bct 9iirg.
mann nafarrn/'
Bezieht sich nUo auf die Holznutznng, die von den Mitberechtigten dann
ausgeiibt werden kann, wenn «ler Herr — Grundherr — seinen Thuil ge-
nommen hat. Dabei war der MaaKsstab allgemein das Bedärfniss, denn wir
finden in vielen Weint hümern, u- A. in dem von Niedermedinj; an der un-
teren Mosel V. J. 156:), ausdrücklich nach der Aufzählung der verschiedenen
Waldn^chte gesagt, es soll: „mi^incn Juncker von Ulmen ein jeder schützen
und schirmen nach euim-r Nothdurft.* Dieser Grundsatz gilt in vielen Orten
Deutschlands nofh gfgenwärlig. wo die Holzberechtigungen nicht re<:nlirt
oder abgelöst sind, m allen den Fallen, wetm nicht eine be^tiu1mte Qmintitiit
oder Qualität des Bezuges fest^rsetzt war, uml zwar sowohl bei Brtsnn- wie
Nutzbcdz. Dass der begriff »Nothdnrft" ein sehr elastischer ist und dass
namentlich dns, was eeeenwiirtig als solcho beansprucht wird und werden
muss, nicht im Veihaltniss zu dem steht, was in alten Zeiten darunter ver-
standen wunle, ändert in dem Reclit^grundsatze nichts.*
^^'elchMn Keichthura aber unsere ältere Literatur, die Werke unserer
mittelhoi'hdeutsrhen Dichter an uralten, in «nebelgraue F'eme* sich verlit*-
renflen, auf Jaffdibiere, Jagd und Jäger Bezug nehmenden, oder auf andere
Verhältnisse iib('rgetra<;enen Sprichwörter in sich berj^en, möge dem Ver-
fasser der vorliegenden Sammlung eine kleine Anzahl derselben documen-
tiren, wie sie ohne vieles Suchen sich uns darbieten.
1. 1i(i|lu vi« ^rt Igel spra4:
„virl gut tfl riBcn gcmac^ "
Spervogel (Gödccke, deutsche Dichtung im Mittelalter S. 646*9* — Um 1200.
2. tr ^abtt brn Nbr( aiigerant.^
P/qffe Amis 102 (Benecke, Beyti-ägo. Götting. 1832. S. 503). — 1230-40.
8. ^rst mart nie tuol fall.
9m 0 »t( ^apk (4abi(|t) i^t ftffcn
e »as >ic fkttt btfäftn.
Laifherg, Liedertaal III, CCXLVIII, 43-46. — XIII. — XIV. Jahrb.
4. Wenn ^ix %vinx bcn k\x\ mi tagen
^at (r i|^t mol gcno|f<n vor.
Witihheckin (Benecke, Beytr. S. 215 — 6.) — Vor 1250.
5. Hier bcren mit tm Isafen lagtt
Her mut (Id^ gdudics »ol ocrKonnm.
Jüngerer Titurel (Hahn) 797, 4. — Ulm 1260.
* Vergl. Ferd.Friedr. Oechsle^ Beiträge zur Geschichte der BefoinuUion
in den schwäbisch-frankischen Grenzländem. 1830. S. 272.
** D. h. angegriffen; ihr habt euch in einen bedenklichen Streit eio«
gelasseil.
BeuriLeilungen und kurze AixeigiMi. 205
6. 10er (14 kraget mit >em kitn
Pen m«3 fln ^ant vU bidi fmnn.*
Lassherg, Uedersaal IL CLXXV, 40—48.
7. toU Küne ctn fmln
5tr|ciit ty yt irnnBc.
F. von Meissen, Leiche. (Qaedlinb. 1843.) 108, 2 — 8. — 1280 — 1814.
* ^It afcti jtttii ffapn vn^ alt bttn
fti Kala man in (In kui bcicrn.
Cod. 8. Georgen. XV.Jahrh. (In KarUrahe). if<me'« Anzeiger liL 1884, 82
jilt af. juni pfaf. ^a^ü mil» ^rrn:
3«l Bfcman fn frtn lauß bcfcren.
Margariia Facetiarum, Argent. 1508. 4. BI. Giij*»- (In Ulm.) Ueber den
Heraasgeber dieser Scherzreden, Johannes Adefphus MüKchiui^ Tergl. Sera-
pevnt 1857, 12 ff. und meine Abhandlung »Zur Quellenkunde des deutschen
Sprichwort«" in dieser Zf-itschrift Bd. XL, S. 67.
Es heisjtt/ wilt dein Hauss behalten saubt^r/ so verwars vor Pfaffen vnn
Tauben: vnd Peter SchoU reymt:
J31U Jlfcn/ iun0 |ifafcn/ ^ar^u mil» iSrcn
3ol niemand tnn fetn Hanf beierrn.
Vnd Jacob Wimpffeling verbeisst es/ und spricht:
iflir yubonuf fotlirq; parod^to/ fub qua
Vfc Vaam/ Jlbrabam/ ntc ntoit Cllas.
yU flfan tfl 0lii(kbaft/ lobrfam/
$n bcr Vobam no<^ ^brabam/
msi^ ^rm/ ns«^ kein Citas i|l:
9ai \ß: kehl JAai^/ kein jub |I4 mtf^t/
1lo4) ein erifitidier flotrntat/
Voib ou4 ein /Ron«^/ bann |»i^ es f^ab.
y. FUchart, Gargantua. 1600. BL 13»- (Im Germ. Museum.)
«Sllte ^frn/ nn^ilibtit Vfttfett/ onge^ämipte iSten/
jboU numanb in fein 4au| beieren.
:»imtum anum, obfroeniq; bfminum fermsnis & orfum,
Vrmff bonii frcum poffAt b^bcre bin.
yoA. Bvchlerus, Gnomologia. Colon. 1606. 16. S. 47. (In Heidelberg.)
Cen jsnge patp, ern subtn atp, een vilben beer,
9at is |efpu9i, bat i<k in bu9f nict en beier.
J. Cat»t Spiegel van den Ouden en de Nteuwen Tydt. Dordreclit 1668. 8.
8. 413. (in der Sammlung d«'s Herrn Ottow zu Landeshut, Schlesien.)
Bei
der «Schil«
einen
der Spiruch in folgender Fassung:
^Ite ijunbe nnb Jlfen/
Jnnfe fBiün^t nnb ffafen/
l^ilbe ieuoen unb BÄren/
jloa niemanb in fein 4aa^ befelren.
VergL auch den Spruch bei Zincgr^-Weidner IV. 1688. S. 838. (In
Uimchen: Staatabibl)
306 BeurtlieilangeQ imd kune Anzeigea.
8. tat itn «ilfliB »0lff0 flt|
fa «(Dt fii|t fr^jD» »nttVf mit.
JTti^o V, Trimherg^ Renner (Bamb. 1833. Fol.) 7051 ~ 52. — Um 1290.
9. Her »rn l^olf 3( tnfe la^et
jDer merk ^a§ 13 im f^abrt
Mtt fln fromm vbcrctatt*
Hn^ et oniern elatbrt tratt
9tr fal ^aben ctaincn 3ora
Wirb ain (tirfKinb irborn.
La9sberg^ Liedersaal II. CLXIII, l-*6.
10. 9a mal mol (In bailif 311
Pa molf ben fi^abea frtb gU.
Ibid. IL CLXXV, 95 — 96.
11. Wtt «nber mflf f^af i|t
JUen t^at betrogen be^ ttusel« rt|l.
Ibid. m. CLXXXX, 3-4.
12. 'Wen ber motf ri^rt
9er \fi 04 ertp^en.
Ibid. I. XXXII, 284 - 86.
13. Per molf io gerne in ßrü4|rn.
B, V. Meissen. (Quedlinb.) 55, 19.
14. jbo ber motf tn^ alter kummt
f6 ottet in bin kr&.
jVUhart, XL, 4 — 5. (Benecke, Beytr. S. 415).*
* Unter den zahlreichen Sprichwörtern auo der Thierfabel gehört die-
jenige Gruppe, deren Object der fVolft zu den intereosantesten und reichsten ;
wir fiif^en deshalb den gegebenen noch einige weiteren aus dem XIII. —
XIV. Jahrhundert sowie ein paar über andere Thiere hinzu:
€tn molf fi^t man vil feiten tragen/
Cio f4)afro fmatf.
(Ein böses Leben hat nicht leicht einjgutes Ende.)
Boner. (Benecke. Berlin 1816. 8.) LIV, 49 — 50. (Uvi 1330—40.)
JDer fi4l aino molfri nnber mint/
900 er in 3ir4en mil ber nint/
^in oic|^ vtl lic^t pere^t.
Laisberg^ L. S. IIL CCLIII, 61 — 63.
jbo ber molf mnfen gat/
Vnb ber nalk kcfet nat /
Vnb ber konig bürge ma4|et/
^0 i|t jr gemalt gefma(tet.
Ibid. III, 89—92. Schott, deutsche Literaturgesch. Stuttg. 1841. 8. S. 41.
(Das Gründen von Burgen ist ein Zeichen von Schwäche, wie die Manse-
jagd des Wolfes.)
iebejltt ben molf |eim c3n ku§i/
Cr tn kommet nit an fi^aben barng3.
Sahm. tmd Mordf (Uagen, deutsche Ged. d. Mitt 1, 479—80). XlV.Jahrli.
BeurCheilangeii und kam AoEeigen. 207
15. W( ml Wr ralk $t%utm «irt
jliatf miXtn jfLü$ u ntt tnlirt.
LoMsberg, Liodenaal 111. CCXLIII, 61 — 52.
16. 9»tt 9aiktn on kMd^ yt tttlc t9t|
JTti^o V. Trimberg, Renner 12520—21.
17. n0ta: «rilwan.
Jlin falk vn^ am »inl oa^cft v«n realer ÜPiykaitf
ain plaofu^ on^ «in tott^un) von ^rf i^fnaßf uie0fR,
ain ^abic9 «n> am Hi» o^n ^ornf i»(|rn,
ain fprrbcr oti) ain «Pfel^nnt oon tick mt$tn trcr leeren.
C/ora HätzUrin (HalUus). LXIX, 2. 15. — Um 1450.
18. 9tc kra 311a (inrm mim oalKen fpra^i:
|er inguk fint Ir »a.
Wartbtirgskrieg (Heidelb. Jahrb. 1837. S. 242). — Um 1290.
19. jPn >fn lf0O|rl l^ftt^ brt |at fdfiAr,
nnt |§t im »0I1 |9cr i^i lU »tfen jr|(n.
J7. V. MeUaeriy 446, 1 — 2.
20. iP'rtn lon^ 011^ abrilcn orter
irauoen irmotr «n tofen bitter
»urfrl r0i nnd neb er fpli
^rtfent tftr, «rr ty mreken vil.
Ä r. Trimberg, 12474—77.
Prr ni0lff plrirt mit flößen
4in»er ben fcii^iytrtrn mpl qu Mifcn.
Ibid. I, 527—88.
Cinrm ffel träumet |le|^ «0» kiflel / nnt einem mplf ba er bAi yatcc ntfler
foBtt bn4l|laben fpxad^ tr fiaf Iftr.
Geiler r. Kaiserttperg, NarrenschiflT. Straf sb. 15^0 (gepredigt 1498). Fol.
BL XIU-
C0 t|l ein f|iit(^oort/ et marb nie Ret man er bat ein u>0l|f ^an.
IbiA GXIII, 1^'
Jn bte ar<b Ute i|l ber' m0lf langen / nnb ein m0lf miber b'^auf K0men.
Der«. Schiff der penitentz. BL IX, 1^*
C0 mB§tn nit ale 1l0fel bem abier na<bfliffen . . . bifln nh ein falA/ fß
big aber ein tmei^lin.
Ders. Von den vier Ijewengeschrei. 1507. Fol. Bl. LXI, 1**- (Vergl.
denen Schiff der penitenU. Augsp. 1514. Fol. Bi. CXXVII, 1^, and
brötamfin. Strassb. 1517. Fol. Bl. XV, 1^)
jDer ftiUfItenber kra
b0ret fnabel unb da.
Lassherg, II. CLXVl, 179—80.
9a0 feinb $av bog U$ti/ mellicte bie fi^men| über ba||0 nefl an0b<n<kenb.
G. V, Kaisersp. Predigen tatsch. Augsb. 1508. Fol. Lxxxiiij, 2*- (In
Wolfenbüttel.)
C— et« te lante, fitbe be 0001 bpe ma0 bb mit bcn |lert in— t 9a veror0re«.
Gemeene dnytsche spreeckwoorden. Campen 1550. (Monere Anz. 1888.
S. 195.)
SOS BeurtbeQimgai ond knne AiuMigea.
Sl. y§^ $u^ (bltlc jeier »Ul octie*
Konr. FUck^ Flore ond Bl«Mebefliir. (Quedlinb. 1846. 8.) S840. —
Um 1280.
^ Machen wir, damit das zweite Datzend voll werde, den Beachloas mit
drei Sprüchen, wovon zwei ans späterer Zeit nnd der erste ein apotogigcher^
deren letxterer bekanntlich Edm, Höfer in einem eigenen Bache 1928 zu-
meist aus Volksmunde gesammelt nnd dabei auch den Schlaumeier Reinecke
VMfltAawAM Tcrgessen hat**
SS. Mtx ^en Wslff ttii^t fsr^t^n veyna^tm
Vnk Im I5(kaur ju Haßnai^te
Vnl len pfafm in %n JBacter tso^fii
Wtmt |lnt^ feine flnn gar ^erbrocken. ***
Jfone^s Anzeiger 1833. S. 229. — Um 1880 — 88.
28. ii^di |ak ie^o »rn f4niiii|ien/ t4 f^mcAc t(^ nfit'' ffrai^ Ux fit 4^ |it«
Iramen. Mtx %(Xi 5»et<n ein rate kop|»cn icmac^t/ lic ba litten irlf redten ec
ßundt la fle falten fd^mrArn »te er ein atlam %tU Cr ruft \tm fu^^^ltn/ es
ro(t vrteiln mt er ein at^m |ette. 9er fn4^j| fpra^^ i4 IkiIp te|f len fi^ni|i|»en/
ii( f4|meA ie| ntit.
Geiler v. Kaisertperg^ Enangelibnch. Sirassb. 1515. FoL EL LXXL 2^-
(In Ulm.)
24. IVaAer, »adier — oie ler $af auf Um aAcr.
J. FUchart, Podragr. Trostbüchlein. O. O. 1577. EL 82^ (In meiner
Sammlung.)
Ein chronologisch geortlneieü, 40 Nummern umfassendes Quellen- Ver-
zeichniss, grösstentheils forstlichen Inhalts, findet sich auf Seite XI — XVI.
Unter den allgemeinen Sprichwörtersammlungen haben nach Gebühr auch
Agricola und Wander^ für die Rechtssprüchwöiicr insbesondere Eisenhart^
Hillebrand und Graff-Dieth^ Benutzung gefunden. Ausserdem verdient
noch herYorgehoben zu werden, clatrs, wie der Verfasser der ersten Ahthui-
lung seines Buches eine gedrängte allgemeine jagdhistorisrhe Uehersiefat —
so auch einzelnen wichtigeren Abschnitten des proverbialen Theiles eine
Einleitung über die Bedeutung des betreffenden Inhaltfl und, wo dies er-
forderlich schien, eine historische Einleitunff vorausgeschickt hat.
Die Sprichwörter selbst nehmen mit dem Kecntssprich werte: WiUfer
und Jagd ut gemein (S. 187), ihren Anfang und schliessen (S. 250) mit den
sprichwörtlichen Redensarten:
* Eine dunkle Stelle, jedoch wahrscheinlich eine sprichwörtl. Redensart,
die jedoch in dieser Fassung verderbt scheint Vielleicht sagte man »atrttic
jeger wilt veige," so dass die zwei ersten Worte zu streichen wären.
^ Stuttgart 1870. 6. stark venu. Aufl. XVI u. 212 S. 12. (In meiner
Sammlang.) — Gegen die fünfte um 400 neue Sprüche und Varianten ver-
mehrt »Die Gesammtsumme (1928) würde bis auf oder über 2000 gestiegen
sein, hüti* ich nicht von Neuem eine Anzahl der älteren Spruche anszu-
scheiden gehabt, die mir inzwischen verdächtig geworden waren.* Der letzte
Spruch (auf S. 187) lautet:
Was Menschenhand' nicht aUes machen können I hat der Zimmermann
g'sagt, hat er das Thürlein (zum Schweinstall) an die Mauer hin-
g*setzt (Franken.)
*^ £s ist das gemain Sprichwort Wer da nitt forcht den wolff vmb
die Liechtmess/ den panwren vmb die vassnacht/ vnd den pfaffen in der
vasten/ der ist ain frisch man. G, p. Kaiserp» Schiff* der peoitents. Aogsb.
Ibl4u Fol Bl.Xm, 1*- Etliche Predigen 1506. BLLIX, l^- (Beide in üGn).
BeuriheilnDgeo and kone Anzeiges. 20d
Der'iit hemfatd.
Das Bild eines im Innern faulen Banmes aaf einen heimlichen Sünder an-
gewendet.
Der Bursche (Kerl) taugt in der Wurzel nickte.
Gilt von einem Ton Grand aus yerdorbenen Menschen.
Indem wir dem Buche eine zweite Auflage wünschen, deren es unter
Beseitigung der oben berührten, jedoch unschwer zu emendirenden Schwächen
und Fenler (deren Hervorhebung diene dem Verf. zum Beweis, wie aufmerk-
sam wir seine Schrift durchrangen haben) würdig ist, erlauben wir uns mit
einigen weiteren bibliographischen Bemerkungen und Nachweben dem Ver-
fasser nachfolgende ältere Druckwerke — von Torreformatorischen Quellen
hier Umgang nehmend — zur Berücksichtigung und Ausbeutung um so
mehr zu empfehlen, als wir dieselben zum grössten Theile selbst als mehr
oder minder ergiebige Quellen für Jagd-Parömien kennen gelernt haben.
Es sind:
1 ) Künstliche | wolgerissene New | Figuren von allerlei | Jag und Weidt-
werck, Durch den Kunst- |reichen Jost Ammon^ Wonhaft zu Nüm- 1 berg, an
Tag gebracht. | Allen Liebhabern, Als Malern, Goldschmidt, Bildhauwern,
vndj welche Lust zur Kunst haben, zu Ehren: Auch durchauss mit La- | tei-
nischen vnd Teutschen Reymen, dergleichen | vor nicht ausseangen. Mit
Römischer Kays. Maiest. Freyheit. | (Druckerzeichen) | Zu Franckfort am
Mayn, bei Martin Lechler. | In Verlegung Sigmund Feyerabends. M.D.LXXXIL
kl. 4. Mit 80 Holzschn., deren jeder yon 4 deutschen und 4 latein. Versen
begleitet ist. Vergl. auch Serapeum 1852, 856 — 57. Grässe, Tresor I. 103 Vb.
2) Sylvanders Lobsprach von der edlen Jägerei, der sich findet in dem
ßallet Der sieghafte Hymen . . . Durch einen der edlen Poesie Liebhabern
Fido. Stntte. 1662. 4.
Ein Gecucbt, welches fast eanz aus Waidsprüchen und Jägerschreien
zusammengesetzt ist. Nach det* Unterschrift der Dedication heisst der Ver-
fasser Ulrich, Schnädlin, Pfeiffer^ Germania III, 253.
3) Die edle Jägerei. Poetisch fürsteilig gemacht von Johann Krietoff
Lorber, Weimar 1670. 4.
In das Gedicht sind verschiedene Wudsprüche und Jägerschreie ver-
webt Vergl. auch die Besprechung desselben von Reinh, Köhler in .den
Weimar. Jahrbb. III, 329 n. VergL auch Wackemagel, Gesch. d. d. Li-
teratur § 96, 3.
4} Sylvan, ein Jahrbuch für Forstmänner, Jäger und Jagdfreunde auf
das Jahr 1816, von C. P. Laurap, Grossh. Badischem Oberforstrathe und
V. F. Fischer, Grossh. Badischem Forstrathe. Marburg und Cassei, bey
Johann Christian Krieger, kl. 8. 25 Forst- und Jagdparömien und Sprich-
wörter. S. 130 — 135. (In meiner Sammlung.)
5) Spiritus aus Feld-, Jagd- und anderen Flaschen. Eine Sammlung
charakteristischer Anekdoten und Erzählungen aus dem Leben; nebst einer
Aaswahl von Aphorismen, Gedichten, Charaden und Räthseln. Von einem
in den Ruhestand versetzten königl. sächs. Offizier. Zweite Destillation.
Leipzig 1837. Bei Ludwig Schreck 8.
«Altteotsche Jäj^rreime. Alter Jägerkalender. Alte Waidsprüche.*
S. 38 — 47. (In meiner Sammlung.)
6) Des gerechten und vollkommenen Weidmanns neue Praktica zu Holz,
Feld und Wald . . . von Karl von Train. 3. venu. Aufl. von E, Freih, von
Thingen. Weimar, Voigt 1869. 8. Vergl. Allgem. Familien-Zeitung. Stuttg.
1869. Fol S. 490.
Fügen wir diesen Titeln (anlässlich d. S. 195 der Sammlung) als Schluss-
•tdn hmzu: Die Kunst, das Jäoerlatein in 52 Lektionen zu erlernen, von
JE, Kautze, Mit Abbildungen. Nordhausen 1860. 12.
AreblT f. n. Spracboii. XLIX. X4
210 Beorthcilnngen und kurze Anzeigen.
Für die „Bawren Practica oder wetterbUchlein/ deren BlUtbezeit in das
XVI. and in die erste EJalfle des XVII. Jahrh. fällt, ist in Ermangt-lung
der zahreichen Originale, deren jedoch jede grossere Bibliothek mindestens
einige besitzt, zu oenntzen: Grässe, des deutlichen Landmanns Practica.
Wetter- und Gcsundheitsregeln . . . Dresden 1859. 8.* Das französische
Original von FouilUmx* Jägerbuch Ha V^nerie) erschien nach Grünte Poitiers
1561, nach Anderen erst 1568. Fol., die neueste Ausgabe Angers I84i. 8,
der erste deutsche Druck Franckfurt, Feyerabend 1582. Fol., die letzte Bay-
reuth 1752. 4; die Aufgabe Strassburg 1.590, Fol. findet sich in der Zwey-
brückener Bibliothek. Eine hanrlschrißliche deutsche Uebersetzung, gefertigt
schon i. J. 1579, also drei Jahre vor dem ersten deutschen Drucke, wird
auf der k. off. Bibliothek zu Stuttgart aufbewahrt; vergl. Serapeum 1852,
857 — 58.*^ — Was die von den Brüdern Grimm in den «altdeutschen Wäl-
dern" ans Becher*» Jager-Kabinet, Leipzig 1701, abge<truckten Waidsprücbe
anlanfft, so finden sich diese schon in Aleurer^s Jagd- und Forstrecht.
Franckf. 1576. S. 71 ff. als „alte lustige Weydstsschrai Sprüche vnnd jage-
rische Dialogi/ durch weyland Kt^yser Fridrichs iTl. Forstmeiser besclirieben."
Eine zweite Ausgabe dieses Buches erschien Marpurg 1608, wo die Sprüche
S. 78 ff. stehen. Uebrigens wurde diese Grimmsche Sammlung, was dem
Verfasser unseres Buches entgangen zu sein scheint, zuerst wieder und sehr
beträchtlich vermehrt von Reinhold Köhler in den Weimarischen Jahr-
büchern III, 329 — 858. Sie sind, theils bisher ganz unbekannte Sprücho,
theils beachtenswerthe Varianten schon bekannter, einer in Köhler*s Besitze
be6ndlichen Papierhan dschrifl des XVII. Jahrh. entnommen, deren Sprache
auf Bayern weist. Die einzelnen Sprüche, die vom Herausgeber m dor
heute üblichen Orthographie gegeben sind, wurden von demselben in eine
gewisse Ordnung gebracht und mit Erläuterungen versehen. — Daa vom
Verfasser unserer Sammlung S. 210 mitgetheiUe Sprichwort: »Wer zwei
Hasen zugleich hetzt, fängt car keinen," begegnet u. a. schon im Narn^n-
schiff des Sebast, Brant (von A. W.Strobel. 'Quedlinb. 1889. 8; erste Ausg.
Basel 1404. 4.) in folgenden zwei dichterischen Fassungen, deren beider
auch Cyr. Spangenberg m seinem Jagteuffel Bl. 266^ sich bedient hat :
9<r vollst 3ioeti lafcn vf t\n mol
Wtt mt^nt 3t9r9n (^crrn btcnrn moi
IßKt txdiun «H me ianii er fol. S. 117.
Wer jagen min vtib uf r^n flun^
3ven liafen vo^cn mit epm ^un^
9em iDurfe rtttnan kum evner moi
^ax Vidi »urt jm 0an| nut jemol. Ibid.
Der sprichwörtliche Ausdruck «Jägermesse* (S. 204) für: eine kurze,
flüclitige Messe, reicht viel weiter zurück als zum J. 1577, er lässt sich ala
kürzeste» Zeitmaa»» hiB hinauf in daa XIII. Jahrh. verfolgen. Vergl. Tiiurel
*) J. G, Th, Grä»»e ist auch Verfasser des zweiten Tbeiles des Jäger-
breyiers: Jägerhömlein. Dresden 1861. 8. (In Dresden.) Beide Bücher er-
schienen anonym, aber als Verfasser gibt er sich selbst in seinem Tr^or
III, 128*^ an, wozu er bemerkt, es seien von beiden nur je 7 Ex. mit seinem
Namen am Ende der Vorrede abgezogen worden.
** I^ v^nerie de Jacques duToudloux . . . plusieurs receptes et remcdes
pour guerir les chiens. Foitiers 1561. Fol. Die französiscne Ausgabe er^
lebte bis 1844 28 Auflagen und steht dort heute noch als classisch in höch-
stem Ansehen. Die deutschen AusgfU>on sind nicht sowohl eigentliche
Ueberset Zungen, als vielmehr eine freie, theils erweiterte, theils verkürzte
Bearbeitung mit Benutzung anderer Werke. Ueber andere Ausgaben ii^
Beortheflongen and tene Aoseigeii. 21 1
(Hahn) 5688: ^/a latic fttt mef (9011 einim fiieleii pnßn ft$*f ^tl^tnU (yerßL
5562). Cyr. Spanaenberg in seinem mehrerwähnten Jag-Teafiel lägst sich
über diese Sitte folgendermassen aas (B). LXVIII, 2^): «fn den Fürsten
hoffen gat es also su/ wolä pfaff mach es korti/ less ein ieeer mess/ dass
wir za essen kämmen/ also ffat es.* Und an einer anderen Stelle (El. 208**;
in PfeifleT^s Germania 1856. S. 15) safft er aasführlicher ; «Etliche (Jäger)
die darneben auch ein wenig für andechtig vnd geistlich wollen gesehen
sein/ die hören zavor eine predigt rnd dorOen begeren/ ja sie wöllens also
haben/ dass man etwas vil früer/ dann sonst gewonheit/ inen ein predigt
mache vnnd allein das eaangelium sage/ oder darüber gar eyn knrtze Ter-
roanong thne/ Tnd dieweil andere gebrenchliche gesenge ybergehn vnd an-
stehen laas/ vnnd alles kortz vberfanffet/ wie man denn solches schnappen
wcrck iaih«g9Üinai jäqermesaen genennet hat/ wie darbey die andacht sin/
ist wol zo erachten/ denn sie doch mit gedancken allbereit in holtz vnd
feld sind."
Aurjf IKefi un» lansc Jag»
tinen luttn K%tx rna^t.
Schmeller, bayr. WB. II, 266.
Von FY. V. KobeU finden sich bereits Waidsprüche in den Müncbener
Blättern für Kunst, srhöne Literatur and Unterhaltung 1846 S. 525 und
1860 S. 423, 447^ — 448^ — Ueber die Redensart: „Kr hat einen Bock
geschossen* v^rfh Wiener Jagdzeitung 1860. 4. Nr. 12. S. 363, nnd endlich
fahrt das za Leip«g 1842 erschienene Buch: Gründliche Anweisung... für
Jäger ... das Titel-Motto: „Wer Saaköpf essen will, moss Hundsköpf*
dann wagen.*
Vergl. aoch Oräter'w Bragur III. (1794), worin Proben ans den «Ade-
ligen Weydwercken...« (Franckf. a. M. 1661. 4.)» ErlacKa Volkslieder der
Deulachen. I. (Mannh. 1834. 8.)« in denen (S. 512 ff.) die Grimm'schen
Waidsprüche, JT. O^r^eüre*« Elf Bücher deutscher Dichtung (Leipzig 1849. 8.),
wo (9. 422) «Jägerschreie« aus Schnurm Kansthaass und Wunderbuch.
Franekfart 1664, and den lUustrtrten Jägerkalender ron J, B. Wallishauser
(Wien 1865. 8.), woselbst anf Seite 104 vier «Schützensprüche* abgedruckt
sind. — Ob die in der Zeitschrift «Earopa" vom J. 1869 (Nr. 49) yeröfient-
üchten ,Waidn>rticbe und Jägerschreie« Ori{[inai-Mitt heilangen oder lediglich
dem ▼erliegenden Bache enthoben seien« ist uns zur Zeit unbekannt. —
Ueber die sprichwörtL Redensart: ,£r ist auf den Hund gekommen,« und
die Strafe des Httndetragens selbst (S. 201) verweist der Referent des Wei-
teren anf seine eingebende Arbeit in Max MoWce^s ,, Deutscher Sprachwart.«
Leipzig 1868. S. 202 — 206.
Wir schliessen diese Anzeige mit einem Passus aus Gräter*» Bragur,
welcher ein Urtheil über die Waidsprüche, diese Erzeugnisse des dichte-
rischen Geistes der deutschen Jäger und ein ohne Frage werthyolles, wenn
aoch jetzt' vergessenes und verachtetes Stück Volkspoesie^ so wie eine
Nachncht über eine ältere umfassende, jetzt wohl verschollene handschrif)^
liehe Sammlang solcher Sprüche enthält, was beides für den I^ser wie in-
sonderheit die «Männer der grünen Farbe« und den Verfasser dieses Baches
Ton einigem Interesse sein mag. .Unter Weidsprüchen, heisst es daselbst
(II, 278 ff.)f womit man auch seine Lieblingssprücbe, an denen man sich
beiden Sprachen wie auch eine italienische Uebersetzong ist Qräu€ Tresor
H, 621« und III, 445^ nachzusehen. Ueber Fouühuz selbst vergl. Fressac
in den Mto. de la Soc de TAntiq. de i'Oaest de 1850 und von eben dem-
selben: Notice g^n^alogiqae, bio^phtque et litt^raire sar Jacqoes de Fouil-
looz gentilhomme Poitivm . . . Fans 1852. 8., and Charles de Meanz seigneur
da FouiUonx 1680—52. Paris 1854. 8.
14'
212 Beurtheilungen nnd kurse Anieifl^en.
weidet otler ergötzt, beseiefanet, sind WeidmiiniiBsprücbe verstanden. Sie
sind unter sich selbst sehr verschieden und fallen später in den geistlosen
Ton der Zonflspniche und Handwerksgnisse. Nur das Jacdgeschrei der
Jünglinge und des Jägers nimmt sich vor t heilhaft aus und hat sehr natür-
liche nachahmende Schallworte. Ich habe noch eine Sammlung von
achthalbhundert Weidsprüchen, äusserte ein alter Jägersmann, und einen
(ticken Band voller Fuchsbisf orien, welche von meinen Vorfahren gesammelt
sind; damit könnte man sich Jahr aus Jahr ein auf die angenehmste Weise
in Gesellschaften ergötzen. Aber jetzt ist die ewige und allsei t fertige.
Karte das einsige Behelf, nnd ich will einen körpenicben Eid darauf ab-
legen, dass keine von unseren «Frölens" auch nur einmal einen rechten
Leberreim zu machen weiss.*
Landau. Franck.
Dr. Rudolf Sonnenburg, Grammatik der Engliechen Sprache
nebst methodischem Uebungsbuche. Zweite vollständig um-
gearbeitete und verbesserte Auflage. Berlin 1873. Julius
Springer. 27 Vj Sgr.
Die erste Auflage dieses Buches (1865) ist von Sdirader in seiner Er-
ziehungs- und Unterrichtslehre p. 490 wegen der methodischen Verbindung
der Lehre von der Aussprache und 491 wegen gut gewählter Musterbeispiele
gelobt. Wo ein solcher Mann lobt, ist gewiss etwas Gutes. Zu unter-
suchen, wieviel Gutes, lohnt sich im allgemeinem Interesse des Unterrichts
in den neueren Sprachen wol der Mühe.
Der Verfasser hat einen glücklichen Griff gethan in den beiden Grund-
gesetzen, nach denen sein Buch eingerichtet: erstens in der Verwendung
der Aussprache als nach Regeln zu erlernenden Stoffes, zweitens in der Vor-
anstellnng der Grammatik, p. 1 — 91, auf welche dann die Uebunffsstücke
folgen, und zwar p. 95 — 172 zur Einübung der Aussprache und der For-
menlehre, und p. 178 — 2S9 zur Erlernung der Syntax. Daran schliessen
sich 4 verschiedene Wörterverzeichnisse 240 — 299, ein Verzeichniss von
Eigennamen bis 802 und ein Lesebuch 808 — 824.
Die beiden erwähnten Grundgesetze sind vemnnAig und sehr zu loben.
Die Grammatik muss durchaus von dt;m Ueliungsbuche getrennt sein. Die
meisten Lehrbücher für neuere Spracheji sind Machwerke, die der betreffende
Verfasser nach irgend einem Einfalle einrichtet. Das mag für den Privat-
oder Selbstunterricht hingehen, auch zuweilen zweckmässig sein. Aber für
die hohe Aufgabe einer höheren Btldungsanstalt, in welcher die neueren
Sprachen Bildungsmittel sein sollen, ist das durchgebende Vermischen von
Regeln und Uebungsbeispielen zu tadeln. Die mit soviel Verstand nnd
Sacbkenntniss gearMitete Scbulgrammatik von Plötz hat leider immer noch
diesen Manjgel. Wie oft wird der Schüler in die Versnchunj^r geführt, in die
dicht dabei stehenden Regeln zu sehen und sich sowohl wie manchmal den
Lehrer glauben zu machen, er wisse den grammatischen Stoffl Bei Plötz
kommt nun der Uebelstand in pekuniärer Beziehung hinzu, dass die Gram-
matik am Anfange des Buches nochmals zusammenhängend dargestellt ist
Fielen die Regeln vor den einzelnen Lektionen fort, so wunien gegen
100 Seiten gespart, das Buch billiger und pädagogisch besser. Von der
Methode des Unterrichts in den alten Sprachen kann man auch hier lernen.
Ferdinand Schulz hat die kleine lateinische Grammatik in einem besonderen
Buche, ebenso die Uebungsstücke dazu herausgegeben. Bei den letzteren
sind iedesmal die Paragraphen der Grammatik, auf welche sich das Stück
bezieht, angegeben. Wo die beiden Theile in einem Buche vereinigt sind.
BeurtheQongen ond kurze Anzeigen. 213
ktnn dfts ebenfo geschehen. Herr Dr. Son^enbarg hat also in dieser Be-
zieboDg recht {gehandelt Leider ist er in der Durchführang dieses gesunden
Priocips nicht consequent gewesen. In dem Abschnitt fiir die Syntax weicht
er gar nicht davon ab. In der Abtheilan^ aber für die Formenlehre und
Aussprache bestündig und zwar in einer Weise, welcher iede Norm zu fehlen
scheint. Wir wollen unsere Ansicht an einzelnen Capiteln veranschaulichen.
Seite 148 8a., Lektion 19 handelt von d«r Coroparation. Der Verfasser ver-
weist zunächst auf §41, also die voran gedruckte Grammatik. Schlägt man
nach, so findet man dort die wichtigsten Regeln. Aber was noch dazu-
gehört, wi^ »noch* vor dem Comparativ« „noch* im additionellen Sinne,
«immer* vor dem Comp«, „als* danach, „«benso — wie,* „nicht* davor:
«lies dies setzt der Veifasser p. 148 an die Spitze der Lektion. Wo ist da
die Consequenz? Entweder muss Alles am Anfang stehen, abgesondert«
und das ist das Beste, oder Alles dicht vor der einzelnen Lektion. Hinter
diesen einzelnen Regelchen steht dann endlich p. 149 vor Beginn der eng-
lischen Beispiele: „Orthographische Eigenthümlicbkeiten der Verben s. §. 44,
Anm.* Der Schüler muss sich nun die Reseln an drei verschiedenen Stellen
zusammen suchen. Warum? Hier herrscht nicht ein Gesetz, sondern Will-
kür. Wenn die ganze Grammatik vorangedruckt ist, systematisch geordnet,
so wird der Schüler die in Lektion 19 emzuübenden Regeln allenlings auch
an zwei Stellen zu suchen haben ; aber er findet sie an einem nothwendi^n,
durch die Reihe der Wortklassen bestimmten Platze. Dem kindlichen Geiste
muss Alles in der Form des Nothwendigen, sub specie aetemi, entgegen-
tretea. Denn an der Vernunft der Lehrer und der Bücher soll er sich
selbst an gesetzmässiges Denken und Arbeiten gewöhnen. Durch solche
Einrichtung der Bücher und der Methode schadet man den Schülern und
der Würde der neueren Sprachen in den Augen der alten Philologen, die
dann mit Recht über das planlose Grebahren der Sprachlehrer oder Neu-
sprachler lächeln und spotten.
Bei der Aussprache macht es Herr Dr. Sonnenburg noch schlimmer.
Wir wollen p. 121, Lektion 11 betrachten, welche nur die Dehnungszeichen
behandelt, aus der Formenlehre aber nichts Neues bringt. In der Gram-
matik sind die Dehnungszeichen in den Paragraphen 7 — 12 durchgenommen
E. 8 nnd 9. Das stumme e am Ende wird ausführlich in der Grammatik
ehandelt, die übrigen Dehnungszeichen nur kurz. Vor der Lektion ge-
schieht es umgekehrt. Aber wieder nicht consequent. Z. B. § 8: »a wird
gedehnt durch ein nachgesetztes i. Am Ende eines Wortes muss j stat i
stehen.*
Kin vain
n stair
rain; a hair sail
brain, nail fair
I laid. I paid.
dsy; hay say
slay; plaj lay; pay
stay I may.
Vor der Lektion 11 giebt er folgende Beispiele, nicht nach i und y
geordnet:
slay; day fail; maid
to-day; yesterday pav, I paid
rain. I lay.
nail; sail to lay, laid
I may say, stav
straight hay; a hair, air.
way; alwaya
2U Beurtheilangen und kune Anzeigen.
Eine Anzahl von Wörtern stehen in beiden Listen, andere nar in einer.
Warum? Bloss um das Buch dicker und theurer zu machen? Welche Liste
soll nun der SchiQer lernen, die erste oder die zweite, oder beide? Die
Anmerkonjg zu § 8 heisst: I said ich sagte, said gesagt, lautet sdd (saed);
a plaid, em Plaid, schottisches Tuch, lautet [)läd. In der Lektion 11 steht.
Anm. 2: Again wiederum, against. gegen, said gesagt, lauten ag^n, aft^nst,
sed ; plaid schottisches Tuch, pläd. Warum stehen again und against nicht
gleich vom ? Warum fehlt in beiden Anmerkungen du so häufige maiiitain,
in welchem das erste ai gleich kurzem e? Der Verfasser ist aber mit seiner
Ergänzung in der Lektion noch nicht zufrieden; er fiij;t noch eine An-
merkung 8 hinzu: »In den Namen der Wochentage wird der a-Laut von day
verkürzt: Sunday etc. In unbetonter Sjibe lautet ai kurz und dunkel, z. B.
certain (cert*n) gewiss.** Das letztere ist ungenau; ain lautet dort in.
Der Verfasser fiihlt sieh gedrungen, in der Lektion noch eine Anmer-
kung 4 zu geben: »ei lautet gewöhnlich wie ai, z. B. grey oder gray; reign;
eight; neighbour." § 9 lautet: e wird gedehnt: l) wie im Deutschen durch
Verdoppelung, z. B. feol, meet, a bee, deep, a deer, see, seen, beef, steel,
beer. 2) Durch ein nachgesetztes a, z. B. hear, an esr, dear, near. a beast,
read, least, sea, tea. mcan, ppeak.* Dann folgt 3) mit einer Anmerkung.
Was steht nun in der Lektion? „e wird gedehnt a) durch Verdoppelung,
z. B. greet griissen, s. L. 9, 2.* Und in Lektion 9, 2 stehen wirklich 20
Wörter mit ee. „b) Darch ein nachgesetztes a: to hear, an ear, dear, cheap,
weak, fear, meat, roean, each, thc sea, vear, easy, to lead, least, east."
Das nennt man doch gewiss unnütze Wiederholung; die Regel über ee ist
an drei Stellen. Diese Partien muss der Verfasser in einer neuen Auflage
umarbeiten.
Die Regeln für die Betonung sind viel zu ärmlich dargestellt. Aber
es finden sich nuch Fehler. §. 8. 5 p. 6 lieisst es: „u lautet wie iu in Jubel,
z. B. hue. Anm. Da der Laut ju nach 1 mit vorhergehendem Konsonanten
und nach r schwer auszusprechen ist, so spricht man langes u, z. B. blae,
true.* Die Regel lautet so: u und dessen Ersatz in der betonten Silbe
klingt nach 1 gleich langem deutschen u; in der unbetonten Silbe ist es ge-
wöhnlich nach 1 gleich iu; aber in den Adjectiven resolute, absolute und
ähnlichen verliert das u den Vorschlag i trotz der Tonlosigkcit, weil ihn die
entsprechenden Substantive nicht haben : rt^solution, absolution. (In Deutsch-
land sprechen selbst Lehrer in revolution e\o, iu, was ganz falsch.) Nach r
verliert u immer den Vorschlag, ob betont oder nicht: true, February.
In der Syntax können die Verben mit dem Akk. beschränkt, dagegen
muss eine Liste der Verben mit dem Gerundium hinzugefügt werden.
Was nun die Beispiele betrifft, so hätte der Verrasser viel mehr
deutsche Sätze liefern müssen. Wenn er den Ballast vor den Lektionen
wegwirft, gewinnt er Raum dazu. In der Syntax ist z. B. das ganze Ca-
pitel vom Conjunctiv, von shall, should, von der indirekten Rede mit einer
beite deutscher Sätze abgespeist. Die Regeln dazu § 58 nehmen zwei
Seiten ein. Platz dazu werde ich gleich durch einen Vorschlag zeigen. Die
englischen Sätze sind sehr schön, aus der Bibel, Shakspere, Macaulay etc.
Aber der Verfasser vergis.st doch zu oft, dass diese Sätze nur als Beleg
eines Gesetzes da sind, also dieses Gesetz in knappster Form, ohne alles
Beiwerk, herausstellen sollen. Die Grammatik soll ja kein Lesebuch sein.
Lektion 35 p. 208 handelt z. B. von der Uebersetzung des deutschen «lassen.**
Der siebente englische Satz lautet: The mother of Francis Bacon was Anne,
daughter of Sir Anthony Cooke. She was a lad;^ of highly cultivated mind
afler the fashion of her age. She corresponded in Greek with bishop Jewel,
and tran'*lated bis Apologia from the Latin, so correctly that neither he nor
Archbishop Parker could suggcst a single alteration. But we must not
BeurtbeiläDgen and kurze ADseig;eii. 215
suffer oarselves to be dcluded into the belief that sbe and her sisters were
more accompliBbed women than many who are now living. Ganx am Ende
»teckt die Regi^. Wozu den lan^iren Satz? In der Vorrede P* VI nagt der
Verfasser: er will den Ideenkreia der Schüler erweitem. Daran tlMit er
recht. Aber du ist in der Grammatik nur Nebensache. Wenn der Schüler
den Satz aus Macaulay ordentlich verstehen soll, muss man ihm doch den
ganzen Gedaukengans Macaulay's vorführen. Dazu bietet die Grammatik-
ttundo keire Zeit. Aber selbst dann könnte man den Satz doch verkürzen.
So steht er nämlich etwa nicht im Macaulay; sondern er ist zusanunen-
gezogen und umbestellt aus der ganzen Seite 13 des dritten Bandes der
kritischen und histor. Aufsätze der Tauchnil z- Ausgabe. Wurde der ur-
sprüngliche Text doch verändert, so genügte der folgende Satz : The mother
of Francis Bacon corresponded in Greek with bishop Jewel; but we must
not sufTer etc. Dadurch würde Raum er^^part Ferner durch Weglassung
der alphabetischen Verzeichnisse der unregelmässigen Verben, welche 4 Seiten
einnehmen; ebenf^o der deutschen Liste der Präpositionen. Das sind Esels-
brücken. Der Schüler soll seine Sache ordentlich lernen, und wenn er das
nicht thut« soll er in der Begel nachsehen, nicht in einem todten Ver-
aeichuiss.
Aber ein ganz unorganischer Theil ist in das Buch hineingerathen,
nämlich eine (4esohichie Englands, welche auf die Lektionen von 26 an ver-
theilt ist und den Zweck hat, Sprechübungen zu Grunde gelegt zu werden.
Diese Partie snilie doch ganz fehlen. Erstens ist eine Grammatik kein
Mädchen für Alles; zweitens hat jeder Secundaner, für den sie berechnet
ist, ein I.«esebnch mit viel besserem Stoff. In preussischen Realschulen ist
in Sekunda eine Stunde für Grammatik. In dieser müssen auch die schrift-
lichen Arbeiten aufjvegeben, zurückgegeben und durchgenommen, oder Ex-
temporale geschrieben werden. In dieser Stande ist also keine Zeit. In
flen zwei Stunden fUr I^ektüre wird man doch aber wot das Sprechen an
dem Stf>ff üben, der in der letzten Stunde durchgenommen? Soll man da-
neben noch einen zweiten Stoff bearbeiten? Und das scheint nicht ge-
rathen, weil diese Uistory of England in so leichten und kurzen Sätzen ab-
gefasst ist, dass sie keine rechte ralastra für einen Sekundaner bietet. Das
fühlt der Verfasser selbst; denn er 8afi:t in der Vorred« p. VII, sie sei so
leicht, dass sie sehr wohl in Tertia übersetzt werden kann. Wie, soll in
Tertia ausserdem kein Lesebuch sein? Nur das diesem Buche hinzugefügte?
Und soll der Tertianer die in das Sekundaner-Pensum eingeschaltete Ge-
schichte jntzt lesen und Jahre später lernen? Endlich möchte ich diese
l^ktüre nicht eeffen Herrig's vortreffliches First English Reading-Book ver-
tauschen. Wiliaer Verfasser aber durchaus diese Geschichte behalten, so
mag er sie klein gedruckt hinten in das Lesebuch verweisen.
Ob die vier verschiedenen Wortregister praktisch sind, bezweifle
ich; bequem für den Schüler sind sie freilich; aber durch Aufschlagen in
einem fortlaufenden alphabetischen Verzeichniss würde er Routine im r^ach-
sclilagen erlangen und mehr Selbstthätigkeit entwickeln müssen.
Der Grundgedanke der Sonnenburg*8chen Methode ist sehr gut, wie ich
glaobe, der einzig richtige; Aber die Ausführung lässt Manches zu wün-
schen übrig. Der Verfasser hufit, nicht mehr ändern zu brauchen. Aber
jeder energische, consequente Schiilmann wird es wünschen.
Cottbas. Dr. Rothenbücher.'
2] 6 Beurtheilangen and kurze Anzeigen.
Wider die Fremdwörter. Von Dr. Th. Mertens. Hannover,
Helwig'sche Hofbuchhandlung, 1871. 50 S. 8«.
Wieder einmal hat ein warmfühlender Mann, der sein Vaterland liebt
und dem die glorreiche jüngste Vergangenheit den Muth geschwellt, sich
aufgemacht zum harten Kampfe wider die yerhassten Fremdwörter, diese
Bastarde fremder Nationen, diese Fehlgeburten deutschen Weltbürgerthums.
Und es muss eingestanden werden, dass die kleine Schrift gescheut und
lebhaft, launig, mitunter sogar witzig geschrieben ist, und dass sie die Mehr-
zal ihrer vielen, vielen Vorgänger an Güte und an Tüchtigkeit der Gesin-
nung übertrifft. Auch ist sie in ihren Vorschlägen und Antraten zur Bes-
serung massiger und bescheidener gehalten, als es sonst bei dergleichen
Schriften der Fall zu sein pflegt.
Nichtsdestoweniger, glaub ich, wird das Büchlein keinen thatsächlichen
Erfolg haben. Hie und da, zumeist wol in der Umgebung des Verfassers,
mag ein Lehrer mit strengerem Rothstifl seine Schüler schrecken, einer
oder der andere wird vielleicht eine der von Dr. Mertens gerühmten Wort-
sammlungen anlegen,* im Ganzen und Grossen wird es bleiben wie bisher.
Der Verfasser hat die Dinge wol schwärzer gesehen, als sie sich wirk*
lieh verhalten. Es i»t wahr, kein Zvitungsblalt kiinnen wir öffnen, ohne auf
eine grosse Menge von zum Teil gewiss überflüssiger Fremiiwörter zu stoasen.
Diese Erscheinung ist nach Dr. Mertens' eigener Ansicht (S. 46) leicht zu
erklären. Aber sie ist nicht so verdir benbringend, als er meint. Rasch ge-
lesen, werden diese Eindringlinge veiges^^en, und wenn auch der Tagesver-
kehr Spuren ihres Einflusses aufweisen sollte, so sind doch unsere Dichter
und Schriftsteller — und auf die^e kommt es hier hauptsächlich an — frei
feblieben von der «Seuche." Ja noch mehrl Berthold Auerbach's, Otto
.udwig*s, Gustav Freytag^s Bücher sind entschieden in reinerem Deutsch
und ärmer an Fremdwörtern geschrieben als die der Romantiker. Wer
wollte den mundartlichen Dichtern unserer 'läge, wer wollte Klaus Groth
und Fritz Reuter den segensreichen Einfluss absprechen, den sie durch Auf-
frischung unserer Sprache mit volkstbümlichen Elementen auf diese üben?
Die deutsche Sprache hatte Zeiten, in denen es schlimmer mit ihr stand,
denn im Jahre des Heils 1871. Dr. Mertens selbst spricht von den Jahr-
zehnten, welche dem dreissigj ährigen Kriege folgten; damals war es den
Besten nicht gegeben, ri'in zu bleiben von fremdländischem Sprach- und
Sittenzwange. Auch der weite Ausblick auf eine herrliche Zukunft, der
jetzt des Deutschen Auge erfreut, war nicht vorhanden, enge und dunkel
waren für die Patrioten von 1671 die Wege der kommenden Geschlechter.
Und doch — ein Blick in ein historisches Wörterbuch genügt, uns zu lehren,
welche Fülle frischer, heut noch in vollster Kraft sich entwickelnder Wörter
wir jenen bösen Zeiten verdanken. Selbst ist das Volk und da bleiben alle
klug ersonnenen Vorschläge Schläge in*s Wasser. Die vom Verfasser ge-
rathenen Mittel zur Abhilfe, auf den letzten Blättern verzeichnet, bilden die
schwache Seite des Büchleins. MOstung" für „Orientirung** erinnert in be-
denklicher Weise an das »bemorgenländern* für «orientiren" der „ Deutschen
Gesellschaft für Potsdamer Sprache." Den, insbesondere aus 8üddeut«chem
Gebiete, angegebenen Ausdrücken, welche nach des Verfassers Meinung
Aufnahme auch in den norddeutschen Sprachschatz finden sollten, wird die-
selbe gewiss zu Teil wenlen, wenn die beginnende innigere Durchdringung
der nördlichen und südlichen Stämme wird weiter vorgeschritten sein.
* Wo bei Stemthal und Geiger »ganze Ber^erke" (S. 49} alter Wör-
ter liegen sollen, weiss ich nicht. Mit ungleich grosserem Rechte wäre
Weigand^s unlängst zu Stande gekommenes Wörterbuch zu nennen gewesen,
eine überaus flcissigis und verlässliche Arbeit.
Bearthdlaogen and kone Aiueigeii. 217
Dass d}e Spnidie anseres Volkes jemals sa einer romanischen werde,
wie Herr Dr. Hertens (S. 34) fürchtet, glauben wir nicht und Terweisen
im nbrigen auf die gehaltTollen Worte Wilhelm Scherer*s (Preoss. Jahrb.
XXIX. S. 1—28. bes. S. 15 f.), in denen eine Geschichte der Fremdwörter
unserer Sprache in grossen Zügen gegeben wird.
Berlin. Pr- Anton Schoenbach.
Fremdwörterbuch von Daniel Sander f. 2 Bände. 8. Leipzig
bei Otto Wigand, 1871.
Unter den Gelehrten, die sich in nt*uester Zeit mit deutscher Lexiko-
graphie beschäftigt haben, ist an Arbeitslust und Arbeitskraft wohl keiner
mit Dr. Sanders in Altstrelitz zu vergleichen. Nachdem er in den Jahren
185i und 1853 in zwei kleinen, sehr scharfen, oft übermässig bittern und
beiasigen Broschüren die Gebrüder Grimm wegen ihres Wörterbuchs an-
gegriffen hatte, liess er bald darauf (schon 1854) ein stattliches Programm
zu einem neuen Deutschen Wörterbuch erscheinen, welchem dann in
rascher Folge das grosse Wörterbuch in den Jahren 1860 -1865 folgte.
Einige Zeit nach diesem grossen, drei Bünde in Quarto starken, im klein-
sten, ODgsten Druck gedruckten, durch unzählig« Abkürzungen noch kürzer
und knapper gewordenen und doch 2898 in drei Columnen gcfipaltene
Qinrt8eit«*n enthaltenden Wörterbuche folgte ein Auszug auü di^mselben
in Oelavformat, 1067 Seiten lang, i'bcnfaHs en«; und kleingedruckt in glei-
cher Weise, wie das grosse, mit unzähligen Abkürzungen, unter ilem Titel
Handwörterbuch der Deutschen Sprache. Uebcr beide Werke
habe ich einige Mal sowohl im Archiv, als in der National-Zeitung berichtet
und die Aufgabe, Bedeutung und den Werth derselben gennu bezeichnet.
Jetzt erscheint nach der Ankündisung vor vier Jahren im 41. Bande
des Archivs rasch genug in zwei OctMvbänden von 730 und 610 Seiten in
derselbf n Weise wie die früheren Wörterbücher, d. h. eben so klein und
eng und mit vielen Abkürzungen gedruckt, das Fremdwörterbuch eben-
falu wie die beiden früheren bei Wiegand in Leipzig.
Nur wenige Monate nach diesem letzteren erscheint Jetzt eben bei
Hofiniann & Campe in Hamburg die erste Lieferung emes Wörter-
buchs Deutscher Synonymen, 10 Bogen stark in 8<^, über welches
ich, wenn möglich, später ebenfalls eine eingehendere Anzeige geben werde.
Wie schon gesagt, liess Sanders im Jahre 1867 im Archiv sein Pro-
gramni eines neuen Fremdwörterbuchs erscheinen — dasselbe ist fmit un-
verändert dem Fremdwörterbliche vorgedruckt — , und ich bin so hier der
näheren Angabe und Besprechung desselben übcorfaobcn. Da je<loch dort
einige Funkte nicht, wie mir schemt, ausführlich genug behandelt sind, will
ich versuchen, dieselben hier etwas ausführlicher zu besprechen. Es ist dies
einmal das Verhältniss des Sanders'schen Wörterbuches zu
seinen Vorgängern, sodann eine nähere Angabe über die übrigen
Quellen, die Sanders benntzt bat.
Von eigentlichen Vorgängern Sanders* können nur zwei genannt werden;
das sind Campe in seinem Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutscimng
der unserer Sprache aufgedrungenen Fremdwörter, und Heyse's Fremd-
wörterbuch.
Anf den Hauptfehler Campe's hat Sanders unter Anerkennung un-
iäogbarer Verdienste schon im Programm § 29 hingewiesen. Es ist dies das
Beatreben, die Fremdwörter zu bekämpfen und durch vollständig deckende
dentsche Ausdrücke zu ersetzen. Durch diese in breitester Ausnibrlicbkeit
218 Beurtheilungcn und kurse Anxeigeo.
mitgotlieilten und ^ogen einander abgewogenen Verdeat8cbunff»iVonchl&ge
mit ihren Für und W»ler wird ein grOKner Theil des Werke in Anspruch
genotmnen. Wollte mnii ull «lies für «)cn praktischen Gebrauth heutzutage
wcrthlose Raisonnemont aus cheid(*n und den Rest in der enggedruckten,
auf möglichste Uaumer^pnrnis.'« berechneten Weise des Sanders'schen Buches
bringen, es würde nicht der vierte Theit des Ganzen übrig bleiben. Dazu
kommt, dass da^ iSuch be<;reiHichcr Weise als im höchsten Grade unvoll-
ständig für die Ge^enwnrt kauui noch in Betracht kommen kaim.
Anders steht es mit dem Heyse'schen Buche. Ueyse beabsichtigte
nicht, wie Campe, die Ausrottimg aller Fremdwörter, sondern gab dieselben
durch deutsche Wörter und suchte sie durch Erklärung und Umscfambung
verständlich zu machen. Dabei wurde das Buch, welches zuerst 1804 er-
schien, in den wiederholten Ausgaben sorgfältig Ul>erarbeitet, ergänzt und
erweitert; in den ersten 5 Auflagen (bis 1829) vom Verfasser selbst, dann
von dessen Sohn, dem verdienstlichen Gelehrten und Professor an der Ber-
liner Universität, J. Chr. 4. Heysc, bis zur tl. Auflage fortgeführt. Der
gründlichen Durcrh- und Umarbeitung dieses Mannes, der an und für sich
klassischer Philologe, aber als solcher auch mit sprachphilosophiscben und
sprachgeschichtlichen Studien vielfach beschäfLigt war, und der die Morgv^n-
röthe und die ersten lebhafteren Strahlen der germanistischen Studien wohl-
thätigst auf sich einwirken Hess, verdankt das Buch seinen wisst'nschaft-
licheren Charakter, den es seifdt>m bewährt hat. Nach Heysti*s Tode 1865
be'iorgte die 11. Auflage zur flälf^e, die 12. ganz der rühmlichst bekannte
Gelehrte C. A. F. Mahn und die neueste ist von Dr. Otto Walster bear-
beitet. Das Buch erfreute sich daher auch im Allgemeinen einer ungel heil-
ten Achtung und Ba cm eiste r nennt es in seinen «Germanischen Kleinig-
keiten^ in dem populär gehaltenen, aber interessanten Aufsatze über das
Fremdwort 8. r»4, für je<len tiefer gebiMeten Me sehen eine Wohlthat, so-
wie Steinthal eine Quelle reicher Belehrung selbst für den Gelehrtesten.
Trotz dieser Verdienst lichkeit und der bisherigen allgemeinen Anerken-
nung findet die Kritik Mancherlei an d^^m Buche zu rügen, was hier, be-
sonders im Gegensatz zu Sanders' verdienstvoller Arbeit, noch besonders
hervorgehoben werden muss. Die späteren Bearbeiter des lleyse'schen
Buches glaubten die Brauchbarkeit desselben wesentlich zu fördern «lurch
vielfache Berücksichtigung der Etymologie. Sie haben aber dem Buche
wirklich mehr geschadet als genützt. Kine grosse Menge von solchen ety-
mologischen Bemerkungen sind für die, welche nur einigermaasscn mit den
alten Sprachen vertraut oHer auch nur bekannt sind, überflüssig und nutz-
los, und durch die getroflene Anordnun(;sweise, ein Wort seinem Stammwort
anzureihen, entsteht ein widerhultes Suchen, ein doppeltes, oH^ dreifaches
Nachschlagen, während im Sanders nach alphibetischer Ordnung sofort da^
Gesuchte zu finden ist. Wer so viel Latcinisdi oder Französisch weiss, dass
er doctrinnr unter dociren sucht, schlägt ein solches Wort schwerlich noch
im Fremdwörterbuch nach. Durch Vermeidung dieser vielfachen Hinwei-
sungen und überflüssigen Etymologien hat Sanders Raum zu Angabe von
Bedeutungen gewonnen, und wenn m:m danach und na<*h dem Druck und
und Umfang an Seitenzahlen beide Bücher mit einander vergleicht ~ das
Heyse'sche hat 976, das Sanders^sche in beiden Bänden 1346 Seiten — , so
ist wohl das letztere mindestens doppelt so reich als das erstere. —
Wie viel aber hinsichtlich der nedeutungen das Sanders'scbe Buch
vor dem Heyse'scheu voraus hat, lässt sich gar nicht ausreichend im Ein-
zelnen nachweisen. Ich begnüge mich damit, auf einzelne frappante Bei-
spiele hinzuweisen, um obige Behauptung zu rechtfertigen.
Der Artikel Cjbele giebt bei Heyse nur die Bedeutung: Mutter der
Götter. — Sanders giebt ausser dem Hinweis auf den Namen des in neue-
ster Zeit entdeckten Asteroids oder Planetoids eine Stelle aus Mädlet^s
Astronomie die Bemerkung» ohne welche eine Stelle in Göthe's Gratulationa-
Beurtheflimgeii mid karse Ansagen. 819
gedieht aPlaneientluiz* xum Jahre 1784 uoTerständlich ist, dasB der Name
Uybele von Rinipen für den 1781 von Uerschel entdeckten Planeten Uranus
gebraucht sei. Aosaerdem citirt er eine Stelle aus Weiss' Kostümkunde,
in welcher der Name so v. a. Priester d<tr Cybele oder Gallus bedeuten
soll. — Ein andere«, nicht minder schlaj^endes Bi-iBpiel liefert der Artikel
Lami (II. Band, p. 5 b). Lami findft sich auch bin Heyse, aber dersellto
bemerkt weder, dass der Ausdruck veraltet ist, noch eiebt er ir^^end Rtwas
atim Verständnis« desselben. Sanders citirt zwei Stellen, eine bei Wieland
([, 166), die andere ioi Simplicissimus (in der Aus^zabe von Kurz II, 800,
2t). Diese letztere lautet: Weil ich sähe, dass meine LebenFsrt, die ich
dazumal führte, in die Länge kein Gut thun könnte, sondern Alles endlich
auf ein Lami ausf;ehen durfte!*' Hierzu bemerkt Kurz: „Eine alberne,
nichts bedeutende Sai'he!* Dass die Krkläriin|; Sanders: «ein klägliches
Ende w hnien* die einzig richtige sei, erhellt leicht aus dvr Entstehung des
Ausdrucks von den Benennungen der mittelalterlichen Bezeichnung der Diir-
tonlciter, wortiber er das Nähere nachzusehen auf die Artikel Aretinisch
und Fa im \\ örtcrbuche verwiM^t.
Manche Artikel des Heyse'si'hen Wörterbuches sind aus Schreib- oder
Lesefehlern entstanden, z. B. 'i'hoadar und Tborba»ichi, die bei SHuders
richtig Tschokailar und Tsorbadschi lauten. Der Artikel Uanos oder Hanos
(p. 946, a) verdankt seinen Ursprung dem Verlesen des LI zu Anfang des
VVortes. Sehr wunderlich ist bei Heyse auf derselben Seite ein Ciiat aus
Virgil, indem eine Stelle aus Virgil mit einer aus Horaz zusammengebracht
und erklärt ist. ' Bei Sanders II, S67 findet man das Richtige. Wie manche
Artikel durch schärfere Erklärung, durch ^rÖ^sere Um- oder Einsicht ge-
wonnen haben, beweisen namentlich die Artikel Manschette und Manie häer.
Sehr viele, besonders dem Griechischen entlehnte Wörter sind bei Heyse
unrichtig etymoloeisirt, z. B. Rigokephsliis, Pseudomorpliosis, Kstalysis. —
Provenienz oder ProvenUe haben bei H<'yse eine gleiche Bedeutung, ihre
Verschiedenheit weiüt Sanders II, Stift a nach. —
Dass Sanders viele Wöi-ter Heyse's nicht hat, weil dieselben Deutsch
sind, sagt er selbst und giebt Beispiele in dem Proßrnmm S V. Dass er
aber auch Wörter fortlasst, die überhaupt nicht existiren können oder viel-
leicht nirgends vorkommen, ist auch ein Verdienst. So z. B fehlt bei
Sanders triedrisch (bei Heyse S. 932 a). dreiflächig, aus keinem an<lem
Grande, als weil zur Begrenzung eines Körpers mindestens vier Flät:hen er-
forderlich sind. —
Dass Sanders auch besondere Aufmerksamkeit der Erklärung von Stel-
len anserer Klassiker zugewendet habe, haben wir schon oben an dem Bei-
spiel der Cybele gesehen. In ähnlieher Weise giebt «t vielfach Berichtigun-
gen, o-^ne sie näher zu bezeichnen. So ist namentli« h interessant, wie er in
dem Artikel Natura (II, S. 100 b) die bei Heyse fehlende Redensart Natura
nun facit saltus nach einem Citat bei Burmeinter (Geschichte der Schöpfung,
p. 375) auf Lintia zurückführt. Er erweist damit sicherlich unserem durch
seine Spur- und Auffindun^skraft wahrhaft bewundernswert hen Georg Büch-
mann einen Dienst; denn in dessen trefflichem Büchlein .Geflügelte Worte**
(S. 49, 5. Aufl ) findet man nur auf Lessing hingewiesen; doch spricht
Büchmann schon dort die Vermuthung aus, dass gewiss schon vor Lessing
dieser Spruch aufgestellt gewesen sei.
Doch ^enng der Beispiele zur Erweisung dessen, was wir schoUfVor
der Vereleiehung wussten, dass das Sanders'sche Buch in jedem Betracht
gröndlicner und gediegener gearbeitet, als selbst das beste vor ihm erschie-
nene , das von mehreren namhaften Gelehrten mehrfach überarbeitete
Heyse*8che.
Ein ebenso nennenswerther Vorzug des Sanders*schen Buches ist der
unendlich reichere Inhalt an Wörtern. Ich glaube annehmen zu dürfen,
daas Sanders' Wörterbuch doppelt tmd dreifach so viel Artikel enthält alß d»8
220 Benitheilangcn and knrse ÄnseigeQ.
HeyBe'iche. Viele Artikel röhren von grösserer Belesenheit and g^rösserem
Sainmelfleiss her, Vorzügen, die Sanders eißenthümlich sind and die er schon
▼or Jahren bei seinem grossen Wörterbuch glänzend bewährt hat. Alle die
Bücher, die er dort am Schluffse als Grundlage seines Wörterbachs aafFuhrt,
sind eben so sehr als die Qaellen des Fremdwörterbuchs zu betrachten.
Dazu kommt dann die ungeheure Menge der technischen Ausdrücke aus
Hllen Disciplinen, allen Künsten und Gewerben, allen Arbeiten menschlicher
Thätigkeit^ allen Regionen der Erde angehörig. E$ versteht sich daher
auch von selbst, dass Sanders sein besonderes Augenmerk auch auf 2^it-
blätter, Zeitungen, Zeitschriften, Reiseschilderungen und Reisebeschreibungen,
sowie auf Romane, die l'remdländische Zustände schludern, gerichtet hat.
Und wie das Volk selbst in lebendigem Verkehr mit anderen Vclkcm steht,
nimmt es auch immer und überafi FKmdes auf, tbeils ganz mit dem
Gepräge des Fremden, theils umgeformt und dem Deutschen angeeignet,
obwohl dies Letztere bei der Gewissenhaftigkeit und Gründlicbleit des
deutschen Volkes selten geschieht. Und wie immer neue Nnmen und
Wörter sich eindrängen und EinlHSS finden , oft auf kürzere Zeit , ofV,
wie es scheint, auf immer, verschwinden andere wieder und fallen der
Vergessenheit anlieim. Dies ewige Wogen und Drängen, aus dem lebendigen
Verkehr nach aussen hin entspringend, trifft dennoch glücklicherweise nicht
den eigentlichen Sprachschatz des deutschen Volks. £s ist sozusagen nur
ein Theil der Rinde, der Aeste und Zweige desselben, an denen Fremdes
haftet, der innere Kern der Sprache wird von demselben nicht berührt, kann
nicht berührt werden, so lange derselbe seinem eigensten Wesen nach be>
stehen bleibt und nicht durch Ueberwucherung, Zerwühlung und S^rstiebung
der nationalen Elemente verdorben wird, verwittert und vergeht.
Nachdem ich so viel zum Lobe des Buches geredet, dürfte mit Recht
erwartet werden, dass ich auch, wo mir Fehler und Schwächen begegnet,
dieselben nicht ungerügt la^se. Gewiss sind dergleichen bei einem so nni-
faiigreicheu, schwer ganz zu übersehenden, schwer bis ins Einzelne za be-
Trält'genden Material vorhanden, ja nothwendig vorhanden. Aber dergleichen
mit Fleiss und absichtlich nochzu^^püren, scheint mir weder nothwendig, noch
erspriesslich zu sein. Nur ein längerer Gebrauch kann dergleichen in grösse-
rer Menge zu Tage fortlern, «ine Arbeit, zu der ich weder Zeit hsbe, noch
Lust und Behagen in mir spüre Dass sich ausser den vom Verf. selbst
angegebenen Druckfehlern noch etliche finden Hessen, beweist z. B. in der
Darstellung der 2. Lat. Declinntion (§ 24 S. XI) der Dat. Plur. i statt is;
nicht viel höher ist es anzuschlagen, dass im Dat. und Ablat. Plur. der
Neutra der 3. Declination auf a die Endung is statt ibus nicht angegeben
ist; oder wenn Klimax als Masculinum angegeben ist. Dass such noch
Fremdwörter fehlen, dürfte sogar auch zu rügen sein. Ich vermisse, um
doch ein Beispiel anzuführen, das Wort Kabel, über welches Bacmeister in
genanntem Büchlein auf Heyse verweist; ebenso habe ich vergebens das
Wort ezdave gesucht, welches bei Rtehl in einem Aufsatze im neuesten
Bande des historischen Taschenbuches S. 46 vorkommt. Dergleichen Kleinig-
keiten verdienen kaum Erwähnung, wenn sie auch nicht ganz zu übergehen
sind. Lieber würde ich den Wunsch aussprechen, dass der Druck etwas
grösser, die Wörter leichter findbar durch jedesmaligen Absatz bei neuen
Artikeln und die oft störende Bezeichnang der Länge oder des Tones bei
Diphthongen eine andere gewesen sein möchte. Das Buch wäre durch jene
erste Abänderung allerdings umfangreicher und bedeutend theurer ^worden,
während es sich jetzt auch schon wegen des sehr billigen Preises leicht einer
guten Aufnahme erfreuen dürfte.
Berlin. Dr. Sachse.
BeiirCh«iliiiigen uim) kune Aoxeigeo. 321
Segeln und Wörterverzeichniss fUr die deutsche Orthographie,
zum Schulgebraach heraungegeben von dem Verein der
Berliner Gymnasial- und Realschullehrer. Berlin, 1871.
Erörterungen über deutsche Orthographie zur Begründung und Erläu-
terung der Schrift: »Regeln etc.* (Abdruck aus der Zeitschrift für das
Gjmnasialwesen. 1871.)
Gewiss ist es eine dankenswerthe Aufgabe, deren Lösung der Verein
der Gymnanal- und Realschullehrer Berlins durch Ausarbeitung einer Schrift
zur Regelung der Schulorthographie unternommen hat. Allein »wer an den
We^ bauet, hat viele Meister," die, nach althergebrachter Meisterweise,
weniger darauf ausgehen, die Vorzüge des »Baus* hervorzuheben, als etwaige
kleine Mängel und Un Vollkommenheiten zu «merken.*
Das Verdienstliche der uns vorliegenden kleinen Schrift liegt nichtjnur
in der trefflichen Absicht überhaupt, dem Unwesen einer schwankenden
Rechtachreibung wenigstens in den Schulen, und zunächst den Berliner
Schulen, einen Damm zu setzen; es wird auch Niemand die Anerkennung
verwei^m können, dass, wo eine Lösung der einschlagenden Fragen über-
haupt m Angriff genommen wird, dieselbe nach den verständigsten Grund-
sätzen und mit der umfassendsten Fachkcnntniss ausgeführt ist Nirgend
würde es weniger als hier am Platze sein, etwaige Meinungsverschiedenheiten
zu urgircn in Dingen, bei denen doch einmal die Wtk^e zwischen dem pro
und contra noch schwankt.* Nur wo innere Widersprüche zu liegen schei-
nen, mag ein Einspruch im Interesse der Sache geboten sein.
Das Kapitel VI, Regeln über die Anfangsbuchstaben, hat, wie wir aus
den «Erörterungen* p. 86 erfahren, zum Theil eine etwas unruhige Vergan-
genheit hinter sich; solchen Antecedontien haben wir es wohl zuzurechnen,
wenn gerade in diesem Kapitel die Commission ihren eignen Grundsätzen
untreu winl. Eine der schwierigsten unter den hierher gehörigen Fräsen,
übeor die Schreibung substantivirter Adjectiva, wird, weil anders keine Eini-
gung erzielt werden konnte, in den kurzen Worten des § 15, 4, Anm. 1
folgendermaassen aus der Weit geschafft: »Einen grossen Anfängsbuchstaben
erhalten alle Wortarten, wenn sie als Substantiva stehen, z. B. das Wenn
und das Aber, Liebe deinen Nächsten* — Wenn diese Regel, wie aus den
Erörterungen hervorgeht, in allen Fällen, wo ein Schwanken mö(;lich, den
Ausschlag zu Gunsten des grossen Anfangsbuchstaben geben soll,** so ist
sie nnglücklirh gefafst. Denn, wann ist denn das Adjectiv als substantivirt
zu betrachten? Das ist ja gerade die Frage, auf die es hier ankommt und
welche doch nicht beantwortet wird. Die Dehnbarkeit der grammatischen
Kategorie ist der Grund aller Unsicherheit (Erört p. 85); weshalb werden
dann ihre Grenzen nicht fixirt? Kann nicht jeder, der in der Verbinduns
»alles Gute* das Letztere für kein Substantiv hält, auf unser Buch sich
stützen zum Beweise, dass gute klein zu schreiben ist? Wenn man also
eine theoretische Auseinandersetzung über die Grenze des Substantiv- und
^ Die Kritik von Michaelis (Zeitschr. f. Stenographie und Orthographie,
187 ])t welche neben einer Inhaltsreproduction nur einige ab weichenaen An-
sichten des Beurtheilers herauskehrt, trifft das Wesen der kleinen Schrift
deahalb nicht.
•* Ausgenommen werden nur weiterhin die formelhaften Ausdrücke
»alt und jung* etc., und die adverbialen Verbindungen des Adiectivs mit
einer Priiposition, wie am besten, von neuem; uoerdiea noch die Pro-
nomina and Zahlwörter: der andere, niemand, einige, viele.
)2i Benrlbeilungea and kurse Anaeigen.
AdjectiT-Gebiets scbeute, so bütte man roindeatenB durch VolMbidigkeit der
Beispiele die Bedeutung der Regel erläutern müs8en.
Doch Diags sein um diese kleine Ungenauigkeit ; in der Sache selbst
ist die Kntscheidnng ubers Knie gebrochen. Die Minorität des Vereins war
unstreitig im Recht, wenn sie den Beschluss, dessen Resultat die gegen-
wärtige r asüung des Kapitel VI ist, fiir eine Inconsequünz erklärte. Man
hatte sich die Aufgabe gestellt, «auf Grund der üblichen Schreibweise, also
ohne dem Usus irgendwie Gewalt anzulhun. ein kurzes, die orthographischen
Regeln und Wörtc^rvcrzcichnis enthaltendes Schulbuch abzufassen.* Nun
hat aber der Gebrauch, allerdings noch mit bedeutenden Schwankungen und
Unklarheiten, im Allgemeinen den kleinen Anfangsbucluttaben in gewissen
Fällen den Vorzug gegeben ; dennoch versucht man es, den Usus durch einen
Macbtspruch in eine widerstreben' le Richtung zu «hängen, in offenbarem
Widerspruch mit § 16, 2 (der eine, der andere, von neuem), wo das
usuelle Streben, die Kategorie der grosszuschreibenden Substantive einzu-
schränken, richtig erkannt und gewürdigt wird. — Und weshalb dieser
Machtspruch? Anscheinend, weil man sich nur keine Rechenschaft zu geben
wusste, weshalb unser Sprachgefühl in einigen Fällen ein zum Subject er-
htibenes Adjectiv als Substantiv, in andern wieder als Adjectiv empfände.
Vielleicht erwirbt sich der nachstehen !e Vorschlag zur Lösung dieser Fra^e
Zustimmung: Wir appercipiren, glaube ich. ein Adjectiv durch den Begnflf
Substantiv besonders dann, wenn es von einem anderen als Apposition hinzu-
treteaden Adjectiv wieder begleitet sein kann. Die.se Bedingung trifil aber
besonders für neutrale Adjectiva, welche ohne Artikel stehen, nicht überall
zu. Ich kann sagen: «das vermeintliche Böse,* «alles mögliche
Gute;* Verbindungen aber wie anscheinendes Nützliches werden in
der Schriftsprache unbedingt gemieden und durch die adverbiale Wendung:
«anscheinend nützliches** ersetzt. Das einzige Adjectiv, welches dem
Neutrum nützliches vorangehen kann, ist das Possessivum sein, welches
bekanntlich ursprünglich kein Adjectiv, sondern ein Genitiv ist. Sonst kön-
nen vor einem solchen Neutrum nur stehen die Substantivpronomina: was?
etwas, nichts und die sub^tunrivischen Zahlwörter ein, viel, wenig,
{i;enug, ein bischen, mancherlei etc. Demgemäss würde sich viel-
eicht folgende Formnlirung der betreffenden Regel empfehlen:
Anm. 1. Einen grossen Anfangsbuchstaben erhalten alle Wortarten,
wenn sie als Substantive stehen: das Wenn nnd das Aber,
Liebe deinen Nächsten, das Böse, alles Angenehme,
vieles Gute.
Als nicht substantivisch zu betrachten und mit kleinen Anfangsbuch-
staben zu schreiben sind die Adjectiva
1) in formelhaften Verbindungen wie: gross und klein etc.
2) wenn sie im ^nus neutrum als Abstracta gebraucht sind,
entweder allem (nützliches) oder hinter dem Possessiv
sein und den Substantiven was? etwas, nichts, ein,
viel, wenig, genug, ein bischen, mancherlei etc.
Eb ist dies der einzige Punkt, in welchem ich mich zn einer sachlichen
Einrede gegen die von der Commission gefüllten Entscheidungen berechtigt
§laube. Formell jedoch ist das an der kleinen Schrift auszusetzen« dass sie
^ en Anforderungen der Deutlichkeit und der Entschiedenheit, welche an ein
jedes Schulbuch zu stellen sind, wie schon in dem soeben besprodmen
Falle, so auch sonst nicht immer gerecht wird.
Zur Rechtfertigung der gedrängten Kürze in Fassung der Regeln wird
zwar am Schlnss der «Erörtemngen* betont, dass das Buch nicht fdr den
Selbstunterricht, daher anch nur so abgefasst sei, dass es durch die Erläa-
terungen des Lehrers zum Verständniss gebracht werden könne. Wie aber,
wenn die Fassung stellenweise so knapp wäre, dass sie Missverständnisse za
Wege bringen moss, also ungenau genannt zu werden verdiente?
Beanheilnngeo und knne Anxeigen. 228
Du gilt sanSchst von dorn in § 1 anfgesiellten Grandsats: »Beseichne
jeden Laut, den man bei richtiger und deutlicher Aussprache hört, durch
tias ihm cakommende Zeichen* Wer kann zanächat diese Worte lesen,
ohne sie für eine unumwundene Anerkennung des phonetischen Princips su
halten? Das sollen sie aber, wie wir aus den Eroiterungen erfahren, nicht
sein; sie sollen »nur eine Regel für den praktischen Gebranch geben, und
zwar die iJauptr^el, der gegenüber alles Folgende als Beschränkung oder
Attflnabme erscheint.'* (p. 15.) Sei's; ich eebe also den Schülern die |[e-
wünschte Erläuterung, dahin gehend, sie sollten sich im Allgemeinen vbeim
Schreiben nur die Frage vorlej^en : wie wird das Wort gesprochen ? und den
Klang in seine ehizelnen, graphisdi darstellbaren, Laute zerlt*geu. Die »Er-
örterungen* behaupten, so, richtig ver:<tanden, enthielte jener Paragraph
eine erhebliche Lehrkraft. Ich behaupte dagegen zweierlei: Kratens ent-
behrt der Satz jeglicher Lehrkraft: denn was er besagt, soll schon am ersten
Lautir-, Lese- und Schreibunterricht, nicht aber erst aus einem Schulbuche
über Kechtschreibung erlernt werden. Zweitens aber behaupte ich, einen
tfolchen Satz vorauszuschicken i«t unpädagogisch. Denn gerade daraus, dass
der Schüler nach diesem (yrund-^atze zu gern verfahrt, entspringen seine
Vergehen gegen die orthogr:tphi!<ch«^n Regeln zum Theil. neshalb also
einen missverständlichen, wenig lehrkräfli<;fn Satz an die Spitze stellen, mit
welchem der Schüler die ihm abzugewöhnen<ien Schnitzer schliesslich ent-
schuldigen kann? Entweder derpHraiiraph müsste auf die in vielen Punkten
von diesem Princip abweichende Entwicklung der deutschen Orthographie
mit ein pa;ir Worten verweisen und tiadurch das Folgen<le, als Zusammen-
stellung der llauptab weichungen dieser Art, einleiten und charakterisiren,
oder aber er müsste ganz wegbleiben, und das wäre, glaube ich, für ein
Schnlboch das Zweckmässigste.
Bedenklicher noch steht es in § 8 um die Fassung der «Regeln über
die Bezeichnung der S-Laute.* Hier heisst es: »Der scharfe S4^ut wird
beseichnet:
Darch 6, wenn er einfacher Auslaut einer Stammsilbe ist und vor
vocalisch anlautender Nachsilbe bewahrt wird, z. B. FuQ, HaO, faßt.*
Diese Rec[el entbehrt zunächst der logischen Schärfe, denn sie setzt den
Begriff «emfacher Auslaut*, welcher erst zwei Seiten später im Kapitel VI
erklärt wird, als bekannt voraus. Eine Hinweisung auf dies Kapitel enthal-
ten mm zwar die anmittelbar folgenden Worte: « (Jeher die Verdoppelung
«8. § 11, Aom. 3;* mag aber das Zutrauen zu den Erläuterungen des Leh-
rers noch so gross sein, so ermächtigt doch weder ein solches Zutrauen,
noch nach die Hinweisung auf das Folgende zur Einführung eines Begriffs,
welcher weder aus sich selb:<t, noch auch aus dem Vorhergehenden ver-
ständlich ist. Eine solche Antecipation ist unsystematisch, unlogisch an
sich; in einem Schulbuche aber, welches die Bekanntschaft mit solchen Be-
griffen nicht voraussetzen kann, unter allen Umständen unzulässig.
Gesetzt aber, ich folge im Unterricht der auf § II, 8 verweisenden
Notis nnd setze den Schülern aus einander, was ^ Consonantverdoppelung,
was einfache Consonanz ist, ferner dass die Gemination des ß l£ geschrieben,
ausnahmsweise aber bei diesem Buchstaben nur vor vocalisch anlautender
Nachsilbe bezeichnet wird. Der Vollständigkeit wegen mucs ich dann ans
I 1*2 noch die Regel über die Schreibung &t Nachsilbe niffe anfügen und
kehre dann zum § 8 zurück, nm endlich den Unterschied von f und s zu
efiäntem. Weiss mm der Schüler, wie er das Wort Fuchs z. B. zu schrei-
ben hat? Keineswegs; das S steht ja im Auslaut einer Stammsilbe und
moas, da nach § 11 kein Gnmd zur Verdopplung vorliegt, wohl einfach
aein; nach dem Wortlaut der Regel würde er demnach Fuchfi schreiben;
am dem vorzubeugen, neue Erläatemngen meinerseits zu dem vielsa^nden
W<Ht «einfacher Äasiaat." Wo ist nun aber der Schüler, welchem eme an
224 Beurtheiluagen und kone Anzeigen.
sich tchwierige, dabei so unUbereichtlich anseinandergttifsene Regel darch
irgend welche Hülftmittel zum einheitlichen Verstänanifls zu bringen 'inLre,
anders als wenn ich das Burh schliessen lasse und eine Reeel dictire«
welche die Unterschiede der Zeichen Q, (T, f, s in ausser! icher Debersicht-
lichkeit neben einander und logisch scharf gegen einander stellt? Wenn
aber der Lehrer doch die Regel dictiren soll, so bedarf er nicht eines Leit-
fadens, welcher in diesem Fafie nur verwirren kann.
£iiie Fassung der Regel, welche gewias auch noch Mängel haben mag,
jedenfalls aber die eben gerügten Felller abstellt, wäre etwa folgende:
Zar Bezeichnung der S-Laute dienen f, s, If, Q. — Man unterscheidet
den weichen und den scharfen S-Laut (reifen, reiOcn).
Der weiche S-Laut wird bezeichnet durch f (.faufen).
Der scharfe S-Laut
L durch Q und ff, wenn er im Auslaut einer Stammsilbe, un-
mittelbar hinter einem Vocal, steht, und vor vocalisch anlau-
lautender Nachsilbe bewahrt wird O^eiOi reißen, Haß,
weißt, haßt — wiffen, haffen). ff nur nach kurzem Vo-
cal vor vocalisch anlautender Nachsilbe, sonst ß.
II. durch f und s in allen übrigen Fällen; und zwar im Auslaut
der Silbe durch s, im An- und Inlaut derselben durch f (Haus,
— Fuchs; Hals — Kindes — - bis, was, es — Knospe.
Füchfe — kannft, häuft, faft.
Der letzte endlich und zugleich der gewichtigste Vorwurf, welcher dem
Buche gemacht worden mu5s, ist der, gerade einige brennende Fragen der
deutschen Orthographie, in denen irgend einu Uebereinstimmung in den
Schulen nothwendig erreicht werden rauss, einfach in suspenso gelassen zu
haben. So wird neben des und wc^s die Schreibung deß.weß, daffelbe
neben dasfelbe, bischen neben bißchen, erbofen neben erboßen,
Dienftag, Donnerftag neben Dienstag, Donnerstag, gie b giebft
giebt neben gib etc., Math Wuth Thurm Wirth neben Mut Wut
Turm Wirt; so wird ferner ein Schwanken hinsichtlich der Silben miß
und nis, des ffrossen Anfangsbuchstabens in Ortsadjectiven auf er: Braun -
Schweiger, Berliner und dergl. mehr gestattet
Hätte es sich um Gesetze für die deutsche Orthographie überhaupt
gehandelt, so wäre freilich die Commission in ihrem R^hte gewesen; so
lange der Usus selbst bei den (gebildeten so unsicher schwankt und wech-
selt, wie in den vorliegenden Fällen, wird ein Versuch zu energischem
Durchgreifen im grossen Publicum wenig Aussicht auf Erfolg haben ; da
wird man sich mit einem Notiren des Schwankens, mit dem blossen Fixiren
des Usus begnügen müssen. Hier aber haben wir es nur mit Schuloriho-
eraphie zu thun; da handelte es sich nicht de legibus scribendis, aondem
de lege ferenda. Gerade um dem Missbrauche zu steuern, dass den Schü-
lern je nach den Schulen, sogar je nach den Classen eine andere Schreib-
weise aufgezwängt wird, haben Berliner Lehrer eine Commission von Fach-
männern, Germanisten und Pädagogen, mit einer freilich auf das Reich der
Schule beschränkten dirtatorischen Grewalt ausgestattet. Zu dem Zwecke
mussten alle Bedenken bei Seite gesetzt und mit aller Bestimmheit befohlen
werden: so sei's 1 Eine solche Verantwortlichkeit auf sich zu nehmen, konnte
sich die Commission nicht entschliessen ; sie hat somit die ihr gewordene
Aufeabe entweder missverstsnden oder unzureicheod gelöst.
Ich glaube nämlich liicht, dass es viele wissenschaftliche Lehrer des
Deutschen in Berlin geben kann, welche es im deutschen Unterricht bei der
Vorschrift, beide Schreibarten seien berechtigt, bewenden lassen werden.
Die grosse Mehrzahl wird das nicht, ich selbst auch nicht; denn wenn ich
überhaupt Reffein über deutsche Orthographie geben soll, so muss idi sagen
dürfen: So sollt ihr schreiben und nicht anders; widrigefüTeUs die Ref^ln
Beartheiliingeii und knrce AnseigeD. tib
dem Sohüler ondeatlich, nnwiclitig and ttninterenant eracbein^. Die Folge
davon wird also sein, dasi von den zwei erlaubten Schreibweiten nach wie
Tor der eine Liehrer diese, der andere jene bevorzugt; die Unsicherheit und
(Jnmethodik wird fortgesetzt in infinitum. Einer bestimmten Entscheidung,
selbst wenn sie nicht m meinem Sinne ausfiele, würde ich mich gern unter-
worfen haben ; der Weisung gegenüber, welche das Schwanken in Permanenz
erklärt, kann ich das als Päda^og nimmermehr.
Darin steckt der Hauptfehler der kleinen Schrift, welcher freilich nicht
der Commission allein zur Last fallt. Auch Rom befand sich zuweilen in
ähnlichen Verlegenheiton, wie jetzt die Schulen gegenüber der deutschen
Orthographie, Situationen, welche ein energisches praktisches Vorgehen er-
heischten. Dann aber ^Hihlte man weder einen Decemvirat, noch einen
Quinquevirat, sondern man bestellte einen Dictator, dessen Beschlüsse nn-
abhängig waren von der Zustimmung irgend welcher Versammlung.
So wie sie uns vorliegen, sinn die „Regeln etc.* ein immerhin will-
kommner, aber leider noch unvollständiger Beitrag zur Lösung einer Auf-
gabe, welche wir gern definitiv abgethan sähen.
Berlin« Dr. G. Schulze.
Dictionnaire d'^tymologie daco-romaDe(.) iiimentB latins com-
fsri» avec lea autrea lan^ues romanes par A. de Cihac.
rancfort s/M., Ludolphe St.-Goar. 1870. gr. 8. 331 p.
Das Buch füllt eine Lücke in der Literatur der romanischen Philologie
aus, wenn auch eben keine sehr empfindliche. Das Rumänische ist derjenige
Zwei^ des romanischen Sprachstamms, dem man von jeher die geringste
Beachtung geschenkt hat, und dem nur sehr Wenige ein eingehenderes
Studium zuwenden mögen. Der Verf. führt in der Vorrede für diese That-
sache zwei Hauptgründe an, die geographische Lage Rumäniens und die
erst zeit nneefänr einem Decennium allgemein aufgegebene Anwendung
der cyrillischen Schriflzeichen. Indessen lassen sich leicht noch andere
Gründe finden, die für die Erklärung jener Thatsache von nicht geringerem
Gewichte sind. Es fehlt den Walachen an ieder namhaften Literatur. Vor
welcher noch so entfernt liegenden und schwierijr zu erlememlen Sprache
schräke sonst wohl die Geduld des biedern Deutschen zurück, wenn ihre
Kenntniss ihm eine Erweiterung der Sphäre in Aussicht stellte, innerhalb
deren scnn ideendurstiger Geist sich Befriedigung verschaffen kann. Allein
auch solche, die von blos sprachwissenschaftlichem Interesse geleitet werden,
sehen aich beim Studium des Rum. einem Hindernisse gegenüber, das dem
minder geduldigen die Sache für immer zu verleiden im Stande ist. Es ist
dies die orthographische Anarchie, die seit Umsetzung der sl» vischen Buch-
staben in lateinische über die Sprache hereingebrochen ist. Man kann wohl
dreist behaupten, dsss sich keine schriftfähige Sprache jemals in einem ähn-
lichen Zustande orthographischer Verwirrung und Verwilderung befunden
hat. Der SchrifVsysteme sind fast unzählige; die einen gründen sich, wie
es in dieser Beziehung überall zu sein pflegt, mehr auf das etymologische, die
anderen mehr auf das phonetische Princip, noch andere suchen zwischen
beiden zu vermitteln. Wer, ohne sich um den orthographischen Wirrwarr
zu kümmern, nach einem bestimmten Systeme rum. studirt und zufällig ein
nach einem entgegengesetzten Systeme geschriebenes Buch vor Augen be-
kommt* wird leicht versucht sein zu ^Isuben, dass er es mit einer ganz an-
deren Sprache zu thun habe. Bis sich ein bestimmtes System allgemeine
Geltang verschafil hat, wird es noch gute Weile haben.
.ArehlT f. d. Sprachoii. XLIX. l^
226 Benrtheilongen and kune Anzeigea.
Die vom^Verf. des yorlieffenden etymol. Wörterbaches angewandte
Schreibweise zeichnet sich durch Einfachheit and verhültnismässie sparsame
Anwendung diakritischer Zeichen aus. Er verficht das phonetiscne Princip
nnd behauptet, der Qaintilianische Satz: ego, nisi qaod oonsuetudo obti-
nuerit, sie scribendum auidque indico, quomodo sonat etc. enthalte Tid^l
et la loi fondamentale de TorÜiop'aphp, que ioutes les ncUions cimli9€e9 ont
iuivie (?) et que nous devons suivre, was man allerdings nicht ohne Weite-
res gelten lassen wird. Auffallend kann es erscheinen, dass der Verf. den
▼on Diez mit u bezeichneten Laut vollständig ignorirt und ihn theils durch
ä (^), theils durch ! ersetzt. Inwieweit dies Verfahren, das seinen Grund
in einer Bevorzugung der sonst als südwal. geltenden Aussprache zu haben
scheint, den that sächlichen Lautverhältnissen entspricht, kann Ref. nicht be-
urtheilen. Es ist überhaupt äusserst schwierig, sich nach den Beschreibun-
gen der Grammatiker eine klare Vorstellung von der verschiedenen Klang-
farbe der drei getrübten von Diez durch e, u, i dargestellten Vocale zu
machen. Das wal. nimmt wohl in Bezug auf* irrationale Artikulation der Vo-
cale, besonders der unbetonten, unter den rem. Sprachen denselben fortge-
schrittenen Standpunkt ein, der das englische unter ocn germanischen Sprachen
charakterisirt. In beiden Fällen ist die Trübung des Vocalismns als eine Wir-
kung des Aufeinanderplatzens heterogener Sprachgeister und Lautsysteme
zu betrachten. Für das wal. möchte hierbei noch die dieser Sprsche eigen-
thüniliche Neigung zur Kürzung der Vocale, die dann leicht eine Trübung
im Gefolge har, als mitwirkendes Moment in Anschlag gebracht werden
können.
Was den Inhalt des Buches anlangt, so giebt der Verf. weit mehr, als
er auf dem Titel verspricht Er stellt die dem lat entstammenden Wörter
nicht blos mit den entsprechenden des übrieen romanischen Gebiets zu-
sammen, sondern zieht auch näher und femer liegende Sprachen, z. B. bulg.
serb. croat. cech. russ. poln. magyar. alban. türk. ngriech. ahd. mhd. nbd.
zur Vergleichung heran. Hierin thut er oHenbar des guten zu viel, da nicht
leicht Jemand von einem speciell der rumänischen Etymologie gewidmeten
Werke Auskunft über die Verbreitung eines lat. Wortes in den europäischen
Sprachen verlangen wird. Verweisungen auf die eine oder andere der be-
nachbarten Sprachen halten wir nur dann für angezeigt, wenn die gegrün-
dete Vermuthung besteht, dass ein Wort nicht direct aus dem lat., son*
dern erst auf Lmwegen dem rum. zugeflossen ist. Dt:r Raum, den der
Verf. durch grössere Zurückhaltung in dem von uns angedeuteten Sinne
hätte sparen können, konnte dann in zweckentsprechenderer Weise ausgefüllt
werden. Vor allem hätte man bei Aufstellung von Etymologieen, die nicht
klar auf der Hand liefen und jeden Zweifel ausschliessen (und deren gibt
es im wal. nur allzuviel), eine nähere Begründung erwarten sollen. Statt
dessen finden wir in solchen Fällen eine Reihe von Umstellungen als Mit-
telglieder angeführt, deren Richtigkeit wir auf Treu und Glauben hinnehmen
müssen, ohne dass uns durch den Versuch einer auf Lautgesetze und Ana-
losie gegründeten Beweisfühmns die Mittel der Controlle an die Hand ge-
geoen sind. Eine eingehendere Besprechung ungewöhnlicherer Lauterscbei«
nnngen wäre um so wünschenswert her gewesen, als die von Diez für das
wal. aufgestellte Lautlehre doch nur als vorläufige Skizze gelten kann, die
erst noch durch das inductive Verfahren der etymologischen Forschung er-
weitert und nach und nach zu einem vollständigen Systeme ausgebaut
werden muss. So harren vor allein die Gesetze der für das wal. besonders
bedeutsamen Metathesis ihrer vollständigen Codificirung.
In Betreff der oft seltsamen Begrinswandlungen und Bedeutangsverän-
derungen hätte der Verf. öfters Gelegenheit zu lehrreichen Bemerkungen
gehabt, es flnden sich indessen in dem Werke nur höchst spärliche Beiträee
zum Aufbau eines semasiolo^jischen Systems, das doch nur aus dem dural
die vereinten Bemühungen vieler herbeigescbafiben Materiale erstehen kauu
Beortlkdlaiigeii und kone AnceigeiL 927
ErfreoHeh ist es dagegen, dass der Verf. «ach die rum. Phraseologie in
Vei^^leichm^ mit der lat. und der der anderen rouL Sprachen zum gutenTheil
mit m den Kreis seiner Darstellung zieht, da erst m der phraseologischen
Yerwendang eines Wortes seine Begrifisausdehnonff klar zu Tase tritt
Hierbei hätte er sich die Mühe sparen können, zu Phrasen, die jedem aus
dem klassischen Latein geläufig sind, wie pavor occupat animas (spaima
apncä inimile) in meutern mihi venit (tmi vine in minte) etc. Belegstellen
anzuführen. Dafür hätte er wieder der volksmässigen lat Phraseologie die-
selbe Beachtung schenken können, die er den Wörtern und Formen der
lingna mstica schenkt (wenn sich ein Wort der volksthümlichen Nebenform
des lat £tymons anschliesst, so führt er auch diese in Parenthese an, z. B.
frunzä, firons [fruns] lapte, lac [lacte]^, denn gerade aus den Redewendun-
gen der römischen Umgangssprache hat sich vieles im wal. erhalten, was
die übrigen rom. Sprachen nicht kennen*. Dass z. B. umblä bine wörtlich
den lat bene ambula entspricht, sieht jeder sofort, dass der Ausdruck aber
wirklich schon bei den Kömern eine im vertraulichen Umgange übliche
Grussformel bildete, ist schliesslich nicht jedem bekannt und konnte also
durch einige Belegstellen nachgewiesen werden.
Einge nebensächliche Bemerkungen mögen hier noch ihren Platz finden.
S. 7 zu a da ofuior konnte verglichen weraen itdare ajuto, lat dare auzi*
lium. S. 9. a wtelege stellt der Verf. mit it intelligere zusammen. Letz-
teres gehört indessen nicht zu dem eigentlichen italienischen Wortschatze,
sondern ist lediglich Latinismus, wie die ital. Literatur deren so viele auf-
zuweisen hat. Mit derart Wörtern hat sich die Stilistik und, soweit sie dem
Bedürfniss der dichterischen Redeweise entgegenkommen, die Poetik zu
beschäftigen, aber die Sprachwissenschaft als solche hat mit ihnen nichts zu
schaffen. Das rum. Wort ist auf romanischem Gebiete der einzige Reprä-
sentant des lat Verbums und gehört in die Classe derjenigen Wörter,
welche der Verf. im Auge hat, wenn er in der Vorrede, aUerdings mit
einiger Uebertreibung, sagt: Le daco-roman . . . poss^de cependant plus
de mots classiques de r^;e d'Auguste que ces derni^res (les langues de
rOccident). S. 10. alt, altä etc. SämmUiche rom. Formen dieses iVortes
weisen auf das vulgär-lat altrum, altram (statt alterum, alteram) zurück.
S. 11. ^an anno (praeterito)." Auch das it anno findet sich auffälliger-
weise in dieser Bedeutung. S. 14. Dem Sinne von a apuca a face ceva
kommt das lat occupare (occipere) facere aliquid schon ziemlich nahe. S.
17. ist zu armar (armarum) auch «nhall. almer" angeführt. Das Wort
kommt jedoch jetzt wohl nur dialectisch vor; oder ist nha 11. Druckfehler
für mbalL? Bei arm&sar (admissarius) kann man das it ammissario ver-
missen. S. 25. In Betreff der Bedeutung von hat (bibitus) = ivre konnte auf
lat potus (bene potus) hingewiesen werden, und neben dem provinciellen
bd>eao bedurfte auch das gemeinspan. bebido der Erwähnung. S. 26. Unter
boa8& ißvoa, bnrsa) hat sich der Verf. merkwürdigerweise das dscb. börse
und enl. pnrse entgehen lassen. S. 36. Da cald (calidus) nach Angabe des
Verf. ancn substantivisch gebraucht wird, wäre es nicht überflüssig gewesen,
das fl]>an. port Substantiv caldo anzuführen. Schon auf lat Gebiete findet
sich ein snbstantivirtes calidum (= potus calidus, eine Art von Punsch). S.
51. Zu a cerca (chercher, circare) hätte das veraltete Citat Properz 4, 9,
85 (nach jetziger Eintheilung 5, 9, 85) nicht wiederholt werden sollen, da
dort niemand mehr ein Verbum circare findet, sondern man allgemein fontis
egens erro, ctrcaque sonantia lymphis liest S. 78. durere durfte nicht ohne
weiteres mit lat dolor und den diesem Worte entsprechenden rom. Formen
zusammengestellt werden, da es doch nichts weiter als subst. gebrauchter
Infinitiv ist, während dolor wal. duroare lauten müsste. Doftor wird wohl so
gut wie doptore nur ein mmänisirtes Fremdwort sein, da die Bildungen auf
tor und sor dem wal. ganz fremd sind ; sonst hätte es wenigstens von einem
kt doctonns hergeleitet werden müssen. S. 81. Mit der Wendung a dormi
15 •
328 Benrtheilangen und kurze Anzeigeo.
un 8omD (it dormire an sonno) in der Bedeutung »in einem fort, ohne Un-
terbrechung schlafen'^ Hesse sich vergleichen Plautud, Ampb. 69? paulispiT
mane, dum edormiscat unam somnum, S. 81. Analog dem wal. a se duce
(se rendre quel^ue part) werden gebraucht it. condursi u. sp. conducirse.
S. 85. Sollten die ner. Formen axov, axovfu (eccomi) nicht in dem Impe-
ratiy von catovetv ihren Ursprang haben? Es ist ia bekannt, wie leicht
schon die alten Griechen die Verba der sinnlichen ^^ ahrnehmunf; unter ein-
ander zu vertauschen eewohnt wnren. Dass wal. eacä me nicht nur dem
it eccomi, sondeiTi schon einem lat eccum me entspricht, wird Ref. an
einem andern Orte nachzuweisen versuchen. Neben sp. etele und it ecco-
telo hätte der Verf. doch auch das gftnz entdprechende von Diez III, 62
erwähnte wal. eaccet^lu (eacätelu) anfuhren sollen. In faptnl zilei (ä Taube
du jour) = it. in sul far del d\. S. 98. pogace trennt sich durch seinen
Anlaut von foc (focus) und stellt sich zu den vom Verf. angefuhrteo alavi-
schen Formen. S. 95 wird fire (nature, physiaue. essence etc.) mit dem gr.
fvaiQ verglichen. Noch passender wäre der Vergleich mit dem deutschen
wesen, da dieses ebenfalls ein ursprünglicher Inbnitif ist, während fr. r§tre,
das man auch vergleichen könnte, nicht im entferntesten die Begriffstülle
des deutschen oder rumänischen Wortes in sich scbliesst. 8. 155 sieht man
sich vergebens unter män& (manus) nach dem von Diez bei mantenere au-
fführten muntul (mnnu tueri) um. S. 150. In Betreff der Form marmure
ist zu bemerken, dass schon das lat eine Form marmur statt marmor kannte
(vgl. Quintil. 1,6,23). S. 162. Zu a merge konnte die mehrfach aufgestellte
Etymologie von migrare als mit der Flexion des wal. Verbums in Wider-
spruch stehend abgewiesen werden. S. 170. mormint (monumentum) hat,
wie es scheint, in seiner ersten Silbe Anähnlichnng an mors erfahren und
dem entsprechend seine Bedeutung verengt, denn es bedeutet (nachAneabe
des Verf.) nur noch: s^pulture, sepulcre, tombeau, fosse, monument fun^
raire. S. 172. Das u in munte (mons) erinnert an das lat. promuntorium
(st Promontorium). S. 179. Mit innoptez konnte auch das sp. anochecer
verglichen werden. S. 185. Der Ursprung des m im wal. octomvrie, prov.
octembre und in den aufgeführten slavischen Formen hätte angegeben wer-
den sollen. S. 198. patru (quattuor) lässt sich hinsichtlich seines Anlautes
vergleichen mit osk. petora, umbr. petur- (in C^ompositis) und in weiterer
Linie mit den äolischen Formen Triaav^ee, niav^ts. Auch das sard. battor
verdient wegen seines zum wal. Worte stimmenden Labialanlautes Erwäh-
nung. S. 214. Dem poate cä (peut-etre ^ue) vergleicht sich auf lat. Ge-
biete das volksthümliche potest ut st 6eri potest at Wal. poate-fi steht
nicht auf gleicher Linie mit lat fieri potest, aa fi vollständig zur Bedeutung
von esse herabgesunken ist. S. 224. pu^tinätate entspricht zunächst einem
iat * paucinitas. S. 231. a ride de cineva ist ridere de alq.^ nicht ridere
aliquem. Auf die Structur mit dom Accnsativ scheint das wal. Verbum eben-
sowenig wie das franz. rire einzugeben. 8. 255. Wie das wal. vom lat fai
ein Particip fost bildete, so haben das it und franz. es wenigstens verstau*
den, der dritten Person fuit ein adjectivisches fu, feu abzugewinnen. Einige
Zeilen weiter sagt der Verf. wörtlich: „le L. sunt a fourni au rom. la I^«
Eers. siift;. et la 3«« pers. pl. de Tindic. präs. sint-stnt; cfr. it sono-sono.*
^ies stellt den Sachverhalt nicht ganz richtig dar. Die Form sint (=snm)
hat sich nicht direct aas sunt, sondern durch analogische Anlehnung an
slnt (= sunt) gebildet Auch der Vergleich mit it. sono-sono ist nicht un-
bedenklich, da sich beide Formen nach den italienischen I>autgesetzen sehr
wohl unabhängig von einander, die eine von sum, die andere von sunt, ent-
wickelt haben können. Viel zutreffender wäre die Vergleichung mit dem
Deotschen gewesen: Während man noch mhd. zwischen stn (= sumus) und
sint (= sunt) unterschied, sagt man nhd. in Folge des Prindps der Ana-
logie in beiden Fällen sind.
Auf einielne zweifelhafte Etymologien einzugehen, hat Ref. abmcfatficli
BenrtbeUangen nnd kune Anseigen. 229
vermieden, da es za nlchto Aihrt, solche anzufechten, wenn man nichti
besseres an deren Stelle za setzen weiss. Jedenfalls hütte der Verf. etwas
freigebiger im Gebrauch eines Fragezeichens oder eines peat-dtre sein kön-
nen. Bei vielen Ableitungen ist das Schlussurtbeil doch nur ein non liquet,
und wenn z. B. zestre von einem lat exstaura hergeleitet wird» so kann man
nur bedauern, dass eine solche Behauptung ohne jeden Vorbehalt auftritt.
An Druckfehlern leidet das Bucn durchaus keinen Mangel, und man
könnte mit ihrer Aufzählung mehrere Seiten fiillen. Nur eine kleine Anzahl
kann daher hier berichtigt werden. S. V'III. langes st langues, Clement st.
^l^ment. S. X. ideal st iddal. S. XII. au moms st. ou moins. S. 11.
anibos ä dos st. ambos d dos. S. 13. dipof st dipoit S. 17 a da auscultare
st ada ascult. S. 19. genant st. genant. S. 81. port. hom st bem, S. 49.
auaeaivii st. quaesivi. S. 74 e andato st ^ and S. 78. SsyetvHt. Seyrsiv, S. 79.
aouleureux st douloureuz. S. 80. revoquer ohne Acc. S. 89. faccie, besser
facce. S. 90. f>iftQovagioe mit falschem Acc. S. 1 18. Tid^e cavit^ st. Tid^e de c.
S. 132. vincere st. vincere. S. 136. ä N&poli. die Accente sind überflüssig. S. 144.
linitum st linctum. S. IGS. e^p. a mi st ä m{. S. 270. k la cabeza st. ä
la c. S. 273. a sede st. a sede. S. 281. jeüne st. jeune. .S. 298. banisse-
rocnt st banniss. S. 800. "Vfr. heiirer st. heürer. S. 806. refl^chir st r^-
flächir.^ S. 820. vdtre st. votre.
Bei der Reichhaltigkeit des sprachlichen Materials, welches in dem
Buche enthalfen ist, ist es sehr beaauerltch, dass der Verf. keine Register
für die einzelnen rom. Sprachen angefügt hat. Auch ein lateinischer Index
würde nicht ohne Nutzen sein, da er die Uebersicht und Schätzung der
von der Sprache erhaltenen und aufgegeben Elemente des lat Wortschatzes,
im Vergleich zur Stammsprache wie zu den rom. Schwestersprachen, be-
deutend erleichtem könnte. Eine sacheemäss eingerichtete Registratur ist
bei einem wissenschaftlichen Werke nicnt genug zu schätzen. Wi« viele
mögen es nicht schon bitter empfunden haben» dass die Indices zu Diez*
etym. Wörterbuche bislang in so wenig zweckentsprechender Weise angelegt
waren.
Die Ausdrücke cela n^est pas le cas (S. IX.) und cela a du ^tre le cas
(S. 157) scheinen in der vom Verf. beliebten Verbindung etwas neologi-
stische Freiheit zu verrathen.
Nach der Vorrede hat der Verfasser die Absicht, sich in einem zweiten
Theile mit den nichtlateinischen Elementen des Daco-rom. zu beschäftigen.
Langensalza. Am eis.
Miscellen.
Zu E. Krügers Analecta. (Vergl. Archiv, 48. Bd. 4. Hit. S.
468 ff.)
Nach Erwähnung von habeo dicere, scribere a. s. w. heiwtes: «Ein Bei-
spiel des passiven Infinitivs ist im Altlateinischen nicht bekannt.** Dies
hat nar in Bezug auf die bessere Zeit der römischen Literatur seine Richtig-
keit Bei späteren Schriftstellern findet sich, wie im Mittelalter, habere mit
Eassivem Infinitiv. Schon Heusinger sagt in der Uellenolezia p. 410:
abeo dicere et habeo dici, utroqae modo scriptoribus usitatum, fre-
quentius tarnen cum infinitivo activo. Als Beispiele des passiven InfinitiTs
in Verbindung mit habi-re werden dort angeführt : aus Velius Lioneua (unter
Tmjan) ut iam in ambi^uitatem cadat, utrum per i quaedam habe an t
dici, an per u, aus Cypnan (unter Valerian) quod lex nova dari habeat.
Schon Vaf Place. 1, 672: tollique vicissim pontus habet
Dem mitteilet, habet fieri entspricht das span. esto ha (tieoe) de soce-
der. Schon im späteren Latein findet sich habet nasci (sp. ha de nacer),
habet ezist«'re (sp. ha de levantarse), dem aus dem Faust citirten »hats zu
sein** entspricht sp. ha de ser. Wenn die passive Wendung (habet dici) im
Romanischen bis auf wenige Spuren (statt tu äi ad essere lodato, noroinato ist
übrigens ungleich üblicher sei da lodjire, da nominure) erloschen ist, so hat dies
seinen Grund darin, dass esse mit präpositionalem Infinitiv als Passiv zu
habere mit Infinitiv eingetreten ist: habet laudare = ha da lodare (11 a k
louer, ha de alabar); habet laudari (laudandus est) =: ^ da lodare (il est k louer,
es de alabar). Statt des grammatisch richtigen, aber vom Gebrauche
nicht recipirten ilaä 6tre puni heisst es demgemöss kürzer : il est k punir.
Auch Deutsdi : er h at zu loben, er ist zu loben (= er ist gelobt zu werden).
Da das Engl, auch bei activer Structur für gewöhnlich to be an-
wendet, so ist es nothgedrungen darauf angewiesen, das im Rumänischen wie
im Deutschen durch verschiedene Hilfszeitwörter charakterisirte
Verhältniss durch Unterscheidung zwischen activem und passivem
Infinitiv zu kennzeichnen, also he is to praise und he is to be praised. Wo
dicbC Unterscheidung vernachlässigt wira, tritt, wofern der Zusammenhang
den Sinn nicht sicher stellt, die (Sefahr des Missverständnisses ein.
Da im Deutschen „haben" zum Ausdruck der activen Structur ver-
wandt wird, so ist es dem en^l. Gebrauche ganz analog, wenn in dem
an grammatischen Abenteuerhchkeiten so reichen Österreichischen Canslei-
Stile decretirt wird: Die Schrift hat alsbald ^efertiet zu werden.
Dass die Verbindung von esse mit passivem Lifinitiv dem Lat. nicht
Miscellen. 231
fremd war, zeigt Plauios, Persa 69 (Ritschi): atqae est etiam in ea lege
adscribier, was gans zam engl, it is also to be added to tbat biw
stimmt. Lässt sich diese Stuctur auch sonst im Lat nachweisen? Den
Griechen war sie ebeufalls bekannt: nolXal neXraa tjaar fi^ea^ai. Hin-
sichtlich der Bildung des romanischen Futurums ist su bemerken, dass
sich in ihr noch das lat. Princip der Wortstellung wirksam erweist : j*aimerai
(amare habeo) nicht j'ni-uimer, wie nach rom. Principe zu erwarten war.
Dieses Letztere bat sich nur im Wal. und in einigen Dialecten, aber auch
hier nur t heil weise, geltend zu machen gewusst; wal. voru canta neben
cantivoin (volo cantare), das sard. von Logudoro hat ahnlich: hat falber
neben fagherftt (= it. farä), das sard. von Cagliari: appu bi (= it vedrö).
Bejahendes verneinend gebraucht
Zu den griech. Beispielen gehört auch avxevt^of^ ich schneide den Hals ab,
sowie axvXeveo (von ohvXov), Letzterem entspricht lat. spoliare (von spo-
lium) sowie ahd. roubön (von roub).
Das Engl, kennt diesen Gebrauch wenigstens in demselben Umfange,
als daa Deutsche, z. B. to graze, grasen, to head, köpfen, to skin, abhäuten,
to louse, lausen, to shell, schälen, schuppen.
Franz. plumer, rupfen, Dealer, schälen, dcailler, schuppen, ^corcer, ab-
rinden, Turner, abschäumen. Bei den mit ^ (früher es) anlautenden Verben
i«t die negative Bedeutung vielleicht dadurch befördert worden, dass die
Sprache den Anlaut mit der Präposition 4 (es) la ex verwechselte und in
Folge dessen von wirklicher Cumposition absah.
Ital. pinmare alt st spiumare. Die mit s impurum beginnenden Verba
scorticare, Balg abziehen, scorzare abrinden, schiumare, abschäumen, sch-
gliare, abschuppen und andere sind wohl nicht als dircct von dem Subst.
B<'ortica, scorza, schiuma, scaglia u. s. w. abgeleitet zu betrachten; sie
scheinen vielmehr Composita zu sein, die durch die im ital. übliche Aphärase
von di (v^l. stru^gere = distragere) ihre Erklärung finden. Auch konnte
hier, ähnlich wie im franz., das anlautende s als Darstellung von ex aufge-
fasst werden. Es lässt sich eben für das ital. keine sichere Grenze zwischen
db und ex ziehen.
Mittellat imperficio.
Invideo kann unmöglich von invidus abgeleitet sein. Dieser Annahme
widersprechen Form und Flexion. Erstens wurde man viel eher invidare
erwartet haben (vergl. z. B. incommodus, incommodare), zweitens wäre die
iciarke Flexion im Perfect und Supinnm ganz unerklärlich. Es nützt auch
zu nichts, die abnorme Bildung invideo durch Erklärung aus der Welt
schaffen zu wollen, da zwei andere lat. Composittonen ^anz dieselbe Abnor-
mität zur Schau tragen, ignosco (= in-gnosco und mdecet (es dedecet).
Diese drei Verba sind also die lat Vorlauter des mittelalterlichen imperficio.
Betonung der Un-Formen.
Es ist beacbtenswertb, dass die Accentverschiebung bei den Un-Formen
in attributiver Stellung leichter und häufiger eintritt, als in prftdicativer, ein
Umstand, der sich theilweise durch die das Wort verlängernde Flexions-
endung erklären lässt So kann man sa^en „ein ungezogenes Betragen, ein
ungereimtes Geschwätz* während man nicht leicht sauren würde «sein Be-
tragen ist imgezöf;en, das Geschwätz ist ungereimt.* jm ersteren Falle er-
hält die Anfangssiibe einen stark hervortretenden Nebenaccent. Diese Be-
tonung bei Wörtern, die sonst den Acccnt auf der Unterscheidungssilbe
on haoen, geschieht jedoch nur im Afiect. ist also wesentlich rhetorischer
Natur. Das Deotschc erreicht durch diese Accentverschiedenheit in einer
282 MisoeUen.
beschränkten Anzahl von Fällen dieselbe Nüancirung, die andere Sprachen
vermöge der beweglichen Stellang des attrib. A<0ectiv8 za bewirken im
Stande sind^
ungereimtes Geschwätz: ot verbiage eztravaf^nt.
ungereimtes Geschwätz: «a extravagant verbiage.
Tb« Ameis.
Nachlese zu Lucas und Hoppe's Wörterbüchern.
Wie mangelhait Lucas war, hat Dr. Hoppe's verdienstvolles Sopplement-
Lexicon bewiesen. Wie sehr ich des letzteren Leistung zu schätzen weiss,
habe ich im Athenaeum ausgesprochen. Gleichwohl finden sich aurh bei
ibra noch Lücken, und zweifle ich nicht, dass er bereits selbst für eine Er-
gänzung derselben in einer zweiten Auflage sorgt Einstweilen dürften ihm
und andern einige mir aufj^estosseno Auslassungen nicht unwillkommen
sein, aber bedaure ich, mir mcht die Stellen angemerkt zu haben, wo mir
dieser oder jener Ausdruck begegnet ist. Noch bemerke ich, dass, obachon
ich Hoppe verf;lichen habe, die folgenden Ergänzungen zunächt als Lucas
betrefiend anzusehen sind.
Acluary, falsch erklärt (Sollte heissen: Rechnungsführer bei einer
Versicherungsanstalt ; Stat istikcr.)
Board, to ^o by the — (Claverincs) Zusammenhang ist mir entfallen.
Get, to cet ss verschmerzen, fehtt-
Hard and fast line (Hoppe hat blos hard line) fehlt
Impulsive (nach Impulsen &= Gefühlsregungen handelnd) ist mangelhaft
erklärt. Es fehlen:
Mute, to, dämpfen (Musik ausdruck). — Quorn, huntin^ ground ne.ir
Tingham. — Spur of a mountam := Ausläufer. — Ti*ademanL = Geschäfts-
zeichen. — Travel, to, — out of record. — Vice, Schraubstock, steht wie
bei Flügel, nicht bei Tbieme, unter vise, was heuttutage nicht mehr ge-
bräuchlich ist.
Im deutsch-engl. Theil habe ich mir folgende Lücken angemerkt:
Ein grosser Fehler vor allem ist, dass bei Redensarten das Engl, dem
Deutschen vorgedruckt ist, statt umgekehrt, wie es sich in einem deutsch-
engl. Lexicon gebührt. Es fehlen:
Unter 'to suggest: In Anregung bringen. — Unter to resume: zu-
sammenfassen. — Unter to prepnre: sich gefasst machen auf. — Unter to fire
— firing up — auffahrend. — showy er: auffällig, ansprechend, beginnend
als Adj. — Beiwerk für appendnge. Motive in der Malerei und Musik. —
Abheben bei relieve. — Dankbarer Gedanke. — Uneins mit sich sein. —
Naturalleistnng. — Steinschutt (rubbish). -— Untersteiger (Underground
manager). — Obersteiger (oversman). — V\' eltschmerz. — Schlitzwamms
(slashed doublet). — Massvoll. —
Bei Pfahl fehlt stake, was er im engl.-deutachen Theil hat
Leipzig. Dr. D. Asher.
A. V. GregusB: über das Gesetz des Verses.
Wenn wir die Bestrebungen der neueren Literatur und ihrer Kritiker
vorzugsweise bei den germanischen und romanischen Volkern verfolgen: so
ist es doch nicht uninteressant, von Zeit zu Zeit auch einen Seitenblick za
den übrigen uns anscheinend femstehenden Nationen Europa's zu thnn und
uns zu vergewissern, wie das von den Koryphäen gewonnene dort verwertet
lüsoelleii. 238
wird; waram sollte nicht hie und da auch fdr ans Belebrang daraus resoltteren?
Ich habe diesmsl Ungarn im Sinne.
Das wissenschafthche Feuilleton des Pesti Naplö (, Pester Tagblatt*)
brachte vor einigen Wochen den Wortlaut einer am 22. Januar in der
Akadeoüe gelesenen Abhandlung von einem der hevorragendsten dortigen
Gelehrten, Auguut von Greguss, dessen «Grundzüge der Aestbetik**
(a SE^ptoet alapvonalai) die Kisfaludv-Gesellscbaft im Jahre 1849 herausgab,
der sein Volk 1854 u. a. mit einer «Ungarischen Verslehre" (magyar verstau)
beschenkte n. s. f. Hr. von Greguss sucht in jener Abhandlung das Gesetz
des Verses, etwa wie der Physiker das Gesetz der Schwere suchte. Das
Gesetz einer Erscheinung ('sagt er) ist auch der Schönheitsgrund derselben :
es ist immer einfach, die Erscheinung mag noch so compliciert sein; und
einfach ist auch das Grundthema jeder ErKcbeiniing. So ist der Urvers
ebenso einfach, wie die Ursprache, von welcher Jnk. Grimm sagt: «künst-
liche Einfachheit rinnlicher Entfaltung.*
Das Gesetz des Verses ist die Symmetrie, dasselbe Gesetz, welches in
der Badkunst herrscht Wie eine gerade Linie das Gebäude in gleiche
iJälften teilt, so wird auch der Vers durch eine Mittellinie in Ualflen ee-
schieden« welche einander das Gleichgewicht halten. Dass sie beide ins
Gleichgewicht kommen, nennen wir Rhythmus.
Die beiden Hälften werden ursprünglich durch gleiche Gedankenreihen
gebildet; Rhythmus des Gedankens, parallelismus membroruro. Frühur als
Specialität der hebräischen Poesie angesehen, hat es sich den neueren For-
schungen als erste primitive Versform jeder Sprache erwiesen, freilich in
dem weiteren Sinne, dass auch antithetische Gedanken als einander die
Wapchale haltend gelten müssen. Auch die finnische wie die älteste un-
garische Dichtung bieten hinreichend Belege. Vom Inhalte scheidet sich die
Form aby an die Stelle des Gedankens als massgebender Factor des Rhyth-
mus tritt als solche der articulierte Laut. In diesem uiit«trscheiden wir
Quantität und Qualität.
Die Lautquantität ist wiederum zweifach : Accent und Zeitmass. In den
nur accentuierenden Sprachen unterscheiflcn wir schwere und leichte Silben,
in den auch zeitmessenden, vomämlich den antiken klassischen, Lmge und
kurze. Daher Rhythmus der Quantität := Metrum. Hier werden' die Vers-
hälften durch gleiche Silbenzahl resp. durch den gleichen Silbenwerth re-
präsentiert. Der Quantitätsrhythmus ist entweder aufsteigend oder nieder-
steigend, oder beides. Aufsteigend : wo beide Hallten mit der Thesis beginnen,
s. B. iaml)ische (Alexandriner). Niedersteigend: wo beide mit der Arsis
be^nnen z. B. troehäische (Tetrumeter). Beides, wo die erste Hälfte nieder-
steigt, die zweite aufsteigt z. B. dactyfische Hexameter, Sapphische Verse;
oder oinjeekebrt die erste Hälfte aufsteigt, die zweite niedcrsteigt z. B. iam-
bische Trimeter, alkäische Verse.
Die Lautqualität lehnt sich meist an die Quantität an, kommt aber auch
fiir sich vor, man vergleiche die Knittelverse, die arabischen Makamen.
Rhythmus Jder Qualität aa Reim (schon dem Namen nach, rime, rhyme von
rhythmus stammend). Im Reim werden die einander entsprechenden Vers-
hälflen durch gleiche Laute gebildet. Die Laute aber sind Mit- oder Selbst-
laate, somit kann der Reim gebildet werden a) durch Mitlaute (Stabreim),
b) durch Selbstlaute (Assonanz), durch beides (voller Reim). Die Stelle
der Stabreimung oder der Alliteration ist am Anfang, die der Assonanz und
des aus derselben entwickelten vollen Reimes ist am Ende der Versteile. (Be-
nicksichtiKung der Skaldenpoesie würde noch weitere Teilung ergeben haben).
Es entstand also der Rhythmus im Verse aus Wiederholung, d. L Ver-
doppelung desselben Gedankens, derselben Quantität, derselben Qualität ---
die« eben ist Symmetrie. Für jede svmmetrische Form aber giebts, wie
oben gezeigt, eine Teilnngslinie, durch welche die beiden analogen Hälften
sichtbar wOTden; im Verse ist es Cäsnr (bez. die Diäresis).
284 MiaceUen.
Die CKflur bildet die Grenze zwiscium beiden Venhülflen, nnd es itt
conseaaent nnd schön, wenn sie «ach den Sinn des Wortsatzes abgrenzt
und aoscliliesst. Das einzelne Wort wenfgstens muss sie immer abgrenzen,
deswegen darf sie kein Wort durckscbneiden, sondern fällt stets za £nde
eines Wortes. Wegen dieser abgrenzenden Eigenschaft wird anch der Vers
öfters nach der Cäsur in zwei Zeilen geteilt, wo dann die beiden Zeilen
die y^rseinheit bilden. Zur Markierung dieser Grenze müssen alle Factoren
des Rhythmus beitragen, folglieh anch der Reim, der eigentlich xar Hoxrji^
zur Grenzbezeichnung dient. So anch die Quantität der beiden HälfVen, im
ganzen wie aurh teilweise, mit den einzelnen Tacten, Füssen, Accenten,
Arsen. Gleichwie neben der HaupUinie, welche im Crebäude, Bildwerk oder
Gemälde in zwei Hälften scheidet^ auch mehrere Nebenlinien hervortreten,
welche alle den Eindruck der Hauptlinie zu verstärken haben: so entstehen
neben der Hauptcäsur auch Nebencäsuren, neben den Hauptreimen (beson-
ders Stabreimen), Hauptaccenten u. s. f. Nebenreime, Nebenaccente ; und
so kommt es, dass die Hauptbälften des Verses sich noch in kleinere und
immer kleinere Hälften abteilen können.
Wir blitzen kleinste Verseinheiten in den Geminationen der Kinder-
sprache : Papa, Mama und ähnliche, sozusagen Urzellen des Verses, die aber
die Factoren des Rhythmus schon in sich fassen. Der kürzeste Rhvthmus be-
dingt also wenigstens zwei Silben. In der griechischen Rhythmik sind, wie
bekannt, zwei Silben noch zu wenig, wenn beide kurz sind; das Minimum
beträgt dort S Moren, ^^'^^ = -^ = *'-.
Die correcteste Strophe nun, das Paradigma derselben, entsteht durch
fortgesetzte Verdoppelung des einfachen d. h. zweisilbigen Rhythmus: 2, 4,
8, 16, 82. Der inaische Stoka besteht aus einer 82 silbigen Reihe, welche
immer wieder geteilt, immer kleinere Hälften ergiebt Vierteilig haben
wir davon den 8 silbigen Ver?, der im ungarischen Volksliede, der finnischen
Rune, der spanischen Redondilla fast ausschliesr'lich herrscht, ja eine Haopt-
fonn der ganzen europäischen Poesie bildet.
Die Analyse des altrötuischen Saturnius zeifft die deutliehe Analogie mit
der altdeutshen Langzvile (Nibelungenvcrs), dem Alexandriner nnd dem
kleinen asklepiatleHchen Ver-^e, wie sie ebenso zwischen dem sapphischen
Verse und einer volkstümlichen ungarischen Weise besteht.
Dadurch dass die Gleichheit der beiden Vershälflen nicht immer «ne
absolute ist, winl das Gesetz der Symmetrie nicht beeinträchtigt. In der
bunten Mannigfaltigkeit des gothischen Stils scheint die symmetrische Ein-
fHlt und Gleieliheit der griechischen Architektonik auch gestört; dem un-
geachtet bleibt d»s Gesetz der Symmetrie auch in der sog. ^othisichen Bau-
kunst herrschend. Die Krystidle der verschiedenen Mineralien weisen die
geometrischen Formen der bot reffen« len Systeme nicht immer in absoluter
Reinheit auf, and bleiben deshalb doch Glieder de^tselben Systems. Es ge-
schieht wol, dass die eine oder andere Hälfie der Verseinheit sich verkürzt
oder verlänjrert (meistens fällt die erste Hälfte kürzer aus als die zweite)
und auf diese Weise die ursprüngliche Gleichheit modificiert wird. Dem
ungeachtet bleibt das Gesetz der S^rmmetrie auch in den mannigfaltigsten
Modificationen aufrecht, und auch die sehr geringe Zshl der Ausnahmen trägt
nur dazu bei, die Regel zu verstärken.
So ist «las Endergebniss der Abhandlung die psychologische That-
sache, dass der menschliche Geist such im Rhvthmus des Verses seinen an-
und eingebornen symmetrischen Trieb zu erfüllen strebt; nnd so weist die
Verslehre (als an zwei Wissenschuflsgebieten, der Knnst- un<l der Sprach-
wissenschaft gleich betheilige) anch auf eine gemeinsame Grundlaffe, auf
einen gemeinsamen Ausgangspunkt zurück, auf den menschlichen Greist, des-
sen so wunderbare Abspiegelung beide, nämlich Knnst und Sprache sind.
Eigentlich dient jede Wissenschaft dazu, den Menschen mit sich selbst im-
mer genauer bekannt zu machen ; und angesichts der heutigen Mode, weldie
lliicelleii. 235
lue Bdtgion fllr Anthropomorphiamiis and lUe WisBentcbaft for Nator-
wiMeDSohaft erUäii, scheint es doppelt anicescigt, zn erkliren, da» jede
Witeenschaft mit grÖMerem Rechte nla ein Zweig des einsigen grossen, der
Mensch enlehre, anzusehen wäre.
Soweit A. ▼. Gregoss, dessen hier in karzem Aaszage gegebene Abhand-
lung als ein interessanter Beitrag zur , Völkerpsychologie* angesehen wer-
den kann, and, wenn anch im einzelnen ohne völlig neue Gesichtspunkte,
doch jedenfalls das Lob einer geschickten Verarbeitung anderwärts gewon-
nener Erjpebnisse verdient Wobei wir für diesmal nur eine Hindeutung auf
die geechichtliche Entwicklung aus Respoosorien vermissen, daher bei Strophe
und Antistrophe, bei Stollen und Gegenstollen die Epodos, der Abgesang,
den nach Sang und Gegensang nothwendig folgenden Zasanmienhang dar^
stellt. Wie wenig diese Anschauung dem Verfasser fremd ist, zeigte seine
oben erwähnte Magjar verstau; für diesmal kam es ihm vornehmlich
darauf an, vom einfachen Verse und dessen ästhetischer Grundlage aus-
zugehen.
Zerbst. G. Stier.
Zur neuen Hey sc- Ausgabe.*
Vor uns liegt ein schmaler octavband, 885 seiten slark, die gedickte
Paul Heyse's endialtend, der erste ankömmling einer reihe von zehn banden,
in denen des beliebton autors werke gesammelt erscheinen sollen. Nicht
unverdienter weise wird dem ilichter schon jetzt die ehre einer gesammt-
auseabe (von der natürlich einzelne wisdenschsfi liehe arbeiten ausgesclilossen
bleiben) zn theil. Muben ja doch seine novcllen mit den ZHrtgesponnenen
Problemen, mit den feingemalten Charakteren und dem gewalten parfum gu-
ter gesellscbaft, das stets über ihnen schwebt, schon weit unJ breit reichen
anklang, zuhlreiche bewunderer, auch unglückliche nachnhmer gefunden.
Dass diese novellen — denn wenn man von P. Heyne spricht, denkt man
ja zuerst an diese seite seiner dichterischen thäiigkeit — nun nicht mehr
jene preise haben, die sie zu geschenken für nipptische fast ausschliesslich
eigneten, ist angi'uehm.
Vorzüglich aber wollten wir die Icser tHescr Zeitschrift auf eine anzal
von stellen dieses bandes aufmerksam machen, die zur erwägung aufibrdern.
S. 8. Verhallt die wirre Menschenlust,
Der wunde Menscbenschrei.
S. 20. Und wie ich schlendre durch die Gassen
Nichts Lebiges will siih blicken lassen.
S. 42. Heut nach Sant Agostino verirrt ich mich, wo sie dem wunder-
thät*gen Madonnenbild küssen den marmoren Fuss.
Zu S. 49. Wettstreit, vgl. v. d. Hagen Minnesinger. I 808, a IV.
S. 71. ii^ bei »zahnen* zeile 8 v. o. an die bair. öst bedeutung des^
Wortes gedacht?
8. 124. wie wird vers 8 v. o. scandirt?
8. 170. entspricht die v. 6- t. o. nöthige scansion dem gedanken^
gange?
Berlm, Uerto. 1872.
2S6 Miscellen.
Eine aiishI der rispetti haSen seitenstücke in Oberösterreicb and Baienu
80-298, 8. 294, 25. 800, 8. anter den »egnidillas 821, 16 — 826, 14 und
881, 20 haben dieselbe gedaukenont wicklang.
Berlin, Dr. Scboenbach.
Berichtigung.
In dem Arcbiv für neuere Sprachen, XL VII. Bd., 4. Heft, p. 457 wird
berichtet, daxa in einer Sitzung oes Vereins für n. Spr. behauptet worden
iet, Wnllenstein sei ein Abenteurer, ein roher Czeche gewesen ; auch Ranke*8
Arbeit habe dieses Urtheil nicht wesentlich geändert Diese Behauptung
ifft indessen unrichtig. Bankers gründliche und auf die genauste Quellen-
kunde gestützte Schrift hat die Tandesüblichen Ansichten über Wallenstein
im Ganzen wie im Einzelnen sehr wesentlich geändert. W*s. grosser staats-
männischer Plan ging dahin, die Einheit Deutschlands herzustellen, auf
Grund der Gleichberechtigung der Confessionen, unter Zurückdrängunjc der
Territorialgewalt, namentlich der geistlichen; letztere sollte «lle weltlichen
Rechte verlieren. Die Kirche unddxs mit ihr ycrsciiwisterte Interesse des
Hhusos Oesterreich-Spanien liess diesen Plan scheitern, dessen Gelingen
Wallenstein zum Riobelii-u Deutschlands gemacht hätte. W. hielt an seinen
Zielen fest trotz des Kaisers, er war gewissermassen kaiserlicher als dieser,
indem er das Reichsinteresve, die Riimeit des Reichs über das kirchliche
Interesse stellte. F/eilich war W. dabei nicht uneigennü'.zi^, er wollte sich
ein reiches, ja überreiches Maass an Einfluss und Macht sichern; und be-
denklich war es, dass er sich zur Durchführune der eewünschten Reicbs-
einheit selbst gegen des Kaisers Willen zu handeln, sidi sogar mit Frank-
reich und Schweden zu verbinden entschloss. Nach Erreichung seines Zieles
hoffte er sich der Verbündeten dann schon zu entledigen. So worden seine
Wege gefahrvoll, endlich vemrtheilenswerth. Eigennutz schädigte sein
Wiirken, Verhältnisse liessen seinen Plan nicht gelingen, aber er ist nicht
ohne staatmäimische Grösse. Zu Grabe gegangen ist seine Idee nicht, modi-
ficiri ist sie heute verwirck licht.
Silberblick«
In Mor. Aug. von Thümmels Reise in die mittäglichen Prorinsen
von Frankreich lesen wir folgende Stelle (Stereot^pausgabe der nimmtl.
WW. I S. 111;: «Indess nun meine Seele während dieses körperlichen Wohl-
behagens, sich von dem Glücke ihrer theilnehmenden Eimpnndanff belastet
fühlt, sage, woher soll bei diesem Zusammenströmen geistigen andleibli<Aen
Lebens, das vielleicht nie ein Gelehrter in dieser Verbindung gekannt hat,
woher sollte unsere, für den Hausbedarf zwar nothdürftig gebildete — fiir
höhere Gefühle aber immer arme Sprache zu einem Kraftworte kommen,
das die Seligkeit dieses Zustandes bezeichnet? Die Metallurgie hat eins
für den Schimmer, den das durchglühte kochende Erz auf eine Sekunde
von sich wbrfl, wann es, v)n allen beigemischten fremden Theilen gereinigt,
den hö<*hsten Grad der vollendeten Scheidung eireicht hat .— ein Wort, das ich
ihr mit Vergunst der Obern entlehne. Diesen Tag also mit seinem Anhange
erlaube mir, lieber Eduard, den Silberblick meines Lebens zu nennen!
Möchte er nicht auch, wie bei den edlen Metallen, nur du Schimmer —
und der Uebergang zur Verkühlung — nicht auch schon der Anfang seiner
Verdunkelung seyn ! Aber wie kann hienieden Reinigkeit and Brauchbarkeit
fUr die Welt bestehen? Werden nioht Metalle und Seelen nor desto mehr
an innerem Gebalte Verlieren, je |i;e«cbwinder lie anter den Hunden des
KünnUers eine nntsliche Form erhalten, and unter dem Georiige eines Fär-
bten in ümlaof gesetit ond verdammt werden, Handel and w andel auf ihren
Märkten za fördern? — «
Da Tbümmel seinen Reiseroman, in dessen erstem Theile sich diese
Stelle findet, 1791 bei Göschen in Leipzig su yeröffentlicben besann, so
rniis^ man wohl annehmen, dass es um jene Zeit mindestens noch unge-
wöhnlich war, bei der Uebertragun^ des Wortes Silberblick, nach wel-
cher dasselbe «uneigentlich,'^ wie es m Campu*s Wörterbuche der deutschen
Sprache heisst, »für einen glänzenden, schönen, aber schnell verübergehenden
Zustand gebraucht wird,* an die gleichnamige Erscheinung zu denken, die
bei der, durch die sogenannte Treibarbeit bewirkte Ausscheidung des
Silbers beobachtet wird. Und so mag Jean Paul der Methapher em an-
deres Bild, wie das des flüchtig aufleuchtenden Sonnenscheins, zu Grunde
gelegt haben, wenn er in seiner 1789, also nur etwa zwei Jahre ▼orThüm-
mels humoristischer Reisebeschreibung herausgegebenen Auswahl aus des
Teufeb Papieren schreibt (Siimmtl. W W. Berlin, bei G. Reimer 1826 -28. XV
S. 158): vSo wenig tiefes Nachdenken darum, weil es sich oft in Erbrechen
und Polluzionen schlosn, mit beiden eine herunterstellende Verwandtschaft
hat; so wenig Leibuiz aus dem Zwieback, der ihn in den hinmüiscben Ston-
den des Erfindens erhielt, seine Monaden sog: so wenig benimmt ireend
eine Nerren-Mitteidenschaft hohen Empfindungen ihren SilberblicK.**
Sagt er doch in der ungefähr sieben Jahre vor seinem Tode niederge-
schriebenen Geschichte seiner Kindheit, wo er eben auch nur Ton einem
Silberblick in dem Leben seiner Knabenzeit gesprochen, mit deutlicher Be-
ziehang auf die Sonne (Ausgew. WW., Berlin, G. Reimer 1849. XVI S. 79):
„Gewöhnlich fällt immer noch zu heissen Silberblicken der Glücksonne ein
solcher Schlössen- und Scblackenguss.'* Nichts desto weniger darf es fraglich
* Es ist vielleicht nicht überflüssig zu bemerken, dass dieser Satz mit
Ausnahme von zwei bis drei orthographischen Abweichungen ganz eben so,
wie er oben abgedruckt ist, schon in der Originalausgabe (S. 197) gelesen
wird, von der ein Exemplar aus dem Büchernachlasse «ies Freiherrn von
Meusebach in der Königlichen Bibliothek zu Berlin sich befindet. Denn
bekanntlich ist diese Aufgabe höchst selten, da sie, wie Jean Paal selbst
bezenst, bald Maculatur geworden ^flener Brief an den Leibgeber anstatt
der ^rrede zu den Palingenesiea XVill S. Vlll), und mancher, der die-
selbe zu vergleichen ausser Stande ist, könnte ohne von dem wahren Sach-
verhalt unterrichtet .zu sein, wol auf den Gedanken kommen, dass an unserer
Stelle gerade der Ausdruck Silberblick auf nachträglicher Aendemnff
berohen und zu dem «Schmink^oecksilber* gehören düifie, das Jean Paul
nach seinem eigenen Greständniss in der zweiten Ausgabe seiner Teufels-
Jmpiere hin und wieder «zum Verbessern der Farbetgebraucht" (Vorerinnerang
ur die Leser der sämmtlichen Werke XV S. V). Auch hat es in derThat
den Anschein, als wenn dieses Wort wenigstens als Zusammensetzung in der
zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts bis um die Wen<le desselben noch
nicht recht üblich gewesen sei. Denn von Adelung bt es auch in der zwei-
ten Aasgabe seines Wörterbuches nicht aufgeiührt, obschon die Ausdrücke
Blick des Silbers, blicken des Silbers und Blicksilber in den
betreffenden Artikeln als technische Bezeichnungen der Erzscheidekunst er-
läatert werden. — Aus welchem Werke Jean rauls das bei Campe ange-
führte Beispiel «der Silberblick der Jugend* entnommen ist, weiss ich
aogenblicklich nicht zu sagen, wol aber, dass es weder in den GrönläntUschen
Prozessen, noch in der Auswsld aas des Teufels Papieren steht^ also in kei-
ner der beiden Schriften Jean Paal's, die vorThümmels Reise in die mittäg-
lichen Provinzen von Frankreich erschienen sind.
938 liifloeileii.
scheineiiY ob Thümmel, wie er selbtt doch aagenschdnlich glaubte, in Wifk-
lichkeit der erste unserer Schriftsteller gewesen ist, der bei dem figürlichen
Grebraoche des Wortes Silberblick von dem damit bezeichneten metal-
lurgischen Phünomen ausgieng, und es wäre wol erwünscht, in deutschen
Wörterbüchern hierüber Auskunft zu erhalten. In den mir zugänglichen
Werken dieser Art ist bis jetzt freilich selbst die aus Thümmel angeführte
Stelle, die in lexikalischer Beziehung jedenfalls erwähnenswerth erscheint,
unerwähnt geblieben, was namentlich bei Sanders befremdet, in dessen
Quellenverzeichnisse Thümmels Werke sich ausdrücklich genannt finden, und
der sie sonst verhältniismässig auch ziemlich viel benutzt hat. Denn wenn
Weigand, der gerade für die Geschiebte der Wörter und ihre Etjnmolo^e
so verdienstliches geleistet, das Wort Silberblick ganz übergehtl so^ ist
das vielleicht zu bedauern, darf ihm aber bei der durch den Umfang seines
Buches in Hinsicht der Ableitungen und Zusammensetzungen gebotenen Be-
schränkung als Auslassung kaum ungerechnet werden.
Im übrigen will ich, da ich einmal auf dieses Wort zu sprechen ge-
kommen bin, von seinem Gebrauche hier noch zwei Beispiele ei^enthümlicher
Art beizufügen mir erlauben, die zwar mit der obigen Frage m keinem un-
mittelbaren Zusammenhange stehen, in einem ausführlicheren Wörterbnche
der deutschen Sprache »her doch wohl ihre Stelle finden; müssteu. G. Ch.
Lichtenberg sagt nämlich in der Erklärung der hogarthischen Kupfer-
stiche 8. Lief. GötUngen 1796. S. 87: »Vor der eisernen Kiste, in welcher
das gemünzte Gold zu Tausenden liegt, und in deren ungemünztem Metalle
sich der Tag der Erlösung spiegelt, steht cUs andere Hausthier, die
verhungerte Katze, jammernd über den kalten Silberblick. Und 4. lief.
Göttingen 1798. S. 24: »Alles, whb er da (nämlich im Spiegel) sehen könnte,
wäre höchstens ein Bischen Silberblick von seinem Pracht-Ermel.**
Gambinnen. J. Arnoldt.
Später eingesandt — Nachträglich bemerke ich. dass das Wort
Silberblick mit der aus der Metallurgie hergenommenen Metapher, aber
in einem von ThümmeU Anwendung wesentlich verschiedenen Sinne von
Schiller schon in der Anthologie auf das Jahr 1782 gebraucht ist. Denn
dort heisst es in der dritten Strophe des Gedichts: Rousseau (K. Gödeke's
historisch-kritische Ausgabe I S. 221):
«Und wer sind sie, die den Weisen richten?
Geisteriichlaken, die zur Tiefe flüchten
Vor dem Silberblicke des Genies."
G. J. Am.
Bibliographischer Anzeiger.
Allgemeines.
F. Brummer, Der poetische Lesestoff*, seine Behandlang an«! Verwerthung
za ÄofsatEÜbungen in der Volkmchale. (Berlin, Stubenrauch.; Ift Sgr.
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Goethe's Sprüche in Prosa. Zum ersten Male auf ihre Quellen zurück-
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Lessing's Emilia Galotti. Mit einer Einleitung: £. G. auf der Bühne von
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W.V.Goethe, Faust. IPart, translated in the original metres byBayard
Taylor. (Leipzig, ^rockhaus.) 1 Thhr.
W. V. Eschenbach, Parzival u. Titurel. Hrsg. r. K. Bartsch. 8. ThI.
(Leipzig, Brockhaus.) t Thlr.
S40 Bibliographitdier Anaeiger.
Dichtangen ▼on Hans Sachs. Herausg. von Tittmann. (Leipsig, Brock-
luius.) 1 Thir.
Kadrun. Herausg. n. erklärt von Ernst Martin. (Hallo, Waisenhaus.) iVsThlr.
F. Haas, Tableau historique de la litt^rature fi*an9aise. 4. liv. XIX. si^de.
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S. A. Neumann, Praktischer Lehimeister der ungarischen Sprache. (Pest,
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lieber
Bulwer's* Uebersetzungen Schiller'scher Gedichte
im Vergleich mit den Originalen.
Yoa
Dr. X. Böddeker in Frenslau.
Saromtliche neuere Sprachen haben den Accent zum rhyth-
mischen Principe ihrer Metrik gemacht. Gleichwohl konnte das
Princip nicht allen Sprachen dieselben Gesetze hinsichtlich ihrer
Poetik vorschreiben. — Die Laute einer jeden Sprache haben
einen eigenthümlichen , individuellen Charakter. Das Ohr
kennt ursprünglich nur den Klang der Muttersprache, an der
Muttersprache wird die Aesthetik des Gehörs gebildet; nur
über die Harmonie oder Disharmonie solcher KlängCi welche
der Muttersprache angehören, hat das Ohr entschieden. Daher
wird nur derjenige, welcher sich in die Klänge zweier Sprachen
mit verschiedenen Lantsystemen so hineingelebt hat, dass sein
Ohr für jede derselben individuell zu empfinden im Stande ist,
das poetisch Schöne beider objectiv zu würdigen wissen; nicht
derjenige, welcher die Klänge einer fremden Sprache an denen
seiner eigenen messen will.
Auch eine solche Fähigkeit zur Beurtheilung dichterischer
Erzeugnisse einer fremden Sprache möchte noch nicht genügen,
wenn es sich um die Kritik von poetischen Uebertragungen
ao8 einer Sprache in eine andere bandelt. Hierzu gehört eine
Kinsicht in die durch das unterschiedene Lautsystem der einen
und der anderen Sorache bedingten Eigenthümlichkeiten ihres
Versbaues.
* The Poems and Ballads of SchUler, translated hj Sir Edward Bnlwer
Lytion, Bart.-Tsacbnitz Edition, vol. LIX.
AichlT f. n. Sprachen. XL1X. 16
242 Ueber Bulwer^s üebenetzungen ScbiUer*8cher Gedicbte
Man mu88 sich darüber klar werden, welche Formen der
Poesie in beiden Sprachen gleichen Werth haben, d. h. weldie
Formen in der einen wie in der anderen Sprache einen Wohl-
klang von gleichem Charakter hervorrufen, dieselbe Empfindung
erzeugen. Neben diesen wird man andere metrische Erschei-
nungen in der einen Sprache finden, welche zwar ebenfalls in
der anderen Sprache nachgebildet werden können, dort aber
nicht von gleicher poetischer Bedeutung sind. Endlich wird
man sich durch eine Vergleichung des lautlich-harmonischen
Verhaltens beider Sprachen überzeugen, dass manche poetische
Formen, die der einen Sprache angehören, in der anderen ge-
radezu unmöglich sind. Ich werde daher einer Beurtheilung
der Uebersetzungen Bulwer's einiges über das lautlich-poetische
Verhalten der englischen Sprache gegenüber der deutschen
Sprache, soweit dies hier in Betracht kommen kann, voraus-
schicken.
Der wesentlichste Punkt ist die unterschiedene Geltung der
unbetonten Silben in beiden Sprachen. Im Deutschen hat jede
unbetonte Silbe einen bestimmten, unwandelbaren Werth. Das
Verstummen einer solchen tritt nirgends ein, eben so wenig die
Verschleifung zweier neben einander stehenden Senkungen zu
einer einzigen ; jede derselben wird getrennt mit der ihr gebüh-
renden Quantität ausgesprochen. In Folge dessen hat in der
deutschen Sprache ein jedes Wort seinen bestimmten rhythmischen
Klang, die ganze Sprache hat ein festes rhythmisches Gepräge.
Nicht so die englische Sprache. Sie hat die Neigung, die
nicht accentuirten Silben möglichst zu verflüchtigen; von einem
einheitlichen quantitativen Werthe derselben gegenüber den be-
tonten Silben kann bei den meisten nicht die Bede sein. Die
unbetonte Silbe wird mit einem mehr oder weniger unbestimm-
ten Vocallaute, dessen Charakter vorwiegend von den das Vo-
calzeichen umgebenden Consonanten bestimmt wird, an die be-
tonte angeschlossen; um so leichter und flüchtiger, je fliessender
sich ihre Consonanten an die der Tonsilbe anlehnen.* Daher
die Erscheinung, dass im Verlaufe der Sprachentwickelung die
* Auf den Unterscbied zwischen hoch- und tief betonten Silben Bück*
sieht zu nehmen, würde an dieser Stelle von geringem Interesse sein.
im Vergleich mit den Originalen. 248
Mehrzahl der Suffixe und Präfixe den unbestimmteeten aller
Vocale, das e erhalten haben, welches nur dann tonend und in
Folge dessen silbenbildend ist, wenn der ihm folgende resp.
vorangehende Consonant sich nicht ohne vocalische Vermittelung
an die Tonsilbe anschliesst, wenigstens kann dies im Allgemei-
nen als Gesetz für die jetzige Aussprache solcher Silben gelten,
Ausnahmen davon sind z. B. das er des Comparativ und das
est des Superlativ. In der Conjugation das einzige Suffix ing,
welches immer silbenbildend ist! In der Declination keines I
Aber auch die wirklich hörbaren Silben mit tonlosen* Vocalen
haben nicht sSmmtlich gleiche lautliche Geltung gegenüber den
betonten Silben.** Nehmen wir hinzu, dass eine sehr grosse
Anzahl der dem englischen Sprachschatze angehörigen Worter
germanischen Ursprunges früher klingenden Ausgang gehabt,
durch das Verstummen der Endsilbe aber stumpfen Ausgang
erhalten hat, so ergeben sich als Regeln für den Lautunterschied
der englischen und deutschen Sprache:
1) Im Englischen ist die Zahl der Wörter mit (weiblichem)
klingendem Ausgange seltener als im Deutschen.
2) Der Bhjthmus des klingenden Ausganges ist nicht von
demselben Chfirakter in beiden Sprachen.
3) Eine fernere Folge eben dieser Neigung, die unbetonten
Silben möglichst flüchtig verklingen zu lassen, ist es nun auch,
wenn der Engländer mehrere neben einander stehende Senkun-
gen zwischen zwei Hebungen möglichst eng an einander zu
schliessen, in einander zu verschlingen und zu einer ununter-
brochenen Brücke zwischen den Hebungen zu machen bemüht ist.
4) Weiterhin würde hier in Betracht zu ziehen sein die
eigenthümliche Tonfarbe, wenn ich mich so ausdrücken darf,
der englischen Sprache überhaupt, d. b. der Klang des tönen-
den Bestandtheils der Sprache, der Klang der Vocale. Unsere
* Kiae bestimmt begrenzte Unterscheidung zwischen unbetonten Silben
von grösserem und solchen von geringerem lautlichen WerChe. wie etwa im
Mittelhochdeutschen, lüsst sich für das Englische nicht aufstellen. Nur ffilt
im' Allgemeinen die Regel, dass ein einsilbiges Wort an unbetonter Stelle,
Präposition, Conjunction oder Adverbium, eine mehr hervortretende lautliche
Geltmig hat, als ein blosses Prüfix oder Suffix.
^ Näheres über den wechselnden Werth der Vocale als silbenbildende
Elemente, zugleich mit Rücksicht auf das historische Nacheinander, siehe
Sachs, Wissenschaflliche Grammatik der englischen Sprache, B. II, p. 877 ff.
$44 üeber Balwei^s Ueberseteangcn Schiller'scher Gedichte
Muttersprache besitzt eine Anzahl von Vocalzeichen mit einheit-
lich bestimmten Lauten, — auf dialectische Unterschiede darf
natürlich hier keine Rücksicht genommen werden, — welche
daher nur quantitativ, nicht qualitativ variiren können. In der
englischen Sprache hingegen kann ein und dasselbe Vocalzeichen
lautlich sehr verschieden erscheinen: sogar in einer graphisch
ganz gleich oder ähnlich gestalteten Verbindung kann dasselbe
Vocalzeichen lautlich verschiedene, sich mehr oder weniger fern
stehende Gestaltungen annehmen.
Wenden wir diese Eigenthümlichkeiten des englischen Laut'
Systems nun specieller auf das Verhältniss der englischen Metrik
zur deutschen an, so wird sich für den Unterschied zwischen
beiden Folgendes ergeben:
1) Klingende Reime müssen in der englischen Poesie selten
auftreten. Am ausgeprägtesten werden sie sein, wenn sie ge-
bildet sind von Wörtern romanischer Herkunft mit dem Tone
auf der vorletzten Silbe (devotion; nature). — In denjenigen
Dichtungsgattungen, welche sich von der prosaischen Darstel-
lungsweise nicht allzusehr entfernen: im Epos, in der Ballade,
im beschreibenden Gedichte, auch im Drama, wird daher der
stumpfe Versausgang gewöhnlich zu finden sein. Ein Blick in
eine erzählende oder beschreibende Dichtung von Byron oder
Pope, oder ein in Versen verfasstes Drama Shakespeare's —
der blank verse eine englische Erfindung! — überzeugt uns,
dass unsere Annahme uns nicht getäuscht hat.
2) Ein englisches Metrum mit klingendem Schluss wird
keinen wesentlich anderen Eindruck hervorrufen, als dasselbe
Metrum mit stumpfem Ausgange; ftir die deutsche Metrik gilt
das Gegentheil, wenigstens im Allgemeinen. Es wird daher,
zumal in den oben erwähnten Gattungen der Poesie, den Dich-
tem unbedenklich gestattet sein, hier und da einen klingenden
Vers in ihre Dichtung einfliessen zu lassen — eine Freiheit,
von der auch jeder Dichter ohne Bedenken Gebrauch ge-
macht hat
3) Als eigenthümliche, bezweckte Reimart wird sich der klin-
gende Versausgang nur in Dichtungen von besonders künstleri-
schem Geprilge vorfinden, und auch hier in der Regel nicht.
4) Metra, in denen je zwei Senkungen zu einer Hebung
im Vergleich mit den Originalen. 245
gehören, können in der englischen Poesie vorkommen und kom*
men vor. Wenn die Ineinanderschleifung zweier tonloser Silben
neben einander nicht möglich ist, oder wenn die Noth wendigkeit
des begrifflieben Auseinanderhaltens derselben auch ihre laut-
liche Trennung bedingt, so haben sie die Geltung einer zwei-
silbigen Senkung. Doch hat selbst in diesem Falle jede der
tonlosen Silben weit weniger Selbständigkeit als im deutschen
Verse desselben Metrums; ihr quantitativer und qualitativer
Werth erlangt nicht eine Auszeichnung, welche hmreichte, ein
solches Metrum — dactylisches oder anapästisches — zum
alleinigen rhythmischen Principe einer Dichtung zu machen;*
der Beim muss hinzukommen. Ungereimte Distichen mithin,
diese in den Lauten unsrer Sprache so wohlklingende Versart,
kennt der Engländer in seiner Sprache nicht.
5) Wegen der mannigfachen Modificationen und Abstufun-
gen der Vocallaute im Englischen giebt es dort viele Wörter,
für welche durchaus reine Reimwörter nur wenige vorhanden
sind. Die Dichter haben sich daher von jeher gestattet, in Be-
ziehung auf solche Wörter auch unreine Reime gelten zu lassen,
d. b. an das Ende des reimenden Verses ein Wort mit ähn-
lichem Klange zu setzen, oder auch ein Wort zu gebrauchen,
welches nur graphisch, für das Auge, reimt, nicht auch phone-
tisch, für das Ohr. Freilich wehrt sich die Poetik und die
Kritik durchaus gegen die Berechtigung dieser Art von Reimen ;
wenn wir ihr Glauben schenken wollen, kennt sie das Gesetz-
buch der englischen Poesie nicht. Aber das wahre Gesetzbuch
* Den deutlichsten Beweis liefert Longfellow^s Evangeline. Mit vorzüg-
licbeni Kunstgeschick hat der Dichter es verstanden, den Dactylus möglichst
als solchen zu markiren, d. h. an die unbetonten Stellen Silben zu setzen,
— meistens einsilbige Wörteben — welche lautlich einzeln hörbar werden
mussten. Aber eben dies Markirenmüssen missfallt dem Ohre des Englän-
ders; die hervorragende Haltung der unbetonten Silben ist für das Laut-
verbalten der englischen Sprache etwas Unnatürliches und kann daher in
der Poesie nicht als etwas Schönes empfunden werden. «He has oertainly
crippled bis genius by the unrestrained indulgence he allows to bis Ger-
man inclinations etc. His model has misled him still further, in tempt-
ing him to disguise the many beauties of "Evangeline" in the cumbrous
wri^pings of the unmanageable and unmusical hezameter/ Spald-
iD^, History of English Literatnre, p. 411. — Dactylische Maasse sind sehr
selten und, weil sie auf einem der englischen Poesie fremden
Princip beruhen, nie recht heimisch geworden. Sachs, a. a. O. H,
p. 401.
246 Uebor Balwer^ii Uebeneinuigeii Schiller'scher Gedichte
der Dichtkunst sind die grossen Dichter selbst» welche ihrer
Sprache eine Poesie gegeben ; erst das nachgeborene Erzeugniss
ihrer unsterblichen Werke ist das Gesetzbuch der Poetik. Und
unter den hervorragendsten Lyrikern Englands, selbst unter
denen, welchen wir die grösste Sorgfalt für die Reinheit des
Beimes zuerkennen müssen, finden wir keinen, der sich nicht
halbreine Reime oder Reime für das Auge bei diesem oder jenem
Worte erlaubt hätte, bei dem wir nicht, falls seine Reime ganz
rein klingen sollen, von der gewöhnlichen Aussprache bisweilen
abweichen müssten. Wir dürfen also nicht mit der rigoristischen
Vorschrift des Gesetzbuches gegen jeden nicht durchaus reinen
Reim verfahren.
Fassen wir die erwähnten Punkte, in denen sich der eng-
lische Vers wesentlich vom deutschen unterscheidet, noch ein-
mal zusammen, so ergiebt sich, dass wir dem englischen Ueber-
setzer deutscher Gedichte manche Concession machen müssen
hinsichtlich der Form, in welche er seine Uebertragung einklei-
det. Wir können vor allen Dingen nicht verlangen, dass der
Uebersetzer den Wechsel zwischen männlichen und weiblichen
Reimen beibehalten soll, durch welchen gerade Schiller seinen
Gedichten einen so eigenthümlichen Reiz zu geben verstand.
Wir müssen es billigen, wenn Verse von künstlicher Bauart,
deren Rhythmus allein auf einer Zusammenordnung verschiede-
ner VersfUsse nach einem bestimmten Principe beruht, nicht
nachgeahmt sind, wenn der Uebersetzer sie in das der Idee
des Gedichtes am besten entsprechende und seiner Sprache an-
gemessene Versmaass eingekleidet hat.*
* Balwer hat daher Recht, in der Vorrede zu seinen Poems and Bal-
lada of Schiller, T. £. p. 11, zu bemerken : In the choice of metre, adherence
haa generallv been soagLt to the eeseutial sound and spirit of theGerioan;
bnt not witnout those deviations warranted by our own laws of metrical
constructioD« and the usages, which our classical writers have rendtrred familiär
to the ear and the taste; — in such matters, indeed, the ear und ihe taste
can alone deeide the judeement, etc. — The boldest, and yet perhaps
the most pardonable deviation from the original metre, is to be fouu<l
in such poems as „The Walk" (der SpaKiergang), "Pompeii and flercnlanum,"
etc., composed by Schiller in the classic verse, for which the £ng-
lish language has no musical analogy, and for which we have,
therefore, considered ourselves at liberty to Substitute such
metres as seemed best to suit the nature of the ohjects, — or
such as an English poet, adopting subjects of a similar cha«
racter, would probably have selected.
im Vei^eicb mit den Origiiuilen« 847
Verlangen aber müssen wir» dass der Strophenbau im
Ganzen beibehalten wird ; dass die einzelnen Tbeile jeder Strophe
als solche zu erkennen sind und bei der Uebertragung einen
besonderen, unterschiedenen Charakter tragen, wenn dies im
Original der Fall war; dass die eigenthfimlichen Wirkungen
derjenigen formellen Eigenschaften des deutschen Gedichtes,
welche in der Uebertragung nicht nachgebildet werden können,
möglichst durch andre Mittel erzielt werden. Vor Allem aber
mass der Ideengehalt eines Gedichtes in der dem Dichter eigen-
thämlichen Auffassung wiedergegeben werden.* Auch die in
den Worten liegende Harmonie, der dem Inhalt eines Verses
angemessene Klang der darstellenden Worte, das harmonisch
nachbildende Element darf nicht vermisst werden.
Als eine geeignete Methode für die Beurtheilung der Ueber-
tragung einer Gedichtsammlung, in welcher die verschiedenen
Gattungen der Poesie vertreten sind, möchte nur die zu be-
trachten sein, welche ausgeht von der Vergleichung einzelner
Dichtungen aus jeder Gattung, dieselben im Original und Ueber-
Setzung nach Versbau, Strophenbau, Harmonie der Sprache
und Idee würdigt, und auf die Resultate dieser einzelnen Unter-
suchungen ihr Gesammturtheil stützt.
Auch das einzelne Gedicht muss als Ganzes beurtheilt
werden. Einzelne wohlgelungene Passus, aus ihrem Zusammen-
hange herausgerissen und in ihrem Werthe beleuchtet, beweisen
nur das Talent des Uebersetzers, diese oder jene Schönheit
seines Vorbildes in würdiger Weise nachzuahmen, wie andrer-
seits einzelne misslungene Stellen nur diese oder jene Schwäche
des Uebersetzers aufdecken. Den absoluten Werth seiner Ueber-
setzungen giebt uns diese Betrachtungsweise nicht; dieser lässt
sich nur durch den Gesammteindruck eines Gedichtes beurthei-
len. Wenn wir, noch von den Gefühlen erfüllt, in welche uns
die Leetüre eines deutschen Gedichtes versetzt hat, uns der
Leetüre seiner Uebersetzungen hingeben; wenn die neue Sprache
in derselben Weise harmonisch den Lippen entgleitet ; wenn die
Ideen und Bilder in gleicher Weise unsre Empfindung bestim-
* Every one acquainled with Schiller, knows that it is occasionally ne-
ceb^arj to traoslate bis ideas as well aa his words. A. a. O. p. II, Anni.
248 Ueber Bulwer*8 Uebeneizangen Scbiller'scher Gedichte
men; wenn wir bis zum Ende durch alle die Gefühle hindurch
geführt werden, in die uns das Original hineinzog, so werden
wir die Uebersetzung trotz einzelner Mängel eine vortreffliche
nennen müssen. — Fühlt sich dagegen unser Ohr mehrfach
durch Disharmonie beleidigt; bringt vielleicht das veränderte
Metrum nicht eine entsprechende Empfindung hervor; oder ist
der Affect der Ideen, sei es in Folge der Darstellung, sei es
in Folge einer zu wenig tiefen Auffassung des Ueber setzers,
nicht ein so inniger, fesselnder, vielleicht gar ein andrer^ den
der Dichter des Originals nicht hat erzielen wollen, so müssen
wir, und sollten auch eine grosse Menge von Versen und Stro-
phen musterhaft gelungen sein, die Uebersetzung als eine miss-
lungene bezeichnen. — Wollen wir also wissen, ob die Bulwer'-
sche Uebersetzung der Schiller'schen Gedichte den Engländern
unsem Schiller ersetzt — und dies würde nach unserem Dafür-
halten die Ehuptfrage sein, welche sich der Beurtheiler dieser
Uebersetzung vorzulegen hat — , so müssen wir einzelne
Gedichte aus jeder Dichtungsgattung in ihrer Totalität be-
urtheilen.
Ohne Zweifel hat Bulwer seinen grössten Fleiss auf die
Uebersetzung der Schiller'schen Balladen verwandt, die er auch
zum grössten Theile als die vollendetsten Dichtungen Schiller's
an die Spitze seiner Sammlung stellt.* Er beginnt mit dem
Taucher,
The Diver.
Die Strophe in Schiller's Taucher zerTällt in drei Theile,
zwei Stollen mit stumpfen Reimen und den Abgesang, welcher
klingend reimt. Der zweite Vers, der Schlussvers des ersten
Stollens, enthält nur drei Versfiisse, während jeder andre vier
Versfiisse zählt. Diese Eigenthümlichkeit bringt eine effectvolle,
vom Dichter wohlberechnete und sinnreich benutzte Wirkung
hervor. Es fehlt diesem Verse etwas, und unser Sinn für das
Ebenmaass lässt uns diese Lücke empfinden und durch ein
unwillkürliches Pausiren das Fehlende ergänzen. Die so ein-
* We bare inverted the usual order, placing tbe matui'est poems first.
Vorrede Balwer^s za seiner Uebersetzang, T. B. p. III.
im Vergleich mit den Originalen. 249
£bm^ und natürlich hervorgebrachte Pause hat für jede Strophe
ihre Bedeutung:
Die Klippe, die schroff und steil,
Der plötzlich steil abgebrochenCi unvollendete Vers erweckt die
Idee der schroffen Klippe.
Vernehmen*! nnd schweigen still,
Auch wir schweigen still» und dieses Stillschweigen l&sst uns
den Ernst der Stille um so tiefer empfinden.
Bulwer hat diesen Vers nicht in derselben VTeise wie
Schiller vor den übrigen au8gezeichnet, er entbehrt daher bei
ihm auch der entsprechenden Wirkung:
In der Tiefe brauset es hohl
Schauerlich hohl klingt es in unserer bangen Seele nach.
bat tbe crowd
Heard the wall from the deep murmur boUow and felL
Von einer gleichartigen, schon durch den Ton erzeugten Wir-
kung dieses Verses empfinden wir nichts.
Der Abgesang hat bei Schiller, vornehmlich durch seine
weiblichen Reime, eine eigenthümliche Bedeutung erhalten. Er
bildet schon in Folge seines Klanges gewissermaassen den He-
frain zu den vorangehenden Theilen der Strophe, er hat diesen
gegenüber ein besonders ernstes, würdevolles, getragenes Ge-
präge. Der Dichter hat ihn daher auch benutzt, die Empfin-
dungen der Menge zu schildern. Wie die Stimme des Fatums
klingen diese Verse den in den beiden Stollen gegebenen Er-
eignissen nach; das ahnungsvoll in unserm Innern erwachende
Gefühl der Furcht vor der Allgewalt, die den frevelhaften Ueber-
muth rächen wird, erhält in ihnen Auedruck. Eben aus diesem
Grunde wird der Dichter in diesen Versen seltener Anapäste
den mehr ernst und getragen klingenden lamben untermischt
haben. — Bei Bulwer hüpfen die beiden Schlussverse jeder
Strophe des Diver munter in Anapästen dahin und haben männ-
Ccfae Beime. Letzteres ist zu verzeihen, ersteres nicht, denn
es beweist die gänzliche Verkennung der inneren Bedeutung
der Structur dieses Theiles der Strophe, dessen abweichende
250 Ueber Balwer^a Uebersetzongen Scfailler'scher Gedichte
Bauart als rein äusserlicher, unwesentlicher Zierath ohne innere
Bedeutung angesehen worden ist
Durch die beiden bis jetzt erwähnten Abweichungen Bul-
wer's von seinem Originale hat dieser seine Strophe eintöniger
gemacht. Alles, was der Taucher an metrischer Abwechslung
bietet, bis auf die Anordnung der Reime — zwei Kreuzreime
und ein Keimpaar — hat der Uebersetzer aufgegeben, ohne für
diese wesentlichen Eigenschaften unsrer Ballade ein Aequivalent
zu schaffen.
Hinsichtlich der Auffassung und des Ausdrucks der Ge-
danken des Schiller*schen Tauchers bemerken wir im Diver
zwei wesentliche Mängel. Erstens ist es dem Uebersetzer an
vielen Stellen nicht gelungen, in der Weise Schiller^s durch den
Ausdruck die Wirkung der Vorstellung auf unser Gemüth zu
verstärken. Vor Allem aber hat Bulwer nicht gefühlt, wie unser
Dichter stets 'sich selbst in den Kreis derer versetzt, welche
den Ereignissen beiwohnen, und dadurch auch uns, seine Leser,
in denselben hineinzieht. Wir sehen unwillkürlich Alles vor
unsren Augen vor sich gehen ; die Empfindungen der Zuschauer
sind unsre Empfindungen, wir sind die Zuschauer; der Dichter
vermeidet es geflissentlich, uns aus dieser Täuschung heraus-
zuziehen. Jede Hindeutung auf ein historisches Geschehensein
in der Feme, vor unsrer Zeit, in fremden Kreisen ist, vornehm-
lich in den refrainartigen Schlussversen, deren Charakter wir
kennen lernen, umgangen. — Bulwer hingegen berichtet objectiv-
historisch, und setzt dadurch unsrer Phantasie und Empfindung
eine Schranke, die wir bei Schiller nicht vorfinden. Der ge-
nauere Vergleich einer Strophe mit ihrer Uebersetzung wird
uns über die Bedeutung dieser Mängel keinen Zweifel lassen.
Und stille wird^s über dem Wasserscblund,
In der Tiefe nur brauset es hohl,
Und bebend hört man von Mund zu Mund:
^Hochherziger Jüneling, fahre wohll"
Und hohler und hohler hört man's heulen,
Und es harrt noch mit bangem , mit schrecklichem Weilen.
0*er the surface grim silence luy dark; but the crowd
Heard the wail from the deep mnrmur hollow and feil;
Thev hearken and shnddcr, laroenting aloud —
"Gallant youth — noble heart — fare-thee-well !*'
More hollow and more wails the deep on the ear —
More dread and more dread grows suspense in its fear.
im Vergltich mit den Orij^naleo. 251
Wie unendlich bleibt die Ueberaetzung hinter dem Origi-
nale zurück. Jeder Laut in diesem ruft in uns die Em-
pfindung wach, welche die Gemüther der Zuschauenden bewegte.
Wir sehen, hören und empfinden so lebhaft, wie die Beiwohnen-
den nur haben empfinden können; noch mehr, der Dichter hat
uns selbst zu Zuschauem gemacht. Bulwer schreibt im Präte-
ritum, er berichtet von einer crowd; — Schiller lässt alles vor
unsem Augen vor sich gehen, er schreibt im Präsens. Möchte
Bulwer den Werth der Täuschung, in welche uns Schiller ver-
setzt, erkannt haben. — In der Tiefe brauset es hohl. — Wir
vernehmen das hohle Brausen; bei Bulwer hörte es damals die
crowd. —
Und bebend gebt ef von Mand zu Mund —
Ob dieses bebende Angstgeflüster, zu dessen Hörern der grau-
same Dichter uns selbst macht, unsere Seele nicht mit tieferer,
ergreifenderer Gewalt erfasst, als der Bericht Bulwers vom lau-
ten Lamentiren der unbekannten Menge? Es gleitet mit den
Worten: Uochhersiger Jüngling, fahre wohll — ein leiser,
banger Seufzer langsam über unsre Lippen.
Der folgende Vers ist bei Schiller ein wahres Muster-
beispiel poetisch nachahmender Darstellung:
Und bobler ond bobler bort man^s beulen —
Diese vierfache Alliteration, verbunden mit Assonanz, giebt in
genialer Weise den Eindruck wieder, den das dumpfe Getöse
der Wasser in grauser Tiefe auf die Gemüther der Umstehen-
den hervorbringt. Wir selbst, die wir das Geschehene noch
einmal erleben sollen, wir sollen das hohle Heulen selbst ver-
nehmen; auch in unserm Herzen soll das schreckliche Tosen
der Tiefe die bange Erwartung wach rufen. — Der dumpf ver-
klingende Ausgang — heulen — erhebt vollends das Onomato-
poetische dieses Verses zur Vollkommenheit. Wie ein heulend
wachsender Windstoss, dem ein unheimliches Sausen folgt, so
klingt das heulende Getöse der Tiefe. — Bulwer hat in dem
entBpsrechenden Verse nichts die Idee desselben lautlich Cha-
rakterisirendes. Auch sein hüpfendes anapästisches Metrum ist
nicht geeignet, das wachsende Brausen nachzuahmen, welches
252 Ueber Balwer's Uebertetsungon Schillei^scher Gedichte
aus den wogenden Wassern herauftönt. Er hat offenbar auch
hier wiederum die Absicht Schiller'sy uns das Geschehene selbst
erleben zu lassen» uns in den Kreis der Zuschauer hineinzu-
versetzen und deren Empfindungen uns empfinden zu lassen«
nicht begriffen.
Schliesslich können wir auch die Uebersetzung des letzten
Verses dieser Strophe nicht gutheissen:
Und es harrt noch mit bangem, mit schrecklichem Weilen.
Dies bedeutungsvolle ^^s/ ^^^ nicht wir selbst sind, denn
unser Verstand hat den verwegenen Taucher längst aufgegeben ;
dies unbestimmte Etwas, das unsre Augen noch auf den Punkt
heftet, wo unsre Hoffnung begraben liegt, es ist das Es, wel-
ches uns aufrecht erhält, wenn nach unsrer menschlichen Ein-
sicht uns Alles genommen ist, dessen Tröstungen wir uns so
gern hingeben. Das mit unsrer Natur verwachsene Bewusst-
sein von dem Walten des Geschickes, dem unser Verstand und
Wille nicht seine Wege vorschreiben kann; das unwillkürliche
Gefühl von der unendlichen Allmacht des allwaltenden Gottes.
-- Dies Es ist durch Bulwer's suspenso bei Weitem nicht er-
setzt. Auch in diesem Verse lässt uns Schiller mehr empfinden,
Bulwer zielt mehr auf eine klare Beschreibung des sich Zu-
tragenden hin.*
Wie in dieser Strophe, so hat der Uebersetzer im ganzen
Gedichte die wesentliche Absicht des Dichters verfehlt ; die Ab-
sicht, nicht objectiv-historisch zu berichten, sondern das Ereig-
niss vor die Augen des Lesers hinzufuhren und ihn unter den
Einfluss desselben zu stellen. Es fehlt somit der Uebersetzung
gerade das, was dem deutschen Gedichte den Hauptreiz ver-
leiht. In Hinsicht auf die übrigen Strophen wei*den wir uns
daher mit einzelnen Bemerkungen begnügen können.
In Strophe 4 tritt die Charakteristik des Jünglings bei
Schüler mehr markirt hervor, als in der Uebersetzung. Schil-
ler^s Jüngling macht auf uns einen etwas anderen Eindruck,
als der Jüngling bei Bulwer, sein keckes Wesen tritt in den
Vordergrund. Die sprachliche Darstellung hebt diese Keckheit
Im Vergkioh mit dao OriginaleiL S6S
ToiireflPlich bevor; der zweite, kürzere Vera der Strophe ist
hierfür wieder von wesentlicher Bedeutung:
Und ein £delknecbt, saoft ond keck — ,
Und den Gürtel wirift er, den Mantel weg.
Bei Bulwer hebt die kecke Verwegenheit des Jünglinge nicht
in demaelben Maaaae hervor:
Till a yoath with an aspect nnfearin^ bnt gentle, . . .
Unbttckling lii« girdle, and doffing bu mantle, —
Es liegt eine blosse Beschreibung vor; die Sprache iet nicht
als Mittel verwandt, durch ihren Klang den Inhalt äusserlich
zu veranschaulichen.
Die folgende Strophe enthält eme durchaus dunkle Stelle:
Lo! the wave tkat for ever devourt tfae wave,
Casts roaringly up tbe cbarjbdis again.
Diese Verse sollen Schillers:
Die Wasser, die sie binanterschlang,
Die Charybde jetzt brüllend wiedergab —
öbereetzen. Es möchte schwer werden, den Bulwer'schen Wor-
ten eine klare Vorstellung zu Grunde zu legen. "Wie anschau-
lich hingegen ist die Beschreibung des Originals.
In Strophe 8 mochte Bulwer's ^hark'' nicht am Platze sein.
Nachdem wir auf den verwegenen Sprung des Jünglings vor-
bereitet sind — derselbe hat soeben seine Seele den Händen
Gottes anvertraut — , kann uns der Schreckensruf der Menge
nicht mehr als ein fremdes, unerwartetes Geräusch erscheineni
auf welches wir durch ein ^Horch^ erst aufmerksam gemacht
werden müssten. Wie wahrheitsgemäss ist dagegen Schiller^s
Darstellung:
Der Jüngling sich Gott befiehlt,
Und — ein Schrei des Entsetzens wird rings gehört.
Wir sehen den Verwegenen hinunterstärzen und im nämlichen
Momente dringt der Schrei des Entsetzens schaurig in unsre
Seele.
In der 14. Strophe hat Bulwer Schiller's: Es behielt ihn
254 Ceber Bulwer^s Ueberaeizoogen &ehiller'scber Gedichte
nicht — wiedergegeben durch : The ocean has render'd its prey.
In der Tiefe des geheimnissvollen Strudels, dessen Wesen und
Weg Niemand kennt, der Phantasie das grausige, gewaltige
^jEs** zu zeigen, ist von unersetzlich poetischer Wirkung. Bul-
wer's Umschreibung enthält Nichts als die Thatsache der Ret-
tung objectiv dargestellt.
Mancherlei lässt sich gegen die Uebersetzung der 16. Strophe
einwenden. Eine wesentliche Bedingung guter Poesie ist Klar-
heit ihrer Ideen und Bilder. Nicht das abstracto darf als Sol-
ches Gegenstand der Poesie sein, es muss sich hinter sinnlich
anschaulichen, schönen Formen verbergen; wie die Malerei und
Plastik muss auch sie ihre Ideen in sinnlich schönen Bildern
vor uns hinstellen. In ihr muss das Geschehen, in dessen Ur-
sachen der Verstand nicht einzudringen vermag, auf das Wirken
eines Wesens zurückgeführt werden, welches als ein concretes
Dasein in bestimmter Gestalt unsrer Phantasie entgegentritt
Schiller ist es vornehmlich, der von diesem Grundsatze durch-
drungen ist Wo finden wir das erhabene, gewaltige, für den
gemeinen Verstand unergründliche Walten der Gottheit in sei-
nen verschiedenen Erscheinungen klarer, poetischer und fiir unsre
Vorstellung fasslicher personificirt, als in der griechischen Götter-
welt? Daher hat gerade Schiller den alten Olymp, der übrigens
aus eben diesem Grunde für die Poesie nie gänzlich ausgestor-
ben war, von Neuem in ein lebendiges Dasein gerufen und fiir
die Poesie die alten Götter in ihre Sechte wieder eingesetzt.
Eben deshalb sind die meisten Lieder geistlichen Inhidts von
sehr geringem poetischen Werthe, weil sie uns abstracte Ge«
walten handelnd zeigen, was unsre Phantasie nicht fassen kann.
Wir sollen nicht denken in der Poesie, wir sollen empfinden,
und zwar deutlich und schön empfinden. — Vergleichen wir
daher einmal, von diesen Gesichtspunkten ausgehend, Schiller'a :
«
Der Mensch versuche die Götter nicht —
mit Bulwer's:
Nor Man Stretch too far the wide mercy of fieaven.
Schiller lässt uns einen Blick werfen in die Versammlung der
Götter; wir sehen den alten Vater Zeus dumpf grollend sitzen.
im Verglttob mii deo Originalen. 255
nnd zittern bei dem Gedanken, er möge seine donnerade Ver-
niditQngsBtimme hören lassen; — ein lebendiges, klares Bild.
— Bulwer weist uns hin auf ,,die Gnade des EBrnmels," eine
zwar sehr gewöhnliche Anschauung, der aber jede sinnliche
Anschaulichkeit abgeht; vielleicht um so mehr, eben weil sie
uns so gewöhnlich geworden ist, dass wir gedankenlos über sie
hinweglesen. Bulwer hätte seine Leser ohne Bedenken mit
Schiller einmal in den alten Olymp einfuhren können. — Den-
selben Vorwurf der Unklarheit kann man dem letzten Verse
dieser Strophe machen:
The veil wbich is woven witb Terror and Night,
ist ein unklares und deshalb unpoetisches Bild. Den Worten
Schiller's :
Was sie gnädig bedecken mit Nacht und Granen —
kann man diesen Fehler nicht vorwerfen.
Ein einziges Mal, in Strophe 22, hat Bulwer Schiller's
,.E8^ wiedergegeben. Die Bewunderung, welche dies nEs^
hervorgerufen hat, ist ihm wohl bekannt. (The It in the ori-
ginal has been greatlj admired, sagt er selbst.) Aber dennoch
scheint es ihm nicht recht bewosst zu sein, worin die Bedeu-
tung dieses „Es^ liegt. Sein ^IC* verliert allen Werth, indem
ihm sofort ein bestimmter, sinnlicher Gegenstand zu Grunde
gelegt wird:
It aaw — the dread bnndred-limbed creature — its prey, —
Die letzte Strophe des Originals hat etwas besonders Ernstes,
Gedankenschweres, zumal der letzte Vers. Der Dichter hat
dies in den Ton desselben dadurch hineingelegt, dass er ihn
nur aus lamben gebildet hat und ausserdem eine Senkung hat
fehlen lassen:
Den Jüngling bringt keines wieder.
Bulwer ist wieder rein erzählend, ohne der Empfindung des
L#eser8, der den Gedanken des Gedichtes gefolgt ist, Rechnung
zu tragen:
But no wave erer bringe tbe lost jouth to tbe sbore.
156 Ueber Bulwer*8 Uebersetsangen Schiller^acher Gedichte
Der Uebersetzer des Diver hat also in sehr vielen und
wesentlichen Ponkten sein Orij^nal nicht erreicht Gleichwohl
mfissen wir zugestehen» dass Einseines meisterhaft wiederg^e-
ben ist.
And, as with tbe swell of the fsr thander-boom,
RoBbes foamingly forth irom the beert of tbe gloom. (Strophe 12.)
Der üebersetzer hat das Bild des Originals beibehalten und
die dargestellte Erscheinung auf entsprechende Weise sprach-
lich nachzuahmen gesucht. Die Beimart ist sehr passend ge-
troffen und die Alliteration glücklich und effectvoU.
Auch das „Wallen und Sieden und Brausen und Zischen*'
im Eingange der folgenden Strophe vermissen wir bei Bulwer
nicht. — Der zweite Vers derselben Strophe enthält eine wohl-
gelungene Erweiterung und Verdeutlichung der betreffenden
Stelle des „Taucher.*"
As when fire is with water commized and conteodlng —
Beide Stufen dieses Prozesses, die Bulwer durch zwei Verba
ausgedrückt hat, liegen freilich schon in Schiller's „sich mischt**.
Aber der lebhafte Widerstand der beiden Elemente gegen ein-
ander ist durch den Ausdruck „sich mischt** nicht so anschau-
lich dargestellt, dass nicht eine weitere Ausfuhrung und mar-
kirtere Zeichnung von diesem Vorgange willkommen wäre.
Die Strophe gehört überhaupt zu den schönsten der Ueber-
setzung. Auch ihr Schluss ist eines grossen Dichters würdig:
And it never will reat, nor from traTStl be free,
Like a aea ihat is labouring the birth of a aea.
Auch Strophe 13 gehört zu den besseren der üebersetzung.
Der „finster fluthende Schooss** hat in „the far-floating gloom**
ein würdiges Aequivalent gefunden.
Fassen wir schliesslich das zusammen, was den Taucher
von seiner Üebersetzung hauptsächlich unterscheidet, so finden
wir, dass Schüler eigenes tiefes Empfinden darstellt, Bulwer
hingegen als gewandter, der Sprache mächtiger Dichter Vor-
stellungen seiner Phantasie, Bilder ausser ihm vorfuhrt, an
denen das Empfinden seines Herzens keinen Antheil nimmt.
im Vergleicli mit des OrigUialeD. S5T
In denjenigen Strophen^ derer Inhalt mehr objectiv erzählend
oder beschreibend ist, in denen grossartig schöne Bilder vor
unseren Augen entworfen werden ; überhaupt da, wo nicht die
empfindende Seele des Dichters seinen Worten tiel eingehaucht
ist, da ist Bulwer ein im Ganzen sehr glücklicher Uebersetzer.
So besonders in den zum Theil erwähnten Strophen 10, 12 und
13. — Als. Original würde Bulwer's ^Diver^ gewiss nicht ohne
Werth sein, Schiller's „Taucher^ ersetzt diese Dichtung ihren
Lesern nicht
Aber nur wenige Uebersetzungen der Schiller'schen Balla-
den sind ihren Vorbildern so wenig ebenbürtig, als die bespro-
chene. Ueber
The Cranes of Ibycus
dürfte unser Urtheil anders lauten.
Der Strophenbau dieses Gedichtes ist in der Uebertragung
genau nachgebildet; den Wechsel zwischen stumpfen und klin-
genden Reimen vermissen wir allerdings auch hier wiederum.
Doch büssen wir dabei diesmal nicht so viel ein, weil in den
Kranichen des Ibycus dieser Wechsel nur dem äusseren Zwecke
des Wohlklanges dient , nicht zu gleicher Zeit den inneren
Zwecken der Idee. Bei Bulwer finden wir wie bei Schiller acht
vierfossige lamben, von denen die vier ersten paarig, die vier
letzten kreuzweise reimen. Wenn hier und da, ohne bestimmte
Regel, weibliche Reime in der Uebersetzung erscheinen, so be-
einträchtigt das die Harmonie und Gleichheit des Strophen-
baues nicht.
Vorzüglich ist es dem Uebersetzer in diesem Gedichte ge-
lungen, die Beschreibungen und Bilder genau in den Farben
und Umrissen des Originals vor unsern Augen zu entwerfen,
selbst da, wo er sich durch Umschreibungen ziemlich weit vom
deutschen Texte entfernen musste. Als Beispiel kann die zweite
Hälfte der ersten Strophe dienen;
Wenda Ibycus — whose lips the sweet
And ever-yonng Apollo fires;
The staff sappoits the wanderer's feet —
The God the poet's soal inspiresl
Die Worte SchiUers sind nicht getreu wiedergegeben ; auch
AkUt t D. SpncbMi. XlilX. 17
958 üeber Bidwei^f Uebenetmogen Sehillei^scher Oedichte
die einzelnen Zeilen enthalten nicht den Umfang der Ideen, den
sie im Originale haben. Aber dennoch gewinnen wir durch
diese Verse ganz dieselbe Vorstellungi welche der Schiller'sche
Text hervorruft, kein Strich der Zeichnung des Originals fehlt.
Der mit diesem Vertraute möchte kaum gewahr werden, dass
er nicht eine sich an dasselbe eng anschliessende Uebersetzung
vor sich hat.
Das Meisterwerk einer Uebersetzung aber ist die zweite
Strophe :
Soon from the mountain-ridges high,
The tower-crown'd Corinth greets his eye;
In Neptnne'fl croTes of darksome pine,
Ue treads with shudderiog awe divine;
Noaeht Uvea aroand him, save a swarm
Of Cranea, that atill paraaed bis wi^ —
Lured by the Souüi, they wheel and form
In ominous groups their wild array.
Schon winkt auf hohem Bergearücken
Akrokorinth des Wandren Blicken,
Und in Poseidons Fichtenhain
Tritt er mit frommem Schauder ein.
Nichts regt sich um ihn her, nur Schwärme
Von Kranichen beffleiten ihn,
Die fernhin nach des Südens Wärme
In graulichtem Geschwader zieh'n.
Wir bewundem die fast wortgetreue Wiedergabe des Originals
in so leichter, wohlklingender, fliessender Sprache. Man möchte
fast glauben, Schiller's Worte selbst zu hören, so eng ist die
Verwandtschaft zwischen beiden im ganzen Tone der Strophe,
besonders hinsichtlich des Keimes.
Dasselbe günstige Urtheil müssen wir fast über sänmitliche
Strophen dieser Uebersetzung fällen. Als besonders gelungen
möchten die Strophen 7 bis 12 zu erwähnen sein, die sich bei
engem Anschluss an den deutschen Text in Ton und Idee zu-
gleich in schöner, harmonischer Sprache frei ergiessen.
Freilich haben die „Cranes of Ibycus^ auch ihre Mängel.
So ist der Beim in Strophe 20: Inscrutable — dwell jedenfalls
ein sehr mangelhafter, der weder dem Auge noch dem Ohre
genügt. Im Ganzen aber ist diese Uebersetzung der des
„Tauchers^ bei Weitem überlegen. Der Grund hierfür wird in
dem unterschiedenen Charakter der beiden Balladen selbst liegen.
im Vwfß/ekHk mit den Onginaleii. 5159
Die Darstellmigsweise der „Kinnicbe des IbjkuB^ ist mehr
historisch und objectiv, die Subjectivität des Dichters tritt in
dieser Dichtung nicht hervor, das eigene Empfinden desselben
über die dargestellten Ereignisse. Der Taucher hingegetf ver-
setzt uns ganz in die Seele des Dichters. In dieser nur für
das wahrhaft Gute und Schöne empfänglichen Seele gewinnen
alle Gedanken und Vorstellungen, wie in der Werkstätte eines
Künstlers, der in seinen schönen Werken seine schöne Seele
darstellt, Leben imd Gestalt — Bulwer hat ein offenes Auge
und Ohr für die Harmonie der äussern Natur. Er versteht es,
den Bildern der Natur, den Scenen, welche unter die Wahrneh-
mung der Sinne fallen, ihre poetisch schöne Seite abzugewinnen
und diese in gewandter, angemessener Sprache, in anschaulichen,
lebendigen Farben zu schildern. Dies Talent hat ihn zu einem
guten Uebersetzer der Kraniche des Ibycus gemacht. — Dun
fehlt die tief empfindende Seele, die Vorbedingung aller Lyrik;
dieser Mangel hat seinen ,,Diver^ misslingen lassen.
Bulwer mochte sich der VorzQge seiner Cranes of Ibycus
auch wohl bewusst sein, er hat dieser Ballade eine Erklärung
und Würdigung von fast zwei Druckseiten gewidmet. Freilich
hat auch der Diver eine längere Würdigung in Prosa erhalten,
aber wir werden annehmen müssen, dass Bulwer die Schwächen
dieser üebersetztmg nicht erkannt hat, zumal sie weniger in
Sprache und Ausdruck gefunden wurden, als vielmehr darin,
dass uns die Darstellung kalt lässt, dass sie nicht, wie das
Original, unser ganzes Empfinden wie ein Strom mit sich fort-
reisst.
The Eleusinian Festival.
Nicht viel ungünstiger als über die Cranes of Ibycus darf
unser Urtheil über die Uebersetzung des Eleusischen Festes
lauten. Nicht nur das Versmaass hat Bulwer beibehalten und
mit demselben die Worte in eine eben so wundervolle Harmonie
zu setzen gewusst wie Schiller, fast überall lässt er auch die
Bilder in derselben Fülle und Klarheit vor unsere Augen treten,
in der sie uns im Original entzücken. Götter, Menschen und
Natar — AUes erscheint in derselben Gestaltung, in demselben
Gewände und unter derselben Beleuchtung, wie bei Schiller. So
17 •
SdO Uebcar Bidwer's Debenetzungen Schillei'scher Gedichte
ist z. B. in Strophe 6 durch den einzigen Zusatz ^the Mother*'
Alles ersetzt, was von den Worten des Originals fehlt:
I ~ the Mother — I, alone
EUve a heart that fecäs for ManI
Doch der Menschheit Angst und Wehen
Fühlet mein gequlütes Herz.
Die Erinnerung an die nach des Küides Spur irrende Mutter
lässt uns eben so klar und deutlich die Tiefe ihres Schmerzes
erkennen, als wenn derselbe nfther beschrieben wäre.
Auch diejenigen Strophen, welche bei Schiller durch den
Wechsel von Trochäen und Dactylen vor den übrigen den Cha-
rakter begeisterter Herzensergiessung tragen, haben bei Bulwer
dieselbe Auszeichnung erhalten. (Strophe 1 u. 14.) Strophe!.:
Wind in a garland the ears of gold,
Azare Cyanes inwosen bei
Oh how gladlv shall eye behold
The Qaeen wno comes in her majesty.
Man with man in communion mixing,
Taming the wild ones where she went;
Into the peace of the homestead fixing
Lawless bosom and shifting tent.
Windet sum Kranze die goldenen Aehren,
Flechtet aach blaue Cyanen hinein I
Freude soll jedes Auge yerklären.
Denn die Königin ziehet ein,
Die Bezähmerin wilder Sitten,
Die den Menschen zum Menschen gesellt,
Und in friedliche, feste Hütten
Wandelte das bewegliche Zelt.
Einzelne Stellen sind auch in diesem Gedichte mangelhaft über-
tragen. So z. B. ist der 5. Vers von Strophe 8 ein Zusatz,
welcher die Deutlichkeit des Bildes beeinträchtigt. Wir sehen
Torher, wie bei Schiller^ die von einer Wolke umhüllte Göttin
plötzlich im Kreise der vor Schrecken erstarrten Wilden stehen,
und werden dann unterrichtet, dass sie sich heimlich hinein-
geschlichen habe.
Auch die Verse:
Take, o Zeus, this offerin^ ,
Let it soften Thee the thme —
Dass dies Opfer dir gefalle,
Lass ein Zeichen jetzt gescheb'n. —
im Vergleich mit des Origiaaleh. 261
Bind entschieden nicht eine Verbesserung des Originals, vrofur
vielleicht Bai wer die herzliche Bitte: Let it soften Thee to
thine — genommen haben mag. Die Bedeutung des plötzlich
hemiederfahrenden Blitzes, der vor allen Dingen den Wilden
die Macht des Zeus und dann das Wohlgefallen des gewaltigen
Gottes an „reinen Opfern, an Früchten, die der Herbst be-
scheert^ offenbaren solli ist bei Bulwer weit weniger deutlich,
als bei Schiller.
Abgesehen von diesen und einzelnen anderen Mängeln
ähnlicher Art ist daher auch diese Uebersetzung im Ganzen
ein Meisterwerk zu nennen.
The Ring of Poljcrates.
In der Uebersetzung der Ballade „Der Ring des Polykra-
tes^ ist von Bulwer der Versuch gemacht worden, einen Ersatz
für den Wechsel der männlichen und weiblichen Reime zu
schaffen. Diejenigen Verse, welche bei Schiller weiblichen Aus-
gang haben (1, 2,4 u. 5), sind in der Uebersetzung vierfussig;
die Verse mit männlichem Ausgange hingegen (3 u. 6) sind
nur dreifüssig. Der Erfolg ist sehr günstig. Die Strophe
macht bei Bulwer genau den Eindruck des Originals. Zudem
schliessen sich die Worte des Uebersetzers so eng an ihre
V^orbilder an, selbst die Wendungen und Uebergänge sind dem
Originale so genau nachgebildet,* auch die Reime klingen den
entsprechenden Reimen Schiller's so ähnlich, dass wir fast eine
wortgetreue Uebersetzung zu hören glauben. Ein Beispiel
möge unser Urtheil bestätigen:
He spoke, and from Miletns seilt,
Tbere came a breatbless man, and bcnt
Before the tyrant there.
*Let incense smoke upon the shrinei
And with the lively laurel twinc,
Victor, thy godlike hairl"
Und eh* der König noch geendet,
Da stellt sich, von Milet gesendet,
Ein Boote dem Tyrannen dar:
^Lass, Herr, des Opfers Düfte steigen,
Und mit des Lorbeers mantem Zweigen
Bekränze dir deiQ featlicb Haar!«
262 Uober Bulwer*0 Uebenetsongen Schiller*8cher Gedichte
Was die beiden zuletzt besprocheDen Uebersetzungen dem
Bolwer so vortrefflich hat geliogen lassen, ist wiederum der
Umstand, dass dieselben mehr beschreibend und schildernd sind,
und Bulwer ist ein guter Maler.
Rudolf of Hapsburg.
Während wir zugeben mussten, dass Bulwer im „Ring of
Polycrates'^ eine glückliche Neuerung in metrischer Hinsicht
geschaffen hat, sind wir überzeugt, dass ihm eine andere Bal-
lade, Rudolf of Hapsburg, wesentlich in Folge des verfehlten
Vers- und Strophenbaues missglückt ist. Durch den un-
gezwungenen Wechsel zwischen lamben und Anapästen erscheint
die Sprache Schiller's freier und leichter, als die fortwahrenden
lamben des Uebersetzers. — Schiller scheint eine grössere Un-
gezwungenheit des Metrums als zum Wesen der Ballade gehörig
betrachtet zu haben. Mir finden denselben Wechsel in den mei-
sten Balladen. — Dazu kommt» dass die Strophe hinsichtlich
ihres Baues nicht die mannigfaltige Abwechslung des Originals
darbietet. Hier sind die Verse 1, 3, 5 und 6 vierf üssig stumpf-
reimend, 2 und 4 dreifiissig klingend. In der Uebersetzung
sind die sechs ersten Verse jeder Strophe sämmtlich vierfussig.
Nur die vier letzten Verse sind den entsprechenden deutschen
Versen genauer nachgebildet. Der Charakter der Strophe ist
hierdurch bei Bulwer monotoner und ungelenker geworden.
At Aachen, ia imperial State,
In that time-hallow'd hall renown*d,
At solemn feast King Rudolf säte,
The day that saw the hero crown*d !
Bohemia and thy Palgrave, Rhino,
Give thiB the feaBt, and that the wine;
The Arch Electoral Seven,
Like Choral stara around the aun,
Gird him whose hand a world has wen,
The anoiuted choice of Ueaven.
Zu Aachen in seiner Kaiserpracht,
Im alterthümlichen Saale,
Sass Köni^ Rudolfs heil'ge Macht
Beim festlichen Krönunesmahle.
Die Speisen trug der Pfalsgraf des Rheins.
Es sahenkte der Böhme des perlenden Weins.
im Vergleich mit den Originalen. 868
Und alle die Wähler, die aieben,
Wie der Sterne Chor am die Sonne sich atellt,
Umstanden geschäfii^ den Uemcber der Welt,
Die Würde deü Amtes zu üben.
Der Unterechied im Tone der beiden Strophen ist ein sehr auf-
fallender, und seine Würdigung möchte nicht schwer fallen.
Ohne auf weitere Einzelnheiten dieser Ballade einzugehen, will
ich nur auf ein schiefes Bild der Uebersetzung hinweisen.
Law dawns upon tke world —
Und ein Richter war wieder auf £rden.
Die Dämmerung des Gesetzes ist doch eine eigenthümliche
Dämmerung, von der es schwer werden möchte, selbst für die
kühnste Phantasie, ein einnliches Bild zu entwerfen. Warum
für so klare, fassliche Worte ein so unbestimmtes Bild? Bulwer
beantwortet diese Frage selbst: The word substituted in the
translation is introduced in order to recall to the readcr the
sublime name given, not without justice, to Rudolf of Hapsburg,
viz. „The Living Law.^ Die Absicht ist tadellos, wenn er nur
das Gesetz nicht hätte dämmern lassen wollen. Der Alles be-
leuchtenden und erhellenden Wahrheit, die in die verborgensten
Winkel eindringt, kann man eine Dämmerung vielleicht zuer-
kennen, aber dem Gesetze nicht«
The Hostage.
Als eine vortreffliche Uebersetzung, vielleicht die beste
unter den übersetzten Balladen, darf schliesslich The Hostagc,
die Bürgschaft, nicht übergangen werden. Derselbe Charakter
in Ton und Sprache, — auch das Schiller^sche Balladenmetruro,
freier Wechsel zwischen lamben und Anapästen, ist hier nach-
geahmt — , dieselbe gedrungene Kürze der Darstellung:
The tyrant Dionys to aeek,
Stern Moerus with his poniard crept;
The watchfal guards upon him swept;
The grim king mark'd his changeless eheek:
*What wonldst thou with the poniard? Speak?''
"The city from the tvrant free.**
Xbe üeatb-cross shaU thy gaerdon be,"
364 üeber Bo1wer*i Ueberseteongen Schiller'gcher Gedichte
Zu Dionvs, dem Tyrannen, schlicb
Moros, den Dolch im Gewände;
Ihn schloeen die Hiischer in Bande.
«Was wolltest du mit dem Dolche, sprich!*
Entgegnet ihm finster der Wütherich.
«Die Stadt vom Tyrannen befreien!"
«Das sollst du am Kreuze bereuen!"*
Die Gedichte, welche wir bisher betrachtet haben, hatten
Bäramtlich zu ihrer Grundlage ein hietoriechea Geschehenaein,
aus dessen Darstellung sich die unserem Dichter eigenthümliche
reflectirend mitempfindende Weise mehr oder weniger heraus-
fühlen liesB. Die Mängel» welche wir bei den Uebersetzungen
der Dichtungen dieser Art bemerkt haben, werden es uns inter-
essant erscheinen lassen, zu sehen, wie der üebersetzer dem
Dichter da folgt, wo dieser sich den seiner Phantasie entsprin-
genden Ideen ganz hingiebt; wo er durch Wald und Floren
streifend die schöne freie Natur sich in seiner freien, frohen
Seele abspiegeln Jässt. Die Natur erfährt in Schiller's Spazier-
gange eine rein subjectiv ideale Auffassung und Würdigung,
welche alles Dasein für das Denken und Empfinden unseres
Dichters hat: Alles ist Harmonie und Poesie.
The Walk.
Bulwer hat in seinem Walk die Schiller'schen reimlosen
Distichen in gereimte fünffussige lamben verwandelt Er hat
nicht Unrecht, wenn er in der Vorrede zu dieser Uebersetzung
bemerkt, Niemand könne mit Erfolg dieses reimlose deutsche
Metrum in der englischen Poesie nachbilden. Wenn er aber
hinzufugt, dass die wahre Schönheit der Schiller'schen Gedichte
von der Form derselben ganz unabhängig sei, dass sie in den
Gedanken läge, die nicht leicht ihre Wirkung verlören, in wel-
cher Form sie auch erscheinen möchten, so ist dies höchstens
halb richtig. Jeder Gedanke des Dichters ist Poesie, ea ist
* In Strophe 17 reimt die Form spoken mit mske — forsake. Bulwer
wird hier die Form spake gebraucht haben, welche wir bei Dichtern bäafig
finden. Dass spake ab Furticipialform vorwHndt wird, hat nichts AiifffiUiffei^
Wir bemerken oei Dichtern od die Neigung, die Priteritalformen 8ta»er
Verba zu gleicher Zeit für das Präteritum und dss Participium zu ver-
wenden.
im Vergleich mit den Originalen« 365
wahr, aber Schiller empfand die Bedeutung, welche den einzel-
nen Formen der Poesie beiwohnt, so tief, dass bei keinem
Dichter eine innigere Harmonie zwischen Inhalt and Form an-
zutreffen ist. Dass diese Harmonie zwischen Form und Idee
fiir den Effect eines Gedichtes aber wesentlich ist, bedarf keines
Beweises ; nicht jede Form ist für jede Idee gleich passend.
Die Gedanken des Spazierganges in Prosa wiedergegeben, —
und das würde die äusserste Consequenz jener Bulwer'schen
Behauptung sein, — wärden sicherlich nicht den anziehenden
Beiz haben, den das Gedicht hat.
Aber gerade in Hinsicht auf die Gedanken der Schiller'-
schen Dichtungen ist noch etwas Anderes zu erwägen. Die
Ideen Schiller's sind schön, aber ein und derselbe schöne Ge-
danke, dasselbe schöne Bild kann zu verschiedenen Zeiten und
unter verschiedenen Umständen mein Gemüth verschieden, mit
grosserer oder geringerer Gewalt afBciren. Ein wesentliches
Verdienst Schiller's ist es, dass er es verstanden hat, die Ideen
und Bilder seiner Poesie mit aller Eindringlichkeit auf seine
Leser wirken zu lassen. Für diesen höchst wichtigen Zweck
aber ist ihm die äussere Form seiner Gedichte ein wesentliches
Mittel gewesen. In jeder Form mögen seine Ideen schön sein,
in keiner sind sie so fesselnd, als in der, in welche er sie hin-
eingegossen hat. Aber Bulwer hat gerade, wir haben dies
mehrfach bemerkt, den Vorzug der Schiller'schen Gedichte,
welcher darin besteht, dass der Dichter seine eigenen Gefiihle
aus den Zeilen herausfühlen lässt, und den Leiter unwillkürlich
in dieselbe Tiefe des Empfindens mit hineinzieht, am wenigsten
verstanden, er hat nur das objectiv Schöne in des Dichter'« Ge-
danken erkannt. Wir dürfen obiges Urtheil daher wohl als
eine Selbsttäuschung ansehen.
Für den Uebersetzer des Spazierganges nun aber konnte
diese Selbsttäuschung nur bedenklich sein. Der Spaziergänger
tritt mit freier, ganz für die volle Schönheit und ungezwungene
Harmonie der weiten Natur offener und empfänglicher Seele in
dieselbe hinaus. Aus seinem freien, frohen, liebevollen Herzen
entspringen alle seine Ideen ; die Gemüthsstimmung des Spazier-
gangers, dies snbjective Element, giebt seinen Gedanken Form
und Ausdruck und lässt sich aus Form und Ausdruck wieder
266 Ueber Balwer*8 Uebersetsungeii Scbiller'scher Gedichte
herausempfinden. Den Ideen liegt also ein eubjectivce Element
zu Grunde, und dies musste in der Uebersetzung gewahrt
bleiben. Ein Ausdruck desselben ist die Freiheit des froh und
leicht hinfliesseuden Rhythmus, der Rhythmus der Uebersetzung
muss daher dasselbe Gepräge tragen. Die endlosen Jamben
mit gebundenen Reimen erfüllen diese Anforderung nicht:
Sei mir gegrüsst, mein Berg mit dem rötblich strahlenden Gipfel!
Sei mir, Sonne, gegrüsst, die ihn so lieblich beacheint I
Dich auch begrüaa ich, belebte Flur, euch, säuselnde Linden,
Und den fröhlichen Chor, der auf den Aesten sich wiegt.
Ilail, mine own hill — ye bright*ning hill-tops, hail!
Hail, sun, tbat gild*8t them with tby looks of love!
Sweet fieltlsl ~ ye lindens, murmnring to the gale!
And ye gay choristers the boughs abovcl
Durch das Metrum Bulwer's hat also der Hauptgedanke Scliil-
ler's im Spaziergange, das frohe Sichhingeben an die Natur
und Darstellung des freudigen Entzückens, das die Harmonie
in derselben erzeugt, keinen entsprechenden Ausdruck gefunden.
Einzelne Stellen der Uebersetzung liefern vollends den Be-
weis, dass Bulwer diesem Charakter der Schiller'schen Dich-
tung nicht bat Ausdruck geben wollen, dass er den Werth und
die Bedeutung desselben nicht erkannt hat.
Glühend trifft mich der Sonne Pfeil, still liegen die Weste,
Nur der Lerche Gesang wirbelt in heiterer Luft.
Was ist es, das uns beim Lesen dieser Verse die glühenden
Pfeile der Sonne selbst fühlen lässt? das uns in die unbewegte,
regungslose Schwüle der Natur hineinversetzt und uns in der
Ferne die unter frohen Trillern aufsteigende Lerche zeigt? Es
ist der Umstand, dass der Dichter unter diesen Empfindungen
selbst gelebt hat, während er dichtete. Wie matt erscheinen
eben deshalb die entsprechenden Verse bei Bulwer:
Save thesOi all life
SIeepa in the glowipg sunlight^s steady sheen —
£▼*& from the west, no breeze the lulTd ain bring.
Doch jetzt brati8t*8 in dem nahen GtebüBche; —
Dies doch hat Bulwer nicht wiedergegeben, wenngleich es von
wesentlicher Bedeutung ist* Es druckt sich in diesem Worte
im Vergleich mit den Originalen. 267
die plötzlich auftauchende freudige Hoffnung des unter den
brennenden Sonnenstrahlen nach Kühlung lechzenden Spazier-
^ngers aus. Wie charakteristisch für die Uebersetzungsweise
Bulwer^s, dass er dies doch nicht übertragen hat.
Jene Linien, sieht die des Landmannt Eigenthom scheiden, —
In den Teppich der Flor bat sie Demeter gewirkt
Auch aus diesen Versen bricht die freudige Strömung hervor,
die des Wanderers Seele durchzieht.
Bulwer's Uebersetzung
Each feature tbat divides wbat labour's son
Claims for bis portion from bis labourine brolber; —
Broidering tbe veil wrougbt by the Mignty Motber. —
macht im Gegentheil den Eindruck des ernsten, trübseligen
Verweilens vor diesem Bilde; ein sentimentaler Zug weht hin-
durch. Eine solche Stimmung des Spaziergängers ist bei die-
sem neuen Anblicke nicht gerechtfertigt, wenigstens anticipirt.
— (Freilich kann die Stimmung des Spaziergängers nicht so
sehr in Frage kommen, wenn das Gedicht rein didaktisch ist.) —
Denn erst, nachdem derselbe imVollgenuss der neuen glänzen-
den Nafurscene geschwelgt hat, in der er zuerst nur die gütige
Demeter messend erblickte; eret als sich für einige Zeit kein
neuer Anblick seiner offenen Seele darbietet, geht eine Aende-
rung in der Stimmung seines Gemüthes vor sich. Jetzt erst
lässt der nachdenkende Verstand seine Stimme vernehmen. —
Das Wort „Demeter^ ist dem Wanderer entfallen, und an die-
ses knüpft nun die Reflexion an, da den Sinnen neuer Stoff
abgeht. Der Uebersetzer scheint dies nicht erkannt zu haben. —
Auch der Uebergang zu dieser Keflexion ist bei Schiller poeti-
scher und psychologisch wahrer als bei Bulwer. Die Phantasie
des Spazier^ngers schwebt in idealen Sphären und knüpft
naturgemäss den Gedanken an die gesetzmässige Ordnung der
Welt an Demeter , die mächtige Göttin , die Ordnerin und
Gesetzgeberin an. Bulwer last seinen Wanderer beim Anblicke
der Marken sich des Gesetzes erinnern. — Aber der Spazier-
ganger Bulwer's und der unseres Schiller's haben überhaupt
wenig Verwandtschaft, —
266 UeWr Bnliver*s UebenetKimgaa SdiiUer^i eher Gedichte
Aber wer nuibt mir auf einmal deo lieblidieD Anblick?
But ah I what steals
Between me and the scenes I lately saw.
Der Wanderer ist während seiner Meditation unbewuset
allmälig in die Nähe der Stadt und ihrer Umgebung gelangt.
Schiller'a Gedanke ist klar. Der Spaziergänger fährt plötzlich
wie aus einem Traume empor, sieht vor sich nicht die grünen-
den Fluren, sondern die Stadt, und ist^ der inzwischen ver-
strichenen Zeit vergessend, der Ansicht, ein böser Dämon habe
ihm den lieblichen Anblick entrückt und einen anderen an des-
sen Stelle gesetzt. — Der Ausdruck der Uebersetzung ist steif,
ihr Bild unklar. Der Gedanke, dass die Stadt mit ihren Fluren
sich zwischen ihn und die offenen Gefilde, in die er vorher
hineinblickte, geschlichen habe, ist unnatürlich, matt, man möchte
ihn fast albern nennen.
Doch, weshalb Zeit und Worte verschwenden, um das Ver-
fehlte dieser Uebersetzung an Einzelheiten weiter darzuthun.
Sie ist in keiner Beziehung des Originals würdig. Der Grund-
gedanke, die Grundabsicht des Spaziergängers, — den Leser
in die schöne Natur hineinzuziehen, ihn die Harmonie derselben
und zu gleicher Zeit an den verschiedenen Scenen, ^ie sich
darbieten, die £ntwickelung der Menschheit in tiefster Seele
empfinden zu lassen, — ist weder in die Form noch in den
Inhalt der Uebersetzung hineingelegt Diese bleibt so unend-
lich hinter der Schiller'schen Dichtung zurück, dass man beim
Lesen derselben sich nicht des Unmuthes darüber enthalten
kann, dass den Engländern ein solches Machwerk als Ueber-
setzung des Spazierganges geboten wird.
Auch dürfen wir überzeugt sein, dass Bulwer sich der Un-
zulänglichkeit seiner Uebersetzung bald bewusst wurde. Seine
fänfiiissigen lamben mit paarigen Reimen sind kein hinreichen-
der Ersatz für das Metrum des Originals. Der Beim wird
daher in der Uebersetzung immer ungezwungener. Eis kommen
im weiteren Verlaufe des Gedichtes Kreuzreime untermischt
mit paarigen und umschliessenden Reimen vor; manchmal ist
ein Reimsystem gar nicht vorhanden, für einzelne Verse sogar
fehlt der Reimvers. Weshalb? Ofifenbar hat der Ueberaetser
mehr und mehr den Reiz und die Bedeutung des ungezwunge-
im Vergleich mit den Originalen. 269
Deren und zugleich mehr Abwechalung darbietenden deutschen
Metrums empfunden. — Weshalb sollte sich aber für ein bloss
didaktisches Gedicht der funfiUssige lambus mit Folgereimen
nicht sehr wohl eignen? —
The Lay of the Bell.
Wir haben bisher einige der Bulwer^schen Uebersetzungen
als wohl gelungen, andere als mehr oder weniger verfehlt be-
zeichnen müssen« Vielleicht giebt uns die Uebersetzung der
Glocke Gelegenheiti uns über die Uebersetzungsweise Bulwer's
nach allen Seiten hin ein Gesammturtheil zu verschaffen. Hier
finden wir die meisten Vers- und Tonarten der Poesie vertreten.
Bald ist ihr Inhalt lyrisch reflectirend, bald rein beachreibend,
an manchen Stellen verflicht sich ein lyrisches Element mit der
Beschreibung.
Die Meistergesänge, der feste Kern des Liedes von der
Glocke, die in Ton und Sprache dem Volksliede am nächsten
stehen, haben bei Schiller einen bestimmten Bau und ein festes
Gepräge. Jeder Vers besteht aus einer bestimmten Anzahl von
Trochäen, mit denen nie etwa ein Anapäst oder gar ein lambus
wechselt. Die Sprache erhält durch diese Form den Charakter
der Festigkeit, der schnell entschlossenen Energie, und ist ein
treffender Ausdruck der ernsten, geschäftigen Arbeit, welche
diese Verse begleitet, oder zu der dieselben, vom Meister an
die Gesellen gerichtet, antreiben sollen. Dieser Charakter der
Meistergesänge tritt dadurch um so schärfer hervor, dass die
Theile des Liedes zwischen ihnen, welche die Erholungspausen
ausfüUen, in denen der Meister seine ernsten Betrachtungen
anstellt, in einem Metrum von durchaus anderer Natur geschrie-
ben sind. — Bulwer hat seinen Meistergesängen nicht die feste,
dem Original zu Grunde liegende. Form gegeben. Neben tro-
cbäischem Versmaasse (Meistergesang 5) hat er in denselben
gewöhnlich lamben angewandt, mit welchen er Dactylen, resp,
Anapaste abwechseln lässt. Wahrscheinlich wird dem Ueber-
setzer wiederum die der Wahl des Metrums zu Grunde liegende
Absicht Schillerest die Charakteristik des Meisters durch den
270 Ueber ßulwer's Uebenetzungen Scbillei^fcher Gedichte
Ton seiner Sprache, entgangen sein. Diese Vermuthong, dass
der scharf gezeichnete Charakter des Meisters von Bulwer nicht
erfasst worden ist, bestätigt sich, wenn wir die Meistergesänge
in der Uebersetzung näher ansehen. Der Glockengiesser tragt
fast nirgends das Gepräge des ernsten, entschiedenen, erfahre-
nen Mannes, der in seinem Vorsicht erfordernden und mit Ge-
fahren verknüpften Handwerke sich an ein energisches, kalt-
blütiges Handeln gewöhnt hat, der sich nie aus seinem ruhigen,
überlegenden Temperamente erschüttern läset. — Gelassen sieht
Schiller's Meister den Guss sich in die Form ergiessen, mit
Fassung sieht er dem Gelingen oder Nichtgelingen seines Wer-
kes entgegen. Bulwer*s Meister hingegen lamentirt und rast
im entscheidenden Augenblicke umher:
W'hat vapoar, what vapour — Qod help us! has risen? —
Ha! the flame like a torrent leaps fortn from its priBOa. —
Eine Stelle, die, abgesehen davon, dass sie den Charakter des
Meisters in einem durchaus falschen Lichte erscheinen lässt,
den Gedanken des Originals nicht richtig erfasst hat. Nicht
die Angst des Meisters drückt sich aus in den Worten:
Gott bewahr* das Hausl
Rauschend in des Henkels Bogen
Scbiesst's mit feuerbraunen Wogen!
Im Augenblicke» in welchem der Zapfen ausgestossen wird,
schickt der Meister ein einfaches, schlichtes Gebet um das Ge-
lingen seines Werkes zum Himmel und beschreibt alsdann ruhig
das Schauspiel des sich in die Form ergicBsenden Gusses.
Weit besseren Erfolg hat Bulwer dagegen nicht selten bei
der Uebersetzung der übrigen Theile der Dichtung gehabt.
Dies gilt gleich für den Anfang der ersten Betrachtung des
Meisters :
And well an eamest word beseems
The work the eamest band prepares; —
Fast jedes Wort der Schiller'schen Verse finden wir in schöner
Sprache wieder; auch der Ton der Verse ist entsprechend.
Ebenso vollendet ist die ganze erste Betrachtung übertragen,
sowie auch die zweite bis auf die letzten vier Verse ;
im Vergleich mit den Originalen. 271
WhateTer Fate to Man mav bring,
WhateTer weal or woe befall,
That metal tongue shall backward rine
The waming moral drawn from all.
Waa nnten tief dem Erdensohne
Das wechselnde Verbängniss bringt,
Das scbläet an die metallne Krone,
Die es erbaulich weiter klingt
Der erste Gedanke dieser Schiller*schen Verse erscheint in
der Uebersetzung zweifach ausgedrückt, aber jede der Darstel-
lungen entbehrt des Charakters der deutschen Verse. Der
dumpfe Wiederhall, den der Gedanke in der Seele des tief
empfindenden Meisters hervorruft, klingt aus Bulwer's Worten
nicht heraus. — Im folgenden Verse ist backward unklar. —
Nach Bulwer endlich soll die Glocke uns die Moral zurufen,
welche aus dem Glück oder Unglück, das den Menschen trifft,
zu ziehen ist. Die es erbaulich weiter klingt, sagt unser
Dichter. Schiller's Herz wird bei den fröhlichen oder ernsten
Tönen der Glocke mit Freude oder Trauer erfüllt über das,
waa seinen Mitmenschen betroffen hat, und diese uneigen-
nützige Empfindung ist gewiss eine schönere und reinerci als
die Rührung einer Moral, denn diese ist ihrer Natur nach
egoistisch, wir denken mit Schmerz oder Freude an unser
Wehe und Wohl. — Der brave Mann denkt an sich selbst zu-
letzt. — Aber die Idee Schiller's an dieser Stelle war wieder
zu tief, als dass sie von Bulwer hätte ganz ergriffen werden
können.
Nach dem dritten Meistergesänge ist Bulwer dem Origi-
nale in der Anordnung der Reime nicht genau gefolgt. Ab-
sichtlich hat Schiller vier Verse paarig gereimt, nicht, wie die
übrigen, kreuzend. Offenbar hat er diese Verse, in denen er
vor einem reinen, schönen Bilde verweilt, — während er
sonst von einem Gedanken zum andern fortschreitet, — vor
den übrigen auszeichnen wollen. Er hat durch diese Auszeich-
nung unsre Aufmerksamkeit besonders auf das Bild lenken wol-
len, er hat auch in uns die Empfindung wach rufen wollen, die
der Gedanke an die früheste Jugend, an die unbekümmerte.
Nichts von den Gefabren des Lebens ahnende Kindheit in sei-
ner Brust erweckt hat.
272 lieber Bulwer*s Uebenetxangen ßchiller^scfaer Gedi^te
Ihm ruhen noch im Zeiteiuohoosse
Die achwmrzen and die heitern Loose;
Der Mutterliebe zarte Sorgen
Bewachen seinen goldnen Blorgen. —
Weist doch dies Bild uns unwillkürlich auf die dunklen
und heiteren Loose hin, die uns bereits zu Theil geworden sind!
Zeigt es uns doch mit einem Striche die ganze Entwicklung
unsres Denkens und WoUensI Und in der Tbat sind diese
Verse von so malerischer Schönheit, von solcher Wirkung auf
unser Gemüth, dass sie fast sprichwörtliches Gemeingut der
ganzen deutschen Nation geworden sind. — Diese Verse hat
Bulwer in Bezug auf den Beim behandelt, wie alle übrigen,
dagegen, um doch die metrische Abweichung Schiller's in seiner
Uebersetzung nicht entbehren zu lassen, die folgenden Verse
paarig gereimt Sehr bezeichnend! Als ob diese Abweichung
nur äusserlicher Zierrath wäre! — Für sich betrachtet freilich
verdienen die betreffenden Verse Bulwer^s keinen TadeL Auch
die folgenden Verse dieses Passus sind in der Uebersetzung
meisterhaft wiedergegeben mit Ausnahme der beiden letzten:
O. dass sie ewig grünen bliebe,
Die schöne Zeit der jungen Liebe I
Welche Tiefe der Empfindung spricht sich in diesen einfachen
Worten aus ! Klagend gleiten sie über die Lippen des traurig
in Erinnerung süsser Vergangenheit verlorenen Meisters hin.
O love, the beautiful and briefl O prime,
Glory, and verdure, of life*8 summer time I
Wie viel Pomp in den Worten ! Sogar ein lebhafteres Metrum
hat zu Hülfe genommen werden müssen. Wie wenig dagegen
von der Innigkeit Schiller^sl
Die folgende Betrachtung des Meisters:
Denn wo das Strenge mit dem Zarten o. s. w.
hat Bulwer im Anfange, ohne dass man den eigentlichen Grund
hierzu einsieht, in Anapästen wiedergegeben. — Weiterhin hat
er das „Ach^ des deutschen Textes nicht übersetzt, diesen
Seufzer, der sich unwillkürlich der Brust des Meisters entringt
bei dem Gedanken an die Nichtigkeit des Wahnes, in dem die
Jugend süss träumend schwelgt. Mit den Worten:
im Vergleich mit den Originaleik )7S
Wtth the fweetest hol? dey
Most the May of life aepert —
Beizt er seine kalte Betrachtung hiftorisch weitergehend fori
£r hat mit diesem ,yAch^ anendlich viel eingebUsst. Welcher
Leser mochte nicht die tiefe Wahrheit^ die in diesem „Ach^
verborgen liegt, selbst empfunden haben, — den Schmerz, als
er, am Wendepunkte des Lebens angelangt, die Ideale der
Jugend zerschmelzen sieht? Bulwer, der nur für schöne Sce-
nerie Interesse hat, scheint mit seinem Herzen bei der Ueber-
setsung abwesend gewesen zu sein. — Die ganze folgende
Stelle von: Die Leidenschaft flieht — bis: Das Glück zu er-
jagen — gab ihm wieder Gelegenheit, sein ganzes Talent zu
entfalten, und dies hat er denn auch meisterhaft gethan:
Tet loYS ÜDgers lonely,
When Panion is mute,
And the bloesoma may only
Give way to the fruit.
The Hasband mas^ enter
The hostile life,
With ttraggle and strife
To plant or to watch,
To snare or to anatch,
To pray and importone,
Mast wager and Tentnre,
And hont down his fortane.
In der nächsten Betrachtung des Meisters hat Schiller, um
dem trotzigen Pochen des begüterten Vaters auf seinen Wohl-
stand Ausdruck zu geben, kurze dactylische Verse angewandt.
Bulwer's Metrum ist iambisch:
Fest wie der Erde Grund
Geeen des Schicksals Macht
Steht mir des Haases Pracht.
My hoase is bailt npon a rock,
And sees nnmoved the stormy shock.
Der trotzige Charakter ist verloren gegangen.
Eine Stelle der dem nun konunenden Meistergesänge fol-
genden Verse giebt uns wiederum G^egenheit, den eigenthüm-
lichen Unterschied zwischen Dichter und Uebersetzer deutlich
zu erkennen. Schiller beschreibt den Eindruck der sich fort-
wälzenden Feuerabrunst in schweren gewuchtigen Trochäen mit
dumpf alliterirenden Tonsilben :
AfeUf f. n. SpnclMn. ZUX. 18
274 üeber Bulwer*« Uebenetenngen Sehiller^scber Gedichte
Wehe, wenn tie loweleesen,
Wachtend ohne WidenUnd,
Durch die volksbelebten Gassen
WlUt den nngeheoren Brand!
Bulwer giebt diese Verse in lebendigen Anapästen wieder:
When tbe Frantic One fleets,
"While no force can withstand,
Throagh the populons streets
Whirling ghastly tbe brand. —
Der Grund dieses Unterschiedes ist nicht zweifelhaft, er liegt
in den verschiedenartigen Dichternaturen beider Männer. Der
gefühlvolle Schiller« der „im tiefsten Herzen fuhleti was er er-
schafft mit seiner Hand," legt den Schrecken seiner Seele mit
in die Beschreibung des Schrecknisses hinein. Bulwer dagegen»
der mit dieser Seite des Schiller'schen Charakters am wenigsten
harmonirty dem diese am wenigsten verständlich ist, beschreibt
den Brand als ein vor seine Augen tretendes lebendiges Schau-
spiel, rein objectiv. — Auch in der weiteren Beschreibung des
Brandes ist Schiller zu den Trochäen zurückgekehrt. Wir hören
aus seinen Worten den tiefen Schmerz des Meisters heraus-
klingen; das Schauspiel des Brandes wird uns lebendig vor-
geführt, doch so, dass wir unthätige, uns dieser Gewalt gegen-
über unsrer Ohnmacht bewusste Zuschauer bleiben. Dies
subjective Gefiihl, welches aus den Worten des deutschen Dich-
ters faerausklingt, hat Bulwer wahrscheinlich nicht empfunden.
Offenbar hat er die Stelle zu verschönern geglaubt, indem er
das lebhafte Schauspiel in einer lebhafteren Sprache darstellte.
Das tief mitempfindende Herz des Dichters finden wir auch
da wieder, wo er uns den Mann traurig am Grabe seiner Habe
stehend zeigt. Trüber Kummer drückt sich in den kurzen ge-
tragenen trochäischen Versen aus:
Einen Blick
Nach dem Grabe u. s. w.
Greift fröhlich dann zum Wanderstabe. —
Mit diesen Worten, welche die muthige Rückkehr des von des
Schicksals Mächten hart Getroffenen in das Treiben der Welt
bezeichnen, kehren auch die Gedanken des Meisters nach einer
trüben Abschweifung zu den bunten Bildern des Lebens zurück,
und diese nehmen wieder ihren gewöhnlichen betrachtenden
im Vergleioh mit den OrigSiudeo. 275
Lauf. — Bulwer l&sst diesen Wechsel nicht empfinden, er wen-
det sdion für die ersten Verse dieses Theiles das iambische
Metrum an. Ausserdem ist der yierffissige lambus Schiller's
mit seinem einfachen, schlichten Tone hier sehr am Platze.
Rüstig und getrost sieht sich der Schwergeprüfte, nachdem sich
der Sturm in seinem Innern gelegt hat, im Kreise der Seinen
um und schreitet muthig in die weite Welt hinaus. Für diese
Idee ist dies einfach erzahlende Metrum den funffüssigen lam-
ben der Uehersetzung mit ihrer Cäsur, die das künstlerische
Element zu sehr durchfühlen lassen, sehr vorzuziehen.
Auch ein unpassendes Bild haben wir einmal in der Ueber-
setzung zu tadeln:
Dem donklen SchooBS der beirgen Erde
Vertranen wir der Hände That,
Vertraat der Sämann leine Saat
Und hoffl, dasfl ne entkeimen werde
Zmn Segen nach des Himmels Ba^. —
To^ the dark womb of sacred earth
Tbis laboar of onr bands is eiven,
As seeds that wait the second birtb.
Unser Dichter lässt den Meister bei dem Gedanken daran, dass
die Glocke in die Erde hineingegossen wird, sich an das Samen-
korn erinnern, das auch mit Hoffnung dem dunklen Schooss
der Erde anvertraut wird. Er zieht nur eine Parallele zwi-
schen dem Säemann und dem Glockengiesser, überträgt aber
nicht das Bild des aufgehenden Samenkorns auf die Glocke.
Indem Bulwer uns die Glocke als ein in die Erde gelegtes
Samenkorn betrachten lässt, ftihrt er die von Schiller angewandte
Analogie zu weit; der Vergleich ist unnatürlich.
Schön und dem Original entsprechend hat Bulwer die kur-
zen Verse:
Von dem Dome
Schwer und bang n. s. w.
wiedergegeben, welche das ernste, dumpfe Tönen des Grab-
geläutes darstellen:
From tbe steeple
Tolls the bell,
Deep and beaTV,
Tbe deatb-kneli!
18*
$76 Ueber Balwer^s Üebeneirangen Schilkr*scher Gedichte
Weit weniger gelungen aber Bind dem Uebersetzer die
beiden folgenden Verse
Gaiding with dirge-note solemn, sad, and slow
To the last home earth's weary wanderen know.
für Schiller's:
Ernst begleiten ihre Traoersohtitg«
jfirnst Dc^ieiten inre xtaoersoniage
Einen Wandrer aof dem letzten Wege.
Die Stelle soll wiederum uns das schmerzliche Mitgefühl des
Meisters empfinden lassen, daher das trochäische Versmaass.
Der Passus der Dichtung, welcher beginnt:
Holder Friede — süsse Eintracht u. s. w.
soll nach Schiller's Absicht ein aus der Tiefe des Herzens ge-
sprochenes Gebet sein. Die Verse sind deshalb gebildet aus
schweren Trochäen und Spondäen in verschiedener Zahl und
ohne Beim, nur die vier letzten Verse reimen kreuzweise, doch
sind auch diese von so verschiedenem Bau, dass sie im Ganzen
prosaisch klingen. Eine schöne Prosa, zu deren Harmonie die
halb unbewusst den Lippen enteilenden Beimwörter nicht wenig
beitragen. Bulwer hat an dieser Stelle das Versmaass des
Originals nicht beibehalten, seine Verse sind iambisch und rei-
men paarweise, nur die vier letzten zeigen einen künstlicheren
Bhythmus. Der tiefernste Gebetscharakter der Schiller'schen
Verse ist dadurch ganz und gar verlören gegangen. Die Bul-
wer'schen Verse nähern sich dem Tone der übrigen erzählenden
Verse der Dichtung. Hören wir nur die beiden ersten:
Long in these walls — lone may we greet
Yonr footfalls, Peace and Concord sweet!
Holder Friede,
Süsse Eintracht,
Weilet, weilet
Freundlich über dieser Stadt I
In der Beschreibung der Schreckensscenen der Bevolution
konnte Bulwer sich wiederum als Meister zeigen. Ebenso ist
ihm der letzte Passus seiner Uebersetzung wohl gelungen.
Ueber Bulwer's „Lay of the Bell« im Vergleich mit Schil-
ls „Lied von der Glocke« ist also zu urtheilen: Bulwer hat
im Vetf^eicb nyi dtn Originalen. 277
in der Perion de« Meisters nicht einen bestimmten Charakter
gezeichnet. In Folge dessen hat er bei den einzelnen Betrach-
tungen nicht beobachten können, dass eben dieser bestimmte
Mann mit eben diesem Charakter dieselben abstellt; sie werden
also der Eigenthfimlichkeit entbehren, welche die individuelle
Betrachtungsweise des Meisters in dieselben hineinlegt, sie wer-
den rein objectiy gehalten sein. Da aber Schiller seine eigene
schöne Seele seinem Meister eingehaucht hat, da wir die schöne
Empfindungsweise des Dichters bei ihm wiederfinden, so folgt,
dass der Uebersetzung überhaupt die Tiefe der Empfindung,
die Eindringlichkeit auf das Gemüth des Lesers abgeht; —
ein kaltes Dichterberz kann sich in seinen Erzeugnissen nie
verleugnen. Schiller's Hauptzweck in seiner Dichtung ist die
Harmonie der Töne seiner Verse mit den Accorden, welche die
betreffende Idee in seiner Seele anschlägt, — Bulwer's Princip
ist die Harmonie der Worte mit der äusseren Erscheinung.
Der Uebersetzer hat sein Original daher nur da erreicht, wo
der Ton der naturgemässen objectiven Darstellung eioes Vor-
ganges zu gleicher Zeit der Natur des Afiectes entsprach, den
das Ereigniss im Herzen des Dichters hervorrief.
Es würde zu weit fuhren, wenn wir auch nur die hervor-
ragendsten unter den kürzeren Gedichten einer eingehenden
Kritik unterwerfen wollten. Einzelnes aus denselben möge nur
zum Beweise dienen, dass Bulwer in ihnen dieselben Schwächen
und dieselben Vorzüge zeigt, die wir bereits in den besproche-
nen üebersetzungen bemerkten.
The Merohant.
Metrisch interessant möchte zunächst der Kampf des Ueber-
setzers mit den Schiller'schen Distichen sein. Wie wenig der
gereimte heroische Vers (fUnflussiger lambus) zur Wiedergabe
derselben geeignet ist, haben wir bereits bei der Betrachtung
des Walk gesehen. Dasselbe Metrum finden wir an Stelle
deutscher Distichen wieder in den Gedichten „The Merchant^
und „Pompeii and Herculanum^, in letzterem verbunden mit
einem eigenthümlichen Keimsysteme. Der Uebersetzer hat die
fortlaufenden Distichen in einzelnen Strophen übertragen wolleD,
978 Ueber Bulwer^s UebenetBoiigen SchiUet^sdier Gehöhte
doch hat er diese Absicht nach Vollendong der ersten Strophe
bereits aufgegeben. Die Strophe besteht ans acht Versen, rei-
mend a — b — c, a — b — o, d — d. Die Freiheit des
Schiller^schen Metrums ist einigermaassen dadurch gewährt, dass
der Reim nur eine leise Erinnerung des Gleichklanges wachruft,
da die reimenden Verse durch je zwei Zeilen von einander ge-
trennt sind. Die letzten beiden, paarig reimenden Verse geben
mit ihrem mehr resümirenden Inhalt dem Ganzen der Strophe
einen sdiönen Abschluss, zumal der achte Vers um einen Vers-
fuss reicher ist, als die übrigen. — Weiterhin ist kein mheit-
liches Reimsystem mehr zu erkennen. Der Gedanke liegt nah,
dass Bulwer sich eine zu schwierige Aufgabe gesteUt hatte.
Am besten eignet sich nach unsrer Ansicht zur Ueber-
tragung der Distichen in den ganz kurzen, epigrammartigen
Gedichten der siebenfussige lambus mit einer Cäsur nach der
vierten Hebung.* Diesen hat der üebersetzer angewandt in
,,The Philosophical ßgoist,^ »The Antique to the Northern
Wanderer," «The Two Guides of Life." «The Playing Infant,"
The Enights of St. John
u. s. w. Das rhythmische Verhältniss zwischen beiden Theilen
jedes Verses ist dem Rhythmus, welcher durch den Wechsel
von Hexameter und Pentameter hervorgebracht wird, ähnlich:
Ob, noblv shone the fearful Gross upon yoor mail afar,
When Rhodes and Acre hail'd your might, o Lions of the war! —
Das Bestreben Bulwer's, seinem Originale möglichst ge-
recht zu werden, hat ihn veranlasst, in einzelnen kurzen Ge-
dichten den Wechsel zwischen stumpfen und klingenden Reimen
nachzuahmen. So in: The Secret, To The Ideal, The Alp
Hunter, The Pilgrim. Wie schwierig für den Üebersetzer die
Aufgabe war, weibliche Reime zu bilden, in denen die unbetonte
Silbe phonetisch hinreichend hervortrat, zeigen die klingenden
Reime des letzten Gedichtes : Knowing — glowing, believing —
cleaving, Part, Praes., vergl. Einleitung; hope in (in Praposi-
* Es ist ein sehr altes Metrum, das Metram des Ormalam. Chaocer
schrieb darin The Pardonere and Tapstere. Sp'äter haben sich aus dem-
selben die verschiedenen Psalm metres entwickelt
im Vergleich mit den Originalen. 279
tion, gehörig zum Anfangsworte der folgenden Zicile!) — openl
before me — bore mel river — deliver, given — Heaven, beide
als klingende Beime verfehlt, wenigstens in so fem, als sie
den Anspruch darauf erheben, ein Ersatz flir deutsche klingende
Reime zu sein. Als genügend anzusehen sind nur etwa: Por-
tal — Mortal; stealeth — concealeth; motion — ocean. Doch
ist nach dem, was in der Einleitung gesagt worden ist, d^r
Wechsel zwischen männlichen und weiblichen Seimen in der
englischen Sprache nie von demselben rhythmischen Werthe,
den derselbe in der deutschen Poesie hat.
Schon in der Einleitung ist ferner darauf hingewiesen wor-
den, dass das Ohr des Uebersetzers in den ästhetischen Werth
der fremdsprachlichen Laute vollständig eingeweiht sein muss.
Die Töne der fremden Sprache müssen bei dem Uebersetzer
eben den Affect bewirken, den sie in dem hervorbringen, dessen
Ohr an ihnen allein erzogen und gebildet ist. Dieser Anfor-
derung genügt Bulwer nicht, wenn er hier und da den lautlichen
Charakter deutscher Verse in der Uebersetzung nicht wieder-
giebt. Denn dass Bulwer seinen Versen nicht ein ähnliches
lautliches Gepräge habe geben können, ist unwahrscheinlich, da
er es im Allgemeinen sehr wohl versteht, seine Darstellung der
Natur eines Gegenstandes oder Ereignisses anzupassen; er wird
daher in den hierher gehörigen Fällen die in dem Klange eines
Verses liegende Bedeutung nicht verstanden haben.
The Assignation.
Dies gilt zunächst für die kürzeren Zwischenstrophen des
Gedichtes: Die Erwartung.
Hör' ich das Pförtchen nicht flrehen?
Hat nicht der lÜegel eeklirrt?
Nein, es war des Windes Wehen,
Der durch diese Pappeln schwirrt.
Hear I the creaking eate nnclose?
The gleaming lat(m uplifted?
No— 't was the wind that, whirring, rose,
Amidst the poplara drifted!
In den ersten beiden Versen sollte das lautlose, gespannte Hin-
880 Ueber Biilwer'0 Ueberseksongen SchiUer^Bcber Gedichte
horchen des Liebenden geachildert werden, der mit angehaltenem
Athem die Geliebte erwartet. Die von einem leiseni flüstern-
den GeräuBch unterbrochene Stille iat von dem Dichter kunst-
reich nachgeahmt dadurch, dass er Wörter mit hohen Vocalen
und wie leises Geflüster klingenden Consonanten angewandt hat.
Vers 3 und 4 enthalten jedesmal die Enttäuschung. Tief auf-
seufzend nach der athemlos in Erwartung hingebrachten Pause
bekennt in langsam, traurig hinschleichenden Worten — daher
Trochäen — der Enttäuschte seinen Irrthum. In der Ueber-
setzung verstösst die Sprache in grober Weise gegen den Cha-
rakter und die Bedeutung sowohl des einen, wie auch des
anderen Theiles der Strophe ; auch metrisch ist kein Unterschied
zwischen den beiden gemacht: — the creaking gate undose
neben : das Pfortchen nicht gehen I Bei Schiller ist es ein leises,
leises Geräusch, welches in der Stille der Nacht zu den Ohren
des Wartenden dringt; bei Bulwer wird mit Krachen und Ge-
polter die Thür geöffnet. — Aehnliches gilt von den übrigen
Strophen :
Still! Was schlüpft durch die Hecken
Rasch und mit eilendem Fass? —
Bush! what amidst the copses crept —
So swifUy by me nowr —
In Schillerte Worten liegt etwas Ideales, das Gemeinsinnliche
durchaus Verbannendes ; bei fiulwer ist letzteres durchdringend,
crept I — by mel Für Schüler ist die Liebe von der Sinn-
lichkeit abstrahirt, eine heilige, geweihte Flamme ; Bulwer zeigt
eine so ideale Auffassung nicht, wenigstens nicht an dieser Stelle.
Das ideale Denken und Fühlen unsres Dichters, das in
Idee und Sprache seiner Dichtungen einen so würdigen Aus-
druck gefunden hat, vermissen wir in mancher Uebersetzung. —
„Willst du in meinem Himmel mit mir leben ?^ sagt Schiller;
^What saj 70U to quarters in Heaven?" übersetzt Bulwer.
Als wohlgelungen dürfen wir die Uebersetzungen der Ge-
dichte: die Begegnung; des Mädchens Klage; das Mädchen
aus der Fremde ; der Knabe am Bache und einige andere ausser-
dem bezeichnen.
im Vei^leich mit den OrigiMloiL 281
The Youth by the Brook.
Beflide the brook the Boy recHo*d
And wove his flowery wreath,
And to the waves the wreath consign'd —
The wares that dancefl beneath,
**So ileet mine hours", he sigh'd, ^way
Like waves that restless flow:
And, so my flowers of yooth decay
Like those that float below.**
An der Quelle sass der Knabe,
Blnmen wand er sich zum Kranx,
Und er sah sie, fortgerissen.
Treiben in der Wellen Tanz.
Und so fliehen meine Tage,
Wie die Quelle, rastlos hin!
Und so bleichet meine Jugend,
Wie die Krünze schnell verblüh'n!
Trotz mancher Schwierigkeiten sind die wesentlichen Pvigen-
thümlichkeiten dee Verabaues wiedergegeben. Die Sprache ist
meisterhaft, fliessend und gewandt. — Diese Gedichte sind
im Ganzen von der Art, wie sie dem englischen Uebersetzer
meistens gelungen sind: Objectiv beschreibende Schilderung,
aus der die Subjectivität des Dichters weniger hervortritt. Das
Bild an sich wird entworfen, nicht die subjective Auffassung
desselben.
Auch hat Bulwer in einzelnen Fällen Schwächen des Ori-
ginals richtig erkannt und in seiner Uebersetzung zu vermeiden
gewusst. So hat er die Ausdrücke und Bilder der Schillcr'-
schen Jogendgedichte, welche in zu derber und zu wenig poe-
tischer Weise den Unwillen des Dichters über die Menschheit
und ihre Schicksale darlegen, durch maassvollere und schönere
Bilder und Ausdrücke geschickt ersetzt. In der „Elegy on the
Death of a Youth ^ beobachten wir dies am leichtesten :
V, 4: Röcheln anch des Menschen Qualen aus:
And the pains of the flesh with its dust— are at peace.
VI, 4: Bald herum in wüsten Pfützen dreh'n:
Now hurling the wretch whom she raised— to the mire!
VII, 9 — 12: Bis, befruchtet Ton Jehova's Hauche,
GrSber kreissen — auf ein mächtif; Dräu'n,
In zerschmelzender Planeten Hauche,
Ihren Banb die Gräber wiederkäuen:
282 Ueber Bolwer's Uebenetetingen Scbiller*BcW Gedichte etc.
Till the breath of Jehovah sball pass o*er the Tombs,
Till their leeds spring to bloom at tbe tife of the Breath,
Till tbe pomp of the Stan into vapoar conaomefl,
And tbe spoiU he hath captnred are raWshed from Death.
IX, 8: gehealergoaa*ne Kittger:
Ceaae the groaoa which so loadly, so idly complain.
Sprachlich harte Stellen finden sich im Ganzen in den Bul-
wer*8chen Ueberaetzongen wenige» die Sprache Bulwer'a ist im
Allgemeinen fiiessend und gefällig. Ein"^ Beispiel einer harten
Stelle ist folgender Vera:
Youth*8 gay ipring—tiroe acarcely knowing —
für:
Noch in meines Lebens Lenze.
Bulwer's Ueberaetzungen SchiUer'acher Gedichte sind, so
mu88 demnach unser Gesammturtheil lauten, in wohlklingender,
schöner Sprache geschrieben. Doch versteht es der Uebersetzer
nicht, wie Schiller, aus dem Herzen und zum Herzen zu spre-
chen. Er ist seiner Natur nach zu wenig Lyriker, um seiner
Aufgabe als Uebersetzer SchilWscher Gedichte gewachsen zu
sein. Dies ist auch der Grund, weshalb manche seiner Ueber-
setzungen metrisch verfehlt sind, — für die Lyrik, welche iui
äusseren Rhythmus liegt, fehlt ihm die tiefere Empfindung und
ein hinreichendes Verständniss. — Am besten, zum Theil mei-
sterhaft gelungen sind ihm die Uebersetzungen der Dichtungen,
deren Darstellungswcise objectiv schildernd war. In diesen ist
er auch den rhythmischen Eigenthumlichkeiten der Originale
meistens gerecht geworden.
Die provenzalische Liederhandschrift
Cod. 42 der Laurenzianischen Bibliothek in Florenz
nach der tod Dr. Edm. Stengel im Auftrage der Berliner Gesellschaft f. d.
Stod. der oeneren Sprachen genommenen Abschrift.
(ForteetKong.)
Bernard LU.
1) Lanqoan uei la ftioilla
Jos des arbres ca^er
Chi qe pes ni duoilln
A mi den bon saber
Non ereaz qen noilla
Flor ni fuoiila ueser
Qnar aes mi sorsnoilla
Che qea plus uolgra auer
Cor ai qe men taoilla
Mms non ai ges poder
Qades coich macaoflla
On plus me desesper.
2) Estraigpa nouella
Podes de mi andir
Qe qant aei la bella
Qem solia caoillir
Am no mapella
Nim ftii nas sei nenir
Ix> cor soz las seilla
Men Qol de dol partir
Diena cpl mon cbapdella
Sfl plaa men Uns lansir
(c. t.)
Sen aissim reuelia
Noi « mais del morir.
8) Non ai mais fiansha
En aagnr ni en sort
Qe bon esperaozha
Ma confundnt e mort
De tan loing me lansha
La bfiUa cai am fort
Quant li qer samanzha
Com seu agues gran iort
Tant nai de pesansha
Qe tot men aesconort
Mas non faz semblanza
Cades chsnt e deport.
4) AI non sai qe dire
Mas molt fax gran folor
Qaram ni desire
Del mon la bellisor
Ben deuria aucire
Qui anc fec mirador
Qan ben mo consire
Non ai guerer peior
Jal iom qe las mire
Nis pes de sa nalor
No serai ianare
De lei ni de samor.
d) Ja per drudaria
No man qe nof ooae
S8i
Die proveozalische Liederhakidschrift Cod. 42
Pero sil plasia
Qem fezes qalqe be
£a li iuraria
Per dea e per ma fe
Qel bes qem faria
No fo6 sabata per me
£n 8on plaiser sia
Qea soi en sa merce
Sil plaa qe maucia
Qeu no men clam de re.
6) Ben es dreich qeo plaigna
Sea perd per mon orgoiu
La bona compaigna
El solaiz qaoer sooill
Petit me gadaigna
(¥«Cl.)
Lo fols arditz qea eoill
Car nas mi ■'estraigna
Gho qaea ploa am ni uoill
Orgnoill deos aos fraisna
Car en ploron mei oilT
Drei^ es qem sofraigna
Toi 1018 qea eis lom tuoill.
7) Escoltral dampnatge
E la pena qea trai
Ai molt bon osatge^
Qades consir de lai
Orgaoill e folatge
E ailania fai
Qim muo mon coratee
Ni daltram mint en piai
Qar meillor messatge
En tot lo mon non ai
E man loill ostatge
Entro quetorn de cbai.
8) Dompnai mon coraige
Meillor amic qeu ai
Vos man ostatge
Esitto qeo tom de chai.
Bernard LIII.
1} Conort era sai eu bo
Qe ges de mi no pensaz
Puos salatz ni amistatz
Ni messages no menae
Trop cait qei faz lou aten
Et er ben senblant oimai
Qea chace zho qaltrai pren
Pois no men ue aaentara.
2) Bei conort can mi soue
Com gen foi per aoe honratz
Et qan enim oblidatz
Per un pauc no muor de se
Qnea eisme naa enqiren
Qim met de foldat en plai
Qaant eu mi don sobrepren
De la mia forfaitura.
8) Per ma oolpa mesdeae
Et ia non sia ceiatz
Car uas lei non soi tomatz
Per foldat qi men rete
Tant nai estat longamen^
Qe de uergoigna qeu nai
Non aus auer lardimen
Qei ananz no masegura.
4) n men colpet de tal re
Don mi degra uenir graz
Fe qeu dei al aeignaz
Tot o fi per bona fe
Et seu en amar mespren
Tort a qi colpa men fai
Qe qi en amor qer sen
Cel non a sen ni mesora.
5) Tant er gen seruiz per me
Sos cors fels durs e iratz
Tro del tot ser adolchats
Ab bels ditz e ab merce
Qeu ai ben trobat lesen
Qe gota daiga qan coai
Fer en un luoc tan souen
Tro caua la pera dura.
6) Qi ben remire ni ue
Oilb e gole front e fatz
Aissi son finas beltaz^
Qe mais ni meins noi conue
Cors loncs dreich e conuenen
Gent aflibar coint e gai
Hom nol pot lauzar tan gen
Cum lo saop formar natura.
7) Chanzoneta or ten aai
Ves mon firances laninen
Cui prez enanz e meillora.
8) E digaz ll qae ben oai
Qe de mon conort aten
Enqera bona uentura.
Bernard LIIII.
1) Ab zoi moa lo uers el coaienz
Et ab zoi remaing e fenia
Et sol qe bona fos la fis
Bons teng qes los comensamenz
Per la bona comensansa
Mi uen iois e alegraosa
der LanreftManiiolie^ BibliotUek in Florent.
»86
E per zo dei la bon* fin grazir
(t.nific.1,)
Gtr toz bona nie nei laader al fenir.
2) Si mapodera ioi em aena
Chem meraeilh car o sofria
Qar non o die e non ea bruia
Per qe aoi tan gaia ni zaozen
Mala gren aeirez fin amanaa
Sea paor e aea doptanaa
Qadea tem hom aea zo aama fallir
Per qeu no maoa del parlar en ardir.
S) Duna ren mauonda moa aenz
Qanc nnla hom mon zoi non enqia
Qea nolenüer no l«n mentia
Qe non par bona enaeignamenz
Anz ea £>lia enfanaa
Qi damor a benenanaa
Qe im lo nol ad bome deaoobrir
Sil no len pod o naler o aeruir.
4) Non ea enoia ni fallimenz
Ni oilania zo mea uia
Maia dorne qan ae fai deoia
Dautmi amor e conoiaenz
Enoioa e qeoa enanaa
Sim faiz enoi ni peaanaa
Zascnna ae nol de aon meater fornir
Mi confondea e noa non nei zauair.
5) Ben connen a dompna ardimen
Entre aaola genz e mal uezina
Qe ai bon cor nola fortia
Grea pod eaaer proa ni nalenz
Per qeo preg maia en menbransa
I^ bella en cni ai fianaa
Qe noa cangea )>er paranlaa nea uir
Qela enemicz fkz den aeia morir.
6) la aa bella boccba rienz
Non cuidei baiaan me traia
Qab an aol dolz baiaar maacia
Et aab altre nomea garenz
Eiaaamen mea per aenblanaa
Com de perana la lanaa
Qe del aea colp non podi hom garir
Se per eb loc no aen fezea fenr.
7) Bella dompnal ooatre cora gcnz
Ein aoatre bell oill man conqia
(c. «.)
Si bei aenblant e li dolz ria
Et la bella boza rienz
Qan ben men prend a eamenanaa
De bentat non aai enganaa
La genzer ea quem anc pogoea chauair
Et non uei clar dela ofllz ab qe oa
remir.
8) Bei uezer senea doptanaa
Vei qel aoatre nrez enanaa
Qe tant aabez de plaser far e dir
Nalz hom noa pot de noa amar «afrir,
Bernard LV,
1) Non ea merneilla ae chan
Meillz de nul autre chantador
Car plua me trail cor ad amor
E meillz aoi faiz al aeu coman
Cora e cor e aaber e aen
Et forz e poder iai mea
Sim tira uaa amor lo free
Qe uea autr afar non aten.
2) Ben ea morz qi damor non aen
AI cor qalqe dolce aabor
Et qe nal oiure aenz ualor
Maa per enoi far a la gen
Ja dame den nom air tan
Qea ja poia uina ior ni mea
Puia ia de noi aerai meaprea
Et damor naarai talan.
8) Ben aol^ foaen trian
Entrela fala li fin amador
Qe laazengiera e trizador
Portea an corn el fron denen
Tot Ior del mon e tot largen
I aolgraner dat aeu laguea
Sol qe ma dompna conogaea
Tan ben comeu lam finamen.
4) Qant eu la nei ben mea paruen
Ala oila al uia e al cor
Qe iasament trembli de paor
Com fai la foilla contral uen
No ai de aen per un enfan
Aiaai aoi damor antreprea
Et dorne qea aiasi conqea
Po domnpna auer almoana gran.
5^ Bona dompna plua noua deman
Maia qen-prenoaz a aeruidor
Qe oa aeruirai com bon aeignor
Coai qe de guederdon man
Veos mal aoatre commandamen
Franca cor hamila gena e cortea
Ora ni leona non ea uoguea
Que mauciaz aa noa mi ren.
6) Aqeat amora me fer tan gen
AI cor duna dolza aabor
Cen uea mor lo iom de dolor
£t reuio de ioi aJtre cen
286
Di6 provenMliicIie LiederhaDdadirift Cod. 4%
Tant es lo malt del dolz senblan
Qe maia iial mos malt qaltre bea
Et poifl lo mal ai tan bon set
Molt uaral beoi apres lafan.
7) Per bona fea e ses enean
Am la plus bella et la meillor
Del cor sospir e dels oiUi plor
Qar tant lamei per qei ai dan
Et qen pois als camor me pren
Et les zartres en qe ma mes
No pot dao obrir for merces
Et cfe meroe noi trob nien.
Bernard LVI.
1) Era non ai luser soleil
Tant me sont escurzit li rai
Et ges per aizo no mesmai
Cona clartat me soleilla
Damor qenz al cor me raia
E qant altra gent sesmaia
Eu meillor enanz que sordei
Perqe mon chant non sordeia.
2) Erat me senbla uert e nermeili
Issamen com lo temps de mai
Sim ten fin amor comt e gai
Nef mes flor blancha e uermeilla
E li uer chalen de maia
La genser e la plas gaia
Ma mandat qe ^amor maatrei
Senqpr nollam des autreia.
8) Paor me fan maluais conseill
Per qel sede mor e descbai
(e.1.)
Adoncs saioston li saluai
E lans a lautre conseilla
Com se fin amor deschaia
Ai maluasa gent saluaia
Qai uos ne oostre conseil cre
Dame deu prec eldescreia.
4) Da qest me raneur em coreill
Qira men fao dol e esmai
Et pes alor del ioi qen ai
Et pois chaseun sen coreilla
Del autmi ioi e sesmaia
Ja ea meillor drec non aia
Cab sol deport nenz e ^errei
A eil qe plos me guema.
5) 6es mi dompna nos meraneiU-
Sil qier qem don samor nim bai
Contra la foldat qem retrai
Feraimen grant merweiUa
Sela macob ni baia
Ai teria com mi xetraia
Ai cal noa ni e eal oos net
Per bonenansa qem ueia.
6) Noig e ior pens consir e ueill
Plane e sospir ma pois ma pai
Et neguns nom tan mal non trat
Mas on bon respeg mesaeilla
Don mon ooratge aapaia
Fol soi qar die qe maltraia
Pois aitan ric amor en.nei
Ben nai ab sola lenaeia.
7) Fin amor a nos mapardll
Pero non coaen ne meacnai
Mais qar par nostra merce plai
Den cuit qe mo apareilla
Caisi fin amor descaia
Ha dompna per merce plaia
Caiaz del uostr amic meroe
Pois aitant ges nos meroeia.
Bernard LVII.
1) Quan nei la fior/ lerba nert/ e
la fuelha
E ang lo chan des anzels pel bos-
catge
AI laatre ioi qien ai en mon coratge
Dobla mos iois/ em nais em creu
em broeilba
(f. 19^0.1.)
Qe no mes ms qe ren pnesc oaler
Sei qae no nol ior en amor aaer
Qe tot cant es salegre aesbaudeia.
2) la non crezatz qien de ioi mi
recreia
Nim lais damar par dan cauer eeneilh
Camors masailh oem sobre senboreia
Em fai amar qoal qneilh plasse voler
E si eu am so qe non deu escazer
Forsa damor me fai far oasalatge.
8) Mas en amor non a bom sen-
horatge
E qui Ior qmer uilanamen dompneia
Quamor non uol re qnessar non deia
Paubres e ricx fai amdos don pa-
ratge
Qan los amics uol laatre uil teaer
•Pauc pot lamor ab erffueilh remaner
Quergueils dechai e fin amors cap-
duelba.
4) Hie sec sela qe plos aea mi
aersoeilha
E selam fui qem fo de bei estatge
Canc poeis non ni / ni me ni
mesatge
der LfturensianiMhen Bibliothek io Flonens.
287
Per qes mal mJ qne dompne mecoe-
ill»
Mu dreg len faac qiea meu faoe fol
parer
Car per sela qem tom en non caler
Estauc ia tan de lieia qe non laneia.
5) Mas costnm et tot tempi qe
fol foleia
Ei ia non er. qel eis lo ram non
cneilha
Qael bat el fer percai rason qem
daeilha
Car an mi pres dautmi amor enveia
Mas fe qi ea de leis e mon beluezer
Si de aamor mi tom en bon esper
Ai mais ae lieis non farai uilanatge.
6) Ia nom aia cor felou ni saluatge
Ni contra me maluatz conseilh non
creia
(^ en soi sos bom liees on qe mestia
Si qe dei cap desos G ren mon gatge
Mas ioncbas li uenc a son plazer
£ ia nom nueilh mais de sos pes
mouer
Th> per mercem tenba laios despue-
ilha.
7>Laigiia del cor cam dos los baeilbs
mi mueilha
Mes ben gnirens qiea pen mon damp-
natge
£ oonosc^ be qieu ai dig grsa folatge
Qsr ai dig so qe samor mi tueilha.
8) Mon messagier man a mon bei
uezer
Qiiaissilh t^em tolc lo sen e lo saber
Ma tont mi dons e lieis eine non Ia
ueia.
9) Amicx Tristans qar hien neos
puesc nezer
Adlon nos do qualqe part me stia.
Gnilielm Anelier LVIII.
(siebe Archiv 83 p. 808. Der Druck
ist genau.)
(^c 1.)
Guidttisel LIX.
1) Ades on plus uio mais apren
E mais sai de mal e de be
E mieüh sai conoisser en me
Ebz en aatroi foadat e sen
Mas sei qe aotrai Iblia
Conois/ e se non castia
Non obra ges a dreg garan
E silh qem blasmon car hien chan
Degron blasmar los Inrs faitz des-
chaozitz
E ni del chan sil cbans non fos gra-
zitz.
2) Quieu non casti ni non repren
Qae caficuns sap con sis capte
Mas gen fora com ueis en se
So que conois en lautra gen
Mos be OS die qe paue aalria
Chans si damor non monia
£ de mi a passet un an
Camors nom tenc ni pro ni dan
Mai eras conosc camor mes guitz
Coue quen chan qadreg port soi is>
sitz.
8) Camors mesmenda ben e gen
1^8 mais quiea nai sofert ancse
Camar mi fai per bona fe
La meilhor e Ia pIns plazen
£ tal que a en sa bailia
Tot can iois uol ni ualors tria
Canc natura non obret tan
Cautram fezes de sieu senblan
Qen lies es iois restauratz e noiritz
Quera aillors sordeiatz e faillitz.
[4] Quel cor« a gai e conuinen
Elltier qe res noi descoue
£ beatatz noi uai ni noi ue
Anz hi a fag son poder estamen
Iois pretz e cortesia
Solatz ses uilania*
(C. 2.)
Couinen dig e fag prezan
Soiornon aUieis esz estan
De tot bons aips es sos ^ns cors
garnitz
E tot los mais an lieis e faiditz.
5) Lo cors el cor el pensamen
Ai en lieis que dals nom soue
Ni ia pensar non uoilh de re
Mas qan del aien enanssamen
Mas plus ()uen lamar parria
Laigua qui mais ne metia
Non pareis al sieu ric pretz gran
Lo ben qeu die de leis lauszan
Pero uerü es. so quel roprochier ditz
Que bon pretz creis on plus luenh
esauzitz.
* Die leUte Zeile steht zweimal.
S8S
Ke proTeosa&aefaa Uederiumdichrift Cod. it
[6] Dompn iea noiu prec ni non
enten
Qae nos mames^ ni non coua
Que si tot crexias merca
Paratga sai qua na mi defen
Mais daiso ua prec sius plasia
Donna qua ri eu ren dizia
Qae US fos plazen ni benestan
Que de uos fos e si daitan
Mi uol onrar aostre gens cors cauzitz
Vos non er dana e mieos iois er com-
plitz.
[7] Si ia raszon nom dizia
Qui eu de mi dona namaria
Partes ni deisses benestan
Vertats me fai dir aitan
Qael siens noms es sobrautres noms
grazita
Eilb siei fag son de pretz simis e
razits.
Guiduisel LX.
1) Reis glorios uerais lums e dar«
data
Dieas poderos senher si a uos platz
AI mieu companh siatz fizels aiuda
Qui eu nol ui pois la nueitz fo uen-
guda
Eszades sera lalba.
2) Bei companko si donnes ho
ueiihatz
Non dormaa plus senher si a uos
platc
Quen aurien uei lestella creguda
Qamen al iom qui eu lai ben cono-
guda
Eszades sera lalba.
8) Bei companho en cantan uos
apel
(f.W««cl.)
Non dormas plus qui eu aog cantar
lausei
Que uai queren lo iom per lo bos-
chatgo
Eszai paor quel gelos uos assatge
Si ua consec anana lalba.
4) Bei companho pos me parti de
uos
Hieu non dormi nim mae de genoilhos
Anz preguiei dien lo filh sancta Maria
Queus mi rendes per leial companhia
K«2ades sera lalba.
6) Bei eompanho iaaei al fenaatrel
Ess esgardaa laa Stellas del sei
Conoiases aius Bui fizela messateas
Si non o faitz nostres ner lo damp-
natges
Eszades sera l'alba.
6) Bei companho la foras al perros
Mi pregauas quieu non fos aorme-
ilhoa
Enans ueilhes tuta nueg tro al dia
Ära nous plai mo chans ni ma paria
Eszades sera Talba.
Peire uidal de Tolosa LXL
1) Tant ai lon^men seroat
So cops no ma wa
Quen aisi o ai trobat
Com hieu ho queria
Perdut ai e mescabat
So cauer solia
E re non ai gazanhat
Don mos amicz ria
£ fols quan fai foudat cuiaua far sen
E nos conois tro se stai malamen
Qui em soi lonhatz de plazer e don-
ranaa
E chausimens ni mercea no meaansas
Quel cors el cor de mi e la ualor
Ära nom ual ni heu nom uiral eor.
2) De ioi don a gran uiutat
Mi fai quarestia
Mal la ui sa gran bcatat
E sa cortesia
Trait ma et galiat
Cab bella paria
Bla si tot mon cor emblat
Que re noil creiria
Liei am plua que me per qem repen
Esz enquier mi mon dan az esaien
Can liei non trop amistat ni pietansaa
Ni chausimen m negun acordanaaa
Qui eu clam merce e merce nom
aecor
Merce daman cug morir de dolor.
8) Tant clam ab umiltat
Merce quaacun dia
Merces faria pecat
Si no men ualia
Molt ai chaoiimen cridat
Ves pauo men menbria
Pueis ab lieis non lai trobat
Ben cre qae morte sia
der Ldureotianischen Bibliothek in FlorenK.
»89
Ma dompna mort me e chaafldmen
Son dons eigut e sos bell haeilhs
desmen
Ab qem mostret tan ooriessa sem-
blaosa
Qui ea caigei plns aaer qael reia de
Franaa
Daiaaom aembla crezge trahitor
Cab bei aenblan met home en error.
4) A bei aenber castigat
Com miier de feania
Cap bela semblan ma nafrat
Mala enemia
£ ges aitan de bontat
Nom demoetraria
Qem fea amor de conihat
Cap tan ia ainria
Com sofracoa qua damor talen
So que sen pot auer aisso sen pren
Eszieu estaac en atrestal balanssa
Mai en bon esmenda nai mei» mea-
peranssa
Quem secoira de las penas dVmor
Qae ualer den doniia a son amador.
5) Ar tem ^ue die gran foadat
Par ma leaiaria
Den mesaer perdonat
Qae no aia qaem dia
E uec mi apoderat
Del tot a aa goia
E faaaane sa uolontat
Qoella ab faria
Bona dompna sioa plai a uos mi ren
E ai noni plai si mo faac eissamen
(Yȟ. 1.)
Qne ben conosc qae negona ismansa
Molt trai grea malansa
£ chaitias qe chai en ira de senbor
E non troba sostenh ni ualedor.
6) Tro chaia rozer passat
d nes lombardia
Non aorai mon cor pagat
Com qniea qaie sai mestia
Tant ai de proenase stat
Qixiea tem qae maussia
Ma dompna ma tan aut montat
Si tost o fasia
Caaer dei be aer^onhiz espauen
Qar ai estat de bei tan loniamen
Si fcals pecatz non fos deszesperanssa
Deazeaperat mi foriea ses doptanssa
£ ren ma lieis de bauszador
Eflzilh faasan so qaelh tom a zonor.
▲tcUt t n. SpraolMa. XLIZ.
7) Haeilh de merce bocba de chau-
simen
NoiU bom nons ae qe nol faszatz
iaozen
Per qniea ai mea en aos fermesape-
ranssa
E tot ifton cor e tota ma fizansa
£ faac de uos ma don e mon senbor
Nauierna bem nai peraostramor
Ab sol qaiea uis castigat mon senbor.
iPeire aidal LXII.
1) Qoan hom es en autroi poder
Non pot tot SOS talenz complir
Anz fi aaen souen gecbir
Per lautroi grat lo seu uoler
Donc pois en poder me soi mes
Damor scgrai lo mals eis bes
Eis tortz eis dreich eis dans eis pros
Quaissi mo comanda raisos.
2) Qar qi uol el segle plazer
Mantas uez 11 auen a sofnr
Cho quil desplaz ab gen oobrir
Per semblanz de non caler
Donc pois qan ue sos luocs es
Contra eil qil aura mespres
Non sia flao ne nuallos
Quen gran dreit noz paaca ocaisos
8) Prez e iooen aoil mantener
(0. 2.)
£ bona dompnas obezir
Et a corteisa gen seruir
£u non ai gran cara dauer
Efpero seu poder agaes
Non es coms ni daz ni marques
A cui meillz plagues messios
Ni men se pac dauol baros.
4) Bona dompna deu cuit ueder
Qan lo uostre gen cors remir
£ puos tan uos am eus desir
Granz bes men deuria escager
Caissi ma uostr amors conques
Et uencut e lazbat e pres
Cab tot lo secle se meus fos
Men tenrieu paubre ses uos.
[5] Dompna qan ui remaner
Et mauenc de uos a partir
Tan mangoisseron li sospir
Ca paoc no mauenc a cazer
Ua dolcba dompna francha res
Voillam ab uos deus e merces
Keteoez mi e mas canzbos
Si tot pes al cortes gelos.
19
290
Die provensalMche Liederfaandicfanft Cod. 4S
6) Tant ai de sen e de saber
Qe del tot sai muH meill chauair
£t aai ocnoisaer e grazir
Qim honrar ni car tener
Et teinff malua del j^Does
Gab bei aemblan gai e cortes
SoD a lor amicx amoros
Et als enemicx orgoillos.
7) Sil qi pot e no uol oaler
Com no sesforcba del morir
Deu car la mort nol deigna iirir
Per far enoi e desplaiser
Et es trop laich donrat pagues
Qaan recoill las rendas el ses
Cor puirit ab cors uermenos
Via ses grat de den e de nos.
8) Emperair soi dels genoes
Et ai an etal fea conqes
Don ea me teing honraz e pros
Et loi amicx deb borgonos.
Peire aidal LXIII.
1) Quant hom onratz toma en gran
paubrera
Qa estat ricx e de grsn benenansa
De aergoigna non sab ren com se
qerra
Et ama mais cobrir sa malenasa
Per qes maior merces e plus francs
dos
Qant hom fai ben al paubre uer-
goignos
Qe amanx daltres qont en qerir
2) Quea era rics e de bona mai-
nera
Maa ma dompna ma tomat en eransa
Qe mes mala e seluatge guerrera
Et an pecat car aisim desenansa
Et non pot trobar mais nulUs occai-
sos
Mas qar li soi fizels e amoros
E daqest tort nom uol far perdo-.
nansa.
8) La sa guerra mea tan aobra*
meera
Qe sim fai mal non aus prendre ve-
niansa
Et sea li fug ni qanbi ma charera
Denan mes oilUc nei sa bella sen-
blansa
Per qe non soi del fagir poderoa
Ni del tomar per qe men for bos
Plaic hoc neos tant qek iagaes on-
ransa.
4) Qe nom aal forsa ni gena qeu
len qetra
Pias qe len daos qant a de mort do-
tansa
Qi trai dedinz entrel e fai arqeira
Per sels de lost e pren a traire ea-
Mas cel arcbiera de fors ea plus gi-
nos
Qel fer primer per aqel loc rescos
Et ma dompnam tcn en aital ba-
lansa.
5) Fol soi qar anc lapelai menfon-
gera
Maa druz certana non a sen ni men-
bransa
Qar pauc non mor qar tan mest ue
tadera
Qe uetat ma de la paubre speransa
Donc a las uez era mon cors ioioios
Per qeras uiu damor e de ioi blos
Sab ganz entier non posc far acor-
danaa.
6) Qill es tan franc e douz e pla-
6«ntera
De corteis diz e de bella coindansa
Qeu non ages poder qe men soffera
Plus qe lauseis qes noirit per sof-
franaa
Quant hom lapella el reapon eochoa
Et sap qes mort par mon cor uo-
lontos
Ab mils carreils cab aos bela oilz mi
(ct.)
6) Canson uai ten al bon rei par
oraeira
Qe sa ualor non a el mon ensansa
Sei fos ploB dolz aas mi don de ca-
briera
Qe de ren mais non fai deameauranaa
Mas toz rics hom qant destriu sea
baroa
Nes mens prezaz e tensat per loa
pros
Et eu lo die qar li port fin amanaa.
7) Naniema ea nom clam ges de
aos
Mas ben magrops plus adraga gnierdos
De lonc aten on aai esperansa.
dar Laarennanischen Bibliothek in Florens.
S»l
8) S«ire ben noiU qe mamtegnin
los pros
Et eonfiindflin los nutlau enaeios
Qar non sente mos rainers en bas-
sansa.
9) Et chastiatz oostre prex poderos
Et sta baut can tuit laatre aan ios
Gab meill naler se meillore senansa.
10) Et car non nei mon gasaobat
ni nos
NoD posc estar alegres ni ioios
Mas sobrafars men toi ma bene-
nanssa.
Feire nidal LXIIII.
1) Sen fos en cort on hom tengnes
dreitara
De ma dompna se tot ses bona e
bella
Mi clamera qa tan gran tort mi mena
Qae non matend pleoit ni conae-
nenza
Et donc per qem promet zo qe non
dona
Kon tem pecbat/ ni sap qe ses uer-
goigna,
2) Et nolgra mais qem fos al prim
esquia
Qe qem tengnes en aitan greu ran-
cura
Mais il lo fai si com cel qe cenbela
Gab bei senblan ma mes en mortal
pena
Don ia ses lei non posc trobar gut-
renza
Qanc mala fos tan bella ni tan bona.
8) Dantres afair es cortes e aan-
sida
Mais mal o fai qar en mos danz sa-
bria
Qe pieiz mi fai/ ges no senmeillura
Qe mala de dent can dol en la mais-
sela
Qel cor mi bat em fer qe nos re-
frena
Samors ab leis e ab tota proenza.
4) Qe-qan non nei mon rainer de
marseilla
Si tot me nio mos nires no mes uida
£ malaates qe sooen recalioa
Garis mol gren anz mor qan sos mab
dura
Dono Boi en morts sen aisim reno*
nella
(▼« c 1.)
Aqest desirs qen toi souen la lena.
6) A mon senblan molt linrai tart
conqoista
Qar nolla dompna pieiz non sen con-
seilla
Ves son amic e on plus lai seruida
De mon poder ea lai trop plas un-
bnua
Donc qar tant lam molt soi plus fol
atura
Qe fol pastre qa bei poi caramela.
6) Mas nencus es cm amors apo-
dera
Apoderatz soi qant ma dompna ai
ntsta
Qar negona a lei no sapareilla
De ganz entier ab proeza complida
Per qeu soi sens/ e serai tan qan
nina
£ si nom uol er torz e desmesora.
7) Ganzen oaten a la nalen regina
En ara^on car mais reg^ina uera
Non sai el mon e si nai mant qista
Et non trob mais ses tort ni ses qe-
rela
Mais ill es franqe/ leials e mizida
Fe tota gent/ e a den agraaiua.
8) Et qar lo reis sobrautres reis
senanza
Ad aital rei couen aitals regina.
9) Bels castiaz uostre prez segno-
reia
Sobre toz prez ab meillors faiz se-
nanza.
10) Mon gadagnat sal dieas en
aoierna
Qar hom tan gent no dona ni gae-
reia.
Feire nidal LXV.
1) Fois tomaz soi en proenza
Et a ma dompna sap bon
Ben dei far gaia chanzon
Si uau per reconoissenza
Gab seruir e ab onrar
Gonqer hom de bon seignor
Don e ben faitz e honor
Qi benl sap tenir en car
Ferqe men dei esforzar.
19*
SM
Die proTetmliiche Liedürhandtebrift Cod. 42
2) Et oar «nc noill fi fdleim
Soi en bona snspeisoD
Qel maitraiz men tor en pro
Poi lo ben tan gen comenza
Ami toit laltr amador
Car sobres foriins labor
Trac de freda neu foc dar
Et aiga dolsa de mar.
(c. 2.}
8) Ses pecbat pnf penedenza
Et ses torz faiz qia perdon
Et prif de nient gent don
£ trac dara ben ooillenza
Et eauzenter de plorar
Et damar dolsa sabor
Et 80 arditz per paor
Et sai perden gadagnar
Et can aoi nencutz eobrar.
4) Et eil qi lonffa tendanza
Biaama/ fa gran fallison
Car an artoa li briton
On aoion lor pliuenza
Et eu per lonc esperar
Ai conqis tan gran ricor
Lo bais qem rorcet damor
Qem ftfz a mi don emblar
Qera lom uol outriar.
5) Et ia non agra garenza
Mas car sap qe uencuz son
Sei/ ma dompna aital raison
Qe uol qeu uencuz la uencha
Caisim deu apoderar
Franc bumiltaz ricor
Mas eu non trop ualidor
Vas lei men posca iudar
Mas precs/ e merces clamar.
6) Bei Rainer per ma credensa
Nous sai par ni compagnon
Car tuit k ualen baron
Valon sot uostra ualenza
Et car deus uos fez ses par
E 08 det mi per seruidor
Seruirai nos ae lansor
Et daitan com porrai far
Bei rainer qi os es ses par.
Peire uidal LXVI.
1) Anc no mori per amor ni per al
Mas uida pot ben naler morir
Qan ue la ren qe plus am e desir
E ren non fai mas qe dolor e mal
Ben me aal mort/ mais anqar mes
plus greu
Qen bren serem ia neils ela e iea
(ttiifieA.)
Et saissi perd lo meo el seo ionent
Mal mes del meo/ mas del seo per
un cent
2) Et anc no ni plait tant desco-
manal
Qe qant eu pois nulla ren far ni dir
Qa lei deignes plazer ni abelir^
Et mais no uoill far nuill altre iomal
Mas tot qan iaz par a leis nil e \eo
Qe per merces ni per amor de deo
Non pois trobar en lei nul zansi-
ment
Tort a de mi e pecbat senz content
8) Bona dompna uostr home na-
tural
Podez se os plaz leogerament auzir
Mas a la gent uos ferez escarnir
Et pois naurez un pezaz criminal
Vostr om soi ben qe ges nom teng
per meo
Mais ben saubren honraaamen grazir
Sem fes socors a lei damic coral
Qe seu uolgues donna segre autre
treu
Onrat plazer agra conqist en breu
Mas senes uos non posc esser pla-
senz
De ren als gauz entier non aten.
4) Elsters mpn grat am tot soi per
cabal
Leis Qui nom deigna uezer ni anzir
Qen farai doncs pois no men pois
partir^
Ni zausiment ni merces no mi aal
Tenraimen al us del enoios romeu
Qi qer e qer/ qai de Ia freda neu
Nais lo cnstals/ don hom trai fog
ardent
Qe per esforz aenzon li bon sof-
frent.
5) Per zo men soi geitaz a no
mencal
Com hom uolpiz qi sobrida fugir
Qui no sausa tornar/ ne sap gandir
Quant lenzausen soi enemic mortal
Non ai conort mas aqel del laden
Qe sem fai mal fac ades lo sea
iüssi com oel qa orba se defent
Ai tot perdat Ia forz e lardiment.
Cons de Piteu de oos me dam
deoa
Et deu a mi de uos tot eus ement
der
Bibliothek in Floreids.
39S
Qae aos nanes traiz moH nudmineni
IjuI de sa croii/ e nd de mon ar-
gent
Per qem deaez aaer gran marrimeni
Beia Bisard LXVII.
(e. %.)
1) Ja DOS hom pria non dira sa
raison
Adreitamen se com hom dolent non
Maa per conort pot il faire chanson
Pro Adamis/ ma« ponre aon li don
Onta ianron se por ma reezon
Soi fai dot yaer pris.
2) Or sachon ben mi hom e mi
baron
Englea/ norman pettauin e goascon
Qe ge nanote si paure compa^on
iieu laiMasse por euer en preuon
Ge nol di pas/ por noila retraiaon
Mas anqar soi ge pris.
3) Tan sai ea de ner certanament
Com mort ne pris na amic ne parent
Qant il me laissenl per or/ ni per
argent
Mal mes de mi / mas peiz mes por
ma gent
Qaprea ma mort nauron reprozha-
ment
Tan longamen soi pris.
4) Nom memeill sea ai lo cor do-
lent
Qe messenher met ma terra en tor-
ment
No li menhra del nostre saerament
Qe nos feimes andos oomuneiment
Bern sai de uer qe gaire longament
Non serai eu sa pris.
5) Mi oonpagnon cui iamoi e coi
iam
Cil de idiaill e eil depersanun
De lor chanzon qil non soni pas
certain
Unca ners eis non oi cor fals ni uain
Sil me gnerroient il feron qe uilain
Tan com ge soie pris.
6) Or sachent bea enieuin e torain
Cil bacheliers qi son legier e sain
Qen gombre soi e pris en autrui
main
II ma iunassen mas il no nenn ^in
De helles armes sont era uoit li
piain
Per so qe ge soi pris.
7) Contessa soir nostre prez sö-
hraim
Sai dens e gard e cel per coi me
clam
Et per coi ge soi pris.
8) Ge nol di pas por cela de oer-
tAin
Sa mere Loys.
Folqet de Marsella LXYIII.
1) Per den amors ben sauez ue-
ramen
Quan plus deiscen plus poia homü-
taz
Et oreoillz cbai on plus alt es poiatz
Don oei auer gaus e uos espanen
Qanc se mostraz orgoill contra me-
Et brans respos a mas homils cban-
zos
Per qes senblanz qel orgoillz chaia
ios
Qapres bei iom ai nist far noig es-
cnra.
2) Ma nos non par poeaaz far
fallimen
Per o can faill cels qes pros ni pri*
saz
Tant com nal mais/ tan es pIns en-
colpaz
Qe la ualors poial colpa deisen
Et quant hom tot perdonal forfai-
tura
Ja del blasme noi sera faich perdos
Qe cel reman en mala sospeicnos
Qamant met cel qe uas un desme-
sura.
8} Blasme na hom e chascnns sei
a sen
Per qes lenganz en el plus galiaz
A cel qo fai/ qa cel qes enganaz
Et üonc amors per qo fais tan souen
Com plus vos serf chascuns plus sen
rancura
Et del seruir taig calqe guierdos
Prez o amicx/ meilloramenz/ o dos
Meins dun de cels / es fols qi sa
atura.
4) Donc Bui eu folz qei mis lo cor
el sen
Senz no fo ges anoeis fu gran fol«
daz
294
Die proTensaUaclie LiederiiMidftcliriiV Cod. 42
Qar eel es fol«/ (je cuia euer senaz
Et sap hom meins ades on plus
apreit
Qanc iom merees / qe aal mais qe
dreizora
No oalc a mi/ ni ao poder en aos
Et fenblan paoc pogues ualer raisos
Per qea aui fols qar anc de aos ato
cura.
6) Mas er soi ricz/ car en uos no
menten
Qem cuiai lea riqeze paubertaz
Et celes ricx/ qe se ten per pffgaz
Et cel paubres/ qen trop ricor enten
Per qeu soi rioz tan gran iois mase-
gur»
Qan pes com soi tomaz desarooros
Qadonc era marriz er soi ioios
Per cho mo teing a gran bonauen-
tura.
6) Cortesta non es als mais mesnra
Mas 008 amors no sabez anc qe fos
Per qea serai tan plas cortes de aos
QaI maier brai calerai ma rancnra.
7) Abadiman e ab toz tens tatara
(0. «.)
Canzhos qe de lor es/ e lor razos
Caltresi ses chascans paoc amoros
Mas senblan fan/ daicho don non
an cura.
Folqet LXIX.
1) Tant mabelis lamoros pensa-
men
Qe ses oenguz/ en mon cor asire
Per qe noi pot nullz altre pes caber
Ni mais ni^s nomes dolz ni plaisenz
Qadoncs am san qan maacion con-
sire
Et fin amors aleuza mon martire
Qem promet ioij/ mais trop Ion dona
len
Qab senblan ma/ trainat loniamen.
2) Bem sai qe tot qant faz es dreich
nienz
Eu qem puos al samors mi nol aa-
cire
Qar esien ma donat tal noler
Qe ia non er uencuz/ ni el no aenz
Vencnz si er/ qe mort man li sos«
pire
Tot so anet/ se de lei cai desire
Non ai secors/ qe daltra nol aten
19i daliramor non paosc auer talen.
B) Bona dompna ai os plaz/ stas
sofrenz
Del ben qe ns aoill/ qeu soi del mal
sofnre
Et pos lo mais nom pogra dan tener
Anz mer semblanz qa partam engal-
menz
Et sa aos plaz qen altra par me
aire
Tolez de uos la beitat/ el gen rire
El dolz parlar/ qe mafolis mon sen
Partir mai poi de aos / mon escien.
4) Ca toz iorz mes plus bei/ e plos
plaisenz.
Per qen aoill mal oilb ab qe os remire
Qar al mea grat/ nos porrion nezer
Mas al meu dan/ aezon trop sotil-
menz
Mos danz non es/ cho sai pos non
azire
Anz me sap bon/ dompna per qea
malbire
Si maucien noca os estara ^n
Qe lo meus danz aostr er issamen.
5) Perzho dompna no as am saoia-
menz
Qa aoi soi fis e a mos ops traire
Qeu uos coit perdre/ e mi non paosc
aaer
E uos cait noser/ e a mi soi noisens
Perzho nos aus mon mal monstrar ni
dire
Mas a lesgtrd podez mon cor deoire
Qe US cugei dir mas era men repea
S.»««o.l.)
z aergoigna e ardtmen.
6) E car uos am mil tanz qe no
sai mre
No men ponet anz ubs am per un
oen
Qar qi proat altrai captenemen.
7) Ues nem sen uai canzoz qi qes
nazire
Qe gauz nauran per lo men esden
Las dompnas/ a coi eu te presen.
Folqet LXX.
1) Si tot me soi tart aperoebaz
Aiesi com sei/ qa tot perdut/ e iura
Qe mais no ioc/ a gran bonauentara
Mo dei tener/ qar me soi conegatz
Del eran enian/ qamora ues miiszia
Qftb Del senblan ma tengut en fan-
der Limreiiiawiidiftn Bibliothek in Floreni.
295
Plnt de deians/ « lei de nud deo tor
Qades promei/ e re non |Migana.
2) Ab bei i^nblan qel fals amors
a das
Sairai nea lei fis amana e satara
Col parparpaillos qa tan folla na-
tura
Qes met el foc/ per la ctardat qe lui
Blas eu men part / e segrai altra uia
Soi mal pagas qestrea no men par-
tria
Et tegrai laips del tot bon sofridors
Com ploa sirais/ plos fort iomelia.
3) Per o nof oaich qeu tia irascox
Si tot me die en chantan ma rancara
Maa aapcha ben/ qa soe ops sei per-
duz
Ne digaz qe sia ootra mesura
Qanc aobre fre non aolc menar an
dia
Ana me fez far mon poder tacta nia
Maa banc sen pres caoala de gran
valor
Qln Bagorda trop sonen eoill felnia.
4) Fei for en ben / mas soi men
retenguz
Qe qi a plus fort de si desmesura
Fai gran foldat/ en es en auentara
Neia de son par/ car pot esser uen-
cuz
Et de plas freuol de si es nilania
Per qane non plac/ ni plaz sobran«
aaria
Per o en sen/ de hom gardar honor
Qe sen omtl no prez mais qe foUa.
6) Per o amor me soi eu recrenz
De nos semir e mais non anraicura
Qaisid com prez hom/ plus laida pein-
tura
(c. «.)
Qan es deloing/ qe qan es pres uen-
guz
Prez ane uos/ canc no uos conoisia
Et sanc naic pauc/ mais nai qeu non
uolria
Aissim nes pres cum al fol qeridor
Qe dÖB qa ors fos tot so qe tocaria.
6) Bei naiman samor uos desirei-
gnia
Vos en tOK temps iens en conseille-
ria
•S uos menbres/cant ien nsc de dolor
Ni qan de ben iamaii ne oa enoarna.
7) £a plua naU sab loa dilk ooi
neia
So qeu ai dita/ porria auer ualor
Qien qier oonseiU / e oenseiU aos
daria.
Folqet LXXI(I).
1) Sal cor plagues ben* for huimais
saisos
De far canzbos per ioia mantener
Mas trop mi fai ma uentura doler
Qant en regsrt los bes el mais qeu
nai
Qe ricx diz hom qe soi e qe ben
nai
Mas cel qo diz no sap ges ben lo
ner
Qe benenansha non pot nns hom auer
De nnlla re mas de zho qal cor plai
Per qe nam mais un panbres ses
ioios
Gans ricx ses ioi qes tot lan con-
siros.
2) Et si anc iorn fhi gais ni amoros
Ar non ai ioi damor ne Ien esper
Ni altre bes nom pot al cor plazer
Anz mi sepblon tot altre ioi esmai
Per 0 damor qe uer uos en dirai
Nom lais del tot/ ni no men puoeo
remaner
Aiasi com cel qem mei del arbre atai
Qes tan poiaz qe no sap tornar ios
Ni sus non nai tan li par temeiros.
3) Per zbo nom lais se tot ses pe-
rillos
Qades non page sus a mon poder
Et deuriam dompnal fis cor naler
Pois conoissez qe ia non recrerai
Qab ardiment apoderom lesglai
Et nun tem dan ^e me^ posca escazer
Per cho user gen sim deignatz retener
El guierüos es aitals chom seschai,
Qe neis lo dos Ien eis faich guierdos
A cel qe Mp dauinen far sos dos.
4) Donc se merces a nuill poder
en uos
(t«o.1.)
Traia sennan se iam uol pro tener
Qeu no men si en prez ni en saber
Ni en chanzons mas car conosc e sai
Qe merces uol/ zo qe raison^ desohai
Per qen uos cuich ab merce conqerer
Qi mos escDz central sobre ualer
Qea sai en uos per qem met en aaaai
296
Die provenzalbche LiederhAndscluift Cod. 42
De uostramor/ zo qan ueda raisos
Mas ille mi fai quiar qaainen fot.
5) Azho conosc qeu 001 neins
pauroB
QaDt al comenKamen me aesespcr
Et mas chanzboDS pois noill merce
qerrer
Farai doncB aissi col ioglars fai
Aissi cum muo mos uers lo finerai
Deaesperar piios doncs noi puosc
saber
Raison per qeill deia de mi caler
Ma tot lo meins ai tanc en reten-
drai
Qinz en mon cor lamarai a rescos
Et dirai ben de lei en mas chanzos.
6) Si Nazimanz sabia obo qeu sai
Dir porria cuna pauca ocaisos
Noz en amor plus qe noi ual raisos.
Folqet LXXII.
1) Ai qant gent uenz e ab qan
pauc dafan
Ab cel qis laisa uencer ab merce
Qar en aisi uenz bom autrui e se
Et a uencnt duas uez senes dan
Et uos amor no o fai ges aissi
Qanc ior merces ab uos non pog
valer
Ans manes tant mostrat uostre poder
Qai no uos ai ni üos no auez mi.
2) Ferzbom par fol qui non sab
retener
Zo cboni conqer/ qeu prez ben autre-
tant
Qi zo reten com a conqes de nan
Per son efibrz com faz lo conqerer
Qaissim pograz tener com fol rote
Le sparucr fer qant tem qe se desli
Qel estreing tant el poing/ tro qe
la od
Mais pois estorz uos soi uiure pois
be.
8) Tot zho qe ual pot noser al-
tresi
Donc seus tegn pro be os porrai dan
tener
Et er merces sabeis uostre saber
Qe mauez dat don anc iorn non
gandi
(c. 2.;
Yos mou teozon m os dig mal en
chantan
Mais non er fait qe zanaiment men te
Mais uoill sofirir mon dan en pas
iase
Qel uostre tort adrecurer claman.
4) Ou troberai mais tant de bona fe
Qanc neguns hom/ se mercis no trai
Son eacient/ si com en qe os serui
Tan longament/ qanc no gaodi de re
Ar qer merce/ e faria parer
Qar qi trop uai seruiai r^rozan.
Ben fai senblant/ qel guederdon de-
man
Mais ia de mi non cuies qeol nesper.
5) Et qil bon rei Bizard qi uol
qeuchant
Blasmet perzo/ qar non paset de se
Ar len.dtfsment/ si qe chascan lo ue
Qa reires trais per meill saillir enan
Qel era cons ar es ricx reis ses fi
Müs bon seoors fai de os al bon
uoler
Et sen diz ben al crozar eu dis uer
Et ar uedem per qa donc no menti.
6) Ia nadiman toz temps non an
cuian
Qe contramoT ai aiura mon fre
Mas eu tenc ben per probat cbo conue
Et sabra o meill cbascuns des or
enan.
Folqet LXXIIL
1) Amor merces non moira tan
soaen
Qe iam podez uiaz del tot aucire
Qar uiurem fai e morir mesdamen
Et en aissi doblen mi mon martire
Fero mez morz uos soi bom e ser-
uire
£1 seruizis es me niil tant plua bons
Qe de nul altraner ricx gmerdons.
2) Ferqes pechaz amors so sabes
uos
Se mauciez pos uer uos nom aiie
Mas trop seruir ten dan mant-aa sa-
zos
Et son amic en perd hom so auz
dire
Se 09 ai seruit ni anqer no men mre
Et qar sabez qeu guierdon eilten
Ai perdut uos el seiur issumen.
3) Et uos dompna qe auez man-
damen
Forzaz amor e uos cui tan desire
der LanreiuHaiibcheii Biblioiliek in Florenz.
897
Non ges per mi / mais per dreit iau-
semen
Qe tan plaignen/ noa pregon mei
aospire
(f. Mf«c. 1.)
Qel cor plura qnan uedez loa oillz
rire
Maa per paor qeu aenblea enoioa
Enian mi ea/ e trag mal en perdoa.
4) Et ia non erei uoatre cor or-
goilloa
Volgaea el meo tan lonc destr aaire
Per qai paor/ no fecea don dan doa
No uoa auaei lo mon maltrait deaire
Ai qar aoatr oill non uezon mon
martire
Qadonc na gran merce ae el no men
Ai dols eagart qin fan aenblan par-
uen.
5) A noa nolgra monatrar lo mal
qeu aen
Et aa altrea celar e eacondire
Qanc non poac dir mon cor celada-
men
Et aen non aai cobrir qi mer co-
brire
Et qui mer fina/ ai eu eiami aoi traire
Qar qi non aap zelar non ea raaos
Qe zelon aela a qi non ea nula proa.
6) Maa nazimauz diz qeu li aoi
traire
ni ea tOB temps dizon qieu sc» gin-
noi
Gar tot mon cor no retrac a ela doa.
Folqet LXXIin.
1) Ben an mort mi e lor
Mei oill galiador
Perqem maz qa bela plor
Poa ill CDo an merit
Qon tal dompnam ebauait
Don an faich falimen
Et qi trop pnoia baa deiscen
Per o en aa merce mi ren
Qe^ non crei gea qe merces aus fallir
Lai on dena uolc toz autrea bes aiasir.
2) Pero oonoao damor
Qe moa danz la aabor
Qe zho don ai langer
Me fai prezar petit
£ poigner a deatrit
En tafqi aen defen
2%o qi men chauzha uau fugien
E cho qim fug eu uau segnen
Qem sema non puose en cbauzar e
fuzir.
3) Ar auiaz gran folor
Qarditz aoi per paor
Maa tan tem Ia dolor
(c. «.)
Damor qi ma aaizit
Ai chom fai plus ardit
De monstrar mon talen
A lei qem fai ueillar durmen
Dona Hl per paor ardimen
Aisai com cel qestres no pot gandir
Quis uai totz sols entrels eine cena
ferir.
4) Proa dompna cui ador
Restauraz en ualor
Mi/ e uoatra lausor
Camdui em afreblit
Qar metez en oblit
Mi qe os am fioamen
Qe eil qo sabon uan diaen
Qe mal aeruir fai manta gen
Et qar uos am tan qe dal non oonair
Perd mi/ e uos/ gardaz sin dei morir.
5) Mas ges oian per flor
Non uiraz cbantador
Maa prea de mon seignor
Lo bon rei cui deus guit
Daragon men partit
Dir/ et de marrimen
Per qeu chan/ tot forzadamen
No deuon ges/ sei amic contradir
Gala enemicx/ uem qes fai obezir.
0) Cbai a la dolor de la den
Vir la len^a lei cui mi ren
Et er merces sil me deigna coillir
Qen maint bon loc faz son ric prez
auzir.
7) Bei raimanz dens mi gard de
faülir
Vaa lei / qi faill nea mi scu lauaes
dir.
Folqet LXXV.
1) Molt y fez gran pecbat amors
Qan li plac qes meses en me
Qai merces noi aduis ab se
Ab qe sa dolces ma dolors
Qamors perd son nom e deamen
Et es deaamoroa planamen
Pois mercea non pot far aecors
A cui fora prez e honors
298
Die proveoMliiclie Li«derhaiidieLiiil Cod. 42
Poif ill aol ueneer totes oes
CnoA aez la oences mercet.
2) Si DOS aenz uencoz soi aniors
(^ c. 1.)
Vencer nos puos mas ab merce
Et sentre tanz mala trat an ben
Ja naos er danz ni deshonon
Caia nos ^e es esteia gen
Qan mi faiz plaigner tan souen
Anz en ual men uoetra lauacra
Perol mals me fora dolzhora
Si laiuam a qe ram soi pres
Me pleies meiceiant meroes.
8) Mss trop ma airat amors
Qar ab merce sen des aue
Perol meillz del mieillz qet bom ne
Mi donz qe nai meillz qe ualors
£n pot l^n far acordamen
Qar mager ne falz per an cen
Qi ae com la neus el colors
Cbo es la blanc e la colors
Sacordon en lei senblanz es
Qamors si acord e merces.
4) Mas non pot esser pos amors
Non o aol ne mi donz cbo cre
Per o de mi donz no sai re
Canc tan no men follit follors
Qeu Ibaaser dir mon pensamen
Mas cor ai qcm capdel ab sen
Ab ardimen qel tof paors
Per o esperar fai la flors
Tom en fruicb/ e de mi don pes
Qesperan 1« uences merces.
5> Ester no paos darar amors
Et no sai cosi se desue
De mon cor qe si os a^ eos te
Qe re non caicb qe naia aillors
Qe si beos es granz eisaamen
Podez e mi caber leumen
Qo US deoiA una granz tors
Qen an paoo miriul es largors
Eu soi tan fnnx qe si os plagues
Ancar neis i caubra merces.
6) Mal mi soi gardaz per an sen
Enblat amors
Mar aer estorz de sas dolors
Mas cur pot qeu aes mi soi pres
(0. I.)
Keas no mi oal dreicb ne merces.
7) Naiman lo uostre socors
Et en toz temps nolgre aaillors
Blas daqest non noill sapcbaz ges
Qa penas neis o sap mercos.
Feire nidal LXXVI.
1) Sim laissaoa de chantar
Per trabaili ni per afar
Ben lea dirion ta genz
Qe non es aitals mos senz
Ni ma gaillardia
Com esser solia
Mai be os posc en aer iarar
Canc mais tant nom plac iouens
Ni prez ni eaaaleria
Ni doneis ni drudaria.
2) Et sea poeaes acabar
Zho qe mai faicn comencbar
Mos sobresforcias talenz
Alixandres fo nienz
Contra qeu seria
Et sa dea plazia
Qe mi deignas aiudar
Jal seus uerais monimenz
I^ngament non estari
Sot mal serua seignoria.
8) Hom aos dearia tardar
De ben dir/ ne de meillz far
Tant can Vidales presenz
Qel secle no es mais aenz
Kt qi plas sei fia
Fai mator folia
Caia mort pot lom proar
Cum paac ual lo remaneoz
Per qes fols qi nos castia
Kt no reigna en cortesia.
4) Mas tant ü de qe pensar
Per qeu non paos deliurar
Totz mos honraz pensamenz
Pero bos comenz namenz
Me toi bona uia
Et no sen canbia
Mas en per sobresforzbar
(f.SSiOc. 1.)
Caicb dels felon mesoredenz
En brea reoobrar sorria
Et damasqe e tabaria.
5) Tant es dolzha per amar
Et bella per rcmirar
E corteissa e conoissenz
Si cals pros e als naillenz
De bella paria
Qe si aer dicia
El mon non anria par
Mas fraiz matal mil oonaeni
Qe sim soi men atendia
Escort e ganl maori«.
der Laurensianiscben Bibliothek in florens.
199
6) Gres no maas desespenir
A lei dan flac rei anar
Cai sobra ort e argenx
Caija cal res manenz
Cantre deiu non na
Per sa manencia
Caaer lo fa renegar
Man qan nendra alioiamenz
Car comparra aa lUonia
Et Tengan e la baoaia.
Peirol d'a^uergnia LXXVIL
1) Molt mentremia de chantar uo-
lenter
Et dalegranz e de ioi mantener
Aitaot com fui damor en bon eaper
Biaa er non nei mon pro ni )i enten
Ni mai aecora de mi aon non aten
Tal deaconort/ e tal eamai nien ue
Qe par an paoc de tot xoi nom recre.
2) Grran mal ma fait la euidamen
primer
Et bei aemblant qi ges no merron
uer
Qan poia non poi/ mon coratge mo-
uer
Qen nn deair aoi adea aolamen
Ni de ren al / grand enueia nom pren
£ poia non plaz qea nai altra merce
A aoffnr mer lo trabail a qem te.
9) Ja DO partria de leu mon con-
airer
Per mal qem faz e noi poac mal
Qoler
Qßr la fait aens e beltaz naler
S<*gon lamor/ folei aabaiamen
Qe fola ai diz ans folei folamen
(c. «.)
Qant narctasoa qan uet lombra de se
Se ben mori no fo plua fola de me.
4) Caltreai mor entre lonc desirer
Qim fan tot ior aoapirar e aoler
Per lei qi ma tomad a non chaler
Qara aai en e conoia ueramen
Öjl menacbioa aon priaat parlamen
Kt en lam tan cala mia fe
Qan nei mon dan/ ia mi meteia non
cre*
5) Ben aai qala ea tot mon con-
aeill derer
Poia del partir non aizeng ni poder
Sena aoa penaar farai lo meo plaaer
Amerai la mi rfon per tal oonuen
Qel cor turai lamoros penaamen
Maia la bocha tenrai adca en fre
Qe ail per ner no lim dirai maa re.
6) Ans meatarai oom fala pene-
denaer
Qi ren non qer daiso qel uol aoer
Ai qam tarza qen no la nau uezer
Irai la donc/ donc morir mon eacien
Oc qaital mort amerai eo aouen
Qeatragnamenz ea granz plaiaer oi ue
Cbo qama fort/ ia non azaltre oe.
7) Bon uera tramet mi donz per
tal Conen
Ca tolomeoa aaltre pro no campte
Can laudira menbrerali de me.
Peirol LXXVIIL
1) Manta senz mi mal raisona
Qar en no cnant plna aouen
Et qi daizho mocaiaona
No aap gea qan longamen
Ma tengut en grea penaamen
eil qi mon cor enpreiaona
Per qeu pert eabaldimen
Tal aeaconort me dona.
2) Pero aem fo franc e bona
Mi doropo «1 comenzamen
Era Domacoill nim aona
Maa aiaai com laltra sen
Qar conoac qeu lam nnamen
Aqo mal mi gnierdona
Amora fara fallimen
Saqeat tort li perdona.
(V» 0. I.)
8) De to ioiam deslonia
Ma dompna noül ea honora
Gab qalqe plaizen menzonia
Me pogra il far gen aecora
Kr üai qe non ea mas folora
Aqeata entendanzha lonia
Don ai fat tantaa clamora
Qantaa nai ab aer^^igna.
4) Ha partirai men en no ia
Qe 8on prez e aa naiora
Mo deaeda e mo caloia
Qant cu cnit amar aillora
Per tot lo cor mintra lamora
Si com fai lai^a en la aponnia
Tot ior mi plairal dolora
Qo qem destreing ni ponia.
5) Adea uoill cjamora masailU
Em guerrei maitin e ser
900
Die provenuliflche Liederl^andadirift Cod. 42
Conte la toa batailla
Kon qier rapaos ia aper
Ei 860 non ai tot mon noler
Tals et cQ qaisnm trauailla
Qel moa Don a mais plazer
Qe lo men maltraiz uailla.
6) Laai«nga ni deainalla
Denaeiof non cal temer
Sol pensar de leis nom failla
Nal no men po dan tener
Qel consir dum ea malezer
Mi pais meills da!tra uitailla
Per ren qe naia en poder
Mob oors no sen auiulla.-
7) Chanzos a toa pot dir en uer
Qe mon cant non agra failla
Sem nolgnes damor oaler
Mi dompna cni iois nailla.
Peirol LXXIX.
1) Se ben soi loing e entre gent
estraigna
Oimais conair damor a qem conort
Kt pens dun uers con til fac e aoori
Tal qe sia gais e plasens e fis
Et qant tot miell mon chantar me
grazifl
Et eu me dei giirdar qe no mes-
prenda
Ni diga res don sauia me reprenda.
9) Non es null ior qenz el cor no
descenda
Una dolsor qim uen de son paii
La^Eoing las matns e Ia estao aclia
Et Ia uoB die qen norria ester fort
Frei de mi don si tot auet mi iort
Qab bei solax e ab dolce conpagna
Mi dauret genzo qahora mi stegna.
S) Ben ai oimaia qeu nospir/ e qen
plaigna
Qab paoc lo cor non part qan me
recort
De bei solaa/ dei ioi/ e del deport
Et del plaiser qellam fes/ e qem dia
Ai com fora gariz sadonc moris
Qe qan Ia prec/ qe de mi merceiU
prenda
Nul nesaire no £u qe lo entenda.
4) Ben ee raizos qen sofra e atenda
Cum atendrai pois el non abellis
MeiU me fora zhom par/ qeu men
partifl
Pariir non get trop nai prea long
aeort
Bella dompna uoetrom »oi tot a fort
Non credaa ges lamors en mi rema-
fa
tempi non
'sofingna.
5) Lei non fall ren/ qi a pro dompni
tangna
Com no Ia ue qi de leriane non port
Coind/ e gaies/ e pro/ per qen lam
fort
Et donc amor cui tos temps obedis
Plairiaiza cuna uez men zanais
A qesta iqer perdon/ e per esmenda
Et se noza guierdon no men renda.
6) Daltre trabaill prec den qe lam
defenda
Mais un sol iom uolgra qela sentis
Del mal qeu trai per leiser e maiti«
Qen greu perill ma lassat loing del
port
Mas en non qier caltra menaiastoit
Qe sa iei plaz car enues mi safragna
Anc hom damar non fes genser ga-
Peirol LXXX.
l) Dun sonet nan pensan
Per solats e per rire
Qeu non chantai o an
Ester per mon consire
Don mi conort cbantan
Camors mauci desmai
(f.seioe. 1.)
Qar ma trobat uerai
Plus de nul autr aman.
8) 8e uals bcn nai daitan
Qe fftts non pot anzire
A pias honrat afan
Ni a tan dolz martire
Qaital dompnam coman
Qv Ia genser qeu sai
Hos mes lo mal qen trai
Mas il na pechat gran.
8) Las mon cor desiran
Sos hom e sos semire
Qanar eu en sellan
Mantas uez men adire
Et die per mal talan
Qades men oartirai
Mas qi me aestroplai
Mon cor un ser atan.
der
Bibtiothek in Ploreot.
BOl
4) Li oiU del cor mm stan
Vas lei qaillora n<m nire
Qen las pars on ea an
La uei e la remire
Tot per aiul senblan
Com la flor qom retrai
Qe totas nias nai
Contral soleill airao.
5) Ges per aatroi nofll man
La reo qen plos deake
Tana la dot e la blan
Forses oen noill sai dire
Et qan ii soi denan
Mantas aez qan seschai
Die dompna qe farai
Nom reapon maa gaben.
6) Dompna per coi ea chan
Una ren uoa airai
Sei noatramic deacbai
Oniaa nanre e dan.
7) Damora nos die aitan
Qe bon consirier nai
Niza daichi en lai
Nola bom no men deman.
Feirol LXXXI.
(c. «0
1) £n loi qe demora
Voill on aonet faire
Qe ben oai a ora
De tot mon afaire
Fina amora monora
Si qe mea ueiaire
Gea tan ricz non fora
Sen foa emperaire
Qel corage nai
Jaaxion e gai^
Pero non agaire
Qere mort deamai.
2) Plua est amora bona
Qen non poia retratre
Qi mal la raiaona
Non ea fia amaire
Car gen guierdona
Si tot fai mal traire
Qi ai abandona
NoUeia merceaire
On qen me atei chai
Mon penaamen ai
Tot dreit al repaire
Oa mi don eataL
8) Seu per alegranza
Voll gabar ni rire
De ioi qe menansa
Don Ott aoi ianaire
Dompoa ia dopUmaa
Non aias del dire
Qen faaa aemblanza
Qe de noa conaire
Ben e gen mi aai
Cubrir/ qan aeachai
Et aen moa oilla nire
Toat los en retrai.
4) Som ren me demanda
De mon dolz deaire
Amora mi comanda
Vertat contradire
Molt Conen qeo blande
Lei/ qeua plua deaire
Qar foldat ea granda
(f c. 1.)
Sen qier qi maire
Gardata com aeschai
O cum si men uai
Zho qem sol aazire
Er ma das ioi uerai.
5) Sen aoi qil me mena
Et ea corteaia
Gab aoa cadena
Mi destring em lia
Mon mal non refrena
Car garis aeria
Sab tan doka pena
Per mi don moria
Ja no men partrai
A ma uida mai
Sen tos tempa niua
Toz tempa lamerai.
6) Francha rea corteaa
Bella dolz amia
AI cor maaez mesa
Amor tota uia
Gran ioie mea preaa
Daital compaignia
Qe ua aoi/ ae noa peaa
Voatrom on qen aia
Ja ren noa qerrai
Anz noa aemirai
Et ai uoa plasia
Ja ren non dirai
Gent emenderai
Contral grand esmai.
Peirol LXXXn.
1) Tot mon engen e mon aaber
Ai mos en nn soi qem aoiate
802
Die provenzaliflche liederbandschrift Co«1. 4d
Qan mi remenbra ni soae
Can bona dompna fai chantar
AdoDC mc dcinieu foraar
Com pognes far mon chan ualer
Qea trai si si grcu martire
Damor cui soi seruire.
2) Amor ma si en son poder
Et ma fait comenzar tal re
Qeu non posc aroa ni a be
(c. «.)
Trar a cap plus cal cel montar
Per la genaer qom po irobar
Gardaz seu dearia cbader
Qea lam tan.e desire
Gallors mon cor non uire.
8) Eu lam mais qea no faz parer
Et parlo mal qe nom cooe
Et aoill qe maacia de ae
Se iamaia men oea parlar
Ni adret aen blan d<Bainar
Tan 801 cobertamen tener
Et celar mon albire
Ab aolaz e a rire.
4) Lo reprozer non ea gea uer
Qe cor obhda coiU non ae
Anz a ben fallt endret me
Qeu no la poac entroblidar
La bella cai non aoa pregar
Tan lern fallir al aeu uoler
Per qea plaing e sospire
Nai amor no malzire.
5) La noit qnn soi anat zaaer
El ior mantH uea mi deae
Coair cum li clami» merce
Qant eu porria a lei parlar
Adonc moaai eu ben penaar
Et bon mot zaaair e ueder
Et ma raiaon aiaire
Et la non aai qe dire.
6) Oi laa qe coiaua auer
Qalqe pro en ma bona fe
Qant eu aoi plua deaperaz cre
Qamor me de^oea aiudar
Era no me aai conaeillar
Anz atendrai al aeu plaaer
Greo eat damor iauaire
Qe non eat franc aofrire.
7} El uers non ea ren a dire
Seat qi lo aapcha dire.
Peirol LXXXUI.
1) Ea non laiuerai ia mon
Maa ae ua agrada ni bona ea
Lamon qi ma el seu coman
(f. «7 i" 0. 1.)
En aapchaz grat qa mi no ges
Qar amor me guida e menanaa
Se ben da trabaille peaanaa
Et uio zanaen qamor aman.
2) Mi don per aa franqeaa gran
Plac e recep mo mo nom en ea
Et monret em dia em fea tan
Qeu no cuide com me oalguea
Maia er ai paor e doptanaa
Qe per non cur o per oiltanaa
Moblid e me torn en aoan.
8) Sofnr mer la pen e lafao
Tot tempa non paa doa iors ni trea
Anz qe uaua aillora uiran
Qe mal me aenbrera altre bes
Qe de uoa dompna ai deairanaa
Qem donea ioi e alegranaa
Conaeill el mon plua no deman.
4) Alt fui/ e uei qar uai basaan
Et poia dir qen aiaai meaprea
Con aelui qia nai ioi aognan
Et qan reaida non a rea
O qerrai eu maia fidanaa
En neguna bella aenblansa
Poia en aqeat trob enzan.
5) Trop die non poia mala qe mor
man
Atendrea e longea mercea
Qe farai eu de aer en an
De gran partir/ ohc aeua pogaea
Maa mentreu me atao en balanaa
Sen dealoigna deaeaperanaa
Ein amor ma proz altretan.
6) Ja drut no cognoaca eon dan
Seaaer uol aaaia ni cortes
Ni faz a parer ni trian
Q;ar encontra ai don lipea
Qaiael enqer aa malenanaa
Qi per orgoil cuida uenianaa
Penre/ a qi om nol blan.
7) Dompna ren non nai ne eoansa
En amor trop longa aperanaa
Qi ama far en deaenblan.
Narnald de miroill LXXXim.
(c. «.)
1) Sim deatrenez dompna aoa e
amora
der Lauretudaniichen Bibliothek in Florenz.
803
Qamar noas ans ni no men posc es-
traire
Lons men ardis e lentrem fai ferner
Preiar nons ana per enten de gaadir
Aisai com cel qef nafras per morir
Sab qe oiortc ea/ e pero aia conbat
Vos mm mcrce ab cor deaeaperat
2) Bona dompoa paratj^ea e ricors
Od plua auz es e de maior afaire
Deo maia ensi domiltat auer
Qar ab orgoill non pot bon prex
caber
Qoi genl nol aap ab iausiment cobrir
Et poia non poac de noa amar sofrir
Merce aoa clam per noatr omilitat
Qen aoa trobet qalacim pietat
3) No menoguea uostra rica ualora
Qanc nola paoac an ior preaa ananz
traire
Poia en aoa ai ab lo aen el «aber
Del noatre prez creisser a mon poder
Qen mant oon loca lal dit e fait
aazir
Et ae oa plaguea qem degnessez
grazir
Koa qerra plua de uostramistat
Et gaudinu per gaederdon lo grat.
4) Tot los forfait e totaa las cla-
mora
Qe oa mi podez rancurar ni retraire
Ea qar mausax abellir ni plaiaer
Maia tlaltra reia qeo anc pognes ueder
Akra ochaiaon dompna non sabez dir
Maa car ooa aai conoiaer e zausir
Per la meillor e ab mais de beitat
Veoa tot lo tort en qe mauez trobat
5) Voatre genz cora nostra fresca
colors
Etil dolz esgard plazent qem sabez
faire
Mi uoa fan tan deairar e aoler
Qe maia aoa am on plus me desea-
per
E ai folei no men poac partlr
Mas qant ea pens qi es qim fa lan-
gair
Conair lonor e oblit la foldat
£a fag mon aen e see ma noluntat.
Narnald LXXXV.
1) 8i com 11 peia an en laiga Ior
aida
Lai en en ioi e tos temps lai anrai
Qamora ma fait en tal dompna iaaair
(?«c. 1.)
Don uio gaudent sol del deair qeo nai
Tant ea aialenz qe qan ben roo consir
Me nais orgoillz em creis homilitatz
Mais sis ten ioinz amor e iois amdoa
Qe ren noi perd meaura niraisos.
2) Tot autre ioi «lesconois e oblida
Qo uel seu cora coind e cortea e gai
Qen aissi sab daainent far e dir
Ab pur plazer tot zo qil diz ni fai
Qom non pot mal dir senei mentirj
Qen lei es prez honor aenz e beltatz
Et ae nom aal soa genz cors amoros
Amor na tort qi men fai enueioa.
8) Bona dompna de toz bons aibs
complida
Tant es ualenz per la meillor qeu sai
Mais am de uos lo talenz el desir
Qe dautr auer tot zo qa drut seschai
De tant nai pro car tem el plus
faillir
Per o non soi del tot deseaperaz
Men ricbaa corz ai uist mantaa saisos
Paubren ricbir e recebre genz doa.
4) Ves lo paia pros dompna es-
cernioa
Repaus mos oill ol uostre cors estai
Et qant de uos plus pres nom poisc
aisir
Teno uos al cor ades e consir sai
Vostre bei cors cortea qim fai lan-
guir
Et gent parlar el deport el solaz
Lo prez el aen e le beltatz de uos
Don pois uos ui no sui anc oblidos.
5^ Dompna cui prez e iois e iouenz
guida
Ja nom amcz toz tcmps uos amerai
Qamors o uol aes cui no posc gandir
Et qar conois qeu ai fin cor uerai
Mostram de uos de tal guisa iauair
Pena an uos bais e os manei e na
enbraz
Aqeat dompneia mes dolc e qars e
bos
Et no mil pod uedar neguns gelos.
6) Mos genz conqia ioia e prez
e solaz
Vos tenon gai uostre cora e ioiea
Per com noa aei qi no aa baat de
uos.
S04
Die provenzaluche Liederiumdichrift Ck»d. Ai
7) Vei mon fnneei aoil qes an
ma unaos
Qar es adreitz e largs e amoroa.
Narnald LXXXVI.
1) Aissie oom cel qama e non es
O ai eo faich qai amat loniamen
£n an sol loc e ges no meo rep«a
Am la aoil plus amar desesperaz
Qe daltr auer tota mas uolantaz
Et qar eu lam finameD ses engan
Creo qil aal tan per qe noi aorai
dan.
2) Ausit ai dir per qeu soi oonor-
taz
Qe qi ben serf bon guierdon aten
Ab qel seruir sia en loc ualen
Qen üisi es molt meilz guierdonaz
Per qeu me soi del tot a uos donaz
Bella dompna qe dal non ai talan
Mas de seruir uostre cors benestan.
8) Meilk qeo no die uos prec qe
mentendaz
Qe mais uos am qe non aus far per-
nen
Et DO men lais mas per dreifh es-
pauen
Qeu me feira molt de uos plus pri-
uaz
Mas diriom qeu fos en amoras ^
Per o uers es qanc re non amei tan
Mas en dreiah uos non aus far lo
aenblan.
4) Vos nalex tan ben crei qe sa-
piac
Qe qi meillc ama si prega plus te-
men
Qe cels qe prec ades ardidamen
Bella dompna ia a cel no creaz
Gab engan ua e sia enganaa
Mas eu soi cel qe temen mor aman
Per qe no us aus preiar mais en
5) Souen naaen la noich can soi
colgaz
Qeu soi ab uoa per senblan en dur-
men
Adones estan en tan ric iausimen
Ja no nolria mais esser residaz
Sol qem dures aqel plaisena pensata
Et can mesueill cnicn morir desiran
Perqeu uolgra aisai dormir un an.
[6] BelU dompna sooen aoi aeor^
daz
Qe US an neder e aonen uaa doptan
Qe no US plagues perqeu nai eabat
tan.
7) Seigner franceis eals qe aia
bausaz
De toz bos prez uos anaz meilloran
Per dir e far trestot faicb benestan.
Narnald LXXXVII.
1) La gran bentaz el fina enaeigna-
menz
(f. 98 lO 0.1.)
El uerais prez a las bona lansors
El cortes diz a la fresca colors
Qe son en uos bona dompna nalenz
Me donon going qeu cbant e es-
sicnza
Ma granz paors mou toi e gran te-
menza
Qeu non ans dir dompna qen chant
de uos
1^ ren no sai si mes o danz o pros.
2) En noB am tan dompna cela-
damenz
Qe non osa mas cbant eu e amors
Ni uos eissa tan granz sobre temors
Mou toi ades qeu non aus far par-
uenz
Tal paor ai qira e mal nolenza
Nom portasses qar eu ai entendenza
Et pos mon cor nos aus dir a rescos
Pregar uos ai seu aus en ma cansos.
[8] Aissi uos ren pros^ dopna co-
noissenz
Mon cor ni a nol nirerai aillors
Et uos faz mi/ qan uos plaira aooora
Qeu uos serai de tot mon mal so-
frenz
Tro conoscoz ma fina ben nolenza
Bona dompna aiaz en conoiaenza
E nom siaz de senblat orgoiUos
Ami qi soi leials e amoros.
4) Ja non serai uencoz ne recre-
denz
De uos amar sia sens o fdors
Gar seu follei per uos maa mes do-
nors
Qe sab antra mabondana mon sen
Et so ricors me toi uostra ualenza
Per merce prec comilitaz uos uenza
der Laaronziantflchen Bibliothek in Fioreue.
806
Sea ana daatan dompna genaer can
foa
Qel mon aertüs aos plaza e aia boa.
5} Genaer dompna can foa de nolla
^ens
Per ooa morrai chom dia ades paora
Sen ooa non trou merce ni iauzimenx
Bona dompna aias en sabninenaa
AI cor ni la no me fazaz pamenza
Tro conoflcaz qe ben na raisoa
Qe neacaia qalqe ric guierdoa.
6) Bella gard a aaber e conoia-
aenza
Voa donen fjen sobre totaa ualenza
Perqea retrai nostre prez cabailloa
AI melz qen aai ama numill cbanaoa.
Folqet de Boman LXXXVm.
(c. 2.)
1) Can ben me aoi apenaaz
Tooz laoa ea nienz maa deua
Com laaaa la loea el feas
£t totaa laa eritaz.
£1 licors del aecle malnaz
Non ea maa trepassamenz
Per com den esaer temenz
Et leial senz totz enianz
Car chaacana ea uiananz.
2) Car tantost com hom es naz
Mon enuia com romeua
Aiomadaa e ea greos
Lo niages cho sapcbaz
Vera la mort qaors ni argenz
Noi en pot esser garenz
Et can nom maia sai oiu danz
Senz den maia faia de son danz.
8) Et ta cbatia qe feraa
Qe conoac lo mal el ben
Fola ea ae no tea aouen
Un ea ueogoz ni an uaa
Qe sen ta oida ben non faa
Ta medea nea eacbemiz
Et n Ben pari lespiritz
Cariat del pechaz mortala
Ta mora ea perpetaala.
4) Dun g[arda com obreraa
Tan com mda te aoaten
Qfn paac dora aeadeaen
Com ea mon en un trepa
Per com non den esaer laa
De ben far qi nea aisiz
Qen breu de tena ea faiUiz
AnblT t n. SpiaobiB» ZLIX
Le iois de eeat secIe fala
Ca toz ea mors comanala.
5) Ea non ne freunl ni fort
Qe tan aapcha de scremir
Qa la mort poscha gandir
QU non garda augnr nin sort
Ni dreic ni mesura ni tort
Caisn tost pren lo meülor
El plua bei col anrdeior.
(tO c 1.)
Ni niguna hom per nulz plaiz
Noa pot gardar del seu traiz .
6) Eu non sai maia un conort
Com se pung de deu seroir
Et com se gardi de fallir
Mentre aen uai uers la mort
Car paasar noa coue al port
On tuez passan ab dolor
Et rei e emperador
Et lai trob hom atrasaz
Lo ben el mal com a faz.
7) A deu prec per sa dolzor
Qem gard del mortal agaiz
Tro son plazer aia faiz.
Folqet LXXXVmi.
(aiebe Arch. 83, p. 808. Ohne Fehler.)
Folqet LXXXX.
s. ibd. p. 809. Fehler: n Strophe 8,
2. 4, sorspir für sospir. MS. sorspir.
2) Str. 4, Z. 8, ren ren für ren.)
(fol.Miöo. 1.)
■2
Naimeric deBellinoi LXXXXI.
1) Nulls hom en ren non faill
Tantost ni mesaue
Com ea loc un se te
Per plus aseguraz
Per qem par gran foudaz
Qi non tem zo cauenir li porria
Qeu cuiaua qant amor nom tenia
Qe nom pogues forsar estra mon grat
Maa era ma del tot apoderat
2) Tant es damoros taili
La bella qem rete
Qe nuls hom no la ue
Non sia enamoraz
Et seu en soi forsaz
Ja non cuiez cranz merueilla aia
Qe sa beataz Tai onilh se dealia
20
$06
Die prOTenxAlisebe taederhandBchrift Cod. 43
üenz 60 81881 totM aatnu beotaz
Com lo Bolei]8 pMsa totas clartaz.
8) De robin ab oristaill
Senbla qe deos la fe
Et del sea dolx ale
Laspirez cbo sapcbaz
(c. S.)
Ab digz enamoraz
Plens de doucbor ab orgaill ses feunia
Joea e rii ab tan plazea conbdia
CaiB amora creicb damor uolantaz
Et fai amar cela qe non an amaz.
4) Trop saffri greu trabaill
Can lognar men aue
Maa ai chom fai gran be
Qe qant me soi loniaz
Me stai ^ran sa beutaz
Tals com la ui en mon cor noich e dia
En gens parlars el auinez paria
On eu dompnei mantaz uez a celaz
Com se cuia qea aia dals pensaz.
5) Et ear eu tant non uaill
Com al seu prez coae.
Am leis e air me
Car men aui azautaz
Com non es tant preiaz.
Qel sa aalors al seu ric prez par sia
Mas ses amors entrels amanz li tria
Lo pttu leial meillz enamoraz
Non cal temer son prez ni sa riclaz.
6) De la contessa Beatrix non
porria
Tan de ben dir/ qe mais en lei non sia
Qen leis a deos tan de ben aiostaz
Com per part na a las aatras donaz.
7) Sengers nimo samors non re-
tenia
De aoe ueder mais tenir nom porria
Mas amor ma tant fort apoderaz
Qe non posc far mas a sa nolantanz.
Naimeric LXXXXn.
1) Eram destreng amors
Tant amorosamen
Qel mal aeu trai non sen
Anz mes lafan doosors
Qe la hamils paruensa
El francha captenensa
De leis qaissim ten pres
Amors ma si conqes
Qe nas an gen mestei
£a om 1» u la uei.
2) Qe qant en ueng daillors
(▼« c. 1.)
La grau beitat el seu
Trop dobla doblamen
Perqe men pren paors
Qe merces no la uensa
Mas en bo nai pleoensa
Car anc orgoill nos mes
En tan franc loc son pes
Per qen com qem guerrei
Amors soi tals com dei.
8) Tant es granz sa ricors
Qeu non aus far paruen
Com lam celadamen
Kl non aten socors
Mas de sa conoissensa
Qeu lam a tal temensa
Qeseardar non laus ges
Qellam ueia ni res
Anz can garüa uas mei
Seu lasgard men recrei.
4) Sa conuinenz colors
Eis oillz clars e rien
£1 douz esgard plazen
Et lonrada ricors
Me torn en souenesa
Per ca toz iors ma gensa
Los leials oors cortes
Mirall de toz mos bes
Qe qant aillors cortei
Pens an a leis dompnei.
6) Mas tant me uenz temors
La oella a cni me ren
Naia franc chausimen
Qel mon non es dolors
Mas trop longa tendensa
Qeu faz tan cran sofrensa
Qe se nol aal merces
Ab leis en bona fes
Paor ai non derret
E car o die follei.
6) Segner ni mo can pes
Vos cals es ne qi es
Lo sengles ea non uei
Qe tan bei esplei
(e. «.)
7^ Et qi tort non fezes
Et la rengare ges
En tot lo mon non crei
Tan bona y estei.
der LaDrenzianitohen Bibliothek in Florens.
$07
Perdigon dalnergna
LAXXXmcI).
1) Tlrop ai ittat bon esper no ni
Per qee Den drez qae tot ioi me lo-
fraigna
Can ea me long de la soa compaffnia
Per mon fol sen don tan ior non la ni
Mas sen am lei noill costa re
Qel dan toma tot sobre me
Qe qant en plns men nai lognan
Mens nai de ioi e mas dafan.
2) Se ma foldaz menianna ni anci
Ben e rason qe ia hom no me plai^pia
Qen soi com cel qen mez de laiga
baigna
£t mor de se e es drez cbous affi
Qe mora desiran dei be
Qe anrai desirat tan se
Qen nagra tot zho qen deman
Se can fuiz me trasses e man.
8) Gran merces es sai mor en aissi
Qen soi remas marriz en terra stragna
Et ai aisai qe sospir e qe plangna
Car non nei^lei qe de mort^me^gan
Et qem trais de mala merce
Ai las cal foldaz me rete
Qe sagues mors estat un an
Sill degra pois uenir denan.
4) Si soi mespres qe ren non sai
An denan lei ni no sai com remagna
Qar qi zo fai a seignor qi nol tagna
Qanc nn troua franc e leials e fi
Paor de aner can 11 la ue
De perdre son se^or e se
£ sen perd lei cai mi coman
Perdnt ai mi e ioi e can.
&) Perdre la pnis qil non prendra
ia mi
En ea lo ior noill qe mort m con-
tragna
Qen ia mon cor departissa nim fragna
De lei nn es tan dolsamen acli
Qen tot altra far lo meecre
lies qen lei troa de bona fe
(f. 80 fOcl.)
Qel cor el desir el talan
Saoordonen lei dun senblan.
6) Cel qe di cal cor non soue
De cbo com ab los oill non ue
Bli oill Ion desmenten ploran
£1 cor plaguet e sospiran.
7) Bei mainer de uos me soue
£t de mi don/ mas non daltra re
Et car non nos nei faz mon dan
Et de mi don mor desiran.
Perdigon LXXXXUIL
1) Tot temp mi ten amors de tal
faison
Com sta cel qal mal don se dermis
Et murria dormen tan es conqis
En breu dora entro com lo resida
Altresi mes tal dolor denudida
Qem donamor qe son non sai nim sen
Et cuit morir a Q'dae marrimen
Tro qeu mesforz de rar una chanzon
Qem resida daqest torment on son.
2) Ben fez amors Fusage de lairon
Qant encontra celui d'estraing pais
El fai oreire qaillors es sos cbamis
Tro qe li dis bels amics tu me fuida
Et en aisi es manta gent tradida
Qe lai ladaz on pois lo lia el pren
Et eu pos dir autresi ueramen
Qe seu segui amor qar li fo bon
Tan me menet tro mac en sa preson.
8) Et ten lai pres o non trob
reenzon
Mais de ma mort qaissi Ior abelis
Entre mi dona/ e amor cui soi fis
Lor plaz ma mort e Ior es abellida
Et en soi cel qe merce no lor crida
Plus qe ai cel qes iuiaz a türmen
Qe sap oe pois noill narria nien
Merces clamar aia tort o raison
Per qeu men lais/ qe mot no lor en
son.
4) Pero no sai qel me faza o qal
non
Pois per mon dan mengana em trais
Amors uas cui eu stao toz temps
aclis
AI seu plazers qaital fo mascarida
Et tengra tot a paranla grazida
(0. 9.)
Si nom mostres tan mal captenemen
Mais sia oniz pel meo descademen
Ben fai senblan qe maial cor felon
Qan per mon dan no tem far mes-
prison.
5) Et faz esforz sab ira ioi mi don
Car en aissim conort e mafortis^
Central desir en cui amor ma sis
Aisi com cel qa batailla remida
Et sa de plan sa raisons es delida
Qan es en cort on hom dreitz noil
consen
Et a tot zo se combat issamen
20*
S08
Die proTenaliiche Liederiuuidschrift Cod. 4S
Me combat en en cort e nom ten pron
Qar*ainorfl ma foriaiaz no sa con.
6) Ai belfl esper pros dompna es-
cemida
Tan gran dreiz er se damor mal meo
pren
Car an de uoa mi parti las dolcn
Per tal ana qe ia nom tenra pron
Anz mandra en sa dolza preison.
Perdigon LXXXXV.
1) Lo mal damor ai eu ben tot
aprea
Maa anc loa bens no poac un ior aaber
Et ae non foa car eu ai bon eaper
£a cugera qel non imiea gea
Et a gran dreiz qeu &b deseaperaz
Tant ai amat/ e anc no foi amaz
Pero aell ben ea tan dolz e plaiaenz
Com es lo mal angoiaoa e coiaenz
Anz uoil morir qanqera no la renda.
2) E altreai cuiz qa morir me uen-
guea
Com nioria toi temps aenz mon
plaiaer
Don mea lo meill qe mor en bon
eaper
Cata uida qe ia pro nom tengruea
Caaaaz ea morz toz hom qi um iraz
Acui non es ioia ni plazers donaz
Eu aoi ben cel cai nigua iauaimenz
Nom pot dar ioi ' per qeu sia gaudenz
Tro qa mi don plaza qe mercen
prenda.
8) Et aen per zo forz haz ni mea
prea
Car aol uoa aoa deairar ni uoler
Grea per aital nom toill del bon eaper
Qe maior tort perdona ben mercea
Per 0 ai tort me foa a dreiz iuiaz
Eu non cuider eaaer droit encolpaz
Qe nencuz ea tot zo qe forza nenz
(^ c. 1.)
Qe negim dreiz noill pot eaaer ga-
renz
Per qe magra opa qe merce me de-
fenda.
4} La granz beltatz el ualor qen
leia ea
Et tot boi aips que dompna poiac
auer
Me fan eatar adea en bon eaper
Car ao non crei qe gea eaaer poguea
Qe lai on ea tot altre ben paoaaz
Qe altreai nol aia omilitaz
Qom fai aofrir ma dolor bonamen
Men pot naier aol qe mi don aen
prenda.
6) Ea e amora aen daital guiaa
en prea
Qora ni ior noich ni maitin ni aer
Non part de mi / ni eu del bon eaper
Qe mort magra ia dolors tan granz es
Sen bon eaper non fos aaeguraz
Pero mon mal non ea en ren mermaz
Qen loc eaper maura faiz loniamen
Estar mamt e en gpran penaamen
Et encar tem qe plus car no mo
nenda.
6) Et aeu un ior foa a mi apelaz
Daitan bon cor com a lei aoi aonaz
A la bella don non part mon talen
Anc tant amor nom destreng malamen
Qe ea lo ior non agues faz esmenda.
Narnad Daniel LXXXXVl.
1) Sem fos amors de ioi donar tan
laria
Com soi a lei dauer cor fin e franc
Ja per amar non uolgra far embarc
Qe am tant ant qo apera me pui ea
tomba
Maa qan albir cum ea de prea al aom
Trob men am mala / car anc lause
uoler
Qera aai ben qe mon cor e mona
aenz
Me faran far Ior grat ricca con-
qeata.
2) Po aeu faz lonc eaper no men
baria
Qe tan ric loc me aoi mea/ e me
atanc
Don li bei diz me terran de ioi larc
Et aegrai tant com me port la tonba
Qeu non aoi gea/ cd qe lais aor
per plom
Et poa en leia noa tang com ren
eamer
Tant li aerai fia e obedienz
Tro de aamor aell plaz baiaan me
neata.
(«. «.)
8) La granz nalora el fina prez me
deacharia
Del greu aoapir don me dolon li flaoc
der^areuäfttii^liftn Bibliothek in Florenz.
309
Car en paii pren lafan el aofrel pare
Pois de beitat son Im aatns en
tonba
Qe la genser par caiam pres an tom
Fiat bas de leif qi las ue e et ner
Gar tait bona aipa/ ioi e oalon e
aena
Reg hom ab l^a cona non ea mena
nin reata.
4) Et poia tan ual coias donca qe
aeaparia
Moa deziera ni <|ea forz m aea branc
Non aerai mena ni aeoa ae ia men part
8e maiut cel qea moatret en oolnmba
Qen tot lo mon non ea hom de nal
nom
Qaiaai deair de ai granz ben aner
Com ea faz leia i maia fenff mon non
chalora
Pela deainana caidana dela druz ea
feata.
5) Na melz de ben ia non aiaz
auaria
Qen aoatramor me trobarez tot blanc
Qea non ai cor ni talent qem deacarc
Del ferm aoler/ qe nea paa de re
comba
Qe qant eaueill ni clau lea oillz del
aom
Voatre remaing can lea en aaa iazer
Et donca caiez qea nabaia mol bilena
Non ferai gea tala aen aent en la
teata.
6} Fala losengiera foc laa lengaaa
U08 aria
£i qe foaaaz tuit ferit de mal cranc
Car per aoa aon eatrat caaaU e marc
Amor tolez capaac de ioi non tomba
Confonda oa deus car gea non aabez
com
Voa faiz ala draz mal dir e ail teher
Mala aatrea ea qe aa teng deaconoia^
oenz
Car peiora ea com plaa aos amoneata.
7) Amaat a fait e fara Ions atena
Gab aofrir fan proa hom ricca con-
qaeata.
Arnald LXXXXVU.
1) Ghaazon don mot aon plan e
prim
Farai poia qe brotonon oim
Ella foraim aon de color
De mante flor
Et aerde ou la foilla
£1 chant el brall
Son al oabrall
Dell aoaell per la proilla.
(f. »ll»C. 1.)
2) Per broill an lo chant el refrim
Et ^er tal com no facha erim
Obn e lim mot de ndor
Ab art damor
On non ai cor qem toilla
Anc ae ben fall
La aeg atrall
Com plaa uaa mi aorgoiUa.
S) Petit aal orgoill damor
Qadea trebacha aon aeignor
Dal loo al aor ioa al terrall
En tal traball
Qe de ioi lo deapoilla
Driz ea la fpm
Et art temm
Qe contramor zangoilla.
4) Gea per zangoiU non oir aller
Bella dompna uer qi aor
Maa per paor del aioinal
Don ioi traaaaill
Fai aenblan qea nol aoilla
Anc non iauaim
De lor norim
Cor ai qeu lor o toilla.
5) Gea nom toill damor an badaiU
Ne no aec meaara ne taiU
Sol mo engall qe anc no uim
Del temp caim
Amadors meina acoilla
Cor traizador
Ne baadador
Per qe mon prcz capdoilla.
6} Se tot ual per dos madaill
Mon pensameo lai uos lasaaill
Qeu chant e uall per zoi qe fan
La on partim
Dont souent loil mea moilla
Dira e de plor
Et de dolzor
Car paor ai quem doilla.
Cadenet HC.
1) A com dompna ric corage
De preiar e daixhmen
810
Die proTensaliBche Liederiiaadachriff CbiL AI
(c2.)
Amon qe dona spaaen
A dautre fin amador
Qe qant sa dona ualor
A beotat e cortesia
No laissa sos talans dir
Per o mi fai enardir
Mais qe se ren non auia
Cum hom mais caia conqerer
Maior ardimen deu auer.
2) A faire gran nassalage
Ses chai ben com aia sen
Pero plus ardidamen
Lo fai qi mescla folor
Car anc boo enuaiador
No cd se HO sent folia
Car ges nos lang com salbir
Tot cbo qes pot auenir^
Car ia rien ben non faria
Qeu nai uiat ia mana dechader
Tab qeron ricz per trop temer.
8) Temer den hom uilanage
Far/ e tot deschauzimen
£n naa e idos fallimen
£t uergoigne e deahonor
Et aicbo de men temor
Cara aoa aizbo non temia
Et uaa ma dompna mentir
Trop cuiaria faillir
Per o eu faz tota uia
Oimaia e melz aon uoler
Et sei faill non ai pro aaber.
4) Dompna ea ai un usage
Et aegon mon eacien
Per Bobre forci talen
Ne cum parria derror
Can uostra freacba oolor
Auinen aea maiatria.
£1 uoatre gena cora remir
Soi tan iauzena cal ^artir
Men creac ira e felnia
Cautresi nai gran deaplaiazer
Can no ua ui cam ior del uezer.
5) Tan magradolb aostre atage
(yo 0. 1.)
Dompna tan me aon plazen
Li ooatre captenemen
E uoa port tan fin amor
Qe ae plaa toat qe non cor
Una caoala de prez corria
Lai on ea dompna uenir
Segon aicbo qeu malbir
Tuz autreri cuieria
Anar dompna de gran lazer
Et gardaz aei ai mon uoler.
6) Laaaengiera grazidaiiB aia
Lonora qem faiz ab mentir
Ca toz faic cuiar e dir
Qeu am tal per drudaria
Dom anc iom non aig mon uoler
Et ab mentir cobertz lo uoler.
Cadenet IC.
1) Amora enoiera de me
Ja aoi tomaz ai afan
A qe me largeat antan
£n aiaai de tot lo fren
Per ueder ae ia aabria
Ben ni genz uiure aen uoa
Ben ni genz non maia uiuria
Segur almena com qe foa
Aiaai com uei uiure aaas
Sen uoa e aen uoatraiuda
De uoa e daleguraz
Can Ia uergoigna perduda.
2) De tot antre gnerrier cre
Qea pot hom deafendre aa bran
O metre le aeu denan -
Se uala entre lui e ae
E ae atremon de aa uida
Oa met en un loc reacoa
Olb uala foraa o galiardia
O gena o defenaioa
O chaatela o fermetatz
O amicx o bona uida
Mas a cel qe guerria
Vala mena on plua aea uer tuda.
8) Ha de mon cor car non ne
Da qi on remaia ogan
Amora a uoa o deman
Ma dompna per qel rete
Vau ueer ael me rendria
AI anar aoi eu cochos
Mas al tornar com aeria
Ben faria dun paa doa
Qe maa menoiz a deu aiaz
Qe deua uoa no maiuda
Dompna ae no foa oumiaz
Molt fora bon al uenguda.
4) Trea letraa del A. B. C.
Aprendcz plua non deman
A. M. T. car aitan
Volon dire com am te
Cab aitan de clergia
Auria pro entre uoa
En per o mais eu uolria
O. e C. mantaa sazona
der LaareBtimiif cheo Bibliothek io Florens.
811
Pnis sea dmä digas
Dompna noi fares ma aid«
£a Ml qe aos seriax
De dir oc apercebada.
5) Bona dompna car maaen
Qea ao8 diga mon talan
Et adoncs paue en doptan
Et ab tot so non recre
Ni car nostra compaignia
Ks tota do me gei08
Vo8 amia i tan geria
Dom entretana enoioe
Qea tem e uos en doptaa
Per qea auna ope daiuda
Ha per qe non comenaax
Bella dompna esperdoda.
6) LaoBeneiers ben ben abrasas
O ades me faz bonaiuda
Gab nostra mentir monras
£1 nertaz non et sabuda.
Raymond de Miraoal C.
1) Bei mee qea chant e condei
Poia Urara dolz el teps gais
Don per uezer e per plaii
An lo refrim el gabei
Qe fan laozelez menut
Entre oers el blanc el uaire
Ädonc se dearia traire
Gel qe nol qamor la int
Vaa captenenza de drut.
2) Dnu non Bon ea ni dompnei
Ni non tem pena ni fais.
Nim rancur leia ni mirais ^
Ni per orgoill no mes frei
Per o temensa fiii mat
Ga la bela debonaire
Gui Don aa dir ni retraire
Mon cor qea teng es cundut
Pos ac son pres oonegaU
3) £o non crei cab lei parei
Beataz daatra dompna mais
Q« flor de roaer qan nais
Non es plus firesca de leis
Gora ben faiz e gen cre^ut
Bra 6 oill de mont esdaire
Gant beatat no pot plas faire
Sin mes totas sa aertot
Qe ren non a retengut.
4) Ben ool com gen la oortei
Et plaz 11 solaz e gais
Et noill grada bom saluais
Qi se desguim ni faadei
Mas li pros son ben uengat
Qill mostra tan bei ueiaire
Qe chascuns dels nes lanzaire
Qan son deaan leis mogat
Mais qe seruät sen aendut.
5) Ses preiaire e ses autrei
8oi entraz en fireo pantais
Gom pora senblar uerais
Se sa gran ualor desplei
Qancar non a prez agut
Dompna ae nasqes de maire
Qi contnl aen oalgues gaire
Et sin sai man car tengat
Qel sea al melier aengal
6) Ganson nai me dir al rei
Gni ioi gnida e uest e pais
Qen leis non a ren biais
Mas tal com lo aol lo uei
Ab qe oobres mont agnt
Et carcasona el repaire
Peros er de prez emperaire
Tan doeteran son escot
Sai Franceis e lai masmat
7) Dompna pro maoez aalgut
Tant qe per nos soi chantaire
Eu non caidei chanson faire
Tro qe mer lo feu rendat
De miraual qai perdut.
8) Mai lo rei ma oonoengut
Qel cobrera anz de gaire
Et mon oldeard e belcaire
Pos porran dompnas e drut
Gobrar lo ioi can perdut.
Baimon Gl.
1) Sil qi non uol aadir chanzos
De nostra compagnias gar
Qen chant per mon cor alegrar
Et per solaz des compaignos
Et plus per zo qes deuengues
Et canzos qa mi don plagues
Galtra uolnntat nom destreing
De solaz e de bei capteng.
2) De la bella don soi coizos
Desir lo iaser el baisar
El tenir el plus conqistar
Et apres magues e cordos
812
Die provenzaliflclie Liederhandschrift Cod. 42
Et dol plus qill clames mercea
Qe iaEOAiB non sera conq[es
Per zoia ni per entre seuig
Se zo qeu plas uoill non ateing.
3) Ben et saniB a lei de tos
Qai drnt blaatna de foUeiar
Can deis qes pot amesurar
Non e poi a areit amorot
Mas cel qen sap far nescies
A qel sap damor tot qant nes
(T« C 1.)
Qeu non sai trop ni no men feing
Ni ia no uoill com men enseing.
4) Pauc ual qi non es enueios
Et qi nom desirai plus car
Et qi no sentremet damar
Grtiu podesser gaillard ni pros
Qe damor uen gauz e uen bes
Et per amor es hom cortes
Et amor dona lart el geing
Per qe bon prez troba manteing.
5) Ben ai qi premers fes ffellos
Qe tan cortes mesters sanp far
Qe gelosiam fai gsrdar
De mal parier e denueios
Et de geloz'a ai apres
Tan qeu meteis soi endefes
A obs mi don cautra non deing
Ne US de cortezsr men esteing.
6) Et mais ual bella tracios
Don ia om no prend son par
Qaltrui benenanz cuiar
Quant deu8 en uol aiostar dos
De dompna uol qil 1i auont fes
Et qe ia nollieu sobreges
Et qi men qier com uaa nim ueing
Amor ma al seu plazen reing.
7) Aldiars de uos ai apres
Zo duna totas soi cortes
Mas duna chant e duna feing
Et daqeia nuraual teing.
Raimon CIL
1) Ben magradal bei temps destiu
Et des auzel magradal chanz
El foiUa magrad el nerianz
El praz uerz mi son agradiu
Mas uos dompna magradaz mil aitanz
Et agradam can faz uostres comanz
Mas uos non plaz qem de^es ren-
grazir
Et grada uos car me muor de dezir.
2) Per un desir dompna reniu
Qui mes dautras desir plus granz
Qeu desir qel ric benestanz
Desirran uostre cors massin
Qel meu desir se donbles en bassanz
Et pois tan ben desir scnz toz enianz
Ja non laisses al desirrer aneir
Qe desiran deoon damor iauzir.
8) Toz iausir dautramor esqiu
Mas de uos a iauzir menanz
Qeu lau los bes e cels lo danz
De uos qim fai ianzen pensiu
Tan soi lauzen per qe negns afanz
Non toi iauzir qel nostre bei senblanz
Mes iauzis / tan qel iom qeu uos
remii:
Non posc ses ioi estar uas on qeu uir.
4) En alqes an nirat mon brin
Lausengpers qe uiron amans
Et uiron las dompnas prezanz
Et manz j^ais uiron chaitiu
Et sius uiraz dompna per mal par-
lanz
Vostre fin prez tem qe se uir tnianz
Qabsis uiron plaziers en escernir
Et granz lansor ee uiron per mal dir.
5) Per qeu die qe se toz temps uiu
Toz temps dirai uostre comanz
Et sem disez uao/ o non anz
Al uostre bei diz mumeliu
Soi non digaz qe remangal demanz
Qe toz mos diz en passaria enanz
Qe ia de uos dompna pogues partir
Lo cor/ nil diz/ ml faz de uos semir.
6) Per seruir en ric segnoriu
Son manz semidor benananz
Per qe os seruirai toz mos anz
Et anc seruidor mens antin
Non ac Ia bella cui seruit tristan
Qeu uos farai de bei seruizis tanz ^
Tro men seruir deignaz en grat coillir
O uos direz mon seruidor air.
Elyas de'Berzoll CHI
und Raymon de la'Sala CIIII ge-
druckt im Arch. 88, 809 u. 310,
ohne Fehler.
der Lanrensianitclieii Bibliothek in Floress.
818
GirardoD lo Ro8 CV.
(f. 83 y> 0.1.)
1) Era parta sa^es de corteaia
Eo 1108 dompna ni se temez pechat
Poia qe mcr ma del tot obliaat
Sem secorrez er uos en aeg namens
Et poia en ala dorn es tan oonoiacenz
Conoacaz donc qe mal aos estaria
Senire toz temps non trobaria ab uoa
Calqe bon fag o calqe bei respos.
2) Et car deair tant uostra aei-
gnoria
Can tot mauraa adres achasonat
Cbo ae non fo ni er ia boI pcn^at
Sim dearia puis naler chausimen
Qeu ia clamea merce se tot auia
Gab tot bon dreich es tau eu lemero8
Qe non poscha ab uos ualer rasos.
8) Et non es ges ualors ni gai-
lliardia
Qi des tmi zho qe troba poderat
Mas tantas uez aos anrai mostrat
Perqeus seubla mos chastiaränienz
Qe qant tot es dopna sobie ualenz
Et pren orguill sa valor sen des via
Qe gea orgaill per toz temps non
es bos
Mas ben estai a locs e a saizos.
4) Anc p€r ma fe sol ca uos mal
non sia
Non ui mai cors tan sem dumilitat
Cum lo uostre , mas per crist de
beatat
Non er ia fags contra dompnas cortes
A uoa die ben qe seras mest V cens
Calqe cbaosisc Ia genser uos penria
Kt meiller es ab qe merce i fos
Mas trop perd bom par un aips o
per dos.
5) Ades y faz gran sen o gran
folia
Car soi nostre e no roen sabez grat
Maa enanz uoill qen blasmon Ia
foldat
Et nolgra mais qen fos laadat mo8
sens
Car de gran sen mou granz aforti*
mens
Et anc fols hom no saforti un dia
Ni en non ui an bon dmt nuallos
Per qen mes forz desser auenturus.
6) Voatre serai se ia noueaus plana
Et uostre soi qamors ma ensegnat
Qen non creia mal respos ni comiat
Car sei crezea mort for eu recresens
Eu qe men lais o uos qe siaz mia
O eu morrai o serai poderos
Aqest conort me ten de me ioios.
7) BouA dompna de cor hi en-
tendia
Dens qant formet uostre cors gens
ioios
Et paret bieu a las bellas saisos.
Uescont de saint Antolin CVL
1} Vas uoa soplei dompna prime-
ramen
Per cui eu cbant e comenz ma
chanzon
Et sa uos plaz entendez ma raison
Qestcr nous ans descobrir mon talen
Qaisi maueu qiin uei uostras faizos
La Jengam faill el cor nai temeros
Qar (]i non tero non ama coraimen
Per qeu teing car lo uostre segno-
rage.
2) Tant ai asis mon desir finamen
£1 uodlramors/ qe ia deo ben nom
don
Se msis nous am seruir tot en perdon
Qe nullaltra per far mon mon man-
damen
Qa tim gran gauz se trai mon cor
uer uos
Qan pois uos ui del no fui poderos
Tant enneios soi del uostre cors gen
Gab mi meteis remas el uostre stage.
8) Qe uos donei per fe e lealmen
Lo cors el ror don uos faz teneson
Et plaz mi fort qar sai qe uostrom
son
Qim bon esper men ten gai e iauseu
Qa bon seignor no fnill bon guierdofl
Car qi ben serf ai iiist mantas sasos
Paubren riqir per bon atendimen
Per qfo uas uos afortis mon corage.
4} Bona dompna merce us trag
por^ geren
Et se merees a uos no mi ten pron
Per merce us prec qii meroes mncal
non
Ni za daiso nom neirez reereden
91i
Die proTeiuMliacbe
Cod. 42
Anz cUunarai tan merze a rescoa
Tro per mersci prenaz maa mana
andoa
Dioz Um aoatraa e farez iaaaimen
Qal non es menz del certan omenage.
5) Et ai eonos qe faz gran ardi-
Qant eu lenqer damar ni mot lin aon
Maa eu non posc partir maa aos-
pison
Per o ben aat qem trabaill de nien
(f. 84 I« 0. 1.)
Tant fai beltaz son rie cor orgoilloa
Et son ric prez es pozaz lobreis bos
Per qeo nai mais desmai e de spanen
Tan sei dolos qeu mo tenc a folage.
6) Et se folei ben faz a escien
Sabez per qe qar rot ein sa bon
Et dirai nos per qal entencion
Ben esperan uen om a saluamen
Et sem foi ben molton serai ioioa
Et sem fai mal sofrai pensasos
Grazirail ben el mal isamisn
Qaisi farai lo conort del saloage.
7) Chanzoncta na ten tost en coren
A ma dompna e portal mon message
Et digaz li qe panbres iaozimen
Sera toz temps en son ric poderage.
CVIL
1) Qai sofrir sen pogues
Ben fora com sestes
Qe ia pois non blasmes
8o qe laudat agues
Per o sens tot prodou
E sens sciom aftan
E sens aiada fais
Vol^a porta mais
Qe deshonor suffirir
Don nom pogues cobrir
Nim ausas uenzar
Ni no porria far
E sia pro nenzanza
Qis par de falsa amanza.
2) Son men partiz non ges
Ainz men souen ades
De lei tan mesta pres
Del cor zo qa mespres
8im sui partiz daitan
Qe tot lo mos prezan
Son faiz aaluais
Qar ana creia ooaiä
Bellas plna com non po dir
Jam fai deaabellir
Et de mon cor loingnar
Et aim fai tant amar
(e. t.)
Qant en plus ^en balanza
Non fui audreia de Franza.
8) Aisi com serf sui sen liies oonfes
Et anc nus hom qames
Non fu tan len conqes
Qal traire de son gan
La bella man basaan
Mintret tan aqnel bais
Qel cor del cors men trais
El recor dun sospir
Per qel uiure el morir
En ses mesclar
Et bom nos po sardar
Ne cobrir de sa lanza
Damor pois qe dreit lanza.
4) E ia ner ne non es
Se tut qat com trobea
En dompna tanc nasqes
Qasenbles tan de bes
Per qe des er enan
Humil e merceian
Li sui fins e ueraia
8i qe ren non biais.
Si ab ien seruir
Sofrent e a blandir
Noi posc merce trobar
Ja nos de bom fidar
Maia en bella fianza
Ses peing o sens fermanza.
5) Dompna se aif presea
Com mi prea ni forcea
Amor en merceiea
Si cum sol far merees
Voe mafpraz fin tallan
Nom teignaz en aoan
Si tot ai lo pesaia
Qel cors ay fresch e gais
£ sai bei taiz grazir
Et a honor qansir
£ zo qes qay sellar
Sol qe daqest penar
Me tenaoB perdonanza
Hanc dala non pensanza
(▼• e. 1.)
A ragina aea par
De toUosa aap far
E dir 00 dune aenanza
Son prez e creia aoaranza.
der Laiireiuianiicheii Bibliothek in Floren«.
S15
6) Lenfant pot hom laudar
QaslelUn euy deas nr
Com el mon des ennnc»
Tan dreit aas prez nos Isnxa.
Nago de san sil CVIII.
1) Nols hom non sap damie tro
la perdat
So qe lamics li uafia denan
Maa qand lo perd e paois es a son
dan
Eil noiz aitan com ual^at la nia
Adonc oonois qant lamich K aalia
Per qea uolgra qe mi don conoges
So qea li aiüi ans qe perüut ma ges
Car pois say ben qal reo tort nom
perdria.
2) Ben sai qe seu lagesaaem nogut
Com li a aalgut en son prez trar
enan
Ben agra drez qem uolges mal plus
Qe nalla ren per qea ai conogot
De ma dompna qe mais me noseria
Ab lei lo nuus no me aarisl bes
Per qe fsra fort bon se aeo pogues
Qe men partis mas per den non
porria.
S) Qe samors ma si dolsamen aen-
cut
Qe ien non poosc ni naas aber tallan
Qe ia dallci qe malzi dessiran
Parta mon cor/ ni Ien oir ni Ien mut
Ana si scspren e ferma chascun dia
Perqe fera iaassimen sil pisges
Mas tan soy sen / se per seu me
tenges
Pais fezes com de seu hom a sa guia.
4) Amor tan ay oostre uoUer ool-
gut
£t tan ay fag loing tens uostre co-
man
Canc non trobes de ren uas uos tiran
De tan ric ben com maoez oonaengut
Desetz men an anz qe del tot morz
sia
En tot lo mon non es tan petiz bes
Amor qe sol da ma dompna aen^
Qe nom des ioi e nom tolgaes felnia.
5) Sella nom aal ia autra nom aiat
Ni macoilla nim fassa bei scenblan
(c. 9.)
Et sil nom uoill autra ioi non deman
Ki sem uolzia amors faire drnt
De naill antra ses ea non la penria
£ sen lei faill Sc qe al mon non es
Ni causimen ni beataz/ ni merees
Ni franqesa el mon ni corteeia.
(ef. CobU 118.)
Nago CDC.
1) Tres enemics/ e dos mals se-
gnors ay
Cascus pn^nan noig e ior cun maucia
Les enemics son mei oill / el cor
qem fay
Voller cell/ qsmi nom tiigncria
E lau seinnior es amor/ qen bailta
Ten mon In cor/ e mon fin pen-
samen
Lautre es uos dompna/ en coi men
ten
A cui noD aus mcm cor mostrar/
ni dir
Cum mauciez/ denuey e de descir.*
2) Qen ferai eu dompna qe za
nillsy
Non posc trobar respieg en uos qe
bon eia
Qen fcrai eu qi sen un evglay
Tot autre ioi se de uos non auia
Qe ferai eu cuy cupdella e gnia
Lo uostramor eu fug e seg e pren
Qe feray eu qautre ioi non aten
Qe fersy ea ni com pond gandir
Se uos dompna nom uoUes acoillir.
8) Cum durarai eu qe non posch
morir
Ni ma uida non es mais malonansa
Cum durarai eu cui uos faz Isnguir
Desesperar ab un pauc desperansa
Cum durarai eu qi ia allegransa
Mai non aurai/ si non me uen de uos
Cum durerai eu donc qeu soy gellos
De toz homes/ qan ian ues uos/ ni ue
£ de toz cels a cui naug dire be.
4) Cum uiuray eu qe tan coral
sospir
Pai noig e ior qel mi uonda pesansa
Cum uiurai eu qi non pot far ni dir
Autre mas uos rem qem tegna on-
Cum oiurai eu cal non port de men-
bransa
Mas uostre cors ella plaisenz faichons
£1 cortes diz humils e amoros
ai6
Die proTeozoluche Liederhaadsdirift Cod. 4S
Cum ahmy ea qe dal non pens
d« me
De UB VOM qem lais e not trobar
(f. 85 I« 0. 1.)
Qe dirai ea si nome aal merce
Si aals daitan dompna qe us aensa
A mon fin cor e a ma leial fe
VostnimiBtat e aostra gran aidlenga
Qe dirai eu ae aoa non faz suffrensa
Qe diray eu qaatra non posc uezer
Qen dreiz damor mi poac ai cor
plazer
Qe dirai eu caltra el mon non es
Qem donea ioy per nuiU ben qem
fezea
Nngo CX.
1) Anc enemie qaea agaes
Non ten tan de dan
Con mon cor e mieaa oillz
Et 81 eu ai par eb mal pres
111 noi an faitz nuill gazaing
Qel cor en tuapir e plaing
Eis oillz en sospiron souen
£ on qascus pieig en pren
Flug uoien lai obezir
Don senton lur mal nenir.
2) Per qe magra ops ai pognea
Qar al cor es al oillz qem fan
Auer de ma mort talan
Fuir magra ops/ mas ieu non pnisc
j^es
Anz matur e raarompam^
Ab lor/ e fins serf remaing
AI adreiz cors Kai e plazen
Qui eu sei oheaicn
Et uuoill honrar e blandir
Et gen laazar seoz mentir.
8) Mas una tal sazon es
Qe It plus finz fezeis am tan
Et qamon sens enian
Son encolpat e meins pretzan
Sofraing son uolgnt e non es gen
(C. 2.)
Qamors faza lui iauzen
Qe non aap los bens Jfrftär
Nil mala si oz sen sonrir.
* 9 leere Zeilen.
[41 Maa de mi nol qim tem pres
Qe razia tot son coman
De leis qe nom uol nim blan
Nil plaiz ges qa mi plagues
Qaissim pres con pren Galuain
Del bei desastruc iscamen
A qi la neue far un conuen
Qe fetz e son mandamen
Et il non deu far ni reu dir
Qel degues abellir.
b) Ab aital conuent en prea
Sui qe plus noil deman
Mas consir e uau pensan
Qom eu sos plazera fezea
Qel (litz feniza refraing
Qe ditz qe brau cors refraing
Qui on l3 aerui e humilmen
Per aieu non espauen
Tan lai cor de len seruir
Qella iam laises murir.
e) Maa per o pietz de morz ea
Qi uai languen aeziran
Et aten e non sap qan
Li uolra ualer mercea
Pueis ai patz per qem complaing
Qen un iorn fenisz e fraing
Zo qem na conqist greumen
Dsmors es al meu naruen
Dogra poingnar al fenir
Aitan con u conqerir.
Vcscont de saint A. CXI.
1) Aissi cum cel qa estat aes sei-
gnor
En son alo francamen e en paz
Cnnc re non det ni mea p«$r amor
Nin fo destreiz mas per sa uolontat
E puois sas es per mal seignor forxaz
Autresim soi eu mezeis lon^amen
Canc re non fis per autrui manda-
men
Ar ay sdgnor ab cui non ual mercei»
Amors qem a mon cor en un loc mea
(/» c. 1.)
On non aus dir ni mostrar mos talen
Ni per null plait partir no meo
posc ges.
2) Ges nuls gerrers nom fai maa
tal paor
Qe des autres mi deffen ea asias
En fort oastel o dinz mur o in tor
O uau fugen deagamiz o armas
Mas ab qest nom ual senz ni foldas
der LaurenxiaiuMhei» Bibliotiusk in Florcnt.
817
Qe inz el cor leo intn e sespren
Si qe nnl« hom nol ue nil aa ni ten
Tro (je ben ]ft a toz sos ops conqes
Ril fai scenblar lo ior an e lan mes
£n tal dompna ai mes mon pensamen
[Qea cre]* qenanz en au [rai dan]*
qe bes.
3) A nnill mal trach nom ten grea
la doUor
Qe iam aenges daltra nim fos iraz
Mas de aos dompna ai temensa e
paor
Qar ai en aos compagnia e solaz
R car aos soi uostra merce priuaz
No US sia mal dompna sen uos
menten
Qeu no no faz dompna per lo mieu
sen
Mas per aqel damor qe ma si pres
Qe qan eu eng qerre «Itra qem pla«
ges
Per eoblides lo uostre entendimen
La plas bella mi scenbla laida res.
4) Et aos dompna per uostra gran
uallor
Vos mez eissa daico ma conseillaz
Qe ben sabez qe nulz hom uers
amors
Nos pot gandir pos ue qe ben li plaz
Qea men sui tan deffenduz e loignaz
Qe deuan nos non uau ni nom presen
Ni aos aezer uostre ien cors plazen
Ainz prec amor qe ia cor nom müses
De US amar qar tem dompna no us
pes
Esson aissi aos prec forsadamen
Nom sia peiz dompna se mielz nom
nes.
5) De tot conseill uos daria el
meillor
Bella dompna se uos me creiaz
Qe sen uos prec nom siaz de peior
Acoillimen se mos preiars noas plaz
Ez aissi er toz repres lo donz selaz
Qar si de uos mi partes malamen
Ez eu uos sai amich ni ben uoUen
* Nur von späterer Hand erbalten.
Die am Rand nacbgetra^ne Zeile ist
zum Theil wej^geschnitten, aber
nochmals von emer Hand des 15. s.
eingetragen.
En preiarai asaz leo dos o trei
E paois sera cuida so qe no es
(c. «.)
Car uns fals diz entre la folla ien
Val aulrestan com proaz fora uers.
6) A cen doblas e mais doblaz plus
Qe non soill mes damor lo greu fais
[CXU.]
1) AI cor me stay lamoros desirers
Qi ma leuia la greu dollor qeu sen
Et estaj se dinz tan dolsamen
Qe mais noy pot entrar altre pensers
Perqe mes dolz lo mala e plazenters
Qe perzo lais tot altre pensamen
E non pens dal mas damar finamen
E de faire gais sonez e Icugers.
2) Per o nom fai chantar flors ni
rosers
Ni erba uerz ni foilla daigillen
Sol amors qim te lo cor ianzen
Qe sobre toz amadors soj sobriers
Damar cellei cui uoj toz domeniers
Ni de ren al non ai cor ni tallen
Mas de seruir son ien cor auinen
Gai e adreich on es mos oonsirers.
8} Freuonz sospir e lonchs consir
desmai
Ma mes al cor la- bella en cui men-
ten
Mas sil saubes cum mauci mallamen
Lo mais damor e la pena qeu trai
Tan es ualen e de fin prez nerai
E tan se fai laazar a totas ien
Qeu crey nagra merces mon essien
Qelles la flors de las meillor qea sai.
4) Ay deu com am la terra on
ella estai
El dolz pais on nasqer eissamen
E sa ualor e son ien cors plazen
Otan granz bes e tantaz beltaz iay
Qe tan dcÜBcir deu cora la uerai
Don tals dol cors inz al cor me
dessen
Qim te lo cor fresc e gai e rizen
Com qeu esteu ades consir de lay.
* 8 leere Zeilen.
3t8
Die proyenzalische Liederbandachrift Cod. 42
5) Chane me consir son rieh prez
cabalos
E ben remir 0on bei cora coiiinen
Gai e adreich cortes e conoisBeo
£1 dolz esgar e las bellas faioos
(f.86i«e. 1.)
Nom miraaeil seu en loy enaeios
Ainz ea ben drea qeu iam per tal
Conen
Com de seruir e damar leialmen
E Bon rieh prez retraire en mas
canzhos.
6) Can me soue dels beh diz
amoros
£ delfl plazer qem sabez far tan len
Bella dompna cuy bom sui luamen
Granz esforz es car mi loing de uos
Qen degre star toz t<*mp9 a genoillos
A uostre pes tro qe fos francamen
Seser pogaes per uostre mnndamen
Bon amistnz meselat dentre no dos.
7) Bona dompna si mal parier
ianglos
Nnill destorbier nollon metre entre
nos
Non aian ia poder allor uiuen
Qe ns amanu toz temps celladamen
Et on qeu an mos cor reman ab uos.
8) Beatriz dest la raeillor es ehaneh
fos
£ ia deus no sal de'ren men
Qel mon non cre qe naia tan uallen
Qi uol gardar toptas bonas razos.
[CXIIL]
1) Aissi cum cel qa la lebre ea-
zada
£ pos la perd e altre la ret«
Tot on aissi es deuengut de me
Duna falsa qai loniamen preiada
E seruida de bon cor humilmen
£ qan cuiay auer mon caussimen
Per sordeior em mes en soan
Aissi o fez com la lebre ofan.
2) Mas si razos i fos adrez luiada
Se nels ma part en degre auer be
De samistat don non uoill auer re
Qe tal dompna ma samor orreiada
Qes a mos oill bella er per un cen
£ nal ben mais al lais de toptaa ien
Fina e leials e es ses cor truan
Per qeu Iam mais non fez Anda
Rolan.
[3)] Sonen me nir nes la dolse
eontrada
On ella stay e si tot non caine
Eu la ui ben en mon cor per ma fe
Qar maintas uez laurai baissada
E na abuz mil plazers en dünnen
(c. Sj)
Qe del menor ai plus mon cor
^auden
Qan mi souen ni mi uai remenbran
Qe sautram des tot zo ca ley de-
man.
4) Damor mi lan qar ien man
emendada
Tota lira qel me dona anse
Si ma dompna agues tan de merce
Qella promessa nom sia uedada
Qun la uerai e a co er breumen
£ paaaras al pro conte uallen
Ce de rodes qa fin prez ses enffan
Et aiqest iorn uai sa uallor dolnan.
[CXllIL]
1) Aissi com cel com mena au
iuiamen
Et es Der panc de forfaiz accnsaz
Et en la eort non ea gairea amaz
£ porria ben estorger fugen
Mas tan ae aap a paue de fallimen
Non uol fuger maa uai aen lay dop-
toa
Altresi ma amora en tnl loc mea
Don nom uai dreiz ni laua damar
merees
Ni del fugir non aoi gea poderoa.
2) Bona dompna si eu fos leialmen
En uostra cort manteffuz ni iuiaz
Lo torz qeus ei fora dreia apellaz
Qeu men puois ben esdir per sagra-
men
Donc contra mi non aaez null garen
Qeu anc faillis dompna cortea e pros
Mas car uos am e tot qan de uos es
£ qar uaus dir en maia rica locs
grana bea
Veez toz los torz dompna qeo ü
uea uoB.
8) Per aital torz me podez longa-
men
Gran mal uoller dompna mas ben
aapchaz
Qe per ben dir uoill trop mais qem
perdaz
Qem gazagnea uilan ni mal disaea
der Lanrensianisohen Bibliothek in Florens.
819
Qar danior son toit se^ faitz aainen
£ po8 hom es nillan ni anoios
Pods en amar non atendra ni ces
Amar pot el maa danior non a gea
SU fac cU dit toit non aon amoros.
4) Ben fai amors a honrar fina-
men
Qel mon non es tan richa poestaz
Qe non faiz a toptas sa oolontaz
£ tot can fa trop e bon e plazen
(^c.l.)
E deus fezi molt mnd enaeignamen
E pora ges noy des rem ni tolgues
Pos fin amors se metria en ambdos.
Pons de Capdoil CXV.
1) Sen fis ni dis nalla sazon
Ves uos orgoill ni fallimen
Ni passai uostre mandumen
AI nn cor e leial e bon
Vos mi ren bella dooaa amia
Em part de laltrui seignoria
£ remaing en uostra merze
Qal qem uollaz far mal o be.
2) Per aital conen uos mi don
Qea non ai poders ni tallen
Qem parta a mon uiaen
Qamors ma en uostra preisson
Mas car es la iensor ^e sia
Et auec tan de cortesia
Qel mais nillans can us ne
Cortes es e US porta bona fe.
3) Ben pograz trobar aquisson
Maa tan uos ui bella e plazen
Franc ez humil e conoissen
Per qe us clam francbamen perdon
£ com noos tan qal non qena
Maa ses engan e ses baussia
Voa am e US amerai ia se
£ toz qan us plaz uoU e cre.
4) A pena say dnr oc ni non
Qan remir uostre bei cors ien
Ella franch cera rien
Si mes pren mout nai de razon
Qe toz lautre mon non porria
Tenir pro si uos non nessia
Ni 96B uos non puosc auer be
Per qe US es ien si us en soue.
Pons CXVL
1} Si com oelui qa pron de uali-
dors
Faillen puois tuiz ia tant non er
amaz
Ella Saisons qes dez auenturaz
Me faill ma doropna qar conoisc
amors
Me fai mnrir per Ueis a greu tür-
men
Et Sil pogues faire nuill faglimen
(c. «.)
Ver mi fera mais mentz en ual
so cre
Bar qe de qai a quo qe uencut ue.
2) Also sa ieu qes danz e dezonors
Qi non a cor a los despoderaz
8i col castels flcuol qe es aseiatz
A gran poder nos tenra ses acors
E sei seigners de cui es nol defen
En sas colpas lo perd pois longa-
men
Aisi perdra ma dompna al sieu tort
me
Qar nom secor on plus li clama
merze.
8) Perdre non puoisc per tal qom
amo aillors
Per o sun son lo temps de lei long-
natz
Qei falz senblant qe tot mera cam-
biatz
Per assaiar sil plagra ma follors
E sagues messa en autra mon enten
Ben ai proat qil nagral cor ^auden
S*!o mi parüs de lieis ma not ual re
Qe ial meo cors non pot partir del
seu.
4) BeUa dompna Mglam uoatra
ualors
Canc nuls camos destreiz ni mal
menaz
Non sap son dan tan gen suffiir en
patz
E pois lo mala mes deleitz e sabors
Per amor deu e qar uus sera gen
Agias de mi cal o com cauzimen
Qe uostre sui e sem degnar far be
Sai qe fares cortesia e merze.
320
Die proVenMÜBcbe LiederhandschriA Cod. 42
5) Vofltre bels uoills aostra frescs
colors
Vostre ric prez aostra fina beatatz
Me fan de uos aaer plus dar Bolaz
Ja nom agrops fos faitz lo miradon
On uostre iraz uostr« cor bei e gen
Franc e ioios amoros e plazen
Qorguoill men faitz e qi bon pretz
mante
£rgaoill nos taing uers lo sieus nil
coae.
Lanbert de ponzi becb CXVII.
1) Amors si as plagues
E non fos desrazos
Qapres cent mals m.. fes
Escariz uns sols bes
Dreiiz fora qeu laguea
Mas uos non plai% nien
Per o si as fora ieo
Salcuns ioi men uenges
(f. 87 ifi c. 1.)
Don mos canz mais ualges.
2) Aissi com daut luocb pres
Mos cbanz coroenzamen
Ez en aut laoch menten
Et aut loch ma conqes
Conuegra qeu fuges
De tan aut razos
Tan uuinen canzos
Qal chantar en nares
Qe de aalen loch es.
S) E 1101 fallira ies
De mi seu fos ioios
Qa dreiz moz e ffais fos
Ben faire non sabes
Mas amors qe ma pres
Chantar me desapren
Qi ma lo cor el sen
Per forza tan aat mes
O nom par qa teinses.
[4)1 E pos a mi trames
Altan fol ardimen
Qaases mon pensamen
Tan qen lei lom meses
Dreiz mi par qeil degues
Lo sen cor orgoillos
Tan aclinar ues uos
Qa orgoill non tengues
Qe uea mi sa fiainsses.
5) Ay dompna no me noguea
Prez e aalors ab aos
E pos dreiz no mes pros
Si uals uaillam merzes
Qe ge esters nom pes
Tan uos sai dauta len
Qe ioi tan auinen
Neguns dreiz madnises
Ja tan seruir pogues.
6) Na Maria tant es
Vostre prez cars e bos
Qem chantan ni ab sos
Non sai com dir pogues
Tot lo ben qen uos es.
Gausem Faidiz CXVIIJ.
1) Som pogues partir son aoler
(«. a.)
De zo don plus a cor uollon
Donnon pot iauzimen uezer
Luns dels granz senz fora del mon
Car de las granz foldaz qi son
E delia maior qi senten
E son dan segre a essien
Car doblamen fai fallimen
Per o greu er fis amis druz priuac
Sil bes el mals el iois el danz noil
plaz.
2) Tot aiso me uen a plazer
Si ben soi el mal traich preon
Samors me uolges tan uailer
Qellamoros cor deziron
Em pages dun iaucion
E fora so cuig auinen
Qez agues del be qil mal aen
Qen pres cen mal urahit sofren
E foram ioy e plazers ben honraz
Sa prop cent mals en foa dun ioi
pagaz.
8) Mas eu mi perch 'per ben esper
Com cel ca iuiar se confon
Qi ioi e ioch non pot auer
Ni no sen fan ni frech ni aon
Autressi me poiat el fron
Et entrat el cor follamen
Cum plus i perch mais mi aten
Cobrar soaen tan ai fol sen
Ellatendres non es sen maa foldaz
Qar qe mal meu dan aoi trop ena-
moraz.
der LaiA'eDzianiBclieD Bibliothek in Florenz.
821
4) Tait trop son mal qel Bai en
ner
Qel trop poiara cascans gran don
Qea fis em fez tan bas cazer
Per o qea pogey tan amon qe pen
Qe penre cngei laurion
Com non pot penre ab re niuen
De tant fort maineras deffen
Per o temen e bomiimen
O comenzei/ com hom da mort for-
Baz
Donch non mer mal sin era dreich
iuiaz.
5) Ves mi donz boj de franc
uoller
Plus humils dels frair del gran mon
Et ii mes dorgoillos parer
Si qe qan la precb nom respon
(v«e. 1.)
Una uentura ai non sai don
Qanc re non amey coralmen
Corgoiil nom mostres mantenen
Et al tonnen fer e qozen
Me mostra amors car eu lim soj
donaz
Aqeat mes toz lo guierdos el graz.
6) E qan res nom pot pro tener
Ves Icy don muor e ard e fon
Un sen faz ab foraaz poder
Fuoh dalley uezer em rescon
Mas mos senz no uey qe ma bon
Qeo mor car non uey son cors ien
£ qan el uey muor issamen
E nuill paruen nom fav plazen
Ainz qan lesgar esgarda ad altre laz
E nom acoill nim uoill auer sollaz.
7) Chanson ua ten tost e coren
A mon thesaor de cui es mon feratz
Qellam perdon/ qeu lai non soy
estaz.
Gauselm CXIX.
1) Tut me quidei de chanson far
sofrir
Era diuer tro uers kalenda maia
Mas era uei quieu no men puose
« ?eqir
Per ma razon qe tot lorn es plus
gaia
£ per ioie qai de mon plus auinent
E de son prez qades puoia e de-
nansa
Qar sai e nei e conoisc ses doptansa
▲KblT f. n. Bprachaa. XLIX.
Qen degra esser plus coinda ma
chansos
Qar uol nil plaz qe so Ii bei nais an
fos.
2) Ver ma dompna soplei totas
sazos
Qem nafra gent el cors ses colp de
lanza
Don dons esgar ab sos oillz amoros
Lo iom qem det sa ioia e sa con-
dansa
Et sei esgard mentret tan douaa-
ment
Al cor/ qe tot Iom reuen el mapaia
Es a SOS uoillz ma fac corteza plaia
II men saob pois cortesamen gagir
Per qieu lo aei conoiser e grazir.
8) En amor son paasaz tutz mei
consir
Si qe ren al nai poder qels nestraia
Qi eu non fui faitz mai per far e
per dir
Mi donz tut zo qil sia oon eil plaia
Qades laclim e gran merce Ii rent
(e. 2.)
A bona fei es a humils senblansa
E grazi Ii lo ioie e lalegransa
Qem det tan ferm qi non romp ni
descos
Per qieu stao allegres e ioios.
4) Nuls hom non pot ses amor far
qe pros
Se noi enten e no i a sa speransa
Qel ioi damors es tan fin e tan bos
Qenoontra lieis non es mais bene-
nansa
Qe per amor ten hom plus gent
Sin ual on mais en esforsa e nasaia
Dauer bon prez e de lauzor ueraia
Sin uolon mais caualgar e garnir
E far qe pros e donar e seruir.
5) Ja ma dompna non cuit qe de
leim uir
Ni autramor iam toilla ni maia
On plus esgar autre dompna e re-
mir
Mens ai poder qe ia de leis mestraia
Per merzel clam e per ensegnament
Aia de me consirier e menbransa
E qar nom ue no sou tengna en pe-
sansa
21
322
Die provensaliscbe Liederfaandflchrift Cod. 42
Qic ne stao tan pennus e confiros
Cades i tenc los uoillz de cor ab
dos.
Gauselm CXX.
1) Loingna sazon u estat aers
amors
Httmilz e franc es a faitz soq coman
£n tait qan puisc es anc per naill
affan
Qi ea en sufiris e per nuUa dolor
De liei amar non parti mon corage
Vas qi mera rendut de bon talen
Tro qi eu conoisc en lieis un fol
usage
A qem desplaU e ma cangiat mon
Ben.
2) Agat maura per lial amadors
Mas tan la aei donar ab engian
Per qe non plaz samistat derenan
Ki ioi qem aet nom pot donar sabor
Ante men partrai qaisim uem dagra-
dage
Fuois ellas part de bon prez isia-
men
Es er mal caing tener autre uiage
Un restauretz qe nai fait perden.
3) En patz men part mais tan
consir lonors
El dan qai pres el destreic lieis
aunan
Ai com magra trobat sens cor truan
QiV fera bes em tengra en dausor
Koi poi madar qicu non sia saluage
(f. 88 x9 c. 1.)
Con ien qu auzit dir souen
Qades passom primiers per lo follaie
E pois con aen qe sia reconoisen.
4) Ben sai si cam part de lieis e
uir aillors
la nogler greun par qel tegna a dan
Maz si dun salutz e ualer tan
Si con sueill enantir sa ualor
Li sanbrai preqasar son d«mpnage
Pero lamet en dreich mon iauzimen
Car assatz fa qi de mal segnorage
Si pot partir m loingnar bonamen.
5) Ai con qe foz danz daital colors
Com paret de fora per senblan
En aissi com ella es beutat gran
Ni com ufll mais gardes son honor
Eq aissi es bei son esta^e
Ages ensimens de catenimen
Es en aisi com es de bon panüe
Contra sos prez temes far faglimen.
6) Qa non degra beutat far son
bostaie
Ni remaner dompna dautramaen
Si non gardes son bonor e aon pa-
raie
Et non ages en se retenimen.
Gauselm CXXI.
1) Nom aleera chans ni critc
Dauseis mon ^1 cor cngres
Ni no sai per qem cbantes
Nim perdes
Mos motz qar ben los perdria
Siu (lizia qem ualgues
Ves mi dons precx ni merces
Qe nos tanb ges
Qe ilh sia per mi qeritz
Per dos tant li soi faillitz.
2) Doncx per qer mos cbanz auzitz
Pos nom tann qem perdones
A dieu per so qeilb pregues
Qes uengues
De mi qar anc ma uenc un dia
Qe bauszia no ni fes
Ni preiars dautram plagues
Tant qem toleues
Lieis don tanh qe stauzitz
Qar li ai mal sos dons grazitz.
(C. 2.)
3) Mas ab aitan for ieu goeritz
Selfa tant si bumilies
Qe Bolamen mentendes
Pueis apres
Vis com mos dans me chastia
Silh plazia caissi es ^
E qar anc fis ren qeilh pea
Mes tan mal pres
Cap lieis ai mains bes complitz
Perdutz e sai soi trahitz.
4) E qar huna enguanuritz
An beut atz mala nasqes
Mi fes faillir tanh qaües
Mi pendes
Silh qe de nien ma uia
Mes inuia de toz bes
Pero qui toz sels agues
Mortz can mespres
der Laarenzianisohen Bibliothek in Florenz.
328
Qe noi fos eapdels ni smtc
Merees trop nagrom deuto.
5) Doncz send ai tant arzits
Cnmila maa ionhas confes
Lirai aerre a sos pea
Qem aones
Do qem perdo ho mauaaia
Bern plairia mauzsizes
Maa oieo non cre qilh fezei
Re qem plagnea
Ana sai qer aieua lo chanzitz
Qe aol qiea oiaa marritz.
6) Pero nom aoi tant partitz
De ioi ni dira tan prei
Qiea encara noi tomes
Siih monstrea
So8 aenz e aa cortezia
Com manria aobreprea
Sei aien hamil cora cortea
Franc ben aprea
De ioi e de pretz complutz
Mera de peraon aizitz.
[7] Mon aenhor ctd poder ea preo
Qe ncnlb pea an non qes per me
aozit
Qe aal mil ocz afortitz.
CXXU.
(tO e. 1.)
1) Luoca es chom ei dea alegrar
E sea tot non aai amaire
Si uoill ea etaer chantaire
Et en loc mon saber monstrar
Qen ner qe paocz ni^ granz anrea
Non aal aaber qi laaia
Per qe de penre qec dia
Creifl al plna saaia lor aalera.
2) Chaacona den entendre en pla-
zera
Gardan aei de nillania
Et ae faaaa chaacan dia
De Den aegon qer aos poders
Mas qia aol deamesarar
Sofl preaz non pod darar gaire
Car meaara enaeigna faire
So don boB prez pod darar.
8) Qi gran cor a de lar^ezar
Saber den dond o pod traire
Non die chom si dei eatraire
De aaler/ ni nos taing a far
Ghranz affanz ea lo conqerera
Mala lo gardar ea maieatria
Et qi pert per aa follia
No aap qala traich ea qerers.
4) Sea meznra aenz ni sabera
No aal/ ni granz manentia
Pero locs es qe aeria
Dana trop gardart e retenera
Locs es don den oltre passar
Locs de parlar locs de traire
Locs de donar locs destraire
Loca de aen locs de foUeiar.
&) Qi aon bon prez aol tener car
No sia fols ni gaoaire
Car folia es a retraire
Zo qe plas fai a oelar
Fola ea neis qi diz toz ses oers
£ fols qin fol sen fia
E fols qui fail e nos chastia
£ fols qui sech toz aoz leacera.
Narnald de miroill CXXIIL
1) Aiasi cam scell qi tem camor
la aeia
Ni ren no sap o sesconda ni ganda
(0. 2.)
Met mi meteis en garda e en oo-
manda
De noa cai am sens geing e ses
bauzia
Car es ffenzer del mond e la belaire
E si richs cor mi fai aas uos atraire
Sea ben foile^ gez no caiz far follia.
2) Caissi maaen dompna genzer
qi sia
Dan desirer qinz en mon cor sa-
branda
Conseill em dis qe as am e aeraa e
blanda
£ aol qem lais enqer daltrai PArift
Per aos en cnj toz bons aios re-
paire
£ poia 'amor no aol qem air nim
uaire
Si maacies no cre qe gent aos stia.
S) Enseignamenz e prez e oortesia
Troban en nos lor obs e lor aianda
£ non aoillaz samor nona truanda
Gitar mer^e de aostra compagnia
21*
324
Die provensaUtche Liederhandflckrift Cod. 42 etc.
£ HB damas me»e a ley de fin
amaire
£ 81 merces ab nos noma qe faire
Ma uidam aal trop meinz qe aeo
moria.
4) Per o ben aai qe per maleu-
saria
Yoill mais poixar qe dreitara noo
manda
Qen tdng lo puoi/ e lais la bella
landa
£ cas lo ioi cami nos taignaria
Foifl di mamor qand eo men uoill
eetmire
Qe maneraa uez poiz om de baia af-
faire
£ conqer maia qe dreiz non con-
sentria.
6) luliafl cessar conqes la aeignoria
Per 8on eaforz de tot lo mond
aranda
Non per qel fola seigner ni reia dir-
landa
Ni coDS dangen/ ni das de nor^
mandia
Anz era hom bas/ aegon canzem re-
traire
Mar qar fo proz e francs e debo-
naire
Poizet 8on prez/ can qe poizar podia.
6} Per qem conort en cor sen tan
niuia
Caia de uos tot qant mon cor de-
manda
De can aola bom sea tor e aes mi-
randa
Conqes lo mond e lac en sa baiiia
Altan ben dei segon lo miea ne-
zaire
De uostramor per dreiz esaer em-
peraire
Com el del mond sea oreiz qel noi
auia.
7) Doropna aalenz cortesa e de
bonaire.
Nom despresaz se U8 am e aea cor
aaire
Car eaaer de zo camor aol qe sia.
cxxiin.
1) La firaneba captenenaa
* Dieae Zeile bt der Custode für
arFprünglich die folgende aber
lorne Lage.
(Scblnaa folgt)
Versuch über die syntaktischen Archaismen
bei Montaigne.
Von
Frledrioh Olauning.
(Fortsetiong.)
6. InterrogaÜTttm.
1) Im Nfr. fragt qai nach der Person; bei M. auch nach einer
Sache.
II, 12. p. 869 Qui fait qa'on incise & taQle lee tendres membres
d*nn enfant & ceaz d'an cheaal plus ais6ment que les nostres, si ce n*est
rignorance? II, 13 qoand on lenr demande d'ou vient en nostre ame
l'election de deux choses indifferentes, A qni fait que d'nn grand
nombre d'escus nons en prenions plustost Pun que l'autre — II, 27
Qui rend les Tjrans si sangninaires? C^est le eoin de leur seuret^.
in, 5. p. 662 Socrates, enquis, qui estoit plus commode, prendre ou
ne prendre point de femnie ct.
2) Im Nfr. ist die Verwandlung des mit dem neutralen que be-
ginnenden (vollständigen) Fragesatzes in einen durch ce gestQtzten
Adjectivsatz Qblich geworden. Mätzn. Sjnt. § 393. Im Afr. n. auch
bei Mont. kann das einfache que stehen.
m, 18. p. 833 Je S9aj mieux que c'est qu'homme, que ie ne
B<jHj que c'est animal ou mortel. Ibid. Socrates demanda a M^mnon,
que c^estoit que vertu, p. 852 les sens nous montrent que c'est. I, 18
s'estant enquis que c'estoit k dire. I, 24 Ils cherchent — que c'est
qa*agir & sonflärir. II, 6. p. 278 et ont bände leur csprit, pour voir
que c'estoit de ce passage (dem Tode).
836 Versaeh über die STnUktifdieii Archaiamea bei Montaigne,
6. IndefiDÜanu
1) Ancan wird, wie von Marot a. Babelais (Diez Gr. IIL p. 82)
80 auch von M. noch sehr häufig in affirmativer Bedeutung gebrandit;
aucuns, einige; aucunement, einigermaassen. Es kann in dieser Be-
deutung substantivisch und adjectivisch stehen, manchmal ist es mit de
verbunden.
a) I, 9 ie l'essaye par la preuve d'aucuns de mes priuez amys.
I, 11. p. 28 aucunes de nos ames principesqnes. I, 20. p. 56 Chacan
en est heurt^, mais aucuns en sont renuersez. Ibid. p. 68 Aucuns me
conuient d'escrire les affaires de mon temps. I, 25 ^ d'aucuns c*est an
pur estude gramroairien: k d'autres, l'anatomie de la Philosophie.
I, 23. p. 78. — 24. p. 86, 89. — II, 1. p. 252. — 8. p. 269. —
m, 2. p. 632.
b) I, 10 Nous disons d'aucuns ouurages qu'ils pnent k Vhnjlß &
a la lampe. I, 19. p. 50 d'aucuns aniroaux. I, 22. p. 75 la fortune
— nous presente aucunes fois la necessit^ si urgente. 11, 6. p. 281
quoy qne nous en tirions aucuns signes. IE, 7. p. 287 aucuns sur-
noms. II, 8. p. 294 aucuns andens de son qualibre. U, 17 aucuns
Princes que ie oognois. III, 1. p. 620 aucunes actions naturelles,
m, 10. p. 790 aucuns sages ont pris autre voye.
c) I, 9 Je me console aucunement. I, 16. p. 35 qnalite aucune-
ment estrangere. I, 19. p. 42, — 11, 8. p. 295 il oognoissoit aucunement
les Lettres.
2) Chaque, das sich bei Babelais noch nicht findet (nach Schöner-
mark, Osterprogr. Bresl. 1866, p. 35)^ kommt bei M. sehr häufig vor;
manchmal steht auch chacun noch adjectivisch.
a) I, 10 a chasque bout de champ ils sont prests. I, 13 Non
senlement chasque paYs, mais chasque citd & chasque vacation a sa
ciuilite particuliere. 11, 1. p. 250 Chasque iour nonvelle fantasie.
Ibid. p. 253 chaque piece, chaque moment iaict son ien. II, 6. p. 285
chasque piece en son siege, m, 1. p. 617 Chasque action. III, 2.
p. 636 chasque chose en sa Saison. UI, 9. p. 763 chasque siede.
Ibid. p. 765 Chasque usage a sa raison, m, 11. p. 808 chasque
nouuel Autheur.
b) n, 12. p. 849 un elephant ayant k chacune cuisse un cjm*
bale pendu. m, 18. p. 837 en chacune sdonce.
3) Während im Nfr. nul immer mit ne verbunden erscheint (Dies
Yenach über die «Totaktiichen ArobAtflineD bei MoQtugne. 827
Gr. HL p. 421), finden sich bei M. noch ein paar Stellen, wo die
Negationspartikel fehlt.
I, 22. p. 75 (sdences) ausqaelles la temerit^ de iuger est de nul
preiodice. (Gleich daraaf: entreprendre ce que nulle polIce ne snp-
porteroit.) U, 10. p. 807 le suis homme de nalle retention. HI, 9.
p. 751 A Celles (promesses) qui sont de nul poids, ie donne poids de
la ialousie de ma reigle.
Andrerseits hat jenes Pronomen hie und da die Bedeutung von
ullns, in Fallen, wo im Nfr. aucun stehen würde. Aus dem Air. gibt
Diez (III. p. 426) einige Beispiele:
I, 8. p. 9 II me fant adiouster cet autre exemple, aussi remar-
quable — que]^nul des precedens. I, 19: il (le mot de volupt^) est
mieux defi k l'assistance de la vertu, qu'& nulle autre assistanoe.
U, 10. p. 815. II, 12. p. 848 Chrysippus — autant desdaigneux iuge
de la condition des animauz, que nul autre Philosophe. Ibid. p. 864
nons (les hommes) auons eu plus de raison que nul autre animal, de
nous couurir.
I, 48 Je n'estime point qu'en Süffisance & en grace k cheual,
nulle Nation nous empörte. II, 27 Laches, en Piaton, dit n'auolr ia-
mais de ceste eschole veu sortir nul grand homme de guerre.
n, 15. p. 481 — en pleine licence de diuorces, (k Bome) il se
passa cinq cens ans & plus, auant que nul s'en seruist. II, 16. p. 491
— il 7 a de nostre siecle — fort peu de personnes, qui y puissent pre-
tendre nul droict.
4) Dh = nfr. quelqu'un.
I, 19. p. 48 les Egyptiens entre leurs festins faisoient presenter
aux assistans une grande Image de la mort, par un qui leur crioit:
Boy & t'esiouy, car mort tu seras tel. II, 8. p. 299 oster k un, oe
que sa fortune luy auoit acquit. cf. III, 5. p. 662. 11, 36. p. 588.
Dritter Abschnitt.
Substantiv, Adjectiv und Zahlwort«
1) Bei einigen Hauptw5rtem, namentlich solchen, deren lateinische
Form dem Neutrum angehört, ist das Geschlecht noch schwankend,
oder ganz abweichend von dem nfr. Gebrauch.
Affaire — I, 28. p. 80 nouueauz affiiires. m, 8. p. 727 ce
grand aSaire. 10. p« 785 au trauers de bien grands a&ires & bien
828 Venuch aber die synUkiuchen Archaismen bei Montaigne.
espinenx. 13. p. 833 Ainsi seruent les loiz Sc a'asaortiBsent ainei a
chacnn de nos affaires. Dagegen I, 9. p. 23 pour ses affaires parti-
calieres. El, 10. p. 782 au maniement d^affaires estrangerea. 12.
p. 824 — soit pour leurs propres affaires, soit pour ies miennes.
Debte, meist masc, z. B. III, 1. p. 799 k sadsfaire ezactement
ce debte. Dagegen 9. p. 752 tonte ma debte.
Dot, masc. II, 8. p. 298 nne femme qui le Charge d'un grand dot.
Estude — II, 6. p. 285 par cest estnde. in, 5. p. 695 la so-
ciete de tous estudes. 18, p. 832 — la fin commune A demiere de
tous estudes. ITT, 8. p. 638.
Ezemple — III, 4. p. 652 une exemple.
Image — m, 10. p. 785 masqnte d'un image de liberte.
Mensonge als fem. I, 9. p. 23 une effrontee & solenne mensonge.
Dagegen mascul. I, 11. p. 28 A tant dire, il faut qn'ils dient Sd la ts-
rite & le mensonge.
Trafique — III, 2. p. 632 cette trafique: de laquelle il se confesse.
Vidange (nfr. fem.) — III, 13. p. 850 ce yuidange.
2) Ein Ueberrest der geschlechtslosen afr. Form von ursprünglich
lateinischen Adjectiven generis communis ist die häufige Anwendung
der Form grand vor weiblichen Hauptwörtern; im Nfr. ist die Zahl
der Hauptwörter, Tor welcher grand noch steht, bedeutend geringer.
Beisp. aus dem III. Buch :
1. p. 619 de grand peine. 2. p. 631 grand' recette. 5. p. 655
Cest grand simplesse. Ib. p. 656 J'en ay grand honte. Ib. p« 659
Grand faueur. Ib. p. 672 la grand* presse. 6. p. 703 nostre grand'
ville. 11. p. 808 II a faict grand faueur ct. 12. p. 825 il estoit en
grand peine. 13. p. 832 grand chertd. Ib. p. 849 grand faim. Ib.
p. 852 grand raison. Der Apostroph wird bald gesetzt, bald nicht.
Man begann also die Form grand schon als eine Unregelmässigkeit zu
ffihlen, indem man glaubte, dass hier ein e unterdrückt werde, während
jene Form im Altfr. zugleich masc. u. fem. ist. Vgl. I, 1. p. 2. aux
gentils-femmes qui estoient assieg^s auec le Due.
Abweichend vom nfr. Gebrauch ist die Cong^uenz des Adj. sauf
mit dem ihm folgenden Hauptwort in der Stelle III, 1. p. 619 sanue
ma consdence. Dies stimmt mit dem, was Diez Gr. III. p. 90 ober
nu bemerkt: nn-pieds nfr., dagegen afr. ebensowohl nns pieds.
8) Von der im Afr. verbreiteten Ellipse der Kasusseichen vor
persönlichen Begriffen finden sich nur noch wenige Spuren. Für den
Vennch über die lyntaktiscben Archaitmen bei Montaigne* 839
Dativ n, 8. p. 290 si Dien platst, auch bei Babel, das einaige Beispiel
dieser Art, SchÖnermark p. 20. Für den Genitiv 1, 17 le booig sainct
Pierre. I, 22 au mont Gatberine. 11, 12. p. 433 l'ordre Saint Michel.
Ibid. p. 446 an haut des tonrs Nostre Dames de Paris. Einzelne Yer-
bindongen dieser letsteren Art haben sich bekanntlich im Nfr. erhalten.
Die Weglassang von de findet, abweichend von der nfr. Begel
(Dies 6r. IIL p. 143) sehr h&nfig statt bei rien nnd dem nentralen
Interrogativnm qne. Hier wird das ohne de folgende Adjectiv nicht
als Genitiv, sondern als unmittelbares Attribut aufzufassen sein.
I, 20 II n'est rien si contraire a mon stile qu'une narration esten-
daS. I, 25 11 n'est rien si gentil qae les petits enfans en France.
Ibid. II n^est rien plus gaj, plus gaillard. Ibid. II n'j a rien tel que
d'allecher Tappetit. I, 26 Est-il rien plus delicat ? ct. I, 88 II n'est
rien si dissociable & sociable que rhomme« I, 56 tenant ponr absurde
& impie, si rien se rencontre — couch^ en cette rapsodie contraire aux
sainctes resolutions A prescriptions de TEglise. HI, 6. p. 705 La con-
noitise n'a rien si propre que d'estre ingrate. Ibid. p. 711. — HE, 7.
p. 716. — 8. p. 781. — 9. p. 753 Je n'ay rien mien que rooy.
11. p. 802 k peine y a-il rien si grossier. 13. p. 834 — qu'il n'y a
rien iuste de soj que ct. p. 851 est*il rien doux, au priz de cette
soudaine mutation?
I, 22 Qu'est-il plus farouche que et I, 39 Que feroit pis an
simple maistre d'escole? II, 18 Que peut-on imaginer plus vilain
que ct. n, 35 Qu'est-il plus doux ct. ? cf. II, 35 (eile) auoit ie ne
s^ay quoy plus en sa parure.
4) Im Afr. stand statt des attributiven Genitivs bei persönlichen
Begriffen häufig der attributive Dativ. Diez III, p. 136. Bei Mont.
finden sich von dieser Vertauschung der Casus noch einige Beispiele,
selbst bei einem Eigennamen. Im Nfr. hat die Sprache des gemeinen
Lebens solche Verbindungen bewahrt, Mätzn. Synt § 802. 6.
ly 15 — qui condamnent les punitions capitales aux heretiques &
mescreans. I, 85 le test estoit saus comparaison plus dnr aus Aegyp-
tiens qu'aux Perses. I, 56 la liberte k chacun de dissiper une pa-
role ct. n, 3. p. 267 le hon vieillard Rasias, surnomm^ pour Thon-
neur de sa vertu, le Pere aux Juifs. 11, 12. p. 887 Ceux-ci ont
quelque preoccupation de iugement, qui leur rend le goust fade aux
raisons de Sebonde. II, 85 la loy de viure aux gens de bien, ce n'est
pas autant qu'il leur piaist, mais antant qn*il8 doiuent. III, 1. p. 622
330 Yersach über dl« synUklisohen Archaismen bei MoatMgne.
La Alle k Seianns. III, 9. p. 760 Cette partie n'esfc pas dn rolle de
la sodet^: o'est Tacte k nn senl personnage. III, 10, p. 784 La prin-
dpale diarge qae nons ajons, c'est k chacan sa oonduite.
5) Wie im Afr., so werden bei M. die Namen gleichnamiger
Regenten immer durch die Ordinal-, nie durch die Cardinalcahl unter-
schieden; z. B.
I, 7 Henry septieme. Ibid. Charles cinquiesme. I, 18 Sforoe
dixiesme Dnc de Milan. I, 24 Charles hnictieme« I, 40 le Roy Louis
unziesme. II, 10 Clement septiesme. III, 6 le pape Gregoire tre-
ziesme.
Die Formen tiers, quart, quint kommen noch ziemlich h&nfig neben
den mit le^me gebildeten vor; z. B.
I, 24. p. 91 le Premier — le seoond — le tiers — le quart.
m, 18. p. 860 Je reculeraj d'un autre (pas); dn second au tiers, du
tiers au quart.
Zählung nach Zwanzigen in
II, 9. p. 806 nn hamois complet du poids de siz vingts liures.
Die Formen cent und quatre-vingts behalten häufig das Plural
zeichen s vor folgenden Zehnem und Einem, Y^ea im Nfr. nur selten
geschieht. Mätzn. Synt. § 286. I, 41 Tan mil cinq oens trente sept.
II, 8. p. 271 eile auoit passe quatre-vingts dix ans. II, 12. p. 434
deuz oens quatre-vingts sectes. II, 84 quatre vingts mille hommes de
defience. Ibid. deux cens quarante mille hommes. Ibid. en deuz oens
trente lieux. II, 37 Caton ayant vescu quatre-vingts & cinq ans.
III, 6. p. 718 il y a huict cens tant d'ans.
Zehner und Einer stehen bald mit, bald ohne et neben ein-
ander, z. B.
I, 57 quarante Sc huict ans. Ibid. vingt & cinq ans. Ibid. qua-
rante sept ans — quarante & dnq — dnquante — cinq on soizantc
ans. II, 87 Mon pdre a vescu soixante & quatone ans, mon ajeul
soizante & neuf. HI, 8. p. 644 k viogt & deuz ans. m, 4. p. 651
vingt et cinq ans. III, 5. p. 664 k vingt & cinq entreprinses. IH, 6.
p. 712 vingt-cinq ans.
Un mit dem bestimmten Artikel in attributiver Verknüpfung mit
einem Hauptwort:
m, 18. p. 848 & y est Tune bände non moins necessaire qne
Tautre.
Yen nch über fie fjotaktiscbeii Arduunmea bei MonUdgne. 831
Vierter Abiohnitt.
Verbum.
L Genas verbL
1) Die ümschreibiiDg des AktiTums daroh aller mit dem Gerun-
dinm, welche dem Afr. eigen war, wie den andern romanischen Idio-
men, erscheint anch bei M. in vielen Stellen; sie war bis in die Zeit
Comeilles gebrftnchlich. Dieselbe gibt dem Th&tigkeitsbegriff die Be-
dentnng fortgesetster Daner, oft aber besagt sie nichts weiter ab das
einfache Verbmn« Manchmal, wie I, 24. p. 87 nos pedantes vont pil-
lotans la Science dans les Liures nnd III, 4. p. 650 geht das nnver-
änderliche Gerundiom in das Particip. Prfts. über, welches, mit dem
Snbject congmirond, die Pluralendang s annimmt.
I, 19 cenx qui nons vont instniisant I, 24 ceuz-cy vont s'em*
barrassant & empetrant sans oesse. I, 26 C'est nne sötte presomption
d'aller desdeignant & condamnant poor fanx ce qni ne nous semble pas
vraysemblable. II, 12. p. 858 c'est prester a la lettre, d'aller attri-
buant ce grand eflfect, k qnelque ordonnance naturelle. III, 3. p. 645
et vient m'oflrant en se coarbant, d'une veOe, tons mes Liures, rengez
Bor des pulpitres. III, 4« p. 647 ny n'allay choisissant les diuerses
manieres. Ibid. p. 650 ie ne luj allois pas disant, que et — ny ne
luy allois representer et in, 5. p. 655 Et me vay amüsant en la re-
oordation des ieunesses passees. Ibid. p. 662 : Nous^fallons auilissant.
in, 6. p. 706 des sorgeons & filets d'eau, qui-alloient arrousant & em-
banmant cette infinie multitude. III, 6. p. 709, 710. — III, 9. p. 753.
in, 10. p. 788, 789.
2) In der Vorrede cum Complement des Dictioonaire der Aka-
demie erwähnt L. Barr^, nach dem Vorgang des H. Stephanns, als
ein Beispiel des auf die französische Syntax wirkenden italienischen
Einflusses den häufigen Grebrauch der pronominalen Zeitwörter mit
passiver Bedeutung. An und fQr sich ist nun die Umschreibung des
Passivums durch ein reflexives Verburo ganz gewöhnlich, auch im
neueren Französisch, jedoch mit Beschränkungen, welche die italienische
Sprache nicht kennt (Diez Gr. III. p. 294). Diese Beschränkung
betriflH die unpersönliche Construction des reflexiven Verbums und die
persönliche dann, wenn das Subjekt eine Person ist Da diese Aus-
dmcksweise dem ProvenzaHschen und wohl auch dem Afr. fremd war,
992 Yersach über die ajataktiBchen Arcliaiemen bei Montaigne.
80 ist ihr hänfigee Yorkommen in SchriftsteUem des XYL Jahrhun-
derts allerdings italienischem Einflasse zuzuschreiben.
Bei M. ist diese Bezeichnung des Passiyums ausserordentlich yer-
breitet; das Subjekt kann durch leblose Gegenstände oder Abstrakte,
durch Personen und durch das unpersönliche il gebildet werden. Die
beiden letzteren Fälle sind der neueren Sprache wieder fremder ge*
worden.
I, 6 ne se doit attendre fianoe. I, 9 il se yoit par ezperience
que ct. J, 18 comme il se fait le plus souuenL I, 14 oomme il se
▼oit par et I, 19 il s'en fait mention auz testaments. I, 20 si an-
traut qu'il ne se parle d'autre chose. 11, 2. p. 259 — et se pourroit
mettre en doubte si et II, 8. p. 267 II se lict dans la Bible, que ct.
n, 6. p. 284 comme il se fiiict des antres sdences. U, 16. p. 491
il ne s'en parle non plus que et (Man spricht von ihnen ebensowenig
als u. s. w.). III, 2. p. 636 & ne se void point d'ames, ou fort rare^,
qui en Tieillissant ne sentent l'aigre & le moisi. m, 3. p. 689 les
polices, oü il se souffre moins de disparit^ entre les valets db les
maistres«
I, 19 un enemj qui se penst euiter.
n. Modus Tcrbi.
A. KooJviiktfT.
1) Der Konjunktiv ohne que ist im Nfr. viel seltener als im Afr.
So ist dem imperativen Konj^^^ktiv die Konjunktion unentbehrlich ge-
worden (Diez Gr. III. p. 206), concessive Nebensätze ohne que kom-
men nur selten vor (Mätzn. Synt. § 488 fln.). Bei M. steht der Konj.
noch häufig in imperativer (a), optativer (b), concessiver Bedeutung (c) ;
in letzterer sowohl in Haupt- als in Nebensätzen. Von den Neben-
sätzen sind diejenigen hervorzuheben, welche aus zwei oder mehr
Gliedern bestehen, und diejenigen, in welchen ein durch tant ge-
steigerter einzelner Begriff (Adjekt.) eingeräumt wird. Wie bei den
deutschen Sätzen dieser Gattung wird auch im Französ. die Inversion
angewendet
a) b) I, 9 Sire, souuienne vous des Atheniens. Ebenso I, 38
souuienne vous de celuj — qui ct. I, 25 Ny le plus ieune refme a
Philosopher, nj le plus vieil s'y lasse. Ibid. Son ezerdtation saive
l'nsage: Ibid. chaque loppin j face son oorps. I, 88 Quant k vostr^
sdence & sufflsanoe, ne vous chaille, eile ne perdra pas son eflfect
Venach über die syntaktif^ben Arcbaiamen bei Montaigne. 88S
n, 10« p. 307 Qai sera en chercbe de science, ei la pesche, oü eile se
löge. II, 11. p. 320* n, 12. p. 419 Souaienne vous de ce quo dit
le pronerbe. - II, 12. p. 440 — ne luj chaille. II, 35 La conatance
& la resolution sojent pareillea k nostre commune fin, mais la beaute
& la gloire soit plus grande de ta part. II, 37 — Qui a de la yalenr,
81 le face oognoiatre en ses moeurs. III, 9* p. 740 la Dieu ne per-
mette et III, 13. p. 846 Ne vons chaille. Ibid. p. 847 saiBse voas
qu'il Yoas oye. III, 9. p. 756 Dien en cbasse loing nos diaisions.
cf. in, 2. p. 629, 630. — HI, 5. p. 672. — III, 13. p. 859.
c) m, 1. p. 617 Chasqoe action fait particulierement son lea;
porte s'il peut. III, 5. p. 655 Les ans m'entrainnent s'ils veulent,
mais a recnlons. III, 9. p. 769 oeste difforme liberte — soit loisible
a eeox qoi et
I, 25 Aille deuant ou apres: une utile sentence, un bean traict
est toosioars de saison. I, 41 — celuy, qni me doit, vneille-il on non,
toul ce qn'il peut. III, 9. p. 765 Sojent des assietes d'estain, de bois,
de terre: bonillj oa rosty — tout m'est un.
n, 12. p. 445 tont autre remede, tant fantastiqne soit-il. II, 2.
p, 260 — 11 y a quelqne faueur, tant saincte soit eile. Ibid. p. 261
et a raison d'apeller folie tout eslancement, tant louable soit-il, qui sur-
passe nostre propre iugement III, 5. p. 694 Tesprit, tant rassis &
meur soit^iL m, 11. p. 812 Ponr tonte autre chose, tant legere soit-
elle — on les empale.
2) Der Conjunct Plusquamperfecti ist im Nfr. bei hypothetischen
Haupt- u. Nebensätcen im häufigsten Gebrauch, nicht aber der Conj.
Imperfecti. Diese letztere Form gebraucht M. hie und da im hypo-
thetischen Hauptsatz, auch wenn das bedingende Glied fehlt, statt des
sonst allgemein üblichen Conditionalis, eine Anwendung dieses Kon-
junktivs, welche den andern romanischen Sprachen fremd Ist Man
darf deshalb yerrouthen, dass M. den Gebrauch dieser Form in dieser
Bedeutung aus der Syntax der lateinischen Sprache (III, 2. p. 631
VL. I, 25 ceste langue estoit la mienne maternelle.> unmittelbar ent-
lehnt bat
I, 19 autrement de ma part ie fusse en oontinuelle frayeur. Ibid.
ie ne suis pas homme, qui y reculast. Ibid. Qui y tomberoit tout k
HD oonp, ie ne crois pas que nous fussions capables de porter un tel
diangement. I, 56 ü est peu d'hommes qui osassent mettre en eui-
denoe les requestes seorettes qn'ils fönt k Dien. II, 17 Je desirasse
S$4 Venach über £e Byntaklascheii Archusmen bei Montaigne.
d'aucuns Princes — qu'ils en (im Grfissen) fassent plns espargnans.
m, 1. p. 619 Si n'est-oe pas a dire, qaand mon affection me porteroit
autrement, qu'iDContinent i'j portaase la main.
8) Bejahende SabstantiTSätxe, welche ron Zeitwörtern des Denkens
und Sagens regiert werden, haben im Nfr. mit seltenen Ausnahmen
den Indikativ; ebenso diejenigen Substantivsätze, welche die Stelle des
Subjekts vertreten, und endlich die indirekten Fragesätze. Hier setzt
M. sehr häufig den Konjunktiv, übereinstimmend mit dem Afr. (Matzn.
Synt. § 97), vielleicht auch unter dem Einfiuss der lateinischen Syntax,
welche in diesen Fällen zu der subjektiven Auffassung des Satzes
neigte.
Solche Zeitwörter des Denkens sind z. B. trouuer, iuger, oonsi-
derer, teconnattre; estimer hat fast immer den Konjunkt. im Gefolge.
a) Der Substantivsatz ist Subjekt
I, 24. p. 91 C'est chose digne de tres-grande oonsideration, qu'en
oette exoellcnte police de Lycurgus — il s'y face si peu de mention de
la doctrine. 111, 5. p. 685 Cest un bei usage de nostre nation, qu'aux
bonnes maisons nos enfans sojent receuz. Ibid. p. 692 c'est bien raison,
comme ils disent, que le corps ne sujue point ses appetits au dommage
de Fesprit. III, 8. p. 721 oe m'est tout un, qu'un autre le face. III, 9.
p. 749 cela mesmes, que ie sois li6 a ce que i'aj k dire, sert k m'en
desprendre. Ibid. p. 759 le plus grand desplaisir de mes peregrinations,
c'est que ie n'j puisse apporter cette rcsolution, d'establir ma demeure
oü ie me plairoy. III, 11. p. 812 Uextreme espece d'iniustioe, selon
Platon^ c'est que, ce qui est iniuste, soit tenu pour iuste.
b) Der Substantivsatz ist Objekt
ly 18 — voulu dire que ce mesme bon-heur de nostre vie — ne
se doiue iamais attribuer k l'homme, qu'on ne luj ayt veu ioQer le
demier acte de sa comedie. cf. I, 20. p. 68. — I, 24. p. 86. — II, 1.
p. 252 — aucuns songent que nous ayons deux ames. III, 5. p. 680
oonsiderant encore qu'on ayt log6 pesle-mesle nos delices & nos ordnres
ensemble. Ibid. p. 688 — si nous trouuons qu'il y faille coorir.
m, 6. |p. 712 Aussi iugeoient - ils, ainsi que nous, que rUnivers
fust proche de sa fin. III, 17. p. 717 Si on reoognoist qu*ils ayent
tant soit peu d'afiection k la victoire. III, 9. p. 743 Et trenne laid,
qu'on entretienne ses hostes du traictement qu'on leur fait. cf« HI, IS.
p 884, 852, 857. — II, 10. p. 814, 815. — H, 12. p. 329.
Naoli estimer: I, 20 il mena9a de la tuSr, eslimant que ce fust
Venaoh über die STotaktiicben Arohaismen bei Montaigne. 8S5
quelqne sord^re. I, 48 Ces nonneaax penplee des Indes — eatiine-
rent tant des hommes qoe des chenauz, que ce fassent, ou Dienx ou
animaozy en noblesse an dessns de leur natura. I, 58 L'homme esti-
mant qoe oe soit par le vice de oes choses qa'il tient, se remplit ^ $e
paist d'autres choses. cf« III» 1. p. €25. — 5. p. 674. — 6. p. 705.
— 8. p. 728. — 12. p. 822 — estimer mit Indik. II, 11. p. 817.
Nach faire und ähnlichen Begriffen steht ebenfalls sehr häufig der
Conj. (Lat. faoere, ut seq. Conj.) :
m, 2. p. 685 La ieunesse & le plaisir n'ont pas faict autrefois
qne i'uje roescogneu le visage du vice en la volupt^ : nj ne fait a cette
heure, le degoust quo les ans m'apportent, que ie mescognoisse celuj
de la volupt^. III, 3. p. 638 Par ces deux qualitez, i'ay gaign^,
qii'on puisse faire au vraj, cinq ou six contes de moj, aussi niais que
d'autre qoel qu'il soit III, 5. p. 662 Nulle duree de temps, nulle
faueur de prince — peut faire qu^un roturier deuienne noble.
c) Konjunktiv im indirekten Fragesatz.
II, 2. p. 258 le ne puis pourtant entendre comroent on vienne k
allonger le plaisir de boire outre la soif. III, 8. p. 72 1 il ro'est comme
indifferent, en quel des deux formes ie le sois (sc. iuge). III, 9. p. 743
II ne nous chaut pas tant, quel soit nostre estre, en nous, & en effect,
comme quel il soit, en la cognoissance publique.
Andrerseits folgt nach craindre abweichend vom allgemein ro-
manischen Sprachgebrauch der Indikativ:
s. B. III, 5. pag. 656 Je crains que c'est un traistre.
4) Während das Nfr. in den elliptischen Satzgefügen mit comme
si den Indikativ setzt, ist hier bei M. neben diesem Modus auch der
Conjunktiv zulässig, wie im Afr.
I, 17 comme si ce fussent ennemis. I, 20 il les pajoit comme
s'il les eut receus. I, 25 comme si ce fust marchandise malaiz^e, que
reprehensions & nouuelletez. I, 48 tenoit soubs ses genoux A soubs
see orteils des reales: comme si elles j eussent est^ clofiees. I, 51 II
m'a fait un discours de cette science de gueule, auec une grauit6 &
contenance magijitrale, comme s'il m'eust parle de quelque grand poinct
de Theologie. II, 11. p. 825 — comme si chacun eust prest6 son
aentiment k cette charongne.
5) Im Konsekutivsatz wird der Konjunktiv manchmal gebraucht,
ohne dass das Yerbum des Hauptsatzes den Zweckbegriff enthält.
m, 8. p. 688 estre si pris k ses inclinations, qu'on n'en puisse
dd6 Venach über die syntaktischen Archaismen bei Montaigne.
foarooyer, qu'on ne les pnisse tordre. in, 7. p. 717 C'eet pitie de
poaooir tant, qu'il aduienne que toutee choses vooe oedent. III, 9.
p. 761 C'est pour n'estre iamais plaint| que se plaindre tousioura, fai-
sant si souuent le piteaz, qu'on ne soit pitoyable a personne. III, 18.
p. 858 Cest trop abuae de Nature, de la tracaaaer si loing, qa'elle soit
contrainte de nous quitter.
6) Zuweilen steht auch, entgegen dem nfr. Sprachgebrauch, der
Konjunktiv in Relativsätzen, welche in den Bereich der indirekten
Rede fallen.
II, 8. p. 266 Pline dit qu'il n'y a que trois sortes de maladie,
pour lesquelles eviter 6n aye droit de se tuer. II, 11. p. 818 — que
de faire bien, oü il n'y eust point de danger, c'estoit chose vulgaire:
mais de faire bien, oü il y eust danger, c^estoit le propre of&ce d'un
homnie de vertu.
B. Infinitiv.
1) An substantivirten Infinitiven ist das Afr. fiberreich. (Mätzn.
Synt. { 282). Das Nfr. meidet dieselben, woiem sie nicht als Sub-
stantive eingebürgert sind. Wenn aber Dies (Gr. III. p. 208) sagt,
dass Infinitive, die nicht ausdrücklich als Substantiva aufgestellt werden,
wie le mentir, le parier, le tomber, le troroper ect. im XVI. Jahr-
hundert nur ^hie und da' noch vorkommen, so widerspricht dem die
Sprache Moutaigne's, der sie sehr häufig anwendet. Bei ihm ist der
substantivirte Infinitiv jedes Casus sogar noch des Plurals fähig ; auch
steht er nicht bloss allein, sondern er verbindet sich, je nachdem die
substantivische oder verbale Natur vorwaltet, mit attributiven, adver-
bialen und prädikativen Bestimmungen.
a) I, 19 le premediter donne saus doute grand auAntage. I, 25
Topiniastrer & contester sont qualitez communes. Ibid. L'iroitation du
luger, de Tinuenter ne va pas si viste.
b) I, 22 L'aller legitime est un aller froid, poisant Sc contraint:
& n'est pas pour tenir bon k un aller licentieux & efl^ne. II, 18
Quant aus diuers usages de nos desmentirs. III, 5. p. 681 un pro-
ceder sage A discret.
c) I, 5 le vaincre par force — le tromper. I, 19 le s9aaoir
mourir. I, 19 le saut n'est pas si iourd du mal estre au non estre.
Ibid. Le longtemps viure & le peu de temps viuie est rendu tout on
par la mort. I, 25 Le bien dire. II, 4. p. 274 il pouuoit bien ad-
Venach ober die syntaktischeo Archaismen bei Montäignek dS7
nenir qae le differer k les (sc lettres) lire eust et^ d'un grand pre-
iadice. 11, 6. p. 284 La constome a faict le parier de soy vicienz.
n, 12 p. 371 Le n'aaoir point de mal, c^est le plas aooir de bien qae
rhomme paisae esperer. III, 2. p. 688 rimaginer db deairer nn agir
plna noble qae le nostre. Ibid. p. 685 c'est le viare heareusementy
non le moarir hereusement, qui fait Hiamaine felicit^. III, 8 p. 784
le n'oser parier rondement de 807^ accase quelqae faate de ooear.
lU, 9. p. 787 nn temps od le meschamment faire est si commnn.
m, 18. p. 864 Le voir sainement les biens, tire apres soj le voir
sainement les manz.
d) — II, 18. L'estre morts ne les fasche pas, mais ouy bien le
moarir. II, 16 II semble qae l'estre connea, ce soit ancanement auoir
sa vie & sa dnree en la garde d'aatroy.
2) Ueber das Vorkommen des Accusativ. com Infin. im XVL
Jahrhundert spricht Diez III, p. 240, wo er eine Reihe von Beispielen
dieser Constniktion aus den namhaftesten SchriftsteUem anfuhrt Die
aus Montaigne angegebenen Stellen jedoch, in welchen das Subjekt des
Infinitivs ein Relativum und zugleich Objekt des regierenden Verbums
ist, enthalten nur den noch jetzt herrschenden Gebrauch. Dagegen ist
zu bemerken, dass auch M. noch diese Constniktion mit derselben
Freiheit handhabt, wie das Afr. Der Acc. cum Inf. steht bei ihm als
Subjekt bei unpersönlichen Ausdrücken, eine dem Nfr. unmögliche
Verbindung; (Mätzn. Synt. (216) als Objekt bei den Zeitwörtern der
Wahrnehmung, Darstellung und Vorstellung (in diesem Falle auch
zuweilen mit invertirter Stellung des Subjekts und PrSdikats), ja sogar
nur von einer Präposition abhängig.
a) I, 24 II se voit de suffisans hommes auz maniemens des Choses
publiques, de grands Capitaines & grands Conseillers aux affaires
d'Estat, auoir est4 ensemble tr^s-s9auan8. Ibid. II paroissoit bien,
lenr ooenr et leur ame s'estre merneiUeusement grossis & enrichis par
rintelligence des Choses. 11, 12 p. 385 II est aise a distinguer, quel-
ques sectes auoir plus smuj la verite, quelques autres Tutilit^. II, 82
qui partent parfois de l'une main, et qu'il est grand dommage
d'estre occupee k meilleur suiect
b) I, 5 nous, qui tenons celuy auoir l'honneur de la guerre qui
en a le profit I, 22 Les loiz de la conscience que nous lisons naistre
de nature. I, 81 Suffit k un Chrestien croire toutes choses venir de
I>ieii. I, 85 Auz batailles donnees entre les Aegyptiens & les Perses,
ArdhlT f. n. Spnobea. XUX. 22
888 Versach über die syntaktiiehen ArchainneD bei Montaigne.
Herodote dit anoir este ramarqne — qua ct. I, 38 Je siiia de oeox
qai peosent leor froit (des livrea) ne ponnoir contrepeeer cette perte
(de la aant^). I, 56 Chose incrojable, k qui ne a^auroit, lea Pajena
ai deaots idolatres, ne cognoistre de leurs Dieax, que siroplement le
nom db la statnS. II, 12. p. 438 La priere des Lacedemoniens pn«
bliqae & priuee portoit simplement, les chosea bonnes & beUes leur
estre octrojees.
n, 12. p. 866 De qael fniit ponaons noas estimer anoir este a
Varro & Aristote, ceste intelligence de tant de cfaoses? in, 5. p. 662
— qu'on luy deniande — 4 qai il aymeroit mieux arriaer une honte.
IQ, 12. p. 828 Aristote dit, appartenir anz beaux, le droit de com*
Diander.
o) I, 38 Et ponr estre les occnpations dome&tiques moins impor-
tantes, elles n*en sont pas moins importanes.
Der Konjunktionalsatz kann auch in den Acc. cum Inf. übergehen;
s. B. II, 12. p. 866 Timaeus — maintient qu'il sufBt, si ses raisons
sont probables, comme les raisons d'un autre: car les exactes raisons
n'estre en sa main, ny en mortelle main.
8) Der reine Infinitiv ist bei Mont. nicht mehr vorherrschend,
wie bei Rabelais (Schönermark, Osterprogr. Bresl. 1861), aber andrer-
seits ist sein Gebiet weniger eingeschränkt, wie im Nfr. Häufig be-
gegnet er als logisches Subject bei c'est in Verbindung mit einem prä-
dikativen Substantiv, wo im Nfr. de oder que de gesetzt wird; sehr
gering jedoch ist die Anzahl derjenigen Fälle, wo er, abweichend vom
Nfr., als Objekt mit einem Verbum verbunden ist.
a) Der reine Infinitiv als log. Subjekt; das Prädikat kann der
Copula nachfolgen (vgl. Mätzn. Sjnt. § 9. b.) oder, zum grammati-
schen Subjekt erhoben, derselben vorangehen (Mätzn. Synt. § 10. d.).
In beiden Fällen wird im Nfr. der Infinitiv mit de eingeleitet ; ein Ge-
brauch, der Übrigens dem Afr. nicht fremd ist und bei M. gleichfalla
oft angetroffen wird. Hier folgen nur Beispiele mit dem reinen In-
finitiv.
in, 5. p. 668 C'est trahison, se marier sans s'espouser. Ibid.
p. 684 Ne semble pas estre cela une humeur lunatique de la Lune, ne
pouuant iouyr d'findymion son galand, Taller endormir? III, 8. p. 725
Ny ne me semble responce k propos, ä celnj» qui m'adaertit de ma
faute, dire qa'elle est aussi en lay. m, 13. p. 864 que ce soit pa-
Venadtk iibflr die syntaktuchen ArchaMmen bei Montaigne« 339
reiHemeDt l'offloe de la fortitude [oomb&ttre k Tenoontre de la douleur
& k Penoontre dea — blandioes de la volaptd*
I, 8. — aa premiere le^on, o'est cognoiaftre ce qa'ü eat. I, 19«
p. 50 Le oootinnel onarage de roatre vie, c'eat baatir la mort. I, 20.
p. 62 dea authenra, deaqaela la fin c'eat dire lea eaenemena. ef. I, 24
p. 90, 91. — II, 2« p. 255 Socratea diaoit, qae le principal office de
la aageaae eatoit, diatinguer lea biena & lea mauz. Ibid. p. 257 Lear
fin c*eat l'aaaller, ploa qae le goaater (sc. le vin). Ibid. p. 258 Ma
conatitiition eat, ne faire caa da boire qae poar la snitte du maoger. —
cf. n, 8. p. 295. — m, 8. p. 687 Noatre principalle suffiaance, c'eat,
fl^aaoir a'appliquer k diuera uaages. Ibid. p. 688 son plus laborieux &
priadpal eatode, c^est, a'eatudier aoj. m, 7. p. 716 Le plus aspre
& diffidle meatier du monde, c'est, faire dignement le Roy. III, 8.
p. 722 le fruit da diaputer, o'est perdre & aneantir la rerite. in, 9.
p. 771. ^ m, 11. p. 808. in, 12. p. 814 La yraje libert6 c^eat
pouuoir toute choae aur aoj«
b) Der reine Infinitiv ala Objekt abhängig von Zeitwörtern.
I, 8 — qui entreprennent vioana db reapirans, ionyr de Vordre db
honnear de leur aepultare. I» 22 de ce nouuean (feu) aont tenua lea
peuplea voisins venir puiaer chacun pour soy. II, 8. p. 291 ii a plea
ä Dien nooa doüer de qaelqne capacit^ de diaoours. III, 2. p. 680 —
qui lov ofiroient — mettre aa maiaon en tel poinct — III, 8. p. 738
oomme a'il craignoit noua faacher de leur multitude. III, 9. p. 772
dedaignent s'j ooucher pour ai peu.
In den meiaten Fällen folgt jedoch auch nach diesen Zeitwörtern
der präpoaitionale Infinitiv.
Anmerkung. Neben dem im XVI. Jahrhundert und ap&ter ge»
bräochlidben c'est k aavoir oder bloaa k aavoir tri£Pt man bei M. auch
die Form aavoir eat; z. B. IE, 8. p. 265 qui a priu6 son plus proche
& plus amy, a^uoir est soy-mesme de la vie.
4) Der Infinitiv mit de steht abweichend vom Nfr. sehr häufig
am Anfang eines Satzes, sowohl als Subjekt wie als Objekt.
a) I, 22 De la (pudicitö) traitter Sb faire valoir selon nature, il
eat autant mal-aya^, oomme il est ayse de la faire valoir selon Tusage.
I, 23 D'apeller les mains ennemiea, o'est un conseil un peu gaillard,
II, 2. p. 259 Mais d'y ioindre la constance, o'est sa demiere perfection.
Ibid. p. 260 — car de les (indinations) empörter, il n'est pas en luy«
n, 6. p. 285 De dire moins de aoy, qu'il n^ en a, c'eat aottiae, non
22*
840 Verfttch aber die syntaktischen Archaismen bei Montaigne.
modestie; se payer de moins, qa'on ne vant, c'est laschet^ II, 10.
p. 816 de taire ce qae tont le monde s^ait — c^est un defaai inexcn-
aable. III, 2. p. 629 De fonder la recompence des actions vertueases,
sur l'approbation d'autruyi c'est prendre un trop incertain A troable
fondement Ibid. p. 680 d'y estre reglc^ c'est le point. III, 8. p. 642
de s'j mesler sans amour, Sd sans Obligation de volonte — c'est de
yray pournoir k sa searet^, mais bien laschement. III, 5. p. 670 de
refnser ces abbors, c'est tesmoignage de foiblesse. ÜT, 8. p. 718 De
les condamner, parce qu'ils ont failly, oe seroit bestise. Ibid. p. 720,
728, 781. III, 9. p. 737 En un temps, oü le meschamment faire est
si commun, de ne faire qu'inutilement, il est comme louable. Ibid.
p. 740, 745. m, 13. p. 886 D^apprendre qu'on a dit ou fait une
Bottise, ce n'est rien que cela. Ibid. p. 848, 854.
b) I, 9 de mettre k nonchaloir la Charge que mon amy m'a don-
nee, ie ne le fay pas. I, 28 De te nuire desormais 11 ne pourra. I, 27
jyy comparer l'afiection enuers les femmes quoiqu'elle naisse de nostre
choiz, on ne peut. HI, 2. p. 682 car d'y pournoir tout k la fois, il
ne peut. III, 5. p. 676 — que de les gnarir par Toye legitime, il ne
faut pas Tesperer. HI, 9. p. 776 De ni'en defiaire, ie ne puis, sans
me defiaire moy-mesmes.
Hie und da steht auch die Präposition de nach Zeitwörtern, denen
im Nfr. die Präposition k zu folgen pflegt, z. B. chercher, aimer, ap-
prendre, travailler, se plaire, se resoudre.
I, 25 Nous qui cherchons icy au oontraire de former oon un
Grammairien et III, 1. p. 622 et cherchent par leur mort d'estouffer
la cognoissance & tesmoignage de telles menees. III, 9. p. 758 — qui
ayme d'afiranchir les coudees de sa libertd. III, 13. p. 858 sur le
pau^, depuis mon premier aage, ie n'ay aym^ d'aller qu'ä cheual. (Ibid.
p. 858 Et ay aym6 k me reposer ct.) I, 22. p. 65 ayant appris de
caresser Sc porter entre ses bras un veau dds l'heure de sa naissance.
Ibid. p. 71 Comme nous, qui nous estudions, auons apria de faire.
I, 16. p. 86 II faut donc trauailler de reietter — chacun k son gibier.
I, 3 qui se plaisent de voir en marbre leur morte contenance. I, 22
pour ne se pouuoir resoudre de prendre en haine la maistrise.
Endlich steht der Infinitiv mit de absolut in Vertretung eines
Eoignnktionalsatzes der Bedingung oder der Art und Weise, wo im
Nfr. die Präposition k gebraucht wird (Mätzn. Synt § 227).
I, 22 il y a grand amour de sqy de presoroption, d'estimer ses
Venueh über die syntaktisehen ArchftUmen bei Montoigne. 341
opinions iaeques-la que ct. I, 23 vous ne feriez qo'empirer vostre
march^ d'essayer k le couurir. III, 1. p. 621 You8 perdrcz vostre
tempe de noiis en oommander (ac. de charges honteusee). •
5) Der Infinitiv mit a Bteht zuweilen als Objekt bei Zeitwörtern,
welchen im Nfr. der Inf. mit de nachfolgt, z. B. fuir, craindre.
I. 19 apprendre k ne craindre point k moarir. II, 18. p. 475
Nul ne se peut dire estre resolu k la mort, qni craint k la marchander.
in, 5 p. 681 Chacun fnit a le voir naistre, chacnn conrt k le voir
mourir. Ibid. p. 688 Celny qui craint ä s'exprimer, noas achemine
a en penser plus.
Häufig begegnet bei M. die im Provenzalischen sehr Obliche
Wendung (Diez m. p. 228) est k dire, ebenso trouver k dire, es ist
etwas auszusetzen, etwas auszusetzen finden r=: fehlen, vermissen.
I, 22 les Eunuques — ont encore le nez So leures k dire, pour
ne ponvoir estre «ajmez. Ibid. II y a grand k dire entre ct., es ist ein
grosser Unterschied. II, 8. p. 261 Le viure, c^est sernir, si la liberte
de mourir en est k dire. 11, 10. p. 810 Si n'y a il bon iuge qui les
troune k dire en ces andens (sc les pointes), d. h. der sie bei den
Alten vermisst. Ibid. p. 814 ie pense qu*en cela seul on y puisse
trouucr a redire qu'il a est^ trop espargnant a parier de soy. 11, 11.
p. 327 Quant tout cela en seroit a dire, si y a il un oertain respect,
qui nous attache; d. h. selbst wenn all dies fehlte u. s. w. II, 17.
p. 501 l'autborite que donne une belle presenoe & majest^ oorporelle,
en est a dire (bei einer kleinen Statur). III, 18. p. 857 ie ne desire
iamais, ny ne trouue k dire, ce que ie ne vois pas.
6) Vom Nfr. aufgegeben ist die Verbindung des Infinitivs mit
der Präposition depuis, die bei Mont. und auch bei Moliere noch vor-
kommt.
I, 40 depuis estre sorty de l'enfance.
Endlich ist noch eine Verkfirzung der Konsekutivsätze zu er-
wähnen, in welchen manchmal auf die Conjunktion nicht das Verbum
finitum, sondern der Infinitiv mit que folgt.
I, 17 estant si fort esperdu de frayeur, que de se ietter ä tout
bon euseigne hors de la vQle. II, 11. p. 819 la vertu qui sera montee
ä tel poinct, que de non seulement mespriser la douleur, mais de s'en
esiouyr. IIL 2. p. 635 II ne nous faut pas laisser empörter si entiers,
anx alteratk>ns naturelles, que d'en abastardir nostre iugement. III, 4.
p, 658 nulle sagesse va si auant que de oonceuoir la cause d'une tristesse ct.
Hi Venuch über die syntaktischen Archaismen bei
C. PartidpiaiD.
1) Das verbale Partie Praesentis ist im Nfr. überall anver&nderlidi ;
in der Endang ant sind die Formen des lateinischen Gerundium and
Partie, praes. zusammengeflossen, und hinsichtlich der syntaktischen
Struktur hat das unflexivische Grerundinm im Laufe der Zeit die Ober-
hand, dann ausschliessliche und alleinige Herrschaft gewonnen. Bei
Mont. (wie auch bei Rabelais, s. Schönermark Osterpr. BresL 1861
p. 19 seq.) kommen beide Formen noch neben einander vor. Dabei
muBS man zwischen der abhängigen und absoluten Partidpialconatruk*
tion unterscheiden. Für jene liefert das dritte Buch wenigstens (und
im ersten und zweiten ist das nemliche Verhältniss) eine 'weitaus
grössere Zahl von Stellen, in welchen d^ part. pr^. mit seinem Be-
ziehungswort congruirt, aber auch fQr den absoluten Participialsatz eine
ansehnliche Reibe von Beispielen mit dem durch das flexivische a be<
zeichneten Participium. Da nach Diez III. p. 256 im Prov. wie im
Afr. die fiektirte Form die seltnere ist, so darf man hier vielleicht
einen Einfluss der lateinischen Syntax vermuthen, um so mehr, als die
absolute Participialconstruktion überhaupt bei andern Verben als videre
und audire in jenen älteren Sprachen nicht häufig vorkommt«
Die Congruenz des verbalen Particip. Praes. beschränkt sich indess
gemäss der doppelgeschlechtigen Natur der Participialform auf die Be-
zeichnung des Numerus ; es dürfte kaum ein Satz gefunden werden, wo
die Endung ant das e des Femininums annimmt, so dass also die von
Palsgrave aufgestellte Regel: partydples in ant have no feminynes,
wenn auch nicht für Rabelais (s. Schönermark a. a. O.), so doch f&r
Montaigne allerdings zutrifit.
Die folgenden Beispiele sind insgesammt aus dem dritten Buch
genommen ; sie enthalten zunächst (a) ein abhängiges, (b) ein absolutes
Particip, beide mit der Flexionsendung.
a) — 1. p. 617 la responce ^e Hipperides aux Atheniens, se
plaignans de Tasprele de son parlei| Ibid. p 617 ce sont passions
seruans seulement a oenx qui ct. Ibfd. p. 620. — 3. p. 648 Estimans,
— qu'elles ct. — 4. p. 648 Ces pafures gens qn'on void sur Teacfasf-
faut, remplis d'une ardente deuotion,iy occupans tous lenrs sens autant
qu'ils peuuent — 5. p. 667 Les f(|mmes — venans ä estre vefues.
Ibid. p. 668 Les Lacedemoniennes \— s'estimants assez' ooauertes de
leur vertu, cf. Ibid. p. 656, 681, ^682 bis, 692. — 6. p. 700: les
Vertaeh über die ayntakliiehM Arohtismen bei Montaigne. S48
grands Anthears, eeeriuans des oauees. Ibid. p« 702 les troiippes,
marchants en la carapagne. Ibid« p. 704» 705, 708, 709. cf. Ibid.
p. 709 d*ames si neunes, si affamees d'apprentiesage, ayants, ponr la
pluepart, de si beaaz oomroencemens naturels. p. 710 laqaelle (re«
ligion) ils lenr oonseilloient d'aocepter, 7 adionstans quelques menasses.
p. 718 Hs ne bastissoient point de moiodres pierres que de diz pieds
en carre — n'j s^aebants aatre finesse qae ct. — 8. p. 734 elles (les
mains) 7 demearerent attacfaees & mortes, s*estans departies des bras.
b) — 1. p. 628 Les Syracusains a7ans tont k point enooy^ —
il 7 d^pata Timoleon. — 4. p. 651 Les accneils & entretiens pnbliqs
esfans reseraes k ce seruitenr apost^, cro7es qa'il n'est gaere habiie et
— 7. p. 718 ses am7s se plaignans k luy: Yons vous moquez, dit»iL
9. p. 746 Ces hnmeurs contradictoires, s'estans echauffees, il adoint
enoore pis da second Senateur. — p. 749 il s'y niesle qaelque trans-
posiiion de Chronologie, mescontes prenants place selon lenr opportn-
nite. — p. 751 Nons 107 condonons la libre continuation du seniice
dioin, en la chapelle de sa maison, tontes les Eglises d'autour, estans
par noas desertees. — p. 753 oe n'est pas grande merueille: tant de
pieoes de mes moenrs 7 contribnants. — p. 770 il ne la (yerto)
cognoist pas, les opinions se coirompans anecles moenrs. — 12. p. 816
Les raisins denieurerent snspendus anz vignes, le bien principal da
pa78: tons indifieremment se preparans & attendans la mort — p. 825
II remonte a cbenal, ses gens a7ants continaellement les 7euz sur la7.
Manchmal erb< selbst das part. pr^. mit en die Endung s,
z. B. m, 11. p. 809 noas les auallons en les achetans.
Diesen Beispielen lassen sich indess, selbst für das abhängige
Participiom, genug andere gegenüberstellen, in welchen die Endung
ant nuTeränderlich bleibt.
III, 5. p. 686 Se conduisant en leur dispensation ordonnement
& mesnrement, elles pipent bien mieuz nostre desir. — 6. p. 711
trottuant des courages plus forts que lenrs tourments, ils en vindrent
enfin k teile rage. — 9. p. 740 elles (les espioes) nous mordent plus
aigu & Sans menace, nous surprenant facilement a Timpourven. cf. Ibid.
p. 762. — 11. p. 802 en plnsieurs choses de pareille qualit^, surpas«
sant nostre cognoissance, ie suis d'aduis ct. — 12. p. 820 — ne pou-
uant plus porter ceste haine publique, ils se pendirent euz«mesmes. —
12. p. 826 ils m'eurent faict roonter sur un cheual — & disperse mes
gens k d*autres, a7ant ordonnö qu'on nous menast prisonniers. Ibid«
844 Versuch über die syniakiisclien Archaismen bei Montaigne.
p, 848 me snrprennant autrefois affoibly du mal, m'ont iniurieasement
traicte de lears dogmes — me menassant tantost de grandes doalears.
2) Während das mit anoir verbundene participe passe bei Ra-
belais in der Mehrzahl der Fälle mit dem vorausgehenden Akkusativ-
objekt nicht congruirt (das Yerhältniss des in diesem Fall nnveränder-
lichen participe zum veränderlichen ist 15 zu 10; s. Sch5nermark,
a. a. O. p. 21) wird von Mont. diese Congruenz nur in sehr seltenen
Fällen vernachlässigt; weitaus in den meisten Stellen wird sie beob-
achtet, so dass bei ihm die Congruenz als Regel angesehen werden
muss. Die Stellen, welche von dieser Regel abweichen, sind folgende:
I, 22 'd*autres opinions 7 en a il de si estranges qu'elle n'aye
plante & estably ponr loix ? I, 27 les discours que l'Antiquite nous a
laisse sur ce suieot. I, 24 des plus excellens esprits que le monde ait
port^. I, 56 ennemie des passions qui nous ont ponsse k l'offence.
n, 8. p. 290 les extremes offices qu'il a reoeu de vous. Ibid. p. 302
les choses, que nous auons en les plus cheres pendant nostre vie.
II, 18 les Commentaires qu'Auguste, Caton, Sylla, Brutus & autres
auoyent laisse de leurs gestes. Ibid. les changemens qu'plles ont re^u.
TU, 2. p. 628 ä la fin qu'il s'estoit propose a sa tasche. III, 8. p. 344
la meilleure munition que i'aye trouue. III, 8. p. 728 C'est chose que
i'aj veu souuent de roon temps. III, 9. p. 769 L*humaine sagesse
n'arriua iamais anx deuoirs qu'elle sestoit elle-mesme prescript.
III, 10. p. 788 coux, qiie i'ay suiuy. III, 11. p. 804 Quant anx op-
positions & arguments, que des honneses hommes m'ont faict.
III. Tempus.
1) Die Umschreibung des Futurums mit esse oder stare und fol-
gendem Infinitiv mit per, beziehungsweise por oder para ist nach Diez
III, p. 234 der italienischen, spanischen und portugiesischen Sprache
eigen, nicht aber der französischen. Bei Mont. trifi\ man einige Stellen
mit dieser Umschreibung, in welchen man den Einfluss des roma-
nischen Auslandes auf die französische Sprache der damaligen Zeit
bemerken darf.
III, 1. p. 618 ils seront, pour demenrer debont (sie werden anf-
recht stehen bleiben) quelque iniurieuse mutation & cheuto <]ne le Ciel
nous appreste. Ibid. p. 623 n'aura-il pas k esperer, que le diuinc
bont^ n'est point pour refuser la faueur de sa main extraordioaire a
une main pure & inste.' III, 6. p. 701 signifioit aux autres qu'il
Versuch über die syntaktbchco Arcliaismeu bei Montaigne. 345
eetoit pour vendre bien eher son sang St ea vie, a qui esaayeroit de la
Inj oster.
Etre mit folgendem k und Infinitiv findet sich in folgender Stelle:
I, 9 voas estes k maudire ou l'hear de leur memoire ou 1e malheur
de leur ingement.
In. einigen andern Stellen, i¥0 der Begrifi* der Zukunft besonders
hervorgehoben werden soll, treten die zwei ursprünglichen Bestand-
theile des Futurums, habere und der Infinitiv, getrennt und selbständig
auf, was im Provenz. noch hSufig der Fall war (Diez III, p. 269).
Nur tritt in den Stellen bei Mont. die Pr&position k zum Infinitiv.
I, 56 — nous re^oit en son giron, pour vilains, ords db bourbeux,
que noas soyons & que nous ayons a estre a Taduenir. II, 8. p. 300
Mes amis, qui auez sans dotibte bientost a mourir. II, 12. p. 352
— apportoit en sa ville oertaines predictions du vent qui auoit a tirer.
III, 10. p. 787 CeUe regle (vom verbesserten Kalender) touche ceux,
qui ont a estre.
2) Der Indic. Imperf. wird von Mont. manchmal gebraucht bei den
Begriffen: Sollen, Müssen, Können, entsprechend dem lateinischen
Gebrauch (z. B. Cicero de div, 2, 43 Chaldaei oculorum falacissimo
sensu judicant ea, quae ratione atque animo videre debebant.) von
einer Handlung, welche in der Gegenwart stattfinden sollte oder
könnte^ wahrend die spätere Sprache in diesem Fall den Conditionalis
anwendet.
I, 24 S'il est deuenu meillcur ou plus aduise c'estoit le principal,
& c'est ce qui demeure derriere. II falloit s'enqnerir qui est mieux
s^anant, non qui est plus s^auant. Ibid. II en deuoit rapporter Tarne
pleine, il ne Ten rapporte que bouffle. II, 37 — ils so deuoient con-
tenter du perpetuel desacoord, qui se trouue es opinions des principaux
maistres. III, 5. p. 687 Nature se deuoit contenter d'auoir rendu cet
aage miserable, sans le rendre encore ridicule. III, 6. p. 704 il ad-
uient le plus souueot, que le peuple a raison : & qu'on repaist scs
jeoz de ce dequoy il auoit ä paistro son ventre. III, 8. p. 722 Nos
dispates deuoient estre defcndues & punies, comme d'autres crimes
verbanx. III, 9. p. 749 quant k parier en lisant son escript, — il
est de grand desanantage k ceux qui par nature pouuoient quelque
cbose en l'action.
3) Ein im Französischen seltner Gebranch ist es, die Zeit nicht
darch das regierende Yerbuni, sondern durch den von demselben ab«
S46 Tersuch über die f jQtaktisdien Archaismen bei Montaigne.
h&ngigen Infinitiv zu bezeichnen; bei Mont findet man dieee Fflgang
zuweilen.
I, 25 Quelqu'un nie diaoit, que ie me deuois estre un petit estendu
aar le diacours de Tinatitution dea enfiina (ich bitte mich ein wenig
▼erbreiten aollen). III, 13. p. 851 Et a*escrioit au hon EaopCi qu*il
deuat auoir pria^ de cette conaideration, un corpa propre a une belle
fable.
Ffinfter Abachnitt.
Pr'apoaitionen.
Autour, in Qbertragener Bedeutung: in Bezug auf, über. I, 25
dea iugemena aeura db ouuera autour des obleeta qu'elle cognoiaaoit.
Dedana ala Prüpoaition (ao noch von Corneille und Moli^re ge-
braucht). II» 5 bouillir dedana une marmite. II, 12. p. 836 le monde
eat un tcmple trea-aainct, dedana lequel l'homme est introduict. in, 12.
p. 815 Et dehora & dedana ma maison.
Deaaoua ala Pr&poa. 11, 5 le liare de raiaona qu'il auoit desaous
aa robbe.
En wird viel h&ufiger gebraucht ala dana. I, 5 une regle en la
beuche de toua lea hommea de guerre. Ibid. le Gouuemeur en une
place aaaieg^. Ibid. Eumenea en la ville de Nora preaa^ par An-
tigonua. I, 6 lea Eapagnola — en uaereat coinme en une victoire
planiere. I, 9. p. 21 en la bouche d'un Seigneun Ibid. en un mesme
auiect. I, 19. p. 51 — la diatribution db variet^ de toua lea actea de
ma comedie, ae parfournit en un an. Ebenao unzählige Beispiele im
IL und m. Buch.
Emmy, auch bei Amjot und Malherbe (Mätsn. Synt. § 196.)
I, 15 emmj la place pnblicque. I, 22 emmy la me. I, 23 ae iettcr
— emmy cette mer. I, 48 emmy la place.
Enaemble ala Präpoa. (wie bei Rabelaia, Diez III. p. 169). I^ 51
ordonnerent, que aa principale partie, qui eat eamouuoir lea afiection«,
fuat oatto, enaemble lea exordea & perorations.
Environ ala Pr&poa. wie im Afr. (Mätzn. Synt. § 207). I, 19
je auia k toute heure prepar^ environ oe que ie le puia eatre. I, 25
car environ l'aage de 7 ou 8 ana ie me dearoboia de tout antra plaisir.
Uly 9. p. 757 environ midy. III, 11. p. 810 environ le tempa que.
^8, im Nfr. nur in einigen Formeln beibehalten, bei M. ziemlich
Venach aber die Byntaktischen Archaismen bei Montaigne. 847
h&nflg. I) 1 1 mojene de diuination ^s astresi cb eepritei ie figuree de
Corps, ^8 Bonges & aüleors« Ibid. es oonfasions pnbliqaes. I, 22 ^
regions qne bon Inj a sembM« Ibid. ^ mains de la oonunttne. I, 28
es Escrits d'autmy. I, 29 les mariages diis parens ig degrez deflendas.
n, 2. p. 257 ^ Nations les mieux reiglees. 11, 4. p. 274 ^s affaires
d'antraj. HI, 2. p. 629 nj 6s biens ny en la bourse dliomme Fran-
9ois. Ibid. p, 6S4 6s choses oh ie n'aj ä employer que le iugement.
lojgnant, neben. (Nach Matzner Sjnt § 198 im XVI. Jahr-
hundert noch in allgemeinem Gebrauch.) I, 19 ioignant les Eglises.
I, 23 passa tout ioignant un halier«
Ponr statt nfi*. par. I, 12 pour exemple. Ebenso ponrce qne st.
paroe qne (s. die Konjunktionen).
Par apr6S| nachher (von Mätzner Sjnt § 201, 6. nicht aufgefiihrt).
Hl, 1. p. 621 — tel Ta oommandee, qui par apres l'a vengee rigou-
rensement (sc. la trahison). Vgl. die Verbindung par ainsi, folglich
II, 6. p. 281. — II, 8. p. 301 de ceux-cj (les enfantemens de nostre
esprit), tonte la beaut6, toute la graoe et le prix sont nostres. Par
ainsi ils nous representent & nous rapportent bien plus viuement que
les antres.
Pnis, im Afr. gebräuchlich im Sinn von depuis, Mätzner Sjnt.
5 184. — in, 5. p. 674 — qui ne se laissa voir oncques puis ses
nopees.
Quand et (auch quant et) in der Bedeutung: mit I, 6. p. 16
ayant qnand A Iny introduict son armee. I, 19 y a-il chose qui ne
vieilliflse qoant & vous ? I, 22 les femmes vont a la guerre qnand &
lenrs maris. II, 3 p. .267 Les femmes Juifues apres auoir faict cir-
ooneire lenrs enfans, s'alloient precipiter quant A eux. II, Z. p. 270.
— m, 1. p. 617 Que Montaigne s'engouffre quant & la ruyne pu*
bliqne. III, 6. p. 702 Marc Antoine fut le premier, qui se fit trainer
a Rome, et nne garse menestriere quand & luy, par des lyons attelez
ä un ooche. III, 9. p. 763 La pluspart des Choses necessaires, ie les
porte quant & moy. III, 11. p. 810 eile se ruyne quand & quand
le raste.
Dieses quand & quand hat dieselbe Bedeutung wie qnand et und
steht auch als Adverbinm. I, 9. p. 22 il faut que lonr parole se di-
nersifie quand & quand (zu gleicher Zeit, sugleich). I, 10 il y a quant
6 quant anssi eela. II, 5 eile (la peine) naist en l'instant & quant &
848 Verancb über die syntaktischen Arcbaismen bei Montaigne.
quant le peache. 11, 8. p. 291 la propenaion naturelle marcbant qaant
& quant la raison.
Sua, wie im Afr. in der Bedeutung von sur. I, 12 — ae pro-
menoyent aus le theatre. 11, 12.''p. 354 aua aon lict. III, 13. p. 868
aua noatre cul. — Als Adverbium steht aua II, 5: impulationa qne
luy mettoit aus un Tribun.
Sechater Abachnitt
Adverbien.
Auec, ursprünglich Adverbiuro, weil zusn mm engesetzt üus ab hnc
d. h. cum hoc (Diez Gr. JI. p. 453) wird als solches noch hie und
da gebraucht.
I, 56 — et que moy auec — pout-estre, m'en deurois taire.
n, 7. p. 287 II n'escheit pas de recompense k iine vertu, pour grao^Ie
qu'elle soit, qui est paaaee en coustume: & ne s^ay auec (und sudem
weiss ich nicht), si nous l'appellerions iamais grande, eslant commune.
D'autant in Verbindung mit dem Verb, boirc; zunächst in der
Bedeutung: um die Wette; aich gegenaeitig vor- und zutrinken. Diese
Bedeutung zeigen zwei Stellen: 11, 2. p. 257 oet essay de boire
d'autant estoit fort en usage. Ibid. p. 259 les Alemans, qui commen-
cent lors le combat ä boire d'autant Ferner steht es in der Bedeu-
tung, aich berauschen: II, 2. p. 256 losephe recite, qu'il tira le ver
du nez k un certain Ambassadeur que les ennemis luy auoient enuoye,
l'ayant fait boire d'autant. Ibid. p. 256 iusqucs auz Stoiciena il y en
a qui oonseillent de se dispenser quelquefois ä boire d'autant 4c de
a'enyurer pour relascher l'ame. — Dieser Ausdruck findet sich auch
bei Rabelais; ebenso in den Cent nouv. Nouv. das Wortspiel: boire
d'autant Sc d*autel.
Deuant als Adverb mit temporaler Bedeutung: 11, 15 — il re-
uient k aea importuna hanniaaementa & & ses chaleurs fiirieusea comme
deuant. III, 5. p. 677 long-tempa deuant. III, 8. p. 728 trois iours
deuant
Guere, nach der Yermuthung Diez' (Wörterbuch der roman. Spr.
IIL Aufl. 1. Band) von ahd. weigar = multum. Die von Dies auage«
aprochene Anaicht, dass das nur in wenigen Stellen vorliegende weigar
sehr volksüblich gewesen sein muaa, scheint ganz richtig zu sein« Die
Venoeh über die Byntoktischea Arduüsmeii bei Mootaigne. S4d
Landleute im Ries, der Heimat des Verfaesers, gebrauchen sehr hüuflg
die Ausdrücke: Jo Wäger (oder wägerle) a. Noi wäger, also 'wHger*
zur VerstSrkong der Bejahung und Verneinung. Dies Wort aber wird
wohl mit weigar identisch sein. — üeber die Bedeutung von guere
spricht Bobert £stienne in seiner Grammatik (1569, p. 87j folgender-
massen : ^Gn^re ou gaire signifie beaucoup ou moult, seit de temps ou
autre chose, et ne se met jamais sans negation pr^edcntc: comme ^il
n'y a guere qu'il est venu' pour *il n'y a pas moult de temps/ *il n'y
a guere de vin'. Les Savoyens en usent sans negation en interrogant,
^guöre oela?' comme s'ils disojent, ^cela ooustera-il beaucoup?'^ Mit
dieser Bedeutung finden wir gueres auch bei Montaigne, und zwar im
Genitiv und Dativ als neutrales Adjektiv, von welchem, als einem
Quantitätsbegriff, auch ein Genitiv abhängen kann.
in, 9. p. 755 (wo Montaigne den Staat mit einem Körper ver-
gleicht). Nostre fieure est survenuS en un corps, qu'elle n'a de gueres
empir^ (es hat ihn nicht um viel verschlimmert, da er schon vorher
schlimm daran war). Ibid. p. 770 — les esprits haute ne sont de
guere moins aptes auz choses basses que les bas esprits aux hantes.
in, 12. p. 815 Nous ne sommes cheus de gueres haut (sehr hoch).
I, 9. p. 24 — & ne tint k guere qu'il n'en perdist la vie, es
fehlte nicht viel daran, dass er das Leben verlor. II, 10. p. 214 mais
certes cela n'appcrtient k gueres de gens.
Indessen auch ohne Negation steht dieses guere, wie I, 19 si na-
ture ne preste un peu, il est malajs^ que l'art & Tindustrie aillent
guere auant.
Sehr häufig ist übrigens guere als Füllwort bei einer Verneinung,
so dass ne — guere so viel als 'gar nicht' bedeutet.
Hors wird nicht selten nach einem Verbum als Adverbium ge-
setzt ; so z. B. I, 40 Je fus quelques ann^es en ce point : Je ne sfaj
quel bon demon m'en ietta hors. 11, 5 les furies vengeresses de la
conscience le firent mettre hors (un parricide). II, 6. p. 281 pousser
hors. III, 1. p. 618 tirer hors.
la (lat. jam), ohne mais in der Bedeutung: nie. m, 9. p. 740
la Dien ne permette que et An einer andern Stelle: la k Dieu ne
plaise que philosopher ce soit apprendre plusieurs choses.
Mais bei pouvoir, jetzt veraltet, aber noch bei Molidre, D^p«
amour. Y, 8: Et puis-ie mais, ch^tif, si le ooeur leur en dit? —
II, 5 Que peut-il mais de vostre ignorance? III, 1. p. 624 un
850 VeMueti über die tynUktUcken Arch«iBmen bei Montaigne.
mesme magbtrat fait porter la peine de son changement, k qui n'en
peat mais.
Meshoy I, 8. p. 20 il me sembloit ne pouuoir faire plas grande
faaear k mon eeprit« que de le laiaser en pleine oysiaet^, s'entretenir
soj-metmee, A s'arrester A raeeeoir en eoy. Ce qoe i'eaperois qo'il
peut meshnj faire plus ajsöment, denena — plua poisanti & plns mear.
cf. in, 18. p. 857.
Mon (nach Dies vom lat. munde), allerdings, gewiss: II, 87
p. 601 Un Medecin vantoit k Nicocies, son art estre de grande aucto-
rit^ : Yrayement c*est mon, dit Nicocies, qui peut impnnement taer tant
de gens.
Onques, jemals; kommt noch ziemlich h&ufig vor. I, 8 la plus
forte bataille, que les Orecs ayent onques donnee en mer de leurs
forces. I, 20 — si qu'onques puis il ne l'y peut remettre. I, 22 un
peuple Obligo k suiure des loiz qu'il n*entendit oncques. III, 1. p. 621
aucun ne vit onques puis Tair de Macedoine.
Ores — ores, bald — bald. II, 1. p. 250 ores doucement, — eres
auecquea violence.
Oui wird zuweilen, wie das deutsche ja, angewendet, nm eine
Steigerung einzuleiten. II, 6. p. 284 un amusement — qui noas retire
des oocupations communes du monde: ouy, & des plus recommandees.
II, 12. ,p. 864 Quand i'imagine Thomme tout nnd (ony en oe sexe
qui semble auoir plus de part k la beaut^). II, 17. p. 500 Quant au
Latin, qui m'a este donn^ ponr matemel, Tay perdu — la promptitude
de ro'en pouuoir seruir k parier : Ouy, & ä escrire, en quoj autrefois
ie me faisoy appeller maistre lean. III, 8. p. 638 le repentir ne
touche pas proprement les choses qui ne sont pas en nostre force: ony
bien le regret. cf. m, 9. p. 75t. — 11, 18 L'estre morts ne les
fasche pas, mais ouy bien le mourir.
Fanny, ab Adverb bei einem Zeitwort: II, 8. p. 267 il y a
qnelqne plaisir corporel, naturellement mesle parmy.
Pie^a, nach H. Estienne, de la Conformit^ du langage fr. auec
le Grec, Par. 1569. p. 7 = il y a bonne pi^ce de temps.
I, 19 tu Tis pie^a par feueur eztraoidinaire. 11, 17. p. 502 ie
suis engage dans les auenues de la vieillesse, ayant pie9a francby les
quarante ans.
Quasi, fast, zur Zeit des Th. Corneille veraltet. I, 8 Car ie n*en
reoognoy quasi trace (de memoire) en moy. I, 24 n'ayant quasi aatre
Versuch über die ijotakttfchen Arehaitmeo bei Montaigne. 851
bui qne le profit. cf. 11, 2. p. 257, 258. — 11, 8. p. 298. — 111« 2.
p. 632. -^ Ibid. p. 684 qoaai tout le monde.
Tant und aatant vor Adjektiven und Adverbien, wo im Nfr. mei-
stens ai nnd auesi gesetzt wird.
I, 9 de Ift malice autant ennemje de mon huroenr. I, 11 ce tant
celebre art. I, 25 tant ezacte estoit ma discipline. III, 2. p. 684
aotant profondement, qae Dien me voit, et aatant uniuersellement.
Ib. p. 684 antant ialouz des droits de mon repos. UI, 4. p. 647
aatant anim^ qne Tautre. Ibid. p. 650 Tant parfaicts hommes. III, 5.
p. 680 d'nne volonte antant volage. Ibid. p. 691 autant volontiers
que ct. (Dagegen III, 18. p. 842 anssi volontiers.) IQ, 8. p. 724
— III, 9* p. 764 Tant sottement nostre crainte regarde plus au
mojen qu'^ Feffect. 111, 18. p. 842 on escript aatant indiscrettement
qu'on parle.
Yoire, oft voire et, sogar.
I, 8. — pour nous amuser k ce qui sera, voire quandjnous ne
serons plos. I, 4 ae dressant un fauz aaiect & fantaatique, voire contre
aa propre creance. II, 3. p. 264 Voire qnelquefois la fuitte de la mort
faict que nona j courona. cf. I, 10. p. 28. — 18. p. 82. — 14. p. 88.
— 19. p. 46. — 22. p. 70, 78. — II, 1. p. 249, 252, 258. —
3. p. 270. — 7. p. 287. - III, 1. p. 616, 624.
Anmerkung. Eine besondere Vorliebe hat Mont. für die Ad-
verbialforroen mit der Endung ment Und wie er überhaupt gerne
synonyme Begrifie häuft, so liebt er auch namentlich, zwei aolcher
Adverbialformen zuaammenzuatellen; ja an vielen Stellen finden aich
noch mehr aolche Wörter zuaammen, mehr jedenfalla, als die neuere
Sprache gewöhnlich zuläsat. Solche Stellen aind z. B. folgende:
I, 18 il ae porte bien, je veux dire quietement & aourdement.
I, 19. p. 47 Jamaia homme ne ae prepara k quiter le monde plua
purement de pleinement, db ne a'en deaprint plua uniueraellement qne
ie m*attena de faire. Ibid. p. 50 la mort touche bien plua rudement
le mourant que le mort« & plua viuement & eaaentiellement. I, 20.
p. 60 — en ce fait aa cauae eatant inaeparablement coniointe k un
oonsort, & indiatinctement, on ne a'addreaae pourtaot qn'ii luy, d^ par
lea argumenta & chargea qui ne peuuent appartenir k aondit conaort«.
Car Teffect d'icelui eat bien de conuier inopportunement parfoia, mala
refaaer, iamaia; Ade conuier encore tacitement de quietement. cf. I,28.
p. 82. — I, 24. p. 90.
858 Venoch über die tyntaktiBcheii Archaismen bei MonUtgne.
Ily 1. p. 250 nous ne voulons rien iibrement, rien absolument,
rien oonstamment. Ibid. p. 252 tont oela ie le vois en moy aucone-
ment, selon que ie me vire : db qaiconqne 8*e8tudie bien attentioemeDt,
trouue en soy, voire & en 8on iugement mesme, oesie volubilite ds
discordance. Je n'ay rien ä dire de moj, entierement, simplemeot &
solidement, sana confuBion & sans meslange, nj en un mot. ü, 8.
p. 297 II faat qa'elles Tasurpent oa fiaement, ou fierement & tousioars
iniurieuaement. Und auf der nemlichen Seite gleich darauf: Cenz qni
n'ont ny femme ny fils, tombent en ce malheur plus difficilement, mais
plus cruellement aussi & indignement. cf. II, 13. p. 476. TTI, 2.
p. 627 Seoondement, que iamaia aucun ne penetra en aa mauere plus
aoanty ny n'en esplucha plus distinctement les membres & anittes:
& n'arriua plus exactement & plus plainement, k la fin qu'il s'estoit
propose a sa tasche. III, 3. p. 639 Et nous l'ordonne Ion prindpale-
ment en ce tenips, qu'il ne se peut parier du Monde, que dangereuse-
ment, ou faucement.
Siebenter Abschnitt«
Conjunktionen.
I. Beiordnende.
Ains, sondern.
I, 4 pour rendre une veue plaisante, il ne faut paa qu'elle so
perdue & escartee dans le vague de l'air, ains qu'elle ayt butte pour
la soustenir k raisonnable distance. I, 12 L'impreAsion des passions
ne demeure pas en luj superficielle, ains va penetrant iusques au siege
de sa raison. I, 22. p. 73 ains au rebours, sondern im Gegentheil.
I, 24. p. 87. II, 3. p. 264 nous ne sommes pas nays pour nous, ains
aussi pour nostre pais. 11, 6. p. 278, 281.
D'autant, um deswillen, deshalb; häufiger in der Verbindung mit
que als unterordnende Conjunktion.
UI, 12. p. 814 En un temps ordinaire & tranquille, on se pre-
pare k des accidens moderez & communs: mais en ceste confusion od
nous sommes depuis trente ans, tout homme Fran^ois — ae voit a
chaque heure, aur le npinct de Tentier renueraement de sa fortnne.
D'autant üaut-il tenir aon courage foumy de prouiaiona plna fortes &
vigoureuses.
Si steht noch hie und da zur Anknüpfung des Nachsatzes, auch
Versuch über die syntaktischen Archaismen bei Montaigne. 35$
wohl, jedoch sehr selten, cur Einführung eines beigeordneten Satses,
wie im Afr.
n, 87 Qui a de la yaleur, si le face oognoistre en ses moeurs.
U, 10. p. 807 Qui sera en cfaerche de scienoe, si la pesche, oü eile
se löge.
m, 11. p. 812 Les viuans j eurent k partir, si eurent ceuz qui
n'estoient encore nays.
Si mit adversativer Bedeutung begegnet oft, z. B. I, 15 si (den-
noch) est-il a craindre; im Nachsatz I, 22 Ausquelles (polices ciuiles),
encore que Thumaine raison aje beaucoup plus de commerce, si sont
elles sonuerainement iuges de leurs iuges. Manchmal wird es durch
ponrtant verstärkt, z. B. I, 55 Et si pourtant ie me trouue peu suiect
aux maladies populaires, qui se chargent par la conuersation, & qui
naissent de la contagion de l'air (obwohl, wie Mont. im vorigen Satz
versichert, GerOche, mit welchen er in Berührung kommt, sich noch
Stunden lang nachher in seinem Schnurrbart halten). Sehr häufig
kommen vor et si (in rein adversativer Bedeutung im Nfr. beibehalten,
vgl. Mätzner, Synt. § 848 fin.) und si est-ce que, letzteres auch zur
EinfiQhrung des Nachsatzes.
I, 5 Si est-ce que les vieux du senat — accuserent cette prattique.
Ibid. Si est-ce qu'encores en y a-il, qui ct. (Jedoch gibt es noch
solche, die u. s. w.). cf. I, 10. p. 23. — 11. p. 26. — 17. p. 88. —
22. p. 75. — in, 1. p. 625.
I, 24 p. 89 encore que oes deuz pieces soyent necessaires, & qu'il
faille, qu'elles s'y trouuent toutes deuz: si est-oe qu'a la verite celle
du s^anoir est moins piisable, que celle du iugement. JI, 1. p. 252
Encore que ie sois tousiours d'aduis de dire du bien le bien, & d'inter-
preter plustost en bonne part les choses qui le peuuent estre; si est-ce
que Testrangetc de nostre condition, porte que nous soyons sonuent par
le vice mesme poussez a bien faire^ si le bien faire ne se iugeoit par
la seule intention.
Tant plus — tans plus, je mehr — desto mehr. 11, 81 Tant
plus tu te recules arriere, tant plus tu y entres. Ebenso Rabelais bei
Mätzner Sjnt. § 450.
Pourtant im konklusiven Sinn, wie im Afr. besonders auch bei
Bab. s. Mätzn. Synt. § 868. fin. I, 48 la premiere prouision, dequoy
ils se seraoient a brider la rebellion des peuples de nouuelle conqueste,
c'estoit lenr oster armes de cheuauz. Pourtant voyons-nous si souuent
AMhiTf. ikSpraehmi. ZUZ. 23
354 Venuch über die syntaktisclien ArehaUmen bei Montaigae.
en Ceaar: arma proferri, iumenta produci, obsides dari iubet cf. I, 28.
p. 81, 83. — n, 11. p. 319 — unc si belle action east estö inde-
oemment log^e en toute autre vie qa'en celle de Caton: & qa'a la
sienne seule il appartenoit de finir ainsL Pourtant ordonna-il selon
raison & ä son fils & auz Senateura — de proouoir autrement a leor
faict. cf. ni, 8. p. 630. — 13. p. 834.
Tel — qae, sowohl — als auch; tel dabei im neutralen Sinn ge-
nommen, was im Afr. öfter vorkam (Mätzn. Synt. § 452).
II, 1. p. 252 un homme pareillement resolu k tous accidens; tel
seul qu'en compagnie: tel en camp clos qu*en une bataille.
II. Unterordnende.
1) Die Konjunktion qne kann, wie im Afr. nach gewissen Prä-
positionen und Adverbien (s. Mätzn. Synt. § 327), so bei Mont. nach
de mesmes ausgelassen werden.
D, 11. p. 320 Toute mort doit estre de mesmes sa vie, 11, 12.
p. 449 II est vray-semblable que les yeux des animaux, que nous
voyons estre de diuerse couleur, leur produisent les apparences des
Corps de mesmes leurs yeux. III, 5. p. 661 Ceux qui pensent faire
honneur au roarriage, pour y ioindre l'amour, fönt de mesmes ceux,
qui ct. III, 6. p. 702 — marchoit par pais en coche, de mesme cette
peinture.
Nach den Adverbien der Vergleichung, des Grades, der Quantität
(si^ ainsl, tant, autant) steht bei Mont. wie auch noch bei Corneille
(s. Mätzn. Synt. § 450) sehr häufig comme statt nfr. que.
I, 9 la definilion du mot de mentir en Latin porte autant comme
aller contre sa conscience. I, 16 au superieur nulle utilitä ne doit
estre si chere, comme Iny doit estre chere leur — obeVssance. I, 56
(Dieu) est pourtant autant iuste, comme il est bon & comme il est
puissant. II, 12. p. 451 tout ainsi comme; ebenso HE, 5. p. 690. —
ni, 8. p. 729. — III, 10. p. 788. — DI, 5. p. 677 Cette peinture
est conduitte, non tant par dexterit^ de la main, comme pour auoir
Tobiect plus vifuement empreint en l'ame. Ibid. p. 678 autant comme
ils artialisent la nature. III, 6. p. 707 Si nous voyions autant du
Monde, comme nous n'en voyons pas. III, 9. p. 742 ie ne prise pas
tant la foy de mes gents, comme ie mesprise leur iniure. cf. IH, 8.
p. 719, 721, 729. — 9. p. 754, 766. — 10. p. 782, 793.
Ganz entsprech^d dem deutschen so wie so ist bei Mont. alnsi
Venach ober die syntaktbchen ArcliAisinen bei Montaigne. S55
comme ainsi; z. B. ü, 13. p. 475 il ne leur fat poBsible pour oela
de Inj faire changer d*opinion (Atticos, der Bich selbst den Tod geben
wollte), disant, qu'ainsi comme ainsi Inj falloit*il un iour franchir ce
pas. cf. n, 17. p. 505. — III, 1. p. 623. — m, 11. p. 799.
Bei direkter Frage ist im Nfr. die ältere Form comme durch die
jängere, comment, verdrängt worden; bei Mont., selbst bei Moliöre
(Diez 6r. III. p. 300) ist jene noch im Gebranch.
I, 19 si eUe (la mort) nous effraye, comme est-il possible d'aller
un pas anant, sans fiebvre? Ibid. ces exemples nous passans denant
las leux, comme est-il possible qn'on se puisse deffaire da pensement
de la mort? II, 12, p. 385 Et si on ne le prenoit ainsi, comme
conuririons nous une si grande inconstance, varietö & vanit^ d'opi*>
nions ct.? cf. U^ 37. p. 596.
2) An zusammengesetzten Conjunktionen ist die Sprache Mon-
taigne's um ein beträchtliches noch reicher als die spätere; darunter
befinden sich mehrere, welche, mit dem neutralen ce und einer Präpo-
sition gebildet, im Nfr. Toraltet sind ; so cependant que, sans ce que,
ä ce que, pour ce que (Mätzn. Sjnt. p. 322). Solche im Nfr. nicht
mehr gebräuchliche Conjunktionen sind nun, nach ihrer Bedeutung
geordnet, folgende:
1. Mit temporaler Bedeatung.
cependant que. I, 19 cependant qu'il donne delay d'une huictaine
a une partie, le Toila saisi. I, 9. p. 21. — 11, 8. p. 296. — III, 9.
p. 737, 743, 748, 768.
a mesme que, zur Bezeichnung der Gleichzeitigkeit: II, 5 ^roesme
qn'on prend le plaisir au vice, il s'engendre un desplaisir contraire en
la conscience.
ainsi que (Modalsatz statt des temporalen; cf. Mätzn. Synt. § 401,
wo noch ein Beisp. aus Mont. angegeben ist).
in, 5. p. 671 ainsi qu'il dormoit (als er eben schlief).
deuant que statt nfr. avant que:
n, 8. p. 294 le ne me veux pas despouHler deuant que de
m'aller coucher.
iusqu'a tant que, I, 24 Celuy qui demanda k Grates, iusques k
qaand il faudroit philosopher, en re9eut cette responce : Iusques k tant
qae ce ne soient plus des asniers, qui conduisent nos armees. cf. III,
10. p. 782.
2S*
866 Versuch über die syntaktischen Archaismen bei Montaigne.
soodain qae, III, 5. p. 688 soudain qu'ellee sont a nouB, nous
ne soRimes plas h elles. III, 12. p. 815 soadaia qa'un de la trouppe
commen^oit a se doaloir do bout da doigt ct.
Derselbe Zeitbegriff wird übrigens (cf. Diez III. p. 834. Mfitzn.
SjDt« § 404.) durch das vorangesetzte Particip mit folgendem qae aus-
gedrückt.
I, 19 Ost6 qu^il sera (le masque), nous ne trouuerons au dessous
que cette mesme mort, qu'un valet ou simple chambriere passerent
demierement sans peur. I, 20 apportez qu'ils estoient. (Indessen
kommt diese Ausdrucksweise nicht eben häufig vor.)
(Schloss folgt.)
Beurtheilungen und knrze Anzeigen.
F. W. Culmann, Zar Etymolojgie der Worte gehen und stehen
Leipzig, Verlag von Friedrich Fleischer, 1870. 8®. 72 Seiten*
Die Sprachwissenschaft hat Unglück mit ihren dilettanten. während dieses
überreich hernnwacbsende geschlecbt in den historischen disciplinen mit.
weiser selbsterkenntniss sich dsranf beschränkt, maten'al zu wissenschaft-
licher antersuclmng zosiimmen zu karren, wagt es, der spräche — dem
herrenlosen gute — gegenüber, sich sogleich an die höchsten probleme der
forsclmng. ja an solche, welche zum teil über den grenzen derselben hinans-
liegen.
Wns gilt hm. F. W. Culmann die notwendigkeit eines durch möglichst
sorgfältige beobachtung erreichten yerständnisses der historischen prozesse,
welche von den feinsten dialectischen auslaufend modemer sprachen bis zum
urindogermaniechen wnrzelchaos zurückführen?
Hr. F. W. Culmsnn weiss das besser, er hat in verschiedene gute bü-
cher deutscher Sprachforscher bineinge^ckt und gefunden, dass diese Wissen-
schaft auf schiefem wege sei, dass sie mühsaimichst nach der erkenntniss
später eotwicklungen ringe, während die goldenen fruchte unndogermanischer
wortbildune unberührt an leicht erreichbaren zweigen baumeln.
Und kicht erreichbar müssen sie wol sein, diese fruchte, greift ja
br. F. \V. Cnlmann schon darnach, der, nachdem er seit 1826 unterschied-
liehe historische büchlein, hauptsächlich aber gut christliche erbaunngs-
Schriften geliefert hatte, erst seit 1868 sich entschloss, die resultate seiner
sprachwissenschaftlichen Studien dem publicum vorzulegen.
Und die korvphäen der Sprachwissenschaft schämen sich nicht, so rasch
überholt zu werden?
Doch genug des spottes.
Der Verfasser hat sich s. z. die aufgäbe gestellt zu erklären «warum
wol die Wurzel t oder i gehen, und die lautgruppe stah oder stA, nach an-
dern stha oder stn, stehen bedeute.* diese aufgäbe hat er nicht gelöst,
sein büchlein entluüt eine wüste anhäufung von Wörtern, die nach ober-
flächlichem ffleich- oder ähnlichklange zusammengestellt und sammt und
sonders von der nrwurzel aha abgeleitet werden.
£ine kleine probe wird genügen.
85S Belirtliölangen and kune Anzeigen.
Gleieb beim beginne seiner auseinandersetsung 8. 9 sagt der ▼erfasser:
,Im deatacben und gotbiachen eracbeint dieaea aha in aeiner einfachaten
form ala ahan, ahen, contrab. &n, oder ablautend ihan, ihen, len, In, wie
eban, eben, den, dn. aucb kommt es namentlicb in der form von ehan,
eben« acbon frube, noch obne ▼orscblag von g, im sinne Ton geben vor,
und bildet so unter andern die zeitpartikel eue, ehemals, aoviel als rer-
gangen, vor Seiten, deasgleicben im part. prüs. ehend, was im sinne Ton
gebend, contrah. das dnd, oder Ende, altbd. enti, gotb. andi, andeis, soviel
als ab-, fort- und ausgang, lateinisch exitus, samt enden, endigen, abd. ent6n,
angs. endjan, absetzte. Dieselbe bedeutung hat auch die schärfere form
ihan, welche wir weiter unten, in der reduairten form von t, ala wnrael von
Iren, irren, wie von tlen, eilen, werden kennen lernen. — *
Die wenigen erklärungen, welche der verfaaaer für den zuaammenbang
von Wortlaut und bedeutung bietet, beruhen auf dem grundsatse .die jedem
laute aeiner natur nach inwohnende bedeutung ihm aelbat bei aeinem aU-
täglicben Gebrauche abzulauschen.* s. 65.
So nennt er j und w impulsiv, v propulsiv, t objectiv, stoas- oder ziel-
weise und s. 82 erklärt er, nachdem er aus dem urverbum tahan tvajan und
daa deutache «zweijen » zweigen soviel als treiben, wachsen, aproaaen*
herausgebracht, aich in folgender weiae:
«Da jedoch ein zweig an einem einfachen atengel oder zweige, gleicfa-
aam eine gabel bildend, den begriff von 1 -f~ 1 ii^ aprechender weiae zur
anschanung bringt, ao wäre ea vielleicht möglich, daaa dieae zahl eben daher
auch zunächst in zweij ihren auadruck gefunden hätte.**
Mit einem werte — dem Verfasser fehlen die elementarsten kenntniase
der lautgesetze, wie überhaupt jeder sinn für historische entwicklung der
spräche, so dass er unfähig wäre, das kleinste problem vergleichender for-
schung zu lösen, geschweige denn die aufgäbe, welche er sieb stellte.
Die möffliohkeit, eine solche aufgäbe zu stellen, soll damit nicht ge-
leugnet werden.
Berlin, april 1872. Dr. Ant Schoenbach.
Sprichwörter der germanischen und romanischen Sprachen Ter-
Gleichend zuaammengeetellt von Ida v. Düringefeld und
>tto Freiherrn v. Keinsberg-Düringefeld. I. Band.
Leipzig (Verlag von H. Fries) 1872.
Seit mehr als dreihundert Jahren sind fast in allen Ländern wiederholte
Versuche gemacht worden, die Sprichwörter der verachiedenen Völker ver-
gleichend zusammenzustellen.
Bald ipt es eine Auswahl von Sprichwörtern ans so und soviel fremden
Sprachen, welche in Ueborsetzungen veröffentlicht wurden, bald sind ea
analoge Sprichwörter andeaer Nationen, welche die Heransgeber von Sprii-h-
wörtersammlungen zum Vergleich bei einigen ihrer Sprichwörter im Ori-
ginaltext mitgetheilt haben. Häufig finden wir auch bloa mehr oder weniger
zahlreiche einzelno Sammlungen von Sprichwörtern aua ebensovielen Spra-
chen mit oder obne begleitende Uebersetzungen in einem Hand vereinigt,
ohne dass sie anders als durch einen Index unter sich zusammenhängen.
Eine umfangreichere, ausschliesslich vergleichende Zusammenstellung
von Sprichwörtern aber, wie aie una daa vorliegende treff'liche Werk bietet,
beaitzt bia jetzt noch keine Literatur der Weh. Denn während alle biaher
fedruckten Sprichwörter-Polyglotten kaum aecha oder aieben Sprachen and
öcbfftena dreizehn Dialekte eines und desselben Spracbstanimes umfassen«
sind in den » Sprichwörtern der germanischen und romaniflchen Sprachen*
Bearthetlongen ond knne Ansttgeo. 869
über 230 Sprachen und Mundarten verfreten nnd die Sprichwörter zum
ersten Mai atrenff wissenschaftlich nach den Sprachstiimmen geor'lnet.
Dem Deutttchen mit seinen sahLreicben mittel-, ober- und platt- oder
mederdeatsfhen Dialekten fulgen zunächst die germanischen Sprachen im
enteren Sinne: Dietsch oder Niederlau • lisch, Englisch und Kordfriesisch
und dann die skandinavischen Sprachen: Dänisch, läländisch, Norwegisch
und Schwedisch. Den romanischen Sprachen: Cliurw'alsch oder lä'ato-
roman*ch. Französisch mit den nord- und südfranzösischen Dialekten, Italienisch
mit den mittel-, nord- un<l siiditalienischen Mundarien, Limousinisch oder
Catalonisch, Portugiesisch, Spanisch nnd Walachisch oder RumÜnisch, steht
diis Lateinische als Muttersprache billig eben so voran, wie den skandina-
vischen Sprachen Altnordisch und den deutschen Dialekten das Altdeutsche.
Auch bei den übrigen Sprachen und Mundarten ist die ältere Form möe-
lichat berücksichtigt, und wir finden nicht nur Altenglisch, AHfriesiseh,
Altbolläudisch und Altvlaemisch, sondern auch Altcatalonisch, Altpicardisch,
A!tproven<^lisch und Altspaniscb. Besonders interessant für den Kenner
des Nordischen ist das Altdänische und Altschwedische, weil es die beti*ef-
fenden Sprichwörter-Uebersetzungen einer und derselben Sammlung latei-
nischer Sprichwörter sind» fast aus gleicher Zeitepoche herrühren und so
am besten zeigen, wie nahe damals die dänische Sprache der schwedi-
schen stand.
Dass wir bei dieser Eintheilung des germanischen und romanischen
Sprachenstammes einige Benennungen antreffen, die gegenwärtig in der
Linguistik weniger üblich sind, wie z. B. Dietsch statt Niederländisch, Li-
mousinisch statt Catalonisch, Walachisch statt Rumänisch, Cburwälsch statt
Rhätoromansch und Plattdeutsch statt Niederdeutsch, erklärt sich aus den
Bemühungen der Verfasser, die streng wissenschaftliche Zusammengehörig-
keit der einzelnen Sprachen und Mundarten zu wahren, ohne die nächstver-
wandten Dialekte der alphabetischen Reihenfolge wegen allzuweit auseinander
legen zu müssen, um so ihr Werk möglichst nutzbar selbst für Laien zu
machen. E.s ist ihnen ^elun^en, und wir müssen sagen, die musterhafte
Klarheit und Uebersichtuchkeit der Anordnung ist ein Hauptvorzug dieses
vortrefTlichen Buches, der es vortheilhaft von allen ähnlichen Publicationen
unterscheidet. Während es nämlich bei Werken, in welchen die Sprich-
wörter entweder alphabetisch nach ihren Anfangsbuchstaben, oder stofflich
nach ihren Beziehungen geordnet sind, für Jemand, der die Sprichwörter
nicht sehr genau kennt, gewöhnlich äusserst schwierig ist, ein Sprichwort
zu finden, das er gerade sucht, braucht man in der vorliegenden Sammlung
nar das üauptstichwort eines Sprichworts zu kennen, um es mit Hilfe der
alphabetisch auf einander folgenden Initialen augenblicklich in der ge-
wünachten Sprache zu finden.
Ausländem, welche weniger vertraut mit dem Deutschen sind, wird später
das Aufsuchen ihrer Sprichwörter noch insofern erleichtert werden, als am
Ende des 2. Bandes em Index der Hauptstichworte in deutscher, englischer
und dänischer, französicher, italienischer und spanischer Sprache folgen soll.
Dadurch wird das Werk für Jeden, der eine von diesen Sprachen versteht,
gleich brauchbar.
Dass übrigens das Werk nicht säramtliche Sprichwörter enthält, die es
mebt, ist selbstverständlich, indem eines Theils absolute Vollständigkeit in
Bezog auf Sprichwörter eine Sache der Unmöglichkeit ist, andern Theils
auch der vergleichende Charakter des Buches blos solche Sprichwörter zu-
lässt, welche entweder sehr verbreitet sind, oder durch die Art ihres Vor-
kommens ein ethnographisches oder linguistisches Interesse darbieten. Wir
sehen deshalb den ersten Band, der von A bis K reicht, auf 960 Nununern
beschränkt, welche dennoch schon über 65 Boeen füllen, da zur Erleichterung
für Nichtgelehrte jedem Sprichwort, das nicht ganz gleichlautend mit der
Hauptkat^orie ist, eine faat wörtliche deutsche Uebersetzung beigefügt ist.
860 BeurthelluDgen und knnse Anxeigen.
Die Sprichwörter selbst sind weniger nach der Süsseren Fassang ihres
Wortlauts als nadi dem Gedanken, den sie ansdräcken, vergleichend zn-
sammengestellt, und die Schwierigkeit, welche damit verbanden ist, die d«m
Gedanken nach zusammengehörigen Sprichwörter aus so unzähligen Samm-
lungen mit solcher Schlürfe und Genauigkeit auszuwählen und zu gruppiren,
wie dies hier geschehen, konnte wohl blos dadurch überwunden werden,
das8 zwei Verfasser an dem Buch gearbeitet haben. Einer allein würde es
nicht vermocht haben, um so mehr, als jede Wiederholung eines und dea-
relben Sprichworts ängstlich vermieden zu sein scheint.
Schon die Beschaffung des ungeheuren Materials« welches die Verfasser
benutzt haben und dessen Quellen sie, wie sie in der Einleisung verheissen,
am Ende des Werkes mittheilen werden, muss grosse Mühe f^emacht haben,
indem es namentlich in den Dialekten nur wenig separat erschienene Sprich-
wort ersammlun^en ffiebt und die Verfasser sich grundsätzlich auf gedruckte
oder handschriftliche Sammlungen und Wörterbücher beschränkt haben.
Gleichwohl finden wir das Nordfriesbche in 6, das Englische in 8, das
Niederländische. Dänische, Norwegische und Rhätoromansche in 7, das Is-
ländische und Portugiesische in 3, das Spanische in 5 und das Catalonische
in drei Dialekten vertreten, und von den deutschen Mundarten« in denen
Sprichwörter vorkommen, zählen wir über hundert, von den italienischen 85
und von den nord- und südfranzösischen 21. Allerdings sind hierbei, der
übersichtlicheren Anordnung wegen, das Sardinische und Proven^aJische,
welche eigentlich für besondere Sprachen gelten können, zu den Dialekten
gerechnet worden; indessen ist auch ohnedem die Zahl der Mundarten noch
so groi^s, wie sie bisher wohl kaum in einem linguistischen Werke mit
Dialekt beispielen zusammengebracht worden ist, und da das Sprichwort in
seiner Kürze besonders geeignet ist, als Polyglotte zum Studium des Unter-
schiedes der Mundarten zu dienen, wenn diese, wie es hier Statt findet,
reihenweis unter einander gesetzt sind, so dürfte ohne Zweifel kein Buch
für Schulen und Lehrer geeigneter sein, um auf die leichteste Weise und
mit der geringsten Anstrengung die germanischen und romanischen Sprachen
mit ihren Abzweigungen kennen zu lernen und zu lehren, als das vor-
liegende Werk.
Wir schliessen unseren Bericht mit der wärmsten Empfehlung des vor-
trefflichen Werkes and bemerken zugleich, dass auch die äussere Ausstat-
tung desselben sehr schön ist.
H.
Ostfriesland wie ee denkt und spricht. Eine Sammlung der
gangbarsten ostfriesischen Sprichwörter und Redensarten.
Erklärt und herausgegeben von W. G. Kern u. W. Will ms.
Mit einem Vorwort von Dr. W. J. Jütting. 2. aufläge.
XVI. 137. Bremen. Eühtmann 1871.
Die vorliegende Sammlung, deren practische Verwendbarkeit und beliebt-
heit durch das erscheinen einer zweiten aufläge binnen drei jähren erwiesen
ist, hat wol nur geringen wissenschaftlichen wert, zielt auch nicht darauf ab.
Wenn eine solche bedeutung wäre beansprucht worden, so hätten ausser
frischem nacbsammeln die bereits bestehenden Sammlungen stärker beriack-
sichtifft werden müssen. So Hdfer's »Wie das volk spricht,« vor allem aber
die kleine vortreffliche arbeit Mechlenburg's in Haupt's Zeitschrift für deut-
sches altertbum VIII. 350—876. Das hie und da vorkommende hinüber-
Benriheilmigeii und knne AngeigdiL. 861
streifen der verfluuter »af das sebieft gelehrter forsohnnff bringt nur dürftige
resiüUite. Doch sind die erkuiraDgen meist richtig, mach and nicht ohne
htimor geschrieben, die gruppirong gut, und so wird des büchlein seinen
zweck auch in dieser zweiten aufläge gans genügend erfüllen.
Berlin. Dr. Schoenbach.
Les jardins du Roman de la rose compar^s avec ceux des Ro-
mains et ceux du mojen ige, orn^ d'un plan et d'une vue
perspective des jardins des rois de Navarre au XV* si&de
par Gönac Moncaut. Paris.
Im Eingänge der Abhandlungen erklärt Herr Moncaut, 'lass ihm die
Oekonomie der Gärten des Roman de la rose stets unverständlich gewesen
Bvi, da dieselben so wenig dem, was man in dieser Art zu andern Zeiten
fände, entsprächen, sie nämlich mehr einer Festung als einem Ver^nügungs-
ort glichen. Erst als er in der kleinen Stadt Tafalla in Nsvarra einen voll-
ständig erhaltenen Gflrten der Könige von Navarra aus dem 15. Jahrhundert
^esebn habe, sei ihm das Verständniss jener Gärten aufgegangen, und er
habe gefunden, dass die Einrichtung derselben nicht ein Product dichterischei'
Phantasie sei, sondiM*n eine durchaus der Wirklichkeit entnommene trcmc
Schilderung enthalte. Er wolle dalier die Notizen über die Gärten im Ro-
man de la rose mit dem vergleichen, was er in dem Garten zu Tafalla ge-
sehn, und daraus ein möglichst treues Bild der Gärten des Mittelalters
herstellen.
Songeur, der Held jeqes Gedichtes, stöast plötzlich auf eine hohe
Gartenmauer, die mit Tbürmen und Zinnen versehen und mit Fresco-
Malereien und allegorischen Figuren dtfr Leidenschaften und Laster ge-
schmückt ist. Nach vielem Surhen entdeckt der Ritter endlich ein mit
Eisenbarren versehenes Pförtchen. Auf sein Klopfen öffnet ein junges Mäd-
chen und giebt ihm nach langem Bitten die Erlaubniss, den Garten zu be-
treten. Derselbe bildet ein vollkommenes Quadrat von 1U0 Ellen und ist
vorwiegend mit Fruchtbäumen der verschiedensten und köstlichsten Sorten
besetxt. Unter diesen Bäumen spielen Hirsche, R^he, Eichhörnchen und
Kaninchen; Springbrunnen und Bäche feuchten die Lufl und den Rasen,
indem sie zugleich zahlreichen Fischen zum Aufenthalt dienen. Von den
Blumen sind hauptsächlich die vertreten, die einen lieblichen Geruch mit
einem prächtigen Aeussern verbinden. Unter diesen ist der Rosenstrauch,
nm dessen Besitz es sich in dem Roman vornehmlich handelt, . auffallender
Weise von breiten und tiefen Gräben, von Wällen, Mauern und Thnrmen
umgeben, die erst gestürmt werden müssen, wenn man die köstlichen Blumen
brechen will.
Vergleichen wir ntm mit dem eben entworfenen Bilde den im Jahre
U16 angelegten Garten von Tafalla. Derselbe lehnt sich unmittelbar an
die Stadt an, von der er jedoch durch einen besonderen V^'all getrennt ist ;
er hat die Gestalt eines Rechtecks und zerfällt in zwei ungleiche Theile.
Wie der Grarten des Roman de la rose ist er von einer hohen Mauer um-
geben, die nur von einer noch dazu kloinen Pforte durchbrochen ist Tritt
man durch dieselbe ein, so erblickt man rechts, links und in der Front drei
Meter hohe Wälle mit Brustwehren und Schiessscharten, überragt von
7 viereckigen, aus Stein gebauten Thürmen, die jedoch sämmtlich nach der
Gartenseite zu offen sind. Diesen letzten Umstand hat der Architect ge-
schickt zur Anlage von Grotten, Gewölben, Raheplät«en etc. benutzt, deren
862 BeurUieiluogen ood kune Anzeigen.
Annehmlichkeiten durch einen Springbrunnen noch erhöht werden, um ans
dem vordem Theile des Gartens in den zweiten zu kommen, nmss man die
Treppe eines in der Scheidewand befindlichen festen Thurmes ersteigen,
den Tburm durchschreiten und auf der andern Seite eine zweite Treppe
wieder hinunter^ehn. Dieser andre Theil des Gartens ist etwas grösser als
der erstere, gleicht ihm aber in seiner sonstigen Einrichtung, Umäunung.
Ausschmückung fast ganz; nur befindet sich in der einen Ecke ein oben
■nicht bedeckter durch Arcaden vom Garten getrennter Erholungasaal, von
dem aus ein grosses Fenster einen Blick auf die äussern Bollwerke uud
das Land gestattet. — Denken wir uns nun diesen eben beschriebenen
Garten durch Bäume, Sträuche, Blumen, Rasenplätze etc. belebt, so werden
wir ein ziemlich treues Abbild von dem Garten des Roman de la rose er-
halten und damit zugleich erkennen, dHS4 Guillaume de Lorris seine Schil-
derungen nicht aus der Luft gepriflTen bat.
So weit Herr Moncaut. Wir erkenen mit Vergnügen an, dass die
kleine Arbeit einen interessanten und dankenswertlicn Beitrag zu der Cultnr-
geschichte jener Zeit liefert.
Kiel. Dr. Albert Stiniming.
Miscellen«
Findlinge, mitgetheilt von Anton Birlinger.
I.
Gleichnis vom Wasser das durch den toten Hund fliesst und dem
Pfaffen.
Diu messe diu ist wsndels frt
Bwte des pfaffen leben it.
Das wazser dringet durch den hunt
und ist doch sueze und ffesunt
Iftter und euch wolgesmalc
der hunt es niht Ternnreinen mak.
Diutifica III, 271.
Sieh N. Lenau*s Albigenser:
Der greise Wanderer, der kurz vorher in der Höhle verkündete:
Die Predigt höret nicht aus Sünders Munde
Nicht trinkt das Wort aus schmutzigem Geschirre u. s. w.
Trinkt im heissen Durst: Ist kein Bächlein nirgendwo zu finden:
Horch da rauscht es doch mit einemmal!
Wie er eetrunken stand vor ihm ein schöner Jüngling.
«Himmlisch ist des Jünglings Angesicht
Und er winkt dem Mann ihm nachzuschreiten
Von woher die Wellen niederhielten ;
Endlich hält der Jüngling still und spricht :
„Sieh ein Aas hier liefen in der Flut;
Durch das Aas kam dir der Qaell gegangen,
Doch du hflst ihn freudevoll getrunaen
Un<l er kühle deines Herzens Glut.**
Aosgb. 1860. Cotta. S. öö.
864 Slisoelleii.
n.
Von Johannes Rist. (Ooedeke S. 458, 454.)
Des seligen Herren Risten sonderbare Himmelskngel xa bereiten.
Der 80 berühmte Teatacbe Dichtmeister Jobannes Rist, bereitete mit
Hülff einer hoben Person folgende sonderbare Himmelskugel: die innerlich/
Bögen selber waren von Blech, anssenher mnd und mit blauem Papier über-
zogen und in solcher Grösse, dass man sie ganz durch keine Thnr bringen
konnte. Die vornehmsten Gestirne waren ausgeschnitten mit Unterscheidung
der Sternen, in solchem Stande, wio sie sonsten an dem rechten Himmel ge-
schauet werden. Diese Sterne — derer in Allem 1020 waren — waren mit
gar zartem und in Oobl getunktem Papier wiederum zugeklebet, wann es
nun gtaa Nacht war und die Kugel in der Höhe schwebete, stellete man
6 Lichter in deren Boden, auf einen breiten blechernen Leuchter in die Run-
ilunff und stellete zu beiden Seiten zwey Feuerspiegel, so schiene es, als ob
die Sterne an dem blauen Himmel in der freien Luft schwebeten. Kirchems
hat zu Rom eine andere verfertiget, die nicht allein die Sternen Torstellete,
Bundern sich auch bewegete.
Anmerkung 1. (Nen-eröffnete Schatzkammer verschiedener Natura und
Kunst wunder, worinnen Alles was in dieser Welt Wunderbares ersonnen
worden neben denen vornehmsten Natur- und Arzhey- Seh- Hör- Feur-
Bergwerck- Stein- Wasser- und mathemat. Künsten enthalten sind u. s. w.
v. J. U. M. Nürnberg. J. Hoffmann 1694. 1016 SS. S. 800.)
Daraus in Kuhn's Zeitschrift für vergl. Sprachforsch. XX, 148 von mir
eine Mittheilung.
Anmerkung 2. In unserem Buche S. 734 steht auch folgende NoUz für
Schwaben beachte nswerth :
„Willtu aber ein dergleichen Bild malen (das dich immer anschaut, wie
du dich zu ihm stellst) so lass dir eine Person zum Muster sitzen die dich
stetigs und unbeweglich anschauet. Wann du nun dieser dich anschauenden
Person Angesicht nach dem Leben entworfen, so wird es dich aller Orten
anblicken, du magst auch stehen wie du willst. Und auf diese Weise pflegen
etliche Mahler den 1 od zu mahlen mit Pfeil und Bo^en in der Hand, d<*r
aller Orten, wo du nur hingebest nach dir zielet, dergleichen Bilder in
Ulm an unterschiedenen Häusern zu sehen.* S. 738: dergleichen
Bilder siebet man hin und wieder in verschiedenen Städten und SchlÖ«sem,
besonders aber soll zu Frankfurt a. M. bey denen Carmelitem under andern
schönen Schildereien die Historie des Leidens unseres Heylandes zu sehen
sein, worinnen das Bildnira des Herren Christi so gemahlet, dass seine Augen
dich aller Orten ansehen, du magst in der Mitten rechts oder links stehen.'
m.
Felix Faber und Fabri.
Pilgrimbuch von Schmid-Schleyer v. Elchingen. Ulm 1780.
Melisenda, die Königin bauet e zur Zeite der Lateinischen Königen zu
Jerusalem bey der Kirchen des hl. Lazari nin überauss grosses, reiches und
mächtiges Fmuenkloster allwo eine ffewaltise Äbtissin und viele Frauen
waren St. Lazarus Ordens welche ob dem schwarzen Rock einen schwarzen
Mantel getragen wie die Johannser oder Johanniter mit einem grünen Kreuz
wie P. Felix Fabri* in der Beschreibung der Wallfart des Herrn Hans
Werli von Zimber u. s. w. zum heiligen Grab — bezeuget.
* Im Reisbuch dess hl. Lands etc. Fol. Frkf. a. M. 1584. p. U6.
Mlfbetteil. 866
S. 658 ff. Von dieser Kirchen (S. Maru de Spattoo) ^Thnn unter-
Bchiedliobe Heilige Landsbeschreiber MeldiiDp:, welche cum Theil es selbst
gesehen haben, als benantlich Felix Fabri Lesemeister und Prediger im
Pre^ger-Kloster zu Ulm (also ist sein Titel gednicket) in der Beschreibung
der Wallfahrt zum HeiUpen Grab u. s. w. der Uochadeligen Herrn Hans
Werli von Smber, Heinrich von Stoffel, Hans Truchsess von VValdpnrff und
Bern von Rechberg zu Hochenrechberg etc. So auch dass Johann Heinrichs wie
in anten angezoffenem Buch zu ersehen. Danron schreibet in Gleichem der
schon öfiters belobte Capucciner P. ^natius von HheinfeliJen u. 's. w.
S. 716. Felix Faber, ein Dominicaner in der freien Reichsstadt Ulm,
der mit Tomehmen Herren das gelobte L#and und Egvpten aussgereiset ist,
Aach ihre gemachte Reise sehr genau beschreibet etc. Reisbuch s. 145 b Bl. b.
8. 719. solchen Balsamtropfen hätte er dem Felix Faber mitten in
die flache Hand gestrichen etc.
S. 752. und Felix Fabri ein berühmter Ordensgeistlicher dess über-
aua gelehrten und hl. Predigerordens.
Akademie fttr moderne Philologie in Berlin.
Beginn der Vorlesungen am 28. October 1872.
Die Ton der Berliner Gesellschaft für das Studium der neueren Sprachen
ffegründete Akademie für moderne Philologie bat den Zwecx, Stu-
oirenden, welche sich in den neueren Sprachen wissenschaftlich und prak-
tisch ausbilden wollen, dazu Gelegenheit zu geben.
Die Vorlesungen werden in dem Gebtode Niederwalbtrasse No. 12 ge-
halten und beginnen am 28. October d. J.
Die Meldungen zur Theilnahme sn den Vorlesungen werden bei dem
Rendanten des Instituts Herrn Theodor Hartunff, Niederwallstrasse
No. 12 (in den Mittagsstunden von 12—2 Uhr) gemacnK Die Studirenden
haben auf einem Anmeldebogen die gewählten Yortrsge einzuzeichnen und
ein Honorar von 20 Rthirn. für das Semester praenumerando zu zahlen. Die
Zulassung von Hospitanten zu einzelnen Vorlesungen ist von dem Ermessen
des Directoriums abhttn^, welches das dafür zu zahlende Honorar bestimmt.
In Fällen nachgewiesener Bedürftigkeit kann das Directorium eine Er-
mMasigunff^des Honorars bewilligen.
Auf verlangen wird den Studirenden über den regelmSssigen Besuch
der Vorlesungen ein Zeugniss ausgestellt
Dss Directorium.
Prof. Dr. Herrig. Director Gallenkamp. Prof. Dr. MKtsner.
Dr. Mahn. Geh. Ober-Reg.-Rath Dr. Wiese.
VerzeichniBS der Vorlesungen.
Die Encjdopädie der modernen Philologie wird am Montag und Dienstag
von 6 — 6 Ohr vortragen Prof. Dr. Herrie.
Französische Grammatik. L Lautlehre, wird Monti^, Mittwoch, Donnerstag
und Sonnabend von 8—4 Uhr lehren Dr. G. Lüoking.
FVaittösische Aussprache mit physiologisch-historischer Begründang, wnrd
Sonnabend von 5^6 Uhr behandeln Dr. A. Be necke.
Exerdcei de ttule franfois leitet am Mittwoch und Sonnabend von 4—6 Uhr
Prof. Pariselle.
Uebongen in freien Vorträgen in französischer Sprache werden Donnersag
von 6 — 7 Uhr geleitet von Dr. Bartin.
866 HiioeUn.
Emfühnuig in d^s Stadium des Altfhuisönsoben mit prakuflchen Üebungen
nach der Chrestomathie Ton Bartseh, Mittwocn und Sonnabend Ton
*^ e — 7 Uhr durch Dr. Scholle.
Philippe de Tbaun's Bettiaire wird am Dienstag und Freitag von 6 bis
7 Uhr erklärt von Dr. Goldbeck.
Den Gargantua Ton Rabelais erklärt am Mittwoch und Sonnabend yod
8 — 4 ühr Prof. Dr. Uerriff.
Ausgewählte Lustspiele Ton Moli^re wird am Dienstag und Freitag tod
4—5 Uhr erläntern Dr. Crouae.
Provensslische Grammatik mit Erklärung provenzalischer Dichter wird
Dienstag und Freitag von 6 — 7 Uhr vorgetragen von Dr. Mahn.
Das provenzalische Epos Girartz de Roisilho erklärt am Montag und Don-
nerstag von 6 — 7 Uhr Dr. Mahn.
HisUnre critique du thSatre fran^ais {tragddie^ comidie^ drame\ de$ originu
jusqxiä no8 jour$ : Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 5 bis
6 Ühr M. Marelle.
Ueber Lessing's Dramaturgie wird Montag von 6 — 7 Uhr vortragen
Dr. Goldbeck.
Vergleichende Laut- und Flexionslehre der angelsächsischen Sprache wird
Alontae, Mittwoch und Sonnabend von S — 4 Uhr vortragen Dr. G.
Schulze.
Angelsächsische Üebungen mit Zugrundele^ng der Grein 'sehen Ausgabe
des Beomdf werden Dienstag und Freitag von 4 — 5 Uhr geleitet von
Dr. G. Schulze.
Historisch-vergleichende Grammatik der englischen Sprache. I. TheiL Et}'-
mologie, wird am Montag, Mittwoch, Donnerstag und Sonnabond von
4— b Uhr lehren Prof Dr. Mätzner.
Die englische Lautlehre wird am Montag und Donnerstag von 8 — 3 Uhr
vorgetragen von Prof. Dr. van Daten.
Üebungen in freien Vortiügen in englischer Sprache werden Freitag von
6—7 Uhr geleitet von M. Wright
ExercUe» m English style, Mittwoch und Sonnabend von 3 — 4 Uhr unter
Leitung von Prof. Boyle.
Die Geschichte der enjglischen Literatur bis Mitte des sechszehnten Jahr-
hunderts wird Mittwoch und Sonnabend von 4—6 Uhr vortragen
Dr. Immanuel Schmidt
Ueber Ben Jonson und seine Schule wird Dienstag und Donnentag von
5_e Uhr lesen Dr. Th. Vatke.
The Writere of the Auguetan age of Etiglhk Literature. Montag, Dienstag
und Donnerstag von 7 — 8 Uhr, Prof. Bovle.
Julius Caesar von Shakespeare wird am Montag und Donnerstag von
2 — 3 Uhr erklärt von Prof. Dr. F. A. Leo.
Ausgewählte Lustspiele von Sheridan wird am Mittwoch und Sonnabend
von 5 — 6 Uhr erklären Dr. A. Hoppe.
Italienische Grammatik. I. Lautlehre, wird Mittwoch und Sonnabend von
6 — 7 Uhr lehren Dr. Mahn.
Die Dwina cammedia des Dante Alighieri sachlich und sprachlich er-
klärt am Mittwoch und Sonnabend von 6 — 7 Uhr von Prof. Dr. Schna-
kenburg.
Die Grammatik der spanischen Sprache lehrt am Dienstag und Donnerstag
von 7 — 8 Uhr Prof. G. Kappes.
Don QuUote von Cervantes eruärt am Mittwoch und Fk«itag von 7 bis
8 Uhr Prof. G. Kappes.
Bibliographischer Anzeiger.
Allgemeines.
W. Wackernagel, Ueber den Ursprung und die Entwicklang der Sprache.
(Basel, Schweighaoser.^ 8 S^.
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Ch. Noei, Grammaire syntaxique de la langue fran9aise. (Leipzig, Brock-
haus.) 24 Sgr.
Dasselbe. Cl^ des th^mes ou partie du maltre. 10 Sgr.
B. Schmitz, Deutsch-franz. Phraseologie in systemat. Ordnung. (Greifs-
wald, Bamberg.) 12 Sgr.
A. Wiemann, Franz. Grammatik. I. (Barmen, Wiemann.) 8 Sgr.
La France dramatique. Choix de pi^oes p. Braeutigam. (Leipzig, Hart-
knoch.) 7 Vi Sgr.
A. Lehmann, Methodische Grammatik der englischen Sprache. (Dresden,
Schulbuchbandlun^.) 20 Sgr.
R. Sonnenburg, Die enelische Aussprache, Formenlehre und Syntax
übersichtlich und methodisch dargestellt. (Berlin, Springer.) 10 Sgr.
R. Sonnenburff, Grammatik der englischen Sprache nebst methodischem
Uebungsbuche. 2. Aufl. (Berlin, Springer.) 27 Sgr.
C. Geist, Sammlung von Uebungsstücken zum Uebersetzen aus dem Dent-
schen ins Englische. (Wismar, Hinstorf.) 10 Sgr.
Ueber die
Ausbildung der Deutschen Sprache in der Neuzeit
F. y. Salpins.
Die blutigen, aber ftir uns so ruhmreichen Kämpfe, welche
zur Neubegründung des Deutschen Reiches gefuhrt haben, sind
ausgestritten. Unser glücklich geeintes Volk ist zu friedlichen
Beschäftigungen, zu ^ moralischen Eroberungen^ zurückgehrt.
Durch die engere Verbindung seiner Stämme wird es mehr
noch als früher auf das gemeinsame Band, die Muttersprache,
hingewiesen. Unter solchen Umständen erscheint das Deutsche
„Literarwesen,^ um ein Wort Goethe's zu gebrauchen, einer
eingehenden Betrachtung gegenwärtig besonders werth. Zu
einer solchen werden wir auch durch zwei Bemerkungen des
grossen Dichters angeregt, welche sich unter seinen — neuer-
dings durch einen namhaften Goethe-Kenner, Herrn Ton Löper,
mit dankenswerthen Erläuterungen wieder herausgegebenen —
„Maximen und Reflexionen^ finden. Es heisst dort: „Dass
Friedrich der Grosse nichts von ihnen wissen wollte, das ver-
dross die Deutschen doch und sie thaten das Möglichste, als
Etwas vor ihm zu erscheinen.^ — „Jetzt, da sich eine Welt-
literatur einleitet, hat, genau besehen, der Deutsche am meisten
zu verlieren; er wird wohl thun, dieser Warnung nachzudenken.^
Vielleicht ist es anziehend und lehrreich zugleich, auf den in
vorstehenden Altmcistersprüchen berührten neuem Entwick-
lungsgang der Deutschen Sprache zurückzublicken und den für
ihre weitere Ausbildung einzuschlagenden Weg in's Auge zu
fassen. Zunächst lohnt es sich wohl der Mühe, zu prüfen, ob
ArehiT t, n. Spraohen. ZLIX. 24
870 üeber die Auibildoog der Deutachen Sprache in der Neuzeit.
Friedrich der Grosse in der That von den Deutschen nichts
wissen wollte, auch, was seitens der Letzteren zur Abhülfe
der vom Könige gerügten Mängel der Sprache geleistet worden.
Dann aber würde zu erörtern sein, was noch zu thun übrig
bleibt.
I.
Zuvörderst ist die Ooethesche Behauptung, der grosse
Friedrich habe von den Deutschen nichts wissen wollen, zu
weitgehend. Der König nahm nicht allein lebhaften Antheil an
der Fntwickelung des Deutschen Schriftthums, sondern beschäf-
tigte sich auch auf anerkennenswerthe Weise mit demselben.
Wir erinnern zum Beweise hierfür an seinen — bekanntlich in
Französischer Sprache geschriebenen — Aufsatz: „Ueber die
Deutsche Literatur, über die ihr vorzuwerfenden Fehler, über
die Ursachen der letzteren und die Besserungsmittel.^ Es sei
gestattet, die werthvollsten in diesem Aufsatz enthaltenen Ge-
danken mittelst freier Uebertragung wiederzugeben und mit
einigen Worten zu besprechen. Im Eingange der Abhandlung
bemerkt der König: die Deutsche Sprache sei eine halbbarba-
rische und theile sich nach den Landschaften in verschiedene
Mundarten; es gebe keine allgemein gültige Sammlung der die
letztere in ihrer Reinheit darstellenden Wörter und Wen-
dungen; die Redeweise entbehre der Anmuth; man wende die
Ausdrücke ohne Wahl an, achte nicht auf die bezeichnendsten
und lasse die leitenden Gedanken in einem Meer von neben-
sächlichen Ausfuhrungen untergehen. Wer sich die Deutsche
Literatur des vorigen Jahrhunderts vergegenwärtigt, wird die
vorstehenden Bemerkungen als grossentheils wahr bezeichnen
müssen. Urtheilt doch Goethe selbst über das damalige Deutsche
„Literarwesen^ nicht günstiger in den folgenden Ver^-en:
Nur ein einzig Talent bracht* ich der Meisterschafl nah:
Deutach zu schKiben, und ao verderb' ich unglücklicher Dichter
In dem achlechteaten Stoff leider nur Leben und Kunat —
und Jean Paul — seine Erstlingswerke erschienen noch bei
Lebzeiten des grossen Königs — spricht gar von unserer
nBärensprache.^* Freilich hält der „Philosoph von Sanssouci **
* Jeau Paul, Nachdämmerungen 99: »ao fürchte denn Niemand (wie
Ueber die AasbQdung der Deotscben Sprache in der Neuzeit. 871
dafiir, dass die mangelhafte Ausbildong unserer Muttersprache
keineswegs dem Deutschen Volke zur Last zu legen sei. Er
meint, dass letzteres weder des Geistes, noch des Genies er-
mangele, dass es vielmehr durch äussere Ursachen behindert
gewesen, sich gleichzeitig mit seinen Nachbarn emporzuarbeiten.
Die Sprache müsse vervollkommnet, gefeilt und von geschickten
Händen behandelt werden; besonders sei auf Klarheit des
Stiles hinzuwirken. Viele Schriftsteller gefielen sich in einer
weitschweifigen Schreibart, häuften Zwischensätze auf Zwischen-
sätze, stellten das Zeitwort eines Satzes — möge er kurz oder
lang sein — immer an das Ende und erschwerten hierdurch
das Verständniss. Nach diesen feinen und sachgemässen Be-
merkungen mahnt Friedrich der Grosse zu einem eingehenden
Studium der Alten, weist die Lehrer der Jugend an, ihren
eigenen Geschmack, sowie den ihrer Zöglinge nach allen Seiten
hin zu bilden, und macht darauf aufmerksam, wie schlecht
manche von Deutschen Schriftstellern gebrauchte Vergleiche
seien. In letzterer Hinsicht fuhrt er zwei allerdings eigenthüm-
liche Beispiele an. Ein Professor habe sich in einer Zu-
eignungsschrift an eine Königin mit den Worten gewandt:
„Ew. Majestät glänzen wie ein Karfunkel am Finger der Zeit,^'
während ein Dichter bei Widmung seiner Werke einem Herr-
scher zugerufen : „Schiess, grosser König, schiees Deine Strahlen
armdick auf deinen Knecht nieder I'^ Die mangelhafte Durch-
bildung unserer Muttersprache wird vom Könige ftir seine Zeit
unter Anderem dem Umstände zugeschrieben, dass jene an den
meisten Deutschen Höfen wenig im Gebrauch gewesen. Unter
der Regierung des Kaisers Joseph habe man in Wien nur
Italienisch gesprochen, unter Karl VL vorzugsweise Spanisch
und unter Franz I. von Lothringen wie an den Höfen der Kur-
fürsten Französisch. Das Vorherrschen dieser Sprachen habe
darin seinen Grund gehabt, dass solche „fixirt^' und dass die
unsrige es nicht gewesen. In Frankreich habe sich dasselbe
ereignet. Unter Franz I., Karl IX., Heinrich UI. habe die
Ficbte im Jabre 1809), dass wir unsere Bärensprache yerlernen werden." —
Hieran anknüpfend bemerken wir« dass die senr verbreitete Ansiebt, unsere
Vorfabren seien in ibrer Ansdracksweise unzart gewesen, im Grimmseben
l^örterbacbe bei Bebandlung des Ausdrucks vKotb* widerlegt wird.
24»
872 Ueber die Aatbfldnng Her Dentfcben Sprftche in der Neuxot
gute GeseÜBchaft mehr Spanisch und Italienisch als Französisch
gesprochen, und die Nationalsprache sei erst zu Ansehen ge-
langt, nachdem sie geschliffen, klar, elegant geworden, dnrcli
eine Anzahl Ton klassischen Büchern mit deren malerischen
Ausdrücken verschönert und zugleich zur grammatischen Be-
stimmtheit gekommen war. Unter der Begierung Ludwigs XIV.
habe sich das Französische über ganz Europa verbreitet und
zwar zum Theil in Folge des allgemeinen Interesses an den
damals blühenden grossen Schriftstellern, selbst an den guten,
in jener Sprache geschriebenen Uebersetzungen der Alten. Diese
in jeder Hinsicht zutreffenden Bemerkungen des Königs lassen
seinen Scharfblick fiir die Beurtheilung der Sprachen, auch der
Deutschen, erkennen. Er schliesst seine in Briefform abgefasste
Abhandlung |mit folgender Betrachtung: „Zuweilen werden die
Vorgänger durch die Nachfolger übertroffen. Das wird uns
schneller begegnen, als man es glaubt, wenn die Herrscher
Geschmack an den schönen Wissenschaften finden, wenn sie
diejenigen, welche steh der letzteren befleissen, dadurch er-
muthigen, dass sie die Besten beloben und belohnen. Wenn
wir Medicaer hätten, würden wir Genies erstehen sehen ....
Wir werden mustergültige Schriftsteller haben. Jeder wird die-
selben lesen wollen, um aus ihnen Nutzen zu ziehen. Unsere
Nachbarn werden Deutsch lernen; die Höfe werden es mit
Vorliebe sprechen und es wird dahin kommen, dass unsere ge-
glättete und vervollkommnete Sprache sich durch unsere guten
Schriftsteller von einem Ende Europa's bis zum andern aus-
breitet. Diese schönen Tage unserer Literatur sind noch niciit
gekommen, aber sie nahen. Ich verkünde sie voraus, sie er-
scheinen bald. Ich werde sie nicht sehen, mein Alter erlaubt
mir nicht, dies zu hoffen • • . Ich bin wie Moses ; ich erblicke
aus der Feme das versprochene Land, aber ich werde es nicht
betreten. .. .*'* Der König hatte hiemach unzweifelhaft ein
theilnahmvoUes Verständniss für unsere Muttersprache.
* Wir können es uns nicht Tersagen, hier den Schluss des Aufsatzes
im Wortlaat wiederzugeben: »Voilk, monsieur, les difilSrentes entraves» quj
nous ont empechds d'aller aussi Yite, que nos voisins. Toutefob ccux, qoi
▼iennent les demiers, snrpassent quelquefois lenrs prM^cesseursj celaponrra
nous amver plus promptement, qiron ne le croit, si les souTerains prennent
du goüt pour les lettres, 8*ils encouragent ceuz, qui 8*y appliqnent, en
Ueber die Aoabildung der Deattcben Sprache in der Neuzeit 878
Die Frage, ob wir dieselbe in der Thai zu einer hohen
Ausbildang gebracht haben, wollen wir im AnschlaBS an die
Bemerkungen des grossen Königs mit besonderer Berücksich-
tigung der 6oe theschen Prosa untersuchen. Noch unter der
Regierung des Letztem besserte sich die von ihm angegriffene
Deutsche Bede. Schlosser bemerkt, dass Goethe dieselbe sanft
wie einen Hauch gemocht, nachdem sie durch Lessing ernst,
kräftig und edel geworden war. Wenn Friedrich f&r seine
Zeit bei der Hinweisung auf die Zersplitterung der Deutschen
Sprache in viele einzelne Mundarten behauptet, dass jede Land-
schaft ihre Bedeweise für die beste halte, so dürfte sich das
looant et r^compensant ceux, qai ont le mieaz r^assi; qne neos ayoDs des
M^didff et doob Torrons More des ^enies. Des Aagostes feront des Vir-
RiXes, Noos aurons nos aatears classiqaes, cbacun poor en profiter, youdra
Tp.s lire; nos voisins apprendront rallemaod; les cours le parleront aveo d^-
lice et ii poorra arriver, que notre langue polie et perrectiono^e s'^tcnde
en fiivear de nos bons öcnvains d'an boat de rEorope k l^aatre. Ces beanx
jours de notre lit^rature ne sont pas encore venös, mois ils s*approcbent.
Je Tons les annonce, ils vont panütrc; je ne les verrai pas, mon ftge m*en
inlerdit Tesp^rance. Je suis comme Moise; je vois de loin la terre proroise,
mais je n'y entrerai pas. Passez moi cette comparaison. Je laisse Moise
poor ce qall est et ne veoz point da tout me mettre en parall^e avec lui;
et poor les beaux iours de la lit^ratare, qae nous attendons, ils valent mieox
QUO les rochers pel^s et arides de la st^nle Idum^e.* Die in diesem Schloss
der Abhandlung Torkommenden Worte: .Des Augustes feront des Virgiles*
bezieben sich auf einen Vers aus Boileau:
nUn Auguste ais^ment peut faire des Vireiles."
Bei dieser Gelegenheit mag auch die aus dem Jahre 1781 stammende
Erwiederonji: des Baron Grimm su Paris auf die königliche Sendung des
Aufsatzes über die Deutsche Literatur ihre Stelle finden, wfil die damalige
Blüihe unseres Schriftthums darin bebandelt wird: .....M. D'Alembert mu
remis an toit du Marc-Auröle moderne sur la lit^rature de sa patrie et
j*tü re<;u ce don rojal avec le plus profond respect et la plus rive recon-
naissance. Marc-Aur^le Fr^d^ric avait, entre autres, aussi cela de commun
avec Marc- Anrate- Antonin, que celui-ci d^aignait d^toire en latin et ^cri-
vait en grec, comme Tautre d^Jaigne dMcrire dans sa langue et a adopt€
de pröference ridiome des Racine et des Voltaire. Les Allemands disent,
eile meme d*une tr^ grande richesse, eile a pris en peu de temps toutes
les formes dösirables. Quant k moi, exil^ de ma patrie depuis ma premi^re
ieanesse, n^ayant presque aucun temps depuis nombre d'anndes k aonner k
la lecture, je ne suis pas en ^tat de juger ce procös; mais il est vrai, qae
tootea les fois, que j'ai travers^ l'Allemagne, on m^a montrd des morceaux
Sarfutement bien öcrit-s et je n'y ai plus relrouv^ l'ancien jarson tudesqae,
'ob j*ai conclu, qu'il ölait arriv^ one grande rdvolution en AUemaffne dans
les eaprits. [Oeuvres de fV^eric le Grand Tome XXV pag. dS7.J
874 Ueber die Aiubilduog der Deutschen ■ Sprache in der Neiizvit
seitdem geändert haben. Wir besitzen jetzt wohl durch ganz
Deutschland eine allgemeine Kanzel-, Bühnen- wie Lehrstuhl-
Sprache und lassen die Mundarten nur in zweiter Linie zur
Geltung kommen. Ausserdem haben wir gegenwärtig in dem
Grimmschen Wörterbuche die vom Könige vermisste — wenn
auch nicht allgemein gültige, doch allgemein anerkannte —
Sammlung der unsere Sprache in ihrer Reinheit darstellenden
Worte und Wendungen. Es ist das ein auf umfassenden
sprachwissenschaftlichen Studien beruhendes Werk, um welches
uns andere Völker beneiden. Wohl mag — um Friedrichs Be-
merkungen weiter zu verfolgen — der Stil der Deutschen
Schriftsteller zur Zeit des grossen Königs der Anmuth entbehrt
haben, doch ist dieselbe über viele Erzeugnisse der neueren
Literatur ausgebreitet. Gewiss gehen auch die bedeutenderen
Vertreter des Schriftthums in jüngster Zeit sorgfältiger, als es
früher geschah, bei der Anwendung der einzelnen Ausdrücke
zu Werke und wählen mehr diejenigen, welche in dem ge-
gebenen Falle die bezeichnendsten sind. Man denke nur ai>
Wilhelm und Alexander von Humboldt, sowie an Varnhagen
V. Ense. Wenn Friedrich den „Autoren^ seiner Zeit noch vor-
wirft, dass sie sich in ihren Werken so viele Abschweifungen
zu Schulden kommen Hessen, so wird man zu einem solchen
Tadel bei den neueren Schriftstellern selten Anlass finden. AU
musterhaft wird immer die Prosa des „Altmeisters^ hingestellt
werden können, in Bezug auf welche einer der ersten Goethe-
Kenner mit acht Deutscher Gründlichkeit und Deutschem For-
schersinn wie Fleiss ein ganzes Buch geschrieben hat. „Das
ruhige, klare, einfache und gewandte Dahinfliessen der Goethe-
schen Sprache — bemerkt Dr. Lehmann in ,Goethes Sprache
und ihr Geist* — hat seinen Grund sowohl in dem Bau des
einzelnen Satzes als auch im Bau der Periode. Bei dem
ersteren hat Goethe die Klippe der überladenen Weitschweifig-
keit, bei dem letzteren die Klippe der verworrenen Schwer-
fälligkeit auf gleich glückliche Weise umschifft, jene besonders
durch Vermeidung umfangreicher Partizipialkonstruktionen und
Anwendung leichter Relativsätze, diese durch einfachere Satz-
verbindung . • .'* Der beste Stil wird sich stets als ein an-
muthiger Wechsel von langen und kurzen Sätzen darsteUen«
Üeber die Aosbildimg der DeuUohen Sprache in der Neusei t 875
Ein solcher Stil findet sich bei den meisten Schriftstellern der
Alten, deren Studium vom grossen Könige mit Recht empfohlen
wird, und trägt wesentlich dazu bei, dass uns bei Lesung der-
selben eine gewisse Friedensluft anweht, eine wohlthnende Gc-
müthsruhe überkommt. Zum Theil hat dies auch wohl darin
seinen Grund, dass die Alten (im Gegensatz zu den meisten
Neueren) maassvoll in der Anbringung von Bildern waren und
die letzteren — welche bei längerer JKede dem geistigen Brode
den Sauerteig geben — stets einigermassen durchführten. Wie
muthen uns jetzt noch immer die treffenden Homerischen Gleich«
nisse an, mit welchen die der Bibel die grosse Anschaulichkeit
gemein haben ! Der jiingst beliebte schnelle Wechsel der Bilder
ohne eine gewisse — beispielsweise bei Goethe und selbst bei
Pleine erkennbare — Durchftihrung wirkt nicht beruhigend und
klärend, sondern eher erregend und verwirrend. Unter den
wenigen neueren Schriftstellern, welche einen Vergleich, ein
Bild zur vollen Geltung kommen lassen, dürfte Jacob Grimm
zu nennen sein. Als Beleg hierftir geben wir aus seiner Vor-
rede zum Wörterbuche ft)Igende Stelle wieder: „Wie wenn
Tage lang dichte Flocken vom Himmel niederftdlen, bald die
ganze Gegend in unermesslichem Schnee zugedeckt liegt, werde
ich von der Masse aus allen Ecken und Ritzen auf mich an-
dringender Wörter gleichsam eingeschneit. Zuweilen möchte
ich mich erheben und Alles wieder abschütteln, aber die rechte
Besinnung bleibt dann nicht aus.'* Seit der Zeit des grossen
Königs hat sich der Sinn für gute Bilder und Gleichnisse ge-
bessert, insbesondere verfeinert. Im Allgemeinen erweist die
neuere Geschichte des vaterländischen Schriftthums, dass die
Deutsche Sprache — durch bedeutende Dichter wie Schrift-
steller ausgebildet und an den Höfen der einheimischen Fürsten
mit der Verfeinerung der Sitten geglättet — seit den Freiheits-
kriegen weit mehr als früher zur Geltimg gekommen ist. Es
unterliegt auch wohl keinem Zweifel, dass sie der vom grossen
Könige vorausgesagten glänzenden Entwicklung entgegengeht.
Indess war Manches ehedem schon besser als jetzt und bleibt
noch Vieles zu thun übrig.
876 Ueber die Aasbildung der Deatschea Sprache in der Neozeit.
II.
Die vorstehende Betrachtung lenkt uns darauf hin, zunächst
das Verhältniss der neueren Sprache aiur älteren in drei Be-
ziehungen zu prüfen: in Bezug auf den Wortvorrath, die Be-
handlung der mit Vorwörtern zusammengesetzten Zeitworter,
sowie die sogenannte absolute Farticipialconstruction — und
sodann auf die in der Einleitung erwähnte Goethesche War-
nung näher einzugehen. Was zuvorderst den Wortvorrath an-
geht, so hat die heutige Sprache die grössere Deutlichkeit und
Bestimmtheit vor der alten voraus, aber sie steht an Kraft
hinter ihr zurück. Mdn kann auch in der Durcharbeitung und
Erweiterung der Worte wie der Sätze über das nöthige Maass
hinausgehen und so auf die Sprache verflachend einwirken.
Das scheint in neuester Zeit bei uns geschehen zu sein. Ver-
gleicht man z. B. den Wortvorrath der Tagespresse oder der
Schriftsteller der Gegenwart mit dem Wortschatze früherer
„Schreiber/* so erstaunt man darüber, wieviel lange Worte an
die Stelle kürzerer getreten und wieviel gute heimische durch
schlechtere Fremdworte verdrängt worden.* „Vieles ist ver-
sunken/* bemerkt Herder, „wir müssen es wieder emporheben.**
Man kann sagen, dass wir> um vorzuschreiten, in jener Hinsicht
auf die ,>gute, alte Zeit** zurückgehen müssen und dass wir das
Dichterwort zu beherzigen haben:
Was Da ererbt von Deinen Vätern hast,
Erwirb es, um es za besitzen.
Im Süden unseres weiteren Vaterlandes, in der Schweiz und
in Holland ist die Sprache der Gesetzgebung wie die Aus-
drucksweise des Volkes ursprünglicher, einfacher, fasslicher und
reiner als bei uns, weshalb in manchen Fällen die dortigen Aus-
drücke unsererseits zu übernehmen wären. Abgesehen hiervon
würden gute Neubildungen zur Geltung zu bringen sein. —
* In Heines «letzte Gedichte ond Gedanken* finden sich einige Bemer-
kungen über den Wortvorratb, welcher in der Unterhalton«; zur Anwendung
kommt. «Die Deutsche Sprache an sich,** heisst es dort, «ist reich, aber in
der Deutschen Conyersation gebrauchen wir nur den zehnten Theil dieses
Beichthums; factisch sind wir also arm. Die Französische Sprache an sich
ist arm, aber die Franzosen wissen Alles, was sie enthiüt. in der Conversa-
tion aoBzabeuten und sie sind daher aprachreich in der Xhati*
Ueber die Auabildang der Deutscheo Sprache in der Neuzeit 877
Wir sollten die einsilbigen Worte nicht verloren gehen lassen!
y,Bot'' ist in der Schweiz wie in Baiem für Befehl, Aufforde-
rang gebräuchlich, bei uns aber nur noch in dem Ausdrucke
,,botnuissig'' erhalten. Das Wort „Fahr'< wurde für Gefahr
noch im 16. Jahrhundert und zumal von Luther gebraucht.
„Fugy^* bei Goethe für Befugniss, ist bei uns nur noch in der
formelhaften Zusammenstellung von Fug und Becht üblich,
während „Gant'^ lediglich iu Suddeutschland als Bezeichnung
fiir Konkurs gilt. Behufs Mehrung unseres geringen Vorraths
an kurzen Worten könnte man wohl den der Holländischen
Sprache entnommenen Ausdruck „Bleib*^ (oder das Deutsche
„Heim'O ^ Asyl gebrauchen, „Halt^^ für Station und „Schein^*
für Billet sagen. Zu empfehlen wäre das englische Wort Bill
— welches, nach „Unbill'' und „billig'^ zu schliessen, zugleich
uns angehört, auch von Voss gebraucht wird — als £rsatz für
den schwerfalligen Ausdruck „Gesetzvorschlag.'* Bei dem Ueber-
gange zu den zweisilbigen Worten bemerken wir, dass Schiller
(in seiner Geschichte der Niederlande) nicht von der „Elite,''
sondern von der „Auswahl" des Spanischen Adels spricht.
„Bescheid" diente früher dazu, auch den Ort, wohin sich zwei
beschieden hatten, zu bezeichnen, während man in Tyrol jetzt
noch „Beste" für Prämie sagt. Das Wort „Compas" be-
deutete im Deutschen Bechtaverfahren des 16. Jahrhunderts die
von einem Gericht an das andere gestellte Bitte zur Vornahme
von Rechtshandlungen, namentlich Zeugenverhören, also unsere
jetzige „Requisition." „Folge" steht bei Goethe für Conse-
quenz wie „folglos" für inconsequent ; „Grundbau" findet sich
für Fundament. „Handblatt" kommt als alter Ausdruck für
Manschette vor und das Wort „Meidung" (Gesetzgebung der
freien Stadt Frankfurt a. M.) ist kürzer, auch kräftiger als
Vermeidung, wie „Pfleger" (HohenzoUemsche Lande u. Gross-
herzogthum Baden) einfacher als Curator. Der Form „Prinzess"
wird im Grimmschen Wörterbuch der Vorzug gegeben vor
Prinzessin, weil hierin das weibliche Geschlecht zwei Mal be-
zeichnet sei, ein Mal durch das Romanische „esse" und dann
durch das Deutsche „in;" Niemand sage aber Comtessin, Mä-
tressin. Das viersilbige Wort „pecuniär" war in einem Auf-
satz der Augsburger Allgemeinen Zeitung einfach durch ,9geld-
378 Ueber die Aiubiidung der Deutachen Sprache ia der Neuzeit
liehet ersetzt. Für das Fremdwort ,,telegraphiren*' hat man
yydrahten'^ Torgeschlagen, welches bei weitem kürzer und an-
schaulicher ist. Von mehrsilbigen, aber Terhältnissmässig kurzen
Ausdrücken seien folgende theils ältere» theils neuere als wenig
oder gar nicht gebraucht erwähnt: Adelung (för Nobilitirung
bei Niebuhr), Arkelei (für ArtiUerie bei dem alten Frunsperg),
Ausspähung (ftir Becognoscirung im Grossherzogthum Baden),
Beschrieb (für Signalement in der Schweiz), Betreibung (für
Execution in der Schweiz), Bücherei (für Bibliothek bei Herder
und Voss), Ebenhaus (für Erdgeschoss oder Parterre im Mittel-
hochdeutschen), Einfrage (für Interpellation in der Schweiz),
Einzelwesen (für Individuum bei Jean Paul), Folgerei (bei
Luther für Consequonzmacherei), Folgerkunst (für SyUogistik
bei Luther und Leibnitz), Gesellung für Association bei Alex.
Jung), Eleinelei (für Kleinigkeitskrämerei bei Goethe), Schätzer
(für Taxator in Kurhessen), das Voraus (für Präcipuum in
Förster, Preuss. Privatrecht) und Vorleben (für Antecedentien
in Oesterreich). Jedenfalls haben die im Vorstehenden an-
geführten Worte vor den ihnen in Klammern beigefügten Aus-
drücken den Vorzug der Kürze, welcher in unserer an \nelsil-
bigen Worten so überreichen Sprache wohl Beachtung verdient
— Der hier beregte Vorwurf einer zu grossen Länge trifft be-
sonders manche unserer Amtstitel und Bezeichnungen von Be-
hörden, sowie Anstalten, was zu dem Versuch geführt, an ein-
zelne auffallend schwerfällige Zusammensetzungen die bessernde
Hand anzulegen« Das ist anscheinend nicht immer mit dem
wünschenswerthen Nachdruck geschehen. Die „Immediat-Justiz-
Examinations-Commission'^ ist vor einiger Zeit in eine ,,Ju8tiz-
Prüfungs - Behörde" umgewandelt worden; warum denn aber
nicht gleich einfach in ein Bechts-Prüf- Amt ? — Es würde zu
weit führen, wenn wir hier noch viele lange Zeitwörter angäben ;
wir heben hinsichtlich der letzteren nur hervor, dass man bei
verschiedenen neuerdings die Endung „en'* in „igen^ verlängert
hat; z. B. bei beängsten, befesten, begnaden, u« a. m.* Auch
gab es sonst für manche Zeitwörter kürzere Formen oder Aos-
* Lather — bei welchem rieh« wie bei jGoethe and neaerdings^ Biebl
diese kiunsen Formen finden — zieht ausserdem in der «Frosa* oft die ein-
Ueber die Ausbildaog der Deutschen Sprache in der Neiueit 879
drücke als jetzt, z. B. bleieo für plombiren, buchstäbeln für
bucbstabireD, befireiheiten für privilegiren u. a. m. Nach der
Yoratehenden Musterung eines kleinen Theils unseres reichen
Wortschatzes wird man es vielleicht als wünschenswerth er-
kennen, dass für einige abgestorbene kurze Ausdrücke und Bil-
dungen der Auferstehungstag anbrechen möge. Die Vorliebe
des Deutschen fiir lange, vielsilbige Wörter zeigt sich selbst in
dem — in sprachlicher Hinsicht recht beachtenswerthen — Ent-
wurf einer Civilprozessordnung fiir den Norddeutschen Bund.
Hier ist u. A. die Bede von der „Vollstreckbarkeitserklärung
eines Zahlungsbefehls.^ Man könnte die beiden langen Worte
einklammern und vor das siebensilbige den Ausdruck „ Voll-
streckschein, ^ vor das viersilbige „Zahl-ßots^ setzen, wenn man
kürzere Wendungen einführen wollte, ohne das Verstandniss zu
gefährden. In der Wendung „Gerichtsschreiberei des Prozess-
gerichts*^ Hesse sich das funfsilbige Wort vielleicht durch Amts-
stube ersetzen, während „ Bestell wart^ für „Zustellungs-Bevoll-
mächtigter^ stehen könnte. Hierbei sei gleich als Zeichen der
Zeit erwähnt, dass in Berlin, den öffentlichen Blättern zufolge,
dem bisherigen Castellane des Rathhauses statt dieses Titels
derjenige eines Bathhauswarts von der Stadtverordneten- Ver-
sammlung beigelegt worden — eine Minderheit war für die
Fassung „Bathswart^ — wogegen die Aeltesten der Kaufmann-
schaft einen ihrer Beamten zum „Castellan^ (muthmasslich der
Börse) gemacht.
Wenn wir uns von der Betrachtung des Wortvorraths dem
Gebrauche der mit Vorwörtern zusammengesetzten Zeitwörter
zuwenden, so macht die Trennung der letzteren von den ersteren
bei dem Dazwischentreten vieler anderen Worte den Satz höchst
schwerfällig, z. B. „die Kinder prägten sich diese ihnen von
ihren Eltern mit auf den Weg gegebenen Lebensregeln ein.^
Hier schleppt das „ein,^ durch viele Worte von „prägten^ ge-
trennt, ganz hinten nach. Es mag sein, dass eine Trennung
dieser Art bei den meisten der mit Vorwörtern zusammen-
gesetzten Zeitwörter von jeher zulässig war, aber wir möchten
fachen Zeitwörter den znaammeogesetzten vor, z. B. engern (verenffem),
forschen (erforschen), gleiten (nusgleiten), schärfen (einschärfen), schlingen
(verBchlingen), weitem (erweitern).
S8 0 (Jeber die Auf bildong der Deatschea SpndHs io der Neoseit.
eine frühere Ueblichkeit, mindestens für einzelne, nicht gelten
lassen. Denn einmal lautet in verschiedenen Vateronsem aus
dem Mittelalter — welche Adelung in seinem Mithridates mit-
theilt — die zweite Bitte also: ^Zukomme uns Dein Reich.*'
Dann aber heisst es in der von Faust ausgestellten Formel
nach dem Volksbuche: „Dazu absage ich allen denen, die da
leben.^ Hierzu kommt, dass von Fichte und verschiedenen
Neueren nicht gesagt wird: „er erkennt an,'* „erkannte an,**
sondern; „er anerkennt,** „anerkannte.** In manchen Fallen
dient die Trennung des Vorworts vom Zeitworte gewiss dazu,
dem ganzen Satze einen lebendigeren Gesammteindruck zu geben;
andernfalls ist aber die Zusammenlassung wQnschenswerth.
Wenn ein Zeitwort der fraglichen Art von uns aus einer
fremden Sprache übernommen wird, so erlauben wir uns die in
Bede stehende Trennung keinesfalls, und Mancher giebt wohl
mit aus diesem Grunde dem ausländischen Zeitworte den Vor-
zug vor dem heimischen. Der obengedachte Satz erscheint
noch schleppend, wenn man sagt: die Kinder prägten sich ein
die u. s. w. — ist es aber weniger, sobald man „einprägten
sich** anwendet. Vielleicht empfiehlt sich bei mit Vorwörtern
zusammengesetzten Zeitwörtern in einzelnen gegebenen Fällen
eine solche freiere Behandlung. — In Ansehung der „Parti-
cipien** ist die Deutsche Sprache — wie in einer zu Ende des
vorigen Jahrhunderts seitens der Berliner Akademie gekrönten
Preisschrift mit Recht ausgeführt wird — von den germanischen
Sprachen insofern die am wenigsten begünstigte, als sie ihr
Particip der Gegenwart mehrentheils nur „adjective** (d. h. ohne
„verbalische** Zeitbedeutung) und das Particip der Vergangen-
heit lange nicht so oft als ihre Schwestern gebraucht. Der
Engländer und der Holländer — heisst es weiter in der Jenisch'-
schen „Philosophisch-kritischen Vergleichung und Würdigung
von 14 älteren und neueren Sprachen Europa's** — habe in
Eücksicht der Partizipien eine unvergleichbar grossere Gdenkig-
keit, die unserer Sprache unerreichbar sei. Wenn Fei^son
sage: The equality of propertj being already established, he
would have no faction to apprehend, so könnten wir den ersten
Satz nur umschreibend mit „nachdem** übersetzen. Das beiog
„seiend** habe unsere Sprache zu den Zeiten Luthers gehabt.
Ueber die Aasbildang d«r DeaUeben Spnehe in der Neosait B81
aber der Eigensinn der späteren Schriftsteller habe uns des-
selben wieder beraubt. Em sei zu wünschen, dass die von
neueren Schriftstellern gewagten Participialwendnngen — als:
die Gleichheit des Eigenthums einmal festgestellt» hatte er nicht
Ursache n. s. w. — allgemein angenommen würden, damit un-
sere Sprache in dieser Hinsicht doch nicht ganz zurückbliebe.
In Uebereinstimmong hiermit bemerkt Jean Paul, dass die
Neueren in ihrer ursprünglichen Participialbedürftigkeit gegen
die Romer als Uausarme daständen, gegen die Griechen gar
als Strassenbettler. Die in Hede stehenden Partioipial» Wendungen
stellen sich bei uns durchaus nicht als etwas ganz Neues dar.
Allgemein anerkannt sind sie in gewissen formelhaften Ein-
gängen wie: abgesehen hiervon, diesen Fall ausgenommen, das
abgerechnet, angenommen, zugestanden, vorausgesetzt u. a. ro.
Weiter noch geht Heinrich v. Treitschke, indem er in einem
Aufsatz über Lessing (an einer Stelle, wo es sich um ein dem
Letzteren etwa in der Tracht seiner Zeit zu errichtendes Denk-
mal handelt) sagt: „Und der glückliche Entschluss einmal ge-
fasst, hat unserem Rietschel jedes Glück des Genius gelächelt.^'
EKese „absolute Participialkonstruction*' verdient nach dem Oben-
gesagten wohl häufiger angewandt zu werden, als es bisher
geschehen.* — Vorstehende Betrachtungen dürften die Ansicht
rechtfertigen, dass unsere Sprache noch keinesweges vollendet
ist und dass das gegenwärtige Geschlecht ftir deren Ausbildung
noch Manches zu thun hat, wenn die Altvordern auch schon
das Ihrige geleistet, damit die Deutschen „als Etwas erscheinen'^
moditen«
m.
Den innem Ausbau des Deutschen Sprachheiligthums in
Betracht gezogen, stellt sich als weitere Aufgabe dar, auf die
zu Eingang gedachte Goethesche Warnung näher einzugehen.
Wenn der grosse Dichter ftir seine Zeit meint, dass sich eine
* Goetbe schreibt 1818 bei Grelegenheit emer eigenen «Critik* eines
Theils von «Wahrheit und Dichtung* an Riemer: »Wendungen wiederholen
sich, besonders verdriessen mich die an|d|iicklichen Auxiliaren aUer Art
Vielleicht gelingt Dinen hie und da die Umwandelung in die Partidpial-
Konatniction, die ich scheoe, weil sie mir nicht gerathen will* Hieraas gebt
hervor, dass die letztere von Goethe keineswegs Terworfen wurde.
882 Üeber die AoBbiidang der Deotfohen Sprache in der Nenxeit.
Weltliteratur einleite, so leben wir jetzt mitten darin. Jedes
bedeutende Werk eines grösseren Volkes erscheint nicht fiir
dieses allein, wird vielmehr mit grosser Schnelligkeit in andere,
zumal Europäische Sprachen übertragen und dem Auslande
leichter zugänglich gemacht. Der Gedankenaustausch zwischen
den Bewohnern verschiedener Länder durch das Schriftthum ist
ein so reger wie nie zuvor. Wenn Goethe weiterhin dafürhält,
dass bei einer solchen Weltliteratur der Deutsche am meisten
zu verlieren habe, so bezieht sich das offenbar auf die be-
dauerliche Neigung des Letzteren, fremde Worte und Wen-
dungen in die Muttersprache aufzunehmen. Mit vollem Grund
bemerkt der grosse Dichter, dass wir wohl thun würden, der
von ihm ausgesprochenen Warnung nachzudenken. Wer mitten
im Lande wohnt, gewahrt es nicht, wie bei uns — abgesehen
von der Zeit des letzten Krieges gegen Frankreich — die Aus-
länderei in der Sprache um sich gegriffen hat und deren ge-
sunden Leib immer weiter ankränkelt. Wir erinnern an die
neuerdings von einem Deutschen in Norwegen angetroffene
Landsmännin, welche Jenem den Zeitungsberichten zufolge er-
klärte, dass sie die Angelegenheiten unseres grossen Vater-
landes mit grosser Theilnahme verfolge, dass ihr dies indess von
Jahr zu Jahr mehr erschwert werde, weil unsere öffentlichen
Blätter immer mehr fremde Worte und Wendungen aufnähmen.
Wir erinnern auch daran, dass ganz neuerdings die Fremd-
wörterbücher in immer grösserem Maasse anschwellen, während
hiermit die Erzeugung guter heimischer Worte und Bildungen
— früher, insbesondere gegenüber der Französelei von den
Besten des Volks mit Vorliebe gepflegt — keineswegs gleichea
Schritt hält. Allerdings ist es in vielen Fällen weit bequemer,
das einmal landläufige Fremdwort zu gebrauchen, als dafür einen
guten Deutschen Ausdruck zur Anwendung zu bringen. Man-
ches Fremdwort muss sogar in dieser Zusammenstellung so und
in jener anders wiedergegeben werden. „Konkurrenz machen
würde z. B. durch „Abbruch thun,^' „eine Konkurrenz aus-^
schreiben^« durch „einen Wettbewerb ausschreiben*' zu ver-
deutschen sein. Es lässt sich nicht leugnen, dass Goethe den
hier in Frage kommenden Sinn, welchen er mit „Sprach-
Patriotismus** bezeichnet, in einem für seine Zeit höchst an-
€€
üeber die AusbildoDg der DeaUehen Sprache in der Neiueit. S88
erkennentwerthen Grade besass. Er bereicherte unsere Sprache
durch treffliche Neubildungen und Verdeutschungen fremder
Worte.* Sehr gross ist indess immerhin noch die Anzahl der
seinerseits gebrauchten meist wohl übersetzbaren Fremdwöner,
wie fast jede Seite seiner prosaischen Werke erweiset. Unter
Anderm gebraucht er in der Kegel den Ausdruck Societät für
Gesellschaft.
Trotz der vielen Fremdwörter ist Goethe noch immer bei
weitem Deutscher als die meisten Schriftsteller unserer Zeit.
Er zeigt in hohem Maasse sprachbildende Kraft, welche un-
serem Geschlechte fast ganz abzugehen scheint Man beachte
in letzterer Hinsicht nur den allgemeinen Gebrauch des — bei
dem Auftauchen der grossen Arbeitseinstellungen in Deutsch-
land aufgekommenen — Englischen Wortes Strike, durch dessen
Aussprache unser ganzes Volk lächerlicher Weise in zwei
Theile geschieden wird. Die Einen, welche der Englischen
Aussprache kundig sind, sagen „Streike,*^ während die Anderen
von 9,Strieke^* reden und seitens Jener belächelt werden. Hierzu
kommt noch, dass das Geschlecht des Wortes — bei dem
Zweifel, ob es der, die oder das Strike heisst — - im Civilstands-
register der Deutschen Wortgemeinde nicht festgestellt ist. Das
* Er ersann unter nndern die Ausdrücke Anempfinderin, sowie Klein-
leben und brauchte viele Deutsche Worte, statt deren man jetzt fremde an-
gewendet sieht. "Wir verzeichnen als solche Verdeutschungen von Haupt-
wörtern — abgesehen von den bereits oben unter den kürzern Ausdrücken
erwähnten — nachstehende: „Alleinsinger" für „Solo-Sänger," «Auflebung**
für « Renaissance, " „Aufputz** (z. B. eines Gemäldes) für „Retouche," «Be-
suchskarte* für „Visitenkarte,* „bewegter Boden« für „coupirtes Terrain,*
„Dienstlauf* für „Carrifere," „die Ehre des Hauses machen" für „Honneurs
machen," „Einhelfer* für „Souffleur," „Gold -Philipp* für „ Philippsd'or,"
„Rückstreben* für „Reaction,* „Selbstler" für „Egoist,* „Selbstlemerei" für
„Antodidactenthnm." Von den hier angemerkten Deutschen Worten wird
jetzt fast keines mehr gebraucht, manches ohne Beifügung des ihm ent-
sprechenden fremden Ausdmcks gar nicht einmal verstanden. Was Goethes
Verdeutschungen von Zeit- und Beiwörtern angeht, so sei nur bemerkt,
dass er „anähneln* (assimiliren), „antworten* (korrespondiren im Sinne von
^entsprechen*), „aussprechen" (proclamiren) und „ins Enge bringen" (con-
centnren) gebraucht, auch die Ausdrücke „ausgesprochen" (prononcirt^,
sansschliessend" (exciusiv), „flach erhoben" (in Bas-Relief) und „geklemmt"
(im Dilemma) zur Anwendung bringt. ^ Er selbst erklärt an einer Stelle tref-
fend : „Der Deutsche begab sich oei den Franzosen in die Schule, um le-
bensartie zu werden, und bei den Römern, um sich würdig auszudrucken.
Das sollte aber auch in der Muttersprache geschehen, da denn die unmittel-
bare Anwendung jener Idiome und deren Halbverdeutschung sowohl den
Welt- als Geschäftsstil lächerlich macht"
984 üeber die Anibüdaiig der Deatsehen Sprache in der Neozeit.
Wort Arbeitseinstellung ist allerdings für eine häufige Anwen-
dung zu langy aber warum wird nicht der in einer Zeitung ge-
machte Vorschlag angenommen, den Ausdruck y^Strike*' mit
,,Streich'' — was derselbe im Englischen ursprünglich bedeutet
— zu verdeutschen oder den in unser Sprachgebiet eindringenden
Fremdling mit Hülfe Eingeborener (etwa dem früher volks-
mässigen Worte ^^Feiem^O &us dem Felde zu schlagen, lieber
den hier beregten y^Purismus*' spricht sich Goethe in einem
Abschnitt mit der Ueberechrift „Deutsche Sprache und Ver-
wandtes^' näher aus. 9,Die Muttersprache zugleich reinigen und
bereichem/' heisst es dort, ^^ist das Geschäft der besten Kopfe ;
Reinigung ohne Bereicherung erweis't sich als geistlos : denn es
ist nichts bequemer, als von dem Inhalte absehen und auf den
Ausdruck passen. Der geistreiche Mensch knetet seinen Wort*
Stoff, ohne sich zu bekümmern, aus was für Elementen er be-
stehe; der Geistlose hat gut rein sprechen, da er nichts zu
sagen hat. Wie sollte er fühlen, welches kümmerliche Surrogat
er an Stelle eines bedeutenden Wortes gelten lässt, da ihm
jenes Wort nie lebendig war, weil er nichts dabei dachte. Es
giebt gar viele Arten von Reinigung und Bereicherung, die
eigentlich alle zusammengreifen müssen, wenn die Sprache le-
bendig wachsen soll. Poesie und Leidenschaft sind die einzigen
Quellen, aus denen dieses Leben hervordringt, und sollten sie
in ihrer Heftigkeit auch etwas Bergschutt mitfuhren, er setzt
sich zu Boden und die reine Welle fliesst darüber her.'^ Die
vorstehenden „Reflexionen '^ Goethes erscheinen begründet bis
auf den Schluss. Denn als Quellen neuen Lebens für die
Sprache sind doch auch eine — mit Dichtkunst und Leiden-
schaft nicht zusammenhängende — glückliche Eingebung, sowie
eine ruhige, sachgemässe Erwägung bei vielen Bildungen er-
kennbar.* So erzählt Bode in dem Vorworte zur Uebersetzuag
* Dem Grimmschen Wörterbuche zufolge stammt aus dem 18. Jahr-
hundert daa dem SUviachen entnommene Wort „Dolmetsch,** aus dem 14.
«Dauer/ aus dem 15. »guter Dinge sein' und aus dem 16. «Dolch,* sowie
«Fundgrube.* Im 17. Jahrhundert entstanden neben dem Hanptworte «Bück-
ling* die Zeitwörter «beobachten,* sowie «durchsuchen,* und das Beiwort
«dienlich.* Anscheinend um 1700 ward der Ausdruck «kokett* bei ans ein-
geführt. Das 18. Jahrhundert im Allgemeinen brachte die Hanptworte «Dm-
sein,* «Fühllosigkeit,* «Füllhorn,* «Habgier,* sowie das Zeitwort «befolgen*
hervor, erzengte in der O^litte «Denkweise,* während der zweiten Hälfte
Ueber die AuBbildang der Deataclien Sprache in der Neusttt. 886
von Steme's sentimental jonrney (1768)» Leasing habe ihm
„empfindsam^ ftir jenes Englische Beiwort empfohlen. Beleh-
rend ist esy za sehen, welche Gedankenverbindung den Letzteren
hierzu gefuhrt. „Es kömmt darauf an,'' schreibt derselbe,
„Wort durch Wort zu übersetzen, nicht eines durch mehrere
zu umschreiben. Bemerken Sie sodann, dass sentimental ein
neues Wort ist. War es Sterne erlaubt, sich ein neues Wort
zu bilden, so muss es eben darum auch seinem Uebersetzer
erlaubt sein. Die Englander hatten gar kein Adjectivum von
sentiment, wir haben von Empfindung mehr als eines, empfind-
lich, empfindbar, empfindungsreich, aber diese sagen alle etwas
Anderes; wagen Sie ,empfindsam!' Wenn eine mühsame
Beise eine Beise heisst, bei der viel Mühe ist, so kann ja auch
eine empfindsame Beise eine Beise heissen, bei der viel Em-
pfindung war. Ich will nicht sagen, dass Sie die Analogie
ganz auf Ihrer Seite haben dürften ; aber was die Leser vor^s
Erste bei dem Worte noch nicht denken, mögen sie sich nach
und nach dabei zu denken gewöhnen.^ — Die Wahl von „em-
pfindsam" war so glücklich, dass sich gar kein Widerspruch
gegen das Wort erhob und dass dasselbe noch 'gegenwärtig
voUe Geltung hat.
Viele Worte der Goetheschen „Prosa" sind jetzt entweder
ganz veraltet oder nur noch wenig in Gebrauch.* Dagegen
scheint keines der von Goethe gebrauchten Fremdworte unter-
gegangen zu sein. Zum Festhalten der Letzteren kommt noch,
dass seitdem bekanntermassen eine Menge von fremden, ins-
besondere Französischen Bedeformen und Wendungen in un-
sere Sprache Eingang gefunden. Das Aufkommen der Welt-
literatur hat zur Folge gehabt, dass man weit mehr als früher
Werke des Auslandes bei uns übersetzt oder bearbeitet, wo-
„delicat'' und spät ^komisch.* Die Ausdrücke «Deutschthum,* ^kostspielig*
und „haltlos** tauchen erst in neuerer Zeit auf. Es liest ausser dem Rahmen
dieses Aufsatzes, auf den Ursprung der hier hergezählten Worte näher ein-
zugehen; nur sei hervorgehoben, dass letzterer nach den ftir denselben die-
nenden Belegen weder auf die Dichtkunst, noch auf die leidenschaftliche
Rede zurückzuführen ist
* Z. B. Grossheit für geistige Grösse und Vorklage für Entschuldigung,
sowie einzelne als »Proyincialismen** erscheinende Ausdrücke: Bocksbeutel
für Schlendrian, Brane für Waldsaum, Käfter zur Bezeichnung eines kleinen
engen Wohnranma und Eielkropf für Missgeburt
ArchiT f. n. Sfinieheii. ZLIX. 26
886 Ueber die AoslMldaDg der Deutschen Sprache in der Neuzeit.
durch fremde Bildungen bei uns eingeschmuggelt oder ein-
geschwärzt werden. Auf solche Weise laufen wir Gefahr»
gegenüber dem reichen auswärtigen Welt-Schriftthum in unserer
Muttersprache manches besonders Eigenartige durch schmähliches
Aufgeben zu verlieren. „Wir haben,^ sagt der alte Arndt mit
Recht, „mehr als alle andern Völker Ursache, zu wachen, dass
das Eigenthümliche und ßesondere, was uns als Deutsche, als
ein bestimmtes Volk mit einem bestimmten Namen auszeichnet,
durch die Völkerfluth und Geistesfluth, die immer yon uns und
zu uns geht, nicht weggespült und weggewaschen werde.^
IV.
Die von Goethe angedeutete Gefahr der Entdeutscbung
führt uns dazu, das Verhältniss unseres Volkes und unserer
Gesetzgebung zur Muttersprache zu erörtern. Die grosse Masse
des Volkes, sogar ein bedeutender Theil der „Gebildeten,'' lässt
sich in sprachlicher Beziehung gehen, achtet wenig auf die
Natur der einzelnen Worte wie Wendungen und hört kaum auf
eine vor der Verwahrlosung warnende Stimme.* Der auf den
Erwerb des täglichen Brodes gerichtete Arbeiter und sog. kleine
Mann hat weder Müsse noch Mittel zu sprachlicher Ausbildung
— Armuth ist das strengste Bücherverbot — und reicht viel-
leicht mit einem Vorrath von mehreren Hundert Worten fiir
sein ganzes Leben leidlich aus. Die Verwaltung, insbesondere
Bereicherung unseres Wortschatzes, sowie die Bewahrung Deut-
schen Wesens in unserer Sprache liegt den Gebildeten und
unter diesen wieder vornämlich den Mussehabenden ob, welche
die heimische Rede- und Schreibweise durch Vergleichung mit
fremder Art, durch das Lesen guter Bücher, durch schriftstel-
lerische Thätigkeit und durch Austausch mit geistig geschulten,
zugleich vaterländisch gesinnten Personen leichter als die Müsse-
* Dr. Binder bemerkt (in seinem neuerdings erschienenen Buche , Lieht-
funken und Pfefierkömer"), es gäbe im grössten Deutschen Staate keinen
Verdienstorden, sondern einen Orden pour le mörite und in der Hauptstadt
Deutschlands kein Krankenhaus, sondern eine Charit^. Es kommt hierbei
offenbar in Frage, ob nicht derartige geschichtliche Erinnerungen mit Fran-
zösischen Bezeichnungen gegenüber dem Deutschthum zu bewahren sind.
Ueber die Aosbildang der Deotichen Sprache in der Neaaeit. 387
losen pflegen können. Die „Aristocratie*' hat bei uns in letzter
Zeit nicht viel Heimathe-Sprachebn offenbart» hat gegenwärtig
auch nor äusserst wenige in schriftthümlicher Beziehung her-
vorgetretene Glieder aufzuweisen. Man sollte meinen, dass un-
sere Land- und Reichstägler zur Bethätigung eines gewissen
„Spi^<^h-Patriotisnius*' gelangen mfissten. Sie richten ihre Auf-
merksamkeit indess im Wesentlichen nur auf den Inhalt der
Gesetze sowie Anträge und achten auf die Form fast gar nicht.
Dies geht soweit, dass sie sogar Sprachwidrigkeiten durchgehen
lassen.*
Es lässt sich sicherlich nicht leugnen, dass die Sprache der
Gesetzgebung von grossem Einfluss auf die Bede- und Schreib-
weise der Beamtenwelt und mittelbar wie unmittelbar auch auf
diejenige der ganzen übrigen Bevölkerung ist. Der Beamte
wird geneigt sein, die ihm seitens der Gesetzgebung gewisser-
massen zugefuhrten guten Ausdrücke und Wortfügungen in
* Wir erinnern daran, dass der { 5 des Preossiichen »Gesetses über
die jnristisehen Prüfungen nnd die Vorbereitang zum höheren JuBtisdienst*
laalet: ,Die in der ersten Prüfung Bestandenen etc.* — und dass diese,
schon in früheren Verordnungen wie im gewöhnlichen Leben voi^ommende
Wendong doch insofern unrichtig, als man von Jemandem, ohne in die ge-
meine Sprache zu verfallen, nur sagen kann, dass er die Prüfung bestanden
bat, nicht, dass er in ihr bestanden ist. Erschien der Satz «welche be-
standen haben* nicht wohl angebracht, so hätte man sich ja vielleicht der
Ausdrücke «die Erprobten* oder «die Bewl&hrten* bedienen können. Wenn
die Gresetzgebung Fremdwörter gebraucht, so wäre es wenigstens zu wün-
schen, dass sie dieselben folgerecht behandelte. Während Preussische Ver-
ordnungen das Wort «Cupon* Deutsch geschrieben aufweisen, findet sich
der Ausdruck «Couvert* im Deutschen Strafgesetzbuch mit Französischer
Rechtschreibung. Die hier beregte Umdeutschung von Fremdworten ist —
wenn sie mit Umsicht vorgenommen wird — insofern von grosser Wichtig-
keit, als wir durch sie einzelnen, sich für jetzt als unersetzbar zeigenden
Fremdworten den Heims thsbrief ertheilen können. Die sog. Ungebildeten
formen die letzteren oft in der Weise um, dass sie dieselben in der Aus-
sprache Deutschen Ausdrücken annähern. Der gemeine Soldat sagt häufig
Schersant für Sergeant, der gewöhnliche Berliner „Tretoir,* »Trittoir,* —
offenbar im Gedanken an treten, Tritt — oder gar Tratera für Trottoir,
welches letztere Wort in Polizei- Verordnungen durch den Ausdruck «Granit-
bahn* ersetzt ist, während in einer neuerdings wiederholten Bekanntmachung
des Berliner Polizei-Präsidiums von Impfungen und „Bevacdnationen* (statt
.»Wieder-Impfongen* oder «Neu-Impfnngen*) die Bede.
26 •
888 Ueber die Antbildimg der Deatocfaeo Spnelie iq der Neuseit
jedem zu ihrer Anwendung geeigneten Falle zu gebrauchen und
wird dieselben auf solche Weise in den Mund der mit ihm ge-
schäftlich verkehrenden Personen bringen. Ausserdem nimmt
das Volk selbst jetzt durch die vielverbreiteten öffentlichen
Blätter mehr als früher Kenotniss von neuen Gesetzen wie Ver-
ordnungen und eignet sich daraus manche Ausdrücke und Wen-
dungen an. Der hiemach ganz unberechenbare sprachliche
Einfluss der Gesetzgebung ist bisher anscheinend nicht ge-
hörig erkannt und berücksichtigt worden. In der Abfassung
der Verordnungen thun wir es wohl unseren Altvordern nicht
gleich. Schon Savigny bemerkt in seiner Abhandlung vom Beruf
unserer Zeit für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft betreffs
der Sprache: »fleh glaube, wir sind in diesem Stücke noch in
neueren Zeiten rückwärts gegangen ; ich kenne aus dem 18. Jahr-
hundert kein Deutsches Gesetz, welches in Ernst und Kraft
des Ausdrucks mit der peinlichen Gerichtsordnung Karls des V.
verglichen werden könnte.'^ Was die Schreibart im Allgemeinen
angeht, so dürfte das Reicbsstrafgesetzbuch vor dem landrecht-
lichen Strafrecht kaum etwas voraushaben. Jenes stellt sich
bekanntlich als das Norddeutsche Strafgesetzbuch mit geringen
Abänderungen dar und ist mittelbar mit dem letzteren auf eine
sehr eingehende Art (im Mai-Heft 1871 des Goltdammerschen
Archivs) vom Prof. Sontag zu Heidelberg beurtheilt worden.
Derselbe weiset 10 Fälle nach, in welchen die Fassung, be-
ziehlich der Gebrauch einzelner Worte fehlerhaft erscheint,
14 Fälle, „in denen eine zwar nicht geradezu unrichtige, aber
doch sprachlich nicht völlig correkte Fassung gewählt ist,** und
15 Fälle, wo das Gesetz ohne Noth von der in der Begel fest-
gehaltenen Ausdrucksweise abgewichen. Alle diese Bemer-
kungen treffen im Wesentlichen auch das Reichsstrafgesetzbuch.*
* Wir beBchräoken udb darauf, aus dem ersten Abschnitte »Unrichtige
Atudrucksweiae' mehrere besonders beachtenswerthe Fälle liervorzoheben.
Wenn es im § SO Nr. 2 beisst: »Maganne oder andere Vorrlithe von Wafien,*
80 mu88 — weil ein Magasin als solches kein Waffenvorrath — das Wort
„andere* wegfallen. Bei »Schriften oder andern Darstellangen* in den
§§ 85 mid 110 ist »andern** auch zu streichen, weil Scriften als solche noch
keine DarsteUungen sind. Das mehrberegte Wort fehlt dagegen an dner
andern Stelle. Im § 92 Nr. 2 heisst es nämlich »die über solehe Keehte
Ueber die Aosbildoog der* Deutschen Sprache in der Neozeit $89
AnerkeQDenawerth bleibt immer das Streben seiner Verfasser,
wie der neueren Gesetzgeber überhaupt, die Fremdworte mög-
lichst zu vermeiden.* Die bis jetzt von der Begierung ge-
machten Versuche, ganz neue Ausdrücke, Verdeutschungen und
Umdeutschungen zur Geltung zu bringen, sind indessen — ab-
gesehen von verschiedenen Bildungen im Beichsstrafgesetzbuch
(z. B. Mindestbetrag und Mehrbetrag für Minimum und Ma-
ximum), sowie in einigen aus dem Justizministerium hervor-
gegangnen Gesetzen — wohl nicht besonders glücklieh gewesen.
Wir möchten in dieser Hinsicht einen Fall hervorheben, in
welchem es sich um die Begründung einer neuen Einrichtung
ftir den öffentlichen Verkehr handelte, nämlich um die Einfuh-
rung der sog. Correspondenzkarten. Der letztere amtsspr^ch-
liche Ausdruck erscheint insofern nicht glücklich gewählt, als
sprechenden Urkunden oder Beweismittel,* w&hrend entere doch auch zn
den letzteren gehören. Es hätte also gesagt werden müssen: »oder anderen
Beweismittel." Die erste Bestimmung des § 275 handelt von „falschem
oder gefälschtem Stempelpapier,^ während dies »Particip* mit jenem Bei-
wort gleichbedeutend und offenbar »verfälscht" gemeint ist. Der § 841 be-
ginnt : »Ein Beamter, welcher vorsätzlich, ohne hierzu berechtigt zu sein . . .
eine Verhaftung vornimmt n. s. w." — während das Wort »hierzu* doch
nicht auf etwas Folgendes bezogen werden darf. Statt »hierzu" müsste also
»dazu* stehen. Durch Alinea 2 des § 862 wird im zweiten Satz der Landes-
behörde die Befugniss ertheilt, »die verurtheilte Person entweder bis zu
zwei Jahren in ein Arbeitshaus unterzubringen oder zu gemeinnützigen Ar-
beiten zu verwenden.* Der Sinn dieser Bestimmung ist ohne Zweifel der,
dass der zweijährige Zeitraum für den einen Fall wie fiir den andern gelten
soIL Dann müsste sie aber dahin gefasst sein: »die verurtheilte Person bis zu
zwei Jahren entweder in ein Arbeitshaus unterzubringen oder zu gemeinnützigen
Arbeiten zu verwenden." Endlich wird im § 866 Nr. 9 mit Strafe bedroht:
»Wer auf öffentlichen Wegen, Sirassen oder Plätzen Gegenstände, durch
welche der freie Verkehr gehindert wird, aufstellt n. s. w." Der Verkehr
wird aber nicht schon durch die Gegenstände, sondern erst durch deren Auf-
stellung gehindert. Die Vorschrift zu 9 hätte daher lauten müssen: »Wer
dadorcb, dass er anf Öffentlichen Wegen etc. Gregenstände aufstellt etc., den
freien Verkehr hindert . . . .«
* Hierüber bemerkt Sontag a. a. O.: »Sowohl die Verfasser der Ent-
würfe als der Reichstag hatten das Bestreben, Fremdwörter möglichst zu ver-
meiden. Das hätte sich aber wohl noch weiter, als geschehen, geltend
machen können. Vergleiche z. B. § 301 (Bürgschafls-Instrumente), § 315 ff.
(Transporte n, Signale), § 308 u. 867, Nr. 6 (Materialien)."
390 Ueber die AaBbildong dar Deotaehen Sprache in der Neuzeit
derselbe eehr lang und in seinem ersten Theile ein Fremdwort
ist. Hätte sich nicht vielleicht eine kürzere, rein Deutsche Be-
zeichnung finden lassen, wie Brief karte? Am besten wäre es
wohl geweseui der neuen Einrichtung die Benennug Postkarte
zu geben und diesen Ausdruck im innem Dienste der zustän-
digen Behörde durch einen andern zu ersetzen. Wir hatten er-
wartet, dass die Regierung des Deutschen Reiches die im
Römischen Kaiserreiche Deutscher Nation üblich gewesene
Sprachmengerei vermeiden und sich in den Gesetzen, zumal in
der Verfassung, einer rein Deutschen Ausdrucksweise befieisscn
würde. In dieser Erwartung sehen wir uns getäuscht. Die
Verfassung des Deutschen Reiches enthält in 78 Artikeln etwa
100 Fremdwörter, sowie zwei Lateinische Wendungen, welche
sogar mit Römischen Buchstaben gedruckt sind, nämlich in na-
tura und pro rata (Art. 58 und 60). Man hätte für beide
Wendungen wohl Deutsche Vertreterinnen — „in Natur" und
„antheilig" — und im Uebrigen zu heimischem Ersatz wenig-
stens bei denjenigen Fremdwörtern greifen können, welche an-
ders gesprochen als geschrieben werden, weil diese dem Geiste
unserer Sprache besonders widerstreben und dem gemeinen
Manne am meisten schwer fallen. Es sind das solche, welche
aus dem Lateinischen oder Französischen stammen. Einzelne
lassen sich nicht ohne Weiteres für alle Fälle übersetzen, son-
dern müssen durch Ausdrücke wiedergegeben werden, welche
in dem grade vorliegenden Falle am Platze sind. So könnte
man in dem Satze: „Der Reichstag prüft die Legitimation
seiner Mitglieder^ das sechssilbigc Fremdwort durch den drei-
silbigen Deutschen Ausdruck „Wahlausweis" ersetzen. Was
die anderen in der Verfassung des Deutschen Reiches vorkom-
menden Fremdwörter der oben beregten Art angeht, so fuhren
wir dieselben im Nachstehenden mit den ihnen entsprechenden
Deutschen Bezeichnungen an : Administration (Vorwaltung)
Avancement (Beförderung), Aversum (Pauschsumme), Chefs
(Oberen), Disposition (Verfügung), Etat (Anschlag), Execution
(Zwangsvollstreckung oder Betreibung), Expedition (Versen-
dung), Expropriation (Zwangsenteignung oder Enteignung),
Formation (Gestaltung), Functionen (Amtsbefiignisse), Inspec-
tionen (Besichtigungen), Instructionen (Anweisungen), Koloni-
lieber die ÄusbilduDg der Deutschen Sprache in der Neozeit 891
aation (AnBiedlung), Kommandeur (Befehlshaber), Eonetruction
(Bau)y Konvention (Abkommen), Obligationen-Recht (FonU
ningcn-Recht nach dem Vorgange Koch's vom Standpunkte des
Berechtigten aus), Organisation (Begründung), Petition (Ge-
such), Publication (Veröffentlichung), Prägravation (Vorbela-
stung), Qualification (Vorbildung, Berdhigung), Reglement (Ord-
nung), Requisition (Ansuchen), Substitution (Aftcrvollmacht).
Einige in der Verfassung vorkommende Verdeutschungen sind
nicht folgerecht durchgeführt, so „beziehungsweise^' und „be-
ziehlich'* gegenüber respective (Art. 8, 40, 52, 66), „Stimmen-
mehrheit'^ oder einfach „Mehrheit^' gegenüber „Majorität^'
(Art. 9, 28) und „Zuständigkeit^' gegenüber „Kompetenz*'
(Art. 23, 75). Zu den Besonderheiten der Deutschen Sprache
gehört bekanntlich die Zulässigkeit einer Zusammenfiigung ver-
schiedener Hauptwörter. Dergleichen „Wort-Ehen'' erscheinen
dann unglücklich, wenn Ausdrücke aus verschiedenen Sprachen
an einander gekettet sind, z. B. bei folgenden der Ver&ssung
entnommenen Bezeichnungen : Directiv-Behörde, Final- Abschlüsse,
Kontingents-Herr. Eigenthümlich ist ein Satz gefasst, welcher
sich auf die Beschlüsse des Bundesraths bezieht: „Nicht ver-
tretene oder nicht instruirte Stimmen werden nicht gezählt."
Schwerlich würde ein Engländer, Franzose oder Italiener in
einer Verfassungsurkunde die mindestens ungewöhnliche Wen-
dung „nicht instruirte Stimmen" gebrauchen. Ein Gesetzgeber
aber, welcher in seinen Verordnungen, zumal in der Landes-
verfassung, Fremdwörter oder ungelenke Wortfügungen an-
wendet, stellt hierdurch sich und seinem Volke in gewissem
Sinne ein Armuthszeugniss aus, ja man kann sagen, er versün-
digt sich an der Volksseele. Die Landesvertretung hätte das
Recht und die Pflicht, in dieser Beziehung auf jede Bill näher
einzugehen.
Wer unsere Verordnungen aus der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts mit denjenigen aus der zweiten vergleicht, wird
sich des Eindrucks nicht erwehren können, dass die Sprache
der Gesetzgebung im Ganzen genommen früher besser, ins-
besondere gleichmässiger war als gegenwärtig. Sie hat in
dieser Hinsicht vielleicht etwas unter der Einwirkung der
Landesvertretung zu leiden — in Folge der Aufnahme so-
898 Ueber die Ausbildang der Deataehen Sprache in der Neuzeit.
genannter y^Amendements'^ — der Hauptgrund der Wandelung
aber iet ein anderer. Ehedem lag die Entwerfung, sowie Aus-
arbeitung der Gesetze dem Staatsrathe ob, während sie jetzt
Sache verschiedener von einander ganz getrennter Behörden
ist In England verhält sich das zur Zeit anders als bei uns,
weil die Regierung jede von ihr einzubringende Bill durch
einen höheren, stilistisch durchgebildeten Beamten in Bezug
auf die Schreibart prüfen läset. Da ein einzelner Beamter
sehr der Gefahr der Einseitigkeit ausgesetzt, so würde bei
uns statt dessen ein sogenanntes CoUegium zu berufen sein,
das dann mit weitergehenden Sechten und Pflichten ausgestattet
werden könnte. Es handelt eich um eine Behörde, welche
eine gewisse Gleichmässigkeit in der ganzen gesetzgeberischen
Sprache herstellt, diese zu einem Muster trefflicher, wahrhaft
volksthümlicher Auedrucksweise gestaltet, für zweckmässige —
immer nur maassvoll anzuwendende — Aenderungen der Bede-
weise und Schreibart ein weithin leuchtendes Vorbild giebt
und für neue Begriffe oder Dinge die ihnen entsprechenden
Deutschen Bezeichnungen aus den reichhaltigen Schachten un-
serer Sprache zu Tage fördert. Man kann wohl si^en, dass
hierbei sogar eine Seite der vielbesprochenen „socialen*^ Frage
in Betracht kommt. Der gemeine Mann empfindet es als eine
Pein, dass er die von den sogenannten Gebildeten — auch
vom Gesetzgeber — gebrauchten Fremdwörter nicht versteht
und ftihlt sich Jenen hierdurch entfremdet. In einer Zeit, in
welcher man Laien zu Schwur- oder Schöffengerichten und zu
Synoden heranzieht, muss man vor Allem dafür sorgen, dass
die Amtssprache eine rein Deutsche sei. Bezeichnend ist in
dieser Hinsicht die neuerdings in der Protestantischen Kirchen-
zeitung mitgetheilte Nachricht, dass nach der Sitzung einer
Kreis-Synode die beiden weltlichen Mitglieder eines Kirchspiels
die Wiederwahl abgelehnt, weil sie wegen der vielen seitens der
Bedner gebrauchten Fremdwörter ausser Stande wären, den
Verhandlungen gehörig zu folgen. Unter solchen Umständen
erscheint es als eine Schuldigkeit der gesetzgebenden Ge-
walten, sich möglichst einer gemeinverständlichen Sprache zu
bedienen und in dieser Hinsicht tonangebend auf die Bevöl-
kerung zu wirken« In einer grossen Hauptstadt, wie Berlin,
üeber die AufbildaDg der Deatachen Sprache io der Neaseit S98
werden sich immer viele Männer — schon unter den Mitglie-
dern der Aeademie der Wissenschaften — finden, welche
Deutschen Gemeinsinn mit bedeutender sprachlicher, auch
schriftthümllcher Bildung verbinden. Man wähle aus diesen
Männern die am meisten zu Wächtern oder Priestern des
Sprachheiligthums geeigneten aus und bilde aus ihnen ein
„Sprach-Amt*< als berathende, sowie begutachtende Behörde.
Die Aufgabe des letzteren wäre es keinesweges, in Bezug auf
die schriftthümlichen Erzeugnisse der Gegenwart, etwa gar die
Tagespresse, Sprach-Polizei oder Wort- und Silben-Tyrannei
zu üben, sondern ein Banner aufzupflanzen, um das sich die
Kämpfer für eine gesunde Fortentwickelung unserer Mutter-
sprache und Schreibweise schaaren könnten.* Ein Zwang lässt
sich in dieser Bichtung überhaupt nicht ausüben. „Wenn
selbst der Kaiser, ** — bemerkt Friedrich der Grosse bei einem
Vorschlage zur Anhängung von Vocalen an einzelne ihm sonst
hart klingende Zeitwort-Endungen — „mit seinen 8 Kurfürsten
in feierlicher Reichstags-Sitzung durch Gesetz die neue Aus-
sprache einführte, so würden doch die eifrigen Teutonen über
die Geber des letzteren spotten und aller Orten schreien:
Caesar non est super grammaticos; auch das Volk, welches in
jedem Lande über die Bedeweise entscheide, würde weiterhin
bei der alten Aussprache bleiben.'^ Es dürfte sich indess jetzt
für uns schon ajs ausserordentlich segensreich erweisen, wenn
jede Deutsche Reichs- und Preussische Staatsbill und all-
gemeine obrigkeitliche Verordnung in sprachlicher Beziehung
von einem Amte der erwähnten Art begutachtet würde. Bei der
Richtung des letztern auf die Gesetzgebung wird die Ein-
seitigkeit vermieden werden, welche man den Sprach- Academien
der Italiener und Franzosen zum Vorwurf gemacht. Sollte es
nicht zur Begründung eines derartigen Amts kommen, so möge
* In AnsehoDg der Rechtschreibung vergleiche man — anwer Jacob
Grimm in der Vorrede za seinem Wörterbache — den in »Unsere Zeit"
Bd. V. S. 287 abgedruckten Aufsatz «Die Verbeaserung unserer Rechi-
BCbreibang* Ton dem ausgezeichneten »Germanisten* Zacher. Bei dieser
Gel^enheit sei ak Zeichen der Zeit bemerkt, dass man neuerdings das aus
dem Deutschen stammende Wort Bivooak auch Deutsch schreibt »Biwak.**
894 Ueber die AuBbildang der Deaiichen Sprache in der Neuzeit.
ein vaterländisch gesinntes Mitglied des Reichs- und Land-
tages gegenüber jeder Bill als Deutscher Sprachwart auftreten
und das Deutschthum in der Gesetzgebung zu Ehren bringen.
Eines wie das andere würde ganz wesentlich dazu beitragen,
dass wir das uns Ton dem grossen Konige fiir die Entwicke-
Inng der Deutschen Sprache Torgesteckte Ziel schneller als
sonst erreichen, die letztere auf das Höchste ausbilden, die-
selbe auch vor den aus dem ausländischen Weltschriftthum auf
sie eindringenden ungünstigen Einflüssen bewahren, sie in ihrer
kemhaften Eigenthümlickcit erhalten und als Weltsprache an
Stelle des Französischen zur Geltung bringen.
Die Legenden des Ms. Laud 108.
Von
Dr. Horstmann.
WähFend die Legenden des Ms. Harl. 2277 bereits zu einem
Theil bekannt sind^ und die Veröffentlichung der ganzen Samm-
lung durch die Early Engl. Text Society in naher Aussicht
steht, ist den Legenden des Ms. Laud 108 bis jetzt keine Be-
rücksichtigung zu Theil geworden. Bereits im vorigen Jahre,
während meines Aufenthaltes zu Oxford» hatte ich Gelegenheit,
einen Theil dieser Legenden zu copiren; jetzt ist mir, Dank
der gütigen Vermittelung des hohen Ministeriums und der
grossen Liberalität der englischen Behörden, das Manuscript
zur weitem Benutzung auf 6 Monate hieher übersandt worden.
FjB sei mir gestattet, an diesem Orte diese Legenden zur Kennt-
nis8 zu bringen.
Ms. Laud 108 (früher Laud K 60 und darauf C 73), in
einer Notiz am untern Bande des ersten Blattes bezeichnet als
liber Guilielmi Laud Archiepi Cantuar. et Cancellarir Vni-
versitatis Ozon. 1633, klein folio, enthält bis Blatt 198a 61 Le-
genden aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, darauf
2 kleinere Gedichte (über den Menschen und seine 3 Feinde:
Fleisch, Welt und Teufel in 186 V., und die Vision des h. Paulus
von der Hölle in 252 V. nach der apocalypsis apocr. Pauli);
weiter das moralisch-didaktische Gedicht Debate of thö body
and the soul aus der letzten Hälfte des 13. Jahrhunderts (^d.
in Thom. Wright „the Latin poems conunonlj attributed to
Walter Mapes, for the Camden Soc.'^ London 1841) ; dann folgen
die Epopöen von Havelok und King Hörn, letztere iu einer
S90 I^Äe Legenden def Mf. Laod 106.
etwas Jüngern Hand als erstere, und am Schlosse, von
Blatt 228b bis 237, 3 weiter^ Legenden aus dem Ende
des 14. Jahrhunderts und ein Gedicht mit der Ueberschrift:
Here bigynnet aomer sonedaj. — Di^ ersten 61 Legenden sbd
alle um dieselbe Zeit, aber von verschiedenen Händen, ge-
schrieben und gehören demselben binnenländischen Dialekte an;
gewisse graphische Eigenthümlichkeiten, wie die Einschiebung
eines u nach g vor e, i in germanischen Wörtern und die
Schreibung z neben th, ziehen sich durch alle Legenden hin-
durch. Diese sind von einer Hand des 15. Jahrhunderts mit
arabischen Zahlen in der Mitte des obem Randes numerirt.
Die ersten 7 Legenden sind ausgefallen, da das an erster Stelle
stehende Fragment des Lebens Jesu als 8 bezeichnet ist«
Das Ms. ist von neuerer Hand foliirt, nicht paginirt; jede
Seite enthält 45 Zeilen. Dem Ms. vorher geht ein spater hinzu-
geheftetes Blatt, Papier mit Pergament überklebt; auf das Per-
gament ist wieder ein etwa einä Hand breiter Streifen Papier
aufgeklebt, welcher ein Verzeichniss von Legenden in einer
schlechten Hand des 15. Jahrhunderts enthält; da aber weder
die Zahl noch die Namen der hier genannten Legenden mit
denön des Ms. übereinstimmen, so ist zu vermuthen, dass dieses
Verzeichniss ursprünglich zu einem andern Ms. gehörte und
hier am unrechten Orte steht.
Die einzelnen Legenden sind nun folgende:
1) Fragment eines Lebens Jesu, auf 10 Blättern in 901
Langversen von je 7 Hebungen; Anfang und Ende fehlen;
ebenso das zweite Blatt, wovon nur ein kleines Bruchstück mit
den Anfängen von 4 Versen unten erhalten ist ; das Gedicht ent^
hält die Ereignisse der letzten Lebenszeit Christi, von der
Heilung des Taubstummen (Marc, 7, 32) und der zweiten wunder-
baren Brodvermehrung (Marc. 8, 1; Matth. 15, 32) an bis zum
Entschlüsse des Judas, Jesum zu verrathen. Das Gedicht beginnt:
And «patte a layte on is fiDgar : and into is erene it schok
He watte also with is spotle is tonge : opene )»iae mouth he seide
Speche and heringe him cam anon : |)at was a swete dede
In an enBannsple perof In mani stode : gwane children i baptizede beoi
)ie preost heom crovsec mid is spoüe : ase we ofte iaez
— Ore louerd prechede wide aboate : and mache folke him aiwede fitfte
So lonffe |)at heo of honirrede weren : wel sore at |)e laste
Ich habbe gret pite ore joaeid aeide : t»at liis folk nadde iete
Die Legenden dei Mf. Land 108. 897
For breo dawes heo habbei iriwed me : and noo^t ne liabbetb to mete
I neue nou^t fasUnde lata him go : |>at beo beon oaer oome
And attrokien bi |ie weie for feblene : ^t bonger bem babbe i nome
Hon acboide we loaerd in wildemesse : u detciplei sede
So manie roen falle ase bere beoz : mid so luyte brede.
Ore lonerd beom axede bon manie lones : to so mncbe folk beo badde
And heo seiden among beom alle : böte seae lones beo nadde
|>o bet ore loaerd J>at folk sitte : and beo seten adoon ecb on
And blesscde (»e seue loaes : and let beom dele anon
Heo eten and maden beom wel slade : six |>oasend men |«re were
In none stude |)are beo badden ibeo : neaere so ifedde beo nere
Ik) heo waren foUe and giade also : ore looerd bet anon rizt |>ere
To gaderi |>at releef into bascates : |»at it forlore nere.
Sene bascates foUe beo gadereden : of releef after mete
Of |»alke seae loues |>o ai |)at folk : so wel badde iete.
Und schlieeat:
Ore loaerd wende anijt to betanie : and with symon leprons lay
To |)e temple be wende a^en : anon so it was aai ligt
A§en ]>e beie feste to shewi him : and to is Inne be eode ani^t
|»e deuel |}at badde to ore looerd onde : be wende into Jadas
Hia In was euere a redi bere : for euere a scbrewe be was»
He eggede bim |)at be scoolde sone : l>e eiwes ore loaerd take
|>ene wodnesdai (le giwes comen : and mid bim {»arof spake
Jadas isai beere grete wille : ^if beom |>are of mi^te spede
And t>oa|te |>at he nolde bim nonjt biiake : böte beo him leoaen is mede
He lioajte on (le (»ritti panes of teo|>inge : |)at to bim wolde babbe i wend.
Darunter steht am Rande die Notiz von einer Hand des
15. Jahrhonderta :
?erte ad istnd sig^nm f in isto libro in principio libri et ibi inveniet plus
Ue pasaione domini post assamptionem ste Alarie.
Diese hier angedeutete Fortsetzung ist aber mit dem An-
fange des Ms. weggefallen, ebenso das genannte Gedicht de
assnmptione sce Marie.
2) Darauf folgt von anderer Hand, von Blatt 11 bis 22a
(jede Seite mit zwei Columnen) das Gedicht von der Kindheit
Jesu in 1854 Versen von je 4 Hebungen, mit dem Titel
im Anfang (rechts von der ersten Columne): Ici commence le
enfannce ihü crist, und am Schluss des Ganzen: Ezplicit hie
infantia Ihü zpi. £igenthömlich ist die häufig vorkommende
Schreibung thp neben z und th, während das Leben Jesu zu-
weilen thz neben z th gebraucht. Von Vers 88 ab sind den
einzelnen Abschnitten des Gedichtes von derselben Hand
kurze prosaische Inhaltsangaben vorgesetzt, z. B. nach V. 88:
here ore lenedi allste of )»e Asse and Josep hire halp adonn and made
faire sitte onder a treo for hete l»at bar apples and o^er frnyt
898 Die Liegenden des Ms. Land 108.
Die V. 1679 als Pe bok bezeichnete Quelle ist in letzter Beihe
das apocryphe Evangelium de infantia salvatoris; ob aber on-
mittelbar ein fninzösischea Original, an dessen Existenz wohl
nicht zu zweifeln, vorgelegen habe, ist schwer nachzuweisen.
Von dem mhd. Gedichte des Conrad von Fuozesbrunnen unter-
scheidet es sich in vielen Punkten; die im deutschen Gedichte
breit ausgesponnene Geschichte von der Begegnung der h. Fa-
milie mit den schächman ist im Englischen nicht vorhanden;
dafiir enthält dieses eine ganze Reihe anderer im deutschen
Gedicht fehlenden Erzählungen.
Inhalt: Auf der Flucht nach Egypten huldigen Drachen
und Löwen dem Kinde. Jesus befiehlt einem Baume, sich zu neigen
und Marien von seiner Frucht zu geben ; auch lässt er Wasser
aus der Wurzel des Baumes fliessen; drei Zweige dieses Bau-
mes werden auf sein Geheiss von einem Engel ins Paradies
getragen. Jesus kürzt den Weg nach Egypten um 30 Tage-
reisen; im Tempel stürzen 300 Götzenbilder vor dem Eande
herab und zerbrechen; Herodes, Egyptens König, bekennt,
Pharao's gedenkend, Jesu seine Sünden. Fünf Jahre alt, macht
Jesus Löcher (lawes) in der Nähe eines Flusses, um dessen Wasser
hineinzuleiten ; ein Jude zerstört sein Werk und f&ilt zur Strafe
todt nieder, wird aber auf Bitten Mariens wieder zun^ Leben
erweckt. Jesus macht am Sabbat 12 Fliegen aus feuchter Erde,
worüber die Juden erzürnen; zwei schlagen ihn und fallen todt
zu Boden ; auf Bitten Mariens, die von den Juden bedroht wird,
macht er sie wieder lebendig. Zacharias, der grosse Meister,
sucht Joseph zu bewegen, Jesum in die Schule zu schicken,
der aber übertrifit Alle an Gelehrsamkeit und erklärt dem
Meister, dass er der Messias sei, Abraham gesehen und vor
Abraham gewesen. Jesus läuft mit seinen Gespielen um die
Wette von einem Hügel zum andern, wobei alle. Eins aus-
genommen, den Hals brechen; er erweckt sie, auf Bitten Ma-
riens, mit den Worten: Kommt her zu mir, wo seid ihr so
lange geblieben? Beim Wasserholen zerbricht ein Kind einen
Becher, den Jesus wieder heil macht. Er hängt seinen Becher
an einem Sonnenstrahl auf; als seine Gespielen dasselbe ver-
suchen, zerbrechen ihre Becher, die er wieder heil nuicht. Ein
Jude verbietet seinem Kinde, Jesus liebstem Gefährten, mit
Pie Legenden des Mi. Land 108. 599
die»em za epielen und sperrt es in einen Thurm; Jesus zieht
das Kind bei seinem Finger heraus. Nun schickt Joseph ihn in
die Schule zum Meister Leowi; er will aber nicht antworten
und wird bestraft ; da sagt er : der, den du geschlagen» weiss
tausendmal mehr als du; wenig werth ist all euer Witz; sage
mir, warum Alef der erste Buchstabe ist, fieth der zweite,
Gimel der dritte; mich lehrte der Allwaltende; er und ich sind
Eins. Jesus geht mit seinen Eltern nach Nazarcth; hier steigt
er mit andern Kindern auf einen Söller, wo im Streite ein Kind
ein anderes die Stiege hinabstosst; Jesus, den man beschuldigt,
CS getödtet zu haben, macht es wieder lebendig und fragt, wer
CS gestossen; „stiess ich dich etwa?^ Nein, Ilmo that's. Sechs
Jahr alt, geht Jesus nach Jericho; auf dem Wege holt er
Wasser in einem Becher fiir Marien, aber ein Jude zerbricht
den Becher; nun sammelt er das Wasser in seinen Schooss
und bringt es seiner Mutter. Er wirft Körner auf ein Feld und
in Kurzem steht das Feld voll guten Kornes (otene). Die Juden
bergen ihre Kinder vor Jesu in einem Ofen und antworten, als
er fragt, was in dem Ofen sei, es wären Schweine; „nun, sagt
Jesus, so seien es Schweine immerdar.** Die Juden finden alle
ihre Kinder in Schweine verwandelt; „von da ab halten die
Juden die Schweine fiir ihre Brüder und essen kein Schweine-
Heisch.^ Wieder geht Jesus nach Jericho, wo viele Kinder sich
ihm anschliessen; er setzt sich auf einen Sonnenstrahl; die
Kinder versuchen dasselbe, brechen aber dabei das Genick ; als
ihre Eltern nun Joseph bedrohen, steigt er von dem Sonnenstrahl
und macht sie wieder lebendig. Joseph weist Jesum aus dem Hause,
da er ihm so viel Leid verursache ; er kommt zu einem Tuchfärber
(diestare), der ihm drei Stück Tuch übergibt, die er in drei ver-
schiedenen Kesseln blau, grün und Scharlach zu färben habe;
Jesus aber legt alle zusammen in einen Kessel und geht davon ;
der Meister glaubt anfangs, Jesus habe das Tuch gestohlen,
findet aber endlich sein Tuch schön getärbt in dem einen Kessel
wieder. Jesus kehrt zu seinen Eltern zurück. Zehn Jahr alt, weilt
er lange bei wilden Thieren, die ihm huldigen; seine Eltern
glauben, dass er zerrissen sei; da erscheint er wieder, von den
wilden Thieren begleitet. Jesus zieht ein Brett, welches zu
kurz gerathen, in die Länge. Darauf geht er wieder in die
400
Die Legenden des Bis. Land 108.
Soliule; der Meister fragt ihii| was Alef bedeute; als er ant-
wortet: „das werde ich erst sagen, wenn du mir saget, was
Beth ist,^ schlägt ihn der Meister, ßUt aber zur Strafe todt
nieder. Abermals geht er in die Schule, liest zwar wenig aus
dem Buch, redet aber von dem h« Geiste, so dass die Meister
auf ihre Knie fallen ; denn sie erkennen, dass er wahrer Gott.
Darauf erweckt er einen reichen Mann, einen Namensvetter
seines Pflegevaters, dieser Namensgleichheit wegen zum Leben,
und bald darauf den Joseph, Jacobs Sohn, der beim Suchen
von Kräutern von einer giftigen Natter gebissen war. Jesus
geht mit seinen Eltern zu einem Feste, wo er seine Verwandten
antrifft. Zwölf Jahr alt, disputirt er lange Zeit in der Schule
der Juden und wird von seinen £ltern lange schmerzlich ge-
sucht. Jesus verwandelt auf der Hochzeit Wasser in Wein.
Der Anfang des Gedichtes lautet:
In )>e honaraunce of swete Ihu And seth))e i circomcised was he
|)at is loaerd ful of vertu Ase |i6 lawe was in )>at contre
Ane pariie ichalle eou rede To pe temple {lanne he was i sent
Of 18 lijf and of ia childhede. He wai welcome verreiement
Non ich eou bidde at |>e bigaynninge Of Symeon |)at Man old
bat ge herknen to (lis talkinge
,iif a« it
t
|)at moche of him bifore hadde itold
berafter l>re kinges of vnconj^e londe
To |)at child bron^ten heore aonde
I noujh je habbez |>arof iheord teile
Ne kepe ich roore of heom cpelle
Bote po Heroude l>at wicke king
Uadde i heord |>at ti|)ing
bat liia kinguea of onekQ|»e contreie
Werent i wend hom bi an o^er wei^^
Him |>oaite ia herte wolde tobreke
Bote jif pat he were a wreke
For lesas loue he let de
Alle |>e children of |)at contre n. a. w.
wulleth underatonde
Hov'Ihc liuede in |)isse londe
Ane partie |e moawen ihere
Herkniez (»anne alle ifere
3wane ihu criat was ibore
To aaui (lis world |)at was forlore
In one crachche he was ileid
Bifore Oxe and Aase. soth|i it is seid
Wel huy wüsten in heore mod
(»at it was Ihu verrei god
nd |)at he was into eor|)e i send
b bringue us out of turment
Den Schluss desselben bilden folgende Verse:
Not we schuUen fremde and sibbe
With milde heorte to Ihfi bidde
&;t he US jius strencfie and mi^hte
im to semi bi daje and ni^hte
To is Moder seinte Marie
We schulten euerech one crie
bat heo us grmunti hire loue deore
Do|>e in heouene and eke here
AuDgles and |>e Apostles alle
With ffuode herte bidde we schulle
And Martyrs and l»e eonfeaaonra
^at huy beon ore sooour
Anmerkunff. Diese beiden ersten Gedichte werden binnen Kursem Ter-
öffentlicht weraen.
Virffines and alle (»at seruieth god
Bidde we with milde mod
|>at huj bereu so eure erende
To Ihn criste al weldinde
^at US )iue and grauntie pardonn
And of ore aunnea remisaioun
And |>at we mouwen at ore endeday
Into heuene comen an heiih
And with him (lare euere beo
Amen seffgea par charite
|>e fader pat ait in trinite
Hit US grannti |>at it ao beo.
Die Legenden def Ms. Land 108. 401
Die Rückseite dee Blattes 22 ist leer; dann folgt von an-
derer Hand
3) Die Legende vom h. Kreuzes von Blatt 23 bis 29b in
614 Versen, oben am Bande in einer Hand des 15. Jahrhun-
derts als sta crux bezeichnet; das Gedicht beginnt:
l>e holie rode i foande was : ase ich eov nou|)e may teile
Costantyn |)e Anmperour : mache he)>ene folk gan aqoelle
For fauv ore loaerd iesn crist : to starongae de|>e broiute
And alle |)e he|)ene men )>at neij him were : sone he dude to nou^te
Eleyne (lat was \b moder : to lerusalem he sende
To sechen after )»e holie rode : and heo gladliche forth iwende
1)0 heo cam |>udere heo liet crie : ase heo hire red hadde inome
|)at alle )>e giwes of |)e eile : bifore hire scheiden come.
|>o |ie giwes i somoned were : huy hadden grete fere
Gret conseil huy nomen |)are of : zwat )>e enchesoan were u. s. w.
Nach der £rzählung von der Auffindung des h. Kreuzes
folgen mehrere Wundergeschichten, die durch das h. Kreuz be-
wirkt sind ; die einzelnen Abschnitte sind durch grosse Initialen
bezeichnet. Schluss :
Noalie god for |>e rode lone : l)at |>oa were on ido
Bringae us to te hei^e loye : |>at (»oaj us boomtest to. Amen.
4) Seint Dunston ; das letzte Blatt ist bis auf ein kleines
Bruchstück, worauf die Anfange von etwa 20 Versen, aus-
gerissen; es sind nur 106 Verse vorhanden.
Anfang: Seiot Danston was of engaelonde : icome of gnode more
Miracle ore louerd dude for him : )»e ^uyt he was uobore
For |>o he was in his moder wombe : In a candel masse day
|>at folk was mache at charche : ase hit to (»e tyme laj
As hoy stoden alle with beere lijt : rijt also men stondeth ^ait noa
Heore lijt qoeincte euer al : (tat no man noste hon
Here |»at li^t bamde swi|>e wel : and here it was al oate
|>at folk 8tod al in gret wonder : and weren in grete doate n. s. w.
Auf dem ausgerissenen Blatte stand auch der Anfang der
folgenden Legende:
5) Seint Austyn, wovon nur 50 Verse vorhanden ; der Titel
steht oben am Bande, wie stets bei den folgenden Legenden.
Anfang: |>o. he to |)e yle cam : to seint Aastyn he sende
^at he to him with his felawes : to don is erende iwende
Seint Aastyn him grei|>ede wel : and his felawes echon
For to fijbte ajein |)e Deael : and to batavle gon
Hay maaden pe signe of |>e croiz : o)>are Armes ne hadden hoy non
For to done fis bataille : and to oaercome heore fon
Ane Croyz of seiner with ]>e fourme : of god hay leten arere
And in Stade of Banere : bifore heom hay bere
And jeoden forüi wel baldeliche : ase hardie kny^tes and gnode a. s. w.
Schluss: Bidde we georne seint Aastin : l^at cristindom so broa^te
|>at we moten to I)ulke loye come : to jwan ore loaerd as boa^te.
AxvhlT f. n. Spnobon. XUX. 26
40S Di6 Legenden des Ms. Land 108.
6) Saint Barnabe in 101 Versen.
Anfang :Seint Barnabe |»e Apostle : |)at guod was and hiende
I Martred ho was for godes lone : in stronguo de|)e at|>en ende
After |)at ore swete louerd : to heouene gan iwende
|>e Apostles precheden cristindom : ase he heom gan wit siende
8eint Bamube isaij |>o : |)at his bileue nas noajt
He tumde sone to |>c Apostles : and to ore louerd al is Itou^t
Of lond he haüdc ane grete feld : and he it solde wel faste
To |>e Apostles he wende anon : and to hoore fet |>e pancs caste n. s. w.
Schlass : Nov bid<le we ^come ihn crist : king of alle kinge
For loue of seint ßarnahc : [tat be us to heouene bringue.
7) Seint lohan Baptist, in 138 Versen.
Anfang: Seint lohan was |)e beste bern : (le holie baptist
|)at euere of womman wus ibore : withoutc ihfi crist
Ake of al |iat he on vrlie was : we ne findez nou3t iwrite
^at he ani Miracle dude : |)at mnu nii3hte vnderjite
Mani men |)inchez |)erof wonder : so guod man ase he was
For manic miracles sum o|tur dude : |>at fulliche so holi man nas.
Schlnst: Nou|)e seint lohan ])at in (ic flym Jordan : baptisede godes sone
Liene us )>ora3 ore cristindom : to |>e loye of heouene come.
8) Seint lames in 385 Versen.
Anfang: Seint leroes (»e holi Apostle : guod is to habbe in mone
Seint lohanes bro^ur |)e Ewangclist : and ore louerdes aunte sone
His Moder was or<; Icuedi soster : Mario cleophe
Of guode kunne he was icome : non betere ne mi^hte be.
SchlussiNou bidde we 3eoiiie cacrechone : seint lerne milde and ore
)iat he for jtat holie stude : |>at he hath in galiz
Helpe US and alle is pilegrimes : and bringue u sto heouene blis.
9) Seint Oswold, 45 Verse auf Blatt 38b.
Anfang : Seint Oswold |)e holie king : of |>e on ende of enguelonde
King was ase |mlke tyme bifeol : in north |)homberlonde.
Schlus8:Nov seint Oswold |»e swete Martyr : ore erinde to gode bcode
liat he US for3iue ore sunnes : and us helpe at alle ore neode
And ore soule for is swete loue : into blisse lede.
10) Seint Edward, in 232 Versen; am Schlüsse ist noch
ein zweiter h. Eduard, Sohn de» Apeldred, Bruders des ersten
h. Eduard, erwähnt.
Anfang: Seint Edward |ie 3ungue : was kyng of Enguelonde
Wel 3oung he imartred was : |)oru3 tricherie and onde
|io is Moder |»c guode Qiiene : ase god wolde was dcd
liis fader nam an o|iur wijf : jiat lu|»ur was and qucd
|iat seint Edward louede luyte : and euere radde lu|iur red
Bi hure he hudde ane o|)ur sone : {tat ihoto was Atheldred a. s. w.
Schliiss : Nov god for |>c loue of heom bo|ie : |>et swete kinguos were
To |ie loye of heouene |)at huy beoth inne : with heom us bringue here.
11) Seint Fraunceys, in 475 Versen.
Anfang: Seint Fraunceys \}e frere Menour : (»at guod man was inoy3
Marchaunt he was in his 3onghede : and to cche treuwenesse drovj
Die Legenden des Mb. Land 108. 403
Uis Blarehaundise he rnaude a day : in |»e cite of Ante
And in almesdedo he spendede an on pouere Men : machedel \b
marchaundiBe
For no loue of catel : hc it nolde bileae
3wane ani pouere man him bede : böte he him som^wat gene.
SchlnM:Noa god for |)e loae of seint Fraunceifl : late us alle {ladere wende. Amen.
12) Seiot Albon, 106 Verse (vita sei Albani, so der Titel
am Rande).
An&og: Seint Albon |ie holie Man : was here of Engnelonde
I martred he was for godes loue : |>oruj Jesu cristes sonde
Formest he was he)iene man : and of he[iene men he cani
And sethlie ase ore louerd it wolde : he tomede to cristindom.
Scbliis8:Bidde we geome Ihu crist : and seint Albon wel faste *
)iAt we moten to \fe loje come : |)at euere schal i laste.
13) Seint Wolston, 231 Verse.
Anfkng: Seint Wolston bischop of Wyrecestre : was here of engelonde
Swi|>e holi man he was al is lif : ase ich me ynderstonde
(le ^wile he was a ^ong child : clene lif he ladde inovi
iwane ofiur children ornen to pleite : toward churche he droo^
Seint Edward was kvng |io : |)at noa|)e in heouene is
And |)e bischop of Wyricestre : Bri^ttey heiue iwis.
Schlnss: At Wirecestre he was ibured : and gayt he liht {lere
liare Man may for is holie bodi : mani fair Mirade iseo
Nou god graunti |iat we mote with him : in {>e loye of heouene beo.
14) Seint Matheu Pe Ewangelist, 146 Verse.
Anfang : Seint Matheu be Ewangelist : apostel he was and is
Ewangelist and eke apostle : for solie hc was and is
Ewangelist for he goaspelles made : |»at men doth ofte rede
Apostel for ore louerd nere on Tr|)e : seint Mal heu with him gan lede.
Schln8s:Nou lesu crist us giue is grace : [lulke loy^e i winne
For )»e loue of seint Matheu : |>at he woneth inne.
15) Seint Leger, 64 Verse.
Anfang: Seint Leger a bischop was : and holi man inouj
Mani a man [loruj is prechingue : to godes lawe he drouj.
Schlos8:Non god for pe loue of seint Leger ; is swete grace us siende
|)at we aftur [lusse liue : moten to |)e loye of heouene wiende.
16) Seinte Fey, 112 Verse.
Anfimg: Seinte Fey ]}at holie Maide : of swifie hei^e men heo com
Swi|)e ^ong in hire childhod : he tumede to cristindom.
Scfaln88:Non semte Fey and hire felawes : ore erinde beode so
(«t we moten to {le loye come : |)are huy beoth inne ido.
17) Ondleuene pousend of virgines, 180 Verse.
Anftng: Ondleuene |>ousend of Tirgines : for ore louerd i martrede were
Teile ichnlie of heore martyrdom ; and ho heom |iarto gan lere
A kyng |iare was in Brutayne : sire Maur was is name
Ane doujter he hadde |)at hiet ourse : pat was of noble fame.
Schlnss : Non j;od us graunti jif is wille is : .(lat we moten iwinne
be hei^e loye of heouene : |>are alle |iis Maydenes beoth inne
Ne |>at we neuere |)arof ne missen : for none sorie sunne.
26*
40i Die Legenden dee Mf. Land 108.
18) Seiote Eaterine, 259 Verse.
Anfang : Seinte Katerine of noble könne : cam bi olde dawe
Uire fader was king bire Moder Quvene : bo}»e of |>e olde lawe
|>e king • Coste • bire fader het : gret clerk t)i8 Mayde was
bare nas noa of |)e seoe • Ars : |)at heo maister of nas
Maxencius bet |>e Anmperonr : In ecbe londe be let crie
\tht ecb kynerich under bim : come to Alisaondrie
Euerech Man for is stat : to don to beere godes sacrefise
Uo 80 it lete men scbolde of bim don : 8wj\te strenge lustise a. s. w.
ScbluBB! Ibu crist for |)e sucte loue : of scinte Katerine
Graunti as (le loye of beuene : and scbilüe os fram belle pine
Amen amen segge we alle : for is bolie tyme.
id) Seinte Lucie (vita sce Lucie ügis), auf 2 Blättern ; die
letzte Seite mit 2 Spalten ist in laufender Prosa geschriebeD.
Anfang: Seinte Laote |)at holie Mayde : In Cezile was ibore
3ong beo bigan to serai god : and bilefde sunne and bore.
Schlnss: Aangles fiare weren redie Inowe : bire soule to beuene lede
|)ere beo is witb ibü crist : in loye witboaten ende
Noa god for seinte Lucie loue : andere us late iwiende. Amen.
20) Saint Thomas of Caunterburi, von Blatt 61a bis h8a
in über 2500 Versen; gleich im Anfange steht als Titel rechts
in rother Schrift : Ici poez oyer coment aeint Thomas de Kaunter-
bures nasqui. e de quev manere gent de pcre e de Mere, und
weiterhin in der Mitte von Bl. 63a ebenfalls in rother Schrift:
Uic Isci Comence la vie seint Thomas Erceeueske de Kaunter-
bury. Weitere Abschnitte fehlen; doch finden sich häufig am
Rande kurze lateinische Noten, in rothe Quadrate eingeschlossen,
von anderer Hand, welche den Inhalt andeuten, z. B. Ait Kex,
Ait Thomas u. a.
Anfang: Wolle je nou|»e i beere [lis englische tale : ))at is bere iwrite
Of seint Tbomas of Caunterburi : al bou he was bijite
Of londone is fader was : a bordeys hende and fre
Gilbert Sekat was is name : (le bok tellea me
Ake is Moder was of be|>enes8e : nov sone §e mouwen ibeore
AI bou beo cam into engelonde : are beo icristned were
Gilebert bim bi|)OU(te : ^e Croiz for to fo
In to (»e bolie lond : bis penaunce t>e bet to do
So |)at |io be kudere cam : be was sone inome
Ase a sclaue fortb ilad : and idon In prisone
And faste was igwiued : he and manie mo
And iwust wel sikcrlicbe : |)at be ne scbolde awei go
In |ie Amirales prisone : beo badden ibeo so longue
To geres and an half : In bendes swi|ie strongoe
So ^at god «af \te Amiral : bo|)e heorte and wille
))e more to louien Gilebert : for be was meoke and stille
Ecbe daie iwane |)e Amiral : to is mete wolde go
He bad Gilebert to is mete : scbolde come also
Die Legenden des Ms. Land 106. 405
Gret auantage for 8o|ie it was : )>at he mijte so gon
Ake eaere he hadde ane peire feteres : faste him apon
An«! ofte si|)es \ie Amiral : dude for Gilebardes loue
Auantage to is felawes : bat with him weren In prisone u. s. w.
SchloflB'.Kov lesQ crist for bolke lone : |>at seint Thomis on (»ou^te
3}'tte US part of |>nlke loie : |)at he so deor« abou^te.
21) Nun folgen 26 Verse, worin einiges überden Inhalt und
die Ordnung der Legendenaammlung gesagt wird ; die 4 letzten
Verse geben kurz das Leben Fabians ; die Verse lauten :
AI ]>is bok is imaked of holi dawes : and of holie mannes lines
|iat soffreJen for ore loaerdes loue : pinene manie and riue
jiat ne spareden for none ei^e : ffodes weorkos to wurche
Of {was liues gwane hcore feste lallez : men redez in holi churche
)»ei ich of alle ne mouwe nou^t teile : ichulle teile of some
Ase euerech feste after o|>ur : In (le ^ere doth come
|»e furste feste |iat in |>e ^ere comez : we cleopiez geres dat
Ase ore louerd was circnmcised : In \te ^wene lay
For to falfttllen heore lawe : and for cristinedom non nas
Are longe |)are aflur ward : |)at he I cristned was
He was Nyne and twenti jer : and (irettene dawes old
Are he ibaptized were : ase |>e bok ns hath itold
Also it fei a twelfte dai : seint lohan |>e baptist
Baptizedo in fie flum lordan : ore louera Ihü crist
In [»at dai a twelf mon|>e : ore louerd waa at one feste
bare he turnde water to win : lK)ru| is moder beste
We holdez also |)a( dai feste : of ^e (iridde (linge
Ase \te |)re kingues to ore louerd : presaunt dude bringe
To him heo comen ase is moder : a childbedde lay
After (tat be ibore was : })ane |)rette|)e day
Ase it fallez a twelfte dai : longe heo erore him sonnten
Gold . and . mirre . and ansens : In presaunt heo him brougten
Seint Fabian |)rettene ^er : pope was In rome
He tumede mani men |)at lu|)ere weren : into cristinedome
Decius bat prinoe was : of he|>enes8e |)0
He let him martri (»ere fore : and o|)ere with him mo.
22) Seint Sebastian (links am Bande: vita sei. Sebastiani),
90 Verse.
Anfaog: Teile ichulle of |ie holi man : seint Sebastian
He seruede ane he\te amperour : |)at het dvoclician
Hext maister ho was onder him : to don al his wille
Cristtne Man he was bicome : böte (larof he hcold him stille
For no doute of Martyrdom : ake for (»at he wolde longe
Serui god ahnijti . are he wolde : deth onderfongc.
Schlnss: |rt]s seint Subastinn t>e holi man : is lif broiute to endo
And fram jie pine of is liue : to |>e blisse of heuene he gan iwende.
23) Seint Anneis (vita sce agnetis), 128 Verse.
Anlang: Seint Anneis (lat holi Maide : wel gong heo bigan
To serui god almigti : to beon cristine womman
Heo nas böte of |>rettene |er : |)0 heo was to de)ie ibrou^t
For |>e loue of Ihü crist : |>at deore ns hath ibougt
Schlafl8:'|rus |jis Mayde seinte Annes broujte hire lijf to fine
AJnd wende to |>e loye of heaene : after hire muchele pino.
406 Die L^enden des Ms. Laud 108.
24) Seint Vincent (vita sei Vincentij Martins), in 186 V.
Anfang: Seint Vinceot in Spayne: to a cristine bischop cam
|>at men cleopeden Valentin : and cristindoni of him nam
\te king of be londe : Dadan waa is name
For t>e biacbop cristine was : he {loo^te to don bim scbame.
Schlo88:Men nusten neuere martyr non : fiat hadde more tonnent
Ne |Mit with 0om pine ouercome nas : böte |ie gode man seint Vincent
25) Seint Powel (als Titel rechts in rother Schrift: vita
sei Pauli), in 74 V.
Anfang : Seint Powel waa a lufier Man : are he icouerted were
All |ie crisiine Men of )ie lond : hadden of him gret fere
For he waa mache and atrong and feol : jware ao he eni founde
In chaumbre ne in bedde he ne aparedc noujt : (tat he ne aloTj
heom alle to grounde.
Schi ass: Seint Powel to criatincdom : cam in {lusse manere
God na graunti for ia loue : In heuene to ben ia fere.
26) Seinte Bride (vita sce Brigide • virginis, in roth), 58 V.
Anfang : Seinte Bride of hei^e men : In acotlond heo cam
Of riebe men and of gret power In lawe of criatindom
{•is Maide bigan wel long : to beo of portmre hcnde
farc ne achohle Tildeue ne word : neuere fram hire wende.
Schiusa: (leoa miraclea and manie offure : aeinte Bride wrou^te
[le blinde and |je doumbe : to guode hele heom brou^te
jie furate dai nf feuerer : hire Inf heo brennte to ende
God ua graunti alle forth with hire : te bliaae of heuene wende.
27) Seinte Agace (vita sce Agathe), 134 V.
Anfang: Seinte Agace \iBt guode Maide : In ciaile waa ibore
Wel Aong heo bigan criatine to beon : \täi hire aoule nere furlore.
Schlu8s:|io achewede ore louerd [lat it was aoth : |iat |ie maide aeinte Aga^
Aaeruede deliueraunce to a1 |)e Contree : jiare wel iaene it waa
Also wiliche we schuUen hire bidde : aae heo |»e contreie jaf böte
|)at we to l>e loye |)are heo ia Inne : with hire come we mote.
28) Seinte Scholace, 64 V.
Anfang: Seinte Scholace |<at holie mayde : heo waa of clene liue
Leouere heo hadde to beon Nonne : |>ane beon iweddet to wiue.
Schiusa : Bidde we auete Ihü erist : |>at ia ao fair and hende
|}at we moten (ludere comen : ase Scholace dude iwende.
29) Seint Paterik (mit dem Titel rechts am Rande: Pur-
gatorium sei Patrici. abbatis), in 626 V.
Anfang: Seint Paterik (lorn godca prace : makede ane put in Irlonde
|)at aeint Patrike purgatone ia ideoped : jeot aae ich onderatonde
Ore louerd him bitok ane ataf : mid ia owene honde
Iiat he fond (»ulke purgatorie with : ihered beo godea aonde
n Irlonde ia geot (lilke ataf iwuat : derewort>eliche inov|
For gret relike he is iholde : and elles it were woug
Seint Paterik in |)ulke stude : |iat bis pur^torie is
Of religion bigan an hous : t>at >eot stant iwis
And Chanoynes bare inne he maiKede : ase geot (lare beoth also
|)ano put he let faste dosi aboute : |>at noman ne oome |iarto.
Die Legenden des Ms. I^ud 108. 407
Schloss: Nov|)e ^e habbe« alle theord : horuj ore louerdes grace
Hoa »eint Paterik liulke purgatorio : foande in |>at place
For to warni mon aboute : heore sonnes here to bete
For t»e loue of Jesu crist : and of is moder swete
Alle ower sannes betez here : ns god ov wolc grace sende
|)at ^e mouwen withoute pine : to parays hennes wende
God leue ua ovre sunnes here to biete : for is holie wounde
|)at we ne |>oruen in porgatorie : bileue böte luyte stounde.
30) Vita sancti Brendani . Abbatis do ITybernia (Ueber-
8chrift in roth), 562 V.
Anfaog:Seint Brendan (»e holi man : was here of ovre londe
Monek he was of harde liue : as ich me anderstonde
Of fastingue and o|)ar pcnuunce inov : and Abbot he was |icrc
Of a [lousond Monekes : |iHt alle ander him were.
Schlnss: Mani fair roirade men habbez sethfie : for him pare ifounde
And a fair Abbeie pare is ared : ase is bodi was ido
God bringue us to (mlke loye : |iat is soule wende to. Amen.
Die Bückseite des letzten Blattes von St. Brendan ist un-
beschrieben; dann folgt
31) Sejnt Nicholas, 427 V., ohne Titel.
Anfang: Se^nt Nicholas t>e holie Man : |)at gnod confessour was
Of heize men he was icomc : In |je cite of Patras
For in Patras he was ibore : nelle ich l^arof noujt lye
Uis moder name was lone : his faderes epiphanie
(>e farste day (»at he was ibore : t>at child \iüt was so guod
Ase it was in ane mele ibat>ed : slone uprijt it stod
Ano so he was ibore : and gan to beo guod and clene
He nolde fridai ne wodnesday : senke nonjt böte ene
|)o he coal»e gon ant speke : he ne pleide neuere mo
Ake jwane o(mr children rageden fasite : to charche he wolde go.
ScblassrLooerd for |ie loue of seint Nicholas : mani Miracle hast ido
I)Ou Schild US fram ]>e pine of helle : and fram dcdliche sänne aläo.
32) Scint Julian I>e confessour (vita sei Juliani confes-
soris), 36 Verse, und
33) Seint Julian Pe guode herebeger (vita sei Juliani boni
hospitis), 144 Verse. Die erste Legende beginnt:
Seint lalian [le confessoar : was ibore at rome
Mache folk [loruj is prechingue : cristine heo bicome.
Die letztere:
8eint lalian \ie gaode herebeger : of noble kuynde com
Stalewarde and streng man he was : and louede wel cristindom
Ho lonede also game inouj : of haaekes and of hoandes
A noblere bodi (lane he was : nou^were nas non ifoande.
34) Seinte Marie Egyptiane (rechts am Bande in roth : vita
sce Marie Egiptiace), 342 Verse.
Anfang: Seinte Marie egyptiane : In egypte was ibore
AI hire ^oaxige ^|f heo liaede : in sonne and in höre
4Ö8 Die Legenden am Ms. Land 108.
Vonelie beo was tweolf ^er old : are heo dnde folie
Hire bodi and al hire wiUe heo dude : to snnue of lecherie.
SchloM: bus seinte Marie ^yptiane : oat of hire fole dede
Wende to henene blisse : |>oraj penaunoe |>ai heo gan lede.
35) Seint Crietofre (rechts in roth: Tita sei Cristofori), io
224 Versen.
Anfang : Seint Cristof re was a saracen : in {le londe of canaan
In none stude bi is daie : nas so gret a man
Foare and twenti fet he was long : and t>icke and brod inoa^
Aftwnch böte he were strong : me (linchez it were woa^
AI a contreie |)are he were : for him wolde fleo
|)arefore him |)OUjte [»at noman : Ajen him scbolde beo.
ScUom: hos seint Cristofre |)ene hexte louerd : atfie laste ofsou^te
Uod US bringue to (»ulke loye : |iat he is soule brou^te.
36) Seint Domenic (vita eci Dominid confessoris), 347 V.
Anfang : Seint Domenic |>e holie frere : in spayne was ibore
In |)e toune of Caylre : wel guod was |ie more
Sire Feiice is fader het : is moder dame lone
Glad was |>e Moder of {»e sone : |iat for him gan ofte grooe.
Schluss: Bidde we geome seint Dominic ; \tät \te ordre hath iwroujt
|)at we beon forth with him : to |)e loye of heaene ihrou^t
Bidde we ore louerd and ore lauedi : for seint Dominlkes luue
pat we moten aftur ore endeday : to |>e blisse of heaene come.
37) Teofle, 193 V.
Anfang: Teofle was a swyfie gret man : and gnod derk he was abo
Hext Maister bifore alle obere : ander \a bischope ido
|>o te bischop was ded : Teofle was forth ibroo^t
To beon bischop aftur him : ake natheles he nolde nout.
Schluss: Wel fair Mirade ore leaedi dude : |>at brouite him of |>ulke wo
Ase heo hath manje o}>ere idon : and jeot heo wole wel mo.
38) Seint George, 100 Verse.
Anfang: Seint George |>e holie man : ase we findez i write
In |>e londe of Cappadoce : he was ibore and bi^ite
|)e false godes he forsok : and tornede to eristinedom
And louede lesa crist 8wi|)e wd : and holi man bicom.
Scfalius:NoY god for seint Greorges loue : late ore soule |iadere wende.
39) Seint Eadmund (vita sei Eadmundi regia), 99 V.
Anfang : Seint Eadmund |>e holie kyng : Ibore was here bi este
In |)e on ende of £ngelonde : of jwam Men makiez feste
For of Soathfolke he was kyng : and of l)e contreie wel wide
|)are weren in Enguelonde bo : kyneus in fde side.
Schlass:Nov|>e god for l>e loue of Seint Eadmund : |)at was so noble king
Graunte us ^ loye ^ai he is Inne : aftnr ovre ending. Amen.
40) Seynt Mi3hel I>e Archaongel, in 803 Versen ; vollständig
erhalten.
Anfang :Seynt Miihel |)e Ardiaungd : and is felawes also
Huy beoth bi tweone ore louer dand as : to schewi gwat we schnlie do
IMe Legenden deg Ms. Land 108. 409
Ane day hny habbes in |)e §ere : ttornj al eriftinedom
|K>ru| fair mirade of seint Michel : he day a man fnnt nom
In |ie one ende of Aj^urle : a gret nul ^re was and hei^
|)at |ie hol ^gan is icleoped : for a man (lat |)are was neij
Imt gaigan icleoped was : |)is hui |>are fore hatte so — a. s. w.
Einen Theil dieser Legende bildet hier daa bekannte ^ Frag-
ment of populär science,^ welches aus Harl. 2277 edirt wurde
von Thom. Wright: Populär treatises on science Liondon 1841.
In qnserm Ms. beginnt diese Abhandlung (Blatt 136b):
|>e rijte put of helle is : amidde |)e eor|»e with Inne
bat ore louerd it made iwis : |iat quoynte was of ginne
Heooene and corfie he made füret : anä seothe alle |iing |>at is
|)e £or|>e nis böte a Inytel hurst : a^ein (»e ii|te heonene iwis.
8chliaM:Nov lesa crist |iat us soule ^af : grannte ns |>at we hire moten so
here rede
(lat seint Mijhel hire mote afongne : and bifore to loye lede. Amen.
41) Seint Clement, 552 Verse, beginnend:
Seint Clement was Ibore at Rome : I furn bi olde dawe
Of |ie hexte men he was icome : ]»& weren in |)ulke lawe
His Moder biet Macidiane : bis fader Faastinian
Twei bre|iren he hadde eldoro |)ane he : heore [namen ich teile kan
)iat on biet Faust |)at o|)ur Fanstvn : twynnes bo|>e huy were
Fader and moder weren glade of beom : (»at heom bi^ete and bere.
Schloss : Muche folk with fair procession : (lis holie bodi nome
And ladden it forth with gret honoiir : to l»e churche of rome
liare is nou|>e seint dementes churche : I mad with quoynte gynne
God giue us part of |)ulke loyje : tat seint Clement is inne.
42) Seynt Laurence, 183 Verse.
Anfang: Seynt Lanrence guod man was : and in streng Martyrdom
He endede here on eor|)e is lijf : and to |>e loye of heuene he com.
ScbliisszNovte^ Jesu for |>e grete pine : |iat seint Lsurence here hadde
Vs bringue to |)nlke loye : |iat j^ine Aungels his soule ladde. Amen.
43) Seint Kenelm (rechts am Rande in rother Schrift: vita
sancti Kenelmi regis), in 279 Versen. Der Anfang gibt eine
merkwürdige Beschreibung Englands.
Seint Kenelm |ie Aoogue kyng : (lat holi martyr is
He was kyng in Eneelonde : of l)e Marche of Walis
Kync: Kenulf his fader biet : he wss kyng |)are also
\te Abbeie of Wyncbetoumbe he liet arere : and {lare inne monekes do
And Aftur is de|>e he was |>are ibured : and geot he lijth (lere
In |)e Abbeize {lat geot stant : fiai he him seolf liet arere
1k> was Wynchetombe gret cite : and mest of inov^
Of al ])ulke half of Engelonde : so feor so his lond drou^
Fyf kingues (lare weren (inlke tyme : In engelonde ido
For Enguelond was gnod and long : and sum del brod also
Abouten eijte hondret mile : Engelond long is
Fran Im South into |)e North : and to houndret brod iwis
Fram |)e Est into ))e West : also |)are inne beoth
Manie wateres guode inowe : )»at men aldai i seoth
410 Die Legenden dos Mb. Land 108.
Bote |)reo wateres principales : of alle ne beoth iwis
|iat . on . is homber . |>at o|mr seaerne : and temes |»e (iridde ib
To \te North se hombur geth : |iat ib od of |>e beste
And Temese into {le est se : and Seoeme into |)e weste
heos fijf kyngas of Engelonde : |iat weren bi olde dawe
Hadden beere part ech bi him seolf ideld : ase it was rlfi and Uwe
be kyng |)at was of [le Marcb : he baüde al |>st beste
Mucne del he hadde of Engelond : fiat on half al bi weste
Wyrecestre schire . and warewike schire : and |»e schire of gloaoestre
(lat is neijwat al o bischopriche : |»e bischopes of wjreeestre
He hadde |)arto chastre schire : and derbi schire also
And stafford schire |)at beoth alle : to one bischoperiche ido
In t»e bischopriche of Chastre : and 500t heo beoth |iar to
8chrobbe schire snro . and warewprke shire haluen de! also
|iis king hadde also hercforde schire : |)at o bischopriche is
Ake scbrob schire falloz faaluendel : to jiulke schire iwis
And sum of warewike schire : and of gloucestre achire also
8eth|)e hadde |>e king of l^e March : wei niore lond |>crto
Noreharopte schire and boking ham schire : and )ie schire of Oxenford
Leycestro schire . lincolne scnire : and |>e schire of hertford
|»at is al o bischopriche : liat of lincolne noa|ie is
jiat jWDvIene was of deorkcestre : bi side Oxenforde iwis
Scthtie nadde jie kinj; of (le March : Notingham schire |»er to
In |>e bischopriche of Euerwike : böte |)0 nas it nou^t so
]>o was al |iiB lond icleoped : |)e Marche of Walis
Of al \\b seint Kenelmes fader : he was king iwis.
Nan folgen noch die andern Königreiche (Kent, Eeex,
Northhomberland» Estlond) mit ihren Provinzen.
SchlasstNov god for |)e lone of scint Kenelm : is swcte grace it sende
|iat we moten to [inlke loie : |>are he ia inne iwiende. Amen.
44) Seint Gregori I>e confeesoar (vita sancti Gregorii),
117 Verse.
Anfang : Seint Gregori (le confessour : in Ciscile was ibore
In holienesse he ladde is lijf : {lat is soale nere forlore.
S€hlius:Bidde we |)anne \»ene holie man : apoatlo of Engelonde
|)at he bifore ihü Crist : ore neode ounderstonde.
45) Seint Cudbert (vita sei Cuthberti), 108 Verse.
Anfang: Seint Cudbert was ibore : here in Engelonde
God dude for him gret miracle : ase je schalle onderstonde.
Schiusa: In ]>e Mon|>e of loyde : of pis worlde he wende
To |>e love of heonene : and god ns grannti also
|)oruj b® bone of s^t Cudbert ; |)at we moten oomen tar to.
46) Seint Marc (vita sei Marci e wangeliste), 51 Verse.
47) Seint Phelipe and Seint lacob Apoetles, 34 Verse.
48) Seint lacob (vita sei laoobi), 59 Verse, beginnend:
Seint lacob was ore louerdes kun : and ore laaedie soster sone
Teile ichulle san^wat of ore lonerdes kaane : noa|)e it is mi ioofi
icome.
Die Legenden des Mt. Lmd 108. 411
49) Seint Bartelmev (vita sei Bartholomei)» 315 Verse.
Anfang: Seint BartelmeY (»e holie mao : com of kingues blöde
Swy]>e fair man and noble he was : and glad and of swete mode
Ue siwede ore loaerd on eor|ie here : are he deide on |ie rode
And isai^ is priuitez : with |ie ofiere Apostles guode.
50) Seint Thomas, fol. 161a — 165b, 437 Verse.
Anfang: S«nt Thomas |)e guode Apostle : I martred was in . Inde
Of is lif we moten rede : ase we in boke dothli finde
\te jwyle ore loucrd on eor|>e was : with him he wende aboute
Men cieopeden him sethlie aue to nome : Thomas longne in doute
For |k> ore louerd fram de|ie to Uue aros : In doute |>arof he was.
51) Seint Mathie Apostle, 42 Verse.
52) Seint Siluestre (rechts in rother Schrift: hie incipit
uita sei Siluestri), 66 Verse.
Anfang: Seint Siluestre pope was : |ie forste |iat (lare cam
|>at euere hadde Kome in pes : to holde up cristindom.
53) Seint Eustas, 372 Verse ; das zweite Blatt ist ausgerissen.
Anfirng : Seint Eustas jie noble kny^t : of hefiene lawe was
Ake are he icristned were : men cieopeden him Placidas
He was with Traian |je Aumperour : hext of alle is kni^hte
Maister he was of al is ost : at eche bataile to fijhte.
Schlnas : |ius seint Eustas mid is wif : and mid is soncs cam
To |>e hei^e loye of heuene : |ioru^ streng martyrdom.
54) Seint lohan I>e ewangelist, 472 Verse.
Anfing: Seint lohan ))C ewangelist : t>at Apostel is
Was ore louerdos Aunte sone : and seint lemes bro|)ur iwis
His Moder was ore lauedie suster . Marie cleophe
I wcdded heo was to is fader : |iat biet Zebede
|>is Zebede haflde tweii^e sones : bi Marie is wif
|>es seint lohan and eke seint lerne : |)at ladden wel holi liif
Schhus: Nou)ie seint lohan |>e Ewangelist : jyf it |)i wille is
Beode ore Erinde )>at we moten : come to hencne blis. Amen.
55) Alle halewene day, fol. 174a, 84 Verse.
AnAmg:AIle halewene day we holdez : one time in |>e jere
For manie enchesones holie churche : [lare to us ^un lere
On is for te grete noumbre : (»at of alle halewc is
|iat enerech ne mai nou^t at is feste : ane day habbe iwis
An o|)ur is tat we beoth fehle : \aA we ne mouwen nou^t alle
l>e festene bi heom sulf holde : ase huy in |)e jere doth falle u. s. w.
56) Alle soulene day, fol. 175a — 179b, 380 Verse.
Anfiu]g:AJle soulene day on vr|>e : ri^ht is to holde hei^e
For alle we schnllen habben neode |iar to : for alle we schallen dei^e
A fair si^ht |)are of also : |)e Aungel ))o gan brincue
{lene Manne of Eome ose he ladde him : ase he Uy in meüogue
412 Die Legenden des Mb. Land 108.
Hirn |>oa^te he süjh manie men : liggen in beddes of golde
And manie sitte at heyje borde : andhabbe al liat hny wolde
And manie gon nakede : and bidde |>at Bom man beom scholde biweae
And manie of bon^p^de and beden also : |)at men sum guod heom jeae
|ie Aangel htm seide jwat it was : al (»at he sai^h |>ere
And (lat it was purgatorie : and |>e Men soalene were
|)alke |)at weren at so noble bord : and in |)e riche beddes also
^at weren men for i(wam |>are was : mache guod on vr^ ido
|)at bilefden freond bi hynde heom : |)at Massene leten singne
And duden guod for godes loue : heore soulene out of pine to
bringne u. s. w.
Scblnss: Non IhQ |>at us deore boathte : |)ei we don ofte amis
On alle cristine soulene baue merci : and bring us to heuene blis
And led us to oare richte beritage : for |>ou boujhtest us jiarto
Ne leos noujht )>at )k>u deore beuchtest : [lei we sumdel mis do.
57) SeiQt Eadmund I>e confessour, fol. 179b— 185a, 523 Verse.
Anfang :Seint Eadmund {le confossour : |)at lyth|) at pounteneye
Of euode men and trewe he cam : j^i hay neren nou^ht ful heije
In Engelonde be was ibore : in (»e toun of Abindone
Glad mi^hte (»e moder beo : t)at bar swuch a sone
Mabile pe riebe is moder : tat guod womman was inou^
For bo|)e wlf and wydewe : to holte lif beo drouj
Lustniez nou|>e and i may teile : hon and in jwat manere
Seint Eadmund was ibore : ^if je it woUez ibere
A seint Eadmnndus dai |>e king : \i\b guode cbild was ibore
So clene he cam fram is moder : witboute ecb manere bore
And so clene (»at no cloth : |)at nei^h (le moder was
Ne neijh |jis goungue child |io it was ibore : no}>ing t»e foulere it nas.
Scblu8s:Non 6od for |ie lone of bim : and |>at us deore beachte
To [lulke blisse us bringue : |iat he is soule broujhie. Amen.
58) Seint Martin, fol. 185a -188a, 262 Verse.
Anfang : Seint Martvn was ibore : in lie londe of Sabarie
Wel jons he was inoriced : in )>e londe of Papie
A noble Jcnyjbt is fadur was : and Meister of |)e fierde
Vnder Costantvn |>e Aumperour : and al is . Ost . he stierde
For into batayle be brou^hte is goungue sone : |>arof bim to lere
Nene beorte nadde be |)erto : for hu^ be|»ene were
Bis heorte bar bim euere to Jesu cnst : |)ei he icrisined nere.
ScblasstFour hondret jer it was : and in |ie sixe and sixti|>e jere
Aftur ore lonerdes buyrtyme : (lat (»is guode Man deide |)ere
Four score winter he was old : are be was ded also
God jiue us part of [lulke ioye : ])at is soule wende to.
59) Seint Leonard te confeesour, 180 Verse.
Anfang: Seint Leonard |)e cx>nfessour : a londe eode her
AfUir ore louerdes buyrtyme : aboute fif bnndred ^er
His freond and is cunnes men : ^e gretteste maystres were
In be kynffus house of fraunce : grettore none pare nere
And seint Leonard also was : a gret maister with )»e king
Of l»at he him bidde wolde : he wemde him no|iing
Die Legeodaa d«t Bit. Laad 108. 41S
He graantede him alle |»e priaones : |)at he fore bidde wolde
Aftar U bone ope al ia lond : l»at men him deliaeri tcholde.
SGfahiM:NoT god for |>e bone of aeint Leonard : na achilde fram |»e pine
of helle.
60) Marie Maudeleyn, fol. 190a -197a, 640 Verae.
Anfang : Slei^e Men and egleche : and of redea wise and bolde
Laatniez noa|)e to mi specbe : wiae and rnwiae ^ongoe and olde
No |>ing ich eov nelle rede ne tecbe : of none wichche ne of none
acolde
Bote of a lif |>at maj beo loche : to aunfale men of herte colde
Ich nelle eov no)>er rede ne rime : of Kjng ne of Eorl . of knj^ht
ne of swein
Ake of a womman ichchalle ov teile : |)at waa aonful and forlein
A swylie fol ivumman heo bicam : and |>ora| godea grace heo waa
ibroujht a^eyn
And non|>e heo is to eriat icome : be fayre Marie Mandeleyn
Of hire ichalle a^ou teile nou|>e : al hon and gware beo waa ibore
>)if )e to me waÜez iheore : and habben of god |>onk |}are fore.
Scfalvia: Of |>e Mandeleine : \tiB i§ |ie richte endingue
God na achilde fram peyne : and to heouene oa bringne. Amen*
61) Seint Ypolyt Pe Martyr, fol. 197a — 198a, 84 Verae.
Anfang: Seynt Ypolyt |)e Martyr : knyht was of gret honour
]»at wQste aeint Laarence in prisone i |>ora^ heate of |)e Anrnperoor.
ScfaloBa: Bidde we noa|»e aeint Ypolyt : |)at he ore erinde beodo
|»at merci he habbe of na alle : and of alle |>at habbnth neode.
Amen.
Die drei am £nde dea Ms. hinzagehefleten Legenden
atammen aus dem Ende des 14. (oder Anfang des 15.) Jahrhunderts
und sind in einer schlechten, oft kaum zu lesenden Hand ge-
schrieben ; die Titel sind in rother Schrift. Die Legenden sind :
1) Vita et passio sei Blasii martirls, fol. 228b — 23Üb, in
etwa 200 Versen.
Anüuig: Seint blaae wel clene lif ladde wi|)Oute any bore
In l>e lond of capadoce (»is godeman was I bore
Flor bis godnease criatenemen bisschop him wolde make
Nolde he nat of awich power ac gan ii anon forsake
Ffor he it nolde in none manere he fley out of |>e londe
In wildemesae to a dep Taleye and l>er he gan to ästende.
2) Vita et passio sce Cecilie virginis et martiris, fol. 280b
bis 2d3b, in etwa 270 Versen.
Anfing: Seinte Cecilie of noble kynde Ibore je waa at rome
Oare louerd crist le louede wel ar ge fram qades come
Stilleliche ge hüre let baptige as we fynden i wryte
To onre louerd crist ge bad jeme hire maydenhod to wyte.
414 Die Legenden def Mb. Land 108.
3) Vita cuiaedam sei yiri nomine Alex . optima vita • auf
fast SVs Blättern. Diese Legende ist in Strophenform ge-
dichtet, welche bis jetzt in keiner anderen Legende nach>
gewiesen ist.
Hü fiMler WM a gf«t lording » ^ . j^ Eaf«ni«
Of rome |>e kynges eueniiiK J "j9'^'~ ■»"' ^.«1»»-™»
Pore men to clo|)e and fede l _• . „ _.»„. „„_
In •! rome l>e riebe atede / """* "* ^*** "*"'
Eche day were in his halle » _„^ „^„ ,^ - ,^
Lejd bra borde« for to calle / P*«* "»«»' *<» '*^«
Uem
And
d^dfrihü SSt wÄ! i«-f- "« "»p«»« •«" »«J«'
Wben |iei were serued by and by ( .^ ^^^ .^ t . ^^^.
|)Hne at arst wmb he redy ^ } to gon to bis mete
tanne in drede pf godes sone } y^ j^ j ^
Wit men of religione )
Das letzte Gedicht des Ms., betitelt here bigynnel) somer
soneday, ist alliterirend und schliesst bereits auf der folgenden
Seite als Fragment ab.
Versuch über die syntaktischen Archaismen
bei Montaigne.
Von
Friedrich Glauning.
(SchloM.)
2. Mit causaler Bedeatang.
d'aatant qae, weil, im Nfr. nicht ganz aufgegeben (Mätzn. Synt«
§ 415) bei Mont. sehr häufig: z. B. I, 19. p. 42 C'est d'autant qne ct.
II, 15. p. 481 IIb gardoient mieux leurs femmeB, d'autant qu'iU les
pouuoient perdre. cf. I, 19. p. 48, 49. — 20. p. 59, 63. — 21. p. 64.
— 22. p. 76. — 24. p. 91. — ü, 1. p. 254. — 2. p. 260. —
3. p. 270. — ni, 1. p. 616. — 2. p. 628,
ponrce que st. nfr. parce que; z. B. I, 19 (Thaies) k celuy qui
Inj demanda, pourquoj donc il ne mouroit, 11 respondit tres-sagement:
Ponrce qu'il est indifferent. III, 7. p. 717 C'est pource qu'il est mon
Roy. cf. in, 9. p. 749.
pour autant que = nfr. paroe que; z. B. I, 41 Theopompus Boy
de Sparte k celny qui luy disoit que la chose publique demeuroit sur
8cs pieds, pour autant qu'il s^auoit bien Commander: C'est plustost,
dit-ily parce que le peuple S9ait bien obeir. cf. I, 47. p. 215.
pourquoi = parceque, wie im Nfr. c'est ponrquoi; (vgl. das pro-
venzalische quar, welches dieselbe Bedeutung annimmt). III, 9. p. 751
Je ne troune rien si eher que ce qui m'est donn6: & ce pourquoi ma
volonte demeure hypothequee par tiltre d'ingratitnde.
416 Yenach über die ijmUktiielien Archaismen bei Montaigne.
8. Mit condldonaler Bedmitong.
mojenDant que, unter der Bedingung, dass (Mätzn. Sjnt. § 428)^
E. B. I, 7 Philippe remettoit entre ses mains (des Königs v. England)
le Duc de Suffolc — rooyennant qa'il promettoit de n'attenter rien snr
la vie de ce Duc.
Sans ce que, weim nicht; I, 12 sans ce qne le Marquis vojant
mettre le feu se lan^a a quartier, il fut tenu qu'il en auoit dans
le Corps.
i. Mit AdvwMtiyer B«4eutiing.
L^ oö, während, wogegen ; bei Mont sehr häufig, auch der spä-
tem Sprache noch nicht völlig fremd (Mätzn. Synt. § 896).
I, 10 sa carriere (des Predigers) se passe d*un fil & d'une suite,
Sans Interruption : la oü les commoditez de l'Aduocat le pressent a toute
heure de se mettro en lice« cf. I, 17. p. 39. — III, I. p. 624. —
3. p. 640. - 6. p. 704, 710. — 8. p. 781. — 9. p. 767.
d*autant que, mit der nemlichen Bedeutung: I, 18 Cest aussi
une reigle commune en toutes assemblees, qu'il touche aux moindres
de se trouuer les premiers k Tassignation, d'autant qu'il est mieux den
auz plus apparans de se faire attendre.
5. Mit oonoeniver Bedeatnng.
Pour — que, nicht nur mit Einfügung von AdjelLtiven und Adver-
bien, was auch in der späteren Sprache noch vorkommt^ sondern auch,
mit Substantiven verbunden (Mätzn. Synt. § 435). U, S. p. 264 La
vertu ne rompt son chemin ny son train, pour orage qu'il face. HI, 1.
p. 621 — qu'ils ne se desuoyeroient de leur conscienoc, pour qnelqae
commandement qu*eux mesmes leur en fissent. III, 8. p. 638 Pour
leger suiect qu'on luy donne, eile le grossit volontiers.
comment que (afr. s. Mätzn. Synt. § 436). I, 19 comment qae
ce soit.
ores que gewinnt conoessive (oder adversative) Bedeutung in fol-
gender Stelle: I, 44 La raison nous ordonne bien d'aller tonsioura
mesme chemin, mais non toutes fois mesme train : Et ores que le Sage
ne doiue donner aux passions hnmaines, de se fonruqyer de la droicte
carriere; il peut bien sans interest de son deuoir, leur quitter aussi oela,
d'en haster ou retarder son pas.
Versucb tSber die flynUktiscben Archainnen be^ Montaipie. 41T
6. Mit ifauder Bedeatnng.
k oe qae st. nfr. afin qua; I, 22 ^ oe qa'fls lea (vioes) foient ct.
ir, 12. p. 4S2 ~ entranfi an Palais prennoient qaelqoe vieille robe
descbiree sor la lenr bonne, k oe qne toat le Instre & Poroement fost
aa maistre. — cf. II, 17. p. 501. — m, 5. p. 692. — 10. p. 788. —
12. p. 822.
de mode que, so dass; I, 48 Et nnlles loix ne sont en lenr vray
credit, qne Celles ansqnelles Dien a donn^ qnelqne andenne dnree: de
mode, qne personne ne 89ache lenr nafssance.
ei qne st. afr. si bien qne; I, 5. p. 15 — ayant par debors faict
sapper la plns-part du Chasteau, si qu'il ne restoit qne le fen pour
accabler les assiegez sons les mines. 1, 19. p. 49 Si qne nons ne sen-
tons ancnne seoonsse.
Achter Abschnitt.
Stellvertretung und Auslassnng.
Die nfr. Syntax» welche auf Kosten der Kraft und Eflrze überall
möglichste Klarheit des Ausdrucks und die vollständigste Ausprägung
des Gedankens in der Form anstrebt, erlaubt die Stellvertretung und
Auslassung gewisser Wörter nur in beschränktem Mass, nemlich
wenn sinnverwandte Begriffe mit einander verbunden werden. Bei
Mont. erscheint noch vielfach die Freiheit des Afr., wo das Verbum
faoere nicht bloss in absoluter Stellung, sondern auch in Verbindung
mit einem Objekt ein vorausgehendes Verbum vertritt, durch welches
dieses Objekt bedingt und von welchem es eigentlich regiert wird, —
wo femer gewisse Wörter, wie der Artikel n. a., mehrere Wörter ver-
schiedenen Geschlechts und verschiedener Zahl nmfiissen können.
1) faeere vertritt ein vorausgehendes Verbum. cf. Dies IH.
p. 898.
I, 14 il les fit pendre A estrangler — : comme fit aussi le Ca*
pitaine M. du Bellay — le capitaine de S. Bony. I, 22 l'argent que
Iny ay donne, il Ta empört^ en son pied, comme nons faisons en nostre
nain. I, 24 Ils apprenoient la vertu k leurs enfans, comme les antres
nations fönt les Lettres.
n, 12. p. 860 Nons plenrons sonnent la perte des bestes qne
nons aymons» aussi fönt ellea la nostre. IH, 1. p. 622 il vous em-
▲rchlT f. n. SpraehM. XLIZ. 27
418 Venach ttber die syntakrisohen Archeismen bei Montaigne.
ploye, tont ainei qn'on faict les hommee perdnSy ans ezecotionB de la
haute iustice. in, 6. p. 707 II va de cette sorte de fertility, oomme
il fait de toutes antres prodactions de la Natore. cf. III, 2. p. 627.
— 5. p. 658, 661.
Mit der Negation in folg. Stelle :
I, 50 Car ie ne voy le tont de rien : Ne fönt pas ceuz qai nons
promettent de nous le faire voir.
2) Sehr häufig ist die Anelassnng von Bestimmangswörtem beim
zweiten Glied einer durch et gebildeten Verbindung. Solche Bestim-
mnngawörter sind :
a) Der bestimmte Artikel. Substantiva, sowohl an Zahl, wie an
Greschlecht verschieden, reihen sich an ihn an, wobei seine Form
durch Zahl und Greschlecht des ersten Substantivs bestimmt ist.
ly 3 Epicurus dispense son sage de la prenojance d; soQcy de
Taduenir. I, 16 les menees, intelligences et praticques et maniere de
les conduire. I, 18 Torgcieil & hantainet^ de nos bastimens. Ibid. la
tranquillit^ de contenteraent d'un esprit bien ne. I, 19 toute la sagesse
&di8cours du monde. II, 8. p. 291 an partage & sodete de nos biens.
Ibid. Sana se pousser au seruice public & cognoissance des hommes.
II, 12. p. 364 pour le dedans A parties vitales. III, 5. p. 660 la
communieation & seruice de la PoSsie. Ibid. les forees & valeur de
ce Dieu. m, 6. p. 704 au iugement & opinion commune, m, 8.
p. 732 en consideration du choiz, disposition, omement db langage.
Ibid. p. 733 pour la prouision db omement de ceuz.
Ebenso der unbestimmte Artikel:
III, 4. p. 652 d^une palleur de visage de port d'homme vraje-
ment accable de douleur. III, 8 p. 733 C*est plustost un iugement,
que deduction d'Histoire.
b) Das pronomen possessivum.
I, 7 tenant son ame & volonte endebtee k sa promesse. I, 12.
son effroy & soufirtoce. I, 41 de son humble parier & oonrtoise re-
verenoe. 11, 8. p. 294 II resigna ses moyens, Grandeur & puissance
k son fils. Ibid. p. 297 contre sa domination & gounemement. m, 2.
p. 635 ma reparation & reiglement. m, 9. p. 754 sa vaillanee & bei-
liqueuses conquestes.
Das pron. possess. vertritt auch folgenden bestimmten Ar^ei:
I, 3 — ce que la Justice n'a peu sur leurs testes, c*est raison
qa'elle le pnisse sur leur repntation & biens de leurs suooesseiira.
Venach über die syntaktischen Archusmen bei Montaigne. 419
cf. I« 16. p. 35. — n, 5 la secrette scieoce que i'auois de ma volonte
et innocence de mes deaaeins. II, 8. p. 292 aymable par aa bont^ A
doucenr de 8eB moeurs. m, 12. p. 826 ie deaoy cette deUiiranoe k
mon viaage, libert^ & fermete de mea paroUea.
c) Daas das pronom. pers. nach et nnd aonatigen Verbindimga-
partikeln als Subjekt ausgelassen wird, wie oben beim pron. pers. be-
merkt ist, beruht ebenfalls auf diesem Gebrauch, welcher die Besiehung
der Bestimmungswörter Ober mehrere Glieder hin ausdehnt.
In derselben Weise wird dieses Pronomen auch als Objekt häufig
zu mehreren Zeitwörtern bezogen.
Beispiele alle aus dem lU. B.
8. p. 638 pour se desgourdir & ezercer — poor se xassoir &
seionmer. Ibid. se ränge, modere & fortifie. Ibid. se taster & em-
plojer. p. 639 4 le baisser & coucher. p. 641 ie me resserre & con-
trains. p. 643 Ie desir les eschauffe sonuent & soUicite. p. 644 ie me
repose & aeionme. — 4. p. 648 ils Ie diuertissent & desuoyent k nne
autre partie. p. 650 nous amusent, diuertissent & destoument. —
9. p. 753 pour se fonder en soy, autant qu'il pourroit, & soustraire au
seconrs estranger. cf. 11, 1. p. 252 ie me remuS & tronble moy-
mesmes par l'instabilit^ de ma posture. I, 23 — ne craignoit point
de s'abandonner & commettre a une armee seditieuse. Ibid. qu'on s'y
rouuaat & meslast parmy les files.
d) Die Präpositionen de nnd ä werden im Nfr. in der Regel vor
jedem Glied wiederholt; bei Mont. können sie aber mehrere Glieder
a
umfassen, dieselben mögen Haupt- oder ZiCitwörter sein.
de:
I, 5 fonrnissant par oe moyen son ennemy d'opportunit^ et loisir
pour s'armer. Ibid. des parlemens & traitez d'accord. — 1, 13 quelque
chose d'instruisant & oommunicable. I, 14 Ie iugement de la valeur
& foiblesse. III, 3. p. 641 au milieu d'une famille peuplee & maison
des ploa firequentees. in, 5. p. 694 du baiser on autre faueur
amonrenso.
in, 4. p. 651 pour cet effect de dinertir les opinions & coniec-
tures du peuple A desuoyer les parlenrs. (UI, 5. p. 655 Piaton or-
donne aux vieillards d'assister aus exercices, danses & ieuz de la ien*
nesse, pour se reioayr en autmy, de la aoupplesse ft beaut^ da corpa,
qui n'eat plus en eux: & rappeler en leur souuenance la grace ^ faueur
27 •
420 Verfoeh über die syntaktitcben ArehAiimen bei liontaigne.
de cet aage yerdieeant.) lü, 6. p. 705 — pria chaoan de le seooorir
d'aataot d'argent qa'il poarroit — A le luj envoyer par dedantioii.
I, 41 toacher aa fruit A gloire de cet ezerdce. I, 44 aaz plus
hantes eDtreprinses & importans affaires. Ulf 5. p. 690 — mais
iusques k Pingratitude, trahison, maiignite & cruaut^ non. III, 6.
p. 710 k de si horribles hostilitez A calamitez si miserables. TU, 7.
p. 715 au contentement d'nne mediocre mesure de fortune de fnite de
la Grandeur. Ibid. p. 715 an desir mesme de iojssanoe de la Gian-
deur. m^ 10. p. 792 an fort & per^tion de la besongne.
m, 5. p. 687 — que i'aj k reverer & craiodre. 11, 2. p. 259
UD chef de bände k les oontenir A reigler.
e) Endlich steht das Comparativadverb oft nur einmal vor meh-
reren Begriffen.
in, 3. p. 688 plus ordinairement & ftdlement. Ibid. plus inep-
tement enoore ft inciuilement. Ibid. p. 644 plus reelles, viues & na-
turelles. III, 5. p. 655 plus rudement & imperieusement Ibid. p. 672
plus librement & ouuertement III, 6. p. 708 plus utile, iuste & du-
rable. lU, 0. p. 740 le goust plus libre & pur.
Neunter Abschnitt.
Negation.
1) Das Füllwort pas hat bei Mont. noch stärkeren Nachdruck
als in der sp&teren Sprache, so dass es in vielen F&Uen noch entbehr-
lich ist, wo es im Nfr. gesetct wird. Dies ist der Fall zunächst in
Hauptsätzen,
und iwar
a) nicht nur bei den von Diez III. p. 428 genannten Zeitwörtern,
sondern auch, wenigstens sehr häufig, bei voutoir, devoir, so wie bei
laisser mit der Negation und folgendem Infinitiv, wenn dieses Verbnm
zum Ausdruck eines Gegensatzes dient. (Ebenso häufig stehen jedoch
diese Zeitwörter mit dem FflUworte.)
I, 22 Ceuz qui ne se veulent laisser tirer hors oette originelle
souroe. I, 88 Et ne veuz croire que et« I, 40 il s'en est trouu^ qui
n'ont voulu abandonner leur raülerie en la mort mesme. cf. HI, 5»
p. 655.
Versoch über die »yntaktischen Arcbaismen bei Montaigne. 421
I, 56 Qtte le dire bumain a ses formes plus baeses & ne se doit
seruir de la dignite — da parier diiiin. Ibid. nous se deuons esperer
d'aller guere oatre. cf. IQ, 2. p. 634.
I, 26 Mon ame ne laissoit ponrtant en mesme (emps d'auoir a
part Boj des remuemens fermes. I, 81 — ils ne laissent de suiure
pourfant lenr esteuf. I, 36 Ponr n'estre oontinent, ie ne laisse d'ad-
uouer sinoerement la conünenoe des Fenillans. II, 12. p. 885 Ponr-
tant ils ne lairront de loindre leurs mains vers le ciel (gleich darauf:
ils ne lairront pas de se reuenir). Ibid. p. 883 Je ne lairray pourtant
d'en chercber la cause« 11, 33 — si ne laissa-il bien-tost apres d'ayder
ä le faire Consul. cf. lU, 5. p. 671. — 9. p. 741.
Anch faiilir nnd daigner können das pas entbehren: I, 23 ne
faiUec sur vostre vie k me confesser. II, 12. p. 888 Et volontiers
n'enst failly de trouuer qaelque raison vraye a un effeot faux & sup«
pose. I, 40 Quoy, celuy qai ne daigna interrompre la lecture de son
Liare pendant qu'on l'incisoit.
b) ^Eurz abfertigenden Sätzen* genügt das einfache ne (Diez HI.
p. 424); dies gilt insbesondere bei unpersönlichen Ausdrucken. Im
Nfr. hat sich die Formel n'importe erhalten; bei Mont. fehlt dies Füll-
wort noch in vielen Sätzen dieser Art.
I, 6 II ne fut en sa puissance. I, 24 ils vons ont desia rempli
la teste de loix, & si n'ont enoore con9en le neud de la cause. I, 25
il n'y a remede. II, 12. p. 438 c'est chose oü il n'est besoin de
s'estendre. [JI, 35 (eile) auoit ie ne b^j quoi plus en sa parure, qu'il
n'est permis par les loix de nostre vefnage.] III, 6. p. 703 Le conseil
quTsocrates donne k son Roy, ne me semble sans raison. III, 10.
p. 784 oorabien de gens se hazardent tous les iours aux guerres dequoy
il ne leur chault. lU, 3. p. 689 D'estre ayme, ie ne dy, mais de
n'estre point hay.
c) Pas fehlt in der Regel auch S*or artikellosen Substantiven,'
welchen ein erklärender Relativsatz folgt (Diez III. p. 424.)
I, 9 II n'est homme qui ct. I, 13 II n'est suiect si vain, qui ne
merite an rang en cette rapsodle. 1, 19 il n'est lieu d'oük eile (la mort)
ne nous vienne. I, 20 et n'ont homme si familier, des intenlions du«
qoel ib entreprennent de pleinement respondre. I, 22 il n'est passe*
temps si leger oii ct. II, 8. p. 292 Ie suis Gascon, & si n'est vice
auquel ie m'entende moins. Ibid. p. 296 Ie ne stäche homme qoi
422 Vertodi über die •Totaktiscfaen Archaismen bei MoataigDe.
peast apporter pluB de partiee-propres k oonaemer la maistriae. m, 18.
p. 885 ie ne cronpiray en liea, oü il me faille cacher.
d) Endlich fehlt das FQUwort fiuweilen im Hauptsats, wenn die-
sem ein besduränkender Eonditionalnebensatc nachfolgt«
I, 89 les looanges ne fönt honnear, si elles ne sont presentecs
en foole. III, 10. p. 790 ie ne m'y mesle, si le deuoir ne m'y force.
Das einfache ne steht oft abweichend vom Nfr. in
Nebenstttseoy
and zwar
a) in Substantivsätzen.
I, 20 Et que ce ne fust une obstination apostee contre son sen-
timent, cela le monstroit. — II, 21. p. 581 H semble que les coaps
fnyent oenx, qui s'y presentent trop alaigrement & n'arriuent Tolon-
tiers k qoi s'y presente trop Tolontiers. IQ, 1. p. 621 — qu'ils oe
se desnoyeroient de leur consdence. lU, 10. p. 786 ie plaindrois
quelque grande aduenture — qa'elle ne seroit venuS en temps que et
Ibid. p. 790 nous ne prions pas que nostre raison ne soit combatue &
surmonte par la concupiscence.
b) in Attributivs&tsen, namentlidi wenn sie conditionalen Cha-
rakter haben :
m, 1. p. 624 (Epaminondas) qui iugeoit mescbant homrae —
celuy qui entre les ennerais, ds en la bataille, n'espargnoit son amj &
son hoste. III, 11. p. 799 c^est une mesure que nous n'auons encore
acheu6 d'arrester. Ibid. p. 812 Les viuans y eurent k patir, si eurent
ceux qui n'estoient encore nays.
c) in AdTcrbialsätzen, und zwar abgesehen von den conditionaleD,
wo auch im Nfr. das pas h&ofig fehlt, in solchen, welche eine Folge,
eine Absicht, einen Grund enthalten.
I, 20 si entraue qu*il ne se parle d'autre chose. I, 56 si simple,
que de la religion, qu'il obserue si soigneusement, ü n'en entend nn
seul mot.
ly 27 affin que ie ne parle de luy. I, 88 Les marchands — ont
raison.de regarder que ceux qui^fle mettent en mesme vaisseau ne
soyent dissolus. (Dagegen ibid. Taisez-vous — qui'ils ne sentenf point
que Toua soyez icy auec moy.) I, 64 affin qu'un si bei art ne demeo-
rast Sans ezeroice. DI, 10. p. 781 ie brideroLs pourtant mon afiection,
Vemicli iiber die ejiiUktisebeii ArcbaiMiieii bei Monteigoe. 42S
qu'elle ne s'y plonge trop entiere. Ibid. p. 78S II noas faui gonaent
trompery afin qoo noos ne nous trompions.
1, 24 — d'autant qne la ploBpart des ames ne ee trouaent propres
a faire lear profit de teile inslraction. III, 5. p. 656 Nos maistres
oDt iort, dequoy — ils n'en ont donn^ sa pari a la santö.
Auch im Participialsatz des Grundes entbehrt das Verbum zu-
weilen des FQll Wortes. I, 14 ne leur semblant raisonnable. I, 17 ne
Tojant aüleurs par oü faire passage k sa lasdiete, s'alla ietter au tra-
oers le gros des ennemis* II, 13 de son premier essay n'ayani donn^
sssex auant in, 6« p. 702 un gentilhomme, — ne trouuant cbeual
capabie de son poids — marchoit par pus en coche.
d) Ganz besonders häufig fehlt die Verstärkungspartikel beim In-
finitiv; mag derselbe nun einen Substantiv- oder Adverbialsatz ver-
treten; — am häufigsten bei dem mit pour verbundenen Infinitiv.
I, 27 Le secret que i'ay iure ne deceller a un autre. I, 29 Cal-
liclez — oonseille de ne s'j enfoncer ootre les bomes du profit. I, S8
Je me resons ais^ment de n'entrer en efiroj, de ce qu'un moindre que
moj prend auec teile patienoe. I, 39 — ils sollicitent — les Historiens.
de leurs temps, de ne les oublier en lenrs registres. I, 46 — la faute
de n'auoir pas demierement poursuiuy nostre pointe. II, 12. p. 437
On preschoit Solon de n'espandre pour la mort de son fils des larmes
impuissantes & inutiles. Ibid. p. 443 qui apprend aux poulles — ä
ne se deffier du ehien. 11^ 15 un soin de n'estre surpris en faisant
mal. n, 16 Piaton — leur conseille, de ne mespriser la bonne esti-
mation des peuples. III, 9- p. 740 Et aocuse ma faineance, de n'auoir
passe outre. Ibid. p. 761 II me vient ^arfois quelque oonsideration
de ne trahir Thistoire de ma vie.
Beim Accus, c Inf. II, 32 qu'il est grand dommage n'estre oc-
cupee ä meilleure suiect.
I, 9 pour n'oublier l'offense. I, 24 pour n'auoir assez de soin des
choses plus utiles. I, 27 pour n'y engendrer nne messeante priuante.
I, 36 Ils le fönt ou par malice — ou plustost pour n'auoir la vou6
assez forte & assez nette. I, 40 — se laissa brusler iusques ä Tos —
pour ne tronbler le mystere. II, 19 le rends graoes a lesus Christ,
de m'auoir oste ta veue, pour ne voir ton visage impudent 11, 31
— qui pour ne Tesmouuoir, prenoit party d'approuuer tout ce qa'il
disoit. n, 33 II en mangea largement, pour ne faire honte a son hoste.
Ily 85 Pour ne disconuenlr du tout ä nostre usage. III, 1. p. 622
424 Yenach über die synt«kii8ch«n Archaismen bei MonUdgne.
— pour ne frastrer la neoessit^ publique. JH, 5. p. 662 — poor oe
s'entrehearter. Ibid. p. 666 — poar ne troabler leure reiglei^. Ibid.
p. 667 pour ne piper le Monde.
n, 21 — affin de n'engendrer qaelque desespoir aox siens.
Aus den angefiirten Beispielen ergiebt sich, dase die einfache
Negation ohne pas ihr weitestes Gebiet in Nebensätzen hat, welche
nur die Vorstellung einer redenden oder handelnden Person wieder-
geben, namentlich in InfinitiTSätzen, wo die Handlung nur in ihrem
allgemeinsten Begriffe erscheint; dass femer in Hauptsätzen die ein-
fache Negationspartikel dann genfigt, wenn die Verneinung nicht ab-
solut, sondern durch einen folgenden Satz beschränkt auftritt; sowie
in formelhaften Wendungen, welche von den Veränderungen des
Sprachgebrauches weniger stark berührt werden; endlich bei einer
Reihe von Modusverben (Dies III, 423), in deren Begriff eine ün-
entschiedenheit liegt, die also nicht eine absolute Verneinung anf den
folgenden Infinitiv übertragen.
2) Umgekehrt wird die Verneinung oft durch die blosse Verstär-
kungspartikel mit Unterdrückung des eigentlichen Vemeinnngswortes
ausgedrückt, insbesondere in Fragesätzen, ein Gebrauch, der auch noch
Schriftstellern der späteren Zeit, wie Malherbe, Meliere, Lafontaine,
Racine eigen ist Gewdnlich steht in diesem Falle pas, selten point
(ein Beispiel fttr letzteres gibt Dies III. p. 427). cf. I, 24 la raison
que ie cherchois tautest, seroit-elle point aussi de 1&?
I, 16 et Crassus — sembloit-il pas entrer en Conference de sa de-
liberation? I, 18 la plus belle Royne — vient-elie pas de mourir par
la main d'un Bourreau? I, 19 et un de ses ancestres roourut-il pas
choque par un pouroean ? I, 22 La ooutume — leur a eile pas mis les
armes ä la main ? Ibid. Est-ce pas mal mesnag6 d'aduancer tant de
vices ct. I, 23 Fut-ce pas ezprimer oette resolution, que si ses amis
le vouloient tuSr, il oonsentoit qu'ils le puissent faire? I, 24 Vaut-il
pas mieux faire cecy? III, 1. p. 617 Fut-ce pas Attious et? Ibkl.
p. 618 B^ait-il pas que ct. cf. Ibid. p. 624. — III, 2. p. 627 Est-ce
pas faire une muraille saus pierre? m, 4. p. 653 Semble-il pas de
cet homme? cf. III, 5. p. 655, 669, 674. — in, 8. p. 731. —
UI, 13. p. 887 S'il (le iugement) ne peut reformer les autres parties
Selon soy, au moins en se laisse-il pas difibrmer & elles.
8) Sehr häufig fehlt in dem von craindre abhängigen Nebensatz,
4Übweichend von der romanischen Anschauungsweise, die Negatioos-
V«rsach über die fynUktiicheD Arcbwsmen bei Montaigne. 426
Partikel; diese AaslaasiiDg findet eich Qbrigens in der älteren wie in
der neueren Sprache. (Dies lU, 425«)
I, 15 si est-il k craindre qae la honte iee deaespere. I, 23 le
crains — qa'on secoore 8on aduersaire an liea d'elle. I, 29 Tay pear
qae nons ayons lee yeax phis grande qae ie ventre. I, 40 il j atioit
danger qn'an marchand luj fist mettre la main sur le oollet, k cauae
d'ane Tieille debte. cf. U, 12. p. 428. — 17. p. 509. — 27. p. 548.
— 34. p. 579. — 35. p. 586. — III, 3. p. 640. — 6. p. 707. —
9. p. 748.
4) Negative Wörter haben noch hie und da affirmative Beden-
tong, so das Pronomen nul, von dem oben die Bede war, nnd die
Partikel ni.
I, 22. p. 66 pour-auoir ea k contre-coeur de mesler ny tricotterie
ny finesse k mes ieux enfantins. II, 17. p. 507 Ce seroit une grande
simplesse k qui se lairroit amaser ny au visage ny aaz paroUes de
celuy qui fait estat d'estre tousiours autre an dehors qu'il n'est au
dedans. III, 9. p. 753 i'ay prins a haine mortelle, d'estre teny ny k
antre, ny par autre que rooy. UI, 12. p. 820 Les gens de bien ny
viusns, ny roorts, n'ont aucunement k se craindre des Dieux.
5) Auf der Ellipse eines Yerbums dürfte der Ausdruck non que
mit folgendem Infin. beruhen; etwa ein Verbum, wie: ich will gar
nicht sprechen von u. s. w., dürfte zur Ergänzung des Ausdruckes
dienen, der in seiner Bedeutung dem lateinischen nedum und dem
deutschen ^geschweige' gleichsteht.
UI, 1. p. 620 qui me voudroit employer k mentir, k trahir, de k
me parinrer — non que d'assassiner ou eropoisonner: ie diroy et
III, 6. p. 711 qui — fissent griller dcuant leurs yenx un homme, non
qu'an Boy si grand. HI, 9. p. 758 Nous embrassons & ceux qui ont
este, & ceux qui ne sont point encore, non qae les absens, d. h. von
den Abwesenden gar nicht za reden, also: die Abwesenden um so
mehr. —
Zehnter Abschnitt.
Wortstellung.
Diese bildet bekanntlich einen Hauptunterschied zwischen der äl-
teren und neueren französischen Sprache; selbst nach Einbusse der
dem Afr. eigenen Flexionsendung des Substantivs, welche bei aller
4 26 Versuch über die syntuktiBcbeii Archainneti bei Montaigiie.
Uogeswuogenheit in der Stellung der Casiu die Unterscheidang der-
selben enn5glicbte, beharrte die Sprache noch lange in der überlieferten
Freiheit der Bewegung, bis sie sich dem Zwang streng logischer Stel-
lung bequemte. Auch in der Sprache Montaignes herrscht oodi die
alte Beweglichkeit und Lebendigkeit ; in ^elch freier Weise dieselbe,
abweichend von den Regeln der neufranzös. Sprache, hinsichtlich der
Stellung von Subjekt und PrSdikat, der adverbialen und attributiven
Satzglieder verflihrt, soll im Folgenden dargestellt werden.
A. Subjekt und Prädikat.
1) Hier kommt vor allem die Inversion in Betracht, deren An*
Wendung im Nfr. bedeutende Einschränkung erfuhr. Unter anderm
wird dieselbe dadurch bedingt, dass der Satz mit einem adverbialen
Gliede beginnt. In diesem Falle ist nun im Nfr. bei transitiven
Verben im Aktivum die Inversion selten, bei Mont. aber sehr häufig,
gleichviel ob ein persönliches Pronomen oder ein Substantivum das
Subjekt bildet, cf. Mätzn. Synt. § 487.
I, 5 mais mal-aysement le feroj-ie. I, 1 1 mais surtont leur prete
beau ieu le parier obscur. I, 15 depuis soufiHrent pareille punition
tous les gentils-hommes. I, 17 lors ezprime eile sa demiere force.
I, 33 En cette-cj (solitude) faut-il prendre notre ordinaire entretien.
I, 40 Pourtant la faut-il esfudier & enquerir. Ibid. La fiance de la
bontö d'autruj est un non leger tesmoignago de la honte propre: par-
taut la fauorise Dieu volontiers. I, 48 Pourtant vojons-nous ai sou-
uent en Cesar ect II, 8. p. 296 Partant l'aj-ie choisi parmy plusieurs
telles conditions — oomme plus exemplaire. lU, 1. p. 619 si (jedoch)
m^en desprins-ie de belle heure (sc. de la politique).
Auch bewirkt das copulative et sehr oft die Voranstellung des
Prädikats, was im Nfr. gleichfalls zu den Seltenheiten gehört, in un-
serm modernen Zeitungsstil dagegen ausserordentlich überhand nimmt.
I, 15 Et tient-on que ct. I, 17 et disent les mededns. I, 19
et ne m'adnertira de rien de nouueau la suruenance de la mort« I, 22 :
et est trds iuste cette ancienne ezclamation. 11, 5 et fut estfunte en
luj une tres belle enfance. 11, 6. p. 283 Et ne me doit-on pourtant
S9auoir mauuais gre. II, 8. p. 296 Et laisse*on ce vain oours k aon
authorite. Ibid. & faict-on a tous coups que et. UI, L p. 625 et
condud-on mal d'estimer que ct. III, S. p. 639 Et noua Tordonne Ion
prindpalement en ce temps.
Yersach über die syntaktuchen ArdMinneD bei Blontaigne. 42T
Weniger häufig erscheint die Invereion, bewirkt durch eine ein-
leitende Partikel, im Nadiaats ; Mätzner (Sjnt. § 489) ftthrt ein Bei-
spiel aus Mont an; hierso vergl«:
1, 19 Comme noetre naissance noos apporta la naiMance de toutee
choees : aoMi nous apportera Ja mort de toutes choees nosire mort.
I, 22 plus ü 7 en a, plus a eile d'honneur et de recoromandation.
2) Wenn das Prädikat ans mehreren Bestandtheilen besteht, ent-
weder ans dem Hülfszeitwort und einem Participium (a), oder aus der
Copala (^tre, sembler) und einem prädikativischen Nomen oder Ad-
jektiv (b), so kann das Subjekt zwischen diese Bestandtheile in die
Mitte — oder der Prädikatsbegriff kann an die Spitze treten. Dabei
gelten in letzterem Fall die im Nfr. Qblichen Beschränkungen (Mätzner
Sjnt. § 486. a.) noch nicht, so dass hier das Subjekt auch ein Pro-
nomen, das Torantretende Prädikat auch ein Possessivpronomen
sein kann.
a) I, 10 et Ta l'estranger desoouuerte parfois auant moy. I, 11
Chacon y accourut et furent ses paroles & sa science recueillie & con-
sernee a plusieurs siedes. I, 15 et fut oette rüde sentence executee ä
Lyon. I, 20 et a mon sentiroent souuent usurpe le sentiment d'un
tiers. *IU, 5. p. 662 Ne peut une de race cordonniere, espouser un
charpentier: et sont les parens obligcz ct. Ibid. p. 672 et en a este
le cours de ma yie blesse & tasch^ diuersement. III, 13. p. 867 & nous
Fa le Createur donnee seriensement & seuerement.
b) — m, 1. p. 616 de ceuz-la est la libertö peu suspecte. —
5. p. 669 Et est le yoeu de la virginit^ le plus noble de tous les voeux«
Ibid. p. 681 a cette heure sont les miennes proprement hontenses.
Ibid. p. 684 Ne semble pas estre cela une hnmeur lunatique? —
8. p. 721 et me sont les opinions unes. — 9. p. 752 Comme le donner
est qualit^ ambitieuse & de prerogatiue, aussi est Faooepter qualit^ de
summission. Ibid. p. 769 Et semble la visee iniuste, k laquelle on ne
peat atteindre. III, 13. p. 849 Et m'en est la societe honorable.
Ibid. p. 850 ä Taduenture est cet accident ä sa fin.
c) — I, 23 Et nostre estoit-il ä tr^-bonnes enseignes. I, 24
Quand bien nous pourrions estre sfauans du Sfanoir d'autruy, au moins
sages ne pounons nous estre que de nostre propre sagesse. III, 1.
p. 622 Vice n'est«ce pas, mais certes c'est malheur. III. 8. p. 726
Bon eet-il tousiours de les ouyr.
3) Wie im Hauptsatze, so erscheint die Inversion *- abweichend
428 Venueh über die syntaktiicheo Arcbaispien bei Montaigoe.
Tom Nfr. — auch im Nebensatz in seinen Terschiedenen Formen als
Conjunktional- (a), Participial- (b) und Infinitivsatz (c), und zwar
auch mit den in 2) erwähnten Freiheiten, hinsichtlich der Stellung
der pr&dikatiTen Bestandtheile.
a) ly 11 Joint que personne ne tient registre de leurs mescontes
— et fietit-on valoir leurs diuinations. I, 22 le trouvaj qu'il ne par-
loit pas du tout sans raison : & m'auoit la coustume ost6 Tapperceuance
de cette estranget^. Ibid. H est des peuples oü on toume le doz a
celuy qu'on salug & ne regarde Ton iamais celuy qu'on veut honorer.
Ibid. — oü les estrenes que le Roy envoye aux Princes — c^est du
feu — ft de ce nouueau (feu) sont tenus les peuples voisins venir
puiser chacun pour soy. I, 40 Le danger estoit, que mal-aysement
peut-on establir bomes certaines k ce desir. m, 9. p. 759 Si (wenn)
prohibent les loix Platoniques de peregriner auant quarante ans ct.
f b) I9 27 S'estudiant Tamant de se rendre acoeptable. Ibid. Car
cherchant l'nn & Tautre — de s'entre-bienfaire, celuy, qui en preste la
matiere & Foccasion, est celui-1^ qui faict le liberal. II, 2. p. 256
Croissant Toccasion de ce soup9on. II, 12. p. 361 — on redte d'un
tigre, — que liiy ayant este baille un cheureau, il souffrit deux iours
la faim auant que de le vouloir offencer. Ibild. p. 392 estant cepen-
dant le pere & la mere tenus d'assister k cet ofBce. II, 1 8 s'ofirant le
rooyen de se repentir. 11, 31 s'attendant bien toute l'assistance que ct.
m, 5. p. 681 Ayant toute une nation hazarde de s'exterminer. III, 13.
p. 841 estant ceste chaleur egale, constante & universelle. Ibid. p. 862
Brutus, ayant le Ciel & la terre conspirez a Tencontre de luy ct.
c) — II, 12. p. 866 De quel fruit pouuons nous estimer auoir
este k Varro & Aristote, ceste intelligence de tant de choses? III, 5.
p. 662 — qu'on luy demanda — a qui il aymeroit mieux arriuer une
honte, m, 12. p. 828 Aristote dit appartenir aux beaux le droit de
Commander.
Endlich sei noch bemerkt, dass der invertirte Satz, wie im Kfr.
oft einen conditionalen, so bei Mont. auch einen temporalen Nebensatz
vertreten kann, wenn der Hauptsatz ein unerwartetes Ereigniss enthält.
m, 1. p. 621 Mais l'eut-il faict tuer, apres qu'ils le luy eorent
iurö, il desira luy-mesmes estre commissaire de la insUce diuine.
in, 13. p. 856 La Chance vint eile k toumer? la voyla (Chelonis,
Gattin des Kdnigs Cleombrotus) chang^ auec la fortnne.
Anmerkung. Die Häufigkeit des Vorkommens der (im Nfr. an-
Vennch ttb«r die lytttaktiicheo Archaiamen b« Monttigne. 429
gebr&aofalichen) Inversion in den yerachiedenen Satzarten ist ver-
fldiieden; aaf 250 Seiten (IL Bodi p. 250 — 500) erscheint sie ^
nach der Beobachtung des Verfassers — im Hauptsatz nach einer ad«
▼erbialen Bestimmang 89 mal, nach et 37 mal, im Nachsatz sehnmal,
im SubstantiTsatz siebenmal, im Akkus, c. Inf. einmal und ebenso in
einem Attributivsatz einmaL
B. Adverbiale Satzglieder.
1) Kasus. — Das Afr. kann die Objekte als unmittelbare Er-
gänzungen des Verbums Tor dasselbe setzen; im Nfr. kommt diese
Stelle nur solchen Objekten zu, welche nicht als unmittelbare Ergän-
zung des Thätigkeitsbegriffes auftreten (Mätzn., Sjnt § 500). Ins-
besondere hat der Akkusativ im Nfr. die Stellung vor dem Verbum
eingebösst. Bei Mont. erscheint er nur noch in gewissen kurzen Wen-
dungen vor dem Verbum, z. B.
I, 11 cecy ai-ie reoonnu des mes yeux. II, 15 le ne s^ay pas
qu'elle soit vraye, mais cecy S9a7-ie par experience que ct.;
sehr häufig in den Zwischensätzen ce crois-ie und ce dit-il ; femer
beim Infinitiv, wie
n, 35 au oonseil qu'elle luy donnoit ä ce faire, — le moyen de
ce faire, m, 8. p. 726 — fut longtemps sans mot diie;
beim partic. pr^, z. B.
en ce faisant. III, 9. p. 772 Et ne fait on rien pour celuy pour
qui on ne fait qu'antre chose faisant;
endlich bei il y a:
II, 27 Passant oü Ion auoit crucifi^ quelques luifs, trois iours y
auoit. III, 10. p. 783 Quelques ann^ y auoit.
Allerdings geht der Akkusativ eines mit Nachdruck hervor-
gehobenen Substantivs sehr häufig seinem Verbum voran; allein die
Vertretung desselben durch das Personalpronomen, welches dann fast
regelmässig zum Verbum tritt, enthält doch schon eine Beschränkung
der alten Freiheit in der Stellung des Objekts, so dass Mont auch in
dieser Hinsicht zwischen der älteren und neueren Sprache gewisser-
massen einen Uebergang darstellt — Beispiele dieser Art sind ausser-
ordentlich zahlreich, z. B.
n, 16 les Operations de Tame — nous n'aurions que faire de les
tenir en regle & en ordre. Ibid. le iugement de nos indinations, et de
noe actione — nous le remetlons k la voix de la commune de de la
480 Venaoh iiber die cynlaktischen Ärohainiieii bei MonUigne.
tourbe. II, 17 Les raiflooB premieres & plas aisees, qai sont oom-
mun^ment les inienx prinses, ie ne a^aj pas les employer. Ibid. Mais
ie wfAj aussi qne les plas graods maisireB, & Xenophon & Platon, on
les void 8011 Den ( se relascher k oette basse fa9on. Ibid. Les mains, ie
les ay si gourdes que ct. Ibid. Les qoalitez mesmes qni sont en moy
noD reprochables, ie les troauois innüles en ce siede.
Beim Dativ ist jedoch die Yoranstellang ohne nachfolgendes Per-
sonale wohl möglich.
I, 6 ce grand Alexandre a Polyperoon — Point, dit-il, ce n'est pas
k moy. I, 19 Cesar k un soldat de sa garde — regardant son maintien
decrepit, respondit. I, 25 A l'aduenture rembarrerois-ie bien ces re-
proches & k qnelques-uns apprendrois que ct. I, 48 — que, sauf les
ruffiens, 4 homme ne soit permis porter en son doigt anneau d'or, ny
robbe delicate. 11, 17. p. 515 Yoire a mes ennemis, ie rends nette-
ment ce que ie dois. UI, 8. p. 725 Ny ne me semble responoe k propos,
k celuy, qui m'aduertit de ma faute, dire qu'elle est aussi en Iny.
2) Hinsichtlich der Stellung des zu einem Infinitiv gehörigen
Personalpronomens ist der Gebrauch im Nfr. schwankend, insofern
dasselbe sowohl vor den Infinitiv als vor das regierende Satzverbum
gestellt werden kann. Bei Mont« tritt das Personale, welches als Ob-
jekt zum Infinitiv oder auch zum Grerundium construirt werden muss,
weitaus in der Mehrzahl der Fälle vor das Satzverbum, welches mit
dem nachfolgenden Infinitiv oder Gerundium als ein Ganzes gefühlt
wird. Die Fälle, in welchen das Pronomen sich an den Infinitiv oder
das' Gerundium anschliesst, sind verhältnissm&ssig so selten, dass sie
nur als eine Ausnahme von der Regel gelten können.
I, 6 il les alla charger tous endormis. I, 7 Ie Comte de Hom
s'estoit venu rendre. Ibid. il les faut embesongner. I, 9 et ne se peu-
uent deffaire de leur conrse. Ibid. ne se doit pas mesler. Ibid. leur
pourroit suffire. I, 10 sll y peut auoir chois. I, 11 qu'on Ie pnisse
rappeler. Ibid. les hommes — se vont reiettant — ä rechercher au
Ciel les causes. I, 12 qne nous ne nons deuions couviir. I, 13
— auant qu'il Ie vinst trouuer. I, 16 — ponr luy aller demander
misericorde. I, 28 ie vous veux montrer. II, 6. p. 279 — ponr, si
i'en aprens quelque chose, en revenir donner apres, si ie puis, adoer-
tissement k roes amis. m, 1. p. 616 ie n*y veux pas seulement
foumir de matiere. Ibid. p. 619 toate leur attention A engin, ne les
y s^auroit oondnire. Ibid. p. 620 vous nous pouuez Commander, m, S.
Venoch über die syntaktiichen Arcliflismen bei Montaigne. 491
p. 632 Si (doch) se poarroit-il k l'adaentare imaginer si esloignee dis-
Proportion de mesnre.
(Dagegen: I, 25 de quel sens puis-ie m^aniaser aox secrets des
estoilles. Ibid. nous-laissons les abaser de leur loisir. I, 26 Ou il
faat se submettre da tout — ou da tout s'en dispenser. cf. III, 5.
p. 659, 666.)
Die Reihenfolge der Pronominaladverbien y und en, wenn sie mit
einander vor dem Verbum stehen, ist nicht immer, obwohl in der
Mehrzahl der Fälle, y en, wie im Nfr. regelmässig; zuweilen nimmt
auch en die erste Stelle ein :
I, 44 & en y eut qai passerent la nuict ensemble. I, 46 s'il n'en
y auoit d'aussi cruds dans Piaton. I, 49 & en y auoit, qui ct. 11, 12.
p. 441 Qoiconque a eu besoin d'oracles & de predictions, en y a
troaa^ pour son faict. III, 5. p. 683 plus qu'il n'en y a. III^ 13.
p. 834 combien en y a-il en, que nous n'auons pas decouuerts?
8) Die Stellung der präpositionalcn Satzglieder, welche zum Ver-
bnm eine adverbiale Bestimmung hinzufögen, ist auch im Nfr. ziem-
lich frei, besonders in der poetischen Sprache. In Prosa aber ist es
wohl als Ausnahme von der gewöhnlichen Wortstellung zu betrachten,
wenn präpositionale AusdrGcke zwischen das regierende Yerbnm und
den abhängigen Infinitiv zu stehen kommen. Bei Mont findet sich
dieser Fall sehr oft
I, 23 n vaut mieux d'une belle assenranoe se preparer k tout.
I, 24 II luy print enuie par passetemps d'en montrer l'experience.
Ibid. ils ont voulu d'arriu^e mettre leurs enfans an propre des effects.
r, 31 ils ne laissent de suiure poartant leur esteuf et de mesme creon
peindre le blanc et le noir. 11, 2. p. 257 il est hon une fois le mois
de les esueiller. Ibid. p. 261 Nostre ame ne S9anroit de son siege at*
teindre si haut. II, 8. p. 266 Democritus — prisonnier ä Borne,
tronna moyen de nuit d'öchapper. Ibid. p. 271 ie m'en vay d'une
henrease fin donner oong^ aux restes de mon ame. II, 4. p. 274 ün
sage homme peut k mon opinion pour l'interest d'autrny, comme pour
ne rompro indecemment compagnie ainsi que Rusticus, ou pour ne
disoontmuer nn autre affaire d'importance, remettre k entendre ce qu'on
luy apporte de nonueau. III, 5. p. 674 Solon donna liberti aax fem-
mes aux despens de leur pudicit6 de prouuoir au besoing de leur vie.
Ibid. p. 698 pensant par de beaux attours aoquerir la beaut^. IH, 6.
48S Venneh über die tynUktiiicheii ArehaiBmen bei Montaigne.
p. 705 8on Als eseayoit par presants de gaigner la Tolont^ des Ma-
cedoniens.
4) W&hrend im Nfr. die Trennnng des Adverbioms von eeioem
Beziehungswort sich auf die Wörter plus, autant, moins bei Gegen-
fiberstelhmg von Sätzen beschränkt (Mätzn. Sjnt. § 514. 3.), werden
bei Mont. zwischen Adverb und Adjektiv zuweilen anderweitige Satz-
glieder eingeschoben«
I, 5 — que si a pleine bouche nous appelons Barbares. II, 82
que beaucoup moins est Camillus comparable k Tbemistodes. III, 13.
p. 842 II y a bien pour Inj autre poids, de dire: ie Tay leu.
Die Nachstellung kommt im Nfr. bei den Adverbien der Quan-
tität und Intensität encore und seulement vor; im Afr. ist diese Stel-
lung überhaupt häufiger. Mont weist, abgesehen von den eben ge«
nannten, auch dem Adverb assez seine Stellung oft nach dem
Beziehungsworte an.
I, 41 nos loix sont libres assez. I, 56 sa Grandeur l'a rendn
cognoissable assez. m, 7. p. 715 Mais si ie n'ay point le coeur gros
assez. III, 10. p. 782 oette commission plaine assez & nullement
oysiue.
Ebenso steht assez oü nach dem mit ihm verbundenen Genitiv,
was bereits in dem Abschnitt Aber den Artikel erwähnt wurde.
Modaladverbien können auch im Nfr., besonders in der Poesie,
zwischen das regierende Zeitwort und den von ihm abhängigen In-
finitiv, oder zwischen Subjekt und Satzverbum stehen; doch ist diese
Stellung nicht die gewöhnliche. Im Afr. und noch bei Mont. findet sie
weit häufiger statt.
a) — I, 25 qui luy peuuent le plus seruir. I, 44 Othon — se
print si profondement k dormir que et Ibid. Caton — se mit si fort
k dormir que et III, 8. p. 642 nous en pourrions nous bien du
tout passer.
b) — n, 82 Qui plus disertement & consdenciensement ponrroit
remarquer lenrs differences? II, 85 Gomme les peres caofaent Taf-
fection enuers leurs enfans, alles volontiers de mesmes cachent la leur
enuers le mary.
Auch das Ortsadverbium ici nimmt manchmal diese Stelle ein, so
I, 49 Ie veuz icy entasser aucnnes fafons anciennes« m, 9. p, 768
ie fais icy sentir mes inelinations.
Endlich können Zeit- und Ortsadverbien ohne die im Nfr. gel-:
Venoch über die sTnUkUidieii Areluusmen bei Montaigne. 48$
tenden Beschrftnkangen (Mätzn. Synt. § 518. 8.) zwiBchen die Be-
standtheile einer zneammengeeelsten Yerbalform, Modaladverbien «wi-
schen die Präposition nnd den Infinitiv eingefügt werden. Beispiele
hieför enthalten die folgenden EapiteL
5) Zwischen die Thdle der zasammengesetzten Yerbalfonnexi,
die sich im Afr. weniger eng an einander anschliessen, als im Nfr., wo
sie mehr als ein Ganzes auftreten, können, wie sich aus dem Bisherigen
ergibt, verschiedene adverbiale Glieder eingeschoben werden, welche
die sp&tere Zeit in der Regel nachsetzt
Die Satzglieder (adverbialer Natur), welche zwischen das Hülfs-
zeitwort und das Particip der Vergangenheit treten können, nnd zwar
meist im Widerspruch mit dem afr. Sprachgebrauch, sind folgende:
a) Adverbia des Orts und der Zeit^ und zwar in jeder Form ohne
AuBnahme.
II, 8. p. 264 Dien, qui nous a icy envoyez. II, 27 — pour la
deffence duquel il estoit la venu. II, 85 i'ay icy choisi trois fenunes.
m, 2. p. 680 il s'estoit plus haut mont^.
III, 4. p. 650 le fns autrefois touch6. Ebenso DI, 5. p. 656.
m, 9. p. 769. in, 18. p. 858. — III, 4. p. 648 fiit derechef re-
poQsse. III, 5. p. 654 d'estre trop continuellement bandee. Ibid.
p. 688 le n'en ay point incontinent accus6 sa legeret^.
b) ein Akkusativ auf die Frage : wann ?
n, 24 Si en auoit-il quelque siede auant Antonius est6 un entre
autres ct. m, 11. p. 810 il a ce matin enterre son pere.
c) ein Infinitiv mit pour:
n, 18 Albucilla — s'estant pour se tuer frappee trop moUement.
d) Präpositionale Satzglieder von kleinerem und grösserem Um&ng.
I, 15 ayant par M. le Mareschal de Chabannes este mis Gou-
verneur de Fontarabie. I, 22 Les fahles mesmes de Thyestes —
ayant, auec le plaisir de leur chant, infus cette utile creance, en la
tendre ceruelle des enfans. II, 12. p. 417 apres qu'ils sont parfaicte-
ment, comroe ^s sacrifices de purgatiou, nettoyez & purifiez. 11, 26
pour s'estre k escient coupp6 le pouce de la main gauche. 11, 27 Et
si ay par experience apperceu ct. Ibid. Lachez, en Piaton, dit n'auoir
iamais de ceste eschole veu sortir nul grand homme de guerre. II, 29
qui l'auoit en si grande ieunesse & inexperience (car c^estoit la pre-
miere guerre qu'il euat veue) remply d'une si genereuse vigueur.
AnhlT f. n. 8prMh«n. XLIX. 28
.434 Verfoch Über die syntaktischen Archaiiinen bei Montaigne.
III, 8. p. 642 n fant auoir en hon esdeot desir^ m, 6. p. 644 Tay
auec despit, veii des maris et Ibid. p. 666 — et a este par aa mere
esleaee. Ibid. p. 689 i'ay en mon temps conduict oe marche. III, 9.
p. 744 nous somnies tantost par la longue lioenoe de oes guerres ci-
uiles enuieillis en une forme d'Edtat si desbordee. III, 10. p. 792
Tay saos offence de poids, passiue on actiae, esooule tantost nne
longue vie.
Anmerkung. Ebenso können präpositionale Glieder zwischen etre
und einem Prädikatsnomen stehen:
1, 16 P. Crassus — lorsqu'il estoit en Asie Consul. III, 5. p. 690
II est a cette heure temps d'en parier ouuertement III, 9. p. 737 ce
n'est pas k cette heure le temps de t'amuser.
e) — Ein Vokativ mit einem Zwischensatz:
II, 85 le t'anoy, PauHna, dit-il, conseill^.
6) Zwischen die Präpositionen de, ä, pour und den Infinitiv
können auch im Nfr. Satzglieder eingeschoben werden; indess kommt
nur gewissen Wortklassen diese Stellung zu (Mätzn. Synt { 509.).
Im Afr. nnd so auch bei Mont. findet sich die Einschiebung verschie-
dener Glieder ohne jede Beschränkung; namentlich nach der Prilpos.
pour. Solche Glieder sind
a) Das neutrale Pronomen ce; de oe faire, k ce faire, pour ce
faire (sehr häufig).
b) Adverbien.
I, 16 de fidelement representer. I, 20 de pleinement respondre.
I, 25 et a trop k fiatire de seule fournir k deuz offices« Ibid. saison
d'heurensement vivre. II, 18 Cette ooustume de si ezacteroent poiser
& mesurer les paroUes. 11, 32 le oourage d'ainsi mourir. II, 33
d'heurensement conduire. III, 12. p. 820 Vous auez iure anx Dienx
d'ainsi vous maintenir. I, 24 le ne dis les autres, sinon pour d'aatant
plus me dire. LEI, 5. p. 663 pour apres le mettre sur sa teste.
c) (bloss nach pour) ein präpositionales Satzglied, selbst mit fol-
gendem Attributivsatz:
I, 12 pour, par Topinion de leur fuitte, faire rompre & dissoudre
cette masse. I, 38 pour par le tourment de cette vie, en acqnerir la
beatitude d'une autre. Ibid. pour, du maniement des afiaires A des
Grandeurs, les retirer k la solitude. 11, 12. p. 412 Ce seroit iniustice
de luy auoir retranche ses moyens & ses puissances, de Tauoir desannee,
pour du temps de sa captivit^ db de sa prison, de sa foiblesse & ma-
Vemich ober die gyntaktiselieii Arduufmen bei Monteigne. 485
ladie; du temps oÄ eile anxoit e8t6 forcee & oontrainte, tner le ingement
& une condemnation de dnree infinie. U, 27 — ponr de ionr en ioar
les perdre. II, 86 pour par sonbait meeme en la forme qii*elle estoit
en Inj, m'en desirer rimitation. HI, 9. p. 758 — pour an giron des
MnseB se poanoir ioyeasement esqnarter de tonte aulre compagnie«
d) Das Belativ lequel (nach ponr) :
I, 39 une legende de qualitez Sc tities, pour ausquelles ne bron*
eher, i'ay maintesfois laba^ d'escrire« II, 11« p. 820 des ordonnanoes
de la raison, pour lesquelles maintenir il faille que ct. m, 1. p. 620
— des loix : pour lesquelles auctoriser A seconder.
e) (bloss nach pour) ein ganzer Satz.
n, 8. p. 268 L. Aruntius se tua, pour, disoit-fl, fnir ds Fadnenir
& le pass6. n, 8. p. 297 une qui desrobboit gros k son mary, pour,
disoit-elle, k son confessseur faire ses aumosnes. II, 11. p. 822 — le
prie de Inj ennoyer un peu de fromage, pour quand il voudra faire
quelque somptueux repas.
C. Attributive Satzglieder.
1) Die SteUnng des attributiven Substantivs bei Mont entspricht
fast vollkommen der im Nfr. üblichen. Nur wenige Stellen sind zu
bemerken, in welchen der attributive Grenitiv (partit. und possess.)
seinem Beziehungsworte vorangeht, was die nfr. Prosa wenigstens in
der Begel vermeidet.
I, 24 Et de ces gens-Uk les ames — rapportent faucement le fruit
de la Sdenoe. 11, 87 et du Monde la dixiesme partie ne s'en sert pas
encores k oeste heure. III, 1. p. 616 de ceux-lA est la liberto peu
suspecte. III, 6. p. 705 y en meslant du sien propre beaucoup. IH, 9.
p. 771 Mais d*un tel corps le membre moins malade s'appelle sain.
m, 10. p. 791 Veulent-ils — que d'un iniuste commencement la suitte
seit iuste?
2) Das pronomen possess. wird, wie im Afr., seinem Substantiv
zuweilen nachgesetzt
I, 88 les douceurs de oette vie nostre. I, 46 transmettent in-
oonsider^ment par fantasie aux trespassez ce ressentiment leur & propre.
I, 50 oette mesme oondition nostre. III, 2. p. 682 une forme sienne.
III, 8. p. 688 assez de matiere sienne. IH, 6. p. 709 les premiers
exemples & deportemens nostres.
28 •
489 Venach aber die tyotaktischen Arohaiimeo bei Montaigne.
Zwischen das pronom. demonstr. and das Snbstantiy tritt aaweilen
ein Adjectiv oder Parlicip mit dem Adyerbinm si oder tant, eine dem
Nfr. fremde Fflgang.
ly 11 ce tant celebre art de deainer. I, 22 Cette si vnlgaire con-
sideration« II, 33 ceste tant renommee Boyne d'Aegypte,
3) In Bezug auf die Stellung der Adjektive (und Partidpien mit
adjekt. Bedeutung) veriUirt Mont. mit der grössten Freiheit ; es dürfte
kaum ein A^jektivum geben, seine Bedeutung und seine Form sei
welche auch immer, mag es allein oder von Zns&tzen begleitet sein, —
das nicht ebensogut vor wie nach dem Substantiv stehen könnte. Auch
kann dieses letztere vom Artikel durch einen weit grösseren Zwischen-
raum getrennt werden, als in der späteren Sprache. Vor dem Sub-
stantiv — und swar meist abweichend vom Nfr. — können daher
stehen:
a) Adjektiva, die von Völker- oder Personennamen gebildet
sind, z. B.
I, 5 non de la Grecque subtilit^ et astuce Punique. II, 8. p. 266
les reliques de la Romaine liberte. 11, 8. p. 292 la Franfoise Nation.
III, 13. p. 887 cette Platonique subtilit^.
b) Die Participien. Im Nfr. tritt das part. pr^. in rein adjek-
tivischer Bedeutung dem Substansiv sehr h&ufig voran, selten jedoch
das partic. pass^. Bei Mont. wird auch letzteres oft vor dem Sub-
stantiv getroffeu.
I, 9 En verit^ le mentir est un maudit vice. I, 11 la foreenee
curiosite de nostre nature. II, 18 le plus effemine homroe du monde.
n, 16 As n'est aucun si asseur^ tesmoing comme chacun k soy-mesme.
n, 81 ceste reglee apparence. III, 1. p. 620 sous feintes parolles.
Ibid. p. 622 cet extreme & desesper^ remede. Ibid. p. 622 quelque
impetueux & inopine accident. Ibid. p. 682 si esloignee disproportion
de mesure. III, 9. p. 744 son acooustum^ plj. — Ibid. p. 745 rendre
la partie k son deu estre.
c) — Die mit den Ableitungssylben al, el, ique, ain, in gebildeten
Adjektive werden im Nfr. gewönlich nach, bei Mont. ebenso oft auch
vor das Substantiv gesetzt.
I, 19. p. 49 surpassant Fhumaine condidon. I, 20. p. 62 c'est
tousiours un tour de Thnmaine capadt^. I, 23. p. 79 lliumaine pru-
dence. II, 8. p. 262 oes humaines & vaines contestations. 11, 6.
Venaoh aber die syntaktiwshen ArGhaismen bei Montaigne. 487
p. 285 la nihilite de l'hnmaine conditioo. II, 22 abandonnerent leur
natnrel pais. 11, 27 qui regardent la publique eeuret^ & la gloire
oommiuie. II, 83 foroe fut de garantir la publique ruine par uoe in-
iure priuee. III, 1. p. 618 une intestine aapretö. Ibid. p. 618 une
importune garde« III, 2. p. 685 Tbumaine felicit^.
d) Mebrere io copulativer oder adversativer Weise einander bei-
geordnete A^jektiva (oder Participien). Sehr gerne trennt Mont. die-
aelben nach dem Beispiel der lateinischen Schriftsteller, vor allem Ci-
cero's, durch ihr Beziehungswort von einander, eine Stellung, welche
im Nfr. selten vorkommt und von der noch besonders die Bede sein
wird. — Aber vor dem Substantiv können nicht nur zwei, sondern
ancfa drei Adjektive stehen, wie III, 11. p. 802 un bien prudent, at*
tentif, & subtil inqnisitenr.
I, 87 ce sont vrayes & non feintes imprecations. I, 49 deux ou
trois, non diuerses seulement, mais contraires opinions. U, 19 II nous
estoit aspre k la verit^, mais non pourtant cruel ennemj. III, 18.
p. 845 une non seulement nouuelle, mais oontraire forme de vie.
e) Adjectiva mit adverbialen Bestimmungen. (Adverb. — Pr&-
positionale Glieder.)
I, 19 d'un encore pire ezemple. m, 1. p. 618 d'une, sinon
partout esgale affection — au moins temperee. UI, 8. p. 722 une
soitement modeste fuitte de contention. Ibid. — oA il peut auoir
moins maligne & revesche semence.
Die prapositionalen Satzglieder, welche zum Adjectiv gehören,
folgen dem Substantiv nach, wahrend das Adjectiv selbst diesem vor-
angeht. Man sieht, die Sprache leidet derartige Glieder nicht zwischen
Artikel und Substantiv ; andrerseits ist die Neigung, das Adjektiv dem
Substantiv voranzustellen, so stark, dass sie eine Trennung desselben
von den zu ihm gehörigen Bestimmungen keineswegs scheut.
I, 38 La plus contraire humeur a la retraicte, c'est Tambition.
I, 41 D'une pareille subtilite de consdence k cet autre. I, 48 — auec
one toute pareille harangue a celle des hommes. U, 12. p. 425 une
oontraire opinion k la mienne. Ibid. p. 446 que mes yeux en feroyent
contraire iugement k mes oreilles. 11, 19 On lit de luj un pareil traict
k celuy d' Alexandre. Ibid. une pareille vision a celle de M. Brutus.
m, 11. p. 808 le plus digne homme d'estre cogneu. IQ, 12. p. 824
one apparenoe — qui £Edct une contraire montre i celle de Socrates.
438 Versuch aber <fie syniaktüehen Archaumen bei Montaigne.
4) Hie und da stoben Adjektive nach dem Sabstantiv, die im
Nfr. gewöhnlich vorangehen.
n, 13 ürgulania, sa mere-grand. II, 37 des prieres de sa mere-
grand.
If 48« p. 218 — k leur force propre (in der Bedentung: eigen),
n, 84 se taa tont soudain de sa main propre.
I, 8. p« 10 11 amusa tontes ses heures demieres (letzten, nicht
letztvergangenen) — a disposer l'honnenr & la cereuonie de son en-
terrement. (Oleioh daraof aber: sur ses demiers traits.) II, 13 Peu
de gens menrent resolus que oe soit lear heure demiere. 11, 35 ses
paroles demieres (die 1. Worte Seneca's).
Im Nfr. darf das Adjektiv nur durch substantivische Attribute
von seinem Beziehungswort getrennt werden (Mätzn. Synt. § 540).
In folgenden Stollen tritt ein Infinitiv zwischen Adj. und Sabstantiv:
I, 49 La fa^on de se vestir presente. 11, 13. p. 475 retoumer k
son train de viure accoustum^. m, 3. p. 640 une fa^n de parier &
d'escrire, nouvelle Sb s^auanto.
Anmerkung. Nicht ohne Einfiuss auf die Stellung der Adjektive
ist Montoigne's Vorliebe fOr chiastische Wortotellong ; z. B. I, 5 non
de la Grecque subtilite et astuce Pnnique. I, 1 1 Tages demidieu, d'an
visage enüantin, mais de senile prudence« II, 17 l'authorite que donne
une belle presence & mi^estö oorporclle. II, 27 qui regardent la pu-
blique seuretö & la gloire commune. II, 33 garantir la publique raine
par une iniure priuee. III, 5. p. 657 ce n'est pas merueille, si un
oontraire estot — en tire un effisct contraire.
O. Trennung beigeordneter Satzglieder.
Die Trennung beigeordnetor Olieder durch . anderweitige Satz-
glieder ist ein Gebrauch, der bei Mont. auf jeder Seite wiederkehrt, in
der neufranzösischen Sprache jedoch selten geworden ist. Da diese
Trennung bei jeder Art von Satzgliedern vorkommt, so sind die Bei-
spiele hiefBr in einem besonderen Abschnitt hier zusamengestellt. Die
Wortklassen, welche im Yerh<niss der Beiordnung so anseinander-
gestollt zn werden pflegen, sind : Substantivi Adjektiv, Adverbium und
Yerbum.
a) Snbstantiva.
I, 17 Des peuples entiers s'en voyent sonuent frappes et des ai>
Yersuch über die syntaktbcbcn ArchaiBmen bei Montaigne. 489
meefl entieräa. I, 22 oorruptioo de moeurs que lea guerrea ciuüea ap«
portent & les mutationa d'eatat. II, 2. p. 257 La delicateaae y est k
fajr et le aoigneox Iriage de vio. II, 8. p. 289 ai Featrangetö ne me
aaane Sa la nonyeaute.
III, 1. p. 619 exiger d'un homme libre, teile aaiection a leur aer-
uioe, & teile Obligation. III, 2. p. 636 On doit ajmer la temperance
par eile meame, & pour le reapect de Dieu qui noua l'a ordonnee, &
la cbaatete.
I, 3 la chair de venaison change d'eatat aux saloira & de goaat.
I, 24 Grec & Eacolier eatoient inota de reproche entre lea Bomaina &
de meapria. I, 19 & toua inatans repreaentona-la ä noatre Imagination
& en toua viaagea. II, 6. p. 284 II n'eat deacription pareille en dif*
ficalt^ ä la deacription de aoy-meamea, nj oertea en utilite.
b) Adjektiva.
I, 4 ae dreaaant un faux auiect & fantaatiqiie. I, 10 une vehe-
mente premeditation & laborieuse. I, 18 troia lea plua execrablea per-
aonnea, qne ie cogneuaae en toute abomination de vie, et lea plua in-
famea. I, 19 c'eat une bonne portion de Teffect & conaubatancielle.
II, 2. p. 259 la plua reiglee ame du monde & la plua parfaicte. 11, 8.
p. 266 un ai apparent danger & ai procbain. II, 6. p. 281 un ferme
viaage & graue. II, 8. p. 291 une vraje affection & bien reglee.
II, 19. p. 524 un trea grand homme & rare. III, 2. p. 634 Tay en-
conru quelquea lourdea erreura en ma vie & importanlea. Ibid. II y a
dea partiea aecrettea aux obiecta, qu'on manie, & indiuinablea. III, 3.
p. 638 Le mediter est un puiaaant eatude & plein. Ibid. une lourde
ignoranoe & puerile. Ibid. p. 639 oette aeruile prudenoe & aoup*
9onnenae.
c) Adverbien.
I, 7 le me garderoy, ai ie puia, que ma mort die choae, que ma
vie n'ayt premierement dite & apertement. I, 9 Dequoy i'ay aouuent
veu l'experience, & plaisamment I, 19 la mort touche bien plus ru-
dement le mourant que le mort, & plua viuement & eaaentiellement.
II, 5. p. 277 bien inhumainement pourtant & bien inutilement. III, 1«
p. 618 Bien n'empeache qu'on ne ae puisae comporter oommod^ment
enU'e dea hommea qui ae aont ennemia, & loyalement. Ibid« p. 620
440 Venach über die fyntaktuchen ArchaiBmen bei Montaigne.
— est aatrement reglee, & plas noblement. ni, 2. p. 634 antant
profondement, qae Dieu me voit, & aotant nninerselleroent.
d) Yerba.
1, 7 en oelle-Ui (volonte) se fondent par neoeesit^ & s'eetHbUesent
toutes les reigles da deaoir. I, 16 (Lee ambassadean) n'execatent pas
eimplement, mais forment auaei et dreesent par lear oonseil U volonte
du malBtre. I, 17 eile (la peur) nouB dooe les pieds & lea entrane.
I, 20 adaoüant Inj meeme & prescbant anant la main cette sienne
euiection et ü, 2 • p. 257 de les esueiUer par cet exces & les picquer.
II, 8. p. 267 appellant sar enz & attestant la vengeanoe diuine.
n, 8. p. 294 I'ay veu de mon temps & oonnu familierement des per*
sonnages. JUf 8. p. 638 pour se rassoir plastost & seioumer. Ibid«
p. 640 esneiller nn pea & rescbaufier les facoltes. Ibid. p. 641
— elles commandent k bagnette, & regentent les regents & l'escole.
Auch beigeordnete Sätze werden von einander getrennt, a. B.
II, 2. p. 255 Que oeluy qui a franchi de cent pas les limites, ne
soit de pire condition, que oeluy qui n'en est qu'k dix pas, il n'est pas
croyable: A que le sacrilege ne soit pire que le larredn d'nn chou de
uostre iardin.
Versuchen wir nun, den Inhalt unserer Darstellung nach ihroo
Hauptpunkten zusammenzufassen und so gewissennassen eine Total-
anschauung von der Syntax Montaigne's zu gewinnen, so dürfte sich
etwa folgendes Resultat ergeben :
Der Artikel hat gegenüber dem Afr. des Mittelalters, selbst der
Sprache Babelais' gegenüber an Boden gewonnen ; denn bei Länder-
namen und Abstrakten wird er von Bab. meist ausgelassen, von Mont.
aber gesetzt Jedoch fehlt er auch bei Mont. sehr oft vor mehreren
Substantiven von allgemeiner Bedeutung, wie homme, chose, auch bei
nature und fortune, vor Substantiven, die ab unmittelbare Ergänzung
zum Verbum treten, so wie vor dem von einem Adjektiv begleiteten
Hauptwort Dagegen verbindet er sich noch zuweilen mit chacnn,
sehr oft mit den possessiven Fürwörtern mien u. s. w. Die Theilungs-
form ist, namentlich im Prädikate, noch nicht zu aUgemeinem Ge-
brauche durchgedrungen.
VersQch über die fjrnUktischeD AreKuMmen bei ManUigne. 441
Beim Pronomen ist die Scheidang swischen den ^Terbondenen*
nnd ^selbständigen' Formen noch nidit darchgeftthrt; jedoch weiter
TorgerQckt als bei Babelats. Als Objekt steht das persönliche FOrwort
oft pleonastisch neben dem Sobstantiv beim Verbom, als Subjekt wird
es hie nnd da nnterdrflckt, indessen nnr die 1. und 8. Person. Die
volleren Formen moi n. s. w« werden im Gebrauche Ton den schwä-
cheren roe n« s. w. bereits nnterschieden ; Fügungen wie ie, qni und
il qui u. s. w., femer soi vor dem Infinitiv^ die bei Bab. noch hftuüg
vorkommeui gehören der Sprache Montaigne's nicht mehr an* Doch
kann soi noch auf bestimmte Personen bezogen werden. Als A^ktiva
gelten die Formen mien u. s. w«, auch chacun, wiewohl f&r letsteres
gewöhnlich chaque eintritt, welches bei Rab. gar nicht vorkommt.
Aber cestuy, celuj und icelay, die Bab. noch als Adjectiva anwendet,
haben diese Anwendung verloren und sind nur Substantiva. Andrer-
seits findet sich sehr häufig die Form cette-cj und oetle-lä neben celle-
cj und oelle-l&; femer behauptet das neutrale oe noch vielfach seine
Stelle gegenüber dem nachdrücklicheren cela. — Die Formen des Re-
lative werden noch unterschiedslos gebraucht ; qui in Verbindung mit
Präpositionen kann auf Sachen, quoi auf Personen bezogen werden ;
lequel begegnet viel häufiger als im Nfr., so s. B. im Grenitiv statt des
selten vorkommenden dont; insbesondere dient es zur engeren Ter-
knfipfung der Sätze nach lateinischer Weise. Der Relativsatz hat ein
weiteres Feld der Anwendung als im Nfr. ; häufig vertritt er einen
Adverbialsatz des Grandes (comme celui qni), der Bedingung, der
Folge. — Aucun hat noch in vielen Fällen affirmative Bedeutung.
Bezüglich der Substantiva ist nur zu bemerken, dass bei einigen
das Geschlecht noch schwankend ist ; die Unterdrückung der Kasus-
präposition de im Genitiv kommt nur mehr äusserst selten vor, ebenso
die Anwendung des Dativs statt des Genitive. Als Adjektiv einer
Endung, also ohne e vor dem Femininum, erscheint nur noch grand
(gentil). Ausnahmslos jedoch dienen die Ordnungszahlen zur Unter-
scheidung gleichnamiger Regenten«
Statt der aktiven einfachen Form des Yerbums tritt nicht selten
die Umschreibung mit aller nnd dem Gerundium ein, statt der passiven
Form sehr oft, und ohne Einschränkung, die reflexive. Die Anwen-
dung des Konjunktiv ist ausgedehnter als im Nfr«, wo sie durch den
Indikativ und Conditionalis beschränkt wurde; der Konj. steht bei
Moni, sehr häufig in Substantivsätzen nach affirmativen Verbis sen«
442 Venttch über die sjntaktiachen ArcbaismeD bei Montaigne.
tiendi und dedarandi, im indirekten Fragesatz, nach comme si, im Kon-
sekativsatz und im AttribntiTsatz der indirekten Rede. — Sobstantivi-
rung des Infinitivs, sowie die Construktion des Accus, cum Inf. ist der
Sprache Montaigne's, wie derjenigen Rabelais', eigen; dass aber der
reine Infinitiv noch verherrschend wäre, wie bei letzterem, lässt sich
von der Sprache Montaigne's nicht behaupten; zwar steht er sehr
häufig als Subjekt^ aber der von einem Verbum abhängige Infinitiv ist
in der Regel übereinstimmend mit dem Nfi*. von den Präpositionen de
oder ä begleitet, deren Anwendung übrigens bei manchen Zeitwörtern
schwankt. Die Zahl der übrigen Präpositionen, mit welchen der In-
finitiv verbunden werden kann, hat sich Rabelais gegenüber vermindert
(Schönerm. Osterpr. Bresl. 1861. p. 85). — üebereinstimmend mit
Rabelais lässt Montaigne das partic. praes. in den meisten Fällen mit
seinem Beziehungswort congruiren, aber im Widerspruch mit dem-
selben hat er ftir beide Geschlechter nur eine Form; und während bei
Rabelais das part. pass. bei avoir mit seinem vorausgehenden Akku-
sativobjekt in der Mehrzahl der Fälle (15 gegen 10) nicht congruirt,
darf die Congruenz desselben bei Montaigne entschieden als Regel an-
gesehen werden.
Mehrere Präpositionen, die bei Montaigne gebräuchlich sind, hat
das Nfr. aufgegeben, z. B. es, emmy, quand ct. ; ebenso auch Adver-
bien, wie meshuy, pie^a, voire u. s. w. Dedans, dessous, puis, sus,
environ, ensemble gelten auch als Präpositionen ; avec, devant (auch
in temporaler Bedeutung), hors, parmi zugleich als Adverbien. Die
Präposition dans gewinnt nur wenig Raum gegenüber dem sehr ver-
breiteten en. Die Adverbien si und anssi — tant und autant werden
ohne unterschied vor Adjektiva und Adverbia gesetzt; mit grosser
Vorliebe werden die Adverbia auf ment gebraucht.
unter den beiordnenden Conjunktionen wird ains häufig an-
getroffen, ebenso si, et si in adversativer Bedeutung; die im Afr. so
verbreitete Anknüpfung des Nachsatzes durch si kommt nur noch in
wenigen Fällen vor. Die Conjunktion comme behauptet sich noch
vielfach in Vergleichungs- und Fragesätzen, wo sie im Nfr. durch que,
beziehungsweise durch comment verdrängt wurde. An zusammen-
gesetzten Conjunktionen ist Montaigne's Sprache reicher als die spätere;
besonders zu erwähnen sind die mit ce que gebildeten, wie cependant
que, pour ce que, saus ce que, k ce que, parce que, von weldien nur
die lotste sich im Nfr. erhalten hat.
Vemich über die lyntaktischen Arduumen bei Montaigne. 44S
Die im Nir. geltenden Regeln über die Wiederholung des Ar-
tikeU, dea pron. poesess., der Pr&pos. de und k, femer des Steigerungs-
adverbs plus haben bei Montaigne noch nicht volle Geltung; selbst bei
SubfitantiTen, die in Gesdilecht und Zahl verschieden sind» ist die
Wiederholung des Artikels nur fakultativ.
Pas hat stärkeren Nachdruck als im Nfr.; es fehlt deshalb in
vielen Fällen, naroeutlich in Nebensätzen und beim Infinitiv; andrer-
seits kann es, und zwar vorwiegend in Fragesätzen, allein, ohne ne,
die Verneinung ausdrücken.
Die Wortstellung wird mit grosser Freiheit gehandhabt. Die In-
version, deren Anwendung dps Nfr. so beschränkt hat, kommt in
Nebensätzen, noch mehr aber in Hauptsätzen vor, hauptsächlich nach
et und nach einer adverbialen Bestimmung an der Spitze des Satzes ;
das Subjekt kann auch zwischen Copula und Prädikatsnomen, zwischen
Hülfszeltwort und part. pass., das Prädikat ohne Einschränkung an
den Anfang des Satzes treten. Die Stellung der adverbialen Bestim-
mungen ist freier als im Nfr.; eine Beschränkung der afr. Freiheit
liegt jedoch darin, dass die Stellung des Akkusativs als unmittelbares
Objekt vor dem Verbum so ziemlich aufgegeben ist. Dafür aber
können prapositionale Satzglieder selbst grosseren Umfaogs zwischen
Satzverb und Infinitiv, zwischen Infinitiv und Präposition und zwischen
die Theile der zusammengesetzten Yerbalformen eingeschoben werden.
Als Attribute endlich können die Participien, auch das der Ver-
gangenheit, so gut wie die A^ektive vor wie nach ihrem Substan-
tivum stehen.
Man darf nicht vergessen, dass von den hier aufgeführten Ar-
chaismen der Syntax die wenigsten ausschliessliche Geltung haben;
vielmehr erscheint neben der archaistischen Wortverbindung auf der
nemlichen Seite, ja sogar im nemlichen Satze, die neufranzösische, so
dass Montaigne in syntaktischer Beziehung mit gleichem Recht der
neufranzösischen wie der altfranzösischen Sprachperiode zugewiesen
werden kann, zwischen welchen, der Natur der Sache nach, eine
scharfe Grenze sich nicht ziehen lösst; soviel aber ist klar, das Alte
ist in seiner Sprache im Absterben begriffien, während das Neue schon
vorhanden ist und sich auszubreiten sucht. Eine Vergleichug mit Ba-
belais und etwa Marot läset zugleich fast jeden Fuss breit an Gebiet
erkennen, welchen die neue Sprache der alten nach und nach ab*
gerungen hat.
444 Venncb über die fToUktifchen Archaianen bei MontaigDe.
Gegenüber der WandelUiAeit eeiner Sprache hat aber Montaigne,
wie eeine Zeitgenoseen, eine oberste Autorität in sprachlichen Dingen,
die er anerkennt, das ist die Sprache der Stadt Paris. Peusse-ie ne
me seroir, sagt er I, 25, qoe de oeux (mots) qni seraent anx hales
k Paris ! Und I, 43 : Le reste de la France prend ponr regle la regle
de la Conr.
Geläufige fehler gegen den deutschen stiL
Yoa
K. Q. AndreMn.
1.
Wenn in einem satse ein snbstantiv ond ein dasselbe bezeichnen-
des pronomen znsammen auftreten, so dürfen diese nicht willkürlich
ihren platz mit einander vertanschen; sondern da dem Substantiv, von
dem das pronomen abhängig ist, der höhere rang innewohnt, muss es
auch die höhere Stellung behaupten. Dazu kommt, dass bei einer ver-
nachl&ssigung dieses grundsatzes nicht selten der deutlichkeit, min-
destens der leichtigkeit des Verständnisses abbnich geschieht, so dass
wol gefragt werden mag, worauf sich denn das pronomen beziehe. In
meinem buche über die spräche Jacob Grimms habe ich viele beispiele
dieeer yerkehrten Stellung mitgetheOt Anstatt zu schrdben: „Bei
seinem zug durch die wflste dürstete das volk nach wasser^; „Des
Tacitus ansieht lässt sich aus seinen Schriften nicht beweisen^;
„Schiller wird von seinem vater immer „er^ angeredet^, hat sich
Grimm folgendermassen ausgedrückt: „Beim zug des volks durch
die wflste dürstete es nach wasser;** „Aus Tacitus lässt sich seine
446 GalSafige febler gegen den denttchen itQ.
ansieht nicht beweisen^; ^Schiller's vater redet ihn immer „er^
an." Man betrachte namentlich diesen zuletzt genannten satz. Ist es
nicht darchans natürlich zo fragen: wen? Wenn mein broder ron
seinem hnnde gebissen worden ist, darf ich doch nicht sagen: „Meines
bruders band hat ihn gebissen^. Dies wird auch gar nicht ver-
standen, sondern onwillkQrlich wird das pronomen auf einen anderen,
wenn er sich auch nicht sogleich darbieten will, bezogen. Soll die
passive form, welche gleich wol ohne zweifei die bessere ist, nicht
gebraucht werden, so kann es nur mit voranstellung des objekts
heissen: „Meinen bruder hat sein hund gebissen^; ebenso hatte
Grimm schreiben können: „Schillern redet sein vater immer
„er" an**.
Offenbar hat sich Grimm wie in sehr vielen f^len so auch in diesem,
zu einer sorgfältigen anordnung der worte und einer richtigeren gestal-
tung der konstruktion nicht die gehörige zeit gönnen wollen. Dieser
grund, welcher auch mit rücksicht auf ihn mehr der erklärung, als der
rechtfertigung dienen soll, darf aber nicht zur entschuldignng von den-
jenigen in ansprach genommen werden, die uns in der heutigen tages-
litteratur dieselbe fehlerhafte anordnnng vorführen. Ich hebe mit absieht
diese gattung von schriftstellera heraus und lasse keineswegs gelten
was einmal einer von ihnen, dem aus seinem blatte eine menge Verstösse
gegen spräche und stil vorgehalten wurden, glaubte erwidern zu dürfen:
man habe nicht die zeit oder könne sie nicht hergeben. Zudem darf
schwerlieh angenommen werden, dass jene Schreiber, auch wenn sie
sich besinnen, die Verkehrtheit der in rede stehenden konstraktion und
die menge der anderen stilistischen gebrechen, welche sie ihren gewöhn-
lich allzu geduldigen lesern vorführen, immer sogleich zu erkennen
vermögen.
Die zahl der beispiele, in denen von der berühmten kölnisdien
Zeitung die stellen des Substantivs und des pronoms vertauscht werden,
ist so gross, dass die ftlle, wo sie der richtigen anordnung raom gibt,
beinahe unter die ausnahmen gerechnet werden dürfen, z. b.: „Zum
ersten male seit sein er erkrankung hat der prinz von Wales gestern
dem gottesdienste beiwohnen können". Nach ihrer gewohnheit hfitte
sie auch schreiben mögen: „Seit der erkrankung des prinzen von
Wales hat derselbe gestern zum ersten male u. s. w." Daas dies
GdMufige fehler gegeo deo deotMlieii ttiL 447
urtheil aof Wahrheit beniht, scheint durch folgende stellen, Welche kh
mir gelegentlich angemerkt habe, dentlich nachgewiesen sa sein: ^In
dem ans St. Menehould datierten briefe eines im ostpreuss. fQsilierreg.
nr. 38 dienenden jnngen mannes von hier schreibt derselbe — **
(1870 noT. 20 b1. 2); „Nach einem hier eingetroffenen schreiben
deutscher gefangener in Frankreich sollen sie demnächst nach
Algier gebracht werden''*); „In der abschiedsaudiens des barons
V. Gerolt hielt derselbe ="* (1871 jal. 18 bl. 2); „Beim om-
chQtten im kriege erbeuteter munition entzündete sich dieselbe'*
(1872 febr. 1 bl. 2); „In der heutigen plenarsitsungdesbnndesrathes
genehmigte derselbe den gesetzentwurf (1872 febr, 9). Es sei
damit genug; wer genau acht gibt, wird eine grosse samlnng anlegen
kininen. Unterdessen machens viele andere bl&tter nicht besser: man
vergleiche Ereazzeit. 1871 dez. 80 „Beim hinausgehen der laden-
diebin wurde diese — angehalten''; 1871 mai 25 „Bei der abreise
Jules Favres sah derselbe vergnügt aus**; Bonn, zeit 1870
aug. 2*^ Mit der 8r. Maj. angebomen liebens Würdigkeit wüste der-
selbe jeder der bedienenden damen seinen dank auszusprechen";
Yolkszeit. 1872 jan. 80 „Beim ersten auftreten der frau Lucca
wurde dieselbe mit applaus bewillkommt"; febr. 15 „Kurz vor der
abreise des herrn v. Mühler besuchte derselbe mit seiner Familie
Charlottenburg".
2.
Im anschlnss an die eben gerügte ungehörigkeit will ich den fall
besprechen, dass für die zweimalige bezeichnung eines und desselben
nominalbegriffes nicht, wie gewöhnlich, Substantiv und pronomen, son-
dern statt des letzteren ein neuer substantivischer ausdruck gebraucht
wird. Man pflegt diese weise unter gewissen bedingungen in der
Stilistik zu empfehlen, ohne zweifei mit vollem recht. Natürlich
*) nov. 24 bl. S. Der folgende tag bringt die nachricht noch einmal,
nur mit änderong von »sie* in «diese*. Im juli 1870 war in mehreren
blättern eine anzeige des Berliner artiüerledepots zu lesen, welche laatet:
^Znr anfertiganff von patronen durch civilarbeiter and arbeiterinnen
können sich solche sofort melden im giesshause". Allerdings noch ein schritt
weiter vom rechten!
448 GdHofige fidiltr g(g«o dm deatidiaii
können auch mehr aLi swei solcher sabetantiye nadi einander anftreCen.
Ein solches bedQrfnis der abwechselnng findet aber in der regel nur
innerhalb eines grösseren ganzen statt. Wenn s. b. von herm ▼. Bis-
marck in einem längeren artikel gehandelt wird, so können neben und
anstatt dieser bezeichnung die ausdrücke ^fUrst, ministerprasident,
Kanaler^ und wol noch andere gebraucht werden. Wie stehts aber,
wenn überhaupt nur ein einziger satz vorhanden ist? Darf auch dann
zur abwechselnng der bezeichnete nominalbegriff, wenn er aufs neue
erscheint, mit einem neuen Substantiv bekannt werden? Im allgemeinen
gewis nicht, sondern dazu dient eben das pronomen. Gesdiieht jenes,
so dr&ngen sich obendrein leicht misverständnisse auf, wefl nidit
jeder leser von vom herein wissen kann, dass der neue name den-
selben begriff bezeichnen soll, welcher eben vorher anders ausgedrückt
worden ist
Folgende beispiele aus der kölnischen zeitung werden zar schau
bringen, wie geläufig ihr dieser fehler geworden ist. Sie schreibt im
jähre 1867: „In Napoleons Unterredung mit dem abgeordneten
Schindler hat der Kaiser der Franzosen — gewarnt^; „der
Sultan ritt einen prachtvoll gezäumten schimmel und war die brüst
des padischah nur mit einem orden geschmückt"; femer 1871 jan.
4 bl. 2: „In dem letzten schreiben Benedettis an die Times hatte
der frühere botschafter — angekündigt'^ ; merz 5 bl. 2 : „Yer*
haftet wurde ein schon mehrfach bestrafter dieb wegen entwendang
zweier ftsser mit wein, welche der verhaftete unter erschwerenden
umständen aus einem keller hervorgeholt hatte" ; merz 10 bl. 2: „Gort-
schakows äusserangen, als der fürst — Berlin berührte, liessen
darüber kein mis Verständnis bestehen"; apr. 19 bL 2: „ Dem haus-
kn echte eines hiesigen hoteis wurden ausser einem erheblichen geld-
betrage, dem erspamis des bestohlenen, zwei taschenuhren entwen-
det"; 1872 jan. 28 bl. 2: „Der ministerprasident erwiderte
diese rede anfangs ruhig, später in erregtem tone, der die höchste stei*
gerang erfuhr, als Lonyay mit den werten schloss — "; ebenda:
„In einem vortrefflichen artikel zur geschichte des börsenschwindels von
H. B. Oppenheim — erwähnt der Verfasser — "; femer in der-
selben nummer: „In das eben erschienene 2. heft vonHirths annalan
Geliafige feblor gegen den deatfohen stiL 449
des deat^chen reiches hat der Verfasser — ^; 25. jan. bL 2: „Nach
der thronbesloiguDg k5nig Friedrich Wilhelm des 4.^ und zwar
am tage der huldigu Dg in Berlin 1840, legte der monarch cum ersten
male ein paar generalsepauletten an, welche — **; 27. jan. bl. 2:
nHerr Kochhann berichtete den von dem Oberbürgermeister dem
stattverordnetenvorsteher sunächst privatim mitgetheilten ent*
schluss.^
Untersucht man die mitgetheilten Sätze genaner, so wird man die
frage, ob denn überall für das eine der beiden Substantive ein pronomen
hätte gesetzt werden sollen, ohne zweifei bejahen dürfen. Freilich ver-
steht es sich dabei, dass mehrere konstruktionen völlig umgegossen
werden müssen, namentlich einige Sätze nach der im vorhergehenden
artikel empfohlenen anordnung, also: „In seiner Unterredung — hat
Napoleon — **; „In seinem letzten schreiben — hatte Bene-
detti — ^; „Nach seiner thronbesteigung — legte könig Friedr.
W ilh. der 4 — **• Mehrmals ist auch nicht der geringste grund er-
sichtlich, weshalb die bezeichnung nicht durch das einfache Personal-
pronomen stattgefunden hat: anstatt „der verhaftete** und „Lonjay^
muss es „er^ heissen, desgleichen im letzten satze „ihm^ anstatt des
langgestreckten amtstitels.
Den grundsatz, dass innerhalb eines einzigen satzes ein und der-
selbe nominalgegriff in der regel nicht durch zwei verschiedene Substan-
tive ausgedrückt werden dürfe, sondern dass einmal ein pronomen zu
setzen sei, halte ich aufrecht. Die berufung auf das allgemeine lässt
aber schliessen, dass ausnahmen möglich sind. Ich denke mir zweierlei.
Erstlich kann das pronomen vielleicht zu einer falschen bezeichnung
und deutung anlass geben, z. b. wenn es heisst: „unseres nachbars
hund wurde von einem bettler mit einem schweren stein geworfen;
später fand man ihn im graben liegen^. Wer fragt da nicht: wen?
Also wird man sagen müssen : „den kerl^ oder „das tier^, wenn nicht
gar der stein gemeint ist. Der zweite fall ist durch eine gewisse leb-
hafligkeit der darstellung bedingt, für die das pronomen nicht immer
hinreicht; das neue Substantiv enthält alsdann irgend eine bezeichnende
AicUt tu. Sprachen. XLIZ. 29
450 GelXiifige fehler gegen den deatteben 0til.
oder charakteristische eigenschafl des durch das erste Substantiv ausge-
drückten begriffs. Dahin gehört ein sats wie: „Bitte deinen onkel, der
treue und liebreiche mann wird dir helfen^. Gesetzt dieser
onkel heisst Leopold, so würde die nennung dieses namens an der
zweiten stelle recht albern sein.
Beurtheilungen und kurze Anzeigen.
Fr. KreysBig, Vorleaungen über den deutschen Roman der
Gegenwart. Berlb, Nicolai, 1871. IV. 800.
So viel aach in recensionen, feaUletont, essays etc. über den deutschen
roman der gegenwart geschrieben worden, es ist doch ganz angenehm, ein-
mal eine zusammenhängende darstellang dieses wichtigsten modernen lite-
raturzweiges zu lesen. Um so mehr, wenn diese darstellung von einem
feingebildeten manne kommt, dessen sicherer blick in betrachtung ganzer
coltarepochen sich schon mannigfach bewährt hat, der jede literarische rich-
tung in ihrem zusammenhange mit den bewegenden ideen der zeit auf-
zufassen und sie nach ihrem wert oder unwert für die entwicklung der na-
tion treffend abzuschätzen versteht
In diesen anerkannten eigenschaften des Verfassers ist denn auch haupt-
sächlich die bcdeutung des vorliegenden, geschmackvoll geschriebenen buches
begründet.
Bevor ich daran gehe, einzelne bemerkun^en und erörterungen, wie sie
sich bei der lecture ergaben, an die durstellung Kreyssig^s anzuknüpfen,
will ich noch anfügen, dass ich nicht nur mit den zu gründe liegenden an-
sichten des buches, sondern auch mit dem allererössten teile der darin
nieilergclegten einzelnurteile in vollkommener überemstimmung mich befinde.
£s ist bei einem buche, wie das vorliegende, nicht zu vermeiden, dass
über die grenzen, welche der kritikcr in der aufnähme von schriflstellem
sich zu stecken hatti*, starke meinungs Verschiedenheiten herrschen. So
gleich bei der ersten Vorlesung. Ich finde weder in dieser noch überhaupt
im ganzen buche den namen J. Corvinua (W. Raabe). Diess dünkt mich
ein grosses unrecht gegen den verdienten autor. Dass er viele kleine er-
Zählungen geschrieben und dass gerade diese seine besten sind, kann nicht
als grund des fortlassens angeführt werden — Ki^eissig hat ja Kompert,
M. Mevr etc. auch aufj^enommen. Und Raabe schreibt nicht futter fiir
leihbibliotheken, auch sind seine bücher nicht leicht genug, um bloss zum
vertreiben träger stunden verwendet zu werden, sondern sie beruhen auf
den gründlichsten historischen Studien und weisen überdiess die vollkom-
menste befähigung auf, sich in den geist entlegener zeit einzuleben. Das
29*
4&2 Beartbeilungon und kurze Anseigen.
XVI. und XVII. Jahrhundert sind es vorzüglich, aus denen Corvinus seine
kleineren erzäh]un<rcn und Schilderungen entnimmt. Die geistigen kämpfe
der reformation^izeit, wiederge^piegelt im kleinen kreise des bürgers, cl::8
wilde, wüste kriegslcben des beginnenden XVII. Jahrhunderts, die Zuckungen
eines unter harter ducke aufwallenden pemiithslebens, nie gemacht und
künstlich — finden bei Corviuus meisterhafte darstellung. Dhzu kommt der
eigen tbümlichc styl, der eine grosse anzal veralteter Wendungen und wortc
aufs glücklichste wieder auffrischt und nur selten manierirt wird. Wo Cor-
vinus dem moderneu leben stofle zu grösseren diclitungen entlehnt (.der
llungerpastor' ,Abu Telfan'), dort brin^ er es allerdings nicht zu einem
grossen, einheitlichen kunstwerke, allem eine fülle köstlich gearbeiteter,
teils ernster, teils humoristischer szenen mag gerne entschädigen.
Die zweite Vorlesung behandelt nach einer gelungenen auseinander-
Setzung mit Riehl Gu8t. Freitag und Fritz Reuter, narum nicht Otto
Ludwig? Theilt Kreissig etwa die anschauung herrn Gottschalfs, nach
welcher «Zwischen himmel und erde^ nicht viel mehr ist als ein in roman-
form gebrachtes compendiam der schieferdeckerkuust? Ich kann es nicht
glauben. Und sollte ,die Neitherethei* einer erwUhnung nicht wert sein?
Sehr gefreut hat es mich, s. 126 ff. Hackländer etwas strenger als ge-
wöhnlich, aber richtiger beurteilt zu sehen. Vielleicht hätte noch gesagt
werden können, dass eben die ganz oberflächliche, leichte und seichte, von
dem kitzelnden parfum beschränkten hoflebens getränkte auffassung der
lebensverhältnisse es ist, welche diesen vielschreibenden autor in den leih-
bibliotheken, ganz besonders aber in aristokratischen kreisen, heimisch ge-
macht haben. Die letzteren sind noch ganz besonders erbaut von der pi-
kanten art, in welcher die reize des blasirten müssiggangs vornehmer kreij^e
geschildert werden; die leichte Süffisance, mit welcher das kleinstädtische
burgerthum allenthalben abgehandelt wird, die wunderbaren mähren endlich
aus dem offiziercasino und vom corps de ballet sind willkommene zut hüten.
Diejenigen Verehrer Hackländer's aber, welche ihn Boz nahe stellen, erweisen
ihm damit einen schlechten dienst ; sie fordern zur vergleichung heraus, und
diese lässt unschwer einen nachahmungseifer erkennen, der nn einzelnen
stellen (schon in den , namenlosen Geschichten,^ noch mehr aber im ,Eucen
Stillfried* u. s. w.) fast bis zum abklatsch führt. Damit soll weder den
iWachtstubenabentcuern* noch Jlandel und Wandel* der wert einer an-
genehm geschriebenen, erheiternden lectüre abgesprochen werden.
Leopold Kompert*s crzählungen sind von Kreyssig wol überschätzt
worden. Nicht bloss glücklich gewählte bilder aus dem eng« n Seelenleben
des alten Ghetto's zeichnet der gewandte novellist, er idenlisirt auch all den
verrotteten wüst jüdisch-orthodoxen formelkrams und sucht für die Symbolik
der Synagoge zu begeistt.rn — damit thut er des guten zu viel. Kumpeit
und Rank smd, so viel ich sehe, alle Oesterreicher, die Krevssig erwähnt
Wo bleibt Alfred Meissner, Stifter — vor allem, wo Leo Wolfram?
Dieser jüngst verstorbene, ausserordentlich begabte Schriftsteller hat in
mehreren «"ossen romanen erbarmungslos scharfe darstellung« n ans dem
leben der nöheren gesellschaftlichen kreise AVicns gegeben. Ueber eine
locale bedeutung erheben sieh Prautner*s (Leo Wolfram ist ein pscudonjm)
dichtungen durch den tiefen, sittlichen ernst, mit dem nicht bloss die un-
§eheuren schaden des österreichischen high life blossgelegt, sondern auch
ie wichtigsten socialen fragen der gegenwart besprochen werden, durch
die spruilelnde fülle von geist, welche in den überaus fein gezeichneten
Charakterschilderungen zu tage kömmt, endlich durch den eigenthümlicheo,
oft glänzenden, prächtigen, stets aber fesselnden styl. Frivole szenen waren
bei dem Stoffe nicht zu vermeiden, sie sind aber massvoll verwendet und
sehr wol zu unterscheiden von den nichtsnutzigen ciugebungen einer bordell-
phantasie, wie sie Sacher-Masoch und consorten aufweisen. —
Hatte ich auch einige dichter zu nennen, welche in Ki'eyssig*8 kritisdter
Benrthttlang«!! imd kane Anzeigen. 458
Übersicht aufnähme Terdient hätten, wären vii^Ueicht auch noch einige —
etwa Brachvogel, H. Schmid -» anfsozälen gewesen, so sind doch alle
eigentiimliclien richtungen in ihren haupt Vertretern vollkommen genügend
berücksichtigt.
Die grosse frische, welche Krevssig*« buch atlimet, die reiche zal geist-
voller bemerkungen, die klarheit des styls erleichtern ihm den eingang in
alle gebildeten kreise. Aber auch wer die moderne deutsche romanliteratur
aus eigener anschauung hinreichend kennt, wird d*ese anregenden skizzen
nicht ohne nutzen zur band nehmen.
Wien. Dr. Ant Schoenbach.
Dr. Hermannn Dünger, Ueber Dialect und Volkslied dee
Vogtlandea. Plauen, Neupert, 1870. 24 s. 8o.
Db9 schriftchen — der abdmck eines Vortrages — soll nur der Vor-
läufer einer grösseren arbeit über denselben slon sein, wie der Verfasser
selbst in willkommene aussieht stellt Charakteristisches für den dialect
habe ich weniger in den bemerkungen des Verfassers finden können — die
meisten der s 5 (F. angeführten erscüeiniingen geben durch alle mittel- und
süddeutschen mimdarten — als in den abgedruckten proben Vogtlandischer
Volkslieder. Die kleine zal von scliaderbupfin (der Verfasser hat den bai-
riachen temiinus technicus adoptirt) lässt durch ihre vortrefTlicfakeit den
wansch nach einer grÖ>*seren Sammlung lebhaft wenlen, die uns der veifasser
wol demnächst, verbunden mit einer gedrängten darstellung des dialectes
selbst, bescheren wird.
Dr. Ant. Schoenbach.
Dr. Wilhelm Deecke, Die deutschen Verwandtschaftsnamen.
Eine sprachwissenschaftliche Untersuchung nebst verglei-
chenden Anmerkungen. Weimar, Hermann Böhlau, 1870.
80. VIII. 223.
Eine sprachwissenschaftliche Untersuchung im engeren Rinne des wertes
kann man das schönaus^estattete, Pott gewidmete buch nicht nennen. Auf
eine einleitnng, die ganz vortrefl*lich geschrieben ist und eine getlrängtc
Übersicht moderner Sprachforschung seit Grimm und Bopp bietet, folgen
'IG abschnitte, welche ie einen verwand tschaftsnamen erörtern. Diese ab-
schnitt« sind für laicn berechnet und enthalten ziemlich bunt durcheinander-
gewürfelte notizen ganz verschiedenen kalibers. Diejenigen sätze, welche
den Ursprung des wertes, seine erste beileutuns und die nä«:hsteu verzwei-
izungen dessflhen benprechcn, sind viel zu schwierig für solche lesen, denen
<Iie massenhafte anhäufung von sprücliwörtlichen ausdrücken, phrasen und
abgeiitandenen citateu gewidmet wird ~ gleich unpassend erscheint das
umgekehrte verbal tniss. Die versuche, humoristisch zu werden, sind wol
misslnneen. Sehr hübsch dagegen sind die anmerkungen, und wir rathen
desshalb dem kundigen, erst von seite 141 au zu lesen. Zwar wird ausser
einigen etymologien, z. b. s. 182 wird vi sanskr. vd I als wurzel für den
complex ,weib^ zu gründe gelegt, nichts neues geboten, das vorhandene
fitanimt aus leicht zugänglichen quellen — vor aliem aus Grimm*s Wörter-
buch — aber die Zusammenstellung ist nett, gefällig und nicht ohne ein ge-
wisses cuUurhiictorisches intcrcsse. Im mittcThoohdeutschcn scheint drp Ver-
fasser keine selbstständigeu Studien gemacht zu habeu, manche ariikcl, wie
454 BeaiiheiluDgen and ka»e Anzeigen.
^heiratb, braut, frau, neffe', hätten durch sorgfältigere enfwicklung des hc-
deutan{;8Ubemn^e8 vom mittel* zam nouhochdentschen sehr gewonnen.
Auch ist auf diesem gebiete die neuere litteratur keineswegs ausgenutzt.
Im ganzen aber kann man mit der in den anmerkungen niedergelegten ar-
beit wol zufrieden sein, und auch der f achmann wird den gebotenen Sprach-
schatz der verwandtschaftsnamen nicht ohne nutzeu durchblättern.
Dr. Schoenbach.
Dr. Ludwig Steub, Die oberdeutschen Familiennamen. Mün-
chen, Oldenbourg, 1870. 8«. X. 216.
Der liebenswürdige novellist und riM^eschriflstellcr, zu.^^leich einer der
bebten männer Süddeutschlands, legt in «lern netten buclie seine Studien über
bayrische namen vor -> besonders erfreuen sich die oft drolligen Verkür-
zungen und kosenamen Otierbayerns und Tyrols seiner köstlich humoristi-
schen behandlunp. Die scbrifl ist ein neuer beweis der ungcwöhnlicheu
kenntnisse, die dem Verfasser im gebiete des deutschen altertlmms zur Ver-
fügung stehen. Dass sie nicht allen anfor<lcrungen entspricht, welche an
eine streng wissenschaftliche arbeit gestellt werden müssen, ist zwar richti;:
— die neueste forschung hat gesicntspuncte aufgestellt, <lie gar manches
klar machen, was Steub noch für räthselhafl halt, mnn«;lie8 anders un<l
besser erklären, vieles zweckmässiger gruppiren — aber der hauptwert des
buchcs wird dadurch nicht beeintiüchtigt. Denn mit gute.ra tacte hat Stenh
die vorhandenen sammfungen genützt, seine classeneinti'ilung ist vortrefflich
und die grosse mehrzal seiner erklarungon braucht strenge kritik nicht zu
scheuen.
Aber mehr — der spröde stoif ist unter seinen kunstfertigen häuden
angenehm geformt worden, die ins detail eingehende auseinandersetzung i^t
mit feinen humoristischen bemerkun^en so reich ausgestattet worden, dass
man sie nur mit grossem verfügen lesen mag.
Und endlich, welch kösthcbes schlusswort! Mit der ganzen wuclit seiner
kernigen spräche und dom kräftigen zorne des pat rieten greift Steub «Ins
elende pfaifenthum an, welches seit Jahrhunderten den bayrischen stsinin,
einen der tüchtigsten Deutschlands, in wälschen fesseln hält. Steub*s werte
sind im besinne des beilsjahres 1870 geschrieben, heute würden sie w(»l
hoffnungsvoller klingen. Denn seit jenen grossen jull tagen ist ein scharfer
wind auch über die bayrisch-österreichischen lande gefahren und, soviel
ernste kämpfe es auch noch kosten maj; — wie kläglich ist der jüngste
bayrische kammerbeschluss über die infalliblen professoren in München und
Wurzburg ausgefallen — die aria cattiva des ultramontanen sumpfes wird
sicher verschwmden vor der glorie des deutschen reiches.
Wien. Dr. Schoenbach.
Geschichte der Literatur des RbätoromaniBchen Volkes mit
einem Blick auf Sprache und Charakter desselben. Von
Dr. Friedlieb Rausch. Frankfurt a. M. 1870.
Das Rhätoromanische ist bisher wenig beachtet worden und nahm unter
den romanischen Sprachen gewöhnUch die Stelle eines Aschenbrödels ein.
Wir erinnern nur an das ungünstige Urtheil, das Diez in seiner Grammatik,
namentlich in der ersten Auflage (I, 71 und ISO; II, 2SS Anm.) über dao-
BeuriheilungeD aod kurze Anseigeii. 455
selbe fÄllt. Nicht viel günstiger urtheilten Fuchs und Andere. Dies kam
wohl einmal daher, dass genu^ zu der Zeit, in welcher jene Gelehrten ihre
Studien machten, in der rhätoromunischen Literatur aus Gründen, die unten
angegeben werden sollen, ein Stillstand eingetreten war, dann daher, dass
von den zahlreichen Denkmälern früherer Zeiten ihnen nur ein ganz kleiner
Bruchtheil zuj;;ünglich und bekannt war, indem der bei weitem grösste Thci',
im Buchhandel langst vcrgrifFen, sich als Jlaritäten in Händen einzelner
Bibliophilen befand. Erst in neuerer Zeit ist in jeder Hinsicht hierin eine
Acnderung eingetreten: nicht nur sind durch diu »emühunjren einheimischer
Gelehrter die meisten literarischen Produkte früherer Zeiten wieder an's
Tagt^slicht gezogen und zugänglich gemacht woideu, sondern die Sprache
selbst hat sich aus ihrer Apathie erhoben und in jüngster Zeit reiche, herr-
liche Früchte getragen. Wir glauben sicher, dass das Urtheil über die
rhiitoromanische Literatur nicht so geringschätzig ausgefallen wäre, wenn
dieselbe in ihrem ganzen Umfange bekannt gewesen wäre; denn wer sollte
nicht überrascht sem, zu erfahren, dass, obwohl sie nur einem Volke von
kaum CO 000 Seelen angehört und noch nicht 850 Jahre alt ist, auch noch
lange nicht alle ihre Schätze gehoben sind, sie doch die stattliche Reihe von
nahezu 140 Autoren mit mehr als 400 Schriften aufzuweisen hat? Ueber-
tritn sie mithin quantitativ die der viel zahlreicheren und gewöhnlich so
hoch gestellten Dacoromanen, so hält sie ihr qualitativ mindestens das
Gleichgewicht, übertrifil sie aber in einigen Gattungen unzweifelhaft.
Vi ÜB nun die Entstehung des vorliegenden Werkes betrifil, so erklärt
Verf., dass es eigentlich eine Vorarbeit zu einer vergleichenden Grammatik
der rhätoromanischen Sprache ist, die er demnächst zu veröffentlichen ge-
denkt. Wi'.nn wir nun dem Erscheinen der letztem, die einem fühlbaren
Bedürfnisse in dir Romanistik abhelfen wird, mit Freude entgegensehen,
so nehmen wir auch diese Vorarbeit schon mit Dank entgegen, da sie die
ehrenvolle Approbation, die ihr von der philosophischen FacultÄt der Göt-
tinger Universität zu Theil geworden ist, in hohem Maasse verdient. Die
Schwierigkeiten nämlich, die dem Verf. entgegenstanden, waren keine ge-
rinp^en, da er keine andere Vorarbeit zu seiner Aufgabe hatte, als die kurze,
nicht durchweg zuverlässige Literaturskizze Andeer's im zweiten Theile von
dessen Buch «Ueber Ursprung und Geschichte der Rhätoromanischen
Sprache * Chur 1862. Daher mnsste das Material ganz von Neuem ge-
sammelt und gesichtet werden, eine Arbeit, welche durch den schon oben
erwähnten Umstand, dass die meisten Werke früherer Jahrhunderte nur in
wenigen Exemplaren gedruckt, daher längst vergriffen und in Folge dessen
kaum noch zugänglich oder auch nur aufzufinden waren, nicht wenig er-
schwert wurde. Eine oberflächliche Vergleichung der beiden Werke zci[;t
nber, um wie viel das vorliegende das des Vorgängers überragt, indem Verf.
nicht nur die <lort aufgezählten Schriften um mehr als das Doppelte ver-
mehrt (400 gi'gen 176 nach Diez), sondern auch viele unvollständige, un-
genaue und falsche Angaben und Notizen des^elbi'n vervollständigt, ergänzt
und verbessert hat (cf. p. 55. 61, 62, 64, 6Ü, 70, 71, 74 u. s. w.).
Weniger WiTth ist vielleicht darauf zu legen, dass Verf. eine andre
chronologische Eintheilung gewählt hat, nämlich nach Jahrhunderten, wah-
rend sein Vorgänger 4 reriodon unterscheidet (600 -- 1500, läOO— 1G50>
16ä0 — 1880, 1830 — 1862).
Die Arbeit zerfällt in zwei Abtheilungen, von tlenen die erste das rhäto-
romanische Volk und seine Sprache, die zweite seine Denkmäler und Schrift-
steller behandelt.
Nachdom zunächt festgestellt ist, dass der Name Rhätoromanisch, . den
Diez Grammatik I, 182 (8. Aufl.) für nirgends volksüblich erklärt, gerade
derjenige ist, den die heutigen Bewohner des chnrwelschon Gräubündens
ihr(.!r Sprache geben (il linguach reto-romauntsch), werden die verschiedenen
Gelehrten aufj^führt, die sich um die Erforschung der rhäloroinanischen
456 Beortheilangeii and kone Anzeigen.
Sprache verdient gemacht haben, unter denen die Deutschen Diez, Fach»
and Diefenbach, die Einheimischen Plantna, Conradi, Carisch, Andeer and
Palliopi eine hervorragende Stelle einnehmen. Das Rhfttoromanische stellt
sich danach als eine naturgemässe Fortsetzung der römischen Vuleärsprache
heraus, die mindestens eben so alt ist wie das Provenzalische und Altfran-
zösische, denen es formell auch am nächsten steht, die aber, durch nationale
nnd locale Verhältnisse behindert, nicht im Stande gewesen ist, in der Ent-
widcelung mit den Schwestern gleichen Schritt zu halten, daher ihnen an
äusserem und innei*em Werthe noch um Vieles nachsteht
Das Gebiet der Sprache, das früher, wie noch viele Ortsnamen be-
weisen, über einen grossen Theil des Alpenlandes, ganz Rhätien, Tirol und
Friaul sich erstreckte, beschrankt sich jetzt auf das Hauptland im Cantou
Graubünden und zwei Sprachinseln in Friaul und Tirol. Das Hauptgebiet
zerfällt in zwei Hauptdialecte, den westlichen, das Büodner, Oberländische
oder Romonsche am Vorder- und Hinterrhein,* rauh, kräfUj;, voller Diph-
thonge, mit Deutsch vermischt, und den östlichen, das Ladiniscbe oder
Eneadinische, in beiden Engadinthälern, reich, lieblich, mit hellen Vocnlen
und Diphthongen. Jeder Dialect hat wieder zwei Hauptmundarten, jener
die suprasylvanische oder sürselvische und subsjlvanische, welche
letztere jedoch in der Schriftsprache nicht vertreten ist, dieser die ober-
un'l die unter-engadinische. Von den Sprachinseln liezt die tirolische
zwis<*hcn Insbruck, Meran und Botzen'und enthält mehrere Mundarten, die
zweite, das .Furlano* in Friaul zwischen Ta^liamento und Isonzo.
Was nun die Denkmäler der rhätoromanischen Sprache betrifft, so sind
die ältesten Chroniken und Geschichtswerke des Landes, die uns über die
frühem Schicksale des interessanten Völkchens Aufschluss geben, leider
sämmtlich lateinisch und deutsch verfasst, Sprachen, die auch später für die
Geschichte die allein gebräuchlichen geblieben sind; das Churwälsche selbst
tritt erst 1527 in den Kreis der Schriftsprachen und zwar durch das von
dem Oberengadiner Johann von Travers verfasste Epos «der Müsserkrieg.*
Diesem folgten bald andre Producte, durch welche der sürselvische und na-
mentlich die engadinischen Dialecte ausgebildet wurden.
Daher ist, wenn wir zunächst die rrosa in's Auge fassen, aus der Pe-
riode vor 1500 kein Denkmal erhalten, es sei denn, dass wir die schon vor-
hin erwähnten Ortsnamen und einzelne bei deutschen Chronisten zitirte
Worte dahin rechnen wollen. Erst das 16. Jahrhundert brachte den Kbäto-
romanen eine Literatur. Die neuen Lehren der Reformation fanden den
Weg auch zu ihnen und wurden von den Engadrnem mit Begeisterung^ auf-
genommen, während die Oberländer zäher an dem alten Glauben festhielten.
Daher ist die neue Literatur wesentlich religiös und ladinisch, sie producirt
Catechismen, Bibelübersetzungen, Gebetbücher und Kirchenlieder. Im
17. Jahrhundert wurde die eben aufblühende Literatur durch die Religions-
zwist igkeiten, die auch Graubünden ergriffen, bedauerlich unterbrochen, nur
zu Anfang und zu Ende der Periode treibt sie Blüthen. An diesen haben
diesmal auch die Oberländer ihren Antheil, doch findet sich von ihren Dia-
lecten nur der sürselvische vertreten. Dabei macht sich zugleich ein Unter-
schied geltend, indem die Katholiken nicht nur dogmatisch-polemisirend aot-
treten, sondern sich auch eine andere Orthographie erlauben, als ihre ee-
mässigteren, protestantischen Landsleute anwenden. Wie im vorhergehenden
Jahrhundert haben wir auch hier Bibelübersetzungen, Predigten, Lehrbücher
des Glaubens, Andachtsbücher, Psalterien, Catechismen, doch auch Üeber-
setzungen deutscher, englischer, französischer, italienisclier ,Wcrke, eine
Sammlung von Criminalgesetzen, ia eine Greschichte des Religion!>krieffe8 in
Rhätien zu verzeichnen. Unter den Autoren verdienen im Engadin Saloz,
Vulpi, Dorta, Gritti, im Oberlande Alig, Stephan und Lud Gabriel genannt
zu werden.
Aach im 18. Jahrhundert hat die Prosa noch meist die Religion zum
Bearibeilttiigea and knne Amdgen. 467
Gegenstand, doch werden auch andre Stoffe behandelt; dahin gehören: die
rhltische Chronik von O. Aporta, die deutschen Schulgrammatiken von
Cappol und Minar. die Geschichte der Reformation in Rhntien von Peider
von Porta, ein juridisches Handbuch von Casut u. s. w.
Das jetzige Jahrhundert begann mit einer Periode der Erschlaffung.
Der Anschluss an die Schweiz nämlich und das daraus folgende Einwirken
des deutschen und italienischen Elementes Hessen die einheimische Literatur
eine Zeit lan« verstummen, am so mehr, als zuerst bei den Gebildeten,
seit di'm gesteigerton Fremdenverkehr ab«>r auch bei dem Volk das Deutsche,
Italienische» Französische mehr in den Voidergrund trat. Seit 40 Jahren
dagegen Ist man eifrig bemüht, die Spracbe vor dem Verfall zu bewahren,
theils durch gelehrte Forschungen, sodann durch Erschaffung einer neuen
Literatur und Hervorziehung der Monumente früherer Zeiten. Zu den Er-
zeugnissen unseres Jahrhunderts gehören einmal Zeitschriflen, deren im
Ladinisclien 8, im Romonschen bis jetzt 0 erschienen sind, freilich ohne sich
alle halten zu können, sodann Novellen und Romane, f^elehrte and prak-
tisiche Stoffe, als deutsche Grammatiken, Geschichte, Biographien, Werke
übt;r Medicin, Sprachwis8«*n8chaft, Mathematik, Naturwissenschad, Ackerbau,
seltener, namentlich bei den Katholiken, religiösen Inhalts. Von den la-
(linischen Schriftstellern zeiclinen sich Aporta, Andeer, Palliopi, Menni, von
den romonschen Conradi, Walther u. A. aus.
Auch von der Poesie haben sich aus der Zeit vor 1500 nur einige von
Mund zu Mund fortgepflanzte Sprüche und Kriep^slieder erhalten, die von
Campell gesammelt und in seiner lateinischen Vaterlandschronik überliefert
sind. Dagf>gen ist das Zeit4dter dor Reformation eine Epocho glanzvoller
Hlüthe, wenngleich leidiT Vieles verloren gegangen ist^ Im Epischen lei-
stete Joann von Travers Bedeutendes (der Müsserkriefr), als Lyriker zeich-
neten sich Filip Saluz, Casper und Durich Campell durch ihre geistlichen
IJeder aus ; von den Dramen, deren nach authenti.<<chen Quellen von Travers,
Cani[)ell und Andern verfasst sind, ist leider nichts als mehrere Titel und
(MD bisher noch nicht gt>drucktes Manuscript erhalten.
Die Religionswirren und Kriege des 17. Jahrhunderts wirkten auch auf
die Poesie lähmend; auch sie hat nur zu Anfang und gegen Ende der Pe-
riode Denkmäler aufzuweisen, im Obcrlande vorwiegend lyrische ^tephan
Gabriel, dnr grösste Dichter seines Dialects, Molitor, Grass), im Engadin
daneben auch epische, ja sogar dramatische. Unter den Dichtern ragt hier
nameniliyh die Familie Wietzel hervor, aus der Gioerin im Epos (der Vel-
telioerkrieg), Lurainz in der Lyrik und Friedrich im Drama glänzten. Als
Lyriker ragten ausserUem Job. Just. Andeer and Job. Martinas ex Mar-
tinis hervor.
Die Poesie des 18. Jahrhunderts weist nur Lyriker auf, im Ladinischen
Ulrich Saluz, Frizzoni und vor allen Conradin Riola, der später in*s Ober-
land zog, den dortigen Dialect sich aneignete und so auch der grösste ro-
nonsche Dichter dieser Epoche wurde.
Wie in der Trosa trat auch in der Poesie zu Anfang dieses Jahrhunderts
eine Pause ein, der Genius des Jahrhunderts inussto das Alte und Vorjährte,
an dem das Gebirgsvölkchen mit Zähigkeit festgehalten, erst überwinden,
die Geister zu seiner Aufnahme vorbereiten und empränj^licb machen. Daher
sprossen erst im letzten Jahrzehnt reii-he und üppige Keime moderner Poehie.
^ar die Volksliederdichtung, die allerdings zu Keiner Zeit völlig verstummt
war, lieferte gerade zu Anfang unseres Jahrhunderts eine besonders reiche
Ausbeute.
Unter den jüngsten Dichtern des Engadins ragen Ck>nradin de Flugi, S. J.
Andeer, besonders Palliopi und Caratsch, Letzterer im humoristisch-satyriscben
Genre, hervor; von den romonschen verdient nur Bühler erwähnt zu werden.
Kiel. Dr. Alb. Stirn ming.
458 Benrth^uDgen und knne Anseigen.
Dr. Julius Zupitza, Einführung in das Studium des Mittel-
hochdeutschen. Oppeln, Reise witzy 1868.
Eine besprechung, welche einfluss üben wollte aaf den erfolg des vor-
liegenden büchleins, käme jedenfalls lange zu spät; wenn wir nicht sehr
irren, hat es jene teilname nicht gefunden, welcne der Verfasser sich ver-
sprach, sehen wir zu, weshalb.
Das vierte nibelunfi^nlied wird zu gründe gelegt, Strophe für Strophe
mit einer interlinearvcrsion versehen, reichliche anmerkungen begleiten jedes
wort des teztes, freie Übersetzungen scliliessen die kleinen abschnitte, das
hauptgewicht liegt in den anmerkungen. über seine absieht bei der zasam-
menstcllun^ derselben sagt herr Dr. Zupitza in der vorrede s. X: ,ich werde
mit dem, der sich meiner leitnng anvertraut, sogleich zu lesen anfangen und
dabei für ihn fo lange grsmmatik und Wörterbuch nachschlagen, bis er die
hauptsächlichsten regeln der enteren kennt und sich in dem letzteren selbst
zureeht findet.' wird es bei dem umstände, dass die wichtigsten regeln der
grammatik ganz zusammenhanglos und zerstreut, wie eben der text gelegen-
heit bietet oder versagt, angegeben werden, möglich sein, sie dem Verständ-
nisse und goilächtnisse einzuprägen, sie dann für alle späteren Tälle gcgrn-
wärtig zu behalten und anzuwenden? diess ist zu bezweifeln, oder
sollte die art, declinaiioiisparudigmate von s. 7 bis s. 65 vorzulegen, die
richtige zur erUtmung derselben sein? je<]e8 kleine kapitelchen der gram-
matik wird in noch kleinere Stückchen zerbrochen, die in oft weiten Zwischen-
räumen dem lernenden vorgelegt werden, recht auffallend ist dies bei be-
handlung der proiiorainn. — Gleiches gilt von den anmerkungen, welche
den gebrauch des Wörterbuches ersetzen sollen.
Auch in dem falle, wenn man die worto des titeis «einfuhrung in das
Studium des mhd.* erwägend, bloss auf die Verwendbarkeit des büchleins
für Schüler unterer classen rücksicht nehmen wollte, müsste man die vor-
theile der lehrmethode läugnen.
Der Verfasser wollte der erklärungsweise Pfeiffer's aus dem wege gehen,
hat es aber übel gctrofftm. denn so wenig als man beim Rtudium der cla^«-
sischen sprachen gründliche kenntniss der grammatik beim beginne zu-
sammenhängender lectüre entbehren kann, so wenig ist dies beim mittel-
hochdeutschen möglich, der einwand, die deutsche spräche des XII. und
XIII. Jahrhunderts stünde uns um so viel näher, dass wir keines besonderen
Studiums der grammatik bedürften, um uns ilirer zu bemächtigen — im
gründe genommen liegt dies damit ausgesprochene princtp den ausgaben
PfeilTer's zu gründe — hält nicht stich, gerade weil die gleichen oder
scheinbar gleichen wortklänge und die ähnlichkcit grammatischer con-
structionen so leicht zu einer ganz falschen hineindeutung neuhochdeutscher
Sprachart führen, ist es nöthig, gewissenhaft und ohne mühe zu scheuen,
sich der mhd. grammntik zu bemächtigen und durch eigenes Studium de^
lexicons die eigentümliche begriffsentwieklung kennen zu lernen, welche in
den werken der besten dichter jener zeit zu tage tritt.
Dazu hilft aber nur durcharbeiten eines grammatischen handbuches und
des Benecke-Lachmann*Kchen Iwein. was man dem auch mag vorangehen
lassen, es wird immer nur schlechte stütze sein. — Wer aber nicht im
Stande int, auf dem angedeuteten wege eigener bemühung die mhd. dassiker
lesen zu lernen, der soll sie auch nicht lesen, denn er wird ja doch nur die
spräche und gedankenbildun^ des XIX. Jahrhunderts herauszuklauben ver-
stehen, gute Übersetzung leistet in diesem falle bessere dienste. —
Dass in dem vorliegenden büchlein nichts falsches und unrichtiges ent-
halten sei, dafür birgt der name des herausgebers, der durch mancherlö
streng philologische arbeiten sich vortheilhaft bekannt gemacht hat.
Dr. Ant Sehoenbach.
BeuriheiloDgen and kone Anseigen. 459
Internationale — französisch -englisch -spanisch -italienische —
Grammatik Air Deutsche etc. von Bahse. 2 Theile.
Leipzig, Brockhaus, 1867.
Aaf mehrere Sprachen eingerichtete ConversationsbUcber, polyglotte
Wörterbücher sind schon längst vorhanden gevresen: eine Parallelgramniaiik
für vier Sprachen und Ton solchem Umfange ist eine in der Litteratnr
praktischer Lehrbücher neue Erscheinung.
Die Frage, ob and inwieweit und m welcher Form eine Pariillelgrnm-
matik von praktischem Nutzen sein kann, ist schon zu oft ventilirt worden,
als dass sich leicht ein neuer Gesichtspunkt der Betrachtung auffinden Hesse.
Ref. braucht in dieser Beziehung kein Wort zu verlieren.
Wissenschaftliche Prätensionen bat der Verfasser nicht ; sie würden ihm,
da er, wie sich überall zeigt, kein Fachmann, sondern Dilettant ist, auch
übel anstehen. In der Vorrede bittet er «die Denn Gelehrten, die An-
forderungen der comparativen Gramm, mit etymol. Untersuchungen beiseile
zu lassen, da seine Arbeit lediglich einen praktischen Zweck habe."
Diesen praktischen Zweck häUe der Verf. hie und da sehärfer ins Auge
fassen sollen, denn es kommt bisweilen vor, dass er nch durirh ungehöriges
TheorvUsiren zu schiefer Darstellung, ja zu sprachlichen IncoiTecUieiten
verleiten läsH.
Das in dem Buche verarbeitete sehr reichhaltige Material ist zum guten
Tbeil aus den ()llentlorn*^Hchen Lehrbüchern, wie nie im Verlage von Jü^el
in Frankfurt a^M. erschienen sind, geschöpft. Es soll hiermit kein Tadel
gegen das Buch ausgesprochen weruen, denn, obgleieh kein eifriger Ver-
ehrer der in jenen Lelirbüchern befolgten Methode kann Ref. doch den
Standpunkt derer nicht theilen, die vom hohen Pferde ihrer \\'i8t:en8chn1l-
lichkeit vornehm lorgnettirend nuf die «banausische Grammatikaflcrei** im
011endor(r*schen Stile herabsehen zu dürfen glauben. OllendoriT und Zumpt
sind Antipoden von gleicher Einseitigkeit und von gleicher Existcnzberecn-
tigung. Ersterer rcpräscntirt die nm radienlsten und consequentesten durch-
gerührte Beaction geilen das die lexikalische Seite der Sprache nicht zu
mrthodischcr Darstellung bringende System der theoretischen Grammatik.
Die. Methoden Meidin<!er, Ahn, Plötz u. s. w. machen gegen das alte System
nur gemässigte Oppositiou, die insofern an luconsequenz leidet, als dem
Wortschatz nur auf der niedrigen llnterricht^tstufe eine gleichberechtigte
Stellung neben dem grammatischen Elemente eingeräumt wird. Die Ab-
sorbirung des Lexikons durch die Grammatik ist zunächst ein wissenschaft-
liches Postulat, eine analoge Verschmelzung mnps jedoch auch auf dem
Gebiete der Schulgrammatik innerhalb beschrankter durch praktisch-päda-
gogische Rücksichten gezogener Grenzen mit mehr Consequenz als bisher
vorgenommen werden.
Theoretische Trockenheit hat der Verf. meist glücklich vermieden.
Die für die Regeln beigebrachten Beispiele sind, soweit es angänglich war,
in leichtem Gesprächstone gehalten. Bisweilen wird der sy steinst is^che Gang
der grammat. Entwickelung durch phraseologische Tabellen angenehm unter-
brochen. So werden wir z. B. S. 92 belehrt, in welcher Weise sich die
vier Culturvblker über Kopfschmerzen, Zahnweh, schlimme F'üsse und Augen
and ähnliche petites mis^es de la vie humaine zu unterhalten pflegen, des-
fleichen bildet eine vergleichende Phraseologie den Schluss des ersten
»andes.
Das erste Capitel handelt von der Aussprache. Es fehlt hier nicht an
Unrichtigkeiten und Inconsequenzen. Die Darstellung der engl. Aussprache
ist geradezu mitleiderregend. Entweder stützt sich der VerfssscT hier auf
sehr schlechte Unterlagen, oder er hut «meinem Gehör zuviel zugc^traut; nur
einige wenige Beispiele: many, menns; any, enni; amiable, äini-ibbii advsn-
MO BeortheilnDgeo und kune Anseigeii.
tege, tfdwtfAn-tidBch; advantages, adwdrntidscbes ; pretty, prütte; been, bihn;
miiveoD, »z'ofBcWn; malign, melcin; love, lo(a)w; broad, brod; buaineas«
bisjness; blood, blodd; flood, flo(a)dd. Den offenen Laut des o kennt der
Verf. im ital. bloss bei den Doppellauten uo, io, dt'n des offenen e über-
haupt nicht; 8. 11 sagt er ausarücklich, da«« der im deuUcben durch ä
bezeichnete Laut im ital. nicht Torkommc.
Die QuanütiCtsverhältnisse der ital. und span. Vokale sind häufig un-
genau bezeichnet. Regeln hierüber fehlen gänzlich; ein Mangel, den das
Buch mit den meisten der gangbaren ital. und span. Grammatiken theSt.
Fehlerhaft ist die in fast allen span. Grammatiken enthaltene Lehre (Pajeken
macht eine Ausnahme), dass me betonten Vokale in den consonantiscb
schliessenden Endsilben lang seien; sie sind mehr geschärft als gedehnt
und gewinnen erst bei Hinzutritt einer Flexionssilbe an Läng<>, z. B. seftör,
seüöres. Als Curiosität verdient Erwähnung, dass nach dem Verf. das s im
span. casa weicher als anderwärts auxgeflprochen werden soll.
Mit dem zweiten Capitel beginnt die eigentliche Grammatik. Die Rede-
theile werden in der gewöhnlichen Reihenfolge abgehandelt, und zwar in der
AVeise, dass jedesmal eine Generalregel vorausgeschickt wird und vier mit
A B C D bezeichnete Abthellungcn das gramm. Detail für die einzelnen
Sprachen bringen.
■i^ Zum ersten Theilo noch einige Bemerkungen. S. 48 ist unter den
Casus auch der Ablativ aufgeführt. Als terminologische Arabeske der ital.
Grammatik möchtH er für diese allenfalls beibehalten werden, da man von
einem praktischen Lehrbuche billigerweise nicht verlangen kann, dass es an
dem hergebrachten grammatischen Schematismus eine Aenderung tn-ffe, aber
diese blos auf lateinischer Reminiscenz beruhende Bezei<*hnimg auch in die
anderen Sprachen einzuführen, ist durchaus unnütz. Mit gleichem Rechte
hätte der Verf. vom Locativ, Instrumentalis, Causativ u. s. w. sprechen
können. S. 49 heisst es unter C. «er (der Artikel lo) findet nur Anwendung,
wenn ein Beiwort als Hauptwort, oder umgekehrt, gebraucht wird; z. B.
lo bueno das Gute; lo peor das Schlimmere; todo era grande en San Luis;
lo rey; lo santo; lo capitan;** es hätte besser geheissen: ^wenn das Beiwort
zu einem abstract neutralen Haupt werte erhoben wird,* denn auch el bueno.
1h peor u. s. w. sind Fuhstantivirte Adjoctiva. Die Worte „oder umgekehrt,»
sowie das hierzu gehörige Beisf>iel todo era grande etc. hätten füglicher
Weise wegbleiben können, oder die ganze Sache musste eingehender be-
sproclien werden; so wird es niem.indem einleuchten, dass lo rey, lo santo,
lo capitan adjcctivisch gebrauchte Hauptwörter seien. Nach S. 50 soll man,
wenn Zweideutigkeit entstehen könnte, it. lo artefice, la artt^fice sagen, dies
ist indeiisen ein ganz vereinzelter und affectirter Gebrauch; man begnügt
sich in solchen Fällen einfach damit, den weiblichen Artikel nicht tu
apostrophiren, also Partefioe der Künstler, la artefice die Künstlerin. 1*^
hätte lieber erwähnt werden sollen, d»ss lo statt il nicht selten bei vorher-
gehendem per angewandt wird, besonders in stehenden AdverhiNlausdnicken,
wie per lo mondo (st. pel oder per il mondo), per lo piü, per lo meno, per
lo passato etc. S. 50 C (sp ) werden „die Vorwörter con, en, por, sin.
sobre von dem Ablativ .... angenommen; z. B. con el padre,« während
weiter oben ausdrücklich gesagt ist, dass der Abi. im span. ^wie der Ge-
nitiv) mit de gebildet winl. Oder ist Accusativ statt Ablativ zu lesen?
Die Einriditung der auf S. 52 folgenden Declinationstabelle scheint einer
solchen Vermuthung nicht günstig zu sein. D (ital.) heisst es, dass „die
einsilbigen in, con, /xr, su sowohl mit dem männlichen, als mit dem
weiblichen Artikel . . . zusammengezogen werden,* während S. 51 angegeben
wird, dass „der mit 1 anfangende Artikel niemals mit per zusammengezogen
wird« (also z. B. nicht j>ella casa st. per la casa, pelle sorelle st. per le
sorelle); da nun der weibl. Artikel stets mit 1 beginnt (la, le), so ist die
Fauang der ersteren Regel offenbar ungenau. Wenn 8. 52 bei der tabella-
Beoriheilangea and kurze AnMigeih 461
rbcben Vergleichang der Declination nnter der ital. Rubrik auch die Ver-
bindungen Del, pel, coi eiardino etc. aufgeführt werden, so findet dies seine
Kechtferügnng in der Verschmelzung von Artikel und Präposition, wenn
aber iliesu Formen mit den span. en, con, por etc. el jardin susammen-
gestellt werden, und der entsprechende Raum unter franz. und engl, leer
bleibt, so ifra^en wir uns vergebens nach dem Grunde dieses Verlahrens;
sp. en el jardm, con el j ardin, por el jardin ist in nichts erwähnenswerther
als fr. dans le jardin, avec le jardin, par le jardin, engl, in the garden,
with the garden, for Tthrough) the garden. Vielleicht, dass die^ In-
conseqnenz dor Darstellung durch die oben berührte Ablativtheorie des
Verf. veranlasst worden ist. S. ÖS. In der Regel über den Gebrauch von
a und an vurmisst man once (a once admired wri(er). S. 56 B findet sich
der Satz I am loved of the mother (st. by the mother), bloss der grauen
Theorie wegen, wie es den Anschein hat, denn es kann doch dem Verf mit
dieser veralteten und ungebräuchlichen Structur unmöglich Ernst gewesen
sein. Eben so ist unter D egli h amato del pudre durchaus in egli e amato
dcd padre zu verbessern. S. 57. »Der Dativ wird häufig für den deutschen
Gemtiv gesetzt, wenn der bestimmte Artikel nicnt steht u. s. w.*
Es drängt sich die Fra^e auf: Wobei darf in diesem Falle der best Artikel
nicht stehen, beim Dativ oder bei dem regierenclen Substantiv? Der Verf.
meint jedenfalls das letztere, da weiterhin die Beispiele folgen: he is se-
cretary to the Company, he is pysician to the king; manche Grammatiken
schliessen wirklich in diesem Falle den best. Artikel vom Dative aus.
Beide Versionen der Regel sind falsch. Das richtige ist, dass dns regie-
rende Substantiv häufiger von gitr keinem oder vom unbestimmten als
vom bestimmten Artikel begleitet wird. Den Verf. der intemat. Gramm,
können wir selbstverständlich für die oben erwähnte falsche Regel nicht
verantwortlich machen ; sie beruht lediglich auf der unsere Schulsrammatiken
— mit wenigen Ausnahmen — so sehr charakterisirenden Critiklosigkeit in
der Annahme des überlieffrten grammatischen Stoffes. Ein ganzer Tross
von falschen, halbwahren, schiefen, erkünstelten Regeln erbt sich wie eine
ewige Krankheit von Generation zu Generation, von Grammatik zu Gram-
matik fort und wird von den (ledankcnlosen immer wieder wie ein Evan-
gelium verehrt. Selbst zwei sich geradezu widersprechende Versionen einer
falschen Regel sind durchaus kein Unicom. S. 57 C pienso ä los nifios
St. pienso en los nifios. S. 59 sollen Ausdrücke wie venire, partire di Roma,
ritomare di Fiancia elliptisch zu erklären sein (venire dalla cütä di Roma,
rit. dal paese di Francia). Die ital. Nationalgrammatiker erklärten früher-
hin (theilweise geschieht es noch jetzt) Jede ihnen irgendwie abnorm vor-
verp
Werke noch mehrfach zur Annahme elliptischer Redeweisen verleiten, z. B.
S.66 di valenti uomini = un buon numero di val. uom. S. 151 scala a lumaca =
scala simile a 1. S. 260 credendo egli ch'io fossi (in) te etc. S. 68 y. Man
sagt auch n'^conter pas de (st. des) conseils int^ress^ mit kleiner Sinnes-
dinerenz. S. 69 A (frz.) faire plaisir, auch faire du plaisir, trouver moyen,
auch tr. le moyen, prendre courage, auch perdre courage, aber avoir du
conrage. S. 70 A war zu erwähnen, dass sans überhaupt den Theilungs-
artikel ausschliesst, auch dann, wenn derselbe bei avec stehen muss. S. 76
D (ital.). Die Regel über die Anwendung des Artikels bei den von Prä-
positionen begleiteten Namen der Himmelsgegenden gewinnt eine weit über-
sichtlichere C^stalt, wenn dabei zwischen einheimischen Wörtern und
Fremdwörtern unterschieden wird (yerso Ponente, di Levante, a Tra-
montana etc., aber verso FOvest, dall'Est, al Norte [Nord] etc.). S. 79 C
(span.) 4. „Hingegen muss der Artikel wegbleiben, wenn eine regierende
Präposition vor den Ländernamen steht* trifft nicht das richtige; statt los
46) BeaHfamlimgian and knne Anseigen.
d^rcitos f\e Francia 8ag|t man auch los ej. de 1a Francia. Gebrauch and
W<^la88iing des ArL beim Genitiv der Ländernamen regeln sich oiupBfähr
naua denselben Geseiaen, die für das franz. und ital. massgebend sind. Es
kommt nur noch hinzu, dass das span. überhaupt bei Ländernamen den
Art. noch ^iel leichter als das ital. missen kann. S. 80 ist zu berichtigen
«nella Scocia si pnrla la lingua celtica, in Schottland spricht man die
französische Sprache." S. 97 B (en^l.): «Bei den Mahlzeiten wird der
Art. nur (gesetzt, wenn sie im Nominative stehen u. s. w.* Dieser Regel
stehen Ausdrücke wie breakfast is preparing, dinner is ready, snpper is on
the table etc. entgeicen. g 75 (Anwendung und Auslassung des Artikels)
ist unter den Abtheilungen für die eine und andere Sprache manches an^-
geführt, was auch fiir andere gilt, ohne dass es Erwähnunjg; gefunden hätte,
z. B. fr. peindre d*apr^s nature, es fehlt engl, to draw from natnre (after
life), Span, has visto ä padre, ä madre, ä tia, es fehlt in dem Abschnitte für
enel. der analose Georauch: he has given to mother, I spoke with
falher u. s. w. opan. era bijo de un mercader ist itaL era figliuol d*an
mercante, frz. il etait fils d*an marchand, selbst engl, kann man sagen he
was son to a merchant. Span, le he perdido de visto (Druckfehkr für
vista) findet sich ital. und frz. wörtlich wieder, l*ho perduto de vista, je Tai
perdu de vue. Ital. un principe del sangre (Druckf. für sangue) ist span.
un principe de la sangre, frz. un prince du sang. Auch die Ausdrücke
un*atto dl caritk, esscr di parere, d'opinione bieten nichts dem itaL eigen-
thümliches dar. S. 10t «ä quelques pas de ces vieux arbres etc., auf einige
Schritte von u. s. w..** auf muss wegfHÜcn. S. 105 he has turned a mer-
cliant st. he has t. merchant. Später wird die betreffende Regel richtig an-
gegeben. Ital. farä catttvo fine, ist in falsche Gesellschaft gerathen (sembra
galantuomo, nacque gentiluomo, farsi medico etc.), S. 109 ist es an richtiger
Stelle angeführt. S. 106 un million francs st. un m. de francs, sp. un nmlon
pesos St. un m. de pesos, ital. un milHoite (besser milione) uomini st. un
m. d'uomini. S. Iu7 „h few da^s, wenige Tage,** ist nicht ganz richtig.
S. 108 ep. ,,grande numoro de, eine grosse Anzahl,* auch ital. frz. sagt man
häufig ohne Artikel buon numero di, hon nombre de. S. 114. Wie in
vielen ital. Grammatiken ist auch hier die Regel über die Pluraüsation von
Greco, greco ungt>nau. S. 119 werden die span. Namen der Wochentage
gross geschrieben, während sie es auf S. 84 nicht sind. S. 124 haben sich
italics, hysterics, prognostics (Vorbedeutung) unter die Wissenschaften ver-
irrt. S. 127 gli ossi übersetzt der Verf., wie schon früher, mit «die Knochen
für Hunde." Es sind die beim Essen übrig gebliebenen Knochen, die sich
ebensowohl zur Zuckerraffinierung, zur Düngung u. s. w. verwenden lassen.
S. 130 la grey gehört nicht zu den .aus dem Griechischen enüehntcn*
Wörtern. S. 181 el anochecer ist unter die «als Hauptwörter gebrauchten
Infinitive" zu stellen. S. 148 «nie a she friend," weiss das <fer Verf. so
genau? S. 147 centinela, espia, guia und andere gehören, insoweit sie sich
zum weiblichen Geschlechte oekennen, an einen anderen Platz, sie stehen
auf gleicher Linie mit frz. la caution, la sentinelie, la recrue u. s. w. ; auch
ital. sagt man la sensinella, la guida, la spia, was nicht unerwähnt bleiben
durfte. S. 150. In den Umschreibungen moulin ä eau, moulin ä vi^ur
handelt es sich nicht, wie z. B. in moiuin ä rafS, pot ä fleurs um «Zweck,
Ziel, Bestimmung," sondern um das Mittel. Die Verschiedenartigkeit dieser
Verhältnisse kommt im franz. formell nicht zur Geltung, wohl aber im ital..
indem man zwar mulinello da cafi^, vaso da fiori etc. sagt, aber mulino ad
acqua, mulino a vapore. Demgemäss muss die § 97 gegebene allgemeine
Regel modificiert werden. Dass viele deutsche Composita (richtiger wäre:
die meisten, aber es steht einmal so in unseren Schulgrammatiken) durch
Ableitungen ausgedrückt werden, gilt auch für das franz. S. 154. «üeber-
haupt aber ist sich zu merken" klingt etwas italianisirend (h da no-
tarsi;. S. 167. Die Umschreibung eines neutralen Adjectivs mit »Ding*
Beorthenangeor und knna Anseigen. 40S
Qt 18 a good thine) ist aacb in den drei anderen Sprachen niclits angewöhn-
lichea, z. B. it. 1 cosa crudele, span. es cosa dnra, fr. c'est cbose Strange.
S. 169. Die Verkürzung des ital. santo findet bloss vor Eigennamen statt;
man sagt hingegen santo padre, santo sepolcro, aach santo Dio. 8. 1 73. Die
Regel über die nachdnicksvolle Stellang des Adj. an die Spitze des Satzes
gilt auch für das franz. Engl, happy was the interview kann man mit
heoreuse fnt I'entrevtie wiedergeben. S. 180 konnte besonders darauf hin-
gewiesen werden, dass ital. ga]ant*uomo und fr. galant homme, it. uomo
galante und fr. homme galant sich der Bedeutung nach nicht entsprechen,
b. 192. Die Regel „ebensowenig kann dieser Superlativ die Vorwörter l^
dans, P'^i'oi^ u- ■• ^* ^^^^ ^^^^ haben" gehört in die Kategorie des durch
lange Tradition heilig gewordenen grammatischen Aberglaubens. S. 1 99 (ital)
„mit dem bestimmten Artikel lunn er (der absol. Superlativ) nicht vor-
kommen* ist ein theoretischer Satz, um den sich die Sprachprazis wenig
kümmert S. 200 «plus bon st. meilleur ist nicht gebräuchlich,* indessen
kann man in gewissen Fiillen bloss plus bon sagen. S. 201. Bei Anfüh-
rung der unregelmässigen Comparation musste für das span. derselbe Unter-
schied zwischen relat cmd absol. Superlativ wie im ital. gemacht werden,
also el mejor — dptimo, wie ital. il migliore — ottimo. S. 20S. Nicht bloss
ital., sondern aucn span. können Hauptwörter und Eigennamen die Endung
des absol. Superlativs annehmen. Ganz ^ewöhnUch sind seflorisimo,
sefiorfsima, bei Cervantes finden sich z. B. mi cuitfsima (von cuita), escu-
derfsimo, Panza duefifsima, servidorfsimo, Don Quijotlsimo, Don Quijote
de la Manchfsima. S. 214 ist der Unterschied zwischen second und deuzi^me
nicht ganz richtig angegeben. Ersteres kann überall angewendet werden,
letzteres nicht zum Schlüsse einer Reihe. S. 221. Der bei Angabe des
Datums im franz. übliche Gebrauch mit ce (z. B. Berlin, ce 16 mars 1870)
duHte um so weniger übergangen werden, als bei den übrigen Sprachen die
einschlägigen Aus£ucksweisen mit erschöpfender Vollständigkeit angegeben
sind. S. 226. Luis Catorce kann man nicnt als Beispiel für die aufgestellte
Regel gelten lassen, da es augenscheinlich die wörtliche Uebertragung von
Louis quatorze ist. S. 234. In Zwischensätzen, in denen das Subject als
redend «ingeführt wird, ist im engl, die Inversion nicht noihwendig: he said
und said he, he cried und cried he; auch ital. findet sich in gleichem Falle
bisweilen egli disse, rispose st. disse, rispose egli und ähnliches. S. 2S4
konnte erwähnt werden, dass engl, happy you nicht durch heureux toi
(früher sagte man es) ausgedrückt wird, sondern durch die Umschreibung
heureux que tu es. S. 241 „non glielo invidio, ich gönne es ihm oder ihr
nicht,* nicht muss wegfallen. S. 253 seco steht nicht nur für con se,
sondern auch für con lui, con Ici, con loro. S. 256. Die Stellung des Ob-
jects am Anfange des Satzes und die Wiederaufnahme desselben durch ein
Pronomen ist, wie im franz. und span., so auch im ital. üblich. Der Satz:
Ceite opuUnce qui vous 6tonne si fort, il la doit ä son activit^ würde ital.
lauten Quella optdenza della quäle Ella si maravislia tanto, la deve alla sua
attivitä. S. 259. Der oft behauptete Unterschied zwischen each other und
one anotber existirt in WirklichKcit nicht Beide Ausdrücke werden, wie
sich jeder leicht bei der Leetüre überzeugen kann, durchaus pronüscue ge-
braucht Im Gegensatz zu der ^gewöhnlichen Version erklären manche
Grammatiken (z. B. Gräser, Schulgramm. 1857 § 227), dass one another nur
von zwei Personen gebraucht werde. Wir haben hier also wieder die
doppelte Version einer falschen Regel, wovon wir schon oben sprachen.
S. 260 ital. si wird niemals «aus blosser Zierlichkeit* (technischer Aus-
druck der ital. Grammatik) für das deutsche unpersönliche es gebraucht;
vero si k heisst wörtlich „es ist sich wahr,* si steht hier ebensowohl als
abgesch^chter dativus commodi (nicht dat. ethicus, wie manche wollen), als
die Pronomina in den § 8 angeführten Verbindungen io mi credo, io mi
dic0| egli si pensa etc. Der entsprechende span. Gebrauch hätte auch be-
464 BeurtlieilangeD and knrse Ansagen.
rührt werden sollen. D, 2. Wenn im ital. in gewissen Fallen der AocnsatiT
der Personalpron. statt des Nominativs gebrancht wird (es geschieht dies
besondes bei essere und nach oome), so bietet diT engl. Sprachgebrancb
hierzu einon ganz analogen Zug dar, indem sich die Umgangssprache, be-
sonders bei to be und nach tban und as, don AccusatiY statt des Nomina-
tivs cestuttet: it is me, it is him, it is theiu, he is as poor as me = itaL
egli h cos) fiovero come me. Der Verf. würde nicht durauf verfallen sein,
den ital. Gebrauch aus einer Ellipse zu erklären, wenn er sich klar gemachi
hätte, dass die Vertretung des Nominativs durch den Accusativ bei den
franz. Pronomina in noch weiterem Umfange zum unverbrüchlichen Ge-
setz geworden ist. S. 265. In der Liste »hier (da) bin ich* etc. geachiebt
der sehr häufigen span. Formeln heme aquf (nlli), helo, heia, heloa etc.
nqui (allf) keine Erwähnung. Ebenso fehlt weiter unten he allf el libro
neben alU estä el libro. Dem franz. voilä pourquoi, ital. ecco perchö ent-
spricht das span. he aquf por qu^. Für das ital. konnte auch das durch
den ethischen Dativ ti verstärkte eccoti (z. B. eccotelo) angeführt werden.
S. 274. Der Gebrauch von pr§ter statt emprunter in »j'ai pr€t^ les nens
Tses gants), ich habe die ihrigen geliehen'' bildet einen Grermaniamus.
S. 203 Wie man 5pan. zu AnfHnff eines Satzes quien statt el que säst, 80
sagt man auch engl, who st he who, ital. chi st. colui che; die ent^tprechende
franz. Structnr findet sich erst S. 298 erwähnt. S. 380. Das itiü. Tuno e
Taltro dai*f sich auch mit dem Plural verbinden. S. 887 erfährt man, dass
von selbst im span. nicht durch de mismo, sondern durch de auyo ge-
geben wird, wie sich aber die drei anderen Sprachen in diesem Falle aas-
zudrücken belieben, darülier empfiin^t man keine Belehrung. Dem itaL
h lo stesso und h tutt^uno entspricht tranz. c*est la mdme chose und c^eat
tout un, engl, it is the same und it is all one, span. es lo mismo (waa er-
wähnt ist) und tido es uno. 8. 378. Auch im ital, span. und ei^l. darf
nach den Ordinalzahlen der Infinitiv mit a, i, to folgen, z. B. ItaL il primo
a difendorsi, span. el primero (ultimo) ä entrar, engL the first to get in.
Haben zu (mit Infinitiv) wird span. auch mit teuer de ausgedrückt, also
i tiene V. algo de (que, para) hacer? 8. 405 fehlt die Angabe, dass das
franz., abweichend vom ital. und span., beim reflexiven Passiv die handelnde
Person (das logische Subject) nicht auszudrücken pflegt, <lass man beispiels-
weise nicht leicht sagt les livres $e vendent par U libraire, wie ital. i libri
si vendono dal librajo, span. los libros se venden por el librero, sondern
les livres sont vendus. S. 419. Die Verbindung eines intransitiven Vcrbnms
mit einem Accusativ gleichen Stammes oder verwandten Begriffes (figura
etymologica) findet sich nicht bloss im span, sondern auch im ital., engL
und, wenn auch in geringerem Umfange, im franz. S. 421. Die Regel übt'r
den Gebrauch des Plurals von «regnen'* im figürlichen Sinne gilt, wie
für das span., so auch für die drei anderen Sprachen. Auch im span. kann
die Partikel se, wie im ital. si, dem Zeitworte angehängt werden, statt se
halla, se dice auch hällase, dfcese. S. 424. Analog dem itaL Gebrauche
wird im span. „geben, vorhanden sein* bisweilen mit darse ausgedrückt
S. 433 ff. Es muss als durchaus unpraktisch bezeichnet werden, wenn bei
den span. unregelmässigen Zeitwörtern im Präsens nur die von der f^ewöhn-
lichen Norm abweichenden Formen angeführt werden, während diese ba
Gegenüberstellung der regelmässigen schärfer in ihrer eiffenthümlichen Bil-
dungsweise hervortreten und sich dem Gedächtnisse leichter einprägen
würden. Nebenbei bildet die erwähnte Auslassung eine Inconaequenz
gegenüber dem hinsichtlich der anderen Sprachen eingehaltenen Verfahren.
Wozu es hingegen nöthig war, die in monotonster Begelmässigkeit vor
sich ffehende Conjagation der Conjunctave des Präteritoms und der Fn-
tura immer wieder in extenso aufzuführen, ist durchaus nicht einznaehen.
S. 470. Das ital. morto kann (>ben so wie das span. muerto (vergL
S. 464) in activer Bedeutung für «getödtet" gebraucht werden, c B.
Beaiiholaogen and kane Anzogen. 465
rhftnno morto = le han maerto. Dem span. venir por (abholen) entspricht
ital. Tenir per.
An Drockfehlem fehlt es in dem Boche fferade nicht, i. B. S. 68 los
circanstancias st. las circ S. 68 1^ de bon fivres st. k de bons 1. S. 68
oisivit^ St. oisivet^. S. 76 M^riggio st Merfg^o. S. 85 Venire st. V^nere.
S. 94 Fhlncese st. Franc^se. S. 96 ricorso (ai minacciare) st ricorse oder
ebbe ricorso. 8. 118 Templer st Tempel. 8. 118 rient st rien. 8. 129
paintor st painter. 8. 185 Simptom st Symptom. 8. 149 la mar st le
mnr. 8. 151 aqua st acqua. b. 154 & fleurs st. k fl. 8. 161 fortanatos,
fortunatas st. fortanados, fortunadas. 8. 164 müres (ces fruits) st mürs.
S. 177 azzez st assez. 8. 188 populata, besser popolata. 8. 199 bella st.
hello. S. 222 gli ultimo st gli Ultimi. 8. 238 enganna, besser ineanna.
S. 248 conduissez st. conduisez. 8. 254 simself st. himself. 8. 268 he ve-
doto st ho veduto. S. 272 entrö st entrai. S. 379 la mio propia st la
mia pr. S. 281 mi husband st my h. S. 287 difficultad st. dificoltad.
S. 290 peat-dtre st. peut §tre. 8. 380 rend^rent st. rendirent. 8.847 jperde
st. pierde. S. 849 h son place st. h sa pl. 8. 854 ds ces st. de ces. 8. 857
esta verdad st. esta verdud, fusil st fusil. 8. 860 quinquiera st. quienqoiera.
S. 878 hubies^mos sido st hubi^semos sido. 8. 879 iscosare st. scassre,
avrrei a pagarla st avrei a pregarla. 8. 462 sientiese st sintiese. 8. 495
menage st. manaee.
Der Schlüssel zu den im zweiten Theile enthaltenen Uebangsstücken
bildet einen dritten Theil, der wegen des vorherrschenden leichten Um-
fangstones auch selbständig als guide de conyersation gebraacht werden
Önnte.
Langensalza. Th. Am eis.
Lehrbuch der englischen Sprache von Dr. Immanuel Schmidt«
1. Theil „ Elementarbuch. <" p. XII u. 811. 2. Theil „Gram-
matik der englischen Sprache.^ p. XII u. 632. Berlin
bei F. Weidling.
Im Elementarbach, welches 1867 in erster und 1871 in dritter Auflage
erschienen und bereits in einigen hiesigen and auswärtigen Schalen ein-
geführt worden ist will der Herr Verfasser «so weit als möglich im klein-
sten Kreise ein Bild] der gesammten englischen Sprache geben." Die
8 Elemente des Unterrichts in modernen Sprachen (Wortschatz, Ausspraciie
und Grammatik) werden nicht in getrennten Lektionen, sondern in stufen-
mässigem Weiterschreiten mit- und aneinander gelernt. Was zunächst den
Wortschatz betrifft, so sind die Uebungssätze und Lesestücke so aus-
gewählt, dass der Schüler mit einer reichen Fülle yon Vokabeln und Wen-
aangen aus der Schrift- und Umgangssprache bekannt wird und eine tüch-
tige Vorbereitung für die spätere I^ktüre erhält Der Aussprache widmet
der Herr Verfasser mit Recht von Anfang bis zu Ende eine grosse Sorefalt.
Die wichtigsten Regeln über die Aussprache der langen und kurzen Vokale,
der einzelnen Konsonanten, der betonten und unbetonten Silben, sind in
den 12 ersten Lektionen behandelt; auf einzelne besonders schwierige Fälle
wird der Schüler immer aufs Neue aufmerksam gemacht; zu den Lese-
übungen sind in durchaus praktischer Weise die allbekannten, aber vielfach
unrichtig aasgesprochenen historischen und geographischen Eigennamen be-
nutzt worden; die zur Bezeichnung der Aussprache verwendeten Zeichen
endlich empfehlen sich durch Einfachheit und Fassliohkeit. — Der gram-
matische Stoff, der sich auf 25 Lektionen vertheilt, lässt sich bequem bis
Untersekunda (incl.), also in 8 Schu^ahren absolviren. Der Schüler lernt
gleich in den ersten Lektionen die wichtigsten Regeln der Satzbildong
AreblT f. n. Spracheu. XLIX. 80
466 B«iirtiidlimgen and knne Aiwagftn.
(Stellung des Subjekts, Priidikatfi und Objekts) keimen und wird so in Stand
gesetzt, den ihm geläufigen Vokabelschatz zu verwert hen. Die sogenannten
unregelmässiffen Verben kommen zum grössten Theil von Lektion 8 an in
getrennten Grruppen vor und werden dann später in 2 besondem Lektionen
systematisch zusammengestellt. Die einzelnen Lc^ktionen sind mit zahl-
reichen ^utgewählten Uebungssätzen und kleineren Erzählungen ausgestattet,
denen sich jedesmal 3 verschiedene Exercitien anschliessen, wodurch na-
mentlich bei Klassen mit halbjahrigem Kursus die Gefahr des Abschreibens
wesentlich vermindert wird. I)en Schluss des Buches bilden 40 Seiten mit
Lesestücken poetisclien und prosaischen Inhaltes und ein AVörterverzeichniss,
welches sich leider auf die in den Lesestücken vorkommenden Vokabeln
beschränkt.
Der Umstand, dass das Elementarbuch in so kurzer Zeit 3 Auflagen
erlebt hat, spricht schon genugsam zu seinen Gunsten. Wir woUen aber
nicht unterlassen, denjenigen unserer Kollegen, die dasselbe noch nicht
kennen sollten, aus eigener 4jähriger Erfahrung zu versichern, daas der
Herr Verfasser durch praktische, übersichtliche Anordnung des Ganzen,
durch klare und präcise Fassung der einzelnen Kegeln, endlich durch glück-
liche Vermeidung des Pedantischen sowohl als des Trivialen verstanden hat,
seinem Buche unter Lehrern und Schülern zahlreiche Freunde zu erwerben.
Vielleicht wäre es zweckmässig, wenn derselbe bei einer neuen Auflage
einzelne Lektionen (z. B. 15, 16, 22 u. 24), die uns zu lang erscheinen, m
2 theilen wollte, wodurch der Plan des Ganzen durchaus nicht beeinträchtigt
werden würde.
Der 2. Theil, die für obere Klassen bestimmte ,»Grammatik,* giebt zu-
nächst (p. 1 — 33) als Einleitung eine kurze Geschichte der englischen
Sprache und Literatur, welche alles das enthält, was ein Primaner darüber
zu wissen braucht. Die darauf folgende Lautlehre (p. 34 — 123) behandelt
in erschöpfender Weise die Aussprache, Betonung und Orthographie der
einheimiscnen und der Fremdwörter. In diesem, sowie auch im 3. Ab-
schnitt, welcher über Wortbildung handelt (p. 231 — 295), findet sich eine
reiche Fülle interessanter Bemerkungen über Etymologie und die in der
engl. Sprache zur Geltung kommenden Lautgesetze, die für den Unteiricht
in den oberen Klassen um so mehr zu verwerthen sein dürften, als hier
den Schülern der beiden Sprachen, mit denen die englische am meisten
verwandt ist, zur Vergleichung in höherem Masse zu Gebote stehen. Der
2. Abschnitt (p. 124—230) enthält eine ausführliche, nach Redetheilen ge-
ordnete Formenlehre, welche durch zahlreiche feine Bemerkungen synony-
mischen und lexikalischen Inhaltes bereichert ist und dadurch dem Schüler
bei der Wiederholung eines ihm zum Theil schon bekannten grammatischen
Pensums viel Neues und Interessantes bietet. — Der 4. Abschnitt endlich
(p. 296 — 607) ist der eigentlichen Svntax gewidmet. Dieselbe ist ebenfalls
nach Redetheilen geordnet, wodurch es dem Schüler leicht gemacht ist,
sich zurecht zu finden. Der Herr Verfasser hat hier mit Recht den Grund-
satz befolet, dass das Beispiel vorangehen und die Regel folgen muss.
Sowie in der Formenlehre ist auch in der Syntax der Sprachgebrauch der
modernen Prosa sowohl von dem Veralteten als von dem nur in der Poesie
Erlaubten gesondert. — Bei aller Hochachtung vor der Gründlichkeit und
dem Fleiss, mit dem dieser Theil (wie alle früheren) bearbeitet ist, können
wir doch nicht umhin, die Ansicht auszusprechen, dass derselbe an einzelnen
Stellen bedeutend kürzer hätte gefasst werden können. Fast möchte es
scheinen, als ob der Herr Verfasser oft mehr an die Lehrer als an die
Schüler gedacht hätte.
Den Schluss des Buches bilden 2 Anhänge (über Interpunktiona- and
Verslehre) und ein ausführliches Sachregiater.
Berlin. Dr. Wällenweber.
Bearthdlaogeii osd kune Anseigen. 467
Lettre k M. Paul Meyer» professeur & Ncole des chartes enr
Tauteur de la chanson de la croieade albigeoise en par-
ticulier et sur certains proc^d^s de critique en ^^n^ral par
G^nac Moncaut, correapondant du ministere de Pinatruction
publique. Paris.
Die Reimchronik über den Albigenserkrieff, Ton Fauriel 1887 heraos-
gegeben, giebt im Einlange den GeisÜicben Wilhelm von Tadela als ihren
Verfasser an, der in Navarra geboren, in Montauban erzogen sei und nach
Vers 202 sein Werk im Mai 1210 begonnen habe. Es stiegen jedoch bald
Zweifel darüber auf, ob das Gedicht von einem Verfasser herrühre, mit
andern Worten, ob Wilhelm von Tudela auch den zweiten Theil desselben
verfasst habe. Schon Fauriel (Einleitung p. 4) erkannte eine Verschieden-
heit in den beiden Tbeilen, namentlich m Bezug auf die Stimmung und
Gesinnung, meinte aber doch, dnss die Gleichartigkeit in Sprache und Stil
für die Einheit spräche. Derselben Meinung war im Wesentlichen auch
Schmidt und Guibal, die ebenfalls über diesen Gegenstand geschrieben
haben. Bekämpft wurde diese Ansicht energisch und gründlich von F. Meyer,
der nachweist, dass die von Fauriel angenommene Gleichartigkeit in Sprache
and Stil durchaus nicht existire und dass auch aus andern Gründen beide
Theile unmöglich von einem und demselben Verfasser herrühren können.
Hierbei glaubte aber Moncaut sich nicht beruhigen zu können, sondern
Tühlte sich berufen, für Fauriel und Guibal zu Gunsten Giiilhem*s von Tu-
dela eine Lanze zu brechen und sucht deshalb in der vorlieffenden Schrift
die Gründe, die F. Meyer für seine Behauptung vorgebracht tiatte, einzeln
SU widerlegen.
Gegen P. Meyer's ersten Grund, dass schon äusserlich der Unterschied
beider 'l'heile sich durch die verschiedene Durchschnittslänge der Tiraden
(im ersten 21, im zweiten 82 Verse) kennzeichne, wendet er ein, dass die
Länffe der Tiraden nichts entscheide, da diese von der Wichtigkeit des be-
bandelten Gegenstandes abhinge. Da nun im zweiten Theile des Gedichts
die Episoden wichtiger und detailreicher würden, so erkläre sich die grössere
Ausdehnung ganz von selbst Ausserdem träte letztere auch nicht plötzlich
hervor, sondern käme erst allmählich zum Vorschein» wie folgende Auf-
zählung bewiese: Tir. 182 (die erste des zweiten Theils) hat 89 Verse;
188 und 184 — 80, 185 - 24, 136 — 89, 187 — 28, 189 — 69, 140 — 86,
142 — 21, 147 — 24, 150 — 46.
Ist nun damit die von P. Meyer aufgefundene Thatsache widerlegt?
Offenbar nicht; aber sie ist auch nicht aus der Idee eines Dichters erklärt,
denn die Behauptung, dass die Tiraden des zweiten Theiles wichtiger wären
als die des ersten, wird durch nichts begründet; dass sie aber detailreicher
sind, wird ja gerade von P. Meyer als Grund für die Verschiedenheit des
Verfassers angeführt
Das zweite von P. Meyer zur Stütze seiner Behauptung aufgestellte
Criterium ist folgendes: der kurze sechssilbige Vers, der durch das ganze
Gedicht die Tiraden schliesst, reimt resp. assonirt in der ersten Hälfte des
Gedichtes nicht mit seiner, sondern der folgenden Tirade; in dem zweiten
Theile ist dies nicht der FaU, hier wird vielmehr jener kleine Vers immer
als erste Hälfte des auf ihn folgenden Verses wiederholt. Moncaut nun
giebt zwar diesen Unterschied zu, führt dem gegenüber aber an, dass
zwischen der Abfassung des ersten und zweiten Tneiles 8 — 9 Jahre liegen,
daher während dieser Zeit ein Wechsel in der Versbankunst eingetreten
sein könne, die ja wie die Mode sich ändere. Diese Verschiedenneit be-
dinge daher nicht die Annahme eines neuen Verfassers. Wie ganz andere
Unterschiede bemerken wir bei fast allen Dichtem und Künstlern in ihren
verschiedenen Perioden, wie viel mehr unterscheide sich z. B. la Pucelle
80*
468 BemrUieilangen and kurze Anzeigen.
von Zaire? Dieser Vergleich int offenbar höchst anglücklich gewählt, da
es sich bei Voltaire um zwei narh Inhalt nnd Form verschiedene Werke,
hier aber um eins, um ein und dasselbe handelt. »Die Reimchroniken des
Mittelalters," fährt Moncaut fort, «waren auch nicht, wie Abhandlungen un-
serer Tage, reiflich überdachte, wobldisponirte und sororfältig aasgeführte
Arbeiten, es waren Werke, in welche die Verfasser, Schritt für Sdiritt dem
Laufe der Ereignisse folgend, ihre Beobachtungen und Gefühle niederlegten,
daher wussten sie im Mai oft schon nicht mehr, was sie im Januar gesagt
hatten und wie sie es eesagt hatten.'^ Wollten wir dies auch zugeben, wie
kommt es denn ai>er, dass der Dichter nur das eine Mal Dach der langen
Pause sich hat gehen lassen, warum wechselt er weder im ganzen ersten
Theil, obgleich er drei Jahre daran gearbeitet hat (er sagt selbst V. 202,
dass er das Gedicht im Mai 1210 begonnen habe, wahrend die ISOste Tirade
Ereignisse von 1218 erzählt, wo sich nämlich Peter von Aragonien in den
Kampf mischt), iy>ch auch in dem längern zweiten Theile (1218 — 1219
verfasst)?
Nachdem nun Moncaut oben zugegeben, dass der eben besprochene
metrische Unterschied zwischen dem ersten und zweiten Theile bestehe und
auch bemerkenswerth sei (p. 19), sucht er ihn jetzt abzuschwächen umi als
eine Zufälligkeit hinzustellen, indem die Regel durch viele Ausnahmen
durchbrochen sei. „Die Tiraden 4 und 23," sagt er, «haben gar keinen
Schlussvers, in 28 reimt an nicht mit dem folgenden ra; 82 sos nicht mit on;
88 zo nicht mit on; 9d os reimt zwar mit dem os der folgenden Tirade,
doch kommt in dieser auch zweimal die Endung ons vor, mit der jener
Vers also nicht reimt.* Dieses letzte Beispiel hätte aber darüber Auf-
klärung geben können, dass bei diesen Tiracten nicht von Reim in unserm
Sinne, sondern einfach von Assonanzen die Rede ist, so dass alle angeb-
lichen Ausnahmen gerade dazu dienen, die Regel zu erhärten. Nur zwei
Beispiele kann Moncaut anführen, wo auch nicht einmal Assonanz vorliegt:
40 als — etz und 89 at — os. Diese vereinzelten Ausnahmen könnten
natürlich die Regel nicht umstosscn, sie erklären sich aber ausserdem noch
durch die unten noch genauer zu besprechende Uncorrectheit und Incon-
sequenz der Sprache des ersten Theils.
Ais Beispiel, in denen der sechssilbige Vers nicht, oder nur unvoll-
kommen als erster Halbvers der nächsten Tirade erscheint, führt Moncaut
vier Beispiele vor: e vulh quels o digatz (187) — Li donzels van dost diir
(138); El reis tornas en l^ransa (141) — Le filh del rei de Fransa (142);
Que a laichat a Roma (151) — I^fan remas a Roma (152); Qnens earda
ens govema (195) — Ihesu Christ nos govema (196^. Allerdings sina dies
Unregelmässigkeiten, wie sie vereinzelt in fast allen grössern Creilichten
jener Zeit vorkommen. Aber beweisen sie irgend etwas fiir die Einheit des
Verfassers? heben sie irgendwie die Verschiedenheit zwischen beiden Theilen
auf? würden sie nicht dem einen Verfasser, der nach Moncaut's Meinung
im zweiten Theile nur den Versbau der inzwischen veränderten Mode etwas
angepasst hatte, dann aber das einmal adoptirte Princip conseqnent durch-
führen musste, ebenso sehr zur Last fallen, wie jetzt dem von Paul Meyer
für den zweiten Theil angenommenen neuen Autor? Wie kommt es denn,
dass Herr Moncaut, der noch soeben für die grössere Fi'eiheit und Un-
gebundenheit der damaligen Dichter so eifrig plaidirte, jetzt, wo es ihm
passend erscheint, als ein so strenger Kunstrichter auftritt?
Einen dritten und wohl entscheidenden Einwand gesen die Einheit des
Verfassers stützt P. Meyer auf die Thatsache, dass der erste Theil ein
Gemisch aus französisch nnd provenzalisch ist, also von einem Verfasser
herrühre, der in beiden Sprachen nicht recht bewandert war, der zweite in
reinem Provenzalisch gescnrieben ist.
Moncaut gesteht die erste Hälfte des Satzes zu, d. h. eiebt zu, dass
die Sprache in der ersten Hälite ein Gemisch aua französisch und proven-
BeurtheiluDgeo und kurze Anseigeii« 469
zalisch sei, leugnet aber, dais die Sprache des zweiten Theiles sich von
der des ersten unterschiede, z. B. schienen ihm: raniage, sage, usatge, co-
rage, peatge, paratge, auratge, lenguatge, es tage ebenso französisch wie
apelot, estot, sot, amenot, inot. Diese Meinane ist aber fälscht denn wäh-
rend jene Worte ohne Ausnahme proYcnzaliscn sind, sind diese nicht ein-
mal alle französisch; zwar können apelot und amenot normannische Im-
perfecta sein« aber von estre müsste das Imperfect in diesem Dialekte
esteit heissen.
Ueberhaupt, fährt Moncaut fort, könne man aus einem Irrthum in den
andern fallen, wenn man die Spraehe eines Gedichtes jener Zeit so genau
zergHedern und aus einem zufälligen Gemisch von Worten wichtige Folgen
ziehen wolle; das weiseste sei, fügt er naiv hinzu, nicht zu difficil und zu
zart zu sein. Die Sprache eines Gedichts werde oft durch den Abschreiber
nach seinem eignen Dialect willkürlich modifizirt, und so sei einfach an-
zunehmen, dass der erste Theil von einem Franzosen, der zweite von einem
FroTenzalen copirt sei. Wahrlich eine bequeme Manier, dergleichen Fragen
ZQ entscheiden! Was endlich die stilistische Ueberlegenheit des zweiten
Tbeils betreffe, so habe Guilhelm von Tudela, ein eebomer Spanier, in der
Zwischenzeit sich im Provenzalischen mehr vervollkommnet und sich auch
sonst ausgebildet (il a fait ses homanit^s), daher im zweiten Theile die
grössere Fülle de« Reimes, die Länge der Tiraden, die Veredelnne in Stil
und Form. Beweisen kann Hr. Moncaut dies Alles allerdings eben nur
durch unser Gedicht, also Cirkelschluss!
Der letzte der Hauptpunkte, die Paul Meyer anführt, ist der folgende:
Beide Theile atbmen ganz verschiedene politische Stimmungen, der erste ist
den Franzosen entschieden freundlich gesonnen, lobt und preist den Simon
von Montfort, spricht aber verächtlich von den Tolosanem, der zweite da-
gegen ist den Franzosi'n durchaus feindlich, ist namentlich gegen den Simon
von wüthendem Hasse beseelt, aber erhebt die Tolosaner bei jeder Gelegen-
heit und nennt sogar v. 7405 den Bischof Folquet «unsern Bischof."
Moncaut kann sich natürlich dieser Tbatsacbe nicht verscbliessen, sucht
sie aber doch mit seiner Theorie in Einklang zu bringen. «Was liegt denn
AuiTälliges darin, ' so argumcntirt er, ^dass ein Navarrenser, der um 1210
in die Staaten Raimunds kommt und die Geschichte des Kreuzzuges in sehr
katholischem, vielleicht den Tolosanem etwas feindlichem Sinne schreibt,
sich 1218 Toulouse günstiger gesinnt zeiet, nachdem er diese Provinz als
Vaterland, und ihren Souverän als seinen Herrn ^wählt hat?"
Man sieht, dass, um die unglückliche Einheit des Dichters aufrecht zu
erhalten, Moncaut den Guilhem sich innerlich und äusserlich vollständig
ändern lassen muss. Er giebt sich die grösste Mühe, diesen psychologischen
Prof-ess in dem Dichter zu erklären und ihn auch uns plausibel zu machen,
er kann jedoch nur Annahmen und Hypothesen ins Felo führen, die, wenig-
stens unserm Urtheile nach, die Phalanx der zwingenden Gründe Paul
Meyer's nicht zu durchbrechen vermögen.
Kiel. Dr. Albert Stimming.
Miscellen.
^Lassen Sie den Grafen dieser Gesante sein.^ (Lessing.)
Eine Streitfrage aus der deutschen Syntax.
Unter Männern, denen theils praktisch, theils theoretisch ernstliche
ßcschäfligunc mit der deutschen Sprache obliegt, entstand vor Kurzem
über obige Worte aus Lessin^s Emilia Galotti ein lebhafter, eifrig fort-
feführter Streit, der nur scheinbar wieder beigelegt ward. Es wurd be-
auptet und von namhaften Gelehrten unterstützt, dass das Prädikat „dieser
Gesante" in den Accusativ halte treten müssen, weil das Substantiv, darauf
es sich beziehe, das Obiectsnomen „den Grafen," in diesem Falle stand.
Man schien also anzunehmen, dass die Worte „dieser Gesante** weit mehr
nur eine nähere Bestimmung zu jenem von „sein lassen* abhängigen Objecte,
als wie das zu „sein lassen," d. L „gestatten zu sein," durchaus gehörige
Prädikat genannt werden dürfe, und construirte demnach von vorn herein
den Satz in directer Rede: „Sie — lassen sein: den Grafen — diesen Ge-
santen" statt: „Sie — lassen Gesanter seiu: den Grafen" und zwar „dies«;r
— besprochene — Gesante sein."
Scnon Lessing selbst hatte g^gen diese uiirichtis vorausgesetzte Con-
struction zu kämpfen gehabt. Auf die Anfrage seines Verlegers, der ebenso
seltsamen Anstoss an dem Nominativ genommen hatte, erklärte damals der
Schriflsteller sehr bestimmt: „diesen Gesanten" habe er gewiss nicht ge«
schrieben; das sei durchaus undeutsch: es dürfe nur der Nominativ
stehen. Dagegen nannten jetzt die gelehrten Vertheidi^er des Accusativs
mit gleicher Entschiedenheit den Nommativ undeutsch, mdem sie ihn für
eine dialektische Eigen thümlichkeit Lessing's erklären wollten. Und als
Gegenbeweis führten sie nichts Geringeres an, als dass es „im Volkstöne*
nur heis5«e: „Wir lassen Gott einen guten Mann sein.* Aber würde nicht
selbst das Volk sagen: „er lässt Gott ^uter Mann sein," wenn das zufällig
sprichwörtlich einmal acceptirt wäre, wie man sagt: „lasst mich schwarzer
Mann seinl"? Nun stünde da immer nur Volkston gegen Volkston; es fragt
sich also, auf welche Seite sich die Grammatik wendet. Auch wurden
„grammatische Autoritäten" für den Accusativ angeführt. Man behauptete,
der Verfasser der deutschen Schulgrammatik, Heyse, habe gesagt: „Bei
„sein" und „werden" muss neben jedem Accusativ, der bei der Umwandlung
in einen Substantivsatz das Subject in demselben bildet, auch das diesem
Subject entsprechende Prädikat auf gleicher Stufe, d. h. ebenfalls im Ac-
cusativ stehen." So steht allerdings m Jos. Christ. Aug. Heyse's deutscher
Schulfp-anunatik, 21. Auflage, 1868, pag. 281, und do<m ist damit Heyse's
Autorität nioht gewonnen. Vielmehr sagt Heyse selber in der noch von
Misoelltti. 471
ihm redigirtcn »achten, verbesserten' Auflage, von 1829: »so wenig «lassen*
einen Dat. oder Acc. regiert, so wenig ist auch der in folgenden Redens-
arten vorkommende Nominativ oder Genitiv von demselben abhängig, son-
dern dieser richtet sich gleichfalls nach dem andern Meldeworte: »lass
diesen ehrlichen Mann dein Führer sein, d. h. g<'statte, dass er es sei." —
Auch den Verfasser der »deutschen Granmiatik,*' Jacob Grimm, wollte man
citiren, indem man ihm den Ausspruch unterschob : der Nom. sei nur At-
traction an «sein;" aber grammatisch richtig der Acc, abhängig von »sein
lassen." Gerade im Gegentheil sa^zt aber Grimm in seiner Abhandlung:
»über einige Fälle der Attraction,* Berlin, 1858, S. 80: »steht bei »kann,
soll, mag, will, dünke, scheine* der Inf. sein oder werden, so muss das
l'rädikat im Nom. folgen; bringen aber andere Verba das Subject gelbst
in eine Accusativstellang, so wird das Sprachgefühl zweifelhaft,
ob das Prädikat gleichfalls den Acc. annehmen solle oder im Nom. beharren
dürfe. Wir sagen heute unbedenklich: er glaubt, Herr im Hause zu sein;
denn hier erscheint kein Acc. des Subjects wie im lat. Ausdruck: putat se
esse dominum; doch selbst neben einem solchen erscheinenden
Acc. sehen wir Prädikate im Nom. bleiben: »er weste in wesen
der aUerbeste** (pass. H. 170, 59). In Betracht kommt zumal das nach
»lassen" folgende »sein." Lessing setzt 2, 127: »lassen Sie d. 6rf. dieser
Gesante sein." Goethe hingegen 16, 8: »lass das Büchlein deinen Freund
sein." Der Nominativ hat gute Gewähr; schon Notker (Boeth. 24^
sa^t: »iaz ist skado« l&zet skado sin:" ich zöge auch mit Holzmann Nibel.
1071, 4: »lät mich der schuldige sin" vor dem von Lacbmann aufgenom-
menen: »den schuldigen" und lese Gudrun 1621, 1: »man hiez in wesen
schenke." Der Weclisel beider Casus gleicht ganz dem vorhin behandelten
bei »heissen." Den Accusativ konnte man angezogen, den No-
minativ unangezogen nennen." Bei »heissen" hatte Grimm nämlich
in mittelhochdeutsciier Sprache selbst dann einen Nominativ --• neben dem
sonst üblichen Objoctsaccusativ — nachgewiesen, wenn es activisch in der
Bedeutung: »heissen lassen, nennen" gebraucht wird; z. B. : »den heizet
man ein böser man!" Renner, 14 925. Wcssbalb aber sonst würde hier der
Nominativ stehen, als weil in dem mit der Zeit durchaus transitiv gewor-
denen Yerbo »heissen = nennen" noch der ursprüngliche causative Begriff
^heissen lassen" durchwirkte? Weil aber »heissen lassen" den Nominaliv
forderte, so stand er selbst noch bei »heissen = nennen" mit einigem Recht.
Statt: den heizet man ein böser man ward also gedacht: den lät man
heizen ein böser man, so gut wie: den lät man wesen, den lasst man sein
ein böser Mann." Diese uns nicht mehr geläufige Construction bei heissen
und nennen bestätigt also das volle Recht des Nominativs bei »lassen sein."
Denn der Zweifel, ob man »heissen" schon als transitivem Verb mit dem
Acc. oder noch als causatives Intransitiv mit dem Nom. gelten lassen solle,
fällt hier weg, um so mehr, da ja der in Betracht kommende Nom. nur zu
»sein," nicht zu »lassen" zu ziehen ist. Das »Gesantersein" soll dem Grafen
ja gestattet werden. — Darf man aber mit Recht von einer Attraction
sprechen und ohne weiteres schliessen: so wahr grammatistrh unrichtig ist,
was nur auf Attraction beruht, so wahr muss die noch lebendige unatträ-
hirte Construction als das grammatisch Richtige gelten jener vielleicht be-
liebteren Attraction gegenüber? Was sich freilich an sonstigen Erklärungs-
mödichkeiten des besprochenen Satzes anfUhren Hesse, erweist sich jedoch
leidit als unhaltbar. Besonders einleuchtend erschien wohl die Deutung
der Construction als Accusativ mit dem Infinitiv. Diese Construction muss
man der deutschen Sprache entschieden absprechen ; was dem ähnlich dünkt,
ist nur als »doppelter Accusativ" zu erklären, als etwa: »ich lehre ihn
schreiben," nämlich, wen lehre ich? ihn, und was: das »schreiben." Oder
»Insst mich Deutscher bleiben," nämlich wen lasst = wem gestattet?
mich (mir) und was: das «Deutscher bleiben." Schon aas dicbcm Beispiele
478 Mbeellen.
rieht man, wie leicht durch Analogie mit dem Acc. d. Person auch das
beim Objectsverb stehende Prädikatsnomen, das als solches grammatisch
richtig nur im Nom. stehen kann, ebenfalls in den Acc gesetzt werden
konnte. Der scheinbare Acc. c. Inf. im Deutschen ist also eme Täuschang,
denn bemht gleich die lat. Construction auch auf dem «doppelten Acca-
sativ,* so hat sie sich doch eben ei^enthümlich und frei herausgebildet,
während die deutsche überhaupt gering angewandt immer einfach und
durchsichtiff das geblieben ist, was sie war. — Man könnte aber darauf
hinweisen, dass nuin bei dem in Rede stehenden Beispiele: »lassen Sie sein"
als einen Verbalbegriff zu nehmen habe, dieser aber natürlich nur den
Acc. regieren könne. Man sieht jedoch leicht, wie in diesem Falle daa
Nomen vGesanter** nur noch als Apposition zum wirklichen Objectsacca-
sativ „den Grafen' aufgefasst werden dürfte und als solche freilich eben-
falls im Acc. stehen müsste. Dieiü ist aber wiederum nur in dem Sinne
febrauchlich, dass »sein lassen' die Bedeutung von: »in Frieden lassen*^
at, so wie man etwa sagt: »lass doch den Peter, diesen armen Menschen,
seinl' Sobald der Gesante zu sein gehalten wird, wie es dem Sinne nach
nicht anders möglich ist, so gilt jene Auffassung als Ein Begriff nicht in
andrer Weise wie bei den AusdrücCen: »sein können," »sein dürfen,* »sein
wollen,* wo ganz ersichtlich daa etwa folgende Nomen nur zu sein gehört:
»du könntest längst ein besser gestellter Mann sein," »ich wollte dein
Freund sein." Hieraus ergicbt sich die Vermuthune einer ferneren Ana-
logie, wonach dieser grammatisch richtiee Nominativ attrahirt werden
konnte vom Objectsacc. bei »lassen/ und diese ist es, die Grimm meint.
Es bleibt also wirklich nur noch der einziee Fall, dass »Gesanter" als ad-
verbielles Prädikat zu »sein* gefasst wird, wie der natürliche Sinn des
Satzes es verlangt. Wie verhUt sich die deutsche Sprache nun in sol-
chem Falle?
Beim Verbum kann erstens, mag es transitiv oder intranritiv sein, alle-
mal ein einfaches Adverb stehen ; bei Transitiven auch ein Obiectsnomen,
im Accusativ, resp. Dativ oder auch Gen.: »lassen Sie den Gra/en tödten;*
und da einmal die Wirkung der Analogie berührt ward, so sei darauf bin-
fewiesen, dass dieser Accusativ bei Transitiven analoffisirend einwirken
onnte auf den Nominativ bei Intransitiven, sodass wobX wie man sagte,
»lassen Sie den Grafen tödten diesen Gesanten," man auch sagen zu
müssen glauben konnte: »lassen Sie ihn sein diesen Gesanten." Jedenfalls
ist dies die fernst liegende Analogie, welche hier zu beobachten inbre, ob-
wohl sie desshalb nicht unbeachtet bleiben darf. — Bei Intransitiven«
wie den Verben »sein, bleiben, werden, scheinen, gelten, dünken, hetssen"
steht das Prädikatsnomen auf die Frage wer? resp. als wer? auch
in abhängiger Rede im Nominativ. Wenn im Deutschen die Resel
wirklich gälte, dass dieser Nom. sich zu richten habe nach dem Caaoa des
Wortes, auf welches sich das Prädikat — begrifflich — bezieht, so müaste
es auch heissen: »hilf mir, einem Christen zu werden." Jeder Deutsche
sagt aber zweifellos: Christ zu werden. Oder sollte man im Wörtlein »zu*
das unterscheidende Moment wittern wollen? Nun, man sagt aber eben so
|>ut: »hilf mir, ein Christ oder ein guter Mensch oder ein besserer Herr
oder ein s^duldigerer Diener sein!* Die Construction mit »zu* unterscheidet
sich offenbar in nichts von der ohne »zu," was — historisch bekannt —
übrigens auch daraus erhellt, dass bei denselben Verben beide Weisen in
willldirlicher Abwechselung angewandt werden. Doch denkt Niemand an
Attraction, sobald das »zu* die Casus trennt: »ich warte nur darauf, wiedtr
ein ganz gesunder Mensch zu sein" und »lehrt mich nur erst ein geduldigerer
Diener zu sein" behalten Eins wie das Andere ohne irgend einen Zweifel
den richtigen Nominativ; und so ist »sein lassen* doch auch nicht zu unter-
scheiden von »zn sein gestatten." — Wenn nun beim Dativ (hilf mir) der
Prädikatsnominativ unverändert bleibt, so ist angenacheinlich der Wandel
MisoalleiL 47S
dieses in einen Accasativ, wenn statt des Dativs ein solcher vorherffebt,
nar als Attraction zu erklären, und zwar als eine sehr willkürliche. Also :
.hilf mir — Christ sein* beding: «lehre mich — Christ sein" und »lass
mich Christ sein.** Auch wird m diesem Falle gar kein Zweifel walten,
dass selbst bei «lehren* und „ lassen ** trotz dem Objectsacc. das Prädikats-
nomen stets im Nominativ stehen müsse. Diese Sicherheit findet überall
Statt, wo es ohne Artikel steht Kein Deutscher sa^ anders als: «lass
mich Deutscher sein!'* niemals: »lass mich Deutschen sem;* aber „lass mich
einen Deutschen sein*" wird neben „ein Deutscher" gehört. Da der Hinzu-
tritt des Artikels wieder durchaus keine Aenderung in das erammatischo
Verhältniss bringen kann, so ist deutlich hier kein Gesetz Gefolgt, son-
dern schon seit Alters eine viflieicht dreifache Analogie, jedenfalls eine
widersinnige Attraction, eingerissen, wonach ohne allen innern Grund, gegen
das lebendige Sprachgefühl, besonders attrahirt von dem vorhergehenden
Accusativ, soonld er durch Ausfall des «zu" näher an das Prädikats-
nomenrückte, dieses, das beim Dativ und ohne Artikel stets so zweifel-
los unverändert im Nominativ stehen blieb, wie bei Zwischentritt des un-
wesentlichen, später eingebürgerten «zu,* gewohnheitsmässig selbst in den
Accusativ geworfen ward. Solche Rücksichtslosigkeit ward auch weit mög-
licher, als mit Verlust der alten vollen Formen und Uebergang so vieler
Worte — analogisch — in die Form der N-Stämme natürlich auch ein gut
Theil des lebendigen Cauusgefühls mit verloren gieng. Wohl zu bemerken
ist femer noch, wie die Macht der Analogie um sich greift, je weniger ein-
fach die gerade zn bildenden Satze sind. Die einfachste I<orm ohne «zu*
behält ohne Zweifel immer den Nominativ. Die nur wenig minder einfache :
«lass mich dein Freund sein* bat auch noch eine gewtsfe, doch schon etwas
schwankende allgemeine Geltung. Grillparzer, den man allerdings Austria-
cismen vorwirft, lässt seinen Jarrmir sagen: «lars ihn einen Landmann sein;*
auch Uhland im Liede «Sigfried^s Schwert* singt: «laps mich deinen Ge-
sellen sein.* Bei Hinzutritt von Adjectiven wird die Stimmung entschieden
dem Accusativ schon pehr günstig: «Isfst ihn einen vemünAigen Menschen
werflen* klingt uns sehr angenehm. Aber gar: «er lässt jeden Fixstern ein
eigener Sonnenkörper sein* oder «sie lassen nächst Beethoven Wagner der
grÖsste Musiker unsers Jahrhunderts sein* gilt als «nndeutsch* ohne Frage.
In solchen scheinbar complicirteren Sätzen florirt der Accusativ kraft der
mächtig unsinnigen und unsinnig machtigen Attraction. — Jacob Grimm
scheint nichts desto weniger im Allgemeinen der Attraction, d. h. der inner-
halb eines Satzes hervortretenden Analogie, das Wort reden zu wollen, in-
dem er sie mit der Assimilation der l^ute innerhalb eines Wortes vergleicht,
die dem ganzen Worte mehr Einheit und Schliff, Halt und Form gebe.
Das ist ganz recht, wo es sich um blose Lautverhältnisse handelt, die auf
organischem Grunde beruhen, und wo — bei völligem Vergessen aller ur-
sprünglichen Lautbedeutungen natürlich — nur noch eine möglichst
leichte, wohlklingende Aussprache erzielt werden soll. Aber wie darf man
dies auch auf logisch bedingte Satzbildungen anwenden, die durch ein sol-
ches analogisirendes Verfahren geradezu in ihrem Sinne verfälscht werden?
Durchaus nicht! — Es giebt zu entschuldigende und anders zu deutende
Attractionen, die man bald als Elisionen oder — wenn man will — Apo-
siopesen, bald als Appositionen erklären kann, z. B,: «den liebsten Buhlen
den ich han* für «den ich als liebsten Buhlen hau,* oder «er fuort in siner
lende ein sper — was michel unde lanc,* wobei das Relativ nur ausgefallen
scheint; sodass man ebenso gut auch die Goetheschen Verse hier anführen
könnte: «ein feiner Knab* — ist weit gereist — Fräuleins alle Höflichkeit
erweist,* wo ersichtlich das geschlechtliche Personalpronomen und im ersten
Gliede auch die Copula einfach elidirt oder verschwiegen ist. Solche Fälle
gehen gern hin; wo aber wie besonders überall bei Attraction des Piüdikats
der Sinn des Satzes gestört wird, also grammatische Fehler höchster lo-
474 MisoeOen.
giscber Potenz entstehen, ist jede analogisirende Neieang von Tomherein
entschieden zu verurtbeilen, und alle Feinheit der Rede, wie sie etwa im
Lateinischen Cicero oder im Mittelhochdeutschen Hartinann Itubten, kann
nicht mit dem Verlust der Reinheit logischer Constniction Tersöhnen
Wenn nicht in der Syntax die Grammatik auf der Logik fusaen soll, wo
dann? Ist doch selbst die Formenlehre auf bestimmte Gesetze des mensch-
lichen Denkens zurückzuführen, und sogar die Phonologie, wenigstens so-
fern sie mit der Wurzellehre nothwendig verbunden ist, wird sich einmal
als bedingt durch psychologische Vorgänge im Vorstellungsleben des Men-
schen f;esetzlich nachweisen lassen, wenn nur erst einigermassen gelungen
sein wird, Formen- wie Lautlehre auf die Lehre von der Function zu
gründen, welche zunächst den einfachen Laut, dann die immer mehr er-
weiterte und organisirte Lautgcstalt zum Ausdruck forderte. Sobald aber
die Sprache aus dem Stadium bioser sinnlicher Bezeichnung in das eines
eigenen geistigen Lebens tritt, das sich zuhöchst in unsem Flexionen
äussert, so stellt sie sich schon unter die logischen Gresctze; an Stelle
bioser lautlicher Vorstellungsbilder, die etwa noch nn einander geschmolzen
werden wie chinesische Zeicnen, treten selblebige Organismen, die sich «ab-
wandeln* — das ist ihre Lebcnsbethätigung — und zwar lautlich wie förm-
lich nach der Wandlung des zu Grunde liegenden BegriiTs. Der Sprachaffe
entwickelt sich zum Sprachuicnschen. — Trotzdem ist ein Wort als Laut-
Gestalt immer noch organischen Einflüssen ausgesetzt. Wechseln doch in
jedem einzelnen Munde die lautlichen Gestalten der Sprache ihr tönendes
Exterieur. In der Syntax aber herrscht frei und sicher der Intel le et un-
abhängig von der Natur und ihren Organen, unbekümmert anch um die
materiellen Forderungen einer nur sinnlichen Aesthetik. Auf diesem Felde
haben wir uns bewegt; hier galt es die Ausjätung eines schon über-
wuchernden Unkrautes. — • Wenn wir auch die Analogie haben eindringen
lassen in die Formen unserer Sprache, z. B. also: neben „du gibst, er
gibt" — «ich gebe* nach »wir geben" gemodelt haben, oder das lange i
(mhd. ei) des Sing. Ind. Prät. der nbliiutenden I-Classe analog dem Plural
in kurzes i haben sich abschwächen lassen (ich ritt, wir ritten) oder nm-
gi'kehrt »ich schien" also auch «wir schienen" sagen; wenn wir ferner eine
ganze Gruppe der ablautenden ACIasse ihres rechtmässigen u-Lauts im
Flur. Prät. beraubt haben bis auf das einzige: «wir wurden." das nun
seinerstiis wieder analogisirend übergriff auf den Sinc^alar, um die reine
Form «ich ward" in ein pluralisches ..wurde" zu verbalhomen; wenn wir
endlich z. B. das alte Präteritopräsenz «ich taug, er tMug" in die Reihe der
gewöhnlichen Präsentien ^'stossen haben und conjugiren nun: ich tauge, er
taugt; so sind dies alles immer nur fonnclle Fehler, keine logischen, keine
Sünden am Geiste selber, nur an seinen Sprachmitteln, den einzelnen Wort-
forroen. Aber sobald die Analogie als Attraction und durchaus unentschuld-
bar willkürliehe Attraction, syntuctischer Unsinn, sich zeigt, blos aus Nach-
lässigkeit geduldet, aber schon mit Einwurzelung gefährltch drohend, da i^t,
wo noch zu retten ist, Hand anzulegen und auszureuten, wie ich hier ver-
sucht habe anzuregen. Gegon das sinnlos Falsche hat der Grammatiker
selbst dann noch flen Streit nicht verzweifelt aufzugeben, wenn es das
Richtige auch schon wirklich aus dem Sprachbewusstsein verdrängt hat.
Hier aber lebt auch das Richtige noch, wenn gleich angi'feindet und auf
dem Rückzuge. Beginnt doch Wilhelm Jordan sein grosses Nibelungen-
epos mit den Worten:
«Zu süssem Gesang, unsterbliche Sage,
lass mich nun dein Mund sein voll uralter Mären."
Es lebt also noch und verlangt von uns seine Rechtfertigung, seine
Erhaltung. Jeder Streich gegen die eindringende Macht, die hier besprochen
und geriditet ward, ist von Nutzen fdr unsere reine deutsche Sprache, und
MiaoelleiL 476
gleichgiiltijG^ wahrbtftig ist es doch nicht, ob ein Sats aus Lessine's Emilia
seiner logischen Form nach zweifellos verstanden werden muss, als sei se-
sagt: «Lassen Sie den Grafen ungeschoren, da er doch nun einmal leider
Gottes dieser Gesante ist,** während vom Dichter gemeint war: »gestatten
Sie dem Grafen, dieser Gesante zu sein." -- War dies aber gemeint, so
muflste es auch heusen und heisst es noch mit vollstem Bechte:
»Lassen Sie den Grafen dieser Gesante sein."
Berlin. Hans von Wolzogen.
Hat Moliire die Sprache seiner Pr^cieuses aus
Somaize entlehnt?
In LiveVs belehrendem Buche: Pr^ieuz et Fr^cieuses pag. XXXI der
Einleitung steht Folgendes:
»Imitateur, souvent copiste de Somaize, qui lai a fourni k peu pr^s
toutes les expressions qu'il met dnns la bouche de Cathos, de Madeion et
ile Mascarille, Moli^re a moins encore song^ k combattre un ridicule gd-
ndralement rdpandu, qu*il n*a vouln cxploitcr . . . . la vogue d'un tvpe de
Convention etc."
Der VerfHsscr stellt diese Behauptung ohne allen Nachweis nur so hin
nnd überlässt es rlem gemägten Leser, die Belege selbst zu suchen. Livel^s
Ausgabe des Somaize habu ich dt-nn auch genau befragt, biu aber zu einem
jener Behauptung widersprechenden Resultate gelnngt.
Die Chronologie der verschiedenen von Somaize über die Prdcieuscs
vei'fassten Schriften gestaltet sich folgendermassen :
1660, 7. Januar. Druck der Vdritables Prdcieuscs vollendet.
1CG0, 8. März. Privilegium des ersten Theiles des Grand Dictionnaire des
Pr^cieuses (die Phraseologie der Pr^cieusos enthaltend). — Privile-
gium des kleinen Dramas: le Procös des Pr^tif'uses.
1660, 12. April. Druck der in Reimen gebrachten Pr^rietiftes Ridicules voll-
endet Der erste Thetl des Grand Dictionnaire war bereits er-
schienen (npuisque 2i pcine le Dictionnaire des Pr^cienses est en
vente et cette Com^die achev<$e d^imprimerj" Vorrede der vcrsi-
ficirten PrÄ?. rid. — Som. IT, 48 4<\. Livet).
1660. 12. Juli. Druck des Proces des Pr^cieuscs vollendet.
1660, 20. October. Vollendung des Druckes der zweiten Auflage des ersten
Theiles des Grand Dict.
1661, 15. Februar. Privilegium des zweiten Theiles des Gr. Dict.
1661, 2K. Juni. Vollendung des Druckes dienes zweiten Theiles (die Por-
trait s der Pr^cieux nnd Pr^cieuses enthaltend).
Es fällt nun auf, dass Livot, der die zweite Auflage des er.«ten Theiles
des G. Dict. in seiner Ausgabe des Somaize hat abdrucken lassen, nirgends
von der ersten Auflage etwas zu berichten weiss, als ob diese nicht mehr
ezistirte. Doch hatBrunet's Manuel die Notiz, dass die erste Auflage in 4^
die zweite in 8^, beide 1660 erschienen seien.
Was meint nun aber wohl Livet, wenn er in der Vorrede zu seiner
Ausgabe des Somaize pag. XXXIII Folgendes schreibt:
vAntoine Baudeau, sieur de Somaize, ne dous est connu (]iie par ses
oeuvres: sa vie privde nous ^chappe complötement, nous savons seulement
2u*il ^toit jeune encore quand il publia son principal ouvrage, le Grand
dictionnaire des Pr^caeoses."
476 MifloelleiL
»Mais d^jk il SToit donn^ 1« Dictionnaire et les pi^ces de th^tre
qoe noQg reprodaisons en 1659, et en 1660."
Was meint, fra^e ich, Livet mit «le Dictionnaire' im Gegensatxe za
vle Grand Dictionnaire ?" Doch wohl den ersten Tbeil des Grand Diction-
naire? Auf etwas anderes kann jener Ausdruck schlechterdings nicht be-
zogen werden. Auch kann das Datum 1669 unmöglich auf ,Ies pieces de
thätre que nous reproduisons" gehen, da die von Livet wiederabgedruckten
zwei Stücke: Les v^ritables Pricieuses und le Froc^s des Pröcieuses ins
Jahr 1660 fallen.
Offenbar hat Livet, mit unbegreiflicher Vernachläjisignng der von uns
angeführten Stelle Som. II, 48: «puisque k peine le Dictionnaire des Pr^-
cieuses est en vente,* ohne weiteres angenommen, jene erste AuflHge der
£retiöson Phraseologie falle ins Jahr 1659 und zwar vor die Abfassung von
loli^re's Pröcieuscs, also jedenfalls vor den 18. November 1659, Datum
der ersten Aufführung dieses Stückes (le 18. Novembre 1659 on applaudit
ponr la premi^re fois la charmante comddie des Prdcienses ndicales,
Taschereau, Vie de Mol. p. 87). Auf eine solche Annahme gestützt, konnte
Livet dann weiter behaupten, was wir an die Spitze dieses Artikels gesetzt
haben. Also auf Dnten kann sich Livct*s Behauptung nicht stützen.
Wie aber, wenn Moli^re das Manuscript von Somaize oder dessen
mündliche Mittheilungen benutzen konnte ? Wenn Livet über diesen Punkt
Notizen besass, warum hat er dieselben seinen Lesern vorenthalten, zumal
da alle Daten für die Priorität der Moli^reschen Arbeit sprechen?
Zur Beleuchtung dieses Punktes finden wir aber bei Somaize selbst
wieder des Stoffes genug.
Waren Somaize und Moli^re Freunde? — Somaize spricht öflers von
Moli^re (den er stets Mascarille nennt), aber immer mit Verachtung und
Bitterkeit. Bei jeder Gelegenheit (Vorrede z. d. V^rit Pr^c. If, 9, im
Stücke selbst p. 26, 36, 87; — in der Widmung an Marie Mandni II, 43;
in der Vorrede der Prdc. mises in vers II, 45) wirft er Moli^re vor, er
habe nur ein älteres vor drei Jahren (Verit Pr^c. p. 26: eile est plus aagöe
de trois ans que Ton no pense) auf dem italienischen Theater von Paris
aufgeführtes und von dem Abbd de Pure verfasstes Stück wieder auf-
gefrischt. Sodann nennt er Moli^re*8 Vorrede zu den Pr^c. rid. ein schein-
bar bescheidenes, in der That aber «ehr anmassendes Schriftstück, spricht
Moliöre jedes Talent ab, lässt ihm höchstens das Lob eines guten Hans-
wurstes, behauptet, was Mohäre producire, sei aus dem Nachlasse eines
verstorbenen Schauspielers, den Moliöre käuflich an sich gebracht, — kurz
er kennt gegenüber dem neulich aus der Provinz angekommenen (allerdings
als Dichter noch nicht gffeiert<>n) Schauspieler Moliöre nichts als Neid,
Hass, Hohn und Verachtung. Nehmen wir nun fnr einen Augenblick an,
Moliöre hätte wirklich von Somaize etwas geborgt, würde dieser Edle nidit
auf jeder Seite dem Unglücklichen solches vorgerückt und dem Publikum
gegenüber bei Jeder Gelegenheit damit sich gebrüstet haben? Nun aber
hat Somaize dies nirgeniM gethan, — gewiss der stärkste Beweis |
dass Moliöre nicht von Somaize, sondern Somaize von Mo-
liöre geborgt hat.
In d^ That, wenn ans nicht alles trügt, so war es Moli^re*8 Stück,
und der diesem zutheil werdende Beifall, welcher den eitlen, unreifen, nach
Gloire dürstenden, aber zur Erlangung der Gloire so schlecht ausgestatteten
Somaize veranlassten, die gekelterte Traube bis zum letzten Tropfen aus-
zupressen. Man überblicke nur noch einmal die Daten und die constatnrten
Thatsachen: Am 18. Nov. 1659 erste Aufführung der Pr^cieuses ridicoles,
grosser Beifall der feinen Welt, der Leute von Creschmac^« heimliche und
offene Entrüstung der Pedanten, der Ruelles dritten und vierten Ranges.
Somaize beschliesst, das Tagesthema auszubeuten. Schon Anfang Januar
iüt er fertig mit einem erbäimlichen Abklatsch der Pr^deiues ricficoleii
477
seinem kleinen Lustspiel in Prosa: Les v^tables Pr^euses. Im Man er-
langt er das Privile^um für zwei weitere Opera, a) den ersten Tbeil des
Grand Dictionnaire, m welche Phrasensammlang er vorerst alle von Moli^
gebraachten pretiösen Ausdrücke aafninmit, andere ans Romanen gesam-
melte beifüet, und wieder andere selbst fabricirt (ygh Livet, Pr^cieox et
Prt^cieoses, Introd ), — und b) die kleine dialogisirte Reimerei le Proc^s
des Pr^ciease«, wieder ein seiner Abgeschmacktheit würdiges Monument
Aber schon winkt eine neue Aufgabe. Moli^e*s Pr^cieuses müssen in
Keime gebracht werden. Dieses neue schlechte Ding erscheint denn auch
schon im Laufe des April zugleich mit der ersten Auflage der pretiösen
Phraseologie. Moli^re^s Verleger erheben indess Einsprache und müssen
mit einem Versprechen abgefunden werden. Sie sollen am Benefice einer
zweiten Auflage des Grand Dictionnaire Antheil erhalten. Im Juli er-
scheint der in einer früheren Vorrede als äusserst unterhaltend angekündete
JProc^s des Pr^cieuses. Das Privilegium verbietet jedem, auch nur ein-
zelne Worte dieses Büchleins zu benutzen (II, 119: »faisant in-
bibition et defTenses — nv mesme de se servir des moto contenus en iceluy).
Wie hätte Soraaize anf Moliöre losgedunnert, wenn die von Livet be-
hauptete Plünderung seines Dictionnaire eine Thatsache würel Um die
Mitte des folgenden Jahres 1661 folgt endlich der zweite grössere Tbeil
fies Grand Dictionnaire, enthaltend die Charakteristik von etwa sechshundert
Pr^cienx et Precicuses. Dies ist dss Exegi monumentum von Somaize, d. h.
der Schlussstein seiner Arbeiten über die Pr^cieuses. «Man sage nicht
etwa, so viele Mühe sei schlecht angebracht bei einem so frivolen Gegen-
stande, ich arbeite so erstaunlich leicht und schnell, dass mein Buch mich
car keine Mühe kostete.* (Vorrede II, 10.) Das Publikum belohnte solche
Anstrengungen nach Gebühr. In den zeitgenössischen Schriftstellern ver-
mochte Livet auch keine einzige Erwähnung weder des Autors noch seiner
Bücher zu finden. Ohne das gescholtene Stück des verachteten Comö-
dianten Moliöre wäre Somaize heute höchstens den Curiositätenkrämern der
Literatur- und Gulturgeschicbte bekannt. Aber auch so hat er eben nur
den Ruf eines schlechten Scribenten und eines kleinlichen Menschen sich
retten können. Wie manche solcher Insecten sollten den edlen und grossen
Dichter durchs Leben begleiten und seine philosophische Ruhe auf mehr
als eine harte Probe stellen 1
Mit einer Arbeit über Moli^rcs Pr^cieuses und die Bedeutung dieses
Stückes für die Geschichte des literarischen Geschmackes in Frankreich
beschäftigt, wire ich für Berichtigung meiner hier entwickelten Ansicht
dankbar, sofern andere Anschauungen vorhanden sind.
Franenfeld (Schweiz). Breitinge r.
Zar englischen Aussprache.
Eine Frage an Herrn Dr. Rothenbüoher in Cottbas.
In einer Anzeige von Sonnenburff's Grammatik (1. Heft dies. Jahres,
S. 214) sagt Dr. Rothenbücher: „Es finden sich auch Fehler. § 8. 5. p. 6
hebst es: „a lautet wie ju in Jubel, z. B. hue. Anm. Da der LÄut iu nach
1 mit vorhergehendem 'Consonanten und nach r schwer auszusprechen ist,
¥0 spricht man langes u, z. B. blue, true.* Die Re^el lautet so: u und
dessen Ersatz in der betonten Silbe klingt nach 1 gleich langem deutschen
a, in der unbetonten Silbe ist es gewöhmich nach I gleich iu; aber in den
Adjectiven resolute, absolute und ähnlichen verliert u den Vorschlag i trotz
der Tonlosigkeit, weil ihn die entsprechenden Substantive nicht haben: re-
solution, absolution. (In Deutschland sprechen selbst Lehrer in revolution etc.
478 Bfiiedlmi.
in. was kiidz falscb.) Nach r Terliert u immer den Vorschlagf ob betont
oaer nicnt."
Aach ich gehöre zu ienen «Lehrern in Deutschland, " die nach der von
Sonnenborg gegebenen Kegel aassprechen, aber obwohl befreundete Lehrer
und Geistliche englischer Zunge mich auf dies und das in der Aussprache
aufmerksam gemacht haben, so hat doch keiner Anstoss an meinem ju in
resolntion etc. genommen. Allerdings bemerkte mir eines Tages ein ameri-
kanischer Lehrer, der als Shakespeare- Vorleser einen gewissen Ruf hatte:
die deutsche Bezeichnung ju für das lange u sei falsch ; der Engländer lasse
vor dem n nicht mehr ein j oder i hören als der Deutsche; auch der
Deutsche spreche vor dem langen u in Buche etc. ein leichtes j. Er be-
hauptete, use und ooze lauteten ganz gleich, und der Artikel a vor uae habe
jetzt wenigstens keinen Grund mehr.
In Webster findet sich die Bemerkung: There is a streng tendency,
which onght to be carefully avoided, to change this sound into oo after d.
t, 1, n and s, as dooty for duty.
Die orthoepischen Autori täten, die ich zu Bathe ziehen kann, ^rechen
alle fiir ju in resolution, nemlich Webster, der Amerikaner^ und Worcester,
der Englander. Ferner Rothwell, der in seiner Vollst. Gramm, z. B. ir-
resolute, Lewson mit ju angiebt. Femer die phonetisch gedruckten Bücher
von Pittman und EUis — und diese halte ich nach vieljähriger Erfahrung für
einen sehr zuverlässigen Rathgeber. In den Kapiteln, die ich gerade auf-
achlage, finde ich von den Wörtern, in denen ein lu vorkommt, die fol-
genden mit ja: pollute, dissolution, delusion, resolution, allure, irresolate,
value, delusive, salute; dagegen diese mit u: superflnities, exclnde, seclusion,
influence, conclude, confluenoe.
In Worcester finden wir die Bemerkung: Smart remarks, «To sav lute,
lucid, lunatic with the u as perfect as m cube, cubic, is northem or
laboriously pf*dantic, and the practice of a good society is l'ddt, Tööcid etc.;
avoiding, at tbe same time, the vulgär extreme of lödt, Idöcid etc.* Ile
oses the apostrophe here to dcnote a sli^ht semi-consonant sound between
e and y consonant, heard in tbe transition from tbe consonant to the
vowel sound. —
Es wäre zu wünschen, dass Herr Dr. R. seine Behauptung: resolution etc.
mit ju auszusprechen, ist ganz falsch, etwas näher begründete.
Reichenbach i. V. Dr. Thnm.
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