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Full text of "Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen"

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HARVARD 
COLLEGE 
LIBRARY 


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Archiv  für  das  Studium 
der  Neueren  Sprachen 


HARVARD 
üNlVERSjT^r 


49.  Band 
1872 


ARCHIV 


FÜR  DAS 


STUDIUM  DER  NEUEREN  SPRACHEN 


UND  LITERATUREN. 


HEBAUSGEGEBEN 


TOM 


LUDWIC     HERRIC. 


XXVn.  JAHRGANG,  49.  BAND. 


BBAÜNSCHWEIG, 

DKOOK    UND    VBRLAO    VON    OEOROB    WE8TBRMANN 

1872. 

Reprinted  with  pennission  of  Georg  Westermann  Verlag 

WNSON  REPRINT  CORPORATION         JOHNSON  REPRINT  COMPANY  LTD. 
1  Fifth  Avenue,  New  York,  N.Y.  10003  Berkeley  Square  House,  London,  W.l 


Reprinted  from  a  copy  in  the  collections  of 

The  New  York  Public  Library 

Astor,  Lenox  and  Tilden  Foundations 


First  reprinting,  1967,  Johnson  Reprint  Corporation 
Printed  in  the  United  States  of  America 


Inhalts- Yerzeichniss  des  XLIX.  Bandes. 


Abhandlungen.  sait« 

Nene  Beitrage  snr  englischen  Lexikographie.  Von  Dr.  A.  Hoppe  *  •  .  I 
Die  provensalieche  Liederbendachrift  Cod.  42  der  Lattrenslanifchen  Bibliothek 

in  Florenz  nach  der  von  Dr.  Edm.  Stengel  im  Auftrage  der  Berliner 

Gceellaehaft  f.  d.  Stndittm  der  neueren  Sprachen  genommem^n  Abflchrift. 

(Schlnas) 53,  283 

in.    lieber  die  griecfaiache  Novelle.    Von  Dr.  C  Härtung 89 

Camoens  als  Dichter  und  Krieger.    Von  Dr.  J.  J.  8«  May 121 

Die  sprichwörtlichen  Formeln  der  deutschen  Sprache.  Von  Carl  Schulze  139 
Versuch  fiber  die  syntaktischen  Archaismen  bei  Montaigne.   Von  Friedrich 

Glauning 163,  825  415 

Uebcr  Bufwer^s  Uebenelenngen  Sdiiller'scher  Qedichte  im  Vergleich  mit  den 

Originalen.    Von  Dr.  K.  Böddeker 241 

Ueber  die  Ausbildung  der  deutschen  Sprache  in  der  Neuaeit.   Von  F.  ▼.  Sal- 

pins     ....*.* 369 

Die  Legenden  des  Ms.  Land  108.    Von  Dr.  Horstmann 895 

GeEufige  fehler  gegen  den  deutschen  stil.    Von  K.  G.  Andresen   .    .    .    445 

Beurtheilungen  und  kurze  Anseigen. 

Geechichtc  des  Kirchenliedes  und  Kirchengesanges  der  christlichen«  insbeson- 
dere der  dcuti«hen  evangelischen  Kirche.     Von  Ed.  Emil  Koch.   (T.)  .     193 

Das  deutsche  Kriegslicd.    Eine  literar-historischo  Studie  von  Karl  Jnnickc. 

(Buchsenschüts.) 196 

W.  Shakespeare^s  dramatische  Werke.  Für  die  deutsche  Bühne  bearbeitet 
von  W.  Oechelbäuser.    (Hans  Herrig) 198 

Auswahl  aus  den   kleineren  Schriften  von   Jakob  Grimm.    (Dr.   Anton 

Schoenbach.) 199 

Ernst  Götxinger,  Literatarbeitrüge  aus  St.  Gallen.  (Dr.  Anton  Schoen- 
bach.)   200 

Pürachgang  im  Dickicht  der  Jagd-  und  Foretgeschichte.    Von  C.  IL  Edmund 

Freiherm  von  Berg,  Dr.  phil.    (Frank.) 201 

Dr.  Rudolf  Sonnenburg,  Grammatik  der  englischen  Sprache  nebst  metho- 
dischem Uebungsbuche.    (Dr.  Bothenbücher.) 212 

Wider  die  Fremdwörter.  Von  Dr.  Th.  Mertens.  (Dr.  Anton  Schoen- 
bach.)  216 

Fremdworterbach  von  Daniel  Sanders.    (Dr.  Sachse.)    * 217 

Begeln  und  Wörterverseichniss  für  die  deutsdie  Ortiio^pbie,  cum  Schnl- 
gebrauche  herausgegeben  von  dem  Verein  der  Berliner  Gymnasinl-  und 
BealschuUebrer.    (Dr.  G.  Schnlse.) 221 

DieUoonaire  d'^tymolo|^  daoo-romane(.)  iftldments  latins  comparft  avec  les 
antres  langnes  romanes  par  A.  de  Cihac    (Ameis.) 225 


Seite 

F.  W.  Culmann,  Zar  Etymologia  der  Worte  gehen  and  stehen.  (Dr.  Anton 

Schocnbach.) 857 

Sprichwörter  der  germaniachen  and  romanischen  Sprachen  vergleichend  sa- 
sammeugestellt  von  Ida  v.  Diiringsfeld  und  Otto  Freiherm  v.  Beineberg^ 
Düringsfeld.     (H.) S58 

Ostfriedand  wie  es  denkt  and  npricht.  Eine  Sanunlong  der  gangbarsten 
ostfriesischen  Sprichwörter  nnd  Redensarten.  Erklärt  and  hera' .«gegeben 
von  W.  G.  Kern  nnd  W.  WiUms.  Mit  einem  Vorworte  von  Dr.  W.  J. 
Jütting.    (Dr.  Anton  Schocnbach.) S60 

Lcs  jardins  du  Boman  de  la  rose  compar6t  avec  ceax  des  Romains  et  ceux 
da  moyen  Age,  ornd  d'un  plan  et  d'nne  vne  perspective  des  jardins  des 
rois  de  Navarre  au  XV*  si^le  par  Gdnac  Moncant.  (Dr.  Albert 
Stimming.) SGI 

Fr.   Kreyssig,    Vorlesungen    über    den   deutschen  Roman   der  Gegenwart. 

(Dr.  Anton  Schoenbach.) 451 

Dr.  Uerm.  Dunger,  Ueber  Dialect  und  Volkdiod  des  Vogtlandes.    (Dr.  Ant 

S<:hoenbach.) 453 

Dr.  Wilhelm  Deecke,  Die  deutschen  Verwandtschaftsnamen.  Eine  sprach- 
wisdenschaftlicho  Untersuchung  nebst  vergloichendea  Anmerkungen. 
(Dr.  Anton  Schoenbach.) 453 

Dr.  Ladwig  Steub,  Die  oberdeutschen  Familiennamen.  (Dr.  Ant.  Schoen- 
bach.)   454 

Geschichte  der  Literatur  des  Rhätoromanischen  Volkes  mit  dnem  Blick  auf 
Sprache  und  Charakter  desselben.  Von  Dr.  Friedlieb  Rausch.  (Dr.  A 1  - 
bert  Stimming.) 454 

Dr.  Julius  ZupitzB,   Einführung  in  das  Studium   des  Mittelhochdeutschen. 

(Dr.  Ant.  Schoenbach.)     .     .     .    .    .^ 458 

Internationale  —  französlsch-engliscli-spanisch-italienische  —  Grammatik  f&r 

Deutsche  etc.  von  Buhse.     (Th.  Am  eis.) 459 

Lehrbuch  der  englischen  Sprache  von  Dr.  Immanuel  Schmidt.  1.  Theil 
«Elemcntarbuch.*  p.  XII  u.  Sil.  2.  Tbeil  «Grammatik  der  englischen 
Sprache.«  p.  XII  u.  682.     (Dr.  Wüllcnweber.) 465 

Lettre  a  M.  Paul  Meyer,  professour  k  Tdoolo  des  chartes  sur  Tanteur  de  la 
chanson  de  la  croisade  albigpoise  cn  particulier  et  sur  oertains  procdd^ 
de  critique  en  gcn^ral  par  G<$aac  Moncaut,  correspondant  du  mijiist^re 
de  rinstruction  publique.    (Dr.  Albert  Stimming.) 467 

Miscellen. 

Seite  280—238.     868—866.    470—478. 

Bibliographischer  Anzeiger. 

Seite  239-240.    367—868.     479—480. 


Neue  Beiträge  zur  englischen  Lexikographie. 


Yoa 
Dr.  A«  Hoppe  in  Berlin. 


Bei  Sammlung  und  Erklärung  der  hier  folgenden  Wörter  sind 
dieselben  Grundsätze  befolgt  worden  wie  bei  den  früher  in  dieser 
Zeitschrift  veröffentlichten  „Beiträgen  zur  englischen  Lexikographie^ 
(Artikel  I,  Bd.  28,  p.  385—416;  Art.  VIII,  Bd.  36,  p.  358— .872); 
d.  h.  sie  sind  bestimmt,  das  Englisch-Deutsche  Lexikon  zu  vervollstän- 
digen und  zu  verbessern ;  dabei  ist  durchweg  das  Lexikon  von  New- 
ton IvorjLucas  (Bremen,  1856,  Schünemann's  Verlag)  zu  Grunde 
gelegt,  und  Alles  als  neu  angenommen  worden,  was  in  diesem  Buche 
nicht  steht.  —  Die  Wörter  sind  fast  ausnahmslos  aus  der  LectOre  ge- 
nommen; die  Erklärungen  aus  Webster's  Dictionarj  bj  Ghauncey 
A.  Goodrich  and  Noah  Porter  (die  Vorrede  datirt  New  Haven,  July 
1864)  —  hier  mit  Wb.  bezeichnet  —  Jamieson's  Di  ct.  of  the 
Scottish  Language,  New  Edition  byJohn  Longmuir;  Edinb.  1867 
—  hier  J.  —  und  P.  L.  Simmonds'  Commercial  Dictionary, 
London  1807  —  hier  S.  —  andere  auch  aus  den  Schriftstellern  selbst 
oder  aus  mündlicher  Belehrung.  Wo  nach  Seiten  citirt  ist,  ist  über- 
all die  Tauchnitz^sche  Ausgabe  gemeint,  ausser  bei  W.  Scott,  wo  die 
in  Klammer  stehende  Zahl  auf  die  Schlesinger'sche,  und  bei  Jeaffreson, 
Live  it  down,  wo  sie  auf  die  Ausgabe  von  1863  (London,  Hurst  and 
Blackett)  weist.  —  Mit  8.  L.  wird  Bezug  genommen  auf  das  Anfangs 
dieses  Jahres  erschienene  Englisch-Deutsche- Supplement- 
Lexikon  von  Dr.  A.  Hoppe  (Berlin,  G.  Langenscheidt's  Verlags- 
bachhandlung), um  das  dort  Gegebene  zu  vervollständigen  oder  durch 

Archiv  f.  n.  Sprachen.    XLIX.  1 


2  Neae  Beiträge  zur  englischen  Lexikographie. 

Beweise  zu  belegen.  —  Was  die  schottischen  Wörter  betrifft,  so  lässt 
sich  weder  bei  Lucas  noch  bei  Webster  oder  Worcester  ein  Princip  er- 
kennen, nach  dem  die  Auswahl  getroffen  wäre.  Da  nun  das  drin- 
gendste Bedörfniss  das  ist,  wenigstens  W.  Scott  mit  Hilfe  unseres 
Lexikons  lesen  zu  können ,  so  ist  mit  der  Durcharbeitung  einiger  Ro- 
mane dieses  Schriftstellers  hier  der  Anfang  gemacht  worden. 

A  .  .  .  Prä6x  (verstümmelte  Präposition),  zur  Bildung  von  Ad- 
verbien und  prädicativen  Adjectiven: 

AFOAM,  schäumend.  Wb.:  in  a  foaming  State;  as,  the  sea  is  all 
afoam.  —  C  Bell,  Shirley,  IL  p.  305:  Mac  Turk,  being  summoned, 
came  with  steed  afoam.  (So  können  diese  Wörter,  der  Form  nach 
nicht  prädicativ,  hinter  das  Substantiv  treten;  the  black  porter,  like  the 
rest  of  the  world,  astir  at  an  early  hour ;  Btüwer,  —  a  man  a  little 
agoggled  in  bis  eyes;  Leighton,  —  behold  the  hill-tops  all  aglow  with 
silver  and  with  amethyst ;  LongfeUow,  —  the  muscles  all  a-ripple  on 
bis  back;  Farrar»    Vgl.  S.  L.  unter  diesen  Wörtern). 

AOLOw.  C,  Bell,  Shirley,  I,  p.  192:  But  if  Bnar-chapel  seemed 
alive,  so  also  did  Briarmains:  though  certainly  the  mansion  appeared 
to  enjoy  a  quieter  phase  of  existence  than  the  temple;  some  of  its 
Windows  too  were  a-glow.     Vgl.  S.  L. 

AGRiN,  lachend,  ashine,  glänzend.  C,  Bell,  Shirley,  J,  p.  45 :  bis 
hard  features  were  revealed  all  agrin  and  ashine  with  glee.  Vgl.  S.  L. 

A-HORSR,  zu  Pferde.  W,  Russell,  My  Diary  in  India,  II,  p.  120 : 
ladies  and  gentlemen  who  were  flirting  and  phiiandering,  a-horse  and 
a-foot,  on  the  road  below  me. 

A-HORSEBACK,  ZU  Pferde.  Tkackeray,  the  Virginians,  11.  p.  241: 
he  loved  any  game  that  was  a-foot  or  a-horseback ;  scherzhaft  wie : 
„Das  im  Gange  oder  im  Ritte  war.^ 

A-HUNGERED,  hungemd.  C  Beü,  Shirley  I,  p.  235:  To  this  ez- 
tenuated  spectre,  perhaps,  a  crumb  is  not  thrown  once  a  year;  but 
when  a-hungered  and  athirst  to  famine  .  .  .  Divine  Mercy  remembers 
the  mourner  etc.  —  ib.  II,  p.  277  :  I  saw  many  originally  low,  and 
to  whom  lack  of  education  left  scarcely  anything  but  animal  wants, 
disappointed  in  those  wants;  ahungered,  athirst,  and  desperate  as  fam- 
ished  animals. 

A-Low,  in  Flamme,  brennend.  W,  Scott,  Heart  of  M.  L,,  c.  45 
(in,  p.  175):  The  Captain's  a  queer  band,  and  to  speak  to  bim  about 


Neae  Beitrüge  rar  englischen  Lexikographie.*  8 

that  or  ony  thing  eise  that  crosses  the  maggot,  wad  be  to  set  the  kiln 
a-low. 

A-FDRP08B,  absichtliofa.  D.  Jerrold,  St  Oiles  etc.  I,  p.  21 :  „Pooh ! 
women  can  love  no  end  o'  babies,'^  said  Jem.  f^They  're  made  a  pur- 
pose  for  it.^ 

ABBRDAVAT,  8.  W.  RuBsell^  My  DioTy  in  India^  II,  p.  102:  These 
(trees)  are  fuH  ofbirds.  Thelittle  aberdavats  flit  about  like  bees  from 
branch  to  branch.     Wol  derselbe  Vogel  wie  aberdevine  bei  L.  n.  Wb. 

ABORiGEN,  s.  irrthQmlich  gebildeter  Singular  zu  aborigines.  W» 
Buisell,  My  Diary  etc.  11,  p.  ]  74 :  And  thus,  with  an  able-bodied  abo- 
rigen  holding  on  by  my  tunic-tails  behind  ...  I  parachated  down  — 
dowo  etc. 

ABOUT,  1 .  praep.  a  man  abont  town,  ein  Lebemann.  W.  Scotts 
Sl  RonarCa  TF.,  c.  33  (III,  p.  11):  a  bnck  of  the  old  school)  one 
of  Congreve's  men  of  wit  and  pleasure  about  town  ...  2.  adv,  turn 
about  oder  tum  and  tum  abont,  abwechselnd,  einer  um  den  andern. 
W.  Scotts  Kmüworth^  c  15 :  and  despite  all  thy  boasted  art  and  am- 
bition,  Devonshire  will  see  thee  shine  a  trae  younger  brother,  fit  to 
Sit  low  at  the  board,  carve  tum  about  with  the  chaplain,  look  that  the 
honnds  be  fed  eto.  —  week  about,  nach  Wochen  abwechselnd.  W. 
ScoU,  the  Pirate^  c.  34  (III,  p.  100,  Schi.):  it  will  neyer  do  to  have 
two  captains  in  the  same  day.     I  think  week  about  might  suit  better 

—  and  let  Cleveland  take  the  first  tum.  id,  Heart  of  Äiid,  L,  c,  16 
(L^  p.  259):  time  about  's  fair  play.     Zu  Beiden  vgl.  S.  L. 

ABSOLViTOR.  s.  W.  Scott^  St.  Bonati's  W.  c.  8.  (I,  p.  110):  and 
nnless  ye  get  your  thumb-nail  on  them  in  the  very  nick  o*  time,  ye 
may  dine  on  a  dish  of  prescription,  and  sup  upon  an  absolvitor.  —  J. : 
A  forensic  term,  used  in  two  different  ways:  —  1.  Äbsolvitur  ab  in' 
staniia.  ^One  is  said  to  be  absolved  from  the  instance,  when  there  is 
some  defect  or  informality  in  the  proceedings ;  for  thereby  that  instance 
is  ended  until  new  dtation."  Spottiswoode^a  Law  DicU  M.  S.  -— 
2.  AbsoUritur  from  cUtm.  ^When  a  person  is  freed  by  sentence  of  a 
jndge  from  any  debt  or  demand,  he  is  said  to  have  obtained  abaolvitur 
from  the  pursuer's  claimJ^  —  Ibid. 

ABUKB,  prp.  schottisch  =  aboon,  above.  W.Scott,  theÄntiguary, 
c  7  (I,  p.  80,  Schi.) :  See,  yonder's  the  Ratton's  Skerry  —  he  aye 
held  bis  neb  abune  the  water  in  my  day  —  but  he  's  aneath  it  now. 

—  id,  Heart  of  Mid.*L.  c.  12  (I,  188):  as  long  as  our  heads  ai*e 


4  Neue  Beitriige  cur  eogliichen  Lexikographie. 

abnne  the  gnind.  —  ib.  c.  26  (II,  p.  134):  sae  abone  a'  that  thece'a 
a  gude  fire. 

AOCKFT,  ▼.  the  aooeptedy  der  Verlobte,  wie  ea  acheint  Amerikania- 
mua.  B.  B.  KimbaUj  Was  He  succeasfid  ?  p.  209 :  To  cot  the  atory 
ahort,  the  whole  matter  was  pleaaantlj  aettled,  and  Hiram  established 
aa  the  aocepted  of  Miss  Tenant.  —  ib.  p.  259:  Emma,  alaa!  waa 
awaj,  far  awaj,  elae  he  would  go  and  appeal  to  her  —  not  to  rein- 
State  him  as  her  acoepted,  bat  —  to  aid  him  to  get  right  with  Dr. 
CheUis. 

ACCOMODATiOK,  8«  Unterkommen,  Quartier  für  die  Nacht*  W, 
CoUinfy  After  Darky  p.  208 :  What  is  the  name  of  the  neareat  town 
where  jou  coald  get  good  acoommodation  for  the  night? 

▲COLTTB,  s.  L.  giebt  nnr  die  kirchliche  Bedeutung  («,Akolnth^). 
Doch  oft  allgemeiner:  ein  Begleiter,  Helfer,  Neuling  u.  dgl.  W.  Scotts 
Kenüworth^  c.  32 :  In  the  course  of  the  passage  from  the  hall  of  the 
reception  to  the  banqueting^room,  and  espedallj  in  the  courtyard,  the 
new-roade  knights  were  assailed  bj  the  heralds,  pnrsnivants,  minstrela 
dsc.,  with  the  usual  cry  o(  Largeesey  largesse^  Chevaliers  tres  hardis!  an 
ancient  invocation,  intended  to  awaken  the  bounty  of  the  aoolytes  of 
chivalry  towards  those  whose  business  it  was  to  register  their  armorial 
bearings  etc.  —  ÄrU.  TroUope^  Barchester  TotoerSf  c.  11:  This  waa 
Said  exactlj  in  the  tone  that  a  joung  Admiraltj  derk  might  use  in 
asking  the  same  question  of  a  brother  acolyte  at  the  Treasuiy. 

AGBOss,  l.adv*  breit,  bei  Dimensionsangaben.  TT. i2iM<eU,  MyDiary 
etc.  II,  p.  347 :  The  stream  of  the  Gogra  is  350  yards  across  or  more, 
and  the  current  runs  swidly.  The  breadth  of  the  bed  is  1500  or  1600 
yards,  and  in  the  height  of  its  overflow  it  is  three  miles  across.  2.  prp. 
across  country,  stehende  Phrase  vom  Reiten  bei  der  Hetzjagd.  Jeaf-- 
freson^  Live  it  doum^  11,  p.  99 :  I  always  respect  a  man  who,  besidea 
going  across  country  with  pluck,  rides  with  judgement.  —  ib.  p.  244: 
So  the  young  Squire  rode  his  ill-favonred  hackney  across  country,  in 
the  highest  possible  humour  with  her  bad  qualities  etc.  —  Vgl.  S.  L. 

ACUTE  as  a  needle,  mit  der  bei  stehenden  Phrasen  häufigen  Ver- 
wechslung der  eigentlichen  und  figürlichen  Bedeutung  (to  sleep  like  a 
top ;  dose  as  wax;  piain  as  Salisbury  u.  dgl.).  W.  iScott^  Su  Bon. 
TT.  c.  25  (11,  p.  170):  simple  as  a  child  in  all  that  ooncemed  the 
World  and  its  ways,  acute  as  a  needle  in  every  point  of  knowledge  etc. 

ADAMAMT,  s.     Nach  Vorgang  des  Griechischen  und  Lateinischen: 


Keae  Bettnge  zur  englischen  Lesdkographie. 


audi:  härtester  Stahl.  Ant.  Tralhpe,  the  Worden^  c.  10:  He  was  as 
R  man  bonnd  with  iron,  fettered  with  adamant:  he  web  in  no  respeet 
a  free  agent.     Vgl.  S.  L.  unter  diamond« 

ADjouRKAL,  Y.  In  Schottland  die  amtliche  Einregistrimng  eines 
Erkenntnisses.  W,  Scotts  Heart  of  M.  L.^  c.  1  (I,  p.  27):  I  read 
(novels)  from  habit  and  indolence,  not  from  real  interest  .  .  .  Bnt 
not  so  in  the  real  records  of  human  vagaries  —  not  so  in  the  State 
Trials,  or  in  the  Books  of  Adjoumal.  —  ib.  c  28  (11,  p.  81):  The 
deelaration  of  Effie  Deans  was  altered  on  other  principles,  and  the  fol- 
lowing  is  a  sketch  of  its  contents,  gi^en  in  tlv»  judicial  form,  in  which 
they  maj  still  be  found  in  the  Books  of  Adjoumal.  —  J. :  The  desig« 
nation  given  to  the  record  of  a  sentence  passed  in  a  criminal  cause, 
and  kept  in  what  are  called  the  Booka  of  Adjoumal. 

ABMDviCLB,  8.  L. :  ^Hülfe,  ünterstfltzung.^  In  der  schottischen  6 e» 
richtssprache  ^ein  Nebenbeweis,  den  Beweis  unterstützender  umstand.^ 
W.  Scatty  BeaH  of  M.  L.  c.  23  (II,  p.  80) :  It  is  true  that  these  de- 
darations  are  not  produced  as  being  in  themselyes  evidence  properlj 
so  called,  but  onlj  as  adminicles  of  testimony,  tending  to  corroborate 
what  is  considered  as  legal  and  proper  evidence.  —  J.:  Collateral 
proof.  —  Dazu : 

ADWiNicxTLATB,  V.  ein  Zenguiss  unterstützen.  TT.  Scotts  ib.  (II, 
p.  97) :  It  (extrajudicial  confession)  was  totallj  inept,  and  void  of  all 
Btrengtb  and  effect  from  the  beginning;  incapable,  therefore,  of  being 
bolstered  up  or  supported,  or,  according  to  the  lawphrase,  adminicula- 
ted,  bj  other  presumptive  circumstances.  —  Fehlt  auch  bei  J. 

ADMINISTRATOR,  s.  JeaffresoTi,  Live  it  doum^  III,  p.  71 :  the  sum 
of  tweWe  thousand  pounds  of  lawfnl  British  money,  to  be  paid  to  the 
mä  B.«  or  to  bis  certain  attomey,  executora^  adminiatratora^  or  cuaigna 
etc.  Letztere  drei  Worte  stehen  zur  Bezeichnung  derjenigen,  die  einen 
Rechtsanspruch  auf  Eigenthum  durch  einen  andern  haben.     Vgl.  S.  L. 

ADVowsoN,  s.  Der  Inhabar  eines  solchen  kann,  so  lange  der  die 
Pfrfinde  bekleidende  Geistliche  lebt,  sein  Recht  der  Besetzung  nach 
dem  Tode  desselben  verkaufen.  W.  Scotts  St.  Ron.  TF.,  c.  16  (II,  p«  42): 
Eis  lordsbip  had  privately  porchased  from  the  Mowbraj  family  the 
patronage  or  advowson  of  the  living  of  St.  Ronam's,  then  held  bj  a 
Tery  old  incumbent,  who  died  shortlj  afterwards.  Ygl.  S.  L.  unter 
presentation. 


6  Neue  Beiträge  zor  englischen  Lexikographie. 

AETAT.  =  at  the  age  of  .  .  .,  eigentlich  in  Kirchenbuchern.  «/m/- 
freson^  Live  it  dourn,  I,  p.  € :  Such  .  .  .  was  John  B.^  merchant  and 
ex-attomej-at-law,  »tat.  60  (or  thereabouts)  •  .  .  —  ib.  p.  256 :  a 
fearfuUy  designing  and  worldlj-minded  fellow  was  Mr.  T. ;  «tat.  22.  — 
ib.  U,  p.  135:  Miss  T.  conferred  flattering  attentions  on  the  children 
—  asking  Teddy  (setat.  seven)  when  he  would  be  old  enough  to  ferry 
folks  across  the  water?  —  telling  little  Bessie  (sstat  eight)  that  she 
had  heard  etc.     VgL  S.  L. 

AFRrrs,  s.  W.  Scottf  Kenüworthy  c.  26:  Not  at  the  command  of 
the  lord  of  some  Eastem  talisman  did  ever  Afrite  change  bis  horrid 
frown  into  a  look  of  smooth  Submission,  more  suddenly  than  etc.  — 
W.  ScoUj  Ouy  Mann.y  c.  19  (I,  p.  154):  he  rnbbed  bis  huge  hands 
together,  and  hurst  into  a  portentous  sort  of  chuckle,  like  that  of  the 
Afrite  in  the  tale  of  CaÜph  Yatheck.  —  Wb.:  An  evil  genius  in  the 
Mahommedan  mythology. 

AFTER-NAME,  s.  Vatersnamen.  W.  Scotts  Ouy  Mannering^  c.  26 
(II,  p.  36):  «And  what's  bis  name,  pray?"  "Gabriel.**  "But  Ga- 
briel what?"  ''Ob,  Lord  kens  that;  we  dinna  mind  folks'  aftemames 
muckle  here,  they  run  sae  much  into  clans." 

AOAiN,  adv.  Dient  bloss  die  Intensität  zu  bezeichnen;  s.  S.  L. 
W.  Scotty  Bob  Royy  c.  31  (III,  p.  64):  she  set  up  a  shriek  that  made 
the  rocks  ring  again.  —  ib.  c.  34  (III,  p.  110):  The  intelligence  ex- 
cited  such  shouts  of  jubilation  that  the  very  hüls  rung  again. 

AGAiNST  als  Conjunction.  W,  Scotty  Kenüworthy  c.  20:  and  take 
off  two  gowns  of  that  russet  cloth  for  Dorcas  and  Alison,  Janet,  to 
keep  the  old  wretches  warm  against  winter  comes.  —  ib.  c.  23:  and 
agaiost  we  meet  again,  reform  me,  Janet,  that  precise  rnff  of  thine  for 
an  open  rabatine  etc.  —  id.  Heart  of  M.  L.y  c.  83  (II,  p.  244):  I  will 
.  .  .  make  you  a  cup  of  tea  .  .  .  against  you  come  down.    (Vgl.  S.  L.) 

AGE,  8.  the  age  of  the  moon,  die  Phase  des  Mondes,  die  Angabe, 
wie  weit  der  Mondwechsel  vorgeschritten  ist.  W.  Scotty  St,  Ron,  W,<y 
c.  8  (I,  p.  120):  '^Whatare  you  Consulting  your  Souvenir  for  withsuch 
attention,  my  dear  Lady  Binks  ?"  ''Only  for  the  age  of  the  moon," 
Said  her  ladyship,  putting  the  .  .  .  calendar  into  her  reticule. 

AGENT,  V.  Sachwalter  sein,  eine  Sache  führen  ;  wohl  nur  schottisch. 
W.  Scotty  Heart  of  M,  L.y  c.  13  (I,  p.  210):  TU  employ  my  ain  man 
of  business,  Michel  Novit  •  .  •  to  agent  Effie's  plea. 

AHiNT,  prp.     W,  Scotty  the  Antiquaryy  c.  26  (II,  p.  148):  and 


Neue  Beitiüge  zur  eDgliscben  Ijexikograpbie.  7 

sits  doDn  wi'  his  pipe  and  bis  giU-stoup  akint  the  iogle.  —  J. :  behind, 
in  respect  of  place.     (L.  hat  es  nur  als  adv.) 

AiBUNs,  andre  Schreibart  für  ablins,  oft  bei  tScoU,  z.  B.  Antiqtiary 
c.  21  (II,  p.  73):  ane  o*  them  torned  Saint  (or  aiblins  wad  hae  had 
folk  think  sae).  —  ib.  (p.  74) :  it*s  ütting  that  thae  wha  hae  led  a 
light  and  evil  life,  and  abused  charity  when  they  were  young,  sald 
aiblins    come  to  lack  it  ^'hen  they  are  auld  —  und  oft  sonst. 

AID  AND  ABET,  häufige  Alliteration,  vgl.  S.  L.  W,  Scotts  Waoet' 
ley^  c.  51  (II,  p.  148):  I  knew  nothing,  you  must  recollect,  of  the 
cbarge  broaght  against  yon  of  aiding  and  abetting  high  treason.  —  id. 
Rob  RoT/y  c.  18  (II,  p.  55):  were  the  whole  host  that  feil  with  Lncifer 
to  retarn  to  aid  and  abet  them.  —  Jeaffreaon^  Live  it  down,  II,  p.  52: 
of  conrse  he  strennously  aided  and  abetted  Dr.  and  Mrs.  M.  in  their 
endeavoars  to  fill  the  theatre. 

AiB,  s.  W.  ScoU,  the  Pirate^  c.  19  (II,  p.  93): 

The  power  thon  dost  covet 

O'er  tempest  and  wave, 
Shall  be  thine,  thou  proud  maiden, 

By  beach  and  by  cave,  — 
By  Stack  and  by  skerry,  by  noup,  and  by  voe, 
By  air  and  by  wick,  and  by  helyer  and  gio. 

Anm.  zu  air:  an  open  sea  beach.  —  J.:  A  sand-bank.     Orkney. 

Shetland. 

AiK,  adv.  (schottisch)  frühe.  W.  Scotts  Heart  of  M.  L.^  c.  27 
(II,  p.  152):  what  brings  you  out  to  Libberton  sae  air  in  the  moming? 
—  J.:  1.  before,  formerly.     2.  early. 

AiRiFiED,  a.  grossthaerisch,  affectirt  (vgl.  dandified,  countrified, 
frencbified).  Jeaffreson^  Live  it  donm,  I,  p.  114:  ^Don't  look  at  me, 
cbild,  for  encouragement  in  your  airiiled  goings  on,"  responded  that 
aged  woman,  shaking  her  cap  with  severity. 

AiRT,  V.  leiten,  anhalten  zu  (schottisch).  W,  Scotts  Heart  ofM.L»^ 
c  19  (II,  p.  40):  our  vile  affections  •  .  .  ding  too  heavily  to  me  in 
this  honr  of  trying  sorrow  to  permit  me  to  keep  sight  of  my  ain  duty, 
or  to  airt  you  to  yours.  —  J. :  to  direct,  to  mark  out  a  certain  course; 
Qsed  with  respect  to  the  wind,  as  blowing  from  a  particular  quarter. 

ATT,  s.  schottisch  fQr  oat,  oaten  (J.).  Häufig  bei  W>  Scotts  z.  B. 
Äntiquary^  c.  21  (II,  p.  72):  I  wad  trail  mysel  here  wi'  a  pickle  ait- 
meal.    (vergl.  baittle.) 


8  Nene  Beitrüge  sor  englischen  Lezikographie. 

ALcnvA,  n.  W.  Scotts  Waverley^  c.  9  (I,  p.  68):  The  soene, 
thongh  pleasing,  was  not  quite  equal  to  the  gardens  of  Alcina;  yet  it 
wanted  not  the  '^dae  donzelette  garrale"  of  that  enchanted  paradise.  — 
Wb.:  A  fairj  in  Bojardo's  ^Orlando  Innamorato'^  where  ehe  is  re- 
presented  as  carrying  off  Astolfo.  She  re-appean  in  great  splendor 
in  Ariosto's  ^Orlando  Fnrioso." 

alfred's,  n.     Ein  Club  älteren  Styls  in  London,  s.  Boodle*s. 

ALL  büt;  fast  ganz,  vgl.  S.  L.  Ant.  Troüope^  Barchester  Towerg^ 
€.24:  Mr.  Harding  has  all  bnt  a  positive  right  to  the  place. 

ALOE8,  ist  Plural  in  der  medic.  Bd.  ^  Aloesaft, ^  theilt  aber  die  Eigen- 
heit von  odds,  news,  means  (Maetcner,  I,  p.  2  81),  insofern  8ich  der 
unbestimmte  Artikel  damit  verbindet.  W,  Scotts  Guy  Mann.^  c  12 
(I,  p.  100):  Tet  all  this  availeth  me  nothing  —  I  told  jon  I  had 
that  upon  mj  mind  which  I  shonld  carry  to  mj  grave  with  me,  a  per- 
petual  aloes  in  the  draugbt  of  existence. 

AMBRICA,  n.  Thackeray,  Üie  Virgtniana^  I,  p.  169:  bis  Majestj 
wonld  send  a  great  force  from  kome  to  recover  the  tamished  glorj  of 
the  British  arms,  and  to  drive  the  French  ont  of  the  Americas.  Wol 
veraltete  Bezeichnung  der  amerikanischen  Besitzungen. 

AMORET,  n.  W,  Scotts  Kenüworth^  c  14:  What  has  become  of  the 
lovelj  Indamira  that  was  to  match  mj  Amoret  for  truth  and  beanty. 
—  Wb. :  The  name  of  a  lady  married  to  Sir  Scudamore,  in  Spenser's 
'^FaSry  Queen."  She  ezpresses  the  affectionate  devotedness  of  a  loving 
and  tender  wife. 

AKD,  conj.  there  are  women  and  women,  zwischen  Frau  und 
Frau  ist  ein  Unterschied.  (S.  L.)  Vgl.  Jeafreaon^  Live  et  doton,  III, 
p.  296:  for  even  among  the  luckless  d wellers  in  Blackmore  and  its 
vicinity,  there  were  grades  and  grades;  an  aristocracy  .  .  .  .,  and  a 
commonalty. 

AMDAMAN,  u.  the  Audamau  Islands,  die  Andamanen.  W.  RtiS" 
sely  My  Diary  etc,^  I,  p.  133:  He  has  just  retumed  from  an  interesting 
excursion  on  the  Andaman  Islands. 

A19E8  (anis,  anys,  ains),  adv.  =  once  (Ausspr.  wie  ainze).  J.  — 
W.  Scott  y  the  Äntiquary^  c.  12  (I,  p.  134):  I  downa  take  mickle  sil- 
ier at  anes,  it's  against  our  rule.  —  ib.  c.  21  (11,  p.  74):  it*s  not  the 
same  to  him  as  to  the  like  o'  us  that  can  sleep  ony  gate  an  anes  our 
wames  are  fu'.  —  ib.  (p.  76) :  This  secret  passage  anes  gaed  round 
great  part  o*  the  bigging. 


Nene  Beiträge  zur  englischen  Ijezikoginpliie.  9 

ANKEXATiONisT,  8.  jemand,  der  das  Prindp  hat  (Land)  so  annec- 
tiren.  W,  RusUtt^  My  Diary  etc.^  II,  p.  251:  Seeing  these  things, 
one  ia  tempted  to  regard  with  saspicion  and  dislike  the  polic7  of  the 
aniMxationists. 

ANSAH,  8.  W.  Scott,  Heart  of  M.  JD.,  c.  15  (I,  p.  239),  in  Be- 
siehnng  auf  leibhafte  Erscheinungen  des  Teafels :  David  Deans  believed 
this,  and  many  other  such  ghostlj  encounters  and  victories,  on  the  faith 
of  the  Ansars,  or  auziliaries  of  the  prophets.  —  J.  citirt,  ohne  eine 
Bedeutung  zu  geben,  nur  diese  Stelle,  und  schreibt  bei  „alt  franz.  anseor, 
jnge,  arbitre"  —  was  nichts  sagen  wilL  Das  W.  ist  arabisch  und  be- 
deutet „Helfer,^  ist  auch  Ehrenname  der  Bewohner  Medina's  (San- 
ders, Fremdwörterbuch),  weil  sie  Muhamroed's  erste  Anhänger  und 
Helfer  waren. 

AMTicoNKüBiAL,  a.  was  wider  die  Ehe  ist.  Dickens,  Sketches,  p. 
485:  Mr.  Watkins  Tottle  was  ratheran  uncommon  Compound  ofstrong 
uzorious  inclinations,  and  an  unparalleled  degree  of  anticonnubial  ti- 
miditj. 

AQUARIUM,  s.  Ein  Aquarium.  Thackeray,  the  Virginians,  III, 
p.  238:  Some  of  mj  amiable  readers  no  doubt  are  in  the  custom  of 
Tisiting  that  famous  garden  in  the  Regent's  Park,  in  which  so  many 
of  onr  finned,  feathered,  fourfooted  fellow-creatures  are  acoommodated 
with  board  and  lodging  .  .  .;  and  there  ...  I  found  mjself,  whilst 
looking  at  some  fish  in  the  aquarium,  still  actuallj  thinking  of  etc.  — 
Wb.:  a  globe  or  tankofglass  for  keeping  alive  aquatic  animals,  usoally 
in  connexion  with  aquatic  plants,  rook-work,  and  Shells. 

AFPiuzER,  s.  W.  Scoü,  Guy  Mann.,  c.  2  (I,  p.  11):  The  apprizer, 
therefore  (as  the  holder  of  a  mortgage  was  thon  called),  entered  upon 
possession  etc. 

ABBORiFEBOus,  a.  baumtragond,  Baume  hervorbringend.  W,  Bus- 
sel, My  Diary  etc.,  I,  p.  159:  The  bright  bot  sun  lent  no  joyousness 
or  pleasant  life  to  those  arboriferous  wastes. 

ABcmLOWE,  s.  W,  Scotts  Rob  Roy,  c.  29  (III,  p.  15):  I  propose 
that  this  gentleman  .  .  .  shall  send  for  a  tass  o'  brandy,  and  I'll  pay 
for  another,  by  way  of  Archilowe.  —  J. :  The  retum  which  one  who 
ha«  been  treated  in  an  inn  or  tavern,  sometimes  reckons  himself  bound 
in  honour  to  make  to  the  Company.  When  he  calls  for  bis  bottle,  he 
ia  Said  to  giye  thero  bis  archilagh, 

ARCHXMAGB,  s.  W.  Scott,  Rol  Roy,  c  12  (I,  p.  164):  ^Isuppose, 


10  Neue  Beitrage  mr  engüscheo  Lexikographie. 

I  must  in  discretion  bring  the  conrtier,  Ceremony,  in  my  Company,  and 
knock  when  I  approach  the  door  of  the  library?^  ^No,  no,  Rashleigh," 
Said  Miss  Vernon,  ^disroiss  from  yoor  Company  the  false  archimage 
Dissimulation,  and  it  will  better  insure  yonr  free  access  to  oar  classical 
consnltations."  In  den  Lexicis  archimagtis,  L.:  9,0berroagier;^  Wb. : 
the  high  priest  of  the  Persian  Magi,  or  worshipers  of  fire. 

ARM-BEST,  8.  Seitenlehne  eines  Lehnstuhls.  Jeaffreson^  Live  it 
down^  I,  p.  225 :  the  Squire  put  bis  band  on  the  arm-rest  of  bis  chair, 
and  leaning  forward  made  tbis  answer  etc. 

ART,  s.  W.  Scotts  Rob  Rot/,  c.  8  (I,  p.  101):  the  gentleman  whom 
yon  Charge  with  being  art  and  part  of  felonj.  —  J.:  ort  and  pari: 
accessory  to,  or  abetting,  a  forensic  phrase,  used  in  a  bad  sense.  Art 
denotes  the  instigation  or  advice,  Part  the  share  that  one  has  in  the 
oommission  of  a  crime  .  .  .  Borrowed  from  the  Latin  phrase,  Ärtem  et 
partem  habuit.     S.  L. 

ARTHUR,  n.  1)  arthur's  ;  einer  der  Clubs  älteren  Styls  in  London ; 
vgl.  Boodle's.  Thackeray^  the  Virginians,  III,  p.  130:  The  Macaronis 
and  fine  gentlemen  at  White's  and  Arthur's  continued  to  show  poor 
Harry  W.  such  a  very  cold  Shoulder  etc.  —  2)  arthur's  seat;  700 
Fuss  hoher,  zu  Edinburgh  geh()riger  Berg;  so  genannt,  weil  König 
Artus  als  Heerfurst  der  Briten  gegen  die  Sachsen  vor  dem  Kampf  mit 
letzteren  von  hier  aus  das  Land  überschaut  haben  soll.  Zwischen  ihm 
und  Calton  Hill  liegt  das  Schloss  Holyrood.  W*  tScottf  Waverley^  c. 
44  (H.  p.  178):  the  King's  Park,  or  the  hollow  between  the  mountain 
of  Arthur*s  Seat,  and  the  rising  grounds  on  which  the  southern  part 
of  Edinburgh  is  now  built,  lay  beneath  him. 

ARTIST,  s.  In  älterer  Sprache  ^one  who  cultivated  not  the  fine, 
but  the  liberal  arts,"  ein  Gelehrter  (s.  S.  L.).  So  W,  Scotts  Kenü- 
worthf  c.  16:  It  is  well  known  that  I  have  approached  more  nearly  to 
projection  than  any  hermetic  artist  (Chemiker)  who  now  lives;  beson- 
ders aber  der  „Arzt,^  artista;  denn  so  nannten  sich  im  Mittelalter 
die  philosophi  et  physici  (od.  medici);  so  stehend  im  Kenilworth  vom 
Wayland  Smith,  der,  nicht  gelehrter  Doctor,  mancherlei  Kenntniss  der 
Heilkunde  besitzt;  z.  B.  c.  13:  The  artist  made  brief  answer  in  a 
language  of  which  Tressilian  oould  not  understand  a  word.  —  ib. : 
Wayland  aught  to  have  paid  the  man  for  bis  drug,  whatever  it  was. 
^I  pay  him?"  said  the  artist  etc.  Doch  auch  bei  Scott,  wo  von  mo- 
dernerer Zeit  die  Rede  ist,  z.  B.  the  Firate,  c.  28  (HI,  p.  9):  heappeared 


Neoe  BeHriige  zur  englischen  Lexikographie.  U 

to  wait  tbe  eyent  with  the  oomposure  of  one,  who,  oonfiding  in  the 
skill  of  a  medical  artiet,  eees  him  preparing  to  enter  upon  some  im- 
portant  and  painful  Operation.  —  Jetzt  ist  ^the  artist"  der  Maler;  ,8. 
S.  L.  W.  Seotty  St.  Eonan'8  TT.,  c  5  (I,  p.  69):  The  president's 
trembling  hand  stole  the  sketch  back  to  the  portfolio,  afraid  doubtless 
it  might  be  claimed  in  form,  or  eise  oompensation  expected  by  the 
artist. 

A89  oonj.  fOr  that  nach  so  und  thus  (s.  S.  L.)*  Jetzt  vulgfir  mit 
ansgelaasnem  so.  Dickens^  Bleak  Housey  IV,  p.  183:  when  a  young 
lady  is  as  she's  game,  and  as  garoe  as  she  is  mild,  it's  all  I  ask.  Pleo- 
nastisch  steht  for  as  in  Stellen  wie  Scott,  Heart  of  M,  L.  c.  5  (I,  p. 
80) :  and,  for  as  frail  as  Mr.  W.  is,  he  may  live  as  lang  as  yoa  (= 
frail  as  he  is).  —  ib.  c.  16  (I,  p.  258):  and  he  has  been  a  play-actor, 
aad  I  watna  what  he  has  been  or  hasna  been,  for  as  yonng  as  he  is. 
A8K,  V.  Änt.  TroUope,  Barchester  Towers^  c.  15:  I  would  advise 
you  to  marry  her.  I  dare  say  she  is  to  be  had  for  the  asking.  —  ib. 
c  32:  if  Sir  Nicholas  chose  to  exert  himself,  the  promise  of  such  a 
piece  of  preferroent  would  be  had  for  the  asking  for  —  ohne  alle  Be- 
mühung zu  haben.  ~  ask  wird  auch  mit  at  verbunden,  im  Sinne  von: 
„eine  Frage  an  Jemand  richten.^  W.  Scotts  Heart  0/  M.  L.  c  4t  (I, 
p.  59) :  ^Would  they  venture  to  defraud  public  justice  ?"  was  the  ques- 
tion  which  men  began  anxiously  to  ask  at  each  other.  ^  ib.  c.  23  (II, 
p«  80) :  He  is  not  compelled  to  answer  any  of  the  questions  asked  at 
him,  but  may  remain  silent  if  he  sees  it  bis  interest  to  do  so. 

AfiSAT-FiECE^  8.  ProbestQck.  W,  Scott ,  Bob  Boy,  c.  13  (I,  p. 
165) :  Your  characterimproves  upon  ns,  sir  —  I  could  not  have  thought 
tiiat  it  was  in  you.  —  Yesterday  mtght  be  considered  as  your  assay- 
pieoe,  to  prove  yourself  entitled  to  bee  free  of  the  corporation  of  Os- 
baldistone  Hall. 

AS8EMBLT,  8.  Subscriptionsball  in  Provinzialstädten,  S.S.L.  Jeaffre» 
WHj  Uve  ü  dowriy  I,  p.  14:  D.  told  me  the  yonng  man  played  whist 
at  the  Assembly  Rooms.  —  ib.  p.  18:  she  never  comes  now-a-days 
to  tbe  Assemblies.  —  ib.  p.  35 :  a  gentleman  who  .  .  .  played  whist 
witb  the  best  sets  in  the  Assembly  Booms.  —  ib.  p.  36:  ladies  of  such 
condition  that  they  were  privileged  to  attend  the  Assembly-balls ,  und 
oft  ib. 

ABBIST,  ▼•  W.  SeoUj  St.  Banan'a  TT.,  c.  28  (III,  p.  16):  he  was 
at  length,  and  not  withont  some  effort,  enabied  to  assist  him  out  of 


12  Nene  ßeitrige  rar  engliscben  Lexikographie. 

the  Channel  of  the  rivalet.  —  ib.  (p.  19):  he  aseisted  the  old  gentle- 
man  into  the  kitchen  (herans-,  hineinhelfen). 

A68IZS-BALL,  8.  Ball  dcf  gegeben  wird,  wenn  die  Assisen  in  der 
Stadt  abgehalten  werden  und  viele  junge  Anwälte  gegenwärtig  sind. 
Jeaffre8<m^  Live  ü  down^  ü,  p.  81.  In  hononr  of  these  distinguished 
gnests,  the  Assize  Ball  had  for  generations  been  held.  —  assizb- 
SERMON,  Predigt  zur  Eröffnung  der  Assisen,  ib.  I,  p.  287:  the  Mer- 
ton-Piggott  chnrch,  where  .  .  .  Hhe  qualitj'  ofthe  region  round  about, 
on  such  occasions  as  Assize  sermons,  or  Bishop's  confinnations  .  .  . 
would  see  their  monuments,  and  think  gentlj  of  the  dnst  beneath  them. 
Siehe  S.  L. 

A8SIZSB9  s.  In  Schottland  einer  der  Geschworenen.  W.  Scott, 
Heartof  M.  L,,  c.  24  (II,  p.  101):  Theforeman  .  .  .  usnally  the  man 
of  best  rank  and  estimation  among  the  assizers,  stepped  forward.  — 
Wb.  schreibt  assizor. 

ATTA,  8.  ostindischer  Name  einer  Feldfrucht;  bei  Russd,  My 
Diary  etc.  oft,  gewöhnlich  mit  Reis  zusammen,  erwähnt;  z.  B.  II,  p. 
202 :  In  the  evening  the  Bana's  dolly,  or  ofiering,  was  broaght  in,  oon- 
sisting  of  fruit,  of  atta,  rice,  grain,  etc  —  ib.  p.  206 :  each  man  with 
bis  viaticum  of  atta  in  skin-bags  over  bis  hips.  —  ib.  p.  SSI :  our  loot 
consists  of  some  atta  and  rioe,  and  artides  of  dothing. 

ATTACHMENT,  8.  Bei  L.  nur  in  der  Bed.  Verhaftnehmung,  Be- 
schlag (=  distress).  Wb.  giebt  daneben:  Attachments  are  issued 
at  common  law  and  in  Chancery,  against  persons  for  contempt  of  court. 
In  England,  attachment  is  emplojed  in  some  cases  where  capicu  is 
with  us;  as  against  a  witness  who  falls  to  appear  to  summons.  —  So 
von  Geschwomen,  die  über  Nacht  aus  der  Clansur  gebrochen.  Jeaf" 
freson,  Live  it  down,  m,  p.  268:  The  Jurors,  having  been  gnilty  of  a 
misdemeanour,  are  also  punishable  bjindictment;  which,  if  any  coorse 
were  to  be  taken  against  them,  would  be  more  constituüonal  than  the 
process  by  attachment. 

ATTiTUDiNizE,  V.  theatralische  Stellungen  einnehmen,  (s.  S.  L.) 
Thackeray,  the  Virginians^  III,  p.  274:  I  wish  some  little  Dayid  would 
topple  over  that  swelling  giant.  His  thoughts  and  bis  language  are 
always  attitudinizing. 

ATWSEL,  ady.  (schottisch),  sicherlich.  W,  Scott,  the  Antiquary, 
c.  89  (ni,  p.  111):  But  the  fishing  comes  on  no  that  iU,  thongh  the 
gudeman  hasna  had  the  beert  to  gang  to  sea  himself  —  Atweel  I  wad 


Nene  Beitrüge  rar  englischen  Lexikographie.  IS 

fain  teil  him  it  wad  do  him  gud  to  pit  band  to  work.  —  id,  Ouy  Mann*^ 
c  S6  (II,  p,  130):  Atweel,  I  am  a  simple  bodj,  that's  true,  hinny, 
bat  I  am  no  come  to  steal  ony  o'  his  skeel  for  naething.  —  J.:  Tmly; 
asanredly;  from  /  toat  toed;  ihat  is,  I  wot  well.  It  is  eometimes 
abbrev.  to  ^TtoeeL 

AüQHT  (schottisch),  pr€t.  of  Aw.  1.  possessed.  2.  owed.  —  «. 
Possession,  property.  (J.)  W.  Scott,  St,  Ronan's  W.,  c.  2  (I,p.27): 
where  a'  the  bits  of  vinegar  crnets  are  pnt  awa'  into  an  awmry,  as 
they  teil  me,  and  ilk  ane  wi'  the  bit  dribblcs  of  syndings  in  it,  and  a 
paper  abont  the  neck  o'  't  to  show  which  of  the  customers  is  aught  it. 
—  ib.  (p.  32):  he  feu'd  the  bonnie  holro  beside  the  Well  .  .  •  that 
was  like  the  best  land  in  his  aught.  —  id.  Heart  of  M.  L,y  c,  16  (I> 
p.  263):  I  am  as  weel  worth  looking  at  as  ony  book  in  your  aught. 

AX7LDFARRAN,    a.     (schottlsch)    SUCh    AULDFARRAND,    J.  :     SagacioUS. 

W.  ScoUy  Bob  Roy^  c.  26  (II,  p.  159):  And  then  he's  sie  an  auld- 
fanran  long-headed  chield  as  never  took  up  the  trade  o*  cateran  in  our 
time.  —  ib.  c.  82  (m,  p.  79) :  Rob  Roy,  though  a  kittle  neighbour 
to  the  Low  Country,  and  particularly  obnoxious  to  his  Graoe,  and 
though  he  may  be  carried  the  catheran  trade  farther  than  ony  man  o' 
his  day,  was  an  auld-farrand  carle,  and  there  might  be  some  means 
found  of  making  him  hear  reason. 

AULTOUN,  s.  (schottisch)  Altstadt.  W.  Scott,  SL  Ron.  TT.,  c.  4 
(I,  p.  50):  the  gentleman  that  lives  at  the  woman's  .  .  •  at  the  Clee- 
kum  of  Aultoun  yonder«  —  ib.  c.  5  (I,  p.  64)  weaver  •  .  .  in  the 
Aoltoon  of  St.  Ronan*s.  Vgl.  ib.  (p.  59):  the  gentleman  lodged  at 
the  Ciotkum  Inn,  Old  Town  of  St.  Ronan's. 

AVA,  adv.  (schott)  J. :  At  all.  Corr.  from  af  or  of,  and  alL  W. 
Scott,  Heart  of  M.  L.,  c  5  (!>  p.  82) :  will  her  life  be  in  danger,  when 
they  are  na  able  to  prove  that  ever  there  was  a  baim  ava?  —  ib.  e. 
16  (I,  p.  258):  your  decent  sort  of  men  .  .  .  that  are  put  into  the  like 
o'  sie  trusty  can  do  nae  gude  ava. 

ATAiLABLES«  s.  nützliche,  verwendbare  Gegenstände  oder  Personen. 
W.  RusseUj  My  Diary  etc.j  I,  p.  88:  And  had  we  not  a  great  and 
grand  dinner?  All  tho  availables  of  Her  Mtgesty's  50th,  and  £ngi* 
neers,  and  oongenials  of  the  passengers.  Wol  kaum  in  allgemeinerem 
Gebrauch. 

AWAT,  adv.  Die  Worte  'and  away'  bedeuten,  dass  man  mit  der 
Suche  sich  schnell  abgefunden  hat,  nichts  mehr  mit  ihr  zu  thun  haben 


U  Neue  Beiträge  cur  englischen  Lexikographie. 

will,  wie  bei  Dickens^  Our  Mutual  Friendy  II,  p.  58 :  lest  Boots  and 
Brewer  should  have  instant  occasion  to  mount  (the  cab),  and  away. 
(s.  S.  L.)  In  der  Phrase  onoe  in  a  waj  (Ani,  TroUopey  Doetor  Thome, 
I,  p.  311 :  well,  it  may  be  verj  well  once  in  a  way;  bnt  I  think  that 
on  the  whole  Dr.  T.  is  right)  ist  dies  nur  verderbt;  vgl.  W>  Scatty 
the  Antiquary^  c.  36  (III,  p.  75):  Gadso!  these  great  roen  .use  one's 
honse  and  their  time  as  if  it  were  their  own  property.  Well,  it's  once 
and  away  (ähnlich  wie  „einmal  und  nicht  wieder**).  IdL  Roh.  Roy^  c. 
21  (n,  p.  87):  he  has  a  gloaming  sight  o'what's  reasonable  —  that 
is  anes  and  awa*  —  a  glisk  and  nae  mair.  Vollständiger  SU  Ronan*8 
W,y  c.  36  (III,  p.  154):  (unless  Mr.  T.  will  permit  the  horses  to  oome 
back  early  next  moming)  ^Not  I,  indeed,"  said  T. ;  ^safe  bind  safe 
find  —  it  may  be  once  away  and  aye  away**  —  d.  h.  also:  wenn  sie 
einmal  fort  sind,  konnten  sie  vielleicht  fortbleiben. 

AWE,  V.  schottisch  für  owe.  W.  Scott,  Bob  Roy^  c.  22  (H,  p. 
109):  yoar  house  are  awin  certain  sums  to  Messrs  Mac  Vittie  and 
Mac  Fin.  —  ib.  Weel,  sir,  your  house  awes  them  this  silier.  Vgl. 
aught. 

AWEEL,  ado,  J.:  well.  W.  Scotts  Guy  Mann,  c.  36  (II,  p.  130): 
Aweel,  my  doo,  the  cat's  no  a  prin  the  waur  —  und  oft  sonst. 

AWMOUS,  8.  W.  Scotty  the  Pirate,  c.  25  (11,  p.  184):  When  their 
boats  were  in  extreme  peril,  it  was  common  amongst  them  (fishermen 
in  Shetland)  to  propose  to  vow  an  awmouSf  as  they  termed  it,  that 
is,  an  alms,  to  Saint  Ringan.  —  id,  Ouy  Mann,,  c.  6  (I,  p.  48):  the 
seif- applause  which  she  had  feit  while  distributing  the  aiwmouB  (alms). 

AWMRY,  s.  (schottisch),  J. :  A  large  press  or  cnpboard,  where 
food  and  Utensils  for  house  keeping  are  laid  up.  Eine  Stelle  s.  u. 
aught.  W.  Scott,  Heart  of  M,  L.  c  %  (I,  p.  146):  observing  the  east- 
country  awmrie  dragged  out  of  its  nook. 

AWN,  8.  L.:  awns,  «.  pl,  die  Grannen  an  den  Aehren  des  (Getrei- 
des u.  8.  w.  —  So  auch  J.:  awns,  «.  pl.  The  beards  of  com.  Der 
Singular  bei  W,  Scott,  the  Pirate,  c.  15  (II,  p.  18):  Bear,  my  dearest 
friend,  bear  is  all  they  have,  and  wonderroent  it  is  to  me  that  they 
ever  see  an  awn  of  it. 

AW80ME,  a.  (schottisch)  furchtbar.  W.  Scott,  the  Äntiquary,  c.  7 
(I,  p.  81):  It  would  have  been  utterly  impossible  for  Sir  Arthur  War- 
dour,  or  his  daughter,  to  have  found  their  way  along  these  shelves 
without  the  guidance  and  encouragement  of  the  beggar,  who  had  been 


Neue  Beiträge  zur  englischen  Lexikographie.  15 

there  before  in  high  tides,  thoiigh  never,  he  acknowledged,  in  sae 
awsome  a  night  as  this.  —  J. :  AppaUing ;  awful ;  caueing  terror. 

Baby,  n.  J. :  Abbrev.  of  the  name  Barbara.  —  W.  ScoUy  the 
Pirate^  c.  4  (I,  p.  53):  Mrs.  Y.  bore  a  daughter,  named  after  herseif 
Barbara  .  .  .;  and  as  her  childhood,  the  readiness  with  which  she  seized, 
and  the  tenacity  wherewith  she  detained,  the  playthings  of  Triptole- 
mas  •  .  .  were  all  considered  .  .  .  as  proofs  that  Miss  Babj  would 
prove  ^her  mother  over  again"  .  .  •  &c. 

BABY,  s.  L. :  ,,10  look  babies  in  a  person's  eyes,  Einem  zu  tief  in 
die  Augen  gucken.^  Dies  ist  nur  eine  ähnliche  Redensart  Den 
eigentlichen  Sinn  giebt  Wb. :  Babies  in  the  eyes^  the  minute  refiection 
which  one  sees  of  himself  in  the  eyes  of  another.  The  old  poets  make 
it  an  employment  of  lovers  to  look  for  them  in  each  other's  eyes. 

She  düng  about  bis  neck,  gave  him  ten  kisses, 

Toyed  with  bis  locks,  looked  babies  in  bis  eyes.         Heywood. 

W.  Scott,  Kenilworth,  c.  7 :  You  then  begin  to  think  what  hopes  you 
have  fallen  from,  and  what  insignifiance  you  have  embraced  —  and 
all  that  you  might  look  babies  in  the  eyes  of  your  fair  wife  oftener 
than  once  a  fortnight.  —  baby-house,  ein  Wetterhäuschen  in  W.  Scotts 
the  Antiquarr/j  c.  43  (III,  p.  155):  I  see  now  there  is  some  use  in 
having  two  attornies  in  one  firm.  Their  movements  resemble  those 
of  the  man  and  woman  in  a  Dutch  baby-house.  When  it  is  fair  weather 
with  the  dient,  out  comes  the  gentleman-partner  to  fawn  like  a  Spaniel ; 
when  it  is  foul,  forth  bolts  the  operative  brother  to  pin  like  a  buU-dog. 

BABOO,  8.  Bussellj  My  Diary  etc.  I,  p.  135:  A  white- washed, 
high-roofed,  one-storied  building  in  front,  was  indicated  as  the  dak  bun- 
galow  and  posting  Station.  The  baboo  informed  me  all  the  gharrys 
were  gone  etc.  —  S. :  a  titte  of  respect  given  to  a  merchant,  head- 
derk,  or  superior  person  in  India. 

BACK,  8.  1)  Ant.  ToUope^  Barchester  Towers y  c.  27:  I  hope  you 
don't  mean  to  say  that  you  keep  all  the  trash  I  write  to  you.  Half 
my  time  I  don't  know  what  I  write,  and  when  I  do,  I  know  it  is  only 
fit  for  the  back  of  the  fire  —  ganz  hinten  in's  Kaminfeuer  geworfen 
zu  werden  —  steht  wohl  vereinzelt.  —  2)  back  and  belly,  stehend, 
wo  von  Kleidung  und  Kost  gesprochen  wird.  W.  Scotts  Kenäworthj 
c.  9 :  It  is  not  for  such  doings  I  feed  your  belly  and  dothe  your  back, 
I  Warrant  you  (vgl.  S.  L.).  —  W.  Scott,  Eeart  of  M.  L.,  c.  43  (HI, 


16  Neue  Beitrüge  zor  eogluchen  Lenkographie. 

p.  1 39) :  a  cheating  and  starving  the  soals  of  a  whole  parish ,  for  the 
parpose  of  clothiDg  the  back  and  Alling  the  belly  of  the  incumbent.  — 
back  and  b.  heisst  dann  y^ganz  und  gar.^  —  ib.  c.  89  (Uly  p.  91): 
not  to  go  to  their  worship,  whilk  is  an  ill  mumbled  masBy  as  it  was 
weel  termed  bj  James  the  Sext,  though  he  afterwards,  with  bis  un- 
happ7  8on,  strove  to  bring  it  ower  back  and  belly  into  bis  native 
kingdom. 

BACK,  T.  to  back  out  of  .  •  .,  sich  von  etwas  lossagen,  davon  zu- 
rückziehen. Änt.  Troüope^  the  Warden^  c.  15:  He  had  done  enough 
to  make  his  fricnd  the  warden  miserable  for  life,  and  had  then  backed 
out  just  when  the  success  of  his  project  was  sufficient  to  make  the 
question  one  of  real  interest.    Vgl.  S.  L. 

BACKBONE,  s.  to  the  backboue ,  durch  und  durch «  s.  S.  L.  W. 
Scotts  Su  RonarCs  W.^  c.  13  (I,  p.  170):  and  I  can  promise  you  he 
is  mettle  to  the  backbone. 

BACK-HAND,  8.  Der  Spieler,  der  es  mit  einem  andern  hält,  ihn 
deckt  (nach  to  back  :=  to  support,  to  maintain;  to  back  a  horse).  W. 
Scott,  St.  Ronan*8  W,,  c.  19,  (ü,  p.  82):  as  if  I  had  picked  you  out 
of  the  whole  St.  James's  coffee-house  to  hold  my  back-hand  for  your 
sake,  forsooth  etc.  —  ib.  c.  26  (II,  p.  172):  these  considerations  .  .  . 
induced  me  to  hold  Frank*s  back-hand,  during  the  perilous  game  he 
proposed  to  play.  —  ib.  (p.  185):  Come  thou,  therefore,  without  delay, 
and  hold  my  back-hand. 

BACKHOLD,  8.  Griff  beim  Ringkampf.  R.  B.  KimbaUy  Was  he 
successful,  p.  18:  racing  with  the  boys,  pitching  quoits ,  wrestling  at 
^arm's-end"  and  "backhold/'  or  playing  base-ball  and  goal. 

BACK-scEKT,  8.  rOckwärts  (entgegen  dem  Lauf,  den  das  Wild  ge- 
nommen) verfolgte  Spur.  Scott,  St.  Ronan^s  W.,  c.  25  (II,  p.  164): 
The  first  lies  like  the  fox's  scent  when  on  his  last  legs ,  increasing 
every  moment,  the  other  is  a  backscent,  growing  colder  the  longer  you 
follow  it. 

BACKSEY,  8.  Scott,  the  Antiquory,  cl5  (I,  p.  163):  He's  a  shabby 
body  the  laird  o'  Monkbarns ;  he*ll  make  as  muckle  about  buying  a 
fore-quarter  o'  lamb  in  August  as  about  a  bacluey  of  beef.  —  J. :  the 
sirloin  of  beef. 

BACXSPAULD,  8.  Scott,  the  Pirote,  c.  7  (I,  p.  120):  I  did  feel  a 
rheumatize  in  my  back  -  spauld  yestreen.  —  J. :  the  hinder  part  of  the 
Shoulder. 


Neae  BeitrSge  cor  englischen  Lexikographie.  17 

BAG,  8.  bedeutet  die  Jagdbeute ,  weil  dieselbe  in  der  Jagdlaeche 

•  

davon  getragen  wird.  Ruudlj  My  Diary  etCj  I.,  p.  848:  To-day'a 
work  has  not  been  verj  sncoessfiil  in  cansing  lois  to  the  enemy,  It  is 
evident  most  of  them  [haye  eaeaped.  The  philanthropiata  who  were 
cheeiing  each  other  with  the  thought  that  there  was  eure  ^to  be  a 
good  bag  at  Lucknow/'  will  be  disappointed. 

BAQ-wio,  s.  Perrücke  mit  Haarbeutel.  Jeaffrßwnj  lAoe  ü  dcwn^ 
I,  p.  257:  bis  Nivernois  hats  and  bag-wigs  were  held  to  be  modele  of 
oorrect  taste,    (vgl.  S.  L.) 

BA60AKBT,  8.  ScoUj  c.  42  (II,  p.  155):  And  will  the  colonel  ven- 
ture on  the  bagganets  himsell?     Corruption  fDr  bajonet. 

BAHADOOR,  V.  Eussdl^  My  Diary^  I,  p.  272 :  Never  was  there  such 
a  rapid  cfaange  as  came  over  those  gallant  cavaliers.  They  had  been 
eurvetting,  prancing,  and  bahadooring  with  their  swords  in  the  air, 
tili  the  first  bullet  •  .  .  knoeked  np  a  light  puff  of  dust.  •—  ib.  II,  p. 
99 :  This  daj  twelvemonth  I  was  bahadooring  down  Dawson  Street, 
on  poor  Toosey  WUliams'  charger,  on  my  waj  to  the  Review  etc. 

BAiLUE,  s.  L.:  „Eine  Magistratsperson."  Oenauer  W*  ScoUj 
BeaH  of  M.  Z.,  c  18  (U,  p.  10):  the  gentleman  who  occupied  the 
chair  of  office  on  this  occasion  (for  the  baillies,  Ängiice  aldermen,  take 
it  by  rotation)  etc.  —  J.:  A  magistrate  seoond  in  rank,  in  a  royal 
borongh,  an  alderman. 

BATTTLB,  a.  W.  ScoU^  the  PiraUy  c.  85  (III,  p.  1 19) :  We  tura  pastnre 
to  tülage,  and  barley  into  aits,  and  heather  into  greensward,  and  the 
poor  yarpha^  as  the  benighfed  creatures  here  call  their  peat-bogs,  into 
baittle  grass-land.  —  J.:  Denoting  that  sort  of  pasture  where  the  grass 
is  Short,  dose,  and  rieh. 

BAXXAKT,  s.  W.  Scottf  Su  RcnotCs  TT.,  c.  7  (I,  p.  84) :  to  gie  good 
lawfnl  coin  for  ballants  and  picture-books.  —  ib.  c  15  (I^  p*  21): 
No  content  wi'  turning  the  tawpies'  heads  wi'  ballants.  —  J. :  A  bal- 
lad:  the  vulgär  pronnnciation  throughout  Scottland. 

BALL*FBAcnsB,  s.  Scheibenschiesscn.  W.  Scott^  the  PiraU^  c^  (1^ 
p*  184):  the  piece,  which  was  a  beautiful  Spanish  barrel  gun,  inlaid 
with  gold,  small  in  the  bore,  and  of  unusual  length,  such  as  is  duefly 
used  for  shooting  sea-fowl,  and  for  ball-practice. 

BAHD,  s.  U.V.  schottisch  =  bond.  W.  Seott^  St, Ron.  W.^  c  14  (11, 
p.  8):  Ony  of  your  banded  debtors  failed?  —  J.:  bond,  Obligation. 

BAin>BAU,  s.  Stirnband,  Art  Diadem.    AnU   TroUope,  BarcKuter 

Anhlr  f.  n.  Spraehra.  XLDC,  2 


18  Neae  Beitrüge  zur  englbdien  Lexikographie. 

Taioers,  p.  858:  a  commission  to  put  up  an  elaborate  tombstone  over  a 
prebendar/s  widove,  a  dead  lady  with  a  Grecian  dobo,  a  bandeao, 
and  an  intricate  laoe-reil.  —  Wb.:  A  narrow  band  or  fillet;  a  head-diess. 

BANS,  8.  schottisch  für  bone.  J.  —  W.  Scotts  the  Anüquary^  c.  27  (II,  p. 
159):  Fll  gie  je  somethiog  better  than  that  beef  bane,  man  —  oft  sonst. 

BANG,  y.  Zwischen  „schlagen^  und  „die  Pferde  •  .  .  pldtslich  .  .  • 
zum  Stillstehen  bringen''  liegt  eine  Beihe  von  slangartigen  Bedeutun- 
gen, die,  an  „schlagen''  anschliessend,  eine  plötzliche  heftige  Bewegung 
ausdrücken;  daher  banging  =  great  or  thumping  (Slang -Dict.)  — 
Scott j  the  Äntiquaryj  c.  9  (I,  p.  104):  Bab  TuU  keepit  a  Highland 
heart,  and  bang'd  out  o'  bed,  and  tili  some  o'  his  readiest  daee. 

BANOHY,  s.  Stang3  der  Sänftenträger  (indisch).  Ruaseüy  MyDiary^ 
II,  p.  88:  Some  of  them  (ooolies)  were  banghy  -  bedars,  and  carried 
onr  properties  in  odd,  Square  boxes,  slung  over  thoir  Shoulders  from 
long  bamboos.  —  Auch  bhangy.  —  ib.  p.  293:  he  isinvariablj  gifted 
with  the  largest  and  latest  Information  respecting  the  bhangy-bedars, 
and  the  mess  doolj  etc.  —  Simmondsy  Camm.  Dict.:  a  bamboo  pole 
carried  over  the  Shoulder  bj  an  Indian  porter,  for  sUnging  baskets  or 
boxes  on.  —  banghy-wallah,  an  Indian  porter  who  carries  the  baggage 
of  a  dawk  or  palankin  traveller ;  he  is  usuallj  the  bearer  of  two  light 
boxes  swung  on  a  pole  bome  over  the  Shoulder. 

BANGLB,  s.  orientalisches  Arm-  oder  Enöchel*Band  (s.  S.  L.). 
Thoßkeray^  the  VirginioMy  II,  p.  35 :  Suppose  our  ladies  took  to  wear- 
ing  of  bangles  and  nose-rings?  I  dare  say  we  should  laugh  at  the 
Ornaments,  and  not  dislike  them  etc. 

BANGSTER,  8.  schottisch:  Gewinner,  Sieger.  W.ScoU^St.Ronan*8  W.y 
c.  28  (II,  p.  144):  If  you  are  so  certain  of  being  the  bangster  —  so 
very  oertain,  I  mean,  of  sweeping  stakes,  whut  härm  will  Miss  Clara 
come  to  by  your  having  the  use  of  her  silier?  —  J. :  bakgeister, 
BAHGiBTKR,  BANGSTER,  8.  1.  A  violeut  and  disordeHy  person,  who  re« 
gards  no  law  bnt  his  own  will.  2.  A  victor.  8.  A  braggart;  a 
bully.     4.  A  loose  woman. 

BANK,  V.  (at,  with  .  .  .)  sein  Geld  bei  einem  Banquier  stehen 
haben,  s.  S.  L.  —  Jeqffreeon^  Live  ü  dowriy  11,  p.  171:  'the  quality'  who 
banked  at  Stephen  Dowse's  bank  etc. 

BANNOCS-FLUXB,  8.  W,Scott^  thc  Afitiquory^  c.  9  (I,  p.  128):  ''What 
are  ye  for  the  day,  yourhonour?"  she  said  or  rather  screamed,  "caller 
haddies  and  whitings  —  a  bannock-fluke  and  a  cock-padle?"  —    J«; 


Nene  Beitrttge  war  engüidieii  Lexikograpbie.  19 

the  xuone  given  to  the  genuine  torbot,  from  its  flat  form  resembling 
a  cake. 

BAHOAiVjS.  W.ScoUyKenäworA^c.i9 :  ^I oare  not  a  groat  for  Maa- 
ter Treeailian,''  he  seid ;  ^I  have  done  more  than  bargain  bj  him,  and 
I  have  bronght  hia  errant-damocel  within  bis  reach^  etc.  Habe  mehr 
getban  als  ausgemacht,  als  meine  Pflicht  war. 

BAROHAi8T,8.  (sonst  bargae8t)e]n  Kobold.  W.  Scoä,  Roh  Ray,  c  14 
(U,  p.  15):  he  needed  not  to  care  ^ibr  ghaist  or  bargbaist,  devil  or 
dobbie."  —  J.  nach  Gross :  A  ghost  all  in  white,  with  large  sancer 
ejes,  appearing  near  gates  or  Stiles;  in  York  called  bars. 

BABK,  s.  W.  Scotts  ihe  Anüqvary^  c  22  (II,  p.  95) :  <«Monkbams  s 
bark,"  said  Miss  6.,  in  oonfldential  interoonrse  with  Miss  B.,  ^is 
mnekle  wanr  than  bis  bite."' —  Busmü^  My  Diary  etc.,  I,  p.  358:  Don't 
mind  the  6oYemor*Oeneral ;  his  hark  is  worse  than  bis  bite.  —  Sein 
Reden  ist  schlimmer  als  sein  Than ;  7g1.  S.  L.  —  ihe  babk,  die  China- 
rinde. Jeafresorij  Live  ä  daum^  m,  p.  16:  to  fight  her  agae  with 
powdered  bark.  —  ib.  p.  8:.  the  ponnds  of  coarse  bark^powder  whidi 
she  had  swallowed  at  the  bidding  of  an  .  .  .  apothecary.  —  ib.  II, 
p.  159 :  a  newly  disooyered  agent,  which,  before  many  jears  haFS 
pasaed,  will  drive  bark-powder  and  bark-decoctions  ont  of  the  apotJLe- 
caiy's  Shop.     Vgl.  S.  L. 

BABBXN,v.  W.  ScoUj  Heort  of  M.  L^  o.  5  (I^p.  77) :  Effie  nsed  to 
help  me  to  tumble  the  bundles-  o'  barkened  leather  np  and  down.  —  ib. 
c.  10  (I,  p.  160):  it  was  an  ankward  thing  to  a  woman-body  to  be 
Standing  among  bundles  o'  barkened  leather  her  lane.  —  ib.  c.  12  (I, 
p.  205):  we  are  out  unconscionable  sums  just  for  barkened  hides  and 
leather.  —  J.  babkien,  f.:  To  dot,  to  become  hard.  Used  with  respect 
to  any  snbstance  that  has  been  in  a  liquid  State ,  as  blood  or  mire. 
Oflfimbar  nicht  passend ;  wol  aber  was  unter  babx,  v.  2  gegeben  wird : 
to  tan  leather. 

babxbbs,  s.  Pistolen  (Slang).  Bvlwer^  Night  and  M^  p,'172: 
Here  a  loud  holla  was  heard  dose  bj  the  horses'  heads.  — •  ^Oood 
heavens,  if  that  is  a  footpadi"  said  Mr.  Spencer,  shaking  violently.  — 
^Lord,  Sir,  I  have  my  barkers  with  me."  —  W.  Scotts  Ouy  Mann*,  c  32 
(EL,  p«  97):  ''Had  he  no  arms?"  asked  the  Justice.  '^Ayt-aj,  thej 
are  never  without  barkers  and  slashers." 

BABON,s.  W.  Scotts  Heart  of  M.  L.y  c.  27  (IT,  p.  158):  At  length 
the  leamed  burgess  recoUected  that  there  was  a  Baron  Court  to  be 

2* 


20  Neae  Beiträge  zar  englischen  Lexikographie. 

held  at  Loanhead,  that  day,  and  thongh  it  was  hardlj  worth  while, 
^he  might  as  weel  go  to  see  if  there  "was  ony  thing  doing,  as  he  was 
acquainted  with  the  baron-baülie,  who  watf  a  deoent  man,  aod  would 
be  glad  of  a  word  of  legal  advice."  —  „Frfiher  beetajild  ein  solches  Ge- 
richt in  jedem  Herrenhaose  des  Reichs  und  urteilte  ober  Bagatellsachen 
bis  2  2.  und  Silagen  der  Copyholders  in  Besng  auf  ihre  Güter.  ^  (S. 
L.)  Die  Jury  dabei  bildeten  die  Pächter.  Die  Baron  Courts  waren 
Patrimonialgerichte ;  der  Baron  baillie  war  der  Bichter  (in  England 
Steward  of  the  manor).  —  J.  unter  baillie:  2.  The  Baron's  deputy  in 
a  burgh  of  barony. 

BASOKETnB,  0.  Frau  eines  baronet ;  nur  scherzhaft  ÄrU,  TroHope, 
Barchester  Towere^  c.  85 :  She  had  a  countess  comiog,  an  Honourable 
John  and  an  Honourable  George,  and  a  whole  bevy  of  Ladies  Amelia, 
Rosina,  Margarette  &c. ;  she  had  a  leash  of  baronets  with  their  baronettes. 
BABBEL,  s.  Rumpf  des  Pferdes  im  Gegensatz  zu  den  Extremitäten ; 
s.  S.  L.  —  W.ScfM^  the  PiraU^  c.  26  (11,  p.  199):  On  they  went  .  .  ., 
the  Udaller  bestriding  a  streng,  sqnare-made,  well-barrelled  palfrey, 
of  Norwegian  breed,  somewhat  taller,  and  yet  as  stout,  as  the  ordi- 
naiy  ponies  of  the  country. 

BARBiCANT,8.  TT.  ScoUj  Roh  Roy^  c.  2  (I,p.  20):  Brandies  —  BarQs 
and  barricants,  also  tonneaux.  —  Franz.:  barriquant,  ein  Stückfass. 

BABBiNO,  (bes.  bei  Wetten)  ausgenommen,  abgesehen  von;  s.  S. 
L.  TT.  Scott,  Su  Ronan's  W.,  c.  80  (III,  p.  58):  but  yet,  so  far  as  be- 
tween  the  Altoun  and  the  Well,  I  think  I  could  walk  for  your  sum, 
barring  running  —  all  heel  and  toe  —  equal  weight  etc. 

BABBOW-TRAM,  s.  Staugc  odcr  Arm  einer  Tragbahre,  und  davon 
Übertragen.  W.  Scotts  OuyMann,,  c46  (III,  p.  65):  sit  donn  there,  and 
gather  your  wind  and  your  senses,  ye  black  barrow-tram  o'  the  kirk 
that  ye  are.  —  J. :  1)  The  limb  of  a  hand-barrow.  2)  Applied,  jocn- 
larly,  to  a  raw-boned,  awkward-looking  person. 

BABTizAK,  8.  Nach  W.  Und  Wb.  Eckthürmchen  an  burgartigen 
Gebäuden;  bei  Scott  oft  eine  vorspringende  Gallerie  oder  ein  Balkon, 
der  solche  Thürmchen  verbindet;  s.  S.  L.;  Waioerley,  c.  9  (I,  p.  64): 
the  roof  had  some  non-descript  kind  of  projections  called  bartizans, 
and  displayed  at  each  frequent  angle  a  small  turret,  rather  resembling 
a  pepper-box  than  a  Gothic  watch-tower.  -^  Old  MortaUty^  c.  11  (I, 
p.  140):  Upon  the  bartizan  of  the  turret,  towhich  they  ascended  by  many 
a  winding  passage  and  uncouth  staircase,  they  found  Edith  (.  •  •  reading). 


Nene  Beitrfige  sar  engliflchen  Lexikographie.  21 

BABTizAMED,a.  mit  ZiDneo  versehen.  W.  Scotts  Heart  of  M.  L.^  c. 
26  (11,  p.  126):  a  half-ärcular  iurret,  battlemented,  or,  to  ose  the 
appropriate  phrase,  bartizan'd  on  the  top,  aerved  as  a  case  for  a  nar- 
roir  tornpike-etair. 

BAsnjLEOLATEB,  8.  KöDjgsanbeter.  Suasel,  My  Diary^  11,  p.  172: 
Do  we  not  all  feel  the  greatest  enthusiasm  for  Her  most  Gracious 
Majestj,  wheD,  at  the  sigbt  of  the  royal  presence,  we  cry  ^Grod  eave 
the  Queen  I"  and  do  we  not  glare  rather  angrily  at  the  apathic  (breigner 
who,  Gompressed  in  the  eztatic  crowd,  seems  onlj  anxioas  to  keep 
bis  hat  on  his  head  as  the  great  pageantry  of  the  Hoase  of  England 
passea  through  Parliament*street  ?  And  do  we  not  feel  profound  con- 
tempt  for  the  enthnsiastic  demonstrations  of  the  samesort  ofindividual, 
as  he,  with  nnoovered  head  and  lively  gestioolation,  shouts  out  his 
"Vive  rEmpcreorl"  or  «Eljen  Franz,"  or  «Viva  ü  Bef'  in  the  streets 
of  some  foreign  capital,  where  we  —  the  only  true  Citizens  of  the 
World,  —  walk  with  unsympathiaing  superiority  amid  the  masses  of 
those  benighted  basilileolaters  ? 

BATH-CHAm,  s.  Rollstuhl,  Personen,  namentlich  Kranke,  darin  zu 
fahren,  s.  S.  L.  Ant.  TroUope,  Barcheater  Towers^  c.  22 :  If  you  enter 
Ullathorne  at  all,  you  must  do  so,  fair  reader,  on  foot,  or  at  least  in 
a  bath-chair*  No  vehicle  drawn  by  horses  ever  oomes  within  that 
iron  gate. 

BATHEB,  V.  TT.  Scotts  EeoH  of  M.  Z.,  c.  28  (11,  p.  87) :  What  signi- 
fied  his  bringing  a  woman  here  to  snotter  and  snivel,  and  bather  their 
Lordships?  —  J.:  To  fatigue  by  ceaseless  prating,  or  by  impertinent 
remonstrances.     Syn.  botheb. 

BATOK,  8.  aach :  Taktstock,  s.  S.  L.  Jeaffreson^  Live  it  down^  I, 
p.  81:  taking  a  quill  from  the  desk  •  .  .  and  swaying  it  slowly  to  and 
fro,  as  though  it  were  a  baten. 

batoned,  a«  mit  dem  (Constabler-)  Stab  ausgerüstet  (s.  baton  in 
S.  L.)  RuBseU,  My  JDiary,  II,  p.  858:  I  think  that  those  who  advocate 
the  eroployment  of  a  disarmed  police,  or  batoned  constables ,  afler  the 
manner  of  the  metropolis,  know  little  of  Oude  etc. 

battbk,  V.  to  hatten  down,  eig.  auf  dem  Schiffe  mit  Holzpfl5cken, 
(Schalms)  die  heruntergelassenen  Luken  festmachen.  Vom  Fenster 
eines  Hauses  EusseU^  My  Diary^  U,  p.  120:  Closed  all  doors  tight, 
battened  down  the  Windows,  and  made  all  snug  for  the  day. 

battert,  6.  Vorrath  von  Gewehren,  die  Jemand  besitzt;  Gewehr-^ 


88  Nene  Beiträge  zur  engliachen  Lexikographie. 

schrank.     RuaadL^  My  Diary,  I,  p.   866:  He  had   upwards  of  one 
hondred  rifles  of  the  veiy  best  English  roakers  in  hia  battery. 

SATTLE  ROYAL  (stets  In  diesof  Stellung),  alter  scherzhaft  nodi  oft 
gebrauchter  Ausdruck  für  einen  grossen  schweren  Kampf  (s.  S.  L.). 
Thackeray^  the  Virginian»^  III,  p.  219:  the  British  Lion,  or  anj  other 
lion,  cannot  alwajs  have  a  worthy  enemy  to  combat,  or  a  battle  royal 
to  deliver.  —  ib.  IV,  p.  80:  What  passed  during  that  interview  in 
which  the  battle  royal  between  her  and  her  niece  occurred,  she  never 
revealed. 

BAULD,  a.  schottisch  für  hold,  s.  u.  messan. 

BAüsoK,  a.  (bawsand).  W.  Scotts  Heart  of  M,  L.yC,2B  (II,  p.  164) : 
ye  might  try  it  on  the  bauson-faced  year-auld  quey.  —  J. :  having  b 
white  Spot  on  the  forehead  or  &oe ;  a  term  applied  to  a  horse,  cow,  &c. 

BAWBBB  (babie),  8.  Kupfcrmfinze  im  Werih  eines  englischen 
halfpenny.  W<  Scotts  the  AnUquary^  c.S7  (III,  p.  91):  It  wadna  be  cred- 
itable  for  me,  that  am  the  King's  beadsman,  and  entitled  to  heg  by 
Word  of  mouth,  to  be  fishing  for  bawbees  out  at  the  jail  window  wi' 
the  fit  o'  a  stocking  and  a  atring.  —  id.  St,  Ron,  W,^  c.  2  (I,  p.  29): 
the  bankrupt  body,  Sandie  Lawson,  hasna  paid  them  a  bawbee  of 
four  terms'  rent.  —  ib.  c.  9  (p.  181):  my  bill  to«morrow!  And  what 
for  no  wait  tili  Saturday,  when  it  may  be  cleared  atween  us,  plack 
iand  bawbee,  as  it  was  on  Saturday  last?  —  id.  Heart  of  M.  L,y  c.  10 
(I,  p.  158):  carried  frae  door  to  door,  like  auld  BessieBowie,  begging 
bawbees.  —  J.  giebt  unter  babie  folgende  historische  Notiz,  die  auf 
einer  Tradition  in  Fife  beruht:  ^When  one  of  the  Infant  kings  of  Scot- 
land,  of  great  ezpectation,  was  shown  to  the  public,  for  the  preservation 
of  Order  the  price  of  admission  was  in  proportion  to  the  rank  of  the 
visitant.  The  eyes  of  the  superior  dasses  being  feasted,  their  retainers 
and  the  mobility  were  admitted  at  the  rate  of  six  pennies  each.  Hence 
tdis  piece  of  money  being  the  price  of  seeing  the  royal  Babiej  it  receiv- 
ed  the  name  of  Babie^^  (6  d.  schottisch  =  %  d,  englisch). 

BATSS,  n.  eitler,  kriechender  Bühnendichter  in  der  Farce  „the 
Rehearealf^  einer  Satire  des  Herzogs  von  Buckingham  auf  Dryden.  -^ 
Vgl.  S.  L.  —  TT.  ScoUy  Kenilworih^  c  89 :  those  hobby-horsee,  as  they 
are  called,  which  anciently  formed  the  chief  delight  of  a  morrice-dance, 
and  which  still  are  ezhiblted  on  the  stage,  in  the  grand  battle  fougbfc 
at  the  condnsion  of  Mr.  Bayes's  tragedy.  —  id,  the  Pirate,  c.  86  (III, 
p.  135):  ^that  pause  would  have  told  well  on  the  stage  —  it  would 


Neae  Beitrage  zar  englischen  Le»kogri^hie.  SS 


have  bronght  down  pit,  boz,  and  gallery,  egad,  as  Bajes  has  it."  — 
'*!  will  hear  notbing  of  Baye«,"  said  H.  •  .  .  ''it  is  an  impudent  satire 
on  glorious  John ;  but  he  tickled  Buckingbam  off  for  il"  etc.  ...  — 
'^Hold  yonr  peaoe/'  said  B.  .  .  .,  ^the  Rehareal  is  the  best  faroe  ever 
was  wrilten"  &c 

BB  .  .  .  Nach  Analogie  des  Deutschen  werden  viele  partioipia- 
lische  Adjektiven  mit  dieser  Vorsylbe  gebildet^  meist  nur  bei  Neueren, 
and  sehr  gewagt,  wie  das  S.  L.  be-bailt  und  be-peopled  (^Mrs,  Marsh)^ 
bejewelled,  to  beladle  (Thadeeray)^  beknighted  (TA.  Hook),  belaud  (Mr. 
Gare)j  be-little  (schon  bei  W.  und  Wb.),  be-muddle  (King8ley\  be- 
ringed  (Mayhew)^  bewigged  (Disraeli)  anflQhrt.  Jeafreaoriy  Live  ü 
dount,  I,  p.  110:  And  now,  as  he  stood  (great>coated  and  be-sfkngbbbd)! 
nnder  the  Sazon  Turret  —  mit  einem  Spencer  bekleidet.  —  ib.  p. 
273:  he  was  a  small  elderlj  gentleman,  bb-frillei)  and  bs-fiotailbd 
-^  mit  Jabot  und  Zopf.  —  ib.  p.  284 :  an  old-world  manor-house, 
lofty,  liberally  BE-wi2n>owBD  —  mit  Fenstern  versehen.  —  Ant  Trol" 
bpej  Barchester  Tcwere^  c  41 :  In  being  thus  bb-birened,  Mr.  A.  be- 
haved  himself  very  differently  from  Mr.  S.  (durch  Sirenengesang  be« 
zaubert). 

BE,  V.  S.  L. :  „lawyers  were  lawyers  then,  damals  gab  es  noch 
tüchtige  Juristen;  laws  were  laws  in  the  year  ten,  Gesetze  waren  da- 
mals streng."  Bussdl^  My  Diary  etc.y  I,  p.  293  :  I  asked,  "Well,  how 
are  the  rockets  doing  to-day?"  "Well!  you  know  rockets  are  rockets. 
—  If  the  enemy  are  only  half  as  much  afraid  of  them  as  we  who  fire 
thera,  they  are  doing  good  Service"  —  Raketen  sind  geiUhrliche  6e» 
schösse.  —  W.  Scotts  Heart  of  M,  X.,  c.  4  (I,  p.  70) :  But  Scotland  was 
Scotland  in  these  days.  —  id.  Guy ''Mann. ^  c.  28  (11,  p.  50):  Men  were 
men  then,  and  fought  other  in  the  open  field. 

BEABY,  a.  b.  eyes,  kleine  runde,  hervortretende  Augen,  s.  S.  L. 
Jeaffrescn^  Live  ü  dovm^  I,  p.  27:  She  had  bright  black,  beady  eyes; 
but  apart  from  them,  her  face  was  remarkable  only  for  its  smallness. 

BEAN8  A2n>  BAOON,  gewöhnliches  Gericht  des  englischen  Land* 
mannes,  s.  S.  L.  W.  Scott,  the  Pirole^  c.  4  (I,  p.  49) :  cousins  who  not 
onlj  acknowledged  their  kinswoman  Babie  after  her  marriage  with 
Tellowley,  but  even  condescended  to  eat  beans  and  bacon  (though  the 
latter  was  then  the  abomination  of  the  Scots  as  much  as  of  the  Jews) 
with  her  husband. 

BEAB,  s.  nach  Wb.  das  hordeitm  hezastichon ;  nach  J. :  barley» 


24  Neae  Beitrüge  zar  eDglischen  Lexikographie. 

haviDg  foor  rows  of  grains;  Hordeum  Tulgare,  Linn.;  und  bbab^sebd, 
barleyor  big.  —  W.  Scotts  the  PiraU^  c.  6  (I,  p.  87) :  I  was  onlj  wsnting 
to  look  at  the  bear-braid,  wbich  mast  be  sair  laid  wi'  thiB  tempest.  — 
ib.  0.  5  (p.  66):  bere  is  a  pure  daj  for  the  bear-seed.  —  ib.  c.  30 
(Uly  p.  36):  I  wanted  the  stane  to  knock  bear  upon.  —  Doch  ib.  c. 
15  (II,  p.  18)  wird  bear  dem  barley  grade  entgegengesetzt,  wo  es  von 
den  alten  norwegischen  Bewohnern  der  Shetlands-Inseln  heisst:  ^The 
cleverer  fellows  they,  if  they  made  ale  withoat  barley."  '^Barlej!  — 
alack-a-day,"  replied  the  more  accarate  agriculturist,  ^who  ever  heard 
of  barley  in  these  parts  ?  Bear,  my  dearest  friend,  bear  is  all  they 
have,  and  wonderment  it  is  to  me  that  they  erer  see  an  awn  of  it.'' 
BEAR,  V.  Wb.  9 :  to  show  or  exhibit ;  to  relate ;  to  bring  forward. 

—  L.:  this  Word  does  not  bear  that  sense,  dies  Wort  hat  nicht  jene 
Bedeutung.  Daher:  the  letter  bears  •  •  .  Der  Brief  hat  den  Inhalt. 
W.  ScoUj  the  PiraUf  o.  42  (III,  p.  217):  <<you  need  not  fear,"  the  letter 
bore,  '^either  that  you  lay  yourself  under  Obligation  to  me,  or"  etc.  — 
to  bear  out,  die  Aussage  Jemandes  bestätigen  (S.  L.).  Russell^  My 
Dxary  ete^^  I,  p.  888:  a  very  intelligent,  smart,  gentlemanly  man,  and 
in  look  and  manner  quite  bearing  out  the  reputation  he  has  gained  for 
dedsion,  dash  etc.  —  ib.  II,  p.  373:  he  appealed  to  his  frionds  to 
bear  him  out  in  his  assertion  that  '^procrastination  had  always  been 
his  bane." 

BEAST,  8.  „In  der  regelmässigen  guten  Sprache  jetzt:  ein  vier- 
füssiges  wildes  Thier.  Die  Bibel  braucht  es  auch  fflr  Hausthiere. 
Das  Volk  hält  den  Gebrauch  fest.**  S.  L.  Landleute  nennen  ihr  Vieh, 
namentlich  Rinder  und  Pferde,  beasts.  W.  ScoU^  Ileart  of  M.  L.,  c.  28 
(II,  p.  164):  She  was  a  kind  woman,  andseemed  skeely  about  homed 
beasts.  —  id,  Guy  Mann.j  c.  11  (I,  p.  98):  he  was  riding  on  a  haick 
they  ca'd  Souple  Sam  —  it  was  a  blood-bay  beast  very  ill  o*  the  spavin 

—  I  hae  Seen  the  beast  baith  before  and  since.  —  ib.  c.  55  (III,  p. 
1 57) :  the  happy  owner  was  directing  one  lad  to  ^gae  doun  for  the 
new  saddle;"  another  ^just  to  rin  the  beast  ower  wi'  a  dry  wisp 
o'  strae"  etc.  —  ib.  c.  22  (U,  p.  7):  It's  a  grcat  pity  that  —  beast  or  body 
(Thier  oder  Mensch),  edncation  should  aye  be  minded. 

BEDROOM-CAia>LB,  s.' Nachtlcuchter  (für  gewöhnlich  mit  Henkel 
und  Teller  unten ;  sonst  auch  flat  candlestick,  s.  S.  L.).  W*  Scotts  the 
Äntiquary^  c.  9  (I,  p.  106):  So  saying,  the  Antiquary  took  up  a  bed- 
room  candlestick,  of  massive  silver  and  antique  form. 


Keue  Beiträge  zur  engiii eben  Lezikognpbie.  Sj^ 

BSDBAi.  (aach  bethral,  betherel).  Maemälan's  Mag.  Sept.  1860, 
p.  375:  hia  dignitiee  of  bellmanD,  bethral,  aextoOy  and  cborch-ofBcer. 
W.  Scott,  Heart  of  M.  L.^  c.  45  (III, p.  178) :  I  wad  gar  the  bedral  eat 
the  bell-ropei  if  he  took  007  sie  freedom.  —  uf.,  the  Äntiquary^  c  2S 
(II,  p.  111):  ^It's  travelled  earth  that/'  said  Edie,  <«it  houks  sae  eithly 
I  ken  it  weel,  for  ance  I  wrought  a  Bimmer  wi'  auld  Will  Winoeft»  the 
bedral,  and  howkit  mair  graves  than  ane  in  my  day.  —  id.  St.  B.  W. 
c.  32  (in,  p.  89):  If  the  bedral  hadna  gien  me  a  drap  of  usqae- 
bangh,  I  might  e'en  hae  dicd  of  jour  ladyship's  liquor.  —  J. :  bbdbal, 
0«  a  beadle;  a  aeston.  —  betherel,  bethbal,  s.  An  inferior  kirk- 
ofBcer  who  waits  on  the  pastor  in  bis  official  work,  attends  the  Session 
when  thej  meet,  sammons  delinquents,  etc* 

beetle,  Y.W.  Scott j  Guy  JUann.^  c«  24:  (the  sheets)  were  washed 
wi'ihe  fairy-well  water,  and  bleached  on  the  bonnie  white  gowans,  and 
beetled  by  Nelly  and  herselL  —  J. :  to  beat  with  a  heavy  mallet, 

before,  prp.  before  the  mast ;  auf  Kriegsschiffen  der  Theil  des 
Schiffes,  auf  dem  die  gemeinen  Matrosen  zu  bleiben  haben ;  Tgl.  S.  L. 
W.  Scott f  the  Äntiquan/y  c.  20  (II,  p.  63):  speaking  of  my  relationp,  I 
roay  be  said  to  have  come  myself  from  before  the  mast  etc. 

begaree,  8.  (indisch)  Zwangsarbeit.  Bussell,  My  Diary  etc.  II, 
p.  160:  The  coolies  have  amortal  aversion  to  go  beyond  the  boundaries 
of  their  own  district,  and  as  begaree,  or  forced  lubour,  is,  to  a  great 
extent«  abolishcd,  we  are  obliged  to  make  requisition  at  nearly  every 
halt  for  fresh  coolies. 

bkhave,  V.  to  behave  one's  seif,  sich  gut,  gesittet  betragen  (b.  S. 
L.).  Thackeray^  Virginians^  III,  p.  146:  And  the  general  wonld 
scarcely  behave  himself  from  henceforth  to  the  end  of  the  Performance. 

BEHAYiouR,  s.  „during  good  behaviour*^  werden  viele  Beamte 
angestellt.  (S.  L.)  Daher  scherzhafte  Uebertragungen  wie  W.  Scott^  Guy 
Mann.^  c.  18  (I,  p.  143) :  I  could  have  been  more  angry  than  ever  I 
was  in  my  life;  but  I  must  be  on  good  bcliaviour,  and  my  walk»  are 
now  limited  within  bis  farm  precincts. 

BEiLD,  s.  s.  bicld. 

BELL,  V.  L.  hat  die  sonderbare  Notiz  (unter  cat):  „to  bell  the 
cat,  der  Katze  die  Schelle  umhängen  (um  Mäuse  zu  vertreiben.)** 
Nach  der  bekannten  Fabel  kam  es,  nachdem  der  geistreiche  Bath  ge- 
geben war,  zur  Sicherheit  der  Mäuse  der  Katze  die  Glocke  umzuhän- 
gen, darauf  an,  wer  dieselbe  der  überlegenen  Feindin  beibringen  soUq, 


26  Nene  Beitrüge  cur  engliscben  Lexikographie. 

Daher  beisdt  die  Phrase  ^mit  einem  überlegenen  Feinde  anbinden.^ 
Th.  Hooh^  FcUhers  and  Sansy  eh.  21 :  they  oonsidered  that  anj  attempt 
to  ^bell  tbe  cat"  would  be  attended  with  both  danger  and  difficulty. — 
W.  ScoUj  the  Bride  of  Zr.,  c  25  (II,  p.  107):  bot  I  assnre  you,  a  con- 
nection  with  her  fhther  will  neither  be  ueefal  nor  omamental,  beyond 
that  part  of  yoar  father's  spoil  wbich  he  may  be  prevailed  apon  to 
diegorge  by  way  of  todier-good  —  and  take  my  word  for  it,  yon  will 
get  more  if  yoa  have  spirit  to  bell  the  cat  with  him  in  the  Scots  Par- 
liament.  —  id.  the  Piratt^  c  11  (I,  p.  176):  How  mony  a  time  bare 
I  heard  you  bell  the  cat  with  aold  Edle  Happer,  the  mfller  at  Grindle- 
born,  and  wi'  bis  \%tj  knave  too,  about  in*town  and  oat-town  multures 
&c.  —  id.  Guy  Mann,,  c.  S6  (11,  p.  131):  he'  11  no  gang  far  or  he'  11 
get  somebody  to  bell  ta  cat  wi'  him.  —  J.:  To  oontend  with  one,  es- 
pecially  if  of  superior  rank  or  power;  to  stand  with  him,  either  by 
words  or  actione.  —  Weniger  gut  Wb.  unter  bell,  s.:  To  pnt  a  bell 
on ;  to  enconnter  and  cripple  one  of  a  greatly  superior  foroe,  &c 

BKLON6ING8,  8.  1)  Personon,  die  zu  Jemand  gehören  (Verwandte, 
Bekannte).  Ant,  TroUope^  Barchester  Totoers^  c.  10:  Mr.  S.  was  down 
siairs  giving  the  last  ordere  about  the  wine.  He  well  understood  that 
cnrates  and  oountry  vicars  with  their  belongings  did  not  require  so  gen- 
erous  an  article  as  the  dignitaries  of  the  dose.  —  2)  Sachen  die  zu 
etwas  gehören,  z.  6.  Theile  eines  Anzuges,  ib.  c.  9 :  Madeline  aflected 
all  manner  of  rieh  and  quaint  devices  in  the  gamiture  of  her  room, 
her  person,  and  her  feminine  belongings.  —  ib.  c.  11:  holding  up  both 
bis  hands  to  show  that  he  was  not  touching  her  belongings,  but  still 
remaining  on  his  knees.     Vgl.  S.  L. 

BELT,  s.  runder  (meist  von  Bäumen)  eingeschlossener  Platz.  Rus^ 
seil,  My  Diary  efc.,  II.  p.  366 :  About  10  o*clock  the  fogcleared  away, 
and  soon  afterwards  we  came  in  sight  of  a  belt  of  jungle,  spread  like 
a  greeu  wall  across  the  horizon.     Vgl.  S.  L. 

BELTED,  a.  mit  dem  belt  geschmückt.  Wb.  belt«  6;  (Her,^  A 
token  or  badge  of  knightly  rank.  W.  Scotts  Kenüworth^  c  39 :  She  ia 
as  surely  Countess  of  Leioeeter  as  I  am  belted  Earl. 

BELTEKEBROB.  n.  W.  ScotU  St.  Ron.  W^.,  c  16  (II,  p.  44):  Do  not 
let  my  fair  readers  do  Josiah  more  than  justice,  or  suppose  that,  like 
Beltencbros  in  the  desert,  he  remained  for  years  the  victim  of  an  an- 
fortanate  and  misplaced  passion.  —  Wb. :  A  name  assamed  by  Amadia 


Neoe  Beitriige  cur  engHscheD  Lexikographi«.  S7 

de  Gaul  on  retiring  io  a  hermitage,  after  raoetving  a  orael  leUer  from 
bis  mistress  Oriana. 

BXK,8.  (schott.)  Berg.  TT.  ScoU^  Eob  Ray,  c.  28  (II»  p.  114):  It 
wad  be  sair  newa  to  the  auld  wife  below  the  Ban  of  StuckavrallacbaD* 

BEK,adv.u.prp.  (schott.)  innen  (vom  Hause).  W.  Soattf  Heart  of 
M.  L.y  c  12  (ly  p.  201):  It  was  the  exahed  tone  in  whicb  he  spoke 
that  .  .  .  brooght  them  both  ^ben  the  hoose,"  to  use  the  langoage  of 
the  oonntrj.  —  id.  Guy  Mann.,  c.  23  (II,  p.  19):  thedoor  opened,  and 
a  half-dreaaed  ewe-milker,  who  had  done  that  good  oflfice,  shut  it  in 
their  faces,  in  Order  that  ehe  might  rnn  bm  the  hausBy  to  crj  '^Mistreaa, 
miatressy  it'a  the  maater  etc.''  —  J. :  Towards  the  inner  apartment  of  a 
hoose  .  .  .  Gae  ben  the  house^  6o  into  the  inner  apartment. 

BENCH,  8.  Die  Bischöfe  im  Oberhause,  s.  S.  L.  Jtajfreecn^  Live 
U  downy  Ij  p.  155:  the  son,  after  bearing  awaj  all  the  best  honoars 
of  Cambridge,  was  ordained,  and  in  dne  course  advanced  to  the  bench, 
where  he  became  a  leader  amongst  the  prelates.  —  ib.  p.  270:  to  see 
the  loyal  gentrj  •  •  .  displajing  regret  for  the  loss  of  an  estimable 
prelate  from  the  Episcopal  bench. 

6EKD-LEATHER,  s.  Sohllcder.  C.  Beüy  Shirley^  I^p.  155:  her  parents 
woiild  bare  quite  approved  the  match:  to  them  bis  fiftj-five  jears,  bis 
bend-Ieather  heart,  conid  have  presented  no  obstacles.  —  W.  Scott^  Heart 
of  M,  L.  c.  5  (I,  p.  74):  I  ken  naething  we  wad  hae  gotten  bj  the 
wight  Wallace,  nnless,  as  I  hae  heard  the  auld  folk  teil,  thej  fonght 
in  thae  dajs  wi'  bend-leather  guns.  —  ib.  c.  17  (I,  p.  284):  Mac* 
keachan'e  elshin  that  ran  throngh  sax  plies  of  bend-leather.  —  Wb.:  the 
best  qualitj  of  sole-leather. 

BJENOBTH,  adv.  (schott.)  nordwärts.  W.  Scotts  Bob  Roy,  c«  4  (I,  p. 
43):  it's  e'en  because  your  Euglish  gaugers  and  Supervisors  that  yon 
have  sent  down  benorth  the  Tweed,  have  &c  —  J. :  To  the  northward  of. 

BENT,  8.  to  take  the  b»,  durch  einen  Umweg  aus  dem  Wege 
gehen.  W.  Scotts  St.  R.  W.y  c.  15  (II,  p.  28):  The  lad  had  just  taen 
the  bent,  rather  than  face  Sir  B.  —  J.:  To  gcie  to  the  bentj  to  provide 
for  one's  aafety,  to  flee  from  danger,  by  leaving  the  haunts  of  men.  — 
To  take  the  bent  is  used  in  the  same  sense;  although  not  always  im- 
plying  that  one  Icaves  the  conntry. 

BEPOiocEL,  V.  knufien»  schlagen.  Thacheray^  VirginianSf  III,  p.  2 : 
I  have  known  a  hanuless,  good  old  soal  of  eighty,  still  bepommeled 


28  Neue  Beitrüge  zur  englischen  Lezikographie. 

and  stoned  by  irreproachable  ladies  cf  the  atraighteet  seot  of  the  Pba- 
risees.     (vgl.  be.) 

berlin(o),  0.  J.:  a  kind  of  galley.  —  W*  Scotts  Ouy  Mann.^  c.  5  (I, 
p.  40) :  the  fights  of  the  Mac-Dinawayee  wi'  the  Irish,  and  wi'  the  High- 
landersy  thut  came  here  in  their  berlings  from  Ilaj  and  Cantire.  —  ib. 
0.  40  (III,  p.  11):  There's  a  place  where  their  berlins  and  gallicp, 
as  they  ca'd  them  nsed  to  lie  in  lang  syne. 

BEBOAMOT,  8.  CitTonenmlnze.  (?.  EUiotj  Säas  Mamer^  p.  226: 
A  little  bit  of  rosemary  and  bergamot  and  thyme.  —  Treaaurtf  of  Bot-- 
cmyi  B.,  noentha  citrata  or  odorata.  —  Smmondt^  Conim.  Dict.:  an 
esBential  oil  obtained  by  destillation  from  Mentha  citrata  etc.  — 

BEBflEBXAB,8.  Berserker.  W.  Scotts  the  Pirate.^  c.  2  (I,  p.24):  the 
Berserkars  were  Champions  who  lived  before  the  blessed  days  of  Saint 
Olave.  —  ib.  Now,  my  father  never  likes  to  think  of  bis  passion  after 
it  is  overi  and  is  so  much  of  a  Berserkar,  that,  let  him  be  desperate 
as  he  will  to-day,  he  will  not  care  aboat  it  to-morrow. 

BKBTH,  s.  to  give  a  Wide  berth,  weit  aus  dem  Wege  gehen;  vgl. 
S.  L.  (eig.  vom  Schifi*:  to  keep  at  a  distance  from  .  •  .  Wb.).  Thacke^ 
raify  Virginians,  IV,  p.  116:  I  took  my  place  on  the  stage,  whence  I 
oould  See  the  actors  of  my  poor  piece,  and  a  portion  of  the  andienoe 
who  condemned  me.  I  suppose  the  performers  gave  me  a  wide  berth, 
out  of  pity  for  me. 

BESTiAL,  8.  TT.  ScoU^  Heort  of  M.  Z.,  c.  9  (I,  p.  134) :  after  exhaust- 
ing  the  sobjcct  of  bestial,  of  ploughs,  and  of  harrows.  —  ib.  c.  89  (III, 
p.  79):  he  is  •  •  .  skeely  enow  in  bestial,  whereof  he  has  promised  to 
gi'e  me  twa  Devonshire  kye.  —  ib*  c.  43  (III,  p.  144):  by  his  skill 
in  bestial,  he  coald  render  the  most  importent  Services  to  .  .  .  —  J. : 
A  term  used  to  denote  all  the  cattle,  horses,  sheep  &c.,  on  a  farro. 

BHANOY,  s.  8.  banghy. 

BiDE,  V.  a.  to  bide  oue's  time,  den  passenden,  geeigneten  Moment 
abwarten;  s.  S.  L.  ÄnU  Troüope,  Barchester  Towers^  c  32:  and  the 
very  servants  perceiving  the  change  transferred  a  little  of  their  rever- 
ence  from  their  mistress  to  their  master.  All  which  the  master  per- 
oeived;  and  so  also  did  the  mistress.  But  Mrs.  Proadie  bided  her  time. 

BiELD,  8.  (beild),  J.  :  A  shelter.  —  W,  Scotts  the  Äntiqiuxry^  a  4  (I, 
p  42):  and  twa  or  three  herds  maybe,  just  set  to  wark,  and  boilt  this 
bit  thing  here  that  ye  ca'  the  —  the  Praetorian,  and  a'  just  for  a  bield  at 
Huld  Aiken  Drom's  bridal  etc.  —  t<^.  Ouy  Mann.,  c  8  (I,  p.  63): 


Nene  fidtfSge  zur  engiMoheo  Lezikograpliie.  S9 

there'8  thirty  •  .  .  that  je  have  turaed  oot  o'  their  bits  of  bieldi.  —  ieL 
Hob  Bcy^  c.  25  (11,  p.  148):  to  tak  the  heather-bash  for  a  beild.  — 
ib.  c.  26  (11,  p.  157):  and  saw  neither  hauld  nor  hope  —  neither 
befld  nor  Bbdter. 

BiEN,a«  W.  Scotts  Heart  of  M.  JD.,  c  89  (III,  p.  81):  sbe  has  a 
braw  house  bere,  and  lives  bien  and  warm.  —  J. :  bxhx,  wealtby,  well 
provided. 

to  BIG, bauen;  part,  bigoino,  Gebände.  W*  Scotts  Ovy  jlf ann.,  c.  47 
(m,  p.  76):  I  can  do  what  wonld  freeze  the  blood  of  tbem  that  is 
bred  in  biggit  wa*8  (Geb&ude,  Häuser).  —  id.  Old  Morial.^  c  19  (11, 
p.  61):  the  time  has  been  that  I  wonld  have  liked  ill  to  have  Bäte  in 
biggit  wa's  ...  —  id»  the  Äntiquary^  c  4  (I,  p.  42):  ^What  were 
70a  speaking  about  ? "  ^About  this  bit  bonrock,  yoar  hononr/'  an- 
8wered  the  nndaunted  Edie;  ^I  mind  the  bigging  o't"  —  ib.  c.  8  (I, 
p.  93):  Aweel,  Binoe  8ae  it  is,  and  I  can  only  Bleep  in  ae  bam  at 
ance,  111  gae  down  wi'  SannderB  Mucklebackit  —  he  hae  aye  a  Bonp 
o'  Bomething  oomfortable  about  bis  bigging.  •^-  ib.  c  21  (II,  p.  76): 
this  Beeret  paBBage  aneB  gaed  round  great  part  o'  the  bigging.  —  L. 
giebt  nur  die  Form  biggin.  —  J. :  A  buiiding;  a  houBe;  properly  of 
a  larger  size,  aB  opposed  to  a  cottage. 

BIG60NET,  B.  W.  Scotty  Heart  of  M.  £r.,  c.  24  (II,  p.  109):  the 
qaeen  tore  her  biggonete  for  perfect  anger.  —  J.:  bioonbt,  8.  a  linen 
cap  or  coif. 

Bnx,  8.  L. :  „billB  of  mortality,  daB  Weichbild  einer  Stadt^  May* 
hew,  London  Labour  etc.  III,  p.  359:  they  (hackney-coachee)  had  the 
8o]e  right  of  conreyance  within  the  billB  of  mortality.  —  ib.  p.  860 : 
And  no  stage-carriage  could  then  take  np  or  Bit  down  on  the  BtoneB, 
not  within  the  billB,  aB  it  waB  called  —  that^B  the  bille  of  mortality, 
three  miUs  round  the  Royal  Exchange^  if  I  remember  right. 

BiLLiB,  8.  (BchottiBch)  L. :  „Hersensbruder;^  vielmehr:  A  oompan- 
ion,  a  comrade.  TT.  Scotts  Ouy  Mann,  c  25  (II,  p.  28) :  And  there  I 
met  wi'  Tarn  o'  Todshaw,  and  a  whin  o^  the  reet  o'  the  biDiee  on  the 
water  side. 

BIND,  Y.  to  bind  out,  in  Neu-England  der  Anedruck  fQr  das  Ent- 
lassen eineB  unversorgten  Unmündigen  aus  der  Fürsorge  und  Aufriebt 
der  Stadt->Armenbeh9rde.  R.  B,  Kimbaü^  Was  he  euccessftdf  p.  44: 
Yoa  will  find,  as  you  travel  through  the  country,  but  few  very  poor 
people  in  New  England.     Rarely  are  the  ^Belectmen"  called  to  act 


60  M«ae  BettrKge  zur  englifchen  Lexikographie. 

either  on  applicaitions  for  admiasion  as  ono  of  the  ^'town'a  poor,"  or  to 
'^bind  out''  a  boj  or  girl  tili  one-and-twentj.  —  ib.  p.  47 :  .  .  .  aaking 
wbat  was  to  be  done  with  the  boy.  ^What  do  yon  think  best  to  do 
with  him?''  aaid  Mr.  B.  ^Well,  I  suppose  there  ie  room  in  the  town- 
hoaee;  .  •  •  and  we  ean  probably  bind  him  ont  next  apring."  —  ib.: 
**!  will  cat  thia  matter  short.  I  will  take  the  lad  myaelf.  Ton  ahall 
bind  him  out  to  me  in  the  regnlar  way.** 

BIND,  8.  J. :  dimeneion,  aise  •  •  •  A  barrel  of  a  oertain  bind*  — 
Metaph.  to  denote  abilitj.  —  So  wie  „mein  Maaaa"  beim  Trinken. 
W.  Scotts  St,  Ron,  TF.,  c.  1  (I,  p.  15) :  A  set  of  honest  decent  men  they 
were;  had  their  sang  and  their  joke  .  .  •  Their  bind  waa  jaat  a  Soota 
pint  over-head,  and  a  tappit-hen  to  the  bill  etc. 

BiNOy  ▼.  L.  giebt  es  nach  Groae  =  to  go  (Canf);  transitiv  (anf- 
lanem)  bei  W.  Scott,  St,  RonaxCs  TT.,  c  81  (III,  p.  62):  I  promise  you 
the  old  luck  was  armed,  aa  if  he  meant  to  bing  folks  on  the  low  toby. 

BiNK,  8.  (schottisch)  J. :  1.  A  bench,  a  s^-at.  2.  A  wooden  frame, 
fixed  to  the  wall  of  a  house,  for  holding  plates,  bowls,  spoons.  3.  The 
long  seat  beside  the  fire  in  a  coantry  house.  —  Zu  2,  vgl.  TT.  Scotts 
Bride  of  Lam,^  c.  12  (I|  p.  255) :  she  contemplated  a  very  handsome ... 
face  in  a  broken  mirror,  raised  npon  the  hink  (the  sheWea  on  which 
the  plates  are  disposed).  —  id.  St,  Ron,  W.y  c.  2  (I,  p.  20):  Meg  .  .  • 
was  making  the  nnpleasing  discoveiy,  that  trenchers  had  been 
broken  or  cracked,  pots  and  saucepans  not  accnrately  aooured  .  .  .;  so 
that  while  she  disarranged  and  arranged  the  bink,  she  maondered  etc. 

BiNNA, Schott. =i8  not,  be  not.  W.Scott,  Heart  of  M.L.,c26  (II, 
p.  135):  I  can  seldom  be  at  the  plague,  an'  it  binna  when  my  bluid'a  op. 

BxNocüLAB,  s.  Doppelperspectiv,  Opernglas.  (Bei  L*  nnr  ala  a.) 
Russeäj  My  Diary  etc.  H,  p.  828 :  the  grave,  concentrated  manner  in 
which  he  examines  a  position  throagh  bis  binocolar  •  •  •  (ia)  yery  re- 
markable. 

BiBD,  8.  a  little  bird  has  told  me,  wie  bei  ans  „mein  kleiner 
Finger  hat  mir  gesagt^  (s.  S.  L.)  Thackeray,  the  Virgimane,  II,  p. 
130:  Ton  shonld  have  heard  her  Standing  np  for  you  t'other  day, 
when  somebody  —  a  little  burd  —  bronght  us  another  story  aboat  yon. 
—  ib.  IV,  p.  213:  I  have  had  the  worst  character  of  yon  from  home. 
Little  birda  whisper  to  me  that  yon  are  a  man  of  the  most  dangerona 
principlea« 


Nene  Beitriige  tor  eDgUschea  Lexikographie.  81 

BiBKT,  ••  (echottiech).  J. :  A  llyely  yonng  fellow,  a  penon  of 
mettle.  —  W. Scotts  Heart  o/M.  L.^  e.  12  (I,  p.  204):  I  ken  how  to  gar 
the  birkies  tak  ehort  fees.  —  ib.  e.  17  (I,  p.  274):  be  tbougbt  he 
kiiew  somethiiig  of  the  featnres  of  the  birkie  that  spoke  to  him«  —  id. 
Beb  Roy^  c.  23  (II,  p.  116):  And  this  joung  birkie  here  •  .  •  will 
bis  •  •  .  poetriea  help  bim  here? 

BiBL,  ▼.  (schottisch)  Gctiüok  geben;  trinken;  (Geld)  zam  Trin- 
ken  beitragen.  J.:  ^^I'U  birle  my  bawbie/'  I  will  contribate  mj  share 
of  tbe  expense.  —  W.  Scott y  Ouy  Mann.y  c.  39  (11,  p.  169) :  tbej  got  me 
down  to  Clerihugh's,  and  there  we  eat  biriing  tili  I  had  a  fair  tappit 
hen  nnder  my  belt  —  id.  Rob  Roy^  c.  14  (11^  p.  9) :  he  had  fund 
twa  looDS  that  did  the  deed  birliog  and  drinking  wi*  hiui.  —  ib.  c  28 
(m,  p.  15):  and  then  we'll  birl  oar  bawbees  a'  round  about,  like 
bretbren. 

BiBLiEHAN,8.  (scbottisch)  W.  Scott^  WaverUy^  c,  42  (ü,  p.  159): 
Jamie  Howie,  wha'  s  no  fit  to  be  a  birlieman,  let  be  a  baiUie*  —  J.: 
One  who  assesses  damages;  a  parish  arbiter;  a  referee.  —  Im  Glosaar 
zum  Antiquary :  the  petty  officer  of  a  borgh  or  baronj. 

BiRTH,  s.  a  man  of  birth,  von  angesehener  Familie,  aus  gutem 
Hanse,  s.  S.  L.—  W.  Scott,  WaverUy^  c.  71  (III,  p.  188):  However  it 
may  please  yon  to  derogate  from  the  honour  of  your  burgonet,  which 
IS  doubtless  your  humour,  as  I  have  seen  in  other  gentlemen  of  birth 
and  honour  in  your  country. 

BiBSB,8.  (schott.)  W.  Scott,  the  Antiquary^  c.  21  (11,  p.  87):  Now, 
if  he  was  taking  it  up  in  this  way,  he  wad  set  up  the  tother's  birse, 
and  may  be  do  mair  iU  nor  good.  —  J.:  A  bristle;  ^a  sow's  birse,* 
the  bristle  of  a  sow  •  •  •  Metaph.  for  the  indication  of  rage  or  displeas- 
are.  ^To  set  up  one's  birse,**  to  put  one  in  a  rage«  The  birse  is 
alfio  Said  to  rise,  when  one's  temper  becomes  wanui  in  allusion  to 
animals  fenced  with  bristles,  that  defend  themselves,  or  ezpress  their 
rage  in  this  way. 

BI8HOP,  y.  bei  L.  nach  Wb.  nur  transitiv ;  in  der  intransitiven  Be- 
deutung ^Bischof  sein,  den  Bischof  machen,^  Ant.  TroUope^  Barchester 
Towers,  c  5:  The  archdeacon  knew  bis  subject,  and  really  understood 
tbe  bnsiness  of  bishoping,  which  the  others  did  not;  and  this  was  bis 
strong  ground. 

BxsüAB,  s.  nordschottisoher  Name  für  die  Schnell-  oder  Balken- 
wage.   W.  Scott,  thePirate,  c.  9  (I,  p.  142):  That  crack-brained  carle. 


82  Neno  Beiträge  rar  engUschen  Lexikograplye. 

the  new  factor,  is  for  making  a  change  in  the  bismars  and  the  Uspunds^ 
wozu  in  Anmkg.  nicht  genan :  These  are  weight8  of  Norwegian  origin, 
still  nsed  in  Zetland,  Vgl.  J.  bismars,  btsmer,  s.  A  steeljard,  or  in- 
strameDt  for  weighing  resembling  it;  sometimes  bissimar.  —  Smmonds^ 
Comm.  Dict. :  a  Danish  name  for  the  steeljard,  und :  Bi8MER-Pouia>,  the 
weight  nsaally  attached  to  the  steel-jard  in  Norway  and  Denmarki 
and  weighing  about  12^1  Ibs.  avoirdupois. 

BIT,  V.  a.  L.  hat  nur  die  Bed.  „aufzäumen.^  Bei  Scott  öfters 
„zureiten,^  ähnlich  to  break;  Äntiquary^  c.  2  (I,  p.  20):  bis  maiden 
sister  and  bis  orphan  niece,  whom  he  had  trained  to  consider  him  as 
the  greatest  man  upon  earth,  and  whom  he  used  to  boast  of  as  the 
only  women  he  had  ever  seen  who  were  well  broke  in  and  bitted  to 
obedience.  —  WaverUy^  c.  89  (II,  p.  130):  Their  horses  were  not 
trained  to  the  regulär  paoe  so  necessarj  to  execute  simultaneous  and 
combined  movements  and  formations;  nor  did  they  seem  hitted  (as  it 
is  technically  expressed)  for  the  nse  of  the  sword.  —  id.  Roh  Roy^ 
c.  7  (I,  p.  83) :  Thy  father  sent  thee  here  to  me  to  be  bitted,  and  I 
donbt  I  must  ride  thee  on  the  curb. 

Brr,  s.  Thackerayj  Virginians^  III,  p.  203:  No  wonder  the  Abbess- 
Prinoess  •  .  •  has  a  dislike  to  the  low-bom  heretic  who  lords  it  in  her 
content,  and  teils  C.  a  bit  of  her  mind,  as  the  phrase  is  —  seine  Mei- 
nung ordentlich  sagen ;  s.  S.  L. 

Brrx,  y.  Wb.  scheint  mit  „to  Mte  the  dust^  to  fall  in  the  agonies 
of  death,^  zu  weit  zu  gehen ;  da  die  Phrase  nur  auf  den  aus  dem  Sat- 
tel gehobenen  Ritter,  also  tiefe  Demüthigung  geht.  Troüope^  Barchester 
Totoers,  c.  26 :  The  bishop  still  remained  silent.  He  was  anxiously 
desirous  of  making  bis  old  enemy  bite  the  dust  beneath  bis  feet.  — 
ib.  c.  47 :  that  College  friend  of  whom  he  had  boasted  so  loudly,  that 
ecclesiastical  knight  before  whose  lance  Mr.  S.  was  to  fall  and  bite  the 
dust. 

smocK,  s.  (schottisch)  ein  Endchen,  Stückchen.  Scott  scherzt  oft 
über  die  Grösse  eines  solchen  „^ndchens.^  W.  Scotts  Heart  of  3f.  L., 
c.  87  (HI,  p.  62):  "How  far  can  you  walk  in  a  day?**  «Five  and 
twenty  miles  and  a  bittock."  ^'And  a  what?"  said  the  Queen,  looking 
towards  the  Duke  of  Argyle.  "And  about  five  miles  more,"  replied 
the  Duke.  —  id.  Old  Mortality,  c.  10  (I,  p.  181):  It's  sax  miles  an'a 
bittock  doun  the  water.  —  ib.  (p.  185):  having  completed  a  walk  of 
ten  miles  (for  the  bittock,  as  usnal,  amounted  to  four). 


Nene  Beitrilge  mr  eoglischen  Lezikogn^liie.  SS 

BLACK,  a«  Wm  Scatt^  Bob  Roy^  c.  7  (I,  p.  85) :  for  the  milier  swon 
bimself  as  black  as  night  •  •  .  mit  dem  häufigen  Spiel  swifcfaen  siDn* 
lieber  and  figfirlicher  Bedeatang;  Tgl.  to  sleep  as  fast  as  a  top;  plaia 
as  Salisbnry  etc.  —  blackdsath,  der  schwarze  Tod.  Wb.:  the  bladc 
plague  of  the  fourteenth  centnry.  W*  Seottj  the  PiraU^  c.  29  (III,  p. 
23):  and  well  70a  wot,  that  the  well  of  Kildlngnie  and  the  dtdse  of 
Goi jdin  will  care  all  maladies  save  Black  Death ;  in  Anmkg. :  So  at 
least  says  an  Orkney  proverb.  —  black  fibheb,  Fischdieb,  black 
RBBiKO,  Fischdieberei  (s.S.  L.).  W.ScoU^  Su  Bon.  TT.,  c  5  (I,p*  64): 
John  Pirner,  professed  weaver  and  practical  black-fisher  in  the  Altoun 
of  St.  Bonan's,  who  nsuallj  attended  Tjrrel,  to  shew  bim  the  casts 
of  the  river,  carry  bis  bag,  and  so  forth.  —  id.  Ouy  Mann,j  c.  6  (I, 
p.  47):  He  detected  poachers,  black-fishers,  orchard^breakers,  and  pigeon* 
shootera.  —  ib.  c  2  (I,  p.  13):  He  was  even  a  kiud  of  favoorite 
with  them,  and  upon  the  division  of  a  common,  or  the  holding  of  a 
black-fisbing,  or  poaching  court,  or  any  similar  occasion,  •  •  •  they 
were  in  the  habit  of  saying  to  each  other  etc.  —  id.  Waoerley^  c.  64 
(lU,  p.  128):  And  so  ae  moming  siocan  a  fright  as  I  gotl  twa  nn* 
lacky  redooats  were  np  for  black-fishing,  or  some  siccan  play  etc.  — 
J«:  black-fisher,  s*  One  who  fishes  iliegally  at  night  —  black* 
FI8HINO9  s-  Fishing  for  salmon,  ander  night,  by  means  of  torches.  So 
termed,  perhaps,  because  the  fish  are  Blach^  or  foul,  when  they  com« 
np  the  streams  to  deposit  their  spawn  in  the  gravelly  shadows ,  and 
are  there  speared  by  the  Black-fisher.  —  black*shebp,  ein  maarais 
sujet  (s.  S.  L.).  W.  ScoUj  St.  Ron.  W.y  c  36  (III,  p.  150):  the  lad 
Jekyl,  who  is  not  snch  a  black  sheep  neither  but  what  there  are  some 
white  bairs  abont  him.  —  black  mail,  L.:  „an  einen  Schirmyogt  f&r 
Schnts  gegen  Räuber  geleistete  Abgabe.^  Bei  Scott  sehr  oft  eine  Ab- 
findangssumme,  die  man  dem  Räuber  selbst  xahlte,  damit  er  das  Q^ 
hoft  verschonte;  s.  bes.  Bob.  Boy^  c.  26  (II,  p.  158):  and  sae  Rob 
h&d  soon  a  gallant  band,  and  as  it  grieved  him  (he  said)  to  see  sie 
herähipy  and  waste,  and  depredation  to  the  soath  o'  the  Hieland  line, 
why,  if  ony  heritor  or  farmer  wad  pay  him  four  pnnds  Scots  out  of  each 
hnndred  pnnds  of  valaed  rent, .  • .  Rob  engaged  to  keep  them  scaithless — » 
let  them  send  to  him  if  they  lost  sae  mnckle  as  a  Single  doot  by  thiev« 
ing  etc.  —  Rob  Roy  kann  man  kaum  einen  „Schirmvogt^  nennen. 

bladieb,  s.  Scott,  Waoerley^  c.  16  (I,  p.  184,  bei  Aufzählung 
der  Würdenträger  eines  Clanhänptlings):  then  his  bhaird^  or  poet;  then 

ArehiT  f.  n.  8|mehiQ.   XLIZ.  3 


S4  Neue  B«iirä^  zut  öngUschen  Lezikograplue. 

bis  bladier^  or  orator,  to  moke  haranguea  to  the  great  folks  whom  he 
yiaito;  theo  hU  gilHe-morej  or  armoar-bearer  etc. 

BLAND,  8«  (schotL)  TT«  Scott,  the  Firatey  c.  5  (I,  p.  24):  may  be 
the  lad  would  drink  some  blandj  or  sicklike.  —  ib.  c.  6  (p.  92):  she 
filled  a  small  wooden  qaaigh  from  an  earthen  pitcher,  whicfa  oontained 
bland,  a  sabacid  liqaor  made  out  of  (he  seroas  pari  of  the  milk.  —  ib. 
(p.  95):  he  took  a  long  pull  at  the  jag  of  bland.  —  J.:  A  very  agreeable 
add  beyerage  nsed  in  the  Shetland  Islands,  made  of  buttermilk. 

BLANK,  s.  ein  durch  ein  Zeichen,  z.  B.  einen  Strich,  ersetzter 
Name  (s.  S.  L.).  W.  Scotts  Waverley,  c  43  (II,  p.  165):  If,  my  dear 

reader,  thou  hast  eyer  happened  to  take  post-horses  at ,  or  at 

,  (one  at  least  of  which  blanks,  or  more  probably  both,  jon  will 

be  able  to  fill  up  from  an  inn  near  jour  own  residenoe)  you  must  have 
observed  etc.  —  Daher  dann  soviel  wie  „Nichts.'*  —  id.  Heart  of  if . 
L.j  c.  1  (I,  p.  Sd):  his  debts  amount  to  blank  —  bis  losses  to  blank 
—  his  funds  to  blank  —  leaving  a  balance  of  blank  in  his  favour. 

BLATTER,  s.  (schott.)  schuelles  Sprechen,  Schwatzen.  —  W.  Scotts 
the  Anäquary^  c.  11  (I,  p.  104):  Aweel,  in  this  strait,  he  bethought 
him  of  the  twa  or  three  words  o'  Latin  that  he  used  in  making  out 
the  town's  deeds,  and  he  had  nae  sooner  trled  the  spirit  wi'  that,  than 
out  cam  sie  a  blatter  of  Latin  about  his  lugs ,  that  poor  Rab  Tüll, 
wha  was  nae  great  scholar,  was  clean  overwhelmed.  —  J.:  1.  A  rattl- 
ing  noise.     2.  Language  uttered  with  violence  and  rapiditj. 

BLAW,  y.  schottisch  für  to  blow;  flbertragen  =:  das  grosse  Wort 
führen,  prahlen.  W.  SeoUy  St.  B<m.  W.,  c.  28  (UI,  p.  26):  What 
for  shouldna  the  honest  man  say  a  blessing  afiter  his  drap  punch  ?  •  .  . 
it  was  better,  I  ween,  than  blasting,  and  blawing,  and  swearing,  as 
if  folks  shouldna  be  thankful  for  the  creature - comforts.  —  Auch: 
schmeicheln,  daher  blaw-in-mt-lug  ,  s.  J. :  1.  flattery,  wheedling.  — 
2.  A  flatterer;  one  who  blows  vanity  in  at  the  ear.  (Ohrenbläser)« 
W.  iSoottf  ib.  c.  2  (I,  p.  22):  ye  are  a  fine  blaw-in-my-lug,  to  think 
to  cuitle  me  off  sae  deyerly. 

BLAW0RT9  s.  Schmeissfliege.  W*  Scott,  St.  Bon.  TT.,  c.  20  (H, 
p.  95):  Can  it  be  for  the  pnir  body  M'Durk's  health  to  gang  about 
like  a  tobacoonist's  sign  in  a  frosty  morning,  with  his  poor  wizened 
boughs  as  blue  as  a  blawort?  -^  J.:  theblue  bettle,  Centanrea  cyanuB, 
Linn. 

BLKEZE,  V.  schottisch  für  to  blase;  öbertr«  W»  Scottp  the  Pirate^ 


Neue  BeiMge  cur  eDgliachen  Leskogrsphie.  85 

e.  5  (I,  p.  74) :  Ye  had  mair  need  to  gire  the  yoang  man  Bome  dry 
dothes,  and  to  see  about  getting  something  fbr  him  to  eat,  than  to  ait 
there  bleezing  awaj  with  yonr  lang  taleF.  —  J.:  1.  To  blase.  2.  To 
make  a  great  sbow,  or  an  ostentations  outcry,  on  anj  sabject  —  to 
BLBBZB  otot^,  to  gasoonade;  to  brag;  to  talk  ostentationsly. 

BLBTHER,  Y.  (schottisch)  undeatlich  reden,  fueln.  TT.  Seott^  Bob 
Ro^fj  c  27  (II,  p.  177):  ye  blethering  fooL  —  J«:  to  speak  indietinctlj. 
—  to  talk  nonsense.  —  to  prattle. 

BLOTD  HABBTy  in  Schottland  =  blindman's  bnff  (J.).  TT.  ScoUj 
Guy  Mann^  c  58  (III,  p.  178):  O,  the  cnrly-headed  varletsi  I  mast 
oome  to  play  at  Blind  Harry  and  Hy  Spy  with  them. 

BLI8TER,  T.  a.  Nach  Shakesp,  ^If  I  prove  honey-mooth'd,  let  my 
tongne  blister'  —  ist  ^roy  tongne  is  blistered'  ähnlich  unserem  „idi 
habe  mir  die  Zonge  verbrannt ;''  so  Jeajyeson^  Live  ü  down,  I,  p.  302 
(In  Besng  aaf  ein  'pions  fib') :  So  next  time  Bicker  comes  you  may 
jast  make  yonr  confession,  Martha,  —  and  teil  him  yonr  tongae  is 
blistered,  and  ask  him  how  mach  Cayenne  pepper  you  are  to  pnt  npon 
it  by  way  of  penance. 

BLOCK,  8,  TT.  Scottf  the  PircUe^  c.  ö  (I,  p.  67):  Were  I  no  to  take 
better  care  of  the  wood  than  yon,  brother,  there  would  soon  be  no 
more  wood  about  the  town  than  the  barber^e  block  that's  on  your  own 
Shoulders  —  sonst  audi  hairdresser's  block,  der  Stutzblock  oder  Pup* 
penkopf,  auf  dem  der  Friseur  seine  PerÖcken  zur  Schau  stellt;  jetzt 
dnmmy;  hier  malicids  einer  Person  beigelegt,  also  gleich  der  Anrede 
«bloc^head/ 

BLOOD,  im  ältren  Slang  =  dandy,  a  fast  man  (s.  S.  L).  Thackeray^ 
Virgmians  Tu,  p.  99 :  My  brother  lives  with  horse*jockeys  and  trainers, 
and  the  wildest  bloods  of  the  town.  —  moix  blood,  im  alten  Cant : 
Der  Galgen.  W.  Scotts  Heart  of  M.  Z.,  c.  20  (11»  p.  54):  .  .  •  when 
three  words  of  your  mouth  would  give  the  girl  the  chance  to  nick  Moll 
Blood  etc.  —  BLoon-RAW,  so  wem'g  gebraten,  dass  das  Fleisch  noch 
blntig  ist.  W*  Scoüj  the  Anüquary^  c.  6  (I,  p.  63) :  There  was  the  relishing 
Solan  goose,  whose  smell  is  so  powerful  that  he  is  never  cooked  within 
doors.  Blood-raw  he  proved  to  be  on  this  occasion,  so  that  Oldbuck 
half-threatened  to  throw  the  greasy  sea-fowl  at  the  head  of  the  negli- 
gent  housekeeper. 

B]x>w,  T.  1)  Öffentlich  bekannt  machen.  W*  Scotts  St.  Ron.  TF.,  c* 
22  (II,  p.  132):  <«But  I  will  blow  her,"  he  said,  »I  wiU  blow  her 

3* 


$6  Neae  Beitrüge  mr  engÜBehea  Lexikographie. 

ladyship'e  oondnct  in  theboBinesa."  —  2)  to  blow  bot  and  oold,  bdt 
und  warm  ans  einem  Monde  blasen ;  wankelmöthig,  zweisfingig  sein, 
Jeaffr$8<my  Live  ü  down^  I,  p.  293 :  yonng  Tarrett  is  a  man  who  may 
be  trasted.  He  '11  waii  —  witbout  blowing  bot  one  siz  montbo,  and 
cold  tbe  next.  —  3)  blow  me !  entstellt  für  bless  me  I  statt  damn. 
Jeaffrtam^  Live  ü  dawrij  UI,  p.  249:  (Cries  of  'Chair,  cbair/  and 
^Order,  order.')  **Order  be  blowedl"  exclatmed  the  infariated  Mr.  H. 
(Tgl.  S.  L.)  —  Nach  to  blow  out,  dickfUttem,  ist  a  blow-out  =  a 
feast  (Slang  Dict.)  W.ScoU,  St.  Ran.  W.j  c  33  (III,  p.  111):  «"All 
I  meant  to  say  was,  that  jon  and  Lady  Pen  were  not  used  to  be  on 
such  a  good  footing."  —  ^Well,  she  sent  me  a  card  for  her  blow-ont, 
and  $0  I  am  resolved  to  go." 

BLXTDR  o.  BLuiD,  scfaottisch  =  blood,  B.  z.  B.  XX.  binna  u.  scart« 

BLux,  a.  BLüE  LIQHT8  (eig.  Leachtkogeln ,  vgl.  S.:  a  kind  of 
firework  or  night-signal  which  throws  out  a  vivid  light  yisible  at  a 
great  distance.)  In  Amerika  ein  von  den  Episkopalen  den  Presbjrte- 
rianem  gegebener  Spitzname.  KimbaUy  Was  he  Successfulf  p.  177: 
Mr.  Bennett,  with  bis  family,  went  to  an  Episcopal  chnrch.  He  took 
the  liberty,  one  day,  of  flatly  advising  bis  cousin  to  cut  Presbyterianism, 
and  go  with  bim»  ^The  fact  is,  Hiram,  I  can't  stand  the  blue-lights; 
they  make  a  hypocrite  of  you  ...  As  to  the  Episcopalians,  they  give 
US  good  music,  good  prayers,  and  short  sermons."  —  ib.  p.  178:  Toa 
won't  find  moch  'pastoral*  work  here,  eren  among  the  bloe-ligbts. 
They  confine  themselves  to  preadiing  brimstono  sermons  from  the  pal- 
pit  etc.  —  ib.  p.  180:  They  are  the  pillars  of  Chellis's  church;  good 
man  and  trae,  if  they  are  blue  ligbts.  Besides,  there  are  lots  of  pretty 
girls  —  tight  little  Presbyterian  saints,  with  plenty  of  cash.  —  rlxsk, 
luBAND,  Band  des  Hosenbandordens,  Inhaber  desselben  (s.  S.  L.). 
Thackeray^  Virginians^  U,  p.  98 :  See,  there  comes  another  blue-riband, 
as  I  live.     My  Lord  Bamboroagb. 

BLtf2ncBR,s.  (schottisch)  Eattundmcker.  W.ScoUf  Ouy  Männer.  ^  c« 
3  (I,  p.  21) :  Danbog  is  nae  mair  a  gentleman  than  the  blunker  tbat's 
biggit  the  bonnie  house  down  in  the  howm. 

BoBADiL,  n.  prahlerischer  Abenteurer  in  Ben  Jönsan^s  nEvery  Man 
In  bis  Humour.'*  Thackeray^  Virgin.  III,  p.  201:  To  be  on  terms  of 
intimacy  with  an  author  or  an  actor  has  been  an  object  of  delight  to 
many  a  young  man;  actually  to  hob  and  nob  with  Bobadil,  or  Henry 
tbe  Fifth,  or  Alexander  the  Great  ...  are  privileges  which  would  de*> 


Neae  Beiträge  zar  engüseben  Lexikographie.  87 

li^l  moei  jonog  roen  of  a  poetic  turn. 

BODKiK,  8.  to  ride  bodkin,  auf  einem  Sitz,  der  eigentlich  2  Per- 
sonen bestimmt  ist,  als  Dritter  in  der  Mitte  sich  Fiats  suchen.  W.  Scotts 
tkeAntiquartfjly  c.  17  (II,  p.  16):  Between  the  stately  fignres  of  Monk- 
bams  and  the  dergyman  was  Stack,  hj  waj  of  bodkin,  the  sHro  form 
of  Mary  Mintyre.     (Vgl.  S.  L.) 

BODLB^s.  W*  Scott f  the  Antiq.^  c.  1  (I,  p.  8) :  it  will  no  be  a  bodle 
cheaper  than  I  teil  ye.  —  ib.  c.  4  (I,  p.  45):  yon  other  time  about 
tbe  bodle  that  ye  thonght  was  an  old  coin  .  .  •  und  sehr  oft  sonst  bei 
Scott.  L.  sagt,  diese  EapfermQnze  habe  den  Werth  von  '/«  Pfennig; 
Wb.  giebt  ihn  =  Y^  penny,  so  auch  W.;  das  Glossar  zum  Antiquary 
Yj  eines  engl,  penny;  J.  aber:  A  copper  coin,  of  the  yalue  of  two 
penniea  Soots,  or  the  third  part  of  an  English  halfpenny. 

BOG,  V.  a.  Wb. :  to  whelm  or  plunge ,  as  in  mud  and  mire.  —  W* 
Scotij  Ouy  Mann.j  c.  8  (I,  p.  59) :  once  he  feil  into  the  brook  crossing 
at  the  stepping-stones,  and  another  time  was  bogged  up  to  the  middle 
in  the  slongh  of  Lochend. 

BOG-BLCTTKR,  s.  W.  Scott,  GuyMonn.j  c.  I  (T,  p.  5) :  hitherto  nothing 
had  broken  the  silence  around  him,  bnt  the  deep  cry  of  the  bog-blitter, 
or  bnll-of-the-bog,  alarge  species  of  bittern.  —  J.  schreibt  bog- bluter, 
nnd  setzt  zu :  denominated  from  its  thmsting  its  bill  into  marshy  places, 
and  making  a  noise  by  bubbling  through  the  water. 

BOLE,  s.  Eine  mit  einem  Holzladen  verschlossene  Fensteröffnung 
in  schottischen  HQtten.  W.  Scotts  the  Äntiq.^  c.  82  (III,  p.  31):  ^Open 
the  hole,'*  that  I  may  see  if  this  be  the  right  Lord  Geraldin.  —  J. : 
BOAL,  8.  1.  A  Square  aperture  in  the  wall  of  a  house,  for  holding 
small  articles;  a  small  press  generally  without  a  door.  This  is  most 
common  in  cottages.  2.  A  Perforation  through  the  wall  of  a  house, 
for  occasionally  giving  air  or  light;  usually  with  a  wooden  shutter  in- 
stead  of  a  pane  of  glass,  to  be  opened  and  shut  at  pleasure ,  often  de- 
nominated WindoW'bole. 

B0LL,s.  TT«  Scott,  theAntiq,^  c.  4  (I,p.  37):  ...only  that  the  lands 
of  Lochard  and  Cringlecut  still  pay  a  fine  of  six  boUs  of  barley  annually. 
—  ib.  c  11  (I,  p.  27):  he  teils  us  that  honest  John  could  make  five 
firlots,  or  quarters,  as  you  would  say,  out  of  the  boll,  instead  of  four. 
L.  sagt:  ein  Maass  von  6  bashels;  doch  Wb.:  for  wheat  and  bean» 
it  contained  four  Winchester  busheis;  for  oats,  barley  and  potatoes, 
six  busheis.  —  S.:  In  the  flonr  measure  at  present  in  use  the  boll  or  half 


88  Neoe  Beitrüge  znr'  englischen  Lexikographie. 

sack  is"  considered  equal  to  140  Iba.  avoirdupoiB,  and  la  divided  into 
10  stonea  or  pecks.  The  boll  of  peaac  and  beana  weigha  280  Ib.;  of 
oata  264  Ib.;  of  barley  aboot  820  Ibs.;  of  oatmeal  140  Iba. 

BOLT,  a.  (vulg.)  gerade  (s.  S.  L.).  Jeaffreaon^  Live  it  doum,  lU, 
p.  203 :  Mr.  Alec  Barber'a  horae  and  gig  came  tearing  np  the  road  at 
fall  gallop,  and  went  holt  up  against  Mr.  Dowae'a  cbaise. 

BONALLT,8.  W,  Scott^  the  PiroUy  c.  4  (I,  p.  45):  "Here  is  your  bo- 
nally,  mj  lad."  And  so  saying,  he  quaffed  a  mmmer  glaaa  of  brandy 
.  •  .  J. :  BOKALAI8,  BONAiLiE,  BOMXAiLLiE,  A  drink  takcn  with  a  friend» 
when  one  ia  about  to  part  with  him ;  as  ezpreasing  of  one's  wishing 
him  a  proaperoua  journey. 

BONEY,  n.  spöttische  Bezeichnung  Napoleons  (s.  S.  L.).  Jeaffre^ 
son^  Live  it  doum^  I,  p.  64:  Besides  believing  that  Frenchmen  lived 
on  frogs,  that  Boney  had  sold  himself  to  the  devil  .  .  . 

BoM6RACK,s.  W.Scottj  Ouy  Manti^  c.  8  (I,  p.  20):  an  old-faahioned 
bonnet,  called  a  bongrace.  (J.:  1.  A  large  bonnet,  wom  by  females.) 
ui  HeaH  of  M.  Z.,  c  28  (II,  p.  162) :  The  want  of  the  screen,  which 
was  drawn  o^er  the  head  like  a  veil,  she  supplied  by  a  bon^grace,  aa 
she  called  it;  a  large  straw  bonnet,  like  those  worn  by  the  English 
maidens  when  labouring  in  the  fields.  ^But  I  thoaght  unco  ahame 
o'  mysell,"  she  said,  ^the  first  time  I  put  on  a  married  woman'a  bon- 
grace^ and  me  a  single  maiden."  —  J.  2 :  A  coarse  straw-hat,  of  their 
own  manufacture,  worn  by  the  female  peasantry. 

BONNET-  (bannet)  laird,  s.  J.:  A  yeoman,  a  pettyproprietor; 
one  who  farms  his  own  land.  —  W»  Scotty  the  Äntiq,^  c.  4  (I,  p.  39) :  it 
(the  ground)  belonged  to  old  Johnnie  Howie,  a  bonnet-laird  here  hard 
by.  —  id.  St,  Ran.  TT.,  c.  1  (I,  p.  10):  Meg  Dods  . .  .  had  the  hon- 
our  of  refusing  three  topping  farroers,  two  bonnet-lairds,  and  a  horse- 
conper,  who  successively  made  proposals  to  her.  —  ib.  c.  16  (II,  p. 
35):  sometimes  he  will  Hing  in  ...  a  bit  of  leaming  that  our  fannera 
and  bannet-lairds  canna  sae  weel  follow. 

BONNYDiE,  s.  W»  Scottj  the  Antiq.f  c  21  (II,  p.  73):  and  the  bita 
o'  weans  wad  up  .  .  .  and  toddle  to  the  door,  to  pu'in  the  auld  Blue- 
gown  that  minds  a'  their  bonnydies.  —  J.:  1.  A  toy,  a  trinket.  —  2. 
Applied  to  money,  as  having  the  influence  of  a  gewgaw  on  the  eye. 

BooBY-FOBM,  s.  Die  Bank  in  der  Schale,  auf  der  (durch  Certiren) 
die  Faulsten  und  Schwächsten  sitzen.    W.  ScoUy  Heart  of  M,  Z.,  c.  4 


Neae  Beiträge  zur  eDglischen  Lexikographie.  89 

(I,  p.  69):  there  is  not  a  hoj  on  the  boobj-form  bnt  shonld  have 
been  Bconrged  for  such  a  solecisin  in  grammar. 

boodle's,  n.  Ehemals  fashionabler  politischer  Clab  in  S(.  James* 
Street.  (S.  L.)  Jeafreson^  Lme  ü  dovm.  J,  p«  215:  The  oid  dub- 
lifo  of  Dr.  Jobnson's  era  still  existed  in  füll  vigour,  whereas  the  dub- 
homse  System  was  still  in  its  infancy.  The  Tories,  indeed,  had  for 
nearlj  eighty  years  held  their  quarters  at  White's,  and  the  Whigs  bad 
been  established  for  half-a-centuiy  at  Brooks's ;  Boodle's  also  numbered 
more  than  fifty  years,  while  the  ^Alfred'  and  the  ^Goards'  and  ^Arthnr's' 
were  at  the  opening  of  their  careers ;  but  the  'Athenseum'  and  the  'Ox- 
ford and  Cambridge',  the  'Carlton'  and  the  'Reform'  and  the  nnmerous 
other  magnificent  abodes  in  which  gentlemen  now  congregate  (of  whom, 
at  leasty  two-thirds  would,  in  former  generations,  have  remained  year 
in,  year  ont,  in  qaiet  conntry  homes)  were  not  as  yet  even  thonght 
of.  It  IS  tme  that  the  vidnity  of  St.  James's  Palace  contained  certain 
establishroents  in  which  the  leading  personages  of  the  land  enjoyed  the 
privilege  of  mining  themselves  with  splendid  rapidity;  but  vast  as  was 
the  misery  ereated  by  them,  their  aristocratic  sopporters  were  still 
coroparadvely  few  in  number.  Die  hier  besprochene  Zeit  ist  etwa 
1815«  Die  letzten  Sätze  beziehen  sich  auf  die  damab  üorirenden 
Spiel-Gnbs.  Einzelne,  wie  White's,  haben  alle  Phasen,  vom  einfachen 
Chokoladen-Hause  an,  durchgemacht,  und  das  Wappen  des  letztren, 
von  Horace  Walpole  und  George  Selwyn  componirt,  besteht  aus  lauter 
Attributen  des  Karten-  und  Würfelspiels  mit  der  Devise  'Cogit  amor 
numroi.' 

BOOK,  8.  W.  Scott,  WaverUyj  c.  36  (II,  p.  109):  This  set  Gilfillan 
opon  the  book  of  sports  and  the  Covenant  etc.  —  B.  of  Sp.,  eine 
▼on  Jakob  I.  erlassene  Verordnung,  welche  die  puritanische  Strenge 
der  Sonntagsfeier  fiir  staatsgefährlich  erklärte.  Der  Name  wegen 
des  Verzeichnisses  der  Spiele,  die  fdr  das  Volk  nützlich  seien. 
(«.  S.  L.) 

BOBDER,  V.  n.  Wb«:  to  approach,  to  come  near  to.  Daher  dann 
^mit  jemandem  anbinden,  sich  in  ein  Gespräch  einlassen,^  wol  nur 
provinziell.  Jeaffresoriy  Live  it  down,  II,  p.  148:  The  course  of  the 
day  would,  in  all  probability,  bring  them  another  packman,  who  would 
^border  with  them',  prating  of  the  town  he  had  last  quitted  etc. 

BOBDER,  s.  speciell  die  Gränze  zwischen  Schottland  und  England. 
W.  Scott,  Heart  of  M.  L.,  c2d(II,p.  80):  In  case  tbese  Tales  should 


40  Neae  Beitrüge  zur  englischen  Lexikographie. 

ever  find  their  way  across  the  Border  (d.  h.  nach  England),  it  maj  be 
proper  to  apprize  the  southom  reader  etc. 

BORROW,  8.  L.  der  Borg,  das  Erborgte.  Doch  auch  „das  Pfand,  ^ 
vonWb.  als  *Eare'  bezeichnet.  TT.  Scotts  WcmerUy^  c.  13  (I,  p.  128): 
the  lawless  thieves  of  the  Highlands  .  .  .  made  prisoners,  ransonicd 
them,  or  concussed  them  into  giving  borrows  (pledges)  to  enter  into 
captivitj  again. 

BOTTLBy  V.  to  bottle  up,  von  nnterdrOckten  Gefilhlen,  namentlich 
Zorn,  8.  S.  L.  —  Thackerayy  Virgin.,  I,  p.  64:  Mr.  Ward  kept  his 
temper  —  to  comprefiis,  bottle  np,  cork  down,  and  prevent  jour  anger 
from  present  fnrious  explosion,  is  called  keeping  yonr  temper. 

BOTTLEHOLDER,  s.  Sccundant  des  Faustkämpfers,  der  die  Flasche 
zur  Stärkung  desselben  führt,  (s.  S.  L.)  üebertragen  W.  Scotts  the  An» 
tiquary^  c.  89  (III,  p.  108):  Petrie,  in  his  Essay  on  Good-breeding 
.  .  .  recomroends  . .  .  this  attitude  to  all  led  captains,  tntors,  dependants, 
and  bottleholders  of  every  description. 

BOTTLE-suDER,  s.  Ein  Untersatz  unter  der  Weinflasche,  mit 
einer  Unterlage  versehen,  damit  dieselbe  beim  Cirkuliren  (sf.  S.  L.  u. 
bottle)  keine  Schrammen  auf  dem  Tisch  mache.  W,  Scott,  Guy  Mann.^ 
c.  36  (II»  p.  133):  his  Scratch  wig  on  one  side,  his  head  crowned 
with  a  bottleslider,  his  eye  leering  with  an  expression  betwizt  fun  and 
the  eifects  of  wine. 

BoüKiNOWASHiNQ,  8.  Die  gTossc  Wäsche  (schottisch).  TF.  ScctU 
Heart  of  M.  Z.,  c.  17  (I,  p.  279):  I'll  cry  up  Ailie  Muschat,  and  she 
and  I  will  hae  a  grand  bouking-washing,  and  bleach  our  claise  in  the 
beams  of  the  bonny  Lady  Moon.  —  J.:  bouk,  s.  A  lie  made  of  cow's 
düng  and  stale  urine  or  soapy  water,  in  which  foul  linen  is  steeped, 
in  Order  to  its  being  deansed  or  whitened.  —  bouxino-washino,  the 
great  annual  purification  of  the  family  linen  by  means  of  this  lie. 

BouNTiFUL,  n.  Nach  Farquhar's  'Beauz*  Stratagem'  eine  Dame, 
die  sehr  viel  mit  mildthätigen  Werken  sich  befasst;  s.  S.  L.  —  Jea/- 
freson^  Live  it  doum^  HI,  p.  321 :  Fanny  Magnum,  having  fbnnd  abid- 
ing peace  in  this  world,  and  long  lived  the  Lady  Bountiful  of  Merton- 
Piggott,  went  to  iittle  Fan'  in  heaven. 

BOUNTTTH  (bouuteth),  B.  Douccur,  Trinkgeld.  W.Scott,  Heart  o/M.  L., 
c.  8  (I,  p.  124):  my  curse  .  .  .  go  wi*  ye,  if  ye  gi'e  them  either  fee  or 
bountith  or  so  muckle  aa  a  black  pair  o'  cheverons.  —  ib.  c.  10  fp.  160) : 
In  this  proposal  there  was  much  that  pleased  old  David  —  there  was 


Ncae  Beitrüge  im  engtiadieii  Lexikographie.  41 

bed,  board«  and  boanteth  —  it  was  a  deoent  siiaatioo«  —  id.  Gvy 
Mann^  c.  89  (11,  p.  172):  I  served  for  little  fee  aad  bountith.  —  J.: 
1.  Something  given  as  a  reward  for  service  or  good  offices.  —  2.  It 
now  generally  signifies  what  w  given  to  servants,  in  addition  to  tbeir 
wages. 

BouROCK,  e.  J.  8. :  A  shepberd^s  hat  —  W.  ScoU^  Bob  R<nf^  c.  80 
(HI,  p.  89):  The  miserable  little  bonrocks,  as  the  Baillie  termed 
them,  of  which  aboot  a  dozen  formed  the  village  .  .  .,  were  composed 
of  loose  Btones.  —  id.  1h$  Antiquary^  c.  4  (I,  p<  42):  ^What  were  jou 
»peaking  about?"  "About  this  bit  bourock,  your  honoor,"  answered 
the  nndaunted  Edie j  ^I  mind  the  bigging  o't.*'  —  ib. :  ^if  joo  howk 
Dp  the  bourock  .  .  .  je'll  find  .  .  •  a  stane/'  —  J.  5:  A  confused 
heap  of  any  kind,  —  W.  Scott,  Heart  of  M.  Z.,  c  40  (II,  p.  210): 
And  ehe  pat  it  away  in  below  the  bit  bonrock  of  torf  jonder. 

B0DRTKEE,8.  Holunder.  W.  Scott,  Guy  Mann,,  c.  58  (in,p.  141): 
I  was  behind  that  bonrfreebnsh  at  the  verj  moment.  —  J.:  the  com- 
mon eider. 

Bow,s.  schottisch  für  boU.  W.  Scott,  Heart  of  M.  L,,  c.  9  (I,  p. 
139):  there  was  not  a  bow  left  in  the  meal-ark  ^  nnd  oft  sonst. 

Bow,  y.  Dnrch  Verbeugung  etwas  ausdrücken.  Jeafreson,  Live 
it  down^  II,  p.  214:  bowing  bis  thanks  for  this  gvaceful  attention, 
B.  took  the  miniature.  —  to  bow  out,  Jemand  unter  Verbeugong  hin- 
aus begleiten.  Ant.  TroUope,  the  Warden,  c.  2:  Mr.  C.  said  it  was 
oold  for  June,  and  bowed  him  out.     (vgl.  S.  L.) 

bowub,  s.  (schottisch).  J.:  A  small  barrel  or  cask,  open  at  one 
end  ...  It  also  sometimes  signifies  a  milk-pail.  —  W.  Scott,  Heart  of 
M.  2/.,  c.  14  (I,  p.  281):  the  brown  four-yoar-auld's  milk  is  not  seilcd 
jetf  nor  the  bowies  put  up  on  the  hink. 

BowK,8.  schottisch  =:bulk.  W.Scott,  theAntiq.  c.  25  (11,  p.  132): 
we  sboold  hae  had  baith  ends  o'  the  pockmankj  filled  bj  this  time.  — 
I  hope  it  's  bowk  aneogh  to  band  a'  the  gear. 

BowL,  ▼.  n.  u.  s.  Vom  bowling-Spiel  worden  Übertragungen  herge- 
nommen, wie  das  sprichwörtliche  W.  Scott,  Rob,  Roy,  c.  26  (II,  p. 
150):  I  trust  bowls  will  row  right,  though  thcy  are  awee  ajee  e'onow 
—  es  wird  Alles  noch  glatt  gehen.  —  id.  theAntiq,,  c.  21  (11,  p.  75) : 
dinna  be  cast  down  —  bowls  roaj  a'  row  right  yet.  Dann  c.  45  (IIT, 
p.  181):  Old  Edie  •  .  •  bowls  away  easily  from  one  friend's  honse  to 
another. 


42  Neoe  Beititge  cor  eDglisehen  Lexikographie. 

Bow-sTREKTy  D.  W.  Scott^  St,  Ron,  W.^  c.  3  (I,  p.  45) :  He  was 
calied  the  Man  of  Peace,  on  tbe  same  principle  whicb  aasigns  to  con- 
atables,  bow-strertruknerb  ,  and  auch  like,  who  are  perpetaallj  and 
oflficiallj  employed  in  aoenes  of  riot,  the  title  of  peace-ofBcers.  —  ib. 
c  86  (Iir,  p.  149):  Mr.  S...  wonld  have  been  conitigned  to  the  cns- 
todj  of  a  Bow-STREETOFFICRR.  Vor  der  Reorganisation  durch  Sir  R. 
Peel  Bezeichnung  der  Sicherheitupolisisten,  weil  in  Bow-street  das 
Centralbureao  ist.  (s.  S.  L.) 

Box-BED,  s.  In  Schottland  ein  Bett,  welches  nicht,  wie  die  eng- 
liischen,  mit  Vorhängen,  sondern  mit  hölzernen  Läden  geschlossen  ist. 
W.  Scotts  the  Pirate  c.  38  (III,  p.  161):  At  length  tlieir  long  course 
ended,  bj  Noma  drawing  aside  a  sliding  panel,  which,  opening  behind 
a  wooden,  or  boz*bed,  as  it  is  calied  in  Scotland,  admitted  them  into 
an  .  .  •  apartment.  —  J.:  1.  A  bed  having  the  sides  and  top  of  wood, 
with  two  sliding  panels  for  doors.  2.  It  also  denotes  a  bed  in  the 
form  of  a  scrutoire,  or  ehest  of  drawers,  in  which  the  bedclothes,  etc. 
are  folded  np  dnring  the  day ;  calied  also  a  Bureau-bed* 

BRACELET,  v.  Armbänder  anlegen.  W.  Scotts  Kenüw.y  c.  16:  I'U 
bracelet  him  with  iron  both  on  wrist  and  ankle. 

BRADSHAW,  B.  Herausgeber  des  überall  in  England  verbreiteten 
Coiirsbuches.  Ant.  Trollope^  the  Worden^  c.  16:  He  was  at  breakfast 
at  nine,  and  for  the  twentieth  time  consulted  his  '^Bradshaw"  to  see 
at  what  earliest  hoor  Dr.  6.  could  arrive  from  Bi^rchester. 

BRAiD,  a.  schottich  =  broad.  W.  Scotts  St  Ron.  TT.  c.  20  (II, 
p.  104):  I  daur  say  the  like  o  't  was  ne'er  seen  in  braid  Scotland. 

BRAMAH,  n.  Erfinder  und  Verfertiger  berühmter  diebessichrer 
Schlösser.  avie-la];.lemant,  d.  deutsche  Gaunert h.  11,  p.  176 :  (Chubb 
und  Bramah)  haben  ganz  vorzüglich  die  Kunst  auf  die  Bewegung  dea 
Riegels  verwandt,  wobei  der  Schlüssel  in  höchst  einfacher  Construction 
erscheint.  —  ib.  p.  178:  Das  von  Bramah  erfundne  Schloss  ist  der 
Kleinheit  wegen  besonders  zu  Schreibtischchen,  Kästchen,  Portefeuilles, 
Vorhängeschlössern  u.  s.  w.  geeignet,  und  hat  eine  ganz  eigenthOm- 
liehe  Riegelbewegnng  und  Zuhaltung,  auf  welcher  letzteren  die  grossen 
Vorzüge  des  ganzen  Schlosses  wesentlich  beruhen.  —  Vgl.  S.  L.  — 
W.  Scotty  St.  Ron.  W.  c.  33  (III,  p.  101):  Lord  E.  had,  as  is  usual, 
one  key  to  the  box  which  held  his  letters,  his  oonfidential  servant  being 


Neae  BdtrSge  tat  eogliichen  Lexikographie.  43 

enirasted  with  the  other ;  to  that,  nnder  the  protection  of  a  patent  lock, 
hi3  dispatches  eecaped  all  risk  of  being  tampered  with  .  •  •  ^By  yonr 
eave,  Mr.  Bramah/*  said  the  Earl,  ae  he  applied  the  kej.  —  Äni, 
Trdlope^  the  Worden  c«  8:  At  the  same  time  he  partly  opened  the 
pmall  drawer  .  . .  depoBited  the  paper  on  the  volame  of  Babelaia  •  •  • 
Ah !  vain  man !  he  could  fasten  ap  his  Rabelais,  and  other  things  Be- 
eret, with  all  the  skill  of  Bramah  or  of  Chubb;  but  where  conld  he 
fasten  np  the  key  which  solved  these  mechanical  mysteriea. 

BRAKD,  8.  Die  ganze  auf  einmal  ezportirte  und  daher  mit  glei- 
chem Handlungszeichen  (brand)  Tersehene  Sendung  eines  Products« 
Daher  fast  =  Qualität,  s.  S.  L.  —  Tkackeray^  Virginians  I,  p.  5: 
There  's  no  sweeter  tobacco  comes  from  Virginia,  and  no  better  brand 
than  the  Three  Castles. 

BBAMDXR,  V.  auf  dem  Bost  braten.  W.  Scotts  SU  Bon,  W*  e,  28 
(in,  p.  22) :  yon  will  sup  with  me,  when  I  come  back.  —  Mrs.  D. 
will  toss  up  something  —  a  brandered  fowl  will  be  best.  —  J.:  To 
broil  on  a  gridiron,  to  grill. 

BRANK-NBW,  a.  schottlsch,  Wie  englisch  brand-new.  W.  ScoU,  tSt. 
Ron,  TF.  c.  2  (I,  p.  34) :  The  tight  lads  of  yeomen  with  the  brank 
new  blues  and  buckskins.  —  J.:  quite  new,  having  the  new  gloss. 
Das  W.  schliesst  sich  also  an  prangen,  prunken;  brank,  v.  to  raise 
and  toss  the  head;  applied  to  horses;  branken,  gay,  lively;  brankie, 
gaudy :  brankin,  roaking  a  great  show  (bei  J.) ;  während  bei  brand  new 
wol  weniger  an  den  strahlenden  Feuerbrand  (Wb.),  als  an  das  frisch 
aus  der  Schmiede  kommende  und  glänzende  Eisen  zu  denken  ist  (wie 
in  funkel-nagel-neu). 

BRAW,  a.  gut,  schön,  tüchtig  (schottisch).  W.  Scotts  SL  Bon,  W, 
c.  20  (II,  104):  There  are  braw  shawls  made  at  Paisley.  —  ib.  c.  87 
(II,  p.  16):  your  braw  hunting  knife.  —  id,  Guy  Manner,  c.  44  (III) 
p.  41):  G.'s  braw  new  carriage.  —  id,^Eeart  of  M,  L,  c.  S7  (III,  p. 
47):  his  braw  star  and  gart  er.  —  ib.  c.  9  (I,  p.  149):  it  's  a  braw 
day  out  bye.  —  id,  Äntiq,  c.  1 5  (I,  p.  1 64) :  we'Jl  try  your  braw  veal 
sweetbread.  —  ib.  c.  27  (U,  p.  153):  Thore  was  never  sie  a  braw 
propine  as  this  sent  to  a  yerl.  Mehr  vom  innern  Werth  St,  Bon»  W, 
c  15  (11,  p.  20) :  if  a  gold-laced  waistcoat  has  an  enipty  pouch,  the 
piain  swanVdown  will  be  the  brawer  of  thp  two.  —  brawlt,  na- 
mentlich in  der  Yerbdg.  ye  ken  brawly,  wie  id,  Bob,  Boy  c.  9  (I,  p. 


44  Neae  Beitrüge  rar  engliflohen  LezikographiP. 

109);  Antiq.  o«  25  (II,  p.  182);  c  87  (IH,  p.  88).  Auch  baawuns 
u.  BRAWLiES,  td.  Eeari  of  M.  L*  c.  29  (II,  p.  189):  we  mann  a'  dee, 
je  ken,  Jeanie  —  You  CameronianB  ken  (hat  brawlins.     Daher 

BRAWS,  8.  beste  Kleider,  Staat«  W.  Scotts  the  Antiq.  c.  26  (II, 
p.  142):  I  see  ye  hae  gotten  a'  jour  braws  od.  —  ib.  c  29  (II,  p. 
179):  I  think  having  seen  a'  the  braws  jonder  and  finding  oat  anc 
maj  be  happier  withoat  them,  haa  made  me  proud  o'  mj  ain  lot  — 
id.  Heart  of  M.  L.  o.  IS  (I,  p.  262):  je*  re  dressed  out  in  your 
brawe. 

BREAD^  8.  Jtqffreaon^  Live  ü  down^  I,  p.  106 :  I  don't  speak  of 
ehilh'ngs  given  to  old  men,  or  Backs  of  coals  given  to  panper  beldames, 
or  bread  cast  upon  the  waters  in  order  that  it  may  coroe  back  to  the 
sower  after  many  days  in  the  shape  of  political  influenoe.  Sprichwört- 
lich nach  Eccles.  XI,  v.  1 :  **cast  thy  bread  npon  the  waters,  for  tboii 
shalt  find  it  after  many  days.^     S.  S.  L.  unter  cast,  v. 

BREAK,  V.  a.  Ant.  Troäopey  Barchester  Towers^  c  17:  Frowns 
cannot  kill,  nor  can  sharp  words  break  any  bones,  —  sprichwörtlich, 
8.  S.  L.  —  2.  y.  n.  the  voice  breaks,  die  Stimme  wechselt,  rontirt. 
Thackeroff^  Virginiane^  I,  p.  78 :  He  learned  the  latest  imported  catches 
and  songs,  and  played  them  beantifuUy  on  bis  yiolin,  and  wonld  have 
snng  them  too,  bnt  that  bis  voice  broke  at  this  time,  and  changed  from 
treble  to  bass. 

BREAKBR,  8.  1)  Abrichtcr  von  Thieren.  W*  Scotts  the  Antiq.j  c. 
30  (III,  p.  7):  I  am  trnly  sorry  that  Juno  has  committed  so  mnch 
disorder ;  but  Jack  Muirhead,  the  breaker,  was  never  able  to  bring  her 
under  command.  —  ib.  p.  8:  But  Juno — she  is  only  thonghtless  too, 
I  assure  you — the  breaker  teils  me,  she  has  no  vice  or  stnbbornnesa. 
2)  „Brandung,  Wellenbruch.**  L.  Wenn  ein  solcher  sich  plötslich  Tor 
dem  Schiffe  seigt,  so  deutet  dies  auf  eine  verdeckte  Klippe  und  anf 
grösste  Gefahr  fflr  das  Schiff;  daher  ist  ^breaker  ahead!'  wie  'rock 
ahead!'  (s.  S.  L.)  Bezeichnung  plötslich  drohender  grosser  Gefahr. 
W.  S^ott^  Ouy  Mann.,  c  84  (II,  p.  117):  ^She  was  at  the  Kaim  of 
Demclengh,  at  Vanbeest  Brown's  last  wake,  as  they  call  it,  the  other 
night,  wifh  two  of  my  people,  and  some  of  her  own  blasted  gypsies." 
^That's  another  broaker  ahead ,  Captain  I  Will  she  not  sqneak, 
think  ye?»» 

BRRASKrr,  8.    W.  ScoUj  Reh  Roy^  c.  83  (III,  p.  92):  Drive  three 


Keoe  Beitrige'  sar  englbchen  Lexikographie.  45 

indies  of  canld  aim  iDto  hie  bteaskit.  —  J. :  bbbkxt,  bisket  The 
breast.  It  Is  need  obliqnely,  and  periiape  ratfaer  arbitrarily,  for  the 
stomach« 

BBBGHAM,  B.  (schottisch)  Klimmet  W.  Scott j  Heart  of  M.  JD.,  c.  5 
(I,  p.  81):  6et  op,  Mr.  S. — j^  have  eet  joareell  down  on  the  veiy 
brediam  that  wants  stitcfaing.  —  J. :  The  collar  of  a  working 
hone. 

BBEEDiKG  CAGB,  0.  6100  Vogelhecko.  W.  Scott^  Bob  Rojfy  0.  10 
(I,  p.  180):  joa  neither  see  a  ahepherd  or  shepherdeee  wronght  in 
worsted  . . .— or  a  staffed  parrot, — or  a  breeding-cage,  fall  of  canary 
birds — or  a  honsewife-caae  etc. 

BBXKK8,  8.  W.  ScoU^  Rob  Soy,  c  27  (n,  p.  169) :  ^It  will  be 
noDsenae  fining  me  . . .  that  hasna  a  grey  groat  to  pay  a  fine  wi'-— it's 
iU  taking  the  breeks  äff  a  Hielandman.*'  —  sprichwörtlich  =  Wo  nichts 
ist  etc.—  (Nebenform  des  W.  id.  Heart  of  M.  L.,  c  51  (III,  p.  276): 
How  18  the  lads  to  dimb  the  praes  wi*  thae  tamned  breekens  on  them?) 

BBEsciA,  8.  TT.  Scotts  Roh.  Royy  c  82  (III,  p.  76) :  Barricades 
of  limestone  rock,  intennized  with  huge  masses  of  Brescia,  or  pebbles 
imbedded  in  some  softer  snbstance  which  has  hardened  aronnd  them 
like  mortar.  —  ib.  c.  88  (III,  p.  95) :  the  varions  deep  gnllies  where 
masses  of  the  composite  rode,  or  ^rescto,  tnmbling  in  fragments  from 
ihe  diffi,  have  rushed  to  the  vallej. 

BBiDBWELLy  8.  Br.  ist  eigentlich  das  Armen-  and  Arbeitshans 
der  City  von  London  (ygl.  L.):  seit  der  Erbaaang  des  Coirections- 
hanses  in  HoUowaj  nicht  mehr  gebraucht  (eigentlich  St  Bride's  oder 
Bridget^s  Well) ;  ist  dann  Appellativ  ffir  „Correctionshaas'^  geworden. 
W.Scatt^theAntiq.y  c.  21  (II,  p.  75):  I  gang  by  the  bridewell  as  safe 
as  by  the  kirk  on  a  Sabbath.  —  id,  Guy  Mann*,  c.  6  (I,  p.  48) :  Jodk 
• . .  was  remitted  to  the  coanty  bridewell.  —  ib.  c.  84  (II,  p.  114): 
I  wfll  commit  him  to  the  Workhonse,  or  Bridewell,  which  yon  know 
18  beside  the  Cnstom-hoase.  —  ib.  c  48  (III,  p.  88) :  sending  him  to 
the  Bridewell  at  Pontanferry,  n.  öfter. 

BRIGG,  8.  schottisch  fdr  bridge.  W,  Scotts  Guy  Mann^j  c  11  (I, 
p.  88):  and  the  brigg  ower  Warroch  bam  is  safe  enoagh. 

BBI88EL-COGK,  s.  Tmthahn.  TT.  SccUj  Waoerley^  c  24  (II,  p.  4): 
da(&,  drake,  brissell*cock,  pawnies  etc.  —  J. :  Apparently  the  tarkey- 
cod^  —  er  schwankt  zwischen  Ableitang  von  bristley  oder  Brasil-c 


46  Neue  BeiCriige  <ur  englischdo  Lexikographie. 

BBOACR,  y.  to  broach  a  enbject,  von  einer  Saehe  zuerst  sa  reden 
anfangen  (s.  S.  L.)«  C.  Bell^  Shirley,  II,  p.  231 :  Be  eeated,  first. 
The  Bubject  I  would  broach  ie  one  of  some  moment:  perhaps  I  have 
hardly  a  right  to  approach  it. 

BROAD,  a.  Jeaff'reson^  Lm  ü  dountf  I,  p.  249 :  The  star  of  Gran- 
Tille  ie  falling,  that  of  Pelham  is  in  the  asoendant ;  and  the  great  coali- 
tion  on  ^The  Broad  Bottom"  is  managing  the  affairs  of  the  State.  — 
Wb. :  BROAD  BOTTOM  BfiNisTRY.  In  EngUsh  history,  a  name  sometimes 
given  to  an  administration  comprising  nine  dukes  and  a  grand  ooalition 
of  all  parties,  which  was  formed  in  Nov.  1744,  and  was  dissolved  by 
the  death  of  Mr.  Pelham,  March  6.  1755.  —  broai>-lbafbD|  mit  brei- 
ter Krampe  (s.  S.  L.  u.  leaf,  leafcd).  Thadkeray^  VirgtraanSy  II,  p. 
263:  And,  taking  bis  broad-leafed  hat,  Mr.  Chaplain  walked  ont  of 
the  room. 

brocard,  s.  W.  Scott,  WaverUyj  c.  41  (U,  p.  151):  This  is 
something  like  the  brocard  expressed  bj  the  learned  Sanchez  in  hia 
work  Be  jure  jurando.  —  J. :  The  first  Clements  or  maxims  of  the  law ; 
an  old  forensic  terra. 

BROCK,  s.  (schottisch)  W.  Scotty  the  Äntiq.^  c  21  (II,  p.  75):  I 
keep  the  crown  o*  the  causey,  when  I  gae  to  the  borougb,  and  mb 
shouthers  wi'  a  baillie  wi'  as  little  concern  as  an  he  were  a  brock.  — 
J. :  BROK,  s.  1.  Fragments  of  any  kind,  especially  of  meat.  2.  Trasb, 
refuse. 

BROCKiT,  a.  bunt  (schott).  W.  Scotts  Heart  of  M.  X.,  c  39  (III, 
p.  80):  and  I  wad  wnss  ye,  if  Gowans,  the  brockit  cow,  has  a  quey, 
that  she  snld  suck  her  fiU  of  milk.  —  ib.  c.  42  (in,  p.l28):  there  's 
Gowans,  and  there  's  your  ain  brockit  cow.  —  J. :  Yariegated ;  having 
a  mixtnre  of  black  and  white.  A  cow  is  said  to  be  brockit^  that  haa 
black  spots  or  streaks,  mingled  with  white,  in  her  face. 

BROO,  T.  (schott.)  mit  dem  Pfriem  stechen.  PF.  Seott^  Heart  of 
M.  2^.,  c.  5  (l^  p«  74) :  D'ye  think  I  was  bom  to  sit  here  brogging  an 
elshin  throngh  bend-leather?  —  J.:  to  pierce,  to  strike  with  a  sharp 
instrument. 

BROiL,  ▼.  broiled  bone,  Knochen  von  einem  Braten,  mit  den  daran 
befindlichen  Fleischresten  sa  einem  frugaleren  Mae  auf  dem  Rost  noch- 
mals aufgebraten  (s.  S.  L.).  TF.  Scottj  Heart  ofM.L.,  c  1  (I,  p.  34): 
The  two  young  men  ordered  a  broiled  bone,  Madeira  negus  and  a  pack 


Üftne  Beitrage  sur  ^taglisclien  Leiikognpbie.  47 

of  Cards.  —  Thackeray^  Virginians^  II,  p.  259:  ^'I  hare  had  enough 
for  to-night,  my  lord,"  says  Harry,  and  riEea  and  goee  away,  and  eats 
a  broiled  bone  in  the  coffee-room. 

BBOO,  8.  (ecbott)  TT.  ScoUj  Eeart  of  M.  X.,  c.  25  (U,  p.  114): 
I  had  never  muckie  broo  o'  my  gudeman's  gossips,  and  now  I  like  them 
wanr  than  ever.  — ib.  c.  39  (III,  p.  89)  s.  n.  Charge.  —  J.:  ^I  hae  nae 
hroo  of  them  ava,"  I  have  no  favourahle  opütion  of  them. 

brooke's,  Club  altern  Styls  in  St.  Jamea'  Str.,  London;  s. 
Boodle's. 

BBooM,  V.  W,  Scotty  the  Pirole f  c.  21  (II,  p.  118):  I  saw  them 
ai  North  Bonaldsha,  that  had  seen  the  good  bark,  the  Olave  of  Ler- 
wick,  that  our  wcrthy  patron  has  such  a  great  share  in  that  she  may 
be  called  his  own  in  a  manner,  and  they  had  broomed  the  bark,  and . . 
she  answered  them  for  seven  fish.  —  in  Note :  There  is  estabb'shed 
among  whalers  a  sort  of  telegraphic  signal,  in  which  a  certain  number 
of  motions,  made  with  a  broom,  express  to  any  other  vessel  the  num- 
ber of  fish  which  they  have  caught 

BBOWir,  a.  W.  JScoUj  iSt.  Ben.  TT.,  c.  80  (III,  p.  59) :  his  face, 
as  brown  as  a  berry,  was  illomined  hj  a  pair  of  eyes  etc.  stehender 
Yergleich,  s.  S.  L. 

BROWNix,  s.  (schottisch)  W.  Scott y  Roh  Boy,  c.  15  (11,  p.  23): 
Ye  '11  no  catch  one  o'the  servants  ganging  up  the  stair,  puir  frightened 
heathens  that  ihey  are,  for  fear  o'  bogles  and  brownies.  —  id,  Heart 
0/  M.  L.y  c.  26  (n,  p.  129):  she  . . .  ejaculated,  ^£h,  sirs,  the  Brownie, 
the  Brownie  P  and  fled,  yelling  as  if  she  had  seen  the  devil.  To  ex- 
pUun  her  terror,  it  may  be  necessary  to  notice,  that  the  old  house  . . . 
had,  according  to  report,  been  long  haonted  by  a  Brownie,  one  of  those 
&miliar  spirits,  who  were  believed  in  andent  times  to  sapply  the  defi- 
ciencies  of  the  ordinary  labourer — 

*Wbirl  the  long  mop»  and  ply  the  airy  flail." 

J.  setzt  noch  dazu :  Instead  of  doing  any  injury,  he  was  believed  to  be 
rery  nsefol  to  the  family,  particularly  to  the  servants,  if  they  treated 
bim  well ;  for  whom,  while  they  took  their  necessary  refreshment  in 
sleep,  he  was  wont  to  do  many  pieces  of  drudgery. 

BBOWBT,  s.  das  gesammte  mit  einem  Male  gebraute  Bier.  TT.  Scotts 
St.  Bon.  W.f  c  28  (DI,  p.  25) :  Mr.  Tirl  can  teil  that,  for  mony  a 


48  Meae  BeitrXge  sur  englbchen  Lexikograptiie. 

brpwüt  of  it  hae  I  brewed  lang  »yne  for  him«  —  J. :  As  mach  malt 
liqaor  ulb  is  brewed  at  a  time. 

BBUMSTAME,  8.  scfaottisch  für  brimstone.  W.  Scotts  Heart  o/M,  L.^ 
c«  IS  (Ily  p.  14):  Eeal  catches  fire  at  a  slight  spark  as  fiut  as  a  bnim- 
«tane  match.  —  Die  Stelle  seigt,  dasB  L.'s  ^Schwefelhols^  nicht  paast. 
Vgl.  S.:  bbustomb-matcb:  slips  of  wood  tipped  with  brimstoDe,  for- 
merly  used,  but  now  snperseded  by  lacifers;  narrow  Strips  of  linen  or 
ootton  about  eigfat  inches  long,  dipped  in  melted  snlphur  and  some  aro- 
matics  made  in  Sfrasboarg  and  other  plaoes,  and  used  in  snlphnring 
wines.     Sie  gehörten  zum  Feuerzeug  mit  Stahl  und  Stein. 

BBUSHy  B.  L. :  „Anfall,  Kampf. **  Daher  W.  Scott j  Ouy  Mann.y 
c.  52  (III,  p.  120):  So  you  intend  to  give  up  this  poor  yonng  fellow 
at  the  first  bmsh  ?  —  wie  wir:  nach  dem  ersten  Anlauf. 

BBÜ88BLS,  n.  zweitbeste  Sorte  der  in  England  Qblichen  Teppiche 
(s.  S.  L.  u.  Kidderminster).  Btdwer^  Night  a,  M.^  p.  881:  Wipe  the 
carpet,  Jenny;  —  dirty  feet!  Mr.  Morton, — it  is  a  Brüssels I 

BUCKiB,  F.  (schott.)  W.  Scott,  the  Pirate^  c  29  (III,  p.  28):  I 
wonld  eat  corrupted  sea-weed  like  a  starling  • . .  or  whilks,  buckies, 
and  lampits  .  • .  rather  than  break  wheat  bread  and  drink  red  wine  in 
a  house  whore  it  is  begrudged  me.  —  J.  1 :  Any  spiral  shell,  of  what- 
ever  size.  —  id,  Heart  of  3/.  £.,  c.  18  (II,  p.  19):  EhI  see  if  there 
isna  our  auld  ne'er-do-weel  deevil's  buckie  o'  a  mither.  —  J.  2 :  A  per- 
verse or  refractory  person  is  denominated  a  ihraum  buckie^  and  some- 
times,  in  still  harsher  language«  a  DeiPs  buclde, 

BucxiNa,  s.  C,  Bell,  Shirley,  II,  p.  884:  His  ideas  are  not  dean; 
they  want  sconring  with  soft  soap  and  fuUer's  earth.  I  think,  if  he 
could  add  his  imagination  to  the  Contents  of  Mrs.  GilFs  bucking-basket, 
and  let  her  boil  it  in  her  copper,  with  rain-water  and  bleaching-powder 
.  •  •  it  would  do  him  incalculable  good.  —  Der  schmutzige  Wäsche- 
Korb.  Wb. :  BUCKmo,  the  act  or  process  of  soaking  doth  in  lye  for 
bleaehing;  also,  the  lye  or  liquor;  a  washing.  Vgl.  oben  bouking- 
washing* 

BCGXLB,  V.  1)  verheirathen,  scherzhaft  TT.  Scott,  St.  Ron.  IT., 
0.  17  (II,  p.  59):  ^MarriedT'  said  the  dergyman,  ^it  is  impossible  P' 
^But  where  's  the  impossibility,  Mr.  Cargill,  when  you  see  folk  marry 
every  day,  and  buckle  them  yonrsdl  into  the  bargain?  —  J«:  to  join 
two  persona  in  marriage,  used  in  a  low  or  ludicrous  sense.  —  2)  TF. 


Neue  Beiträge  nur  engliicben  Lexikographie.  49 

SeM^  Htart  of  M.  Z.,  c  85  (III,  p.  85):  **1  do  not  know  that,"  re- 
plied  the  Duke,  ^ilka  man  buckles  bis  belt  bis  ain  gate — you  know 
oor  old  Scots  proverb?" 

BÜCK8KINBD,  a.  iH  Buckskin  gekleidet.  W.  Scotts  St.  Ren.  W.^ 
c.  13  (I,  p.  179):  to  notice  . .  .  tbe  ''Dear  me  V  and  "«Oh  laa  's"  of  the 
tituppiog  misses,  and  tbe  oaths  of  tbe  pantalooned  or  backskin'd 
beaax. 

BUDOKT  of  new8 ,  der  Vorratb  von  Neuigkeiten,  die  Jemand  za 
erzählen  bat,  vgl.  S.  L.  (Sack  toU  Neuigkeiten.)  W.  Scotts  Antiq.^ 
c.  43  (III,  p.  150):  bere  comes  Edie  with  a  whole  budgct  of  good 
news.  —  AnU  Trollope^  the  Warden^  c.  12:  Eleanor  feit  tbat  ...  ehe 
had  now  nothing  further  to  do,  but  to  add  to  the  budget  of  news  whicb 
was  prepared  for  her  father,  tbat  John  Bold  was  her  accepted  lover.  — 
tVL  Barch.  Towers^  c.  48:  Mr.  A.  went  over  with  bis  budget  of  news 
to  the  archdeacon.  —  ^of  news"  wird  auch  ganz  fortgelassen«  Thackeray^ 
the  Virginians^  III,  p.  129:  Tbe  real  business  of  life,  I  fancj,  can  form 
bat  a  little  portion  of  tbe  novelisi's  budget. 

Buiu),  V.  Zu  builded  setzt  L.:  Arch.^  nach  Wb.:  Tbe  regulär 
imp.  and  p.  p.  builded^  is  antiquated.  Vorsichtiger  W. :  huüded  is  little 
naed,  was  Mätzner  (I,  339)  aufgenommen  hat.  Es  findet  sich  noch 
bei  Scott,  z.  B.  Pirate,  c.  37  (III,  p.  151):  the  loftj  spire,  whicb, 
long  since  destroyed  by  accident,  bas  been  rebuilded  upon  a  dispropor- 
tloned  and  truncated  plan. 

BCLL  AND  Hourn,  ein  viel  genannter  Gasthof  in  London,  Hanpt- 
stmtion  ffir  die  stage-coaches.  Thackeray^  the  Vtrginians,  IV,  p.  118: 
The  Englisb  governor  (with  a  long  beard),  he  called  tbe  ^Goat  and 
Boots,"  bis  lieutenant  (Barkes)  whose  face  certainly  was  broad,  the 
••Bull  and  Mouth."  —  W.  Scott,  Heart  of  M.  X.,  c.  1  (I,  p.  13):  the 
highe5t  bribe  could  onlj  induce  the  coachman  to  promise  to  anticipate 
bj  half  an  bonr  the  usual  time  of  bis  arrival  at  the  Bull  and  Mouth. 
Die  alten  Gasthöfe  wählten  der  besseren  Unterscheidung  wegen  solche 
Verbindungen  sehr  entlegener  Dinge  zu  ihrer  Bezeichnung. 

BULLY,  s.  BULLY-HüFF,  Prahler,  Eisenfresser,  wie  sonst  huff  allein. 

W.  Scotts  Quy  Mann.^  c.  28  (II,  p.  51):    bere  's  a  cup  of  the  right 

fbr  70U,  and  never  mind  tbat  bully-buff.  —  bully-boy,  =:  bully,  W. 

Scott,  Bob  Boy,  c.  8  (I,  p.  107) :   And  you,  Mr.  Frank  Osbaldistone, 

are  not  tbe  first  buUj-boy  tbat  bas  said  stand  to  a  true  man. 

AicblT  f.  n.  Bpnehen«  XLIX.  4 


50  Neue  Beiträge  cur  englischen  Lexikographie. 

BUMB,  8.  der  dröhnende  Ton  (s.  boom  in  S.  L.)«  W.  ScoU^  Kenä- 
fvorth,  c.  10:  You  shall  hear  the  bittern  bumb,  and  the  wild*drake 
qaack.  —  J. :  bum,  a  humming  noise. 

BUMBAZED,  a.  J. :  stnpefied.  —  W.  Scotts  Roh  Roy^  c.  23 
(II,  p.  118):  Conscience!  if  I  am  na  clean  bumbaized.  —  Vgl.  bam- 
boozle. 

BUMMOCK,  8.  (schottisch)  W,  Scotts  the  Pirole^  c.  36  (III,p.  130): 
the  mickle  bicker  ...  which  was  always  ofiered  to  the  Bishop  of  Ork- 
ney brimfui  of  the  best  bummock,  that  ever  was  brewed.  —  J.  2 :  A 
brewing  of  a  large  qaantity  of  malt,  for  the  purpose  of  being  drunk  at 
once  at  a  meriy  roeeting. 

BüNO,  V.  O,  EUotj  Adam  Bede^  I,  p.  221 :  If  yon  get  hold  of 
a  cfaap  that  's  got  no  shame  nor  conscience  to  stop  him,  you  must  try 
what  you  can  do  by  bunging  his  eyes  up  —  ihm  in  die  Augen  schla- 
gen.    Slang^DicU:  to  bung  up,  to  close  up.     Fugilistic, 

BUNKER,  8.  W,  Scotts  HeaH  of  M*  jL.,  c  9  (I,  p.  147):  Thcre 
was  no  seat  accomroodated  him  so  well  as  the  ^bunker"  at  Woodend.  — 
J. :  LA  bench,  or  sort  of  low  ehest,  serving  for  a  seat.  2.  A 
seat  for  a  window  which  also  serves  for  a  ehest,  opening  with  a 
hinged  lid. 

BUBNSiDE,  8.  d.  Land  an  einem  Bach;  side  mit  so  schwacher  Bed. 
wie  in  roadside,  oountryside  u.  dgl.  W.  Scott j  Antiq,,,  c.  37  (III,  p. 
86) :  I  can  neither  whistle  nor  sing  for  thinking  o'  the  bonny  burn- 
sides  and  shaws  that  I  should  hae  been  dandering  beside  in  weather 
like  this.  —  ib.  c.  44  (III,  p.  168):  Is  nae  there  the  country  to  fight 
for,  and  the  burnsides  that  I  gang  danndering  beside. 

BUBR,  8.  C  Bell,  Skirley,  II,  p.  158:  I  like  your  southern  ao- 
cent :  it  is  so  pnre,  so  soft.  It  has  no  rugged  burr,  no  nasal  twang, 
such  as  almost  every  one*8  voice  here  in  the  north  has.  —  ib.  I,  p.  64: 
^A  Yorkshire  burr/'  he  affirmed,  ^was  as  mach  better  than  a  Cock- 
ney's  lisp,  as  a  buU's  bellow  than  a  ratton's  squeak".  —  Wb. :  burr  : 
A  guttural  pronunciation  of  the  letter  r,  produced  by  trilling  the  ex- 
tremity  of  the  soft  palate  against  the  back  of  the  tongue ;  rotacism ; — 
often  called  the  NewcastU,  Northumberland^  or  Tweedside  burr, 

BUSINESS  als  Plural  W.  ScoU,  St.  Ron.   W.,  c  36  (III,  p.  151): 


Nene  Beitritge  cor  esgliichen  Lexikographie.  61 

joa  will  find  mach  more  art  aad  deiterity  neoessary  in  oondacUng  theee 
bnsinese  to  an  issne,  than  etc. 

BVBKnxKD,  a.  auf  dem  Cothnrn  gehend.  Bvdwer^  Night  <u  if.,  p. 
212 :  it  never  produced  a  knave  more  consammate  in  hie  part,  or  carry- 
ing  it  ofi*  with  more  buskined  dignity  than  William  Gawtrej. 

BOT,  8.  W.  sScoUy  Bride  of  Lam.^  c.  12  (I,  p.  15Ö) :  from  which 
Position  he  conld  reconnoitre  the  interior  of  the  bnt,  or  kitchen  apart- 
ment  of  the  mansion.  —  J.  erklärt  es  als  the  outer  apartement  of  a 
honse  (but,  aussen ;  niederdeutsch  buten). 

BunzB,  V.  schmeicheln  (schottisch).  W.  Scotts  Anüq.^  c.  87  (III, 
p.  94) :  Go  with  him,  boy — keep  him  employed,  man,  for  half  an  hour 
or  so — ^butter  him  with  some  warlike  terms — ^praise  his  dress  and  ad- 
dress. —  J.:  to  flatter;  to  coax.  A  low  word;  from  the  idea  of  ren- 
dering  bread  more  palatable,  by  besmearing  it  with  butter. 

BUTTOCK,  s.  W.  Scotts  WaverUy^  c.  30  (II,  p.  67) :  What,  d'ye 
think  the  lads  wi'  the  kilts  will  care  for  yere  synods  and  yere  pres- 
byteriesy  and  yere  buttock-mail,  and  yere  stool  of  repentance?  —  J.: 
Bi7TTOCK-iLA.lL,  a  ludicrous  designation  given  to  the  fine  exacted  by  an 
eodesiastical  court  as  a  commutation  for  public  satis&ction  in  cases  of 
fornication. 

BUTTOKy  s.  to  hold  by  the  button,  eine  vulgäre  Unsitte,  Jemand 
sum  Anhören  zu  zwingen  (s.  S.  L.).  W,  Scotts  JRob  Boy^  c  4  (I,  p. 
51):  My  companion  made  up  to  him,  and,  taking  him  by  the  button, 
drew  him  aside  into  one  of  the  Windows.  Später:  He  then  eztri- 
cated  his  button,  not  very  ceremoniously,  from  the  hold  which  detained 
bim  etc. 

BT,  adv.  J. :  denoting  approximation,  or  approach  from  some  dis- 
tance,  nsed  in  the  composition  of  varions  adverbs  . . .  zn-bt,  nearer  to 
any  object.  TT.  Scotts  Eeart  of  M.  i.,  c.  26  (11,  p.  135):  Ye  mann 
never  think  of  that— come  in  bye.  —  oüt-by,  abroad,  without.  —  ib. 
c  9  (I,  p.  149) :  it's  a  braw  day  out  bye. 

BTE-PLAT,  s.  L. :  „Zwischenspiel^;  vielmehr  „stummes  SpieP. 
Wb. :  a  scene  which  is  carried  on  aside,  and  commonly  in  dumb  show, 
while  the  main  action  proceeds,  with  a  view,  ordinarily,  to  enhance  the 
aport  W.  ScoU,  Ouy  Mann.^  c.  52  (in,  p.  124):  When  the  several 
bye-playsy  as  they  may  be  termed,  had  taken  place  etc.  —  bys-talk, 

4» 


62  Neae  Beitrüge  cur  englischen  Lexikographie. 

ein  leise  nebenbei  geföhrtee  GeBprftch.  ib.  c  S  (I,  p.  21):  ^What  doea 
ehe  mean?"  said  M.  to  S.  in  «n  under  tone;  und  später:  ^Oh  troth, 
Laird,''  continued  Meg,  during  this  bye-talk  etc. 

BTOONE,  a.  W.  ScoUy  Ouy  Mann.^  c.  51  (111,  p.  121):  Let  us 
adopt  a  Scotch  proverb  the  Dominie  qnoted  the  other  daj  —  'Let  bj- 
gones  be  bygones.' 


Die  proTenzalische  Liederhandschrift 

Cod.    42    der    Laurenzianischen    Bibliothek    in   Florenz 

nach  der  von  Dr.  Edm.  Stengel  im  Auftrage  der  Berliner  Gesellschaft  f.  d. 
Stad.  d.  neueren  Sprachen  genommenen  Abschrift. 


MS.  bibl.  Lanrenzian».  Plut.  41  N<'  42  in  kl.  fol.  92  Blätter 
▼OD  je  2  Spalten,  von  italiänischen  Händen  des  beginnenden 
14.  Jahrhunderte  geschrieben. 

Der  Einband  der  Handschrift  im  besten  Zustand  ist  in 
gepresstem  Maroquin-Leder  mit  Messingbeschlägen»  auf  welche 
das  Wappen  der  Medici,  6  Punkte  :)  von  Arabesken  umgeben 
und  mit  einer  Krone  darüber»  gedrückt  ist.  Dasselbe  Wappen 
befindet  sich  auf  den  schmalen  Schlieszbändern.  Wie  die  Mehr- 
zahl der  laurenzianischen  Hss.  ist  sie  angekettet»  was  aber  nicht 
hindert,  dasz  sie  sammt  ihrer  Fessel  aus  ihrer  kalten  Ruhestätte 
in  eine  etwas  wärmere  Bibliothek  zu  Gunsten  lesebegieriger 
Forscher  versetzt  wird.  (Die  Laurenziana  kennt  nämlich  nicht 
einmal  die  urwüchsigste  Erwärmungsweise»  die  mittelst  der 
Scaldina»  deren  Unvollkommenheit  ich  übrigens  in  der  Maru- 
celliana»  wo  ich  meinen  Studiensitz  aufgeschlagen  habe»  hinläng- 
lich zu  erproben  genügende  Gelegenheit  finde). 

Nach  einem  Pergamentdeckblatt  am  Anfang  der  Hs.  folgt  ein 
zwdtes  von  Papier»  welches  folgende  nicht  uninteressante  Notiz 
über  den  Inhalt  der  Hs.  enthält:  „Rime  di  diuersi  Prouenzali 
senza  la  fine»  e  terminano  nella  123.  Vite  d'alcuni  di  questi 
senza  prindpio.     Coble  o  frottole  di  ProvenzalL    Trattato  dell 


54  Die  provenzalische  Liederhandschrift  Cod.  42 

Otto  parti  delPoratione  o  diacorso  in  Latino  con  letimologie  dal- 
cune  uoci  Prouenzali,  e  un  Bimario  delle  medesime  con  altro 
trattato  grammatico  in  lingua  Prouenzale  tutto  composto  cred'io 
da  Pietro  Berzoli  d'Aggubbio.  Frottola  intitolata  de  bonitate  et 
malitia  mulierum  in  Provenzale.  Libro  intitolato:  U  libro  di 
Seneca  della  moralitli  traslatato  di  Latino  in  Bomanzo  nella  pre- 
detta  lingua.  Un  altro  simile  se  ne  uede  nel  pluteo  n. 
ma  pare  piü  copioso  di  questo  ed  e  con  figure  antiche.^  Diese 
Notiz  hat  zum  Verfasser  Antonio  Maria  Salvini  (geb.  1653, 
gest.  1729)9  wie  mir  nach  den  Schriftzügen  urtheilend  Herr  Ab. 
Dott.  Niecola  Anziani  bibliothecario  alla  Laurenziana  gütigst 
mittheilte.  Die  Zählung  der  Blätter  rührt  von  demselben  Sal- 
vini her.  Auf  eine  Widerlegung  der  Ungenauigkeiten»  welche 
obige  Inhaltsangabe,  die  übrigens  weder  Grüzmacher  noch 
Bartsch  erwähnt,  bietet,  glaube  ich  hier  nicht  eingehen  zu  brau- 
chen, sie  ergiebt  sich  aus  dem  folgenden  Verzeichnisz : 

1)  f.  1 — 38  enthält  die  Sammlung  von  123  provenzalischen 
Liedern  in  abgesetzten  Zeilen  nebst  der  ersten  Zeile  des  124*^» 
als  Stichwort  für  die  vormals  folgende,  aber  schon  zu  Salvini's 
Zeit  fehlende  Lage.  Ein  genaues  Verzeichnisz  der  Liederanfange 
nebst  dem  Druck  von  11  bisher  ungedruckten  Liedern  lieferte 
Dr.  Grüzmacher  im  Archiv  33  p.  299—310,  nur  hat  er,  wie 
Prof.  Bartsch  im  Jahrbuch  XI,  p.  5  £P.  bemerkte,  übersehen, 
dasz  die  Lieder  von  1—123  durchnumerirt  sind,  und  dasz  der 
Anfang  von  124  als  Stichwort  erhalten,  die  Sammlung  demnach 
unvollständig  auf  uns  gekommen  ist,  was  schon  Salvini  erwähnt. 
Der  Text  der  Sammlung  wird  nachstehend  genau  nach  der 
Handschrift  vollständig  zum  Abdruck  gebracht  werden. 

2)  f.  39  v^  —  52  v^  c.  2.  steht  eine  von  Grüzmacher  nur 
kurz  erwähnte  Sammlung  von  Lebensbeschreibungen  provenza- 
lischer  Dichter,  auf  deren  Werth  fiir  Literaturgeschichte  Prof. 
Bartsch  1.  c.  aufmerksam  gemacht  hat.  Der  Anfang  der  Sanmüung 
fehlt,  und  man  könnte  vermuthen,  dasz  er  auf  der  verlornen 
Lage  (oder  Lagen)  stand,  da  f.  39  eine  neue  Lage  beginnt, 
wenn  nicht  die  Hand,  welche  die  Leben  aufzeichnete,  von  der, 
welche  die  Gedichte  niederschrieb,  verschieden  wäre,  weshalb 
anzunehmen  ist,  dasz  wir  hier  den  Schlusz  einer  andern  Hs. 
vor   uns   haben.     In   die  Lebensbeschreibungen    sind   einzelne 


der  LaurenziHxuschen  Bibliothek  in  Florenz.  55 

Strophen  der  betreffenden  Dichter  eingestreut  und  durch  abge- 
setzte Zeilen  und  rothe  Schrift  kenntlich  gemacht«  Auch  dieser 
Abschnitt  der  Handschrift  wird  nachstehend  vollständig  und  ge- 
treu zum  Abdruck  gebracht  werden. 

3)  f.  53—54  sind  leer  mit  Ausnahme  folgender  kurzer,  aber 
unleserlicher  Notiz  auf  f.  54  v^  c.  2 ;  Angiolo  da  pirossa  figluolo 
di  mess.  francescho  da  sannmatto  (?)  ch'estete  (?)  con  piero  di  ser 
lannoso  (?)  di  Mugiello."  Die  Hand,  welche  vorstehende  Worte 
schrieb,  gehört  dem  15.  Jhdt.  an.  Der  Umstand,  dasz  gerade 
hier  diese  Notiz  sich  findet,  spricht  für  die  eben  ausgesprochene 
Ansicht,  dasz  f.  39  —  f.  54  den  Schlusz  einer  andern  Handschrift 
bildete,  und  zwar  bis  wenigstens  in  das  15.  Jhdt,  während  sie 
bereits  zur  Zeit  Salvinis  oder  vielmehr  schon  als  die  Handschrift 
ihren  gegenwärtigen  Einband  erhielt  vom  Anfang  getrennt  ihre 
gegenwärtige  Stelle  erhielten,  vielleicht  um  die  ausgefallenen  Blät- 
ter zu  ersetzen.  Derartige  Notizen  wie  die  eben  angeführte  stehen 
in  der  Regel  auf  den  leergebliebenen  Schlüszblättem  von  Hss. 
Erwähnt  werde  noch,  dasz  f.  39 — 54  gerade  2  Lagen  bilden  und 
dasz  mit  f.  55  die  nämliche  Hand  beginnt,  welche  ff.  1 — 38 
schrieb.  Weder  Grüzmacher  noch  Bartsch  haben  auf  diesen 
nicht  unwichtigen  Umstand  aufmerksam  gemacht. 

4)  f.  55 — 66  v^  c.  2  enthält  eine  Sammlung  von  Coblas 
esparsas  nebst  mehreren  vollständigen  Gedichten,  von  welchen 
letzteren  GrQzmacher  1.  c.  p.  304  die  Anfangsverse  angiebt,  so- 
wie p.  310 — 312  den  Text  von  4  derselben  abdruckt.  Die 
Sammlung  beginnt  mit  einem  grossen  Initialen,  ist  also  voll- 
ständig. Die  Schrift  ist,  wie  bemerkt,  dieselbe  wie  die  von  1). 
Die  12  Blätter  bilden  eine  Lage  und  fol.  66  v^  ist  unbeschrie- 
ben.    Auch  dieser  Theil  der  Handschrift  folgt  nachstehend. 

5)  f.  67  ro  —  70  r«  c.  1  steht  ein  lateinischer  Tractat, 
welcher  beginnt :  Octo  partes  orationis  que  inveniuntur  in  gram- 
matica  inveniuntur  in  uulgari  provintiali  aliquando  pro  maiori 
parte,  und  schlieszt:  et  tertia  coniugatione  mutat  hanc  sillabam 
at  in  ut.  f.  70  r«  c.  1  —  73  r»  c.  3  (von  f.  70  v»  —  78  haben 
die  Seiten  3  Spalten)  finden  sich  in  alphabetischer  Ordnung: 
Li  verbe  de  la  prime  coniugazo  und :  £n  la  secunda  coniugazo. 
provenzalisch  und  lateinisch,  darauf  folgt  bis  f.  73  v^  Fort- 
setzung der  Grammatik  behandelnd  Adverb,  Particip  und  Con- 


56  Die  prorenzalische  Liederhand Bchrift  Cod.  42. 

junction,  aber  hier  ist  der  lateinische  Text  in  rother  Tinte  von 
einem  provcnzalischen  in  schwarzer  Tinte  Zeile  fiir  Zeile  be- 
gleitet, f.  73  c.  3  —  77  yo  c.  3  folgt  ein  Reimlezicon  nach  den 
Endungen  geordnet  und  bis  f.  76  y^  c.  3  mit  lateinischer  Ueber- 
setzung  der  Reimworte  und  erklärenden  Noten  in  lateinischer 
und  provenzalischer  Sprache  versehen.  Am  Schlusz  f.  77  y^ 
c  3  steht  eine  Abwehr  gegen  böswillige  Kritiker  in  lateinischer 
Sprache,  der  Raum  für  die  provenz.  Interlinearversion  ist  frei- 
gelassen. —  Diese  3  Abtheilungen  bilden  den  von  Guessard 
veröffentlichten  Donatus  provincialis. 

6)  f.  78  r«  c.  1  —  f.  79  r®  c.  2  enthalten  ein  alphabeti- 
sches  provenzalisches  Glossar  mit  nebenstehender  italienischer 
Uebersetzung.     Den  Anfang  davon  theilt  Bartsch  mit. 

7)  f.  79  v<>  c.  1  —  83  vo  c.  1  steht  des  Raimon  Vidal 
grammatische  Abhandlung,  welche  Guessard  gedruckt  hat.  Lei- 
der ist  mir  dessen  Publikation  gegenwärtig  nicht  zur  Hand, 
doch  ersehe  ich  aus  dem  Eintragbuch,  dasz  er  unsem  Codex 
eingesehen  hat 

Am  Schlusz  steht:  Petrus  Berzoli  de  Eugubio  fecit  hoc 
opus.    Deo  gratias.    Amen. 

Offenbar  haben  wir  hier  den  Namen  des  Schreibers,  sowohl 
der  sämmtlichen  grammatischen  und  lexicalischen  Tractate  unter 
5) — 7),  als  auch  der  Lieder  unter  1)  und  4),  da  keine  Verschie- 
denheit der  Hand  erkennbar  ist.  Warum  weder  Griizmacher 
noch  Bartsch  auf  diesen  Umstand  aufmerksam  machen,  der  doch 
deutlich  die  ital.  Herkunft  unserer  Handschrift  erweist,  ist  mir 
unklar.  Hier  endete  unsere  Handschrift  eigentlich,  doch  hat 
eine  wenig  spätere,  aber  undeutliche  Hand  die  leeren  5  Spalten 
der  Lage  ausgefüllt. 

8)  f.  83  vo  c.  2  —  84  v«  c.  2  enthalten  ein  afr.  Gedicht : 
Incipit  tractatus  de  bonitate  et  malitia  mulierum,  welches  P. 
Hejse  in  seinen  Romanische  Inedita  p.  63  ff.  abgedruckt  hat. 
Heyse  hat  den  arg  entstellten  Text  durch  manche  gelungene, 
aber  auch  durch  manche  allzu  gewagte  Conjectur  lesbar  zu 
machen  gesucht.  Ich  will  mich  hier  auf  eine  Discussion  der- 
selben und  auf  eigene  Emendationen  nicht  einlassen,  sondern 
nur  kurz  das  Resultat  meiner  CoUation  mittheilen :  z.  8.  n.  sind 
die  Worte :  „am  Rande  findet  sich  etc.^  falsch,  sie  sollten  lauten : 


der  Lanrenzianischen  Bibliothek  in  Florenz.  57 

daa  „a^  von  doctera  (nicht  doetera  wie  H«  angiebt)  ist  nebst 
dem  darüber  geeetzten  „r'^  von  späterer  Hand«  14.  MS.  „nes- 
toilli^  nicht  „nescoilli.^  15.  MS.  ^fagerez^  nicht  „sagerez.  18. 
MS.  «O  ferne  o  f."  nicht  ^O  f.  de  f.«  25.  MS.  „pro«  nicht 
»por.«  26.  „per  la  molher«  nicht  „par  la  mollier.«  34.  MS. 
„manage«  nicht  „manage.«  38.  „Tel  f.«  nicht  „Gel  f.«  53. 
»Premiers«  nicht  „primiers.«  78.  „detrentier«  nicht  „detrencier.« 
79.  MS.  „lestormces«  (=  lestormees)  nicht  „lestormoes.«  82. 
MS.  „son«  nicht  „som.«  94.  96.  97.  100.  101.  103.  105.  107 
und  173.  MS.  „p«  (=par) nicht „por.«  101.  MS.  „luxurie«  nicht 
»luxure.«  107.  „ratre«  nicht  „ratte.«  113.  MS.  „Fe.  8.  ner  qe 
9  Unit«  (=  Feme  est  ner  com  est  nuit).  121.  MS.  „anaux« 
nicht  „auaire.«  128.  MS.  „o  (=  qar)  cheuaut«  nicht  „qi  eh.« 
131.  MS.  „qar«  nicht  „qi.«  137.  MS.  „croire«  nicht  „ctoire.« 
138.  „qert«  nicht  „quit.«  140.  MS.  „ne  dira  („r«  ist  wie  auch 
sonst  übergeschrieben)  ne  9  (=  con)  n.«  150.  MS.  „demain 
e  (=  est)  st{ge«  (=  streige,  straige,  Strange)  nicht  „demanie 
sage.«  152.  „et«  oder  ein  Strich,  welcher  keine  Bedeutung  hat, 
nicht  „un.«  163.  „nen  len«  nicht  „ne  1.«  170.  „qe«  nicht  „qui.« 
184.  MS.  „Seunos  aimes«  nicht  „Sennes  a.«  188.  „follie«  nicht 
„folie.«     190.  „q«  (=  qe)  nicht  „qui.« 

9)  f.  85 — 92  enthalten:  Icomincie  le  Hure  de  Moralitez 
welches  beginnt:  Talan  mest  pris  qe  ie  recontaisse  lensegne- 
ment  des  filosofes  de  cele  deugie  qil  est  apellee  moralitez.  qar 
est  es  padue  par  plueors  liures  si  qe  ie  posse  mettre  une  partie 
de  lor  bondiz  en  un  liure  breuement.  Endementiers  qe  ie  pensoie 
a  ceste  cose  en  dele  ore  que  len  apelle  le  premier  somme.  II 
maoint  qe  ie  mendormi.  etc.  schlieszt:  Gran  mestier  uos  est 
de  sauoir  se  uos  ne  uos  feignez.  Car  tuit  uostre  fez  sont 
deoant  li  oils  au  iuge  connoissans  totes  choses.  Darunter: 
Ici  fenist  li  liures  de  moralites.  Extrahit  de  Latin  en  Romains 
deo  Gratias.  Amen.  Anno  domini  millesimo  Trecentesimo  X^ 
indict.  VIII.  Tempore  domini  clementis  pape.  V  die  XXVIII 
mensis  Martii. 

Diese  8  Blätter  haben  mit  unserm  Codex  eigentlich  nichts 
za  thun,  sie  bilden  eine  selbständige  Lage  und  sind  von  ver- 
schiedner  Hand  geschrieben.  Ich  gehe  daher  nickt  näher  darauf 
ein.    Ein   leeres  Pergamentdeckblatt   schlieszt  die  Handschrift. 


58  Die  proyenzaÜBche  Liederhandschrift  Cod.  42 

Was  die  Schreibart  des  Petrus  Berzoli  da  Eugubio  anlangt, 
so  bemerke  ich  vor  allen  die  Anwendung  eines  Interpunktions- 
zeichens /,  welches  zwar  nur  auf  den  ersten  16  Blättern  con- 
sequent  angewandt»  aber  auch  später  hier  und  da  auftritt  und 
zwar  auch  in  Ueberschriften»  z.  B.  f.  65  y<>  c  1:  Cobla  de 
Marchabrun  /  per  lo  rei  Adnard.  e  per  lo  rei  A.  Weder  Grüz- 
macher  noch  Bartsch  haben  dasselbe  beachtet,  doch  hielt  ich  es 
der  treuen  Wiedergabe  der  Handschrift  und  auch  des  eigen- 
thümlichen  Interesses  halber,  welches  dasselbe  für  eine  Unter- 
suchung über  mittelalterliche  Interpunktion  bietet,  ftir  angemes- 
sen, dasselbe  durchweg,  wo  die  Handschrift  es  hat,  beizubehalten. 
Die  paleographischen  Schwierigkeiten,  welche  die  Schrift  bietet, 
hat  schon  Grüzmacher  richtig  verzeichnet,  eine  andere  Schwie- 
rigkeit, die  arge  Inconsequenz  in  der  Orthographie,  hat  er  aber 
nicht  erwähnt.  In  diesen  Dingen  läszt  sich  nur  mit  gröszter 
Sorgfalt  die  Handschrift  genau  reproduziren«  Es  wäre  übrigens 
nicht  uninteressant,  die  Schwankimgen  der  Schreibung  genauer 
zu  untersuchen,  da  zuweilen  die,  zuweilen  jene  vorwiegt.  Die- 
ser Umstand  kann  schwerlich  von  unserm  Petrus  Berzoli  da 
Eugubio  herrühren,  sondern  beruht  auf  Verschiedenheiten  der 
Orthographie  seiner  Vorlage,  oder  kann  man  sagen  seiner  Vor- 
lagen? Doch  die  weitere  Untersuchung  dieser  Frage,  welche 
übrigens  auch  bei  andern  Handschriften  aufgeworfen  werden 
kann,  ftihrt  hier  zu  weit.  Ich  wollte  sie  nur  angedeutet  haben. 
Noch  erwähnt  werde  das  häufige  Erscheinen  eines  No  am  Rande 
mit  Bezug  auf  einige  Zeilen  oder  ganze  Strophen  der  betreffen- 
den Gedichte,  welche  der  Schreiber  misbilligte.  Ich  habe  nicht 
geglaubt  diese  No  mittheilen  zu  sollen,  schon  wegen  der  mate- 
riellen Schwierigkeit,  sie  im  Druck  anzubringen,  dann  aber  we- 
gen des  geringen  Interesses,  welches  diese  Auslassungen  des 
Schreibers  bieten.  Als  Probe  gebe  ich  hier  die  Stellen  der  ersten 
3  von  Grüzmacher  gedruckten  Gedichte,  welche  mit  einem  No 
versehen  sind:  p.  305  c.  1  z.  5  u.  6.  15  u.  16.  32 --34.  c.  2 
z.  9.  10-  19.  20.  40—51.    p.  306  z.  5—20. 

Was  die  obenerwähnten  15  ungedruckten  Gedichte  anlangt, 
welche  Grüzmacher  veröffentlicht  hat,  so  war  Grüzmacher  entgan- 
gen, dasz  3  derselben,  das  2.,  4.  und  5.,  schon  in  Crescembinis 
Comentari  intorno  alla  sua  istoria  della  volgar  Poesia  von   dem 


der  Lanrenzianischen  Bibliothek  io  Floreiu. 


59 


eben&lls  oben  erwähnten  A.  M.  Salvini,  und  zwar  aus  unserer 
Handschrift  abgedruckt  waren  (siehe  ed.  1780  v.  II  part  I,  p. 
228 — 230).  Salvini  giebt  seine  Quelle  zwar  nicht  an,  doch  be- 
weist die  Lücke  in  Zeile  i  des  letzten  Verses  des  2.  Gedichtes 
bei  Grüzmachery  welche  sich  ebenfalls  in  Salvini's  Druck  findet, 
und  durch  Wegschneiden  in  der  Hs.  entstanden  ist  —  die  Zeile 
ist  am  Rande  nachgetragen  —  evidenti  dasz  unser  Codex  die 
Quelle  Salvini's  war.  Auch  noch  andere  Gedichte  unserer  Us. 
sind  von  Salvini  bei  Crescembini  abgedruckt.  Es  sind  Gedicht 
1—4  (p.  242—46),  Gedicht  70,  71  (p.  241),  Gedicht  96  (p. 
237).  Eine  Zusammenstellung  der  Fehler,  welche  in  den  übri- 
gens ziemlich  genau  gedruckten  Texten  Salvinis  vorkommen,  kann 
ich  mir  wohl  fuglich  ersparen. 


F.  1 X»  c.  1 

Emblanchacet  L 

1)  Bern  plaz/  le  gai  tcmps  depAf- 

cbor 
Qe  fai  foillas/  e  flora  nenir 
£  nkz  me/  cani  aag  la  baiuor 
DeU  aosels/  que  fan  retendir 
Lor  cant/  per  le  boschaie 
£  plas  me  can  uei/  tobrels  praa 
Toidaa  e  pauilloDs  /  fermatx 
£  plas  me/  en  mon  coraie 
Can  vei  per  lo  camps/  arengas 
Canaliera/  en  canala  armaz. 

2)  £  plaz  me/  ean  li  coredor 
Fan  las  gena  e  lauer  fugir 

£  plaz  me/  can  me  nei/  apres  lor 

Gran  iens  armatz/  ensems  nenir 

£  ai  gran  alegratie 

Can  nei  fort/  castels  asexatz 

£ls  batris/  rotz  e  esfrondatz 

E  oei  Tost/  el  ribatie 

Qea  clan  de  mur  e/  de  fosatz 

Ablicaa  de  £on/  pala  cunatz. 

S)  £  altretim  platz/  de  seignor 
Qaat  es  pnmiers/  als  esoasir 
£n  canal  armatz/  ses  tremor 
Caisai  fai  los  seos/  enardir 
Ab  ualenti/  nasalaüe 
Can  Festorm/  sera  mescbatz 
Cascons  den  esser/  aoesmatz 
▲  aegrel  dTagratie 
Qoe  nnl  hom/  non  es  re  prisatz 
Troca  maint  colps/  pris  e  donnatz. 


4)  Mazas  e  brant/  e  elm  de  color 
Escutz  traucar/  e  deseamir 
Veirem  al  entrar/  de  Tester 
E  maint  nasal/  ensems  ferir 
R  don  imn  aratie 
Cauals  dels  mortz/  e  dels  nauratz 

(«.  «0 
E  cant  er/  en  lestom  intratz 

Cascon  hom/  de  paratie 

Ne  pes  mais  dasciar/  caps  e  bratz 

Gar  mais  nal  mortz/  que  uiure  so* 

bratz. 

ft)  Ben  uos  die/  que  tan  noma  sabor 
Manier  ni  beure/  ni  dormir 
Con  cant  ang/  cridar  alor 
Danbas  las  partz/  e  au^  hantrair 
Jos  caoals/  per  l'erbastie 
E  aag  cridar/  aidaz  aidaz 
E  uei  cader/  per  los  fossatz 
Paucs  e  grantz/  per  lerbastie 
E  nei  los  mortz/  per  los  costatz 
Ab  tros  de  lanza/  segnalatz. 

6)  Pro  contessa/  per  la  meillor 
Qe  bom  puesca/  el  mon  cbausir 
Vos  ten  hom/  per  la  iensor 
Quanc  mires/  ni  mais  se  mir 
Biatrix  daut/  lignatie 
Bona  donna/  en  ditz  en  fatz 
Fon[t  on  s]*orz/  on  totas  beutatz 
Bella  ses/  maiestratie 
Vostre  fin  pretz/  e  tant  puiatz 
Qe  sobre  totz/  es  en  auzatz. 

*  In  Rasur. 


60 


Die  provenzaliBcbe  Liederbandflchrifl  Cod.  42 


7)  Donzella  dant/  lignatie 
Tal  en  cai  es  pretz/  e  beatatz 
Am  fort/  e  sun  per  leia  amatz 
£  donam  tal/  coratie 

Qae  ia  non  caitz/  easer  aobriatz 
Per  fola  geloa/  outracuiatz. 

8)  Barona  metez/  en  gage 
Caatela  oillaa/  e  daitatz 

Abainz  ctma/  quecz  nog  ne  reciatz. 

Emblancbacet  II. 

1)  Si  com  cellui/  qa*a  aemit  aon 

aegoor 
Lonc  tempa/  el  pert  per  un  paao 

fallimen 
Manen  per  ao/  qar  ien  am  loialmen 
Faz  aon  coman/  de  mi  don  e  d'amor 
Ne  ia  del  tot/  nom  deoria  cbaiaonar 
Ni  mal  aoler/  ma  donna  ail  plagea 
Per  o  ben  aai/  qan  bom  plna  aauis  ea 
Adonc  ai  deu/  ploa  de  falir  gardar. 

2)  Tan  tem  aon  prez/  e  aa  fina 

ualor 
(▼•c.  1.) 
£  tan  ay  cor/  de  far  tot  aon  talen 
£  tan  me  fai/  lauaen^ier  eapauen 
Perqe  non  ans/  de  lei  faire  clamor 
Ki  mon  fin  cor/  deacobrir  ni  moatrar 
Maia  mil  aoapir/  li  ren  loiam/  per  cea 
£  nena  lo   tort/  de  qea  li  am  mea- 

pres 
Qar  anc  Ia  anaei/tan  finamen  amar. 

8)  £  a'il  plaguea/  ehern  fezea  tan 

d'onor 
Qa  ienoillons/  aopleian  bomelmen 
Son  bei  oora  gay/  sen  formataainen 
£11  daoz  eagar/  e  Ia  fresca  color 
Me  laiaaaa/  aospiran  remirar 
Ben  crei  iamaia/  nom  fallira  nnl  bea 
Qae  tant  fort/  ma  aamor  lagat  e  prea 
Qe  d'ala  non  pena/  nim  paoac  mamor 

nirar. 

4)  pel  parage  non  aoi/  nt  del  ricor 
Qae  iam  tarn  aea/  qae  U  fea  damor 

paraen 
Maa    cban   bom/  aom  mener  acoill 

gen 
Dobla  aon  prez  /  e  creia  maia   de 

laazor 
Per  qe  fora/  ma  dompna  ben  eatar 
Si  cbalqe  aemblan/  fairem  aolgea 
Qaen  tot  lo  mon/  non  ea  maia  nalla 

rea 
Qae  ia  aena  li  /  mi  pogaea  ioy  donar. 


5)  Ben  aai  a  eaaien/  qea  fai  foUor 
Qar  ay  en  lei  mea/  mon  entendimen 
Maa  non  puoao  al/  cum  plaa  li  oaa 

faffen 
Maia  Ia  deaair/  e  dobla  ma  dollor 
Qaiaao  com  aol/  non  pot  ablidar 
£  aa  prea  cent  mal  traitz  /  an  bea 

a^ 
Ben  fora  rieb/  e  aol  challei  non  pea 
Iray  li  toat/  deaan  merce  clamar. 

C)  Sa  gran  beotat/  aon  gen  cora 

mi  e  car 
Son  prez  aonor/  aal  den  el  dig  eortea 
Qae  rea  de  bea  noy  faill/  maa  qan 

mercea 
Gab  aol  aitan/  non  trobei  nal  par. 

7)  Cbanaon  naime  toat/  retrair  e 

oontar 
Ad  antra  mar/  e  dir  al  pro  marqea 
Meaer  contar/  qen  lai  a  tan  de  bea 
Per  qom  lo  dey/  aobre  totz  apellar. 

£mblancbacet  HL 

1)  Lonzament  man  trabaillat  /  e 

mal  irea 
Sea  nail  repana  amor  en  aon  poder 
Si  qe  del  tat  man  aencnt  e  conqea 

(c.  a; 
Maa  el  em*  ten  gai/  e  en  bon  eaper 

Qa  moa  oilz/  man  monatrat  Ia  genaor 
£z  en  mon  cora/  enclaoaa  Ia  meillor 
Perqe  del  tot/  gadainat  ma  mi  oill 
£1  tempa  car/  moa  cora  plua  qe  non 

aoill. 

2)  Mesnra  e  aena/  qea  raziz  de  totz 

bea 
Jonens  beltaz  /  conoiaaansa  e  aaber 
Poisch  en  Ien  dex/  can  Ia  nos  tramea 
£  aole  qe  foa  per  co/  qe  aap  ualer 
Sa  aallence/  plus  nalens  de  oalor 
£  aa  honransa/  plua  honrada  de  honor 
Non  cre  per  qea  de  loing/  de  ley 

em  toill 
Ni  qaaltre  ai  aeatre/  ni  deapoill. 

8)  Qel  bei  aemblantz/  el  mot  gay 

e  eortea 
£1  dolz  eagar/  biaa  faiz  el  plaiser 
Gab  meanra  diz/  e  fay  qaand  laoch 

ea 
Le  fay/  a  toz  blandir  e  car  tener 
Gom  non  ueaey  com  non  diga  laazor 
Qa  mi  meteia/  fay  doblar  ma  dollor 


*  Der  erste  Bachatabe  ist  ausgekratzt. 


der  LanrenzianMcfadD  Bibliothek  in  Florens. 


61 


Qan  ilor  aag  dir/  com  parla  ni  acoill 
£  plaz  men  plus  lo  mala/  oq  pluB 

men  doilL 

4)  Anc  non  cuiz  mais/  auenir  po- 

gues 
A  nuill  hom/  nt  ees  nom  sembla  uer 
Qe  sa  dolore/  i'abeÜis  ni  li  plagues 
...*  Mas  am  plus/  com  mais   em** 

ma  dolor 
Per  so  souen/  de  lacremas  em  moill 
Mon  uis/  car  non  aus  dir/  io  be  qil 

uoill. 

5)  A  mi  meteis  dich  /  lo  plus  bei 

plech  qe  pes 
£  faz  cum  sillen/  prech  ao  parer 
Pois  ab  CO  fait/  can  ai  mon  consel 

pres 
Vein   denan   lej  /   qe  il  cuich   mos 

uoUer 
£  can  la  oey/  non  sai  se  sper  amor 
Oper  temer/  oper  teroer  ricor 
Tom  ces  parlar  muz/  e  non  per  or- 

goill 
Ainz  mes/  dumel  escoill. 

6)  Valenz  Biatrix/  anc  plus  bella 

flor 
De   nostre   temps/  non   trobep    ni 

mellor 
Tan  es  bona/  com  mais  lanzar  uos 

uoill 
Ades  trob  plus  de  ben/  qe  non  soill. 

Emblanchacet  IIIL 

1)  Per  solatz/  reoeilhar 

(f.  2 10  e.  1.) 
Qe  S6s  trop/  endormitz 
£t  per  prez/  ques  fiiiditz 
Acnilhir/  e  donar 
Mi  cui^ei/  trebeilhar 
Maa  ar  men  sui/  geauitz 
Per  so  men  soi/  lailiiitz 
Qaar  non  es/  dacabar 
Com  plus  men  ue/  uolontaz  e  talanz 
Plus  creis/  e  sors  lo  dampnages  el 

dans. 

2)  Greu  es/  de  snfertar 
Aaos  ho  die/  quo  uitz 
Com  era  iois/  grazitz 

E  tag  li  ben/  estar 
Mas  non  podes/  nirar 

*  Lücke  von  2  Zeilen. 
^  l>er  erste   Buchstabe  ist   aus- 
gekratzt 


Qui  goA/  de  fust  nouitz 

Ni  uiuins  uielhs/  formiz 

Estar  grat/  caualcar 

Laitz  es  Tafars  /  e  fers  e  malestans 

Don  Lom  pert  dieu/  e  rema  malans. 

S)  Vos  uis  tomeis/  mandar 
E  segre  als  gen/  ffirnitz 
E  pueis  dels  mieilns/  feritz 
Unna  sazon/  parlar 
Ares  pretz/  de  raubar 
E  des  brancar/  berbitz 
Caualiers  si/  aunitz 
Ques  met/  en  dompneiar 
Pueis  que  toqua   del  mais/  montas 

belans 
Ni  que  rauba  glieizas  /  ni  uiandans. 

4)  On  son  gandit/  iocglar 
Que  uis  gent/  acuilhitz 
Qua  tal/  a  mestier/  guitz 
Qe  solia/  gniüar 

E  per  so  ses/  reptar 

Naier  tals/  escamitz 

Pos  fo  bons  pretz/  failhitz 

Que  solion,  menar 

Conpanbos/  e  non  sai  cans 

Gent  en  armes/  e  bels  e  benestans. 

5)  Cui  per  cort/  anar 
De  iotgluretz/  petitz 
Gen  ciiusatz/  e  uestitz 
Sol  per  dompnas/  lauzar 

(c.  2.) 

Ar  non  auzan/  parlar 
Tant  es  lo  pretz/  delitz 
Don  es  lo  tortz/  issitz 
De  las  mal/  razonar 
Non  sai  de  quäl  dellas/ho  dels  amans 
Uieu  die  damdos/  que  pretz  na  trag 

lengans. 

6)  Qaieu  eisciu/  sol  sonar 
Totz  proszom/  eissernirz 
Que  nom  sai/  conseilhitz 
Qen  luec/  de  solassar 
Aui^  en  las  cortz/  los  critz 
Quai  tan  leu/  ses  grazitz 
De  laus/  e  de  bramar 

Lo  cortetes  entrelar 

Com  US  bos/  dels  ricx  chans 

A  far  e  dels  temps/  e  dels  ans. 

7)  Mas  a  cor/  afrancar 
Qui  ses  trop/  endormitz 
Non  deu  hom/  los  oblitz 
Nil  uils  faitz/  remenbrar 
Qe  mal  es/  a  laissar 
Afiars  pos  es/  pleuitz 


62 


Die  proTenzaliiehe  Liederhandschrift  Cod.  42 


£1  mal  don  soi/  ^aritz 

Nom  cal  ia/  metzmar 

Mas  uolf  /  e  uir  e  balans 

B  prenhe  lais/  e  föne  damps  los  paus. 

8)  Daitant/  mi  puesc  uanar 
Canc  mos/  ostals  petitz 
Non  fo  dels/  enuazitz 

Qael  cai  aug/  totz  daptar 

Anc  nom  fes/  mas  amar 

Lo  uolpilhs/  ni  larditz 

Doncs  mos  senher  /  chaazitz 

Si  doaria/  pensar 

Que  non  \ub  ges  pretz  /  ui  laos  ni 

bombans 
Qui  ea  qem  lau  dels/  sia  de  lui  cla- 

mans. 

9)  £ras  no  mas/  per  que  non  mo 

demans 
Car  blasmera/  saissi  reman  mos  chans 
So  del  dalfi/  que  conois  lo  bos  chans. 

Girant  V. 

1)  Ges  asci/  del  tot  non  lais 
Cantar  ni  deport/  ni  rire 

Qanc  ara/no  meislais 

(V«  c.  1.) 

Mas  car  plus/ nom  plaz 

Deport/  ni  solatz 

Non  nuoil  en  mi  /  sol  despendre 

Mos  bos  ditz  /  presatz 

Anc  qe  /  comentz 

Leo  zanz  /  auinenz 

PuoB  estregnon  /  las  denz 

Qar  non  laus  /  retraire 

Qar  non  i  uei/  güre 

Cut  plaza/  ^ais 

Ni  trob/  Qui  m*en  uei 

Quant  mallegre  nim  sbaudei. 

2)  E  pero  si  mi/  noz  mais 
Mas  qar  non  es/  ben  a  dire 
Ma  mala  amiga/  quin  trais 
Per  qem  par/  foloHtz 

Sarai  doncx  /  sufTrentz 
Ia  m*en  uengna/  lentz 
Ben/  ni  gauzimentz 
Qar  nuill  fins/  amaire 
No  sap  d'amors/  gaire 
Qui  leu/  sirais 
£  mezei/  caroors  dona  lei 
Com  laltrni  tort/  landa. 

8)  Vers  es/  que  samors  mestrai 
Ni  non  sen  uol/  escondire 
E  puois  Ia  forza/  el  platz  pais 
Que  men  ual/  uertatu 


Miellz  m*en/  forsatz 

Chol  cor  iures/  ses  atendre 

Ves  calocom/  latz 

£  puois  forza/  uenz 

Nos  es  dreitz/  guirenz 

£1  paoc/  iscienz 

Qe  mes/  qab  dellaira 

DompuA/  me  ueiaire 

Queu  tem/  non  bais 

Se  uas  lei/  felnei 

Qa  poder  qem  sorz  me/  sordei. 

4)  Mais  ouim  fos/  amics  ueraia 
£  de  mon  ben/  esgardare 

Fin  e  franc/  e  ses  mals  abs 
Ab  qem  fos/  celatz 

(c.  «.) 
Ia  non  fos/  preiatz 
loi  em  pogra/  anquara  rendre 
Non  so  tan/  loignatz 
Qel  cor/  mescredens 
Se  combat/  el  sens 
£1  terz/  espauenz 
Qanc  mais/  temm  laire 
Dis  null  fort/  repaire 
Sol  non/  estais 
Qel  cor/  e  tuit  treis 
Plus  temut  ues  lei 
Non  desrei. 

5)  Ära  soiomes/  en  grais 
Qar  sap  com  me/  pot  aucire 
Quanc  puois  non  fui  lez  ni  gais 
Des  cun  fol/  usatz 

Qe  ma  dus/  en  pecchatz 

Ma  fait/  e  fetz  entendre 

Gran  menzoigna/  el  faitz 

Non  fos  pois/  ^irenz 

Plus  que/  Tardimenz 

£n  que  ma/  souenz 

Ni  a  don/  doneiaire 

Ser  uns/  emperaire 

Sei  sobrier/  fais 

No  ner/  gen  ley  uei 

Qamors  non  uol/  com  segnorei. 

6)  Quan  non  fu/  qui  leu  safraia 
Nis  fe  uencutz/  ni  suffrire 

Se  tot  ses/  en  als  e  uais 

Quanc  non  fos/  paiatz 

Cun/  desmesuratz 

Quis  menaza/  descoiscendre 

Perqe  humilitat/  ual  al  conoisenz 

Adoncx  non  a  prenz 

Que/  erguoU  esmenz 

Per  qe/  sufertaire 

Se  non  es  /  gabaire 

Conquer/  cun  bais 


der  Lanrenziftniichen  Bibliothek  in  Florenz. 


63 


£  teng/  em  anei 

Mas  ieu  non  die/  qae  ben  estei. 

7)  Quant  ualor  qu  ail/  preg  fois 
Per  nuiil/  agrazir  a  seire 

(f.SiOc.  1.) 

Ves  bon  estar/  non  atraia 

Ni  ric  ia/  malaatz 

Di  mal/  enseignamentz 

Don  ai  degra/  en  aat  eatendre 

Sem  foa  dreiz/  iuaz 

E  aai/  ai  mentez 

Hoc  e  doncz/  conaenz 

Qe  maluaaa/  genz 

Saea  uoa  dompna/  atraire 

Coind/  e  de  bonaire 

Maat  daicel/  nais 

Lorx/  en  que  ioUei 

Maia  qui  non  penaa/  amor  mei. 


Girant  de  Borneilb  VI. 

1)  De  cbantar/  em  fora   entremea 
Proi  netz/  per  cui  ia  deaolatz 

Sien  uia/  qe  bon  chant  fos  amatz 

Per  o  a'aguea/  agiuda 

De  raiaon/  o  de  drada 

Valen  gea/  non  defen 

Qeo  non  cbantea/  anqera 

Tant  mea/  esqiaa  e  fera 

La  perda/  el  dan 

Car  aiat  ioia/  e  can 

£  prez/  e  galobia 

Quera/  appellom  fuUia 

Sem  deport  nim  meagao/  nim  cban 

£  non  fai  zo/  qe  li  altii  fan. 

2)  £  nom  par/  com  aia  cortea 
Qai  tot  ion/  uol  easer  sennatz 
Mont  magrada/  bella  foudatz 
Longnada/  o  retengnda 

Si  com  loca/  e  tempa  muda 

Qel  sen  fai/  pairiaen 

Qel  en  antz/  es  eamera 

Es  iea  qt  i^hant/  leachera 

Per  ner/  «nan 

Sien  aanbea/  que  loi  foa  afan 

Ni  trebail/  cortezia 

Ia  dea  aoa/  pron  noiacia 

Qui  laiaa  ioi/  ni  bei  aemblan 

Per  maluastat/  ni  per  engan. 

8)  Oblldar  nolgra/  ai  pognea 

(C.  2.) 

Maia  non  puoiac/  don  aoi  iratz 
Car  nei  a  laa  granz  /  poeatatz 


Laisar  aolaa/  e  bruida 

Cun  ampla  /  recrcduda 

Per  pren/  qe  toi  iouen 

El  en  causa/  el  ea  ferra 

Ea  ieu/  qui  non  cuiera 

Que  de  milz  anz/  fos  tan 

Baaaatz  pretz/  ni  boban 

Queisa/  cauallaria 

En  ual  mentz/  e  drudaria 

Poia  gardes/  son  pro/  ni  son  dan 

Poag  meater/  de  nn  aman. 

4)  Gea  mudar  non  puoia  /  qe  non 

pea 
Maia  duna  ren/  aui  conortaz 
Cun  measagier/  ben  enaegnatz 
Me  dis  chunam  /  aaluda 
Que  ma  ioia/  renduda 
Qar  preu/  e  iauzimen 
Mon  chant/  qcu  non  cantera 
Per  autm/  ni  crezera 
Salutz/  ni  man 
Tan  uuoill/  sa  segnoria 
Per  0/  sa  lei  plazia 
Quem  poin  aos/  sol  an  pauc  enan 
AI  noil  qer/  ni  plus  noi  deman. 

5)  Mi  deu  far/  ma  bona  fea 
Qar  anc/  non  aui  mal  ueziaz 
Que  fin  am/  e  fin  aui  amaz 

£  sia  ben/  uenguda 

Aital  com  lei/  uolguda 

Plazen/  com  da  e  rien 

Lan  tail/  colorera 

Que  ia  ren/  non  cangera 

Qel  pretz/  prezan 

El  cor  adreitz/  e  benestan 

Dolz/  e  de  bella  paria 

Ma  mes/  en  sa  baillia 

Perqi  eu  lais/  e  pren  e  aoan 

Em  enardia/  e  uau  dotan. 

6)  Preiar  Ia  aolgra/  ael  plagues 
Puoia  per  lieia  sui/  en  ioi  tornaz 
Que  foa  noatra/  bonamiatatz 

(yfi  c.  1.) 
Per  un  amic/  aaupuda 
Que  plus  ner/  car  tenguda 
Qar  gen  dira/  souen 
Zo  don  no  ma/  legrera 
Mentres/  qe  sol  celera 
Conors/  er  gran 
£  ioi/  qen  troba  fins  aman 
A  cui  solaa/  e  ria 
Qar  qi  non  pot/  qui  qe  dia 
Dir  a  sa  miga/  son  talan 
Chonuen  gaia/  per  cui  lai  man. 


64 


Die  provenzalifche  liederbandschrift  Cod.  42 


Giraut  de  Borneilh  VII. 

1)  Aissi  col  pres/  qi  s'en  cuia  fugir 
Quant  efl  estort/  e  hompoilo  repren 
Ellen  dobla/  Bon  perillos  tormen 
Cugei  ab  geine/  de  sa  prison  isir 
D*amor  que  ma  tan/duramen  conqes 
Qe   per   nuill  geing/  estorcer  noih 

po8C  ges 
Anc  mai/  non  fu  en  tan  mala  preso 
Qe  Bens  ongues  /  nom  pogues  tener 

ges  pro. 

2)  Gab  aital  geing/  m'en  fes  mon 

sen  pnrtir 
De  son  pais  /  qeu  non  ui  son  cors 

gen 
Ca«chan  oblit/  co  com  nom  ue  souen 
Maa   anc   mon   cors/  non   pod   tan 

nfortir 
Qem  get  dal  (iol/  cella  ge  maconqes 
Dun  crei  morir/  se  no  len  pren  mcrzes 
Qe  mon  cors  es  mirails  ae  sa  faison 
Per  qel  fugirs  no  mes  ren/  se  mal 

non. 

8)  Tan  mes  al  cor/  qe  can  de  leis 

conbir 
Gels  qe  parlon  a  mi/  ges  nols  enten 
£  faz  lor  en  al/  les  gardar  parucn 
Gab  semblan  e  ab  oc/  e  no  dir 
£  pos  entrels  tris/  ab  fin  ioi  cortes 
Pensan  delleis/  com  ueuzer  la  pogues 
Qeu  non  ai  ioi/  mais  tant  qan  ab 

leis  so 
Ni  naos  parlar/  tan  en  ten  mal  reso. 

4)  Als   non   fai   fair/  mas   lai   on 

posc  auzir 
Delleis  pnrlar/  men  tornarai  coren 
Qar  fins  amics  per  gran  rctrabemen 
Gant  aussi  dons/  lauzar  ni  enanzir 
£n  pari  ab  leis/  ab  cui  plaz  toz  sos 

bes 
Gar  neguns  hom/  tan  en  amics  norres 
Sella  me  tau/  qeu  non  uoilla  son  pro 

(c.  2.^ 
Si  uals  aitan/  can  aira  sa  razo. 

6)  Tiesta.t  can  deu/  a  honor  abelir 
£  tot  qan  uei/  en  uerai  prez  ualen 
£  tot  qan  taing/  a  ioi  e  a  ionen 
Y  uei  ades/  qand  eu  mais  la  remir 
Gar  noi  ue  a  mos  oillz/  so  qe  pes 
Mor  deziran/  qe  straia  dolors  es 
Que  fug  daico/  don  li  sauria  bo 
Lo  consegres  mais/  dautrare  canc  fo. 


Girant  de  Borneilh  VIH. 

1)  Pias  qel  paubres/  qan  iai  en  ric 

ostal 
Qui  nocas  plaing/  si  tot  sa  gran  dolor 
Gan  tem  qe  torn/  ad  enoy  al  seignor 
Ko  maus  plaigner/  de  ma  dollor  mor- 

tal 
Ben  dei  doler/  quand  ellam  fai  or- 

goillz 
Qe  sollamen/  als  no  dexir  ni  uoillz 
Qe  si  ual  res  /  non  lans  clamar  merce 
Tal  paor  ay/  qa  des  se  noy  de  me. 

2)  Ma  si  com    cel  /  qe  garde   el 

uerial 
QU  senbla  bels  /  contra  la  resplandor 
Quant  eu   Tesgard/  nai  al   cor   tal 

dolzor 
Qeu  men  oblit/  pley  qeu  vey  e  tal 
Bon  bat  amors/  ab  la  uergaqeu  coill 
Gar  una  ues/  en  son  rial  capdoill 
lA'nblei  un  bos/  don  era  mi  scue 
Hai  com  mal  uic/  qi  zo  cama  no  ue. 

8)  Si  maiut  deu/  pecat  fui  criminal 
Ma  bella  dompna/  qar  il  nom  secor 
Ben  sap  qeu  ley  ai/  mon  cor  e  ma- 

nior 
Si  qeu  nom  pes/  de  nuill  autre  ior- 

nal 
Donc  perqem  sona/  tan  gen  ni  mal 

acoill 
Pos  pro  nom  te/  de  co  don  plus  mi 

doill 
£  cuiaimi/  aissi  loingnar  de  se 
Ainz  soffrerai/  co  qai  sofert  anese. 

4)  Qe  sofirir  üung/  a  seignor  na- 

tural' 
Los  tone  eis  dreiz/  el  sen  ella  foUor 
Qar  greu  pot  hom/  de  guerra  auer 

honor 
Pois  qeis  se^gard/  faiditz  de  lo  gal 
Ben  soi  faidiiz/  si  cle  samor  mi  toill 
No  men  torrai/  ainz   lam   mais   qe 

non  soi  11 
Tenram  ia  uil/  puos  a  mal  mi  rele 
Non  a  deo  far/  qar  per  amor  maue. 

5)  Gaissi   ma  tot/  mi   douen   son 

cabal 

(f.  4  |0  c.  1.) 

Qe  si  ma  Ha/  non  aura  peior 
Qel  seus  plazers/  ma  tan  dousa  sabor 
Qe  ges  del  meu/  non  remenbra  nim 

cal 


der  LftnrensianischeQ  Bibliothek  in  Florenz. 


65 


Non  es  iorz  qesamors/  el  Icor   nom 

broiU 

Per  cay  toi  ioy/  qan  la  uezon  mei 

oill 

Qa  mos  cor  pensa/  de  son  grat  be 

Qel  moa  non  aoill/  ni  deadr  antra  re. 

6)  Sabez  per  qe/  il  port  amor  tan 

coral 
Qar  non  m/  ton  bella  ni  genaor 
Ni  tan  bona/  don  teing  qay  gran 

ricor 
Qar  8oi  amicx/  de  domjpna  qe  ton 

ual 
£  si  ia  ney/  qen   sembs    ab   mi   de 

poill 
Mielz  me  stara/  cbal  scignor  da  81 

doUl 
Qoi  roanten  prez/  qnand  altre  se  recre 
E  non  sai  plus/  maa  atan  nai  gaufre. 

7)  Als  qatre  rcia  deapagna  /  eata 

molt  mal 
Qar  no  uolon  auer/  paz  entre  lor 
Qunr  altramen  son  ill  /  de  gran  ualor 
Adreich  e  franc/  e  cortes  e  lial 
Sol   qe    de   tan  gen/  ceaao  lor  ea- 

cuoill 
Qe  uircaou/  gaerra  en  altre  fuoill 
Conto  le  gen  /  qe  nostra  lei  non  cre 
Tro  qeapagna  fos/  toto  dona  fe. 

8)  Bei  caatiaz  aeigner/  per  uoa  mi 

duoill 
Qar  uoa  oei  la/  e  car  mi  donz  non  ue. 
Maniema/  cai  am  de  bona  fe. 

Girant  de  Bornelh  Villi. 

1)  Un  aonet  faz/  malaaz  e  bon 
B  non  aai/  de  qal  razon 

Ni  de  cai/  ni  com/  ni  perqe 
Ni  non  aai  re/  don  mi  aone 
E  farail  poia/  nol  aay  far 
E  chant  lo  qi  /  nol  aap  cantar. 

2)  Mal  ai  /  can  bom  ploa  aana  no 

fon 
E  teing  maloaz/  bom  per  pron 
K  don  aaaz/  qnand  non  ai  re 
£  noill  mal/  cellni  qim  nol  be 
Tant  aui  fina  amica/  aea  amar 
Qanc  aen  perd/  qan  nol  gnadagnar. 

S)  Ab  cellni  uau/  qi  nom  so  nom 
Aqier/  qnand  non  a  qe  don 
Per  ben  eator/  aoi  abianfre 
Qay  ai  aay  far/  co  qem  coue 

ArebiT  f.n.  Sprachen.  XLDL. 


(c.  a.) 
Qem  lea/  qam  mi  decra  colcar 
E  cbant  daico/  don  oei  plorar. 

4)  De  tort  em  nai/  e  denuiron 
Fondatz/  qe  mais  aai  de  caton 
Deuer  lo  cuil/  nir  lo  fre 
Sautre  plaa  fol/  no  men  rete 
Qaitola  aen/  me  fi  enaei^ar 

AI  prim/  qeram  fai  folleiar. 

5)  Drutz  ai  eatot/  nna  aazon 
Senea  enian/  ab  tracion 

Ab  orgoill/  ai  clamat  merce 
AI  altrui  opa/  ai  com  per  me 
Qcatra  mon  grat/  cuig  acobar 
E  qier  zo/  qe  nom  uol  donar. 

6)  Dompns  aai/  non  noill  qen  son 
Ni  aim  fay  mal/  qillom  perdon 

Sy  noUia/  calgar  ab  me 

Ab  pauc/  non  uoa  iur/  per  ma  fe 

Qe  pro/  men  faria  preia 

Maa  nom  de  bom/  trop  aoanar. 

7)  Si  me  fezca/  ben  guizardon 
Eu  sai  ben/  trobar  ochaiaon 
Per  qe  siTuicis/  sen  recre 

Mas  CO  da  qeus/  dan  crea  aimple 

Per  maluiatat/  leuar 

E  mala  uoller/  per  aordeiar. 

8)  No  sai  de  qe  me  fac  cancbon 
Ni  qe  si  autre/  nom  deapon 

Qar  tant  fola/  la  aaber  maue 
Re  no  conoBC/  qe  perte 
Cella  ma  fait/  ontracniar 
Qe  nom  uol/  amic  apellar. 

9)  Eu  cuig/  causimen  parlar 
E  die  CO/  qem  fai  agitar. 

10)  Ellam  pod/  en  mon  aen  tomar 
Sim  deignaua/  tenir  en  car. 

Giraut  de  Bornelb  X 

[siehe  Archiv  SS,  p.  804.  Fehler: 
2)  7  cban  pr  chay;  8)  8  et  pr  e; 
6)  6  folgt  Car  sil  non  foa  no 
menzeren  playen:  7)  1  Mesagier 
pr  Meaaier.] 

Giraut  de  Bornelh  XI. 

(f.4Y0c.l.) 

l)  Anch  maia  de  ioi/  ne  de  cban 
Ni  de  aolatz/  mantener 
Non  agiu  al  meu  parer 

(C.  2.) 

Tan  bon/  ni  ton  ferm  talan 


66 


Die  proTonzaliBche  LiederhiindBolirift  Cod.  42 


Ni  ancb  mais/  non  me  plac  tan 
Com  eran  plaz/  damor  sa  mantene- 

zba 
Per  qea  la  uoill/  mantener  e  honrar 
En  contra  cela/  defendre  e  raisonar* 
Qai  fan  damor  alqes  /  per  non  8a- 

benzha. 

2)  E  calfl  qo  sen  an  claman 
Damor/  an  pauch  do  saber 
Qar  segon/  razon  e  uer 
Ea  ucnzerai/  razonan 
Gels  qi  aen  uan/  rancuran 
Camors  non   fai/  mal  ni  desconoia- 

aenzha 
Per  qe  naillz  hom/  sen  deia  rancarar 
Ni  gea  amor/  no  pot  apoderar 
Negana  rea/  aea  grat  d'autra  ualenzha. 

8)  Ni  fin  amors/  cho  noa  man 
Non  ba/  ni  no  pot  aner 
Ab  si  forz  ha/  ni  poder 
Ni  naill  conaeill/  panc  ni  gran 
Si  li  (h11  el  cor/  non  li  dan 
Maa  zbo  cala  oillz  plaz/  e  al  cor 

agenzfaa 
Vol  fin  amors  /  qe  noi  pot  coatrastar 
Per  zbo  no  dei/  amor  ocaiaonar 
Tan  cum  loa  oillz/  el  cor  ama  par- 

uenzha. 

4)  Car  li  oill  aon  drogoman 
Del  cor/  eill  oilk  nan  uezer 
Zo  cal  corp  plaz/  retener 

E  can  ben  aon^  acordan 
E  form  toit  trei/  dan  senblan 
Adoncaa  pren/  uerai  amors  nascenzha 
Da  so/  qe  li  oill/  fan  al  cor  agradar 
Qiaters/  non  pot  naisaer  ni  comenz- 

bar 
Maia  per  lo  grat  dels  treis/  naia  e 

comenzha. 

5)  Per  lo  grat/  e  pel  coman 
Dels  treis/  e  per  lor  plazer 
Nais  amors/  qen  bon  eaper 
Vai  SOS  amics/  confortan 

Per  qe  tait/  li  fin  aman 

Sapchan   camors/  es   fina  ben  ao- 

lenzha 
Qi  nais  del  cor/  e  dels   oillz  ses 

doptar 
Qeill  oill/  la  fan  florir  el  cor  granar 
Amors   qesfmiz  /   de   lor   uera   se- 

menzha. 


6)  Perqen  a  dai  meroeian 

(f.  6  fO  c  1.) 

Mea  oillz/  el  cor  aes  tener 

Ec  amor/  cab  ferm  aoler 

Sen  aan  tres  tait/  percazhian 

De  maa  honor/  traire  enan 

E  de  mos  bens/  ses  geing  e  sea  tc- 

menzba 
Perqea  los  dei/  grazir  e  merzeiar 
Car  il  man  fait/  de  tat  enamorar 
Don  sai  pagatz/  ses  plus  al  lenten- 

denzba. 

7)  Canzhos  aai  dir/  en  blancaz 

enprohenzha. 
Qel  fai  nalor  aaler/  e  prez  prezar 
Chom  lai  lauzan  /  non  pot  sobre  lau- 

aar 
Tan  es  aalenz/  o  fina  sa  naienzha. 


Giraut  de  Bornclh  XII. 

(siehe   Archiv   83,  p.   805.    Fehler: 
1)   5.  et  pr  e;   2)   7.  non  pr  ni.) 


Girant  do  Bornelh  XIII. 

(f.  6  |0  c  «.) 

1)  Per  miela  cobrir  lo  mal/  traig 

e  lafan 
Qem  dona  amors/  don  ea  nom  posc 

defendre 
Farai  chanso  tal/  qer  lea  adapenrc 
De  motz  cortes  /  ab  aainer^  chan 
E  fnz  esforz/  car  ai  cor  ni  talan 
De  far  chaniso/  cadea  plang  e  aoa- 

pire 
Car  non  aei  lets/  don  mon  cor  no 

saire 
Car  tan  mes  laeg/  lair  el  doaz  paia 
On  es  cella/  aas  cai  en  sai  aclina 
Percai  perdat/  ioi  el  solatz  e  rire. 

2)  Alois  mautrei/  ab  fin  cor  ses 

enian 
Car  toiz  sai  seas/  ses  donar  e  aes 

aendre 

Leis  cai  saplei/  don  lois  mi  aa  tarsan 
Que  daatra   aer/  ben   faff   ni    bei 

scenblah 
Qinz  en  mon  cor/  ma  fa^  amora  ea- 

cnre 


Später  zugefügtes  Wort. 


Felilt  eine  2«eile. 


der  Laurensianischen  Biblioth<^k  in  Florenz. 


67 


Sa  gran  beatat/  don  res  Don  es  a 

dire 
E  lon  bei   eors/  geni  fag  e   ben 


Per  chea  de  li/  son  oms  fizels  e  fii 
£  per  samor/  a  las  autraa  semire. 

3)  Dieus  qan  nerai  lo   iom/  nil 

mes  ni  lan 
Qi  lam  auelha  del  mal/  ffuazerdon 

reodre 
Qeo  non  laas  dir/  mieas    mazaria 

rndre 
^  ,  801  denan 

Mas  assatz  pot  conoisser/  mon  soen- 

blan 
Qil  es  la  res  del  mon/  qeu  plas  de- 

sire 
C  per  samor  sofricz/  tan  greu  mar- 

tire 
Qe  la  dolor  roa  ia/  tot  conqis 
£1  dezirers/  qui  manra  tost  aazis 

(y«  c.  1.) 
Et  an  gran  tort/  mas  ea  nonllo  aus 

dire. 

4)  Et  se  merees  ab  leis/  mi  ual- 

gues  tan 
Qe  lam  nolge«/  lofr  seus  bei  bras 

estendre 
Ja  del  tirar/  nom  fera  escoissendro 
üe  tost  nenir/  hamilmen  merceian 
A  leis  qe  ma  del  tot/  en  son  coman 
Qem  pot  donar  ioi/  e  del  tot  aazire 
Qfiu  non  ai  gcs/  poder  aillors   me 

uire 
E  sillz  plagues/  qe  pres  de  si  mauziz 
Ben   tenc  per  sieas/  e  mielz  magra 

conqis 
£  fdram  ric/  de  gran  ioia  lauzirc. 

5)  AI  pro  marqes/  ca  preiz  ab  ua- 

lor  gran 
Mantcn/  e   sap   gen   donar  e   des- 

pendre 
E  SOS  ric  prete/  faitz  los  aatres  des- 

sendre 
Uas  monferrat/  chansoneta  te  man 
Qel  sei  ric  fag/  son  dels  aatres  trian 
Et  al  Dieillor  lo  pot  om/  ben  eslire 
Qil  es  la  flors  de  tot/  a  cui  querire 
E  de  tos  bes/  comensamens  e  fis 
E  sien  fos  com  uoillz/  ni  deuis 
Corona  daar/  si  pot  el  cap  assire. 

Girant  de  Bornelh  XIV -XVI. 
(8.  Arch.  83,  p.  305—307.    Fehler: 


XIV.  5)  2.  Eni  pr  Qni;  8.  Ql  pr 
£1;  XV.  1)  2.  non  pr  no;  8)  qeir 
pr  qerr;  4)  9.  Tan  fa  pr  Fan  far.) 

Girant  de  Bornelh  XVII. 

(f.  6  V»  c.  1.) 

1)  Tant  sent  al   cor  an   amoros 

desir 
Qei  an  mei  oill  nonellament  assis 
Quen  non  nol  ^es  esser  en  paradis 
Per  zo  qe  mais  non  pognes  auenir 
Lni  on  beltatz  e  ionenz  segnoreia 
Et  tot  azo  qen  amor  plazer  deia 
Qel  non  es  noillz  homs  tan  mainatz 
Lai  non  t4)me8  ioios  e  ben  estanz. 

2)  Ben  sap  amors  onrar  e  onrioir 
Car  anc  degnet  noler  qen  men  ardis 
Tan  qeu  penses  qe  ma  don  am  sufris 
Qeu  les  les  gardes  dreiz  oil  al  de- 

partir 
Ben  sai  qe  ia  non  aorai  mais  l'enueia 
Mais  sim  consen  sos  amoros  senbanz 
Heil  cttit  mostrar  cals  es  totz  mos  ta- 

lanz. 

S)  Bes  fai  a  dir  chochnch  car  afor- 

tir 
No  den  ges  pos  amors  la  coqis 
Car  plus  uencutz  es  cel  qe  safortis 
Qui  cel  qui  sap  bumilment  hobedir 
Donc  ben  es  fols  /  qi  ab  amor  guer- 

reia 
Car  saber  pot  se  mcrce  non  plaideia 
A  sufrir  1er  sols  mab/  e  sos  afTanz 
Tan  qan  uolra  cel  de  cui  es  lo  danz. 

4)  Ia  sim  uolgues  rai  dons  del  tot 

auzir 
Non  cuig  tan  gen  monrcs  ni  mac- 

cuillis 
Ni  sei  bei  oil  amoros  plcns  de  ris 
No  maneran  tan  dolzamon  ferir 
Mon  cor  qes  ren  a  leis  toiz  es  au- 

treia 
O  parla  ab  leis  e  solaz  e  doneia 

(C.  2.) 

Tol  autresi  cum  seu  lera  denanz 
E  magues  pres  per  amic  en  baisanz. 

5)  Dompna  nostroms  soi   per  far 

e  per  dir 
Tot  can  uolres  par  ma  fe  us  o  pleuis 
£  sem  prendeis  per  tat  cum  eu  mofris 
Ia  deus  nom  don  poder  coillors  me 


uir 


$♦ 


68 


Die  provenzalische  Liederhandschrift  Cod.  42 


Hai  doaza  res  cui  adora  e  sopleia 
Prez  e  uallors  e  tot  qani  es  merceia 
Voillate  se  ua  plaz  qea  retraia  mos 

canz 
Com  ea  uos  sai  e  serai  fins  amanz. 

6)  A  mon  amic  car  fai  mietz  tot 

candeia 
De  nul  baron  qe  hom  ara  iueia 
Ten  ua  chanzons  e  siaz  ben  menbraz 
Qe  mantas  oez/  aals  mais  un  iom 

cas  anz. 

Girant  de  Bornelh  XVIII. 

(siehe  Arcb.  88,  807.     Fehler:  2) 
1.  ritat  pr  ritaz;  2.  uassazlage  pr 
uassa-Uge;  5.  di  pr  ai.) 

Girant  de  Bornelh  XVIIII. 

(f.  7  ifl  e.  1.) 

1)  Greu  fera  nuls  hom  fallenza 
Se  tant  tenses  son  bon  sen 
Com  lo  blasme  de  la  gen 

Qe  iuia  desconoissenza 
Qaieu  faill  car  lais  per  temenza 
De  blasme  desconoisen 
Qencontra  amor  no  men  pren 
Qe  issamenz  noz  trop  safirenza 
Com  lens  cors  ses  retenenza. 

2)  Car  en  nostra  mantenenza 
Me  mis  amor  franzamen 

E  forai  mort  neraimen 

8i  non  fos  ma  conoiscenza 

Don  non  aiaz  mais  pleuenza 

Qi  em  nam  si  com  sueill  plaigncn 

Nin  moira  mais  tan  soaen 

E  mas  chanzons  qen  peruenza 

N'auion  menz  de  ualenza. 

8)  E  ia  merzes  non  uos  nenza 
Per  qen  non  lai  aten 
Anz  me  stand  bonamen 
Se  uos  pos  tant  uos  agensa 

(c.  2.) 
Francs  de  beUa  captenensa 
Si  pnesc  qen  aisso  menten 
E  Sil  Buffron  lur  tormen 
Qai  fan  per  long  atendenza 
Anz  del  pecat  penedenza. 

4)  £  sim  degras  dar  guirenza 
QJL  miels  gasangne  plus  gen 
Qi  dona  qe  sei  qe  pren 
Cant  prez  na  ni  oenuolenza 
Mas  uout  es  en  uilteiienza 


Yostra  fars  e  en  nien 
Com  uos  sol  darar  uos  neu 
Mais  lais  men  qeu  ai  sabenza 
De  mal  dir  e  estenza. 

6)  Mas  ien  auia  pleuenza 
Tant  com  amei  follnmen 
En  aiso  com  uai  dizen 
Ben  finis  qil  mal  comenza 
Don  ien  aui  entendenza 
Qi  per  proar  mon  talen 
Mac  aes  comensamen 
Mas  conos  aprezenza 
Qe  tostomps  nagra  temenza. 

Girant  de  Bornelh  XX. 

1)  Ia  nos  cug  hom  /  qeu  cange  mas 

chansos 
Pos  nos  can^a/  mos  cors  ni  ma  rasoa 
Qi  sim  iauBis  danior/  ieu  men  laa- 

zera 
Mas  qui  en  mentis/  non  siria  nula 

pros 
Catre  sim  ten/  com  se  soi  en  ba* 

lanza 
Desperaz  alques/  desperanza 
Pero  non  uol/  del  tut  laissar  morir 
Pe  so  qem  puesca/  plus  souen  auzir. 

2)  Mas  er  esso/  canc  non  cugei 

qe  fos 
Qeu  soi  tomaz/  de  mi  meseis  gilos 
Contra  mi   donz/  qeu  non  la   cort 

eiera 
Mfls  tot  conseill/  cas  amors  si  a  bon 
Ai  assaiat/  e  pos  ren  nomenanza 
Tot  li  farai/  aesamar  senblanza 
Ailas  cal  dij;/  ian  cuiai  eu  morir 
E   dunes   oimais/  ia   sap    tot   mon 

arbir. 

8)  Dompne  speranse/  paor  ai  de 

uos 
Ar  men  conort/  e  ar  en  soi  doptos 
Mas  un  conort/  ai  damor  asazos 

(▼«  c.  1.) 

Pcrol  paors  tem/  co  o  poderar 
Cab  tal  poder/  mi  mostra  sa  con- 

dansa 
Qi  plus  nom  pot/  monstrar  de  mal- 

enansa 
E  fai  esfors/  qi  pot  ensems  soffrir 
Ire  poder  de  cels/  qel  uol  delir. 

4)  £  si  non  fos/  qes  granz  meill- 

orazos 
Es  de  lort  fag/  cant  hom  nes  oblidor 


der  Laurcnziaoiscbea  Bibliothek  in  Florenz. 


69 


lamais  «mors/  a  tal  tort  nom  menera 
Si  ia  Dogaes  tomar/  desamoros 
Pero  leuB  cors/  toi  manta  benenansa 
Enueg    failDr    manz/  per    qea    nai 

doptaza 
QU  faillimcn  daairui/  taig  com  se  mir 
Fet   so    com    gard/  se   meseis   de 

faillir. 

5)  Dompna  ben  uei/  qe  non  ual 

ocaissos 
Camors  non  aol/  qeu  ian  si  cngtgnos 
Merce   uos    dam/  qe   no   men    lais 

anqera 
Tant  mos  cors/  de  nostramors  coitos 
Volc  es  sius  plaz/  complir  Ia  deiü- 

nansa 
Co  di  qea  ai/  daatramor  benenanza 
E  qous  pogucs/  cubertamenz  iauzir 
El  bruiz  uegues/  de  lai  don  sol  venir. 

G)  Na  Ponza/  tal  esfors  faiz  per 

uos 
Car  cra  cbant/  en  ai  nulla  leffranza 
Qil  morz  de  mos  seigner/  mi  des- 

cnanza 
Qi  uos  sabez/  qcl  solia  zausir 
Cui  hom  deoi  honrar/  ni  cnantir. 

Folket  de  Marxella  XXT. 

1)  Au  mais  noi  conosc/  razon 
Ab  que  nos/  nucscan  cobrir 

Si  ia  deu/  uolen  seruir 
Pos  tant  enqer/  nosire  pron 
Que  sou  dan/  en  uolc  sufirir 
(^el  sepulcre  perdet/  primcramen 
Et  er  sufire/  qe  Spagnas  uai  perden 
Per  so  car  lai/  trobauan  ocbaison 
Massai  si  uals/  nom   temem  mar  ni 

uen 
Ldis  conos  pot  plus  fort/  auer  so  mos 
Si  doncs  /  non  fos  tornaz  morir  per 

rios. 

2)  Aoiaz  en  cal/  error  son 
La  genz/  ni  qe  porra  dir 

Qil  cors/  com  non  pot  ganchir 
De  mort/  per  auer  qei  don 
Volquccs  gardar/  e  gandir 

(c.  a.) 

E  de  lalma  non  a/  nul  cspauen 

Qe  pot  gardar/  de  mort  e  de  tür- 
men 

Pesquecs  de  cor/  si'  ca  die  uertat  e 

non 

E  pueis  aura  dannar/  meillor  talen 


£  ia  noi  gard  paubrera/  nul  hom 

pros 
Sol  qe  comenz/  qe  dieus  es  piatos. 

S)  Cor  saluars/  pot  nauer  bon 
Daitan  porria/  se  guarnir 
Qi  lals  /  pot  dieus  tot  conplir 
E  nostre  reis/  daragon 
Qil  non  cre/  saubes  faillir 
A  nuil  home/  qe  an  ab  cor  ualen 
Tan   pauc  uezem/  qe  faill  a  lautra 

gen 
Kon  dcu/  a  deu  gos  far  peiu  razon 
Qil  lo  conrara  /  siT  seru  honradamen 
Coian  sil  uol/  ne  coronatz  saios 
O  sus  en  cel/  us  noill  faill  daqucst 

dos. 

4)  E  ia  non  prez/  fol  resson 
Lo  reis/  castellas  ms  uir 

Per  perdre/  canz  deu  grazir 
A  dieu  ^  qel  mostrel  somon 
Quen  luis  cuol/  emantir 
E  autre  fors  ses  dieu/  tom  en  nien 
Caissi  uaira/  sos  bos  prez  per  un  oen 
Si  acueill  dieus/  oimais  a  conpaignon 
Qil  non  uol  ren/  mas  reconois  semen 
Sol  qe  uas  dieu/  non  sia  orgoillos 
Mout  es  SOS  pretz  /  honratz  e  en- 

ueios. 

5)  Vida  e  pretz/  com  uol  de  foUa 

gen 
On  plus  aut  son/  cazon  lauzeramen 
Qastigam  doncs/  en  ferma  penzazon 
El  pretz  qes  ten  /  qi  cant  lautre  uan 

cazen 
Qe  tot  SOS  prez  /  sos  gantz  e  sos 

laus  fos 
En  pensar  fort/  cant  a  dieus   fatz 

per  nos. 

6)  Bell  auuanz  dieu/  uezem  qe  us 

aten 
Tan  qe  uos  uol  /  gasagnar  franzamen 
Conrat  uos  ten/  tant  qe  ami  sap  bon 
Non  fasas  douc/  camiar  son  bon  talen 
Anz  camias  nos/  qe  mais  ual  per  un 

(los 
Com  safraing  anz/  qel  forsatz  caia 

ios. 

Folket  de  Marsella  XXIL 

1)  Merauil  me  com  pot/  nuls  hom 

cantar 
En  com  ieu  cant/  per  Ici  qem  fai 

doler 


70 


Die  provenzaliBcbe  liederhanclachrift  Cod.  42 


itSifi  e.  1.) 

Qe   ma  chansonl/   non  puosc    apa- 

reillar 

Dos  motz  cal  (en/  nom  lata  marriz 

cazer 

Car  noD  soi  .lai/  en  estai  sos  cors 

genz 

Douz/  e  plazenz/  qe  maaci  deziran 

£  nom  pot  far/  morir  tan  soi  aman. 

2)  Car  non  puesc/  nulla  ren  tant 

Ges  salle  plaz/  non  den  ma  mort 

nolcr 
Canc  pueis  la  oi/  non  paoec  dal  re 

penar 
Mas  com  pogaes  far/  e  dir  son  pla- 

zer 
Et  es  ben  dreuz/  cal  laus  del  con- 

castenz 
Eis  plus  ualenz/  per  qeu  nim  mais 

Tafan 
De   lei   seruir/  qe   dautra    uer    ioi 

gran. 

8)  Mas  ien  non  lais/  mon  messaie- 

nuiar 
Ni  tant  dardit  non  ai/  qeu  lamuezer 
E  non  0  lais/  mas  car  uoil  far  cuiar 
Als  fals  deuis  /  caillors  ai  mon  esper 
Perol  dezirs/  mes  ades  plus  plazenz 
Eis  pensamenz/  car  ieu  nol  sui  denan 
Manz  ioinz  a  dis/  per  far  tot  son 

coman. 

4)  Lo  mal  qieu  trac/  nonpotdes- 

couertar 
Tant  la  fai  prez/  sobre  totas  ualer 
Ni  negus  hom/  non  la  pot  trop  lau- 

zar 
Dieu  don   quill  uoill/  omilitat  aner 
Si  con  en  Icis  es  proz/  e  iouenz  beutat 

e  senz 
Cano  dompna  non  nac/  tant  dones 
Qual  tort  nai/  si  eu  nuü  antra  non 

blan. 

5)  Bella  dompna/  tant  uos  tenc 

car 
Qe  mantas  nez/  lo   iorn  non  poes 

teuer 
Caz  una  part/  non  an  tort  sols  plor 
Si  qieu  non  puesc/  duna  pessa  mouer 
Tal  paor  ai/  nom  uailla  chausimenz 
Car  plus  me  uenz/  uostramor   sos- 

piran 
Qieu    non    sai    dir/  ni   retraire  en 

cbantan. 


6)  Yien  guirenz/  plus  uos  am/  aea 

enian 
Non  fea  ysont/  son  bon  amic  Tristan. 

Folket  de  Marsellha  XXin. 

1)  En  cbantan/  mauen  a  mebrar 
So  qeu  cug/  cbantan  oblidar 

Per  so  cbant/  coblides  la  dolor 
El  mal  damor 

Et  on  plus  chan/  plus  me  aoue 
Ni  ma  Doccba/  en  al  re  non  aue 
Mas  en  merce 

(c.  «.) 

Per  qes  uertaiz  e  semblam  be 
Quinz  el  cor  port/  dompna  uoslra 

faison- 
Qim  zastia/  qe  non  uir  ma  rozo. 

2)  E  pos  amor/  mi  uol  boorar 
Tan  quel  cor/  uos  mi  fai  portar 
Per  merze  uos  prec/  qe  uus  gardes 

delaraor 
Qe  ien  ai  paor 

De  uos  mol  maior  que  de  me 
E  pos  mos  cors/  dompna  uos  a  dinz 

se 
Si  mals  non  ne 
Dompna    pois    dinz   es/    soffrir   loil 

conue 
E  per  so  fais  del  cor/  so  qe  us  er 

bon 
£  gardas  lo/  si  com  uostra  maiaon. 

8)  Qcl  garda  uns/  e  ten  tan  car 
Qil  cors  en  fai/  nesci  semblar 
Qel  sen  i  met/  Tengien  e  la  ualor 
Qinz  en  error 

Lassal  cors/  pel  sen  qen  rete 
Com  me  per  la  mantas  uez  ses  deae 
Qieu  non  sa  qe 
Em  saluda/  qi  eu  non  aug  re 
Per  so  nuls  nom/  non  michaizon 
Sim  saluda/  e  ieu  moz  non  li  son. 

4)  E  ial  cors/  non  si  den  damar 
De  ren  qel  cor/  11  puesca  far 
Qe  toma  la/  al  plus  honrat  seignor 
E  tout  daillor 
On  trobauen/  ien  e  non  fe 
Mas  drez  toma/  son  seignor  ancse 
Pero  non  cre 

Qem  deing/  si  merces  nom  mante 
Queil  entrel  cor  tant/  qen  loc  dun 

ric  don 
Dcing    esooutar/    ma    ueraia   cban- 

son. 


der  LaarenzianMchen  Bibliothek  in  FlorenK. 


71 


5)  £  silla  dignaa/  es  outar 
Dompna  merce/  porrai  trobar 
Pero  ops  mes/  coblides  la  ricor 
E  la/  umzor 
Qe  nai  die/  e  dira  ia  so 
Maa    aatre   pro/  mos   laozars   non 

capte 
Com  aoem/  mal  me 
La  dolors/  mcn  graissem  reue 
AI  fiiec  qail  fai/   monen  creis   de 

randon 
£   com  uol  coc/  mor  cn  pauc  de 

sazon. 

(f*  c   1.) 

[6]  Morir  poesc/  qieu  nom  clam 

de  re 

Neis    sim    do    Blanal/   mals    daital 

faisson 

Con   doblal   ponz/   del    tauliel    per 

razon. 


Folket  do  Marsellha  XXIIU. 

1)  A  pauc  de  cantar/  nom  recre 
Per  enoi  de  laaseniador 

Mas  forzas  damor/  mon  rete 
Qe  nom  laissa/  oirar  aillors 
Tan  son  dels/  ben  amanz  la  flors 
Aiaim  te  amors/  pres  el  fre 
Qe  dal  re/  nom  soae 
Mas  de  lei  seruir  a  iornal 
Caissim  pcs/  co  fal  li  solÜal. 

2)  £  doncs  sea  fas/  so  qes  conue 
Ben  men  den/  eschiizer  honors 
Qar  qi  pot  amar/  miels  de  be 

Per  dreg  leu  eszai/  la  lauzors 
£  sab  ben  mi  donz/  e  amors 
Qco  en  re  aas  lei/  nom  malme 
Mas  car  li  clsm/  merce 
Qes  des  so/'qe  mes  plus  corals 
Pot  esscr/  qes  co  teigna  a  mal. 

3)  £  qaant  mi  parla/  nim  uo 
Mi  sail  al  cor/  la  resplandors 
Dels  bels  oilz/  e  del  dooiz  ale 
Mi  nenem/  mesdamenz  las  sabors 
Si  qen  la  boccam/  nais  dousors 
Per  qen  conois/  e  cre  qel  be 
Qen  die/  non  ai  de  me 

Anz  mes/  desamor  natural 

Qem  ma  inz/  el  cor  pres  pres  ostal. 

4)  Dons  son  ben  fols/  car   nom 

rere 
Damar  leis/  qe  ben  par  follors 


Pes  autre/  bes  nom  esdeue 
£  auei/  cades  creis  ma  dolors 
Qin  mi  solafarz/  tot  son  cors 
Per  ma  fe/  mieiz  naue 
Qe  per  leis/  sufloirra  ia  se 
Mon  dan/  si  tot  a  leis  non  cal 
Cautraz  aes  samol       per  cabal. 

5)  E  pos  a  le  piel  ioi/  me  mante 
Sim  fczes  aitant/  de  socor 
Qen  degnes/  retener  ab  se 

(c.  2.) 

Gardatz/  si  ea  fora  dels  ausors 
Qui  SOS  rics  prez/  e  sa  ualors 
Creis  en  me/  meillura  e  ue 
Ab  sol  qil  agues/  lo  mille 
De  la  dolor  fer/  e  mortal 
Non  agram  partir/  per  engal. 

[6]  Pero  sil  clamarai/  mero 
Del  dan  qil  me  fai/  e  del  mal 
Pois  null  autramor/  no  mi  ual. 


Folket  de  Marseillba  XXV. 

1)  Chantan  uolgra/  mon  ferm  cor 

descobrir 
Lai  on  magrops/  qe  fos  sabutz  mos 

uers 
Mas  per  dreig/  ax  j^erdut  mon  sabers 
Per  cal  paor  /  qe  mm  puisca  nenir 
Cuns    nouels   iois/   en   cui    ai    mes 

speransa 
Vol  qe  mos  cbanz/  sia  per  leis  en- 

ders 
£  pois  li  plaz  quieu/  ennanz  sa  ualor 
£n  mon    cbantar/  dei   nauer   gran 

lauzor 
Car  808   prez/  uol  mout*  saui  lau- 

zador. 

2)  Per  qe  non  par  qieu/  pogues 

deuezir 
Don  cortes   prez/   car  tant  aut   es 

aders 
Qe  ren  non  duz/  qe  nom  semble 

plasers 
£  a  en  lei  tant/  de  tot  ben  a  dir 
Qe  sofraita   men  fai/  trop   da  on- 

dansa 
Per  qeu  men  lais/  qe  sea  nom  sen- 

bla  uers 
Qeu  ia  pogues/  retraire  sa  lausor 
Car  de  bon  prez/  ama  lo  meillor 
£    dels    amanz  /   lo   plus   fin   ama- 

dor. 


72 


Die  prorenzaÜBcbe  liedcrbaodBchrifl  Cod.  42 


S)  Car  anc  nol  dis/  tem  nas  lei 

faiUir 
Con  868  en  lei  ataraz/  mo8  aolers 
Mas  dar  enao  /  nomo  cal  plus  temers 
Qeu  sai  qo  focs/  sa  bassa  per  cobrir 
El  üicus  üamor/  ma  naurat  de  tal 

lanza 
Don  non  tem  pro  soiomar  ni  iazcra 
Qeu  ai  lassat/ * 

4)  E  dons  po6  ieu/  non  ai  mas  lo 

dezir 
Non   ai  doncs/  pro   moat  es   granz 

mos  podeis 
Si  uals  daitan/  men  a  donat  Iczers 
£  doncs  per  qem  uol/  de  plus  en- 

aruir 
Mas   siei  bei   oill/  e  sa  gaia  sen- 

blansa 
Don  pois  mos  oillz/  tant  magradal 

vezers 

(f.  9  I»  0. 1.) 

Nais  dun  conort/  iid  qe  mou  defallor 
Cades  mcs  uis  /  qom  uoilla  dar  samor 
Can  uo  baras  mi  sos  oillz  ples  de 

doozor. 

5)  E  doncs  dompna/  pos  mais  non 

puesc  sofrir 
Los  mals  qieu  trac/  per  uos  maitin 

e  serz 
Merze  naiaz^  qeul  mon  non  auers 
Qe  senes  uos/  mi  pogues  cnriqir 
£  can  nous  uei/  soucn  ai  gran  dop- 

tanza 
Qui  nous  mi  fass '  oblidar  non  calers 
Mas  ieu  ai  sen/  la  pene  la  dolor 
No  US  oblit  ges/  ainz  i  tcng  noeg  o 

ior 
Los  oillz  del  cor/  si  qe  nol  uir  ail- 

lor. 

Folket  de  Marselba  XXVL 

1)  Taut  mou  de  corteza/  razon 
Mon  cbantar/  qe  noi  pucsc  faillir 
Anznels/  i  dem  mielz  auenir 
Canc  mais  non  fi/  e  sabes  con 
Car  Icmperariz/  mon  scmon 
£  plflgram  fort/  quid  men  guiquis 
Sil  mo  sofris 

Mas  car  il  es/  si  uurais  ensegnamen 
Non  sescbai/  oa  son  mandamen 
Si  a  mos  sabers/  flac  ni  lenz 
Anz  taingn/  qes  deble  mos  engienz. 


•  Lücke  von  2'/^  Zeile. 


2)  £  aanc  per  leis/  en  ma  chanson 
De  lausengiers/  cui  dieua  adir 
Ar  men  uoil/  del  tot  siqoir 
£  ia  deus  non/  calor  perdon 
Car  arditz  so/  cant  uen  non  fon 
Perqe  selJa/  cui  obezis 
Me  relinquis 

E^  cuida/  caillorz  ai  assiz 
Mon  pensamen 

Mner  Den  doncs/  per  gran  faillimen 
Car  per  so  qe  am/  finamenz 
Per  so  qe  duz/  so  qes  nienz. 

8)  £  si  merces/  no  mi  rcn  pron 
Qe  farai  /  porraimen  partir 
Non  ieu/  capres  ai  morir 
De  guiza/  qem  sab/  sobre  boii 
Quinz  el  cor  remir/  sa  faisson 
£rremiran/  e  ieu  languis 

(c.  8.) 

Car  ellamdis 

Qe  non  dara  so/  qui  eu  laugois 

'i'an  longamen 

£  ieu  per  aisso/  nom  alen 

Anz  dobla  ades/  mon  pensamenz 

£  muor  aissi/  mescladamcnz. 

4)  E  ges  per  tant/  non  ma  ban- 

don 
Qieu  anc  sompre/  ai  suzit  dir 
Qe  mensonnia/  no  pot  cobrir 
Qe  non  morra/  cal  qo  sazon 
E  pos  drez  uenz/  falz  ochaison 
E  car  saubut/  e  deuis 
Qom  iel/  soi  fis 
Caisil  sui  subietz/  e  aclis 
Do  bon  talen 

Qen  lei  amnr/  ai  pres  conten 
E  qecs  cuida  amar/  plus  fortmenz. 

5)  Amataila  doncs/  a  lairon 
Pos  ella  non  uol/  consentir 
Qieu  tan/  en  mon  cor  la  ilc^ir 
Et  er  mafar/  uoilla  ou  non 

El  cor  tem  lo  cor/  en  preisen 

Et  al  si  destreg/  e  conquis 

Qe  ri  omes  uis 

Qcl  des  poder/  qe  sen  partis 

Que  naz/  aten 

Que  merces  lam  uenza/  sofircn 

Car  merces/  en  lonc  soffrir  uenz 

Lai  on  nom  ual/  forza  ni  genz. 

6)  £  iam  morrai/  mas  mout  mes 

genz 
Si  eu  muer  per  leis/  tan  finamenz. 

[7]  Pos  a  morir/  mer  eissamcnz 
Mos  ferm  coraies/  e  mos  cenz. 


der  LaurenziimischeD  Bibliotbek  in  Florenz. 


73 


Folkei  de  Marscllha  XXVII. 

1)  Chaniar  mi  tom/  ad  afTan 
Chant  mi  sooe/  den  Bairal 

E  po8  damor/  plus  no  nii  cal 
Non  sai  con/  ni  de  etil  vhan 
Mas  qes  demanda  chanson 
E  nol  cal/  de  la  rason 
Catreai  mes  obs/  la  fama 
De  nou/  con  los  moz  el  son 
£  pos  forlaz/  ses  amors 

(yfi  c  1.) 
Chan  per  deute  de  seignor 
Pro  er  mos  chanz/  caballos 
8i  non  es  aols/  ni  bos. 

2)  Amailor  Ion  dan  senblan 
En  ric  cobe/  arretal 
Cadoa/  ab  dolor  mortal 
Merma  a  lor  ioi/  on  mais  don 
Qen  loc/  de  fenestra  son 
Qes  merma/  som  ia  pon 

On  plus  pren/  quocs  so  qe  cassa 
Pias  ades  e  gra  chaison 
Per  qieu  tenc/  cell  per  mcillor 
Qoe  rei/  ni  cmperaaor 
Caiaelz  malz/  aueniz  smdos 
Qai  ncnson  plus/  dels  baros 
Bon  fora  son  prez/  es  Um, 

3)  Dicns  con  si/  ni  ben  con  mal 
Mas  soprez  hom/  quc  non  ual 

£  son  pro  ten  hom/  a  dan 
Perqeu  non  aus/  uostre  proa 
J>ir  chantan/  qe  nom  sap  bon 
AI  segle  ni  grei/  (je  plassa 
Quo8  digna  ren/  si  mal  non 
Mas  per  o/  la  dcshonor 
Pose  dir/  sil  tort  entre  lor 
Bon  nencnt/  ni  baissar  ios 
Pos  tut  uencnt/  uencon  uos. 

4)  Ben  nenson/  pos  naill  dcman 
Non  fan/  de  lancra  mortal 

£  si  nos/  fossan  lial 
Tomeranz/  ad  honor  gran 
Cun  cortes  gienz '.  de  dicus  fon 
Quel  ric/  trobfieson  perdon 
Qe  son  plus/  freol  de  classa 
Som  flestrein/  sais  somon 
Maa  i'un  queren/  ab  lauzor 
Na  dieu  ]>res/  en  son  labor 
Maa  aue  ia  confessios 
Nol  piagra/  sa  co  non  fos. 

5)  Don  nostrc  baron  /  qe  fan 
Nil  rt'is  cngles/  cui  üieu  pal 


Cnid  suer  fanz/  son  iomal 
Moat  i  aora/  larg  engan 

(0.  a.) 
6ia  fag/  la  mession 
Et  autre  fai/  la  prezion 
Que  Icmpersire/  percassa 
Con  dieus  cobres/  sa  ragion 
Que  primeis  cre  qe  socor 
8i  dieus  li  rend/  sa  honor 
Ben  tant  es  rics/  lo  dos 
Cai  tals  soal/  guiserdos. 

6)  Nat  mant/  mout  mi  sap  bon 
E  mont  en  prez/  mais  nalor 
Gab  enbaraf/  mon  seignor 
Es  moriz/  prez  e  meifsos 
Aisi  com  sanc/  ren  non  fos. 


Le  plor  den  baral  scigners  de 

Marsella    Ic    quäl    fez    folket 

de  Mnrselha  [XXVIII]. 

1)  Si  com  sei/  ques  tan  greuanz 
Del  mal/  qe  non  scnt  dolor 
Non  sent  ira/  ni  trister 
De  tal  guizam/  soi  oblidaz 
Car  tan  sobre/  pueial  danz 
Que  nion  cor/  nol  not  pcnsar 
Ni  nuls  liom/  tro  al  proar 
Non  not  saber/  con  es  granz 
Den  baral/  lo  mieu  scgnor 
Perqe  sui/  chan  o  ri  o  plor 
No  me  pres  plus/  qe  fer  enanz. 

S)  Qieu  mi  pes/  si  sai  enchantaiz 
O  si  son  calut/  en  error 
Quant  non  trop '  sa  gran  oalor 
Caissi  nos  tenia/  honraiz 
Qe  issamen/  com  lasimanz 
Tira  fer/  el  fai  louar 
Faziel  manz  cors/  dressar 
Vas  prez  forsaz/  e  pensanz 
E  qi  prez/  e  gaug  e  riror 
Cenz  largncza/  astre  honor 
Nos  a  tout  pauc/  nal  nostrc  nunz. 

8)  Aqant  ni  a'  deserctatz 
Qe  tuit  eron  ric/  en  samor 
E  canz/  en  moriror  ior 
Qol  fon  moritz/  e  soterraiz 

(f.  10  i«c.  1.) 

Que  num  sol  non  uist/  meuz  tanz 
Neus  sels/  qe  lauzon  nomar 
Nu  tcndion/  en  acaptar 
Tsnt  era/  sos  prez  prcsatz 
Cnissi  saup  far/  son  nom  ausor 


74 


Die  provenzaliscbe  Liedcrbandscbrift  Cod.  42 


De  pauc  gran/  e  de  gran  maior 
Tro  nol  pot/  cn  claure  garanz. 

4)  Et  ar  can  fose/  plus  poiatz 
Faillit/  a  gaisa  de  flor 

Qae  qaant  hom  la  ue  ^Dsor 

Adoncs  il  chai/  plas  uiaiz 

Mas  diea  nos/  mestrab  semblunz 

Que  8ol  lai/  deuem  amar 

El  caitiu  segle/  azirar 

On  pasaam  ton  uiananz 

Cautre  prez  torn/  en  desenor 

£  tut  autre/  cen  follor 

Mas  de  cela/  que  fan  sos  comanz. 

5)  Bei  seigner/  dieal  cui/  non  plaiz 
Mort/  de  necun  peccator 

Anz  paosire  la  lor 
SfTrist  uos/  la  nostre  en  paiz 
Faitz  lo  lai/  uiure  ab  loB  sanz 
Pos  sai/  nol  uolges  laissar 
£  ui  deingnes/  le  uos  pregar 
Verge  que  pregas/  per  manz 
Vostre  nl/  per  qel  soccor 
Que  sperans/  an  tuit  li  meillor 
£1  uostres  cars/  prccs  merceianz. 

6)  Seigner/  merauellias  granz 
Es  car  de  uos/  pueis  cbantar 
Ar  quant  mils/  degra  piorar 
Pero  tant  plor/  en  pensaz 

Per  qen  ben  seu/  mant  trobadors 
Diran  de  uos/  mais  de  Jauzor 
Que  iea  quen  degra  dir/  mil  tanz. 


Folket  de  Marsclha  XXVIUI. 

1)  Tuit  domandon/  ques  deuengut 

amor 
E  ieu  a  tuit/  dirat  la  uertat 
Tot  eissamenz/  com  lo  soleil  d'ostat 
Que  par  totz  locs/  mostra  sas  splen- 

dors 
El  ser  sen  uai  colgar/  tot  eissamen 
O  fai  amors/  e  cant  a  tot  sercat 

(c.  8.) 

£  non  troba  ren/  que  si  a  son  grat 
Toma  sen  lai/  don  moc  primeramen. 

2)  Car  seuz  preiz/  e  larffueze  e 

uaTors 
£  tuit  bon  aib/  ierun  aiostat 
Ab  fin  amor/  per  far  sa  uoluntat 
£t  era  iois/  dompneiars  e  bonors 
Tot  eissamen/  con  lo  falcs  que  dei- 

sen 
Vas  son  auzel/  quant  la  sobre  montat 


Deisendia  ab  douz/  humilitat 
Amors  ensels/  camauan  lialmen. 

8)  Amors   o   fai/  si  com  lo   bon 

austors 
Qui  per  talant/  nos  mou  ni  nos  des« 

bat 
Anzseis  esta/  en  tro  com  la  gitat 
Et  adoncs  pren  son  auzel/  quan  la 

sors 
Et  fln  amors/  esgarde  e  aten 
Una  dompna/  ab  entiera  bentat 
On  tuit  li  ben/  del  mon  son  ascnblat 
£  non  faill  gens  amors/  cant  tal  la 

pron. 

4)  £  per  aisso   uoill/  soffrir  las 

dolors 
Que  per   soffrir/  son  mant  ric  ioi 

donat 
£  per  soffrir/  münt  orgoil  abaissat 
E  per  soffrir  uenz  hom/  lauzeniadors 
Couidis  dis/  es  llbre  qe  non  ment 
Que   a  soffrir  a  hom/   damor   son 

£  soffrir  fai  mant/  amoros  iausen. 

5)  £  pos  dompna/  tant  es  granz  aos- 

tronors 
Et  en  uos  son  tuit/  bon  aib  absen- 

blat 
Car  noi  mctes/  un  pauc  de  pietat 
Con  si  fez  es  /  a  mon  maltrag  socors 
Caissi  com  sei/  qel  fuc  denfer  espren 
£  muer  de  set/  ses  ioi  e  ses  clartat 
Autresim  muer/  eten  naias  pechat 
Si  mauzirert/  pos  nuil  nous  mi  defen. 


Folket  de  Marselha  XXX. 

1)  Ben  norria/  saber  damor 
Sella  ue  ni  au  ni  enten 

Qui  tan  lai/  requis  franchamen 
Mcrce/  e  de  ren  no  mi  socor 
Estiers  non  sai/  ues  sas   armas  de- 

fendre 
Mas  ab  merce/  qe  tant  li  soi  adis 
Qo  non  eis  iois/  ni  autre  paradis 
Per  qui  canges  /  Icsperar  ni  latondre. 

2)  Terra  ten  hom/  de  seignor 

(fO  C  1.) 

Cui  send/  de  bon  cor  franchamen 
Cant  locs/  maiz  es  lol  consen 
Den  ben  far/  a  son  semidor 
£  fin  amors/  den  ben  sei  aprendre 
Que  gart  ca  dreg/  sion  siel  aon  deuis 


der  Laurenzianischen  Bibliothek  in  Fiorcns. 


T5 


Ni  qui  Her  francs/  ne  liala  ne  fis 
Que  negmiB  bom/  aon  sen  pueaoa  mefl- 

predre. 

S)  Caissi  uen  bens/  apres  honor 
E  apres  gran  mal/  iansimen 
E  gran  ioi/  apres  marrimen 
E  loncs  repaiis/  apres  dolor 
E  granz  merces/  ab  sofirir  ses  con- 

tendre 
Caissi  sec  hom/  damor  los  dreiz  ca- 

mis 
E  qoi  estiers  los  sec  il  li  eaudis 
Cab  tal  engien  pot  hom/  Eon  amor 

prendre. 

4)  Si  com  latigrel  mirador 
Que  per  remirar/  son  cors 
Obliaa  se/  e  son  toma  men 
Aissi  cant  w/  lei  cui  dor 

Oblit  mes   mals/  e  mas  dolors  es 

mendre 

E  ia  negns  non  sen  fassa/  deois 

Qiea  nos  dirai/   qoi  ma  asers  con- 

quis 

Si  o  sabez.  conoisser/  ni  entendre. 

5)  Miels   de   dompna/   miels   de 

nalor 
E  miels  de  tot/  enscgnamen 
E  miels  de  beutat/  ab  iouen 
Meselat/  ab  tan  fresca  color 
Qae  nuls  archier/  tan  dreit  ne  sap 

estcndre 
Qaella  plas  dreich/  nom  aia  el  cor 

assis 
La  douza  mort/  don  ieu  uoill  estre 

aussis 
Se  per  esgard  damor/  nom  uoil  ioi 

rendre. 

6)  Marme  mon  cors/  aolgra  ben 

qe  saubis 
E  mos  captenza/  quäl  dolor  lagais 
Lials  amanz/  qe  non  fai  mais  atendre. 


(0.8.) 

O  denhan  aissi/  uokr 
£  n  tot  de  uos  grat/  non  esper 
ßens  dei  grazir/  lo  ben  el  mal 
Pos  ilh  ma  manda/  qae  tan  ual. 

2)  Uumils/  e  merceians 
Mi  ren/  a  uos  amors 
Car  mi/  forset  errors 
£  ilh  leneua/  mal  parlans 
Qui  eus  tos/  contrarians 
Ab  dig  mals/  dizedors 
Es  zieus  dirai/  laozors 
E  de  plazers/  seu  ait-ans 
Que  non  uos  dis/  desplazpr 
Qnergueilhs  sai  be/  que  non  mi  pot 

ualer 
Per  cuei  mais/  de  nemic  mortal 
Maures  amic/  fin  e  leial. 

8;  Qui  eus/  uenserai  enans 
Merce/  claman  amors 

Que  sieu/  am  braus  senblaus 
Vos  era/  contrastans 
Ni  US  dizia/  folors 
Als  fals  dig/  reprendedors 
E  si  mos/ leueiers  talans 
Mi  fes  erguielbos/  parer 
Encontra  uos/  ni  dire  non  deucr 
Ben  dei  far/  penitens  aital 
Com  tang/  a  forfag  desleial. 

4)  Sabetz  qe  als/  mieus  ans 
Mer  tostemps/  mais  amors 
Doussa  ma/  greus  dolors 
E  bes  e  pros/  mos  dans 
E  seioms  mos/  afans 
E  gaugz  e  ris/  mos  plors 
E  mos  loncs/  trebailh  legors/ 
£  totz  mos  destric/  enans 
E  tug  mei  enuei/  plazer 
E  despendrai  mon  sen/  e  mon  saber 
£n  uos  gen  seruir/  a  lomal 
Com  hom  ser/  senhor  natural. 


Folket  XXXI. 

1)  Sieu  anc  iom/  dis  claman 
Encontra/  uos  amors 
Ergueilb/  ni  deszonors 
Aram  dei/  en  mos  chans 
Humeliar/  dos  tans 
E  lassar/  mas  damors 
Pueis  ma  dompna/  Elienors 
La  pros  rayna/  prezans 


Folket  XXXU. 

1)  Car  nom  abdis/  solatz 
Aitan/  com  tleuria 

(f.lliOcl.) 
E  uei  qe  chanz/  non  cbantaria 
£  can  men  soi/  totz  laissatz 


*  Lücke  von  einer  Zdle. 
**  Lücke  von  zwei  2^ilen. 


** 


76 


Die  proveozalische  Llederbandschrifl  Cod.  42 


So  mensenba/  amors 
Qae  cnansar/  uosiras  laozors 
De  dompna/  en'  chantan 
Perque  soaen/  di  mon  chan. 

2)  E  tenc  mi  fort/  per  pagatz 

Sul  soflTrir/  dcnhatz 

Qi  ea  ben  dizens/  aos  sia 

£  81  ben/  me  faziatz 

Enquara/  maiors 

Tai  te/  querguilhs  e  folora 

Es  de  querre/  tan 

E  noA  pueso/  passar  ses  dan. 

3)  Mas  de  le/  per  sai  que  fatz 
Gran  sobransaria 

Qae  a  mi/  nom  tanberia 
Ricx  iois/  taut  honratz^ 
Pero  quil  dreg/  uignaria 
Meilb  men  deu/  fin  amistat 
Valer/  qe  ricors 
Que  nans  den  trobar  secors 
PaubrcB  hom/  qQ  e  blan 
Quel  ricx  derguilho/  senblaii. 

4)  Mas  tant  tem/  uostras  rietatz 
Que  ren  nous^  qeriii 

Pero  t-an/  arditz  seria 

Que  sim/  dona  uatz 

Ses  querre/  ben  bo  penria 

E  doolarias/  lo  gratz 

Que  dorbla/  nalors 

Es  de  far  ben/  eszonors 

Lai  on  mestier/  an 

An»  com  quiera/  ni  deman. 

5)  Bona  dompna/  ben  sapcbatz 
Que  sent  tans/  ualria 

Un  dons/  cui  hom  fort  uobria 

Ser  tost/  donatz 

Que  qui  trop  lo  tarzaria 

(c.  2.)  . 

Qua  sei  dona/  que  uiatz 

Fai  806  gratz/  meilhors 

E  quil  don/  non  fai  de  cors 

Non  les  grazit/  tan 

E  pueis  costaib/  autretan. 

6)  Mais  ieu  soi/  sei  qe  en  patz 
Grazirai  tot/  dia 

Latendre/  com  si  prendia 
E  per  dons/  priuatz 
Penria  en  grat/  la  faidia 
Ma  uos  er  plus  bei/  asatz 


*  Lücke  von  zwei  Zeilen. 


Sim  fazcs/  secors 

Anz  qua  forsam/  forsamors 

Langnen/  e  speetan 

De  sofirancbe/  de  talan. 

7)  Namalric/  totz  iors 
Ses  mera/  nostra  ualors 
Per  quieu/  en  chantan 
Trac  uostre  bon  pretz/  enan. 


Gaubert  XXXUL 

1)  Huna  gran  amors/  corals 
Mi  destrenh/  em  te 

Si  que  non  pens  ren/  als 
Mai  clamar/  merce 
E  pueis  mi/  dals  non  soue 
Senble  fatz/  entre  las  gens 
En  par/  menres  ma  sal^sa 
Don  amors/  qem  forssem  nens 
Degra  uens  er/  mas  ciamors 
Qe  uensedors  es/  honors 
Que  merces/  souensa. 

2)  A  tor  mi  nen/  de  uos  mals 
E  non  sai/  perque 

Mas  daitan/  amor  siuals 
Men  ueniarai/  be 
Qua  sels  qui  non  sa/  bon  re 
Com  uos  es/  des  conoissens 
Dirai  uostra/  captenensa 
Don  uos  seres/  meins  ualens 
E  naures  meins/  seruidor 
Cui  sera/  ma  grans  dolors 
Resels/  e  temensa. 

8)  Car  nom  ual/  car  sui  tals 

(T«  c  1.) 

Com  a  drut/  conue 

Sim  faz  ia/  desleials 

Aurian/  ia  be 

Ben  Ieu  lai  uire/  al  fre 

Mas  non  dei/  som  di  mos  sena 

Far  per  faillimen/  failhensa 

Mais  uuoilb  soffrir/  los  turmens 

A  los  leials/  amadors 

Cab  los  fals/  galeadors 

Far  dc'ioi/  paruensa. 

4)  Amor  uostre  noms/  es  fals 
Quar  non  amatz/  me 
Quieu  uos  sui  fis/  e  leiab 
E  uos  am/  anc  se 
E  pueis  aissi/  sesdeue 
Qmeu  uos  sui/  obediens 
Dsmor/  e  de  ben  uolensa 
£  uos  mes/  male  cozens 


der  Laurenzianigciien  Bibliothek  in  TiorenZ. 


77 


Ses  ben  faig/  e  ses  secors 
Per  dreg/  seria  hiea  amors 
£  ao8  malaolensa. 

5)  Vostrozages/  es  aitab 
Car  oeliii/  qe  uos  cre 
Merma  de  ioi/  sos  captals 
Qnar  de  000/  non  ne 
Mas  enian/  ses  tota  fe 
£  mal  senes/  iaazimens 
£  senes  ben  fait/  cozenssa 
Trop  faita/  dautres  failhimens 
Mas  lelar  /  me  fai  temors 
Qaergnetlhs  e/  e  foUors 
Qni  ab  plaa  fort/  desentensa« 

Gaubert  XXXIIU. 

1)  Quar  fui  de  dara/  cordansa 
Vea  uos/  ai  comensamen 

Tanh  prendaz/  aeniamen 
Ab  mal  respost/  ho  ablansa 
Cansqaieufl  ames/mames  aas  ses  enian 
E  tomer  aas/  bona  donen  soan 
Per  tal  qe  ma  trahit/  ses  deffisanssa. 

2)  8i  CQS  fai/  a  la  comensanssa 
Fals/  arans  am  finamen 

E  sai  quem  dires/  soaen 

(ci.) 
Que  finmchora/  dautramansa 
Me  fai  uenir/  nes  uos  bumelian 
E  quieo  aos  oanc/  minten  e  galinn 
Ni   ges  noas  am/  en  faitz  mas   en 

senbiansa. 

3)  De  gran  forfag/  gran  uentansa 
So  de  dreitz/  par  iusiamen 

E  merces  di/  eissamen 

De  gran  tort/  gran  perdonanza 

Am  dui  son/  en   maint    luec    dun 

senblan 
Eszen  maint  luec/  nan  se  conlrarian 
Car  dreitz  aussi/  e  merces  a  pitansa. 

4)  Doncz  si  dreg/  ni  uosfcronransa 
Gardas  nul  mien/  failhimen 

la  no  manres/  cbausimon 

Cals  mals  dona/  dreit  malanssa 

Qael  failhimen  quie  fis/  ues  uos  tan 

gran 
E  lonramen  quanes/  sobre  mi  tan 
Creisson  mamor/  e  mermon  me  spe- 

ransa. 

&)  Pucis  conoissetz/  ses  duptansa 
Quica  failh/  nessiamen 


Mas  del  be/  aiatz  menbransa 

Si  pro  nom  faitz/  sa  uals  nom  fiisatz 

dan 
E  del  be  fae/ si  el  uostre  talan 
Quieus  atendrai/  senes  dezesperansa. 

6)    Rei    darago/  quil   uostre   gai 

senblan 
Ve  pot  ben  dir  de  bon. 


Naimeric  de  Pepugnan  XXXV. 

1)  Per  solatz  dautrui/  chan  souen 
Mas  pero  cora/  quieu  chantes 

Ni  per  bon  respieg/  malegres 

Ära  uei  qe  cban/  per  nien 

E  son  a  mon  dan  ebaataire 

Si  com  lauzels/  de  bonaire 

Que  sap  ques  pres/  e  pero  non  recre 

Cades  non  chan/  autretai  es  de  me. 

2)  En  amor  ai/  lo  cor  el  sen 
Fermat/  e  meilhuram  ades 

Si  pogues  trobar/  qui  mames 
Tan  be  com  hieu/  am  finamen 
Mais  ieu  am  lieis/  ses  cor  uaire 
Don  sui  desamstz/  amaire 
Eszon  hicu  plas  lam/  de  cor  e  de  fe 
Adoncs  creis  plus  lamors/  qem  las- 

sem  te 

(f.  12iOc.  1.) 

9)  No  mes  uis/  canc  plus  follamen 
Nuilhs  hom/  per  amor  lolleges 
Qui  eu  am  mai/  aue  sautram  baizes 
De  leis  ses  plus  /  lentendemen 
Conors  mes/  mas  que  pot  faire 
Ses  empiri/  emperaire 
Quem  ual  honors/  ni  pretz  don  mal 

mi  ye 
Si   fai   qel  mals/  cui  platz  e  pers 

ael  be. 

4)  Per  soih  soilh  mal/  qui  eu  nai 

plazen 
Canc  non  ui  dona/  luenh  ni  pres 
Mielhs  dieuisses/  ni  mieihs  repondcs 
Ni  tan/  amezuradamen 
Per  que  cascuns/  nes  lanzaire 
Pueis  es  del  mon/  la  belaire 
Canc  natura/  non  mes  en  lieis  so  cre 
Ni  plus  ni  mens/  mas  aco  quei  conue. 

5)  Donna  per  merces/  solamen 
Suffiretz/  cun  pauo  merceges 
Merces  e/  cun  pauc  afranqncs 
Mercean/  uostre  dur  talen 


78 


Die  provenzalische  LiederhftndBchrifl  Cod.  42 


Vers  mi/  qetu  sui  merceaire 
Tostems/  e  merce  damaire 
E  merceian  sui/  e  cherai  ia  ce 
Vostrom  claman/  meroe  merce. 


Naimeric  de  Pepagnan  XXXVI. 

1)  Daisso  don  hom/  aloniamen 
Ben  dig/  entrels  conoissedors 
Sin  di  paeis/  mal  oilanamen 

Es  a  tot  Ip  meins/  deszonors 
Cais  sei/  que  se  mezeus  desmen 
Del  ben  qua  dig/  no  mes  paruen 
Des  qnes  trobatz/  ben  dizen  fals 
Qael  deiam  creire/  dizen  mals. 

2)  Si  dieisses/  al  comensamen 

Lo  mals/  ans  qucl  ben  dig  fos  sors 
Dieisseron  plus/  cubertamen 
E  senbla  uer/  a  pluzors 
Mas  pero/  ben  aue  souen 
Caisso  nom  cre/  blasmar  defen 
Doncs  non  es  dorne/  ques  aitab 
Lo  bes  digz  bos/  ni  mal  dig  mals. 

3)  Cun  qaen  dieis  liei/.premcira- 

mens 
Que  de  bas  nut/  poget  amora 

(C.  2.) 

En  ilis  apres  mal/  sotilmen 

Per  far  scmbiar/  sos  mals  peiors 

E  per  plus  en^anar/  la  gen 

Ab  prouerbis  dauratz  de  sen 

Eszap  paraulas/  uenals 

Vol  rar  creire/  del  ben  mals. 

4)  Non  es  bes/  qui  fai  dauinen 
Segon  lo  mon/  so  ques  ualors 

E  qui  sgarda/  de  failhimen 
On  plus  pot/  e  creis  sas  lamors 
Si  es  mas/  non  pot  fkr  nien 
Si  nona/  laministramen 
Damors  ques  mastre  leials 
Quensenha  triar/  bens  de  mals. 

5)  Quel  cor  nais/  on  amans  sen 

pron 
Ensems/  ardimens  e  paors 
Qnen  sauieza/  lardimen 
E  uolpilha  gen/  la  folors 
E  pueis  es  arditz/  eissamen 
De  languesza/  e  densenhamen 
E  uolpuhs/  de  scarseza  e  dals 
Que  fos  uilania/  ni  mals. 

6)  Per  som  par  qui  ditz/  mal  uil- 

anaraen 


Del  maistre/  que  donal  sen 
Com  si  om  ualens/  e  cabals 
Ni  com  se  pot/  gardar  de  mala. 

7)  Car  aal  plus/  e  conois  e  sen 
Na  ioana  dest/  eszenten 
Vaeilh  segon  lo  dreg/  iatge  cala 
Den  hom  dir  damor/  bens  o  mals. 


Naimeric  XXXVIL 

1)  Si  com  larbres/  qe  per  sobre 

cargar 
Fraing  se  meteis/  e  pert  son  fruit 

e  se 
Ai  en  perdut/  ma  bella  donna  e  me 
E  mon  enter  se  fraing/  per  sobramar 
Per  o  se  tot  me  soi/  apoderatz 
Anc  iom  non  fi/  mon  dan  a  escien 
Enanz  coit  far  tot  zo/  quant  fatz  ab 

sen 
Mais  ar  conosc/  qe  trop  sobral  fol- 

daz. 

2)  E  non  es  ben/  com  aia  tot  ae- 

natz 
Qe  a  sazon  non  sega/  son  talen 
E  se  noia  de  chascun/  mesclamen 
Non  es  bona/  sola  luna  mitatz 

(fOc.  1.) 

Car  ben  denen  bom/  per  sobra  saber 
Nesis  enuai/  mantas  uez  foleian 
Per  qe  sesdiai/  coman  en  loa  mea- 

dan 
Scnz  ab  foldaz/  qio  sab  gen  retener. 

8)  Las  qea  non  ai/  mi  meteis  en 

pode 
Anz  oau  mon  mal/  enqeren  e  cerqan 
E  aoill  trop  mais/  perdre  e  fiur  mon 

dan 
Ab  uos  dompna/  aab  antra  conqerer 
Car  ea  cait  far/  ab  aqest  dan  mon 

pro 
E  qe  sanis/  ab  aquesta  follor 
Pero  ald/  de  fin  fol  amador 
Manetz  ades/  on  piez  mi  fai  plus 

bon. 

4)  No  sai  nul  oc/  per  qeu  des  nostre 

non 
Pero  sonen/  tomon  mei  ris  en  plor 
Et  eu  com  fol/  ai  gang  de  ma  dolor 
E  de  ma  mort/  qan  mir  uostra  fai- 

zon 
Col  baselesc/  qab  ioi  sanet  a  odr 
Quant  el  miral/  se  remiret  es  ui 


der  LaoreDziaawchen  Bibliothek  in  Florenz. 


79 


Tot  aatreai/  es  noe  miral  a  mi 
Qne  mauciez/  qan  uos  uei  ne  ob  ro- 

mir. 

5)  E  noas  en  cal/  qan  mi  uedcz 

morir 
Abanz  o  fai/  de  mi  tot  en  Aiai 
Com  del  eofant/  cab  an  maraboti 
Faiom  del  plor/  laissar  e  dcpartir 
£  pois  qant  es  tomatz/  en  aJegrcr 
Et  hom  lestrai/  zo  qel  donet  el  toll 
Et  el  adonc  plora/  e  fai  maier  doli. 
Mil  tant  plus  fort/  qe  non  fez  de 

primer. 

6)  Bei  castelan/  ges  uostre  prez 

non  toi 
De  mellarar/  qoi  aal  pro  mais   qe 

her. 


Naimeric  XXXVIII. 

1)  Aatresim  pren/  com  fa  a1  iuga- 

dor 
Cal  comensar/  ioga  maistramen 
AI  petit  iog/  pois  seacalfa  perdcn 
Qel  fa  montar/  tan  qes  en  la  folor 
Aiasim  mia  en/  paac  a  pauc  en  la 

uia 
Qeo  cniana  aroar/  a  maistria 
Si  qem  pogaes  partir/  can  mi  uol- 

guea 
Or  soi  entratz/  tant  qesir  non  puis 

gies. 

2)  Antra  aez  sui/  en  la  prison  da- 

mor 
Don  escapei/  mais  aoram  reprcn 
Ab  an  cortes  engeing/  tan  sotilmen 
Qem  fai  plazer/  mon  mal  e  ma  do- 
lor 

(c.  2.) 

Can  laz  me  fez  metral  col/  ab  qem 

lia 

Don  per  mon  grat/  mais  nom  des- 

lieria 

E  nulz  aatrom/  qe  fos  liaz  non  es 

Qil  deslies/  qe  ben  no  li  plagues. 

3)  Anc  mais  naiz  temps/  non  trobei 

liador 
Qe  tan  ferm  lies/  a  tan  pauc  liamen 
Qel  liam  fo  cortz/  dan  bratz  sola- 

men 
Don  non  trob/  ehai  qin  desli  ni  ai- 

Uor 
En  liamaz  soi  tan/  qe  sim  aolta 


Desliamar/  ges  far  non  o  porria 
Camor  qe  lai  mo/  liament  empres 
Me  liama  sai  plas  fort/  per  on  tres. 

4)  A  lei  des  fers  /  qe  uai  ses  tira- 

dor 
Ves  laziman/  qel  tirauan  si  gen 
Amor  qem  sap  tirar/  ses  tiramon 
Mas  tira  ma  si  uals  per  la  meillor 
Qe  se  dautra  meillarar/  me  sabria 
E  am  tant  lo  meill/  qe  ben  mclllar- 

aria 
Mas  meillarar  non  cre/  qe  mi  poguos 
Veos  perqe/  ma  per  la  meillor  con- 

qes. 

5)  Ha  gcntil  cors  formst/  plus  gen 

de  flor 
Aiaz  de  mi/  cal  aoo  chausimcn 
Qi   eu   mor   per  uos/  denuei  e  de 

talen 
E  podetz  lo  proar/  a  ma  color 
Cam  ttos  remir/  qe  traso  e  chambia 
Qe  foralmosna/  e  granz  cortesia 
Cumilitaa  mercian/  noz  preges 
Daqest   coiehos/  sofreichos   de    toz 

bes. 

6)  Ben   platz  Guillera/  malaspina 

marquos 
Car   conquer   prez/  e  prez  a  fi  con- 

qes 
Diatris  dest/  lo  bcns  qcn  uos  es 
Fa  meillorar  las  autras/  ab  los  bes. 

Naimeric  XXXVIIII. 

l)En  gren  pantais/  ma  tengnt  long- 

amen 
Canc  non  laisset/  ni  non  retcnc  amors 
Et  am  saiat/  ab  totas  sas  dolors 
8i  qe  del  tot/  ma  fag  obedien 
E  car  me  sa  esforcni  c  soffren 
Am  si  cargat?/  del  amoros  afan 
Qel  mellor  cent/  non  sofirion  tan. 

2)  Amar  me  fai  ster  mon  grat  fin- 

amen 

Leis    qe    ma    faig/  chausir   per   la 

gensors 

Et  agram  ops/  qem  fes  causir  aillors 

(f.  18  ifi  c.  1.) 
Cassatz  aal  mais/  gaz  anhar  cn  ar^en 
Qe  perdir  en  aury  segon  mon  csien 
Maseu  o  fas  a  lei/  de  fin  aman 
Qea  fug  mon  pro/  e  uau  seguon  mon 

dan. 


80 


Die  provenxalische  Liederhandflchrift  Cod.  42 


8)  Et  86a  com  fols  sec  mon  dan 

foUamen 
A  tot  lo  men/  mes  la  foudaz  honora 
Qeo  ai  uistas  faire/  mantas  folon 
Qe  torn  aaon  a  saber  e  a  sen 
£  ai  uist  far/  manz  faz  sauiameii 
Qe  tornanon/  a  folia  trop  gran 
Perqeu  cuit  fair/  sen  qan  uai  ifoleian. 

4)  E  ao8  doropna  eauez  oalor  aa- 

len 
Aiasi  com  ea  meiller/  pars  las  mei- 

llora 
Menbreas  merce/  e  oblit  aos  ricora 
Et  noi  gardaz  raison/  mas  chausimen 
Car  luns  poia  zo/  qel  autre  deiscen 
Cho  qe  merce  creia  /  raiaona  uai  mer- 

man/ 
Seua  pluz  aucir  me  podez/  raiaonan. 

5)  Pauc  aoa  carra/  del  mea  ennana- 

amen 
Se  aos  aouen/  uostra  aalenz  ualora 
Nil  douz  esgard/  ni  ia  fresca  colora 
Qen  qcram  son/  al  cor  uoatroill  rien 
El  cortea  diz/  amoroa  e  plazen 
E  qar  eu  plus  aoaen/  noua  aau  do- 

nan 
A  paac  mi  oilh/  estra  mon  grat  noi 

uan. 

6)  Reis  daragon/  e  flora  denseign- 

amen 
Foilla  de  gauz   frag  de  bona   faga 

donan 
Vos  ea  de  prez/  maiatrea  aea  enian 
Cont  cominge/  dncent  mercea  uoa 

ren^ 
Qe  sea  donar/  maaez  donat  aitan 
Qe  laa  honora/  nalon  don  riebe  gran. 

Naimeric  XL. 

1)  Cil   qe   airaia/  ni   gaerria   ab 

amora 
Gea  qe  sauia/  non  fa  al  meu  aem- 

blan 
Car  hom  atrai/  pro  cn  goerra  toat 

dan 
E  gaerra  Tai  tornar  mal  en  peior 
Kn  gaerra  troff/  per  qea  no  la  aolria 
Viltat  de  mal/  e  de  bcn  carestia 
E  fin  amor/  se  tot  me  fai  languir 
Ai  tan  de  ioi/  qe  pot  len  eaiauzir. 

2)  Dona  dompna  de  aoa  teing/  e 

damor 
Sen  e  ffaber/  e  cor  moz  e  chan 


E  aea  faz  ren  qe  aia  beneatan 

(c.  «.) 

Deaez  naner  lo  grat  e  la  lanzor 
Voa  e  amora/  qem  donaz  la  maiatria 
E  ae  ia  plua  de  ben/  no  men  uenia 
Pro  nai  daitan/  aegon  lo  meu  aerair 
Se  plaa  naguea/  ben  aabria  el  plua 

grazir. 

• 

3}  Qelh  plazer  aon  maia/  qel  ennoi 

damor 
El  ben  qel  mal/  el  aoior  qe  lafan 
El  ioi  qel  dol/  lea  fag  ^el  peaan 
El  pro  qel  dan/  aon  mais  el  ria  qel 

plor 
Non  dien  gea  del  tot/  qe  mal  non 

aia 
Qel  mal  com  na/  plaz  plus  qe  qan 

gaerrili 
Car  cel  cama  de  cor/  non  uol  guerir 
Del  mal  damor/  tan  ea  dolz  per  aof- 

frir. 

4)  Enqer  aai  ea  maia/  de  ben  en 

amor 
Qel  uil  fai  car/  el  nesi  ben  parlan 
El  escartz  larff/  e  laial  lo  truan 
£1  fol  aaui/  elpec  conosidor 
Et  lorgoillos  domea/  gez  hamilia 
Et  fai  de  doa  cora  an/  tan  ferm  lo- 

lia 
Per  com  non  deu  uaa/  amor  contra- 

dir 
Poia  tan  gen  aap  e  emendar  e  fenir. 

5)  Sen  lai  aeruiz/  pro  nai  canbia 

damor 
Ab  qe  ia  plus  non  faza/  maa  daitan 
Qen  mant  loc  man  fag/  tan  haut  e 

tan  gran 
Qe  aea  amor/  noi  pogra  auer  nonor 
£  maotaa  uez/  me  trai  de  uillania 
Qe  aea  amor/  gardar  no  men  porria 
Et  manz  bon  mot/  me  fa  penaar  e 

dir 
Qe  aea  amor  noi  pogrea  deuenür. 

6)  Chanaon  ua  ten  de  ma  part  e 

damor 
AI  pro  al  larff/  al  ualenz  al  prezan 
A  cui  aeruon  latin/  e  aleman 
El  aopliom  /  com  bon  emperador 
Solirea  meillora/  a  tan  de  mainria 
Valor  e  aen/  largez  e  corteaia 
Sen  e  aaber/  conoisaer  e  grazir 
Naz  de  ricor/  fai  fin  prez  enriqir. 


der  UiirenzianUcben  Bibliothek  in  Plorent. 


81 


Rambaat  de  usqeras  XLI. 

l)  Aram  reqaer/  an  costum  e  son 

uis 
Amor/  per  qea   plane/  e  MMpir  e 

iieilh 
Qa  la  genior/  del  mon  ai  qist  con- 

seilh 
Em  di  qi«'n  am/  tant  com  paesquc*n 

en  808 
La  meillor  donna/  e  mei  en  sa  (u- 

ansa 

(v«c.  1.) 

Conor  e   pre8   mer/  «  proa  e  non 

dans 

£  qar  ella  e8  del  mon  la  plus  prez- 

ans 

Ai  mes  en  leia/  mon  cor  e  maa  ea- 

peranaa. 

2)  Anc  non  amet/  tan  aat  com  hieu 

negus 
Ni  tan  pro  donna/  e  car  noi  trob 

pareilh 
Menten  e  lei  clam/  al  sieu  conaeilh 
Mas  qe  tibra/  non  amet  priamua 
Qe  ioia  e  pres/  aobre  totaa  lennanna 
Qilhea  al  pros  plazena  /  ez  acordana 
E  als  aaols/  ab  ereuilnoa  aenblana 
Largnes  dauer/  e  de  dura  oordanaa. 

S)  Anc  Peraeual/  cant  el  la  cort 

d'Artoa 
Tole  las  armaa/  al  caualier  uermeilh 
Non  ac  tai    gaog/  com  eu  del  aeu 

oonaeilh 
Em  fai  morir/  ai  com  moer  dandalua 
Caiaaom  neda/  de  qem  dona  ondanaa 
Mi  dons/  qea  proa  cortea  e  beneatans 
Riqae  gentiU/  iooea  e  gen  parlana 
£  de  bon  aen  e  de  bella  aenblanaa. 

4)  Bona  dompna  aitan  arditi/  ha 

ploa 
Koi  can  uo  qnia/  la  ioia  del  qaabeilh 
£  qem  dasea/  de  noatramor  conaeilh 
Kon  fo  del  aant/  de  tir  emenadna 
Maa  amicx  qai  maia/  preaza  donranaa 
Qen  dreg  damor/  to  lardim  ena  ploa 

ffrana 
Maa  ben  den  far/  tan  d^arair  uoatra 

mana 
Momü  per  aoa/  ho  naarai  benenansa. 

ft)  A  mon  ergneilh/  nom   blaame 

ni  encua 
Sim  loenli  danrenga/  ni  de  monteilh 

AichiT  f.  D.  BpraelMa.  XLIX. 


Caiasim  don  diena/  del  aen  bei  cora 

conseilh 
Qe  ploa  ualen/  nulba  hom  de  licia 

non  uia 
Qe  aera  reis/  danc  la  terso  de  Franaa 
Tjonheramen/  per  far  lo  aien  comana 
Qen  liei»  ai  tot/  mon  cor  e  mon  ta- 

lana 
Kszea  la  rca/  on  plua  ai  de  fizanaa. 

6)  Bei   caualier/  en  noa   ai   mea 

aperanaa 
Qar  U08  ea  del  mon/  la  plnn  preaans 
ß  la  plus/  non  mi  easer  daiit 
Qar  uoa  nii  dea  conaeilh/  e  fort  ferm- 


Ranbant  XUI. 

1)  Ehsamen  ai/  guerriat  ab  amor 
Col  fmnc  uaasal/  guerreia  mal  aenhor 
Qilh  rol  sa  terra/  perqnel  guerreia 

(c. «.) 

E  can   conoia  queflh    guerra/  pro 

noilb  te 
Pel  aien  cobra/  uec  pieia  a  iia  merce 
£azieu  aitan  ae  ioi/  cobrar  enueia 
Quaz  amora    quier/  merce    de    aon 

pecat 
E  mon  ergueilh  tom/  en  humeiltat. 

2)  Gaug  ai  trobat/  merce  de  la 

genaor 
Qem  restaura  lo  dan  /  quai  pres  ailhor 
E  samistat  per  plag/  damor  mautreia 
Ma  bella  donna/  e  gent  alsim  rece 
Em  promet  tan/  per  quel  reprochier 

cre 
Com  di  qui  ben  guerreia/  ben  plai- 

deia 
Ab  amor  ai/  en  chantan  guerriat 
Tan  cab  mi  dons/  nai  meilhor  plag 

trobat. 

8)  El  mon  non  a  rei/  ni  emperador 
Quen   lieis  amar   non    agues/  plag 

donor 
Quar  sa  beutet/  e  son  pretz  aenho- 

reia 
Sobr  totas  las  pros  donnas/  com  ue 
E  meilhs  sennansa/  e  plus  gen  si 

capte 
E  meilh  acueilh  e  meilh  pari  e  dom- 

pneia 
E   moatra  ala  proa/  aon   aen  e  aa 

beutat 
Salnan  aonor/  e  reten  de  tot  grat 

6 


82 


Die  proTenzaliicb«  Liederhandschrift  Cod.  42 


4)  Donna  ben  sai/  si  mercea  nom 

secor 
Qnien  no  uaiUi  tant/  queua  tan  baa 

amador 
Qae  tan  nalena/  per  qe  mon   cor 

feuneia 
Car  non  pneac  far/  tan  ricx  fkic  cona 

conae 
Das  mi  qaicua  am/  mas  per  tan  nom 

recre 
De  ooa  preiar/  qae  uasaal  poB  des- 

reia 
Den  ponher  tant/  qe  fasaa  colp  hon> 

rat 
Per  quieua  enquia/  pos  magnea  con- 

aeilh  dat. 

5)  Voatri  bei  hueilh/  plazen  gali- 

ador 
Razon  da  qao/  don  beu  sospir  e 

plor 
El  iouenes  cora/  cabea  gens  e  con- 

deia 
Maasai  aman  al  enaeira  men  ue 
E   ai   eu   ab   uos/  non    trob   amor 

e  fe 
la  non  trooarai  ren/  cauia  ni  ueia 
Nim  fizarai/  en  donna  daut  barnat 
Ni  uueilh  qem   do   nuilh/  antra  sa- 

miatat. 


Ranbaut  XLIII. 

1)  Guerraa  ni  plag/  no  son  bo 
Contramor/  en  nuilh  endreg 

E  sei  sabregua/  lo  fer  freg 
Qim  uol  ses  dan/  far  son  pro 
Canssim  uol  amors  /  ausire 

(f.  14  ^  C.  1.) 

Com  ausi  les  sieius/  senher  mals 

Que  sa  guerra/  les  mortals 

E  sa  patz  pietz/  de  martire 

£  sanc  fo  lom/  enemic 

£  tibautz  ab  lo  zoic 

No  ies  plag/  ab  tans  plazers 

Com  hieu  cam  soi/  tom  merces. 

2)  Que  per  es  mende/  per  do 
Mas  abrels/  amans  elee 

Ma  dona/  on  son  tug  bon  dreg 
Paozat/  en  bella  faisso 
Don  muer  dire/  de  dezire 
Car  no  mistai/  comonals 
Amors  cap/  sospirs  corals 
Maussi/  ab  bei  senblan  trabire 
Per  lieis  cni  am/  ses  cor  tric 
Canc  ioues  grec/  en  ric 


£  nal  sobre  totz/  oalors 
Som  mos  trauzira/  e  uezera. 

8)  Can  pens  cala  ea/  ni  qui  so 
Bern  aoi  mes/  en  deatreg 
E  sien  quis  mais/  qe  non  deg 
Sa  gran  bentat/  nocbaizo 
Quem  forsem  fai/  lergueilh  dire 
E  sa  colors/  naturals 
Quades  gense/  noimet  als 
Mas  bei  solas/  e  gent  rire 
E  poa  tant  amar/  sem  gie 
Fat  lenana/  al  mieu  destric 
Mas  sil  sien  bels  dig  es  uers 
Tot  restanral/  bona  espers. 

4)  Si  mestazes/  a  razo 
Bona  donna/  eszadreg 

la  nom  tengras/  tant  destreg 
En  uostra/  onrada  preiszo 
Don  non  ai  poder/  qem  uire 
Ans  soi  tant  francs  e  leals 
Vas  uos  que  uas  me  soi  fals 
Eus  am  tan/  que  me  nazire 
Et  sieu  non  fauc/  tan  ni  die 
E  si  eisathan  al  uostra/  mic 
AI  fag/  me  sofranh/  poders 
Eszal  uostre  laus/  sabers. 

(CS) 

5)  En  luec  te  fag/  dau  baro 
Vos  a  meus  preg/  eus  dompneg 
El  uostre  gen  cors/  adreg 

Lau  e  gar/  a  qui  on  sa 

E  can  puec  ben  far/  nom  mis 

Quesser  den/  lo  uostramic  t-ila 

Que  sia  entrels  pros/  cabals* 

E  qar  suffres/  quieus  dizire 

Soi  pars/  al  plus  ric 

E  cant  dautra/  me  fai  die 

Non  mo  fai  far/  non  calers 

Mas  uoatronratz/  capteners. 

6)  Dompnal  boa  oonseilh/  mer  mals 
Quem  dones/  si  nom  das  als 

E  quar  noua  soi/  contradire 
Donna  lonrat/  conseilhs  ric 
De  Temperador/  frederic 
Caisson  tengra/  a  mais  de  plazer 
Com  sai  damans/  la  plus  uera. 

Bernard  del  Uentedorn  XLIItf. 

1)  Cbantars  non  pot/  gaire  aaler 
Si  dins  del  cor/  non  mon  lo  chana 


^  Der  Vers  ist  im  MS.  wiederbolt^ 
aber  durchstrichen. 


der  LaoreiusiiiniBchen  Bibliothek  in  Florenx. 


83 


Ni  chans  non  pofc/  del  cor  mouer 
Si  non  hi  es/  nn  amort  ooraus 
Per  so  es  mos  cantars/  cabalus 
Quen  ioi  damor/  ai  eszenten 
La  boqaels  badlbs/  el  cor  el  seo. 

2)  la  dieas  nom  da/  aqael  poder 
Qiie  damar/  nom  prenda  talans 
Cath  ia  re/  non  saDri  aaer 
Mas  ehasnn  iom/  men  aengnes  maus 
Trostemps  nanrai/  bon  cor  siuaus 
E  nai  mot  mais/  de  ianzimen 
Qua  luii  bon  cor/  e  mi  aten. 

S^  Amor  blasmon/  per  non  saber 
Folla  gena/  mas  lieis  non  es  dans 
Camors  non  pot  ges/  decazer 
Si  non  es  amors/  comunaus 
Aco  non  es  amors/  aitans 
Nona  mas  lo  nom/  el  paruen 
Qae  ren  non  ama/  si  non  pren. 

4)  Sien  en  nolgnes/  dir  lo  uer 

(▼•c.  1.) 
Hiea  sai  be  de  cui/  mou  lenguans 
Daqnellas  camors/  per  auer 
£  8on  merG«ndas/  nenaus 
Mensongiers/  fos  hiea  e  faas 
Vertat  en  die/  uUanamen 
£  pesame/  car  ieu  non  men. 

5)  En  agradar/  eszen  uoler 
Es  laraor/  de  do:i  fis  amans 
Naiiha  res/  nni  pot  pron  tener 
Sflh  nolontatz/  non  es'  engas 

£  sei  es  ben  fols/  naturaus 

Qui  daco  qe  uol/  la  pren 

£  ilh  laoza/  so  qe  non  las  gen. 

6)  Molt  ai  ben  mes/  mon  boner 
Cant  ellam  mostra/  bels  senblans 
Qaieu  plus  deszir    e  uuelh  uezer 
^ranque  doasa/  fin  e  leiaas 

En  cui  lo  reis/  seria  saus 
Bella  caenhda/  ab  cor  conainen 
Ma  fait  ric  hom/  de  nien. 

7^  Re  mais  non  am/  ni  sai  temer 
Ni  la  res/  nom  seria  afans 
Sei  mi  dons/  nengoes  a  plazer 
Caisel  iom/  mi  sembla  nadaus 
Gab  aos  bels  hneilhs/  esperitaus 
Mas  garda/  mas  so  fai  tan  len 
Cons  fols  dias/  me  dura  sen. 

[8]  Lo  uers  es  68/  e  naturaus 
E  bona  sei  mj  qai  be  lenten 
E  meilhers  mi/  quel  iol  aten. 


9)  Bemartz  de  nentadom  lenten 
£1  ditz  el  fai  el  ioi  aten. 


Gauselm  Faiditz  XLV. 

1)  Si  anc  nuilh  hom/  per  uer  fin 

coratge 
Ni  per  amur  leialmen/  »eg  falsura 
Ni  per  sofrir  francamen/  son  damp- 

natge 
Ac  de  si  dons/  nuilh  honrada  nen- 

tim 
Ben  degray  hieu  auer 
AIcun  coumen/  plazer 
Quel  mal  el  ben/  calquieu  naia 
Sai  sttfrir/  eszai  saber 
De  far  tot/  can  mi  dons/  plaia 
Si  qel  cor  non  puosc  mouer. 

2)  De  finamor   sai    segrel/  dreg 

uiatge 

Si  que  tant  am/  mi  dons  outra  mes- 

zura 

Far  pot  de  mi/  tot  quant  le  dagra- 

datee 

Que  noilh  deman/  tan  tem  dir  for- 

faitura 
Baiszar/  ni  iazer 
Fero  si  sai/  tant  ualer 
Azaps  damar/  qui  quem  braia 
Corrat  ior/  e  plazer 
Ser  e  tot  so/  qua  drut  seschaia 
Auz  dezIrar/  e  ualer. 

S)  Si  totlauoilh/  hieu  non  ai  autre 

g<ttge 

Don  ni  autrei/  ni  paraula  segura 

Mas  ilh   es   tan    Iranca/  e   de   bei 

estaige 

Part  la  uaior  el  pretz/  qen  lieis  sa- 

tura 

Cais  som/  fai  parer 

Camors  hi  aia/ poder 

Que  lai  on  es/  ualors  gaia 

Deuria  merces/  caber 

Vec  uos  80/  quem  napaia 

Em  toi  que  nom/  deszesper. 

4)  Auzit  ai  dir  ab  sen/  eszap  fo- 

latge 

Com  hont  mal  selui/  don  nona  cura 

E  di  queilh  don/  dieus  ioue  senho- 

ratge 

Aquest  orat  sia  tort/  o  drechura 

Ai  hieu  damor/  per  uer 

£  si  lai/  non  deszesper 

0* 


84 


Die  provcnealische  Liederhandschrlft  Cod.  42 


Qoe  de  prot  dompna  uenia 
Val  mais/  com  rio  don  egper 
Cata  don/  daaol  aaia 
Com  no  dea/  en  grat  toner. 

5)  Qaien  sa  hana/  qaes  de  tan  franc 

bozatge 
Canc  non  gardet  bonor/  sots  la  sen- 

tara 
Si  ens  e  lo  torts  sien/  en  die  uilatge 
Qne  senes  genh/  e  senes  cobertura 
Fai  a  tote  /  uezer 
Com  pon  Dens!/  decazer 
Dona  cap  tan«/  seMaia 
Nos  cug/  qieu  maier 
Qne  ia  oe  leis/  ben  retrua 
Ni  uoilh  qnen  deia/  eecazer. 

6)  Na  Maria  dompna/  gaia 
Vo0  non  es/  daital  saber 

Qne  non  fkite  ren/  qne  desplaia 
£xa  plai  a  tote/  e  den  plazer. 

(f.l6i»C.l) 

Ganselm  XLVI. 

1)  Si  tot  mai  tanat/  non  cban 
Ki  nai  fag/  trop  lonc  estatge 
Aras  ai  cor/  e  talan 

Qnen  tom  la  perda/  el  dampnatge 
Qneilh  bellam/  dreiMel  uiatge 
Em  ditz  qneilb/  monstren  cbantan 
Lo  ioi/  e  la  ualor  eran 
Quem  donet/  e  la  legratf^ 
Lo  iom  qem  retenc/  baisan. 

2)  Adoncz  lestei/  tant  denan 
Man«  ionhtas/  de  bon  coratge 
De  genoilboa  e  ploran 
Trompres^  en  son  senboratge 
Mas  al  prmi/  li  fon  aaluatge 
Qaar  maaziei/  en  ardir  tan 
Pneianit/  mon  bumil  aemblan 
E  retenc/  mon  homenatge 
Qnar  mi  oonoac/  aea  engan. 

8)  Amicz  can  ai  uol/ partir 
De  ai  dona/  fai  gran  enntnaa 
Si  tot  noiln  uol/  acuilhir 
Soa  dite/  ala  comenaanasa 
Camora  aabriue/  aennanaa 
Ab  honrar/  e  aap  aeruir 
E  ania  uol/  de  leia  iauzir 
Siauh  de  bella/  aenblanaa 
£  aap  chamar/  eaaufrir. 

4)  Mi  dona  am  tant/  e  dezir 
Que  quim  metien/  e  ganaa 
£n  tan  cant  bom/  pot  cbanaiir 


Non  penria/  cordanaa 

Qui  eu  ia  mudea/  me  aperanaa 

Ni  camgea/  mon  dezir 

Ni  non  uoilb/  eadenenir 

Senea  lieia/  aenber  de  Franaa 

Gardaa  ai  eu  uoilh/  qnilh  mazir. 

5)  Biaintaa  aazoä  meadeue 
Que  pena  tan  fort/  e  conaire 
Non  aug/  qui  parla  ab  mi 

NL  fang/  maa  tremblar  e  frire 
E  pena  com  dieua/  uolc  aaaire 
Maa  quen/  una  aola  re 

(c. «.) 
La  beutat/  quilh  a  en  ae 

El  gent  parlar/  el  doua  rire 
Ab  que  malegra/  em  reue. 

6)  Molt  ai/  per  ma  bona  fe 
Conquis  ao  don/  aol  iauzire 

E  prec  mi  dona/  per  merce 
Quel  aieu  cor/  del  mieu  nos  uire 
Que  aoa  bom/  e  aos  aeroire 
Soi  ai  eatat;^  ancae 
Eazadea  pueia/  e  ue 
f^amor/  e  doblal  dezire 
On  oilb/  plua  mi  fai  de  be. 

7}  Linbaure/  lai  uir  manfre 
Vaa  mon  aenhor/  cui  dezire 
E  uoilb  aonor/  e  aon  be. 

Gauaelm  XLVII. 

1)  A  aemblan  del  rei/  tiea 
Qnan  lac  uencut/  lemperaire 
Eilb  fea  tirar/  qnanc  lac  prea 
Sa  carecta/  e  aon  amea 

Don  el  chantaual/  mal  traire 
Vezen  la  roda/  uirar 
E  aer  ploraual/  maniar 
Hieu  cnant/  on  plua  ai  malanansa 
Quan  conair/  quen  alegranaa 
Me  pot  moa  mal/  traite  tomar 
En  plor/  quan  uei  ioi  ni  be 
Ala  autre/  e  mi  aoue 
Quieu  naic  proar/  non  ai  re. 

2)  Quen  aital/  trebailham  te 
Amora/  prea  en  greu  la  lanaa 
Ere  nom  aap/  dire  per  que 
Mas  car  aten/  aa  merce 
Veneute  aea/  deazeaperanza 

E  car  nom  recre/  damar 
Que  dala  nom  pot/  encolpar 
Tant  aoi  fia/  leiala  amaire  ^ 
De  uoa  cui/  non  aua  retraire 
Ni  deacubrir/  mon  penaar 


der  Laurenziaaiacben  Bibliothek  in  Florenz. 


85 


Pros  dona/  ab  gen«  cor  cortes 
Tan  tem  lä  pretz/  qaen  aos  es 
E  las  laosors/  el  bes. 

3)  Fero  Dom/  deszesper  gcs 

(t«  c.  1.) 

Ni  mes  semblan/  ni  uezaire 
Qaen  nos  non  sia/  merces 
Quel  nostre  cors/  gen  apres 
Uumtl  franc/  e  dcbon  aire 
Vei  ela  uincn  pretz/  car 
El  dous  rire/  el  gen  parlar 
loioB  de  bella/  semblansa 
£  car  non  aoetz  eoguansa 
£1  mon/  ni  de  beutats  par 
Aissom  te/  aissi  e  fre 
Em  toi  lardir  /  em  rete 
Qal  eo  nous  aus/  pregar  de  re. 

4)  Qae  maintas  sazos/  maue 
CapHota  faita/  cordansa 
Donna  ns  eng/  clamar  merce 
£  poeis  can  mos/  cors  uos  ae 
Mespert  e  non  ai/  menbransa 
Mas  cant  de  uos/  esgardar 

E  no  US  aus/  ni  sai  pregar 
Ni  mamor  nous  puesc/  estraire 
Ben  ffran  merce/  pogratz  faire 
Sim  oasetz/  aes  demanda 
£1  mon  non  es/  tan  pauea  res 
Qui  en  del  uostre  den/  agues 
Qui  en  en  gran/  no  lam  tengues. 

5)  Per  o  ans  quel  brui/  uengues 
Ni  fals  laoszengier/  trichaire 
l.«amor  qui  eus  ai  conoges 

Ben  est  er  a/  si  us  plagues 

De  conoisscr/  mon  auure 

Pos  liieu/  nous  aus  pregar 

Ben  ric  do/  mi  pogratz  dar 

Senes  totas/  malestansa 

Si  US  plagues/  qua  uostr  onransa 

Fosson  fa^  tug/  mei  chantar 

Es  plns  lais/  car  bes  eoue 

Pero  hieo  /  no  cug  ni  cre 

Sieu  len  prec/  que  mi  malme. 

6)  Doncx  pos  en  uostra  merce 
Soi  eszen/  uostra  fizanza 
Eszun  do  Dom  autreia 

Asimon  chan/  ni  ma  leial  fe 
Si  uostra  ualors/  mennansa 

(c.  2.) 

Honors  nos  es/  ses  duptar 

E  uos  sabes/  cos  tnnb  afar 

Quie  nous  quier/  plus  pauc  ni  gaire 

Mas  tant/  cumils  merceiairc 

Yos  soi/  ab  fin  cor  e  dar 


Esazimes/  ni  sanbes 
Que  plus  dir/  en  degoes 
Del  plus  mi  for/  entremes. 

7)  Den  uentadorn/  puies  retraire 
Que  la  donna/  non  a  par 
De  ualor/  al  complitz  oes 
£  sin  marac/  des  saubes 
So  qui  eu  sai/  beil  fora  pres. 

Gauselm  XLVIII. 

1)  Tant  ai  sufibrt  longamen/  en 

greu  afan 
Que  so  stes  m«iis/  qe  nom  aperceubes 
Morir  pogra  tont/  e  leu  sim  uolgues 
Car  la  bella/  non  preira  ia  dolors 
En  cai  mala  fos  beutatz/  e  ualors 
Don  regardan  part/  forsatz  mon  co- 

ratge 
£  pos  11  plai/  segrai  autre  uiatge 
Mas  liois  non  cal/  ni  non  so  ten  a 

dan 
De  perdre  me/  nils  bels  ditz  de  mon 

chan. 

2)  Pero  tal  re  te  hom  uil/  que 

prezan 
Tal  ren  pretz/  que  di  quel  nes  pres 
Que  pueis  li  fai/  sofraitamen  re  bes 
Mas  de  mi  dons/  es  tan   grans  sa 

ualors 
Que  nou  1er  dans/  sim  pert  nim  uii 

aulors 
Doncx  ben  fenzi/  outracuiat  folatgto 
Can    percasei    ma    mort/    ni    mon 

dampnat^e 
Ab   mon   fol   cor/  qem   fes  dir  en 

chan  tan 
Sa  don  degra/  gen  cubrir  mon  talan. 

S)  £  pos  mon  cor/  e  mei  hueilh 

trait  man 
£  ma  mala  donna/  e  ma  bona  fes 
Si  que  cascuns/  magra  mort  si  po- 

ffaes 
Clamar  men  dei/  com  de  nuds  baili- 

dors 
£  ia  mos  hueilh/  mensongiers  trai« 

dors 
Non   creirai  mais/    ni    fiszansa    ses 

gatge 
Car  sei  es  fols/  qe  fai  fol  uassalatge 
£  fol  qui  cre  auer/  a  son  coman 
Tot  so  que  ue/  plazen  ni  benestan. 

4)  Merauilh  pos  en  mi  dons/  es  tan 
Prez  e  ualors  plazers/  ab  ditz  cortes 


86 


Die  proTenxalische  Liederhandschrift  Cod.  42. 


(f.  161«  0.1.) 

Com  pol  esser/  que  noi  sia  merces 
E  merauil  de  lieis/  on  es  oalon 
Sen  e  beutat/  que  noi  sia  amors 
Ben  merauilh/  de  dompna  daut  pa- 
rat ge 
Bella  e  genta/  e  de  mal  segnoratge 
Ni  com  pot  far/  contra   son   ualor 

tan 
Que  desmenta/  son  fran  bumil  een- 

blan. 

5)  De  tot  aiso/  ai  merauilba  gran 
E  poB  noilh  plai  /  qilh  se  cange  de  res 
Nom  tcnra  mais/  afrenat   sos   mals 

fres 
Qnera  men  part/  si  tot  mes  dezonors 
Car  obs  magra/  qem  fos  uiratz  ail- 

lors 
E  pos  aillors  uauc/  niudar  mon  es- 

tatge 
Bon  oncontrem/  don  dieus  e  bon  in- 

tratge 
Em  Isis  trebar/  donna  ses  cor  truan 
Cap  mal  senhor/  ai  estat  aquest  an. 

6)  Ab  tot  aital  mal  braii/  e  tirun 
Volgrieu  estarc/  uolontierc  silh  pla- 
gues 

Mais  cab   autra/  que  mais  de   bem 

fezes 
E  pos  nom  uol  '  atal  uauc  per  secors 
De  cui  mi  uen  al  cor/  plazens  dou- 

sors 
Bell  es  '  e  pros  e   franca  e  de  bei 

estatge 
Que   man    mandat/    per    un    cortes 

messatge 
Cun   pauc   auzel/  en  mon  ponh  qe 

nonan 
Am  mais/  qua  sei  huna  grua  uolan. 

7)  Arai  conquist  gran  sen/  de  gran 

folatge 
E  sai  chausir  damor/  lo  pro  el  dan 
E   iamais   nuilh  tem/   no   maussirai 

pregan. 

Gau  sehn  XLIX. 

1)   Mon    cor  c  mi/  e  mas   bonas 

chansos 
E  tot  can  sai/  dauinen  dir  ni  far 
Coiiosc  quieu  ten/  bona   donna  de 

uos 
A  cui  non  aus  dcscubrir  ni  mostrar 


L'amor  quteus   ai/   don  languisc  e 

sospire 

Pos  laroor  nous  aus  /  monstrar  ni  dir 

Ni  ben  qui  eus  uailh/  greu  mauzere 

nardir 

Sius  uolgues  mal/  de  mon  fin  cor  a 

dire. 

2)Alprimquieusui/  magra  ops  donna 

qe  fos 
Per  camors  /  nous  mi  fezes  tant  amar 
Que   non   foses   tant  bella/  ni  taut 

Sros 
wr 
Qa  doncx  plasmei  can  uos  ui/  dela 

hueilhs  rire 
Duna    doussor    damor/   quen    uenc 

ferir 

(c.  2.) 

AI  cor  quem  fes/  si  tremblar  e  fre- 

mir 
Ca  pauc  denan/  nous  mor  de  dezire. 

8)  Adoncx  parti   desteitz/  escen- 

ueios 

De  uos  donna/  cut  dezir  e  tenc  car 

Si  que  anc  pueis/  senher  ni  poderos 

Non   fui    de  mi/  mas   de    mon   cor 

selar 

Aisso  conoso/  camors  mi  uol  anssire 

Car  autrumen  non  poiria  murir 
* 

Tan  bonamen/  ni  ab  tan  bei  martire. 

4)  Ai  com  me  trag  mon  fin  cor 

amors 
Canc  mais  non  fo  leuz/  az  en  amorar 
E   cant  bieu   uei   donna/   luecx    ni 

sazos 
Per  nuilba  re/  no  aus  dir  mon  pen- 

6ar 
Ni  uos  noD  plai/  conoisser  mon  mar- 
tire 
PiTO  saber  podes/  leu  lo  dezir 
Qui  eu  ai  a«  uos/  ab  maint  cortea 

sospir 
Quem   uodcm  fai/  can   uos   uei   ne 

remir. 

5)  Tot  can  ma  cort/  en  um  mea 

ho  en  dos 
En  quäl  guisa/  uos  pogues  gen  pre- 

gar 
Oblit  can  uei/  uostras  beUa  faiszos 
Que  no  men  pot/  souenir  nimembrar. 


*  Lücke  von  einer  Zeile. 


der  Laurenzmnischeii  BibUothek  io  Florenz. 


87 


Tan   qaan  uos   aei/  soi   del   aezer 

ianzire 

£  can  me  part/  remanc  en  tal  oonsir 

Quo  ges  la  naeg/  non  puesc  el  lieg 

donnir 

Ni  8ai  als  far/  mas  plane  e  uoli  em 

uire. 

6)  Donna  lafans/  el  conairs   mes 

tant  bofl 
Can  plus  bi  pens/  e  maU  hi  aoilh 

pensar 
Eszai  ab   me  maintas  uea/  compan- 

ho8 
Qoi  ea  uulgra  mais/  totz  »oletz  eatar 
Caitan   bon   mes/    can   rai   pens   ni 

malbire 
Vostra  naior/  mas  aqui  eus  mazir 
£  maer  car  sai/  qoi  eu  no  us  aus 

descobrir 
So   den   lonc  temps/   cre  que  serat 

safrire. 

7)  Linhaure  pro  ai/  tostems  que 

sospire 
Mai  ara  scn/  mon  corages  clarzir 
Qoe  ab  nagout/  soi  don  nom  piesc 

partir 
Don  neguns  hom/  non  pot  mala  de 

ben  dire. 


Bernard  del  uentadorn  L. 

1)  Quant  par  la  flors/  iostal  uert 

foilh 
E  uei  lo  temps/  dar  e  sere 
El  dolz  cbanz  des  auseis/  per  broilh 
Ma  dolza  lo  cor/  em  reue 

(t«  c.  1.) 

Pos  lausei  chanton  a  lor  for 

Eu  qai  tan  de  ioi  en  mon  cor 

Dei  ben  chantar  car  toz  li  miei  ior- 

nal 
Son   ioi   e   chant/  qeu  non  pes  de 

ren  al. 

2)  Cela  del  mon  qal  eu  plus  uoill 
£  mais  lam  de  cor  e  de  fe 

Aa  de  ioi  mos  diz  eis  acoill 

£  moa  precz  escolta  e  rete 

E  se  om  per  ben  amar  mor 

Eu  en  morrat  qinz  en  mon  cor 

Li  port  amor  tan  fin  e  natural 

Qe  tait  son  fals/  ues  mi  li  plus  leial. 

3)  Ben  sai  la  noich  qan  mi  despuoll 
En  leich  que  non  donnirai  re 


Lo  dormir  perd  qar  eu  lom  taoill 
Per  uos  dompna  don  mi  sone 
Qe  la  on  om  a  son  treaor 
Volom  ades  tenir  son  cor 
Seu  no   uos  uei  dompna  dun  plus 

mi  cal 
Negus  uezers  mon  bei  penser  nom 

ual. 

4)  Quam  mi  menbra  com  amar  suoill 
La  falsa  de  mala  merce 
Sapcbatz  qe  tal  ira  macuoill 
Per  pauo  uios  de  ioi  nom  recre 
Dompna  per  cui  chant  e  demor 
Per  la  boccham  feretz  al  cor 
Dun  dolz  baisza  de  fin  amor  coral 
Quem  tom  en  ioi/  em  get  diramor- 

taL 

5}  Talia  qan  mais  dorguoilh 
Quau  gran  lois  ni  fcmnz  bens  lor  ue 
Mas  eu  soi  de  meillor  escuoill 
E  plus  francs  qan  de  us  mi  fai  be 
Cora  qeu  fos  damor  en  lor 
Er  soi  de  lor  uenguz  al  cor 
Merce  dompna  non  ai  par  ni  engal 
Res  nom  sofraing  soi  qe   deus  vos 

mi  sal. 

6)  Dompna  se  no  us  uezon  mei 

oiU 
Ben  sapcbatz  qe  mos  cor  uos  ue 
E  nous  doUaz  plus  qeu  mi  duoill 
Ben  sai  com  uos  destreing  per  me 
Mas  sil  gelos  uos  bat  de  for 
Gardatz  que  no  uos  toz  al  cor 
Si  OS  fai  e  noi/  e  uos  lui  atretal 

(c.  2.) 

Qe  ia  ab  uos  no  gadaing   ren  per 

mal. 

7)  Mon  bei  uezer  gard  deus  dir  e 

de  mal 
Sen  soi  de  loing/  e  de  pres  altretal. 

Bernard  LL 

1)  Quan  uei  la  laude ta  mouer 
De  ioi  sas  alas  contral  rai 

Qui  sobltdet  laissa  cazer 
Per  la  dolchor  qal  cor  lin  uai 
Hai  com  granz  enueia  menue 
De  cui  qe  ueia  iauzion 
Meraueillas  mai  qar  de  se 
Lo  cors  de  desirer  non  fon. 

2)  Halas  cant  cuiaua  saber 
Damor/  e  quant  petit  en  sai 


88 


Die  provenzaliflche  Liedorbaii'lscbnft  Cod.  42  etc. 


Qar  ea  damar  non  paoe  tooer 
Celei  don  ia  pro  non  aurai 
Tolt  ma  mon  cor/  e  tolt  ma  me 
E  si  mezeis  e  toi  lo  mon 
E  qiiiint  sim  tolc  nom  laissa  rc 
Mas  dcsircr  e  cor  uolon. 

8)  De  las  dompnas  me  desesper 
Jamais  en  lor  nom  fierai 
Qaaissi  com  las  suoill  captener 
Kn  aissi  las  descaptenrai 
Pois  uei  qe  una  pro  nom  tc 
Ues  lei  qem  destrui  em  confon 
Totas  las  dopt  e  las  mescre 
Qe  ben  sai  qaltretals  se  son. 

4)  Merces  es  perduda  per  uer 
Et  en  non  o  sauoi  anc  mal 

Qe  eil  qe  plus  en  degrauer 
Non  agues  e  on  la  qucrrai 
Ha  com  mal  sembla  qi  la  ue 
Qai  aqest  caitiu  desiron 
Qe  ia  ses  lei  non  aura  be 
Laisse  morir  qe  uoill  auon. 

5)  Pos  a  mi  donz  no  pot  ualcr 
Dieus  ni  merces  /  nil  drcicb  quru  ai 
Ni  a  lei  no  uen  a  plaisrir 

Queu  lam  iamais  no  lil  dirai 


Aissim  pari  da  lei  em  recre 
Mort  ma/  e  per  mort  li  respon 
Euao  men  seila  nom  rete 

(f.  17  jfi  0.  1.) 

Cbaitios  en  esil  e  non  sai  on. 

6)  Anc  non  agui  de  mi  poder 
Ni  no  fui  mens  des  lor  cn  cbai 
Qem  laisset  de  mos  oillz  ueder 
En  un  miraill  qe  molt  mi  pki 
Miraill  pos  mirci  in  te 

Man  mort  li  sospir  de  prion 
Qaissim  perd  cum  perdet  se 
Lo  bei  Karcius  en  la  fon. 

7)  Do  cbo  fai  ben  femna  parer 
Madonna  per  qeull  lo  retrai 

Qe  cbo  com  li  deneda  fai 
Cauz  soi  en  mala  merce 
Et  ai  ben  fait  con  fols  en  pon 
Ni  no  sai  (>erche  nie  deoe 
Mas  car  poiai  trop  contra  mon. 

8)  Tristeza  non  aue  de  roe 
E  uaumen  marriz  non  sai  on 
De  cbantar  me  tuoill  en  recre 
E  de  ioi  e  damor  mescon. 


(Schluss  folgt.; 


III. 

Ueber  die  griechische  Novelle,* 


Bomantisch  oder  rom,  d.  anischi.  welsch  im  Gegensatz  zu 
unserer  deutschen  Muttersprache,  hiess  jedes  Product  der  roma- 
nischen Sprachen,  des  Italienischen,  Französischen,  Spanischen; 
ein  Romant  war  nach  der  Benennung  der  älteren  Franzosen 
jedes  Gedicht  in  einheimischer  Volkesprache,  im  Gegensatz  zu 
den  Gedichten  der  lateinischen  Sprache,  welche  bekanntlich  das 
ganze  Mittelalter  hindurch  ein  Gegenstand  der  sorgfältigsten 
Studien  waren  und  bis  in  die  Neuzeit  herein  an  manchen  Schu- 
len geblieben  sind.  Im  sechszehnten  Jahrhundert  wurde  eins 
dieser  Gedichte,  der  Amadis,  der  abenteuerlich-phantastisch  von 
Liebesverhältnissen  handelt,  aus  Frankreich  herübergenommen 
und  mit  ihm  die  Bezeichnung  „Homan^  für  dergleichen  Er- 
scheinungen überhaupt,  so  dass  „Roman^  gleichbedeutend  wurde 
mit  einer  „Erzählung  voll  wunderbarer  Begebenheiten.'^  Als 
im  Anfang  des  siebzehnten  Jahrhunderts  die  deutsche  Helden- 
sage, das  deutsche  Heldenlied  vollständig  erloschen,  trat  diese 
Literaturgattung  ganz  und  gar  an  ihre  Stelle;  und  da  der  Be- 
griff des  Fremdländischen  allmählich  in  Vergessenheit  gerieth, 
schon  deshalb,  weil  man  nach  Erschöpfung  der  alten  Stoffe  neue 
selbst  erfinden  musste,  so  wurde  nunmehr  jede  prosaische  Er- 
zählung mit  erdichtetem  Stoffe,  welche  irgend  eine  Seite  des 


*  Für  einen  Abschnitt  der  Abhandlung  int  die  wertvolle  Schrift  Nicolai's 
•Ueber  Entstehong  und  Wesen  des  griechischen  Romans*  vielfach  benutzt; 
auch  verdanke  ich  Manches  den  Vorlesungen  und  Abhandlungen  von  0.  Jahn. 


90  Ueber  die  griechische  Novelle. 

menschlichen  Lebens  sich  zum  Vorwurf  nahm,  ^Roman^  be- 
nannt. Dagegen  hiess  „Novelle^  die  aus  den  Ereignissen  der 
Gegenwart  hergenommene,  nicht  auf  altem  epischem  Hinter- 
grunde fussendcy  prosaische  Erzählung,  welche  in  Italien  um 
die  Mitte  des  vierzehnten  Jahrhunderts  durch  Boccaccio  aus- 
gebildet wurde. 

Für  „Roman'^  und  „Novelle^  hatten  die  Griechen  keinen 
erschöpfenden  Begriff;  sie  gebrauchten  dafür  taroQia  und  fiv&og^ 
obwol  diese  Worte  in  einem  gewissen  Gegensatz  standen,  in- 
sofern erstercs  die  geschichtlich  beglaubigte  Erzählung,  letzteres 
die  erdichtete  Sage  bezeichnet.  Photius  der  Patriarch,  der  meh- 
rere Romane  in  Auszügen  überliefert  hat,  gebraucht  Sgä^a,  d.  i. 
Handlung.  Die  Kömer  hatten  dafür  Fabula  und  Fabella,  d.  i. 
eine  kleine  Erzählung;  zwischen  beiden  Wörtern  bestand  nach 
einem  Verse  des  Phädrus  (si  nee  Fabellae  te  iuvant  nee  Fa- 
bulae)  eigentlich  der  Unterschied,  dass  jenes  „Erzählungen,^ 
dies  „Thierfabeln"  bedeutete.  Die  verschiedenen  Benennungen 
für  eine  und  dieselbe  Sache  kommen  daher,  dass  alle  drei:  unser 
Roman,  der  Mythus  und  die  Fabel  das  Wunderbare  mit  ein- 
ander gemein  haben;  in  Entstehung  und  Zweck  uuterscheideo 
sie  sich. 

So  lange  der  Mythus,  der  Ausdruck  der  Naturanschauung 
eines  ganzen  Volks,  die  Göttersage  und  die  daran  sich  knüpfende 
Dichtung  herrschten,  konnte  die  eigentliche  Novelle,  die  der 
Willkür  des  Einzelnen  ihren  Ursprung  verdankt,  nicht  aufkom- 
men; sie  entstand  erst  dann,  als  die  epische  Poesie  mit  ihren 
Götter-  und  Heldengestalten  auch  in  der  zweiten  Periode  ihrer 
Entfaltung,  in  der  alexandrinischen  um  300  vor  Chr.  G.,  er- 
loschen war.  Vereinzelte  romanhafte  Erscheinungen  jedoch,  die 
in  den  späteren  Novellen  verwertet  sind,  finden  sich  schon  in 
der  Odyssee,  deren  Entstehungszeit  wol  ums  Jahr  900,  also 
volle  600  Jahre  vor  das  Auftreten  der  eigentlichen  Novelle  fallt. 
Ein  Theil  derselben  gehört  sicherlich  nicht  dem  Mythus  an,  so 
die  Schiiferniärchen  und  Erzählungen.  Beide  Teile  lassen  sich 
leicht  von  einander  sondern:  die  Heimkehr  und  die  Rache  fallen 
ins  Reich  des  Mythus;  die  Erzählungen  von  Odysseus  langer, 
gefahrvoller  Reise  gehören  ins  Gebiet  der  Novelle.  Die  einzel- 
nen Abenteuer,  die  in  Buch  9 — 12    aufgezählt  werden,    tragen 


Ueber  die  griechische  Novelle.  91 

fast  alle  den  Charakter  solcher  Schiffermärchen,  wie  sie  sich  zu 
allen  Zeiten  bei  seefahrenden  Nationen  ausgebildet  haben.  Merk- 
würdig ist  dabei»  dass  beinahe  alle  wesentlichen  Züge  doppelt 
vorkommen,  meist  in  einem  anderen  Gewände;  die  eine  Fassung 
ist  dann  gewöhnlich  knapper  als  die  andere.  Um  das  Verschollen- 
sein des  Odysseus  zu  erkläreni  findet  sich  die  zweimalige  Er- 
zählung, dass  halbgöttliche  Frauen  Circe  und  Kalypso  denselben 
zurückhalten.  Die  unberechenbarsten  Zufälle  können  den  Schiffer 
auf  dem  Meere  verfolgen;  er  kann  ein  Menschenalter  lang  um- 
herschweifen, bevor  er  in  seine  Heimat  zurückkehrt.  (Robinson 
Crusoe.)  Um  dieses  Ausbleiben  einigermaassen  zu  erklären, 
fährt  man  es  auf  die  Einwirkung  einer  Göttin  zurück,  in  deren 
Liebesarme  der  Irrfahrer  gekettet  ist.  Kaljpso's  Name  schon 
zeigt  ihre  Natur  an;  sie  ist  die  Einhüllende,  welche  andere  bei 
sich  verbirgt.  Hermes  muss  erst  kommen  und  ihr  befehlen, 
den  Odysseus  freizugeben.    Denn 

Nicht  hier  weiht  ihn  zu  sterben,  den  Seinigen  fern,  das  Verhängnis; 
Nein,  noch  ward  ihm  geordnet,  die  Freunde  za  schaan,  und  zu  kommen 
In  das  erhabene  Haus  und  die  heimischen  Fluren  der  Väter.  — 
Also  entsend'  ihn  snitzt  und  scheue  den  Zorn  des  Kroniden, 
Dass  nicht  jener  hinfort  dich  mit  eifernder  Rache  verfolge. 

Dasselbe  Verhältniss  ist  bei  Circe;  sie  ist  die  reine  Doppel- 
gängerin der  KalypsOy  nur  dass  sie  auch  Zauberin  ist. 

Jene  setzt'  einführend  sie  rings  auf  Sessel  und  Throne, 

Mengete  dann  des  Käses  und  Mehls  und  gelblichen  Honigs 

Ihnen  in  pramnischen  Wein  und  mischt'  unheilsame  Säfte 

In  das  Gericht,  dass  gänzlich  ihr  Vaterland  sie  vergässen. 

Aber  nachdem  sie  gereicht  und  die  trinkenden  Freunde  celeerct, 

Schlug  sie  sofort  mit  dem  Siab  und  sperrete  AU*  in  die  jKofen. 

Denn  gleich  waren  sie  Schweinen  an  Haupt,  an  Stimm'  und  an  Bildung, 

BorstonvoU»  nur  der  Geist  war  unzerrüttet,  wie  vormals. 

Also  wurden  sie  weinend  hineingetrieben;  doch  Kirke 

Schüttete  Steineichfrucht,  Eichmast  und  rothe  Kornellen 

Ihnen  zum  Frass,  das  Futter  der  erdaufwühlenden  Schweine. 

Wenn  der  Schiffer  heimkehrt,  so  geschieht  es  durch  besondere 
Gunst  der  Götter,  hier  durch  Aeolus;  da  er  aber  die  Gabe  des 
Gottes  infolge  des  Leichtsinns  seiner  Gefährten  verscherzt,  so 
wird  ihm  dieselbe  nicht  wieder  gewährt.     Aeolus  ruft  aus: 

Trolle  dich  flugs  von  der  Insel  hinweg,  Schandbarster  der  Menschen! 
Denn  nicht  mir  ist  erlaubt,  dass  ich  herber^  oder  entsende 
Solchen  Mann,  den  Rache  der  seligen  Götter  verfolget! 
Trolle  dich,  weil  du  verfolgt  von  göttlichem  Zorne  daherkommst! 


92  Uebcr  die  griccbiBche  Novelle. 

Oft  hat  der  Schiffer  der  Heimat  ganz  vergessen  und  kehrt  des- 
halb gar  nicht  zurück;  dahin  gehört  die  Doppelsage  der  Loto- 
phagen  und  der  Sirenen.  Der  Lotus  ist  eine  Pflanze,  die  alles 
vergessen  macht  und  den  Fremden  für  immer  fesselt;  ich  ver- 
weise dabei  auf  Persephone,  die,  sowie  sie  einmal  vom  Granat- 
apfel gekostet  hat,  der  Unterwelt  unwiderruflich  verfallen  ist. 

Wer  des  Lotos  Gewächs  nnn  kostete,  süsser  denn  Honig, 
Nicht  an  Verkündigung  weiter  gedachte  der,  noch  an  Zurückkunfl; 
Sondern  sie  trachteten  dort  in  der  Lotophagen  Gesellschaft 
Lotos  pflückend  zu  bleiben  und  abzusagen  der  Heimat. 

Die  Sirenen,  die  alles,  was  geschehen  ist,  erzählen  und  besingen, 
verlocken  die  Schiffer  durch  ihren  wunderbaren  Gesang.  Das 
Anziehende  des  Wassers,  der  weiten  See,  wird  ja  von  allen 
Völkern  aufgefasst  als  Vorstellung  einer  verlockenden  Melodie, 
die  den  Menschen  in  die  Flut  hinabzieht;  von  solchen  Klippen 
und  Felsen,  an  denen  sie  weilen,  weiss  die  Schiffersage  überall 
zu  berichten.     (Heine's  Lorelei,  Goethe's  Fischer.) 

Zu  den  Sirenen  zuerst  gelangest  du,  welche  die  Menschen 
Zauberisch  all'  einnehmen,  so  jemand  ihnen  herankommt. 
AVer  nun  törichtes  Sinnes  sich  naht  und  der  hellen  Sirenen 
Stimm  anhört,  nie  wird  ihn  das  Weib  und  die  stammelnden  Kinder 
Als  Heimkehrenden  künftig  mit  Freud'  ihn  urostehn  und  begrüssen; 
Nein,  ihn  bezaubern  daselbst  mit  hellem  Gesang  die  Sirenen, 
Sitzend  am  grünen  Gestad*,  und  umher  sind  viele  Gebeine 
Modern<Ier  Männer  geb'äuft,  und  es  dorrt  hinschwindende  Haut  rings. 

Dazu  kommen  Vorstellungen  von  grossen  Gefahren,  die  der 
Schiffer  auf  dem  Meere  zu  bestehen  hat:  irrende  oder  zusammen- 
schlagende Felsen  drohen  das  Schiff  zu  zerschmettern.  Dahin 
gehören  Scylla  und  Charybdis. 

Hier  erheben  sich  Klippen  mit  zackigem  Hang,  und  es  brandet 
Donnernd  empor  das  Gewoge  der  blaulichen  Amphitrite : 
Diese  benannt*  Irrfelsen  die  Sprach*  unsterblicher  Götter. 
Einmal  nur  kam  glücklich  vorbei  ein  wanderndes  MeerschiflT; 
Argo  die  weltberühmte,  die  heimwärts  fuhr  von  Aetea.  — 
Dorthin  sind  zwccn  Felsen.     Der  eine  ragt  an  den  Himmel. 
Drinnen  im  Fels  wohnt  Scylla,  das  fürchterlich  bellende  Scheusal, 
Deren  Stimme  so  hell  wie  des  neugeborenen  Hündleins, 
llerlönt;  aber  sie  selbst  ein  entsetzliches  Graun,  dass  schwerlich 
Einer  sich  freut  sie  zu  sehn,  und  ob  auch  ein  Gott  ihr  begegnet. 
Niemals  rühmte  tich  noch  ein  Segeler,  frei  des  Verderbens 
Dort  vorüberzustcuern ;   sie  trägt  in  jeglichem  Rachen 
Einen  geraubeten  Mnnn  aus  dem  schwarzgeschnabelten  Meerschiff.  — 
Doch  weit  niedriger  schaust  du  den  anderen  Felsen,  Otlysseus; 
Unter  ihm  droht  Charybdis  und  schluift  das  dunkle  Gewässer. 


Ueber  die  griechiaQhe  Novelle.  93 

Dreimal  strudelt  sie  täglich  hervor  nnd  schlurfet  auch  dreimal 
Fürchterlich  I    O  dasB  nimmer  da  dort  ankommst,  wenn  sie  einschlurftl 

Femer  treten  dazu  noch  eigentliche  Abenteuer.  Das  einfachste 
itfty  dass  der  Seefahrer  in  unwirtliche,  von  Barbareu  bewohnte 
Gegenden  verschlagen  wird;  als  das  äusserste  Maass  von  der* 
gleichen  ^t  die  Menschenfresserei«  Die  Lästrygonen  beschreibt 
Homer  nur  mit  wenigen  Zügen,  um  nicht  zwei  gleiche  Ge- 
schichten zu  bringen ;  das  Märchen  von  den  Cyklopen  ist  weit- 
laufiger  ausgemalt. 

Er  (der  Kyklop)  streckt  auffahrend  die  Hand'  aus  gegen  die  Freunde; 
Deren  &r  zween  anpackt'  und  wie  HUndelein  stracks  auf  den  Boden 
Schlnfff  dass  Blut  und  Gehirn  ansspritzete,  netzend  den  Boden. 
Draiu  zetbackt'  er  sie  Glied  vor  Glied  und  bestellte  die  Nachtkost, 
Fraas  dann  drein,  wie  ein  Lföwe  des  Waldgebirffs,  und  er  liess  nicht 
Eingeweide,  noch  Fleisch,  noch  selbst  die  markichten  Knochen. 

Bei  den  Lästrygonen  berühren  sich  die  Grenzen  von  Tag  und 
Nacht,  was  Nachklänge  zu  sein  scheinen  von  Schiffersag^n  des 
höchsten  Nordens. 

Drauf  am  siebenten  (Tag)  kam  ich  zur  lästrygonischen  Veste, 

Liamofl  thürmender  Stadt  Telepylos:  dort  wo  dem  Hirten 

Ruft  eintreibend  der  Hirt,  und  der  austreibend  ihn  höret, 

Und  wo  ein  Mann  schlaflos  zwiefiÜti^en  Lohn  sich  erwürbe, 

Dieaen  als  Rinderhirt,  und  den  als  Hüter  des  WolWiehs; 

Denn  nah  ist  zu  des  Tags  und  der  nächtlichen  Weide  der  Ausgang. 

Die  List,  welche  Odysseus  bei  Polyphem  anwendet,  dass  er 
sich  ,,Niemand^  nennt,  kehrt  nach  Grimm  in  vielen  Märchen 
wieder. 

Auch  Herodot's  Geschichte  enthält  öfter  solche  romanhafte 
ZOge,  die  von  späteren  Autoren  benutzt  wurden;  ich  erinnere 
zunächst  an  die  Geschichte  des  Gyges,  der  sich  vom  Leib- 
wächter zum  König  Lydiens  emporschwang.  Die  Veranlassung 
dazu  gibt  der  Leichtsinn  des  Königs  Kandaules,  der  ihm  seine 
schöne  Frau  unbekleidet  zeigte  und  so  die  Kache  der  letzteren 
hervorrief.  Bei  Plato  und  den  Späteren  finden  wir  die  Erzäh- 
lung schon  geändert:  danach  steigt  der  Rinderhirt  Gyges  in 
einen  Erdspalt,  stösst  auf  ein  ehernes  Boss  mit  Thüren,  öffnet, 
findet  eine  gewaltige  Leiche,  an  deren  Finger  ein  goldener  King 
steckt,  macht  sich  durch  einen  gewissen  Grifft  desselben  unsicht- 
bar und  gewinnt  so  die  Herrschaft  über  Lydien.  Aehnliche  Er- 
zählungen sind  der  Traum  der  Mandane,  die  unfreiwillige  Tod- 


94  Ueber  die  griechische  NoTelle. 

tung  des  Atys  durch  Adrast,  die  ErsähluDg  vom  Schatzhause 
des  Königs  Bhampsinit,  von  Sjloson's  kostbarem  Pupormantely 
von  Zopyros  vor  Babylon. 

Etesiasi  der  dreiundzwansig  Bücher  persischer  Geschichte 
und  eins  über  Indien  geschriebe«!  hat,  seiner  Stellung  nach  Arzt 
am  persischen  Hofe,  berichtet  eine  Menge  solcher  Erzählungen, 
die  zum  Teil  noch  erhalten  sind;  ebenso  Theopomp  in  seiner 
ernsten  Geschichte.  Ein  ethischer  Tendenzroman  waren  die 
Hören  des  Prodi cus,  darin  ,, Hercules  am  Scheidewege^;  ein 
philosophischer  ist  die  Cyropädie  Xenophon*s.  Sie  ist  schein- 
bar ein  biographisches  Werk  über  den  älteren  Cyrus;  doch  ist 
der  Mann,  wie  er  geschildert  wird,  keineswegs  historisch,  son- 
dern der  Schriftsteller  überträgt  auf  ihn  das  Ideal  eines  Feld- 
herm  und  Königs.  Er  legt  darin  die  sittlichen  Anschauungen 
nieder,  die  er  im  Verkehr  mit  Socrates  gewonnen  hat,  und  be- 
nutzt seine  in  Persien  gesammelten  Erfahrungen,  um  ein  ge- 
wisses orientalisches  Costüm  und  Colorit  für  seine  Erzählungen 
zu  gewinnen. 

Die  ganze  Richtung  auf  mysteriöse  Erzählungen,  auch  von 
fremden  Völkern,  gewann  eine  grössere  Ausdehnung  und  leb- 
haftere Färbung  durch  die  Expedition  Alexanders  des  Grossen, 
welche  die  Kenntnis  des  Orientalischen  sehr  förderte.  Die 
Griechen  wanderten  jetzt  massenhaft  nach  Asien,  sahen  die 
prächtigen  Bauten,  sowie  die  eigentümliche  Lebensweise  der 
Asiaten  und  fassten  alles  mit  der  ihnen  eigenen  Anschauungs- 
weise auf.  Jetzt  traten  die  romanhaften  Reisebeschreibungen  auf, 
in  denen  zwar  auch  wissenschaftliche  Resultate  geboten  wurden, 
doch  mit  Uebertreibungen  und  Märchen  überladen.  Reste  der- 
selben sind  viele  erhalten,  man  fasst  sie  zusammen  unter  dem 
Namen:  Alexandri  Magni  historiarum  scriptores.  Von  dieser 
Literatur  erzählt  Gellius,  ein  Rhetor  und  Grammatiker  im  zwei- 
ten Jahrhundert  nach  Chr.  G.,  Verfasser  der  noctes  atticae, 
folgendes:  „Als  wir  in  Brundisium  landeten,  sahen  wir  ganze 
Stösse  alter  Bücher  zum  Verkauf  aufgestellt,  mit  Staub  bedeckt. 
Es  waren  griechische  Bücher,  voll  von  Wundem  und  Fabeln, 
von  ziemlich  bekannten  Autoren;  ich  nenne  nur  Aristeas  von 
Proconnes,  Isigonus  aus  Nicäa,  Onesicritus,  Polystephanus, 
Hegesias.     Ich  fragte  nach  dem  Preise  der  Bücher,  und  weil 


lieber  die  griechische  Novelle.  95 

sie  sehr  wolfeil  waren,  kauAe  ich  sie  und  las  dieselben  in  zwei 
Nächten  ganz  durch;  beim  Lesen  habe  ich  einiges  Wunderbare 
ezcerpirt.  Da  stand  geschrieben:  jene  Scythen  ganz  oben  im 
Norden  seien  Menschenfresser^  auch  gebe  es  dort  Menschen  mit 
einem  Auge  mitten  auf  der  Stirne,  so  Arimaspen  genannt  wür- 
den (wir  pennen  sie  Cyklopen),  Auch  seien  dort  Menschen 
mit  Füssen^  deren  Vorderteil  nach  hinten  gerückt  sei,  dabei  mit 
ungeheurer  Schnelligkeit  begabt;  am  Ende  der  Welt,  in  Alba- 
nia,  d.  i.  Schneeland,  gebe  es  Menschen,  die  in  der  Jugend 
schon  weisse  Haare  hätten  und  bei  Nacht  besser  sähen  als  bei 
Tage  u.  s.  w.^  Dazu  fiigt  er  noch,  was  er  Wunderbares  im 
siebenten  Buche  der  Naturgeschichte  des  Plinius  gelesen  habe; 
dieser  hat  aber,  wie  nachgewiesen  ist,  eben  jene  Autoren  benutzt. 
Alle  diese  wunderbaren  Züge  wurden  in  den  folgenden  No- 
vellen gern  benutzt,  so  dass  sie  das  Fleisch,  die  Hülle  bildeten ; 
das  Gerippe,  den  Kern  des  Ganzen  gab  eine  Liebesgeschichte. 
Zuerst  treten  uns  bei  den  Griechen  kürzere  Erzählungen  von 
Liebesabenteuern  entgegen,  teils  unglücklichen,  teils  glücklichen 
Ausgangs,  und  zwar  schon  in  der  älteren  Literatur.  So  Leonti- 
kus  und  Khadine;  ersterer  verlor  seine  Braut  an  den  Tyrannen 
von  Corinth,  bei  welchem  dieselbe  als  Opfer  ihrer  treuen  Liebe 
den  Tod  fand.  Ein  andermal  springt  das  liebende  Mädchen  vom 
leukadischen  Felsen  ins  Meer  hinab;  denn  es  galt  der  Glaube, 
dass  man  durch  diesen  Sprung  von  der  Liebe  geheilt  werde. 
Dies  erinnert  an  die  altberühmte  Sage  von  Sappho  und  Phaon. 
Arsinoe  auf  Cypern  verschmäht  alle  Liebesanträge  eines  Jünglings ; 
dieser  tödtet  sich;  wie  sie  nun  vom  Fenster  aus  seinem  Leichen- 
zuge ruhig  und  unbewegt  zuschaut,  wird  sie  versteinert.  Einen 
glücklichen  Ausgang  haben  Akontios  und  Kydippe,  deren  Liebes- 
geschichte der  elegische  Dichter  Kallimachus  mit  aller  Kunst 
in  den  einzelnen  Zügen  ausgemalt  hat;  sein  Werk  bezeichnet 
den  Uebergang  vom  Epos  zur  eigentlichen  Novelle.  Der  Inhalt 
ist  kurz  folgender:  „Akontios  von  Cea,  berühmt  durch  seine 
Schönheit,  hatte  bisher  alle  Mädchen  verschmäht,  so  vieler  Blicke 
auch  bewundernd  ihm  folgten.  Einst  reist  er  nach  Delos,  das 
heilige  Fest  zu  sehen,  und  erblickt  dort  die  schöne  Kydippe, 
die  mit  ihrer  Mutter  und  Amme  zu  gleichem  Zwecke  aus  Athen 
dahin  gekommen  war.    Sofort  fühlt  er  eine  heftige  Liebe  zu  ihr 


96  Ueber  die  griecbisclie  NoTelle. 

und  folgt  ihr  in  den  Tempel  der  Artemia,  wagt  aber,  weil  er  von 
geringerer  Abkunft  ist,  nicht,  um  sie  zu  werben.  Da  gibt  ihm 
der  erfinderische  Eros  einen  glücklichen  Gedanken  ein,  dessen 
Originalität  nicht  zum  mindesten  den  Erfolg  dieser  Geschichte 
im  Altertum  hervorgerufen  hat.  Er  wirft  nämlich  einen  Quitten- 
apfel zu  den  Füssen  der  Geliebten,  in  welchen  die  Worte  ge- 
ritzt waren:  „Bei  der  Artemis,  ich  will  des  Akontios  Frau  wer- 
den.^ Die  Amme  hebt  den  Apfel  auf,  und  da  sie  des  Lesens 
unkundig  ist,  fragt  sie  die  Kydippe  nach  dem  Sinn  der  Inschrift. 
Diese  liest  die  Worte  und  bindet  sich  so  durch  den  Schwur; 
denn  Artemis  hört  ihn.  In  seine  Heimat  zurückgekehrt,  ver- 
zehrt sich  Akontios  in  Sehnsucht,  magert  ab  und  erbleicht;  da 
er  sich  in  diesem  Zustand  vom  Vater  nicht  sehen  lassen  will, 
so  geht  er  aufs  Land,  beschäftigt  sich  aber  nicht  mit  dem  Land- 
bau, sondern  klagt  den  Bäumen  sein  Ijcid,  Dabei  bekümmert 
ihn  der  Gedanke,  vielleicht  gar  dem  geliebten  Mädchen,  wenn 
sie  verhindert  werde,  ihn  zu  heiraten,  den  Zorn  der  Artemis 
zugezogen  zu  haben.  Deshalb  beschliesst  er,  nach  Athen  zu 
reisen.  Hier  war  inzwischen  Kydippe  durch  die  Eltern  einem 
andern  Jüngling  verlobt  worden;  aber  Artemis  verhindert  stets 
die  Vollziehung  der  Ehe  dadurch,  dass  sie  die  Jungfrau  krank 
werden  lässt.  Als  der  Hochzeitstag  zum  dritten  Male  infolge 
der  Krankheit  Kydippe's  verschoben  werden  muss,  sendet  der 
betroffene  Vater  nach  Delphi  und  erfahrt  durch  das  apollinische 
Orakel  die  Liebe  des  Akontios,  den  Trug  mit  dem  Apfel,  den 
Eid  der  Kjdippe  und  den  Willen  der  Artemis.  Derselbe  wird 
aufgesucht,  jetzt  erst  von  der  Kydippe  gesehen  und  durch  gott- 
liche Einwirkung  sogleich  geliebt.^  —  Es  entstanden  nun  Samm- 
lungen solcher  Liebesgeschichten,  die  notwendig  den  Charakter 
kleiner  Novellen  annehmen  mussten,  so  die  des  Parthenius  über 
Liebesleiden,  mit  dem  bestimmt  ausgesprochenen  Zweck  gesam- 
melt, dass  der  elegische  Dichter  Cornelius  Gallus  nur  darin 
nachzuschlagen  brauchte,  um  einen  Stoff  für  seine  Elegien  zu 
finden. 

Bedeutender  als  diese  Liebeshändel  ist  für  uns  der  Roman 
des  Euhemeros,  UQa  avayQagr/^  betitelt,  der  auch  dadurch  noch 
das  Interesse  weckt,  dass  er  ein  Vorbild  ftir  Lucian  geworden 
ist.    Der  erste  Teil  seiner  Schrift  enthält  eine  Reisebeschreibung 


Uebet  die  griechische  l^ovellc.  97 

uDd  schildert,  wie  er  von  Arabien  au8  zu  einer  wunderbaren 
Insel  gekommen  sei,  einem  Paradies  voll  der  kostbarsten  Wol- 
gerüche,  einem  wahren  Schlaraffenlandes  in  dessen  Einrichtungen 
und  Sitten  der  Idealstaat  verwirklicht  gewesen  sei.  Es  bestand 
dort  eine  Kasteneinrichtung,  die  in  den  Priestern  gipfelte.  Im 
zweiten  Teile  führt  er  den  Leser  an  der  Hand  seiner  Reise- 
beschreibung zu  den  Grabstätten  der  griechischen  Götter  und  zeigt, 
was  jeder  derselben  eigentlich  gewesen  sei  und  auf  welche  Weise 
er  seinen  Tod  gefunden  habe.  Anfangs  ,,Menschen,^  so  sagt 
er,  seien  sie  später  vergöttert  worden.  So  wird  Uranus  zum 
ersten  Astronomen  degradirt,  Zeus  zu  einem  grossen  orientali- 
schen Feldberrn;  Europa  wird  zur  durchgegangenen  Flöten- 
bläserin  gemacht.  In  Kreta,  sagt  er,  liege  Zeus  begraben,  in 
Delphi  Dionysos.  Diese  Art,  s&mmtliche  Göttersagen  in  triviale 
Erzählungen  aufzulösen,  erregte  den  grössten  Unwillen,  viele 
SchriAsteller  polemisirten  gegen  ihn  als  einen  Gottesleugner; 
aber  sein  System  fand  Nachahmer. 

Ihm  folgte  Antiphanes  von  Perge,  der  in  seinem  komischen 
Werke  so  tolles  Zeug  vorbrachte,  dass  „Pergäus^  hinfort  der 
Name  fiir  jeden  „Lügner^  wurde ;  man  schied  eben  damals  nicht 
zwischen  phantastischer  Fiction  und  historischer  Darstellung. 
Nächst  ihm  ist  zu  nennen  lambulos  aus  Syrien,  dann  Aristides. 
Die  Milesiaca  des  letzteren  enthielten  schlüpfrige  Novellen  in  der 
Art  des  Dccamerone  von  Boccaccio;  sie  bildeten  im  Feldzuge 
des  Crassus  gegen  die  Parther  die  Lieblingslektüre  der  römi- 
schen Offiziere.  Sisenna,  ein  Bedner  und  Historiker,  hatte  es 
kurz  vorher  unter  dem  Namen  „Milesiae  fabulae^  ins  Latein 
übersetzt ;  Ovid  citirt  die  „niedrigen  Spässe  des  Sisenna."  Das 
Buch  wurde  so  gelesen  und  verbreitet,  dass  Milesiaca  der  all- 
gemeine Titel  für  „Novellen  und  Romane"  überhaupt  wurde; 
so  wird  ein  Werk  des  Apulejus,  das  über  200  Jahre  später  er- 
schien, noch  Milesiae  Punicae  bezeichnet,  der  Koman  eines  Pu- 
niers,  weil  Apulejus  aus  Afrika  stammte.  Im  zweiten  Buche 
der  „Tristia"  führt  Ovid  als  eine  Schrift  ganz  ähnlichen  Inhalts 
Sybaritis  an  (Sybaris  in  Unteritalien  war  eine  wegen  ihrer 
Ueppigkeit  verrufene  Stadt) ;  wir  wissen  von  ihr  gerade  so  wenig, 
wie  von  den  Rhodiaca,  Koica  und  Thasiaca  des  Philippus  aus 
Amphipolis,  den  Babyloniaca  und  anderen  obscönen  Werken. 

AreblT  f.  n.  8pneb«o.  XUZa  7 


9d  üeber  die  griechische  Novelle. 

Nach  diesen  Producten  trat  in  der  Novellenliteratur  ein 
Stilletand  ein;  es  schien,  als  ob  keiner  den  andern  mehr  über- 
bieten könnte.  Da  trat  im  zweiten  Jahrhundert  nach  Chr.  G. 
ein  Mann  auf,  auf  welchen  schon  bei  Erwähnung  des  Euheme- 
ros  hingewiesen  wurde:  Lucian,  der  Rhetor  aus  Samosafa, 
zwischen^l20 — 200  lebend.  ^Pi^xoQtg  hiessen  die  Sprach-  und  Rede- 
künstler, die  aus  der  Beredtsamkeit  ein  Geschäft  machten,  Prunk- 
reden über  allerlei  Gegenstände  hielten  und  Lehrer  der  Rhetorik 
wurden;  ihr  Haupt  verdien  st  ist,  dass  sie  die  attische  Sprache 
ziemlich  rein  erhalten  und  fortgepflanzt  haben«  Lucian  selbbt 
sagt  in  seinem  Dialoge  „der  doppelt  Angeklagte^,  die  Rhetorik 
habe  ihm  Ruhm  und  Vermögen  eingebracht,  und  er  habe  sich 
blos  deshalb  von  ihr  entfernt,  weil  sie  in  zunehmender  Koket- 
terie von  der  sittigen  Einfachheit  und  dem  edlen  Anstände  der 
früheren  Zeit  sich  entfernt,  zu  buhlerischen  Toilettekünsten  ihre 
Zuflucht  genommen  und  dem  ersten  Besten  sich  hingegeben  habe. 
Nächstdem  Hess  sich  Lucian  in  Athen  nieder  und  wandte  sich 
zur  Philosophie;  zuletzt  aber  setzte  er  seinen  ganzen  Fleiss  in 
die  Vollendung  der  von  ihm  erfundenen  neuen  Kunstform:  des 
satirischen  Dialogs,  durch  welchen  er  Plato  und  Aristophanea 
vereinigen,  den  Ernst  der  Philosophie  und  den  Scherz  der  Ko- 
mödie verbinden  wollte.  In  der  Rhetorik  sowohl  als  in  den 
übrigen  Bestrebungen  seiner  Zeit  durchschaute  Lucian  die  herr- 
schende Hohlheit,  Verkehrtheit,  Unwahrheit  und  Scheinheiligkeit; 
mit  vernichtender  und  ingrimmiger  Satire  tritt  er  deshalb  auf, 
um  einen  Abgott  der  Zeit  nach  dem  andern  um  sich  her  zu 
zertrümmern.  Solcher  Art  sind  auch  die  hierher  gehörigen 
SchriAen:  die  wahre  Geschichte,  Lukios  oder  der  Esel,  der 
Lügenfreund.  Die  erste  Schrift  enthält  einen  AngriflP  auf  eine 
früher  genannte  literarische  Erscheinung,  auf  die  mythischen 
Erzählungen  und  Beschreibung  wunderbarer  Erlebnisse  in  fer- 
nen Ländern,  unter  deren  Verfassern  er  lambulos  und  Ktesias 
namentlich  nennt.  Hierzu  bedient  sich  Lucian  nicht  der  kriti- 
schen Form,  sondern  liefert  vielmehr  als  Seitenstück  zu  diesen 
märchenhaften  Geschichten  eine  Reisebeschreibung,  in  welcher 
er  alles  bis  dahin  auf  diesem  Felde  Geleistete  überbietet,  so 
dass  wir  das  Werk  als  erstes  Vorbild  der  Schriften  it  la  Münch- 
hausen  bezeichnen  können,     (cf.  Sommerbrodt,  Einleitung  zum 


Ueber  die  griechiaciie  MoveÜp.  99 

ersten  Bändchen.)  Abgesehen  vom  Inhalt  ist  das  Buch  dadurch 
von  grossem  Wert,  dass  es  den  Einfluss  der  orientalischen 
Märchenwelt  zum  ersten  Male  in  einem  vollständig  erhaltenen 
Beispiele  hervortreten  lässt.  In  der  naivsten  Weise  leitet  er 
seine  Erzählung  damit  ein,  dass  in  der  ganzen  Reisebeschrei- 
bong  nichts  wahr  sei,  als  das  Geständnis,  dass  er  aUes  gedich- 
tet habe. 

Noch  mehr  tritt  die  orientalische  Färbung  in  der  zweiten 
Schrift  hervor,  in  welcher  er  den  Aberglauben  seiner  Zeit  ver- 
spottet, dem  es  nicht  schwer  wurde,  Menschen  in  Tiere  und 
Tiere  in  Menschen  verwandelt  sich  vorzustellen.  Lukios  selbst 
erzählt:  „Ich  reiste  einst  in  die  thessalische  Stadt  Hypata  zu 
einem  gewissen  Hipparch,  an  welchen  ich  Empfehlungsbriefe 
hatte.  Er  nahm  mich  sehr  freundlich  auf  und  gab  seiner  Die- 
nerin Palästra  den  Befehl,  mich  ins  Bad  zu  fiihren;  dann  kehrte 
ich  ins  Zimmer  zurück,  ass  und  trank.  Am  nächsten  Morgen 
fragte  mich  Hipparch,  wohin  ich  reisen  wolle.  Ich  sagte:  nach 
Larissa ;  doch  war  dies  blos  ein  Vorwand,  mein  Hauptbestreben 
war,  eine  der  thessalischen  Zauberinnen  ausfindig  zu  machen, 
die  in  der  Luft  fliegen  und  andere  Wunder  tun.  Als  ich  auf 
der  Strasse  ohne  Zweck  wandelte,  spricht  mich  plötzlich  eine 
junge  Frau  an,  beklagt  sich,  dass  ich  nicht  bei  ihr,  der  Freun- 
din meiner  Mutter,  eingekehrt  sei,  und  warnt  mich  vor  Hip- 
parch'a  Frau  als  einer  Zauberin.  Da  hatte  ich  also,  was  ich 
wollte,  im  Hause.  Sofort  machte  ich  mich  an  die  Palästra,  in 
der  Hoffnung,  wenn  ich  sie  Hebkoste,  würde  sie  mir  über  ihre 
Herrin  etwas  Näheres  mitteilen.  Sie  zeigte  sich  willfährig,  und 
einst  fragte  ich  sie  während  der  Nacht,  ob  sie  mir  nicht  ihre 
Herrin  einmal  zeigen  wolle,  mit  Zauberei  beschäftigt.  Sie  ver- 
hiess  es.  Einige*  Tage  daraufholte  sie  mich;  ich  sah  durchs 
Schlüsselloch,  wie  ihre  Herrin  sich  auszog,  aus  einem  Büchs- 
chen  salbte  und  plötzlich  als  Vogel  davonflog.  Sofort  bat  ich 
Palästra,  sie  möchte  mich  auch  zum  Vogel  machen;  sie  öffnete 
das  Zimmer,  holte  das  mit  Salbe  gefüllte  Büchschen  und  be- 
strich mich.  Da  wurde  ich  nun  freilich  verwandelt,  aber  nicht 
in  einen  Vogel,  sondern  ->  o  Schreck  I  —  ein  Schwanz  wuchs 
mir  hinten  an,  ich  bekam  vier  Füsse,  lange  Ohren  und  einen 
langen  Kopf.     Als  ich  mich  recht  beschaute,  fand  ich  mich  als 


100  Üeber  die  griechische  Novelle. 

Esel  wieder  und  fuhr  mit  gewaltiger  Eselsstimine  die  Magd  an. 
Diese  aber,  selbst  erschreckt,  rief:  y,Ich  Armey  ich  habe  mich 
vergriffen  und  dich  so  ssum  Esel  gemacht!  Doch  tröste  dich 
nur  diese  eine  Nacht»  dann  werde  ich  Rosen  holen;  wenn  du 
diese  frissest,  wirst  du  deine  menschliche  Gesta.lt  wiederbekom- 
men.^ So  war  ich  ein  Esel,  mit  menschlichen  Sinnen  und  Ge- 
fühlen, nur  die  Sprache  war  tierisch.  Ich  ging  nun  in  den  Stall, 
wo  mein  Pferd  und  mein  wirklicher  Esel  standen.  Wie  sie  mich 
sahen,  fürchteten  sie  in  mir  einen  dritten  Fresser  und  schlugen 
mit  den  Hinterbeinen  aus,  so  dass  ich  ihnen  nicht  nahen  konnte. 
Während  der  Nacht  aber  brachen  Räuber  ins  Haus,  raubten 
und  plünderten  alle  Kostbarkeiten  und  beluden  uns  damit;  dann 
ging  es  über  Berg  und  Tal,  wobei  ich  viele  Schläge  bekam. 
Am  folgenden  Mittag  kamen  wir  in  ein  Gehöft,  wo  die  übrigen 
Mitglieder  der  Räuberbande  sich  befanden.  Während  der  gegen- 
seitigen Begrüssung  brach  ich  in  den  nahen  Garten  ein,  fraes 
daselbst  alles  Gemüse  und  stürzte  zuletzt  auf  einige  Rosen  zu, 
welche  im  Winkel  standen.  Leider  aber  waren  es  Rosen,  die 
am  wilden  Lorbeer  wuchsen  (Rhododaphne  nennen  es  die  Men- 
schen), die  mir  also  nichts  halfen.  Da  bemerkte  mich  der  Gärt- 
ner, lief  mit  einem  Holzscheit  auf  mich  zu  und  walkte  mich 
tüchtig  durch.  Ich  entlief  in  den  Wald;  aber  da  mir  losgelas- 
sene Hunde  nachsetzten,  so  besann  ich  mich  eines  Besseren ; 
eingedenk  des  Spruch  worts:  „Lieber  rückwärts,  als  zum  Un- 
glück vorwärts,^  kehrte  ich  um  zu  meinem  Stalle,  wo  ich  aller- 
dings solche  Prügel  bekam,  dass  ich  vor  Schmerz  alles  Gemüse 
wieder  von  mir  gab.  Ich  machte  noch  mehrere  Abenteuer  der 
Räuber  glücklich  mit,  wobei  ich  stets  trotz  Ermattung  und 
Ueberbürdung  tüchtig  lief,  aus  Furcht,  man  möchte  mich  sonst, 
wie  ich  aus  den  Gesprächen  wol  merkte,  abschlachten  und  ver- 
speisen. Eines  Abends  merkte  ich,  dass  ich  schlecht  angebun- 
den war ;  rasch  riss  ich  mich  los  und  wollte  eben  zum  Tore  hinaus- 
stürmen, als  der  Teufel  mir  ein  altes  Weib  in  den  Weg  führte, 
die  mich  am  Schwanz  packte.  Zu  derselben  Zeit  aber  trat  ein 
junges  Mädchen  aus  der  Türe,  welches  die  miuber  gefangen 
hatten ;  sie  schwang  sich  auf  meinen  Rücken,  und  ich  trug  sie 
davon,  nachdem  ich  der  Alten  einen  Stoss  nach  hinten  gegeben 
battC;  so  dass  sie  sich  niedersetzte.     Nicht  weit  vom  Gehöft 


Ueber  die  griechieohe  Novelle.  101 

Stiels  ich  auf  die  vom  Beutezug  heimkehrenden  Räuber;  sie 
nahmen  mich  sammt  meiner  Reiterin  gefanocen,  und  nun  harrte 
meiner  das  Urteil,  ich  solle  mit  dem  Mädchen  zusammengenäht 
und  dann  in  den  Abgrund  geworfen  werden.  Da  erschien  als 
Retter  in  der  Not  ein  Haufe  Soldaten,  der  zur  Bekämpfung  der 
Räuber  abgesandt  war:  ich  wurde  sammt  dem  Mädchen  befreit, 
und  der  Bräutigam  desselben,  der  die  Expedition  geleitet  hatte, 
entliess  mich  zu  seinen  auf  grüner  Aue  weidenden  Rossheerden, 
damit  ich  mich  mit  ihnen  der  Freiheit  freute.  Aber  das  tücki- 
sche Schicksal  wollte  es  anders;  der  Hirte  überlieferte  mich 
seiner  Frau,  und  ich  musste  derselben  die  Mühle  drehen.  Da- 
mit nicht  zufrieden,  zwangen  sie  mich,  das  Holz  aus  dem  Walde 
zu  holen;  dabei  beging  der  Hirtenbube  die  Büberei,  mir  Dor- 
nen auf  den  Rücken  zu  hängen,  deren  Spitzen  mich  beständig 
in  die  Weichen  meiner  Rückseite  schlugen.  Noch  anderes  er- 
sann der  tückische  Bube:  als  ich  einst  mit  Stroh  und  Heu  be- 
lastet war,  steckte  er  ein  brennendes  Holz  hinein :  mitten  auf 
dem  Wege  spüre  ich  das  Feuer,  und  wie  toll  renne  ich  vor- 
wärts ;  da  liegt  zum  Glück  eine  Wasserlache  neben  dem  Wege, 
ich  springe  hinein  und  lösche  den  Brand.  Zu  Hause  angelangt, 
beschuldigt  mich  der  Bube,  ich  hätte  absichtlich  meiner  Last 
mich  entledigt;  ausserdem  hätte  ich  die  Manie,  beim  Anblick 
eines  Mädchens  auf  dasselbe  zuzuspringen  und  allerlei  Ge- 
schichten zu  machen,  so  dass  ich  dem  Herrn  noch  die  schönsten 
Händel  bereiten  könnte.  Man  beschloss  also,  mich  zu  schlach- 
ten ;  da  riet  einer  der  Anwesenden,  man  solle  mich  doch  lieber 
entmannen,  dann  würde  ich  zahm  und  fett  werden  und  keine 
Beschwerden  mehr  verursachen.  Die  Operation  wurde  auf  den 
dritten  Tag  festgesetzt,  ich  aber  sann  auf  Selbstmord;  denn 
Eunuch  zu  werden,  das  war  mir  ausser  dem  Spass.  In  der 
Nacht  erhob  sich  (schon  der  zweite  deus  ex  machina!)  uner« 
wartet  ein  Aufruhr  der  Sclaven ;  ich  fiel  bei  der  Teilung  einem 
derselben  zu  und  wurde  von  ihm  mitgenommen.  In  der  make- 
donischen Stadt  Berröa  verkaufte  mich  derselbe  an  einen  Prie- 
ster der  Cybele,  deren  Bild  ich  bei  den  der  Göttin  zu  Ehren 
stattfindenden  Festen  umhertragen  musste.  Nach  mehreren 
Abenteuern,  zu  denen  ich  nicht  das  wenigste  beitrug,  verkauften 
sie  mich  an  einen  Bäcker;  als  ich  in  dessen  Mühle  wieder  das 


102  Ueber  die  griechische  Novelle. 

Rad  drehen  sollte,  Btellte  ich  mich  dumm,  doch  daa  half  nichta ; 
einige  Stockhiebe  brachten  mich  dahin,  dass  ich  mich  wie  ein 
Kreisel  drehte  und  zu  der  Erkenntnis  kam,  der  Knecht  müsse 
stets  mit  Freuden  tun,  was  der  Herr  befehle«  Darauf  kam  ich 
unter  die  Hände  eines  Gärtners,  dem  ich  Gemüse  zur  Stadt 
tragen  musste.  Unterwegs  band  derselbe  einst  mit  einem  Sol- 
daten an,  hieb  ihn  tüchtig  durch  und  rettete  sich  dann  nebst 
mir  auf  einen  Heuschober.  Die  übrigen  Soldaten,  denen  der 
Geschlagene  sein  Leid  klagte,  treten  ins  Haus  und  schreien 
laut  nach  uns;  der  Hauswirt  sagt,  wir  seien  nicht  da;  da  stecke 
ich  Unglücksvogel  meinen  Kopf  durch  die  OefFnung,  um  zu 
sehen,  was  da  vorginge.  Einer  der  Soldaten  bemerkt  mich,  und 
laut  frohlockend  nehmen  sie  mich  und  meinen  Herrn  gefangen. 
Ein  Soldat,  dem  ich  zufiel,  verkaufte  mich  an  den  Diener  eines 
reichen  Mannes  in  Thessalonich.  Derselbe  hatte  nebst  seinem 
Bruder  die  Aufgabe,  jenem  Brot  und  Backwerk  zu  besorgen. 
Als  ich  mich  einst  allein  in  der  Stube  befand,  machte  ich  mich 
über  die  Süssigkeitcn  her,  ohne  mich  um  die  mir  vorgesetzte 
Gerste  zu  kümmern.  Bald  kamen  die  Brüder  zurück;  wie  sie 
den  Verlust  merkten,  nannte  einer  den  andern  einen  Dieb,  auf 
mich  argwöhnte  keiner.  So  hatte  ich  eine  Zeitlang  ein  gutes 
Leben,  und  wenn  ich  vorher  zum  reinen  Skelett  geworden  war, 
so  legte  ich  mir  jetzt  ein  ansehnliches  Schmerbäuchlein  zu.  Da 
kamen  die  Brüder  auf  den  Gedanken,  sich  auf  die  Lauer  zu 
stellen.  So  wurde  ich  entlarvt  und  dem  Herrn  angezeigt.  Doch 
weit  entfernt,  mich  zu  bestrafen,  freute  sich  dieser  so  sehr  dar- 
über, dass  er  mich  ins  Gastzimmer  holte,  mir  einen  besonderen 
Tisch  decken  Hess  und  von  jedem  Gange  und  Getränk  mir  mit- 
teilte. Darauf  wurde  ich  zu  allerlei  Kunststückchen  abgerichtet: 
ich  musste  auf  den  Hinterfussen  tanzen,  nicken,  schütteln  und 
dergleichen  mehr.  So  diente  ich  zur  Belustigung  der  Gäste 
und  hatte  ein  gutes  Leben. '^  Der  Schluss  ist  folgender:  Nach- 
dem der  Herr  noch  mehr  Eigenschaften  am  Esel  entdeckt  hat, 
wird  derselbe  endlich  gar  dazu  verurteilt,  den  Henkersknecht  zu 
spielen :  er  soll  öffentlich  im  Theater  einer  zum  Tode  verurteil- 
ten Frau  den  Garaus  machen.  Schon  ist  alles  bereit,  das 
Theater  gefüllt,  der  Esel  und  die  Frau  sind  auf  der  Bühne ; 
—  da  trägt  jemand  einen  Korb  voll  Rosen  vorbei;   der   Esel 


Ueber  die  griechische  Novelle.  108. 

epriogt  mit  einem  Satze  nach  denselben,  frisst  und  wird  wieder 
Mensch.  Wir  wifisen,  daas  Lucian  hierbei  ein  Buch  ,, Verwand- 
lun;;en^  vor  sich  gehabt  und  zwei  Bücher  desselben  benutzt  hat; 
es  ist  also  nur  ein  Bruchstück  aus  einem  grossen  Werke.  — 
Ueppig  und  zügellos  war  die  Phantasie,  welche  uns  hier  ent- 
gegentrat; doch  darf  man  nicht  vergessen,  dass  eben  diese 
Schrift  gerade  dadurch,  dass  sie  alles  bisher  Dagewesene  über* 
bot,  die  ähnlichen  Erscheinungen,  welche  zur  Ergötznng  des 
Publikums  dienten,  lächerlich  machen  wollte.  Der  mit  den  ge- 
meinsten Ausschweifungen  verbundene  Cultus  der  Cybele,  durch 
welchen  ihre  Priester  das  sinkende  Heidentum  aufzufrischen  ge- 
dachten ;  der  Glaube  an  übernatürliche  Kräfte  und  geheime 
Künste,  der  damals  durch  Einwirkung  gewisser  Wundertäter 
stark  im  Schwange  war;  die  üppigen  Orgien,  wie  sie  in  dem 
entnervten  Römerrcich  gäng  und  gäbe  waren,  —  sie  alle  wer- 
den ohne  Hülle  dargestellt  und  aufs  härteste  gebrandmarkt.  Da- 
neben wird  die  Seichtheit  und  Unbeholfenheit  der  damaligen 
Schriftsteller  verspottet,  die  immerzu  Räubergeschichten  auf- 
tischen und  die,  damit  ihr  Held  nicht  vor  der  Zeit  in  der  Ge- 
fahr umkomme,  zu  den  merkwürdigsten  Mitteln  ihre  Zuflucht 
nehmen.  Wir  sehen  aber  aus  den  folgenden  Novellen,  dass 
Lucianos  Bestreben  wonig  fruchtete;  denn  in  denselben  kehren 
die  hier  gerügten  Erscheinungen  ganz  ebenso  wieder.  Man  er- 
kennt daraus  auch  ohne  das  Zeugnis  des  Philostratus  im  Leben 
des  Apollonius  von  Tyana,  wie  grosses  Gefallen  die  Zeitgenos- 
sen an  derartigen  Märchen  gefunden  haben. 

Auf  ein  anderes  Gebiet  des  Aberglaubens  versetzt  uns  der 
^Lügen freund"*;  wir  finden  hier  den  Glauben  an  Geister  und 
Gespenster,  besonders  bei  den  höheren  Ständen.  Da  wird  er- 
zählt, wie  die  wandelnde  Bildsäule  des  Corinthiers  Pellichos  in 
der  Nacht  den  diebischen  Sclaven  packt  und  nicht  nur  auf  der 
Stelle  durchprügelt,  sondern  auch  später,  bis  zu  seinem  Tode, 
mit  Schlägen  reichlich  heimsucht;  wie  der  eherne  Hippokrates 
auf  seinen  nächtlichen  Streifzügen  alle  Büchsen  und  Salben 
durch  einander  wirft,  weil  man  mit  dem  jährlichen  Opfer  säu- 
mig war;  wie  Demänete  nach  ihrem  Tode  ihrem  Manne  mit 
der  Bitte  erscheint,  den  hinter  den  Sehrank  gefallenen  zweiten 
goldenen  Pantoffel    mit   zu  verbrennen,   damit   sie  Buhe   fände. 


104  Ueber  die  griicliische  Novelle. 

Diese  und  ahnliche  Dinge  werden  in  einem  Kreise  von  Philo- 
sophen, unter  denen  Lucian  der  einzige  Ungläubige  ist,  mit  der 
grössten  Andacht  erzählt  und  angehört. 

Die  folgenden  Novellenschriftsteller  im  dritten  bis  fünften 
Jahrhundert  nach  Christi  Geburt,  die  man  gewöhnlich  unter 
dem  Namen  „erotischer  Schriftsteller^  zusammenfasst,  unter- 
scheiden sich  von  ihrem  Vorganger  hauptsächlich  dadurch,  dasa 
kein  satirischer  Zug  in  ihnen  hervortritt;  sie  haben  es  fast  alle 
nur  auf  die  Unterhaltung,  seltener  auf  die  Belehrung  der  Leser 
abgesehen.  Zunächst  sind  zu  nennen  des  Antonius  Diogenes 
„24  Bücher  unglaublicher  Dinge,  die  jenseit  Thule  sind,**  und 
des  lamblichos  Liebesgeschichte  der  Sinonis  und  des  Rhodanes ; 
beide  Werke  sind  blos  in  Auszügen  des  Patriarchen  Fhotios 
erhalten.  Ersterer  widmete  sein  aus  allen  möglichen  Autoren 
zusammengetragenes  Werk  seiner  lernbegierigen  Schwester  Isi- 
dora;  Hauptsache  war  ihm,  seine  Kenntnisse  in  Geographie 
und  Ethnographie  zu  zeigen.  Denn  er  fuhrt  uns  durch  die 
Länder  am  Pontus  und  von  dem  Meere  bei  Kaspia  und  Hyr- 
kania  zu  den  Rhipäischen  Gebirgen  und  der  Mündung  des 
Tanais,  dann  durch  gewaltige  Eiszonen  zum  scythischen  Ocean, 
von  da  zum  östlichen  Weltmeere ;  auch  gelangt  er  auf  die  Insel 
Thule,  auf  welcher  er  von  seinen  Irrfahrten  etwas  ausruht.  Das 
Werk  ist  also  eine  phantastische  Rcisebeschreibung  voll  der 
abenteuerlichsten  Berichte,  in  welche  jedoch  zur  gefälligeren 
Ausstattung  eine  romanhafte  Liebesfabel  eingelegt  ist.  In  der 
Einleitung  schreibt  ein  gewisser  Balagros  an  seine  Frau:  „Als 
Tyrus  von  Alexander  dem  Grossen  eingenommen  wurde,  sei  ein 
Soldat  zu  demselben  gekommen  und  habe  gesagt,  er  wolle  ihm 
etwas  Wunderbares  zeigen.  Der  König  sei  in  Begleitung  des 
Hephästio  und  Parmenio  mitgegangen  und  habe  zunächst  an 
dem  bezeichneten  Orte  mehrere  Särge  mit  Inschriften  gefunden. 
Daneben  habe  ein  Kästchen  aus  .Cypressenholz  gelegen,  auf 
welchem  geschrieben  stand:  „O  Fremdling,  wer  du  auch  seibt, 
öffne,  damit  du  Wunderbares  erfahrest.'*  Beim  Oeffhen  habe 
man  Tafeln,  auf  denen  die  Geschichte  der  Liebenden  stand,  ge- 
funden.^ Man  sieht  daraus,  dass  schon  damals  die  Reclame 
bekannt  war.  —  Tolle  Abenteuer  enthielt  die  zweite  der  oben- 
genannten Novellen;    sagt  doch  der  Verfasser  selbst  von   sich. 


Ueber  die  griechische  Novelle.  105 

er  habe  zu  Babylon  die  Zauberei  erlernt,  daneben  freilich  auch, 
dies  setzt  er  ausdrücklich  hinzu,  hellenische  Bildung.  Das  Werk 
beginnt  in  folgender  Weise:  „Sinonis  und  Rhodanes  waren  ein 
schönes  und  glückliches  Ehepaar.  Da  fasst  plötzlich  den  König 
Garuios  von  Babylon  nach  dem  Tode  seines  Weibes  heftiges 
Verlangen  nach  der  Sinonis;  da  sie  des  Königs  Weib  nicht 
werden  will,  so  wird  sie  ins  Gefängnis  geworfen,  und  Rhodanes 
soll  von  den  königlichen  Eunuchen  Damas  und  Sackas  auf  einen 
Pfahl  gespiesst  werden.  Auf  Bitten  der  Sinonis  wird  ihm  dies 
erlassen,  und  beide  entfliehen.  Daftir  werden  den  Eunuchen 
Nase  und  Ohren  abgeschnitten,  und  beide  werden  ausgesandt, 
die  Entflohenen  einzufangen.*^  Die  folgende  Erzählung  dreht 
sich  dann  immerzu  um  den  einen  Gedanken:  entweder  sie  ent- 
wischen eben  noch  den  Verfolgern,  oder  sie  werden  gefangen, 
dann  aber  auf  wunderbare  Weise  wieder  befreit.  Zuletzt  wird 
das  Ehepaar  wieder  vereint,  und  Rhodanes  besteigt  sogar  den 
Thron  von  Babylon.  Der  Schauplatz  der  Handlung  ist  Baby« 
Ion  nebst  Umgegend;  Euphrat,  Tigris  und  Mesopotamia  treten 
als  Personen  auf;  auch  das  Wunderland  Aegypten  wird  zur 
Ausschmückung  herbeigezogen.  Wie  unglücklich  der  gute  Vater 
Homer  nachgeahmt  wurde,  geht  aus  dem  Schlüsse  hervor,  wo 
es  heisst:  „dass  die  Handlung  diesen  Ausgang  nehmen  würde, 
Hess  sich  aus  diesem  Zeichen  erkennen:  Eine  Schwalbe  wurde 
von  einem  Adler  und  einem  Weih  verfolgt;  jenem  entkam  sie, 
dieser  aber  fasste  sie." 

Ungefähr  gleichzeitig  lebte  Xenophon  aus  Ephesus, 
dessen  Novelle  über  „Anthia  und  Habrokomas"  5  Bücher  um- 
f;is8t  und  70  Octavseiten  füllt.  Die  Fabel  ist  folgende:  „Der 
junge  Ephesier  Habrokomas,  der  Stolz  nicht  nur  seiner  Mit- 
bürger, sondern  der  gesammtcn  Asiaten,  wurde  auf  seine  Schön- 
heit so  eitel,  dass  er  nichts  neben  sich  anerkannte  und  die  Macht 
des  Eros  verspottete.  Dieser,  darüber  erzürnt,  lenkt  bei  einem 
der  Artemis  zu  Ehren  vor  der  Stadt  gefeierten  Feste  die  Blicke 
des  schönen  Jünglings  auf  die  nicht  minder  schöne  Anthia,  die 
im  Costüm  der  Göttin  den  Zug  der  Jungfrauen  führte.  Sie 
gewinnen  sich  lieb ;  und,  da  der  Liebeskummer  ihnen  die  frühere 
Frische  raubt,  schicken  die  besorgten  Eltern  zum  Tempel  des 
kolophonischen  Apollo;  dieser  empfiehlt  die  Vermählung,  weis- 


106  Ueher  die  griechische  Novelle. 

sagt  aber  zugleich  vielfaches  Unglück  dem  Paare.  Sie  heiraten 
sich:  doch  damit  ist  Amors  Groll  noch  nicht  beschwichtigt. 
Auf  Veranlassung  der  Eltern  macht  das  Paar,  nachdem  es  we- 
nige Tage  vermählt  ist,  eine  Hochzeitsreise  nach  Aegypten. 
In  der  Nähe  von  Rhodos  w^erden  sie  durch  phönizische  See- 
räuber überfallen  und  nach  Tjrus  geschleppt.  Verführungen, 
welche  dort  an  sie  herantreten,  widerstehen  sie,  weil  sie  auf 
dem  Schiffe  einander  den  Schwur  gegeben  haben,  sich  treu  zu 
lieben  bis  in  den  Tod.  Wie  sie  in  Verzweiflung  sich  schon 
tödten  wollen,  kauft  sie  der  reiche  Absyrtos.  Da  Uabrokomas 
die  Liebe  der  Tochter  seines  Herrn,  ein  zweiter  Joseph,  nicht 
erhört,  so  gebraucht  diese  bei  der  Rückkehr  des  Vaters  dieselbe 
List  wie  Potiphar'd  Weib;  infolge  dessen  wird  jener  ins  Ge- 
fängnis geworfen,  und  Anthia  wird  der  Tochter  des  Hausherrn, 
Manto  mit  Namen,  welche  nun  einen  reichen  Syrer  heiratet,  als 
Sciavin  nach  Syrien  mitgegeben.  Nach  mehreren  widrigen 
Schicksalen,  wobei  Anthia  stets  ihre  £hre  rettet,  gelangt  sie 
nach  Tarsos  und  fesselt  den  Präfecten  Perilaos  durch  ihre 
Schönheit  so  sehr,  dass  dieser  ihr  seine  Hand  anbietet.  Da 
inzwischen  durch  einen  aufgefundenen  Brief  der  Manto  die  Un- 
schuld des  Habrokomas  ans  Licht  getreten  iöt,  so  wird  er  ent- 
lassen und  macht  sich  sofort  auf,  sein  Weib  zu  suchen.  Unter- 
wegs schliesst  er  sich  dem  Hippothoos  an,  dem  Hauptmann  der 
Räuberschaar,  die  einst  die  Anthia  in  ihrer  Gewalt  gehabt  hatte, 
dann  aber  von  den  Soldaten  des  Perilaos  vernichtet  worden  war. 
In  Mazakon,  der  reichen  Hauptstadt  Cappadociens,  erzählen  sie 
einander  ihre  Lebensschicksale  und  finden  dabei,  Anthia  sei 
einst  in  den  Händen  des  Hippothoos  gewesen.  Sofort  eilen  sie 
nach  Tarsos  und  kommen  eben  recht,  um  das  klägliche  Ende 
der  Anthia  zu  hören.  Unfähig,  den  wiederholten  Bewerbungen 
des  Perilaos  zu  widerstehen,  und  doch  entschlossen,  ihrem  Gat- 
ten die  Treue  zu  bewahren,  hat  sie  sich  von  einem  Arzte  Gift 
verschafft  und  dies  am  Abend  der  Hochzeit  genommen.  Doch 
der  vorsichtige  Arzt  hat  ihr  nur  einen  Schlaftrunk  gegeben ;  im 
Grabe  erwacht  sie.  Räuber  erbrechen  ihre  Gruft,  rauben  die 
Kostbarkeiten  und  schleppen  die  Lebende  fort.  In  Alexandria 
wird  sie  an  den  indischen  Fürsten  Psammis  verkauft:  seiner 
erwehrt  sie  sich  durch  das  Vorgeben,  sie  sei  ein  Jahr  lang  der 


lieber  die  griechische  Novelle.  107 

bis  geweiht  Die  Räuberbande  des  HIppothoos  ist  unterdessen 
über  Syrien,  Pelusiuni,  Memphis  nach  Koptos  in  Aethiopien 
vorgenickt  und  hat  sich,  500  Mann  stark,  in  den  höhlenreichen 
Grensgebirgen  gelagert;  denn  hier  führte  die  Handelsstrasse 
von  Indien  nach  Aegypten.  Psammis,  der  in  seine  Heimat  zu- 
rückkehrt, wird  überfallen,  Anthia  fällt  wieder  in  die  Hände 
des  Hippothoos,  ohne  dass  sie  aber  einander  erkennen.  Später 
von  der  Bande  desselben  getrennt,  soll  sie  zuletzt  nach  Italien 
als  Sclavin  verkauft  werden.  Ebendahin  hat  sich  schon  vorher 
Habrokomas  gewandt,  nachdem  er  inzwischen  auch  mehrere 
Abenteuer  in  Aegypten  bestanden  hat,  und  lebt  jetzt  bei  Syra- 
CU8  auf  Sicilien  in  der  Wohnung  eines  alten  Fischers.  Auch 
Hippothoos  hat  nach  mehreren  Wechselfällen  sein  Handwerk 
aufgegeben  und  in  Tauromenion  eich  angesiedelt.  Von  dort 
fährt  er  einst  nach  Tarent,  sieht  die  Anthia,  erkennt  und  kauft 
sie ;  im  Hause  erzählt  sie  ihm  ihre  Schicksale.  Darauf  fasst 
Hippothoos  den  Entschluss,  sie  ihren  Eltern  in  Ephesos  zurück- 
zubringen; unterwegs  kehrt  er  in  Rhodus  ein.  Ebendahin 
kommt  nach  mannichfachen  Schicksalen  Habrokomas  und  findet 
seine  Anthia  wieder  bei  ebendemselben  Helios,  dem  sie  zusam- 
men vor  vielen  Jahren  ihre  Gelübde  dargebracht  hatten.  Beide 
überzeugen  sich  von  ihrer  gegenseitigen  Treue,  und  ihr  ganzes 
ferneres  Leben  in  Ephesus  ist  nur  ein  Fest.^  Einfach  ist  die 
Sprache  dieser  Novelle,  attisch  der  Stil;  die  klassischen  Schrift- 
steller sind  von  Xenophon  gelesen  und  nicht  ohne  Geschick 
nachgeahmt.  Der  Inhalt  ist  noch  knapp,  nicht  zu  weit  aus- 
gedehnt ;  auch  unterscheidet  er  sich  von  den  späteren  Novellen- 
schriftsteilem  zu  seinen  Gunsten  dadurch,  dass  er  mit  seiner 
Gelehrsamkeit  und  Belesenheit  nicht  prahlt ;  nur  bei  Gelegenheit 
der  ägyptischen  Götterlehre,  beim  Apis  und  bei  der  Isis,  tritt 
dies  etwas  hervor.  Die  Episoden,  welche  dann  und  wann  vor- 
kommen, sind  im  Zusammenhang  mit  der  Haupthandlung  und 
so  kurz,  dass  sie  diese  nicht  stören.  Wenn  der  Autor  dem 
Zwecke  seiner  Novelle  zu  Liebe  eine  Sache  zweimal  in  verschie- 
dener Weise  erwähnt,  wie  z.  B.  den  Brauch  des  Ffählens,  so 
rechtfertigt  er  sich  durch  eine  besondere  Anmerkung.  Anziehend 
ist  die  Treue,  mit  welcher  die  beiden  Liebenden  auch  unter  den 
härtesten  Prüfungen  zu  einander  halten;    nur  nehmen  die  Ver- 


108  Uebfir  die  griechische  Novelle. 

lockuDgen  einen  zu  grossen  Raum  ein.  Nicht  zufrieden,  daee 
Anthia  einmal  ihre  Ehre  rettet,  nötigt  der  Autor  dieselbe,  dies 
wiederholt  zu  tun,  und  muss  80  natürlich  die  merkwürdigsten 
Dinge  ersinnen.  Dem  Hippothoos  gegenüber  nimmt  sie  ihre 
Zuflucht  zu  dem  Schwur,  den  sie  einst  dem  Habrokomas  ge- 
leistet habe,  und  so  wird  die  Erkennungsscene  herbeigeiiihrt ; 
aber  natürlich  ist  es  nicht,  dass  Anthia  gerade  in  diesem 
Falle  auf  diese  Ausrede  verfällt.  Die  Abenteuer  häufen  sich 
zu  sehr;  See-  und  Landräuber  sind  hauptsächlich  das  Motiv, 
durch  welches  die  Handlung  fortgeführt  wird.  So  gerät  Anthia 
in  Gefahr,  im  Walde  getödtet  zu  werden,  den  Käubcm  als 
Opfer  zu  dienen,  sie  erleidet  scheinbar  den  Tod,  wird  lebendig 
begraben  und  stellt  sich  zuletzt  besessen«  Unwahrscheinlich  ist, 
dass  Habrokomas  und  Anthia,  von  denen  ganz  Ephesus  spricht, 
erst  bei  dem  Feste  auf  einander  aufmerksam  werden ;  dass  die 
Eltern  trotz  der  Drohung  des  Orakels  das  Pnar  auf  Reisen 
schicken ;  dass  Hippothoos  in  Mazakus  beim  Essen  und  Trinken 
plötzlich  seufzt  und  weint  und  so  die  Veranlassung  zur  Erzäh- 
lung seiner  früheren  F>lebnisse  gibt;  dass  die  „blonden  Haare 
und  die  lieblichen  Augen^  in  der  Beschreibung  des  Hippothoos 
für  den  Habrokomas  genügen,  seine  Anthia  zu  erkennen;  dass 
sie  im  Grabe  sofort  sich  sammelt  beim  Erwachen  und  mit  Würde 
und  Ergebenheit  zu  sterben  sich  vornimmt ;  dass  den  Habroko- 
mas eine  leise  Hoffnung  nach  Aegypten  fuhrt;  endlich  dass 
derselbe  trotz  des  Schwures,  den  er  einst  geleistet,  sich  nicht 
tödtct,  sondern  unermüdet  fortfahrt,  die  Leiche  der  Anthia  zu 
suchen.  Sogar  Wunder  müssen  helfen;  den  ins  Wasser  ge- 
worfenen Habrokomas  schonen  die  Fluten,  schonen  die  Kroko- 
dile; den  Scheiterhaufen,  auf  dem  er  steht,  löi^cht  der  hinan- 
steigende Nil.  Der  rote  Faden,  welcher  den  losen  Abenteuern 
einen  gewissen  Zusammenhang  gibt,  ist  der  Umstand,  dass  die 
Leiden  des  Paares  als  Folge  der  Selbstüberhebung  des  Jüng- 
lings aufgefasst  werden.  Dass  er  auf  seine  Schönheit  pocht 
und  den  Eros  neben  sich  verachtet,  stürzt  ihn  und  seine  Anthia 
in  eine  Reihe  von  Unfällen,  die  ihn  zur  Selbsterkenntnis  fuhren, 
so  dass  er  zuletzt  geläutert  aus  dem  Kampfe  hervorgeht  und 
würdig  eines  dauernden  Glückes.  Die  Hauptpersonen  hegen 
eine  edle,  sittliche  Gesinnung:    das  Paar  beweist  eine  herrliche 


Ueber  die  griediitche  Novelle.  109 

Liebe  und  einen  felsenfesten  Mut;  der  Räuber  HippothooB  iöt 
im  Grunde  ein  braver  Mensch;  die  Diener  sind  ihrer  Herrschaft 
treu  ergebin.  Doch  eines  fehlt  diesen  Personen  —  ein  fester 
localer  und  gesellschaftlicher  Untergrund;  die  Novelle  ist  so 
allgemein  gehalten,  dass  wir  weder  Zeit  noch  Umstände  erken- 
nen. Althistorische  Namen,  homerische  Reminlscenzen,  auf  die 
römische  Herrschaft  Bezügliches  wird  bunt  durch  einander  ge- 
mischt. An  Homer  erinnern  die  phtinieischen  Seeräuber,  das 
Land  Aegypten  und  die  Erwähnung  des  Menelaus,  der  sich 
einst  dort  aufhielt.  Bei  allen  diesen  Mängeln  bietet  die  Novelle 
doch  einen  grossen  Reiz  ftir  den,  welcher  liebliche  Malerei  und 
reizende  Schilderung  liebt.  —  Auffallend  war  mir  beim  Durch- 
lesen, dass  der  Anfang  der  griechischen  Novelle  bis  zum  Ora- 
kel hin  denselben  Gedankengang  hat  wie  die  Schrift  des  Apu- 
lejus  über  Psyche  und  Cupido.  Hier  wie  dort:  Ausnehmende 
Schönheit,  göttliche  Verehrung  des  menschlichen  Wesens,  Ver- 
nachlässigung des  Gottes,  Zorn  und  Strafgericht  und  zum 
Schluss  ein  dunkles  Orakel  des  Apollo,  hier  des  milesischen, 
dort  des  kolophonischen.  Da  beide  Schriftsteller  ziemlich  um 
dieselbe  Zeit  lebten,  so  lässt  es  sich  nicht  leicht  ausmachen, 
welcher  von  den  beiden  den  andern  benutzt  hat. 

Die  Reihenfolge  der  nächsten  Novellenschriftsteller  lässt 
sich  schwer  feststellen;  doch  dürfte  zunächst  der  Sophist  Lon- 
ga s  zu  nennen  sein,  welcher  wahrscheinlich  um  die  Mitte  des 
vierten  Jahrhunderts  lebte.  Er  beschreibt  das  Hirtenleben 
des  Daphnis  und  der  Chloe  in  4  Büchern  und  betritt  also 
einen  anderen  Boden  als  die  vorhergehenden  und  nachfolgenden 
Schriftsteller.  Der  Name  ^Daphnis^  kommt  in  Theokrits  Idyl- 
len häufig  vor;  er  war  die  typische  Benennung  für  einen  jugend- 
lichen Schäfer.  Daphnis  wurde  zugleich  Erfinder,  Sänger  und 
Gegenstand  des  Hirtenlieds.  „  Chloe, ^  eigentlich  „grünender 
Pflanzentrieb, ^  war  der  Lieblingsname  ftir  Hirtenmädchen  und 
ein&che  Jungfrauen;  Horaz  gebraucht  es  bekanntlich  für  die 
jugendliche  Schöne,  welche  vor  dem  um  Liebe  werbenden  Manne 
schüchtern  flieht,  in  demLiede:  vitas  hinnuleo  me  similis  Chloe. 
Eben  wegen  der  abweichenden  Unterlage  dieser  Schrift  werde 
ich  den  Inhalt  derselben  hier  übergehen  und  später  einmal  im 
Yergleich  zu  den  Gessner'schen  Idjllen  beurteilen.  —  Sein  Nach- 


110  Ueber  die  griechitche  NoTelle. 

folger  iet  Heliodor  aus  Emesa,  einer  Stadt  CöleByrienA,  berühmt 
durch  den  prächtigen  Sonnentempel,  aus  welchem  der  schwel- 
gerische Oberpriester  Heliogabalus  einst  abgeholt  und  nach  Rom 
als  Imperator  versetzt  wurde;  später  wurde  Heliodor  Bischof 
von  Trikka  in  Thessalien.  Sein  Werk»  Aethiopica  in  10  Bü- 
chern, schildert  die  Liebe  des  Theagenes  und  der  Chariclea. 
Zunächst  ist  der  Ort  der  Handlung  die  herakleotische  Nilmun- 
dung.  „Eine  Rauberschaar  findet  mitten  unter  Leichen  am 
Ufer  eine  junge  griechische  Priesterin,  die  trostlos  einen  Ver- 
wundeten zu  verbinden  sucht.  Schon  wollen  sich  die  Räuber 
der  Beute  bemächtigen,  aIs  ein  anderer  Trupp  sie  vertreibt. 
Im  Lager  werden  Chariklea  und  Theagenes  der  Aufsicht  des 
gefangenen  Knemon  übergeben,  der  ihnen  in  der  Nacht  seine 
Lebensgeschichte  erzählt.  Seine  Stiefmutter  hat  ihn  mit  Hülfe 
ihrer  Dienerin  Thisbe  sträflicher  Absichten  beschuldigt  und  die 
Strafe  des  Exils  gegen  ihn  ausgewirkt ;  auf  seiner  Irrfahrt  war 
er  den  Räubern  in  die  Hände  gefallen.  Am  nächsten  Morgen 
werden  mehrere  kunstvolle  Reden  gehalten,  dann  wird  Chariklea 
dem  Hauptmann  als  Beuteanteil  zugesprochen.  In  diesem  Augen- 
blick erscheint  die  verjagte  Räuberbande  mit  Verstärkungen 
wieder ;  die  Gefangenen  werden  in  eine  Höhle  gesperrt  und  der 
Kampf  beginnt.  Da  sich  derselbe  auf  die  Seite  der  Angreifer 
neigt,  eilt  der  Hauptmann  Thyamis  wutentbrannt  in  die  Hohle, 
um  die  Chariklea  zu  morden  und  ersticht  statt  ihrer  in  der 
Dunkelheit  die  oben  schon  genannte,  zufallig  gleichfalls  gefan- 
gene Thisbe ;  sie  war  mit  dem  ägyptischen  Kaufmann  Nausikles 
ins  Land  gekommen.  Die  Gefangenen  fliehen,  Knemon  gelangt 
mit  Hülfe  eines  Führers  zu  einem  nahen  Dorfe  ins  Haus  des 
reichen  Nausikles  und  erfährt  hier  die  früheren  Schicksale  des 
Theagenes  und  der  Chariklea.  —  Der  alte  Führer  ist  der  Prie- 
ster Calasiris  aus  Memphis;  er  kam  einst  zum  Priester  Chari- 
kles  in  Delphi.  Diesem  war  früher  einmal  in  Aegypten  ein 
siebenjähriges  Mädchen  übergeben  worden;  ein  Ring  und  eine 
Binde  lagen  bei  demselben.  Das  schöne  Mädchen  wollte  Prie- 
sterin der  Artemis  werden,  d.  i.  das  Gelübde  der  Keuschheit 
ablegen«  Da  erscheint  eine  thessalische  Gesandtschaft,  an  ihrer 
Spitze  Theagenes,  ein  Nachkomme  Achills.  Er  verliebt  sich  in 
Chariklea  und  entflieht  mit   ihr  unter  Beihülfe    des   Kalasiris. 


lieber  die  griechische  Modelle.  11 1 

Dieser  sielit  aus  den  ErkennungszeicheDy  sie  sei  die  Tochter 
der  Persina  und  des  Hjdaspes,  des  Mohrenkönigs,  durch  Zufall 
weiss  geboren  und  deshalb  von  der  Mutter  ausgesetzt.  —  Nun 
werden  Theagenes  und  Chariklea  gesucht.  Letztere  wird  bald 
gefunden,  ersterer  belagert  mit  Thyamis,  in  dessen  Hände  er 
wieder  gefallen  ist,  die  Stadt  Memphis.  Nachdem  im  Folgenden 
Chariklea  dem  Giftbecher  glücklich  entgangen  ist,  nachdem  die 
Flammen  des  Scheiterhaufens  von  ihr  zurückgewichen  sind,  ge- 
rät sie  endlich  sammt  Theagenes  in  die  Hände  des  Hydaspes, 
ihres  Vaters.  Dem  Opfertode  in  der  Priesterstadt  Meroe  ent- 
gehen die  Gefangenen  nur  dadurch,  dass  Chariklea  die  Erken- 
nungszeichen vorweist;  Persina  erkennt  ihre  Tochter  wieder, 
und  die  Hochzeit  wird  gefeiert.^  —  Diese  Novelle  wurde,  wie 
auch  die  anderen,  im  Mittelalter  vielfach  gelesen,  weil  sie  am 
kunstvollsten  angelegt  ist;  dnss  sie  auch  verwertet  wurde,  be- 
weist Tasso's  befreites  Jerusalem,  dessen  Clorinde  und  Senapos 
der  Chariklea  und  dem  Hjdaspes  entsprechen.  Sahen  wir  bei 
Xenophon  homerische  Nachahmung,  so  erinnern  uns  mehrere 
Motive  des  Heliodor  an  die  von  den  Tragikern  behandelten  Sa- 
gen: an  Hippoljt  und  Phädra,  an  Agamemnon  und  Iphigenia. 
Während  dort  der  Gang  der  Novelle  rein  chronologisch  war, 
werden  wir  von  Heliodor  nach  jenem  bekannten  horazischen  Ge- 
setze mitten  in  die  Handlung  versetzt;  freilich  entspringt  daraus  der 
Uebelatand,  dass  der  Autor  frühere  Ereignisse  nachholen  und 
die  Erzählungen  in  einander  schachteln  muss ;  so  wird  z.  B.  das 
frühere  Geschick  der  Hauptpersonen  erst  spät  enthüllt.  Auch 
sind  die  Nebensachen  zu  sehr  ausgemalt  und  die  Episoden  be- 
anspruchen einen  zu  grossen  Raum.  Bei  Heliodor  zeigt  sich 
der  Fehler,  dass  er  durch  seine  Belesenheit  und  Kunst  glänzen 
will.  Im  Uebrigen  sind  hier  dieselben  Abenteuer  wie  bei  Xe- 
Dophon,  die  gleichen  Motive  fördern  die  Handlung,  das  Lokal 
ist  auch  Aegypten ;  nur  darin  unterscheidet  er  sich  von  seinem 
Vorgänger,  dass  er  die  altägyptischen  Zustände  besser  kennt 
und  genauer  beschreibt.  So  wie  dort  Anthia,  entflammt  hier 
Chariklea  stets  die  Leidenschaft  ihrer  Herren  und  muss  ihre 
Reize  durch  Vorsicht  vor  den  Zumutungen  anderer  verwahren ; 
auch  sie  ist  ihrem  Geliebten  treu  bis  in  den  Tod,  auch  sie  wird 
durch  Wunder    gerettet;    nur  vermissen  wir  hier  die  sittliche 


Il2  Ueber  die  griechische  Novelle. 

Idee,  welche  das  Werk  Xenophon's  durchzog.  Cbariklea's  Cha- 
rackter  ist  am  besten  gezeichnet,  sie  entwickelt  eine  männliche 
Entschlossenheit.  Nur  eines  ist  merkwürdig:  während  zu  den 
Zeiten  des  trojanischen  Krieges  die  Frau  als  selbständiges  We- 
sen und  treue  Beraterin  dem  Manne  zur  Seite  stand,  sank  sie 
später  sowol  bei  den  Griechen,  wie  namentlich  auch  bei  den 
orientalischen  Völkern  in  der  Achtung  immer  tiefer  und  wurde 
zuletzt  als  reine  Sclavin  betrachtet,  die  zur  Arbeit  und  zur  Be- 
friedigung sinnlicher  Lust  brauchbar  sei.  Erst  das  Christen- 
tum hat  die  Frau  wieder  auf  den  Platz  gehoben,  äer  ihr  gebührt. 
Nun  finden  wir,  dass  diese  Erotiker  das  Weib  in  jenem  alten 
heroischen  Sinne  auffassen ;  also  muss  entweder  schon  eine  Ein- 
wirkung des  Christentumes  stattgefunden  haben,  oder  man  suchte 
wenigstens  durch  Schriften  darauf  hinzuwirken,  dass  die  Frau 
dem  Manne  gleichgestellt  würde. 

Der  nächste  Autor,  dessen  Schrift  aus  ganz  denselben  Ele- 
menten zusammengesetzt  ist,  heisst  Charito  aus  Aphrodisias, 
welcher  in  8  Büchern  auf  155  Seiten  die  Liebe  des  Chäreas 
und  der  Kallirrhoe  geschrieben  hat.  Ist  die  Novelle  schon  ihrem 
Umfang  nach  noch  einmal  so  lang  wie  diejenigen  der  Vorgän- 
ger, so  sucht  der  Verfasser  auch  im  Inhalt  jene  zu  überbieten. 
Zu  Anfang  sagt  er:  „Ich  Charito,  Schreiber  des  Rhetors  Athe- 
nagoras,  will  folgende  in  Sjracus  vorgefallene  Liebesgeschichte 
erzählen.^  Nun  beginnt  er  ganz  in  derselben  Weise  wie  Xe- 
nophon  der  Ephesier,  den  er  überhaupt  nachahmt ;  «r  beschreibt 
die  Schönheit  der  beiden  Hauptpersonen,  arrangirt  dann  ein 
Fest  der  Aphrodite,  bei  welchem  sie  sich  treffen  u.  s.  w.  Aber 
nicht  zufrieden  mit  einer  Vergleichung,  erhebt  er  die  Schönheit 
des  Mädchens  über  die  der  Nereiden  und  Oreaden  und  läset 
nur  die  Venus  selbst  neben  ihr  etwas  gelten;  Chäreas  gleicht 
dem  Achilles,  Nireus,  Hippolyt  und  Alcibiades.  Die  Novelle 
spielt  anfangs  in  Syracus ;  die  Heldin  derselben  ist  die  Tochter 
des  Hermokratesi  des  bekannten  sjrrakusanischen  Feldherrn  im 
peloponnesischen  Kriege.  Man  würde  sich  aber  täuschen,  wenn 
man  glaubte,  der  Verfasser  wolle  dadurch  seiner  Novelle  einen 
bestimmten  historischen  Hintergrund  geben  und  auf  diesem  den 
Liebeshandel  sich  abspinnen  lassen,  so  dass  etwa  die  beiden 
Liebenden  feindlichen  Parteien  angehörten  und  erst  viele  Kämpfe 


Ueber  die  griechiicke  Novelle.  118 

vor  ihrer  endlichen  Verbindung  darchmachen  müseten ;  nein,  sie 
beiraten  eich  gleich  auf  der  dritten  Seite.  Das  erste  Motiv  der 
Verwicklang  ist  Neid  der  früheren  Freier  nnd  Eifersucht  unter 
den  Liebenden  selbst.  Kallirrhoe  wird  als  todt  bestattet»  aus 
dem  Grabe  geraubt  und  nach  Milet  verkauft.  Dann  spielt  die 
Handlang  su  Babylon  am  persischen  Hofe,  später  in  Syrien 
und  Aegypten.  Aegypten  f^lt  von  Persien  ab,  und  es  kommt 
zur  Schlacht  zwischen  beiden,  die  ganz  nach  homerischer  Weise 
beschrieben  wird.  Auf  der  Seite  der  Abtrünnigen  stehen  Chä- 
reas  und  Hermokrates,  welche  ausgezogen  sind,  die  aus  dem 
Grabe  Geraubte  zu  suchen.  Nach  siegreichem  Kampfe  erbeutet 
Chäreas  sein  Weib  wieder  und  zieht  mit  ihr  nach  Syracus  zu- 
rück. Neu  ist  die  Schwangerschaft  der  Heldin  und  der  Wett- 
kampf um  die  Schönheit  zwischen  Kallirrhoe  und  Rhodogyne 
zu  Babylon,  der  öffentlich  entschieden  wird.  Die  Namen  sind 
historisch  bekannt,  wie  z.  B.  Mithridates,  Statira,  Artazates; 
aber  sie  sind  bunt  durch  einander  gemengt.  Viel  zierliche 
Briefe  und  lange  sophistische  Reden  halten  die  Handlung  auf; 
ganze  homerische  Verse  sind  vielfach  in  die  Novelle  verwebt. 
Noch  länger  ist  das  Werk  des  nun  folgenden  Achilles 
Tatios  aus  Alexandria,  welcher  unverkennbar  den  Heliodor 
nachahmt.  Seine  Novelle  behandelt  auf  177  Seiten  (der  Text- 
ausgabe von  Plercher)  in  8  Büchern  die  Liebesgeschichte  des  Kli- 
tophon  und  der  Leukippe ;  letztere  ist  eine  Copie  der  Chariklea. 
Den  Gang  der  Novelle  zu  verfolgen,  würde  überflüssig  sein,  da 
sie  sich  aus  ebendenselben  Ereignissen  und  Motiven  zusammen- 
setzt, welche  wir  bei  den  früheren  gefunden  haben;  auch  die 
Charaktere  und  Lokalitäten  stimmen  überein.  Es  handelt  sich 
blos  darum,  zu  sehen,  was  etwa  neues  im  Einzelnen  vorhanden 
ist.  Tatios  fangt  nicht  sogleich  mit  der  Erzählung  selbst  an, 
sondern  sagt:  „In  der  phönicischen  Stadt  Sidon  betrachtete 
einst  jemand  (jedenfalls  ist  dies  der  Autor  selbst)  ein  Gemälde, 
daa  die  Entführung  Europa's  durch  den  Stier  Juppiter  darstellte. 
Bei  der  Betrachtung  dieses  Kunstwerks,  das  in  seinen  Einzel- 
heiten sehr  an  die  Beschreibung  des  Idyllendichters  Moschos 
erinnert,  tut  jener  Mann  einen  Ausruf  über  die  Macht  des  Eros. 
Ihm  pflichtet  sofort  ein  Jüngling  bei,  der  neben  ihm  steht,  und 
dentet  auf  Unbilden  hin,  die  ihm  Eros   zugefiigt  habe;   sofort 

ArcftlT  f'  n.  Sprachen.  XLIX.  8 


114  Ueber  die  griechische  Novelle. 

zieht  ihn  der  Beschaaer  mit  sich  in  einen  nahen  Platanenhain 
ans  kühle  Wasser»  und  nun  erzählt  jener  Jüngling,  der  natür- 
lich Klitophon  ist,  seine  Liebesabenteuer.  Die  Erzählung  beginnt 
mit  4^r  Abstammung  der  beiden  Liebenden  und  fuhrt  das  Leben 
derselben,  die  diesmal  mit  einander  verwandt  sind,  bis  zur 
glücklichen  Vereinigung.  Wol  wissend,  dass  der  Nachahmer 
den  Vorgänger  überbieten  müsse,  häuft  er  die  Abenteuer  in  un- 
glaublicher Weise.  Die  arme  Leukippe  z.  B.  wird  nicht  nur 
mehrmals  geraubt,  sondern  muss  sogar  dreimal  sterben.  Zum 
ersten  Male  soll  sie  von  den  ägyptischen  Räubern  geopfert 
werden ;  doch  ein  Freund,  der  zufällig  mit  dieser  Handlung  be- 
traut wird  und  sie  vor  Aller  Augen  tief  in  Brust  und  Unterleib 
sticht,  bedient  sich  dazu  eines  Schauspielerdolches,  dessen  Klinge 
bei  dem  Stosse  in  den  Griff  zurückweicht ;  um  den  Zuschauern 
Blut  und  Eingeweide  zu  zeigen,  hat  er  solche  Dinge  vorher 
einem  Schafe  entnommen.  Beim  zweiten  Male  wird  ihr  auf  dem 
Schiffsrande  der  Kopf  abgeschlagen  und  ihre  Leiche  ins  Meer 
geschleudert,  doch  die  Henker  hatten  rasch  vorher  eine  andere 
Frau  in  ihre  Kleider  gesteckt  und  dieser  jenes  Loos  bereitet. 
Und  zuletzt  wäre  sie  beinahe  durch  Gifit  gestorben.  Ordentlich 
komisch  ist  die  Scene,  in  welcher  Klinias  den  Klitophon  tröstet. 
„Weh  mir,^  ruft  dieser,  „Leukippe,  wie  oft  bist  du  mir  gestor- 
ben? Soll  ich  nie  aufhören  zu  klagen?  Sollich  immer  trauern, 
dass  bei  dir  eine  Todesart  die  andere  jagt?  Ich,  der  Schuldige, 
lebe  und  du  stirbst ?**  Da  tritt  Klinias  ein  und  tröstet  ihn: 
„Wer  weiss  denn,  ob  sie  nicht  wieder  auflebt  ?  Ist  sie  nicht  schon 
oft  gestorben  und  wieder  zum  Leben  gekommen?  Warum  willst 
du  dich  voreilig  tödten?  Dazu  hast  du  immer  noch  Müsse  ge- 
nug, wenn  du  sicher  ihren  Tod  erfahren  hast.**  —  Die  Sprache 
ist  auch  bei  ihm  rein,  doch  gekünstelt;  auffallend  ist  seine  Vor- 
liebe ftir  allgemeine  Sentenzen  und  philosophische  Definitionen. 
Dieselben  beziehen  sich  meist  auf  das  Weib,  die  Liebe  und 
sonstige  Leidenschaften«  Auch  liebt  er  es,  Citate  anzuführen. 
—  Ein  grosser  Fehler  ist,  dass  die  Handitmg,  namentlich  der 
5  ersten  Bücher,  durch  Einmischung  fremder  Stoffe  ungebühr- 
lich aufgehalten  wird.  Wo  es  nur  angeht,  bringt  der  Verfasser 
einen  Excurs  über  irgend  ein  wissenschaftliches  Gebiet  an.  Da 
wird  gehandelt  über  die  Liebeshändel  der  griechischen  Mytho- 


Deber  die  griechische  Novelle.  115 

logie,  über  Arethosa  und  Alphens,  Dionysos,  Andromeda  und 
Perseus»  Prometheus  und  Hercules»  Philomele  und  Tereus, 
Pan  und  Syrinx»  Rhodopis,  Pheme  und  Diabole;  dann  über 
die  Liebe  des  Magnetsteines  zum  Eisen,  über  den  geschlecht- 
lichen Umgang  gewisser  Schlangen,  über  einen  Schiffssturm; 
femer  über  den  Vogel  Phönix,  das  Nilpferd,  den  Elephant, 
das  Krokodil,  über  Nil  und  Nildelta,  über  die  ^tadt  Ale- 
xandria  und  ägyptische  Zauberkünste.  Dass  er  Aegypten 
so  bevorzugt,  ist  natürlich,  da  er  aus  dem  Lande  stammt.  Na- 
türlich kann  bei  so  vielen  Zutaten  die  Anknüpfung  nur  eine 
lockere  sein;  so  fragt  z.  B.  kurz  nachdem  über  das  Nilpferd 
gehandelt  ist,  einer  den  andern:  „Hast  du  schon  einen  Elephan- 
ten  gesehen?^  Da  dieser  verneint,  so  gibt  jener  eine  Beschrei- 
bung von  dem  Leben  dieser  Tiere.  Weniger  finden  wir  diese 
Abschweifungen  in  den  letzten  Büchern,  wo  die  Handlung 
rascher  und  lebhafter  sich  entwickelt;  nur  die  langen  Process- 
reden  bieten  eine  unangenehme  Unterbrechung.  —  Ferner  zeigt 
sich  bei  ihm  ein  etwas  laxes  Urteil  über  sittliche  Verirrungen ;  lässt 
er  doch  selbst  die  Hauptperson  Elitophon  den  sinnlichen  Rei- 
zungen der  Melite  unterliegen!  Neu  ist  das  Gottesurteil,  das 
in  der  Nähe  von  Ephesus  abgehalten  wird.  Um  zu  beweisen, 
dass  sie  noch  Jungfrau  sei,  muss  Leukippe  im  heiligen  Gewände, 
unbeschuht,  in  eine  dem  Pan  geweihte  Grotte  eintreten,  deren 
Türe  hinter  ihr  verschlossen  wird.  Da  sie  rein  ist,  so  geht  die 
Türe  nach  einiger  Zeit,  während  deren  man  eine  wolklingende 
Musik  vernommen  hat,  auf,  und  im  Eingang  erscheint  die  Jung- 
frau, mit  einer  Fichtenkrone  bekränzt.  Wäre  sie  schuldig  ge- 
wesen, so  hätte  man  Wehklagen  vernommen  und  das  Mädchen 
wäre  nie  wieder  zum  Vorschein  gekommen.  Für  die  Herrin 
Melite  bestimmt  der  Autor  folgende  Probe:  Um  zu  beweisen, 
dass  sie  „während  der  Abwesenheit^  ihres  Mannes  keinen 
Umgang  mit  Klitophon  gehabt  habe,  tritt  sie  in  die  heilige  Styx- 
quelle;  doch  das  Wasser  bleibt  ruhig  und  unbewegt.  Wäre  sie 
schuldig  gewesen,  so  würde  es  emporgesprungen  sein  und  die  am 
Halse  hängende  Tafel,  auf  welcher  ihr  Eid  stand,  bedeckt  haben. 
Ans  diesem  Zusätze  „während  der  Abwesenheit^  sieht  man  so 
recht  die  sophistische  Arglist.  —  Für  die  Zeit  der  Novelle  er- 
gibt sich  nicht  der  mindeste  Anhaltspunkt. 


116  üeber  die  gridchische  Novelle. 

Hiermit  ist  die  Aufzählung  der  älteren  griechischen  No- 
vellen beendet;  die  Erzählung  von  Apollonios  dem  Tyrier  ist 
absichtlich  einstweilen  übergangen. 

Fassen  wir  nun,  was  im  Einzelnen  gelegentlich  schon  an- 
gedeutet ist»  noch  einmal  zusammen I  Als  Lokalität  der 
griechischen  Novellen  haben  wir  schon  kennen  gelernt  den 
Orient;  die  Zeit  aber,  in  welcher  jeder  Verfasser  die  Hand- 
lung spielen  lässt«  können  wir  durchaus  nicht  erkennen.  Längst 
untergegangene  Städte  werden  den  eben  erst  gegründeten  an 
die  Seite  gestellt;  bald  glaubt  man  sich  in  die  Urzeit  versetzt, 
wo  die  Pharaonen  in  Aegypten  ihre  Bauten  aufliihrten,  bald  wie- 
der findet  man  das  Land  unter  römischer  Herrschaft.  Also  das 
Interesse,  welches  die  Kenntnis  von  Ort  und  Zeit  der  Handlung 
im  Leser  erweckt,  fehlt  völlig.  Eben  weil  eine  historische  Un- 
terlage nicht  vorhanden  ist,  weil  Ort,  Zeit  und  Personen,  reine 
Gebilde  der  Phantasie,  gleichsam  in  der  Luft  schweben  und 
sich  nicht  greifen  lassen ;  weil  femer  die  Fortschritte  und  Wende- 
punkte der  Handlung  nicht  aus  dem  inneren  Gemüts-  und  See- 
lenleben der  Personen  heraus,  nicht  aus  ihren  Charakteren  sich 
ergeben,  sondern  weil  sie  durch  ganz  willkürliche  Erfindungen 
des  Autors  wie  durch  einen  deus  ex  machina  hervorgerufen 
werden;  weil  endlich  die  Erzählungen,  wenn  man  allen  über- 
flüssigen Ballast  wegnimmt,  zu  einer  eng  eingerahmten  Liebes- 
geschichte zusammenschrumpfen;  —  eben  deshalb  nenne  ich 
diese  Erzählungen  „Novellen^,  nicht  „Romane^. 

Die  Hauptpersonen  sind  dem  Stande  der  Vornehmen 
und  Reichen  entlehnt ;  selbst  Statthalter  und  Könige  treten  auf. 
Doch  fehlt  bei  ihnen  Allen  scharfe  Zeichnung  der  Charaktere. 
Fast  in  allen  Fällen  steht  der  Mann  an  Mut  und  Entschlossen- 
heit hinter  dem  Weibe  zurück. 

Die  Sprache  ist  rein  attisch,  fliessend  und  elegant  gehal- 
ten. Wenn  auch  manchmal  Uebertreibungen  und  Schwülstig- 
keit  des  Ausdrucks  zu  tadeln  sind,  so  finden  sich  auf  der  andern 
Seite  auch  wieder  einfache  und  rührende  Stellen.  Dies  ist  bei 
Achilles  Tatios  z.  B.  der  Fall,  da  wo  Leukippe  dem  Klitophon 
schreibt:  „Was  ich  deinethalben  erlitten  habe,  weisst  du;  doch 
muss  ich  dich  jetzt  daran  erinnern.  Deinethalben  habe  ich  die 
Mutter  verlassen  und  die  Irrfahrt  angetreten;  deinetwegen  hab^ 


Ueber  die  griecbtsehe  Novelle.  117 

Ich  Schiffbruch  gelitten  und  bin  den  Räubern  in  die  Hände  ge- 
fallen; deinethalben  hat  man  mich  opfern  wollen  und  zweimal 
fast  verkauft,  deinetwegen  verkauft  und  gefesselt;  deinetwegen 
habe  ich  die  Hacke  getragen  und  die  Erde  gegraben  und  Schläge 
erlitten;  und  das  alles,  damit  ich  etwa  einem  anderen  Manne 
das  werde»  was  du  einem  anderen  Weibe  geworden  bist?  Das 
sei  ferne  von  mir!  Doch  ich  habe  unter  solchen  Drangsalen 
ausgehalten,  du  aber  heiratest  eine  andere !  Leb'  wohl  und  ge- 
niesse  die  neue  Ehe!  Ich  aber  schreibe  dir  dieses  als  Jung- 
frau.^ Gleich  darauf  tritt  wieder  der  Schwulst  der  Sprache 
hervor  in  der  Beschreibung  der  Stimmung  Klitophon's:  ,,Ich 
glühte,  erblasste,  staunte,  zweifelte,  frohlockte,  trauerte.^  Am 
meisten  zeigt  sich  die  Kunst  der  Darsteller  in  Beschreibungen, 
so  z.  B.  der  Anthia  bei  Xenophon,  welche  im  Kostüm  der  Ar- 
temis auftritt,  und  der  darauf  folgenden  ßrautnacht. 

Welchem  Stande  die  Verfasser  angehört  haben,  darüber 
waltet  kein  Zweifel ;  die  Vernachlässigung  des  Inhalts,  die  Vor- 
liebe für  zierliche  und  wolgesetzte  Phrasen,  das  Prunken  mit 
Gelehrsamkeit,  die  an  Tropen  und  Figuren  reiche  Darstellung 
deuten  darauf  hin,  es  seien  Bbetores  und  Sophisten  gewesen. 
Dies  zeigt  auch  ihre  Belesenheit  in  den  alten  Autoren,  welche 
zum  Unterricht  der  Jugend  in  den  Schulen  benutzt  wurden ; 
denn  ihnen  lag  dieser  Unterricht  ob.  Nicht  nur  einzelne  Phra- 
sen und  ganze  Verse  oder  Sätze,  sondern  auch  kleinere  Bilder 
und  Züge,  ja  sogar  ganze  Beschreibungen  sind  jenen  Autoren 
entlehnt.  Die  Epiker  Homer  und  Apollonios  Rhodios,  die  Tra- 
giker Sophokles  und  in  weit  höherem  Grade  Euripides,  Demo- 
sthenes  und  Thucjdides,  Thcokrit  und  Moschos,  Anakreon  und 
der  Psalter,  —  alle  müssen  zur  Verschönerung  und  Auschmü- 
ckung  der  Novellen  beitragen.  Bezeichnend  iBt  auch  iur  die 
Verfasser  das  Anbringen  von  Gerichtssitzungen  und  Process* 
reden,  die  Bestimmung  der  Geldbusse  für  den  falschen  Ankläger 
und  die  Erwähnung  der  Sykophanten. 

Natürlich  ist,  dass  die  Sophisten  ein  Liebesverhältnis  zum 
Hauptgegenstand  ihrer  Novelle  machten.  Nimmt  das  Liebes- 
thema  schon  an  und  ftir  sich  als  etwas  allgemein  Menschliches 
und  ewig  Neues  das  Interesse  in  Anspruch,  so  wurde  dies  für 
jene  Autoren   noch   dadurch    gesteigert,   dass   dasselbe   gerade 


118  lieber  die  griechische  Novelle. 

durch  ihre  Vorbilder  schon  vielfach  behandelt  war.  In  den 
Schlachtge^ängen  des  Epos  spielte  freilich  die  Liebe  eine  sehr 
untergeordnete  Rolle;  aber  die  Lyriker  schon  dichteten  manches 
nette  Liedchen,  das  sich  verwerten  liess;  unter  den  Tragikern 
benutzt  namentlich  Euripides  den  Conflict  der  Liebe  sehr  häufig. 
Und  auch  Sophokles,  der  grösste  der  Tragiker,  hat  in  einem 
Chorgesange  der  ,,  Antigene^  die  Gewalt  des  Eros  besungen, 
indem  er  sagt: 

O  Liebe,  ObsiegVin  im  Kampf; 

O  Liebe,  die  Herzen  befällt 

Stürmisch,  die  in  des  Mädchens  zart 

Und  hold  blühenden  Wangen  liiuert! 

Die  schweift  in  Seefluten,  im  Forst 

Haaser,  im  Hürdenschlag  I 

Kein  unsterblicher  Gott  kann  sich  entzieh*n 

Dir,  kein  sterblicher  Tsgessohn; 

Und  wen  du  ergreifst,  der  schwärmet. 

Du  beugst  den  rechtschaffenen  Sinn, 

Verderbst  ein  unschuldiees  Herz; 

Du  bist's,  welche  den  Hader  hier 

Blutsvereineter  Männer  schürte! 

Im  Blick  der  hoMseligen  Braut 

Strahlet  der  Sehnsucht  Reiz, 

Und  er  sitzet  zu  Rat  mit  im  Gebot 

Hoher  Pflichten:  die  Göttin  treibt 

Ihr  Spiel,  und  es  frommt  kein  Sträuben! 

Auch  der  Philosoph  Plato  hat  in  seinem  av/jinAaioy  die  Gewalt 
des  Eros  geschildert.  Da  nun  die  Sophisten  diese  Autoren 
leicht  und  gern  verwerteten,  und  da  sie,  wie  unter  den  römischen 
Imperatoren  ganz  natürlich  war,  nach  einem  ungefährlichen, 
nicht  verletzenden  und  doch  anziehenden  Stoffe  suchten,  so  war- 
fen sie  sich  auf  das  Gebiet  der  Liebe  und  behandelten  dasselbe, 
indem  sie  durch  philosophische  Betrachtungen  es  würzten,  nach 
allen  Bichtungen.  Sie  gingen  sogar  so  weit,  den  Eros  zu  ihrem 
Patron  zu  machen,  weil  er  die  Menschen  reden  lehre.  So  sagt 
Achilles  Tatios:  „Eros  ist  ein  selbsttätiger  und  aus  dem  Steg- 
reif arbeitender  Sophist" 

Der  sittliche  Gehalt  der  Erzählungen  ist  nicht  sehr 
hoch  anzuschlagen.  Das  einzige  Motiv,  das  einen  moralischen 
Kern  enthält,  ist  die  unverbrüchliche  Treue  der  Liebenden. 
Nur  sind,  wie  schon  gesagt,  die  Frauen  darin  stärker  als  die 
Männer;  denn  während  jene  das  Gelübde  trotz  aller  Versuchun- 


Ueber  die  griecbiscbe  Novelle.  119 

geo  und  Qualen  nie  brechen ,  gibt  Klitophon  den  Bitten  der 
Melite  nach,  und  bei  einem  Anderen  wurde  es  sehr  bedenklich, 
wenn  nicht  plötzlich  etwas  dazwischen  gekommen  wäre.  Im 
Uebrigen  aber  findet  man  wenig  Moral ;  das  vierte  Gebot  z.  B. 
scheint  der  damaligen  Welt  unbekannt  gewesen  zu  sein.  Wenn 
der  Vereinigung  der  Liebenden  etwas  im  Wege  steht,  so  fliehen 
sie  einfach,  ohne  die  mindesten  Gewissensbisse  zu  empfinden; 
erst  dann,  wenn  sie  in  Unglück  und  Not  geraten,  empfinden  sie 
Reue.  Auch  viele  andere  Frevel  werden  verübt,  ohne  dass  wir 
eine  moralische  Entrüstung  des  Autors  oder  der  Handelnden 
merken.  Wenn  einmal  eine  Strafe  für  ein  Verbrechen  erfolgt, 
so  geschieht  dies  hauptsächlich  im  Interesse  der  Handlung, 
wenn  z.  B.  durch  den  Tod  einer  bestimmten  Person  ein  Fort- 
achritt in  jener  erreicht  werden  kann.  Eine  tragische  xu&aQatg 
im  Sinne  des  Aristoteles  lässt  sich  blos  in  der  Novelle  des  Xe- 
nophon  erkennen. 

Wie  ganz  anders  der  moderne  Roman!  In  den  besseren 
Producten  (und  deren  gibt  es  nicht  wenige,  da  auch  die  bedeu- 
tendsten Schriftsteller  sich  dieser  Literaturgattung  zugewandt 
haben)  treten  uns  scharf  gezeichnete  Charaktere  entgegen;  wir 
werden  in  das  reiche  Familienleben  mit  seinen  Freuden  und 
Leiden,  seinen  Kämpfen  und  Verwickelungen,  seinem  vielseiti- 
Hen  Seelenleben  eingeführt;  die  Zustände  des  wirklichen 
Lebens  werden  nach  allen  Seiten  hin  durchforscht,  alle  Verhält- 
nisse der  Gesellschaft,  alle  geistigen  und  religiösen  Interessen 
der  verschiedenen  Völker,  alle  Wechselfälle  des  irdischen  Da- 
leins  werden  dargestellt;  alles  Menschliche:  Moral  und  Politik, 
Kunst  und  Wissenschaft  werden  darin  besprochen;  kurz  der 
Roman  umspannt  das  Leben  im  ganzen  Reichtum  seines  Inhalts. 
Femer  wird  an  den  heutigen  Roman  mit  Recht  das  Ansinnen 
gestellt,  dass  ein  geschichtlicher  oder  socialer  Hintergrund  be- 
stimmt sich  erkennen  lasse,  der  dem  vorgeführten  Bilde  Lokal- 
und  Zeitfarbe  gebe.  Da  nun  bei  uns  die  Romane  der  jeweilige 
Spiegel  der  Zeitperioden  sind,  so  haben  sie  ein  grosses  cultur« 
historisches  Interesse.  So  zeigt  sich  z.  B.  in  den  Erzählungen  eines 
Ulrich  von  Lichten  stein,  in  den  prosaischen  Romanen  von  Tri- 
stan und  Isolt,  vom  Herzog  Ernst  u.  s.  w.  der  übertriebene 
Frauenkultus,  der  abenteuerlichste  Drang  in  die  Ferne,  eine  phan- 


120  Ueber  die  griechischo  Novelle. 

tastiBch  gesteigerte  Ritterlichkeit;  in  den  Romanen,  die  nach 
dem  dreiseigjährigen  Kriege  bis  in  die  Mitte  des  achtzehnten 
Jahrhunderts  erschienen,  z.  B.  in  der  adriatischen  Rosemund 
Ritterhold's  von  Blauen,  in  Lohenstein's  Arminias  und  Thus- 
nelda und  ähnlichen  Werken,  tritt  hervor  die  Lust  am  Klein- 
lichen, der  verzopfte  Geschmack,  die  unwahre  Empfindung  die- 
ses Zeitalters.  Wenn  wir  nun  die  Erscheinungen  der  griechi- 
schen Literatur  mit  unseren  Romanen  vergleichen,  so  lernen 
wir  folgende  Vorzüge  der  letzteren  kennen :  die  Zeichnung  von 
Charakteren,  die  psychologische  Seelenmalerei,  das  Vorhanden- 
sein eines  bedeutenden  Hintergrundes,  das  culturhistorische 
Moment. 

Sprottau.  Dr.  C.  Härtung. 


Camoens  als  Dichter  und  Krieger. 


Von 

Dr.  J.  J.  8.  Hay. 


Camoens  9  in  deseen  Persönlichkeit  sich  gewissermaassen 
die  ganze  portugiesische  Literatur  concentrirt,  wurde  1524  zu 
Lissabon  geboren.  Trotz  der  Mittellosigkeit  seiner  Eltern  er« 
hielt  er  eine  gute  Erziehung,  die  sich  in  Waffenübungen  und 
in  wissenschaftliche  Studien  theilte.  Einige  Jahre  scheint  er 
auf  der  damals  gerade  durch  Johann  IIL  erneuerten  Universi- 
tät von  Coimbra  zugebracht  zu  haben.  Wenigstens  scheinen 
dafür  die  vielen  Stellen  in  seinen  Werken  zu  sprechen,  an  denen 
er  des  Mondego»  an  welchem  bekanntlich  Coimbra  liegt,  ent- 
zückt gedenkt.  Dass  hier  in  Coimbra  die  Liebe  zuerst  des 
Dichters  Herz  entzündet,  dürfen  wir  aus  verschiedenen  Winken 
entnehmen,  vornehmlich  aus  dem  Sonette,  mit  dem  er  der  Stadt 
seiner  Bildung  und  ersten  Liebe  Lebewohl  sagte: 

Da,  des  Mondego  süsse,  klare  Fluth, 
Erinn'mii^  rauscht  aus  dir  mit  leisen  Klagen; 
Hier  hat  im  Arm  die  Hoffnung  mich  getragen 
Hier  täuschte  mich  ein  froher  Jugendmutb. 

Ich  hab'  an  Dir  zum  letzten  Mal  geruht! 
Doch  der  Erinn'rung  will  ich  nicht  entsagen, 
Sie  wächst  in  mir  in  allen  Folgetagen, 
Sie  nehm'  ich  mit  mir  als  mein  höchstes  Gut 

Wohl  kann  sn  fernen  feindlichen  Gestaden 

Mich  das  Geschick  vertreiben,  kann  mich  zwingen 

Der  Stürme  Spiel  zu  sein  auf  fremden  Pfaden, 

Doch  wird  es  niemals  seinem  Hass  gelingen, 
Dass  nicht  in  dir  sich  die  Gredanken  baden, 
Die  darch  die  Fem'  auf  leichten  Flügeln  dringen. 


122  Camoens  ah  Dichter  und  Krieger. 

Nach  Vollendung  seiner  Studien  nach  Lissabon  etwa  im 
20.  Jahre  zurückgekehrt,  lebte  er  als  Edelmann  eines  berühmten 
Geschlechtes  am  Hofe,  allein  seine  Liebe  zu  einem  UofFräuIein 
—  Donna  Catharina  de  Ataide  war  ihr  Name  —  bewirkte  bald 
seine  Verbannung.  Catharina  war  mit  den  ersten  Häusern  des 
Reiches  verbunden,  und  war,  wenn  wir  den  Schilderungen  des 
Dichters  glauben  dürfen,  mit  allen  Reizen  einer  bezaubernden 
Schönheit  geschmückt: 

Wenn  aus  dem  hoMen  Lachein,  der  Geberde 
Mein  Auge  trinkt  ein  volles,  süsses  Leben, 
Führ  ich  den  Geist  so  freudig  sich  erbeben, 
Dass  mir  ein  Paradies  erscheint  die  Erde. 

Wer  nie  das  Glück  gepflegt  an  seinem  Herde, 
Sieht  jedes  andre  Gut  wie  Dufi  versch weben, 
Und  wenig  braucbt*8,   wenn  solch  ein  Loos  gegeben, 
Dass  die  Vernunft  ihm  fremd  und  treulos  werde. 

Ich  werde  nie  mich  müh^n,  Dein  Lob  zu  künden; 
Wess  Seele  Deiner  Anmut h  Glanz  erhellt, 
Weiss,  doss  kein  Mi^nscb  vermag  sie  zu  ergründen. 

Du  bist  ein  solches  Wunder  dieser  Welt, 
Wer  Dich  erschuf,  ein  Jeder  glaubt  es  gerne, 
Dass  er  den  Himmel  schuf  und  alle  Sterne. 

Wie  diese  Liebe  ihm  den  grössten  Theil  seiner  Dichtungen  ein- 
gab, so  wurde  sie  die  Quelle  seines  spätem  Ungemachs.  Ob- 
schon  auch  Camoens  von  edler  Geburt  war,  fehlten  ihm  doch 
äussere  Glücksgüter,  deren  Mangel  die  Familie  Ataide  bewogen 
zu  haben  scheint,  diese  Verbindung  nicht  zu  fördern,  und  die 
in  jener  Zeit  sehr  strengen  Gesetze  gegen  Liebesverhältnisse 
am  königlichen  Hofe  anzurufen.  Camoens  wurde  nach  Riiatajo 
verbannt,  und  hier  mag  der  grösstc  Theil  seiner  lyrischen  Ge- 
dichte und  seine  Comödien  entstanden  sein.  Bald  sehen  wir 
ihn  auf  der  kriegerischen  Laufbahn  und  an  dem  Ruhme  seiner 
Landsleute  theilhaben,  den  diese  in  fernen  Ländern  ernteten. 
Zunächst  scheint  Camoens  nach  Afrika  gegangen  zu  sein,  wo  er 
unter  dem  Befehle  des  Pedro  de  Menezes  in  mehreren  Schiach- 
net  mitfocht  und  zuletzt,  wie  dies  aus  der  zweiten  Elegie  her- 
vorgeht, in  der  Festung  C^uta  längere  Zeit  verweilte.  In  der 
Enge  von  Gibraltar  verlor  er,  neben  seinem  Vater,  der  eines  der 
Schiffe  befthligte,   kämpfend»   durch   den  Schuss  eines   Mauren 


Camoeas  ab  Dichier  and  Krieger.  128 

das  rechte  Auge,  worauf  er  aich  in  der  elften  Canzone  bezieht. 
1552  nach  Lissabon  zurückgekehrt,  fanden  seine  Verdienste 
nicht  die  geringste  Anerkennung,  lieber  diesen  Undank  des 
Vaterlandes  und  die  Krankungen  bei  Hofe  unwillig,  beschloss 
er  dem  Vaterland  und  allem  Theuren  Lebewohl  zu  sagen,  und 
in  Indien  es  auch  einmal  mit  dem  Ruhme,  den  er  sein  eigen 
nannte,  zu  versuchen.  Im  März  1553  ging  unter  dem  Ober- 
befehle des  Admirals  Fernandez  Alvares  Cabral  ein  Geschwa- 
der Yon  vier  Schiffen  in  See,  von  denen  nur  Eines,  das,  auf 
dem  Camoens  sich  befand,  einem  furchtbaren  Sturm  entrann 
und  nach  Goa  im  September  gedachten  Jahres  gelangte.  Nach 
einmonatlichem  Aufenthalte  daselbst,  schiffte  sich  der  Dichter 
mit  dem  VicekSnige  Affbnso  de  Noronha  auf  einer  mächtigen 
Flotte  ein,  welche  den  indischen  Fürsten  von  Cpchin  und  Pakah 
Unterstützung  gegen  den  König  von  Chembä  bringen  sollte, 
der  jenen  einige  Inseln  abgenommen  hatte.  Noch  auf  diesem 
Zuge  begriffen,  erhielt  Camoens  im  September  1554  die  Nach- 
richt vom  Tode  seiner  beiden  Freunde,  des  Statthalters  Pedro 
de  Menezes,  der  vor  Cöuta  fiel,  und  des  Antonio  de  Noronha, 
den  die  Mauren  in  Tetunn  in  jungen  Jahren  getödtet  hatten. 
Das  Angedenken  Beider  feiert  er  wiederholt  in  seinen  Gedich- 
ten, vorzüglich  schön  das  des  ersten,  der  auch  in  Indien  ruhm- 
voll gekämpft  hatte,  im  88.  Sonette: 

GewaltVe  Kraft,  der  gleich  auch  die  Gedanken; 
Ein  Wille,  der  in  Thiiten  sich  ergossen. 
Nicht  wirkungslos  in  bancer  Brtist  verschlossen, 
Dem  Seufzer  gleich,  den  leere  Lüfte  tranken. 

Ein  Geist,  der  nie  gekannt  der  Selbstsucht  Schranken, 
Schon  desslialb  werth  des  Ruhms,  den  er  genossen; 
Ein  EiseuHrm,  vor  dessen  Stablgeschossen 
Der  Malubarcn  wilde  Horden  sanken; 

VoUkomrone  Anmuth  scböngefornitcr  Glieder; 
Enthaltsamkeit  und  schamhaft  edle  Scheue:  — 
Gewiss  ein  edles,  himmlisches  Gebilde! 

So  grosse,  seltne  Tueend,  werth  der  Lieder, 
Werth,  dass  Homer  den  Heldensanf|[  erneue. 
Liegt,  Erd*  und  Staub,  nun  unter  diesem  Schiide. 

Im  Jahre  1555  sehen   wir  den  Dichter  bei  der  Flotte  des 
Idanoel  Vasconcelles  in  der  Meerenge  von  Mecca,  im  Kampfe 


1S4  Camoens  als  Dichter  and  Krieger. 

mit  arabischen  Corsaren.  Auf  Socotora  überwinterte  er  und 
schrieb  die  berühmte  neunte  Canzone,  welche  uns  einen  Blick 
in  die  vom  tiefsten  Leid  zerrissene  Seele  des  Dichters  thun 
lässt.  Er  klagt  darin ,  dass  ihm  dort  das  menschliche  Mitleid 
▼ersagt  würde;  dass  selbst  seine  Freunde  ihn  schon  beim  ersten 
Drohen  des  Unglücks  treulos  verliessen,  und  man  ihm  in  spä- 
tem traurigen  Fällen  sogar  die  Erde  streitig  gemacht,  wo  sein 
Fuss  wandelte,  und  die  Luft,  die  er  einathmete.  Im  October 
1556  kehrte  Camoens  nach  dreijähriger  Abwesenheit  nach  Goa 
zurück  und  fand  daselbst  in  der  Person  des  Francisco  Barreto 
einen  neuen  Vicekönig.  Bei  Gelegenheit  der  Festlichkeiten, 
welche  einige  hochgestellte  Personen  zu  Ehren  des  neuen  Statt- 
halters veranstalteten  9  veröffentlichte  Camoens  ein  satyrisches 
Gedicht:  disparates  na  India  (Thorheiten  in  Indien),  in  welchem 
er  die  Sittenverderbniss  des  grössten  Theiles  der  Bevölkerung 
scharf  geisselte,  und  auch  keineswegs  die  Grossen  unberührt 
Hess.  Zu  gleicher  Zeit  erschien  ein  halb  poetisches ,  halb  pro- 
saisches Flugblatt,  das ,  obschon  es  durchaus  keine  Spur  vom 
Geiste  des  Camoens  zeigt,  doch  demselben  zur  Last  gelegt 
wurde,  und  mit  dem  vorher  genannten  Gedichte  die  Ursache 
der  Verbannung  des  Dichters  nach  den  Molukkischen  Inseln 
wurde.  Ueber  drei  Jahre  lebte  der  Dichter  in  Malakka,  auf 
den  Molukken  und  in  Macao  zur  Verbüssung  seiner  Strafe  ein 
kummervolles  Leben,  in  das  als  einziger  Lichtstrahl  das  Zauber- 
bild der  Geliebten  in  ferner  Heimat  hineinleuchtete.  Nach  dem 
Regierungsantritte  des  Vicekönigs  Constancio  de  Braganza 
wurde  das  gegen  Camoens  erlassene  Verbannungsdecret  im 
Jahre  1559  aufgehoben  und  demselben  der  Posten  eines  prove- 
dor  mor  dos  defuntos  in  Macao  anvertraut ,  dass  er  zusehe, 
wie  er  sich  aus  seiner  Dürftigkeit  reissen  könne«  Mit  diesem 
Amte  war  die  Oberverwaltung  des  Nachlasses  Verstorbener 
verknüpft.  Hier  in  Macao  schuf  Camoens  seine  Lusiaden,  die 
er  in  der  noch  heute  vorhandenen  sogenannten  Camoens-Grotte, 
jeden  Tag  einige  Stunden  dem  Gedichte  widmend,  niederge- 
schrieben haben  soll.  Die  Lusiaden  d.  h.  die  Söhne  des  Lusus, 
des  mythischen  Stammvaters  der  Portugiesen,  sind  die  natio- 
nalsten aller  Epopöen,  indem  sie  ein  Bild  des  ganzen  portugie- 
sischen Ruhmes  entrollen  und  die  Verherrlichung  des  Vaterlan- 


Camoens  ab  Dichter  und  Krieger.  185 

des  in  den  geschilderten  Grosethaten  seiner  Söhne  in  drei  Welt- 
theilen  zum  Gegenstande  haben.  Indem  der  Dichter ,  an  die 
Wiege  seines  Volkes  tretend,  schildert,  wie  gering  sein  Anfang 
war,  wie  die  kleine  Heldenschaar  seiner  erstgeborenen  Sohne 
der  weiten  Maurenherrschaft  einen  Landstrich  nach  dem  andern 
nnter  heissen  Kämpfen  entreisst  und  auf  der  andern  Seite  Ca- 
stiliens  Uebermacht  die  Spitze  bietet,  seine  Unabhängigkeit  er- 
ringt und  immer  muthvoU  yertheidigt,  im  Innern  unter  tüchtigen 
Königen  sich  befestigt,  dann  die  ihm  zu  engen  Grenzen  über- 
schreitend, jenseits  des  Meeres  in  einem  andern  Welttheil,  in 
Afrika  sucht  und  erwirbt,  was  ihm  in  Europa  versagt  ist,  dort 
in  Kämpfen  mit  den  Mauren  und  in  Versuchen  auf  einem  neuen 
Element  die  Kräfte  stählt  zu  dem  grossen  Unternehmen,  das 
dem  Heldengeist  der  Portugiesen  in  einem  dritten  Welttheil  und 
zu  gleicher  Zeit  in  der  neuen  Welt  den  Schauplatz  glänzender 
Thaten  öffnet,  —  gelangt  er  zu  der  glorreichsten  Epoche  seines 
Volkes  und  entrollt  sofort  das  grossartige  Gemälde  der  Ent- 
deckung Indiens  auf  dem  Wege  um  Afrika  durch  Vasco  da 
Gama,  der  Begründung  der  portugiesischen  Herrschaft  auf  In- 
diens Küsten  und  Meeren  unter  dem  stolzen  Almeidos  und  dem 
grossen  Albuquerque,  das  grosse  Bild  ausschmückend  mit  Allem, 
was  der  Orient  in  seiner  PrachtfUlle  und  in  seinem  Dufte  von 
Wohlgerüchen  Bezauberndes  ftir  Sinn  und  Phantasie  bietet,  und 
der  Dichter  mit  der  Frische  eigener  Anschauung  und  Empfin- 
dung in  sich  aufnehmend  in  der  wohlklingendsten  Sprache  wie- 
dergiebt  So  erwuchs  ein  Nationalepos  aus  der  National- 
geschichte, aus  dem  Herrlichsten  derselben,  einem  Stoffe,  wie  frei- 
lich keine  andre  Nation  der  neuem  Zeit  in  dieser  Weise  ihn 
liefern  konnte,  aufgefasst  mit  einer  poetischen  Kraft,  von  einer 
Vaterlandsliebe  beseelt  und  mit  einer  Ursprünglichkeit  der  An- 
schauung geschildert,  wie  die  Geschichte  der  neuern  Poesie  ein 
gleiches  nicht  aufzuweisen  hat.  Wohl  konnte  Camoens  auf  die 
Vortheile  und  gewinnenden  Schönheiten,  welche  ihm  die  epische 
Darstellung  einer  einzelnen  Heldengestalt  gewährt  hätte,  ver- 
zichten, indem  er  auf  das  Interesse  zählen  durfte,  das  an  dem 
grossen  (ftir  den  Dichter  freilich  schwierigem)  Nationalwerk  sein 
ganzes  Volk  nehmen  werde,  weil  es  selbst  in  seiner  Geschichte 
gleichsam  dem  Maler  gesessen  hatte   und  sich  in  dem  Licht- 


126  Camoena  als  Dichter  and  Krieger. 

bilde  verherrlicht  sah.  Camoena'  Poesie ,  wie  sie  sich  in  den 
Lusiaden  vor  uns  aafthut»  hat  ihre  Grösse  in  den  Natnrscenen. 
Wenn  er  dabei  phantastisch  wird,  so  ist  dies  doch  nur  der 
glühend  heisse  Blick ,  womit  sich  eine  südliche  Seele  in  die 
Wunder  des  Himmels  und  des  Meeres  einsaugt,  hat  nichts  von 
den  Traumgebilden  an  sich,  die  eine  müssige  Phantasie  aus 
sich  selbst  erzeugt.  Daher  nimmt  sich  Camoens'  Poesie  gegen 
die  des  Ariost  oder  Tasso  aus»  wie  Wirklichkeit  gegen  Traum. 
Seine  Phantasie  war  dabei  so  voll  von  der  Bilderwelt  des  Alter- 
thumSy  dass  er  ungeachtet  seiner,  auch  im  Gedicht  an  den  Tag 
gelegten  Bechtgläubigkeit,  die  Götter  der  alten  Mythologie  mit 
dem  Christenthume  durcheinandermengt.  Dies  macht  zwar 
einen  barocken  Eindruck,  indess  doch  nicht  in  dem  Grade,  als 
man  erwarten  sollte,  indem  wir  bei  der  Lesung  des  Gedichtes 
fiihlen,  dass  diese  Mischung  nicht  ein  blosser  Einfall,  sondern 
etwas  Empfundenes  ist  und  sich  auf  Anschauungen  gründet 
Denn  die  Vorstellung,  dass  Bacchus  als  der  Dämon  des  indischen 
Fabelwesens,  sein  Reich  vor  den  Einflüssen  der  neuen  christ- 
lichen Eindringlinge  zu  bewahren  sucht,  ist  ein  ebenso  natür- 
licher, als  untadelhafler  Gedanke.  Dass  aber  Venus  und  Mars 
die  portugiesische  Flotte  beschützen,  diese  Idee  ist  vom  Stolz 
eingegeben.  Denn  beide  Gottheiten,  welche  den  Aeneas  von 
Troja  nach  Latium  geleiteten  und  immer  Schutzgottheiten  der 
Bömer  blieben,  stellen  in  dei*  Phantasie  des  Dichters  den  römi- 
schen Geist  und  das  römische  Kriegesglück  vor,  von  welchen 
beiden  er  glaubt,  dass  sie  vom  alten  Rom  auf  sein  Vaterland 
wie  durch  eine  Translation  der  Gottheiten  übergegangen  seien. 
Auf  diese  Weise  gleicht  nun  der  griechische  Olymp  hier  einem 
Indrahimmel,  welcher  neben  dem  Brahmahimmel  des  Glaubens 
seine  ruhige,  ungestörte  Existenz  hat.  Obendrein  hielt  man 
damals  die  wunderbare  Machinerie  in  der  Epopöe  ftir  unent- 
behrlich, indem  man  den  wesentlichen  Unterschied  zwischen 
Homer  und  Virgil  übersah ,  dass  bei  jenem  das  Miteingreifen 
der  Götter  in  die  Handlung  auf  dem  Volksglauben  beruhte,  bei 
diesem  aber  absichtlich  ersonnen  ist,  und  daher  frostig  erschei- 
nen muss.  Störender,  als  die  Einmischung  der  Mythologie  der 
Alten  scheint  das  Auskramen  antiquarischer  Gelehrsamkeit. 
Wenn  der  Dichter  z.  B.  seinen  Adamastor,  in  welchem  er 


Camoens  ab  Dichter  nod  Krieger.  12? 

das  Cap  der  guten  Hoffnung  personificirt,  mit  dem  Coloss  von 
Rhodua  vergleicht: 

So  eross  an  Gliedern  war  er  traun  1  nnd  ohne 
Zu  dichten,  darf  ich  sagen,  dass  er  leicht 
Den  rhodischen  Colossus,  diese  Krone 
Der  sieben  Wunder  einat,  an  Höh*  erreicht  — 

Bo  liegt  uns  der  Gegenstand  der  Vergleichung  zu  fern;  und 
haben  wir  nun  wirklich  erfahren,  dass  Chares  von  Lindos  den 
rhodischen  Koloss  70  £llen  hoch  gebildet  hat»  so  bleibt  doch 
dafi  Gleichniss  frostig  und  farblos.  Um  vieles  treffender  wusste 
Dante  die  schauerliche  Grosse  seines  Lucifer  anzudeuten,  wenn 
er  sagt: 

Und  wie  ich  eines  Riesen  Maass  erreiche, 
Erreicht'  ein  Kiese  seines  Armes  Maass. 

Doch  dies  sind  kleine  Flecken,  die  den  Lusiaden  des  Camoens 
anhaften,  da  seine  Kunstansichten  sonst  durchweg  zu  loben 
sind.  Die  Lusiaden  sind,  wie  mehrfach  treffend  ausgesprochen 
worden,  das  eigentlich  maritime  Epos.  Die  Grösse  des  oceani- 
Bchen  Meeres,  die  uns  bei  Homer,  Ossian,  in  den  Runots  der 
Kalewala,  im  Beowulf  und  der  Gudrun  obenhin  angedeutet 
wird,  schauen  wir  hier  zum  ersten  Male  in  ihrer  ganzen  Aus- 
dehnung vor  uns  aufgedeckt.  Unnachahmlich,  sagt  Humboldt, 
sind  in  Camoens  die  Schilderungen  des  ewigen  Verkehrs  zwi- 
schen Luft  und  Meer,  zwischen  der  vielfach  gestalteten  Wol- 
kendecke, ihren  meteorologischen  Processen  und  den  verschie- 
denen Zuständen  der  Oberfläche  des  Oceans.  Er  zeigt  uns  die 
Oberfläche,  bald  wenn  milde  Winde  sie  kräuseln  und  die  kur- 
zen  Wellen  im  Spiel  des  zurückgeworfenen  Lichtstrahls  funkelnd 
leuchten,  bald  wenn  Coelho's  und  Paul  da  Gama's  Schiffe  in 
einem  furchtbaren  Sturme  gegen  die  tief  aufgeregten  Elemente 
ankämpfen.  —  Und  in  diesem  Sinne  ist  Camoens  allerdings  der 
grosste  Seemaler  aller  Zeiten  und  eben  der  Schöpfer  des  mari- 
timen Epos.  Die  eigentliche  Handlung  in  den  Lusiaden  ist 
daher  nicht  in  einen  Kampf  der  Portugisen  und  Inder,  sondern 
in  den  Kampi  mit  dem  Weltmeer  und  in  den  Sieg  über  dessen 
fnrchtbare  Gewalt  zu  setzen,  die  vorzüglich  durch  den  Biesen 
Adamastor  geschildert  wird.  Die  Vermählung  Gama's  mit  der 
Thetis   soll  die   Seeherrschaft  der  Portugiesen  symbolisch   be- 


128  Camoens  als  Dichter  and  Krieger. 

zeichnen,  was  Camoens  theils  dadurch  ausspricht,  dass  Thetis 
und  die  Nymphen  die  Ehre  der  Portugiesen  bedeuten  sollen, 
theils  dadurch,  dass  Thetis  am  Schluss  dem  Gama  das  ganze 
Weltgebäude  nach  dem  Ptolemätschen  System  erklärt  und  ihm 
verkündet,  dass  die  Portugiesen  von  jetzt  ab  durch  keines  der 
andern  europäischen  Völker  beherrscht  werden  würden.  Ca- 
moens  kennt  das  Eis  der  südlichen  Meere  und  wie  Vespucci 
nennt  er  die  dem  Südpol  nächste  Himmelsgegend  stemenarm. 
Er  beobachtet  das  St.  Elmsfeuer,  jene  glänzende  Erscheinung, 
die  sich  in  Gestalt  einer  Flamme  auf  den  Spitzen  der  Maate 
und  Rahen  der  Schiffe  sehn  lässt,  und  für  eine  Vorbedeutung 
des  nachlassenden  Sturmes  gilt: 

Das  Licht,  das  lebende,  eewahrt'  ich  klärlich, 
Das  immerdar  dem  Seevoik  heilig  i^^ait, 
Wenn  Ungewitter  dunkelt^  und  gefährlich 
Der  Sturm  sich  aufmacht,  und  Gebeul  erschallt. 

Unmittelbar  daran  schliesst  sich  eine  brillante  Beschreibung  der 
Trombe,  die  —  ohne  bei  aller  Genauigkeit  je  undichterisch  zu 
werden  —  vier  ganze  Stanzen  fiillt,  und  von  den  Worten  ge- 
folgt wird: 

Wenn  jene  Späher  in  den  Wunderreichen 

Der  Erde,  die  besucht  so  manches  Land, 

Gleich  mir,  die  Din^e  säh'n,  die  wundergleichen, 

So  manchem  Wind  ihr  Segel  zugewandt: 

Welch*  grosse  SchriAen  von  der  Stern*  und  Zeichen 

Einflüssen  hätten  wir  von  ihrer  Hand! 

Seltsame  Ding*  in  welcher  hoben  Klarheit, 

Und  Alles  ohne  Lüg'  und  lautre  Wahrheit. 

Den  Sturm  zur  See,  sowie  einen  Orkan,  der  durch  einen 
Wald  zerstörend  dahinbraust,  schildert  Camoens  gleich  treffend. 
Mit  grosster  Anschaulichkeit  beschreibt  er  eine  indische  Berg- 
landschnft  und  skizzirt  kurz  die  Formationen  oceanischer  Eilande. 
Die  Eigenthümlichkeit  der  tropischen  Zone  hat  er  durch  die 
Schilderung  des  Lichts,  welches  Helios  dort  in  Fluthen  ver- 
schwenderisch ausgiesst,  und  des  Würzgeruchs,  der  von  den 
sonnedurchkochten  Pflanzen  ausduftet,  vortrefflich  hervorgehoben. 
Der  Portugiese  findet  sich  und  seine  schönsten  Wünsche,  sein 
edelstes  Streben  in  jedem  Verse  der  Lusiaden  wieder;  und 
Alles  ist  Wahrheit,  nicht  Fabel  —  Geschichte,  nicht  Erfindung. 
Er  liest,  lernt,   singt  Camoens'  Stanzen;  das  Hochgefühl,   daa 


Camoeds  als  Dichter  und  Krieger.  129 

ao8  ihnen  spricht,  versetzt  ihn  in  die  glorreichen  Tage  der  por- 
tugiesischen Grösse,  und  in  dem  stolzen  Traum  vergisst  er,  dass 
sie  langst  entschwunden.  Sie  waren  es  schon,  als  Camoens. 
sein  Auge  schloss,  und  bald  sollte  durch  die  Vereinigung  Por- 
tugals mit  Spanien  selbst  die  Unabhän^gkeit  des  Vaterlandes 
zu  Grunde  gehn.  Camoens  hat  es  verstanden,  seine  Sprache 
zur  Majestät  des  Heldengedichts  zu  adeln;  seine  Reime  sind 
volltonig,  nicht  selten  bedeutsam  und  ein  wahres  Echo  des  In- 
halts. —  Unserm  Dichter,  der,  wie  schon  bemerkt,  die  Lusiaden 
in  Macao  nicht  nur  entwarf,  sondern  auch  vollendete,  ward  end« 
lieh  die  Erlaubniss,  nach  Goa  zurUckkehren  zu  dürfen,  woselbst 
er  am  3.  Sept.  1564  wieder  eintraf.  Doch  sollte,  ehe  er  Goa 
erreichte,  ihn  noch  ein  neuer  Schicksalsschlag  treffen:  am  Aus- 
flusse des  Mecom  in  Camboja  litt  er  Schiffbruch,  und  rettete 
ausser  dem  Leben  nichts,  als  das  von  Seewasser  durchnässte 
Manuscript  der  Lusiaden,  allerdings  seinen  köstlichsten  Schatz. 
Hier  dichtete  er  eines  seiner  werthvoUsten  Gedichte,  auf  das 
wir  noch  ausführlicher  zu  sprechen  kommen  werden.  Im  X. 
Gesänge  der  Lusiaden,  wo^die  Thetis  dem  Vasco  da  Gama  den 
Schauplatz  der  künftigen  Eroberungen  der  Portugiesen  zeigt,  da 
sagt  sie,  von  Camboja's  Küsten  redend,  mit  deutlicher  Be- 
ziehung auf  den  Dichter  selbst : 

Noch  wird  er  einst  mit  sanftem,  lindem  Arme 

Aufnehmen  die  Gesang^  in  seinen  Schooss, 

Die  nass  dem  Schiffbruch,  düsterm,  trübem  Harme, 

Entronnen  sind;  der  Klippen  wililem  Stoss, 

Dem  Hunger,  den  Gefahren,  wann  der  Arme 

Entfloh  des  Kerkers  ungerechtem  Loos, 

Dem  seiner  Laute  volles,  helles  Klingen 

Mehr  Ruhm  dereinst,  als  Erdenglück  wird  bringen. 

Unter  dem  Nachfolger  des  Constancio  de  Bragan^a,  dem 
Grafen  von  Bedondo,  wurde  Camoens  von  einer  Zahl  Uebel- 
woUender  der  Veruntreuung  von  Geldern  in  der  Provedoria  zu 
Macao  angeklagt  und  musste  sich  einer  längern  Untersuchungs- 
haft unterziehen.  Es  gelang  ihm  zwar,  sich  völlig  zu  recht- 
fertigen; doch,  als  ihm  die  Kerkerthüre  wieder  geöf&et  werden 
sollte,  liess  sie  ihm  ein  gewisser  Miguel  Coutinho,  dem  er 
200  Cruzados  schuldete,  wieder  verschliessen,  aus  welcher 
neuen  Verlegenheit  ihn  nur  die  Gunst  des  gerade  in  der  Stadt 

Archiv  f.  n.  Spr.ichcn.  XLIX.  9 


ISO  CamoetM  als  Dichter  und  Krieger. 

anwesenden  Vicekönigs  befreite.  Unter  diesem ,  sowie  dessen 
Nachfolger  Antao  de  Noronba  betheiligte  sich  unser  Dichter  noch 
bei  verschiedenen  kriegerischen  Unternehmungen ,  und  lebte 
während  des  Winters  den  Studien  und  der  Poesie.  Während 
sich  sein  Leben  nun  allmälig  angenehm  zu  gestalten  schien« 
sollte  ihn  noch  der  härteste  Schlag  treffen :  Catharina  de  Atayde 
starb  und  mit  ihr  die  letzte  Hoffnung  in  der  schmerzzerrissenen 
Seele  des  Dichters: 

Da  meine  Seele,  die  so  früh  geschieden 
Aus  diesem  Leben,  das  dir  nicht  gefallen, 
Jetzt  ruhst  du  ewig  in  des  Himmels  Hallen, 
Indess  ich  leb'  in  stetem  Schmerz  bienieden. 

Lebt  das  Gedächtniss  fort  im  Himmelsfrieden, 
Wenn  auf  zu  dir  der  Erde  Klagen  schallen, 
Gedenk*  der  Liebe,  dir  geweiht  vor  Allen, 
Die  du  in  meinen  Blicken  nicht  vermieden. 

Und  wenn  das  Leiden,  das  mich  schwer  bedrückt. 
Für  das  ich  keinen  Trost  hier  finde,  keinen, 
Wenn  dich  des  Herzens  bange  Sehnsucht  rührt: 

So  bitte  Gott,  der  dich  so  früh  entrückt, 
Mit  dir  so  schnell  mich  wieder  zu  vereinen. 
Wie  er  dich  schnell  dem  trüben  Blick  entführt. 

Den  letzten  Wunsch,  das  Vaterland  wiederztiBchen,  erfüllt 
zu  wissen,  bot  sich  ihm  dadurch  Gelegenheit  dar,  dass  der 
zum  Statthalter  von  Sofala  ernannte  Pedro  Barreto  ihn  unter 
grossen  Versprechungen  bewog,  ihn  dahin  zu  begleiten.  Von 
dort  aus  konnte  Camoens  Lissabon  leichter  erreichen.  Doch 
sah  er  sich  in  der  Person  des  Barreto  getäuscht,  der,  als  Ca- 
moens nicht  die  gewünschte  Unterwürfigkeit  an  den  Tag  legte, 
ohne  Weiteres  seine  Hand  von  ihm  abzog.  Der  Geschichts- 
schreiber Diego  de  Coccto,  der  mit  mehreren  Freunden  unsera 
Dichters  nach  Mozambique  kam,  erzählt:  Wir  fanden  ihn  so 
arm,  dass  er  von  Freunden  lebte,  und  um  seine  Einschiffung 
nach  Portugal  zu  ermöglichen,  sammelten  wir  Freunde  Wäsche, 
soviel  er  nöthig  hatte,  und  es  gab  Keinen,  der  ihm  nicht  zu 
essen  gegeben  hätte.  Durch  die  Hülfe  dieser  Freunde ,  welche 
dem  Pedro  Barreto  die  angeblich  für  Camoens  während  der 
Ueberfahrt  von  Goa  nach  Mozambique  verauslagte  Summe  wie- 
dererstatten mussten,  gelangte  der  Dichter  im  Jahre  1569  nach 


Cunoens  als  Dichter  und  Krieger.  ISl 

sechzehnjähriger  Abwesenheit  wiedier  in  Lissabon  an ,  um 
Augenzeuge  des  raschen  Verfalles  portugiesischen  Ruhmes  zu 
werden.  Schon  hatte  Sebastian  den  Thron  der  Väter  bestiegen, 
und  eine  pestartige  Seuche  wüthete  im  Lande.  Der  Konig, 
dem  die  Lusiaden,  welche  1572  schnell  hintereinander  in  zwei 
Auflagen  erschienen,  in  einem  Prolog  und  Epilog  zugeeignet 
sind,  belohnte  den  Dichter  mit  der  Aussetzung  einer  Pension 
Yon  15  Milreis  (nach  unserm  Gelde  etwa  25  Rthlr.),  an  welche 
noch  die  besondere  Bedingung  für  Camoens  geknüpft  war,  dem 
Hofe  überall  hin  folgen  zu  müssen.  Diese  kärgliche  Summe 
reichte  freilich  nicht  hin,  den  Dichter  gegen  Noth  zu  schützen; 
auch  ging  sie,  nachdem  Sebastian  seine  afrikanische  Expedition 
angetreten,  ihm  wieder  verloren.  Die  letzten  sieben  Jahre  sei- 
nes Lebens  verbrachte  er  in  grenzenlosem  Elende,  das  so  weit 
ging,  dass  ein  Javaner,  Namens  Antonio,  den  er  aus  Indien 
mitgebracht  hatte,  Almosen  für  ihn  bettelte.  Den  Becher  des 
Leids  sollte  er  bis  zu  den  Hefen  leeren  und  des  Truges  der 
Hofinung  sich  ganz  bewusst  werden: 

Was  beut  die  Welt,  um  noch  danach  za  spähen? 
Wo  ist  ein  Glück,  dem  ich  mich  nicht  entschwur? 
Venirass  nur  kannt*  ich,  Argwohn  kannt'  ich  nur, 
Dich,  Tod,  zuletzt,  was  konnte  mehr  geschehen? 

Dies  Leben  reizt  nicht,  Leben  zu  erflehen, 
Dass  Gram  nicht  tödte,  weiss  der,  der*8  erfuhr: 
Birgst  da  noch  grössres  Missgeschick,  Natur, 
Dann  seh*  ich's  noch,  denn  Alles  darf  ich  sehen  1 

Der  Unlust  lange  starb  ich  ab  und  Lust, 

Selbst  jenen  Schmerz  verschmerzt*  ich,  büsst*  ich  ein, 

Der  längst  die  Furcht  gebannt  mir  ans  der  Brust. 

Das  Leben  fohlt'  ich  als  verliebte  Pein, 
Den  Tod  als  unersetzlichen  Verlust, 
Trat  ich  nur  darum  in  das  kurze  Sein? 

Eines  bewahrte  sich  unser  Dichter  auch  im  Drange  des  Unge- 
machs; das  war  eine  glühende  Vaterlandsliebe,  die  noch  aus 
dem  letzten  Briefe  seiner  Hand,  von  dem  wir  Bruchstücke  be- 
sitzen, recht  klar  hervorleuchtet.  „Endlich,^  schreibt  er,  „werde 
ich  das  Leben  enden  und  Alle  werden  sehen,  wie  ich  meinem 
Vaterlande  so  ergeben  war,  dass  ich  nicht  allein  zufrieden,  in 
ihm,  sondern  mehr  noch,  mit  ihm  zu  sterben.^  Bei  der  Kunde 
des  Unglückstages   von   Acaster  rief  er  aus:  ao  menos  morro 


iS2  CamöetiB  als  Dichter  und  Kriegei^. 

com  ella,  „wenigstens  sterbe  ich  mit  dem  Vaterlande.^  Und 
das  sollte  sich  ihm  erfüllen.  Längst  hatte  er  gelernt,  irdischer 
Liebe  sich  abzukehren  und  sich  einer  unvergänglichen  sehn- 
süchtig zuzuwenden: 

Vertraae  nicht  der  trü^ichen  Erscheinung, 
Greborfft  nur  war,  was  Du  (geliebt  im  Le^n, 
Der  Welt  Gestalten  wandelbar  zerstiebten. 

Du  wandle  auch  Empfindung,  Wunsch  und  Meinung, 
und  bleib*  allein  der  Liebe  treu  ergeben, 
Die  unTergünglich  ist  mit  dem  Geliebten. 

So  vorbereitet  fiir  den  ernsten  Schritt,  erlag  er  einer  schwe- 
ren Krankheit  in  einem  Hospitale  zu  Lissabon  vermuthlich  im 
Anfange  des  Jahres  1579.  Wo  seine  Gebeine  ruhen,  weiss 
Niemand.  Camoens  war  von  mittlerer  Statur,  mit  vollem  Ant- 
litz, das  nach  der  Stirn  zu  einen  melancholischen  Ausdruck 
zeigte.  £r  hatte  eine  längliche,  in  der  Mitte  erhöhte  und  stark 
abgestumpfte  Adlernase.  Sein  Haar  war  hellblond,  fast  gelb. 
In  seiner  ganzen  Erscheinung  war  6r  höflich  und  anmuthig,  be- 
sonders in  seiner  Jugend,  und  bevor  er  sein  rechtes  Auge  ver- 
loren hatte.  In  seinem  Umgange  war  er  sehr  gewandt,  heiter 
und  scherzend  bis  zu  jenen  Tagen  der  letzten  Jahre  seines 
Lebens,  wo  ihn  ein  allzu  widerwärtiges  Geschick  mehr  und 
mehr  zu  trauerndem  Trübsinn  stimmte.  „In  Camoens,^  sagt 
Braniss,  „erscheint  der  erhabene  Schmerz  eines  tiefen,  begeister- 
ten Gemüthes,  das  eine  grosse,  herrliche  Zeit  in  das  weite  Grab 
der  Vergangenheit  hinabsinken,  und  doch  kein  lebenskräftiges 
Neues  sich  gestalten  sieht,  das  in  dem  erfolglosen  Unterneh- 
men, darin  der  ritterliche  Geist  vor  seinem  Erlöschen  noch  ein- 
mal aufflammt,  seine  letzte  Hoffnung  verliert  und  in  sich  zu- 
sammenbricht.^ Auch  in  dem  Drucke  der  äussersten  Noth  zeigt 
sich  Camoens  frei,  unabhängig  und  tugendgross;  trotz  aller 
Kränkungen  und  Verfolgungen  ergiebt  er  sich  nie  leidenschaft-- 
lichem  Hasse  gegen  seine  Feinde,  und  bei  hoher  Liebe  zu 
König  und  Vaterland  bleibt  er  doch  jedem  Ausdruck  der  Schmei- 
chelei fern.  Mit  edlem  Freimuthe  tadelt  er  die  staatlichen  Ver- 
hältnisse des  damaligen  Portugal,  und  mahnt  wiederholt  den 
König,  sich  mit  treuen  Käthen  zu  umgeben.  Wie  eine  Ahnung 
eigener  Geschicke    erscheint  es,    wenn  Camoens  den   Undanl^ 


Camoens  als  Dichter  und  Krieger.  183 

rügt,  den  der  Held  Pacheco  erfuhr,  die  Armuth,  worin  er  starb, 
und  dann  hinzufiigt: 

So  handeln  Kön*^e,  <fie  zu  dürfen  glauben 
Mehr  als  Gerechtigkeit  und  Treu  erlauben. 

Mit  allen  Rittertugenden  ausgestattet,  einte  unser  Dichter 
dem  Muthe  und  der  Tapferkeit  die  reinsten  Geftihle  einer  edlen 
Liebe,  deren  Intension  in  ihrer  Dauer  die  Probe  bestand,  und 
welche  seine  ganze  Poesie  wunderbar  verklärt 

Camoens  war  in  der  Bibel  sehr  bewandert,  wie  die  häufige 
Anziehung  biblischer  Bilder  deutlich  zeigt;  auch  liebt  er  es, 
biblische  Texte  zu  paraphrasiren.  Unter  seinen  lyrischen  Dich- 
tungen sind  die  Canzonen  von  Seiten  der  Sprache  die  vollen- 
detsten Producte  des  Dichters,  und  die  Naturanschauungen  sind 
auch  hier  von  hoher  Wahrheit.  Für  die  Kenntniss  seiner  per- 
sönlichen Verhältnisse  sind  dem  Literarhistoriker  die  Elegien 
vielleicht  die  wichtigste  Quelle,  und  sie  scheinen  zu  seinen 
frühesten  Dichtungen  zu  gehören.  Unter  den  Gedichten  des 
Camoens  im  Nationalstyl  sind  alle  nur  möglichen,  in  Spanien 
und  Portugal  gebräuchlichen  Formen  zu  finden,  und  romantisch- 
galante  Spiele  des  Witzes  und  der  Phantasie  wechseln  mit 
tfchwermüthigen  und  religiösen  Liedern,  die  allzumal  aus  der 
Tiefe  des  Herzens  kommen,  wie  dieses: 

Tief  im  Herzen  trag'  ich  Pein,* 
M1188  nach  aussen  stille  sein. 

Den  geliebten  Schmerz  verhehle 
Tief  ich  vor  der  Welt  Gesicht ; 
Und  es  fühlt  ihn  nur  die  Seele, 
Denn  der  f^eib  verdient  ihn  nicht. 
Wie  der  Funke  frei  und  licht 
Sich  verbirgt  im  Kieselstein, 
Trag*  ich  innen  tief  die  Pein. 

Doch  bei  weitem  das  berühmteste  seiner  lyrischen  Gedichte 
sind  jene  36  Decimen,  die  Lope  de  Vcga  im  Lauret  de  Apolo 
so  ungemein  erhebt,  und  welche,  wie  schon  erzählt,  Camoens 
nach  seinem  Schiffbruche  am  Ausflusse  des  Mecom,  den  137. 
Psalm    „An   den   Wassern  Babels   sassen   wir   und   weineten'^ 


*  Dies  Gedicht  ist  trefflich  von  E.  Geibel  übersetzt.    Vcrgl.  auch  das 
.Spanische  Liederbuch,"  von  Geibel  und  Heyse  gerne! nschalUich  übersetzt. 


184 


Cmnoens  als  Dichter  und  Krieger. 


paraphraftirendy  dichtete.  Sie  enthalten  als  Hauptgedanken  die 
Vergleichung  der  Gegenwart  und  Vergangenheit  in  der  Lage 
des  Dichters  mit  einem  bildlich  gedachten  Babylon  und  Zion. 
Zu  den  schönsten  Strophen  gehören  diejenigen,  in  denen  der 
Dichter  über  die  Macht  des  Gesanges  spricht  und  deren  Gren- 
zen bezeichnet.  Doch  ich  will  dem  Urtheil  des  Lesers  nicht 
vorgreifen,  wiewohl  ich  mich  überzeugt  halte,  dass  dieses  herr- 
liche, in  Deutschland  leider  kaum  genannte  Gedicht  auf  jedes 
ob  religiös  gestimmte  oder  höheren  Einwirkungen  verschlossene 
Herz  mit  der  vollen  Gewalt  der  Poesie  wirken  muss. 


An  den  Wassern  ich  mich  fand, 
Die  durch  Babvlonien  gehen, 
Sasfl  and  weint ,  als  ich  eesehnn 
In  Gedanken  Zions  Land, 
Und  was  mir  einst  dort  eeschehen. 
Und  aus  meinen  Augenhöhlen 
DKuchte  mir  der  Strom  geronnen, 
So  ward  alles  aasgesponnen, 
Babel  als  mein  jetzig  Quülen, 
Zion  als  die  alten  AVonnen. 

Angedenken  seFger  Stunden 
Stellten  sich  im  Herzen  dar, 
Und  was  fern  dahin  geschwunden. 
Hatte  neu  sich  eingefunden, 
Als  ob's  nie  geschieden  war. 
Doch  indem  ich  auferwachte, 
Meine  Augen  voller  Zähren, 
Von  dem  Traum,  den  ich  mir  dachte, 
Sah  ich,  wie  das  hingebrachte 
Glück,  nur  Kummer  mag  gebaren. 

Sah,  wie  von  dem  Wandel  stammt 
Aller  Schmerz,  den  wir  erfahren. 
Und  der  Wandel  von  den  Jahren, 
Sah,  wie  Hoffen  insgesammt 
Muss  den  Trug  der  Zeit  gewahren. 
Sab,  wie.  ach!  so  kurz  verweilet 
Unsrer  Tage  höchstes  Glück, 
Wie  ihm  nach  das  Uebel  eilet, 
tSsh,  was  dem  für  Trost  ertheilet. 
Welcher  traute  dem  Geschick. 

Sah,  wie,  was  am  meisten  frommt. 
Dann  sich  erst  enthüllet  klar^ 
Wann  es  fem  geschieden  war, 
Wie  nach  Guteih  Schlimmes  kommt, 
Nach  dem  Schlimmen  Schlimmres  gar. 


Sah,  wie  man  mit  Noth  und  Müh* 
Nichts  erkaufen  mag  als  Reue, 
Sah  gar  nichts  mehr,  das  erfreue. 
Sah  mich  selber,  wie  ich  hie 
Klagen  in  den  Wind  verstreue. 

Wol  sind  Ströme  diese  Thränen, 
W  ei  die  mir  das  Blatt  benetzen, 
Wol  mag  mich    in  Angst  versetzen 
Dieses  tiefverwirrte  Sehnen, 
Babels  Irrsal  gleich  zu  schätzen.  — 
Wie  ein  Mann  als  Unterpfand, 
Da9s  ihn  einst  Gefahr  bedrängte. 
Nun  den  Sinn  vom  Krieg  er  lenkte. 
An  des  Tempels  heiFge  Wand 
Seine  Waffenrüstung  hängte:  — 

So,   da  selbst  ich  most*  entscheiden, 
Wie  ich  meines  Lebens  Lauf 
Nur  dem  Denken  an  mein  Leiden 
Weihe,  hangt*  ich  an  die  Weiden 
Meiner  Lieder  Büstzeug  auf, 
Welches  einstens  so  er&eulich 
In  den  alten  Tagen  mir. 
Bleib  du,  meine  j^ust  und  Zier, 
Sprach  ich,  der  Erinnerung  heilig, 
In  dem  Weidenbusche  hier. 

Meine  Flöte,  die  erschallend 
Berge  sich  bewegen  hie^s. 
Berge,  hin  zu  dir  entwallend. 
Und  den  Bächen,  abwärts  fallend, 
Aufwärts  neue  Pfade  wies! 
Nicht  mehr  werden  auf  mein  Blasen 
Tieger  milde  näher  kommen. 
Nicht  die  Lämmer  auf  dem  Rasen 
Unterlassen  mehr  ihr  Grasen, 
Wenn  sie  deinen  Ton  vi*rnooimen. 


Camoens  als  Dichter  and 


185 


Nicht  mehr  werden,  dich  su  ehren, 
Disteln  an  des  Baches  Hügeln 
Sich  in  Kosen  hold  Terkehren, 
Keinen  Strom  mehr  wirst  da  sügeln, 
Minder  meinen  Strom  der  Zähren, 
Keinen  Wald  mehr  du  bewegen, 
Noch  dass  dir  er  eile  nach. 
Mehr  den  reinen  Quell  vermögen, 
Konntest  du  doch  nicht  bewegen 
Deine«  Meisters  Ungemach. 


Doch  ErinnVans  jener  Liebe, 
Die  mich  da  ^langen  hielt, 
Fragte  mich  mi  re^en  Triebe, 
Wo  ich  mit  den  Liedern  bliebe. 
Die  in  Zion  ich  gespielt. 
Wo  er  hin  sei,  &r  Ge8an£[, 
Den  so  laat  die  Völker  pneaen. 
Hat  doch  süsser  Saitenklaog 
Sich  bei  jedem  Lebensdrang 
Immer  huldreich  noch  bewiesen. 


Darum  bleib  der  sichern  Hut 
Fama^a  zum  Geschenk  gebracht, 
Flöte,  sonst  mein  höchstes  Gut  — 
Schwindend  aaf  des  Lebens  Flnth, 
Kommt  das  Glück  ja  ausser  Acht. 
Trifil  die  zarte  Jueendzeit 
Freuden,  die  ihr  alles  gelten, 
Ist  der  Mann  sofort  bereit 
Nur  fiir  Tand  and  Nichtigkeit 
Jenes  alte  Glück  zu  schelten. 


Fröhlich  singt  der  Wandersmann 
Auf  dem  mühevollen  Wege 
Durch  das  wilde  Waldgebege, 
Wann  die  dunkle  Nacht  b^ann, 
Dass  der  Seele  Furcht  sich  lege. 
Jener  hinter'm  Eisengitter 
Singt  zu  seiner  Ketten  Klange, 
Frohen  Muthes  singt  der  Schnitter, 
Und  dem  Fröhner  minder  bitter 
Schmeckt  die  Arbeit  beim  Gesänge. 


Heut  stand  mir  ein  Himmel  offen. 
Morgen  floh  sein  Bild  von  mir. 
So  treibt  Wandel  für  und  für 
Uns  von  Hoffen  fort  zu  Hoffen, 
Nach  Besier  uns  zu  B^ier. 
Aber  we&he  Hoffnung  kann 
Sicher  sein  im  armen  Leben? 
Menschenloos  voll  Trug  und  Wahn! 
Wie  die  Stunden  vorwärts  streben, 
Melden  sie  den  Tod  uns  an. 


Ich,  der  solches  wohl  empfand 
In  der  Seele  tiefem  Sinnen, 
Sprach,  wie  mag  im  fremden  Land» 
Wer  sich  fremd  sich  selber  fand, 
Nur  ein  frohes  Lied  beginnen? 
Wer  die  Brust  mit  Thränen  netzt, 
Ist  für  den  der  Lieder  Gabe? 
Aber  singt,  dass  Trost  er  habe. 
Wer  in  solches  Leid  versetzt, 
Ich,  nur  ich  will  keine  Labe. 


Doch  wenn  ich  dem  Dickicht  schenke 
Meiner  Jugend  Liederspiel, 
Nicht  die  Nachwelt  von  mir  denke, 
Dass  dahin  Geschick  mich  lenke 
Oder  meiner  Jahre  Ziel. 
Alter,  Zeit  und  mein  Verzagen, 
Wie  so  nichts  getreu  mir  blieb, 
Liessen  mich  dem  Lied  entsagen, 
Nor  nicht  das  aus  mir  verjagen, 
Was  mich  einst  zu  singen  trieb. 


Müsst*  ich  doch  mich  selbst  bethören, 

Handelnd  voller  Unverstand, 

Liess  ich,  um  mein  Leid  zu  stören, 

Die  Ges&nge  Zions  hören 

Hier  im  fremden  Babelland, 

Und  zertrümmert  meiner  Leiden 

Niederlastendes  Gewicht 

Diesen  Leib,  so  will  ich  scheiden, 

Aber  —  solch  ein  Ziel  zu  meiden  — 

Aber  singen  will  ich  nicht. 


Nein,  bei  Schmerz  und  Jammerleben, 
Nein,  bei  Lust  und  Glückserwerbe, 
Sonn'  und  Schnee  und  Windesweben 
Wird  vor  meinen  Au^en  schweben, 
Sie,  um  die  ich  fröhlich  sterbe. 
Meiner  Flöte  süsses  Pfand, 
Wol  mir  theuer  sonder  Gleichen, 
Wie  ich  hier  die  Weide  fand, 
Liess  ich*s  ihr  als  Siegeszeichen, 
Ihr,  die  mich  einst  überwand. 


Wenn  das  reineste  Gefühl 
Nur  im  Schmerz  ist  zu  erwerben, 
Werden  Qualen  mir  ein  Spiel; 
Denn  wo  ist  ein  schöner  Ziel, 
Als  am  reinen  Schmerze  sterben: 
Nimmer  soll  die  Flöte  klagen, 
Was  ich  bin,  und  was  geschieden. 
Nimmer  soll  die  Schrift  es  sagen; 
Wird  die  Feder  doch  ermüden, 
Und  ich  selbst  nach  Ruhe  fragen. 


186 


Camoens  als  Dichter  and  Krieger. 


Weit  des  Lebens  kurze  Zeit 
Sich  im  fremden  Land  erweitert, 
Wie  ihr  Liebe  das  gebeut. 
Drum  der  Feder  Mime  scheitert 
Aufzuzeichnen  solches  Leid; 
Aber  lass  ich*8  jetzt  und  immer, 
Hinzuftchreiben,  was  verschwiegen 
Lang  ich  Hess  im  Herzen  liegen, 
Sei  doch  der  Gr«danke  nimmer 
Lass,  nach  Zion  hinzufliegen. 


Jene  Aagen,  deren  Licht 
Irdische  Flammen  mächtig  zündet, 
Sind  nur  Fackeln,  Sonne  nicht. 
Nur  der  Abglanz  von  dem  Licht, 
Das  sich  rein  in  Gott  befindet, 
Und  was  mich  gefangen  hält, 
Sind  die  Triebe  dieser  Erden, 
Die  der  Herzen  mächtig  werden, 
Böse  Leiter  mir  geseilt 
Meiner  Seelen  Heil  zu  fährden. 


Land  des  Glücks  1  Dein  Angedenken, 
Wenn  es  je  aus  .mir  entwich, 
Soll  sich  dieser  Tage  Kränken 
In  Verfressenheit  versenken 
Ohn*  Erbarmen,  ewiglich. 
Von  der  bittem  Trennungspein, 
Die  ich  wünschte  eingegraben 
Wol  in  Erz  und  Marmelstein, 
Soll  man  keine  Kunde  haben, 
Dies  soll  meine  Strafe  sein. 


Ihnen  ist  es  wohl  bewusst. 

Wie  sie  mich  in  Schaden  bringen. 

Wollte  doch  ihr  Wort  mich  zwingen 

Von  der  eitlen  Erdenlust 

Statt  von  ewiger  Lieb  zu  singen.  — 

Doch  nachdem  der  heiPge  Strahl 

Reini^nd  mein  Herz  berühret 

Hier  im  trüben  Jammerthal, 

Wie  be^nnt  das  Lied  zumal, 

Das  allem  dem  Herrn  gebühret. 


Und  wenn  je  mein  armes  Herz 
Fürderhin  mich  sollte  zwingen, 
Dich  Jerusalem  zu  singen 
Hier  in  meinem  Trennungsschmerz, 
Soll  sich  mir  kein  Wort  entringen, 
Soli  die  Zung'  am  Gaumen  kleben 
Mir  sofort,  als  ich  begönne, 
Falls  in  meinem  Jammerleben 
Eine  Stund*  es  sollte  geben, 
Da  ich  dein  vergessen  könne. 


Also  stark  sind  ew'ge  Gnaden, 
Die  dus  Heil  der  Seelen  schaffen, 
DasH  sie  mich  der  Schuld  entladen. 
So  dass  selbst  vermeinter  Schaden 
Mich  zur  Tugend  muss  entraffen, 
L^nd  cl.iss  dieses  Liebessehnen, 
So  den  Sinn  gefan^n  hält. 
Zu  der  Wahrheit  drin^rt  vom  Wähnen, 
Von  dem  Schönen  dieser  Welt 
Himmelan  zum  Ewigschönen, 


Aber  Land  der  Herrlichkeit, 
Schaut  ich  nie  dein  wahres  Wesen, 
Bliebst  du  doch  mir  ewig  weit, 
Nicht  Erinn'run^  in  der  Zeit 
Ist's,  wodurch  wir  hier  genesen. 
Denn  ein  unbeschrieben  Blatt 
Ist  die  Seele,  doch  die  Zeilen 
Ew*ger  Schrift  den  Schaden  heilen, 
Von  des  Leibes  Ruhestatt 
Will  sie  dann  zur  Heimath  eilen. 


Bleibe  drum  die  Flöte  hangen, 
Die  mir  einst  so  angenehm. 
Und  zur  I^ier  sieh  mich  langen, 
Heiliges  Jerusalem, 
Neue  Lieder  anzufangen; 
Nicht  von  Fessellast  umschlungen 
Mehr  an  Babels  Höllenstrand, 
Meiner  Sünden  Macht  entrungen 
Und  empor  zu  dir  geschwungen, 
Du  mein  wahres  Vaterland. 


Fürder  ist  nicht  mehr  zu  schmachten 
Um  des  Leibes  Vaterland, 
Himmelan  nur  sei  gewandt 
Nach  der  heil'gen  Stadt  mein  Trachten, 
Wo  die  Seel'  ihr  Leben  fand, 
Und  das  holde  Menschenbild, 
Das  mich  zwang,  ihm  hier  zu  fröhnen. 
Nicht  des  Busens  Sehnen  stillt, 
Ist  ein  Strahl  nur  jenes  Schönen, 
Dem  die  wahre  Liebe  gilt. 


Und  wenn  grimme  Schicksalsmacht 
Fürderhin  mich  sollte  bänd*gen, 
Ihr  mein  Leben  einzuhänd*gen ; 
Sei  getilgt,  was  ich  vollbracht. 
In  dem  Suche  der  Lebend*gen. 
Goldne  Leier,  andrer  Meinung 
Nehm*  ich  dich  mir  jetzt  zu  eigen, 
Drum  soll  die  Verwirrung  schweicren. 
Und  des  Friedens  Licht erscheinong 
Sich  im  heirgen  Liede  zeigen. 


CamoenB  al«  Dichter  and  Krieger. 


1S7 


Ilirt*  und  König  soll  mich  hören, 
Durch  die  Welt  der  Schall  erklinge. 
Und  die  Welt  in  Staunen  bringe. 
Denn  liess  einst  ich  mich  bethören, 
Nan  den  Widerruf  ich  singe. 
Nor  zu  <Ur  mein  Sehnen  dringt, 
Herr,  mein  grosser  Feldherr,  du, 
Auf  zu  Zions  ew'ger  Ruh, 
Wohin  nichts  empor  mich  bringt. 
Reichst  du  nicht  die  Uand  mir  zu. 


An  dem  Tage  dann,  dem  Crossen, 
Wann  der  I^ier  heir^er  Muth 
Prdset  Zions  ew*ge  Hut, 
Sei  gedenk,  Herr,  zu  zerstosscn 
Edoms  söndenvolle  Brut, 
Welch«,  ihren  Muth  zu  kühlen, 
Durch  des  Sinnes  Hoffahrt  lilind, 
In  der  Unschuld  Herzen  wiihloii, ' 
Lass,  Temichtend,  Herr,  sie  ftihlen, 
Fühlen,  dass  sie  Menschen  sind. 


Und  der  Trifbe  Uebcrmacht, 
Die  dem  Leibe  sich  verbünden. 
Und  mir  SeeP  und  Geist  entzünden, 
Welche  durch  des  Willens  Wscht 
Wusstcn  schon  den  Weg  zu  finden. 
Die  mit  wildem  Feldgrschrei 
Wider  mich  den  Sturm  nun  richten, 
Geister,  die  nur  Böses  dichten. 
Als  ob  ihnen  möglich  sei, 
Mich  von  Grund  aus  zu  vernichten  — 


Wirf  sie  nieder,  lass  sie  schier 
Einsam,  da  ihr  Trotz  entwich. 
Denn  mit  ihnen  können  wir 
Nimmermehr  empor  zu  dir. 
Noch  sie  meiden  ohne  dich. 
Meiner  armen  Krafl  Vermögen 
Stellt  mich  jedem  Feinde  bloss, 
Lassest  du  dich  nicht  bewegen, 
Heifger  Feldherr,  in  mein  Schloss 
Selbst  Besatzung  einzulegen. 


Und  do  Fleisch,  das  uns  verführet, 
Babels  makelvolles  Kind, 
Welches  nur  auf  Elend  «innt, 
Und  mit  dem,  der  es  regieret. 
Tausendmal  den  Kampf  beginnt 
Nar  für  den  ist  Seligkeit, 
Welcher  mit  dir  kämpfend  sieget. 
In  der  ew'gen  Kraft  Geleit, 


Dir  vergeltend  aUes  Leid, 
Das  du  ihm  einst  zngefiiget 


Nur  für  ihn,  der  strenge  Zucht 
An  sich  übt  zu  rielen  Stunden, 
Dessen  Seele  rein  erfunden 
Foltern  an  dem  Leib  versucht, 
Die  sie  einst  von  ihm  empfunden. 
Der  Gredanken,  ihn  berückend, 
W*ie  er  sie  gewahrt,  ergreift. 
Schon  im  Werden  sie  erstickend, 
Dass  sie  nicht,  herangereift. 
Werden  Sünden,  schwer  und  drückend. 


Der  an  heiFgen  Eifers  Stein 
Sie  zu  schleudern  nicht  vergisst, 
Und  ganz  ihrer  los  zu  sein, 
Sie  zerschmettert  an  dem  Stein, 


Der  zum  Eckstein  worden  ist 


;. 


Der,  wo  noch  ein  Sinnen  bleibe. 
Das  des  Leibes  Lust  umfing, 
SehHifet,  wie  er  fort  es  treibe. 
Hin  zu  jenem  heiPeen  Leibe, 
Welcher  einst  am  Kreuze  hing. 


Der  von  allen  Eitelkeiten 

Dieser  armen  Sinnenwelt, 

Wie*s  nur  Menschen  möglich  fällt, 

Will  sofort  binüberschreiten 

Zu  der  ew'gen  Geist  erweit. 

Wo  zum  Schau*n  er  wird  geführet, 

Welches  rein  ist  und  vollkommen. 

Und  den  Sinn  so  hold  berühret, 

Dass  man  nimmer  Mangel  spüret 

Und  das  Uebermaass  benommen. 


Dort  wird  sein  gestärkter  Blick 
Also  tiefe  Wunder  lesen, 
Dass  die  Seele  neu  genesen, 
Fühlt,  der  Krde  höchstes  Glück 
Sei  der  höchste  Tand  gewesen. 
Land,  mit  himmlischem  Erquicken, 
Du  mein  wahres  Vaterland, 
Wenn  im  Geist  dich  zu  erblicken, 
Setzt  in  solchen  Wonnestand, 
Wie  erst  wirst  du  selbst  entzücken! 


Selie,  wer  in  Lieb'  entglommen 
Zu  dir,  Land  der  Herrlichkeit, 
Mag  so  fromm  und  büssend  kommen, 
Dass  er  dorten  aufgenommen, 
Buhe  find'  in  Ewigkeit. 


188  Camoens  aU  Dichter  und  Krieger. 

Und  hat  er  sie  gefunden?  Umstrahlt  ihn  der  rosige  Schim- 
mer vom  Gipfel  des  Büssungsberges  ?  Schaut  er  nun  von  An- 
gesicht au  Angesicht?  Wir  sagen:  ja!  Denn  liat  er  nicht  jene 
Grundbedingung  für  den  Eintritt  in  die  Pforten  des  Paradieses 
erfüHt,  die  Goethe,  trefFlich  wie  immer,  den  Hütern  derselben 
zuruft : 

Lasflt  ihn  immer  nar  hinein! 
Machet  nicht  viel  Federlesen; 
Denn  er  ist  ein  Mensch  gewesen, 
Und  das  heisst  ein  Kämpfer  sein. 


Die 

sprichwörtlichen  Formeln  der   deutschen  Sprache. 


Von 

Carl  BohulM. 


II. 

A.  anreimende  (alliter.)  formein« 

Vorbemerkung. 

Die  formeln  sind  in  drei  klassen  getheilt:  A.  «nreimende,  B.  ausreimende, 
C.  reimlose,  und  folgen  dieselben,  ebenso  wie  die  einzelnen  Wörter  einer 
und  derselben  forme!  unter  sich,  in  alpbabetiscber  Ordnung.  Bei  den  am 
meisten  in  ßebraoch  gewesenen,  in  allen  grösseren  dicbtuneen  des  roittel- 
alters  wiederkehrenden,  f^wöhnlich  noch  heute  ^äng  und  ge\)en  und  darum 
mit  einem  stern  (*}  bezeichneten  formeln  habe  ich  nur  für  die  ersten  iahr- 
hunderte  unserer  literatur  helagstelleu  beibringen  zu  müssen  ^glaubt,  dieren 
grössere  anzahl  zugleich  die  weite  Verbreitung  und  allgemeine  anwendunjg 
der  einzelnen  forniel  yeranscbaulichen  solL  Ein  Kreuz  (t)  bezeichnet  die 
nmkefarung  der  fonnel,  ein  A.  ca  anreihung,  d.  i.  Verbindung  mehrerer 
Wörter  zu  einer  formel. 

a)  subatantiva. 

angst  u.  arbeit  lieders.  72,  836  diut.  I,  466  u.  489.  A.  angst) 
not  a.  arb.  lieders.  198,  3.  nach  anklag  n.  n.  antwort,  fastnsp. 
I,  234,  9. 

im  bach  u.  balzersmoor  (nomen  proprium), Rochholz  s.  259. 
bach  o.  brnch,  durch  br.  n.  manige  boese  b.,  livl.  krön.  7246. 
weder  brunnen  noch  bach  (==  stehendes  u.  fliessendes'wasser), 
Servat.  1376.  fliesscn  beche  n.  manic  brunnelin,  Eonr.  troj.  1151. 
bad  n.  bette  mit  jemandem  theilen,  volksro.  vergL  die  redensart:  sie 
gehören  in  Ein  bad,  Grimm  I,  1070.  bischof  oder  bad  er  (= 
aot  Caesar,  aut  nihil),  Bebel.  Luther  4,  444b.  wir  wolten  bischof  wer- 
den, so  seind  wir  b.  worden,  Weidner  74.  halb  b.  u.  halb  b.  d.  i.  stfim- 
mel  und  unteutsch  teutsche,  Stieler  XYIII.  heut  b.,  morgen  bader, 
Henisch  169.  es  können  nicht  alle  bischof  werden,  man  mnss  auch 


140  Die  sprichwörtliülien  Formeln  der  deutschen  Sprache. 

bader  haben,  Simrock  1102.  Plstor.  I,  12.  br'ak  u.  bafel,  auch 
bafel  u.  br.,  Lehm,  florileg.  =  auschoBS,  verlegene  waare  (brak  v.  bre- 
chen =  bmdi.  bafel  =  pöbel.  vgl.  verbabelt).  b6k  u.  bik  voll  haben, 
(bök  =  bauch,  b&k  =  rOcken,  volksm.)  wenn  nich  wör  buk  on  bak» 
so  hedde  man  good  gemak.  osnabr.  wenn  nur  der  buckel  auch  war, 
sagte  der  bauernbub  auf  der  kirchweih,  als  er  sich  satt  gegessen  und 
noch  ein  hirsebrei  kam,  fränk.  spr.  baisam  u.  bisem,  fastnsp.  213, 
15.  958,  23.  ban  endi  bodskepi  (=  mandatum  et  praeoeptum), 
Heljand.  ban  u.  gebot,  troj.  kr.  119a.  bcrgreien  89,  3.  ban, 
marke  u.  begriff  (=  gebiet),  Grimm  RA.  15.  ben  eda  bani, 
westgoth.  Grimm  RA.  to  br^ve  and  banne,  frics.  As.  280.  311. 
bi  hohen  bennen  u.  pencn  (strafen),  Schilling  eidg.  krön.  14.  hast 
ok  band,  westgoth.  Grimm  RA.  bank  u.  bette  mit  jemandem 
theilen,  volksm.  (vgl. gibenkeo  u.  gibeddeo, cvangel.  harmonie).  harten 
u.  heile,  Luther  psalm  74,  6.  (harten  =  breite  heile.)  schlägst  du 
mich  mit  der  harte,  so  schlag  ich  dich  mit  dem  beiU  sprich w.  wirfst  du 
mit  der  harte,  so  wirfil  man  dich  mit  dem  beihol  wider,  Honisch  189. 
bass,  bnribass,  Müllenhofs.  510.  bauer  u.  bürger,  pawer  — 
purgere,  Ernst  1,  8.  f  Pusilj.244.  gegenüberstehend  in  folgenden  Sprich- 
wörtern :  ein  verständiger  bauer  ist  mehr  werth  als  ein  rathloser  bürger, 
Lehm,  floril.  II,  279,  62.  bürger  u.  bauer  scheidet  nichts  denn  die 
mauer,  Agric.  I,  244.  die  bürger  auf  den  wall,  die  bauem  hinter  den 
pflüg,  Henisch  265.  wenn  die  bürger  zu  rathhaus  gehen,  so  gehet  der 
bauer  vor,  Agric.  244,  u.  andere  bei  Lehmann  floril.  203,  41.  106,  8. 
und  in  volksreimen:  bürger,  bauer,  bettelmann.  bäum  u.  berg,  über 
bäum  n.  berg  sein  =  (gleich  dem  vogel)  schnell  davoneilen,  boven 
allen  bergen  u.  bomen,  Schönem,  niederd.  ged.  1730.  von  boumen 
u.  von  bluete,  Heinzel.  I,  161.  Amur  161.  Altsw.  m,  87,  10. 
bäum  u.  borke,  teuschen  bork  un  böm  stan  (=  zwischen  thflr  und 
angel  stecken),  mecklenbg., Körte  466.  in  bausch  u.  bogen  (bausch 
=  zusammengebogenes  papier)  =  alles  zusammengenommen,  hecken 
u.  buhen,  hiermit  werden  in  einem  markgräfl.  badischen  vehdebrief 
V.  j.  1450  (Wächter,  beitr.  z.  deutschen  gesch.  Tübingen  1845.  s.  57) 
die  leute  des  markgrafen  bezeichnet  (hecken  =  beckenschlägor ?).  ihr 
bedencken  u.  begehren,  Grillenver.  484.  mit  dem  bedencken 
u.  berathschlagen,  ebend.  221.  mit  begerde  u.  bitte,  Neo- 
cor.I,  412.  U,  50.  bitt  u.  beger,  fastnsp.  867,  24.  Ehing.  s.  l6.  be- 
ginn u.  bejag  (=  erwerb),  sin  begin  u.  s.  bejac  ist  dort  vor  gote 


Die  spriobwöii lieben  t'ormelii  der  deatschen  Spraclie.  141 

lobesvo],  PassioDftl  III,  140,  64.  beichte  u.  bu8se  (==  geständnis 
der  sQnde  u.  bessemng),  mit  bihte  u.  buozze,  bnch.  Mos.  5606.  predgt. 
d.  Xn.  j.  7,  9.  Berthold  24.  56.  127.  146.  predgt.  XIH.  j.  71,  22. 
bach  d.  rügen  925.  leben  kristi  357.  Titar.  1852.  Haupt  2.  Y,  27. 
gest  roman.  31a  (noch  8  mal).  Haapt  z.  VI,  482.  fundgr.  I,  107. 
dnrch  b.  u.  b.,  leben  Jesu  179,  15.  201,  12.  Diemer  264,  7.  288,  11. 
Lncif.  n.  Jes.  (jahrb.  d.  berl.  gefl.  IX,  XI,  359).  blhten  wir  a.  setzen 
buz,  Trimbg.  wer  recht  beichtet,  dem  gibt  man  rechte  buss,  Sailer  232. 
Franck  II,  115.  f  ane  buzze  n.  ane  bthte,  Wernh.  Mar.  181.  hartebok 
III,  181.  A.  b.  rew  u.  b.,  Suchenw.  40, 237.  Ane  reu  u.  b.  q.  b.,  ring 
5d  40.  boin  u.  bluot,  swaz  iender  h&t  bein  unde  bluot,  Gottfr.  y. 
Str.  lobgesg.  72,  11.  beit  noch  borg,  Ruff,  Adam  5050.  in  berof 
o.  berade  nemen,  =  in  berufung  u.  berathang  nehmen  =  etwas 
fiberlegen,  Schütze,  holst.  Idiot,  über  bühel  u.  berge,  die  sonne  ist 
schon  über  alle  bühel  u.  b.,  volksm.  iz  si  bvhil  oder  berc,  Entekrist 
(fundgr.  II,  128).  berge  n,  b„  Königshof.  krdn.  201.  Hagen  krön,  s, 
1135.  berg  u.  bnrg,  daz  wir  den  b.  u.  die  bare  sfilen  Verliesen, 
Parciv.  358,  4.  den  steten,  bargen,  bergen,  Hesler  (a.  1330).  börde 
D«  beschweringe  (bürde),  Neocor«  I,  324.  besserung  u.  busse, 
Taaler  185b.  f  buoze  a.  bezzerung,  sachsensp.  2,  21.  Minnes.  2,  288a. 
troj.  kr.  18094*  gest.  Rom.  59.  mit  bet  (=  bitte)  a.  mit  biet, 
Homeck  251a.  ir  bot  a.  bet,  ebend.  299.  mit  boteschaft  u.  mit 
bete,  Gregor  734.  gebaerde  n.  bete,  beide  g.  a.  b.,  Iwein  3821. 
bete  n.  gebot  (bete  =  petitio,  rogatio),  min  bete  n.  min  gebot,  Iwein 
238.  3086.  4781.  avent.  krön.  1766.  Otnit  295.  diät.  II,  35.  f  mit 
gebot  u.  oach  m.  b.,  schwanr.  617.  Homeck  173b  u.  o.  hier  u.  brot, 
braanschw.  krön.  s.  374.  auch  in  Sprichwörtern:  hier  n.  brot  macht 
wangen  roth,  Sailer  374.  Grimm  I,  1822.  —  ist  gut  für  hangersnoth, 
Henisch  374.  —  macht  manchen  schalk  gross,  Henisch  524.  —  im 
haas  ist  besser  als  gesottnes  a.  gebratnes  draus,  Sator  140.  bild 
n.  btschaft,  diut.  IT,  30.  f  dint.  II,  28.  mit  bilden  u.  mit  bnch- 
staben,  diut.  II,  18.  blatt  u.  blute,  bletter  a.  bluot,  k.  troj.  486. 
1146.  barg  a.  bleck  (=  befestigter  ort)  gewinnen,  still,  fehde  (s. 
258b).  zu  pulver  u.  blei  begnadigen  (eine  moderne  art  der  begna- 
digang),  volksm.  Antwerp.  liederb.  182,  5.  vor  blicken  u.  vor 
brahte  (=  glänz  u.  pracht),  Mart.  52,  88.  büssen  u.  bliden,  mit 
q.  a.  b.  he  schot,  holst,  krön.  Staph.  123.  f  Korner,  krön.  s.  207. 
Pasilj.  74.  Liliencr.  volksl.  I,  215.  ,  mit  bogen   u.    mit   hassen, 


142  Die  flprichwörtlichttk  Formeln  der  dentscben  Sprache* 

Körner,  kr6n.  s.  206.  ba  endi  bodlos  (=  webnang  o*  haus),  Heljd. 
65,  22.  bogen  u.  bölzelin,  Pardv.  118,  4.  bogen  o.  bolz,  k. 
troj.  109.  bogen  u.  pfil,  ebend.  968.  böte  n.  br5ke  (niederd.  = 
busse  u.  brüche)  =r  Schadenersatz,  genagthaung,  geldstrafe.  in  bu- 
schen ende  in  brame  (domstranch),  altd.  bl.  I,  210.  bromber  n. 
bresteling  (schwäbisch  =  grosse  gartenerdbeere),  bOchl.  ▼.  g.  speise 
54.  boten  u.  briefe,  Diemer  200,  2.  Schade  g.  g.  5,  42.  Pusilj. 
136.  148  u.  o.  t  Neooor.  I,  423.  Pusilj.  313.  briefe  oder  bot- 
schaft,  Mencke  I,  1076.  Brig  u.  Breg  bringen  die  Donau  su  weg 
(Brigach  u.  Brege),  Simrock  1303.  breven  u.  bullen,  Eschenloer  I, 
307.  n,  70.  j*  n,  16.  brevier  u.  buch,  deutsch,  ord.  stat.  s.  47. 
brot  u.  brunnen,  se  br<^te  u.  s.  br.,  Diemer  848,23.  von  br^te  u.  ▼. 
br.,  Hartm.  Gregor  2740.  brot  u.  butter  (bread  and  butter)  =  butter- 
brot.  er  ass  sein  br«  u.  b.,  Wieland,  auch  in  vielen  Sprichwörtern:  Wan- 
der, brot  133.  135.  153.  167.  173.  över  busk  n.  bröke,  hexen- 
Spruch  in  nordd.  sag.  v.  Kuhn  320.  in  buchen  u.  bruchen,  livl.  kr. 
3375.  bungen  u.  pipen  (b.  =  trommeln),  Zeno  1038.  penitence 
u.  busse,  Mencke  I,  1110. 

ge  daede  ge  dihtes,  angels.  lex  Atheist.  (=  that  —  befehl). 
dig  u.  vorder.f  (=  gedeihen  u.  nachtheil),  Schönem,  niederd.  ged. 
2756.  dike  (=  deiche)  u.  dämme,  Neocor.  II,  276.  distel  u. 
dorn,  Anegenge  18,  83.  mittelniederl.  ostersp.  90.  Tristan  Fribg.  3574. 
Mart.  117d.  Suso  pred.  I.  manckt  disteln  u.  manckt  dornen  (1455), 
Soltau,  volksl.  nr.  21.  distel,  gras  u.  dorn,  fastnsp.  1187.  besser  in 
distel  u.  d.  baden,  denn  mit  felschen  zangen  sein  beladen,  Henisch  719. 
d.  u.  d.  stechen  sehr,  fiilsche  zungen  noch  viel  mehr,  Petri  ü,  153. 
druck  u.  drang,  Schilling  eidg.  krön.  5.  durch  dorn  u.  durch  ge- 
drenge,  Iwein  268.  frau  Dritt,  frau  Dreit,  bergreien  160,  4. 
keen  duld  nn  dür  hebben,  3=  geduld  u.  ausdauer,  holst,  idiot. 
dunst  u.  dampf,  der  d.  u.  d.  ist  eine  rechte  vergift  dem  menschen, 
bQchsenmeysterey  7. 

ecken  u.  enden,  an  allen  e.  u.  e.,  volksm.  eid  u.  ehre,  ich 
wtl  daz  hnete  uf  mtnen  e.  u.  uf  mine  6re  nemen,  k.  troj.  2765.  auch 
umgekehrt,  ecke  u.  ende  sind  gleichbedeutende  ausdrücke  in  den  volks- 
thOml.  Wendungen:  „es  ist  eine  ganze  ecke  hin,  es  ist  ein  hObsches 
ende  bis  dahin, ^  =  ein  weiter  weg.  eiche  u.  erde,  diewlle  e.  u.  e. 
stdt,  schwabensp.  eigen  u.  erbe,  egan  endi  erbi,  He\jd.  101,  22.  in 
eigan  joh  in  erbi,  Otfried  II,  2,  43.   umb   erbe   u.   umb  e.  (dreimal), 


Die  sprichwörtlichen  Fonneln  der  deutechen  Sprache.  14d 

Statut«  dinkelsb.  (Haupt  z.  VII,  1).  an  egen  u.  an  erve,  Sachsensp.  5  a 
S  3.  Haltaas  282.  Gndenus  2,  897.  Trimb.  2419.  lieders.  .128,  58. 
alt.  bl.  I,  97.  f  im  gegensatze  zur  Ehrenden  habe,  Strick.  Karl  113  b. 
Col.  cod.  11,  562.  to  erve  u.  t.  e.,  braunschw.  krön.  s.  385.  passion. 
III,  539,  12.  Trimb.  2401.  erb.  u.  eigen,  k.  Lud.  tocht.  (jahrb.  d. 
berl.  ges.  IX,  XIH,  108).  A.  ich  vertheile  sein  ei.  e.  u.  lehen  seinen 
herren,  (xrimm  BA,  41.  erste  noch  ende,  föne  Mst  unz  in  ende, 
Hattemer  III,  403.  weder  ^rste  noch  zem  ende,  avent.  kr6n.  1482. 
fabelei  u.  Faselei,  volksm.  &n  valsch  u.  &  gefere  (=  auf- 
richtig), Sachen w.  6,  59.  flamm  u.  fank  (des  Schwertes),  Homeck 
151a.  alle  feug  u.  frficht  (=  feldfrQchte),  Amberger  (Schmellerl, 
539).  firlefanz,  bergreien  107,  7.  (firlei,  naroe  eines  tanzes).  f  &r 
u.  fQr  (=  gefahr  u.  feucr)  st&n,  soest.  fehd.  s.  621.  one  furcht  u. 
one  f&r  (=  angst),  Fribg.  5437.  Neocor.  I,  868.  form  u.  färbe, 
lieders.  178,  742.  yater  u.  freund,  denn  vater  o.  vriunde,  Yrtd. 
141,  4.  wat  vadder  wat  vriend,  magdeb.  volksm.  vitte  u.  vatte, 
MQUenhoff,  sag.  s.  292.  mit  faust  u.  ferse  losschlagen,  (Wieland), 
Grimm  III,  1545,  5.  finger  u.  faust,  so  man  in  ein  finger  beut, 
wil  er  die  faust  gar  haben,  zeytbuch  280b.  mit  fausten  u.  m.  füssen, 
Foix  1246.  faxen  u.  f lausen  (=  facetiae  u.  vMsen  =  lügen,  von 
floaen  =  flüstern),  volksm.  zum  fitz  u.  federle  (fitz  =  eine  art 
pfeil),  Uhland  volksl.  II,  284.  6ne  fittig  u.  federn  kau  nieman 
fliegen,  Ulensp.  14.  fest  u.  feier,  festnsp.  I,  380,.  29.  feind  u. 
freund,  vinde  u.  vrunde.  Herb.  troj.  k.  5120.  16098.  livl.  kr.  8503. 
lieders.  180,  246.  Suchenw.  28,  248.  fries.  fiand  and  friund,  Br.  2. 
As.  36.  auch  in  sprich W^rtern,  Wander,  feind:  5.  10.  24.  31.  40.49. 
50.  62.  74.  77.  89.  106.  109.  127.  134.  177.  178.  ect.  f  friunten 
von  fienten,  Diemer  I,  55,  2.  Parciv.  339,  8.  Wilh.  d.  h.  101.  noch 
vrunt  noch  vient,  köln.  krön.  5813.  6094.  Lohgr.  71,  21.  135,  11. 
Trimb.  5976.  lieders.  62,  63.  Schade  g.  ged.  9,  584.  berner  krön. 
223.  228.  feil  u.  fleisch,  corium  et  camem,  Reinard.  11,  926.  fries. 
fei  and  fiAsk,  As.  88.  es  steckt  mir  zwischen  feil  u.  fl.  =  es  ist  mir 
unbehaglich  zu  muthe,  ich  bin  zweifelhaft,  zwischen  feil  u.  futter, 
besprechungsformel.  Frischbier,  hexenspr.  59.  felsen  u.  flinsen, 
mit  velsen  u.  vi.,  k.  troj.  5882.  hi  feo  oppe  at  feorhe,  angels.  (= 
gat  —  leben),  vernoi  n.  verdriet,  ende  in  vemoi  (=  ennuie)  ende 
in  verdriet,  Partonop.  112,  9.  ze  pferde  u.  auch  ze  fuoze,  Uvl. 
krön.  8984.    verlust  u.  finden,  sit  vlust  u.  vinden  an  in  was,  Par-. 


144  Die  spricbwörUtcheii  Fohneln  der  deutschen  Sprache. 

dv.  531,  27.   vinden  u.  vlust,  Wilh.  (Wolfram)  11,  5.    vrunde  u. 
▼erwaQteD,  Neooor.  I,  631.   feuer  a.  finster,  in  fiar  enti  in  finstri, 
Mospili.  11.    feaer  n.  flamme,  ir  flammen  u.  i.  wildez  fnr,  Amur 
227.  rose  (niederl.)  9031.   f.  n.  fl.  sein  =  begeistert,   f.  n.  fl.  speien 
(jeter  feu  et  flamme)   =  erbittert,  zornig  sein,   yolium.  Frischbier, 
hexenspnich  109,  mehrmals.   Eichwald  592.    feuer  u.   funken,  er 
speit  vorn  feuer  u.  scheist  hinten  funken,  Fischart,  geschichts.    fnchs- 
schwänzer  u.  finanzer,   Schweinichen.    fisch  u.  ferge  (wasser- 
baum),  Walther  434.  463.    «fisch  u.  fleisch,   f  häufiger  fleisch  n. 
flsch  (he  is  neither  fish  nor  flesh),  Ernst  2188.   Alezdr.  75.     Biterolf 
8122.   Otte  264.  Vrtd.  95,  7.   Warnung  2460.   Alcxius,  A.  54.  col. 
cod.  7,   155.    Bari,   fleisch   mit  d.  fischen,   Iwein  6217.   Amis  600. 
k.  troj.  13657.  Martina  30d  111.  170,  26.  altd.beisp.  8,  17.   ungen. 
rock  1550.  3492.  käs  nach  fleisch  und  nuss  zu  fischen,  ring  27  b.  29. 
und  in  vielen   Sprichwörtern:    halb   fisch,    halb  fleisch,  ist  flsch  noch 
fleisch,  gar  flsch  ist  f.,  gar  fl.  Ist  f.,  Sirorock  2476.  Wander  84.  232. 
263.  282.  283.  Reinm.  v.  Zweier.   Erasmus:  dicunt  et  hodie  „neque 
caro,  neque  piscis,'^  de  homine  qui  sibi  vivit,  nee  ullarum  est  partium. 
Rufl*  Adam  5582  n.  ö.  vgl.  altd.  wäld.  11,  l67.  auch  sprichw.  bezeich- 
nung  von   halbheit  im  volksmunde.    fisch  u.   vogel,  Walther  272. 
in  vielen  Sprichwörtern :  fischefangen  u.  vogelstelien  veixlerbcn  manchen 
Junggesellen  —  fische  u.  vögel  nemen  manchem  seinen  bogen  u.  b.  w. 
flammen  u.  funken  gap,  passional  III,  14,  41.    friede  u.  flege 
(=  obhut),  chron.  luneburg.  s.  197.     flucht  oder   flehen,   Trist. 
18914.    weder  fliege  noch  floh,   lieders.  235,  14.   fliegen,  flöh  u. 
neid  bemQhen  die  menschen  aHzeyt,  HeniscH  1146.   fliegen,  flöhe,  des 
tiuvels  nit,  die  mflent  die  liute  zaller  zit,  Yrid.  146,  ].  fliegen,  flöhen, 
fledermäuse,  huren,  hüben  und  filzläuse,  wo  die  nemen  überhand,  Ter- 
derben  sie  ein  ganz  land,  Henisch  1146.    ein  geflitter  u. e.  pfnuat 
wart  da  von  den  herren  (=  ein  unterdrücktes  lachen),  Jerosch  15,  38. 
mit  volge  u.  mit  vrage  (=  durch  Urteilsspruch,  Lohengr.  57,  18. 
frage  gibt  folge  u.  recht,  rechtsspr.  Graf  415,  122.    vordtgn«  vor- 
der f  (gedeihen  u.  nachtheil),   Schönem,  niederd.  ged.  3595.     form 
oder  fug,  fastnsp.  170,  12.  fraiz  u.  furcht,  durch  foricht  u.  d.  fraiz 
(=  schrecken),  Homeck  38 b.   den  forsten  n.  frauen,  Crane4,  121. 
fride,  freiheit  u.  recht,   Grimm  RA.  15.     Aber  fflrsten   ende 
frten,  passional  I,  151,  44.    fremde  n.  freunde,  die  vremeden  zno 
d.  fnund,  Gudr.  46^  2.  1520,  4.  die  vr.  u.  d.  vrunde,  passional  I,  42, 


Die  sprichwörtlichen  Formein  der  deatochea  Sprache.  146 

25.  unter  fmnden  u«  fr.,  Statut  d.  Stadt  halle  (14.  j.)»  Neooor.  I,  143, 
110.  Pnsilj.  183.  freude  u.  friuntschaft,  Iwein  7765.  volksm. 
Wander  132.  friede  u.  freude,  Rumelant  2,  9.  yriede  ist  uns  u. 
vreade  gram,  avent.  krön.  18996.  lieders.  178,  361.  Snso  leb.  87. 
ew.  weish.  9.  fr.  u.  fr.  u.  gemach»  Mencke  U.  (Lud.  v.  ThQr.  §  17) 
Soest,  fehd.  s.  663.  Bäschg.  buch  d.  lieb.  348.  in  Sprichwörtern:  fried 
ist  der  herzen  freud  (dänisch:  fred  er  fryd),  Lehmann  213,  26.  Wander 
85.  in  fried  u.  freud  fahr  ich  dahin,  kirchenlied.  frledel  u.  freund, 
min  Triedel  u.  mSn  vreund,  marienleb.  1408.  frunde  u.  friende 
(taatoiog.)  Clcsener,  strassb.  krön.  67.  in  friede  u.  freundschaft 
mit  einander  leben,  volksm.  Korner,  krön.  s.  209.  Neocor.  I,  308. 
freundschaft  noch  frommkeit  hilft  da,  Busch,  buch  d.  lieb.  45. 
friede  u.  frommen,  Eschenloer  II,  90. 

gäbe  u.  geld,Pusilj.  297.  gäbe  u.  geschenk,  Neooor.  I,  142. 
mit  gab  u.  guter  geheiz,  Homeck  291b.  gift  u.  gäbe,  tautolo- 
gisch,  grote  gifte  u.  gaue,  holst,  krön.  (Staph.  119),  die  giften  u. 
gebin,  Mono  VII,  470  (j.  1379).  Gerstenbg.  krön.  299.  Agricol.  527. 
mit  gift,  mieth  oder  gaben,  Fischart.  giften  u.  gaven  makt  nichten  u. 
magen,  Schottel  1133  a.  ho  nimmt  nig  gift  noch  gavn,  hambg.  volksm. 
A.  gift,  gaben  u.  geschenk  nemen,  Mathesy  125  b.  gäbe  u.  geniez, 
daz  heilige  grab  one  geniez  u.  g.  hat  niempt  gern  in  hüt,  Homeck  110. 
die  goddes  gave  u.  d.  gefliet,  Statut  d.  Stadt  Halle,  gnade  n.  gäbe, 
Taaler  240b.  Pusilj.  329.  ir  gäbe  u.  ir  gebot.  Teichner,  Docen 
misc  n,  229  ff.  vil  goldes  u.  gabe,PezII,  1080.  gäbe  u.  gruss, 
mit  gäbe  n.  m.  gruoze  gut,  frau  2132.  n&  gunst  u.  gaif  (gäbe), 
Schade  g.  ged.  9,  452.  sprichw.  gäbe  macht  gunst,  Henisch  1781. 
giks  noch  gaks,  weder  giks  noch  gaks  wissen,  volksm.  Kiselein238. 
Langbein  2,  161.  Schm eller  I,  25.  Sanders  I,  529.  auf  kocken  oder 
auf  galein  (=  galea,  gaUre),  Homeck  304.  gift  u.  gallo  in  her* 
zens  gründe,  Trimbg.  14091.  gall  u.  unheilsame  vergift,  Belial 
16  b.  gift  u.  gallo  speien  =  erbittert  sein,  volksm.  Lessing  I,  285. 
Mayer  11,  217.  er  hat  weder  g.  noch  g.  —  er  ist  gleich  g.  n.  g.  — 
Wanden  gelfe  u.  gamen,  mit  gelfe  u.  gamen  (=  mit  Übermut  u. 
routwillen).  Herbort  troj.  1575.  gang  u.  gebaren,  kiusch  din  ge- 
baren u.  din  ganc,  Gottfr.  lobges.  28,  12.  Gott  u.  garbe,  wie  es 
Gott  n.  garbe  giebt,  volksm.  (gast)  gaste  u.  gesinde,  die  geste  u. 
d.  gesinde,  Lanzelot  7799.  avent.  kröne  17102.  gesamt  abent.  20,  18. 
gesinde  u.d.  g.  Ernst  2883.    gaste  n.  künden  (=  bekannte  u.  frem* 

Archiv  f.  u.  Sprachen.   }(LIX.  10 


146  Die  sprich  wörtlichen  Formeln  der  deatocben  Sprache. 

den),  80  zimst  du  wol  bt  k  n.  bt  g.,  Zweter  U,  199.  die  k.  a«  die  g., 
Engelh.  32.  Trinb.  18120.  Laber  657,  5.  Suchenw.  84,  86.  12,  82. 
umk.  Homeck  488a.  gurre  wie  ganl,  =  eines  so  schlecht  wie  das 
andere,  fastnsp.  867,  22.  gurr  an  gaol  war  ohomen,  Hätcl.  240  a. 
Jnsting.  krön.  s.  250.  es  ist  gurre  als  gaul«  Franck  II,  lOa.  Tappius 
116  a.  Schiller  III,  6  b.  wie  die  gurr,  so  ist  d.  gaul,  Lehm.  826,  20. 
gebe  u.  gisel,*beide  mit  gisel  u.  m.  g.,  Strick.  Karl  24  b.  Ruol.  55,  7. 
gdrtel  u.  gebende,  Syon  s.  18.  geberde  u.  gestalt,  Suchenw. 
42,  36.  gebet  u.  gebot,  Homeck  158b.  (s.  bete),  umk.  Lohgr. 
58,  85.  Otnit  1667.  geberde  u«  gelÄze,  Massm.  denkm.  L  10, 
157.  gelate  u.  gebaere,  sasskr.  29.  mit  gesange  u.  gebete,  Wernli. 
Mar.  I,  49.  gebet  u.  gQte,  walsch.  gst.  12886.  gebiet  u.  geleit, 
und  hiesche  die  nahm  wieder  (=  forderte  das  genommene  wieder), 
die  in  seinem  gelait  n.  gebiet  geschehen  war,  limbg.  krön.  s.  65.  gebo  t 
u.  gewalt,  dtng.  u.g.,  £rec8298.  Georg  2195.  passional  I,  216,  71. 
des  gewalt  u.  des  gebot,  passional  III,  188,  28.  414,  SO.  651,  50. 
676,  96.  Martin.  2c  68.  5d  98.  (noch  5  m.)  gebot  u.  gnade,  dein 
geb.  u.  d.  gn.,  Stricker  Karl  40  b.  stn  gnade  n.  s.  g.,  Iwein  5352. 
Georg  2189.  von  gnaden  u.  g.,*  Haupt  z.  VI,  879.  Gregor  2986.  got 
u.  sine  h.  10  gebot  help  mir,  köln.  krön.  5098.  gebrauch  u.  ge- 
wohnheit,  gebruk,  wise  u.  gew.  (a.  1548),  Grimm  RA.  15.  van 
gebärd  u.  geslagt,  sassenkr.  2,  80.  gebürt  noch  gut,  der  geb. 
noch  des  gutes,  arm.  Heinr.  45.  Erec  8809.  gedank  u*  getrehte 
(=  dichten  u.  trachten),  st.  Oswald  723.  gedenken  noch  gedenken 
(=  danken),  Trimb.  5788.  gesin  noch  gedanke  (vgl.  gedanke), 
kaiserkr.  250,  26.  ^edinge  u.  gnade,  bringen  zu  gnaden  u.  z.ged., 
Gr.  Budolf  18,  22.  gedinge  u.  glaube,  ain  geloube  u.  ain  gedinge, 
Ruol.  128,  14.  von  getret  u.  v.  gedrank,  Suchenw.  4,  185.  ge- 
trift  u.  gefährt  (=  spur),  Suso  b.  HI,  1.  graeben  noch  gefild, 
Suchenw.  4,  206.  gehelle  (=  Obereinstimmung)  u.  gnnst,  mit  wil- 
len, gunst  n.  g.  (a.  1871),  Grimm  RA.  16.  gisel  u.  gelt,  Mart. 
122b.  geisel  u.  gut  (vgl.  gäbe),  die  gisel  u.  daz  guot,  Strick.  Karl 
88b.  87a.  87b.  geitikeit  u.  gleihsenheit,  Trimb.  4981.4948. 
dat  gekunne  u.  geslagte,  sassenkr.  8,  7.  gel&ut  u.  gesaugt  mit 
gelinte  u.  m.  g.,  Servat.  988.  geld  u.  gold,  Herb.  troj.  kr.  15985. 
Schade  satir.  I,  188.  Rnff  Adam  8184.  88.  554.  990.  4012.  946. 
5188.  t  Rocholz  s.  52.  Körner  volksl.  14  (bis)  gold  u.  geld  regiert  d. 
ganze  weit,  sprichw.    weder  gunst  noch  geld,  fastnsp.  897,  19, 


Die  sprichwörtlicben  Formeln  der  deatscfaen  Sprache.  147 

drei  g  bringen  viel  weh  in  der  weit:  gnnet,  gewalt  u.  gold,  Wander  I. 
gelt  macht  gnnet,  Petri  11,  880.  geld  o.  gut,  in  aehr  vielen  Bprich- 
wörtem:  g.  n.  g.  ist  fahrende  habe  —  ist  wetterwendig  —  macht 
Qbermat  —  mnss  swei  schelme  haben  —  n.  Wander  660  C  Dietr.  fl. 
4154.  Amis  2158.  Hag.  kronik  2189.  Gerstenbg.  krön.  248.  fastnsp. 
I,  155,  6.  TheophiL  609.  Ruff  Adam  8118.  248.4426.  Clans  B.  727. 
851.  Pnsiy.  250.  Lnther's  katechismus  IL  a.  ni.  hauptst.  was  frag 
ich  viel  nach  g.  a.  g.,  lied.  dat  is  jo  man  g.  u.  g.,  et  is  jo  nig  fleesch 
D.  bloot  =  das  nnglflck  geht  nur  an  den  geldbentel,  holst,  f  mit  guodu 
endi  geld,  Heljd.  106,  23.  gut  u.  d.  leidige  g.,  Schade  satjr.  15,  240. 
PasUj.  851.  H&tsl.  276  b.  A.  nmb  hab  u.  gut  u.  geld,  MuscaC78,  24. 
geld  Q.  gute  Worte,  fOr  g.  u.  g.  w.  kann  man  alles  haben,  sprich w. 
=  mit  scazsa  ioh  mit  wortan,  OtfriedlV,  87.  50.  geleite  a.  geselle, 
iwer  g.  u.  iwer  g.  Parciv.  871,  6.  gelf  u.  gibelin,  den  gwelphen 
hetsen  an  den  gibelin  (j.  1816),  buch  d.  rüg.  (Haupt  z.  II,  10).  Gibel 
tt.  6&lfe,  Lohgr.  88,  40.  Gelf  u.  Gibling,  Laber,  anhg.  106,  7.  Je- 
rosch  50,  81.  Suchenwirt  9,  192.  14,  90.  Gibl.  u.  Gelf,  Altsw.  IV  b, 
168,  14.  y,  227,  26.  mit  diesen  Schimpfnamen  bezeichneten  sich  auch 
die  französisch  oder  kaiserlich  gesinnten  schweizer,  und  am  hause  der 
Bemer  adelszunft  zum  distelzwang  schrieb  jemand  an  einen  laden  die 
Worte:  „Wir  Gelfen  werd  uns  der  dukaten  und  krönen  behelfen,  so  ir 
Gibel  kath  und  dreck  essent  uz  dem  kübel.^  gelig  u.  geschlap,  sonn 
g.  Q.  g«,  mecklbg.  volksm.  geloopu.  gerönn,  sonn  g.  o.  g.,  mecklbg. 
volksm.  gelöst  u.  gelange,  g.  u.  g.  der  lidet  vil  ange,  Trist.  17771. 
geluat  u.  girde,  ir  girde  u.  ir  g.,  avent.  krön.  20227.  gemach  u.  ge- 
yflere,  ze  gevüere  n.  ze  gem.,  Iwein  6589.  gemach  u.  gereite  (ge- 
räth),  an  gereite  n.  a.  g.,  Gregor  1044.  gemach  u.  glück,  gut  gemach 
n.  darsuo  gut  gelucke,  passion.  I,  84,  76.  f  mecklbg.  reimkr.  s.  798. 
gemach  u.  gnade,  f  gnade  u.  gem.,  Iwein  777.  (=  gnad.  u.  ruhe) 
Homeck226a.  guotes  u.  gemaches,  Homeck  126a.  gemach  u. 
gut,  mit  guote  u.  mit  gem.,  arm.  Heinr.  1447.  michel  guot  u.  gemach, 
Gregor  488.  altd.  M.  II,  84.  golt  u.  gemaelde,  Mart.  182c.  ir  ge- 
niez  u.  ir  gut,  passion.  III,  499,  82.  geniste  u.  gesundheit  (= 
genesnng),  gesnndheit  u.  gen.,  Pantal.  215.  genügen  u.  gewalt,  er- 
hob sich  herr  Cuno  von  Falkenstein  mit  grossem  genügen  u.  g.,  limbg. 
krön.  s.  65.  gereizse  u.  gewerre,  g.  u.  g.  machen.  Berthold  126. 
gerten  u.  geisein,  mit  gerten,  mit  geisein  u.  mit  swerten  (j.  1190) 
Haupt  z.  ly  158.   geruhen  u.  gnade  behalten,  Pusi\j.220.  geschick 

10  • 


148  Die  Bpricbwörtlichen  Formeln  der  deutschen  Sprache. 

n.  glfick,  mit  g.  n.  g.,  Wais.  1886.  gimme  a.  geschmlde,  k.  troj. 
1165.  geschmeide  u.  gold,  das  golt  n.  d.  gesmtde,  Engelh.  2722. 
geschnack  u.  geklöter,  sonn  g.  n.  g.,  inedübg.  yolksm.  gestalt  u. 
gewant,  Sachenw.  28,  340.  glast  (=  glänz)  n.gestein,  Suchend. 
3,  175.  *gesteine  u.  gold,  v.  gest.  noch  von  golde,  Wigal.  13,  26 
(u.  noch  8  mal),  Wolfr.  Wilh.  24,  2.  Luar.  483  u.  ö.  edeln  gest.  u. 
g.,  wälflfch.  gst.  1475.  baz  danne  geeteine  dem  golde  tuot,  Walth.  m, 
92,  26.  licht  gest.  u,  röiez  g.,  Parciv.  17, 18.  passional  I,  öfter,  k.  tarn. 
171,  1.  Heinzel.  19,  19.  f  Raol.  118,  14.  150,  4.  golt  u.  ge8t.,Cres- 
cent.  92,  2  .(j.  1150),  Wigal.  68,  18,  27.  u.  5.  Alexdr.  441  u.  1331. 
von  gold  u.  y.  g.,  Luar.  351.  Gregor  551.  Ernst  2642.  2721.  mit  g. 
u.  m.  g.,  kaiserkron.  36,  13.  Salom.  u.  Morolf  35.  Partonop.  5S,  16. 
Wilh.  d.  h.  84  u.  5.  Oottfr.  lobges.  '75,  10.  Lanzel.  4137.  Parciv. 
335,  28.  222,  17.  Strick.  Karl  47a  n.  5.  Gerb.  5769.  Wigam.  4955. 
avent.  krön.  22031  a.  5.  Georg  1445.  passional  I,  234,  76  u.  ö.  k. 
troj.  3862  u.  ö.  unser  alter  liebt  gold  u.  stein,  Matthisson  A.  1,  181. 
A.  g.  g.  a.  raben,  Servat.  116.  Silber,  g.  u.  g.,  Lnar.  1264.  getat  u. 
guot,  keine  mir  geiichet  weder  an  guot  nid  an  get&t,  Lanzel.  1003. 
getiure  u.  gezierde,  von  g.  u.  v.  g.,  avent.  kr<)n.  3156.  ein  ge- 
ziug  n.  gewer  (gewährsmann),  Mart.  182 d.  gewalt  u.  gewähr, 
in  g.  u.  g.,  Hobonveb.  Schwanr.  335.  Oberlin:  Aber  gew.  u.  Ober  ge- 
währ. glQck  n;  gewalt,  narrschf.  172,  54.  gewalt  n.  gnade, 
Schade  g.  ged.  4,391.  gew.  4ne  gn.,  Mone  quell.  I,  480.  bei  gewalt  soll 
gnade  sein,  Graf  397, 605.  Eirchhofer  224.  Rubin  1 5, 3.  f  gnade  bS  gew., 
Martin.  291b.  dtn  gn.u.  dtn  gew., Berthold  114.  gewalt  u.  gunst,  narr- 
schf. 157,61.  t ring 47b,  19.  gewalt  n.  gut,  mit  siner  gew.,  m.  s.  g., 
Marienl.  105,  22.  gr6z  gewalt  u.  irdisch  g.,  Trimb.  6003.  Doroth.  paas« 
156.  godes  gude  inde  sine  gew.,  Marienl.  78,  8.  die  guot,  gewalt  u. 
^re  verwerfet,  passion.  UI,  637,  22.  gewand  u.  gold,  von  golde  u. 
V.  gew.,  Lanzel.  8901.  gut  u.  gewin,  Walther  I,  20,  20.  Homeck 
221a.  geznne  u.  gezimbere  (vgl.  zäun),  g.  u.  g.,  Sachsenspieg. 
kib  u.  gift,  voll  kib  u.  gift  sein,  volksm.  (kib  =  keib  =  aas^. 
*  gimme  n.  gold,  von  g.  u.  v.  g.,  troj.  kr.  ein  gimm  vflr  allez  golt, 
^Isch.  gst.  1367.  mit  gimmen  u.  mit  g.,  k.  troj.  14938.  f  auri  gem- 
marumqne  insignia,  Boswith.  50.  goldes  unde  gimmon,  Hattem.  HI, 
303.  quis  gemmis  illiserit  aurum,  Walth.  462.  tunicam  gemmis  auroqae 
micantem,  Ruodlb.  238.  &ne  g.  u.  A,  g.,  kaiserkron.  464,  25.  nzzer  |^. 
u.  u.  g.,  Buol.  57,  28.  268,  31.  avent.  kn^n.  3143.  golt  noch  gimaie, 


Die  Bprichwöiilicben  Formeln  der  deutschen  Sprache.  149 

gesamtabent.  20,  852.  von  g.  u.  v.  g.,  k.  troj.  11284.  14539.  girde 
u.  gut  (ygl.  gelust),  g.  u.  g.,  wälsch^  gst.  11988.  giuuarahtes  endi 
giuuahsanes  .-=  facta  et  creta  =  künstl.  u.  natürl.  körper,  Heljd.  2,  5. 
giuuisela  endi  giuaarahta  =  docta  et  facta,  H6\jd.  2,  1.  &n  ge- 
limpf  u.  An  gewissen  (=ohne  anstand  u.  einsieht),  Muscat.  81,  27. 
gnade  u.  glimpf,  Trimb.  5590.  gling  glang  gloria,  bergreicn 
101,  7.  Uhland  200.  g locke  n.  klingel  (oder  klöppel),  in  vielen 
Sprichwörtern,  s.  Wander.  glück  u.  gnade,  Hagen  krön.  1134. 
Schilling  eidg.  krön.  142.  332.  zu  gnaden  u.  guotem  kam,  Ehing. 
8.  12.  gott  u.  gliicki  BQsch.  buch  d.  lieb.  282.  glück  u.  guot, 
beide  gelucke  u.  g.,  passion.  III,  590,  3.  gnade  u.  gunst,  chron. 
liineburg.  s.  191.  berner  krön.  96.  Agricol.  II.  89.  wenn  gnad  u.  gunst 
nicht  will,  schafft  kunst  u.  witz  nicht  vil,  Henisch  1781,  54.  gnade 
u.  gute,  Wemh.  Maria  184.  ze  gnaden  u.  ze  gute,  altd.  bl.  11, 
34.  gutes  u.  gnaden  rieh,  sieb,  meistr.  206,  25.  grind  u.  gnaz  an 
etwas  reiben,  Luther  6,  30b  u.  5,  357  b  (gnaz  =  genaz  =  genez  = 
nasse  wunde),  gürtel  n.  gold,  Suchenw.  7,  174.  gold  u.  gut, 
Dietr.  ff.  5095.  avent.  krön.  14760.  zahle  dann  mit  gold  u.g.,  Platen 
4,  276.  t  Muglin.  gott  u.  mein  glück.  Diese  worte  führte  Julius  v* 
Hrannschweig-Lflnebg.  oft  im  munde;  sie  sind  auch  durch  die  buch- 
staben  g.  v.  m.  g.  auf  seinen  thalern  bezeichnet.  Madai  1102.  Gott 
wend  das  gluckrad  umb,  refrain  in  dem  liede  nr.  77  bei  Soltau.  gut 
gliick  u.  Grottes  segen,  lieders.  20,  82.  gotes  huld  u.  gunst  der 
liute,  Konr.  v.  W.  18,  1.  gott  u.  gut,  beide  an  gude  u.  ok  an 
gottes  eren,  Gandersh.  krön.  8,  14.  gott  oder  d.  gryphe  mich  hin 
drejd,  Heinrich  d.  Löwe  25,  7.  gott  u.  guten  leuten,  gote  u.  guo- 
ten  liuten  klagen,  Iwein  6322.  graben  u.  graft,  an  dem  graben  u. 
an  der  grafl.  Herb.  troj.  kr.  6197.  über  gruben  u.  graben,  Trimb. 
13870.  grub  noch  grab,  Uhland  volksl.  II,  352.  die  gründ  u.  gra- 
ben, Suchenw.  4,  440.  gras  u.  grein,  losung  der  freischöffen. 
buchstaben  der  heiligen  vehme:  s.  s.  g.  g.  =  ffieh  über  stock  u.  stein, 
gras  u.  grein,  (grein  -=:  gries  ==  grobkörniger  sand.)  Wigand,  fehme 
265.  524  u.  25.  als  gries  u.  gras  (eine  schar),  Gerstenbg.  krön. 
171.  grat  u.  grund,  so  lange  grund  u.  grat  stet,  Stalder  idibt.  I,  485 
=  thal  u.  berg  (vgl.  eich  u.  erde).  Grimm,  KA.  (an.  1301  u.  1497) 
appenzeller  kaufbrief  (Zellweg).  gruss  u.  gunst,  Homeck  15. 
gGlte  n.  guot,  ungewert  des  gudes  u.  der  gülde  min,  Schwann  575. 
guot,ere  u.  guft,  Trimb.  4299.   guot,  ere  u.  gunst,  Trimb.  16629. 


150  Die  sprich V  örtlichen  Formeln  der  deaticheii  Sprache. 

haar  a.  haube,  min  hoube  u.  min  hir.  Helmbr.  510  u.  1S91. 
haar  u.  haupti  h.  a.  houbit,  Wilh.  d.  h.  81.  beide  etn  hoabt  u.  e.  h., 
col.  ood.  8,  21.  t  houet  inde  bar,  Tnndal.  519.  diut.  I,  875.  fastnep. 
I,  265,  18.     hant   u.   haar,   ad  entern  usque  ad  crinem,  sehr  alte 
rechtsformel ;    nach  dem  Sachsenspiegel  richtet  man  so  h.  n.  h.  (als 
höchstes  strafmaass)  fiber  schwangere,  Ober  diebe,  die  weniger  als  3 
Schillinge  oder  bei  tage  stehlen,  dem  bauermeister  wettet  man  ftlr  h.  u. 
h.  8  Schillinge,  wer  h,  n.  h.  abkauft  ist  rechtslos.    Strafe  bei  h.  n.  h. 
ist  =  geissein  n.  haarabschneiden,  s.  RA«  Grimm  702.  Schwabenspg. 
91.  92  u.  ö.   2.  makkab.  7,  7.   als  formel  bezeichnet  dieser  ausdrudc 
sonst  gewöhnlich  den  ganzen  körper:  Berthold  62.  kaiserkron.  458,  38. 
Reinh.  710.  914.  996.  Otte  873.  Eracl.  8438.    Herb.  troj.  kr.  2906. 
Eneit  13146.  Iwein  1888.  Helbling  I,  1203.  Walther.  Wolkenst.  108, 
3.  7.  abegln  hnt  u.  h&r,  fundgr.  II,  291.  Enenk.  101a.  Karaj.  C.  506. 
fastnsp.  610,  16.  f  nee  pilus  neque  vellus  lat.  ged.  auf  Friedr.  d.  stauf. 
Grimm  s.  242.   pellis  et  pilus.   Im  Iwein  steht  daftir  auch  h&r  u.  lieh, 
haar  u.  haut,  Herb.  troj.  9785.  54.  Titur.  5998.  Amis  1704.   hexen- 
spnioh,  Frischbier  5.  was  hilft  flickens  u.  plätzens  am  pelz,  da  h.  u.  h. 
nicht  gut  sind,  Schottel  1119  a.  auch  in  folgenden  neueren  redensarten: 
es  geht  einen  von  h.  u.  h.  nichts  an,    lud  de  m!  mit  hut  u.  h&r  nicks 
ang&Q,  mecklbg.  mit  h.  u.  h.  fressen  (mit  h.  u.  h.  verteren,  niederd.), 
ik  ken  ero  von  h.  u.  h.  nich  (mecklbg.)i  es  ist  mir  von  h.  u.  h.   zu- 
wider, er  nimt  das  haar  mit  der  haut,  Hütten,  wo  haut  u.  h.  nicht  gut 
sind,  da  gibt  es  keinen  schönen  pelz,  Luther.  Petri  11,  805.    holz  u 
haar  düngen  sieben  jähr  —  wachsen  über  nacht,  sprich w.    habe  o. 
hämisch  menniges  roannes,    Körner,  krön.  s.  208.    habe  —  hof, 
Beinmar.  185.    hub  u.  hab,  rechtsformel   im  appenzell,  kauf brief  bei 
Zellweg.     h  ab  ich  u.  hättich,  namentlich  in  Sprichwörtern:  habich 
ist  ein  guter,  hättich  ein  böser  vogel,  Agric.  besser  ein  h.  als  zehn  h., 
Petri  II,  35.  Firmenich  I,  348,  14.   der  h.  war  allzeit  besser  als  der 
h. ;  —  ein  dürrer  habich    ist  besser  als  ein  fetter  h..  Körte.  Siinrock ; 
h.  is  ein  reicher  mann,  h.  ein  armer;    —  h.  ist  ein  schöner  vogel,  h, 
nur  ein  neetling;    hefk  is  bäter  as  hark,  sfiderdithmarschen ;    haber  ist 
besser  als   hetter,  schles.    hafer  u.  heu,  Grimm,  RA.  7.  heu  geht^ 
haber  u.  häckeel  trabt,  aber  huber  läuft,  Coler  349  b.   haide  u.  gehag, 
Suchenw.  7,  186.    hagel  u.  beer,  her  u.  h.,  Oberlin  =  alles  nieder- 
sdimettemde  unglück  (her  =  wilde  jagd).     bahn   n.  henne,  weder 
henne  noch  h.  kräht,  Spervog.  4, 1.  dee  henne  noch  d.  h.,  MS.  2,  229a« 


Die  sprichwörtlichen  Formehi  der  deutschen  Sprache.  151 

hinne  end  han,  Reinaertl611.  2087.  treten  wie  der  b.  die  h.»  Tolksm. 
und  in  vielen  Sprichwörtern,  ein  kinderspiel  hat  den  namen  ,,hahn  u. 
henne,^  der  hahn,  der  hahn  u.  nicht  die  henne.  habn  n.  huhn,  dar- 
nach krähet  weder  hahn  noch  hahn  (fälschlich  oft  ,,  weder  hnnd  noch 
hahn**)  =:  darnach  wird  nicht  weiter  gefragt,  das  wird  nicht  bestraft. 
bo  krähte  nicht  hund  noch  hahn,  Voss,  antisymbolik  2,  105.  dass  weder 
hund  noch  hahn  za  hören  ist,  Laabe,  drei  kÖnigsstädte  1,  238.  hon  ig 
in  der  haide,  Wendhag.  baacrnrecht  203.  band  u.  halfter,  su  h. 
n.  h.  geben,  dare  ad  manum  creditoris.  Der  Schuldner,  welcher  weder 
zahlen  noch  bdrgen  stellen  konnte,  wurde  deni  gläubiger  zu  h.  u.  h. 
gegeben,  d.  h.  zu  eigen,  und  masste  so  lange  zu  eigen  bleiben,  bis  er 
seine  schuld  mit  der  band  oder  mit  seinem  pferde  (halfter)  abgetragen 
hatte,  band  u.  halm,  mit  bände,  halme  u.  git,  munde  Vrtd.  Der 
halm  wurde  zum  zeichen  feierlicher  auflassung,  entsagung  oder  kündi- 
gung  mit  der  band  geworfen,  gereicht,  gegriffen,  bald  von  den  betbei- 
ligten,  bald  von  dem  richter,  namentlich  bei  auflassnng  von  grund- 
Htficken  durch  geschenk,  verkauf  u.  Verpfandung.  Grimm  RA.  121  ff., 
daher  die  formeln:  mit  band  u.  h.  (1411.  1491),  cum  manu  et  festuca 
(1024).  Mone  anz.  4,  151.  mit  halme  n.  m.  munde  (1366.  1442). 
mit  Diund,  band  u.  halm  (1324.  1357.  1399.  1406.  1410.  1447. 
1467.  1509.),  mit  munde,  worten  u.  halme  (1498)^  Grimm  125. 
halm  u.  houwe,  after  h.  u.  h.  Oberlin.  (=  nach  der  ernte,  nach  dem 
nbhalmen  und  abhauen  der  feldirücbte).  (halm)  holz,  heu  u.  halm, 
firbrennet  magen  werden  also  holz  unde  heuue  unde  halma,  fundgr.  I, 
64.  hals  u.  band,  sachsensp.  3,  52.  78.  h.  u.  bände,  Horneck  112b. 
hals  u.  haupt,  hals  u.  hovet,  Theophil.  345.  dass  das  gericht  zu 
Limpurg  vnser  herr  ist  über  hals  v.  b.,  limbg.  krön.  s.  80.  RA.  7. 
A.  richter  over  hals,  hawpt  n.  over  haut,  sachsensp.  HI,  69  a.  hals 
n.  haut,  an  heubt  oder  an  h..  Berthold  103.  es  giltet  hals  u.  böte, 
kon.  V.  Frankr.  379.  halsbergu.  heim,  halspeger  noch  helme,  kai- 
aerkron.  485,  4.  halsp.  u.  euch  h.,  Haupt  z.  V,  20.  (v.  j.  1190.) 
t  mit  helmen  n.  mit  halsperg,  kaiserkron.  4,  23.  beide  den  heim  u.  d. 
h.,  Stricker  Karl  111b.  halsberge  n.  hosen,  k.  troj.  3997.  heim, 
h.  u.  hosen,  Schwanr.  128.  Hansels  Hampels  braut,  bergreien 
107,  7.  bimp-hamp,  westph.  Woeste  85,  96.  (=:  verworrene,  ver- 
wickelte Sache  =  ausflfichte.)  band  u.  haupt,  mine  hende  u.  m.  h., 
Diemer  252,  21.  evangelium,  fusswaschung :  „herr,  nicht  die  füsse 
allein,  sondern  auch  die  hende  u.  d.  h.^   houbct  u.  haut,  Hattem.  UI,* 


152  Die  Sprichwort  liehen  Formeln  der  deutschen  Sprache. 

425.  Dietr.  fl.  9453.  mit  houbte  u.  m.  h.,  kaiserkron.  280,  20.  über 
houbet  u.  hende,  Erec  55.  hebet  iawer  hoabet  u.  i«  h.,  Diomer  273, 
19.  Florneck  436  a.  fQr  das  haupt  d.  haiipt,  fiir  die  band  d.  band, 
rechtspr.  Graf  336,  301.  band  u.  baut,  baut  u.  bände  voll  zu  thun 
haben  (=  sehr  beBcbäftigt  sein),  Wfirzbg.  Scbellb.  1797.  handu. 
herz,  bende  u.  herze,  Trist.  15682.  Titur.  4241.  hende,  herze  n.  woi  t, 
passional  I,  265,  59.  mit  herzen  u.  mit  h.,  k.  troj.  3948.  17756. 
t  Parciv.  569,  18.  ich  valde  ir  herze  u.  bände,  Wlzense  2,  3.  mit 
herzen  n.  m.  b.,  Titur.  939  =  k.  troj.  13229.  16946.  Pantal.  1796. 
von  h.  u.  V.  h.,  Titur.  4404.  RabenschL  851,  8.  Lichtenst.  404,  5. 
bot  herze  u.h.,  Gregor  1654.  Trimb.  9940.  diut  I,  464.  A.  mit  her- 
zen u.  henden,  Wilh.  90.  so  herz  als  mnnd  u.  bände  (1477),  Rochbolz 
s.  201.  mit  herzen,  mund  u.  bänden,  kircbenlied.  Heine  wie  Hau 9, 
es  ist  H.  wie  H.,  volksro.  boot  u.  bausch,  h.  u.  b.  verlieren  (= 
köpf  u.  kragen),  holst,  idiotik.  barm  u.  harz,  als  ein  b.  u.  e.  h.  (=i 
so  weiss  u.  so  schwarz),  avent.  kr<^n.  24780.  hose  endi  harmquidi 
=  schände  u.  schmach,  Heljd.  161,  19.  hose  ge  b.,  ebend.  57,  17. 
108,  9.  heti  endi  harmquidi  =  hass  u.  schmach,  Heljd.  39,  22. 
hämisch  u.  heim,  soest.  febd.  704.  von  hämisch  u.  bengsten, 
Liliencr.  volksl.  I,  an.  1400,1265.  hase  u.  hirsch,  volksm.  hase  u. 
b.  luuffen,  wann  hnnd  hinter  sie  kommen,  Lehm.  308,  52.  wenn  hirsche 
nicht  kommen,  sind  hasen  auch  gut,  Jer.  Gotthelf,  Käthi  I,  130.  hase 
u.  hund,  volksm.  hasen  n.  hunde  werden  nie  freunde;  we  de  hasen 
hebben  will,  de  mot  de  hunde  wogen,  westph.  Böbel  143.  der  ha^e 
wGrde  eher  den  hund  fangen,  zween  basen  mit  Einem  hunde  fohen  — 
man  muss  hund  oder  h.  sein  —  mit  unwilligen  hunden  ist  nicht  gut 
hasen  fangen  —  n.  in  vielen  anderen  Sprichwörtern,  hass  u.  hehl 
(angels.  ne  for  bete  nor  for  bele,  Atheist.  2^  app.  4.),  sunder  hei  n.  s. 
b.,  Suchenw.  hass  n.  huld,  sin  bulde  dan  stu  gr<)zer  haz,  Parciv. 
355,  4«  hau  u.  holz,  mit  holte  unde  böi,  Grimm  RA.  44.  baube 
u.  heim,  durch  beim  u.  d.  h.  sluoc,  Lanzel.  4539.  baube  u.  bemde, 
^und  sollten  wir  hemden  u.  hauben  versetzen^  — ,  legende  auf  einer 
WermuthWben  medaille  v.  j.  1731  auf  Cupido.  Rudolphi  166.  baube 
u.  bulle,  diut.  I,  365.  baube  u.  hu t,  der  rihtaer  v.  d.  schephenden 
suln  weder  hüben  noch  bütelin  noch  but  ufhaben,  Schwabensp.  145. 
ebenso  sachsensp.  III,  69  a  §  1:  noch  but,  noch  hüdekin,  noch  huven 
noch  bantschun.  hauer  u.  hespler  (beim  bergbau),  Dbland,  volk»»!. 
I,  162.  bergreien  86,  6.    häufen  u.  beer,  BQscbg.  buch  d.lieb.  356« 


Die  sprichwörtlichen  Formeln  der  deutschen  Sprache.  153 

haapt  o.  heim,  daz  stieb  von  heim  n.  houbt,  Alphart  240,  3.  er 
spielt  im  houbet  u.  h.,  Strick.  Karl  66a.  mit  haupt  a.  hendevalten, 
Sochenw.  40,  155.  haupt  u.  herz,  hovede  u.  herte,  h.  Martin.  257. 
herze  u.  houbet  er  neigete,  Servat.  2602.  beide  herze  u.  houbet,  pas- 
sional  III,  108,  91.  mit  herze  o.  m.  h.  er  neic,  passion.  III,  497,  65. 
ein  haupt,  ein  hertz,  Petri  II,  197.  haupt  u.  hirn,  Morolf  1068. 
y\\  rede  bricht  das  hirn  u.  d.  h.,  Liliencr.  volksl.  I,  (1437)  358.  ein 
haupt  ohne  hirn,  volksm.  haupt  u.  huf,  er  klagete  weder  houbt  noch 
hufy  passional  I,  298,  48.  haupt  u.  hut,  ein  jeder  hat  sein  h.  u.  h., 
Sejbold  518.  arka  haad  pasat  cgh  (pnsst  nicht)  tu  ean  hut,  fries.  spr. 
haus  u.  heerd,  eigen  h.  u.  h.  ist  goldcs  wert,  sprich w.  weder  h.  noch 
h.  haben,  volksm.  haus  u.  heim,  ags.  h6s  and  hdm,  altengl.  house 
and  home,  swer  \Ar  von  h6s,  der  vär  ouch  mit  mir  h.,  Walth.  I,  30, 
26.  weder  haus  u.  h.,  Rochholz  56  n.  383.  fastnsp.  893,  30.  Stalder  2, 
32.  haus  u.  heimat,  hAs  noch  heimot,  buch.  Mos.  1732.  hecken 
u.  hürst,  Heinr.  d.  Lowe  34,  3.  haus  n.  hof,  hös  u.  h.,  Wackem. 
nr.  61.  fries.  Br.  51.  As.  94.  99.  100  u.  ö.  Vrld.  94,  22.  Parcival 
152,  8.  sachsensp.  1,  37.  2,  13.  28.  3,  3.  86.  lehenrechtsb.  115. 
149a.  avent.  krön.  23063.  in  h(^s,  in  hob,  uberal,  passion.  I,  42,  18. 
III,  198,  72  n.  ö.  Herbort  troj.  17448.  15394.  Börthold  894.  noch 
häuser  noch  höfe,  Eschenloer  II,  211.  es  ist  weder  h.  n.  h.  zu  finden, 
Stcinhow.  Ilhauptst.  in  Lufher's  katechism.  ihm  ist  h.  u.  h.  im  wein  er- 
trunken, Agricola  u.  in  vielen  Sprichwörtern  u.  reden sarten.  f  hobos 
endi  hiwiski,  Heljd.  101.  in  curte  vel  in  casa,  Hattemerl,  352.  Haupt 
z.  I,  290.  Reinaert  1432.  Alexius  g.  185.  Herb.  troj.  4073.  Lohgr. 
36,  27.  von  hof  zu  hof,  von  hus  zu  h.,  Liliencr.  volksl.  I,  an.  1400, 
530.  lieber  im  hof  als  im  h ,  Bebel.  A.  hüs  u.  höf,  wag  u.  pag,  holst, 
idiot.  h.,  h.,  guot,  Karaj.  s.  107.  z=  deutsch,  ord.  stat.  s.  149.  h.  u. 
h.,  laub  u.  gras,  man  u.  weib  mit  samt  dem  kind,  er  u.  gut,  ring  57  c, 
31.  weder  hotten  noch  haus,  fastnsp.  1109.  heerde  u.  hirt, 
böse  hirten  verderben  die  heerde  — je  besser  hirt,  je  grösser  heerde  — 
hirt  u.  heerde  geht  zu  gründe,  volksm.  en  hitt  u.  ^n  hierd,  mecklbg. 
da  ist  hirt  u.  heerde;  es  wird  ein  hirt  u.  e.  h.  sein,  biblisch,  hehle  u. 
heimlichkeit,  Grimm  RA.  7.  hehrste  u.  höchste,  die  höchsten  0. 
d.  barsten,  Vrid.  76,  3.  beide  u.  holz  (vgl.  wasser,  wald,  berg,  feld), 
nA  holz,  n6  h.,  Erec  3106.  über  holz  u.  u.  h.,  ungen.  rock.  2357.  2417. 
3713.  heil  u.  hilfe,  beide  helfe  u.  h.,  Erec  495.  Lanzelot  1196. 
heim  u.  hof,  heirae  u.  zu  hofo,  Rothor  4916.   beides  einander  gegen- 


154  Die  sprichwörtlichen  Formeln  der  deutschen  Sfiracbe. 

flbergestellt  aadi  in  predigtbruchst.  bei  W.  Wackernagel,  and  bei  Wal« 
ther  vdV.  XXII,  3.  Erec  5051  u.  54*  herren  u.  helfer,  Justing. 
krön.  8.  128.  heim  n.  hut,  die  helme  u.  auch  die  hfltelin,  Lanzel. 
6838.  herkommen  u.  herrlich keit,  nach  altem  herk.,  recht  u. 
herrl.,  Grimm  RA.  15.  hirn  u.  herz,  Trimb.  8782.  kleines  him  u. 
grosses  herz  kann  grosse  dinge  verrichten,  sprich w.  herz  u.  huld, 
sin  hulde  ind  stn  hertze,  Hag.  krön.  3161.  himmel  u.  hölle, 
himil  cndi  h^lu,  Wigal.  198,  3.  Haupt  z.  5»  22.  (anno  1190)  Wilhelm 
75.  76.  91.  wälscbe  gst.  11227.  Vrid.  18,  12  (heile  u.  himelrtche). 
23,  26.  69,  19.  Haupt  z.  11,  403.  Ebner,  brief  53.  fastnsp.  1119. 
auch  als  interjections-  und  schwnrformel.  den  minschon  sin  will  ist 
sin  himmel  un  hill,  Mecklbg.  ▼.  himmel  u.  h.  stürmen  (=  alle  mittel 
anwenden),  —  bewegen,  mischen,  was  h.  u.  was  h.!  sprichw.  hirsch 
u.  bind,  Grimm  RA.  7.  was  hirsch,  was  binde,  gott  ehr'  die  saw  mit 
ihrem  kinde,  froschmäusel.  Vv  IV.  hirsch  u.  hund,  der  hirsch 
reizt  die  hunde  —  da  fängt  der  hirsch  d.  h.  (cervus  canes  trahit)  — 
wer  hirschköpfe-  haben  will,  muss  hundsköpfe  daran  setzen,  sprichw. 
noch  hirten  weder  hund,  ring  55c,  33.  wie  der  hirt,  so  der  h., 
sprichw.  hirt  u.  hOter,  ze  huoter  u.  ze  h.,  Martina  6c,  75.  hörn 
u.  huf  gebot  ich  dir;  in  einem  pferdesegen  bei  Mone  in,  287.  vor 
hom  u.  huf  muss  sich  jeder  selber  hüten,  recht sspr.  Graf  295.  mit 
Jiorn  u.  bunt  gienc  er  zu  grünt,  Hartm.  Trist.  16662.  hucke  wie 
hose  =  das  ist  sich  gleich,  thßring. 

kiferkaete  (keifende  käthe),  name  einer  Jungfrau,  bergreien 
107,  5.  kaiser  u.  könig,  ach  keisers  kint,  ach  küneges  bam, 
Gottfr.  lobges.  85,  5.  Trimb.  6152.  bt  den  kcisern  u.  kn..  Schade  g. 
ged.  9,  389.  10,  32,  3.  Suchenw.  40,  1134.  Mone  anz.  4,  332.  der 
kaiser  ist  herr  über  könige,  Graf  28,  6.  kaiser  u.  konige  haben  das 
gemeine  recht  gemacht,  ebend.  17,  203.  wenn  der  kaiser  stirbt,  setzt 
sich  der  könig  in  den  sattel,  Graf  486,  8.  f  kuninkrikeo  kraft  endi 
kesurdomes,  Helj.  88,  18.  kein  kunik  noch  k.,  Lohgr.  183,  40.  vor 
kungen  u.  vor  keisir,  Mart.  50,  7.  Trimb.  6769.  Suchenw.  3,  76.  40, 
1134.  Teichner,  Schottky  wien.  jahrb.  kalb  n.  kuh,  in  Sprichwör- 
tern und  redensarten:  das  kalb  folgt  d.  kuh,  rechtsspr.  Graf  59,  251. 
das  kalb  lernt  von  d.  k.  —  ist  wie  die  k.  —  is  keine  kuh  u.  s.  w. 
daz  kalb  muoz  entgelten  der  kuo,  lioders.  ring.  9d,  32.  das  kalb  mncz 
mit  der  k.,  Agric  Brant.  k.  u.  k.  verlieren,  Rochholz  s.  369.  die 
schonen  nicht  das  k.  in  d.  k.,  Megerle.  Schiller  Wallenst.  Umk.  kn  a« 


Die  sprichwörtlichen  Formeln  der  deutochen  Sprache.  155 

kelber  hintreiben,  fastnap.  610,  30.  3130.  an  handeln  u.  a.  krü- 
gen,  ühlaod  TolkBL  II,  211,  2.  245,  3.  kannen  u.  köppe,  Neo- 
cor.  I,  145.  kipp  n.  kant,  auf  k.  a.  k.  «toben  =  unsicher  stoben, 
kapellen  n.  klöster,  limbg.  krön.  48.  zu  kapi.tel  n.  köre, 
alt.  w.  II,  70  (204).  kappen  u.  kolben,  der  k.  u.  des  k.  vit, 
Brant.  narr,  kam  u.  klagCi  ir  klage  n.  ir  k.  (=:kar,  traaer),  Ser- 
Yat.  245.  k&rntben  n.  krain,  Horneck  103a  n.  ö.  kassen  u. 
klasen,  da  salt  geWn  zn  k.  n.  zu  kl.,  Wemh.  v.  N.  33,  3.  kasteh 
n.  keller  voll,  Homeck  212  b,  489  a.  Helblg.  IV,  60.  Trimb.  13557. 
Ambras,  licd.  133,  2.  kamer  u.  kästen  n.  k.,  Pusilj.  264.  kisten  u. 
kästen  voll  haben,  Dähnert  229a.  Trimb.  10697.  8892.  Rochholz  s. 
301  (1356).  he  hett  nich  k.  noch  k.  =  er  hat  keine  meubles,  holst 
Schlitze  II,  260.  f  Trimb.  7897.  A.  kist,  käst  u.  seckel.  Schade,  satir. 
I,  5,  186.  kisten,  k.  u.  keller  voll  haben,  Mathesj  70a.  k.  u.  k.,  kü- 
chen  u.  keller,  höhnen  n.  boden  voll  haben,  Chemnitius  567.  kobold 
u.  katermann,  Renner,  kutz  vom  vogel,  katz  vom  schmär 
(kaute,  eule,  mit  der  man  vögel  fängt),  fastnsp.  879,  24.  kaufmann 
noch  kramer,  Pusilj.  189.  f  Schade,  satir.  I,  5,  45.  kind  noch 
kegel  haben,  volksro.  Steinhöwel.  (kegel  =  uneheliches  kind),  Haltaus 
1078.  „kindu.  k.  verkommt^  lautet  ein  Sprichwort,  kugel  u.  kegel, 
zwischen  kugel  u.  k.  kommen  =  in  gefahr,  vom  kegelspiel  entlehnt, 
WOrzbg.  volksm.  mit  dem  kegel  nach  der  k.  werfen,  sprichw.  =  etwas 
verkehrt  anfangen,  kehle  n.  kinn,  beide  kinne  u.  kel,  avent.  krön. 
8197.  klotz  u.  keil,  fastuBp.  I,  243,  8.  wie  der  klotz,  so  der  k.  — 
auf  einen  groben  klotz  gehört  ein  grober  k.  —  sprichw.  Hillebrand  214. 
kelch  u.  kirchen schätz,  chelche  u.  chierchscaz.  Diemer  286,  3. 
kelle  u.  kreuel,  kreuel  u.  k.,  aufersthg.  Jesu  p.  116.  in  keller  n. 
kamenaten,  altd.  beisp.  8,  2.  keller  u.  küchen,  fastnsp.  I,  382, 
34.  narrschf.  224,  59.  keller  u.  k.  unter  einander  werfen,  Sutor  925. 
kellermeister  u.  koch«  waidspruch,  altd.  wäld.  IIT,  nr.  174.  koch 
u.  kellner,  den  keiner  noch  d.  k,  truc  nieman  haz,  Titur.  597.  keiner 
a«  k.,  gesamtab.  23,  197.  der  kellner  u.  d.  k.,  waidspruch,  altd.  wäld. 
m,  92.  von  dem  koch  u.  v.  d.  kellaere,St.  Osw.  1787. 1 897.  Mencke  1,580. 
sei  koch  oder  k.,  £ib.  schimpf!,  com.  es  muss  auch  koch  u.  k.  mitgehn, 
Tappius  57  a.  man  weiss  nicht,  wer  koch  od.  k.  ist,  volksm.  und  in 
vielen  Sprichwörtern,  kisten  u.  kemenaten,  lieders.  181,  55. 
(kenle)  mit  knitteln  u.  mit  knien  slan,  passion.  ITI,  392,  25. 
kolben  u.  keule,  Altsw.  IVb,  186,  31.    Umk.  V,  241,  5.     kiele 


156  Die  fprichwört  liehen  Formeln  der  dcuf  schon  Sprache. 

ü.  kocken  (vgl.  galein),  (kocken  =  kleine  kriegsschiffe),  Wilh.  82. 
Altsw.  IVb,  139,  11.  145,  28.  V,  212,  30.  Hätzl.  252a.  f  Gadr. 
843,  4.  Ludw.  kreazf.  550.  3730.  Lohgr.  147,  32.  kind  a.  knabe, 
Gottfr.  lobges.  57,  11.  kone  u.kind  (=  ehegattin).  Schade  g.  ged. 
5,  2 IG.  kind  u.  kdcken,  weder  k.  noch  k.  haben  =:  weder  ftlr  fa- 
milie  noch  für  das  haus  zu  sorgen  brauchen,  holst,  idiot.  kind  n. 
kCInne,  din  k.  u.  din  k.,  Wolfr.  Wilh.  1,  16.  mit  kochen  u.  mit 
kindermachen,  ring  21c,  88.  kirchen  u.  klausen,  livl.  kr.  718. 
Neocor.  I,  450.  505.  510.  fastnsp.  1134.  Liliencr.  volksl.  I,  an.  1430, 
325.  Soest,  fehd.  s.  692.  upstandg.  1614.  brannschw.  krön.  294.  und 
die  kirchen  u.  kloster  u.  klausen  beschirmte,  limbg.  krön.  36.  munster, 
kirchen  u.  klus,  passional  I,  298,  25.  kerken,  klusen  n.  klostere, 
braunschw.  krön.  293.  Fierrabr.  167.  Agricol.  I,  734.  weder  kirche 
noch  klerus,  Pusilj.  140.  kirchen  u.  kloster,  gandersh.  kr.  157. 
lieders.  207,  19.  fastnsp.  1041,  27.  Teichner,  Docen  misc.  II.  f  zo 
kloster  i.  zo  k.,  köln.  krön.  5056.  5076.  Neocor.  I,  278.  316.  in 
kirchen  — in  kören,  Hoffm.  kirchl.  78.  kiste  u.  koffer,  Fierrabr. 
253.  klack  u.  klick  (=  klipp  u.  klapp),  bi  klick  n.  kl.,  Eichwald 
1088.  klage  u.  kummer,  f  grözen  knmber  u.  klage,  Iwein  7404. 
avent  krön.  3493.  beide  k.  u.  k.^  Mart.  280,  4.  klinkerdieklank, 
Schimpfname  für  kuster,  Weimar,  jahrb.  I,  128.  klinke  u.  klanke, 
böttggesellred.  altd.  w.  I,  110.  harpfenklinkenklank,  altd.  w.  II,  70 
(244).  klausen  u.  kloster,  Tauler  289 b.  f  kloster  u.  klusen,  de- 
calog.  Schilter.  kl.  u.  kl.,  passional  III,  198, 72.  Suso  pred.  II.  kloster 
u.  kl.  machen  nicht  heilig,  sprich w.  kleid  u.  kleinod,  kleinet  a. 
kleider,  Lohgr.  44,  6.  altd.  bl.  II,  221.  in  klenoden,  kledern  u.  perf, 
holst,  krön.  Staph.  129,  4.  kleider  u.  kost,  altd.  w.  11,  49  (60). 
gute  kost  u.  schönes  kleid  erregen  armer  leute  neid,  sprich w.  krqne 
n.  kleid,  wartbgld.  1257.  kränze  u.  kleinst,  Suchenw.  4,  254. 
knatt  tt.  kniff,  formel  beim  krampfbesprechen  der  pferde,  Kuhn  u. 
Schw.,  nordd.  sag.  451.  krospeln  u.  knodeh  (=  knorpeln  an  der 
kehlt;),  Miigl.  b.  I.  der  knorren  muss  den  knubben  ertragen, 
Lessing,  Nathan,  koch  u.  küchenknecht,  Trimbg.  663.  Roller 
u.  kragen,  schwanr.  1086.  kröpel  edder  könig,  Neocor.  II,  213. 
köpf  u.  kragen  (colla  caputque,  Reinard.  825)  (=  hals)  verliei'en, 
volksm.  körn  u.  kraut,  ge  that  körn,  ge  that  kraut,  Heljd.  77, 
24.  kost  ti.  kunst,  sassenkr.  149.  kuckuck  noch  kr&he, 
Liliencr.  volksl.  I,  1414.    kraut  u.  kraft,  Mone,  anzeig.  4.    kraft 


Die  sprichwörtlichen  Formeln  der  deotachen  Sprache.  157 

n.  kons t,  kr.  endi  kosti,  Heljd.  71,  17.  ümk.  Wigal.  77,  29.  196, 
28.  passiooal  I,  135,  49.  Iwein  1687.  7008.  Parciv.  265,  7.  25,  12. 
Berthold  449.  w&Isch.  gest.  9718.  Martina  6d,  90.  286,  24.  lieders. 
231,  55.  kresendes  u.  kriechendes,  erichentez  unde  chresen- 
tez,  Diemer  I,  12,  14.  (krisen  =  kriechen),  kränz  n.  kröne, 
kröne,  schapel  n.  krenze,  Suchenw.  i,  77.  kraussen  u.  krOge, 
bergreien  160,2.  beide  kreus  n.  kröne,  ungen.  rock  2888.  2912. 
sprichw. :  kein  kreuz,  keine  kröne,  kriege,  knmber  n.  koste, 
Grimm  RA.  16.  kröne  u.  quast,  Suchenw.  3,  155.  weder 
krame  noch  kruste,  nor  crast,  nor  cmm  =  gar  nichts,  sprichw. : 
wer  behält  weder  kruste  noch  kr.,  bettelt  endlich  selbst  dämm,  Eise- 
leio  599. 

läge  n.  list.  Trist.  16551.  lago  u.  Iflge,  Trist  14372. 
14266.  gelerte  n.  laien,  Tundal.  85.  lamm  n.  leu,  Kriatas 
ist  lev  n.  larab,  Wemb.  Maria  T,  8.  er  heizzit  len,  ein  brunnc  u. 
liebart,  are,  kalp  onde  lamp,  litanej  77.  sprichw. :  eher  jagt  das  lamm 
einen  löwen,  Megerle.  das  lamm  darf  sich  nicht  schämen,  wenn  es  vor 
dem  lowen  flieht,  land  u.  leben,  stn  1.  u.  s.  1.,  Ernst  1281.  f  k. 
troj.  12791.  land  n.  leib,  1.  u.  lip,  Erec  3798.  f^rec  4550.  beide 
Itp  u.  L,  kaiserkr.  215,  10.  Georg  5042.  Iwein  8158.  4198.  Pardval 
45,  26,  n.  noch  6  mal.  A.  Iinte,  lant  n.  Ifp,  Parcival  223, 12.  *  land 
n.  leute  (Iinte),  therero  lant  liuto,  Otfried.  I,  15,  40.  Heljd.  11,  6. 
69,23.  Notker:  verluren  1.  joh  1.  —  gewaltec  landes  oder  liute,  Engelh. 
1367.  disem  lant  n.  d.  Iinte,  Flos  1727.  lant  u.  1.,  limbg.  krön.  34  b. 
u.  ö.  Soltau,  Tolksl.  19,  7.  6.  Crane  IV,  487.  von  dem  lantliute  em- 
pfangen, Flos  7785.  Luther  sagt:  land  u.  leute  betrügen.  Sprichwörter: 
„gut  land,  böse  leut,^  fries.  Fw.  145.  17.1.  277.  besser  land  u.  leute 
verloren,  als  einen  falschen  eid  geschworen  —  motto  des  landgrafen 
Philipp  V.  Hessen  —  ander  land,  ander  leute  —  gut  land,  feig  leut^ 
S.  Franck.  I,  n.  s.  w.  f  wohl  die  richtigere  Stellung  wegen  des  ab- 
laute i  —  a.  buoch  Mos.  4144.  kaiserkr.  13864.  Rother  2926.  Alexdr. 
7221.  Dietr.  flucht  2719.  Biterolf  1668  n.  ö.  Anegenge  7,  77.  Lanzel. 
1246.  Ruolant  14,  6.»  u.  so  in  allen  dichtungen  des  mittelalters.  A. 
lant,  liute  u.  gelt,  avent  krön.  20424.  lant,  liute  u.  rotn,  Georg  2034. 
1.  guot  u.  liute,  Lohgr.  9,  26.  liute,  lant,  guot  u.  lip,  mage,  friunde  u. 
wip  u.  aUe  mine  saolekeit,  Engelh.  5383.  in  diente  liute,  guot  u.  L, 
troj.  900.  5539.  liute,  guot,  wip  u.  lant,  ebend.  6444.  lip,  liute  u.  lant, 
Mone  IV,  314  ff.  n.  avent  kr6n.  25602.  ir  liute,   ir  lant  u.  ir  lip, 


158  Die  sprichwörtlichen  Formeln  der  deatschen  Sprache. 

Parcival  223,  12.  1.  a.  1.,  (re  a.  g.,  k.  troj.  5576.  lant,  1.  u.  leben 
Verliesen,  Oerstenhg.  krön.  157.  leib,  leute,  land,  gut  n.  all  mein  ^re, 
BüBch.  bach  der  lieb.  46.  land  u.  loft,  davon  erstanc  das  lant  n. 
der  Inft,  fnndgr.  I,  77.  lirum  lamm  (löffelstiel)  =  uneinn, 
oder  bezeichnnng  einer  leiernden,  langsamen  bewegong.  1. 1.  1.,  oarme 
laite  honn  ni  viel,  Osten*,  schles.  Peter,  450.  last  n.  last,  keine  last 
sonder  L,  Luther,  im  regieren  ist  mehr  last  als  lust,  mehr  beschwer 
als  ehr,  kais.  Heinrich  IV.  das  ist  keine  lust,  sondern  eine  last,  volksm. 
lästern,  leid.  Berthold  182.  Partonop.  25,  17.  Lanselot  7248. 
Iwein  698.  1007.  (ach  lasters  o.  leides,  Manesse.)  Wigamnr  8595. 
k.  V.  Frankr.  20.  449.  Strick.  Karl  110  b.  gesamtabent  28,  175. 
wälsch.  gst.  11743.  lieders.  26, 180.  Umk.  zu  leide  u.  laster.  Berthold 
192.  Konr.  troj.  7182.  lob  u.  laster  —  des  esels,  MOglin.  an 
Übe  u.  an  gel&ze,  schwanr.  281.  *leib  u.  leben,  vitam  con- 
cedet  et  artus,  Waltharius  608.  Itp  u.  leben  =  Salom.  2115.  Ernst 
1175.  Alphart  48,  2  u.  noch  12  mal.  Laurin  Nyer,  22.  65.  St.Ulrich 
100.  St.  Oswald  855.  Gerhard  2784  u.  5.,  avent.  kr^n.  20876.  Amis 
547,  wiederholt  bei  Frauenlob,  Konr.  v.  Wflrsbg.  u.  s.  w.  so  mir  lüff 
inde  so  mir  leuen,  köln.  krön.  3714.  4885.  mit  dem  libe  n.  mit  dem 
lebende,  k.  troj.  8286.  Frib.  Trist.  52.  leibs  u.  1.  niht  sicher,  Bozmit. 
s.  173.  190.  auch  als  formel  im  deutschen  recht:  Aber  leib  u.  leben 
der  deutschen  forsten  richtet  nur  der  könig,  sachsensp.  HI,  55.  durch 
jagen  oder  durch  verletsung  aus  Unachtsamkeit  kann  1.  u.  L  nicht  ver- 
wirkt werden,  ebend.  III,  88.  Verletzungen,  die  nicht  an  1.  u.  1.  gehen, 
ebend.  HI,  87.  Grimm  RA.  44.  bei  leib  u.  leben  nicht,  Frisdibier  2, 
2891.  dat  g^t  up  11  v  u.  1.,  D&hnert  278  b.  —  leib  u.  1.  in  die  schantse 
schlahen,  Franck  zeytb.  280  b.  wer  leib  u.  leben  wagen  will,  ist  solU 
frei,  sprichw.  Graf  510,  172.  f  ^«ben  u.  lfp  =  Otte  21.  Barlaam  291, 
6.  Konr.  Alex.  169.  Wernh.  Mar.  115.  lebens  u.  llbes  b4r,  Engelh. 
6319.  Titur.  8461.  troj.  kr.  837.  16660.  18255.  k.troj.  2655.  5067. 
Heinzel.  I,  179.  Amur  179.  A.  llp,  herze  u.  leben,  Pantal.  870.  Up, 
guot,  u.  1.,  frauendnst.  20,  7.  min  kerce,  itp  u.  leben,  ebend.  142,  9. 
bId  iip,  s.  sinne  u.  s.  leben,  Lichtenst.  627,  82.  Itp,  leben  u.  gemQete, 
Wem.  Ecke  264.  herze,  leib  u.  L,  k.  troj.  4450.  1.  1.  guot,  lieders.  54, 
116.  Philipp  V.  Hessen  schrieb  1525  an  Job.  Friedr.  v.  Sadisen:  er 
wolle  ee  leib  u.  leben,  land  u.  leut  lassen,  denn  von  Gottes  wort 
weichen,  Mencke  II,  642.  leben  u.  lebetagen  (a.  1420),  Grimm 
RA.  7.     leben  u.  l^re  was  zu  frumen,  passional  III,   4O69   20  u. 


Die  spricliwörtUchen  Formeln  der  deuUchen  Spradie.  159 

Su8o  leb.  85.  mecklbg.  reimkr.  c  15.  f  lere  u.  leben  III,  578,  67. 
Trimb.  189.  leben  n.  llder,  ir  leben  u.  ir  lide,  Pantol  95.  leben 
u.  lob,  god  wel  den  geveo  lof  unde  dat  ewige  leben,  Faoet.  96  (Wig 
gert,  scherfL  11).  lebendes  u.  liegendes,  anegenge,  Diemer  26, 
10.  S20,  25.  t  Diemer  I,  12,  14.  89,  24.  leber  u.  lange,  bücb. 
Mos.  S13.  t  Nithart  18,  18.  88,  11.  n.  noch  viermaL  Titurel  8556. 
passional  III,  128,  59.  Mart.  181  b.  fstnsp.  1,  446,  81.  ring  8d, 
25.  Hätzl.  2687.  Buff,  Adam  1089.  4558.  boU  langen,  leberl 
ebendaselbst  6268.  ei  so  spei  lang  n.  leber,  Bebel.  leber  u.  lange 
kehren  sich  um.  Geiler,  vaidsprnob,  altd.  w.  III,  nr.  186.  besonders 
in  sprichw.  redensarten:  das  geht  ihm  darch  1.  a.  1.  —  ei,  so  spei  1. 
a.  L  —  es  kehrt  sich  1.  a.  1.  am  —  sich  in  seine  1.  a.  1.  Schemen, 
lebetag  u.  leib,  f  den  11p  n.  anch  den  lebtagen,  Konr.  troj.  11660. 
12785.  des  libes  a.  des  lebetagen«  Pantal.  92.5.  aaf  ir  leib  a.  lebtag, 
monum.  boic.  lehre  u.  list,  fastnsp.  1148.  leib  a.  lider,yitam 
ooncedet  et  artns,  Waltharias  608.  ir  leben  a.  ir  lide,  Pantal.  95.  lip 
u.  lider,  Pantal.  402.  ilp  a.  llt,  passional  I,  9,  18.  85,  61.  119,  74. 
m,  345,  11.  leich  a.  lieder,  lied  a.  leicha,  Hattem.  III,  845 
(Capella).  *]eid  u.  lieb  (auch  adjectivisch),  zia  sint  dir  nu  leide, 
die  dir  er  warin  liebe,  Notk.  ps.  78, 1.  leides  ioh  liebes,  Boelh.  Hattem. 
n,  62.  199.  202.  ez  waere  in  leit  oder  liep,  Diemer  88,  1.  64,  16. 
65,  29.  261,  16.,  kaiserkron.  89c.  45d.  Parciv.  23,27.38,30.  Iwein 
8115.  Wigal.  59,  11.  kinth.  Jes.  88,  62.  Alezdr.  2103  u.  s.  f.  be- 
sonders bei  Hartm.,  u.  bei  allen  dichtem  des  mittelalters  bis  aaf  die  nea- 
zeit,  und  in  vielen  Sprichwörtern,  niederd. :  lejde  or  leve,  Theoph.  644. 
wie  leit  wie  lief,  Marienl.  79,  7.  kamftiges  liebes  leid,  passional  III, 
299,  26.  t  18t  häafiger:  so  lief,  so  led,  Helj.  40,  5.  48,  24.  Dietr. 
flacht  5453.  Lanzelot  4618  u.  ö.  St.  Oswald  1475.  Nibelg.  67  a.  ö. 
auch  in  prosa :  Berthold  60,  85 :  weder  durch  liebe  noch  durch  leide, 
die  liebe  n.  die  leide,  Gregor  2905.  lieb  &ne  leid  mag  niht  gesin,  Aist. 
Heb  ist  leides  n&chgeb6r,  Trist,  die  lieben  von  den  leiden,  Wemh. 
Maria  130.  warnang8844.  herzelieb  mit  herzeleide,  Thürh.  Trist.  1350. 
im  liebte  ^r  und  frumheit^  schände  u.  laster  was  im  leit,  Lnarin  255. 
siehe  das  dichterische  spiel  mit  beiden  Worten  bei  der  Hätzlerin  10.  11. 
ebenso  niederdeutsch:  lif  ende  lede,  Reinaert  2781.  lef  edder  leyt,  Flos 
914.  Theophil.  66.  leiff  off  leit,  Weberschlacht  382.  A.  lieb,  leit  u. 
gemach,  Ulr.  v.  Lichtst.  227,  10.  nu  lieb,  nu  U,  nu  leben,  nu  tot,  pas- 
sional m,  104,  54.     leid  noch  liden,  Schade  g.  ged.  9,  57.   na 


160  Die  sprichwörtlichen  Formela  der  deutschen  Sprache. 

allem  lede  u.  liden,  Soest  fehd.  s.  658«  leid  u.  linge  (=  glfick), 
ez  waz  ie  leid  der  linge  bi,  Tristan  50494.  leid  u.  lob,  Herb.  troj. 
51 42.  Letten  u.  Liven,  beide  völkemamen  in  der  livL  reimkronik 
526  und  noch  15  mal.  lacht  noch  licht  gegunnet,  Neocor.  I,  12. 
liebe  n.  lob,  von  liebe,  v.  1.,  Pilat.  277.  goddes  leve  u.  sin  lov,  sas- 
senkr.  50.  liebe  u.  last,  Fraaenlob  118,  18.  424,  5.  4SI,  10.  a.o. 
me  liebe  u.  m^  gelust,  passional  III,  205,  2.  Laber  228,  5.  276,  5. 
Suchen w.  2,  14.  f  Neocor.  I,  189,  180.  mein  lebenslauf  ist  lieb  u. 
lust  u.  lauter  licdersang,  volksl.  auch  im  Sprichwort:  last  u.  1.  zu 
einem  ding  macht  dir  alle  müh  gering,  Lehm.  498,  22.  Zyro  27.  iGge 
noch  list,  bergreien  67,  12.  lust  u.  list  wachsen  auf  der  weiber 
mist,  Megerle.  lob  u.  lohn,  Trimbg.  1967.  weder  1.  noch  1.,  4769. 
macht  u.  muge,  v.  j.  1845  bei  Grimm  RA.  7.  (engl,  mithand 
main).  macht  u.  mnth,  ane  muot  u.  äne  mäht,  Lanzelot  8695. 
raagd  u.  mann,  K.  troj.  7971.  *magd  u.  mutter,  sprichwort- 
liches epitheton  der  Jungfrau  Maria.  Otfrieds  krist  I,  V,  42 :  magada 
scinenta  (illustris),  muater  thiu  dinra  (carissima).  Krolew  707.  bt  der 
meide  die  muoter  wart,  Titur.  362.  meit  —  muoter,  Wernh.Mar.  122. 
182.  magit  fine  ende,  muotter  4ne  meil,  ebend.  118.  er  wart  von  einer 
magit  geborn,  die  er  zv  mvter  hat  irkom.  Mar.  himif.  107.  Walther 
I,  4,  2.  maidllche  mutir,  Jerosch.  1,  220.  f  häufiger:  kaiserkr.  292« 
22.  unse  wissagen  habent  alle  gesaget,  imse  vrouwe  heize  muoter 
unde  maget,  Jddel.  129,  5.  gloub.  870,  85.  kinih.  Jes.  70,  68.  litan. 
370  ff.  Marienl.  1,  11  und  noch  12  mal.  Wernher  v.  Nied.  54,  33. 
Gerhard  426.  2248.  muoter  u.  minnekliche  magt,  Frauenl.  20,  1.  etc. 
milte  muoter,  reine  m.,  Sigenot  21,  7.  Lohgr.  192,  22.  der  bischof  v. 
Basel  bcgan  diesen  ruf  heben  an :  st.  Marej,  mutcr  u.  maid,  Homeck 
149  b,  Berner  krön.  2.  A.  magd,  mutter  u.  frawe,  Suchen w.  8,  195. 
*  mage  u.  mann,  Roth.  3420.  Trist.  4199  (noch  7  mal).  Gudr. 
817,  2  u.  5.  Heinr.  1464.  Erec  2898.  Ravenschl.  275,  4.  276,  2  u.  ö. 
Bieter.  418.  Dietr.  fl.  12  mal.  Wilh.  17.  83.  Alphart  408,4.  sachsen- 
spg.  III,  78.  Amis  817.  1010.  Haupt  z.  II,  401.  avent.  krön.  854  u. 
noch  4  mal.  Bari.  207,  9  (noch  8  mal).  |  Alexdr.  8886.  an  mannen 
u.  an  m.,  Ernst  985  u.  ö.  Parciv.  53,  20.  800,  28.  Wilh.  9,  7.  Titur 
79,  2.  100,  2.  Nibelg.  668  u.  noch  21  mal.  ir  man  u.  Ire  roagen, 
Luarin  2906.  A.  vriunt,  man  u.  m.,  Strick.  Karl  78a.  94a.  124b. 
maegand  mundbora  (=  frcimd  u.  bcschOtzer),  angels. lex Cn.  40. 
mage  u.  mutter,  ach  vater,  muoter  unde  m&e,  Gottfr.  lobg.  94,  9. 


Die  sprichwörtlichen  Formela  der  deutschen  Sprache.  161 

ir  mnoter  u.  ir  magen,  Servat.  2449.     magenkraft  u.  muth,  mod 

endt  niegincraft,  Heljd.     m&l  u.  makel,  mAl  u,  m.  6ne,   schweizer 

bondsLy.  j.  1248  (Rocholz).     malz  u.  mehl,  malzea  n.  mSles  michele 

macht,  livL  kr.  10990.     Aut  miles,  aut  monaens,  aut  Mälzen- 

bräaer  im  Löbenicht  (stadttheil  in  Königeberg),  Frischbier  2,  2684 

diese  drei  f&hren  das  beste  leben),     mann  u.  mans  (vgl.  gut  o.  lente), 

mit  m.  u.  m.  untergehen,  volksm.     manheit  u.  milde,  Titur.  1091. 

1116.  4076.  u.  o.  Iwein  1457.  Lud w.  kreuzf.  6672.  f  müd,  m.,  triuw, 

lieders.  180,  346.  Suchen w.  10,  55.  12,  82.  7,  80.  13, 180.  28,  350. 

manheit  u.  minne,  Fribg.  1421.  sasskr.  275.  Suchenw.  6»  160.   7, 

120.  8,  233.   t  Suchenw.  13,  152.  18,  252.284.    manheit  q.  muot 

(ellenthafter),  Engelh.  4785.    f  Suchenw.    10,    116.    148.    18,    151. 

marter  u.  mansheit  nani  an   sich,  Str.  Karl  96a.     manslaht  n. 

meinswnor  (=  roord  u.  meineid),  altd.  bl.  I,  88,  347.     mantuom 

u.  roenschheit,  avent.  kr6n.  19779.     maerte  wie  mos,  maerte  = 

brei,  sinn:    das  ist  einerlei,  volksm.     roasen   u.   meil  (=  flecken, 

fehler),  an  m.  u.  an  m.,  Georg 4135.     kne  mdze  u.  äne  mez  (tau- 

tolog.),  Mart.  257b.     maus  wie  mAs  (auch  m6s  wie  mis),  müs  wie 

maus  =  einerlei,  volksm.     maus   wie  mutter  =  einerlei,  Luther 

setzt  hinzu:  zwo  hosen  eines  tnchs.     mein  u.  mort.   men  endi  mor- 

tnnerk,    Heljd.  82,  23.    Otte  566.  br.    Ottobrt.  96 d.    troj.  kr.  12919. 

12985.  Mart.  91  d.  270,  28.  Folz  1291.  Suchenw.  35,  43.   21,  125. 

32,  2.  t  mort  u.  mein,  Fantal.  80.  Frauenlob  17,6.  Mart.  182  d.  Folz 

1319.     meinen  u.  minne,  Frib.  TriHt.  300.  469.  ein  minne  u.  ein 

gemeine,  Gottfr.  lobges.  37,8.     minne  u.  meinung,  Suso  pred.  IIL 

merke  noch  melde,  Titur.  2911.  4G21.    stn  merken  u.  s.  melden, 

R.  V.  Zweter  2,  139.    merk  n.  melde  wachsen  beid  im  Felde:  pflücke 

merk,   lass  melde  st^n,  so  magst  mit  allen  leuten  gen,  Simrock  6998. 

meftse  n.  metten,  metten  noch  m.,  kaiserkr.  326,  22.    man  sanc  in 

d.  metfin  u.  d.  misse,  kaiserkr.  200,  30.  zuo  metten  u.  z.  m.,  Alexdr. 

652.  d.  m.  noch  d.  m.,  entekrist  (fundgr.II,  116).     milch  u.  mause 

frisst  die  katze    in  einer  sage  bei  Müllenhoff  CIX.    es  kommt  keine 

milch   von  Höfen,  es  ist   denn  eine  maus  darin  ersoflen,  Simr.  7019. 

minne  u.  muth,  muot  u.  m.,  Trist.  14229.    16824.   19172.     m6s 

noch   rouore   (mAs  =  moor,  sumpf;   mnore  ^  morast,  also  tauto- 

k>gi8ch),  weder  m.  noch  muore  siniv  worte  en  mach  getruben,  Wernh. 

Mar.  I,  11.    mflhe   u.  müsse,  muozzecheit  unt  muo    singent   niht 

eine  wtse,  altd.  bl.  I,  217.     zwischen  mus  u.  mund,   Sprichwort 

ArchlT  f.  n.  Sprachen.  XLIX.  11 


Hi  Die  spridiwöriliclien  Fonneln  der  deatschen  Sprache. 

lieh  im  Esopns  (1555)  168b,     mund  a.  mnth,  unrahte  was  dir  in 
maote  a.  in  m.,  Notk.  pe.  51,  4. 

nahe  n.  nnss,  volksm.  nacht  n«  nebel,  nebel  a.  n^  (12. 
jahrh;).  Diemer  I,  3;  rttet  er  über  veit  bi  der  nacht  a.  in  d;  nebel, 
Helblg.  I,  188.  bemer  kr^n.  201.  y.  j.  1466,  Grimm  RA;  7i  Bodman, 
rheingan.  altert.  670.  7li  bt  nachte  u.  neyel  (a.  1558),  Grimm  7.  soest. 
fehd;  0«  626.  bei  nacht  u.  n.  fortgehen,  volksm.  nahrang  u;ndt- 
dnrft,  Neocor.  1,140.  Lather  katech;  4.  bitte;  neffe  n.  niftel,  neva 
and  nifta,  fries.  Br.  1 1 9. 121.  Fw.  90.  nifteb  u.  neven.  Herb.  troj.  k.  5967. 
10455.  Berthold  841.  —  v.  Seven.  —  Mariengrüsfle  91*  gandersh. 
krön.  15,  14.  nichten  ende  neven  (1890),  Mone  quell.  I,  127,  54. 
nns  n.  geniez,  Horneck  464  a.  naz  u.  niez,  appenzeller  kanfbrief 
(Zellweg),  nütze  n.  genüsee,  Eschenloer  U,  68.  A.  alle  rente,  nuz  u. 
g.,  ebend.  II,  187.  noth  u.  nntz,  den  nutz  inde  die  not,  marienl. 
79,  18.  to  nüt  u.  to  noet  (a.  1894),  Kindlinger  1,  68.  in  nutz  u.  n. 
gewant  (a.  1472),  Grimm  RA.  7. 


Versuch  über  die  syntaktischen  Archaismen 

bei  Montaigne. 


Ton 

Friedrich  Olauning. 


Im  neunten  Essai  des  dritten  Buches  sagt  Montaigne  über  die 
Sprache  seines  Jahrhunderts  folgendes :  Selon  la  Variation  continuelle, 
qui  a  ankij  le  nostre  (langage)  iusques  a  cette  heure,  qui  peut  esperer 
qne  sa  forme  presente  soit  en  usage,  d'icj  k  cinquante  aus  ?  II  escoule 
tous  les  iours  de  nos  mains :  et  depuis  que  ie  vis,  s'est  altere  de  moiti^. 
Aber  nicht  erst  zu  seiner  Zeit  war  die  französische  Sprache  einem  be- 
ständigen Wechsel  unterworfen;  dies  sieht  man  daraus,  dass  Marot 
(geb.  1495),  welcher  die  Werke  Villons  von  neuem  herausgab,  sich 
wegen  der  Altert hOmlichkeit  der  Sprache  desselben  veranlasst  sab,  die 
för  das  Verständniss  schwierigen  Stellen  durch  Anmerkungen  zu  er- 
läutern. Und  doch  liegt  zwischen  Villon  und  Marot  nur  ein  Zeitraum 
yon  etwa  einem  halben  Jahrhundert  Auf  der  andern  Seite  dauert 
jene  Flüssigkeit  der  Sprache  bis  in  die  Mitte  des  17.  Jahrhunderts, 
also  bis  zum  Beginn  der  klassischen  Literaturperiode  unter  Ludwig  XIV. 
So  spricht  Mlle.  de  Gournaj,  welche  Montaigne's  Werke  i.  J.  1685 
iD  Paris  herausgab,  in  der  Vorrede  zu  dieser  Ausgabe  von  der  „volu- 
bilite  de  nostre  vulgaire  Fran^ois,  continue  iusques  icy,^  indem  sie  zu- 
gleich meint,  das  Ansehen  des  Buches  würde  zur  Festhaltung  des 
beständigen  Wandlungen  unterworfenen  Sprachgebrauches  beitragen. 
Allein  sie  war  im  Irrthum;  Montaigne  selber  hatte  Recht,  wenn  er 
kurz  vor  der  oben  angefOhrten  Stelle  die  Befürchtung  ausspricht,  er 


164         Versuch  Über  die  syntaktischen  Archaismen  bei  Montaigne 

schreibe  sein  Buch  nur  fdr  wenige  Jahre.  Wenigstens  wird  in  der 
Vorrede  zum  Wörterbuch  der  Akademie  (6.  ed.  p.  IX)  behauptet,  dass 
die  Formen  seiner  Sprache  50  Jahre  nach  ihm  nicht  mehr  gebrauch- 
lich gewesen  seien.  Aber  noch  1650  sagt  Pellisson  (Pref.  Acad.p.VIII) 
aosdrücklich:  Nos  aateurs  les  plos  Elegants  et  les  plus  polis  deviennent 
barbares  en  peu  d'anndes. 

Wir  haben  also  eine  Periode  von  zwei  Jahrhunderten  vor  uns,  in 
welcher  der  Entwickelungsprocess  der  französischen  Sprache  einen  un- 
gleich rascheren  Verlauf  nimmt,  als  dies  vorher  und  nachher  der  Fall 
ist.  Und  zwar  ist  nicht  nur  der  Wortvorrath,  sondern  auch  die  Wort- 
verbindung, nicht  nur  der  Sprachstoff,  sondern  auch  dessen  Gestaltung 
zum  Satze  diesem  rascheren  Verlaufe  unterworfen.  Und  wir  sehen 
den  Wechsel  nicht  nar  bei  einer  Vergleichnng  zwischen  zwei  verschie- 
denen Schriftstellern,  sondern  schon  bei  der  Betrachtung  eines  und 
desselben.  So  steht  die  Syntax  Montaigne*s  so  ziemlich  in  der  Mitte 
zwischen  All-  und  Neufranzösisch ;  sein  Sprachgebrauch  ist  so  schwan- 
kend, dass  er  oft  in  ein  uml  demselben  Satze  hier  dem  altfranzösischen, 
d^rt  dem  modernen  Gebrauche  folgt.  Wenn  nun  die  vorliegende  Ab- 
handlung versucht,  das  Archaistische  in  dem  Sprachgebrauche  Mon- 
taigne's  hervorzuheben,  so  wird  sich  daneben  auch  Gelegenheit  finden, 
die  Uebereinstimmung  seiner  Sprache  mit  dem  neueren  Französisch  zu 
constatiren.* 

Erster  Abschnitt 

Der  Artikel. 

Im  Allgemeinen  wird  derselbe  weniger  häufig  gesetzt  als  im  Nfr., 
häufiger  jedoch  als  im  Afr. 

1)  Zunächst  kommen  hier  einzelne  Substantive  in  Betracht:  natnre 
u.  fortune,  bei  welchen  der  bestimmte,  homme,  chose,  lieu,  temps, 
part,  partie,  bei  denen  der  unbestimmte  Artikel  sehr  oft  fehlt.  Ueber 
homme  u.  chose  spricht  Diez  Grammat.  III,  p.  83  f.  (2.  Ausg.);  sie 
vertreten  in  der  älteren  Sprache  die  Stelle  eines  unbestimmten  Prono- 
mens und  „bedeuten  eine  Person  oder  Sache  auf  der  höchsten  Stufe  der 


*  Die  Citate  sind  der  von  Mlle.  Grournaj  veranstalteten  Ausgabe :  Paria 
16S5,  entnommen.  Bei  den  längeren  Essais  des  zweiten  Buches  und  im 
dritten  Buch  durcbgehends  ist  die  Seitenzahl  angegeben. 


Venoch  über  die  synUkiischen  Archaismen  bei  Montaigne.         165 


ÜDbeBiimmtheit;^  und  zwar  vorsngsweiBe  in  negativen  Sätaen,  aber 
auch  in  affirmativen*  Es  mögen  hier  einige  Beispiele  angeführt 
werden. 

I,  48  J'aj  ven  homme  donner  carriere  k  deox  pieds  snr  la  seile. 
—  ibid.  On  lit  en  Xenophon  la  loy  deffendant  de  voyager  a  pied,  k 
homme  qui  eust  cheaal.  I,  25  et  ne  fus  iamais  sans  homme,  qui  m'en 
senilst.  I,  27  si  ie  trouuoj  homme  digne  de  teile  alliance.  I,  41 
Cjrus  disoit,  qu'il  n*appartenoit  pas  de  Commander  k  homme,  qni  ne 
Taille  mieux  que  ceux  k  qui  il  oommande.  I,  26  Est-il  homme  en  nostre 
siede  si  impudent,  qui  pense  leur  estre  comparable?  III,  1.  p.  617  de  ne 
s'embesoogner  point,  ä  homme  qui  n*a  nj  charge,  nj  oommandement  — 
ic  le  trouue  plus  ezcusable.  III»  2.  p.  629  —  si  n'aj-ie  mis  la  main 
ny  es  biens,  ny  en  la  bourse  dliomme  Fran^ois.  III,  5.  p.  685  anx 
Sarmates,  qui  n'ont  loy  de  ooucher  auec  homme,  que  ct.  m,  8.  p.721. 
III,  9.  p.  769.    m,  13.  p.  834. 

I,  7  die  chose  que  ct.  III,  8.  p.639  nn  desir  fantastique,  de  chose 
que  ie  ne  puis  recouurer.  HI,  6.  p.  710  —  d'aller  donner  k  un  tiers 
chose  qui  nVstoit  pas  sienne.  Sehr  häufig  ist  chose  von  attributiven 
Bestimmungen  begleitet,  z.  B.  I,  7  &  chose  ei  pressante;  I,  9  qui  est 
chose  comrae  surpassant  l'humaine  condition;  I,  24  c'est  chose  digne 
de  tres-grande  consideration ;  I,  9  c'est  dire  chose  fausse,  mais  qu'on 
a  pris  pour  vraye ;  I,  1 9  du  pensement  de  chose  si  esloignee ;  ibid.  est« 
ce  raison  de  craindre  si  longtemps  chose  de  si  brief  temps?  III,  1. 
p.  624  si  nous  auoos  promis  chose  meschante;  III,  5,  p.  690  il  ne 
faut  pas  fier  chose  de  soy  si  prccipiteuse  k  une  ame  qui  ct.;  III,  6. 
p.  711  les  peuplos,  estonnez  &  transis  de  chose  si  estrange;  cf.  III,  9 
p.  754;  12.  p.  818. 

Die  Substantiva  lieu  u.  temps  in  Verbindung  mit  der  Präposition 
en  und  durch  einen  attributiven  Zusatz  näher  bestimmt,  entbehren  oft 
des  unbestimmten  Artikels ;  z.  B.  I,  12  en  lieu  ou  ie  ne  le  densse  pas 
atiendre;  II,  11.  p.  324  la  beste  vient  en  sursaut  k  se  presenter,  en 
lieu  DU  k  Taduenture  nous  l'esperions  le  moins;  III,  2.  p.  628  sa 
capacite  est  en  lieu  d^oüi  il  Temprunte,  &  non  en  luy ;  III,  5.  p.  606 
se  renoontra  nn  iour  en  lieu,  ou  eile  pounoit  desrober  aucun  des  dis- 
cours;  ib.  p.  668.  687;  III,  6.  p.  702  flanquer  en  lieu  chatouilleux ; 
in,  7.  p.  716;  9.  p.  740. 

m,  10.  p.  786  qu'elle  ne  seroit  venue  en  temps  que  Ten  peusse 
louyr. 


166        Versuch  über  die  syntaktischen  Archaismen  bei  Montaigne. 

Ohne  den  nnbealimmten  Artikel  stehen  endlich  die  Subeiantive 
part,  partie  und  fihnliche,  wenn  sie  tarn  Ausdruck  einer  Menge  in 
allgemeinerem  Sinne  dienen.  Ohne  Zweifel  dörfen  diese  AusdrGcko 
auf  eine  Linie  gestellt  werden  mit  beauconp  (=  beau  coup),  dessen 
beide  Bestandtheile  sich  zu  einem  einsigen  Worte  verbanden«  Beisp. 
I,  6  fourrager  bonne  partie  de  la  Tille ;  I,  1 1  on  a  tonsiours  lais«e  bonne 
part  d'autorit^  au  eort;  III,  10.  p.  788  La  fortune  vonlut  part  a  ma 
promotion;  IT,  11.  p.  822  ie  ne  s^ay  s'il  a  escoule  en  moy  partie  de 
ses  humeurs;  III,  8.  p.  641  Vy  ay  pass^  partie  de  ma  vie;  III,  5.  p. 
685  II  faut  laisser  bonne  partie  de  Icur  conduite  k  leur  propre  discre- 
tion;  ni,  8.  p.  782  Bonne  part  des  liures  fameux  sont  de  cette  condi- 
tion ;  m,  9.  p.  748  bonne  part.  Hierher  gehören  auch  andere  Quan- 
titfitsbezeichnungen ;  z.  B.  I,  24  il  a  gaign^  bonne  somme  d'argent; 
Iir,  5.  p.  682  il  se  void  grand  nombrc  d'hommes ;  IH,  10.  p.  786 
porter  —  grande  quantite  de  richesse. 

Daneben  findet  sich  aber  auch  der  unbestimmte  Artikel  vor  sol- 
chen Substantiven;  so  I,  24  un«  bonne  partie  de  la  Toscane;  11,  6. 
p.  179  une  bonne  partie  de  mon  aage. 

Ueber  die  Auslassung  des  bestimmten  Artikels  vor  den  Subst. 
nature  u..  fortune  spricht  Dies  Gr.  III,  p.  24  f.  Beide  SubstantiTe 
kommen  mit  und  ohne  Artikel  vor;  ohne  den  A. 

I,  14  autant  que  fortune  leur  duro;  I,  18  quelque  beau  visage 
que  fortune  leur  face ;  I,  20  Taccez  que  fortune  m'a  donne ;  I,  22 
quelque  facilite  que  leur  preste  fortune;  III,  1.  p.  516  Certes  fortune 
7  a  la  principalle  part;  III,  2.  p.  684;  6.  p.  707;  9.  p.  786;  10. 
p.  785. 

I,  15  les  reigles  —  que  nature  a  enpreintes  en  nous;  I,  22  forcer 
les  reigles  de  nature;  ibid.  c'est  nature  qui  parle;  I,  19  si  nature  ne 
preste  nn  peu ;  ibid.  Nature  mesme  nous  preste  la  main ;  ibid.  Mais 
nature  nous  v  foroe;  III,  2.  p.  681 ;  8.  p.  638;  4.  p.  650;  5.  p.  656; 
6.  p.  709;  9.  p.  788;  10.  p.  782. 

Mit  dem  A. 

I,  18  que  la  fortune  —  gnette  —  Ie  demier  iour  de  nostre  vie ; 
I,  28  la  fortune  maintient  tonsiours  la  possession  des  euenemens;  II, 
6.  p.  178  les  rigueurs  de  la  fortune;  III,  8.  p.  641  qui  se  doit  prin- 
cipalement  k  la  Nature;  III,  5.  p.  655  contre  la  Nature. 

Wie  schon  ans  dem  Verhältniss  der  hier  gegebenen  Beispiele  er- 


Venocb  über  die  iyntaktttcben  Areh*iuiieo  bei  Montaigne.         167 


sichtlich  ist,  dürften  diejenigen  Stellen,  wo  der  Artikel  fehlt,  an  Zahl 
bedeutend  überwiegen. 

2)  Die  AbstrakU  entbehren  bei  Rabelais  oft  des  Artikels,  (cf. 
Schünermark,  Osterprogranim  der  höheren  TOchterschole  su  Breslau. 
]861.  p.  19.)  Montaigne  steht  hier  dem  neueren  Sprachgebrauch 
▼iel  n&her,  denn  in  den  meisten  Fällen  setst  er  den  Artikel  vor  solche 
SnbetantiTe.  Einselne  Fälle  jedoch,  wo  der  Artikel  nicht  gesetzt  ist, 
kommen  auch  bei  ihm  yor,  insbesondere  im  Genitiv. 

1, 26  Nons  attribuons  a  simplesse  db  ignoranoe  la  facilite  de  croire 
&  de  se  laiBser  persuader;  lU,  5.  p.  654  en  ieunesse.  Ebenso  in,  6. 
p.  702.  —  ni,  5.  p.  672  Le  deuoir  de  chastet^  a  nne  grande  esten- 
dnS.  —  in,  9.  p.  751  Le  neud  qui  me  tient  par  la  loy  dlionnestetö ; 
ibid.  p.  752  selon  que  ie  m'entends  en  la  science  du  bien-fiuct  et  de 
recognoissance;  III,  13.  p.  846  L'art  de  Mededne  n'est  pas  si  resoln 
qtie  ct.  —  m,  9.  p.  774  Encore  retient  eile  au  tombeau  des  marques 
&  image  d'Empire;  m,  10.  p.  784  Cette  aspret^  &  yiolence  de  desirs 
empesdie  plus  qu'elle  ne  sert;  III,  13.  p.  887  ennemie  capitale  de 
disdpline  &  de  verite. 

Der  CoUectivbegriff  „Christenheit^  steht  ohne,  aber  auch  mit  dem 
Artikel;  vgl.  II,  7  La  forme  &  seule  &  essencieUe,  de  Noblesse  en 
France,  c'est  la  vacation  militaire ;  m,  9.  p.  747  En  tous  les  grands 
Estats,  soit  de  Chrestiente,  soit  d'ailleurs;  ibid.  p.  774  Ponr  estre  des 
princes  de  cet  Estat  (Rome),  U  ne  faut  qu'estre  de  Chrestient^ ;  I,  9. 
p.  23  tous  les  princes  de  Chrestient^.  Dagegen  I,  18  du  plus  grand 
Roy  de  la  Chrestient^. 

3)  Wenn  nach  Schönermark  (a.a.0.p.  19)  der  Artikel  vor  Länder- 
namen von  Rabelais  meist  ausgelassen  und  nur  selten  gesetst  wird,  so  ist 
bei  Montaigne  gerade  das  Oegentheil  der  Fall.  Dieser  setst  den  Artikel 
regelmässig,  wie  es  der  nft*.  Gebrauch  ist,  und  lässt  ihn  in  denselben 
Fällen  ans,  in  welchen  dies  auch  die  spätere  Sprache  thut.  Nur  im 
attributiven  Genitiv  ist  noch  ein  Schwanken  swischen  Setsung  und 
Weglassung  des  Artikels  wahrsunehmen,  wie  ja  auch  das  Nfr.  in  die- 
sem Falle  keine  absolut  feste  Regel  aufstellt  (Dies,  Gr.  III,  p.  25). 

Beisp.  I,  15  les  loix  de  Grece;  I,  22  les  sauuages  d'Escosse 
n'ont  que  faire  de  la  Touraine;  ibid.  de  persuader  auz  Indiens  de  lais- 
ser  leur  fa^n  &  prendre  Celle  de  Grece ;  I,  24  les  princes  &  la  No- 
blesse d'Italie;  —  I,  25  p.  112  le  meilleur  maistre  ^Arts  de  France; 
-—  ibid.  p.  115  le  meilleur  (oollege)  de  France;    ibid.  p.  117  le  plus 


168        Versuch  Über  die  syntaktischen  Archaismen  bei  Montaigne. 

grand  Principal  de  France;  I,  30.  p.  139  la  largeur  d'Afrique;  gleich 
darauf  la  longueur  de  l'£urope;  ibid.  p.  142  quelques  autrea  peuplea 
d'Orient;  p.  143  du  coste  de  TOrient;  I,  37.  p.  163  rentreprinse  de 
la  Grece  (gegen  Gr.);  I,  40.  p.  187  l'air  de  lltalie.  —  11»  12.  p.350 
les  corbeaux  de  Barbarie;  p.  391  oelles  (les  deapouilles)  de  Mace- 
doine;  p.  391  des  meilleures  maisons  de  Ferse;  p.  432  les  prestres 
d'Aegypte;  p.  437  une  robe  k  la  mode  de  Ferse.  —  III,  10«  p.  786 
auz  deserts  d'Arabie;  lU,  13.  p.  842  Tun  des  plus  s^auans  hommes 
de  France.  Vergl.  II,  3.  p.  271  —  print  resolution  de  s'en  aller 
plustost  en  Faradis. 

4)  „Wenn  das  Subaaintiv,  sei  es  abstract  oder  concret,  sich  mit 
dem  Verbum  zu  einer  Einheit  des  Begriffes  verbindet,  so  kommt  ihm 
kein  Artikel  zu.^  (Diez,  Gr.  III,  p.  29.)  An  solchen  Wendungen 
ist  nun  das  Afr.  ungleich  reicher,  als  die  neuere  Sprache,  welche  durch 
Voransetzung  des  Artikels  den  Begriff  des  Wortes  näher  zu  bestimmen 
liebt.  Auch  Montaigne  bietet  noch  eine  Fülle  solcher  Verbindungen, 
die  im  Nfr.  selten  oder  gar  nicht  mehr  vorkommen  dürften,  wie  z.  B. 
entreprendre  guerre,  faire  pache,  faire  treue,  faire  composition,  trouner 
resistance;  gaigner  aduantage;  gaigner  nom  et  reputation,  donner  re- 
putation,  donner  auantage;  se  donner  loy,  donner  cause,  donner  loisir, 
donner  moyen;  faire  response,  faire  proflt,  faire  recit,  faire  bechee; 
trouuer  issue,  souffrir  mort,  prendre  voye,  tourner  teste  u.  a. 

5)  Wenn  das  Substantiv  von  einem  Adjectiv  oder  einer  anderen 
attributiven  Bestimmung  begleitet  ist,  so  verlangt  das  Neufranzosische 
4n  der  Regel  den  unbestimmten  Artikel,  wenn  es  auch  einzelne  Fälle 
gibt,  wo  derselbe  fehlt,  s.  z.  B.  Herrig,  Aroh.  44.  Bd.,  p.  201.  Bei 
Montaigne  hat  dieser  Gebrauch  noch  bei  weitem  nicht  dieselbe  Aus- 
dehnung erlangt.  Die  Fälle,  in  welchen  er  den  unbestimmten  Artikel 
vor  einem  mit  Adjectiven  verbundenen  Substantivum  weglässt,  sind 
ebenso  zahlreich,  wo  nicht  zahlreicher,  als  diejenigen,  wo  er  ihn  an- 
wendet. Und  zwar  gilt  dies  für  das  prädikative,  attributive  und  ad- 
verbiale Satzveihältniss. 

a)  Beispiele  für  das  prädikative  Verhältniss.  I,  6  et  a  touaioon 
est^  conseil  hasardeuz  ct. ;  I,  38  Vous  &  un  compagnon  estes  assei 
süffisant  theatre  Tun  a  Tautre;  I,  51  et  est  outil  qui  ne  s'employe 
qu'aux  estats  malades;  III,  2.  p.  629  et  nous  est  grand  benefice  qua 
cette  osiouyssance  naturelle;  III,  4.  p.  648  le  mourir  Inj  semble  ac- 
cident  naturel  &  indifferent;  m,  5.  p.  657  La  vertu  est  qualite  plai- 


VerBach  über  die  syiiUktbcbeD  Arcbalsmen  bei  Montaigne.         169 

iBDte  &  gaye;  III,  10.  p.  782  L'occupation  est  a  certaine  maniere  de 
gento,  marqoe  de  suffisanoe  &  de  dignite;  HI,  13.  p.  834  L'indamnite 
n'est  pas  mooDoye  süffisante  k  un  homme  qai  ct. 

Selbst  wenn  daa  Subjekt  daa  neutrale  Demonstrativpronomen  ce 
ist,  wo  im  Nfr.  die  Auslassung  des  unbestimmten  Artikels  vor  einem 
mit  attributiven  Zusätzen  versehenen  Substantiv  nur  auf  einen  nicht 
sehr  ausgedehnten  Kreis  stereotyper  Verbindungen  beschränkt  ist,  wie 
z.  B.  c'est  autre  chose,  c'est  grand  piti6  u.  a.,  ist  dieselbe  bei  Montaigne 
noch  viel  häufiger  anzutreffen,  obwohl  andrerseits  in  diesem  Falle  der 
Artikel  auch  gesetzt  wird.     So  z.  B.  ohne  Artikel: 

I,   19    fust-ce  oeuvre  d'une  heure;    I,  25  c'est  tesmoignage  de 

crndite  &  indigestion;  ibid.  comme  si  ce  fust  marchandise  malaizee  que 

jeprehensions  &  nouuelletez;  I,  29  ce  ne  seroit  plus  receple  salutaire; 

III,  5.  p.  684  Ce  n'est  paa  süffisant  tesmoignage  d'affection;    III,  9. 

p.  740  c'est  chose  tendre  que  la  vie. 

Mit  Artikel: 

I,  26  C'est  une  hardiesse  dangereuse  &  de  consequenoe;  I,  27 
c'est  un  homme  farouche,  un  meschant  ou  un  sot;  III,  5.  p.  657  C  est 
une  humeur  bien  ordonnee;  ibid.  p.  692  c'est  un  commerce  qui  ct. 

Wie  bein)  Nominativ,  so  finden  wir  diese  Auslassung  des  Artikels 
häufig  beim  prädikativen  Genitiv,  z.  B. : 

ly  11  qu'elle  est  de  beaucoup  moindrc  autorite;  I,  27  Le  pere  & 
le  fils  peuuent  estre  de  complexion  entiereroent  eslognee;  I,  29  Cette 
descouuerte  —  semble  de  grande  consideration ;  III,  7.  p.  716  —  qui 
sont  de  moins  excellente  naturc;  III,  11.  p.  810  Elle  est  de  nature  si 
maligne  &  ruineuse ;  III,  12.  p.  823  Cette  laideur  superficielle  est  de 
moindre  preiudice;  III,  13.  p.  867  ce  sont  choses,  que  i^ay  tousiours 
veuSs  de  singulier  accord:  les  opinions  superCelestes,  St  les  moeurs 
sousterraines. 

Ebenso  häufig  dörften  indess  Beispiele  mit  dem  Artikel  sein,  z.  B. 
m,   13.  p.  839  pour  estre  d'une  condition  moyenne. 

b)  Beispiele  fQr  das  attributive  Verhältniss  (attributiver  Genitiv) : 

I,  11  Tages  demidieu  d'un  visage  enfantin,  mais  de  senile  pru- 
dence;  I,  16  qu'il  quittoit  la  gloire  d'un  bon  medecin  pour  acquerir 
Celle  de  mauvais  poete;  11,  6.  p.  178  Canius  lulius  noble  Romain,  de 
vertu  &  fermet^  singuliere;  III,  3.  p.  645  trois  veuSs  de  riebe  A  libre 
prospect;  III,  4.  p.  648  fille  de  beaute  excellente  &  de  merueilleuse 
diapoeition;   ibid.  p.  650.  652;  III,  5.  p.  674  des  exemples  de  lustre 


170        Yerauch  aber  die  »yntaktischen  Archaismen  bei  Montaigne. 

plus  vulgaire;  III,  6.  p.  703  des  autruohes  de  merüeilleuse  grandeur; 
m,  8.  p.  723  c'eat  chose  de  qualite  k  peu  prea  indifferente;  III,  9. 
p.  766  C'est  nne  rare  fortune,  maig  de  soulagement  ineatimable,  d'auoir 
nn  honneste  homme  d'entenderoent  ferme  —  qui  aime  a  tous  suivre; 
ibid.  p.  772  des  choses  de  diaerse  couleur,  de  oontraire  substance  db 
d'an  cours  rompn. 

c)  Beispiele  för  das  adverbiale  Verhältniss ;  zunächst  beim  Akku- 
sativ : 

I,  16  a  donner  principale  recommendation  de  soy;  I,  20  ie  suis 
de  ceux  qui  sentent  tres-grand  effbrt  de  Timagination ;  I,  2  3  ponr  auoir 
pris  oonseil  tont  contraire;  I,  25  aller  trouuer  si  bonne  compagnie  en 
l'autre  nionde ;  I,  50  —  se  depouillent  k  Tentree  &  re^oivent  de  Tarne 
nouuelle  uesture ;  I,  56  —  s'ils  auoient  priu liege  qni  les  exeniptast ; 
I,  48  —  d'auoir  cheval  a  soy;  III,  7.  p.  716  —  il  en  est  peu,  aus- 
quelles  en  quelque  fa9on  nons  n'ayons  particulier  interest ;  III,  8.  p. 
732  La  posterite  retirera  utilit^  singuliere  de  telles  ooropositions ;  III, 
9.  p.  752  ie  trouue  grande  espargne  a  faire  par  iustioe,  ce  que  ie 
faisoy  par  afiection ;  III,  1 1 .  p.  804  ie  n'en  (Einwürfe)  aj  point  sentj, 
qui  m'attachent  &  qui  ne  souffrent  Solution  tousiours  plus  vray-sem- 
blable  que  leurs  conclusions ;  III,  13.  p.  837  cet  ancien  fils  de  U  terra, 
qni  reprenoit  nouuelle  fermete  &  se  renforQoit  par  sa  cheute;  ibid.  p. 
839  il  auroit  plus  aysee  oommunication  ä  tonte  sorte  de  gens. 

Ferner  beim  Dativ: 

III,  9.  p.  746  —  de  venir  k  diuision  legitime  auec  tous  les  autres 
hommes  de  ce  tas;  HI,  10.  p.  789  une  ialousie  —  qui  ne  les  emporta 
pas  a  hayne  fiirieuse  &  indiscrette.  —   Beim  Genitiv : 

in,  8.  p.  730  a  Ie  suivre  par  espaulettes  &  de  iugement  expres 
&  tn6;  III,  10.  p.  783  Glorieux  de  si  noble  assistance;  ibid.  p.  788 
ils  s'en  picquent  de  passion  particuliere,  und  kurz  vorher:  eile  leur 
part  d*ailleurs  &  de  cause  particuliere.  (Dagegen  p.  790  me  ioindre 
d'une  estroitte  amitie.)  III,  13.  p.  836  ils  n'ont  que  faire  de  si  su- 
blime connoissance ;  p.  847  mourir  —  de  mort  naturelle;  p.  848  me 
menassant  tantost  de  grandes  donleurs,  lantost  de  mort  prochaine;  p. 
851  —  qui  rend  Ie  corps  susceptible  de  nouueau  mal;  p.  864  regarder 
et  la  douleur  et  la  volupt^  de  veue  pareillement  reiglee. 

Bei  den  eigentlichen  Präpositionen: 

III,  6.  p.  712  Le  Premier  (monde)  perit  auec  toutes  les  autrea 
creatures,  par  universelle  inondation  d'eaux;    III,  8.  p.  731  Ce  sont 


Versoch.  über  die  t/iitektifchea  ArcbMsmen  bei  Montaigne.         1 7 1 

•ppmitiseagefl,  qui  ont  i  eetre  faicts  aaant  la  maio,  par  longue  Sb  oon« 
Btanta  Institution ;  III,  9.  p,  739  d'j  estre  auee  eqnippage  non  necea- 
saire  seDlement,  naia  auasi  boqpeste;  III,  10.  p,  788  eile  (la  cbarge) 
peut  eetre  continnee  par  eeoonde  eelection;  ibid.  p.  787  par  long  neage; 
in,  12.  p.  825  —  ie  m'acbeminay  k  nn  voyage,  par  paie  eatrange- 
Dient  cbatonillenz;  I,  16  en  si  grand'  assemblee.  Dagegen  ibid.  en 
one  81  longoe  estendue  de  doroination;  III,  10.  p.  785  Selon  ce  que  ie 
Tois  par  nuage  ordinaire. 

6)  „In  der  Verneinung  mit  nunquam  kann  der  verneinte  Begriff, 
wenn  er  in  allgemeinem  Sinn  genommen  wird,  den  unbestimmten  Ar- 
tikel missen.^  (Vergl.  Mätsner,  Synt.  der  neufranz.  Spr.  {  149»  wo 
Beisp.  aus  der  afr.  Spr.  ftir  diese  Auslassung  des  Artikels  angeflSbrt 
sind.)  In  den  frzs.  Beispielen,  welcbe  Dies  (Gr.  III,  p.  84)  dieser 
Regel  beif&gf ,  ist  das  Subjekt  jener  verneinte  Begriff,  welcber  des  Ar- 
tikels entbehrt.  Bei  Montaigne  kommt  jedoch  die  Auslassung  desselben 
auch  bei  anderen  Satzgliedern,  und  zwar  sehr  bftuflg,  vor,  bei  jamais, 
wie  bei  der  einfachen  Negation  ne.  Häufig  wird  dann  der  verneinte 
Begriff  durch  einen  Relativsatz  näher  bestimmt,  jedoch  nicht  immer. 
Im  Nfr.  wird  in  diesem  Fall  der  unbestimmte  Artikel  oder  auch  aucun 
oder  point  gesetzt. 

I,  1 1  ne  se  presentant  occasion  de  toumer  sa  robe ;  III,  6.  p.  702 
ne  tronuant  cheual  capable  de  son  poids ;  I,  47  —  en  leur  represen- 
tant  qn'il  n'y  a  plus  ordre  de  Tattendre  de  eeluj,  qu*ils  ont  si  fort  on- 
trage  de  qu'il  ne  resto  remede  que  de  la  victoire ;  I,  43  Piaton  en  ses 
loix,  n'estime'peste  au  monde  plus  dommageable  k  sa  Cite  que  ct.; 
III,  8.  p.  7S2  il  j  a  vingt  ans  que  ie  ne  mis  en  Liure^  une  heure  de 
suite;  UI,  13.  p.  857  —  que  mes-huy  ie  ne  puisse  en  cela  requerir 
ny  esperer  de  la  destinee,  faueur  qu'illegitime ;  ibid.  p.  867  II  n*j  a 
piece  indigne  de  nostre  soin,  en  ce  present  que  Dien  nous  a  faict. 

I,  19  il  n'est  homme  si  decrepite,  —  qui  ne  pense  auoir  encore 
vingt  ans  dans  Ie  corps;  I,  26  II  n'est  si  petit  escolier  qui  ne  Ie  con- 
uainque  de  mensonge;  I,  27  II  n'est  action  ou  Imagination,  ou  ie  ne 
Ie  trooue  k  dire,  oomme  si  eust-il  bien  faict  k  moj;  I,  19  Encore  n'y 
a-t-il  chemin  qni  n'aye  son  issu§;  I,  23  mais  ie  ne  s^ay  s'il  y  a  traict 
en  sa  vie  qui  ayt  plus  de  formet^ ;  I,  52  H  se  vantoit  de  n'auoir  iamais 
eo  robbe  qni  enst  couste  plus  de  dix  escus ;  III,  2.  p.  627  iamais 
homme  ne  traicta  suiect  qu'il  entendist  ny  cogneust  mieuz;  ibid.  p. 
628  II  n'est  pareillement  bont6,  qni  ne  resiouysse  une  nature  bien  n^; 


172         Verflach  üb«r  die  syntaktüohen  Ardiaismen  bei  Montaigne. 

ibid.  p.  635  le  ne  s^auraj  iamai«  bon  gre  ä  PimpuiflsaDoe,  de  bien 
qu'elle  me  face;  III,  5.  p.  672  D'une  femme  ialoose  —  il  nest  action 
qui  ne  sente  Taigre  &  Timportun ;  ibid.  p.  685  ainsi  oorame  ainsi  n'y 
a  il  disoipline  qui  les  89eut  brider  de  tootes  parte. 

7)  Ganz  besonders  deutlich  ist  das  Schwanken  zwischen  dem  älte- 
ren und  neueren  Sprachgebrauch  bei  der  sogenannten  Theüungsform. 
Diese  Form,  welche  äusserlich  mit  dem  Genitiv  zusammenfallt,  trat 
im  Afr.  bekanntlich  spärlich  auf,  verbreitete  sich  aber  im  Laufe  der 
Entwicklung  der  franzosischen  Sprache  immer  weiter,  bis  sie,  im  neu- 
französischen Sprachgebrauch,  zu  einer  fast  ausschliesslichen  Geltang 
und  Herrschaft  gelangte.  Die  von  den  Grammatikern  (Diez  Gr.  III, 
p.  44;  Mätzner,  Synt.  d.  nfr.  Spr.  §  277)  angeführten  Beispiele,  in 
welchen  das  im  unbestimmten  Sinn  genommene  Substantiv  ohne  de  und 
den  Artikel  vorkommt,  gehen  bis  zu  Commines  (bei  Matzner)  und 
Marot  (bei  Diez).  Indessen  behauptet  sich  dieser  ältere  Gebrauch  ge- 
genQber  der  um  sich  greifenden  Theüungsform  noch  bei  Rabelais,  wie 
Schonermark  in  dem  angeführten  Programm*  p.  18  nachweist,  und 
ebenso  noch  bei  Montaigne  in  sehr  zahlreichen  Fällen,  wie  aus  den 
folgenden  Beispielen  hervorgeht.  Das  Substantivum  kann  dabei  Sub- 
jekt oder  Prädikat  oder  Objekt,  es  kann  ferner  mit  einer  beliebigen 
Präposition  verbunden  sein.  Auch  solche  Beispiele  finden  sich,  in 
welchen  das  mit  de  verbundene  Substantiv  des  Artikels  entbehrt,  und 
endlich  solche,  wo  der  Artikel  gesetzt  wird,  obwohl  dem  Substantiv 
noch  ein  Adjectivum  vorausgeht.  Diese  letzteren  mögen  allerdings 
nach  dem  von  Mätzner  $  277  aufgestellten  Gesichtspunkt  beurtheilt 
werden. 

Die  Gleichberechtigung  der  älteren  und  neueren  Ausdrucksweise 
und  ihre  ünterschiedslosigkeit  hinsichtlich  der  Bedeutung  geht  aber 
am  klarsten  aus  solchen,  allerdings  seltenen  Fällen  hervor,  wo  von 
zwpi  durch  et  coordinirten  Substantiven  das  eine  ohne,  das  andere  mit. 
de  verbunden  steht  So  I,  48  —  les  soldats  ne  boiuent  qne  de  Teau 
&  ne  mangent  que  riz  &  de  la  chair  sal^e. 

a)  Das  Substantiv  ist  Subjekt: 

I,  20  nostre  pensee  ne  se  pouuant  desmesler  que  mojens  si  es« 
tranges  ne  viennent  de  quelque  abstruse  science;  I,  26  il  me  venoit 
compassion  du  pauure  peuple;  I,  40  Gens  qui  Tont  veu.  Tont  eecrit 
et  me  Tont  iur^ ;  I,  47  —  qui  par  desespoir  se  rouenoient  ietter  aur 
eux,  oomme  bestes  furieuses ;   III,  8.  p.  780  ils  manieront  oette  ma« 


VerBuch  über  die  synuktitfchen  Arcfaaiimen  bei  Montaigne.         )7d 

niere,  comme  gens  qai  ont  peur;   III,  10.  p.  790  d'oük  nai*88ent  ordi- 
nairement  niatieres  d'alienation  &  dissociation« 

b)  das  Substantiv  ist  Prädikat: 

I,  25  Le  silence  &  la  modestie  sont  qnalitez  tres  coininodes  k  la 
oonversation ;  ibid.  opiniastrer  &  contester  sont  qnalitez  oommnnes; 
ni,  1.  p.  617  La  colere  &  la  hajne  —  sont  passions  seroans  senle« 
ment  k  oeux  qui  ct. ;  III,  5.  p.  686  Notis  sommes  quasi  partout  ini- 
ques  iuges  de  leurs  actions;  III,  6.  p.  710  qn'ils  estoient  gens  pai- 
sibles;  III,  9.  p.  737  Les  paroles  que  i'ezprime,  sont  paroUes  de 
despit. 

Sehr  häufig  sind  solche  Fälle,  wo  das  neutrale  ce  die  Stelle  des 
Subjekts  einnimmt: 

I,  16  si  oe  sont  personnes  qui  ct.;  ibid.  si  ce  sont  Medecins;  I, 
20  ce  sont  pour  moy  mauvais  respondans  que  magiciens;  I,  24  Ce 
sont  natures  helles  &  fortes ;  I,  25  Ce  sont  abus ;  I,  27  ce  sont  effets 
inimaginables  k  qui  n'en  a  goust^;  III,  1.  p.  623  Ce  sont  dangereuz 
exemples,  rares  &  maladifues  ezceptions,  k  nos  regles  naturelles;  III, 
2.  p.  630  ce  sont  actions  esclatantes;  ibid.  p.  631.  634;  III,  3.  p. 
643  Ce  sont  choses  qui  ct. ;  III,  6.  p.  703  Ce  sont  plaisirs  qui  ct. ; 
in,  9.  p.  737  Ce  sont  amusoires  dequoy  ct. 

c)  Das  Substantiv  steht  im  adverbialen  Verhältniss,  und  xwar  zu» 
nächst  im  Akkusativ: 

I,  25  l'artifice  de  composer  syllogismes;  I,  16  ses  inventions  k 
bastir  ponts  &  engins;  I,  17  on  n'y  oyoit  que  cris  &  voix  efirajees; 
I,  87  —  la  lumiere  du  Soleil  —  nons  elance  si  dru  sans  cesse  nou- 
ueaux  rajons  les  uns  sur  les  au  tres;  l,  40  Le  danger  estoit,  que  mal- 
ays^ment  peut-on  establir  bornes  certaines  k  ce  desir ;  III,  10.  p.  788  Tay 
ven  de  mon  temps  merueilles  ct.;  I,  41  —  ce  lustre  de  Grandeur  apporte 
non  legeres  inoommoditez ;  IH,  1.  p.  617  &  (ie)  n'y  attache  longues  suittes 
&  propositions ;  ibid.  p.  619  produire  grands  effets;  III,  6.  p.  705  & 
n'en  recoinent  aydes  (kurz  vorher:  ils  ont  fait  du  mal);  III,  9.  p.  766 
—  nous  regardent  comme  gens  de  l'autre  monde;  III,  13.  p.  835  tant 
que  ie  trouneray  terre,  ou  air  ouuert  ailleurs.  —  Im  Dativ: 

I,  25  i'ay  ony  tenir  k  gens  d'entendement;  I,  39  l'estiide  qui  de- 
uoit  estre  employee  k  choses  plus  necessaires  &  utiles;  III,  1.  p.  615 
Ce  n'est  pas  grand  roiracle  a  gens  de  sa  profession ;  ibid.  p.  616  Re- 
signons  cette  commission  a  gens  plus  obeissans;  ibid.  p.  618  qui  — 
se  presentent  k  querelles  si  disproportionnees ;  III,  2.  p.  633  k  ciroon- 


174        Versuch  Über  die  syntaktiachen  ArchaiimeB  bei  MonUigae. 

Btances  {Mureilles,  ie  seroy  tonsioors  tel;  in,  5.  p.  692  —  ne  ae  laisse 
manier  k  mains  si  gourdes ;  Und.  p.  682  si  tu  ne  t'obliges  k  noaaeaiix 
ofBces;  III,  10.  p.  791  Panare  vaiiaeaa,  qae  lea  floto,  les  vents,  el  le 
pilote  tiniBsent  k  si  contraireB  desaeine;  III,  11.  p.  805  Bia  fortiine  ne 
lea  (mes  opiniona)  a  paa  dreaaeea  k  ai  puiaaantea  &  ealaueea  conditiona ; 
in,  12.  p.  819  exempt  d'auoir  plna  affiurea  k  lugea  iniqnea  &  cor- 
rompua. 

Nach  PräpoaiUonen : 

ly  26  —  choaea  peu  Trajaemblablea,  ieamoigneez  par  gena  dignea 
de  foy;  IIF,  2.  p.  629  par  coniectarea  incertaioea;  ibid.  p.  631  par 
nouueiles  opiniona;  ibid.  p.  682  aatiafaire  par  bien-iaicta;  III,  4.  p. 
647  par  fortea  &  vinea  raiaona ;  ibid.  p.  652  agiteea  par  vaina  aod- 
dena ;  III,  5.  p.  684  par  aemicea  iia  yenlent  obtenir  ct. ;  ibid.  p.  693 
par  reoompenaea  de  nature  diuerae;  III,  6.  p.  708  ae  faire  valloir  & 
paroiatre  par  deapenaea  exoeaaiuea* 

I,  25  eile  n'a  point  aon  viay  uaage  en  maina  vilea  &  baaaea; 
in,  1.  p.  620  aoua  feintea  parollea;  III,  2.  p.  630  —  que  ie  n'eoaae 
prina  pour  Adagea  &  apophtegmea  tont  ct.;  III,  5.  p.  665  Noua 
aommea. alles,  lear  donner  la  continence  peculierement  en  partage,  As 
aur  peinea  dernierea  &  extremea. 

Daa  mit  de  verbundene  SnbatantiY  ateht  ohne  den  Artikel: 

in,  5.  p.  656  —  de  luy  fournii*  de  ioüeta  et  d'amuaoirea;*  ibid. 
p.  670  De  fillea  un  peu  aoapectea,  ellea  tiennent  le  premier  rang  entre 
lea  damea  dlionneur;  III,  6.  p.  711  ila  ae  mirent  a  en  chercher  de 
nouueUea  (Nachrichten,  Angaben);  m,  9.  p.  736  par  laquelle  (ronte) 
~  i'iray  autant,  qu'il  y  aura  d'ancre  &  de  papier  au  Monde;  ibid.  p. 
757  Si  le  mary  foumit  de  matiere,  nature  meame  veut  qu'ellea  (lea 
femmea)  foumiaaent  de  forme;  ibid.  p.  836  Comme  eile  noua  a  fonmy 
de  pieda  k  marcher,  ausai  a  eile  de  prudence  k  noua  gnider  en  la  vie; 
in,  13.  p.  849  Ten  voia  par  tout  d'affliges  de  meame  natura  de  mal; 
ibid.  p.  851   cea  excremena,  qui  foumiaaent  de  matiere  k  la  graue; 

*  De  ioiieta  u.  d'amoaoirefl  kann  man  auch  ala  6eniti¥obiekt  auffftaaen; 
dass  foaroir  mit  dem  Dativ  der  Peraon  and  dem  GrenitiT  der  Sache  coo- 
stniirt  werden  kann,  zeigen  Stellen  wie  1, 4  faut  touaioura  luv  (k  Tarne)  fonmir, 
d'obiect  oü  eile  8*abutte:  I,  24  prests  k  lay  foumir  qui  d'un  dtscoora«  qui 
d'un  vera  d*Homere.  —  Daneben  findet  aich  die  Conatmktion  foam.  qc  de 
qch.,  z.  B.  II,  1.  p.  258  Venua  meame  fournit  de  reaolution  A  de  harrttiffaffft 
la  ieunease;  u.  foum.  qch.  k  qc,  z.B.  IL  8. p.  297  de  noua  foumir  le  dooz 
benefice  dlnapperceoance ;  II,  2.  p.  259  Qae  le  vin  eat  eapable  de  foonur 
k  Tame  de  la  ten^erance»  au  corpa  de  la  aant4. 


Venach  über  die  syntaktischen  Archaiimen  bei  Montaigne.        176 

ibid.  p.  861  chacun  poor  boj  y  foumit  de  graoe  principale  &  de  aa- 
uenr,  aelon  la  bonne  trampe  de  corpa  &  d'ame,  en  qaoi  lora  ü  se 
troQue. 

Dem  durch  ein  yorangehendes  Adjektir  näher  beatimmten  Sob- 
atantiy  wird  der  Artikel  Torgeaetst; 

II,  22  Fentenda  que  lea  Yalachi,  conrriere  du  grand  Seigneur, 
fönt  dea  extremea  diligenoea;  lU,  2.  p.  681  k  dea  extremea  ^  aoa- 
dainea  esraotiona;  III,  8.  p.  724  II  a'en  faat  &ict  dea  bona  hommea 
de  meanage,  bona  marchana,  bona  artizana;  III,  9.  p.  750  ie  renda 
grace  k  dea  honneatea  hommea,  qni  ct.;  ibid.  p.  762  oeloy  qai  faiaoit 
esgorger  dea  petita  enfana;  ibid.  dea  ieanea  tendrons;  III,  11.  p.  804 
Qoant  aux  oppoaitiona  de  argnmena,  que  dea  honneatea  hommea  m'bnt 
faict ;  III,  1^.  p.  850  entremeslant  dea  longuea  paaaea  de  repoa. 

Endlich  iat  noch  ein  Fall  zu  erwähnen,  wo  Montaigne  abweichend 
vom  Nfr.  und  in  üebereinatimmung  mit  dem  Afr.  den  beatimmten  Ar- 
tikel anwendet;  nemlich  wenn  das  im  Theilungasinn  genommene  Sub- 
stantiv mit  aaaez  verbunden  bt.  Mätzner  (Syntax  §  277)  führt  aua 
der  älteren  Sprache  einige  Beispiele  dieaer  Art  an ;  hier  sollen  mehrere 
aua  Montaigne  folgen: 

I,  56  —  qu'en  Baaqne  &  en  Bretaigne  il  y  ait  dea  Inges  aaaez; 
II,  11  dea  coqs  il  se  fait  dea  chappona  assez;  II,  12  p.  851  i'ay  veu 
dea  gardoira  aaaez ;  ibid.  p.  440  quelle  hereaie  n'y  a  trouue  des  fonde- 
menta  aaaez  de  tesmoignagea  ?  11,  17.  p.  515  Ie  connoy  dea  hommea 
aaaez,  qui  ct.;  m,  8.  p.  641  i'y  voy  des  gena  aaaez;  III,  11.  p.  805 
dea  opinions  aaaez;  lU,  8.  p.  688  Nature  luy  a  donn^  —  assez  de 
matiere  aienne,  pour  aon  utilit^,  de  dea  auiecta  proprea  aasez,  oü  in- 
uenter  &  iuger.  Diea  letzte  Beispiel  zeigt  deutlich  den  Unterachied : 
geht  aaaez  voran,  fiillt  der  Artikel  weg ;  wird  aasez  nachgesetzt,  tritt 
der  Artikel  hervor.  Daa  logische  Gewicht  des  Artikels  ist  hier  jeden- 
falla  auf  ein  Minimum  redudrt;  von  gröaserer  Bedeutung  dürfte  die 
Betonung  der  Worte  sein.  Im  ersten  Fall  wird  aaaez  ala  daa  regie- 
rende, matiere  ala  daa  regierte  Wort  gefühlt;  diesea  achlieaat  aich  jenem 
gleidiaam  in  enklitiacher  Weise  an.  Im  zweiten  Fall  tritt  aaaez  ala 
Appoaition  zu  dea  suiets  auf;  der  Ton  vertheilt  sich  auf  beide  Begriffe 
gleichmäaaig.  Dort  ist  das  Substantiv  abhängig»  hier  selbständig; 
dort  hat  es  geringeren,  hier  stärkeren  Nachdruck ;  und  ao  steht  dort 
das  tonloae  de,  hier  de  in  Verbindung  mit  dem  Artikel. 


176        Veraucti  über  die  Bjntaktiichen  Arcliaismen  bei  Montaigne. 

8)  Der  bestimmte  Artikel  ist  im  Nfr.  beim  Superlativ  stehend 
geworden;  denn  nnr  durch  ihn  unterscheidet  sich  der  Saperlatiir  vom 
Coraparativ,  Der  best.  Artikel  wird  deshalb  auch  gesetzt,  wenn  der 
Superlativ  seinem  Hauptworte  nachfolgt,  mag  dieses  einen  Artikel 
haben  oder  nicht;  femer  wird  bei  mehreren  Superlativen  der  Artikel 
vor  jedem  einzelnen  gesetzt.  Die  conseqnente  DurchfQhmng  dieser 
Regel  ist  aber  nur  dem  Nfr.  eigen ;  im  Afr.  (und  ebenso  in  andern 
romanischen  Sprachen)  wird  der  Artikel  sehr  häufig  ausgelassen.  Vgl. 
Mätzn.  Synt.  §  282  e.  u.  Diez  Gr.  m,  p.  10,  wo  Beispiele  aus  dem 
Afr.  angeführt  sind.  Beispiele  für  Rabelais  gibt  SchOnermark  Progr. 
1866.  p.  18.  f.  Montaigne  schliesst  sich  in  beiden  Fällen  dem  afr. 
Grebrauch  sehr  häufig  an;  Weglassung  des  Artikels  vor  dem  seinem 
Substantiv  folgenden  Superlativ,  und  Nichtwiederholung  desselben  bei 
mehreren  Superlativen  kommt  oft  genug  vor. 

Beispiele : 

a)  I,  20  —  qui  seruent  aux  choses  plus  communes;  I,  47  — 
auec  leurs  iojanz  &  richess^s  plus  cheres.  (Dagegen  IT,  6.  p.  718 
des  parties  du  corps  les  plus  cheres.)  II,  12.  p.  429  —  nous  verifions 
les  choses  plus  vraj-semblables ;  II,  17  coulpable  des  defiectuositez 
plus  basses  &  populaires;  III,  1.  p.  616  ie  m'offre  par  mes  opinions 
les  plus  viues,  &  par  la  forme  plus  mienne;  III,  2.  p.  683  nos  Opera- 
tions plus  innooeutes;  ibid.  p.  635  cn  l'aage  plus  licentieuz;  ibid.  p. 
686  sa  beaut6  plus  attrayante;  III,  3.  p.  645  le  Heu  plus  inutile;  III, 
4.  p.  647.  —  5.  p.  685.  —  9.  p.  744.  759.  771.  —  11.  p.  809. 

b)  I,  36  l'action  la  plus  exoellenle  &  pure;  II,  12.  p.  340  atta- 
chee  A  clonee  k  la  pire,  plus  morte  dt  croupie  partie  de  l'Univers ; 
in,  2.  p.  634  le  plus  facile  Sa  seur  party;  ibid.  p.  636  la  plus  belle, 
entiere  &  longue  partie  de  ma  vie;  III,  3.  p.  639  aux  choses  les  plus 
aysees  &  voysines;  III,  5.  p.  681  Le  plus  contemplatif  So  prudent 
homme;  ibid.  p.  681  la  plus  noble,  utile  &  plaisante  de  toutas  ses 
fonctions;  III,  6.  p.  709.  —  8.  p.  719.  723.  724.  729.  —  9.  p. 
760.  —  11.  p.  808.  —  13.  p.  853. 

9)  Was  die  Verbindung  des  Artikels  mit  den  Fiirwörtem  betnfil, 
so  sind  hier  als  solche,  bei  denen  die  Abweichung  des  neueren  -Sprach- 
gebrauches von  der  Ausdmcksweise  Montaigne's  am  stärksten  hervor- 
tritt, folgende  zu  nennen : 

a)  das  Possessivpronomen  mien,  tien,  ct.; 

b)  die  unbestimmten  Fürwörter  autre,  tous;  maint,  chacun;  on. 


Venadi  über  die  •yntaktitchen  Arebusmen  bei  Montaigne.        177 

Ausserdem  mag  noch  bemerkt  werden,  dass  der  artikeUose  Ge- 
brauch von  mkn^j  tel  n.  pareil  bei  Montaigne  noeh  ausgedehnter  ist, 
als  im  Nfr, 

a)  In  der  alten  Sprache  wird  die  abgeleitete  Form  des  pronom« 
possess*  gans  gewöhnlich  mit  dem  Artikel,  dem  bestimmten  sowohl  wie 
mit  dem  nnbestimmten,  verbunden*  Die  Verbindung  des  best.  Artikels 
mit  diesem  Pronomen  findet  sich  nach  Dies  Gr.  111,  p.  65  noch  bei 
Marot  und  Rabelais.  Ebenso  andi  bei  M.  II,  12.  p.  897  —  k  la 
mienne  volonte  qn'aucans  du  surnom  de  Chrestiens  ne  le  &cent  pas 
encore«  Häufig  ist  sie  bei  M.  jedoch  nicht.  Sehr  oft  dagegen  ver* 
bindet  Montaigne  den  bestimmton  Artikel  mit  diesem  Pronomen,  wenn 
dasselbe,  ein  vorausgegangenes  Substantiv  vertretend,  ein  Adjektiv  zu 
sich  nimmt,  s.  B.  I,  25  cette  langue  estoit  lä  mienne  matemelle;  I, 
39  les  qnalitez  qui  ne  doiuent  pas  estre  les  siennes  principales ;  IT, 
12.  p.  403  les  femmes  employent  des  dents  d'jvoire,  oii  les  leurs  na- 
turelles lenr  manqnent;  ibid.  p.  4S2  entrans  au  Palais  prennoient 
quelque  vieille  rohe  deschiree  sur  la  leur  bonne.  —  ni,  5.  p.  682  Tu 
ne  crains  point  d'ofiencer  ses  loix  uninerselles  db  indubitables,  db  te  pi- 
ques  anz  tiennes  partisanes  db  ikntastiques ;  m,  18.  p.  859  les  petits 
verres  aont  les  miens  fauoris.     Ebenso  Ul,  6.  p.  701.  —  8.  p«  788. 

Sehr  gewöhnlich  ist  aber  die  Verbindung  des  unbestimmten  Ar* 
tikels  mit  dem  Possessivpronomen,  c.  B.: 

I,  19  un  mien  frere,  ein  Bruder  von  mir;  I,  20  un  sien  oompa* 
gnon;  I,  24  un  mien  amy;  I,  25  un  mien  pourtraict  chauue  ds  gri- 
sonnant;  I,  46  Un  gentilhomme  mien  voysin;  I,  56  c'est  un  sien  rare 
privilege  (nemlich  de  U  nature)  de  nous  faire  durer  iusque  Ik.  —  Wie 
der  unbest  Artikel,  so  kOnnen  noch  andere  Bestimmungswörter,  na- 
mentlich das  Demonstrativum,  diesem  Possessivpronomen  vorangehen. 
Diese  Ausdrucksweise  ist  nun  vom  Nfr.  nicht  völlig  ausgeschlossen, 
dennoch  aber  sehr  selten  und  gehört,  wie  M&txner  (Synt  §  288)  be* 
merkt,  nur  noch  der  naiven  Poesie  und  der  Sprache  des  gemeinen  Le« 
bens  an. 

b)  Sowohl  das  substantivische,  wie  das  adjektivische  autre  stehen 
bei  Montaigne  oft  ohne  den  unbestimmten  Artikel,  bedehnngsweise 
ohne  das  partitive  de.  Die  Fonnen  autres  und  d'autres  dQrften  ein- 
ander in  Besug  auf  H&ufigkeit  die  Waage  halten. 

I,  6  —  ceux  qui  en  fiirent  d^logez  k  foroe  par  nostre  armee,  et 
aotres  de  leur  party;  1, 15  il  en  oondamna  d'antres;  1,46  plus  ce  crois- 

Axefal?  f.  B.  SpiMhmi.   XLIK.  12 


178        Venach  über  die  Bjmtaktitchan  Archaismen  bei  Monteigne. 


ie  que  d'autrei;  ibid.  et  aatres  encore  depuis;  I,  16  du  meetier  d'an 
antre;  III,  18.  p.  880  Ny  Perrozet  nj  aatre,  ne  peat  ri  eoigneaee- 
ment  polir^  ct.  Hier  ist  Montaigne  in  Üebereinstimmnng  mit  der 
Sprache  Babelais*,  nnr  dflrfte  bei  ersterem  die  Form  d'autres  sieb  be- 
reits häufiger  vorfinden,  cf.  Schönermark  Progr.  1866.  p.  84.  Das 
adjektivische  autre  steht  zwar  auch  im  Nfr.  ohne  Artikel,  man  sehe 
z.  B.  die  Beispiele  bei  Aiätzner,  Synt.  §  298«  10.  Bei  Montaigne  be* 
gegnen  wir  aber  dem  artikellosen  antre  nicht  nur  in  Wendungen  wie 
autre  chose  oder  in  Verbindungen,  deren  sprQch wörtlicher  Charakter 
grösstmögliche  Kürze  bedingt,  wie  autre  temps,  autres  moeurs,  sondern 
in  andern  Fällen,  wo  das  Nfr.  den  unbestimmten  Artikel  oder  point 
de  erfordern  würde.  Häufig  fehlt  der  Artikel  nach  Präpositionen ;  so 
I,  6  en  autre  siecle;  I,  9.  p.  soubs  autre  visage;  III,  5.  p.  660  soubs 
autre  titre;  HI,  9.  751  hors  la  protection  des  loiz  &  sous  autre  sauue- 
garde  que  la  leur;  IH,  11.  p.  809  mettre  en  autre  vaisseau  qu'en 
nostre  ame. 

Ferner  unter  dem  Einfluss  der  Negation,  z.  B. : 

III,  1.  p.  617  Ie  ne  pretens  autre  fruict  en  agissant,  que  d'agir; 
IH,  5.  p.  692  Ie  n'ay  point  autre  passion  qui  me  tienne  en  haieine; 
ibid.  p.  694  ne  puisse  estre  refus^  —  du  baiser  ou  autre  faneur  amou- 
reuse;  III,  6.  p.  702  Ie  ne  me  sens  pas  assez  fort  pour  soustenir  Ie 
coup  &  l'impetuosit^  de  cette  passion  de  la  penr  nj  d'autre  vehemente; 
IH,  8.  p.  732  ie  ne  iuge  la  valeur  d*autre  oeuvre  quelconque  plus 
obscurement  que  du  mien;  III,  18.  p.  850  —  n*en  aduiendra  autre 
pire  accident,  que  eeluj  que  ie  sens. 

Dann  in  verkürzten  Nebensätzen  der  Vergleichnng,  wo  die  All- 
gemeinheit der  Bedeutung  (irgend  ein  anderer)  den  individualisirenden 
Artikel  ausschliesst,  z.  B. : 

HI,  5.  p.  689  i'ay  en  roon  temps  conduict  ce  marchö  —  aussi 
conscientieusement  qu'autre  marche;  HI,  9.  p.  756  Et  crains  pour  eile 
(Paris)  autant  certes,  que  pour  autre  piece  de  cet  Estat;  HI,  18.  p. 
855  La  presse  des  plats  &  des  seruices  me  desplaist,  autant  qu'autre 
presse. 

Endlich  auch  in  andern  Fällen,  wie: 

III,  2.  p.  685  —  auoit  autre  opinion  que  la  mienne;  HI,  5.  p. 
655  —  il  faudroit  autre  remede,  qu'en  songe;  IH,  10.  p.  798  regarder 
si  yostre  action  ou  vostre  parole,  peut  auoir  autre  Interpretation ;  IH, 
18.  p.  857  —  si  antre  extraordinaire  oocupation  ne  les  en  diuertissoit. 


Venoch  tiber  die  qrntaktifchen  ArcJiaumen  bei  Montaigne.        179 

Da88  namentlich  der  Plural  toas  im  Afr.  häufig  ohne  den  jetzt 
allgemein  angewendeten  bestimmten  Artikel  vorkam,  seigt  M&tzner 
Synt.  §  293,  8.  Dass  bei  Rabelais  diese  Auslassung  noch  fortdauert, 
bemerkt  Schönermark  (Progr.  1866,  p.  87).  Dass  wir  auch  in  der 
Sprache  Montaigne's  die  Auslassung  des  Artikels  nach  tous  noch  oft- 
mals finden,  zeigen  die  folgenden  Beispiele: 

L  8.  p.  7  —  desirable  k  tous  bons  Prinoes«  Ibid. :  Nous  deuons 
la  Bubiection  So  obeissance  k  tous  Rois.  III.  5.  p.  695  Piaton  ap- 
pelle  indifferemment  les  uns  &  les  autres  k  U  sodet^  de  tous  estndes, 
exerdoes,  charges'  &  yacations.  m,  6.  p.  709  cette  genereuse 
obstination  de  soufirir  toutes  extremitez  &  difficultez.  HI,  7.  p.  718 
Comme  on  leur  cede  tous  auantages  d'honneur.  in,  8.  p.  784 
Texemple  &  deuoir  de  tous  bons  Historien s.  Ibid.  p.  735  Tous 
iugemens  en  gros,  sont  lasches  &  imparfaicts.  III,  9.  p.  745  Toutes 
grandes  mutations  esbranlent  TEstat.  III,  18.  p.  832  —  la  fin  com- 
mune &  demiere  de  tous  estudes.  Ibid.  p.  836  une  vie,  que  tous 
aocidents  humains  regardent  Ibid.  p.  862  Elle  se  montre  ^gallement 
en  tous  estages.  I,  17  tous  autres  acddents.  III,  9.  p.  741  toutes 
autres  opinions  qui  me  sont  incommodes.  HI,  10.  p.  783  Comme 
nous  Toyons  en  toutes  autres  religions.  Ibid.  p.  789  k  toutes  autres 
oocasions.  ETI,  10.  p.  792  en  tous  autres  deuoirs  de  la  vie.  UI,  18. 
p.  841  tous  autres  hommes.  (Dagegen  III,  9.  p.  746  tous  les  autres 
hommes.) 

Die  Stelle  I,  12,  wo  maint  un  vorkommt,  erwähnt  Diez  Gr.  III, 
p.  87.  Mit  chacun  wurde  der  unbestimmte  Artikel  bis  ins  17.  Jahr- 
hundert verbunden  (Mätasner  Synt  §  283) ;  natürlich  finden  wir  diese 
Verbindung  auch  bei  M.  sehr  oft,  z.  B.  I,  25  une  opinion  re9eue  d*un 
chacun.     HI,  5.  p.  676  a  la  veOe  d'un  chacun. 

Wenn  im  Afr.  hinsichtlich  der  Anwendung  des  Artikels  vor  on 
ziemliche  WillkOr  herrschte  (Diez  6r.  III.  p.  292),  so  gilt  das  auch 
von  der  Sprache  Montaigne's,  wie  von  der  Rabelais'  (Schönermark 
p.  85)«  Ohne  sich  auf  die  Fälle  zu  beschränken,  in  welchen  sich  die 
Anwendung  des  Artikels  im  Nfr.  noch  erhalten  hat,  setzt  Montaigne 
denselben  vor  wie  nach  dem  Verbum;  nach  dem  Verbum  besonders 
gern,  wenn  dieses  mit  einem  Vokal,  stummen  e  oder  a  schliesst 

Beispiele  aus  dem  III.  Buch: 

8.  p.  689  Et  nous  Tordonne  Ion  principalement.  4.  p.  650  Voila 
oomme  Ion  en  faict.     5«  p*  670  Que  va  Ion   deuinant.     5.  p«  686 

12» 


180        Versach  über  die  syntaktisehen  Arehufmen  bei  Montaigne. 

—  k  qui  Ion  donne  tant.  Ibid.  p.  698  roe  dira  Ion,  6.  p.  703  Et  a 
Ion  raison  d'aocuser«     7*  p.  718  —  aassi  oonforte  Ion  &  auctorise  ct. 

8.  p.  726  A  TaaentDre  les  eatime  Ion  ct.     Ibid.  p.  727  et  a  Ion  tort 

9.  p.  737  comme  Ion  dit«  13.  p.  839  Et  ne  me  fera  Ion  pas  accroire. 
Ibid.  p.  848  et  allongera  Ion  de  quelqne  henre  vostre  misere.  (I.  22. 
p.  69  &  le  laisse  Ion  et) 

Endlich  sei  noch  das  afr.  TaatTuy  (fremdes  Gut)  erwähnt,  das 
auch  bei  Rabelais  vorkommt  (Scfaönermark  p.  84).  Ausser  der  von 
Mätzner  (Syntax  §  281)  angefahrten  Stelle  Montaigne's  I,  41  können 
hier  noch  zwei  angeführt  werden :  I,  7  (med.)  retenir  de  Tautmy.  III,  11. 
p.  808  on  nous  duict  k  nous  seruir  plus  de  Tantmy  que  du  nöstre« 

Zweiter  Abschnitt 

Pronomen. 
1.  Persönliches. 

1)  Das  reflexive  soy  weist  noch  sehr  häufig  auf  bestimmte  Per- 
sonen zurück,  namentlich  im  Singular: 

I.  18  Epaminondas  interrogä  lequel  des  trois  il  estimoit  le  plus, 
ou  Chabrias  on  Iphicrates  ou'soy-mesme.  I,  19  qu'il  en  face  la  re- 
queste  k  soy-mesme.  I,  23  Caesar  —  se  fioit  tant  k  soy  et  a  sa 
fortune.  I,  25  Qu'il  se  contente  de  se  corriger  soy-mesme.  H,  8. 
p.  290  les  bonnes  esperances  que  .donne  de  soi  M.  d'Estissac  vostre 
fils.  n,  12.  p.  858  il  y  en  auoit  un  entre  autres  —  qui  attiroit  k  soy 
la  veue  de  toute  l'assistance.  II,  12.  p.  367  ceste  Rome  s^anante  qui 
se  ruyna  soy-mesme.  II,  32  Agesilaus  fut  mulctä  par  les  Ephores, 
pour  auoir  attirö  k  soy  seul,  le  coeur  &  la  volonte  de  ses  citoyens. 

II,  33  (Spnrina)  entra  en  farienx  despit  contre  soy-mesmes.  11,  35 
Paetus,  n'ayant  pas  le  coeur  assez  femie  de  soy-mesme,  pour  se  donner 
la  mort.  III,  1.  p.  625  un  soldat  de  Pompeius  —  se  tua  sur  le 
champ  soy-mesme.  III,  4.  p.  647  le  Sieur  d'Himberoourt  sauna  & 
soy  &  d'autres.    III,  4.  p.  652  Quintilian  dit  —  de  soy-mesme  que  ct. 

III,  9.  p.  752  combien  ie  suis  tenu  k  Dien  de  ce  —  qu'il  a  retenn 
particulierement  k  soy  toute  ma  debte.  III,  10.  p.  785  Lequel  maiatre 
s'est  ainsi  peint  soy-mesmes  k  moy. 

Dagegen  1,  25  Yoyez  Cimon^  voyez  Themistodes  &  mille  autres, 
oombien  üs  ae  sont  disconuenus  k  eux«>mesmes.  Femer  mit  Beziehung 
auf  Sachen:   I,  28  oomme  s'ii  n'y  anoit  que  leur  art,  qui  ne  se  peaat 


Venach  über  die  «yataktischeii  Archaismen  bei  Montaigne.         181 

maintenir  de  luy-mesine.  I,  29  lee  choses  qui  d'eUefl-meames  aont 
belies  &  bonnee.  I,  23  Plus  eile  est  aiguS  et  viae,  plus  eile  troaae  en 
soy  de  foiblesse  et  se  deffie  d'aütant  plus  d'elle-roesoie. 

2)  Das  persönl.  PronomeD  wird,  wenn  es  Subjekt  ist,*ent8prechend 
dem  afr.  Gebrauch,  sehr  häufig  unterdrückt,  besonders  wenn  et  Tor- 
ausgeht : 

I,  9  et  irais  fadlement  —  sur  les  traces  d'autruy.  I,  11  fln. 
—  et  en  ay  eu  de  pareillenient  foibles  ct.  I,  22  Targent  que  luy  ay 
donne«  I,  25  Le  monde  n'est  que  babil  et  ne  vis  iamais.honume  qui  ct. 
III,  1.  p.  617  A  la  verite,  &  ne  crains  point  de  l'aduoöer.  III,  2, 
p.  632  il  n'y  a  rten  d'extreme  &  d'estrange:  &  si  ay  des  raviseniens 
sains  &  vigoureuz.  III,  3.  p.  641,  644.  —  13.  p.  859.  —  I,  30:  Et 
voyons  de  grandes  montjoies  d'arenes  mouuantes.  UI,  10.  p.  792 
00  sont  eux  qui  nous  guident  &  emporlont,  &  auons  k  les  suyufe. 

Ganz  besonders  häufig  ist  die  Unterdrückung  des  Pron.  der  dritten 
Person  bei  unpersönlichen  Ausdrücken,  zum  Theil  im  Nur.  noch  üblich. 
(M&tzner,  Syntax  §.  14.) 

I,  5  et  n'est  heure  ct.  I,  6  init.  et  ne  se  doit  attendre  fiance  ct. 
Ibid.  et  a  tousiours  est6  conseil  hazardeux  de  fier  ct.  I,  8  et  n'est 
folie  ny  resverie.  I,  9  ses  biens  furent  confisquez,  de  ne  tint  k  guere 
qn'il  n'en  perdist  la  vie.  I,  10  et  luy  en  falloit  promptement  refaire 
une  autre.  I,  12  et  en  y  a  maint  un  qtii  ct.  I,  14  et  en  aduient  par 
oes  mesmes  tenues  que  ct.  I,  19  en  tant  qu'en  nous  est.  III,  1. 
p.  616  Je  respondy,  n'y  a  pas  longtemps.  Ib.  p.  620  ils  sont  pleins 
de  deffiance,  &  est  malaise  de  les  surprendre.  Ibid.  p.  620  Sera  Pom« 
ponius  Flaccus  qui  voudra,  et  en  est  assez  qui  le  voiidront.  Ibid.  p.  621 
Et  ne  sera  pas  nouueau  —  que  celny  mesme  vous  ruine  qui  toos  aura 
niis  en  besongne.  HI,  5.  p.  658  &  ne  me  chaut.  —  I^  18  et  le 
prennent  de  oe  biab  que  ct.  (ausgelassen  ist  hier  ils  in  der  Be- 
deutung: man). 

Von  der  Unterdrückung  des  Pronomens  der  zweiten  Person  dürfte 
sidi  kaum  ein  Beispiel  finden. 

3)  Das  Personalpronomen  wird,  abweichend  vom  nfr.  Gebrauch, 
auch  dann  zuweilen  unterdrückt,  wenn  die  nachdrückliche,  aus  dem 
Akkusativ  hervorgegangene  Form  des  Pronomens,  luy,  moy  ct.  dem 
Yerbum  als  Subjekt  vorangeht;  dies  geschieht  auch  dann,  wenn  zw!- 
fldien  diesem  Pronomen  und  dem  Verbum  ein  Zwischensats  ein- 
geschaltet ist* 


188        Verrach  über  die  fTBiaktitcheii  Arohftismeo  bei  IfonUigne, 

m,  10.  p.  787  E^t  Inj  (l'empereur)  doit  mjäiam  loujr  de  007 
k  part. 

I,  22  Comme  nous,  qui  Dons  estttdiöns,  aaons  apris  de  faire« 
I,  25  Nons,*  qui  cherchons  icy  aa  contraire  de  Former  non  od  Gram- 
mairien  oa  Logiden,  mais  un  gentiPbomme,  laissona  les  abuser  de  lenr 
loisir.  II,  12.  p.  419.  III,  2.  p.  629  Nous  aotres  principalemenf, 
qai  TiuoDa  une  vie  priuee,  qui  n*eet  en  roontre  qWk  nous,  deaons  auoir 
estably  nn  patran  au  dedans.  Ilf,  4.  p.  647  M07,  qui  ne  deeirois 
principalement  que  de  ptper  Tassistance,  -  qui  auoit  les  yeux  sur  moj, 
m'adoisay  de  plastrer  le  mal.  Ibid.  p^  647  Luy,  eentant  le  vent  de  la 
premiere  ondee  de  ces  gens,  qui  venoient  se  roer  ^n  son  logis,  lischa 
fioudain  vers  eux  deux  des  habitants.  Ibid.  p.  649  —  oomme  I07  tout 
desarm^,  se  defendoit  obstinement.  III,  6-  p.  701  M07,  qui  y  sais 
fort  soiect,  s^ay  bien.  III,  8.  p.  724  &  luy,  s'il  enst  recolc  aar  soy, 
se  fust  troun^  non  guere  moins  intemperanr.  Ibid.  p.  782  Noos  aotres, 
qni  aoons  peu  de  practiqne  auec  les  Liores,  sommea  eo  cette  peine. 
III,  9.  p*  746  luy,  personnage  de  grande  authorite  en  la  Tille  de  Ca- 
pouS,  troooa  nn  iour  mo7en  d'enferroer  le  Senat.  III,  12«  p.  814  si 
mo7,  qni  —  esperois  estre  des  demiers,  venois  a  estre  des  premier». 

Die  Entwicklung  des  Sprachgebrauchs  in  diesem  Fall  ist  folgende : 
Afr.  das  ans  dem  Nom.  gebildete  Pronom.  Noch  Marot  konnte  sagen^: 
je  qui  suis ;  je  de  ma  part  (Diez  6r.  III.  p.  48.)  Mont  setzt  die 
vollere  Akknsativfonn ;  das  Nfr.  dieselbe,  jedoch  mit  Htnznfilgung  der 
schwachen  Nominativform  unmittelbar  vor  dem  Verbum. 

4)  Von  weit  grösserer  Ausdehnung  als  im  Nfr.  ist  bei  Mont, 
vielleicht  eine  Folge  der  spanischen  Nachbarschaft  (vgl.  Dies  Gr.  III. 
p.  295  f.),  der  Gebrauch  der  8.  Fers.  Plural,  des  Personalpronomens 
in  allgemeiner  Bedeutung,  s7non7m  mit  on. 

I,  44  fin.  —  et  disent  que  'ce  fut  ponr  estre  si  extremement  ag- 
grau6  de  trauail.  Ebenso  ils  disent  I,  48.  III,  4.  p.  650.  —  5.  p.  680« 
681.  —  12.  p.  822.  —  18.  p.  859.  868. 

I,  27  richesses,  presents,  fapenr  k  l'anancement  des  dignitez:  & 
teile  autre  hasse  marchandise  qn'ils  repronnent.  —  III,  1.  p.  622  Ils 
les  (les  traitres)  fönt  pendre  auec  la  bonrae  de  lenr  pa7emeDt  an  ool. 
Ibid.  p.  624.  —  III,  9.  p.  749  IIa  ont  laiaae  par  eacrit  de  l'orateor 
Corio  que  ct.  m,  11«  p.  800  Ils  oommencent  ordinairement  ainai: 
Comment  est-ce  que  cela  se  fait?  III,  18.  p«  842  i'äUegne  anaai  vo* 
lontiers  —  ce  que  i'a7  yen,  que  ce  qn'ils  ont  eacrit«    Ibid.  p.  842  Ei 


Venach  über  die  •yntaktiicben  Arcbaisinen  bei  Montttgne.         183 


comme  ils  tienneni  de  la  vertu,  qu'elle  n'est  pas  plus  grande,  pour 
eetre  plus  losgue :  restime  de  mesme  et. 

Nicht  seltän  wird  auch  vous  in  dieser  allgem,  Bdtg.  gebraucht, 
z.  B.  Ily  5.  Plusieurs  Nations  —  estiment  honrible  et  cniel  de  tour- 
menter  &  dearompre  un  homme,  de  la  faute  duquel  vous  estes  encore 
en  doobte.  IH,  8.  p.  640  II  faut  se  desmettre  an  train  de  ceux  auec 
qui  vous  esles. 

5)  Auf  ein  dem  Verbum  vorangehendes  Objekt,  sei  es  nun  im 
Akkus.,  Dativ  oder  Genitiv,  weist  das  Personalpron.  beziehungsweise 
die  Pronominaladverbien  en  u«  y  ausserordentlich  oft  in  pleonastischer 
Weise  zurück. 

I,  51  —  que  son  roestier  estoit,  de  choses  petites  les  faire  pa- 
roistre  A  trouuer  grandes.  II,  13  —  que  d'un  grand  nombre  ^'escus 
nous  en  prenions  pinstost  Tun  que  Tautre  —  1,  9  d'un  defaut  naturel, 
on  en  fait  un  defaut  de  conscience.  I,  16.  p.  86  Et  de  cecy  il  semble 
qu'U  en  creust  quelques  chose.  I,  22.  p.  75  les  humeurs  qu'elle  vou- 
loit  pnrger  en  nous,  eile  les  a  eschauffees.  I,  23  mais  la  nuict  d'entre- 
deux  il  la  passa  auec  grande  inquietude.  Ibid.  (ie  V07)  que  la  meiUeure 
part  de  l'entreprise  ils  l'abandonnent  k  la  fortune.  I,  24  On  enVioit 
ceuz-1^  —  ceux-cy  on  les  desdaigne.  II,  2.  p.  258  Le  port,  il  l'auoit 
d'une  grauit^  douce.  III,  3.  p.  681  —  reforment  les  vices  de  Tap- 
parence,  ceux  de  Tessence,  ils  les  laissent-la. 

2.   Possessives. 

1)  Die  abgeleiteten  Formen  mien,  fien,  bien  werden  nodi  sehr  oft 
adjektivisch  mit  dem  Substantivum  verbunden;  es  kann  ihnen  dann 
der  bestimmte,  viel  häufiger  jedoch  der  unbestimmte  Artikel  (vgl.  den 
Abschnitt  fiber  den  Art.),  oder  auch  das  demonstrative  oder  ein  un- 
bestimmtes FOrwort,  wie  quelque,  aucun,  autre  beigegeben  werden, 
eine  Verbindung,  welche  dem  Nfr.  fremd  ist. 

Beisp.  Ober  die  Verbindung  des  Art.  mit  diesem  Pronomen  s.  oben. 
I,  19  cette  nostre  allegresse.  Ibid.  ce  mien  bastiment.  I,  20 
cette  sienne  suiection.  I,  22  cette  sienne  glorieuse  victoire.  I,  28  cette 
sienne  demence.  Ibid.  ce  sien  hon  dessein.  I,  38  les  douceurs  de 
cette  vie  nostre.  I,  64  ce  ressentiment  leur  &  propre.  I,  50  cette 
mesme  eondition  nostre.  I,  53  toute  cette  nostre  contexture.  III,  1. 
p.  619  Tout  ce  mien  proceder.  III,  5.  p.  671  Gelte  nostre  exas« 
peralion. 


184         Venach  über  die  syntaktischen  Arobaiimeo  bei  Montaigne. 

I,  8  quelqne  sienne  devotion  (von  Dies  6r.  IIL  p.  66  angeführt). 
HI,  1.  p.  616  Sans  aucun  leur  interest»  IIL  5.  p*  688  —  qne  d'autre 
mienne  faate* 

2)  Das  absolute  Possessivpron.,  ohne  Artikel  im  pr&dikativen  Ver* 
haltniss,  nach  Diez  Gr.  p.  64  ^kaam  mehr  fibUch,**  kommt  noch  bei 
Rousseau  (J.  J.)  vor,  aus  welchem  Mätsner  Gr.  p.  168  zwei  Beispiele 
anführt,  während  diese  FOgung  von  der  Akademie  fftr  veraltet  erklärt 
wird.    Bei  Mont  ist  sie  sehr  häufig.    Beisp.: 

I,  24  et  pensoit  ce  s^auoir  estre  sien.  Ibid.  Nous  prenons  en 
garde  les  opinions  &  le  s^avoir  d'autruy,  &  puis  c'est  tout ;  il  les  faut 
faire  nostres.  I,  25  il  l'a  encore  bien  pris  &  bien  faict  sien.  I,  27  ne 
nous  reseruant  rien  qiii  nous  fust  propre,  ny  qui  fnst  ou  sien  ou  mien. 
I,  28  Je  ne  vous  offre  rien  da  mien,  ou  parcequ'il  est  desia  vostre 
ou  ct.  I,  88  —  t'addonner  ä  Testude  des  Lettres,  pour  en  tirer  quel- 
qne chose  qui  soit  toute  tienne.  I,  89  —  que  oet  onvrage  soit  leur, 
sa  beanti  de  son  excellence  le  matntient  asses. 

8)  Gesteigert  oder  verbunden  mit  dem  Adverbium  der  Intensität 
ist  das  Possessivpronomen  in  folg.  Stellen: 

n,  12.  p.  419  les  auantagps  que  vous  donnent  les  qualites  plus 
vostres.    III,  3.  p.  648  eile  est  si  leur,  que  la  nostre. 

4)  Von  dem  im  Afr.  sehr  verbreiteten  pleonastischen  Gebrauch 
des  Personale  zur  Verstärkung  des  Possessivs  finden  sich  bei  Mont. 
noch  Beispiele,  wiewohl  selten. 

II,  85  —  ce  que  ses  gens  d'clle  firent  sans  son  S9eu.  Merk- 
würdig wegen  seiner  ganz  deutschen  Wendung  ist  der  Satz:  III,  10. 
p.  784  La  prindpale  Charge  que  nous  ajons,  c'est  k  chacun  sa  condüite 
(jedem  sein  Betragen).* 

8.   Demonstratives. 

1)  Die  substantivischen  Formen  dieses  Fürwortes  bei  M.  sind 
cetuy  f*  oette;  oeluy  f.  oelle;  iceluy  f.  icelle;  die  adjektivischen  cet  f. 
cette  (u.  cel  f.  celle).  Zu  beachten  ist,  dass  das  femininum  v.  oetuj 
mit  dem  von  cet  der  Form  nach  identisch  ist ;  wir  haben  also  ein  sub- 


*  Wohl  dem  Ausdruck  Dien  merci  analog  ist  die  Verbindung  sa  merey 

II,  4.  p.  276;  wo  es  mit  Beziehung  auf  Amyot^s  Platarchübersetzung  heisst: 
sa  mercy  (grace  k  luy)  nous  osons  k  ceitlieure  &  parier  Sc  escrire.     Vgl. 

III,  8.  p.  682  II  se  trouue  k  cette  heure  en  sa  vieillesse,  riebe  pour  an 
homme  de  sa  condition,  mercjr  k  cette  trafique. 


Venach  über  die  sjmtaktiMhen  Arcluutnieii  bei  Montaigne.         185 

BtantiTisches  and  ein  acyedivieches  cette.  Die  syntaktische  Scheidung 
der  mit  iete  ond  ille  gebildeten  FQrwdrter,  so  dass  erstere  nur  adjek- 
tivisch, letztere  nur  substantivisch  angewendet  werden,  ist  bei  M.  noch 
nicht  durchgeführt.  Denn  die  mit  i^te  gebildeten  Formen  cetuj  und 
cette  (auch  cestuj  u.  ceste)  gelten  als  Substantiva  sehr  oft,  während 
das  mit  ille  gebildete  cel  f.  colle  als  Adjektiv  auftritt,  wiewohl  nur 
äusserst  selten;  z.  B.  III,  18.  p.  865  A  celle  fin  que  le  dormir  mesme 
ne  m*echappast  ainsi  stupidement.  Dieses  Pronom.  ist  bei  M.  fast 
völlig  aufgegeben ;  schon  zu  Rabelais'  Zeit  war  es  etwas  veraltet,  und 
in  Rab.  Werken  ist  sein  Vorkommen  sehr  spärlich.  Vgl.  Schönermark 
Osterprogr.  1866. 

Das  substantivische  cette  in  folgenden  Beispielen :  I,  9.  J'aj  toutes 
mea  autres  parties  viles  &  communes,  mais  en  cette-14  ie  pense  estre 
singnlier.  Ibid.  k  mesure  que  cette-cj  s'est  affbiblie.  I,  19  Plus  ie 
m'eslongneraj  de  celle-la  &  approcheray  de  cette-cy  (vie-mort).  I,  19 
d*entrer  en  cette-cy  (sc.  vie).  I,  56  D'on  il  aduient,  que  ie  n'en  ay 
aussi  bien  en  memoire,  que  cette-lji.  II,  15  —  tant  de  maisons  gar- 
dees  se  sont  perdues,  ou  ceste-cy  dnre.  III,  5.  p*  681  En  Celles- li» 
(actions)  nous  gardons  nostre  aduantage  sur  elles;  cette-cy  met  toute 
autre  pensee  soubs  le  ioug. 

Aus  diesen  Beispielen  geht  auch  hervor,  dass  zur  Unterscheidimg 
von  Gegenständen,  die  dor  Vorstellung  näher  und  entfernter  liegen, 
Mont.  die  einfachen  Formen  oest  u.  cel,  welches  letztere  noch  dazu 
äusserst  selten  vorkommt,  nicht  genflgen.  Hiernach  dürfte  die  hierauf 
bezQgliche  Bemerkung  von  Diez  Gr.  III,  p.  78  eine  Beschränkung 
erfahren. 

Die  Formen  cetiiy,  celuy  u.  icelny  werden  von  Rabelais  nocli 
ziemlich  oft  als  Adjectiva  gebraucht;  auch  noch  später  bftben  sie  diese 
Geltung,  obwohl  nur  im  KanzJei^til  und  in  der  Nachahmung  desselben. 
S.  Schönermark  Progr.  1866,  Mätzner  Gr.  p.  170.  Bei  M.  dürften 
sich  jedoch  von  dieser  Verwendung  jener  Formen  keine  oder  nur 
äusserst  wenige  Beispiele  nachweisen  lassen. 

2)  Dass  das  Pron.  celuy  hinter  der  Vergleichungspartikel  in  die 
Bedeutung  eines  unbestimmten  Pronomens  Übergehen  kann,  wenn  ein 
Relativsatz  nachfolgt,  bemerkt  Diez  Gr.  III,  p.  74.  (Diese  Bedeutung 
kommt  dem  celuy  allein,  ohne  die  Verbindung  mit  der  Vergleichungs- 
partikel, ebenfalls  zu  HI,  IS.  p.  867.  Ebenso  III,  3.  p.  630.)  Diese 
Constrnktion,  von  welcher  sich  bei  M.  mehrere  Beispiele  finden,  vertritt 


186         Vemich  über  die  syntsktbchen  Arcbabmen  bei  Mootaigne. 

die  Stelle  eines  Cansalaatiea  und  ist  analog  der  lateinischen  mit  ut  oder 
ut  pote  qui,  auch  darin,  das^  das  Subjekt  des  RelatiT8at/.es  mit  dem 
des  regierenden  identisch  ist. 

I,  45  ils  marchoient  en  desordre,  oomme  ceux  qni  cuidojent  bien 
estre  hors  de  tout  danger  (da  sie  glaubten,  ganz  ausser  Gefahr  zu  sein). 
II,  10  Cicero  s'informa  qni  il  estoit  k  Tun  de  ses  gens«  qui  luy  dit  son 
nom:  mais  comme  celuj  qui  songeoit  ailleurs  (da  er  an  etwas*  anderes 
dachte)  &  qui  oubiioit  ce  qu'on  luy  respondoit,  il  le  luy  redemanda. 
II,  12.  p.  425.  —  17.  p.  514.  —  19.  p.  624. 

III,  2.  p.  634  Comme  celuy  qui  suis  autant  ialoux  des  droits  de 
mon  repos,  que  des  droits  de  mon  auctorite,  ie  Tayme  mieux  ainsi. 
Ilf,  3.  p.  648  Comme  celny  qui  ne  demande  point  qu'on  me  tienne 
pour  meilleur  que  ie  suis,  ie  diroy  cecy  des  erreurs  de  ma  ieunesse. 

3)  Wie  bei  Rabelais  (Schönermark  p.  29)  ist  auch  bei  M.  das 
neutrale  Pronomen  ce  noch  vielfach  in  solchen  Stellen  zu  tretfen,  wo 
das  Nfr.  das  vollere  cela  verlangt ;  als  Objekt,  Subjekt  und  verbunden 
mit  Präpositionen. 

I,  24  ce  croy-ie.  Ibid.  ce  dit-il.  I,  27  i  ce  faire.  I,  38  ce  crois- 
ie.    Ebenso  I,  46.  III,  4  en  ce  faisant.    III,  13  ce  m*a  il  dit. 

II,  18  ce  leur  est  a  presont  vertu.  III,  2  ce  m'est  plaisir.  III,  8 
oe  m'est  tout  un.    III,  9  ce  m*est  faueur. 

I,  39  ce  neantmoins.    III,  6  outre  ce.    III,  12  ebenso. 

Dieses  neutrale  ce  in  unmittelbarer  Verbindung  mit  dem  Verb  etre 
dient  im  Nfr.  als  grammat.  Subjekt  für  Substantivsätze.  (Mätzner, 
Synt.  §  383.  1.  ß.)  Im  Afr.  und  noch  bei  Mont.  ist  diese  Verbindung 
nicUt  immer  unmittelbar,  z.  B.  III,  5.  p.  662  Ce  qu'il  s'en  voit  si  peu 
de  bons,  est  signe  de  son  prix.  Dieselbe  Funktion  kommt  aber  bei 
M.  dem  neutralen  ce  auch  in  Verbindung  mit  anderen  Zeitwörtern  zu, 
z.  B.  II,  12.  p.  422  Mais  ce,  qu'il  ne  se  void  aucune  proposiiion,  qui 
ne  soit  dcbatluS  et  controuorse  entre  nous,  ou  qui  ne  lo  puisse  estre; 
montre  bien  que  ct.  II,  15  Ce  que  taut  de  maisons  gardees  sc  sont 
perdues,  ou  oeste  cy  dure:  me  fait  soup9onner  que  ct.  IT,  31  Ce  que 
lors  tout  plong^  en  la  colere,  il  le  faisoit  si  cruellement  battre,  desmen* 
toit  entierement  ses  Escrits.  III.  13.  p.  837  Ce  que  chacun  y  penae 
estre  sufS^amment  entendu,  signifie  que  chacun  n'j  eotend  rien  da 
tout.  —  Als  grammatisches  Objekt  steht  oe  in  Sätzen  wie  III,  2.  p.  685 
Ce  qu*elle  refuse  de  m'enfoumer  k  ce  plaisir,  en  consideration  de  l'in- 
terest  de  ma  sante  oorporelle,  eile  ne  le  feroit  non  plus  qu'autrefois. 


Vemeh  über  die  tjntoktisoheo  ArohaifiMB  M  lioDtaigne.         187 

pour  la  saat^  §pirituelle.  m,  8*  p.  645  Je  ii'ftj  rien  itige  de  si  rode 
en  rausterhe  de  rie,  qae  nos  religieax  affectent,  que  oe  que  ie  voj  en 
qaelqu'one  de  lean  oompagnies,  aaoir  pour  regle  iine  perpetoelle  so- 
ciei^  de  liem 

4.  Relativum  und  Relativsatx. 

1)  Die  Scheidung  in  dem  sjntaktischen  Gebrauch  der  relativen 
Formen  qiii,  quoi,  leqtiel  ist  bei  M.  bei  weitem  noch  nicht  so  streng 
darchgefiihrt  wie  in  der  späteren  Sprache.  Die  Beziehung  auf  Per- 
sonen oder  Sachen,  der  Ca^ns,  in  welchem  das  Belativum  steht,  die 
Verbindung  des  Pronomens  mit  Prüpositionen  sind  noch  nicht  so  all- 
gemein massgebend  für  die  Anwendung  dieser  oder  joner  Form.  Jede 
dieser  drei  Formen  überschreitet  noch  sehr  häufig  das  ihnen  vom  nfr. 
Gebranche  zugewiesene  Gebiet. 

Qui  steht  häufig  statt  lequel,  auch  wenn  das  mit  einer  Präposition 
verbundene  Relativum  auf  Sachen  zurückweist,  z.  B.  I,  19  une  molle 
tranquillite  —  sans  qni  toute  autre  vohipie  est  esteinte.  Dies  ist 
jedoch  auch  im  Nfr.,  trotz  der  Vorschriften  der  Grammatiker,  nicht 
ganz  ausser  Grebrauch.  Beisp.  bei  Mätzn.  Synt.  §.  465«  «•  Ferner- 
qui  in  neutraler  Bedeutung  für  quoi:  I,  20  a  qui  on  a  eBie  une  fois  ca- 
pabie,  on  n'est  plus  incnpable.  Endlich  vertritt  qui  die  Stelle  des  nfr. 
lequel,  natürlich  nicht  immer,  aber  doch  hin  und  wieder,  wenn  der 
Genitiv  des  Pronomens  von  einem  vorausgehenden  Hauptwort  abhängt. 
So  £.  B.  III,  9.  p.  741  —  un  gendre  —  entre  les  mains  de  qui  ie  de- 
posasse  en  toute  souuerainete  la  conduite  &  usage  de  mes  biens.  Vgl. 
Mätzn.  Synt.  §  281.  4. 

Lequel  (besonders  häufig  zur  Anknüpfung  eines  Satzes  an  den 
vorhergehenden  gebraucht)  wird  mandimal  auch  dann  gesetzt,  wenn 
das  Relativ  seinem  Beziehungswort  nnmiltelbar  folgt.  So  z.  B.  III,  1. 
p.  617  Fut-ce  pas  Atticus,  lequel  se  tenant  au  iuste  party  —  se  sauua? 
Femer  vertritt  lequel  in  den  meisten  Fallen  das  verhältnissmfissig 
selten  auftretende  dont,  welches  erst  später  jene  Form  verdrängte,  z.  B. 
I,  20  U  y  a  des  autheurs,  desquels  la  fin,  c'est  dire  les  euenements. 
I,  22  (la  nature)  de  qui  la  voix  est  lors  plus  pure.  Ibid.  une  belle 
vertu  &  de  laquelle  l'utilite  est  asses  connuä.  I,  28  d'autres,  desquels 
les  peies  auoyent  toosiours  combatn  auec  moy.  I,  24  Ceux,  desquels 
la  aaffisance  löge  en  lenrs  somptneuses  Librairies« 

Weitaus  am  meisten  überschreitet  quoi  die  ihm  vom  Nfr.  gesetzte 


188        Verrach  über  die  sjataktisdien  Archaismen  bei'']lfontoigiie. 

Sphäfe  seines  Gebrauches,  es  vertritt  die  Stelle  von  leqnel  sehr  häufig, 
-wenn  das  Beziehungswort  des  Belativnms  ein  Substantiv  mit  sächlicher 
Bedeutung,  namentlich  ein  Abstraktum  ist,  aber  audi  zuweilen  von  qiii, 
wenn  das  Pronomen  auf  eine  Person  zurOckdeutet.  Jener  Gebrauch 
war  unter  Ludwig  XIV.  allerdings  noch  sehr  verbreitet  und  ist  heute 
noch  nicht  ganz  erloschen,  von  diesem  jedoch  dOrften  in  der  neueren 
Periode  der  Sprache  äusserst  wenige  Fälle  vorkommen.  (Diez  Gr.  III. 
p.  852.  Mätzn.  Sjnt.  §  465.  /?.)  Ein  paar  Beispiele  mögen  geniigen: 
.  I,  19  les  mines  et  appareils  effiroyables,  dequoy  nous  Pentourons. 
I,  20  cet  estat  florissant  en  quoi  i'estojr  lors«  I,  28  cette  contexture 
dequoj  eile  fuit  la  dissolution.  I,  25  ces  snbtilitez  espineuses  de  la 
Dialectiqne  dequoy  nostre  vie  ne  se  peut  amender. 

Quoi  mit  Beziehung  auf  Personen : 

n,  8.  p.  300  mais  cela  ne  toache  aucuneroent  les  vieilles  (sc. 
femmes)  dequoy  nous  parlons  icy.  Ibid.  p.  802  Ce  Labienus  dequoy 
ie  parle.    III,  5.  p.  €81   Les  Esseniens,  dequoj  parle  Pline. 

2)  Eine  eigenthümliche  Verwendung  bekommt  die  Form  de  quoj 
im  Substantivsatz,  wo  sie  oft  statt  de  ce  que,  zuweilen  statt  des  ein- 
fachen qne  angetrotfen  wird,  also,  wie  es  scheint,  das  Relativ  um  (oder 
das  Fragewort?)  statt  der  Conjunktion  que;  dieser  Fall  ist  weder  von 
Diez  noch  von  Mätzner  in  den  angeführten  grammatischen  Werken 
besprochen. 

Eis  verhält  sich  mit  diesem  de  quoy  wie  mit  dem  provenz.  quar, 
welches  folgende  Bedeutungen  entwickelt:  1)  warum?  —  in  einem  Frage- 
satz; 2)  Veir,  in  einem  begründenden  Nebensatz;  8)  'dass'  (wie  lat. 
quod)  im  substantivischen  Nebensatz.  —  Die  zweite  und  die  dritte  Be- 
deutung ergibt  auch  de  quoy  in  den  folgenden  Beispielen  (vgl.  Mätzner 
Synt.  §  866.    Diez  Gr.  III.  p.  824): 

I,  19  l'un  se  pleint  plus  que  de  la  mort,  dequoy  eile  luy  rompt 
le  train  d'une  belle  victoire.  I,  19  qiii  se  pleignoit  incessament  dequoy 
sa  destinee  coupoit  lo  fil  de  l'histoire  qn*il  auoit  en  main.  I,  22  Je 
89ay  bon  gr^  a  la  fortnne,  dequoy  ce  JTut  un  gentil-homme  Gaacon. 
I,  28  se  pleignant  dequoy  il  ne  le  luy  auoit  ose  demander.  I,  41  Sur- 
tout  Hieron  faict  cas,  de  quoy  il  se  voit-  priu6  de  toute  amitie  ds  so- 
det^  mutuelle.  II,  17  On  me  surprint  ignorant  dequoy  le  leuain  seruoit 
4  faire  du  pain.  II,  19.  p,  526.  III,  2,  p.  627.  635.  —  5.  p.  656. 
657.  —  18.  p.  846. 

Ii  89   Antisthenes  print  pour  argument  de  peu  de  valeor  en 


Venoeb  niMr  die  synliktüchea  Ardiftiiineii  bei  Montoigiie.         186 

Ismeniafl,  dequoy  on  le  vantoit  d'estre  ezoeli^tit  ioaeur  de  flastes. 
m,  8.  p.  781  rien  ne  me  despite  tent  en  la  sottise,  qne,  deqnoj  eile  se 
piaist  plo8  qu'aacune  raieon  ne  ee  peat  raisoDiiableincDt  plaire. 

8)  Yertretnng  des  Belativpronomens  durch  die  Coi\juDktion  qae 
oder  das  BelatiTadverbiam  ist  im  Nfr.  nicht  nngewöhnlich.  Folgende 
Sätze  weichen  aber  doch  vom  gewöhnlichen  nfr.  Sprachgebrauch  ab: 

III,  6.  p.  713  Ce  qn'ils  estiment  de  la  maniere  que  ce  dernier 
Soleil  perira,  mon  Autheur  n'en  a  rien  appris.  Vgl.  Miltsner  Synt. 
§  473.  ß.  1. 

I,  23  II  se  void  dans  les  histoii*es,  foroe  gens,  —  d'ou  la  plus- 
part  ont  suiuy  le  chemin  de  conrir  au  deaant  des  ooninrations   par. 


In  Beziehung  auf  räumliche  Verhältnisse  kann  dont  im  Nfr.  mit 
dem  völlig  gleichbedeutenden  d'oü  vertauscht  werden,  sagt  Mätzner 
Sjnt.  §  249.  Ofienbar  deshalb,  weil  bei  d'oü  die  Anschauung  eines 
Raums  und  einer  Bewegung  im  Räume  noch  viel  lebendiger  ist  als  bei 
dont  In  dem  angeführten  Satze  steht  nun  d'oü  fär  den  partitiven 
Genitiv,  bei  welchem,  wenigstens  fQr  das  moderne  SprachgefQhl,  die 
räumliche  Anschauung  völlig  verdunkelt  ist.  Dass  diese  aber  zu  S(. 
Zeit  noch  etwas  wirksam  war,  und  überhaupt,  wie  der  partitive  Ge- 
nitiv auf  der  Anschauung  beruht,  dass  der  Theil  von  dem  Ganzen 
herkommt,  geht  aus  dieser  Stelle  recht  deutlich  hervor.  Eine  ent- 
sprechende lateinische  Stelle  führt  Mätzner  a.  a.  O.  an ;  Cic  Fin.  2,  17 
Hereditatem,  unde  ne  numum  quidem  attigisset 

4)  Die  Relativformcn  qui,  quoi,  lequel  ohne  folgende  Conjunktion 
que,  aber  mit  folgendem  Conjunktiv  haben  die  Bedeutung:  wer  auch 
immer,  was  auch  immer.  Im  Nfr.  steht  in  diesem  Fall  immer  die 
Conjunktion  que  nach  dem  Relativ;  im  Air.  und  noch  bei  Rebelais 
(vgl.  Schönermark  Osterpr.  1866  p.  8)  ist  die  Auslassung  der  Con- 
junktion in  solchen  verallgemeinerten  Relativsätzen  mit  concessiver 
Bedeutung  ziemlich  häufig. 

m,  9.  p.  750  La  loüange  est  tousiours  plaisante,  de  quI  &  pour- 
quoy  eile  vienne. 

13.  p.  846  —  aux  maladies,  le  parier  m'esmeut  &  me  nuit, 
autant  que  desordre  que  ie  face.  5.  p.  662  Lequel  des  deux  on  face, 
on  s'en  repentira.  9«  p.  750  Antiochus  auoit  vigoureusement  escript 
en  faaenr  de  PAcademie:  ü  print  sur  ces  vieuz  ans  on  aatre  partj: 
lequel  des  denz  ie  suTvisse,  seroit  ce  pas  tousiours  suivre  Antiochus? 


190         Versach  über  die  syntaktiachen  ArobaiBmen  bei  MonUügne. 

5)  Das  Belativum  kann  hn  Nfr.  statt  der  Conjunktion  qoe,  der 
Relativsatz  statt  eines  Consekutivsatzes  stehen,  wenn  es  auf  ein  Sub- 
stantiv zurückweist,  dem  eine  Maass-  oder  Gradbestimmung  als  Attribut 
zur  Seite  tritt.  In  den  Beispielen,  welche  Mätzner  §  474.  d.  anführt, 
ist  der  Hauptsatz  negativer  Art.  Mit  affirmativem  Hauptsatz  aber 
findet  sich  diese  Vertausch ung :  III,  1.  p.  623  quelqu'un  de  si  tendre 
Gonscience,  k  qui  nuUe  guarison  ne  seroblast  digne  d'un  si  poisant  re- 
mede.  Ebenso  nach  tel:  I,  88  que  vous  vous  sojez  rendu  tel,  deuant 
qui  vous  n'osiez  clocher. 

Namentlich  tritt  diese  Vertauschung  nach  digne  und  indigne  ein, 
wie  im  Lateinischen:  I,  50  —  il  ne  troüua  pas  les  hommes  dignes, 
poiir  lesquels  on  se  mist  ancunement  en  peino.  Ibid.  —  seul  il  est 
digne,  poor  qui  on  face.  III,  1.  p.  628  Aucune  utilite  priuee  n'est 
digne  pour  laquelle  nous  fa^ions  cest  effort  k  nostre  conscience.  III,  6. 
p,  717  pour  me  trouner  indigne  oontre  qui  ils  s'eflbr^assent. 

6)  Sehr  häufig  steht  bei  M.  der  Relativsatz  mit  dem  substan- 
tivischen qui,  welches  im  Hauptsatz  auf  kein  Beziehungswort  zurfick- 
deutet,  statt  eines  hypothetischen  Satzes,  eine  Ausdrucksweise,  von  der 
sich  im  Nfr.  nur  wenige  Reste  erhalten  haben.  Zu  dem  von  Diez  Gr. 
III.  p.  868  gegebenen  Beispiel  mögen  hier  mehrere  hinzugefögt  werden: 

I,  14  on  se  peut  rendre  a  la  temerit^  —  qui  n'en  s^ait  bien  les 
bomes.  Ibid.  II  se  faut  garder  qui  peut  I,  18  on  desroberoit  beau- 
coup  ä  oeluy-14  (Epaminondas)  qui  le  poiseroit  saus  Thonnenr  &  gran- 
deur  de  sa  fin.  I,  25  Qui  en  veut  faire  un  homme  de  bien,  aans 
doubte  11  ne  le  faut  pas  espargner  en  cette  ieunesse.  Ibid.  mais  si 
pent-on  y  arriver  qui  en  s^it  l'adresse.  1. 47.  p.  213.  — 11,  12.  p.  394 
Qui  en  vondra  croire  Pline  &  Herodote,  il  7  a  des  especes  d'hommes 
en  cerlains  endroits,  qui  ct.  Ibid.  p.  452  Si  de  fortune  vous  fichez 
vostre  pensee  k  vouloir  prendre  son  estre,  ce  sera  ny  plus  ny  moins 
que  qui  vondroit  empoigner  Feau.  11,  15.  p*  481.  —  HI,  1.  p.  620 
qui  me  voudroit  empioyer  ä  mentir,  k  trahir  db  ^  me  pariurer  —  ie 
diroy.  III,  8.  p.  728  (Le  conseil  des  Roys)  se  doibt  reuerer  k  credit 
&  en  bloc,  qui  en  veut  nourrir  la  reputation.  Vgl.  III,  2.  p.  630,  632. 
—  5.  p.  659,  666,  672.  —  6.  p.  709.  —  9.  p.  750,  772.  —  13. 
p.  839.  840. 

Dem  von  Diez  Gr.  III.  p.  869  angeföhrten  itaL  Beispiel,  wo 
das  Relativpronomen  im  Dativ  steht,  entspricht  die  Stelle  II,  17.  p. 
507  Ce  seroit  une  grande  simplesse  a  qui  se  laissoit  amuser  ny  ao  ui- 


Versodi  über  die  t^mtaktiiclien  ArcbAismen  bei  MonUigoe.         191 

sage  DJ  aux  paroUes  de.oeluj,   qui  fait  estat  d'estre  tonsioun  aotre  au 
dehors,  qa'il  n'est  au  dedans. 

7)  W&hrend  im  Nfr.  die  Besiehang  des  neutralen  Reladvums  auf 
einen  Torausgehenden  Satz  durch  das  demonetralive  ce  yermittelt  wird, 
die  unTermittelte  Beziehung  hingegen  sich  auf  gewisse  formelhafte 
Wendungen  beschrftnkt,  wie  qui  plus  est,  qui  pis  est,  begegnet  man  bei 
M.  ebenso  oft  dem  einfachen  wie  dem  durch  ce  angeknüpften  Pro- 
nomen. Die  unvermittelte  Anknüpfung  war  auch  im  Afr.  die  gewöhn- 
liche, s.  Mätzner  Synt  §  469. 

I,  25  et  apprennent  notre  iugement  k  reoognoistre  son  imper* 
fection  &  sa  naturelle  foiblesse;  qui  n'est  pas  un  leger  apprentissage. 
I,  48.  p.  222.  —  55.  p.  239.  —  ir,  6.  p.  288  Quand  ie  vins  k 
reuiure  &  a  reprendre  mes  forces,  qui  fut  deux  ou  trois  heures  apres,  ct. 
Ily  10.  p.  Sil  Si  i'ay  employe  nne  heure  h  le  lire,  qui  est  beaucoup 
ponr  moy.  II,  12.  p.  344  un  enfant,  qu'on  auroit  nourry  en  pleine 
solitude,  esloign^  de  tont  commerce,  qui  seroit  un  espay  mal  ais^  k 
faire.  Ibid.  p.  422,  433,  440.  II9  16  Mais  nous  sommes  —  doubles 
en  nous  mesmes,  qui  fait  que  ce  que  nous  croyons,  nous  ne  le  croyons 
pas.  Ibid.  —  que  la  vertu  mesmes  n'estoit  desirable,  que  ponr  l'faon* 
neur  qui  se  tenoit  tousiours  ä  sasnite;  Qui  est  un*opinion  si  fauce  ct. 
III,  9.  p.  751  Comme  les  choses  sont,  ie  vis  plus  qu'4  demy  de  la 
faueor  d'autruy:  qui  est  une  mde  Obligation.  III,  13.  p.  888  C'est 
par  roon  ezperience,  que  i'accuse  Thumaine  ignoranoe.  Qui  est,  k  mon 
aduis,  le  plus  seur  party  de  Tescole  du  Monde.  Vgl.  II,  17.  p.  509. 
—  21.  p.  582.  —  83.  p.  570.  —  IH,  11.  p.  805. 

8)  Die  Anknöpfung  der  Sätze  durch  lequel,  im  Nfr.  von  be- 
schranktem Gebrauch,  ist  der  älteren  Sprache  sehr  geläufig.  Besonders 
bemerkenswerth  ist  aber  die,  im  Lateinischen  sehr  übliche,  Anknüpfung 
des  Belativs,  wobei  das  Pronomen,  nicht  einen  Satz,  sondern  eine 
Satzverbindung  einführend,  zunächst  mit  einem,  sei  es  nun  conjunk- 
tionalen,  participialen,  relativen  oder  infinitivischen  Nebensatz  gram- 
matisch sich  verbindet 

I,  13  quelques  formes  penibles,  lesquelles  ponrveu  qu'on  oublie 
par  discretion,  non  par  erreur,  on  n'en  a  pas  rooins  de  grace.  I,  24 
«Ten  cognoy  un,  k  qui  quand  ie  demande  ce  qu'il  s^ait,  il  me  demande 
an  Liure  pour  le  monstrer.  I,  26  Combien  y  a  il  de  choses  peu  vray- 
semblableSy  tesmoignees  par  gens  dignes  de  fby,  desquelles  si  nous  ne 
pcunons  estre  persuadez,  au  moins  les  &ut-il  laisser  en  suspens.   I,  88 


192         Venadi  über  die  •Tntaktiicheii  Archabmen  ba  Montaigne. 

Souuienne  youb  de  celoy,  k  qni  oomme  on  demandast  ct.  —  J'en  aj 
assez  de  peo^  respondit-il.  II,  12.  p.  351  —  des  hommes  amenez  par 
mer  de  loingtain  pays,  desquels  parceque  noas  n'eDtendione  aucune* 
ment  le  langage  —  qni  de  nous  ne  les  estimoit  sauuages  &  brattea? 
Ibid.  p.  402  oomme  il  se  void  au  mouuement  des  planetes,  aaquel 
d^aatant  que  nostre  esprit  ne  peut  arriuer,  —  nons  lear  prestone  du 
nostre,  des  ressors  materiels.  II,  28  —  respondre  oomme  oeloy  a  qui 
quand  on  deroanda  a  quoi  faire  oes  estudes  ct.  —  respondit-il. 

I,  14  La  vaillance  a  ses  limites,  lesqoels  franchis  on  se  troave 
dans  le  train  du  vice«  I,  29  un  Gallio;  lequel  ayant  este  envoye  en 
exil  en  Tisle  de  Lesbos,  on  fut  aduerty  k  Borne  qu'il  s'y  donnoit  du 
bon  temps.  I,  54  une  ame  forte  &  solide;  contre  laquelle  les  traicts 
de  la  fortune  venans  k  donner,  il  est  faroe  qu'ils  reialissent« 

I,  99  une  legende  de  qualitez  &  titres,  ponr  ausquelles  ne- broncher, 
i'ay  maintesfois  laiss^  d'escrire.  III,  1.  p.  616  Desquelles  qualitez  qui 
osteroit  les  semences  en  Tbomme,  destruiroit  les  fondamentales  con- 
dilions  de  nostre  vie.    III,  18.  p.  864. 

9)  Der  Uebergang  des  Relativsatzes  in  einen  demonstrativen,  in- 
dem, namentlich  bei  ausgedehnteren,  einander  gleichgeordneten  Sätzen 
statt  der  Wiederholung  des  relativen  Fürwortes  im  gleichen  oder  in 
einem  verschiedenen  Casus  ein  persönliches  Fürwort  (oder  die  Pro- 
nominaladverbien en  u.  y)  gesetzt  werden,  wird  im  Nfr.  vermieden, 
während  er  dem  Afr.  sehr  gewöhnlich  war.  Mfttzner  Synt.  §.  476. 
Bei  M.  ist  er  ebenfalls  nicht  selten. 

I,  54  Je  trouue  bonne  l'opinion  de  celuy,   k  qui  on  presenta  un 

homme,  —  &  luy  demanda  Ion  apres  quelque  present  ct.    I,  56  une 

action  —  a  laquelle  on  doit  tousiours  adiouster  cette  prefaoe  de  nostre 

ofSce,  sursnm  oorda,  et  y  apporter  le  corps  mesme  dispos^  en  conte- 

nance.    II,  12.  p.  S44  car  ii  en  a  de  particulieres  ponr  oet  usage,  les- 

quelles  il  espargne  &  ne  les  employe  aucunement  ä  ses  autres  semices. 

Ibid.  p.  347,  350,  359,  411.  —  UI,  13.  p.  839  par  lefons  adio- 

lastiques,  que  ie  ne  sfay  point,  &  n'en  vois  naistre  ancune  vraye  re- 

formation. 

(Forts,  folgt) 


Beurtheilungen  und  kurze  Anzeigen. 


Geschiebte  des  Kirchenliedes  und  Kirchengesangs  der  christ- 
lichen, insbesondere  der  deutschen  eyajiffelischen  Kirche. 
Von  Ed.  Emil  Koch,  Dekan,  ord.  Mitglied  der  historisch- 
theologischen Gesellschaft  zu  Leipzig.  JSrster  Haupttheil: 
Die  Dichter  und  Sänger.  Erster  bis  fünfter  Band.  Dritte 
umgearbeitete,  durchaus  vermehrte  Ausgabe.  Stuttgart, 
Chr.  Belser,  1866-1868. 

Man  kann  die  Greschichte  des  IGrchenliedes  von  zwei  Gesichtspunkten 
ans  behandeln,  von  dem  der  kritischen  Forschung  und  von  dem  der  erbau- 
Kchen  Theologie.  Der  Verf.  will  beiden  gleichmässig  gerecht  werden,  wie 
er  1,  VII  sa^.  Dass  ihm  der  zweite  Gesichtspunst  der  wiebtigere  war, 
zeigt  sich  dem  aufmerksamen  Leser  bald.  Schon  die  Art  wie  er  a.  a.  O. 
von  der  .erbaulichen  Seite"  spricht,  «auf  die  Manche  vom  hohen  Bosse  der 
Wissenschaft  herab  mit  vomehmthuender  Geringschätzung  blicken,**  schon 
diese  Art  zeigt  es  deutlich  an. 

Der  erste  Haupttheil,  der  auch  noch  nicht  ganz  vollendet  vorliegt,  um- 
fasst  einen  reichen,  fleissig  gesammelten  StoflT.  Der  Verf.  theilt  ihn  in  vier 
Perioden.  Die  erste  (von  der  apostolischen  Zeit  bis  zum  Tode  Karls  des 
Grossen  814)  und  die  zweite  (vom  Tode  Karls  des  Grossen  bis  zur  Refor- 
mation 814—1517)  sind  auf  etwas  mehr  als  200  Seiten  verhältnissm'assig 
dürflig  behandelt:  die  zweite  auch  darum  etwas  mangelhafl,  weil  dcmVenf 
die  nöthi^en  Kenntnisse  in  der  deutschen  Philologie  fehlen.  So  lesen  wir 
1,  168  wieder  von  dem  deutschen  „  Bardengesange,**  der  doch  selbst  in  den 
elementaren  Literaturcompendien  endlich  verhallt  zu  sein  scheint.  Walther 
von  der  Vogelweide,  »wahrscheinlich  ein  Schweizer,  von  bürgerlicher  Ab- 
kunft* wie  wir  S.  181  erfahren,  hat  die  Bescheidenheit  Freidanks  verfasst 
und  als  eins  seiner  schönsten  geistlichen  Lieder  wird  ein  Gedicht  genannt, 
«las  die  Kritik  vor  mehr  als  zehn  Jahren  rGermania  6,  201)  ihm  leider  ab- 
gesprochen hat.  Heinrich,  S.  1 76,  »der  nach  der  Mutter  als  Abt  Eschenfried 
(sie)  in  Göttweih  starb/  hat  ausser  dem  Gedicht  von  des  Todes  Gehügcde 
auch  eine  Litanei  zu  Gott  und  den  Heiligen  verfasst  Gottfried  von  Strast- 
^org  .war  früher  wahrscheinlich  Mönch**  —  dies  wird  alle  Gelehrten  über- 
raschen — :  wie  er  sich  bekehrt  und  satt  „die  üppige  Liebesgeschicht«  Tri- 
stan und  Isolde'  zu  vollenden,  um  1230  einen  .seur  schönen*  Lobgesang 
auf  Christus  und  die  heilige  Jungfrau  dichtete,  wird  S.   181  erzählt.    Ein 

Archiv  f.  n.  Sprnehcn.   XL1X.  1 3 


194  Beurtheilaagen  aad  kuraa  Anzeigen. 

Nachtrag  5,  651  berichtet  allerdings  über  Watterichs  Schrift:  Gottfried  von 
Strafsburg,  ein  SKnger  der  Gottesminne,  1858  und  Pfeiffers  Widerlegung. 
Doch  über  beide  Schriften  wird  einfach  refcrirt:  dass  Pfeiffer  den  Lob- 
gesang mit  den  schlagendsten  Gründen  als  ein  Prodnct  aus  dem  Ende  des 
18.  Jahrhunderts  erwiesen  hat,  scheint  dem  Verf.  unbekannt  geblieben 
zu  sein. 

Dsfs  S.  174  in  den  neun  Noten  zu  dem  althochdeutschen  Bittgesang 
an  Petrus  drei  Fehler  sind,  dürfen  wir  nicht  zu  streng  tadeln;  denn  wir 
sind  gewohnt,  dergleichen  leichtfertige  Erklärungen  des  Altdeutschen  auch 
in  andern  Büchern  zu  finden,  von  deren  Verfassern  man  mit  weit  grösserem 
Recht  ein  bescheidenes  Msass  elementarer  Sprachkenntnisse  verlangen  dürfle. 
Die  drei  erwähnten  Fehler  sind:  skerjan  ^bescheren,"  trüt  „Vertmuen* 
und  giuuerdo  gin&den  „würdige  der  Gnaden.**  —  Wir  gehen  nicht  wei- 
ter, da  wir  uns  an  die  Vorrede  S.  VIII  erinnern,  wo  der  V«rf.  glaubt  sich 
»Verschonung^  von  solchen  schulmi'isterlichen  Correctionen  erbitten  zu  dür- 
fen, wie  sie  sich  z.  B.  Herr  Gymnasial-Professor,  jetziger  Prorinzalschulrath 

(so  geschrieben  im  Mai  1866)  Mützell  zu  Berlin zu  erlauben  für  gut 

gefuniien  hat"  Wir  müssen  fürchten,  dass  er  in  unsem  bisherigen  Bemer- 
kungen auch  solche  verbetene  «schulmeisterliche  Correctionen"  findet.  Wen- 
den wir  uns  also  lieber  zu  den  evangelischen  Liedern. 

Mit  Luther  kommt  eine  andere,  gründliche  Forschung  und  Darstellung 
in  das  Werk.  Die  dritte  Periode  (die  I&formationszeit  1517 — 1648)  und  die  4. 
(die  Zeit  des  Gegensatzes  zwischen  äusserm  Kirchenthum  und  lebendigem  Ge- 
rUhlschristenthum  (1648 — 1756)  nehmen  die  grössere  Hälfte  des  1.  Bandes  und 
die  4  folgenden  ein.  Die  Anordnung  des  reichen  Materials  ist  übersichtlich.  Die 
8.  Periode  zerfaillt  in  3  Abschnitte:  1)  die  Zeit  der  Reformatoren  1517 — 1560. 
2)  die  Zeit  der  Lehrstreitigkeiten  unter  den  Schülern  der  Reformatoren 
1560 — 1618.  8)  die  Zeit  des  dreissigjährigen  Kampfes  um  die  evangelische 
Sache  1618—1648.  Im  ersten  Abschnitt  finden  wir:  1)  die  lutherische  Kirche» 
2)  die  reformirte,  3;  die  Brüder- Unität,  4)  dieSektirer  undSchwarmfreister; 
als  Anhang  2,  165—176  das  katholische  Kirchenlied.  Analog  ist  die  Ein- 
theilung  in  den  folgenden  Abschnitten:  wo  grossere  Gruppen  von  Dichtem 
zu  erwähnen  sind,  werden  sie  passend  nnch  ihrer  Heimath  geordnet. 

In  der  vierten  Periode  treten  unter  den  lutherischen  Dichtem  —  von 
den  andern  gestatten  wir  uns  liier  abzusehen  — -  der  Gerhardt*sche  Dichter- 
kreis und  die  Nürnberger  Dichter  hervor.  Harsdörffer,  C\b\  und  die  übrigen 
Poeten  des  pegnesischen  Hirten-  und  Blumenordens  haben  bekanntlich  eifrig 
die  geistliche  Poesie  gepflegt:  der  Verf.  hui  dafür  den  bezeichnenden  Na- 
men »das  sentimentale  Andachtslied  im  salomonischen  Geschmack**  im  Gegen- 
satz zu  Gerhardt  «dem  andern  Luther  auf  dem  Gebiet  des  Kirchenliedes* 
Er  sagt  3,  469 :  „Während  seither  noch,  und  vornehmlich  auch  in  Gerhardt, 
unter  den  Davidischen  Nothzeiten  der  Davidi'sche  Geist  und  Psalmenton 
vorherrschte,  so  wandten  sich  nun  die  Pegnitzschafer  unter  den  friedlich 
gewordenen  äusseren  Verhältnissen  zum  Friedenskönig  Salomo,  und  es  zeigt 
sich  jetzt  der  Uebergang  des  Geschmacks  von  David  zu  Salamo,  dabei  das 
Hohelied  der  Typus  des  geistlichen  Lieds  wurde.*  Daran  reihen  sich  die 
iün^rn  schlesischen  Dichter,  der  Spener'sche  und  der  pietiBtische  Dichter- 
kreis, die  Herrnhuter  und  die  kirchlichen  Dichter.  Unter  den  letzten  be- 
kannteren Namen  ist  auch  Gottsched  genannt:  wir  erfahren,  dass  von  ihm 
drei,  von  seiner  Frau  ein  Lied  Aufnahme  in  Gesangbücher  fand. 

Nachdem  die  einzelnen  Richtungen  in  ihrer  Eigentbümlicbkeit  dargestellt 
sind,  folgen  ausführliche  Biographien  der  Dichter,  mit  genauer  Angabe  der 
Quellen  und  der  Bibliographie.  Für  den  letzten  Punkt  war  Phil.  Wacker- 
nagels überaus  sorgfältiges  Werk  das  beste  Hilfsmittel.  Den  Fleiss  des 
Herrn  Koch  zeigt  nicht  nur  die  grosse,  wie  wir  glauben,  vollständige  Zahl 
der  Dichter,  sondern  auch  die  genaue  Behandlung  im  Einzelnen.  Eine  Ver- 
gleichung  der  Angaben  Kochs  mit  denen  Gödekes  im  Grundriss  zur  Ge- 


BearÜieiliiDgeQ  und  koize  Ansdgeii.  195 

schichte  der  deutschen  Dichtnoff  ergiebt  manche  Berichtigong  zu  dem  letz- 
teren Werke.  Willkommen  ist  die  Angabe  der  wicbtieeren  Lieder  bei  jedem 
Dichter;  bei  Luther  und  Grerhardt  sind  mit  Recht  alle  aufgeführt 

Den  Biographien  ist  besondere  Sorsfalt  zugewandt.  Nicht  ohne  grosse 
Mühe  war  es  möglich,  ans  alten  und  sätenen  Werken,  namentlich  aus  den 
Leichenpredigten,  die  man  im  16.  und  17.  Jabrhnndert  im  Druck  erscheinen 
zu  lassen  pflegte,  alle  Notizen  zusammenzubringen.  Nur  für  wenige  der  be- 
deutenderen Dichter  konnte  der  Verf.  auf  moderne  Monographien  verweisen. 
Durch  die  sorgfaltige  Benutzung  des  oben  erwähnten  Materials  ist  es  dem 
Verf.  gelungen^  Yon  den  meisten  Dichtem  ein  detaillirtes  Lebensbild  zu 
entwerfen:  nur  bei  wenigen  hat  ihn  der  Mangel  an  Nachrichten  daran  se- 
hindert  Wir  erhalten  so  eine  lebendige  Darstellung  von  dem  Leben  der 
protestantischen  Geistlichen,  denn  das  smd  doch  die  meisten  Liederdichter, 
der  alten  Zeit  Meist  in  Dürftigkeit  und  äusserer  Bedrängniss  lebten  diese 
Männer  mit  ihren  Familien :  manche  still  und  friedlich,  andere  unruhig  um- 
hergeworfen in  Kriegszeiten  oder  verwickelt  in  heftige  theologische  Streitig- 
keiten. Von  dem  treuen  Eifer  und  der  unerschüttemchen  Bekenntnisstreue 
der  Predig^er  in  den  Verfolgungen  des  16.  Jahrhunderts  und  in  den  Greueln 
des  dreissieiäbrigen  Krieges  nat  G.  Freytag  in  seinen  Bildern  aus  der 
dentachen  Vei^mj^enheit  manchen  rührenden  Zug  mitgetheilt:  Kochs  Buch 
bietet  natürlich  viel  reichlichere  Zeugnisse  dafür.  Dass  manche  Biogra- 
phien in  ihrem  ziemlich  gleichförmigen  Detail  etwas  Ermüdendes  haben,  ist 
begreiflich.  Auch  der  Std  derselben  veranlasst  zu  einer  Bemerkung.  Man 
weiss,  dass  die  protestantische  Kirchenliederdichtuni;  in  den  Zeiten  des  ge- 
sunkenen Geschmackes  nicht  frei  ist  und  frei  sein  kann  von  dem  Schwülsti- 
gen und  Geschmacklosen,  das  sich  in  der  weltlichen  Poesie  zeigt  Der  Verf. 
bemerkt  dies  an  mehreren  Stellen,  besonders  bei  Zinzendorf  5,  266.  297. 
Desto  mehr  ist  es  zu  verwundem,  dass  er  selbst  zuweilen  in  diesen  Fehler 
verfallt  Nur  ein  paar  Beispiele:  »Nachdem  er  kaum  drei  Jahre  zuvor  von 
seinen  durch  ihn  an's  erastlicbe  Beten  gewöhnten  Studenten  unter  Gottes 
besonderer  Gnadenbülfe  aus  einer  tödtlichen  Krankheit  herausgebetet 
worden  war."  5,  S60.  —  «Die  Bedrängniss  und  der  Verfall  der  evan- 
gelischen Kirche  raarhte  sie  oft  recht  traurend  um  den  Schaden  Jo- 
sephs.* 5,  218.  ~  «Noch  hatte  er  sein  Predigtamt  bei  Uof,  vor  dem  ihm 
bange  war,  weil  Johannes  und  Jesus  selbst  Wenige  bei  Hof  gewonnen 
haben,  und  das  er  nur  angenommen  hatte,  damit  er  nicht  der  Menschen- 
furcht bezüchtigt  würde,  nicht  vier  Jahre  bekleidet,  als  er  sich  einsmals  in 
stfinem  Gewissen  verbunden  sah,  in  einer  Predigt  gegen  die  bei  den  Ver- 
nuiblungsfeierlichkeiten  des  Herzogs  Carl,  welcher  im  Jahre  1748  die  Prin- 
zessin Klisabethe,  Sophie,  Friedenke,  Tochter  des  Markgrafen  Friedrich  von 
ßrandenbnrg-CuImbach  heimführte,  veranstalteten  Lustbarkeiten  eines  Car- 
nevals,  die  manchen  Anlass  zur  Sünde  geben  konnten  und  in  dem  strengen, 
alt-protestantischen  Stuttgart  noch  ganz  neu  waren,  offenes  Zeu^ss  abzu- 
legen, wie  er  auch  in  Y»  ^  seines  Lied:  ,£s  ist  Etwas*  gegen  die  WelÜust 
gezeugt  hat:  Schau  an  die  Welt  u.  s.  w.**   5,  102. 

Die  Hymnologie,  auch  die  evangelische,  hat  ihre  Mythen:  die  bekann- 
testen knüpfen  sich  an  die  Namen  Neumark,  Gerhar«lt,  Dach.  Nur  die  über 
die  romantische  Entstehung  des  Gedichtes  Aennchen  von  Tharan  wird  8, 
186  als  Fabel  abgewiesen.  Die  beiden  andern  Erzählungen  werden  zwar 
nicht  aufgenommen,  aber  wir  meinen,  in  einer  so  ausführlichen  Darstellung 
hätten  sie  als  unerwiesen  angeführt  werden  müssen.  Die  Fabel  über  Grer- 
hardts  Lied:  Befiehl  du  deine  Wege,  ist  durch  das  Gedicht  von  Schmidt 
Ton  Lübeck  noch  allgemein  bekannt:  die  Widerlegung  ist  ednfach,  s.  z.  B. 
Gödeke,  elf  Bücher  deutscher  Dichtung  1,  894.  Bei  Neumark  liess  sich 
ans  der  auch  von  Koch  angeführten  Abhandlung  Schades  im  Weimarischen 
Jahrbuch  nachweisen,  dass  Herdegen  1744  die  Geschichte  von  der  versetzten 
Gambe  aufgebracht  hat 

18* 


196  B«ortlieilungen  aod  kurze  Anzeigen. 

Zu  erti^nen  ist  noch,  dass  in  jeder  Periode  in  einem  besondern  Ab- 
schnitt von  der  Musik  eingehend  gehandelt  wird.  Wenn  wissenschaftliche 
Erforscbune  der  lyrischen  Poesie  die  Kenntnins  der  älteren  Musik  nicht 
entbehren  kann,  so  ist  diese  Kenntniss  für  die  Gi;schichte  des  Kirchenliedes, 
das  den  alten  Zusammenhang  mit  der  Musik  nie  verloren  hat,  dnrchaus  un- 
erlässilicli.  Der  Verf.  beschränkt  sich  nicht  auf  die  Choralmelodien,  sondern 
handelt  von  der  geistlichen  Musik  in  ihrem  ganzen  Umfang  in  dankens- 
werter Weise.  Damit  hän^  es  wol  zusammen,  dass  er  auch  die  ffeistlichfn 
Umdichtungen  weltlicher  Lieder  überall  sorgsam  verfolgt,  die  sicn  vor  der 
Reformation  nachweisen  lassen,  vorzüglich  aber  im  16.  Jahrhundert  beliebt 
waren.  J. 


Das   deutache   Kriegslied.     Eine  literar-historische   Studie    von 
Karl  Janicke.     Berlin  1871. 

In  dem  vorliegenden  Buche  wird  in  fünf  Abschnitten  die  Entwicklung 
und  Getttnltuog  des  deutschen  Kricgsliedes  von  den  ältesten  Zeiten  histori- 
scher Kunde  ois  in  die  Gegenwart  verfolgt.  Für  die  Zeit  bis  zum  sech- 
zehnten Jahrhundert  beschränkt  sich  der  Verf.  auf  wenise  kurze  Bemerkun- 
gen über  die  heidnischen  Krie^sUeder  und  die  später  an  ihre  Stelle  tretenden 
mit  christlichem  Inhalt,  die  sich  bis  zum  Ende  des  dreizehnten  Jahrhunderts 
verfolgen  lassen.  Die  ritterliche  Kunstpoeste  des  Mittelalters  hat  nichts 
hierher  gehöriges  hervorgebracht;  die  bürgerliche  Dichtung  am  Ausgange 
des  Mittelalters  hat  wohl  das  politische  Volkslied  in  grossem  Umfange  aus- 
gebildet, aber  das  eigentliche  Kriegsliod  nimmt  seinen  Ursprung  im  sech- 
zehnten Jahrhundert,  und  zwar  entweder  aus  der  Mitte  dt-r  Soldrruppen, 
oder  aus  dem  Volke  als  Resultat  einer  grossen  nationalen  Bewegung.  Für 
das  sechzehnte  Jahrhundert  selbst  spielten  auf  diesem  Gebiete  die  Haupt- 
rolle die  Lieder,  welche  aus  den  Kreisen  der  Landsknechte  hervorgt^gangen 
sind,  die  obwohl  zunächst  der  Ausdruck  der  Stimmung  dieser  Soldaten,  deren 
Lebensberuf  der  Krieg  ist,  doch  nicht  des  nationalen  Selbstgefühles  entbehren, 
und  daher  nicht  als  blosse  Soldatenlieder  gelten  dürfen.  Bemerkenswerth 
ist  es,  dass  in  den  Liedern  der  zwanziger  und  dreissiger  Jahre  die  kaiser- 
liche Gesinnung  vorherrscht,  in  denen  der  folgenden  Zeit  aber  die  deutsche 
Gresinnui^  in  den  Vordergrund  tiitt,  deren  Erweckung  nicht  zum  geringsten 
Theile  ein  Verdienst  der  Reformation  ist.  Mit  der  zweiten  Hälile  des 
sechzehnten  Jahrhunderts  verstummt  diese  Dichtung  zum  grossen  Theil,  die 
traurij^en  politischen  und  wirthschaftlichen  Zustände  Deutschlanris  während 
des  siebzennten  JahrhundiTts  machen  sich  auch  hier  fühlbar.  Die  histori- 
schen Lieder  dieser  Zeit  entbehren  der  Volksthümlichkeit;  es  sind  gelehrte 
Machwerke,  die  Kriegslieder  sind  fast  ausschliesslich  Soldatenlieder.  Bis  in 
die  Mitte  des  achtzehnten  Jahrhunderts  hini'in  giebt  es  Weniges  von  einiger 
Bedeutung ;  nur  ein  Lied  hat  dauernde  Popularität  gewonnen :  das  ist  Pnnz 
Kugenius  der  edle  Ritter. 

Mit  dem  Eintritt  Friedrich's  des  Grossen  in  die  Weltgeschichte  vollzieht 
sich  auch  auf  diesem  Gebiete  ein  gewaltiger  Umschwung,  die  Thaten  des 
Königs  und  seiner  Heere  bieten  der  Dichtung  einen  dankbaren  und  anregen- 
den Stoff.  Von  Bedeutung  sind  die  Kriegsheder  Gleims,  die  obwohl  keines* 
wegs  volksthümlich  und  den  Soldatenkreisen  fremd  geblieben,  doch  als  Aas- 
druck der  Gesinnung  der  Gebildeten  gelten  müssen  und  nicht  ohne  Einfluss 
auf  die  Öffentliche  Meinung  geblieben  sind.  Von  diesen  Liedern  giebt  der 
Verf  eine  eineebendere  Charakteristik.  Unbedeutend  ist,  was  sonst  von 
gleichzeitigen  Dichtem  auf  diesem  Felde  bervoreebracht  worden  ist,  da- 
gegen hat  die  Volkspoesie  in  dieser  Zeit  recht  bemerkenswerthe  Blüthea 


BeortheiluDgen  and  kurze  Anzeigen.  197 

getrieben.  An  einer  Reihe  von  Proben  giebt  uns  dorVerf.  eine  AnacbMang 
Yon  dem  Geiste,  der  in  den  Soldatenliedern  der  schlesisrhen  Kriege  herrscht : 
wirkHcbe  DoetiBcbe  Begeinterunff  nnd  Frische,  daa  Gefühl  kriegerischen 
Stolzes  una  der  Verehrung  für  den  grossen  König,  mit  dem  das  Heer  sich 
eins  rühlt;  deutsches  NiiUoiialgefuhl  tritt  nur  spärlich  und  hauptsächlich  im 
Gegensatze  zu  den  Franzosen  hervor.  Seit  dem  Tode  Friedrichs  geht  es 
mit  dieser  Dichtung  wieder  schnell  abwärts,  die  wenigen  Lieder  aus  dem 
Ende  des  achtzehnten  Jahrhunderts  leben  noch  von  den  Erinnerungen  der 
grossen  Zeit. 

Die  Erhebung  des  deutschen  Volkes  gegen  die  französische  Herrschaft, 
welche  alle  Kräfte  bis  zum  höchsten  Maiisse  anspannte,  musste  auch  hier 
▼on  gewaltigem  Einflüsse  sein.  Wenn  schon  die  Vorläufer  der  Freiheits- 
krie^e,  wie  die  Kämpfe  der  Tyroler,  und  namentlich  die  unglückliche  Unter- 
nehmung Schills  die  Volksdichtung  wieder  wach  riefen,  so  haben  die  Frei- 
heitskriege selbst  die  besten  Früchte  derselben  gezeitigt.  Die  deutsche 
Gesinnung  im  schärfsten  Geffen^alze  zum  Fremden  ist  es,  die  hier  zum 
ersten  Male  zum  kräftigsten  Ausdruck  eelangt  in  der  Kunsitpoesie  wie  in 
der  Volksdichtung.  Dal>ei  ist  es  bemerkenswerth,  dass  im  Gegensatz  zu 
den  Lielern  <lea  aicbenjälirigen  Krieges,  die  Volksdichtung  an  Werth  der 
Kunstpoesie  erheblich  nachsteht,  und  dass  gerade  die  Schöpfungen  <1er  letz- 
teren .  für  die  Dauer  in  das  Volk  gedrungen  siml.  Die  besseren  Dichter 
dieser  Zeit  sind  bekannt  genug,  so  dass  ich  über  die  Cbarakierisirung  ihrer. 
Lieder,  welche  der  Verf.  giebt,  hinweggehen  kann:  von  der  eigentlichen 
Volkspoesie  Tcrmissen  wir  eine  eingehende  Betrachtung. 

Der  letztß  Abschnitt  des  Buches  behandelt  die  2Seit  seit  1815,  die.  bis 
Tor  weni<;en  Jahnen  nicht  dazu  angethan  war,  Kriegslieder  hervorzurufen. 
Bemerkenswerth  ist  es,  dass  zwei  um  1840  entstandene  Lieder  erst  in  unseni 
Tacen  in  das  Volk  gedrungen  sind,  nämlich  Amdt*s  „In  Fi*ankreich  hinein* 
und  «Die  Wacht  am  Rhein."  Einiges  hat  der  Dän^nkriee  1848—1860,  nur 
Unbedeutendes  die  Kriege  von  1864  und  1866  hervorgebracht.  Dagesen 
hat  während  des  letzten  Krieges  die  Begeisterung  sich  in  einer  überwäiti- 

f enden  Masse  von  dichterischen  Produktionen  geltend  gemacht,  die  selbst 
ie  zahlietch  vcran^t-ilteten  Sammlungen  nicht  vollst  ämÜg  zu  fassen  ver« 
mö<;en.  Ein  schönes  Zeichen  von  dem,  was  in  dem  Herzen  des  Volkes  lebt, 
ist  es,  dass  diese  Lieder  aus  allen  Gebenden,  wo  Deutsche  leben,  aus  allen 
Altersstufen^  aus  allen  Ständen,  sus  allen  Parteien  in  gleichem  Sinne  hervor- 
gegangen sind,  und  nur  darin,  nicht  in  dem,  was  der  hanzelne  geleistet,  liegt 
der  Werth  dieser  Dichtungen,  in  denen  oft  zwischen  Wollen  und  Können 
ein  starkes  Missverbältniss  besteht  Von  einer  eingehenden  Beurtheilung 
dieser  Dichtungen  hat  der  Verf.  Abstand  genommen  und  sich  damit  begnügt, 
dieselben  nach  ihrem  Inhalte  im  Allgemeinen  zu  churakterisiren ;  bezeichnend 
genug  ist  es  allerdings,  dass  die  Zahl  der  volkstbümlich  gewordenen  Lieder 
eme  verschwindend  kleine  ist. 

Die  vorliegende  Arbeit  giebt  so  eine  anziehende  Uebersicht  über  die 
Entwicklung  eines  speciellen  Zweiges  der  deutschen  Dichtung,  eiue  er- 
schöpfende Behandlung  des  Gegenstandes  ist  wohl  weder  beabsichtizt  wor- 
den, noch  bei  den  Schwierigkeiten,  welche  die  Beschaffung  und  Sichtung 
des  Materials  bieten,  zu  ermöglichen  gewesen. 

Dem  letzteren  Zwecke  dienen  drei  mir  vorliegende  Sammlungen  des  als 
Sammler  von  Volksliedern  bekannten  Freiherrn  W.  v.  Ditfurtli,  Fämmtlich 
Berlin  1871  erschienen,  nämlich:  Die  Historifichen  N'otkslieder  des  sieben* 
Uhrigen  Krieges.  ~  Die  Mistorisclien  Votkslieder  der  Freiheitskriege.  — 
Historische  Volks-  und  volksthümliche  Lieder  des  Krie^^es  von  1870 — 1871. 
in  der  ersten  Sammlung  sind  26  bisher  nicht  verÖfTHntlichte  Lieder  mit- 
getheilt  und  mit  45  anderen,  welche  der  Herausgeber  schon  früher  in  seinen 
»Ejiihunf!ert  Historis^-he  Volkslieder  des  preussischen  Heeres*  verÖfTenilicht 
hatte,  und  die  hier  meist  nur  im  Auszuge  erscheineni  durch  eine  kurze  Dar« 


198  BeurUieiltmgen  and  kurze  Anzeigen. 

Btelltmg  der  KriegsereigniBse  zn  einem  Grenzen  vereinigt.  Die  hier  nea  ge- 
gebenen Lieder  bab.en  nch  gi^össtentbeils  durch  Bchrillliche  Ueberlieferunfr, 
einige  mündlich,  einige  in  gedruckten  Blättern  au8  jener  Zeit  erhalten.  Die 
zweite  Sammlung  enthält  80  Nummern,  die  ausser  manchem  schon  früher 
bekannt  gemachten  vieles  Neue  bieten»  das  der  Herausgeber  theils  aus 
mündlicher  und  schriAlicher  Ueberlieferung,  theils  aus  Drucken  entnommen 
hat;  geschichtliche  Notizen,  wie  bei  der  vorigen  Sammlung,  sind  hier  nicht 
gegeben.  Die  Zusammenstellung  könnte  allerdings  noch  vermehrt  werden, 
ist  aber  immerhin  dankenswerth.  Die  Sammlung  der  neuesten  Lieder  ent- 
hält 124  StückCj  darunter  allerdings  die  bekanntesten,  aber  doch  immerhin 
nur  eine,  wie  es  scheint,  willkürliche  Auswahl  aus  dem  überhaupt  in  die 
Oeffentlichkeit  gekommenen.  Der  Nachweis  der  Quellen,  aus  denen  der 
Herausgeher  die  einzelnen  Stücke  entnommen  hat,  ist  zum  Theil  so  unbe- 
stimmt, dass  der  Gebrauch  desselben  für  literarische  Zwecke  sehr  erschwert  ist. 

Berlin.  Büchsenschütz. 


Shakespeare'fl  dramatische  Werke  fiir  die  deutsche  Bühne  be- 
arbeitet von  W.  Oechelhäuser.  Bd.  V— VIII.  Berlin, 
Asher  1871. 

Der  Herausgeber  hat  den  neulich  an  dieser  Stelle  besprochenen  vier 
Dramen  bereits  vier  wf^itere  Bändchen  folgen  lassen.  Der  fünAe  Band  ent- 
hält König  Richard  IL  Es  «ind  bereits  Zweifel  ausgesprochen,  dass  es 
jemals  gelingen  werde,  dies  Stück  auf  der  deutschen  Bühne  heimisch  zu 
machen,  trotzdem  es,  abgesehn  von  Richard  IIL,  bei  WciTem  den  Vorzug 
vor  allen  übrigen  Histofien  ver<lient.  Dass  man  ihm  natürlich  die  Bretter 
weit  lieber  gönnt,  als  etwa  Heinrich  VI.,  ist  selbstverständlich,  denn  be- 
sonders die  Figur  Richard's  selbst  ist  vom  tiefsten  psychologischen  Interesse. 
Da  dies  Drama  eins  der  einftichst^'n  und -am  besten  gebauten  ist,  so  ist  die 
Arbeit  des  Herausgebers  ziemlich  leicht  zu  überschauen.  Herr  Oe.  hat  sich 
seiner  Aufgabe  geschickt  entledigt.  Er  beginnt  sofort  mit  der  grossen  Tumier- 
scene  und 'hat  die  beiden  ersten  Auftritte  des  Originals  fortgelassen,  eine  Aen- 
derung,  die  man  durchaus  billigen  kann.  Ganzlich  fortgefallen  sind  die  Bollen 
der  Herzoginnen  Gloster  und  Kent,  sowie  des  Lord  Berkley.  Die  Schluss- 
scene  des  zweiten  Actes  ist  zum  dritten  gezogen  und  es  sind  auch  sonst 
noch  mehrere  meist  gerechtfertigte  Striche  untl  Aenderungen  vorgenommen. 

Der  Somniernachtstrauin,  unzweifelhaft  Shnkespeare^s  grösste  Leistung 
auf  dem  Gebiete  des  Humors,  ist  eine  der  schwierigsten  Aufgaben  für 
die  scenische  Darstellung.  Diese  lufli^e  Welt  gewinnt  auf  den  Brettern 
zumeist  eine  gewisse  störende  Aelmlichkeit  mit  jener  plumpen  RehliiäU  die 
ihr  in  den  Rüpeln  so  genial  entgegengesetzt  ist.  Diese  neckischen  Wesen 
vertragen  es  nur  sehr  schwer,  aus  dem  Muttcrschoosse  der  Phantasie  ent- 
lassen zu  werden:  die  rauhe  Luft  der  scenischen  Wirklichkeit  eiobt  ihnen 
den  Todesstoss.  Dazu  kommt,  dass  für  unsere  Füblweise  derg^chen  fast 
ohne  Musik  undenkbar  ist.  Allerdings  hat  Mendelssohn  dem  Sommernachts- 
traum seine  besten  Compositionen  gewidmet,  und  keine  Bühne  wird  von 
ihnen  absehen  dürfen ;  allein  grade  in  Folge  jener  musikalischen  Zugabe  tritt 
oft  die  ungenügende  Wiedergabe  des  phantastischen  Elementes  um  so  greller 
zum  Vorschein.  Der  Bearbeiter  hat  es  hier  übrigens  leichter,  als  der  eigent- 
liche Regisseur;  besitzt  dieser  nicht  den  zartesten  poetischen  Tact,  wird  er 
von  Yoruherein  Alles  verderben.  Dass  aber  selbst  dieser  nicht  genügt,  wenn 
nicht  die  kindlichste  Kenntniss  aller  scenischen  Mittel  und  theatralisober 
Geschmack  hinzukommt,  der  es  versteht,  durch  jene  dem  Dichter  gleichsam 
nachzudichten,  beweist  das  Beispiel  Tieck*s,   nach  dessen  Insccnirong  z.  B 


BeariheilangeD  nnd  kane  Anscigeo.  199 

die  Berliner  BühDe  den  Semmernachtstranm  TorAihrt.  Wohl  jeder  artheils- 
fähi|(e  ZoMibaaer  wird  über  die  i^chmifcklose  Absonderlichkeit,  mit  der  die 
mitäeren  drei  Acte  abgespielt  werden,  erstaunt  sein  und  gefunden  haben, 
dess  er  bei  einer  ausdruiksvoUen  Vorlesung  dieses  Stückes  weit  mehr  Gennss 
hatte.  Das  liegt  und  kann  aber  nur  an  der  Inscenirung  liegen,  denn  ein  so 
eminent  theatralischer  Dichter,  wie  Shakenpeare,  wird  auf  d«n  Brettern  stets 
am  kräftigsten  wirken,  wenn  nur  diese  tüchtig  genug  gebaut  sind,  dass  sie 
nicht  unter  den  Fusstritten  des  Riesen  xosammenbrechen. 

Ein  Schauer  vor  der  Grösse  des  Grenius  ergreift  uns,  wenn  wir  bedenken, 
dass  der  Dichter  des  Sommemachtstraumes  auch  den  König  Lear,  die  Tra- 
gödie des  Wahnsinns  schrieb.  In  seinen  jüngst  aus  dem  Nachlasse  heraus, 
gegebenen  S)iakespeare-8tudien  führt  Otto  Ludwig  den  Gedanken  aus,  dass 
^hakefipeare  der  Dichter  der  Leidenschaft  sei  und  alle  menschliche  Leiden- 
schaft zur  erschöpfendsten  Darstellung  gebracht  habe.  Soweit  der  Wahn- 
sinn überhaupt  für  die  Pi)esie  erreichbar,  ist  er  die  über  sich  selbst  hinaus* 
Seheiule  Leiaenschaft,  der  die  Grenzen  der  Vernunft  nicht  mehr  genügen, 
ie  zum  dunklen  Sturme  wird,  welcher  das  Tageslicht  des  klaren  Gedankens 
verschlingt  und  Donner  und  Blitz  an  seine  Stelle  rückt  Sliskespeare  lässt 
überall  den  Plan  der  Charakteristik  dienen.  £s  scheint  uns  desaoalb  etwas 
Schnlüstbetik  zu  sein,  wenn  Herr  Oe.  die  gewaltsame  Schürzung  des  Kno- 
tens im  ersten  Acte  dramatisch  rechtfertigen  will,  wenn  er  sosar  von  einer 
Schuld  der  Cordelia  mit  Gervinus  redet  Der  grause  Kampf  ums  Dasein 
fordert  zahllo<(e  Opfer,  und  so  wenig  wie  die  Gazelle,  in  deren  Nacken  der 
blutdürstige  Tieger  seine  Krallen  schlägt,  damit  eine  Schuld  abbüsst,  es 
müsate  denn  die  s«'in«  von  der  Calderon  singt:  die  Schuld  „geboren  zu  sein,*  — 
ebenso  wenig  trifft  das  Schicksal  stets  die  Schuldigen,  und  die  Poesie  würde 
tauschen,  wenn  sie  eine  derartige  Gerechtigkeit  als  hienieden  waltend  schil- 
dt-m  wollte.  Ihre  wunderbare  Aufgabe  ist  es  vielmehr,  aus  diesem  Cbaos 
trotzdem  die  Versöhnung  zu  entwiäeln  und  es  so  der  Religion  gleich  zu 
tbun,  deren  göttlicher  Stifter  spricht:  «Selig  sind,  die  da  Leid  tragen!" 
Was  die  hauptsächlichste  Aenderunff  des  Herrn  Oe.  betriffV,  so  ist  es  die, 
dass  er  den  Schln^s  des  ersten  Actes  vor  den  Zusnmmenstosf«  zwischen 
Lear  und  Goneril  gelebt  hat  Wenn  der  zweite  Act  hierdurch  bedeutend 
verlängert  wird,  so  möchte  dies  nach  unseren  Anforderungen  an  die  Ein- 
theilung  in  Acte  doch  wohlbegründet  sein.  Der  Vorhang  muss  fallen,  wenn 
so  zu  sagen  eine  Periode  im  vorzuführenden  Leben  oder  Lebensabschnitte 
vorüber.  Auch  im  dritten  und  vierten  Acte  sind  wesentliche  Aenderungen 
vorgenommen  und  die  so  überaus  zersplitterten  Scenen  des  Originals  zu- 
sammengelegt. Vortrefflich  sind  wiederum  die  Bemerkungen  über  die  ein- 
zelnen Charaktere  des  Dramas;  besonders,  was  über  den  Lear  beigebracht 
wird,  verdient  von  jedem  Schauspieler  gelesen  zu  werden,  der  sich  an  diese 
Rolle  heranwagt. 

Die  Zähmung  der  Widerspenstiflren  wird  bis  jetzt  auf  den  mci5ten  Büh- 
nen nach  der  Demhardtstein'schen  Verschlimmbesserung  gegeben.  Es  wäre 
zu  wünschen,  wenn  diese  neue. Bearbeitung,  welche  den  achten  Band  der 
Sammlung  bildet,  dazu  beitrüge,  Shakespeare  wieder  an  Stelle  jenes  Künstler- 
dramen-I^rikanten  zu  setzen. 

Hans  Herrig. 


Auswahl   au9  den   kleineren    Schriften   yon  Jacob   Grimm. 
Berlin,  Dümmler  1871. 

Weniffen  Deutschen  nur  ist  der  Name  Jacob  Grimm  fremd.  Selbst  in 
jene  Schienten  unseres  Volkes,  welche  Befriedigung  ihres  BildiingsbedÜrf* 
niaaes  aus  den  Tagesblättem  schöpfen,  ist  mit  dem  Klange  des  Namens  ver- 


200  Beortheilungcn  und  kurze  Anseigen. 

eiot  die  etwas  mythische  VorsteUung  Ton  einem  reinen  Manne  gedrungen, 
der  alles  wisse,  was  Menschen  über  deutsche  Sprache,  Glaube  und  Recht 
wissen  könnten,  und  der  sein  Wissen  in  erossen,  über  die  Maassen  gelehr- 
ten Büchern  niedergt-l^gt  habe.  Wenn  diese  Vorstellung  sich  allroaliff  su 
einem  klaren  Bilde  von  dem  verdichtet,  was  Jacob  Gnmm  als  Gelehrter 
für  idle  Zeilen,  als  ernster,  rechtlicher  Mann  für  eine  Zeit  schwankender 
Begriffe  von  politischer  Ehrlichkeit,  als  Bruder  und  Freund  für  engere  Kreire 
gewesen,  so  wird  dem  vorliegenden  Buche  sicher  ein  Anteil  daran  zuzu- 
schrdben  sein. 

In  einen  schmnlen  Octavband  von  nahe  400  Seiten  ist  die  grosse  fünf- 
biindige  Ausgabe  der  kleineren  Schriften  zusammengezogen  worden.  Mit 
Umsicht  und  Sorgfalt  ist  ausgewählt  worden,  was  nach  den  erwähnten  Be- 
ziehungen hin  charakteristisch  und  lehrreicrh  sein  mochte.  Den  liauptleil 
des  Buches  bilden  die  in  der  Berliner  Akademie  gelesenen  Abhandlungen 
allfi^emein  verständlichen  Inhalts,  und  in  der  Tbat  bergen  diese  eine  reiche 
Fülle  feiner  Bemerkungen,  scharfer  BeobHchtungen  (insbesondere  ist  der 
Aufsatz  ,, Italienische  und  scandinavische  Eindrücke,*  S.  61  ff.,  reich  daran), 
und  legen  Zeugois  ab  von  des  Mannes  tiefpoetiscber  Empfindungswetse. 

Der  Anhang:  enthält  eine  kleine  Zal  von  Aufsätien.  meist  Gelegenheits- 
aibeiten.  Das  otüi'k  „Ueber  das  Wesen  der  Thierfabel*  aus  dem  ersten 
Kapitel  des  Reinhart  Fuchs  abgedruckt,  wäre  besser  weggeblieben.  Zeigt 
es  Huch  eine  warm^eheete  Ansicht  Jacob  Griinm*s  auf.  so  scheint  es  doch 
nicht  wünschenswei-t,  einer  in  ihren  Giundzügen  verfehlten  Auffassung  des 
Thierepos  unter  dem  Schutze  des  berühmten  Namens  Eingang  in  das  grosse 
Publikum  zu  verschaffen,  dessen  Urtc'il  leicht  bestochen,  schwer  aber  wieder 
frei  gemacht  wird  Dsgegen  hätte  die  Zugabe  eines  Aufsatzes,  in  welchem 
Grimm  sich  als  Forscher  an  t^eine  Fachgenossen  wendet  —  etwa  ein  Capitel 
sus  der  « Geschichte  der  deutschen  Sprache'*  oder  die  Vorrede  zum  vierten 
Bande  der  Grammatik  —  nicht  fehlen  sollen.  Das  Bild  wäre  voilständigir 
geworden.  Erfreulich  ist,  dass  Jblerman  Grimm's  Zutaten,  vornehmlich  zu 
der  R^e  auf  Wilhelm  Grimm,  aus  der  grossen  Ausgabe  abgedruckt  wurden. 
Sie  gewähren  näheren  Einblick  in  das  rührend-schöne,  durch  Meinungs- 
verschiedenheit nicht  gestörte  Verhältniss  zwischen  den  Brüdern,  deren  Ar- 
beiten die  deutsche  Nation  nach  so  vielen  Richtungen  hin  zu  stetem  Danke 
verpflichtet  ist. 

Berlin.  Dr.  Anton  Schoenbach. 


Ernst  Götzinger,  Literaturbeiträge  aus  St.  Gallen.   St. Gallen, 
Huber  &  Comp.,  1870. 

Der  geschätzte  Verfasser  —  in  jüngster  2ieit  durch  seine  treffliche 
«Nuwe  Zittung*  in  weiteren  Kreisen  bekannt  geworden  — ,  der  als  Heraus- 
geber schweizerischer  Chroniken  um  locale  CuTturgeschichte  erhebliche  Ver- 
ntenste  sich  erworben  hat,  bietet  in  dem  vorliegenden  Büchlein  Beiträge  zu 
einer  Geschichte  des  schweizerischen  Kirchenliedes,  sowie,  und  dieser  Auf- 
satz ist  wol  nur  für  Schweizer  Leser  von  Interesse,  eine  Entwicklungs- 
geschichte der  Musik-  und  Gesangsgesellschaft  zu  St.  GHllcn.  Ein  paar 
Abdrücke  aus  dem  St.  Galler  Cantional  von  1588,  sowie  das  Verzeichnit-s 
von  Liedern  des  St.  Gallischen  Gvsangbuchs  von  1797  I.  S.  59—72  mit 
beigesetzten  Verfassernamen  sind  nicht  ganz  ohne  Wert  Höchst  ergötzlich 
aber  wirken  die  II.  S.  41  fi.  gedruckten  und  aus  dem  Bussenbüehlein  von 
1656— 1(>75  gezogenen  Entschuldig^ungen  »Weshalb  die  Herrn  CoUegae  die 
exercitia  Musica  zu  besuchen  verhmdert  gewesen.* 

Berlin.  Dr.  Anton  Schoenbach. 


BeartbeilaiigeD  and  kune  Aoieigen.  201 

Purschgnng  im  Dickicht  der  Jasd-  und  Forstgenchichte.  Von 
C.  H.  Edmund  Freiherrn  von  Berg,  Dr.  phil.,  Königl.  Sachs. 
Oberforstrath  a.  1).  Dresden.  6.  Schönfeld's  Buchhandlung 
(C.  A.  Werner).     1869.     XX  u.  250  S.    8.     1«/$  Thlr.* 

Der  in  zwei  Abth«*ilungen  zerlegte  Inhalt  des  Ganzen  begreiO-^  in  der 
ersteren  grösseren  Hälfte  (8.  1  — 182  s  und  zwiir  in  4  Unterabtheiliingen : 
Jigerschreie,  WaidgesoKreie,  Waidsprüche,  Lehrgedichte  und  Reimsprüche; 
dann  Zeichen  vom  Wetter,  and  in  der  zweiten  (S.  183—250)  in  2  Unter- 
abthei1unf;en :  Jäjser,  Jagt)-  und  jNgthi«'re  und  Wald  und  M'ine  Baume» 
welch  letzterer  Theil  wieder  in  Recbtaspricfa werter  und  Gemein-Sprich Wörter 
gespalten  itU 

Wh8  die  fprichttörtliche  Abtheiinng,  <)ie  wir  hier  zunächst  im  Aujse 
haben,  betrifft,  so  giebt  über  deren  Anlage  und  Umfang  der  Verfasser 
an  zwfi  St»ll»n:  Vorrefe  S.  IX  und  Trxt  ö.  183  -  186  in  folgen'len  Worten 
erschöpfendeLRe(h«'nschaft.  An  der  ersteren  sajit  er:  ^Es  wurlen  diejenigen 
Sprichwörter  zusamnicmrestellt,  welche  vom  Jäger,  der  Jagd,  den  Jagd- 
thieren,  von  Bäumen,  Holz  und  Wald  in  den  verschiedensten  Richtungen 
handeln,  wie  ich  sie  zerstreut  in  unsem  vielen  SprichwOrtersammlungen  fand, 
vermehrt  mit  manchen  aus  alten  Jagd-  und  Forstbüchem  und  polciien,  die 
ich  aus  dem  Afvnde  der  Forstleute  und  Jäger  kennen  lernte.  Eine  irgend 
vollständige  Zusammenstellung  dieser  forst-  und  waidin&nnischen  Sprichwörter 
besitzen  wir  nicht,  ud'I  doch  liegt  ein  wahrer  Schatz  in  denselben  verborgen. 
Auch  bei  diesen  habe  ich  eine  sachliche  Anordnung  gewählt  und,  wo  not  big, 
Erläuterungen  hinzugefügt**  Und  Seite  185 — 186:  „Ueber  die  Auswahl 
der  dieser  Sammlung  einzuverleib«-n(]en  Spriihwörter  bin  ich  oft  zweifelhaft 
gewesen.  Der  Grundgedanke  war.  Alles  aufzunehmen,  was  in  Beziehung 
zur  Jagd,  dem  Jäger,  den  Jagdihieren,  wie  zum  M^atde  mit  seinen  Bäumen 
und  andern  Waldprodukten,  namentlich  Mast  und  Weide,  steht;  allein  es 
kommen  manche  vor,  wo  das  Bild  von  irgend  einem  Jagdthiere  oder  aus 
dem  Walde  zwar  gewählt,  aber  in  solche  Beziehune  mit  dem  Getriebe  der 
Menschen  gebracht  wurden,  dass  sie  speciell  durchaus  nieht  sachlich  sind 
und  ebenso  gut  in  jeder  andern  für  ein  besonderes  Fach,  z.  B.  tür  Greii^t- 
liche  oder  Bergleute,  veranstalteten  Sanmdung  einen  Platz  finden  könnten, 
als  in  einer  fiir  Jäger  und  Forstleute  bestinmiten.  Soll  man  diese  sämmtlich 
weglassen?  Ich  habe  mich  fiir  deren  Aufnahme,  wenn  aueh  in  beschränkter 
Weise,  entschieden,  indem  sie  mir  insofirn  immer  bea«'htenswerth  erschienen, 
weil  aie  zeigen,  wie  ßeissig  das  Volk  im  PVafde  beobachtete  und  so  aus 
ihm  oder  von  seinen  wilden  Bewohnern  manche  Anschauung  ins  Leben 
übertrug.'' 


*  Die  Schrift  erschien  zwar  bereits  zu  Ende  des  Jahres  lf<69;  eine 
nschträgliche  Anzeige  derselben  in  dieser  seit  ibn^m  Bi'stehen  die  Interessen 
des  deutschen  Sprichworts  mit  Liebe  pflegenden  Zeitschrift  seheint  uns 
iedoch  in  Betreff  einer  für  die  Literatur  des  Sprichworts  nicht  verdienst- 
losen Arbeit  auch  jetzt  noch  als  eine  Pflicht,  wie  gejfen  den  Verfasser  so 
gegen  das  Buch  selbst  Ausserdem  hat  dieses  bis  jetzt  nur  für  seine  erste 
Abtheilung,  den*  für  Jäger  und  Jagdfreunde  mehr  ansprechenden  Theil,  eine 
aber  auch  nach  dieser  Richtung  allzu  knappe  \N'ürdigung  in  Zamke*s  lite- 
rarischem Centralbl.  1870  S.  Slü  gefunden,  während  die  zweite,  den  Freunden 
des  Sprichworts  wichtigere  Abtheilung,  bislang  —  unseres  Wissens  wenig- 
stens —  vergeblich  einer  Anzeige  entgegen  sah. 

^  Von  demselben  Verfasser  und  m  gleichem  Verlage  ist  seitdem  er- 
schienen: Geschichte  der  deutschen  Wälder  bis  zum  Schlüsse  des  Mittel- 
alters.   Ein  Beitrag  zur  Culturgescbichte.    VIII  a.  860  S.    1871,    8. 


90S  Beortheilangen  ond  kmxe  Anzdgeo. 

•Abt*r,*  fahrt  der  Verfuaer  fori,  «es  giebt  ausser  diesen  eine  grosse 
Anzahl  von  Redensarten  oder  einzelner  in  verschiedt^ner  Zosammensetzun^ 
gebrauchter  Worte  and  Aus<lrürke,  die,  ohne  gerade  als  Sfirichwörter  aiif- 
zutret«*n,  «beiifalls  ihn-n  Ursprung  von  Jagdthieren  oder  aus  dem  Walde 
haben,  gleichfalls  auf  den  Zunainmeitbang  des  Volkes  mit  jenen  deuten  und 
daher  eine  ^wisse  Beachtung  verdienen.  Dahin  gehören  z,  B.  Bärbeissig, 
brummig  wie  ein  Bär,  Kttrenhäuter,  Sauglück,  Hundsglück,  Hundstreue, 
fressen  wie  ein  Wolf,  Wolfshunger,  schlafen  wie  ein  Dachs,  fett  wie  ein 
DhcIis,  beissen  wie  ein  Dachs,  schlau  wie  ein  Fuchs,  Hasenpanier,  Hasenfuss, 
fruchtbar  wie  ein  Kaninchen,  geschwätzig  wie  eine  Elster,  hol*  dich  der  Geyer, 
geh*  zum  Kuckuk,  er  geht  auf  den  Leim  (wie  die  Vögel  auf  die  Leimruthen 
des  Vogelstellers),  baunu^tark,  eichenfest,  schlank  wie  eine  Tanne,  er  zittert 
wie  E'^penlaub  u.  d<;l.  mehr.  Nur  wenn  diese  Art  Ausdrücke  in  der  be- 
stimmten Form  von  Sprichwörtern  auftreten,  wurden  sie  beachtet.  Sehr 
häufig  findet  man  Sprichwörter,  welche  in  verschiedenartigen  Wendungen 
einen  und  denselben  Gedanken  ausdrücken,  meist  wohl  gleichzeitig  ent- 
standen in  den  Zonen  unserer  deutsclu'n  Sprachformen.  Wo  die  Form  ni«*ht 
wesentlich  abweichend  erscheint,  habe  ich  solche  weggelassen.  ** 

Die  Sprichwort  lii'he  Abthoilung,  welche  g«gen  600  —  et  quod  excurrit 
—  Sprichwörter,  sprichw.  Redensarten.  Anspielungen  und  Vergleichungen 
enthalt,  ist,  so  wie  das  ganze  Burh  eine  sehr  löbliche  Arbeit  Allerdings 
niai'ht  sie  auf  absolute  Vollst ändigk»*it  keinen  Anspruch  (S.  186),  entl)ehrt 
au(  h  in  den  weitaus  mei^ten  Fallen  einer  Quellenangabe,  so  wie  sie,  und  sehr 
mit  Unrecht,  die  alterthnudichen  Sprachformen  der  Originale  verwischt  oder 
geradezu  in  modernistrtes  Deutsch  verwandelt  hat.  Jedoch  hat  sie  anderer- 
seits diese  Mängel  nicht  nur  <lurch  Reichhaltigkeit  des  Stoffes  und  dessen 
verständige  Anordnung  und  Vcrtheilung«  verbunden  mit  einer  durchweg  rich- 
tigen und  concisen  Erklärung  uml  Erläutemng  desselben,  vergütet,  sondern 
auch  durch  t/as  Bestreben  Anerkennung  sieh  erworben,  j<*nen  zahlreichen 
hierher  gehörigen,  aber  noch  iuuner  nicht  genug  gewürdigten  Bezügen  un- 
serer ält«Ten  Literatur  geret-ht  zu  wer«len,  für  deren  wenn  auch  kleine 
Sammlung  und  Erklärung  der  Verfasser,  so  weit  ihm  eben  Quellen  zu  Ge- 
bote standen,  Fleiss  wie  Sinn  und  Verständniss  bewiesen  hat.  Solche 
Quellen  waren  ihm  u  a.  die  Thierfahell  GoUfrietl  von  Strassburg*s  IVistnn 
un^l  Isolde,  Graff**  Dluti^ea.  der  Sachsen-  und  Schwabcnspiegel,  so  wie  für 
das  spätere  Mittclalrer  ganz  voizüglieh  die  Weisthümer  von  J.  Grimw^  und 
als  ErläutiTungsschriften :  Vitdank*«  Bescheidenheit,  die  Lex  Snlica  und  Wi- 
si^rothorum,  die  Leges  Rotharis  u.  a.  Wir  führen  ein  paar  diesen  Quellen 
enthobenen  Rechtssprüchwörter  mit  dem  vom  Verf.  ihnen  beigegfbenen 
kürzeren  oder  längeren  Commentare  beispielsweise  und  als  Mu^tter  der  Be- 
handlung an: 

(S.  191)  Um  W\{^  nerwirkt  Ülirman^  fcinm  Jfrib. 
Sachsenspiegel  (1254).  —  Drückt  offenbar  aus,  dass  man  das  lebendige  Be- 
wuostsein  d«>s  Volkes  von  dem  allgemeinen  Jagdrechte  achtend,  ge«;en  einen 
Wihldieb  nicht  peinlich  verfahren  solle.  Der  Grundsatz  fteht  in  einem  acht- 
baren Widerspruche  mit  den  bturbarischen  Strafen  des  Mittelalters,  ja  auch 
der  späteren  Zeit,  wo  man  häufig  die  Wilderer  mit  dem  Tode  bestrafte,^  wo 
Augenausstechen,  Abhauen  der  rechten  Hand  u.  del.  recht  sehr  ee wohnliche 
Strafarten  waren.  Erzählt  uns  doch  die  Geschichte,  dass  in  Württemberg 
unter  der  Recrierung  des  Herzogs  Christoph  (1550  — 1565)  mehr  als  tausend 
Wilderer  nach  Urtheil  und  Recht  bestraft  worden,*  wurde  doch  in  Chor- 


*  Württemberg  scheint  mehrere  Jahrhunderte  hindurch  das  gelobte  Land 
der  Jäger  und  ein  Eldorado  für  Ja^freuden  gewesen  zu  sein,  und  noch 
heute  prangt  zur  Erinnerung;  in  seinem  Wappen  ein  Hirschgeweih.  Wir 
lesen,  dass  Herzog  Karl  dem  Kaiser  Paul  von  Russland  ein  Jagdfeat  gab. 


Baarthailangm  und  knise  Annigeik  108 

Sachten  im  Jsbre  1584  der  Galgen  für  WildpretobeschXdiffer  angedroht. 
Aach  anerfaört  hohe  Geldstrafen  fanden  atatt,  z.  B.  in  Meoklenbarff-8cbwerin 
biisate  nach  der  Wald-  und  «lagd-Ordnnng  von  1706  der  Wil&rer  einen 
llirMh  mit  1000  Thalem,  ein  Stück  \Sitd  mit  500,  ein  Reh  mit  lOOr  ein 
Wildaehwein  mit  200,  einen  U»m*n  mit  4.  ein  Feldhuhn  mit  2  Thalem  u.  a.  f. 
War  aber  die  Geldstrafe  nicht  bettreibbar,  so  sollte  «mit  harter  und  will- 
kührlicher  I^eibesstrafe  in  Dönitser  Karre...*  ein  offenbarer  Wildilieb  ge- 
bührendermassen  belegt  werden. 

(S.  226)  Waftt  iia»  WttU  ^olm  wir  vom  |»im»tifd)(n  Vattr  511  iebn. 

Dem  gewisaermassen  widersprechend  heisst  Grimtn's  Weislh.  III,  488. 

Wüftt  un^  WttU  ifk  ^rf  Aonifs; 

doch  wird  das  entschieden  als  c>in  Mis>brauch  der  königlichen  Gewalt  an- 
gesehen woriiem  sein,  und  derartige  Sätze  kamen  sicher  erst  mit  Ausbildung 
der  Lehre  von  den  Kegalien  auf.  Dass  sie  als  Missbrauch  angeaeben  wurden, 
ergiebt  die  Urkunde  des  Manifesta  vom  5.  Mai  1Ö2Ö  von  der  Versammlung 
der  Gemeinden  im  Odenwalde  und  Neckarthaie«  wo  es  im  vierten  Artikel 
also  lautet: 


wo  6000  Hirsche  und  Säue  von  einer  Anhöhe  herab  in  einen  See  gesprengt 
wurden  und  die  JXger  berumachifften»  um  daa  Wild  nach  Belielien  im  Wasser 
oder  in  der  Luft  zu  achiessen.  Und  in  einer  noch  spütpren  Zeit  antwor- 
teten W^ürttemberger  Bauern  ihrem  König  Friedrich  I.  auf  seine  Amede: 
,Habt  ihr  Nichts  zu  klagen?*  —  «Nein,  Euer  MHJestüt,  wenn  nur  die  Süue 
und  Sabstitnten  nicht  wären!«  Aber  auch  die  Fürsten  fast  aller  andern 
Länder  wetteiferten  mit  einander  in  unmässiger  Jagdlust  und  nicht  blos  in 
früheren  2Seiten,  sondern  bis  fast  zum  Ausgange  des  XIX.  Jahrhunderts. 
Noch  1666  sah  man  in  der  Wetterau  Itirsche,  worauf  Wilderer  fest- 
gesohmiedet  waren.  Galeato  Sforza,  Herzog  von  Mai  Und,  zwang  einen 
Bauern,  der  einen  Haaen  geschossen  hatte,  solchen  mit  Haut  und  Haar  auf- 
zufireaaen,  und  der  Gotteamann  Erthvackof  Michael  zu  Salzburg  liess  ]5ft7 
einen  Wilderer,  in  eine  Uirachhaut  genäht,  auf  den  Salzburger  Markt  tragen 
und  von  seinen  Jaedhunden  zerreissen.  Philipp,  Landgraf  zu  Hesi^cn,  sah 
das  IVild  gar  für  Kühe  an  und  meinte,  wenn  er  die  Kühe  seiner  Bauern  in 
seinen  Wäldem  weiden  lasse,  so  könnten  sie  wohl  aucli  die  seinigen  auf 
ihren  Korn-  und  Haferfeldem  dulden.  Koch  kurz  vor  der  ersten  franzö- 
sischen Revolution  verboten  in  manchen  deutschen  Duoder-Staaten  Gesetze 


gab 

Ktat  des  Serenissimi,  wie  z.  B.  des  letzten  pfnlz-zweibrückischen  Herzogs 
Karl  August,  f  1785,  (vcrgl.  Gogem,  Mein  Antheil  an  der  Politik.  I,  16. 
ffäuMstry  Geschichte  der  rhein.  Pfalz.  IL  998  und  liemling^  Die  Rhein pfalz 
in  der  Revolutionazeit  von  1792  —  98.  I,  856)  verlialtnissmässig  mehr  ko- 
ptete,  als  der  ganze  Jagd-Etat  grosser  Monarchien,  den  Schaden*  des  Landes 
nicht  gerechnet. 

Vergl.  hiezu  Cyriacu»  Spangeftberg^  Der  Jsg(euffel.  Bericht/  wie  fem 
die  Jagten  rechtmessig  vnd  vnrccht  sein.  Anno  1.  5.  60.  o.  O.  (Eisleben, 
Vrban  Gaubtsch).  98  Bl.  4.  Mit  einem  Holzschn.  auf  der  Kehrseite  des 
vierten  BL,  den  Teufisl  als  Jäger  darstellend.  (Im  Germ.  Museum).  Und: 
Davidis  Oeorgii  Struberit  Vindiciae  Venandi  Nobilitatis  Germania.    HildesisB 


'^e^"^  l^iresaen/  Wenn  einer  der  Vnkosten  halben/  so  an  AT  die  Jaghunde 
gehen/  in  Armut  kompt.*  (BL  266.*J. 


S04  Bewllieflmigeii  oad  korie  Anzeigen. 

Item.  »Die  Wa9Ber  und  Buche,  so  bisher  verbannt  ond  bei  Leibesstrafe 
verboten  gewesen  sind  znvor  der  geistlichen,  sollen  allermänniglicben  »uf- 
gothsn  und  frvi  gemacht  sein.  Es  wäre  denn  8ach,  dass  man  mit  genug- 
sarovm  Grund  beweisen  und  darthun  möchte,  dass  l*s  erkauft  oder  zinsbar 
gemacht  worden  wäre.    Bis  auf  gemeine  Reformation.** 

(S.  228)  Wc^in  brs  jfrnn  Wa$tn   vor0r|yt,  ^a^in   mag   ein   Burgmann 
nad)fa|rrn. 

Schon  in  einem  Wfisthum  zu  Schöneck  in  der  £ifel  vom  Jahre  1415 
(Gr.  Wslh.  II,  566)  steht: 

„llPottn  brs  l^errn  magrn  90rgett  311  Buf4|R|  ^a^tn  mag  bct  9iirg. 
mann  nafarrn/' 

Bezieht  sich  nUo  auf  die  Holznutznng,  die  von  den  Mitberechtigten  dann 
ausgeiibt  werden  kann,  wenn  «ler  Herr  —  Grundherr  —  seinen  Thuil  ge- 
nommen hat.  Dabei  war  der  MaaKsstab  allgemein  das  Bedärfniss,  denn  wir 
finden  in  vielen  Weint hümern,  u-  A.  in  dem  von  Niedermedinj;  an  der  un- 
teren Mosel  V.  J.  156:),  ausdrücklich  nach  der  Aufzählung  der  verschiedenen 
Waldn^chte  gesagt,  es  soll:  „mi^incn  Juncker  von  Ulmen  ein  jeder  schützen 
und  schirmen  nach  euim-r  Nothdurft.*  Dieser  Grundsatz  gilt  in  vielen  Orten 
Deutschlands  nofh  gfgenwärlig.  wo  die  Holzberechtigungen  nicht  re<:nlirt 
oder  abgelöst  sind,  m  allen  den  Fallen,  wetm  nicht  eine  be^tiu1mte  Qmintitiit 
oder  Qualität  des  Bezuges  fest^rsetzt  war,  uml  zwar  sowohl  bei  Brtsnn-  wie 
Nutzbcdz.  Dass  der  begriff  »Nothdnrft"  ein  sehr  elastischer  ist  und  dass 
namentlich  dns,  was  eeeenwiirtig  als  solcho  beansprucht  wird  und  werden 
muss,  nicht  im  Veihaltniss  zu  dem  steht,  was  in  alten  Zeiten  darunter  ver- 
standen wunle,  ändert  in  dem  Reclit^grundsatze  nichts.* 

^^'elchMn  Keichthura  aber  unsere  ältere  Literatur,  die  Werke  unserer 
mittelhoi'hdeutsrhen  Dichter  an  uralten,  in  «nebelgraue  F'eme*  sich  verlit*- 
renflen,  auf  Jaffdibiere,  Jagd  und  Jäger  Bezug  nehmenden,  oder  auf  andere 
Verhältnisse  iib('rgetra<;enen  Sprichwörter  in  sich  berj^en,  möge  dem  Ver- 
fasser der  vorliegenden  Sammlung  eine  kleine  Anzahl  derselben  documen- 
tiren,  wie  sie  ohne  vieles  Suchen  sich  uns  darbieten. 

1.  1i(i|lu  vi«  ^rt  Igel  spra4: 
„virl  gut  tfl  riBcn  gcmac^  " 

Spervogel  (Gödccke,  deutsche  Dichtung  im  Mittelalter  S.  646*9*  —  Um  1200. 

2.  tr  ^abtt  brn  Nbr(  aiigerant.^ 

P/qffe  Amis  102  (Benecke,  Beyti-ägo.    Götting.  1832.    S.  503).  —  1230-40. 

8.   ^rst  mart  nie  tuol  fall. 

9m  0  »t(  ^apk  (4abi(|t)  i^t  ftffcn 
e  »as  >ic  fkttt  btfäftn. 

Laifherg,  Liedertaal  III,  CCXLVIII,  43-46.  —  XIII.  — XIV.  Jahrb. 

4.  Wenn  ^ix  %vinx  bcn  k\x\  mi  tagen 
^at  (r  i|^t  mol  gcno|f<n  vor. 

Witihheckin  (Benecke,  Beytr.  S.  215  —  6.)  —  Vor  1250. 

5.  Hier  bcren  mit  tm  Isafen  lagtt 

Her  mut  (Id^  gdudics  »ol  ocrKonnm. 

Jüngerer  Titurel  (Hahn)  797,  4.  —  Ulm  1260. 


*  Vergl.  Ferd.Friedr.  Oechsle^  Beiträge  zur  Geschichte  der  BefoinuUion 
in  den  schwäbisch-frankischen  Grenzländem.     1830.    S.  272. 

**  D.  h.  angegriffen;  ihr  habt  euch  in  einen  bedenklichen  Streit  eio« 
gelasseil. 


BeuriLeilungen  und  kurze  AixeigiMi.  205 

6.  10er  (14  kraget  mit  >em  kitn 
Pen  m«3  fln  ^ant  vU  bidi  fmnn.* 

Lassherg,  Uedersaal  IL    CLXXV,  40—48. 

7.  toU  Küne  ctn  fmln 

5tr|ciit  ty  yt  irnnBc. 
F.  von  Meissen,  Leiche.    (Qaedlinb.  1843.)    108,  2  —  8.  —  1280  —  1814. 


*  ^It  afcti  jtttii  ffapn  vn^  alt  bttn 
fti  Kala  man  in  (In  kui  bcicrn. 

Cod.  8.  Georgen.  XV.Jahrh.  (In  KarUrahe).   if<me'«  Anzeiger  liL   1884,  82 

jilt  af.  juni  pfaf.  ^a^ü  mil»  ^rrn: 
3«l  Bfcman  fn  frtn  lauß  bcfcren. 

Margariia  Facetiarum,  Argent.  1508.  4.  BI.  Giij*»-  (In  Ulm.)  Ueber  den 
Heraasgeber  dieser  Scherzreden,  Johannes  Adefphus  MüKchiui^  Tergl.  Sera- 
pevnt  1857,  12  ff.  und  meine  Abhandlung  »Zur  Quellenkunde  des  deutschen 
Sprichwort«"  in  dieser  Zf-itschrift  Bd.  XL,  S.  67. 

Es  heisjtt/  wilt  dein  Hauss  behalten  saubt^r/  so  verwars  vor  Pfaffen  vnn 
Tauben:  vnd  Peter  SchoU  reymt: 

J31U  Jlfcn/  iun0  |ifafcn/  ^ar^u  mil»  iSrcn 
3ol  niemand  tnn  fetn  Hanf  beierrn. 

Vnd  Jacob  Wimpffeling  verbeisst  es/  und  spricht: 

iflir  yubonuf  fotlirq;  parod^to/  fub  qua 

Vfc  Vaam/  Jlbrabam/  ntc  ntoit  Cllas. 

yU  flfan  tfl  0lii(kbaft/  lobrfam/ 

$n  bcr  Vobam  no<^  ^brabam/ 
msi^  ^rm/  ns«^  kein  Citas  i|l: 
9ai  \ß:  kehl  JAai^/  kein  jub  |I4  mtf^t/ 

1lo4)  ein  erifitidier  flotrntat/ 

Voib  ou4  ein  /Ron«^/  bann  |»i^  es  f^ab. 
y.  FUchart,  Gargantua.     1600.    BL  13»-     (Im  Germ.  Museum.) 

«Sllte  ^frn/  nn^ilibtit  Vfttfett/  onge^ämipte  iSten/ 
jboU  numanb  in  fein  4au|  beieren. 
:»imtum  anum,  obfroeniq;  bfminum  fermsnis  &  orfum, 
Vrmff  bonii  frcum  poffAt  b^bcre  bin. 
yoA.  Bvchlerus,  Gnomologia.    Colon.  1606.     16.    S.  47.    (In  Heidelberg.) 

Cen  jsnge  patp,  ern  subtn  atp,  een  vilben  beer, 
9at  is  |efpu9i,  bat  i<k  in  bu9f  nict  en  beier. 

J.  Cat»t  Spiegel  van  den  Ouden  en  de  Nteuwen  Tydt.    Dordreclit  1668.   8. 

8.  413.    (in  der  Sammlung  d«'s  Herrn  Ottow  zu  Landeshut,  Schlesien.) 
Bei 

der  «Schil« 

einen 

der  Spiruch  in  folgender  Fassung: 

^Ite  ijunbe  nnb  Jlfen/ 

Jnnfe  fBiün^t  nnb  ffafen/ 

l^ilbe  ieuoen  unb  BÄren/ 

jloa  niemanb  in  fein  4aa^  befelren. 

VergL  auch  den  Spruch  bei  Zincgr^-Weidner  IV.    1688.    S.  838.  (In 
Uimchen:  Staatabibl) 


306  BeurtlieilangeQ  imd  kune  Anzeigea. 

8.   tat  itn  «ilfliB  »0lff0  flt| 
fa  «(Dt  fii|t  fr^jD»  »nttVf  mit. 

JTti^o  V,  Trimherg^  Renner  (Bamb.  1833.  Fol.)   7051  ~  52.  —  Um  1290. 

9.  Her  »rn  l^olf  3(  tnfe  la^et 
jDer  merk  ^a§  13  im  f^abrt 
Mtt  fln  fromm  vbcrctatt* 
Hn^  et  oniern  elatbrt  tratt 
9tr  fal  ^aben  ctaincn  3ora 
Wirb  ain  (tirfKinb  irborn. 

La9sberg^  Liedersaal  II.    CLXIII,  l-*6. 

10.  9a  mal  mol  (In  bailif  311 
Pa  molf  ben  fi^abea  frtb  gU. 

Ibid.  IL    CLXXV,  95  —  96. 

11.  Wtt  «nber  mflf  f^af  i|t 

JUen  t^at  betrogen  be^  ttusel«  rt|l. 

Ibid.  m.    CLXXXX,  3-4. 

12.  'Wen  ber  motf  ri^rt 
9er  \fi  04  ertp^en. 

Ibid.  I.    XXXII,  284  -  86. 

13.  Per  molf  io  gerne  in  ßrü4|rn. 
B,  V.  Meissen.    (Quedlinb.)    55,  19. 

14.  jbo  ber  motf  tn^  alter  kummt 
f6  ottet  in  bin  kr&. 

jVUhart,  XL,  4  —  5.    (Benecke,  Beytr.  S.  415).* 


*  Unter  den  zahlreichen  Sprichwörtern  auo  der  Thierfabel  gehört  die- 
jenige Gruppe,  deren  Object  der  fVolft  zu  den  intereosantesten  und  reichsten ; 
wir  fiif^en  deshalb  den  gegebenen  noch  einige  weiteren  aus  dem  XIII. — 
XIV.  Jahrhundert  sowie  ein  paar  über  andere  Thiere  hinzu: 

€tn  molf  fi^t  man  vil  feiten  tragen/ 
Cio  f4)afro  fmatf. 

(Ein  böses  Leben  hat  nicht  leicht  einjgutes  Ende.) 

Boner.    (Benecke.    Berlin  1816.    8.)  LIV,  49  —  50.    (Uvi  1330—40.) 

JDer  fi4l  aino  molfri  nnber  mint/ 
900  er  in  3ir4en  mil  ber  nint/ 
^in  oic|^  vtl  lic^t  pere^t. 

Laisberg^  L.  S.  IIL    CCLIII,  61  —  63. 

jbo  ber  molf  mnfen  gat/ 
Vnb  ber  nalk  kcfet  nat  / 
Vnb  ber  konig  bürge  ma4|et/ 
^0  i|t  jr  gemalt  gefma(tet. 

Ibid.  III,  89—92.  Schott,  deutsche  Literaturgesch.  Stuttg.  1841.  8.  S.  41. 
(Das  Gründen  von  Burgen  ist  ein  Zeichen  von  Schwäche,  wie  die  Manse- 
jagd  des  Wolfes.) 

iebejltt  ben  molf  |eim  c3n  ku§i/ 
Cr  tn  kommet  nit  an  fi^aben  barng3. 

Sahm.  tmd  Mordf  (Uagen,  deutsche  Ged.  d.  Mitt  1, 479—80).  XlV.Jahrli. 


BeurCheilangeii  und  kam  AoEeigen.  207 

15.   W(  ml  Wr  ralk  $t%utm  «irt 
jliatf  miXtn  jfLü$  u  ntt  tnlirt. 

LoMsberg,  Liodenaal  111.    CCXLIII,  61  —  52. 

16.   9»tt  9aiktn  on  kMd^  yt  tttlc  t9t| 

JTti^o  V.  Trimberg,  Renner  12520—21. 

17.  n0ta:  «rilwan. 

Jlin  falk  vn^  am  »inl  oa^cft  v«n  realer  ÜPiykaitf 
ain  plaofu^  on^  «in  tott^un)  von  ^rf  i^fnaßf  uie0fR, 
ain  ^abic9  «n>  am  Hi»  o^n  ^ornf  i»(|rn, 
ain  fprrbcr  oti)  ain  «Pfel^nnt  oon  tick  mt$tn  trcr  leeren. 

C/ora  HätzUrin  (HalUus).    LXIX,  2.  15.  —  Um  1450. 

18.  9tc  kra  311a  (inrm  mim  oalKen  fpra^i: 
|er  inguk  fint  Ir  »a. 

Wartbtirgskrieg  (Heidelb.  Jahrb.  1837.    S.  242).  —  Um  1290. 

19.  jPn  >fn  lf0O|rl  l^ftt^  brt  |at  fdfiAr, 
nnt  |§t  im  »0I1  |9cr  i^i  lU  »tfen  jr|(n. 

J7.  V.  MeUaeriy  446,  1  —  2. 

20.  iP'rtn  lon^  011^  abrilcn  orter 
irauoen  irmotr  «n  tofen  bitter 
»urfrl  r0i  nnd  neb  er  fpli 
^rtfent  tftr,  «rr  ty  mreken  vil. 
Ä  r.  Trimberg,  12474—77. 


Prr  ni0lff  plrirt  mit  flößen 
4in»er  ben  fcii^iytrtrn  mpl  qu  Mifcn. 
Ibid.  I,  527—88. 

Cinrm  ffel  träumet  |le|^  «0»  kiflel  /  nnt  einem  mplf  ba  er  bAi  yatcc  ntfler 
foBtt  bn4l|laben  fpxad^  tr  fiaf  Iftr. 

Geiler  r.  Kaiserttperg,  NarrenschiflT.  Straf sb.  15^0  (gepredigt  1498).  Fol. 
BL  XIU- 

C0  t|l  ein  f|iit(^oort/  et  marb  nie  Ret  man  er  bat  ein  u>0l|f  ^an. 
IbiA  GXIII,  1^' 

Jn  bte  ar<b  Ute  i|l  ber'  m0lf  langen  /  nnb  ein  m0lf  miber  b'^auf K0men. 
Der«.    Schiff  der  penitentz.    BL  IX,  1^* 

C0  mB§tn  nit  ale  1l0fel  bem  abier  na<bfliffen  .  .  .  bifln  nh  ein  falA/  fß 
big  aber  ein  tmei^lin. 

Ders.  Von  den  vier  Ijewengeschrei.  1507.  Fol.  Bl.  LXI,  1**-  (Vergl. 
denen  Schiff  der  penitenU.  Augsp.  1514.  Fol.  Bi.  CXXVII,  1^,  and 
brötamfin.    Strassb.  1517.     Fol.    Bl.  XV,  1^) 

jDer  ftiUfItenber  kra 
b0ret  fnabel  unb  da. 

Lassherg,  II.  CLXVl,  179—80. 

9a0  feinb  $av  bog  U$ti/  mellicte  bie  fi^men|  über  ba||0  nefl  an0b<n<kenb. 

G.  V,  Kaisersp.  Predigen  tatsch.  Augsb.  1508.  Fol.  Lxxxiiij,  2*-  (In 
Wolfenbüttel.) 

C— et«  te  lante,  fitbe  be  0001  bpe  ma0  bb  mit  bcn  |lert  in— t  9a  veror0re«. 

Gemeene  dnytsche  spreeckwoorden.  Campen  1550.  (Monere  Anz.  1888. 
S.  195.) 


SOS  BeurtbeQimgai  ond  knne  AiuMigea. 

Sl.  y§^  $u^  (bltlc  jeier  »Ul  octie* 

Konr.  FUck^   Flore    ond  Bl«Mebefliir.      (Quedlinb.   1846.     8.)     S840.  — 
Um  1280. 

^  Machen  wir,  damit  das  zweite  Datzend  voll  werde,  den  Beachloas  mit 
drei  Sprüchen,  wovon  zwei  ans  späterer  Zeit  nnd  der  erste  ein  apotogigcher^ 
deren  letxterer  bekanntlich  Edm,  Höfer  in  einem  eigenen  Bache  1928  zu- 
meist aus  Volksmunde  gesammelt  nnd  dabei  auch  den  Schlaumeier  Reinecke 
VMfltAawAM  Tcrgessen  hat** 


SS.  Mtx  ^en  Wslff  ttii^t  fsr^t^n  veyna^tm 
Vnk  Im  I5(kaur  ju  Haßnai^te 
Vnl  len  pfafm  in  %n  JBacter  tso^fii 
Wtmt  |lnt^  feine  flnn  gar  ^erbrocken.  *** 

Jfone^s  Anzeiger  1833.    S.  229.  —  Um  1880  —  88. 

28.  ii^di  |ak  ie^o  »rn  f4niiii|ien/  t4  f^mcAc  t(^  nfit''  ffrai^  Ux  fit  4^  |it« 
Iramen.  Mtx  %(Xi  5»et<n  ein  rate  kop|»cn  icmac^t/  lic  ba  litten  irlf redten  ec 
ßundt  la  fle  falten  fd^mrArn  »te  er  ein  atlam  %tU  Cr  ruft  \tm  fu^^^ltn/  es 
ro(t  vrteiln  mt  er  ein  at^m  |ette.  9er  fn4^j|  fpra^^  i4  IkiIp  te|f  len  fi^ni|i|»en/ 
ii(  f4|meA  ie|  ntit. 

Geiler  v.  Kaisertperg^  Enangelibnch.     Sirassb.   1515.     FoL     EL  LXXL  2^- 
(In  Ulm.) 

24.  IVaAer,  »adier  —  oie  ler  $af  auf  Um  aAcr. 

J.  FUchart,   Podragr.  Trostbüchlein.     O.  O.  1577.     EL  82^     (In  meiner 
Sammlung.) 

Ein  chronologisch  geortlneieü,  40  Nummern  umfassendes  Quellen- Ver- 
zeichniss,  grösstentheils  forstlichen  Inhalts,  findet  sich  auf  Seite  XI — XVI. 
Unter  den  allgemeinen  Sprichwörtersammlungen  haben  nach  Gebühr  auch 
Agricola  und  Wander^  für  die  Rechtssprüchwöiicr  insbesondere  Eisenhart^ 
Hillebrand  und  Graff-Dieth^  Benutzung  gefunden.  Ausserdem  verdient 
noch  herYorgehoben  zu  werden,  clatrs,  wie  der  Verfasser  der  ersten  Ahthui- 
lung  seines  Buches  eine  gedrängte  allgemeine  jagdhistorisrhe  Uehersiefat  — 
so  auch  einzelnen  wichtigeren  Abschnitten  des  proverbialen  Theiles  eine 
Einleitung  über  die  Bedeutung  des  betreffenden  Inhaltfl  und,  wo  dies  er- 
forderlich schien,  eine  historische  Einleitunff  vorausgeschickt  hat. 

Die  Sprichwörter  selbst  nehmen  mit  dem  Kecntssprich werte:  WiUfer 
und  Jagd  ut  gemein  (S.  187),  ihren  Anfang  und  schliessen  (S.  250)  mit  den 
sprichwörtlichen  Redensarten: 


*  Eine  dunkle  Stelle,  jedoch  wahrscheinlich  eine  sprichwörtl.  Redensart, 
die  jedoch  in  dieser  Fassung  verderbt  scheint  Vielleicht  sagte  man  »atrttic 
jeger  wilt  veige,"  so  dass  die  zwei  ersten  Worte  zu  streichen  wären. 

^  Stuttgart  1870.  6.  stark  venu.  Aufl.  XVI  u.  212  S.  12.  (In  meiner 
Sammlang.)  —  Gegen  die  fünfte  um  400  neue  Sprüche  und  Varianten  ver- 
mehrt »Die  Gesammtsumme  (1928)  würde  bis  auf  oder  über  2000  gestiegen 
sein,  hüti*  ich  nicht  von  Neuem  eine  Anzahl  der  älteren  Spruche  anszu- 
scheiden  gehabt,  die  mir  inzwischen  verdächtig  geworden  waren.*  Der  letzte 
Spruch  (auf  S.  187)  lautet: 

Was  Menschenhand'  nicht  aUes  machen  können  I  hat  der  Zimmermann 

g'sagt,   hat  er  das  Thürlein  (zum  Schweinstall)  an   die  Mauer  hin- 

g*setzt    (Franken.) 

*^  £s  ist  das  gemain  Sprichwort    Wer  da  nitt  forcht  den  wolff  vmb 

die  Liechtmess/  den  panwren  vmb  die  vassnacht/  vnd  den  pfaffen  in  der 

vasten/  der  ist  ain  frisch  man.    G,  p.  Kaiserp»    Schiff*  der  peoitents.  Aogsb. 

Ibl4u  Fol  Bl.Xm,  1*-  Etliche  Predigen  1506.  BLLIX,  l^-  (Beide  in  üGn). 


BeuriheilnDgeo  and  kone  Anzeiges.  20d 

Der'iit  hemfatd. 

Das  Bild  eines  im  Innern  faulen  Banmes  aaf  einen  heimlichen  Sünder  an- 
gewendet. 

Der  Bursche  (Kerl)  taugt  in  der  Wurzel  nickte. 

Gilt  von  einem  Ton  Grand  aus  yerdorbenen  Menschen. 

Indem  wir  dem  Buche  eine  zweite  Auflage  wünschen,  deren  es  unter 
Beseitigung  der  oben  berührten,  jedoch  unschwer  zu  emendirenden  Schwächen 
und  Fenler  (deren  Hervorhebung  diene  dem  Verf.  zum  Beweis,  wie  aufmerk- 
sam wir  seine  Schrift  durchrangen  haben)  würdig  ist,  erlauben  wir  uns  mit 
einigen  weiteren  bibliographischen  Bemerkungen  und  Nachweben  dem  Ver- 
fasser nachfolgende  ältere  Druckwerke  —  von  Torreformatorischen  Quellen 
hier  Umgang  nehmend  —  zur  Berücksichtigung  und  Ausbeutung  um  so 
mehr  zu  empfehlen,  als  wir  dieselben  zum  grössten  Theile  selbst  als  mehr 
oder  minder  ergiebige  Quellen  für  Jagd-Parömien  kennen  gelernt  haben. 
Es  sind: 

1 )  Künstliche  |  wolgerissene  New  |  Figuren  von  allerlei  |  Jag  und  Weidt- 
werck,  Durch  den  Kunst-  |reichen  Jost  Ammon^  Wonhaft  zu  Nüm- 1  berg,  an 
Tag  gebracht.  |  Allen  Liebhabern,  Als  Malern,  Goldschmidt,  Bildhauwern, 
vndj  welche  Lust  zur  Kunst  haben,  zu  Ehren:  Auch  durchauss  mit  La- |  tei- 
nischen  vnd  Teutschen  Reymen,  dergleichen  |  vor  nicht  ausseangen.  Mit 
Römischer  Kays.  Maiest.  Freyheit.  |  (Druckerzeichen)  |  Zu  Franckfort  am 
Mayn,  bei  Martin  Lechler.  |  In  Verlegung  Sigmund  Feyerabends.  M.D.LXXXIL 
kl.  4.  Mit  80  Holzschn.,  deren  jeder  yon  4  deutschen  und  4  latein.  Versen 
begleitet  ist.   Vergl.  auch  Serapeum  1852,  856 — 57.   Grässe,  Tresor  I.  103  Vb. 

2)  Sylvanders  Lobsprach  von  der  edlen  Jägerei,  der  sich  findet  in  dem 
ßallet  Der  sieghafte  Hymen . . .  Durch  einen  der  edlen  Poesie  Liebhabern 
Fido.     Stntte.  1662.    4. 

Ein  Gecucbt,  welches  fast  eanz  aus  Waidsprüchen  und  Jägerschreien 
zusammengesetzt  ist.  Nach  det*  Unterschrift  der  Dedication  heisst  der  Ver- 
fasser Ulrich,  Schnädlin,    Pfeiffer^  Germania  III,  253. 

3)  Die  edle  Jägerei.  Poetisch  fürsteilig  gemacht  von  Johann  Krietoff 
Lorber,     Weimar  1670.  4. 

In  das  Gedicht  sind  verschiedene  Wudsprüche  und  Jägerschreie  ver- 
webt Vergl.  auch  die  Besprechung  desselben  von  Reinh,  Köhler  in  .den 
Weimar.  Jahrbb.  III,  329  n.  VergL  auch  Wackemagel,  Gesch.  d.  d.  Li- 
teratur §  96,  3. 

4}  Sylvan,  ein  Jahrbuch  für  Forstmänner,  Jäger  und  Jagdfreunde  auf 
das  Jahr  1816,  von  C.  P.  Laurap,  Grossh.  Badischem  Oberforstrathe  und 
V.  F.  Fischer,  Grossh.  Badischem  Forstrathe.  Marburg  und  Cassei,  bey 
Johann  Christian  Krieger,  kl.  8.  25  Forst-  und  Jagdparömien  und  Sprich- 
wörter.   S.  130  —  135.    (In  meiner  Sammlung.) 

5)  Spiritus  aus  Feld-,  Jagd-  und  anderen  Flaschen.  Eine  Sammlung 
charakteristischer  Anekdoten  und  Erzählungen  aus  dem  Leben;  nebst  einer 
Aaswahl  von  Aphorismen,  Gedichten,  Charaden  und  Räthseln.  Von  einem 
in  den  Ruhestand  versetzten  königl.  sächs.  Offizier.  Zweite  Destillation. 
Leipzig  1837.    Bei  Ludwig  Schreck    8. 

«Altteotsche  Jäj^rreime.  Alter  Jägerkalender.  Alte  Waidsprüche.* 
S.  38  —  47.     (In  meiner  Sammlung.) 

6)  Des  gerechten  und  vollkommenen  Weidmanns  neue  Praktica  zu  Holz, 
Feld  und  Wald .  . .  von  Karl  von  Train.  3.  venu.  Aufl.  von  E,  Freih,  von 
Thingen.  Weimar,  Voigt  1869.  8.  Vergl.  Allgem.  Familien-Zeitung.  Stuttg. 
1869.    Fol     S.  490. 

Fügen  wir  diesen  Titeln  (anlässlich  d.  S.  195  der  Sammlung)  als  Schluss- 
•tdn  hmzu:  Die  Kunst,  das  Jäoerlatein  in  52  Lektionen  zu  erlernen,  von 
JE,  Kautze,    Mit  Abbildungen.    Nordhausen  1860.    12. 

AreblT  f.  n.  Spracboii.  XLIX.  X4 


210  Beorthcilnngen  und  kurze  Anzeigen. 

Für  die  „Bawren  Practica  oder  wetterbUchlein/  deren  BlUtbezeit  in  das 
XVI.  and  in  die  erste  EJalfle  des  XVII.  Jahrh.  fällt,  ist  in  Ermangt-lung 
der  zahreichen  Originale,  deren  jedoch  jede  grossere  Bibliothek  mindestens 
einige  besitzt,  zu  oenntzen:  Grässe,  des  deutlichen  Landmanns  Practica. 
Wetter-  und  Gcsundheitsregeln  .  .  .  Dresden  1859.  8.*  Das  französische 
Original  von  FouilUmx*  Jägerbuch  Ha  V^nerie)  erschien  nach  Grünte  Poitiers 
1561,  nach  Anderen  erst  1568.  Fol.,  die  neueste  Ausgabe  Angers  I84i.  8, 
der  erste  deutsche  Druck  Franckfurt,  Feyerabend  1582.  Fol.,  die  letzte  Bay- 
reuth 1752.  4;  die  Aufgabe  Strassburg  1.590,  Fol.  findet  sich  in  der  Zwey- 
brückener  Bibliothek.  Eine  hanrlschrißliche  deutsche  Uebersetzung,  gefertigt 
schon  i.  J.  1579,  also  drei  Jahre  vor  dem  ersten  deutschen  Drucke,  wird 
auf  der  k.  off.  Bibliothek  zu  Stuttgart  aufbewahrt;  vergl.  Serapeum  1852, 
857 — 58.*^  —  Was  die  von  den  Brüdern  Grimm  in  den  «altdeutschen  Wäl- 
dern" ans  Becher*»  Jager-Kabinet,  Leipzig  1701,  abge<truckten  Waidsprücbe 
anlanfft,  so  finden  sich  diese  schon  in  Aleurer^s  Jagd-  und  Forstrecht. 
Franckf.  1576.  S.  71  ff.  als  „alte  lustige  Weydstsschrai  Sprüche  vnnd  jage- 
rische  Dialogi/  durch  weyland  Kt^yser  Fridrichs  iTl.  Forstmeiser  besclirieben." 
Eine  zweite  Ausgabe  dieses  Buches  erschien  Marpurg  1608,  wo  die  Sprüche 
S.  78  ff.  stehen.  Uebrigens  wurde  diese  Grimmsche  Sammlung,  was  dem 
Verfasser  unseres  Buches  entgangen  zu  sein  scheint,  zuerst  wieder  und  sehr 
beträchtlich  vermehrt  von  Reinhold  Köhler  in  den  Weimarischen  Jahr- 
büchern III,  329  —  858.  Sie  sind,  theils  bisher  ganz  unbekannte  Sprücho, 
theils  beachtenswerthe  Varianten  schon  bekannter,  einer  in  Köhler*s  Besitze 
be6ndlichen  Papierhan dschrifl  des  XVII.  Jahrh.  entnommen,  deren  Sprache 
auf  Bayern  weist.  Die  einzelnen  Sprüche,  die  vom  Herausgeber  m  dor 
heute  üblichen  Orthographie  gegeben  sind,  wurden  von  demselben  in  eine 
gewisse  Ordnung  gebracht  und  mit  Erläuterungen  versehen.  —  Daa  vom 
Verfasser  unserer  Sammlung  S.  210  mitgetheiUe  Sprichwort:  »Wer  zwei 
Hasen  zugleich  hetzt,  fängt  car  keinen,"  begegnet  u.  a.  schon  im  Narn^n- 
schiff  des  Sebast,  Brant  (von  A.  W.Strobel.  'Quedlinb.  1889.  8;  erste  Ausg. 
Basel  1404.  4.)  in  folgenden  zwei  dichterischen  Fassungen,  deren  beider 
auch  Cyr.  Spangenberg  m  seinem  Jagteuffel  Bl.  266^  sich  bedient  hat : 

9<r  vollst  3ioeti  lafcn  vf  t\n  mol 
Wtt  mt^nt  3t9r9n  (^crrn  btcnrn  moi 
IßKt  txdiun  «H  me  ianii  er  fol.    S.  117. 

Wer  jagen  min  vtib  uf  r^n  flun^ 
3ven  liafen  vo^cn  mit  epm  ^un^ 
9em  iDurfe  rtttnan  kum  evner  moi 
^ax  Vidi  »urt  jm  0an|  nut  jemol.    Ibid. 

Der  sprichwörtliche  Ausdruck  «Jägermesse*  (S.  204)  für:  eine  kurze, 
flüclitige  Messe,  reicht  viel  weiter  zurück  als  zum  J.  1577,  er  lässt  sich  ala 
kürzeste»  Zeitmaa»»  hiB  hinauf  in  daa  XIII.  Jahrh.  verfolgen.   Vergl.  Tiiurel 


*)  J.  G,  Th,  Grä»»e  ist  auch  Verfasser  des  zweiten  Tbeiles  des  Jäger- 
breyiers:  Jägerhömlein.  Dresden  1861.  8.  (In  Dresden.)  Beide  Bücher  er- 
schienen anonym,  aber  als  Verfasser  gibt  er  sich  selbst  in  seinem  Tr^or 
III,  128*^  an,  wozu  er  bemerkt,  es  seien  von  beiden  nur  je  7  Ex.  mit  seinem 
Namen  am  Ende  der  Vorrede  abgezogen  worden. 

**  I^  v^nerie  de  Jacques  duToudloux . . .  plusieurs  receptes  et  remcdes 
pour  guerir  les  chiens.  Foitiers  1561.  Fol.  Die  französiscne  Ausgabe  er^ 
lebte  bis  1844  28  Auflagen  und  steht  dort  heute  noch  als  classisch  in  höch- 
stem Ansehen.  Die  deutschen  AusgfU>on  sind  nicht  sowohl  eigentliche 
Ueberset Zungen,  als  vielmehr  eine  freie,  theils  erweiterte,  theils  verkürzte 
Bearbeitung  mit  Benutzung  anderer  Werke.     Ueber  andere  Ausgaben  ii^ 


Beortheflongen  and  tene  Aoseigeii.  21 1 

(Hahn)  5688:  ^/a  latic  fttt  mef  (9011  einim  fiieleii  pnßn  ft$*f ^tl^tnU  (yerßL 
5562).  Cyr.  Spanaenberg  in  seinem  mehrerwähnten  Jag-Teafiel  lägst  sich 
über  diese  Sitte  folgendermassen  aas  (B).  LXVIII,  2^):  «fn  den  Fürsten 
hoffen  gat  es  also  su/  wolä  pfaff  mach  es  korti/  less  ein  ieeer  mess/  dass 
wir  za  essen  kämmen/  also  ffat  es.*  Und  an  einer  anderen  Stelle  (El.  208**; 
in  PfeifleT^s  Germania  1856.  S.  15)  safft  er  aasführlicher ;  «Etliche  (Jäger) 
die  darneben  auch  ein  wenig  für  andechtig  vnd  geistlich  wollen  gesehen 
sein/  die  hören  zavor  eine  predigt  rnd  dorOen  begeren/  ja  sie  wöllens  also 
haben/  dass  man  etwas  vil  früer/  dann  sonst  gewonheit/  inen  ein  predigt 
mache  vnnd  allein  das  eaangelium  sage/  oder  darüber  gar  eyn  knrtze  Ter- 
roanong  thne/  Tnd  dieweil  andere  gebrenchliche  gesenge  ybergehn  vnd  an- 
stehen laas/  vnnd  alles  kortz  vberfanffet/  wie  man  denn  solches  schnappen 
wcrck  iaih«g9Üinai  jäqermesaen  genennet  hat/  wie  darbey  die  andacht  sin/ 
ist  wol  zo  erachten/  denn  sie  doch  mit  gedancken  allbereit  in  holtz  vnd 
feld  sind." 

Aurjf  IKefi  un»  lansc  Jag» 

tinen  luttn  K%tx  rna^t. 

Schmeller,  bayr.  WB.  II,  266. 

Von  FY.  V.  KobeU  finden  sich  bereits  Waidsprüche  in  den  Müncbener 
Blättern  für  Kunst,  srhöne  Literatur  and  Unterhaltung  1846  S.  525  und 
1860  S.  423,  447^  —  448^  —  Ueber  die  Redensart:  „Kr  hat  einen  Bock 
geschossen*  v^rfh  Wiener  Jagdzeitung  1860.  4.  Nr.  12.  S.  363,  nnd  endlich 
fahrt  das  za  Leip«g  1842  erschienene  Buch:  Gründliche  Anweisung...  für 
Jäger  ...  das  Titel-Motto:  „Wer  Saaköpf  essen  will,  moss  Hundsköpf* 
dann  wagen.* 

Vergl.  aoch  Oräter'w  Bragur  III.  (1794),  worin  Proben  ans  den  «Ade- 
ligen  Weydwercken...«  (Franckf.  a.  M.  1661.  4.)»  ErlacKa  Volkslieder  der 
Deulachen.  I.  (Mannh.  1834.  8.)«  in  denen  (S.  512  ff.)  die  Grimm'schen 
Waidsprüche,  JT.  O^r^eüre*«  Elf  Bücher  deutscher  Dichtung  (Leipzig  1849.  8.), 
wo  (9.  422)  «Jägerschreie«  aus  Schnurm  Kansthaass  und  Wunderbuch. 
Franekfart  1664,  and  den  lUustrtrten  Jägerkalender  ron  J,  B.  Wallishauser 
(Wien  1865.  8.),  woselbst  anf  Seite  104  vier  «Schützensprüche*  abgedruckt 
sind.  —  Ob  die  in  der  Zeitschrift  «Earopa"  vom  J.  1869  (Nr.  49)  yeröfient- 
üchten  ,Waidn>rticbe  und  Jägerschreie«  Ori{[inai-Mitt heilangen  oder  lediglich 
dem  ▼erliegenden  Bache  enthoben  seien«  ist  uns  zur  Zeit  unbekannt.  — 
Ueber  die  sprichwörtL  Redensart:  ,£r  ist  auf  den  Hund  gekommen,«  und 
die  Strafe  des  Httndetragens  selbst  (S.  201)  verweist  der  Referent  des  Wei- 
teren anf  seine  eingebende  Arbeit  in  Max  MoWce^s  ,, Deutscher  Sprachwart.« 
Leipzig  1868.    S.  202  —  206. 

Wir  schliessen  diese  Anzeige  mit  einem  Passus  aus  Gräter*»  Bragur, 
welcher  ein  Urtheil  über  die  Waidsprüche,  diese  Erzeugnisse  des  dichte- 
rischen Geistes  der  deutschen  Jäger  und  ein  ohne  Frage  werthyolles,  wenn 
aoch  jetzt'  vergessenes  und  verachtetes  Stück  Volkspoesie^  so  wie  eine 
Nachncht  über  eine  ältere  umfassende,  jetzt  wohl  verschollene  handschrif)^ 
liehe  Sammlang  solcher  Sprüche  enthält,  was  beides  für  den  I^ser  wie  in- 
sonderheit die  «Männer  der  grünen  Farbe«  und  den  Verfasser  dieses  Baches 
Ton  einigem  Interesse  sein  mag.  .Unter  Weidsprüchen,  heisst  es  daselbst 
(II,  278  ff.)f  womit  man  auch  seine  Lieblingssprücbe,   an  denen  man  sich 


beiden  Sprachen  wie  auch  eine  italienische  Uebersetzong  ist  Qräu€  Tresor 
H,  621«  und  III,  445^  nachzusehen.  Ueber  Fouühuz  selbst  vergl.  Fressac 
in  den  Mto.  de  la  Soc  de  TAntiq.  de  i'Oaest  de  1850  und  von  eben  dem- 
selben: Notice  g^n^alogiqae,  bio^phtque  et  litt^raire  sar  Jacqoes  de  Fouil- 
looz  gentilhomme  Poitivm . . .  Fans  1852.  8.,  and  Charles  de  Meanz  seigneur 
da  FouiUonx  1680—52.    Paris  1854.    8. 


14' 


212  Beurtheilungen  nnd  kurse  Anieifl^en. 

weidet  otler  ergötzt,  beseiefanet,  sind  WeidmiiniiBsprücbe  verstanden.  Sie 
sind  unter  sich  selbst  sehr  verschieden  und  fallen  später  in  den  geistlosen 
Ton  der  Zonflspniche  und  Handwerksgnisse.  Nur  das  Jacdgeschrei  der 
Jünglinge  und  des  Jägers  nimmt  sich  vor t  heilhaft  aus  und  hat  sehr  natür- 
liche nachahmende  Schallworte.  Ich  habe  noch  eine  Sammlung  von 
achthalbhundert  Weidsprüchen,  äusserte  ein  alter  Jägersmann,  und  einen 
(ticken  Band  voller  Fuchsbisf  orien,  welche  von  meinen  Vorfahren  gesammelt 
sind;  damit  könnte  man  sich  Jahr  aus  Jahr  ein  auf  die  angenehmste  Weise 
in  Gesellschaften  ergötzen.  Aber  jetzt  ist  die  ewige  und  allsei t  fertige. 
Karte  das  einsige  Behelf,  nnd  ich  will  einen  körpenicben  Eid  darauf  ab- 
legen, dass  keine  von  unseren  «Frölens"  auch  nur  einmal  einen  rechten 
Leberreim  zu  machen  weiss.* 

Landau.  Franck. 


Dr.  Rudolf  Sonnenburg,  Grammatik  der  Engliechen  Sprache 
nebst  methodischem  Uebungsbuche.  Zweite  vollständig  um- 
gearbeitete und  verbesserte  Auflage.  Berlin  1873.  Julius 
Springer.    27 Vj  Sgr. 

Die  erste  Auflage  dieses  Buches  (1865)  ist  von  Sdirader  in  seiner  Er- 
ziehungs-  und  Unterrichtslehre  p.  490  wegen  der  methodischen  Verbindung 
der  Lehre  von  der  Aussprache  und  491  wegen  gut  gewählter  Musterbeispiele 
gelobt.  Wo  ein  solcher  Mann  lobt,  ist  gewiss  etwas  Gutes.  Zu  unter- 
suchen, wieviel  Gutes,  lohnt  sich  im  allgemeinem  Interesse  des  Unterrichts 
in  den  neueren  Sprachen  wol  der  Mühe. 

Der  Verfasser  hat  einen  glücklichen  Griff  gethan  in  den  beiden  Grund- 
gesetzen, nach  denen  sein  Buch  eingerichtet:  erstens  in  der  Verwendung 
der  Aussprache  als  nach  Regeln  zu  erlernenden  Stoffes,  zweitens  in  der  Vor- 
anstellnng  der  Grammatik,  p.  1  —  91,  auf  welche  dann  die  Uebunffsstücke 
folgen,  und  zwar  p.  95 — 172  zur  Einübung  der  Aussprache  und  der  For- 
menlehre, und  p.  178  —  2S9  zur  Erlernung  der  Syntax.  Daran  schliessen 
sich  4  verschiedene  Wörterverzeichnisse  240 — 299,  ein  Verzeichniss  von 
Eigennamen  bis  802  und  ein  Lesebuch  808 — 824. 

Die  beiden  erwähnten  Grundgesetze  sind  vemnnAig  und  sehr  zu  loben. 
Die  Grammatik  muss  durchaus  von  dt;m  Ueliungsbuche  getrennt  sein.  Die 
meisten  Lehrbücher  für  neuere  Spracheji  sind  Machwerke,  die  der  betreffende 
Verfasser  nach  irgend  einem  Einfalle  einrichtet.  Das  mag  für  den  Privat- 
oder Selbstunterricht  hingehen,  auch  zuweilen  zweckmässig  sein.  Aber  für 
die  hohe  Aufgabe  einer  höheren  Btldungsanstalt,  in  welcher  die  neueren 
Sprachen  Bildungsmittel  sein  sollen,  ist  das  durchgebende  Vermischen  von 
Regeln  und  Uebungsbeispielen  zu  tadeln.  Die  mit  soviel  Verstand  nnd 
Sacbkenntniss  gearMitete  Scbulgrammatik  von  Plötz  hat  leider  immer  noch 
diesen  Manjgel.  Wie  oft  wird  der  Schüler  in  die  Versnchunj^r  geführt,  in  die 
dicht  dabei  stehenden  Regeln  zu  sehen  und  sich  sowohl  wie  manchmal  den 
Lehrer  glauben  zu  machen,  er  wisse  den  grammatischen  Stoffl  Bei  Plötz 
kommt  nun  der  Uebelstand  in  pekuniärer  Beziehung  hinzu,  dass  die  Gram- 
matik am  Anfange  des  Buches  nochmals  zusammenhängend  dargestellt  ist 
Fielen  die  Regeln  vor  den  einzelnen  Lektionen  fort,  so  wunien  gegen 
100  Seiten  gespart,  das  Buch  billiger  und  pädagogisch  besser.  Von  der 
Methode  des  Unterrichts  in  den  alten  Sprachen  kann  man  auch  hier  lernen. 
Ferdinand  Schulz  hat  die  kleine  lateinische  Grammatik  in  einem  besonderen 
Buche,  ebenso  die  Uebungsstücke  dazu  herausgegeben.  Bei  den  letzteren 
sind  iedesmal  die  Paragraphen  der  Grammatik,  auf  welche  sich  das  Stück 
bezieht,  angegeben.    Wo  die  beiden  Theile  in  einem  Buche  vereinigt  sind. 


BeurtheQongen  ond  kurze  Anzeigen.  213 

ktnn  dfts  ebenfo  geschehen.  Herr  Dr.  Son^enbarg  hat  also  in  dieser  Be- 
zieboDg  recht  {gehandelt  Leider  ist  er  in  der  Durchführang  dieses  gesunden 
Priocips  nicht  consequent  gewesen.  In  dem  Abschnitt  fiir  die  Syntax  weicht 
er  gar  nicht  davon  ab.  In  der  Abtheilan^  aber  für  die  Formenlehre  und 
Aussprache  bestündig  und  zwar  in  einer  Weise,  welcher  iede  Norm  zu  fehlen 
scheint.  Wir  wollen  unsere  Ansicht  an  einzelnen  Capiteln  veranschaulichen. 
Seite  148  8a.,  Lektion  19  handelt  von  d«r  Coroparation.  Der  Verfasser  ver- 
weist zunächst  auf  §41,  also  die  voran  gedruckte  Grammatik.  Schlägt  man 
nach,  so  findet  man  dort  die  wichtigsten  Regeln.  Aber  was  noch  dazu- 
gehört, wi^  »noch*  vor  dem  Comparativ«  „noch*  im  additionellen  Sinne, 
«immer*  vor  dem  Comp«,  „als*  danach,  „«benso  —  wie,*  „nicht*  davor: 
«lies  dies  setzt  der  Veifasser  p.  148  an  die  Spitze  der  Lektion.  Wo  ist  da 
die  Consequenz?  Entweder  muss  Alles  am  Anfang  stehen,  abgesondert« 
und  das  ist  das  Beste,  oder  Alles  dicht  vor  der  einzelnen  Lektion.  Hinter 
diesen  einzelnen  Regelchen  steht  dann  endlich  p.  149  vor  Beginn  der  eng- 
lischen Beispiele:  „Orthographische  Eigenthümlicbkeiten  der  Verben  s.  §.  44, 
Anm.*  Der  Schüler  muss  sich  nun  die  Reseln  an  drei  verschiedenen  Stellen 
zusammen  suchen.  Warum?  Hier  herrscht  nicht  ein  Gesetz,  sondern  Will- 
kür. Wenn  die  ganze  Grammatik  vorangedruckt  ist,  systematisch  geordnet, 
so  wird  der  Schüler  die  in  Lektion  19  emzuübenden  Regeln  allenlings  auch 
an  zwei  Stellen  zu  suchen  haben ;  aber  er  findet  sie  an  einem  nothwendi^n, 
durch  die  Reihe  der  Wortklassen  bestimmten  Platze.  Dem  kindlichen  Geiste 
muss  Alles  in  der  Form  des  Nothwendigen,  sub  specie  aetemi,  entgegen- 
tretea.  Denn  an  der  Vernunft  der  Lehrer  und  der  Bücher  soll  er  sich 
selbst  an  gesetzmässiges  Denken  und  Arbeiten  gewöhnen.  Durch  solche 
Einrichtung  der  Bücher  und  der  Methode  schadet  man  den  Schülern  und 
der  Würde  der  neueren  Sprachen  in  den  Augen  der  alten  Philologen,  die 
dann  mit  Recht  über  das  planlose  Grebahren  der  Sprachlehrer  oder  Neu- 
sprachler  lächeln  und  spotten. 

Bei  der  Aussprache  macht  es  Herr  Dr.  Sonnenburg  noch  schlimmer. 
Wir  wollen  p.  121,  Lektion  11  betrachten,  welche  nur  die  Dehnungszeichen 
behandelt,  aus  der  Formenlehre  aber  nichts  Neues  bringt.  In  der  Gram- 
matik sind  die  Dehnungszeichen  in  den  Paragraphen  7  — 12  durchgenommen 
E.  8  nnd  9.  Das  stumme  e  am  Ende  wird  ausführlich  in  der  Grammatik 
ehandelt,  die  übrigen  Dehnungszeichen  nur  kurz.  Vor  der  Lektion  ge- 
schieht es  umgekehrt.  Aber  wieder  nicht  consequent.  Z.  B.  §  8:  »a  wird 
gedehnt  durch  ein  nachgesetztes  i.  Am  Ende  eines  Wortes  muss  j  stat  i 
stehen.* 

Kin  vain 

n  stair 

rain;  a  hair  sail 

brain,  nail  fair 

I  laid.  I  paid. 

dsy;  hay  say 

slay;  plaj  lay;  pay 

stay  I  may. 

Vor  der  Lektion  11   giebt  er  folgende  Beispiele,   nicht  nach  i  und  y 
geordnet: 

slay;  day  fail;  maid 
to-day;  yesterday     pav,  I  paid 

rain.  I  lay. 

nail;  sail  to  lay,  laid 

I  may  say,  stav 

straight  hay;  a  hair,  air. 
way;  alwaya 


2U  Beurtheilangen  und  kune  Anzeigen. 

Eine  Anzahl  von  Wörtern  stehen  in  beiden  Listen,  andere  nar  in  einer. 
Warum?  Bloss  um  das  Buch  dicker  und  theurer  zu  machen?  Welche  Liste 
soll  nun  der  SchiQer  lernen,  die  erste  oder  die  zweite,  oder  beide?  Die 
Anmerkonjg  zu  §  8  heisst:  I  said  ich  sagte,  said  gesagt,  lautet  sdd  (saed); 
a  plaid,  em  Plaid,  schottisches  Tuch,  lautet  [)läd.  In  der  Lektion  11  steht. 
Anm.  2:  Again  wiederum,  against.  gegen,  said  gesagt,  lauten  ag^n,  aft^nst, 
sed ;  plaid  schottisches  Tuch,  pläd.  Warum  stehen  again  und  against  nicht 
gleich  vom  ?  Warum  fehlt  in  beiden  Anmerkungen  du  so  häufige  maiiitain, 
in  welchem  das  erste  ai  gleich  kurzem  e?  Der  Verfasser  ist  aber  mit  seiner 
Ergänzung  in  der  Lektion  noch  nicht  zufrieden;  er  fiij;t  noch  eine  An- 
merkung 8  hinzu:  »In  den  Namen  der  Wochentage  wird  der  a-Laut  von  day 
verkürzt:  Sunday  etc.  In  unbetonter  Sjibe  lautet  ai  kurz  und  dunkel,  z.  B. 
certain  (cert*n)  gewiss.**    Das  letztere  ist  ungenau;   ain  lautet  dort  in. 

Der  Verfasser  fiihlt  sieh  gedrungen,  in  der  Lektion  noch  eine  Anmer- 
kung 4  zu  geben:  »ei  lautet  gewöhnlich  wie  ai,  z.  B.  grey  oder  gray;  reign; 
eight;  neighbour."  §  9  lautet:  e  wird  gedehnt:  l)  wie  im  Deutschen  durch 
Verdoppelung,  z.  B.  feol,  meet,  a  bee,  deep,  a  deer,  see,  seen,  beef,  steel, 
beer.  2)  Durch  ein  nachgesetztes  a,  z.  B.  hear,  an  esr,  dear,  near.  a  beast, 
read,  least,  sea,  tea.  mcan,  ppeak.*  Dann  folgt  3)  mit  einer  Anmerkung. 
Was  steht  nun  in  der  Lektion?  „e  wird  gedehnt  a)  durch  Verdoppelung, 
z.  B.  greet  griissen,  s.  L.  9,  2.*  Und  in  Lektion  9,  2  stehen  wirklich  20 
Wörter  mit  ee.  „b)  Darch  ein  nachgesetztes  a:  to  hear,  an  ear,  dear,  cheap, 
weak,  fear,  meat,  roean,  each,  thc  sea,  vear,  easy,  to  lead,  least,  east." 
Das  nennt  man  doch  gewiss  unnütze  Wiederholung;  die  Regel  über  ee  ist 
an  drei  Stellen.  Diese  Partien  muss  der  Verfasser  in  einer  neuen  Auflage 
umarbeiten. 

Die  Regeln  für  die  Betonung  sind  viel  zu  ärmlich  dargestellt.  Aber 
es  finden  sich  nuch  Fehler.  §.  8.  5  p.  6  lieisst  es:  „u  lautet  wie  iu  in  Jubel, 
z.  B.  hue.  Anm.  Da  der  Laut  ju  nach  1  mit  vorhergehendem  Konsonanten 
und  nach  r  schwer  auszusprechen  ist,  so  spricht  man  langes  u,  z.  B.  blae, 
true.*  Die  Regel  lautet  so:  u  und  dessen  Ersatz  in  der  betonten  Silbe 
klingt  nach  1  gleich  langem  deutschen  u;  in  der  unbetonten  Silbe  ist  es  ge- 
wöhnlich nach  1  gleich  iu;  aber  in  den  Adjectiven  resolute,  absolute  und 
ähnlichen  verliert  das  u  den  Vorschlag  i  trotz  der  Tonlosigkcit,  weil  ihn  die 
entsprechenden  Substantive  nicht  haben :  rt^solution,  absolution.  (In  Deutsch- 
land sprechen  selbst  Lehrer  in  revolution  e\o,  iu,  was  ganz  falsch.)  Nach  r 
verliert  u  immer  den  Vorschlag,  ob  betont  oder  nicht:  true,  February. 

In  der  Syntax  können  die  Verben  mit  dem  Akk.  beschränkt,  dagegen 
muss  eine  Liste  der  Verben  mit  dem  Gerundium  hinzugefügt  werden. 

Was  nun  die  Beispiele  betrifft,  so  hätte  der  Verrasser  viel  mehr 
deutsche  Sätze  liefern  müssen.  Wenn  er  den  Ballast  vor  den  Lektionen 
wegwirft,  gewinnt  er  Raum  dazu.  In  der  Syntax  ist  z.  B.  das  ganze  Ca- 
pitel  vom  Conjunctiv,  von  shall,  should,  von  der  indirekten  Rede  mit  einer 
beite  deutscher  Sätze  abgespeist.  Die  Regeln  dazu  §  58  nehmen  zwei 
Seiten  ein.  Platz  dazu  werde  ich  gleich  durch  einen  Vorschlag  zeigen.  Die 
englischen  Sätze  sind  sehr  schön,  aus  der  Bibel,  Shakspere,  Macaulay  etc. 
Aber  der  Verfasser  vergis.st  doch  zu  oft,  dass  diese  Sätze  nur  als  Beleg 
eines  Gesetzes  da  sind,  also  dieses  Gesetz  in  knappster  Form,  ohne  alles 
Beiwerk,  herausstellen  sollen.  Die  Grammatik  soll  ja  kein  Lesebuch  sein. 
Lektion  35  p.  208  handelt  z.  B.  von  der  Uebersetzung  des  deutschen  «lassen.** 
Der  siebente  englische  Satz  lautet:  The  mother  of  Francis  Bacon  was  Anne, 
daughter  of  Sir  Anthony  Cooke.  She  was  a  lad;^  of  highly  cultivated  mind 
afler  the  fashion  of  her  age.  She  corresponded  in  Greek  with  bishop  Jewel, 
and  tran'*lated  bis  Apologia  from  the  Latin,  so  correctly  that  neither  he  nor 
Archbishop  Parker   could    suggcst   a   single  alteration.     But  we  must  not 


BeurtbeiläDgen  and  kurze  ADseig;eii.  215 

suffer  oarselves  to  be  dcluded  into  the  belief  that  sbe  and  her  sisters  were 
more  accompliBbed  women  than  many  who  are  now  living.  Ganx  am  Ende 
»teckt  die  Regi^.  Wozu  den  lan^iren  Satz?  In  der  Vorrede  P*  VI  nagt  der 
Verfasser:  er  will  den  Ideenkreia  der  Schüler  erweitem.  Daran  tlMit  er 
recht.  Aber  du  ist  in  der  Grammatik  nur  Nebensache.  Wenn  der  Schüler 
den  Satz  aus  Macaulay  ordentlich  verstehen  soll,  muss  man  ihm  doch  den 
ganzen  Gedaukengans  Macaulay's  vorführen.  Dazu  bietet  die  Grammatik- 
ttundo  keire  Zeit.  Aber  selbst  dann  könnte  man  den  Satz  doch  verkürzen. 
So  steht  er  nämlich  etwa  nicht  im  Macaulay;  sondern  er  ist  zusanunen- 
gezogen  und  umbestellt  aus  der  ganzen  Seite  13  des  dritten  Bandes  der 
kritischen  und  histor.  Aufsätze  der  Tauchnil z- Ausgabe.  Wurde  der  ur- 
sprüngliche  Text  doch  verändert,  so  genügte  der  folgende  Satz :  The  mother 
of  Francis  Bacon  corresponded  in  Greek  with  bishop  Jewel;  but  we  must 
not  sufTer  etc.  Dadurch  würde  Raum  er^^part  Ferner  durch  Weglassung 
der  alphabetischen  Verzeichnisse  der  unregelmässigen  Verben,  welche  4  Seiten 
einnehmen;  ebenf^o  der  deutschen  Liste  der  Präpositionen.  Das  sind  Esels- 
brücken. Der  Schüler  soll  seine  Sache  ordentlich  lernen,  und  wenn  er  das 
nicht  thut«  soll  er  in  der  Begel  nachsehen,  nicht  in  einem  todten  Ver- 
aeichuiss. 

Aber  ein  ganz  unorganischer  Theil  ist  in  das  Buch  hineingerathen, 
nämlich  eine  (4esohichie  Englands,  welche  auf  die  Lektionen  von  26  an  ver- 
theilt  ist  und  den  Zweck  hat,  Sprechübungen  zu  Grunde  gelegt  zu  werden. 
Diese  Partie  snilie  doch  ganz  fehlen.  Erstens  ist  eine  Grammatik  kein 
Mädchen  für  Alles;  zweitens  hat  jeder  Secundaner,  für  den  sie  berechnet 
ist,  ein  I.«esebnch  mit  viel  besserem  Stoff.  In  preussischen  Realschulen  ist 
in  Sekunda  eine  Stunde  für  Grammatik.  In  dieser  müssen  auch  die  schrift- 
lichen Arbeiten  aufjvegeben,  zurückgegeben  und  durchgenommen,  oder  Ex- 
temporale geschrieben  werden.  In  dieser  Stande  ist  also  keine  Zeit.  In 
flen  zwei  Stunden  fUr  I^ektüre  wird  man  doch  aber  wot  das  Sprechen  an 
dem  Stf>ff  üben,  der  in  der  letzten  Stunde  durchgenommen?  Soll  man  da- 
neben noch  einen  zweiten  Stoff  bearbeiten?  Und  das  scheint  nicht  ge- 
rathen,  weil  diese  Uistory  of  England  in  so  leichten  und  kurzen  Sätzen  ab- 
gefasst  ist,  dass  sie  keine  rechte  ralastra  für  einen  Sekundaner  bietet.  Das 
fühlt  der  Verfasser  selbst;  denn  er  8afi:t  in  der  Vorred«  p.  VII,  sie  sei  so 
leicht,  dass  sie  sehr  wohl  in  Tertia  übersetzt  werden  kann.  Wie,  soll  in 
Tertia  ausserdem  kein  Lesebuch  sein?  Nur  das  diesem  Buche  hinzugefügte? 
Und  soll  der  Tertianer  die  in  das  Sekundaner-Pensum  eingeschaltete  Ge- 
schichte jntzt  lesen  und  Jahre  später  lernen?  Endlich  möchte  ich  diese 
l^ktüre  nicht  eeffen  Herrig's  vortreffliches  First  English  Reading-Book  ver- 
tauschen. Wiliaer  Verfasser  aber  durchaus  diese  Geschichte  behalten,  so 
mag  er  sie  klein  gedruckt  hinten  in  das  Lesebuch  verweisen. 

Ob  die  vier  verschiedenen  Wortregister  praktisch  sind,  bezweifle 
ich;  bequem  für  den  Schüler  sind  sie  freilich;  aber  durch  Aufschlagen  in 
einem  fortlaufenden  alphabetischen  Verzeichniss  würde  er  Routine  im  r^ach- 
sclilagen  erlangen  und  mehr  Selbstthätigkeit  entwickeln  müssen. 

Der  Grundgedanke  der  Sonnenburg*8chen  Methode  ist  sehr  gut,  wie  ich 
glaobe,  der  einzig  richtige;  Aber  die  Ausführung  lässt  Manches  zu  wün- 
schen übrig.  Der  Verfasser  hufit,  nicht  mehr  ändern  zu  brauchen.  Aber 
jeder  energische,  consequente  Schiilmann  wird  es  wünschen. 

Cottbas.  Dr.  Rothenbücher.' 


2]  6  Beurtheilangen  and  kurze  Anzeigen. 

Wider  die  Fremdwörter.     Von  Dr.  Th.  Mertens.    Hannover, 
Helwig'sche  Hofbuchhandlung,  1871.    50  S.  8«. 

Wieder  einmal  hat  ein  warmfühlender  Mann,  der  sein  Vaterland  liebt 
und  dem  die  glorreiche  jüngste  Vergangenheit  den  Muth  geschwellt,  sich 
aufgemacht  zum  harten  Kampfe  wider  die  yerhassten  Fremdwörter,  diese 
Bastarde  fremder  Nationen,  diese  Fehlgeburten  deutschen  Weltbürgerthums. 
Und  es  muss  eingestanden  werden,  dass  die  kleine  Schrift  gescheut  und 
lebhaft,  launig,  mitunter  sogar  witzig  geschrieben  ist,  und  dass  sie  die  Mehr- 
zal  ihrer  vielen,  vielen  Vorgänger  an  Güte  und  an  Tüchtigkeit  der  Gesin- 
nung übertrifft.  Auch  ist  sie  in  ihren  Vorschlägen  und  Antraten  zur  Bes- 
serung massiger  und  bescheidener  gehalten,  als  es  sonst  bei  dergleichen 
Schriften  der  Fall  zu  sein  pflegt. 

Nichtsdestoweniger,  glaub  ich,  wird  das  Büchlein  keinen  thatsächlichen 
Erfolg  haben.  Hie  und  da,  zumeist  wol  in  der  Umgebung  des  Verfassers, 
mag  ein  Lehrer  mit  strengerem  Rothstifl  seine  Schüler  schrecken,  einer 
oder  der  andere  wird  vielleicht  eine  der  von  Dr.  Mertens  gerühmten  Wort- 
sammlungen  anlegen,*  im  Ganzen  und  Grossen  wird  es  bleiben  wie  bisher. 

Der  Verfasser  hat  die  Dinge  wol  schwärzer  gesehen,  als  sie  sich  wirk* 
lieh  verhalten.  Es  i»t  wahr,  kein  Zvitungsblalt  kiinnen  wir  öffnen,  ohne  auf 
eine  grosse  Menge  von  zum  Teil  gewiss  überflüssiger  Fremiiwörter  zu  stoasen. 
Diese  Erscheinung  ist  nach  Dr.  Mertens'  eigener  Ansicht  (S.  46)  leicht  zu 
erklären.  Aber  sie  ist  nicht  so  verdir benbringend,  als  er  meint.  Rasch  ge- 
lesen, werden  diese  Eindringlinge  veiges^^en,  und  wenn  auch  der  Tagesver- 
kehr  Spuren  ihres  Einflusses  aufweisen  sollte,  so  sind  doch  unsere  Dichter 
und  Schriftsteller  —  und  auf  die^e  kommt  es  hier  hauptsächlich  an  —  frei 

feblieben  von  der  «Seuche."  Ja  noch  mehrl  Berthold  Auerbach's,  Otto 
.udwig*s,  Gustav  Freytag^s  Bücher  sind  entschieden  in  reinerem  Deutsch 
und  ärmer  an  Fremdwörtern  geschrieben  als  die  der  Romantiker.  Wer 
wollte  den  mundartlichen  Dichtern  unserer  'läge,  wer  wollte  Klaus  Groth 
und  Fritz  Reuter  den  segensreichen  Einfluss  absprechen,  den  sie  durch  Auf- 
frischung unserer  Sprache  mit  volkstbümlichen  Elementen  auf  diese  üben? 
Die  deutsche  Sprache  hatte  Zeiten,  in  denen  es  schlimmer  mit  ihr  stand, 
denn  im  Jahre  des  Heils  1871.  Dr.  Mertens  selbst  spricht  von  den  Jahr- 
zehnten, welche  dem  dreissigj ährigen  Kriege  folgten;  damals  war  es  den 
Besten  nicht  gegeben,  ri'in  zu  bleiben  von  fremdländischem  Sprach-  und 
Sittenzwange.  Auch  der  weite  Ausblick  auf  eine  herrliche  Zukunft,  der 
jetzt  des  Deutschen  Auge  erfreut,  war  nicht  vorhanden,  enge  und  dunkel 
waren  für  die  Patrioten  von  1671  die  Wege  der  kommenden  Geschlechter. 
Und  doch  —  ein  Blick  in  ein  historisches  Wörterbuch  genügt,  uns  zu  lehren, 
welche  Fülle  frischer,  heut  noch  in  vollster  Kraft  sich  entwickelnder  Wörter 
wir  jenen  bösen  Zeiten  verdanken.  Selbst  ist  das  Volk  und  da  bleiben  alle 
klug  ersonnenen  Vorschläge  Schläge  in*s  Wasser.  Die  vom  Verfasser  ge- 
rathenen  Mittel  zur  Abhilfe,  auf  den  letzten  Blättern  verzeichnet,  bilden  die 
schwache  Seite  des  Büchleins.  MOstung"  für  „Orientirung**  erinnert  in  be- 
denklicher Weise  an  das  »bemorgenländern*  für  «orientiren"  der  „  Deutschen 
Gesellschaft  für  Potsdamer  Sprache."  Den,  insbesondere  aus  8üddeut«chem 
Gebiete,  angegebenen  Ausdrücken,  welche  nach  des  Verfassers  Meinung 
Aufnahme  auch  in  den  norddeutschen  Sprachschatz  finden  sollten,  wird  die- 
selbe gewiss  zu  Teil  wenlen,  wenn  die  beginnende  innigere  Durchdringung 
der  nördlichen  und  südlichen  Stämme  wird  weiter  vorgeschritten  sein. 


*  Wo  bei  Stemthal  und  Geiger  »ganze  Ber^erke"  (S.  49}  alter  Wör- 
ter liegen  sollen,  weiss  ich  nicht.  Mit  ungleich  grosserem  Rechte  wäre 
Weigand^s  unlängst  zu  Stande  gekommenes  Wörterbuch  zu  nennen  gewesen, 
eine  überaus  flcissigis  und  verlässliche  Arbeit. 


Bearthdlaogen  and  kone  Aiueigeii.  217 

Dass  d}e  Spnidie  anseres  Volkes  jemals  sa  einer  romanischen  werde, 
wie  Herr  Dr.  Hertens  (S.  34)  fürchtet,  glauben  wir  nicht  und  Terweisen 
im  nbrigen  auf  die  gehaltTollen  Worte  Wilhelm  Scherer*s  (Preoss.  Jahrb. 
XXIX.  S.  1—28.  bes.  S.  15  f.),  in  denen  eine  Geschichte  der  Fremdwörter 
unserer  Sprache  in  grossen  Zügen  gegeben  wird. 

Berlin.  Pr-  Anton  Schoenbach. 


Fremdwörterbuch  von  Daniel  Sander  f.   2  Bände.  8.    Leipzig 
bei  Otto  Wigand,  1871. 

Unter  den  Gelehrten,  die  sich  in  nt*uester  Zeit  mit  deutscher  Lexiko- 
graphie beschäftigt  haben,  ist  an  Arbeitslust  und  Arbeitskraft  wohl  keiner 
mit  Dr.  Sanders  in  Altstrelitz  zu  vergleichen.  Nachdem  er  in  den  Jahren 
185i  und  1853  in  zwei  kleinen,  sehr  scharfen,  oft  übermässig  bittern  und 
beiasigen  Broschüren  die  Gebrüder  Grimm  wegen  ihres  Wörterbuchs  an- 
gegriffen hatte,  liess  er  bald  darauf  (schon  1854)  ein  stattliches  Programm 
zu  einem  neuen  Deutschen  Wörterbuch  erscheinen,  welchem  dann  in 
rascher  Folge  das  grosse  Wörterbuch  in  den  Jahren  1860  -1865  folgte. 
Einige  Zeit  nach  diesem  grossen,  drei  Bünde  in  Quarto  starken,  im  klein- 
sten, ODgsten  Druck  gedruckten,  durch  unzählig«  Abkürzungen  noch  kürzer 
und  knapper  gewordenen  und  doch  2898  in  drei  Columnen  gcfipaltene 
Qinrt8eit«*n  enthaltenden  Wörterbuche  folgte  ein  Auszug  auü  di^mselben 
in  Oelavformat,  1067  Seiten  lang,  i'bcnfaHs  en«;  und  kleingedruckt  in  glei- 
cher Weise,  wie  das  grosse,  mit  unzähligen  Abkürzungen,  unter  ilem  Titel 
Handwörterbuch  der  Deutschen  Sprache.  Uebcr  beide  Werke 
habe  ich  einige  Mal  sowohl  im  Archiv,  als  in  der  National-Zeitung  berichtet 
und  die  Aufgabe,  Bedeutung  und  den  Werth  derselben  gennu  bezeichnet. 

Jetzt  erscheint  nach  der  Ankündisung  vor  vier  Jahren  im  41.  Bande 
des  Archivs  rasch  genug  in  zwei  OctMvbänden  von  730  und  610  Seiten  in 
derselbf  n  Weise  wie  die  früheren  Wörterbücher,  d.  h.  eben  so  klein  und 
eng  und  mit  vielen  Abkürzungen  gedruckt,  das  Fremdwörterbuch  eben- 
falu  wie  die  beiden  früheren  bei  Wiegand  in  Leipzig. 

Nur  wenige  Monate  nach  diesem  letzteren  erscheint  Jetzt  eben  bei 
Hofiniann  &  Campe  in  Hamburg  die  erste  Lieferung  emes  Wörter- 
buchs Deutscher  Synonymen,  10  Bogen  stark  in  8<^,  über  welches 
ich,  wenn  möglich,  später  ebenfalls  eine  eingehendere  Anzeige  geben  werde. 

Wie  schon  gesagt,  liess  Sanders  im  Jahre  1867  im  Archiv  sein  Pro- 
gramni  eines  neuen  Fremdwörterbuchs  erscheinen  —  dasselbe  ist  fmit  un- 
verändert dem  Fremdwörterbliche  vorgedruckt  — ,  und  ich  bin  so  hier  der 
näheren  Angabe  und  Besprechung  desselben  übcorfaobcn.  Da  je<loch  dort 
einige  Funkte  nicht,  wie  mir  schemt,  ausführlich  genug  behandelt  sind,  will 
ich  versuchen,  dieselben  hier  etwas  ausführlicher  zu  besprechen.  Es  ist  dies 
einmal  das  Verhältniss  des  Sanders'schen  Wörterbuches  zu 
seinen  Vorgängern,  sodann  eine  nähere  Angabe  über  die  übrigen 
Quellen,  die  Sanders  benntzt  bat. 

Von  eigentlichen  Vorgängern  Sanders*  können  nur  zwei  genannt  werden; 
das  sind  Campe  in  seinem  Wörterbuch  zur  Erklärung  und  Verdeutscimng 
der  unserer  Sprache  aufgedrungenen  Fremdwörter,  und  Heyse's  Fremd- 
wörterbuch. 

Anf  den  Hauptfehler  Campe's  hat  Sanders  unter  Anerkennung  un- 
iäogbarer  Verdienste  schon  im  Programm  §  29  hingewiesen.  Es  ist  dies  das 
Beatreben,  die  Fremdwörter  zu  bekämpfen  und  durch  vollständig  deckende 
dentsche  Ausdrücke  zu  ersetzen.    Durch  diese  in  breitester  Ausnibrlicbkeit 


218  Beurtheilungcn  und  kurse  Anxeigeo. 

mitgotlieilten  und  ^ogen  einander  abgewogenen  Verdeat8cbunff»iVonchl&ge 
mit  ihren  Für  und  W»ler  wird  ein  grOKner  Theil  des  Werke  in  Anspruch 
genotmnen.  Wollte  mnii  ull  «lies  für  «)cn  praktischen  Gebrauth  heutzutage 
wcrthlose  Raisonnemont  aus  cheid(*n  und  den  Rest  in  der  enggedruckten, 
auf  möglichste  Uaumer^pnrnis.'«  berechneten  Weise  des  Sanders'schen  Buches 
bringen,  es  würde  nicht  der  vierte  Theit  des  Ganzen  übrig  bleiben.  Dazu 
kommt,  dass  da^  iSuch  be<;reiHichcr  Weise  als  im  höchsten  Grade  unvoll- 
ständig für  die  Ge^enwnrt  kauui  noch  in  Betracht  kommen  kaim. 

Anders  steht  es  mit  dem  Heyse'schen  Buche.  Ueyse  beabsichtigte 
nicht,  wie  Campe,  die  Ausrottimg  aller  Fremdwörter,  sondern  gab  dieselben 
durch  deutsche  Wörter  und  suchte  sie  durch  Erklärung  und  Umscfambung 
verständlich  zu  machen.  Dabei  wurde  das  Buch,  welches  zuerst  1804  er- 
schien, in  den  wiederholten  Ausgaben  sorgfältig  Ul>erarbeitet,  ergänzt  und 
erweitert;  in  den  ersten  5  Auflagen  (bis  1829)  vom  Verfasser  selbst,  dann 
von  dessen  Sohn,  dem  verdienstlichen  Gelehrten  und  Professor  an  der  Ber- 
liner Universität,  J.  Chr.  4.  Heysc,  bis  zur  tl.  Auflage  fortgeführt.  Der 
gründlichen  Durcrh-  und  Umarbeitung  dieses  Mannes,  der  an  und  für  sich 
klassischer  Philologe,  aber  als  solcher  auch  mit  sprachphilosophiscben  und 
sprachgeschichtlichen  Studien  vielfach  beschäfLigt  war,  und  der  die  Morgv^n- 
röthe  und  die  ersten  lebhafteren  Strahlen  der  germanistischen  Studien  wohl- 
thätigst  auf  sich  einwirken  Hess,  verdankt  das  Buch  seinen  wisst'nschaft- 
licheren  Charakter,  den  es  seifdt>m  bewährt  hat.  Nach  Heysti*s  Tode  1865 
be'iorgte  die  11.  Auflage  zur  flälf^e,  die  12.  ganz  der  rühmlichst  bekannte 
Gelehrte  C.  A.  F.  Mahn  und  die  neueste  ist  von  Dr.  Otto  Walster  bear- 
beitet. Das  Buch  erfreute  sich  daher  auch  im  Allgemeinen  einer  ungel heil- 
ten Achtung  und  Ba  cm  eiste  r  nennt  es  in  seinen  «Germanischen  Kleinig- 
keiten^ in  dem  populär  gehaltenen,  aber  interessanten  Aufsatze  über  das 
Fremdwort  8.  r»4,  für  je<len  tiefer  gebiMeten  Me  sehen  eine  Wohlthat,  so- 
wie Steinthal  eine  Quelle  reicher  Belehrung  selbst  für  den  Gelehrtesten. 

Trotz  dieser  Verdienst lichkeit  und  der  bisherigen  allgemeinen  Anerken- 
nung findet  die  Kritik  Mancherlei  an  d^^m  Buche  zu  rügen,  was  hier,  be- 
sonders im  Gegensatz  zu  Sanders'  verdienstvoller  Arbeit,  noch  besonders 
hervorgehoben  werden  muss.  Die  späteren  Bearbeiter  des  lleyse'schen 
Buches  glaubten  die  Brauchbarkeit  desselben  wesentlich  zu  fördern  «lurch 
vielfache  Berücksichtigung  der  Etymologie.  Sie  haben  aber  dem  Buche 
wirklich  mehr  geschadet  als  genützt.  Kine  grosse  Menge  von  solchen  ety- 
mologischen Bemerkungen  sind  für  die,  welche  nur  einigermaasscn  mit  den 
alten  Sprachen  vertraut  oHer  auch  nur  bekannt  sind,  überflüssig  und  nutz- 
los, und  durch  die  getroflene  Anordnun(;sweise,  ein  Wort  seinem  Stammwort 
anzureihen,  entsteht  ein  widerhultes  Suchen,  ein  doppeltes,  oH^  dreifaches 
Nachschlagen,  während  im  Sanders  nach  alphibetischer  Ordnung  sofort  da^ 
Gesuchte  zu  finden  ist.  Wer  so  viel  Latcinisdi  oder  Französisch  weiss,  dass 
er  doctrinnr  unter  dociren  sucht,  schlägt  ein  solches  Wort  schwerlich  noch 
im  Fremdwörterbuch  nach.  Durch  Vermeidung  dieser  vielfachen  Hinwei- 
sungen und  überflüssigen  Etymologien  hat  Sanders  Raum  zu  Angabe  von 
Bedeutungen  gewonnen,  und  wenn  m:m  danach  und  na<*h  dem  Druck  und 
und  Umfang  an  Seitenzahlen  beide  Bücher  mit  einander  vergleicht  ~  das 
Heyse'sche  hat  976,  das  Sanders^sche  in  beiden  Bänden  1346  Seiten  — ,  so 
ist  wohl  das  letztere  mindestens  doppelt  so  reich  als  das  erstere. — 

Wie  viel  aber  hinsichtlich  der  nedeutungen  das  Sanders'scbe  Buch 
vor  dem  Heyse'scheu  voraus  hat,  lässt  sich  gar  nicht  ausreichend  im  Ein- 
zelnen nachweisen.  Ich  begnüge  mich  damit,  auf  einzelne  frappante  Bei- 
spiele hinzuweisen,  um  obige  Behauptung  zu  rechtfertigen. 

Der  Artikel  Cjbele  giebt  bei  Heyse  nur  die  Bedeutung:  Mutter  der 
Götter.  —  Sanders  giebt  ausser  dem  Hinweis  auf  den  Namen  des  in  neue- 
ster Zeit  entdeckten  Asteroids  oder  Planetoids  eine  Stelle  aus  Mädlet^s 
Astronomie  die  Bemerkung»  ohne  welche  eine  Stelle  in  Göthe's  Gratulationa- 


Beurtheflimgeii  mid  karse  Ansagen.  819 

gedieht  aPlaneientluiz*  xum  Jahre  1784  uoTerständlich  ist,  dasB  der  Name 
Uybele  von  Rinipen  für  den  1781  von  Uerschel  entdeckten  Planeten  Uranus 
gebraucht  sei.  Aosaerdem  citirt  er  eine  Stelle  aus  Weiss'  Kostümkunde, 
in  welcher  der  Name  so  v.  a.  Priester  d<tr  Cybele  oder  Gallus  bedeuten 
soll.  —  Ein  andere«,  nicht  minder  schlaj^endes  Bi-iBpiel  liefert  der  Artikel 
Lami  (II.  Band,  p.  5  b).  Lami  findft  sich  auch  bin  Heyse,  aber  dersellto 
bemerkt  weder,  dass  der  Ausdruck  veraltet  ist,  noch  eiebt  er  ir^^end  Rtwas 
atim  Verständnis«  desselben.  Sanders  citirt  zwei  Stellen,  eine  bei  Wieland 
([,  166),  die  andere  ioi  Simplicissimus  (in  der  Aus^zabe  von  Kurz  II,  800, 
2t).  Diese  letztere  lautet:  Weil  ich  sähe,  dass  meine  LebenFsrt,  die  ich 
dazumal  führte,  in  die  Länge  kein  Gut  thun  könnte,  sondern  Alles  endlich 
auf  ein  Lami  ausf;ehen  durfte!*'  Hierzu  bemerkt  Kurz:  „Eine  alberne, 
nichts  bedeutende  Sai'he!*  Dass  die  Krkläriin|;  Sanders:  «ein  klägliches 
Ende  w  hnien*  die  einzig  richtige  sei,  erhellt  leicht  aus  dvr  Entstehung  des 
Ausdrucks  von  den  Benennungen  der  mittelalterlichen  Bezeichnung  der  Diir- 
tonlciter,  wortiber  er  das  Nähere  nachzusehen  auf  die  Artikel  Aretinisch 
und  Fa  im  \\  örtcrbuche  verwiM^t. 

Manche  Artikel  des  Heyse'si'hen  Wörterbuches  sind  aus  Schreib-  oder 
Lesefehlern  entstanden,  z.  B.  'i'hoadar  und  Tborba»ichi,  die  bei  SHuders 
richtig  Tschokailar  und  Tsorbadschi  lauten.  Der  Artikel  Uanos  oder  Hanos 
(p.  946,  a)  verdankt  seinen  Ursprung  dem  Verlesen  des  LI  zu  Anfang  des 
VVortes.  Sehr  wunderlich  ist  bei  Heyse  auf  derselben  Seite  ein  Ciiat  aus 
Virgil,  indem  eine  Stelle  aus  Virgil  mit  einer  aus  Horaz  zusammengebracht 
und  erklärt  ist.  '  Bei  Sanders  II,  S67  findet  man  das  Richtige.  Wie  manche 
Artikel  durch  schärfere  Erklärung,  durch  ^rÖ^sere  Um-  oder  Einsicht  ge- 
wonnen haben,  beweisen  namentlich  die  Artikel  Manschette  und  Manie häer. 
Sehr  viele,  besonders  dem  Griechischen  entlehnte  Wörter  sind  bei  Heyse 
unrichtig  etymoloeisirt,  z.  B.  Rigokephsliis,  Pseudomorpliosis,  Kstalysis.  — 
Provenienz  oder  ProvenUe  haben  bei  H<'yse  eine  gleiche  Bedeutung,  ihre 
Verschiedenheit  weiüt  Sanders  II,  Stift  a  nach.  — 

Dass  Sanders  viele  Wöi-ter  Heyse's  nicht  hat,  weil  dieselben  Deutsch 
sind,  sagt  er  selbst  und  giebt  Beispiele  in  dem  Proßrnmm  S  V.  Dass  er 
aber  auch  Wörter  fortlasst,  die  überhaupt  nicht  existiren  können  oder  viel- 
leicht nirgends  vorkommen,  ist  auch  ein  Verdienst.  So  z.  B  fehlt  bei 
Sanders  triedrisch  (bei  Heyse  S.  932  a).  dreiflächig,  aus  keinem  an<lem 
Grande,  als  weil  zur  Begrenzung  eines  Körpers  mindestens  vier  Flät:hen  er- 
forderlich sind.  — 

Dass  Sanders  auch  besondere  Aufmerksamkeit  der  Erklärung  von  Stel- 
len anserer  Klassiker  zugewendet  habe,  haben  wir  schon  oben  an  dem  Bei- 
spiel der  Cybele  gesehen.  In  ähnlieher  Weise  giebt  «t  vielfach  Berichtigun- 
gen, o-^ne  sie  näher  zu  bezeichnen.  So  ist  namentli«  h  interessant,  wie  er  in 
dem  Artikel  Natura  (II,  S.  100  b)  die  bei  Heyse  fehlende  Redensart  Natura 
nun  facit  saltus  nach  einem  Citat  bei  Burmeinter  (Geschichte  der  Schöpfung, 
p.  375)  auf  Lintia  zurückführt.  Er  erweist  damit  sicherlich  unserem  durch 
seine  Spur-  und  Auffindun^skraft  wahrhaft  bewundernswert hen  Georg  Büch- 
mann  einen  Dienst;  denn  in  dessen  trefflichem  Büchlein  .Geflügelte Worte** 
(S.  49,  5.  Aufl )  findet  man  nur  auf  Lessing  hingewiesen;  doch  spricht 
Büchmann  schon  dort  die  Vermuthung  aus,  dass  gewiss  schon  vor  Lessing 
dieser  Spruch  aufgestellt  gewesen  sei. 

Doch  ^enng  der  Beispiele  zur  Erweisung  dessen,  was  wir  schoUfVor 
der  Vereleiehung  wussten,  dass  das  Sanders'sche  Buch  in  jedem  Betracht 
gröndlicner  und  gediegener  gearbeitet,  als  selbst  das  beste  vor  ihm  erschie- 
nene ,  das  von  mehreren  namhaften  Gelehrten  mehrfach  überarbeitete 
Heyse*8che. 

Ein  ebenso  nennenswerther  Vorzug  des  Sanders*schen  Buches  ist  der 
unendlich  reichere  Inhalt  an  Wörtern.  Ich  glaube  annehmen  zu  dürfen, 
daas  Sanders'  Wörterbuch  doppelt  tmd  dreifach  so  viel  Artikel  enthält  alß  d»8 


220  Benitheilangcn  and  knrse  ÄnseigeQ. 

HeyBe'iche.  Viele  Artikel  röhren  von  grösserer  Belesenheit  and  g^rösserem 
Sainmelfleiss  her,  Vorzügen,  die  Sanders  eißenthümlich  sind  and  die  er  schon 
▼or  Jahren  bei  seinem  grossen  Wörterbuch  glänzend  bewährt  hat.  Alle  die 
Bücher,  die  er  dort  am  Schluffse  als  Grundlage  seines  Wörterbachs  aafFuhrt, 
sind  eben  so  sehr  als  die  Qaellen  des  Fremdwörterbuchs  zu  betrachten. 
Dazu  kommt  dann  die  ungeheure  Menge  der  technischen  Ausdrücke  aus 
Hllen  Disciplinen,  allen  Künsten  und  Gewerben,  allen  Arbeiten  menschlicher 
Thätigkeit^  allen  Regionen  der  Erde  angehörig.  E$  versteht  sich  daher 
auch  von  selbst,  dass  Sanders  sein  besonderes  Augenmerk  auch  auf  2^it- 
blätter,  Zeitungen,  Zeitschriften,  Reiseschilderungen  und  Reisebeschreibungen, 
sowie  auf  Romane,  die  l'remdländische  Zustände  schludern,  gerichtet  hat. 
Und  wie  das  Volk  selbst  in  lebendigem  Verkehr  mit  anderen  Vclkcm  steht, 
nimmt  es  auch  immer  und  überafi  FKmdes  auf,  tbeils  ganz  mit  dem 
Gepräge  des  Fremden,  theils  umgeformt  und  dem  Deutschen  angeeignet, 
obwohl  dies  Letztere  bei  der  Gewissenhaftigkeit  und  Gründlicbleit  des 
deutschen  Volkes  selten  geschieht.  Und  wie  immer  neue  Nnmen  und 
Wörter  sich  eindrängen  und  EinlHSS  finden ,  oft  auf  kürzere  Zeit ,  ofV, 
wie  es  scheint,  auf  immer,  verschwinden  andere  wieder  und  fallen  der 
Vergessenheit  anlieim.  Dies  ewige  Wogen  und  Drängen,  aus  dem  lebendigen 
Verkehr  nach  aussen  hin  entspringend,  trifft  dennoch  glücklicherweise  nicht 
den  eigentlichen  Sprachschatz  des  deutschen  Volks.  £s  ist  sozusagen  nur 
ein  Theil  der  Rinde,  der  Aeste  und  Zweige  desselben,  an  denen  Fremdes 
haftet,  der  innere  Kern  der  Sprache  wird  von  demselben  nicht  berührt,  kann 
nicht  berührt  werden,  so  lange  derselbe  seinem  eigensten  Wesen  nach  be> 
stehen  bleibt  und  nicht  durch  Ueberwucherung,  Zerwühlung  und  S^rstiebung 
der  nationalen  Elemente  verdorben  wird,  verwittert  und  vergeht. 

Nachdem  ich  so  viel  zum  Lobe  des  Buches  geredet,  dürfte  mit  Recht 
erwartet  werden,  dass  ich  auch,  wo  mir  Fehler  und  Schwächen  begegnet, 
dieselben  nicht  ungerügt  la^se.  Gewiss  sind  dergleichen  bei  einem  so  nni- 
faiigreicheu,  schwer  ganz  zu  übersehenden,  schwer  bis  ins  Einzelne  za  be- 
Trält'genden  Material  vorhanden,  ja  nothwendig  vorhanden.  Aber  dergleichen 
mit  Fleiss  und  absichtlich  nochzu^^püren,  scheint  mir  weder  nothwendig,  noch 
erspriesslich  zu  sein.  Nur  ein  längerer  Gebrauch  kann  dergleichen  in  grösse- 
rer Menge  zu  Tage  fortlern,  «ine  Arbeit,  zu  der  ich  weder  Zeit  hsbe,  noch 
Lust  und  Behagen  in  mir  spüre  Dass  sich  ausser  den  vom  Verf.  selbst 
angegebenen  Druckfehlern  noch  etliche  finden  Hessen,  beweist  z.  B.  in  der 
Darstellung  der  2.  Lat.  Declinntion  (§  24  S.  XI)  der  Dat.  Plur.  i  statt  is; 
nicht  viel  höher  ist  es  anzuschlagen,  dass  im  Dat.  und  Ablat.  Plur.  der 
Neutra  der  3.  Declination  auf  a  die  Endung  is  statt  ibus  nicht  angegeben 
ist;  oder  wenn  Klimax  als  Masculinum  angegeben  ist.  Dass  such  noch 
Fremdwörter  fehlen,  dürfte  sogar  auch  zu  rügen  sein.  Ich  vermisse,  um 
doch  ein  Beispiel  anzuführen,  das  Wort  Kabel,  über  welches  Bacmeister  in 
genanntem  Büchlein  auf  Heyse  verweist;  ebenso  habe  ich  vergebens  das 
Wort  ezdave  gesucht,  welches  bei  Rtehl  in  einem  Aufsatze  im  neuesten 
Bande  des  historischen  Taschenbuches  S.  46  vorkommt.  Dergleichen  Kleinig- 
keiten verdienen  kaum  Erwähnung,  wenn  sie  auch  nicht  ganz  zu  übergehen 
sind.  Lieber  würde  ich  den  Wunsch  aussprechen,  dass  der  Druck  etwas 
grösser,  die  Wörter  leichter  findbar  durch  jedesmaligen  Absatz  bei  neuen 
Artikeln  und  die  oft  störende  Bezeichnang  der  Länge  oder  des  Tones  bei 
Diphthongen  eine  andere  gewesen  sein  möchte.  Das  Buch  wäre  durch  jene 
erste  Abänderung  allerdings  umfangreicher  und  bedeutend  theurer  ^worden, 
während  es  sich  jetzt  auch  schon  wegen  des  sehr  billigen  Preises  leicht  einer 
guten  Aufnahme  erfreuen  dürfte. 

Berlin.  Dr.   Sachse. 


BeiirCh«iliiiigen  uim)  kune  Aoxeigeo.  321 

Segeln  und  Wörterverzeichniss  fUr  die  deutsche  Orthographie, 
zum  Schulgebraach  heraungegeben  von  dem  Verein  der 
Berliner  Gymnasial-  und  Realschullehrer.     Berlin,  1871. 

Erörterungen  über  deutsche  Orthographie  zur  Begründung  und  Erläu- 
terung der  Schrift:  »Regeln  etc.*  (Abdruck  aus  der  Zeitschrift  für  das 
Gjmnasialwesen.     1871.) 

Gewiss  ist  es  eine  dankenswerthe  Aufgabe,  deren  Lösung  der  Verein 
der  Gymnanal-  und  Realschullehrer  Berlins  durch  Ausarbeitung  einer  Schrift 
zur  Regelung  der  Schulorthographie  unternommen  hat.  Allein  »wer  an  den 
We^  bauet,  hat  viele  Meister,"  die,  nach  althergebrachter  Meisterweise, 
weniger  darauf  ausgehen,  die  Vorzüge  des  »Baus*  hervorzuheben,  als  etwaige 
kleine  Mängel  und  Un Vollkommenheiten  zu  «merken.* 

Das  Verdienstliche  der  uns  vorliegenden  kleinen  Schrift  liegt  nichtjnur 
in  der  trefflichen  Absicht  überhaupt,  dem  Unwesen  einer  schwankenden 
Rechtachreibung  wenigstens  in  den  Schulen,  und  zunächst  den  Berliner 
Schulen,  einen  Damm  zu  setzen;  es  wird  auch  Niemand  die  Anerkennung 
verwei^m  können,  dass,  wo  eine  Lösung  der  einschlagenden  Fragen  über- 
haupt m  Angriff  genommen  wird,  dieselbe  nach  den  verständigsten  Grund- 
sätzen und  mit  der  umfassendsten  Fachkcnntniss  ausgeführt  ist  Nirgend 
würde  es  weniger  als  hier  am  Platze  sein,  etwaige  Meinungsverschiedenheiten 
zu  urgircn  in  Dingen,  bei  denen  doch  einmal  die  Wtk^e  zwischen  dem  pro 
und  contra  noch  schwankt.*  Nur  wo  innere  Widersprüche  zu  liegen  schei- 
nen, mag  ein  Einspruch  im  Interesse  der  Sache  geboten  sein. 

Das  Kapitel  VI,  Regeln  über  die  Anfangsbuchstaben,  hat,  wie  wir  aus 
den  «Erörterungen*  p.  86  erfahren,  zum  Theil  eine  etwas  unruhige  Vergan- 
genheit hinter  sich;  solchen  Antecedontien  haben  wir  es  wohl  zuzurechnen, 
wenn  gerade  in  diesem  Kapitel  die  Commission  ihren  eignen  Grundsätzen 
untreu  winl.  Eine  der  schwierigsten  unter  den  hierher  gehörigen  Fräsen, 
übeor  die  Schreibung  substantivirter  Adjectiva,  wird,  weil  anders  keine  Eini- 
gung erzielt  werden  konnte,  in  den  kurzen  Worten  des  §  15,  4,  Anm.  1 
folgendermaassen  aus  der  Weit  geschafft:  »Einen  grossen  Anfängsbuchstaben 
erhalten  alle  Wortarten,  wenn  sie  als  Substantiva  stehen,  z.  B.  das  Wenn 
und  das  Aber,  Liebe  deinen  Nächsten*  —  Wenn  diese  Regel,  wie  aus  den 
Erörterungen  hervorgeht,  in  allen  Fällen,  wo  ein  Schwanken  mö(;lich,  den 
Ausschlag  zu  Gunsten  des  grossen  Anfangsbuchstaben  geben  soll,**  so  ist 
sie  nnglücklirh  gefafst.  Denn,  wann  ist  denn  das  Adjectiv  als  substantivirt 
zu  betrachten?  Das  ist  ja  gerade  die  Frage,  auf  die  es  hier  ankommt  und 
welche  doch  nicht  beantwortet  wird.  Die  Dehnbarkeit  der  grammatischen 
Kategorie  ist  der  Grund  aller  Unsicherheit  (Erört  p.  85);  weshalb  werden 
dann  ihre  Grenzen  nicht  fixirt?  Kann  nicht  jeder,  der  in  der  Verbinduns 
»alles  Gute*  das  Letztere  für  kein  Substantiv  hält,  auf  unser  Buch  sich 
stützen  zum  Beweise,  dass  gute  klein  zu  schreiben  ist?  Wenn  man  also 
eine  theoretische  Auseinandersetzung  über  die  Grenze  des  Substantiv-  und 


^  Die  Kritik  von  Michaelis  (Zeitschr.  f.  Stenographie  und  Orthographie, 
187  ])t  welche  neben  einer  Inhaltsreproduction  nur  einige  ab weichenaen  An- 
sichten des  Beurtheilers  herauskehrt,  trifft  das  Wesen  der  kleinen  Schrift 
deahalb  nicht. 

•*  Ausgenommen  werden  nur  weiterhin  die  formelhaften  Ausdrücke 
»alt  und  jung*  etc.,  und  die  adverbialen  Verbindungen  des  Adiectivs  mit 
einer  Priiposition,  wie  am  besten,  von  neuem;  uoerdiea  noch  die  Pro- 
nomina and  Zahlwörter:  der  andere,  niemand,  einige,  viele. 


)2i  Benrlbeilungea  and  kurse  Anaeigen. 

AdjectiT-Gebiets  scbeute,  so  bütte  man  roindeatenB  durch  VolMbidigkeit  der 
Beispiele  die  Bedeutung  der  Regel  erläutern  müs8en. 

Doch  Diags  sein  um  diese  kleine  Ungenauigkeit ;  in  der  Sache  selbst 
ist  die  Kntscheidnng  ubers  Knie  gebrochen.  Die  Minorität  des  Vereins  war 
unstreitig  im  Recht,  wenn  sie  den  Beschluss,  dessen  Resultat  die  gegen- 
wärtige r  asüung  des  Kapitel  VI  ist,  fiir  eine  Inconsequünz  erklärte.  Man 
hatte  sich  die  Aufgabe  gestellt,  «auf  Grund  der  üblichen  Schreibweise,  also 
ohne  dem  Usus  irgendwie  Gewalt  anzulhun.  ein  kurzes,  die  orthographischen 
Regeln  und  Wörtc^rvcrzcichnis  enthaltendes  Schulbuch  abzufassen.*  Nun 
hat  aber  der  Gebrauch,  allerdings  noch  mit  bedeutenden  Schwankungen  und 
Unklarheiten,  im  Allgemeinen  den  kleinen  Anfangsbucluttaben  in  gewissen 
Fällen  den  Vorzug  gegeben ;  dennoch  versucht  man  es,  den  Usus  durch  einen 
Macbtspruch  in  eine  widerstreben' le  Richtung  zu  «hängen,  in  offenbarem 
Widerspruch  mit  §  16,  2  (der  eine,  der  andere,  von  neuem),  wo  das 
usuelle  Streben,  die  Kategorie  der  grosszuschreibenden  Substantive  einzu- 
schränken, richtig  erkannt  und  gewürdigt  wird.  —  Und  weshalb  dieser 
Machtspruch?  Anscheinend,  weil  man  sich  nur  keine  Rechenschaft  zu  geben 
wusste,  weshalb  unser  Sprachgefühl  in  einigen  Fällen  ein  zum  Subject  er- 
htibenes  Adjectiv  als  Substantiv,  in  andern  wieder  als  Adjectiv  empfände. 
Vielleicht  erwirbt  sich  der  nachstehen  !e  Vorschlag  zur  Lösung  dieser  Fra^e 
Zustimmung:  Wir  appercipiren,  glaube  ich.  ein  Adjectiv  durch  den  Begnflf 
Substantiv  besonders  dann,  wenn  es  von  einem  anderen  als  Apposition  hinzu- 
treteaden  Adjectiv  wieder  begleitet  sein  kann.  Die.se  Bedingung  trifil  aber 
besonders  für  neutrale  Adjectiva,  welche  ohne  Artikel  stehen,  nicht  überall 
zu.  Ich  kann  sagen:  «das  vermeintliche  Böse,*  «alles  mögliche 
Gute;*  Verbindungen  aber  wie  anscheinendes  Nützliches  werden  in 
der  Schriftsprache  unbedingt  gemieden  und  durch  die  adverbiale  Wendung: 
«anscheinend  nützliches**  ersetzt.  Das  einzige  Adjectiv,  welches  dem 
Neutrum  nützliches  vorangehen  kann,  ist  das  Possessivum  sein,  welches 
bekanntlich  ursprünglich  kein  Adjectiv,  sondern  ein  Genitiv  ist.  Sonst  kön- 
nen vor  einem  solchen  Neutrum  nur  stehen  die  Substantivpronomina:  was? 
etwas,  nichts   und   die  sub^tunrivischen  Zahlwörter   ein,  viel,  wenig, 

{i;enug,   ein   bischen,    mancherlei   etc.     Demgemäss  würde  sich  viel- 
eicht folgende  Formnlirung  der  betreffenden  Regel  empfehlen: 

Anm.  1.  Einen  grossen  Anfangsbuchstaben  erhalten  alle  Wortarten, 
wenn  sie  als  Substantive  stehen:  das  Wenn  nnd  das  Aber, 
Liebe  deinen  Nächsten,  das  Böse,  alles  Angenehme, 
vieles  Gute. 
Als  nicht  substantivisch  zu  betrachten  und  mit  kleinen  Anfangsbuch- 
staben zu  schreiben  sind  die  Adjectiva 

1)  in  formelhaften  Verbindungen  wie:  gross  und  klein  etc. 

2)  wenn  sie  im  ^nus  neutrum  als  Abstracta  gebraucht  sind, 
entweder  allem  (nützliches)  oder  hinter  dem  Possessiv 
sein  und  den  Substantiven  was?  etwas,  nichts,  ein, 
viel,  wenig,   genug,   ein  bischen,   mancherlei  etc. 

Eb  ist  dies  der  einzige  Punkt,  in  welchem  ich  mich  zn  einer  sachlichen 
Einrede  gegen  die  von  der  Commission  gefüllten  Entscheidungen  berechtigt 

§laube.  Formell  jedoch  ist  das  an  der  kleinen  Schrift  auszusetzen«  dass  sie 
^  en  Anforderungen  der  Deutlichkeit  und  der  Entschiedenheit,  welche  an  ein 
jedes  Schulbuch  zu  stellen  sind,  wie  schon  in  dem  soeben  besprodmen 
Falle,  so  auch  sonst  nicht  immer  gerecht  wird. 

Zur  Rechtfertigung  der  gedrängten  Kürze  in  Fassung  der  Regeln  wird 
zwar  am  Schlnss  der  «Erörtemngen*  betont,  dass  das  Buch  nicht  fdr  den 
Selbstunterricht,  daher  anch  nur  so  abgefasst  sei,  dass  es  durch  die  Erläa- 
terungen  des  Lehrers  zum  Verständniss  gebracht  werden  könne.  Wie  aber, 
wenn  die  Fassung  stellenweise  so  knapp  wäre,  dass  sie  Missverständnisse  za 
Wege  bringen  moss,  also  ungenau  genannt  zu  werden  verdiente? 


Beanheilnngeo  und  knne  Anxeigen.  228 

Du  gilt  sanSchst  von  dorn  in  §  1  anfgesiellten  Grandsats:  »Beseichne 
jeden  Laut,  den  man  bei  richtiger  und  deutlicher  Aussprache  hört,  durch 
tias  ihm  cakommende  Zeichen*  Wer  kann  zanächat  diese  Worte  lesen, 
ohne  sie  für  eine  unumwundene  Anerkennung  des  phonetischen  Princips  su 
halten?  Das  sollen  sie  aber,  wie  wir  aus  den  Eroiterungen  erfahren,  nicht 
sein;  sie  sollen  »nur  eine  Regel  für  den  praktischen  Gebranch  geben,  und 
zwar  die  iJauptr^el,  der  gegenüber  alles  Folgende  als  Beschränkung  oder 
Attflnabme  erscheint.'*  (p.  15.)  Sei's;  ich  eebe  also  den  Schülern  die  |[e- 
wünschte  Erläuterung,  dahin  gehend,  sie  sollten  sich  im  Allgemeinen  vbeim 
Schreiben  nur  die  Frage  vorlej^en :  wie  wird  das  Wort  gesprochen  ?  und  den 
Klang  in  seine  ehizelnen,  graphisdi  darstellbaren,  Laute  zerlt*geu.  Die  »Er- 
örterungen* behaupten,  so,  richtig  ver:<tanden,  enthielte  jener  Paragraph 
eine  erhebliche  Lehrkraft.  Ich  behaupte  dagegen  zweierlei:  Kratens  ent- 
behrt der  Satz  jeglicher  Lehrkraft:  denn  was  er  besagt,  soll  schon  am  ersten 
Lautir-,  Lese-  und  Schreibunterricht,  nicht  aber  erst  aus  einem  Schulbuche 
über  Kechtschreibung  erlernt  werden.  Zweitens  aber  behaupte  ich,  einen 
tfolchen  Satz  vorauszuschicken  i«t  unpädagogisch.  Denn  gerade  daraus,  dass 
der  Schüler  nach  diesem  (yrund-^atze  zu  gern  verfahrt,  entspringen  seine 
Vergehen  gegen  die  orthogr:tphi!<ch«^n  Regeln  zum  Theil.  neshalb  also 
einen  missverständlichen,  wenig  lehrkräfli<;fn  Satz  an  die  Spitze  stellen,  mit 
welchem  der  Schüler  die  ihm  abzugewöhnen<ien  Schnitzer  schliesslich  ent- 
schuldigen kann?  Entweder  derpHraiiraph  müsste  auf  die  in  vielen  Punkten 
von  diesem  Princip  abweichende  Entwicklung  der  deutschen  Orthographie 
mit  ein  pa;ir  Worten  verweisen  und  tiadurch  das  Folgen<le,  als  Zusammen- 
stellung der  llauptab weichungen  dieser  Art,  einleiten  und  charakterisiren, 
oder  aber  er  müsste  ganz  wegbleiben,  und  das  wäre,  glaube  ich,  für  ein 
Schnlboch  das  Zweckmässigste. 

Bedenklicher  noch  steht  es  in  §  8  um  die  Fassung  der  «Regeln  über 
die  Bezeichnung  der  S-Laute.*  Hier  heisst  es:  »Der  scharfe  S4^ut  wird 
beseichnet: 

Darch  6,  wenn  er  einfacher  Auslaut  einer  Stammsilbe  ist  und  vor 
vocalisch  anlautender  Nachsilbe  bewahrt  wird,  z.  B.  FuQ,  HaO,  faßt.* 

Diese  Rec[el  entbehrt  zunächst  der  logischen  Schärfe,  denn  sie  setzt  den 
Begriff  «emfacher  Auslaut*,  welcher  erst  zwei  Seiten  später  im  Kapitel  VI 
erklärt  wird,  als  bekannt  voraus.  Eine  Hinweisung  auf  dies  Kapitel  enthal- 
ten mm  zwar  die  anmittelbar  folgenden  Worte:  « (Jeher  die  Verdoppelung 
«8.  §  11,  Aom.  3;*  mag  aber  das  Zutrauen  zu  den  Erläuterungen  des  Leh- 
rers noch  so  gross  sein,  so  ermächtigt  doch  weder  ein  solches  Zutrauen, 
noch  nach  die  Hinweisung  auf  das  Folgende  zur  Einführung  eines  Begriffs, 
welcher  weder  aus  sich  selb:<t,  noch  auch  aus  dem  Vorhergehenden  ver- 
ständlich ist.  Eine  solche  Antecipation  ist  unsystematisch,  unlogisch  an 
sich;  in  einem  Schulbuche  aber,  welches  die  Bekanntschaft  mit  solchen  Be- 
griffen nicht  voraussetzen  kann,  unter  allen  Umständen  unzulässig. 

Gesetzt  aber,  ich  folge  im  Unterricht  der  auf  §  II,  8  verweisenden 
Notis  nnd  setze  den  Schülern  aus  einander,  was  ^  Consonantverdoppelung, 
was  einfache  Consonanz  ist,  ferner  dass  die  Gemination  des  ß  l£  geschrieben, 
ausnahmsweise  aber  bei  diesem  Buchstaben  nur  vor  vocalisch  anlautender 
Nachsilbe  bezeichnet  wird.  Der  Vollständigkeit  wegen  mucs  ich  dann  ans 
I  1*2  noch  die  Regel  über  die  Schreibung  &t  Nachsilbe  niffe  anfügen  und 
kehre  dann  zum  §  8  zurück,  nm  endlich  den  Unterschied  von  f  und  s  zu 
efiäntem.  Weiss  mm  der  Schüler,  wie  er  das  Wort  Fuchs  z.  B.  zu  schrei- 
ben hat?  Keineswegs;  das  S  steht  ja  im  Auslaut  einer  Stammsilbe  und 
moas,  da  nach  §  11  kein  Gnmd  zur  Verdopplung  vorliegt,  wohl  einfach 
aein;  nach  dem  Wortlaut  der  Regel  würde  er  demnach  Fuchfi  schreiben; 
am  dem  vorzubeugen,  neue  Erläatemngen  meinerseits  zu  dem  vielsa^nden 
W<Ht  «einfacher  Äasiaat."    Wo  ist  nun  aber  der  Schüler,  welchem  eme  an 


224  Beurtheiluagen  und  kone  Anzeigen. 

sich  tchwierige,  dabei  so  unUbereichtlich  anseinandergttifsene  Regel  darch 
irgend  welche  Hülftmittel  zum  einheitlichen  Verstänanifls  zu  bringen 'inLre, 
anders  als  wenn  ich  das  Burh  schliessen  lasse  und  eine  Reeel  dictire« 
welche  die  Unterschiede  der  Zeichen  Q,  (T,  f,  s  in  ausser! icher  Debersicht- 
lichkeit  neben  einander  und  logisch  scharf  gegen  einander  stellt?  Wenn 
aber  der  Lehrer  doch  die  Regel  dictiren  soll,  so  bedarf  er  nicht  eines  Leit- 
fadens, welcher  in  diesem  Fafie  nur  verwirren  kann. 

£iiie  Fassung  der  Regel,  welche  gewias  auch  noch  Mängel  haben  mag, 
jedenfalls  aber  die  eben  gerügten  Felller  abstellt,  wäre  etwa  folgende: 

Zar  Bezeichnung  der  S-Laute  dienen  f,  s,  If,  Q.  —  Man  unterscheidet 

den  weichen  und  den  scharfen  S-Laut  (reifen,  reiOcn). 
Der  weiche  S-Laut  wird  bezeichnet  durch  f  (.faufen). 
Der  scharfe  S-Laut 

L  durch  Q  und  ff,  wenn  er  im  Auslaut  einer  Stammsilbe,  un- 
mittelbar hinter  einem  Vocal,  steht,  und  vor  vocalisch  anlau- 
lautender  Nachsilbe  bewahrt  wird  O^eiOi  reißen,  Haß, 
weißt,  haßt  —  wiffen,  haffen).  ff  nur  nach  kurzem  Vo- 
cal vor  vocalisch  anlautender  Nachsilbe,  sonst  ß. 
II.  durch  f  und  s  in  allen  übrigen  Fällen;  und  zwar  im  Auslaut 
der  Silbe  durch  s,  im  An-  und  Inlaut  derselben  durch  f  (Haus, 
—  Fuchs;  Hals  —  Kindes  — -  bis,  was,  es  —  Knospe. 
Füchfe  —  kannft,  häuft,  faft. 

Der  letzte  endlich  und  zugleich  der  gewichtigste  Vorwurf,  welcher  dem 
Buche  gemacht  worden  mu5s,  ist  der,  gerade  einige  brennende  Fragen  der 
deutschen  Orthographie,  in  denen  irgend  einu  Uebereinstimmung  in  den 
Schulen  nothwendig  erreicht  werden  rauss,  einfach  in  suspenso  gelassen  zu 
haben.  So  wird  neben  des  und  wc^s  die  Schreibung  deß.weß,  daffelbe 
neben  dasfelbe,  bischen  neben  bißchen,  erbofen  neben  erboßen, 
Dienftag,  Donnerftag  neben  Dienstag,  Donnerstag,  gie  b  giebft 
giebt  neben  gib  etc.,  Math  Wuth  Thurm  Wirth  neben  Mut  Wut 
Turm  Wirt;  so  wird  ferner  ein  Schwanken  hinsichtlich  der  Silben  miß 
und  nis,  des  ffrossen  Anfangsbuchstabens  in  Ortsadjectiven  auf  er:  Braun - 
Schweiger,  Berliner  und  dergl.  mehr  gestattet 

Hätte  es  sich  um  Gesetze  für  die  deutsche  Orthographie  überhaupt 
gehandelt,  so  wäre  freilich  die  Commission  in  ihrem  R^hte  gewesen;  so 
lange  der  Usus  selbst  bei  den  (gebildeten  so  unsicher  schwankt  und  wech- 
selt, wie  in  den  vorliegenden  Fällen,  wird  ein  Versuch  zu  energischem 
Durchgreifen  im  grossen  Publicum  wenig  Aussicht  auf  Erfolg  haben ;  da 
wird  man  sich  mit  einem  Notiren  des  Schwankens,  mit  dem  blossen  Fixiren 
des  Usus  begnügen  müssen.  Hier  aber  haben  wir  es  nur  mit  Schuloriho- 
eraphie  zu  thun;  da  handelte  es  sich  nicht  de  legibus  scribendis,  aondem 
de  lege  ferenda.  Gerade  um  dem  Missbrauche  zu  steuern,  dass  den  Schü- 
lern je  nach  den  Schulen,  sogar  je  nach  den  Classen  eine  andere  Schreib- 
weise aufgezwängt  wird,  haben  Berliner  Lehrer  eine  Commission  von  Fach- 
männern, Germanisten  und  Pädagogen,  mit  einer  freilich  auf  das  Reich  der 
Schule  beschränkten  dirtatorischen  Grewalt  ausgestattet.  Zu  dem  Zwecke 
mussten  alle  Bedenken  bei  Seite  gesetzt  und  mit  aller  Bestimmheit  befohlen 
werden:  so  sei's  1  Eine  solche  Verantwortlichkeit  auf  sich  zu  nehmen,  konnte 
sich  die  Commission  nicht  entschliessen ;  sie  hat  somit  die  ihr  gewordene 
Aufeabe  entweder  missverstsnden  oder  unzureicheod  gelöst. 

Ich  glaube  nämlich  liicht,  dass  es  viele  wissenschaftliche  Lehrer  des 
Deutschen  in  Berlin  geben  kann,  welche  es  im  deutschen  Unterricht  bei  der 
Vorschrift,  beide  Schreibarten  seien  berechtigt,  bewenden  lassen  werden. 
Die  grosse  Mehrzahl  wird  das  nicht,  ich  selbst  auch  nicht;  denn  wenn  ich 
überhaupt  Reffein  über  deutsche  Orthographie  geben  soll,  so  muss  idi  sagen 
dürfen:  So  sollt  ihr  schreiben  und  nicht  anders;  widrigefüTeUs  die  Ref^ln 


Beartheiliingeii  und  knrce  AnseigeD.  tib 

dem  Sohüler  ondeatlich,  nnwiclitig  and  ttninterenant  eracbein^.  Die  Folge 
davon  wird  also  sein,  dasi  von  den  zwei  erlaubten  Schreibweiten  nach  wie 
Tor  der  eine  Liehrer  diese,  der  andere  jene  bevorzugt;  die  Unsicherheit  und 
(Jnmethodik  wird  fortgesetzt  in  infinitum.  Einer  bestimmten  Entscheidung, 
selbst  wenn  sie  nicht  m  meinem  Sinne  ausfiele,  würde  ich  mich  gern  unter- 
worfen haben ;  der  Weisung  gegenüber,  welche  das  Schwanken  in  Permanenz 
erklärt,  kann  ich  das  als  Päda^og  nimmermehr. 

Darin  steckt  der  Hauptfehler  der  kleinen  Schrift,  welcher  freilich  nicht 
der  Commission  allein  zur  Last  fallt.  Auch  Rom  befand  sich  zuweilen  in 
ähnlichen  Verlegenheiton,  wie  jetzt  die  Schulen  gegenüber  der  deutschen 
Orthographie,  Situationen,  welche  ein  energisches  praktisches  Vorgehen  er- 
heischten. Dann  aber  ^Hihlte  man  weder  einen  Decemvirat,  noch  einen 
Quinquevirat,  sondern  man  bestellte  einen  Dictator,  dessen  Beschlüsse  nn- 
abhängig  waren  von  der  Zustimmung  irgend  welcher  Versammlung. 

So  wie  sie  uns  vorliegen,  sinn  die  „Regeln  etc.*  ein  immerhin  will- 
kommner, aber  leider  noch  unvollständiger  Beitrag  zur  Lösung  einer  Auf- 
gabe, welche  wir  gern  definitiv  abgethan  sähen. 

Berlin«  Dr.  G.  Schulze. 


Dictionnaire  d'^tymologie  daco-romaDe(.)    iiimentB  latins  com- 

fsri»  avec  lea  autrea  lan^ues  romanes  par  A.  de  Cihac. 
rancfort  s/M.,  Ludolphe  St.-Goar.     1870.    gr.  8.    331  p. 

Das  Buch  füllt  eine  Lücke  in  der  Literatur  der  romanischen  Philologie 
aus,  wenn  auch  eben  keine  sehr  empfindliche.    Das  Rumänische  ist  derjenige 
Zwei^  des  romanischen  Sprachstamms,    dem  man  von  jeher  die  geringste 
Beachtung  geschenkt  hat,   und   dem   nur   sehr  Wenige   ein   eingehenderes 
Studium  zuwenden  mögen.     Der  Verf.  führt  in  der  Vorrede  für  diese  That- 
sache    zwei  Hauptgründe   an,    die   geographische  Lage  Rumäniens  und   die 
erst  zeit  nneefänr  einem  Decennium   allgemein  aufgegebene  Anwendung 
der   cyrillischen   Schriflzeichen.     Indessen   lassen   sich   leicht   noch   andere 
Gründe  finden,  die  für  die  Erklärung  jener  Thatsache  von  nicht  geringerem 
Gewichte  sind.     Es  fehlt  den  Walachen  an  ieder  namhaften  Literatur.    Vor 
welcher  noch  so  entfernt  liegenden  und  schwierijr  zu  erlememlen  Sprache 
schräke   sonst  wohl   die  Geduld   des   biedern  Deutschen  zurück,  wenn  ihre 
Kenntniss   ihm   eine  Erweiterung  der  Sphäre  in  Aussicht  stellte,   innerhalb 
deren  scnn  ideendurstiger  Geist  sich  Befriedigung  verschaffen  kann.    Allein 
auch  solche,  die  von  blos  sprachwissenschaftlichem  Interesse  geleitet  werden, 
sehen  aich  beim  Studium  des  Rum.  einem  Hindernisse  gegenüber,   das  dem 
minder  geduldigen  die  Sache  für  immer  zu  verleiden  im  Stande  ist.     Es  ist 
dies  die  orthographische  Anarchie,  die  seit  Umsetzung  der  sl» vischen  Buch- 
staben in  lateinische  über  die  Sprache  hereingebrochen  ist.    Man  kann  wohl 
dreist  behaupten,  dsss  sich  keine  schriftfähige  Sprache  jemals  in  einem  ähn- 
lichen   Zustande   orthographischer  Verwirrung   und  Verwilderung  befunden 
hat.     Der  SchrifVsysteme  sind  fast  unzählige;    die  einen  gründen  sich,  wie 
es  in  dieser  Beziehung  überall  zu  sein  pflegt,  mehr  auf  das  etymologische,  die 
anderen   mehr   auf  das   phonetische  Princip,  noch  andere  suchen  zwischen 
beiden  zu  vermitteln.    Wer,  ohne  sich  um  den  orthographischen  Wirrwarr 
zu  kümmern,  nach  einem  bestimmten  Systeme  rum.  studirt  und  zufällig  ein 
nach  einem  entgegengesetzten  Systeme  geschriebenes  Buch  vor  Augen  be- 
kommt* wird  leicht  versucht  sein  zu  ^Isuben,  dass  er  es  mit  einer  ganz  an- 
deren Sprache  zu  thun  habe.    Bis  sich  ein  bestimmtes  System  allgemeine 
Geltang  verschafil  hat,  wird  es  noch  gute  Weile  haben. 

.ArehlT  f.  d.  Sprachoii.  XLIX.  l^ 


226  Benrtheilongen  and  kune  Anzeigea. 

Die  vom^Verf.  des  yorlieffenden  etymol.  Wörterbaches  angewandte 
Schreibweise  zeichnet  sich  durch  Einfachheit  and  verhültnismässie  sparsame 
Anwendung  diakritischer  Zeichen  aus.  Er  verficht  das  phonetiscne  Princip 
nnd  behauptet,  der  Qaintilianische  Satz:  ego,  nisi  qaod  oonsuetudo  obti- 
nuerit,  sie  scribendum  auidque  indico,  quomodo  sonat  etc.  enthalte  Tid^l 
et  la  loi  fondamentale  de  TorÜiop'aphp,  que  ioutes  les  ncUions  cimli9€e9  ont 
iuivie  (?)  et  que  nous  devons  suivre,  was  man  allerdings  nicht  ohne  Weite- 
res gelten  lassen  wird.  Auffallend  kann  es  erscheinen,  dass  der  Verf.  den 
▼on  Diez  mit  u  bezeichneten  Laut  vollständig  ignorirt  und  ihn  theils  durch 
ä  (^),  theils  durch  !  ersetzt.  Inwieweit  dies  Verfahren,  das  seinen  Grund 
in  einer  Bevorzugung  der  sonst  als  südwal.  geltenden  Aussprache  zu  haben 
scheint,  den  that sächlichen  Lautverhältnissen  entspricht,  kann  Ref.  nicht  be- 
urtheilen.  Es  ist  überhaupt  äusserst  schwierig,  sich  nach  den  Beschreibun- 
gen der  Grammatiker  eine  klare  Vorstellung  von  der  verschiedenen  Klang- 
farbe der  drei  getrübten  von  Diez  durch  e,  u,  i  dargestellten  Vocale  zu 
machen.  Das  wal.  nimmt  wohl  in  Bezug  auf*  irrationale  Artikulation  der  Vo- 
cale, besonders  der  unbetonten,  unter  den  rem.  Sprachen  denselben  fortge- 
schrittenen Standpunkt  ein,  der  das  englische  unter  ocn  germanischen  Sprachen 
charakterisirt.  In  beiden  Fällen  ist  die  Trübung  des  Vocalismns  als  eine  Wir- 
kung des  Aufeinanderplatzens  heterogener  Sprachgeister  und  Lautsysteme 
zu  betrachten.  Für  das  wal.  möchte  hierbei  noch  die  dieser  Sprsche  eigen- 
thüniliche  Neigung  zur  Kürzung  der  Vocale,  die  dann  leicht  eine  Trübung 
im  Gefolge  har,  als  mitwirkendes  Moment  in  Anschlag  gebracht  werden 
können. 

Was  den  Inhalt  des  Buches  anlangt,  so  giebt  der  Verf.  weit  mehr,  als 
er  auf  dem  Titel  verspricht  Er  stellt  die  dem  lat  entstammenden  Wörter 
nicht  blos  mit  den  entsprechenden  des  übrieen  romanischen  Gebiets  zu- 
sammen, sondern  zieht  auch  näher  und  femer  liegende  Sprachen,  z.  B.  bulg. 
serb.  croat.  cech.  russ.  poln.  magyar.  alban.  türk.  ngriech.  ahd.  mhd.  nbd. 
zur  Vergleichung  heran.  Hierin  thut  er  oHenbar  des  guten  zu  viel,  da  nicht 
leicht  Jemand  von  einem  speciell  der  rumänischen  Etymologie  gewidmeten 
Werke  Auskunft  über  die  Verbreitung  eines  lat.  Wortes  in  den  europäischen 
Sprachen  verlangen  wird.  Verweisungen  auf  die  eine  oder  andere  der  be- 
nachbarten Sprachen  halten  wir  nur  dann  für  angezeigt,  wenn  die  gegrün- 
dete Vermuthung  besteht,  dass  ein  Wort  nicht  direct  aus  dem  lat.,  son* 
dern  erst  auf  Lmwegen  dem  rum.  zugeflossen  ist.  Dt:r  Raum,  den  der 
Verf.  durch  grössere  Zurückhaltung  in  dem  von  uns  angedeuteten  Sinne 
hätte  sparen  können,  konnte  dann  in  zweckentsprechenderer  Weise  ausgefüllt 
werden.  Vor  allem  hätte  man  bei  Aufstellung  von  Etymologieen,  die  nicht 
klar  auf  der  Hand  liefen  und  jeden  Zweifel  ausschliessen  (und  deren  gibt 
es  im  wal.  nur  allzuviel),  eine  nähere  Begründung  erwarten  sollen.  Statt 
dessen  finden  wir  in  solchen  Fällen  eine  Reihe  von  Umstellungen  als  Mit- 
telglieder angeführt,  deren  Richtigkeit  wir  auf  Treu  und  Glauben  hinnehmen 
müssen,  ohne  dass  uns  durch  den  Versuch  einer  auf  Lautgesetze  und  Ana- 
losie  gegründeten  Beweisfühmns  die  Mittel  der  Controlle  an  die  Hand  ge- 
geoen  sind.  Eine  eingehendere  Besprechung  ungewöhnlicherer  Lauterscbei« 
nnngen  wäre  um  so  wünschenswert  her  gewesen,  als  die  von  Diez  für  das 
wal.  aufgestellte  Lautlehre  doch  nur  als  vorläufige  Skizze  gelten  kann,  die 
erst  noch  durch  das  inductive  Verfahren  der  etymologischen  Forschung  er- 
weitert und  nach  und  nach  zu  einem  vollständigen  Systeme  ausgebaut 
werden  muss.  So  harren  vor  allein  die  Gesetze  der  für  das  wal.  besonders 
bedeutsamen  Metathesis  ihrer  vollständigen  Codificirung. 

In  Betreff  der  oft  seltsamen  Begrinswandlungen  und  Bedeutangsverän- 
derungen  hätte  der  Verf.  öfters  Gelegenheit  zu  lehrreichen  Bemerkungen 
gehabt,  es  flnden  sich  indessen  in  dem  Werke  nur  höchst  spärliche  Beiträee 
zum  Aufbau  eines  semasiolo^jischen  Systems,  das  doch  nur  aus  dem  dural 
die  vereinten  Bemühungen  vieler  herbeigescbafiben  Materiale  erstehen  kauu 


Beortlkdlaiigeii  und  kone  AnceigeiL  927 

ErfreoHeh  ist  es  dagegen,  dass  der  Verf.  «ach  die  rum.  Phraseologie  in 
Vei^^leichm^  mit  der  lat.  und  der  der  anderen  rouL  Sprachen  zum  gutenTheil 
mit  m  den  Kreis  seiner  Darstellung  zieht,  da  erst  m  der  phraseologischen 
Yerwendang  eines  Wortes  seine  Begrifisausdehnonff  klar  zu  Tase  tritt 
Hierbei  hätte  er  sich  die  Mühe  sparen  können,  zu  Phrasen,  die  jedem  aus 
dem  klassischen  Latein  geläufig  sind,  wie  pavor  occupat  animas  (spaima 
apncä  inimile)  in  meutern  mihi  venit  (tmi  vine  in  minte)  etc.  Belegstellen 
anzuführen.  Dafür  hätte  er  wieder  der  volksmässigen  lat  Phraseologie  die- 
selbe Beachtung  schenken  können,  die  er  den  Wörtern  und  Formen  der 
lingna  mstica  schenkt  (wenn  sich  ein  Wort  der  volksthümlichen  Nebenform 
des  lat  £tymons  anschliesst,  so  führt  er  auch  diese  in  Parenthese  an,  z.  B. 
frunzä,  firons  [fruns]  lapte,  lac  [lacte]^,  denn  gerade  aus  den  Redewendun- 
gen der  römischen  Umgangssprache  hat  sich  vieles  im  wal.  erhalten,  was 
die  übrigen  rom.  Sprachen  nicht  kennen*.  Dass  z.  B.  umblä  bine  wörtlich 
den  lat  bene  ambula  entspricht,  sieht  jeder  sofort,  dass  der  Ausdruck  aber 
wirklich  schon  bei  den  Kömern  eine  im  vertraulichen  Umgange  übliche 
Grussformel  bildete,  ist  schliesslich  nicht  jedem  bekannt  und  konnte  also 
durch  einige  Belegstellen  nachgewiesen  werden. 

Einge  nebensächliche  Bemerkungen  mögen  hier  noch  ihren  Platz  finden. 
S.  7  zu  a  da  ofuior  konnte  verglichen  weraen  itdare  ajuto,  lat  dare  auzi* 
lium.     S.  9.  a  wtelege  stellt  der  Verf.  mit  it  intelligere  zusammen.    Letz- 
teres gehört  indessen  nicht  zu  dem  eigentlichen  italienischen  Wortschatze, 
sondern  ist  lediglich  Latinismus,  wie  die  ital.  Literatur  deren  so  viele  auf- 
zuweisen hat.    Mit  derart  Wörtern  hat  sich  die  Stilistik  und,  soweit  sie  dem 
Bedürfniss   der  dichterischen  Redeweise   entgegenkommen,   die  Poetik  zu 
beschäftigen,  aber  die  Sprachwissenschaft  als  solche  hat  mit  ihnen  nichts  zu 
schaffen.    Das  rum.  Wort  ist  auf  romanischem  Gebiete  der  einzige  Reprä- 
sentant  des   lat  Verbums   und   gehört  in   die   Classe   derjenigen   Wörter, 
welche   der  Verf.   im  Auge   hat,  wenn   er  in   der  Vorrede,   aUerdings   mit 
einiger  Uebertreibung,  sagt:   Le  daco-roman  .  .  .  poss^de  cependant  plus 
de  mots   classiques  de  r^;e  d'Auguste  que  ces  derni^res  (les  langues  de 
rOccident).    S.   10.   alt,  altä  etc.    SämmUiche  rom.  Formen  dieses  iVortes 
weisen  auf  das  vulgär-lat  altrum,  altram  (statt   alterum,   alteram)   zurück. 
S.  11.   ^an  anno  (praeterito)."    Auch  das  it  anno  findet  sich  auffälliger- 
weise  in   dieser  Bedeutung.    S.  14.  Dem  Sinne  von  a  apuca  a  face  ceva 
kommt  das  lat  occupare  (occipere)  facere  aliquid  schon  ziemlich  nahe.    S. 
17.    ist  zu   armar   (armarum)   auch   «nhall.    almer"    angeführt.     Das  Wort 
kommt  jedoch  jetzt  wohl  nur  dialectisch  vor;   oder  ist  nha  11.  Druckfehler 
für  mbalL?    Bei  arm&sar  (admissarius)  kann  man   das  it  ammissario  ver- 
missen.   S.  25.  In  Betreff  der  Bedeutung  von  hat  (bibitus)  =  ivre  konnte  auf 
lat  potus  (bene  potus)  hingewiesen  werden,   und    neben   dem  provinciellen 
bd>eao  bedurfte  auch  das  gemeinspan.  bebido  der  Erwähnung.    S.  26.  Unter 
boa8&  ißvoa,  bnrsa)  hat  sich  der  Verf.  merkwürdigerweise  das  dscb.  börse 
und  enl.  pnrse  entgehen  lassen.    S.  36.  Da  cald  (calidus)  nach  Angabe  des 
Verf.  ancn  substantivisch  gebraucht  wird,  wäre  es  nicht  überflüssig  gewesen, 
das  fl]>an.  port  Substantiv  caldo  anzuführen.    Schon  auf  lat  Gebiete  findet 
sich  ein  snbstantivirtes  calidum  (=  potus  calidus,  eine  Art  von  Punsch).    S. 
51.   Zu  a  cerca  (chercher,  circare)  hätte  das  veraltete  Citat  Properz  4,  9, 
85   (nach  jetziger  Eintheilung  5,  9,  85)  nicht  wiederholt  werden  sollen,  da 
dort  niemand  mehr  ein  Verbum  circare  findet,  sondern  man  allgemein  fontis 
egens  erro,  ctrcaque  sonantia  lymphis  liest    S.  78.  durere  durfte  nicht  ohne 
weiteres  mit  lat  dolor  und  den  diesem  Worte  entsprechenden  rom.  Formen 
zusammengestellt  werden,  da  es  doch  nichts  weiter  als  subst.  gebrauchter 
Infinitiv  ist,  während  dolor  wal.  duroare  lauten  müsste.    Doftor  wird  wohl  so 
gut  wie  doptore  nur  ein  mmänisirtes  Fremdwort  sein,  da  die  Bildungen  auf 
tor  und  sor  dem  wal.  ganz  fremd  sind ;  sonst  hätte  es  wenigstens  von  einem 
kt  doctonns  hergeleitet  werden  müssen.    S.  81.  Mit  der  Wendung  a  dormi 

15  • 


328  Benrtheilangen  und  kurze  Anzeigeo. 

un  8omD  (it  dormire  an  sonno)  in  der  Bedeutung  »in  einem  fort,  ohne  Un- 
terbrechung schlafen'^  Hesse  sich  vergleichen  Plautud,  Ampb.  69?  paulispiT 
mane,  dum  edormiscat  unam  somnum,  S.  81.  Analog  dem  wal.  a  se  duce 
(se  rendre  quel^ue  part)  werden  gebraucht  it.  condursi  u.  sp.  conducirse. 
S.  85.  Sollten  die  ner.  Formen  axov,  axovfu  (eccomi)  nicht  in  dem  Impe- 
ratiy  von  catovetv  ihren  Ursprang  haben?  Es  ist  ia  bekannt,  wie  leicht 
schon  die  alten  Griechen  die  Verba  der  sinnlichen  ^^  ahrnehmunf;  unter  ein- 
ander zu  vertauschen  eewohnt  wnren.  Dass  wal.  eacä  me  nicht  nur  dem 
it  eccomi,  sondeiTi  schon  einem  lat  eccum  me  entspricht,  wird  Ref.  an 
einem  andern  Orte  nachzuweisen  versuchen.  Neben  sp.  etele  und  it  ecco- 
telo  hätte  der  Verf.  doch  auch  das  gftnz  entdprechende  von  Diez  III,  62 
erwähnte  wal.  eaccet^lu  (eacätelu)  anfuhren  sollen.  In  faptnl  zilei  (ä  Taube 
du  jour)  =  it.  in  sul  far  del  d\.  S.  98.  pogace  trennt  sich  durch  seinen 
Anlaut  von  foc  (focus)  und  stellt  sich  zu  den  vom  Verf.  angefuhrteo  alavi- 
schen  Formen.  S.  95  wird  fire  (nature,  physiaue.  essence  etc.)  mit  dem  gr. 
fvaiQ  verglichen.  Noch  passender  wäre  der  Vergleich  mit  dem  deutschen 
wesen,  da  dieses  ebenfalls  ein  ursprünglicher  Inbnitif  ist,  während  fr.  r§tre, 
das  man  auch  vergleichen  könnte,  nicht  im  entferntesten  die  Begriffstülle 
des  deutschen  oder  rumänischen  Wortes  in  sich  scbliesst.  8.  155  sieht  man 
sich  vergebens  unter  män&  (manus)  nach  dem  von  Diez  bei  mantenere  au- 
fführten muntul  (mnnu  tueri)  um.  S.  150.  In  Betreff  der  Form  marmure 
ist  zu  bemerken,  dass  schon  das  lat  eine  Form  marmur  statt  marmor  kannte 
(vgl.  Quintil.  1,6,23).  S.  162.  Zu  a  merge  konnte  die  mehrfach  aufgestellte 
Etymologie  von  migrare  als  mit  der  Flexion  des  wal.  Verbums  in  Wider- 
spruch stehend  abgewiesen  werden.  S.  170.  mormint  (monumentum)  hat, 
wie  es  scheint,  in  seiner  ersten  Silbe  Anähnlichnng  an  mors  erfahren  und 
dem  entsprechend  seine  Bedeutung  verengt,  denn  es  bedeutet  (nachAneabe 
des  Verf.)  nur  noch:  s^pulture,  sepulcre,  tombeau,  fosse,  monument  fun^ 
raire.  S.  172.  Das  u  in  munte  (mons)  erinnert  an  das  lat.  promuntorium 
(st  Promontorium).  S.  179.  Mit  innoptez  konnte  auch  das  sp.  anochecer 
verglichen  werden.  S.  185.  Der  Ursprung  des  m  im  wal.  octomvrie,  prov. 
octembre  und  in  den  aufgeführten  slavischen  Formen  hätte  angegeben  wer- 
den sollen.  S.  198.  patru  (quattuor)  lässt  sich  hinsichtlich  seines  Anlautes 
vergleichen  mit  osk.  petora,  umbr.  petur-  (in  C^ompositis)  und  in  weiterer 
Linie  mit  den  äolischen  Formen  Triaav^ee,  niav^ts.  Auch  das  sard.  battor 
verdient  wegen  seines  zum  wal.  Worte  stimmenden  Labialanlautes  Erwäh- 
nung. S.  214.  Dem  poate  cä  (peut-etre  ^ue)  vergleicht  sich  auf  lat.  Ge- 
biete das  volksthümliche  potest  ut  st  6eri  potest  at  Wal.  poate-fi  steht 
nicht  auf  gleicher  Linie  mit  lat  fieri  potest,  aa  fi  vollständig  zur  Bedeutung 
von  esse  herabgesunken  ist.  S.  224.  pu^tinätate  entspricht  zunächst  einem 
iat  *  paucinitas.  S.  231.  a  ride  de  cineva  ist  ridere  de  alq.^  nicht  ridere 
aliquem.  Auf  die  Structur  mit  dom  Accnsativ  scheint  das  wal.  Verbum  eben- 
sowenig wie  das  franz.  rire  einzugeben.  8.  255.  Wie  das  wal.  vom  lat  fai 
ein  Particip  fost  bildete,  so  haben  das  it  und  franz.  es  wenigstens  verstau* 
den,  der  dritten  Person  fuit  ein  adjectivisches  fu,  feu  abzugewinnen.  Einige 
Zeilen  weiter  sagt  der  Verf.  wörtlich:    „le  L.  sunt  a  fourni  au  rom.  la  I^« 

Eers.  siift;.  et  la  3««  pers.  pl.  de  Tindic.  präs.  sint-stnt;  cfr.  it  sono-sono.* 
^ies  stellt  den  Sachverhalt  nicht  ganz  richtig  dar.  Die  Form  sint  (=snm) 
hat  sich  nicht  direct  aas  sunt,  sondern  durch  analogische  Anlehnung  an 
slnt  (=  sunt)  gebildet  Auch  der  Vergleich  mit  it.  sono-sono  ist  nicht  un- 
bedenklich, da  sich  beide  Formen  nach  den  italienischen  I>autgesetzen  sehr 
wohl  unabhängig  von  einander,  die  eine  von  sum,  die  andere  von  sunt,  ent- 
wickelt haben  können.  Viel  zutreffender  wäre  die  Vergleichung  mit  dem 
Deotschen  gewesen:  Während  man  noch  mhd.  zwischen  stn  (=  sumus)  und 
sint  (=  sunt)  unterschied,  sagt  man  nhd.  in  Folge  des  Prindps  der  Ana- 
logie in  beiden  Fällen  sind. 

Auf  einielne  zweifelhafte  Etymologien  einzugehen,  hat  Ref.  abmcfatficli 


BenrtbeUangen  nnd  kune  Anseigen.  229 

vermieden,  da  es  za  nlchto  Aihrt,  solche  anzufechten,  wenn  man  nichti 
besseres  an  deren  Stelle  za  setzen  weiss.  Jedenfalls  hütte  der  Verf.  etwas 
freigebiger  im  Gebrauch  eines  Fragezeichens  oder  eines  peat-dtre  sein  kön- 
nen. Bei  vielen  Ableitungen  ist  das  Schlussurtbeil  doch  nur  ein  non  liquet, 
und  wenn  z.  B.  zestre  von  einem  lat  exstaura  hergeleitet  wird»  so  kann  man 
nur  bedauern,  dass  eine  solche  Behauptung  ohne  jeden  Vorbehalt  auftritt. 

An  Druckfehlern  leidet  das  Bucn  durchaus  keinen  Mangel,  und  man 
könnte  mit  ihrer  Aufzählung  mehrere  Seiten  fiillen.  Nur  eine  kleine  Anzahl 
kann  daher  hier  berichtigt  werden.  S.  V'III.  langes  st  langues,  Clement  st. 
^l^ment.  S.  X.  ideal  st  iddal.  S.  XII.  au  moms  st.  ou  moins.  S.  11. 
anibos  ä  dos  st.  ambos  d  dos.  S.  13.  dipof  st  dipoit  S.  17  a  da  auscultare 
st  ada  ascult.  S.  19.  genant  st.  genant.  S.  81.  port.  hom  st  bem,  S.  49. 
auaeaivii  st.  quaesivi.  S.  74  e  andato  st  ^  and  S.  78.  SsyetvHt.  Seyrsiv,  S.  79. 
aouleureux  st  douloureuz.  S.  80.  revoquer  ohne  Acc.  S.  89.  faccie,  besser 
facce.  S.  90.  f>iftQovagioe  mit  falschem  Acc.  S.  1 18.  Tid^e  cavit^  st.  Tid^e  de  c. 
S.  132.  vincere  st.  vincere.  S.  136.  ä  N&poli.  die  Accente  sind  überflüssig.  S.  144. 
linitum  st  linctum.  S.  IGS.  e^p.  a  mi  st  ä  m{.  S.  270.  k  la  cabeza  st.  ä 
la  c.  S.  273.  a  sede  st.  a  sede.  S.  281.  jeüne  st.  jeune.  .S.  298.  banisse- 
rocnt  st  banniss.  S.  800.  "Vfr.  heiirer  st.  heürer.  S.  806.  refl^chir  st  r^- 
flächir.^  S.  820.  vdtre  st.  votre. 

Bei  der  Reichhaltigkeit  des  sprachlichen  Materials,  welches  in  dem 
Buche  enthalfen  ist,  ist  es  sehr  beaauerltch,  dass  der  Verf.  keine  Register 
für  die  einzelnen  rom.  Sprachen  angefügt  hat.  Auch  ein  lateinischer  Index 
würde  nicht  ohne  Nutzen  sein,  da  er  die  Uebersicht  und  Schätzung  der 
von  der  Sprache  erhaltenen  und  aufgegeben  Elemente  des  lat  Wortschatzes, 
im  Vergleich  zur  Stammsprache  wie  zu  den  rom.  Schwestersprachen,  be- 
deutend erleichtem  könnte.  Eine  sacheemäss  eingerichtete  Registratur  ist 
bei  einem  wissenschaftlichen  Werke  nicnt  genug  zu  schätzen.  Wi«  viele 
mögen  es  nicht  schon  bitter  empfunden  haben»  dass  die  Indices  zu  Diez* 
etym.  Wörterbuche  bislang  in  so  wenig  zweckentsprechender  Weise  angelegt 
waren. 

Die  Ausdrücke  cela  n^est  pas  le  cas  (S.  IX.)  und  cela  a  du  ^tre  le  cas 
(S.  157)  scheinen  in  der  vom  Verf.  beliebten  Verbindung  etwas  neologi- 
stische  Freiheit  zu  verrathen. 

Nach  der  Vorrede  hat  der  Verfasser  die  Absicht,  sich  in  einem  zweiten 
Theile  mit  den  nichtlateinischen  Elementen  des  Daco-rom.  zu  beschäftigen. 

Langensalza.  Am  eis. 


Miscellen. 


Zu  E.  Krügers  Analecta.    (Vergl.   Archiv,  48.  Bd.  4.  Hit.  S. 

468  ff.) 

Nach  Erwähnung  von  habeo  dicere,  scribere  a.  s.  w.  heiwtes:  «Ein  Bei- 
spiel des  passiven  Infinitivs  ist  im  Altlateinischen  nicht  bekannt.**  Dies 
hat  nar  in  Bezug  auf  die  bessere  Zeit  der  römischen  Literatur  seine  Richtig- 
keit Bei  späteren  Schriftstellern  findet  sich,  wie  im  Mittelalter,  habere  mit 
Eassivem  Infinitiv.  Schon  Heusinger  sagt  in  der  Uellenolezia  p.  410: 
abeo  dicere  et  habeo  dici,  utroqae  modo  scriptoribus  usitatum,  fre- 
quentius  tarnen  cum  infinitivo  activo.  Als  Beispiele  des  passiven  InfinitiTs 
in  Verbindung  mit  habi-re  werden  dort  angeführt :  aus  Velius  Lioneua  (unter 
Tmjan)  ut  iam  in  ambi^uitatem  cadat,  utrum  per  i  quaedam  habe  an  t 
dici,  an  per  u,  aus  Cypnan  (unter  Valerian)  quod  lex  nova  dari  habeat. 
Schon  Vaf  Place.  1,  672:  tollique  vicissim  pontus  habet 

Dem  mitteilet,  habet  fieri  entspricht  das  span.  esto  ha  (tieoe)  de  soce- 
der.  Schon  im  späteren  Latein  findet  sich  habet  nasci  (sp.  ha  de  nacer), 
habet  ezist«'re  (sp.  ha  de  levantarse),  dem  aus  dem  Faust  citirten  »hats  zu 
sein**  entspricht  sp.  ha  de  ser.  Wenn  die  passive  Wendung  (habet  dici)  im 
Romanischen  bis  auf  wenige  Spuren  (statt  tu  äi  ad  essere  lodato,  noroinato  ist 
übrigens  ungleich  üblicher  sei  da  lodjire,  da  nominure)  erloschen  ist,  so  hat  dies 
seinen  Grund  darin,  dass  esse  mit  präpositionalem  Infinitiv  als  Passiv  zu 
habere  mit  Infinitiv  eingetreten  ist:  habet  laudare  =  ha  da  lodare  (11  a  k 
louer,  ha  de  alabar);  habet  laudari  (laudandus  est)  =:  ^  da  lodare  (il  est  k  louer, 
es  de  alabar).  Statt  des  grammatisch  richtigen,  aber  vom  Gebrauche 
nicht  recipirten  ilaä 6tre puni heisst  es  demgemöss  kürzer :  il  est  k  punir. 
Auch  Deutsdi :  er  h  at  zu  loben,  er  ist  zu  loben  (=  er  ist  gelobt  zu  werden). 

Da  das  Engl,  auch  bei  activer  Structur  für  gewöhnlich  to  be  an- 
wendet, so  ist  es  nothgedrungen  darauf  angewiesen,  das  im  Rumänischen  wie 
im  Deutschen  durch  verschiedene  Hilfszeitwörter  charakterisirte 
Verhältniss  durch  Unterscheidung  zwischen  activem  und  passivem 
Infinitiv  zu  kennzeichnen,  also  he  is  to  praise  und  he  is  to  be  praised.  Wo 
dicbC  Unterscheidung  vernachlässigt  wira,  tritt,  wofern  der  Zusammenhang 
den  Sinn  nicht  sicher  stellt,  die  (Sefahr  des  Missverständnisses  ein. 

Da  im  Deutschen  „haben"  zum  Ausdruck  der  activen  Structur  ver- 
wandt wird,  so  ist  es  dem  en^l.  Gebrauche  ganz  analog,  wenn  in  dem 
an  grammatischen  Abenteuerhchkeiten  so  reichen  Österreichischen  Canslei- 
Stile  decretirt  wird:    Die  Schrift  hat  alsbald  ^efertiet  zu  werden. 

Dass  die  Verbindung  von  esse  mit  passivem  Lifinitiv  dem  Lat.  nicht 


Miscellen.  231 

fremd  war,  zeigt  Plauios,  Persa  69  (Ritschi):  atqae  est  etiam  in  ea  lege 
adscribier,  was  gans  zam  engl,  it  is  also  to  be  added  to  tbat  biw 
stimmt.  Lässt  sich  diese  Stuctur  auch  sonst  im  Lat  nachweisen?  Den 
Griechen  war  sie  ebeufalls  bekannt:  nolXal  neXraa  tjaar  fi^ea^ai.  Hin- 
sichtlich der  Bildung  des  romanischen  Futurums  ist  su  bemerken,  dass 
sich  in  ihr  noch  das  lat.  Princip  der  Wortstellung  wirksam  erweist :  j*aimerai 
(amare  habeo)  nicht  j'ni-uimer,  wie  nach  rom.  Principe  zu  erwarten  war. 
Dieses  Letztere  bat  sich  nur  im  Wal.  und  in  einigen  Dialecten,  aber  auch 
hier  nur  t  heil  weise,  geltend  zu  machen  gewusst;  wal.  voru  canta  neben 
cantivoin  (volo  cantare),  das  sard.  von  Logudoro  hat  ahnlich:  hat  falber 
neben  fagherftt  (=  it.  farä),  das  sard.  von  Cagliari:  appu  bi  (=  it  vedrö). 

Bejahendes  verneinend  gebraucht 

Zu  den  griech.  Beispielen  gehört  auch  avxevt^of^  ich  schneide  den  Hals  ab, 
sowie  axvXeveo  (von  ohvXov),  Letzterem  entspricht  lat.  spoliare  (von  spo- 
lium)  sowie  ahd.  roubön  (von  roub). 

Das  Engl,  kennt  diesen  Gebrauch  wenigstens  in  demselben  Umfange, 
als  daa  Deutsche,  z.  B.  to  graze,  grasen,  to  head,  köpfen,  to  skin,  abhäuten, 
to  louse,  lausen,  to  shell,  schälen,  schuppen. 

Franz.  plumer,  rupfen,  Dealer,  schälen,  dcailler,  schuppen,  ^corcer,  ab- 
rinden, Turner,  abschäumen.  Bei  den  mit  ^  (früher  es)  anlautenden  Verben 
i«t  die  negative  Bedeutung  vielleicht  dadurch  befördert  worden,  dass  die 
Sprache  den  Anlaut  mit  der  Präposition  4  (es)  la  ex  verwechselte  und  in 
Folge  dessen  von  wirklicher  Cumposition  absah. 

Ital.  pinmare  alt  st  spiumare.  Die  mit  s  impurum  beginnenden  Verba 
scorticare,  Balg  abziehen,  scorzare  abrinden,  schiumare,  abschäumen,  sch- 
gliare,  abschuppen  und  andere  sind  wohl  nicht  als  dircct  von  dem  Subst. 
B<'ortica,  scorza,  schiuma,  scaglia  u.  s.  w.  abgeleitet  zu  betrachten;  sie 
scheinen  vielmehr  Composita  zu  sein,  die  durch  die  im  ital.  übliche  Aphärase 
von  di  (v^l.  stru^gere  =  distragere)  ihre  Erklärung  finden.  Auch  konnte 
hier,  ähnlich  wie  im  franz.,  das  anlautende  s  als  Darstellung  von  ex  aufge- 
fasst  werden.  Es  lässt  sich  eben  für  das  ital.  keine  sichere  Grenze  zwischen 
db  und  ex  ziehen. 

Mittellat  imperficio. 

Invideo  kann  unmöglich  von  invidus  abgeleitet  sein.  Dieser  Annahme 
widersprechen  Form  und  Flexion.  Erstens  wurde  man  viel  eher  invidare 
erwartet  haben  (vergl.  z.  B.  incommodus,  incommodare),  zweitens  wäre  die 
iciarke  Flexion  im  Perfect  und  Supinnm  ganz  unerklärlich.  Es  nützt  auch 
zu  nichts,  die  abnorme  Bildung  invideo  durch  Erklärung  aus  der  Welt 
schaffen  zu  wollen,  da  zwei  andere  lat.  Composittonen  ^anz  dieselbe  Abnor- 
mität zur  Schau  tragen,  ignosco  (=  in-gnosco  und  mdecet  (es  dedecet). 
Diese  drei  Verba  sind  also  die  lat  Vorlauter  des  mittelalterlichen  imperficio. 

Betonung  der  Un-Formen. 

Es  ist  beacbtenswertb,  dass  die  Accentverschiebung  bei  den  Un-Formen 
in  attributiver  Stellung  leichter  und  häufiger  eintritt,  als  in  prftdicativer,  ein 
Umstand,  der  sich  theilweise  durch  die  das  Wort  verlängernde  Flexions- 
endung erklären  lässt  So  kann  man  sa^en  „ein  ungezogenes  Betragen,  ein 
ungereimtes  Geschwätz*  während  man  nicht  leicht  sauren  würde  «sein  Be- 
tragen ist  imgezöf;en,  das  Geschwätz  ist  ungereimt.*  jm  ersteren  Falle  er- 
hält die  Anfangssiibe  einen  stark  hervortretenden  Nebenaccent.  Diese  Be- 
tonung bei  Wörtern,  die  sonst  den  Acccnt  auf  der  Unterscheidungssilbe 
on  haoen,  geschieht  jedoch  nur  im  Afiect.  ist  also  wesentlich  rhetorischer 
Natur.    Das  Deotschc  erreicht  durch  diese  Accentverschiedenheit  in  einer 


282  MisoeUen. 

beschränkten  Anzahl  von  Fällen  dieselbe  Nüancirung,  die  andere  Sprachen 
vermöge  der  beweglichen  Stellang  des  attrib.  A<0ectiv8  za  bewirken  im 
Stande  sind^ 

ungereimtes  Geschwätz:  ot  verbiage  eztravaf^nt. 
ungereimtes  Geschwätz:  «a  extravagant  verbiage. 

Tb«  Ameis. 


Nachlese  zu  Lucas  und  Hoppe's  Wörterbüchern. 

Wie  mangelhait  Lucas  war,  hat  Dr.  Hoppe's  verdienstvolles  Sopplement- 
Lexicon  bewiesen.  Wie  sehr  ich  des  letzteren  Leistung  zu  schätzen  weiss, 
habe  ich  im  Athenaeum  ausgesprochen.  Gleichwohl  finden  sich  aurh  bei 
ibra  noch  Lücken,  und  zweifle  ich  nicht,  dass  er  bereits  selbst  für  eine  Er- 
gänzung derselben  in  einer  zweiten  Auflage  sorgt  Einstweilen  dürften  ihm 
und  andern  einige  mir  aufj^estosseno  Auslassungen  nicht  unwillkommen 
sein,  aber  bedaure  ich,  mir  mcht  die  Stellen  angemerkt  zu  haben,  wo  mir 
dieser  oder  jener  Ausdruck  begegnet  ist.  Noch  bemerke  ich,  dass,  obachon 
ich  Hoppe  verf;lichen  habe,  die  folgenden  Ergänzungen  zunächt  als  Lucas 
betrefiend  anzusehen  sind. 

Acluary,  falsch  erklärt  (Sollte  heissen:  Rechnungsführer  bei  einer 
Versicherungsanstalt ;  Stat  istikcr.) 

Board,  to  ^o  by  the  —  (Claverincs)  Zusammenhang  ist  mir  entfallen. 

Get,  to  cet  ss  verschmerzen,  fehtt- 

Hard  and  fast  line  (Hoppe  hat  blos  hard  line)  fehlt 

Impulsive  (nach  Impulsen  &=  Gefühlsregungen  handelnd)  ist  mangelhaft 
erklärt.    Es  fehlen: 

Mute,  to,  dämpfen  (Musik ausdruck).  —  Quorn,  huntin^  ground  ne.ir 
Tingham.  —  Spur  of  a  mountam  :=  Ausläufer.  —  Ti*ademanL  =  Geschäfts- 
zeichen. —  Travel,  to,  —  out  of  record.  —  Vice,  Schraubstock,  steht  wie 
bei  Flügel,  nicht  bei  Tbieme,  unter  vise,  was  heuttutage  nicht  mehr  ge- 
bräuchlich ist. 

Im  deutsch-engl.  Theil  habe  ich  mir  folgende  Lücken  angemerkt: 

Ein  grosser  Fehler  vor  allem  ist,  dass  bei  Redensarten  das  Engl,  dem 
Deutschen  vorgedruckt  ist,  statt  umgekehrt,  wie  es  sich  in  einem  deutsch- 
engl.  Lexicon  gebührt.    Es  fehlen: 

Unter  'to  suggest:  In  Anregung  bringen.  —  Unter  to  resume:  zu- 
sammenfassen. —  Unter  to  prepnre:  sich  gefasst  machen  auf.  —  Unter  to  fire 
—  firing  up  —  auffahrend.  —  showy  er:  auffällig,  ansprechend,  beginnend 
als  Adj.  —  Beiwerk  für  appendnge.  Motive  in  der  Malerei  und  Musik.  — 
Abheben  bei  relieve.  —  Dankbarer  Gedanke.  —  Uneins  mit  sich  sein.  — 
Naturalleistnng.  —  Steinschutt  (rubbish).  -—  Untersteiger  (Underground 
manager).  —  Obersteiger  (oversman).  —  V\' eltschmerz.  —  Schlitzwamms 
(slashed  doublet).  —  Massvoll.  — 

Bei  Pfahl  fehlt  stake,  was  er  im  engl.-deutachen  Theil  hat 

Leipzig.  Dr.  D.  Asher. 


A.  V.  GregusB:  über  das  Gesetz  des  Verses. 

Wenn  wir  die  Bestrebungen  der  neueren  Literatur  und  ihrer  Kritiker 
vorzugsweise  bei  den  germanischen  und  romanischen  Volkern  verfolgen:  so 
ist  es  doch  nicht  uninteressant,  von  Zeit  zu  Zeit  auch  einen  Seitenblick  za 
den  übrigen  uns  anscheinend  femstehenden  Nationen  Europa's  zu  thnn  und 
uns  zu  vergewissern,  wie  das  von  den  Koryphäen  gewonnene  dort  verwertet 


lüsoelleii.  238 

wird;  waram  sollte  nicht  hie  und  da  auch  fdr  ans  Belebrang  daraus  resoltteren? 
Ich  habe  diesmsl  Ungarn  im  Sinne. 

Das  wissenschafthche  Feuilleton  des  Pesti  Naplö  (,  Pester  Tagblatt*) 
brachte  vor  einigen  Wochen  den  Wortlaut  einer  am  22.  Januar  in  der 
Akadeoüe  gelesenen  Abhandlung  von  einem  der  hevorragendsten  dortigen 
Gelehrten,  Auguut  von  Greguss,  dessen  «Grundzüge  der  Aestbetik** 
(a  SE^ptoet  alapvonalai)  die  Kisfaludv-Gesellscbaft  im  Jahre  1849  herausgab, 
der  sein  Volk  1854  u.  a.  mit  einer  «Ungarischen  Verslehre"  (magyar  verstau) 
beschenkte  n.  s.  f.  Hr.  von  Greguss  sucht  in  jener  Abhandlung  das  Gesetz 
des  Verses,  etwa  wie  der  Physiker  das  Gesetz  der  Schwere  suchte.  Das 
Gesetz  einer  Erscheinung  ('sagt  er)  ist  auch  der  Schönheitsgrund  derselben : 
es  ist  immer  einfach,  die  Erscheinung  mag  noch  so  compliciert  sein;  und 
einfach  ist  auch  das  Grundthema  jeder  ErKcbeiniing.  So  ist  der  Urvers 
ebenso  einfach,  wie  die  Ursprache,  von  welcher  Jnk.  Grimm  sagt:  «künst- 
liche Einfachheit  rinnlicher  Entfaltung.* 

Das  Gesetz  des  Verses  ist  die  Symmetrie,  dasselbe  Gesetz,  welches  in 
der  Badkunst  herrscht  Wie  eine  gerade  Linie  das  Gebäude  in  gleiche 
iJälften  teilt,  so  wird  auch  der  Vers  durch  eine  Mittellinie  in  Ualflen  ee- 
schieden«  welche  einander  das  Gleichgewicht  halten.  Dass  sie  beide  ins 
Gleichgewicht  kommen,  nennen  wir  Rhythmus. 

Die  beiden  Hälften  werden  ursprünglich  durch  gleiche  Gedankenreihen 
gebildet;  Rhythmus  des  Gedankens,  parallelismus  membroruro.  Frühur  als 
Specialität  der  hebräischen  Poesie  angesehen,  hat  es  sich  den  neueren  For- 
schungen als  erste  primitive  Versform  jeder  Sprache  erwiesen,  freilich  in 
dem  weiteren  Sinne,  dass  auch  antithetische  Gedanken  als  einander  die 
Wapchale  haltend  gelten  müssen.  Auch  die  finnische  wie  die  älteste  un- 
garische Dichtung  bieten  hinreichend  Belege.  Vom  Inhalte  scheidet  sich  die 
Form  aby  an  die  Stelle  des  Gedankens  als  massgebender  Factor  des  Rhyth- 
mus tritt  als  solche  der  articulierte  Laut.  In  diesem  uiit«trscheiden  wir 
Quantität  und  Qualität. 

Die  Lautquantität  ist  wiederum  zweifach :  Accent  und  Zeitmass.  In  den 
nur  accentuierenden  Sprachen  unterscheiflcn  wir  schwere  und  leichte  Silben, 
in  den  auch  zeitmessenden,  vomämlich  den  antiken  klassischen,  Lmge  und 
kurze.  Daher  Rhythmus  der  Quantität  :=  Metrum.  Hier  werden'  die  Vers- 
hälften durch  gleiche  Silbenzahl  resp.  durch  den  gleichen  Silbenwerth  re- 
präsentiert. Der  Quantitätsrhythmus  ist  entweder  aufsteigend  oder  nieder- 
steigend, oder  beides.  Aufsteigend :  wo  beide  Hallten  mit  der  Thesis  beginnen, 
s.  B.  iaml)ische  (Alexandriner).  Niedersteigend:  wo  beide  mit  der  Arsis 
be^nnen  z.  B.  troehäische  (Tetrumeter).  Beides,  wo  die  erste  Hälfte  nieder- 
steigt, die  zweite  aufsteigt  z.  B.  dactyfische  Hexameter,  Sapphische  Verse; 
oder  oinjeekebrt  die  erste  Hälfte  aufsteigt,  die  zweite  niedcrsteigt  z.  B.  iam- 
bische  Trimeter,  alkäische  Verse. 

Die  Lautqualität  lehnt  sich  meist  an  die  Quantität  an,  kommt  aber  auch 
fiir  sich  vor,  man  vergleiche  die  Knittelverse,  die  arabischen  Makamen. 
Rhythmus  Jder  Qualität  aa  Reim  (schon  dem  Namen  nach,  rime,  rhyme  von 
rhythmus  stammend).  Im  Reim  werden  die  einander  entsprechenden  Vers- 
hälflen  durch  gleiche  Laute  gebildet.  Die  Laute  aber  sind  Mit-  oder  Selbst- 
laate,  somit  kann  der  Reim  gebildet  werden  a)  durch  Mitlaute  (Stabreim), 
b)  durch  Selbstlaute  (Assonanz),  durch  beides  (voller  Reim).  Die  Stelle 
der  Stabreimung  oder  der  Alliteration  ist  am  Anfang,  die  der  Assonanz  und 
des  aus  derselben  entwickelten  vollen  Reimes  ist  am  Ende  der  Versteile.  (Be- 
nicksichtiKung  der  Skaldenpoesie  würde  noch  weitere  Teilung  ergeben  haben). 

Es  entstand  also  der  Rhythmus  im  Verse  aus  Wiederholung,  d.  L  Ver- 
doppelung desselben  Gedankens,  derselben  Quantität,  derselben  Qualität  --- 
die«  eben  ist  Symmetrie.  Für  jede  svmmetrische  Form  aber  giebts,  wie 
oben  gezeigt,  eine  Teilnngslinie,  durch  welche  die  beiden  analogen  Hälften 
sichtbar  wOTden;  im  Verse  ist  es  Cäsnr  (bez.  die  Diäresis). 


284  MiaceUen. 

Die  CKflur  bildet  die  Grenze  zwiscium  beiden  Venhülflen,  nnd  es  itt 
conseaaent  nnd  schön,  wenn  sie  «ach  den  Sinn  des  Wortsatzes  abgrenzt 
und  aoscliliesst.  Das  einzelne  Wort  wenfgstens  muss  sie  immer  abgrenzen, 
deswegen  darf  sie  kein  Wort  durckscbneiden,  sondern  fällt  stets  za  £nde 
eines  Wortes.  Wegen  dieser  abgrenzenden  Eigenschaft  wird  anch  der  Vers 
öfters  nach  der  Cäsur  in  zwei  Zeilen  geteilt,  wo  dann  die  beiden  Zeilen 
die  y^rseinheit  bilden.  Zur  Markierung  dieser  Grenze  müssen  alle  Factoren 
des  Rhythmus  beitragen,  folglieh  anch  der  Reim,  der  eigentlich  xar  Hoxrji^ 
zur  Grenzbezeichnung  dient.  So  anch  die  Quantität  der  beiden  HälfVen,  im 
ganzen  wie  aurh  teilweise,  mit  den  einzelnen  Tacten,  Füssen,  Accenten, 
Arsen.  Gleichwie  neben  der  HaupUinie,  welche  im  Crebäude,  Bildwerk  oder 
Gemälde  in  zwei  Hälften  scheidet^  auch  mehrere  Nebenlinien  hervortreten, 
welche  alle  den  Eindruck  der  Hauptlinie  zu  verstärken  haben:  so  entstehen 
neben  der  Hauptcäsur  auch  Nebencäsuren,  neben  den  Hauptreimen  (beson- 
ders Stabreimen),  Hauptaccenten  u.  s.  f.  Nebenreime,  Nebenaccente ;  und 
so  kommt  es,  dass  die  Hauptbälften  des  Verses  sich  noch  in  kleinere  und 
immer  kleinere  Hälften  abteilen  können. 

Wir  blitzen  kleinste  Verseinheiten  in  den  Geminationen  der  Kinder- 
sprache :  Papa,  Mama  und  ähnliche,  sozusagen  Urzellen  des  Verses,  die  aber 
die  Factoren  des  Rhythmus  schon  in  sich  fassen.  Der  kürzeste  Rhvthmus  be- 
dingt also  wenigstens  zwei  Silben.  In  der  griechischen  Rhythmik  sind,  wie 
bekannt,  zwei  Silben  noch  zu  wenig,  wenn  beide  kurz  sind;  das  Minimum 
beträgt  dort  S  Moren,  ^^'^^  =  -^  =  *'-. 

Die  correcteste  Strophe  nun,  das  Paradigma  derselben,  entsteht  durch 
fortgesetzte  Verdoppelung  des  einfachen  d.  h.  zweisilbigen  Rhythmus:  2,  4, 
8,  16,  82.  Der  inaische  Stoka  besteht  aus  einer  82 silbigen  Reihe,  welche 
immer  wieder  geteilt,  immer  kleinere  Hälften  ergiebt  Vierteilig  haben 
wir  davon  den  8  silbigen  Ver?,  der  im  ungarischen  Volksliede,  der  finnischen 
Rune,  der  spanischen  Redondilla  fast  ausschliesr'lich  herrscht,  ja  eine  Haopt- 
fonn  der  ganzen  europäischen  Poesie  bildet. 

Die  Analyse  des  altrötuischen  Saturnius  zeifft  die  deutliehe  Analogie  mit 
der  altdeutshen  Langzvile  (Nibelungenvcrs),  dem  Alexandriner  nnd  dem 
kleinen  asklepiatleHchen  Ver-^e,  wie  sie  ebenso  zwischen  dem  sapphischen 
Verse  und  einer  volkstümlichen  ungarischen  Weise  besteht. 

Dadurch  dass  die  Gleichheit  der  beiden  Vershälflen  nicht  immer  «ne 
absolute  ist,  winl  das  Gesetz  der  Symmetrie  nicht  beeinträchtigt.  In  der 
bunten  Mannigfaltigkeit  des  gothischen  Stils  scheint  die  symmetrische  Ein- 
fHlt  und  Gleieliheit  der  griechischen  Architektonik  auch  gestört;  dem  un- 
geachtet bleibt  d»s  Gesetz  der  Symmetrie  auch  in  der  sog.  ^othisichen  Bau- 
kunst herrschend.  Die  Krystidle  der  verschiedenen  Mineralien  weisen  die 
geometrischen  Formen  der  bot  reffen« len  Systeme  nicht  immer  in  absoluter 
Reinheit  auf,  and  bleiben  deshalb  doch  Glieder  de^tselben  Systems.  Es  ge- 
schieht wol,  dass  die  eine  oder  andere  Hälfie  der  Verseinheit  sich  verkürzt 
oder  verlänjrert  (meistens  fällt  die  erste  Hälfte  kürzer  aus  als  die  zweite) 
und  auf  diese  Weise  die  ursprüngliche  Gleichheit  modificiert  wird.  Dem 
ungeachtet  bleibt  das  Gesetz  der  S^rmmetrie  auch  in  den  mannigfaltigsten 
Modificationen  aufrecht,  und  auch  die  sehr  geringe  Zshl  der  Ausnahmen  trägt 
nur  dazu  bei,  die  Regel  zu  verstärken. 

So  ist  «las  Endergebniss  der  Abhandlung  die  psychologische  That- 
sache,  dass  der  menschliche  Geist  such  im  Rhvthmus  des  Verses  seinen  an- 
und  eingebornen  symmetrischen  Trieb  zu  erfüllen  strebt;  nnd  so  weist  die 
Verslehre  (als  an  zwei  Wissenschuflsgebieten,  der  Knnst-  un<l  der  Sprach- 
wissenschaft gleich  betheilige)  anch  auf  eine  gemeinsame  Grundlaffe,  auf 
einen  gemeinsamen  Ausgangspunkt  zurück,  auf  den  menschlichen  Greist,  des- 
sen so  wunderbare  Abspiegelung  beide,  nämlich  Knnst  und  Sprache  sind. 
Eigentlich  dient  jede  Wissenschaft  dazu,  den  Menschen  mit  sich  selbst  im- 
mer genauer  bekannt  zu  machen ;  und  angesichts  der  heutigen  Mode,  weldie 


lliicelleii.  235 

lue  Bdtgion  fllr  Anthropomorphiamiis  and  lUe  WisBentcbaft  for  Nator- 
wiMeDSohaft  erUäii,  scheint  es  doppelt  anicescigt,  zn  erkliren,  da»  jede 
Witeenschaft  mit  grÖMerem  Rechte  nla  ein  Zweig  des  einsigen  grossen,  der 
Mensch enlehre,  anzusehen  wäre. 

Soweit  A.  ▼.  Gregoss,  dessen  hier  in  karzem  Aaszage  gegebene  Abhand- 
lung als  ein  interessanter  Beitrag  zur  , Völkerpsychologie*  angesehen  wer- 
den kann,  and,  wenn  anch  im  einzelnen  ohne  völlig  neue  Gesichtspunkte, 
doch  jedenfalls  das  Lob  einer  geschickten  Verarbeitung  anderwärts  gewon- 
nener Erjpebnisse  verdient  Wobei  wir  für  diesmal  nur  eine  Hindeutung  auf 
die  geechichtliche  Entwicklung  aus  Respoosorien  vermissen,  daher  bei  Strophe 
und  Antistrophe,  bei  Stollen  und  Gegenstollen  die  Epodos,  der  Abgesang, 
den  nach  Sang  und  Gegensang  nothwendig  folgenden  Zasanmienhang  dar^ 
stellt.  Wie  wenig  diese  Anschauung  dem  Verfasser  fremd  ist,  zeigte  seine 
oben  erwähnte  Magjar  verstau;  für  diesmal  kam  es  ihm  vornehmlich 
darauf  an,  vom  einfachen  Verse  und  dessen  ästhetischer  Grundlage  aus- 
zugehen. 

Zerbst.  G.  Stier. 


Zur  neuen  Hey  sc- Ausgabe.* 

Vor  uns  liegt  ein  schmaler  octavband,  885  seiten  slark,  die  gedickte 
Paul  Heyse's  endialtend,  der  erste  ankömmling  einer  reihe  von  zehn  banden, 
in  denen  des  beliebton  autors  werke  gesammelt  erscheinen  sollen.  Nicht 
unverdienter  weise  wird  dem  ilichter  schon  jetzt  die  ehre  einer  gesammt- 
auseabe  (von  der  natürlich  einzelne  wisdenschsfi  liehe  arbeiten  ausgesclilossen 
bleiben)  zn  theil.  Muben  ja  doch  seine  novcllen  mit  den  ZHrtgesponnenen 
Problemen,  mit  den  feingemalten  Charakteren  und  dem  gewalten  parfum  gu- 
ter gesellscbaft,  das  stets  über  ihnen  schwebt,  schon  weit  unJ  breit  reichen 
anklang,  zuhlreiche  bewunderer,  auch  unglückliche  nachnhmer  gefunden. 
Dass  diese  novellen  —  denn  wenn  man  von  P.  Heyne  spricht,  denkt  man 
ja  zuerst  an  diese  seite  seiner  dichterischen  thäiigkeit  —  nun  nicht  mehr 
jene  preise  haben,  die  sie  zu  geschenken  für  nipptische  fast  ausschliesslich 
eigneten,  ist  angi'uehm. 

Vorzüglich  aber  wollten  wir  die  Icser  tHescr  Zeitschrift  auf  eine  anzal 
von  stellen  dieses  bandes  aufmerksam  machen,  die  zur  erwägung  aufibrdern. 

S.     8.    Verhallt  die  wirre  Menschenlust, 
Der  wunde  Menscbenschrei. 

S.  20.    Und  wie  ich  schlendre  durch  die  Gassen 
Nichts  Lebiges  will  siih  blicken  lassen. 

S.  42.   Heut  nach  Sant  Agostino   verirrt  ich  mich,   wo  sie  dem  wunder- 
thät*gen  Madonnenbild  küssen  den  marmoren  Fuss. 

Zu  S.  49.   Wettstreit,  vgl.  v.  d.  Hagen  Minnesinger.  I  808,  a  IV. 

S.  71.   ii^  bei  »zahnen*  zeile  8  v.  o.  an  die  bair.  öst  bedeutung  des^ 
Wortes  gedacht? 

8.  124.   wie  wird  vers  8  v.  o.  scandirt? 

8.  170.   entspricht  die  v.   6-   t.   o.    nöthige  scansion  dem  gedanken^ 
gange? 


Berlm,  Uerto.    1872. 


2S6  Miscellen. 


Eine  aiishI  der  rispetti  haSen  seitenstücke  in  Oberösterreicb  and  Baienu 
80-298,  8.  294,  25.  800,  8.  anter  den  »egnidillas  821,  16  —  826,  14  und 
881,  20  haben  dieselbe  gedaukenont wicklang. 

Berlin,  Dr.  Scboenbach. 


Berichtigung. 

In  dem  Arcbiv  für  neuere  Sprachen,  XL VII.  Bd.,  4.  Heft,  p.  457  wird 
berichtet,  daxa  in  einer  Sitzung  oes  Vereins  für  n.  Spr.  behauptet  worden 
iet,  Wnllenstein  sei  ein  Abenteurer,  ein  roher  Czeche  gewesen ;  auch  Ranke*8 
Arbeit  habe  dieses  Urtheil  nicht  wesentlich  geändert  Diese  Behauptung 
ifft  indessen  unrichtig.  Bankers  gründliche  und  auf  die  genauste  Quellen- 
kunde gestützte  Schrift  hat  die  Tandesüblichen  Ansichten  über  Wallenstein 
im  Ganzen  wie  im  Einzelnen  sehr  wesentlich  geändert.  W*s.  grosser  staats- 
männischer Plan  ging  dahin,  die  Einheit  Deutschlands  herzustellen,  auf 
Grund  der  Gleichberechtigung  der  Confessionen,  unter  Zurückdrängunjc  der 
Territorialgewalt,  namentlich  der  geistlichen;  letztere  sollte  «lle  weltlichen 
Rechte  verlieren.  Die  Kirche  unddxs  mit  ihr  ycrsciiwisterte  Interesse  des 
Hhusos  Oesterreich-Spanien  liess  diesen  Plan  scheitern,  dessen  Gelingen 
Wallenstein  zum  Riobelii-u  Deutschlands  gemacht  hätte.  W.  hielt  an  seinen 
Zielen  fest  trotz  des  Kaisers,  er  war  gewissermassen  kaiserlicher  als  dieser, 
indem  er  das  Reichsinteresve,  die  Riimeit  des  Reichs  über  das  kirchliche 
Interesse  stellte.  F/eilich  war  W.  dabei  nicht  uneigennü'.zi^,  er  wollte  sich 
ein  reiches,  ja  überreiches  Maass  an  Einfluss  und  Macht  sichern;  und  be- 
denklich war  es,  dass  er  sich  zur  Durchführune  der  eewünschten  Reicbs- 
einheit  selbst  gegen  des  Kaisers  Willen  zu  handeln,  sidi  sogar  mit  Frank- 
reich und  Schweden  zu  verbinden  entschloss.  Nach  Erreichung  seines  Zieles 
hoffte  er  sich  der  Verbündeten  dann  schon  zu  entledigen.  So  worden  seine 
Wege  gefahrvoll,  endlich  vemrtheilenswerth.  Eigennutz  schädigte  sein 
Wiirken,  Verhältnisse  liessen  seinen  Plan  nicht  gelingen,  aber  er  ist  nicht 
ohne  staatmäimische  Grösse.  Zu  Grabe  gegangen  ist  seine  Idee  nicht,  modi- 
ficiri  ist  sie  heute  verwirck licht. 


Silberblick« 


In  Mor.  Aug.  von  Thümmels  Reise  in  die  mittäglichen  Prorinsen 
von  Frankreich  lesen  wir  folgende  Stelle  (Stereot^pausgabe  der  nimmtl. 
WW.  I  S.  111;:  «Indess  nun  meine  Seele  während  dieses  körperlichen  Wohl- 
behagens, sich  von  dem  Glücke  ihrer  theilnehmenden  Eimpnndanff  belastet 
fühlt,  sage,  woher  soll  bei  diesem  Zusammenströmen  geistigen  andleibli<Aen 
Lebens,  das  vielleicht  nie  ein  Gelehrter  in  dieser  Verbindung  gekannt  hat, 
woher  sollte  unsere,  für  den  Hausbedarf  zwar  nothdürftig  gebildete  —  fiir 
höhere  Gefühle  aber  immer  arme  Sprache  zu  einem  Kraftworte  kommen, 
das  die  Seligkeit  dieses  Zustandes  bezeichnet?  Die  Metallurgie  hat  eins 
für  den  Schimmer,  den  das  durchglühte  kochende  Erz  auf  eine  Sekunde 
von  sich  wbrfl,  wann  es,  v)n  allen  beigemischten  fremden  Theilen  gereinigt, 
den  hö<*hsten  Grad  der  vollendeten  Scheidung  eireicht  hat .—  ein  Wort,  das  ich 
ihr  mit  Vergunst  der  Obern  entlehne.  Diesen  Tag  also  mit  seinem  Anhange 
erlaube  mir,  lieber  Eduard,  den  Silberblick  meines  Lebens  zu  nennen! 
Möchte  er  nicht  auch,  wie  bei  den  edlen  Metallen,  nur  du  Schimmer  — 
und  der  Uebergang  zur  Verkühlung  —  nicht  auch  schon  der  Anfang  seiner 
Verdunkelung  seyn !  Aber  wie  kann  hienieden  Reinigkeit  and  Brauchbarkeit 
fUr  die  Welt  bestehen?    Werden  nioht  Metalle  und  Seelen  nor  desto  mehr 


an  innerem  Gebalte  Verlieren,  je  |i;e«cbwinder  lie  anter  den  Hunden  des 
KünnUers  eine  nntsliche  Form  erhalten,  and  unter  dem  Georiige  eines  Fär- 
bten in  ümlaof  gesetit  ond  verdammt  werden,  Handel  and  w  andel  auf  ihren 
Märkten  za  fördern?  —  « 

Da  Tbümmel  seinen  Reiseroman,  in  dessen  erstem  Theile  sich  diese 
Stelle  findet,  1791  bei  Göschen  in  Leipzig  su  yeröffentlicben  besann,  so 
rniis^  man  wohl  annehmen,  dass  es  um  jene  Zeit  mindestens  noch  unge- 
wöhnlich war,  bei  der  Uebertragun^  des  Wortes  Silberblick,  nach  wel- 
cher dasselbe  «uneigentlich,'^  wie  es  m  Campu*s  Wörterbuche  der  deutschen 
Sprache  heisst,  »für  einen  glänzenden,  schönen,  aber  schnell  verübergehenden 
Zustand  gebraucht  wird,*  an  die  gleichnamige  Erscheinung  zu  denken,  die 
bei  der,  durch  die  sogenannte  Treibarbeit  bewirkte  Ausscheidung  des 
Silbers  beobachtet  wird.  Und  so  mag  Jean  Paul  der  Methapher  em  an- 
deres Bild,  wie  das  des  flüchtig  aufleuchtenden  Sonnenscheins,  zu  Grunde 
gelegt  haben,  wenn  er  in  seiner  1789,  also  nur  etwa  zwei  Jahre  ▼orThüm- 
mels  humoristischer  Reisebeschreibung  herausgegebenen  Auswahl  aus  des 
Teufeb  Papieren  schreibt  (Siimmtl.  W  W.  Berlin,  bei  G.  Reimer  1826  -28.  XV 
S.  158):  vSo  wenig  tiefes  Nachdenken  darum,  weil  es  sich  oft  in  Erbrechen 
und  Polluzionen  schlosn,  mit  beiden  eine  herunterstellende  Verwandtschaft 
hat;  so  wenig  Leibuiz  aus  dem  Zwieback,  der  ihn  in  den  hinmüiscben  Ston- 
den  des  Erfindens  erhielt,  seine  Monaden  sog:  so  wenig  benimmt  ireend 
eine  Nerren-Mitteidenschaft  hohen  Empfindungen  ihren  SilberblicK.** 
Sagt  er  doch  in  der  ungefähr  sieben  Jahre  vor  seinem  Tode  niederge- 
schriebenen Geschichte  seiner  Kindheit,  wo  er  eben  auch  nur  Ton  einem 
Silberblick  in  dem  Leben  seiner  Knabenzeit  gesprochen,  mit  deutlicher  Be- 
ziehang  auf  die  Sonne  (Ausgew.  WW.,  Berlin,  G.  Reimer  1849.  XVI  S.  79): 
„Gewöhnlich  fällt  immer  noch  zu  heissen  Silberblicken  der  Glücksonne  ein 
solcher  Schlössen-  und  Scblackenguss.'*   Nichts  desto  weniger  darf  es  fraglich 


*  Es  ist  vielleicht  nicht  überflüssig  zu  bemerken,  dass  dieser  Satz  mit 
Ausnahme  von  zwei  bis  drei  orthographischen  Abweichungen  ganz  eben  so, 
wie  er  oben  abgedruckt  ist,  schon  in  der  Originalausgabe  (S.  197)  gelesen 
wird,  von  der  ein  Exemplar  aus  dem  Büchernachlasse  «ies  Freiherrn  von 
Meusebach  in  der  Königlichen  Bibliothek  zu  Berlin  sich  befindet.  Denn 
bekanntlich  ist  diese  Aufgabe  höchst  selten,  da  sie,  wie  Jean  Paal  selbst 
bezenst,  bald  Maculatur  geworden  ^flener  Brief  an  den  Leibgeber  anstatt 
der  ^rrede  zu  den  Palingenesiea  XVill  S.  Vlll),  und  mancher,  der  die- 
selbe zu  vergleichen  ausser  Stande  ist,  könnte  ohne  von  dem  wahren  Sach- 
verhalt unterrichtet  .zu  sein,  wol  auf  den  Gedanken  kommen,  dass  an  unserer 
Stelle  gerade  der  Ausdruck  Silberblick  auf  nachträglicher  Aendemnff 
berohen  und  zu  dem  «Schmink^oecksilber*  gehören  düifie,  das  Jean  Paul 
nach  seinem  eigenen  Greständniss  in  der  zweiten  Ausgabe  seiner  Teufels- 

Jmpiere  hin  und  wieder  «zum  Verbessern  der  Farbetgebraucht"  (Vorerinnerang 
ur  die  Leser  der  sämmtlichen  Werke  XV  S.  V).  Auch  hat  es  in  derThat 
den  Anschein,  als  wenn  dieses  Wort  wenigstens  als  Zusammensetzung  in  der 
zweiten  Hälfte  des  vorigen  Jahrhunderts  bis  um  die  Wen<le  desselben  noch 
nicht  recht  üblich  gewesen  sei.  Denn  von  Adelung  bt  es  auch  in  der  zwei- 
ten Aasgabe  seines  Wörterbuches  nicht  aufgeiührt,  obschon  die  Ausdrücke 
Blick  des  Silbers,  blicken  des  Silbers  und  Blicksilber  in  den 
betreffenden  Artikeln  als  technische  Bezeichnungen  der  Erzscheidekunst  er- 
läatert  werden.  —  Aus  welchem  Werke  Jean  rauls  das  bei  Campe  ange- 
führte Beispiel  «der  Silberblick  der  Jugend*  entnommen  ist,  weiss  ich 
aogenblicklich  nicht  zu  sagen,  wol  aber,  dass  es  weder  in  den  GrönläntUschen 
Prozessen,  noch  in  der  Auswsld  aas  des  Teufels  Papieren  steht^  also  in  kei- 
ner der  beiden  Schriften  Jean  Paal's,  die  vorThümmels  Reise  in  die  mittäg- 
lichen Provinzen  von  Frankreich  erschienen  sind. 


938  liifloeileii. 

scheineiiY  ob  Thümmel,  wie  er  selbtt  doch  aagenschdnlich  glaubte,  in  Wifk- 
lichkeit  der  erste  unserer  Schriftsteller  gewesen  ist,  der  bei  dem  figürlichen 
Grebraoche  des  Wortes  Silberblick  von  dem  damit  bezeichneten  metal- 
lurgischen Phünomen  ausgieng,  und  es  wäre  wol  erwünscht,  in  deutschen 
Wörterbüchern  hierüber  Auskunft  zu  erhalten.  In  den  mir  zugänglichen 
Werken  dieser  Art  ist  bis  jetzt  freilich  selbst  die  aus  Thümmel  angeführte 
Stelle,  die  in  lexikalischer  Beziehung  jedenfalls  erwähnenswerth  erscheint, 
unerwähnt  geblieben,  was  namentlich  bei  Sanders  befremdet,  in  dessen 
Quellenverzeichnisse  Thümmels  Werke  sich  ausdrücklich  genannt  finden,  und 
der  sie  sonst  verhältniismässig  auch  ziemlich  viel  benutzt  hat.  Denn  wenn 
Weigand,  der  gerade  für  die  Geschiebte  der  Wörter  und  ihre  Etjnmolo^e 
so  verdienstliches  geleistet,  das  Wort  Silberblick  ganz  übergehtl  so^  ist 
das  vielleicht  zu  bedauern,  darf  ihm  aber  bei  der  durch  den  Umfang  seines 
Buches  in  Hinsicht  der  Ableitungen  und  Zusammensetzungen  gebotenen  Be- 
schränkung als  Auslassung  kaum  ungerechnet  werden. 

Im  übrigen  will  ich,  da  ich  einmal  auf  dieses  Wort  zu  sprechen  ge- 
kommen bin,  von  seinem  Gebrauche  hier  noch  zwei  Beispiele  ei^enthümlicher 
Art  beizufügen  mir  erlauben,  die  zwar  mit  der  obigen  Frage  m  keinem  un- 
mittelbaren Zusammenhange  stehen,  in  einem  ausführlicheren  Wörterbnche 
der  deutschen  Sprache  »her  doch  wohl  ihre  Stelle  finden;  müssteu.  G.  Ch. 
Lichtenberg  sagt  nämlich  in  der  Erklärung  der  hogarthischen  Kupfer- 
stiche 8.  Lief.  GötUngen  1796.  S.  87:  »Vor  der  eisernen  Kiste,  in  welcher 
das  gemünzte  Gold  zu  Tausenden  liegt,  und  in  deren  ungemünztem  Metalle 
sich  der  Tag  der  Erlösung  spiegelt,  steht  cUs  andere  Hausthier,  die 
verhungerte  Katze,  jammernd  über  den  kalten  Silberblick.  Und  4.  lief. 
Göttingen  1798.  S.  24:  »Alles,  whb  er  da  (nämlich  im  Spiegel)  sehen  könnte, 
wäre  höchstens  ein  Bischen  Silberblick  von  seinem  Pracht-Ermel.** 

Gambinnen.  J.  Arnoldt. 

Später  eingesandt  —  Nachträglich  bemerke  ich.  dass  das  Wort 
Silberblick  mit  der  aus  der  Metallurgie  hergenommenen  Metapher,  aber 
in  einem  von  ThümmeU  Anwendung  wesentlich  verschiedenen  Sinne  von 
Schiller  schon  in  der  Anthologie  auf  das  Jahr  1782  gebraucht  ist.  Denn 
dort  heisst  es  in  der  dritten  Strophe  des  Gedichts:  Rousseau  (K.  Gödeke's 
historisch-kritische  Ausgabe  I  S.  221): 

«Und  wer  sind  sie,  die  den  Weisen  richten? 

Geisteriichlaken,  die  zur  Tiefe  flüchten 

Vor  dem  Silberblicke  des  Genies." 

G.  J.       Am. 


Bibliographischer  Anzeiger. 


Allgemeines. 

F.  Brummer,  Der  poetische  Lesestoff*,  seine  Behandlang  an«!  Verwerthung 
za  ÄofsatEÜbungen  in  der  Volkmchale.   (Berlin,  Stubenrauch.;    Ift  Sgr. 

Lexicographie. 

W.  Obermüller,  Deutach-keltisch  geschichtlich  geographisches  Wörterbuch. 

12.  Lfrg.     (Leipzig.  Denieke.)  15  Sgr. 

Grimm,  Deutsches  Wörterbuch,  fortges.  v.  Hildebrand  ft  Weigand.     6.  Bd. 

11.  Lfr^   (Leipziff,  Hirzel.)  20  Sgr. 

C.  Sachs,  Tranzösiscb-deuti'ches  Wörterbuch.     12.  Lfrg.    (Berlin,  Lansen- 

scheidt.)  9  Sgr. 

Dictionary  of  tbe  derivations  of  the  En^lish  language,    in  wbich  each  word 

18  traced  to  its  primary  root     With  definitions  and  the  pronunciation 

of  each  word.    (London,  W.  Coltins.)  1  s. 

M.  Lexer,  Mittelhochdeutsches  Handwörterbuch.  6.  Lfrg.   (Leipzig,  HirzeL) 

1  Thlr. 
K.  Schiller  &  A.  Lübben,  Mittelniederdeutsches  Wörterbuch.     1.  Heft. 

(Bremen,  Kiihtmann.)  25  Sgr. 

J.  C.  A.  Heyse's  Fremdwörterbuch.    Neu  bearbeitet  von  Prof  C.  Böttger. 

3.  Lfrg.    (Leipzig,  Fues.)  7%  S^pr. 

K.  F.  W.  Wander,  Deutsches  Sprichwörter-Lezicon.    S5.  Lfrg.    (Leipzig, 

Brockhans.)  20  Sgr. 

Grammatik. 

J.  G.  Colquhoun,  A  compendious  grammar  and  philolocpcal  handbook  of 
the  English  langnage.    (London,  Grif&th  and  Farran.)  2  s.  6  d. 

Literatur« 

C.  W.  G.  Schwarz,  Greschichte   der  deutschen  Literatur.      (Amsterdam, 

Binger.)  2V4  Thbr. 

O.  F.  Gruppe,  Leben  und  Werke  deutscher  Dichter.    5  Bände.    2.  Ausg. 

Leipzig,  Brandstetter.)  8  Thlr. 

Goethe's  Sprüche  in  Prosa.     Zum  ersten  Male  auf  ihre  Quellen  zurück- 

geiührt  yon  G.  ▼.  Loeper.    (Berlin,  Hempel.)  15  Sgr. 

Lessing's  Emilia  Galotti.    Mit  einer  Einleitung:  £.  G.  auf  der  Bühne  von 

J.  W.  ApelL    (Stattgart,  Göschen.)  10  Sgr. 

W.V.Goethe,  Faust.    IPart,  translated  in  the  original  metres  byBayard 

Taylor.    (Leipzig,  ^rockhaus.)  1  Thhr. 

W.  V.  Eschenbach,  Parzival  u.  Titurel.     Hrsg.  r.  K.  Bartsch.     8.  ThI. 

(Leipzig,  Brockhaus.)  t  Thlr. 


S40  Bibliographitdier  Anaeiger. 

Dichtangen  ▼on  Hans  Sachs.  Herausg.  von  Tittmann.  (Leipsig,  Brock- 
luius.)  1  Thir. 

Kadrun.  Herausg.  n.  erklärt  von  Ernst  Martin.  (Hallo,  Waisenhaus.)  iVsThlr. 

F.  Haas,  Tableau  historique  de  la  litt^rature  fi*an9aise.  4.  liv.  XIX.  si^de. 
(Dannstadt,  Zernin.)  1  Thlr. 

E.  Mall,   The  harrowiiig  of  bell.     Das  altengl.  Spiel  Ton  Christi  Höllen- 

fahrt   (Breslau,  Maruschke.)  10  Sgr. 

Ballads  and  lyrics  of  old  France  by  A.  Lang.    (Oxford.) 
Three  centuries  of  English  literature  by  Ch.  Duke  Yonge  (Lond.,  Longmans.) 
Shaksperi  Julius  Caesar.    Ad   teztum  qualem  N.  Delius  constituit,   Ang- 

licum,  in  senarios  latinos  transtulit  Dr.  Ih.  J.  Ililger.  (Dessau,  Reissncr.) 

12  SffT. 
Byron' 8  Manfred.     Erklärt  n.  übers.  ▼.  Ij.  Frey  tag.     (Berlin,  Paetel.) 

20  Sgr. 
Dante 's  Göttl.  Komödie,  übers,  u.  erlüutert  von  F.  Notter.    I.  Die  Hölle. 

(Stuttgart,  Neff.)  1  Thlr. 

J.  Baumgarten,    La  France   comique  et  populaire.     Choix   d'^tudes   de 

moeurs  parisiennes  et  provinciales.    (Stuttgart,  Nefil)  1  Thlr. 

Hilfsbücher. 

H.  Brossmann,  Aufgaben,  Entwürfe  n.  Gredanken  sn  deutschen  Anfaitcen. 
(Langensalza,  Schulbuchhandlung.)  15  Sgr. 

F.  Brummer,  Leitfaden  f.  d.  deutschen  Sprachunterricht.     1.  u.  2.  Kursus. 

(Halle,  Scbrödel  &  Simon.)  18  Sp. 

K.  Zettel,   Deutsches  Lesebuch  f.  d.  lateinische  Schule.    (München.  Lm- 

dauer.)  24  Sgr. 

Roum^jon,   Elementarbuch  der  Umwandlung  französischer  2Seitwörter  für 

Schulen.    (Hamburg,  Gräfe.)  12  Sgr. 

Exercice«  pratiques  de  la  langue  fran9aise  ä  Tusage  des  Cooles  primaires. 

(Luxemburg.  Heintze.)  ^  7V,  Sgr. 

E.  Burtin,  K^cueil  de  mots  fran^^ais  pour  les  exercices  de  langage  d'apr^ 

les  tableaux  de  M.  Strübing.     2.  €d.    (Berlin,  Plahn.)  10  Sgr. 

Th.  Süpfle,    Uebung.<stücke  z.  Uebers.  ins  Französische  f.  obere  Klassen. 

(Gotha.  Thienemann.)  16  S|fr. 

A.  Boltz,   Nouvelle  grammaire  de  la  langue  allemande.     T.  L     (Berlin, 

Gärtner.)  15  Sgr. 

H.  A.  Manitins,  German  grammar.    (Leipzig,  Fleischer.)  27  Sgr. 

N.  Claus,   Sunto  della  litteratura  tedesoa.    (Mailand,  Valentiner  &  Mnes.) 

8  Sgr. 
R.  Johnson,  English  composition  and  Essay  writing  for  the  use  of  studeots 

preparing  for  competitive  Examinations.   (London,  Longmans.)   8  a.  6  d. 
D.  rrvde,   Studios  in  Composition.    A  Text-Book  for  advanced  claswon 

(EkÜnburgh,  Olivier  A  Boyd.)  2  a. 

L.  Herr  ig,   The  British  classical  authors.    (28.  Ausgabe»  neu  bearbeitet.) 

(Brannschweiff,  Westermann.)  P/g  Thlr. 

V.  d.  Berg,   Prakt.  Lehrgang  der  en||;lischen  Sprache.     19.  Aufl.    Durch- 
gesehen von  L.  Herrig.    (Berlin«  Simion.)  9  Sgr. 
A.  Mussafia,    ItaUenische  Sprachlehre  in  Regeln   n.  Beispielen.    5.  Aufl. 

(Wien,  Braumüller.)  1  Thlr. 

S.  A.  Neumann,  Praktischer  Lehimeister  der  ungarischen  Sprache.   (Pest, 

Laoffer.)  71/3  Sgr. 


lieber 

Bulwer's*  Uebersetzungen  Schiller'scher  Gedichte 
im  Vergleich  mit  den  Originalen. 


Yoa 

Dr.  X.  Böddeker  in  Frenslau. 


Saromtliche  neuere  Sprachen  haben  den  Accent  zum  rhyth- 
mischen Principe  ihrer  Metrik  gemacht.  Gleichwohl  konnte  das 
Princip  nicht  allen  Sprachen  dieselben  Gesetze  hinsichtlich  ihrer 
Poetik  vorschreiben.  —  Die  Laute  einer  jeden  Sprache  haben 
einen  eigenthümlichen ,  individuellen  Charakter.  Das  Ohr 
kennt  ursprünglich  nur  den  Klang  der  Muttersprache,  an  der 
Muttersprache  wird  die  Aesthetik  des  Gehörs  gebildet;  nur 
über  die  Harmonie  oder  Disharmonie  solcher  KlängCi  welche 
der  Muttersprache  angehören,  hat  das  Ohr  entschieden.  Daher 
wird  nur  derjenige,  welcher  sich  in  die  Klänge  zweier  Sprachen 
mit  verschiedenen  Lantsystemen  so  hineingelebt  hat,  dass  sein 
Ohr  für  jede  derselben  individuell  zu  empfinden  im  Stande  ist, 
das  poetisch  Schöne  beider  objectiv  zu  würdigen  wissen;  nicht 
derjenige,  welcher  die  Klänge  einer  fremden  Sprache  an  denen 
seiner  eigenen  messen  will. 

Auch  eine  solche  Fähigkeit  zur  Beurtheilung  dichterischer 
Erzeugnisse  einer  fremden  Sprache  möchte  noch  nicht  genügen, 
wenn  es  sich  um  die  Kritik  von  poetischen  Uebertragungen 
ao8  einer  Sprache  in  eine  andere  bandelt.  Hierzu  gehört  eine 
Kinsicht  in  die  durch  das  unterschiedene  Lautsystem  der  einen 
und  der  anderen  Sorache  bedingten  Eigenthümlichkeiten  ihres 
Versbaues. 


*  The  Poems  and  Ballads  of  SchUler,  translated  hj  Sir  Edward  Bnlwer 
Lytion,  Bart.-Tsacbnitz  Edition,  vol.  LIX. 

AichlT  f.  n.  Sprachen.  XL1X.  16 


242  Ueber  Bulwer^s  üebenetzungen  ScbiUer*8cher  Gedicbte 

Man  mu88  sich  darüber  klar  werden,  welche  Formen  der 
Poesie  in  beiden  Sprachen  gleichen  Werth  haben,  d.  h.  weldie 
Formen  in  der  einen  wie  in  der  anderen  Sprache  einen  Wohl- 
klang von  gleichem  Charakter  hervorrufen,  dieselbe  Empfindung 
erzeugen.  Neben  diesen  wird  man  andere  metrische  Erschei- 
nungen in  der  einen  Sprache  finden,  welche  zwar  ebenfalls  in 
der  anderen  Sprache  nachgebildet  werden  können,  dort  aber 
nicht  von  gleicher  poetischer  Bedeutung  sind.  Endlich  wird 
man  sich  durch  eine  Vergleichung  des  lautlich-harmonischen 
Verhaltens  beider  Sprachen  überzeugen,  dass  manche  poetische 
Formen,  die  der  einen  Sprache  angehören,  in  der  anderen  ge- 
radezu unmöglich  sind.  Ich  werde  daher  einer  Beurtheilung 
der  Uebersetzungen  Bulwer's  einiges  über  das  lautlich-poetische 
Verhalten  der  englischen  Sprache  gegenüber  der  deutschen 
Sprache,  soweit  dies  hier  in  Betracht  kommen  kann,  voraus- 
schicken. 

Der  wesentlichste  Punkt  ist  die  unterschiedene  Geltung  der 
unbetonten  Silben  in  beiden  Sprachen.  Im  Deutschen  hat  jede 
unbetonte  Silbe  einen  bestimmten,  unwandelbaren  Werth.  Das 
Verstummen  einer  solchen  tritt  nirgends  ein,  eben  so  wenig  die 
Verschleifung  zweier  neben  einander  stehenden  Senkungen  zu 
einer  einzigen ;  jede  derselben  wird  getrennt  mit  der  ihr  gebüh- 
renden Quantität  ausgesprochen.  In  Folge  dessen  hat  in  der 
deutschen  Sprache  ein  jedes  Wort  seinen  bestimmten  rhythmischen 
Klang,  die  ganze  Sprache  hat  ein  festes  rhythmisches  Gepräge. 

Nicht  so  die  englische  Sprache.  Sie  hat  die  Neigung,  die 
nicht  accentuirten  Silben  möglichst  zu  verflüchtigen;  von  einem 
einheitlichen  quantitativen  Werthe  derselben  gegenüber  den  be- 
tonten Silben  kann  bei  den  meisten  nicht  die  Bede  sein.  Die 
unbetonte  Silbe  wird  mit  einem  mehr  oder  weniger  unbestimm- 
ten Vocallaute,  dessen  Charakter  vorwiegend  von  den  das  Vo- 
calzeichen  umgebenden  Consonanten  bestimmt  wird,  an  die  be- 
tonte  angeschlossen;  um  so  leichter  und  flüchtiger,  je  fliessender 
sich  ihre  Consonanten  an  die  der  Tonsilbe  anlehnen.*  Daher 
die  Erscheinung,  dass  im  Verlaufe  der  Sprachentwickelung  die 


*  Auf  den  Unterscbied  zwischen  hoch-  und  tief  betonten  Silben  Bück* 
sieht  zu  nehmen,  würde  an  dieser  Stelle  von  geringem  Interesse  sein. 


im  Vergleich  mit  den  Originalen.  248 


Mehrzahl  der  Suffixe  und  Präfixe  den  unbestimmteeten  aller 
Vocale,  das  e  erhalten  haben,  welches  nur  dann  tonend  und  in 
Folge  dessen  silbenbildend  ist,  wenn  der  ihm  folgende  resp. 
vorangehende  Consonant  sich  nicht  ohne  vocalische  Vermittelung 
an  die  Tonsilbe  anschliesst,  wenigstens  kann  dies  im  Allgemei- 
nen als  Gesetz  für  die  jetzige  Aussprache  solcher  Silben  gelten, 
Ausnahmen  davon  sind  z.  B.  das  er  des  Comparativ  und  das 
est  des  Superlativ.  In  der  Conjugation  das  einzige  Suffix  ing, 
welches  immer  silbenbildend  ist!  In  der  Declination  keines I 
Aber  auch  die  wirklich  hörbaren  Silben  mit  tonlosen*  Vocalen 
haben  nicht  sSmmtlich  gleiche  lautliche  Geltung  gegenüber  den 
betonten  Silben.**  Nehmen  wir  hinzu,  dass  eine  sehr  grosse 
Anzahl  der  dem  englischen  Sprachschatze  angehörigen  Worter 
germanischen  Ursprunges  früher  klingenden  Ausgang  gehabt, 
durch  das  Verstummen  der  Endsilbe  aber  stumpfen  Ausgang 
erhalten  hat,  so  ergeben  sich  als  Regeln  für  den  Lautunterschied 
der  englischen  und  deutschen  Sprache: 

1)  Im  Englischen  ist  die  Zahl  der  Wörter  mit  (weiblichem) 
klingendem  Ausgange  seltener  als  im  Deutschen. 

2)  Der  Bhjthmus  des  klingenden  Ausganges  ist  nicht  von 
demselben  Chfirakter  in  beiden  Sprachen. 

3)  Eine  fernere  Folge  eben  dieser  Neigung,  die  unbetonten 
Silben  möglichst  flüchtig  verklingen  zu  lassen,  ist  es  nun  auch, 
wenn  der  Engländer  mehrere  neben  einander  stehende  Senkun- 
gen zwischen  zwei  Hebungen  möglichst  eng  an  einander  zu 
schliessen,  in  einander  zu  verschlingen  und  zu  einer  ununter- 
brochenen Brücke  zwischen  den  Hebungen  zu  machen  bemüht  ist. 

4)  Weiterhin  würde  hier  in  Betracht  zu  ziehen  sein  die 
eigenthümliche  Tonfarbe,  wenn  ich  mich  so  ausdrücken  darf, 
der  englischen  Sprache  überhaupt,  d.  b.  der  Klang  des  tönen- 
den Bestandtheils  der  Sprache,  der  Klang  der  Vocale.    Unsere 

*  Kiae  bestimmt  begrenzte  Unterscheidung  zwischen  unbetonten  Silben 
von  grösserem  und  solchen  von  geringerem  lautlichen  WerChe.  wie  etwa  im 
Mittelhochdeutschen,  lüsst  sich  für  das  Englische  nicht  aufstellen.  Nur  ffilt 
im'  Allgemeinen  die  Regel,  dass  ein  einsilbiges  Wort  an  unbetonter  Stelle, 
Präposition,  Conjunction  oder  Adverbium,  eine  mehr  hervortretende  lautliche 
Geltmig  hat,  als  ein  blosses  Prüfix  oder  Suffix. 

^  Näheres  über  den  wechselnden  Werth  der  Vocale  als  silbenbildende 
Elemente,  zugleich  mit  Rücksicht  auf  das  historische  Nacheinander,  siehe 
Sachs,  Wissenschaflliche  Grammatik  der  englischen  Sprache,  B.  II,  p.  877  ff. 


$44  üeber  Balwei^s  Ueberseteangcn  Schiller'scher  Gedichte 

Muttersprache  besitzt  eine  Anzahl  von  Vocalzeichen  mit  einheit- 
lich bestimmten  Lauten,  —  auf  dialectische  Unterschiede  darf 
natürlich  hier  keine  Rücksicht  genommen  werden,  —  welche 
daher  nur  quantitativ,  nicht  qualitativ  variiren  können.  In  der 
englischen  Sprache  hingegen  kann  ein  und  dasselbe  Vocalzeichen 
lautlich  sehr  verschieden  erscheinen:  sogar  in  einer  graphisch 
ganz  gleich  oder  ähnlich  gestalteten  Verbindung  kann  dasselbe 
Vocalzeichen  lautlich  verschiedene,  sich  mehr  oder  weniger  fern 
stehende  Gestaltungen  annehmen. 

Wenden  wir  diese  Eigenthümlichkeiten  des  englischen  Laut' 
Systems  nun  specieller  auf  das  Verhältniss  der  englischen  Metrik 
zur  deutschen  an,  so  wird  sich  für  den  Unterschied  zwischen 
beiden  Folgendes  ergeben: 

1)  Klingende  Reime  müssen  in  der  englischen  Poesie  selten 
auftreten.  Am  ausgeprägtesten  werden  sie  sein,  wenn  sie  ge- 
bildet sind  von  Wörtern  romanischer  Herkunft  mit  dem  Tone 
auf  der  vorletzten  Silbe  (devotion;  nature).  —  In  denjenigen 
Dichtungsgattungen,  welche  sich  von  der  prosaischen  Darstel- 
lungsweise nicht  allzusehr  entfernen:  im  Epos,  in  der  Ballade, 
im  beschreibenden  Gedichte,  auch  im  Drama,  wird  daher  der 
stumpfe  Versausgang  gewöhnlich  zu  finden  sein.  Ein  Blick  in 
eine  erzählende  oder  beschreibende  Dichtung  von  Byron  oder 
Pope,  oder  ein  in  Versen  verfasstes  Drama  Shakespeare's  — 
der  blank  verse  eine  englische  Erfindung!  —  überzeugt  uns, 
dass  unsere  Annahme  uns  nicht  getäuscht  hat. 

2)  Ein  englisches  Metrum  mit  klingendem  Schluss  wird 
keinen  wesentlich  anderen  Eindruck  hervorrufen,  als  dasselbe 
Metrum  mit  stumpfem  Ausgange;  ftir  die  deutsche  Metrik  gilt 
das  Gegentheil,  wenigstens  im  Allgemeinen.  Es  wird  daher, 
zumal  in  den  oben  erwähnten  Gattungen  der  Poesie,  den  Dich- 
tem unbedenklich  gestattet  sein,  hier  und  da  einen  klingenden 
Vers  in  ihre  Dichtung  einfliessen  zu  lassen  —  eine  Freiheit, 
von  der  auch  jeder  Dichter  ohne  Bedenken  Gebrauch  ge- 
macht hat 

3)  Als  eigenthümliche,  bezweckte  Reimart  wird  sich  der  klin- 
gende Versausgang  nur  in  Dichtungen  von  besonders  künstleri- 
schem Geprilge  vorfinden,  und  auch  hier  in  der  Regel  nicht. 

4)  Metra,  in  denen  je  zwei  Senkungen   zu  einer  Hebung 


im  Vergleich  mit  den  Originalen.  245 

gehören,  können  in  der  englischen  Poesie  vorkommen  und  kom* 
men  vor.  Wenn  die  Ineinanderschleifung  zweier  tonloser  Silben 
neben  einander  nicht  möglich  ist,  oder  wenn  die  Noth wendigkeit 
des  begrifflieben  Auseinanderhaltens  derselben  auch  ihre  laut- 
liche Trennung  bedingt,  so  haben  sie  die  Geltung  einer  zwei- 
silbigen Senkung.  Doch  hat  selbst  in  diesem  Falle  jede  der 
tonlosen  Silben  weit  weniger  Selbständigkeit  als  im  deutschen 
Verse  desselben  Metrums;  ihr  quantitativer  und  qualitativer 
Werth  erlangt  nicht  eine  Auszeichnung,  welche  hmreichte,  ein 
solches  Metrum  —  dactylisches  oder  anapästisches  —  zum 
alleinigen  rhythmischen  Principe  einer  Dichtung  zu  machen;* 
der  Beim  muss  hinzukommen.  Ungereimte  Distichen  mithin, 
diese  in  den  Lauten  unsrer  Sprache  so  wohlklingende  Versart, 
kennt  der  Engländer  in  seiner  Sprache  nicht. 

5)  Wegen  der  mannigfachen  Modificationen  und  Abstufun- 
gen der  Vocallaute  im  Englischen  giebt  es  dort  viele  Wörter, 
für  welche  durchaus  reine  Reimwörter  nur  wenige  vorhanden 
sind.  Die  Dichter  haben  sich  daher  von  jeher  gestattet,  in  Be- 
ziehung auf  solche  Wörter  auch  unreine  Reime  gelten  zu  lassen, 
d.  b.  an  das  Ende  des  reimenden  Verses  ein  Wort  mit  ähn- 
lichem Klange  zu  setzen,  oder  auch  ein  Wort  zu  gebrauchen, 
welches  nur  graphisch,  für  das  Auge,  reimt,  nicht  auch  phone- 
tisch, für  das  Ohr.  Freilich  wehrt  sich  die  Poetik  und  die 
Kritik  durchaus  gegen  die  Berechtigung  dieser  Art  von  Reimen ; 
wenn  wir  ihr  Glauben  schenken  wollen,  kennt  sie  das  Gesetz- 
buch der  englischen  Poesie  nicht.    Aber  das  wahre  Gesetzbuch 


*  Den  deutlichsten  Beweis  liefert  Longfellow^s  Evangeline.  Mit  vorzüg- 
licbeni  Kunstgeschick  hat  der  Dichter  es  verstanden,  den  Dactylus  möglichst 
als  solchen  zu  markiren,  d.  h.  an  die  unbetonten  Stellen  Silben  zu  setzen, 
—  meistens  einsilbige  Wörteben  —  welche  lautlich  einzeln  hörbar  werden 
mussten.  Aber  eben  dies  Markirenmüssen  missfallt  dem  Ohre  des  Englän- 
ders; die  hervorragende  Haltung  der  unbetonten  Silben  ist  für  das  Laut- 
verbalten der  englischen  Sprache  etwas  Unnatürliches  und  kann  daher  in 
der  Poesie  nicht  als  etwas  Schönes  empfunden  werden.  «He  has  oertainly 
crippled  bis  genius  by  the  unrestrained  indulgence  he  allows  to  bis  Ger- 
man  inclinations  etc.  His  model  has  misled  him  still  further,  in  tempt- 
ing  him  to  disguise  the  many  beauties  of  "Evangeline"  in  the  cumbrous 
wri^pings  of  the  unmanageable  and  unmusical  hezameter/  Spald- 
iD^,  History  of  English  Literatnre,  p.  411.  —  Dactylische  Maasse  sind  sehr 
selten  und,  weil  sie  auf  einem  der  englischen  Poesie  fremden 
Princip  beruhen,  nie  recht  heimisch  geworden.  Sachs,  a.  a.  O.  H, 
p.   401. 


246  Uebor  Balwer^ii  Uebeneinuigeii  Schiller'scher  Gedichte 

der  Dichtkunst  sind  die  grossen  Dichter  selbst»  welche  ihrer 
Sprache  eine  Poesie  gegeben ;  erst  das  nachgeborene  Erzeugniss 
ihrer  unsterblichen  Werke  ist  das  Gesetzbuch  der  Poetik.  Und 
unter  den  hervorragendsten  Lyrikern  Englands,  selbst  unter 
denen,  welchen  wir  die  grösste  Sorgfalt  für  die  Reinheit  des 
Beimes  zuerkennen  müssen,  finden  wir  keinen,  der  sich  nicht 
halbreine  Reime  oder  Reime  für  das  Auge  bei  diesem  oder  jenem 
Worte  erlaubt  hätte,  bei  dem  wir  nicht,  falls  seine  Reime  ganz 
rein  klingen  sollen,  von  der  gewöhnlichen  Aussprache  bisweilen 
abweichen  müssten.  Wir  dürfen  also  nicht  mit  der  rigoristischen 
Vorschrift  des  Gesetzbuches  gegen  jeden  nicht  durchaus  reinen 
Reim  verfahren. 

Fassen  wir  die  erwähnten  Punkte,  in  denen  sich  der  eng- 
lische Vers  wesentlich  vom  deutschen  unterscheidet,  noch  ein- 
mal zusammen,  so  ergiebt  sich,  dass  wir  dem  englischen  Ueber- 
setzer  deutscher  Gedichte  manche  Concession  machen  müssen 
hinsichtlich  der  Form,  in  welche  er  seine  Uebertragung  einklei- 
det. Wir  können  vor  allen  Dingen  nicht  verlangen,  dass  der 
Uebersetzer  den  Wechsel  zwischen  männlichen  und  weiblichen 
Reimen  beibehalten  soll,  durch  welchen  gerade  Schiller  seinen 
Gedichten  einen  so  eigenthümlichen  Reiz  zu  geben  verstand. 
Wir  müssen  es  billigen,  wenn  Verse  von  künstlicher  Bauart, 
deren  Rhythmus  allein  auf  einer  Zusammenordnung  verschiede- 
ner VersfUsse  nach  einem  bestimmten  Principe  beruht,  nicht 
nachgeahmt  sind,  wenn  der  Uebersetzer  sie  in  das  der  Idee 
des  Gedichtes  am  besten  entsprechende  und  seiner  Sprache  an- 
gemessene Versmaass    eingekleidet  hat.* 

*  Balwer  hat  daher  Recht,  in  der  Vorrede  zu  seinen  Poems  and  Bal- 
lada of  Schiller,  T.  £.  p.  11,  zu  bemerken :  In  the  choice  of  metre,  adherence 
haa  generallv  been  soagLt  to  the  eeseutial  sound  and  spirit  of  theGerioan; 
bnt  not  witnout  those  deviations  warranted  by  our  own  laws  of  metrical 
constructioD«  and  the  usages,  which  our  classical  writers  have  rendtrred  familiär 
to  the  ear  and  the  taste;  —  in  such  matters,  indeed,  the  ear  und  ihe  taste 
can  alone  deeide  the  judeement,  etc.  —  The  boldest,  and  yet  perhaps 
the  most  pardonable  deviation  from  the  original  metre,  is  to  be  fouu<l 
in  such  poems  as  „The  Walk"  (der  SpaKiergang),  "Pompeii  and  flercnlanum," 
etc.,  composed  by  Schiller  in  the  classic  verse,  for  which  the  £ng- 
lish  language  has  no  musical  analogy,  and  for  which  we  have, 
therefore,  considered  ourselves  at  liberty  to  Substitute  such 
metres  as  seemed  best  to  suit  the  nature  of  the  ohjects,  —  or 
such  as  an  English  poet,  adopting  subjects  of  a  similar  cha« 
racter,   would   probably  have  selected. 


im  Vei^eicb  mit  den  Origiiuilen«  847 

Verlangen  aber  müssen  wir»  dass  der  Strophenbau  im 
Ganzen  beibehalten  wird ;  dass  die  einzelnen  Tbeile  jeder  Strophe 
als  solche  zu  erkennen  sind  und  bei  der  Uebertragung  einen 
besonderen,  unterschiedenen  Charakter  tragen,  wenn  dies  im 
Original  der  Fall  war;  dass  die  eigenthfimlichen  Wirkungen 
derjenigen  formellen  Eigenschaften  des  deutschen  Gedichtes, 
welche  in  der  Uebertragung  nicht  nachgebildet  werden  können, 
möglichst  durch  andre  Mittel  erzielt  werden.  Vor  Allem  aber 
mass  der  Ideengehalt  eines  Gedichtes  in  der  dem  Dichter  eigen- 
thämlichen  Auffassung  wiedergegeben  werden.*  Auch  die  in 
den  Worten  liegende  Harmonie,  der  dem  Inhalt  eines  Verses 
angemessene  Klang  der  darstellenden  Worte,  das  harmonisch 
nachbildende  Element  darf  nicht  vermisst  werden. 

Als  eine  geeignete  Methode  für  die  Beurtheilung  der  Ueber- 
tragung einer  Gedichtsammlung,  in  welcher  die  verschiedenen 
Gattungen  der  Poesie  vertreten  sind,  möchte  nur  die  zu  be- 
trachten sein,  welche  ausgeht  von  der  Vergleichung  einzelner 
Dichtungen  aus  jeder  Gattung,  dieselben  im  Original  und  Ueber- 
Setzung  nach  Versbau,  Strophenbau,  Harmonie  der  Sprache 
und  Idee  würdigt,  und  auf  die  Resultate  dieser  einzelnen  Unter- 
suchungen ihr  Gesammturtheil  stützt. 

Auch  das  einzelne  Gedicht  muss  als  Ganzes  beurtheilt 
werden.  Einzelne  wohlgelungene  Passus,  aus  ihrem  Zusammen- 
hange herausgerissen  und  in  ihrem  Werthe  beleuchtet,  beweisen 
nur  das  Talent  des  Uebersetzers,  diese  oder  jene  Schönheit 
seines  Vorbildes  in  würdiger  Weise  nachzuahmen,  wie  andrer- 
seits einzelne  misslungene  Stellen  nur  diese  oder  jene  Schwäche 
des  Uebersetzers  aufdecken.  Den  absoluten  Werth  seiner  Ueber- 
setzungen  giebt  uns  diese  Betrachtungsweise  nicht;  dieser  lässt 
sich  nur  durch  den  Gesammteindruck  eines  Gedichtes  beurthei- 
len.  Wenn  wir,  noch  von  den  Gefühlen  erfüllt,  in  welche  uns 
die  Leetüre  eines  deutschen  Gedichtes  versetzt  hat,  uns  der 
Leetüre  seiner  Uebersetzungen  hingeben;  wenn  die  neue  Sprache 
in  derselben  Weise  harmonisch  den  Lippen  entgleitet ;  wenn  die 
Ideen  und  Bilder  in  gleicher  Weise  unsre  Empfindung  bestim- 


*  Every  one  acquainled  with  Schiller,  knows  that  it  is  occasionally  ne- 
ceb^arj  to  traoslate  bis  ideas  as  well  aa  his  words.    A.  a.  O.  p.  II,  Anni. 


248  Ueber  Bulwer*8  Uebeneizangen  Scbiller'scher  Gedichte 

men;  wenn  wir  bis  zum  Ende  durch  alle  die  Gefühle  hindurch 
geführt  werden,  in  die  uns  das  Original  hineinzog,  so  werden 
wir  die  Uebersetzung  trotz  einzelner  Mängel  eine  vortreffliche 
nennen  müssen.  —  Fühlt  sich  dagegen  unser  Ohr  mehrfach 
durch  Disharmonie  beleidigt;  bringt  vielleicht  das  veränderte 
Metrum  nicht  eine  entsprechende  Empfindung  hervor;  oder  ist 
der  Affect  der  Ideen,  sei  es  in  Folge  der  Darstellung,  sei  es 
in  Folge  einer  zu  wenig  tiefen  Auffassung  des  Ueber setzers, 
nicht  ein  so  inniger,  fesselnder,  vielleicht  gar  ein  andrer^  den 
der  Dichter  des  Originals  nicht  hat  erzielen  wollen,  so  müssen 
wir,  und  sollten  auch  eine  grosse  Menge  von  Versen  und  Stro- 
phen musterhaft  gelungen  sein,  die  Uebersetzung  als  eine  miss- 
lungene  bezeichnen.  —  Wollen  wir  also  wissen,  ob  die  Bulwer'- 
sche  Uebersetzung  der  Schiller'schen  Gedichte  den  Engländern 
unsem  Schiller  ersetzt  —  und  dies  würde  nach  unserem  Dafür- 
halten die  Ehuptfrage  sein,  welche  sich  der  Beurtheiler  dieser 
Uebersetzung  vorzulegen  hat  — ,  so  müssen  wir  einzelne 
Gedichte  aus  jeder  Dichtungsgattung  in  ihrer  Totalität  be- 
urtheilen. 

Ohne  Zweifel  hat  Bulwer  seinen  grössten  Fleiss  auf  die 
Uebersetzung  der  Schiller'schen  Balladen  verwandt,  die  er  auch 
zum  grössten  Theile  als  die  vollendetsten  Dichtungen  Schiller's 
an  die  Spitze  seiner  Sammlung  stellt.*  Er  beginnt  mit  dem 
Taucher, 

The   Diver. 

Die  Strophe  in  Schiller's  Taucher  zerTällt  in  drei  Theile, 
zwei  Stollen  mit  stumpfen  Reimen  und  den  Abgesang,  welcher 
klingend  reimt.  Der  zweite  Vers,  der  Schlussvers  des  ersten 
Stollens,  enthält  nur  drei  Versfiisse,  während  jeder  andre  vier 
Versfiisse  zählt.  Diese  Eigenthümlichkeit  bringt  eine  effectvolle, 
vom  Dichter  wohlberechnete  und  sinnreich  benutzte  Wirkung 
hervor.  Es  fehlt  diesem  Verse  etwas,  und  unser  Sinn  für  das 
Ebenmaass  lässt  uns  diese  Lücke  empfinden  und  durch  ein 
unwillkürliches  Pausiren  das  Fehlende  ergänzen.     Die  so  ein- 


*  We  bare  inverted  the  usual  order,  placing  tbe  matui'est  poems  first. 
Vorrede  Balwer^s  za  seiner  Uebersetzang,  T.  B.  p.  III. 


im  Vergleich  mit  den  Originalen.  249 

£bm^  und  natürlich  hervorgebrachte  Pause  hat  für  jede  Strophe 
ihre  Bedeutung: 

Die  Klippe,  die  schroff  und  steil, 

Der  plötzlich  steil  abgebrochenCi  unvollendete  Vers  erweckt  die 
Idee  der  schroffen  Klippe. 

Vernehmen*!  nnd  schweigen  still, 

Auch  wir  schweigen  still»  und  dieses  Stillschweigen  l&sst   uns 
den  Ernst  der  Stille  um  so  tiefer  empfinden. 

Bulwer  hat  diesen  Vers  nicht  in  derselben  VTeise  wie 
Schiller  vor  den  übrigen  au8gezeichnet,  er  entbehrt  daher  bei 
ihm  auch  der  entsprechenden  Wirkung: 

In  der  Tiefe  brauset  es  hohl 

Schauerlich  hohl  klingt  es  in  unserer  bangen  Seele  nach. 

bat  tbe  crowd 
Heard  the  wall  from  the  deep  murmur  boUow  and  felL 

Von  einer  gleichartigen,  schon  durch  den  Ton  erzeugten  Wir- 
kung dieses  Verses  empfinden  wir  nichts. 

Der  Abgesang  hat  bei  Schiller,  vornehmlich  durch  seine 
weiblichen  Reime,  eine  eigenthümliche  Bedeutung  erhalten.  Er 
bildet  schon  in  Folge  seines  Klanges  gewissermaassen  den  He- 
frain  zu  den  vorangehenden  Theilen  der  Strophe,  er  hat  diesen 
gegenüber  ein  besonders  ernstes,  würdevolles,  getragenes  Ge- 
präge. Der  Dichter  hat  ihn  daher  auch  benutzt,  die  Empfin- 
dungen der  Menge  zu  schildern.  Wie  die  Stimme  des  Fatums 
klingen  diese  Verse  den  in  den  beiden  Stollen  gegebenen  Er- 
eignissen nach;  das  ahnungsvoll  in  unserm  Innern  erwachende 
Gefühl  der  Furcht  vor  der  Allgewalt,  die  den  frevelhaften  Ueber- 
muth  rächen  wird,  erhält  in  ihnen  Auedruck.  Eben  aus  diesem 
Grunde  wird  der  Dichter  in  diesen  Versen  seltener  Anapäste 
den  mehr  ernst  und  getragen  klingenden  lamben  untermischt 
haben.  —  Bei  Bulwer  hüpfen  die  beiden  Schlussverse  jeder 
Strophe  des  Diver  munter  in  Anapästen  dahin  und  haben  männ- 
Ccfae  Beime.  Letzteres  ist  zu  verzeihen,  ersteres  nicht,  denn 
es  beweist  die  gänzliche  Verkennung  der  inneren  Bedeutung 
der  Structur  dieses  Theiles  der  Strophe,  dessen  abweichende 


250  Ueber  Balwer^a  Uebersetzongen  Scfailler'scher  Gedichte 

Bauart  als  rein  äusserlicher,  unwesentlicher  Zierath  ohne  innere 
Bedeutung  angesehen  worden  ist 

Durch  die  beiden  bis  jetzt  erwähnten  Abweichungen  Bul- 
wer's  von  seinem  Originale  hat  dieser  seine  Strophe  eintöniger 
gemacht.  Alles,  was  der  Taucher  an  metrischer  Abwechslung 
bietet,  bis  auf  die  Anordnung  der  Reime  —  zwei  Kreuzreime 
und  ein  Keimpaar  —  hat  der  Uebersetzer  aufgegeben,  ohne  für 
diese  wesentlichen  Eigenschaften  unsrer  Ballade  ein  Aequivalent 
zu  schaffen. 

Hinsichtlich  der  Auffassung  und  des  Ausdrucks  der  Ge- 
danken des  Schiller*schen  Tauchers  bemerken  wir  im  Diver 
zwei  wesentliche  Mängel.  Erstens  ist  es  dem  Uebersetzer  an 
vielen  Stellen  nicht  gelungen,  in  der  Weise  Schiller^s  durch  den 
Ausdruck  die  Wirkung  der  Vorstellung  auf  unser  Gemüth  zu 
verstärken.  Vor  Allem  aber  hat  Bulwer  nicht  gefühlt,  wie  unser 
Dichter  stets  'sich  selbst  in  den  Kreis  derer  versetzt,  welche 
den  Ereignissen  beiwohnen,  und  dadurch  auch  uns,  seine  Leser, 
in  denselben  hineinzieht.  Wir  sehen  unwillkürlich  Alles  vor 
unsren  Augen  vor  sich  gehen ;  die  Empfindungen  der  Zuschauer 
sind  unsre  Empfindungen,  wir  sind  die  Zuschauer;  der  Dichter 
vermeidet  es  geflissentlich,  uns  aus  dieser  Täuschung  heraus- 
zuziehen. Jede  Hindeutung  auf  ein  historisches  Geschehensein 
in  der  Feme,  vor  unsrer  Zeit,  in  fremden  Kreisen  ist,  vornehm- 
lich in  den  refrainartigen  Schlussversen,  deren  Charakter  wir 
kennen  lernen,  umgangen.  —  Bulwer  hingegen  berichtet  objectiv- 
historisch,  und  setzt  dadurch  unsrer  Phantasie  und  Empfindung 
eine  Schranke,  die  wir  bei  Schiller  nicht  vorfinden.  Der  ge- 
nauere Vergleich  einer  Strophe  mit  ihrer  Uebersetzung  wird 
uns  über  die  Bedeutung  dieser  Mängel  keinen  Zweifel  lassen. 

Und  stille  wird^s  über  dem  Wasserscblund, 

In  der  Tiefe  nur  brauset  es  hohl, 

Und  bebend  hört  man  von  Mund  zu  Mund: 

^Hochherziger  Jüneling,  fahre  wohll" 

Und  hohler  und  hohler  hört  man's  heulen, 

Und  es  harrt  noch  mit  bangem ,  mit  schrecklichem  Weilen. 

0*er  the  surface  grim  silence  luy  dark;  but  the  crowd 
Heard  the  wail  from  the  deep  mnrmur  hollow  and  feil; 
Thev  hearken  and  shnddcr,  laroenting  aloud  — 
"Gallant  youth  —  noble  heart  —  fare-thee-well  !*' 
More  hollow  and  more  wails  the  deep  on  the  ear  — 
More  dread  and  more  dread  grows  suspense  in  its  fear. 


im  Vergltich  mit  den  Orij^naleo.  251 

Wie  unendlich  bleibt  die  Ueberaetzung  hinter  dem  Origi- 
nale zurück.  Jeder  Laut  in  diesem  ruft  in  uns  die  Em- 
pfindung wach,  welche  die  Gemüther  der  Zuschauenden  bewegte. 
Wir  sehen,  hören  und  empfinden  so  lebhaft,  wie  die  Beiwohnen- 
den nur  haben  empfinden  können;  noch  mehr,  der  Dichter  hat 
uns  selbst  zu  Zuschauem  gemacht.  Bulwer  schreibt  im  Präte- 
ritum, er  berichtet  von  einer  crowd;  —  Schiller  lässt  alles  vor 
unsem  Augen  vor  sich  gehen,  er  schreibt  im  Präsens.  Möchte 
Bulwer  den  Werth  der  Täuschung,  in  welche  uns  Schiller  ver- 
setzt, erkannt  haben.  —  In  der  Tiefe  brauset  es  hohl.  —  Wir 
vernehmen  das  hohle  Brausen;  bei  Bulwer  hörte  es  damals  die 
crowd.  — 

Und  bebend  gebt  ef  von  Mand  zu  Mund  — 

Ob  dieses  bebende  Angstgeflüster,  zu  dessen  Hörern  der  grau- 
same Dichter  uns  selbst  macht,  unsere  Seele  nicht  mit  tieferer, 
ergreifenderer  Gewalt  erfasst,  als  der  Bericht  Bulwers  vom  lau- 
ten Lamentiren  der  unbekannten  Menge?  Es  gleitet  mit  den 
Worten:  Uochhersiger  Jüngling,  fahre  wohll  —  ein  leiser, 
banger  Seufzer  langsam  über  unsre  Lippen. 

Der  folgende  Vers  ist  bei  Schiller  ein  wahres  Muster- 
beispiel poetisch  nachahmender  Darstellung: 

Und  bobler  ond  bobler  bort  man^s  beulen  — 

Diese  vierfache  Alliteration,  verbunden  mit  Assonanz,  giebt  in 
genialer  Weise  den  Eindruck  wieder,  den  das  dumpfe  Getöse 
der  Wasser  in  grauser  Tiefe  auf  die  Gemüther  der  Umstehen- 
den hervorbringt.  Wir  selbst,  die  wir  das  Geschehene  noch 
einmal  erleben  sollen,  wir  sollen  das  hohle  Heulen  selbst  ver- 
nehmen; auch  in  unserm  Herzen  soll  das  schreckliche  Tosen 
der  Tiefe  die  bange  Erwartung  wach  rufen.  —  Der  dumpf  ver- 
klingende Ausgang  —  heulen  —  erhebt  vollends  das  Onomato- 
poetische dieses  Verses  zur  Vollkommenheit.  Wie  ein  heulend 
wachsender  Windstoss,  dem  ein  unheimliches  Sausen  folgt,  so 
klingt  das  heulende  Getöse  der  Tiefe.  —  Bulwer  hat  in  dem 
entBpsrechenden  Verse  nichts  die  Idee  desselben  lautlich  Cha- 
rakterisirendes.  Auch  sein  hüpfendes  anapästisches  Metrum  ist 
nicht  geeignet,  das  wachsende  Brausen  nachzuahmen,  welches 


252  Ueber  Balwer's  Uebertetsungon  Schillei^scher  Gedichte 

aus  den  wogenden  Wassern  herauftönt.  Er  hat  offenbar  auch 
hier  wiederum  die  Absicht  Schiller'sy  uns  das  Geschehene  selbst 
erleben  zu  lassen»  uns  in  den  Kreis  der  Zuschauer  hineinzu- 
versetzen und  deren  Empfindungen  uns  empfinden  zu  lassen« 
nicht  begriffen. 

Schliesslich  können  wir  auch  die  Uebersetzung  des  letzten 
Verses  dieser  Strophe  nicht  gutheissen: 

Und  es  harrt  noch  mit  bangem,  mit  schrecklichem  Weilen. 

Dies  bedeutungsvolle  ^^s/  ^^^  nicht  wir  selbst  sind,  denn 
unser  Verstand  hat  den  verwegenen  Taucher  längst  aufgegeben ; 
dies  unbestimmte  Etwas,  das  unsre  Augen  noch  auf  den  Punkt 
heftet,  wo  unsre  Hoffnung  begraben  liegt,  es  ist  das  Es,  wel- 
ches uns  aufrecht  erhält,  wenn  nach  unsrer  menschlichen  Ein- 
sicht uns  Alles  genommen  ist,  dessen  Tröstungen  wir  uns  so 
gern  hingeben.  Das  mit  unsrer  Natur  verwachsene  Bewusst- 
sein  von  dem  Walten  des  Geschickes,  dem  unser  Verstand  und 
Wille  nicht  seine  Wege  vorschreiben  kann;  das  unwillkürliche 
Gefühl  von  der  unendlichen  Allmacht  des  allwaltenden  Gottes. 
--  Dies  Es  ist  durch  Bulwer's  suspenso  bei  Weitem  nicht  er- 
setzt. Auch  in  diesem  Verse  lässt  uns  Schiller  mehr  empfinden, 
Bulwer  zielt  mehr  auf  eine  klare  Beschreibung  des  sich  Zu- 
tragenden hin.* 

Wie  in  dieser  Strophe,  so  hat  der  Uebersetzer  im  ganzen 
Gedichte  die  wesentliche  Absicht  des  Dichters  verfehlt ;  die  Ab- 
sicht, nicht  objectiv-historisch  zu  berichten,  sondern  das  Ereig- 
niss  vor  die  Augen  des  Lesers  hinzufuhren  und  ihn  unter  den 
Einfluss  desselben  zu  stellen.  Es  fehlt  somit  der  Uebersetzung 
gerade  das,  was  dem  deutschen  Gedichte  den  Hauptreiz  ver- 
leiht. In  Hinsicht  auf  die  übrigen  Strophen  wei*den  wir  uns 
daher  mit  einzelnen  Bemerkungen  begnügen  können. 

In  Strophe  4  tritt  die  Charakteristik  des  Jünglings  bei 
Schüler  mehr  markirt  hervor,  als  in  der  Uebersetzung.  Schil- 
ler^s  Jüngling  macht  auf  uns  einen  etwas  anderen  Eindruck, 
als  der  Jüngling  bei  Bulwer,  sein  keckes  Wesen  tritt  in  den 
Vordergrund.    Die  sprachliche  Darstellung  hebt  diese  Keckheit 


Im  Vergkioh  mit  dao  OriginaleiL  S6S 

ToiireflPlich  bevor;  der  zweite,  kürzere  Vera  der  Strophe  ist 
hierfür  wieder  von  wesentlicher  Bedeutung: 

Und  ein  £delknecbt,  saoft  ond  keck  — , 
Und  den  Gürtel  wirift  er,  den  Mantel  weg. 

Bei  Bulwer  hebt  die  kecke  Verwegenheit  des  Jünglinge  nicht 
in  demaelben  Maaaae  hervor: 

Till  a  yoath  with  an  aspect  nnfearin^  bnt  gentle,  .  .  . 
Unbttckling  lii«  girdle,  and  doffing  bu  mantle,  — 

Es  liegt  eine  blosse  Beschreibung  vor;  die  Sprache  iet  nicht 
als  Mittel  verwandt,  durch  ihren  Klang  den  Inhalt  äusserlich 
zu  veranschaulichen. 

Die  folgende  Strophe  enthält  eme  durchaus  dunkle  Stelle: 

Lo!  the  wave  tkat  for  ever  devourt  tfae  wave, 
Casts  roaringly  up  tbe  cbarjbdis  again. 

Diese  Verse  sollen  Schillers: 

Die  Wasser,  die  sie  binanterschlang, 
Die  Charybde  jetzt  brüllend  wiedergab  — 

öbereetzen.  Es  möchte  schwer  werden,  den  Bulwer'schen  Wor- 
ten eine  klare  Vorstellung  zu  Grunde  zu  legen.  "Wie  anschau- 
lich hingegen  ist  die  Beschreibung  des  Originals. 

In  Strophe  8  mochte  Bulwer's  ^hark''  nicht  am  Platze  sein. 
Nachdem  wir  auf  den  verwegenen  Sprung  des  Jünglings  vor- 
bereitet sind  —  derselbe  hat  soeben  seine  Seele  den  Händen 
Gottes  anvertraut  — ,  kann  uns  der  Schreckensruf  der  Menge 
nicht  mehr  als  ein  fremdes,  unerwartetes  Geräusch  erscheineni 
auf  welches  wir  durch  ein  ^Horch^  erst  aufmerksam  gemacht 
werden  müssten.  Wie  wahrheitsgemäss  ist  dagegen  Schiller^s 
Darstellung: 

Der  Jüngling  sich  Gott  befiehlt, 

Und  —  ein  Schrei  des  Entsetzens  wird  rings  gehört. 

Wir  sehen  den  Verwegenen  hinunterstärzen  und  im  nämlichen 
Momente  dringt  der  Schrei  des  Entsetzens  schaurig  in  unsre 
Seele. 

In  der  14.  Strophe  hat  Bulwer  Schiller's:   Es  behielt  ihn 


254  Ceber  Bulwer^s  Ueberaeizoogen  &ehiller'scber  Gedichte 

nicht  —  wiedergegeben  durch :  The  ocean  has  render'd  its  prey. 
In  der  Tiefe  des  geheimnissvollen  Strudels,  dessen  Wesen  und 
Weg  Niemand  kennt,  der  Phantasie  das  grausige,  gewaltige 
^jEs**  zu  zeigen,  ist  von  unersetzlich  poetischer  Wirkung.  Bul- 
wer's  Umschreibung  enthält  Nichts  als  die  Thatsache  der  Ret- 
tung objectiv  dargestellt. 

Mancherlei  lässt  sich  gegen  die  Uebersetzung  der  16.  Strophe 
einwenden.  Eine  wesentliche  Bedingung  guter  Poesie  ist  Klar- 
heit ihrer  Ideen  und  Bilder.  Nicht  das  abstracto  darf  als  Sol- 
ches Gegenstand  der  Poesie  sein,  es  muss  sich  hinter  sinnlich 
anschaulichen,  schönen  Formen  verbergen;  wie  die  Malerei  und 
Plastik  muss  auch  sie  ihre  Ideen  in  sinnlich  schönen  Bildern 
vor  uns  hinstellen.  In  ihr  muss  das  Geschehen,  in  dessen  Ur- 
sachen der  Verstand  nicht  einzudringen  vermag,  auf  das  Wirken 
eines  Wesens  zurückgeführt  werden,  welches  als  ein  concretes 
Dasein  in  bestimmter  Gestalt  unsrer  Phantasie  entgegentritt 
Schiller  ist  es  vornehmlich,  der  von  diesem  Grundsatze  durch- 
drungen ist  Wo  finden  wir  das  erhabene,  gewaltige,  für  den 
gemeinen  Verstand  unergründliche  Walten  der  Gottheit  in  sei- 
nen verschiedenen  Erscheinungen  klarer,  poetischer  und  fiir  unsre 
Vorstellung  fasslicher  personificirt,  als  in  der  griechischen  Götter- 
welt? Daher  hat  gerade  Schiller  den  alten  Olymp,  der  übrigens 
aus  eben  diesem  Grunde  für  die  Poesie  nie  gänzlich  ausgestor- 
ben war,  von  Neuem  in  ein  lebendiges  Dasein  gerufen  und  fiir 
die  Poesie  die  alten  Götter  in  ihre  Sechte  wieder  eingesetzt. 
Eben  deshalb  sind  die  meisten  Lieder  geistlichen  Inhidts  von 
sehr  geringem  poetischen  Werthe,  weil  sie  uns  abstracte  Ge« 
walten  handelnd  zeigen,  was  unsre  Phantasie  nicht  fassen  kann. 
Wir  sollen  nicht  denken  in  der  Poesie,  wir  sollen  empfinden, 
und  zwar  deutlich  und  schön  empfinden.  —  Vergleichen  wir 
daher  einmal,  von  diesen  Gesichtspunkten  ausgehend,  Schiller'a : 

« 
Der  Mensch  versuche  die  Götter  nicht  — 

mit  Bulwer's: 

Nor  Man  Stretch  too  far  the  wide  mercy  of  fieaven. 

Schiller  lässt  uns  einen  Blick  werfen  in  die  Versammlung  der 
Götter;  wir  sehen  den  alten  Vater  Zeus  dumpf  grollend  sitzen. 


im  Verglttob  mii  deo  Originalen.  255 

nnd  zittern  bei  dem  Gedanken,  er  möge  seine  donnerade  Ver- 
niditQngsBtimme  hören  lassen;  —  ein  lebendiges,  klares  Bild. 
—  Bulwer  weist  uns  hin  auf  ,,die  Gnade  des  EBrnmels,"  eine 
zwar  sehr  gewöhnliche  Anschauung,  der  aber  jede  sinnliche 
Anschaulichkeit  abgeht;  vielleicht  um  so  mehr,  eben  weil  sie 
uns  so  gewöhnlich  geworden  ist,  dass  wir  gedankenlos  über  sie 
hinweglesen.  Bulwer  hätte  seine  Leser  ohne  Bedenken  mit 
Schiller  einmal  in  den  alten  Olymp  einfuhren  können.  —  Den- 
selben Vorwurf  der  Unklarheit  kann  man  dem  letzten  Verse 
dieser  Strophe  machen: 

The  veil  wbich  is  woven  witb  Terror  and  Night, 

ist  ein  unklares  und  deshalb  unpoetisches  Bild.  Den  Worten 
Schiller's : 

Was  sie  gnädig  bedecken  mit  Nacht  und  Granen  — 

kann  man  diesen  Fehler  nicht  vorwerfen. 

Ein  einziges  Mal,  in  Strophe  22,  hat  Bulwer  Schiller's 
,.E8^  wiedergegeben.  Die  Bewunderung,  welche  dies  nEs^ 
hervorgerufen  hat,  ist  ihm  wohl  bekannt.  (The  It  in  the  ori- 
ginal has  been  greatlj  admired,  sagt  er  selbst.)  Aber  dennoch 
scheint  es  ihm  nicht  recht  bewosst  zu  sein,  worin  die  Bedeu- 
tung dieses  „Es^  liegt.  Sein  ^IC*  verliert  allen  Werth,  indem 
ihm  sofort  ein  bestimmter,  sinnlicher  Gegenstand  zu  Grunde 
gelegt  wird: 

It  aaw  —  the  dread  bnndred-limbed  creature  —  its  prey,  — 

Die  letzte  Strophe  des  Originals  hat  etwas  besonders  Ernstes, 
Gedankenschweres,  zumal  der  letzte  Vers.  Der  Dichter  hat 
dies  in  den  Ton  desselben  dadurch  hineingelegt,  dass  er  ihn 
nur  aus  lamben  gebildet  hat  und  ausserdem  eine  Senkung  hat 
fehlen  lassen: 

Den  Jüngling  bringt  keines  wieder. 

Bulwer  ist  wieder  rein  erzählend,  ohne  der  Empfindung  des 
L#eser8,  der  den  Gedanken  des  Gedichtes  gefolgt  ist,  Rechnung 
zu  tragen: 

But  no  wave  erer  bringe  tbe  lost  jouth  to  tbe  sbore. 


156  Ueber  Bulwer*8  Uebersetsangen  Schiller^acher  Gedichte 

Der  Uebersetzer  des  Diver  hat  also  in  sehr  vielen  und 
wesentlichen  Ponkten  sein  Orij^nal  nicht  erreicht  Gleichwohl 
mfissen  wir  zugestehen»  dass  Einseines  meisterhaft  wiederg^e- 
ben  ist. 

And,  as  with  tbe  swell  of  the  fsr  thander-boom, 

RoBbes  foamingly  forth  irom  the  beert  of  tbe  gloom.  (Strophe  12.) 

Der  üebersetzer  hat  das  Bild  des  Originals  beibehalten  und 
die  dargestellte  Erscheinung  auf  entsprechende  Weise  sprach- 
lich nachzuahmen  gesucht.  Die  Beimart  ist  sehr  passend  ge- 
troffen und  die  Alliteration  glücklich  und  effectvoU. 

Auch  das  „Wallen  und  Sieden  und  Brausen  und  Zischen*' 
im  Eingange  der  folgenden  Strophe  vermissen  wir  bei  Bulwer 
nicht.  —  Der  zweite  Vers  derselben  Strophe  enthält  eine  wohl- 
gelungene Erweiterung  und  Verdeutlichung  der  betreffenden 
Stelle  des  „Taucher.*" 

As  when  fire  is  with  water  commized  and  conteodlng  — 

Beide  Stufen  dieses  Prozesses,  die  Bulwer  durch  zwei  Verba 
ausgedrückt  hat,  liegen  freilich  schon  in  Schiller's  „sich  mischt**. 
Aber  der  lebhafte  Widerstand  der  beiden  Elemente  gegen  ein- 
ander ist  durch  den  Ausdruck  „sich  mischt**  nicht  so  anschau- 
lich dargestellt,  dass  nicht  eine  weitere  Ausfuhrung  und  mar- 
kirtere  Zeichnung  von  diesem  Vorgange  willkommen  wäre. 

Die  Strophe  gehört  überhaupt  zu  den  schönsten  der  Ueber- 
setzung.    Auch  ihr  Schluss  ist  eines  grossen  Dichters  würdig: 

And  it  never  will  reat,  nor  from  traTStl  be  free, 
Like  a  aea  ihat  is  labouring  the  birth  of  a  aea. 

Auch  Strophe  13  gehört  zu  den  besseren  der  üebersetzung. 
Der  „finster  fluthende  Schooss**  hat  in  „the  far-floating  gloom** 
ein  würdiges  Aequivalent  gefunden. 

Fassen  wir  schliesslich  das  zusammen,  was  den  Taucher 
von  seiner  Üebersetzung  hauptsächlich  unterscheidet,  so  finden 
wir,  dass  Schüler  eigenes  tiefes  Empfinden  darstellt,  Bulwer 
hingegen  als  gewandter,  der  Sprache  mächtiger  Dichter  Vor- 
stellungen seiner  Phantasie,  Bilder  ausser  ihm  vorfuhrt,  an 
denen   das   Empfinden  seines  Herzens  keinen  Antheil  nimmt. 


im  Vergleicli  mit  des  OrigUialeD.  S5T 

In  denjenigen  Strophen^  derer  Inhalt  mehr  objectiv  erzählend 
oder  beschreibend  ist,  in  denen  grossartig  schöne  Bilder  vor 
unseren  Augen  entworfen  werden ;  überhaupt  da,  wo  nicht  die 
empfindende  Seele  des  Dichters  seinen  Worten  tiel  eingehaucht 
ist,  da  ist  Bulwer  ein  im  Ganzen  sehr  glücklicher  Uebersetzer. 
So  besonders  in  den  zum  Theil  erwähnten  Strophen  10, 12  und 
13.  —  Als. Original  würde  Bulwer's  ^Diver^  gewiss  nicht  ohne 
Werth  sein,  Schiller's  „Taucher^  ersetzt  diese  Dichtung  ihren 
Lesern  nicht 

Aber  nur  wenige  Uebersetzungen  der  Schiller'schen  Balla- 
den sind  ihren  Vorbildern  so  wenig  ebenbürtig,  als  die  bespro- 
chene.   Ueber 

The  Cranes  of Ibycus 

dürfte  unser  Urtheil  anders  lauten. 

Der  Strophenbau  dieses  Gedichtes  ist  in  der  Uebertragung 
genau  nachgebildet;  den  Wechsel  zwischen  stumpfen  und  klin- 
genden Reimen  vermissen  wir  allerdings  auch  hier  wiederum. 
Doch  büssen  wir  dabei  diesmal  nicht  so  viel  ein,  weil  in  den 
Kranichen  des  Ibycus  dieser  Wechsel  nur  dem  äusseren  Zwecke 
des  Wohlklanges  dient ,  nicht  zu  gleicher  Zeit  den  inneren 
Zwecken  der  Idee.  Bei  Bulwer  finden  wir  wie  bei  Schiller  acht 
vierfossige  lamben,  von  denen  die  vier  ersten  paarig,  die  vier 
letzten  kreuzweise  reimen.  Wenn  hier  und  da,  ohne  bestimmte 
Regel,  weibliche  Reime  in  der  Uebersetzung  erscheinen,  so  be- 
einträchtigt das  die  Harmonie  und  Gleichheit  des  Strophen- 
baues nicht. 

Vorzüglich  ist  es  dem  Uebersetzer  in  diesem  Gedichte  ge- 
lungen, die  Beschreibungen  und  Bilder  genau  in  den  Farben 
und  Umrissen  des  Originals  vor  unsern  Augen  zu  entwerfen, 
selbst  da,  wo  er  sich  durch  Umschreibungen  ziemlich  weit  vom 
deutschen  Texte  entfernen  musste.  Als  Beispiel  kann  die  zweite 
Hälfte  der  ersten  Strophe  dienen; 

Wenda  Ibycus  —  whose  lips  the  sweet 
And  ever-yonng  Apollo  fires; 
The  staff  sappoits  the  wanderer's  feet  — 
The  God  the  poet's  soal  inspiresl 

Die  Worte  SchiUers  sind  nicht  getreu  wiedergegeben ;  auch 

AkUt  t  D.  SpncbMi.  XlilX.  17 


958  üeber  Bidwei^f  Uebenetmogen  Sehillei^scher  Oedichte 

die  einzelnen  Zeilen  enthalten  nicht  den  Umfang  der  Ideen,  den 
sie  im  Originale  haben.  Aber  dennoch  gewinnen  wir  durch 
diese  Verse  ganz  dieselbe  Vorstellungi  welche  der  Schiller'sche 
Text  hervorruft,  kein  Strich  der  Zeichnung  des  Originals  fehlt. 
Der  mit  diesem  Vertraute  möchte  kaum  gewahr  werden,  dass 
er  nicht  eine  sich  an  dasselbe  eng  anschliessende  Uebersetzung 
vor  sich  hat. 

Das  Meisterwerk  einer  Uebersetzung  aber  ist  die  zweite 
Strophe : 

Soon  from  the  mountain-ridges  high, 
The  tower-crown'd  Corinth  greets  his  eye; 
In  Neptnne'fl  croTes  of  darksome  pine, 
Ue  treads  with  shudderiog  awe  divine; 
Noaeht  Uvea  aroand  him,  save  a  swarm 
Of  Cranea,  that  atill  paraaed  bis  wi^  — 
Lured  by  the  Souüi,  they  wheel  and  form 
In  ominous  groups  their  wild  array. 

Schon  winkt  auf  hohem  Bergearücken 
Akrokorinth  des  Wandren  Blicken, 
Und  in  Poseidons  Fichtenhain 
Tritt  er  mit  frommem  Schauder  ein. 
Nichts  regt  sich  um  ihn  her,  nur  Schwärme 
Von  Kranichen  beffleiten  ihn, 
Die  fernhin  nach  des  Südens  Wärme 
In  graulichtem  Geschwader  zieh'n. 

Wir  bewundem  die  fast  wortgetreue  Wiedergabe  des  Originals 
in  so  leichter,  wohlklingender,  fliessender  Sprache.  Man  möchte 
fast  glauben,  Schiller's  Worte  selbst  zu  hören,  so  eng  ist  die 
Verwandtschaft  zwischen  beiden  im  ganzen  Tone  der  Strophe, 
besonders  hinsichtlich  des  Keimes. 

Dasselbe  günstige  Urtheil  müssen  wir  fast  über  sänmitliche 
Strophen  dieser  Uebersetzung  fällen.  Als  besonders  gelungen 
möchten  die  Strophen  7  bis  12  zu  erwähnen  sein,  die  sich  bei 
engem  Anschluss  an  den  deutschen  Text  in  Ton  und  Idee  zu- 
gleich in  schöner,  harmonischer  Sprache  frei  ergiessen. 

Freilich  haben  die  „Cranes  of  Ibycus^  auch  ihre  Mängel. 
So  ist  der  Beim  in  Strophe  20:  Inscrutable  —  dwell  jedenfalls 
ein  sehr  mangelhafter,  der  weder  dem  Auge  noch  dem  Ohre 
genügt.  Im  Ganzen  aber  ist  diese  Uebersetzung  der  des 
„Tauchers^  bei  Weitem  überlegen.  Der  Grund  hierfür  wird  in 
dem  unterschiedenen  Charakter  der  beiden  Balladen  selbst  liegen. 


im  Vwfß/ekHk  mit  den  Onginaleii.  5159 

Die  Darstellmigsweise  der  „Kinnicbe  des  IbjkuB^  ist  mehr 
historisch  und  objectiv,  die  Subjectivität  des  Dichters  tritt  in 
dieser  Dichtung  nicht  hervor,  das  eigene  Empfinden  desselben 
über  die  dargestellten  Ereignisse.  Der  Taucher  hingegetf  ver- 
setzt uns  ganz  in  die  Seele  des  Dichters.  In  dieser  nur  für 
das  wahrhaft  Gute  und  Schöne  empfänglichen  Seele  gewinnen 
alle  Gedanken  und  Vorstellungen,  wie  in  der  Werkstätte  eines 
Künstlers,  der  in  seinen  schönen  Werken  seine  schöne  Seele 
darstellt,  Leben  imd  Gestalt  —  Bulwer  hat  ein  offenes  Auge 
und  Ohr  für  die  Harmonie  der  äussern  Natur.  Er  versteht  es, 
den  Bildern  der  Natur,  den  Scenen,  welche  unter  die  Wahrneh- 
mung der  Sinne  fallen,  ihre  poetisch  schöne  Seite  abzugewinnen 
und  diese  in  gewandter,  angemessener  Sprache,  in  anschaulichen, 
lebendigen  Farben  zu  schildern.  Dies  Talent  hat  ihn  zu  einem 
guten  Uebersetzer  der  Kraniche  des  Ibycus  gemacht.  —  Dun 
fehlt  die  tief  empfindende  Seele,  die  Vorbedingung  aller  Lyrik; 
dieser  Mangel  hat  seinen  ,,Diver^  misslingen  lassen. 

Bulwer  mochte  sich  der  VorzQge  seiner  Cranes  of  Ibycus 
auch  wohl  bewusst  sein,  er  hat  dieser  Ballade  eine  Erklärung 
und  Würdigung  von  fast  zwei  Druckseiten  gewidmet.  Freilich 
hat  auch  der  Diver  eine  längere  Würdigung  in  Prosa  erhalten, 
aber  wir  werden  annehmen  müssen,  dass  Bulwer  die  Schwächen 
dieser  üebersetztmg  nicht  erkannt  hat,  zumal  sie  weniger  in 
Sprache  und  Ausdruck  gefunden  wurden,  als  vielmehr  darin, 
dass  uns  die  Darstellung  kalt  lässt,  dass  sie  nicht,  wie  das 
Original,  unser  ganzes  Empfinden  wie  ein  Strom  mit  sich  fort- 
reisst. 

The  Eleusinian  Festival. 

Nicht  viel  ungünstiger  als  über  die  Cranes  of  Ibycus  darf 

unser  Urtheil  über  die  Uebersetzung  des  Eleusischen   Festes 

lauten.    Nicht  nur  das  Versmaass  hat  Bulwer  beibehalten  und 

mit  demselben  die  Worte  in  eine  eben  so  wundervolle  Harmonie 

zu  setzen  gewusst  wie  Schiller,  fast  überall  lässt  er  auch  die 

Bilder  in  derselben  Fülle  und  Klarheit  vor  unsere  Augen  treten, 

in  der  sie  uns  im  Original  entzücken.     Götter,  Menschen  und 

Natar  —  AUes  erscheint  in  derselben  Gestaltung,  in  demselben 

Gewände  und  unter  derselben  Beleuchtung,  wie  bei  Schiller.    So 

17  • 


SdO  Uebcar  Bidwer's  Debenetzungen  Schillei'scher  Gedichte 

ist  z.  B.  in  Strophe  6  durch  den  einzigen  Zusatz  ^the  Mother*' 
Alles  ersetzt,  was  von  den  Worten  des  Originals  fehlt: 

I  ~  the  Mother  —  I,  alone 
EUve  a  heart  that  fecäs  for  ManI 

Doch  der  Menschheit  Angst  und  Wehen 
Fühlet  mein  gequlütes  Herz. 

Die  Erinnerung  an  die  nach  des  Küides  Spur  irrende  Mutter 
lässt  uns  eben  so  klar  und  deutlich  die  Tiefe  ihres  Schmerzes 
erkennen,  als  wenn  derselbe  nfther  beschrieben  wäre. 

Auch  diejenigen  Strophen,  welche  bei  Schiller  durch  den 
Wechsel  von  Trochäen  und  Dactylen  vor  den  übrigen  den  Cha- 
rakter begeisterter  Herzensergiessung  tragen,  haben  bei  Bulwer 
dieselbe  Auszeichnung  erhalten.   (Strophe  1  u.  14.)    Strophe!.: 

Wind  in  a  garland  the  ears  of  gold, 
Azare  Cyanes  inwosen  bei 
Oh  how  gladlv  shall  eye  behold 
The  Qaeen  wno  comes  in  her  majesty. 
Man  with  man  in  communion  mixing, 
Taming  the  wild  ones  where  she  went; 
Into  the  peace  of  the  homestead  fixing 
Lawless  bosom  and  shifting  tent. 

Windet  sum  Kranze  die  goldenen  Aehren, 
Flechtet  aach  blaue  Cyanen  hinein  I 
Freude  soll  jedes  Auge  yerklären. 
Denn  die  Königin  ziehet  ein, 
Die  Bezähmerin  wilder  Sitten, 
Die  den  Menschen  zum  Menschen  gesellt, 
Und  in  friedliche,  feste  Hütten 
Wandelte  das  bewegliche  Zelt. 

Einzelne  Stellen  sind  auch  in  diesem  Gedichte  mangelhaft  über- 
tragen. So  z.  B.  ist  der  5.  Vers  von  Strophe  8  ein  Zusatz, 
welcher  die  Deutlichkeit  des  Bildes  beeinträchtigt.  Wir  sehen 
Torher,  wie  bei  Schiller^  die  von  einer  Wolke  umhüllte  Göttin 
plötzlich  im  Kreise  der  vor  Schrecken  erstarrten  Wilden  stehen, 
und  werden  dann  unterrichtet,  dass  sie  sich  heimlich  hinein- 
geschlichen habe. 
Auch  die  Verse: 

Take,  o  Zeus,  this  offerin^ , 
Let  it  soften  Thee  the  thme  — 

Dass  dies  Opfer  dir  gefalle, 

Lass  ein  Zeichen  jetzt  gescheb'n.  — 


im  Vergleich  mit  des  Origiaaleh.  261 

Bind  entschieden  nicht  eine  Verbesserung  des  Originals,  vrofur 
vielleicht  Bai  wer  die  herzliche  Bitte:  Let  it  soften  Thee  to 
thine  —  genommen  haben  mag.  Die  Bedeutung  des  plötzlich 
hemiederfahrenden  Blitzes,  der  vor  allen  Dingen  den  Wilden 
die  Macht  des  Zeus  und  dann  das  Wohlgefallen  des  gewaltigen 
Gottes  an  „reinen  Opfern,  an  Früchten,  die  der  Herbst  be- 
scheert^  offenbaren  solli  ist  bei  Bulwer  weit  weniger  deutlich, 
als  bei  Schiller. 

Abgesehen  von  diesen  und  einzelnen  anderen  Mängeln 
ähnlicher  Art  ist  daher  auch  diese  Uebersetzung  im  Ganzen 
ein  Meisterwerk  zu  nennen. 


The  Ring  of  Poljcrates. 

In  der  Uebersetzung  der  Ballade  „Der  Ring  des  Polykra- 
tes^  ist  von  Bulwer  der  Versuch  gemacht  worden,  einen  Ersatz 
für  den  Wechsel  der  männlichen  und  weiblichen  Reime  zu 
schaffen.  Diejenigen  Verse,  welche  bei  Schiller  weiblichen  Aus- 
gang haben  (1,  2,4  u.  5),  sind  in  der  Uebersetzung  vierfussig; 
die  Verse  mit  männlichem  Ausgange  hingegen  (3  u.  6)  sind 
nur  dreifüssig.  Der  Erfolg  ist  sehr  günstig.  Die  Strophe 
macht  bei  Bulwer  genau  den  Eindruck  des  Originals.  Zudem 
schliessen  sich  die  Worte  des  Uebersetzers  so  eng  an  ihre 
V^orbilder  an,  selbst  die  Wendungen  und  Uebergänge  sind  dem 
Originale  so  genau  nachgebildet,*  auch  die  Reime  klingen  den 
entsprechenden  Reimen  Schiller's  so  ähnlich,  dass  wir  fast  eine 
wortgetreue  Uebersetzung  zu  hören  glauben.  Ein  Beispiel 
möge  unser  Urtheil  bestätigen: 

He  spoke,  and  from  Miletns  seilt, 
Tbere  came  a  breatbless  man,  and  bcnt 

Before  the  tyrant  there. 
*Let  incense  smoke  upon  the  shrinei 
And  with  the  lively  laurel  twinc, 

Victor,  thy  godlike  hairl" 

Und  eh*  der  König  noch  geendet, 
Da  stellt  sich,  von  Milet  gesendet, 
Ein  Boote  dem  Tyrannen  dar: 
^Lass,  Herr,  des  Opfers  Düfte  steigen, 
Und  mit  des  Lorbeers  mantem  Zweigen 
Bekränze  dir  deiQ  featlicb  Haar!« 


262  Uober  Bulwer*0  Uebenetsongen  Schiller*8cher  Gedichte 

Was  die  beiden  zuletzt  besprocheDen  Uebersetzungen  dem 
Bolwer  so  vortrefflich  hat  geliogen  lassen,  ist  wiederum  der 
Umstand,  dass  dieselben  mehr  beschreibend  und  schildernd  sind, 
und  Bulwer  ist  ein  guter  Maler. 


Rudolf  of  Hapsburg. 

Während  wir  zugeben  mussten,  dass  Bulwer  im  „Ring  of 
Polycrates'^  eine  glückliche  Neuerung  in  metrischer  Hinsicht 
geschaffen  hat,  sind  wir  überzeugt,  dass  ihm  eine  andere  Bal- 
lade, Rudolf  of  Hapsburg,  wesentlich  in  Folge  des  verfehlten 
Vers-  und  Strophenbaues  missglückt  ist.  Durch  den  un- 
gezwungenen Wechsel  zwischen  lamben  und  Anapästen  erscheint 
die  Sprache  Schiller's  freier  und  leichter,  als  die  fortwahrenden 
lamben  des  Uebersetzers.  —  Schiller  scheint  eine  grössere  Un- 
gezwungenheit des  Metrums  als  zum  Wesen  der  Ballade  gehörig 
betrachtet  zu  haben.  Mir  finden  denselben  Wechsel  in  den  mei- 
sten Balladen.  —  Dazu  kommt»  dass  die  Strophe  hinsichtlich 
ihres  Baues  nicht  die  mannigfaltige  Abwechslung  des  Originals 
darbietet.  Hier  sind  die  Verse  1,  3,  5  und  6  vierf  üssig  stumpf- 
reimend, 2  und  4  dreifiissig  klingend.  In  der  Uebersetzung 
sind  die  sechs  ersten  Verse  jeder  Strophe  sämmtlich  vierfussig. 
Nur  die  vier  letzten  Verse  sind  den  entsprechenden  deutschen 
Versen  genauer  nachgebildet.  Der  Charakter  der  Strophe  ist 
hierdurch  bei  Bulwer  monotoner  und  ungelenker  geworden. 

At  Aachen,  ia  imperial  State, 

In  that  time-hallow'd  hall  renown*d, 
At  solemn  feast  King  Rudolf  säte, 

The  day  that  saw  the  hero  crown*d ! 
Bohemia  and  thy  Palgrave,  Rhino, 

Give  thiB  the  feaBt,  and  that  the  wine; 
The  Arch  Electoral  Seven, 

Like  Choral  stara  around  the  aun, 

Gird  him  whose  hand  a  world  has  wen, 
The  anoiuted  choice  of  Ueaven. 

Zu  Aachen  in  seiner  Kaiserpracht, 

Im  alterthümlichen  Saale, 

Sass  Köni^  Rudolfs  heil'ge  Macht 

Beim  festlichen  Krönunesmahle. 

Die  Speisen  trug  der  Pfalsgraf  des  Rheins. 

Es  sahenkte  der  Böhme  des  perlenden  Weins. 


im  Vergleich  mit  den  Originalen.  868 

Und  alle  die  Wähler,  die  aieben, 
Wie  der  Sterne  Chor  am  die  Sonne  sich  atellt, 
Umstanden  geschäfii^  den  Uemcber  der  Welt, 

Die  Würde  deü  Amtes  zu  üben. 

Der  Unterechied  im  Tone  der  beiden  Strophen  ist  ein  sehr  auf- 
fallender, und  seine  Würdigung  möchte  nicht  schwer  fallen. 
Ohne  auf  weitere  Einzelnheiten  dieser  Ballade  einzugehen,  will 
ich  nur  auf  ein  schiefes  Bild  der  Uebersetzung  hinweisen. 

Law  dawns  upon  tke  world  — 

Und  ein  Richter  war  wieder  auf  £rden. 

Die  Dämmerung  des  Gesetzes  ist  doch  eine  eigenthümliche 
Dämmerung,  von  der  es  schwer  werden  möchte,  selbst  für  die 
kühnste  Phantasie,  ein  einnliches  Bild  zu  entwerfen.  Warum 
für  so  klare,  fassliche  Worte  ein  so  unbestimmtes  Bild?  Bulwer 
beantwortet  diese  Frage  selbst:  The  word  substituted  in  the 
translation  is  introduced  in  order  to  recall  to  the  readcr  the 
sublime  name  given,  not  without  justice,  to  Rudolf  of  Hapsburg, 
viz.  „The  Living  Law.^  Die  Absicht  ist  tadellos,  wenn  er  nur 
das  Gesetz  nicht  hätte  dämmern  lassen  wollen.  Der  Alles  be- 
leuchtenden und  erhellenden  Wahrheit,  die  in  die  verborgensten 
Winkel  eindringt,  kann  man  eine  Dämmerung  vielleicht  zuer- 
kennen, aber  dem  Gesetze  nicht« 


The  Hostage. 

Als  eine  vortreffliche  Uebersetzung,  vielleicht  die  beste 
unter  den  übersetzten  Balladen,  darf  schliesslich  The  Hostagc, 
die  Bürgschaft,  nicht  übergangen  werden.  Derselbe  Charakter 
in  Ton  und  Sprache,  —  auch  das  Schiller^sche  Balladenmetruro, 
freier  Wechsel  zwischen  lamben  und  Anapästen,  ist  hier  nach- 
geahmt — ,  dieselbe  gedrungene  Kürze  der  Darstellung: 

The  tyrant  Dionys  to  aeek, 

Stern  Moerus  with  his  poniard  crept; 

The  watchfal  guards  upon  him  swept; 

The  grim  king  mark'd  his  changeless  eheek: 

*What  wonldst  thou  with  the  poniard?   Speak?'' 

"The  city  from  the  tvrant  free.** 

Xbe  üeatb-cross  shaU  thy  gaerdon  be," 


364  üeber  Bo1wer*i  Ueberseteongen  Schiller'gcher  Gedichte 

Zu  Dionvs,  dem  Tyrannen,  schlicb 
Moros,  den  Dolch  im  Gewände; 
Ihn  schloeen  die  Hiischer  in  Bande. 
«Was  wolltest  du  mit  dem  Dolche,  sprich!* 
Entgegnet  ihm  finster  der  Wütherich. 
«Die  Stadt  vom  Tyrannen  befreien!" 
«Das  sollst  du  am  Kreuze  bereuen!"* 

Die  Gedichte,  welche  wir  bisher  betrachtet  haben,  hatten 
Bäramtlich  zu  ihrer  Grundlage  ein  hietoriechea  Geschehenaein, 
aus  dessen  Darstellung  sich  die  unserem  Dichter  eigenthümliche 
reflectirend  mitempfindende  Weise  mehr  oder  weniger  heraus- 
fühlen liesB.  Die  Mängel»  welche  wir  bei  den  Uebersetzungen 
der  Dichtungen  dieser  Art  bemerkt  haben,  werden  es  uns  inter- 
essant erscheinen  lassen,  zu  sehen,  wie  der  üebersetzer  dem 
Dichter  da  folgt,  wo  dieser  sich  den  seiner  Phantasie  entsprin- 
genden Ideen  ganz  hingiebt;  wo  er  durch  Wald  und  Floren 
streifend  die  schöne  freie  Natur  sich  in  seiner  freien,  frohen 
Seele  abspiegeln  Jässt.  Die  Natur  erfährt  in  Schiller's  Spazier- 
gange eine  rein  subjectiv  ideale  Auffassung  und  Würdigung, 
welche  alles  Dasein  für  das  Denken  und  Empfinden  unseres 
Dichters  hat:  Alles  ist  Harmonie  und  Poesie. 


The  Walk. 

Bulwer  hat  in  seinem  Walk  die  Schiller'schen  reimlosen 
Distichen  in  gereimte  fünffussige  lamben  verwandelt  Er  hat 
nicht  Unrecht,  wenn  er  in  der  Vorrede  zu  dieser  Uebersetzung 
bemerkt,  Niemand  könne  mit  Erfolg  dieses  reimlose  deutsche 
Metrum  in  der  englischen  Poesie  nachbilden.  Wenn  er  aber 
hinzufugt,  dass  die  wahre  Schönheit  der  Schiller'schen  Gedichte 
von  der  Form  derselben  ganz  unabhängig  sei,  dass  sie  in  den 
Gedanken  läge,  die  nicht  leicht  ihre  Wirkung  verlören,  in  wel- 
cher Form  sie  auch  erscheinen  möchten,  so  ist  dies  höchstens 
halb  richtig.    Jeder  Gedanke   des   Dichters  ist  Poesie,   ea  ist 


*  In  Strophe  17  reimt  die  Form  spoken  mit  mske  —  forsake.  Bulwer 
wird  hier  die  Form  spake  gebraucht  haben,  welche  wir  bei  Dichtern  bäafig 
finden.  Dass  spake  ab  Furticipialform  vorwHndt  wird,  hat  nichts  AiifffiUiffei^ 
Wir  bemerken  oei  Dichtern  od  die  Neigung,  die  Priteritalformen  8ta»er 
Verba  zu  gleicher  Zeit  für  das  Präteritum  und  dss  Participium  zu  ver- 
wenden. 


im  Vergleich  mit  den  Originalen«  365 

wahr,  aber  Schiller  empfand  die  Bedeutung,  welche  den  einzel- 
nen Formen  der  Poesie  beiwohnt,  so  tief,  dass  bei  keinem 
Dichter  eine  innigere  Harmonie  zwischen  Inhalt  and  Form  an- 
zutreffen ist.  Dass  diese  Harmonie  zwischen  Form  und  Idee 
fiir  den  Effect  eines  Gedichtes  aber  wesentlich  ist,  bedarf  keines 
Beweises ;  nicht  jede  Form  ist  für  jede  Idee  gleich  passend. 
Die  Gedanken  des  Spazierganges  in  Prosa  wiedergegeben,  — 
und  das  würde  die  äusserste  Consequenz  jener  Bulwer'schen 
Behauptung  sein,  —  wärden  sicherlich  nicht  den  anziehenden 
Beiz  haben,  den  das  Gedicht  hat. 

Aber  gerade  in  Hinsicht  auf  die  Gedanken  der  Schiller'- 
schen  Dichtungen  ist  noch  etwas  Anderes  zu  erwägen.  Die 
Ideen  Schiller's  sind  schön,  aber  ein  und  derselbe  schöne  Ge- 
danke, dasselbe  schöne  Bild  kann  zu  verschiedenen  Zeiten  und 
unter  verschiedenen  Umständen  mein  Gemüth  verschieden,  mit 
grosserer  oder  geringerer  Gewalt  afBciren.  Ein  wesentliches 
Verdienst  Schiller's  ist  es,  dass  er  es  verstanden  hat,  die  Ideen 
und  Bilder  seiner  Poesie  mit  aller  Eindringlichkeit  auf  seine 
Leser  wirken  zu  lassen.  Für  diesen  höchst  wichtigen  Zweck 
aber  ist  ihm  die  äussere  Form  seiner  Gedichte  ein  wesentliches 
Mittel  gewesen.  In  jeder  Form  mögen  seine  Ideen  schön  sein, 
in  keiner  sind  sie  so  fesselnd,  als  in  der,  in  welche  er  sie  hin- 
eingegossen hat.  Aber  Bulwer  hat  gerade,  wir  haben  dies 
mehrfach  bemerkt,  den  Vorzug  der  Schiller'schen  Gedichte, 
welcher  darin  besteht,  dass  der  Dichter  seine  eigenen  Gefiihle 
aus  den  Zeilen  herausfühlen  lässt,  und  den  Leiter  unwillkürlich 
in  dieselbe  Tiefe  des  Empfindens  mit  hineinzieht,  am  wenigsten 
verstanden,  er  hat  nur  das  objectiv  Schöne  in  des  Dichter'«  Ge- 
danken erkannt.  Wir  dürfen  obiges  Urtheil  daher  wohl  als 
eine  Selbsttäuschung  ansehen. 

Für  den  Uebersetzer  des  Spazierganges  nun  aber  konnte 
diese  Selbsttäuschung  nur  bedenklich  sein.  Der  Spaziergänger 
tritt  mit  freier,  ganz  für  die  volle  Schönheit  und  ungezwungene 
Harmonie  der  weiten  Natur  offener  und  empfänglicher  Seele  in 
dieselbe  hinaus.  Aus  seinem  freien,  frohen,  liebevollen  Herzen 
entspringen  alle  seine  Ideen ;  die  Gemüthsstimmung  des  Spazier- 
gangers, dies  snbjective  Element,  giebt  seinen  Gedanken  Form 
und  Ausdruck  und  lässt  sich  aus  Form  und  Ausdruck  wieder 


266  Ueber  Balwer*8  Uebersetsungeii  Scbiller'scher  Gedichte 

herausempfinden.  Den  Ideen  liegt  also  ein  eubjectivce  Element 
zu  Grunde,  und  dies  musste  in  der  Uebersetzung  gewahrt 
bleiben.  Ein  Ausdruck  desselben  ist  die  Freiheit  des  froh  und 
leicht  hinfliesseuden  Rhythmus,  der  Rhythmus  der  Uebersetzung 
muss  daher  dasselbe  Gepräge  tragen.  Die  endlosen  Jamben 
mit  gebundenen  Reimen  erfüllen  diese  Anforderung  nicht: 

Sei  mir  gegrüsst,  mein  Berg  mit  dem  rötblich  strahlenden  Gipfel! 

Sei  mir,  Sonne,  gegrüsst,  die  ihn  so  lieblich  beacheint  I 
Dich  auch  begrüaa  ich,  belebte  Flur,  euch,  säuselnde  Linden, 

Und  den  fröhlichen  Chor,  der  auf  den  Aesten  sich  wiegt. 

Ilail,  mine  own  hill  —  ye  bright*ning  hill-tops,  hail! 
Hail,  sun,  tbat  gild*8t  them  with  tby  looks  of  love! 
Sweet  fieltlsl  ~  ye  lindens,  murmnring  to  the  gale! 
And  ye  gay  choristers  the  boughs  abovcl 

Durch  das  Metrum  Bulwer's  hat  also  der  Hauptgedanke  Scliil- 
ler's  im  Spaziergange,  das  frohe  Sichhingeben  an  die  Natur 
und  Darstellung  des  freudigen  Entzückens,  das  die  Harmonie 
in  derselben  erzeugt,  keinen  entsprechenden  Ausdruck  gefunden. 

Einzelne  Stellen  der  Uebersetzung  liefern  vollends  den  Be- 
weis, dass  Bulwer  diesem  Charakter  der  Schiller'schen  Dich- 
tung nicht  bat  Ausdruck  geben  wollen,  dass  er  den  Werth  und 
die  Bedeutung  desselben  nicht  erkannt  hat. 

Glühend  trifft  mich  der  Sonne  Pfeil,  still  liegen  die  Weste, 
Nur  der  Lerche  Gesang  wirbelt  in  heiterer  Luft. 

Was  ist  es,  das  uns  beim  Lesen  dieser  Verse  die  glühenden 
Pfeile  der  Sonne  selbst  fühlen  lässt?  das  uns  in  die  unbewegte, 
regungslose  Schwüle  der  Natur  hineinversetzt  und  uns  in  der 
Ferne  die  unter  frohen  Trillern  aufsteigende  Lerche  zeigt?  Es 
ist  der  Umstand,  dass  der  Dichter  unter  diesen  Empfindungen 
selbst  gelebt  hat,  während  er  dichtete.  Wie  matt  erscheinen 
eben  deshalb  die  entsprechenden  Verse  bei  Bulwer: 

Save  thesOi  all  life 
SIeepa  in  the  glowipg  sunlight^s  steady  sheen  — 
£▼*&  from  the  west,  no  breeze  the  lulTd  ain  bring. 

Doch  jetzt  brati8t*8  in  dem  nahen  GtebüBche;  — 

Dies  doch  hat  Bulwer  nicht  wiedergegeben,  wenngleich  es  von 
wesentlicher  Bedeutung  ist*    Es  druckt  sich  in  diesem  Worte 


im  Vergleich  mit  den  Originalen.  267 

die  plötzlich  auftauchende  freudige  Hoffnung  des  unter  den 
brennenden  Sonnenstrahlen  nach  Kühlung  lechzenden  Spazier- 
^ngers  aus.  Wie  charakteristisch  für  die  Uebersetzungsweise 
Bulwer^s,  dass  er  dies  doch  nicht  übertragen  hat. 

Jene  Linien,  sieht  die  des  Landmannt  Eigenthom  scheiden,  — 
In  den  Teppich  der  Flor  bat  sie  Demeter  gewirkt 

Auch  aus  diesen  Versen  bricht  die  freudige  Strömung  hervor, 
die  des  Wanderers  Seele  durchzieht. 

Bulwer's  Uebersetzung 

Each  feature  tbat  divides  wbat  labour's  son 

Claims  for  bis  portion  from  bis  labourine  brolber;  — 

Broidering  tbe  veil  wrougbt  by  the  Mignty  Motber.  — 

macht  im  Gegentheil  den  Eindruck  des  ernsten,  trübseligen 
Verweilens  vor  diesem  Bilde;  ein  sentimentaler  Zug  weht  hin- 
durch. Eine  solche  Stimmung  des  Spaziergängers  ist  bei  die- 
sem neuen  Anblicke  nicht  gerechtfertigt,  wenigstens  anticipirt. 
—  (Freilich  kann  die  Stimmung  des  Spaziergängers  nicht  so 
sehr  in  Frage  kommen,  wenn  das  Gedicht  rein  didaktisch  ist.)  — 
Denn  erst,  nachdem  derselbe  imVollgenuss  der  neuen  glänzen- 
den Nafurscene  geschwelgt  hat,  in  der  er  zuerst  nur  die  gütige 
Demeter  messend  erblickte;  eret  als  sich  für  einige  Zeit  kein 
neuer  Anblick  seiner  offenen  Seele  darbietet,  geht  eine  Aende- 
rung  in  der  Stimmung  seines  Gemüthes  vor  sich.  Jetzt  erst 
lässt  der  nachdenkende  Verstand  seine  Stimme  vernehmen.  — 
Das  Wort  „Demeter^  ist  dem  Wanderer  entfallen,  und  an  die- 
ses knüpft  nun  die  Reflexion  an,  da  den  Sinnen  neuer  Stoff 
abgeht.  Der  Uebersetzer  scheint  dies  nicht  erkannt  zu  haben.  — 
Auch  der  Uebergang  zu  dieser  Keflexion  ist  bei  Schiller  poeti- 
scher und  psychologisch  wahrer  als  bei  Bulwer.  Die  Phantasie 
des  Spazier^ngers  schwebt  in  idealen  Sphären  und  knüpft 
naturgemäss  den  Gedanken  an  die  gesetzmässige  Ordnung  der 
Welt  an  Demeter ,  die  mächtige  Göttin ,  die  Ordnerin  und 
Gesetzgeberin  an.  Bulwer  last  seinen  Wanderer  beim  Anblicke 
der  Marken  sich  des  Gesetzes  erinnern.  —  Aber  der  Spazier- 
ganger Bulwer's  und  der  unseres  Schiller's  haben  überhaupt 
wenig  Verwandtschaft,  — 


266  UeWr  Bnliver*s  UebenetKimgaa  SdiiUer^i eher  Gedichte 

Aber  wer  nuibt  mir  auf  einmal  deo  lieblidieD  Anblick? 

But  ah  I  what  steals 
Between  me  and  the  scenes  I  lately  saw. 

Der  Wanderer  ist  während  seiner  Meditation  unbewuset 
allmälig  in  die  Nähe  der  Stadt  und  ihrer  Umgebung  gelangt. 
Schiller'a  Gedanke  ist  klar.  Der  Spaziergänger  fährt  plötzlich 
wie  aus  einem  Traume  empor,  sieht  vor  sich  nicht  die  grünen- 
den Fluren,  sondern  die  Stadt,  und  ist^  der  inzwischen  ver- 
strichenen Zeit  vergessend,  der  Ansicht,  ein  böser  Dämon  habe 
ihm  den  lieblichen  Anblick  entrückt  und  einen  anderen  an  des- 
sen Stelle  gesetzt.  —  Der  Ausdruck  der  Uebersetzung  ist  steif, 
ihr  Bild  unklar.  Der  Gedanke,  dass  die  Stadt  mit  ihren  Fluren 
sich  zwischen  ihn  und  die  offenen  Gefilde,  in  die  er  vorher 
hineinblickte,  geschlichen  habe,  ist  unnatürlich,  matt,  man  möchte 
ihn  fast  albern  nennen. 

Doch,  weshalb  Zeit  und  Worte  verschwenden,  um  das  Ver- 
fehlte dieser  Uebersetzung  an  Einzelheiten  weiter  darzuthun. 
Sie  ist  in  keiner  Beziehung  des  Originals  würdig.  Der  Grund- 
gedanke, die  Grundabsicht  des  Spaziergängers,  —  den  Leser 
in  die  schöne  Natur  hineinzuziehen,  ihn  die  Harmonie  derselben 
und  zu  gleicher  Zeit  an  den  verschiedenen  Scenen,  ^ie  sich 
darbieten,  die  £ntwickelung  der  Menschheit  in  tiefster  Seele 
empfinden  zu  lassen,  —  ist  weder  in  die  Form  noch  in  den 
Inhalt  der  Uebersetzung  hineingelegt  Diese  bleibt  so  unend- 
lich hinter  der  Schiller'schen  Dichtung  zurück,  dass  man  beim 
Lesen  derselben  sich  nicht  des  Unmuthes  darüber  enthalten 
kann,  dass  den  Engländern  ein  solches  Machwerk  als  Ueber- 
setzung des  Spazierganges  geboten  wird. 

Auch  dürfen  wir  überzeugt  sein,  dass  Bulwer  sich  der  Un- 
zulänglichkeit seiner  Uebersetzung  bald  bewusst  wurde.  Seine 
fänfiiissigen  lamben  mit  paarigen  Reimen  sind  kein  hinreichen- 
der Ersatz  für  das  Metrum  des  Originals.  Der  Beim  wird 
daher  in  der  Uebersetzung  immer  ungezwungener.  Eis  kommen 
im  weiteren  Verlaufe  des  Gedichtes  Kreuzreime  untermischt 
mit  paarigen  und  umschliessenden  Reimen  vor;  manchmal  ist 
ein  Reimsystem  gar  nicht  vorhanden,  für  einzelne  Verse  sogar 
fehlt  der  Reimvers.  Weshalb?  Ofifenbar  hat  der  Ueberaetser 
mehr  und  mehr  den  Reiz  und  die  Bedeutung  des  ungezwunge- 


im  Vergleich  mit  den  Originalen.  269 

Deren  und  zugleich  mehr  Abwechalung  darbietenden  deutschen 
Metrums  empfunden.  —  Weshalb  sollte  sich  aber  für  ein  bloss 
didaktisches  Gedicht  der  funfiUssige  lambus  mit  Folgereimen 
nicht  sehr  wohl  eignen?  — 


The  Lay  of  the  Bell. 

Wir  haben  bisher  einige  der  Bulwer^schen  Uebersetzungen 
als  wohl  gelungen,  andere  als  mehr  oder  weniger  verfehlt  be- 
zeichnen müssen«  Vielleicht  giebt  uns  die  Uebersetzung  der 
Glocke  Gelegenheiti  uns  über  die  Uebersetzungsweise  Bulwer's 
nach  allen  Seiten  hin  ein  Gesammturtheil  zu  verschaffen.  Hier 
finden  wir  die  meisten  Vers-  und  Tonarten  der  Poesie  vertreten. 
Bald  ist  ihr  Inhalt  lyrisch  reflectirend,  bald  rein  beachreibend, 
an  manchen  Stellen  verflicht  sich  ein  lyrisches  Element  mit  der 
Beschreibung. 

Die  Meistergesänge,  der  feste  Kern  des  Liedes  von  der 
Glocke,  die  in  Ton  und  Sprache  dem  Volksliede  am  nächsten 
stehen,  haben  bei  Schiller  einen  bestimmten  Bau  und  ein  festes 
Gepräge.  Jeder  Vers  besteht  aus  einer  bestimmten  Anzahl  von 
Trochäen,  mit  denen  nie  etwa  ein  Anapäst  oder  gar  ein  lambus 
wechselt.  Die  Sprache  erhält  durch  diese  Form  den  Charakter 
der  Festigkeit,  der  schnell  entschlossenen  Energie,  und  ist  ein 
treffender  Ausdruck  der  ernsten,  geschäftigen  Arbeit,  welche 
diese  Verse  begleitet,  oder  zu  der  dieselben,  vom  Meister  an 
die  Gesellen  gerichtet,  antreiben  sollen.  Dieser  Charakter  der 
Meistergesänge  tritt  dadurch  um  so  schärfer  hervor,  dass  die 
Theile  des  Liedes  zwischen  ihnen,  welche  die  Erholungspausen 
ausfüUen,  in  denen  der  Meister  seine  ernsten  Betrachtungen 
anstellt,  in  einem  Metrum  von  durchaus  anderer  Natur  geschrie- 
ben sind.  —  Bulwer  hat  seinen  Meistergesängen  nicht  die  feste, 
dem  Original  zu  Grunde  liegende. Form  gegeben.  Neben  tro- 
cbäischem  Versmaasse  (Meistergesang  5)  hat  er  in  denselben 
gewöhnlich  lamben  angewandt,  mit  welchen  er  Dactylen,  resp, 
Anapaste  abwechseln  lässt.  Wahrscheinlich  wird  dem  Ueber- 
setzer  wiederum  die  der  Wahl  des  Metrums  zu  Grunde  liegende 
Absicht  Schillerest  die  Charakteristik   des  Meisters   durch   den 


270  Ueber  ßulwer's  Uebenetzungen  Scbillei^fcher  Gedichte 

Ton  seiner  Sprache,  entgangen  sein.  Diese  Vermuthong,  dass 
der  scharf  gezeichnete  Charakter  des  Meisters  von  Bulwer  nicht 
erfasst  worden  ist,  bestätigt  sich,  wenn  wir  die  Meistergesänge 
in  der  Uebersetzung  näher  ansehen.  Der  Glockengiesser  tragt 
fast  nirgends  das  Gepräge  des  ernsten,  entschiedenen,  erfahre- 
nen Mannes,  der  in  seinem  Vorsicht  erfordernden  und  mit  Ge- 
fahren verknüpften  Handwerke  sich  an  ein  energisches,  kalt- 
blütiges Handeln  gewöhnt  hat,  der  sich  nie  aus  seinem  ruhigen, 
überlegenden  Temperamente  erschüttern  läset.  —  Gelassen  sieht 
Schiller's  Meister  den  Guss  sich  in  die  Form  ergiessen,  mit 
Fassung  sieht  er  dem  Gelingen  oder  Nichtgelingen  seines  Wer- 
kes entgegen.  Bulwer*s  Meister  hingegen  lamentirt  und  rast 
im  entscheidenden  Augenblicke  umher: 

W'hat  vapoar,  what  vapour  —  Qod  help  us!  has  risen?  — 
Ha!  the  flame  like  a  torrent  leaps  fortn  from  its  priBOa.  — 

Eine  Stelle,  die,  abgesehen  davon,  dass  sie  den  Charakter  des 
Meisters  in  einem  durchaus  falschen  Lichte  erscheinen  lässt, 
den  Gedanken  des  Originals  nicht  richtig  erfasst  hat.  Nicht 
die  Angst  des  Meisters  drückt  sich  aus  in  den  Worten: 

Gott  bewahr*  das  Hausl 
Rauschend  in  des  Henkels  Bogen 
Scbiesst's  mit  feuerbraunen  Wogen! 

Im  Augenblicke»  in  welchem  der  Zapfen  ausgestossen  wird, 
schickt  der  Meister  ein  einfaches,  schlichtes  Gebet  um  das  Ge- 
lingen seines  Werkes  zum  Himmel  und  beschreibt  alsdann  ruhig 
das  Schauspiel  des  sich  in  die  Form  ergicBsenden  Gusses. 

Weit  besseren  Erfolg  hat  Bulwer  dagegen  nicht  selten  bei 

der   Uebersetzung   der   übrigen   Theile   der   Dichtung   gehabt. 

Dies  gilt  gleich  für  den  Anfang  der  ersten  Betrachtung  des 

Meisters : 

And  well  an  eamest  word  beseems 

The  work  the  eamest  band  prepares;    — 

Fast  jedes  Wort  der  Schiller'schen  Verse  finden  wir  in  schöner 
Sprache  wieder;  auch  der  Ton  der  Verse  ist  entsprechend. 
Ebenso  vollendet  ist  die  ganze  erste  Betrachtung  übertragen, 
sowie  auch  die  zweite  bis  auf  die  letzten  vier  Verse ; 


im  Vergleich  mit  den  Originalen.  271 

WhateTer  Fate  to  Man  mav  bring, 

WhateTer  weal  or  woe  befall, 
That  metal  tongue  shall  backward  rine 

The  waming  moral  drawn  from  all. 

Waa  nnten  tief  dem  Erdensohne 
Das  wechselnde  Verbängniss  bringt, 
Das  scbläet  an  die  metallne  Krone, 
Die  es  erbaulich  weiter  klingt 

Der  erste  Gedanke  dieser  Schiller*schen  Verse  erscheint  in 
der  Uebersetzung  zweifach  ausgedrückt,  aber  jede  der  Darstel- 
lungen entbehrt  des  Charakters  der  deutschen  Verse.  Der 
dumpfe  Wiederhall,  den  der  Gedanke  in  der  Seele  des  tief 
empfindenden  Meisters  hervorruft,  klingt  aus  Bulwer's  Worten 
nicht  heraus.  —  Im  folgenden  Verse  ist  backward  unklar.  — 
Nach  Bulwer  endlich  soll  die  Glocke  uns  die  Moral  zurufen, 
welche  aus  dem  Glück  oder  Unglück,  das  den  Menschen  trifft, 
zu  ziehen  ist.  Die  es  erbaulich  weiter  klingt,  sagt  unser 
Dichter.  Schiller's  Herz  wird  bei  den  fröhlichen  oder  ernsten 
Tönen  der  Glocke  mit  Freude  oder  Trauer  erfüllt  über  das, 
waa  seinen  Mitmenschen  betroffen  hat,  und  diese  uneigen- 
nützige Empfindung  ist  gewiss  eine  schönere  und  reinerci  als 
die  Rührung  einer  Moral,  denn  diese  ist  ihrer  Natur  nach 
egoistisch,  wir  denken  mit  Schmerz  oder  Freude  an  unser 
Wehe  und  Wohl.  —  Der  brave  Mann  denkt  an  sich  selbst  zu- 
letzt. —  Aber  die  Idee  Schiller's  an  dieser  Stelle  war  wieder 
zu  tief,  als  dass  sie  von  Bulwer  hätte  ganz  ergriffen  werden 
können. 

Nach  dem  dritten  Meistergesänge  ist  Bulwer  dem  Origi- 
nale in  der  Anordnung  der  Reime  nicht  genau  gefolgt.  Ab- 
sichtlich hat  Schiller  vier  Verse  paarig  gereimt,  nicht,  wie  die 
übrigen,  kreuzend.  Offenbar  hat  er  diese  Verse,  in  denen  er 
vor  einem  reinen,  schönen  Bilde  verweilt,  —  während  er 
sonst  von  einem  Gedanken  zum  andern  fortschreitet,  —  vor 
den  übrigen  auszeichnen  wollen.  Er  hat  durch  diese  Auszeich- 
nung unsre  Aufmerksamkeit  besonders  auf  das  Bild  lenken  wol- 
len, er  hat  auch  in  uns  die  Empfindung  wach  rufen  wollen,  die 
der  Gedanke  an  die  früheste  Jugend,  an  die  unbekümmerte. 
Nichts  von  den  Gefabren  des  Lebens  ahnende  Kindheit  in  sei- 
ner Brust  erweckt  hat. 


272  lieber  Bulwer*s  Uebenetxangen  ßchiller^scfaer  Gedi^te 

Ihm  ruhen  noch  im  Zeiteiuohoosse 
Die  achwmrzen  and  die  heitern  Loose; 
Der  Mutterliebe  zarte  Sorgen 
Bewachen  seinen  goldnen  Blorgen.  — 

Weist  doch  dies  Bild  uns  unwillkürlich  auf  die  dunklen 
und  heiteren  Loose  hin,  die  uns  bereits  zu  Theil  geworden  sind! 
Zeigt  es  uns  doch  mit  einem  Striche  die  ganze  Entwicklung 
unsres  Denkens  und  WoUensI  Und  in  der  Tbat  sind  diese 
Verse  von  so  malerischer  Schönheit,  von  solcher  Wirkung  auf 
unser  Gemüth,  dass  sie  fast  sprichwörtliches  Gemeingut  der 
ganzen  deutschen  Nation  geworden  sind.  —  Diese  Verse  hat 
Bulwer  in  Bezug  auf  den  Beim  behandelt,  wie  alle  übrigen, 
dagegen,  um  doch  die  metrische  Abweichung  Schiller's  in  seiner 
Uebersetzung  nicht  entbehren  zu  lassen,  die  folgenden  Verse 
paarig  gereimt  Sehr  bezeichnend!  Als  ob  diese  Abweichung 
nur  äusserlicher  Zierrath  wäre!  —  Für  sich  betrachtet  freilich 
verdienen  die  betreffenden  Verse  Bulwer^s  keinen  TadeL  Auch 
die  folgenden  Verse  dieses  Passus  sind  in  der  Uebersetzung 
meisterhaft  wiedergegeben  mit  Ausnahme  der  beiden  letzten: 

O.  dass  sie  ewig  grünen  bliebe, 
Die  schöne  Zeit  der  jungen  Liebe  I 

Welche  Tiefe  der  Empfindung  spricht  sich  in  diesen  einfachen 
Worten  aus !  Klagend  gleiten  sie  über  die  Lippen  des  traurig 
in  Erinnerung  süsser  Vergangenheit  verlorenen  Meisters  hin. 

O  love,  the  beautiful  and  briefl  O  prime, 
Glory,  and  verdure,  of  life*8  summer  time  I 

Wie  viel  Pomp  in  den  Worten !  Sogar  ein  lebhafteres  Metrum 
hat  zu  Hülfe  genommen  werden  müssen.  Wie  wenig  dagegen 
von  der  Innigkeit  Schiller^sl 

Die  folgende  Betrachtung  des  Meisters: 

Denn  wo  das  Strenge  mit  dem  Zarten  o.  s.  w. 

hat  Bulwer  im  Anfange,  ohne  dass  man  den  eigentlichen  Grund 
hierzu  einsieht,  in  Anapästen  wiedergegeben.  —  Weiterhin  hat 
er  das  „Ach^  des  deutschen  Textes  nicht  übersetzt,  diesen 
Seufzer,  der  sich  unwillkürlich  der  Brust  des  Meisters  entringt 
bei  dem  Gedanken  an  die  Nichtigkeit  des  Wahnes,  in  dem  die 
Jugend  süss  träumend  schwelgt.    Mit  den  Worten: 


im  Vergleich  mit  den  Originaleik  )7S 

Wtth  the  fweetest  hol?  dey 
Most  the  May  of  life  aepert  — 

Beizt  er  seine  kalte  Betrachtung  hiftorisch  weitergehend  fori 
£r  hat  mit  diesem  ,yAch^  anendlich  viel  eingebUsst.  Welcher 
Leser  mochte  nicht  die  tiefe  Wahrheit^  die  in  diesem  „Ach^ 
verborgen  liegt,  selbst  empfunden  haben,  —  den  Schmerz,  als 
er,  am  Wendepunkte  des  Lebens  angelangt,  die  Ideale  der 
Jugend  zerschmelzen  sieht?  Bulwer,  der  nur  für  schöne  Sce- 
nerie  Interesse  hat,  scheint  mit  seinem  Herzen  bei  der  Ueber- 
setsung  abwesend  gewesen  zu  sein.  —  Die  ganze  folgende 
Stelle  von:  Die  Leidenschaft  flieht  —  bis:  Das  Glück  zu  er- 
jagen —  gab  ihm  wieder  Gelegenheit,  sein  ganzes  Talent  zu 
entfalten,  und  dies  hat  er  denn  auch  meisterhaft  gethan: 

Tet  loYS  ÜDgers  lonely, 
When  Panion  is  mute, 
And  the  bloesoma  may  only 
Give  way  to  the  fruit. 
The  Hasband  mas^  enter 

The  hostile  life, 

With  ttraggle  and  strife 

To  plant  or  to  watch, 

To  snare  or  to  anatch, 

To  pray  and  importone, 
Mast  wager  and  Tentnre, 
And  hont  down  his  fortane. 

In  der  nächsten  Betrachtung  des  Meisters  hat  Schiller,  um 
dem  trotzigen  Pochen  des  begüterten  Vaters  auf  seinen  Wohl- 
stand Ausdruck  zu  geben,  kurze  dactylische  Verse  angewandt. 
Bulwer's  Metrum  ist  iambisch: 

Fest  wie  der  Erde  Grund 
Geeen  des  Schicksals  Macht 
Steht  mir  des  Haases  Pracht. 

My  hoase  is  bailt  npon  a  rock, 
And  sees  nnmoved  the  stormy  shock. 

Der  trotzige  Charakter  ist  verloren  gegangen. 

Eine  Stelle  der  dem  nun  konunenden  Meistergesänge  fol- 
genden Verse  giebt  uns  wiederum  G^egenheit,  den  eigenthüm- 
lichen  Unterschied  zwischen  Dichter  und  Uebersetzer  deutlich 
zu  erkennen.  Schiller  beschreibt  den  Eindruck  der  sich  fort- 
wälzenden Feuerabrunst  in  schweren  gewuchtigen  Trochäen  mit 
dumpf  alliterirenden  Tonsilben : 

AfeUf  f.  n.  SpnclMn.  ZUX.  18 


274  üeber  Bulwer*«  Uebenetenngen  Sehiller^scber  Gedichte 

Wehe,  wenn  tie  loweleesen, 
Wachtend  ohne  WidenUnd, 
Durch  die  volksbelebten  Gassen 
WlUt  den  nngeheoren  Brand! 

Bulwer  giebt  diese  Verse  in  lebendigen  Anapästen  wieder: 

When  tbe  Frantic  One  fleets, 
"While  no  force  can  withstand, 
Throagh  the  populons  streets 
Whirling  ghastly  tbe  brand.  — 

Der  Grund  dieses  Unterschiedes  ist  nicht  zweifelhaft,  er  liegt 
in  den  verschiedenartigen  Dichternaturen  beider  Männer.  Der 
gefühlvolle  Schiller«  der  „im  tiefsten  Herzen  fuhleti  was  er  er- 
schafft mit  seiner  Hand,"  legt  den  Schrecken  seiner  Seele  mit 
in  die  Beschreibung  des  Schrecknisses  hinein.  Bulwer  dagegen» 
der  mit  dieser  Seite  des  Schiller'schen  Charakters  am  wenigsten 
harmonirty  dem  diese  am  wenigsten  verständlich  ist,  beschreibt 
den  Brand  als  ein  vor  seine  Augen  tretendes  lebendiges  Schau- 
spiel, rein  objectiv.  —  Auch  in  der  weiteren  Beschreibung  des 
Brandes  ist  Schiller  zu  den  Trochäen  zurückgekehrt.  Wir  hören 
aus  seinen  Worten  den  tiefen  Schmerz  des  Meisters  heraus- 
klingen; das  Schauspiel  des  Brandes  wird  uns  lebendig  vor- 
geführt, doch  so,  dass  wir  unthätige,  uns  dieser  Gewalt  gegen- 
über unsrer  Ohnmacht  bewusste  Zuschauer  bleiben.  Dies 
subjective  Gefiihl,  welches  aus  den  Worten  des  deutschen  Dich- 
ters faerausklingt,  hat  Bulwer  wahrscheinlich  nicht  empfunden. 
Offenbar  hat  er  die  Stelle  zu  verschönern  geglaubt,  indem  er 
das  lebhafte  Schauspiel  in  einer  lebhafteren  Sprache  darstellte. 
Das  tief  mitempfindende  Herz  des  Dichters  finden  wir  auch 
da  wieder,  wo  er  uns  den  Mann  traurig  am  Grabe  seiner  Habe 
stehend  zeigt.  Trüber  Kummer  drückt  sich  in  den  kurzen  ge- 
tragenen trochäischen  Versen  aus: 

Einen  Blick 

Nach  dem  Grabe  u.  s.  w. 
Greift  fröhlich  dann  zum  Wanderstabe.  — 

Mit  diesen  Worten,  welche  die  muthige  Rückkehr  des  von  des 
Schicksals  Mächten  hart  Getroffenen  in  das  Treiben  der  Welt 
bezeichnen,  kehren  auch  die  Gedanken  des  Meisters  nach  einer 
trüben  Abschweifung  zu  den  bunten  Bildern  des  Lebens  zurück, 
und   diese   nehmen   wieder   ihren   gewöhnlichen    betrachtenden 


im  Vergleioh  mit  den  OrigSiudeo.  275 

Lauf.  —  Bulwer  l&sst  diesen  Wechsel  nicht  empfinden,  er  wen- 
det sdion  für  die  ersten  Verse  dieses  Theiles  das  iambische 
Metrum  an.  Ausserdem  ist  der  yierffissige  lambus  Schiller's 
mit  seinem  einfachen,  schlichten  Tone  hier  sehr  am  Platze. 
Rüstig  und  getrost  sieht  sich  der  Schwergeprüfte,  nachdem  sich 
der  Sturm  in  seinem  Innern  gelegt  hat,  im  Kreise  der  Seinen 
um  und  schreitet  muthig  in  die  weite  Welt  hinaus.  Für  diese 
Idee  ist  dies  einfach  erzahlende  Metrum  den  funffüssigen  lam- 
ben  der  Uehersetzung  mit  ihrer  Cäsur,  die  das  künstlerische 
Element  zu  sehr  durchfühlen  lassen,  sehr  vorzuziehen. 

Auch  ein  unpassendes  Bild  haben  wir  einmal  in  der  Ueber- 
setzung  zu  tadeln: 

Dem  donklen  SchooBS  der  beirgen  Erde 
Vertranen  wir  der  Hände  That, 
Vertraat  der  Sämann  leine  Saat 
Und  hoffl,  dasfl  ne  entkeimen  werde 
Zmn  Segen  nach  des  Himmels  Ba^.  — 

To^  the  dark  womb  of  sacred  earth 
Tbis  laboar  of  onr  bands  is  eiven, 
As  seeds  that  wait  the  second  birtb. 

Unser  Dichter  lässt  den  Meister  bei  dem  Gedanken  daran,  dass 
die  Glocke  in  die  Erde  hineingegossen  wird,  sich  an  das  Samen- 
korn erinnern,  das  auch  mit  Hoffnung  dem  dunklen  Schooss 
der  Erde  anvertraut  wird.  Er  zieht  nur  eine  Parallele  zwi- 
schen dem  Säemann  und  dem  Glockengiesser,  überträgt  aber 
nicht  das  Bild  des  aufgehenden  Samenkorns  auf  die  Glocke. 
Indem  Bulwer  uns  die  Glocke  als  ein  in  die  Erde  gelegtes 
Samenkorn  betrachten  lässt,  ftihrt  er  die  von  Schiller  angewandte 
Analogie  zu  weit;  der  Vergleich  ist  unnatürlich. 

Schön  und  dem  Original  entsprechend  hat  Bulwer  die  kur- 
zen Verse: 

Von  dem  Dome 

Schwer  und  bang  n.  s.  w. 

wiedergegeben,  welche  das  ernste,  dumpfe  Tönen  des  Grab- 
geläutes darstellen: 

From  tbe  steeple 
Tolls  the  bell, 
Deep  and  beaTV, 
Tbe  deatb-kneli! 

18* 


$76  Ueber  Balwer^s  Üebeneirangen  Schilkr*scher  Gedichte 

Weit  weniger   gelungen   aber   Bind  dem  Uebersetzer   die 
beiden  folgenden  Verse 

Gaiding  with  dirge-note  solemn,  sad,  and  slow 
To  the  last  home  earth's  weary  wanderen  know. 

für  Schiller's: 

Ernst  begleiten  ihre  Traoersohtitg« 


jfirnst  Dc^ieiten  inre  xtaoersoniage 
Einen  Wandrer  aof  dem  letzten  Wege. 


Die  Stelle  soll  wiederum  uns  das  schmerzliche  Mitgefühl  des 
Meisters  empfinden  lassen,  daher  das   trochäische   Versmaass. 

Der  Passus  der  Dichtung,  welcher  beginnt: 

Holder  Friede  —  süsse  Eintracht  u.  s.  w. 

soll  nach  Schiller's  Absicht  ein  aus  der  Tiefe  des  Herzens  ge- 
sprochenes Gebet  sein.  Die  Verse  sind  deshalb  gebildet  aus 
schweren  Trochäen  und  Spondäen  in  verschiedener  Zahl  und 
ohne  Beim,  nur  die  vier  letzten  Verse  reimen  kreuzweise,  doch 
sind  auch  diese  von  so  verschiedenem  Bau,  dass  sie  im  Ganzen 
prosaisch  klingen.  Eine  schöne  Prosa,  zu  deren  Harmonie  die 
halb  unbewusst  den  Lippen  enteilenden  Beimwörter  nicht  wenig 
beitragen.  Bulwer  hat  an  dieser  Stelle  das  Versmaass  des 
Originals  nicht  beibehalten,  seine  Verse  sind  iambisch  und  rei- 
men paarweise,  nur  die  vier  letzten  zeigen  einen  künstlicheren 
Bhythmus.  Der  tiefernste  Gebetscharakter  der  Schiller'schen 
Verse  ist  dadurch  ganz  und  gar  verlören  gegangen.  Die  Bul- 
wer'schen  Verse  nähern  sich  dem  Tone  der  übrigen  erzählenden 
Verse  der  Dichtung.    Hören  wir  nur  die  beiden  ersten: 

Long  in  these  walls  —  lone  may  we  greet 
Yonr  footfalls,  Peace  and  Concord  sweet! 

Holder  Friede, 

Süsse  Eintracht, 

Weilet,  weilet 

Freundlich  über  dieser  Stadt  I 

In  der  Beschreibung  der  Schreckensscenen  der  Bevolution 
konnte  Bulwer  sich  wiederum  als  Meister  zeigen.  Ebenso  ist 
ihm  der  letzte  Passus  seiner  Uebersetzung  wohl  gelungen. 

Ueber  Bulwer's  „Lay  of  the  Bell«  im  Vergleich  mit  Schil- 
ls „Lied  von  der  Glocke«  ist  also  zu  urtheilen:   Bulwer  hat 


im  Vetf^eicb  nyi  dtn  Originalen.  277 

in  der  Perion  de«  Meisters  nicht  einen  bestimmten  Charakter 
gezeichnet.  In  Folge  dessen  hat  er  bei  den  einzelnen  Betrach- 
tungen nicht  beobachten  können,  dass  eben  dieser  bestimmte 
Mann  mit  eben  diesem  Charakter  dieselben  abstellt;  sie  werden 
also  der  Eigenthfimlichkeit  entbehren,  welche  die  individuelle 
Betrachtungsweise  des  Meisters  in  dieselben  hineinlegt,  sie  wer- 
den rein  objectiy  gehalten  sein.  Da  aber  Schiller  seine  eigene 
schöne  Seele  seinem  Meister  eingehaucht  hat,  da  wir  die  schöne 
Empfindungsweise  des  Dichters  bei  ihm  wiederfinden,  so  folgt, 
dass  der  Uebersetzung  überhaupt  die  Tiefe  der  Empfindung, 
die  Eindringlichkeit  auf  das  Gemüth  des  Lesers  abgeht;  — 
ein  kaltes  Dichterberz  kann  sich  in  seinen  Erzeugnissen  nie 
verleugnen.  Schiller's  Hauptzweck  in  seiner  Dichtung  ist  die 
Harmonie  der  Töne  seiner  Verse  mit  den  Accorden,  welche  die 
betreffende  Idee  in  seiner  Seele  anschlägt,  —  Bulwer's  Princip 
ist  die  Harmonie  der  Worte  mit  der  äusseren  Erscheinung. 
Der  Uebersetzer  hat  sein  Original  daher  nur  da  erreicht,  wo 
der  Ton  der  naturgemässen  objectiven  Darstellung  eioes  Vor- 
ganges zu  gleicher  Zeit  der  Natur  des  Afiectes  entsprach,  den 
das  Ereigniss  im  Herzen  des  Dichters  hervorrief. 

Es  würde  zu  weit  fuhren,  wenn  wir  auch  nur  die  hervor- 
ragendsten unter  den  kürzeren  Gedichten  einer  eingehenden 
Kritik  unterwerfen  wollten.  Einzelnes  aus  denselben  möge  nur 
zum  Beweise  dienen,  dass  Bulwer  in  ihnen  dieselben  Schwächen 
und  dieselben  Vorzüge  zeigt,  die  wir  bereits  in  den  besproche- 
nen üebersetzungen  bemerkten. 

The  Merohant. 

Metrisch  interessant  möchte  zunächst  der  Kampf  des  Ueber- 
setzers  mit  den  Schiller'schen  Distichen  sein.  Wie  wenig  der 
gereimte  heroische  Vers  (fUnflussiger  lambus)  zur  Wiedergabe 
derselben  geeignet  ist,  haben  wir  bereits  bei  der  Betrachtung 
des  Walk  gesehen.  Dasselbe  Metrum  finden  wir  an  Stelle 
deutscher  Distichen  wieder  in  den  Gedichten  „The  Merchant^ 
und  „Pompeii  and  Herculanum^,  in  letzterem  verbunden  mit 
einem  eigenthümlichen  Keimsysteme.  Der  Uebersetzer  hat  die 
fortlaufenden  Distichen  in  einzelnen  Strophen  übertragen  wolleD, 


978  Ueber  Bulwer^s  UebenetBoiigen  SchiUet^sdier  Gehöhte 

doch  hat  er  diese  Absicht  nach  Vollendong  der  ersten  Strophe 
bereits  aufgegeben.  Die  Strophe  besteht  ans  acht  Versen,  rei- 
mend a  —  b  —  c,  a  —  b  —  o,  d  —  d.  Die  Freiheit  des 
Schiller^schen  Metrums  ist  einigermaassen  dadurch  gewährt,  dass 
der  Reim  nur  eine  leise  Erinnerung  des  Gleichklanges  wachruft, 
da  die  reimenden  Verse  durch  je  zwei  Zeilen  von  einander  ge- 
trennt sind.  Die  letzten  beiden,  paarig  reimenden  Verse  geben 
mit  ihrem  mehr  resümirenden  Inhalt  dem  Ganzen  der  Strophe 
einen  sdiönen  Abschluss,  zumal  der  achte  Vers  um  einen  Vers- 
fuss  reicher  ist,  als  die  übrigen.  —  Weiterhin  ist  kein  mheit- 
liches  Reimsystem  mehr  zu  erkennen.  Der  Gedanke  liegt  nah, 
dass  Bulwer  sich  eine  zu  schwierige  Aufgabe  gesteUt  hatte. 

Am  besten  eignet  sich  nach  unsrer  Ansicht  zur  Ueber- 
tragung  der  Distichen  in  den  ganz  kurzen,  epigrammartigen 
Gedichten  der  siebenfussige  lambus  mit  einer  Cäsur  nach  der 
vierten  Hebung.*  Diesen  hat  der  üebersetzer  angewandt  in 
,,The  Philosophical  ßgoist,^  »The  Antique  to  the  Northern 
Wanderer,"  «The  Two  Guides  of  Life."  «The  Playing  Infant," 

The  Enights  of  St.  John 

u.  s.  w.  Das  rhythmische  Verhältniss  zwischen  beiden  Theilen 
jedes  Verses  ist  dem  Rhythmus,  welcher  durch  den  Wechsel 
von  Hexameter  und  Pentameter  hervorgebracht  wird,  ähnlich: 

Ob,  noblv  shone  the  fearful  Gross  upon  yoor  mail  afar, 

When  Rhodes  and  Acre  hail'd  your  might,  o  Lions  of  the  war!  — 

Das  Bestreben  Bulwer's,  seinem  Originale  möglichst  ge- 
recht zu  werden,  hat  ihn  veranlasst,  in  einzelnen  kurzen  Ge- 
dichten den  Wechsel  zwischen  stumpfen  und  klingenden  Reimen 
nachzuahmen.  So  in:  The  Secret,  To  The  Ideal,  The  Alp 
Hunter,  The  Pilgrim.  Wie  schwierig  für  den  Üebersetzer  die 
Aufgabe  war,  weibliche  Reime  zu  bilden,  in  denen  die  unbetonte 
Silbe  phonetisch  hinreichend  hervortrat,  zeigen  die  klingenden 
Reime  des  letzten  Gedichtes :  Knowing  —  glowing,  believing  — 
cleaving,  Part,  Praes.,  vergl.  Einleitung;  hope  in  (in  Praposi- 


*  Es  ist  ein  sehr  altes  Metrum,  das  Metram  des  Ormalam.  Chaocer 
schrieb  darin  The  Pardonere  and  Tapstere.  Sp'äter  haben  sich  aus  dem- 
selben die  verschiedenen  Psalm  metres  entwickelt 


im  Vergleich  mit  den  Originalen.  279 

tion,  gehörig  zum  Anfangsworte  der  folgenden  Zicile!)  —  openl 
before  me  —  bore  mel  river  —  deliver,  given  —  Heaven,  beide 
als  klingende  Beime  verfehlt,  wenigstens  in  so  fem,  als  sie 
den  Anspruch  darauf  erheben,  ein  Ersatz  flir  deutsche  klingende 
Reime  zu  sein.  Als  genügend  anzusehen  sind  nur  etwa:  Por- 
tal —  Mortal;  stealeth  —  concealeth;  motion  —  ocean.  Doch 
ist  nach  dem,  was  in  der  Einleitung  gesagt  worden  ist,  d^r 
Wechsel  zwischen  männlichen  und  weiblichen  Seimen  in  der 
englischen  Sprache  nie  von  demselben  rhythmischen  Werthe, 
den  derselbe  in  der  deutschen  Poesie  hat. 

Schon  in  der  Einleitung  ist  ferner  darauf  hingewiesen  wor- 
den, dass  das  Ohr  des  Uebersetzers  in  den  ästhetischen  Werth 
der  fremdsprachlichen  Laute  vollständig  eingeweiht  sein  muss. 
Die  Töne  der  fremden  Sprache  müssen  bei  dem  Uebersetzer 
eben  den  Affect  bewirken,  den  sie  in  dem  hervorbringen,  dessen 
Ohr  an  ihnen  allein  erzogen  und  gebildet  ist.  Dieser  Anfor- 
derung genügt  Bulwer  nicht,  wenn  er  hier  und  da  den  lautlichen 
Charakter  deutscher  Verse  in  der  Uebersetzung  nicht  wieder- 
giebt.  Denn  dass  Bulwer  seinen  Versen  nicht  ein  ähnliches 
lautliches  Gepräge  habe  geben  können,  ist  unwahrscheinlich,  da 
er  es  im  Allgemeinen  sehr  wohl  versteht,  seine  Darstellung  der 
Natur  eines  Gegenstandes  oder  Ereignisses  anzupassen;  er  wird 
daher  in  den  hierher  gehörigen  Fällen  die  in  dem  Klange  eines 
Verses  liegende  Bedeutung  nicht  verstanden  haben. 


The  Assignation. 

Dies  gilt  zunächst  für  die  kürzeren  Zwischenstrophen  des 
Gedichtes:  Die  Erwartung. 

Hör'  ich  das  Pförtchen  nicht  flrehen? 
Hat  nicht  der  lÜegel  eeklirrt? 

Nein,  es  war  des  Windes  Wehen, 

Der  durch  diese  Pappeln  schwirrt. 

Hear  I  the  creaking  eate  nnclose? 

The  gleaming  lat(m  uplifted? 
No— 't  was  the  wind  that,  whirring,  rose, 

Amidst  the  poplara  drifted! 

In  den  ersten  beiden  Versen  sollte  das  lautlose,  gespannte  Hin- 


880  Ueber  Biilwer'0  Ueberseksongen  SchiUer^Bcber  Gedichte 

horchen  des  Liebenden  geachildert  werden,  der  mit  angehaltenem 
Athem  die  Geliebte  erwartet.  Die  von  einem  leiseni  flüstern- 
den GeräuBch  unterbrochene  Stille  iat  von  dem  Dichter  kunst- 
reich nachgeahmt  dadurch,  dass  er  Wörter  mit  hohen  Vocalen 
und  wie  leises  Geflüster  klingenden  Consonanten  angewandt  hat. 
Vers  3  und  4  enthalten  jedesmal  die  Enttäuschung.  Tief  auf- 
seufzend nach  der  athemlos  in  Erwartung  hingebrachten  Pause 
bekennt  in  langsam,  traurig  hinschleichenden  Worten  —  daher 
Trochäen  —  der  Enttäuschte  seinen  Irrthum.  In  der  Ueber- 
setzung  verstösst  die  Sprache  in  grober  Weise  gegen  den  Cha- 
rakter und  die  Bedeutung  sowohl  des  einen,  wie  auch  des 
anderen  Theiles  der  Strophe ;  auch  metrisch  ist  kein  Unterschied 
zwischen  den  beiden  gemacht:  —  the  creaking  gate  undose 
neben :  das  Pfortchen  nicht  gehen  I  Bei  Schiller  ist  es  ein  leises, 
leises  Geräusch,  welches  in  der  Stille  der  Nacht  zu  den  Ohren 
des  Wartenden  dringt;  bei  Bulwer  wird  mit  Krachen  und  Ge- 
polter die  Thür  geöffnet.  —  Aehnliches  gilt  von  den  übrigen 
Strophen : 

Still!   Was  schlüpft  durch  die  Hecken 
Rasch  und  mit  eilendem  Fass?  — 

Bush!  what  amidst  the  copses  crept  — 
So  swifUy  by  me  nowr  — 

In  Schillerte  Worten  liegt  etwas  Ideales,  das  Gemeinsinnliche 
durchaus  Verbannendes ;  bei  fiulwer  ist  letzteres  durchdringend, 
crept  I  —  by  mel  Für  Schüler  ist  die  Liebe  von  der  Sinn- 
lichkeit abstrahirt,  eine  heilige,  geweihte  Flamme ;  Bulwer  zeigt 
eine  so  ideale  Auffassung  nicht,  wenigstens  nicht  an  dieser  Stelle. 

Das  ideale  Denken  und  Fühlen  unsres  Dichters,  das  in 
Idee  und  Sprache  seiner  Dichtungen  einen  so  würdigen  Aus- 
druck gefunden  hat,  vermissen  wir  in  mancher  Uebersetzung.  — 
„Willst  du  in  meinem  Himmel  mit  mir  leben ?^  sagt  Schiller; 
^What  saj  70U  to  quarters  in  Heaven?"  übersetzt  Bulwer. 

Als  wohlgelungen  dürfen  wir  die  Uebersetzungen  der  Ge- 
dichte: die  Begegnung;  des  Mädchens  Klage;  das  Mädchen 
aus  der  Fremde ;  der  Knabe  am  Bache  und  einige  andere  ausser- 
dem bezeichnen. 


im  Vei^leich  mit  den  OrigiMloiL  281 

The  Youth  by  the  Brook. 

Beflide  the  brook  the  Boy  recHo*d 

And  wove  his  flowery  wreath, 
And  to  the  waves  the  wreath  consign'd  — 

The  wares  that  dancefl  beneath, 
**So  ileet  mine  hours",  he  sigh'd,  ^way 

Like  waves  that  restless  flow: 
And,  so  my  flowers  of  yooth  decay 

Like  those  that  float  below.** 

An  der  Quelle  sass  der  Knabe, 

Blnmen  wand  er  sich  zum  Kranx, 
Und  er  sah  sie,  fortgerissen. 

Treiben  in  der  Wellen  Tanz. 
Und  so  fliehen  meine  Tage, 

Wie  die  Quelle,  rastlos  hin! 
Und  so  bleichet  meine  Jugend, 

Wie  die  Krünze  schnell  verblüh'n! 

Trotz  mancher  Schwierigkeiten  sind  die  wesentlichen  Pvigen- 
thümlichkeiten  dee  Verabaues  wiedergegeben.  Die  Sprache  ist 
meisterhaft,  fliessend  und  gewandt.  —  Diese  Gedichte  sind 
im  Ganzen  von  der  Art,  wie  sie  dem  englischen  Uebersetzer 
meistens  gelungen  sind:  Objectiv  beschreibende  Schilderung, 
aus  der  die  Subjectivität  des  Dichters  weniger  hervortritt.  Das 
Bild  an  sich  wird  entworfen,  nicht  die  subjective  Auffassung 
desselben. 

Auch  hat  Bulwer  in  einzelnen  Fällen  Schwächen  des  Ori- 
ginals richtig  erkannt  und  in  seiner  Uebersetzung  zu  vermeiden 
gewusst.  So  hat  er  die  Ausdrücke  und  Bilder  der  Schillcr'- 
schen  Jogendgedichte,  welche  in  zu  derber  und  zu  wenig  poe- 
tischer Weise  den  Unwillen  des  Dichters  über  die  Menschheit 
und  ihre  Schicksale  darlegen,  durch  maassvollere  und  schönere 
Bilder  und  Ausdrücke  geschickt  ersetzt.  In  der  „Elegy  on  the 
Death  of  a  Youth  ^  beobachten  wir  dies  am  leichtesten : 

V,  4:  Röcheln  anch  des  Menschen  Qualen  aus: 

And  the  pains  of  the  flesh  with  its  dust— are  at  peace. 

VI,  4:  Bald  herum  in  wüsten  Pfützen  dreh'n: 

Now  hurling  the  wretch  whom  she  raised— to  the  mire! 

VII,  9 — 12:  Bis,  befruchtet  Ton  Jehova's  Hauche, 

GrSber  kreissen  —  auf  ein  mächtif;  Dräu'n, 
In  zerschmelzender  Planeten  Hauche, 
Ihren  Banb  die  Gräber  wiederkäuen: 


282       Ueber  Bolwer's  Uebenetetingen  Scbiller*BcW  Gedichte  etc. 

Till  the  breath  of  Jehovah  sball  pass  o*er  the  Tombs, 
Till  their  leeds  spring  to  bloom  at  tbe  tife  of  the  Breath, 
Till  tbe  pomp  of  the  Stan  into  vapoar  conaomefl, 
And  tbe  spoiU  he  hath  captnred  are  raWshed  from  Death. 

IX,  8:  gehealergoaa*ne  Kittger: 

Ceaae  the  groaoa  which  so  loadly,  so  idly  complain. 

Sprachlich  harte  Stellen  finden  sich  im  Ganzen  in  den  Bul- 
wer*8chen  Ueberaetzongen  wenige»  die  Sprache  Bulwer'a  ist  im 
Allgemeinen  fiiessend  und  gefällig.  Ein"^  Beispiel  einer  harten 
Stelle  ist  folgender  Vera: 

Youth*8  gay  ipring—tiroe  acarcely  knowing — 
für: 

Noch  in  meines  Lebens  Lenze. 

Bulwer's  Ueberaetzungen  SchiUer'acher  Gedichte  sind,  so 
mu88  demnach  unser  Gesammturtheil  lauten,  in  wohlklingender, 
schöner  Sprache  geschrieben.  Doch  versteht  es  der  Uebersetzer 
nicht,  wie  Schiller,  aus  dem  Herzen  und  zum  Herzen  zu  spre- 
chen. Er  ist  seiner  Natur  nach  zu  wenig  Lyriker,  um  seiner 
Aufgabe  als  Uebersetzer  SchilWscher  Gedichte  gewachsen  zu 
sein.  Dies  ist  auch  der  Grund,  weshalb  manche  seiner  Ueber- 
setzungen  metrisch  verfehlt  sind,  —  für  die  Lyrik,  welche  iui 
äusseren  Rhythmus  liegt,  fehlt  ihm  die  tiefere  Empfindung  und 
ein  hinreichendes  Verständniss.  —  Am  besten,  zum  Theil  mei- 
sterhaft gelungen  sind  ihm  die  Uebersetzungen  der  Dichtungen, 
deren  Darstellungswcise  objectiv  schildernd  war.  In  diesen  ist 
er  auch  den  rhythmischen  Eigenthumlichkeiten  der  Originale 
meistens  gerecht  geworden. 


Die  provenzalische  Liederhandschrift 

Cod.  42  der  Laurenzianischen  Bibliothek   in   Florenz 

nach  der  tod  Dr.  Edm.  Stengel  im  Auftrage  der  Berliner  Gesellschaft  f.  d. 
Stod.  der  oeneren  Sprachen  genommenen  Abschrift. 

(ForteetKong.) 


Bernard  LU. 

1)  Lanqoan  uei  la  ftioilla 
Jos  des  arbres  ca^er 

Chi  qe  pes  ni  duoilln 
A  mi  den  bon  saber 
Non  ereaz  qen  noilla 
Flor  ni  fuoiila  ueser 
Qnar  aes  mi  sorsnoilla 
Che  qea  plus  uolgra  auer 
Cor  ai  qe  men  taoilla 
Mms  non  ai  ges  poder 
Qades  coich  macaoflla 
On  plus  me  desesper. 

2)  Estraigpa  nouella 
Podes  de  mi  andir 
Qe  qant  aei  la  bella 
Qem  solia  caoillir 
Am  no  mapella 

Nim  ftii  nas  sei  nenir 
Ix>  cor  soz  las  seilla 
Men  Qol  de  dol  partir 
Diena  cpl  mon  cbapdella 
Sfl  plaa  men  Uns  lansir 

(c.  t.) 

Sen  aissim  reuelia 
Noi  «  mais  del  morir. 


8)  Non  ai  mais  fiansha 
En  aagnr  ni  en  sort 
Qe  bon  esperaozha 
Ma  confundnt  e  mort 
De  tan  loing  me  lansha 
La  bfiUa  cai  am  fort 
Quant  li  qer  samanzha 
Com  seu  agues  gran  iort 
Tant  nai  de  pesansha 
Qe  tot  men  aesconort 
Mas  non  faz  semblanza 
Cades  chsnt  e  deport. 

4)  AI  non  sai  qe  dire 
Mas  molt  fax  gran  folor 
Qaram  ni  desire 
Del  mon  la  bellisor 
Ben  deuria  aucire 
Qui  anc  fec  mirador 
Qan  ben  mo  consire 
Non  ai  guerer  peior 
Jal  iom  qe  las  mire 
Nis  pes  de  sa  nalor 
No  serai  ianare 
De  lei  ni  de  samor. 

d)  Ja  per  drudaria 
No  man  qe  nof  ooae 


S8i 


Die  proveozalische  Liederhakidschrift  Cod.  42 


Pero  sil  plasia 
Qem  fezes  qalqe  be 
£a  li  iuraria 
Per  dea  e  per  ma  fe 
Qel  bes  qem  faria 
No  fo6  sabata  per  me 
£n  8on  plaiser  sia 
Qea  soi  en  sa  merce 
Sil  plaa  qe  maucia 
Qeu  no  men  clam  de  re. 

6)  Ben  es  dreich  qeo  plaigna 
Sea  perd  per  mon  orgoiu 

La  bona  compaigna 
El  solaiz  qaoer  sooill 
Petit  me  gadaigna 

(¥«Cl.) 

Lo  fols  arditz  qea  eoill 
Car  nas  mi  ■'estraigna 
Gho  qaea  ploa  am  ni  uoill 
Orgnoill  deos  aos  fraisna 
Car  en  ploron  mei  oilT 
Drei^  es  qem  sofraigna 
Toi  1018  qea  eis  lom  tuoill. 

7)  Escoltral  dampnatge 
E  la  pena  qea  trai 

Ai  molt  bon  osatge^ 
Qades  consir  de  lai 
Orgaoill  e  folatge 
E  ailania  fai 
Qim  muo  mon  coratee 
Ni  daltram  mint  en  piai 
Qar  meillor  messatge 
En  tot  lo  mon  non  ai 
E  man  loill  ostatge 
Entro  quetorn  de  cbai. 

8)  Dompnai  mon  coraige 
Meillor  amic  qeu  ai 

Vos  man  ostatge 
Esitto  qeo  tom  de  chai. 


Bernard  LIII. 

1}  Conort  era  sai  eu  bo 
Qe  ges  de  mi  no  pensaz 
Puos  salatz  ni  amistatz 
Ni  messages  no  menae 
Trop  cait  qei  faz  lou  aten 
Et  er  ben  senblant  oimai 
Qea  chace  zho  qaltrai  pren 
Pois  no  men  ue  aaentara. 

2)  Bei  conort  can  mi  soue 
Com  gen  foi  per  aoe  honratz 
Et  qan  enim  oblidatz 
Per  un  pauc  no  muor  de  se 


Qnea  eisme  naa  enqiren 
Qim  met  de  foldat  en  plai 
Qaant  eu  mi  don  sobrepren 
De  la  mia  forfaitura. 

8)  Per  ma  oolpa  mesdeae 
Et  ia  non  sia  ceiatz 
Car  uas  lei  non  soi  tomatz 

Per  foldat  qi  men  rete 
Tant  nai  estat  longamen^ 
Qe  de  uergoigna  qeu  nai 
Non  aus  auer  lardimen 
Qei  ananz  no  masegura. 

4)  n  men  colpet  de  tal  re 
Don  mi  degra  uenir  graz 
Fe  qeu  dei  al  aeignaz 

Tot  o  fi  per  bona  fe 
Et  seu  en  amar  mespren 
Tort  a  qi  colpa  men  fai 
Qe  qi  en  amor  qer  sen 
Cel  non  a  sen  ni  mesora. 

5)  Tant  er  gen  seruiz  per  me 
Sos  cors  fels  durs  e  iratz 

Tro  del  tot  ser  adolchats 
Ab  bels  ditz  e  ab  merce 
Qeu  ai  ben  trobat  lesen 
Qe  gota  daiga  qan  coai 
Fer  en  un  luoc  tan  souen 
Tro  caua  la  pera  dura. 

6)  Qi  ben  remire  ni  ue 
Oilb  e  gole  front  e  fatz 
Aissi  son  finas  beltaz^ 

Qe  mais  ni  meins  noi  conue 
Cors  loncs  dreich  e  conuenen 
Gent  aflibar  coint  e  gai 
Hom  nol  pot  lauzar  tan  gen 
Cum  lo  saop  formar  natura. 

7)  Chanzoneta  or  ten  aai 
Ves  mon  firances  laninen 
Cui  prez  enanz  e  meillora. 

8)  E  digaz  ll  qae  ben  oai 
Qe  de  mon  conort  aten 
Enqera  bona  uentura. 


Bernard  LIIII. 

1)  Ab  zoi  moa  lo  uers  el  coaienz 
Et  ab  zoi  remaing  e  fenia 
Et  sol  qe  bona  fos  la  fis 
Bons  teng  qes  los  comensamenz 
Per  la  bona  comensansa 
Mi  uen  iois  e  alegraosa 


der  LanreftManiiolie^  BibliotUek  in  Florent. 


»86 


E  per  zo  dei  la  bon*  fin  grazir 

(t.nific.1,) 
Gtr  toz  bona  nie  nei  laader  al  fenir. 

2)  Si  mapodera  ioi  em  aena 
Chem  meraeilh  car  o  sofria 
Qar  non  o  die  e  non  ea  bruia 
Per  qe  aoi  tan  gaia  ni  zaozen 
Mala  gren  aeirez  fin  amanaa 
Sea  paor  e  aea  doptanaa 
Qadea  tem  hom  aea  zo  aama  fallir 
Per  qeu  no  maoa  del  parlar  en  ardir. 

S)  Duna  ren  mauonda  moa  aenz 
Qanc  nnla  hom  mon  zoi  non  enqia 
Qea  nolenüer  no  l«n  mentia 
Qe  non  par  bona  enaeignamenz 
Anz  ea  £>lia  enfanaa 
Qi  damor  a  benenanaa 
Qe  im  lo  nol  ad  bome  deaoobrir 
Sil  no  len  pod  o  naler  o  aeruir. 

4)  Non  ea  enoia  ni  fallimenz 
Ni  oilania  zo  mea  uia 

Maia  dorne  qan  ae  fai  deoia 
Dautmi  amor  e  conoiaenz 
Enoioa  e  qeoa  enanaa 
Sim  faiz  enoi  ni  peaanaa 
Zascnna  ae  nol  de  aon  meater  fornir 
Mi  confondea  e  noa  non  nei  zauair. 

5)  Ben  connen  a  dompna  ardimen 
Entre  aaola  genz  e  mal  uezina 

Qe  ai  bon  cor  nola  fortia 

Grea  pod  eaaer  proa  ni  nalenz 

Per  qeo  preg  maia  en  menbransa 

I^  bella  en  cni  ai  fianaa 

Qe  noa  cangea  )>er  paranlaa  nea  uir 

Qela  enemicz  fkz  den  aeia  morir. 

6)  la  aa  bella  boccba  rienz 
Non  cuidei  baiaan  me  traia 
Qab  an  aol  dolz  baiaar  maacia 
Et  aab  altre  nomea  garenz 
Eiaaamen  mea  per  aenblanaa 
Com  de  perana  la  lanaa 

Qe  del  aea  colp  non  podi  hom  garir 
Se  per  eb  loc  no  aen  fezea  fenr. 

7)  Bella  dompnal  ooatre  cora  gcnz 
Ein  aoatre  bell  oill  man  conqia 

(c. «.) 
Si  bei  aenblant  e  li  dolz  ria 
Et  la  bella  boza  rienz 
Qan  ben  men  prend  a  eamenanaa 
De  bentat  non  aai  enganaa 
La  genzer  ea  quem  anc  pogoea  chauair 
Et  non  uei  clar  dela  ofllz  ab  qe  oa 

remir. 


8)  Bei  uezer  senea  doptanaa 
Vei  qel  aoatre  nrez  enanaa 
Qe  tant  aabez  de  plaser  far  e  dir 
Nalz  hom  noa  pot  de  noa  amar  «afrir, 

Bernard  LV, 

1)  Non  ea  merneilla  ae  chan 
Meillz  de  nul  autre  chantador 
Car  plua  me  trail  cor  ad  amor 
E  meillz  aoi  faiz  al  aeu  coman 
Cora  e  cor  e  aaber  e  aen 

Et  forz  e  poder  iai  mea 
Sim  tira  uaa  amor  lo  free 
Qe  uea  autr  afar  non  aten. 

2)  Ben  ea  morz  qi  damor  non  aen 
AI  cor  qalqe  dolce  aabor 

Et  qe  nal  oiure  aenz  ualor 
Maa  per  enoi  far  a  la  gen 
Ja  dame  den  nom  air  tan 
Qea  ja  poia  uina  ior  ni  mea 
Puia  ia  de  noi  aerai  meaprea 
Et  damor  naarai  talan. 

8)  Ben  aol^  foaen  trian 
Entrela  fala  li  fin  amador 
Qe  laazengiera  e  trizador 
Portea  an  corn  el  fron  denen 
Tot  Ior  del  mon  e  tot  largen 
I  aolgraner  dat  aeu  laguea 
Sol  qe  ma  dompna  conogaea 
Tan  ben  comeu  lam  finamen. 

4)  Qant  eu  la  nei  ben  mea  paruen 
Ala  oila  al  uia  e  al  cor 
Qe  iasament  trembli  de  paor 
Com  fai  la  foilla  contral  uen 
No  ai  de  aen  per  un  enfan 
Aiaai  aoi  damor  antreprea 
Et  dorne  qea  aiasi  conqea 
Po  domnpna  auer  almoana  gran. 

5^  Bona  dompna  plua  noua  deman 
Maia  qen-prenoaz  a  aeruidor 
Qe  oa  aeruirai  com  bon  aeignor 
Coai  qe  de  guederdon  man 
Veos  mal  aoatre  commandamen 
Franca  cor  hamila  gena  e  cortea 
Ora  ni  leona  non  ea  uoguea 
Que  mauciaz  aa  noa  mi  ren. 

6)  Aqeat  amora  me  fer  tan  gen 
AI  cor  duna  dolza  aabor 
Cen  uea  mor  lo  iom  de  dolor 
£t  reuio  de  ioi  aJtre  cen 


286 


Di6  provenMliicIie  LiederhaDdadirift  Cod.  4% 


Tant  es  lo  malt  del  dolz  senblan 
Qe  maia  iial  mos  malt  qaltre  bea 
Et  poifl  lo  mal  ai  tan  bon  set 
Molt  uaral  beoi  apres  lafan. 

7)  Per  bona  fea  e  ses  enean 
Am  la  plus  bella  et  la  meillor 
Del  cor  sospir  e  dels  oiUi  plor 
Qar  tant  lamei  per  qei  ai  dan 
Et  qen  pois  als  camor  me  pren 
Et  les  zartres  en  qe  ma  mes 
No  pot  dao  obrir  for  merces 
Et  cfe  meroe  noi  trob  nien. 

Bernard  LVI. 

1)  Era  non  ai  luser  soleil 
Tant  me  sont  escurzit  li  rai 
Et  ges  per  aizo  no  mesmai 
Cona  clartat  me  soleilla 
Damor  qenz  al  cor  me  raia 
E  qant  altra  gent  sesmaia 
Eu  meillor  enanz  que  sordei 
Perqe  mon  chant  non  sordeia. 

2)  Erat  me  senbla  uert  e  nermeili 
Issamen  com  lo  temps  de  mai 

Sim  ten  fin  amor  comt  e  gai 
Nef  mes  flor  blancha  e  uermeilla 
E  li  uer  chalen  de  maia 
La  genser  e  la  plas  gaia 
Ma  mandat  qe  ^amor  maatrei 
Senqpr  nollam  des  autreia. 

8)  Paor  me  fan  maluais  conseill 
Per  qel  sede  mor  e  descbai 

(e.1.) 
Adoncs  saioston  li  saluai 
E  lans  a  lautre  conseilla 
Com  se  fin  amor  deschaia 
Ai  maluasa  gent  saluaia 
Qai  uos  ne  oostre  conseil  cre 
Dame  deu  prec  eldescreia. 

4)  Da  qest  me  raneur  em  coreill 
Qira  men  fao  dol  e  esmai 

Et  pes  alor  del  ioi  qen  ai 
Et  pois  chaseun  sen  coreilla 
Del  autmi  ioi  e  sesmaia 
Ja  ea  meillor  drec  non  aia 
Cab  sol  deport  nenz  e  ^errei 
A  eil  qe  plos  me  guema. 

5)  6es  mi  dompna  nos  meraneiU- 
Sil  qier  qem  don  samor  nim  bai 
Contra  la  foldat  qem  retrai 
Feraimen  grant  merweiUa 

Sela  macob  ni  baia 
Ai  teria  com  mi  xetraia 


Ai  cal  noa  ni  e  eal  oos  net 
Per  bonenansa  qem  ueia. 

6)  Noig  e  ior  pens  consir  e  ueill 
Plane  e  sospir  ma  pois  ma  pai 

Et  neguns  nom  tan  mal  non  trat 
Mas  on  bon  respeg  mesaeilla 
Don  mon  ooratge  aapaia 
Fol  soi  qar  die  qe  maltraia 
Pois  aitan  ric  amor  en.nei 
Ben  nai  ab  sola  lenaeia. 

7)  Fin  amor  a  nos  mapardll 
Pero  non  coaen  ne  meacnai 
Mais  qar  par  nostra  merce  plai 
Den  cuit  qe  mo  apareilla 
Caisi  fin  amor  descaia 

Ha  dompna  per  merce  plaia 
Caiaz  del  uostr  amic  meroe 
Pois  aitant  ges  nos  meroeia. 

Bernard  LVII. 

1)  Quan  nei  la  fior/  lerba  nert/  e 

la  fuelha 
E  ang  lo  chan  des  anzels  pel  bos- 

catge 
AI  laatre  ioi  qien  ai  en  mon  coratge 
Dobla  mos  iois/  em  nais   em  creu 

em  broeilba 

(f.  19^0.1.) 

Qe  no  mes  ms  qe  ren  pnesc  oaler 
Sei  qae  no  nol  ior  en  amor  aaer 
Qe  tot  cant  es  salegre  aesbaudeia. 

2)  la  non  crezatz  qien  de  ioi  mi 

recreia 
Nim  lais  damar  par  dan  cauer  eeneilh 
Camors  masailh  oem  sobre  senboreia 
Em  fai  amar  qoal  qneilh  plasse  voler 
E  si  eu  am  so  qe  non  deu  escazer 
Forsa  damor  me  fai  far  oasalatge. 

8)  Mas  en  amor  non  a  bom  sen- 

horatge 
E  qui  Ior  qmer  uilanamen  dompneia 
Quamor  non  uol  re  qnessar  non  deia 
Paubres  e  ricx  fai  amdos   don  pa- 

ratge 
Qan  los  amics  uol  laatre  uil  teaer 
•Pauc  pot  lamor  ab  erffueilh  remaner 
Quergueils  dechai  e  fin  amors  cap- 

duelba. 

4)  Hie  sec  sela  qe  plos  aea  mi 

aersoeilha 
E  selam  fui  qem  fo  de  bei  estatge 
Canc  poeis  non  ni  /  ni  me  ni 

mesatge 


der  LfturensianiMhen  Bibliothek  io  Flonens. 


287 


Per  qes  mal  mJ  qne  dompne  mecoe- 

ill» 
Mu  dreg  len  faac  qiea  meu  faoe  fol 

parer 
Car  per  sela  qem  tom  en  non  caler 
Estauc  ia  tan  de  lieia  qe  non  laneia. 

5)  Mas  costnm  et  tot  tempi   qe 

fol  foleia 
Ei  ia  non  er.  qel  eis   lo  ram  non 

cneilha 
Qael  bat  el  fer  percai  rason  qem 

daeilha 
Car  an  mi  pres  dautmi  amor  enveia 
Mas  fe  qi  ea  de  leis  e  mon  beluezer 
Si  de  aamor  mi  tom  en  bon  esper 
Ai  mais  ae  lieis  non  farai  uilanatge. 

6)  Ia  nom  aia  cor  felou  ni  saluatge 
Ni  contra  me  maluatz  conseilh  non 

creia 
(^  en  soi  sos  bom  liees  on  qe  mestia 
Si  qe  dei  cap  desos  G  ren  mon  gatge 
Mas  ioncbas  li  uenc  a  son  plazer 
£  ia  nom  nueilh   mais  de  sos  pes 

mouer 
Th>  per  mercem  tenba  laios  despue- 

ilha. 

7>Laigiia  del  cor  cam  dos  los  baeilbs 

mi  mueilha 
Mes  ben  gnirens  qiea  pen  mon  damp- 

natge 
£  oonosc^  be  qieu  ai  dig  grsa  folatge 
Qsr  ai  dig  so  qe  samor  mi  tueilha. 

8)  Mon  messagier  man  a  mon  bei 

uezer 
Qiiaissilh  t^em  tolc  lo  sen  e  lo  saber 
Ma  tont  mi  dons  e  lieis  eine  non  Ia 

ueia. 

9)  Amicx  Tristans  qar  hien  neos 

puesc  nezer 
Adlon  nos  do  qualqe  part  me  stia. 


Gnilielm  Anelier  LVIII. 

(siebe  Archiv  83  p.  808.  Der  Druck 
ist  genau.) 

(^c  1.) 
Guidttisel  LIX. 

1)  Ades  on  plus  uio  mais  apren 
E  mais  sai  de  mal  e  de  be 
E  mieüh  sai  conoisser  en  me 
Ebz  en  aatroi  foadat  e  sen 


Mas  sei  qe  aotrai  Iblia 

Conois/  e  se  non  castia 

Non  obra  ges  a  dreg  garan 

E  silh  qem  blasmon  car  hien  chan 

Degron  blasmar  los  Inrs  faitz   des- 

chaozitz 
E  ni  del  chan  sil  cbans  non  fos  gra- 

zitz. 

2)  Quieu  non  casti  ni  non  repren 
Qae  caficuns  sap  con  sis  capte 
Mas  gen  fora  com  ueis  en  se 
So  que  conois  en  lautra  gen 
Mos  be  OS  die  qe  paue  aalria 
Chans  si  damor  non  monia 
£  de  mi  a  passet  un  an 
Camors  nom  tenc  ni  pro  ni  dan 
Mai  eras  conosc  camor  mes  guitz 
Coue  quen  chan  qadreg  port  soi  is> 

sitz. 

8)  Camors  mesmenda  ben  e  gen 
1^8  mais  quiea  nai  sofert  ancse 
Camar  mi  fai  per  bona  fe 
La  meilhor  e  Ia  pIns  plazen 
£  tal  que  a  en  sa  bailia 
Tot  can  iois  uol  ni  ualors  tria 
Canc  natura  non  obret  tan 
Cautram  fezes  de  sieu  senblan 
Qen  lies  es  iois  restauratz  e  noiritz 
Quera  aillors  sordeiatz  e  faillitz. 

[4]  Quel  cor«  a  gai  e  conuinen 
Elltier  qe  res  noi  descoue 
£  beatatz  noi  uai  ni  noi  ue 
Anz  hi  a  fag  son  poder  estamen 
Iois  pretz  e  cortesia 
Solatz  ses  uilania* 

(C.  2.) 

Couinen  dig  e  fag  prezan 
Soiornon  aUieis  esz  estan 
De  tot  bons  aips  es  sos  ^ns  cors 

garnitz 
E  tot  los  mais  an  lieis  e  faiditz. 

5)  Lo  cors  el  cor  el  pensamen 
Ai  en  lieis  que  dals  nom  soue 
Ni  ia  pensar  non  uoilh  de  re 
Mas  qan  del  aien  enanssamen 
Mas  plus  ()uen  lamar  parria 
Laigua  qui  mais  ne  metia 
Non  pareis  al  sieu  ric  pretz  gran 
Lo  ben  qeu  die  de  leis  lauszan 
Pero  uerü  es.  so  quel  roprochier  ditz 
Que  bon  pretz  creis  on  plus  luenh 

esauzitz. 

*  Die  leUte  Zeile  steht  zweimal. 


S8S 


Ke  proTeosa&aefaa  Uederiumdichrift  Cod.  it 


[6]  Dompn  iea  noiu  prec  ni  non 

enten 
Qae  nos  mames^  ni  non  coua 
Que  si  tot  crexias  merca 
Paratga  sai  qua  na  mi  defen 
Mais  daiso  ua  prec  sius  plasia 
Donna  qua  ri  eu  ren  dizia 
Qae  US  fos  plazen  ni  benestan 
Que  de  uos  fos  e  si  daitan 
Mi  uol  onrar  aostre  gens  cors  cauzitz 
Vos  non  er  dana  e  mieos  iois  er  com- 

plitz. 

[7]  Si  ia  raszon  nom  dizia 
Qui  eu  de  mi  dona  namaria 
Partes  ni  deisses  benestan 
Vertats  me  fai  dir  aitan 
Qael  siens  noms  es  sobrautres  noms 

grazita 
Eilb  siei  fag  son  de  pretz   simis   e 

razits. 


Guiduisel  LX. 

1)  Reis  glorios  uerais  lums  e  dar« 

data 
Dieas  poderos  senher  si  a  uos  platz 
AI  mieu  companh  siatz  fizels  aiuda 
Qui  eu  nol  ui  pois  la  nueitz  fo  uen- 

guda 
Eszades  sera  lalba. 

2)  Bei    companko   si   donnes   ho 

ueiihatz 
Non   dormaa   plus   senher  si  a  uos 

platc 
Quen  aurien  uei  lestella  creguda 
Qamen  al  iom  qui  eu  lai  ben  cono- 

guda 
Eszades  sera  lalba. 

8)  Bei  companho   en  cantan  uos 

apel 

(f.W««cl.) 

Non  dormas  plus  qui  eu  aog  cantar 

lausei 

Que  uai  queren  lo  iom  per  lo  bos- 

chatgo 

Eszai  paor  quel  gelos  uos  assatge 

Si  ua  consec  anana  lalba. 

4)  Bei  companho  pos  me  parti  de 

uos 
Hieu  non  dormi  nim  mae  de  genoilhos 
Anz  preguiei  dien  lo  filh  sancta  Maria 
Queus  mi  rendes  per  leial  companhia 
K«2ades  sera  lalba. 


6)  Bei  eompanho  iaaei  al  fenaatrel 
Ess  esgardaa  laa  Stellas  del  sei 
Conoiases  aius  Bui  fizela  messateas 
Si  non  o  faitz  nostres  ner  lo  damp- 

natges 
Eszades  sera  l'alba. 

6)  Bei  companho  la  foras  al  perros 
Mi  pregauas  quieu  non  fos  aorme- 

ilhoa 
Enans  ueilhes  tuta  nueg  tro  al  dia 
Ära  nous  plai  mo  chans  ni  ma  paria 
Eszades  sera  Talba. 

Peire  uidal  de  Tolosa  LXL 

1)  Tant  ai  lon^men  seroat 
So  cops  no  ma  wa 

Quen  aisi  o  ai  trobat 

Com  hieu  ho  queria 

Perdut  ai  e  mescabat 

So  cauer  solia 

E  re  non  ai  gazanhat 

Don  mos  amicz  ria 

£  fols  quan  fai  foudat  cuiaua  far  sen 

E  nos  conois  tro  se  stai  malamen 

Qui  em  soi  lonhatz  de  plazer  e  don- 

ranaa 
E  chausimens  ni  mercea  no  meaansas 
Quel  cors  el  cor  de  mi  e  la  ualor 
Ära  nom  ual  ni  heu  nom  uiral  eor. 

2)  De  ioi  don  a  gran  uiutat 
Mi  fai  quarestia 

Mal  la  ui  sa  gran  bcatat 

E  sa  cortesia 

Trait  ma  et  galiat 

Cab  bella  paria 

Bla  si  tot  mon  cor  emblat 

Que  re  noil  creiria 

Liei  am  plua  que  me  per  qem  repen 

Esz  enquier  mi  mon  dan  az  esaien 
Can  liei  non  trop  amistat  ni  pietansaa 
Ni  chausimen  m  negun  acordanaaa 
Qui  eu  clam  merce  e  merce  nom 

aecor 
Merce  daman  cug  morir  de  dolor. 

8)  Tant  clam  ab  umiltat 
Merce  quaacun  dia 
Merces  faria  pecat 
Si  no  men  ualia 
Molt  ai  chaoiimen  cridat 
Ves  pauo  men  menbria 
Pueis  ab  lieis  non  lai  trobat 
Ben  cre  qae  morte  sia 


der  Ldureotianischen  Bibliothek  in  FlorenK. 


»89 


Ma  dompna  mort  me  e  chaafldmen 
Son  dons  eigut  e  sos  bell  haeilhs 

desmen 
Ab  qem  mostret  tan  ooriessa  sem- 

blaosa 
Qui  ea  caigei  plns  aaer  qael  reia  de 

Franaa 
Daiaaom  aembla  crezge  trahitor 
Cab  bei  aenblan  met  home  en  error. 

4)  A  bei  aenber  castigat 
Com  miier  de  feania 

Cap  bela  semblan  ma  nafrat 

Mala  enemia 

£  ges  aitan  de  bontat 

Nom  demoetraria 

Qem  fea  amor  de  conihat 

Cap  tan  ia  ainria 

Com  sofracoa  qua  damor  talen 

So  que  sen  pot  auer  aisso  sen  pren 

Eszieu  estaac  en  atrestal  balanssa 

Mai  en  bon  esmenda  nai  mei»  mea- 

peranssa 
Quem  secoira  de  las  penas  dVmor 
Qae  ualer  den  doniia  a  son  amador. 

5)  Ar  tem  ^ue  die  gran  foadat 
Par  ma  leaiaria 

Den  mesaer  perdonat 

Qae  no  aia  qaem  dia 

E  uec  mi  apoderat 

Del  tot  a  aa  goia 

E  faaaane  sa  uolontat 

Qoella  ab  faria 

Bona  dompna  sioa  plai  a  uos  mi  ren 

E  ai  noni  plai  si  mo  faac  eissamen 

(Yȟ.  1.) 

Qne  ben  conosc  qae  negona  ismansa 
Molt  trai  grea  malansa 
£  chaitias  qe  chai  en  ira  de  senbor 
E  non  troba  sostenh  ni  ualedor. 

6)  Tro  chaia  rozer  passat 
d  nes  lombardia 

Non  aorai  mon  cor  pagat 
Com  qniea  qaie  sai  mestia 
Tant  ai  de  proenase  stat 
Qixiea  tem  qae  maussia 
Ma  dompna  ma  tan  aut  montat 
Si  tost  o  fasia 

Caaer  dei  be  aer^onhiz  espauen 
Qar  ai  estat  de  bei  tan  loniamen 
Si  fcals  pecatz  non  fos  deszesperanssa 
Deazeaperat  mi  foriea  ses  doptanssa 
£  ren  ma  lieis  de  bauszador 
Eflzilh  faasan  so  qaelh  tom  a  zonor. 
▲tcUt  t  n.  SpraolMa.  XLIZ. 


7)  Haeilh  de  merce  bocba  de  chau- 

simen 
NoiU  bom  nons   ae  qe  nol  faszatz 

iaozen 
Per  qniea  ai  mea  en  aos  fermesape- 

ranssa 
E  tot  ifton  cor  e  tota  ma  fizansa 
£  faac  de  uos  ma  don  e  mon  senbor 
Nauierna  bem  nai  peraostramor 
Ab  sol  qaiea  uis  castigat  mon  senbor. 

iPeire  aidal  LXII. 

1)  Qoan  hom  es  en  autroi  poder 
Non  pot  tot  SOS  talenz  complir 
Anz  fi  aaen  souen  gecbir 

Per  lautroi  grat  lo  seu  uoler 
Donc  pois  en  poder  me  soi  mes 
Damor  scgrai  lo  mals  eis  bes 
Eis  tortz  eis  dreich  eis  dans  eis  pros 
Quaissi  mo  comanda  raisos. 

2)  Qar  qi  uol  el  segle  plazer 
Mantas  uez  11  auen  a  sofnr 
Cho  quil  desplaz  ab  gen  oobrir 
Per  semblanz  de  non  caler 
Donc  pois  qan  ue  sos  luocs  es 
Contra  eil  qil  aura  mespres 
Non  sia  flao  ne  nuallos 

Quen  gran  dreit  noz  paaca  ocaisos 

8)  Prez  e  iooen  aoil  mantener 

(0.  2.) 

£  bona  dompnas  obezir 

Et  a  corteisa  gen  seruir 

£u  non  ai  gran  cara  dauer 

Efpero  seu  poder  agaes 

Non  es  coms  ni  daz  ni  marques 

A  cui  meillz  plagues  messios 

Ni  men  se  pac  dauol  baros. 

4)  Bona  dompna  deu  cuit  ueder 
Qan  lo  uostre  gen  cors  remir 
£  puos  tan  uos  am  eus  desir 
Granz  bes  men  deuria  escager 
Caissi  ma  uostr  amors  conques 
Et  uencut  e  lazbat  e  pres 
Cab  tot  lo  secle  se  meus  fos 
Men  tenrieu  paubre  ses  uos. 

[5]  Dompna  qan  ui  remaner 
Et  mauenc  de  uos  a  partir 
Tan  mangoisseron  li  sospir 
Ca  paoc  no  mauenc  a  cazer 
Ua  dolcba  dompna  francha  res 
Voillam  ab  uos  deus  e  merces 
Keteoez  mi  e  mas  canzbos 
Si  tot  pes  al  cortes  gelos. 

19 


290 


Die  provensalMche  Liederfaandicfanft  Cod.  4S 


6)  Tant  ai  de  sen  e  de  saber 
Qe  del  tot  sai  muH  meill  chauair 
£t  aai  ocnoisaer  e  grazir 

Qim  honrar  ni  car  tener 
Et  teinff  malua  del  j^Does 
Gab  bei  aemblan  gai  e  cortes 
SoD  a  lor  amicx  amoros 
Et  als  enemicx  orgoillos. 

7)  Sil  qi  pot  e  no  uol  oaler 
Com  no  sesforcba  del  morir 
Deu  car  la  mort  nol  deigna  iirir 
Per  far  enoi  e  desplaiser 

Et  es  trop  laich  donrat  pagues 
Qaan  recoill  las  rendas  el  ses 
Cor  puirit  ab  cors  uermenos 
Via  ses  grat  de  den  e  de  nos. 

8)  Emperair  soi  dels  genoes 
Et  ai  an  etal  fea  conqes 

Don  ea  me  teing  honraz  e  pros 
Et  loi  amicx  deb  borgonos. 

Peire  aidal  LXIII. 

1)  Quant  hom  onratz  toma  en  gran 

paubrera 
Qa  estat  ricx  e  de  grsn  benenansa 
De  aergoigna  non  sab  ren  com   se 

qerra 
Et  ama  mais  cobrir  sa  malenasa 
Per  qes  maior  merces  e  plus  francs 

dos 
Qant   hom   fai  ben   al   paubre  uer- 

goignos 
Qe   amanx    daltres    qont    en  qerir 

2)  Quea  era  rics  e  de  bona  mai- 

nera 
Maa  ma  dompna  ma  tomat  en  eransa 
Qe  mes  mala  e  seluatge  guerrera 
Et  an  pecat  car  aisim  desenansa 
Et  non  pot  trobar  mais  nulUs  occai- 

sos 
Mas  qar  li  soi  fizels  e  amoros 
E  daqest  tort  nom   uol  far  perdo-. 

nansa. 

8)  La  sa  guerra  mea  tan  aobra* 

meera 

Qe  sim  fai  mal  non  aus  prendre  ve- 

niansa 

Et  sea  li  fug  ni  qanbi  ma  charera 

Denan  mes  oilUc  nei  sa  bella   sen- 

blansa 

Per  qe  non  soi  del  fagir  poderoa 


Ni  del  tomar  per  qe  men  for  bos 
Plaic  hoc  neos  tant  qek  iagaes  on- 

ransa. 

4)  Qe  nom  aal  forsa  ni  gena  qeu 

len  qetra 
Pias  qe  len  daos  qant  a  de  mort  do- 

tansa 
Qi  trai  dedinz  entrel  e  fai  arqeira 
Per  sels  de  lost  e  pren  a  traire  ea- 


Mas  cel  arcbiera  de  fors  ea  plus  gi- 

nos 
Qel  fer  primer  per  aqel  loc  rescos 
Et   ma  dompnam  tcn   en   aital  ba- 

lansa. 

5)  Fol  soi  qar  anc  lapelai  menfon- 

gera 
Maa  druz  certana  non  a  sen  ni  men- 

bransa 
Qar  pauc  non  mor  qar  tan  mest  ue 

tadera 
Qe  uetat  ma  de  la  paubre  speransa 
Donc  a  las  uez  era  mon  cors  ioioios 
Per  qeras  uiu  damor  e  de  ioi  blos 
Sab  ganz  entier  non  posc  far  acor- 

danaa. 

6)  Qill  es  tan  franc  e  douz  e  pla- 

6«ntera 
De  corteis  diz  e  de  bella  coindansa 
Qeu  non  ages  poder  qe  men  soffera 
Plus   qe  lauseis  qes  noirit  per  sof- 

franaa 
Quant  hom  lapella  el  reapon  eochoa 
Et  sap  qes  mort  par  mon  cor  uo- 

lontos 
Ab  mils  carreils  cab  aos  bela  oilz  mi 


(ct.) 

6)  Canson  uai  ten  al  bon  rei  par 

oraeira 
Qe  sa  ualor  non  a  el  mon  ensansa 
Sei  fos  ploB  dolz  aas  mi  don  de  ca- 

briera 
Qe  de  ren  mais  non  fai  deameauranaa 
Mas  toz  rics  hom  qant  destriu  sea 

baroa 
Nes  mens  prezaz  e  tensat  per  loa 

pros 
Et  eu  lo  die  qar  li  port  fin  amanaa. 

7)  Naniema  ea  nom  clam  ges  de 

aos 
Mas  ben  magrops  plus  adraga  gnierdos 
De  lonc  aten  on  aai  esperansa. 


dar  Laarennanischen  Bibliothek  in  Florens. 


S»l 


8)  S«ire  ben  noiU  qe  mamtegnin 

los  pros 
Et  eonfiindflin  los  nutlau  enaeios 
Qar  non  sente  mos  rainers  en  bas- 

sansa. 

9)  Et  chastiatz  oostre  prex  poderos 
Et  sta  baut  can  tuit  laatre  aan  ios 
Gab  meill  naler  se  meillore  senansa. 

10)  Et  car  non  nei  mon  gasaobat 

ni  nos 
NoD  posc  estar  alegres  ni  ioios 
Mas    sobrafars    men   toi  ma  bene- 

nanssa. 


Feire  nidal  LXIIII. 

1)  Sen  fos  en  cort  on  hom  tengnes 

dreitara 
De   ma  dompna  se  tot  ses  bona  e 

bella 
Mi  clamera  qa  tan  gran  tort  mi  mena 
Qae    non  matend  pleoit  ni  conae- 

nenza 
Et  donc  per  qem  promet  zo  qe  non 

dona 
Kon  tem  pecbat/  ni  sap  qe  ses  uer- 

goigna, 

2)  Et  nolgra  mais  qem  fos  al  prim 

esquia 
Qe  qem  tengnes  en  aitan  greu  ran- 

cura 
Mais  il  lo  fai  si  com  cel  qe  cenbela 
Gab  bei  senblan  ma  mes  en  mortal 

pena 
Don  ia  ses  lei  non  posc  trobar  gut- 

renza 
Qanc  mala  fos  tan  bella  ni  tan  bona. 

8)  Dantres  afair  es  cortes  e  aan- 

sida 
Mais  mal  o  fai  qar  en  mos  danz  sa- 

bria 
Qe  pieiz  mi  fai/  ges  no  senmeillura 
Qe  mala  de  dent  can  dol  en  la  mais- 

sela 
Qel  cor  mi  bat  em  fer  qe  nos  re- 

frena 
Samors  ab  leis  e  ab  tota  proenza. 

4)  Qe-qan  non  nei  mon  rainer  de 

marseilla 
Si  tot  me  nio  mos  nires  no  mes  uida 
£  malaates  qe  sooen  recalioa 
Garis  mol  gren  anz  mor  qan  sos  mab 

dura 


Dono  Boi  en  morts  sen  aisim  reno* 

nella 

(▼«  c  1.) 

Aqest  desirs  qen  toi  souen  la  lena. 

6)  A  mon  senblan  molt  linrai  tart 

conqoista 
Qar  nolla  dompna  pieiz  non  sen  con- 

seilla 
Ves  son  amic  e  on  plus  lai  seruida 
De  mon  poder  ea  lai  trop  plas  un- 

bnua 
Donc  qar  tant  lam  molt  soi  plus  fol 

atura 
Qe  fol  pastre  qa  bei  poi  caramela. 

6)  Mas  nencus  es  cm  amors  apo- 

dera 
Apoderatz  soi  qant  ma  dompna  ai 

ntsta 
Qar  negona  a  lei  no  sapareilla 
De  ganz  entier  ab  proeza  complida 
Per  qeu  soi  sens/  e  serai  tan  qan 

nina 
£  si  nom  uol  er  torz  e  desmesora. 

7)  Ganzen  oaten  a  la  nalen  regina 
En  ara^on  car  mais  reg^ina  uera 
Non  sai  el  mon  e  si  nai  mant  qista 
Et  non  trob  mais  ses  tort  ni  ses  qe- 

rela 
Mais  ill  es  franqe/  leials  e  mizida 
Fe  tota  gent/  e  a  den  agraaiua. 

8)  Et  qar  lo  reis  sobrautres  reis 

senanza 
Ad  aital  rei  couen  aitals  regina. 

9)  Bels  castiaz  uostre  prez  segno- 

reia 
Sobre  toz  prez  ab  meillors  faiz  se- 
nanza. 

10)  Mon   gadagnat   sal   dieas   en 

aoierna 
Qar  hom  tan  gent  no  dona  ni  gae- 

reia. 

Feire  nidal  LXV. 

1)  Fois  tomaz  soi  en  proenza 
Et  a  ma  dompna  sap  bon 
Ben  dei  far  gaia  chanzon 
Si  uau  per  reconoissenza 
Gab  seruir  e  ab  onrar 
Gonqer  hom  de  bon  seignor 
Don  e  ben  faitz  e  honor 
Qi  benl  sap  tenir  en  car 
Ferqe  men  dei  esforzar. 

19* 


SM 


Die  proTetmliiche  Liedürhandtebrift  Cod.  42 


2)  Et  oar  «nc  noill  fi  fdleim 
Soi  en  bona  snspeisoD 
Qel  maitraiz  men  tor  en  pro 
Poi  lo  ben  tan  gen  comenza 
Ami  toit  laltr  amador 
Car  sobres  foriins  labor 
Trac  de  freda  neu  foc  dar 
Et  aiga  dolsa  de  mar. 

(c.  2.} 
8)  Ses  pecbat  pnf  penedenza 
Et  ses  torz  faiz  qia  perdon 
Et  prif  de  nient  gent  don 
£  trac  dara  ben  ooillenza 
Et  eauzenter  de  plorar 
Et  damar  dolsa  sabor 
Et  80  arditz  per  paor 
Et  sai  perden  gadagnar 
Et  can  aoi  nencutz  eobrar. 

4)  Et  eil  qi  lonffa  tendanza 
Biaama/  fa  gran  fallison 

Car  an  artoa  li  briton 
On  aoion  lor  pliuenza 
Et  eu  per  lonc  esperar 
Ai  conqis  tan  gran  ricor 
Lo  bais  qem  rorcet  damor 
Qem  ftfz  a  mi  don  emblar 
Qera  lom  uol  outriar. 

5)  Et  ia  non  agra  garenza 
Mas  car  sap  qe  uencuz  son 
Sei/  ma  dompna  aital  raison 
Qe  uol  qeu  uencuz  la  uencha 
Caisim  deu  apoderar 

Franc  bumiltaz  ricor 
Mas  eu  non  trop  ualidor 
Vas  lei  men  posca  iudar 
Mas  precs/  e  merces  clamar. 

6)  Bei  Rainer  per  ma  credensa 
Nous  sai  par  ni  compagnon 

Car  tuit  k  ualen  baron 
Valon  sot  uostra  ualenza 
Et  car  deus  uos  fez  ses  par 
E  08  det  mi  per  seruidor 
Seruirai  nos  ae  lansor 
Et  daitan  com  porrai  far 
Bei  rainer  qi  os  es  ses  par. 


Peire  uidal  LXVI. 

1)  Anc  no  mori  per  amor  ni  per  al 
Mas  uida  pot  ben  naler  morir 
Qan  ue  la  ren  qe  plus  am  e  desir 
E  ren  non  fai  mas  qe  dolor  e  mal 
Ben  me  aal  mort/  mais  anqar  mes 

plus  greu 


Qen  bren  serem  ia  neils  ela  e  iea 

(ttiifieA.) 

Et  saissi  perd  lo  meo  el  seo  ionent 
Mal  mes  del  meo/  mas  del  seo  per 

un  cent 

2)  Et  anc  no  ni  plait  tant  desco- 

manal 
Qe  qant  eu  pois  nulla  ren  far  ni  dir 
Qa  lei  deignes  plazer  ni  abelir^ 
Et  mais  no  uoill  far  nuill  altre  iomal 
Mas  tot  qan  iaz  par  a  leis  nil  e  \eo 
Qe  per  merces  ni  per  amor  de  deo 
Non  pois  trobar  en    lei    nul   zansi- 

ment 
Tort  a  de  mi  e  pecbat  senz  content 

8)  Bona  dompna  uostr  home  na- 
tural 
Podez  se  os  plaz  leogerament  auzir 
Mas  a  la  gent  uos  ferez  escarnir 
Et  pois  naurez  un  pezaz  criminal 
Vostr  om  soi  ben  qe  ges  nom  teng 

per  meo 
Mais  ben  saubren  honraaamen  grazir 
Sem  fes  socors  a  lei  damic  coral 
Qe  seu  uolgues  donna   segre   autre 

treu 
Onrat  plazer  agra  conqist  en  breu 
Mas  senes  uos  non  posc  esser  pla- 

senz 
De  ren  als  gauz  entier  non  aten. 

4)  Elsters  mpn  grat  am  tot  soi  per 

cabal 
Leis  Qui  nom  deigna  uezer  ni  anzir 
Qen  farai  doncs   pois  no  men  pois 

partir^ 
Ni  zausiment  ni  merces  no  mi  aal 
Tenraimen  al  us  del  enoios  romeu 
Qi  qer  e  qer/  qai  de  Ia  freda  neu 
Nais  lo  cnstals/  don  hom  trai  fog 

ardent 
Qe  per  esforz  aenzon  li  bon  sof- 

frent. 

5)  Per  zo  men  soi  geitaz  a  no 

mencal 
Com  hom  uolpiz  qi  sobrida  fugir 
Qui  no  sausa  tornar/  ne  sap  gandir 
Quant  lenzausen  soi  enemic  mortal 
Non  ai  conort  mas  aqel  del  laden 
Qe  sem  fai  mal  fac  ades  lo  sea 
iüssi  com  oel  qa  orba  se  defent 
Ai  tot  perdat  Ia  forz  e  lardiment. 

Cons  de  Piteu  de  oos  me  dam 

deoa 
Et  deu  a  mi  de  uos  tot  eus  ement 


der 


Bibliothek  in  Floreids. 


39S 


Qae  aos  nanes  traiz  moH  nudmineni 
IjuI  de  sa  croii/  e  nd  de  mon  ar- 

gent 
Per  qem  deaez  aaer  gran  marrimeni 

Beia  Bisard  LXVII. 

(e.  %.) 

1)  Ja  DOS  hom  pria  non  dira  sa 

raison 
Adreitamen  se  com  hom  dolent  non 
Maa  per  conort  pot  il  faire  chanson 
Pro  Adamis/  ma«  ponre  aon  li  don 
Onta  ianron  se  por  ma  reezon 
Soi  fai  dot  yaer  pris. 

2)  Or   sachon  ben  mi  hom  e  mi 

baron 
Englea/  norman  pettauin  e  goascon 
Qe  ge  nanote  si  paure  compa^on 
iieu  laiMasse  por  euer  en  preuon 
Ge  nol  di  pas/  por  noila  retraiaon 
Mas  anqar  soi  ge  pris. 

3)  Tan  sai  ea  de  ner  certanament 
Com  mort  ne  pris  na  amic  ne  parent 
Qant  il  me  laissenl  per  or/  ni  per 

argent 
Mal  mes  de  mi  /  mas  peiz  mes  por 

ma  gent 
Qaprea  ma  mort  nauron  reprozha- 

ment 
Tan  longamen  soi  pris. 

4)  Nom  memeill  sea  ai  lo  cor  do- 

lent 
Qe  messenher  met  ma  terra  en  tor- 

ment 
No  li  menhra  del  nostre  saerament 
Qe  nos  feimes  andos  oomuneiment 
Bern  sai  de  uer  qe  gaire  longament 
Non  serai  eu  sa  pris. 

5)  Mi  oonpagnon  cui  iamoi  e   coi 

iam 
Cil  de  idiaill  e  eil  depersanun 
De  lor   chanzon   qil   non   soni  pas 

certain 
Unca  ners  eis  non  oi  cor  fals  ni  uain 
Sil  me  gnerroient  il  feron  qe  uilain 
Tan  com  ge  soie  pris. 

6)  Or  sachent  bea  enieuin  e  torain 
Cil  bacheliers  qi  son  legier  e  sain 
Qen   gombre   soi   e  pris   en   autrui 

main 
II  ma  iunassen  mas  il  no  nenn  ^in 
De  helles  armes  sont  era    uoit   li 

piain 
Per  so  qe  ge  soi  pris. 


7)  Contessa  soir  nostre   prez   sö- 

hraim 
Sai  dens  e  gard  e  cel  per  coi  me 

clam 
Et  per  coi  ge  soi  pris. 

8)  Ge  nol  di  pas  por  cela  de  oer- 

tAin 
Sa  mere  Loys. 


Folqet  de  Marsella  LXYIII. 

1)  Per  den  amors  ben  sauez  ue- 

ramen 
Quan  plus  deiscen  plus  poia  homü- 

taz 

Et  oreoillz  cbai  on  plus  alt  es  poiatz 
Don  oei  auer  gaus  e  uos  espanen 
Qanc  se  mostraz  orgoill  contra  me- 


Et  brans  respos  a  mas  homils  cban- 

zos 

Per  qes  senblanz  qel  orgoillz  chaia 

ios 

Qapres  bei  iom  ai  nist  far  noig  es- 

cnra. 

2)   Ma  nos   non   par  poeaaz    far 

fallimen 
Per  o  can  faill  cels  qes  pros  ni  pri* 

saz 
Tant  com  nal  mais/  tan  es  pIns  en- 

colpaz 
Qe  la  ualors  poial  colpa  deisen 
Et  quant  hom  tot  perdonal   forfai- 

tura 
Ja  del  blasme  noi  sera  faich  perdos 
Qe  cel  reman  en  mala  sospeicnos 
Qamant  met  cel   qe  uas  un  desme- 

sura. 

8}  Blasme  na  hom  e  chascnns   sei 

a  sen 
Per  qes  lenganz  en  el  plus  galiaz 
A  cel  qo  fai/  qa  cel  qes  enganaz 
Et  üonc  amors  per  qo  fais  tan  souen 
Com  plus  vos  serf  chascuns  plus  sen 

rancura 
Et  del  seruir  taig  calqe  guierdos 
Prez  o  amicx/  meilloramenz/  o  dos 
Meins   dun   de   cels  /  es  fols  qi   sa 

atura. 

4)  Donc  Bui  eu  folz  qei  mis  lo  cor 

el  sen 
Senz  no  fo  ges  anoeis  fu  gran  fol« 

daz 


294 


Die  proTensaUaclie  LiederiiMidftcliriiV  Cod.  42 


Qar  eel  es  fol«/  (je  cuia  euer  senaz 
Et   sap   hom    meins    ades    on    plus 

apreit 
Qanc  iom  merees  /  qe  aal  mais  qe 

dreizora 
No  oalc  a  mi/  ni  ao  poder  en  aos 
Et  fenblan  paoc  pogues  ualer  raisos 
Per  qea  aui  fols  qar  anc  de  aos  ato 

cura. 

6)  Mas  er  soi  ricz/  car  en  uos  no 

menten 
Qem  cuiai  lea  riqeze  paubertaz 
Et  celes  ricx/  qe  se  ten  per  pffgaz 
Et  cel  paubres/  qen  trop  ricor  enten 
Per  qeu  soi  rioz  tan  gran  iois  mase- 

gur» 
Qan  pes  com  soi  tomaz  desarooros 
Qadonc  era  marriz  er  soi  ioios 
Per  cho  mo  teing  a  gran  bonauen- 

tura. 

6)  Cortesta  non  es  als  mais  mesnra 
Mas  008  amors  no  sabez  anc  qe  fos 
Per  qea  serai  tan  plas  cortes  de  aos 
QaI  maier  brai  calerai  ma  rancnra. 

7)  Abadiman  e  ab  toz  tens  tatara 

(0.  «.) 

Canzhos  qe  de  lor  es/  e  lor  razos 
Caltresi  ses  chascans  paoc  amoros 
Mas  senblan  fan/  daicho  don   non 

an  cura. 

Folqet  LXIX. 

1)  Tant  mabelis  lamoros  pensa- 

men 
Qe  ses  oenguz/  en  mon  cor  asire 
Per  qe  noi  pot  nullz  altre  pes  caber 
Ni  mais  ni^s  nomes  dolz  ni  plaisenz 
Qadoncs  am  san  qan  maacion  con- 

sire 
Et  fin  amors  aleuza  mon  martire 
Qem  promet  ioij/  mais  trop  Ion  dona 

len 
Qab  senblan  ma/  trainat  loniamen. 

2)  Bem  sai  qe  tot  qant  faz  es  dreich 

nienz 
Eu  qem  puos  al  samors  mi  nol  aa- 

cire 
Qar  esien  ma  donat  tal  noler 
Qe  ia  non  er  uencuz/  ni  el  no  aenz 
Vencnz  si  er/  qe  mort  man  li  sos« 

pire 
Tot  so  anet/  se  de  lei  cai  desire 
Non  ai  secors/  qe  daltra  nol  aten 
19i  daliramor  non  paosc  auer  talen. 


B)  Bona  dompna  ai  os  plaz/  stas 

sofrenz 
Del  ben  qe  ns  aoill/  qeu  soi  del  mal 

sofnre 
Et  pos  lo  mais  nom  pogra  dan  tener 
Anz  mer  semblanz  qa  partam  engal- 

menz 
Et  sa  aos  plaz  qen  altra   par   me 

aire 
Tolez  de  uos  la  beitat/  el  gen  rire 
El  dolz  parlar/  qe  mafolis  mon  sen 
Partir  mai  poi  de  aos  /  mon  escien. 

4)  Ca  toz  iorz  mes  plus  bei/  e  plos 

plaisenz. 
Per  qen  aoill  mal  oilb  ab  qe  os  remire 
Qar  al  mea  grat/  nos  porrion  nezer 
Mas  al  meu  dan/  aezon  trop  sotil- 

menz 
Mos  danz  non  es/  cho  sai  pos  non 

azire 
Anz  me  sap  bon/  dompna  per  qea 

malbire 
Si  maucien  noca  os  estara  ^n 
Qe  lo  meus  danz  aostr  er  issamen. 

5)  Perzho  dompna  no  as  am  saoia- 

menz 
Qa  aoi  soi  fis  e  a  mos  ops  traire 
Qeu  uos  coit  perdre/  e  mi  non  paosc 

aaer 
E  uos  cait  noser/  e  a  mi  soi  noisens 
Perzho  nos  aus  mon  mal  monstrar  ni 

dire 
Mas  a  lesgtrd  podez  mon  cor  deoire 
Qe  US  cugei  dir  mas  era  men  repea 

S.»««o.l.) 
z  aergoigna  e  ardtmen. 

6)  E  car  uos  am  mil  tanz  qe  no 

sai  mre 
No  men  ponet  anz  ubs  am  per  un 

oen 
Qar  qi  proat  altrai  captenemen. 

7)  Ues  nem  sen  uai  canzoz  qi  qes 

nazire 
Qe  gauz  nauran  per  lo  men  esden 
Las  dompnas/  a  coi  eu  te  presen. 

Folqet  LXX. 

1)  Si  tot  me  soi  tart  aperoebaz 
Aiesi  com  sei/  qa  tot  perdut/  e  iura 
Qe  mais  no  ioc/  a  gran  bonauentara 
Mo  dei  tener/  qar  me  soi  conegatz 
Del  eran  enian/ qamora  ues  miiszia 
Qftb  Del  senblan  ma  tengut  en  fan- 


der  Limreiiiawiidiftn  Bibliothek  in  Floreni. 


295 


Plnt  de  deians/  « lei  de  nud  deo  tor 
Qades  promei/  e  re  non  |Migana. 

2)  Ab  bei  i^nblan  qel  fals  amors 

a  das 
Sairai  nea  lei  fis  amana  e  satara 
Col  parparpaillos   qa   tan   folla  na- 
tura 
Qes  met  el  foc/  per  la  ctardat  qe  lui 
Blas  eu  men  part  /  e  segrai  altra  uia 
Soi  mal  pagas  qestrea  no  men  par- 

tria 
Et  tegrai  laips  del  tot  bon  sofridors 
Com  ploa  sirais/  plos  fort  iomelia. 

3)  Per  o  nof  oaich  qeu  tia  irascox 
Si  tot  me  die  en  chantan  ma  rancara 
Maa  aapcha  ben/  qa  soe  ops  sei  per- 
duz 

Ne  digaz  qe  sia  ootra  mesura 
Qanc  aobre  fre  non  aolc  menar  an 

dia 
Ana  me  fez  far  mon  poder  tacta  nia 
Maa  banc  sen  pres  caoala  de  gran 

valor 
Qln  Bagorda  trop  sonen  eoill  felnia. 

4)  Fei  for  en  ben  /  mas  soi  men 

retenguz 
Qe  qi  a  plus  fort  de  si  desmesura 
Fai  gran  foldat/  en  es   en  auentara 
Neia  de  son  par/  car  pot  esser  uen- 

cuz 
Et  de  plas  freuol  de  si  es  nilania 
Per  qane  non  plac/  ni  plaz  sobran« 

aaria 
Per  o  en  sen/  de  hom  gardar  honor 
Qe  sen  omtl  no  prez  mais  qe  foUa. 

6)  Per  o  amor  me  soi  eu  recrenz 
De  nos  semir  e  mais  non  anraicura 
Qaisid  com  prez  hom/  plus  laida  pein- 

tura 
(c. «.) 
Qan  es  deloing/  qe  qan  es  pres  uen- 

guz 
Prez  ane  uos/  canc  no  uos  conoisia 
Et  sanc  naic  pauc/  mais  nai  qeu  non 

uolria 
Aissim  nes  pres  cum  al  fol  qeridor 
Qe  dÖB  qa  ors  fos  tot  so  qe  tocaria. 

6)  Bei  naiman  samor  uos  desirei- 

gnia 
Vos  en  tOK  temps  iens  en  conseille- 

ria 
•S  uos  menbres/cant  ien  nsc  de  dolor 
Ni  qan  de  ben  iamaii  ne  oa  enoarna. 


7)  £a  plua  naU  sab  loa  dilk  ooi 

neia 
So  qeu  ai  dita/  porria  auer  ualor 
Qien  qier  oonseiU  /   e  oenseiU   aos 

daria. 

Folqet  LXXI(I). 

1)  Sal  cor  plagues  ben*  for  huimais 

saisos 
De  far  canzbos  per  ioia  mantener 
Mas  trop  mi  fai  ma  uentura  doler 
Qant  en  regsrt  los  bes  el  mais  qeu 

nai 
Qe  ricx  diz  hom  qe  soi  e  qe  ben 

nai 
Mas  cel  qo  diz  no  sap  ges  ben  lo 

ner 
Qe  benenansha  non  pot  nns  hom  auer 
De  nnlla  re  mas  de  zho  qal  cor  plai 
Per  qe  nam  mais  un  panbres  ses 

ioios 
Gans  ricx  ses  ioi  qes  tot  lan  con- 

siros. 

2)  Et  si  anc  iorn  fhi  gais  ni  amoros 
Ar  non  ai  ioi  damor  ne  Ien  esper 
Ni  altre  bes  nom  pot  al  cor  plazer 
Anz  mi  sepblon  tot  altre  ioi  esmai 
Per  0  damor  qe  uer  uos  en  dirai 
Nom  lais  del  tot/  ni  no  men  puoeo 

remaner 
Aiasi  com  cel  qem  mei  del  arbre  atai 
Qes  tan  poiaz  qe  no  sap  tornar  ios 
Ni  sus  non  nai  tan  li  par  temeiros. 

3)  Per  zbo  nom  lais  se  tot  ses  pe- 

rillos 
Qades  non  page  sus  a  mon  poder 
Et  deuriam  dompnal  fis  cor  naler 
Pois  conoissez  qe  ia  non  recrerai 
Qab  ardiment  apoderom  lesglai 
Et  nun  tem  dan  ^e  me^  posca  escazer 
Per  cho  user  gen  sim  deignatz  retener 
El  guierüos  es  aitals  chom  seschai, 
Qe  neis  lo  dos  Ien  eis  faich  guierdos 
A  cel  qe  Mp  dauinen  far  sos  dos. 

4)  Donc  se  merces  a  nuill  poder 

en  uos 

(t«o.1.) 

Traia  sennan  se  iam  uol  pro  tener 
Qeu  no  men  si  en  prez  ni  en  saber 
Ni  en  chanzons  mas  car  conosc  e  sai 
Qe  merces  uol/  zo  qe  raison^  desohai 
Per  qen  uos  cuich  ab  merce  conqerer 
Qi  mos  escDz  central  sobre  ualer 
Qea  sai  en  uos  per  qem  met  en  aaaai 


296 


Die  provenzalbche  LiederhAndscluift  Cod.  42 


De  uostramor/  zo  qan  ueda  raisos 
Mas  ille  mi  fai  quiar  qaainen  fot. 

5)  Azho    conosc    qeu   001   neins 

pauroB 
QaDt  al  comenKamen  me  aesespcr 
Et  mas  chanzboDS  pois  noill  merce 

qerrer 
Farai  doncB  aissi  col  ioglars  fai 
Aissi  cum  muo  mos  uers  lo  finerai 
Deaesperar    piios    doncs    noi  puosc 

saber 
Raison  per  qeill  deia  de  mi  caler 
Ma  tot  lo  meins  ai  tanc  en   reten- 

drai 
Qinz  en  mon  cor  lamarai  a  rescos 
Et  dirai  ben  de  lei  en  mas  chanzos. 

6)  Si  Nazimanz  sabia  obo  qeu  sai 
Dir  porria  cuna  pauca  ocaisos 

Noz  en  amor  plus  qe  noi  ual  raisos. 

Folqet  LXXII. 

1)  Ai  qant  gent  uenz  e  ab  qan 

pauc  dafan 
Ab  cel  qis  laisa  uencer  ab  merce 
Qar  en  aisi  uenz  bom  autrui  e  se 
Et  a  uencnt  duas  uez  senes  dan 
Et  uos  amor  no  o  fai  ges  aissi 
Qanc  ior  merces  ab  uos  non  pog 

valer 
Ans  manes  tant  mostrat  uostre  poder 
Qai  no  uos  ai  ni  üos  no  auez  mi. 

2)  Ferzbom  par  fol  qui  non  sab 

retener 
Zo  cboni  conqer/  qeu  prez  ben  autre- 

tant 
Qi  zo  reten  com  a  conqes  de  nan 
Per  son  efibrz  com  faz  lo  conqerer 
Qaissim  pograz  tener  com  fol  rote 
Le  sparucr  fer  qant  tem  qe  se  desli 
Qel  estreing  tant  el  poing/  tro  qe 

la  od 
Mais  pois  estorz  uos  soi  uiure  pois 

be. 

8)  Tot  zho  qe  ual  pot  noser  al- 

tresi 
Donc  seus  tegn  pro  be  os  porrai  dan 

tener 
Et  er  merces  sabeis  uostre  saber 
Qe    mauez  dat  don  anc   iorn   non 

gandi 
(c.  2.; 
Yos  mou  teozon  m  os  dig  mal  en 

chantan 


Mais  non  er  fait  qe  zanaiment  men  te 
Mais  uoill   sofirir  mon   dan  en  pas 

iase 
Qel  uostre  tort  adrecurer  claman. 

4)  Ou  troberai  mais  tant  de  bona  fe 
Qanc  neguns  hom/  se  mercis  no  trai 
Son  eacient/  si  com  en  qe  os  serui 
Tan  longament/  qanc  no  gaodi  de  re 
Ar  qer  merce/  e  faria  parer 

Qar  qi  trop  uai  seruiai  r^rozan. 
Ben  fai  senblant/  qel  guederdon  de- 

man 
Mais  ia  de  mi  non  cuies  qeol  nesper. 

5)  Et  qil  bon  rei  Bizard  qi   uol 

qeuchant 
Blasmet  perzo/  qar  non  paset  de  se 
Ar  len.dtfsment/  si  qe  chascan  lo  ue 
Qa  reires  trais  per  meill  saillir  enan 
Qel  era  cons  ar  es  ricx  reis  ses  fi 
Müs  bon  seoors  fai  de  os  al    bon 

uoler 
Et  sen  diz  ben  al  crozar  eu  dis  uer 
Et  ar  uedem  per  qa  donc  no  menti. 

6)  Ia  nadiman  toz  temps  non  an 

cuian 
Qe  contramoT  ai  aiura  mon  fre 
Mas  eu  tenc  ben  per  probat  cbo  conue 
Et  sabra  o  meill  cbascuns   des   or 

enan. 

Folqet  LXXIIL 

1)  Amor  merces   non   moira   tan 

soaen 
Qe  iam  podez  uiaz  del  tot  aucire 
Qar  uiurem  fai  e  morir  mesdamen 
Et  en  aissi  doblen  mi  mon  martire 
Fero  mez  morz  uos  soi  bom  e  ser- 

uire 
£1  seruizis  es  me  niil  tant  plua  bons 
Qe  de  nul  altraner  ricx  gmerdons. 

2)  Ferqes  pechaz  amors  so  sabes 

uos 
Se  mauciez  pos  uer  uos  nom  aiie 
Mas  trop  seruir  ten  dan  mant-aa  sa- 

zos 
Et   son   amic  en  perd  hom  so  auz 

dire 
Se  09  ai  seruit  ni  anqer  no  men  mre 
Et  qar  sabez  qeu  guierdon  eilten 
Ai  perdut  uos  el  seiur  issumen. 

3)  Et  uos  dompna  qe  auez  man- 

damen 
Forzaz  amor  e  uos  cui  tan  desire 


der  LanreiuHaiibcheii  Biblioiliek  in  Florenz. 


897 


Non  ges  per  mi  /  mais  per  dreit  iau- 

semen 

Qe   tan  plaignen/  noa  pregon  mei 

aospire 

(f.  Mf«c.  1.) 

Qel  cor  plura  qnan  uedez  loa  oillz 

rire 
Maa  per  paor  qeu  aenblea  enoioa 
Enian  mi  ea/  e  trag  mal  en  perdoa. 

4)  Et  ia  non  erei  uoatre  cor  or- 

goilloa 
Volgaea  el  meo  tan  lonc  destr  aaire 
Per  qai  paor/  no  fecea  don  dan  doa 
No  uoa  auaei  lo  mon  maltrait  deaire 
Ai    qar   aoatr  oill   non   uezon    mon 

martire 
Qadonc  na  gran  merce  ae  el  no  men 
Ai  dols  eagart  qin  fan  aenblan  par- 

uen. 

5)  A  noa  nolgra  monatrar  lo  mal 

qeu  aen 
Et  aa  altrea  celar  e  eacondire 
Qanc  non  poac  dir  mon  cor  celada- 

men 
Et    aen    non  aai  cobrir  qi  mer  co- 

brire 
Et  qui  mer  fina/  ai  eu  eiami  aoi  traire 
Qar  qi  non  aap  zelar  non  ea  raaos 
Qe  zelon  aela  a  qi  non  ea  nula  proa. 

6)  Maa  nazimauz  diz  qeu  li   aoi 

traire 
ni  ea  tOB  temps  dizon  qieu  sc»  gin- 

noi 
Gar  tot  mon  cor  no  retrac  a  ela  doa. 

Folqet  LXXIin. 

1)  Ben  an  mort  mi  e  lor 
Mei  oill  galiador 
Perqem  maz  qa  bela  plor 
Poa  ill  CDo  an  merit 

Qon  tal  dompnam  ebauait 

Don  an  faich  falimen 

Et  qi  trop  pnoia  baa  deiscen 

Per  o  en  aa  merce  mi  ren 

Qe^  non  crei  gea  qe  merces  aus  fallir 

Lai  on  dena  uolc  toz  autrea  bes  aiasir. 

2)  Pero  oonoao  damor 
Qe  moa  danz  la  aabor 
Qe  zho  don  ai  langer 
Me  fai  prezar  petit 

£  poigner  a  deatrit 
En  tafqi  aen  defen 
2%o  qi  men  chauzha  uau  fugien 


E  cho  qim  fug  eu  uau  segnen 
Qem  sema  non  puose  en  cbauzar  e 

fuzir. 

3)  Ar  auiaz  gran  folor 
Qarditz  aoi  per  paor 
Maa  tan  tem  Ia  dolor 

(c. «.) 

Damor  qi  ma  aaizit 
Ai  chom  fai  plus  ardit 
De  monstrar  mon  talen 
A  lei  qem  fai  ueillar  durmen 
Dona  Hl  per  paor  ardimen 
Aisai  com  cel  qestres  no  pot  gandir 
Quis  uai  totz  sols  entrels  eine  cena 

ferir. 

4)  Proa  dompna  cui  ador 
Restauraz  en  ualor 

Mi/  e  uoatra  lausor 

Camdui  em  afreblit 

Qar  metez  en  oblit 

Mi  qe  os  am  fioamen 

Qe  eil  qo  sabon  uan  diaen 

Qe  mal  aeruir  fai  manta  gen 

Et  qar  uos  am  tan  qe  dal  non  oonair 

Perd  mi/  e  uos/  gardaz  sin  dei  morir. 

5)  Mas  ges  oian  per  flor 
Non  uiraz  cbantador 

Maa  prea  de  mon  seignor 

Lo  bon  rei  cui  deus  guit 

Daragon  men  partit 

Dir/  et  de  marrimen 

Per  qeu  chan/  tot  forzadamen 

No  deuon  ges/  sei  amic  contradir 

Gala  enemicx/  uem  qes  fai  obezir. 

0)  Cbai  a  la  dolor  de  la  den 
Vir  la  len^a  lei  cui  mi  ren 

Et  er  merces  sil  me  deigna  coillir 
Qen  maint  bon  loc  faz  son  ric  prez 

auzir. 

7)  Bei  raimanz  dens  mi  gard  de 

faülir 
Vaa  lei  /  qi  faill  nea  mi  scu  lauaes 

dir. 

Folqet  LXXV. 

1)  Molt  y  fez  gran  pecbat  amors 
Qan  li  plac  qes  meses  en  me 

Qai  merces  noi  aduis  ab  se 
Ab  qe  sa  dolces  ma  dolors 
Qamors  perd  son  nom  e  deamen 
Et  es  deaamoroa  planamen 
Pois  mercea  non  pot  far  aecors 
A  cui  fora  prez  e  honors 


298 


Die  proveoMliiclie  Li«derhaiidieLiiil  Cod.  42 


Poif  ill  aol  ueneer  totes  oes 
CnoA  aez  la  oences  mercet. 

2)  Si  DOS  aenz  uencoz  soi  aniors 

(^  c.  1.) 

Vencer  nos  puos  mas  ab  merce 
Et  sentre  tanz  mala  trat  an  ben 
Ja  naos  er  danz  ni  deshonon 
Caia  nos  ^e  es  esteia  gen 
Qan  mi  faiz  plaigner  tan  souen 
Anz  en  ual  men  uoetra  lauacra 
Perol  mals  me  fora  dolzhora 
Si  laiuam  a  qe  ram  soi  pres 
Me  pleies  meiceiant  meroes. 

8)  Mss  trop  ma  airat  amors 
Qar  ab  merce  sen  des  aue 
Perol  meillz  del  mieillz  qet  bom  ne 
Mi  donz  qe  nai  meillz  qe  ualors 
£n  pot  l^n  far  acordamen 
Qar  mager  ne  falz  per  an  cen 
Qi  ae  com  la  neus  el  colors 
Cbo  es  la  blanc  e  la  colors 
Sacordon  en  lei  senblanz  es 
Qamors  si  acord  e  merces. 

4)  Mas  non  pot  esser  pos  amors 
Non  o  aol  ne  mi  donz  cbo  cre 
Per  o  de  mi  donz  no  sai  re 
Canc  tan  no  men  follit  follors 
Qeu  Ibaaser  dir  mon  pensamen 
Mas  cor  ai  qcm  capdel  ab  sen 
Ab  ardimen  qel  tof  paors 
Per  o  esperar  fai  la  flors 
Tom  en  fruicb/  e  de  mi  don  pes 
Qesperan  1«  uences  merces. 

5>  Ester  no  paos  darar  amors 
Et  no  sai  cosi  se  desue 
De  mon  cor  qe  si  os  a^  eos  te 
Qe  re  non  caicb  qe  naia  aillors 
Qe  si  beos  es  granz  eisaamen 
Podez  e  mi  caber  leumen 
Qo  US  deoiA  una  granz  tors 
Qen  an  paoo  miriul  es  largors 
Eu  soi  tan  fnnx  qe  si  os  plagues 
Ancar  neis  i  caubra  merces. 

6)  Mal  mi  soi  gardaz  per  an  sen 
Enblat  amors 

Mar  aer  estorz  de  sas  dolors 
Mas  cur  pot  qeu  aes  mi  soi  pres 

(0.  I.) 

Keas  no  mi  oal  dreicb  ne  merces. 

7)  Naiman  lo  uostre  socors 
Et  en  toz  temps  nolgre  aaillors 
Blas  daqest  non  noill  sapcbaz  ges 
Qa  penas  neis  o  sap  mercos. 


Feire  nidal  LXXVI. 

1)  Sim  laissaoa  de  chantar 
Per  trabaili  ni  per  afar 

Ben  lea  dirion  ta  genz 

Qe  non  es  aitals  mos  senz 

Ni  ma  gaillardia 

Com  esser  solia 

Mai  be  os  posc  en  aer  iarar 

Canc  mais  tant  nom  plac  iouens 

Ni  prez  ni  eaaaleria 

Ni  doneis  ni  drudaria. 

2)  Et  sea  poeaes  acabar 
Zho  qe  mai  faicn  comencbar 
Mos  sobresforcias  talenz 
Alixandres  fo  nienz 
Contra  qeu  seria 

Et  sa  dea  plazia 
Qe  mi  deignas  aiudar 
Jal  seus  uerais  monimenz 
I^ngament  non  estari 
Sot  mal  serua  seignoria. 

8)  Hom  aos  dearia  tardar 
De  ben  dir/  ne  de  meillz  far 
Tant  can  Vidales  presenz 
Qel  secle  no  es  mais  aenz 
Kt  qi  plas  sei  fia 
Fai  mator  folia 
Caia  mort  pot  lom  proar 
Cum  paac  ual  lo  remaneoz 
Per  qes  fols  qi  nos  castia 
Kt  no  reigna  en  cortesia. 

4)  Mas  tant  ü  de  qe  pensar 
Per  qeu  non  paos  deliurar 
Totz  mos  honraz  pensamenz 
Pero  bos  comenz  namenz 

Me  toi  bona  uia 

Et  no  sen  canbia 

Mas  en  per  sobresforzbar 

(f.SSiOc.  1.) 

Caicb  dels  felon  mesoredenz 
En  brea  reoobrar  sorria 
Et  damasqe  e  tabaria. 

5)  Tant  es  dolzha  per  amar 
Et  bella  per  rcmirar 

E  corteissa  e  conoissenz 

Si  cals  pros  e  als  naillenz 

De  bella  paria 

Qe  si  aer  dicia 

El  mon  non  anria  par 

Mas  fraiz  matal  mil  oonaeni 

Qe  sim  soi  men  atendia 

Escort  e  ganl  maori«. 


der  Laurensianiscben  Bibliothek  in  florens. 


199 


6)  Gres  no  maas  desespenir 
A  lei  dan  flac  rei  anar 
Cai  sobra  ort  e  argenx 
Caija  cal  res  manenz 
Cantre  deiu  non  na 
Per  sa  manencia 
Caaer  lo  fa  renegar 
Man  qan  nendra  alioiamenz 
Car  comparra  aa  lUonia 
Et  Tengan  e  la  baoaia. 

Peirol  d'a^uergnia  LXXVIL 

1)  Molt  mentremia  de  chantar  uo- 

lenter 
Et  dalegranz  e  de  ioi  mantener 
Aitaot  com  fui  damor  en  bon  eaper 
Biaa  er  non  nei  mon  pro  ni  )i  enten 
Ni  mai  aecora  de  mi  aon  non  aten 
Tal  deaconort/  e  tal  eamai  nien  ue 
Qe  par  an  paoc  de  tot  xoi  nom  recre. 

2)  Grran  mal  ma  fait  la  euidamen 

primer 
Et  bei  aemblant  qi  ges  no  merron 

uer 
Qan  poia  non  poi/  mon  coratge  mo- 

uer 
Qen  nn  deair  aoi  adea  aolamen 
Ni  de  ren  al  /  grand  enueia  nom  pren 
£  poia  non  plaz  qea  nai  altra  merce 
A  aoffnr  mer  lo  trabail  a  qem  te. 

9)  Ja  DO  partria  de  leu  mon  con- 

airer 
Per  mal   qem  faz  e  noi  poac  mal 

Qoler 
Qßr  la  fait  aens  e  beltaz  naler 
S<*gon  lamor/  folei  aabaiamen 
Qe  fola  ai  diz  ans  folei  folamen 

(c. «.) 
Qant  narctasoa  qan  uet  lombra  de  se 
Se  ben  mori  no  fo  plua  fola  de  me. 

4)  Caltreai  mor  entre  lonc  desirer 
Qim  fan  tot  ior  aoapirar  e  aoler 
Per  lei  qi  ma  tomad  a  non  chaler 
Qara  aai  en  e  conoia  ueramen 

Öjl  menacbioa  aon   priaat  parlamen 
Kt  en  lam  tan  cala  mia  fe 
Qan  nei  mon  dan/  ia  mi  meteia  non 

cre* 

5)  Ben  aai  qala  ea  tot  mon  con- 

aeill  derer 
Poia  del  partir  non  aizeng  ni  poder 
Sena  aoa  penaar  farai  lo  meo  plaaer 
Amerai  la  mi  rfon  per  tal  oonuen 
Qel  cor  turai  lamoros  penaamen 


Maia  la  bocha  tenrai  adca  en  fre 
Qe  ail  per  ner  no  lim  dirai  maa  re. 

6)  Ans  meatarai  oom  fala  pene- 

denaer 
Qi  ren  non  qer  daiso  qel  uol  aoer 
Ai  qam  tarza  qen  no  la  nau  uezer 
Irai  la  donc/  donc  morir  mon  eacien 
Oc  qaital  mort  amerai  eo  aouen 
Qeatragnamenz  ea  granz  plaiaer  oi  ue 
Cbo  qama  fort/  ia  non  azaltre  oe. 

7)  Bon  uera  tramet  mi  donz  per 

tal  Conen 
Ca  tolomeoa  aaltre  pro  no  campte 
Can  laudira  menbrerali  de  me. 


Peirol  LXXVIIL 

1)  Manta  senz  mi  mal  raisona 
Qar  en  no  cnant  plna  aouen 

Et  qi  daizho  mocaiaona 
No  aap  gea  qan  longamen 
Ma  tengut  en  grea  penaamen 
eil  qi  mon  cor  enpreiaona 
Per  qeu  pert  eabaldimen 
Tal  aeaconort  me  dona. 

2)  Pero  aem  fo  franc  e  bona 
Mi  doropo  «1  comenzamen 
Era  Domacoill  nim  aona 

Maa  aiaai  com  laltra  sen 
Qar  conoac  qeu  lam  nnamen 
Aqo  mal  mi  gnierdona 
Amora  fara  fallimen 
Saqeat  tort  li  perdona. 

(V»  0.  I.) 
8)  De  to  ioiam  deslonia 
Ma  dompna  noül  ea  honora 
Gab  qalqe  plaizen  menzonia 
Me  pogra  il  far  gen  aecora 
Kr  üai  qe  non  ea  mas  folora 
Aqeata  entendanzha  lonia 
Don  ai  fat  tantaa  clamora 
Qantaa  nai  ab  aer^^igna. 

4)  Ha  partirai  men  en  no  ia 
Qe  8on  prez  e  aa  naiora 

Mo  deaeda  e  mo  caloia 
Qant  cu  cnit  amar  aillora 
Per  tot  lo  cor  mintra  lamora 
Si  com  fai  lai^a  en  la  aponnia 
Tot  ior  mi  plairal  dolora 
Qo  qem  destreing  ni  ponia. 

5)  Adea  uoill  cjamora  masailU 
Em  guerrei  maitin  e  ser 


900 


Die  provenuliflche  Liederl^andadirift  Cod.  42 


Conte  la  toa  batailla 
Kon  qier  rapaos  ia  aper 
Ei  860  non  ai  tot  mon  noler 
Tals  et  cQ  qaisnm  trauailla 
Qel  moa  Don  a  mais  plazer 
Qe  lo  men  maltraiz  uailla. 

6)  Laai«nga  ni  deainalla 
Denaeiof  non  cal  temer 

Sol  pensar  de  leis  nom  failla 
Nal  no  men  po  dan  tener 
Qel  consir  dum  ea  malezer 
Mi  pais  meills  da!tra  uitailla 
Per  ren  qe  naia  en  poder 
Mob  oors  no  sen  auiulla.- 

7)  Chanzos  a  toa  pot  dir  en  uer 
Qe  mon  cant  non  agra  failla 
Sem  nolgnes  damor  oaler 

Mi  dompna  cni  iois  nailla. 

Peirol  LXXIX. 

1)  Se  ben  soi  loing  e  entre  gent 

estraigna 
Oimais  conair  damor  a  qem  conort 
Kt  pens  dun  uers  con  til  fac  e  aoori 
Tal  qe  sia  gais  e  plasens  e  fis 
Et  qant  tot  miell  mon  chantar  me 

grazifl 
Et  eu  me  dei  giirdar  qe  no  mes- 

prenda 

Ni  diga  res  don  sauia  me  reprenda. 

9)  Non  es  null  ior  qenz  el  cor  no 

descenda 
Una  dolsor  qim  uen  de  son  paii 
La^Eoing  las  matns  e  Ia  estao  aclia 
Et  Ia  uoB  die  qen  norria  ester  fort 
Frei  de  mi  don  si  tot  auet  mi  iort 
Qab  bei  solax  e  ab  dolce  conpagna 
Mi  dauret  genzo  qahora  mi  stegna. 

S)  Ben  ai  oimaia  qeu  nospir/  e  qen 

plaigna 
Qab  paoc  lo  cor  non  part  qan  me 

recort 
De  bei  solaa/  dei  ioi/  e  del  deport 
Et  del  plaiser  qellam  fes/  e  qem  dia 
Ai  com  fora  gariz  sadonc  moris 
Qe  qan  Ia  prec/  qe   de  mi   merceiU 

prenda 
Nul  nesaire  no  £u  qe  lo  entenda. 

4)  Ben  ee  raizos  qen  sofra  e  atenda 
Cum  atendrai  pois  el  non  abellis 
MeiU  me  fora  zhom  par/  qeu  men 

partifl 


Pariir  non  get  trop  nai  prea  long 

aeort 
Bella  dompna  uoetrom  »oi  tot  a  fort 
Non  credaa  ges  lamors  en  mi  rema- 

fa 
tempi  non 
'sofingna. 

5)  Lei  non  fall  ren/  qi  a  pro  dompni 

tangna 
Com  no  Ia  ue  qi  de  leriane  non  port 
Coind/  e  gaies/  e  pro/  per  qen  lam 

fort 
Et  donc  amor  cui  tos  temps  obedis 
Plairiaiza  cuna  uez  men  zanais 
A  qesta  iqer  perdon/  e  per  esmenda 
Et  se  noza  guierdon  no  men  renda. 

6)  Daltre  trabaill  prec  den  qe  lam 

defenda 
Mais  un  sol  iom  uolgra  qela  sentis 
Del  mal  qeu  trai  per  leiser  e  maiti« 
Qen  greu  perill  ma  lassat  loing  del 

port 
Mas  en  non  qier  caltra  menaiastoit 
Qe  sa  iei  plaz  car  enues  mi  safragna 
Anc  hom  damar  non  fes  genser  ga- 


Peirol  LXXX. 

l)  Dun  sonet  nan  pensan 
Per  solats  e  per  rire 
Qeu  non  chantai  o  an 
Ester  per  mon  consire 
Don  mi  conort  cbantan 
Camors  mauci  desmai 

(f.seioe.  1.) 
Qar  ma  trobat  uerai 
Plus  de  nul  autr  aman. 

8)  8e  uals  bcn  nai  daitan 
Qe  fftts  non  pot  anzire 
A  pias  honrat  afan 
Ni  a  tan  dolz  martire 
Qaital  dompnam  coman 
Qv  Ia  genser  qeu  sai 
Hos  mes  lo  mal  qen  trai 
Mas  il  na  pechat  gran. 

8)  Las  mon  cor  desiran 
Sos  hom  e  sos  semire 
Qanar  eu  en  sellan 
Mantas  uez  men  adire 
Et  die  per  mal  talan 
Qades  men  oartirai 
Mas  qi  me  aestroplai 
Mon  cor  un  ser  atan. 


der 


Bibtiothek  in  Ploreot. 


BOl 


4)  Li  oiU  del  cor  mm  stan 
Vas  lei  qaillora  n<m  nire 
Qen  las  pars  on  ea  an 

La  uei  e  la  remire 
Tot  per  aiul  senblan 
Com  la  flor  qom  retrai 
Qe  totas  nias  nai 
Contral  soleill  airao. 

5)  Ges  per  aatroi  nofll  man 
La  reo  qen  plos  deake 
Tana  la  dot  e  la  blan 
Forses  oen  noill  sai  dire 

Et  qan  ii  soi  denan 
Mantas  aez  qan  seschai 
Die  dompna  qe  farai 
Nom  reapon  maa  gaben. 

6)  Dompna  per  coi  ea  chan 
Una  ren  uoa  airai 

Sei  noatramic  deacbai 
Oniaa  nanre  e  dan. 

7)  Damora  nos  die  aitan 
Qe  bon  consirier  nai 
Niza  daichi  en  lai 

Nola  bom  no  men  deman. 

Feirol  LXXXI. 

(c.  «0 

1)  £n  loi  qe  demora 
Voill  on  aonet  faire 
Qe  ben  oai  a  ora 

De  tot  mon  afaire 
Fina  amora  monora 
Si  qe  mea  ueiaire 
Gea  tan  ricz  non  fora 
Sen  foa  emperaire 
Qel  corage  nai 
Jaaxion  e  gai^ 
Pero  non  agaire 
Qere  mort  deamai. 

2)  Plua  est  amora  bona 
Qen  non  poia  retratre 

Qi  mal  la  raiaona 
Non  ea  fia  amaire 
Car  gen  guierdona 
Si  tot  fai  mal  traire 
Qi  ai  abandona 
NoUeia  merceaire 
On  qen  me  atei  chai 
Mon  penaamen  ai 
Tot  dreit  al  repaire 
Oa  mi  don  eataL 

8)  Seu  per  alegranza 
Voll  gabar  ni  rire 


De  ioi  qe  menansa 
Don  Ott  aoi  ianaire 
Dompoa  ia  dopUmaa 
Non  aias  del  dire 
Qen  faaa  aemblanza 
Qe  de  noa  conaire 
Ben  e  gen  mi  aai 
Cubrir/  qan  aeachai 
Et  aen  moa  oilla  nire 
Toat  los  en  retrai. 

4)  Som  ren  me  demanda 
De  mon  dolz  deaire 
Amora  mi  comanda 
Vertat  contradire 

Molt  Conen  qeo  blande 
Lei/  qeua  plua  deaire 
Qar  foldat  ea  granda 

(f  c.  1.) 
Sen  qier  qi  maire 

Gardata  com  aeschai 

O  cum  si  men  uai 

Zho  qem  sol  aazire 

Er  ma  das  ioi  uerai. 

5)  Sen  aoi  qil  me  mena 
Et  ea  corteaia 

Gab  aoa  cadena 
Mi  destring  em  lia 
Mon  mal  non  refrena 
Car  garis  aeria 
Sab  tan  doka  pena 
Per  mi  don  moria 
Ja  no  men  partrai 
A  ma  uida  mai 
Sen  tos  tempa  niua 
Toz  tempa  lamerai. 

6)  Francha  rea  corteaa 
Bella  dolz  amia 

AI  cor  maaez  mesa 
Amor  tota  uia 
Gran  ioie  mea  preaa 
Daital  compaignia 
Qe  ua  aoi/  ae  noa  peaa 
Voatrom  on  qen  aia 
Ja  ren  noa  qerrai 
Anz  noa  aemirai 
Et  ai  uoa  plasia 
Ja  ren  non  dirai 
Gent  emenderai 
Contral  grand  esmai. 

Peirol  LXXXn. 

1)  Tot  mon  engen  e  mon  aaber 
Ai  mos  en  nn  soi  qem  aoiate 


802 


Die  provenzaliflche  liederbandschrift  Co«1.  4d 


Qan  mi  remenbra  ni  soae 
Can  bona  dompna  fai  chantar 
AdoDC  mc  dcinieu  foraar 
Com  pognes  far  mon  chan  ualer 
Qea  trai  si  si  grcu  martire 
Damor  cui  soi  seruire. 

2)  Amor  ma  si  en  son  poder 
Et  ma  fait  comenzar  tal  re 
Qeu  non  posc  aroa  ni  a  be 

(c. «.) 

Trar  a  cap  plus  cal  cel  montar 
Per  la  genaer  qom  po  irobar 
Gardaz  seu  dearia  cbader 
Qea  lam  tan.e  desire 
Gallors  mon  cor  non  uire. 

8)  Eu  lam  mais  qea  no  faz  parer 
Et  parlo  mal  qe  nom  cooe 
Et  aoill  qe  maacia  de  ae 
Se  iamaia  men  oea  parlar 
Ni  adret  aen  blan  d<Bainar 
Tan  801  cobertamen  tener 
Et  celar  mon  albire 
Ab  aolaz  e  a  rire. 

4)  Lo  reprozer  non  ea  gea  uer 
Qe  cor  obhda  coiU  non  ae 

Anz  a  ben  fallt  endret  me 
Qeu  no  la  poac  entroblidar 
La  bella  cai  non  aoa  pregar 
Tan  lern  fallir  al  aeu  uoler 
Per  qea  plaing  e  sospire 
Nai  amor  no  malzire. 

5)  La  noit  qnn  soi  anat  zaaer 
El  ior  mantH  uea  mi  deae 
Coair  cum  li  clami»  merce 
Qant  eu  porria  a  lei  parlar 
Adonc  moaai  eu  ben  penaar 

Et  bon  mot  zaaair  e  ueder 
Et  ma  raiaon  aiaire 
Et  la  non  aai  qe  dire. 

6)  Oi  laa  qe  coiaua  auer 
Qalqe  pro  en  ma  bona  fe 
Qant  eu  aoi  plua  deaperaz  cre 
Qamor  me  de^oea  aiudar 

Era  no  me  aai  conaeillar 
Anz  atendrai  al  aeu  plaaer 
Greo  eat  damor  iauaire 
Qe  non  eat  franc  aofrire. 

7}  El  uers  non  ea  ren  a  dire 
Seat  qi  lo  aapcha  dire. 

Peirol  LXXXUI. 


1)  Ea  non  laiuerai  ia  mon 
Maa  ae  ua  agrada  ni  bona  ea 


Lamon  qi  ma  el  seu  coman 

(f.  «7  i"  0. 1.) 

En  aapchaz  grat  qa  mi  no  ges 
Qar  amor  me  guida  e  menanaa 
Se  ben  da  trabaille  peaanaa 
Et  uio  zanaen  qamor  aman. 

2)  Mi  don  per  aa  franqeaa  gran 
Plac  e  recep  mo  mo  nom  en  ea 
Et  monret  em  dia  em  fea  tan 
Qeu  no  cuide  com  me  oalguea 
Maia  er  ai  paor  e  doptanaa 
Qe  per  non  cur  o  per  oiltanaa 
Moblid  e  me  torn  en  aoan. 

8)  Sofnr  mer  la  pen  e  lafao 
Tot  tempa  non  paa  doa  iors  ni  trea 
Anz  qe  uaua  aillora  uiran 
Qe  mal  me  aenbrera  altre  bes 
Qe  de  uoa  dompna  ai  deairanaa 
Qem  donea  ioi  e  alegranaa 
Conaeill  el  mon  plua  no  deman. 

4)  Alt  fui/  e  uei  qar  uai  basaan 
Et  poia  dir  qen  aiaai  meaprea 
Con  aelui  qia  nai  ioi  aognan 

Et  qan  reaida  non  a  rea 
O  qerrai  eu  maia  fidanaa 
En  neguna  bella  aenblansa 
Poia  en  aqeat  trob  enzan. 

5)  Trop  die  non  poia  mala  qe  mor 

man 
Atendrea  e  longea  mercea 
Qe  farai  eu  de  aer  en  an 
De  gran  partir/  ohc  aeua  pogaea 
Maa  mentreu  me  atao  en  balanaa 
Sen  dealoigna  deaeaperanaa 
Ein  amor  ma  proz  altretan. 

6)  Ja  drut  no  cognoaca  eon  dan 
Seaaer  uol  aaaia  ni  cortes 

Ni  faz  a  parer  ni  trian 
Q;ar  encontra  ai  don  lipea 
Qaiael  enqer  aa  malenanaa 
Qi  per  orgoil  cuida  uenianaa 
Penre/  a  qi  om  nol  blan. 

7)  Dompna  ren  non  nai  ne  eoansa 
En  amor  trop  longa  aperanaa 

Qi  ama  far  en  deaenblan. 


Narnald  de  miroill  LXXXim. 

(c. «.) 
1)  Sim  deatrenez  dompna  aoa  e 

amora 


der  Lauretudaniichen  Bibliothek  in  Florenz. 


803 


Qamar  noas  ans  ni  no  men  posc  es- 

traire 
Lons  men  ardis  e  lentrem  fai  ferner 
Preiar  nons  ana  per  enten  de  gaadir 
Aisai  com  cel  qef  nafras  per  morir 
Sab  qe  oiortc  ea/  e  pero  aia  conbat 
Vos  mm  mcrce  ab  cor  deaeaperat 

2)  Bona  dompoa  paratj^ea  e  ricors 
Od  plua  auz  es  e  de  maior  afaire 
Deo  maia  ensi  domiltat  auer 

Qar  ab  orgoill  non   pot  bon   prex 

caber 
Qoi  genl  nol  aap  ab  iausiment  cobrir 
Et  poia  non  poac  de  noa  amar  sofrir 
Merce  aoa  clam  per  noatr  omilitat 
Qen  aoa  trobet  qalacim  pietat 

3)  No  menoguea  uostra  rica  ualora 
Qanc  nola  paoac  an  ior  preaa  ananz 

traire 
Poia  en  aoa  ai  ab  lo  aen  el  «aber 
Del  noatre  prez  creisser  a  mon  poder 
Qen    mant   oon   loca   lal    dit  e   fait 

aazir 
Et   ae  oa    plaguea    qem    degnessez 

grazir 
Koa  qerra  plua  de  uostramistat 
Et  gaudinu  per  gaederdon  lo  grat. 

4)  Tot  los  forfait  e  totaa  las  cla- 

mora 
Qe  oa  mi  podez  rancurar  ni  retraire 
Ea  qar  mausax  abellir  ni  plaiaer 
Maia  tlaltra  reia  qeo  anc  pognes  ueder 
Akra  ochaiaon  dompna  non  sabez  dir 
Maa  car  ooa  aai  conoiaer  e  zausir 
Per  la  meillor  e   ab  mais  de  beitat 
Veoa  tot  lo  tort  en  qe  mauez  trobat 

5)  Voatre  genz  cora  nostra  fresca 

colors 
Etil  dolz  esgard  plazent  qem  sabez 

faire 
Mi  uoa  fan  tan  deairar  e  aoler 
Qe  maia  aoa  am  on  plus  me  desea- 

per 
E  ai  folei  no  men  poac  partlr 
Mas  qant  ea  pens  qi  es  qim  fa  lan- 

gair 
Conair  lonor  e  oblit  la  foldat 
£a  fag  mon  aen  e  see  ma  noluntat. 


Narnald  LXXXV. 

1)  8i  com  11  peia  an  en  laiga  Ior 

aida 


Lai  en  en  ioi  e  tos  temps  lai   anrai 
Qamora  ma  fait  en  tal  dompna  iaaair 

(?«c.  1.) 
Don  uio  gaudent  sol  del  deair  qeo  nai 
Tant  ea  aialenz  qe  qan  ben  roo  consir 
Me  nais  orgoillz  em  creis  homilitatz 
Mais  sis  ten  ioinz  amor  e  iois  amdoa 
Qe  ren  noi  perd  meaura  niraisos. 

2)  Tot  autre  ioi  «lesconois  e  oblida 
Qo  uel  seu  cora  coind  e  cortea  e  gai 
Qen  aissi  sab  daainent  far  e  dir 
Ab  pur  plazer  tot  zo  qil  diz  ni  fai 
Qom  non  pot  mal  dir  senei  mentirj 
Qen  lei  es  prez  honor  aenz  e  beltatz 
Et  ae  nom  aal  soa  genz  cors  amoros 
Amor  na  tort  qi  men  fai  enueioa. 

8)  Bona  dompna  de  toz  bons  aibs 

complida 
Tant  es  ualenz  per  la  meillor  qeu  sai 
Mais  am  de  uos  lo  talenz  el  desir 
Qe  dautr  auer  tot  zo  qa  drut  seschai 
De   tant  nai   pro    car  tem   el  plus 

faillir 
Per  o  non  soi  del  tot  deseaperaz 
Men  ricbaa  corz  ai  uist  mantaa  saisos 
Paubren  ricbir  e  recebre  genz  doa. 

4)  Ves  lo  paia  pros   dompna  es- 

cernioa 
Repaus  mos  oill  ol  uostre  cors  estai 
Et  qant  de  uos  plus  pres  nom  poisc 

aisir 
Teno  uos  al  cor  ades  e  consir  sai 
Vostre  bei  cors  cortea  qim  fai  lan- 

guir 
Et  gent  parlar  el  deport  el  solaz 
Lo  prez  el  aen  e  le  beltatz  de  uos 
Don  pois  uos  ui  no  sui  anc  oblidos. 

5^  Dompna  cui  prez  e  iois  e  iouenz 

guida 
Ja  nom  amcz  toz  tcmps  uos  amerai 
Qamors  o  uol  aes  cui  no  posc  gandir 
Et  qar  conois  qeu  ai  fin  cor  uerai 
Mostram  de  uos  de  tal  guisa  iauair 
Pena   an  uos  bais  e  os  manei  e  na 

enbraz 
Aqeat  dompneia  mes  dolc  e  qars  e 

bos 
Et  no  mil  pod  uedar  neguns  gelos. 

6)  Mos  genz  conqia  ioia  e  prez 

e  solaz 
Vos  tenon  gai  uostre  cora  e  ioiea 
Per  com  noa  aei  qi  no  aa  baat  de 

uos. 


S04 


Die  provenzaluche  Liederiumdichrift  Ck»d.  Ai 


7)  Vei  mon  fnneei  aoil  qes  an 

ma  unaos 
Qar  es  adreitz  e  largs  e  amoroa. 

Narnald  LXXXVI. 
1)  Aissie  oom  cel  qama  e  non  es 


O  ai  eo  faich  qai  amat  loniamen 
£n  an  sol  loc  e  ges  no  meo  rep«a 
Am  la  aoil  plus  amar  desesperaz 
Qe  daltr  auer  tota  mas  uolantaz 
Et  qar  eu  lam  finameD  ses  engan 
Creo  qil  aal  tan  per  qe  noi   aorai 

dan. 

2)  Ausit  ai  dir  per  qeu  soi  oonor- 

taz 
Qe  qi  ben  serf  bon  guierdon  aten 
Ab  qel  seruir  sia  en  loc  ualen 
Qen  üisi  es  molt  meilz  guierdonaz 
Per  qeu  me  soi  del  tot  a  uos  donaz 
Bella  dompna  qe  dal  non  ai  talan 
Mas  de  seruir  uostre  cors  benestan. 

8)  Meilk  qeo  no  die  uos  prec  qe 

mentendaz 
Qe  mais  uos  am  qe  non  aus  far  per- 

nen 
Et  DO  men  lais  mas  per  dreifh  es- 

pauen 
Qeu  me  feira  molt  de  uos  plus  pri- 

uaz 
Mas  diriom  qeu  fos  en  amoras  ^ 
Per  o  uers  es  qanc  re  non  amei  tan 
Mas  en  dreiah  uos  non  aus  far  lo 

aenblan. 

4)  Vos  nalex  tan  ben  crei  qe  sa- 

piac 
Qe  qi  meillc  ama  si  prega  plus  te- 

men 
Qe  cels  qe  prec  ades  ardidamen 
Bella  dompna  ia  a  cel  no  creaz 
Gab  engan  ua  e  sia  enganaa 
Mas  eu  soi  cel  qe  temen  mor  aman 
Per  qe  no  us  aus  preiar  mais  en 

5)  Souen  naaen  la  noich  can  soi 

colgaz 
Qeu  soi  ab  uoa  per  senblan  en  dur- 

men 
Adones  estan  en  tan  ric  iausimen 
Ja  no  nolria  mais  esser  residaz 
Sol  qem  dures  aqel  plaisena  pensata 
Et  can  mesueill  cnicn  morir  desiran 
Perqeu  uolgra  aisai  dormir  un  an. 


[6]  BelU  dompna  sooen  aoi  aeor^ 

daz 
Qe  US  an  neder  e  aonen  uaa  doptan 
Qe  no  US  plagues  perqeu  nai  eabat 

tan. 

7)   Seigner   franceis    eals   qe   aia 

bausaz 
De  toz  bos  prez  uos  anaz  meilloran 
Per  dir  e  far  trestot  faicb  benestan. 


Narnald  LXXXVII. 

1)  La  gran  bentaz  el  fina  enaeigna- 

menz 

(f.  98  lO  0.1.) 

El  uerais  prez  a  las  bona  lansors 
El  cortes  diz  a  la  fresca  colors 
Qe  son  en  uos  bona  dompna  nalenz 
Me  donon  going  qeu   cbant  e   es- 

sicnza 
Ma  granz  paors  mou  toi  e  gran  te- 

menza 
Qeu  non  ans  dir  dompna  qen  chant 

de  uos 
1^  ren  no  sai  si  mes  o  danz  o  pros. 

2)  En  noB  am  tan  dompna  cela- 

damenz 
Qe  non  osa  mas  cbant  eu  e  amors 
Ni  uos  eissa  tan  granz  sobre  temors 
Mou  toi  ades  qeu  non  aus  far  par- 

uenz 
Tal  paor  ai  qira  e  mal  nolenza 
Nom  portasses  qar  eu  ai  entendenza 
Et  pos  mon  cor  nos  aus  dir  a  rescos 
Pregar  uos  ai  seu  aus  en  ma  cansos. 

[8]  Aissi  uos  ren  pros^  dopna  co- 

noissenz 
Mon  cor  ni  a  nol  nirerai  aillors 
Et  uos  faz  mi/  qan  uos  plaira  aooora 
Qeu  uos  serai  de  tot  mon  mal  so- 

frenz 
Tro  conoscoz  ma  fina  ben  nolenza 
Bona  dompna  aiaz  en  conoiaenza 
E  nom  siaz  de  senblat  orgoiUos 
Ami  qi  soi  leials  e  amoros. 

4)  Ja  non  serai  uencoz  ne  recre- 

denz 
De  uos  amar  sia  sens  o  fdors 
Gar  seu  follei  per  uos  maa  mes  do- 

nors 
Qe  sab  antra  mabondana  mon  sen 
Et  so  ricors  me  toi  uostra  ualenza 
Per  merce  prec  comilitaz  uos  uenza 


der  Laaronziantflchen  Bibliothek  in  Fioreue. 


806 


Sea  ana  daatan  dompna  genaer  can 

foa 
Qel  mon  aertüs  aos  plaza  e  aia  boa. 

5}  Genaer  dompna  can  foa  de  nolla 

^ens 
Per  ooa  morrai  chom  dia  ades  paora 
Sen  ooa  non  trou  merce  ni  iauzimenx 
Bona  dompna  aias  en  sabninenaa 
AI  cor  ni  la  no  me  fazaz  pamenza 
Tro  conoflcaz  qe  ben  na  raisoa 
Qe  neacaia  qalqe  ric  guierdoa. 

6)  Bella  gard  a  aaber  e  conoia- 

aenza 
Voa  donen  fjen  sobre  totaa  ualenza 
Perqea  retrai  nostre  prez  cabailloa 
AI  melz  qen  aai  ama  numill  cbanaoa. 

Folqet  de  Boman  LXXXVm. 

(c.  2.) 

1)  Can  ben  me  aoi  apenaaz 
Tooz  laoa  ea  nienz  maa  deua 
Com  laaaa  la  loea  el  feas 

£t  totaa  laa  eritaz. 
£1  licors  del  aecle  malnaz 
Non  ea  maa  trepassamenz 
Per  com  den  esaer  temenz 
Et  leial  senz  totz  enianz 
Car  chaacana  ea  uiananz. 

2)  Car  tantost  com  hom  es  naz 
Mon  enuia  com  romeua 
Aiomadaa  e  ea  greos 

Lo  niages  cho  sapcbaz 

Vera  la  mort  qaors  ni  argenz 

Noi  en  pot  esser  garenz 

Et  can  nom  maia  sai  oiu  danz 

Senz  den  maia  faia  de  son  danz. 

8)  Et  ta  cbatia  qe  feraa 
Qe  conoac  lo  mal  el  ben 
Fola  ea  ae  no  tea  aouen 
Un  ea  ueogoz  ni  an  uaa 
Qe  sen  ta  oida  ben  non  faa 
Ta  medea  nea  eacbemiz 
Et  n  Ben  pari  lespiritz 
Cariat  del  pechaz  mortala 
Ta  mora  ea  perpetaala. 

4)  Dun  g[arda  com  obreraa 
Tan  com  mda  te  aoaten 
Qfn  paac  dora  aeadeaen 
Com  ea  mon  en  un  trepa 
Per  com  non  den  esaer  laa 
De  ben  far  qi  nea  aisiz 
Qen  breu  de  tena  ea  faiUiz 

AnblT  t  n.  SpiaobiB»  ZLIX 


Le  iois  de  eeat  secIe  fala 
Ca  toz  ea  mors  comanala. 

5)  Ea  non  ne  freunl  ni  fort 
Qe  tan  aapcha  de  scremir 
Qa  la  mort  poscha  gandir 
QU  non  garda  augnr  nin  sort 
Ni  dreic  ni  mesura  ni  tort 
Caisn  tost  pren  lo  meülor 

El  plua  bei  col  anrdeior. 

(tO  c  1.) 
Ni  niguna  hom  per  nulz  plaiz 
Noa  pot  gardar  del  seu  traiz . 

6)  Eu  non  sai  maia  un  conort 
Com  se  pung  de  deu  seroir 

Et  com  se  gardi  de  fallir 
Mentre  aen  uai  uers  la  mort 
Car  paasar  noa  coue  al  port 
On  tuez  passan  ab  dolor 
Et  rei  e  emperador 
Et  lai  trob  hom  atrasaz 
Lo  ben  el  mal  com  a  faz. 

7)  A  deu  prec  per  sa  dolzor 
Qem  gard  del  mortal  agaiz 
Tro  son  plazer  aia  faiz. 

Folqet  LXXXVmi. 
(aiebe  Arch.  83,  p.  808.  Ohne  Fehler.) 


Folqet  LXXXX. 

s.  ibd.  p.  809.  Fehler:  n  Strophe  8, 

2.  4,  sorspir  für  sospir.  MS.  sorspir. 

2)  Str.  4,  Z.  8,  ren  ren  für  ren.) 

(fol.Miöo.  1.) 


■2 


Naimeric  deBellinoi  LXXXXI. 

1)  Nulls  hom  en  ren  non  faill 
Tantost  ni  mesaue 

Com  ea  loc  un  se  te 

Per  plus  aseguraz 

Per  qem  par  gran  foudaz 

Qi  non  tem  zo  cauenir  li  porria 

Qeu  cuiaua  qant  amor  nom  tenia 

Qe  nom  pogues  forsar  estra  mon  grat 

Maa  era  ma  del  tot  apoderat 

2)  Tant  es  damoros  taili 
La  bella  qem  rete 

Qe  nuls  hom  no  la  ue 

Non  sia  enamoraz 

Et  seu  en  soi  forsaz 

Ja  non  cuiez  cranz  merueilla  aia 

Qe  sa  beataz  Tai  onilh  se  dealia 

20 


$06 


Die  prOTenxAlisebe  taederhandBchrift  Cod.  43 


üenz  60  81881  totM  aatnu  beotaz 
Com  lo  Bolei]8  pMsa  totas  clartaz. 

8)  De  robin  ab  oristaill 
Senbla  qe  deos  la  fe 
Et  del  sea  dolx  ale 
Laspirez  cbo  sapcbaz 

(c.  S.) 

Ab  digz  enamoraz 

Plens  de  doucbor  ab  orgaill  ses  feunia 
Joea  e  rii  ab  tan  plazea  conbdia 
CaiB  amora  creicb  damor  uolantaz 
Et  fai  amar  cela  qe  non  an  amaz. 

4)  Trop  saffri  greu  trabaill 
Can  lognar  men  aue 

Maa  ai  chom  fai  gran  be 

Qe  qant  me  soi  loniaz 

Me  stai  ^ran  sa  beutaz 

Tals  com  la  ui  en  mon  cor  noich  e  dia 

En  gens  parlars  el  auinez  paria 

On  eu  dompnei  mantaz  uez  a  celaz 

Com  se  cuia  qea  aia  dals  pensaz. 

5)  Et  ear  eu  tant  non  uaill 
Com  al  seu  prez  coae. 

Am  leis  e  air  me 

Car  men  aui  azautaz 

Com  non  es  tant  preiaz. 

Qel  sa  aalors  al  seu  ric  prez  par  sia 

Mas  ses  amors  entrels  amanz  li  tria 

Lo  pttu  leial  meillz  enamoraz 

Non  cal  temer  son  prez  ni  sa  riclaz. 

6)  De   la    contessa   Beatrix    non 

porria 
Tan  de  ben  dir/  qe  mais  en  lei  non  sia 
Qen  leis  a  deos  tan  de  ben  aiostaz 
Com  per  part  na  a  las  aatras  donaz. 

7)  Sengers  nimo  samors  non  re- 

tenia 
De  aoe  ueder  mais  tenir  nom  porria 
Mas  amor  ma  tant  fort  apoderaz 
Qe  non  posc  far  mas  a  sa  nolantanz. 

Naimeric  LXXXXn. 

1)  Eram  destreng  amors 
Tant  amorosamen 
Qel  mal  aeu  trai  non  sen 
Anz  mes  lafan  doosors 
Qe  la  hamils  paruensa 
El  francha  captenensa 
De  leis  qaissim  ten  pres 
Amors  ma  si  conqes 
Qe  nas  an  gen  mestei 
£a  om  1»  u  la  uei. 


2)  Qe  qant  en  ueng  daillors 

(▼«  c.  1.) 

La  grau  beitat  el  seu 
Trop  dobla  doblamen 
Perqe  men  pren  paors 
Qe  merces  no  la  uensa 
Mas  en  bo  nai  pleoensa 
Car  anc  orgoill  nos  mes 
En  tan  franc  loc  son  pes 
Per  qen  com  qem  guerrei 
Amors  soi  tals  com  dei. 

8)  Tant  es  granz  sa  ricors 
Qeu  non  aus  far  paruen 
Com  lam  celadamen 
Kl  non  aten  socors 
Mas  de  sa  conoissensa 
Qeu  lam  a  tal  temensa 
Qeseardar  non  laus  ges 
Qellam  ueia  ni  res 
Anz  can  garüa  uas  mei 
Seu  lasgard  men  recrei. 

4)  Sa  conuinenz  colors 
Eis  oillz  clars  e  rien 
£1  douz  esgard  plazen 
Et  lonrada  ricors 
Me  torn  en  souenesa 
Per  ca  toz  iors  ma  gensa 
Los  leials  oors  cortes 
Mirall  de  toz  mos  bes 
Qe  qant  aillors  cortei 
Pens  an  a  leis  dompnei. 

6)  Mas  tant  me  uenz  temors 
La  oella  a  cni  me  ren 
Naia  franc  chausimen 
Qel  mon  non  es  dolors 
Mas  trop  longa  tendensa 
Qeu  faz  tan  cran  sofrensa 
Qe  se  nol  aal  merces 
Ab  leis  en  bona  fes 
Paor  ai  non  derret 
E  car  o  die  follei. 


6)  Segner  ni  mo  can  pes 
Vos  cals  es  ne  qi  es 
Lo  sengles  ea  non  uei 
Qe  tan  bei  esplei 

(e.  «.) 
7^  Et  qi  tort  non  fezes 
Et  la  rengare  ges 
En  tot  lo  mon  non  crei 
Tan  bona  y  estei. 


der  LaDrenzianitohen  Bibliothek  in  Florens. 


$07 


Perdigon  dalnergna 
LAXXXmcI). 

1)  Tlrop  ai  ittat  bon  esper  no  ni 
Per  qee  Den  drez  qae  tot  ioi  me  lo- 

fraigna 
Can  ea  me  long  de  la  soa  compaffnia 
Per  mon  fol  sen  don  tan  ior  non  la  ni 
Mas  sen  am  lei  noill  costa  re 
Qel  dan  toma  tot  sobre  me 
Qe  qant  en  plns  men  nai  lognan 
Mens  nai  de  ioi  e  mas  dafan. 

2)  Se  ma  foldaz  menianna  ni  anci 
Ben  e  rason  qe  ia  hom  no  me  plai^pia 
Qen  soi  com  cel  qen  mez  de  laiga 

baigna 
£t  mor  de  se  e  es  drez  cbous  affi 
Qe  mora  desiran  dei  be 
Qe  anrai  desirat  tan  se 
Qen  nagra  tot  zho  qen  deman 
Se  can  fuiz  me  trasses  e  man. 

8)  Gran  merces  es  sai  mor  en  aissi 
Qen  soi  remas  marriz  en  terra  stragna 
Et  ai  aisai  qe  sospir  e  qe  plangna 
Car  non  nei^lei  qe  de  mort^me^gan 
Et  qem  trais  de  mala  merce 
Ai  las  cal  foldaz  me  rete 
Qe  sagues  mors  estat  un  an 
Sill  degra  pois  uenir  denan. 

4)  Si  soi  mespres  qe  ren  non  sai 

An  denan  lei  ni  no  sai  com  remagna 
Qar  qi  zo  fai  a  seignor  qi  nol  tagna 
Qanc  nn  troua  franc  e  leials  e  fi 
Paor  de  aner  can  11  la  ue 
De  perdre  son  se^or  e  se 
£  sen  perd  lei  cai  mi  coman 
Perdnt  ai  mi  e  ioi  e  can. 

&)  Perdre  la  pnis  qil  non  prendra 

ia  mi 
En  ea  lo  ior  noill  qe  mort  m  con- 

tragna 
Qen  ia  mon  cor  departissa  nim  fragna 
De  lei  nn  es  tan  dolsamen  acli 
Qen  tot  altra  far  lo  meecre 
lies  qen  lei  troa  de  bona  fe 

(f.  80  fOcl.) 

Qel  cor  el  desir  el  talan 
Saoordonen  lei  dun  senblan. 

6)  Cel  qe  di  cal  cor  non  soue 
De  cbo  com  ab  los  oill  non  ue 
Bli  oill  Ion  desmenten  ploran 
£1  cor  plaguet  e  sospiran. 

7)  Bei  mainer  de  uos  me  soue 
£t  de  mi  don/  mas  non  daltra  re 


Et  car  non  nos  nei  faz  mon  dan 
Et  de  mi  don  mor  desiran. 

Perdigon  LXXXXUIL 

1)  Tot  temp  mi  ten  amors  de  tal 

faison 
Com  sta  cel  qal  mal  don  se  dermis 
Et  murria  dormen  tan  es  conqis 
En  breu  dora  entro  com  lo  resida 
Altresi  mes  tal  dolor  denudida 
Qem  donamor  qe  son  non  sai  nim  sen 
Et  cuit  morir  a  Q'dae  marrimen 
Tro  qeu  mesforz  de  rar  una  chanzon 
Qem  resida  daqest  torment  on  son. 

2)  Ben  fez  amors  Fusage  de  lairon 
Qant  encontra  celui  d'estraing  pais 
El  fai  oreire  qaillors  es  sos  cbamis 
Tro  qe  li  dis  bels  amics  tu  me  fuida 
Et  en  aisi  es  manta  gent  tradida 
Qe  lai  ladaz  on  pois  lo  lia  el  pren 
Et  eu  pos  dir  autresi  ueramen 

Qe  seu  segui  amor  qar  li  fo  bon 
Tan  me  menet  tro  mac  en  sa  preson. 

8)   Et  ten  lai  pres   o  non   trob 

reenzon 
Mais  de  ma  mort  qaissi  Ior  abelis 
Entre  mi  dona/  e  amor  cui  soi  fis 
Lor  plaz  ma  mort  e  Ior  es  abellida 
Et  en  soi  cel  qe  merce  no  lor  crida 
Plus  qe  ai  cel  qes  iuiaz  a  türmen 
Qe  sap  oe  pois  noill  narria  nien 
Merces  clamar  aia  tort  o  raison 
Per  qeu  men  lais/  qe  mot  no  lor  en 

son. 

4)  Pero  no  sai  qel  me  faza  o  qal 

non 
Pois  per  mon  dan  mengana  em  trais 
Amors  uas  cui  eu  stao  toz  temps 

aclis 
AI  seu  plazers  qaital  fo  mascarida 
Et  tengra  tot  a  paranla  grazida 

(0.  9.) 

Si  nom  mostres  tan  mal  captenemen 
Mais  sia  oniz  pel  meo  descademen 
Ben  fai  senblan  qe  maial  cor  felon 
Qan  per  mon  dan  no  tem  far  mes- 

prison. 

5)  Et  faz  esforz  sab  ira  ioi  mi  don 
Car  en  aissim  conort  e  mafortis^ 
Central  desir  en  cui  amor  ma  sis 
Aisi  com  cel  qa  batailla  remida 

Et  sa  de  plan  sa  raisons  es  delida 
Qan  es  en  cort  on  hom  dreitz  noil 

consen 
Et  a  tot  zo  se  combat  issamen 

20* 


S08 


Die  proTenaliiche  Liederiuuidschrift  Cod.  4S 


Me  combat  en  en  cort  e  nom  ten  pron 
Qar*ainorfl  ma  foriaiaz  no  sa  con. 

6)  Ai  belfl  esper  pros  dompna  es- 

cemida 
Tan  gran  dreiz  er  se  damor  mal  meo 

pren 
Car  an  de  uoa  mi  parti  las  dolcn 
Per  tal  ana  qe  ia  nom  tenra  pron 
Anz  mandra  en  sa  dolza  preison. 

Perdigon  LXXXXV. 

1)  Lo  mal  damor  ai  eu  ben  tot 

aprea 
Maa  anc  loa  bens  no  poac  un  ior  aaber 
Et  ae  non  foa  car  eu  ai  bon  eaper 
£a  cugera  qel  non  imiea  gea 
Et  a  gran  dreiz  qeu  &b  deseaperaz 
Tant  ai  amat/  e  anc  no  foi  amaz 
Pero  aell  ben  ea  tan  dolz  e  plaiaenz 
Com  es  lo  mal  angoiaoa  e  coiaenz 
Anz  uoil  morir  qanqera  no  la  renda. 

2)  E  altreai  cuiz  qa  morir  me  uen- 

guea 
Com    nioria    toi    temps    aenz   mon 

plaiaer 
Don  mea  lo  meill  qe  mor  en  bon 

eaper 
Cata  uida  qe  ia  pro  nom  tengruea 
Caaaaz  ea  morz  toz  hom  qi  um  iraz 
Acui  non  es  ioia  ni  plazers  donaz 
Eu  aoi  ben  cel  cai  nigua  iauaimenz 
Nom  pot  dar  ioi '  per  qeu  sia  gaudenz 
Tro    qa  mi   don   plaza  qe  mercen 

prenda. 

8)  Et  aen  per  zo  forz  haz  ni  mea 

prea 
Car  aol  uoa  aoa  deairar  ni  uoler 
Grea  per  aital  nom  toill  del  bon  eaper 
Qe  maior  tort  perdona  ben  mercea 
Per  0  ai  tort  me  foa  a  dreiz  iuiaz 
Eu  non  cuider  eaaer  droit  encolpaz 
Qe  nencuz  ea  tot  zo  qe  forza  nenz 

(^  c.  1.) 

Qe  negim  dreiz  noill  pot  eaaer  ga- 

renz 
Per  qe  magra  opa  qe  merce  me  de- 

fenda. 

4}  La  granz  beltatz  el  ualor  qen 

leia  ea 
Et  tot  boi  aips  que  dompna  poiac 

auer 
Me  fan  eatar  adea  en  bon  eaper 
Car  ao  non  crei  qe  gea  eaaer  poguea 


Qe  lai  on  ea  tot  altre  ben  paoaaz 
Qe  altreai  nol  aia  omilitaz 
Qom  fai  aofrir  ma  dolor  bonamen 
Men  pot  naier  aol  qe  mi   don  aen 

prenda. 

6)  Ea  e  amora    aen   daital  guiaa 

en  prea 
Qora  ni  ior  noich  ni  maitin  ni  aer 
Non  part  de  mi  /  ni  eu  del  bon  eaper 
Qe  mort  magra  ia  dolors  tan  granz  es 
Sen  bon  eaper  non  fos  aaeguraz 
Pero  mon  mal  non  ea  en  ren  mermaz 
Qen  loc  eaper  maura  faiz  loniamen 
Estar  mamt  e  en  gpran  penaamen 
Et   encar  tem   qe   plus   car  no  mo 

nenda. 

6)  Et  aeu  un  ior  foa  a  mi  apelaz 
Daitan  bon  cor  com  a  lei  aoi  aonaz 
A  la  bella  don  non  part  mon  talen 
Anc  tant  amor  nom  destreng  malamen 
Qe  ea  lo  ior  non  agues  faz  esmenda. 

Narnad  Daniel  LXXXXVl. 

1)  Sem  fos  amors  de  ioi  donar  tan 

laria 
Com  soi  a  lei  dauer  cor  fin  e  franc 
Ja  per  amar  non  uolgra  far  embarc 
Qe  am  tant  ant  qo  apera  me  pui  ea 

tomba 
Maa  qan  albir  cum  ea  de  prea  al  aom 
Trob  men  am  mala  /  car  anc  lause 

uoler 
Qera  aai  ben  qe  mon  cor  e  mona 

aenz 
Me    faran   far   Ior  grat  ricca   con- 

qeata. 

2)  Po  aeu  faz  lonc  eaper  no  men 

baria 
Qe  tan  ric  loc  me  aoi  mea/  e  me 

atanc 
Don  li  bei  diz  me  terran  de  ioi  larc 
Et  aegrai  tant  com  me  port  la  tonba 
Qeu  non  aoi  gea/  cd   qe   lais  aor 

per  plom 
Et  poa  en  leia   noa  tang  com  ren 

eamer 
Tant  li  aerai  fia  e  obedienz 
Tro  de  aamor  aell  plaz  baiaan  me 

neata. 
(«. «.) 

8)  La  granz  nalora  el  fina  prez  me 

deacharia 
Del  greu  aoapir  don  me  dolon  li  flaoc 


der^areuäfttii^liftn  Bibliothek  in  Florenz. 


309 


Car  en  paii  pren  lafan  el  aofrel  pare 
Pois  de  beitat   son   Im   aatns   en 

tonba 
Qe  la  genser  par  caiam  pres  an  tom 
Fiat  bas  de  leif  qi  las  ue  e  et  ner 
Gar  tait  bona  aipa/  ioi  e  oalon  e 

aena 
Reg  hom  ab  l^a  cona  non  ea  mena 

nin  reata. 

4)  Et  poia  tan  ual  coias  donca  qe 

aeaparia 
Moa  deziera  ni  <|ea  forz  m  aea  branc 
Non  aerai  mena  ni  aeoa  ae  ia  men  part 
8e  maiut  cel  qea  moatret  en  oolnmba 
Qen  tot  lo  mon  non  ea  hom  de  nal 

nom 
Qaiaai  deair  de  ai  granz  ben  aner 
Com  ea  faz  leia  i  maia  fenff  mon  non 

chalora 
Pela  deainana  caidana  dela  druz  ea 

feata. 

5)  Na  melz  de  ben  ia  non  aiaz 

auaria 
Qen  aoatramor  me  trobarez  tot  blanc 
Qea  non  ai  cor  ni  talent  qem  deacarc 
Del   ferm  aoler/  qe  nea  paa  de  re 

comba 
Qe  qant  eaueill  ni  clau  lea  oillz  del 

aom 
Voatre  remaing  can  lea  en  aaa  iazer 
Et  donca  caiez  qea  nabaia  mol  bilena 
Non  ferai  gea  tala  aen  aent  en  la 

teata. 

6}  Fala  losengiera  foc  laa  lengaaa 

U08  aria 
£i  qe  foaaaz  tuit  ferit  de  mal  cranc 
Car  per  aoa  aon  eatrat  caaaU  e  marc 
Amor  tolez  capaac  de  ioi  non  tomba 
Confonda  oa  deus  car  gea  non  aabez 

com 
Voa  faiz  ala  draz  mal  dir  e  ail  teher 
Mala  aatrea  ea  qe  aa  teng  deaconoia^ 

oenz 
Car  peiora  ea  com  plaa  aos  amoneata. 

7)  Amaat  a  fait  e  fara  Ions  atena 
Gab  aofrir  fan  proa  hom  ricca  con- 

qaeata. 

Arnald  LXXXXVU. 

1)  Ghaazon  don  mot  aon  plan  e 

prim 
Farai  poia  qe  brotonon  oim 


Ella  foraim  aon  de  color 

De  mante  flor 

Et  aerde  ou  la  foilla 

£1  chant  el  brall 

Son  al  oabrall 

Dell  aoaell  per  la  proilla. 

(f.  »ll»C.  1.) 

2)  Per  broill  an  lo  chant  el  refrim 
Et  ^er  tal  com  no  facha  erim 
Obn  e  lim  mot  de  ndor 
Ab  art  damor 
On  non  ai  cor  qem  toilla 
Anc  ae  ben  fall 
La  aeg  atrall 
Com  plaa  uaa  mi  aorgoiUa. 

S)  Petit  aal  orgoill  damor 
Qadea  trebacha  aon  aeignor 
Dal  loo  al  aor  ioa  al  terrall 
En  tal  traball 
Qe  de  ioi  lo  deapoilla 
Driz  ea  la  fpm 
Et  art  temm 
Qe  contramor  zangoilla. 

4)  Gea  per  zangoiU  non  oir  aller 
Bella  dompna  uer  qi  aor 

Maa  per  paor  del  aioinal 

Don  ioi  traaaaill 

Fai  aenblan  qea  nol  aoilla 

Anc  non  iauaim 

De  lor  norim 

Cor  ai  qeu  lor  o  toilla. 

5)  Gea  nom  toill  damor  an  badaiU 
Ne  no  aec  meaara  ne  taiU 

Sol  mo  engall  qe  anc  no  uim 

Del  temp  caim 

Amadors  meina  acoilla 

Cor  traizador 

Ne  baadador 

Per  qe  mon  prcz  capdoilla. 

6}  Se  tot  ual  per  dos  madaill 
Mon  pensameo  lai  uos  lasaaill 
Qeu  chant  e  uall  per  zoi  qe  fan 
La  on  partim 

Dont  souent  loil  mea  moilla 
Dira  e  de  plor 
Et  de  dolzor 
Car  paor  ai  quem  doilla. 

Cadenet  HC. 

1)  A  com  dompna  ric  corage 
De  preiar  e  daixhmen 


810 


Die  proTensaliBche  Liederiiaadachriff  CbiL  AI 


(c2.) 

Amon  qe  dona  spaaen 
A  dautre  fin  amador 
Qe  qant  sa  dona  ualor 
A  beotat  e  cortesia 
No  laissa  sos  talans  dir 
Per  o  mi  fai  enardir 
Mais  qe  se  ren  non  auia 
Cum  hom  mais  caia  conqerer 
Maior  ardimen  deu  auer. 

2)  A  faire  gran  nassalage 
Ses  chai  ben  com  aia  sen 
Pero  plus  ardidamen 
Lo  fai  qi  mescla  folor 
Car  anc  boo  enuaiador 
No  cd  se  HO  sent  folia 
Car  ges  nos  lang  com  salbir 
Tot  cbo  qes  pot  auenir^ 
Car  ia  rien  ben  non  faria 
Qeu  nai  uiat  ia  mana  dechader 
Tab  qeron  ricz  per  trop  temer. 

8)  Temer  den  hom  uilanage 
Far/  e  tot  deschauzimen 
£n  naa  e  idos  fallimen 
£t  uergoigne  e  deahonor 
Et  aicbo  de  men  temor 
Cara  aoa  aizbo  non  temia 
Et  uaa  ma  dompna  mentir 
Trop  cuiaria  faillir 
Per  o  eu  faz  tota  uia 
Oimaia  e  melz  aon  uoler 
Et  sei  faill  non  ai  pro  aaber. 

4)  Dompna  ea  ai  un  usage 
Et  aegon  mon  eacien 

Per  Bobre  forci  talen 
Ne  cum  parria  derror 
Can  uostra  freacba  oolor 
Auinen  aea  maiatria. 
£1  uoatre  gena  cora  remir 
Soi  tan  iauzena  cal  ^artir 
Men  creac  ira  e  felnia 
Cautresi  nai  gran  deaplaiazer 
Can  no  ua  ui  cam  ior  del  uezer. 

5)  Tan  magradolb  aostre  atage 

(yo  0.  1.) 

Dompna  tan  me  aon  plazen 
Li  ooatre  captenemen 
E  uoa  port  tan  fin  amor 
Qe  ae  plaa  toat  qe  non  cor 
Una  caoala  de  prez  corria 
Lai  on  ea  dompna  uenir 
Segon  aicbo  qeu  malbir 
Tuz  autreri  cuieria 
Anar  dompna  de  gran  lazer 
Et  gardaz  aei  ai  mon  uoler. 


6)  Laaaengiera  grazidaiiB  aia 
Lonora  qem  faiz  ab  mentir 
Ca  toz  faic  cuiar  e  dir 
Qeu  am  tal  per  drudaria 
Dom  anc  iom  non  aig  mon  uoler 
Et  ab  mentir  cobertz  lo  uoler. 

Cadenet  IC. 

1)  Amora  enoiera  de  me 
Ja  aoi  tomaz  ai  afan 

A  qe  me  largeat  antan 
£n  aiaai  de  tot  lo  fren 
Per  ueder  ae  ia  aabria 
Ben  ni  genz  uiure  aen  uoa 
Ben  ni  genz  non  maia  uiuria 
Segur  almena  com  qe  foa 
Aiaai  com  uei  uiure  aaas 
Sen  uoa  e  aen  uoatraiuda 
De  uoa  e  daleguraz 
Can  Ia  uergoigna  perduda. 

2)  De  tot  antre  gnerrier  cre 
Qea  pot  hom  deafendre  aa  bran 
O  metre  le  aeu  denan  - 

Se  uala  entre  lui  e  ae 

E  ae  atremon  de  aa  uida 

Oa  met  en  un  loc  reacoa 

Olb  uala  foraa  o  galiardia 

O  gena  o  defenaioa 

O  chaatela  o  fermetatz 

O  amicx  o  bona  uida 

Mas  a  cel  qe  guerria 

Vala  mena  on  plua  aea  uer  tuda. 

8)  Ha  de  mon  cor  car  non  ne 
Da  qi  on  remaia  ogan 

Amora  a  uoa  o  deman 
Ma  dompna  per  qel  rete 
Vau  ueer  ael  me  rendria 
AI  anar  aoi  eu  cochos 
Mas  al  tornar  com  aeria 
Ben  faria  dun  paa  doa 
Qe  maa  menoiz  a  deu  aiaz 
Qe  deua  uoa  no  maiuda 
Dompna  ae  no  foa  oumiaz 
Molt  fora  bon  al  uenguda. 

4)  Trea  letraa  del  A.  B.  C. 
Aprendcz  plua  non  deman 
A.  M.  T.  car  aitan 
Volon  dire  com  am  te 
Cab  aitan  de  clergia 
Auria  pro  entre  uoa 
En  per  o  mais  eu  uolria 
O.  e  C.  mantaa  sazona 


der  LaareBtimiif  cheo  Bibliothek  io  Florens. 


811 


Pnis  sea  dmä  digas 
Dompna  noi  fares  ma  aid« 
£a  Ml  qe  aos  seriax 
De  dir  oc  apercebada. 

5)  Bona  dompna  car  maaen 
Qea  ao8  diga  mon  talan 

Et  adoncs  paue  en  doptan 
Et  ab  tot  so  non  recre 
Ni  car  nostra  compaignia 
Ks  tota  do  me  gei08 
Vo8  amia  i  tan  geria 
Dom  entretana  enoioe 
Qea  tem  e  uos  en  doptaa 
Per  qea  auna  ope  daiuda 
Ha  per  qe  non  comenaax 
Bella  dompna  esperdoda. 

6)  LaoBeneiers  ben  ben  abrasas 
O  ades  me  faz  bonaiuda 

Gab  nostra  mentir  monras 
£1  nertaz  non  et  sabuda. 


Raymond  de  Miraoal  C. 

1)  Bei  mee  qea  chant  e  condei 

Poia  Urara  dolz  el  teps  gais 
Don  per  uezer  e  per  plaii 
An  lo  refrim  el  gabei 
Qe  fan  laozelez  menut 
Entre  oers  el  blanc  el  uaire 
Ädonc  se  dearia  traire 
Gel  qe  nol  qamor  la  int 
Vaa  captenenza  de  drut. 

2)  Dnu  non  Bon  ea  ni  dompnei 
Ni  non  tem  pena  ni  fais. 

Nim  rancur  leia  ni  mirais  ^ 
Ni  per  orgoill  no  mes  frei 
Per  o  temensa  fiii  mat 
Ga  la  bela  debonaire 
Gui  Don  aa  dir  ni  retraire 
Mon  cor  qea  teng  es  cundut 
Pos  ac  son  pres  oonegaU 

3)  £o  non  crei  cab  lei  parei 
Beataz  daatra  dompna  mais 
Q«  flor  de  roaer  qan  nais 
Non  es  plus  firesca  de  leis 
Gora  ben  faiz  e  gen  cre^ut 
Bra  6  oill  de  mont  esdaire 
Gant  beatat  no  pot  plas  faire 
Sin  mes  totas  sa  aertot 

Qe  ren  non  a  retengut. 


4)  Ben  ool  com  gen  la  oortei 
Et  plaz  11  solaz  e  gais 

Et  noill  grada  bom  saluais 
Qi  se  desguim  ni  faadei 
Mas  li  pros  son  ben  uengat 
Qill  mostra  tan  bei  ueiaire 
Qe  chascuns  dels  nes  lanzaire 
Qan  son  deaan  leis  mogat 
Mais  qe  seruät  sen  aendut. 

5)  Ses  preiaire  e  ses  autrei 
8oi  entraz  en  fireo  pantais 
Gom  pora  senblar  uerais 

Se  sa  gran  ualor  desplei 
Qancar  non  a  prez  agut 
Dompna  ae  nasqes  de  maire 
Qi  contnl  aen  oalgues  gaire 
Et  sin  sai  man  car  tengat 

Qel  sea  al  melier  aengal 

6)  Ganson  nai  me  dir  al  rei 
Gni  ioi  gnida  e  uest  e  pais 
Qen  leis  non  a  ren  biais 
Mas  tal  com  lo  aol  lo  uei 
Ab  qe  oobres  mont  agnt 

Et  carcasona  el  repaire 
Peros  er  de  prez  emperaire 
Tan  doeteran  son  escot 
Sai  Franceis  e  lai  masmat 

7)  Dompna  pro  maoez  aalgut 
Tant  qe  per  nos  soi  chantaire 
Eu  non  caidei  chanson  faire 
Tro  qe  mer  lo  feu  rendat 

De  miraual  qai  perdut. 

8)  Mai  lo  rei  ma  oonoengut 
Qel  cobrera  anz  de  gaire 

Et  mon  oldeard  e  belcaire 
Pos  porran  dompnas  e  drut 
Gobrar  lo  ioi  can  perdut. 

Baimon  Gl. 

1)  Sil  qi  non  uol  aadir  chanzos 
De  nostra  compagnias  gar 

Qen  chant  per  mon  cor  alegrar 
Et  per  solaz  des  compaignos 
Et  plus  per  zo  qes  deuengues 
Et  canzos  qa  mi  don  plagues 
Galtra  uolnntat  nom  destreing 
De  solaz  e  de  bei  capteng. 

2)  De  la  bella  don  soi  coizos 
Desir  lo  iaser  el  baisar 

El  tenir  el  plus  conqistar 
Et  apres  magues  e  cordos 


812 


Die  provenzaliflclie  Liederhandschrift  Cod.  42 


Et  dol  plus  qill  clames  mercea 
Qe  iaEOAiB  non  sera  conq[es 
Per  zoia  ni  per  entre  seuig 
Se  zo  qeu  plas  uoill  non  ateing. 

3)  Ben  et  saniB  a  lei  de  tos 
Qai  drnt  blaatna  de  foUeiar 
Can  deis  qes  pot  amesurar 
Non  e  poi  a  areit  amorot 
Mas  cel  qen  sap  far  nescies 

A  qel  sap  damor  tot  qant  nes 

(T«  C  1.) 

Qeu  non  sai  trop  ni  no  men  feing 
Ni  ia  no  uoill  com  men  enseing. 

4)  Pauc  ual  qi  non  es  enueios 
Et  qi  nom  desirai  plus  car 

Et  qi  no  sentremet  damar 
Grtiu  podesser  gaillard  ni  pros 
Qe  damor  uen  gauz  e  uen  bes 
Et  per  amor  es  hom  cortes 
Et  amor  dona  lart  el  geing 
Per  qe  bon  prez  troba  manteing. 

5)  Ben  ai  qi  premers  fes  ffellos 
Qe  tan  cortes  mesters  sanp  far 
Qe  gelosiam  fai  gsrdar 

De  mal  parier  e  denueios 
Et  de  geloz'a  ai  apres 
Tan  qeu  meteis  soi  endefes 
A  obs  mi  don  cautra  non  deing 
Ne  US  de  cortezsr  men  esteing. 

6)  Et  mais  ual  bella  tracios 
Don  ia  om  no  prend  son  par 
Qaltrui  benenanz  cuiar 
Quant  deu8  en  uol  aiostar  dos 
De  dompna  uol  qil  1i  auont  fes 
Et  qe  ia  nollieu  sobreges 

Et  qi  men  qier  com  uaa  nim  ueing 
Amor  ma  al  seu  plazen  reing. 

7)  Aldiars  de  uos  ai  apres 
Zo  duna  totas  soi  cortes 
Mas  duna  chant  e  duna  feing 
Et  daqeia  nuraual  teing. 

Raimon  CIL 

1)  Ben  magradal  bei  temps  destiu 
Et  des  auzel  magradal  chanz 
El  foiUa  magrad  el  nerianz 
El  praz  uerz  mi  son  agradiu 
Mas  uos  dompna  magradaz  mil  aitanz 
Et  agradam  can  faz  uostres  comanz 
Mas  uos  non  plaz  qem  de^es  ren- 

grazir 
Et  grada  uos  car  me  muor  de  dezir. 


2)  Per  un  desir  dompna  reniu 

Qui  mes  dautras  desir  plus  granz 
Qeu  desir  qel  ric  benestanz 
Desirran  uostre  cors  massin 
Qel  meu  desir  se  donbles  en  bassanz 
Et  pois  tan  ben  desir  scnz  toz  enianz 
Ja  non  laisses  al  desirrer  aneir 
Qe  desiran  deoon  damor  iauzir. 

8)  Toz  iausir  dautramor  esqiu 
Mas  de  uos  a  iauzir  menanz 
Qeu  lau  los  bes  e  cels  lo  danz 
De  uos  qim  fai  ianzen  pensiu 
Tan  soi  lauzen  per  qe  negns  afanz 
Non  toi  iauzir  qel  nostre  bei  senblanz 
Mes  iauzis  /  tan   qel  iom   qeu  uos 

remii: 
Non  posc  ses  ioi  estar  uas  on  qeu  uir. 

4)  En  alqes  an  nirat  mon  brin 
Lausengpers  qe  uiron  amans 

Et  uiron  las  dompnas  prezanz 

Et  manz  j^ais  uiron  chaitiu 

Et  sius  uiraz  dompna  per  mal  par- 

lanz 
Vostre  fin  prez  tem  qe  se  uir  tnianz 
Qabsis  uiron  plaziers  en  escernir 
Et  granz  lansor  ee  uiron  per  mal  dir. 

5)  Per  qeu  die  qe  se  toz  temps  uiu 
Toz  temps  dirai  uostre  comanz 

Et  sem  disez  uao/  o  non  anz 

Al  uostre  bei  diz  mumeliu 

Soi  non  digaz  qe  remangal  demanz 

Qe  toz  mos  diz  en  passaria  enanz 

Qe  ia  de  uos  dompna  pogues  partir 

Lo  cor/  nil  diz/  ml  faz  de  uos  semir. 

6)  Per  seruir  en  ric  segnoriu 
Son  manz  semidor  benananz 
Per  qe  os  seruirai  toz  mos  anz 
Et  anc  seruidor  mens  antin 
Non  ac  Ia  bella  cui  seruit  tristan 
Qeu  uos  farai  de  bei  seruizis  tanz  ^ 
Tro  men  seruir  deignaz  en  grat  coillir 
O  uos  direz  mon  seruidor  air. 


Elyas  de'Berzoll  CHI 

und  Raymon  de  la'Sala  CIIII  ge- 
druckt im  Arch.  88,  809  u.  310, 
ohne  Fehler. 


der  Lanrensianitclieii  Bibliothek  in  Floress. 


818 


GirardoD  lo  Ro8  CV. 

(f.  83  y>  0.1.) 

1)  Era  parta  sa^es  de  corteaia 
Eo  1108  dompna  ni  se  temez  pechat 
Poia  qe  mcr  ma  del  tot  obliaat 
Sem  secorrez  er  uos  en  aeg namens 
Et  poia  en  ala  dorn  es  tan  oonoiacenz 
Conoacaz  donc  qe  mal  aos  estaria 
Senire  toz  temps  non  trobaria  ab  uoa 
Calqe  bon  fag  o  calqe  bei  respos. 

2)  Et  car  deair  tant  uostra  aei- 

gnoria 
Can  tot  mauraa  adres  achasonat 
Cbo  ae  non  fo  ni  er  ia  boI  pcn^at 
Sim  dearia  puis  naler  chausimen 
Qeu  ia  clamea  merce  se  tot  auia 
Gab  tot  bon  dreich  es  tau  eu  lemero8 
Qe  non  poscha  ab  uos  ualer  rasos. 

8)  Et  non  es  ges  ualors  ni  gai- 

lliardia 
Qi  des  tmi  zho  qe  troba  poderat 
Mas  tantas  uez  aos  anrai  mostrat 
Perqeus  seubla  mos  chastiaränienz 
Qe  qant  tot  es  dopna  sobie  ualenz 
Et  pren  orguill  sa  valor  sen  des  via 
Qe  gea  orgaill  per  toz  temps   non 

es  bos 
Mas  ben  estai  a  locs  e  a  saizos. 

4)  Anc  p€r  ma  fe  sol  ca  uos  mal 

non  sia 
Non  ui  mai  cors  tan  sem  dumilitat 
Cum   lo   uostre ,    mas   per   crist   de 

beatat 
Non  er  ia  fags  contra  dompnas  cortes 
A  uoa  die  ben  qe  seras  mest  V  cens 
Calqe  cbaosisc  Ia  genser  uos  penria 
Kt  meiller  es  ab  qe  merce  i  fos 
Mas  trop  perd  bom  par  un  aips  o 

per  dos. 

5)  Ades  y  faz  gran   sen  o  gran 

folia 
Car  soi  nostre  e  no  roen  sabez  grat 
Maa    enanz   uoill   qen    blasmon    Ia 

foldat 
Et  nolgra  mais  qen  fos  laadat  mo8 

sens 
Car  de  gran  sen  mou  granz  aforti* 

mens 
Et  anc  fols  hom  no  saforti  un  dia 
Ni  en  non  ui  an  bon  dmt  nuallos 
Per  qen  mes  forz  desser  auenturus. 


6)  Voatre  serai  se  ia  noueaus  plana 
Et  uostre  soi  qamors  ma  ensegnat 
Qen  non  creia  mal  respos  ni  comiat 
Car  sei  crezea  mort  for  eu  recresens 

Eu  qe  men  lais  o  uos  qe  siaz  mia 
O  eu  morrai  o  serai  poderos 
Aqest  conort  me  ten  de  me  ioios. 

7)  BouA  dompna  de   cor  hi   en- 

tendia 
Dens  qant  formet  uostre  cors  gens 

ioios 
Et  paret  bieu  a  las  bellas  saisos. 

Uescont  de  saint  Antolin  CVL 

1}  Vas  uoa  soplei  dompna  prime- 

ramen 
Per    cui    eu    cbant   e   comenz   ma 

chanzon 
Et  sa  uos  plaz  entendez  ma  raison 
Qestcr  nous  ans  descobrir  mon  talen 
Qaisi  maueu  qiin  uei  uostras  faizos 
La  Jengam  faill  el  cor  nai  temeros 
Qar  (]i  non  tero  non  ama  coraimen 
Per  qeu  teing  car  lo  uostre  segno- 

rage. 

2)  Tant  ai  asis  mon  desir  finamen 
£1  uodlramors/  qe  ia  deo  ben  nom 

don 
Se  msis  nous  am  seruir  tot  en  perdon 
Qe  nullaltra  per  far  mon  mon  man- 

damen 
Qa  tim  gran  gauz  se  trai  mon  cor 

uer  uos 
Qan  pois  uos  ui  del  no  fui  poderos 
Tant  enneios  soi  del  uostre  cors  gen 
Gab  mi  meteis  remas  el  uostre  stage. 

8)  Qe  uos  donei  per  fe  e  lealmen 
Lo  cors  el  ror  don  uos  faz  teneson 
Et  plaz  mi  fort  qar  sai  qe  uostrom 

son 
Qim  bon  esper  men  ten  gai  e  iauseu 
Qa  bon  seignor  no  fnill  bon  guierdofl 
Car  qi  ben  serf  ai  iiist  mantas  sasos 
Paubren  riqir  per  bon  atendimen 
Per  qfo  uas  uos  afortis  mon  corage. 

4}   Bona  dompna  merce   us  trag 

por^  geren 
Et  se  merees  a  uos  no  mi  ten  pron 
Per  merce  us  prec  qii  meroes  mncal 

non 
Ni  za  daiso  nom  neirez  reereden 


91i 


Die  proTeiuMliacbe 


Cod.  42 


Anz  cUunarai  tan  merze  a  rescoa 
Tro  per  mersci  prenaz  maa  mana 

andoa 
Dioz  Um  aoatraa  e  farez  iaaaimen 
Qal  non  es  menz  del  certan  omenage. 

5)  Et  ai  eonos  qe  faz  gran  ardi- 


Qant  eu  lenqer  damar  ni  mot  lin  aon 
Maa  eu  non   posc   partir  maa  aos- 

pison 
Per  o  ben  aat  qem  trabaill  de  nien 

(f.  84  I«  0.  1.) 

Tant  fai  beltaz  son  rie  cor  orgoilloa 
Et  son  ric  prez  es  pozaz  lobreis  bos 
Per  qeo  nai  mais  desmai  e  de  spanen 
Tan  sei  dolos  qeu  mo  tenc  a  folage. 

6)  Et  se  folei  ben  faz  a  escien 
Sabez  per  qe  qar  rot  ein  sa  bon 
Et  dirai  nos  per  qal  entencion 
Ben  esperan  uen  om  a  saluamen 
Et  sem  foi  ben  molton  serai  ioioa 
Et  sem  fai  mal  sofrai  pensasos 
Grazirail  ben  el  mal  isamisn 
Qaisi  farai  lo  conort  del  saloage. 

7)  Chanzoncta  na  ten  tost  en  coren 
A  ma  dompna  e  portal  mon  message 
Et  digaz  li  qe  panbres  iaozimen 
Sera  toz  temps  en  son  ric  poderage. 

CVIL 

1)  Qai  sofrir  sen  pogues 
Ben  fora  com  sestes 

Qe  ia  pois  non  blasmes 
8o  qe  laudat  agues 
Per  o  sens  tot  prodou 
E  sens  sciom  aftan 
E  sens  aiada  fais 
Vol^a  porta  mais 
Qe  deshonor  suffirir 
Don  nom  pogues  cobrir 
Nim  ausas  uenzar 
Ni  no  porria  far 
E  sia  pro  nenzanza 
Qis  par  de  falsa  amanza. 

2)  Son  men  partiz  non  ges 
Ainz  men  souen  ades 

De  lei  tan  mesta  pres 
Del  cor  zo  qa  mespres 
8im  sui  partiz  daitan 
Qe  tot  lo  mos  prezan 
Son  faiz  aaluais 
Qar  ana  creia  ooaiä 


Bellas  plna  com  non  po  dir 
Jam  fai  deaabellir 
Et  de  mon  cor  loingnar 
Et  aim  fai  tant  amar 

(e.  t.) 
Qant  en  plus  ^en  balanza 
Non  fui  audreia  de  Franza. 

8)  Aisi  com  serf  sui  sen  liies  oonfes 
Et  anc  nus  hom  qames 
Non  fu  tan  len  conqes 
Qal  traire  de  son  gan 
La  bella  man  basaan 
Mintret  tan  aqnel  bais 
Qel  cor  del  cors  men  trais 
El  recor  dun  sospir 
Per  qel  uiure  el  morir 
En  ses  mesclar 
Et  bom  nos  po  sardar 
Ne  cobrir  de  sa  lanza 
Damor  pois  qe  dreit  lanza. 

4)  E  ia  ner  ne  non  es 
Se  tut  qat  com  trobea 
En  dompna  tanc  nasqes 
Qasenbles  tan  de  bes 
Per  qe  des  er  enan 
Humil  e  merceian 

Li  sui  fins  e  ueraia 
8i  qe  ren  non  biais. 
Si  ab  ien  seruir 
Sofrent  e  a  blandir 
Noi  posc  merce  trobar 
Ja  nos  de  bom  fidar 
Maia  en  bella  fianza 
Ses  peing  o  sens  fermanza. 

5)  Dompna  se  aif  presea 
Com  mi  prea  ni  forcea 
Amor  en  merceiea 

Si  cum  sol  far  merees 
Voe  mafpraz  fin  tallan 
Nom  teignaz  en  aoan 
Si  tot  ai  lo  pesaia 
Qel  cors  ay  fresch  e  gais 
£  sai  bei  taiz  grazir 
Et  a  honor  qansir 
£  zo  qes  qay  sellar 
Sol  qe  daqest  penar 
Me  tenaoB  perdonanza 
Hanc  dala  non  pensanza 

(▼•  e.  1.) 
A  ragina  aea  par 
De  toUosa  aap  far 
E  dir  00  dune  aenanza 
Son  prez  e  creia  aoaranza. 


der  Laiireiuianiicheii  Bibliothek  in  Floren«. 


S15 


6)  Lenfant  pot  hom  laudar 
QaslelUn  euy  deas  nr 
Com  el  mon  des  ennnc» 
Tan  dreit  aas  prez  nos  Isnxa. 

Nago  de  san  sil  CVIII. 

1)  Nols  hom  non  sap  damie  tro 

la  perdat 
So  qe  lamics  li  uafia  denan 
Maa  qand  lo  perd  e  paois  es  a  son 

dan 
Eil  noiz  aitan  com  ual^at  la  nia 
Adonc  oonois  qant  lamich  K  aalia 
Per  qea  uolgra  qe  mi  don  conoges 
So  qea  li  aiüi  ans  qe  perüut  ma  ges 
Car  pois  say  ben  qal  reo  tort  nom 

perdria. 

2)  Ben  sai  qe  seu  lagesaaem  nogut 
Com  li   a  aalgut  en  son  prez  trar 

enan 
Ben  agra  drez  qem  uolges  mal  plus 

Qe  nalla  ren  per  qea  ai  conogot 
De  ma  dompna  qe  mais  me  noseria 
Ab  lei  lo  nuus  no  me  aarisl  bes 
Per  qe  fsra  fort  bon  se  aeo  pogues 
Qe   men  partis  mas  per   den   non 

porria. 

S)  Qe  samors  ma  si  dolsamen  aen- 

cut 
Qe  ien  non  poosc  ni  naas  aber  tallan 
Qe  ia  dallci  qe  malzi  dessiran 
Parta  mon  cor/  ni  Ien  oir  ni  Ien  mut 
Ana  si  scspren  e  ferma   chascun  dia 
Perqe  fera  iaassimen  sil  pisges 
Mas  tan  soy  sen  /  se  per  seu  me 

tenges 
Pais  fezes  com  de  seu  hom  a  sa  guia. 

4)  Amor  tan  ay  oostre  uoUer  ool- 

gut 
£t  tan  ay  fag  loing  tens  uostre  co- 

man 
Canc  non  trobes  de  ren  uas  uos  tiran 
De  tan  ric  ben  com  maoez  oonaengut 
Desetz  men  an  anz  qe  del  tot  morz 

sia 
En  tot  lo  mon  non  es  tan  petiz  bes 
Amor  qe  sol  da  ma  dompna  aen^ 
Qe  nom  des  ioi  e  nom  tolgaes  felnia. 

5)  Sella  nom  aal  ia  autra  nom  aiat 
Ni  macoilla  nim  fassa  bei  scenblan 

(c.  9.) 

Et  sil  nom  uoill  autra  ioi  non  deman 
Ki  sem  uolzia  amors  faire  drnt 


De  naill  antra  ses  ea  non  la  penria 
£  sen  lei  faill  Sc  qe  al  mon  non  es 
Ni  causimen  ni  beataz/  ni  merees 
Ni  franqesa  el  mon  ni  corteeia. 

(ef.  CobU  118.) 

Nago  CDC. 

1)  Tres  enemics/  e  dos  mals  se- 

gnors  ay 
Cascus  pn^nan  noig  e  ior  cun  maucia 
Les  enemics  son  mei  oill  /  el  cor 

qem  fay 
Voller  cell/  qsmi  nom  tiigncria 
E  lau  seinnior  es  amor/  qen  bailta 
Ten  mon  In  cor/  e  mon  fin  pen- 
samen 
Lautre  es  uos  dompna/  en  coi  men 

ten 
A   cui   noD   aus  mcm   cor  mostrar/ 

ni  dir 
Cum  mauciez/  denuey  e  de  descir.* 

2)  Qen  ferai   eu   dompna  qe   za 

nillsy 
Non  posc  trobar  respieg  en  uos  qe 

bon  eia 
Qen  fcrai  eu  qi  sen  un  evglay 
Tot  autre  ioi  se  de  uos  non  auia 
Qe  ferai  eu  cuy  cupdella  e  gnia 
Lo  uostramor  eu  fug  e  seg  e  pren 
Qe  feray  eu  qautre  ioi  non  aten 
Qe  fersy  ea  ni  com  pond  gandir 
Se  uos  dompna  nom  uoUes  acoillir. 

8)  Cum  durarai  eu  qe  non  posch 

morir 
Ni  ma  uida  non  es  mais  malonansa 
Cum  durarai  eu  cui  uos  faz  Isnguir 
Desesperar  ab  un  pauc  desperansa 
Cum  durarai  eu  qi  ia  allegransa 
Mai  non  aurai/  si  non  me  uen  de  uos 
Cum  durerai  eu  donc  qeu  soy  gellos 
De  toz  homes/  qan  ian  ues  uos/  ni  ue 
£  de  toz  cels  a  cui  naug  dire  be. 

4)   Cum   uiuray   eu  qe  tan   coral 

sospir 
Pai  noig  e  ior  qel  mi  uonda  pesansa 
Cum  uiurai  eu  qi  non  pot  far  ni  dir 
Autre  mas  uos  rem  qem  tegna  on- 


Cum  oiurai  eu  cal  non  port  de  men- 

bransa 
Mas  uostre  cors  ella  plaisenz  faichons 
£1  cortes  diz  humils  e  amoros 


ai6 


Die  proTeozoluche  Liederhaadsdirift  Cod.  4S 


Cum    ahmy    ea  qe  dal   non  pens 

d«  me 
De  UB  VOM  qem  lais  e  not  trobar 


(f.  85  I«  0. 1.) 

Qe  dirai  ea  si  nome  aal  merce 
Si  aals  daitan  dompna  qe  us  aensa 
A  mon  fin  cor  e  a  ma  leial  fe 
VostnimiBtat  e  aostra  gran  aidlenga 
Qe  dirai  eu  ae  aoa  non  faz  suffrensa 
Qe  diray  eu  qaatra  non  posc  uezer 
Qen    dreiz    damor   mi    poac  ai   cor 

plazer 
Qe  dirai  eu  caltra  el  mon  non  es 
Qem  donea  ioy  per  nuiU  ben  qem 

fezea 


Nngo  CX. 

1)  Anc  enemie  qaea  agaes 
Non  ten  tan  de  dan 

Con  mon  cor  e  mieaa  oillz 
Et  81  eu  ai  par  eb  mal  pres 
111  noi  an  faitz  nuill  gazaing 
Qel  cor  en  tuapir  e  plaing 
Eis  oillz  en  sospiron  souen 
£  on  qascus  pieig  en  pren 
Flug  uoien  lai  obezir 
Don  senton  lur  mal  nenir. 

2)  Per  qe  magra  ops  ai  pognea 
Qar  al  cor  es  al  oillz  qem  fan 
Auer  de  ma  mort  talan 

Fuir  magra  ops/  mas  ieu  non  pnisc 

j^es 
Anz  matur  e  raarompam^ 
Ab  lor/  e  fins  serf  remaing 
AI  adreiz  cors  Kai  e  plazen 
Qui  eu  sei  oheaicn 
Et  uuoill  honrar  e  blandir 
Et  gen  laazar  seoz  mentir. 

8)  Mas  una  tal  sazon  es 
Qe  It  plus  finz  fezeis  am  tan 
Et  qamon  sens  enian 
Son  encolpat  e  meins  pretzan 
Sofraing  son  uolgnt  e  non  es  gen 

(C.  2.) 

Qamors  faza  lui  iauzen 
Qe  non  aap  los  bens  Jfrftär 
Nil  mala  si  oz  sen  sonrir. 


*  9  leere  Zeilen. 


[41  Maa  de  mi  nol  qim  tem  pres 
Qe  razia  tot  son  coman 
De  leis  qe  nom  uol  nim  blan 
Nil  plaiz  ges  qa  mi  plagues 
Qaissim  pres  con  pren  Galuain 
Del  bei  desastruc  iscamen 
A  qi  la  neue  far  un  conuen 
Qe  fetz  e  son  mandamen 
Et  il  non  deu  far  ni  reu  dir 
Qel  degues  abellir. 

b)  Ab  aital  conuent  en  prea 
Sui  qe  plus  noil  deman 
Mas  consir  e  uau  pensan 
Qom  eu  sos  plazera  fezea 
Qel  (litz  feniza  refraing 
Qe  ditz  qe  brau  cors  refraing 
Qui  on  l3  aerui  e  humilmen 
Per  aieu  non  espauen 
Tan  lai  cor  de  len  seruir 
Qella  iam  laises  murir. 

e)  Maa  per  o  pietz  de  morz  ea 
Qi  uai  languen  aeziran 
Et  aten  e  non  sap  qan 
Li  uolra  ualer  mercea 
Pueis  ai  patz  per  qem  complaing 
Qen  un  iorn  fenisz  e  fraing 
Zo  qem  na  conqist  greumen 
Dsmors  es  al  meu  naruen 
Dogra  poingnar  al  fenir 
Aitan  con  u  conqerir. 

Vcscont  de  saint  A.  CXI. 

1)  Aissi  cum  cel  qa  estat  aes  sei- 

gnor 
En  son  alo  francamen  e  en  paz 
Cnnc  re  non  det  ni  mea  p«$r  amor 
Nin  fo  destreiz  mas  per  sa  uolontat 
E  puois  sas  es  per  mal  seignor  forxaz 
Autresim  soi  eu  mezeis  lon^amen 
Canc  re  non  fis  per  autrui  manda- 
men 
Ar  ay  sdgnor  ab  cui  non  ual  mercei» 
Amors  qem  a  mon  cor  en  un  loc  mea 

(/» c.  1.) 

On  non  aus  dir  ni  mostrar  mos  talen 
Ni   per    null   plait   partir   no    meo 

posc  ges. 

2)  Ges  nuls  gerrers  nom  fai  maa 

tal  paor 
Qe  des  autres  mi  deffen  ea  asias 
En  fort  oastel  o  dinz  mur  o  in  tor 
O  uau  fugen  deagamiz  o  armas 
Mas  ab  qest  nom  ual  senz  ni  foldas 


der  LaurenxiaiuMhei»  Bibliotiusk  in  Florcnt. 


817 


Qe  inz  el  cor  leo  intn  e  sespren 
Si  qe  nnl«  hom  nol  ue  nil  aa  ni  ten 
Tro  (je  ben  ]ft  a  toz  sos  ops  conqes 
Ril  fai  scenblar  lo  ior  an  e  lan  mes 
£n  tal  dompna  ai  mes  mon  pensamen 
[Qea  cre]*  qenanz  en  au  [rai  dan]* 

qe  bes. 

3)  A  nnill  mal  trach  nom  ten  grea 

la  doUor 
Qe  iam  aenges  daltra  nim  fos  iraz 
Mas   de   aos   dompna  ai  temensa  e 

paor 
Qar  ai  en  aos  compagnia  e  solaz 
R  car  aos  soi  uostra  merce  priuaz 
No    US    sia   mal    dompna    sen    uos 

menten 
Qeu  no  no  faz  dompna  per  lo  mieu 

sen 
Mas  per  aqel  damor  qe  ma  si  pres 
Qe  qan  eu  eng  qerre  «Itra  qem  pla« 

ges 
Per  eoblides  lo  uostre  entendimen 
La  plas  bella  mi  scenbla  laida  res. 

4)  Et  aos  dompna  per  uostra  gran 

uallor 
Vos  mez  eissa  daico  ma  conseillaz 
Qe   ben   sabez   qe   nulz    hom    uers 

amors 
Nos  pot  gandir  pos  ue  qe  ben  li  plaz 
Qea  men  sui  tan  deffenduz  e  loignaz 
Qe  deuan  nos  non  uau  ni  nom  presen 
Ni  aos  aezer  uostre  ien  cors  plazen 
Ainz  prec  amor  qe  ia  cor  nom  müses 
De  US  amar  qar  tem  dompna  no  us 

pes 
Esson  aissi  aos  prec  forsadamen 
Nom  sia  peiz  dompna  se  mielz  nom 

nes. 

5)  De  tot  conseill   uos   daria   el 

meillor 
Bella  dompna  se  uos  me  creiaz 
Qe  sen  uos  prec  nom  siaz  de  peior 
Acoillimen  se  mos  preiars  noas  plaz 
Ez  aissi  er  toz  repres  lo  donz  selaz 
Qar  si  de  uos  mi  partes  malamen 
Ez  eu  uos  sai  amich  ni  ben  uoUen 


*  Nur  von  späterer  Hand  erbalten. 
Die  am  Rand  nacbgetra^ne  Zeile  ist 
zum  Theil  wej^geschnitten,  aber 
nochmals  von  emer  Hand  des  15.  s. 
eingetragen. 


En  preiarai  asaz  leo  dos  o  trei 
E  paois  sera  cuida  so  qe  no  es 

(c.  «.) 

Car  uns  fals  diz  entre  la  folla  ien 
Val  aulrestan  com  proaz  fora  uers. 

6)  A  cen  doblas  e  mais  doblaz  plus 
Qe  non  soill  mes  damor  lo  greu  fais 


[CXU.] 

1)  AI  cor  me  stay  lamoros  desirers 
Qi  ma  leuia  la  greu  dollor  qeu  sen 
Et  estaj  se  dinz  tan  dolsamen 

Qe  mais  noy  pot  entrar  altre  pensers 
Perqe  mes  dolz  lo  mala  e  plazenters 
Qe  perzo  lais  tot  altre  pensamen 
E  non  pens  dal  mas  damar  finamen 
E  de  faire  gais  sonez  e  Icugers. 

2)  Per  o  nom  fai  chantar  flors  ni 

rosers 
Ni  erba  uerz  ni  foilla  daigillen 
Sol  amors  qim  te  lo  cor  ianzen 
Qe  sobre  toz  amadors  soj  sobriers 
Damar  cellei  cui  uoj  toz  domeniers 
Ni  de  ren  al  non  ai  cor  ni  tallen 
Mas  de  seruir  son  ien  cor  auinen 
Gai  e  adreich  on  es  mos  oonsirers. 

8}  Freuonz  sospir  e  lonchs  consir 

desmai 
Ma  mes  al  cor  la- bella  en  cui  men- 
ten 
Mas  sil  saubes  cum  mauci  mallamen 
Lo  mais  damor  e  la  pena  qeu  trai 
Tan  es  ualen  e  de  fin  prez  nerai 
E  tan  se  fai  laazar  a  totas  ien 
Qeu  crey  nagra  merces  mon  essien 
Qelles  la  flors  de  las  meillor  qea  sai. 

4)   Ay  deu  com  am  la  terra  on 

ella  estai 
El  dolz  pais  on  nasqer  eissamen 
E  sa  ualor  e  son  ien  cors  plazen 
Otan  granz  bes  e  tantaz  beltaz  iay 
Qe  tan  dcÜBcir  deu  cora  la  uerai 
Don   tals  dol  cors  inz  al   cor  me 

dessen 
Qim  te  lo  cor  fresc  e  gai  e  rizen 
Com  qeu  esteu  ades  consir  de  lay. 


*  8  leere  Zeilen. 


3t8 


Die  proyenzalische  Liederbandachrift  Cod.  42 


5)  Chane  me  consir  son  rieh  prez 

cabalos 
E  ben  remir  0on  bei  cora  coiiinen 
Gai  e  adreich  cortes  e  conoisBeo 
£1  dolz  esgar  e  las  bellas  faioos 

(f.86i«e.  1.) 

Nom  miraaeil  seu  en  loy  enaeios 
Ainz  ea  ben  drea  qeu  iam  per  tal 

Conen 
Com  de  seruir  e  damar  leialmen 
E   Bon   rieh   prez    retraire    en    mas 

canzhos. 

6)  Can    me    soue    dels    beh    diz 

amoros 
£  delfl  plazer  qem  sabez  far  tan  len 
Bella  dompna  cuy  bom  sui  luamen 
Granz  esforz  es  car  mi  loing  de  uos 
Qen  degre  star  toz  t<*mp9  a  genoillos 
A  uostre  pes  tro  qe  fos  francamen 
Seser  pogaes  per  uostre  mnndamen 
Bon  amistnz  meselat  dentre  no  dos. 

7)  Bona    dompna    si   mal   parier 

ianglos 
Nnill  destorbier  nollon  metre  entre 

nos 
Non  aian  ia  poder  allor  uiuen 
Qe  ns  amanu  toz  temps  celladamen 
Et  on  qeu  an  mos  cor  reman  ab  uos. 

8)  Beatriz  dest  la  raeillor  es  ehaneh 

fos 
£  ia  deus  no  sal  de'ren  men 
Qel  mon  non  cre  qe  naia  tan  uallen 
Qi  uol  gardar  toptas  bonas  razos. 

[CXIIL] 

1)  Aissi  cum  cel  qa  la  lebre  ea- 

zada 
£  pos  la  perd  e  altre  la  ret« 
Tot  on  aissi  es  deuengut  de  me 
Duna  falsa  qai  loniamen  preiada 
E  seruida  de  bon  cor  humilmen 
£  qan  cuiay  auer  mon  caussimen 
Per  sordeior  em  mes  en  soan 
Aissi  o  fez  com  la  lebre  ofan. 

2)  Mas  si  razos  i  fos  adrez  luiada 
Se  nels  ma  part  en  degre  auer  be 
De  samistat  don  non  uoill  auer  re 
Qe  tal  dompna  ma  samor  orreiada 
Qes  a  mos  oill  bella  er  per  un  cen 
£  nal  ben  mais  al  lais  de  toptaa  ien 
Fina  e  leials  e  es  ses  cor  truan 
Per    qeu   Iam   mais  non  fez  Anda 

Rolan. 


[3)]  Sonen  me  nir  nes  la  dolse 

eontrada 
On  ella  stay  e  si  tot  non  caine 
Eu  la  ui  ben  en  mon  cor  per  ma  fe 
Qar  maintas  uez  laurai  baissada 
E  na  abuz  mil  plazers  en  dünnen 

(c.  Sj) 

Qe    del    menor    ai   plus   mon   cor 

^auden 
Qan  mi  souen  ni  mi  uai  remenbran 
Qe  sautram  des  tot  zo  ca  ley  de- 

man. 

4)    Damor   mi   lan   qar  ien  man 

emendada 
Tota  lira  qel  me  dona  anse 
Si  ma  dompna  agues  tan  de  merce 
Qella  promessa  nom  sia  uedada 
Qun  la  uerai  e  a  co  er  breumen 
£  paaaras  al  pro  conte  uallen 
Ce  de  rodes  qa  fin  prez  ses  enffan 
Et  aiqest  iorn  uai  sa  uallor  dolnan. 

[CXllIL] 

1)  Aissi   com   cel   com  mena   au 

iuiamen 
Et  es  Der  panc  de  forfaiz  accnsaz 
Et  en  la  eort  non  ea  gairea  amaz 
£  porria  ben  estorger  fugen 
Mas  tan  ae  aap  a  paue  de  fallimen 
Non  uol  fuger  maa  uai  aen  lay  dop- 

toa 
Altresi  ma  amora  en  tnl  loc  mea 
Don  nom  uai  dreiz  ni  laua   damar 

merees 
Ni  del  fugir  non  aoi  gea  poderoa. 

2)  Bona  dompna  si  eu  fos  leialmen 
En  uostra  cort  manteffuz  ni  iuiaz 
Lo  torz  qeus  ei  fora  dreia  apellaz 
Qeu  men  puois  ben  esdir  per  sagra- 

men 
Donc  contra  mi  non  aaez  null  garen 
Qeu  anc  faillis  dompna  cortea  e  pros 
Mas  car  uos  am  e  tot  qan  de  uos  es 
£  qar  uaus  dir   en  maia   rica  locs 

grana  bea 
Veez  toz  los  torz  dompna  qeo    ü 

uea  uoB. 

8)  Per  aital  torz  me  podez  longa- 

men 
Gran  mal  uoller  dompna  mas  ben 

aapchaz 
Qe  per  ben  dir  uoill  trop  mais  qem 

perdaz 
Qem  gazagnea  uilan  ni  mal  disaea 


der  Lanrensianisohen  Bibliothek  in  Florens. 


819 


Qar  danior  son  toit  se^  faitz  aainen 
£  po8  hom  es  nillan  ni  anoios 
Pods  en  amar  non  atendra  ni  ces 
Amar  pot  el  maa  danior  non  a  gea 
SU  fac  cU  dit  toit  non  aon  amoros. 


4)  Ben  fai  amors  a  honrar  fina- 

men 
Qel  mon  non  es  tan  richa  poestaz 
Qe  non  faiz  a  toptas  sa  oolontaz 
£  tot  can  fa  trop  e  bon  e  plazen 

(^c.l.) 

E  deus  fezi  molt  mnd  enaeignamen 
E  pora  ges  noy  des  rem  ni  tolgues 
Pos  fin  amors  se  metria  en  ambdos. 


Pons  de  Capdoil  CXV. 

1)  Sen  fis  ni  dis  nalla  sazon 
Ves  uos  orgoill  ni  fallimen 

Ni  passai  uostre  mandumen 
AI  nn  cor  e  leial  e  bon 
Vos  mi  ren  bella  dooaa  amia 
Em  part  de  laltrui  seignoria 
£  remaing  en  uostra  merze 
Qal  qem  uollaz  far  mal  o  be. 

2)  Per  aital  conen  uos  mi  don 
Qea  non  ai  poders  ni  tallen 
Qem  parta  a  mon  uiaen 
Qamors  ma  en  uostra  preisson 
Mas  car  es  la  iensor  ^e  sia 

Et  auec  tan  de  cortesia 
Qel  mais  nillans  can  us  ne 
Cortes  es  e  US  porta  bona  fe. 

3)  Ben  pograz  trobar  aquisson 
Maa  tan  uos  ui  bella  e  plazen 
Franc  ez  humil  e  conoissen 

Per  qe  us  clam  francbamen  perdon 
£  com  noos  tan  qal  non  qena 
Maa  ses  engan  e  ses  baussia 
Voa  am  e  US  amerai  ia  se 
£  toz  qan  us  plaz  uoU  e  cre. 

4)  A  pena  say  dnr  oc  ni  non 
Qan  remir  uostre  bei  cors  ien 
Ella  franch  cera  rien 

Si  mes  pren  mout  nai  de  razon 
Qe  toz  lautre  mon  non  porria 
Tenir  pro  si  uos  non  nessia 
Ni  96B  uos  non  puosc  auer  be 
Per  qe  US  es  ien  si  us  en  soue. 


Pons  CXVL 

1}  Si  com  oelui  qa  pron  de  uali- 

dors 

Faillen   puois   tuiz   ia  tant  non  er 

amaz 

Ella  Saisons  qes  dez  auenturaz 

Me    faill   ma   doropna   qar    conoisc 

amors 

Me  fai  mnrir  per  Ueis  a  greu  tür- 
men 

Et  Sil  pogues  faire  nuill  faglimen 

(c.  «.) 

Ver    mi    fera    mais    mentz    en    ual 

so  cre 
Bar  qe  de  qai  a  quo  qe  uencut  ue. 

2)  Also  sa  ieu  qes  danz  e  dezonors 
Qi  non  a  cor  a  los  despoderaz 
8i  col  castels  flcuol  qe  es  aseiatz 
A  gran  poder  nos  tenra  ses  acors 
E  sei  seigners  de  cui  es  nol  defen 
En  sas  colpas   lo  perd  pois  longa- 

men 
Aisi  perdra  ma  dompna  al  sieu  tort 

me 
Qar   nom    secor    on    plus    li  clama 

merze. 


8)  Perdre  non  puoisc  per  tal  qom 

amo  aillors 
Per  o  sun  son  lo  temps  de  lei  long- 

natz 
Qei  falz  senblant  qe  tot  mera  cam- 

biatz 
Per  assaiar  sil  plagra  ma  follors 
E  sagues  messa  en  autra  mon  enten 
Ben  ai  proat  qil  nagral  cor  ^auden 
S*!o  mi  parüs  de  lieis  ma  not  ual  re 
Qe  ial  meo  cors  non  pot  partir  del 

seu. 


4)  BeUa  dompna   Mglam   uoatra 

ualors 
Canc    nuls    camos    destreiz    ni   mal 

menaz 
Non  sap  son  dan  tan  gen  suffiir  en 

patz 
E  pois  lo  mala  mes  deleitz  e  sabors 
Per  amor  deu  e  qar  uus  sera  gen 
Agias  de  mi  cal  o  com  cauzimen 
Qe  uostre  sui  e  sem  degnar  far  be 
Sai  qe  fares  cortesia  e  merze. 


320 


Die  proVenMÜBcbe  LiederhandschriA  Cod.  42 


5)  Vofltre  bels  uoills  aostra  frescs 

colors 
Vostre  ric  prez  aostra  fina  beatatz 
Me  fan  de  uos  aaer  plus  dar  Bolaz 
Ja  nom  agrops  fos  faitz  lo  miradon 
On  uostre  iraz  uostr«  cor  bei  e  gen 
Franc  e  ioios  amoros  e  plazen 
Qorguoill  men  faitz  e  qi  bon  pretz 

mante 
£rgaoill  nos  taing  uers  lo  sieus  nil 

coae. 


Lanbert  de  ponzi  becb  CXVII. 

1)  Amors  si  as  plagues 
E  non  fos  desrazos 
Qapres  cent  mals  m..  fes 
Escariz  uns  sols  bes 
Dreiiz  fora  qeu  laguea 
Mas  uos  non  plai%  nien 
Per  o  si  as  fora  ieo 
Salcuns  ioi  men  uenges 

(f.  87  ifi  c.  1.) 

Don  mos  canz  mais  ualges. 

2)  Aissi  com  daut  luocb  pres 
Mos  cbanz  coroenzamen 

Ez  en  aut  laoch  menten 
Et  aut  loch  ma  conqes 
Conuegra  qeu  fuges 
De  tan  aut  razos 
Tan  uuinen  canzos 
Qal  chantar  en  nares 
Qe  de  aalen  loch  es. 

S)  E  1101  fallira  ies 
De  mi  seu  fos  ioios 
Qa  dreiz  moz  e  ffais  fos 
Ben  faire  non  sabes 
Mas  amors  qe  ma  pres 
Chantar  me  desapren 
Qi  ma  lo  cor  el  sen 
Per  forza  tan  aat  mes 
O  nom  par  qa  teinses. 

[4)1  E  pos  a  mi  trames 
Altan  fol  ardimen 
Qaases  mon  pensamen 
Tan  qen  lei  lom  meses 
Dreiz  mi  par  qeil  degues 
Lo  sen  cor  orgoillos 
Tan  aclinar  ues  uos 
Qa  orgoill  non  tengues 
Qe  uea  mi  sa  fiainsses. 


5)  Ay  dompna  no  me  noguea 
Prez  e  aalors  ab  aos 

E  pos  dreiz  no  mes  pros 
Si  uals  uaillam  merzes 
Qe  ge  esters  nom  pes 
Tan  uos  sai  dauta  len 
Qe  ioi  tan  auinen 
Neguns  dreiz  madnises 
Ja  tan  seruir  pogues. 

6)  Na  Maria  tant  es 
Vostre  prez  cars  e  bos 
Qem  chantan  ni  ab  sos 
Non  sai  com  dir  pogues 
Tot  lo  ben  qen  uos  es. 


Gausem  Faidiz  CXVIIJ. 

1)  Som  pogues  partir  son  aoler 

(«.  a.) 
De  zo  don  plus  a  cor  uollon 
Donnon  pot  iauzimen  uezer 
Luns  dels  granz  senz  fora  del  mon 
Car  de  las  granz  foldaz  qi  son 
E  delia  maior  qi  senten 
E  son  dan  segre  a  essien 
Car  doblamen  fai  fallimen 
Per  o  greu  er  fis  amis  druz  priuac 
Sil  bes  el  mals  el  iois  el  danz  noil 

plaz. 

2)  Tot  aiso  me  uen  a  plazer 
Si  ben  soi  el  mal  traich  preon 
Samors  me  uolges  tan  uailer 
Qellamoros  cor  deziron 

Em  pages  dun  iaucion 
E  fora  so  cuig  auinen 
Qez  agues  del  be  qil  mal  aen 
Qen  pres  cen  mal  urahit  sofren 
E  foram  ioy  e  plazers  ben  honraz 
Sa  prop  cent  mals  en  foa   dun  ioi 

pagaz. 

8)  Mas  eu  mi  perch  'per  ben  esper 
Com  cel  ca  iuiar  se  confon 
Qi  ioi  e  ioch  non  pot  auer 
Ni  no  sen  fan  ni  frech  ni  aon 
Autressi  me  poiat  el  fron 
Et  entrat  el  cor  follamen 
Cum  plus  i  perch  mais  mi  aten 
Cobrar  soaen  tan  ai  fol  sen 
Ellatendres  non  es  sen  maa  foldaz 
Qar  qe  mal  meu  dan  aoi  trop  ena- 

moraz. 


der  LaiA'eDzianiBclieD  Bibliothek  in  Florenz. 


821 


4)  Tait  trop  son  mal  qel  Bai  en 

ner 
Qel  trop  poiara  cascans  gran  don 
Qea  fis  em  fez  tan  bas  cazer 
Per  o  qea  pogey  tan  amon  qe  pen 
Qe  penre  cngei  laurion 
Com  non  pot  penre  ab  re  niuen 
De  tant  fort  maineras  deffen 
Per  o  temen  e  bomiimen 
O  comenzei/  com  hom  da  mort  for- 

Baz 
Donch  non  mer  mal  sin  era  dreich 

iuiaz. 

5)  Ves   mi    donz    boj    de    franc 

uoller 
Plus  humils  dels  frair  del  gran  mon 
Et  ii  mes  dorgoillos  parer 
Si  qe  qan  la  precb  nom  respon 

(v«e.  1.) 
Una  uentura  ai  non  sai  don 
Qanc  re  non  amey  coralmen 
Corgoiil  nom  mostres  mantenen 
Et  al  tonnen  fer  e  qozen 
Me    mostra   amors   car   eu  lim   soj 

donaz 
Aqeat  mes  toz  lo  guierdos  el  graz. 

6)  E  qan  res  nom  pot  pro  tener 
Ves  Icy  don  muor  e  ard  e  fon 

Un  sen  faz  ab  foraaz  poder 
Fuoh  dalley  uezer  em  rescon 
Mas  mos  senz  no  uey  qe  ma  bon 
Qeo  mor  car  non  uey  son  cors  ien 
£  qan  el  uey  muor  issamen 
E  nuill  paruen  nom  fav  plazen 
Ainz  qan  lesgar  esgarda  ad  altre  laz 
E  nom  acoill  nim  uoill  auer  sollaz. 

7)  Chanson  ua  ten  tost  e  coren 

A  mon  thesaor  de  cui  es  mon  feratz 
Qellam    perdon/   qeu   lai   non    soy 

estaz. 

Gauselm  CXIX. 

1)  Tut  me  quidei  de  chanson  far 

sofrir 
Era  diuer  tro  uers  kalenda  maia 
Mas   era  uei   quieu   no   men  puose 
«  ?eqir 

Per  ma  razon  qe  tot  lorn   es  plus 

gaia 
£  per  ioie  qai  de  mon  plus  auinent 
E  de  son  prez  qades   puoia   e   de- 

nansa 
Qar  sai  e  nei  e  conoisc  ses  doptansa 
▲KblT  f.  n.  Bprachaa.  XLIX. 


Qen   degra   esser   plus    coinda    ma 

chansos 

Qar  uol  nil  plaz  qe  so  Ii  bei  nais  an 

fos. 

2)   Ver  ma  dompna   soplei  totas 

sazos 
Qem  nafra  gent  el  cors  ses  colp  de 

lanza 
Don  dons  esgar  ab  sos  oillz  amoros 
Lo  iom  qem  det  sa  ioia  e  sa  con- 

dansa 
Et  sei  esgard  mentret  tan    douaa- 

ment 
Al  cor/  qe  tot  Iom  reuen  el  mapaia 
Es  a  SOS  uoillz  ma  fac  corteza  plaia 
II  men  saob  pois  cortesamen  gagir 
Per  qieu  lo  aei  conoiser  e  grazir. 

8)  En  amor  son  paasaz  tutz  mei 

consir 
Si  qe  ren  al  nai  poder  qels  nestraia 
Qi  eu  non  fui  faitz  mai  per  far  e 

per  dir 
Mi  donz  tut  zo  qil  sia  oon  eil  plaia 
Qades  laclim  e  gran  merce  Ii  rent 

(e.  2.) 

A  bona  fei  es  a  humils  senblansa 
E  grazi  Ii  lo  ioie  e  lalegransa 
Qem  det  tan  ferm  qi  non  romp  ni 

descos 
Per  qieu  stao  allegres  e  ioios. 

4)  Nuls  hom  non  pot  ses  amor  far 

qe  pros 
Se  noi  enten  e  no  i  a  sa  speransa 
Qel  ioi  damors  es  tan  fin  e  tan  bos 
Qenoontra  lieis  non  es  mais  bene- 

nansa 
Qe  per  amor  ten  hom  plus  gent 
Sin  ual  on  mais  en  esforsa  e  nasaia 
Dauer  bon  prez  e  de  lauzor  ueraia 
Sin  uolon  mais  caualgar  e  garnir 
E  far  qe  pros  e  donar  e  seruir. 

5)  Ja  ma  dompna  non  cuit  qe  de 

leim  uir 
Ni  autramor  iam  toilla  ni  maia 
On  plus  esgar  autre  dompna  e  re- 

mir 
Mens  ai  poder  qe  ia  de  leis  mestraia 
Per  merzel  clam  e  per  ensegnament 
Aia  de  me  consirier  e  menbransa 
E  qar  nom  ue  no  sou  tengna  en  pe- 

sansa 

21 


322 


Die  provensaliscbe  Liederfaandflchrift  Cod.  42 


Qic  ne  stao  tan  pennus  e  confiros 
Cades  i  tenc  los  uoillz  de  cor  ab 

dos. 

Gauselm  CXX. 

1)  Loingna   sazon   u    estat  aers 

amors 
Httmilz  e  franc  es  a  faitz  soq  coman 
£n  tait  qan  puisc  es  anc  per  naill 

affan 
Qi  ea  en  sufiris  e  per  nuUa  dolor 
De  liei  amar  non  parti  mon  corage 
Vas  qi  mera  rendut  de  bon  talen 
Tro  qi  eu    conoisc   en    lieis   un   fol 

usage 
A  qem  desplaU  e  ma  cangiat  mon 

Ben. 

2)  Agat  maura  per  lial  amadors 
Mas  tan  la  aei  donar  ab  engian 
Per  qe  non  plaz  samistat  derenan 
Ki  ioi  qem  aet  nom  pot  donar  sabor 
Ante  men  partrai  qaisim  uem  dagra- 

dage 
Fuois  ellas  part  de  bon   prez   isia- 

men 
Es  er  mal  caing  tener  autre  uiage 
Un  restauretz  qe  nai  fait  perden. 

3)  En   patz   men   part   mais  tan 

consir   lonors 
El    dan    qai    pres    el    destreic   lieis 

aunan 
Ai  com  magra  trobat  sens  cor  truan 
QiV  fera  bes  em  tengra  en  dausor 
Koi  poi  madar  qicu  non  sia  saluage 

(f.  88  x9  c.  1.) 
Con  ien  qu  auzit  dir  souen 
Qades  passom  primiers  per  lo  follaie 
E  pois  con  aen  qe  sia  reconoisen. 

4)  Ben  sai  si  cam  part  de  lieis  e 

uir  aillors 
la  nogler  greun  par  qel  tegna  a  dan 
Maz  si  dun  salutz  e  ualer  tan 
Si  con  sueill  enantir  sa  ualor 
Li  sanbrai  preqasar  son  d«mpnage 
Pero  lamet  en  dreich  mon  iauzimen 
Car  assatz  fa  qi  de  mal  segnorage 
Si  pot  partir  m  loingnar  bonamen. 

5)  Ai  con  qe  foz  danz  daital  colors 
Com  paret  de  fora  per  senblan 

En  aissi  com  ella  es  beutat  gran 
Ni  com  ufll  mais  gardes  son  honor 


Eq  aissi  es  bei  son  esta^e 
Ages  ensimens  de  catenimen 
Es  en  aisi  com  es  de  bon  panüe 
Contra  sos  prez  temes  far  faglimen. 

6)  Qa  non  degra  beutat  far  son 

bostaie 
Ni  remaner  dompna  dautramaen 
Si  non  gardes  son  bonor  e  aon  pa- 

raie 
Et  non  ages  en  se  retenimen. 

Gauselm  CXXI. 

1)  Nom  aleera  chans  ni  critc 
Dauseis  mon  ^1  cor  cngres 

Ni  no  sai  per  qem  cbantes 

Nim  perdes 

Mos  motz  qar  ben  los  perdria 

Siu  (lizia  qem  ualgues 

Ves  mi  dons  precx  ni  merces 

Qe  nos  tanb  ges 

Qe  ilh  sia  per  mi  qeritz 

Per  dos  tant  li  soi  faillitz. 

2)  Doncx  per  qer  mos  cbanz  auzitz 
Pos  nom  tann  qem  perdones 

A  dieu  per  so  qeilb  pregues 

Qes  uengues 

De  mi  qar  anc  ma  uenc  un  dia 

Qe  bauszia  no  ni  fes 

Ni  preiars  dautram  plagues 

Tant  qem  toleues 

Lieis  don  tanh  qe  stauzitz 

Qar  li  ai  mal  sos  dons  grazitz. 

(C.  2.) 

3)  Mas  ab  aitan  for  ieu  goeritz 
Selfa  tant  si  bumilies 

Qe  Bolamen  mentendes 

Pueis  apres 

Vis  com  mos  dans  me  chastia 

Silh  plazia  caissi  es  ^ 

E  qar  anc  fis  ren  qeilh  pea 

Mes  tan  mal  pres 

Cap  lieis  ai  mains  bes  complitz 

Perdutz  e  sai  soi  trahitz. 

4)  E  qar  huna  enguanuritz 
An  beut  atz  mala  nasqes 

Mi  fes  faillir  tanh  qaües 
Mi  pendes 

Silh  qe  de  nien  ma  uia 
Mes  inuia  de  toz  bes 
Pero  qui  toz  sels  agues 
Mortz  can  mespres 


der  Laarenzianisohen  Bibliothek  in  Florenz. 


328 


Qe  noi  fos  eapdels  ni  smtc 
Merees  trop  nagrom  deuto. 

5)  Doncz  send  ai  tant  arzits 
Cnmila  maa  ionhas  confes 
Lirai  aerre  a  sos  pea 

Qem  aones 

Do  qem  perdo  ho  mauaaia 

Bern  plairia  mauzsizes 

Maa  oieo  non  cre  qilh  fezei 

Re  qem  plagnea 

Ana  sai  qer  aieua  lo  chanzitz 

Qe  aol  qiea  oiaa  marritz. 

6)  Pero  nom  aoi  tant  partitz 
De  ioi  ni  dira  tan  prei 

Qiea  encara  noi  tomes 

Siih  monstrea 

So8  aenz  e  aa  cortezia 

Com  manria  aobreprea 

Sei  aien  hamil  cora  cortea 

Franc  ben  aprea 

De  ioi  e  de  pretz  complutz 

Mera  de  peraon  aizitz. 

[7]  Mon  aenhor  ctd  poder  ea  preo 
Qe  ncnlb   pea   an   non   qes  per  me 

aozit 
Qe  aal  mil  ocz  afortitz. 

CXXU. 

(tO  e.  1.) 

1)  Luoca  es  chom  ei  dea  alegrar 
E  sea  tot  non  aai  amaire 

Si  uoill  ea  etaer  chantaire 
Et  en  loc  mon  saber  monstrar 
Qen  ner  qe  paocz  ni^  granz  anrea 
Non  aal  aaber  qi  laaia 
Per  qe  de  penre  qec  dia 
Creifl  al  plna  saaia  lor  aalera. 

2)  Chaacona  den  entendre  en  pla- 

zera 
Gardan  aei  de  nillania 
Et  ae  faaaa  chaacan  dia 
De  Den  aegon  qer  aos  poders 
Mas  qia  aol  deamesarar 
Sofl  preaz  non  pod  darar  gaire 
Car  meaara  enaeigna  faire 
So  don  boB  prez  pod  darar. 

8)  Qi  gran  cor  a  de  lar^ezar 
Saber  den  dond  o  pod  traire 
Non  die  chom  si  dei  eatraire 
De  aaler/  ni  nos  taing  a  far 


Ghranz  affanz  ea  lo  conqerera 
Mala  lo  gardar  ea  maieatria 
Et  qi  pert  per  aa  follia 
No  aap  qala  traich  ea  qerers. 

4)  Sea  meznra  aenz  ni  sabera 
No  aal/  ni  granz  manentia 
Pero  locs  es  qe  aeria 
Dana  trop  gardart  e  retenera 
Locs  es  don  den  oltre  passar 
Locs  de  parlar  locs  de  traire 
Locs  de  donar  locs  destraire 
Loca  de  aen  locs  de  foUeiar. 

&)  Qi  aon  bon  prez  aol  tener  car 
No  sia  fols  ni  gaoaire 
Car  folia  es  a  retraire 
Zo  qe  plas  fai  a  oelar 
Fola  ea  neis  qi  diz  toz  ses  oers 
£  fols  qin  fol  sen  fia 
E  fols  qui  fail  e  nos  chastia 
£  fols  qui  sech  toz  aoz  leacera. 


Narnald  de  miroill  CXXIIL 

1)  Aiasi  cam  scell  qi  tem  camor 

la  aeia 
Ni  ren  no  sap  o  sesconda  ni  ganda 

(0.  2.) 

Met  mi  meteis  en  garda  e  en  oo- 

manda 
De  noa   cai  am  sens   geing  e  ses 

bauzia 
Car  es  ffenzer  del  mond  e  la  belaire 
E  si  richs  cor  mi  fai  aas  uos  atraire 
Sea  ben  foile^  gez  no  caiz  far  follia. 

2)  Caissi  maaen  dompna  genzer 

qi  sia 
Dan  desirer  qinz  en  mon   cor  sa- 

branda 
Conseill  em  dis  qe  as  am  e  aeraa  e 

blanda 
£  aol  qem  lais  enqer  daltrai  PArift 
Per  aos  en   cnj  toz  bons  aios  re- 

paire 
£  poia  'amor  no   aol  qem   air  nim 

uaire 
Si  maacies  no  cre  qe  gent  aos  stia. 

S)  Enseignamenz  e  prez  e  oortesia 
Troban  en  nos  lor  obs  e  lor  aianda 
£  non  aoillaz  samor  nona  truanda 
Gitar  mer^e  de  aostra  compagnia 

21* 


324 


Die  provensaUtche  Liederhandflckrift  Cod.  42  etc. 


£   HB   damas   me»e   a  ley  de  fin 

amaire 
£  81  merces  ab  nos  noma  qe  faire 
Ma  uidam  aal  trop   meinz  qe   aeo 

moria. 

4)  Per  o  ben  aai  qe  per  maleu- 

saria 
Yoill   mais  poixar   qe   dreitara  noo 

manda 
Qen  tdng  lo  puoi/  e  lais  la  bella 

landa 
£  cas  lo  ioi  cami  nos  taignaria 
Foifl  di  mamor  qand  eo  men   uoill 

eetmire 
Qe  maneraa  uez  poiz  om  de  baia  af- 

faire 
£  conqer  maia  qe  dreiz  non   con- 

sentria. 

6)  luliafl  cessar  conqes  la  aeignoria 
Per    8on    eaforz    de    tot   lo    mond 

aranda 
Non  per  qel  fola  seigner  ni  reia  dir- 

landa 
Ni    coDS   dangen/   ni   das  de  nor^ 

mandia 
Anz  era  hom  bas/  aegon  canzem  re- 

traire 
Mar  qar  fo  proz  e  francs  e  debo- 

naire 
Poizet  8on  prez/  can  qe  poizar  podia. 


6}  Per  qem  conort  en  cor  sen  tan 

niuia 
Caia  de  uos  tot  qant  mon  cor  de- 

manda 
De  can  aola  bom  sea  tor  e  aes  mi- 

randa 
Conqes  lo  mond  e  lac  en  sa  baiiia 
Altan   ben   dei   segon   lo  miea  ne- 

zaire 
De  uostramor  per  dreiz  esaer  em- 

peraire 
Com  el  del  mond  sea  oreiz  qel  noi 

auia. 

7)  Doropna   aalenz   cortesa   e  de 

bonaire. 

Nom  despresaz  se  U8  am  e  aea  cor 

aaire 

Car  eaaer  de  zo  camor  aol  qe  sia. 


cxxiin. 


1)  La  firaneba  captenenaa 


*  Dieae  Zeile  bt  der  Custode  für 
arFprünglich  die  folgende  aber 
lorne  Lage. 

(Scblnaa  folgt) 


Versuch  über  die  syntaktischen  Archaismen 

bei  Montaigne. 


Von 

Frledrioh  Olauning. 

(Fortsetiong.) 


6.  InterrogaÜTttm. 

1)  Im  Nfr.  fragt  qai  nach  der  Person;  bei  M.  auch  nach  einer 
Sache. 

II,  12.  p.  869  Qui  fait  qa'on  incise  &  taQle  lee  tendres  membres 
d*nn  enfant  &  ceaz  d'an  cheaal  plus  ais6ment  que  les  nostres,  si  ce  n*est 
rignorance?  II,  13  qoand  on  lenr  demande  d'ou  vient  en  nostre  ame 
l'election  de  deux  choses  indifferentes,  A  qni  fait  que  d'nn  grand 
nombre  d'escus  nons  en  prenions  plustost  Pun  que  l'autre  —  II,  27 
Qui  rend  les  Tjrans  si  sangninaires?  C^est  le  eoin  de  leur  seuret^. 
in,  5.  p.  662  Socrates,  enquis,  qui  estoit  plus  commode,  prendre  ou 
ne  prendre  point  de  femnie  ct. 

2)  Im  Nfr.  ist  die  Verwandlung  des  mit  dem  neutralen  que  be- 
ginnenden (vollständigen)  Fragesatzes  in  einen  durch  ce  gestQtzten 
Adjectivsatz  Qblich  geworden.  Mätzn.  Sjnt.  §  393.  Im  Afr.  n.  auch 
bei  Mont.  kann  das  einfache  que  stehen. 

m,  18.  p.  833  Je  S9aj  mieux  que  c'est  qu'homme,  que  ie  ne 
B<jHj  que  c'est  animal  ou  mortel.  Ibid.  Socrates  demanda  a  M^mnon, 
que  c^estoit  que  vertu,  p.  852  les  sens  nous  montrent  que  c'est.  I,  18 
s'estant  enquis  que  c'estoit  k  dire.  I,  24  Ils  cherchent  —  que  c'est 
qa*agir  &  sonflärir.  II,  6.  p.  278  et  ont  bände  leur  csprit,  pour  voir 
que  c'estoit  de  ce  passage  (dem  Tode). 


836        Versaeh  über  die  STnUktifdieii  Archaiamea  bei  Montaigne, 

6.  IndefiDÜanu 

1)  Ancan  wird,  wie  von  Marot  a.  Babelais  (Diez  Gr.  IIL  p.  82) 
80  auch  von  M.  noch  sehr  häufig  in  affirmativer  Bedeutung  gebrandit; 
aucuns,  einige;  aucunement,  einigermaassen.  Es  kann  in  dieser  Be- 
deutung substantivisch  und  adjectivisch  stehen,  manchmal  ist  es  mit  de 
verbunden. 

a)  I,  9  ie  l'essaye  par  la  preuve  d'aucuns  de  mes  priuez  amys. 
I,  11.  p.  28  aucunes  de  nos  ames  principesqnes.  I,  20.  p.  56  Chacan 
en  est  heurt^,  mais  aucuns  en  sont  renuersez.  Ibid.  p.  68  Aucuns  me 
conuient  d'escrire  les  affaires  de  mon  temps.  I,  25  ^  d'aucuns  c*est  an 
pur  estude  gramroairien:  k  d'autres,  l'anatomie  de  la  Philosophie. 
I,  23.  p.  78.  —  24.  p.  86,  89.  —  II,  1.  p.  252.  —  8.  p.  269.  — 
m,  2.  p.  632. 

b)  I,  10  Nous  disons  d'aucuns  ouurages  qu'ils  pnent  k  Vhnjlß  & 
a  la  lampe.  I,  19.  p.  50  d'aucuns  aniroaux.  I,  22.  p.  75  la  fortune 
—  nous  presente  aucunes  fois  la  necessit^  si  urgente.  11,  6.  p.  281 
quoy  qne  nous  en  tirions  aucuns  signes.  IE,  7.  p.  287  aucuns  sur- 
noms.  II,  8.  p.  294  aucuns  andens  de  son  qualibre.  U,  17  aucuns 
Princes  que  ie  oognois.  III,  1.  p.  620  aucunes  actions  naturelles, 
m,  10.  p.  790  aucuns  sages  ont  pris  autre  voye. 

c)  I,  9  Je  me  console  aucunement.  I,  16.  p.  35  qnalite  aucune- 
ment  estrangere.  I,  19.  p.  42,  — 11,  8.  p.  295  il  oognoissoit  aucunement 
les  Lettres. 

2)  Chaque,  das  sich  bei  Babelais  noch  nicht  findet  (nach  Schöner- 
mark, Osterprogr.  Bresl.  1866,  p.  35)^  kommt  bei  M.  sehr  häufig  vor; 
manchmal  steht  auch  chacun  noch  adjectivisch. 

a)  I,  10  a  chasque  bout  de  champ  ils  sont  prests.  I,  13  Non 
senlement  chasque  paYs,  mais  chasque  citd  &  chasque  vacation  a  sa 
ciuilite  particuliere.  11,  1.  p.  250  Chasque  iour  nonvelle  fantasie. 
Ibid.  p.  253  chaque  piece,  chaque  moment  iaict  son  ien.  II,  6.  p.  285 
chasque  piece  en  son  siege,  m,  1.  p.  617  Chasque  action.  III,  2. 
p.  636  chasque  chose  en  sa  Saison.  UI,  9.  p.  763  chasque  siede. 
Ibid.  p.  765  Chasque  usage  a  sa  raison,  m,  11.  p.  808  chasque 
nouuel  Autheur. 

b)  n,  12.  p.  849  un  elephant  ayant  k  chacune  cuisse  un  cjm* 
bale  pendu.    m,  18.  p.  837  en  chacune  sdonce. 

3)  Während  im  Nfr.  nul  immer  mit  ne  verbunden  erscheint  (Dies 


Yenach  über  die  «Totaktiichen  ArobAtflineD  bei  MoQtugne.        827 

Gr.  HL  p.  421),  finden  sich  bei  M.  noch  ein  paar  Stellen,  wo  die 
Negationspartikel  fehlt. 

I,  22.  p.  75  (sdences)  ausqaelles  la  temerit^  de  iuger  est  de  nul 
preiodice.  (Gleich  daraaf:  entreprendre  ce  que  nulle  polIce  ne  snp- 
porteroit.)  U,  10.  p.  807  le  suis  homme  de  nalle  retention.  HI,  9. 
p.  751  A  Celles  (promesses)  qui  sont  de  nul  poids,  ie  donne  poids  de 
la  ialousie  de  ma  reigle. 

Andrerseits  hat  jenes  Pronomen  hie  und  da  die  Bedeutung  von 
ullns,  in  Fallen,  wo  im  Nfr.  aucun  stehen  würde.  Aus  dem  Air.  gibt 
Diez  (III.  p.  426)  einige  Beispiele: 

I,  8.  p.  9  II  me  fant  adiouster  cet  autre  exemple,  aussi  remar- 
quable  —  que]^nul  des  precedens.  I,  19:  il  (le  mot  de  volupt^)  est 
mieux  defi  k  l'assistance  de  la  vertu,  qu'&  nulle  autre  assistanoe. 
U,  10.  p.  815.  II,  12.  p.  848  Chrysippus  —  autant  desdaigneux  iuge 
de  la  condition  des  animauz,  que  nul  autre  Philosophe.  Ibid.  p.  864 
nons  (les  hommes)  auons  eu  plus  de  raison  que  nul  autre  animal,  de 
nous  couurir. 

I,  48  Je  n'estime  point  qu'en  Süffisance  &  en  grace  k  cheual, 
nulle  Nation  nous  empörte.  II,  27  Laches,  en  Piaton,  dit  n'auolr  ia- 
mais  de  ceste  eschole  veu  sortir  nul  grand  homme  de  guerre. 

n,  15.  p.  481  —  en  pleine  licence  de  diuorces,  (k  Bome)  il  se 
passa  cinq  cens  ans  &  plus,  auant  que  nul  s'en  seruist.  II,  16.  p.  491 
—  il  7  a  de  nostre  siecle  —  fort  peu  de  personnes,  qui  y  puissent  pre- 
tendre  nul  droict. 

4)  Dh  =  nfr.  quelqu'un. 

I,  19.  p.  48  les  Egyptiens  entre  leurs  festins  faisoient  presenter 
aux  assistans  une  grande  Image  de  la  mort,  par  un  qui  leur  crioit: 
Boy  &  t'esiouy,  car  mort  tu  seras  tel.  II,  8.  p.  299  oster  k  un,  oe 
que  sa  fortune  luy  auoit  acquit.     cf.  III,  5.  p.  662.  11,  36.  p.  588. 

Dritter  Abschnitt. 

Substantiv,  Adjectiv  und  Zahlwort« 

1)  Bei  einigen  Hauptw5rtem,  namentlich  solchen,  deren  lateinische 
Form  dem  Neutrum  angehört,  ist  das  Geschlecht  noch  schwankend, 
oder  ganz  abweichend  von  dem  nfr.  Gebrauch. 

Affaire  —  I,  28.  p.  80  nouueauz  affiiires.  m,  8.  p.  727  ce 
grand  aSaire.     10.  p«  785  au  trauers  de  bien  grands  a&ires  &  bien 


828         Venuch  aber  die  synUkiuchen  Archaismen  bei  Montaigne. 

espinenx.  13.  p.  833  Ainsi  seruent  les  loiz  Sc  a'asaortiBsent  ainei  a 
chacnn  de  nos  affaires.  Dagegen  I,  9.  p.  23  pour  ses  affaires  parti- 
calieres.  El,  10.  p.  782  au  maniement  d^affaires  estrangerea.  12. 
p.  824  —  soit  pour  leurs  propres  affaires,  soit  pour  ies  miennes. 

Debte,  meist  masc,  z.  B.  III,  1.  p.  799  k  sadsfaire  ezactement 
ce  debte.     Dagegen  9.  p.  752  tonte  ma  debte. 

Dot,  masc.  II,  8.  p.  298  nne  femme  qui  le  Charge  d'un  grand  dot. 

Estude  —  II,  6.  p.  285  par  cest  estnde.  in,  5.  p.  695  la  so- 
ciete  de  tous  estudes.  18,  p.  832  —  la  fin  commune  A  demiere  de 
tous  estudes.    ITT,  8.  p.  638. 

Ezemple  —  III,  4.  p.  652  une  exemple. 

Image  —  m,  10.  p.  785  masqnte  d'un  image  de  liberte. 

Mensonge  als  fem.  I,  9.  p.  23  une  effrontee  &  solenne  mensonge. 
Dagegen  mascul.  I,  11.  p.  28  A  tant  dire,  il  faut  qn'ils  dient  Sd  la  ts- 
rite  &  le  mensonge. 

Trafique  —  III,  2.  p.  632  cette  trafique:  de  laquelle  il  se  confesse. 

Vidange  (nfr.  fem.)  —  III,  13.  p.  850  ce  yuidange. 

2)  Ein  Ueberrest  der  geschlechtslosen  afr.  Form  von  ursprünglich 
lateinischen  Adjectiven  generis  communis  ist  die  häufige  Anwendung 
der  Form  grand  vor  weiblichen  Hauptwörtern;  im  Nfr.  ist  die  Zahl 
der  Hauptwörter,  Tor  welcher  grand  noch  steht,  bedeutend  geringer. 
Beisp.  aus  dem  III.  Buch : 

1.  p.  619  de  grand  peine.  2.  p.  631  grand'  recette.  5.  p.  655 
Cest  grand  simplesse.  Ib.  p.  656  J'en  ay  grand  honte.  Ib.  p«  659 
Grand  faueur.  Ib.  p.  672  la  grand*  presse.  6.  p.  703  nostre  grand' 
ville.  11.  p.  808  II  a  faict  grand  faueur  ct.  12.  p.  825  il  estoit  en 
grand  peine.  13.  p.  832  grand  chertd.  Ib.  p.  849  grand  faim.  Ib. 
p.  852  grand  raison.  Der  Apostroph  wird  bald  gesetzt,  bald  nicht. 
Man  begann  also  die  Form  grand  schon  als  eine  Unregelmässigkeit  zu 
ffihlen,  indem  man  glaubte,  dass  hier  ein  e  unterdrückt  werde,  während 
jene  Form  im  Altfr.  zugleich  masc.  u.  fem.  ist.  Vgl.  I,  1.  p.  2.  aux 
gentils-femmes  qui  estoient  assieg^s  auec  le  Due. 

Abweichend  vom  nfr.  Gebrauch  ist  die  Cong^uenz  des  Adj.  sauf 
mit  dem  ihm  folgenden  Hauptwort  in  der  Stelle  III,  1.  p.  619  sanue 
ma  consdence.  Dies  stimmt  mit  dem,  was  Diez  Gr.  III.  p.  90  ober 
nu  bemerkt:  nn-pieds  nfr.,  dagegen  afr.  ebensowohl  nns  pieds. 

8)  Von  der  im  Afr.  verbreiteten  Ellipse  der  Kasusseichen  vor 
persönlichen  Begriffen  finden  sich  nur  noch  wenige  Spuren.    Für  den 


Vennch  über  die  lyntaktiscben  Archaitmen  bei  Montaigne*        839 

Dativ  n,  8.  p.  290  si  Dien  platst,  auch  bei  Babel,  das  einaige  Beispiel 
dieser  Art,  SchÖnermark  p.  20.  Für  den  Genitiv  1, 17  le  booig  sainct 
Pierre.  I,  22  au  mont  Gatberine.  11,  12.  p.  433  l'ordre  Saint  Michel. 
Ibid.  p.  446  an  haut  des  tonrs  Nostre  Dames  de  Paris.  Einzelne  Yer- 
bindongen  dieser  letsteren  Art  haben  sich  bekanntlich  im  Nfr.  erhalten. 

Die  Weglassang  von  de  findet,  abweichend  von  der  nfr.  Begel 
(Dies  6r.  IIL  p.  143)  sehr  h&nfig  statt  bei  rien  nnd  dem  nentralen 
Interrogativnm  qne.  Hier  wird  das  ohne  de  folgende  Adjectiv  nicht 
als  Genitiv,  sondern  als  unmittelbares  Attribut  aufzufassen  sein. 

I,  20  II  n'est  rien  si  contraire  a  mon  stile  qu'une  narration  esten- 
daS.  I,  25  11  n'est  rien  si  gentil  qae  les  petits  enfans  en  France. 
Ibid.  II  n^est  rien  plus  gaj,  plus  gaillard.  Ibid.  II  n'j  a  rien  tel  que 
d'allecher  Tappetit.  I,  26  Est-il  rien  plus  delicat  ?  ct.  I,  88  II  n'est 
rien  si  dissociable  &  sociable  que  rhomme«  I,  56  tenant  ponr  absurde 
&  impie,  si  rien  se  rencontre  —  couch^  en  cette  rapsodie  contraire  aux 
sainctes  resolutions  A  prescriptions  de  TEglise.  HI,  6.  p.  705  La  con- 
noitise  n'a  rien  si  propre  que  d'estre  ingrate.  Ibid.  p.  711.  —  HE,  7. 
p.  716.  —  8.  p.  781.  —  9.  p.  753  Je  n'ay  rien  mien  que  rooy. 
11.  p.  802  k  peine  y  a-il  rien  si  grossier.  13.  p.  834  —  qu'il  n'y  a 
rien  iuste  de  soj  que  ct.  p.  851  est*il  rien  doux,  au  priz  de  cette 
soudaine  mutation? 

I,  22  Qu'est-il  plus  farouche  que  et  I,  39  Que  feroit  pis  an 
simple  maistre  d'escole?  II,  18  Que  peut-on  imaginer  plus  vilain 
que  ct.  n,  35  Qu'est-il  plus  doux  ct.  ?  cf.  II,  35  (eile)  auoit  ie  ne 
s^ay  quoy  plus  en  sa  parure. 

4)  Im  Afr.  stand  statt  des  attributiven  Genitivs  bei  persönlichen 
Begriffen  häufig  der  attributive  Dativ.  Diez  III,  p.  136.  Bei  Mont. 
finden  sich  von  dieser  Vertauschung  der  Casus  noch  einige  Beispiele, 
selbst  bei  einem  Eigennamen.  Im  Nfr.  hat  die  Sprache  des  gemeinen 
Lebens  solche  Verbindungen  bewahrt,  Mätzn.  Synt  §  802.  6. 

ly  15  —  qui  condamnent  les  punitions  capitales  aux  heretiques  & 
mescreans.  I,  85  le  test  estoit  saus  comparaison  plus  dnr  aus  Aegyp- 
tiens  qu'aux  Perses.  I,  56  la  liberte  k  chacun  de  dissiper  une  pa- 
role  ct.  n,  3.  p.  267  le  hon  vieillard  Rasias,  surnomm^  pour  Thon- 
neur  de  sa  vertu,  le  Pere  aux  Juifs.  11,  12.  p.  887  Ceux-ci  ont 
quelque  preoccupation  de  iugement,  qui  leur  rend  le  goust  fade  aux 
raisons  de  Sebonde.  II,  85  la  loy  de  viure  aux  gens  de  bien,  ce  n'est 
pas  autant  qu'il  leur  piaist,  mais  antant  qn*il8  doiuent.    III,  1.  p.  622 


330        Yersach  über  dl«  synUklisohen  Archaismen  bei  MoatMgne. 

La  Alle  k  Seianns.  III,  9.  p.  760  Cette  partie  n'esfc  pas  dn  rolle  de 
la  sodet^:  o'est  Tacte  k  nn  senl  personnage.  III,  10,  p.  784  La  prin- 
dpale  diarge  qae  nons  ajons,  c'est  k  chacan  sa  oonduite. 

5)  Wie  im  Afr.,  so  werden  bei  M.  die  Namen  gleichnamiger 
Regenten  immer  durch  die  Ordinal-,  nie  durch  die  Cardinalcahl  unter- 
schieden; z.  B. 

I,  7  Henry  septieme.  Ibid.  Charles  cinquiesme.  I,  18  Sforoe 
dixiesme  Dnc  de  Milan.  I,  24  Charles  hnictieme«  I,  40  le  Roy  Louis 
unziesme.  II,  10  Clement  septiesme.  III,  6  le  pape  Gregoire  tre- 
ziesme. 

Die  Formen  tiers,  quart,  quint  kommen  noch  ziemlich  h&nfig  neben 
den  mit  le^me  gebildeten  vor;   z.  B. 

I,  24.  p.  91  le  Premier  —  le  seoond  —  le  tiers  —  le  quart. 
m,  18.  p.  860  Je  reculeraj  d'un  autre  (pas);  dn  second  au  tiers,  du 
tiers  au  quart. 

Zählung  nach  Zwanzigen  in 

II,  9.  p.  806  nn  hamois  complet  du  poids  de  siz  vingts  liures. 
Die  Formen  cent  und  quatre-vingts  behalten  häufig  das  Plural 

zeichen  s  vor  folgenden  Zehnem  und  Einem,  Y^ea  im  Nfr.  nur  selten 
geschieht.     Mätzn.  Synt.  §  286.     I,  41  Tan  mil  cinq  oens  trente  sept. 

II,  8.  p.  271  eile  auoit  passe  quatre-vingts  dix  ans.  II,  12.  p.  434 
deuz  oens  quatre-vingts  sectes.  II,  84  quatre  vingts  mille  hommes  de 
defience.  Ibid.  deux  cens  quarante  mille  hommes.  Ibid.  en  deuz  oens 
trente  lieux.     II,  37  Caton  ayant  vescu  quatre-vingts  &  cinq  ans. 

III,  6.  p.  718  il  y  a  huict  cens  tant  d'ans. 

Zehner  und  Einer  stehen  bald  mit,  bald  ohne  et  neben  ein- 
ander, z.  B. 

I,  57  quarante  Sc  huict  ans.  Ibid.  vingt  &  cinq  ans.  Ibid.  qua- 
rante sept  ans  —  quarante  &  dnq  —  dnquante  —  cinq  on  soizantc 
ans.  II,  87  Mon  pdre  a  vescu  soixante  &  quatone  ans,  mon  ajeul 
soizante  &  neuf.  HI,  8.  p.  644  k  viogt  &  deuz  ans.  m,  4.  p.  651 
vingt  et  cinq  ans.  III,  5.  p.  664  k  vingt  &  cinq  entreprinses.  IH,  6. 
p.  712  vingt-cinq  ans. 

Un  mit  dem  bestimmten  Artikel  in  attributiver  Verknüpfung  mit 
einem  Hauptwort: 

m,  18.  p.  848  &  y  est  Tune  bände  non  moins  necessaire  qne 
Tautre. 


Yen  nch  über  fie  fjotaktiscbeii  Arduunmea  bei  MonUdgne.       831 

Vierter  Abiohnitt. 

Verbum. 
L    Genas  verbL 

1)  Die  ümschreibiiDg  des  AktiTums  daroh  aller  mit  dem  Gerun- 
dinm,  welche  dem  Afr.  eigen  war,  wie  den  andern  romanischen  Idio- 
men, erscheint  anch  bei  M.  in  vielen  Stellen;  sie  war  bis  in  die  Zeit 
Comeilles  gebrftnchlich.  Dieselbe  gibt  dem  Th&tigkeitsbegriff  die  Be- 
dentnng  fortgesetster  Daner,  oft  aber  besagt  sie  nichts  weiter  ab  das 
einfache  Verbmn«  Manchmal,  wie  I,  24.  p.  87  nos  pedantes  vont  pil- 
lotans  la  Science  dans  les  Liures  nnd  III,  4.  p.  650  geht  das  nnver- 
änderliche  Gerundiom  in  das  Particip.  Prfts.  über,  welches,  mit  dem 
Snbject  congmirond,  die  Pluralendang  s  annimmt. 

I,  19  cenx  qui  nons  vont  instniisant  I,  24  ceuz-cy  vont  s'em* 
barrassant  &  empetrant  sans  oesse.  I,  26  C'est  nne  sötte  presomption 
d'aller  desdeignant  &  condamnant  poor  fanx  ce  qni  ne  nous  semble  pas 
vraysemblable.  II,  12.  p.  858  c'est  prester  a  la  lettre,  d'aller  attri- 
buant  ce  grand  eflfect,  k  qnelque  ordonnance  naturelle.  III,  3.  p.  645 
et  vient  m'oflrant  en  se  coarbant,  d'une  veOe,  tons  mes  Liures,  rengez 
Bor  des  pulpitres.  III,  4«  p.  647  ny  n'allay  choisissant  les  diuerses 
manieres.  Ibid.  p.  650  ie  ne  luj  allois  pas  disant,  que  et  —  ny  ne 
luy  allois  representer  et  in,  5.  p.  655  Et  me  vay  amüsant  en  la  re- 
oordation  des  ieunesses  passees.  Ibid.  p.  662  :  Nous^fallons  auilissant. 
in,  6.  p.  706  des  sorgeons  &  filets  d'eau,  qui-alloient  arrousant  &  em- 
banmant  cette  infinie  multitude.  III,  6.  p.  709,  710.  —  III,  9.  p.  753. 
in,  10.  p.  788,  789. 

2)  In  der  Vorrede  cum  Complement  des  Dictioonaire  der  Aka- 
demie erwähnt  L.  Barr^,  nach  dem  Vorgang  des  H.  Stephanns,  als 
ein  Beispiel  des  auf  die  französische  Syntax  wirkenden  italienischen 
Einflusses  den  häufigen  Grebrauch  der  pronominalen  Zeitwörter  mit 
passiver  Bedeutung.  An  und  fQr  sich  ist  nun  die  Umschreibung  des 
Passivums  durch  ein  reflexives  Verburo  ganz  gewöhnlich,  auch  im 
neueren  Französisch,  jedoch  mit  Beschränkungen,  welche  die  italienische 
Sprache  nicht  kennt  (Diez  Gr.  III.  p.  294).  Diese  Beschränkung 
betriflH  die  unpersönliche  Construction  des  reflexiven  Verbums  und  die 
persönliche  dann,  wenn  das  Subjekt  eine  Person  ist  Da  diese  Aus- 
dmcksweise  dem  ProvenzaHschen  und  wohl  auch  dem  Afr.  fremd  war, 


992        Yersach  über  die  ajataktiBchen  Arcliaiemen  bei  Montaigne. 

80  ist  ihr  hänfigee  Yorkommen  in  SchriftsteUem  des  XYL  Jahrhun- 
derts allerdings  italienischem  Einflasse  zuzuschreiben. 

Bei  M.  ist  diese  Bezeichnung  des  Passiyums  ausserordentlich  yer- 
breitet;  das  Subjekt  kann  durch  leblose  Gegenstände  oder  Abstrakte, 
durch  Personen  und  durch  das  unpersönliche  il  gebildet  werden.  Die 
beiden  letzteren  Fälle  sind  der  neueren  Sprache  wieder  fremder  ge* 
worden. 

I,  6  ne  se  doit  attendre  fianoe.  I,  9  il  se  yoit  par  ezperience 
que  ct.  J,  18  comme  il  se  fait  le  plus  souuenL  I,  14  oomme  il  se 
▼oit  par  et  I,  19  il  s'en  fait  mention  auz  testaments.  I,  20  si  an- 
traut qu'il  ne  se  parle  d'autre  chose.  11,  2.  p.  259  —  et  se  pourroit 
mettre  en  doubte  si  et  II,  8.  p.  267  II  se  lict  dans  la  Bible,  que  ct. 
n,  6.  p.  284  comme  il  se  fiiict  des  antres  sdences.  U,  16.  p.  491 
il  ne  s'en  parle  non  plus  que  et  (Man  spricht  von  ihnen  ebensowenig 
als  u.  s.  w.).  III,  2.  p.  636  &  ne  se  void  point  d'ames,  ou  fort  rare^, 
qui  en  Tieillissant  ne  sentent  l'aigre  &  le  moisi.  m,  3.  p.  689  les 
polices,  oü  il  se  souffre  moins  de  disparit^  entre  les  valets  db  les 
maistres« 

I,  19  un  enemj  qui  se  penst  euiter. 

n.    Modus  Tcrbi. 
A.  KooJviiktfT. 

1)  Der  Konjunktiv  ohne  que  ist  im  Nfr.  viel  seltener  als  im  Afr. 
So  ist  dem  imperativen  Konj^^^ktiv  die  Konjunktion  unentbehrlich  ge- 
worden (Diez  Gr.  III.  p.  206),  concessive  Nebensätze  ohne  que  kom- 
men nur  selten  vor  (Mätzn.  Synt.  §  488  fln.).  Bei  M.  steht  der  Konj. 
noch  häufig  in  imperativer  (a),  optativer  (b),  concessiver  Bedeutung  (c) ; 
in  letzterer  sowohl  in  Haupt-  als  in  Nebensätzen.  Von  den  Neben- 
sätzen sind  diejenigen  hervorzuheben,  welche  aus  zwei  oder  mehr 
Gliedern  bestehen,  und  diejenigen,  in  welchen  ein  durch  tant  ge- 
steigerter einzelner  Begriff  (Adjekt.)  eingeräumt  wird.  Wie  bei  den 
deutschen  Sätzen  dieser  Gattung  wird  auch  im  Französ.  die  Inversion 
angewendet 

a)  b)  I,  9  Sire,  souuienne  vous  des  Atheniens.  Ebenso  I,  38 
souuienne  vous  de  celuj  —  qui  ct.  I,  25  Ny  le  plus  ieune  refme  a 
Philosopher,  nj  le  plus  vieil  s'y  lasse.  Ibid.  Son  ezerdtation  saive 
l'nsage:  Ibid.  chaque  loppin  j  face  son  oorps.  I,  88  Quant  k  vostr^ 
sdence  &  sufflsanoe,  ne  vous  chaille,  eile  ne  perdra  pas  son  eflfect 


Venach  über  die  syntaktif^ben  Arcbaiamen  bei  Montaigne.         88S 

n,  10«  p.  307  Qai  sera  en  chercbe  de  science,  ei  la  pesche,  oü  eile  se 
löge.  II,  11.  p.  320*  n,  12.  p.  419  Souaienne  vous  de  ce  quo  dit 
le  pronerbe.  -  II,  12.  p.  440  —  ne  luj  chaille.  II,  35  La  conatance 
&  la  resolution  sojent  pareillea  k  nostre  commune  fin,  mais  la  beaute 
&  la  gloire  soit  plus  grande  de  ta  part.  II,  37  —  Qui  a  de  la  yalenr, 
81  le  face  oognoiatre  en  ses  moeurs.  III,  9*  p.  740  la  Dieu  ne  per- 
mette  et  III,  13.  p.  846  Ne  vons  chaille.  Ibid.  p.  847  saiBse  voas 
qu'il  Yoas  oye.  III,  9.  p.  756  Dien  en  cbasse  loing  nos  diaisions. 
cf.  in,  2.  p.  629,  630.  —  HI,  5.  p.  672.  —  III,  13.  p.  859. 

c)  m,  1.  p.  617  Chasqoe  action  fait  particulierement  son  lea; 
porte  s'il  peut.  III,  5.  p.  655  Les  ans  m'entrainnent  s'ils  veulent, 
mais  a  recnlons.  III,  9.  p.  769  oeste  difforme  liberte  —  soit  loisible 
a  eeox  qoi  et 

I,  25  Aille  deuant  ou  apres:  une  utile  sentence,  un  bean  traict 
est  toosioars  de  saison.  I,  41  —  celuy,  qni  me  doit,  vneille-il  on  non, 
toul  ce  qn'il  peut.  III,  9.  p.  765  Sojent  des  assietes  d'estain,  de  bois, 
de  terre:  bonillj  oa  rosty  —  tout  m'est  un. 

n,  12.  p.  445  tont  autre  remede,  tant  fantastiqne  soit-il.  II,  2. 
p,  260  —  11  y  a  quelqne  faueur,  tant  saincte  soit  eile.  Ibid.  p.  261 
et  a  raison  d'apeller  folie  tout  eslancement,  tant  louable  soit-il,  qui  sur- 
passe nostre  propre  iugement  III,  5.  p.  694  Tesprit,  tant  rassis  & 
meur  soit^iL  m,  11.  p.  812  Ponr  tonte  autre  chose,  tant  legere  soit- 
elle  —  on  les  empale. 

2)  Der  Conjunct  Plusquamperfecti  ist  im  Nfr.  bei  hypothetischen 
Haupt-  u.  Nebensätcen  im  häufigsten  Gebrauch,  nicht  aber  der  Conj. 
Imperfecti.  Diese  letztere  Form  gebraucht  M.  hie  und  da  im  hypo- 
thetischen Hauptsatz,  auch  wenn  das  bedingende  Glied  fehlt,  statt  des 
sonst  allgemein  üblichen  Conditionalis,  eine  Anwendung  dieses  Kon- 
junktivs, welche  den  andern  romanischen  Sprachen  fremd  Ist  Man 
darf  deshalb  yerrouthen,  dass  M.  den  Gebrauch  dieser  Form  in  dieser 
Bedeutung  aus  der  Syntax  der  lateinischen  Sprache  (III,  2.  p.  631 
VL.  I,  25  ceste  langue  estoit  la  mienne  maternelle.>  unmittelbar  ent- 
lehnt bat 

I,  19  autrement  de  ma  part  ie  fusse  en  oontinuelle  frayeur.  Ibid. 
ie  ne  suis  pas  homme,  qui  y  reculast.  Ibid.  Qui  y  tomberoit  tout  k 
HD  oonp,  ie  ne  crois  pas  que  nous  fussions  capables  de  porter  un  tel 
diangement.  I,  56  ü  est  peu  d'hommes  qui  osassent  mettre  en  eui- 
denoe  les  requestes  seorettes  qn'ils  fönt  k  Dien.    II,  17  Je  desirasse 


S$4        Venach  über  £e  Byntaklascheii  Archusmen  bei  Montaigne. 

d'aucuns  Princes  —  qu'ils  en  (im  Grfissen)  fassent  plns  espargnans. 
m,  1.  p.  619  Si  n'est-oe  pas  a  dire,  qaand  mon  affection  me  porteroit 
autrement,  qu'iDContinent  i'j  portaase  la  main. 

8)  Bejahende  SabstantiTSätxe,  welche  ron  Zeitwörtern  des  Denkens 
und  Sagens  regiert  werden,  haben  im  Nfr.  mit  seltenen  Ausnahmen 
den  Indikativ;  ebenso  diejenigen  Substantivsätze,  welche  die  Stelle  des 
Subjekts  vertreten,  und  endlich  die  indirekten  Fragesätze.  Hier  setzt 
M.  sehr  häufig  den  Konjunktiv,  übereinstimmend  mit  dem  Afr.  (Matzn. 
Synt.  §  97),  vielleicht  auch  unter  dem  Einfiuss  der  lateinischen  Syntax, 
welche  in  diesen  Fällen  zu  der  subjektiven  Auffassung  des  Satzes 
neigte. 

Solche  Zeitwörter  des  Denkens  sind  z.  B.  trouuer,  iuger,  oonsi- 
derer,  teconnattre;  estimer  hat  fast  immer  den  Konjunkt.  im  Gefolge. 

a)  Der  Substantivsatz  ist  Subjekt 

I,  24.  p.  91  C'est  chose  digne  de  tres-grande  oonsideration,  qu'en 
oette  exoellcnte  police  de  Lycurgus  —  il  s'y  face  si  peu  de  mention  de 
la  doctrine.  111,  5.  p.  685  Cest  un  bei  usage  de  nostre  nation,  qu'aux 
bonnes  maisons  nos  enfans  sojent  receuz.  Ibid.  p.  692  c'est  bien  raison, 
comme  ils  disent,  que  le  corps  ne  sujue  point  ses  appetits  au  dommage 
de  Fesprit.  III,  8.  p.  721  oe  m'est  tout  un,  qu'un  autre  le  face.  III,  9. 
p.  749  cela  mesmes,  que  ie  sois  li6  a  ce  que  i'aj  k  dire,  sert  k  m'en 
desprendre.  Ibid.  p.  759  le  plus  grand  desplaisir  de  mes  peregrinations, 
c'est  que  ie  n'j  puisse  apporter  cette  rcsolution,  d'establir  ma  demeure 
oü  ie  me  plairoy.  III,  11.  p.  812  Uextreme  espece  d'iniustioe,  selon 
Platon^  c'est  que,  ce  qui  est  iniuste,  soit  tenu  pour  iuste. 

b)  Der  Substantivsatz  ist  Objekt 

ly  18  —  voulu  dire  que  ce  mesme  bon-heur  de  nostre  vie  —  ne 
se  doiue  iamais  attribuer  k  l'homme,  qu'on  ne  luj  ayt  veu  ioQer  le 
demier  acte  de  sa  comedie.  cf.  I,  20.  p.  68.  —  I,  24.  p.  86.  —  II,  1. 
p.  252  —  aucuns  songent  que  nous  ayons  deux  ames.  III,  5.  p.  680 
oonsiderant  encore  qu'on  ayt  log6  pesle-mesle  nos  delices  &  nos  ordnres 
ensemble.  Ibid.  p.  688  —  si  nous  trouuons  qu'il  y  faille  coorir. 
m,  6.  |p.  712  Aussi  iugeoient  -  ils,  ainsi  que  nous,  que  rUnivers 
fust  proche  de  sa  fin.  III,  17.  p.  717  Si  on  reoognoist  qu*ils  ayent 
tant  soit  peu  d'afiection  k  la  victoire.  III,  9.  p.  743  Et  trenne  laid, 
qu'on  entretienne  ses  hostes  du  traictement  qu'on  leur  fait.  cf«  HI,  IS. 
p  884,  852,  857.  —  II,  10.  p.  814,  815.  —  H,  12.  p.  329. 

Naoli  estimer:   I,  20  il  mena9a  de  la  tuSr,   eslimant  que  ce  fust 


Venaoh  über  die  STotaktiicben  Arohaismen  bei  Montaigne.         8S5 

quelqne  sord^re.  I,  48  Ces  nonneaax  penplee  des  Indes  —  eatiine- 
rent  tant  des  hommes  qoe  des  chenauz,  que  ce  fassent,  ou  Dienx  ou 
animaozy  en  noblesse  an  dessns  de  leur  natura.  I,  58  L'homme  esti- 
mant  qoe  oe  soit  par  le  vice  de  oes  choses  qa'il  tient,  se  remplit  ^  $e 
paist  d'autres  choses.  cf«  III»  1.  p.  €25.  —  5.  p.  674.  —  6.  p.  705. 
—  8.  p.  728.  —  12.  p.  822  —  estimer  mit  Indik.  II,  11.  p.  817. 

Nach  faire  und  ähnlichen  Begriffen  steht  ebenfalls  sehr  häufig  der 
Conj.  (Lat.  faoere,  ut  seq.  Conj.) : 

m,  2.  p.  685  La  ieunesse  &  le  plaisir  n'ont  pas  faict  autrefois 
qne  i'uje  roescogneu  le  visage  du  vice  en  la  volupt^ :  nj  ne  fait  a  cette 
heure,  le  degoust  quo  les  ans  m'apportent,  que  ie  mescognoisse  celuj 
de  la  volupt^.  III,  3.  p.  638  Par  ces  deux  qualitez,  i'ay  gaign^, 
qii'on  puisse  faire  au  vraj,  cinq  ou  six  contes  de  moj,  aussi  niais  que 
d'autre  qoel  qu'il  soit  III,  5.  p.  662  Nulle  duree  de  temps,  nulle 
faueur  de  prince  —  peut  faire  qu^un  roturier  deuienne  noble. 

c)  Konjunktiv  im  indirekten  Fragesatz. 

II,  2.  p.  258  le  ne  puis  pourtant  entendre  comroent  on  vienne  k 
allonger  le  plaisir  de  boire  outre  la  soif.  III,  8.  p.  72 1  il  ro'est  comme 
indifferent,  en  quel  des  deux  formes  ie  le  sois  (sc.  iuge).  III,  9.  p.  743 
II  ne  nous  chaut  pas  tant,  quel  soit  nostre  estre,  en  nous,  &  en  effect, 
comme  quel  il  soit,  en  la  cognoissance  publique. 

Andrerseits  folgt  nach  craindre  abweichend  vom  allgemein  ro- 
manischen Sprachgebrauch  der  Indikativ: 

s.  B.  III,  5.  pag.  656  Je  crains  que  c'est  un  traistre. 

4)  Während  das  Nfr.  in  den  elliptischen  Satzgefügen  mit  comme 
si  den  Indikativ  setzt,  ist  hier  bei  M.  neben  diesem  Modus  auch  der 
Conjunktiv  zulässig,  wie  im  Afr. 

I,  17  comme  si  ce  fussent  ennemis.  I,  20  il  les  pajoit  comme 
s'il  les  eut  receus.  I,  25  comme  si  ce  fust  marchandise  malaiz^e,  que 
reprehensions  &  nouuelletez.  I,  48  tenoit  soubs  ses  genoux  A  soubs 
see  orteils  des  reales:  comme  si  elles  j  eussent  est^  clofiees.  I,  51  II 
m'a  fait  un  discours  de  cette  science  de  gueule,  auec  une  grauit6  & 
contenance  magijitrale,  comme  s'il  m'eust  parle  de  quelque  grand  poinct 
de  Theologie.  II,  11.  p.  825  —  comme  si  chacun  eust  prest6  son 
aentiment  k  cette  charongne. 

5)  Im  Konsekutivsatz  wird  der  Konjunktiv  manchmal  gebraucht, 
ohne  dass  das  Yerbum  des  Hauptsatzes  den  Zweckbegriff  enthält. 

m,  8.  p.  688  estre  si  pris  k  ses  inclinations,  qu'on  n'en  puisse 


dd6        Venach  über  die  syntaktischen  Archaismen  bei  Montaigne. 

foarooyer,  qu'on  ne  les  pnisse  tordre.  in,  7.  p.  717  C'eet  pitie  de 
poaooir  tant,  qu'il  aduienne  que  toutee  choses  vooe  oedent.  III,  9. 
p.  761  C'est  pour  n'estre  iamais  plaint|  que  se  plaindre  tousioura,  fai- 
sant  si  souuent  le  piteaz,  qu'on  ne  soit  pitoyable  a  personne.  III,  18. 
p.  858  Cest  trop  abuae  de  Nature,  de  la  tracaaaer  si  loing,  qa'elle  soit 
contrainte  de  nous  quitter. 

6)  Zuweilen  steht  auch,  entgegen  dem  nfr.  Sprachgebrauch,  der 
Konjunktiv  in  Relativsätzen,  welche  in  den  Bereich  der  indirekten 
Rede  fallen. 

II,  8.  p.  266  Pline  dit  qu'il  n'y  a  que  trois  sortes  de  maladie, 
pour  lesquelles  eviter  6n  aye  droit  de  se  tuer.  II,  11.  p.  818  —  que 
de  faire  bien,  oü  il  n'y  eust  point  de  danger,  c'estoit  chose  vulgaire: 
mais  de  faire  bien,  oü  il  y  eust  danger,  c^estoit  le  propre  of&ce  d'un 
homnie  de  vertu. 

B.   Infinitiv. 

1)  An  substantivirten  Infinitiven  ist  das  Afr.  fiberreich.  (Mätzn. 
Synt.  {  282).  Das  Nfr.  meidet  dieselben,  woiem  sie  nicht  als  Sub- 
stantive eingebürgert  sind.  Wenn  aber  Dies  (Gr.  III.  p.  208)  sagt, 
dass  Infinitive,  die  nicht  ausdrücklich  als  Substantiva  aufgestellt  werden, 
wie  le  mentir,  le  parier,  le  tomber,  le  troroper  ect.  im  XVI.  Jahr- 
hundert nur  ^hie  und  da'  noch  vorkommen,  so  widerspricht  dem  die 
Sprache  Moutaigne's,  der  sie  sehr  häufig  anwendet.  Bei  ihm  ist  der 
substantivirte  Infinitiv  jedes  Casus  sogar  noch  des  Plurals  fähig ;  auch 
steht  er  nicht  bloss  allein,  sondern  er  verbindet  sich,  je  nachdem  die 
substantivische  oder  verbale  Natur  vorwaltet,  mit  attributiven,  adver- 
bialen und  prädikativen  Bestimmungen. 

a)  I,  19  le  premediter  donne  saus  doute  grand  auAntage.  I,  25 
Topiniastrer  &  contester  sont  qualitez  communes.  Ibid.  L'iroitation  du 
luger,  de  Tinuenter  ne  va  pas  si  viste. 

b)  I,  22  L'aller  legitime  est  un  aller  froid,  poisant  Sc  contraint: 
&  n'est  pas  pour  tenir  bon  k  un  aller  licentieux  &  efl^ne.  II,  18 
Quant  aus  diuers  usages  de  nos  desmentirs.  III,  5.  p.  681  un  pro- 
ceder  sage  A  discret. 

c)  I,  5  le  vaincre  par  force  —  le  tromper.  I,  19  le  s9aaoir 
mourir.  I,  19  le  saut  n'est  pas  si  iourd  du  mal  estre  au  non  estre. 
Ibid.  Le  longtemps  viure  &  le  peu  de  temps  viuie  est  rendu  tout  on 
par  la  mort.     I,  25  Le  bien  dire.     II,  4.  p.  274  il  pouuoit  bien  ad- 


Venach  ober  die  syntaktischeo  Archaismen  bei  Montäignek         dS7 

nenir  qae  le  differer  k  les  (sc  lettres)  lire  eust  et^  d'un  grand  pre- 
iadice.  11,  6.  p.  284  La  constome  a  faict  le  parier  de  soy  vicienz. 
n,  12  p.  371  Le  n'aaoir  point  de  mal,  c^est  le  plas  aooir  de  bien  qae 
rhomme  paisae  esperer.  III,  2.  p.  688  rimaginer  db  deairer  nn  agir 
plna  noble  qae  le  nostre.  Ibid.  p.  685  c'est  le  viare  heareusementy 
non  le  moarir  hereusement,  qui  fait  Hiamaine  felicit^.  III,  8  p.  784 
le  n'oser  parier  rondement  de  807^  accase  quelqae  faate  de  ooear. 
lU,  9.  p.  787  nn  temps  od  le  meschamment  faire  est  si  commnn. 
m,  18.  p.  864  Le  voir  sainement  les  biens,  tire  apres  soj  le  voir 
sainement  les  manz. 

d)  —  II,  18.  L'estre  morts  ne  les  fasche  pas,  mais  ouy  bien  le 
moarir.  II,  16  II  semble  qae  l'estre  connea,  ce  soit  ancanement  auoir 
sa  vie  &  sa  dnree  en  la  garde  d'aatroy. 

2)  Ueber  das  Vorkommen  des  Accusativ.  com  Infin.  im  XVL 
Jahrhundert  spricht  Diez  III,  p.  240,  wo  er  eine  Reihe  von  Beispielen 
dieser  Constniktion  aus  den  namhaftesten  SchriftsteUem  anfuhrt  Die 
aus  Montaigne  angegebenen  Stellen  jedoch,  in  welchen  das  Subjekt  des 
Infinitivs  ein  Relativum  und  zugleich  Objekt  des  regierenden  Verbums 
ist,  enthalten  nur  den  noch  jetzt  herrschenden  Gebrauch.  Dagegen  ist 
zu  bemerken,  dass  auch  M.  noch  diese  Constniktion  mit  derselben 
Freiheit  handhabt,  wie  das  Afr.  Der  Acc.  cum  Inf.  steht  bei  ihm  als 
Subjekt  bei  unpersönlichen  Ausdrücken,  eine  dem  Nfr.  unmögliche 
Verbindung;  (Mätzn.  Synt.  (216)  als  Objekt  bei  den  Zeitwörtern  der 
Wahrnehmung,  Darstellung  und  Vorstellung  (in  diesem  Falle  auch 
zuweilen  mit  invertirter  Stellung  des  Subjekts  und  PrSdikats),  ja  sogar 
nur  von  einer  Präposition  abhängig. 

a)  I,  24  II  se  voit  de  suffisans  hommes  auz  maniemens  des  Choses 
publiques,  de  grands  Capitaines  &  grands  Conseillers  aux  affaires 
d'Estat,  auoir  est4  ensemble  tr^s-s9auan8.  Ibid.  II  paroissoit  bien, 
lenr  ooenr  et  leur  ame  s'estre  merneiUeusement  grossis  &  enrichis  par 
rintelligence  des  Choses.  11,  12  p.  385  II  est  aise  a  distinguer,  quel- 
ques sectes  auoir  plus  smuj  la  verite,  quelques  autres  Tutilit^.     II,  82 

qui  partent  parfois  de  l'une  main,   et  qu'il  est    grand  dommage 

d'estre  occupee  k  meilleur  suiect 

b)  I,  5  nous,  qui  tenons  celuy  auoir  l'honneur  de  la  guerre  qui 
en  a  le  profit  I,  22  Les  loiz  de  la  conscience  que  nous  lisons  naistre 
de  nature.  I,  81  Suffit  k  un  Chrestien  croire  toutes  choses  venir  de 
I>ieii.   I,  85  Auz  batailles  donnees  entre  les  Aegyptiens  &  les  Perses, 

ArdhlT  f.  n.  Spnobea.  XUX.  22 


888        Versach  über  die  syntaktiiehen  ArchainneD  bei  Montaigne. 

Herodote  dit  anoir  este  ramarqne  —  qua  ct.  I,  38  Je  siiia  de  oeox 
qai  peosent  leor  froit  (des  livrea)  ne  ponnoir  contrepeeer  cette  perte 
(de  la  aant^).  I,  56  Chose  incrojable,  k  qui  ne  a^auroit,  lea  Pajena 
ai  deaots  idolatres,  ne  cognoistre  de  leurs  Dieax,  que  siroplement  le 
nom  db  la  statnS.  II,  12.  p.  438  La  priere  des  Lacedemoniens  pn« 
bliqae  &  priuee  portoit  simplement,  les  chosea  bonnes  &  beUes  leur 
estre  octrojees. 

n,  12.  p.  866  De  qael  fniit  ponaons  noas  estimer  anoir  este  a 
Varro  &  Aristote,  ceste  intelligence  de  tant  de  cfaoses?  in,  5.  p.  662 
—  qu'on  luy  deniande  —  4  qai  il  aymeroit  mieux  arriaer  une  honte. 
IQ,  12.  p.  828  Aristote  dit,  appartenir  anz  beaux,  le  droit  de  com* 
Diander. 

o)  I,  38  Et  ponr  estre  les  occnpations  dome&tiques  moins  impor- 
tantes,  elles  n*en  sont  pas  moins  importanes. 

Der  Konjunktionalsatz  kann  auch  in  den  Acc.  cum  Inf.  übergehen; 
s.  B.  II,  12.  p.  866  Timaeus  —  maintient  qu'il  sufBt,  si  ses  raisons 
sont  probables,  comme  les  raisons  d'un  autre:  car  les  exactes  raisons 
n'estre  en  sa  main,  ny  en  mortelle  main. 

8)  Der  reine  Infinitiv  ist  bei  Mont.  nicht  mehr  vorherrschend, 
wie  bei  Rabelais  (Schönermark,  Osterprogr.  Bresl.  1861),  aber  andrer- 
seits ist  sein  Gebiet  weniger  eingeschränkt,  wie  im  Nfr.  Häufig  be- 
gegnet er  als  logisches  Subject  bei  c'est  in  Verbindung  mit  einem  prä- 
dikativen Substantiv,  wo  im  Nfr.  de  oder  que  de  gesetzt  wird;  sehr 
gering  jedoch  ist  die  Anzahl  derjenigen  Fälle,  wo  er,  abweichend  vom 
Nfr.,  als  Objekt  mit  einem  Verbum  verbunden  ist. 

a)  Der  reine  Infinitiv  als  log.  Subjekt;  das  Prädikat  kann  der 
Copula  nachfolgen  (vgl.  Mätzn.  Sjnt.  §  9.  b.)  oder,  zum  grammati- 
schen Subjekt  erhoben,  derselben  vorangehen  (Mätzn.  Synt.  §  10.  d.). 
In  beiden  Fällen  wird  im  Nfr.  der  Infinitiv  mit  de  eingeleitet ;  ein  Ge- 
brauch, der  Übrigens  dem  Afr.  nicht  fremd  ist  und  bei  M.  gleichfalla 
oft  angetroffen  wird.  Hier  folgen  nur  Beispiele  mit  dem  reinen  In- 
finitiv. 

in,  5.  p.  668  C'est  trahison,  se  marier  sans  s'espouser.  Ibid. 
p.  684  Ne  semble  pas  estre  cela  une  humeur  lunatique  de  la  Lune,  ne 
pouuant  iouyr  d'findymion  son  galand,  Taller  endormir?  III,  8.  p.  725 
Ny  ne  me  semble  responce  k  propos,  ä  celnj»  qui  m'adaertit  de  ma 
faute,  dire  qa'elle  est  aussi  en  lay.    m,  13.  p.  864  que  ce  soit  pa- 


Venadtk  iibflr  die  syntaktuchen  ArchaMmen  bei  Montaigne«        339 

reiHemeDt  l'offloe  de  la  fortitude  [oomb&ttre  k  Tenoontre  de  la  douleur 
&  k  Penoontre  dea  —  blandioes  de  la  volaptd* 

I,  8.  —  aa  premiere  le^on,  o'est  cognoiaftre  ce  qa'ü  eat.  I,  19« 
p.  50  Le  oootinnel  onarage  de  roatre  vie,  c'eat  baatir  la  mort.  I,  20. 
p.  62  dea  authenra,  deaqaela  la  fin  c'eat  dire  lea  eaenemena.  ef.  I,  24 
p.  90,  91.  —  II,  2«  p.  255  Socratea  diaoit,  qae  le  principal  office  de 
la  aageaae  eatoit,  diatinguer  lea  biena  &  lea  mauz.  Ibid.  p.  257  Lear 
fin  c*eat  l'aaaller,  ploa  qae  le  goaater  (sc.  le  vin).  Ibid.  p.  258  Ma 
conatitiition  eat,  ne  faire  caa  da  boire  qae  poar  la  snitte  du  maoger.  — 
cf.  n,  8.  p.  295.  —  m,  8.  p.  687  Noatre  principalle  suffiaance,  c'eat, 
fl^aaoir  a'appliquer  k  diuera  uaages.  Ibid.  p.  688  son  plus  laborieux  & 
priadpal  eatode,  c^est,  a'eatudier  aoj.  m,  7.  p.  716  Le  plus  aspre 
&  diffidle  meatier  du  monde,  c'est,  faire  dignement  le  Roy.  III,  8. 
p.  722  le  fruit  da  diaputer,  o'est  perdre  &  aneantir  la  rerite.  in,  9. 
p.  771.  ^  m,  11.  p.  808.  in,  12.  p.  814  La  yraje  libert6  c^eat 
pouuoir  toute  choae  aur  aoj« 

b)  Der  reine  Infinitiv  ala  Objekt  abhängig  von  Zeitwörtern. 

I,  8  —  qui  entreprennent  vioana  db  reapirans,  ionyr  de  Vordre  db 
honnear  de  leur  aepultare.  I»  22  de  ce  nouuean  (feu)  aont  tenua  lea 
peuplea  voisins  venir  puiaer  chacun  pour  soy.  II,  8.  p.  291  ii  a  plea 
ä  Dien  nooa  doüer  de  qaelqne  capacit^  de  diaoours.  III,  2.  p.  680  — 
qui  lov  ofiroient  —  mettre  aa  maiaon  en  tel  poinct  —  III,  8.  p.  738 
oomme  a'il  craignoit  noua  faacher  de  leur  multitude.  III,  9.  p.  772 
dedaignent  s'j  ooucher  pour  ai  peu. 

In  den  meiaten  Fällen  folgt  jedoch  auch  nach  diesen  Zeitwörtern 
der  präpoaitionale  Infinitiv. 

Anmerkung.  Neben  dem  im  XVI.  Jahrhundert  und  ap&ter  ge» 
bräochlidben  c'est  k  aavoir  oder  bloaa  k  aavoir  tri£Pt  man  bei  M.  auch 
die  Form  aavoir  eat;  z.  B.  IE,  8.  p.  265  qui  a  priu6  son  plus  proche 
&  plus  amy,  a^uoir  est  soy-mesme  de  la  vie. 

4)  Der  Infinitiv  mit  de  steht  abweichend  vom  Nfr.  sehr  häufig 
am  Anfang  eines  Satzes,  sowohl  als  Subjekt  wie  als  Objekt. 

a)  I,  22  De  la  (pudicitö)  traitter  Sb  faire  valoir  selon  nature,  il 
eat  autant  mal-aya^,  oomme  il  est  ayse  de  la  faire  valoir  selon  Tusage. 

I,  23  D'apeller  les  mains  ennemiea,   o'est  un  conseil  un  peu  gaillard, 

II,  2.  p.  259  Mais  d'y  ioindre  la  constance,  o'est  sa  demiere  perfection. 
Ibid.  p.  260  —  car  de  les  (indinations)  empörter,  il  n'est  pas  en  luy« 
n,  6.  p.  285  De  dire  moins  de  aoy,   qu'il  n^  en  a,   c'eat  aottiae,  non 

22* 


840        Verfttch  aber  die  syntaktischen  Archaismen  bei  Montaigne. 

modestie;  se  payer  de  moins,  qa'on  ne  vant,  c'est  laschet^  II,  10. 
p.  816  de  taire  ce  qae  tont  le  monde  s^ait  —  c^est  un  defaai  inexcn- 
aable.  III,  2.  p.  629  De  fonder  la  recompence  des  actions  vertueases, 
sur  l'approbation  d'autruyi  c'est  prendre  un  trop  incertain  A  troable 
fondement  Ibid.  p.  680  d'y  estre  reglc^  c'est  le  point.  III,  8.  p.  642 
de  s'j  mesler  sans  amour,  Sd  sans  Obligation  de  volonte  —  c'est  de 
yray  pournoir  k  sa  searet^,  mais  bien  laschement.  III,  5.  p.  670  de 
refnser  ces  abbors,  c'est  tesmoignage  de  foiblesse.  ÜT,  8.  p.  718  De 
les  condamner,  parce  qu'ils  ont  failly,  oe  seroit  bestise.  Ibid.  p.  720, 
728,  781.  III,  9.  p.  737  En  un  temps,  oü  le  meschamment  faire  est 
si  commun,  de  ne  faire  qu'inutilement,  il  est  comme  louable.  Ibid. 
p.  740,  745.  m,  13.  p.  886  D^apprendre  qu'on  a  dit  ou  fait  une 
Bottise,  ce  n'est  rien  que  cela.    Ibid.  p.  848,  854. 

b)  I,  9  de  mettre  k  nonchaloir  la  Charge  que  mon  amy  m'a  don- 
nee,  ie  ne  le  fay  pas.  I,  28  De  te  nuire  desormais  11  ne  pourra.  I,  27 
jyy  comparer  l'afiection  enuers  les  femmes  quoiqu'elle  naisse  de  nostre 
choiz,  on  ne  peut.  HI,  2.  p.  682  car  d'y  pournoir  tout  k  la  fois,  il 
ne  peut.  III,  5.  p.  676  —  que  de  les  gnarir  par  Toye  legitime,  il  ne 
faut  pas  Tesperer.  HI,  9.  p.  776  De  ni'en  defiaire,  ie  ne  puis,  sans 
me  defiaire  moy-mesmes. 

Hie  und  da  steht  auch  die  Präposition  de  nach  Zeitwörtern,  denen 
im  Nfr.  die  Präposition  k  zu  folgen  pflegt,  z.  B.  chercher,  aimer,  ap- 
prendre,  travailler,  se  plaire,  se  resoudre. 

I,  25  Nous  qui  cherchons  icy  au  oontraire  de  former  oon  un 
Grammairien  et  III,  1.  p.  622  et  cherchent  par  leur  mort  d'estouffer 
la  cognoissance  &  tesmoignage  de  telles  menees.  III,  9.  p.  758  —  qui 
ayme  d'afiranchir  les  coudees  de  sa  libertd.  III,  13.  p.  858  sur  le 
pau^,  depuis  mon  premier  aage,  ie  n'ay  aym^  d'aller  qu'ä  cheual.  (Ibid. 
p.  858  Et  ay  aym6  k  me  reposer  ct.)  I,  22.  p.  65  ayant  appris  de 
caresser  Sc  porter  entre  ses  bras  un  veau  dds  l'heure  de  sa  naissance. 
Ibid.  p.  71  Comme  nous,  qui  nous  estudions,  auons  apria  de  faire. 
I,  16.  p.  86  II  faut  donc  trauailler  de  reietter  —  chacun  k  son  gibier. 
I,  3  qui  se  plaisent  de  voir  en  marbre  leur  morte  contenance.  I,  22 
pour  ne  se  pouuoir  resoudre  de  prendre  en  haine  la  maistrise. 

Endlich  steht  der  Infinitiv  mit  de  absolut  in  Vertretung  eines 
Eoignnktionalsatzes  der  Bedingung  oder  der  Art  und  Weise,  wo  im 
Nfr.  die  Präposition  k  gebraucht  wird  (Mätzn.  Synt  §  227). 

I,  22  il  y  a  grand  amour  de  sqy  de  presoroption,  d'estimer  ses 


Venueh  über  die  syntaktisehen  ArchftUmen  bei  Montoigne.        341 

opinions  iaeques-la  que  ct.  I,  23  vous  ne  feriez  qo'empirer  vostre 
march^  d'essayer  k  le  couurir.  III,  1.  p.  621  You8  perdrcz  vostre 
tempe  de  noiis  en  oommander  (ac.  de  charges  honteusee).  • 

5)  Der  Infinitiv  mit  a  Bteht  zuweilen  als  Objekt  bei  Zeitwörtern, 
welchen  im  Nfr.  der  Inf.  mit  de  nachfolgt,  z.  B.  fuir,  craindre. 

I.  19  apprendre  k  ne  craindre  point  k  moarir.  II,  18.  p.  475 
Nul  ne  se  peut  dire  estre  resolu  k  la  mort,  qni  craint  k  la  marchander. 
in,  5  p.  681  Chacun  fnit  a  le  voir  naistre,  chacnn  conrt  k  le  voir 
mourir.  Ibid.  p.  688  Celny  qui  craint  ä  s'exprimer,  noas  achemine 
a  en  penser  plus. 

Häufig  begegnet  bei  M.  die  im  Provenzalischen  sehr  Obliche 
Wendung  (Diez  m.  p.  228)  est  k  dire,  ebenso  trouver  k  dire,  es  ist 
etwas  auszusetzen,  etwas  auszusetzen  finden  r=:  fehlen,  vermissen. 

I,  22  les  Eunuques  —  ont  encore  le  nez  So  leures  k  dire,  pour 
ne  ponvoir  estre  «ajmez.  Ibid.  II  y  a  grand  k  dire  entre  ct.,  es  ist  ein 
grosser  Unterschied.  II,  8.  p.  261  Le  viure,  c^est  sernir,  si  la  liberte 
de  mourir  en  est  k  dire.  11,  10.  p.  810  Si  n'y  a  il  bon  iuge  qui  les 
troune  k  dire  en  ces  andens  (sc  les  pointes),  d.  h.  der  sie  bei  den 
Alten  vermisst.  Ibid.  p.  814  ie  pense  qu*en  cela  seul  on  y  puisse 
trouucr  a  redire  qu'il  a  est^  trop  espargnant  a  parier  de  soy.  11,  11. 
p.  327  Quant  tout  cela  en  seroit  a  dire,  si  y  a  il  un  oertain  respect, 
qui  nous  attache;  d.  h.  selbst  wenn  all  dies  fehlte  u.  s.  w.  II,  17. 
p.  501  l'autborite  que  donne  une  belle  presenoe  &  majest^  oorporelle, 
en  est  a  dire  (bei  einer  kleinen  Statur).  III,  18.  p.  857  ie  ne  desire 
iamais,  ny  ne  trouue  k  dire,  ce  que  ie  ne  vois  pas. 

6)  Vom  Nfr.  aufgegeben  ist  die  Verbindung  des  Infinitivs  mit 
der  Präposition  depuis,  die  bei  Mont.  und  auch  bei  Moliere  noch  vor- 
kommt. 

I,  40  depuis  estre  sorty  de  l'enfance. 

Endlich  ist  noch  eine  Verkfirzung  der  Konsekutivsätze  zu  er- 
wähnen, in  welchen  manchmal  auf  die  Conjunktion  nicht  das  Verbum 
finitum,  sondern  der  Infinitiv  mit  que  folgt. 

I,  17  estant  si  fort  esperdu  de  frayeur,  que  de  se  ietter  ä  tout 
bon  euseigne  hors  de  la  vQle.  II,  11.  p.  819  la  vertu  qui  sera  montee 
ä  tel  poinct,  que  de  non  seulement  mespriser  la  douleur,  mais  de  s'en 
esiouyr.  IIL  2.  p.  635  II  ne  nous  faut  pas  laisser  empörter  si  entiers, 
anx  alteratk>ns  naturelles,  que  d'en  abastardir  nostre  iugement.  III,  4. 
p,  658  nulle  sagesse  va  si  auant  que  de  oonceuoir  la  cause  d'une  tristesse  ct. 


Hi        Venuch  über  die  syntaktischen  Archaismen  bei 


C.    PartidpiaiD. 

1)  Das  verbale  Partie  Praesentis  ist  im  Nfr.  überall  anver&nderlidi ; 
in  der  Endang  ant  sind  die  Formen  des  lateinischen  Gerundium  and 
Partie,  praes.  zusammengeflossen,  und  hinsichtlich  der  syntaktischen 
Struktur  hat  das  unflexivische  Grerundinm  im  Laufe  der  Zeit  die  Ober- 
hand, dann  ausschliessliche  und  alleinige  Herrschaft  gewonnen.  Bei 
Mont.  (wie  auch  bei  Rabelais,  s.  Schönermark  Osterpr.  BresL  1861 
p.  19  seq.)  kommen  beide  Formen  noch  neben  einander  vor.  Dabei 
muBS  man  zwischen  der  abhängigen  und  absoluten  Partidpialconatruk* 
tion  unterscheiden.  Für  jene  liefert  das  dritte  Buch  wenigstens  (und 
im  ersten  und  zweiten  ist  das  nemliche  Verhältniss)  eine  'weitaus 
grössere  Zahl  von  Stellen,  in  welchen  d^  part.  pr^.  mit  seinem  Be- 
ziehungswort congruirt,  aber  auch  fQr  den  absoluten  Participialsatz  eine 
ansehnliche  Reibe  von  Beispielen  mit  dem  durch  das  flexivische  a  be< 
zeichneten  Participium.  Da  nach  Diez  III.  p.  256  im  Prov.  wie  im 
Afr.  die  fiektirte  Form  die  seltnere  ist,  so  darf  man  hier  vielleicht 
einen  Einfluss  der  lateinischen  Syntax  vermuthen,  um  so  mehr,  als  die 
absolute  Participialconstruktion  überhaupt  bei  andern  Verben  als  videre 
und  audire  in  jenen  älteren  Sprachen  nicht  häufig  vorkommt« 

Die  Congruenz  des  verbalen  Particip.  Praes.  beschränkt  sich  indess 
gemäss  der  doppelgeschlechtigen  Natur  der  Participialform  auf  die  Be- 
zeichnung des  Numerus ;  es  dürfte  kaum  ein  Satz  gefunden  werden,  wo 
die  Endung  ant  das  e  des  Femininums  annimmt,  so  dass  also  die  von 
Palsgrave  aufgestellte  Regel:  partydples  in  ant  have  no  feminynes, 
wenn  auch  nicht  für  Rabelais  (s.  Schönermark  a.  a.  O.),  so  doch  f&r 
Montaigne  allerdings  zutrifit. 

Die  folgenden  Beispiele  sind  insgesammt  aus  dem  dritten  Buch 
genommen ;  sie  enthalten  zunächst  (a)  ein  abhängiges,  (b)  ein  absolutes 
Particip,  beide  mit  der  Flexionsendung. 

a)  —  1.  p.  617  la  responce  ^e  Hipperides  aux  Atheniens,  se 
plaignans  de  Tasprele  de  son  parlei|  Ibid.  p  617  ce  sont  passions 
seruans  seulement  a  oenx  qui  ct.  Ibfd.  p.  620.  —  3.  p.  648  Estimans, 
—  qu'elles  ct.  —  4.  p.  648  Ces  pafures  gens  qn'on  void  sur  Teacfasf- 
faut,  remplis  d'une  ardente  deuotion,iy  occupans  tous  lenrs  sens  autant 
qu'ils  peuuent  —  5.  p.  667  Les  f(|mmes  —  venans  ä  estre  vefues. 
Ibid.  p.  668  Les  Lacedemoniennes  \—  s'estimants  assez'  ooauertes  de 
leur  vertu,     cf.  Ibid.  p.  656,  681,  ^682  bis,  692.  —  6.  p.  700:  les 


Vertaeh  über  die  ayntakliiehM  Arohtismen  bei  Montaigne.        S48 

grands  Anthears,  eeeriuans  des  oauees.  Ibid.  p«  702  les  troiippes, 
marchants  en  la  carapagne.  Ibid«  p.  704»  705,  708,  709.  cf.  Ibid. 
p.  709  d*ames  si  neunes,  si  affamees  d'apprentiesage,  ayants,  ponr  la 
pluepart,  de  si  beaaz  oomroencemens  naturels.  p.  710  laqaelle  (re« 
ligion)  ils  lenr  oonseilloient  d'aocepter,  7  adionstans  quelques  menasses. 
p.  718  Hs  ne  bastissoient  point  de  moiodres  pierres  que  de  diz  pieds 
en  carre  —  n'j  s^aebants  aatre  finesse  qae  ct.  —  8.  p.  734  elles  (les 
mains)  7  demearerent  attacfaees  &  mortes,   s*estans  departies  des  bras. 

b)  —  1.  p.  628  Les  Syracusains  a7ans  tont  k  point  enooy^  — 
il  7  d^pata  Timoleon.  —  4.  p.  651  Les  accneils  &  entretiens  pnbliqs 
esfans  reseraes  k  ce  seruitenr  apost^,  cro7es  qa'il  n'est  gaere  habiie  et 
—  7.  p.  718  ses  am7s  se  plaignans  k  luy:  Yons  vous  moquez,  dit»iL 
9.  p.  746  Ces  hnmeurs  contradictoires,  s'estans  echauffees,  il  adoint 
enoore  pis  da  second  Senateur.  —  p.  749  il  s'y  niesle  qaelque  trans- 
posiiion  de  Chronologie,  mescontes  prenants  place  selon  lenr  opportn- 
nite.  —  p.  751  Nons  107  condonons  la  libre  continuation  du  seniice 
dioin,  en  la  chapelle  de  sa  maison,  tontes  les  Eglises  d'autour,  estans 
par  noas  desertees.  —  p.  753  oe  n'est  pas  grande  merueille:  tant  de 
pieoes  de  mes  moenrs  7  contribnants.  —  p.  770  il  ne  la  (yerto) 
cognoist  pas,  les  opinions  se  coirompans  anecles  moenrs.  —  12.  p.  816 
Les  raisins  denieurerent  snspendus  anz  vignes,  le  bien  principal  da 
pa78:  tons  indifieremment  se  preparans  &  attendans  la  mort  —  p.  825 
II  remonte  a  cbenal,  ses  gens  a7ants  continaellement  les  7euz  sur  la7. 

Manchmal  erb&lt  selbst  das  part.  pr^.  mit  en  die  Endung  s, 
z.  B.  m,  11.  p.  809  noas  les  auallons  en  les  achetans. 

Diesen  Beispielen  lassen  sich  indess,  selbst  für  das  abhängige 
Participiom,  genug  andere  gegenüberstellen,  in  welchen  die  Endung 
ant  nuTeränderlich  bleibt. 

III,  5.  p.  686  Se  conduisant  en  leur  dispensation  ordonnement 
&  mesnrement,  elles  pipent  bien  mieuz  nostre  desir.  —  6.  p.  711 
trottuant  des  courages  plus  forts  que  lenrs  tourments,  ils  en  vindrent 
enfin  k  teile  rage.  —  9.  p.  740  elles  (les  espioes)  nous  mordent  plus 
aigu  &  Sans  menace,  nous  surprenant  facilement  a  Timpourven.  cf.  Ibid. 
p.  762.  —  11.  p.  802  en  plnsieurs  choses  de  pareille  qualit^,  surpas« 
sant  nostre  cognoissance,  ie  suis  d'aduis  ct.  —  12.  p.  820  —  ne  pou- 
uant  plus  porter  ceste  haine  publique,  ils  se  pendirent  euz«mesmes.  — 
12.  p.  826  ils  m'eurent  faict  roonter  sur  un  cheual  —  &  disperse  mes 
gens  k  d*autres,  a7ant  ordonnö  qu'on  nous  menast  prisonniers.    Ibid« 


844         Versuch  über  die  syniakiisclien  Archaismen  bei  Montaigne. 

p,  848  me  snrprennant  autrefois  affoibly  du  mal,  m'ont  iniurieasement 
traicte  de  lears  dogmes  —  me  menassant  tantost  de  grandes  doalears. 

2)  Während  das  mit  anoir  verbundene  participe  passe  bei  Ra- 
belais in  der  Mehrzahl  der  Fälle  mit  dem  vorausgehenden  Akkusativ- 
objekt nicht  congruirt  (das  Yerhältniss  des  in  diesem  Fall  nnveränder- 
lichen  participe  zum  veränderlichen  ist  15  zu  10;  s.  Sch5nermark, 
a.  a.  O.  p.  21)  wird  von  Mont.  diese  Congruenz  nur  in  sehr  seltenen 
Fällen  vernachlässigt;  weitaus  in  den  meisten  Stellen  wird  sie  beob- 
achtet, so  dass  bei  ihm  die  Congruenz  als  Regel  angesehen  werden 
muss.    Die  Stellen,  welche  von  dieser  Regel  abweichen,  sind  folgende: 

I,  22  'd*autres  opinions  7  en  a  il  de  si  estranges  qu'elle  n'aye 
plante  &  estably  ponr  loix  ?  I,  27  les  discours  que  l'Antiquite  nous  a 
laisse  sur  ce  suieot.  I,  24  des  plus  excellens  esprits  que  le  monde  ait 
port^.  I,  56  ennemie  des  passions  qui  nous  ont  ponsse  k  l'offence. 
n,  8.  p.  290  les  extremes  offices  qu'il  a  reoeu  de  vous.  Ibid.  p.  302 
les  choses,    que  nous   auons  en  les  plus  cheres   pendant   nostre  vie. 

II,  18  les  Commentaires  qu'Auguste,  Caton,  Sylla,  Brutus  &  autres 
auoyent  laisse  de  leurs  gestes.  Ibid.  les  changemens  qu'plles  ont  re^u. 
TU,  2.  p.  628  ä  la  fin  qu'il  s'estoit  propose  a  sa  tasche.  III,  8.  p.  344 
la  meilleure  munition  que  i'aye  trouue.  III,  8.  p.  728  C'est  chose  que 
i'aj  veu  souuent  de  roon  temps.  III,  9.  p.  769  L*humaine  sagesse 
n'arriua   iamais    anx    deuoirs    qu'elle    sestoit    elle-mesme    prescript. 

III,  10.  p.  788  coux,  qiie  i'ay  suiuy.  III,  11.  p.  804  Quant  anx  op- 
positions  &  arguments,  que  des  honneses  hommes  m'ont  faict. 

III.  Tempus. 

1)  Die  Umschreibung  des  Futurums  mit  esse  oder  stare  und  fol- 
gendem Infinitiv  mit  per,  beziehungsweise  por  oder  para  ist  nach  Diez 
III,  p.  234  der  italienischen,  spanischen  und  portugiesischen  Sprache 
eigen,  nicht  aber  der  französischen.  Bei  Mont.  trifi\  man  einige  Stellen 
mit  dieser  Umschreibung,  in  welchen  man  den  Einfluss  des  roma- 
nischen Auslandes  auf  die  französische  Sprache  der  damaligen  Zeit 
bemerken  darf. 

III,  1.  p.  618  ils  seront,  pour  demenrer  debont  (sie  werden  anf- 
recht  stehen  bleiben)  quelque  iniurieuse  mutation  &  cheuto  <]ne  le  Ciel 
nous  appreste.  Ibid.  p.  623  n'aura-il  pas  k  esperer,  que  le  diuinc 
bont^  n'est  point  pour  refuser  la  faueur  de  sa  main  extraordioaire  a 
une  main  pure  &  inste.'     III,  6.  p.  701   signifioit  aux  autres  qu'il 


Versuch  über  die  syntaktbchco  Arcliaismeu  bei  Montaigne.        345 

eetoit  pour  vendre  bien  eher  son  sang  St  ea  vie,  a  qui  esaayeroit  de  la 
Inj  oster. 

Etre  mit  folgendem  k  und  Infinitiv  findet  sich  in  folgender  Stelle: 

I,  9  voas  estes  k  maudire  ou  l'hear  de  leur  memoire  ou  1e  malheur 
de  leur  ingement. 

In. einigen  andern  Stellen,  i¥0  der  Begrifi*  der  Zukunft  besonders 
hervorgehoben  werden  soll,  treten  die  zwei  ursprünglichen  Bestand- 
theile  des  Futurums,  habere  und  der  Infinitiv,  getrennt  und  selbständig 
auf,  was  im  Provenz.  noch  hSufig  der  Fall  war  (Diez  III,  p.  269). 
Nur  tritt  in  den  Stellen  bei  Mont.  die  Pr&position  k  zum  Infinitiv. 

I,  56  —  nous  re^oit  en  son  giron,  pour  vilains,  ords  db  bourbeux, 
que  noas  soyons  &  que  nous  ayons  a  estre  a  Taduenir.  II,  8.  p.  300 
Mes  amis,  qui  auez  sans  dotibte  bientost  a  mourir.  II,  12.  p.  352 
—  apportoit  en  sa  ville  oertaines  predictions  du  vent  qui  auoit  a  tirer. 
III,  10.  p.  787  CeUe  regle  (vom  verbesserten  Kalender)  touche  ceux, 
qui  ont  a  estre. 

2)  Der  Indic.  Imperf.  wird  von  Mont.  manchmal  gebraucht  bei  den 
Begriffen:  Sollen,  Müssen,  Können,  entsprechend  dem  lateinischen 
Gebrauch  (z.  B.  Cicero  de  div,  2,  43  Chaldaei  oculorum  falacissimo 
sensu  judicant  ea,  quae  ratione  atque  animo  videre  debebant.)  von 
einer  Handlung,  welche  in  der  Gegenwart  stattfinden  sollte  oder 
könnte^  wahrend  die  spätere  Sprache  in  diesem  Fall  den  Conditionalis 
anwendet. 

I,  24  S'il  est  deuenu  meillcur  ou  plus  aduise  c'estoit  le  principal, 
&  c'est  ce  qui  demeure  derriere.  II  falloit  s'enqnerir  qui  est  mieux 
s^anant,  non  qui  est  plus  s^auant.  Ibid.  II  en  deuoit  rapporter  Tarne 
pleine,  il  ne  Ten  rapporte  que  bouffle.  II,  37  —  ils  so  deuoient  con- 
tenter du  perpetuel  desacoord,  qui  se  trouue  es  opinions  des  principaux 
maistres.  III,  5.  p.  687  Nature  se  deuoit  contenter  d'auoir  rendu  cet 
aage  miserable,  sans  le  rendre  encore  ridicule.  III,  6.  p.  704  il  ad- 
uient  le  plus  souueot,  que  le  peuple  a  raison :  &  qu'on  repaist  scs 
jeoz  de  ce  dequoy  il  auoit  ä  paistro  son  ventre.  III,  8.  p.  722  Nos 
dispates  deuoient  estre  defcndues  &  punies,  comme  d'autres  crimes 
verbanx.  III,  9.  p.  749  quant  k  parier  en  lisant  son  escript,  —  il 
est  de  grand  desanantage  k  ceux  qui  par  nature  pouuoient  quelque 
cbose  en  l'action. 

3)  Ein  im  Französischen  seltner  Gebranch  ist  es,  die  Zeit  nicht 
darch  das  regierende  Yerbuni,  sondern  durch  den  von  demselben  ab« 


S46         Tersuch  über  die  f  jQtaktisdien  Archaismen  bei  Montaigne. 

h&ngigen  Infinitiv  zu  bezeichnen;  bei  Mont  findet  man  dieee  Fflgang 
zuweilen. 

I,  25  Quelqu'un  nie  diaoit,  que  ie  me  deuois  estre  un  petit  estendu 
aar  le  diacours  de  Tinatitution  dea  enfiina  (ich  bitte  mich  ein  wenig 
▼erbreiten  aollen).  III,  13.  p.  851  Et  a*escrioit  au  hon  EaopCi  qu*il 
deuat  auoir  pria^  de  cette  conaideration,  un  corpa  propre  a  une  belle 
fable. 

Ffinfter  Abachnitt. 

Pr'apoaitionen. 

Autour,  in  Qbertragener  Bedeutung:  in  Bezug  auf,  über.  I,  25 
dea  iugemena  aeura  db  ouuera  autour  des  obleeta  qu'elle  cognoiaaoit. 

Dedana  ala  Prüpoaition  (ao  noch  von  Corneille  und  Moli^re  ge- 
braucht). II»  5  bouillir  dedana  une  marmite.  II,  12.  p.  836  le  monde 
eat  un  tcmple  trea-aainct,  dedana  lequel  l'homme  est  introduict.  in,  12. 
p.  815  Et  dehora  &  dedana  ma  maison. 

Deaaoua  ala  Pr&poa.  11,  5  le  liare  de  raiaona  qu'il  auoit  desaous 
aa  robbe. 

En  wird  viel  h&ufiger  gebraucht  ala  dana.  I,  5  une  regle  en  la 
beuche  de  toua  lea  hommea  de  guerre.  Ibid.  le  Gouuemeur  en  une 
place  aaaieg^.  Ibid.  Eumenea  en  la  ville  de  Nora  preaa^  par  An- 
tigonua.  I,  6  lea  Eapagnola  —  en  uaereat  coinme  en  une  victoire 
planiere.  I,  9.  p.  21  en  la  bouche  d'un  Seigneun  Ibid.  en  un  mesme 
auiect.  I,  19.  p.  51  —  la  diatribution  db  variet^  de  toua  lea  actea  de 
ma  comedie,  ae  parfournit  en  un  an.  Ebenao  unzählige  Beispiele  im 
IL  und  m.  Buch. 

Emmy,  auch  bei  Amjot  und  Malherbe  (Mätsn.  Synt.  §  196.) 
I,  15  emmj  la  place  pnblicque.  I,  22  emmy  la  me.  I,  23  ae  iettcr 
—  emmy  cette  mer.    I,  48  emmy  la  place. 

Enaemble  ala  Präpoa.  (wie  bei  Rabelaia,  Diez  III.  p.  169).  I^  51 
ordonnerent,  que  aa  principale  partie,  qui  eat  eamouuoir  lea  afiection«, 
fuat  oatto,  enaemble  lea  exordea  &  perorations. 

Environ  ala  Pr&poa.  wie  im  Afr.  (Mätzn.  Synt.  §  207).  I,  19 
je  auia  k  toute  heure  prepar^  environ  oe  que  ie  le  puia  eatre.  I,  25 
car  environ  l'aage  de  7  ou  8  ana  ie  me  dearoboia  de  tout  antra  plaisir. 
Uly  9.  p.  757  environ  midy.    III,  11.  p.  810  environ  le  tempa  que. 

^8,  im  Nfr.  nur  in  einigen  Formeln  beibehalten,  bei  M.  ziemlich 


Venach  aber  die  Byntaktischen  Archaismen  bei  Montaigne.         847 

h&nflg.  I)  1 1  mojene  de  diuination  ^s  astresi  cb  eepritei  ie  figuree  de 
Corps,  ^8  Bonges  &  aüleors«  Ibid.  es  oonfasions  pnbliqaes.  I,  22  ^ 
regions  qne  bon  Inj  a  sembM«  Ibid.  ^  mains  de  la  oonunttne.  I,  28 
es  Escrits  d'autmy.  I,  29  les  mariages  diis  parens  ig  degrez  deflendas. 
n,  2.  p.  257  ^  Nations  les  mieux  reiglees.  11,  4.  p.  274  ^s  affaires 
d'antraj.  HI,  2.  p.  629  nj  6s  biens  ny  en  la  bourse  dliomme  Fran- 
9ois.    Ibid.  p,  6S4  6s  choses  oh  ie  n'aj  ä  employer  que  le  iugement. 

lojgnant,  neben.  (Nach  Matzner  Sjnt  §  198  im  XVI.  Jahr- 
hundert noch  in  allgemeinem  Gebrauch.)    I,  19  ioignant  les  Eglises. 

I,  23  passa  tout  ioignant  un  halier« 

Ponr  statt  nfi*.  par.  I,  12  pour  exemple.  Ebenso  ponrce  qne  st. 
paroe  qne  (s.  die  Konjunktionen). 

Par  apr6S|  nachher  (von  Mätzner  Sjnt  §  201,  6.  nicht  aufgefiihrt). 
Hl,  1.  p.  621  —  tel  Ta  oommandee,  qui  par  apres  l'a  vengee  rigou- 
rensement  (sc.  la  trahison).     Vgl.  die  Verbindung  par  ainsi,  folglich 

II,  6.  p.  281.  —  II,  8.  p.  301  de  ceux-cj  (les  enfantemens  de  nostre 
esprit),  tonte  la  beaut6,  toute  la  graoe  et  le  prix  sont  nostres.  Par 
ainsi  ils  nous  representent  &  nous  rapportent  bien  plus  viuement  que 
les  antres. 

Pnis,   im  Afr.  gebräuchlich  im  Sinn  von  depuis,   Mätzner  Sjnt. 

5  184.  —  in,  5.  p.  674  —  qui  ne  se  laissa  voir  oncques  puis  ses 
nopees. 

Quand  et  (auch  quant  et)  in  der  Bedeutung:  mit  I,  6.  p.  16 
ayant  qnand  A  Iny  introduict  son  armee.  I,  19  y  a-il  chose  qui  ne 
vieilliflse  qoant  &  vous  ?  I,  22  les  femmes  vont  a  la  guerre  qnand  & 
lenrs  maris.  II,  3  p.  .267  Les  femmes  Juifues  apres  auoir  faict  cir- 
ooneire  lenrs  enfans,  s'alloient  precipiter  quant  A  eux.  II,  Z.  p.  270. 
—  m,  1.  p.  617  Que  Montaigne  s'engouffre  quant  &  la  ruyne  pu* 
bliqne.  III,  6.  p.  702  Marc  Antoine  fut  le  premier,  qui  se  fit  trainer 
a  Rome,  et  nne  garse  menestriere  quand  &  luy,  par  des  lyons  attelez 
ä  un  ooche.  III,  9.  p.  763  La  pluspart  des  Choses  necessaires,  ie  les 
porte  quant  &  moy.  III,  11.  p.  810  eile  se  ruyne  quand  &  quand 
le  raste. 

Dieses  quand  &  quand  hat  dieselbe  Bedeutung  wie  qnand  et  und 
steht  auch  als  Adverbinm.  I,  9.  p.  22  il  faut  que  lonr  parole  se  di- 
nersifie  quand  &  quand  (zu  gleicher  Zeit,  sugleich).    I,  10  il  y  a  quant 

6  quant  anssi  eela.    II,  5  eile  (la  peine)  naist  en  l'instant  &  quant  & 


848        Verancb  über  die  syntaktischen  Arcbaismen  bei  Montaigne. 

quant  le  peache.    11,  8.  p.  291  la  propenaion  naturelle  marcbant  qaant 
&  quant  la  raison. 

Sua,  wie  im  Afr.  in  der  Bedeutung  von  sur.  I,  12  —  ae  pro- 
menoyent  aus  le  theatre.  11,  12.''p.  354  aua  aon  lict.  III,  13.  p.  868 
aua  noatre  cul.  —  Als  Adverbium  steht  aua  II,  5:  impulationa  qne 
luy  mettoit  aus  un  Tribun. 


Sechater  Abachnitt 

Adverbien. 

Auec,  ursprünglich  Adverbiuro,  weil  zusn  mm  engesetzt  üus  ab  hnc 
d.  h.  cum  hoc  (Diez  Gr.  JI.  p.  453)  wird  als  solches  noch  hie  und 
da  gebraucht. 

I,  56  —  et  que  moy  auec  —  pout-estre,  m'en  deurois  taire. 
n,  7.  p.  287  II  n'escheit  pas  de  recompense  k  iine  vertu,  pour  grao^Ie 
qu'elle  soit,  qui  est  paaaee  en  coustume:  &  ne  s^ay  auec  (und  sudem 
weiss  ich  nicht),  si  nous  l'appellerions  iamais  grande,  eslant  commune. 

D'autant  in  Verbindung  mit  dem  Verb,  boirc;  zunächst  in  der 
Bedeutung:  um  die  Wette;  aich  gegenaeitig  vor-  und  zutrinken.  Diese 
Bedeutung  zeigen  zwei  Stellen:  11,  2.  p.  257  oet  essay  de  boire 
d'autant  estoit  fort  en  usage.  Ibid.  p.  259  les  Alemans,  qui  commen- 
cent  lors  le  combat  ä  boire  d'autant  Ferner  steht  es  in  der  Bedeu- 
tung, aich  berauschen:  II,  2.  p.  256  losephe  recite,  qu'il  tira  le  ver 
du  nez  k  un  certain  Ambassadeur  que  les  ennemis  luy  auoient  enuoye, 
l'ayant  fait  boire  d'autant.  Ibid.  p.  256  iusqucs  auz  Stoiciena  il  y  en 
a  qui  oonseillent  de  se  dispenser  quelquefois  ä  boire  d'autant  4c  de 
a'enyurer  pour  relascher  l'ame.  —  Dieser  Ausdruck  findet  sich  auch 
bei  Rabelais;  ebenso  in  den  Cent  nouv.  Nouv.  das  Wortspiel:  boire 
d'autant  Sc  d*autel. 

Deuant  als  Adverb  mit  temporaler  Bedeutung:  11,  15  —  il  re- 
uient  k  aea  importuna  hanniaaementa  &  &  ses  chaleurs  fiirieusea  comme 
deuant.  III,  5.  p.  677  long-tempa  deuant.  III,  8.  p.  728  trois  iours 
deuant 

Guere,  nach  der  Yermuthung  Diez'  (Wörterbuch  der  roman.  Spr. 
IIL  Aufl.  1.  Band)  von  ahd.  weigar  =  multum.  Die  von  Dies  auage« 
aprochene  Anaicht,  dass  das  nur  in  wenigen  Stellen  vorliegende  weigar 
sehr  volksüblich  gewesen  sein  muaa,  scheint  ganz  richtig  zu  sein«    Die 


Venoeh  über  die  Byntoktischea  Arduüsmeii  bei  Mootaigne.         S4d 

Landleute  im  Ries,  der  Heimat  des  Verfaesers,  gebrauchen  sehr  hüuflg 
die  Ausdrücke:  Jo  Wäger  (oder  wägerle)  a.  Noi  wäger,  also  'wHger* 
zur  VerstSrkong  der  Bejahung  und  Verneinung.  Dies  Wort  aber  wird 
wohl  mit  weigar  identisch  sein.  —  üeber  die  Bedeutung  von  guere 
spricht  Bobert  £stienne  in  seiner  Grammatik  (1569,  p.  87j  folgender- 
massen :  ^Gn^re  ou  gaire  signifie  beaucoup  ou  moult,  seit  de  temps  ou 
autre  chose,  et  ne  se  met  jamais  sans  negation  pr^edcntc:  comme  ^il 
n'y  a  guere  qu'il  est  venu'  pour  *il  n'y  a  pas  moult  de  temps/  *il  n'y 
a  guere  de  vin'.  Les  Savoyens  en  usent  sans  negation  en  interrogant, 
^guöre  oela?'  comme  s'ils  disojent,  ^cela  ooustera-il  beaucoup?'^  Mit 
dieser  Bedeutung  finden  wir  gueres  auch  bei  Montaigne,  und  zwar  im 
Genitiv  und  Dativ  als  neutrales  Adjektiv,  von  welchem,  als  einem 
Quantitätsbegriff,  auch  ein  Genitiv  abhängen  kann. 

in,  9.  p.  755  (wo  Montaigne  den  Staat  mit  einem  Körper  ver- 
gleicht). Nostre  fieure  est  survenuS  en  un  corps,  qu'elle  n'a  de  gueres 
empir^  (es  hat  ihn  nicht  um  viel  verschlimmert,  da  er  schon  vorher 
schlimm  daran  war).  Ibid.  p.  770  —  les  esprits  haute  ne  sont  de 
guere  moins  aptes  auz  choses  basses  que  les  bas  esprits  aux  hantes. 
in,  12.  p.  815  Nous  ne  sommes  cheus  de  gueres  haut  (sehr  hoch). 

I,  9.  p.  24  —  &  ne  tint  k  guere  qu'il  n'en  perdist  la  vie,  es 
fehlte  nicht  viel  daran,  dass  er  das  Leben  verlor.  II,  10.  p.  214  mais 
certes  cela  n'appcrtient  k  gueres  de  gens. 

Indessen  auch  ohne  Negation  steht  dieses  guere,  wie  I,  19  si  na- 
ture  ne  preste  un  peu,  il  est  malajs^  que  l'art  &  Tindustrie  aillent 
guere  auant. 

Sehr  häufig  ist  übrigens  guere  als  Füllwort  bei  einer  Verneinung, 
so  dass  ne  —  guere  so  viel  als  'gar  nicht'  bedeutet. 

Hors  wird  nicht  selten  nach  einem  Verbum  als  Adverbium  ge- 
setzt ;  so  z.  B.  I,  40  Je  fus  quelques  ann^es  en  ce  point :  Je  ne  sfaj 
quel  bon  demon  m'en  ietta  hors.  11,  5  les  furies  vengeresses  de  la 
conscience  le  firent  mettre  hors  (un  parricide).  II,  6.  p.  281  pousser 
hors.    III,  1.  p.  618  tirer  hors. 

la  (lat.  jam),  ohne  mais  in  der  Bedeutung:  nie.  m,  9.  p.  740 
la  Dien  ne  permette  que  et  An  einer  andern  Stelle:  la  k  Dieu  ne 
plaise  que  philosopher  ce  soit  apprendre  plusieurs  choses. 

Mais  bei  pouvoir,  jetzt  veraltet,  aber  noch  bei  Molidre,  D^p« 
amour.    Y,  8:  Et  puis-ie  mais,  ch^tif,  si  le  ooeur  leur  en  dit?  — 

II,  5  Que  peut-il  mais  de  vostre  ignorance?    III,  1.  p.  624  un 


850         VeMueti  über  die  tynUktUcken  Arch«iBmen  bei  Montaigne. 

mesme  magbtrat  fait  porter  la  peine  de  son  changement,  k  qui  n'en 
peat  mais. 

Meshoy  I,  8.  p.  20  il  me  sembloit  ne  pouuoir  faire  plas  grande 
faaear  k  mon  eeprit«  que  de  le  laiaser  en  pleine  oysiaet^,  s'entretenir 
soj-metmee,  A  s'arrester  A  raeeeoir  en  eoy.  Ce  qoe  i'eaperois  qo'il 
peut  meshnj  faire  plus  ajsöment,  denena  —  plua  poisanti  &  plns  mear. 
cf.  in,  18.  p.  857. 

Mon  (nach  Dies  vom  lat.  munde),  allerdings,  gewiss:  II,  87 
p.  601  Un  Medecin  vantoit  k  Nicocies,  son  art  estre  de  grande  aucto- 
rit^ :  Yrayement  c*est  mon,  dit  Nicocies,  qui  peut  impnnement  taer  tant 
de  gens. 

Onques,  jemals;  kommt  noch  ziemlich  h&ufig  vor.  I,  8  la  plus 
forte  bataille,  que  les  Orecs  ayent  onques  donnee  en  mer  de  leurs 
forces.  I,  20  —  si  qu'onques  puis  il  ne  l'y  peut  remettre.  I,  22  un 
peuple  Obligo  k  suiure  des  loiz  qu'il  n*entendit  oncques.  III,  1.  p.  621 
aucun  ne  vit  onques  puis  Tair  de  Macedoine. 

Ores  —  ores,  bald  —  bald.  II,  1.  p.  250  ores  doucement,  —  eres 
auecquea  violence. 

Oui  wird  zuweilen,  wie  das  deutsche  ja,  angewendet,  nm  eine 
Steigerung  einzuleiten.  II,  6.  p.  284  un  amusement  —  qui  noas  retire 
des  oocupations  communes  du  monde:  ouy,  &  des  plus  recommandees. 
II,  12.  ,p.  864  Quand  i'imagine  Thomme  tout  nnd  (ony  en  oe  sexe 
qui  semble  auoir  plus  de  part  k  la  beaut^).  II,  17.  p.  500  Quant  au 
Latin,  qui  m'a  este  donn^  ponr  matemel,  Tay  perdu  —  la  promptitude 
de  ro'en  pouuoir  seruir  k  parier :  Ouy,  &  ä  escrire,  en  quoj  autrefois 
ie  me  faisoy  appeller  maistre  lean.  III,  8.  p.  638  le  repentir  ne 
touche  pas  proprement  les  choses  qui  ne  sont  pas  en  nostre  force:  ony 
bien  le  regret.  cf.  m,  9.  p.  75t.  —  11,  18  L'estre  morts  ne  les 
fasche  pas,  mais  ouy  bien  le  mourir. 

Fanny,  ab  Adverb  bei  einem  Zeitwort:  II,  8.  p.  267  il  y  a 
qnelqne  plaisir  corporel,  naturellement  mesle  parmy. 

Pie^a,  nach  H.  Estienne,  de  la  Conformit^  du  langage  fr.  auec 
le  Grec,  Par.  1569.  p.  7  =  il  y  a  bonne  pi^ce  de  temps. 

I,  19  tu  Tis  pie^a  par  feueur  eztraoidinaire.  11,  17.  p.  502  ie 
suis  engage  dans  les  auenues  de  la  vieillesse,  ayant  pie9a  francby  les 
quarante  ans. 

Quasi,  fast,  zur  Zeit  des  Th.  Corneille  veraltet.  I,  8  Car  ie  n*en 
reoognoy  quasi  trace  (de  memoire)  en  moy.    I,  24  n'ayant  quasi  aatre 


Versuch  über  die  ijotakttfchen  Arehaitmeo  bei  Montaigne.         851 

bui  qne  le  profit.  cf.  11,  2.  p.  257,  258.  —  11,  8.  p.  298.  —  111«  2. 
p.  632.  -^  Ibid.  p.  684  qoaai  tout  le  monde. 

Tant  und  aatant  vor  Adjektiven  und  Adverbien,  wo  im  Nfr.  mei- 
stens ai  nnd  auesi  gesetzt  wird. 

I,  9  de  Ift  malice  autant  ennemje  de  mon  huroenr.  I,  11  ce  tant 
celebre  art.  I,  25  tant  ezacte  estoit  ma  discipline.  III,  2.  p.  684 
aotant  profondement,  qae  Dien  me  voit,  et  aatant  uniuersellement. 
Ib.  p.  684  antant  ialouz  des  droits  de  mon  repos.  UI,  4.  p.  647 
aatant  anim^  qne  Tautre.  Ibid.  p.  650  Tant  parfaicts  hommes.  III,  5. 
p.  680  d'nne  volonte  antant  volage.  Ibid.  p.  691  autant  volontiers 
que  ct.    (Dagegen  III,  18.  p.  842  anssi  volontiers.)    IQ,  8.  p.  724 

—  III,  9*  p.  764  Tant  sottement  nostre  crainte  regarde  plus  au 
mojen  qu'^  Feffect.  111,  18.  p.  842  on  escript  aatant  indiscrettement 
qu'on  parle. 

Yoire,  oft  voire  et,  sogar. 

I,  8.  —  pour  nous  amuser  k  ce  qui  sera,  voire  quandjnous  ne 
serons  plos.  I,  4  ae  dressant  un  fauz  aaiect  &  fantaatique,  voire  contre 
aa  propre  creance.  II,  3.  p.  264  Voire  qnelquefois  la  fuitte  de  la  mort 
faict  que  nona  j  courona.    cf.  I,  10.  p.  28.  —  18.  p.  82.  —  14.  p.  88. 

—  19.  p.  46.  —  22.  p.  70,  78.  —  II,  1.  p.  249,  252,  258.  — 
3.  p.  270.  —  7.  p.  287.  -  III,  1.  p.  616,  624. 

Anmerkung.  Eine  besondere  Vorliebe  hat  Mont.  für  die  Ad- 
verbialforroen  mit  der  Endung  ment  Und  wie  er  überhaupt  gerne 
synonyme  Begrifie  häuft,  so  liebt  er  auch  namentlich,  zwei  aolcher 
Adverbialformen  zuaammenzuatellen;  ja  an  vielen  Stellen  finden  aich 
noch  mehr  aolche  Wörter  zuaammen,  mehr  jedenfalla,  als  die  neuere 
Sprache  gewöhnlich  zuläsat.    Solche  Stellen  aind  z.  B.  folgende: 

I,  18  il  ae  porte  bien,  je  veux  dire  quietement  &  aourdement. 
I,  19.  p.  47  Jamaia  homme  ne  ae  prepara  k  quiter  le  monde  plua 
purement  de  pleinement,  db  ne  a'en  deaprint  plua  uniueraellement  qne 
ie  m*attena  de  faire.  Ibid.  p.  50  la  mort  touche  bien  plua  rudement 
le  mourant  que  le  mort«  &  plua  viuement  &  eaaentiellement.  I,  20. 
p.  60  —  en  ce  fait  aa  cauae  eatant  inaeparablement  coniointe  k  un 
oonsort,  &  indiatinctement,  on  ne  a'addreaae  pourtaot  qn'ii  luy,  d^  par 
lea  argumenta  &  chargea  qui  ne  peuuent  appartenir  k  aondit  conaort«. 
Car  Teffect  d'icelui  eat  bien  de  conuier  inopportunement  parfoia,  mala 
refaaer,  iamaia;  Ade  conuier  encore  tacitement  de  quietement.  cf.  I,28. 
p.  82.  —  I,  24.  p.  90. 


858  Venoch  über  die  tyntaktiBcheii  Archaismen  bei  MonUtgne. 

Ily  1.  p.  250  nous  ne  voulons  rien  iibrement,  rien  absolument, 
rien  oonstamment.  Ibid.  p.  252  tont  oela  ie  le  vois  en  moy  aucone- 
ment,  selon  que  ie  me  vire :  db  qaiconqne  8*e8tudie  bien  attentioemeDt, 
trouue  en  soy,  voire  &  en  8on  iugement  mesme,  oesie  volubilite  ds 
discordance.  Je  n'ay  rien  ä  dire  de  moj,  entierement,  simplemeot  & 
solidement,  sana  confuBion  &  sans  meslange,  nj  en  un  mot.  ü,  8. 
p.  297  II  faat  qa'elles  Tasurpent  oa  fiaement,  ou  fierement  &  tousioars 
iniurieuaement.  Und  auf  der  nemlichen  Seite  gleich  darauf:  Cenz  qni 
n'ont  ny  femme  ny  fils,  tombent  en  ce  malheur  plus  difficilement,  mais 
plus  cruellement  aussi  &  indignement.  cf.  II,  13.  p.  476.  TTI,  2. 
p.  627  Seoondement,  que  iamaia  aucun  ne  penetra  en  aa  mauere  plus 
aoanty  ny  n'en  esplucha  plus  distinctement  les  membres  &  anittes: 
&  n'arriua  plus  exactement  &  plus  plainement,  k  la  fin  qu'il  s'estoit 
propose  a  sa  tasche.  III,  3.  p.  639  Et  nous  l'ordonne  Ion  prindpale- 
ment  en  ce  tenips,  qu'il  ne  se  peut  parier  du  Monde,  que  dangereuse- 
ment,  ou  faucement. 

Siebenter  Abschnitt« 

Conjunktionen. 

I.  Beiordnende. 

Ains,  sondern. 

I,  4  pour  rendre  une  veue  plaisante,  il  ne  faut  paa  qu'elle  so 
perdue  &  escartee  dans  le  vague  de  l'air,  ains  qu'elle  ayt  butte  pour 
la  soustenir  k  raisonnable  distance.  I,  12  L'impreAsion  des  passions 
ne  demeure  pas  en  luj  superficielle,  ains  va  penetrant  iusques  au  siege 
de  sa  raison.  I,  22.  p.  73  ains  au  rebours,  sondern  im  Gegentheil. 
I,  24.  p.  87.  II,  3.  p.  264  nous  ne  sommes  pas  nays  pour  nous,  ains 
aussi  pour  nostre  pais.    11,  6.  p.  278,  281. 

D'autant,  um  deswillen,  deshalb;  häufiger  in  der  Verbindung  mit 
que  als  unterordnende  Conjunktion. 

UI,  12.  p.  814  En  un  temps  ordinaire  &  tranquille,  on  se  pre- 
pare  k  des  accidens  moderez  &  communs:  mais  en  ceste  confusion  od 
nous  sommes  depuis  trente  ans,  tout  homme  Fran^ois  —  ae  voit  a 
chaque  heure,  aur  le  npinct  de  Tentier  renueraement  de  sa  fortnne. 
D'autant  üaut-il  tenir  aon  courage  foumy  de  prouiaiona  plna  fortes  & 
vigoureuses. 

Si  steht  noch  hie  und  da  zur  Anknüpfung  des  Nachsatzes,  auch 


Versuch  über  die  syntaktischen  Archaismen  bei  Montaigne.         35$ 

wohl,  jedoch  sehr  selten,  cur  Einführung  eines  beigeordneten  Satses, 
wie  im  Afr. 

n,  87  Qui  a  de  la  yaleur,  si  le  face  oognoistre  en  ses  moeurs. 
U,  10.  p.  807  Qui  sera  en  cfaerche  de  scienoe,  si  la  pesche,  oü  eile 
se  löge. 

m,  11.  p.  812  Les  viuans  j  eurent  k  partir,  si  eurent  ceuz  qui 
n'estoient  encore  nays. 

Si  mit  adversativer  Bedeutung  begegnet  oft,  z.  B.  I,  15  si  (den- 
noch) est-il  a  craindre;  im  Nachsatz  I,  22  Ausquelles  (polices  ciuiles), 
encore  que  Thumaine  raison  aje  beaucoup  plus  de  commerce,  si  sont 
elles  sonuerainement  iuges  de  leurs  iuges.  Manchmal  wird  es  durch 
ponrtant  verstärkt,  z.  B.  I,  55  Et  si  pourtant  ie  me  trouue  peu  suiect 
aux  maladies  populaires,  qui  se  chargent  par  la  conuersation,  &  qui 
naissent  de  la  contagion  de  l'air  (obwohl,  wie  Mont.  im  vorigen  Satz 
versichert,  GerOche,  mit  welchen  er  in  Berührung  kommt,  sich  noch 
Stunden  lang  nachher  in  seinem  Schnurrbart  halten).  Sehr  häufig 
kommen  vor  et  si  (in  rein  adversativer  Bedeutung  im  Nfr.  beibehalten, 
vgl.  Mätzner,  Synt.  §  848  fin.)  und  si  est-ce  que,  letzteres  auch  zur 
EinfiQhrung  des  Nachsatzes. 

I,  5  Si  est-ce  que  les  vieux  du  senat  —  accuserent  cette  prattique. 
Ibid.  Si  est-ce  qu'encores  en  y  a-il,  qui  ct.  (Jedoch  gibt  es  noch 
solche,  die  u.  s.  w.).  cf.  I,  10.  p.  23.  —  11.  p.  26.  —  17.  p.  88.  — 
22.  p.  75.  —  in,  1.  p.  625. 

I,  24  p.  89  encore  que  oes  deuz  pieces  soyent  necessaires,  &  qu'il 
faille,  qu'elles  s'y  trouuent  toutes  deuz:  si  est-oe  qu'a  la  verite  celle 
du  s^anoir  est  moins  piisable,  que  celle  du  iugement.  JI,  1.  p.  252 
Encore  que  ie  sois  tousiours  d'aduis  de  dire  du  bien  le  bien,  &  d'inter- 
preter  plustost  en  bonne  part  les  choses  qui  le  peuuent  estre;  si  est-ce 
que  Testrangetc  de  nostre  condition,  porte  que  nous  soyons  sonuent  par 
le  vice  mesme  poussez  a  bien  faire^  si  le  bien  faire  ne  se  iugeoit  par 
la  seule  intention. 

Tant  plus  —  tans  plus,  je  mehr  —  desto  mehr.  11,  81  Tant 
plus  tu  te  recules  arriere,  tant  plus  tu  y  entres.  Ebenso  Rabelais  bei 
Mätzner  Sjnt.  §  450. 

Pourtant  im  konklusiven  Sinn,  wie  im  Afr.  besonders  auch  bei 
Bab.  s.  Mätzn.  Synt.  §  868.  fin.  I,  48  la  premiere  prouision,  dequoy 
ils  se  seraoient  a  brider  la  rebellion  des  peuples  de  nouuelle  conqueste, 
c'estoit  lenr  oster  armes  de  cheuauz.     Pourtant  voyons-nous  si  souuent 

AMhiTf.  ikSpraehmi.   ZUZ.  23 


354        Venuch  über  die  syntaktisclien  ArehaUmen  bei  Montaigae. 

en  Ceaar:  arma  proferri,  iumenta  produci,  obsides  dari  iubet  cf.  I,  28. 
p.  81,  83.  —  n,  11.  p.  319  —  unc  si  belle  action  east  estö  inde- 
oemment  log^e  en  toute  autre  vie  qa'en  celle  de  Caton:  &  qa'a  la 
sienne  seule  il  appartenoit  de  finir  ainsL  Pourtant  ordonna-il  selon 
raison  &  ä  son  fils  &  auz  Senateura  —  de  proouoir  autrement  a  leor 
faict.    cf.  ni,  8.  p.  630.  —  13.  p.  834. 

Tel  —  qae,  sowohl  —  als  auch;  tel  dabei  im  neutralen  Sinn  ge- 
nommen, was  im  Afr.  öfter  vorkam  (Mätzn.  Synt.  §  452). 

II,  1.  p.  252  un  homme  pareillement  resolu  k  tous  accidens;  tel 
seul  qu'en  compagnie:  tel  en  camp  clos  qu*en  une  bataille. 

II.   Unterordnende. 

1)  Die  Konjunktion  qne  kann,  wie  im  Afr.  nach  gewissen  Prä- 
positionen und  Adverbien  (s.  Mätzn.  Synt.  §  327),  so  bei  Mont.  nach 
de  mesmes  ausgelassen  werden. 

D,  11.  p.  320  Toute  mort  doit  estre  de  mesmes  sa  vie,  11,  12. 
p.  449  II  est  vray-semblable  que  les  yeux  des  animaux,  que  nous 
voyons  estre  de  diuerse  couleur,  leur  produisent  les  apparences  des 
Corps  de  mesmes  leurs  yeux.  III,  5.  p.  661  Ceux  qui  pensent  faire 
honneur  au  roarriage,  pour  y  ioindre  l'amour,  fönt  de  mesmes  ceux, 
qui  ct.  III,  6.  p.  702  —  marchoit  par  pais  en  coche,  de  mesme  cette 
peinture. 

Nach  den  Adverbien  der  Vergleichung,  des  Grades,  der  Quantität 
(si^  ainsl,  tant,  autant)  steht  bei  Mont.  wie  auch  noch  bei  Corneille 
(s.  Mätzn.  Synt.  §  450)  sehr  häufig  comme  statt  nfr.  que. 

I,  9  la  definilion  du  mot  de  mentir  en  Latin  porte  autant  comme 
aller  contre  sa  conscience.  I,  16  au  superieur  nulle  utilitä  ne  doit 
estre  si  chere,  comme  Iny  doit  estre  chere  leur  —  obeVssance.  I,  56 
(Dieu)  est  pourtant  autant  iuste,  comme  il  est  bon  &  comme  il  est 
puissant.  II,  12.  p.  451  tout  ainsi  comme;  ebenso  HE,  5.  p.  690.  — 
ni,  8.  p.  729.  —  III,  10.  p.  788.  —  DI,  5.  p.  677  Cette  peinture 
est  conduitte,  non  tant  par  dexterit^  de  la  main,  comme  pour  auoir 
Tobiect  plus  vifuement  empreint  en  l'ame.  Ibid.  p.  678  autant  comme 
ils  artialisent  la  nature.  III,  6.  p.  707  Si  nous  voyions  autant  du 
Monde,  comme  nous  n'en  voyons  pas.  III,  9.  p.  742  ie  ne  prise  pas 
tant  la  foy  de  mes  gents,  comme  ie  mesprise  leur  iniure.  cf.  IH,  8. 
p.  719,  721,  729.  —  9.  p.  754,  766.  —  10.  p.  782,  793. 

Ganz  entsprech^d  dem  deutschen  so  wie  so  ist  bei  Mont.  alnsi 


Venach  ober  die  syntaktbchen  ArcliAisinen  bei  Montaigne.        S55 

comme  ainsi;  z.  B.  ü,  13.  p.  475  il  ne  leur  fat  poBsible  pour  oela 
de  Inj  faire  changer  d*opinion  (Atticos,  der  Bich  selbst  den  Tod  geben 
wollte),  disant,  qu'ainsi  comme  ainsi  Inj  falloit*il  un  iour  franchir  ce 
pas.    cf.  n,  17.  p.  505.  —  III,  1.  p.  623.  —  m,  11.  p.  799. 

Bei  direkter  Frage  ist  im  Nfr.  die  ältere  Form  comme  durch  die 
jängere,  comment,  verdrängt  worden;  bei  Mont.,  selbst  bei  Moliöre 
(Diez  6r.  III.  p.  300)  ist  jene  noch  im  Gebranch. 

I,  19  si  eUe  (la  mort)  nous  effraye,  comme  est-il  possible  d'aller 
un  pas  anant,  sans  fiebvre?  Ibid.  ces  exemples  nous  passans  denant 
las  leux,  comme  est-il  possible  qn'on  se  puisse  deffaire  da  pensement 
de  la  mort?  II,  12,  p.  385  Et  si  on  ne  le  prenoit  ainsi,  comme 
conuririons  nous  une  si  grande  inconstance,  varietö  &  vanit^  d'opi*> 
nions  ct.?    cf.  U^  37.  p.  596. 

2)  An  zusammengesetzten  Conjunktionen  ist  die  Sprache  Mon- 
taigne's  um  ein  beträchtliches  noch  reicher  als  die  spätere;  darunter 
befinden  sich  mehrere,  welche,  mit  dem  neutralen  ce  und  einer  Präpo- 
sition gebildet,  im  Nfr.  Toraltet  sind ;  so  cependant  que,  sans  ce  que, 
ä  ce  que,  pour  ce  que  (Mätzn.  Sjnt.  p.  322).  Solche  im  Nfr.  nicht 
mehr  gebräuchliche  Conjunktionen  sind  nun,  nach  ihrer  Bedeutung 
geordnet,  folgende: 

1.    Mit  temporaler  Bedeatung. 

cependant  que.  I,  19  cependant  qu'il  donne  delay  d'une  huictaine 
a  une  partie,  le  Toila  saisi.  I,  9.  p.  21.  —  11,  8.  p.  296.  —  III,  9. 
p.  737,  743,  748,  768. 

a  mesme  que,  zur  Bezeichnung  der  Gleichzeitigkeit:  II,  5  ^roesme 
qn'on  prend  le  plaisir  au  vice,  il  s'engendre  un  desplaisir  contraire  en 
la  conscience. 

ainsi  que  (Modalsatz  statt  des  temporalen;  cf.  Mätzn.  Synt.  §  401, 
wo  noch  ein  Beisp.  aus  Mont.  angegeben  ist). 

in,  5.  p.  671  ainsi  qu'il  dormoit  (als  er  eben  schlief). 

deuant  que  statt  nfr.  avant  que: 

n,  8.  p.  294  le  ne  me  veux  pas  despouHler  deuant  que  de 
m'aller  coucher. 

iusqu'a  tant  que,  I,  24  Celuy  qui  demanda  k  Grates,  iusques  k 
qaand  il  faudroit  philosopher,  en  re9eut  cette  responce :  Iusques  k  tant 
qae  ce  ne  soient  plus  des  asniers,  qui  conduisent  nos  armees.  cf.  III, 
10.  p.  782. 

2S* 


866        Versuch  über  die  syntaktischen  Archaismen  bei  Montaigne. 

soodain  qae,  III,  5.  p.  688  soudain  qu'ellee  sont  a  nouB,  nous 
ne  soRimes  plas  h  elles.  III,  12.  p.  815  soadaia  qa'un  de  la  trouppe 
commen^oit  a  se  doaloir  do  bout  da  doigt  ct. 

Derselbe  Zeitbegriff  wird  übrigens  (cf.  Diez  III.  p.  834.  Mfitzn. 
SjDt«  §  404.)  durch  das  vorangesetzte  Particip  mit  folgendem  qae  aus- 
gedrückt. 

I,  19  Ost6  qu^il  sera  (le  masque),  nous  ne  trouuerons  au  dessous 
que  cette  mesme  mort,  qu'un  valet  ou  simple  chambriere  passerent 
demierement  sans  peur.  I,  20  apportez  qu'ils  estoient.  (Indessen 
kommt  diese  Ausdrucksweise  nicht  eben  häufig  vor.) 

(Schloss  folgt.) 


Beurtheilungen  und  knrze  Anzeigen. 


F.  W.  Culmann,  Zar  Etymolojgie  der  Worte  gehen  und  stehen 
Leipzig,  Verlag  von  Friedrich  Fleischer,  1870.  8®.  72  Seiten* 

Die  Sprachwissenschaft  hat  Unglück  mit  ihren  dilettanten.  während  dieses 
überreich  hernnwacbsende  geschlecbt  in  den  historischen  disciplinen  mit. 
weiser  selbsterkenntniss  sich  dsranf  beschränkt,  maten'al  zu  wissenschaft- 
licher antersuclmng  zosiimmen  zu  karren,  wagt  es,  der  spräche  —  dem 
herrenlosen  gute  —  gegenüber,  sich  sogleich  an  die  höchsten  probleme  der 
forsclmng.  ja  an  solche,  welche  zum  teil  über  den  grenzen  derselben  hinans- 
liegen. 

Wns  gilt  hm.  F.  W.  Culmann  die  notwendigkeit  eines  durch  möglichst 
sorgfältige  beobachtung  erreichten  yerständnisses  der  historischen  prozesse, 
welche  von  den  feinsten  dialectischen  auslaufend  modemer  sprachen  bis  zum 
urindogermaniechen  wnrzelchaos  zurückführen? 

Hr.  F.  W.  Culmsnn  weiss  das  besser,  er  hat  in  verschiedene  gute  bü- 
cher  deutscher  Sprachforscher  bineinge^ckt  und  gefunden,  dass  diese  Wissen- 
schaft auf  schiefem  wege  sei,  dass  sie  mühsaimichst  nach  der  erkenntniss 
später  eotwicklungen  ringe,  während  die  goldenen  fruchte  unndogermanischer 
wortbildune  unberührt  an  leicht  erreichbaren  zweigen  baumeln. 

Und  kicht  erreichbar  müssen  sie  wol  sein,  diese  fruchte,  greift  ja 
br.  F.  \V.  Cnlmann  schon  darnach,  der,  nachdem  er  seit  1826  unterschied- 
liehe  historische  büchlein,  hauptsächlich  aber  gut  christliche  erbaunngs- 
Schriften  geliefert  hatte,  erst  seit  1868  sich  entschloss,  die  resultate  seiner 
sprachwissenschaftlichen  Studien  dem  publicum  vorzulegen. 

Und  die  korvphäen  der  Sprachwissenschaft  schämen  sich  nicht,  so  rasch 
überholt  zu  werden? 

Doch  genug  des  spottes. 

Der  Verfasser  hat  sich  s.  z.  die  aufgäbe  gestellt  zu  erklären  «warum 
wol  die  Wurzel  t  oder  i  gehen,  und  die  lautgruppe  stah  oder  stA,  nach  an- 
dern stha  oder  stn,  stehen  bedeute.*  diese  aufgäbe  hat  er  nicht  gelöst, 
sein  büchlein  entluüt  eine  wüste  anhäufung  von  Wörtern,  die  nach  ober- 
flächlichem ffleich-  oder  ähnlichklange  zusammengestellt  und  sammt  und 
sonders  von  der  nrwurzel  aha  abgeleitet  werden. 

£ine  kleine  probe  wird  genügen. 


85S  Belirtliölangen  and  kune  Anzeigen. 

Gleieb  beim  beginne  seiner  auseinandersetsung  8.  9  sagt  der  ▼erfasser: 

,Im  deatacben  und  gotbiachen  eracbeint  dieaea  aha  in  aeiner  einfachaten 
form  ala  ahan,  ahen,  contrab.  &n,  oder  ablautend  ihan,  ihen,  len,  In,  wie 
eban,  eben,  den,  dn.  aucb  kommt  es  namentlicb  in  der  form  von  ehan, 
eben«  acbon  frube,  noch  obne  ▼orscblag  von  g,  im  sinne  Ton  geben  vor, 
und  bildet  so  unter  andern  die  zeitpartikel  eue,  ehemals,  aoviel  als  rer- 
gangen,  vor  Seiten,  deasgleicben  im  part.  prüs.  ehend,  was  im  sinne  Ton 
gebend,  contrah.  das  dnd,  oder  Ende,  altbd.  enti,  gotb.  andi,  andeis,  soviel 
als  ab-,  fort-  und  ausgang,  lateinisch  exitus,  samt  enden,  endigen,  abd.  ent6n, 
angs.  endjan,  absetzte.  Dieselbe  bedeutung  hat  auch  die  schärfere  form 
ihan,  welche  wir  weiter  unten,  in  der  reduairten  form  von  t,  ala  wnrael  von 
Iren,  irren,  wie  von  tlen,  eilen,  werden  kennen  lernen.  — * 

Die  wenigen  erklärungen,  welche  der  verfaaaer  für  den  zuaammenbang 
von  Wortlaut  und  bedeutung  bietet,  beruhen  auf  dem  grundsatse  .die  jedem 
laute  aeiner  natur  nach  inwohnende  bedeutung  ihm  aelbat  bei  aeinem  aU- 
täglicben  Gebrauche  abzulauschen.*    s.  65. 

So  nennt  er  j  und  w  impulsiv,  v  propulsiv,  t  objectiv,  stoas-  oder  ziel- 
weise und  s.  82  erklärt  er,  nachdem  er  aus  dem  urverbum  tahan  tvajan  und 
daa  deutache  «zweijen  »  zweigen  soviel  als  treiben,  wachsen,  aproaaen* 
herausgebracht,  aich  in  folgender  weiae: 

«Da  jedoch  ein  zweig  an  einem  einfachen  atengel  oder  zweige,  gleicfa- 
aam  eine  gabel  bildend,  den  begriff  von  1  -f~  1  ii^  aprechender  weiae  zur 
anschanung  bringt,  ao  wäre  ea  vielleicht  möglich,  daaa  dieae  zahl  eben  daher 
auch  zunächst  in  zweij  ihren  auadruck  gefunden  hätte.** 

Mit  einem  werte  —  dem  Verfasser  fehlen  die  elementarsten  kenntniase 
der  lautgesetze,  wie  überhaupt  jeder  sinn  für  historische  entwicklung  der 
spräche,  so  dass  er  unfähig  wäre,  das  kleinste  problem  vergleichender  for- 
schung  zu  lösen,  geschweige  denn  die  aufgäbe,  welche  er  sieb  stellte. 

Die  möffliohkeit,  eine  solche  aufgäbe  zu  stellen,  soll  damit  nicht  ge- 
leugnet werden. 

Berlin,  april  1872.  Dr.  Ant  Schoenbach. 


Sprichwörter  der  germanischen  und  romanischen  Sprachen  Ter- 

Gleichend  zuaammengeetellt  von  Ida  v.  Düringefeld  und 
>tto  Freiherrn  v.  Keinsberg-Düringefeld.     I.   Band. 
Leipzig  (Verlag  von  H.  Fries)  1872. 

Seit  mehr  als  dreihundert  Jahren  sind  fast  in  allen  Ländern  wiederholte 
Versuche  gemacht  worden,  die  Sprichwörter  der  verachiedenen  Völker  ver- 
gleichend zusammenzustellen. 

Bald  ipt  es  eine  Auswahl  von  Sprichwörtern  ans  so  und  soviel  fremden 
Sprachen,  welche  in  Ueborsetzungen  veröffentlicht  wurden,  bald  sind  ea 
analoge  Sprichwörter  andeaer  Nationen,  welche  die  Heransgeber  von  Sprii-h- 
wörtersammlungen  zum  Vergleich  bei  einigen  ihrer  Sprichwörter  im  Ori- 
ginaltext mitgetheilt  haben.  Häufig  finden  wir  auch  bloa  mehr  oder  weniger 
zahlreiche  einzelno  Sammlungen  von  Sprichwörtern  aua  ebensovielen  Spra- 
chen mit  oder  obne  begleitende  Uebersetzungen  in  einem  Hand  vereinigt, 
ohne  dass  sie  anders  als  durch  einen  Index  unter  sich  zusammenhängen. 

Eine  umfangreichere,  ausschliesslich  vergleichende  Zusammenstellung 
von  Sprichwörtern  aber,  wie  aie  una  daa  vorliegende  treff'liche  Werk  bietet, 
beaitzt  bia  jetzt  noch  keine  Literatur  der  Weh.    Denn  während  alle  biaher 

fedruckten  Sprichwörter-Polyglotten  kaum  aecha  oder  aieben  Sprachen  and 
öcbfftena  dreizehn  Dialekte  eines  und  desselben  Spracbstanimes  umfassen« 
sind  in  den  » Sprichwörtern  der  germanischen  und  romaniflchen  Sprachen* 


Bearthetlongen  ond  knne  Ansttgeo.  869 

über   230  Sprachen   und  Mundarten  verfreten  nnd   die  Sprichwörter  zum 
ersten  Mai  atrenff  wissenschaftlich  nach  den  Sprachstiimmen  geor'lnet. 

Dem  Deutttchen  mit  seinen  sahLreicben  mittel-,  ober-  und  platt-  oder 
mederdeatsfhen  Dialekten  fulgen  zunächst  die  germanischen  Sprachen  im 
enteren  Sinne:  Dietsch  oder  Niederlau •  lisch,  Englisch  und  Kordfriesisch 
und  dann  die  skandinavischen  Sprachen:  Dänisch,  läländisch,  Norwegisch 
und  Schwedisch.  Den  romanischen  Sprachen:  Cliurw'alsch  oder  lä'ato- 
roman*ch.  Französisch  mit  den  nord-  und  südfranzösischen  Dialekten,  Italienisch 
mit  den  mittel-,  nord-  un<l  siiditalienischen  Mundarien,  Limousinisch  oder 
Catalonisch,  Portugiesisch,  Spanisch  nnd  Walachisch  oder  RumÜnisch,  steht 
diis  Lateinische  als  Muttersprache  billig  eben  so  voran,  wie  den  skandina- 
vischen Sprachen  Altnordisch  und  den  deutschen  Dialekten  das  Altdeutsche. 
Auch  bei  den  übrigen  Sprachen  und  Mundarten  ist  die  ältere  Form  möe- 
lichat  berücksichtigt,  und  wir  finden  nicht  nur  Altenglisch,  AHfriesiseh, 
Altbolläudisch  und  Altvlaemisch,  sondern  auch  Altcatalonisch,  Altpicardisch, 
A!tproven<^lisch  und  Altspaniscb.  Besonders  interessant  für  den  Kenner 
des  Nordischen  ist  das  Altdänische  und  Altschwedische,  weil  es  die  beti*ef- 
fenden  Sprichwörter-Uebersetzungen  einer  und  derselben  Sammlung  latei- 
nischer Sprichwörter  sind»  fast  aus  gleicher  Zeitepoche  herrühren  und  so 
am  besten  zeigen,  wie  nahe  damals  die  dänische  Sprache  der  schwedi- 
schen stand. 

Dass  wir  bei  dieser  Eintheilung  des  germanischen  und  romanischen 
Sprachenstammes  einige  Benennungen  antreffen,  die  gegenwärtig  in  der 
Linguistik  weniger  üblich  sind,  wie  z.  B.  Dietsch  statt  Niederländisch,  Li- 
mousinisch statt  Catalonisch,  Walachisch  statt  Rumänisch,  Cburwälsch  statt 
Rhätoromansch  und  Plattdeutsch  statt  Niederdeutsch,  erklärt  sich  aus  den 
Bemühungen  der  Verfasser,  die  streng  wissenschaftliche  Zusammengehörig- 
keit der  einzelnen  Sprachen  und  Mundarten  zu  wahren,  ohne  die  nächstver- 
wandten Dialekte  der  alphabetischen  Reihenfolge  wegen  allzuweit  auseinander 
legen  zu  müssen,  um  so  ihr  Werk  möglichst  nutzbar  selbst  für  Laien  zu 
machen.  E.s  ist  ihnen  ^elun^en,  und  wir  müssen  sagen,  die  musterhafte 
Klarheit  und  Uebersichtuchkeit  der  Anordnung  ist  ein  Hauptvorzug  dieses 
vortrefTlichen  Buches,  der  es  vortheilhaft  von  allen  ähnlichen  Publicationen 
unterscheidet.  Während  es  nämlich  bei  Werken,  in  welchen  die  Sprich- 
wörter entweder  alphabetisch  nach  ihren  Anfangsbuchstaben,  oder  stofflich 
nach  ihren  Beziehungen  geordnet  sind,  für  Jemand,  der  die  Sprichwörter 
nicht  sehr  genau  kennt,  gewöhnlich  äusserst  schwierig  ist,  ein  Sprichwort 
zu  finden,  das  er  gerade  sucht,  braucht  man  in  der  vorliegenden  Sammlung 
nar  das  üauptstichwort  eines  Sprichworts  zu  kennen,  um  es  mit  Hilfe  der 
alphabetisch  auf  einander  folgenden  Initialen  augenblicklich  in  der  ge- 
wünachten  Sprache  zu  finden. 

Ausländem,  welche  weniger  vertraut  mit  dem  Deutschen  sind,  wird  später 
das  Aufsuchen  ihrer  Sprichwörter  noch  insofern  erleichtert  werden,  als  am 
Ende  des  2.  Bandes  em  Index  der  Hauptstichworte  in  deutscher,  englischer 
und  dänischer,  französicher,  italienischer  und  spanischer  Sprache  folgen  soll. 
Dadurch  wird  das  Werk  für  Jeden,  der  eine  von  diesen  Sprachen  versteht, 
gleich  brauchbar. 

Dass  übrigens  das  Werk  nicht  säramtliche  Sprichwörter  enthält,  die  es 
mebt,  ist  selbstverständlich,  indem  eines  Theils  absolute  Vollständigkeit  in 
Bezog  auf  Sprichwörter  eine  Sache  der  Unmöglichkeit  ist,  andern  Theils 
auch  der  vergleichende  Charakter  des  Buches  blos  solche  Sprichwörter  zu- 
lässt,  welche  entweder  sehr  verbreitet  sind,  oder  durch  die  Art  ihres  Vor- 
kommens ein  ethnographisches  oder  linguistisches  Interesse  darbieten.  Wir 
sehen  deshalb  den  ersten  Band,  der  von  A  bis  K  reicht,  auf  960  Nununern 
beschränkt,  welche  dennoch  schon  über  65  Boeen  füllen,  da  zur  Erleichterung 
für  Nichtgelehrte  jedem  Sprichwort,  das  nicht  ganz  gleichlautend  mit  der 
Hauptkat^orie  ist,  eine  faat  wörtliche  deutsche  Uebersetzung  beigefügt  ist. 


860  BeurthelluDgen  und  knnse  Anxeigen. 

Die  Sprichwörter  selbst  sind  weniger  nach  der  Süsseren  Fassang  ihres 
Wortlauts  als  nadi  dem  Gedanken,  den  sie  ansdräcken,  vergleichend  zn- 
sammengestellt,  und  die  Schwierigkeit,  welche  damit  verbanden  ist,  die  d«m 
Gedanken  nach  zusammengehörigen  Sprichwörter  aus  so  unzähligen  Samm- 
lungen mit  solcher  Schlürfe  und  Genauigkeit  auszuwählen  und  zu  gruppiren, 
wie  dies  hier  geschehen,  konnte  wohl  blos  dadurch  überwunden  werden, 
das8  zwei  Verfasser  an  dem  Buch  gearbeitet  haben.  Einer  allein  würde  es 
nicht  vermocht  haben,  um  so  mehr,  als  jede  Wiederholung  eines  und  dea- 
relben  Sprichworts  ängstlich  vermieden  zu  sein  scheint. 

Schon  die  Beschaffung  des  ungeheuren  Materials«  welches  die  Verfasser 
benutzt  haben  und  dessen  Quellen  sie,  wie  sie  in  der  Einleisung  verheissen, 
am  Ende  des  Werkes  mittheilen  werden,  muss  grosse  Mühe  f^emacht  haben, 
indem  es  namentlich  in  den  Dialekten  nur  wenig  separat  erschienene  Sprich- 
wort ersammlun^en  ffiebt  und  die  Verfasser  sich  grundsätzlich  auf  gedruckte 
oder  handschriftliche  Sammlungen  und  Wörterbücher  beschränkt  haben. 
Gleichwohl  finden  wir  das  Nordfriesbche  in  6,  das  Englische  in  8,  das 
Niederländische.  Dänische,  Norwegische  und  Rhätoromansche  in  7,  das  Is- 
ländische und  Portugiesische  in  3,  das  Spanische  in  5  und  das  Catalonische 
in  drei  Dialekten  vertreten,  und  von  den  deutschen  Mundarten«  in  denen 
Sprichwörter  vorkommen,  zählen  wir  über  hundert,  von  den  italienischen  85 
und  von  den  nord-  und  südfranzösischen  21.  Allerdings  sind  hierbei,  der 
übersichtlicheren  Anordnung  wegen,  das  Sardinische  und  Proven^aJische, 
welche  eigentlich  für  besondere  Sprachen  gelten  können,  zu  den  Dialekten 
gerechnet  worden;  indessen  ist  auch  ohnedem  die  Zahl  der  Mundarten  noch 
so  groi^s,  wie  sie  bisher  wohl  kaum  in  einem  linguistischen  Werke  mit 
Dialekt  beispielen  zusammengebracht  worden  ist,  und  da  das  Sprichwort  in 
seiner  Kürze  besonders  geeignet  ist,  als  Polyglotte  zum  Studium  des  Unter- 
schiedes der  Mundarten  zu  dienen,  wenn  diese,  wie  es  hier  Statt  findet, 
reihenweis  unter  einander  gesetzt  sind,  so  dürfte  ohne  Zweifel  kein  Buch 
für  Schulen  und  Lehrer  geeigneter  sein,  um  auf  die  leichteste  Weise  und 
mit  der  geringsten  Anstrengung  die  germanischen  und  romanischen  Sprachen 
mit  ihren  Abzweigungen  kennen  zu  lernen  und  zu  lehren,  als  das  vor- 
liegende Werk. 

Wir  schliessen  unseren  Bericht  mit  der  wärmsten  Empfehlung  des  vor- 
trefflichen Werkes  and  bemerken  zugleich,  dass  auch  die  äussere  Ausstat- 
tung desselben  sehr  schön  ist. 

H. 


Ostfriesland  wie  ee  denkt  und  spricht.  Eine  Sammlung  der 
gangbarsten  ostfriesischen  Sprichwörter  und  Redensarten. 
Erklärt  und  herausgegeben  von  W.  G.  Kern  u.  W.  Will  ms. 
Mit  einem  Vorwort  von  Dr.  W.  J.  Jütting.  2.  aufläge. 
XVI.  137.    Bremen.    Eühtmann  1871. 

Die  vorliegende  Sammlung,  deren  practische  Verwendbarkeit  und  beliebt- 
heit  durch  das  erscheinen  einer  zweiten  aufläge  binnen  drei  jähren  erwiesen 
ist,  hat  wol  nur  geringen  wissenschaftlichen  wert,  zielt  auch  nicht  darauf  ab. 
Wenn  eine  solche  bedeutung  wäre  beansprucht  worden,  so  hätten  ausser 
frischem  nacbsammeln  die  bereits  bestehenden  Sammlungen  stärker  beriack- 
sichtifft  werden  müssen.  So  Hdfer's  »Wie  das  volk  spricht,«  vor  allem  aber 
die  kleine  vortreffliche  arbeit  Mechlenburg's  in  Haupt's  Zeitschrift  für  deut- 
sches altertbum   VIII.  350—876.    Das  hie  und  da  vorkommende  hinüber- 


Benriheilmigeii  und  knne  AngeigdiL.  861 

streifen  der  verfluuter  »af  das  sebieft  gelehrter  forsohnnff  bringt  nur  dürftige 
resiüUite.  Doch  sind  die  erkuiraDgen  meist  richtig,  mach  and  nicht  ohne 
htimor  geschrieben,  die  gruppirong  gut,  und  so  wird  des  büchlein  seinen 
zweck  auch  in  dieser  zweiten  aufläge  gans  genügend  erfüllen. 

Berlin.  Dr.  Schoenbach. 


Les  jardins  du  Roman  de  la  rose  compar^s  avec  ceux  des  Ro- 
mains et  ceux  du  mojen  ige,  orn^  d'un  plan  et  d'une  vue 
perspective  des  jardins  des  rois  de  Navarre  au  XV*  si&de 
par  Gönac  Moncaut.    Paris. 

Im  Eingänge  der  Abhandlungen  erklärt  Herr  Moncaut,  'lass  ihm  die 
Oekonomie  der  Gärten  des  Roman  de  la  rose  stets  unverständlich  gewesen 
Bvi,  da  dieselben  so  wenig  dem,  was  man  in  dieser  Art  zu  andern  Zeiten 
fände,  entsprächen,  sie  nämlich  mehr  einer  Festung  als  einem  Ver^nügungs- 
ort  glichen.  Erst  als  er  in  der  kleinen  Stadt  Tafalla  in  Nsvarra  einen  voll- 
ständig  erhaltenen  Gflrten  der  Könige  von  Navarra  aus  dem  15.  Jahrhundert 
^esebn  habe,  sei  ihm  das  Verständniss  jener  Gärten  aufgegangen,  und  er 
habe  gefunden,  dass  die  Einrichtung  derselben  nicht  ein  Product  dichterischei' 
Phantasie  sei,  sondiM*n  eine  durchaus  der  Wirklichkeit  entnommene  trcmc 
Schilderung  enthalte.  Er  wolle  dalier  die  Notizen  über  die  Gärten  im  Ro- 
man de  la  rose  mit  dem  vergleichen,  was  er  in  dem  Garten  zu  Tafalla  ge- 
sehn, und  daraus  ein  möglichst  treues  Bild  der  Gärten  des  Mittelalters 
herstellen. 

Songeur,  der  Held  jeqes  Gedichtes,  stöast  plötzlich  auf  eine  hohe 
Gartenmauer,  die  mit  Tbürmen  und  Zinnen  versehen  und  mit  Fresco- 
Malereien  und  allegorischen  Figuren  dtfr  Leidenschaften  und  Laster  ge- 
schmückt ist.  Nach  vielem  Surhen  entdeckt  der  Ritter  endlich  ein  mit 
Eisenbarren  versehenes  Pförtchen.  Auf  sein  Klopfen  öffnet  ein  junges  Mäd- 
chen und  giebt  ihm  nach  langem  Bitten  die  Erlaubniss,  den  Garten  zu  be- 
treten. Derselbe  bildet  ein  vollkommenes  Quadrat  von  1U0  Ellen  und  ist 
vorwiegend  mit  Fruchtbäumen  der  verschiedensten  und  köstlichsten  Sorten 
besetxt.  Unter  diesen  Bäumen  spielen  Hirsche,  R^he,  Eichhörnchen  und 
Kaninchen;  Springbrunnen  und  Bäche  feuchten  die  Lufl  und  den  Rasen, 
indem  sie  zugleich  zahlreichen  Fischen  zum  Aufenthalt  dienen.  Von  den 
Blumen  sind  hauptsächlich  die  vertreten,  die  einen  lieblichen  Geruch  mit 
einem  prächtigen  Aeussern  verbinden.  Unter  diesen  ist  der  Rosenstrauch, 
nm  dessen  Besitz  es  sich  in  dem  Roman  vornehmlich  handelt, .  auffallender 
Weise  von  breiten  und  tiefen  Gräben,  von  Wällen,  Mauern  und  Thnrmen 
umgeben,  die  erst  gestürmt  werden  müssen,  wenn  man  die  köstlichen  Blumen 
brechen  will. 

Vergleichen  wir  ntm  mit  dem  eben  entworfenen  Bilde  den  im  Jahre 
U16  angelegten  Garten  von  Tafalla.  Derselbe  lehnt  sich  unmittelbar  an 
die  Stadt  an,  von  der  er  jedoch  durch  einen  besonderen  V^'all  getrennt  ist ; 
er  hat  die  Gestalt  eines  Rechtecks  und  zerfällt  in  zwei  ungleiche  Theile. 
Wie  der  Grarten  des  Roman  de  la  rose  ist  er  von  einer  hohen  Mauer  um- 
geben, die  nur  von  einer  noch  dazu  kloinen  Pforte  durchbrochen  ist  Tritt 
man  durch  dieselbe  ein,  so  erblickt  man  rechts,  links  und  in  der  Front  drei 
Meter  hohe  Wälle  mit  Brustwehren  und  Schiessscharten,  überragt  von 
7  viereckigen,  aus  Stein  gebauten  Thürmen,  die  jedoch  sämmtlich  nach  der 
Gartenseite  zu  offen  sind.  Diesen  letzten  Umstand  hat  der  Architect  ge- 
schickt zur  Anlage  von  Grotten,  Gewölben,  Raheplät«en  etc.  benutzt,  deren 


862  BeurUieiluogen  ood  kune  Anzeigen. 

Annehmlichkeiten  durch  einen  Springbrunnen  noch  erhöht  werden,  um  ans 
dem  vordem  Theile  des  Gartens  in  den  zweiten  zu  kommen,  nmss  man  die 
Treppe  eines  in  der  Scheidewand  befindlichen  festen  Thurmes  ersteigen, 
den  Tburm  durchschreiten  und  auf  der  andern  Seite  eine  zweite  Treppe 
wieder  hinunter^ehn.  Dieser  andre  Theil  des  Gartens  ist  etwas  grösser  als 
der  erstere,  gleicht  ihm  aber  in  seiner  sonstigen  Einrichtung,  Umäunung. 
Ausschmückung  fast  ganz;  nur  befindet  sich  in  der  einen  Ecke  ein  oben 
■nicht  bedeckter  durch  Arcaden  vom  Garten  getrennter  Erholungasaal,  von 
dem  aus  ein  grosses  Fenster  einen  Blick  auf  die  äussern  Bollwerke  uud 
das  Land  gestattet.  —  Denken  wir  uns  nun  diesen  eben  beschriebenen 
Garten  durch  Bäume,  Sträuche,  Blumen,  Rasenplätze  etc.  belebt,  so  werden 
wir  ein  ziemlich  treues  Abbild  von  dem  Garten  des  Roman  de  la  rose  er- 
halten und  damit  zugleich  erkennen,  dHS4  Guillaume  de  Lorris  seine  Schil- 
derungen nicht  aus  der  Luft  gepriflTen  bat. 

So  weit  Herr  Moncaut.  Wir  erkenen  mit  Vergnügen  an,  dass  die 
kleine  Arbeit  einen  interessanten  und  dankenswertlicn  Beitrag  zu  der  Cultnr- 
geschichte  jener  Zeit  liefert. 

Kiel.  Dr.  Albert  Stiniming. 


Miscellen« 


Findlinge,  mitgetheilt  von  Anton  Birlinger. 

I. 

Gleichnis  vom  Wasser  das  durch  den  toten  Hund  fliesst  und  dem 

Pfaffen. 

Diu  messe  diu  ist  wsndels  frt 
Bwte  des  pfaffen  leben  it. 

Das  wazser  dringet  durch  den  hunt 
und  ist  doch  sueze  und  ffesunt 
Iftter  und  euch  wolgesmalc 
der  hunt  es  niht  Ternnreinen  mak. 

Diutifica  III,  271. 
Sieh  N.  Lenau*s  Albigenser: 

Der  greise  Wanderer,  der  kurz  vorher  in  der  Höhle  verkündete: 

Die  Predigt  höret  nicht  aus  Sünders  Munde 
Nicht  trinkt  das  Wort  aus  schmutzigem  Geschirre  u.  s.  w. 
Trinkt  im  heissen  Durst:  Ist  kein  Bächlein  nirgendwo  zu  finden: 

Horch  da  rauscht  es  doch  mit  einemmal! 
Wie  er  eetrunken  stand  vor  ihm  ein  schöner  Jüngling. 
«Himmlisch  ist  des  Jünglings  Angesicht 
Und  er  winkt  dem  Mann  ihm  nachzuschreiten 
Von  woher  die  Wellen  niederhielten ; 
Endlich  hält  der  Jüngling  still  und  spricht : 
„Sieh  ein  Aas  hier  liefen  in  der  Flut; 
Durch  das  Aas  kam  dir  der  Qaell  gegangen, 
Doch  du  hflst  ihn  freudevoll  getrunaen 

Un<l  er  kühle  deines  Herzens  Glut.** 

Aosgb.  1860.  Cotta.  S.  öö. 


864  Slisoelleii. 

n. 

Von  Johannes  Rist.  (Ooedeke  S.  458,  454.) 
Des  seligen  Herren  Risten  sonderbare  Himmelskngel  xa  bereiten. 

Der  80  berühmte  Teatacbe  Dichtmeister  Jobannes  Rist,  bereitete  mit 
Hülff  einer  hoben  Person  folgende  sonderbare  Himmelskugel:  die  innerlich/ 
Bögen  selber  waren  von  Blech,  anssenher  mnd  und  mit  blauem  Papier  über- 
zogen und  in  solcher  Grösse,  dass  man  sie  ganz  durch  keine  Thnr  bringen 
konnte.  Die  vornehmsten  Gestirne  waren  ausgeschnitten  mit  Unterscheidung 
der  Sternen,  in  solchem  Stande,  wio  sie  sonsten  an  dem  rechten  Himmel  ge- 
schauet werden.  Diese  Sterne  —  derer  in  Allem  1020  waren  —  waren  mit 
gar  zartem  und  in  Oobl  getunktem  Papier  wiederum  zugeklebet,  wann  es 
nun  gtaa  Nacht  war  und  die  Kugel  in  der  Höhe  schwebete,  stellete  man 
6  Lichter  in  deren  Boden,  auf  einen  breiten  blechernen  Leuchter  in  die  Run- 
ilunff  und  stellete  zu  beiden  Seiten  zwey  Feuerspiegel,  so  schiene  es,  als  ob 
die  Sterne  an  dem  blauen  Himmel  in  der  freien  Luft  schwebeten.  Kirchems 
hat  zu  Rom  eine  andere  verfertiget,  die  nicht  allein  die  Sternen  Torstellete, 
Bundern  sich  auch  bewegete. 

Anmerkung  1.  (Nen-eröffnete  Schatzkammer  verschiedener  Natura  und 
Kunst  wunder,  worinnen  Alles  was  in  dieser  Welt  Wunderbares  ersonnen 
worden  neben  denen  vornehmsten  Natur-  und  Arzhey-  Seh-  Hör-  Feur- 
Bergwerck-  Stein-  Wasser-  und  mathemat.  Künsten  enthalten  sind  u.  s.  w. 
v.  J.  U.  M.     Nürnberg.    J.  Hoffmann  1694.     1016  SS.    S.  800.) 

Daraus  in  Kuhn's  Zeitschrift  für  vergl.  Sprachforsch.  XX,  148  von  mir 
eine  Mittheilung. 

Anmerkung  2.  In  unserem  Buche  S.  734  steht  auch  folgende  NoUz  für 
Schwaben  beachte nswerth : 

„Willtu  aber  ein  dergleichen  Bild  malen  (das  dich  immer  anschaut,  wie 
du  dich  zu  ihm  stellst)  so  lass  dir  eine  Person  zum  Muster  sitzen  die  dich 
stetigs  und  unbeweglich  anschauet.  Wann  du  nun  dieser  dich  anschauenden 
Person  Angesicht  nach  dem  Leben  entworfen,  so  wird  es  dich  aller  Orten 
anblicken,  du  magst  auch  stehen  wie  du  willst.  Und  auf  diese  Weise  pflegen 
etliche  Mahler  den  1  od  zu  mahlen  mit  Pfeil  und  Bo^en  in  der  Hand,  d<*r 
aller  Orten,  wo  du  nur  hingebest  nach  dir  zielet,  dergleichen  Bilder  in 
Ulm  an  unterschiedenen  Häusern  zu  sehen.*  S.  738:  dergleichen 
Bilder  siebet  man  hin  und  wieder  in  verschiedenen  Städten  und  SchlÖ«sem, 
besonders  aber  soll  zu  Frankfurt  a.  M.  bey  denen  Carmelitem  under  andern 
schönen  Schildereien  die  Historie  des  Leidens  unseres  Heylandes  zu  sehen 
sein,  worinnen  das  Bildnira  des  Herren  Christi  so  gemahlet,  dass  seine  Augen 
dich  aller  Orten  ansehen,  du  magst  in  der  Mitten  rechts  oder  links  stehen.' 

m. 

Felix  Faber  und  Fabri. 
Pilgrimbuch  von  Schmid-Schleyer  v.  Elchingen.    Ulm  1780. 

Melisenda,  die  Königin  bauet e  zur  Zeite  der  Lateinischen  Königen  zu 
Jerusalem  bey  der  Kirchen  des  hl.  Lazari  nin  überauss  grosses,  reiches  und 
mächtiges  Fmuenkloster  allwo  eine  ffewaltise  Äbtissin  und  viele  Frauen 
waren  St.  Lazarus  Ordens  welche  ob  dem  schwarzen  Rock  einen  schwarzen 
Mantel  getragen  wie  die  Johannser  oder  Johanniter  mit  einem  grünen  Kreuz 
wie  P.  Felix  Fabri*  in  der  Beschreibung  der  Wallfart  des  Herrn  Hans 
Werli  von  Zimber  u.  s.  w.  zum  heiligen  Grab  —  bezeuget. 

*  Im  Reisbuch  dess  hl.  Lands  etc.    Fol.    Frkf.  a.  M.    1584.    p.  U6. 


Mlfbetteil.  866 

S.  658  ff.  Von  dieser  Kirchen  (S.  Maru  de  Spattoo)  ^Thnn  unter- 
Bchiedliobe  Heilige  Landsbeschreiber  MeldiiDp:,  welche  cum  Theil  es  selbst 
gesehen  haben,  als  benantlich  Felix  Fabri  Lesemeister  und  Prediger  im 
Pre^ger-Kloster  zu  Ulm  (also  ist  sein  Titel  gednicket)  in  der  Beschreibung 
der  Wallfahrt  zum  HeiUpen  Grab  u.  s.  w.  der  Uochadeligen  Herrn  Hans 
Werli  von  Smber,  Heinrich  von  Stoffel,  Hans  Truchsess  von  VValdpnrff  und 
Bern  von  Rechberg  zu  Hochenrechberg  etc.  So  auch  dass  Johann  Heinrichs  wie 
in  anten  angezoffenem  Buch  zu  ersehen.  Danron  schreibet  in  Gleichem  der 
schon  öfiters  belobte  Capucciner  P.  ^natius  von  HheinfeliJen  u.  's.  w. 

S.  716.  Felix  Faber,  ein  Dominicaner  in  der  freien  Reichsstadt  Ulm, 
der  mit  Tomehmen  Herren  das  gelobte  L#and  und  Egvpten  aussgereiset  ist, 
Aach  ihre  gemachte  Reise  sehr  genau  beschreibet  etc.    Reisbuch  s.  145  b  Bl.  b. 

8.  719.  solchen  Balsamtropfen  hätte  er  dem  Felix  Faber  mitten  in 
die  flache  Hand  gestrichen  etc. 

S.  752.  und  Felix  Fabri  ein  berühmter  Ordensgeistlicher  dess  über- 
aua  gelehrten  und  hl.  Predigerordens. 


Akademie  fttr  moderne  Philologie  in  Berlin. 

Beginn  der  Vorlesungen  am  28.  October  1872. 

Die  Ton  der  Berliner  Gesellschaft  für  das  Studium  der  neueren  Sprachen 
ffegründete  Akademie  für  moderne  Philologie  bat  den  Zwecx,  Stu- 
oirenden,  welche  sich  in  den  neueren  Sprachen  wissenschaftlich  und  prak- 
tisch ausbilden  wollen,  dazu  Gelegenheit  zu  geben. 

Die  Vorlesungen  werden  in  dem  Gebtode  Niederwalbtrasse  No.  12  ge- 
halten und  beginnen  am  28.  October  d.  J. 

Die  Meldungen  zur  Theilnahme  sn  den  Vorlesungen  werden  bei  dem 
Rendanten  des  Instituts  Herrn  Theodor  Hartunff,  Niederwallstrasse 
No.  12  (in  den  Mittagsstunden  von  12—2  Uhr)  gemacnK  Die  Studirenden 
haben  auf  einem  Anmeldebogen  die  gewählten  Yortrsge  einzuzeichnen  und 
ein  Honorar  von  20  Rthirn.  für  das  Semester  praenumerando  zu  zahlen.  Die 
Zulassung  von  Hospitanten  zu  einzelnen  Vorlesungen  ist  von  dem  Ermessen 
des  Directoriums  abhttn^,  welches  das  dafür  zu  zahlende  Honorar  bestimmt. 

In  Fällen  nachgewiesener  Bedürftigkeit  kann  das  Directorium  eine  Er- 
mMasigunff^des  Honorars  bewilligen. 

Auf  verlangen  wird  den  Studirenden  über  den  regelmSssigen  Besuch 
der  Vorlesungen  ein  Zeugniss  ausgestellt 

Dss  Directorium. 

Prof.  Dr.  Herrig.    Director  Gallenkamp.    Prof.  Dr.  MKtsner. 
Dr.  Mahn.    Geh.  Ober-Reg.-Rath  Dr.  Wiese. 

VerzeichniBS  der  Vorlesungen. 

Die  Encjdopädie  der  modernen  Philologie  wird  am  Montag  und  Dienstag 

von  6 — 6  Ohr  vortragen  Prof.  Dr.  Herrie. 
Französische  Grammatik.    L  Lautlehre,  wird  Monti^,  Mittwoch,  Donnerstag 

und  Sonnabend  von  8—4  Uhr  lehren  Dr.  G.  Lüoking. 
FVaittösische  Aussprache  mit  physiologisch-historischer  Begründang,    wnrd 

Sonnabend  von  5^6  Uhr  behandeln  Dr.  A.  Be necke. 
Exerdcei  de  ttule  franfois  leitet  am  Mittwoch  und  Sonnabend  von  4—6  Uhr 

Prof.  Pariselle. 
Uebongen  in  freien  Vorträgen  in  französischer  Sprache  werden  Donnersag 

von  6  —  7  Uhr  geleitet  von  Dr.  Bartin. 


866  HiioeUn. 

Emfühnuig  in  d^s  Stadium  des  Altfhuisönsoben  mit  prakuflchen  Üebungen 
nach  der  Chrestomathie  Ton  Bartseh,  Mittwocn  und  Sonnabend  Ton 
*^    e  — 7  Uhr  durch  Dr.  Scholle. 
Philippe  de  Tbaun's  Bettiaire  wird  am  Dienstag  und  Freitag  von  6  bis 

7  Uhr  erklärt  von  Dr.  Goldbeck. 

Den  Gargantua  Ton  Rabelais  erklärt  am  Mittwoch  und  Sonnabend  yod 

8  —  4  ühr  Prof.  Dr.  Uerriff. 

Ausgewählte  Lustspiele  Ton  Moli^re  wird  am  Dienstag  und  Freitag  tod 

4—5  Uhr  erläntern  Dr.  Crouae. 
Provensslische    Grammatik    mit    Erklärung    provenzalischer    Dichter   wird 

Dienstag  und  Freitag  von  6  —  7  Uhr  vorgetragen  von  Dr.  Mahn. 
Das  provenzalische  Epos  Girartz  de  Roisilho  erklärt  am  Montag  und  Don- 
nerstag von  6 — 7  Uhr  Dr.  Mahn. 
HisUnre  critique  du  thSatre  fran^ais  {tragddie^  comidie^  drame\  de$  originu 

jusqxiä  no8  jour$ :  Montag,  Dienstag,  Donnerstag  und  Freitag  von  5  bis 

6  Ühr  M.  Marelle. 
Ueber  Lessing's    Dramaturgie   wird   Montag   von  6 — 7  Uhr  vortragen 

Dr.  Goldbeck. 
Vergleichende  Laut-  und  Flexionslehre  der  angelsächsischen  Sprache  wird 

Alontae,    Mittwoch   und  Sonnabend  von  S  —  4  Uhr  vortragen   Dr.  G. 

Schulze. 
Angelsächsische  Üebungen  mit  Zugrundele^ng  der  Grein 'sehen  Ausgabe 

des  Beomdf  werden  Dienstag  und  Freitag  von  4  —  5  Uhr  geleitet  von 

Dr.  G.  Schulze. 
Historisch-vergleichende  Grammatik  der  englischen  Sprache.    I.  TheiL    Et}'- 

mologie,  wird  am  Montag,   Mittwoch,   Donnerstag  und  Sonnabond  von 

4— b  Uhr  lehren  Prof  Dr.  Mätzner. 
Die  englische  Lautlehre  wird  am  Montag  und  Donnerstag  von  8  —  3  Uhr 

vorgetragen  von  Prof.  Dr.  van  Daten. 
Üebungen  in  freien  Vortiügen  in  englischer  Sprache  werden  Freitag  von 

6—7  Uhr  geleitet  von  M.  Wright 
ExercUe»  m  English  style,   Mittwoch  und  Sonnabend  von  3 — 4  Uhr  unter 

Leitung  von  Prof.  Boyle. 
Die  Geschichte  der  enjglischen  Literatur  bis  Mitte  des  sechszehnten  Jahr- 
hunderts   wird   Mittwoch  und  Sonnabend   von   4—6   Uhr    vortragen 

Dr.  Immanuel  Schmidt 
Ueber  Ben  Jonson  und  seine  Schule  wird  Dienstag  und  Donnentag  von 

5_e  Uhr  lesen  Dr.  Th.  Vatke. 
The  Writere  of  the  Auguetan  age  of  Etiglhk  Literature.    Montag,  Dienstag 

und  Donnerstag  von  7 — 8  Uhr,  Prof.  Bovle. 
Julius  Caesar  von  Shakespeare  wird  am  Montag  und  Donnerstag  von 

2  —  3  Uhr  erklärt  von  Prof.  Dr.  F.  A.  Leo. 
Ausgewählte  Lustspiele  von  Sheridan  wird  am  Mittwoch  und  Sonnabend 

von  5 — 6  Uhr  erklären  Dr.  A.  Hoppe. 
Italienische  Grammatik.    I.  Lautlehre,  wird  Mittwoch  und  Sonnabend   von 

6  —  7  Uhr  lehren  Dr.  Mahn. 
Die  Dwina  cammedia  des  Dante  Alighieri  sachlich  und  sprachlich   er- 
klärt am  Mittwoch  und  Sonnabend  von  6  —  7  Uhr  von  Prof.  Dr.  Schna- 
kenburg. 
Die  Grammatik  der  spanischen  Sprache  lehrt  am  Dienstag  und  Donnerstag 

von  7  —  8  Uhr  Prof.  G.  Kappes. 
Don  QuUote  von  Cervantes  eruärt  am  Mittwoch  und  Fk«itag  von  7  bis 

8  Uhr  Prof.  G.  Kappes. 


Bibliographischer  Anzeiger. 


Allgemeines. 

W.  Wackernagel,  Ueber  den  Ursprung  und  die  Entwicklang  der  Sprache. 
(Basel,  Schweighaoser.^  8  S^. 

F.  W.  Bergmann,  Sprachliche  Studien.  III.  Serie.  Strassburg.  (Leipzig, 
Brockhaus.)  4  Skt. 

A.  Richter,  Der  Unterricht  in  der  Muttersprache  und  seine  nationale  Be- 
deutung.    (Leipzig,  Brandstetter.)  15  Sgr. 

W.  Freund,  Wie  studirt  man  Philologie?  Eine  Hodegetik  für  Jünger 
dieser  Wissenschaft.    (Leipzig,  Violet.)  15  Sgr. 

Lexicographie. 

Ph.  Dietz,  Wörterbuch  zu  Dr.  M.  Luthers  deutschen  Schriften.  2.  Bd. 
1.  Lfrg.     (Leipzig,  Vogel.)  iVa.  Thlr. 

L  u.  lO.  y.  Reinsberg-Düringsfeld,  Sprichwörter  der  fformanischen 
und  romanischen  Sprachen  vergleichend  zusammengestellt.  (Leipzig, 
Fries.)  6  Thlr. 

K.  F.  W.  Wander,  Deutsches  Sprichwörter-Lexicon.  38.  Lfrg.  (Leipzig, 
Brockhaus.)  20  Sgr. 

D.  Sanders,  Kurzgefassles  Wörterbach  der  Uauptschwierigkeiten  der 
deutschen  Sprache.    (Berlin,  Langcnscheidt.)  20  Sgr. 

W.  Obermüller,  Deutsch-keltisches,  geschichtlich-geographisches  Wörter- 
buch.    18.  u.  14.  Lfrg.     (Leipzig,  Denicke.)  15  S^. 

C.  Sachs,  Enc^clopäd.  französisch-deutsches  \Vörterbuch.  18.  Lfrg.  (Berhn, 
Langenscheidt.)  12  Sgr. 

Grammatik. 

K.  Uildebrand,  Ueber  die  Conditionalsätze  und  ihre  Conjunctionen  in 
der  älteren  Edda.    (Leipzig,  Lorenz.)  10  Sgr. 

K.  Bartsch,  Altfranzösische  Chrestomathie  (Chrfstomathie,  Grammatik, 
Glossar).    2.  verb.  Ausg.  (Leipzig,  Vogel.)  8  Thlr. 

U.  Wiesendanger,  Vergleichende  Schulgrammatik  der  deutschen  und 
französischen  Sprache.     (Zürich,  Schulthess.)  10  Sgr. 

Literatur. 

König  Rother,  Herausg.  ▼.  Hein r.  Rucke rt   (Leipzig,  Brockhans.)  1  Thlr. 

£.  Koch,  Die  Nibelungensage  nach  ihren  'ältesten  UeDerliefernogen  erzählt 

und  kritisch  ontersucht.    2.  Aufl.    (Grimma,  Gensei.)  127^  Sgr. 


86d  Bibliographiflclier  Anzeiger. 

W.  Tobieii,  ErkUirttog  Aosgeinttilter  Gedichte  von  Soluüer.  (Biberfeld, 
Volkmann.)  18  S^. 

K.  F.  Schubert,  Die  Poesie  im  neaen  Deatschland.  St^idie.  (Leipzig. 
Knobloch.)  10  Sgr. 

A.  Ricard,  Manuel  d'histoire  de  la  litt^rature  fr.     (Prag,  Calve.)     1  Tlür. 

Le  Tartufe  p.  Moli^re.  Mit  Einleitung  und  Anmerkungen  heransgegeben 
▼on  Th.  Lion.    (Leipzig,  Teubner.)  2272  Sgr. 

A.  de  Müsset,   Hoffnung  auf  (rott.    Ins  Deutsche  übertragen  von  Jean 

Vaillant.    (Halle,  Erleke.)  8  Sgr. 

Shakespeare's  Comed v :  The  mernr  wives  of  Windsor, '  with  notes  critical  & 
explanatory  bv  J.  Hunter.    (London,  Longmans.)  1  s. 

Shakespeare's  Macbeth,  erklärt  vor  W.Wagner.  (Leipzig,  Teubner.)  18  Sgr. 

Dichtungen  von  Lord  Byron.  Deutsch  Ton  A.  Strodtmann.  8  Bündchen. 
(EUldburghausen,  Bibliogr.  Institut.)  8  Sgr. 

Shakespeare.   Blumenlese  aus  Shakespeare^s  Werken.   (Magdeburg,  Härder.) 

20  Sgr. 

Autobiography  of  John  Milton  ed.  by  the  Bev.  James.  (London,  Long- 
mans, Green  &  Co.)  5  s. 

Hilfsbüoher. 

Ch.  Tiekenbrock,  Kurser  Abriss  der  Deutschen  Grammatik.  (Lippatadt, 
Rempel.)  7V2  Sgr. 

L.  Rudolph,  Der  deutsche  Stil  oder  prakt  Anleitung  zur  Anfertigung 
deutscner  Aufsätze.     (Berlin,  Nicolai.)  12  ogr- 

C.  Gude,  Erläuterungen  deutscher  Dichtungen.  Nebst  Themen  zu  schnfl- 
lichen  Aufsätzen.    (Leipzig,  Brandstetter.)  iVs  Thlr. 

Revaclier  et  Krauss,  Cfours  gradu^  de  la  langue  allemande.  2  parties. 
(Basel,  G^org.)  1  Thhr.  22  Ser. 

E.  Fiedler,  Das  Verhältniss  der  franz.  Sprache  zur  lateinischen.  2.  Aufl., 
herausg.  von  Dänervaud.    (Leipzig,  Violet.)  €  Sgr. 

W.  Ulrich,  Der  franz.  Examinator  oder  Repetition  der  franz.  Grammatik 
in  Frage  und  Antwort.    (Leipzig,  Luckhardt.)  15  Sgr. 

Ch.  Noei,  Grammaire  syntaxique  de  la  langue  fran9aise.  (Leipzig,  Brock- 
haus.) 24  Sgr. 

Dasselbe.    Cl^  des  th^mes  ou  partie  du  maltre.  10  Sgr. 

B.  Schmitz,   Deutsch-franz.  Phraseologie  in  systemat.  Ordnung.    (Greifs- 

wald, Bamberg.)  12  Sgr. 

A.  Wiemann,  Franz.  Grammatik.   I.  (Barmen,  Wiemann.)  8  Sgr. 

La  France  dramatique.    Choix  de  pi^oes  p.  Braeutigam.    (Leipzig,  Hart- 

knoch.)  7  Vi  Sgr. 

A.  Lehmann,  Methodische  Grammatik  der  englischen  Sprache.    (Dresden, 

Schulbuchbandlun^.)  20  Sgr. 

R.  Sonnenburg,    Die    enelische   Aussprache,    Formenlehre    und    Syntax 

übersichtlich  und  methodisch  dargestellt.  (Berlin,  Springer.)  10  Sgr. 
R.  Sonnenburff,   Grammatik  der  englischen  Sprache  nebst  methodischem 

Uebungsbuche.    2.  Aufl.     (Berlin,  Springer.)  27  Sgr. 

C.  Geist,  Sammlung  von  Uebungsstücken  zum  Uebersetzen  aus  dem  Dent- 

schen  ins  Englische.    (Wismar,  Hinstorf.)  10  Sgr. 


Ueber  die 
Ausbildung  der  Deutschen  Sprache  in  der  Neuzeit 


F.  y.  Salpins. 


Die  blutigen,  aber  ftir  uns  so  ruhmreichen  Kämpfe,  welche 
zur  Neubegründung  des  Deutschen  Reiches  gefuhrt  haben,  sind 
ausgestritten.  Unser  glücklich  geeintes  Volk  ist  zu  friedlichen 
Beschäftigungen,  zu  ^ moralischen  Eroberungen^  zurückgehrt. 
Durch  die  engere  Verbindung  seiner  Stämme  wird  es  mehr 
noch  als  früher  auf  das  gemeinsame  Band,  die  Muttersprache, 
hingewiesen.  Unter  solchen  Umständen  erscheint  das  Deutsche 
„Literarwesen,^  um  ein  Wort  Goethe's  zu  gebrauchen,  einer 
eingehenden  Betrachtung  gegenwärtig  besonders  werth.  Zu 
einer  solchen  werden  wir  auch  durch  zwei  Bemerkungen  des 
grossen  Dichters  angeregt,  welche  sich  unter  seinen  —  neuer- 
dings durch  einen  namhaften  Goethe-Kenner,  Herrn  Ton  Löper, 
mit  dankenswerthen  Erläuterungen  wieder  herausgegebenen  — 
„Maximen  und  Reflexionen^  finden.  Es  heisst  dort:  „Dass 
Friedrich  der  Grosse  nichts  von  ihnen  wissen  wollte,  das  ver- 
dross  die  Deutschen  doch  und  sie  thaten  das  Möglichste,  als 
Etwas  vor  ihm  zu  erscheinen.^  —  „Jetzt,  da  sich  eine  Welt- 
literatur einleitet,  hat,  genau  besehen,  der  Deutsche  am  meisten 
zu  verlieren;  er  wird  wohl  thun,  dieser  Warnung  nachzudenken.^ 
Vielleicht  ist  es  anziehend  und  lehrreich  zugleich,  auf  den  in 
vorstehenden  Altmcistersprüchen  berührten  neuem  Entwick- 
lungsgang der  Deutschen  Sprache  zurückzublicken  und  den  für 
ihre  weitere  Ausbildung  einzuschlagenden  Weg  in's  Auge  zu 
fassen.    Zunächst  lohnt  es  sich  wohl  der  Mühe,   zu  prüfen,  ob 

ArehiT  t,  n.  Spraohen.   ZLIX.  24 


870      üeber  die  Auibildoog  der  Deutachen  Sprache  in  der  Neuzeit. 

Friedrich  der  Grosse  in  der  That   von  den  Deutschen  nichts 

wissen  wollte,    auch,    was    seitens   der  Letzteren  zur  Abhülfe 

der  vom  Könige  gerügten  Mängel  der  Sprache  geleistet  worden. 

Dann  aber  würde   zu  erörtern  sein,    was  noch   zu  thun  übrig 

bleibt. 

I. 

Zuvörderst  ist  die  Ooethesche  Behauptung,  der  grosse 
Friedrich  habe  von  den  Deutschen  nichts  wissen  wollen,  zu 
weitgehend.  Der  König  nahm  nicht  allein  lebhaften  Antheil  an 
der  Fntwickelung  des  Deutschen  Schriftthums,  sondern  beschäf- 
tigte sich  auch  auf  anerkennenswerthe  Weise  mit  demselben. 
Wir  erinnern  zum  Beweise  hierfür  an  seinen  —  bekanntlich  in 
Französischer  Sprache  geschriebenen  —  Aufsatz:  „Ueber  die 
Deutsche  Literatur,  über  die  ihr  vorzuwerfenden  Fehler,  über 
die  Ursachen  der  letzteren  und  die  Besserungsmittel.^  Es  sei 
gestattet,  die  werthvollsten  in  diesem  Aufsatz  enthaltenen  Ge- 
danken mittelst  freier  Uebertragung  wiederzugeben  und  mit 
einigen  Worten  zu  besprechen.  Im  Eingange  der  Abhandlung 
bemerkt  der  König:  die  Deutsche  Sprache  sei  eine  halbbarba- 
rische und  theile  sich  nach  den  Landschaften  in  verschiedene 
Mundarten;  es  gebe  keine  allgemein  gültige  Sammlung  der  die 
letztere  in  ihrer  Reinheit  darstellenden  Wörter  und  Wen- 
dungen; die  Redeweise  entbehre  der  Anmuth;  man  wende  die 
Ausdrücke  ohne  Wahl  an,  achte  nicht  auf  die  bezeichnendsten 
und  lasse  die  leitenden  Gedanken  in  einem  Meer  von  neben- 
sächlichen Ausfuhrungen  untergehen.  Wer  sich  die  Deutsche 
Literatur  des  vorigen  Jahrhunderts  vergegenwärtigt,  wird  die 
vorstehenden  Bemerkungen  als  grossentheils  wahr  bezeichnen 
müssen.  Urtheilt  doch  Goethe  selbst  über  das  damalige  Deutsche 
„Literarwesen^  nicht  günstiger  in  den  folgenden  Ver^-en: 

Nur  ein  einzig  Talent  bracht*  ich  der  Meisterschafl  nah: 
Deutach  zu  schKiben,  und  ao  verderb'  ich  unglücklicher  Dichter 
In  dem  achlechteaten  Stoff  leider  nur  Leben  und  Kunat  — 

und  Jean  Paul  —  seine  Erstlingswerke  erschienen  noch  bei 
Lebzeiten  des  grossen  Königs  —  spricht  gar  von  unserer 
nBärensprache.^*    Freilich  hält  der  „Philosoph  von  Sanssouci ** 


*  Jeau  Paul,   Nachdämmerungen  99:   »ao  fürchte  denn  Niemand  (wie 


Ueber  die  AasbQdung  der  Deotscben  Sprache  in  der  Neuzeit.       871 

dafiir,  dass  die  mangelhafte  Ausbildong  unserer  Muttersprache 
keineswegs  dem  Deutschen  Volke  zur  Last  zu  legen  sei.  Er 
meint,  dass  letzteres  weder  des  Geistes,  noch  des  Genies  er- 
mangele, dass  es  vielmehr  durch  äussere  Ursachen  behindert 
gewesen,  sich  gleichzeitig  mit  seinen  Nachbarn  emporzuarbeiten. 
Die  Sprache  müsse  vervollkommnet,  gefeilt  und  von  geschickten 
Händen  behandelt  werden;  besonders  sei  auf  Klarheit  des 
Stiles  hinzuwirken.  Viele  Schriftsteller  gefielen  sich  in  einer 
weitschweifigen  Schreibart,  häuften  Zwischensätze  auf  Zwischen- 
sätze, stellten  das  Zeitwort  eines  Satzes  —  möge  er  kurz  oder 
lang  sein  —  immer  an  das  Ende  und  erschwerten  hierdurch 
das  Verständniss.  Nach  diesen  feinen  und  sachgemässen  Be- 
merkungen mahnt  Friedrich  der  Grosse  zu  einem  eingehenden 
Studium  der  Alten,  weist  die  Lehrer  der  Jugend  an,  ihren 
eigenen  Geschmack,  sowie  den  ihrer  Zöglinge  nach  allen  Seiten 
hin  zu  bilden,  und  macht  darauf  aufmerksam,  wie  schlecht 
manche  von  Deutschen  Schriftstellern  gebrauchte  Vergleiche 
seien.  In  letzterer  Hinsicht  fuhrt  er  zwei  allerdings  eigenthüm- 
liche  Beispiele  an.  Ein  Professor  habe  sich  in  einer  Zu- 
eignungsschrift an  eine  Königin  mit  den  Worten  gewandt: 
„Ew.  Majestät  glänzen  wie  ein  Karfunkel  am  Finger  der  Zeit,^' 
während  ein  Dichter  bei  Widmung  seiner  Werke  einem  Herr- 
scher zugerufen :  „Schiess,  grosser  König,  schiees  Deine  Strahlen 
armdick  auf  deinen  Knecht  nieder  I'^  Die  mangelhafte  Durch- 
bildung unserer  Muttersprache  wird  vom  Könige  ftir  seine  Zeit 
unter  Anderem  dem  Umstände  zugeschrieben,  dass  jene  an  den 
meisten  Deutschen  Höfen  wenig  im  Gebrauch  gewesen.  Unter 
der  Regierung  des  Kaisers  Joseph  habe  man  in  Wien  nur 
Italienisch  gesprochen,  unter  Karl  VL  vorzugsweise  Spanisch 
und  unter  Franz  I.  von  Lothringen  wie  an  den  Höfen  der  Kur- 
fürsten Französisch.  Das  Vorherrschen  dieser  Sprachen  habe 
darin  seinen  Grund  gehabt,  dass  solche  „fixirt^'  und  dass  die 
unsrige  es  nicht  gewesen.  In  Frankreich  habe  sich  dasselbe 
ereignet.      Unter  Franz  I.,   Karl  IX.,  Heinrich  UI.  habe  die 


Ficbte  im  Jabre  1809),  dass  wir  unsere  Bärensprache  yerlernen  werden."  — 
Hieran  anknüpfend  bemerken  wir«  dass  die  senr  verbreitete  Ansiebt,  unsere 
Vorfabren  seien  in  ibrer  Ansdracksweise  unzart  gewesen,  im  Grimmseben 
l^örterbacbe  bei  Bebandlung  des  Ausdrucks  vKotb*  widerlegt  wird. 

24» 


872      Ueber  die  Aatbfldnng  Her  Dentfcben  Sprftche  in  der  Neuxot 

gute  GeseÜBchaft  mehr  Spanisch  und  Italienisch  als  Französisch 
gesprochen,  und  die  Nationalsprache  sei  erst  zu  Ansehen  ge- 
langt, nachdem  sie  geschliffen,  klar,  elegant  geworden,  dnrcli 
eine  Anzahl  Ton  klassischen  Büchern  mit  deren  malerischen 
Ausdrücken  verschönert  und  zugleich  zur  grammatischen  Be- 
stimmtheit gekommen  war.  Unter  der  Begierung  Ludwigs  XIV. 
habe  sich  das  Französische  über  ganz  Europa  verbreitet  und 
zwar  zum  Theil  in  Folge  des  allgemeinen  Interesses  an  den 
damals  blühenden  grossen  Schriftstellern,  selbst  an  den  guten, 
in  jener  Sprache  geschriebenen  Uebersetzungen  der  Alten.  Diese 
in  jeder  Hinsicht  zutreffenden  Bemerkungen  des  Königs  lassen 
seinen  Scharfblick  fiir  die  Beurtheilung  der  Sprachen,  auch  der 
Deutschen,  erkennen.  Er  schliesst  seine  in  Briefform  abgefasste 
Abhandlung  |mit  folgender  Betrachtung:  „Zuweilen  werden  die 
Vorgänger  durch  die  Nachfolger  übertroffen.  Das  wird  uns 
schneller  begegnen,  als  man  es  glaubt,  wenn  die  Herrscher 
Geschmack  an  den  schönen  Wissenschaften  finden,  wenn  sie 
diejenigen,  welche  steh  der  letzteren  befleissen,  dadurch  er- 
muthigen,  dass  sie  die  Besten  beloben  und  belohnen.  Wenn 
wir  Medicaer  hätten,  würden  wir  Genies  erstehen  sehen  .... 
Wir  werden  mustergültige  Schriftsteller  haben.  Jeder  wird  die- 
selben lesen  wollen,  um  aus  ihnen  Nutzen  zu  ziehen.  Unsere 
Nachbarn  werden  Deutsch  lernen;  die  Höfe  werden  es  mit 
Vorliebe  sprechen  und  es  wird  dahin  kommen,  dass  unsere  ge- 
glättete und  vervollkommnete  Sprache  sich  durch  unsere  guten 
Schriftsteller  von  einem  Ende  Europa's  bis  zum  andern  aus- 
breitet. Diese  schönen  Tage  unserer  Literatur  sind  noch  niciit 
gekommen,  aber  sie  nahen.  Ich  verkünde  sie  voraus,  sie  er- 
scheinen bald.  Ich  werde  sie  nicht  sehen,  mein  Alter  erlaubt 
mir  nicht,  dies  zu  hoffen  •  • .  Ich  bin  wie  Moses ;  ich  erblicke 
aus  der  Feme  das  versprochene  Land,  aber  ich  werde  es  nicht 
betreten. ..  .*'*  Der  König  hatte  hiemach  unzweifelhaft  ein 
theilnahmvoUes  Verständniss  für  unsere  Muttersprache. 


*  Wir  können  es  uns  nicht  Tersagen,  hier  den  Schluss  des  Aufsatzes 
im  Wortlaat  wiederzugeben:  »Voilk,  monsieur,  les  difilSrentes  entraves»  quj 
nous  ont  empechds  d'aller  aussi  Yite,  que  nos  voisins.  Toutefob  ccux,  qoi 
▼iennent  les  demiers,  snrpassent  quelquefois  lenrs  prM^cesseursj  celaponrra 
nous  amver  plus  promptement,  qiron  ne  le  croit,  si  les  souTerains  prennent 
du  goüt  pour  les  lettres,  8*ils  encouragent   ceuz,   qui  8*y  appliqnent,  en 


Ueber  die  Aoabildung  der  Deattcben  Sprache  in  der  Neuzeit      878 

Die  Frage,  ob  wir  dieselbe  in  der  Thai  zu  einer  hohen 
Ausbildang  gebracht  haben,  wollen  wir  im  AnschlaBS  an  die 
Bemerkungen  des  grossen  Königs  mit  besonderer  Berücksich- 
tigung der  6oe theschen  Prosa  untersuchen.  Noch  unter  der 
Regierung  des  Letztem  besserte  sich  die  von  ihm  angegriffene 
Deutsche  Bede.  Schlosser  bemerkt,  dass  Goethe  dieselbe  sanft 
wie  einen  Hauch  gemocht,  nachdem  sie  durch  Lessing  ernst, 
kräftig  und  edel  geworden  war.  Wenn  Friedrich  f&r  seine 
Zeit  bei  der  Hinweisung  auf  die  Zersplitterung  der  Deutschen 
Sprache  in  viele  einzelne  Mundarten  behauptet,  dass  jede  Land- 
schaft ihre  Bedeweise  für  die  beste  halte,   so  dürfte  sich  das 


looant  et  r^compensant  ceux,  qai  ont  le  mieaz  r^assi;  qne  neos  ayoDs  des 
M^didff  et  doob  Torrons  More  des  ^enies.  Des  Aagostes  feront  des  Vir- 
RiXes,  Noos  aurons  nos  aatears  classiqaes,  cbacun  poor  en  profiter,  youdra 
Tp.s  lire;  nos  voisins  apprendront  rallemaod;  les  cours  le  parleront  aveo  d^- 
lice  et  ii  poorra  arriver,  que  notre  langue  polie  et  perrectiono^e  s'^tcnde 
en  fiivear  de  nos  bons  öcnvains  d'an  boat  de  rEorope  k  l^aatre.  Ces  beanx 
jours  de  notre  lit^rature  ne  sont  pas  encore  venös,  mois  ils  s*approcbent. 
Je  Tons  les  annonce,  ils  vont  panütrc;  je  ne  les  verrai  pas,  mon  ftge  m*en 
inlerdit  Tesp^rance.  Je  suis  comme  Moise;  je  vois  de  loin  la  terre  proroise, 
mais  je  n'y  entrerai  pas.  Passez  moi  cette  comparaison.  Je  laisse  Moise 
poor  ce  qall  est  et  ne  veoz  point  da  tout  me  mettre  en  parall^e  avec  lui; 
et  poor  les  beaux  iours  de  la  lit^ratare,  qae  nous  attendons,  ils  valent  mieox 
QUO  les  rochers  pel^s  et  arides  de  la  st^nle  Idum^e.*  Die  in  diesem  Schloss 
der  Abhandlung  Torkommenden  Worte:  .Des  Augustes  feront  des  Virgiles* 
bezieben  sich  auf  einen  Vers  aus  Boileau: 

nUn  Auguste  ais^ment  peut  faire  des  Vireiles." 
Bei  dieser  Gelegenheit  mag  auch  die  aus  dem  Jahre  1781  stammende 
Erwiederonji:  des  Baron  Grimm  su  Paris  auf  die  königliche  Sendung  des 
Aufsatzes  über  die  Deutsche  Literatur  ihre  Stelle  finden,  wfil  die  damalige 
Blüihe  unseres  Schriftthums  darin  bebandelt  wird:  .....M.  D'Alembert  mu 
remis  an  toit  du  Marc-Auröle  moderne  sur  la  lit^rature  de  sa  patrie  et 
j*tü  re<;u  ce  don  rojal  avec  le  plus  profond  respect  et  la  plus  rive  recon- 
naissance.  Marc-Aur^le  Fr^d^ric  avait,  entre  autres,  aussi  cela  de  commun 
avec  Marc- Anrate- Antonin,  que  celui-ci  d^aignait  d^toire  en  latin  et  ^cri- 
vait  en  grec,  comme  Tautre  d^Jaigne  dMcrire  dans  sa  langue  et  a  adopt€ 
de  pröference  ridiome  des  Racine  et  des  Voltaire.    Les  Allemands  disent, 


eile  meme  d*une  tr^  grande  richesse,  eile  a  pris  en  peu  de  temps  toutes 
les  formes  dösirables.  Quant  k  moi,  exil^  de  ma  patrie  depuis  ma  premi^re 
ieanesse,  n^ayant  presque  aucun  temps  depuis  nombre  d'anndes  k  aonner  k 
la  lecture,  je  ne  suis  pas  en  ^tat  de  juger  ce  procös;  mais  il  est  vrai,  qae 
tootea  les  fois,  que  j'ai  travers^  l'Allemagne,   on  m^a  montrd  des  morceaux 

Sarfutement  bien  öcrit-s  et  je  n'y  ai  plus  relrouv^  l'ancien  jarson  tudesqae, 
'ob  j*ai  conclu,  qu'il  ölait  arriv^  one  grande  rdvolution  en  AUemaffne  dans 
les  eaprits.    [Oeuvres  de  fV^eric  le  Grand  Tome  XXV  pag.  dS7.J 


874       Ueber  die  Aiubilduog  der  Deutschen  ■  Sprache  in  der  Neiizvit 

seitdem  geändert  haben.  Wir  besitzen  jetzt  wohl  durch  ganz 
Deutschland  eine  allgemeine  Kanzel-,  Bühnen-  wie  Lehrstuhl- 
Sprache  und  lassen  die  Mundarten  nur  in  zweiter  Linie  zur 
Geltung  kommen.  Ausserdem  haben  wir  gegenwärtig  in  dem 
Grimmschen  Wörterbuche  die  vom  Könige  vermisste  —  wenn 
auch  nicht  allgemein  gültige,  doch  allgemein  anerkannte  — 
Sammlung  der  unsere  Sprache  in  ihrer  Reinheit  darstellenden 
Worte  und  Wendungen.  Es  ist  das  ein  auf  umfassenden 
sprachwissenschaftlichen  Studien  beruhendes  Werk,  um  welches 
uns  andere  Völker  beneiden.  Wohl  mag  —  um  Friedrichs  Be- 
merkungen weiter  zu  verfolgen  —  der  Stil  der  Deutschen 
Schriftsteller  zur  Zeit  des  grossen  Königs  der  Anmuth  entbehrt 
haben,  doch  ist  dieselbe  über  viele  Erzeugnisse  der  neueren 
Literatur  ausgebreitet.  Gewiss  gehen  auch  die  bedeutenderen 
Vertreter  des  Schriftthums  in  jüngster  Zeit  sorgfältiger,  als  es 
früher  geschah,  bei  der  Anwendung  der  einzelnen  Ausdrücke 
zu  Werke  und  wählen  mehr  diejenigen,  welche  in  dem  ge- 
gebenen Falle  die  bezeichnendsten  sind.  Man  denke  nur  ai> 
Wilhelm  und  Alexander  von  Humboldt,  sowie  an  Varnhagen 
V.  Ense.  Wenn  Friedrich  den  „Autoren^  seiner  Zeit  noch  vor- 
wirft, dass  sie  sich  in  ihren  Werken  so  viele  Abschweifungen 
zu  Schulden  kommen  Hessen,  so  wird  man  zu  einem  solchen 
Tadel  bei  den  neueren  Schriftstellern  selten  Anlass  finden.  AU 
musterhaft  wird  immer  die  Prosa  des  „Altmeisters^  hingestellt 
werden  können,  in  Bezug  auf  welche  einer  der  ersten  Goethe- 
Kenner  mit  acht  Deutscher  Gründlichkeit  und  Deutschem  For- 
schersinn wie  Fleiss  ein  ganzes  Buch  geschrieben  hat.  „Das 
ruhige,  klare,  einfache  und  gewandte  Dahinfliessen  der  Goethe- 
schen  Sprache  —  bemerkt  Dr.  Lehmann  in  ,Goethes  Sprache 
und  ihr  Geist*  —  hat  seinen  Grund  sowohl  in  dem  Bau  des 
einzelnen  Satzes  als  auch  im  Bau  der  Periode.  Bei  dem 
ersteren  hat  Goethe  die  Klippe  der  überladenen  Weitschweifig- 
keit, bei  dem  letzteren  die  Klippe  der  verworrenen  Schwer- 
fälligkeit auf  gleich  glückliche  Weise  umschifft,  jene  besonders 
durch  Vermeidung  umfangreicher  Partizipialkonstruktionen  und 
Anwendung  leichter  Relativsätze,  diese  durch  einfachere  Satz- 
verbindung .  •  .'*  Der  beste  Stil  wird  sich  stets  als  ein  an- 
muthiger  Wechsel  von  langen  und  kurzen  Sätzen  darsteUen« 


Üeber  die  Aosbildimg  der  DeuUohen  Sprache  in  der  Neusei t       875 

Ein  solcher  Stil  findet  sich  bei  den  meisten  Schriftstellern  der 
Alten,  deren  Studium  vom  grossen  Könige  mit  Recht  empfohlen 
wird,  und  trägt  wesentlich  dazu  bei,  dass  uns  bei  Lesung  der- 
selben eine  gewisse  Friedensluft  anweht,  eine  wohlthnende  Gc- 
müthsruhe  überkommt.  Zum  Theil  hat  dies  auch  wohl  darin 
seinen  Grund,  dass  die  Alten  (im  Gegensatz  zu  den  meisten 
Neueren)  maassvoll  in  der  Anbringung  von  Bildern  waren  und 
die  letzteren  —  welche  bei  längerer  JKede  dem  geistigen  Brode 
den  Sauerteig  geben  —  stets  einigermassen  durchführten.  Wie 
muthen  uns  jetzt  noch  immer  die  treffenden  Homerischen  Gleich« 
nisse  an,  mit  welchen  die  der  Bibel  die  grosse  Anschaulichkeit 
gemein  haben !  Der  jiingst  beliebte  schnelle  Wechsel  der  Bilder 
ohne  eine  gewisse  —  beispielsweise  bei  Goethe  und  selbst  bei 
Pleine  erkennbare  —  Durchftihrung  wirkt  nicht  beruhigend  und 
klärend,  sondern  eher  erregend  und  verwirrend.  Unter  den 
wenigen  neueren  Schriftstellern,  welche  einen  Vergleich,  ein 
Bild  zur  vollen  Geltung  kommen  lassen,  dürfte  Jacob  Grimm 
zu  nennen  sein.  Als  Beleg  hierftir  geben  wir  aus  seiner  Vor- 
rede zum  Wörterbuche  ft)Igende  Stelle  wieder:  „Wie  wenn 
Tage  lang  dichte  Flocken  vom  Himmel  niederftdlen,  bald  die 
ganze  Gegend  in  unermesslichem  Schnee  zugedeckt  liegt,  werde 
ich  von  der  Masse  aus  allen  Ecken  und  Ritzen  auf  mich  an- 
dringender Wörter  gleichsam  eingeschneit.  Zuweilen  möchte 
ich  mich  erheben  und  Alles  wieder  abschütteln,  aber  die  rechte 
Besinnung  bleibt  dann  nicht  aus.'*  Seit  der  Zeit  des  grossen 
Königs  hat  sich  der  Sinn  für  gute  Bilder  und  Gleichnisse  ge- 
bessert, insbesondere  verfeinert.  Im  Allgemeinen  erweist  die 
neuere  Geschichte  des  vaterländischen  Schriftthums,  dass  die 
Deutsche  Sprache  —  durch  bedeutende  Dichter  wie  Schrift- 
steller ausgebildet  und  an  den  Höfen  der  einheimischen  Fürsten 
mit  der  Verfeinerung  der  Sitten  geglättet  —  seit  den  Freiheits- 
kriegen weit  mehr  als  früher  zur  Geltimg  gekommen  ist.  Es 
unterliegt  auch  wohl  keinem  Zweifel,  dass  sie  der  vom  grossen 
Könige  vorausgesagten  glänzenden  Entwicklung  entgegengeht. 
Indess  war  Manches  ehedem  schon  besser  als  jetzt  und  bleibt 
noch  Vieles  zu  thun  übrig. 


876       Ueber  die  Aasbildung  der  Deatschea  Sprache  in  der  Neozeit. 

II. 

Die  vorstehende  Betrachtung  lenkt  uns  darauf  hin,  zunächst 
das  Verhältniss   der  neueren  Sprache  aiur  älteren  in  drei  Be- 
ziehungen zu  prüfen:   in  Bezug  auf  den  Wortvorrath,  die  Be- 
handlung  der  mit  Vorwörtern    zusammengesetzten   Zeitworter, 
sowie   die   sogenannte   absolute   Farticipialconstruction  —  und 
sodann   auf  die  in  der  Einleitung  erwähnte  Goethesche  War- 
nung näher  einzugehen.     Was  zuvorderst  den  Wortvorrath  an- 
geht, so  hat  die  heutige  Sprache  die  grössere  Deutlichkeit  und 
Bestimmtheit   vor   der  alten   voraus,    aber   sie    steht  an  Kraft 
hinter  ihr  zurück.     Mdn  kann  auch  in  der  Durcharbeitung  und 
Erweiterung  der  Worte  wie  der  Sätze  über  das  nöthige  Maass 
hinausgehen   und    so   auf  die    Sprache    verflachend   einwirken. 
Das  scheint  in  neuester  Zeit  bei  uns  geschehen  zu  sein.    Ver- 
gleicht man  z.  B.  den  Wortvorrath  der  Tagespresse  oder  der 
Schriftsteller    der   Gegenwart    mit    dem   Wortschatze    früherer 
„Schreiber/*  so  erstaunt  man  darüber,  wieviel  lange  Worte  an 
die  Stelle  kürzerer  getreten  und  wieviel  gute  heimische  durch 
schlechtere  Fremdworte  verdrängt  worden.*     „Vieles  ist   ver- 
sunken/* bemerkt  Herder,  „wir  müssen  es  wieder  emporheben.** 
Man  kann  sagen,  dass  wir>  um  vorzuschreiten,  in  jener  Hinsicht 
auf  die  ,>gute,  alte  Zeit**  zurückgehen  müssen  und  dass  wir  das 
Dichterwort  zu  beherzigen  haben: 

Was  Da  ererbt  von  Deinen  Vätern  hast, 
Erwirb  es,  um  es  za  besitzen. 

Im  Süden  unseres  weiteren  Vaterlandes,  in  der  Schweiz  und 
in  Holland  ist  die  Sprache  der  Gesetzgebung  wie  die  Aus- 
drucksweise des  Volkes  ursprünglicher,  einfacher,  fasslicher  und 
reiner  als  bei  uns,  weshalb  in  manchen  Fällen  die  dortigen  Aus- 
drücke unsererseits  zu  übernehmen  wären.  Abgesehen  hiervon 
würden  gute  Neubildungen   zur  Geltung  zu   bringen   sein.  — 


*  In  Heines  «letzte  Gedichte  ond  Gedanken*  finden  sich  einige  Bemer- 
kungen über  den  Wortvorratb,  welcher  in  der  Unterhalton«;  zur  Anwendung 
kommt.  «Die  Deutsche  Sprache  an  sich,**  heisst  es  dort,  «ist  reich,  aber  in 
der  Deutschen  Conyersation  gebrauchen  wir  nur  den  zehnten  Theil  dieses 
Beichthums;  factisch  sind  wir  also  arm.  Die  Französische  Sprache  an  sich 
ist  arm,  aber  die  Franzosen  wissen  Alles,  was  sie  enthiüt.  in  der  Conversa- 
tion  aoBzabeuten  und  sie  sind  daher  aprachreich  in  der  Xhati* 


Ueber  die  Auabildang  der  Deutscheo  Sprache  in  der  Neuzeit      877 

Wir  sollten  die  einsilbigen  Worte  nicht  verloren  gehen  lassen! 
y,Bot''  ist  in  der  Schweiz  wie  in  Baiem  für  Befehl,  Aufforde- 
rang gebräuchlich,   bei  uns  aber  nur  noch  in  dem  Ausdrucke 
,,botnuissig''  erhalten.     Das  Wort  „Fahr'<   wurde   für  Gefahr 
noch   im   16.  Jahrhundert   und  zumal   von   Luther   gebraucht. 
„Fugy^*  bei  Goethe  für  Befugniss,  ist  bei  uns  nur  noch  in  der 
formelhaften   Zusammenstellung   von    Fug   und    Becht   üblich, 
während  „Gant'^  lediglich  iu   Suddeutschland  als  Bezeichnung 
fiir  Konkurs  gilt.     Behufs  Mehrung  unseres  geringen  Vorraths 
an   kurzen  Worten  könnte  man  wohl   den   der  Holländischen 
Sprache  entnommenen  Ausdruck  „Bleib*^   (oder  das  Deutsche 
„Heim'O  ^  Asyl  gebrauchen,  „Halt^^  für  Station  und  „Schein^* 
für  Billet  sagen.    Zu  empfehlen  wäre  das  englische  Wort  Bill 
—  welches,  nach  „Unbill''  und  „billig'^  zu  schliessen,   zugleich 
uns  angehört,  auch  von  Voss  gebraucht  wird  —  als  £rsatz  für 
den  schwerfalligen  Ausdruck  „Gesetzvorschlag.'*  Bei  dem  Ueber- 
gange  zu  den  zweisilbigen  Worten  bemerken  wir,  dass  Schiller 
(in  seiner  Geschichte  der  Niederlande)  nicht  von  der  „Elite,'' 
sondern   von   der   „Auswahl"   des    Spanischen   Adels    spricht. 
„Bescheid"  diente  früher  dazu,  auch  den  Ort,  wohin  sich  zwei 
beschieden  hatten,    zu  bezeichnen,   während  man  in  Tyrol  jetzt 
noch  „Beste"   für  Prämie  sagt.      Das  Wort  „Compas"    be- 
deutete im  Deutschen  Bechtaverfahren  des  16.  Jahrhunderts  die 
von  einem  Gericht  an  das  andere  gestellte  Bitte  zur  Vornahme 
von  Rechtshandlungen,  namentlich  Zeugenverhören,  also  unsere 
jetzige  „Requisition."     „Folge"  steht  bei  Goethe  für  Conse- 
quenz  wie  „folglos"  für  inconsequent ;   „Grundbau"  findet  sich 
für  Fundament.     „Handblatt"  kommt  als   alter  Ausdruck  für 
Manschette  vor  und  das  Wort  „Meidung"  (Gesetzgebung  der 
freien  Stadt  Frankfurt  a.  M.)   ist   kürzer,   auch  kräftiger  als 
Vermeidung,  wie  „Pfleger"  (HohenzoUemsche  Lande  u.  Gross- 
herzogthum  Baden)  einfacher  als  Curator.   Der  Form  „Prinzess" 
wird    im   Grimmschen  Wörterbuch    der  Vorzug    gegeben   vor 
Prinzessin,   weil  hierin  das  weibliche  Geschlecht  zwei  Mal  be- 
zeichnet sei,   ein  Mal  durch  das  Romanische  „esse"  und  dann 
durch  das  Deutsche  „in;"   Niemand  sage  aber  Comtessin,  Mä- 
tressin.   Das  viersilbige  Wort  „pecuniär"  war  in  einem  Auf- 
satz der  Augsburger  Allgemeinen  Zeitung  einfach  durch  ,9geld- 


378      Ueber  die  Aiubiidung  der  Deutachen  Sprache  ia  der  Neuzeit 

liehet  ersetzt.      Für  das  Fremdwort  ,,telegraphiren*'   hat   man 
yydrahten'^  Torgeschlagen,    welches  bei  weitem  kürzer  und  an- 
schaulicher ist.    Von  mehrsilbigen,  aber  Terhältnissmässig  kurzen 
Ausdrücken  seien  folgende  theils  ältere»  theils  neuere  als  wenig 
oder  gar  nicht  gebraucht   erwähnt:    Adelung  (för  Nobilitirung 
bei  Niebuhr),   Arkelei  (für  ArtiUerie  bei  dem  alten  Frunsperg), 
Ausspähung  (ftir  Becognoscirung  im  Grossherzogthum  Baden), 
Beschrieb  (für   Signalement  in  der  Schweiz),   Betreibung  (für 
Execution  in  der  Schweiz),  Bücherei  (für  Bibliothek  bei  Herder 
und  Voss),  Ebenhaus  (für  Erdgeschoss  oder  Parterre  im  Mittel- 
hochdeutschen),  Einfrage  (für  Interpellation   in  der  Schweiz), 
Einzelwesen   (für   Individuum   bei   Jean  Paul),    Folgerei   (bei 
Luther  für  Consequonzmacherei),   Folgerkunst  (für  SyUogistik 
bei  Luther  und  Leibnitz),    Gesellung  für  Association  bei  Alex. 
Jung),  Eleinelei  (für  Kleinigkeitskrämerei  bei  Goethe),  Schätzer 
(für  Taxator   in   Kurhessen),    das  Voraus   (für  Präcipuum  in 
Förster,  Preuss.  Privatrecht)  und  Vorleben  (für  Antecedentien 
in   Oesterreich).     Jedenfalls   haben   die   im   Vorstehenden   an- 
geführten Worte  vor  den  ihnen  in  Klammern  beigefügten  Aus- 
drücken den  Vorzug  der  Kürze,    welcher  in  unserer  an  \nelsil- 
bigen  Worten  so  überreichen  Sprache  wohl  Beachtung  verdient 
—  Der  hier  beregte  Vorwurf  einer  zu  grossen  Länge  trifft  be- 
sonders manche  unserer  Amtstitel  und  Bezeichnungen  von  Be- 
hörden, sowie  Anstalten,  was  zu  dem  Versuch  geführt,  an  ein- 
zelne auffallend  schwerfällige  Zusammensetzungen  die  bessernde 
Hand  anzulegen«     Das  ist  anscheinend  nicht  immer  mit  dem 
wünschenswerthen  Nachdruck  geschehen.   Die  „Immediat-Justiz- 
Examinations-Commission'^  ist  vor  einiger  Zeit  in  eine  ,,Ju8tiz- 
Prüfungs -  Behörde"  umgewandelt   worden;    warum    denn  aber 
nicht  gleich  einfach  in  ein  Bechts-Prüf- Amt  ?  —  Es  würde  zu 
weit  führen,  wenn  wir  hier  noch  viele  lange  Zeitwörter  angäben ; 
wir  heben  hinsichtlich  der  letzteren  nur  hervor,   dass  man  bei 
verschiedenen  neuerdings  die  Endung  „en'*  in  „igen^  verlängert 
hat;  z.  B.  bei  beängsten,  befesten,  begnaden,  u«  a.  m.*    Auch 
gab  es  sonst  für  manche  Zeitwörter  kürzere  Formen  oder  Aos- 


*  Lather  —  bei  welchem  rieh«  wie  bei  jGoethe  and  neaerdings^  Biebl 
diese  kiunsen  Formen  finden  —  zieht  ausserdem  in  der  «Frosa*  oft  die  ein- 


Ueber  die  Ausbildaog  der  Deutschen  Sprache  in  der  Neiueit      879 

drücke  als  jetzt,  z.  B.  bleieo  für  plombiren,  buchstäbeln  für 
bucbstabireD,  befireiheiten  für  privilegiren  u.  a.  m.  Nach  der 
Yoratehenden  Musterung  eines  kleinen  Theils  unseres  reichen 
Wortschatzes  wird  man  es  vielleicht  als  wünschenswerth  er- 
kennen, dass  für  einige  abgestorbene  kurze  Ausdrücke  und  Bil- 
dungen der  Auferstehungstag  anbrechen  möge.  Die  Vorliebe 
des  Deutschen  fiir  lange,  vielsilbige  Wörter  zeigt  sich  selbst  in 
dem  —  in  sprachlicher  Hinsicht  recht  beachtenswerthen  —  Ent- 
wurf einer  Civilprozessordnung  fiir  den  Norddeutschen  Bund. 
Hier  ist  u.  A.  die  Bede  von  der  „Vollstreckbarkeitserklärung 
eines  Zahlungsbefehls.^  Man  könnte  die  beiden  langen  Worte 
einklammern  und  vor  das  siebensilbige  den  Ausdruck  „ Voll- 
streckschein, ^  vor  das  viersilbige  „Zahl-ßots^  setzen,  wenn  man 
kürzere  Wendungen  einführen  wollte,  ohne  das  Verstandniss  zu 
gefährden.  In  der  Wendung  „Gerichtsschreiberei  des  Prozess- 
gerichts*^  Hesse  sich  das  funfsilbige  Wort  vielleicht  durch  Amts- 
stube ersetzen,  während  „  Bestell wart^  für  „Zustellungs-Bevoll- 
mächtigter^  stehen  könnte.  Hierbei  sei  gleich  als  Zeichen  der 
Zeit  erwähnt,  dass  in  Berlin,  den  öffentlichen  Blättern  zufolge, 
dem  bisherigen  Castellane  des  Rathhauses  statt  dieses  Titels 
derjenige  eines  Bathhauswarts  von  der  Stadtverordneten- Ver- 
sammlung beigelegt  worden  —  eine  Minderheit  war  für  die 
Fassung  „Bathswart^  —  wogegen  die  Aeltesten  der  Kaufmann- 
schaft einen  ihrer  Beamten  zum  „Castellan^  (muthmasslich  der 
Börse)  gemacht. 

Wenn  wir  uns  von  der  Betrachtung  des  Wortvorraths  dem 
Gebrauche  der  mit  Vorwörtern  zusammengesetzten  Zeitwörter 
zuwenden,  so  macht  die  Trennung  der  letzteren  von  den  ersteren 
bei  dem  Dazwischentreten  vieler  anderen  Worte  den  Satz  höchst 
schwerfällig,  z.  B.  „die  Kinder  prägten  sich  diese  ihnen  von 
ihren  Eltern  mit  auf  den  Weg  gegebenen  Lebensregeln  ein.^ 
Hier  schleppt  das  „ein,^  durch  viele  Worte  von  „prägten^  ge- 
trennt, ganz  hinten  nach.  Es  mag  sein,  dass  eine  Trennung 
dieser  Art  bei  den  meisten  der  mit  Vorwörtern  zusammen- 
gesetzten Zeitwörter  von  jeher  zulässig  war,   aber  wir  möchten 


fachen  Zeitwörter  den  znaammeogesetzten  vor,  z.  B.  engern  (verenffem), 
forschen  (erforschen),  gleiten  (nusgleiten),  schärfen  (einschärfen),  schlingen 
(verBchlingen),  weitem  (erweitern). 


S8  0     (Jeber  die  Auf bildong  der  Deatschea  SpndHs  io  der  Neoseit. 

eine  frühere  Ueblichkeit,   mindestens  für  einzelne,  nicht  gelten 
lassen.    Denn  einmal  lautet  in  verschiedenen  Vateronsem  aus 
dem  Mittelalter  —  welche  Adelung  in  seinem  Mithridates  mit- 
theilt —  die  zweite  Bitte  also:   ^Zukomme  uns  Dein  Reich.*' 
Dann   aber   heisst   es  in  der  von  Faust  ausgestellten  Formel 
nach  dem  Volksbuche:    „Dazu  absage  ich  allen  denen,   die  da 
leben.^      Hierzu  kommt,   dass  von  Fichte   und  verschiedenen 
Neueren  nicht  gesagt  wird:   „er  erkennt  an,'*    „erkannte  an,** 
sondern;   „er  anerkennt,**   „anerkannte.**     In   manchen   Fallen 
dient  die  Trennung  des  Vorworts  vom  Zeitworte  gewiss  dazu, 
dem  ganzen  Satze  einen  lebendigeren  Gesammteindruck  zu  geben; 
andernfalls    ist    aber   die    Zusammenlassung    wQnschenswerth. 
Wenn    ein   Zeitwort    der    fraglichen  Art   von    uns    aus    einer 
fremden  Sprache  übernommen  wird,  so  erlauben  wir  uns  die  in 
Bede  stehende  Trennung  keinesfalls,   und  Mancher  giebt  wohl 
mit  aus  diesem  Grunde  dem  ausländischen  Zeitworte  den  Vor- 
zug  vor   dem   heimischen.     Der   obengedachte  Satz   erscheint 
noch  schleppend,  wenn  man  sagt:   die  Kinder  prägten  sich  ein 
die  u.  s.  w.  —  ist  es  aber  weniger,    sobald   man  „einprägten 
sich**  anwendet.     Vielleicht  empfiehlt   sich  bei  mit  Vorwörtern 
zusammengesetzten  Zeitwörtern  in  einzelnen  gegebenen  Fällen 
eine   solche  freiere  Behandlung.  —   In  Ansehung  der  „Parti- 
cipien**  ist  die  Deutsche  Sprache  —  wie  in  einer  zu  Ende  des 
vorigen  Jahrhunderts  seitens  der  Berliner  Akademie  gekrönten 
Preisschrift  mit  Recht  ausgeführt  wird  —  von  den  germanischen 
Sprachen   insofern  die   am   wenigsten   begünstigte,    als   sie  ihr 
Particip  der  Gegenwart  mehrentheils  nur  „adjective**  (d.  h.  ohne 
„verbalische**  Zeitbedeutung)  und  das  Particip  der  Vergangen- 
heit lange  nicht  so  oft  als  ihre  Schwestern   gebraucht.      Der 
Engländer  und  der  Holländer  —  heisst  es  weiter  in  der  Jenisch'- 
schen  „Philosophisch-kritischen  Vergleichung   und  Würdigung 
von  14  älteren   und   neueren  Sprachen  Europa's**   —   habe  in 
Eücksicht  der  Partizipien  eine  unvergleichbar  grossere  Gdenkig- 
keit,    die  unserer  Sprache  unerreichbar  sei.     Wenn  Fei^son 
sage:   The  equality  of  propertj   being  already  established,  he 
would  have  no  faction  to  apprehend,  so  könnten  wir  den  ersten 
Satz  nur  umschreibend  mit  „nachdem**  übersetzen.    Das  beiog 
„seiend**  habe  unsere  Sprache  zu  den  Zeiten  Luthers  gehabt. 


Ueber  die  Aasbildang  d«r  DeaUeben  Spnehe  in  der  Neosait      B81 

aber  der  Eigensinn  der  späteren  Schriftsteller  habe  uns  des- 
selben wieder  beraubt.  Em  sei  zu  wünschen,  dass  die  von 
neueren  Schriftstellern  gewagten  Participialwendnngen  —  als: 
die  Gleichheit  des  Eigenthums  einmal  festgestellt»  hatte  er  nicht 
Ursache  n.  s.  w.  —  allgemein  angenommen  würden,  damit  un- 
sere Sprache  in  dieser  Hinsicht  doch  nicht  ganz  zurückbliebe. 
In  Uebereinstimmong  hiermit  bemerkt  Jean  Paul,  dass  die 
Neueren  in  ihrer  ursprünglichen  Participialbedürftigkeit  gegen 
die  Romer  als  Uausarme  daständen,  gegen  die  Griechen  gar 
als  Strassenbettler.  Die  in  Hede  stehenden  Partioipial» Wendungen 
stellen  sich  bei  uns  durchaus  nicht  als  etwas  ganz  Neues  dar. 
Allgemein  anerkannt  sind  sie  in  gewissen  formelhaften  Ein- 
gängen wie:  abgesehen  hiervon,  diesen  Fall  ausgenommen,  das 
abgerechnet,  angenommen,  zugestanden,  vorausgesetzt  u.  a.  ro. 
Weiter  noch  geht  Heinrich  v.  Treitschke,  indem  er  in  einem 
Aufsatz  über  Lessing  (an  einer  Stelle,  wo  es  sich  um  ein  dem 
Letzteren  etwa  in  der  Tracht  seiner  Zeit  zu  errichtendes  Denk- 
mal handelt)  sagt:  „Und  der  glückliche  Entschluss  einmal  ge- 
fasst,  hat  unserem  Rietschel  jedes  Glück  des  Genius  gelächelt.^' 
EKese  „absolute  Participialkonstruction*'  verdient  nach  dem  Oben- 
gesagten wohl  häufiger  angewandt  zu  werden,  als  es  bisher 
geschehen.*  —  Vorstehende  Betrachtungen  dürften  die  Ansicht 
rechtfertigen,  dass  unsere  Sprache  noch  keinesweges  vollendet 
ist  und  dass  das  gegenwärtige  Geschlecht  ftir  deren  Ausbildung 
noch  Manches  zu  thun  hat,  wenn  die  Altvordern  auch  schon 
das  Ihrige  geleistet,  damit  die  Deutschen  „als  Etwas  erscheinen'^ 
moditen« 

m. 

Den  innem  Ausbau  des  Deutschen  Sprachheiligthums  in 
Betracht  gezogen,  stellt  sich  als  weitere  Aufgabe  dar,  auf  die 
zu  Eingang  gedachte  Goethesche  Warnung  näher  einzugehen. 
Wenn  der  grosse  Dichter  ftir  seine  Zeit  meint,  dass  sich  eine 


*  Goetbe  schreibt  1818  bei  Grelegenheit  emer  eigenen  «Critik*  eines 
Theils  von  «Wahrheit  und  Dichtung*  an  Riemer:  »Wendungen  wiederholen 
sich,  besonders  verdriessen  mich  die  an|d|iicklichen  Auxiliaren  aUer  Art 
Vielleicht  gelingt  Dinen  hie  und  da  die  Umwandelung  in  die  Partidpial- 
Konatniction,  die  ich  scheoe,  weil  sie  mir  nicht  gerathen  will*  Hieraas  gebt 
hervor,  dass  die  letztere  von  Goethe  keineswegs  Terworfen  wurde. 


882     Üeber  die  AoBbiidang  der  Deotfohen  Sprache  in  der  Nenxeit. 

Weltliteratur  einleite,  so  leben  wir  jetzt  mitten  darin.  Jedes 
bedeutende  Werk  eines  grösseren  Volkes  erscheint  nicht  fiir 
dieses  allein,  wird  vielmehr  mit  grosser  Schnelligkeit  in  andere, 
zumal  Europäische  Sprachen  übertragen  und  dem  Auslande 
leichter  zugänglich  gemacht.  Der  Gedankenaustausch  zwischen 
den  Bewohnern  verschiedener  Länder  durch  das  Schriftthum  ist 
ein  so  reger  wie  nie  zuvor.  Wenn  Goethe  weiterhin  dafürhält, 
dass  bei  einer  solchen  Weltliteratur  der  Deutsche  am  meisten 
zu  verlieren  habe,  so  bezieht  sich  das  offenbar  auf  die  be- 
dauerliche Neigung  des  Letzteren,  fremde  Worte  und  Wen- 
dungen in  die  Muttersprache  aufzunehmen.  Mit  vollem  Grund 
bemerkt  der  grosse  Dichter,  dass  wir  wohl  thun  würden,  der 
von  ihm  ausgesprochenen  Warnung  nachzudenken.  Wer  mitten 
im  Lande  wohnt,  gewahrt  es  nicht,  wie  bei  uns  —  abgesehen 
von  der  Zeit  des  letzten  Krieges  gegen  Frankreich  —  die  Aus- 
länderei in  der  Sprache  um  sich  gegriffen  hat  und  deren  ge- 
sunden Leib  immer  weiter  ankränkelt.  Wir  erinnern  an  die 
neuerdings  von  einem  Deutschen  in  Norwegen  angetroffene 
Landsmännin,  welche  Jenem  den  Zeitungsberichten  zufolge  er- 
klärte, dass  sie  die  Angelegenheiten  unseres  grossen  Vater- 
landes mit  grosser  Theilnahme  verfolge,  dass  ihr  dies  indess  von 
Jahr  zu  Jahr  mehr  erschwert  werde,  weil  unsere  öffentlichen 
Blätter  immer  mehr  fremde  Worte  und  Wendungen  aufnähmen. 
Wir  erinnern  auch  daran,  dass  ganz  neuerdings  die  Fremd- 
wörterbücher in  immer  grösserem  Maasse  anschwellen,  während 
hiermit  die  Erzeugung  guter  heimischer  Worte  und  Bildungen 
—  früher,  insbesondere  gegenüber  der  Französelei  von  den 
Besten  des  Volks  mit  Vorliebe  gepflegt  —  keineswegs  gleichea 
Schritt  hält.  Allerdings  ist  es  in  vielen  Fällen  weit  bequemer, 
das  einmal  landläufige  Fremdwort  zu  gebrauchen,  als  dafür  einen 
guten  Deutschen  Ausdruck  zur  Anwendung  zu  bringen.  Man- 
ches Fremdwort  muss  sogar  in  dieser  Zusammenstellung  so  und 
in  jener  anders  wiedergegeben  werden.  „Konkurrenz  machen 
würde  z.  B.  durch  „Abbruch  thun,^'  „eine  Konkurrenz  aus-^ 
schreiben^«  durch  „einen  Wettbewerb  ausschreiben*'  zu  ver- 
deutschen sein.  Es  lässt  sich  nicht  leugnen,  dass  Goethe  den 
hier  in  Frage  kommenden  Sinn,  welchen  er  mit  „Sprach- 
Patriotismus**   bezeichnet,    in   einem   für   seine  Zeit  höchst  an- 


€€ 


üeber  die  AusbildoDg  der  DeaUehen  Sprache  in  der  Neiueit.      S88 

erkennentwerthen  Grade  besass.  Er  bereicherte  unsere  Sprache 
durch  treffliche  Neubildungen  und  Verdeutschungen  fremder 
Worte.*  Sehr  gross  ist  indess  immerhin  noch  die  Anzahl  der 
seinerseits  gebrauchten  meist  wohl  übersetzbaren  Fremdwöner, 
wie  fast  jede  Seite  seiner  prosaischen  Werke  erweiset.  Unter 
Anderm  gebraucht  er  in  der  Kegel  den  Ausdruck  Societät  für 
Gesellschaft. 

Trotz  der  vielen  Fremdwörter  ist  Goethe  noch  immer  bei 
weitem  Deutscher  als  die  meisten  Schriftsteller  unserer  Zeit. 
Er  zeigt  in  hohem  Maasse  sprachbildende  Kraft,  welche  un- 
serem Geschlechte  fast  ganz  abzugehen  scheint  Man  beachte 
in  letzterer  Hinsicht  nur  den  allgemeinen  Gebrauch  des  —  bei 
dem  Auftauchen  der  grossen  Arbeitseinstellungen  in  Deutsch- 
land aufgekommenen  —  Englischen  Wortes  Strike,  durch  dessen 
Aussprache  unser  ganzes  Volk  lächerlicher  Weise  in  zwei 
Theile  geschieden  wird.  Die  Einen,  welche  der  Englischen 
Aussprache  kundig  sind,  sagen  „Streike,*^  während  die  Anderen 
von  9,Strieke^*  reden  und  seitens  Jener  belächelt  werden.  Hierzu 
kommt  noch,  dass  das  Geschlecht  des  Wortes  —  bei  dem 
Zweifel,  ob  es  der,  die  oder  das  Strike  heisst  — -  im  Civilstands- 
register  der  Deutschen  Wortgemeinde  nicht  festgestellt  ist.    Das 


*  Er  ersann  unter  nndern  die  Ausdrücke  Anempfinderin,  sowie  Klein- 
leben und  brauchte  viele  Deutsche  Worte,  statt  deren  man  jetzt  fremde  an- 
gewendet sieht.  "Wir  verzeichnen  als  solche  Verdeutschungen  von  Haupt- 
wörtern —  abgesehen  von  den  bereits  oben  unter  den  kürzern  Ausdrücken 
erwähnten  —  nachstehende:  „Alleinsinger"  für  „Solo-Sänger,"  «Auflebung** 
für  « Renaissance, "  „Aufputz**  (z.  B.  eines  Gemäldes)  für  „Retouche,"  «Be- 
suchskarte* für  „Visitenkarte,*  „bewegter  Boden«  für  „coupirtes  Terrain,* 
„Dienstlauf*  für  „Carrifere,"  „die  Ehre  des  Hauses  machen"  für  „Honneurs 
machen,"  „Einhelfer*  für  „Souffleur,"  „Gold -Philipp*  für  „ Philippsd'or," 
„Rückstreben*  für  „Reaction,*  „Selbstler"  für  „Egoist,*  „Selbstlemerei"  für 
„Antodidactenthnm."  Von  den  hier  angemerkten  Deutschen  Worten  wird 
jetzt  fast  keines  mehr  gebraucht,  manches  ohne  Beifügung  des  ihm  ent- 
sprechenden fremden  Ausdmcks  gar  nicht  einmal  verstanden.  Was  Goethes 
Verdeutschungen  von  Zeit-  und  Beiwörtern  angeht,  so  sei  nur  bemerkt, 
dass  er  „anähneln*  (assimiliren),  „antworten*  (korrespondiren  im  Sinne  von 
^entsprechen*),  „aussprechen"  (proclamiren)  und  „ins  Enge  bringen"  (con- 
centnren)  gebraucht,  auch  die  Ausdrücke  „ausgesprochen"  (prononcirt^, 
sansschliessend"  (exciusiv),  „flach  erhoben"  (in  Bas-Relief)  und  „geklemmt" 
(im  Dilemma)  zur  Anwendung  bringt.  ^  Er  selbst  erklärt  an  einer  Stelle  tref- 
fend :  „Der  Deutsche  begab  sich  oei  den  Franzosen  in  die  Schule,  um  le- 
bensartie  zu  werden,  und  bei  den  Römern,  um  sich  würdig  auszudrucken. 
Das  sollte  aber  auch  in  der  Muttersprache  geschehen,  da  denn  die  unmittel- 
bare Anwendung  jener  Idiome  und  deren  Halbverdeutschung  sowohl  den 
Welt-  als  Geschäftsstil  lächerlich  macht" 


984      üeber  die  Anibüdaiig  der  Deatsehen  Sprache  in  der  Neozeit. 

Wort  Arbeitseinstellung  ist  allerdings  für  eine  häufige  Anwen- 
dung zu  langy  aber  warum  wird  nicht  der  in  einer  Zeitung  ge- 
machte Vorschlag  angenommen,  den  Ausdruck  y^Strike*'  mit 
,,Streich''  —  was  derselbe  im  Englischen  ursprünglich  bedeutet 
—  zu  verdeutschen  oder  den  in  unser  Sprachgebiet  eindringenden 
Fremdling  mit  Hülfe  Eingeborener  (etwa  dem  früher  volks- 
mässigen  Worte  ^^Feiem^O  &us  dem  Felde  zu  schlagen,  lieber 
den  hier  beregten  y^Purismus*'  spricht  sich  Goethe  in  einem 
Abschnitt  mit  der  Ueberechrift  „Deutsche  Sprache  und  Ver- 
wandtes^' näher  aus.  9,Die  Muttersprache  zugleich  reinigen  und 
bereichem/'  heisst  es  dort,  ^^ist  das  Geschäft  der  besten  Kopfe ; 
Reinigung  ohne  Bereicherung  erweis't  sich  als  geistlos :  denn  es 
ist  nichts  bequemer,  als  von  dem  Inhalte  absehen  und  auf  den 
Ausdruck  passen.  Der  geistreiche  Mensch  knetet  seinen  Wort* 
Stoff,  ohne  sich  zu  bekümmern,  aus  was  für  Elementen  er  be- 
stehe; der  Geistlose  hat  gut  rein  sprechen,  da  er  nichts  zu 
sagen  hat.  Wie  sollte  er  fühlen,  welches  kümmerliche  Surrogat 
er  an  Stelle  eines  bedeutenden  Wortes  gelten  lässt,  da  ihm 
jenes  Wort  nie  lebendig  war,  weil  er  nichts  dabei  dachte.  Es 
giebt  gar  viele  Arten  von  Reinigung  und  Bereicherung,  die 
eigentlich  alle  zusammengreifen  müssen,  wenn  die  Sprache  le- 
bendig wachsen  soll.  Poesie  und  Leidenschaft  sind  die  einzigen 
Quellen,  aus  denen  dieses  Leben  hervordringt,  und  sollten  sie 
in  ihrer  Heftigkeit  auch  etwas  Bergschutt  mitfuhren,  er  setzt 
sich  zu  Boden  und  die  reine  Welle  fliesst  darüber  her.'^  Die 
vorstehenden  „Reflexionen '^  Goethes  erscheinen  begründet  bis 
auf  den  Schluss.  Denn  als  Quellen  neuen  Lebens  für  die 
Sprache  sind  doch  auch  eine  —  mit  Dichtkunst  und  Leiden- 
schaft nicht  zusammenhängende  —  glückliche  Eingebung,  sowie 
eine  ruhige,  sachgemässe  Erwägung  bei  vielen  Bildungen  er- 
kennbar.*   So  erzählt  Bode  in  dem  Vorworte  zur  Uebersetzuag 


*  Dem  Grimmschen  Wörterbuche  zufolge  stammt  aus  dem  18.  Jahr- 
hundert daa  dem  SUviachen  entnommene  Wort  „Dolmetsch,**  aus  dem  14. 
«Dauer/  aus  dem  15.  »guter  Dinge  sein'  und  aus  dem  16.  «Dolch,*  sowie 
«Fundgrube.*  Im  17.  Jahrhundert  entstanden  neben  dem  Hanptworte  «Bück- 
ling* die  Zeitwörter  «beobachten,*  sowie  «durchsuchen,*  und  das  Beiwort 
«dienlich.*  Anscheinend  um  1700  ward  der  Ausdruck  «kokett*  bei  ans  ein- 
geführt. Das  18.  Jahrhundert  im  Allgemeinen  brachte  die  Hanptworte  «Dm- 
sein,*  «Fühllosigkeit,*  «Füllhorn,*  «Habgier,*  sowie  das  Zeitwort  «befolgen* 
hervor,  erzengte  in   der  O^litte  «Denkweise,*    während  der  zweiten  Hälfte 


Ueber  die  AuBbildang  der  Deataclien  Sprache  in  der  Neusttt.      886 

von  Steme's  sentimental  jonrney  (1768)»  Leasing  habe  ihm 
„empfindsam^  ftir  jenes  Englische  Beiwort  empfohlen.  Beleh- 
rend ist  esy  za  sehen,  welche  Gedankenverbindung  den  Letzteren 
hierzu  gefuhrt.  „Es  kömmt  darauf  an,''  schreibt  derselbe, 
„Wort  durch  Wort  zu  übersetzen,  nicht  eines  durch  mehrere 
zu  umschreiben.  Bemerken  Sie  sodann,  dass  sentimental  ein 
neues  Wort  ist.  War  es  Sterne  erlaubt,  sich  ein  neues  Wort 
zu  bilden,  so  muss  es  eben  darum  auch  seinem  Uebersetzer 
erlaubt  sein.  Die  Englander  hatten  gar  kein  Adjectivum  von 
sentiment,  wir  haben  von  Empfindung  mehr  als  eines,  empfind- 
lich, empfindbar,  empfindungsreich,  aber  diese  sagen  alle  etwas 
Anderes;  wagen  Sie  ,empfindsam!'  Wenn  eine  mühsame 
Beise  eine  Beise  heisst,  bei  der  viel  Mühe  ist,  so  kann  ja  auch 
eine  empfindsame  Beise  eine  Beise  heissen,  bei  der  viel  Em- 
pfindung war.  Ich  will  nicht  sagen,  dass  Sie  die  Analogie 
ganz  auf  Ihrer  Seite  haben  dürften ;  aber  was  die  Leser  vor^s 
Erste  bei  dem  Worte  noch  nicht  denken,  mögen  sie  sich  nach 
und  nach  dabei  zu  denken  gewöhnen.^  —  Die  Wahl  von  „em- 
pfindsam" war  so  glücklich,  dass  sich  gar  kein  Widerspruch 
gegen  das  Wort  erhob  und  dass  dasselbe  noch  'gegenwärtig 
voUe  Geltung  hat. 

Viele  Worte  der  Goetheschen  „Prosa"  sind  jetzt  entweder 
ganz  veraltet  oder  nur  noch  wenig  in  Gebrauch.*  Dagegen 
scheint  keines  der  von  Goethe  gebrauchten  Fremdworte  unter- 
gegangen zu  sein.  Zum  Festhalten  der  Letzteren  kommt  noch, 
dass  seitdem  bekanntermassen  eine  Menge  von  fremden,  ins- 
besondere Französischen  Bedeformen  und  Wendungen  in  un- 
sere Sprache  Eingang  gefunden.  Das  Aufkommen  der  Welt- 
literatur hat  zur  Folge  gehabt,  dass  man  weit  mehr  als  früher 
Werke  des  Auslandes  bei  uns  übersetzt  oder  bearbeitet,  wo- 


„delicat''  und  spät  ^komisch.*  Die  Ausdrücke  «Deutschthum,*  ^kostspielig* 
und  „haltlos**  tauchen  erst  in  neuerer  Zeit  auf.  Es  liest  ausser  dem  Rahmen 
dieses  Aufsatzes,  auf  den  Ursprung  der  hier  hergezählten  Worte  näher  ein- 
zugehen; nur  sei  hervorgehoben,  dass  letzterer  nach  den  ftir  denselben  die- 
nenden Belegen  weder  auf  die  Dichtkunst,  noch  auf  die  leidenschaftliche 
Rede  zurückzuführen  ist 

*  Z.  B.  Grossheit  für  geistige  Grösse  und  Vorklage  für  Entschuldigung, 
sowie  einzelne  als  »Proyincialismen**  erscheinende  Ausdrücke:  Bocksbeutel 
für  Schlendrian,  Brane  für  Waldsaum,  Käfter  zur  Bezeichnung  eines  kleinen 
engen  Wohnranma  und  Eielkropf  für  Missgeburt 

ArchiT  f.  n.  Sfinieheii.  ZLIX.  26 


886       Ueber  die  AoslMldaDg  der  Deutschen  Sprache  in  der  Neuzeit. 

durch  fremde  Bildungen  bei  uns  eingeschmuggelt  oder  ein- 
geschwärzt werden.  Auf  solche  Weise  laufen  wir  Gefahr» 
gegenüber  dem  reichen  auswärtigen  Welt-Schriftthum  in  unserer 
Muttersprache  manches  besonders  Eigenartige  durch  schmähliches 
Aufgeben  zu  verlieren.  „Wir  haben,^  sagt  der  alte  Arndt  mit 
Recht,  „mehr  als  alle  andern  Völker  Ursache,  zu  wachen,  dass 
das  Eigenthümliche  und  ßesondere,  was  uns  als  Deutsche,  als 
ein  bestimmtes  Volk  mit  einem  bestimmten  Namen  auszeichnet, 
durch  die  Völkerfluth  und  Geistesfluth,  die  immer  yon  uns  und 
zu  uns  geht,  nicht  weggespült  und  weggewaschen  werde.^ 


IV. 

Die  von  Goethe  angedeutete  Gefahr  der  Entdeutscbung 
führt  uns  dazu,  das  Verhältniss  unseres  Volkes  und  unserer 
Gesetzgebung  zur  Muttersprache  zu  erörtern.  Die  grosse  Masse 
des  Volkes,  sogar  ein  bedeutender  Theil  der  „Gebildeten,''  lässt 
sich  in  sprachlicher  Beziehung  gehen,  achtet  wenig  auf  die 
Natur  der  einzelnen  Worte  wie  Wendungen  und  hört  kaum  auf 
eine  vor  der  Verwahrlosung  warnende  Stimme.*  Der  auf  den 
Erwerb  des  täglichen  Brodes  gerichtete  Arbeiter  und  sog.  kleine 
Mann  hat  weder  Müsse  noch  Mittel  zu  sprachlicher  Ausbildung 
—  Armuth  ist  das  strengste  Bücherverbot  —  und  reicht  viel- 
leicht mit  einem  Vorrath  von  mehreren  Hundert  Worten  fiir 
sein  ganzes  Leben  leidlich  aus.  Die  Verwaltung,  insbesondere 
Bereicherung  unseres  Wortschatzes,  sowie  die  Bewahrung  Deut- 
schen Wesens  in  unserer  Sprache  liegt  den  Gebildeten  und 
unter  diesen  wieder  vornämlich  den  Mussehabenden  ob,  welche 
die  heimische  Rede-  und  Schreibweise  durch  Vergleichung  mit 
fremder  Art,  durch  das  Lesen  guter  Bücher,  durch  schriftstel- 
lerische Thätigkeit  und  durch  Austausch  mit  geistig  geschulten, 
zugleich  vaterländisch  gesinnten  Personen  leichter  als  die  Müsse- 


*  Dr.  Binder  bemerkt  (in  seinem  neuerdings  erschienenen  Buche  , Lieht- 
funken  und  Pfefierkömer"),  es  gäbe  im  grössten  Deutschen  Staate  keinen 
Verdienstorden,  sondern  einen  Orden  pour  le  mörite  und  in  der  Hauptstadt 
Deutschlands  kein  Krankenhaus,  sondern  eine  Charit^.  Es  kommt  hierbei 
offenbar  in  Frage,  ob  nicht  derartige  geschichtliche  Erinnerungen  mit  Fran- 
zösischen Bezeichnungen  gegenüber  dem  Deutschthum  zu  bewahren  sind. 


Ueber  die  Aosbildang  der  Deotichen  Sprache  in  der  Neaaeit.      387 

losen  pflegen  können.  Die  „Aristocratie*'  hat  bei  uns  in  letzter 
Zeit  nicht  viel  Heimathe-Sprachebn  offenbart»  hat  gegenwärtig 
auch  nor  äusserst  wenige  in  schriftthümlicher  Beziehung  her- 
vorgetretene Glieder  aufzuweisen.  Man  sollte  meinen,  dass  un- 
sere Land-  und  Reichstägler  zur  Bethätigung  eines  gewissen 
„Spi^<^h-Patriotisnius*'  gelangen  mfissten.  Sie  richten  ihre  Auf- 
merksamkeit indess  im  Wesentlichen  nur  auf  den  Inhalt  der 
Gesetze  sowie  Anträge  und  achten  auf  die  Form  fast  gar  nicht. 
Dies  geht  soweit,  dass  sie  sogar  Sprachwidrigkeiten  durchgehen 
lassen.* 

Es  lässt  sich  sicherlich  nicht  leugnen,  dass  die  Sprache  der 
Gesetzgebung  von  grossem  Einfluss  auf  die  Bede-  und  Schreib- 
weise der  Beamtenwelt  und  mittelbar  wie  unmittelbar  auch  auf 
diejenige  der  ganzen  übrigen  Bevölkerung  ist.  Der  Beamte 
wird  geneigt  sein,  die  ihm  seitens  der  Gesetzgebung  gewisser- 
massen   zugefuhrten   guten   Ausdrücke   und   Wortfügungen    in 


*  Wir  erinnern  daran,  dass  der  {  5  des  Preossiichen  »Gesetses  über 
die  jnristisehen  Prüfungen  nnd  die  Vorbereitang  zum  höheren  JuBtisdienst* 
laalet:  ,Die  in  der  ersten  Prüfung  Bestandenen  etc.*  —  und  dass  diese, 
schon  in  früheren  Verordnungen  wie  im  gewöhnlichen  Leben  voi^ommende 
Wendong  doch  insofern  unrichtig,  als  man  von  Jemandem,  ohne  in  die  ge- 
meine Sprache  zu  verfallen,  nur  sagen  kann,  dass  er  die  Prüfung  bestanden 
bat,  nicht,  dass  er  in  ihr  bestanden  ist.  Erschien  der  Satz  «welche  be- 
standen haben*  nicht  wohl  angebracht,  so  hätte  man  sich  ja  vielleicht  der 
Ausdrücke  «die  Erprobten*  oder  «die  Bewl&hrten*  bedienen  können.  Wenn 
die  Gresetzgebung  Fremdwörter  gebraucht,  so  wäre  es  wenigstens  zu  wün- 
schen, dass  sie  dieselben  folgerecht  behandelte.  Während  Preussische  Ver- 
ordnungen das  Wort  «Cupon*  Deutsch  geschrieben  aufweisen,  findet  sich 
der  Ausdruck  «Couvert*  im  Deutschen  Strafgesetzbuch  mit  Französischer 
Rechtschreibung.  Die  hier  beregte  Umdeutschung  von  Fremdworten  ist  — 
wenn  sie  mit  Umsicht  vorgenommen  wird  —  insofern  von  grosser  Wichtig- 
keit, als  wir  durch  sie  einzelnen,  sich  für  jetzt  als  unersetzbar  zeigenden 
Fremdworten  den  Heims thsbrief  ertheilen  können.  Die  sog.  Ungebildeten 
formen  die  letzteren  oft  in  der  Weise  um,  dass  sie  dieselben  in  der  Aus- 
sprache Deutschen  Ausdrücken  annähern.  Der  gemeine  Soldat  sagt  häufig 
Schersant  für  Sergeant,  der  gewöhnliche  Berliner  „Tretoir,*  »Trittoir,*  — 
offenbar  im  Gedanken  an  treten,  Tritt  —  oder  gar  Tratera  für  Trottoir, 
welches  letztere  Wort  in  Polizei- Verordnungen  durch  den  Ausdruck  «Granit- 
bahn* ersetzt  ist,  während  in  einer  neuerdings  wiederholten  Bekanntmachung 
des  Berliner  Polizei-Präsidiums  von  Impfungen  und  „Bevacdnationen*  (statt 
.»Wieder-Impfongen*  oder  «Neu-Impfnngen*)  die  Bede. 

26  • 


888      Ueber  die  Antbildimg  der  Deatocfaeo  Spnelie  iq  der  Neuseit 

jedem  zu  ihrer  Anwendung  geeigneten  Falle  zu  gebrauchen  und 
wird  dieselben  auf  solche  Weise  in  den  Mund  der  mit  ihm  ge- 
schäftlich verkehrenden  Personen  bringen.  Ausserdem  nimmt 
das  Volk  selbst  jetzt  durch  die  vielverbreiteten  öffentlichen 
Blätter  mehr  als  früher  Kenotniss  von  neuen  Gesetzen  wie  Ver- 
ordnungen und  eignet  sich  daraus  manche  Ausdrücke  und  Wen- 
dungen an.  Der  hiemach  ganz  unberechenbare  sprachliche 
Einfluss  der  Gesetzgebung  ist  bisher  anscheinend  nicht  ge- 
hörig erkannt  und  berücksichtigt  worden.  In  der  Abfassung 
der  Verordnungen  thun  wir  es  wohl  unseren  Altvordern  nicht 
gleich.  Schon  Savigny  bemerkt  in  seiner  Abhandlung  vom  Beruf 
unserer  Zeit  für  Gesetzgebung  und  Rechtswissenschaft  betreffs 
der  Sprache:  »fleh  glaube,  wir  sind  in  diesem  Stücke  noch  in 
neueren  Zeiten  rückwärts  gegangen ;  ich  kenne  aus  dem  18.  Jahr- 
hundert kein  Deutsches  Gesetz,  welches  in  Ernst  und  Kraft 
des  Ausdrucks  mit  der  peinlichen  Gerichtsordnung  Karls  des  V. 
verglichen  werden  könnte.'^  Was  die  Schreibart  im  Allgemeinen 
angeht,  so  dürfte  das  Reicbsstrafgesetzbuch  vor  dem  landrecht- 
lichen Strafrecht  kaum  etwas  voraushaben.  Jenes  stellt  sich 
bekanntlich  als  das  Norddeutsche  Strafgesetzbuch  mit  geringen 
Abänderungen  dar  und  ist  mittelbar  mit  dem  letzteren  auf  eine 
sehr  eingehende  Art  (im  Mai-Heft  1871  des  Goltdammerschen 
Archivs)  vom  Prof.  Sontag  zu  Heidelberg  beurtheilt  worden. 
Derselbe  weiset  10  Fälle  nach,  in  welchen  die  Fassung,  be- 
ziehlich    der    Gebrauch    einzelner   Worte   fehlerhaft   erscheint, 

14  Fälle,  „in  denen  eine  zwar  nicht  geradezu  unrichtige,  aber 
doch  sprachlich  nicht  völlig  correkte  Fassung  gewählt  ist,**  und 

15  Fälle,  wo  das  Gesetz  ohne  Noth  von  der  in  der  Begel  fest- 
gehaltenen Ausdrucksweise  abgewichen.  Alle  diese  Bemer- 
kungen treffen  im  Wesentlichen  auch  das  Reichsstrafgesetzbuch.* 


*  Wir  beBchräoken  udb  darauf,  aus  dem  ersten  Abschnitte  »Unrichtige 
Atudrucksweiae'  mehrere  besonders  beachtenswerthe  Fälle  liervorzoheben. 
Wenn  es  im  §  SO  Nr.  2  beisst:  »Maganne  oder  andere  Vorrlithe  von  Wafien,* 
80  mu88  —  weil  ein  Magasin  als  solches  kein  Waffenvorrath  —  das  Wort 
„andere*  wegfallen.  Bei  »Schriften  oder  andern  Darstellangen*  in  den 
§§  85  mid  110  ist  »andern**  auch  zu  streichen,  weil  Scriften  als  solche  noch 
keine  DarsteUungen  sind.  Das  mehrberegte  Wort  fehlt  dagegen  an  dner 
andern  Stelle.     Im  §  92  Nr.  2  heisst  es  nämlich  »die  über  solehe  Keehte 


Ueber  die  Aosbildoog  der*  Deutschen  Sprache  in  der  Neozeit      $89 

AnerkeQDenawerth  bleibt  immer  das  Streben  seiner  Verfasser, 
wie  der  neueren  Gesetzgeber  überhaupt,  die  Fremdworte  mög- 
lichst zu  vermeiden.*  Die  bis  jetzt  von  der  Begierung  ge- 
machten Versuche,  ganz  neue  Ausdrücke,  Verdeutschungen  und 
Umdeutschungen  zur  Geltung  zu  bringen,  sind  indessen  —  ab- 
gesehen von  verschiedenen  Bildungen  im  Beichsstrafgesetzbuch 
(z.  B.  Mindestbetrag  und  Mehrbetrag  für  Minimum  und  Ma- 
ximum), sowie  in  einigen  aus  dem  Justizministerium  hervor- 
gegangnen  Gesetzen  —  wohl  nicht  besonders  glücklieh  gewesen. 
Wir  möchten  in  dieser  Hinsicht  einen  Fall  hervorheben,  in 
welchem  es  sich  um  die  Begründung  einer  neuen  Einrichtung 
ftir  den  öffentlichen  Verkehr  handelte,  nämlich  um  die  Einfuh- 
rung der  sog.  Correspondenzkarten.  Der  letztere  amtsspr^ch- 
liche  Ausdruck  erscheint  insofern  nicht  glücklich  gewählt,   als 


sprechenden  Urkunden  oder  Beweismittel,*  w&hrend  entere  doch  auch  zn 
den  letzteren  gehören.  Es  hätte  also  gesagt  werden  müssen:  »oder  anderen 
Beweismittel."  Die  erste  Bestimmung  des  §  275  handelt  von  „falschem 
oder  gefälschtem  Stempelpapier,^  während  dies  »Particip*  mit  jenem  Bei- 
wort gleichbedeutend  und  offenbar  »verfälscht"  gemeint  ist.  Der  §  841  be- 
ginnt :  »Ein  Beamter,  welcher  vorsätzlich,  ohne  hierzu  berechtigt  zu  sein . . . 
eine  Verhaftung  vornimmt  n.  s.  w."  —  während  das  Wort  »hierzu*  doch 
nicht  auf  etwas  Folgendes  bezogen  werden  darf.  Statt  »hierzu"  müsste  also 
»dazu*  stehen.  Durch  Alinea  2  des  §  862  wird  im  zweiten  Satz  der  Landes- 
behörde die  Befugniss  ertheilt,  »die  verurtheilte  Person  entweder  bis  zu 
zwei  Jahren  in  ein  Arbeitshaus  unterzubringen  oder  zu  gemeinnützigen  Ar- 
beiten zu  verwenden.*  Der  Sinn  dieser  Bestimmung  ist  ohne  Zweifel  der, 
dass  der  zweijährige  Zeitraum  für  den  einen  Fall  wie  fiir  den  andern  gelten 
soIL  Dann  müsste  sie  aber  dahin  gefasst  sein:  »die  verurtheilte  Person  bis  zu 
zwei  Jahren  entweder  in  ein  Arbeitshaus  unterzubringen  oder  zu  gemeinnützigen 
Arbeiten  zu  verwenden."  Endlich  wird  im  §  866  Nr.  9  mit  Strafe  bedroht: 
»Wer  auf  öffentlichen  Wegen,  Sirassen  oder  Plätzen  Gegenstände,  durch 
welche  der  freie  Verkehr  gehindert  wird,  aufstellt  n.  s.  w."  Der  Verkehr 
wird  aber  nicht  schon  durch  die  Gegenstände,  sondern  erst  durch  deren  Auf- 
stellung gehindert.  Die  Vorschrift  zu  9  hätte  daher  lauten  müssen:  »Wer 
dadorcb,  dass  er  anf  Öffentlichen  Wegen  etc.  Gregenstände  aufstellt  etc.,  den 
freien  Verkehr  hindert . . . .« 

*  Hierüber  bemerkt  Sontag  a.  a.  O.:  »Sowohl  die  Verfasser  der  Ent- 
würfe als  der  Reichstag  hatten  das  Bestreben,  Fremdwörter  möglichst  zu  ver- 
meiden. Das  hätte  sich  aber  wohl  noch  weiter,  als  geschehen,  geltend 
machen  können.  Vergleiche  z.  B.  §  301  (Bürgschafls-Instrumente),  §  315  ff. 
(Transporte  n,  Signale),  §  308  u.  867,  Nr.  6  (Materialien)." 


390       Ueber  die  AaBbildong  dar  Deotaehen  Sprache  in  der  Neuzeit 

derselbe  eehr  lang  und  in  seinem  ersten  Theile  ein  Fremdwort 
ist.  Hätte  sich  nicht  vielleicht  eine  kürzere,  rein  Deutsche  Be- 
zeichnung finden  lassen,  wie  Brief  karte?  Am  besten  wäre  es 
wohl  geweseui  der  neuen  Einrichtung  die  Benennug  Postkarte 
zu  geben  und  diesen  Ausdruck  im  innem  Dienste  der  zustän- 
digen Behörde  durch  einen  andern  zu  ersetzen.  Wir  hatten  er- 
wartet, dass  die  Regierung  des  Deutschen  Reiches  die  im 
Römischen  Kaiserreiche  Deutscher  Nation  üblich  gewesene 
Sprachmengerei  vermeiden  und  sich  in  den  Gesetzen,  zumal  in 
der  Verfassung,  einer  rein  Deutschen  Ausdrucksweise  befieisscn 
würde.  In  dieser  Erwartung  sehen  wir  uns  getäuscht.  Die 
Verfassung  des  Deutschen  Reiches  enthält  in  78  Artikeln  etwa 
100  Fremdwörter,  sowie  zwei  Lateinische  Wendungen,  welche 
sogar  mit  Römischen  Buchstaben  gedruckt  sind,  nämlich  in  na- 
tura und  pro  rata  (Art.  58  und  60).  Man  hätte  für  beide 
Wendungen  wohl  Deutsche  Vertreterinnen  —  „in  Natur"  und 
„antheilig"  —  und  im  Uebrigen  zu  heimischem  Ersatz  wenig- 
stens bei  denjenigen  Fremdwörtern  greifen  können,  welche  an- 
ders gesprochen  als  geschrieben  werden,  weil  diese  dem  Geiste 
unserer  Sprache  besonders  widerstreben  und  dem  gemeinen 
Manne  am  meisten  schwer  fallen.  Es  sind  das  solche,  welche 
aus  dem  Lateinischen  oder  Französischen  stammen.  Einzelne 
lassen  sich  nicht  ohne  Weiteres  für  alle  Fälle  übersetzen,  son- 
dern müssen  durch  Ausdrücke  wiedergegeben  werden,  welche 
in  dem  grade  vorliegenden  Falle  am  Platze  sind.  So  könnte 
man  in  dem  Satze:  „Der  Reichstag  prüft  die  Legitimation 
seiner  Mitglieder^  das  sechssilbigc  Fremdwort  durch  den  drei- 
silbigen Deutschen  Ausdruck  „Wahlausweis"  ersetzen.  Was 
die  anderen  in  der  Verfassung  des  Deutschen  Reiches  vorkom- 
menden Fremdwörter  der  oben  beregten  Art  angeht,  so  fuhren 
wir  dieselben  im  Nachstehenden  mit  den  ihnen  entsprechenden 
Deutschen  Bezeichnungen  an :  Administration  (Vorwaltung) 
Avancement  (Beförderung),  Aversum  (Pauschsumme),  Chefs 
(Oberen),  Disposition  (Verfügung),  Etat  (Anschlag),  Execution 
(Zwangsvollstreckung  oder  Betreibung),  Expedition  (Versen- 
dung), Expropriation  (Zwangsenteignung  oder  Enteignung), 
Formation  (Gestaltung),  Functionen  (Amtsbefiignisse),  Inspec- 
tionen  (Besichtigungen),   Instructionen  (Anweisungen),    Koloni- 


lieber  die  ÄusbilduDg  der  Deutschen  Sprache  in  der  Neozeit       891 

aation  (AnBiedlung),  Kommandeur  (Befehlshaber),  Eonetruction 
(Bau)y     Konvention    (Abkommen),     Obligationen-Recht    (FonU 
ningcn-Recht  nach  dem  Vorgange  Koch's  vom  Standpunkte  des 
Berechtigten    aus),    Organisation   (Begründung),    Petition   (Ge- 
such),   Publication   (Veröffentlichung),    Prägravation    (Vorbela- 
stung), Qualification  (Vorbildung,  Berdhigung),  Reglement  (Ord- 
nung),   Requisition   (Ansuchen),    Substitution   (Aftcrvollmacht). 
Einige  in  der  Verfassung  vorkommende  Verdeutschungen   sind 
nicht  folgerecht  durchgeführt,    so  „beziehungsweise^'  und  „be- 
ziehlich'*  gegenüber  respective  (Art.  8,  40,  52,  66),  „Stimmen- 
mehrheit'^    oder    einfach    „Mehrheit^'    gegenüber    „Majorität^' 
(Art.    9,   28)    und    „Zuständigkeit^'    gegenüber    „Kompetenz*' 
(Art.  23,  75).     Zu  den  Besonderheiten  der  Deutschen  Sprache 
gehört  bekanntlich  die  Zulässigkeit  einer  Zusammenfiigung  ver- 
schiedener Hauptwörter.     Dergleichen  „Wort-Ehen''  erscheinen 
dann  unglücklich,  wenn  Ausdrücke  aus  verschiedenen  Sprachen 
an  einander  gekettet  sind,   z.  B.  bei  folgenden  der  Ver&ssung 
entnommenen  Bezeichnungen :  Directiv-Behörde,  Final- Abschlüsse, 
Kontingents-Herr.     Eigenthümlich  ist  ein  Satz  gefasst,   welcher 
sich   auf  die  Beschlüsse  des  Bundesraths  bezieht:    „Nicht  ver- 
tretene   oder   nicht   instruirte  Stimmen   werden  nicht  gezählt." 
Schwerlich   würde  ein   Engländer,   Franzose  oder  Italiener  in 
einer  Verfassungsurkunde   die  mindestens  ungewöhnliche  Wen- 
dung „nicht  instruirte  Stimmen"  gebrauchen.    Ein  Gesetzgeber 
aber,    welcher   in   seinen  Verordnungen,    zumal  in  der  Landes- 
verfassung,   Fremdwörter   oder   ungelenke   Wortfügungen   an- 
wendet,  stellt   hierdurch    sich  und  seinem  Volke  in  gewissem 
Sinne  ein  Armuthszeugniss  aus,  ja  man  kann  sagen,  er  versün- 
digt  sich  an  der  Volksseele.     Die  Landesvertretung  hätte  das 
Recht  und  die  Pflicht,   in  dieser  Beziehung  auf  jede  Bill  näher 
einzugehen. 

Wer  unsere  Verordnungen  aus  der  ersten  Hälfte  des  19. 
Jahrhunderts  mit  denjenigen  aus  der  zweiten  vergleicht,  wird 
sich  des  Eindrucks  nicht  erwehren  können,  dass  die  Sprache 
der  Gesetzgebung  im  Ganzen  genommen  früher  besser,  ins- 
besondere gleichmässiger  war  als  gegenwärtig.  Sie  hat  in 
dieser  Hinsicht  vielleicht  etwas  unter  der  Einwirkung  der 
Landesvertretung   zu   leiden  —  in   Folge   der  Aufnahme   so- 


898      Ueber  die  Ausbildang  der  Deataehen  Sprache  in  der  Neuzeit. 

genannter  y^Amendements'^  —  der  Hauptgrund  der  Wandelung 
aber  iet  ein  anderer.    Ehedem  lag  die  Entwerfung,  sowie  Aus- 
arbeitung der  Gesetze  dem  Staatsrathe  ob,    während  sie  jetzt 
Sache   verschiedener   von   einander   ganz   getrennter   Behörden 
ist     In  England  verhält  sich  das  zur  Zeit  anders  als  bei  uns, 
weil  die  Regierung  jede    von   ihr   einzubringende    Bill    durch 
einen   höheren,    stilistisch   durchgebildeten    Beamten   in   Bezug 
auf  die   Schreibart   prüfen   läset.     Da   ein   einzelner  Beamter 
sehr  der  Gefahr   der  Einseitigkeit    ausgesetzt,    so    würde    bei 
uns  statt  dessen  ein  sogenanntes   CoUegium  zu  berufen   sein, 
das  dann  mit  weitergehenden  Sechten  und  Pflichten  ausgestattet 
werden    könnte.     Es    handelt   eich   um   eine  Behörde,    welche 
eine  gewisse  Gleichmässigkeit  in  der  ganzen  gesetzgeberischen 
Sprache  herstellt,   diese  zu  einem  Muster  trefflicher,    wahrhaft 
volksthümlicher  Auedrucksweise  gestaltet,  für  zweckmässige  — 
immer  nur  maassvoll  anzuwendende  —  Aenderungen  der  Bede- 
weise  und    Schreibart    ein    weithin   leuchtendes    Vorbild    giebt 
und   für   neue  Begriffe   oder  Dinge   die   ihnen  entsprechenden 
Deutschen  Bezeichnungen  aus  den  reichhaltigen  Schachten  un- 
serer Sprache  zu  Tage  fördert.    Man  kann  wohl   si^en,    dass 
hierbei  sogar  eine  Seite  der  vielbesprochenen  „socialen*^  Frage 
in  Betracht  kommt.    Der  gemeine  Mann  empfindet  es  als  eine 
Pein,   dass    er   die  von   den   sogenannten    Gebildeten  —  auch 
vom  Gesetzgeber  —  gebrauchten  Fremdwörter   nicht  versteht 
und  ftihlt  sich  Jenen  hierdurch  entfremdet.    In  einer  Zeit,   in 
welcher  man  Laien  zu  Schwur-  oder  Schöffengerichten  und  zu 
Synoden  heranzieht,   muss  man  vor  Allem  dafür  sorgen,   dass 
die  Amtssprache  eine  rein  Deutsche  sei.     Bezeichnend  ist  in 
dieser  Hinsicht  die  neuerdings  in  der  Protestantischen  Kirchen- 
zeitung  mitgetheilte  Nachricht,    dass   nach   der   Sitzung   einer 
Kreis-Synode  die  beiden  weltlichen  Mitglieder  eines  Kirchspiels 
die  Wiederwahl  abgelehnt,  weil  sie  wegen  der  vielen  seitens  der 
Bedner   gebrauchten   Fremdwörter   ausser   Stande   wären,    den 
Verhandlungen  gehörig  zu  folgen.     Unter  solchen  Umständen 
erscheint    es    als    eine   Schuldigkeit    der   gesetzgebenden   Ge- 
walten,  sich  möglichst  einer  gemeinverständlichen  Sprache  zu 
bedienen  und  in   dieser  Hinsicht  tonangebend  auf  die  Bevöl- 
kerung zu  wirken«     In  einer  grossen  Hauptstadt,   wie  Berlin, 


üeber  die  AufbildaDg  der  Deatachen  Sprache  io  der  Neaseit      S98 

werden  sich  immer  viele  Männer  —  schon  unter  den  Mitglie- 
dern der  Aeademie  der  Wissenschaften  —  finden,  welche 
Deutschen  Gemeinsinn  mit  bedeutender  sprachlicher,  auch 
schriftthümllcher  Bildung  verbinden.  Man  wähle  aus  diesen 
Männern  die  am  meisten  zu  Wächtern  oder  Priestern  des 
Sprachheiligthums  geeigneten  aus  und  bilde  aus  ihnen  ein 
„Sprach-Amt*<  als  berathende,  sowie  begutachtende  Behörde. 
Die  Aufgabe  des  letzteren  wäre  es  keinesweges,  in  Bezug  auf 
die  schriftthümlichen  Erzeugnisse  der  Gegenwart,  etwa  gar  die 
Tagespresse,  Sprach-Polizei  oder  Wort-  und  Silben-Tyrannei 
zu  üben,  sondern  ein  Banner  aufzupflanzen,  um  das  sich  die 
Kämpfer  für  eine  gesunde  Fortentwickelung  unserer  Mutter- 
sprache und  Schreibweise  schaaren  könnten.*  Ein  Zwang  lässt 
sich  in  dieser  Bichtung  überhaupt  nicht  ausüben.  „Wenn 
selbst  der  Kaiser, **  —  bemerkt  Friedrich  der  Grosse  bei  einem 
Vorschlage  zur  Anhängung  von  Vocalen  an  einzelne  ihm  sonst 
hart  klingende  Zeitwort-Endungen  —  „mit  seinen  8  Kurfürsten 
in  feierlicher  Reichstags-Sitzung  durch  Gesetz  die  neue  Aus- 
sprache einführte,  so  würden  doch  die  eifrigen  Teutonen  über 
die  Geber  des  letzteren  spotten  und  aller  Orten  schreien: 
Caesar  non  est  super  grammaticos;  auch  das  Volk,  welches  in 
jedem  Lande  über  die  Bedeweise  entscheide,  würde  weiterhin 
bei  der  alten  Aussprache  bleiben.'^  Es  dürfte  sich  indess  jetzt 
für  uns  schon  ajs  ausserordentlich  segensreich  erweisen,  wenn 
jede  Deutsche  Reichs-  und  Preussische  Staatsbill  und  all- 
gemeine obrigkeitliche  Verordnung  in  sprachlicher  Beziehung 
von  einem  Amte  der  erwähnten  Art  begutachtet  würde.  Bei  der 
Richtung  des  letztern  auf  die  Gesetzgebung  wird  die  Ein- 
seitigkeit vermieden  werden,  welche  man  den  Sprach- Academien 
der  Italiener  und  Franzosen  zum  Vorwurf  gemacht.  Sollte  es 
nicht  zur  Begründung  eines  derartigen  Amts  kommen,  so  möge 


*  In  AnsehoDg  der  Rechtschreibung  vergleiche  man  —  anwer  Jacob 
Grimm  in  der  Vorrede  za  seinem  Wörterbache  —  den  in  »Unsere  Zeit" 
Bd.  V.  S.  287  abgedruckten  Aufsatz  «Die  Verbeaserung  unserer  Rechi- 
BCbreibang*  Ton  dem  ausgezeichneten  »Germanisten*  Zacher.  Bei  dieser 
Gel^enheit  sei  ak  Zeichen  der  Zeit  bemerkt,  dass  man  neuerdings  das  aus 
dem  Deutschen  stammende  Wort  Bivooak  auch  Deutsch  schreibt  »Biwak.** 


894       Ueber  die  AuBbildang  der  Deaiichen  Sprache  in  der  Neuzeit. 

ein  vaterländisch  gesinntes  Mitglied  des  Reichs-  und  Land- 
tages gegenüber  jeder  Bill  als  Deutscher  Sprachwart  auftreten 
und  das  Deutschthum  in  der  Gesetzgebung  zu  Ehren  bringen. 
Eines  wie  das  andere  würde  ganz  wesentlich  dazu  beitragen, 
dass  wir  das  uns  Ton  dem  grossen  Konige  fiir  die  Entwicke- 
Inng  der  Deutschen  Sprache  Torgesteckte  Ziel  schneller  als 
sonst  erreichen,  die  letztere  auf  das  Höchste  ausbilden,  die- 
selbe auch  vor  den  aus  dem  ausländischen  Weltschriftthum  auf 
sie  eindringenden  ungünstigen  Einflüssen  bewahren,  sie  in  ihrer 
kemhaften  Eigenthümlickcit  erhalten  und  als  Weltsprache  an 
Stelle  des  Französischen  zur  Geltung  bringen. 


Die  Legenden  des  Ms.  Laud  108. 

Von 

Dr.  Horstmann. 


WähFend  die  Legenden  des  Ms.  Harl.  2277  bereits  zu  einem 
Theil  bekannt  sind^  und  die  Veröffentlichung  der  ganzen  Samm- 
lung durch  die  Early  Engl.  Text  Society  in  naher  Aussicht 
steht,  ist  den  Legenden  des  Ms.  Laud  108  bis  jetzt  keine  Be- 
rücksichtigung zu  Theil  geworden.  Bereits  im  vorigen  Jahre, 
während  meines  Aufenthaltes  zu  Oxford»  hatte  ich  Gelegenheit, 
einen  Theil  dieser  Legenden  zu  copiren;  jetzt  ist  mir,  Dank 
der  gütigen  Vermittelung  des  hohen  Ministeriums  und  der 
grossen  Liberalität  der  englischen  Behörden,  das  Manuscript 
zur  weitem  Benutzung  auf  6  Monate  hieher  übersandt  worden. 
FjB  sei  mir  gestattet,  an  diesem  Orte  diese  Legenden  zur  Kennt- 
nis8  zu  bringen. 

Ms.  Laud  108  (früher  Laud  K  60  und  darauf  C  73),  in 
einer  Notiz  am  untern  Bande  des  ersten  Blattes  bezeichnet  als 
liber  Guilielmi  Laud  Archiepi  Cantuar.  et  Cancellarir  Vni- 
versitatis  Ozon.  1633,  klein  folio,  enthält  bis  Blatt  198a  61  Le- 
genden aus  der  ersten  Hälfte  des  14.  Jahrhunderts,  darauf 
2  kleinere  Gedichte  (über  den  Menschen  und  seine  3  Feinde: 
Fleisch,  Welt  und  Teufel  in  186  V.,  und  die  Vision  des  h.  Paulus 
von  der  Hölle  in  252  V.  nach  der  apocalypsis  apocr.  Pauli); 
weiter  das  moralisch-didaktische  Gedicht  Debate  of  thö  body 
and  the  soul  aus  der  letzten  Hälfte  des  13.  Jahrhunderts  (^d. 
in  Thom.  Wright  „the  Latin  poems  conunonlj  attributed  to 
Walter  Mapes,  for  the  Camden  Soc.'^  London  1841) ;  dann  folgen 
die  Epopöen  von  Havelok  und  King  Hörn,   letztere  iu  einer 


S90  I^Äe  Legenden  def  Mf.  Laod  106. 

etwas  Jüngern  Hand  als  erstere,  und  am  Schlosse,  von 
Blatt  228b  bis  237,  3  weiter^  Legenden  aus  dem  Ende 
des  14.  Jahrhunderts  und  ein  Gedicht  mit  der  Ueberschrift: 
Here  bigynnet  aomer  sonedaj.  —  Di^  ersten  61  Legenden  sbd 
alle  um  dieselbe  Zeit,  aber  von  verschiedenen  Händen,  ge- 
schrieben und  gehören  demselben  binnenländischen  Dialekte  an; 
gewisse  graphische  Eigenthümlichkeiten,  wie  die  Einschiebung 
eines  u  nach  g  vor  e,  i  in  germanischen  Wörtern  und  die 
Schreibung  z  neben  th,  ziehen  sich  durch  alle  Legenden  hin- 
durch. Diese  sind  von  einer  Hand  des  15.  Jahrhunderts  mit 
arabischen  Zahlen  in  der  Mitte  des  obem  Randes  numerirt. 
Die  ersten  7  Legenden  sind  ausgefallen,  da  das  an  erster  Stelle 
stehende  Fragment  des  Lebens  Jesu  als  8  bezeichnet  ist« 

Das  Ms.  ist  von  neuerer  Hand  foliirt,  nicht  paginirt;  jede 
Seite  enthält  45  Zeilen.  Dem  Ms.  vorher  geht  ein  spater  hinzu- 
geheftetes Blatt,  Papier  mit  Pergament  überklebt;  auf  das  Per- 
gament ist  wieder  ein  etwa  einä  Hand  breiter  Streifen  Papier 
aufgeklebt,  welcher  ein  Verzeichniss  von  Legenden  in  einer 
schlechten  Hand  des  15.  Jahrhunderts  enthält;  da  aber  weder 
die  Zahl  noch  die  Namen  der  hier  genannten  Legenden  mit 
denön  des  Ms.  übereinstimmen,  so  ist  zu  vermuthen,  dass  dieses 
Verzeichniss  ursprünglich  zu  einem  andern  Ms.  gehörte  und 
hier  am  unrechten  Orte  steht. 

Die  einzelnen  Legenden  sind  nun  folgende: 
1)  Fragment  eines  Lebens  Jesu,  auf  10  Blättern  in  901 
Langversen  von  je  7  Hebungen;  Anfang  und  Ende  fehlen; 
ebenso  das  zweite  Blatt,  wovon  nur  ein  kleines  Bruchstück  mit 
den  Anfängen  von  4  Versen  unten  erhalten  ist ;  das  Gedicht  ent^ 
hält  die  Ereignisse  der  letzten  Lebenszeit  Christi,  von  der 
Heilung  des  Taubstummen  (Marc,  7,  32)  und  der  zweiten  wunder- 
baren Brodvermehrung  (Marc.  8,  1;  Matth.  15,  32)  an  bis  zum 
Entschlüsse  des  Judas,  Jesum  zu  verrathen.  Das  Gedicht  beginnt: 

And  «patte  a  layte  on  is  fiDgar  :  and  into  is  erene  it  schok 

He  watte  also  with  is  spotle  is  tonge  :  opene  )»iae  mouth  he  seide 

Speche  and  heringe  him  cam  anon  :  |)at  was  a  swete  dede 

In  an  enBannsple  perof  In  mani  stode  :  gwane  children  i  baptizede  beoi 

)ie  preost  heom  crovsec  mid  is  spoüe  :  ase  we  ofte  iaez 

—  Ore  louerd  prechede  wide  aboate  :  and  mache  folke  him  aiwede  fitfte 

So  lonffe  |)at  heo  of  honirrede  weren  :  wel  sore  at  |)e  laste 

Ich  habbe  gret  pite  ore  joaeid  aeide  :  t»at  liis  folk  nadde  iete 


Die  Legenden  dei  Mf.  Land  108.  897 

For  breo  dawes  heo  habbei  iriwed  me  :  and  noo^t  ne  liabbetb  to  mete 

I  neue  nou^t  fasUnde  lata  him  go  :  |>at  beo  beon  oaer  oome 

And  attrokien  bi  |ie  weie  for  feblene :  ^t  bonger  bem  babbe  i  nome 

Hon  acboide  we  loaerd  in  wildemesse  :  u  detciplei  sede 

So  manie  roen  falle  ase  bere  beoz  :  mid  so  luyte  brede. 

Ore  lonerd  beom  axede  bon  manie  lones  :  to  so  mncbe  folk  beo  badde 

And  heo  seiden  among  beom  alle  :  böte  seae  lones  beo  nadde 

|>o  bet  ore  loaerd  J>at  folk  sitte  :  and  beo  seten  adoon  ecb  on 

And  blesscde  (»e  seue  loaes  :  and  let  beom  dele  anon 

Heo  eten  and  maden  beom  wel  slade  :  six  |>oasend  men  |«re  were 

In  none  stude  |)are  beo  badden  ibeo  :  neaere  so  ifedde  beo  nere 

Ik)  heo  waren  foUe  and  giade  also  :  ore  looerd  bet  anon  rizt  |>ere 

To  gaderi  |>at  releef  into  bascates  :  |»at  it  forlore  nere. 

Sene  bascates  foUe  beo  gadereden  :  of  releef  after  mete 

Of  |»alke  seae  loues  |>o  ai  |)at  folk  :  so  wel  badde  iete. 

Und  schlieeat: 

Ore  loaerd  wende  anijt  to  betanie  :  and  with  symon  leprons  lay 

To  |)e  temple  be  wende  a^en  :  anon  so  it  was  aai  ligt 

A§en  ]>e  beie  feste  to  shewi  him  :  and  to  is  Inne  be  eode  ani^t 

|»e  deuel  |}at  badde  to  ore  looerd  onde  :  be  wende  into  Jadas 

Hia  In  was  euere  a  redi  bere  :  for  euere  a  scbrewe  be  was» 

He  eggede  bim  |)at  be  scoolde  sone  :  l>e  eiwes  ore  loaerd  take 

|>ene  wodnesdai  (le  giwes  comen  :  and  mid  bim  {»arof  spake 

Jadas  isai  beere  grete  wille  :  ^if  beom  |>are  of  mi^te  spede 

And  t>oa|te  |>at  he  nolde  bim  nonjt  biiake  :  böte  beo  him  leoaen  is  mede 

He  lioajte  on  (le  (»ritti  panes  of  teo|>inge  :  |)at  to  bim  wolde  babbe  i  wend. 

Darunter  steht  am  Rande  die  Notiz  von  einer  Hand  des 
15.  Jahrhonderta : 

?erte  ad  istnd  sig^nm  f  in  isto  libro  in  principio  libri  et  ibi  inveniet  plus 
Ue  pasaione  domini  post  assamptionem  ste  Alarie. 

Diese  hier  angedeutete  Fortsetzung  ist  aber  mit  dem  An- 
fange des  Ms.  weggefallen,  ebenso  das  genannte  Gedicht  de 
assnmptione  sce  Marie. 

2)  Darauf  folgt  von  anderer  Hand,  von  Blatt  11  bis  22a 
(jede  Seite  mit  zwei  Columnen)  das  Gedicht  von  der  Kindheit 
Jesu  in  1854  Versen  von  je  4  Hebungen,  mit  dem  Titel 
im  Anfang  (rechts  von  der  ersten  Columne):  Ici  commence  le 
enfannce  ihü  crist,  und  am  Schluss  des  Ganzen:  Ezplicit  hie 
infantia  Ihü  zpi.  £igenthömlich  ist  die  häufig  vorkommende 
Schreibung  thp  neben  z  und  th,  während  das  Leben  Jesu  zu- 
weilen thz  neben  z  th  gebraucht.  Von  Vers  88  ab  sind  den 
einzelnen  Abschnitten  des  Gedichtes  von  derselben  Hand 
kurze  prosaische  Inhaltsangaben  vorgesetzt,    z.  B.  nach  V.  88: 

here  ore  lenedi  allste  of  )»e  Asse  and  Josep   hire  halp  adonn  and  made 
faire  sitte  onder  a  treo  for  hete  l»at  bar  apples  and  o^er  frnyt 


898  Die  Liegenden  des  Ms.  Land  108. 

Die  V.  1679  als  Pe  bok  bezeichnete  Quelle  ist  in  letzter  Beihe 
das  apocryphe  Evangelium  de  infantia  salvatoris;  ob  aber  on- 
mittelbar  ein  fninzösischea  Original,  an  dessen  Existenz  wohl 
nicht  zu  zweifeln,  vorgelegen  habe,  ist  schwer  nachzuweisen. 
Von  dem  mhd.  Gedichte  des  Conrad  von  Fuozesbrunnen  unter- 
scheidet es  sich  in  vielen  Punkten;  die  im  deutschen  Gedichte 
breit  ausgesponnene  Geschichte  von  der  Begegnung  der  h.  Fa- 
milie mit  den  schächman  ist  im  Englischen  nicht  vorhanden; 
dafiir  enthält  dieses  eine  ganze  Reihe  anderer  im  deutschen 
Gedicht  fehlenden  Erzählungen. 

Inhalt:  Auf  der  Flucht  nach  Egypten  huldigen  Drachen 
und  Löwen  dem  Kinde.  Jesus  befiehlt  einem  Baume,  sich  zu  neigen 
und  Marien  von  seiner  Frucht  zu  geben ;  auch  lässt  er  Wasser 
aus  der  Wurzel  des  Baumes  fliessen;  drei  Zweige  dieses  Bau- 
mes werden  auf  sein  Geheiss  von  einem  Engel  ins  Paradies 
getragen.  Jesus  kürzt  den  Weg  nach  Egypten  um  30  Tage- 
reisen; im  Tempel  stürzen  300  Götzenbilder  vor  dem  Eande 
herab  und  zerbrechen;  Herodes,  Egyptens  König,  bekennt, 
Pharao's  gedenkend,  Jesu  seine  Sünden.  Fünf  Jahre  alt,  macht 
Jesus  Löcher  (lawes)  in  der  Nähe  eines  Flusses,  um  dessen  Wasser 
hineinzuleiten ;  ein  Jude  zerstört  sein  Werk  und  f&ilt  zur  Strafe 
todt  nieder,  wird  aber  auf  Bitten  Mariens  wieder  zun^  Leben 
erweckt.  Jesus  macht  am  Sabbat  12  Fliegen  aus  feuchter  Erde, 
worüber  die  Juden  erzürnen;  zwei  schlagen  ihn  und  fallen  todt 
zu  Boden ;  auf  Bitten  Mariens,  die  von  den  Juden  bedroht  wird, 
macht  er  sie  wieder  lebendig.  Zacharias,  der  grosse  Meister, 
sucht  Joseph  zu  bewegen,  Jesum  in  die  Schule  zu  schicken, 
der  aber  übertrifit  Alle  an  Gelehrsamkeit  und  erklärt  dem 
Meister,  dass  er  der  Messias  sei,  Abraham  gesehen  und  vor 
Abraham  gewesen.  Jesus  läuft  mit  seinen  Gespielen  um  die 
Wette  von  einem  Hügel  zum  andern,  wobei  alle.  Eins  aus- 
genommen, den  Hals  brechen;  er  erweckt  sie,  auf  Bitten  Ma- 
riens, mit  den  Worten:  Kommt  her  zu  mir,  wo  seid  ihr  so 
lange  geblieben?  Beim  Wasserholen  zerbricht  ein  Kind  einen 
Becher,  den  Jesus  wieder  heil  macht.  Er  hängt  seinen  Becher 
an  einem  Sonnenstrahl  auf;  als  seine  Gespielen  dasselbe  ver- 
suchen, zerbrechen  ihre  Becher,  die  er  wieder  heil  nuicht.  Ein 
Jude   verbietet  seinem   Kinde,   Jesus   liebstem  Gefährten,   mit 


Pie  Legenden  des  Mi.  Land  108.  599 

die»em  za  epielen  und  sperrt  es  in  einen  Thurm;  Jesus  zieht 
das  Kind  bei  seinem  Finger  heraus.  Nun  schickt  Joseph  ihn  in 
die  Schule  zum  Meister  Leowi;  er  will  aber  nicht  antworten 
und  wird  bestraft ;  da  sagt  er :  der,  den  du  geschlagen»  weiss 
tausendmal  mehr  als  du;  wenig  werth  ist  all  euer  Witz;  sage 
mir,  warum  Alef  der  erste  Buchstabe  ist,  fieth  der  zweite, 
Gimel  der  dritte;  mich  lehrte  der  Allwaltende;  er  und  ich  sind 
Eins.  Jesus  geht  mit  seinen  Eltern  nach  Nazarcth;  hier  steigt 
er  mit  andern  Kindern  auf  einen  Söller,  wo  im  Streite  ein  Kind 
ein  anderes  die  Stiege  hinabstosst;  Jesus,  den  man  beschuldigt, 
CS  getödtet  zu  haben,  macht  es  wieder  lebendig  und  fragt,  wer 
CS  gestossen;  „stiess  ich  dich  etwa?^  Nein,  Ilmo  that's.  Sechs 
Jahr  alt,  geht  Jesus  nach  Jericho;  auf  dem  Wege  holt  er 
Wasser  in  einem  Becher  fiir  Marien,  aber  ein  Jude  zerbricht 
den  Becher;  nun  sammelt  er  das  Wasser  in  seinen  Schooss 
und  bringt  es  seiner  Mutter.  Er  wirft  Körner  auf  ein  Feld  und 
in  Kurzem  steht  das  Feld  voll  guten  Kornes  (otene).  Die  Juden 
bergen  ihre  Kinder  vor  Jesu  in  einem  Ofen  und  antworten,  als 
er  fragt,  was  in  dem  Ofen  sei,  es  wären  Schweine;  „nun,  sagt 
Jesus,  so  seien  es  Schweine  immerdar.**  Die  Juden  finden  alle 
ihre  Kinder  in  Schweine  verwandelt;  „von  da  ab  halten  die 
Juden  die  Schweine  fiir  ihre  Brüder  und  essen  kein  Schweine- 
Heisch.^  Wieder  geht  Jesus  nach  Jericho,  wo  viele  Kinder  sich 
ihm  anschliessen;  er  setzt  sich  auf  einen  Sonnenstrahl;  die 
Kinder  versuchen  dasselbe,  brechen  aber  dabei  das  Genick ;  als 
ihre  Eltern  nun  Joseph  bedrohen,  steigt  er  von  dem  Sonnenstrahl 
und  macht  sie  wieder  lebendig.  Joseph  weist  Jesum  aus  dem  Hause, 
da  er  ihm  so  viel  Leid  verursache ;  er  kommt  zu  einem  Tuchfärber 
(diestare),  der  ihm  drei  Stück  Tuch  übergibt,  die  er  in  drei  ver- 
schiedenen Kesseln  blau,  grün  und  Scharlach  zu  färben  habe; 
Jesus  aber  legt  alle  zusammen  in  einen  Kessel  und  geht  davon ; 
der  Meister  glaubt  anfangs,  Jesus  habe  das  Tuch  gestohlen, 
findet  aber  endlich  sein  Tuch  schön  getärbt  in  dem  einen  Kessel 
wieder.  Jesus  kehrt  zu  seinen  Eltern  zurück.  Zehn  Jahr  alt,  weilt 
er  lange  bei  wilden  Thieren,  die  ihm  huldigen;  seine  Eltern 
glauben,  dass  er  zerrissen  sei;  da  erscheint  er  wieder,  von  den 
wilden  Thieren  begleitet.  Jesus  zieht  ein  Brett,  welches  zu 
kurz  gerathen,   in  die  Länge.    Darauf  geht  er  wieder  in  die 


400 


Die  Legenden  des  Bis.  Land  108. 


Soliule;  der  Meister  fragt  ihii|  was  Alef  bedeute;  als  er  ant- 
wortet: „das  werde  ich  erst  sagen,  wenn  du  mir  saget,  was 
Beth  ist,^  schlägt  ihn  der  Meister,  ßUt  aber  zur  Strafe  todt 
nieder.  Abermals  geht  er  in  die  Schule,  liest  zwar  wenig  aus 
dem  Buch,  redet  aber  von  dem  h«  Geiste,  so  dass  die  Meister 
auf  ihre  Knie  fallen ;  denn  sie  erkennen,  dass  er  wahrer  Gott. 
Darauf  erweckt  er  einen  reichen  Mann,  einen  Namensvetter 
seines  Pflegevaters,  dieser  Namensgleichheit  wegen  zum  Leben, 
und  bald  darauf  den  Joseph,  Jacobs  Sohn,  der  beim  Suchen 
von  Kräutern  von  einer  giftigen  Natter  gebissen  war.  Jesus 
geht  mit  seinen  Eltern  zu  einem  Feste,  wo  er  seine  Verwandten 
antrifft.  Zwölf  Jahr  alt,  disputirt  er  lange  Zeit  in  der  Schule 
der  Juden  und  wird  von  seinen  £ltern  lange  schmerzlich  ge- 
sucht.   Jesus  verwandelt  auf  der  Hochzeit  Wasser  in  Wein. 

Der  Anfang  des  Gedichtes  lautet: 

In  )>e  honaraunce  of  swete  Ihu  And  seth))e  i  circomcised  was  he 

|)at  is  loaerd  ful  of  vertu  Ase  |i6  lawe  was  in  )>at  contre 

Ane  pariie  ichalle  eou  rede  To  pe  temple  {lanne  he  was  i  sent 

Of  18  lijf  and  of  ia  childhede.  He  wai  welcome  verreiement 

Non  ich  eou  bidde  at  |>e  bigaynninge  Of  Symeon  |)at  Man  old 


bat  ge  herknen  to  (lis  talkinge 
,iif  a«  it 


t 


|)at  moche  of  him  bifore  hadde  itold 
berafter  l>re  kinges  of  vnconj^e  londe 
To  |)at  child  bron^ten  heore  aonde 
I  noujh  je  habbez  |>arof  iheord  teile 
Ne  kepe  ich  roore  of  heom  cpelle 
Bote  po  Heroude  l>at  wicke  king 
Uadde  i  heord  |>at  ti|)ing 
bat  liia  kinguea  of  onekQ|»e  contreie 
Werent  i  wend  hom  bi  an  o^er  wei^^ 
Him  |>oaite  ia  herte  wolde  tobreke 
Bote  jif  pat  he  were  a  wreke 
For  lesas  loue  he  let  de 
Alle  |>e  children  of  |)at  contre  n.  a.  w. 


wulleth  underatonde 
Hov'Ihc  liuede  in  |)isse  londe 
Ane  partie  |e  moawen  ihere 
Herkniez  (»anne  alle  ifere 
3wane  ihu  criat  was  ibore 
To  aaui  (lis  world  |)at  was  forlore 
In  one  crachche  he  was  ileid 
Bifore  Oxe  and  Aase.  soth|i  it  is  seid 
Wel  huy  wüsten  in  heore  mod 
(»at  it  was  Ihu  verrei  god 

nd  |)at  he  was  into  eor|)e  i  send 

b  bringue  us  out  of  turment 

Den  Schluss  desselben  bilden  folgende  Verse: 

Not  we  schuUen  fremde  and  sibbe 
With  milde  heorte  to  Ihfi  bidde 

&;t  he  US  jius  strencfie  and  mi^hte 
im  to  semi  bi  daje  and  ni^hte 
To  is  Moder  seinte  Marie 
We  schulten  euerech  one  crie 
bat  heo  us  grmunti  hire  loue  deore 
Do|>e  in  heouene  and  eke  here 
AuDgles  and  |>e  Apostles  alle 
With  ffuode  herte  bidde  we  schulle 
And  Martyrs  and  l»e  eonfeaaonra 
^at  huy  beon  ore  sooour 

Anmerkunff.    Diese  beiden  ersten  Gedichte  werden  binnen  Kursem  Ter- 
öffentlicht  weraen. 


Virffines  and  alle  (»at  seruieth  god 

Bidde  we  with  milde  mod 

|>at  huj  bereu  so  eure  erende 

To  Ihn  criste  al  weldinde 

^at  US  )iue  and  grauntie  pardonn 

And  of  ore  aunnea  remisaioun 

And  |>at  we  mouwen  at  ore  endeday 

Into  heuene  comen  an  heiih 

And  with  him  (lare  euere  beo 

Amen  seffgea  par  charite 

|>e  fader  pat  ait  in  trinite 

Hit  US  grannti  |>at  it  ao  beo. 


Die  Legenden  def  Ms.  Land  108.  401 

Die  Rückseite  dee  Blattes  22  ist  leer;  dann  folgt  von  an- 
derer Hand 

3)  Die  Legende  vom  h.  Kreuzes  von  Blatt  23  bis  29b  in 
614  Versen,  oben  am  Bande  in  einer  Hand  des  15.  Jahrhun- 
derts als  sta  crux  bezeichnet;   das  Gedicht  beginnt: 

l>e  holie  rode  i  foande  was  :  ase  ich  eov  nou|)e  may  teile 

Costantyn  |)e  Anmperour  :  mache  he)>ene  folk  gan  aqoelle 

For  fauv  ore  loaerd  iesn  crist  :  to  starongae  de|>e  broiute 

And  alle  |)e  he|)ene  men  )>at  neij  him  were  :  sone  he  dude  to  nou^te 

Eleyne  (lat  was  \b  moder  :  to  lerusalem  he  sende 

To  sechen  after  )»e  holie  rode  :  and  heo  gladliche  forth  iwende 

1)0  heo  cam  |>udere  heo  liet  crie  :  ase  heo  hire  red  hadde  inome 

|)at  alle  )>e  giwes  of  |)e  eile  :  bifore  hire  scheiden  come. 

|>o  |ie  giwes  i  somoned  were  :  huy  hadden  grete  fere 

Gret  conseil  huy  nomen  |)are  of  :  zwat  )>e  enchesoan  were  u.  s.  w. 

Nach  der  £rzählung  von  der  Auffindung  des  h.  Kreuzes 
folgen  mehrere  Wundergeschichten,  die  durch  das  h.  Kreuz  be- 
wirkt sind ;  die  einzelnen  Abschnitte  sind  durch  grosse  Initialen 
bezeichnet.     Schluss : 

Noalie  god  for  |>e  rode  lone  :  l)at  |>oa  were  on  ido 

Bringae  us  to  te  hei^e  loye  :  |>at  (»oaj  us  boomtest  to.    Amen. 

4)  Seint  Dunston ;  das  letzte  Blatt  ist  bis  auf  ein  kleines 
Bruchstück,  worauf  die  Anfange  von  etwa  20  Versen,  aus- 
gerissen; es  sind  nur  106  Verse  vorhanden. 

Anfang:  Seiot  Danston  was  of  engaelonde  :  icome  of  gnode  more 
Miracle  ore  louerd  dude  for  him  :  )»e  ^uyt  he  was  uobore 
For  |>o  he  was  in  his  moder  wombe  :  In  a  candel  masse  day 
|>at  folk  was  mache  at  charche  :  ase  hit  to  (»e  tyme  laj 
As  hoy  stoden  alle  with  beere  lijt :  rijt  also  men  stondeth  ^ait  noa 
Heore  lijt  qoeincte  euer  al  :  (tat  no  man  noste  hon 
Here  |»at  li^t  bamde  swi|>e  wel  :  and  here  it  was  al  oate 
|>at  folk  8tod  al  in  gret  wonder  :  and  weren  in  grete  doate  n.  s.  w. 

Auf  dem  ausgerissenen  Blatte  stand  auch  der  Anfang  der 
folgenden  Legende: 

5)  Seint  Austyn,  wovon  nur  50  Verse  vorhanden ;  der  Titel 
steht  oben  am  Bande,  wie  stets  bei  den  folgenden  Legenden. 

Anfang:  |>o.  he  to  |)e  yle  cam  :  to  seint  Aastyn  he  sende 

^at  he  to  him  with  his  felawes  :  to  don  is  erende  iwende 

Seint  Aastyn  him  grei|>ede  wel  :  and  his  felawes  echon 

For  to  fijbte  ajein  |)e  Deael  :  and  to  batavle  gon 

Hay  maaden  pe  signe  of  |>e  croiz  :  o)>are  Armes  ne  hadden  hoy  non 

For  to  done  fis  bataille  :  and  to  oaercome  heore  fon 

Ane  Croyz  of  seiner  with  ]>e  fourme  :  of  god  hay  leten  arere 

And  in  Stade  of  Banere  :  bifore  heom  hay  bere 

And  jeoden  forüi  wel  baldeliche  :  ase  hardie  kny^tes  and  gnode  a.  s.  w. 

Schluss:  Bidde  we  georne  seint  Aastin  :  l^at  cristindom  so  broa^te 

|>at  we  moten  to  I)ulke  loye  come  :  to  jwan  ore  loaerd  as  boa^te. 

AxvhlT  f.  n.  Spnobon.  XUX.  26 


40S  Di6  Legenden  des  Ms.  Land  108. 

6)  Saint  Barnabe  in  101  Versen. 

Anfang  :Seint  Barnabe  |»e  Apostle  :  |)at  guod  was  and  hiende 

I  Martred  ho  was  for  godes  lone  :  in  stronguo  de|)e  at|>en  ende 

After  |)at  ore  swete  louerd  :  to  heouene  gan  iwende 

|>e  Apostles  precheden  cristindom  :  ase  he  heom  gan  wit  siende 

8eint  Bamube  isaij  |>o  :  |)at  his  bileue  nas  noajt 

He  tumde  sone  to  |>c  Apostles  :  and  to  ore  louerd  al  is  Itou^t 

Of  lond  he  haüdc  ane  grete  feld  :  and  he  it  solde  wel  faste 

To  |>e  Apostles  he  wende  anon :  and  to  hoore  fet  |>e  pancs  caste  n.  s.  w. 

Schlass :  Nov  bid<le  we  ^come  ihn  crist  :  king  of  alle  kinge 

For  loue  of  seint  ßarnahc  :  [tat  be  us  to  heouene  bringue. 

7)  Seint  lohan  Baptist,  in  138  Versen. 

Anfang:  Seint  lohan  was  |)e  beste  bern  :  (le  holie  baptist 

|)at  euere  of  womman  wus  ibore  :  withoutc  ihfi  crist 

Ake  of  al  |iat  he  on  vrlie  was  :  we  ne  findez  nou3t  iwrite 

^at  he  ani  Miracle  dude  :  |)at  mnu  nii3hte  vnderjite 

Mani  men  |)inchez  |)erof  wonder  :  so  guod  man  ase  he  was 

For  manic  miracles  sum  o|tur  dude  :  |>at  fulliche  so  holi  man  nas. 

Schlnst:  Nou|)e  seint  lohan  ])at  in  (ic  flym  Jordan  :  baptisede  godes  sone 
Liene  us  )>ora3  ore  cristindom  :  to  |>e  loye  of  heouene  come. 

8)  Seint  lames  in  385  Versen. 

Anfang:  Seint  leroes  (»e  holi  Apostle  :  guod  is  to  habbe  in  mone 

Seint  lohanes  bro^ur  |)e  Ewangclist  :  and  ore  louerdes  aunte  sone 

His  Moder  was  or<;  Icuedi  soster  :  Mario  cleophe 

Of  guode  kunne  he  was  icome  :  non  betere  ne  mi^hte  be. 

SchlussiNou  bidde  we  3eoiiie  cacrechone  :  seint  lerne  milde  and  ore 
)iat  he  for  jtat  holie  stude  :  |>at  he  hath  in  galiz 
Helpe  US  and  alle  is  pilegrimes  :  and  bringue  u  sto  heouene  blis. 

9)  Seint  Oswold,  45  Verse  auf  Blatt  38b. 

Anfang :  Seint  Oswold  |)e  holie  king  :  of  |>e  on  ende  of  enguelonde 
King  was  ase  |mlke  tyme  bifeol  :  in  north  |)homberlonde. 

Schlus8:Nov  seint  Oswold  |»e  swete  Martyr  :  ore  erinde  to  gode  bcode 
liat  he  US  for3iue  ore  sunnes  :  and  us  helpe  at  alle  ore  neode 
And  ore  soule  for  is  swete  loue  :  into  blisse  lede. 

10)  Seint  Edward,   in  232  Versen;    am  Schlüsse  ist  noch 

ein  zweiter  h.  Eduard,    Sohn  de»  Apeldred,  Bruders  des  ersten 

h.  Eduard,  erwähnt. 

Anfang:  Seint  Edward  |ie  3ungue  :  was  kyng  of  Enguelonde 

Wel  3oung  he  imartred  was  :  |)oru3  tricherie  and  onde 

|io  is  Moder  |»c  guode  Qiiene  :  ase  god  wolde  was  dcd 

liis  fader  nam  an  o|iur  wijf  :  jiat  lu|»ur  was  and  qucd 

|iat  seint  Edward  louede  luyte  :  and  euere  radde  lu|iur  red 

Bi  hure  he  hudde  ane  o|)ur  sone  :  {tat  ihoto  was  Atheldred  a.  s.  w. 

Schliiss :  Nov  god  for  |>c  loue  of  heom  bo|ie  :  |>et  swete  kinguos  were 

To  |ie  loye  of  heouene  |)at  huy  beoth  inne :  with  heom  us  bringue  here. 

11)  Seint  Fraunceys,  in  475  Versen. 

Anfang:  Seint  Fraunceys  \}e  frere  Menour  :  (»at  guod  man  was  inoy3 

Marchaunt  he  was  in  his  3onghede  :  and  to  cche  treuwenesse  drovj 


Die  Legenden  des  Mb.  Land  108.  403 

Uis  Blarehaundise  he  rnaude  a  day  :  in  |»e  cite  of  Ante 

And   in   almesdedo   he   spendede  an  on  pouere  Men  :  machedel  \b 

marchaundiBe 
For  no  loue  of  catel  :  hc  it  nolde  bileae 
3wane  ani  pouere  man  him  bede  :  böte  he  him  som^wat  gene. 
SchlnM:Noa  god  for  |)e  loae  of  seint  Fraunceifl :  late  us  alle  {ladere  wende.  Amen. 

12)  Seiot  Albon,   106  Verse  (vita  sei  Albani,  so  der  Titel 
am  Rande). 

An&og:  Seint  Albon  |ie  holie  Man  :  was  here  of  Engnelonde 

I  martred  he  was  for  godes  loue  :  |>oruj  Jesu  cristes  sonde 
Formest  he  was  he)iene  man  :  and  of  he[iene  men  he  cani 
And  sethlie  ase  ore  louerd  it  wolde  :  he  tomede  to  cristindom. 

Scbliis8:Bidde  we  geome  Ihu  crist  :  and  seint  Albon  wel  faste         * 
)iAt  we  moten  to  \fe  loje  come  :  |)at  euere  schal  i  laste. 

13)  Seint  Wolston,  231  Verse. 

Anfkng:  Seint  Wolston  bischop  of  Wyrecestre  :  was  here  of  engelonde 
Swi|>e  holi  man  he  was  al  is  lif  :  ase  ich  me  ynderstonde 
(le  ^wile  he  was  a  ^ong  child  :  clene  lif  he  ladde  inovi 
iwane  ofiur  children  ornen  to  pleite  :  toward  churche  he  droo^ 
Seint  Edward  was  kvng  |io  :  |)at  noa|)e  in  heouene  is 
And  |)e  bischop  of  Wyricestre  :  Bri^ttey  heiue  iwis. 

Schlnss:  At  Wirecestre  he  was  ibured  :  and  gayt  he  liht  {lere 

liare  Man  may  for  is  holie  bodi  :  mani  fair  Mirade  iseo 

Nou  god  graunti  |iat  we  mote  with  him  :  in  {>e  loye  of  heouene  beo. 

14)  Seint  Matheu  Pe  Ewangelist,  146  Verse. 

Anfang :  Seint  Matheu  be  Ewangelist  :  apostel  he  was  and  is 
Ewangelist  and  eke  apostle  :  for  solie  hc  was  and  is 
Ewangelist  for  he  goaspelles  made  :  |»at  men  doth  ofte  rede 
Apostel  for  ore  louerd  nere  on  Tr|)e  :  seint  Mal  heu  with  him  gan  lede. 

Schln8s:Nou  lesu  crist  us  giue  is  grace  :  [lulke  loy^e  i  winne 
For  )»e  loue  of  seint  Matheu  :  |>at  he  woneth  inne. 

15)  Seint  Leger,  64  Verse. 

Anfang:  Seint  Leger  a  bischop  was  :  and  holi  man  inouj 

Mani  a  man  [loruj  is  prechingue  :  to  godes  lawe  he  drouj. 

Schlos8:Non  god  for  pe  loue  of  seint  Leger  ;  is  swete  grace  us  siende 
|)at  we  aftur  [lusse  liue  :  moten  to  |)e  loye  of  heouene  wiende. 

16)  Seinte  Fey,  112  Verse. 

Anfimg:  Seinte  Fey  ]}at  holie  Maide  :  of  swifie  hei^e  men  heo  com 
Swi|)e  ^ong  in  hire  childhod  :  he  tumede  to  cristindom. 

Scfaln88:Non  semte  Fey  and  hire  felawes  :  ore  erinde  beode  so 

(«t  we  moten  to  {le  loye  come  :  |)are  huy  beoth  inne  ido. 

17)  Ondleuene  pousend  of  virgines,  180  Verse. 

Anftng:  Ondleuene  |>ousend  of  Tirgines  :  for  ore  louerd  i  martrede  were 
Teile  ichnlie  of  heore  martyrdom  ;  and  ho  heom  |iarto  gan  lere 
A  kyng  |iare  was  in  Brutayne  :  sire  Maur  was  is  name 
Ane  doujter  he  hadde  |)at  hiet  ourse  :  pat  was  of  noble  fame. 

Schlnss :  Non  j;od  us  graunti  jif  is  wille  is  :  .(lat  we  moten  iwinne 

be  hei^e  loye  of  heouene  :  |>are  alle  |iis  Maydenes  beoth  inne 
Ne  |>at  we  neuere  |)arof  ne  missen  :  for  none  sorie  sunne. 

26* 


40i  Die  Legenden  dee  Mf.  Land  108. 

18)  Seiote  Eaterine,  259  Verse. 

Anfang :  Seinte  Katerine  of  noble  könne  :  cam  bi  olde  dawe 

Uire  fader  was  king  bire  Moder  Quvene  :  bo}»e  of  |>e  olde  lawe 

|>e  king  •  Coste  •  bire  fader  het  :  gret  clerk  t)i8  Mayde  was 

bare  nas  noa  of  |)e  seoe  •  Ars  :  |)at  heo  maister  of  nas 

Maxencius  bet  |>e  Anmperonr  :  In  ecbe  londe  be  let  crie 

\tht  ecb  kynerich  under  bim  :  come  to  Alisaondrie 

Euerech  Man  for  is  stat  :  to  don  to  beere  godes  sacrefise 

Uo  80  it  lete  men  scbolde  of  bim  don  :  8wj\te  strenge  lustise  a.  s.  w. 

ScbluBB!  Ibu  crist  for  |)e  sucte  loue  :  of  scinte  Katerine 

Graunti  as  (le  loye  of  beuene  :  and  scbilüe  os  fram  belle  pine 
Amen  amen  segge  we  alle  :  for  is  bolie  tyme. 

id)  Seinte  Lucie  (vita  sce  Lucie  ügis),  auf  2  Blättern ;  die 

letzte  Seite  mit  2  Spalten  ist  in  laufender  Prosa  geschriebeD. 

Anfang:  Seinte  Laote  |)at  holie  Mayde  :  In  Cezile  was  ibore 

3ong  beo  bigan  to  serai  god  :  and  bilefde  sunne  and  bore. 

Schlnss:  Aangles  fiare  weren  redie  Inowe  :  bire  soule  to  beuene  lede 
|)ere  beo  is  witb  ibü  crist  :  in  loye  witboaten  ende 
Noa  god  for  seinte  Lucie  loue  :  andere  us  late  iwiende.    Amen. 

20)  Saint  Thomas   of  Caunterburi,   von  Blatt  61a  bis  h8a 

in  über  2500  Versen;   gleich  im  Anfange  steht  als  Titel  rechts 

in  rother  Schrift :  Ici  poez  oyer  coment  aeint  Thomas  de  Kaunter- 

bures  nasqui.  e  de  quev  manere  gent  de  pcre  e  de  Mere,    und 

weiterhin  in  der  Mitte  von  Bl.  63a  ebenfalls  in  rother  Schrift: 

Uic  Isci  Comence  la  vie  seint  Thomas  Erceeueske  de  Kaunter- 

bury.     Weitere  Abschnitte  fehlen;    doch   finden  sich  häufig  am 

Rande  kurze  lateinische  Noten,  in  rothe  Quadrate  eingeschlossen, 

von  anderer  Hand,  welche  den  Inhalt  andeuten,  z.  B.  Ait  Kex, 

Ait  Thomas  u.  a. 

Anfang:  Wolle  je  nou|»e  i  beere  [lis  englische  tale  :  ))at  is  bere  iwrite 
Of  seint  Tbomas  of  Caunterburi  :  al  bou  he  was  bijite 
Of  londone  is  fader  was  :  a  bordeys  hende  and  fre 
Gilbert  Sekat  was  is  name  :  (le  bok  tellea  me 
Ake  is  Moder  was  of  be|>enes8e  :  nov  sone  §e  mouwen  ibeore 
AI  bou  beo  cam  into  engelonde  :  are  beo  icristned  were 
Gilebert  bim  bi|)OU(te  :  ^e  Croiz  for  to  fo 
In  to  (»e  bolie  lond  :  bis  penaunce  t>e  bet  to  do 
So  |)at  |io  be  kudere  cam  :  be  was  sone  inome 
Ase  a  sclaue  fortb  ilad  :  and  idon  In  prisone 
And  faste  was  igwiued  :  he  and  manie  mo 
And  iwust  wel  sikcrlicbe  :  |)at  be  ne  scbolde  awei  go 
In  |ie  Amirales  prisone  :  beo  badden  ibeo  so  longue 
To  geres  and  an  half  :  In  bendes  swi|ie  strongoe 
So  ^at  god  «af  \te  Amiral  :  bo|)e  heorte  and  wille 
))e  more  to  louien  Gilebert  :  for  be  was  meoke  and  stille 
Ecbe  daie  iwane  |)e  Amiral  :  to  is  mete  wolde  go 
He  bad  Gilebert  to  is  mete  :  scbolde  come  also 


Die  Legenden  des  Ms.  Land  106.  405 

Gret  auantage  for  8o|ie  it  was  :  )>at  he  mijte  so  gon 
Ake  eaere  he  hadde  ane  peire  feteres  :  faste  him  apon 
An«!  ofte  si|)es  \ie  Amiral  :  dude  for  Gilebardes  loue 
Auantage  to  is  felawes  :  bat  with  him  weren  In  prisone  u.  s.  w. 
SchloflB'.Kov  lesQ  crist  for  bolke  lone  :  |>at  seint  Thomis  on  (»ou^te 
3}'tte  US  part  of  |>nlke  loie  :  |)at  he  so  deor«  abou^te. 

21)  Nun  folgen  26  Verse,  worin  einiges  überden  Inhalt  und 
die  Ordnung  der  Legendenaammlung  gesagt  wird ;  die  4  letzten 
Verse  geben  kurz  das  Leben  Fabians ;  die  Verse  lauten : 

AI  ]>is  bok  is  imaked  of  holi  dawes  :  and  of  holie  mannes  lines 

|iat  soffreJen  for  ore  loaerdes  loue  :  pinene  manie  and  riue 

jiat  ne  spareden  for  none  ei^e  :  ffodes  weorkos  to  wurche 

Of  {was  liues  gwane  hcore  feste  lallez  :  men  redez  in  holi  churche 

)»ei  ich  of  alle  ne  mouwe  nou^t  teile  :  ichulle  teile  of  some 

Ase  euerech  feste  after  o|>ur  :  In  (le  ^ere  doth  come 

|»e  furste  feste  |iat  in  |>e  ^ere  comez  :  we  cleopiez  geres  dat 

Ase  ore  louerd  was  circnmcised  :  In  \te  ^wene  lay 

For  to  falfttllen  heore  lawe  :  and  for  cristinedom  non  nas 

Are  longe  |)are  aflur  ward  :  |)at  he  I  cristned  was 

He  was  Nyne  and  twenti  jer  :  and  (irettene  dawes  old 

Are  he  ibaptized  were  :  ase  |>e  bok  ns  hath  itold 

Also  it  fei  a  twelfte  dai  :  seint  lohan  |>e  baptist 

Baptizedo  in  fie  flum  lordan  :  ore  louera  Ihü  crist 

In  [»at  dai  a  twelf  mon|>e  :  ore  louerd  waa  at  one  feste 

bare  he  turnde  water  to  win  :  lK)ru|  is  moder  beste 

We  holdez  also  |)a(  dai  feste  :  of  ^e  (iridde  (linge 

Ase  \te  |)re  kingues  to  ore  louerd  :  presaunt  dude  bringe 

To  him  heo  comen  ase  is  moder  :  a  childbedde  lay 

After  (tat  be  ibore  was  :  })ane  |)rette|)e  day 

Ase  it  fallez  a  twelfte  dai  :  longe  heo  erore  him  sonnten 

Gold .  and .  mirre .  and  ansens  :  In  presaunt  heo  him  brougten 

Seint  Fabian  |)rettene  ^er  :  pope  was  In  rome 

He  tumede  mani  men  |)at  lu|)ere  weren  :  into  cristinedome 

Decius  bat  prinoe  was  :  of  he|>enes8e  |)0 

He  let  him  martri  (»ere  fore  :  and  o|)ere  with  him  mo. 

22)  Seint  Sebastian  (links  am  Bande:  vita  sei.  Sebastiani), 
90  Verse. 

Anfaog:  Teile  ichulle  of  |ie  holi  man  :  seint  Sebastian 

He  seruede  ane  he\te  amperour  :  |)at  het  dvoclician 
Hext  maister  ho  was  onder  him  :  to  don  al  his  wille 
Cristtne  Man  he  was  bicome  :  böte  (larof  he  hcold  him  stille 
For  no  doute  of  Martyrdom  :  ake  for  (»at  he  wolde  longe 
Serui  god  ahnijti .  are  he  wolde  :  deth  onderfongc. 

Schlnss:  |rt]s  seint  Subastinn  t>e  holi  man  :  is  lif  broiute  to  endo 

And  fram  jie  pine  of  is  liue  :  to  |>e  blisse  of  heuene  he  gan  iwende. 

23)  Seint  Anneis  (vita  sce  agnetis),  128  Verse. 

Anlang:  Seint  Anneis  (lat  holi  Maide  :  wel  gong  heo  bigan 
To  serui  god  almigti  :  to  beon  cristine  womman 
Heo  nas  böte  of  |>rettene  |er  :  |)0  heo  was  to  de)ie  ibrou^t 
For  |>e  loue  of  Ihü  crist  :  |>at  deore  ns  hath  ibougt 

Schlafl8:'|rus  |jis  Mayde  seinte  Annes  broujte  hire  lijf  to  fine 

AJnd  wende  to  |>e  loye  of  heaene  :  after  hire  muchele  pino. 


406  Die  L^enden  des  Ms.  Laud  108. 

24)  Seint  Vincent  (vita  sei  Vincentij  Martins),    in  186  V. 

Anfang:  Seint  Vinceot  in  Spayne:  to  a  cristine  bischop  cam 

|>at  men  cleopeden  Valentin  :  and  cristindoni  of  him  nam 

\te  king  of  be  londe  :  Dadan  waa  is  name 

For  t>e  biacbop  cristine  was  :  he  {loo^te  to  don  bim  scbame. 

Schlo88:Men  nusten  neuere  martyr  non  :  fiat  hadde  more  tonnent 

Ne  |Mit  with  0om  pine  ouercome  nas  :  böte  |ie  gode  man  seint  Vincent 

25)  Seint  Powel  (als  Titel  rechts  in   rother  Schrift:    vita 
sei  Pauli),  in  74  V. 

Anfang :  Seint  Powel  waa  a  lufier  Man  :  are  he  icouerted  were 

All  |ie  crisiine  Men  of  )ie  lond  :  hadden  of  him  gret  fere 
For  he  waa  mache  and  atrong  and  feol  :  jware  ao  he  eni  founde 
In  chaumbre  ne  in  bedde  he  ne  aparedc  noujt  :  (tat  he  ne  aloTj 

heom  alle  to  grounde. 

Schi  ass:  Seint  Powel  to  criatincdom  :  cam  in  {lusse  manere 

God  na  graunti  for  ia  loue  :  In  heuene  to  ben  ia  fere. 

26)  Seinte  Bride  (vita  sce  Brigide  •  virginis,  in  roth),  58  V. 

Anfang :  Seinte  Bride  of  hei^e  men  :  In  acotlond  heo  cam 

Of  riebe  men  and  of  gret  power  In  lawe  of  criatindom 

{•is  Maide  bigan  wel  long  :  to  beo  of  portmre  hcnde 

farc  ne  achohle  Tildeue  ne  word  :  neuere  fram  hire  wende. 

Schiusa:  (leoa  miraclea  and  manie  offure  :  aeinte  Bride  wrou^te 

[le  blinde  and  |je  doumbe  :  to  guode  hele  heom  brou^te 

jie  furate  dai  nf  feuerer  :  hire  Inf  heo  brennte  to  ende 

God  ua  graunti  alle  forth  with  hire  :  te  bliaae  of  heuene  wende. 

27)  Seinte  Agace  (vita  sce  Agathe),  134  V. 

Anfang:  Seinte  Agace  \iBt  guode  Maide  :  In  ciaile  waa  ibore 

Wel  Aong  heo  bigan  criatine  to  beon  :  \täi  hire  aoule  nere  furlore. 

Schlu8s:|io  achewede  ore  louerd  [lat  it  was  aoth  :  |iat  |ie  maide  aeinte  Aga^ 
Aaeruede  deliueraunce  to  a1  |)e  Contree  :  jiare  wel  iaene  it  waa 
Also  wiliche  we  schuUen  hire  bidde  :  aae  heo  |»e  contreie  jaf  böte 
|)at  we  to  l>e  loye  |)are  heo  ia  Inne  :  with  hire  come  we  mote. 

28)  Seinte  Scholace,  64  V. 

Anfang:  Seinte  Scholace  |<at  holie  mayde  :  heo  waa  of  clene  liue 

Leouere  heo  hadde  to  beon  Nonne  :  |>ane  beon  iweddet  to  wiue. 

Schiusa :  Bidde  we  auete  Ihü  erist  :  |>at  ia  ao  fair  and  hende 

|}at  we  moten  (ludere  comen  :  ase  Scholace  dude  iwende. 

29)  Seint  Paterik  (mit  dem  Titel  rechts  am  Rande:  Pur- 

gatorium  sei  Patrici.  abbatis),  in  626  V. 

Anfang:  Seint  Paterik  (lorn  godca  prace  :  makede  ane  put  in  Irlonde 

|)at  aeint  Patrike  purgatone  ia  ideoped  :  jeot  aae  ich  onderatonde 
Ore  louerd  him  bitok  ane  ataf  :  mid  ia  owene  honde 

Iiat  he  fond  (»ulke  purgatorie  with  :  ihered  beo  godea  aonde 
n  Irlonde  ia  geot  (lilke  ataf  iwuat  :  derewort>eliche  inov| 
For  gret  relike  he  is  iholde  :  and  elles  it  were  woug 
Seint  Paterik  in  |)ulke  stude  :  |iat  bis  pur^torie  is 
Of  religion  bigan  an  hous  :  t>at  >eot  stant  iwis 
And  Chanoynes  bare  inne  he  maiKede  :  ase  geot  (lare  beoth  also 
|)ano  put  he  let  faste  dosi  aboute  :  |>at  noman  ne  oome  |iarto. 


Die  Legenden  des  Ms.  I^ud  108.  407 

Schloss:  Nov|)e  ^e  habbe«  alle  theord  :  horuj  ore  louerdes  grace 
Hoa  »eint  Paterik  liulke  purgatorio  :  foande  in  |>at  place 
For  to  warni  mon  aboute  :  heore  sonnes  here  to  bete 
For  t»e  loue  of  Jesu  crist  :  and  of  is  moder  swete 
Alle  ower  sannes  betez  here  :  ns  god  ov  wolc  grace  sende 
|)at  ^e  mouwen  withoute  pine  :  to  parays  hennes  wende 
God  leue  ua  ovre  sunnes  here  to  biete  :  for  is  holie  wounde 
|)at  we  ne  |>oruen  in  porgatorie  :  bileue  böte  luyte  stounde. 

30)  Vita  sancti   Brendani  .  Abbatis  do   ITybernia  (Ueber- 
8chrift  in  roth),  562  V. 

Anfaog:Seint  Brendan  (»e  holi  man  :  was  here  of  ovre  londe 
Monek  he  was  of  harde  liue  :  as  ich  me  anderstonde 
Of  fastingue  and  o|)ar  pcnuunce  inov  :  and  Abbot  he  was  |icrc 
Of  a  [lousond  Monekes  :  |iHt  alle  ander  him  were. 

Schlnss:  Mani  fair  roirade  men  habbez  sethfie  :  for  him  pare  ifounde 
And  a  fair  Abbeie  pare  is  ared  :  ase  is  bodi  was  ido 
God  bringue  us  to  (mlke  loye  :  |iat  is  soule  wende  to.    Amen. 

Die  Bückseite  des  letzten  Blattes  von  St.  Brendan  ist  un- 
beschrieben; dann  folgt 

31)  Sejnt  Nicholas,  427  V.,  ohne  Titel. 

Anfang:  Se^nt  Nicholas  t>e  holie  Man  :  |)at  gnod  confessour  was 
Of  heize  men  he  was  icomc  :  In  |je  cite  of  Patras 
For  in  Patras  he  was  ibore  :  nelle  ich  l^arof  noujt  lye 
Uis  moder  name  was  lone  :  his  faderes  epiphanie 
(>e  farste  day  (»at  he  was  ibore  :  t>at  child  \iüt  was  so  guod 
Ase  it  was  in  ane  mele  ibat>ed  :  slone  uprijt  it  stod 
Ano  so  he  was  ibore  :  and  gan  to  beo  guod  and  clene 
He  nolde  fridai  ne  wodnesday  :  senke  nonjt  böte  ene 
|)o  he  coal»e  gon  ant  speke  :  he  ne  pleide  neuere  mo 
Ake  jwane  o(mr  children  rageden  fasite  :  to  charche  he  wolde  go. 

ScblassrLooerd  for  |ie  loue  of  seint  Nicholas  :  mani  Miracle  hast  ido 

I)Ou  Schild  US  fram  ]>e  pine  of  helle  :  and  fram  dcdliche  sänne  aläo. 

32)  Scint  Julian    I>e   confessour   (vita  sei  Juliani  confes- 
soris),  36  Verse,  und 

33)  Seint  Julian  Pe  guode  herebeger  (vita  sei  Juliani  boni 

hospitis),  144  Verse.     Die  erste  Legende  beginnt: 

Seint  lalian  [le  confessoar  :  was  ibore  at  rome 
Mache  folk  [loruj  is  prechingue  :  cristine  heo  bicome. 

Die  letztere: 

8eint  lalian  \ie  gaode  herebeger  :  of  noble  kuynde  com 
Stalewarde  and  streng  man  he  was  :  and  louede  wel  cristindom 
Ho  lonede  also  game  inouj  :  of  haaekes  and  of  hoandes 
A  noblere  bodi  (lane  he  was  :  nou^were  nas  non  ifoande. 

34)  Seinte  Marie  Egyptiane  (rechts  am  Bande  in  roth :  vita 
sce  Marie  Egiptiace),  342  Verse. 

Anfang:  Seinte  Marie  egyptiane  :  In  egypte  was  ibore 

AI  hire  ^oaxige  ^|f  heo  liaede  :  in  sonne  and  in  höre 


4Ö8  Die  Legenden  am  Ms.  Land  108. 

Vonelie  beo  was  tweolf  ^er  old  :  are  heo  dnde  folie 
Hire  bodi  and  al  hire  wiUe  heo  dude  :  to  snnue  of  lecherie. 
SchloM:  bus  seinte  Marie  ^yptiane  :  oat  of  hire  fole  dede 

Wende  to  henene  blisse  :  |>oraj  penaunoe  |>ai  heo  gan  lede. 

35)  Seint  Crietofre  (rechts  in  roth:    Tita  sei  Cristofori),  io 
224  Versen. 

Anfang :  Seint  Cristof re  was  a  saracen  :  in  {le  londe  of  canaan 
In  none  stude  bi  is  daie  :  nas  so  gret  a  man 
Foare  and  twenti  fet  he  was  long  :  and  t>icke  and  brod  inoa^ 
Aftwnch  böte  he  were  strong  :  me  (linchez  it  were  woa^ 
AI  a  contreie  |)are  he  were  :  for  him  wolde  fleo 
|)arefore  him  |)OUjte  [»at  noman  :  Ajen  him  scbolde  beo. 

ScUom:  hos  seint  Cristofre  |)ene  hexte  louerd  :  atfie  laste  ofsou^te 
Uod  US  bringue  to  (»ulke  loye  :  |iat  he  is  soule  brou^te. 

36)  Seint  Domenic  (vita  eci  Dominid  confessoris),  347  V. 

Anfang :  Seint  Domenic  |>e  holie  frere  :  in  spayne  was  ibore 
In  |)e  toune  of  Caylre  :  wel  guod  was  |ie  more 
Sire  Feiice  is  fader  het  :  is  moder  dame  lone 
Glad  was  |>e  Moder  of  {»e  sone  :  |iat  for  him  gan  ofte  grooe. 

Schluss:  Bidde  we  geome  seint  Dominic  ;  \tät  \te  ordre  hath  iwroujt 
|)at  we  beon  forth  with  him  :  to  |)e  loye  of  heaene  ihrou^t 
Bidde  we  ore  louerd  and  ore  lauedi  :  for  seint  Dominlkes  luue 
pat  we  moten  aftur  ore  endeday  :  to  |>e  blisse  of  heaene  come. 

37)  Teofle,  193  V. 

Anfang:  Teofle  was  a  swyfie  gret  man  :  and  gnod  derk  he  was  abo 
Hext  Maister  bifore  alle  obere  :  ander  \a  bischope  ido 
|>o  te  bischop  was  ded  :  Teofle  was  forth  ibroo^t 
To  beon  bischop  aftur  him  :  ake  natheles  he  nolde  nout. 

Schluss:  Wel  fair  Mirade  ore  leaedi  dude  :  |>at  brouite  him  of  |>ulke  wo 
Ase  heo  hath  manje  o}>ere  idon  :  and  jeot  heo  wole  wel  mo. 

38)  Seint  George,  100  Verse. 

Anfang:  Seint  George  |>e  holie  man  :  ase  we  findez  i  write 
In  |>e  londe  of  Cappadoce  :  he  was  ibore  and  bi^ite 
|)e  false  godes  he  forsok  :  and  tornede  to  eristinedom 
And  louede  lesa  crist  8wi|)e  wd  :  and  holi  man  bicom. 

Scfalius:NoY  god  for  seint  Greorges  loue  :  late  ore  soule  |iadere  wende. 

39)  Seint  Eadmund  (vita  sei  Eadmundi  regia),  99  V. 

Anfang :  Seint  Eadmund  |>e  holie  kyng  :  Ibore  was  here  bi  este 

In  |)e  on  ende  of  £ngelonde  :  of  jwam  Men  makiez  feste 
For  of  Soathfolke  he  was  kyng  :  and  of  l)e  contreie  wel  wide 
|)are  weren  in  Enguelonde  bo  :  kyneus  in  fde  side. 

Schlass:Nov|>e  god  for  l>e  loue  of  Seint  Eadmund  :  |)at  was  so  noble  king 
Graunte  us  ^  loye  ^ai  he  is  Inne  :  aftnr  ovre  ending.    Amen. 

40)  Seynt  Mi3hel  I>e  Archaongel,  in  803  Versen ;  vollständig 

erhalten. 

Anfang  :Seynt  Miihel  |)e  Ardiaungd  :  and  is  felawes  also 

Huy  beoth  bi  tweone  ore  louer  dand  as  :  to  schewi  gwat  we  schnlie  do 


IMe  Legenden  deg  Ms.  Land  108.  409 

Ane  day  hny  habbes  in  |)e  §ere  :  ttornj  al  eriftinedom 
|K>ru|  fair  mirade  of  seint  Michel  :  he  day  a  man  fnnt  nom 
In  |ie  one  ende  of  Aj^urle  :  a  gret  nul  ^re  was  and  hei^ 
|)at  |ie  hol  ^gan  is  icleoped  :  for  a  man  (lat  |)are  was  neij 
Imt  gaigan  icleoped  was  :  |)is  hui  |>are  fore  hatte  so  —  a.  s.  w. 

Einen  Theil  dieser  Legende  bildet  hier  daa  bekannte  ^  Frag- 
ment of  populär  science,^  welches  aus  Harl.  2277  edirt  wurde 
von  Thom.  Wright:  Populär  treatises  on  science  Liondon  1841. 
In  qnserm  Ms.  beginnt  diese  Abhandlung  (Blatt  136b): 

|>e  rijte  put  of  helle  is  :  amidde  |)e  eor|»e  with  Inne 
bat  ore  louerd  it  made  iwis  :  |iat  quoynte  was  of  ginne 
Heooene  and  corfie  he  made  füret  :  anä  seothe  alle  |iing  |>at  is 
|)e  £or|>e  nis  böte  a  Inytel  hurst  :  a^ein  (»e  ii|te  heonene  iwis. 

8chliaM:Nov  lesa  crist  |iat  us  soule  ^af  :  grannte  ns  |>at  we  hire  moten  so 

here  rede 
(lat  seint  Mijhel  hire  mote  afongne  :  and  bifore  to  loye  lede.   Amen. 

41)  Seint  Clement,  552  Verse,  beginnend: 

Seint  Clement  was  Ibore  at  Rome  :  I  furn  bi  olde  dawe 
Of  |ie  hexte  men  he  was  icome  :  ]»&  weren  in  |)ulke  lawe 
His  Moder  biet  Macidiane  :  bis  fader  Faastinian 
Twei  bre|iren  he  hadde  eldoro  |)ane  he  :  heore  [namen  ich  teile  kan 
)iat  on  biet  Faust  |)at  o|)ur  Fanstvn  :  twynnes  bo|>e  huy  were 
Fader  and  moder  weren  glade  of  beom  :  (»at  heom  bi^ete  and  bere. 
Schloss :  Muche  folk  with  fair  procession  :  (lis  holie  bodi  nome 

And  ladden  it  forth  with  gret  honoiir  :  to  l»e  churche  of  rome 
liare  is  nou|>e  seint  dementes  churche  :  I  mad  with  quoynte  gynne 
God  giue  us  part  of  |)ulke  loyje  :  tat  seint  Clement  is  inne. 

42)  Seynt  Laurence,  183  Verse. 

Anfang:  Seynt  Lanrence  guod  man  was  :  and  in  streng  Martyrdom 

He  endede  here  on  eor|)e  is  lijf  :  and  to  |>e  loye  of  heuene  he  com. 

ScbliisszNovte^  Jesu  for  |>e  grete  pine  :  |iat  seint  Lsurence  here  hadde 

Vs  bringue  to  |)nlke  loye  :  |iat  j^ine  Aungels  his  soule  ladde.   Amen. 

43)  Seint  Kenelm  (rechts  am  Rande  in  rother  Schrift:  vita 
sancti  Kenelmi  regis),  in  279  Versen.  Der  Anfang  gibt  eine 
merkwürdige  Beschreibung  Englands. 

Seint  Kenelm  |ie  Aoogue  kyng  :  (lat  holi  martyr  is 

He  was  kyng  in  Eneelonde  :  of  l)e  Marche  of  Walis 

Kync:  Kenulf  his  fader  biet  :  he  wss  kyng  |)are  also 

\te  Abbeie  of  Wyncbetoumbe  he  liet  arere  :  and  {lare  inne  monekes  do 

And  Aftur  is  de|>e  he  was  |>are  ibured  :  and  geot  he  lijth  (lere 

In  |)e  Abbeize  {lat  geot  stant  :  fiai  he  him  seolf  liet  arere 

1k>  was  Wynchetombe  gret  cite  :  and  mest  of  inov^ 

Of  al  ])ulke  half  of  Engelonde  :  so  feor  so  his  lond  drou^ 

Fyf  kingues  (lare  weren  (inlke  tyme  :  In  engelonde  ido 

For  Enguelond  was  gnod  and  long  :  and  sum  del  brod  also 

Abouten  eijte  hondret  mile  :  Engelond  long  is 

Fran  Im  South  into  |)e  North  :  and  to  houndret  brod  iwis 

Fram  |)e  Est  into  ))e  West  :  also  |)are  inne  beoth 

Manie  wateres  guode  inowe  :  )»at  men  aldai  i  seoth 


410  Die  Legenden  dos  Mb.  Land  108. 

Bote  |)reo  wateres  principales  :  of  alle  ne  beoth  iwis 

|iat .  on .  is  homber .  |>at  o|mr  seaerne  :  and  temes  |»e  (iridde  ib 

To  \te  North  se  hombur  geth  :  |iat  ib  od  of  |>e  beste 

And  Temese  into  {le  est  se  :  and  Seoeme  into  |)e  weste 

heos  fijf  kyngas  of  Engelonde  :  |iat  weren  bi  olde  dawe 

Hadden  beere  part  ech  bi  him  seolf  ideld  :  ase  it  was  rlfi  and  Uwe 

be  kyng  |)at  was  of  [le  Marcb  :  he  baüde  al  |>st  beste 

Mucne  del  he  hadde  of  Engelond  :  fiat  on  half  al  bi  weste 

Wyrecestre  schire .  and  warewike  schire  :  and  |»e  schire  of  gloaoestre 

(lat  is  neijwat  al  o  bischopriche  :  |»e  bischopes  of  wjreeestre 

He  hadde  |)arto  chastre  schire  :  and  derbi  schire  also 

And  stafford  schire  |)at  beoth  alle  :  to  one  bischoperiche  ido 

In  t»e  bischopriche  of  Chastre  :  and  500t  heo  beoth  |iar  to 

8chrobbe  schire  snro  .  and  warewprke  shire  haluen  de!  also 

|iis  king  hadde  also  hercforde  schire  :  |)at  o  bischopriche  is 

Ake  scbrob  schire  falloz  faaluendel  :  to  jiulke  schire  iwis 

And  sum  of  warewike  schire  :  and  of  gloucestre  achire  also 

8eth|)e  hadde  |>e  king  of  l^e  March  :  wei  niore  lond  |>crto 

Noreharopte  schire  and  boking  ham  schire  :  and  )ie  schire  of  Oxenford 

Leycestro  schire  .  lincolne  scnire  :  and  |>e  schire  of  hertford 

|»at  is  al  o  bischopriche  :  liat  of  lincolne  noa|ie  is 

jiat  jWDvIene  was  of  deorkcestre  :  bi  side  Oxenforde  iwis 

Scthtie  nadde  jie  kinj;  of  (le  March  :  Notingham  schire  |»er  to 

In  |>e  bischopriche  of  Euerwike  :  böte  |)0  nas  it  nou^t  so 

]>o  was  al  |iiB  lond  icleoped  :  |)e  Marche  of  Walis 

Of  al  \\b  seint  Kenelmes  fader  :  he  was  king  iwis. 

Nan   folgen    noch   die    andern    Königreiche   (Kent,    Eeex, 

Northhomberland»  Estlond)  mit  ihren  Provinzen. 

SchlasstNov  god  for  |)e  lone  of  scint  Kenelm  :  is  swcte  grace  it  sende 
|iat  we  moten  to  [inlke  loie  :  |>are  he  ia  inne  iwiende.    Amen. 

44)  Seint    Gregori    I>e   confeesoar    (vita   sancti    Gregorii), 
117  Verse. 

Anfang :  Seint  Gregori  (le  confessour  :  in  Ciscile  was  ibore 

In  holienesse  he  ladde  is  lijf  :  {lat  is  soale  nere  forlore. 

S€hlius:Bidde  we  |)anne  \»ene  holie  man  :  apoatlo  of  Engelonde 
|)at  he  bifore  ihü  Crist  :  ore  neode  ounderstonde. 

45)  Seint  Cudbert  (vita  sei  Cuthberti),  108  Verse. 

Anfang:  Seint  Cudbert  was  ibore  :  here  in  Engelonde 

God  dude  for  him  gret  miracle  :  ase  je  schalle  onderstonde. 

Schiusa:  In  ]>e  Mon|>e  of  loyde  :  of  pis  worlde  he  wende 
To  |>e  love  of  heonene  :  and  god  ns  grannti  also 
|)oruj  b®  bone  of  s^t  Cudbert  ;  |)at  we  moten  oomen  tar  to. 

46)  Seint  Marc  (vita  sei  Marci  e wangeliste),  51  Verse. 

47)  Seint  Phelipe  and  Seint  lacob  Apoetles,  34  Verse. 

48)  Seint  lacob  (vita  sei  laoobi),  59  Verse,  beginnend: 

Seint  lacob  was  ore  louerdes  kun  :  and  ore  laaedie  soster  sone 
Teile  ichulle  san^wat  of  ore  lonerdes  kaane  :  noa|)e  it  is  mi  ioofi 

icome. 


Die  Legenden  des  Mt.  Lmd  108.  411 

49)  Seint  Bartelmev  (vita  sei  Bartholomei)»  315  Verse. 

Anfang:  Seint  BartelmeY  (»e  holie  mao  :  com  of  kingues  blöde 

Swy]>e  fair  man  and  noble  he  was  :  and  glad  and  of  swete  mode 
Ue  siwede  ore  loaerd  on  eor|ie  here  :  are  he  deide  on  |ie  rode 
And  isai^  is  priuitez  :  with  |ie  ofiere  Apostles  guode. 

50)  Seint  Thomas,  fol.  161a  —  165b,  437  Verse. 

Anfang:  S«nt  Thomas  |)e  guode  Apostle  :  I  martred  was  in .  Inde 
Of  is  lif  we  moten  rede  :  ase  we  in  boke  dothli  finde 
\te  jwyle  ore  loucrd  on  eor|>e  was  :  with  him  he  wende  aboute 
Men  cieopeden  him  sethlie  aue  to  nome  :  Thomas  longne  in  doute 
For  |k>  ore  louerd  fram  de|ie  to  Uue  aros  :  In  doute  |>arof  he  was. 

51)  Seint  Mathie  Apostle,  42  Verse. 

52)  Seint  Siluestre   (rechts  in  rother  Schrift:    hie   incipit 
uita  sei  Siluestri),  66  Verse. 

Anfang:  Seint  Siluestre  pope  was  :  |ie  forste  |iat  (lare  cam 

|>at  euere  hadde  Kome  in  pes  :  to  holde  up  cristindom. 

53)  Seint  Eustas,  372  Verse ;  das  zweite  Blatt  ist  ausgerissen. 

Anfirng :  Seint  Eustas  jie  noble  kny^t  :  of  hefiene  lawe  was 

Ake  are  he  icristned  were  :  men  cieopeden  him  Placidas 
He  was  with  Traian  |je  Aumperour  :  hext  of  alle  is  kni^hte 
Maister  he  was  of  al  is  ost  :  at  eche  bataile  to  fijhte. 

Schlnas :  |ius  seint  Eustas  mid  is  wif  :  and  mid  is  soncs  cam 

To  |>e  hei^e  loye  of  heuene  :  |ioru^  streng  martyrdom. 

54)  Seint  lohan  I>e  ewangelist,  472  Verse. 

Anfing:  Seint  lohan  ))C  ewangelist  :  t>at  Apostel  is 

Was  ore  louerdos  Aunte  sone  :  and  seint  lemes  bro|)ur  iwis 

His  Moder  was  ore  lauedie  suster  .  Marie  cleophe 

I  wcdded  heo  was  to  is  fader  :  |iat  biet  Zebede 

|>is  Zebede  haflde  tweii^e  sones  :  bi  Marie  is  wif 

|>es  seint  lohan  and  eke  seint  lerne  :  |)at  ladden  wel  holi  liif 

Schhus:  Nou)ie  seint  lohan  |>e  Ewangelist  :  jyf  it  |)i  wille  is 

Beode  ore  Erinde  )>at  we  moten  :  come  to  hencne  blis.    Amen. 

55)  Alle  halewene  day,  fol.  174a,  84  Verse. 

AnAmg:AIle  halewene  day  we  holdez  :  one  time  in  |>e  jere 

For  manie  enchesones  holie  churche  :  [lare  to  us  ^un  lere 

On  is  for  te  grete  noumbre  :  (»at  of  alle  halewc  is 

|iat  enerech  ne  mai  nou^t  at  is  feste  :  ane  day  habbe  iwis 

An  o|)ur  is  tat  we  beoth  fehle  :  \aA  we  ne  mouwen  nou^t  alle 

l>e  festene  bi  heom  sulf  holde :  ase  huy  in  |)e  jere  doth  falle  u.  s.  w. 

56)  Alle  soulene  day,  fol.  175a  — 179b,  380  Verse. 

Anfiu]g:AJle  soulene  day  on  vr|>e  :  ri^ht  is  to  holde  hei^e 

For  alle  we  schnllen  habben  neode  |iar  to  :  for  alle  we  schallen  dei^e 

A  fair  si^ht  |)are  of  also  :  |)e  Aungel  ))o  gan  brincue 

{lene  Manne  of  Eome  ose  he  ladde  him  :  ase  he  Uy  in  meüogue 


412  Die  Legenden  des  Mb.  Land  108. 

Hirn  |>oa^te  he  süjh  manie  men  :  liggen  in  beddes  of  golde 
And  manie  sitte  at  heyje  borde  :  andhabbe  al  liat  hny  wolde 
And  manie  gon  nakede  :  and  bidde  |>at  Bom  man  beom  scholde  biweae 
And  manie  of  bon^p^de  and  beden  also  :  |)at  men  sum  guod  heom  jeae 
|ie  Aangel  htm  seide  jwat  it  was  :  al  (»at  he  sai^h  |>ere 
And  (lat  it  was  purgatorie  :  and  |>e  Men  soalene  were 
|)alke  |)at  weren  at  so  noble  bord  :  and  in  |)e  riche  beddes  also 
^at  weren  men  for  i(wam  |>are  was  :  mache  guod  on  vr^  ido 
|)at  bilefden  freond  bi  hynde  heom  :  |)at  Massene  leten  singne 
And  duden  guod  for  godes  loue  :  heore   soulene  out  of  pine  to 

bringne  u.  s.  w. 

Scblnss:  Non  IhQ  |>at  us  deore  boathte  :  |)ei  we  don  ofte  amis 

On  alle  cristine  soulene  baue  merci  :  and  bring  us  to  heuene  blis 
And  led  us  to  oare  richte  beritage  :  for  |>ou  boujhtest  us  jiarto 
Ne  leos  noujht  )>at  )k>u  deore  beuchtest  :  [lei  we  sumdel  mis  do. 

57)  SeiQt  Eadmund  I>e  confessour,  fol.  179b— 185a,  523  Verse. 

Anfang  :Seint  Eadmund  {le  confossour  :  |)at  lyth|)  at  pounteneye 

Of  euode  men  and  trewe  he  cam  :  j^i  hay  neren  nou^ht  ful  heije 

In  Engelonde  be  was  ibore  :  in  (»e  toun  of  Abindone 

Glad  mi^hte  (»e  moder  beo  :  t)at  bar  swuch  a  sone 

Mabile  pe  riebe  is  moder  :  tat  guod  womman  was  inou^ 

For  bo|)e  wlf  and  wydewe  :  to  holte  lif  beo  drouj 

Lustniez  nou|>e  and  i  may  teile  :  hon  and  in  jwat  manere 

Seint  Eadmund  was  ibore  :  ^if  je  it  woUez  ibere 

A  seint  Eadmnndus  dai  |>e  king  :  \i\b  guode  cbild  was  ibore 

So  clene  he  cam  fram  is  moder  :  witboute  ecb  manere  bore 

And  so  clene  (»at  no  cloth  :  |)at  nei^h  (le  moder  was 

Ne  neijh  |jis  goungue  child  |io  it  was  ibore  :  no}>ing  t»e  foulere  it  nas. 

Scblu8s:Non  6od  for  |ie  lone  of  bim  :  and  |>at  us  deore  beachte 

To  [lulke  blisse  us  bringue  :  |iat  he  is  soule  broujhie.    Amen. 

58)  Seint  Martin,  fol.  185a -188a,  262  Verse. 

Anfang :  Seint  Martvn  was  ibore  :  in  lie  londe  of  Sabarie 
Wel  jons  he  was  inoriced  :  in  )>e  londe  of  Papie 
A  noble  Jcnyjbt  is  fadur  was  :  and  Meister  of  |)e  fierde 
Vnder  Costantvn  |>e  Aumperour  :  and  al  is .  Ost .  he  stierde 
For  into  batayle  be  brou^hte  is  goungue  sone  :  |>arof  bim  to  lere 
Nene  beorte  nadde  be  |)erto  :  for  hu^  be|»ene  were 
Bis  heorte  bar  bim  euere  to  Jesu  cnst  :  |)ei  he  icrisined  nere. 

ScblasstFour  hondret  jer  it  was  :  and  in  |ie  sixe  and  sixti|>e  jere 

Aftur  ore  lonerdes  buyrtyme  :  (lat  (»is  guode  Man  deide  |)ere 
Four  score  winter  he  was  old  :  are  be  was  ded  also 
God  jiue  us  part  of  [lulke  ioye  :  ])at  is  soule  wende  to. 

59)  Seint  Leonard  te  confeesour,  180  Verse. 

Anfang:  Seint  Leonard  |)e  cx>nfessour  :  a  londe  eode  her 

AfUir  ore  louerdes  buyrtyme  :  aboute  fif  bnndred  ^er 
His  freond  and  is  cunnes  men  :  ^e  gretteste  maystres  were 
In  be  kynffus  house  of  fraunce  :  grettore  none  pare  nere 
And  seint  Leonard  also  was  :  a  gret  maister  with  )»e  king 
Of  l»at  he  him  bidde  wolde  :  he  wemde  him  no|iing 


Die  Legeodaa  d«t  Bit.  Laad  108.  41S 

He  graantede  him  alle  |»e  priaones  :  |)at  he  fore  bidde  wolde 
Aftar  U  bone  ope  al  ia  lond  :  l»at  men  him  deliaeri  tcholde. 

SGfahiM:NoT  god  for  |>e  bone  of  aeint  Leonard  :  na  achilde  fram  |»e  pine 

of  helle. 

60)  Marie  Maudeleyn,  fol.  190a -197a,  640  Verae. 

Anfang :  Slei^e  Men  and  egleche  :  and  of  redea  wise  and  bolde 

Laatniez  noa|)e  to  mi  specbe  :  wiae  and  rnwiae  ^ongoe  and  olde 
No  |>ing  ich  eov  nelle  rede  ne  tecbe  :  of  none  wichche  ne  of  none 

acolde 
Bote  of  a  lif  |>at  maj  beo  loche  :  to  aunfale  men  of  herte  colde 
Ich  nelle  eov  no)>er  rede  ne  rime  :  of  Kjng  ne  of  Eorl .  of  knj^ht 

ne  of  swein 
Ake  of  a  womman  ichchalle  ov  teile  :  |)at  waa  aonful  and  forlein 
A  swylie  fol  ivumman  heo  bicam  :  and  |>ora|  godea  grace  heo  waa 

ibroujht  a^eyn 
And  non|>e  heo  is  to  eriat  icome  :  be  fayre  Marie  Mandeleyn 
Of  hire  ichalle  a^ou  teile  nou|>e  :  al  hon  and  gware  beo  waa  ibore 
>)if  )e  to  me  waÜez  iheore  :  and  habben  of  god  |>onk  |}are  fore. 

Scfalvia:  Of  |>e  Mandeleine  :  \tiB  i§  |ie  richte  endingue 

God  na  achilde  fram  peyne  :  and  to  heouene  oa  bringne.    Amen* 

61)  Seint  Ypolyt  Pe  Martyr,  fol.  197a  — 198a,  84  Verae. 

Anfang:  Seynt  Ypolyt  |)e  Martyr  :  knyht  was  of  gret  honour 

]»at  wQste  aeint  Laarence  in  prisone  i  |>ora^  heate  of  |)e  Anrnperoor. 

ScfaloBa:  Bidde  we  noa|»e  aeint  Ypolyt  :  |)at  he  ore  erinde  beodo 

|»at  merci  he  habbe  of  na  alle  :  and  of  alle  |>at  habbnth  neode. 

Amen. 


Die  drei  am  £nde  dea  Ms.  hinzagehefleten  Legenden 
atammen  aus  dem  Ende  des  14.  (oder  Anfang  des  15.)  Jahrhunderts 
und  sind  in  einer  schlechten,  oft  kaum  zu  lesenden  Hand  ge- 
schrieben ;  die  Titel  sind  in  rother  Schrift.   Die  Legenden  sind : 

1)  Vita  et  passio  sei  Blasii  martirls,  fol.  228b  —  23Üb,  in 
etwa  200  Versen. 

Anüuig:  Seint  blaae  wel  clene  lif  ladde  wi|)Oute  any  bore 
In  l>e  lond  of  capadoce  (»is  godeman  was  I  bore 
Flor  bis  godnease  criatenemen  bisschop  him  wolde  make 
Nolde  he  nat  of  awich  power  ac  gan  ii  anon  forsake 
Ffor  he  it  nolde  in  none  manere  he  fley  out  of  |>e  londe 
In  wildemesae  to  a  dep  Taleye  and  l>er  he  gan  to  ästende. 

2)  Vita  et  passio  sce  Cecilie  virginis  et  martiris,  fol.  280b 

bis  2d3b,  in  etwa  270  Versen. 

Anfing:  Seinte  Cecilie  of  noble  kynde  Ibore  je  waa  at  rome 

Oare  louerd  crist  le  louede  wel  ar  ge  fram  qades  come 

Stilleliche  ge  hüre  let  baptige  as  we  fynden  i  wryte 

To  onre  louerd  crist  ge  bad  jeme  hire  maydenhod  to  wyte. 


414  Die  Legenden  def  Mb.  Land  108. 

3)  Vita  cuiaedam  sei  yiri  nomine  Alex  .  optima  vita  •  auf 
fast  SVs  Blättern.  Diese  Legende  ist  in  Strophenform  ge- 
dichtet,  welche  bis  jetzt  in  keiner  anderen  Legende  nach> 
gewiesen  ist. 

Hü  fiMler  WM  a  gf«t  lording  »  ^  .  j^  Eaf«ni« 

Of  rome  |>e  kynges  eueniiiK  J  "j9'^'~  ■»"'  ^.«1»»-™» 

Pore  men  to  clo|)e  and  fede  l  _•  .    „  _.»„.  „„_ 
In  •!  rome  l>e  riebe  atede      /  """*  "*  ^***  "*"' 
Eche  day  were  in  his  halle     »  _„^  „^„  ,^  -  ,^ 
Lejd  bra  borde«  for  to  calle  /  P*«*  "»«»'  *<»  '*^« 


Uem 
And 


d^dfrihü  SSt  wÄ!  i«-f- "« "»p«»«  •«"  »«J«' 


Wben  |iei  were  serued  by  and  by  (  .^  ^^^  .^  t .    ^^^. 
|)Hne  at  arst  wmb  he  redy  ^  }  to  gon  to  bis  mete 

tanne  in  drede  pf  godes  sone  }  y^        j^      j       ^ 
Wit  men  of  religione  ) 

Das  letzte  Gedicht  des  Ms.,  betitelt  here  bigynnel)  somer 
soneday,  ist  alliterirend  und  schliesst  bereits  auf  der  folgenden 
Seite  als  Fragment  ab. 


Versuch  über  die  syntaktischen  Archaismen 

bei  Montaigne. 


Von 

Friedrich  Glauning. 
(SchloM.) 


2.  Mit  causaler  Bedeatang. 

d'aatant  qae,  weil,  im  Nfr.  nicht  ganz  aufgegeben  (Mätzn.  Synt« 
§  415)  bei  Mont.  sehr  häufig:  z.  B.  I,  19.  p.  42  C'est  d'autant  qne  ct. 
II,  15.  p.  481  IIb  gardoient  mieux  leurs  femmeB,  d'autant  qu'iU  les 
pouuoient  perdre.  cf.  I,  19.  p.  48,  49.  —  20.  p.  59,  63.  —  21.  p.  64. 
—  22.  p.  76.  —  24.  p.  91.  —  ü,  1.  p.  254.  —  2.  p.  260.  — 
3.  p.  270.  —  ni,  1.  p.  616.  —  2.  p.  628, 

ponrce  que  st.  nfr.  parce  que;  z.  B.  I,  19  (Thaies)  k  celuy  qui 
Inj  demanda,  pourquoj  donc  il  ne  mouroit,  11  respondit  tres-sagement: 
Ponrce  qu'il  est  indifferent.  III,  7.  p.  717  C'est  pource  qu'il  est  mon 
Roy.    cf.  in,  9.  p.  749. 

pour  autant  que  =  nfr.  paroe  que;  z.  B.  I,  41  Theopompus  Boy 
de  Sparte  k  celny  qui  luy  disoit  que  la  chose  publique  demeuroit  sur 
8cs  pieds,  pour  autant  qu'il  s^auoit  bien  Commander:  C'est  plustost, 
dit-ily  parce  que  le  peuple  S9ait  bien  obeir.    cf.  I,  47.  p.  215. 

pourquoi  =  parceque,  wie  im  Nfr.  c'est  ponrquoi;  (vgl.  das  pro- 
venzalische  quar,  welches  dieselbe  Bedeutung  annimmt).  III,  9.  p.  751 
Je  ne  troune  rien  si  eher  que  ce  qui  m'est  donn6:  &  ce  pourquoi  ma 
volonte  demeure  hypothequee  par  tiltre  d'ingratitnde. 


416        Yenach  über  die  ijmUktiielien  Archaismen  bei  Montaigne. 

8.    Mit  condldonaler  Bedmitong. 

mojenDant  que,  unter  der  Bedingung,  dass  (Mätzn.  Sjnt.  §  428)^ 
E.  B.  I,  7  Philippe  remettoit  entre  ses  mains  (des  Königs  v.  England) 
le  Duc  de  Suffolc  —  rooyennant  qa'il  promettoit  de  n'attenter  rien  snr 
la  vie  de  ce  Duc. 

Sans  ce  que,  weim  nicht;  I,  12  sans  ce  qne  le  Marquis  vojant 
mettre  le  feu  se  lan^a  a  quartier,  il  fut  tenu  qu'il  en  auoit  dans 
le  Corps. 

i.   Mit  AdvwMtiyer  B«4eutiing. 

L^  oö,  während,  wogegen ;  bei  Mont  sehr  häufig,  auch  der  spä- 
tem Sprache  noch  nicht  völlig  fremd  (Mätzn.  Synt.  §  896). 

I,  10  sa  carriere  (des  Predigers)  se  passe  d*un  fil  &  d'une  suite, 
Sans  Interruption :  la  oü  les  commoditez  de  l'Aduocat  le  pressent  a  toute 
heure  de  se  mettro  en  lice«  cf.  I,  17.  p.  39.  —  III,  I.  p.  624.  — 
3.  p.  640.  -  6.  p.  704,  710.  —  8.  p.  781.  —  9.  p.  767. 

d*autant  que,  mit  der  nemlichen  Bedeutung:  I,  18  Cest  aussi 
une  reigle  commune  en  toutes  assemblees,  qu'il  touche  aux  moindres 
de  se  trouuer  les  premiers  k  Tassignation,  d'autant  qu'il  est  mieux  den 
auz  plus  apparans  de  se  faire  attendre. 

5.  Mit  oonoeniver  Bedeatnng. 

Pour  —  que,  nicht  nur  mit  Einfügung  von  AdjelLtiven  und  Adver- 
bien, was  auch  in  der  späteren  Sprache  noch  vorkommt^  sondern  auch, 
mit  Substantiven  verbunden  (Mätzn.  Synt.  §  435).  U,  S.  p.  264  La 
vertu  ne  rompt  son  chemin  ny  son  train,  pour  orage  qu'il  face.  HI,  1. 
p.  621  —  qu'ils  ne  se  desuoyeroient  de  leur  conscienoc,  pour  qnelqae 
commandement  qu*eux  mesmes  leur  en  fissent.  III,  8.  p.  638  Pour 
leger  suiect  qu'on  luy  donne,  eile  le  grossit  volontiers. 

comment  que  (afr.  s.  Mätzn.  Synt.  §  436).  I,  19  comment  qae 
ce  soit. 

ores  que  gewinnt  conoessive  (oder  adversative)  Bedeutung  in  fol- 
gender Stelle:  I,  44  La  raison  nous  ordonne  bien  d'aller  tonsioura 
mesme  chemin,  mais  non  toutes  fois  mesme  train :  Et  ores  que  le  Sage 
ne  doiue  donner  aux  passions  hnmaines,  de  se  fonruqyer  de  la  droicte 
carriere;  il  peut  bien  sans  interest  de  son  deuoir,  leur  quitter  aussi  oela, 
d'en  haster  ou  retarder  son  pas. 


Versucb  tSber  die  flynUktiscben  Archainnen  be^  Montaipie.         41T 

6.   Mit  ifauder  Bedeatnng. 

k  oe  qae  st.  nfr.  afin  qua;  I,  22  ^  oe  qa'fls  lea  (vioes)  foient  ct. 
ir,  12.  p.  4S2  ~  entranfi  an  Palais  prennoient  qaelqoe  vieille  robe 
descbiree  sor  la  lenr  bonne,  k  oe  qne  toat  le  Instre  &  Poroement  fost 
aa  maistre.  —  cf.  II,  17.  p.  501.  —  m,  5.  p.  692.  —  10.  p.  788.  — 
12.  p.  822. 

de  mode  que,  so  dass;  I,  48  Et  nnlles  loix  ne  sont  en  lenr  vray 
credit,  qne  Celles  ansqnelles  Dien  a  donn^  qnelqne  andenne  dnree:  de 
mode,  qne  personne  ne  89ache  lenr  nafssance. 

ei  qne  st.  afr.  si  bien  qne;  I,  5.  p.  15  —  ayant  par  debors  faict 
sapper  la  plns-part  du  Chasteau,  si  qu'il  ne  restoit  qne  le  fen  pour 
accabler  les  assiegez  sons  les  mines.  1, 19.  p.  49  Si  qne  nons  ne  sen- 
tons  ancnne  seoonsse. 

Achter  Abschnitt. 

Stellvertretung  und  Auslassnng. 

Die  nfr.  Syntax»  welche  auf  Kosten  der  Kraft  und  Eflrze  überall 
möglichste  Klarheit  des  Ausdrucks  und  die  vollständigste  Ausprägung 
des  Gedankens  in  der  Form  anstrebt,  erlaubt  die  Stellvertretung  und 
Auslassung  gewisser  Wörter  nur  in  beschränktem  Mass,  nemlich 
wenn  sinnverwandte  Begriffe  mit  einander  verbunden  werden.  Bei 
Mont.  erscheint  noch  vielfach  die  Freiheit  des  Afr.,  wo  das  Verbum 
faoere  nicht  bloss  in  absoluter  Stellung,  sondern  auch  in  Verbindung 
mit  einem  Objekt  ein  vorausgehendes  Verbum  vertritt,  durch  welches 
dieses  Objekt  bedingt  und  von  welchem  es  eigentlich  regiert  wird,  — 
wo  femer  gewisse  Wörter,  wie  der  Artikel  n.  a.,  mehrere  Wörter  ver- 
schiedenen Geschlechts  und  verschiedener  Zahl  nmfiissen  können. 

1)  faeere  vertritt  ein  vorausgehendes  Verbum.  cf.  Dies  IH. 
p.  898. 

I,  14  il  les  fit  pendre  A  estrangler  — :  comme  fit  aussi  le  Ca* 
pitaine  M.  du  Bellay  —  le  capitaine  de  S.  Bony.  I,  22  l'argent  que 
Iny  ay  donne,  il  Ta  empört^  en  son  pied,  comme  nons  faisons  en  nostre 
nain.  I,  24  Ils  apprenoient  la  vertu  k  leurs  enfans,  comme  les  antres 
nations  fönt  les  Lettres. 

n,  12.  p.  860  Nons  plenrons  sonnent  la  perte  des  bestes  qne 
nons  aymons»   aussi  fönt  ellea  la  nostre.    IH,  1.  p.  622  il  vous  em- 

▲rchlT  f.  n.  SpraehM.  XLIZ.  27 


418         Venach  ttber  die  syntakrisohen  Archeismen  bei  Montaigne. 

ploye,  tont  ainei  qn'on  faict  les  hommee  perdnSy  ans  ezecotionB  de  la 
haute  iustice.  in,  6.  p.  707  II  va  de  cette  sorte  de  fertility,  oomme 
il  fait  de  toutes  antres  prodactions  de  la  Natore.  cf.  III,  2.  p.  627. 
—  5.  p.  658,  661. 

Mit  der  Negation  in  folg.  Stelle : 

I,  50  Car  ie  ne  voy  le  tont  de  rien :  Ne  fönt  pas  ceuz  qai  nons 
promettent  de  nous  le  faire  voir. 

2)  Sehr  häufig  ist  die  Anelassnng  von  Bestimmangswörtem  beim 
zweiten  Glied  einer  durch  et  gebildeten  Verbindung.  Solche  Bestim- 
mnngawörter  sind : 

a)  Der  bestimmte  Artikel.  Substantiva,  sowohl  an  Zahl,  wie  an 
Greschlecht  verschieden,  reihen  sich  an  ihn  an,  wobei  seine  Form 
durch  Zahl  und  Greschlecht  des  ersten  Substantivs  bestimmt  ist. 

ly  3  Epicurus  dispense  son  sage  de  la  prenojance  d;  soQcy  de 
Taduenir.  I,  16  les  menees,  intelligences  et  praticques  et  maniere  de 
les  conduire.  I,  18  Torgcieil  &  hantainet^  de  nos  bastimens.  Ibid.  la 
tranquillit^  de  contenteraent  d'un  esprit  bien  ne.  I,  19  toute  la  sagesse 
&di8cours  du  monde.  II,  8.  p.  291  an  partage  &  sodete  de  nos  biens. 
Ibid.  Sana  se  pousser  au  seruice  public  &  cognoissance  des  hommes. 
II,  12.  p.  364  pour  le  dedans  A  parties  vitales.  III,  5.  p.  660  la 
communieation  &  seruice  de  la  PoSsie.  Ibid.  les  forees  &  valeur  de 
ce  Dieu.  m,  6.  p.  704  au  iugement  &  opinion  commune,  m,  8. 
p.  732  en  consideration  du  choiz,  disposition,  omement  db  langage. 
Ibid.  p.  733  pour  la  prouision  db  omement  de  ceuz. 

Ebenso  der  unbestimmte  Artikel: 

III,  4.  p.  652  d^une  palleur  de  visage  de  port  d'homme  vraje- 
ment  accable  de  douleur.  III,  8  p.  733  C*est  plustost  un  iugement, 
que  deduction  d'Histoire. 

b)  Das  pronomen  possessivum. 

I,  7  tenant  son  ame  &  volonte  endebtee  k  sa  promesse.  I,  12. 
son  effroy  &  soufirtoce.  I,  41  de  son  humble  parier  &  oonrtoise  re- 
verenoe.  11,  8.  p.  294  II  resigna  ses  moyens,  Grandeur  &  puissance 
k  son  fils.  Ibid.  p.  297  contre  sa  domination  &  gounemement.  m,  2. 
p.  635  ma  reparation  &  reiglement.  m,  9.  p.  754  sa  vaillanee  &  bei- 
liqueuses  conquestes. 

Das  pron.  possess.  vertritt  auch  folgenden  bestimmten  Ar^ei: 
I,  3  —  ce  que  la  Justice   n'a  peu  sur  leurs  testes,   c*est  raison 
qa'elle   le   pnisse   sur  leur  repntation  &  biens  de  leurs  suooesseiira. 


Venach  über  die  syntaktischen  Archusmen  bei  Montaigne.         419 

cf.  I«  16.  p.  35.  —  n,  5  la  secrette  scieoce  que  i'auois  de  ma  volonte 
et  innocence  de  mes  deaaeins.  II,  8.  p.  292  aymable  par  aa  bont^  A 
doucenr  de  8eB  moeurs.  m,  12.  p.  826  ie  deaoy  cette  deUiiranoe  k 
mon  viaage,  libert^  &  fermete  de  mea  paroUea. 

c)  Daas  das  pronom.  pers.  nach  et  nnd  aonatigen  Verbindimga- 
partikeln  als  Subjekt  ausgelassen  wird,  wie  oben  beim  pron.  pers.  be- 
merkt ist,  beruht  ebenfalls  auf  diesem  Gebrauch,  welcher  die  Besiehung 
der  Bestimmungswörter  Ober  mehrere  Glieder  hin  ausdehnt. 

In  derselben  Weise  wird  dieses  Pronomen  auch  als  Objekt  häufig 
zu  mehreren  Zeitwörtern  bezogen. 

Beispiele  alle  aus  dem  lU.  B. 

8.  p.  638  pour  se  desgourdir  &  ezercer  —  poor  se  xassoir  & 
seionmer.  Ibid.  se  ränge,  modere  &  fortifie.  Ibid.  se  taster  &  em- 
plojer.  p.  639  4  le  baisser  &  coucher.  p.  641  ie  me  resserre  &  con- 
trains.  p.  643  Ie  desir  les  eschauffe  sonuent  &  soUicite.  p.  644  ie  me 
repose  &  aeionme.  —  4.  p.  648  ils  Ie  diuertissent  &  desuoyent  k  nne 
autre  partie.  p.  650  nous  amusent,  diuertissent  &  destoument.  — 
9.  p.  753  pour  se  fonder  en  soy,  autant  qu'il  pourroit,  &  soustraire  au 
seconrs  estranger.  cf.  11,  1.  p.  252  ie  me  remuS  &  tronble  moy- 
mesmes  par  l'instabilit^  de  ma  posture.  I,  23  —  ne  craignoit  point 
de  s'abandonner  &  commettre  a  une  armee  seditieuse.  Ibid.  qu'on  s'y 
rouuaat  &  meslast  parmy  les  files. 

d)  Die  Präpositionen  de  nnd  ä  werden  im  Nfr.  in  der  Regel  vor 
jedem  Glied  wiederholt;  bei  Mont.  können  sie  aber  mehrere  Glieder 

a 

umfassen,  dieselben  mögen  Haupt-  oder  ZiCitwörter  sein. 

de: 

I,  5  fonrnissant  par  oe  moyen  son  ennemy  d'opportunit^  et  loisir 
pour  s'armer.  Ibid.  des  parlemens  &  traitez  d'accord.  —  1, 13  quelque 
chose  d'instruisant  &  oommunicable.  I,  14  Ie  iugement  de  la  valeur 
&  foiblesse.  III,  3.  p.  641  au  milieu  d'une  famille  peuplee  &  maison 
des  ploa  firequentees.  in,  5.  p.  694  du  baiser  on  autre  faueur 
amonrenso. 

in,  4.  p.  651  pour  cet  effect  de  dinertir  les  opinions  &  coniec- 
tures  du  peuple  A  desuoyer  les  parlenrs.  (UI,  5.  p.  655  Piaton  or- 
donne  aux  vieillards  d'assister  aus  exercices,  danses  &  ieuz  de  la  ien* 
nesse,  pour  se  reioayr  en  autmy,  de  la  aoupplesse  ft  beaut^  da  corpa, 
qui  n'eat  plus  en  eux:  &  rappeler  en  leur  souuenance  la  grace  ^  faueur 

27  • 


420        Verfoeh  über  die  syntaktitcben  ArehAiimen  bei  liontaigne. 

de  cet  aage  yerdieeant.)     lü,  6.  p.  705  —  pria  chaoan  de  le  seooorir 
d'aataot  d'argent  qa'il  poarroit  —  A  le  luj  envoyer  par  dedantioii. 

I,  41  toacher  aa  fruit  A  gloire  de  cet  ezerdce.  I,  44  aaz  plus 
hantes  eDtreprinses  &  importans  affaires.  Ulf  5.  p.  690  —  mais 
iusques  k  Pingratitude,  trahison,  maiignite  &  cruaut^  non.  III,  6. 
p.  710  k  de  si  horribles  hostilitez  A  calamitez  si  miserables.  TU,  7. 
p.  715  au  contentement  d'nne  mediocre  mesure  de  fortune  de  fnite  de 
la  Grandeur.  Ibid.  p.  715  an  desir  mesme  de  iojssanoe  de  la  Gian- 
deur.    m^  10.  p.  792  an  fort  &  per^tion  de  la  besongne. 

m,  5.  p.  687  —  que  i'aj  k  reverer  &  craiodre.  11,  2.  p.  259 
UD  chef  de  bände  k  les  oontenir  A  reigler. 

e)  Endlich  steht  das  Comparativadverb  oft  nur  einmal  vor  meh- 
reren Begriffen. 

in,  3.  p.  688  plus  ordinairement  &  ftdlement.  Ibid.  plus  inep- 
tement  enoore  ft  inciuilement.  Ibid.  p.  644  plus  reelles,  viues  &  na- 
turelles. III,  5.  p.  655  plus  rudement  &  imperieusement  Ibid.  p.  672 
plus  librement  &  ouuertement  III,  6.  p.  708  plus  utile,  iuste  &  du- 
rable.    lU,  0.  p.  740  le  goust  plus  libre  &  pur. 


Neunter  Abschnitt. 

Negation. 

1)  Das  Füllwort  pas  hat  bei  Mont.  noch  stärkeren  Nachdruck 
als  in  der  sp&teren  Sprache,  so  dass  es  in  vielen  F&Uen  noch  entbehr- 
lich ist,  wo  es  im  Nfr.  gesetct  wird.    Dies  ist  der  Fall  zunächst  in 

Hauptsätzen, 
und  iwar 

a)  nicht  nur  bei  den  von  Diez  III.  p.  428  genannten  Zeitwörtern, 
sondern  auch,  wenigstens  sehr  häufig,  bei  voutoir,  devoir,  so  wie  bei 
laisser  mit  der  Negation  und  folgendem  Infinitiv,  wenn  dieses  Verbnm 
zum  Ausdruck  eines  Gegensatzes  dient.  (Ebenso  häufig  stehen  jedoch 
diese  Zeitwörter  mit  dem  FflUworte.) 

I,  22  Ceuz  qui  ne  se  veulent  laisser  tirer  hors  oette  originelle 
souroe.  I,  88  Et  ne  veuz  croire  que  et«  I,  40  il  s'en  est  trouu^  qui 
n'ont  voulu  abandonner  leur  raülerie  en  la  mort  mesme.  cf.  HI,  5» 
p.  655. 


Versoch  über  die  »yntaktischen  Arcbaismen  bei  Montaigne.        421 

I,  56  Qtte  le  dire  bumain  a  ses  formes  plus  baeses  &  ne  se  doit 
seruir  de  la  dignite  —  da  parier  diiiin.  Ibid.  nous  se  deuons  esperer 
d'aller  guere  oatre.    cf.  IQ,  2.  p.  634. 

I,  26  Mon  ame  ne  laissoit  ponrtant  en  mesme  (emps  d'auoir  a 
part  Boj  des  remuemens  fermes.  I,  81  —  ils  ne  laissent  de  suiure 
pourfant  lenr  esteuf.  I,  36  Ponr  n'estre  oontinent,  ie  ne  laisse  d'ad- 
uouer  sinoerement  la  conünenoe  des  Fenillans.  II,  12.  p.  885  Ponr- 
tant ils  ne  lairront  de  loindre  leurs  mains  vers  le  ciel  (gleich  darauf: 
ils  ne  lairront  pas  de  se  reuenir).  Ibid.  p.  883  Je  ne  lairray  pourtant 
d'en  chercber  la  cause«  11,  33  —  si  ne  laissa-il  bien-tost  apres  d'ayder 
ä  le  faire  Consul.    cf.  lU,  5.  p.  671.  —  9.  p.  741. 

Anch  faiilir  nnd  daigner  können  das  pas  entbehren:  I,  23  ne 
faiUec  sur  vostre  vie  k  me  confesser.  II,  12.  p.  888  Et  volontiers 
n'enst  failly  de  trouuer  qaelque  raison  vraye  a  un  effeot  faux  &  sup« 
pose.  I,  40  Quoy,  celuy  qai  ne  daigna  interrompre  la  lecture  de  son 
Liare  pendant  qu'on  l'incisoit. 

b)  ^Eurz  abfertigenden  Sätzen*  genügt  das  einfache  ne  (Diez  HI. 
p.  424);  dies  gilt  insbesondere  bei  unpersönlichen  Ausdrucken.  Im 
Nfr.  hat  sich  die  Formel  n'importe  erhalten;  bei  Mont.  fehlt  dies  Füll- 
wort noch  in  vielen  Sätzen  dieser  Art. 

I,  6  II  ne  fut  en  sa  puissance.  I,  24  ils  vons  ont  desia  rempli 
la  teste  de  loix,  &  si  n'ont  enoore  con9en  le  neud  de  la  cause.  I,  25 
il  n'y  a  remede.  II,  12.  p.  438  c'est  chose  oü  il  n'est  besoin  de 
s'estendre.  [JI,  35  (eile)  auoit  ie  ne  b^j  quoi  plus  en  sa  parure,  qu'il 
n'est  permis  par  les  loix  de  nostre  vefnage.]  III,  6.  p.  703  Le  conseil 
quTsocrates  donne  k  son  Roy,  ne  me  semble  sans  raison.  III,  10. 
p.  784  oorabien  de  gens  se  hazardent  tous  les  iours  aux  guerres  dequoy 
il  ne  leur  chault.  lU,  3.  p.  689  D'estre  ayme,  ie  ne  dy,  mais  de 
n'estre  point  hay. 

c)  Pas  fehlt  in  der  Regel  auch  S*or  artikellosen  Substantiven,' 
welchen  ein  erklärender  Relativsatz  folgt  (Diez  III.  p.  424.) 

I,  9  II  n'est  homme  qui  ct.  I,  13  II  n'est  suiect  si  vain,  qui  ne 
merite  an  rang  en  cette  rapsodle.  1, 19  il  n'est  lieu  d'oük  eile  (la  mort) 
ne  nous  vienne.  I,  20  et  n'ont  homme  si  familier,  des  intenlions  du« 
qoel  ib  entreprennent  de  pleinement  respondre.  I,  22  il  n'est  passe* 
temps  si  leger  oii  ct.  II,  8.  p.  292  Ie  suis  Gascon,  &  si  n'est  vice 
auquel  ie   m'entende  moins.     Ibid.  p.  296  Ie  ne  stäche  homme  qoi 


422        Vertodi  über  die  •Totaktiscfaen  Archaismen  bei  MoataigDe. 

peast  apporter  pluB  de  partiee-propres  k  oonaemer  la  maistriae.  m,  18. 
p.  885  ie  ne  cronpiray  en  liea,  oü  il  me  faille  cacher. 

d)  Endlich  fehlt  das  FQUwort  fiuweilen  im  Hauptsats,  wenn  die- 
sem ein  besduränkender  Eonditionalnebensatc  nachfolgt« 

I,  89  les  looanges  ne  fönt  honnear,  si  elles  ne  sont  presentecs 
en  foole.     III,  10.  p.  790  ie  ne  m'y  mesle,  si  le  deuoir  ne  m'y  force. 

Das  einfache  ne  steht  oft  abweichend  vom  Nfr.  in 

Nebenstttseoy 
and  zwar 

a)  in  Substantivsätzen. 

I,  20  Et  que  ce  ne  fust  une  obstination  apostee  contre  son  sen- 
timent,  cela  le  monstroit.  —  II,  21.  p.  581  H  semble  que  les  coaps 
fnyent  oenx,  qui  s'y  presentent  trop  alaigrement  &  n'arriuent  Tolon- 
tiers  k  qoi  s'y  presente  trop  Tolontiers.  IQ,  1.  p.  621  —  qu'ils  oe 
se  desnoyeroient  de  leur  consdence.  lU,  10.  p.  786  ie  plaindrois 
quelque  grande  aduenture  —  qa'elle  ne  seroit  venuS  en  temps  que  et 
Ibid.  p.  790  nous  ne  prions  pas  que  nostre  raison  ne  soit  combatue  & 
surmonte  par  la  concupiscence. 

b)  in  Attributivs&tsen,  namentlidi  wenn  sie  conditionalen  Cha- 
rakter haben : 

m,  1.  p.  624  (Epaminondas)  qui  iugeoit  mescbant  homrae  — 
celuy  qui  entre  les  ennerais,  ds  en  la  bataille,  n'espargnoit  son  amj  & 
son  hoste.  III,  11.  p.  799  c^est  une  mesure  que  nous  n'auons  encore 
acheu6  d'arrester.  Ibid.  p.  812  Les  viuans  y  eurent  k  patir,  si  eurent 
ceux  qui  n'estoient  encore  nays. 

c)  in  AdTcrbialsätzen,  und  zwar  abgesehen  von  den  conditionaleD, 
wo  auch  im  Nfr.  das  pas  h&ofig  fehlt,  in  solchen,  welche  eine  Folge, 
eine  Absicht,  einen  Grund  enthalten. 

I,  20  si  entraue  qu*il  ne  se  parle  d'autre  chose.  I,  56  si  simple, 
que  de  la  religion,  qu'il  obserue  si  soigneusement,  ü  n'en  entend  nn 
seul  mot. 

ly  27  affin  que  ie  ne  parle  de  luy.  I,  88  Les  marchands  —  ont 
raison.de  regarder  que  ceux  qui^fle  mettent  en  mesme  vaisseau  ne 
soyent  dissolus.  (Dagegen  ibid.  Taisez-vous  —  qui'ils  ne  sentenf  point 
que  Toua  soyez  icy  auec  moy.)  I,  64  affin  qu'un  si  bei  art  ne  demeo- 
rast  Sans  ezeroice.    DI,  10.  p.  781  ie  brideroLs  pourtant  mon  afiection, 


Vemicli  iiber  die  ejiiUktisebeii  ArcbaiMiieii  bei  Monteigoe.         42S 

qu'elle  ne  s'y  plonge  trop  entiere.    Ibid.  p.  78S  II  noas  faui  gonaent 
trompery  afin  qoo  noos  ne  nous  trompions. 

1, 24  —  d'autant  qne  la  ploBpart  des  ames  ne  ee  trouaent  propres 
a  faire  lear  profit  de  teile  inslraction.  III,  5.  p.  656  Nos  maistres 
oDt  iort,  dequoy  —  ils  n'en  ont  donn^  sa  pari  a  la  santö. 

Auch  im  Participialsatz  des  Grundes  entbehrt  das  Verbum  zu- 
weilen des  FQll Wortes.  I,  14  ne  leur  semblant  raisonnable.  I,  17  ne 
Tojant  aüleurs  par  oü  faire  passage  k  sa  lasdiete,  s'alla  ietter  au  tra- 
oers  le  gros  des  ennemis*  II,  13  de  son  premier  essay  n'ayani  donn^ 
sssex  auant  in,  6«  p.  702  un  gentilhomme,  —  ne  trouuant  cbeual 
capabie  de  son  poids  —  marchoit  par  pus  en  coche. 

d)  Ganz  besonders  häufig  fehlt  die  Verstärkungspartikel  beim  In- 
finitiv; mag  derselbe  nun  einen  Substantiv-  oder  Adverbialsatz  ver- 
treten; —  am  häufigsten  bei  dem  mit  pour  verbundenen  Infinitiv. 

I,  27  Le  secret  que  i'ay  iure  ne  deceller  a  un  autre.  I,  29  Cal- 
liclez  —  oonseille  de  ne  s'j  enfoncer  ootre  les  bomes  du  profit.  I,  S8 
Je  me  resons  ais^ment  de  n'entrer  en  efiroj,  de  ce  qu'un  moindre  que 
moj  prend  auec  teile  patienoe.  I,  39  —  ils  sollicitent  —  les  Historiens. 
de  leurs  temps,  de  ne  les  oublier  en  lenrs  registres.  I,  46  —  la  faute 
de  n'auoir  pas  demierement  poursuiuy  nostre  pointe.  II,  12.  p.  437 
On  preschoit  Solon  de  n'espandre  pour  la  mort  de  son  fils  des  larmes 
impuissantes  &  inutiles.  Ibid.  p.  443  qui  apprend  aux  poulles  —  ä 
ne  se  deffier  du  ehien.  11^  15  un  soin  de  n'estre  surpris  en  faisant 
mal.  n,  16  Piaton  —  leur  conseille,  de  ne  mespriser  la  bonne  esti- 
mation  des  peuples.  III,  9-  p.  740  Et  aocuse  ma  faineance,  de  n'auoir 
passe  outre.  Ibid.  p.  761  II  me  vient  ^arfois  quelque  oonsideration 
de  ne  trahir  Thistoire  de  ma  vie. 

Beim  Accus,  c  Inf.  II,  32  qu'il  est  grand  dommage  n'estre  oc- 
cupee  ä  meilleure  suiect. 

I,  9  pour  n'oublier  l'offense.  I,  24  pour  n'auoir  assez  de  soin  des 
choses  plus  utiles.  I,  27  pour  n'y  engendrer  nne  messeante  priuante. 
I,  36  Ils  le  fönt  ou  par  malice  —  ou  plustost  pour  n'auoir  la  vou6 
assez  forte  &  assez  nette.  I,  40  —  se  laissa  brusler  iusques  ä  Tos  — 
pour  ne  tronbler  le  mystere.  II,  19  le  rends  graoes  a  lesus  Christ, 
de  m'auoir  oste  ta  veue,  pour  ne  voir  ton  visage  impudent  11,  31 
—  qui  pour  ne  Tesmouuoir,  prenoit  party  d'approuuer  tout  ce  qa'il 
disoit.  n,  33  II  en  mangea  largement,  pour  ne  faire  honte  a  son  hoste. 
Ily  85  Pour  ne  disconuenlr  du  tout  ä  nostre  usage.    III,  1.  p.  622 


424         Yenach  über  die  synt«kii8ch«n  Archaismen  bei  MonUdgne. 

—  pour  ne  frastrer  la  neoessit^  publique.  JH,  5.  p.  662  —  poor  oe 
s'entrehearter.  Ibid.  p.  666  —  poar  ne  troabler  leure  reiglei^.  Ibid. 
p.  667  pour  ne  piper  le  Monde. 

n,  21  —  affin  de  n'engendrer  qaelque  desespoir  aox  siens. 

Aus  den  angefiirten  Beispielen  ergiebt  sich,  dase  die  einfache 
Negation  ohne  pas  ihr  weitestes  Gebiet  in  Nebensätzen  hat,  welche 
nur  die  Vorstellung  einer  redenden  oder  handelnden  Person  wieder- 
geben, namentlich  in  InfinitiTSätzen,  wo  die  Handlung  nur  in  ihrem 
allgemeinsten  Begriffe  erscheint;  dass  femer  in  Hauptsätzen  die  ein- 
fache Negationspartikel  dann  genfigt,  wenn  die  Verneinung  nicht  ab- 
solut, sondern  durch  einen  folgenden  Satz  beschränkt  auftritt;  sowie 
in  formelhaften  Wendungen,  welche  von  den  Veränderungen  des 
Sprachgebrauches  weniger  stark  berührt  werden;  endlich  bei  einer 
Reihe  von  Modusverben  (Dies  III,  423),  in  deren  Begriff  eine  ün- 
entschiedenheit  liegt,  die  also  nicht  eine  absolute  Verneinung  anf  den 
folgenden  Infinitiv  übertragen. 

2)  Umgekehrt  wird  die  Verneinung  oft  durch  die  blosse  Verstär- 
kungspartikel mit  Unterdrückung  des  eigentlichen  Vemeinnngswortes 
ausgedrückt,  insbesondere  in  Fragesätzen,  ein  Gebrauch,  der  auch  noch 
Schriftstellern  der  späteren  Zeit,  wie  Malherbe,  Meliere,  Lafontaine, 
Racine  eigen  ist  Gewdnlich  steht  in  diesem  Falle  pas,  selten  point 
(ein  Beispiel  fttr  letzteres  gibt  Dies  III.  p.  427).  cf.  I,  24  la  raison 
que  ie  cherchois  tautest,  seroit-elle  point  aussi  de  1&? 

I,  16  et  Crassus  —  sembloit-il  pas  entrer  en  Conference  de  sa  de- 
liberation?  I,  18  la  plus  belle  Royne  —  vient-elie  pas  de  mourir  par 
la  main  d'un  Bourreau?  I,  19  et  un  de  ses  ancestres  roourut-il  pas 
choque  par  un  pouroean  ?  I,  22  La  ooutume  —  leur  a  eile  pas  mis  les 
armes  ä  la  main  ?  Ibid.  Est-ce  pas  mal  mesnag6  d'aduancer  tant  de 
vices  ct.  I,  23  Fut-ce  pas  ezprimer  oette  resolution,  que  si  ses  amis 
le  vouloient  tuSr,  il  oonsentoit  qu'ils  le  puissent  faire?  I,  24  Vaut-il 
pas  mieux  faire  cecy?  III,  1.  p.  617  Fut-ce  pas  Attious  et?  Ibkl. 
p.  618  B^ait-il  pas  que  ct.  cf.  Ibid.  p.  624.  —  III,  2.  p.  627  Est-ce 
pas  faire  une  muraille  saus  pierre?  m,  4.  p.  653  Semble-il  pas  de 
cet  homme?  cf.  III,  5.  p.  655,  669,  674.  —  in,  8.  p.  731.  — 
UI,  13.  p.  887  S'il  (le  iugement)  ne  peut  reformer  les  autres  parties 
Selon  soy,  au  moins  en  se  laisse-il  pas  difibrmer  &  elles. 

8)  Sehr  häufig  fehlt  in  dem  von  craindre  abhängigen  Nebensatz, 
4Übweichend  von  der  romanischen  Anschauungsweise,  die  Negatioos- 


V«rsach  über  die  fynUktiicheD  Arcbwsmen  bei  Montaigne.         426 


Partikel;   diese  AaslaasiiDg  findet  eich  Qbrigens  in  der  älteren  wie  in 
der  neueren  Sprache.    (Dies  lU,  425«) 

I,  15  si  est-il  k  craindre  qae  la  honte  iee  deaespere.  I,  23  le 
crains  —  qa'on  secoore  8on  aduersaire  an  liea  d'elle.  I,  29  Tay  pear 
qae  nons  ayons  lee  yeax  phis  grande  qae  ie  ventre.  I,  40  il  j  atioit 
danger  qn'an  marchand  luj  fist  mettre  la  main  sur  le  oollet,  k  cauae 
d'ane  Tieille  debte.  cf.  U,  12.  p.  428.  —  17.  p.  509.  —  27.  p.  548. 
—  34.  p.  579.  —  35.  p.  586.  —  III,  3.  p.  640.  —  6.  p.  707.  — 
9.  p.  748. 

4)  Negative  Wörter  haben  noch  hie  und  da  affirmative  Beden- 
tong,  so  das  Pronomen  nul,  von  dem  oben  die  Bede  war,  nnd  die 
Partikel  ni. 

I,  22.  p.  66  pour-auoir  ea  k  contre-coeur  de  mesler  ny  tricotterie 
ny  finesse  k  mes  ieux  enfantins.  II,  17.  p.  507  Ce  seroit  une  grande 
simplesse  k  qui  se  lairroit  amaser  ny  au  visage  ny  aaz  paroUes  de 
celuy  qui  fait  estat  d'estre  tousiours  autre  an  dehors  qu'il  n'est  au 
dedans.  III,  9.  p.  753  i'ay  prins  a  haine  mortelle,  d'estre  teny  ny  k 
antre,  ny  par  autre  que  rooy.  UI,  12.  p.  820  Les  gens  de  bien  ny 
viusns,  ny  roorts,  n'ont  aucunement  k  se  craindre  des  Dieux. 

5)  Auf  der  Ellipse  eines  Yerbums  dürfte  der  Ausdruck  non  que 
mit  folgendem  Infin.  beruhen;  etwa  ein  Verbum,  wie:  ich  will  gar 
nicht  sprechen  von  u.  s.  w.,  dürfte  zur  Ergänzung  des  Ausdruckes 
dienen,  der  in  seiner  Bedeutung  dem  lateinischen  nedum  und  dem 
deutschen  ^geschweige'  gleichsteht. 

UI,  1.  p.  620  qui  me  voudroit  employer  k  mentir,  k  trahir,  de  k 
me  parinrer  —  non  que  d'assassiner  ou  eropoisonner:  ie  diroy  et 
III,  6.  p.  711  qui  —  fissent  griller  dcuant  leurs  yenx  un  homme,  non 
qu'an  Boy  si  grand.  HI,  9.  p.  758  Nous  embrassons  &  ceux  qui  ont 
este,  &  ceux  qui  ne  sont  point  encore,  non  qae  les  absens,  d.  h.  von 
den  Abwesenden  gar  nicht  za  reden,  also:  die  Abwesenden  um  so 
mehr.  — 

Zehnter  Abschnitt. 

Wortstellung. 

Diese  bildet  bekanntlich  einen  Hauptunterschied  zwischen  der  äl- 
teren und  neueren  französischen  Sprache;  selbst  nach  Einbusse  der 
dem  Afr.  eigenen  Flexionsendung  des  Substantivs,   welche  bei   aller 


4  26        Versuch  über  die  syntuktiBcbeii  Archainneti  bei  Montaigiie. 

Uogeswuogenheit  in  der  Stellung  der  Casiu  die  Unterscheidang  der- 
selben enn5glicbte,  beharrte  die  Sprache  noch  lange  in  der  überlieferten 
Freiheit  der  Bewegung,  bis  sie  sich  dem  Zwang  streng  logischer  Stel- 
lung bequemte.  Auch  in  der  Sprache  Montaignes  herrscht  oodi  die 
alte  Beweglichkeit  und  Lebendigkeit ;  in  ^elch  freier  Weise  dieselbe, 
abweichend  von  den  Regeln  der  neufranzös.  Sprache,  hinsichtlich  der 
Stellung  von  Subjekt  und  PrSdikat,  der  adverbialen  und  attributiven 
Satzglieder  verflihrt,  soll  im  Folgenden  dargestellt  werden. 

A.   Subjekt  und  Prädikat. 

1)  Hier  kommt  vor  allem  die  Inversion  in  Betracht,  deren  An* 
Wendung  im  Nfr.  bedeutende  Einschränkung  erfuhr.  Unter  anderm 
wird  dieselbe  dadurch  bedingt,  dass  der  Satz  mit  einem  adverbialen 
Gliede  beginnt.  In  diesem  Falle  ist  nun  im  Nfr.  bei  transitiven 
Verben  im  Aktivum  die  Inversion  selten,  bei  Mont.  aber  sehr  häufig, 
gleichviel  ob  ein  persönliches  Pronomen  oder  ein  Substantivum  das 
Subjekt  bildet,    cf.  Mätzn.  Synt.  §  487. 

I,  5  mais  mal-aysement  le  feroj-ie.  I,  1 1  mais  surtont  leur  prete 
beau  ieu  le  parier  obscur.  I,  15  depuis  soufiHrent  pareille  punition 
tous  les  gentils-hommes.  I,  17  lors  ezprime  eile  sa  demiere  force. 
I,  33  En  cette-cj  (solitude)  faut-il  prendre  notre  ordinaire  entretien. 
I,  40  Pourtant  la  faut-il  esfudier  &  enquerir.  Ibid.  La  fiance  de  la 
bontö  d'autruj  est  un  non  leger  tesmoignago  de  la  honte  propre:  par- 
taut  la  fauorise  Dieu  volontiers.  I,  48  Pourtant  vojons-nous  ai  sou- 
uent  en  Cesar  ect  II,  8.  p.  296  Partant  l'aj-ie  choisi  parmy  plusieurs 
telles  conditions  —  oomme  plus  exemplaire.  lU,  1.  p.  619  si  (jedoch) 
m^en  desprins-ie  de  belle  heure  (sc.  de  la  politique). 

Auch  bewirkt  das  copulative  et  sehr  oft  die  Voranstellung  des 
Prädikats,  was  im  Nfr.  gleichfalls  zu  den  Seltenheiten  gehört,  in  un- 
serm  modernen  Zeitungsstil  dagegen  ausserordentlich  überhand  nimmt. 

I,  15  Et  tient-on  que  ct.  I,  17  et  disent  les  mededns.  I,  19 
et  ne  m'adnertira  de  rien  de  nouueau  la  suruenance  de  la  mort«  I,  22 : 
et  est  trds  iuste  cette  ancienne  ezclamation.  11,  5  et  fut  estfunte  en 
luj  une  tres  belle  enfance.  11,  6.  p.  283  Et  ne  me  doit-on  pourtant 
S9auoir  mauuais  gre.  II,  8.  p.  296  Et  laisse*on  ce  vain  oours  k  aon 
authorite.  Ibid.  &  faict-on  a  tous  coups  que  et.  UI,  L  p.  625  et 
condud-on  mal  d'estimer  que  ct.  III,  S.  p.  639  Et  noua  Tordonne  Ion 
prindpalement  en  ce  temps. 


Yersach  über  die  syntaktuchen  ArdMinneD  bei  Blontaigne.        42T 

Weniger  häufig  erscheint  die  Invereion,  bewirkt  durch  eine  ein- 
leitende Partikel,  im  Nadiaats ;  Mätzner  (Sjnt.  §  489)  ftthrt  ein  Bei- 
spiel aus  Mont  an;  hierso  vergl«: 

1, 19  Comme  noetre  naissance  noos  apporta  la  naiMance  de  toutee 
choees :  aoMi  nous  apportera  Ja  mort  de  toutes  choees  nosire  mort. 
I,  22  plus  ü  7  en  a,  plus  a  eile  d'honneur  et  de  recoromandation. 

2)  Wenn  das  Prädikat  ans  mehreren  Bestandtheilen  besteht,  ent- 
weder ans  dem  Hülfszeitwort  und  einem  Participium  (a),  oder  aus  der 
Copala  (^tre,  sembler)  und  einem  prädikativischen  Nomen  oder  Ad- 
jektiv (b),  so  kann  das  Subjekt  zwischen  diese  Bestandtheile  in  die 
Mitte  —  oder  der  Prädikatsbegriff  kann  an  die  Spitze  treten.  Dabei 
gelten  in  letzterem  Fall  die  im  Nfr.  Qblichen  Beschränkungen  (Mätzner 
Sjnt.  §  486.  a.)  noch  nicht,  so  dass  hier  das  Subjekt  auch  ein  Pro- 
nomen, das  Torantretende  Prädikat  auch  ein  Possessivpronomen 
sein  kann. 

a)  I,  10  et  Ta  l'estranger  desoouuerte  parfois  auant  moy.  I,  11 
Chacon  y  accourut  et  furent  ses  paroles  &  sa  science  recueillie  &  con- 
sernee  a  plusieurs  siedes.  I,  15  et  fut  oette  rüde  sentence  executee  ä 
Lyon.  I,  20  et  a  mon  sentiroent  souuent  usurpe  le  sentiment  d'un 
tiers.  *IU,  5.  p.  662  Ne  peut  une  de  race  cordonniere,  espouser  un 
charpentier:  et  sont  les  parens  obligcz  ct.  Ibid.  p.  672  et  en  a  este 
le  cours  de  ma  yie  blesse  &  tasch^  diuersement.  III,  13.  p.  867  &  nous 
Fa  le  Createur  donnee  seriensement  &  seuerement. 

b)  —  m,  1.  p.  616  de  ceuz-la  est  la  libertö  peu  suspecte.  — 
5.  p.  669  Et  est  le  yoeu  de  la  virginit^  le  plus  noble  de  tous  les  voeux« 
Ibid.  p.  681  a  cette  heure  sont  les  miennes  proprement  hontenses. 
Ibid.  p.  684  Ne  semble  pas  estre  cela  une  hnmeur  lunatique?  — 
8.  p.  721  et  me  sont  les  opinions  unes.  —  9.  p.  752  Comme  le  donner 
est  qualit^  ambitieuse  &  de  prerogatiue,  aussi  est  Faooepter  qualit^  de 
summission.  Ibid.  p.  769  Et  semble  la  visee  iniuste,  k  laquelle  on  ne 
peat  atteindre.  III,  13.  p.  849  Et  m'en  est  la  societe  honorable. 
Ibid.  p.  850  ä  Taduenture  est  cet  accident  ä  sa  fin. 

c)  —  I,  23  Et  nostre  estoit-il  ä  tr^-bonnes  enseignes.  I,  24 
Quand  bien  nous  pourrions  estre  sfauans  du  Sfanoir  d'autruy,  au  moins 
sages  ne  pounons  nous  estre  que  de  nostre  propre  sagesse.  III,  1. 
p.  622  Vice  n'est«ce  pas,  mais  certes  c'est  malheur.  III.  8.  p.  726 
Bon  eet-il  tousiours  de  les  ouyr. 

3)  Wie  im  Hauptsatze,  so  erscheint  die  Inversion  *-  abweichend 


428        Venueh  über  die  syntaktiicheo  Arcbaispien  bei  Montaigoe. 

Tom  Nfr.  —  auch  im  Nebensatz  in  seinen  Terschiedenen  Formen  als 
Conjunktional-  (a),  Participial-  (b)  und  Infinitivsatz  (c),  und  zwar 
auch  mit  den  in  2)  erwähnten  Freiheiten,  hinsichtlich  der  Stellung 
der  pr&dikatiTen  Bestandtheile. 

a)  ly  11  Joint  que  personne  ne  tient  registre  de  leurs  mescontes 
—  et  fietit-on  valoir  leurs  diuinations.  I,  22  le  trouvaj  qu'il  ne  par- 
loit  pas  du  tout  sans  raison :  &  m'auoit  la  coustume  ost6  Tapperceuance 
de  cette  estranget^.  Ibid.  H  est  des  peuples  oü  on  toume  le  doz  a 
celuy  qu'on  salug  &  ne  regarde  Ton  iamais  celuy  qu'on  veut  honorer. 
Ibid.  —  oü  les  estrenes  que  le  Roy  envoye  aux  Princes  —  c^est  du 
feu  —  ft  de  ce  nouueau  (feu)  sont  tenus  les  peuples  voisins  venir 
puiser  chacun  pour  soy.  I,  40  Le  danger  estoit,  que  mal-aysement 
peut-on  establir  bomes  certaines  k  ce  desir.  m,  9.  p.  759  Si  (wenn) 
prohibent  les  loix  Platoniques  de  peregriner  auant  quarante  ans  ct. 

f  b)  I9  27  S'estudiant  Tamant  de  se  rendre  acoeptable.  Ibid.  Car 
cherchant  l'nn  &  Tautre  —  de  s'entre-bienfaire,  celuy,  qui  en  preste  la 
matiere  &  Foccasion,  est  celui-1^  qui  faict  le  liberal.  II,  2.  p.  256 
Croissant  Toccasion  de  ce  soup9on.  II,  12.  p.  361  —  on  redte  d'un 
tigre,  —  que  liiy  ayant  este  baille  un  cheureau,  il  souffrit  deux  iours 
la  faim  auant  que  de  le  vouloir  offencer.  Ibild.  p.  392  estant  cepen- 
dant  le  pere  &  la  mere  tenus  d'assister  k  cet  ofBce.  II,  1 8  s'ofirant  le 
rooyen  de  se  repentir.  11,  31  s'attendant  bien  toute  l'assistance  que  ct. 
m,  5.  p.  681  Ayant  toute  une  nation  hazarde  de  s'exterminer.  III,  13. 
p.  841  estant  ceste  chaleur  egale,  constante  &  universelle.  Ibid.  p.  862 
Brutus,  ayant  le  Ciel  &  la  terre  conspirez  a  Tencontre  de  luy  ct. 

c)  —  II,  12.  p.  866  De  quel  fruit  pouuons  nous  estimer  auoir 
este  k  Varro  &  Aristote,  ceste  intelligence  de  tant  de  choses?  III,  5. 
p.  662  —  qu'on  luy  demanda  —  a  qui  il  aymeroit  mieux  arriuer  une 
honte,  m,  12.  p.  828  Aristote  dit  appartenir  aux  beaux  le  droit  de 
Commander. 

Endlich  sei  noch  bemerkt,  dass  der  invertirte  Satz,  wie  im  Kfr. 
oft  einen  conditionalen,  so  bei  Mont.  auch  einen  temporalen  Nebensatz 
vertreten  kann,  wenn  der  Hauptsatz  ein  unerwartetes  Ereigniss  enthält. 

m,  1.  p.  621  Mais  l'eut-il  faict  tuer,  apres  qu'ils  le  luy  eorent 
iurö,  il  desira  luy-mesmes  estre  commissaire  de  la  insUce  diuine. 
in,  13.  p.  856  La  Chance  vint  eile  k  toumer?  la  voyla  (Chelonis, 
Gattin  des  Kdnigs  Cleombrotus)  chang^  auec  la  fortnne. 

Anmerkung.    Die  Häufigkeit  des  Vorkommens  der  (im  Nfr.  an- 


Vennch  ttb«r  die  lytttaktiicheo  Archaiamen  b«  Monttigne.        429 

gebr&aofalichen)  Inversion  in  den  yerachiedenen  Satzarten  ist  ver- 
fldiieden;  aaf  250  Seiten  (IL  Bodi  p.  250 — 500)  erscheint  sie  ^ 
nach  der  Beobachtung  des  Verfassers  —  im  Hauptsatz  nach  einer  ad« 
▼erbialen  Bestimmang  89  mal,  nach  et  37  mal,  im  Nachsatz  sehnmal, 
im  SubstantiTsatz  siebenmal,  im  Akkus,  c.  Inf.  einmal  und  ebenso  in 
einem  Attributivsatz  einmaL 

B.   Adverbiale  Satzglieder. 

1)  Kasus.  —  Das  Afr.  kann  die  Objekte  als  unmittelbare  Er- 
gänzungen des  Verbums  Tor  dasselbe  setzen;  im  Nfr.  kommt  diese 
Stelle  nur  solchen  Objekten  zu,  welche  nicht  als  unmittelbare  Ergän- 
zung des  Thätigkeitsbegriffes  auftreten  (Mätzn.,  Sjnt  §  500).  Ins- 
besondere hat  der  Akkusativ  im  Nfr.  die  Stellung  vor  dem  Verbum 
eingebösst.  Bei  Mont.  erscheint  er  nur  noch  in  gewissen  kurzen  Wen- 
dungen vor  dem  Verbum,  z.  B. 

I,  11  cecy  ai-ie  reoonnu  des  mes  yeux.  II,  15  le  ne  s^ay  pas 
qu'elle  soit  vraye,  mais  cecy  S9a7-ie  par  experience  que  ct.; 

sehr  häufig  in  den  Zwischensätzen  ce  crois-ie  und  ce  dit-il ;  femer 
beim  Infinitiv,  wie 

n,  35  au  oonseil  qu'elle  luy  donnoit  ä  ce  faire,  —  le  moyen  de 
ce  faire,    m,  8.  p.  726  —  fut  longtemps  sans  mot  diie; 

beim  partic.  pr^,  z.  B. 

en  ce  faisant.  III,  9.  p.  772  Et  ne  fait  on  rien  pour  celuy  pour 
qui  on  ne  fait  qu'antre  chose  faisant; 

endlich  bei  il  y  a: 

II,  27  Passant  oü  Ion  auoit  crucifi^  quelques  luifs,  trois  iours  y 
auoit.   III,  10.  p.  783    Quelques  ann^  y  auoit. 

Allerdings  geht  der  Akkusativ  eines  mit  Nachdruck  hervor- 
gehobenen Substantivs  sehr  häufig  seinem  Verbum  voran;  allein  die 
Vertretung  desselben  durch  das  Personalpronomen,  welches  dann  fast 
regelmässig  zum  Verbum  tritt,  enthält  doch  schon  eine  Beschränkung 
der  alten  Freiheit  in  der  Stellung  des  Objekts,  so  dass  Mont  auch  in 
dieser  Hinsicht  zwischen  der  älteren  und  neueren  Sprache  gewisser- 
massen  einen  Uebergang  darstellt  —  Beispiele  dieser  Art  sind  ausser- 
ordentlich zahlreich,  z.  B. 

n,  16  les  Operations  de  Tame  —  nous  n'aurions  que  faire  de  les 
tenir  en  regle  &  en  ordre.  Ibid.  le  iugement  de  nos  indinations,  et  de 
noe  actione  —  nous  le  remetlons  k  la  voix  de  la  commune  de  de  la 


480        Venaoh  iiber  die  cynlaktischen  Ärohainiieii  bei  MonUigne. 

tourbe.  II,  17  Les  raiflooB  premieres  &  plas  aisees,  qai  sont  oom- 
mun^ment  les  inienx  prinses,  ie  ne  a^aj  pas  les  employer.  Ibid.  Mais 
ie  wfAj  aussi  qne  les  plas  graods  maisireB,  &  Xenophon  &  Platon,  on 
les  void  8011  Den (  se  relascher  k  oette  basse  fa9on.  Ibid.  Les  mains,  ie 
les  ay  si  gourdes  que  ct.  Ibid.  Les  qoalitez  mesmes  qni  sont  en  moy 
noD  reprochables,  ie  les  troauois  innüles  en  ce  siede. 

Beim  Dativ  ist  jedoch  die  Yoranstellang  ohne  nachfolgendes  Per- 
sonale wohl  möglich. 

I,  6  ce  grand  Alexandre  a  Polyperoon  —  Point,  dit-il,  ce  n'est  pas 
k  moy.  I,  19  Cesar  k  un  soldat  de  sa  garde  —  regardant  son  maintien 
decrepit,  respondit.  I,  25  A  l'aduenture  rembarrerois-ie  bien  ces  re- 
proches  &  k  qnelques-uns  apprendrois  que  ct.  I,  48  —  que,  sauf  les 
ruffiens,  4  homme  ne  soit  permis  porter  en  son  doigt  anneau  d'or,  ny 
robbe  delicate.  11,  17.  p.  515  Yoire  a  mes  ennemis,  ie  rends  nette- 
ment  ce  que  ie  dois.  UI,  8.  p.  725  Ny  ne  me  semble  responoe  k  propos, 
k  celuy,  qui  m'aduertit  de  ma  faute,  dire  qu'elle  est  aussi  en  Iny. 

2)  Hinsichtlich  der  Stellung  des  zu  einem  Infinitiv  gehörigen 
Personalpronomens  ist  der  Gebrauch  im  Nfr.  schwankend,  insofern 
dasselbe  sowohl  vor  den  Infinitiv  als  vor  das  regierende  Satzverbum 
gestellt  werden  kann.  Bei  Mont«  tritt  das  Personale,  welches  als  Ob- 
jekt zum  Infinitiv  oder  auch  zum  Grerundium  construirt  werden  muss, 
weitaus  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  vor  das  Satzverbum,  welches  mit 
dem  nachfolgenden  Infinitiv  oder  Gerundium  als  ein  Ganzes  gefühlt 
wird.  Die  Fälle,  in  welchen  das  Pronomen  sich  an  den  Infinitiv  oder 
das' Gerundium  anschliesst,  sind  verhältnissm&ssig  so  selten,  dass  sie 
nur  als  eine  Ausnahme  von  der  Regel  gelten  können. 

I,  6  il  les  alla  charger  tous  endormis.  I,  7  Ie  Comte  de  Hom 
s'estoit  venu  rendre.  Ibid.  il  les  faut  embesongner.  I,  9  et  ne  se  peu- 
uent  deffaire  de  leur  conrse.  Ibid.  ne  se  doit  pas  mesler.  Ibid.  leur 
pourroit  suffire.  I,  10  sll  y  peut  auoir  chois.  I,  11  qu'on  Ie  pnisse 
rappeler.  Ibid.  les  hommes  —  se  vont  reiettant  —  ä  rechercher  au 
Ciel  les  causes.  I,  12  qne  nous  ne  nons  deuions  couviir.  I,  13 
—  auant  qu'il  Ie  vinst  trouuer.  I,  16  —  ponr  luy  aller  demander 
misericorde.  I,  28  ie  vous  veux  montrer.  II,  6.  p.  279  —  ponr,  si 
i'en  aprens  quelque  chose,  en  revenir  donner  apres,  si  ie  puis,  adoer- 
tissement  k  roes  amis.  m,  1.  p.  616  ie  n*y  veux  pas  seulement 
foumir  de  matiere.  Ibid.  p.  619  toate  leur  attention  A  engin,  ne  les 
y  s^auroit  oondnire.   Ibid.  p.  620  vous  nous  pouuez  Commander,   m,  S. 


Venoch  über  die  syntaktiichen  Arcliflismen  bei  Montaigne.         491 

p.  632  Si  (doch)  se  poarroit-il  k  l'adaentare  imaginer  si  esloignee  dis- 
Proportion  de  mesnre. 

(Dagegen:  I,  25  de  quel  sens  puis-ie  m^aniaser  aox  secrets  des 
estoilles.  Ibid.  nous-laissons  les  abaser  de  leur  loisir.  I,  26  Ou  il 
faat  se  submettre  da  tout  —  ou  da  tout  s'en  dispenser.  cf.  III,  5. 
p.  659,  666.) 

Die  Reihenfolge  der  Pronominaladverbien  y  und  en,  wenn  sie  mit 
einander  vor  dem  Verbum  stehen,  ist  nicht  immer,  obwohl  in  der 
Mehrzahl  der  Fälle,  y  en,  wie  im  Nfr.  regelmässig;  zuweilen  nimmt 
auch  en  die  erste  Stelle  ein : 

I,  44  &  en  y  eut  qai  passerent  la  nuict  ensemble.  I,  46  s'il  n'en 
y  auoit  d'aussi  cruds  dans  Piaton.  I,  49  &  en  y  auoit,  qui  ct.  11,  12. 
p.  441  Qoiconque  a  eu  besoin  d'oracles  &  de  predictions,  en  y  a 
troaa^  pour  son  faict.  III,  5.  p.  683  plus  qu'il  n'en  y  a.  III^  13. 
p.  834  combien  en  y  a-il  en,  que  nous  n'auons  pas  decouuerts? 

8)  Die  Stellung  der  präpositionalcn  Satzglieder,  welche  zum  Ver- 
bnm  eine  adverbiale  Bestimmung  hinzufögen,  ist  auch  im  Nfr.  ziem- 
lich frei,  besonders  in  der  poetischen  Sprache.  In  Prosa  aber  ist  es 
wohl  als  Ausnahme  von  der  gewöhnlichen  Wortstellung  zu  betrachten, 
wenn  präpositionale  AusdrGcke  zwischen  das  regierende  Yerbnm  und 
den  abhängigen  Infinitiv  zu  stehen  kommen.  Bei  Mont  findet  sich 
dieser  Fall  sehr  oft 

I,  23  n  vaut  mieux  d'une  belle  assenranoe  se  preparer  k  tout. 
I,  24  II  luy  print  enuie  par  passetemps  d'en  montrer  l'experience. 
Ibid.  ils  ont  voulu  d'arriu^e  mettre  leurs  enfans  an  propre  des  effects. 
r,  31  ils  ne  laissent  de  suiure  poartant  leur  esteuf  et  de  mesme  creon 
peindre  le  blanc  et  le  noir.  11,  2.  p.  257  il  est  hon  une  fois  le  mois 
de  les  esueiller.  Ibid.  p.  261  Nostre  ame  ne  S9anroit  de  son  siege  at* 
teindre  si  haut.  II,  8.  p.  266  Democritus  —  prisonnier  ä  Borne, 
tronna  moyen  de  nuit  d'öchapper.  Ibid.  p.  271  ie  m'en  vay  d'une 
henrease  fin  donner  oong^  aux  restes  de  mon  ame.  II,  4.  p.  274  ün 
sage  homme  peut  k  mon  opinion  pour  l'interest  d'autrny,  comme  pour 
ne  rompro  indecemment  compagnie  ainsi  que  Rusticus,  ou  pour  ne 
disoontmuer  nn  autre  affaire  d'importance,  remettre  k  entendre  ce  qu'on 
luy  apporte  de  nonueau.  III,  5.  p.  674  Solon  donna  liberti  aax  fem- 
mes  aux  despens  de  leur  pudicit6  de  prouuoir  au  besoing  de  leur  vie. 
Ibid.  p.  698  pensant  par  de  beaux  attours  aoquerir  la  beaut^.    IH,  6. 


48S         Venneh  über  die  tynUktiiicheii  ArehaiBmen  bei  Montaigne. 

p.  705  8on  Als  eseayoit  par  presants  de  gaigner  la  Tolont^  des  Ma- 
cedoniens. 

4)  W&hrend  im  Nfr.  die  Trennnng  des  Adverbioms  von  eeioem 
Beziehungswort  sich  auf  die  Wörter  plus,  autant,  moins  bei  Gegen- 
fiberstelhmg  von  Sätzen  beschränkt  (Mätzn.  Sjnt.  §  514.  3.),  werden 
bei  Mont.  zwischen  Adverb  und  Adjektiv  zuweilen  anderweitige  Satz- 
glieder eingeschoben« 

I,  5  —  que  si  a  pleine  bouche  nous  appelons  Barbares.  II,  82 
que  beaucoup  moins  est  Camillus  comparable  k  Tbemistodes.  III,  13. 
p.  842  II  y  a  bien  pour  Inj  autre  poids,  de  dire:  ie  Tay  leu. 

Die  Nachstellung  kommt  im  Nfr.  bei  den  Adverbien  der  Quan- 
tität und  Intensität  encore  und  seulement  vor;  im  Afr.  ist  diese  Stel- 
lung überhaupt  häufiger.  Mont  weist,  abgesehen  von  den  eben  ge« 
nannten,  auch  dem  Adverb  assez  seine  Stellung  oft  nach  dem 
Beziehungsworte  an. 

I,  41  nos  loix  sont  libres  assez.  I,  56  sa  Grandeur  l'a  rendn 
cognoissable  assez.  m,  7.  p.  715  Mais  si  ie  n'ay  point  le  coeur  gros 
assez.  III,  10.  p.  782  oette  commission  plaine  assez  &  nullement 
oysiue. 

Ebenso  steht  assez  oü  nach  dem  mit  ihm  verbundenen  Genitiv, 
was  bereits  in  dem  Abschnitt  Aber  den  Artikel  erwähnt  wurde. 

Modaladverbien  können  auch  im  Nfr.,  besonders  in  der  Poesie, 
zwischen  das  regierende  Zeitwort  und  den  von  ihm  abhängigen  In- 
finitiv, oder  zwischen  Subjekt  und  Satzverbum  stehen;  doch  ist  diese 
Stellung  nicht  die  gewöhnliche.  Im  Afr.  und  noch  bei  Mont.  findet  sie 
weit  häufiger  statt. 

a)  —  I,  25  qui  luy  peuuent  le  plus  seruir.  I,  44  Othon  —  se 
print  si  profondement  k  dormir  que  et  Ibid.  Caton  —  se  mit  si  fort 
k  dormir  que  et  III,  8.  p.  642  nous  en  pourrions  nous  bien  du 
tout  passer. 

b)  —  n,  82  Qui  plus  disertement  &  consdenciensement  ponrroit 
remarquer  lenrs  differences?  II,  85  Gomme  les  peres  caofaent  Taf- 
fection  enuers  leurs  enfans,  alles  volontiers  de  mesmes  cachent  la  leur 
enuers  le  mary. 

Auch  das  Ortsadverbium  ici  nimmt  manchmal  diese  Stelle  ein,  so 
I,  49  Ie  veuz  icy  entasser  aucnnes  fafons  anciennes«  m,  9.  p,  768 
ie  fais  icy  sentir  mes  inelinations. 

Endlich  können  Zeit-  und  Ortsadverbien  ohne  die  im  Nfr.  gel-: 


Venoch  über  die  sTnUkUidieii  Areluusmen  bei  Montaigne.         48$ 

tenden  Beschrftnkangen  (Mätzn.  Synt.  §  518.  8.)  zwiBchen  die  Be- 
standtheile  einer  zneammengeeelsten  Yerbalform,  Modaladverbien  «wi- 
schen die  Präposition  nnd  den  Infinitiv  eingefügt  werden.  Beispiele 
hieför  enthalten  die  folgenden  EapiteL 

5)  Zwischen  die  Thdle  der  zasammengesetzten  Yerbalfonnexi, 
die  sich  im  Afr.  weniger  eng  an  einander  anschliessen,  als  im  Nfr.,  wo 
sie  mehr  als  ein  Ganzes  auftreten,  können,  wie  sich  aus  dem  Bisherigen 
ergibt,  verschiedene  adverbiale  Glieder  eingeschoben  werden,  welche 
die  sp&tere  Zeit  in  der  Regel  nachsetzt 

Die  Satzglieder  (adverbialer  Natur),  welche  zwischen  das  Hülfs- 
zeitwort  und  das  Particip  der  Vergangenheit  treten  können,  nnd  zwar 
meist  im  Widerspruch  mit  dem  afr.  Sprachgebrauch,  sind  folgende: 

a)  Adverbia  des  Orts  und  der  Zeit^  und  zwar  in  jeder  Form  ohne 
AuBnahme. 

II,  8.  p.  264  Dien,  qui  nous  a  icy  envoyez.  II,  27  —  pour  la 
deffence  duquel  il  estoit  la  venu.  II,  85  i'ay  icy  choisi  trois  fenunes. 
m,  2.  p.  680  il  s'estoit  plus  haut  mont^. 

III,  4.  p.  650  le  fns  autrefois  touch6.  Ebenso  DI,  5.  p.  656. 
m,  9.  p.  769.  in,  18.  p.  858.  —  III,  4.  p.  648  fiit  derechef  re- 
poQsse.  III,  5.  p.  654  d'estre  trop  continuellement  bandee.  Ibid. 
p.  688  le  n'en  ay  point  incontinent  accus6  sa  legeret^. 

b)  ein  Akkusativ  auf  die  Frage :  wann  ? 

n,  24  Si  en  auoit-il  quelque  siede  auant  Antonius  est6  un  entre 
autres  ct.    m,  11.  p.  810  il  a  ce  matin  enterre  son  pere. 

c)  ein  Infinitiv  mit  pour: 

n,  18  Albucilla  —  s'estant  pour  se  tuer  frappee  trop  moUement. 

d)  Präpositionale  Satzglieder  von  kleinerem  und  grösserem  Um&ng. 

I,  15  ayant  par  M.  le  Mareschal  de  Chabannes  este  mis  Gou- 
verneur de  Fontarabie.  I,  22  Les  fahles  mesmes  de  Thyestes  — 
ayant,  auec  le  plaisir  de  leur  chant,  infus  cette  utile  creance,  en  la 
tendre  ceruelle  des  enfans.  II,  12.  p.  417  apres  qu'ils  sont  parfaicte- 
ment,  comroe  ^s  sacrifices  de  purgatiou,  nettoyez  &  purifiez.  11,  26 
pour  s'estre  k  escient  coupp6  le  pouce  de  la  main  gauche.  11,  27  Et 
si  ay  par  experience  apperceu  ct.  Ibid.  Lachez,  en  Piaton,  dit  n'auoir 
iamais  de  ceste  eschole  veu  sortir  nul  grand  homme  de  guerre.  II,  29 
qui  l'auoit  en  si  grande  ieunesse  &  inexperience  (car  c^estoit  la  pre- 
miere  guerre  qu'il  euat  veue)  remply  d'une    si   genereuse  vigueur. 

AnhlT  f.  n.  8prMh«n.  XLIX.  28 


.434        Verfoch  Über  die  syntaktischen  Archaiiinen  bei  Montaigne. 

III,  8.  p.  642  n  fant  auoir  en  hon  esdeot  desir^    m,  6.  p.  644  Tay 

auec  despit,  veii  des  maris  et  Ibid.  p.  666  —  et  a  este  par  aa  mere 
esleaee.  Ibid.  p.  689  i'ay  en  mon  temps  conduict  oe  marche.  III,  9. 
p.  744  nous  somnies  tantost  par  la  longue  lioenoe  de  oes  guerres  ci- 
uiles  enuieillis  en  une  forme  d'Edtat  si  desbordee.  III,  10.  p.  792 
Tay  saos  offence  de  poids,  passiue  on  actiae,  esooule  tantost  nne 
longue  vie. 

Anmerkung.  Ebenso  können  präpositionale  Glieder  zwischen  etre 
und  einem  Prädikatsnomen  stehen: 

1, 16  P.  Crassus  — lorsqu'il  estoit  en  Asie  Consul.  III,  5.  p.  690 
II  est  a  cette  heure  temps  d'en  parier  ouuertement  III,  9.  p.  737  ce 
n'est  pas  k  cette  heure  le  temps  de  t'amuser. 

e)  —  Ein  Vokativ  mit  einem  Zwischensatz: 

II,  85  le  t'anoy,  PauHna,  dit-il,  conseill^. 

6)  Zwischen  die  Präpositionen  de,  ä,  pour  und  den  Infinitiv 
können  auch  im  Nfr.  Satzglieder  eingeschoben  werden;  indess  kommt 
nur  gewissen  Wortklassen  diese  Stellung  zu  (Mätzn.  Synt  {  509.). 
Im  Afr.  nnd  so  auch  bei  Mont.  findet  sich  die  Einschiebung  verschie- 
dener Glieder  ohne  jede  Beschränkung;  namentlich  nach  der  Prilpos. 
pour.    Solche  Glieder  sind 

a)  Das  neutrale  Pronomen  ce;  de  oe  faire,  k  ce  faire,  pour  ce 
faire  (sehr  häufig). 

b)  Adverbien. 

I,  16  de  fidelement  representer.  I,  20  de  pleinement  respondre. 
I,  25  et  a  trop  k  fiatire  de  seule  fournir  k  deuz  offices«  Ibid.  saison 
d'heurensement  vivre.  II,  18  Cette  ooustume  de  si  ezacteroent  poiser 
&  mesurer  les  paroUes.  11,  32  le  oourage  d'ainsi  mourir.  II,  33 
d'heurensement  conduire.  III,  12.  p.  820  Vous  auez  iure  anx  Dienx 
d'ainsi  vous  maintenir.  I,  24  le  ne  dis  les  autres,  sinon  pour  d'aatant 
plus  me  dire.    LEI,  5.  p.  663  pour  apres  le  mettre  sur  sa  teste. 

c)  (bloss  nach  pour)  ein  präpositionales  Satzglied,  selbst  mit  fol- 
gendem Attributivsatz: 

I,  12  pour,  par  Topinion  de  leur  fuitte,  faire  rompre  &  dissoudre 
cette  masse.  I,  38  pour  par  le  tourment  de  cette  vie,  en  acqnerir  la 
beatitude  d'une  autre.  Ibid.  pour,  du  maniement  des  afiaires  A  des 
Grandeurs,  les  retirer  k  la  solitude.  11,  12.  p.  412  Ce  seroit  iniustice 
de  luy  auoir  retranche  ses  moyens  &  ses  puissances,  de  Tauoir  desannee, 
pour  du  temps  de  sa  captivit^  db  de  sa  prison,  de  sa  foiblesse  &  ma- 


Vemich  ober  die  gyntaktiselieii  Arduufmen  bei  Monteigne.        485 

ladie;  du  temps  oÄ  eile  anxoit  e8t6  forcee  &  oontrainte,  tner  le  ingement 
&  une  condemnation  de  dnree  infinie.  U,  27  —  ponr  de  ionr  en  ioar 
les  perdre.  II,  86  pour  par  sonbait  meeme  en  la  forme  qii*elle  estoit 
en  Inj,  m'en  desirer  rimitation.  HI,  9.  p.  758  —  pour  an  giron  des 
MnseB  se  poanoir  ioyeasement  esqnarter  de  tonte  aulre  compagnie« 

d)  Das  Belativ  lequel  (nach  ponr) : 

I,  39  une  legende  de  qualitez  Sc  tities,  pour  ausquelles  ne  bron* 
eher,  i'ay  maintesfois  laba^  d'escrire«  II,  11«  p.  820  des  ordonnanoes 
de  la  raison,  pour  lesquelles  maintenir  il  faille  que  ct.  m,  1.  p.  620 
—  des  loix :  pour  lesquelles  auctoriser  A  seconder. 

e)  (bloss  nach  pour)  ein  ganzer  Satz. 

n,  8.  p.  268  L.  Aruntius  se  tua,  pour,  disoit-fl,  fnir  ds  Fadnenir 
&  le  pass6.  n,  8.  p.  297  une  qui  desrobboit  gros  k  son  mary,  pour, 
disoit-elle,  k  son  confessseur  faire  ses  aumosnes.  II,  11.  p.  822  —  le 
prie  de  Inj  ennoyer  un  peu  de  fromage,  pour  quand  il  voudra  faire 
quelque  somptueux  repas. 

C.  Attributive  Satzglieder. 

1)  Die  SteUnng  des  attributiven  Substantivs  bei  Mont  entspricht 
fast  vollkommen  der  im  Nfr.  üblichen.  Nur  wenige  Stellen  sind  zu 
bemerken,  in  welchen  der  attributive  Grenitiv  (partit.  und  possess.) 
seinem  Beziehungsworte  vorangeht,  was  die  nfr.  Prosa  wenigstens  in 
der  Begel  vermeidet. 

I,  24  Et  de  ces  gens-Uk  les  ames  —  rapportent  faucement  le  fruit 
de  la  Sdenoe.  11,  87  et  du  Monde  la  dixiesme  partie  ne  s'en  sert  pas 
encores  k  oeste  heure.  III,  1.  p.  616  de  ceux-lA  est  la  liberto  peu 
suspecte.  III,  6.  p.  705  y  en  meslant  du  sien  propre  beaucoup.  IH,  9. 
p.  771  Mais  d*un  tel  corps  le  membre  moins  malade  s'appelle  sain. 
m,  10.  p.  791  Veulent-ils  —  que  d'un  iniuste  commencement  la  suitte 
seit  iuste? 

2)  Das  pronomen  possess.  wird,  wie  im  Afr.,  seinem  Substantiv 
zuweilen  nachgesetzt 

I,  88  les  douceurs  de  oette  vie  nostre.    I,  46  transmettent  in- 

oonsider^ment  par  fantasie  aux  trespassez  ce  ressentiment  leur  &  propre. 

I,  50  oette  mesme  oondition  nostre.     III,  2.  p.  682  une  forme  sienne. 

III,  8.  p.  688  assez  de  matiere  sienne.    IH,  6.  p.  709  les  premiers 

exemples  &  deportemens  nostres. 

28  • 


489         Venach  aber  die  tyotaktischen  Arohaiimeo  bei  Montaigne. 

Zwischen  das  pronom.  demonstr.  and  das  Snbstantiy  tritt  aaweilen 
ein  Adjectiv  oder  Parlicip  mit  dem  Adyerbinm  si  oder  tant,  eine  dem 
Nfr.  fremde  Fflgang. 

ly  11  ce  tant  celebre  art  de  deainer.  I,  22  Cette  si  vnlgaire  con- 
sideration«    II,  33  ceste  tant  renommee  Boyne  d'Aegypte, 

3)  In  Bezug  auf  die  Stellung  der  Adjektive  (und  Partidpien  mit 
adjekt.  Bedeutung)  veriUirt  Mont.  mit  der  grössten  Freiheit ;  es  dürfte 
kaum  ein  A^jektivum  geben,  seine  Bedeutung  und  seine  Form  sei 
welche  auch  immer,  mag  es  allein  oder  von  Zns&tzen  begleitet  sein,  — 
das  nicht  ebensogut  vor  wie  nach  dem  Substantiv  stehen  könnte.  Auch 
kann  dieses  letztere  vom  Artikel  durch  einen  weit  grösseren  Zwischen- 
raum getrennt  werden,  als  in  der  späteren  Sprache.  Vor  dem  Sub- 
stantiv —  und  swar  meist  abweichend  vom  Nfr.  —  können  daher 
stehen: 

a)  Adjektiva,  die  von  Völker-  oder  Personennamen  gebildet 
sind,  z.  B. 

I,  5  non  de  la  Grecque  subtilit^  et  astuce  Punique.  II,  8.  p.  266 
les  reliques  de  la  Romaine  liberte.  11,  8.  p.  292  la  Franfoise  Nation. 
III,  13.  p.  887  cette  Platonique  subtilit^. 

b)  Die  Participien.  Im  Nfr.  tritt  das  part.  pr^.  in  rein  adjek- 
tivischer Bedeutung  dem  Substansiv  sehr  h&ufig  voran,  selten  jedoch 
das  partic.  pass^.  Bei  Mont.  wird  auch  letzteres  oft  vor  dem  Sub- 
stantiv getroffeu. 

I,  9  En  verit^  le  mentir  est  un  maudit  vice.  I,  11  la  foreenee 
curiosite  de  nostre  nature.  II,  18  le  plus  effemine  homroe  du  monde. 
n,  16  As  n'est  aucun  si  asseur^  tesmoing  comme  chacun  k  soy-mesme. 
n,  81  ceste  reglee  apparence.  III,  1.  p.  620  sous  feintes  parolles. 
Ibid.  p.  622  cet  extreme  &  desesper^  remede.  Ibid.  p.  622  quelque 
impetueux  &  inopine  accident.  Ibid.  p.  682  si  esloignee  disproportion 
de  mesure.  III,  9.  p.  744  son  acooustum^  plj.  —  Ibid.  p.  745  rendre 
la  partie  k  son  deu  estre. 

c)  —  Die  mit  den  Ableitungssylben  al,  el,  ique,  ain,  in  gebildeten 
Adjektive  werden  im  Nfr.  gewönlich  nach,  bei  Mont.  ebenso  oft  auch 
vor  das  Substantiv  gesetzt. 

I,  19.  p.  49  surpassant  Fhumaine  condidon.  I,  20.  p.  62  c'est 
tousiours  un  tour  de  Thnmaine  capadt^.  I,  23.  p.  79  lliumaine  pru- 
dence.     II,  8.  p.  262  oes  humaines  &  vaines  contestations.     11,  6. 


Venaoh  aber  die  syntaktiwshen  ArGhaismen  bei  Montaigne.         487 

p.  285  la  nihilite  de  l'hnmaine  conditioo.  II,  22  abandonnerent  leur 
natnrel  pais.  11,  27  qui  regardent  la  publique  eeuret^  &  la  gloire 
oommiuie.  II,  83  foroe  fut  de  garantir  la  publique  ruine  par  uoe  in- 
iure  priuee.  III,  1.  p.  618  une  intestine  aapretö.  Ibid.  p.  618  une 
importune  garde«    III,  2.  p.  685  Tbumaine  felicit^. 

d)  Mebrere  io  copulativer  oder  adversativer  Weise  einander  bei- 
geordnete  A^jektiva  (oder  Participien).  Sehr  gerne  trennt  Mont.  die- 
aelben  nach  dem  Beispiel  der  lateinischen  Schriftsteller,  vor  allem  Ci- 
cero's,  durch  ihr  Beziehungswort  von  einander,  eine  Stellung,  welche 
im  Nfr.  selten  vorkommt  und  von  der  noch  besonders  die  Bede  sein 
wird.  —  Aber  vor  dem  Substantiv  können  nicht  nur  zwei,  sondern 
ancfa  drei  Adjektive  stehen,  wie  III,  11.  p.  802  un  bien  prudent,  at* 
tentif,  &  subtil  inqnisitenr. 

I,  87  ce  sont  vrayes  &  non  feintes  imprecations.  I,  49  deux  ou 
trois,  non  diuerses  seulement,  mais  contraires  opinions.  U,  19  II  nous 
estoit  aspre  k  la  verit^,  mais  non  pourtant  cruel  ennemj.  III,  18. 
p.  845  une  non  seulement  nouuelle,  mais  oontraire  forme  de  vie. 

e)  Adjectiva  mit  adverbialen  Bestimmungen.  (Adverb.  —  Pr&- 
positionale  Glieder.) 

I,  19  d'un  encore  pire  ezemple.  m,  1.  p.  618  d'une,  sinon 
partout  esgale  affection  —  au  moins  temperee.  UI,  8.  p.  722  une 
soitement  modeste  fuitte  de  contention.  Ibid.  —  oA  il  peut  auoir 
moins  maligne  &  revesche  semence. 

Die  prapositionalen  Satzglieder,  welche  zum  Adjectiv  gehören, 
folgen  dem  Substantiv  nach,  wahrend  das  Adjectiv  selbst  diesem  vor- 
angeht.  Man  sieht,  die  Sprache  leidet  derartige  Glieder  nicht  zwischen 
Artikel  und  Substantiv ;  andrerseits  ist  die  Neigung,  das  Adjektiv  dem 
Substantiv  voranzustellen,  so  stark,  dass  sie  eine  Trennung  desselben 
von  den  zu  ihm  gehörigen  Bestimmungen  keineswegs  scheut. 

I,  38  La  plus  contraire  humeur  a  la  retraicte,  c'est  Tambition. 
I,  41  D'une  pareille  subtilite  de  consdence  k  cet  autre.  I,  48  —  auec 
one  toute  pareille  harangue  a  celle  des  hommes.  U,  12.  p.  425  une 
oontraire  opinion  k  la  mienne.  Ibid.  p.  446  que  mes  yeux  en  feroyent 
contraire  iugement  k  mes  oreilles.  11, 19  On  lit  de  luj  un  pareil  traict 
k  celuy  d' Alexandre.  Ibid.  une  pareille  vision  a  celle  de  M.  Brutus. 
m,  11.  p.  808  le  plus  digne  homme  d'estre  cogneu.  IQ,  12.  p.  824 
one  apparenoe  —  qui  £Edct  une  contraire  montre  i  celle  de  Socrates. 


438        Versuch  aber  <fie  syniaktüehen  Archaumen  bei  Montaigne. 

4)  Hie  und  da  stoben  Adjektive  nach  dem  Sabstantiv,  die  im 
Nfr.  gewöhnlich  vorangehen. 

n,  13  ürgulania,  sa  mere-grand.  II,  37  des  prieres  de  sa  mere- 
grand. 

If  48«  p.  218  —  k  leur  force  propre  (in  der  Bedentung:  eigen), 
n,  84  se  taa  tont  soudain  de  sa  main  propre. 

I,  8.  p«  10  11  amusa  tontes  ses  heures  demieres  (letzten,  nicht 
letztvergangenen)  —  a  disposer  l'honnenr  &  la  cereuonie  de  son  en- 
terrement.  (Oleioh  daraof  aber:  sur  ses  demiers  traits.)  II,  13  Peu 
de  gens  menrent  resolus  que  oe  soit  lear  heure  demiere.  11,  35  ses 
paroles  demieres  (die  1.  Worte  Seneca's). 

Im  Nfr.  darf  das  Adjektiv  nur  durch  substantivische  Attribute 
von  seinem  Beziehungswort  getrennt  werden  (Mätzn.  Synt.  §  540). 
In  folgenden  Stollen  tritt  ein  Infinitiv  zwischen  Adj.  und  Sabstantiv: 

I,  49  La  fa^on  de  se  vestir  presente.  11,  13.  p.  475  retoumer  k 
son  train  de  viure  accoustum^.  m,  3.  p.  640  une  fa^n  de  parier  & 
d'escrire,  nouvelle  Sb  s^auanto. 

Anmerkung.  Nicht  ohne  Einfiuss  auf  die  Stellung  der  Adjektive 
ist  Montoigne's  Vorliebe  fOr  chiastische  Wortotellong ;  z.  B.  I,  5  non 
de  la  Grecque  subtilite  et  astuce  Pnnique.  I,  1 1  Tages  demidieu,  d'an 
visage  enüantin,  mais  de  senile  prudence«  II,  17  l'authorite  que  donne 
une  belle  presence  &  mi^estö  oorporclle.  II,  27  qui  regardent  la  pu- 
blique seuretö  &  la  gloire  commune.  II,  33  garantir  la  publique  raine 
par  une  iniure  priuee.  III,  5.  p.  657  ce  n'est  pas  merueille,  si  un 
oontraire  estot  —  en  tire  un  effisct  contraire. 

O.  Trennung  beigeordneter  Satzglieder. 

Die  Trennung  beigeordnetor  Olieder  durch .  anderweitige  Satz- 
glieder ist  ein  Gebrauch,  der  bei  Mont.  auf  jeder  Seite  wiederkehrt,  in 
der  neufranzösischen  Sprache  jedoch  selten  geworden  ist.  Da  diese 
Trennung  bei  jeder  Art  von  Satzgliedern  vorkommt,  so  sind  die  Bei- 
spiele hiefBr  in  einem  besonderen  Abschnitt  hier  zusamengestellt.  Die 
Wortklassen,  welche  im  Yerh&ltniss  der  Beiordnung  so  anseinander- 
gestollt  zn  werden  pflegen,  sind :  Substantivi  Adjektiv,  Adverbium  und 
Yerbum. 

a)  Snbstantiva. 

I,  17  Des  peuples  entiers  s'en  voyent  sonuent  frappes  et  des  ai> 


Yersuch  über  die  syntaktbcbcn  ArchaiBmen  bei  Montaigne.        489 

meefl  entieräa.  I,  22  oorruptioo  de  moeurs  que  lea  guerrea  ciuüea  ap« 
portent  &  les  mutationa  d'eatat.  II,  2.  p.  257  La  delicateaae  y  est  k 
fajr  et  le  aoigneox  Iriage  de  vio.  II,  8.  p.  289  ai  Featrangetö  ne  me 
aaane  Sa  la  nonyeaute. 

III,  1.  p.  619  exiger  d'un  homme  libre,  teile  aaiection  a  leur  aer- 
uioe,  &  teile  Obligation.  III,  2.  p.  636  On  doit  ajmer  la  temperance 
par  eile  meame,  &  pour  le  reapect  de  Dieu  qui  noua  l'a  ordonnee,  & 
la  cbaatete. 

I,  3   la  chair  de  venaison  change  d'eatat  aux  saloira  &  de  goaat. 

I,  24  Grec  &  Eacolier  eatoient  inota  de  reproche  entre  lea  Bomaina  & 
de  meapria.  I,  19  &  toua  inatans  repreaentona-la  ä  noatre  Imagination 
&  en  toua  viaagea.  II,  6.  p.  284  II  n'eat  deacription  pareille  en  dif* 
ficalt^  ä  la  deacription  de  aoy-meamea,  nj  oertea  en  utilite. 

b)  Adjektiva. 

I,  4  ae  dreaaant  un  faux  auiect  &  fantaatiqiie.  I,  10  une  vehe- 
mente premeditation  &  laborieuse.  I,  18  troia  lea  plua  execrablea  per- 
aonnea,  qne  ie  cogneuaae  en  toute  abomination  de  vie,  et  lea  plua  in- 
famea.     I,   19  c'eat  une  bonne  portion  de  Teffect  &  conaubatancielle. 

II,  2.  p.  259  la  plua  reiglee  ame  du  monde  &  la  plua  parfaicte.  11,  8. 
p.  266  un  ai  apparent  danger  &  ai  procbain.  II,  6.  p.  281  un  ferme 
viaage  &  graue.  II,  8.  p.  291  une  vraje  affection  &  bien  reglee. 
II,  19.  p.  524  un  trea  grand  homme  &  rare.  III,  2.  p.  634  Tay  en- 
conru  quelquea  lourdea  erreura  en  ma  vie  &  importanlea.  Ibid.  II  y  a 
dea  partiea  aecrettea  aux  obiecta,  qu'on  manie,  &  indiuinablea.  III,  3. 
p.  638  Le  mediter  est  un  puiaaant  eatude  &  plein.  Ibid.  une  lourde 
ignoranoe  &  puerile.  Ibid.  p.  639  oette  aeruile  prudenoe  &  aoup* 
9onnenae. 

c)  Adverbien. 

I,  7  le  me  garderoy,  ai  ie  puia,  que  ma  mort  die  choae,  que  ma 
vie  n'ayt  premierement  dite  &  apertement.  I,  9  Dequoy  i'ay  aouuent 
veu  l'experience,  &  plaisamment  I,  19  la  mort  touche  bien  plus  ru- 
dement  le  mourant  que  le  mort,  &  plua  viuement  &  eaaentiellement. 
II,  5.  p.  277  bien  inhumainement  pourtant  &  bien  inutilement.  III,  1« 
p.  618  Bien  n'empeache  qu'on  ne  ae  puisae  comporter  oommod^ment 
enU'e  dea  hommea  qui  ae  aont  ennemia,  &  loyalement.    Ibid«  p.  620 


440         Venach  über  die  fyntaktuchen  ArchaiBmen  bei  Montaigne. 

—  est  aatrement  reglee,  &  plas  noblement.  ni,  2.  p.  634  antant 
profondement,  qae  Dieu  me  voit,  &  aotant  nninerselleroent. 

d)  Yerba. 

1, 7  en  oelle-Ui  (volonte)  se  fondent  par  neoeesit^  &  s'eetHbUesent 
toutes  les  reigles  da  deaoir.  I,  16  (Lee  ambassadean)  n'execatent  pas 
eimplement,  mais  forment  auaei  et  dreesent  par  lear  oonseil  U  volonte 
du  malBtre.    I,  17  eile  (la  peur)  nouB  dooe  les  pieds  &  lea  entrane. 

I,  20  adaoüant  Inj  meeme  &  prescbant  anant  la  main  cette  sienne 
euiection  et    ü,  2 •  p.  257  de  les  esueiUer  par  cet  exces  &  les  picquer. 

II,  8.  p.  267  appellant  sar  enz  &  attestant  la  vengeanoe  diuine. 
n,  8.  p.  294  I'ay  veu  de  mon  temps  &  oonnu  familierement  des  per* 
sonnages.  JUf  8.  p.  638  pour  se  rassoir  plastost  &  seioumer.  Ibid« 
p.  640  esneiller  nn  pea   &  rescbaufier  les  facoltes.     Ibid.   p.  641 

—  elles  commandent  k  bagnette,  &  regentent  les  regents  &  l'escole. 

Auch  beigeordnete  Sätze  werden  von  einander  getrennt,  a.  B. 

II,  2.  p.  255  Que  oeluy  qui  a  franchi  de  cent  pas  les  limites,  ne 
soit  de  pire  condition,  que  oeluy  qui  n'en  est  qu'k  dix  pas,  il  n'est  pas 
croyable:  A  que  le  sacrilege  ne  soit  pire  que  le  larredn  d'nn  chou  de 
uostre  iardin. 


Versuchen  wir  nun,  den  Inhalt  unserer  Darstellung  nach  ihroo 
Hauptpunkten  zusammenzufassen  und  so  gewissennassen  eine  Total- 
anschauung von  der  Syntax  Montaigne's  zu  gewinnen,  so  dürfte  sich 
etwa  folgendes  Resultat  ergeben : 

Der  Artikel  hat  gegenüber  dem  Afr.  des  Mittelalters,  selbst  der 
Sprache  Babelais'  gegenüber  an  Boden  gewonnen ;  denn  bei  Länder- 
namen und  Abstrakten  wird  er  von  Bab.  meist  ausgelassen,  von  Mont. 
aber  gesetzt  Jedoch  fehlt  er  auch  bei  Mont.  sehr  oft  vor  mehreren 
Substantiven  von  allgemeiner  Bedeutung,  wie  homme,  chose,  auch  bei 
nature  und  fortune,  vor  Substantiven,  die  ab  unmittelbare  Ergänzung 
zum  Verbum  treten,  so  wie  vor  dem  von  einem  Adjektiv  begleiteten 
Hauptwort  Dagegen  verbindet  er  sich  noch  zuweilen  mit  chacnn, 
sehr  oft  mit  den  possessiven  Fürwörtern  mien  u.  s.  w.  Die  Theilungs- 
form  ist,  namentlich  im  Prädikate,  noch  nicht  zu  aUgemeinem  Ge- 
brauche durchgedrungen. 


VersQch  über  die  fjrnUktischeD  AreKuMmen  bei  ManUigne.        441 

Beim  Pronomen  ist  die  Scheidang  swischen  den  ^Terbondenen* 
nnd  ^selbständigen'  Formen  noch  nidit  darchgeftthrt;  jedoch  weiter 
TorgerQckt  als  bei  Babelats.  Als  Objekt  steht  das  persönliche  FOrwort 
oft  pleonastisch  neben  dem  Sobstantiv  beim  Verbom,  als  Subjekt  wird 
es  hie  nnd  da  nnterdrflckt,  indessen  nnr  die  1.  und  8.  Person.  Die 
volleren  Formen  moi  n.  s.  w«  werden  im  Gebrauche  Ton  den  schwä- 
cheren roe  n«  s.  w.  bereits  nnterschieden ;  Fügungen  wie  ie,  qni  und 
il  qui  u.  s.  w.,  femer  soi  vor  dem  Infinitiv^  die  bei  Bab.  noch  hftuüg 
vorkommeui  gehören  der  Sprache  Montaigne's  nicht  mehr  an*  Doch 
kann  soi  noch  auf  bestimmte  Personen  bezogen  werden.  Als  A^ktiva 
gelten  die  Formen  mien  u.  s.  w«,  auch  chacun,  wiewohl  f&r  letsteres 
gewöhnlich  chaque  eintritt,  welches  bei  Rab.  gar  nicht  vorkommt. 
Aber  cestuy,  celuj  und  icelay,  die  Bab.  noch  als  Adjectiva  anwendet, 
haben  diese  Anwendung  verloren  und  sind  nur  Substantiva.  Andrer- 
seits findet  sich  sehr  häufig  die  Form  cette-cj  und  oetle-lä  neben  celle- 
cj  und  oelle-l&;  femer  behauptet  das  neutrale  oe  noch  vielfach  seine 
Stelle  gegenüber  dem  nachdrücklicheren  cela.  —  Die  Formen  des  Re- 
lative werden  noch  unterschiedslos  gebraucht ;  qui  in  Verbindung  mit 
Präpositionen  kann  auf  Sachen,  quoi  auf  Personen  bezogen  werden ; 
lequel  begegnet  viel  häufiger  als  im  Nfr.,  so  s.  B.  im  Grenitiv  statt  des 
selten  vorkommenden  dont;  insbesondere  dient  es  zur  engeren  Ter- 
knfipfung  der  Sätze  nach  lateinischer  Weise.  Der  Relativsatz  hat  ein 
weiteres  Feld  der  Anwendung  als  im  Nfr. ;  häufig  vertritt  er  einen 
Adverbialsatz  des  Grandes  (comme  celui  qni),  der  Bedingung,  der 
Folge.  —  Aucun  hat  noch  in  vielen  Fällen  affirmative  Bedeutung. 

Bezüglich  der  Substantiva  ist  nur  zu  bemerken,  dass  bei  einigen 
das  Geschlecht  noch  schwankend  ist ;  die  Unterdrückung  der  Kasus- 
präposition de  im  Genitiv  kommt  nur  mehr  äusserst  selten  vor,  ebenso 
die  Anwendung  des  Dativs  statt  des  Genitive.  Als  Adjektiv  einer 
Endung,  also  ohne  e  vor  dem  Femininum,  erscheint  nur  noch  grand 
(gentil).  Ausnahmslos  jedoch  dienen  die  Ordnungszahlen  zur  Unter- 
scheidung gleichnamiger  Regenten« 

Statt  der  aktiven  einfachen  Form  des  Yerbums  tritt  nicht  selten 
die  Umschreibung  mit  aller  nnd  dem  Gerundium  ein,  statt  der  passiven 
Form  sehr  oft,  und  ohne  Einschränkung,  die  reflexive.  Die  Anwen- 
dung des  Konjunktiv  ist  ausgedehnter  als  im  Nfr«,  wo  sie  durch  den 
Indikativ  und  Conditionalis  beschränkt  wurde;  der  Konj.  steht  bei 
Moni,  sehr  häufig  in  Substantivsätzen  nach  affirmativen  Verbis  sen« 


442        Venttch  über  die  sjntaktiachen  ArcbaismeD  bei  Montaigne. 

tiendi  und  dedarandi,  im  indirekten  Fragesatz,  nach  comme  si,  im  Kon- 
sekativsatz  und  im  AttribntiTsatz  der  indirekten  Rede.  —  Sobstantivi- 
rung  des  Infinitivs,  sowie  die  Construktion  des  Accus,  cum  Inf.  ist  der 
Sprache  Montaigne's,  wie  derjenigen  Rabelais',  eigen;  dass  aber  der 
reine  Infinitiv  noch  verherrschend  wäre,  wie  bei  letzterem,  lässt  sich 
von  der  Sprache  Montaigne's  nicht  behaupten;  zwar  steht  er  sehr 
häufig  als  Subjekt^  aber  der  von  einem  Verbum  abhängige  Infinitiv  ist 
in  der  Regel  übereinstimmend  mit  dem  Nfi*.  von  den  Präpositionen  de 
oder  ä  begleitet,  deren  Anwendung  übrigens  bei  manchen  Zeitwörtern 
schwankt.  Die  Zahl  der  übrigen  Präpositionen,  mit  welchen  der  In- 
finitiv  verbunden  werden  kann,  hat  sich  Rabelais  gegenüber  vermindert 
(Schönerm.  Osterpr.  Bresl.  1861.  p.  85).  —  üebereinstimmend  mit 
Rabelais  lässt  Montaigne  das  partic.  praes.  in  den  meisten  Fällen  mit 
seinem  Beziehungswort  congruiren,  aber  im  Widerspruch  mit  dem- 
selben hat  er  ftir  beide  Geschlechter  nur  eine  Form;  und  während  bei 
Rabelais  das  part.  pass.  bei  avoir  mit  seinem  vorausgehenden  Akku- 
sativobjekt in  der  Mehrzahl  der  Fälle  (15  gegen  10)  nicht  congruirt, 
darf  die  Congruenz  desselben  bei  Montaigne  entschieden  als  Regel  an- 
gesehen werden. 

Mehrere  Präpositionen,  die  bei  Montaigne  gebräuchlich  sind,  hat 
das  Nfr.  aufgegeben,  z.  B.  es,  emmy,  quand  ct. ;  ebenso  auch  Adver- 
bien, wie  meshuy,  pie^a,  voire  u.  s.  w.  Dedans,  dessous,  puis,  sus, 
environ,  ensemble  gelten  auch  als  Präpositionen ;  avec,  devant  (auch 
in  temporaler  Bedeutung),  hors,  parmi  zugleich  als  Adverbien.  Die 
Präposition  dans  gewinnt  nur  wenig  Raum  gegenüber  dem  sehr  ver- 
breiteten en.  Die  Adverbien  si  und  anssi  —  tant  und  autant  werden 
ohne  unterschied  vor  Adjektiva  und  Adverbia  gesetzt;  mit  grosser 
Vorliebe  werden  die  Adverbia  auf  ment  gebraucht. 

unter  den  beiordnenden  Conjunktionen  wird  ains  häufig  an- 
getroffen, ebenso  si,  et  si  in  adversativer  Bedeutung;  die  im  Afr.  so 
verbreitete  Anknüpfung  des  Nachsatzes  durch  si  kommt  nur  noch  in 
wenigen  Fällen  vor.  Die  Conjunktion  comme  behauptet  sich  noch 
vielfach  in  Vergleichungs-  und  Fragesätzen,  wo  sie  im  Nfr.  durch  que, 
beziehungsweise  durch  comment  verdrängt  wurde.  An  zusammen- 
gesetzten Conjunktionen  ist  Montaigne's  Sprache  reicher  als  die  spätere; 
besonders  zu  erwähnen  sind  die  mit  ce  que  gebildeten,  wie  cependant 
que,  pour  ce  que,  saus  ce  que,  k  ce  que,  parce  que,  von  weldien  nur 
die  lotste  sich  im  Nfr.  erhalten  hat. 


Vemich  über  die  lyntaktischen  Arduumen  bei  Montaigne.       44S 

Die  im  Nir.  geltenden  Regeln  über  die  Wiederholung  des  Ar- 
tikeU,  dea  pron.  poesess.,  der  Pr&pos.  de  und  k,  femer  des  Steigerungs- 
adverbs  plus  haben  bei  Montaigne  noch  nicht  volle  Geltung;  selbst  bei 
SubfitantiTen,  die  in  Gesdilecht  und  Zahl  verschieden  sind»  ist  die 
Wiederholung  des  Artikels  nur  fakultativ. 

Pas  hat  stärkeren  Nachdruck  als  im  Nfr.;  es  fehlt  deshalb  in 
vielen  Fällen,  naroeutlich  in  Nebensätzen  und  beim  Infinitiv;  andrer- 
seits kann  es,  und  zwar  vorwiegend  in  Fragesätzen,  allein,  ohne  ne, 
die  Verneinung  ausdrücken. 

Die  Wortstellung  wird  mit  grosser  Freiheit  gehandhabt.  Die  In- 
version, deren  Anwendung  dps  Nfr.  so  beschränkt  hat,  kommt  in 
Nebensätzen,  noch  mehr  aber  in  Hauptsätzen  vor,  hauptsächlich  nach 
et  und  nach  einer  adverbialen  Bestimmung  an  der  Spitze  des  Satzes ; 
das  Subjekt  kann  auch  zwischen  Copula  und  Prädikatsnomen,  zwischen 
Hülfszeltwort  und  part.  pass.,  das  Prädikat  ohne  Einschränkung  an 
den  Anfang  des  Satzes  treten.  Die  Stellung  der  adverbialen  Bestim- 
mungen ist  freier  als  im  Nfr.;  eine  Beschränkung  der  afr.  Freiheit 
liegt  jedoch  darin,  dass  die  Stellung  des  Akkusativs  als  unmittelbares 
Objekt  vor  dem  Verbum  so  ziemlich  aufgegeben  ist.  Dafür  aber 
können  prapositionale  Satzglieder  selbst  grosseren  Umfaogs  zwischen 
Satzverb  und  Infinitiv,  zwischen  Infinitiv  und  Präposition  und  zwischen 
die  Theile  der  zusammengesetzten  Yerbalformen  eingeschoben  werden. 
Als  Attribute  endlich  können  die  Participien,  auch  das  der  Ver- 
gangenheit, so  gut  wie  die  A^ektive  vor  wie  nach  ihrem  Substan- 
tivum  stehen. 

Man  darf  nicht  vergessen,  dass  von  den  hier  aufgeführten  Ar- 
chaismen der  Syntax  die  wenigsten  ausschliessliche  Geltung  haben; 
vielmehr  erscheint  neben  der  archaistischen  Wortverbindung  auf  der 
nemlichen  Seite,  ja  sogar  im  nemlichen  Satze,  die  neufranzösische,  so 
dass  Montaigne  in  syntaktischer  Beziehung  mit  gleichem  Recht  der 
neufranzösischen  wie  der  altfranzösischen  Sprachperiode  zugewiesen 
werden  kann,  zwischen  welchen,  der  Natur  der  Sache  nach,  eine 
scharfe  Grenze  sich  nicht  ziehen  lösst;  soviel  aber  ist  klar,  das  Alte 
ist  in  seiner  Sprache  im  Absterben  begriffien,  während  das  Neue  schon 
vorhanden  ist  und  sich  auszubreiten  sucht.  Eine  Vergleichug  mit  Ba- 
belais und  etwa  Marot  läset  zugleich  fast  jeden  Fuss  breit  an  Gebiet 
erkennen,  welchen  die  neue  Sprache  der  alten  nach  und  nach  ab* 
gerungen  hat. 


444        Venncb  über  die  fToUktifchen  Archaianen  bei  MontaigDe. 

Gegenüber  der  WandelUiAeit  eeiner  Sprache  hat  aber  Montaigne, 
wie  eeine  Zeitgenoseen,  eine  oberste  Autorität  in  sprachlichen  Dingen, 
die  er  anerkennt,  das  ist  die  Sprache  der  Stadt  Paris.  Peusse-ie  ne 
me  seroir,  sagt  er  I,  25,  qoe  de  oeux  (mots)  qni  seraent  anx  hales 
k  Paris !  Und  I,  43 :  Le  reste  de  la  France  prend  ponr  regle  la  regle 
de  la  Conr. 


Geläufige  fehler  gegen  den  deutschen  stiL 

Yoa 

K.  Q.  AndreMn. 


1. 

Wenn  in  einem  satse  ein  snbstantiv  ond  ein  dasselbe  bezeichnen- 
des pronomen  znsammen  auftreten,  so  dürfen  diese  nicht  willkürlich 
ihren  platz  mit  einander  vertanschen;  sondern  da  dem  Substantiv,  von 
dem  das  pronomen  abhängig  ist,  der  höhere  rang  innewohnt,  muss  es 
auch  die  höhere  Stellung  behaupten.  Dazu  kommt,  dass  bei  einer  ver- 
nachl&ssigung  dieses  grundsatzes  nicht  selten  der  deutlichkeit,  min- 
destens der  leichtigkeit  des  Verständnisses  abbnich  geschieht,  so  dass 
wol  gefragt  werden  mag,  worauf  sich  denn  das  pronomen  beziehe.  In 
meinem  buche  über  die  spräche  Jacob  Grimms  habe  ich  viele  beispiele 
dieeer  yerkehrten  Stellung  mitgetheOt  Anstatt  zu  schrdben:  „Bei 
seinem  zug  durch  die  wflste  dürstete  das  volk  nach  wasser^;  „Des 
Tacitus  ansieht  lässt  sich  aus  seinen  Schriften  nicht  beweisen^; 
„Schiller  wird  von  seinem  vater  immer  „er^  angeredet^,  hat  sich 
Grimm  folgendermassen  ausgedrückt:  „Beim  zug  des  volks  durch 
die  wflste  dürstete  es  nach  wasser;**  „Aus  Tacitus  lässt  sich  seine 


446  GalSafige  febler  gegen  den  denttchen  itQ. 

ansieht  nicht  beweisen^;  ^Schiller's  vater  redet  ihn  immer  „er^ 
an."  Man  betrachte  namentlich  diesen  zuletzt  genannten  satz.  Ist  es 
nicht  darchans  natürlich  zo  fragen:  wen?  Wenn  mein  broder  ron 
seinem  hnnde  gebissen  worden  ist,  darf  ich  doch  nicht  sagen:  „Meines 
bruders  band  hat  ihn  gebissen^.  Dies  wird  auch  gar  nicht  ver- 
standen, sondern  onwillkQrlich  wird  das  pronomen  auf  einen  anderen, 
wenn  er  sich  auch  nicht  sogleich  darbieten  will,  bezogen.  Soll  die 
passive  form,  welche  gleich wol  ohne  zweifei  die  bessere  ist,  nicht 
gebraucht  werden,  so  kann  es  nur  mit  voranstellung  des  objekts 
heissen:  „Meinen  bruder  hat  sein  hund  gebissen^;  ebenso  hatte 
Grimm  schreiben  können:  „Schillern  redet  sein  vater  immer 
„er"  an**. 

Offenbar  hat  sich  Grimm  wie  in  sehr  vielen  f^len  so  auch  in  diesem, 
zu  einer  sorgfältigen  anordnung  der  worte  und  einer  richtigeren  gestal- 
tung  der  konstruktion  nicht  die  gehörige  zeit  gönnen  wollen.  Dieser 
grund,  welcher  auch  mit  rücksicht  auf  ihn  mehr  der  erklärung,  als  der 
rechtfertigung  dienen  soll,  darf  aber  nicht  zur  entschuldignng  von  den- 
jenigen in  ansprach  genommen  werden,  die  uns  in  der  heutigen  tages- 
litteratur  dieselbe  fehlerhafte  anordnnng  vorführen.  Ich  hebe  mit  absieht 
diese  gattung  von  schriftstellera  heraus  und  lasse  keineswegs  gelten 
was  einmal  einer  von  ihnen,  dem  aus  seinem  blatte  eine  menge  Verstösse 
gegen  spräche  und  stil  vorgehalten  wurden,  glaubte  erwidern  zu  dürfen: 
man  habe  nicht  die  zeit  oder  könne  sie  nicht  hergeben.  Zudem  darf 
schwerlieh  angenommen  werden,  dass  jene  Schreiber,  auch  wenn  sie 
sich  besinnen,  die  Verkehrtheit  der  in  rede  stehenden  konstraktion  und 
die  menge  der  anderen  stilistischen  gebrechen,  welche  sie  ihren  gewöhn- 
lich allzu  geduldigen  lesern  vorführen,  immer  sogleich  zu  erkennen 
vermögen. 

Die  zahl  der  beispiele,  in  denen  von  der  berühmten  kölnisdien 
Zeitung  die  stellen  des  Substantivs  und  des  pronoms  vertauscht  werden, 
ist  so  gross,  dass  die  ftlle,  wo  sie  der  richtigen  anordnung  raom  gibt, 
beinahe  unter  die  ausnahmen  gerechnet  werden  dürfen,  z.  b.:  „Zum 
ersten  male  seit  sein  er  erkrankung  hat  der  prinz  von  Wales  gestern 
dem  gottesdienste  beiwohnen  können".  Nach  ihrer  gewohnheit  hfitte 
sie  auch  schreiben  mögen:  „Seit  der  erkrankung  des  prinzen  von 
Wales  hat  derselbe  gestern  zum  ersten  male  u.  s.  w."   Daas  dies 


GdMufige  fehler  gegeo  deo  deotMlieii  ttiL  447 

urtheil  aof  Wahrheit  beniht,  scheint  durch  folgende  stellen,  Welche  kh 
mir  gelegentlich  angemerkt  habe,  dentlich  nachgewiesen  sa  sein:  ^In 
dem  ans  St.  Menehould  datierten  briefe  eines  im  ostpreuss.  fQsilierreg. 
nr.  38  dienenden  jnngen  mannes  von  hier  schreibt  derselbe  — ** 
(1870  noT.  20  b1.  2);  „Nach  einem  hier  eingetroffenen  schreiben 
deutscher  gefangener  in  Frankreich  sollen  sie  demnächst  nach 
Algier  gebracht  werden''*);  „In  der  abschiedsaudiens  des  barons 
V.  Gerolt  hielt  derselbe  ="*  (1871  jal.  18  bl.  2);  „Beim  om- 
chQtten  im  kriege  erbeuteter  munition  entzündete  sich  dieselbe'* 
(1872  febr.  1  bl.  2);  „In  der  heutigen  plenarsitsungdesbnndesrathes 
genehmigte  derselbe  den  gesetzentwurf  (1872  febr,  9).  Es  sei 
damit  genug;  wer  genau  acht  gibt,  wird  eine  grosse  samlnng  anlegen 
kininen.  Unterdessen  machens  viele  andere  bl&tter  nicht  besser:  man 
vergleiche  Ereazzeit.  1871  dez.  80  „Beim  hinausgehen  der  laden- 
diebin  wurde  diese  —  angehalten'';  1871  mai  25  „Bei  der  abreise 
Jules  Favres  sah  derselbe  vergnügt  aus**;  Bonn,  zeit  1870 
aug.  2*^  Mit  der  8r.  Maj.  angebomen  liebens Würdigkeit  wüste  der- 
selbe jeder  der  bedienenden  damen  seinen  dank  auszusprechen"; 
Yolkszeit.  1872  jan.  80  „Beim  ersten  auftreten  der  frau  Lucca 
wurde  dieselbe  mit  applaus  bewillkommt";  febr.  15  „Kurz  vor  der 
abreise  des  herrn  v.  Mühler  besuchte  derselbe  mit  seiner  Familie 
Charlottenburg". 


2. 

Im  anschlnss  an  die  eben  gerügte  ungehörigkeit  will  ich  den  fall 
besprechen,  dass  für  die  zweimalige  bezeichnung  eines  und  desselben 
nominalbegriffes  nicht,  wie  gewöhnlich,  Substantiv  und  pronomen,  son- 
dern statt  des  letzteren  ein  neuer  substantivischer  ausdruck  gebraucht 
wird.  Man  pflegt  diese  weise  unter  gewissen  bedingungen  in  der 
Stilistik   zu   empfehlen,    ohne    zweifei  mit    vollem    recht.     Natürlich 


*)  nov.  24  bl.  S.  Der  folgende  tag  bringt  die  nachricht  noch  einmal, 
nur  mit  änderong  von  »sie*  in  «diese*.  Im  juli  1870  war  in  mehreren 
blättern  eine  anzeige  des  Berliner  artiüerledepots  zu  lesen,  welche  laatet: 
^Znr  anfertiganff  von patronen durch  civilarbeiter  and  arbeiterinnen 
können  sich  solche  sofort  melden  im  giesshause".  Allerdings  noch  ein  schritt 
weiter  vom  rechten! 


448  GdHofige  fidiltr  g(g«o  dm  deatidiaii 

können  auch  mehr  aLi  swei  solcher  sabetantiye  nadi  einander  anftreCen. 
Ein  solches  bedQrfnis  der  abwechselnng  findet  aber  in  der  regel  nur 
innerhalb  eines  grösseren  ganzen  statt.  Wenn  s.  b.  von  herm  ▼.  Bis- 
marck  in  einem  längeren  artikel  gehandelt  wird,  so  können  neben  und 
anstatt  dieser  bezeichnung  die  ausdrücke  ^fUrst,  ministerprasident, 
Kanaler^  und  wol  noch  andere  gebraucht  werden.  Wie  stehts  aber, 
wenn  überhaupt  nur  ein  einziger  satz  vorhanden  ist?  Darf  auch  dann 
zur  abwechselnng  der  bezeichnete  nominalbegriff,  wenn  er  aufs  neue 
erscheint,  mit  einem  neuen  Substantiv  bekannt  werden?  Im  allgemeinen 
gewis  nicht,  sondern  dazu  dient  eben  das  pronomen.  Gesdiieht  jenes, 
so  dr&ngen  sich  obendrein  leicht  misverständnisse  auf,  wefl  nidit 
jeder  leser  von  vom  herein  wissen  kann,  dass  der  neue  name  den- 
selben begriff  bezeichnen  soll,  welcher  eben  vorher  anders  ausgedrückt 
worden  ist 

Folgende  beispiele  aus  der  kölnischen  zeitung  werden  zar  schau 
bringen,  wie  geläufig  ihr  dieser  fehler  geworden  ist.  Sie  schreibt  im 
jähre  1867:  „In  Napoleons  Unterredung  mit  dem  abgeordneten 
Schindler  hat  der  Kaiser  der  Franzosen  — gewarnt^;  „der 
Sultan  ritt  einen  prachtvoll  gezäumten  schimmel  und  war  die  brüst 
des  padischah  nur  mit  einem  orden  geschmückt";  femer  1871  jan. 
4  bl.  2:  „In  dem  letzten  schreiben  Benedettis  an  die  Times  hatte 
der  frühere  botschafter  —  angekündigt'^ ;  merz  5  bl.  2 :  „Yer* 
haftet  wurde  ein  schon  mehrfach  bestrafter  dieb  wegen  entwendang 
zweier  ftsser  mit  wein,  welche  der  verhaftete  unter  erschwerenden 
umständen  aus  einem  keller  hervorgeholt  hatte" ;  merz  10  bl.  2:  „Gort- 
schakows  äusserangen,  als  der  fürst  —  Berlin  berührte,  liessen 
darüber  kein  mis Verständnis  bestehen";  apr.  19  bL  2:  „  Dem  haus- 
kn echte  eines  hiesigen  hoteis  wurden  ausser  einem  erheblichen  geld- 
betrage, dem  erspamis  des  bestohlenen,  zwei  taschenuhren  entwen- 
det"; 1872  jan.  28  bl.  2:  „Der  ministerprasident  erwiderte 
diese  rede  anfangs  ruhig,  später  in  erregtem  tone,  der  die  höchste  stei* 
gerang  erfuhr,  als  Lonyay  mit  den  werten  schloss  — ";  ebenda: 
„In  einem  vortrefflichen  artikel  zur  geschichte  des  börsenschwindels  von 
H.  B.  Oppenheim  —  erwähnt  der  Verfasser  — ";  femer  in  der- 
selben nummer:  „In  das  eben  erschienene  2.  heft  vonHirths  annalan 


Geliafige  feblor  gegen  den  deatfohen  stiL  449 

des  deat^chen  reiches  hat  der  Verfasser  — ^;  25.  jan.  bL  2:  „Nach 
der  thronbesloiguDg  k5nig  Friedrich  Wilhelm  des  4.^  und  zwar 
am  tage  der  huldigu Dg  in  Berlin  1840,  legte  der  monarch  cum  ersten 
male  ein  paar  generalsepauletten  an,  welche  — **;  27.  jan.  bl.  2: 
nHerr  Kochhann  berichtete  den  von  dem  Oberbürgermeister  dem 
stattverordnetenvorsteher  sunächst  privatim  mitgetheilten  ent* 
schluss.^ 

Untersucht  man  die  mitgetheilten  Sätze  genaner,  so  wird  man  die 
frage,  ob  denn  überall  für  das  eine  der  beiden  Substantive  ein  pronomen 
hätte  gesetzt  werden  sollen,  ohne  zweifei  bejahen  dürfen.  Freilich  ver- 
steht es  sich  dabei,  dass  mehrere  konstruktionen  völlig  umgegossen 
werden  müssen,  namentlich  einige  Sätze  nach  der  im  vorhergehenden 
artikel  empfohlenen  anordnung,  also:  „In  seiner  Unterredung  —  hat 
Napoleon  — **;  „In  seinem  letzten  schreiben  —  hatte  Bene- 
detti  — ^;  „Nach  seiner  thronbesteigung  —  legte  könig  Friedr. 
W  ilh.  der  4  — **•  Mehrmals  ist  auch  nicht  der  geringste  grund  er- 
sichtlich, weshalb  die  bezeichnung  nicht  durch  das  einfache  Personal- 
pronomen stattgefunden  hat:  anstatt  „der  verhaftete**  und  „Lonjay^ 
muss  es  „er^  heissen,  desgleichen  im  letzten  satze  „ihm^  anstatt  des 
langgestreckten  amtstitels. 

Den  grundsatz,  dass  innerhalb  eines  einzigen  satzes  ein  und  der- 
selbe  nominalgegriff  in  der  regel  nicht  durch  zwei  verschiedene  Substan- 
tive ausgedrückt  werden  dürfe,  sondern  dass  einmal  ein  pronomen  zu 
setzen  sei,  halte  ich  aufrecht.  Die  berufung  auf  das  allgemeine  lässt 
aber  schliessen,  dass  ausnahmen  möglich  sind.  Ich  denke  mir  zweierlei. 
Erstlich  kann  das  pronomen  vielleicht  zu  einer  falschen  bezeichnung 
und  deutung  anlass  geben,  z.  b.  wenn  es  heisst:  „unseres  nachbars 
hund  wurde  von  einem  bettler  mit  einem  schweren  stein  geworfen; 
später  fand  man  ihn  im  graben  liegen^.  Wer  fragt  da  nicht:  wen? 
Also  wird  man  sagen  müssen :  „den  kerl^  oder  „das  tier^,  wenn  nicht 
gar  der  stein  gemeint  ist.  Der  zweite  fall  ist  durch  eine  gewisse  leb- 
hafligkeit  der  darstellung  bedingt,  für  die  das  pronomen  nicht  immer 
hinreicht;  das  neue  Substantiv  enthält  alsdann  irgend  eine  bezeichnende 

AicUt  tu.  Sprachen.  XLIZ.  29 


450  GelXiifige  fehler  gegen  den  deatteben  0til. 

oder  charakteristische  eigenschafl  des  durch  das  erste  Substantiv  ausge- 
drückten begriffs.  Dahin  gehört  ein  sats  wie:  „Bitte  deinen  onkel,  der 
treue  und  liebreiche  mann  wird  dir  helfen^.  Gesetzt  dieser 
onkel  heisst  Leopold,  so  würde  die  nennung  dieses  namens  an  der 
zweiten  stelle  recht  albern  sein. 


Beurtheilungen  und  kurze  Anzeigen. 


Fr.  KreysBig,    Vorleaungen  über  den  deutschen  Roman   der 
Gegenwart.    Berlb,  Nicolai,  1871.    IV.   800. 

So  viel  aach  in  recensionen,  feaUletont,  essays  etc.  über  den  deutschen 
roman  der  gegenwart  geschrieben  worden,  es  ist  doch  ganz  angenehm,  ein- 
mal eine  zusammenhängende  darstellang  dieses  wichtigsten  modernen  lite- 
raturzweiges  zu  lesen.  Um  so  mehr,  wenn  diese  darstellung  von  einem 
feingebildeten  manne  kommt,  dessen  sicherer  blick  in  betrachtung  ganzer 
coltarepochen  sich  schon  mannigfach  bewährt  hat,  der  jede  literarische  rich- 
tung  in  ihrem  zusammenhange  mit  den  bewegenden  ideen  der  zeit  auf- 
zufassen und  sie  nach  ihrem  wert  oder  unwert  für  die  entwicklung  der  na- 
tion  treffend  abzuschätzen  versteht 

In  diesen  anerkannten  eigenschaften  des  Verfassers  ist  denn  auch  haupt- 
sächlich die  bcdeutung  des  vorliegenden,  geschmackvoll  geschriebenen  buches 
begründet. 

Bevor  ich  daran  gehe,  einzelne  bemerkun^en  und  erörterungen,  wie  sie 
sich  bei  der  lecture  ergaben,  an  die  durstellung  Kreyssig^s  anzuknüpfen, 
will  ich  noch  anfügen,  dass  ich  nicht  nur  mit  den  zu  gründe  liegenden  an- 
sichten  des  buches,  sondern  auch  mit  dem  allererössten  teile  der  darin 
nieilergclegten  einzelnurteile  in  vollkommener  überemstimmung  mich  befinde. 

£s  ist  bei  einem  buche,  wie  das  vorliegende,  nicht  zu  vermeiden,  dass 
über  die  grenzen,  welche  der  kritikcr  in  der  aufnähme  von  schriflstellem 
sich  zu  stecken  hatti*,  starke  meinungs Verschiedenheiten  herrschen.  So 
gleich  bei  der  ersten  Vorlesung.  Ich  finde  weder  in  dieser  noch  überhaupt 
im  ganzen  buche  den  namen  J.  Corvinua  (W.  Raabe).  Diess  dünkt  mich 
ein  grosses  unrecht  gegen  den  verdienten  autor.  Dass  er  viele  kleine  er- 
Zählungen  geschrieben  und  dass  gerade  diese  seine  besten  sind,  kann  nicht 
als  grund  des  fortlassens  angeführt  werden  —  Ki^eissig  hat  ja  Kompert, 
M.  Mevr  etc.  auch  aufj^enommen.  Und  Raabe  schreibt  nicht  futter  fiir 
leihbibliotheken,  auch  sind  seine  bücher  nicht  leicht  genug,  um  bloss  zum 
vertreiben  träger  stunden  verwendet  zu  werden,  sondern  sie  beruhen  auf 
den  gründlichsten  historischen  Studien  und  weisen  überdiess  die  vollkom- 
menste befähigung  auf,   sich  in  den  geist  entlegener  zeit  einzuleben.    Das 

29* 


4&2  Beartbeilungon  und  kurze  Anseigen. 

XVI.  und  XVII.  Jahrhundert  sind  es  vorzüglich,  aus  denen  Corvinus  seine 
kleineren  erzäh]un<rcn  und  Schilderungen  entnimmt.  Die  geistigen  kämpfe 
der  reformation^izeit,  wiederge^piegelt  im  kleinen  kreise  des  bürgers,  cl::8 
wilde,  wüste  kriegslcben  des  beginnenden  XVII.  Jahrhunderts,  die  Zuckungen 
eines  unter  harter  ducke  aufwallenden  pemiithslebens,  nie  gemacht  und 
künstlich  —  finden  bei  Corviuus  meisterhafte  darstellung.  Dhzu  kommt  der 
eigen tbümlichc  styl,  der  eine  grosse  anzal  veralteter  Wendungen  und  wortc 
aufs  glücklichste  wieder  auffrischt  und  nur  selten  manierirt  wird.  Wo  Cor- 
vinus dem  moderneu  leben  stofle  zu  grösseren  diclitungen  entlehnt  (.der 
llungerpastor'  ,Abu  Telfan'),  dort  brin^  er  es  allerdings  nicht  zu  einem 
grossen,  einheitlichen  kunstwerke,  allem  eine  fülle  köstlich  gearbeiteter, 
teils  ernster,  teils  humoristischer  szenen  mag  gerne  entschädigen. 

Die  zweite  Vorlesung  behandelt  nach  einer  gelungenen  auseinander- 
Setzung  mit  Riehl  Gu8t.  Freitag  und  Fritz  Reuter,  narum  nicht  Otto 
Ludwig?  Theilt  Kreissig  etwa  die  anschauung  herrn  Gottschalfs,  nach 
welcher  «Zwischen  himmel  und  erde^  nicht  viel  mehr  ist  als  ein  in  roman- 
form gebrachtes  compendiam  der  schieferdeckerkuust?  Ich  kann  es  nicht 
glauben.    Und  sollte  ,die  Neitherethei*  einer  erwUhnung  nicht  wert  sein? 

Sehr  gefreut  hat  es  mich,  s.  126  ff.  Hackländer  etwas  strenger  als  ge- 
wöhnlich, aber  richtiger  beurteilt  zu  sehen.  Vielleicht  hätte  noch  gesagt 
werden  können,  dass  eben  die  ganz  oberflächliche,  leichte  und  seichte,  von 
dem  kitzelnden  parfum  beschränkten  hoflebens  getränkte  auffassung  der 
lebensverhältnisse  es  ist,  welche  diesen  vielschreibenden  autor  in  den  leih- 
bibliotheken,  ganz  besonders  aber  in  aristokratischen  kreisen,  heimisch  ge- 
macht haben.  Die  letzteren  sind  noch  ganz  besonders  erbaut  von  der  pi- 
kanten art,  in  welcher  die  reize  des  blasirten  müssiggangs  vornehmer  kreij^e 
geschildert  werden;  die  leichte  Süffisance,  mit  welcher  das  kleinstädtische 
burgerthum  allenthalben  abgehandelt  wird,  die  wunderbaren  mähren  endlich 
aus  dem  offiziercasino  und  vom  corps  de  ballet  sind  willkommene  zut  hüten. 
Diejenigen  Verehrer  Hackländer's  aber,  welche  ihn  Boz  nahe  stellen,  erweisen 
ihm  damit  einen  schlechten  dienst ;  sie  fordern  zur  vergleichung  heraus,  und 
diese  lässt  unschwer  einen  nachahmungseifer  erkennen,  der  nn  einzelnen 
stellen  (schon  in  den  , namenlosen  Geschichten,^  noch  mehr  aber  im  ,Eucen 
Stillfried*  u.  s.  w.)  fast  bis  zum  abklatsch  führt.  Damit  soll  weder  den 
iWachtstubenabentcuern*  noch  Jlandel  und  Wandel*  der  wert  einer  an- 
genehm geschriebenen,  erheiternden  lectüre  abgesprochen  werden. 

Leopold  Kompert*s  crzählungen  sind  von  Kreyssig  wol  überschätzt 
worden.  Nicht  bloss  glücklich  gewählte  bilder  aus  dem  eng«  n  Seelenleben 
des  alten  Ghetto's  zeichnet  der  gewandte  novellist,  er  idenlisirt  auch  all  den 
verrotteten  wüst  jüdisch-orthodoxen  formelkrams  und  sucht  für  die  Symbolik 
der  Synagoge  zu  begeistt.rn  —  damit  thut  er  des  guten  zu  viel.  Kumpeit 
und  Rank  smd,  so  viel  ich  sehe,  alle  Oesterreicher,  die  Krevssig  erwähnt 
Wo  bleibt  Alfred  Meissner,  Stifter  —  vor  allem,  wo  Leo  Wolfram? 

Dieser  jüngst  verstorbene,  ausserordentlich  begabte  Schriftsteller  hat  in 
mehreren  «"ossen  romanen  erbarmungslos  scharfe  darstellung«  n  ans  dem 
leben  der  nöheren  gesellschaftlichen  kreise  AVicns  gegeben.  Ueber  eine 
locale  bedeutung  erheben  sieh  Prautner*s  (Leo  Wolfram  ist  ein  pscudonjm) 
dichtungen  durch  den  tiefen,   sittlichen  ernst,    mit  dem  nicht  bloss  die  un- 

§eheuren  schaden  des  österreichischen  high  life  blossgelegt,  sondern  auch 
ie  wichtigsten  socialen  fragen  der  gegenwart  besprochen  werden,  durch 
die  spruilelnde  fülle  von  geist,  welche  in  den  überaus  fein  gezeichneten 
Charakterschilderungen  zu  tage  kömmt,  endlich  durch  den  eigenthümlicheo, 
oft  glänzenden,  prächtigen,  stets  aber  fesselnden  styl.  Frivole  szenen  waren 
bei  dem  Stoffe  nicht  zu  vermeiden,  sie  sind  aber  massvoll  verwendet  und 
sehr  wol  zu  unterscheiden  von  den  nichtsnutzigen  ciugebungen  einer  bordell- 
phantasie,  wie  sie  Sacher-Masoch  und  consorten  aufweisen.  — 

Hatte  ich  auch  einige  dichter  zu  nennen,  welche  in  Ki'eyssig*8  kritisdter 


Benrthttlang«!!  imd  kane  Anzeigen.  458 

Übersicht  aufnähme  Terdient  hätten,  wären  vii^Ueicht  auch  noch  einige  — 
etwa  Brachvogel,  H.  Schmid  -»  anfsozälen  gewesen,  so  sind  doch  alle 
eigentiimliclien  richtungen  in  ihren  haupt Vertretern  vollkommen  genügend 
berücksichtigt. 

Die  grosse  frische,  welche  Krevssig*«  buch  atlimet,  die  reiche  zal  geist- 
voller bemerkungen,  die  klarheit  des  styls  erleichtern  ihm  den  eingang  in 
alle  gebildeten  kreise.  Aber  auch  wer  die  moderne  deutsche  romanliteratur 
aus  eigener  anschauung  hinreichend  kennt,  wird  d*ese  anregenden  skizzen 
nicht  ohne  nutzen  zur  band  nehmen. 

Wien.  Dr.  Ant  Schoenbach. 


Dr.  Hermannn   Dünger,   Ueber  Dialect   und  Volkslied  dee 
Vogtlandea.    Plauen,  Neupert,  1870.     24  s.     8o. 

Db9  schriftchen  —  der  abdmck  eines  Vortrages  —  soll  nur  der  Vor- 
läufer einer  grösseren  arbeit  über  denselben  slon  sein,  wie  der  Verfasser 
selbst  in  willkommene  aussieht  stellt  Charakteristisches  für  den  dialect 
habe  ich  weniger  in  den  bemerkungen  des  Verfassers  finden  können  —  die 
meisten  der  s  5  (F.  angeführten  erscüeiniingen  geben  durch  alle  mittel-  und 
süddeutschen  mimdarten  —  als  in  den  abgedruckten  proben  Vogtlandischer 
Volkslieder.  Die  kleine  zal  von  scliaderbupfin  (der  Verfasser  hat  den  bai- 
riachen  temiinus  technicus  adoptirt)  lässt  durch  ihre  vortrefTlicfakeit  den 
wansch  nach  einer  grÖ>*seren  Sammlung  lebhaft  wenlen,  die  uns  der  veifasser 
wol  demnächst,  verbunden  mit  einer  gedrängten  darstellung  des  dialectes 
selbst,  bescheren  wird. 

Dr.  Ant.  Schoenbach. 


Dr.  Wilhelm  Deecke,  Die  deutschen  Verwandtschaftsnamen. 
Eine  sprachwissenschaftliche  Untersuchung  nebst  verglei- 
chenden Anmerkungen.  Weimar,  Hermann  Böhlau,  1870. 
80.    VIII.  223. 

Eine  sprachwissenschaftliche  Untersuchung  im  engeren  Rinne  des  wertes 
kann  man  das  schönaus^estattete,  Pott  gewidmete  buch  nicht  nennen.  Auf 
eine  einleitnng,  die  ganz  vortrefl*lich  geschrieben  ist  und  eine  getlrängtc 
Übersicht  moderner  Sprachforschung  seit  Grimm  und  Bopp  bietet,  folgen 
'IG  abschnitte,  welche  ie  einen  verwand tschaftsnamen  erörtern.  Diese  ab- 
schnitt« sind  für  laicn  berechnet  und  enthalten  ziemlich  bunt  durcheinander- 
gewürfelte notizen  ganz  verschiedenen  kalibers.  Diejenigen  sätze,  welche 
den  Ursprung  des  wertes,  seine  erste  beileutuns  und  die  nä«:hsteu  verzwei- 
izungen  dessflhen  benprechcn,  sind  viel  zu  schwierig  für  solche  lesen,  denen 
<Iie  massenhafte  anhäufung  von  sprücliwörtlichen  ausdrücken,  phrasen  und 
abgeiitandenen  citateu  gewidmet  wird  ~  gleich  unpassend  erscheint  das 
umgekehrte  verbal tniss.  Die  versuche,  humoristisch  zu  werden,  sind  wol 
misslnneen.  Sehr  hübsch  dagegen  sind  die  anmerkungen,  und  wir  rathen 
desshalb  dem  kundigen,  erst  von  seite  141  au  zu  lesen.  Zwar  wird  ausser 
einigen  etymologien,  z.  b.  s.  182  wird  vi  sanskr.  vd  I  als  wurzel  für  den 
complex  ,weib^  zu  gründe  gelegt,  nichts  neues  geboten,  das  vorhandene 
fitanimt  aus  leicht  zugänglichen  quellen  —  vor  aliem  aus  Grimm*s  Wörter- 
buch —  aber  die  Zusammenstellung  ist  nett,  gefällig  und  nicht  ohne  ein  ge- 
wisses cuUurhiictorisches  intcrcsse.  Im  mittcThoohdeutschcn  scheint  drp  Ver- 
fasser keine  selbstständigeu  Studien  gemacht  zu  habeu,  manche  ariikcl,   wie 


454  BeaiiheiluDgen  and  ka»e  Anzeigen. 

^heiratb,  braut,  frau,  neffe',  hätten  durch  sorgfältigere  enfwicklung  des  hc- 
deutan{;8Ubemn^e8  vom  mittel*  zam  nouhochdentschen  sehr  gewonnen. 
Auch  ist  auf  diesem  gebiete  die  neuere  litteratur  keineswegs  ausgenutzt. 
Im  ganzen  aber  kann  man  mit  der  in  den  anmerkungen  niedergelegten  ar- 
beit wol  zufrieden  sein,  und  auch  der  f achmann  wird  den  gebotenen  Sprach- 
schatz der  verwandtschaftsnamen  nicht  ohne  nutzeu  durchblättern. 

Dr.  Schoenbach. 


Dr.  Ludwig  Steub,  Die  oberdeutschen  Familiennamen.    Mün- 
chen, Oldenbourg,  1870.     8«.    X.    216. 

Der  liebenswürdige  novellist  und  riM^eschriflstellcr,  zu.^^leich  einer  der 
bebten  männer  Süddeutschlands,  legt  in  «lern  netten  buclie  seine  Studien  über 
bayrische  namen  vor  ->  besonders  erfreuen  sich  die  oft  drolligen  Verkür- 
zungen und  kosenamen  Otierbayerns  und  Tyrols  seiner  köstlich  humoristi- 
schen behandlunp.  Die  scbrifl  ist  ein  neuer  beweis  der  ungcwöhnlicheu 
kenntnisse,  die  dem  Verfasser  im  gebiete  des  deutschen  altertlmms  zur  Ver- 
fügung stehen.  Dass  sie  nicht  allen  anfor<lcrungen  entspricht,  welche  an 
eine  streng  wissenschaftliche  arbeit  gestellt  werden  müssen,  ist  zwar  richti;: 
—  die  neueste  forschung  hat  gesicntspuncte  aufgestellt,  <lie  gar  manches 
klar  machen,  was  Steub  noch  für  räthselhafl  halt,  mnn«;lie8  anders  un<l 
besser  erklären,  vieles  zweckmässiger  gruppiren  —  aber  der  hauptwert  des 
buchcs  wird  dadurch  nicht  beeintiüchtigt.  Denn  mit  gute.ra  tacte  hat  Stenh 
die  vorhandenen  sammfungen  genützt,  seine  classeneinti'ilung  ist  vortrefflich 
und  die  grosse  mehrzal  seiner  erklarungon  braucht  strenge  kritik  nicht  zu 
scheuen. 

Aber  mehr  —  der  spröde  stoif  ist  unter  seinen  kunstfertigen  häuden 
angenehm  geformt  worden,  die  ins  detail  eingehende  auseinandersetzung  i^t 
mit  feinen  humoristischen  bemerkun^en  so  reich  ausgestattet  worden,  dass 
man  sie  nur  mit  grossem  verfügen  lesen  mag. 

Und  endlich,  welch  kösthcbes  schlusswort!  Mit  der  ganzen  wuclit  seiner 
kernigen  spräche  und  dom  kräftigen  zorne  des  pat rieten  greift  Steub  «Ins 
elende  pfaifenthum  an,  welches  seit  Jahrhunderten  den  bayrischen  stsinin, 
einen  der  tüchtigsten  Deutschlands,  in  wälschen  fesseln  hält.  Steub*s  werte 
sind  im  besinne  des  beilsjahres  1870  geschrieben,  heute  würden  sie  w(»l 
hoffnungsvoller  klingen.  Denn  seit  jenen  grossen  jull tagen  ist  ein  scharfer 
wind  auch  über  die  bayrisch-österreichischen  lande  gefahren  und,  soviel 
ernste  kämpfe  es  auch  noch  kosten  maj;  —  wie  kläglich  ist  der  jüngste 
bayrische  kammerbeschluss  über  die  infalliblen  professoren  in  München  und 
Wurzburg  ausgefallen  —  die  aria  cattiva  des  ultramontanen  sumpfes  wird 
sicher  verschwmden  vor  der  glorie  des  deutschen  reiches. 

Wien.  Dr.  Schoenbach. 


Geschichte  der  Literatur  des  RbätoromaniBchen  Volkes  mit 
einem  Blick  auf  Sprache  und  Charakter  desselben.  Von 
Dr.  Friedlieb  Rausch.     Frankfurt  a.  M.  1870. 

Das  Rhätoromanische  ist  bisher  wenig  beachtet  worden  und  nahm  unter 
den  romanischen  Sprachen  gewöhnUch  die  Stelle  eines  Aschenbrödels  ein. 
Wir  erinnern  nur  an  das  ungünstige  Urtheil,  das  Diez  in  seiner  Grammatik, 
namentlich  in  der  ersten  Auflage  (I,  71  und  ISO;  II,  2SS  Anm.)  über  dao- 


BeuriheilungeD  aod  kurze  Anseigeii.  455 


selbe  fÄllt.  Nicht  viel  günstiger  urtheilten  Fuchs  und  Andere.  Dies  kam 
wohl  einmal  daher,  dass  genu^  zu  der  Zeit,  in  welcher  jene  Gelehrten  ihre 
Studien  machten,  in  der  rhätoromunischen  Literatur  aus  Gründen,  die  unten 
angegeben  werden  sollen,  ein  Stillstand  eingetreten  war,  dann  daher,  dass 
von  den  zahlreichen  Denkmälern  früherer  Zeiten  ihnen  nur  ein  ganz  kleiner 
Bruchtheil  zuj;;ünglich  und  bekannt  war,  indem  der  bei  weitem  grösste  Thci', 
im  Buchhandel  langst  vcrgrifFen,  sich  als  Jlaritäten  in  Händen  einzelner 
Bibliophilen  befand.  Erst  in  neuerer  Zeit  ist  in  jeder  Hinsicht  hierin  eine 
Acnderung  eingetreten:  nicht  nur  sind  durch  diu  »emühunjren  einheimischer 
Gelehrter  die  meisten  literarischen  Produkte  früherer  Zeiten  wieder  an's 
Tagt^slicht  gezogen  und  zugänglich  gemacht  woideu,  sondern  die  Sprache 
selbst  hat  sich  aus  ihrer  Apathie  erhoben  und  in  jüngster  Zeit  reiche,  herr- 
liche Früchte  getragen.  Wir  glauben  sicher,  dass  das  Urtheil  über  die 
rhiitoromanische  Literatur  nicht  so  geringschätzig  ausgefallen  wäre,  wenn 
dieselbe  in  ihrem  ganzen  Umfange  bekannt  gewesen  wäre;  denn  wer  sollte 
nicht  überrascht  sem,  zu  erfahren,  dass,  obwohl  sie  nur  einem  Volke  von 
kaum  CO  000  Seelen  angehört  und  noch  nicht  850  Jahre  alt  ist,  auch  noch 
lange  nicht  alle  ihre  Schätze  gehoben  sind,  sie  doch  die  stattliche  Reihe  von 
nahezu  140  Autoren  mit  mehr  als  400  Schriften  aufzuweisen  hat?  Ueber- 
tritn  sie  mithin  quantitativ  die  der  viel  zahlreicheren  und  gewöhnlich  so 
hoch  gestellten  Dacoromanen,  so  hält  sie  ihr  qualitativ  mindestens  das 
Gleichgewicht,  übertrifil  sie  aber  in  einigen  Gattungen  unzweifelhaft. 

Vi  ÜB  nun  die  Entstehung  des  vorliegenden  Werkes  betrifil,  so  erklärt 
Verf.,  dass  es  eigentlich  eine  Vorarbeit  zu  einer  vergleichenden  Grammatik 
der  rhätoromanischen  Sprache  ist,  die  er  demnächst  zu  veröffentlichen  ge- 
denkt. Wi'.nn  wir  nun  dem  Erscheinen  der  letztem,  die  einem  fühlbaren 
Bedürfnisse  in  dir  Romanistik  abhelfen  wird,  mit  Freude  entgegensehen, 
so  nehmen  wir  auch  diese  Vorarbeit  schon  mit  Dank  entgegen,  da  sie  die 
ehrenvolle  Approbation,  die  ihr  von  der  philosophischen  FacultÄt  der  Göt- 
tinger Universität  zu  Theil  geworden  ist,  in  hohem  Maasse  verdient.  Die 
Schwierigkeiten  nämlich,  die  dem  Verf.  entgegenstanden,  waren  keine  ge- 
rinp^en,  da  er  keine  andere  Vorarbeit  zu  seiner  Aufgabe  hatte,  als  die  kurze, 
nicht  durchweg  zuverlässige  Literaturskizze  Andeer's  im  zweiten  Theile  von 
dessen  Buch  «Ueber  Ursprung  und  Geschichte  der  Rhätoromanischen 
Sprache  *  Chur  1862.  Daher  mnsste  das  Material  ganz  von  Neuem  ge- 
sammelt und  gesichtet  werden,  eine  Arbeit,  welche  durch  den  schon  oben 
erwähnten  Umstand,  dass  die  meisten  Werke  früherer  Jahrhunderte  nur  in 
wenigen  Exemplaren  gedruckt,  daher  längst  vergriffen  und  in  Folge  dessen 
kaum  noch  zugänglich  oder  auch  nur  aufzufinden  waren,  nicht  wenig  er- 
schwert wurde.  Eine  oberflächliche  Vergleichung  der  beiden  Werke  zci[;t 
nber,  um  wie  viel  das  vorliegende  das  des  Vorgängers  überragt,  indem  Verf. 
nicht  nur  die  <lort  aufgezählten  Schriften  um  mehr  als  das  Doppelte  ver- 
mehrt (400  gi'gen  176  nach  Diez),  sondern  auch  viele  unvollständige,  un- 
genaue und  falsche  Angaben  und  Notizen  des^elbi'n  vervollständigt,  ergänzt 
und  verbessert  hat  (cf.  p.  55.  61,  62,  64,  6Ü,  70,  71,  74  u.  s.  w.). 

Weniger  WiTth  ist  vielleicht  darauf  zu  legen,  dass  Verf.  eine  andre 
chronologische  Eintheilung  gewählt  hat,  nämlich  nach  Jahrhunderten,  wah- 
rend sein  Vorgänger  4  reriodon  unterscheidet  (600 -- 1500,  läOO— 1G50> 
16ä0  — 1880,  1830  —  1862). 

Die  Arbeit  zerfällt  in  zwei  Abtheilungen,  von  tlenen  die  erste  das  rhäto- 
romanische  Volk  und  seine  Sprache,  die  zweite  seine  Denkmäler  und  Schrift- 
steller behandelt. 

Nachdom  zunächt  festgestellt  ist,  dass  der  Name  Rhätoromanisch, .  den 
Diez  Grammatik  I,  182  (8.  Aufl.)  für  nirgends  volksüblich  erklärt,  gerade 
derjenige  ist,  den  die  heutigen  Bewohner  des  chnrwelschon  Gräubündens 
ihr(.!r  Sprache  geben  (il  linguach  reto-romauntsch),  werden  die  verschiedenen 
Gelehrten  aufj^führt,  die  sich  um  die  Erforschung  der  rhäloroinanischen 


456  Beortheilangeii  and  kone  Anzeigen. 

Sprache  verdient  gemacht  haben,  unter  denen  die  Deutschen  Diez,  Fach» 
and  Diefenbach,  die  Einheimischen  Plantna,  Conradi,  Carisch,  Andeer  and 
Palliopi  eine  hervorragende  Stelle  einnehmen.  Das  Rhfttoromanische  stellt 
sich  danach  als  eine  naturgemässe  Fortsetzung  der  römischen  Vuleärsprache 
heraus,  die  mindestens  eben  so  alt  ist  wie  das  Provenzalische  und  Altfran- 
zösische,  denen  es  formell  auch  am  nächsten  steht,  die  aber,  durch  nationale 
nnd  locale  Verhältnisse  behindert,  nicht  im  Stande  gewesen  ist,  in  der  Ent- 
widcelung  mit  den  Schwestern  gleichen  Schritt  zu  halten,  daher  ihnen  an 
äusserem  und  innei*em  Werthe  noch  um  Vieles  nachsteht 

Das  Gebiet  der  Sprache,  das  früher,  wie  noch  viele  Ortsnamen  be- 
weisen, über  einen  grossen  Theil  des  Alpenlandes,  ganz  Rhätien,  Tirol  und 
Friaul  sich  erstreckte,  beschrankt  sich  jetzt  auf  das  Hauptland  im  Cantou 
Graubünden  und  zwei  Sprachinseln  in  Friaul  und  Tirol.  Das  Hauptgebiet 
zerfällt  in  zwei  Hauptdialecte,  den  westlichen,  das  Büodner,  Oberländische 
oder  Romonsche  am  Vorder-  und  Hinterrhein,*  rauh,  kräfUj;,  voller  Diph- 
thonge, mit  Deutsch  vermischt,  und  den  östlichen,  das  Ladiniscbe  oder 
Eneadinische,  in  beiden  Engadinthälern,  reich,  lieblich,  mit  hellen  Vocnlen 
und  Diphthongen.  Jeder  Dialect  hat  wieder  zwei  Hauptmundarten,  jener 
die  suprasylvanische  oder  sürselvische  und  subsjlvanische,  welche 
letztere  jedoch  in  der  Schriftsprache  nicht  vertreten  ist,  dieser  die  ober- 
un'l  die  unter-engadinische.  Von  den  Sprachinseln  liezt  die  tirolische 
zwis<*hcn  Insbruck,  Meran  und  Botzen'und  enthält  mehrere  Mundarten,  die 
zweite,  das  .Furlano*  in  Friaul  zwischen  Ta^liamento  und  Isonzo. 

Was  nun  die  Denkmäler  der  rhätoromanischen  Sprache  betrifft,  so  sind 
die  ältesten  Chroniken  und  Geschichtswerke  des  Landes,  die  uns  über  die 
frühem  Schicksale  des  interessanten  Völkchens  Aufschluss  geben,  leider 
sämmtlich  lateinisch  und  deutsch  verfasst,  Sprachen,  die  auch  später  für  die 
Geschichte  die  allein  gebräuchlichen  geblieben  sind;  das  Churwälsche  selbst 
tritt  erst  1527  in  den  Kreis  der  Schriftsprachen  und  zwar  durch  das  von 
dem  Oberengadiner  Johann  von  Travers  verfasste  Epos  «der  Müsserkrieg.* 
Diesem  folgten  bald  andre  Producte,  durch  welche  der  sürselvische  und  na- 
mentlich die  engadinischen  Dialecte  ausgebildet  wurden. 

Daher  ist,  wenn  wir  zunächst  die  rrosa  in's  Auge  fassen,  aus  der  Pe- 
riode vor  1500  kein  Denkmal  erhalten,  es  sei  denn,  dass  wir  die  schon  vor- 
hin erwähnten  Ortsnamen  und  einzelne  bei  deutschen  Chronisten  zitirte 
Worte  dahin  rechnen  wollen.  Erst  das  16.  Jahrhundert  brachte  den  Kbäto- 
romanen  eine  Literatur.  Die  neuen  Lehren  der  Reformation  fanden  den 
Weg  auch  zu  ihnen  und  wurden  von  den  Engadrnem  mit  Begeisterung^  auf- 
genommen, während  die  Oberländer  zäher  an  dem  alten  Glauben  festhielten. 
Daher  ist  die  neue  Literatur  wesentlich  religiös  und  ladinisch,  sie  producirt 
Catechismen,  Bibelübersetzungen,  Gebetbücher  und  Kirchenlieder.  Im 
17.  Jahrhundert  wurde  die  eben  aufblühende  Literatur  durch  die  Religions- 
zwist igkeiten,  die  auch  Graubünden  ergriffen,  bedauerlich  unterbrochen,  nur 
zu  Anfang  und  zu  Ende  der  Periode  treibt  sie  Blüthen.  An  diesen  haben 
diesmal  auch  die  Oberländer  ihren  Antheil,  doch  findet  sich  von  ihren  Dia- 
lecten  nur  der  sürselvische  vertreten.  Dabei  macht  sich  zugleich  ein  Unter- 
schied geltend,  indem  die  Katholiken  nicht  nur  dogmatisch-polemisirend  aot- 
treten,  sondern  sich  auch  eine  andere  Orthographie  erlauben,  als  ihre  ee- 
mässigteren,  protestantischen  Landsleute  anwenden.  Wie  im  vorhergehenden 
Jahrhundert  haben  wir  auch  hier  Bibelübersetzungen,  Predigten,  Lehrbücher 
des  Glaubens,  Andachtsbücher,  Psalterien,  Catechismen,  doch  auch  Üeber- 
setzungen  deutscher,  englischer,  französischer,  italienisclier  ,Wcrke,  eine 
Sammlung  von  Criminalgesetzen,  ia  eine  Greschichte  des  Religion!>krieffe8  in 
Rhätien  zu  verzeichnen.  Unter  den  Autoren  verdienen  im  Engadin  Saloz, 
Vulpi,  Dorta,  Gritti,  im  Oberlande  Alig,  Stephan  und  Lud  Gabriel  genannt 
zu  werden. 

Aach  im  18.  Jahrhundert  hat  die  Prosa  noch  meist  die  Religion  zum 


Bearibeilttiigea  and  knne  Amdgen.  467 

Gegenstand,  doch  werden  auch  andre  Stoffe  behandelt;  dahin  gehören:  die 
rhltische  Chronik  von  O.  Aporta,  die  deutschen  Schulgrammatiken  von 
Cappol  und  Minar.  die  Geschichte  der  Reformation  in  Rhntien  von  Peider 
von  Porta,  ein  juridisches  Handbuch  von  Casut  u.  s.  w. 

Das  jetzige  Jahrhundert  begann  mit  einer  Periode  der  Erschlaffung. 
Der  Anschluss  an  die  Schweiz  nämlich  und  das  daraus  folgende  Einwirken 
des  deutschen  und  italienischen  Elementes  Hessen  die  einheimische  Literatur 
eine  Zeit  lan«  verstummen,  am  so  mehr,  als  zuerst  bei  den  Gebildeten, 
seit  di'm  gesteigerton  Fremdenverkehr  ab«>r  auch  bei  dem  Volk  das  Deutsche, 
Italienische»  Französische  mehr  in  den  Voidergrund  trat.  Seit  40  Jahren 
dagegen  Ist  man  eifrig  bemüht,  die  Spracbe  vor  dem  Verfall  zu  bewahren, 
theils  durch  gelehrte  Forschungen,  sodann  durch  Erschaffung  einer  neuen 
Literatur  und  Hervorziehung  der  Monumente  früherer  Zeiten.  Zu  den  Er- 
zeugnissen unseres  Jahrhunderts  gehören  einmal  Zeitschriflen,  deren  im 
Ladinisclien  8,  im  Romonschen  bis  jetzt  0  erschienen  sind,  freilich  ohne  sich 
alle  halten  zu  können,  sodann  Novellen  und  Romane,  f^elehrte  and  prak- 
tisiche  Stoffe,  als  deutsche  Grammatiken,  Geschichte,  Biographien,  Werke 
übt;r  Medicin,  Sprachwis8«*n8chaft,  Mathematik,  Naturwissenschad,  Ackerbau, 
seltener,  namentlich  bei  den  Katholiken,  religiösen  Inhalts.  Von  den  la- 
(linischen  Schriftstellern  zeiclinen  sich  Aporta,  Andeer,  Palliopi,  Menni,  von 
den  romonschen  Conradi,  Walther  u.  A.  aus. 

Auch  von  der  Poesie  haben  sich  aus  der  Zeit  vor  1500  nur  einige  von 
Mund  zu  Mund  fortgepflanzte  Sprüche  und  Kriep^slieder  erhalten,  die  von 
Campell  gesammelt  und  in  seiner  lateinischen  Vaterlandschronik  überliefert 
sind.  Dagf>gen  ist  das  Zeit4dter  dor  Reformation  eine  Epocho  glanzvoller 
Hlüthe,  wenngleich  leidiT  Vieles  verloren  gegangen  ist^  Im  Epischen  lei- 
stete Joann  von  Travers  Bedeutendes  (der  Müsserkriefr),  als  Lyriker  zeich- 
neten sich  Filip  Saluz,  Casper  und  Durich  Campell  durch  ihre  geistlichen 
IJeder  aus ;  von  den  Dramen,  deren  nach  authenti.<<chen  Quellen  von  Travers, 
Cani[)ell  und  Andern  verfasst  sind,  ist  leider  nichts  als  mehrere  Titel  und 
(MD  bisher  noch  nicht  gt>drucktes  Manuscript  erhalten. 

Die  Religionswirren  und  Kriege  des  17.  Jahrhunderts  wirkten  auch  auf 
die  Poesie  lähmend;  auch  sie  hat  nur  zu  Anfang  und  gegen  Ende  der  Pe- 
riode Denkmäler  aufzuweisen,  im  Obcrlande  vorwiegend  lyrische  ^tephan 
Gabriel,  dnr  grösste  Dichter  seines  Dialects,  Molitor,  Grass),  im  Engadin 
daneben  auch  epische,  ja  sogar  dramatische.  Unter  den  Dichtern  ragt  hier 
nameniliyh  die  Familie  Wietzel  hervor,  aus  der  Gioerin  im  Epos  (der  Vel- 
telioerkrieg),  Lurainz  in  der  Lyrik  und  Friedrich  im  Drama  glänzten.  Als 
Lyriker  ragten  ausserUem  Job.  Just.  Andeer  and  Job.  Martinas  ex  Mar- 
tinis hervor. 

Die  Poesie  des  18.  Jahrhunderts  weist  nur  Lyriker  auf,  im  Ladinischen 
Ulrich  Saluz,  Frizzoni  und  vor  allen  Conradin  Riola,  der  später  in*s  Ober- 
land zog,  den  dortigen  Dialect  sich  aneignete  und  so  auch  der  grösste  ro- 
nonsche  Dichter  dieser  Epoche  wurde. 

Wie  in  der  Trosa  trat  auch  in  der  Poesie  zu  Anfang  dieses  Jahrhunderts 
eine  Pause  ein,  der  Genius  des  Jahrhunderts  inussto  das  Alte  und  Vorjährte, 
an  dem  das  Gebirgsvölkchen  mit  Zähigkeit  festgehalten,  erst  überwinden, 
die  Geister  zu  seiner  Aufnahme  vorbereiten  und  empränj^licb  machen.  Daher 
sprossen  erst  im  letzten  Jahrzehnt  reii-he  und  üppige  Keime  moderner  Poehie. 
^ar  die  Volksliederdichtung,  die  allerdings  zu  Keiner  Zeit  völlig  verstummt 
war,  lieferte  gerade  zu  Anfang  unseres  Jahrhunderts  eine  besonders  reiche 
Ausbeute. 

Unter  den  jüngsten  Dichtern  des  Engadins  ragen  Ck>nradin  de  Flugi,  S.  J. 
Andeer,  besonders  Palliopi  und  Caratsch,  Letzterer  im  humoristisch-satyriscben 
Genre,  hervor;  von  den  romonschen  verdient  nur  Bühler  erwähnt  zu  werden. 

Kiel.  Dr.  Alb.  Stirn ming. 


458  Benrth^uDgen  und  knne  Anseigen. 

Dr.  Julius  Zupitza,   Einführung  in  das  Studium  des  Mittel- 
hochdeutschen.   Oppeln,  Reise witzy  1868. 

Eine  besprechung,  welche  einfluss  üben  wollte  aaf  den  erfolg  des  vor- 
liegenden büchleins,  käme  jedenfalls  lange  zu  spät;  wenn  wir  nicht  sehr 
irren,  hat  es  jene  teilname  nicht  gefunden,  welcne  der  Verfasser  sich  ver- 
sprach,   sehen  wir  zu,  weshalb. 

Das  vierte  nibelunfi^nlied  wird  zu  gründe  gelegt,  Strophe  für  Strophe 
mit  einer  interlinearvcrsion  versehen,  reichliche  anmerkungen  begleiten  jedes 
wort  des  teztes,  freie  Übersetzungen  scliliessen  die  kleinen  abschnitte,  das 
hauptgewicht  liegt  in  den  anmerkungen.  über  seine  absieht  bei  der  zasam- 
menstcllun^  derselben  sagt  herr  Dr.  Zupitza  in  der  vorrede  s.  X:  ,ich  werde 
mit  dem,  der  sich  meiner  leitnng  anvertraut,  sogleich  zu  lesen  anfangen  und 
dabei  für  ihn  fo  lange  grsmmatik  und  Wörterbuch  nachschlagen,  bis  er  die 
hauptsächlichsten  regeln  der  enteren  kennt  und  sich  in  dem  letzteren  selbst 
zureeht  findet.'  wird  es  bei  dem  umstände,  dass  die  wichtigsten  regeln  der 
grammatik  ganz  zusammenhanglos  und  zerstreut,  wie  eben  der  text  gelegen- 
heit  bietet  oder  versagt,  angegeben  werden,  möglich  sein,  sie  dem  Verständ- 
nisse und  goilächtnisse  einzuprägen,  sie  dann  für  alle  späteren  Tälle  gcgrn- 
wärtig  zu  behalten  und  anzuwenden?  diess  ist  zu  bezweifeln,  oder 
sollte  die  art,  declinaiioiisparudigmate  von  s.  7  bis  s.  65  vorzulegen,  die 
richtige  zur  erUtmung  derselben  sein?  je<]e8  kleine  kapitelchen  der  gram- 
matik wird  in  noch  kleinere  Stückchen  zerbrochen,  die  in  oft  weiten  Zwischen- 
räumen dem  lernenden  vorgelegt  werden,  recht  auffallend  ist  dies  bei  be- 
handlung  der  proiiorainn.  —  Gleiches  gilt  von  den  anmerkungen,  welche 
den  gebrauch  des  Wörterbuches  ersetzen  sollen. 

Auch  in  dem  falle,  wenn  man  die  worto  des  titeis  «einfuhrung  in  das 
Studium  des  mhd.*  erwägend,  bloss  auf  die  Verwendbarkeit  des  büchleins 
für  Schüler  unterer  classen  rücksicht  nehmen  wollte,  müsste  man  die  vor- 
theile  der  lehrmethode  läugnen. 

Der  Verfasser  wollte  der  erklärungsweise  Pfeiffer's  aus  dem  wege  gehen, 
hat  es  aber  übel  gctrofftm.  denn  so  wenig  als  man  beim  Rtudium  der  cla^«- 
sischen  sprachen  gründliche  kenntniss  der  grammatik  beim  beginne  zu- 
sammenhängender lectüre  entbehren  kann,  so  wenig  ist  dies  beim  mittel- 
hochdeutschen möglich,  der  einwand,  die  deutsche  spräche  des  XII.  und 
XIII.  Jahrhunderts  stünde  uns  um  so  viel  näher,  dass  wir  keines  besonderen 
Studiums  der  grammatik  bedürften,  um  uns  ilirer  zu  bemächtigen  —  im 
gründe  genommen  liegt  dies  damit  ausgesprochene  princtp  den  ausgaben 
PfeilTer's  zu  gründe  —  hält  nicht  stich,  gerade  weil  die  gleichen  oder 
scheinbar  gleichen  wortklänge  und  die  ähnlichkcit  grammatischer  con- 
structionen  so  leicht  zu  einer  ganz  falschen  hineindeutung  neuhochdeutscher 
Sprachart  führen,  ist  es  nöthig,  gewissenhaft  und  ohne  mühe  zu  scheuen, 
sich  der  mhd.  grammntik  zu  bemächtigen  und  durch  eigenes  Studium  de^ 
lexicons  die  eigentümliche  begriffsentwieklung  kennen  zu  lernen,  welche  in 
den  werken  der  besten  dichter  jener  zeit  zu  tage  tritt. 

Dazu  hilft  aber  nur  durcharbeiten  eines  grammatischen  handbuches  und 
des  Benecke-Lachmann*Kchen  Iwein.  was  man  dem  auch  mag  vorangehen 
lassen,  es  wird  immer  nur  schlechte  stütze  sein.  —  Wer  aber  nicht  im 
Stande  int,  auf  dem  angedeuteten  wege  eigener  bemühung  die  mhd.  dassiker 
lesen  zu  lernen,  der  soll  sie  auch  nicht  lesen,  denn  er  wird  ja  doch  nur  die 
spräche  und  gedankenbildun^  des  XIX.  Jahrhunderts  herauszuklauben  ver- 
stehen,   gute  Übersetzung  leistet  in  diesem  falle  bessere  dienste.  — 

Dass  in  dem  vorliegenden  büchlein  nichts  falsches  und  unrichtiges  ent- 
halten sei,  dafür  birgt  der  name  des  herausgebers,  der  durch  mancherlö 
streng  philologische  arbeiten  sich  vortheilhaft  bekannt  gemacht  hat. 

Dr.  Ant  Sehoenbach. 


BeuriheiloDgen  and  kone  Anseigen.  459 

Internationale  —  französisch -englisch -spanisch -italienische  — 
Grammatik  Air  Deutsche  etc.  von  Bahse.  2  Theile. 
Leipzig,  Brockhaus,  1867. 

Aaf  mehrere  Sprachen  eingerichtete  ConversationsbUcber,  polyglotte 
Wörterbücher  sind  schon  längst  vorhanden  gevresen:  eine  Parallelgramniaiik 
für  vier  Sprachen  und  Ton  solchem  Umfange  ist  eine  in  der  Litteratnr 
praktischer  Lehrbücher  neue  Erscheinung. 

Die  Frage,  ob  and  inwieweit  und  m  welcher  Form  eine  Pariillelgrnm- 
matik  von  praktischem  Nutzen  sein  kann,  ist  schon  zu  oft  ventilirt  worden, 
als  dass  sich  leicht  ein  neuer  Gesichtspunkt  der  Betrachtung  auffinden  Hesse. 
Ref.  braucht  in  dieser  Beziehung  kein  Wort  zu  verlieren. 

Wissenschaftliche  Prätensionen  bat  der  Verfasser  nicht ;  sie  würden  ihm, 
da  er,  wie  sich  überall  zeigt,  kein  Fachmann,  sondern  Dilettant  ist,  auch 
übel  anstehen.  In  der  Vorrede  bittet  er  «die  Denn  Gelehrten,  die  An- 
forderungen der  comparativen  Gramm,  mit  etymol.  Untersuchungen  beiseile 
zu  lassen,  da  seine  Arbeit  lediglich  einen  praktischen  Zweck  habe." 
Diesen  praktischen  Zweck  häUe  der  Verf.  hie  und  da  sehärfer  ins  Auge 
fassen  sollen,  denn  es  kommt  bisweilen  vor,  dass  er  nch  durirh  ungehöriges 
TheorvUsiren  zu  schiefer  Darstellung,  ja  zu  sprachlichen  IncoiTecUieiten 
verleiten  läsH. 

Das  in  dem  Buche  verarbeitete  sehr  reichhaltige  Material  ist  zum  guten 
Tbeil  aus  den  ()llentlorn*^Hchen  Lehrbüchern,  wie  nie  im  Verlage  von  Jü^el 
in  Frankfurt  a^M.  erschienen  sind,  geschöpft.  Es  soll  hiermit  kein  Tadel 
gegen  das  Buch  ausgesprochen  weruen,  denn,  obgleieh  kein  eifriger  Ver- 
ehrer der  in  jenen  Lelirbüchern  befolgten  Methode  kann  Ref.  doch  den 
Standpunkt  derer  nicht  theilen,  die  vom  hohen  Pferde  ihrer  \\'i8t:en8chn1l- 
lichkeit  vornehm  lorgnettirend  nuf  die  «banausische  Grammatikaflcrei**  im 
011endor(r*schen  Stile  herabsehen  zu  dürfen  glauben.  OllendoriT  und  Zumpt 
sind  Antipoden  von  gleicher  Einseitigkeit  und  von  gleicher  Existcnzberecn- 
tigung.  Ersterer  rcpräscntirt  die  nm  radienlsten  und  consequentesten  durch- 
gerührte Beaction  geilen  das  die  lexikalische  Seite  der  Sprache  nicht  zu 
mrthodischcr  Darstellung  bringende  System  der  theoretischen  Grammatik. 
Die.  Methoden  Meidin<!er,  Ahn,  Plötz  u.  s.  w.  machen  gegen  das  alte  System 
nur  gemässigte  Oppositiou,  die  insofern  an  luconsequenz  leidet,  als  dem 
Wortschatz  nur  auf  der  niedrigen  llnterricht^tstufe  eine  gleichberechtigte 
Stellung  neben  dem  grammatischen  Elemente  eingeräumt  wird.  Die  Ab- 
sorbirung  des  Lexikons  durch  die  Grammatik  ist  zunächst  ein  wissenschaft- 
liches Postulat,  eine  analoge  Verschmelzung  mnps  jedoch  auch  auf  dem 
Gebiete  der  Schulgrammatik  innerhalb  beschrankter  durch  praktisch-päda- 
gogische Rücksichten  gezogener  Grenzen  mit  mehr  Consequenz  als  bisher 
vorgenommen  werden. 

Theoretische  Trockenheit  hat  der  Verf.  meist  glücklich  vermieden. 
Die  für  die  Regeln  beigebrachten  Beispiele  sind,  soweit  es  angänglich  war, 
in  leichtem  Gesprächstone  gehalten.  Bisweilen  wird  der  sy steinst is^che  Gang 
der  grammat.  Entwickelung  durch  phraseologische  Tabellen  angenehm  unter- 
brochen. So  werden  wir  z.  B.  S.  92  belehrt,  in  welcher  Weise  sich  die 
vier  Culturvblker  über  Kopfschmerzen,  Zahnweh,  schlimme  F'üsse  und  Augen 
and  ähnliche  petites  mis^es  de  la  vie  humaine  zu  unterhalten  pflegen,  des- 

fleichen    bildet   eine    vergleichende   Phraseologie   den   Schluss    des  ersten 
»andes. 

Das  erste  Capitel  handelt  von  der  Aussprache.  Es  fehlt  hier  nicht  an 
Unrichtigkeiten  und  Inconsequenzen.  Die  Darstellung  der  engl.  Aussprache 
ist  geradezu  mitleiderregend.  Entweder  stützt  sich  der  VerfssscT  hier  auf 
sehr  schlechte  Unterlagen,  oder  er  hut  «meinem  Gehör  zuviel  zugc^traut;  nur 
einige  wenige  Beispiele:  many,  menns;  any,  enni;  amiable,  äini-ibbii  advsn- 


MO  BeortheilnDgeo  und  kune  Anseigeii. 

tege,  tfdwtfAn-tidBch;  advantages,  adwdrntidscbes ;  pretty,  prütte;  been,  bihn; 
miiveoD,  »z'ofBcWn;  malign,  melcin;  love,  lo(a)w;  broad,  brod;  buaineas« 
bisjness;  blood,  blodd;  flood,  flo(a)dd.  Den  offenen  Laut  des  o  kennt  der 
Verf.  im  ital.  bloss  bei  den  Doppellauten  uo,  io,  dt'n  des  offenen  e  über- 
haupt nicht;  8.  11  sagt  er  ausarücklich,  da««  der  im  deuUcben  durch  ä 
bezeichnete  Laut  im  ital.  nicht  Torkommc. 

Die  QuanütiCtsverhältnisse  der  ital.  und  span.  Vokale  sind  häufig  un- 
genau bezeichnet.  Regeln  hierüber  fehlen  gänzlich;  ein  Mangel,  den  das 
Buch  mit  den  meisten  der  gangbaren  ital.  und  span.  Grammatiken  theSt. 
Fehlerhaft  ist  die  in  fast  allen  span.  Grammatiken  enthaltene  Lehre  (Pajeken 
macht  eine  Ausnahme),  dass  me  betonten  Vokale  in  den  consonantiscb 
schliessenden  Endsilben  lang  seien;  sie  sind  mehr  geschärft  als  gedehnt 
und  gewinnen  erst  bei  Hinzutritt  einer  Flexionssilbe  an  Läng<>,  z.  B.  seftör, 
seüöres.  Als  Curiosität  verdient  Erwähnung,  dass  nach  dem  Verf.  das  s  im 
span.  casa  weicher  als  anderwärts  auxgeflprochen  werden  soll. 

Mit  dem  zweiten  Capitel  beginnt  die  eigentliche  Grammatik.  Die  Rede- 
theile  werden  in  der  gewöhnlichen  Reihenfolge  abgehandelt,  und  zwar  in  der 
AVeise,  dass  jedesmal  eine  Generalregel  vorausgeschickt  wird  und  vier  mit 
A  B  C  D  bezeichnete  Abthellungcn  das  gramm.  Detail  für  die  einzelnen 
Sprachen  bringen. 

■i^    Zum  ersten  Theilo  noch  einige  Bemerkungen.      S.  48  ist   unter  den 
Casus  auch  der  Ablativ  aufgeführt.    Als  terminologische  Arabeske  der  ital. 
Grammatik  möchtH  er  für  diese  allenfalls  beibehalten  werden,  da  man  von 
einem  praktischen  Lehrbuche  billigerweise  nicht  verlangen  kann,  dass  es  an 
dem  hergebrachten  grammatischen  Schematismus  eine  Aenderung  tn-ffe,  aber 
diese  blos  auf  lateinischer  Reminiscenz  beruhende  Bezei<*hnimg  auch   in  die 
anderen  Sprachen  einzuführen,   ist  durchaus  unnütz.     Mit  gleichem  Rechte 
hätte   der  Verf.   vom   Locativ,   Instrumentalis,    Causativ  u.  s.  w.   sprechen 
können.   S.  49  heisst  es  unter  C.  «er  (der  Artikel  lo)  findet  nur  Anwendung, 
wenn  ein  Beiwort  als  Hauptwort,   oder  umgekehrt,   gebraucht  wird;   z.  B. 
lo  bueno  das  Gute;  lo  peor  das  Schlimmere;  todo  era  grande  en  San  Luis; 
lo  rey;  lo  santo;  lo  capitan;**  es  hätte  besser  geheissen:  ^wenn  das  Beiwort 
zu  einem  abstract  neutralen  Haupt  werte  erhoben  wird,*  denn  auch  el  bueno. 
1h  peor  u.  s.  w.  sind  Fuhstantivirte  Adjoctiva.    Die  Worte  „oder  umgekehrt,» 
sowie  das  hierzu  gehörige  Beisf>iel    todo  era  grande  etc.  hätten   füglicher 
Weise  wegbleiben  können,    oder  die  ganze  Sache  musste  eingehender  be- 
sproclien  werden;    so  wird  es  niem.indem  einleuchten,  dass  lo  rey,  lo  santo, 
lo  capitan  adjcctivisch  gebrauchte  Hauptwörter  seien.    Nach  S.  50  soll  man, 
wenn  Zweideutigkeit  entstehen  könnte,  it.  lo  artefice,  la  artt^fice  sagen,  dies 
ist  indeiisen  ein  ganz  vereinzelter  und  affectirter  Gebrauch;   man  begnügt 
sich  in   solchen  Fällen   einfach   damit,   den  weiblichen  Artikel  nicht  tu 
apostrophiren,   also  Partefioe  der  Künstler,   la  artefice  die  Künstlerin.    1*^ 
hätte  lieber  erwähnt  werden  sollen,   d»ss  lo  statt  il  nicht  selten  bei  vorher- 
gehendem  per  angewandt  wird,  besonders  in  stehenden  AdverhiNlausdnicken, 
wie  per  lo  mondo  (st.  pel  oder  per  il  mondo),  per  lo  piü,  per  lo  meno,  per 
lo  passato  etc.     S.  50  C  (sp )  werden  „die  Vorwörter  con,  en,   por,   sin. 
sobre  von  dem  Ablativ  ....  angenommen;    z.  B.  con  el  padre,«   während 
weiter  oben  ausdrücklich  gesagt  ist,   dass  der  Abi.  im  span.  ^wie  der  Ge- 
nitiv) mit  de  gebildet  winl.    Oder  ist  Accusativ  statt  Ablativ  zu  lesen? 
Die  Einriditung  der  auf  S.  52  folgenden  Declinationstabelle  scheint  einer 
solchen  Vermuthung  nicht  günstig  zu  sein.     D  (ital.)  heisst  es,   dass  „die 
einsilbigen  in,   con,  /xr,   su  sowohl  mit  dem  männlichen,    als  mit  dem 
weiblichen  Artikel . . .  zusammengezogen  werden,*  während  S.  51  angegeben 
wird,  dass  „der  mit  1  anfangende  Artikel  niemals  mit  per  zusammengezogen 
wird«  (also  z.  B.  nicht  j>ella  casa  st.  per  la  casa,  pelle  sorelle  st.  per  le 
sorelle);  da  nun  der  weibl.  Artikel  stets  mit  1  beginnt  (la,  le),  so  ist  die 
Fauang  der  ersteren  Regel  offenbar  ungenau.    Wenn  8.  52  bei  der  tabella- 


Beoriheilangea  and  kurze  AnMigeih  461 

rbcben  Vergleichang  der  Declination  nnter  der  ital.  Rubrik  auch  die  Ver- 
bindungen Del,  pel,  coi  eiardino  etc.  aufgeführt  werden,  so  findet  dies  seine 
Kechtferügnng  in  der  Verschmelzung  von  Artikel  und  Präposition,  wenn 
aber  iliesu  Formen  mit  den  span.  en,  con,  por  etc.  el  jardin  susammen- 
gestellt  werden,  und  der  entsprechende  Raum  unter  franz.  und  engl,  leer 
bleibt,  so  ifra^en  wir  uns  vergebens  nach  dem  Grunde  dieses  Verlahrens; 
sp.  en  el  jardm,  con  el  j ardin,  por  el  jardin  ist  in  nichts  erwähnenswerther 
als  fr.  dans  le  jardin,  avec  le  jardin,  par  le  jardin,  engl,  in  the  garden, 
with  the  garden,  for  Tthrough)  the  garden.  Vielleicht,  dass  die^  In- 
conseqnenz  dor  Darstellung  durch  die  oben  berührte  Ablativtheorie  des 
Verf.  veranlasst  worden  ist.  S.  ÖS.  In  der  Regel  über  den  Gebrauch  von 
a  und  an  vurmisst  man  once  (a  once  admired  wri(er).  S.  56  B  findet  sich 
der  Satz  I  am  loved  of  the  mother  (st.  by  the  mother),  bloss  der  grauen 
Theorie  wegen,  wie  es  den  Anschein  hat,  denn  es  kann  doch  dem  Verf  mit 
dieser  veralteten  und  ungebräuchlichen  Structur  unmöglich  Ernst  gewesen 
sein.  Eben  so  ist  unter  D  egli  h  amato  del  pudre  durchaus  in  egli  e  amato 
dcd  padre  zu  verbessern.  S.  57.  »Der  Dativ  wird  häufig  für  den  deutschen 
Gemtiv  gesetzt,  wenn  der  bestimmte  Artikel  nicnt  steht  u.  s.  w.* 
Es  drängt  sich  die  Fra^e  auf:  Wobei  darf  in  diesem  Falle  der  best  Artikel 
nicht  stehen,  beim  Dativ  oder  bei  dem  regierenclen  Substantiv?  Der  Verf. 
meint  jedenfalls  das  letztere,  da  weiterhin  die  Beispiele  folgen:  he  is  se- 
cretary  to  the  Company,  he  is  pysician  to  the  king;  manche  Grammatiken 
schliessen  wirklich  in  diesem  Falle  den  best.  Artikel  vom  Dative  aus. 
Beide  Versionen  der  Regel  sind  falsch.  Das  richtige  ist,  dass  dns  regie- 
rende Substantiv  häufiger  von  gitr  keinem  oder  vom  unbestimmten  als 
vom  bestimmten  Artikel  begleitet  wird.  Den  Verf.  der  intemat.  Gramm, 
können  wir  selbstverständlich  für  die  oben  erwähnte  falsche  Regel  nicht 
verantwortlich  machen ;  sie  beruht  lediglich  auf  der  unsere  Schulsrammatiken 
—  mit  wenigen  Ausnahmen  —  so  sehr  charakterisirenden  Critiklosigkeit  in 
der  Annahme  des  überlieffrten  grammatischen  Stoffes.  Ein  ganzer  Tross 
von  falschen,  halbwahren,  schiefen,  erkünstelten  Regeln  erbt  sich  wie  eine 
ewige  Krankheit  von  Generation  zu  Generation,  von  Grammatik  zu  Gram- 
matik fort  und  wird  von  den  (ledankcnlosen  immer  wieder  wie  ein  Evan- 
gelium verehrt.  Selbst  zwei  sich  geradezu  widersprechende  Versionen  einer 
falschen  Regel  sind  durchaus  kein  Unicom.  S.  57  C  pienso  ä  los  nifios 
St.  pienso  en  los  nifios.  S.  59  sollen  Ausdrücke  wie  venire,  partire  di  Roma, 
ritomare  di  Fiancia  elliptisch  zu  erklären  sein  (venire  dalla  cütä  di  Roma, 
rit.  dal  paese  di  Francia).  Die  ital.  Nationalgrammatiker  erklärten  früher- 
hin  (theilweise  geschieht  es  noch  jetzt)  Jede  ihnen  irgendwie  abnorm  vor- 


verp 

Werke  noch  mehrfach  zur  Annahme  elliptischer  Redeweisen  verleiten,  z.  B. 
S.66  di  valenti  uomini  =  un  buon  numero  di  val.  uom.  S.  151  scala  a  lumaca  = 
scala  simile  a  1.  S.  260  credendo  egli  ch'io  fossi  (in)  te  etc.  S.  68  y.  Man 
sagt  auch  n'^conter  pas  de  (st.  des)  conseils  int^ress^  mit  kleiner  Sinnes- 
dinerenz.  S.  69  A  (frz.)  faire  plaisir,  auch  faire  du  plaisir,  trouver  moyen, 
auch  tr.  le  moyen,  prendre  courage,  auch  perdre  courage,  aber  avoir  du 
conrage.  S.  70  A  war  zu  erwähnen,  dass  sans  überhaupt  den  Theilungs- 
artikel  ausschliesst,  auch  dann,  wenn  derselbe  bei  avec  stehen  muss.  S.  76 
D  (ital.).  Die  Regel  über  die  Anwendung  des  Artikels  bei  den  von  Prä- 
positionen begleiteten  Namen  der  Himmelsgegenden  gewinnt  eine  weit  über- 
sichtlichere C^stalt,  wenn  dabei  zwischen  einheimischen  Wörtern  und 
Fremdwörtern  unterschieden  wird  (yerso  Ponente,  di  Levante,  a  Tra- 
montana  etc.,  aber  verso  FOvest,  dall'Est,  al  Norte  [Nord]  etc.).  S.  79  C 
(span.)  4.  „Hingegen  muss  der  Artikel  wegbleiben,  wenn  eine  regierende 
Präposition  vor  den  Ländernamen  steht*  trifft  nicht  das  richtige;  statt  los 


46)  BeaHfamlimgian  and  knne  Anseigen. 

d^rcitos  f\e  Francia  8ag|t  man  auch  los  ej.  de  1a  Francia.    Gebrauch  and 
W<^la88iing  des  ArL  beim  Genitiv  der  Ländernamen  regeln  sich  oiupBfähr 
naua  denselben  Geseiaen,  die  für  das  franz.  und  ital.  massgebend  sind.    Es 
kommt  nur  noch  hinzu,   dass   das  span.  überhaupt  bei  Ländernamen   den 
Art.  noch  ^iel  leichter  als  das  ital.  missen  kann.    S.  80  ist  zu  berichtigen 
«nella  Scocia  si  pnrla  la  lingua    celtica,   in  Schottland   spricht  man   die 
französische  Sprache."     S.  97  B  (en^l.):   «Bei  den  Mahlzeiten  wird  der 
Art.  nur  (gesetzt,   wenn  sie  im  Nominative  stehen  u.  s.  w.*     Dieser  Regel 
stehen  Ausdrücke  wie  breakfast  is  preparing,  dinner  is  ready,  snpper  is  on 
the  table  etc.  entgeicen.     g  75  (Anwendung  und  Auslassung  des  Artikels) 
ist  unter  den  Abtheilungen  für  die  eine  und  andere  Sprache  manches  an^- 
geführt,  was  auch  fiir  andere  gilt,  ohne  dass  es  Erwähnunjg;  gefunden  hätte, 
z.  B.  fr.  peindre  d*apr^s  nature,  es  fehlt  engl,  to  draw  from  natnre  (after 
life),  Span,  has  visto  ä  padre,  ä  madre,  ä  tia,  es  fehlt  in  dem  Abschnitte  für 
enel.    der    analose    Georauch:    he   has    given  to  mother,    I  spoke    with 
falher  u.  s.  w.    opan.  era  bijo  de  un  mercader  ist  itaL  era  figliuol  d*an 
mercante,  frz.  il  etait  fils  d*an  marchand,  selbst  engl,  kann  man  sagen  he 
was  son  to  a  merchant.     Span,  le  he  perdido  de  visto  (Druckfehkr  für 
vista)  findet  sich  ital.  und  frz.  wörtlich  wieder,  l*ho  perduto  de  vista,  je  Tai 
perdu  de  vue.    Ital.  un  principe  del  sangre  (Druckf.  für  sangue)  ist  span. 
un  principe  de  la  sangre,   frz.  un  prince  du  sang.     Auch  die  Ausdrücke 
un*atto  dl  caritk,   esscr  di  parere,  d'opinione  bieten  nichts  dem  itaL  eigen- 
thümliches  dar.    S.  10t  «ä  quelques  pas  de  ces  vieux  arbres  etc.,  auf  einige 
Schritte  von  u.  s.  w..**  auf  muss  wegfHÜcn.    S.  105  he  has  turned  a  mer- 
cliant  st.  he  has  t.  merchant.    Später  wird  die  betreffende  Regel  richtig  an- 
gegeben.   Ital.  farä  catttvo  fine,  ist  in  falsche  Gesellschaft  gerathen  (sembra 
galantuomo,  nacque  gentiluomo,  farsi  medico  etc.),  S.  109  ist  es  an  richtiger 
Stelle  angeführt.    S.  106  un  million  francs  st.  un  m.  de  francs,  sp.  un  nmlon 
pesos  St.  un  m.  de  pesos,   ital.   un  milHoite  (besser  milione)  uomini  st.  un 
m.  d'uomini.      S.  Iu7  „h  few  da^s,   wenige  Tage,**  ist  nicht  ganz  richtig. 
S.  108  ep.  ,,grande  numoro  de,  eine  grosse  Anzahl,*  auch  ital.  frz.  sagt  man 
häufig  ohne  Artikel  buon  numero  di,   hon  nombre  de.      S.   114.    Wie  in 
vielen  ital.  Grammatiken  ist  auch  hier  die  Regel  über  die  Pluraüsation  von 
Greco,  greco  ungt>nau.     S.  119  werden  die  span.  Namen  der  Wochentage 
gross  geschrieben,  während  sie  es  auf  S.  84  nicht  sind.    S.  124  haben  sich 
italics,  hysterics,  prognostics  (Vorbedeutung)  unter  die  Wissenschaften  ver- 
irrt.  S.  127  gli  ossi  übersetzt  der  Verf.,  wie  schon  früher,  mit  «die  Knochen 
für  Hunde."    Es  sind  die  beim  Essen  übrig  gebliebenen  Knochen,  die  sich 
ebensowohl  zur  Zuckerraffinierung,   zur  Düngung  u.  s.  w.  verwenden  lassen. 
S.   130   la  grey   gehört  nicht  zu   den   .aus  dem  Griechischen  enüehntcn* 
Wörtern.    S.  181  el  anochecer  ist  unter  die  «als  Hauptwörter  gebrauchten 
Infinitive"  zu  stellen.    S.  148  «nie  a  she  friend,"    weiss  das  <fer  Verf.  so 
genau?    S.  147  centinela,  espia,  guia  und  andere  gehören,  insoweit  sie  sich 
zum  weiblichen  Geschlechte  oekennen,   an  einen  anderen  Platz,    sie  stehen 
auf  gleicher  Linie  mit  frz.  la  caution,  la  sentinelie,  la  recrue  u.  s.  w. ;  auch 
ital.  sagt  man  la  sensinella,   la  guida,   la  spia,   was  nicht  unerwähnt  bleiben 
durfte.      S.  150.    In  den  Umschreibungen  moulin  ä  eau,  moulin  ä  vi^ur 
handelt  es  sich  nicht,   wie  z.  B.  in  moiuin  ä  rafS,   pot  ä  fleurs  um  «Zweck, 
Ziel,  Bestimmung,"  sondern  um  das  Mittel.    Die  Verschiedenartigkeit  dieser 
Verhältnisse  kommt  im  franz.  formell  nicht  zur  Geltung,  wohl  aber  im  ital.. 
indem  man  zwar  mulinello  da  cafi^,  vaso  da  fiori  etc.  sagt,   aber  mulino  ad 
acqua,  mulino  a  vapore.     Demgemäss  muss  die  §  97  gegebene  allgemeine 
Regel  modificiert  werden.     Dass  viele  deutsche  Composita  (richtiger  wäre: 
die  meisten,  aber  es  steht  einmal  so  in  unseren  Schulgrammatiken)  durch 
Ableitungen  ausgedrückt  werden,   gilt  auch  für  das  franz.    S.  154.  «üeber- 

haupt  aber  ist sich  zu  merken"  klingt  etwas  italianisirend   (h  da  no- 

tarsi;.      S.  167.    Die  Umschreibung  eines  neutralen  Adjectivs  mit  »Ding* 


Beorthenangeor  und  knna  Anseigen.  40S 

Qt  18  a  good  thine)  ist  aacb  in  den  drei  anderen  Sprachen  niclits  angewöhn- 
lichea,  z.  B.  it.  1  cosa  crudele,  span.  es  cosa  dnra,  fr.  c'est  cbose  Strange. 
S.  169.  Die  Verkürzung  des  ital.  santo  findet  bloss  vor  Eigennamen  statt; 
man  sagt  hingegen  santo  padre,  santo  sepolcro,  aach  santo  Dio.  8.  1 73.  Die 
Regel  über  die  nachdnicksvolle  Stellang  des  Adj.  an  die  Spitze  des  Satzes 
gilt  auch  für  das  franz.  Engl,  happy  was  the  interview  kann  man  mit 
heoreuse  fnt  I'entrevtie  wiedergeben.  S.  180  konnte  besonders  darauf  hin- 
gewiesen werden,  dass  ital.  ga]ant*uomo  und  fr.  galant  homme,  it.  uomo 
galante  und  fr.  homme  galant  sich  der  Bedeutung  nach  nicht  entsprechen, 
b.  192.  Die  Regel  „ebensowenig  kann  dieser  Superlativ  die  Vorwörter  l^ 
dans,  P'^i'oi^  u-  ■•  ^*  ^^^^  ^^^^  haben"  gehört  in  die  Kategorie  des  durch 
lange  Tradition  heilig  gewordenen  grammatischen  Aberglaubens.  S.  1 99  (ital) 
„mit  dem  bestimmten  Artikel  lunn  er  (der  absol.  Superlativ)  nicht  vor- 
kommen* ist  ein  theoretischer  Satz,  um  den  sich  die  Sprachprazis  wenig 
kümmert  S.  200  «plus  bon  st.  meilleur  ist  nicht  gebräuchlich,*  indessen 
kann  man  in  gewissen  Fiillen  bloss  plus  bon  sagen.  S.  201.  Bei  Anfüh- 
rung der  unregelmässigen  Comparation  musste  für  das  span.  derselbe  Unter- 
schied zwischen  relat  cmd  absol.  Superlativ  wie  im  ital.  gemacht  werden, 
also  el  mejor — dptimo,  wie  ital.  il  migliore  —  ottimo.  S.  20S.  Nicht  bloss 
ital.,  sondern  aucn  span.  können  Hauptwörter  und  Eigennamen  die  Endung 
des  absol.  Superlativs  annehmen.  Ganz  ^ewöhnUch  sind  seflorisimo, 
sefiorfsima,  bei  Cervantes  finden  sich  z.  B.  mi  cuitfsima  (von  cuita),  escu- 
derfsimo,  Panza  duefifsima,  servidorfsimo,  Don  Quijotlsimo,  Don  Quijote 
de  la  Manchfsima.  S.  214  ist  der  Unterschied  zwischen  second  und  deuzi^me 
nicht  ganz  richtig  angegeben.  Ersteres  kann  überall  angewendet  werden, 
letzteres  nicht  zum  Schlüsse  einer  Reihe.  S.  221.  Der  bei  Angabe  des 
Datums  im  franz.  übliche  Gebrauch  mit  ce  (z.  B.  Berlin,  ce  16  mars  1870) 
duHte  um  so  weniger  übergangen  werden,  als  bei  den  übrigen  Sprachen  die 
einschlägigen  Aus£ucksweisen  mit  erschöpfender  Vollständigkeit  angegeben 
sind.  S.  226.  Luis  Catorce  kann  man  nicnt  als  Beispiel  für  die  aufgestellte 
Regel  gelten  lassen,  da  es  augenscheinlich  die  wörtliche  Uebertragung  von 
Louis  quatorze  ist.  S.  234.  In  Zwischensätzen,  in  denen  das  Subject  als 
redend  «ingeführt  wird,  ist  im  engl,  die  Inversion  nicht  noihwendig:  he  said 
und  said  he,  he  cried  und  cried  he;  auch  ital.  findet  sich  in  gleichem  Falle 
bisweilen  egli  disse,  rispose  st.  disse,  rispose  egli  und  ähnliches.  S.  2S4 
konnte  erwähnt  werden,  dass  engl,  happy  you  nicht  durch  heureux  toi 
(früher  sagte  man  es)  ausgedrückt  wird,  sondern  durch  die  Umschreibung 
heureux  que  tu  es.  S.  241  „non  glielo  invidio,  ich  gönne  es  ihm  oder  ihr 
nicht,*  nicht  muss  wegfallen.  S.  253  seco  steht  nicht  nur  für  con  se, 
sondern  auch  für  con  lui,  con  Ici,  con  loro.  S.  256.  Die  Stellung  des  Ob- 
jects  am  Anfange  des  Satzes  und  die  Wiederaufnahme  desselben  durch  ein 
Pronomen  ist,  wie  im  franz.  und  span.,  so  auch  im  ital.  üblich.  Der  Satz: 
Ceite  opuUnce  qui  vous  6tonne  si  fort,  il  la  doit  ä  son  activit^  würde  ital. 
lauten  Quella  optdenza  della  quäle  Ella  si  maravislia  tanto,  la  deve  alla  sua 
attivitä.  S.  259.  Der  oft  behauptete  Unterschied  zwischen  each  other  und 
one  anotber  existirt  in  WirklichKcit  nicht  Beide  Ausdrücke  werden,  wie 
sich  jeder  leicht  bei  der  Leetüre  überzeugen  kann,  durchaus  pronüscue  ge- 
braucht Im  Gegensatz  zu  der  ^gewöhnlichen  Version  erklären  manche 
Grammatiken  (z.  B.  Gräser,  Schulgramm.  1857  §  227),  dass  one  another  nur 
von  zwei  Personen  gebraucht  werde.  Wir  haben  hier  also  wieder  die 
doppelte  Version  einer  falschen  Regel,  wovon  wir  schon  oben  sprachen. 
S.  260  ital.  si  wird  niemals  «aus  blosser  Zierlichkeit*  (technischer  Aus- 
druck der  ital.  Grammatik)  für  das  deutsche  unpersönliche  es  gebraucht; 
vero  si  k  heisst  wörtlich  „es  ist  sich  wahr,*  si  steht  hier  ebensowohl  als 
abgesch^chter  dativus  commodi  (nicht  dat.  ethicus,  wie  manche  wollen),  als 
die  Pronomina  in  den  §  8  angeführten  Verbindungen  io  mi  credo,  io  mi 
dic0|  egli  si  pensa  etc.     Der  entsprechende  span.  Gebrauch  hätte  auch  be- 


464  BeurtlieilangeD  and  knrse  Ansagen. 

rührt  werden  sollen.  D,  2.  Wenn  im  ital.  in  gewissen  Fallen  der  AocnsatiT 
der  Personalpron.  statt  des  Nominativs  gebrancht  wird  (es  geschieht  dies 
besondes  bei  essere  und  nach  oome),  so  bietet  diT  engl.  Sprachgebrancb 
hierzu  einon  ganz  analogen  Zug  dar,  indem  sich  die  Umgangssprache,  be- 
sonders bei  to  be  und  nach  tban  und  as,  don  AccusatiY  statt  des  Nomina- 
tivs cestuttet:  it  is  me,  it  is  him,  it  is  theiu,  he  is  as  poor  as  me  =  itaL 
egli  h  cos)  fiovero  come  me.  Der  Verf.  würde  nicht  durauf  verfallen  sein, 
den  ital.  Gebrauch  aus  einer  Ellipse  zu  erklären,  wenn  er  sich  klar  gemachi 
hätte,  dass  die  Vertretung  des  Nominativs  durch  den  Accusativ  bei  den 
franz.  Pronomina  in  noch  weiterem  Umfange  zum  unverbrüchlichen  Ge- 
setz geworden  ist.  S.  265.  In  der  Liste  »hier  (da)  bin  ich*  etc.  geachiebt 
der  sehr  häufigen  span.  Formeln  heme  aquf  (nlli),  helo,  heia,  heloa  etc. 
nqui  (allf)  keine  Erwähnung.  Ebenso  fehlt  weiter  unten  he  allf  el  libro 
neben  alU  estä  el  libro.  Dem  franz.  voilä  pourquoi,  ital.  ecco  perchö  ent- 
spricht das  span.  he  aquf  por  qu^.  Für  das  ital.  konnte  auch  das  durch 
den  ethischen  Dativ  ti  verstärkte  eccoti  (z.  B.  eccotelo)  angeführt  werden. 
S.  274.  Der  Gebrauch  von  pr§ter  statt  emprunter  in  »j'ai  pr€t^  les  nens 
Tses  gants),  ich  habe  die  ihrigen  geliehen''  bildet  einen  Grermaniamus. 
S.  203  Wie  man  5pan.  zu  AnfHnff  eines  Satzes  quien  statt  el  que  säst,  80 
sagt  man  auch  engl,  who  st  he  who,  ital.  chi  st.  colui  che;  die  ent^tprechende 
franz.  Structnr  findet  sich  erst  S.  298  erwähnt.  S.  380.  Das  itiü.  Tuno  e 
Taltro  dai*f  sich  auch  mit  dem  Plural  verbinden.  S.  887  erfährt  man,  dass 
von  selbst  im  span.  nicht  durch  de  mismo,  sondern  durch  de  auyo  ge- 
geben wird,  wie  sich  aber  die  drei  anderen  Sprachen  in  diesem  Falle  aas- 
zudrücken belieben,  darülier  empfiin^t  man  keine  Belehrung.  Dem  itaL 
h  lo  stesso  und  h  tutt^uno  entspricht  tranz.  c*est  la  mdme  chose  und  c^eat 
tout  un,  engl,  it  is  the  same  und  it  is  all  one,  span.  es  lo  mismo  (waa  er- 
wähnt ist)  und  tido  es  uno.  8.  378.  Auch  im  ital,  span.  und  ei^l.  darf 
nach  den  Ordinalzahlen  der  Infinitiv  mit  a,  i,  to  folgen,  z.  B.  ItaL  il  primo 
a  difendorsi,  span.  el  primero  (ultimo)  ä  entrar,  engL  the  first  to  get  in. 
Haben  zu  (mit  Infinitiv)  wird  span.  auch  mit  teuer  de  ausgedrückt,  also 
i  tiene  V.  algo  de  (que,  para)  hacer?  8.  405  fehlt  die  Angabe,  dass  das 
franz.,  abweichend  vom  ital.  und  span.,  beim  reflexiven  Passiv  die  handelnde 
Person  (das  logische  Subject)  nicht  auszudrücken  pflegt,  <lass  man  beispiels- 
weise nicht  leicht  sagt  les  livres  $e  vendent  par  U  libraire,  wie  ital.  i  libri 
si  vendono  dal  librajo,  span.  los  libros  se  venden  por  el  librero,  sondern 
les  livres  sont  vendus.  S.  419.  Die  Verbindung  eines  intransitiven  Vcrbnms 
mit  einem  Accusativ  gleichen  Stammes  oder  verwandten  Begriffes  (figura 
etymologica)  findet  sich  nicht  bloss  im  span,  sondern  auch  im  ital.,  engL 
und,  wenn  auch  in  geringerem  Umfange,  im  franz.  S.  421.  Die  Regel  übt'r 
den  Gebrauch  des  Plurals  von  «regnen'*  im  figürlichen  Sinne  gilt,  wie 
für  das  span.,  so  auch  für  die  drei  anderen  Sprachen.  Auch  im  span.  kann 
die  Partikel  se,  wie  im  ital.  si,  dem  Zeitworte  angehängt  werden,  statt  se 
halla,  se  dice  auch  hällase,  dfcese.  S.  424.  Analog  dem  itaL  Gebrauche 
wird  im  span.  „geben,  vorhanden  sein*  bisweilen  mit  darse  ausgedrückt 
S.  433  ff.  Es  muss  als  durchaus  unpraktisch  bezeichnet  werden,  wenn  bei 
den  span.  unregelmässigen  Zeitwörtern  im  Präsens  nur  die  von  der  f^ewöhn- 
lichen  Norm  abweichenden  Formen  angeführt  werden,  während  diese  ba 
Gegenüberstellung  der  regelmässigen  schärfer  in  ihrer  eiffenthümlichen  Bil- 
dungsweise hervortreten  und  sich  dem  Gedächtnisse  leichter  einprägen 
würden.  Nebenbei  bildet  die  erwähnte  Auslassung  eine  Inconaequenz 
gegenüber  dem  hinsichtlich  der  anderen  Sprachen  eingehaltenen  Verfahren. 
Wozu  es  hingegen  nöthig  war,  die  in  monotonster  Begelmässigkeit  vor 
sich  ffehende  Conjagation  der  Conjunctave  des  Präteritoms  und  der  Fn- 
tura  immer  wieder  in  extenso  aufzuführen,  ist  durchaus  nicht  einznaehen. 
S.  470.  Das  ital.  morto  kann  (>ben  so  wie  das  span.  muerto  (vergL 
S.  464)   in   activer  Bedeutung   für    «getödtet"    gebraucht   werden,    c  B. 


Beaiiholaogen  and  kane  Anzogen.  465 

rhftnno  morto  =  le  han  maerto.  Dem  span.  venir  por  (abholen)  entspricht 
ital.  Tenir  per. 

An  Drockfehlem  fehlt  es  in  dem  Boche  fferade  nicht,  i.  B.  S.  68  los 
circanstancias  st.  las  circ  S.  68  1^  de  bon  fivres  st.  k  de  bons  1.  S.  68 
oisivit^  St.  oisivet^.  S.  76  M^riggio  st  Merfg^o.  S.  85  Venire  st.  V^nere. 
S.  94  Fhlncese  st.  Franc^se.  S.  96  ricorso  (ai  minacciare)  st  ricorse  oder 
ebbe  ricorso.  8.  118  Templer  st  Tempel.  8.  118  rient  st  rien.  8.  129 
paintor  st  painter.  8.  185  Simptom  st  Symptom.  8.  149  la  mar  st  le 
mnr.  8.  151  aqua  st  acqua.  b.  154  &  fleurs  st.  k  fl.  8.  161  fortanatos, 
fortunatas  st.  fortanados,  fortunadas.  8.  164  müres  (ces  fruits)  st  mürs. 
S.  177  azzez  st  assez.  8.  188  populata,  besser  popolata.  8.  199  bella  st. 
hello.  S.  222  gli  ultimo  st  gli  Ultimi.  8.  238  enganna,  besser  ineanna. 
S.  248  conduissez  st.  conduisez.  8.  254  simself  st.  himself.  8.  268  he  ve- 
doto  st  ho  veduto.  S.  272  entrö  st  entrai.  S.  379  la  mio  propia  st  la 
mia  pr.  S.  281  mi  husband  st  my  h.  S.  287  difficultad  st.  dificoltad. 
S.  290  peat-dtre  st.  peut  §tre.  8.  380  rend^rent  st.  rendirent.  8.847  jperde 
st.  pierde.  S.  849  h  son  place  st.  h  sa  pl.  8.  854  ds  ces  st.  de  ces.  8.  857 
esta  verdad  st.  esta  verdud,  fusil  st  fusil.  8.  860  quinquiera  st.  quienqoiera. 
S.  878  hubies^mos  sido  st  hubi^semos  sido.  8.  879  iscosare  st.  scassre, 
avrrei  a  pagarla  st  avrei  a  pregarla.  8.  462  sientiese  st  sintiese.  8.  495 
menage  st.  manaee. 

Der  Schlüssel  zu  den  im  zweiten  Theile  enthaltenen  Uebangsstücken 
bildet  einen  dritten  Theil,   der  wegen   des   vorherrschenden   leichten  Um- 

fangstones   auch  selbständig   als   guide  de  conyersation  gebraacht  werden 
Önnte. 

Langensalza.  Th.  Am  eis. 

Lehrbuch  der  englischen  Sprache  von  Dr.  Immanuel  Schmidt« 
1.  Theil  „ Elementarbuch. <"  p.  XII  u.  811.  2.  Theil  „Gram- 
matik der  englischen  Sprache.^  p.  XII  u.  632.  Berlin 
bei  F.  Weidling. 

Im  Elementarbach,  welches  1867  in  erster  und  1871  in  dritter  Auflage 
erschienen  und  bereits  in  einigen  hiesigen  and  auswärtigen  Schalen  ein- 
geführt worden  ist  will  der  Herr  Verfasser  «so  weit  als  möglich  im  klein- 
sten Kreise  ein  Bild]  der  gesammten  englischen  Sprache  geben."  Die 
8  Elemente  des  Unterrichts  in  modernen  Sprachen  (Wortschatz,  Ausspraciie 
und  Grammatik)  werden  nicht  in  getrennten  Lektionen,  sondern  in  stufen- 
mässigem  Weiterschreiten  mit-  und  aneinander  gelernt.  Was  zunächst  den 
Wortschatz  betrifft,  so  sind  die  Uebungssätze  und  Lesestücke  so  aus- 
gewählt, dass  der  Schüler  mit  einer  reichen  Fülle  yon  Vokabeln  und  Wen- 
aangen  aus  der  Schrift-  und  Umgangssprache  bekannt  wird  und  eine  tüch- 
tige Vorbereitung  für  die  spätere  I^ktüre  erhält  Der  Aussprache  widmet 
der  Herr  Verfasser  mit  Recht  von  Anfang  bis  zu  Ende  eine  grosse  Sorefalt. 
Die  wichtigsten  Regeln  über  die  Aussprache  der  langen  und  kurzen  Vokale, 
der  einzelnen  Konsonanten,  der  betonten  und  unbetonten  Silben,  sind  in 
den  12  ersten  Lektionen  behandelt;  auf  einzelne  besonders  schwierige  Fälle 
wird  der  Schüler  immer  aufs  Neue  aufmerksam  gemacht;  zu  den  Lese- 
übungen sind  in  durchaus  praktischer  Weise  die  allbekannten,  aber  vielfach 
unrichtig  aasgesprochenen  historischen  und  geographischen  Eigennamen  be- 
nutzt worden;  die  zur  Bezeichnung  der  Aussprache  verwendeten  Zeichen 
endlich  empfehlen  sich  durch  Einfachheit  und  Fassliohkeit.  —  Der  gram- 
matische Stoff,  der  sich  auf  25  Lektionen  vertheilt,  lässt  sich  bequem  bis 
Untersekunda  (incl.),  also  in  8  Schu^ahren  absolviren.  Der  Schüler  lernt 
gleich  in  den   ersten  Lektionen  die  wichtigsten  Regeln  der   Satzbildong 

AreblT  f.  n.  Spracheu.   XLIX.  80 


466  B«iirtiidlimgen  and  knne  Aiwagftn. 

(Stellung  des  Subjekts,  Priidikatfi  und  Objekts)  keimen  und  wird  so  in  Stand 
gesetzt,  den  ihm  geläufigen  Vokabelschatz  zu  verwert hen.  Die  sogenannten 
unregelmässiffen  Verben  kommen  zum  grössten  Theil  von  Lektion  8  an  in 
getrennten  Grruppen  vor  und  werden  dann  später  in  2  besondem  Lektionen 
systematisch  zusammengestellt.  Die  einzelnen  Lc^ktionen  sind  mit  zahl- 
reichen ^utgewählten  Uebungssätzen  und  kleineren  Erzählungen  ausgestattet, 
denen  sich  jedesmal  3  verschiedene  Exercitien  anschliessen,  wodurch  na- 
mentlich bei  Klassen  mit  halbjahrigem  Kursus  die  Gefahr  des  Abschreibens 
wesentlich  vermindert  wird.  I)en  Schluss  des  Buches  bilden  40  Seiten  mit 
Lesestücken  poetisclien  und  prosaischen  Inhaltes  und  ein  AVörterverzeichniss, 
welches  sich  leider  auf  die  in  den  Lesestücken  vorkommenden  Vokabeln 
beschränkt. 

Der  Umstand,  dass  das  Elementarbuch  in  so  kurzer  Zeit  3  Auflagen 
erlebt  hat,  spricht  schon  genugsam  zu  seinen  Gunsten.  Wir  woUen  aber 
nicht  unterlassen,  denjenigen  unserer  Kollegen,  die  dasselbe  noch  nicht 
kennen  sollten,  aus  eigener  4jähriger  Erfahrung  zu  versichern,  daas  der 
Herr  Verfasser  durch  praktische,  übersichtliche  Anordnung  des  Ganzen, 
durch  klare  und  präcise  Fassung  der  einzelnen  Kegeln,  endlich  durch  glück- 
liche Vermeidung  des  Pedantischen  sowohl  als  des  Trivialen  verstanden  hat, 
seinem  Buche  unter  Lehrern  und  Schülern  zahlreiche  Freunde  zu  erwerben. 
Vielleicht  wäre  es  zweckmässig,  wenn  derselbe  bei  einer  neuen  Auflage 
einzelne  Lektionen  (z.  B.  15,  16,  22  u.  24),  die  uns  zu  lang  erscheinen,  m 
2  theilen  wollte,  wodurch  der  Plan  des  Ganzen  durchaus  nicht  beeinträchtigt 
werden  würde. 

Der  2.  Theil,  die  für  obere  Klassen  bestimmte  ,»Grammatik,*  giebt  zu- 
nächst (p.  1  —  33)  als  Einleitung  eine  kurze  Geschichte  der  englischen 
Sprache  und  Literatur,  welche  alles  das  enthält,  was  ein  Primaner  darüber 
zu  wissen  braucht.  Die  darauf  folgende  Lautlehre  (p.  34 — 123)  behandelt 
in  erschöpfender  Weise  die  Aussprache,  Betonung  und  Orthographie  der 
einheimiscnen  und  der  Fremdwörter.  In  diesem,  sowie  auch  im  3.  Ab- 
schnitt, welcher  über  Wortbildung  handelt  (p.  231  —  295),  findet  sich  eine 
reiche  Fülle  interessanter  Bemerkungen  über  Etymologie  und  die  in  der 
engl.  Sprache  zur  Geltung  kommenden  Lautgesetze,  die  für  den  Unteiricht 
in  den  oberen  Klassen  um  so  mehr  zu  verwerthen  sein  dürften,  als  hier 
den  Schülern  der  beiden  Sprachen,  mit  denen  die  englische  am  meisten 
verwandt  ist,  zur  Vergleichung  in  höherem  Masse  zu  Gebote  stehen.  Der 
2.  Abschnitt  (p.  124—230)  enthält  eine  ausführliche,  nach  Redetheilen  ge- 
ordnete Formenlehre,  welche  durch  zahlreiche  feine  Bemerkungen  synony- 
mischen und  lexikalischen  Inhaltes  bereichert  ist  und  dadurch  dem  Schüler 
bei  der  Wiederholung  eines  ihm  zum  Theil  schon  bekannten  grammatischen 
Pensums  viel  Neues  und  Interessantes  bietet.  —  Der  4.  Abschnitt  endlich 
(p.  296  —  607)  ist  der  eigentlichen  Svntax  gewidmet.  Dieselbe  ist  ebenfalls 
nach  Redetheilen  geordnet,  wodurch  es  dem  Schüler  leicht  gemacht  ist, 
sich  zurecht  zu  finden.  Der  Herr  Verfasser  hat  hier  mit  Recht  den  Grund- 
satz befolet,  dass  das  Beispiel  vorangehen  und  die  Regel  folgen  muss. 
Sowie  in  der  Formenlehre  ist  auch  in  der  Syntax  der  Sprachgebrauch  der 
modernen  Prosa  sowohl  von  dem  Veralteten  als  von  dem  nur  in  der  Poesie 
Erlaubten  gesondert.  —  Bei  aller  Hochachtung  vor  der  Gründlichkeit  und 
dem  Fleiss,  mit  dem  dieser  Theil  (wie  alle  früheren)  bearbeitet  ist,  können 
wir  doch  nicht  umhin,  die  Ansicht  auszusprechen,  dass  derselbe  an  einzelnen 
Stellen  bedeutend  kürzer  hätte  gefasst  werden  können.  Fast  möchte  es 
scheinen,  als  ob  der  Herr  Verfasser  oft  mehr  an  die  Lehrer  als  an  die 
Schüler  gedacht  hätte. 

Den  Schluss  des  Buches  bilden  2  Anhänge  (über  Interpunktiona-  and 
Verslehre)  und  ein  ausführliches  Sachregiater. 

Berlin.  Dr.  Wällenweber. 


Bearthdlaogeii  osd  kune  Anseigen.  467 

Lettre  k  M.  Paul  Meyer»  professeur  &  Ncole  des  chartes  enr 
Tauteur  de  la  chanson  de  la  croieade  albigeoise  en  par- 
ticulier  et  sur  certains  proc^d^s  de  critique  en  ^^n^ral  par 
G^nac  Moncaut,  correapondant  du  ministere  de  Pinatruction 
publique.    Paris. 

Die  Reimchronik  über  den  Albigenserkrieff,  Ton  Fauriel  1887  heraos- 
gegeben,  giebt  im  Einlange  den  GeisÜicben  Wilhelm  von  Tadela  als  ihren 
Verfasser  an,  der  in  Navarra  geboren,  in  Montauban  erzogen  sei  und  nach 
Vers  202  sein  Werk  im  Mai  1210  begonnen  habe.  Es  stiegen  jedoch  bald 
Zweifel  darüber  auf,  ob  das  Gedicht  von  einem  Verfasser  herrühre,  mit 
andern  Worten,  ob  Wilhelm  von  Tudela  auch  den  zweiten  Theil  desselben 
verfasst  habe.  Schon  Fauriel  (Einleitung  p.  4)  erkannte  eine  Verschieden- 
heit in  den  beiden  Tbeilen,  namentlich  m  Bezug  auf  die  Stimmung  und 
Gesinnung,  meinte  aber  doch,  dnss  die  Gleichartigkeit  in  Sprache  und  Stil 
für  die  Einheit  spräche.  Derselben  Meinung  war  im  Wesentlichen  auch 
Schmidt  und  Guibal,  die  ebenfalls  über  diesen  Gegenstand  geschrieben 
haben.  Bekämpft  wurde  diese  Ansicht  energisch  und  gründlich  von  F.  Meyer, 
der  nachweist,  dass  die  von  Fauriel  angenommene  Gleichartigkeit  in  Sprache 
and  Stil  durchaus  nicht  existire  und  dass  auch  aus  andern  Gründen  beide 
Theile  unmöglich  von  einem  und  demselben  Verfasser  herrühren  können. 
Hierbei  glaubte  aber  Moncaut  sich  nicht  beruhigen  zu  können,  sondern 
Tühlte  sich  berufen,  für  Fauriel  und  Guibal  zu  Gunsten  Giiilhem*s  von  Tu- 
dela eine  Lanze  zu  brechen  und  sucht  deshalb  in  der  vorlieffenden  Schrift 
die  Gründe,  die  F.  Meyer  für  seine  Behauptung  vorgebracht  tiatte,  einzeln 
SU  widerlegen. 

Gegen  P.  Meyer's  ersten  Grund,  dass  schon  äusserlich  der  Unterschied 
beider  'l'heile  sich  durch  die  verschiedene  Durchschnittslänge  der  Tiraden 
(im  ersten  21,  im  zweiten  82  Verse)  kennzeichne,  wendet  er  ein,  dass  die 
Länffe  der  Tiraden  nichts  entscheide,  da  diese  von  der  Wichtigkeit  des  be- 
bandelten Gegenstandes  abhinge.  Da  nun  im  zweiten  Theile  des  Gedichts 
die  Episoden  wichtiger  und  detailreicher  würden,  so  erkläre  sich  die  grössere 
Ausdehnung  ganz  von  selbst  Ausserdem  träte  letztere  auch  nicht  plötzlich 
hervor,  sondern  käme  erst  allmählich  zum  Vorschein»  wie  folgende  Auf- 
zählung bewiese:  Tir.  182  (die  erste  des  zweiten  Theils)  hat  89  Verse; 
188  und  184  —  80,  185  -  24,  136  —  89,  187  —  28,  189  —  69,  140  —  86, 
142  —  21,  147  —  24,  150  —  46. 

Ist  nun  damit  die  von  P.  Meyer  aufgefundene  Thatsache  widerlegt? 
Offenbar  nicht;  aber  sie  ist  auch  nicht  aus  der  Idee  eines  Dichters  erklärt, 
denn  die  Behauptung,  dass  die  Tiraden  des  zweiten  Theiles  wichtiger  wären 
als  die  des  ersten,  wird  durch  nichts  begründet;  dass  sie  aber  detailreicher 
sind,  wird  ja  gerade  von  P.  Meyer  als  Grund  für  die  Verschiedenheit  des 
Verfassers  angeführt 

Das  zweite  von  P.  Meyer  zur  Stütze  seiner  Behauptung  aufgestellte 
Criterium  ist  folgendes:  der  kurze  sechssilbige  Vers,  der  durch  das  ganze 
Gedicht  die  Tiraden  schliesst,  reimt  resp.  assonirt  in  der  ersten  Hälfte  des 
Gedichtes  nicht  mit  seiner,  sondern  der  folgenden  Tirade;  in  dem  zweiten 
Theile  ist  dies  nicht  der  FaU,  hier  wird  vielmehr  jener  kleine  Vers  immer 
als  erste  Hälfte  des  auf  ihn  folgenden  Verses  wiederholt.  Moncaut  nun 
giebt  zwar  diesen  Unterschied  zu,  führt  dem  gegenüber  aber  an,  dass 
zwischen  der  Abfassung  des  ersten  und  zweiten  Tneiles  8  —  9  Jahre  liegen, 
daher  während  dieser  Zeit  ein  Wechsel  in  der  Versbankunst  eingetreten 
sein  könne,  die  ja  wie  die  Mode  sich  ändere.  Diese  Verschiedenneit  be- 
dinge daher  nicht  die  Annahme  eines  neuen  Verfassers.  Wie  ganz  andere 
Unterschiede  bemerken  wir  bei  fast  allen  Dichtem  und  Künstlern  in  ihren 
verschiedenen  Perioden,  wie  viel  mehr  unterscheide  sich  z.  B.  la  Pucelle 

80* 


468  BemrUieilangen  and  kurze  Anzeigen. 

von  Zaire?  Dieser  Vergleich  int  offenbar  höchst  anglücklich  gewählt,  da 
es  sich  bei  Voltaire  um  zwei  narh  Inhalt  nnd  Form  verschiedene  Werke, 
hier  aber  um  eins,  um  ein  und  dasselbe  handelt.  »Die  Reimchroniken  des 
Mittelalters,"  fährt  Moncaut  fort,  «waren  auch  nicht,  wie  Abhandlungen  un- 
serer Tage,  reiflich  überdachte,  wobldisponirte  und  sororfältig  aasgeführte 
Arbeiten,  es  waren  Werke,  in  welche  die  Verfasser,  Schritt  für  Sdiritt  dem 
Laufe  der  Ereignisse  folgend,  ihre  Beobachtungen  und  Gefühle  niederlegten, 
daher  wussten  sie  im  Mai  oft  schon  nicht  mehr,  was  sie  im  Januar  gesagt 
hatten  und  wie  sie  es  eesagt  hatten.'^  Wollten  wir  dies  auch  zugeben,  wie 
kommt  es  denn  ai>er,  dass  der  Dichter  nur  das  eine  Mal  Dach  der  langen 
Pause  sich  hat  gehen  lassen,  warum  wechselt  er  weder  im  ganzen  ersten 
Theil,  obgleich  er  drei  Jahre  daran  gearbeitet  hat  (er  sagt  selbst  V.  202, 
dass  er  das  Gedicht  im  Mai  1210  begonnen  habe,  wahrend  die  ISOste  Tirade 
Ereignisse  von  1218  erzählt,  wo  sich  nämlich  Peter  von  Aragonien  in  den 
Kampf  mischt),  iy>ch  auch  in  dem  längern  zweiten  Theile  (1218 — 1219 
verfasst)? 

Nachdem  nun  Moncaut  oben  zugegeben,  dass  der  eben  besprochene 
metrische  Unterschied  zwischen  dem  ersten  und  zweiten  Theile  bestehe  und 
auch  bemerkenswerth  sei  (p.  19),  sucht  er  ihn  jetzt  abzuschwächen  umi  als 
eine  Zufälligkeit  hinzustellen,  indem  die  Regel  durch  viele  Ausnahmen 
durchbrochen  sei.  „Die  Tiraden  4  und  23,"  sagt  er,  «haben  gar  keinen 
Schlussvers,  in  28  reimt  an  nicht  mit  dem  folgenden  ra;  82  sos  nicht  mit  on; 
88  zo  nicht  mit  on;  9d  os  reimt  zwar  mit  dem  os  der  folgenden  Tirade, 
doch  kommt  in  dieser  auch  zweimal  die  Endung  ons  vor,  mit  der  jener 
Vers  also  nicht  reimt.*  Dieses  letzte  Beispiel  hätte  aber  darüber  Auf- 
klärung geben  können,  dass  bei  diesen  Tiracten  nicht  von  Reim  in  unserm 
Sinne,  sondern  einfach  von  Assonanzen  die  Rede  ist,  so  dass  alle  angeb- 
lichen Ausnahmen  gerade  dazu  dienen,  die  Regel  zu  erhärten.  Nur  zwei 
Beispiele  kann  Moncaut  anführen,  wo  auch  nicht  einmal  Assonanz  vorliegt: 
40  als  —  etz  und  89  at  —  os.  Diese  vereinzelten  Ausnahmen  könnten 
natürlich  die  Regel  nicht  umstosscn,  sie  erklären  sich  aber  ausserdem  noch 
durch  die  unten  noch  genauer  zu  besprechende  Uncorrectheit  und  Incon- 
sequenz  der  Sprache  des  ersten  Theils. 

Ais  Beispiel,  in  denen  der  sechssilbige  Vers  nicht,  oder  nur  unvoll- 
kommen als  erster  Halbvers  der  nächsten  Tirade  erscheint,  führt  Moncaut 
vier  Beispiele  vor:  e  vulh  quels  o  digatz  (187)  —  Li  donzels  van  dost  diir 
(138);  El  reis  tornas  en  l^ransa  (141)  —  Le  filh  del  rei  de  Fransa  (142); 
Que  a  laichat  a  Roma  (151)  —  I^fan  remas  a  Roma  (152);  Qnens  earda 
ens  govema  (195)  —  Ihesu  Christ  nos  govema  (196^.  Allerdings  sina  dies 
Unregelmässigkeiten,  wie  sie  vereinzelt  in  fast  allen  grössern  Creilichten 
jener  Zeit  vorkommen.  Aber  beweisen  sie  irgend  etwas  fiir  die  Einheit  des 
Verfassers?  heben  sie  irgendwie  die  Verschiedenheit  zwischen  beiden  Theilen 
auf?  würden  sie  nicht  dem  einen  Verfasser,  der  nach  Moncaut's  Meinung 
im  zweiten  Theile  nur  den  Versbau  der  inzwischen  veränderten  Mode  etwas 
angepasst  hatte,  dann  aber  das  einmal  adoptirte  Princip  conseqnent  durch- 
führen musste,  ebenso  sehr  zur  Last  fallen,  wie  jetzt  dem  von  Paul  Meyer 
für  den  zweiten  Theil  angenommenen  neuen  Autor?  Wie  kommt  es  denn, 
dass  Herr  Moncaut,  der  noch  soeben  für  die  grössere  Fi'eiheit  und  Un- 
gebundenheit  der  damaligen  Dichter  so  eifrig  plaidirte,  jetzt,  wo  es  ihm 
passend  erscheint,  als  ein  so  strenger  Kunstrichter  auftritt? 

Einen  dritten  und  wohl  entscheidenden  Einwand  gesen  die  Einheit  des 
Verfassers  stützt  P.  Meyer  auf  die  Thatsache,  dass  der  erste  Theil  ein 
Gemisch  aus  französisch  nnd  provenzalisch  ist,  also  von  einem  Verfasser 
herrühre,  der  in  beiden  Sprachen  nicht  recht  bewandert  war,  der  zweite  in 
reinem  Provenzalisch  gescnrieben  ist. 

Moncaut  gesteht  die  erste  Hälfte  des  Satzes  zu,  d.  h.  eiebt  zu,  dass 
die  Sprache  in  der  ersten  Hälite  ein  Gemisch  aua  französisch  und  proven- 


BeurtheiluDgeo  und  kurze  Anseigeii«  469 

zalisch  sei,  leugnet  aber,  dais  die  Sprache  des  zweiten  Theiles  sich  von 
der  des  ersten  unterschiede,  z.  B.  schienen  ihm:  raniage,  sage,  usatge,  co- 
rage,  peatge,  paratge,  auratge,  lenguatge,  es  tage  ebenso  französisch  wie 
apelot,  estot,  sot,  amenot,  inot.  Diese  Meinane  ist  aber  fälscht  denn  wäh- 
rend jene  Worte  ohne  Ausnahme  proYcnzaliscn  sind,  sind  diese  nicht  ein- 
mal alle  französisch;  zwar  können  apelot  und  amenot  normannische  Im- 
perfecta sein«  aber  von  estre  müsste  das  Imperfect  in  diesem  Dialekte 
esteit  heissen. 

Ueberhaupt,  fährt  Moncaut  fort,  könne  man  aus  einem  Irrthum  in  den 
andern  fallen,  wenn  man  die  Spraehe  eines  Gedichtes  jener  Zeit  so  genau 
zergHedern  und  aus  einem  zufälligen  Gemisch  von  Worten  wichtige  Folgen 
ziehen  wolle;  das  weiseste  sei,  fügt  er  naiv  hinzu,  nicht  zu  difficil  und  zu 
zart  zu  sein.  Die  Sprache  eines  Gedichts  werde  oft  durch  den  Abschreiber 
nach  seinem  eignen  Dialect  willkürlich  modifizirt,  und  so  sei  einfach  an- 
zunehmen, dass  der  erste  Theil  von  einem  Franzosen,  der  zweite  von  einem 
FroTenzalen  copirt  sei.  Wahrlich  eine  bequeme  Manier,  dergleichen  Fragen 
ZQ  entscheiden!  Was  endlich  die  stilistische  Ueberlegenheit  des  zweiten 
Tbeils  betreffe,  so  habe  Guilhelm  von  Tudela,  ein  eebomer  Spanier,  in  der 
Zwischenzeit  sich  im  Provenzalischen  mehr  vervollkommnet  und  sich  auch 
sonst  ausgebildet  (il  a  fait  ses  homanit^s),  daher  im  zweiten  Theile  die 
grössere  Fülle  de«  Reimes,  die  Länge  der  Tiraden,  die  Veredelnne  in  Stil 
und  Form.  Beweisen  kann  Hr.  Moncaut  dies  Alles  allerdings  eben  nur 
durch  unser  Gedicht,  also  Cirkelschluss! 

Der  letzte  der  Hauptpunkte,  die  Paul  Meyer  anführt,  ist  der  folgende: 
Beide  Theile  atbmen  ganz  verschiedene  politische  Stimmungen,  der  erste  ist 
den  Franzosen  entschieden  freundlich  gesonnen,  lobt  und  preist  den  Simon 
von  Montfort,  spricht  aber  verächtlich  von  den  Tolosanem,  der  zweite  da- 
gegen ist  den  Franzosi'n  durchaus  feindlich,  ist  namentlich  gegen  den  Simon 
von  wüthendem  Hasse  beseelt,  aber  erhebt  die  Tolosaner  bei  jeder  Gelegen- 
heit und  nennt  sogar  v.  7405  den  Bischof  Folquet  «unsern  Bischof." 

Moncaut  kann  sich  natürlich  dieser  Tbatsacbe  nicht  verscbliessen,  sucht 
sie  aber  doch  mit  seiner  Theorie  in  Einklang  zu  bringen.  «Was  liegt  denn 
AuiTälliges  darin, '  so  argumcntirt  er,  ^dass  ein  Navarrenser,  der  um  1210 
in  die  Staaten  Raimunds  kommt  und  die  Geschichte  des  Kreuzzuges  in  sehr 
katholischem,  vielleicht  den  Tolosanem  etwas  feindlichem  Sinne  schreibt, 
sich  1218  Toulouse  günstiger  gesinnt  zeiet,  nachdem  er  diese  Provinz  als 
Vaterland,  und  ihren  Souverän  als  seinen  Herrn  ^wählt  hat?" 

Man  sieht,  dass,  um  die  unglückliche  Einheit  des  Dichters  aufrecht  zu 
erhalten,  Moncaut  den  Guilhem  sich  innerlich  und  äusserlich  vollständig 
ändern  lassen  muss.  Er  giebt  sich  die  grösste  Mühe,  diesen  psychologischen 
Prof-ess  in  dem  Dichter  zu  erklären  und  ihn  auch  uns  plausibel  zu  machen, 
er  kann  jedoch  nur  Annahmen  und  Hypothesen  ins  Felo  führen,  die,  wenig- 
stens unserm  Urtheile  nach,  die  Phalanx  der  zwingenden  Gründe  Paul 
Meyer's  nicht  zu  durchbrechen  vermögen. 

Kiel.  Dr.  Albert  Stimming. 


Miscellen. 


^Lassen  Sie  den  Grafen  dieser  Gesante  sein.^  (Lessing.) 
Eine  Streitfrage  aus  der  deutschen  Syntax. 

Unter  Männern,  denen  theils  praktisch,  theils  theoretisch  ernstliche 
ßcschäfligunc  mit  der  deutschen  Sprache  obliegt,  entstand  vor  Kurzem 
über   obige  Worte  aus  Lessin^s  Emilia  Galotti  ein  lebhafter,   eifrig   fort- 

feführter  Streit,  der  nur  scheinbar  wieder  beigelegt  ward.  Es  wurd  be- 
auptet  und  von  namhaften  Gelehrten  unterstützt,  dass  das  Prädikat  „dieser 
Gesante"  in  den  Accusativ  halte  treten  müssen,  weil  das  Substantiv,  darauf 
es  sich  beziehe,  das  Obiectsnomen  „den  Grafen,"  in  diesem  Falle  stand. 
Man  schien  also  anzunehmen,  dass  die  Worte  „dieser  Gesante**  weit  mehr 
nur  eine  nähere  Bestimmung  zu  jenem  von  „sein  lassen*  abhängigen  Objecte, 
als  wie  das  zu  „sein  lassen,"  d.  L  „gestatten  zu  sein,"  durchaus  gehörige 
Prädikat  genannt  werden  dürfe,  und  construirte  demnach  von  vorn  herein 
den  Satz  in  directer  Rede:  „Sie  —  lassen  sein:  den  Grafen  —  diesen  Ge- 
santen"  statt:  „Sie  —  lassen  Gesanter  seiu:  den  Grafen"  und  zwar  „dies«;r 
—  besprochene  —  Gesante  sein." 

Scnon  Lessing  selbst  hatte  g^gen  diese  uiirichtis  vorausgesetzte  Con- 
struction  zu  kämpfen  gehabt.  Auf  die  Anfrage  seines  Verlegers,  der  ebenso 
seltsamen  Anstoss  an  dem  Nominativ  genommen  hatte,  erklärte  damals  der 
Schriflsteller  sehr  bestimmt:  „diesen  Gesanten"  habe  er  gewiss  nicht  ge« 
schrieben;  das  sei  durchaus  undeutsch:  es  dürfe  nur  der  Nominativ 
stehen.  Dagegen  nannten  jetzt  die  gelehrten  Vertheidi^er  des  Accusativs 
mit  gleicher  Entschiedenheit  den  Nommativ  undeutsch,  mdem  sie  ihn  für 
eine  dialektische  Eigen thümlichkeit  Lessing's  erklären  wollten.  Und  als 
Gegenbeweis  führten  sie  nichts  Geringeres  an,  als  dass  es  „im  Volkstöne* 
nur  heis5«e:  „Wir  lassen  Gott  einen  guten  Mann  sein.*  Aber  würde  nicht 
selbst  das  Volk  sagen:  „er  lässt  Gott  ^uter  Mann  sein,"  wenn  das  zufällig 
sprichwörtlich  einmal  acceptirt  wäre,  wie  man  sagt:  „lasst  mich  schwarzer 
Mann  seinl"?  Nun  stünde  da  immer  nur  Volkston  gegen  Volkston;  es  fragt 
sich  also,  auf  welche  Seite  sich  die  Grammatik  wendet.  Auch  wurden 
„grammatische  Autoritäten"  für  den  Accusativ  angeführt.  Man  behauptete, 
der  Verfasser  der  deutschen  Schulgrammatik,  Heyse,  habe  gesagt:  „Bei 
„sein"  und  „werden"  muss  neben  jedem  Accusativ,  der  bei  der  Umwandlung 
in  einen  Substantivsatz  das  Subject  in  demselben  bildet,  auch  das  diesem 
Subject  entsprechende  Prädikat  auf  gleicher  Stufe,  d.  h.  ebenfalls  im  Ac- 
cusativ stehen."  So  steht  allerdings  m  Jos.  Christ.  Aug.  Heyse's  deutscher 
Schulfp-anunatik,  21.  Auflage,  1868,  pag.  281,  und  do<m  ist  damit  Heyse's 
Autorität  nioht  gewonnen.     Vielmehr  sagt  Heyse  selber  in  der  noch  von 


Misoelltti.  471 

ihm  redigirtcn  »achten,  verbesserten'  Auflage,  von  1829:  »so  wenig  «lassen* 
einen  Dat.  oder  Acc.  regiert,  so  wenig  ist  auch  der  in  folgenden  Redens- 
arten vorkommende  Nominativ  oder  Genitiv  von  demselben  abhängig,  son- 
dern dieser  richtet  sich  gleichfalls  nach  dem  andern  Meldeworte:  »lass 
diesen  ehrlichen  Mann  dein  Führer  sein,  d.  h.  g<'statte,  dass  er  es  sei."  — 
Auch  den  Verfasser  der  »deutschen  Granmiatik,*'  Jacob  Grimm,  wollte  man 
citiren,  indem  man  ihm  den  Ausspruch  unterschob :  der  Nom.  sei  nur  At- 
traction  an  «sein;"  aber  grammatisch  richtig  der  Acc,  abhängig  von  »sein 
lassen."  Gerade  im  Gegentheil  sa^zt  aber  Grimm  in  seiner  Abhandlung: 
»über  einige  Fälle  der  Attraction,*  Berlin,  1858,  S.  80:  »steht  bei  »kann, 
soll,  mag,  will,  dünke,  scheine*  der  Inf.  sein  oder  werden,  so  muss  das 
l'rädikat  im  Nom.  folgen;  bringen  aber  andere  Verba  das  Subject  gelbst 
in  eine  Accusativstellang,  so  wird  das  Sprachgefühl  zweifelhaft, 
ob  das  Prädikat  gleichfalls  den  Acc.  annehmen  solle  oder  im  Nom.  beharren 
dürfe.  Wir  sagen  heute  unbedenklich:  er  glaubt,  Herr  im  Hause  zu  sein; 
denn  hier  erscheint  kein  Acc.  des  Subjects  wie  im  lat.  Ausdruck:  putat  se 
esse  dominum;  doch  selbst  neben  einem  solchen  erscheinenden 
Acc.  sehen  wir  Prädikate  im  Nom.  bleiben:  »er  weste  in  wesen 
der  aUerbeste**  (pass.  H.  170,  59).  In  Betracht  kommt  zumal  das  nach 
»lassen"  folgende  »sein."  Lessing  setzt  2,  127:  »lassen  Sie  d.  6rf.  dieser 
Gesante  sein."  Goethe  hingegen  16,  8:  »lass  das  Büchlein  deinen  Freund 
sein."  Der  Nominativ  hat  gute  Gewähr;  schon  Notker  (Boeth.  24^ 
sa^t:  »iaz  ist  skado«  l&zet  skado  sin:"  ich  zöge  auch  mit  Holzmann  Nibel. 
1071,  4:  »lät  mich  der  schuldige  sin"  vor  dem  von  Lacbmann  aufgenom- 
menen: »den  schuldigen"  und  lese  Gudrun  1621,  1:  »man  hiez  in  wesen 
schenke."  Der  Weclisel  beider  Casus  gleicht  ganz  dem  vorhin  behandelten 
bei  »heissen."  Den  Accusativ  konnte  man  angezogen,  den  No- 
minativ unangezogen  nennen."  Bei  »heissen"  hatte  Grimm  nämlich 
in  mittelhochdeutsciier  Sprache  selbst  dann  einen  Nominativ  --•  neben  dem 
sonst  üblichen  Objoctsaccusativ  —  nachgewiesen,  wenn  es  activisch  in  der 
Bedeutung:  »heissen  lassen,  nennen"  gebraucht  wird;  z.  B. :  »den  heizet 
man  ein  böser  man!"  Renner,  14  925.  Wcssbalb  aber  sonst  würde  hier  der 
Nominativ  stehen,  als  weil  in  dem  mit  der  Zeit  durchaus  transitiv  gewor- 
denen Yerbo  »heissen  =  nennen"  noch  der  ursprüngliche  causative  Begriff 
^heissen  lassen"  durchwirkte?  Weil  aber  »heissen  lassen"  den  Nominaliv 
forderte,  so  stand  er  selbst  noch  bei  »heissen  =  nennen"  mit  einigem  Recht. 
Statt:  den  heizet  man  ein  böser  man  ward  also  gedacht:  den  lät  man 
heizen  ein  böser  man,  so  gut  wie:  den  lät  man  wesen,  den  lasst  man  sein 
ein  böser  Mann."  Diese  uns  nicht  mehr  geläufige  Construction  bei  heissen 
und  nennen  bestätigt  also  das  volle  Recht  des  Nominativs  bei  »lassen  sein." 
Denn  der  Zweifel,  ob  man  »heissen"  schon  als  transitivem  Verb  mit  dem 
Acc.  oder  noch  als  causatives  Intransitiv  mit  dem  Nom.  gelten  lassen  solle, 
fällt  hier  weg,  um  so  mehr,  da  ja  der  in  Betracht  kommende  Nom.  nur  zu 
»sein,"  nicht  zu  »lassen"  zu  ziehen  ist.  Das  »Gesantersein"  soll  dem  Grafen 
ja  gestattet  werden.  —  Darf  man  aber  mit  Recht  von  einer  Attraction 
sprechen  und  ohne  weiteres  schliessen:  so  wahr  grammatistrh  unrichtig  ist, 
was  nur  auf  Attraction  beruht,  so  wahr  muss  die  noch  lebendige  unatträ- 
hirte  Construction  als  das  grammatisch  Richtige  gelten  jener  vielleicht  be- 
liebteren Attraction  gegenüber?  Was  sich  freilich  an  sonstigen  Erklärungs- 
mödichkeiten  des  besprochenen  Satzes  anfUhren  Hesse,  erweist  sich  jedoch 
leidit  als  unhaltbar.  Besonders  einleuchtend  erschien  wohl  die  Deutung 
der  Construction  als  Accusativ  mit  dem  Infinitiv.  Diese  Construction  muss 
man  der  deutschen  Sprache  entschieden  absprechen ;  was  dem  ähnlich  dünkt, 
ist  nur  als  »doppelter  Accusativ"  zu  erklären,  als  etwa:  »ich  lehre  ihn 
schreiben,"  nämlich,  wen  lehre  ich?  ihn,  und  was:  das  »schreiben."  Oder 
»Insst  mich  Deutscher  bleiben,"  nämlich  wen  lasst  =  wem  gestattet? 
mich  (mir)  und  was:  das  «Deutscher  bleiben."    Schon  aas  dicbcm  Beispiele 


478  Mbeellen. 

rieht  man,  wie  leicht  durch  Analogie  mit  dem  Acc.  d.  Person  auch  das 
beim  Objectsverb  stehende  Prädikatsnomen,  das  als  solches  grammatisch 
richtig  nur  im  Nom.  stehen  kann,  ebenfalls  in  den  Acc  gesetzt  werden 
konnte.  Der  scheinbare  Acc.  c.  Inf.  im  Deutschen  ist  also  eme  Täuschang, 
denn  bemht  gleich  die  lat.  Construction  auch  auf  dem  «doppelten  Acca- 
sativ,*  so  hat  sie  sich  doch  eben  ei^enthümlich  und  frei  herausgebildet, 
während  die  deutsche  überhaupt  gering  angewandt  immer  einfach  und 
durchsichtiff  das  geblieben  ist,  was  sie  war.  —  Man  könnte  aber  darauf 
hinweisen,  dass  nuin  bei  dem  in  Rede  stehenden  Beispiele:  »lassen  Sie  sein" 
als  einen  Verbalbegriff  zu  nehmen  habe,  dieser  aber  natürlich  nur  den 
Acc.  regieren  könne.  Man  sieht  jedoch  leicht,  wie  in  diesem  Falle  daa 
Nomen  vGesanter**  nur  noch  als  Apposition  zum  wirklichen  Objectsacca- 
sativ  „den  Grafen'  aufgefasst  werden  dürfte  und  als  solche  freilich  eben- 
falls im  Acc.  stehen  müsste.  Dieiü  ist  aber  wiederum  nur  in  dem  Sinne 
febrauchlich,  dass  »sein  lassen'  die  Bedeutung  von:  »in  Frieden  lassen*^ 
at,  so  wie  man  etwa  sagt:  »lass  doch  den  Peter,  diesen  armen  Menschen, 
seinl'  Sobald  der  Gesante  zu  sein  gehalten  wird,  wie  es  dem  Sinne  nach 
nicht  anders  möglich  ist,  so  gilt  jene  Auffassung  als  Ein  Begriff  nicht  in 
andrer  Weise  wie  bei  den  AusdrücCen:  »sein  können,"  »sein  dürfen,*  »sein 
wollen,*  wo  ganz  ersichtlich  daa  etwa  folgende  Nomen  nur  zu  sein  gehört: 
»du  könntest  längst  ein  besser  gestellter  Mann  sein,"  »ich  wollte  dein 
Freund  sein."  Hieraus  ergicbt  sich  die  Vermuthune  einer  ferneren  Ana- 
logie, wonach  dieser  grammatisch  richtiee  Nominativ  attrahirt  werden 
konnte  vom  Objectsacc.  bei  »lassen/  und  diese  ist  es,  die  Grimm  meint. 
Es  bleibt  also  wirklich  nur  noch  der  einziee  Fall,  dass  »Gesanter"  als  ad- 
verbielles  Prädikat  zu  »sein*  gefasst  wird,  wie  der  natürliche  Sinn  des 
Satzes  es  verlangt.  Wie  verhUt  sich  die  deutsche  Sprache  nun  in  sol- 
chem Falle? 

Beim  Verbum  kann  erstens,  mag  es  transitiv  oder  intranritiv  sein,  alle- 
mal ein  einfaches  Adverb  stehen ;  bei  Transitiven  auch  ein  Obiectsnomen, 
im  Accusativ,  resp.  Dativ  oder  auch  Gen.:  »lassen  Sie  den  Gra/en  tödten;* 
und  da  einmal  die  Wirkung  der  Analogie  berührt  ward,   so  sei  darauf  bin- 

fewiesen,  dass  dieser  Accusativ  bei  Transitiven  analoffisirend  einwirken 
onnte  auf  den  Nominativ  bei  Intransitiven,  sodass  wobX  wie  man  sagte, 
»lassen  Sie  den  Grafen  tödten  diesen  Gesanten,"  man  auch  sagen  zu 
müssen  glauben  konnte:  »lassen  Sie  ihn  sein  diesen  Gesanten."  Jedenfalls 
ist  dies  die  fernst  liegende  Analogie,  welche  hier  zu  beobachten  inbre,  ob- 
wohl sie  desshalb  nicht  unbeachtet  bleiben  darf.  —  Bei  Intransitiven« 
wie  den  Verben  »sein,  bleiben,  werden,  scheinen,  gelten,  dünken,  hetssen" 
steht  das  Prädikatsnomen  auf  die  Frage  wer?  resp.  als  wer?  auch 
in  abhängiger  Rede  im  Nominativ.  Wenn  im  Deutschen  die  Resel 
wirklich  gälte,  dass  dieser  Nom.  sich  zu  richten  habe  nach  dem  Caaoa  des 
Wortes,  auf  welches  sich  das  Prädikat  —  begrifflich  —  bezieht,  so  müaste 
es  auch  heissen:  »hilf  mir,  einem  Christen  zu  werden."  Jeder  Deutsche 
sagt  aber  zweifellos:  Christ  zu  werden.  Oder  sollte  man  im  Wörtlein  »zu* 
das  unterscheidende  Moment  wittern  wollen?  Nun,  man  sagt  aber  eben  so 
|>ut:  »hilf  mir,  ein  Christ  oder  ein  guter  Mensch  oder  ein  besserer  Herr 
oder  ein  s^duldigerer  Diener  sein!*  Die  Construction  mit  »zu*  unterscheidet 
sich  offenbar  in  nichts  von  der  ohne  »zu,"  was  —  historisch  bekannt  — 
übrigens  auch  daraus  erhellt,  dass  bei  denselben  Verben  beide  Weisen  in 
willldirlicher  Abwechselung  angewandt  werden.  Doch  denkt  Niemand  an 
Attraction,  sobald  das  »zu*  die  Casus  trennt:  »ich  warte  nur  darauf,  wiedtr 
ein  ganz  gesunder  Mensch  zu  sein"  und  »lehrt  mich  nur  erst  ein  geduldigerer 
Diener  zu  sein"  behalten  Eins  wie  das  Andere  ohne  irgend  einen  Zweifel 
den  richtigen  Nominativ;  und  so  ist  »sein  lassen*  doch  auch  nicht  zu  unter- 
scheiden von  »zn  sein  gestatten."  —  Wenn  nun  beim  Dativ  (hilf  mir)  der 
Prädikatsnominativ  unverändert  bleibt,  so  ist  angenacheinlich  der  Wandel 


MisoalleiL  47S 

dieses  in  einen  Accasativ,  wenn  statt  des  Dativs  ein  solcher  vorherffebt, 
nar  als  Attraction  zu  erklären,  und  zwar  als  eine  sehr  willkürliche.  Also : 
.hilf  mir  —  Christ  sein*  beding:  «lehre  mich  —  Christ  sein"  und  »lass 
mich  Christ  sein.**  Auch  wird  m  diesem  Falle  gar  kein  Zweifel  walten, 
dass  selbst  bei  «lehren*  und  „ lassen **  trotz  dem  Objectsacc.  das  Prädikats- 
nomen stets  im  Nominativ  stehen  müsse.  Diese  Sicherheit  findet  überall 
Statt,  wo  es  ohne  Artikel  steht  Kein  Deutscher  sa^  anders  als:  «lass 
mich  Deutscher  sein!'*  niemals:  »lass  mich  Deutschen  sem;*  aber  „lass  mich 
einen  Deutschen  sein*"  wird  neben  „ein  Deutscher"  gehört.  Da  der  Hinzu- 
tritt des  Artikels  wieder  durchaus  keine  Aenderung  in  das  erammatischo 
Verhältniss  bringen  kann,  so  ist  deutlich  hier  kein  Gesetz  Gefolgt,  son- 
dern schon  seit  Alters  eine  viflieicht  dreifache  Analogie,  jedenfalls  eine 
widersinnige  Attraction,  eingerissen,  wonach  ohne  allen  innern  Grund,  gegen 
das  lebendige  Sprachgefühl,  besonders  attrahirt  von  dem  vorhergehenden 
Accusativ,  soonld  er  durch  Ausfall  des  «zu"  näher  an  das  Prädikats- 
nomenrückte, dieses,  das  beim  Dativ  und  ohne  Artikel  stets  so  zweifel- 
los unverändert  im  Nominativ  stehen  blieb,  wie  bei  Zwischentritt  des  un- 
wesentlichen, später  eingebürgerten  «zu,*  gewohnheitsmässig  selbst  in  den 
Accusativ  geworfen  ward.  Solche  Rücksichtslosigkeit  ward  auch  weit  mög- 
licher, als  mit  Verlust  der  alten  vollen  Formen  und  Uebergang  so  vieler 
Worte  —  analogisch  —  in  die  Form  der  N-Stämme  natürlich  auch  ein  gut 
Theil  des  lebendigen  Cauusgefühls  mit  verloren  gieng.  Wohl  zu  bemerken 
ist  femer  noch,  wie  die  Macht  der  Analogie  um  sich  greift,  je  weniger  ein- 
fach die  gerade  zn  bildenden  Satze  sind.  Die  einfachste  I<orm  ohne  «zu* 
behält  ohne  Zweifel  immer  den  Nominativ.  Die  nur  wenig  minder  einfache : 
«lass  mich  dein  Freund  sein*  bat  auch  noch  eine  gewtsfe,  doch  schon  etwas 
schwankende  allgemeine  Geltung.  Grillparzer,  den  man  allerdings  Austria- 
cismen  vorwirft,  lässt  seinen  Jarrmir  sagen:  «lars  ihn  einen  Landmann  sein;* 
auch  Uhland  im  Liede  «Sigfried^s  Schwert*  singt:  «laps  mich  deinen  Ge- 
sellen sein.*  Bei  Hinzutritt  von  Adjectiven  wird  die  Stimmung  entschieden 
dem  Accusativ  schon  pehr  günstig:  «Isfst  ihn  einen  vemünAigen  Menschen 
werflen*  klingt  uns  sehr  angenehm.  Aber  gar:  «er  lässt  jeden  Fixstern  ein 
eigener  Sonnenkörper  sein*  oder  «sie  lassen  nächst  Beethoven  Wagner  der 
grÖsste  Musiker  unsers  Jahrhunderts  sein*  gilt  als  «nndeutsch*  ohne  Frage. 
In  solchen  scheinbar  complicirteren  Sätzen  florirt  der  Accusativ  kraft  der 
mächtig  unsinnigen  und  unsinnig  machtigen  Attraction.  —  Jacob  Grimm 
scheint  nichts  desto  weniger  im  Allgemeinen  der  Attraction,  d.  h.  der  inner- 
halb eines  Satzes  hervortretenden  Analogie,  das  Wort  reden  zu  wollen,  in- 
dem er  sie  mit  der  Assimilation  der  l^ute  innerhalb  eines  Wortes  vergleicht, 
die  dem  ganzen  Worte  mehr  Einheit  und  Schliff,  Halt  und  Form  gebe. 
Das  ist  ganz  recht,  wo  es  sich  um  blose  Lautverhältnisse  handelt,  die  auf 
organischem  Grunde  beruhen,  und  wo  —  bei  völligem  Vergessen  aller  ur- 
sprünglichen Lautbedeutungen  natürlich  —  nur  noch  eine  möglichst 
leichte,  wohlklingende  Aussprache  erzielt  werden  soll.  Aber  wie  darf  man 
dies  auch  auf  logisch  bedingte  Satzbildungen  anwenden,  die  durch  ein  sol- 
ches analogisirendes  Verfahren  geradezu  in  ihrem  Sinne  verfälscht  werden? 
Durchaus  nicht!  —  Es  giebt  zu  entschuldigende  und  anders  zu  deutende 
Attractionen,  die  man  bald  als  Elisionen  oder  —  wenn  man  will  —  Apo- 
siopesen,  bald  als  Appositionen  erklären  kann,  z.  B,:  «den  liebsten  Buhlen 
den  ich  han*  für  «den  ich  als  liebsten  Buhlen  hau,*  oder  «er  fuort  in  siner 
lende  ein  sper  —  was  michel  unde  lanc,*  wobei  das  Relativ  nur  ausgefallen 
scheint;  sodass  man  ebenso  gut  auch  die  Goetheschen  Verse  hier  anführen 
könnte:  «ein  feiner  Knab*  —  ist  weit  gereist  —  Fräuleins  alle  Höflichkeit 
erweist,*  wo  ersichtlich  das  geschlechtliche  Personalpronomen  und  im  ersten 
Gliede  auch  die  Copula  einfach  elidirt  oder  verschwiegen  ist.  Solche  Fälle 
gehen  gern  hin;  wo  aber  wie  besonders  überall  bei  Attraction  des  Piüdikats 
der  Sinn  des  Satzes  gestört  wird,  also  grammatische  Fehler  höchster  lo- 


474  MisoeOen. 

giscber  Potenz  entstehen,  ist  jede  analogisirende  Neieang  von  Tomherein 
entschieden  zu  verurtbeilen,  und  alle  Feinheit  der  Rede,  wie  sie  etwa  im 
Lateinischen  Cicero  oder  im  Mittelhochdeutschen  Hartinann  Itubten,  kann 
nicht  mit  dem  Verlust  der  Reinheit  logischer  Constniction  Tersöhnen 
Wenn  nicht  in  der  Syntax  die  Grammatik  auf  der  Logik  fusaen  soll,  wo 
dann?  Ist  doch  selbst  die  Formenlehre  auf  bestimmte  Gesetze  des  mensch- 
lichen Denkens  zurückzuführen,  und  sogar  die  Phonologie,  wenigstens  so- 
fern sie  mit  der  Wurzellehre  nothwendig  verbunden  ist,  wird  sich  einmal 
als  bedingt  durch  psychologische  Vorgänge  im  Vorstellungsleben  des  Men- 
schen f;esetzlich  nachweisen  lassen,  wenn  nur  erst  einigermassen  gelungen 
sein  wird,  Formen-  wie  Lautlehre  auf  die  Lehre  von  der  Function  zu 
gründen,  welche  zunächst  den  einfachen  Laut,  dann  die  immer  mehr  er- 
weiterte und  organisirte  Lautgcstalt  zum  Ausdruck  forderte.  Sobald  aber 
die  Sprache  aus  dem  Stadium  bioser  sinnlicher  Bezeichnung  in  das  eines 
eigenen  geistigen  Lebens  tritt,  das  sich  zuhöchst  in  unsem  Flexionen 
äussert,  so  stellt  sie  sich  schon  unter  die  logischen  Gresctze;  an  Stelle 
bioser  lautlicher  Vorstellungsbilder,  die  etwa  noch  nn  einander  geschmolzen 
werden  wie  chinesische  Zeicnen,  treten  selblebige  Organismen,  die  sich  «ab- 
wandeln* —  das  ist  ihre  Lebcnsbethätigung  —  und  zwar  lautlich  wie  förm- 
lich nach  der  Wandlung  des  zu  Grunde  liegenden  BegriiTs.  Der  Sprachaffe 
entwickelt  sich  zum  Sprachuicnschen.  —  Trotzdem  ist  ein  Wort  als  Laut- 
Gestalt  immer  noch  organischen  Einflüssen  ausgesetzt.  Wechseln  doch  in 
jedem  einzelnen  Munde  die  lautlichen  Gestalten  der  Sprache  ihr  tönendes 
Exterieur.  In  der  Syntax  aber  herrscht  frei  und  sicher  der  Intel le et  un- 
abhängig von  der  Natur  und  ihren  Organen,  unbekümmert  anch  um  die 
materiellen  Forderungen  einer  nur  sinnlichen  Aesthetik.  Auf  diesem  Felde 
haben  wir  uns  bewegt;  hier  galt  es  die  Ausjätung  eines  schon  über- 
wuchernden Unkrautes.  — •  Wenn  wir  auch  die  Analogie  haben  eindringen 
lassen  in  die  Formen  unserer  Sprache,  z.  B.  also:  neben  „du  gibst,  er 
gibt"  —  «ich  gebe*  nach  »wir  geben"  gemodelt  haben,  oder  das  lange  i 
(mhd.  ei)  des  Sing.  Ind.  Prät.  der  nbliiutenden  I-Classe  analog  dem  Plural 
in  kurzes  i  haben  sich  abschwächen  lassen  (ich  ritt,  wir  ritten)  oder  nm- 
gi'kehrt  »ich  schien"  also  auch  «wir  schienen"  sagen;  wenn  wir  ferner  eine 
ganze  Gruppe  der  ablautenden  ACIasse  ihres  rechtmässigen  u-Lauts  im 
Flur.  Prät.  beraubt  haben  bis  auf  das  einzige:  «wir  wurden."  das  nun 
seinerstiis  wieder  analogisirend  übergriff  auf  den  Sinc^alar,  um  die  reine 
Form  «ich  ward"  in  ein  pluralisches  ..wurde"  zu  verbalhomen;  wenn  wir 
endlich  z.  B.  das  alte  Präteritopräsenz  «ich  taug,  er  tMug"  in  die  Reihe  der 
gewöhnlichen  Präsentien  ^'stossen  haben  und  conjugiren  nun:  ich  tauge,  er 
taugt;  so  sind  dies  alles  immer  nur  fonnclle  Fehler,  keine  logischen,  keine 
Sünden  am  Geiste  selber,  nur  an  seinen  Sprachmitteln,  den  einzelnen  Wort- 
forroen.  Aber  sobald  die  Analogie  als  Attraction  und  durchaus  unentschuld- 
bar willkürliehe  Attraction,  syntuctischer  Unsinn,  sich  zeigt,  blos  aus  Nach- 
lässigkeit geduldet,  aber  schon  mit  Einwurzelung  gefährltch  drohend,  da  i^t, 
wo  noch  zu  retten  ist,  Hand  anzulegen  und  auszureuten,  wie  ich  hier  ver- 
sucht habe  anzuregen.  Gegon  das  sinnlos  Falsche  hat  der  Grammatiker 
selbst  dann  noch  flen  Streit  nicht  verzweifelt  aufzugeben,  wenn  es  das 
Richtige  auch  schon  wirklich  aus  dem  Sprachbewusstsein  verdrängt  hat. 
Hier  aber  lebt  auch  das  Richtige  noch,  wenn  gleich  angi'feindet  und  auf 
dem  Rückzuge.  Beginnt  doch  Wilhelm  Jordan  sein  grosses  Nibelungen- 
epos mit  den  Worten: 

«Zu  süssem  Gesang,  unsterbliche  Sage, 

lass  mich  nun  dein  Mund  sein  voll  uralter  Mären." 

Es  lebt  also  noch  und  verlangt  von  uns  seine  Rechtfertigung,  seine 
Erhaltung.  Jeder  Streich  gegen  die  eindringende  Macht,  die  hier  besprochen 
und  geriditet  ward,  ist  von  Nutzen  fdr  unsere  reine  deutsche  Sprache,  und 


MiaoelleiL  476 

gleichgiiltijG^  wahrbtftig  ist  es  doch  nicht,  ob  ein  Sats  aus  Lessine's  Emilia 
seiner  logischen  Form  nach  zweifellos  verstanden  werden  muss,  als  sei  se- 
sagt:  «Lassen  Sie  den  Grafen  ungeschoren,  da  er  doch  nun  einmal  leider 
Gottes  dieser  Gesante  ist,**  während  vom  Dichter  gemeint  war:  »gestatten 
Sie  dem  Grafen,  dieser  Gesante  zu  sein."  --  War  dies  aber  gemeint,  so 
muflste  es  auch  heusen  und  heisst  es  noch  mit  vollstem  Bechte: 

»Lassen  Sie  den  Grafen  dieser  Gesante  sein." 
Berlin.  Hans  von  Wolzogen. 


Hat  Moliire  die  Sprache  seiner  Pr^cieuses  aus 

Somaize  entlehnt? 

In  LiveVs  belehrendem  Buche:  Pr^ieuz  et  Fr^cieuses  pag.  XXXI  der 
Einleitung  steht  Folgendes: 

»Imitateur,  souvent  copiste  de  Somaize,  qui  lai  a  fourni  k  peu  pr^s 
toutes  les  expressions  qu'il  met  dnns  la  bouche  de  Cathos,  de  Madeion  et 
ile  Mascarille,  Moli^re  a  moins  encore  song^  k  combattre  un  ridicule  gd- 
ndralement  rdpandu,  qu*il  n*a  vouln  cxploitcr  .  .  .  .  la  vogue  d'un  tvpe  de 
Convention  etc." 

Der  VerfHsscr  stellt  diese  Behauptung  ohne  allen  Nachweis  nur  so  hin 
nnd  überlässt  es  rlem  gemägten  Leser,  die  Belege  selbst  zu  suchen.  Livel^s 
Ausgabe  des  Somaize  habu  ich  dt-nn  auch  genau  befragt,  biu  aber  zu  einem 
jener  Behauptung  widersprechenden  Resultate  gelnngt. 

Die  Chronologie  der  verschiedenen  von  Somaize  über  die  Prdcieuscs 
vei'fassten  Schriften  gestaltet  sich  folgendermassen : 

1660,    7.  Januar.    Druck  der  Vdritables  Prdcieuscs  vollendet. 

1CG0,  8.  März.  Privilegium  des  ersten  Theiles  des  Grand  Dictionnaire  des 
Pr^cieuses  (die  Phraseologie  der  Pr^cieusos  enthaltend).  —  Privile- 
gium des  kleinen  Dramas:   le  Procös  des  Pr^tif'uses. 

1660,  12.  April.  Druck  der  in  Reimen  gebrachten  Pr^rietiftes  Ridicules  voll- 
endet Der  erste  Thetl  des  Grand  Dictionnaire  war  bereits  er- 
schienen (npuisque  2i  pcine  le  Dictionnaire  des  Pr^cienses  est  en 
vente  et  cette  Com^die  achev<$e  d^imprimerj"  Vorrede  der  vcrsi- 
ficirten  PrÄ?.  rid.  —  Som.  IT,  48  4<\.  Livet). 

1660.  12.  Juli.    Druck  des  Proces  des  Pr^cieuscs  vollendet. 

1660,  20.  October.  Vollendung  des  Druckes  der  zweiten  Auflage  des  ersten 
Theiles  des  Grand  Dict. 

1661,  15.  Februar.    Privilegium  des  zweiten  Theiles  des  Gr.  Dict. 

1661,  2K.  Juni.  Vollendung  des  Druckes  dienes  zweiten  Theiles  (die  Por- 
trait s  der  Pr^cieux  nnd  Pr^cieuses  enthaltend). 

Es  fällt  nun  auf,  dass  Livot,  der  die  zweite  Auflage  des  er.«ten  Theiles 
des  G.  Dict.  in  seiner  Ausgabe  des  Somaize  hat  abdrucken  lassen,  nirgends 
von  der  ersten  Auflage  etwas  zu  berichten  weiss,  als  ob  diese  nicht  mehr 
ezistirte.  Doch  hatBrunet's  Manuel  die  Notiz,  dass  die  erste  Auflage  in  4^ 
die  zweite  in  8^,  beide  1660  erschienen  seien. 

Was  meint  nun  aber  wohl  Livet,  wenn  er  in  der  Vorrede  zu  seiner 
Ausgabe  des  Somaize  pag.  XXXIII  Folgendes  schreibt: 

vAntoine  Baudeau,  sieur  de  Somaize,  ne  dous  est  connu  (]iie  par  ses 
oeuvres:   sa  vie  privde  nous  ^chappe  complötement,   nous  savons  seulement 

2u*il  ^toit  jeune  encore  quand  il  publia  son  principal  ouvrage,   le  Grand 
dictionnaire  des  Pr^caeoses." 


476  MifloelleiL 

»Mais  d^jk  il  SToit  donn^  1«  Dictionnaire  et  les  pi^ces  de  th^tre 
qoe  noQg  reprodaisons  en  1659,  et  en  1660." 

Was  meint,  fra^e  ich,  Livet  mit  «le  Dictionnaire'  im  Gegensatxe  za 
vle  Grand  Dictionnaire ?"  Doch  wohl  den  ersten  Tbeil  des  Grand  Diction- 
naire? Auf  etwas  anderes  kann  jener  Ausdruck  schlechterdings  nicht  be- 
zogen werden.  Auch  kann  das  Datum  1669  unmöglich  auf  ,Ies  pieces  de 
thätre  que  nous  reproduisons"  gehen,  da  die  von  Livet  wiederabgedruckten 
zwei  Stücke:  Les  v^ritables  Pricieuses  und  le  Froc^s  des  Pröcieuses  ins 
Jahr  1660  fallen. 

Offenbar  hat  Livet,  mit  unbegreiflicher  Vernachläjisignng  der  von  uns 
angeführten  Stelle  Som.  II,  48:  «puisque  k  peine  le  Dictionnaire  des  Pr^- 
cieuses  est  en  vente,*   ohne  weiteres  angenommen,  jene  erste  AuflHge  der 

£retiöson  Phraseologie  falle  ins  Jahr  1659  und  zwar  vor  die  Abfassung  von 
loli^re's  Pröcieuscs,  also  jedenfalls  vor  den  18.  November  1659,  Datum 
der  ersten  Aufführung  dieses  Stückes  (le  18.  Novembre  1659  on  applaudit 
ponr  la  premi^re  fois  la  charmante  comddie  des  Prdcienses  ndicales, 
Taschereau,  Vie  de  Mol.  p.  87).  Auf  eine  solche  Annahme  gestützt,  konnte 
Livet  dann  weiter  behaupten,  was  wir  an  die  Spitze  dieses  Artikels  gesetzt 
haben.    Also  auf  Dnten  kann  sich  Livct*s  Behauptung  nicht  stützen. 

Wie  aber,  wenn  Moli^re  das  Manuscript  von  Somaize  oder  dessen 
mündliche  Mittheilungen  benutzen  konnte  ?  Wenn  Livet  über  diesen  Punkt 
Notizen  besass,  warum  hat  er  dieselben  seinen  Lesern  vorenthalten,  zumal 
da  alle  Daten  für  die  Priorität  der  Moli^reschen  Arbeit  sprechen? 

Zur  Beleuchtung  dieses  Punktes  finden  wir  aber  bei  Somaize  selbst 
wieder  des  Stoffes  genug. 

Waren  Somaize  und  Moli^re  Freunde?  —  Somaize  spricht  öflers  von 
Moli^re  (den  er  stets  Mascarille  nennt),  aber  immer  mit  Verachtung  und 
Bitterkeit.  Bei  jeder  Gelegenheit  (Vorrede  z.  d.  V^rit  Pr^c.  If,  9,  im 
Stücke  selbst  p.  26,  36,  87;  —  in  der  Widmung  an  Marie  Mandni  II,  43; 
in  der  Vorrede  der  Prdc.  mises  in  vers  II,  45)  wirft  er  Moli^re  vor,  er 
habe  nur  ein  älteres  vor  drei  Jahren  (Verit  Pr^c.  p.  26:  eile  est  plus  aagöe 
de  trois  ans  que  Ton  no  pense)  auf  dem  italienischen  Theater  von  Paris 
aufgeführtes  und  von  dem  Abbd  de  Pure  verfasstes  Stück  wieder  auf- 
gefrischt. Sodann  nennt  er  Moli^re*8  Vorrede  zu  den  Pr^c.  rid.  ein  schein- 
bar bescheidenes,  in  der  That  aber  «ehr  anmassendes  Schriftstück,  spricht 
Moliöre  jedes  Talent  ab,  lässt  ihm  höchstens  das  Lob  eines  guten  Hans- 
wurstes, behauptet,  was  Mohäre  producire,  sei  aus  dem  Nachlasse  eines 
verstorbenen  Schauspielers,  den  Moliöre  käuflich  an  sich  gebracht,  —  kurz 
er  kennt  gegenüber  dem  neulich  aus  der  Provinz  angekommenen  (allerdings 
als  Dichter  noch  nicht  gffeiert<>n)  Schauspieler  Moliöre  nichts  als  Neid, 
Hass,  Hohn  und  Verachtung.  Nehmen  wir  nun  fnr  einen  Augenblick  an, 
Moliöre  hätte  wirklich  von  Somaize  etwas  geborgt,  würde  dieser  Edle  nidit 
auf  jeder  Seite  dem  Unglücklichen  solches  vorgerückt  und  dem  Publikum 
gegenüber  bei  Jeder  Gelegenheit  damit  sich  gebrüstet  haben?  Nun  aber 
hat  Somaize  dies  nirgeniM  gethan,  —  gewiss  der  stärkste  Beweis | 
dass  Moliöre  nicht  von  Somaize,  sondern  Somaize  von  Mo- 
liöre geborgt  hat. 

In  d^  That,  wenn  ans  nicht  alles  trügt,  so  war  es  Moli^re*8  Stück, 
und  der  diesem  zutheil  werdende  Beifall,  welcher  den  eitlen,  unreifen,  nach 
Gloire  dürstenden,  aber  zur  Erlangung  der  Gloire  so  schlecht  ausgestatteten 
Somaize  veranlassten,  die  gekelterte  Traube  bis  zum  letzten  Tropfen  aus- 
zupressen. Man  überblicke  nur  noch  einmal  die  Daten  und  die  constatnrten 
Thatsachen:  Am  18.  Nov.  1659  erste  Aufführung  der  Pr^cieuses  ridicoles, 
grosser  Beifall  der  feinen  Welt,  der  Leute  von  Creschmac^«  heimliche  und 
offene  Entrüstung  der  Pedanten,  der  Ruelles  dritten  und  vierten  Ranges. 
Somaize  beschliesst,  das  Tagesthema  auszubeuten.  Schon  Anfang  Januar 
iüt  er  fertig  mit  einem  erbäimlichen  Abklatsch  der  Pr^deiues  ricficoleii 


477 

seinem  kleinen  Lustspiel  in  Prosa:  Les  v^tables  Pr^euses.  Im  Man  er- 
langt er  das  Privile^um  für  zwei  weitere  Opera,  a)  den  ersten  Tbeil  des 
Grand  Dictionnaire,  m  welche  Phrasensammlang  er  vorerst  alle  von  Moli^ 
gebraachten  pretiösen  Ausdrücke  aafninmit,  andere  ans  Romanen  gesam- 
melte beifüet,  und  wieder  andere  selbst  fabricirt  (ygh  Livet,  Pr^cieox  et 
Prt^cieoses,  Introd ),  —  und  b)  die  kleine  dialogisirte  Reimerei  le  Proc^s 
des  Pr^ciease«,  wieder  ein  seiner  Abgeschmacktheit  würdiges  Monument 
Aber  schon  winkt  eine  neue  Aufgabe.  Moli^e*s  Pr^cieuses  müssen  in 
Keime  gebracht  werden.  Dieses  neue  schlechte  Ding  erscheint  denn  auch 
schon  im  Laufe  des  April  zugleich  mit  der  ersten  Auflage  der  pretiösen 
Phraseologie.  Moli^re^s  Verleger  erheben  indess  Einsprache  und  müssen 
mit  einem  Versprechen  abgefunden  werden.  Sie  sollen  am  Benefice  einer 
zweiten  Auflage  des  Grand  Dictionnaire  Antheil  erhalten.  Im  Juli  er- 
scheint der  in  einer  früheren  Vorrede  als  äusserst  unterhaltend  angekündete 
JProc^s  des  Pr^cieuses.  Das  Privilegium  verbietet  jedem,  auch  nur  ein- 
zelne Worte  dieses  Büchleins  zu  benutzen  (II,  119:  »faisant  in- 
bibition  et  defTenses  —  nv  mesme  de  se  servir  des  moto  contenus  en  iceluy). 
Wie  hätte  Soraaize  anf  Moliöre  losgedunnert,  wenn  die  von  Livet  be- 
hauptete Plünderung  seines  Dictionnaire  eine  Thatsache  würel  Um  die 
Mitte  des  folgenden  Jahres  1661  folgt  endlich  der  zweite  grössere  Tbeil 
fies  Grand  Dictionnaire,  enthaltend  die  Charakteristik  von  etwa  sechshundert 
Pr^cienx  et  Precicuses.  Dies  ist  dss  Exegi  monumentum  von  Somaize,  d.  h. 
der  Schlussstein  seiner  Arbeiten  über  die  Pr^cieuses.  «Man  sage  nicht 
etwa,  so  viele  Mühe  sei  schlecht  angebracht  bei  einem  so  frivolen  Gegen- 
stande, ich  arbeite  so  erstaunlich  leicht  und  schnell,  dass  mein  Buch  mich 
car  keine  Mühe  kostete.*  (Vorrede  II,  10.)  Das  Publikum  belohnte  solche 
Anstrengungen  nach  Gebühr.  In  den  zeitgenössischen  Schriftstellern  ver- 
mochte Livet  auch  keine  einzige  Erwähnung  weder  des  Autors  noch  seiner 
Bücher  zu  finden.  Ohne  das  gescholtene  Stück  des  verachteten  Comö- 
dianten  Moliöre  wäre  Somaize  heute  höchstens  den  Curiositätenkrämern  der 
Literatur-  und  Gulturgeschicbte  bekannt.  Aber  auch  so  hat  er  eben  nur 
den  Ruf  eines  schlechten  Scribenten  und  eines  kleinlichen  Menschen  sich 
retten  können.  Wie  manche  solcher  Insecten  sollten  den  edlen  und  grossen 
Dichter  durchs  Leben  begleiten  und  seine  philosophische  Ruhe  auf  mehr 
als  eine  harte  Probe  stellen  1 

Mit  einer  Arbeit  über  Moli^rcs  Pr^cieuses  und  die  Bedeutung  dieses 
Stückes  für  die  Geschichte  des  literarischen  Geschmackes  in  Frankreich 
beschäftigt,  wire  ich  für  Berichtigung  meiner  hier  entwickelten  Ansicht 
dankbar,  sofern  andere  Anschauungen  vorhanden  sind. 

Franenfeld  (Schweiz).  Breitinge r. 


Zar  englischen  Aussprache. 
Eine  Frage  an  Herrn  Dr.  Rothenbüoher  in  Cottbas. 

In  einer  Anzeige  von  Sonnenburff's  Grammatik  (1.  Heft  dies.  Jahres, 
S.  214)  sagt  Dr.  Rothenbücher:  „Es  finden  sich  auch  Fehler.  §  8.  5.  p.  6 
hebst  es:  „a  lautet  wie  ju  in  Jubel,  z.  B.  hue.  Anm.  Da  der  LÄut  iu  nach 
1  mit  vorhergehendem  'Consonanten  und  nach  r  schwer  auszusprechen  ist, 
¥0  spricht  man  langes  u,  z.  B.  blue,  true.*  Die  Re^el  lautet  so:  u  und 
dessen  Ersatz  in  der  betonten  Silbe  klingt  nach  1  gleich  langem  deutschen 
a,  in  der  unbetonten  Silbe  ist  es  gewöhmich  nach  I  gleich  iu;  aber  in  den 
Adjectiven  resolute,  absolute  und  ähnlichen  verliert  u  den  Vorschlag  i  trotz 
der  Tonlosigkeit,  weil  ihn  die  entsprechenden  Substantive  nicht  haben:  re- 
solution,  absolution.  (In  Deutschland  sprechen  selbst  Lehrer  in  revolution  etc. 


478  Bfiiedlmi. 

in.  was  kiidz  falscb.)  Nach  r  Terliert  u  immer  den  Vorschlagf  ob  betont 
oaer  nicnt." 

Aach  ich  gehöre  zu  ienen  «Lehrern  in  Deutschland, "  die  nach  der  von 
Sonnenborg  gegebenen  Kegel  aassprechen,  aber  obwohl  befreundete  Lehrer 
und  Geistliche  englischer  Zunge  mich  auf  dies  und  das  in  der  Aussprache 
aufmerksam  gemacht  haben,  so  hat  doch  keiner  Anstoss  an  meinem  ju  in 
resolntion  etc.  genommen.  Allerdings  bemerkte  mir  eines  Tages  ein  ameri- 
kanischer Lehrer,  der  als  Shakespeare- Vorleser  einen  gewissen  Ruf  hatte: 
die  deutsche  Bezeichnung  ju  für  das  lange  u  sei  falsch ;  der  Engländer  lasse 
vor  dem  n  nicht  mehr  ein  j  oder  i  hören  als  der  Deutsche;  auch  der 
Deutsche  spreche  vor  dem  langen  u  in  Buche  etc.  ein  leichtes  j.  Er  be- 
hauptete,  use  und  ooze  lauteten  ganz  gleich,  und  der  Artikel  a  vor  uae  habe 
jetzt  wenigstens  keinen  Grund  mehr. 

In  Webster  findet  sich  die  Bemerkung:  There  is  a  streng  tendency, 
which  onght  to  be  carefully  avoided,  to  change  this  sound  into  oo  after  d. 
t,  1,  n  and  s,  as  dooty  for  duty. 

Die  orthoepischen  Autori täten,  die  ich  zu  Bathe  ziehen  kann,  ^rechen 
alle  fiir  ju  in  resolution,  nemlich  Webster,  der  Amerikaner^  und  Worcester, 
der  Englander.  Ferner  Rothwell,  der  in  seiner  Vollst.  Gramm,  z.  B.  ir- 
resolute, Lewson  mit  ju  angiebt.  Femer  die  phonetisch  gedruckten  Bücher 
von  Pittman  und  EUis  —  und  diese  halte  ich  nach  vieljähriger  Erfahrung  für 
einen  sehr  zuverlässigen  Rathgeber.  In  den  Kapiteln,  die  ich  gerade  auf- 
achlage,  finde  ich  von  den  Wörtern,  in  denen  ein  lu  vorkommt,  die  fol- 
genden mit  ja:  pollute,  dissolution,  delusion,  resolution,  allure,  irresolate, 
value,  delusive,  salute;  dagegen  diese  mit  u:  superflnities,  exclnde,  seclusion, 
influence,  conclude,  confluenoe. 

In  Worcester  finden  wir  die  Bemerkung:  Smart  remarks,  «To  sav  lute, 
lucid,  lunatic  with  the  u  as  perfect  as  m  cube,  cubic,  is  northem  or 
laboriously  pf*dantic,  and  the  practice  of  a  good  society  is  l'ddt,  Tööcid  etc.; 
avoiding,  at  tbe  same  time,  the  vulgär  extreme  of  lödt,  Idöcid  etc.*  Ile 
oses  the  apostrophe  here  to  dcnote  a  sli^ht  semi-consonant  sound  between 
e  and  y  consonant,  heard  in  tbe  transition  from  tbe  consonant  to  the 
vowel  sound.  — 

Es  wäre  zu  wünschen,  dass  Herr  Dr.  R.  seine  Behauptung:  resolution  etc. 
mit  ju  auszusprechen,  ist  ganz  falsch,  etwas  näher  begründete. 

Reichenbach  i.  V.  Dr.  Thnm. 


Bibliographischer  Anzeiger. 


Allgemeines. 

Tb.   Moebius,    üeber   die    altnordische    Sprache.     (Halle,   Waisenhaiu.) 

10  Sgr. 

C.  F.  Riecke,  Die  Schichtung  der  Völker  und  Sprachen  in  Deutachland, 
auf  Grund  der  vergleichenden  Sprachforschung,  nachgewiesen  an  Orts-, 
Familien-,  Thiernamen  u.  s.  w.    (Gera,  Strebel.)  16  Sgr. 

Lexicographie. 

J.  u.  W.  Grimm,  Deutsches  Wörterbuch,  fortges.  von  Hildebrand  und 
Weigand.     4.  Bd.   5.  Lfrg.  20  Sffr. 

11.  Leo,  Angelsächsisches  Glossar.  I.  Abihl.  (Halle,  Buchhandlung  des 
Waisenhauses.)  27^  Thlr. 

K.  F.  Wander,  Deutsches  Sprichwörter- Lexicon.  89.  Lfrg.  (Leipzig, 
Brockhaus.}  20  Sgr. 

Literatur. 

Ilennecke  Knecht,  ein  altes  niederdeutsches  Volkslied,  herausg.  von  Hoff- 
mann von  Fallersleben.    (Berlin,  Lipperheide.)  20  Sgr. 

J.  B.  Muth,  Das  Verhältniss  von  Martin  Opitz  zu  Dan.  Heinsius.  (Plauen, 
Homann.)  12  Sgr. 

Fridankes  Bescheidenheit,  von  H.  E.  Bezzenberger.    (Halle,  Waisenhaus.) 

2V2  Thlr. 

Schnorr  v.  Earolsfeld,  Zur  Geschichte  des  deutschen  Meistergesangs. 
(Berlin,  Fr.  Lobeck.)  15  Sgr. 

A.  F.  C.  Vilmar,   Die  Genieperiode.     Ein  Vortrag.     (Marburg,  Elwert.) 

7Vs  Sgr. 

F.  W.  V.  Ditfnrth,  Die  historischen  Volkslieder  von  1763  bis  1812. 
(Berlin,  Lipperheide.)  IVb  Thbr. 

F.  W.  V.  Ditfurth^  Die  historischen  Volkslieder  von  1815  bis  186«. 
(Berlin,  Lipperheide.)  Vs  Thlr. 


480  Bibliogrftpbiflcher  Anxttger. 

F.  W.  Grimme,  Die  deutschen  Dichter  der  Gegenwart  und  ihr  Pnbiicam. 
(Münster,  Russell)  8  Sgr. 

W.  Gramer,  Das  Wiedererwachen  des  deutschen  Heldengesanges.  (Mül- 
heifti,  Kamp.)  15  Sgr. 

F.  Eichelkraut,  Der  Troubadour  Folquet  de  Lunel,  nach  Pariser  Hand- 
Schriften  beruusgegeben.    (Beilin^  Weber.)  12  Sgr. 

D.  Sander,  Dante  Alighieri,  der  Dichter  der  göttlichen  Komödie.  (Han- 
nover, Meyer.)  7V-2  Sgr. 

H 11  fs  bliche r. 

Koberstein,  Grnndriss  der  Geschichte  der  deutschen  Nstionalliteratur. 
5.  Aufl.  umgearb.  v.  K.  Bartsch.     ^Leipzig,  Vo^el.)  2y.j  Thlr. 

W.  Die t lein,  Deutsches  Lesebuch  f.  d.  Unter-,  Mittel-  und  Oberstufe  der 
Bürgerschulen  des  deutschen  Reiches.  I.  Theil:  Deutsche  Fibel.  (Wit- 
tenberg, Herros^.)  77^  Sgr. 

K.  Kaiser,  Edelsteine  deutscher  Dichtung.    (Leipzig,  Teubner.)      16  Sgr. 

H.  W.  Kotze nberg,  Kleine  Vorschule  f.  <L  ersten  Unterricht  im  Eng- 
lischen.   (Bremen,  Müller.)  7V3  Sgi*.